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Vllg „5recuc ^olgc" ber in groanjig Sänbcn oorlicöcnben „Wdxlx^^en
^Jotfcl^ungcn" bc« Sercing für ©cfd^id^tc ber 3Kar! Sranbcnburg roollen
bie ,,Sfotf4ttngen jur äSranbenBurgifd^en unb ^renftifd^en ®ef4id|te''
in bcm erweiterten Slal^men jugleid^ für bie mit bem gal^rgang 1883
abgefd^Ioffene ,,Seitfci^rift für fSreu^ifd^e ®efc^i(^te unb Sanbeghinbe"
@rfa^ bieten.
2)er „aSerein für ©efd^id^te ber 5Kar! Sranbenburg" überträgt bie
Derantroortlid^e Slebaftion ber „^orfd^ungen gur Sranbenbur gif d^en unb
Sßreu^ifd^en ©efd^id^te" $errn 5ßrofeffor Dr. Dtto $in$e (in Serlin W. 50,
SRod^obftrage 12n), roeld^em $err 5ßrofeffor Dr. ©demolier aU Vertreter beg
SSereing erfprberlid^enfaH^ feinen Seirat teilet.
^ie ,,Sforf ^ttttgen sut 99ranbenbttrgifd^en unb ^reu^tf^en @ef ^i^te^'
gelangen juiettnal iSl^rli^ in fe einem ^olbbonb t>on ungefSl^r ))oan}ig
Sogen jur 3luggabe. 2)ie 5KitteiIungen über „3lent ©rfd^einungen" am
©d[>tu^ jebeg ^Ibbanbeg merben in ber 3=orm oon 3lnjeigen ober Se=
fpred^ungen bie einfd^tägigen miffenfd^aftlid^en ©rjeugniffe ber näd^ftgurücf*
liegenben 5Konate in möglid^fter SSoHftänbigleit ju »er^eid^nen ftreben.
|Irel0ermttr)i0tttt0*
2)en ^Jlitgliebem be§ SSerein^ für bie ©efd^id^te ber 3Karf Sranben*
bürg geigen mir nod^ an, ba| bie „9Kär!ifd^en gorfd^ungen" (mit äu^*
nal^me von Sanb 1 unb 2, bie »ergriffen finb, unb oon SSanb 10 unb 12,
bie nur nod^ in menigen ©jemplaren oorl^anben finb unb ctroa^ l^öl^cr gu
[teilen fommen) ^m greife t)on 1 3JI. Jür ben 99anb bei bem SSerein^mit-
glieb $erm ©el^eimen Slrd^iwat Dr. Sailleu (Serlin, @el^. ©taat^ard^iö) gu
^aUn finb.
3ugleid^ l^at bie SSerlag^bud^l^anblung von ©under & ^umblot für
bie TOtglieber be« SSereing big auf SBiberruf folgenbe SPreigermäJigung
beim 99ejug ber bigl^er erfd[>ienenen 99änbe ber „^orfd^ungen gur Sranben*
burgif^en unb ^ßreu^ifd^en ©efd^id^te" eintreten laffen. @g mirb geliefert
(ejfl. 5ßortoöergütung) :
99anb I-Xn gufammen für 48 m (ftatt 144 2R.).
Sieber biefer Sänbe (gmei §efte umfaffenb) eingeln für 5 9K. — 2)er
99egug fann burd^ eine ©ortimentgbud[>l^anblung gefc|el^en.
äHe bem SSerein im laufd^öerlel^r gugel^enben ©d^riften bitten mir
^infort augfd^lie^lid^ an ben Sibliotl^efar, $crm 2lrd^iöar Dr. Älinfen*
borg, ^iftorifd^eg ©eminar ber Unioerfität, 83erlin W 56, ©c^infelpla^ 6,
gu fenben.
©onftige ©enbungen unb S^tf^nf^^»^/ ^i^ f^t ben 33erein ober für
bie SRebaltion ber „^orfd^ungen" beftimmt finb, merben an bie Slbreffe
beg ©d^riftfü^rcrg, ^errn 5ßrof. §infte, »erlin W 50, md^obftra^e 12 II,
erbeten.
n
JFötfd)tin0en
gut
$rniiMitriiif(||(n nnb KlrraHif^rii dtfdiif^b.
in yiailt f rinilinilntif.
gn Sßerbinbung
mit
^etauSgegelien
bon
©inunbjrootiiifliter Sanb, etfte fiälfte.
Berlafl j)on ^untfer & fiumblot.
1908.
SaiU siechte oorbe^alten.
^iererfd^e ^of^d^brutferei Stephan (Beitel A So. tn 9(Uen(urg.
•«■^■•■^B.^«*IBtM^^*lb
^m^MM'TO
jrn^|aIf»irsr|Biriini»*
5luffä6c: (Seite
I. S)ie Sovmünbec beS V^arfgrafen Subratg bed älteren oon
»rattbcttburg. 1323—1333. «on §rtt. Dr. SD?. güSCcin,
Hamburg 1—38
II. ^ie ^alminet f^el^be pon 1444. @tn Seitrag jur ©efd^id^te
Sviebrid^g bed @ifernen unb aut ^efd^td^te bet geiftUd^en ^e-
rid^tdbarfeit in ber 9Rar! 8ranben6urg im 15. Sa^r^unbert.
Sott $rn. Jlammergert^tdreferenbat SRartin @iloto, Berlin 39—63
III. @inc geplante SteUgiondocreinigung itt bcr 3cit ber Slufflärung.
SJon ^rn. ^rofeffor Dr. ^auCSd^toarft, gricbcnau-Scrritt 65—97
IV. Über bic franaöflfcöc 3«nfwJf »ä^rcttb bcr OWupation oon Berlin
unb il^ren Seiter, ben ^rebiger ^auc^ecorne, in ben Salären
1806—1808. SJon §rn. ^rofeffor Dr. ^aul ©a^gan.
ÄönigSberg i. ^r 99-137
y. ^önig {^riebric^ ber ^ro^e unb bie Verwaltung SRafureniS. ®in
Seitrag ^xiv Vorgefd^id^te ber 9{egierung au ^Kenftein. Von
§rn. Dr. Sluguft @!a (weit, Sriebenau^öerlin 139—173
VI. 2)a8 berliner ^Irmenwefen oor bent ^af^xe 1820. Son §rn.
»ürgermeifter Pr. gelig Stiller, 5lrofTen aJD 175—197
VII. a)ie geheime 3Wiffion be8 glügerabjutanten oon Sßrangel (1812).
(Sin ^lac^TOort oon§rn. Dr. griebridj a;§imme, ©annooer 199—213
5lleine 9Rittei(ungen:
3u ®eorg @a5inu8. SWitgeteilt oon $m. Sic. Dr. Dtto Giemen,
3n)irfau l &a 215—216
@in Srief ber 5!urfürftin l(nna oon Sac^fen über il^re 9leife nac^
»erlin, @nbe gebruar 1581. SWitgeteilt oon§rn. Dr. ®uftao
Sommerfelbt, Königsberg i. ?r 217-219
2)a§ Sanbe«!rebit!affen.?roie!t Äönig griebrid^ aOBil^elmS I. miU
geteilt oon §rn. Dr. $ ermann SWauer, Äaffel 220—224
3ur ©efd^id^te ber ©rünbung beiS @eneralbire!toriumd. SRitgeteilt
oon Dr. SBil^elm Stolae, Königsberg i. ?r 225—237
3)ie erften ©ouoerneure beS ^rinaen griebric^ SBil^elm (fpäteren
König« gricbrid^ SBil^elm II.) unb feine« »ruber«, be« ^rinaen
gricbrid^ §einric5 oon ^reugcn. »on §rn. Dr. ®uftao
eommerfelbt, Königsberg i. ^r 238—242
2)ie SBefolbung bcr 3lrmee im alten ^reugen unb i§re S'leform 1808.
2(uS aWarrotfe' aWemoiren. »on $rn. Dr. griebrid^ aWeufel,
»erlin 243-249
gUanfe unb aRarwife. »on §rn. Dr. griebridj SÄeufel, »erlin 250—252
3)ie »ernid^tung ber »rigabe @ol|r am 1. Swli 1815. »on §rn.
Slrd^iorat ^rofeffor Dr. g. oon ?PflugI-§arttung, »erlin 253—255
IV 3n§att8ocraeicl^ni3.
6eUe
$ e r i d^ t e über bte toiffenf d^aftlid^en Unternehmungen bet itgC 9l!abemie
b. 9B. au Berlin, ^tudgegeben am 30. Januar 1908:
^oUtifc^e ^otrefponbena ^riebrid^ bed O^rogen 257
Acta ßoruBfflca 257—258
ytenc @rfd^einungen:
I. Seitfdjtiftenfdjau (1. Otiobet 1907 618 31. m&n 1908) . . . 259—275
U. »üdjer. A. »efpred^ungen 275-833
Sal^tbud^ für 9ranben5urgtf(l^eltirc$en$efd^i(l^te 4. ^a^v»
qanq 1907 (Äawerau) 275—278
6p at, Silber aui ber Vergangenheit bed itretfed 2;elton), 1. ^ei(
(Sdjufler) 278—280
^etfcö, SJerfoffung unb Serroaltung ^interpommemä im 17. $^a^t*
^unbert bis jur @inoer(eibung in ben bronbenburgifd^en Btaat
(SB. 0. ©ommerfeCb). . . .* 280—281
£innebad^, ^5nig ^riebrid^ 9Bi(§e(m I. unb Sürfl Seopolb L au
8ln§aCt*3)effau {^ai) 281—283
aw a m r dP , Sriebric^S beS Großen Äorrefponbena mit Äraten (ffiieganb) 283—284
S)rei^ig 3a^re am $ofe t^riebrid^S bed ©ro^en. SCud ben
Tagebüchern bed 9ieid^dgrafen @rnß Sl^adoerud @einrid^
von Sel^nborff, ^ammer^erm ber Königin ^^riftine t)on
öon freuten, »on St. ®. 6 djmibt -Soften (SWeufel) .... 284—290
^'6%, @ef d^id^te ber 6tabt @d^n)eft fett ber preugifd^en Sefiftergreifung
[1772] (§a6) 291
$eton{e, ^er ^onflüt aniifd^en ^reu^enS Biaat^» unb $eere8(eitung
raä^renb ber O!fupation in i^ranfreid^, 3uli bis ^^ooember
1815 (Weufel) 291—293
f^rö^lid^, f^tc^teS Sieben an bie beutfc^e 92ation. @ine Unterfud^ung
i§cr (gntfte^ungSgcfd^id^te (SfdJirdJ) 293—295
f^riebric^ Sluguft Submig von ber äl'^artoift. @in märüfd^er
(Sbelmann im B^ü^^ter ber SefreiungS!riege. ^erauSgb. oon
9riebrid^ä»eufe(. ®rfter8anb::8ebenSbefd^reibung (Stimme) 295—303
@na£, Otto oon 9Ranteuffe( unb bie 9iea!tion in ^reu^en (Stimme) 303—304
@raiel^er bed $reu^if d^en ^eered. 6. 8anb: % ^rieberid^,
OJneifenau. 10. Sanb: äB. o. Slume, äKoUIe. 1U12.
8anb: äB. o. 8lume, üaifer SBill^elm ber ©ro^e unb
«oon (®ranier) 304—306
Saer, ^rinaefi ©Ufa HiabairaiU. @in £ebenSbi(b (tränier) .... 306—308
t). Unger, »lüd^er. I. »anb: »on 1742—1811 (Oranier) .... 308—313
0. ÜJ^eier, ^rana&ftfd^e ©inflüffe auf bie Staats« unb 9ied^tSentn)id('
(ung $reu6enS im 19. Sal^rl^unbert. S^txUt Sanb: ^reugen
unb bie franaöftfdje 5ieoolution (D. ^.) 313—326
ermiberung. »on Dr. Siefurfc^ 32&-331
«eplü. «on SR. i&aS 331—333
»eridjtigung. SJon 2». ^ag 333
B. (Singefenbete ^üd^er (foweit nod^ nid^t befprod^n) Sanuor
bii^ 3«ni 1908 333—335
I.
Die Vovmüv^tx U0 Matkstaltn f ttbtoig ht0 älteren
«Ott Sranbntbttrg. 1323-1333.
S5on
9&. affifilein.
i(itnttttmad|ioei0: ^er ^egenftanb ift aliS fold^er no4 nid^t be^anbeU roorben,
bo4 loerben il^tn me^r ober minber eingel^enbe Betrachtungen in ben nad^«
folgenben ^arfteUungen gewibmet. 9fl i e b e ( , Codex DiplomaticnB Branden-
borgensis, I. $au))tteil, VIU. 8anb, Bistum unb S)om!apitel ^u Sranben«
6urg @. 77 f., a5ge!üt8t »lieber A (= I. §auptt.) VÜI. g. »oigt, 2)ie
eoentueUe Belel^nung bed 9Rar!grafen e^riebtid^ oon Steigen mit ber Tlavt
«ranbenburg, in ben aKärfifd^en gorfcftungen VIII. »anb, 1868, 204—212,
abge!. 95oigt, 2Äg. Vin. 3. ^cibemann, ®raf Scrt^olb oon ^enneberg
alg Serroefer ber Tlaxf Branbenburg t)on 1323 biS 1330 in ben i^otfc^ungen
8ur 2)eutf(i^en ®ef djic^te XVn. »anb , 1877 , 107—161 , abge!. ^eibemann,
%X&. XVII. g. 3itfermann, 2)a« Se§n§ocr§ärtni8 awifdjen »ranben-
bürg unb Sommern im breije^nten unb oietsel^nten 3<i§r§unbert, in ben
gorfd^ungen jur Sranbenbutgifd^en unb ^reugifd^en (^efd^ii^te IV. 8anb,
1. ^älfte, 1891, 1—120, abgef. gidermann, fjö*®. IV. Sßolbemar
)8ippert, SRartgraf Submig ber ältere oon Sranbenburg unb ä)^ar!graf
griebrid^ ber @rnfte oon Tttiien, I. 3^^^ ©efd^id^te ber branbenburgifc^en
ISormunbfd^aft äRarlgraf griebrid^S, nebft einer Urfunbenbeikge, in ben
gorfd^ungen jur öranbenburgifc^cn ufro. V. 83anb, 1892, 560-^565 unb 567,
abge!. £i|)pert, gS^O). V. (^uftaD@ald^on), ^er Übergang ber matt
Sranbenburg an bad $aud äBittelSbad^ , in ben ^aUifc^en Seiträgen 3ur
®efdJic5tgforf(öung, ftrSg. oon %f^, Sinbner, §eft IV, 1893, abge!. Salc^ow,
$». IV. äBorbemar£t))pert, äBettiner unb SßitteliSbad^er fomie bie
S^ieberlaufift im XIV. 3a§rl&unbert, 2)re«ben 1894, abge!. Sippert, aßeSBiSlß.
gr. SB. %auh^, Submig ber ältere aB SVlarlgraf oon Sranbenburg
(1323—1351) in ben ^iftorifc^cn Stubien, oeröffentUc^t oon @. (Sbering,
§eft XVIII, 1900, abge!. 2aube, $©t. XVHI. 3. oon ¥flug!*
^arttung, 3um Übergange ber 3Raxf Sranbenburg an had ^aud Mittels*
bad^, in ben gorfd^ungcn aur Sranbenburgifc^en ufw. XIV. S3anb, 1901,
264—267, abge!. 0. ?flug!'§arttung , g»^®. XIV. 3R. SDBcftrmaun,
^atüanifc^e »lac^ric^ten sur ^efc^id^te ber daminev Sifc^öfe im 14. 3<t^r«
ftunbert in ben »aCtiWen ©tubien 5«. g. VHI, 1904, @. 129—145, abge!.
SBe^rmann, ». ©t. VIH (ogl. benfelben in ber 3citfdjrift für Äirdjengefd^.
XIX, 1898, e 373—396). 3B. güßicin, »ert^b VII. ®raf oon ^enne-
berg, ein Beitrag aur »{eid^Sgefc^id^te beS XIV. 3<t^tl^unbertd , SRarburg
^orfc^. s. aranb. u. preuf. (8ef(^. XXI. 1. 1
2 93. 9ü|(ein. [2
1908, abßc!. güßrein, ^ext^otb VII. 9lodJ im (gtfdjdnen begriffen, aber
bur4 Senu^ung reiben ard^itml. SRateriald für unferen ©egenflanb von
größter Sebeutung ifi $. Sier, ^ad Urfunbenioefen unb bie ^an^iti ber
üurfürften oon Sranbenburg aud beut $aufe ^itteliba^ 132S— 1373, baoon
bidber erfd^ienen I. ^eil I. Rap. a(d ^Berliner 3)iffert 1907.
ifMiätn (fotoeit nid^i innerhalb ber genannten )8iteratur sugängUc^ gemacht):
91. f^. Stiebel, Codex Diplomaticus Brandenburgensis, 4 ^auptteile unb
1 Supplement, 1888—65, ab^e!. SHiebel A, B, C, D. Ä. ©djöppad^,
©ennebergif(be8 UrfunbenbudJ I. Xeil, 1842, fortgefeftt II.— VII. 2:eil oon
2. «e(bftein unb @. »rürfner 1847—1877, abge!. ©b. Ur!b. I, U ufw.
Codex Diplomaticus Lubecensis, Sttbecfif^ed Urfunbenbud^,
1843 ff., abge{. CDL. ©efcbid^tSquellen ber ^rooina Saufen unb
angrenjenber Gebiete, §r$g. oon ben gefcbid^tl. SSereinen ber ^rooinii, bann
oon ber ^iftor. Äommiffton ber ^rooinj ©acftfcn 1870 ff., abge!. ®Cl^r@. III
(= Urfunbenbucb ber 9>iei(l^c(ftabt SRü^l^aufen, ^rSg. oon ^. ^erquet 1874)
u. a. m. ^ie ^önigfaaler @)ef(i^i4td«DueUen (Chronicon Aulae
Begiae), br^g. oon 3. Sofert^ in ben Fontes Berum Austriacartim Scrip-
torea VIII. »anb, 1875, abgef. Äönigf. @Du. 2) et mar, Sübcdcr ©broni!
1101—1395, fortgcf. oon HÄe^rercn, l^rSg. oon Ä. Äoppmann in ben ©bro*
nifen ber 2)eutf(ben ©tobte oom 14.— 16. Sa^r^. »b. 19, Sübec! 1, 1884,
abgef. Weimar. Ur!unbenbu4 ber Sögte oon äBeiba, (Sera unb flauen,
L »anb, 1122-1856, §ri3g. oon »ertl^olb @4mibt, in2:Htingifc$e®e«
f^icbtdqueHen, 9{eue ^olge, IL 9anb, I. ($alb')8anb 1885, abge!.2:pr.
©Qu. II. 1. $ati!anif(be 9l!ten aur ^eutfc^en @ef Siebte in ber Seit
Jlaifer SubroigS bed Sägern, ^riSg. oon ®. Sfliealer im Auftrag ber ^ifitor.
Äomm. bei ber Ägl. ^[fab. ber aOBiffenftb. 1891, abgef. 95at. ^[ft. 0. ©eine*
mann, 3)ie faifcriicben Se^nSurfunben für bie ©erjogc oon Sommern, in
ben »alt @tub. 9^. g. m, 1899, @. 159 ff., abgef. »@t. m.
9lte Aönig Submig ber Sa^er im Sftül^ial^t 1823 bie feit einem
Iriennium etlebigte 3Staxl Sranbcnbutg feinem (Jrflöebotncn übertrugt),
l^atte biefer nod^ nid^t fein ad^teS Seben^ial^r boUenbet^). Um fo mel^
1) ^ie SBele^nung erfolgte Einfang Ttai 1323 au 92ümberg, ogl. gü^lein,
»ertbolb Vn. IL ^eil, 3. 3lbf., 4. Aap.
2) Über bai^ Sllter SubmigS beS Sranbenburgerd finb noc^ einaelne un«
genaue SorfteKungen oerbreitet. 3* @* 5(opp, ®ef(bi(bte ber eibgen. Sünbe
V. 2, 1882, fagt @. 401 21. 3, baß Subroig um 1313, ebenba @. 615 «. 1,
ba6 er 1315, faum oiel früher, geboren fei. ^ie oorläufig abfcblie&enben ^aten
in biefer f^age fteUt SRuffat aufammen, in ben Si^.^Ser. ber ^gl. ^a^r.
«fab. ber SBiff. ©ift. Äl. 1873 ©. 898 f. SfJacb ben bort beigebrachten 3eug*
niffen ift itdnig fiubroigd aitefted Jlinb, eine Socbter, ibm amifcben 1314 Slpr. 26
big 1314 Oft. 20 geboren, ^er bann folgenbe Submig fann überbaupt erft nac^
1315 aWai 6, n)abrf(beinli(b fogar erft nacb 1315 Sult 4 geboren fein. 2)aau
f^mmen bie ^dnigfaaler (^ef(bi(bt§<tuellen, bie ben iungen SRarfgrafen aum
Saläre 1323, aur S^^^ ^^ Sele^nung mit ber 3Ratl unb ber Serbinbung mit
äßargareta oon ^önemarf (1323 Wlai — 1323 Suli) ad^tiäl^rig nennen, a. a. D.
@. 428. ^ladi ^etmar @. 448 mar er bei feiner Steife bur« Sübetf (1324
3] ^ie SSormünber M ä^arfgr. Subtoig b. älteren oon Sranbenl&urd. 3
SSetanlaffung für ben SBittelgbad^et , ben iugenbltd^en Warlgtafen ptt»
fönitcft cinaufül^tcn in ein ß'anb^ baS gerabc in feinem ber^citiflen 3u«
ftanbe btol^enbet ^uflöfung bringenb bet @eltenbmaci§ung bet löntglid^en
Slutotit&t Bebutftc*). Subtoift toax atoeifeltoS entfci§tojfen, biefen SBefud^
auiJawWten, unb »at in bet SSettoitHid^ung bicfet 9lBfld^t auf bem
SBege nad^ SBranbenButg bereits Bi8 3lrnflabt in Sl^ütinflen gclommen,
too et ben größten £eil bed Sugufl augebtad^t l^at, botnel^mlid^ mit
bet SSotbeteitung feinet notbbeutfd^en Untetnel^mung befd^dftigt. S)et
©ebanle, feinem ©ol^ne nad^ feinem ßinttitt in bie 3JlatI langete 3^it
t)etfönlidö ^ux Seite fiel^cn au lönnen, bel^ettfd^te il^n offenbat fo bott»
ftänbig, ba^ et nod^ am 5. Sluguft pd^ nid§t fd^tüfjtg batübet ge«
tootben toat, toem et fpätet naä) feinem eigenen SDBeggang mit bet S5ot-
munbfd^aft übet ben jungen TOatIgtafen bie SSettoefetfd^aft bet neuen
»ittetebad^ifd^en ^auämad&t überttagcn fottte^). 9lbet fd§on am 21.
beSfelben ?JlonatS ftel^t fein 6ntfd^Iu§ feft, bem (Stafen Settl^otb boti
^ennebetg bie ßeitung bet notbbeutfd^en Sngelegenl^eiten au übetgeben.
3n feietlid^et Sotm tat et biefen SBiUen lunb, atö et ad^t Sage fpätet
^u ^ütnbetg, tool^in man übet ©d^teufingen , bie SRefibena bc8 ©enne-
betgetd, ptö^lid^ autüdEgefel^tt toat, ben (Stafen aum 5ßfteget füt feinen
unmünbigen ©ol^n befteHte®).
S)ie SSettoefet« obet SRegentfd^aft ift nid^tS anbeteS atö eine unb
^toat bie toidöttg^e bet ted^tlid^en SDBitlungen bet SSotmunbfd^aft S)a«
butd^ nämtid^, ba§ bie Sutet, bie il^tet pctföntid^en Seaiel^ung nad^
<iuf iebeg minotenne SItet fld^ etj!tedEte, eben bem jungen ßanbeSfütflen
flaft, toarb fie t)on felbfl aut ßanbeSbettoaltung unb «tegietung. 5lid§t
biefe ©eite bet ©ad^e ifi *e8 inbeffen, bie unS l^iet befd^äftigen foH.
SBit tooKen bielmel^t im fotgenben betfud^en, bie tein })etfönüd^e Se«
b.eutung jeneS SSetl^ättniffeS , alfo bie eigenttid^e SSotmunbfd^aft , au be«
l^anbeln. ©ie ift afö bie utfptünglid^e unb gtunb(egenbe ©teQung bie«
jenige, bon bet alle Untetfud^ungen aud^ übet bie SSettoefetfd^aft bed
ßanbeg. il^ten ^uggang nel^men foQten. ©otoeit fie bag betföumen,
laufen fie immet ©efal^t, mit il^ten gofgetungen in bet ßuft au fd^toebem
€8 etfd^eint toenigflen« gewagt, t)on einet SSetmefetfd&aft au8fül^tlid§ au
f})ted&en, folange nid^t baS nottoenbigfte übet bie ^ßetfonen, bentBettauf
fflov. 30) faum 9 gö^tc alt Snunerl^in gcftatten bie fämtlid^en §ier jufammen*
getragenen ^lad^roeife für Subtoigg ©eburtdtag nod^ einen Spielraum , ber fid^
etwa über baS britte SStertelja^r von 1315 erfketft, mit einer ftarlen 92eigung
für ben beginn biefcS ^IbfdJnitteS.
1) SSgr. güSIein, »crt^olb VII. H. 2;eil, 3. «bf., 4. Aap.
2) »gl. unten @. 6 21. 4.
3) Xie @in3el§eiten f. l^ier unten.
1*
4 SB. allein. [4
itnb bie Sauer bet 93ormunbfd^aft , auf toeld^et etfl jene berul^t, fefl«
gefteDt tootben iß.
SBie t)iel l^iet nod^ 5U tun bleibt, mag batauft erfel^en merben,
ba^ tto^ t)etbienftt)oUet Sltbeiten übet bie Settoefeifd^aft Sertl^olbd
bon ^ennebetg, fibet bie Sinfül^tung beS SSKtteföbac^etd in bie
^arl unb feine Sfeftfe^ung bafelbft, übet bie Sbentualbelel^nung
Ded ^Dlatlgtafen fjftiebtid^ bon ^ei^en, nod^ übet eine ganje äieil^e
toid^tijct Spunlte Steife! befleißen: bieg gilt a- 35. fd^on t)on bet
fjftage, ob bet ^ennebetget toöl^tenb bet etften Salute aQein baS !ßfleget-
amt ausübte obet ob if^m t)on Dotnl^etein in bet $et{on bed SBettinetS
ein 9Jlitt)otmunb jut Seite gefegt toat ^) ; f etnet babon , ob ein fötm-
lid^et SBotmunbfd^aftdtat gebilbet toutbe^); bann t)on bet gfül^tung bet
Setttetung in ^Ibtoefenl^eit bet offtaieUen Sotmünbet, t)on bet fulaeffttien
SefteDung neuet !ßfleget, bet Silbung t)on ^atteien innetl^alb beS
Zutoteniteif eS ') unb i^tet gegenfeitigen Sefel^bung unb enblid^ t)on bet
Sauet bet Sotmunbf d^aft *). alle biefe Singe finb boci§ fo fel^t 35ot«
auSfe^ung füt iebe 9ltt t)on politifd^et 93etötigung bet beteiligten ^et*
fönen, ba§ ed btingenb geboten etfd^eint, il^tet AlatfteUung ndl^et au
tteten. Sie» ip benn aud§ bie Aufgabe, bie toit ung im folgenben ge»
fteUt l^aben : bie Sotmunbfd^aft übet ben etfien SBitteföbad^et in bet SItatt
Stanbenbutg genauer au untetfud^en.
9Bie fd^on ertoftl^nt, begegnet und bie ftül^efte Slnbeutung batübet,
ba§ Aönig Subtoig bie Seitung bet möttifd^en Slngelegenl^eiten aud bet
$anb au geben unb bem @tafen t)on ^ennebetg au übetttagen fid^ ent«
fd^loffen ]^at, in rinct Utfunbe bom 21. augufi 1323»). an biefeni
Zage t)et))fftnbet bet äBitteföbad^er benannten tl^üringifd^en @rafen bad
Steid^Sfd^ultl^eiBenamt nebft ^ünae unb BoU in 9lorb]§aufen um 500
^arl Silber ; ber übrigen 500 ^arl, bie Subtoig für nod^ au leiftenbe
1) 2)leg behauptet SB. Sippert, gö^J®. V, 562 f.
2) @o nad^ ^eibematin, g3)®. XVH, 123 ff. fafl aUc fpätercn.
3) ^iefe tote toix feigen werben oöllif; unl^altbare SCnfic^t loirb auger von
»tebel A VIII, 77 namentUd^ »on ^eibemann »ertreten g3)®. XVII, 156.
4) ©erabe über biefen $un!t ge§en bie SRetnungen loeit audeinanber: $eibe«
mann beaetd^net bad 3a§r 1328 a(d baiS @nbe ber faftifc^en $f{egfd^aft beS
©ennebergerä , inbem er biefe für öleic^bebcutenb nimmt mit perfönlidjer 2Bir!*
fam!eit am Drte felbft, gS)®. XVHI, 155: 3idcrmann läftt oöne crftdjtitcöen
©runb bie Dormunbfd^aftlic^e Stellung »ert^olbS hx» 1330 bouem, ^8$®.
IV, 104, unb 3;aube, ©. @t. XVIII, 47 31. 2, befrifiet fie m au «ubwig«
@ro|ift^rtg!eit, o§ne biefe Slnftd^t »eiter au begrünben.
5)$örftemann, Urfunbl. O^efd^id^te ber @tabt 9{orb§aufen 1840, 9lad^»
tröge unb »erbefferungen 1840 ©. 39.
5] ^ie ISonnünber bed SRarfgr. Subtoig b. älteren w>n Stanbenburg. 5
3)ienfle il^nen fd^ulbet, „ful fu t)on unfer toegen ber ebel man SSettoIb
Qtafe bon ^ennenbetg in ber matte au 93ranbenburg bertd^ten unb be*
meten". galten mit biefe ^a^nä^t, monad^ Sertl^olb etmäd^ttgt mitb,
bie tl^ütingifd^en ^enen fflt il^te Atiegdbienfle in bet WatI ju be«
ftiebigen, Sufammen mit bet Zatfad^e, bag Submig am felben Zage unb
atoat übet @ci§Ieuftngen nad^ 9lütnbetg ^utfidEtel^tt unb bamit bie ))et«
fönlid^e Sinfül^tung feined Sol^ned aunäd^fl aufgibt^), fo folgt bataud
mit nal^cju smingenbet 9lottoenbigIeit : bet ©ennebetget ift in baS ut«
f))tflngUc^e ^tbeitSfelb bed tömifd^en AönigS eingetteten. @))öteflenS
am 21. 9(uguft alfo ift Settl^olb aum Settet bed iungen Watfgtafen
audetfel^en motben. Sie fötmlid^e übettragung ber $f(egf(i§aft etfolgte
iebod^ etft ad^t £age fpötet in 9lütnbetg, fei ed bag bann nad^ ben
bemegten 9ieifetagen unb nad§ bet aQed abfotbietenben Scl^anblung bet
l^abdburgifd^en gf^age ein tul^igetet @efd^ftftdgang bafüt ätaum lie§, fei
eg hai bamalS etft bie le^te Hoffnung auf bie ))etfönlid§e Seilnal^me
Aönig Submigd an bet btanbenbutgifd^en Sfal^tt faUen gelaffen mutbe.
Sg fei übtigenS nod§ bemetit, bag in bet eben angebogenen Utiunbe
untet ben $fanbemt)föngem an etftet SteQe ienet (Staf ^eintid§ joon
@d^toatsbutg ftel^t, bet nad^mafö ben tül^mlid^ften 9(nteil an bet äSi^et«
geminnung bet hatten genommen unb ben @ieg bet tt)itteföbad§ifd§en
@ad^e fogat mit feinem Seben be^al^tt l^at. (Setabe aug biefet l^et^
Donagenben Setötigung bed @d§tt)at5burgetg^ bet einer ber 93ormünber
beS ^arlgrafen gtiebtid^ bon Zeigen mat^), l^at man in SBetbinbung
mit einem bemnftd^ß 5u bef))ted^enben 3^8^^^ fi^folgett, ba§ neben
Settl^olb bon ^ennebetg aud§ bet junge SBettinet bon Aönig Subtoig
aut $flegfd^aft feined Sol^neS betufen^ in bet 9udübung biefed 9mted
abet natürlid§ bon feinen £utoten^ alfo namentlid§ bem genannten
48tafen ^eintid^ bettteten tt)otben fei'). Unfete $fanbbetfd§teibung^ laut
toeld^et ^eintid^ bon &d^tt)at5butg in @ad^en feinet mättifd^en 2)ienfte
an Sertl^olb atö ben tatf&d^lid^en SanbeSregenten getoiefen loirb, unter«
fl&|t iebenfaUS eine fold^e 9u?faffung bon einer toefentlid^ gleid^artigen
@teQung ber beiben (Srafen nid^t 9h)d^ beutlid^er aber toiberlegt ftd^
iene SBermutung burd^ bie genaue ^fung bed ju i^er Segränbung
bermerteten ^auptaeugniffed.
Sn bem gleichen £age, an toeld^em aum erflen State in jener
1) darüber ogL bie nad^folgenben 9ludfäl^rungen.
2) 9lnbetd $. 9. SRei^et, $of< unb 3^tra(oerioa(tung ber SSettiner
1902, @. 20, bo4 n^lSt.mtnd im ^rtburgioerl 9lnm. au @. 243.
3) Sippert, 5«^®. V, 562 f.
6 9B. saglein. [6
tHrnftftbtet Urhinbe bet neuen SteQung bed ^ennebergetS (Sitoftl^nung
gefd^iel^t, ßeOt A5nig Subtotg bereit ienfeitS beS AammeS beS Z^ütinger
SBalbed, mel^t als 40 km fübltd^ t)on feinem btSl^etigen 9lufentl^a(töott,
in Settl^oIbS Slefibena eine SBetfd^teibung aud fflt feinen Sibam WatI«
graf Sriebrid^ öon ^Reißen*). S)arin öctpfönbet er il^m bie ßaufi^ jur
2)e(!ung für bie Unloflen, bie auS bet fd^on t>ox^tx x^m übertragenen
Sd^u^l^errfd^aft über biefeS Sanb il^m enoad^fen mürben. SB. Si))))ert,
ber bie Urfunbe aum erflen 3Rale öcröffentUd^t ffai, fnü^jft an biefe
3Ritteilung bie SSermutung, ba§ bem ^arlgrafen babei aud^ bie bor«
munbfd^aftlid^e ^itbertDaltung SranbenburgS ebenfo mit übergeben
toorben fei toie ber ®d^u^ ber Slieberlaufi^ ^). S)a er nun ganj ju-
treffenb bie in ber $|anbt)erfd§reibung nur ermöl^nte Sd^upbertragung
auSbrüdElid^ bon ber 93er))|änbung trennt unb einige 3^i^ ^^f^tx l^inauf^
fe^t*), fo toirb er bamit aud§ bie 9Jlitbcfiattung griebrid^S jum SSor-
munb entfpred^enb l^inoufrüdten muffen, b. )§. in eine S^it. We felbfl
nod^ bor ber frül^eften (Srtoäl^nung Sertl^olbS als SSertoefer liegt. Sie
Urlunbe, tueld^e bie SSerleil^ung ber Sauft^ an ben SBettiner entl^ielt, ift
leiber nid^t mel^r borl^anben; toäre fie eS, fo mürbe möglid^erioeife ein
über ben 5. tHuguft l^inaufgel^enbeS S)atum ieben @ebanlen an eine bamit
t)erlnü^fte bormunbfd^aftlid^e ^Berufung audfd^lie^en ^) ; eine fold^e toürbe
aber felbft bid^t bor bem 21. Sluguft untoal^rfd^einlid^ fein, ba Jtönig
Submig t)ie(leid^t erfi an biefem Sage ober bod§ unmittelbar borl^er ben
(Sntfd^lu^ gefaxt ^at, toeld^er bie aldbalbige (Ernennung eineS 93ormunbeS
nottoenbig mad^te^).
(Sin meitereS ftarleS Argument, toeld^eS für bie aUeinige, ungeteilte
1) ßippert, 2Be2Bi9JS. 222f. SW. 5: 1323 Sluguft 21 ©djlcuftngen.
2) ©bcnba 20, 21 ; berfclbc g»?J®. V, 562.
3) Sippert, aBeSBi^JS. 20.
4) 3« «i"cm öünbniS mit ber ©tabt HÄagbcburg »erfpric^t Ä. Subroig in
feinem unb feineiS @o§ned, bed 3Jlaxf%va^tn, 9{amen berfe(ben @4utr „quisqnis
procarator eins in Marchia constitatas fuerit^, 1323 Sluguft 5 9lmfiabt,
OOu^rS. XXVI, @. 172 9^. 300. 2)anadJ fc^eint bamalS ßubwig nodj !eine
9Bo^( ^inftc^tUd^ bed SormunbeS getroffen ju l^aben.
5) 2Bie unoor^crgefel^ cn bie 3lufgabe ber branbenburgifc^en Jleifc burd^
jlönig £ubn)ig mar, erbeut oud^ baraud, bag ^. ^l^riftof oon ^änemarf nod^ am
19. D!tober 1828 mit großem befolge nad^ Sübetf fom, im fefien Glauben, bort
Subroig 3U treffen jioetfd ber IBefpred^ung einer el^elid^en Serbinbung i§rer
Jlinber, ^etmar @. 446. ^er äßitteldbac^er mug alfo bod^ felber bte Hoffnung
einer folc^en Begegnung minbefieng hxd ju bem SlugenbUtfe aufrecht erhalten
l^aben, »o er burc^ bringenbe Slngelegen^eiten §urütfgerufen, feinen ©telloertreter
in ber $erfon Sertl^oIbS oon ^enneberg ernannte.
7] ^ie SSormünber beg ä^arfgv. Subioig b. älteren von 9ranben6urg. 7
:9Sotmitnbfd§aft beS ^enneBetgetS fiprid^t, ift bie SeflaUungSutlunbe
felber, bom 28. Sluguft 1323^). (SS genügt mo^l, an einzelne 93e«
ftimmungen betfelBen )u erinnern, um bie ^öglid^Iett einer nod^ baju
älteren Witbormunbfd^aft abaumeifen: ,,unb l^aben im baruber gegeben
t)onen getoalt an allen bingen aetun unb sela^aen, toaS
in baS befte buend^et, bie mite er bo bei ift/' ,,SBaer auc^, ba^ in
ein d^rancl^eit fo fneU an biele, bas toir im je berre meren^ alfo baa
er und fein au^bart nid^t enbieten moed^t alfo fneE, fttiell^em l^erren
er banne unfern erftgebornen fun unb bad laut enpl^tll^et
bis an und, baj tt)ir banne felber bo mit tun, toad mir toeQen^ baS
fuQen toir nid§t bor uebel naemen." ,,SBir toeQen aud^, baa unfer
borgenanter erftgebomer fun ber mard^grafe aUe bie leiten, bie in ber
SDtard^e unb bad bar^u gel^oert^ lebid^ toerben, bie mile er ))f[eger ift,
fte fein geiftlid^ ober metttid^, fol teilten nad§ feinem millen,
ftoem er teil."
Slngefid^td ber Übertragung fo meitgel^enber Sorred^te, unbefd^röntter
93oUmac^t au tun unb au laffen, ber Sematt einen 9lad^folger au er«
nennen, bed SBerfügungdred^ted über aUe Selben, ifl bod^, benle id^, aud^
für ben @d§atten eineS ^itbormunbed lein $la^ mel^r übrig, gana ab«
gefeiten baoon, ba§ jebe ^inbeutung auf eine britte $erfon in unferer
Urlunbe fel^lt.
^n ben auf ben eintritt ber branbenburgifd^en Steife folgenben
SRonaten tt)erben bie S^ugniffe, tt)eld^e bie audfd^lieglid^e Oberleitung
bed ^ennebergerd in ben Carlen unterftü^en, immer beutlid^er unb
aal^lreid^er.
@d§on in ben 3^ugenrei]^en ber Urlunben tommt bie SluSnal^me«
fteEung Sertl^olbS unberlennbar jum SluSbrudE, baburd^ ba§ nid^t nur
fein 9lame unb felbft ber feiner Söl^ne faß audnal^mdlod burd^ ben
3ufa^ „spectabilis yir^ l^erborgel^oben, fonbem aud^ ber (Srafentitel in
ber Siegel nid^t mit bem ftaatdred^tlid^ gana gteid^toertigen ber folgenben,
aubem atö „nobiles viri" unterfd^iebenen @d§toaraburger , ^Jlangfelber,
Sinbotoer (Srafen aufammengejogen tt)irb^). Sad tt)ürbe fd^tt)erlic^ ber
1) 1323 Slug. 28 Sfiümbetg, §6. Ur!5. I, @. 91.
2) @o l^eigen beifpieldioeife in ber Urfunbe oon 1324 %tbx. 2 Stenbal,
Sticbel A Vn, 309, Sert^olb oon ©cnneberg unb feine @ö§nc ©einrieb unb
Sodann „spectabiles viri domini^, bann folgen ai^ „nobiles viri^ ^einrid^ oon
6cl^n)ar§5utg unb ©untrer oon Sinboni; 1324 ^^ebr. 4 @tenba(, ebenba A IX,
23 ff., fte^t nac^ ben .f)ennebergem, bie „Bpectabiles viri^ feigen, ber „generosos
dominus" $einric^ oon ^^d^roarsbutg , unb äl^ntic^ roirb ed in atten folgenben
Urhtnben gegolten; in benen ber ^enneberger oon ber in biefen Normalien gen)i|
8 ' SB. güSlein. [8
gfaQ fein, iDenn bet (Sraf t)on Sd^mat^urg im 9lamen feines mettinifd^en
ÜRflnbeld neBen SSettl^oIb t)ormunbfd^afttici§e 93efugniffe toal^rjunel^men
gel^aBt, ober tt)enn and§ nur ein förmlid^er SBormunbfd^aftSrat auf feubol«
fitönbifd^er (Srunblage Beftanben l^ötte^).
S)aau lommt , ba§ äße bie auf bie (Sinfül^rung unb Sel^autitung
bed neuen Sanbedfürflen beaflglid^en !ömglid§en 93oQmad^ten unb Srlaffe
nad^toeiSlid^ an ben (Srafen tion .^enneberg ober burd§ beffen ^anb ge*
gangen finb: baS gilt t)on ber (Srmäd^tigung , mit bem Sr^bifd^of bon
SDtagbeburg, ben föd§fifd§en unb pommerfd^en ^erjögen toie bem gfftrflen
bon Neuenbürg au untetl^änbeln ^) , ebenfo toie bon ber ßrlaubnid,
branbenburgifd^e @flter au beröu^em^), bon ber Beglaubigung für bie
(Smpfangnal^me bed bänifd^en «^eiratöguted ^) nid§i minber als für bie
@ene]^migung , Ferren unb 3Jlannen im SHenße beS Wartgrafen auS
eben biefen 90litteln au befriebigen*). ©ämtlid^e Originale ber eben
genannten !öniglid§en 9Ute beftnben fid§ mit bielen anberen gleid^artigen
ber folgenben Saläre im ©emeinfamen ^ennebergifd^en ärd^ibe au 90lei«
ningen, möl^renb bis l^eute nid^t eine einaige generelle SBerfügung Aönig
SubtoigS in branbenburgifd^en Slngelegenl^eiten toäl^renb ber erften bier
3al^re ber toittelSbad^ifd^en Seft^ergreifung auS el^emalS meignifd^*
tl^üringifd^en Slrd^iben belannt gemorben ift.
91m beflen bielleid^t erl^eUt bie £atfad^e^ ba§ Sertl^olb mit feinem
AoSegen unb leiner 93eprbe feine bormunbfd§aftlid§en Siedete teilte, auS
iener Urlunbe, burd§ toeld^e Aönig Subtoig ein ^al^r nac^ ber (Ernennung
aum 93ormunb il^n ermäd^tigte, bie Pflege ber ^arf 93ranbenburg unb
feinei^ ©ol^neS, »enn er toolle, einem anberen au übertragen®). 9llfo
toar ein fold^er anberer bis bal^in nid^t borl^anben, ber ol^ne tt)eitereS
burd^ Sertl^olbS Stüdtritt in beffen 9lad§folge eingetreten märe, anber»
feitS mar biefer burc^ leinerlei StüdCftd^ten auf einen toie immer gearteten
SBormunbfd^aftSrat bei ber Seflellung eineS etmaigen 9lad^foIgerS ge«
am beften orientierten ilanjlei ftetä um eine Stufe über feine übrigen @tanbeS«
genoffen erhoben roirb.
1) ^ie ©infe^ung dm^ fold^en Somtunbfd^aftS« ober 9>iegentfc^aftdrateS
behauptet auf ©runb meift oiel fpäterer, j. X. mißocrftanbener Seugniffc juerft
©eibemann, g3)®. XVII, 123, unb nad^ ifyn anbere.
2) 1323 DU. 23 SDonouioört^, $b. Urfb. I, 95.
3) 1324 gebr. 23 SBe^lar, cbenbo I, 97.
4) 1324 ^mi 27 granffurt, ebenba I, 98.
5) 1324 3ult 25 Sfiabburg, ebenbo I, 98, mit ungenauer, auf felj(er§after
Snterpunftion berul^enber Interpretation (ftott: bo mit er je^o laeute gewinnet
in unfern bienft, ac naemen ) unb ©b. Urfb. I, 98 f.
6) 1324 Sluguft 3 SWünd^en, §b. Urfb. I, 99.
9] SHe SSormünbev bed Slarlgr. Subtoig b. Eueren von Sranbenburg. 9
bunben. 93ead^tung t)etbient l^terbei üfirigenS nod^ bet Umflanb, bag
^tiwdä) bon Sd^tDaraburg, bet pfleget beS angeblid^en ^itbotmunbed,
am !öniglt(i§en $of e augegen iDat ^), als Subtoig ben bebtngten SSetaid^t
bed ^enneBetgetS genel^mtgte. ^fttte ienet afö 93otmunb beS äSettinerS
auci§ nur nomineOe äled^te auf bie btanbenbutgifd^e ^flegfd^aft befeffm,
et l^fttte bei biefet (Selegenl^it unmöglid^ als untöttget Bufd&^uer im
^intetgtunbe bleiben lönnen.
Sluf bet anbeten @eite fel^It eS und, bei t)ölligem Sd^meigen übet
eine entfpted^enbe StoQe bed WeignetS, nid§t an bitelten 3^ugniffen übet
bie t)otmunbfd^aftlid^e Zötigleit Settl^olbd. 3Bit beft^en beten eineS
aus bem SRunbe beS ^atlgtafen Subtoig ]dift, bet 11 Sa^te f))ätet
gelegentlid^ bet Seftätigung bon biet älteten $tibilegien füt bie @tabt
Seel^ufen baS eine betfelben lennaeid^net : „aliam litteram yero in
primo nostri adventas introitn in Marchiam vobis concessam et tra-
ditam snb antiqno nostro sigillo snper libertatibns editam
de mandato spectabilis viri domini Bertoldi oomitis
in Hennenberg tnnc temporis nostri tntoris perfectamqne
«t datam per mannm Hermanni de Lncho in civitate nostra Stendal/ ')
Saau ttitt ettäutetnb eine d^tonttalifd^e 9lad^rid§t bie unS belel^tt, tnie
bie SteDung beS (Stafen bon ^ennebetg in ben Aöpfen unbefangenet
jeitgenöffifd^et Seobad^tet ftd^ fpiegelte. Set Sübedtet Sl^tonift Setmat
etaftl^lt uns n&mlic^ gelegentlich bet bänifd^en SStautfal^tt beS ^atl«
^tafen foIgenbeS: „bat na to funte 9nbteaS bagl^e (30. 9lobember 1324)
bo quam to Subele gtebe SJettl^olt bau ^ennenbetgl^e, unbe btad^te ben
iungl^en matcgteben lume )Dan negl^en jäten ott."*)
(Snblid^ bettaten felbfl bie äugetungen bet Autie, meldte gegen bie
ttiittelSbad^ifd^e Seft^etgteifung bet ^atl 93tanbenbutg unb bie auf bem
SBege bal^in etfolgte Sefel^bung beS (StabifcbofS Sutd^atb ))toteflieten^
tto^ il^tct auf gegnetifd^e Serid^tetftattung autfttfgel^enben unb ftatl bet-
blatten ^nfotmation butd^ bie SSotauSfteQung beS @tafen Settbolb bon
^ennebetg in ben btanbenbutgifd^en Sleil^en ettnaS bon beffen fül^tenbet
unb übettagenbet 9ioQe^). S)abei l^aben toit unS au betgegenmättigen,
1) ^ie Slnioelenl^eit beS Sd^toaraburgerd in SRünc^en folgt au§ bet Urfunbe
öon 1324 «ug. 7 SÄünc^en, 2:§ärin9ifc5c ©efd^ic^tSquetten H, Jt. 559, Drig. im
$@i2lr(§io au 2)rcSben.
2) Stiebet A VI, 351. 2)aS SeugniS ge^t mit @id^er§eit auf eine oef
lorenc Ur!unbe au8 bet Seit oom 18. San. 1324 6i3 10. gebt. 1324 autürf.
3) 2)etmat @. 448.
4) 1324 aWärj 8 3loignon, Odu^tS. XXI, 143 ff., 5»t. 150.
10 SB. Sü^Icin. [10
bag S3ett]^oIb tote in ben lxxäfl,xä^m R&mp]ta üitx^aupi, fo aud§ in
bem großen Streite toibet ben (Stabifd^of tion ^Ragbelbutg {t(| feineSfoSd
tiotgebtängt l^at, ba^ alfo bie 9tennung feinet 9tamenS an etflet SteUe
bie ungefud^te SBitlung feineS 9lntted ift.
(Sg ift nun rid^tig, alle biefe 3^u&ni{fe für eine tiormunbfd^aftlid^e
SBirlfamleit beg ^ennebergerd in ben Warten befd^ränfen fid^ auf ben
3eitraum eined einaiged ^al^red, 1324; felbfi toäl^renb biefer tierl^ältnig«
ntä^ig furgen @))anne treten nod§ Unterbrechungen ein^ inbem SSertl^oIb,
t)on Aönig Subloig l^erbeigerufen , ein t>oUt^ l^albed 3a]^r ber Wart
fem bleibt, fo ba^ toöl^renb biefer S^xi aUe Slegierungdgefd^äfte in
äSranbenburg rul^en. S)ad böUige SSerftumnten ber lanbegfürftUd^en Se*
toalt t)on Wär^ bid }um @e))tembe 1324 bered^tigt su ber SSermutung,
ba^ ber ^enneberger fein Wünbel enttoeber mit nad^ bem Sftben ge*'
nommen ober einem befreunbeten norbbeutfd^en gfürften toie bem ^er^og
pon 93iaunfd^tt)eig ant^ertraut l^abe. (Sin jtoeited Wal unterbricht ber
@raf feine t^ormunbfd^aftlid^e Xätigleit im Cttober unb ^ot>tmUx 1324,
um fid^ am tönigltd^en ^ofe in Sonautoörtl^ 3nftrultionen f&r bie S3er«
l^anblungen mit Sad^fen unb für bie bänifd^e SSermäl^lung ju Idolen ^).
SBeit em))ftnblid^er aber für bie Sanbedtiertoaltung mar jene Störung,
toeld^e burd^ 93ert]^oIbd älbreife im Januar ober Februar 1825 eintrat
unb t)on ba an länger afö sioei 3al^re anl^ielt^). 3n ben beiben
SfäUen längerer älbloefenl^eit nun, im gfrül^ial^r 1324 unb au Seginn
pti Sal^red 1325 l^atte ber römifd^e jfönig ben @rafen au fid^ gerufen;
er wirb alfo aud^ beibe Wale Sorge getroffen l^aben, um feinen Sol^n
bor Sd^aben au bemal^ren : bad erfte Wal inbem er bem jungen Wart«
grafen einen fidleren älufentl^alt anloied, bad anbere Wal burd^ Se-
fteHung eines SSertreterg; benn ber feineraeit borgefel^ene gfaU, wo
äSertl^olb etmäd^tigt unb befugt toar, auS eigner @etoalt einen Stell«
t)ertreter au ernennen, lag l^ier nid^t JDor, ba ber jtönig felber il^n ab-
rief®). Diefer ^at alfo, offenbar auf @runb vorangegangener 35er*
ftänbigung mit SSertl^olb unb infolge längerer ))raltifd^er SSewäl^rung,
bie Ernennung ber @rafen @üntl^er unb Ulrid^ bon Sinbom au 93or«
münbem boQaog^u. (Srft in le^ter Stunbe fd^einen aud^ bereu SSettem,
1) 1324 9^00. 7 2)onaun)öi:t]^, %^üv. ©Du. 11. 1, 270, 9^r. 569 nac^ bem
Original im ^aupt^etaatdarc^io 2)regben 3lv. 2283; mit fa(f($em Xatam auc^
Mon. Zoll. II. 1856, 387, S«. 593, unb ®. oon »raun, ®cfd^i(^te ber öurg»
fitafcn oon Slltenburg, 2irtenBurg 1868, 95 f.
2) SBgl. güfelein, öcrtl&orb VU. IL a:eir, 3. «M. 4. I^ap.
3) SBgl. oben 6. 7.
11] Z)te Sovmfinbet M SRarfgr. Subtoig b. fttteren oon 8tanbeit5urg. H
bie @tafen Slbolf unb Suffo, gu bem glet(|en Smte ^amoffn tootben
8U fein*).
Sie etfle Snbeutung über ben Anfang bet SSetttetung bütfett txAx
tool^I fd^on in ben Sßotten beS Sübedet Sl^toniflen etlennen, toenn biefer
nad^ bem Setid^t übet bad Sd^eitetn bet b&nifd^en SSetmittlung stoifd^en
Stanbenbutg unb TOedHenburg fottfäl^tt: „5Ra bet tiib (6. 3onuar
1825), bo be üan ^ennenbergl^e toebet quam mit beme matcgteben to
Subefe, bo fanbe l^e boben to beme üan ^Kelelenbotd^; be
maleben mit eme ene ebenungl^e, alfo bat be matcgtebe fd^olbe
gl^e^en beme ^an Stelelenbotd^ ttointid^ bufent mati 93tanbenbotg]§e8^
fulüeted" ufto.'). S)et l^iet inl^altlid^ gelenngeid^nete SSetttag ift am
24. ^ai 1325 an bet 2)abet t)on ben @rafen Süntl^et unb lUtid^ oon
Sinboto in il^tet Sigenfd^aft aU SSotmünbetn bed Watigtafen mit ^eintid^
bon 9tedE(enbutg abgefd^Ioffen tootben®); fie finb alfo tool^I ibentifd^
mit bem bom ^ennebetget in betfelben @ad^e abgeotbneten ,9oten';
aud^ in biefet ,6ntfenbung' bofumentiett fid^ beutlid^ bie fottbauetnbe
l^ennebetgifd^e Obetbotmunbfd^aft.
Sudbrüdßid^ naml^aft gemad^t atö bie beranttootlid^en Seitet ber
matlgtäflid^en ^olitil toetben bie beiben Sinbotofc^en Srüber, abgefel^ett
t)on bet ebengenannten tltlunbe^ nut nod^ in stoei ))ä))ft(id^en Stiefen^
in beten erftem fie toegen £)Ifut|ation bifd^öflid^ Aamminet @ebieted
bebtol^t »erben *) , 'loäl^tenb bet atoeite übet fie ate Slnl^anget be8
SBittetebad^erd ben tBann berl^ängt^). ^l^re SSeaeid^nung aU „pro-
1) @g ^anbelt fic^ um stoei ^rüberpaare bed ©efc^tec^td oon Stnbon), bad
ju Slupptn feinen Stammfi^ ^atte, ogl. ^cibemann, g2)®. XVn, S. 128 91. 1.
Son i^nen fpielten bie beiben Srüber ©untrer unb Utrtc^ aunöc^fi o(d Sor«
münber bie fü^renbe fHoUe; fie ftnb t^, bie allein in ben hierunter audfü^rlic^er
be^anbelten Urlunbeu oon 1325 9Rai 24, 1326 äRörg 27, 1327 «prit 9 a(»
pfleget genannt n)etben. 3ix^t frül^er atö am 1. Tlai 1327 etfc^einen gu ©ilen«
bürg neben i^nen i^re Settern Slbolf unb Suffo.
SBenn Saube, $@t. XVUI, 8. 31, au($ ben ©rafen Surc^arb oon 3Ran^*
felb unter ben 1325 ,,oon 9ertl^o(b ernannten' Sormünbem anführt, fo ent»
be^rt biefe Se^auptung ieber Untertage.
2) 2)etmar 6. 449.
3) „©untrer unbe Ulril oon ber gnabe gobed greoen tu S^nbon)
oan bed ebelen futften n)egen margreoen £oben)i4 »egen van 9ranbenbor(|
ufcS ^eren, beS oormunber wir fin*, Sliebel A II, 270—272, mit ©egen«
^rfunbc oom gleichen Xage, cbcnba A U, 265—267.
4) 1326 SRära 27 2Coignon, ^at 2l!t. 91. 654.
5) 1327 9lpri( 9 Sloignon, Martine et Durand, Thesaurus Noyus Aneo
dotorum T. II, Paris 1717, p. 688 — 691; mit ungenauem Xaium au($ 9%iebe(
B II, 37 — 40. 9emer!t fei noc^, ba$, abgefe^en oon ber in hirialen ^((reiben nic^t
12 SB. güSicin. [12
coratores et officiales Ladovid" im erflen Sfatte, aU „dicti Ludovid
primogeniti pro gabernatoribns sea administratoribos se gerentes" im
^toexUn, mad^t ed gatta stDeifellod, ba^ fte beibe unb atoot augfd^liegli(|
bie SSettretung in bet SSotmunbfc^aft audgeftbt l^aben. Unb bod^ f>f
toeifen bie unter il^er SSetioaltung neu eingetretenen 93ermid(ungen mit
bem IBiStum Aammin, bemeift bie Srgebnidloftgleit i^er Serl^nblungen
mit Sommern ^)^ ba^ fte il^rer Aufgabe, toal^rfd^einlid^ infolge nur be«
f(|r&nlter 93oUma(|ten, ni(|t ^öUig geluad^fen toaren. Ser ^enneberger
l^ot offenbar aud^ in ber ^ttnt nod^ eine 9rt Oberleitung in ber $anb
bel^Iten. 9Btr l^aben bafitr bie folgenben 3^U6^if!^-
Seit bem 27. Sugufl 1325 ^erfd^n)inbet ber in aUen marfgrdf«
lid^en Urlunben fonfl regelmäßig aeid^nenbe ^otonotar $ro))ft @eger
t)on Stenbal ))lö^Kc^ aud ber Umgebung bed jiungen S3ranbenburgerd,
ber er für mel^r aU fieben Monate fem bleibt^). (Ein ^nerfenntnid
Subtoigd über bie ^on ber @tabt ^ren^lau feiner (Semal^lin geleiflete
^ulbigung entl^ält bad erfte 3^^^^ feiner WSidUf^x unb ertlärt sugleid^
feine längere älbloefenl^eit^). (Er ift ed geloefen, ber ben auSbrüdUid^en
S3efe^I Aönig Subloigd an bie @tabt ^renalau überbrad^t ^at, baß fie
ber Wartgräfin, ber fte ald Seibgebinge gugemiefen, ju l^ulbigen l^abe.
aßir erfal^ren ^ier alfo, baß ber erfte 93eamte ber marlgräfCic^en Aanjiei,
ber nod^ bon 99ertl^oIb bon ^enneberg in bieg ätmt eingefül^rt loorben loar,
in befonberer Senbung an ben löniglid^en $of gegangen ift. Sie 9n«
gelegenl^eit bed Seibgebinged, in ber xdo^ bie Stabt ^ren^lau fid^ ungefügig
geigte, ift fidler nid^t ber einzige (Segenftanb feiner ^iffton gemefen. ^m
18. 3anuar 1826 fteUt Aönig Subloig m 9lürnberg bem bänifd^en
Adnig eine Quittung aug über bie Summe bon 2178 ^art Silber,
bie biefer am borl^ergegangenen (Epip^aniadtage üon ber für feine Siod^ter
ungetoöl^nlic^en Setftümmelung ber beutfc^en 9lamen, in betben Briefen übereiu'
fHmmenb ber jüngere Utrtc^ oorangefiellt ift.
1) 3i(fermann, g«?®. IV, 98—101.
2) ^ie le^te Urlunbe, bie feinen fonfi nie fel^tenben Flamen jeigt, ifi von
1325 Slufl. 27 gBuftcr^auf en , »lieber A XXV, 13 f.; bann !e§rt er jum crftcn
3WaIe roieber in einem 2)o!ument beä 9)Ur!gi:afen für bie 6tabt ?5rcna(ou 1326
mpril 11 ^renslau, cbenba A XXI, 138.
3) SRorlgraf Submig befennt in bem ebengenonnten 3nftrument, „qwod
fideles nostri consales de Prinzlaw et de Poswalk de nostro expresso
mandato et serenissimi principis domini et patris nostri carissimi domini
Lodewici Romanorum regis precepto par dominum Segeram
prepositum Stendaliensem de ore ipsius patris nostri nun-
eiato homagiom fecerint legitimum illustri domini Margarete** . . .
18] 2)te Sotntünbet bed äRarfgr. £ubn>ig b. älteren oon 8ranben(urg. 18
fd^ulbigen 9Rttgtft an ben @tQfen ^on ^enneberg gegal^It f^aht^). S)a
Settl^olb um bte gebadete S^xt ntd^t am bänifd^en $ofe gelDefen fein
lonn, fonbetn bielmel^ in Subttigg Umgebung ju Ulm {td^ aufgel^tten
l^at'), fo ifl bo))))eIt metimütbig, ba^ bie 3^^Iitng getabe an il^n ge-
leiftft motben ifl. Siefed auffaUenbe Setfal^ren fi^eint nut eine (Ei-
Hätung 5uaulaffen, nämlid^ bie, baj$ bet ^enneberger, bem ja aud^ bie
S3efriebtgung bet mattgt&flic^en Sienfimannen aufgegeben morben toat ^\
nad^ mie üot bie oberfie ^nflan^ in aQrn bTanbenburgifdt,en angelegen»
Reiten blieb unb namentlid^ bie gefamte gfinanjlonttotte in $dnben
bel^ielt. SSieUeid^t tt)ar ed $to))fl @eget, bet üon bet ^at! jun&d^ft
nad^ Sönematt fid^ begeben, bott nid^t ol^ne 3^itbetfäumnid einen Zeil
bed ^eitatöguted eingetrieben unb biefed am 6. ^anuat 1826 bem
@tafen 8ett^olb audgel^änbigt l^atte^).
Sänget aU atoei 3a]§te ^ai bie üon ben beiben SStübetn @ünt]^et
unb Ultic^ bon Sinboto geübte SSetltetung fld^ l^inge^ogen; ed U)at eine
fold^e bon ^U au gfaU, ba ebenfoU)enig Settl^olb afö bet ftdnig, bet
il^n an feine Seite getufen, botaudfel^en tonnte, toie lange bie butd^ bie
litd^lic^en Aäm))fe etfd^toetten Sudgleid^äbetl^anblungen mit ^abdbutg
i^te gemeinfame Stbeit etfotbetten. Salbet aud^ bie unauteid^enben
SBoUmad^ten unb SSefugniffe bet Sinbotofd^en SteQbetttetet, ballet il^te
1) ^5. Ur!5. 1 , 108, na4 bem Originat im ©emeinf. ^enneB. Slrc^io su
9Retningen.
2) Seaeugt aum 8. Januar 1826 in engem 3u^ammenl^ano mit bem ^agS
gUDOt gef($loffenen Serttag bet beiben ®egenf5nige ($b. Ur!5. I, 102 f.); über
bicfen »gl. auefü^rKc^ Sfüfelein, öcttftolb Vn. U. XcU, 8. 8l6f. 8. 5tap.
8) «gl. 1824 3«Ii 25 Slabburg, $b. Urfb. I, 98 u. 98 f.
4) a:aubc, $©t. XVm, 89 «. 1, behauptet, baf; bie Quittung oon 1826
3on. 18 gar feine Sef^einigung über ben mitUid^en Empfang bed ©etbed oor«
fteHe, fonbcm nur ein oori^er auSgcPeüteg gormular geroefen fei, ba« öerti^olb
nac^ 3<^'^'^und ^^^ ^<^tm genannten @umme ald Quittung oermenben foüte, vgl.
bie Slugfü^rungen »ö^merd, Reg. Imp. 6. 276, 91. 2704, u. ^(ferd, ebenba
Addit HL pag. XIII, in einem analogen %aU. ^r Umftanb, bafi bie he»
treffenbe Urfunbe gerabe im $ennebergif($en Slrc^io überliefert ift, f^eint Saubed
Slnnal^me iu unterftü^en. Xo^ liege ft4 bem entgegenl^atten, bag Sert^olb afö
ber unmittelbare (Smpfänger sunäc^ft bem ^änen im Flamen beS Jlönigd ben
3a^rung$empfang beftötigt ^atte, wie wit bied au4 in anberen %äVim »iffen,
@Qu¥t©. in, 488, S«. 889 u. 890, unb bann natürlich bie föniglic^e Quittung
einbel^alten burfte. Snbeffen, auc^ bie 9li4tigfeit iener Se^auptung augegeben,
würbe bo4 bie genannte Quittung an Semeidiraft für unfere ^Argumentation
nichts oerüeren, ba fte oor nie nad^ ben ^enneberger a(d ben oberften Seiter
ber branbenburgifc^en gfinannfac^en ^eigt.
14 SB. SJülIein. [14
Tnanftcl^aften grftebniffc in bcn |)ommerfd&m ^änbcln*), il^r öötttgeS
»exfaficn iu ber bänifd&en, tügctifd^en, fäti^flfd^cn angelegcn^cit, bal&er
tJtcnctd^t aud& eine fte»t|fe Unfld&etl^eit bc8 Auftretens unb infolftebeffen
6ei ben gletd^a^ittöen ©trettigfeiten mit Äammin unb ber «uÄbreituuB
ber lurialeu «gitation eine Serfd^örfung beS Hrd^lid^en ÄonflifteÄ *).
©obalb aber Sertl^olb burd& Äönig Subtoig» »omaug wieber frei
tourbe, ]§at er ol^ne »eitered, ol^ne neue gmennung unb ol^ne SBicber-
l^olung ber öorigen, aU ber red^tmft^ifte ^nl&aber ber Branbenburgifd&en
^flegfd&aft gefloUen. (Kne Sleil^e öon Urlunben, toeld^e ber JHJittetöbad^er
im gfebruar unb gRftra 1827 au Sirient in «nlegenl&eiten ber märfifd^en
Sanbe auSflettt, l^aben fämtlic^ bie fjortbauer ber alleinigen l^ennebergifd^en
^ormunbfd^aft aur SSoraugfe^ung.
®a ifl aunäd&fl bie föniglid&e CrmÄd^tigung für ben ©rafen, bie
Mitgift ber bänifd^en ^rinaeffin gjtargareta im betrage üon 12 000 maxi
®ilber bon bem Äönig g^riftof au erl^eben *). S)a e9 jtd^ hierbei offenbar
um eine Art ©eneralaffrebitib l^anbelt, toelc^eS ol&ne SRüdEflc^t ouf bie
bereits geaal^lten Seilbetrftge ben ^enneberger aö ben fc^tet^tl&in Be»
rec^tigtcn (Smpfänger aller unb jeber Weiteren ©elbleifiungen Beaeid&nen
jottte, fo brandet man au8 ber nodömaligen Nennung ber ©efamtfumme
t)on 12 000 5RarI Wie ou8 ben formell^aften SHJenbungen „recipiendiin
toto et in parte, simul et successive" leineÄWeg» a« fd&Iie§en, ba§ bon
bem gefamten ^eiratSgute iXitxfjanpi nod& nid^tS entrid^tet toorben fei*),
^id&erer jebenfallfi unb für unfere Aufgabe näl^erliegenb erfd&eint bie
fSfoIgcrung, bafe »ertl^olb mit biefer Beglaubigung feine unbefd&ränfte
öormunbfd&aftlid&e 2BirIfomfeit in öottem Umfange toieber aufgenommen
i^at. ®a8 gleid^e ergibt fid& au8 einer a^eiten Urtunbe üom felbeu
Sage, burd^ Weld&e Äönig Subtoig ben ©rafen beauftragt, feinem mit
ber bänifd^cn SJlargareta feit Wnger afö a^Jei ^al^rcn bermöl&rten ©ol^ne
eine anbere Sraut au fud^en«). 3)iefe fd&einbar fo anftöfeige SoHmad&t,
tocid&e, toie toir an anberer ©teile nad^getoiefen l^aben«), nur für gaua
befonbere gfäHe tjorgefel^en, aber feineSfaHS für fofortigen ®ebraud&
beftimmt mar, räumte il^rem Srftger eine fo burd^auS bi^fretionäre
1) SSgr. 3itfcrmann, gö?®. IV, 6. 98 ff . 2:auBc, $@t. XVIII, @. 33.
2) fßqU ^at mt 3lv, 532, 557, 654; öö^mer, Reg. Imp. @. 218,
3lv. 42, 43; Marttee et Durand, Thesaurus Novus Anecdot. II, 1717
p. 688—691.
3) 1327 gebr. 25. a:rtcnt, $b. Ur!b. I, 106 f.
4) ©0 Xaubc, $@t. XVm, @. 39 91. 1 ; ogl. oor. @. % 4.
5) 1327 gebr. 25 2;ncnt, $6. Ur!6. I, @. 106.
6) 350l. güSletn, öerti^olb VH. IL %eil, 4. 2l5f., 1. j^ap.
15] ^ie Somtünber M äRarlgr. Subtoig b. älteren t>on Stanbenburg. 15
(Setoalt ein, bag fd^on um bedtoitten bie 9(nna]^me einer geteilten t)or«
munbfd&aftUci^en SHegterung pA öetWetet.
SBalb nad^ bem 25. gfebruar 1327 mögen bann in bet engeren
Umgebung Äönig SubtoigS, üietteid^t unter |)erfönlici^er gintoirlung be^
35ogte8 ^cinrid^ ^m% jene grtoftgungen gepflogen werben fein, tocld^e
enblid^ Sum abfd^lu^ eineg grbüertrageS atoifd&en SBranbenburg unb
SRei^cn gefül^rt l^aben^). ®ie Urlunbc über biefeg merltoftrbige ab«
tommen ifl und nid^t erl^alten, unb man wirb ftd^ lauten muffen, il^re
(Sntftel^ung nod^ in bie ^txi bed Srienter älufentl^alted Aönig Subwigd
ju Verlegen. SBaÄ in ben Sagen beS gfebruar unb SJlär^ 1327 in ber
angelegenl^eit bon bem SBitteföbad^er gefd^el^en ifl, befd^ränfte fid^ not*
wenbig auf eine Anregung, bie aUerbingS ber biSl^er ^on il^m tierfolgten
!ßolitiI unb feinet ganzen 2)enfweife fo ftl^nlid^ fielet, ba^ wir ben in«
tetteltuetten llrl^eber laum erft in feinet Umgebung 5u fud^en brandeten.
3)ie erfte @|)ut einer SluSbel^nung bet Verantwortung auf ben ajlarl»
(jrafen öon 9Jlei§cn unb beffen Pfleger finbet ftd§ in einer Urfunbc öom
15. ?Rära 1327«), bie il^rem eigentlid^en ^nl^alte nad& und erft \p&Ux
befd^äftigen lann. $iet nut fot^iel bat)on, bag Vertl^olb üon ^enneberg
in feiner ßigenfd^aft aU aUeiniger unb auSfd^lie^lid^er £utor bed jungen
S3tanbenburger8 ermftd^ttgt wirb, in einer aSotmunbfd^aftSfad^e unter
anberem auc§ ben 9lat beg SBogted ^cinrid^ Sleufe beS jungem tjon
flauen einjul^olen. ®er aber lonnte ^u biefcr bronbenburgifd^cu 9ln«
gelegenl&eit bod^ nur qualifiziert etfd&einen fraft feineS ^flegfd^aftSamted
gegenüber bem bamaK faum ficbad^njöl^rigcn fjfriebrid^ öon SRei^en.
S)er frül^cfle S3eleg cineg tatfäd^lid&en gemcinfamcn SBaltenÄ beS
^ennebcrgerS unb bed 2Bettthcr8 in ©ad&en ber Sutel ftammt üom
1. 5)lai 1327®). Unter biefcm ®atum l^abcn p gilcnburg bie ©rafen
©fintl^er, ülrid^, Slbol})]^ unb 93uffo öon Sinbow aHen il^ren au8 ber öor»
munbfd^aftlid^en äJertretung l^errül^renben ^nfprüd^en jugunften SSertl^olbd
unb gfriebrid^g entfagt. aber aud^ biefed gemeinfd^aftltd^e ^anbeln ber
beiben julünftigen SJormünber barf ung nid^t öerlciten, ben Srböertrag
aö öor bem 1. SDlai 1327 gefd^loffen anaunel^men. @o Wenig ate bet
tömifd^e Äönig in Sirient über eine Anregung in biefem ©innc unb ben
cntf})red^enben Auftrag l^inauggel^en lonnte, fo wenig lonnten bie in
1) ®benba Xeil II, 3. 2l5f., 4. ilap.
2) $6. Urra. I, @. 107, banadj Slicbcl B U, 85.
3) 1327 äRai 1 @ilen0utg, nad^ bem Original in 2)redben abgebrudt oon
SB. Sippcrt, g«?5®. V, @. 567, 3lx, 1. Unjutreffcnbcä Jlcgcft X^ür. ®Du.
U. 1, e. 293, 3lx. 615.
16 20. güfUcin. [16
Silenbutg Setfammelten bie tt)ettin«tt)ttteföbaci^tfcl^e (Eibeinigung enb«
gültig regeln ol^ne bie B^^Si^^ui^fl ^^^ jungen Subtt)ig bon 8tanbenbutg^
bet, tt)ie ed fd^eint, bon ben Sinboiod in 9iu))))in autüdgelaffen tDOtben
»ar. Sott ifi man bann im 3uni 1327^) jufammengettoffen unb
nunmel^ erfl pm SSoUaug bed feit einem SSietteljal^t geplanten unb bor-
bereiteten StbberttagS gefd^titten. Unmittelbar baran mu^ fid^ bie Siox»
labung ber mätlifc^en Stäbte pt (Stb^Ibigung nad^ S3tanbenbutg ge*
fd^Ioffen l^aben; pe leiteten biefelbe am 15. 3uK 1327*, unb bamit
tt)aten bie U)efentlid^en SSotaudfe^ungen bed ^blommend erfüUt^ bem
Äönig Subtoig atebalb feine SBcftätigung erteilte®).
®ie 2Birlung nun, toeld^e ben neuen Scrtrag für unfere ©etrad^tung
fo ttertboU mad^t, beftel^t barin, bag er aum ^uSgangSpunlt getnorben
tft für eine Teilung ber bormunbfd^aftlid^en unb bamit aud^ ber Siegierungd«
getoalt in ben 3RarIen. Dabei ift a« bead^ten, ba§ SRarfgraf fSfricbrid^,
ber ja felbfl nod& unter $f[egfc§aft fianb, bie SBormunbfd^aft über feinen
nur fünf 3al§re jüngeren ©d^toager lebiglid^ infolge ber Srbeinigung
über!am: bad ptr^bnli^t 9}erbältni$ entf))rang aud bem ))oIitifd^en.
Darauf ergibt fid^ aber, ba§ bie Stellung ber beiben nunmel^rigen
^Pfleger, bc8 SBettinerg unb beg ^enneberger«, leine gana gleichartige
fein lonnte. äBäl^renb Sertl^olb infolge feiner Berufung aum SSormunb
SanbcSberttjefer getoorben »ar, berl^ielt fid& bie ©ad&c bei gfriebrid^ bon
^ei^en gerabe umgefel^rt: er gelangte infolge bed (Srbbertrage^ mit
S3ranbenburg , aU (Sbentualnad^folger beS bortigen ^Karlgrafen unb au>
fünftiger Sanbegl^err^ ^nx S5ormunbfd&aft. SJlan barf barauiJ folgern,
bafe für ben ^enneberger aud^ Weiterl^in bie 5Pf[egfd^aft8intcre|fen in
erfter Sinie geflanben l^aben, für ben äBettiner bagegen lanbeöl^errlid^e
unb bon ba aud militärifd^e Seftd^tgpunfte ma^gebenb gemefen fein
werben. SBenn fo ber erflerc, toie c^ ja aud^ feine gereifte ßrfal^rung
1) 3roci Urfunbcn oon 1327 3uni 23 »luppin, 5ltebel A IV, 45 u. 46.
2) 3ur ©ocntuat^ulbigung ber 6ranbcnburgifc§cn ©täbte ogl. bie unter
biefem ^age er^attcncn 2lner!enntniffc beS SWarfgrafcn gricbric^, Jliebel A IX,
28 f., XI, 30, XIX, 189, XX, 136, XXIH, 24, B VI, 57 (ogl. B II, 42),
A XXm, 23. ©. ferner »ogt, 2Rg. VUI, ©. 204 ff., ii. $eibemann, gS)®.
XVII, ©. 148.
3) 3n bem ©d^reiben, ba§ tiad^malS (1329 Suni 23) Äatfer Subtoig au«
^aoia an feinen @ibam griebric^ richtete, um il^m ben ^bfd^Iug eined @rb«
»ertrage« mit Reffen, burdj ben ba§ branbcnburg«n)ettinf(^e 2lbfommen benac^*
teiligt toürbe, ju »erbieten, fagt. er mit Sejug auf jene ältere ©rbeinigung:
„VolomoB enim, quod liga, que inter te et eundem sororium filium nostrum
de marchionata Brandenburgensi et marchionatu Misenensi facta est et
per nos confirmata, . . . extendatnr . . . Sliebel B tl, 57 f.
17] ^ie Sotntünbet bed 9Rar!gt. ^ubwig b. Itlteren oon Sronbenbutg. 17
fotbertf, bte ftaatSinftamf(|e Obetlettttng m bet ^onb bel^ielt, fud^te
gfriebrid^ butd^ 9itf(rmgung etned fkrlen metgnifd^'tl^fttingifcl^en Ston»
Hngentd feinen Stnflu^ in bem ^lod^barlanbe ju ftdtten nnb feine Htnftige
^etrfd^aft ^u ftd^etn. @d^on biefe 9rt ber Serteiinng ber Regenten«
aufgaben toirb ed berfiftnblid^ ntad^en, ba^ nai^matt bie lanbflftnbifcl^e
Cppofttion üome]§mIi(| gegen ben SRattgrafen t>tm Weisen unb feine
Pannen ftd^ lel^e. Sedgleid^en tt)itb ol^e tt)eiteted einleu(|ten, ba|
bie meignifd^e £)ttu))ationd)ioIittI im Sanbe beutlid^ere @))uren l^at leintet«
laffen muffen atö bie l^ennebergifd^e Stplomatie^ aumal feitbem biefe,
im Settrauen auf bie befteOten Sertretet, auf einen loyalen Sanbedabel
unb 'Spiflopat, auf gut gefd^ulte Beamte unb auf bie mad^fenbe Steife
bed iungen äBitteföbad^erd, mit ber äBal^tne^mung ber tiotmunbfd^aft-
(id^en ^flid^ten aud ber gferne ftd^ Begnügen tonnte.
& toar geloi^ nid^t bie 9lbftd^t ftönig SubmigS, ba^ fein Sd^mieger«
fo^n gfriebrid^ ober 93ert^oIb il^r $flegeramt bauemb ))etf5nlid^ au9«
ftben foUten. @erabe ber ruhige fjfortgang, ben bie branbenburgifd^en
Slngelegenl^eiten in ben Ie|ten ^loei ^al^en tro| ber ätbmefenl^eit bed
Sermeferd unter ber probifotifd^en Seitung ber Sinboms genommen
l^atten, bemieS, bag man, menn aud^ ol^ne gldnsenbe @efd^äfte 5u mad^en,
boc^ mit einer @teUt)ertretung audlommen lonnte. ^an tt)irb inbeffat
(Srünbe gel^abt ^ben gu münfd^en, ba^ eine fold^e nidbt länger afö not»
menbig in ben Rauben bed eingeborenen Slbeld bliebe. @o ermied fld^
ber thibbertrag mit ^ei^en, aud^ bon biefer @eite betrad^tet, afö eine
boraüglid^e 9[ud!unft, um burd^ Serflär!ung bed toittetöbac^ifd^en ^ntereffe
ben einl^eimifd^en feubalftänbifd^en Sinflug su bred^en.
©c^on in 2rient l^atte flönig ßubwig am 15. ffllära 1327 ben
@rafen bon ^enneberg ermäd^tigt, bie $f[ege bed jungen Vlartgrafen
unb feinet Sanbed einer ober mel^reren $erfonen 5u übertragen ^). 9Benn
er für biefe (Sntfd^eibung ben ^enneberger an ben 8eirat bed @rafen
®ünt]^er bon Sinbom, bed SSogted ^einrid^ 9teug bon $laue, ^opft
Segerd bon Stenbal, ®rifIod unb ^affod bon SBebel banb, fo lonnte
ed ftd^ babei l^öd^ftend um ein ©utad^ten über bte £)p))ortunität ber
ÜRa^regel an ftd^ ober ben 3^it))unft il^rer (Sinfül^rung l^anbetn; mad
bie 9lugtoal^I ber ^erfonen bagegen betraf, fo lie§ er feinen 3^^^,
hü% Sertl^otb felber fie treffen f olltc : ut . . . curam personis
ani vel ploribns, conionctim vel divisim debeat commendare^ qnas
secnndnm suam conscienciam et discrecionis arbitrinm
ad hoinsmodi curam et ministerinm conspexerit apciores. 9{od^
1) e. bie fc^on ertoäl^nte Urhinbe $5. UrI5. I, 6. 107.
f^orf^unflen s. hxanh. u. preu|. (Sef^. ZXI. 1.
18 SB. güllein. [18
toeniget tft batan }u benfen, ba^ but(| bie (Stnennung eined neuen
Sormunbed Sertl^olb unb gfriebtid^ l^ätten etfe^t werben fotten, ein
3trtum, bet auf ^iibppaä^i %egefl jutüdgel^enb, feitbem fi(| U)eit t)er«
breitet l^at. Set tdmifc^e Aöntg fprid^t nid^t babon^ ba| bie Pflege
einem anbeteit ftberttagen xotihtn ]oUit, bet al]o bamit an bie SteUe
bet bidl^etigen Sotmftnbet getreten xoäxt, fonbetn beftimmt (ebiglid^,
ba^ SSettl^oIb einer ober mel^reren ^erfonen bie SSormunbfd^aft mit ben
tl^r anl^aftenben Sefugniffen anvertrauen fotte. 9lici^t um eine ab-
banlung ober einen StftdEtritt bed ^ennebergerd alfo l^anbelt ed ftd^ in
unferem gatte, fonbem um bie Einrichtung einer georbneten SSertretung.
2)ad lel^rt au^er bem eben erörterten Sßortlaut unfered 3nftrumentd
aud^ ein SSergleid^ bedfelben mit jener Urlunbe t)om 3. 9(uguft 1324 ^),
bie tatfä($Iid^ einen SSeraid^t 93ert]§oIb^ ind 9(uge fagte. SBftl^renb bort
ber löniglid^e Sntfd^Iu^ mit bem Unbermdgen ober ber Unluft beS
@rafen motit^iert lourbe (,,ftoenne bas ift, baa ber ebel man Bertolt
grafe von ^ennemberg . . . unferd lieben fund . . . unb ber SRarc^e
nid^t ge))fi[egen mad^ ober tnXDxl"), fo begrünbet je^t ber äBitteföbac^er
feinen Sluftrog mit bem befonberen SSertrauen, baS er in bie Sreue unb
ben Sifer bed ^ennebergerd fe^t, load für eine Sntlaffung aus ber bid«
l^erigen SteUung geloi^ ein fel^r ungefd^idfter Singang mftre. 9lod^
fd^loerer atö bie ben Urlunben entlel^nten formalen ®rünbe toiegen aber
bie nadften £atfad^en, meldte äSertl^olb aud^ nad^ ber 6infe|ung bed
neuen SBormunbeS neben biefem in feiner alten gfunftion aeigen *), toiegt
ber Umftanb, ba^ nod^ ^al^re nad^ bem 9(bgang bed fteQoertretenben
$f[egerd Aönig Subloig ben ^enneberger unb ben äBettiner glatt unb
runb afö bie Tutoren fcineS ©ol^neS beaeid^nct®). (Snblid& »erben wir
@elegenl^eit finben au beobad^ten, ba^ ber in 9tebe ftel^enbe SSorgang^
bie grnennung untergeorbneter 5ßf[eger burd& bie orbentlid^en SJormünber^
fid^ aud^ fpäterl^in toieberl^olt unb bie löniglid&e ©anition erl^ält*).
1) §6. Ur!5. I, @. 99, !Rr. 172.
2) SBäl^renb bie ßinfe^ung bcS SertrctcrS öurdjarb ocrmutlic^ noc^ im
3uli 1327, oor ber 2lbreifc be§ 3Äar!grafen »on HÄeiftcn , erfolgt fein bürfte,
roalUt öert^olb auc^ toeiterl^in feinet 2lmtcä. 2ln i^n gelten bie ©riefe beS
römifc^en ilönigä in allen bie 2Rar!en betreffcnbcn Slngelegenl^eiten, ogl. 1327
3uK 26 SRaitonb, 1327 2lug. 3 eöenba, 1327 2lug. 4 ebenba, 1327 2lug. 6
ebenbo, 1327 2lug. U ebenba (sroei ©tüÄc), §6. Uttb. I, @. 108—111,
9lr. 192—197 unb V, @. 68, er »irb audj in ber golgc oom SRarlgrafen in
©egentoart ©urc^arbd bon äRandfelb ald ber $ormunb fc^Iec^ti^in bzitiä^mt,
ogl. unten 6. 20 «. 1.;
3) @. unten @. 30 21. 3.
4) »gl. unten @. 30 f.
19] 2)ie Somtünber bed SRarfgt. 8ubn>tg b. S^Ueten t>on Sranbenbucg. 19
Sie SBol^I beS SSertretetd^ bte auf ben @tafen Sutd^atb bon
^onSfelb fiel, (eloeifl ein feined ))oIitif(|ed aSerflänbnid unb Sialtsefftl^I.
9lici^t bei (Sefolgfd^aft bed Vlei^nerg augel^örig flanb bet (Sxa] butd^ bie
Sage feinet ®e6ietd mitten stoifd^en Sil^ftringen unb ben ^atleu beibett
Sänbetn gleid^ nal^e. S)ie engen beroanbtfd^aftlic^en Se^iel^ungen , bie
il^n mit bem iftngfl ermotbeten Crsbifd^of äSutd^arb bon ^agbebutg
unb beffen S3rubet IBifc^of @ebl^arb bon ^erfebutg aud bem $aufe
Quetfutt«@d^ta))Iau bexbanben^), Ratten i^n nid^t gel^inbert, bie $olitiI
iened ftitd^enfürften ju belftmt^fen. hierbei toxt bei ben mdttifd^en
!ßlänen Aönig SubtoigS ein treuer Serbünbeter ber toittetebad^ifd^en
@ad§e, l^at er an ber (Sinfül^rung bed jungen SRarlgrafen in SSranben«
bürg im fjfebruar 1324 fogar perfönlid^ ätnteil genommen'), unb banf
feiner SSerbinbungen aud^ bei ber ^Beilegung ber Errungen mit Wagbe«
bürg im Oftober beSfelben ^al^reS bem ^ntereffe bed Sägern bienen
lönnen®). ®onn berfd&winbet fein 9lame für einige 3«t au8 unferen
Urfuttben. (Srfl im ©ommer (3uni) 1327 bftrfte er mit Sert*
l^olb bon ^enneberg unb ^riebrid^ bon Weisen aum smeiten 3RaIe
in mitteföbad^ifd^en Sienften bie harten betreten ^aben^). Sort
erfolgte bann, mal^rfd^einlid^ unmittelbar nad^ ber Gntgegennal^me ber
«rbl^ulbigung burc§ ben SBetttner, alfo in ber 3Ritte beg 3uli 1327,
feine förmlid^e (Einfe^ung sum SSertreter ber beiben SSormünber. S)er
3eitt)unlt barf mit großer Sid^erl^eit baraud gefolgert merben, ba§
f$riebrid^ bon Weisen unb mit il^m ^einrid^ 9teu6 fofort nad^ Sn^ifang
ber (Erbl^ulbigung bie branbenburgifd^en Sanbe berlaffen l^aben^). $a
ber 9}ogt balb barauf nad^ Italien gegangen 5u fein fd^eint^), fo blieb
für eine gemeinfame Sltion mit bem ^enneberger im @inne bed I5nig«
lid^en ätuftraged nur ber bereite genannte Termin. Sine hinauf*
1) »gL »on «rnftcbt, 8eitf*r. bcg ^orgoercing 1872 V. ob. @. 141—164.
2)ana($ roaren fie, unfer iBurc^arb aug einet älteren äRandfeCbet 2inie, bie beiben
iSir^enfürften aud ber iüngeren Sd^roplauer Sinie, Urenlel eined gemeinfamen
@tammt)aterd Surc^arb, ©rofen oon Quetfurt (f oor 1256).
2) 1824 gebt, 4 ©tcnbal, Sliebel A IX, 25.
3) ®S ift anjuncl^men, baS öurc^arb bei ben fjriebenöfdjrüffen mit aWerfe«
bürg unb SRagbeburg burc^ feine oenoanbfd^aftlid^en 9e)iel^ungen bie dioUz bed
Sermittlerd übernahm, bafür fpric^t aud^ bie SoranfleUung feinet 3tameni in
ben betreffenben Utiunben oon 1824 ^uni 26 .u. 1824 D!t 18 iBarleben,
®Qu?5re. XXVI, @. 178 ff., 3lv. 807, 809, auc^ 810—818.
4) 1827 3uni 28 diuppxn, atoci Urlunben, ^lieber A IV, 45 u. 46, 1827
3u« 15 öranbenburg, ebenba A Vin, 288 f. u. 284 f.
5) 1827 3«« 19 ¥egau, %f^üv. ©Du. H. 1, @. 295, 9Jr. 618.
6) Sgl. fünf Urhtnben Jldnig Subtoigd aud $ifa für $einri($ 9leu6, 1827
ort. 19—29, ebenba @. 298 ff., 9lr. 622—626.
2*
20 SB. gfüjlein. [20
batierung für bie Cmennung bed WondfelberiS in ben SCnfang bed 3uli
obet gat ben 9Ronat 3unt fd^etnt aber um bedmiUen auSgefd^Ioffen,
toeil bet SBettinet bamafö felbft etft ben fdrmlid^en Sbfd^Iu^ bet 6t6'
eintgung mit feinem Sd^ioaget boUaog unb biefe nid^t ftfil^er ald am
15. 3uli mit ber ^ulbigung bet Stdbte butd^gefü^rt mar. %n bie
Seftettung eines SettTeterS lonnte man bo(| nid^t gut ^etangel^en, el^e
jene SotauSfe^ungen bet toettinifd^en Vlitbotmnnbfd^aft de jure unb
de facto boUft&nbtg etfflttt maten.
^ft ein SSiettelja]^ (eng geno^ Sutd^atb mit bem bi))Iomatifd^en
Seiftanb , ben il^m bie petfdnlid^e C^egentoatt beS ^ennebetgetd liel^, bie
Untetftfl|ung butd^ beffen Autorität 0. Sann abet l^at et felbftdnbifi
bie @ef(iäfte bet SSotmunbfd^aft unb Sanbedtegietung füllten muffen.
S)ie gtd^ten @d^tt)iettgleiten boten, obgleid^ aud§ l^iet Settl^olb bot«
geatbeitet l^atte, nod^ immet bie Setl^anblungen mit ben ^ommetn«
l^etadgen, bie mit unetf d^üttetlic^et ^attnädCigleit ben ®tunbfa^ il^tet Sel^niS'
unabl^dngigleit bon S3tanbetibutg betttaten. Sßenn bie btanbenbutgifd^e
!ßolitiI nad^ biefet Seite loenigftend ^u einem fteunblid^en Sinbetnel^men
gelangte, fo betbanfte fie bad offenbat bem Umftanbe, bag fie bie
$au))tftage, bad gel^ndbetl^ältnid , botlftufig gana aud ben 93et]^anb«
lungen audaufd^eiben tt)u^te, tt)al^tfd^einlid^ auf Setanlaffung ^txt^oVb^,
feit beffen SBiebeteintteffcn loit jene unftuc^tbaten Ctöttetungcn auf-
gegeben unb butd§ 93el§anblung ))taltifd^et ©egenftftnbe etfe^t feigen ^).
^efet @tanb))untt loutbe bon ben Sotmünbetn aud^ bann nid^t bet»
laffen, aU bet Aaifet, Detftimmt butd^ baS 9ttd§teinge^en bet (Steifen«
l^ctaögc auf feine tügenfd&en ^Iftne unb im SBottgefül^I bet neuen 3Jla«
jeftftt, ben aBibetfpenftigen luta unb bünbig befallt, il^tc Sanbc bon
feinem ©ol^ne a^ Selben ju nel^men®). S)a8 laifetlid^e, fel^t betle^enb
tt)itfcnbe ©d^reibcn ift in Stanbcnbutg autüdtbel^alten tootben unb nic=-
1) 1327 @ept. 5 Ucfetmünbe, 9iic^tung mit ben ^ommetnl^etsögen in ®egen«
wart ^erti^olbS oon ^ennebetg (^Me n^ge ^ud ... bie toi l^ettoge Otto tum
©tetin unb greoc Scrtolb öan $cnnen6etg l^eten bre!cn*), nac^ bem
Original im ^el^eimen @taatdar<i^it) Setiin, $ommetn 8, ogl. 9liebel B II 41 f.
1327 @e|)tcmbcr 11 öetlin, 2)otietung eineS 2l(tatS burc^ 3Jlor!graf ßubroig
„cum consensu et auctoritate spectabiiis Tiii domini Bartholdi comitis
de Hennebergnostritutoris", in ^genroart Sert^olbiS unb Sutc^tbiS
oon 9RandfeIb, ^ibicin, ^iftorifc^'biplomatifd^ Seitröge jur ©efc^ic^te ber
@tabt «ertin, 1837—1842, II, 26 f. 1327 Dit 3 Slrneburg, 3RaT!graf Submig
bcftätigt ber ©tobt ©tenbol ein Sottprioileg, »liebel A XV, 81.
2) «gt. gicfermonn, gö?®. IV, 6. 100 f»
3) 2)en gttfammen^ang ber Selel^nung mit 9lügen unb beiS faifarlid^en
©^reibend oon 1328 San. 27 9tom, bliebet B II, 43, f^abe i« anberwärtd nad^-
jutbcifen oerfuc^t, ogl. Serti^olb VII. oon ^enneberg 11. 2:eil, 4. SIbf. 1. Aap.
21] ^ie Sotntfinber M SRarfgr. Bubioig b. ftlteten oon IBvanbenhtrg. 21
mote an feine %breffe gelangt ^). Sm 23. gf^btuar 1328 §at 93ut(|atb
))on SRandfelb, mit obet ol^ne Aenntnid iened fd^rfen SRanbated, ieben-
fattd unbeint auf bem bon Sertl^olb bocgeaeid^neten 93oben fte^enb, mit
ben ^etaögen ju 9laulin berl^anbelt '). Wan int, menn man annimmt,
ba^ bie ^iet genannten 93riefe unb bad $anbge(ö6nid auf bie Ü6er-
nal^e ber 8ormunbf(|aft butd§ ben ^andfelbet fi(| bejögen^). Sie
@a(|e liegt bielme^ fo, hai S9urd^arb ben beiben {^et^ögen bon Stettin
Stiefe unb ^anbfd^log gibt, toomit et fid^ auc Sinl^ttung bet guetfl
bon ben (Stafen bon Sinboto, bann bon Wattgtaf Submig unb Settl^olb
bon ^ennebetg mit benfelben ^etaögen getroffenen unb ebenfalls butd^
^anbfd^Iag unb SSriefe bebdftigten Siaibigung ber))flid^tet ^). Sie gteid^e
Sfotm ber Seirdftigung (äSriefe unb ^anbfd^Iag) l^t Surd^arb bon ben
^eraftgen erhalten ^). 3n ben Briefen aber fielet, bag 93urd6arb, menn
er je bon ber SBormunbfd^aft lommen foUte, bie bon bem SRarlgrafen
i^m (offenbar aU ^ftnber) eingeräumten Sanbe unb Sd^Uffer nidt^t auS
ber {^anb laffen bürfe, el^e feine 9lad^fo(ger in ber Sormunbfd^ft bie-
felbe Siaibigung mit ^anbfdt^Iag unb Briefen, nat&rtid^ gegenüber ben
^eraftgen, anerlannt litten®).
S>emfelben 3a§re möd^te id^ einen IBrief autoeifen, ben SSertl^oIb
Hon ^enneberg an einem 24. 9Rftra avA Sd^leufingen an feinen lieben
9reunb 99urd^arb bon ^andfelb gerichtet ^at, um il^m bie 9Bo|I«
fal^ unb Sförberung ber S3ürger bon SübedE and $era au legen ^).
1) Xieä folgt aui bet Überlieferung ber genannten Urlunbe, bie tatfäc^UcI
nie einem pommerf^en Slt^io angehört ^at.
2) 9liebe( B II, 49; S^aultn nörblic^ Sotbin, mo ber 9)^ar!graf nod^ am
5. gebr. 1328 $of ^ielt, ebenba A XXVUI, 24; am 19. gebr. ift öurc^orb
erfter 3euge in einer marfgräflid^en Urlunbe für bie So^anniter, e0enba
A XXIV, 14; ba ber Ort wa^rfc^einlic^ ebenfaU« Solbin mar, fo ift IBurc^orb
too^l in befonberem auftrage oom $ofe nac^ 9lau(in entfanbt morben.
3) eo $eibemamt, S2)(S». XYU, @. 123.
4) . . . »unbe f^ehhen g^elooet mit ber i^ant ben ebelen oorfien l^em Dtten
unbe l^em Barnim, l^ertog^en oon @tetin, bat mi alle bebingl^e fiebe unbe gan)
mitten ^olben*, a. a. D. ö. n, 49.
5) «Sortmer fo ffebhen ung bie vorbenomeben ^ertog^en oon @tetin mit
ber l^ant unb in eren brioen en tromen g^elooet/ ebenba.
6) . . . vbat mie lant unbe flöte, bie mie inne (ebben oon beiS fuloen
marcgreoen meg^ene unfeS (eren, eft mit mplben ober f((olben min ber oor«
munbfd^oi), nx^i la^tn fc^oUen ut ber (antr unfe nafomeIing( in ber
oormunbef(|ap trebe in unfe ftebe mit (ant looebe unbe mit
brieoen, alfe mie oor f^tbhen geb(an.' ^benba.
7) 1328 SRöra 24 @(|leufingen, na(( bem Original auf ber 2:refe au Sflbecf
gebr. CDL. H, B. 994, 9lr. 1064.
22 SB. ptUin. [22
2)aB Settl^olb borin ben Sßtttetebad^er nod^ afö Aönig beaeid^net, barf
für eine frfligete 9lnfe|uttg bed Stiefel nid^t tnS @etDtc^t fatten, bentt
Settl^olb l^at ia nur bie Setgangenl^eit im 3(uge, loenn er bte t)on bem
tömif d^en Aöni((e il^m erteilte 9lnlDeifung auf bie @tabt Sflbed eroftl^nt ^).
2)a Surd^arb aber nur im ^al^re 1828 in felbftänbiger Stellung im
9lorben nad^loeidbar ift, fo ifl unfer Sd^reiben ein mertboUed 3^up^^
für bie freunbfd^aftlid^en äSe^iel^ungen, »eld^e amifc^en bem ^enneberger
aU bem eigentlid^en Dberbormunbe unb feinem @tellbertreter ttäl^renb
beffen 3(mtierung beftanben l^aben. 2)a9 Vertrauen Sertl^olbd in bie
Sertoaltungdtüd^tigleit bed SRandfelberS mar fo grog, bag er aud^ bie
fjfül^rung feinet ))erfönlid§en älngelegenl^eiten il^m auftrug. 3m Wai l^at
Sertl^olb bon ^enneberg nod^ einmal nad^ IBranbenburg fid^ begeben,
um ben legten ber feinblid^en 9lad^bam, ^er^og 9iuboIf Don Sad^fen ab«
auftnben. 9lm 25. SRai 1828 tam au @oIaom, füblid^ üon 99ranbenburg,
ber Sftiebendfd^Iu^ a^f^^^^be^). 2)er $reid^ mit bem er beaal^lt mürbe,
toar bie Sauft|, bie bem Sldfanier für bie Summe Don 16000 ^art
beT))fänbet marb, otterbingd mit ber 6tn|d^rftnlung, bag ber ÜRarfgraf
ober feine (Srben fie nad^ 12 Saluten für benfelben Setrag einlöfen
bürften. Sie Urlunbe über biefed Slblommen, bie burd^ il^te mangel-
l^afte Überlieferung anfed^tbar ift, ift t% nid^t minber burd^ il^ren 3nl^alt.
Sßäl^renb nftmlid^ Siarlgtaf Submig einetfeit^ ftd^ baau t)er))flid^tet, ,,mt
fd^uQen ol botmuge mit matggraf gfriebetid^ Don ^igen unb mit bem
bon ^ennenberg, bat bie matggraf Dortien fd^al ber 9lnf))tale Don Sufii^
unb bat fi ftebe l^alben befe bing'\ fo Derbütgen fid^ anbrerfeitd am
Sd^Iu^ bed ^nftrumenteS ,,marggtaf gf^tbric^, ^ennenberg unb
5WanSfeU" für bie Sted^tSgüItigfeit unb »etbinblid&feit bet gcttoffenen
S3eftimmungcn. Sllit anbeten SDßorten, in einer unb berfclben Urlunbe
etfd^eint bet SDBettinet in bteifad^et Sötte : et fott a^m 35etaid&t bringen,
et fott Detaid^ten, unb enblid^ et Detbütgt ftc^ füt bad, maS et etft aud«
mitlen, toad et felbft nod^ tun fott. 3Bit l^aben atten @tunb, einet fo
Dielfettigen, mibetfptud^SDotten SBittendäu^etung gegenübet SSebenfen au
ttagen; id^ möd^te nod^ toeitet gelten, inbem id^ bie älnmefenl^eit be^
SBettinetd gelegentlid^ beS @oIaomet SSetttaged iXbtif)aupt in 3^^if^t
1) ^er Herausgeber ergänzt aud bem angegebenen ©runbe (Gves uni-
▼eraos et singnlos nobis sincere dilectos et specialiter a domino Ludo-
wico Romanoram rege commissos) hai Sal^r 1826. ^ie ©inweifung
^ert^olbd voax erfolgt burd^ fönigü^e Urlunbe oon 1325 Slpr. 20 9legen§5urg,
Hb. Urfb. I, ©. 100, Sflr. 176.
2) 9liebel B II, 51 f., nad^ bem ^opialbu^e beiS Jigl. ©e^. Jlab.'^rc^tod
I C 4 in quarto 2lbt. 3, öl. 1.
23] ^i^ Sormünbet bed SRotfgr. ^ubioig b. älteren oon 8tanbenburg. 28
Stelle. äBte man aber aud^ fd^Iiegltd^ übet biefe SintDftnbe benlen, tote
immer man {te belieben mag, fo mad^t bod^ bie blo^e Nennung Der
beiben Flamen in bem ertoäl^nten gufammenl^ange baS eine gana fid^et:
gfriebtid^ bon ^ei^en unb äSettl^oIb bon ^enneberg bel^aupten im State
bed jungen SStanbenburgetö nad^ tote bor bie fül^renbe Stellung, bie auf
nid^td anberem afö il^rem bormunbfd^aftlid^en Sl^aralter berul^t: mit
il^rer beiber $ilfe fott ber Seraid^t be8 SRarlgrafen ertoirlt toerben, il^rer
beiber 93ftrg|d^aft mad^t il^n red^tSlröfttg. Saraud foCgt bod^ unmiber«^
legtid^ : au($ nad^ ber Sinf e |ung bed fteUbertretenben Sormunbed l^aben
ber aSettiner unb ber ^enneberger fraft il^reÄ diteren unb l^öl&eren
ätmteS il^re ^änbe über bem jungen ^arlgrafen gel^alten unb in aUen
mid^tigen fünften bie (Sefd^idEe bed Sanbed bon fid^ aud beftimmt.
S)er 3Biberf))rud^, ben bad ^blommen bon @oIaom ungelöft in ftd^
barg, fanb aldbalb feinen SBiberl^aQ in ben äußeren SSorgängen. S)er
25. 9Rai 1328 ift aum 9luggangd))unlt fd^toerer SSermidUungen geworben,
meldte faft amei 3al^te lang bie (SnttoidEIung \>tü Sanbed mie ba^ 93er«
l^aitniS ber Pfleger au ^^^^vx aWünbel eml)finblid& ftörten. SDÖir miffen
nid&t, ob SRarlgraf ^ebrid^ ben getoünfd^tcn SSeraid&t auf bie 2aufi|
bamaö gelciftet fyit, fo mal^rfd^einlid^ bieg aud^ ift ^). aber mann immer er
ed getan, fo lann er, ber feit fünf ^al^ren burd^ Aönig Submigg @unft
ber Sd^u^l^err unb ^fanbinl^aber ber Saufi^ mar, nur gegen entf))red^enbe
(Sntfd^ftbigung aum SSeraid^t ftd^ l^aben bereit finben la{fen. Stefe (Stegen^
leiftung, für bie natürlid^ ber ^Karfgraf Submig l^ätte auftommen muffen,
bürfte ber f))ringenbe $un!t getoefen fein, an bem bad Sinbernel^men
amifd^en SSormunb unb Wünbel in StüdEe ging. SBal^rfd^einlid^ mirb
Sriebrid^ im SBege ber ©elbft^ilfe gemiffe ^fanbbelegungen borgenommen
l^aben, momit er mieberum ben SBiberftanb bed Sanbe^abefö toad^rief,
ber bon ben @rafen bon Sinboto gefül^rt unb organifiert ber $erfon bed
jungen äBitteföbad^erS mit Sift ober @emalt ftd^ au bemäd^tigen unb il^n
für feine älbftd^ten einaunel^men mu^te. 93ei biefem SSorgel^en mürbe
ber Sßettiner in erfter Sinie getroffen: aU Urheber ber Cftupation, ald
^ül^rer ber meignifd^-tpringifd^en Zxvipptn, aU aulünftiger Sanbedl^err;
nur mittelbar berül^rte bie S3emegung Sertl^olb, mie fte ja überl^au))t
nid^t gegen bie SSormünber ' ate f olc^e, f onbem nur gegen bie territorialen
SSeftrebungen bed jüngeren fid^ gen)anbt l^atte.
Unter ben fo berfd^ärften Serl^ältniffen §at Surd^arb bon Wandfelb
laum nod^ ein SSierteljal^r in feiner Stellung fic^ be]^au))ten lönnen.
1) eo m. 2v(>vtxt, äBe2Bi92bS. 6. 69, Deffen IBegvünbung bur($ bie t)on
und foeBen geöugetten S^^^Ul 3um Xeil etfc^üttert erfc^eint.
24 ' SB. pftUin. [24
S)arä6et bag fein Slbgang bie gfo^n^ cit^^^ Srud^ed annahm, ift bin
3n)eifel möglid^. Sm 14. Sugufl 1828 etf^eint ber 9Randfelbet sunt
legten SRale in einet 5u @ttand6erg anSgefleÜten Uttunbe bed Vtath
«mf en 0-
^it bem gleid^en Sage ^etfd^ioinbet aud^ $ropfl Seger Don Stenbal,
ber langjäl^ge ^rotonotar bed Sranbenburgerd unb ber SSertraute beS
^ennebergerS aud ber Umgebung beS jungen gfürften. 6r bftrfte bad
Siegel, bad er aU Seiter ber Aan^Iei au bemal^ren l^atte, mit fid^ ge«
nommen l^aben, fo ba^ bie nunmel^rigen Seiter bed äBitteldbad^erS, bie
Srafen Don Sinbom, jur ^erfteOung eined neuen Siegeln geaioungen
toaren. %n ben $Ia^ bed ^rotonotar^ aber trat ber feitl^erige Sd^reiber,
^ermann bon Süc^om, ber inbeffen niemals bie Sebeutung feined Sor«
gängerd im engeren %ate bed SRartgrafen erlangt l^at 9ud^ barin
lommt bie pU^lid^e äBanblung ber SSerl^ftltniffe aum Sudbrud, ba^
fd^on bie Urfunbe bed folgenben 5taged, bie erfte unter bem neuen
Regiment, runb 100 Kilometer xotiitt oftmärtd, in 9teu«Sanbd6erg, aud"
geftettt erfd^eint^), unb ba^ nad^ biefer einen Araftdu|emng bie fßf
tdtigung ber marlgr&flid^en Aanatei für boUe brei SSierteljal^re über«
"ffaupi erlifc^t.
eine SSergleid^ung ber U)enigen Siegel, tteld^e an ben in ber atoeiten
^älfte bed 3al^red 1329 bon bem ^arlgrafen boQaogenen Uriunben
erl^alten finb, mit benen ber frül^eren 3^it ergibt nun einige mertmütbige
Slefultate»). SBdl^renb ber SBitteldbad^er feit feinem eintritt in» Sanb
bid aum ^al^re 1328 ftd^ auMd^Ueglid^ ein unb bedfelben @iegefö bebient
]^t, nimmt er im 3al^re 1329 ein baDon DöUig Derfd^iebened Siegrf
in @ebrauc6. Unter fic^ loie mit bem fpäter in Slufnal^me genommenen
britten Sieget l^aben fie gemeinfam bie aufredt^tftel^enbe 9Ba))))enftgur,
bie mit bem gebogenen redeten ätrm bie gfa^ne, mit bem linbn ben
Sd^ilb l^ä(t^). Sagegen ^dim bie einjelnen Vla^e bed Siegeld Don
1) diitM A II, 272.
2) «gl. I&teau 3:aube, ^@t. XVIIl, @. 48 «nm. 1.
3) Son SlBbilbungen ber Sieget Subioigd bed Sranbenburgerd ftnb mir
nur fo(4e 6e!annt geworben, loelc^e bad fett i831 (ober 1880?) in ^brauc^
befinblic^e Siegel unb bie gleic^faUd ber fpäteren 3eit ange^örigen beiben
Selrete batfteden. Seneil, bail allein für unfere Betrachtungen oon äBert ift,
finbet man in $l^il. äBi(^. ©erlen, Fragmenta Marchica ober Sammlung un^
gebrudter Ur!unben unb Ütad^rid^ten sum 0lu|en ber Branbenburgifd^en ^iftorie
(ffiolfenbüttel 1759) IV, a:afel 1, 9lr. 1.
4) Sir ^aben in ben erften ad^t Sauren bed »itteldba^ifc^en 9tegimentd
in ber Tlatl brei offiaieHe Siegel au unterf (Reiben, bie aQe bem SRarfgrafen
25] ^ie Sotmünbet bed 9Ratfgt. Bubtoig b. Alteren von )Bvanben(ut0. 25
1829 im Sete(eid^ mit ben Reiben offtaieUen gfotmen t)on ootl^et uttb
ttad^l^et auffaUenb piumpt unb ber6e Sfotmen, bie bei gleichet ^O^e in
bet 6 mm gTö|eten Steite begtünbet finb. Dal fjfalftnentu^, bal auf
bem älteren Siegel (1324—1828) breiteilig mar, ift auf bem oon 1829
fünfgeteilt. Sie- Segenbe, bie auf bem fttteren Siegel (1824—1828)
gelautet l^atte: f Sigillam Lndowid Dei Oracia Marcbionii Brande-
borgensis, j^i^t auf bem Oon 1829: f S. Lodewid Dei Grada
Marchionis Brandenborgenm. Siefe ftarf in bie Sugen faUenben
nnterf^iebe erl^ten eine tvefflid^^ SrUuterung burc^ ben 6t)ru4, in
bem ein ]p&in tagenber {^ftrftengeridgti^of unter Aaifer Submigft 9otfl|)
ftber bie Sorg&nge bed 3a]^ed 1829 fU^ aulgelaffen l^t ^). ^e gfroge,
bie i^m ^x Beurteilung norgelegt murbe^ lautete, ob bie Urfunben, bie
mit einem gemiffen Siegel bei» Vlartgrafen Submig uon Sranbenburg
lo&l^enb feiner Vlinorität unterflegelt morben feien, (Kftltigkit befft|en
ober nid^; unb jmar nmrbe biefed Siegel n&^ ba^n gefennjeic^net,
bat ed o^e Sefe^ unb (Genehmigung bed /taiferi unb feinet Oor*
nnmbed angefertigt morben fei. S)er uon ben gftrften gef&IIte S|mu^
Mmeinte einftimmig btefe %xaie, mit ber f(^on enoA^ten Segrflnbung,
ba| ba# in Xebe ^l^enbe Siegel o^e befonberen Xufttag unb CrlauMl
bcd /taiferi unb ber mar(gr&f(i(l^en Sormfinber ^e^fit morben fei,
imb fügte Ott erfi^mcrenb Irinan^ ba^ bie tlr^ber {euer (ügenm&^igfett
ben Vlartgraf en gegen ben aSitten bei /taifer» iu ifßn Üktoaü fefl^
geilten ^fttteu«
S>ie in biefem tlrtett gerftften Sorfornnuiiffe (tanen aOetn bem
3o^ 1S29 onfe^dren; bem unter ben brei («nannten Siifedi be*
^bntgrofai £nbmt( ifl nur etnei, «kU^ niematt in 0e||mnHirt be*
Anfeo» ober einei ha legittmcn Somttnber febraud^ motben iß,
ntaltc^ bai ben tUbuibai 9m 1329 anq^tßnt/tt. 9lit|rr ükbum^ üft
ci n»y ji^ feit Sefinn bei 3a|rfi ISSO gifowoien^ niul^beni mil
Smibcnbnrg rr^obiltttert ipoibcn wawL 9n etner mt 2$. %fßül 1381
&bm§ |K VmAnt fir ben tk^ÜMn aU§tfUBteu nffwibe |«t
£«taig n^liicfi: b«l erfkfbiM fi4 m ««en Urteilen m» Vß^-Vmm^
ifl wm |ide|t m ber im L^2§ %e^ U BMtm (ai«M«#f9 Jfumtfmn c 0.
Bb. I, 4, S) •«ii§c£0MMen: b«t fswile tH mir Btüätm mi IM» ;>M^ 1^^
—y^iigf: b«l btüte tfl «ttr fsa# cn ber U^ttUäfen XMm^ pm WH
Sptif 2i fH Unfaf (l!tciWn, 9e^ 64k|f. 6li«a«rel^> Mefnet «nb ift
ibartif# «it 'Warn, «cUkei 9cxlm wh| eiaMi eietpef Mi 1S4^ «IfetilM |flt.
9 I^SS Sn 17 mni€t§, »eM B II, 7^ f.
26 93. pllein. [26
feilt Stftgeborenet jut Seftätigung fem neued, b. 1^. fein britted Siegel
befeftigen laffen*).
Sie gefd^ilbetten Utitegelmö^igleiten etl^alten eine »eitere 93eleud^tung
butd^ bie Zatfad^e, ba^ SJlatlgtaf Subtoig in einet am 11. 3uni 1829
)u Stt^xxii auSgefteUten Urlunbe, bet jtoeiten nad^ einet bteioietteliäl^tigen
$aufe, fid^ felbft ald ettoad^fen unb majotenn bejeid^nete (in matnris
et annis maioribas coDStituti) ^). Siefe ungetoöl^nlid^ ftfll^e ^ünbigleitd«
etKfttung — Subtoig l^atte bamafö nod^ nic^t bad 14. Sebendjal^t tioQ«
enbet — toat, tote toit eben gefeiten l^aben, im audbtüdtlid^en @egenfa$
5U bem SBiUen bed Aaifetd etfolgt, bet natütlid^ in übeteinflimmung
mit ben tion il^m BefteUten $flegetn fid^ Befunben l^aben toitb. Sie »at
ein 9Ut fo Itaffet 3BiQ!üt^ entbel^rte fo oöUig jebet gefe^Iid^en ^anb*
l^abe, ba^ nut bie au^etorbentlid^ften tlmftftnbe ben neuen Sltad^t«
l^abetn in Stanbenbutg biefe Slta^tegel eingeben tonnten. Sold^e jtoin«
genben anbeten @tünbe abet lagen offenbat bot in @eftalt bet nationalen
Stealtion, toeld^e butd^ bie mei^nifd^e (Sinmifd^ung toad^getufen tootben
toat. Sie Sinbotod l^atten bei biefet ßtl^ebung fid^et bie gtoge ^el^tl^eit
bed btanbenbutgifd^en Slbetö leintet fid^ unb toaxm entfd^Ioffen, ben
Aantt)f bx^ jut Sid^etfteQung bet tettitotialen Selbftänbigteit butd^*
jutämpfen. ^iet toiebetl^olten fid^ genau biefelben SSotgänge, bie 14 ^[al^te
ftfll^et in Söl^men mit bet SSettteibung Settl^olbd bon ^ennebetg unb
bet übrigen beutfd^en fetten geenbet litten.
2)abei ift bod^ fel^t 5U bead^ten, ba^ bie Stanbenbutget in butd^«
aud loyalen (Stengen fid^ l^ielten. S)et Aamt)f, ben fie fül^tten, galt
nid^t ben mattgtäflid^en Sotmünbetn atö fold^en^), fonbetn nut bem*
jenigen bon il^nen, bet bie t)tobin5ieIIe Selbftänbigteit bebtol^t l^atte,
bem SBettinet; ed toax aud^ gan} unb gat nid^t ein Aantpf um bie
Sotmunbfd^aft felbet, Don bet man bielmel^t fid^ beeilte ben jungen
SRattgtafen lebig 5U f))ted^en. SBenn babei aud^ toie immet bei analogen
93otgängen felbßffid^tige SRotibe bed um feinen (Einfluß befotgten Sbefö
mit untetliefen, fo betoeift bod^ bie ganje ^xt, toie man fld^ nad^matö
mit bem Aaifet unb ben übrigen beteiligten tt)iebet jufammengefunben
]^at, ba^ bon einet Se!äm))fung bet laifetlid^en ^olitit in Stanbenbutg
toftl^tenb beg ^al^ted 1329 nid^t bie Stebe fein lann. 3n gett)iffet 93e»
aiel^ung lägt fid^ fogat bad @egenteil feftfteQen. Sbet fe{bft in bet
1) 9iiebel B II, 65; Otiginol-^erg. im Si%U ®e§. eäd^f. etootdat^to su
^tedben.
2) Sliebel A XXV, 14) f. 1
3) (Segen ^ctbemann, gD®. XVII, @. 156.
27] ^s Sotmünber beS äRarlgr. Subioig b. Alteren oon StonbenButg. 27
))etfrü^ten WfinbiflteitdedUitung bed jungen SBitteldbad^erd möd^te id^
el^et ben Setfud^ feigen eine loyale (Beftnnung )u Betätigen, aU bie 6e*
tou^te ^bftd^t einer Kuflel^nung gegen ben laiferlid^en SBiOen. Sie
neuen &ctoalifyAn t^er^id^teten freiu^iUig auf bie ooQe %udnu^ng ber
Stad^tfienung, toeld^e bie ber&nberte Sage il^nen in bie ^anb ft)ielte.
Sie lel^nten ed aB, ungefe|Iid§e Sormünber ju fein unb nal^men lieber
ben 9}om)urf auf fid^, bie Sefugniffe bed ^artgrafen u^iberred^tlid^
erweitert p l^Ben, in bem SSertrauen, ba^ ber Jlaifet feinem Sol^ne
el^er eine 9tad§tft6erfd^reitung nad^fel^en uierbe afö il^nen. So l^t e^
benn aud^ eined gf^iebendfd^Iuffed stoifd^en bem Aaifer unb ben Sinbott)^
nid^t beburft. Sin fold^er ift lebigUd^ mit bem Sltarlgrafen bon ^Heilen
nötig gett)efen unb am 25. Se^ember 1329 )u Sd^önerlinbe, nörblid^
Serlin, unter Vermittlung bed Sifd^ofd oon Sranbenburg guftanbe«
gelommen ^). 2)er ft&rifte Sintt)anb aber gegen bie bidl^er geläufige Huf»
faffung, ate ob bie Errungen bed So^xti 1329 gleid^bebeutenb toäim
mit einem Aampfe bon Sormünbern gegen SSormfinber, bon Ufur|)atoren
gegen ben Aaifer unb beffen $oUtit, ergibt ftd^ aud ber Setrad^tung
ber lird^Iid^en Seite ber 9ngelegen]^eit.
9lad^ bem Zobe beg 93ifd^ofd ^einrid^ bon Sranbenburg (1324
9tob. 25)'), ber bie ))ftpftlid^en ^rojeffe gegen ben 93a^em nid^t ber«
öffentlid^t unb bie SJtal^nungen feinet 9netrot)oIiten mit ber @efangen»
fe|ung bed Soten beanttoortet l^atte, mar aud ber SBa^I beö StopiieU
ber ^ilbedl^eimer Somberr ^einrid^ bon Sarb^ l^erborgegangen^).
£r5bifd§of Surd^arbt bon Sltagbeburg, unter beffen jal^Ireid^en (Begnem
aud^ ber Sruber beS (Sktten ftanb, l^atte biefe SBal^l !afftert, ba^
Aapitel barauf im SBege ber 9[))penation ftd^ nad^ 9bignon gett)anbt
$at)ft gol^ann mied bie Berufung ab unb probibierte ben in ^alberflabt
unterlegenen (S(elten Submig bon %einborf^). Siefe Ernennung traf
ungefäl^r auf^tnmen mit ber Stüdtel^r Sertl^olbd bon ^enneberg nad^
Sranbenburg im Sftfll^fommer 1327. Sie beiben S^ormfinber nal^men
fid^ bed jfanbibaten ber Jta))itetömaiorität, ^einrid^ bon iBarb^, an, bem
1) 9iiebe( B II, 60 f., nad^ bem Original im R%1 @el^. eftd^f. @taatd«
atd^b iu 2)re!Sben; ogL bie sweite Utfunbe vom gleichen ^^age, eine SCudffi^ntngd«
beftimmung s^ni ^rieben betreffenb, 9itebel A VIU, 241 nad^ bem Original
ebenba.
2) Setto, S»¥®. V, 528, 3lx. XXIX; ©ubcl IJat, roo^I noc§ Sliebel, ben
8. Sluguft 1824.
3) %üx biefe unb bie folgenben Vorgänge ift OueUe @Ou$r@. XXI,
e. 196, ^x. 264.
4) 1327 9Rai 4 Sloignon, vgl. bie oorl^erge^enbe 9(nmer!ung.
28 3Ö. güftlein. [28
fie gegen ha% Siti^pxtä^m, bie ))ä|)ftlid^en ^ro^effe unb SuQen titd^t ju
Deröff entltd^en , il^tett @d^u^ aufagten^). So fd^ien ber ürd^ßd^e gfiiebe
itt 93Tattbenbutg geftd^ert, bie (uriale Partei unterlegen; ha feigen toxi
lo&l^tenb beg Iritifd^en 3<i^xt^ 1829 ben pftpflUd^en Aanbibaten auf
«inmal in anertanntem Sefi^ftanbe '), feigen il^n am Sd^Iuffe bedfelben
J3[a]^red fogar ben Seimittler mad^en atoifd^en ber branbenburgifd^en unb
tneijsnifd^en Partei'). 9Ran l^at nid^t berfäumt, bie fonad^ s^if(4^<i ^^
6eiben 93idtumdbetoerbem flattgefunbene 9lu§einanberfe^ung mit bem
Stampf ber t)oIitifd^en Parteien au tierquidCen. 3JIH Unred^t. 2)er
Hergang ift ettoa ber folgenbe getoefen.
9lod^ im dal^re 1328, toal^rfd^einlid^ im Spfttfommer, ift unter
tBermitt(ung bed ßrabifd^ofd Ctto oon VlagbeBurg ber Streit um bai^
Sranbenburger 93idtum frieblid^ beigelegt morben. Sie Metropolitan-
fird^e fetter ^d^ltt ben ^bfinbungdpreid, inbem fie bem ^eintid^ pon
^arb^ bad 9lmt au Samdborf unb bad Sorf Alein^Kmmendleben über*
mied^). !EBer bie Anregung au biefem plöjjlid^en gftiebendfd^luB ge»
{eben ^at, ifl nid^t mit ©id^erl^eit feftaufteUen, eS liegt aber nal^e^ fie
bem Srabifd^of felber auaufd^reiben^ toeil biefer nad^mald fein Aapitel
burd§ Sdbentung oon Sinlftnften für feinen SSerlufl entfd^äbigt ^at.
2)er Sinaug Submigd in bad umftrittene Sidtum bebeutet nun aber
nid^t eine 9lieberlage, fonbem einen boQen Sieg ber taiferlid^en Seite;
^einrid^ Pon 93arb^ l^at burd§ feinen StüdKritt nur feine Sad^e, Subtoig
oon 9leinborf bagegen l^at burd^ feinen älnfd^Iujs an ben Sol^n bed ge*
bannten Sägern fid^ felber unb feine bidl^erigen ^reunbe aufgegeben.
Sajs er nftmlid^ biefen 9lnfd^lu| an ben Aaifer tatfid^lid^ aföbalb gefud^t
itnb boUaogen l^at, fagt er felbfl in einer fpftteren Urlunbe Pon 1830
:3uli 28 gelegentlid^ bed mi^glfldtten Serfud^ed, bem ^errfd^er bei feinem
beabfid^tigten Sefud^e in Z^ftringen perfönlid^ a^ l^ulbigen. S)anad^
1) 1327 Suli 16 Öranben6urg, »febcl A VIII, 283 f. u. 234 f.
2) 1329 3on. 1 ^^tapdborf (ein feitbem eingegangene^ ^orf in ber
^ittelmarf bei 8e(5ig), ^ifd^of Subwig gibt bem ^omlopiter bad $atronat§«
ted^t über bie Jtitd^e im 3)orfe €}roB«2ubard , Stiebe! A VIII, 239; wegen ber
)>emfe(ben 2)atum gugefd^riebenen Urfunbe beS üRarfgrafen fiubwig mit bem
»ifctof unter ben Beugen vgl. unten S. 29 9(. 2. 1329 Slug. 29 o. O., ber«
fe(be urfunbet für bie ^etrifopeUe ju 8ranbenburg, ebenba 240.
3) 1329 2)e}. 25 @4önerlinbe, diieM B II, 60 f., ogt. 1329 ^e». 30
epanbau, ebenba A XI 305. u. 1380 3an. 1 Spanbau, ebenba A XXII, 33,
mit fölfctem 2)atum.
4) 1828 9^00. 30, ©rabif^of Otto von 9Ragbebutg übermeift bem 2)om«
lapitel a($ Entgelt für gniei an ben ^ilbed^eimer ^om^errn ^einrid^ von 8arb9
überlaffene ^mter oerf^iebene (^infünfte, ®Du$r@. XXVI, @. 197, 3lt. 330.
2d] ^ie Sotmünbet be$ äRarfgr. Subtoig b. ftiteten oon Sronbenburg* 29
toaten bamaU fd^on I&ngjl fd^tiftlid^ filierte (Einigungen ))ot]^anben,
meldte fein SSetl^ältntg jum Aaifet regelten. Sfintl^er t)on Sinboto aber
unb ^ffo bon SBebel finb ed getoefen, bie toeit entfernt, ben Sifd^of
3U il^rer $artei l^erüBer^uaiel^en, fid^ t)erfönlid^ fflr bie aufrid^tigen @e»
finnungen bedfetben gegenüber j^aifer Subtoig berbfirgten ^). 2)urd^ bie
Umbatierung einer Urtunbe, bie biSl^r al9 frül^fied 3^ugnid fflr bie
Serbinbung ber fogenannten branbenburgifd^en $artei mit bem Sifd^of
in 9lnft)rud^ genommen murbe^ bon 1829 auf 1380 San. 1') toirb
eine toeitere @tfl|e fflr bie ^Innal^me gemeinfamer SJtaii^enfd^aften bed
märtifd^en 9lbeld unb bed 93ifd^ofd bon 93ranbenburg gegen ben JFaifer
l^inf&Qig.
9lod^ an einer jmeiten SteQe l^aben fid^ bie bamaligen Senmltl^aber
ber ^arl gerabe mäl^renb bed S^al^reS 1829 im Sinne ber (aif erliefen
^olitil fefigelegt. SItö nftmlid^ ber »ifd^of Stepl^an bon Sebud tro^
feiner frfll^eren trfiben ßrfal^rungen fottful^r, ben pftpftlid^en Sefel^Ien
(Bel^orfam ju leiften unb famt feiner @eiftlid^(eit bad ^nterbitt )u beob»
ad^ten, tourbe er im ^ol^re 1829 bon bem marlgräfUd^en Sanbei^
l^u^tmann ^einrid^ bon äBuHoto aud feiner Slefibena bertrieben ^).
& ]^at ben %nfd^ein, aU ob bie SinboM unb il^re ®efotgfd^aft
burd^ biefen gefliffenttid^en (Sifer fflr bie toitteföbad^ifd^e Sac^e ben Serbad^t
beS Jtaiferd^ il^m £)t))?ofttion jü mad^en, bon boml^erein l^ätten entlräften
tootten. 3[]^re f^el^be mit bem ^ei^ner toar il^rer Meinung nad^ eine
rein perfönlid^e ^ngelegenl^ett, bie leinedtoegd il^r SSerl^<nid ^u Subtoig
)u trflben braud^te.
1) %m 28. 3uri 1830 ^at IQifd^of £ubiotg von ^tanbenburg au @ot^a
oor Dem 9)2arlgrafen non SRei^en urlunbtid^ aufnehmen laffen, bofi er in
@tfena4 t)ergeb(icl^ auf ben Jtaifer gewartet f)aht, in ber SCbftd^t, „ju enbene mit
um unfe gefc^efte unb fa^en", 9liebe( B II, 62 f. ^o^ ^ai t^ ftc^ bei biefer
Gelegenheit nid^t um eine SluSfd^nung bed 8if(^of$ mit bem äßittelSbac^er
^anbeln lönnen, benn betbe waren längft miteinanber »errietet. S^^rt bod^
ber Sifd^of fort: ^^xt befennen oud^, ba^ n>ir aUe bife oorgefd^riben fhtcfe unbe
rebe ^aben gelobet fiete unb gang ju f^atbene an argelift alfo, baj bie brife^
fadje unb rebe, bie bo' oor juiffen unfcrm l^crrin bem fc^fer unb
uniS gege bin unb gefd^en fin, bo oor ber ebete man greoe ^unt^er oon
iBinbon) unb $affe. oon äBebele gelobet l^aben, ftette gona unb unoorfc^rotin
bliben unb oon biefen fad^en fe^n fd^roadötigc unb ^inbemiffc inp^an/
2) ^iefe Urhtnbe, bie bisher a(d ein l^auptaeugnid frühzeitigen @tn«
ocme^menS aroifdjen bem SKarfgrafen unb bem Sifdjof Subroig galt (9liebel
A XXn, 88), trägt ba« S)atum: „Spandowe anno domini M«CCC« XXIXo
octava die natiritatis Gristi*^, voa^ nwc sum 1. domtor 1880 ottfgeldft
werben lann.
8) «gl. über bicfe Vorgänge gü^ein, «ert^olb VII. 2:cil U, 2lbf. 8, Rcuß. 4.
30 ^- Sü|(ein. [30
Set 3BttteteBad§er fd^eint biefe ^luffaffung bet Sage felBfi geteilt
5U l^aben. 9lut fo ift ed tietftänbUc^, ba| et Bei ben toiebetl^olten
^nl&ffen, too bie btanbenbutgifd^en SSotgänge bed S^a^ted 1329 jut
S))tad^e tarnen, ftd^ batauf befd^räntte, getoiffe ^anbtungen obet flSxx*
lungen ienet DormunbSlofen 9tegievung )u tietutteiten, o^e bod^ iemafö
mit Sßort obet £at gegen bie Utl^ebet betfelben Dotjugel^en ^).
^it bet ^al^tedtoenbe 1829 em)?fing Aaifet Submig 3u Orient, too
et juetft toiebet beutfd^en 9tetd^dboben bettat, aud bem ^unbe beS
^ennebetgetd eingel^enbe münblid^e ^nfotmation aud^ flbet bie Btanben*
6utgifd§en SSotgänge'). S)ie Zatfad^e bet Setid^tetftattung butd^ biefen
ma^boUen 2)i)?Iomaten bietet audteid^enbe IBütgfd^aft fflt eine oBjeltibe
SatfteUung bet in Stebe ftel^enben (Steigniffe. S)em entfptid^t aud§
böUig bie fad^Iid^e Sel^anblung, meldte bet JFaifet bet etften an i^n
l^etangebtad^ten Btanbenbutgifd^en Slngelegenl^eit au teil toetben lieg.
%lg il^m au Ulm am 14. 9Rat 1880 älbgefanbte bed mfttlifd^en JMofletd
Sl^otin nal^ten unb il^n untet anbetem um bie 93eftfttigung eined tt)a]^t'
fd^einlid^ am 29. ^ftta beSfelben ^al^ted bon 3RatIgtaf Subwig il^et
9liebetlaffung gewäl^tten ^tibilegS baten, öetfagte et il^nen biefelBe, weil
bie botgelegte SSetbtiefung ol^ne Swfti'wwiw'^Ö *>«* ?JlatIgtafen gtiebtid^
t)on ^Reiften unb ^t^ (Stauen SBettl^olb bon ^ennebetg, bet betaeitigen
SJotmünbet feineS ©ol^neg, gefd^e^en fei®). S)amit gab Subwig feinet
Meinung afö etmaS Selbftbetftänblid^em 9lu^btudE, bag et bie oon il^m
eingelegten obet befiätigten pfleget gftiebtid^ unb Settl^olb unameifell^aft
afö fold^e angefel^en unb gead^tet toiffen moQte. Sd liegt banad^ abet
etft ted^t lein @tunb bot füt bie 9lnna]^me, ba^ et bie füt bie Ititifd^e
3eit nad^btfldClid^ betteibigten SSotmünbet je^t nad§ feinet 9tüdCte]^t l^ätte
fatten laffen fotten.
(Sine fötmlid^e SBiebeteinfe^ung bet beiben £utoten l^at, ton ed
1) ^ieg gilt oon ber Setioeigerung bet o^ne 3uftimmung bet SSotmünbet
Suftanbe gefommenen @4en!ungen unb $noi(egien ebenfo n>ie oon bem 8ef4(u|
übet bie Unbtauc^batmad^ung bet Siegel. 9^acl^bem bet leitete int Ttai 1388
^efa|t toorben xoav, f)ai ^aifet Subroig ein ^albed So^t fpätet in aUet ^lu^e
unb Sac^Iid^feit mit ben SinbotoS beten SCnfptüd^e eröttett unb, fon)eit fie be«
te^tigt etf^ienen, anetlannt; ogL 1338 ^ej. 3 SBüraburg, diieM A IV, 49.
2) »ert^o(b ift feit bem 1. Januar 1380 in ^tient in bed jtaifetd Um*
gebung nad^weidbat, ogl. $b. Ut!b. I, @. 118 ff. ^a( et biefen namentlid^
übet aUed, road in 8tanbenbutg fid^ augettagen, untetri^tete, liegt fo fel^t in
bet 9latur ber @ad^e, bafi ed !aum noc^ bet in bet folgenben Slnmetfung ge«
nannten Utfunbe bebürfte, um Subtoigd Vertrautheit mit ben oorgelommenen
fingen gu beroeifen.
8) 1880 3»ai 14 Ulm, »icbel A Xm, 245.
31] 2)ie Sormünbet bed äRarfgr. Subioig b. Alteren oon Stonbenbutg. 31
fd^eint, nid^t fiattgefunben, Btaud^te nid^t fiattjufinben, ba nad^ ber Sei«
leflung bed Streitet atoifd^en 93ranbettburg unb Reifen einfad^ bet
Status quo ante toiebet in ftraft trat. Sagegen mad^te ftd^ Bei bet bot«
au^aufel^enben anbauetnben abtoefenl^eit bet $f[eget bie SefieUung neuet
SSetttetet nottoenbig. ^ietbei nun fd^etnt man bie Bidl^et gemad^ten
(Stfal^tungen Bel^etjigt unb eine SJtel^tl^eit, aun&d^ft n^ol^l bon amei fiett'
betttetenben SSotmftnbetn mit bet Sßal^tnel^mung bet lanbeSl^ol^eitlid^en
Sefugniffe bettaut 5U l^aben. Set Umfang bed ju betmaltenben @ebieted^
bie SSefotgnid bot bet SSHebetl^olung beS eben Stiebten infolge bed übet*
getoid^ted bet einen bet beiben Matteten mögen biefe Sntfd^eibung bet»
anlaßt l^aben. 9lu^etbem abet mitb man fid^ betgegentoärtigen muffen,
ba| fomo^l 93ett]^oIb mie gtiebtid^ füt il^ten gefamten 9lufmanb an
Unloften unb @d^aben auf mätlifd^e ßinnal^mequeUen angemiefen motben
maten ^). (Sd lag auf bi^t |»anb, ba^ fie aut Sid^etung bet bon bottl^et
fftt fie fälligen iBeafige am liebften il^te eignen 93eamten entfanbten, bie
aföbann in bet offtaieQen Stettung bon $au)?tteuten bie @efd^&fte bet
1) 1324 3ua 25 3labhuxQ, jlönig Subroig ermächtigt ben trafen »ertl^olb
oon ^enneberg, für feine 9(u§Iagen unb Unfoften in ber märüfd^en Sormunb«
fd^aftdfad^e junäd^fi an bent bänifd^en ^eiratdgute, bann im fianbe Sranbenburg
felbft ft* ft^ablo« p l^orten, $b. Ur!b. I, @. 98, ^x, 170. ©pätcr^tn fd&eint
er il^n tnbeffen für feine gefamten Slnfprüc^e aud feiner oormunbfd^aftlicten
SteUung abgefunben su baben, ogL 1326 2)6^. 4 ^onauwörtb^ 9(nn)eifung in
$ö]^e oon 12000 $funb geller auf ben QoU au Staub „umb ftnen fd^aben, ben
er in unferm bienft gen Gacbfen unb in bie marid^ ^u ^ranbenburg genommen
^at", @d^u(ted, Diplom, ©efc^id^te bed (S^räfUd^en ^aufed ^enneberg II. ^ei(,
1791, Urlb. @. 76 ff. 2)iefe Soaeinmeifung rourbe am 11. «uguft 1327 ju
99{ailanb um meitere 3000 $funb erbost ^^für bienfte in Orient unb anberdwo',
§b. Urlb. V, e. 68, ogl. Sd^ulte« a. a. D. II, Urfb. 6. 89. «ber oud^ in
biefen (e^ten SeraiQigungen lönnen bie umfangreichen @ntfd^äbigungen nod^
nid^t begriffen fein, bie )Qert^o(b für feine 1327 unb 1328 bem iungen »ranben»
burger perfönlid^ in ben Maxien geleifteten bienfte beanfptud^en burfte. @ie
merben ebenfo mte bie grofien bem äßettiner gefd^ulbeten Beträge bem branben«
burgifd^en ßanbe jur Saft gefaUen fein.
SBod griebrid^ oon äJ^eigen anbetrifft, fo ^aben mir in ber !aifer(i(ben Sin«
meifung oon 1331 9(pril 23 9{ürnberg ein 3^ngnid für bie fortbauernben ge«
fd^ftftUd^en mie finanziellen Sesie^ungen bed äBetttnerd }u ben märfifd^en
£anben. 2)afelbft erKttrt ber Jlaifer, für ben gaQ, bafi fein ©ibam „in ber
mard^ je 8ranbenburg a(d oil fefte unb ftete nic^t ein gemünne nocb erd^rigt
ober überd^em, baj er pfanbed genud^ f^ei für ben fcbaben unb cboft, ben er in
unferm unb unferd funed margrafen ßubomigej oon Sranbenburg binft, ben er
und tun fol in bie mard^ (fe^It: nimet)', i^n auf anbere äßeife fc^ablod ju
l^alten, »baj er pfonbeiS genud^ !^abi für ben fcbaben, ben er genomen ^at unb
nimef, Sliebel B II, 65.
32 SB. güSJcin. [32
SSotmfinber unb Sertoefer in bett Carlen üetfal^n unb gleid^^ettig eine
aitt gfinanjIontroUe ausübten.
3n biefem Sinne l^aben wir eÄ offenbat )u berfle^n, menn SJlartgrof
gfriebrid^ bon ^neigen nod§ im Sommer 1330 ben Srofen @fint^et t)on
Sd^toaraburg im 9lamen bed Jtaiferd aum Sertoefet unb Sanbed]^au})tmann
bet VHaxl »ranbcnburg einfette, «m 10. augufl 1330 erteilte ßubmig
5U Strasburg feine SSeftätigung ^). 9lid§t minbet bfltfte bet ©ennebetger
an feinem Seile filt bie (Sntfenbung eine« ©tetttjetttetetS Sorge getragen
l^aben. Ob biefe 9toIle bamalS fd^on feinem Sol^ne 3o]^ann anfiel, ben
mir in einer Urlunbe t)on 1335 in bem Stange eined „advocatns mar-
chionis Ladovici" feigen ')^ lä^t fid^ nid^t mel^r feftfleSen. S)ag l^enne«
bergifd^e IBeamte unb jmar fold^e Sertl^olbd im Sanbe maren, beaeugt
ein 93rief bed Vlatigrafen f eiber aud bem SSeginne brd ^al^red 1332').
Sarin meift er ben (Briffo, ben belannten ^arfd^aU Sertl^olbd Don
^enneberg*) an, bie Setool^ner ber Ufcrmarl unb beg jcnfeitS ber Ober
gelegenen ^ebiete^ }ur Seobad^tung eingegangener S3er)?flid^tungen gegen«
über ben ^ommeml^eraögen anaul^alten. ®riffo lann ein fold^ed ^anbat
nur in ber (Sigenfd^ajt eine§ &anbeS]^aut)tmannd über gemiffe märtifd^e
ßanbeSteile empfangen l^aben; er felbfi aber, ber langjäl^rige perfönlid^e
Wiener Sertl^olbö, lann in biefe Stettung nur gelangt fein burd^ bie
öon feinem ^erm an il^n ergangene ^Berufung.
(5in nod^ gctoid^tigereg 3^wgniö fü^ ^^^ fortbauembe SSormunbfd^aft
bed ©rafen t)on |>enneberg liegt inbeffen in ber fotgenben 6rmftgung.
1) 1330 Sluguft 10 ©trafeburg, au« bem Diplomatarinm Ludoyici Bavaii
ImperatoriB im ^Qgem. ^tei^^ard^io 3U äßünc^en, bei Oefele, Script. Rerum
Boicaram I, 774 unb banac^ bei 9{tebe( B II, 73, vc^U ^ö^mer, Reg, Imp.
@. 73, 3lx. 1189: ^aifer £ubn>ig g^ne^migt. „qaod illnstris Fridericus marckio
Mkhsensis . . . ipsnm (nobilem viram Gtmtheram comitem de Swartzpurch)
pro gabernatore et capite marchie Brandenbargensis nostro
nomine ac filii nostri Ludovici marchioms predicte marchie, fecit con-
stitui et constitnit*^.
2) 1835 0. X. 0. O.f i^raf Sodann von $enneberg, „advocatm marchionis
Ludovici^, oermitteü einen Sergleid^^ an bem boiS ^(ofter Sennin beteiligt x%
ffiieM A X, 239. Über meitete Sorfommen beSf elben ^ennebergetiS in branben«
burgifd^ett 2)ienften in ben Sauren 1334, 1336 tjgl. unten ©. 35 f.
3) 1832 gebr. 6 granffurt, 3licbcl B ü, 67.
4) 2)iefcr SKarf d^all @riffo finbct fid& me^rfad^ in ^cnnebcrgifdjen Urfunben :
1318 2)c3. 6, ©d^ultc«, 9leuc bipL Beiträge jur frän!. u. fäd^f. ®efd^. I. öonb,
1792, e. 260 ff.; 1821 3««. 80, cbcnbo ©. 264 ff.; 1322 «pr. 17 ©t^lcufingen,
i&b. Ur!b. I, 88 ; 1823 Oft. 7, cbenbo 1, 92 ff. 9lodJ 1834 ifk er feinem ^crm
in ber Tlaxl nü^Iid^ burd^ Ser^anblungen mit iQi^tum ^ammin, 1384 max 2,
Drig.^^erg. St.«8lrd^. Stettin.
83] ^« Sormünber bed ä^arfgr. Subtoig b. ^(teren von Sranbenbutg. 33
^m QUoiti 1332 l^aBen bie (Stafm ^eintid^ unb ®fintl§et Don Sd^toatj«
Burg unferem Sertl^olb über ben (Sm|)fang ))on 450 @ulbm quittiert ^) ;
bie ^Intoartfd^aft auf biefe Summe l^atten fie gemonnen burd^ il^re
S)ienfle in ber Warl, für toeld^e ©üntl^er t)or bem 10. «uguft 1330
burd^ f^riebrid^ t)on ^ei^en^)^ ^etnrid^ ^mei ^al^re fp&ter burd^ Jtaifer
Subtoig felbfl Derpflid^tet Sorben toar^). S)te gform ber legieren Sin«
tt)eifung enoedCt aUerbingd ben älnfd^ein, afö ob ed fid^ l^ier um bie
iBeftanung eined neuen Sormunbed burd§ ben Jtaifer felbft l^anbelte.
Snbeffen fie ift nid^t original, fonbem entflammt einem S)i<)lomatarium,
bad nur %udaüge gibt. 9lber aud^ bie 9tid^tigleit in aOen toefentlid^en
fünften boraudgefe^t, ift eine einfädle ^leftätigung ober bie 6infe|ung
eines untergeorbneten $f[egerd burd^ ben JFaifer felber red^t mol^I benibar.
3fttr bie gortbauer ber l^ennebcrgifdöcn ^Pegfd^aft betoeiWräftiger ift
iebenfattg bie Zatfad^e, ba| bon brei weiteren Urlunben, toeld^e gerabe
für ben (Srafen ^einrid^ bon Sd^maraburg auSgefteEt finb unb feine
ßntfd^ftbigungSanftirüd^e für 2)ienfie in ber 9RarI benennen, jtoei im
Original, eine in einem Hopxalbuä^ im ^ennebergifd^en 9rd^ib erl^alten
finb ^). ©te lönnen bal^in nid^t mol^l anberd gelangt fein ate burd§ bie
^ftnbe iBertl^oIbS. 2)a fie aber fftmtlid^ (Sutfd^eine für ben (Brafen bon
@d§maraburg barfteUen unb auf branbenburgifd^e @üter lauten, fo mögen
fie bem ^enneberger tool^I atö ber l^öl^eren 3[nfiana, fei ed aum S'^^^e
ber (Sriebigung, fei eS unmittelbar nad^ berfelben auggel^änbigt morben fein.
3m 3uli 1333 bottenbete ßubtoig ber Sranbenburger baS 18. Sebeng»
1) 1332 Oft. 24, ©6. Uxtb. II, ©. 6.
2) «gl. oben ©. 32 21. 1. w-,
3) 1332 Suni 6 9laoen§burg, 9liebel B II, 69, »nad^ beS greil^erm oon
grcibcrg Extract ber im Ä. Bar)v. Slrd^ioe bcpnbUd^en Urfunbe". @ine fold^c
Utfunbe ift im 2lllgemeinen Steid^iSat^it) nid^t oorl^anben, ber %^i entflammt
bem oben bereites genannten Diplomatarimn jlaifer Subioigg.
4) 2)rei Ur!unbcn oom glcid^cn %aQ unb Drt, 1833 aWai 7 Slürnberg.
1. Golfer SubiDtg oerfprid^t für feinen @o^n, ben SDlarfgrafen Subioig ju
Sranbenburg, bem ©rafen $einrid^ oon ©d^iDataburg „aKen fc^aben, ben er
funtlic^en bewifet unb ben er mrnpt oon flnen toegen unb in ftnem bienft in
ber morid^ je SBranbenburg* §u crfe^en, nad^ bem Drig. im ®cmcinf. ©enncb.
3lrdJio ju 2Reiningen $b. Urf b. II , ©. 10 , ^x, 20. 2. 2Rarfgraf Subroig 8U
Sranbenburg unb ^falagraf S" Sl^ein überroctft bem ©rafen ^einrit^ oon
©d^roarjburg bie gcftc grtcfarf, cbenba V, ©. 84 nad^ einem §enncb. Äopiol*
bud^. 3. Äaifer Subroig ocrfprid^t für feinen ©ol^n, ben SRarfgrafen Subroig,
bem ©rafcn ^einrid^ oon ©d^ioarjburg bie geftc gricfarf ju löfen ober il^n on»
gemeffen ju entfd^äbigen, nad^ bem Drig. im ©emeinf. ipb. Slrd^io ^u äl^^einingen
§b. Urfb. I, ©. 10, ^v, 19.
Sorfd^ungen }. branb. u. preu^. ®efd^. XXI. 1. 3
84 ^ Sffillein. [84
jal^t^). Sai^ toar nad^ ]^ert5tnmltd§em 9taud§ baS Sltet, in toeld^em
bie unter SSotmunbfd^aft Stel^enben bet ^ege entlaffen toutben^). So
bütfte benn aud^ um bte gebadete 3^^, toal^tfd^einßd^ dbtt fogar nod§
1—2 SRonate ftül^et, bie feietlid^e atflnbigleitöetlUtung bed ^atlQTafen
t)üx fid^ gegangen fein^). 2)a mit biefem Klte eine 9ted^enfd§aftSlegung
bet Bidl^erigen SSotmfinber nottoenbig t)et6unben toat*), fo mflffen Bei
biefer Selegenl^eit bie Untegelm&^igleiten beS ^al^ted 1329 ^ut @t)radge
gelommen fein. 31§te Stöttetung fül^rte bann sunt 3ufammentritt jenes
fd§on enoil^nten gffitftengetid^td, bad am 17. ^ai 1388 unter beS JFaiferS
SBorfl^ feinen 6t)rud^ f&Qte'). S)en mit bem Bemühten @iege( aud«
gefertigten marlgr&flid^en Urlunben tourbe jebe 9ted§tdg<igleit aberlann^
fiber bad längft au^er @ebraud§ gefegte Siege( bie SSemid^tung t)erfftgt.
S)ie @ett)alt]^ber, benen tiotgemorfen tourbe, entgegen bem taiferlid^en
äBiUen fid^ bed jungen Warlgrafen bemäd^tigt )u l^aben, lamen für il^re
$erfon mit biefer 9lflge babon. Sie 9Ri|biIIigung il^er Branbenburgifd^en
9lationalität$poIUit l^ielt ben aBitteföBad^er nid^t aB, ein l^IBed 3al§r
fti&ter il^re 9nf)?rüd^e fad^Iid^ burd^ju^irüfen unb il^nen aUed bad juau«
geftel^en, tt)ad il^nen oon Sted^td toegen aulam®).
Sflr ben Seginn ber offiaieUen SSoUjäl^rigleit Sttbtt)igd Oon Sranben«
Burg Beft^en mir üBrigend nod§ ein SemeidftüdC, auf bad juerft Stopp
aufmer{fam gemad^t l^at^). Sd ift bied bad Diplomatarium Lndowici,
1) ^Ql oben e. 2 21. 2.
2) ^en beften Seleg liefert bie offt^ieae aRünbig!eitSer!(ärung beiS a»ar!«
grafcn gricbridj oon SRcifeen am 20. gebr. 1328, »gl. »crtl^olb Sd^tnibt,
3)et ^Jroacg aWorfötaf gricbrid^ö be« ©rnfi^often »on SWeigcn gegen feinen
Sonnunb ^einrid^ 9iea^ ufro. im 54/55. Sö^rcSbend^t beö SJogtlänb. 9lltettumö*
forfd^enben SSerein^ )u ipol^enleuben 1884 @. 100, ogl ^pr. ®Clu. II. 1,
©. 304 f., 9lr. 635.
3) 2)a3 Stinerar be^ ^arfgrafen £ubn>ig, xoel^t^ wäl^renb bed 9Rai 1333
naä^ 92ümberg loeifi, jeigt il^n am 10. 3uni lieber ^u (Strausberg in ber Tlavl,
bie er im Saufe ber folgenben Stonate nur für eine lur^e Steife nad^ $ofen
(1333 3uri 31) »erlaffen gu ^oben fd^cint. SBenn alfo ber 3l!t ber ^ntlaffung
aud ber ^ormunbfd^aft nod^ am laiferüd^en $ofe ftattgefunben ^at, fo mü^ie
bad unter ^orauiSna^me ber n)ir!(id^ erreid^ten ä^aioritftt vor @nbe ä^ai ge-
fd^el^en fein, ^od^ fte^t nid^tS bem entgegen, ba6 bie betreffenbe ©rüörung erft
in Sranbenburg felbft auiSgefprod^en roorben wöre.
4) Sgl. bie 9ied^enfd^aftdlage bed ^einrid^ fUenfi gegenüber bem 3)2arlgrafen
»on 2Reif(en am 20. gebr. 1328 au »uttelftebt, X^r. ®Du. H. 1, 1©. 304 f.,
9ir. 635.
5) 3liebel B II, 73 f.
6) 1333 2)ca. 3 SBürsburg, S^iebel A IV, 49.
7)3. @. Äopp, OJefd^idJte ber eibgenüffifdjen »ünbe V. 2, 1882,
@. 615 21. 2.
S5] ^i^ SSormünber beS 9Rat!gt. Subioig b. fttUtm oon Sranbenbutg. 35
toeld^ed mit bem 21. Xuguft 1333 einfe|t^). Sie SSetmutung bed
SBetfaffetg bet £ibgen5ffifd^en Sfinbe, ba^ feine Anlage mit bet erlangten
»egietungöfäl^igfeit be8 ?Jlatlgrafen jufammenfatte, erl^ält butd^ bie
gleid&aritifl^ aieorganifation bet matlgrdfKdöen Äon^Iet eine neue )8e-
llätigung«).
@enau ein ^ol^t \pHiUx, am 23. %ugufl 1334, l^at ber junge
^attgraf bei einer erneuten t)erfönlid^en Begegnung mit bem greifen
iBertl^oIb bon ^enneBerg au Jlonftana (Gelegenheit genommen, il^m für
bie in ael^n fd^meren 3a]^ren Bewäl^rte bormunbfd^aftUd^e Zätigleit feine
bonfbare anerlennung au»3uf<)red6en. gr berliel^ il^m „burd§ ben binp^
ben er und offte getrumelid^in getl^an l^ot" 200 $funb branbenburgifd^er
^cnnige auf ben 3oH iii Sftanffurt a. D. ^toenne an fein enbe, bie
tntt er lebit"«). S)iefe ÜBerweifung, bie fldö attein auf »ertl^olbö SBir!*
famleit afö Pfleger be^iel^en tann, mad^t bereu gfortbauer bid in bie
ifingfte SSergangenl^eit, ja felbfl bid in bie unmittelbare (Segentoart
l^inein l^öd^ft mal^rfd^einlid^. SBir miffen nämlid^ aud bem Vorgänge
Sfriebrid^d bon teilen, baS bie tatfid^Iid^e S^ormunbfd^aft tro^ ber
i^erlömmlid^en ^ünbigteitSerltftrung am Sd^Iuffe bed 18. Seben^ia^red,
tro^ ber eingeforberten Sted^enfd^aftdlegung, leineSmegg afö beenbigt an«
gefel&en toutbe*). |>atte bod^ Äaifcr ßubtoig felber, ate griebrid^ bon
^ei^en am 6. auguft 1329, fünf »ierteljal^e nad^ erlangter Sott-
iöl^rigleit, ben ^einrid^ SReu^ ate SSormunb enttaffen l^atte, ben Sogt
auf bad bringenbfle gebeten, bie $f[egfd^aft über feinen (Sibam menn
itgenb möglidö toeiteraufül^ren**).
9lud§ in 93tanbenburg toirb ein perf^nlic^ed Serl^ftltnid, bad bem
ber SSormunbfd^aft minbeftend fel^r äl^nlid^ toar, smifd^en ben feitl^erigen
Pflegern unb il^rem Sltünbel meiter beftanben l^aben. Sajs fie bad
^mt nid^t in $erfon ausübten, fonbern burd§ SSertreter mal^mel^men
liefen, barf angefid^td il^rer beiberfeitigen toeitgel^enben 3nanf})rud§na]^me
fotoie bed Sllterd iBertl^olbd nid^t tounbemel^men. gfür ben «^enneberger
ift sunäd^ft fein ©ol^n ^ol^ann eingetreten, ©eine ©tettung, bie ftd^
1) ^m Slllg. ditx6)9axf^xr) ju SWünd^cn, gebt. Subcwtg, Rel. Mbs. t. VIII,
e. 8-147.
2) Über biefe 9leotgantfation bet btanbenbutgifd^en itan^lei im ^xüf^»
fommet 1338, ben ^etoottagenben Anteil ^ettl^oIbiS an bem 9Bet!e, bie ^etfön«
Ud^!eit bed neuen ^rotonotatd ogl. $. 8iet@ gtünbüd^e Untetfud^ung.
8) 2)ie ^etlei^ung bur4 ben SV^arlgtafen unb bie Seftätigung bed Jlaifeti^
1884 3lug. 28 Äonftanj, §6. Utfb. V, 86 unb §b. Utfb. II, ©. 14, bonodj
Sfliebel A XXin, 27.
4) »cttl^olb ©(^mibt a. 0. D. ©. 100 ff.
5) @benba 6. 101 f. u. 1829 «ug. 27 ^aoia, ^§üt. ®Du. H. 1, e. 825, Sit. 676.
3*
36 SB. Süllein. [36
&uj3etlid§ afö bie eined Branbenburgtfd^en Sogted legitimierte, mu^ i^m
Sefugniffe getoäl^ l^abeti, bie .betten eined Sanbedbertoefetd ttal^eju gletd^
latnen. Setttt iti bet l^eiüett bänifd^en Xlbrottfolgeftage l^at et pgleid^
ittt Auftrag beS JFaiferd unb bed Worlgtafett tnit fo auSgebel^nten 9}oS«
inad^ten bie SSetl^anblungeti flefül^rt^), ba| feine Sätigleit fogat 3Ax%*
beutungen u^egen ÜBerfc^teitung feiner ^mt$gett)att ausgefegt tt)ar^).
Seit bem ^al^re 1335 l^at 3o]^ann nod^ feinen SSetter ^ermann t)on
$enneberg*9fd^ad§ nod^ fid^ ge)ogen, bet aßbann toeit l^iufiger oon
beiben in ben ntartgrftf lid^en Urlunben aß 3^0^ erf d^eint ^). Sud bem
Umfianbe aber, ba| 3o]^nn gerabe bei tnid^tigeren SBorg&ngen ber
&u|eten ^olitil, toie bei ben SBeri^anblungen mit S&nemarl unb
Stagbeburg in l^erborragenbem 3Stait beteiligt ift^), bfirfen toir tDoffl
ben Sd^IuB jiel^en, ba| il^m bie bi))Iomatifd^en Aufgaben anfielen^ bie
eine gr5|ete 93etoegIid§teit erl^eifd^ten, toSf^xmh fein jfingerer SSetter, ber
ettoa im SUter bed Sranbenburgerd geftanben l^aben mu^, in ber Stotte
bed fftrftlid^en @enoffen unb ^ofmanned fid^ gefiel.
So gut toie ber ^enneberger l^atte aber aud^ ber SBettiner fiber
bad 3cifft 1333 l^inaui^ feine S^ertreter in bem Sanbe, bag ben 9^or«
mfinbem für bie tion il^nen gemad^ten Sludlagen mit einem Seile feinet
Smnal^mequeEen ^inSpflid^tig toar. 9lod^ am 6. 3uni 1332, alfo nur
ein 3a]^r bor bem Ausgang ber gefe^Hd^en Zutel, l^atte Aaifer Subtoig
bem (Srafen ^einrid^ t)on Sd^toar^burg bie ^flegfd^aft über feinen Sol^n,
ben SJtarlgrafen t)on Sranbenburg, übertragen mit ber Wa^gabe, ba|
ber @raf „toäl^renb brci ^al^ren nid&t öerlel^rt tocrben fottte"**). S)a8
lam einer iBeftaSung bid jum 3a]^re 1335 gleid^. 2)a nid^t anjunel^men
ift, ba| ber erften fbrmlid^en SRünbigteitderHärung eine ameite gefolgt
ift, fo toirb man fid^ ben SluSgang ber SSormunbfd^aft in ber SBeife
beuten muffen, ba| bie f))öteren Pfleger au einem toefentlid^en £eile
^fanbinl^aber toaren unb ba^ sugleid^ mit ber Srlebigung il^rer ^anb^
fd^aften il^re Oormunbfd^aftlid^en Sefugniffe erlofd^en.
S)iefe SSermutung toürbe eine Sefiättgung erfal^ren burd^ bie £at»
fad^e, ba^ in ben fpöteren ^al^ren aud^ bie ^erjöge Ctto unb Samim
1) 1334 «pril 6 mxnhex^, »ö^mer, Reg. Imp. @. 355, 9^r. 3355; 1334
3uni 29 eo5!öt)inö, §6. Urlb. n, 11 f.; 1334 3«a 5 ©ajföping, cbenbo @. 12 f.
2) 1334 3ua 26 ©roincbutg, ebenbo ©. 13 f.
3) Hermanns 9'lamc finbct fid^ in ben Seugcnteil^en ber go^te 1335 biö
1387, auerft 9. Sunt 1335, sule^t 6. 3um 1337, im ganacn etwa 26mor.
4) SSgl. au6er ben oben ^nm. 1 genannten 9lad^n)eifen bie Ur!unben oon
1336 aWai 27 «erlin, Sliebel, ©npprementbanb ©. 229, unb 1386 Suni 28
Sölttenbetß, brei Urlunben, ebenba B II, 106 ff.
5) «gl., oben ©. 33 «. 3.
37] ^ie Sormünbet bed äKarfgr. Subioig b. ittieven von fßxanhtnhutq. 37
t)on ^ommem^Stettin in bet Stettung tion SBotmünbetn ffti bett War!«
gtafen t)on 93ranben6uTg ftd^ ftnben. Set Betreffenbe ^inmetd ent|tammt
einer Uttunbe Sta\\tx SubmigS t)on 1338. «m 13. Sugufl biefed ^al^red
betennt ber äBttteföbad^et ben genannten ^er^ögen au Sftantfutt, nid^t
geftatten au motten^ „baS bl^etn unferd fund Submiged matgtafed )e
StanbenbutgeS man fte t)ox und ober bl^ein unfern beg rid^d rtd^tren,
anft)red^ ober Bed^tog umb ben fd^aben, ben ft 69 in genomen l^ben
in ber mard ae Sranbenburg bieloil bi borgefd^rieben unfer floeger nad^
unferm unb bed rtd^d gebot furmunt toarn unferd fund margraf Sub«
toiged unb bed lanbeg a^ Sranbenburg'' ^).
3Ber nur einigermaßen mit ben nad^ ber SSermaltung bon öffent«
Ud^en unb namentlid§ 9leid^dämtem üblid^en Sntlaftungdbriefen bertraut
ift, toitb nid^t berfud^en tooUen, bie l^ier erm&l^nte 93ormunbfd§aft anberd
aU innerl^Ib ber legten 3a]^re bor (Erteilung unferer nr!unbe an«
aufe^en^). Zatfäd^Iid^ bieten bie big a^m Sit^pel^ner Sanbfrieben
(28. 3uni 1333) faft unauf^örlid^ einanber folgenben 3erloflrfniffe, bie
nur bon turaen StiQftänben mit Seftimmungen unaudgeglid^enen 3n]^alt§
unterbrod^en merben, nid^t ben geringften Staum anr Unterbringung einer
fo audgefprod^en frieblid^en SSereinbarung. äBenn t% fflr ben Anfang beS
3a]^re9 1332 biefen ^Infd^ein l^at^), fo {teilt fic^ bod§ bei n&l^erer 9e«
trad^tung l^eraud, baß bie übrigen^ am 7. f^ebruar nod§ nid^t aud«
geffll^rten ^unlte eined burd^ laiferlid^e 93ermitt(ung gefd^loffenen f^riebend
nid^tS meiter afö fold^e (Entfd^ftbigungen betrafen, meldte bie ^ommem«
l^raöge aud il^en älnfprüd^en auf udCermärtifd^e Sanbei^teile bor ber
^nlunft bed ^arlgrafen l^erleiteten. (SS genftgt nämlid^, eine ol^ne 3a]^r
überlieferte unb bidl^er bem 3a^re 1339 augeloiefene Urlaube bem
rid^tigen 3ufammen]^ange bon 1332 einaureil^en^ um fid§ au flberaeugen,
ba| bie aföbann nebeneinanber rüdtenben Stüdte bom 6. unb 7. gfebruar
1332 benfelben @egenftanb bel^anbeln: in bem erften fd^reibt SRarlgraf
Subtoig bem ^arfd^att 93ett]^olbd bon ^enneberg (Sriffo, ba| er bie
Seiool^ner ber Udermart unb bed Sanbed jenfeitd ber Cber aur (Erfüllung
il^rer 9)er))flid^tungen anl^alten foQe, bie fie gegenüber ben ^ommeru'
1) g^tcbel B ra, 62.
2) ^abei tft sujugeben, bafi nod^ toöl^renb bed l^a^re« 1337 bis 1338
i^rieg sioifc^en ^ommem unb bem ü^arfgrafen geführt loorben ift, ber bod^,
nad^ einet ^ei^e ftiebUd^et Salute, nut ben 9(5f((luß bed beftnttioen Stiebend
befc^Ieunigte, ogl. 1388 San. 7 Sd^toebt: »unb aud^ burd^ bed or(oged toiUen, baa
töit (SWarlgtaf Subrotg) f^aitm mit bem ^etaogen t)on ©tct^n*, Slicbel A XIX, 13 ;
unb 1338 Sunt 17: „in recompenBam gratitadiniB nobis (bem &et$og Otto oon
$ommetn) in wena contra marchionem habite", ebenba B II, 122.
3) @o Sitfetmonu, g»?®. IV, @. 104 f.
S8 ^' %üiltxn, SHe ISomünbet bed IRarlgfafen Subioig ufto. [38
l^ftsdflett Otto unb 93aniim bott Stettin eingegangen n^ftten^). 3n ber
ameiten Utiunbe bom folgenben Zage entfd^ulbigt ftd^ Subniig bei ben
genannten ^erjdgen toegen ber bidl^et noc^ nidgt erfolgten ^ludffil^rung
bet latferlid^en Slnorbnungen, beren balbigen SSoE^ug er berl^eift^). 3n
Beiben gfäUen l^anbelt ed fid^ offenbar nm nid^td anbered aU jene SSer«
gfitungen, n)eld§e bie ^er^dge für il^re bor ber Snlunft bed Warlgrafen
geübte @d^u^]^errfd§aft glaubten Beanftirud^en ^n bürfen^). SRit biefer
(irnärung ber big^r nod^ etn^ad bunt(en S9riefe rüdtt bie Wdglid^Ieit
einer t)ontnterfci^en SSomtunbfd^aft ol^ne weiteres unter ben Sit^tiel^ner
^rieben l^erunter^). ^nnerl^alb ber gal^lreid^en in feinem SBerfolg ge-
troffenen Einigungen ift fte red^t gut möglid^, unb eine in Sl^orin felbft
bon ^erjog Samint biefem Alofter geto&^rte S^SBefreiung (1385
9lobeniber) '^) fd^eint boQenbd einen feflen ^Inl^altdpunlt für eine 9ud«
bel^nung pontmerfd^er ^ol^eitSgetoalt auf branbenburgifd^e @ebiete au
bieten. SBann immer atoifd^en 1383 unb 1388 biefe ^flegfd^aft ber
(Sreifenl^er^öge aud§ eingetreten fein mag^ toir tt)erben fie und il^rem
Snl^alt nad^ immer analog ber oben erto&l^nten afö eine SIrt ^fanbfd^aftd«
beft^ borjufteQen l^ben.
Sfaffen toir baS 9lefuttat unferer 93etrad^tung lurg ^ufammen, fo
ergibt fid^, ba| in ben ^[al^ren 1323—1327 Sertl^olb bon ^enneberg
ald aQeiniger SSormunb bed jungen SBitteföbad^erd in ber ^arl n)altete^
tt)ft]^renb ber 3^it feiner 9lbtt)efen]^eit t)robiforifd^ bertreten bon ben @rafen
bon 2inboto. ^it bem @ommer 1827 trat il^m infolge bed aibfd^Iuffed ber
toitteföbad^ « toettinifd^en (hbeinigung SRartgraf griebrid^ bon ^ei|en
3ur @eite; atö il^r gemeinfamer S^ertreter fungierte bon ^uli 1827 bi^
Sluguft 1828 ®raf 93urd^arb bon SRandfelb in ben Carlen. %ad^ bem
turaen Stegiment beS SanbeSabetö bon Sluguft 1828 bis (Snbe 1329
tourbe bie SSormunbfd^aft , bie offiaieU bem ^enneberger unb SBettiner
berBlieb, perfönlid^ burd^ bie bon bieten befteSten Beamten afö $au))t«
leute unb SSögte ausgeübt, unb in biefer Sorm l^at fte bie eigentlid^e
^ünbigteitSettlärung (1888) nod^ um einige ^al^re überbauert.
1) 1332 gebr. 6 granffurt, ^lieber B II, 67.
2) (1832) gebr. 7 granlfurt, cbenba B VI, 62 f.
3) »öl- bie Urfunbe oon 1321 «ug. 24 ^rcnjlau , Sliebel A XXI , 124 f.
4) ®egcn 3i(fermann g»$®. IV, @. 104 f.
5) 9*icbel A XIII, 248.
m.
Hie Halmittet Ittjlbt von 1444.
ein Seittag aut Sefd^id^te gfriebtid^g bed Sifetnen unb
aut @efd^ic^te ber geifllic^en Setid^tSbatleit in ber
Sltatt Sranbenbutg im 15. dal^tl^unbeti
Son
gtartin Siloio*
SBom Umfange unb bon bet iBebeutung ber getfllid^en (Serid^td«
Barteit im 15. Sa^tl^unbett in ber SJlarl SranbenBurg, unb inSBefonbete
bon bem fflt bie Suflänbigleitöabgrenjung jtnifd^en geiftlid^en unb toelt«
lid^en @erid^ten fo bebeutung^boQen mittelmätÜfd^en ^etrentagSreaeffe
bom 3a]^r 1445 l^at iüngft Sruno ^ennig im 7. Äa})itel feiner ^Äird^en«
t)0litt('' gel^anbelt ^). & ift l^ier nid^t ber Ort, biefe forgfftitige unb
bie fämtlid^en bidl^erigen arbeiten auf biefem (Sebiete meit fiberragenbe
Arbeit Iritifd^ 5U tnilrbigen unb il^r (Srgebnig etma nod^ nad^ irgenb
einer Seite l^in audaugeftalten. 9lur in einer ^infid^t foQ l^ier nod^
berfud^t tnerben^ ^ennigS S)arfteIIung 5u ergänjen. ®änaltd§ unerörtert
gelaffen l^at ^ennig ndmlid^ (freilid^ ber gefamten ' Senbenj feiner
Arbeit entf)?red^enb^ bie nur ber ^ol^enaoUem Aird§en))oIitiI bem $apfte
gegenüber unb ingbefonberc bie ^jäpfHid^en ^ribilegien be8 Sal^reS 1447,
nid^t aber innerbranbenburgifd^e SSerl^ältniffe ate fold^e aum @egenftanbe
]^at) einen ber attererbittertflen Äämpfe, bie in ber 5Dlar! megen ber
1) Sgl. Sntno Mennig, 2)ie Jlitd^enpoUti! ber Alteren ipol^enaoUern in ber
Wtixtf 8ranben6urg unb bie päoftltd^en $rit)i(egien bed Sa^red 1447; ßeipsig
Rundet unb ^umblot 1906, (Seröffentlid^ung bed SSerein^ für bie ©efc^i^te
ber SRarf Sranbenburg); namentlich bad 7. RapiUU ^eiftlid^e ^erid^tdbarleit
e. 180—207 unb beffen 1. Hbfd^nitt: Siegelung ber geiftlid^en ®eri(^tdbar!eit
in ben inneren SanbeiSteilen.
40 Tlatün mom. [40
geiftltd^en @erici§tö6atfeit audgefod^ten lootben, o6fci§on biefer ben Don
^ennig gef (Gilberten Steigniffen unmittelbar botl^ergegangen; einen
9(organg, ber mit für bie @efci§ici§te ber geiftlid^en (Sertd^tdbatleit in
ber SRart Stanbenburg unb für bie @efc^ici§te ber fte betreffenben
Sanbedgefe^gebung tion ber allergrößten Sebeutung )u fein fd^eint, ber
jeboc^ eine eingel^enbere Sel^anblung meinet äBiffend noci§ nirgenbd erfal^ren
^at, unb bem bedl^alb bie folgenben S^iUn gelten follen.
(£g ift und eine fel^r intereffante Urlunbe Dom 3a]^re 1444 erl^alten,
bie naci§ bem im 9eft|e ber gfamilie tion SBinterfelb beftublid^en Originale ^)
gtiebel fd^on 1838 im erften Sanbe feinet Sobec^) unb naci§ il^m 1858
aum anberen SRale Submig @uftat) t)on SBinterfelb im erflen Sanbe
feiner (Sefd^id^te bed (Sefd^led^td tion SBinterfelb^) abgebrudEt l^at. Sliebel
beaeid^net biefe Urlunbe in bem älegefte atö „Urfel^be ^eine SBinterfelb^
unb Sfriebrid&ö Sli^ing" — fo 1 — «toegen il^rer mit ber Stabt ^erleberg
gefftl^rten Sfel^be, toorin bie SBinterfelbdburg jerftdrt mürbe t). 3.
1444'' ^) unb aU „Vix]ef^ht" l^at bie Urtunbe bi^l^er aud^ überall gegolten,
äliebeld 3n]^ltdangabe ift jebod^ unautreffenb. 2)ie befd^toorene Ur«
fel^be felbft ift und in ber erl^altenen Urtunbe nid^t überliefert. 2)iefe
Urfunbe ftellt ftd§ t^ielmel^r afö bie Seurlunbung ameier felbftänbiger,
mit ber eigentlid^en Urfel^be nur in lofem 3ufammenl^ange ftel^enber
SJorgänge bar. 3n il^rem erften Zeile fd^toört ^e^ne b. SBinterfelb
(nad^bem er ben Hergang ber im folgenben nod^ näl^er au bef))red^enben
^el^be eraäl^lt unb angegeben l^at, er fei nunmel^r^ bani ber Vermittlung
feiner „greunbe", toieber in ^freil^eit, nad&bem er ber Stabt Urfel^be ge«
fd^tooren), bem Äurfürften griebrid§, er motte ben bon il^m befd^toorenen
Sfrieben feft unb unberbrüd^lid^ l^alten. 3m a^oeiten £eile ber Urlunbe
geben einige ^riegni^er älblige ald ,,mebelot)er'' ^e^ne SBinterfelbd unb
Sfriebrid^ Sli^ingd bad nömlid^e 3}erf))red^en ah. Sie eigentlid^e Ur«
fel^be mar, mie in ber Urlunbe felbft beutlid^ gefagt mirb*^), fd&on bor«
l^er befd^moren unb ift mol^l nur ber @tabt ^erleberg ald ber Urlunbd«
1) SSgl. ;i^ubn)ig @uftat> v. äßinterfelb, @efc^id^te bed ^efc^lec^t^ o. SBinter»
fclb, 33b. 1, 2)amcrou) 1858, '^ote 70 am @nbe be« SanbeS.
2) S'liebel, Codex DipiomaticQs Brandenburgensis, A I, @. 188/89.
3) a. a. D., 33b. 1, ©. 323—325.
4) Sfliebcl a. a. D., A I, ©. 188.
5) „@o l^ebben to^ etgnanten l^et^ne tointetoelt unbe frebert! clt^^ingf
t)Ot ben @rfamen butgermeftem unbe 9labmanne bet gnanten @tab petlebetge
. . . gestoaten unbe gelatoet up b^ l^Ugen, laoen 109 unbe sn>eten iegentoatbic^
in ctaft beffig brioed beme botc^luftigen l^oc^gebom futfien unbe leeren $em
e^rebeti! margraoen to btanbenborc^^ ufto. {iitittt na(( 9liebel, A I, @. 189.)
41] ^ie ^arminer g^be von 1444. 41
tnterejfentin audgefetttgt loorben. @ie mug aU Detloren gelten. 2)te
t)orettoä]^nte und erl^altene Urfunbe bagegen, bte t^on ber gefc^tootenen
Utfel^be aß einet bereite t)oUenbeten Zatfad^e ]pxiä^i unb toie eine %rt
^rototoU t)on bem (Sibe l^anbett, ben ^e^ne o. SBinterfelb unb feine
„mthüot)tt" naäi gefd^toorener Utfe^be bem Aurfütften gefd^tooten l^aben,
ift n^ol^l nici§t für bie @tabt $etleberg, fonbem für ben SUttet ^e^ne
t). äBintetfelb audgefettigt morben, beffen gamilie bie Utiunbe ja nod^
im 19. 3a]^r]^unbett 6efa§; unb atoat mol^I tion bet futfürflUd^en
flanalei; t^ieUeid^t im %nfd^Iu§ an eine erneute Selel^nung beS SlitterS
^e^ne t). SBinterfelb burci§ ben jhtrfürflen, nad^bem il^n biefer auf
@runb bed audtoetdlid^ ber Urlunbe il^m gefd^toorenen (Sibed mieber in
(Bnaben aufgenommen l^atte. Sied toirb im folgenben nod^ genauer ju
ertoeifen fein.
%uf ben mutma§lid§en 3uf<^<n^^n^<^ng biefer Urlunbe mit ber
(S(efe^ge6ung bed 3a]^red 1445 l^at fdgon Btbi^tl^) l^ingetoiefen. 2)od^
]^t biefe Urlunbe tro^bem^ fotoeit id^ fel^e, in leiner ber äCrbeiten, bie
feitbem erfd^ienen finb unb fld^ mit ber geiftlidgen ®erid^tdbarleit in ber
SRart befaffen, bie il^r gebül^renbe Sead^tung gefunben^). ^ennig
ertoöl^nt fie in feiner eingangs genannten, audfül^rlid^en SarfteUung ber
geiftlid^en @erid§td6arleit^) ü&er]^au))t nid§t. S)ad tourbe für mid^ ber
Snlag )ur Sbfaffung ber folgenben S^iltn.
(£g fei mir t)erftattet, a^näd^ft bie rein tatfäd^Iid^en SBorgänge Iura
au fd^ilbem.
^c^ne t). SBinterfelb, ein märlifd§er SRitter, l^atte einen Sürger ber
@tabt ^erleberg, ber ^interfaffen be8 9litterd tior ein geiftlid^eS @erid^t
l^atte laben tooUen, mi^l^anbelt unb ausgeraubt. Sie ^erleberger aogen
bedl^alb gegen ben Stitter au Sfelbe, belagerten il^n^ ftürmten bie Surg^
in bie er fid§ getoorfen, nal^men il^n felbft gefangen unb fül^rten il^
nad§ ^crleberg, too er längere ä^it in 2urm unb StodE öcrblieb.
S)iefer in ber ermäl^nten Urlunbe auSfül^rlid^ gefd^ilberte @ad^«
t)txf^alt ift nid^t nur ein t4))ifd^ed 93eif))iel für bie ,,mangerleie ttD^brad^t^
fd^ell, bebingl^e unb clagl^en'', bie nad§ ben (SingangStDorten bed Sanb'
1) 6t5(ae(r 9ranben6urg»$teuBeng 9lec^tdt)etn)a(tung unb 9lec^töDetfaffung,
«b. 1, »crrin 1888, ©. 70.
2) »gl. ^riebatfc^, «^eiftrid^e ©etic^tgbatfeit" in feinet ältiilettet^e : ^@taat
unb Jlitc^e in bet 3Watf ötanbcnbutg", in bet 3«itfd5ltift füt Ättdjcngcfd^ic^te,
S9b. 20(1900), @. 348—856; ^ol^e, ©efc^id^te beg ^ammetgetic^td in SStanbenbutg«
^tcujen, etftet a;eil (1890), @. 100—103; «otn^af, ?5teu6if(^e ©taatä* unb
Slec^tSgefc^ic^te (1903) ©. 26—27.
3) ^ennig, a. a. D. @. 134—154.
42 aRartin <3i(on). [42
tagStegeffed Don 1445 ^) fd^on fett bed etften gftiebrici^d 3^^^^^ stotfd^en
ben $tälaten, ^enen unb Stäbten loegen bet geifUid^en (Beric^tSbarleit
beftanben ; fonbern et ift lool^I aud^ bet unmittelbate %nla§ getoef en füt
bie gefe^Ud^e Siegelung bet $au))tßtett))unlte auf beut mittelmftttifd^en
Sanbtage tion 1445 einetfeitS unb butd^ bte ettoa gleid^^eitige Slbtebe
fiftiebtic^d n. mit ben Stftnben bet SItmatt anbetetfeitd, beten et in
einet Utiunbe bon 1460 gebeult*); ja e8 ifl bet Salmtnet ^anbel
bieUeid^t füt gtiebtid^ II. aud§ mit ein ^autit&emeggtunb getoefen, bie
))ä))fUid^en ^tibilegien bon 1447 nad^^ufud^en, butd^ bie infolge bet
Siedete, bie bet SanbeSfütft teild auf Aoften bet lanbeSftemben in bet
3RatI 3utidbiftion übenben Sifd^dfe, teitö ouf Ao^en bet Sanbed-
bifd§5fe bom $apfte etlangt l^atte, bet ®tunb gelegt, mutbe )ut gefamten
meiteten Sntti)idEIung bet btanbenbutgifd^en lanbeSfütftlid^en @etid§tS«
l^enlid^teit.
9luf ben maggeblid^en (Einfluß, ben auf gftiebtid^d U. Aitd^en|)oIitiI
unb inSbefonbete tod^l aud§ auf bie lanbedffttfUid^e Sanbtagdbotlage
t)on 1445 bet 1444 in gtiebtid^g II. 3)ienfte gettetene®) floatete Äanatet
unb Sifd^of gftiebtid^ Seffelmann gel^abt l^aben b&tfte, ift beteitS t)on
Stdl^el^) l^ingetoiefen tootben. (Sd etübtigt fid^ ballet l^iet ein noc^*
maliget ^intoeiS auf biefe £atfad§e, aumal ba bal^ingefleUt bleiben mu§,
ob @effelmann aud§ bei ben SSetl^anblungen mitgetoitit l^at, beten
(Stgebnid in bet l^iet in iRebe ftel^enben Utiunbe bon 1444 niebetgelegt
tootben ifl. SRdglid^ toäte ed fteilid§, ba§ @effelmann aud^ fd^on
gelegenttid^ bet ^etlebetget SSetl^anblungen bom ^äta 1444 ^) ben Aut«
fütften betaten l^at, e t w e i d ( i d§ abet bütf te eine SRitatbeit Seffelmann^
an il^nen nid§t fein. SBieQeid^t »eilte et aut 3^ii ^^^ Sbfaffung bet
l^iet bel^anbelten Utiunbe übetl^aupt nod^ gat nid§t am ^ofe ^tiebtid^d II.
9lad§toeidbat ifl et in Stanbenbutg iebenfaüd etft im 3uni 1444^).
1) 3itiert nac^ bem Originale beS Sanbtag^tejeffeg t)on 1445, bag ftc^
im ©el^eimen ©taatdatc^toe au SSetlin Befinbet (Ecclesiastica generalia I),
beffen ^enu^ung mit gütigft geftattet würbe. @tölae(, a. a. 0. @. 69 zitiert
nid^t na(5 bem Originale, fonbem nac§ aJJ^KuS, CCM I, 2l6t. 1, ©palte 8.
2) Äiebel A XVI, ©. 89.
8) iSg(. @. 9B. 2Bol^(Brü(f , ©efc^id^te beS el^emarigen 8idtum§ SebuS unb
be8 Sanbc« biefcä ««ol^meng, II. a;eir, ©. 153; bliebet B IV, ©. 889 unb 840
(Urlunben vom 9. 3uni 1444).
4) ©tölael, 0. 0. 0. 93b. I, ©. 64 unb 68.
5) ^ie fc^on me^rfac^ enoö^nte Urlunbe ift t)om 22. SD^är} 1444 (Sonntag
Sätare). 9$gl. Refftet, SJ^ronologifc^ed 9legifter ju 9lieberd Codex Dipl. Brand.
«b. 2, ©. 186.
6) $g(. 9{ote 8 auf biefer ©eite unb bie bort zitierten Urhtnben.
43] ^ie ^alminer %e^he ton 1444. 4g
Sod^ ed foU nun aunöd^ft etft einmal t^om 3n]^tte bet Urlunbe
felbft l^iet nöl^et bie Siebe fein:
3n Salmin ^), einem Ileinen Ovit in bet SBeftf^tiegnt^, Ie6te im
Saläre 1444 bet 3litter ^e^ne t). JBBintetfelb, einem alten branben«
butgifd^en Slbeßgefc^lec^te entf))Toffen. SBie bie meiflen feinet Stanbed«
genoffen au bamaltget 3^it toat er mol^l nur f))ätlid6 mit (Blüddgütetn
flefeflnet — befanben flc^ bod§ in bem einen ®otfe ©atmin btei Slittef
Pi<^*) — ö*f^ tto^bem getoiß feine« Sejt^eS bon ^eraen fro)^ unb toit
aHe ^tieflni^et bamalijer ^txi ein toaderer ^aubegen®). SBenn bet
^e^ne SBintetfelb ber l^iet in gftage fommenben Uttunbe t)on 1444
ibentifd^ ift mit bem ^intit SBintetfelb einet Utiunbe bon 1423^ bie
S. @. t>. SBintetfelb a. a. £). )99b. 3 @. 166 abbtudCt, — leitetet glaubt
an bie 3bentitöt bet beiben $etfonen — fo muß et in ben Äteifen beS
$tiegni|et %hd^ ein getoiffed Slnfel^en genoffen l^ben. Senn afö im
Slptil 1422 au Senaen fid§ eine gtögete 3^^^ bon $tiegni|et Cbelleuten
betfammelt l^atte, um auf eigene gfauft in (Sttt)ibetung a<i^Iteici§et feinb«
lid^et Sinfäüe in bie SRatI einen Slaubaug in« ^etaogtum Sauenbutg
unb gegen bie ^nfeftäbte ^mbutg, Sünebutg unb S&bed a^ untet*
nel^men, ba toftl^Iten fle „^intic SBintetbelt" a« tl^tem „^oMmann" unb
audö in bet Utfel^be, bie ,,$intic SBintetbelt" ein Sal^t fjjötet, am
26. 9lptil 1423 ben ^etaögen bon Sauenbutg unb ben Stöten bet btei
bOTgenannten Stftbte fd^toött, nad^bem et in (Sefangenfc^aft getaten^ be«
aetd^net et ftdg audbtüdElid^ afö ,,]^obetmann'' bet Wätlet^). Ob fid^
bet Salminet bittet im Sefi^e bet niebeten @etid^tdbatteit befunben.
1) SBol^I irrtümlich nennt etölgel a. a. D. «b. 1 , ©. 67 ben in ber
Driginalurfunbe „haltttir^n" genannten Ort „Helmen". C^inen Ort folc^en
yiamen^ gibt ed nac^ fflenmann^ Drtd(e£ifon beg ^eutfc^en Sieid^ed l^eute nic^t
me^r unb f^at il^n n)o^( auc^ ntc^t gegeben; bagegen gibt ed ein Palmin noc^
l^eutigen Sage« in ber ^riegni^.
2) SSgl. 2. ®. 0. aQBintcrfeIb«2)ameron) a. a. D. »b. 1, @. 279. 2)a6 ftc§ in
ben 9eft4 einer Drtfc^aft mehrere ritterbürtige Familien teilten, mar t)or Seiten
in ber fOlatt feine ©eltenl^eft. S3g(. f^ontane, SBanberungen burd^ bie SD^arf
«ronbenburg, 3. Slufl. 1875, »b. 1, @. 1 (aOBuftrau); »b. 1, @. 295 (aOBar^on));
«b. 1, ©. 408 (©an^er); »b. 1, @. 429 (Ären^Iin) u. 0. m.
3) ä$g(. ^riebatfd^. Xie ^ol^enaoaern vnb bie 6töbte ber 9Rar! im 15. Sal^r-
^unbert (1892) @. 207. Sgl. ouc^ 9liebel A I, @. 290, n)0 fogar oon einem
S3if(iofc »on ^ooelberg, SBebego t)on ^utli^ 1460—^7 eraä^lt »irb, er fei .^ein
tapferer @o(bat' unb friegerifc^en Unternel^mungen nic^t abl^olb gewefen, unb
l^abe mit eigener $anb Drtfd^aften, ja fogar ^ird^en an^jünbet, mit ber treff«
liefen Segtünbung, ^if !onn fe wcbber fonfefreren, wenn fc oioleret ftnb*.
4) «g(. S. ®. 0. gOöinterfelb a. a. D. «b. 3, 6. 165/166.
44 Ttaxün @i(oia [44
bte fd^on )U bamaliger SAt Dielfac^ in geringen @ad^en bem Sanbabel
auftanb ^), muB bal^ngefleHt bleiben, übetliefert ifl ed und nid^t, wal^t«
fd^einlic^ aSerbingd in l^ol^em (Brabe^).
3u feinem @efinbe ober )u feiner Sorffd^aft gel^drten Seute, bie
mit einem Sudmftrtigen in ^rogeffen lagen ^). Slter beutfd^er fUtä^i^
anfd^auung ifiiit ed nun entf))roc^en, toenn ber AIAger am SBol^norte
ber SeUagten^) fein Kec^t )u erlangen gefud^t l^fttte, oorliegenbenfaUd
alfo in 2)almin. SHe Salminer iior bad für fte auft&nbige toeltlic^e
iSerid^t au lanbeSflblid^em ^ro^effe boraulaben, erfc^ien jiebod^ im gegebenen
gfaUe aus (SSrünben, bie fid^ unferer Aenntnid entaiel^en, bem Jttäger
nid^t ratfam. Ott rief nac^ einer ba^umal nid^t feltenen, obfd^on aum
£eil aud^ fd^on bamatö in Satentreifen fel^r toenig gebilligten^) ®e«
1) $g(. Sorn^af a. a. O. 6. 43 ff.
2) 3luc^ fftizhel A U, @. 254 nimmt an, ^e^ne o. äBinterfelb ^abe fic^ im
^efi^e ber ®eri(^td6at!eit über Palmin befunben.
3) ^it wem ifi unbe!annt. (Sd Hegt aber no^e, ju vermuten, bag eg ein
Saie gen)efen. ^enn eined @eiftUc^en £abung oor geiftttc^ed ©eri^t l^ätte in
bem ^riegni^er 9iitter iDO^l nic^t fo großen UmoiUen erregt, loie bie Sabung
beS iMägerS im gegenioArtigen Salle; »urben bo^ Stla^m, in benen fte iMäger
waren, von hm ©eiftUc^en bamatd ganj allgemein beim geiftlic^en ©eric^t an*
l^öngig gemacht (^ennig, itir((enpoIiti! @. 133), o^ne ba6 in fo(((em f^Ue je
oon einem Saien bie 3nftänbig!eit bed geiftlic^en (^tidfii befhitten toorben
märe. — ^ielleid^t toar ber Jttäger in jenem ^alminer ^rojeffe Don 1444 ein
^erleberger SSürger, oieUeic^t fogar ber in ber Urfunbe benannte ftberbringer
ber Sabebriefe $ang ^uiotenberg felbft. 9Rögli(4 ift burc^aud beibed unb f>i^ ju
gewiffem @rabe fogar toal^rfc^einlic^ bei bem (Sifer, ben bie $erleberger an ben
i:ag gelegt l^aben.
4) ^er „antioerber', toie ber Sanbtagdreseg von 1445 fic^ au§brü(!t. (S(nc^
l^eutigen ^ageg noc^ ^oeranttoortet' man ^c^ oor @erid^t unb toirb aufgeforbert,
9lebe unb välntwort" ju fielen. Unb aud^ in S^oilfac^en fennen »ir ben S(ud«
brucf ir^tagebeantmortung" noc^ ^eute, nur bad ^fubftantioifc^e ber „^nimotiet"
im @inne oon ber „^eftagte^ ift unS verloren gegangen.)
5) S^gl. bad @ebot baä f^iebric^ I. 1413 unter 3naie^ung ber 3iatmannen,
^iergemerle unb ©emeinen Sürgerfc^aft für SerUn erlieg (bei f^ibicin, ^iftorifc^«
biplomatif(4e Seitröge aur ©efc^ic^te ber @tabt Berlin, 8b. 2, @. 331), analog
ber ^Sorfd^rift ha berliner etabtbuc^eS (Sc^öffenred^t, E. 9^ac^trag § 4, dlau^^
wi^fc^e S(u$gabe @. 170): „äBat bi toerlife ric^ter richtet, bat en berf man oor
ben geiftlÜen ric^ter nic^t trugen, g>en um etlife fafe: ofte ^manb oorfc^ulbe
in e^ner bat bannet unb ooroeftungl^e, bie mufte ben geiftlifen unb toerlifen
ric^ter betem, unb ben ^enen oonoalbigen bute geuen' (auc^ § 29 unb 30
ebenba finb m oergleid^en), unb ogl. femer ben ®rlag ber @tabt ©al^toebel oom
Saläre 1480 bei Slicbel A XIV, 6. 390 unb ben (Srlag ber ^andüe o. 2lloeng*
leben oom Sa^re 1497 für il^re ©eric^tdeingefeffenen hzi fHiehti A XVII,
©. 191.
45] ^^e 2)a(minet S^be oon 1444. 45
tool^nl^eit bad geifUid^e (Setid^t an, toal^rfd^etnltd^ ben $to6fl ober
Cf^ial ber $at)eI6erget S)i5gefe. Senn btefer toar bet f&t bte ^egm|
dttltd^ auftftnbige geißlid^e Uiä^ttx. S)od^ iß ed aud^ ebenfotool^I möglid^,
bag eS ein Su^^btttiondgeifUid^et einer anbeten Sid^efe getoefen, ben
bet Aläget angetufen Jfat
Set geiftlid^e Slid^tet toetgette fid^ iebenfaUS ntd^t, bem Aläger
,,ßabebtiefe" an bie Sellagten a» geben. ®enn eg l^ettfd^te bamaß in
bet Aird^e bie £enbena, bie S^f^^nbigteit bet geiftlid^en @etid^te auf
aUe nut etbenllid^en Sled^tögebiete au^aubel^nen. )8ot aUem in Sd^ulb«
fad^en f))tad^en bie geiftlidgen (Setid^te bielfac^ im toeiteften Umfange
Siedet. 9lid§t nut, bag fie olle ^toaeffe an fid§ aogen, bie mit 3^^nten
unb Slenten itgenb au tun l^atten, obet too e8 ftd^ um (Eibe afö Setoeid«
mittel l^anbelte^ obet too bad SBotl^anbenfetn obet bet ^nl^alt Don
Xeftamenten ftteitig toat (bie fogen. cansae ecclesiasticae spiritoaUba»
connexae im ®egenfa^ a^ ben feit SUtetd l^et Ktc^Iid^et 9led§tfpted^ung
untetliegenben cansae mere spiritoales, a^ benen a* 93. CFl^efa^en,
^attonatdfac^en, gett)iffe @ttaffad^en unb getftUd^e Sel^nSfad^en gel^ötten).
$lud^ in allen anbeten Si^il^^^^^f^^^i^S'^^ten tonnten fie il^te 3u'
ftönbigteit au begtünben, einmal inbem fie bem fliäget an bie ^anb
gaben, ftd^ batauf au berufen, bad meltlidge @etid^t l^abe il^m fein Sted^t
t)ettoeigett ober beraögere ben @pmd§. Sann aber aud^, inbem fie be«
]^au})teten, fraft einer Aonftitution beg Aaiferd Jtonftantin ein Siedet
au l^ben, alle Parteien au einer 3lrt Sd^tebd« ober S&l^neberfal^ren tior
il^ren geiftlid^en SHd^terftul^I au laben. Snblid^ inbem fie erllärten,
fraft göttlid^en ^luftraged in aUen ben @ad§en auftänbig au fein, mo
personae miserabiles, ^rme, äBittoen unb äBaifen bie @erid§te an«
tiefen ^).
Sie 9lot ber 3^^^^", bie aunel^menbe Sd^toäd^e ber meUUc^en
(SeU^alten unb bie mannigfad^en SBorteile, bie bad geiftlid^e @erid^t^
tietfal^ten aß fold^eg bot, lamen biefet 2:enbena bet geiftlid^en ®etid§t^
l^etten aufd glüdUid^fte entgegen. 9Bie oft toax in jenem ^al^tl^unbette
bed gfauftted^t«, bet 3laffcn* unb bet Sünblerhriege, too aHer Orten bie
tt)eltlid§en (Serid^tS^erren offene unb l^eimlid^e gfeinbe belauerten, ein
tt)eltlid§er @erid§tSl^err au|er Staube, feinem @pmd§e ^Infel^en unb
(Seltung au t)erfd§affen, SSoüftredEbarleit unb Surd^fül^rung au fidlem!
Sa t)erfügten bie geift(id^en (Setoaltl^aber unb il^re Organe in 9ld§t unb
1) ^eaüfili(4 ber (Stn^el^eiten og(. man bte Sel^rMd^ bed JHtd^ented^tS
von ^rant @. 215/216 unb 9iic^ter«S)ooe'ita]^l @. 750—753, wo ouc^ bie ein«
fc^I&gigen Stellen beg Corpus Juris Canonici aiiiert finb.
46 TlaxÜn ®i(om. [46
Sann Aber gan) anbete unb haft bet Sßelt^ettfd^aft Slomd aUertoftttS
«effttd^tete 9RttteI, um il^ten Sefel^Ien au SSirlfamleit unb Ked^tölraft
gu \)et]^elfen. Sd^toetf&ttiö toat ju bem nad^ formen unb gfrijlen*)
unb bem fld§ getabe bamald ftatt manbeinben SBirtfd^aftdleben oft nut
Ttotbflrfttg entfpted^enb baS alte l^etmifd^e fäd^flfd^e Sauem« unb floloniften«
ted^t. Sagegen tannte ber geiftlid^e dlidgter, beffen Siedet t)om Sßelt«
redete bed gtaeco*itaIifd^en Srnpetiumd ftatt beeinflußt unb ba^u im
lom&atbifd^en £)&eritalien unb anbemärtS bem SBerlel^rSbebürfniffe t^on
iBemeinmefen ange))a6t unb angeglid^en morben n)ar, in bereu Rauben
bamafö, fd^on )ufolge il^tet jentralen Sage in ber bamaltgen betannten
Sßelt, faft ber gefamte Raubet bed Sbenblanbed lag, fd^neUere, form«
freiere SJerfal^rengarten, einem fliägcr au feinem Siedete au öerl^clfen.
& l^atte ber (EinHang toeltUd^er unb l^ierard^ifd^er 3ntereffen in jener
3eit tird^Iid^er %Qgett)aIt auf allen @e&ieten bed öffentlid^en Sebend an
t^ielen Orten unb nid§t aule^t aud^ in ber fam))fburd§to&ten, ftarler flaat«
lid^er S^utralgemalt lange enttoül^nten ^arl Sranbenburg bal^in geführt,
baß bie geifUid^en @erid§te aud^ in @ad§en angerufen mürben, bie mit
getfllid^en Singen an fid^ aud^ nid^t bad minbefte au tun l^atten. 2)ad
^eiftlid^e Sd^toert nal^m au an Wad^t auf Aoften bed toeltltd^en @d§merted^
um in bem Silbe au reben, bad jenen 3^iten geläufig toar, unb bad aud^
im @ad§fenf))iegel unb in ben märlifd^en Sted^tSqueQen jener ^tii U)ieDer»
leiert*). Sergeblid^ miebcrftrebtcn bicfer Wad§tOerfd^iebung öon 3cit au 3^^^
frafttioQe auf bie SRel^tung il^reg Slnfel^enS unb il^rer 9Rad§t bebad^te
toetttid^e @ctt)aUen ®). Sl^re (grlaff e l^atten feinen ober menigftenS leinen
nad^l^altigen (Srfolg. (Sin Umfd^toung trat für einen Seil ber märfifd^en
IBanbe erfi ein, nad^bem griebrid^ 11. in 9lom bie Privilegien tjon 1447
tmixti l^atte, oon benen baS mel^rfad^ ertoäl^nte ^ennigfd^e Sud^ l^anbelt.
^ber nod^ big in bie Sleformationda^it l^inein ]pxaä)tn, toit fajt im ge*
jamten übrigen ^Ibenblanbe^ fo aud^ in Seilen ber 3Rart Sranbenburg
bie geiftlid§en @erid§te aud^ in rein tt)eltlid§en Singen gana in ber alten
Sßeife 9ted§t, aUen l^iergegen anläm))fenben Verfügungen unb Verein-
barungen ber gfürften unb ber ^errentage, \a felbft ))ä))ftlid^en ^itiilegien
iura £ro^. (Srft 1546, alfo über ein ^al^rl^unbert f)>äter, nad^bem
inaU)ifd^en bie Sieformation in ber SRart burd^geffll^rt toorben unb bad
1) ©tötjel a. 0. D. »b. 1, ©. 68.
2) SSgt. ©fp. Sanbrcc^t I, 1, unb j. ö. baS berliner ©tabtbut^, ©c^öffcn*
red^t @in(ettund § 1 ^Bf. 2 unb § 7 9lBf. 1 (^laugtoi^ 6. 95 unb 99).
8) ©0 bie ©tabt »erlin 1413, bie ©tabt ©ariwcbcl 1480, bie %am\lk
0. ^(oenSleBen 1497. Sgl. 3lote 5 ©. 44 biefet SCrbeit unb bie bort zitierten
tltfunben.
47] ^ie ^adniner ge^be oon 1444. 47
alte ^itfel^en bed ^at)el£erget Sifd^ofed fel^t gefunlen toar, fd^toanb
in bet $riegni| auc^ bte langgeübte geiftlid^e ®etid§ts6arlett unb ed trat
baS 93ebütf nid nadg einem !utf ütftlid^en Sanbgerid^te sutage. (Erfl 1 546
toatb ein tutfürftlid^eS Sanbgettd^t für bie ^xiegni^ g^<^aff^n^ toie eS
in bet (Setid^tdotbnung, bie bet SBtaetanalet ^ol^onn äBeinleb füt bied
(Setid^t im nämlid^en Salute erlieg^ beaetd^nenb l^eigt^): ,,aUeine bet
fd^ulbe unb geringen fad^en unb S^ecution l^alben, inn bem ^auetdbold
uffm ßanbe", . . . ,,S)amit bie, fo toiebct bie $auetn fd^ulbe unb anbete
geringe aufptud^ l^etten, 3m aBgang bet geijllid^en 3utig»
biction, ba fut bormatö folc^e fad^en befd^eiben morben, $lud§ tontten
SRed^t unb ßjecution erlangen*)."
1443/1444 ftanb iebenfaUS bie grißlid^e @erid§tdbarleit in @d^ulb-
unb anberen geringen Sad^en ber Säuern in ber $riegni^, bem Seile
ber ViaA, mo baut ber gfel^beluft ber 9lad§6am unb (Singefeffenen bie
unfld^erflen g^fiänbe l^ertfd§ten*), anbetctfeitS bet mäd^tigftc ber brei
btanbenburgifd&en 2anbe8bifd§öfe refibierte*), nod^ in botter Slüte. So
mar ed gemig aud^ nid^td ^ugetgewöl^nlid^ed, ba| bet ^toje^gegnet bet
Salminet Sauetn biefe in rein meltlid^er @ad§e bor ein geifUid^eS
(Serid^t lub.
Sie Sabebriefe überbrachte nad^ bem 93taud^e jener 3^it Me ein
aUgemeingüItig geregelte^ ^^ft^I^ungdmefen, toie toir ed l^eute l^aben, noc^
nidgt lannte^ ein ^etlebetget Bürger, ^and ^umtenberg gel^eigen.
SBielleid^t toar ed ber flläger felbfl, bieOeid^t nur ein gegen ober ol^ne
Sntgelt bom geiftlid^en Slii^ter ober bom A(äger im gaOe bamit 93e«
trautet. 9Bit toiffen eg nid§t (Sine äCmtdpetfon fd^eint bet Sote jebod^
nid^t getoefen )u fein. SBenigftend finb ^n^eidgen bafür, ba§ mit ed
mit einem betufdmägigen 3u{^^I^U"&^^^^^^^/ ^'^^ ^inem Iutfütßlid§en
Sanbteitet obet einem ftftbtifd§en gtol^nboten im botlicgenben gfatte au
tun gel^abt l^aben, nid^t gegeben. Sudg gel^örte jum 3uftänbigteitglreife
biefer ,,gefd§morenen Soten"' ber toeltlid^en (SttoalUn gar ntc^t bie 3ufteIIung
bonSabungen ber geiftlid^en @erid§td]^erren. SBir toerben in ^and ^utotenberg
1) Jliebel A I, 213.
2) äBotte aug ber ^riegnitet Sanbgerid^t^orbnung oon 1546; 9ltebel
A I, 213.
3) SSgl. $riebatf(4, 2)ie ^ol^ensoaem unb bie 6täbte ber 9Rarf im 15. ^al^r«
l^unbert @. 206—217 ben @£!utd: 2)ag 9laubn)efen in ber 3Jlatl, namentlich
©. 207—209.
4) »gl. Mennig, Jlirc^en)U)Iiti! @. 90 uub äJ^nlicg ^ennig, ^^utfürft
griebric^ n. unb baS SBunberbtut au SBirsnad* in ob. 19 ber gorfc^ungen inv
»ranbenburgifc^en unb ^reuBifd^en ®efc§ic§te (2. ^albbanb @. 79 beju). 397).
48 aRartin moxo. [48
alfo tool^l nur einen ,,geIorcncn" S5oten, eine nur im einzelnen gatte für
bte 9led^td))flege in Xätigleit getretene $erfon au er&Iiden l^aben^).
& mag bal^ingefteUt bleiben, ob aud bed Soten SRunbe ober bon
toem fonji, in jenen Stittn, ba eg getoiß in ber SDlarl noci§ ganje 3)orf«
fd^aften bon ^nalpl^abeten gab, bie Salminer bom ^nl^alte ber ,,Sabe«
briefe" ÄenntniS erlangten, lim toaS e8 fld^ l^anbelte, wirb il^nen
jebenfalld belannt gen)efen fein; ebenfo befannt toie ber (Sang eined
geiftlid^en @erid^tg' unb S^efutiondtierfal^rend.
gieren Sotn muß bie il^rer SWeinuug naci§ unauWfpge Sabung im
l^öd^ften (Srabe erregt l^aben. ^c^ne tjon JKHnterfctb unb eine ganje
Sleil^e oon ^mebel^ulpem" — barunter wol^I aud^ ber bereits ertoäl^nte
griebrid^ bon Äli^ing — ergriffen ben 93oten — toxt ^e^ne bon SBinter«
felb in ber mit il^m barüber f))äter aufgenommenen SSerl^anblung, bem
erften Seile ber eingangs txto&^nUn Urlunbe belennen mu§: ,,met julf
redete", — jogen il^n „nafct ut", ,,g]^c^fclben" il^n „met bertjen flridten
unbe n^men em f^ne Äleber unbe toag l^e tjurber mcer l^abbe"*). (Kn
felbft für jene Qüi unb jenes Sanb bod§ ettoaS gar ju fummarifd^eS
SBerfal^ren.
Denn mit epifd^er ©reite eraäl^lt bie Urfel^beurlunbe, — im 3<^»
ftile, — ber ^rotolottant läßt ben SRitter bon SBinterfelb feine griebniffe
felbfi erjäl^Ien — ben SJorgang toie folgt toeiter:
„Umme beffe fd^id^t fd^reff b^ rab" tjon ^erleberg „to m^ unbe
to m^nen mebel^ulpem, too en bat tion ereS gnanten bürgert megen
leeb toere, unbe begl^ereben t)on beg toegen toanbel unbe bute, bat to^
bod§ borflugl^en, lid^ttoerbigen l^elben unbe en bar nid^teS umme bon
toolben^).'' (SS mögen übrigens ben Slitter bei feinem ganzen Serl^alten
burd^auS ad^tbare 3Rotibe geleitet ^aben, Dox allem baS Seftreben, feine
@emeinbegenoffen unb Säuern tior unberbienter UnbiU au betoal^ren.
Senn l^artl^erjig unb bauemfeinblid^ mögen ben SRärlem oft genug bie
Sefel^le unb Sefd&eibc ber geifttid^en ©erid^te erfd§ienen fein; fd^euten
1) 2)er SanbiagSrejcS r)on 1445 gebcnft atoar furfürftliclcr Sanbreitcr unb
toeift i^nen unb bem marfgräfUc^en ^oftic^tet bie Slufgabe au, auf Slnitag eineS
^I&gerS ober eineS geiftltc^en (S^eric^teig @c^ulben atoangStoetfe ein$uttetben. 2)ie
gunftion eincä SuftettungSorganeS 6cfa6 biefer „gefc^roornc Sötte" bamalS iebod^
nocg nid^t allgemein unb jebenfallS au(4 nic^t für geiftlicge ©etic^te unb i^ten
3uftänbigfcitS!rciS. a)icfc gunftton erhielt er erft burc§ bie ©eric^tSorbnung
Don 1546. — »lieber A I, ©. 215.
2) Jliebel A I, 189; S. &. o. SBintcrferb*a)ameron) a. a. D. «b. I,
6. 32a-325.
3) Stiebet A I, 189.
49] ^te ^alminet Se^be oon 1444. 49
ftdg bte getfilid^en (Sendete bamaliger 3^it bod^ burd^auS nid^t^ bie
Aird^engemembe , ber ein fftumiger @d§ulbnet angrl^ötte, um beffen
Säumnis totUen unb, ioet( bie @emeinbegeno{fen ben Sd^ulbnet gel^egt,
anftatt il^n aut 3^^tunS cinju^alten ober au^autoeifen, mit bem i^nter«
bilte au belegen, menn fie ben Sd^ulbner ntd^t fd^neU genug aud feinem
Sefl^e bertrieben ; b. ^. eö beraubte ber geiftUd&e 9Hd§ter nic^t nur ben
@d§ulbner mittele bed SanneS feiner toirtfd^aftUdgen unb feiner Bürger«
lid^en Sreil^eiten im toeiteften Umfange*), unb baö oft um geringer
@d§ulb unb nid^t auaured^nenber Säumnis tniOen, fonbem er beraubte
aud^ augleid^ bie n)eltlid^en @emeinben tüd^tiger (Semeinbegenoffen unb
befd^ränfte fie in ber empftnblid^flen äBeife in SetoegungSfreil^eit, ^anbel
unb SBanbel, gana abgefel^en babon, bag er il^nen bie löfiige unb aud^
finanaieH unangenel^me Serpflid^tung auferlegte, fld§ bom Sänne a«
Idfen. Sag fi(^ gegen foldged „^td^t" bielfad^ bie an ber Srl^altung
jl^rer ^interfaffen interefflerten, anbererfeitö bie lofif|)ieligen Differenaen
mit ben geiftlid^en Sel^örben tunlid^ft meibenben tt)eltlid§en @en)alten
toanbten, ifl erltftrlid^. 3Kit befonberer (Srtinblid^Ieit inSbefonbere gefd^al^
bieg aud^ auf bem mittelmärfifd^en Sanbtage, ber im folgenben Sal^e
1445 au Berlin tagte, ^ier tDurbe unb atoar fogar unter Witwirlung
mel^rerer geifltid^er ©eridfetSl^erren *) befd&loff en : eine ©orfgemeinbe
fotte, aud§ wenn eine« il^rer 3Ritglieber, baS um einer ©d§ulb tniUen
bem berfd^ärften Sänne bereit« bcrfaUen, pd^ nid^t au8 il^m löfte,
fonbem barin berl^arrte, beS^alb lünftigl^in bom geiftlid^en Slid^ter
bod^ nid§t toeiter „befd§toert" toerben bürfen. Sielmel^r foHe fic^ ber
geiftlid^e Stid^ter an ben toeltlid^en Serid^tdl^errn n)enben, ber feinerfeitS
foHe bem Sd^ulbner nod^malS befel^len, fid^ bom Sänne au I5fen unb
au ^affUn, mag er fd§ulbig fei, unb il^n erft bann audtoeifen unb il^m
feinen ©d^u| entaiel^en ®).
1) ^enn ben $ann fucgte jebe @emeinbe, toenn e^ trgenb anging, au oet'
meibcn, unb »ertrieb lieber ein ©cmcinbemitgUeb, atS bafe fie fic| mit bem
geiftlid^en 9lic^ter Ungelegen^etten fc^uf.
2) 2)eS Sifc^ofS t)on £ebu§, ber kröpfte Don öranbenburg unb Jöerlin unb
be§ Sol^onntterl^errenmeifterä. — Sieben bicfen 4 geiftlic^en ©eric^tSl^crren gehörten
bem 14gliebrigen 2lu$fc§uffe, ber ba« ®cfe^ mit bem Äurfürften burc^beraten,
an: 5 9%itter, nämlicg ein äBa(bon), ein Slrnim, ein @c^(ieben, ein ^aU, ein
$fu§r unb 5 «ettrcter ber mittelmätüfc^cn ©tobte, nämlic^ je ein «ütgcrmeifter
ber 3llt* unb 9leuftobt Sranbenburg, oon SBerKn, ©öln unb gronJfurt.
3) S5gl. ben SanbtagSreaefi von 1445, Sliebcl C I, e. 273 ff. (Originol im
@egetmen StaatSarc^io ju Berlin Ecclesiastica Generalia 3tv, 1) unb bie 8e<
fprcc^ung unb Sn^oItSongobe bcgfelben in $ennig8 Äirdjenponti! ©. 134 ff.
f^orfc^ungen 3. branb. u. pxtu%. ®t]^. XXI. I. 4
50 SKattin @i(on). [50
2)ad tfl ein toefentltd^ed 3ugeft&nbniS, bad bie getftlid^en (Serid^id-
l^cttcn bem Sü^^« unb il^tcn tocüUci§cn 9Ritfiänbcn mad^ten ^). Sarauf,
baB eg fe^r &ead§tendtt)ert ift, bag bet Sleaeg bed genannten mittel»
mätttfd^en Sanbtaged nur ben gfaU tnd Sluge fa§t, bag ber Sdgulbner
ein 8auer ift, unb ba§ bie burtft ba8 3nterbilt „8cfd§toerten" ber Sd^ulje
unb bie anberen Säuern finb ; bag ber 9leae§ ben gfaU aber gan^ ou^er
%d^t lägt, bag ein Sürger ber @d§ulbner unb bie @tabt bie burd§ ben
Sann beS geijllid&en 9iid&tetg „Sefd^toerte" gewefen, l^at f d^on |)ennig *)
in feiner Äird§enpotitiI l^ingetoiefen unb betont, „nid^t ol^ne befonbere
Sbfid^t'' tdnne ber atoeite gaU bon bem ertoäl^nten @efe^e übergangen
toorben fein. 90lir fd^eint ber Slnlaß ber auffälligen Sftffung*) einmal
in ber Zatfad^e, baß biete Stdbtc 5ßritjilegien, fle fottten um ber mit
einem @e6annten in Unlenntnid bed Sanneg gepflogenen (Semeinfd^aft
toiUen felbft nid§t gebannt toerben bürfen, bereite befagen^), bann aber
aud^ in ber @ntfte]^ungggefd§id§te bed @efe^eg begrünbet au fein, in bem
Umftanbe, bag bie @efe^geber bei ber @d§affung beS (Sefe^eS tion 1445
einen beftimmten gatt im äuge l^atten, ber fid§ fura öorl^er augetragen
unb bei bem in befonberd Iraffer Sßeife ber @egenfa^ a^ifd^^n bem l^arten
6|efution8red^te ber geiftlid^en 9lid^ter unb bem fd§utbnerfreunbtid§eren,
infolge ber 9lad^barfd^aft unb )8er{t))))ung menfd^lid^eren Stanbpunfte ber
m&rlifd&en Saien autage getreten toar. S)iefer g^tt aber, ber a^nt
änlaffe jener @efe^gebung geworben, ift tool^t fein anberer afö ber l^ier
in Siebe ftel^enbe S)alminer gfaU gewefen, benn biefer l^at toeit über bie
(Srenaen ber ^riegni^ l^inauS Unrul^e Verbreitet unb Sluffel^en erregt, ia
er l^at Da« (Singreifen ber märlifd^en Sttittalittoalten erforberlid^
gemad^t, mie bieg im folgenben im einaelnen nod§ ertoiefen merben foll.
3)ie burd§ ben 3teae§ eingefül^rte „cntfd^eibenbe Steuerung ift bad
böUige 3nterbiftberbot" «) für bie mdrüfd&en geifilid§en ©erid^te.
äCld Sd^ulbbeitreibungSmittel follte fortan in ber SRart nur nod^ ber
Sann bertoanbt toerben. 2)ie Slntoenbung ber geift(id^en SRad^tmittel
1) @bcnfo ©ennig, Äird^enpolittf ©. 138, ^olje a. a. D. @. 101, ^rtc«
Batfc§ in b. 3eitfc§r. f. Äirc^engcfc^ic^te, ob. 20, @. 849, 350. S^agegcn nehmen
©tötjel a. a. D. ©. 70 unb öornl^a! a. a. D. ©. 27 an, attcin bie Äirdje unb
il^te Organe l^ötten SSotteil t)on bem SanbiagSrejeffe von 1445 gel^abi.
2) Mennig, J^ircScnpoIiti! ©. 137, giiotc 2.
3) „@o fc^al man boc^ ben fc^utten unb anbeten ^ur umm6 f^nen
tDiUen ni(^t beftoercn* Oltebel C I, ©. 275, §enntg, Rndfenpolitif @. 137, 3loit 2).
4) @o a- ^* Berlin unb Q'öln ftaft p&pftUc^et $er(eil^ung vom 2. Sunt
1393, v%l Sertinifc^ed @tabt5u(^ eb. Slaugioi^ 1883 @. 59 ff.
5) $ennig, Äirc^enpoKtif @. 147.
51] ^ie S)a(minet gfel^be oon 1444 51
ahn ettoa Ü6et]^u})t au Detbieten, um einen @4ulbner jut Se^al^Iung
toeltlid^ Sd^ulben a^ t)etanla{fen, lam ben 3^tgenoffen ^e^ne t)m
SBinterfelbd nici§t in ben Sinn. Sie erfd^ien il^nen butd^aud nid^t ehoa
afö ,,tiefe nnflttlic^Ieit'', atd toeld^e St&f^ni fle beaeid^net ^). @ie loat
baaumal ehoaS gana SlIItagKd^eS, toie benn aud^ ber 2anbtagdreae§ Hon
1445 fld^ burd^aud nid^t tttoa gegen bie Snmenbung geifUi(^et 9tad§t"
mittel fd^led^tl^in aut 93eitreibung toeltlid^er Sd^nlDen getoanbi, bielme^
biefelbe audbrfldHid^ legaliflett l^at, inbem er ben 93ann beg geiftlid^en
9tid§tetd fogat aur SBotau^fe^ung tt^eltlid^en CHnfd^reitend jut S^efution
ber bon geifllid^en ®erid^ten etlaffenen Urteile erl^ob. 2)et Sann gegen
fäumige Sd^ulbner blieb aud^ nad^ bem Sleaeffe bon 1445 ein butd^aud
ftblid^eg unb fogat gefe^lid^ anettannted 3^<^nggboUfttedEungdmittel.
9lur ben @ebtaud^ bed ^nterbtttS, bad ,,@anglegen'\ toie man bamotö
fagte, butd^ baS ganae (Semeinben gefd^ftbigt mürben, fud^te man im
SBege ber Sanbedgefe^gebung einaufd^ränlen. greilid^ gab ed aud^
fd^on au bamaliger 3^^ t^ereinaelt Seute unb fogar @ei{tlid§e, bie bie
garten gformen ber geiftlid§en Sd^ulbe^elutionen unb bie Snmenbung
geiftlid^er Wad^tmittel in 3ibilred§tdflreitigteiten &&et]^au))t mipiUigten.
®erabe ein ber &ranbenburgifd§en Aanalei fel^r nal^eftel^enber ^) unb
in ber ^riegnt^ tool^l betannter ®eiftlid§er, ber SRagbeburger ^ranaid«
laner ^ol^anned Aannemann, l^atte toenige ^al^re f))äter mit ben
Uniberfitäten (Erfurt unb Seipaig/ bie ben alten tanoniftifd^en Staub«
:t)untt bertraten, eine lebl^afte literarifd^e gfel^be, meil er bel^au^itet
l^tte, ed fei überl^aupt nid^t 9led§t, bag ein geifllid^er Stid^ter
iemanben um bloßer ®elbfd^ulb miUen in ben Sann täte^). $ral«
tifd^e (Srfolge fd^eint Aannemann fnbeffen mit feinen Streitfd^riften
aunäd^ft nid§t gel^abt au l^aben. 9lod§ 1494, ein Wenfd^enalter, nad^bem
Aannemann feine gelobe mit ben ^alultäten au (Erfurt unb 2t\p^x% auS«
gefod^ten l^atte, beftimmte toenigftend ber ^abelberger Sifd^of in ben
t)on il^m ertaffenen S^nobalftatuten^): „qnod nemo deinceps in soa
diocesi iorisdictionem ordinariam exercens interdictam ant cessationem
divinorom talem^ que interdicto equivalet, pro debito pecnniario feret^,
1) Äü§n§, ©efc^ic^te ber ©crid&tSocrfaffunfl unb beS ^rojeffcS in ber 2Rarf
«ranbenburg Dom 10. bi« jum 2lblauf beS 15. 3a§r§., Sb. I (1865), @. 275.
2) ^ql §enmg, ^^urfürft gricbric^ IL unb baS SBunberblut ju SBilSnad*
in ben gorfc^ungcn sur Sranbenburgifd^cn unb ^reu^ifc^en ®efdjic§te S3anb 19,
2. ^atbbanb ©. 73 ff. bejn). 391 ff..
3) 9SgI. So»"*«/ UrJunblit^e Duetten jur ©cfc^it^te ber Uniocrfität Seipjig
in ben erfien 150 Salären i^re« Scftc^enS, in ben Slb^anblungen ber fgl. fäc^»
ftfc^en ©efettfc^aft ber Siffcnfc^oftcn, 1857, 6. 728.
4) Slieber A IH, @. 260. SBöI. auc§ ©ennig, Äirdjenpolitif @. 149/150.
4*
52 SRattin @t(on). [52
tooraud man tool^I fd^Iie|rn lann, ba^ iü ju biefet 3^it in bet $taadS
bet getftlid^en Stid^ter feinet S)t5)efe toegen etned „debitnm peconiarinm^
ntd^t nut Aber ben Sd^ulbnet bet Sann, fonbetn aud^, bet Sefttmmung
bed SanbtagSteaeffeS bon 1445 sunt %xo^, übet feine @emeinbegenoffen
bad 3ntetbilt obet ein tanoniflifd^ nut anbetS lonfltuietted unb benanntet
Sequibalent beSfelben loenigftend in einzelnen Stallen betl^ftngt n)otben
ifi, toietool^I un8 betattige Satte aud bet ^tajiS bet ^tiegni^et 3lid^tet
nad^ 1445 nid^t belannt finb^).
Übrigen» batf in biefem S^f^w^w^^w^önge audft nid§t unetto&l^nt
bleiben, ba^ bon S^t ^u 3eit bamatö immet triebet, aud^ in bet Watt
aStanbenbutg, bie Slnfid&t bettteten toutbe, bet Äentenfauf, bie bamafö
am toeiteflen betbteitete ^xt, fläbtifd^eS Aapital au^etl^alb bet Stäbte
anaulegen, aud bet ballet tDol^I aud^ bie meiflen 9nfptüd§e, ^tojeffe
unb (S|e!utionen bet 93ütget gegen bie Sauetn entfptangen, fei ein toegen
bed füt ei^riften nad§ tanonifd^em %ed§te geltenben 3in^betboteg übet»
l^aupt unauläfftged Sled^tögefd^äft ^). S)od^ tt)at bieg bie bei ben btanben»
butgifd^en 99ifd^öfen unb bei bet ^ftltd^en jhtrie in ^nfel^n flel^enbe
ated^töauffaffung iebenfattS nid^t. aßentgftenS entf^ieb $a))ft Sali^tuS m.
am 6. Wai 1455 auf eine älnftage auS bem Sebuftfd^en bal^in, bag
aientenfdufe etlaubte unb ted^tggültige (Sefd^äfte feien®).
«nl^altSpunlte baffit, baß ^e^ne b. SBintetfetb im Salute 1444
öl^nlid^e Sebenten gel^abt tt)ie bet ÜRagbebutget gf^onaidtanet Aannemann
obet bet Sebufet ^:t)pettant, finb fteilid^ nid^t gegeben. Sto^bem etfd^eint
eg nid^t auggefd^Ioffen, bag et in bem Sled^tdftteite bet Salminet bem
@e]^ei| beS geiftltd^en 9lid§tetd aud^ beSl^alb fo enetgifd^en SBibetflanb
entgegengefe|t l^at, toeil et bet ^nfid§t getoefen, aud^ nad^ Ktd^Ud^em
Siedete ftette fid§ beffen SBetl^alten att ein unjuläffiget (Singriff in feine
Siedete bat. 3ebenfatt8 l^at ^e^ne t). JBBintetfelb ju feinet au|ct«
getoöl^nlid^en Sat fid^ tDol^I butd^ bie ä)otftettitng beftimmen laffen, bet
geiftlid^e Sticktet befd^impfe il^n unb tue il^m Unted^t.
Sem Sled^tSgefül^I bed Slittetd, bet, um feine 93auetn au fd^ü^en^
1) ^ag Snterbih, bag 1465 übet ^titmolf vzt^änqi mürbe, loetr ed
fäumige @cl^ulbnet Beherbergt f^&tte, l^atte ein geiftHc^er 9iicgter ber falber*«
ftäbter a)iöäefc, ber 2)efan ber ©t. 9ltfoIai!ir(^e ju ©tenbal, crlaffen ; dqL Slicbel
A XXV, ©. 74.
2) $g(. $rie6atf($, ©eiftd^e ©erid^tdbarfeit in ber SJ^ar! Sranbenburg
in b. Seitfcl^r. f. Jlttcl^enficf^icite, «b. 20, ©. 355 Slnm. 2 unb btc bort an*
gezogene Urfunbe.
3) SBgr. ?rte6otfc§, ©eiftUdJe ©eridjtsbarfcit, in ber 3eitfc§rift für Äirc^en»
gef^ic^te, 8b. 20, 6. 355 9Cnm. 2.
53] ^i^ 2)alittiner ge^be ooit 1444 53
ben Soten bed getftlid^en @md^td t)er]^5]^nt unb in entel^tenbet SBetfe
mtgl^anbelt l^ttr, trat inbeffen im 6ereitö mel^tfad^ ermäl^nten Salminer
SaQe infolge beg $etle6erget Sflrgetted^ted, beffen fid^ bei SRigi^nbette
au etfteuen l^tte^ nod^ el^e bet geifllid^e Stid^tet ®elegen]^eit belommen,
^e^ne ti. SBtntetfelb tt^egen biefer bem Soten bed geifUic^en (Serid^ed
dugrf>en Seleibigung in ben 93ann )U tun, bet ^etleberget 9lat ber
SlSafyctt bet ftäbtifd^en Steilheiten enetgifd^ entgegen. Senn ed lebte in
bet $tiegni^^ bem Sanbe bet gfel^betittet unb bet ItiegSftöl^Iid^en 93if(^öfe,
aud^ ein 93ütgettum, bad mit ftatfet gfouft jebmebem entgegenttat, bet
(ßfct unb 93efi| bet @tabt unb bet Stitbütget anautaften magte; ein
Sütgettum, bad abet tto|aIIebem mit 9lüdEfid^t auf feine t)etmunb«
baten ^anbeldinteteffen eine gütlid^e Beilegung bed entftanbenen @tteited
liebet gefeiten l^tte, ba ei ungeachtet aUet feinet SBel^tl^ftigleit unb
feined Slec^tSfinnei ^) im ®tunbe bod^ aUet iSttoaü ah^oVb mat.
Sud^ bieSmal tegte bie @tabt junftd^ft einmal eine gfltlid^e ^ud«
einanbetfe^ung an, ol^ne fteilid) bei bem Glittet ^e^ne äBintetfelb unb
feinen ,,mebe]^ul)»etn'' auf Sntgegenlommen au ftogen. S>od^ l^atten
biefe ed gat balb bittet )u beteuen, ba^ fie bem Setlangen bet $etle«
betget nad^ ,,n)anbel unb bute'' nic^t nad^gelommen u^aten. S>enn ,,b^
tion petlebetge 9tab unb me^nl^eif' sogen, mie ^e^ne äBintetfelb in bet
beteitd mel^tfad^ angebogenen Utiunbe toeitet etjäl^lt, ,,met mad^t ma^ienbet
i^anb"' aus, ind gfelb gegen 2)almin. 3n S>almin felbft gelang ei
il^nen amat nod^ nic^t, bei gftiebenibted^eti unb feinet ^itl^elfet —
))on benen uni äuget ^e^ne b. SBintetfelb nut nod^ ein ^tiebtid^
t>. Ali^ing namentlid^ betannt ift — l^abi^aft au metben, ba biefe, auf
bie 9lad^tid^t bom Snmatfc^e bet ^etlebetget l^in, geflol^en maten unb
fid^ ^ut) lobete äBintetbelbei botd^'' ^), ein augenfd^einlic^ feftetei ^aui,
1) 3)tefet fc^eint feit alter 3eit in bet ^tiegnit eine gute @tätte gehabt
au ^aben. $atte bod^ fc^on aut Duttowseit, 1408, bet 9iat ber @tabt $erleberg
ein Jlaiferrec^t, ein corpus iuris !äuf(i4 enoorben (og(. bliebet AI, @. 172). 9(u($
im 9{ad^bar(anbe 9iuppin pflegte man bed alten Sleic^drec^td Übung unb Jlunbe.
3n ber @tabt 9{eu«9luppin n)U((g um bie nämlid^e 3eit ober wenig voriger
9{ifo(aui SBurm ober Sermid auf, einer ber nam^afteften Suriften feiner 3eitf
ber, ein ßeitgenoffe unb :8anbiSmann ber Dui|on)g unb i^ter @ippen, unter
anberem ben S'^ainaer Sanbfrieben oon 1285 {ommentierte, ba§ Jloifergefet, baiS
®en)alttat verbot unb allen beutfd^en Sanben ben f^rieben verbürgen foUte (vgl.
über i^n @c^röber, 3)eutf4e 9lec^tigef4ic^te , 3. S(ufl., 1898, 6. 644, 658,
659, 669).
2) ^ie amifc^en Stiebel unb 2. &. von äBinterfelb entftanbene ^ontrooerfe,
ob ei fic^ um eine SSurg Sobecf ober bie )Burg einei 2obe!e äBinterfelb ge«
Rubelt, unb beten ©ntf^eibung intereffiert ^ier ni^t.
54 9Rattin ©iloto. [54
qK ed ^e^ne D. SBinterfelbd S)almtnet 9Htter|t^ loar, aurüdgeaogen l^atten.
S)od^ folgten il^m bie ^etleberget aud^ l^ietl^in unb umftellten bte Sutg.
9tod^inate tierfud^ten fie ben 9Httet in @üte )u einet (Genugtuung au
bemegen, inbem fie ii^n aufjotbetten, et folle ftd^ ,,to en getreu'' ,,umme
b^ botbenante getoalt unbc abetfatinge" ^) ; „fl) tt)oIben" il^m „jian bor
I^ff unbc bot gefunb", et foIIe nut famt feinen geifern „en bat bot
bon" ,,in btunbfcoj), toeS" „btunb unb ht^ 9lab" b. 1^. ein au8 9littetn
unb Statmannen aufammengefe^ted @d^iebSgetid^t „ixttnmn lunben".
S)oci§ lel^nte ^e^ne b. SBintetfelb, too^I im ^inblicf auf bad SSetttauen^
bad et ben SRauetn bet ,,SBintetbelbed botc^" glaubte entgegenbtingen
au bfltfen, unb im ^inblid auf bie ^ilfe, bie et bon feinen ®eftp))en
unb 3laci§batn etl^offte, eine (Einigung im (8uten abetmafö ab.
@o tam ed benn aum Aampfe unb, mie ed in bet Utiunbe meitet
]^ei§t : (fö ,,]^e6ben und b^ botgnanten bon ))etlebetge Stab unbe me^n^eit
met l^etfd^ilbe unbe gemad^t und afgebtanb bon bet botd^ unbe bat äff
gemunen, fo U)^ und en met toiHen nid^t tot l^ant gan toolben, unbe
fettenben m^ unb b^ ienen^ b^ fll to m^ 0)) b^ botd^ bon bedtoegen
geben l^abben, en ete totne unb TtodEe, unbe me^nben'', mie ed meitet
in bet Uttunbe l^ei|t, ,,met ted^t met und to fatenbe'). 2)ed l^ebben
btunb Hon m^ned unbe m^net mebe]^ul))et toegen bebinget, bat b^
gnanten 9lab bon petlebetge m^ begnabiget ^) l^eft utbeibe to bonbe met
etl^Ien m^net mebel^ulpet."
Someit bie Utiunbe, eine 9ltt ^otofoll bet S)inge, bie gefd^el^en^
an bie ftc^ bann bie eigentlid^e, auf (Stunb biefed Satbeftanbd ftatt«
gel^abte SSetl^anblung bom 22. SRäta 1444 anf erliegt. (Sd mag bem
Stitter fd^n)et genug angefommen fein, ^VL^n%tien, ba| et ju Unted^t
„met aWf ted§te" aufi^^ff^n, bet Sütget Sfil^nebegel^t au Unted^t ab»
gefd^Iagen^ ed au Unted^t fflt „leid^tfettig'' unb ftiDol gel^alten l^at^ unb
bo^ il^m bedl^alb nut „(Snabe'', nid^t Siedet toibetfal^ten, ald man ed
bei einet Utfel^be betoenben Ue§. SIbet ob et aud^ fd^on „in ete totne
unbe ftode'' gefeffen, ba| il^n bet 9lat au Sted^te ba l^ineingefe^t, gleid^
einem gemeinen Sttagentäubet obet SBetbtec^et^ bad mod^te $e^ne bon
SBintetfelb bod§ nid^t ^u^titn. 2)enn bag et im (Stunbe bod^ nut
batum ben bom gfütften gebotenen Sanbftieben gebtod^en l^atte, tt^eil et
1) @tn und in btefer Sebeutung Dcrloren gegangenes SBort! SJon Übet»
„fal^tungen' etned ©efe^ed teben mit freute ntd^t me^r, mol^I aber t)on Übet'
^ttetungen*, SSer,rgel^cn* unb 2luö„fc§tettungen*. 2)ad S3tlb ift alfo ein äljn»
lid^ed geblieben.
2) 2)iefet S(ndbtu(f ift bead^tendroert!
8) S)iefet ^udbrucf ift ebenfaUd bea(btendn>ett.
55] ^^ %Mmnn ge^be oon 1444. 55
ftd^ burd^ ben £abe6tief bed geißli^eii Ckric^ted in fetnett SM^ten^)
unb in feiner d^t angegriffen fftl^Ite, ba| er eS alfo berbiente, mit anberent
9la|e gemeffen gn toerben, toie ein getoöl^nlid^er Stegreifritter, babon UKir
er f eß fifierseugt Unb bad nin| and^ niol^I bie Xnßd^t feiner ^gfrennbe"
gelDefen fein, berer, bie feinen Streit mit ben $erlebergem gefd^Iid^tet,
nnb bie auf bie Sbfaffnng ber mel^ad^ ertD&i^nten Ilrtnnbe ma|gebenben
Sin^nl gel^abt §aien. Snd^ ^erlebergS ,,Xab nnbe mel^nl^eit" l^atten
ja ben bom Sladgrafen gebotenen Sanbfrieben gebrochen, als fie ,,met
mad^t ma))enber l^b" gegen bie Salminer gn gfelbe )ogen, ,,met gfllf
redete" il^e Sft^ne gn geminnen, anflatt bei i^rem Surften, bem $eger
bed (Serid^ted nnb bem 3Ba^ beS SanbfriebeniS, in aUer gform Xec^tend
tiagbar unb borßettig )u merben toegen bed il^rem Mitbürger gugefftgten
Unred^td. SUIerbingd l^atten fie, el^e fte au Setoalt fd^ritten, aubor
atoeimal berfud^t, in @üte ,,manbel nnb bute'' bon il^rem (Segner gu
erlangen. Sod^ fd^Iieflid^ toaren auc( fie gu (Eigenmad^t unb Selbfl«
l^ilfe übergegangen, l^atten (Settalt angemenbet, eine (Srengburg bed
Sanbed gebrod^en unb nid^t minber mie ber Xitter gegen ben bom
Surften gebotenen Sanbfrieben gefrebeti Smmerl^in l^atten fie, infofem
fie mit ber (Semalt nid^t begonnen, fonbem nur in ben @renaen bed
bamald burd^aud üblid^en unb nad^ ber Sitte ber 3^it (Semolt mit
(8emalt aldbalb ermibert l^atten, bad berl^ltnidmäfig geringere 3Ra%
bon Sc^ulb, mie il^nen benn aud^ audmeidlid^ ber Ilrlunbe, mit beren
3n]^alt bie borftel^enben 3^^ fi4 (pfiffen, bedl^alb meiter leine be«
fonberen Sorloürfe bon irgenb einer Seite gemad^t morben finb').
Sagegen fd^eint ed, ald l^fttte begügUd^ eined gmeiten ^nlted, ben ^^ne
b. aSinterfelb unb feine Stanbedgenoffen ben ^erlebergem gum SSormurfe
mad^ten^ begügUd^ ber $lrt unb SSSeife bon ^e^ne SSSinterfelbd (befangen«
l^altung, in ber Xat bei ben ^rfonen, bie ben $ludgleid^ guftanbe
gebrad^t unb ben £e|t ber in Stebe ftel^enben Ilrlunbe feftgeflettt l^aben,
1) Unb oteUeid^t getabe au4 in ben Siedeten, bie er a(iS il^m pon feinem
Surften oerliel^ene anfa§. 3)enn er §ätte ja aliS Snl^ober ber nieberen ©erid^td«
barfeit in bed SRarfgrafen Flamen Hiec^t gefprod^en.
2) äBenigfiend bin id^ geneigt, bied anaunel^men unb bie äBorte: „unbe
mei^nben met redete met und to farenbe'' nur auf bod unmittelbar oorl^erge^enbe
@a4g(ieb ^unbe fettenben my unbe b^ jenen, bp fi( to xni) up hy borc^ oon
bedmegen geoen §abben, in ere tome unbe flotfe'' au besiegen. iSogifc^ unb
grannnatifc^ mdgUc^ ift ed freiließ oud^, ba^ »unbe mepnben met redete met und
to farenbe' auf aUed oorl^erge^enbe b. (. bad gefamte SSer^alten ber $er(e6erger
SU besie^n. ^od^ bietet bie Urhtnbe feinen weiteren S(n§a(t bafür, bag man
ber $erleberger gefamted Ser^alten a(d <Sefe|n>ibrigfeit angefprod^en §at, unb
ba| in biefem @inne mit i^nen oerl^anbelt worben.
56 äRartin (Biloxo, ]56
bie SWeinung öotgetoaltct, bafe ^erfebetfl« „Stab unbc me^nl^cit" in
biefem fünfte bod^ me^r im Unred^t geioefen feien, ald eS i^ter guten
Sad^e juträgltd^ unb fdtberltd^ fein tonnte.
Unb biefe auffoffung ber ©d&iebSrid^ter barf un8 nid^t ttunber»
nehmen. Sag ^e^ne t>. SBintetfelbd ©tonbeggenoffen, bet acil^(teid^e,
Keine, fel^be(uflige, tam))feT))robte Sanbabel ber $rtegni|, bie Se^anblung
^e^ne SBinterfelb« miBbittiflt l^aben, barf ttol^I mit ©id^etl^eit angenommen
werben. 3lber aud& ber Äurfürfi gfriebrid^ ber ßifeme, — ben wir, mie
be« 9lftl^eren nod^ baraulegen fein »irb, ebenfaUS in bie SReil^e ber
,,5wunbe" ^e^ne SOßinterfelbÄ unb feiner TOitl^elfer ^n red&nen l^aben,
in bie Seilte berer, bie ben ©treit biefer unb ben ©treit ^e^ne
ö. SBinterfelbÄ felbfi mit ber ©tabt ^erleberg öefd§lid&tet l^oben, —
fd^eint in biefem fünfte nid^t ber Slnpd^t ber ^erleberger getoefen au
fein, toaö aud^ mit bem, »a« wir fonfi t>on feinen Slnfd^auungen toiffen,
gana gut Vereinbar ifl. gr war ein gfreunb beg 9lbete, ben er burd^
ben bon il^m gegrünbeten ©d^wanenorben an bie 2)^naftie au fetten, au
lieben unb au bilben trad^tete, ein „abgefagter geinb ber S)emofratie" *),
boller ^rgwol^n gegen bie Raufen unb aQe ©täbtebünbe, jeber eigen«
mad^t, unb infonberl^eit altem, toaS auf ber „me^nl^eit" Setreiben in
ben ©täbten gefd^al^, grünblid^ abl^o(b^).
9Rag er aud^ nod^ fo fel^r barauf bebac^t getoefen fein, feinem
Sanbe ben inneren grieben au erl^atten, unb in einaelnen gälten gfriebenS^
bred^er nod^ fo l^art angefaßt l^aben*) , bafe man fle unrittcrlid^ bt*
l^anbelte, war bod^ gewig nic^t nad^ feinem ©inne. ^a ed !onnte fc^on
be^l^alb nid^t nad^ feinem ©inne fein, weil er ja aur 3)urd^fül^rung
feiner au^Wörtigen $olitit burc^aud ber Sefolgfd^aft bed ^befö beburfte
unb aud^ rüdCfid^ttid^ feiner inneren $oIitit bielfad^ auf ben ^bel, ber
auf ben Sanbtagen ja boc^ burd^aud bad übergewid^t l^atte, an«
gewiefen war.
S)a6 aber ber fturfürft felbft bei ber Slbfaffung ber mel^rfad^ er»
Wftl^nten Urfunbe mitgewirtt l^at, wol^I fogar perfdnlid^ bei ben be^
urfunbeten SJerl^anblungen a^gegen gewefen ifl, barauf fann man au8
1) ^riebatfc^, ^ie ^o^enjoUern unb bie etäbte ber SJ^ar! im 15. Sal^r«
i^unbcrt ©. 105.
2) äßenn er auc^ baiS ftäbttfc^e Seben aid folc^ed fd^ä^te unb, ein
ntobemer f^ürft, ber alten Sitte bed ^erumjtel^enben ^ofl^alted fe^r menio su«
(letan mar. S3g(. $riebatfc^ a. a. O. @. 80.
3) 8o fe^te er Henning o. Qui^on) auf ©taoenon) wegen verübter Siäu*
bereien jahrelang gefangen, unb erft äRarfgraf Sllbred^t UeB if)n 1472 frei.
9iiebe( A lU, @. 466. ^riebatfc^ o. a. 0. @. 212.
57] ^i^ 3)altninec ge^be oon 1444. 57
einet 9let^ t)on Umflftnbeti idoI^I mit Sid^etl^eit icfldfd^lie^en. 93or
attem mu^ man ed fc^on aud bem »eiteren Snl^alte bet Ilrlunbe folgent.
fid ifl in becfelben t)er)eid^net, ba^ bie ^mebelotier" bed Sanbfriebend«
bted^etd unb biefer felbfl bem Jhtrfütften Ilrfel^be unb Xteue pgefd^ttoten
]^6en im Slnfd^Iu^ an bie ^loifd^en ^erleberg unb $e))ne t>. SSSintetfelb
auftanbe gelommene Serföl^nung. Siefe (Sibe aber l^aben einen bie 9Httet
fo bemütigenben SSSottlaut — fie muffen betennen^ ba^ bie Stabt
^erlebetg ^e^ne t>. SBlntetfelb baju ,,begnabigt" l^at, Urfel^be )u
fd^todren, unb ba| fte i^m bamit eine gro^e „SBo^Itat" emiefen l^abe
— ba| man nid^t mo^I etmaS anbered annel^men tann, aU ba^ fie ein
^äd^tigerer, nftmlid^ ber ,,bord^Iuftige l^od^gebotene fÜTft unb l^rc ^ert
freberit margtebe to branbenbord^'\ i^r ,,gnebiger lebet l^ett", bem fie
))ori neuem £teue unb (Sel^otfam fd^toören unb bad @elöbnid etneuetn
mußten, ,,n))ment t^on" il^tet ,,n)egen nimmer to t)e^benbe met tootben
ebbet met uferten '\ felbft baju gejioungen l^at.
S>a^ Sfriebrid^ „^tn% geredet" geloefen, unb ba^ „t>xtUn $rot)in}en''
„oftmals butd^ feine (Sinfid^t ber ^rieben gebrad^t ttorben'', berid^tete
fd^on ßnea Siloio be ^iccolomini, ber fpfttere $apft $iud II. bon il^m
nad^ 9lom^); unb bad gleiche, nämlid^ ba^ er ,,ein nieifer . . . unb mit
aQer Sted^tfd^affenl^eit gezierter" ^ftrft fei, ber ;Jeben feiner Unterfaffen
bei 9led^t unb Steblid^teit bleiben'' laffe unb ed Jiebe'', ,,in feinen unb
ben umliegenben Sanben ben ^rieben ju ermatten, fo ba^ bedfelben
jebermann fid^ erfreue unb ed attetortd beffer gemorben fei", rül^mten
gftiebrtd^ 11. 1458 aud^ bie Saufi^er Stäube nad^, aU fie il^n gum Könige
))on Sd^men borf dringen').
$luc^ aud bon gfriebrid^ felbft l^errül^renben Urlunben erfal^ren tt)ir
mel^rfad^, toiebiel @emid^t er barauf gelegt, ba^ gfrieben im Sanbe
l^errfd^e unb bag ben ^u S^iUn feinet SSaterd nod^ bielfad^ üblid^ ge«
blicbcncn „togrejjen unb SRobcr^cn" gcfteuert ©erbe®).
^e^ne b. äSinterfelb f))rid^t in ber Ur!unbe freilid^ nur babon, ba^
„gfteunbe'' bon i^m unb feinen ^it^etfern ben Sfneben jmifd^en. il^m
unb ber Stabt ^erleberg auftanbegebrad^t ^aben. S)od^ unterliegt ed
»ol^l feinem ä^Jelfel, baß ju bicfcn „Steunbcn" aud^ fein Sel^nÄ^etr
unb 3Jlarfgraf, ber Äurfürfl fSfriebrid^ gehört l^at.
1) §ier jitiert md) ^rinj, Qucttenbut^ jur Sranben6uröifc^*?reu8ifdjen
©cfc^ic^tc, «b. I, 6. 210.1
2) 3itert nadj ^rinj a. a. 0. «b. I, ©. 235.;
3) 9Ran ogf. }. ^. bie (Singangdtoorte bed SanbtagSreaeffeS oon 1445 ober
bad gfetc^ nod^ im einjelnen }u befpred^enbe @d^reiben {^riebrid^iS an bie $rieg«
nifter ©täbte unb Slitter 00m 27. geöruar 1444. Sliebcr A 1, @. 188.
56 SRartin ®i(om. [56
bie äJleinung DotgetDattet, ba| $er(ebetgd ,,9tab unbe me^nl^eit" in
biefem fünfte bod^ me^r im Unrecht geioefen feien, afö ed il^rer guten
@ad^e ^uträgltd^ unb fötberlid^ fein tonnte.
Unb biefe ^uffoffung ber ©d^ieb^iic^ter barf und nid^t tt)unber«
nel^men. 3)ag ^e^ne b. SBintetfelbS ©tanbeggenoffen, bet aal^tteid^e,
Keine, fel^beluftige, tamp^txpxoiit Sanbabel ber $riegni|, bie Sel^anblung
^e^ne 9BtnterfelbS mißbilligt l^aben, barf mol^t mit (Sid^erl^eit angenommen
»erben. Slber aud6 ber Äurfürft fSfriebric^ ber (Sifeme, — ben »ir, toie
bed 9lft]^eren nod^ bar^ulegen fein mtrb, ebenfalls in bie Stetige ber
,,5^eunbe" ^e^ne SDßinterfelbS unb feiner TOitl^elfer ju red&nen l^aben,
in bie Steil^e berer, bie ben Streit biefer unb ben Streit ^e^ne
b. SBinterfetbd felbft mit ber ©tabt ^erleberg gefd^Iid^tet l^aben, —
fd^eint in biefem fünfte nid^t ber ^nfid^t ber $erleberger gemefen ju
fein. tt)ad aud^ mit bem, maS mir fonft bon feinen ^nfd^auungen miffen,
gan^ gut Vereinbar ifl. Sr xoax ein ^reunb bed ^befö, ben er burd^
ben bon il^m gegrünbeten Sd^toanenorben an bie 2)^naftie ^u fetten, p
lieben unb ju bilben trad^tete, ein „abgefagter geinb ber S)emoIratie" *),
boller ^rgmol^n gegen bie Raufen unb alle ©täbtebünbe, jeber Stgen«
mad^t, unb infonberl^eit allem, mag auf ber ^.me^nl^eit'' 93etreiben in
ben Stäbten gefd^al^, grünblid^ abl^olb^).
Wag er aud^ nod^ fo fel^r barauf bebad^t gemefen fein, feinem
Sanbe ben inneren Sfrieben ^u erl^alten, unb in ein^etnen gfäUen fSfriebend-
bred^er nod^ fo l^art angefaßt l^aben^), baß man fte unritterlid^ be»
l^anbelte, mar bod^ gemiß nic^t naä) feinem (Sinne, ^a ed lonnte fd^on
bedl^alb nid^t nac^ feinem Sinne fein, meit er ja ^ur Surd^fül^rung
feiner auSmärtigen $oIttit burd^aud ber ®efoIgfd^aft bed %beld beburfte
unb aud^ rüdCftd^tttc^ feiner inneren $oIitif bielfad^ auf ben ^bel, ber
auf ben Sanbtagen ja boc^ burd^aud bad übergemid^t l^tte, an«
gemiefen mar.
®aß aber ber fturfürft felbfl bei ber 9lbfaffung ber mel^rfad^ er»
mäl^nten Ur!unbe mitgemirft l^at, mol^t fogar ))erfdnlid^ bei ben be^
urfunbeten SJerl^anblungen zugegen gemefen ift, barauf fann man aud
1) ^riebatfc^, ^ie ^ol^enaoUern unb bie @täbte ber ^atl im 15. gal^r«
i^unbert ©. 105.
2) ä&enn er auc^ baS ftäbttfd^e Seben ald fold^ed fd^ä^te unb, ein
ntobemer %üv% ber alten @itte bed ^erumjtel^enben ^ofl^alted fe^r mento ju«
(letan war. S3g(. $riebatfd^ a. a. O. @. 80.
3) 8o fette er Henning o. Qui^on) auf 6taoenon> wegen verübter M'dvi*
bereien ial^relang gefangen, unb erft äRarfc^raf Sllbred^t (ie^ i§n 1472 frei.
9iiebe( A lU, @. 466. ^riebatfc^ a. a. 0. @. 212.
57] ^te 3)almtner S^be oon 1444. 57
einet Xei^e t)on Umflftnben idoI^I mit Sid^erl^eit icfldfd^lie^en. 93ot
allem mu^ man ed fc^on and bem »eiteren dnl^alte ber Ilrlunbe folgern,
fid ifl in berfeCben tierjeid^net, ba^ bie „mthtlot>tx" bed Sanbfriebend«
btec^erd unb biefer felbfl bem Jhtrfilrflen Ilrfe^be unb Xreue pgefd^tooren
]^a6en im Slnfd^Iu^ an bie ^loifc^en ^erleberg unb ^el^ne t>. SSSinterfelb
juftanbe gelommene Serföl^nung. Siefe (Sibe aber l^aben einen bie Stitter
fo bemütigenben SBortlaut — fie muffen belennen^ ba^ bie @tabt
^erleberg ^e^ne t>. SBtntetfelb baju ,,begnabigt" l^at, Urfel^be au
fd^toören, unb ba^ fte il^m bamit eine gro^e ,,3Bo^(tat'' enotefen l^abe
— ba^ man nid^t xoofjH etmad anbered annel^men tann, aU ba^ fte ein
^äd^tigerer, nftmlid^ ber „bord^Iuftige l^od^gebotene fürft unb l^rr ^err
freberil margrebe to branbenborc^", il^r ,,gnebiger leber l^err", bem fie
bori neuem £reue unb (Sei^orfam fd^toören unb bad @eldbnid erneuern
mußten, ,,n))ment bon" il^ret ,,n)egen nimmer to be^benbe met ttorben
ebber met totxltn'\ felbfl baju gejwungen l^at.
S>a^ Sficiebrid^ »^fhreng geredet'' geioefen, unb ba^ ^bielen ^robinjen''
,,oftmaId bur($ feine fiinfid^t ber ^rieben gebrad^t Sorben", berid^tete
fd^on ßnea @iloio be $ieco(omini, ber fpätere $apft $iud II. bon il^m
nad^ 9lom^); unb bad gleiche, nämlid^ ba^ er ,,ein nieifer . . . unb niit
aller ated^tfd^affenl^eit gezierter" ^fix^ fei, ber ,Jeben feiner Unterfaffen
bei 9le(^t unb 9lebtid^{eit bleiben'' lajfe unb ed „liebe", ,,in feinen unb
ben umliegenben Sanben ben ^rieben ^u erhalten, fo ba| bedfelben
jebermann fid^ erfreue unb ed aUerortd beffer gemorben fei'\ rül^mten
gfriebrtd^ 11. 1458 aud^ bie Saufi^er @tftnbe nad^, ald fie il^n ^um Könige
bon Sd^men borf dringen').
$lud^ aud bon gfriebrid^ felbft l^errül^renben Urlunben erfal^ren tt)ir
mel^rfad^, miebiel @eQ)id^t er barauf gelegt, ba^ gfrieben im Sanbe
l^errfd^e unb bag ben au 3^i^^n feinet SSattx^ nodg bielfad^ üblid^ ge*
bliebencn „togrejjen unb SRober^en" geftcucrt ©erbe®).
^e^ne b. äSinterfelb f))rid^t in ber Urlunbe freilid^ nur babon, ba^
,,3fteunbe'' bon i^m unb feinen ^it^elfern ben Sf^eben jlotfd^en. il^m
unb ber ©tabt ^erleberg auftanbegebrac^t ^aben. S)od^ unterliegt eS
»ol^l feinem S^^^H^ ^afe S« bicfen ,,grcunbcn'' aud& fein Scl^nÄ^err
unb 3Jlarfgraf, ber Äurfürfl fSfricbrid^ gehört l^at.
1) $ier aiticrt nac^ ^tinj, Qucttenbut^ jur SranbenburöifdJ*¥reu8ifdJen
©eWidJte, «b. I, @. 210.|
2) 3itcrt nadj ^rina a. a. D. «b. I, @. 235.;
3) ^an ogf. }. 9. bie ©indangdtoorte bed SanbtagSreaeffeS oon 1445 ober
bad gfeic^ nod^ im einjelnen au befpred^enbe Sd^retben e^riebrid^d an bie $rieg«
nlfter ©täbte unb Slitter 00m 27. Februar 1444. Sliebel A 1, @. 188.
58 SRortin ^iloto. [58
^e^ne b. äßtnterfelb fd^Iiegt feine (Sraä^Iung bamit, ba^ et nad^
feinet (Sefongcnnal^me öon ben ^etlcbergetn „in ete totne unb flotfe"
gebtad^t wotben fei. 3Beitetet (Steigniffe nad^ biefet 3^1 gebentt et
nid^t Satfdd^Ud^ ifi un8 in bet ,,Utfe]^beutfunbe" abet tool^l nidftt bet
gefamte 93et(auf jenet ^tiegni^et Untul^en t^om Salute 1444 gefd^ilbett,
fonbetn tool^I nut bet Slnla^ unb bet Anfang einet ganzen Steige t)on
(Setimittdtigleiten. Sßenigflend tann man bied tool^t aud einem Stief
fd^Iie^en, ben gtiebtid^ befßifetne am 27. geBtuat 1444*), alfo fafi
einen SRonat bot bet am Sonntag Sätate, bad ifl am 22. 9Rät) 1444,
audgefleOten mel^tfad^ etmäl^nten ,,Iltfe]^beuttunbe'\ alfo mo^t aud^ nod^
au einet 3«ü, too ^e^ne o. SBinteifelb nod^ gefangen fa§ — an ,,atte
feine Stäbte unb lieben @etteuen in bet $tiegni|^) gefd^tieben l^at.
iSx betmal^nt btefe batin ,,met ganzem etnfte'' ^ut 9lu]^e unb gebietet
il^nen „B^ botm^binge" feinet „f^eten ungnabe"®) ^mhm au galten,
ba et gel^ött l^abe, ba^ „manid^etle^e togte))e unb Stobet^e'' botgelommen
feien, ^ad fd^eint batauf l^inaubeuten, ba^ ^e^ne SSSintetfelbd $tieg«
ni^et SJlitl^elfet unb gtcunbe aunäd^ft betfud^t l^aben, füt feine (gefangen«
nal^me an $etlebetg im SQSege bed gfaufhed^td 9lad^e au nel^men, butd^
Seuteaüge unb ^ud))lünbetungen füäbtifd^et (Sütet unb fonftige (Semalt*
tätig!eiten gegen ^etteBetg unb baS mit biefem betbünbete^) ^ti^malt
bie ^ettebetget ^nx gteilaffung il^tet (gefangenen a« belegen *) ober
foU^et ^tt toenigftend bad l^ietfüt a^ a^t^Ienbe Söfegetb aufammen«
anbringen, unb ba^ bie Stäbte ben 9littetn bie ^ntmott nid^t fd^utbig
geblieben finb. 2)od& fd^eint aud^ biefed enetgifd^e !utfütfitlid^e Senb«
fd^teiben nut teitoeifen (Stfolg gel^abt au l^aben, menigftend batf man
bad tool^I aud bem Umftanbe entnel^men, ba^ bie Utfel^be bon ^e^ne
b. aSBintetfelbS „mthtf^Mp^m" unb „mebelobetn'' etft am 22. 9Räta 1444,
1) Sliebel A I, ©. 188; Refftet, ej^ronorogifd^cö Slegifter au tRiebetö
C. D. B. ab. 2, @. 136.
2) 9iiebe(d ^e^^i, ba3 a(§ Slbreffaten nut bie etäbte ber $tiegni^ nennt,
ift alfo unooKftänbig unb irrefü^renb. ^gL dliebel A I, @. 189 ben In dono
SSetmetI bet Urhtnbe 105.
3) «öl- ^^^^^^ A I, @. 188.
4) @in fold^ed Säubnii^ ber ^tiegnitet @täbte mu^ man annel^men. 92id^t
nut, baB ftc^ bad furfütftlid^e Schreiben vom 27. gebtuar 1444 an eine SJ'le^t«
aal^l oon @töbten auSbrüdlid^ ticktet, aud^ in ber Urfel^beurfunbe lommt ^vx^*
toalH 3lame neben bem Flamen $et(ebetgd gan} audbrüdfid^ cor. 9liebe( A II,
@. 254 |unb OpaUnd!^, (Sefd^id^tlid^ed aud ber $riegni4 6. 305, !ommen au3
ben gleichen ©rünben su berfelben 9lnna§me.
5) Slnbererfeitg würben oieUeic^t gerabe für bie $er(eberger bie ©ewalt*
tätigfeiten bed ^riegni^er 9lbe(S ^eranlaffung baju, ben Slitter i,in torne unb
ftotfe'' erft ret^t feft einzulegen.
m^äk
59] ^^ Xaimintt Se|be oon 1444. 5^
alfo einen SQtonat ft)fttet Befd^tooten tourbe, toie and^ aud bem ferneren
Umflanbe, ba| bet ^tffltfl felbfl fid^ übetl^aut^t nod^ mit ber 6ac^e
befaffen mu|te unb itoax an Ott nnb Stelle.
60 geloBten benn alfo ^e^ne Hon SEBinterfelb, Sftiebrid^ oon
Ali^ing nnb il^e ,,ttut)en mebeloDer" ^Betenb 9tor^ biberil t)on qui^ott)^
tetflen Heletogge, Ste^nete m^nftebe, t)idt plait unbe l^nd Aa^il^engift''
bem Autfütften ;,tne ted^te ftebe fafte föne, ttnt)orBtaten tool ta
l^oltenbe'' für fid^ unb il^re SrBen unb für alle S^ü^n, ,,n)^ ebber n^ment
t)on unfer toegen nimmer to t)e^benbe met tt)orben ebber met merlen'' ^).
Senn ber SRarlgraf toat ber Sanbedl^err aller beteiligten, aud^ ^e^ne
äBinterfelbd').
Sie erl^Itene Urlunbe flettt fonad^ ein !ßrotoIott bar, bad ber
SanbeSffirjl in feinem SefheBen, @t&bte unb Slbel ^n einen nnb ben
Sanbfrieben gu Befefligen, mit bem SanbfriebenSBred^er unb ben an ber
Sel^be mitbeteiligten Slbligen aufgenommen l^at, nad^bem il^m biefe ben
£reueib erneuert unb ben Sanbfrieben nenerbingd Befd^moren l^atten.
ein Al^nlid^ed ^rotoIoQ ifl t)ieaeid^t mit ben Stäbten ber ^riegni^ auf-
genommen ttorben. Sod^ finb 9[n]^alt9)mnlte bafür, ba^ eS gefd^el^,^
fonft nid^t gegeben. SSieHeid^t l^iett ber fturfürft eine Befonbere 93er«
l^nblung fold^en Snl^altd mit ben St&bten nid^t für erforberlid^, ba er
für beren ^riebeuftlieBe fd^on anbertoeitige audreid^enbe Sflrgfd^aften su
l^ben glaubte. (Sx^alUn ifl und ein $roto(ott über eine analoge 93er«
l^nblung bel^ fturfürften mit ben Stäbten lebenfaQd nid^t.
Ser Ort ber 93er]^anblungen ifl ^erleberg gemefen, bie Stabt, toty
^e^ne t)on SSHnterfelb unb gfriebrid^ t)on ftli^ing gefangen gefeffen
litten, bie ,,$au))tflabt ber ^egni^''^). 3um %bfd§Iuffe gelangt flnb
bie 93er]^anblungen am Sonntag Sätare, b. 1^. am 22. ^&rs 1444.
1) giicber A I, @. 189.
2) 3)ie oon 8. ®. 0. SBinterfelb me^rfadj (3. ». a. a. D. »b. I, @. 306,
316, 320, 335, 336) aufgefteate Se^auptung, 2)a(mtn l^abe im 15. 3a§r§unbert
9u Wttdlmhvix^ gehört, ift tneined @tad^tenS oöOig unbeioiefen. S^enn in ber
@. 335 angesogenen Urfunbe $er}og SllBred^t oon SRetflenburg Soac^im SBinter*
fe(b auf 3)a(min feinen lieben betreuen nennt, fo gefd^ie^t bad meinet @r«
achtend (ebiglic^ , u)ei( biefer auger bem branbenburgifc^en Selben 3)a(min aud^
noc^ bad mecllenburgifd^e äßangelin befa^ unb tüctflc^tlic^ beffen auc^ jum
me(t(enburgif(^en $ersogd§aufe in Se^nSbeste^ungen ftanb. äßeitere i,Sen)eife'
für feine Sel^auptung mk biefe Urlunbe !ennt aber 2. <S. 0. SBinterfelb felbft
nic^t. 3n ber Urfunbe oon 1425 («iebel B IV, 6. 94), bie er @. 320 a. a. D.
5um 8en)eife ber Slbtretung §eran3ie§t, ftel^t nid^td oon einer folc^en. 6ona(^
erfd^eint feine Sel^auptung l^inföUig, ^Imin fei im 15. Sa^tl^unbert medlen«
burgifc^ gemefen.
3) 9iiebe( A I, 6. 66.
50 9Rartin ®i(on). [60
SBo bet Auifürft in beti in Setrad^t tommenben £agen, loot allem
am 22. ^ftra 1444^ bem £age, an meld^em bie l^ter be^anbette Urfunbe
audgefteQt motben ift, ftd^ aufgel^atten, ift fonft nid^t belaunt. Sm
13. Wära »eilte et in @f <i>it)au, ebenba lieber am 26. SRära unb in
ben folgenbcn Sagen ^). 3lm 17. TOftr^ toar er in Sranbenburg ^).
(Sinen Slufentl^alt bed j^urfürflen in $etteberg etma t^om 20. bid aum
22. ^dra anaunel^men, ifl ballet burd^au^ m5glid^. Unfere Urtunbe ift
)iom 22. ^ära 1444.
3n meldtet ^orm gfriebtid^ mit ben Stittem unb 9latmannen bex»
l^anbelt l^at, bie er audmeidtid^ ber Urlunbe in jenen Sagen um fid^
t)erfammelt l^atte, miffen mir nid^t. SJieUeid^t l^at er, unter ^itmirfung
ber Sanbftftnbe @erid^t gel^atten, ein @d^iebSgerid^t aud StanbeSgenoffen
ber Streitteile geBÜbet unb i^m felBfl )iotgefe{|en^); bieUeid^t ^at et
auf einem Sanbtage, mie St^nlid^ed und aud^ f onfl aud bief er 3cit Berid^tet toirb ,
mit ben ©tftnben ber $riegni|, ja bieKeid^t auf einem fold^en mit ben
gefamten @tdnben ber ^IRarl ober menigftend benen ber toeftlid^en Sanbed*
l^lf te, ber Sanbe, bie er nur afö Warlgrafbermef er für feinen lungeren Sruber
gfriebrid^ regierte^ ben Streit ^e^ne t)on SBinterfelbd unb ber ^erleberger
beigelegt, ^ebenfattd l^at ber fturfflrft, toenn er über]^au))t in ^erteberg
au (Serid^t gefeffen l^at, aud^ bort unter Witmirlung t)on SSertretern,
minbefiend bed StitterftanbeS, a^ ®erid^t gefeffen. Senn ^e^ne )ion
9BinterfeIb, einen abiigen ,,t)uItomen tiromen'' unb au bem ^eerfd^ilbe
geborenen*) 9Rann^ fonnte nur ein ^of» ober baö Äammergerid^t ab«
urteiten. 2)ie ^ofgerid^te aber l^atten in jenen ^dUn nur unb baS
Aammergerid^t übermiegenb aud^. abiige Seifiger, ba bie aur (Sntfd^eibung
berufenen turfürftlid^en 9ldte aumeift bem %bel ange]^5rten. SIber felbft
menn ber iturfürft in ber Sad^e ^e^ned b. 9BinterfeIb perfönlid^ ald
Sinaelner Siedet l^ätte flnben motten, fo l^fttte er bieg bod^ in feinem gfatte
tun tonnen, ol^ne im meitefien Wa^e auf bie ^nfd^auungen ber ^el^r*
l^eit feiner Untertanen, bad ift ber diitter, atüdEfid^t au nel^men, ba ed
an einer gfürftengemalt im ©inne ftidterer Sdkn, ber atte übrigen
Sanbedgemalten fid^ unterworfen l^atten, unb bie il^re @ou)ierdnitdt
1) W' Refftet, a^rono(ogifd^eg 9legifter ^u 9ltebe(g Cod. Dipl. Brand,
»b. 2, ©. 136.
2) »lieber A X, @. 253.
3) äBie ba$ n)Ol^( auc^ fonft bamafS Dorge!ommen, j. ^. 1427; ogl. .gol^e
a. a. O. »b. I, @. 96; Stiebe! A XVII, @. 109; ogl. ferner $otfte a. a. D. ob. I,
©. 108, 112.
4) @o nennt bad berliner @d^öffenred^t £ § 17 ((Slaugroi^fc^e Stuggabe
@. 181) bie Seute, bie ber Jlurfürft jum Äammergeridjt oerorbnen fann.
61] ^ie 2)almtnev ^el^be oon 1444. 61
gleid^ einem „rocher de bronce'' allen fiftnbifd^en Setoalten gegenflber
ftabÜiett l^tte, burd^and nod^ fel^Ite. Sßenn flbtigend gftiebrid^ II. bie
Sad^e nid^t Bid au einem fötmltd^en Urteile trieb, an bem er ja feiner«
feitl^ aud^ nid^t bal^ minbefte 3ntereffe mel^r l^ben lonnte, nad^bem bie
Stobt ben Sftebler „begnobigt'' unb aDe griebendbred^er il^r Unred^t
angegeben nnb erneut (Sel^rfam gelobt nnb ben Sanbfrieben befd^tooren
litten, fo l^anbelte er bamit aud^ DöDig im (Seifte feiner S^t, bie,
tool^I nid^t anlegt um ber trielen 3ufiAnbigteitöfireittgIeiten unb 9led§td*
unltarl^eiten miDen auf atten (gebieten bed öffentlid^en Sebend, Urteilen
iebmeber Srt abgeneigt tt)ar, gfltlid^e Sludgleid^e aber jeberjeit anftrebte.
OtialinSl^d Urteil, ^e^e b. SBinterfelb unb gfriebridb b. Ali^ing l^ätten
in ^erleberg bor (Serid^t gefieDt toerben foDen, bod^ l^abe man fie ,,in'
folge bon einflu^reid^en 9)ertt)enbungen mieber laufen" laffen, berul^t
iebenfaHd auf l^iftorifd^ burdgaud unl^altbaren (Srunbanfd^auungen *).
(ES fteUt bie Singe in böDig falfd^em Sid^te bar, unb mirb bor aDem
aud^ ber bom fturf&rfien ^riebrid^ in ^erleberg entfalteten £dtigteit
burd^aud nid^t geredet. £atfäd^Iid^ l^t biefer bie SanbfriebenSBred^er fo
l^rt gebemflttgt, toie ed tool^t lein gflrft feiner 3^it fonft getan l^dtte,
unb ben (Sebanten bed Sled^tSftaated gerabe aud^ in $erleberg feinen
Stäuben gegenüber fo energifd^ bertreten, mie ed fonfl mol^I nur toenige
feiner gehonten 3^i^0^noffen getan Ratten.
Unb loenn man benn fd^on bie Sfrage auftt)erfen toiQ, ob ftd^ ettoa
im SSerlaufe ber Singe eine SSBanblung in ben Slnfd^auungen bed ftnx*
f&rften boUai'Ocn l^at, fo toirb man Slnl^altdbunlte bafür, ba^ biefe
äBanblung au ungunften ber St&bte fid^ boUaogen l^be^ fd^merlid^ finben.
93iel el^er fönnte man aud bem Umftanbe, ba^ in ber ^breffe bed
gfebruarfd^reibend mol^l infolge rittertid^er Serid^te über ^e^ne b. Sßinter*
felbd (Sefangen^altung nad^ Serlin bie Stäbte boranflel^en^ ba^ bagegen
in ben SRftraberl^anblungen bie Stäbte toeit beffer abgefd^nitten l^aben loie
ber $riegni|er Slbel, auf eine SBanblung ber Slnfd^auungen augunften ber
Stftbte fd^Iie^en. Sabon, bajl biefe nid^t au il^rem Sted^te getommeu
finb unb „einflujlreid^e SJertoenbungen" einen 9tid^terfbrud§ berl^inbert
litten, lann j|ebenfalld nid^t tool^l bie Siebe fein.
SBie fid^ üBrigend au bem ganaen gfaUe ber beteiligte geiftlid^e
Stid^ter berl^alten l^at, ber bod^ loegen ber feinem Soten burd^ bie Sal«
miner angetanen Sd^mad^ ein ftaried 3ntereffe an ber Seftrafung ber
Sd^ulbigen l^aben mu^te, ifl nid§t Belannt. Sßal^rfd^einlid^ ift eS, ba^
er ben Sfrebel afö burd^ bie $erleberger ^aft ^e^neS b. SBinterfelb unb
1) DpaUng!^, (Befd^id^tUd^eg au§ ber ^riegnit 6. 305.
^2 äRortin (Bilow. [62
gfnebtid^ t>. ftitjfing gefftl^nt anfa)^ ober bod^ ttetrigftetid bie übeltSter ba(b
banad^ bom Sänne Ufle. Senn and^ l^terauf tttrb tool^I ber ftutffiTfl
^ebningen l^aben, unb bet ^belbetget Sifd^of, beffen Cffljiat ber fiit
bie ^egni| öttltd^ auftftnbige geiflßd^e 9lid^tet nuit, ttirb bem aSunfd^e
bed Jhttfftrßen toofjlL nad^gelommen fein, ^tte bod^ bet 99ifd^of bon
^abelberg in ienen 3a]^en, toie tfttjlid^ ^nnig in feiner Arbeit: ^r«
{ftrfl Sfriebrid^ IL unb bad aSildnader aBnnberbtut ^), nad^getoiefen l^at,
toegen feiner Sifferenjen mit bem (Er^bifd^ofe bon ^Dlagbeburg, burd^ bie
er in fd^loere Sebrängnid geraten^ ein ftarled ^ntereffe baran, mit bem
Hurffirften unb feinen Slatgebem in gutem (Sinbeme^men au Bleiben.
^otoIoDe über bie (Einigungen ber SanbfriebendBred^er mit bem
geiftlid^en (Serid^dl^erm finb und leiber nid^t erlKiIten unb ed tt)irb und
bedl^Ib leiber \oofjll aud§ unbelannt Bleiben, toad für Sifferenjen ^e^ne
b. SBinterfelb mit bem geiftlid^ Xid^ter über]^au))t gehabt l^t, unb
toedl^alB er nid^t l^t augeBen tooUen, ba^ ben Salminem in il^rer
€treitfad^e bom geifilid^en Stid^ter 9ted^t geffirod^en tturbe.
Stüdfd^Iüffe auf bie Srt ber 2)ifferen}en lönnen mir nur aud ben
Stimmungen aiel^en, bie in Sad^en ber geifUid^en (Serid^tdbarleit unb
ber C^elution geiftlid^er Urteile ber altmärfifd^e Sanbtag jener Sal^e,
üttf bejfen Sefd^Iüffc griebrid§ II. in einer Urfunbe öon 1460«) »eaug
nimmt, unb ber mtttetmärlifd^e Sanbtag bon 1445, beffen fd^on mel^r«
fad^ in biefer Slrbeit gebadet morben^ getroffen l^aben. 3)iefe beiben ®e«
fe^e Beldmbften bad überl^anbnel^men ber geifttid^en (Berid^tdbarleit bor
attem toegen ber ^rte bed geifilid^en C^elutiondred^ted unb ber tiielen
entflanbenen 3uft&nbigleitdfireitigleiten. S)od§ ttirb gerabe in bem
mittelmärlifd^en Sanbiaggrejeffe l^erborgel^oben , ed l^ätten fd^on lange
toegen ber geiftlid^en (Serid^tdBarteit S^if^ifit^Uen Beftanben, unb ed ttirb
nud^ eine ganje Stetige bon Streitfragen burd^ jienen Saubtagdre^el im
aSege ber Sereinbarung unb @efe^ebung aud ber SBelt gefd^afft. &
Uit fid^ bedl^alb nid^t mit ©id^erl^t fagen, toeld^e ber in jenen Sanb«
tagdrejeffen jur (Stlebigung gelommenen fragen gerabe eben im Salminer
gaHe atoeifell^ft gemefen ifi.
®er 9lnla§ für bie gefe^Iid^e Siegelung ber fSfrage ifi bie ®alminer
Sfel^be unb bie $erleberger Sinigung aber tt)o^I boti^ geworben. 2)enn
ed l^at ftd^ feit bem ^al^e 1444 bie branbenburgifd^e ftan^tei eine
gan^e Steige bon Salden l^inburd^ ununterBrod^en mit ben einfd^tdgigen
1) 3n ben fjorfc^ungen ^ux branbenburgifc^en unb preu6tfd^en ©efc^id^te,
»b. 19, aet. 2, S. 73 ff.
2) 9fliebe( A XVI, 6. 89; abgebrutft auc^ bei $tin}, QueUenbud^ }ut
branbenburgifd^'preu^ifd^en @efd^ic^te, 8b. I, e. 229.
68] ^ 2)a(tntner gfeibe oon 1444. 68
gftagen befaft, mit bem audgeffirod^enen 3^^^^f ^^^ f^i^ <^I^^^ B^t Be«
flel^enben S^^f^S^^iten l^tnfid^tlid^ ber getfllid^cn (Serid^töBattett enbgültig
avA bet 3BeIt )u fd^affen. Sie fd^on ettoftl^nten Sanbtagdrejeffe »arm
lutt bie etften (Stfolge bet Sd^titte, bie bie Aanalei bed „fheng geredeten"
unb auf bie äBa^rung bed SanbfriebenS Bebad^ten Jhtrfütften auf biefem
3Bege tat, bet altmätlifd^e audgejeid^net sugteid^ burd^ bad SeftreBen,
in bem (Btenjianbe, baS jum Sf^^ngel lanbedftembet Sifd^öfe gel^ötte,
bad alte lutffltftld^e Sanbgetid^t auf bex StfldEe bor bem ®d§to{fe ju
Slangetmflnbe toieber ^u BeleBen, bet mittelmärfifd^e bot attem aud^
toegen bet etteid^ten ^tmithtng bet geiftlid^en (Betid^tdl^etten ^) ein
^eiftetflüdE innetet $olittf. S)ie 9}oaenbung bed ganjen SBetled enblid^
fteKen bie f^ftÜd^en Süden bom 10. SefitemBet 1447 bat, butd^
toeld^e bie etlaffenen SanbeSgefe^e Beftftttgt unb bie Sd^dben bet @etid^td«
Batleit audtoättiget Sifd^öfe in ben (Stenslänbem enbgflitig Befeitigt
mutben, toit bad jut ^dtaniet^eit nut f&t bie jur Aamminet S)iöaefe
gel^ötigen Zeile bet ^arl infolge einet mit bem Sifd^ofe bon Aammin
gettoffenen ^Btebe gelungen XDax% Unb jtoat gtftnbeten fid^ gftiebtid^d
Xed^te feinen 9lad^Batn gegenflBet nunmel^t auf päp^lxö^t^ !ßtibileg,
fo ba^ aQe tonluttietenben (Setid^tdl^etten, aud^ bie geiflHd^en StanbeS,
bem ^tfütften gegenüBet madbttoS mutben. Unb ba^u etlangte bet
ftutfütft nod^ bad ^tibiteg bet 9lomination attet SanbeSBifd^öfe, fo bag
fottan nut nod^ il^m genel^me unb il^m tteu etgeBene @eifltid^e in biefe
mid^tigflen bet bamaligen Sanbeödmtet gelangten unb aud^ bon biefet
Seite l^et lünftig ein 3Bibetf))tud^ gegen bie lanbe^l^ettlid^e @etid§tS«
Batleit, auf (Stunb altet ^ibilegien, nid^t au Befotgen mat.
gütmal^t ed mat ein tül^ner unb floljet Sau, ben ftutfütft gftiebtid^
unb fein Äanatet enttootfen unb in ben ©runbaügen fettiggeflettt ^Ben,
eine öotttefflid&e Saugtunblage fflt bie SleuBegtünbung unb »BefeRigung
bet lanbed^ettlid^en (Setid^tdBatteit in bet Watt, fitt bad fiammetgetid^t unb
bamit füt bie gefamte ffifttete BtanbenButgifd^s|)reuPd^e Sted^tdentmidEelung.
1) ^iefe toirften perfönlid^ ober burc^ SSertreter bei ben Beratungen oon
1445 in Berlin inSgefamt mit, mit alleiniger Sludnal^me beiS $aoel6erger
Bifd^ofed. ^od^ §ielt bie furfürftlic^e Jtanalei auc^ biefen unb bie toeltlid^en
©eric^tSl^erren feiner ^iö^efe (oielleid^t auf ®runb eined befonberen Slbfommend,
oiedeid^t fogar gerabe auf ®runb ber l^ier be^anbelten ^erfebergec @inigun())für burd^
ben Berliner Hiejeg gebunben, obfd^on fie nic^t bei ber Beratung beSfelben mitgeroirf t
litten. äBenigftend mug man bied aud ber f^affung ber Driginafurhinbe f4(ie^en,
bie (Ecdesiastica Generalia I bed jtönigl. ®e§. ©taatdard^ioS) audbrüdlic^ bie
SBorte ^^^aoelberg' unb ^^riegni^'' enthält, obfc^on n>eber ein priegni^ifd^er
©eiftlid^er, no(( 9iitter nod^ Siatmann ba$ @efe^ mitberaten §atte.
2) Bon 1298, ogl. oon 9iaumer, Cod. dipl. I, e. 31; ^rinj, DueUenbud^
e. 162.
m.
dine atpianU HelioionatPtteittignng in ber Jett hn
S3on
2)te Stabt Bernau ftanb el^ebem Bei S3tet(ennem in ffofftm^n»
feigen. 2)Qd Semauer Stet eifteute ftdg eines uralten Stufed unb l^atte
feit bet 3^it, aU il^m bie grimmen ^uffiten ettegen toaren, nic^td an
@üte eingebüßt. 93efonberd in bem naiven S3etltn iDUtbe baS Setrdnt
gefd^ft^t toie l^eut ein ,,ed^ted"^ baS fid^ nad^ einem ber bierbetül^mten
Crte beS Sa^etnlanbeö nennt. S)a — e« mar im ^erbfi 1783 —
breitete fid^ über baS Stäbtiein ein neuer Stul^meSglanj : ber 9luf ber
Solerana unb ber ^ufllärung. 3n Semau toar ben itatl^oliten bie Wit«
benu^ung ber et^angelifd^en StabtÜtd^e geftattet morben! 2)ie SSoffifc^e
3eitung bom 23. ®e))tember 1783 Braute barüber folgenbe ^Reibung:
,,Semau, ben 18. @e))tember.
einen rul^muiürbigen Setteig ber älufflärung unb bed Sulbungd*
geifteS in ben (^reugifd^en Staaten l^at lüi^lid^ biefe Stabt baburd^ ab*
gelegt, bag fte ben catl^olifd^en (SHaubenSgenoff en ^ bie Bidl^er il^en
@otteSbienft in einem SBirtl^Sl^aufe au Italien genötl^iget toaren^ erlaubt
l^at^ in ber lutl^erifdgen $au))ttird&e^ »orinnen feit 250 Salären blod
attein ebangelifd^Jutl^erifd&e Seigre geprebiget ift, lünftig il^ren ©oüeS-
bienft au l^alten. (Sin aufgeHdrter unb bulbfamer SKagifirat unb geift«
lid^eg SRinifterium bafelbft fa^en bad Unfd^icftid^e ein, ba| bie catl^o«
lifd^en (Slaubendgenoffen il^re SotteStierel^ngen in einem SBirtl^l^aufe
l^alten fottten, toorinn oft Sieberlid&feit unb auSfdfetoeifenbe ©itten il^ren
®i^ au l^ben ))flegen; fte batiken bed^alb ein ]^od^))reigIid§ed Ober«
confiftorium , ben gatl^olifen il^re lutl^erifd&e Äird^e bfnen au bflrfen,
^orf (jungen 8* itanh. u. preuf. (Bef^. XXI. 1. 5
66 $<^ul @4n>att. [66
toeld^ed Qud^ fogleid^ t)on biefem fo toetfen dottegio mit ber größten
S3etetttotttisIett t)etflQttet toutbe. Stefet ertl^eilten Stlaubnil sufotge,
toirb ballet näd^ftend bet etfle röintf($ catl^oUfd^e @ottedbten{l feit bet
aUcformation in biefet lutl^ctifd^cn Äird^e toicbet gcl^alten toerben."
9la(i§bem fo bie geBitbete SBelt auf bad bemnftd^fl in Setnau au
ertoartenbe (SreigniS t)otBeteitet toar, t^etlünbete biefelBe 3^itung aud
„fßtxnan^ bm 8. OltoBex : @eflem mar toütüid^ ber, flBer bie in unfern
lönigtic^ ^ßreu^ifdgen Sanben l^errfd^enbe Sulbung erfreuti($e Za^." 2)er
,,9Bo^IertDürbige $ater sBeml^arb Sd^omftein^ Dominicaner «OrbenS,
jtoe^ter ^ebiger Be^ ber 6t. ^ebtotgd ftird^e in Berlin'', l^atte eine
^ebigt ,,üBer biefen 2)uIbungdt)orfaa" im Snfd^Iu^ an Soto^er 3, 13
gel^alten, too ed l^ei^t: ,,nnb bertrage einer ben anbem." Sdmtlid^e
Offiziere bed in Sentau einquartierten StegimentS, ber ^agiftrat unb
eine ^enge fibangelifd^er l^atten bem @ottedbienfl Beigeiool^nt. Saut
tturbe bon ben 3^itungen ber Stul^m ber aufgellärten Semauer in bie
SBelt l§inauS))ofaunt. £)ffentlid^eg SoB toedt 9la(j^eiferung. 6d ent^
Brannte unter ben Sürgerf($aften BranbenBurgifti^er unb f^ntmerfd^er
@täbte ein toal^rer SBettetfer, ed ben S3emauem gleid^ ju tun. ®o lamen
benn gteid^e Reibungen aud @arbelegen, SranbenBurg, ®^xot\>i, Streuen*
Briefen, ©reifenl^agen, ©arg, 5p^ti^*), ©targarb. 3a, mand^e ®tabt
lief ^Bernau ben Sang ab, toie aiu|)t)in, bad fd^on feit j»ei Salären
fotd^e Xolerang übte. Sngermünbe aBer fd^Iug aDe auS bem gfetbe;
l^ier war fd^on öor fed^g Sorten ben Äatl^olifen bie Ätoflerlird^e
üBertaffen morben. Sad öffentlid^ feflgufteUen , ]a^ man fid^ in
Sngermünbe genötigt, ;,ba man bed Sorgugd wegen fid^ gleid^fam Be*
eifert l^at, weld^e @tabt il^re ))roteftantifd§en Aird^en ben Aatl^olifd^en gur
Haltung il^red @ottedbienfted geöffnet l^aBe''. 9lad§ ben 3^itungdmelbungen
l^fttte man fd^Ue^en muffen, ba^ bie latl^olifd^e @emeinbe gemeinfam
mit ber etiangelifd^en regelmdjitg bad (Sotte^l^aud Benu^te. %Qein um
efnen regelmäßigen (Sotteöbienft l^anbelte e8 fld§ nid^t. S^eimal im
3a]^re Befud^ten !at]^otifd^e @eiftlid^e auS Serlin bie @amifonSorte, um
ffir bie latl^oKfd^en ©olbaten (Bottedbienft au l^atten. 3ebenfattd l^aBen
bie @eifltid^en Bei ben Sl^efd ber Regimenter angeregt, ben @ottedbienft
nid^t mel^r im Slatl^aud, in einem ^ribatl^aud ober gar in einem SBirtS*
l^aud, fonbem in einer ftird^e au l^alten. 2)ie gl^efS festen ftd^ mit ben
ftftbtifd^en Sel^örben in SSerBinbung, biefe fragten Beim OBerlonftftorium
an, unb bad gaB unter ber 93ebinpng bie SrtauBnid, baß bie ^Bürger«
1) ^ie $9ti(er Sürgerfc^aft er(ärte audbrütflid^: ^um bem Exempel ber
Siabt IBernau l^ierunter au folgen."
67] <^^ geplante SieUgiondoerelnigung in ber 3^t ber 9[uf!(&rung. 67
fd^aft bamtt eintieiftanben to&re. Aeine Sfttgetfc^aft ttoQte ftd^ mit
bem böfen 9htf ber ^ntolerana belaben ^). Sie (brnngelifc^en befud^ten
jol^Itetc^ ben latl^olifd^en (Sottedbienfl unb l^örteti anbftd^ttg unb too^U
gef&Eig, tote aud £teuen&rie^en gemelbet tourbe, ,,eine auf biefe fro^e
Segebenl^eit ftd^ (e^iel^enbe fel^r Tfll^renbe ^bigt".
(fö toar an bet 3^t, ba^ ben überfd^toenglid^en ein etnfld^tentbed
SßoTt gugetufen tontbe, ben Serbienbeten, bte il^r eigenes ^ud an«
a&nbeten unb ben ^euerfd^etn fftr bte ^orgenbdmmerung einer fd^öneren
3rit l^ielten. SHeS emüd^tembe SBort fanb bie Serlinifd^e 3Stonat^
fd^rift, bie einmal ^baS fd^toar^e Srett am (Seric^tdl^ofe ber aufgdiftrten
gefunben Semunft" genannt toorben ift.
«nfang 1784 (8. »anb ®. 180—92) Ibrad^te bie ^onatdfd^rift
einen Slrtilel: „Sfalfd^e Sloterana einiger SRdrlifd^en unb $ommerfc^en
Stäbte in 9(nfe]^ung ber fitnr&umung ber f^oteflantifd^en Aird^en aum
latl^olifd^en (8otte«bienft/' S)er SSerfafter nannte fid^ ^.Sllatl^olilud
£oIerand". 6r ttamte bie fidangelifd^en bor il^rer blinben SSertrauenii*
feligfeit. „3^ bin fcft überaeugt", fd^rieb er, „bafe bie aufgettärtefien
unb fteibenlenbften Z^eologen unferer $au)»tflabt barin flbereinflimmen
tt)erben: ba^ man mit Std^erl^eit el^er 3uben unb ^ol^ammebanem unb
9taturaUften unfere Aird^en jum (Sebraud^ Bei i^ren Stetigiondübungen
einräumen lönne, afö ben Aat^olilen. Aeine @Iaubend))artei tel^rt fo
offenbar ben @a|, ba^ nur il^re Atrd^e bie atteinfetigmad^enbe fei; unb
flbt fo l^imtid^ atte Aunflgriffe, ba^ fie toenigftend l^ier [auf (Srben
bie atteinl^errfd^enbe toerbe. Aeine ift fo überaeugt^ bag biefe Slltein«
l^errfd^aft nid^t nur aum Seften ber SBelt ^eilfam fei, fonbem aud^ tl^er
Aird^e bon Sted^tSmegen bottlommen gel^öre. Aeine fte^t fo, ttie fie ed
tl^ut, atte Sinrid^tungen ber übrigen Parteien aU getoatttl^fttig gegen fid^,
unb ben längften feft begrftnbetflen Sefi^ aU unred^tmägig unb nuix
an." Ser SSerfaffer ftettte feft, toa^ man unter 2: ol er ans gegen eine
frembe 9teligiond))artei au berftel^en l^abe: bie Sriaubnid, ftc^ frei a^
il^em (Stauben au belennen , il^re Ainber barin au eraiel^en unb aud^
1) 3n ber neumärfifc^en @tabt @o(btn mürbe bie @rlau5nid oon ber
(utl^erifc^en ©emeinbe Derweigert. darauf verlangte ber 9iegimentd!ommanbeur
bie SRitbenu^ung ber reformierten itirc^e. Slber aud^ bie reformierte ©emeinbe
oerl^ielt {ic( ob(el^nenb, mit folgenber iQegrünbung: ,äBenn fie aud^ wegen ber
d^riftUd^en £iebe unb Sanftmut ftd^ baau oerpflid^tet glauben moUten, fo mürben
bod^ viele ^ieflge (uti^rifd^e ©inmol^ner biefe i§re Stbfid^t nic^t erfennen, fonbem
ed il^nen }um Jtaltftnn in il^rem ©tauben auflegen, unb fte toürben ben Spott,
ben manche je^t fd^on barüber äußerten, öfter oon il^nen (ören muffen, ba^ \>ai,
toa^ bie £utl^eraner nid^t l^aben motten, gut genug für bie ^Reformierten wäre:
alfo mürben fU fld^ fd^ftmen, fid^ ^Reformierte nennen ju moüen."
5*
68 9«ttl ec(ma|. [68
Srrnnbe, bte 31t ifynm fllftertteten tooUtn, an^miel^meii; \mxd^ Sd^en unb
Sd^ttften, pi (faAaoitng unb Seftfttbtsis in t^rem (SUmim, nngel^tnbett
bcffen 6&|e üotptoigen; (StifilUf^t nnb 5ffenttüj§e SeifamniIungS)»Ift|e
jtt l^Ben, um bcn SotteSbienß nngeftört nac!^ il^ SBeife abmatten au
ttnnrn; bei Zaufen, S^bflnbniffen unb Segr&bniffen ben Sotfd^ttften
i^ier Xeligion au folgen unb bolei i|te eigenen $Td>iflei |n gefoiuc^en
unb becgletd^en xatfpc. %uc!^ tat^Iifd^etfeiti nmcbe bie 2j)Ietana ge«
tndefen, nmtbe fogat bie Stöglid^Ieit betont, bie beiben getrennten ftixd^en
fa beiföl^nen unb ju bereinigen. S)er Serfaffer UKimte bie ^Sroteßanten,
fie follten ftc!^ babnnl^ ni^t in 6id^l^ nriegen laffen. „Xoleran^
iß il^en ein Zftufc^ungdmort/ fci^tieb er, ,,unter beffen 6d^ fie inmier
feiern fjfn% au getoinnen tiacl^ten, bii fie enblic!^ folcl^ed @(!§u|ed nic^t
mt^ bebftrfen. Xeligiondbereinigung iß eine anbere Sit Sod^
ftpeife, bie fci^on genug el^Iici^e ^teftanten gefeffelt 1^ 3n Jtteinig»
leiten motten fie anfangt nad^eben ; ein 6mnbfa|, ben auc!^ atte lotl^o«
Üfd^ ^Dtifftonare bei ben Reiben befolgten, um nur red^t biele Slieber
in ben 6d^o| bet SftutterKni^e au loden. Sie a^gen $]^fo)i]§ie unb
SufgdCUtrtl^ unb Xbfd^offung ntanci^er fonft micl^g gel^aUener ^[htnlte
unb Xolerana unb fo meiter; bid aud§ mir bon unfemt Sigenfinn ab«
ßel^ unb und mit il^en ^u einer ^be bereinigen, bereu ^irt un«
fel^Ibar ift unb beffen Seigren alleinfeligmad^enb finb.
^d ifl ber ^auptbegriff bed latl^olifd^en (glaubend, bation gel^n felbft
i^e ebelften Stitglieber nici^t ab. Aann fid§ bamit ber @eiß bed ^»
teßantidmud liertragen, ber mal^e £olerana unb freie 9lad§forfd^ung
liebt unb eigene überaeugung geftattet? Sft^t fid§ auf biefe 9rt eine
Sereinigung gebenlen ober mftgte nid^t bielmel^ eine Sermanblung unb
Srandfubflantiation tiorgel^? 9(ber moau aud§ Sereinigung! 3ft ed
nid§t genug, menn mir frieblid^ neben einanber mol^nen, ieber ben anbem
9titbitrger auf feine Sßeife bienen I> unb leiner fidö mel^ 9nl^ang
au mad^en bemül^ ift?'' Sefonberd bebenllid§ lam ed bem Serfaffer
t>or, ba^ bie Sbangelifd^en, mie e8 ben Slnfd^ein l^otte, il^ Aird^en ben
Aatl^oIUen bebingungdlod a^r SRitbenu^ung überlaffen litten. ,,9Ber
ftel^t bafftr," meinte er, M^ bie !at]§oIifd&e ®eif«id6feit fid& nid&t
gleidgfam auf einen SlugenblidE mieber in il^r bermeintlid^ alted Sted^t
eingefe^t glaubt?'' S)enn bie Iat|oIifd^e JKrd^ l^tte niemals red^tlid^
auf x%xtn el^emaligen Sefi^ beraidgtet.
S)iefer Slrtifel mirtte mie eine ganfare. Cr leitete einen geberlrieg
ein, ber jal^relang in ben öffentlidgen Slättem auSgefod^ten mürbe. S)ie
@efd§id^te biefed ftrieged ^n fd^reiben mflrbe eine lol^nenbe Aufgabe fein.
3m Sal^e 1784 lam eS nur au Ileinen $lftnleleien. (B mürbe
69] @ine geplante 9te(igiondoeretntgung in ber 3^tt ber 9(uf!(&tung. 69
aunäd^ft feflgefteKt, toie ed bei hex übetlaffung bet ftird^en in hen ein-
zelnen @t&bten sufiegangen niat. 2Bo bie Aatl^olilen^ niie in Statgotb
für bie 93enu|uns bet Siob^ptSLt, eine SRiete a^^Uen, toax i%x xtä^U
lic^ed 93er]§ältniS in bem @otted]§aud, bad fte benu^ten, üax. 3n anbent
Stftbten mußten fle fld^ ISebingungen nntenoeifen, bie in einem 9let)etd
feftgetest toaren. %Ü 93eif}iiel mag bie Serorbnung bienen , metci^e
iltatlgtaf Sriebrid^ ^eintid^ oon Sd^mebt im 3uli 1784 erlief. S)anad^
mar ben ftatl^oUIen bie Sinu|ung ber lutl^erifci^en StabtKrd^e l^öd^ftend
amei* hxi breimal im dolore geftattet. S)er latl^olifc^e @eifUid^ l^tte
ben 06er)irebiger tion ber 3^t in ber er @ottedbien{t litten tooVitt, au
6enad^(i^tigen. Rieten auf ben Zag and^ etmngelifd^e Xmtötierrici^tungen,
fo mürben fle auerft Vorgenommen. Cdangelifd^e JKrd^en« unb Sd^uU
6ebiente burften aum latl^Ufd^en @ottedbienft nid^t l^erangeaogen merben ;
auc!^ ber Sebraud^ ber (Siodtn mar berboten. ^ttlftrigend mirb man
bafflr Sorge tragen/' l^ie^ ed aum @d^lu§, tM%f ^^' Aöniglid^en
Staiefiftt ]§öd^fiem 3BilIen gemäg^ nid^t bon einem unberft&nbigen latl^o-
iifd^en @ei{Uid^en etma auf bie Sutl^eraner in il^rer eigenen ftird^e aU
auf Aä^er gefc^olten unb fle in ben unterfd^eibenben Sel^ä^en l^art
burd^geaoden unb berbammt merben^ auc!^ ba| fiberatt nid^td borgel^e
unb bon bem lotl^olifd^en @eißlid§en in ber lutl^erifd^en JKrc^e bor«
genommen merbe, mad ben tl^euer erlauften Sreil^eiten ber ^oteftanten
nad^tl^eilig fein unb nur irgenb in einen Sni^braud^ unferer grog"
mütl^igen £olerana ausarten mögte.'' @otc!^e SerUaufutierungen maren
mol^ bie Solge bed äBamungdartileld Aber bie faljd^e Zolerana. 3n
bem Sd^reiben eines Sd^tefterS au biefer ^ngelegenl^eit (berliner ^onati«
fd&rift 3. »anb, 1784, I, 6. 580—44) ^iefe eö: ,,S»ofem feiner ift,
ber biefen gut^eraigen toleranten il^re falf c^en Segriffe aufbedCt : f o mu^
bie S^i fle in bie Jlur nel^men, bie il^nen ober il^ren 9lad^Iommen bie,
folgen biefer Unborfld^tigteit em))flnblid^ genug maci^en lann." gfr. (Be*
hitt, ber mit 99iefler bie 9RonatSfd^rift l^eraudgab, fd^log einen älrtitel
mit ben SBorten : „9lur ^xoti Saugen erlaube man mir nod^ : Sägt fld^'d
beulen, bag bie Aatl^olilen iemalS in einem latl^olifd^en Sanbe fo nad^«
giebig fein mflrben^ um ben ^oteftanten ben SAitgebraud^ il^rer JKrd^en
au berßatten? Unb: mürben bie $roteftanten im QaU ber 93ermeigerung
mo|[ jemald breift genug fein, über ^ntolerana au fd^reien?''
2)er $ater Sd^orenftein bon ber 93erliner ^bmigdlird^e trat nun
aud^ an bie £)ffentlid^{eit mit einem 9rtitel im ^iftorifd^en Portefeuille
(%obember]^eft 1784). „^n fanftem, gemäßigtem £one'' gab er eine
Srllärung ber SBorg&nge unb äulerte feine Sermunberung barüber, baß
fte fold^e 93eunru]^igung in proteftantifd^en Areifen erregt l^atten. 9lad^
70 $<^I 6((nmt4. [70
feinen äu^entngen fd^ien er „ein fel^t Mnigbenfenber, bnlbenber unb e^
gut nteinenber Stann su fein" ; aber bie SItt nnb SBeife, toie et ftd^ in
@rei?en]§ogen unb &axi bie SttaubniS ^nx 93enu|uns bet JKrd^en txtohft
fydit, tt)at bod^ nid^t eintDanbdfrei. Sd^otenftein ^atte fci^on feit atoei
3a]§ten bem (Sreifenl^agenet Obert^faner feinen SBunfd^ borgettagen, toat
Don bem aber immer an baS Aonflftorium gett)iefen tootben. 3m ^tthft
1788 iebod§ s^ifite er bem Seiftlid^en bie 93erfflgung beS Oberlonftfio-
riumd, ba^ er in 93emau bie etiangelifd^e JNrd^e benu^en bürfe^ unb
fügte ]^in}u: eS toürbe @t. Vtajeftat ^n befonberem SBol^lgefallen ge-
reid^en, toenn bie :|)rotefiantifd^en ^tebiget in il^n JKrdgen ben Staiffi»
lilen i]§ren @otte^bien{t ^n leiten erlaubten^ unb bag bagegen bie $re*
biger, meldte fold^ed au8 Sntolerana nid^t geftatten tooOten, üble gfolgen
au beforgen l^ätten. Saraufl^in ]§atte ftd^ ber Obertifaner gefügt unb
ol^ne @ene]§migung bed ftonftftoriumS bie JKrd^e eingeräumt, ßbenfo toar
es in @ara gegangen.
S)ad toax bad 93orf)iieI beS Staxtip}^, ber mit bem Anfang beS
3d]§red entbrannte.
3n ben ertoäl^ten 9lrtileln ber ^onotSfd^rift toar auf bie im ftitteu
arbeitenbe latl^oltfd^e $ro}iaganba l^ingemiefen tt)orben. 3Ran u^u^te, ba^
aal^Ireid^e gel^eime SefeOfd^aften beftanben; man fürd^ete befonberS bie
3efuiten, bereu ftiUe SIrbeit nad^ ber 9luf]^ebung beS Orbend biet ge«
föl^rlid^er toar aU aubor ; man arguiöl^nte , ba§ bie gel^eimen Sefdl«
fd^aften, bie für ben ftatl^oliaidmuS arbeiteten, fd§on a^l^Ireidge arglofe
^roteftanten eingefangen l^atten, bie ba meinten, fle foUten an bem eblen
SBerl ber SBieberOereinigung ber beiben ftird^en mitarbeiten.
Um bie 3Ritte bed 18. ^al^rl^unbertd toar ber @ebanle an eine
SBieberbereinigung aufgetaud^t. (Sinige ^al^e bor bem Sludbrud^ beS
Siebenj&l^rigen jhieged erlieg ber SBiener Srabifd^of £rautfon einen
Hirtenbrief, in bem er bon ber ^öglidgfeit einer fold^en Sereinigung
f))rad^. 2)er äBittenberger ^rofeffor aßeiC^mann anttoortete barauf in
einer Sd^rift : „S3on ben feineren äBegen ber Slömifd^Iatl^olifd^en , unS
$roteftanten au l^intergel^en." äBegen beS 93ud^ed umrbe er bielfad^ an«
gefeinbet, felbft bon @laubenSgenoffen ; er teilte bad Sod ber Aaffanbra.
Unb bod^, toie toeit nod^ ber 3Beg aur Sereinigung toar, a^flten bie
religiöfen @egenfä|e, bie in bem balb barauf auSbred^enben Sieben«
jäl^rigen Äriege autage traten, ^ier griebrid^ — ]§ier ^aria S^efta!
mar gleid^bebeutenb mit: ^ier $roteftanten — l^ier ftatl^olilen! 3u ber
3eit aber, ba 3ofe))]§ U. mit freier $anb regierte, ber ^errfd^er beS
größten tatl^olifdgen Staate^ in S)eutfd^lanb , unb neben il^m ein
griebrid^ n. — ba mod^te ein Serfud^ a^r SBiebertiereinigung nid^t fo
71} <SKne gq>tonte 9le(ifiiond9eveinigung in ber 3^t ^^v Sluf!(ötung. 71
QuSfid^töloS erfd^etneti. %itx bag betattige S^etfud^e bad offene ßiä^i
fd^euten^ bo| ftd^ mit tl^nen gel^eime (SefeUfd^aften befaßten, bte il^t £uu
unb %xtxUn aifid^üii) in S)unlel l^fiUten: baS ntugte bebenlHdg
ntad^en. Sie Setlinifc^e Slonatöfd^tift entfd^lo^ fid^, in bad Sunlel
l^ineinjulend^ten.
3m Satittotl^eft 1785 (5. »anb S. 59) btad^te pe einen „SSeittag
aut Sefd^id^te i|iget gel^eimet ^tofel^tenmac^trei." S)er 93etfaffer l^atte
auf feinen Steifen — namentlid^ in S^mahm unb am SUJein — ie«
obad^tet, „hai ^^ i^ ^i<^t wenigen ))rotefiantifd^en Sänbem ber Aatl^o«
licidmud/ unb s^^t bec Don bet gröbfteu 9[tt, einbr&ngt. — 9Rit un#
glaublid^em (Eifer toirb baran gearbeitet^ l^ielen }iroteftantifd§en ^enen
Neigung aum Aatl^oliciSmuS beizubringen ; unb ed flnb nid^t toenige^ bei
benen bied nur aQsufel^t gelungen ift. — SttcS uiirb au ^ftlfe ge-
nommen: ))olitifd6e Sortl^eile, 9lu8fld^ten aur (Erlangung getoiffer fonft
fd^toer au eneid^enber 3u'edEe, 93efied§ungen , 93erf}ired§ungen gel^eimer
SBiffenf d^af ten , toomad^ unfer fo aufgeltärt fein foUenbeS ad^tael^nted
3a]^rl^unbert fo Iflftem ift. — 93iete gutmütl^ge fromme Seute finb nid^t
migtrauifd^ unb beforgen tion Stenfd^en, bie fie gleid^fallS für gut unb
gottedfürd^tig l^alten^ nid^td 9(rge8. ^l^nen gel^t gteid^ bad $era auf,
toenn fie bie fromme &pxa6^t oom Sefül^te bed (Sl^riftentl^umS unb ))on
Sruberliebe l^ören. 3n luraem tt)irb ber 93ruberliebe eine SBereinigungS-
liebe untergef droben.'' Unb nun berid^tet er eine merlmürbige (Sefd^id^te,
bie in einer ber gel^eimen (Sefellfd^aften oorgelommen toar, ,,tt)o man ed
fid^ aut $fltd^t mad^t, ben Sebraud^ ber SBemunft als eine SBerfud^ung
bed Zeufefö tioraufteUen/' (Ein ))roteftantifd^er (Seiftlid^er, ein frommer^
einfältiger Slann, toar burd^ (Emiffare in 'eine fold^e (BefeUfdgaft geraten.
$etn t^roteftantifc^cS (Betoiffen %atU man fo einaufd^läfem oerftanben,
ba^ er fid§ enblid^ bie fteben latl^olifd^en äBeil^en aß ^riefter geben lieg
unb bod^ als lutl^fd^er ^rebiger toeiter amtierte. (Er lam nun auf
bie 3bee l)on ber 93ereinigung ber Sieligionen. 3n ber Stabt gel^örten
nod^ anbere ^rote^anten ber ^efeUfdgaft an. 3n einer Serfammlung
mürbe ein Sefel^l ber Obern mitgeteilt, ia% jebeS Stitglieb ein 9lbaeid^en
auf ber blo|en 93ruft tragen fottte. S)aS Slbaeid^en, baS bie Obern ge«
fd^idCt ]§atten, toax — ein Warienbilb. 9Bie je^t ber Aatl^oliaiSmuS fo
unt>txysXit autage trat, fragte ein junger ^roteftant ben (Seiftlidgen, ob
er fid^ nid^t fd^äme, fld^ als ))roteftantifdger ^rebiger au foldl^en 9llfan«
aereien gebraud^en au laffen. S)er meinte ettoaS niebergefd^lagen : baS
Silb fd^eine aud^ il^m unfdgidUid^, unb er miffe nid^t, maS er baau fagen
foUe. S)ie SSerfammlung Verlief flümtifd^. Ser @ei{tlid^e nal^m fld^
bie Sac^e au ^eraen, l^erflel in eine fc^toere Jhanll^eit unb planhtxit
72 $<^u( ec^nort. [72
«
in ber gfiAei]^i|e einem SBettoanbten bie ganzen (Bel^eimniffe atA, bet
enblid^ aud^ feine £onfut entbedte.
Siefet 9ttilel }flnbete toie ein gfunlen im ^ßullietfa|. heftige (Ent-
gegnungen, SSerteibigungen , neue Cntl^üSungen folgten. (B foS l^er
nid^t bet SSerlauf beS @ei{terIam}ifeS gefd^ilbert tt)etben. %tt bie 9ln*
fielet eines ^oteftanten, ber bie Sage nid^t fo fc^imm anfal^, möge nod^
$((4 flnben: bed $^ilofo))]^en (Batt)t in 93redlau. (Sx ]ä^mf> fftt bie
aftonotÄfd&tift (6. «anb 1785, n, ©. 19—67) ,,Über bie »efotgniffe
ber ^roteftanten in Slnfel^nng ber Verbreitung bed Aatl^olidSmud".
£r tonnte ftd^ nid^t babon flbergeugen, bag ber Selel^rungSeifer ber
ftatl^olilen ,,flber]§au))t je^t auf eine 9rt ttiirlfam fei^ toeU^e Seforgniffe
errege unb @egenanftalten notl^toenbig mad^e". (Begen Sc^m&rmer tt)ill
er mitldm))fen, aber im Aampf gegen bie 3efuiten unb bie Senblinge
bed römifd^en ^ofS neigt er jur Neutralität. £r l^lt bie Segner für
gor nid^t fo gefdl^rlid^ ; er fürd^tet fogar, gegen einen Sci^atten )u feci^ten.
,,S)ie Wad^t unferer Stegenten'', glaubt er, „xft im Staube, unS bor
bem geifttid^en SefpotiSmuS au fc^ü^en, unb il^r Sigennu^ toirb immer
ein l^inlängtidged 3Rotio fein, ba^ fte und auc!^ fd^ft^en tooÜen/' Sarum
ift ber Übertritt froteftantifd^er Sfürfien nid^t fo gefäl^rlid^. „%U 9le-
genten, ate $äu))ter beS @taatd ftel^en fie, toenn fte aud^ uneingefd^rftn!t
l^errfdgten, bod§ unter bem (Sinflu§ il^rer Nation unb merben t>on ber«
felben mel^r geleitet, ald fte biefe leiten fönnen." — ,,^ögen Sd^märmer
unb Sbergläubifd^e fld^ meinetwegen aufammenrotten'', fo tröftet er fic!^^
„fo lange fie nur leine Solbaten au il^rem Sefel^l l^aben, fo lange bin
id^ gana rul^ig/' S)a§ ed eine Sefettfd^aft in Sentfd^lanb gibt, bie an
ber „äBteberOereinigung'' ber d^rifUid^en Parteien arbeitet, ift il^m be»
lannt. %ud^ er l^t il^re oor furaem oeröffentlid^te 93e(anntmad^ung
gelefen, bie feltfOm unb auffaUenb genug mar. „S)er Zon fünbigte eine
fo groge 3uferftd^t ber Unternel^mer auf bie balbige SBoUenbung il^red
äBerld an; fle fd^ienen mit ben großen £iteln aUer ber ^erfonen, bie
borgeblid^ baran Slntl^il l^aben foUten, fo pxafflm au moOen; unb bied
atteS mar mit einem fo gel^eimnidDoUen äBefen umgeben, ba| ber Suf"
fa| notl^toenbig fel^r berfd^iebne (StnbrftdEe bei ben Sefem maci^en mu^te,
nad^bem jeber einen anbem @eftdgtd}iuntt babon ind äluge fa^te." 9Ran
nimmt an, „ba§ latl^olifd^e Sefel^rer bie erften Url^eber ober bie eifrigften
Seförberer biefeS Sereinigungd))land ftnb, ba§ fle fld^ ber Sd^mdd^e
einiger ))roteftantifd^en @e{ftlid^en ober angefel^ner Saien bebienen, um
fte unter bem Sd^eine einer gegenfeitigen Ndl^erung in ber £]^t a^r
Xfldlel^r in ben @d^o^ ber r5mifd§en JKrd^e geneigt au mad^en, unb bag
fte enblid^, inbem fle eine Sereinigung mit ben ^roteflanten betreiben,
*:^^
73] ^ne Qq>(ante SteligiondDeremigung in bet S^t ber Sluf!(&tung. 73
ba6et nidgtd aU bie Selel^ng betfelben aut Xbfici^t l^beti." äBenn
babei beabfU^tigt tuirb, ..Sinfönnigleit bet 9lfIigiond}iarteien butd^ fiegen«
fettiged 9lad^eben aUer ober butc§ ben Sieg ber eittett flbet bie übrigen
l^orsubringen'', fo nritb !eind bon beiben enrid^ loetben. %n fold^e
9leligiondbeteimgttng tdnnen in jebet 9leIigiond)mrtei nur benlen : „tx^iif
tie, oeld^e butd^ eine geoiffe 9lrt ber Sc^närmerei ^nbifferentiften ge«
tnorben finb (man toei^ , ha% bie ^^tci ed bon jel^er gemefen) , ober
biejenigen, meldte bie Hoffnung gefaxt l^oben, bie bon anbem Parteien
au beleihen (meil n&mlid^ ieber berfelben feine ®taubendf&|e fftr fo
ebibent ]^(t, ba^^ toenn ed einmal aur unparteiifd^en Unterfud^ung läme,
fle gar nid^t bon ben @egnem mürben abgeleugnet merben lönnen)."
93iefler fd^rieb gleid^ bie Xntmort l^interl^er. Sarbe !enne bie äBelt
au menig unb miffe nid^t, miebiel Unmiffenl^eit unb Aberglauben bor«
]§anben fei; bie ^efuiten müßten nid^t.3efuiten fein^ menn fle ftd^ baS
nid^t au nu^e mad^en mottten. S)ie Stulpe, meldte bie ^roteftanten feit
lange genießen« l^abe fte forglod gegen atte Sieligton gemad^t. S)er eine
£eil ber ^oteftanten fc^m&rme fanatifdg, ber anbere fei forglod: ba
merbe bem ^einbe ber @ieg leidet. 9Bad man fo flola Slufflärung nenne,
fei ]§öd^ft f^^I&t, unb ti bebürfe nur ber älegierung bon ein paar
bigotten Wonard^en, um atted mieber aurüdEaubringen.
3nawifd^en — im gebruar 1785 — war bie ©efeUfd^aft ber
,,äBieberbereinigung'\ bon ber @arbe \pxaä^, mit il^ren planen an König
Sfriebrid^ herangetreten. Sabon foQ im folgenben eingel^enb gel^anbelt
merben, unb menn aud^ bie ganae @ad^e fdglie|lid^ im Sanbe berlief,
fo ift fte bod^ nid^t untoid^tig, toeil bie l^öd^ften StaatSbel^örben au il^r
SteUung genommen ^aben^).
S)er 9lgent, Aorrefponbent ober ©d^riftfül^er ber @efellfc^aft mar
ber ^IRagißer @ottfrteb Sebered^t SRafiuS in Seipaig* Sr nannte ftd^
^.Aouefponbent ber @ele]^rten auf ber Slfabemie ber äBiffenfd^aften au
Seipaig'' ober ,,ber äBelttoeidl^eit S)r., fürftlid^er Stat, Selretar unb
Slgent ber SlugÄburgifc^en ©elel^rten". Sein SSater — er ^ie§ ^IReefe^
ber Sol^n latinifierte ben Flamen — mar ^afior in Sac^fen. JJlaflud
l^atte Sl^eologie ftubiert, fd^rieb Südger, trieb 93uc^]ganbel unb nebenl^er
bau Steligiondbereinigungdmerf. äBä^renb bed Siebenjährigen Arieged
]§atte er als Anabe ben großen Jtönig im (Slternlgaufe gefeigen, umgeben
bon feinen @ener&len, bie mit bem Ainbe gefdgerat Igatten. Sine fdgmär»
merifdge IBere^rung bradgte er bem fSfürften entgegen, bon bem er dne
görberung feiner ^äne erlgoffte.
1) öerl. ®eg. @t.9l. Rep. 47, 25».
74 $aul 6((tDav|. [74
3m 9lo)ietnbet 1784 fibetfcmbte er betn StMi fein äBetI: ^SuS-
fugten bet Seelen." ,,9letn gfriebtid^!" ]^o6 bet Begleitbrief an, ^ba
bring id^ Sit Slumen ani bem (Barien bet Hoffnung unb SBal^l^eit.
9Hmm fie an, unb gönne mit immet, e]§e biefeS Seben bal^ineilt^ bal^
SlftdE unb bie ßl^te. Med 93ud^ ^n Seinen ^|en niebetjulegen.'' St
untet^eid^nete : ,,S)ein Setel^tet 3Raftu8, Jlonef}ionbent bet (Beleihten auf
bet SIcabemie }u Seiti^ig unb @efd^dftött&get bet SamengefeOfdgaft im
Xofenotben , aud§ 9lgent einiget beutfd^et gf&tften." Set Jt5nig banite
l^öflid^.
«m 15. Sfebtuat 1785 fd^rieb SlafcuS an Aönig Sfriebrid^ fol-
genben Srief:
^& ift untet ben Siegenten (luto))a8 leinet toeifet aU Su, mein
tSfriebrid§, |bet ^teu^en Aönig. Sied Sieb fingen Sit Seine Sdgftlet,
bie äBeifen. Sein llntettan au toetben ift tnal^ted &IM. 3^ tt)ünf(i^e
eS mit. 3d§ I&me nid^t atm, abet aud^ nid^t teid^ )u Sit. SluS bei«
liegenbem Memoriale toie aud^ aud bem Senbfd^teiben etftel^et Seine
Wajeftät ein gto^eS Etaiblissement. Setet Sl^riften, bie fld^ Oeteinigen
tooUm, ftnb fel^t Diele. Steligion jiel^t an fld^. Sad^fen ift intoletant.
Sie SanbedOetfaffung leibet ed nid^t anbetd. Su abet bift toletant, unb
toenn Su mid^ gnftbig ]§öten tooQteft, fo tofitbe ed ftd^ nad^ unb nad^
etgeben, ba^ id^ butd^ ßinfül^tung tool^ll^abenbet gfamilien unb Sin«
bringung [Dielet (Selbet Seinen Staaten nü^lid^ fein toütbe. SBoUte^
Su getul^en, midg aU ffonef))onbent bet ®eU%xttn unb geiftlid^en 9lat
an Seinem Jtöniglid^en ^ofe 5U etnennen, bamit ftd^ aUe (StU^xim Don
Seutfdglanb an mid^ ^n abteffteten l^ätten, unb mit nut einige toenige
Untetftü^ung teid^en, fo toütbe mein Sinflu^ auf anbete Staaten nod^
gtöget metben, idg ttiütbe Diel ausfüllten, unb Seine ^ajeftftt enblid^
aOe Staaten butd^ bie @ele]§tten bel^ettfd^en. Sodg biefe SBotte ent=>
füllten meinet gfebet ^u frü^, unb Su bift bet Stfte, bem id^ mein SSot*
]§aben untettänigft offenbate. SBetfdgtoiegenl^eit , SBeigl^eit, Steue unb
ütid^t^ufd^neUfein, unterftü^t Don Seinet SRad^t unb @nabe, füllten ben
$lan aud." ^aflud fdglog butdgauS ridgtig, ba| eine Sleligiond-
Deteinigung nut stoifd^en ben gebilbeten obet, toit et ftd^ audbtüdte,
gelel^tten ^toteftanten unb Aatl^olüen möglid^ fei. Sie SBiebetlel^t
einet Stefotmationdaeit, in bet ftd^ bie gange SBolfdmaffe butd^ teligiöfe
gftagen mitteilen lie^, toat unb ift nid^t mifyc gu ermatten. Slbet nid^t
audgefdgloffen mat ed, ha% bie Slufgeflärien beibet 9leligiond))arteien
audg äu^etlidg, toie fie bad fdgon längft im Snnetn getan %aüm, fld^
übet bie bogmatifdgen @egenfft^e ]§intoeg 5u einet neuen Xeligiond«
75] <^ne ^tpUmU SVeligioni^Dereiniguitg in bet 3^ ^ XufUfttung. 75.
0emetn{d§Qft l)etetm{ten. S)ie filetd^ltise, tDiDenlofe, ^ttUiffbinige
^affe auf beiben Seiten mit fic!^ )u teilen, baS bntften fte nici^t l^offem
S)ie Serlinifci^e SRonatSfd^rift fptid^t einmal beS ttngeten bon ber
$fiffi8!eit beS ^etnt ataflttd. S)er 93tief an ben ftdnig benftt ettoal^
^fiffigleiL St fnd^te ben Aöntg, bet fon^ fftt teligiöfe Seit« unb
Stteitftogen geringe £et(na]^me befunbete, an feinet fd^mac^en Stelle )tt
faffen : an bem Sefheben, tnol^U^benbe Aotoniften inS 8anb 5U fd^affen.
pfiffig toat alfo tool^I bet Seifiaiget Stagiflet, abet ntci^t tt)eltllttg, (Et
tDoOte bem fföntg bie beteinigte beutfd^e dnteUigena als 9Ra(i^tmittel in
bie ^nb geben. S)et $tan mat botttefflid^ , a6et menn bet SRagißer
ben @ang bet (Befd^id^te grfannt l^tte, fo toütbe et ]§aben miffen mftffen^
ba^ bie dnteOigena im Aam))f gegen bad S)ogma fletS nntetlegen tt)at»
Aönig Sfriebrid^ Iie| fid^ bntd^ bie günftigften Xndfld^ten auf inteOigente
Aoloniften nid^t lodkn unb etlieg am 22. gfebtuat 1785 an ben SRiniftet
bed (BeiflUc^en S)e)mttementd bon 3^bli^ folgenbe Aabinetti^otbte : ^SRir
fommt bie anliegenbe SBotfleQung beS ^agiftetS 9Raflui» in Seiti)ig neb^
il^ten Anlagen ebenfo fd^ttärmerifd^ aU feine bot einiget 3^ ^i^ ^n«
gefonbte ,9luSftd^ten bet Seelen' bot. Um alfo betgleici^en äuget meiner
@))]^ftte feienben Aottefponbens mid§ p entlebigen, ttage id^ Suc^ l^et«
mit auf, 9lamenS beS Seifllic^en S)e)iattementd l^öflid^ ^u antmotten.'"
Setgelegt maten bem Srief: bad Memoriale bet beteinigten
a)ioftolifc!^en Triften um Sulbung in ben Staaten St. ^Raiefldt beS
Aönigi bon Stengen, bad SteligiondbelenntniS bet beteinigten
alH)ftolif ci^en fil^riflen, baS S e n b f d^ t e i b e n bet beteinigten SteligionSlel^tet.
S)aS Memoriale lautete: „Sag S)u bie, tt)eld^e fld^ all gute
Untettanen in Seinen Staaten betl^alten moQen, mit (Bnaben bulbeft,
biefet 9tu]§m ift einet bon ben gtö|ten S)eined gloneid^en Sebend. Ct
tuft Sfamilien unb einzelne Wenfd^en bon aUen Nationen auf £tben ju
Sit, bog fte ftd^ in Seine glfldlidgen Staaten begeben unb bafelb^
niebetlaffen. St tuft aud§ bie, n»eld§e ftd^ ie^t bon bet tömifd^en uni>
))toteftantifd^en ftitd^e ttennen, bag fle bot Seinen £]^ton niebetfatten
unb Sid^ untett&nigft aufleimen: ob Seine ^oie^ät benen (£]§riften^
meldte bon bet tömifdgen unb ))toteftantifdgen JKtd^e snt etften apo^o»
lifci^en sutikdSel^ten, ftd^ an betfelben aud beiben beteinigen unb gut £t*
l^ltung eined endigen griebend unb betttdglid^et Semeinfd^aft in atten
Sanben bad gtoge 93eteinigungSbud§ ,9lnmeifung gut (BlüdEfeltgleit für
aUe SRenfdgen' untetfd^teiben unb bie barin entl^altenen Seiten fil^rifluS
unb feinet äit'i'fi^I ti^n t ^intn lebendlangen getul^igen 9lufent]^alt in
Seinen Staaten famt aOen gfteil^eiten unb ^ribilegien, bie einem tteuen
StoatSbütget getodl^tt toetben Mnnen unb einem a))oftolifd§en ßl^ßen
76 $<nt( e^nrntt. [76
aulommen mögen, au t>txUifitn aEetgnäbigft getul^en, aud^ oerftattett
tooDteft, ba| fle fld^ in Seinen Staaten nieberlaffen unb anbauen nnb
S)eined mdc^tigen Sd^u^ed toibei S3erfolgungen nnb Sebtftngniffe aufamt
Seinet immenoäl^enben @nabe bon Sir geniärtigen mögen."
Sad 9leIigiondbeIenntnid bel^anbelt an|et ber eigentlid^en
iUaubendlel^te aud^ bie Stettung ber neuen Semeinbe sum Staat. SS
Cautet fo:
,,9Bir tiereinigten fil^riften ber a))o9oUfdgen JKrd^e glauben an Sinen
€(ott, ben 93ater, Sol^n unb l^eiligen @eift, nietd^er ^immel nnb Srbe
unb aUed, ttiaS barinnen ifl, erfd^affen l^at unb erl^lt äBir belennen ben
Sater für ben Sater unferd ^errn 3efu S^rifti, ben er um unferi ^eild
mitten gefanbt l^at, bag er unS ben 9Beg sur maleren @lüdEfeIigIeit aeigen
unb und a» ftinbem feined SaterS mad^en foQe, meit mir als Ungerechte
bad Stcid^ (SottcS nid^t ermerben !onnten, fonbem abgetoafd^en, gel^eiligt
unb geredet merben fottten burd^ ben Flamen bed ^erm 3efu unb burd^
ben ®rift unferd Sotted.
3Bir belennen, bag biefer unfer Sater im ^mmel täglid^ für und
torgt unb und in feiner Obl^ut bel^ält.
äBir belennen 3efum ßl^riftum für unfern und bom Sater ge«
f ebenen ^errn, beffen Seigre mir au befolgen fd^ulbig flnb unb in aKen
Singen alfo tun muffen, mie er feinen Jüngern geboten l^at; für ben
«ingeborenen Sol^n ®otted, für ben, ber ba fommen fei, au fud^en unb
{etig au mad^en, bad verloren ift; für unfern ^eilanb unb Srlöfer, ber
und burd^ fein Seben, Seiben, £ob unb 9luferfte]^ung bie Sergebung ber
Sünben unb eine emige Seligleit ermorben; für unfern ^reunb unb
Reifer, jür unfern $o]^n})rtefler unb gfürbitter unb für unfern aulünftigen
9Ud^ter, ben mir Oor ben ^IRenfd^en au befennen, über aU^ au lieben,
mtfer Jheua auf und au nel^men unb il^m nad^auf olgen , mit ber Xn>
betung, bie mir bem Sater ermeifen, aud^ il^n au eieren unb il^m bid
an^ (Snbe getreu au fein und l^öd^ft berpflid^tet unb oerbunben l^alten.
9ßir befennen ben l^eiligen @eifi für unfern gel^eimen Seigrer, für
unfern Sröfter, Seiter, Stegierer unb Semal^rer, ber und and ber
^inftemid au bem Sid^te unb Seben erneuert, bad göttlid^ ifl, unb
^l^riftum in und oerlläret, ba§ mir an il^n aur Seligleit glauben
Unnen, ben mir mit ber ^[nbetung, bie mir bem Sater unb Sol^ er«
meifen, gleid^ermetfe au eieren, aOeaeit au folgen unb bid and Snbe getreu
unb gel^orfam au fein und für l^öd^ft berbunben l^alten.
äBir glauben unb belennen eine @d^ö))fung, Srlöfung unb Heiligung
ber Vtenfd^en, eine %uferfte]§ung , ein jüngfted @eri(^t unb ein emiged
Seben.
77] <Sine geplante Steligtondoeretntgung in bet Seit ber 9(uf!I&rung. 77
3Bit glauben unb Mttmm, ba| bie f). Sd^tift, 6efle§enb ani ben
@efe^fl(i^em fflfloftd, ben $tot)]§eten ttnb $falnten im 3. £. unb aui
ben Sd^riften bev (Sl^angelt^en unb Vpofltl im 9t %. @otted äBott vai^
etn^ige Stici^tfd^nuT unfreS @lau6enS unb SAend fei, bie Don oUen
3Renfd^en gelefen totrben muffe, u^eil nad^ berfelben alle 9Renfd^en ge«
rid^tet toethta foQen.
9Bit glauben unb belennen, ha%, nad^oem £]^ißu8 offenbaret
toorben, leine anbete 9teItgion in bet SBelt bie ein^^
xoa^xt unb l^öd^fle Seligleit bttngenbe Religion fei all
bie, toeld^e bie Xetigion 3efu toat^), unb bag ein jebet, toeld^et
ein dl^ttft l^ei^en unb bie ®lfld(feligfrit , toeld^e aUen, bie an il^
glauben, betl^eigen ifl, etben toiQ, in aOen a(fo tun mflffe, toie eS 3efui^
€]^fhtd feinen Sflngetn befolgten l^at.
SBetmöge biefem allen, toaS feinen Süngetn anbefol^Ien toat, be»
lernten toit unb geloben nun aud^ , ba§ mit als Sl^tiften und alfo bor
anbem SRenfdgen auSaeidgnen mollen, bag toit baS @ala ber
Stbe unb ein Sid^t ber SBelt fein, mit unfetn IBtfibetn nid^
Sflmen, il^nen nid^t mit @d^im))fU)orten begegnen, fonbem frieblid^ mit
allen, bei meldten toir tool^en, leben, il^nen gerne unb ol^ne S3erpg
bergeben, jebed Sflnbnid unb Ser))flid^tung gern l^atten unb aUed auS
bem äBege r&umen motten, maS baSfelbe unb ben bamit berbtftpften
Sfrieben trennen lönne; ba^ mir gar nid^t fd^mören, fonbem bie
l^öd^fte 9lufrid§tigleit, 3Ba]§rl^aftigIeit unb Sreue in atten unfern äBorten
unb £aten bemeifen unb atted mit 3a ober 9lein l^erftegeln; ba§ mir
bem Übel nid^t miberflreben, baSfelbe gebulbig leiben unb
felbfl gegen unfere X^rannen mittig unb fiber'd SSerlangen bienftfertig
fein, ben Sittenben l^elfen, red^tfd^affene Seute, mo mir eS lönnen,
mit 9tat, Xat unb Sarlei^ungen unterftü^en, unfere gfeinbe lieben^
bie, meldte und flud^en, fegnen, benen, meldte und l^affen, mol^ltl^un unb
aud^ für bie, meldte und beleibigen unb berfolgen, beten motten. 9Bir
berf))red§en unb geloben aud^ nad§ unferer 9leligion, atten ^enfd^en
neben und, mären fte aud^ böfe, ju bulben, meil mir JKnber eined SSaterd
flnb, ber aud^ feine Sonne Aber fte mie Aber und regnen unb fd^einen
lft|t, Aber (Beredete unb Ilngered^te.
9Bir berfpred^en unb geloben nadg unferer 9leligion, bag mir milb»
tfttig gegen bie %rmen fein, nid^t ©d^ft^e auf Srben, fonbem im ^immel
fud§m unb bie Srienntnid unb SBiffenfd^aftm unferer @eelm alfo ber«
mel^n mottm, ba^ mir etmad ®uted ju unferm unb unferer 93rflber
1) S)ad gefperrt @ebru(fte ift, iebenfaUd von 3eblit, rot unterftrid^en.
78 ¥ttu( @((tDatt. [78
93eflem audtid^ten Unnen; ba§ toir aUe unfre Sorgen ffit unfet Seien
auf (Erben unfetm ]§immtif($en SBater flberlaffen unh i]§n aOein forgen
laffen, flbrigend a(er Ui {tetem ^Ux% unb 9(r(eit xffxn fefte Vertrauen;
ba| toir ben Sruber nie, und fettft a(er aUeaeit rid^ten, t)on ben
<£^riftenbor5Ügen unter ber (SefeUfd^aft ber SBeltlinber einen toeifen (St*
braud^ mad^en unb atte ^enfd^en fo bel^anbeln tt^oUen^ toir toir toflnfd^en^
t)on il^nen bel^anbelt au »erben; bag toir aud^ unfer Seben ^iU, ol^ne
<8erdufd& unb geredet fül^ren^ und für falfdgen Seigrem l^flten unb bad
$aud unferer (SlüdEfetigleit auf (Erben unb im ^immel fefl bauen n^otten.
3Bir Derfpred^en unb geloben gleid^ermeife nad^ unferer Xetigion aEe
bieienigen unter bie Slrme greifen auu^ollen unb aufaunel^men,
bie sur Sludbreitung bed 9leid^S Sl^riftud unb ber Der«
nfinftigen SSefferung ber SBelt, befonberd aber nunmel^r
Sur großen äBieberbereinigung ^anb anlegen ttiollen^
unb attiar barum, n)eil fie eS für unfern ^errn unb gur
(gl^re feined % Ramend tun, bei bem alle SRül^feligen
(Erquidung unb Stulpe finben follen.
SBir geloben, ba§ toir bie ©el^eimniffe unferer ]^.3le»
ligion unb ber göttlid^en ^audl^altung alleaeit mit bem
tiefften ©tillfd&toeigen t)ere]^ren unb fie nie ^n offen-
baren und erlül^nen toollen.
äBir geloben, ba^ toir und ber Seiben, 9lrmut unb 9liebrigleit
unferd lieben ^eilanbed (El^riftud unb feined %tH. SSerfö^nungdtobed nie
fd^ämen, und ber Seiben um feinetttiUen nie toeigem, im Seiben unfrer
93rüber bie t)erborgene SSorfel^ung nid^t t)erlennen, fomol^l und ald fie
atted göttlid^en £rofted fällig mad^en unb il^nen im Seben, im Seiben
fetbft unb im £obe aQeaeit beiftel^en unb foldged an ben bereinigten
^^riften auerft benieifen unb an benen , fo ed nid^t flnb , nid^t unter«
laffen tt^oUen.
äBir geloben mit gleid^er Sleblid^Ieit, ha% toir ald Sürger eined
<3^riftlidgen Staatd und bed Sel^orfamd gegen unfre d^riftlid^en
Obrigfeiten, infotoeit i^re gforberungen nid^t ttiiber
iSl^riftud (gebot unb äBillen finb unb unfere fträfte ed ber»
ftatten, nie toeigern, für unfere Stegenten unb ^errfd^aften leben, alle,
bie und untergeben flnb, befonberd unfere JKnber in ber 3ttc^t unb (Er*
mal^nung aum ^exm unb a^m 9lü^lic^toerben auf (Erben eraiel^en unb
trl^alten , unfern ^errfd^aften unb aUen , benen toir in biefem Plummer«
leben bienen muffen, oon ^eraen mit toittigem Seifte ald bem ^errn,
ber und bie äSergeltung unfered S)ienfted nic^t geben toirb, bienen, und
aller (Eintrad^t, Stulpe unb gfriebend, fotoie aUer d^riftlid^en £ugenben
79] ®^< gq>(atite 9IU(igiottdi>ereini(|ung in bet 3^t bet 9btf!(Stung. 79
6eflei|tften, unfern Semf treu abttmtten, nnfetm fyin]t tovi^l ffttßel^en
nnb an bem 99eflen beS @taati fHS unb treu in nnfetm Setnfe
aiBetten wollen.
3Bit entfagen aber anif aUtm, tocA nnber bai dthot, SßiUen nnb
(Sfyct, \a tt)tber boS Sftufler unfeti^ ^erm nnb ^etlanbed 3efuS ift, nnb
ooOen es n^eber an nnS felbft nod^ an anbem^ wdi Stanbed ober 99e»
mfd fie ftnb, btOtgen.
9Bir begeben nnii nnr fott)ett aller äugerlid^en Orbnnng in ber
a))oflo(if(i^en iKrd^e, infon)eit tt)ir A bem maleren SBefen ber 9leligion
jtttrdglid^, nid^t nad^teUig nnb mit aOer menfdglid^ SBemnnft flberein«
fümmenb finben, laffen nnS anc!^ lein @ett)iffen über &n§er(id^e Singe,
att s* C- ft^n Streife nnb £ranl, Aber befHmmte Feiertage ober
Sabbatl^e mad^en, fonbem el^en ®ott nnfem ^erm in j|eber Serfamm«
tnng, bie n^ir in ber 9(nbetnng begriffen flnben, frenen und, tt>o toxt
in einem Sanbe einen £ag finben, ttielc^er ber 9(nbetung gett)ibmet ifi,
l^alten il^n and^ mit bem SBoUe, bai^ il^n l^eiligt, ebenfaOd l^eilig. aber
nur um SotteS unb Sl^rifK tt)iEen.
Unfre ütfpctx, bie im 9lamen ßl^riftnd an unfern Seelen arbeiten,
el^en tt)ir mit ber ^od^aci^tung allezeit, bie il^rem großen Seruf nnb
äBflrbe angemeffen ift, ent^iel^en il^nen nichts, betol^nen il^ren gf(ei|, fo-
üiel tüir Mnnen, f))red^en i^re ungered^ten Zitaten nie gut, beraeil^en il^nen
gerne, erinnern fie an il^re ^id^ten, l^elfen il^re Saft tragen, fud^en fie
)u tröften, au beml^igen nnb il^nen au l^elfen unb bafür au forgen, ba^
fie 9la]^mng unb iBrot l^aben, toeil ber $en eft einmal befolgten l^at,
ba§ bie, toeld^e am Cbangetium arbeiten, fld^ aud^ babon ndl^ren follen.
äBir bemfll^en unS enb(id§, in toal^rer IBu^e SSergebung ber Sflnben
bei @ott burd^ ßl^riftnm alleaeit au fuc^en; belennen, ba§ toir ol^ne
Vergebung ber Sflnben nic^t feiig tt)erben, nod^ biefelbe ol^ne fil^riftum
erlangen lönnen, entfagen ber Ol^renbeid^te in unferer Orb«*
nung, genießen nad^ befonberer borl^ergegangener 93orbereitung baS
Stbenbmal^l, toie e8 ber $err befolgten l^at, meil^en unfre iKnber burd^
bie £aufe gum Sl^riftentbum ein, l^aben (Stauben, gebraud^en aber bei
bemfelben ber 93emunft, erbauen unS auf unfern allerl^eil. @lauben burd^
ben 1^ @eift unb mit aOer Semunft felbft, entfagen ber Sitelleit, fel^^n
bal^in, ba| toir in ben Srenaen unferer ]§eiL Seftimmung auf Grben
getreulid§ berbleiben, nnb bemül^en unS, auf aUed, toaS leufd^, toaü
effchax, mad Ublid^, tDa% a^c^tig, toai geredet fei, toad mol^l lautet, mo
ettt)a eine £ugenb, tt)o etma ein Sob toäre, mit ^leig au beulen/'
S)ie britte Seilage , baS „Senbfd^reiben ber bereinigten' 9teligioni^«
lel^rer an bie ßl^riftenl^eit", mar gebrudCt unb im S^c^l^anbel für
80 ^ul 64ioar(. [80
10 Stwx^n )u l^aben. Sarin toar all 3^^^ angegeben: bie SS^ekt«
tietetnigung aOet Sl^riften stnr SluSbreitung bet ^otalüdt unb bet 9te«
ligton. Sin fl^mboUfd^eS 93ud§ fottte ]§erauSgege6en toetben^ butd§ beffen
nntetfd^ft ber 93eitriit gnr Semeinbe erfolgte. (Ein Seiltet, bet bon
bem f))mbotifd^en fßni^ abtoeid^t, tnitb ,,audgereutet". Sie (Semeinben
üerfdgiebenei Aonfefftonen follen jtd^ il^re Stiti^n unb ftird^engeräte
leil^en. Sie Obern bleiben ben @emeinbemitgliebem unbelannt; ber
Jlorref:f onbent barf fle felbft ber n^eltlid^en Obrigleit nid^t entbeden. %n»
beutungen niurben gemad^t, ba^ ber römifd^e Stul^l bem Untemel^men
nid^t ungfinftig gefinnt fei.
Sem Sefel^l bei Aönigi gemd^ fd^rieb 3eblij; an Wafiud (am
9. 3Wdra 1785). (gr äußerte feine »ebenlen toie folgt: ,,1. ifl ^toat
an unb für ftc^ bie )iom 3m))toranten unb ber ungenannten @efeQfd§aft
tierabfid^tete äBieberbereinigung aUer ßl^riften, infofem felbige au einer
allgemeinen 9ludbreitung ber ^oralitdt unb %e(igion beitragen foU, in
ber Tffai l^öd^fi löblid^ unb aUgemeinen SeifaQed unb Unterf}ü|ung
mflrbig. 9lur aber 2. lägt ftd^ nidgt abfeilen, bag ^ux {Srreid^uug
biefeS enbattiedCd bie Verausgabe einer bai DöQige (Sefnrdge unb Slbftdgt
eines neuen f))mbolif d§en 93ud^eS ]§abenben Sd^rift baS bequemfte
Mittel abgeben bftrfte; nid^t ju gebeulen 3., toie in 9lnfe]§ung ber
Vau))tfad^e, nftmlid^ ber für eine gro§e Slnaal^l ^enfdgen, bie fld^ ton
ben bidl^er üblid^en dgriftlid^en SteligionSf^ftemen trennen unb au ber
fogenannten a}ioftolifd^en Aird^e begeben ttwtten, nad^efuc^t
tterbenben Sulbung, bie in l^eftgen Sanben^ ton bem ^ag. ^afiud
nidgt unbelannt fein lann, ftattftnbenbe £olerana barin befleißet ^ ha%
barin atte einaelnen SRenfd^en rul^ig unb ungeftört, ol^ne oon irgenb
iemanb über il^ren (Slauben ober 9ltdgtglauben befragt, ttieniger nod^ be*
unrul^gt au toerben , unter bem bürgerlid^en Sd^u^ ber ®efe^e leben
fönnen, meld^eS aber 4. in 9bftd^t auf eine neu an errid^tenbe (ge-
meine, o]§ne Dorg&ngige genaue Untetfud^ung il^er ®runbf&|e, um fo
meniger beUjiUigt merben lann, als eS belannttid^ SSerbinbungen unb
@efeäfd§aften gibt, fo ber bürgerlid^en Orbnung unb ber Sid^erl^eit ber
Staaten mel^r ober toeniger fd^ftblid§ flnb unb biefeS 93ebenlen gegen«
n)drtigenfans 5. .ein befto größeres Setoid^t baburd§ erl^dlt, menn nad^
bem eingefd^idtten @enbfd§reiben pag. VI biefe @emeine mit bem römifd^
@tul^l in SSerbinbung ftel^et, ofyit j|ebod^ baS eigentlid^e 9}er]§dltntS an»
augeben; toenn femer bie Ol^enbeid^te att>ar Dexmorfen, fleid^mo)^ nid^t
gefagt toirb, ob in Slnfel^ung ber @runbfä|e oon einem ober melieren
^d^baren £)berl^du))tem ber JKrd^e, Don einer unfehlbaren unb auS«
fd^lu^meife feligmad^enben JKrd^ ein Sleid^S flatt l^t. 6. iß eS fel^
81] @ine geplante 9leUgiondt>ereiiiigung in ber 3^it ^^ Sluffl&rung. 81
auffaOenb^ toenn ol^ngead^tet ber gerfll^mten Zolerana in l^otangesogener
Sd^rift pag. 28 gefaxt toirb, bog ein Se^et, ber bad au fd^ei6enbe
93ud^ nidgt annel^nten toütbe, Dom Sel^tamt eiKubiett, unb pag. 28,
tuet biefe Sd^tift Dettoetfen toürbe, auSgereutet Uietben ]oti, toeil
fold^ed aOeS bem burc^ bie Zolerans l^ieflger Stegietung begfinftigten
freien Unterfttd^ungSgeifl autoib erläuft. 7. 3U großen ^t^brftud^en unb
jhäniung beg ßigentumS toürbe eS füllen, toenn nad§ pag. 23 Semeinen
Derfc^iebener Aonfeffton i^re Aird^en unb Vasa einanber med^felfeitig
teilten foQten. 8. @leid^ toenig fann eS mit ben 9tegierungdgrunbfft|en
beftel^en, eine ®efeQfd^aft au^unel^men, bie mit il^ren Oberen burd^auS
unbe{annt bleiben toill unb too man ütf o nid^t toei^, mit mem man
5U tun ]§at, ja fogar nad^ pag. 25 il^ a^ttiger Aorreft)onbent ftd§ eiblid^
t)ert)flid^tet ]§at, bie (Sefellfd^aft niemanbem au entbedCen, totnn er aud^ Don
Obrigleitdmegen baau aufgeforbert toürbe, meld^ed offenbar mit ben
Segriffen eined getreuen IlntertanS unb eines d^riftlid^en Sibed fldg nid^t
Dereinigen I&|t." SJlafiuÄ foDte, fo fd&lofe ber SJlinifter, fid& toieber on
ibn toenben, toenn er bie ]§ier erl^obenen SSebenlen a« ^tT^xtntn oer«
m5dgte.
Sd^toftrmer belügen gern fid^ unb anbere. Sag il^n Aönig griebrid^
nid^t luratoeg abmied, bad toar für ^aftuS fc^on eine @em&]^r feines
äBunfd^eS. Site er ben SSefd^eib Don SMiii empfing, toottte er gerabe
ein neues 93ud^ Derfenben: SaS a))oftotifd^e Xagebud^. Sd^nett fügte er
nod^ bie Reibung l^inau: bag ber ,,toeife gfriebrid^'' baS f^mbolifd^e
93udg „5£)it Slnmeifung aur Slüdfeligleif' unteraeid^net l^abe. 3n bie
treffe aber bef5rberte er fotgenbe Mitteilung auS i6e{))aig: „5S>it beDor»
ftel^enbe groge SteligionSDereinigung ber g]^riflent)arteien gewinnt j|e^t
aUgemeineS Sluffel^en unb mirb je^t mel^r als jemals ber äBunfd^ unb
baS ®ebet ber fil^riftenl^eit." ,, diejenigen ®ele]§rten ober Kl^riften", ]^ie|
eS aum Sd^lug, ..toeld^e an biefer SSereinigung unb an bem 93ud^ ,9ln«
meifung aur (Slüdfelig{eit für aUe Menfd^en' teilnel^men unb fold^eS
unterfd^reiben tt)oaen, abbreffteren fid^ an gebadeten Jlorref))onbenten ber
@ele^rten au Seipaig franco unb in gfranifurt am Main bortigen
©egenben frattco an ^ertn $. Seder ^) in ©ad&fenl^aufen."
Slnfang %pril fanbte MaftuS eine ßrtotberung auf bie Seben{en
beS MiniflerS, bie er ber Sleil^e nad^ au enthaften fudgte.
1. S)ie SSSieberDereinigung toürbe fogar „^n ftärlerer Sfeftigfeit b«S
Staats bienen'' ; benn bie Mitglieber übemel^men aud^ bie 9)ert)flid§'
1) Son ^e(fer ging in tJranffurt baS ©erüd^t: er l^abe oom 5^aifer ein
potent aur ^Sieberocreinigung".
fforfd^tttigen %. branb. u. pvtu%. (Bef(^. XXI. 1. 6
82 ^u( @d^nmtt. [82
tung^ „für bag Sefte bed (Sansen im Stadt aUeS, aud^ Sei6 unb SeBen,
aufauopfetn'' unb aud^ jä^tUd^ an bie SteligtonS-StaatSlaffe ben Steli»
giondtalet an entrid^ten.
2. S)te Verausgabe einer f^mboltfd^en Sd^rtft to&re nur afö
erfted, aber aud^ nottoenbiged Mittel an^ufel^en. Senn a) bie
(Sefc^idgte benietfet, bafi ol^ne bie Seigre Sl^riftuS 3uben unb Reiben nid^t
Sufamnten bereinigt tt)orben to&xtn unb ba% man atfo jene S3ereinigung
aud^ jenen einnel^menben Seigren, meldte eben sur äSereinigung absietten
(biefen @ebanlen fd^einen bie SRenfd^en feit ^al^rl^unberten auS ben
Slugen t)erloren ^n l^aben) suaQererfl aufd^reiben muffe; b) ba^ man
nid^t fagen lönne, ba^ bie Seigre SRul^amebS 3uben unb Reiben aud^
au Xürlen bereinigt l^abe." Set ber je^igen SSerfaffung beS beutfd^en
S^d^l^aubetö mflrbe bie SluSbreitung eined fold^en 93ud^ed menigftenS ben
!ßu^en l^aben, ,,ba^ baburd^ bie Aatl^olilen, bie ed lefen toürben, ben
^oteftanten unb ber eigentlid^en SBereinigung einen großen Sd^ritt nftl^er
gebrad^t ȟrben^. Sie bereinigten SteligionStel^rer toollen aud^ nidgt
eine totale äBieberDereinigung ftiften, fonbem mit bem 93ud^ nur bie erfteu
Sd^ritte baau tun; fte moQen aufrieben fein, toenn fie nur mel^r äBa]§r^
l^eitdliebe, mel^ ben @eift ber Sulbung, mel^r bie brflberUdge Siebe fäl^len
leieren. Sie ht^aripUn, „\>a% biefe äBieberbereinigung bann, ttienn nid^t
bie regierenben $äu))ter ber Srbe felbft baran Slnteit nel^men unb toenn
nid^t je^t ber Aönigtid^ ^reu^ifd^e ^of, toeit eben je^t ber redete QdU
punlt in t^erfd^iebener ^inftd^t ift, baran Slnteil nimmt, aud^ nidgt,
toenigftend in fo luraer ^tit au ftanbe gebrad^t toerben lönne. Sie fe|en
bal^er eben bad größte @etoid^t auf bie Zeilnel^mung bed Stegenten, be»
fonberd aber bed Jlönigtid^ $reupd^en ^ofed, toeld^er ftd^ aUein aOertei
gefft^rlid^en planen bei einer !ünftigen römifc^en 9legimentdt)er&nberung,
bie mit bem Sobe bed $at)fted anfangen fönnte, lünftig toiberfe^en unb
ber ganaen Sad^e einen göttlichen Sludfd^lag geben lann. Senn aUe
tüal^ren ^roteftanten bel^aupten, ba^ bie äBeiS^eit ^reu^end unb feine
SWad&t baau beftimmt unb barum fo groß fei, baß fte eine S3efdöü|erin
ber d^riftCid&en gfreil^eit, eine SSefreierin bon bem römifd^en Übel unb
eine giftc^erin atteS ttnred^tg toerben foDe".
3. ,,Sa id^ es in meinen Sd^riften l^in unb mieber gefagt l^abe,
bag man nur bon (S. Aönigl. Wojeftät bie toal^re Sulbung lerne, fo
toar ed mir, ba id^ aumal 5 ^al^re felbft im ^reu^ifc^en ftubiert l^abe,
aud^ nid^t unbefannt, ba^ barin alle einaelnen Wenfd^en rul^igi unb
ungeftört unter bem bürgerlid^en Sd^u^ ber @efe|e leben !onnten. Slber
ba ein jeber gleid^ toeifer Staat nur folc^ed einaelnen ^enfd^en "geftatten
fann, bie äBieberbereinigung aber einesteils burd^ baS dufter neu
83] @ine geplante Sleligiondoeveinigung in bet 3^t bet ^^ufftfttung. 83
au etttd^tenbet (Bemeinben, anbetnteild aber aud^ babutd^, ba|
bie))toteftantifd^en(Bemetnben eine Heine bal^inaielenbe
Setftnbetung annel^men möd^ten, befötbert toetben mu|, fo toar
ed Sd^ulbisleit , ba| bei S. AdnigL ^aiefl&t butd^ mid^ aSeruntet^
tanijjite Sitte einjeteid^t würbe."
4. es u&te am beflen, toenn 6. Jtdnisl. aRajeflät 1. ,,einfhoeiIen
benienigen, toeld^et aU flttlxiion%U^xtx biefe neue (Bemeinbe fliften ttJoSe,
aufnäl^men unb fo lange mit einem öffentUd^en 9[mt tierf&l^en, bis et
bieiemgen aufammenl^abe, toetd^e auS fremben Staaten fid^ in ben ^teugi«
fd^en Staaten niebetlaffen mödi^ten. 93on bemfetben Unnte id^ berftd^etn,
ba| et ben ^teugifd^en Staaten 9lu|en fd^affen to&tbe; 2. toenn bom
@eifttid^en Sepattement bad SSeteimgungdbudg ober f^mbolifd^e 93ud^
bet (Semeinbe butd^fel^en unb feine 9lü|tid^Ieit obet Sd^&bUdgleit geptfift
to&tt; 3. totm bie neuen (Semeinbegliebet gefammelt, aufgefd^tieben unb
a) tool^et ein jebet fei, b) toetd^et Äonfeffion er aujetan jetoefen, c) toaS
fein Staub fei unb toie er fid6 a« em&l^ren jebenle, d) wie «toi fein
Sermöften fei, ba8 er mitbringe, e) ob er baS SudJ ,3tn»eifun8 ^ux
(Blüdtfrtigteit für alle fflleufd^en' unterfd^rieben l^abe, f) ob er bem Staat
etoige 2reue fd^mören iooHe, — einberid^tet toäre."
5. SaS Sebenlen to)ttrbe aUerbingS begrünbet fein, toenn aud bem
Senbf (^reiben pag. 11 betoiefen tontm Unntt, ba§ fie mit bem römifd^en
Stul^l in SJerbinbung [teilen. Slttetn a) ba bie SBorte bafelbjt alfo
l^eißen: „SBir freuen un8, baß mir bie große SBerjtd^erung geben lönnen,
baß ber ^a)ift $tuS bon bem aSen nid^td toeiß. SBir lennen il^n afö
toetfen, nad^gebenben unb ba« »effere mol^l einfel^^nben 3Rann", fo muß
man biefed bem ^a:|)fle erteilte Sob auf 9iec^nung ber bei einem fo
auffattenben Senbfd^reibeu fel^r nötigen ^olitif fd&reiben ; b) fo ift nidftt
bie Sfotge, baß fie barum mit bem römifd^en Stu^l in SJerbinbung fielen ;
c) fo ift aud^ nid^t bie fjolgc, baß er baS cingefel^ene Seffere aud^
to&l^len unb tun möd^te — benn nur atebann bcrbient einer ßob ; d) fo
betrad^ten bie t^ereinigten StetigionSlel^rer att>ar ben $a))ft aU einen un«
tcd^tmäßigen gürflen elneö unrechtmäßigen Staat«, attein fie muffen bod^
aud^ ben SRefpelt nic^t außer äugen fe^en, ben fie einem jeben rcgierenben
^au^Jte fd^ulbig finb, inbem il^ncn (£^riftu8 befolgten l^at: fie fottcn er«
aittem, bie 9Jlaiejiäten a^ Iä|tem; e) fo erließet au8 bem bon mir in
toenig SBod^en l^erauSlommenben un)iarteitfd^en Senbfd^reiben an bie
latl^oCifd^en ®lauben8genoffen baS (Segenteil au beutlid^. — aSJeil bie
Ol^renbeid^te eine Jtonfequena bon Autorität, llnfel^tbarleit unb ^errfd^«
fu(^t ber Aird^e unb il^rer Dberl^äupter ift, bon nun an aber lein
Äird^enanfel^en, leine ftirc^engetoalt, leine Äird^enl^errfd^aft^ leine Äird&en«
6*
84 $au( B^watli. [84
l^ertfd^d^t , leine IKtd^enunfel^aatleit nod^ %et ^hnpttt unb lein
JKtd^enftoat fttt red^tmftBiS <^nerlannt unb ftebiSigt, fonbem bet 9ieti«
gion (Sl^ftud unb feinem audbtüdEIid^en Sefel^Ie : Sie Sienet beS Cban«
geliumd foQen nid^t l^enfd^en. benn bad gel^öte ben jfönigen! offenbar
jutoibet geleiten toitb, fo ifl aud^ nottoenbig, bog toit aSe bie Ston^
fequen^en bettoetfen, bie batauS \tmaü entj^tungen unb iemolS nod^
entfptingen ntöd^ten/'
6. „& to&tbe oUetbingS auffaSenb fein, toenn man ftd^ ber
Xolerana tül^en, l^ngegen biefelbe nid^t betoeifen tnolle. atUein ba^
tun bie bereinigten Sl^ften nid^t, benn 1. toenn fie im Senbfd^teiBen
pag. 23 fagen, ba| ein Seiltet, bet baS äSeteinigungSBud^ nid^t an«
nel^men to&tbe, bom Sel^amt )u e^Hubieten to&te, fo fagen fte fold^el^
a) nut untet bet Sebingung: toenn et Sl^tiflum nid^t baf&t leiten
loollte, toofftt et in bem SeteinSbud^ {efmefen totttbe, fo betfiel^t fid^
babei, ba^ bie (Semeinbe il^n bafüt ]^(te unb alfo b) nut in Seaiel^ung
auf baS d^tiftßd^e Soll (,,unb bad (^tifllid^e SJoII öffentlid^ au le^ren'O ;
c) fd&Ueßen fie baS Utteit bet Obtigleit nid^t aud {„tohxt bem Utteil
bet Obtigirit bed DttS au übetlaffen'O; d) fud^en fie bad Soll gegen
einen fold^en Seiltet in feinem aufgebtad^ten ßifet au befftnftigen, toenn
fie l^inaufe^en „mit Sanftmut gu bel^nbeln", unb toenn fie benn 2. J^tnau«
fe^en pag. 28 „baß fie auSjeteutet toetben müßten", fo fagen fie bamit
eben toeitet nic^td, afö toaS bie Sd^tift beS 91. 2:eftamentd fagt, bie fttr
^etnen d^tiftlid^en Staat gefd^tieben ift: nftmlic^ a) ein j|ebet foQ feinet
amtS toatten, baS il^m anbetttauet ijt; folglid^: ifl einet mit feinet
botl^etgegangenen (Sinmiaigung bom Staat gefegt tootben, bad (Sban«
gelium au leisten, fo muß et'8 aud^ leisten, unb a^Jat fo, tote eö gegeben
ift, nid^t toie et'S geben toiO. Salbet folgt ebenfaSd aud^ folgenbe^
bataud: bet Staat l^at baS ^mt, Sel^tftmtet au Befe|en, unb bet Seiltet
bad ämt, eg au bettoalten. (Befe|t nun, eS toottte einet ben Slatuto«
lidmud leisten unb bet Staat fänbe ed fttt gut, il^m baS Sel^tamt au
geben, fo muß et il^n aud^ fold^en ^etfonen botfe|en, bie fid^ aum
%atutalidmud belennen, unb bet Seiltet toftte fd^ulbig, bed ^mtd au
toatten. Ilnb toenn et'd nun nid^t tut, fo f))tid^t ^aulud : aßoQte @ott,
baß fie audg oudgetottet toetben, bie eud^ betßöten! — 3. Sie fagen
alfo nidjt, baß man fold&e Seilet auÄ bem 9tmt flößen folle. S)ie
loletana etfhedtt fld^ bon bem 5Menfd&en bi8 auf ben Sl^tiflen. (Knem
jeben betftattet fie Steilheit im (Stauben unb im Untetfud&en, abet nidjt
einem ieben Steilheit au leisten. 3ene ifl bon biefet fel^t untetfd^ieben.
3ene fud&t bie SBal^tl^eit, unb il^t äuge toeiß leine (gtenaen. ©iefe
abet ))tebigt bie SBal^tl^eit, toie fie bon (Sott geleistet ifl, unb fie batf
85] ^vne geplante äteligion^Deceimgung in bet S^ii bev 9[uf!(äntng. S5
Qtd^t t)on btefem 3^^^ ^^^ OffenBatung ueid^en. 3d^ tebe bon 9leli>
^tonötoal&rlÖ^ii — 4. Sagen fic bamtt nur fobtel, baß bie falfd^en
iSel^tet lunb toetben, burd^ jfunbtoerben betad^tet »erben unb babutd^
bon felBfl audgeteutet werben nt&ffen. — 5. @inb alfo il^te (Srunb"
iä|e in Stftdfic^t bet Zotetan^ biefe: a) eS lann ein jeber ^enfd^ im
Staate unter bent Slnffel^en unb (Seioatt bet btttgetlid^en (Sefe^e leben,
nur 3uben nid^t l^ftufig; b) ed ifl UMid^ unb felbft ber toal^en 9leU»
^on erfprieBKd^, ba^ ber Unterfud^ungdgeifl böllige gfi^^tl^^it l^abe ; c) eS
!ann nid^t einem jeben Unterfud^er freiflel^en, bad d^rtflltd^e Soll ^u
leieren. 2)enn aud bem (Segenteil entftünben @))a(tungen, llnorbnungen^
3to)ietrad^t, ^aber, ^ai, 9letb, ISerfoIgung, llnfid^erl^eit , Saßer,
Z^rannei ufm., unb bad toäre über bie (Sren^en ber Sulbung, bie nid^t
mel^r afö brei (Srenaen lennt: 9laturred^t, 9lü^Iid^Iett unb Sd^bßd^Iett.
€rft lommt bei ber Solerans ber Staat unb bann bie Sleligion. Ilnb
^ben barum to)irb bie 9leIigton StaatSfad^. (^ mug ber 9Renfd^ ge«
bulbet werben, el^e ber Staat i^n beffern unb braud^en lann/'
7. (Sin toed^felfeittgeS Seilten ber Aird^en unb Yasa fei erft bann
möglid^, toenn ber Unterfd^ieb ber Jtonfeffionen burd^ mirllid^e )8er>
eintgung befeitigt fei. „(ün (Si:em))el mag biefed erUutem. ^ier in
fieit)aig finb breiertei (SlaubenSgenoff en : Sutl^eraner (l^aben ad^t grole,
geraume Aird^en), Steformierte (^aben nur eine HaptUt, unb eS fel^let an
ataum gar fel^r), Jtatl^olilen (l^aben nur eine StaptUt auf bem SdgloB).
äSenn nun 5. S. bie reformierte (Semeinbe fid^ mit ben lutl^erifd^en
^emeinben burd^ älnnel^mung bed aUgemeinen f^mbolifd^en 9ud^ alfo
t)ereimgte, ba^ fie eine jfonfeffion to)ilrben, fo I5nnte ber reformierten
^emeinbe, bie benn bod^ eine @emeinbe fttr fic^ bliebe, weit fie il^re
Sekret l^tte, bon ben lutl^erifd^en ®emeinben, ol^ne Arönlung bed eigen«
iumd ju befürd^ten, berftattet toerben, il^ren (Sottedbienft in einer i^rer
öffenttid^en Jtird^en au Italien; benn bamit l^ätten aud^ anbere @elegen>
l^eit, ben d^riftlid^en 9leIigiondunterrid^t biefer @emeinbe, ). S. bed ge>
meinnü^igen S^Itiloferd, au l^ören unb au benu|en. Sebor aber bie
Sereinigung nid^t gefd^el^n ift, bebor ift aud^ fold^ed au geftatten nid^t
ratfam."
3ebli| beauftragte ben Obertonfiftorialrat Sftfc^ing, aber SRaftnd'
<Sntgegnung ein @utad^ten abaufaffen unb bie Slnttoort an il^ au ent"
toerfen.
3[n bem (Sutad^ten l^ei^t eS: „dt ffirid^t immer bon Bereinigung
unb fagt gerabeau: ,2)ie Se^re (Sl^rifli l^tte Stuben unb Reiben au«
f ammenbereinigt.' (Sd ifl läd^erlid^, bieg eine Sereinigung au
nennen; fie ]^5rten j|a aföbann auf, 3uben unb Reiben au fein, unb
86 $ttu( @((iDat(. [86
toutben ein |S)tittc8: ßl^ttften. Umfdömctaen ifl ja nid^t öetciniflen.
2)Qd fürd^tet man ja eben 6ei ber Sereiniguns bet ^toteftanten unb
jfatl^oltlen. Sie ^toteftattten toütben babet enttoebet ^u Jtotl^oltlen
toetben muffen ober ein SritteS (toit moUen ed mit ^etm SRafiuii
a))o[tonfd^e Sl^riften nennen), toobei aber bie jfatl^olilen toeniget nad^«
geben al% bie ^totefianten. 2)enn bie Jtatl^oülen l^aben bermöge il^te^
Sel^tbegtiffd unb il^tet ganjen St^iebung bie fefte SReinung bon bet Un«
beränberlid^teit unb SQeinfeligmad^ung il^ted S^ftemd, toetben alfo
immet nut eine Jtleinigleit in Disdplinaribas (nie in Dogmate) nad^«
geben. SSBatum ifl eben ie|t bet redete ^^itfunlt p biefet SSereinigung ?
Sben batum, n)eil eben ie|t bie latl^olifd^en ^ofet^tenmad^et fel^t tätig
finb, fd^on biete gf&tften öffentlid^ unb l^eimlid^ gewonnen l^aben unb
Üebe Vla^U, aud^ bie bet SteligionSbeteinigung, botnel^men? — ,S)ie
äBiebetbeteinigung mu^ anbetnteifö aud^ babutd^ befötbett nietben, ba^
bie ))toteftantifd^en (Semeinben eine Iteine bal^in )ielenbe SSetftnbetung
annel^men/ 2)ad ift ia eben bet ^aupt)iunlt. Sßag ift l^ietbei Hein
unb gto^? Sie jfatl^olilen metben aOed ttein nennen unb mit Sted^t,
tt)ad nid^t getabe au Kein ift. Sollen bie ^toteftanten aud^ nut bad ®e«
tingfte &nbetn, um fid^ ben Jtat^otilen au näl^etn, fo mu^ ed 1. mit
teifem 93ebad^t gefd^el^en unb 2. auf ben Sotfd^tag fo aufgeltftttet
Sännet aß @palbing, SeUet, Sitetid^; abet toal^tlid^ nid6t auf ben
9tat bon neun unbelannten unb fogenannten 9ieIigiondIe]^retn unb bie
©d&tift beg 9R. 5Kafiu8, bet, toie man offenbat fielet, in feinet ßinfalt
bon anbetn geleitet toitb. 9Bad er bagegen au fagen fid^ bemül^t, ba^
ed eine auffaKenbe 3[ntoIetana fei, bie ^tebiget, meiere bag l^etaud»
augebenbe 9ud^ nid^t annel^men tooUm, abaufe^en unb auSaurotten, ifl
leeres ®efd^toft|. Pag. 12 fptid^t et bon 9latutalidmu9. Satin befielet
eben bie Sntotetana unb bet gtö^te Sßibetfptud^ gegen bie uial^ten
(Stunbfd|e bed ^toteflantidmuS , uietd^et nut bie S3ibet anetlennt unb
bann ben fteien llntetfud^ungdgeift begünfligt: batin, bag man ben, ber
nid^t badfelbe d^tifllid^e Softem annimmt, einen 9latutati{len nennt.
Sie Sibel ifl aUein bie Stid^tfd^nut beS (itoteftantifd^en Sl^flen, unb
tt)enn ein ÜRenfd^ fid^ untetftel^t, eine $luglegung bet Sibel btudEen au
laffen unb au fagen, toet biefe meine SluSlegung nid^t annimmt, ifl lein
gl^tift^ fonbetn ein 9latutalifl ; tomn iemanb bied tut, l^anbelt et l^ietin
))a))iftifd^. 3- ^- U)ebet Sitetid^ nod^ SeUet toetben bad bamafö ge«
btudte ®laubengbelenntnid biefet t^eteinigten Sieligiondtel^tet untetfd^teiben
tt^oUen. SBetd^e ^ed^l^ect, batum nun öffentlid^ au fagen: fie finb leine
(S^riflen. 9Bad gegen bad IBerfd^toeigen bet SefeOfd^aft gefagt toitb,
l^ält gat leinen @tid^. 9lun gibt fid^ bet VI. SRafiud, bet bod^ nut
87] <Sine geplante äteUgiondoeteinigung in ber 3^t bet 9uf!Ulrung. 87
bet Jtottef))onbent ifl unb bad äSeteinigungSbud^ tttd^t fd^teibt, ffit baS
Ditx^avipt bet (SefeQfd^aft auS. 6d ifl itnmet ein ihinflgriff fold^et
(Sefellfd^aften getoefen, il^t oftenfibied Obetl^au))! einen unfd^ulbigen SRann
fein au laffen, bon bent man leine böfen unb nid^t einmal toeite Xb«
ftd^ten betmuten lann/'
gfüt bie 9[ntto)ott fd^Iufl S3&fd^ing folgenbe gfaffung bot : ,Sa% bie
bom (Seiftlid^en 2)e)mttement enegten 93ebenIIid^Ietten nid^tS toeniget afö
l^inlftngUd^ in feinet Slnttoott gel^oben to&ten. Wan muffe etft bad (St-
fd^einen bet beiben Süd^et abto)atten: SeteinigungSbud^ unb Senb>
fd^teiben. Xud^ fdgeine bie (Semeinbe nod^ nid^t ^ufammen )u fein,
^afiud I5nne in bem geted^ten unb toletanten (»teu^ifd^en Staate gerne
leben unb aUen @d^u| bet (Befe|e etttmtten. dfft et ein Xmt et^alte,
muffe et fid^ genauet belannt mad^en, aud^ bad Xmt nennen, S^S^iiff^
unb @d^tiften botlegen, bot einet jfommiffion fid^ ptflfen taffen, to)otauf
man il^n getn in Numerom Candidatomm aufnel^men, tl^n nad^ lim«
ftftnben befötbetn, abet leinen anbetn Sotpg betf))ted§en I5nne, afö ben
et butd^ feine Talente ettoetben toütbe/' ISon einem (Kugelten auf
^afluS' Sudfftl^tungen tiet et ab, ,,to)eU Med ein unnü|eS unb bet
SBütbe eines fo l^ol^en 2)e:|)attementd autoibetlaufenbeS Sd^ulbiSputieten
am (Snbe to)etben mödgte/'
Sad toat eine , toit ed jfönig gftiebtid^ gemünf d^t l^tte , butd^auS
l^öflid^e 9lnttoott. Sine fd^atfe Slbfage abet toat bem Sei))atget SRagtftet
fttt bie £)ffentlid^teit augebad^t. Sud einem ISetmetI auf ben SHten
gel^t l^etbot, hai fie bon S^^^^i <^n Sieflet übetlaffen motben finb.
Rieflet betfagte obet betanlagte einen %cüUl übet Stafiud in 9ticoIaid
älUgemeinet 2)eutfd^en »ibtiotl^el (1785, 64. a3anb @. 598). & to)at
aß ,,@d6teiben aud Stettin" gefaxt. ,,SBie mit aubetläffig Belannt ge«
tootben ift'', fd^tieb bet angeblid^e Stettinet, „f^at ÜRaftud feine Sad^en
aud^ an ben A5nig gefd^idt/' übet Vlafiud unb fein Xteiben toutbe
nun folgenbe SBatnung etlaffen:
„3n Sei))aig toat ein unBebeutenbet iunget SRenfd^, mit 9lamen
SReefe; betfelbe fanb bot iton obet btei Saluten gut, ben getel^ttet
(lingenben 9lamen SRafiud anaune^men unb sugleid^ belannt au mad^en,
et tooQe inSiflnftige bet Aotteffionbent bet (Selel^tten fein , et l^ng aud^
toitllid^ bot feinet Sßol^nung in einem ®ft6<^en in Sei)iaig ein Sftfetd^en
aud, ba| l^et bet Aonefponbent bet &Atfycttn tool^ne. 2)iefet Sd^titt
l^at ettoad fo auffallenb Sbgefd^madEted, ba^ betnünfttge Seute in Seit)aig
utteilen, ^ett 9Ragiflet 9Jleefe fei nid^t tedftt gefd&eit. ®et (Jtfolg l^in-
gegen a^igt , ba| leintet biefem ungeteimt fd^einenben Sd^titte ein toeit
audfel^enbed ^tojelt unbelanntet Seute betbotgen liegt, toeld^ed, to)enn ed
88 ^ml e^toart. [88
audgefftl^rt toetben follte, bet ganaen ))roteßanttf(i&ett Attd^e l^dd^fl ge-
fäl^Iid^ toerben toütbe. 2)tefet ^ofiuS at6eitet nun feit atoei ober btei
Saluten ununtetbtod^en fort. Sr toirb babei t)on unbelannten $etfonen
geleitet, gegen meldte er fid^ mit einem Sibe betbinblid^ gemad^t l^t,
i^ten Flamen unb 9ßo]^npIa| niemanbem, aud^ feinem Potentaten, an-
augeben. 6r lieg oUetlei Heine fd^tofttmerifd^e Ztoltfttd^en btudEen, toeld^e
att)at bon geleierten Seuten mit bet IBerad^tung aufgenommen mürben,
bie fie oerbienten. 9(bet fte maten bod^ fel^r gefd^idtt, bem großen Raufen
ben Stop] au bermitren, unb eS mürben auc^ liftige Sd^leifmege berfud^t,
unter bem großen Raufen $lufmerlfamleit auf biefe nid^tdmürbigen £ral«
tätd^en unb auf baS ganae unnft^ IBereinigungdtoert , meld^ed baburd^
eingeleitet merb<n foQte, au ermed(en. 9lun trat Waftud feinem S^^^^
nSf)tx, er Ifinbigte eine Quartalfd^rift unter bem Zitel „ber (Semeinbe-
Bote'' an, worin er t)on atterl^anb lird^lid^en (Segenfl&nben fein unma|«
geblid^ed Sebenlen fagt. 3n biefer Cuartalfd^ft Iflnbigt er aud^ nun
ein neued ^rojielt aur Sereinigung ber 9leligionen an, unter bem fo un»
beftimmten old l^interlifligen Zitel, bag man eine afioflolifd^e Aird^e er*
rid^ten motte. ^aftuS gibt fid^ a^ar im (Semeinbeboten l^in unb mieber
bie Wiene, ald fei bie äJereintgung , bie er intenbiert, ber latJ^olifd^en
^Bereinigung gerabe entgegen. Sie«^ i[t aber blog Staub, ben er in
bie fingen ftreut. — 9lun rfll^mt ^err ^afiud felbft, bag bie Aat^o-
lilen fel^r geneigt finb, feine tiermeinte Sinigung au bejörbem, ja, bo^
fie (Selb aufammenbringen, um einige Saufenb 6sem))larien feiner !Ber«
einigungSbüd^er unentgeltlid^ audauteilen.'' Wafiud l^atte ganae Sanb-
fc^ften mit feinen Sufd^riften, Zrattaten unb Sudlern ttberfd^memmt,
bie franio unb loflenfrei bieten Seuten in Iteinen @tftbten unb Sörfem
augefd^idEt morben maren. Sßol^er, fragte man fid^, l^t ber ^QUann bad
(Selb für bad $orto, tool^er alle bie Sbreffen? Seute mit (Selb mußten
l^inter il^m ftedEen. 9liIolai fftgte bem Sd^reiben bie SBorte l^inau : „^tf
nünftige $rote[tanten l^alten atte ^Bereinigungen mit ben Jtatl^olilen für
unnü^ imb für unmöglid^ ; biele l^alten bie Semül^ungen baau für l^inter«
liftig unb fd^dblid^."
Sleid^a^tig erfolgten Eingriffe auf ben unglüdEüd^en ^agifter and^
t)on ^gKiUe unb ®öttingen l^er. ©id^erlid^ mar er nid^t fo gefül^lid^,
mie er gefd^ilbert mürbe; aber er l^fttte tiielleid^t gefdl^rlid^ merben
Ibnnen. 3e|t mar ed mit feinen $lönen, bie nur im 2)unllen reifen
fottten, borbei; bad l^eUe Sonnenlid^t tonnten fie nid^t oertragen.
Xaufenbe l^tte er um fid^ fd^aren motten; je^t mar er frol^, mit einem
^ofel^tenmad^er anInü))feH au lönnen. & mar — mie er ftd^ felbft
nannte — ber SBirllid^e Sel^merat unb Aämmerer (Srbritter Sfürft
89] @ine geplante Steligiondoernntgung in bet S^^ ^^ 9[uf!(Srung. 89
Sa)iti{t Hon Solid in SIeBen (ßl^iolienna) ; bie (nreugifd^e Slegierung
geflanb il^m nur ben (Btafentitel ^u. Sie (Staffd^ften Stehen unb
aSSormd (iBotmio) fo»ie bad Seltlin ftonben unter bet Obetl^ol^eit bet
9ie))u6Ut Staubünben ^). Solid l^otte um fid^ eine d^tifllid^e Semeinbe
gefd^tt, bie fid^ bon bet lotl^oUfd^en unb fitoteflontifd^en JMtd^e lod«
getöfl l^otte. St fteUte, uie et uenigflenS angab, bei bet 9le)mbUI ben
%ntta0, il^m bie untetgebenen (Sebiete läuftid^ au übetloffen. Mein bie
lotl^olifd^e @eifltid^Ieit , bie nid^t untet bie Obetl^etrfd^oft eined ^o»
teftonten tommen »oUte,. tmrbonb fid^ mit ben lotl^olifd^en unb pxo»
ieftontifd^en „unmfttbigen (Bliebetn'' bet 9le))ublil unb btoc^te ben
Snttog au gf^K. Seitbem plmtt Solid nebfl bielen feinet Untertonen
bie Xuduonbetung. St fc^tieb an ben Stiniftet bon ^eta^etg um 9luf>
nol^me in ^eu|en. Siefet onttoottete: fübtic^e ftoloniflen pa^itn oud
®efttnbl^itdtfidtfld^ten nid^t fftt ben 9totben, unb bedl^olb »etbe et ben
^lon bem j(5nig got nid^t etft untetbteilen. ^oftud fud^te nun nod^
einet Untetlunftdfl&tte f&t bie au gtflnbenbe (Bemeinbe, beten Obet]^u))t
Solid unb beten Seilet et felbft metbm tooQte.
Sin aU)eitet $to|eItenmad^et bot il^m baau bie ^onb: bet Sfttget
unb ^Rälaeubtöuet $etet 2:tauttt)ein in SRemet, ein ÜRonn, bet noc^
einem fBm^i bet Ofipteugifd^en Jtommet ^biele ^tojette in feinem
Sel^itn machet, ol^ne aubot gel^ötig au übetlegen, ob et fold^e jemold
gel^ötig oudauf ulkten unb bobei au befleißen imftanbe fein bürfte"". 9Remel
UKit old ^eftung oufgegeben to)otben. Ztouttoein bxufte bod (Betäube
mit ben gfeflungdmetlen unb ))loiite bie Einlage einet iBotftabt. 3uetfl
]§otte et bie Xbfid&t, gf^^btilonten oud Snglonb onanfe|en. Sonn ttot
et mit Wofiud in äSetbinbung. Sie ölte gfeflungdfitd^e lonnte fielen
bleiben unb bet neuen (Bemeinbe ftbettt)iefen toetben. SBet bon beiben
ben anbetn auetfl gefud^t l^ot, gel^t oud ben Eliten nid^t l^etbot. 3m
Se))tem6et 1786 fd^tieb Stofiud on 2:tautU)ein: „SBit otwftolifd^e
Sl^tiften finb toiUend, mit unfetm gfütften und itgenbU)o ein gto^ed'
Territoriom au laufen, mo vir gugleic^ einen fteien unb ol^ngel^inbetten
(Bottedbienft l^oben Unnen." Ztoutmein ging mit Sifet auf bie Sod^e
ein. Stofiud loot il^m au longfom. Snblid^ lom an ben Ungebulbigen
im äptit 1787 ein Stief oud Seipaig* SRofiud fteOte mond^etlei gftogen
über bie ISet^ältniffe in WemeC: ,,3fl ein Jtonftftotium bo? Sinb bie
(Beiftlic^en bofelbft betftönbig obet nid^t obet betfolgen unb betle|etn
fie ouc^ ben (Seted^ten ol^ne Utfod^e? Sie ftel^t'd in älbfic^t bet
1) 3n ben 9iaubem nennt @4tller ©ranbünben ^bad ^ü^tn bet l^entigen
Gauner'.
90 ^ul B^matli. [90
Religion? SBitb man ba, toenn man an Sefum (Sl^ttßum toie bet
^oftel gtauBt unb fid^ nid^t latl^oltfd^, tefotmtett, nod§ lutl^etifd^ nennt,
gebulbet, ol^ne SSetfoIgung l^eimtid^ t)on bet Obttgleit obet otbinäter
®eiftlid^Ieit? 2)ad tfl eine ^aufitfad^e. S)enn toenn biefe Sac^e bom
Winiftet 3^bß| bepenbteret, fo toitb auS bet ganzen Sad^e nid^tS, benn
ba toetben mit betfolget unb nid^t gebulbet, fo ein gto^eS SSoII fid^ and^,
toma tott fteien (SotteSbienft bafelbft l^aben I5nnen, bafelbfi einfinben
unb niebettaffen unb SeBen mad^en l^elfen bütfte. (Singe ed abet afö
apoftolifc^e Sl^tiften nid^t an, fo mügte geftagt tottitn, ob ein bal^in
!ommenbet £]^eoIoge ebangelifd^, mit feinen mitlommenben ebangelifd^en
Seuten, menn il^tet eine 3<^^I bon 100 toftten, bafetbft afö ein 2el)xtx
mit einet aparten, füt fid^ befonbetn (Semeinbe, angefel^en toetben bütfte
unb in bafiget ^l^tet getoefenen ^^ungdlitd^e il^ten (SotteSbienft ftei
unb 5ff entlidg Ratten bütfte. @inb Aatl^olilen ba ? toie biel 1 n)ad l^aben
fie füt einflul unb @ematt V Sann folgen Stlunbigungen nad^ Gabrilen,
gefc^ftftlid^em Seben unb abgaben. „!Dlit Setiin ift nid^tö anjufangen,
ed mügte benn ein SRann bott und gebogen fein unb bem Aönige felbft
bie SSotteile, bie enungen nietben lönnten, lönnten fage id^, botfteUen.
3m $lnfange tie| bet jie|ige Jtönig ein @d^teiben bei aUen ®ei{tlid^en
in Setiin l^etumgel^en unb fotbette il^t @utad^ten um meine @ad^e; fo
l^atten fie alle gemeint, ed fei tool^l ju toünfd^en, abet allgemein nid^t
möglid^ ; ba toat'S alfo aud/'
Obtool^l SRafiud münfd^te, ba| bet Obtigleit bon bem ^an nod^
ntd^td mitgeteilt toütbe, fd^tieb Stauttoein bod^ fofott an bie Oft«
pteu^ifd^e Jtammet : eine apoftolifd^e ®emeinbe, ettoa 50 in bet Sd^toei)
unb in ^ollanb lebenbe gfamilien, toollten fid^ untet bet S3ebingung
fteiet Steligiondübung in SRemel anfiebeln; batuntet feien SBotten« unb
Seinenaeugfabtilanten unb einige Seute bon Staub unb j(a))ital. S^^
Sudfül^tung bet Snfiebelung bat Stauttoein um ein 2)atle]^en t)on
12000 Zl^aletn. S)ie Jtammet leiste bie ®etoft]^tung bed 2)atle]^end
ab; übet bie 9(nfe|ung bet Aoloniften mollte fie mit fid§ betl^anbeln
la^en, toenn baS @eiftlid^e S)e))attement ein günftigeS Utteil ab-
gegeben l^abe.
3m 9lobembet etft — ein SStief t>om 3uli toat betloten gegangen —
etl^ielt Ztauttoein neue 9lad^tid^t t)on SHaftud. 9lm beflen toftte eS,
meinte SRafiud, tomn bet Jtönig il^n ald a)ioflotifd^en ^tebiget betiefe
unb il^m notbütftigen llntetl^alt gäbe. 2)ad mü^te öffentlid^ belannt
gemad^t toetben, mit bet Sluffotbetung , bie SRitgliebet bet (Semeinbe
foUten fid^ bei il^m melben. „SS ftel^et alfo Jtatl^olilen, Sutl^etanetn,
9iefotmietten unb aUen Wenfd^en, bie bet 9l))oftel 2Bott au il^tet eigenen
91] ®ine geplante SieUgiottdoereintguttg in bet 3^t ber ^^ufüftrung. 91
einaelnen Siegel unb Stid^tfd^nut tnad^en, frei, an bofigem a)ioftoIifd^en
(Bottedbtenfl tetl^unel^men unb ungeirftnit dpofiolifd^e Sl^riften au fein^
tDetben unb au (leiben/' Sie to)oQen boS Sßort (Sotted fo annel^men,
tote eS gefd^rieben fielet; banttt feien fte nid^td anbeteS, al% toa^ Sutl^e-
tanet fein foKen; nur ba^ fie genauer fid^ an baS Sßort binben unb
atter SleligionSunterfd^ieb burd^ älnnal^me btefer etnaigen Siegel auf*
gel^oben toerbe. über 9lad^tma]§I unb £aufe l^ben fie bie ed^t a))oflo»
lifd^en ®runbfft|e, nöntlid^ t»on ber £aufe toit bie Stennoniten unb t)ont
%benbmal^I eben tote fie unb aQe Sutl^aner, unb fte lomnten überall
fort mit ibrent eOangelifc^en SelenntniS. Jtopfl^ftnger feien fie nid^t,
fonbem muntere, tätige Seute. Qwc ungelrftnlten Steligiondübung ge*
]§5re aud^ bie Seftrafung eined ieben Sd^tiftfteQerd, Sud^l^änblerd unb
Sud^bruderS, ber eine Sd^rift fd^reibt, t)erlegt ober brudtt, „tomn er un^
lalumniert''. 3m übrigen to)ied er £rauttoein an @alid unb beutete an,
ba| flatt fetner t^ielteid^t ein anberer $rebiger lommen toerbe* Sr toar
auf bem Sßege au einem fidlerem S^ele. $lm ßnbe beS ^al^reS über*
nal^m er eine IBud^l^anbtung in Jtötl^en. So enbete ber Jtorreffionbent
ber (Selel^rten l^tnter bem Sabenttfd^.
Einfang 1788 erl^ielt Zrauttoein einen Srief oon Salig. ®ali^
erl^ob gegen SRafiug ben SSortourf, ba^ er au untätig gett)efen fei; oft
toiffe man ntd^t, to)oran man mit il^m fei; er tiermenge Untt)id§tiged mit
SBtd^tigem, Seid^teS mit Solibem. Sonft fd^ä|te er il^n toegen feiner
gfrömmtgleit unb feiner guten 6tgenfd^aften. ,,®elbfl ber 9lame a))ofto«
lifd^e Sl^flen, an bem er l^gt, tfl nid^t nad^ meiner (Sebenleni^rt^
to)eil niemanb ein Sl^rift fein lann, er l^alte benn bie apoflolifd^e Seigre
unb glaube baran, unb toeti bad Sßefen unferer Steltgion bie Siebe for*
bert, bag toir aQe Sl^riflen auf (Erben immer mel^r au bereinigen unb alfo
nid^t burd^ neue Siftinittonen unb Benennungen boneinanber au fonbem
unb au trennen trad^ten. 2)ad toünfd^e id^ aber gana fo innig afö ber
^err SRaftud, bag man gana unb aEetn bei bem Sßorte @otted bleibe
unb eben fo toenig ettoad au bemfelben afö bon bemfelben tue/' Sali^
erfud^te um Sefd^eib: ob ber Jt5nig ben Aoloniflen (Selb aur Steife
unb erften Sinrid^tung betoiOige; ob er an Salid lieber eine Summe
auf ettoa a^l^n ^al^re aindfrei leil^en to)ürbe; ob er ben jfatl^olilen freien
(Sottedbtenft unb allen ffolonifien S3efreiung tiom ÜRtlitärbtenft aufid^em
toürbe.
2)ad @eneralbireItorium , bem bie @ad^e aur (Entfd^eibung über»
geben toiurbe, fanbte bie S3riefe t)on Waftud unb SaliS an bad (Beifl«
lid^e 2)ebartement unb tierlangte ein (Butad^ten. 3^^^^! li^B I^bed
ailitglteb bed Cberlonfifloriumd fein fd^riftltdgeS Urteil abgeben. 3u
92 $au( ec^ioort. [92
bet Sel^ötbe ^ftl^Iten SRännet, beten Flamen in bet teltgiöfen Setoegung
bet Slufflärungd^eit biet genannt tootben finb. ^l^te Meinungen n)eniget
übet ben gfaS Stafiud alS übet aSgemeine bamit a^f^ntmenl^genbe
gftagen lennen au lernen, ift bon 3Bett. Sie im Stftt) 1788 abgefaßten
<guta(i&ten lauteten fo:
gftiebtid^ Samuel SadE: Di mitlüd^ fd^on eine ^enge biefet fo«
genannten a)iofiolif(^en ^l^ften, bie in gtogen Raufen fid^ untet bed 9tag.
^aftuS Ktd^Iid^ed Regiment begeben toütben, anbetd afö in ^aftui( Aopf
«irifiiete, meiß id^ nid^t. Jtäme abet eine betgleid^en neue iNtd6en)>attet
ttgenbtoo suftanbe, fo tt>ftte eS eine fe))atatiflifd^e Seite mel^t, butd^ bie
baS toal^e (Sl^tiftentum tool^I fo n^enig afö butc^ aEeS, toad fonfl Seite
l^igt, getoinnen bütfte. änatoifd^en n)äte meo voto bem (Senetalbitel«
totium 5u anttootten: e^ fei lein (SlaubendbelenntniS einet fötmlid^en
Ißattei, bie fid^ a)io{totifd^e Sl^tiflen nenne, belannt; fobiel man abet
biefet @tunbfd|e aud bed ^aftuS Sd^riften beutteilen lönne, fo fei batin
Ttid^tS, toaS il^te Slufnal^me obet Sulbung in ^teugen bem Staat ge-
föl^lid^ machen lönnte, fo toenig man aud^ fonfl bie Setmel^ng bet
Selten im Sanbe aU eine bet 9leIigion unb bem ^rieben sutt&glid^e Sad^e
anfeilen lönne.
Sftiebtid^ (Sebile: Set Wafiud l^t fid^ butd^ feine Sd^tiften aU
einen Sd^mötmet belannt gemad^t. Sag et tnbeffen mie jebet anbete
Sd^tofttmet im ^teugifd^en Staate gebulbet metben lönue, l^t mol^ lein
tBebenlen, felBft bann nid^t, menn et toitlüd^, toxt i^m öffentlid^ Sd^ulb
gegeben tootben, mit ^efuiten in äJetbinbung ftünbe, 5U toeld^em Setbad^t
mand^e fettfame äu|etungen in feinen Sd^tiften (Setegenl^eit gegeben. Set
^eugifcbe Staat l^at fid^ feit Salden butd^ eine fo aSgemeine £oIetana
au^eaeid^net , ba|, felbfl menn ienet SSetbad^t gegtünbet mäte, ed nut
bet SBeidl^eit bet ^teugifd^en 9legietung angemeffen fd^eint , aud^ einen
fold^en Wann mit feinen apoftolifdgen Sl^tiften au bulben unb glauben
au laffen, mag fie nad^ il^et übetgeugung füt mal^t l^alten. 9lbet nodft
«{ifliett nitgenbd eine Seite bon a)iofloUfd^en (Sl^tiften, fonbetn fie fott
etft butd^ aOettei 3nttiguen ettid^tet metben. Sad betänbett bie Sad^e.
3Benn ed lein Sebenlen l^at, eine fd^on botl^anbene Seite au bulben, fo
ift ed bod^ mol^l bebenltid^, einen fo betüd^tigten SRenfd^en bon bem
ameibeutigften Stuf gleid^fam aut Sttid^tung einet neuen Seite au :|)tibi«
legieten, um fo mel^t, ba biefet ÜRafiud einmal mitllid^ btudEen laffen,
il^m fei bon ben Obetn bet aut Seteinigung untet bem Flamen bet apo*
flolifd^en Sl^tiflen aufammengettetenen ®efeQfd^aft bet Sib abgenommen
lootben, fie (biefe Obetn) felbfl nic^t einmal bet Dbtigleit auf Seftagen
ünauaeigen. 9(ud§ ifl ed eine feltfame gfotbetung bet a))ofloIifd^en
98] ®tne geploitte XeKflioitfPttd mgttii g in ber 3^ ^ Sufüftnoifi. 9g
@^rißeit, ba^ t% Irinein 6(]^ttftflenet edanhi frin foD, gegen fte ^
fd^retBen. S)ted tDftri)e eben \o ]t1ft ben ed^ten (BTunbfft|en bet 2)enl«
fietl^ett nnb Zoleian^ ipttoibet fein, att toenn man eine fd^ tooti^nbene
6dtte tion a)io{loItfd^ (S^rißen nid^t bulben ttoOte. 3d§ tofttbe olfo
ber Sleinnng fein, in bet Xnttoott an bad iSeneialbireftimttm nid^t nitt
bie obigen Sebenllid^Iriten nnb 9lad^d§ten ntit^nteilen, fonbern bentfelben
anglrid^ anbrint|tt^en, ob ed nid^t am tatfamften fein n>eTbe, bem
Wafind ober bem gf^rflen bon &oii% anzugeben, anbot bat^ntun, ba^
ArixQid^ eine Seite a)iofbIif(^et fi^riflen itgenbtto borl^anben fei nnb^
faOS Med uiber Setntnten ber gfoll mftre, bon beten bid^eriger Ser-
faffnng Kad^tid^t an geben, ba benn, toenn fie ftd^ aß gel^tfame Untet*
tanen ben 6efe|en bed &anbed gemd| bettagen mfttben, man ibnen gleid^
anbetn 6IanbenSgenoffen oEe Sulbung nnb SM^it ettrilen toeiAe, att
fie nnt o^ne Sad^tril anbetet Utetet Xeligiondfeltietet betlangen Unnten.
SSBiQelm 9lbtal§am Zeder: SBoQte man bem Senetalbiteltotinm
nad^ bem legten Yotom anhootten unb ed lie^e ftd^ nad^ biefet Xnttoott
auf bie Sad^e rin^ fo mfttbe ed ^i^n: aSetbingS ftnb fd^on biele bri>
fammen nnb toatten nnt onf Ctlaubnid, öffentltd^ b^^auge^n, nnb
bon ber äSerfaffnng tofitbe ed aud^ nid^t an Sbtgaben fel^Ien, benen man
bod^ eben fo loenig ttauen lömtte aß bem ftbtigen Vlafindfd^en Se«
fd^toft^e boQet Ungerrimtl^ten unb 9Bibetf:|)tfid6e, bon benen ja aud^
bie Stiefe bri ben 9lten boQ ftnb. Unb aUe unteteinanbet betglid^en^
ifl ed bot bet ^nb nnt auf Zitel, Sotfd^ftffe unb Xudlommen ab-
gefeben. 3d§ u&te alfo bet Wrinung, man fagte bie Xnttoott nngef&l^t
fo, UHe fte $. SadE angegeben l^at, big auf bie SBotte „fo menig man
aud^ fonft''. Statt biefet tt^fttbe id^ bitten ]^inau)uf e|en : ed metbe
übrigens bem (Senetalbiteltorinm bon felbft aud ben brigefftgten Briefen
be9 Staftng unb Salid rinleud^ten, bag bribe bot bet ^nb barauf auS<
gingen, fftr fid^ unb il^e bermutlid^ erfl nod^ au fammeinben (Sl^riflen
Zitel , äSorfd^üff e unb Sefolbungen au l^aben , toeld^ed benn frrili^ fel^
una)iofloIifd^ laute unb auf ettoaS mel^ aß bie Srl^altung gottedbienfl«
lid^er nnb bfirgerlid^ gfrril^eit rul^iger unb firiliger Untertanen abau«
itotdtn fd^rine.
3o]§ann doad^im S:|)albing: 3nfofeme l^ter bon ber Sufna^me
unb Snibung einer 9teIigiong:|)artei bIo| als 9teIigionS)iartri bie Siebe
ift, mobri freilid^ bie Sid^erl^eit ber ölonomifd^en nnb gfinanaborteile
einer anberen S3eurtrilung überlaffen bleibt, trrie id^ bem borfte^nben
Veto bri. S)od^ tt)ärbe id& ed fel^r bebenllic^ finben, ben rigenmftd^tig
angemalten 9lamen „afioftolifd^e Sl^fien, a)ioftoIifd^e Attd^e" in ben
il^en au etteilenben ^bilegien obet fonft btttd§ öffentlid^e Snedennung
-94 $<^I B^maxii. [94
)u autorifieren. Set gonae ®tunbfa| bet ^toteftonten befielet borin,
bai bad S^tiflentum ebangelifd^ unb apofiottfd§ fein unb fid^ Blog an
bie Seilte bed 31 Seftamentö Italien m&ffe. Sßenn olfo jene Seite mit
il^tem Snfül^rer ÜRafiud buTd^ biefe ^Benennung fid^ untetfd^eiben toitL,
jo ift ed blog barauf angelegt, bamit mel^t Sluffel^en au enegen unb
nm fifttlete ^rofel^tenmad^erei au treiben, to)ie bieg Se|tete auc^ fd^on
<iuS aQen äugerungen beS fd^tüärmenben @elten]^au))td l^erborleud^tet,
ba^ et fogat toibet biejenigen, bie in Sd^tiften feine llngeteimtl^eiten
blogfteUen, untet bet Dualität bon jfalumnianten Sefitafungen berlangt,
Siefet :|)tofel4tenfüd^tige ®eift lann nie ol^ne fd^äbUd^e gfolgen unb Un«
tul^e bleiben. Sie mü|ten fid^ alfo au einet anbetn fd^on botl^anbenen
ititd^enpattei, ettoa au ben SRennoniten, aU eine befonbete (Sattung bet«
felben belennen obet, toenn fte butd^aud bon anbetn d^rifllid^en unb
{)toteftantifd^en ftonfeffionen gleid^fam mit einem neuen SuS^ängefd^ilbe
abfonbetn moQen, fid^ aud^ mit befonbetm unb toitKid§ untetfd^eibenbem
^amen, attenfaUS Staftfc^e Sl^tiflen, nennen.
3o]^ann Samuel Sitetidft: — Slu8 ben gebtudEten unb mit-
geteilten 99tiefen bed fd^mfttmenben SRafiud, bet aUe (Sl^tiften in eine
Ißattei beteinigen tDxU, ift gioat offenbat, bag et fetbft intoletante (Stunb-
f&|e l^ege, bie il^n mit feinem Slnl^ange tool^I eben nid^t aut Slufnal^me
im Staat qualifiaieten. 9lQein ba bet bon SaliS, bet mit il^m gemein«
fd^aftlid^e Sad^e au mad^en fd^eint, felbft, toie auS bem Stiefe an ben
Ztautmein in 5Memel etl^ettet, mit bem SBlafluö nic^t einig ift, il^m bot-
tuitft, bag et SBid^tigeS mit bem Unmid^tigen, Seid^ted mit bem Sotiben
tetmenge, et aud^ mit bem Flamen bet a))ofioIifd^en Sl^tiften, batan et
]§ange, nid^t aufrieben ift ; fo lägt fid^ auf bad, toad biegfaQd aud SRafluS'
Sd^tiften unb äugetungen in biefet Sad^e genommen ti)etben lönnte,
fein aubetldfftged lltteil bauen. SBenn alfo baS ®eneraIbiteItotium ed
bem 3nteteffe beS $teugifd^en Staate gemäg finben foQte, ftd^ auf bie
^dtfd^Iäge bed SRaftud unb Salid ti)egen bet einaufül^tenben jfoloniften
unb bet il^nen au betftattenben fteien 9leIigiondübung nad^ il^ten @tunb«
fä|en einautaffen: fo bütfte baSfelbe mol^I aufot bon biefet neuen Sleli«
gion^l^attei, bie bod^ etft im Cntftel^en begriffen au fein fd^eint, ein fte»
ftimmted fd^tiftlid^ed (Staubendbelenntnid au etfotbetn unb bem Seiftlid^en
2)e))attement mitauteiten l^aben, um mit 3ubetläfftgleit beutteilen au
tonnen, ob unb untet toeld^en (Sinfd^tänlungen felbige im Staat auf«
genommen unb gebutbet toetben lönnten.
Slnton ^tiebtid^ Süfd^ing ttat im ganaen ben Sludfül^tungen
Sitetid^d bei unb lam au bem Sd^Iug: baS @ei{t(id§e S)e))attement ift
nid§t imftanbe, t)on bet aUgemeinen titd^Iic^en Sefd^affenl^eit unb Stet«
95] <^ne geplante Sieligiondoeteinigung in bet 3^it bev ^^ufflfttungJ 95
foffung bet angebotenen Aoloniflen au urteilen, fonbem mug ed bem
^nana«S)f))artenient übetlaffen, ob badfelbe ed ratfam finbe, fid^ in bie
!ßroie{te beS gfütfien tion Salid etn)ttla{fen.
3o]^ann Sl^riftopl^ klaget: 9tit fielet bie Sad^e, infotoeit fie bad
Seifttid^e 2)epartentent betrifft , gar nid^t bebenlüd^ aud. 9lut muffen
biefe Jtolomften nid^t ben %iUl a)ioflolifd^e Sl^riflen ermatten, fonbem
afö eine feparate etiangelifd^e @emeinbe il^ren (SotteSbienfi ausüben. Sie
toerben fid^ baS um fo el^et gefaUen laffen, ba ber p. t)on @alid felbft
nid&t für ben o})oflolifd&en »tel tfl unb 5Kafiu8 fein (Staubeng«
belenntnid bal^in ableget: ,,über 9lad^tma]^l unb Saufe l^aben toir bie
ed^t opoftolifd^en (Srunbfä^e, nömlic^ bon ber Saufe toie bie 3Rennoniten
unb toom Slbenbmal^I eben toit fie unb aUe Sutl^eraner/' ^aben einige
unter biefen Aolonißen latl^olifd^e principia, fo fd^abet bad nichts, benn
biefe Jtonfeffion ifl generaliter gebulbet. @o toenig id^ glaube, bag biefe
Aolonie )u flanbe lommen toirb, fo fel^r münfd^e tc^ bod^, bag baS
@etfllid§e 2)epartement einem d^riftlid^en Stabliffement nic^t l^inberlid^
fein möge.
Soac^im gftiebrid^ Samfired^t: 3d^ bin gleid^faUd ber legten
^einung^ unb ba man aud ben Briefen ben ^nl^alt il^red (Staubend«
belenntntffeS genau fiel^et, toonad^ fie eine unfd^äblid^e Seite finb^ fo
lönnte man bie im iBorfte^enben entl^attene Slntmott geben.
Aarl ^rana bon ärtoing: ^it beiben testen votis, mit benen
in bet ^u))tfad^e aud^ bie fibrigen übereinftimmen, bin gteid^er Weinung.
Sem (Seneratbireltorium I5nnte geantwortet toerben, ba^ man ebenfalls
bon ben (Srunbfft^en biefer Seite nid^t unterrid^tet fei, inbeffen fobiel auS
bem dnl^alt ber Seilagen au erfel^en^ fo finbe fid^ barin nid^td, toad nad^
bemünftigen (Srunbfd|en ber 2)ulbung einen ®runb abgeben lönne, biefe
Seute nid^t in ben Staat aufaunel^men unb bie öffentlid^e Übung tl^reS
(Sottedbienfted unter bem @c^u| ber @efe|e au bulben. 9lur toürbe il^nen
nid^t au geftatten fein, fic^ nad^ ber Wafiudfd^en Benennung ben Sitet
apoftolifd^e (S^riflen }u geben, aumal ber bon ®atid felbft bamit un«
aufrieben fei unb fotd^e Benennung nur barauf abauaieten fc^eine, $luf«
feigen au mad^en unb bei Untoiffenben ^rofet^tenmad^erei au treiben.
Ob übrigens aud^ (Srunb borl^anben fei, biefen Seuten Srbeitfamleit,
Sfleil, (Sintrad^t unb gute bürgerlid^e Sitten auautrauen, bad überliege
man gänattd^ bem (Srmeffen bed (Seneratbireltorium^.
2)em Sotum 3rtoingS trat bon ber ^agen bei.
äol^ann (Sfaiad Silber fd§ lag: 6ine Seite ift im (Srunbe be«
trad^tet eine Slettgiondlranll^eit. S)enn fie toeid^t bon ber Seigre ber
$. Sd^rift ab unb fd^iebt Sel^rfä^e bed Setten^upfö enttoeber l^inein
96 $aul e^ioart. [96
ober flögt toffentlid^e (Stunbtoal^rl^eiten l^etauS ober tut BetbeS ^nfl^dä^.
Sie ))tetfet fid^ aß SuStoal^I t)on beffeten Sl^riften mit Settleinttung
anbetet an, um Slbl^ätenten su toerben, fud§t babei untet aQetl^nb
ftommen Sotfpiegelungen Sl^te, SeifaU unb itbifd^en (Setoinn ju etjagen,
mobei benn anbete tul^ige IBütget in il^tem 9la]^tungdgefd^ftfte ungemein
geflötet unb gutfldEgefelt toetben, sumal ba fie ald eine gefc^Ioffene @e«
feUfd^aft, n^ofetn ftd^ bemittelte SRitgtiebet befinben, aUemal hai übet«
getoid^t übet einzelne, nod^ fo tteue unb fleißige ^itgtiebet ettingen.
Unb l^iet gel^t bie SteligiondlranD^eit in ben Staat übet. Sie SßaftuSfd^e
$attei ift Seite, toie aud allen Beilagen etl^eUet. Sie Slnnel^mung bet
Seilte bet SRennoniten in $lnfel^ung bet Saufe, bie Steligiondbeteinigung,
bie nod^ ba^u fid^ in eine bietlöpfige ^^bet bettoanbeln mug, inbem
balb t)on biefet, balb bon ienet Sßal^tl^eit bet $. Sd^tift ^uSnal^me ge«
mad^t toitb, um atten 5U gefatten. Sie Sepatatut bon bet übrigen
litd^Iid^en @emeinfd^aft, bie betlangten Sot^üge, bet gfütft, bet fid^ sum
@d^tt)at)en Slblet totttbig gemad^t ju l^aben glaubt ^), baS gefud^te IBetbot,
tnibct fie au fd^teiben, ftnb Setoeife genug. Unb nun entfielet bie fjftage :
ob man eine Sleligiondltanll^eit^ bie nid^t fd^on üotl^anben, fonbetn bie
fid^ etfi einaubtängen fud^t, in einen Staat aufnel^men lönne, bamit baS
übrige nod^ @efunbe aud^ in gf&ulnid getate. Sie ^ntmori l^ietauf ift
leidet }u finben.
9lad§ biefen IBotid lieg S^hlx^ am 5. Slptil bem @enetalbiteItorium
bie älntmott angelten : bag, fo menig aud§ biedfeitS bie eigentlid^en @tunb«
fä^e biefet Seute innote^jieten , gleid^tool^l aud ben Einlagen nid^tS ^n
entnehmen flel^e, mag nad^ betnünftigen Solctana-Principils mit (Stunbe
l^inbetn fönne, biefe Seute in ben Staat aufaunel^men unb bie öffentlid^e
Übung il^teS (Sottedbienfted untet bem @d^u| bet @efe^e au bulben, too«
bei il^nen jebod^ nid^t a^ geftatten fein toütbe, ftd§ nad^ bet SRaftuSfd^en
Benennung ben Siitel a))oftolifd^e Sl^riften, tt)omit aud^ felbft bet bon
Salig unauftieben ift, beiaulegen, geftalten fold^eS nut batauf abauaielen
fd^eine, Sluffel^en au mad^en unb bei Unmiffenben ^tofel^tenmad^etei au
tteiben.
Set Sefc^eib beS @enetalbiteItoriumd an Salig n)utbe in biefem
Sinne abgefaßt. 9ßenn il^m bie teligiöfe Sulbung genügte, fo foUte et
fie genießen; feine 9lnttöge auf Sotfd^üffe unb Sattelten tt)utben ab^
gelel^nt. 9lbet getabe auf iBotfd^üffe unb Satle^en !am ed Saud an.
(St &ugette in einet ^nttoott fein Stftaunen übet ben abfc^lägigen 93e>
1) @aliiS l^atte in einem ^rief betont, baf; er oon bet pteulifd^en 9legierung
ben x^m gebül^renben ^ürftentitel verlangen muffe unb ben ^öd^ften Orben ald
Slui^Seid^nung enoarte.
97] ®in^ geplante Sieligtondoereintgung in bet 3eit bet 9uf!Iäning. 97
fd^etb. eine fold^e Sel^nblung Hetbiene et nxä^t, meinte et. $ln ben
Befonbetn ^Jleinunjen be8 3Jloflu8 l^aBe et leinen äntetl; feine Segttffe
unb Sd&tiften feien getetnigtet unb gtünbtid^ec; bte fogenonnten apo^o»
lifd^en dl^tiflen l^aBen fid§ aud^ etft lange nad^l^et in feine ^ftnbe ge-
tDotfen. St f($tieB nod§, bag il^m t)on anbetet Seite SnetBietungen
gemad^t tootben feien.
aSäl^tenb fo baS ^afindfd^e llntetnel^men in ein 9lid§td auslief,
to6te bet ffam))f um bie gel^eimen SefeKfd^aften unb bie ^tofel^teu«
mod^etei l^eftig toeitet. (5t jog fdöüeßlid^ gteimautet, 3ttuminaten unb
atofenlteuaet, bie ,,At9ptoIat^oliIen" Sat^atet unb Slaubiud, bie 3auBet"
meiftet Saglioftto, SRedmet unb StoebenBotg in feinen Ateid. (Stft bie
))olitifd^en äSotgftnge in ^tanlteid^ fd^toftd^ten bie Seilnal^me an biefem
eigenattigen @eiftetlam))f in Seutfd^Ianb.
^fö 9liebetfd^Iag bet aufgetül^tten Meinungen glauBte bie Setlinifd^e
aionatSfd^tift (8. 95anb, 1786, ©• 188) feflftetten 5U lönnen: bafe 1. auf
bet einen Seite biele ftatl^olilen^ unb )um Seil auf fel^t gel^eime %xt,
^ofel^teniäget finb; 2. auf bet anbetn Seite biele ^oteßanten, unb
5um £eit aud fel^t feltfamen (Stflnben, fid^ aut tömifd^en Aitd^e l^in«
neigen. 9lbet aud^ bad, toad l^ietübet geglaubt toitb, )u to)iffen ift
^i<^tig; gefegt aud§, bied ®eglaubte fetbft fei ittig. ®o glauben benn
8. mand^e $toteftanten , bag ie|t bon bet Jtatl^olilen Selel^ngdgeifl
nid^tS mel^t au fütd^ten fei: eine ÜReinung, bie leibet I nid^t gegtflnbet
ifl unb too]^( gat bie 9l6fid^ten bet Sele^tet befötbetn l^elfen lann. S)a"
gegen glauben 4. mand^e Jtatl^olilen, bag bie meiften ^oteftanten fd^on
im ^etaen bet tömifd^en 9ietigion abgetan feien: eine SReinung, bie
®ott tob! nid^t gegtflnbet ift, abet bod^ bie Senlungdatt ienet
$attei aeigt.
9ovf(^ttngen a- ^ranb. u. pxtvi%, <8cf^. XXI. l.
IV.
Itber l>ie ftfttt|9fif4ie Jenfur ioSl)tnil> l>er <91tlut|»ttUm
oon Berlin unb Uirnt Ceiter^ bnt |lrebi0er ^au^tcotnt^
in nett Jalirett 1806 M0 1808.
S5on
über bte 3^"fwi^^wW^iff^ i" Serlin bon bct 95cfe^ung butc^ bte
^tanaofen am 24. DIto6et 1806 Bid au %em ^bauge am 5. 2)eaembet
1808 ]^at b. Saffctoi^ in feinem ©mä&e „S)ie Äutmart »ranbenButg"
^Jlitteilungen gemoiäöt*). 2Ran toeife, ba^ bie gronaofen naiä^ tl^ter
^xa%x% fofott nid§t nur bie 2oge8t)teffc , fonbem aHeS ©ebtudte unb
@eftod^ene (efonberl^ in poUtifd^er ^inftd^t flbemad^ten unb bte 3(itungen
burd^ il^re Senfutauf jtd^t il^ren 3tt)edten au bienen atoanjen. S)ie fttogen
bet 3^itgenoffen üBet ben mifetaBIen ^nl^alt unb unpattiotifd^en Zon
BefonbetÄ bet Beiben tjolitifd^en 3^itungen in ^Berlin, ber SJofflfc^en unb
bet S^^enetfd^en, {5nnen ballet nur in Befd^tftnltem 9ta|e Bered^tigt er»
fd^einen, toenn man Berüdfid^tigt, ba| fte toftl^tenb biefet 3^t aufd
ftrengfle bom geinbe üBertoad^t toutben. ättgemein Bemerft Soffetoi^,
©d&riftjleHet unb Drutfet toäten, fofetn fte nur nid§t gegen bie ftan«
aöflfd^e !potit« berftolen l^ätten, in feiner 3Beifc Beldftigt. ©nael^citen
üBer bie franaöfifd^c 3^"fur in Sertin flnb Bei Saffetoi^ ongefftl^t,
anbete, bie bad Sitb barüBer berboQftänbigen unb Befonberd ÜBer ben
Seiter ber 3^^?«^ wäl^renb ber gfronaofenacit inteteffonte Slufllftrung
4eBen, finben jtd^ in Stten bed @e]^eimen @taatöard^ibd unb bed
Wogiftratö im SRatl^oug in SSerlin.
1) 0. ^a^etoxii, ^ie ^utmat! Stanbenbuvg oon 1806—1808, I. 8anb,
©. 314; IL öanb, @. 372 ff .
100 ¥aul ^m<^n. [100
I.
Sie SSofßfd^e 3^itung f)ai im 3af)xt 1904 in einem tDettooUen
^ad^tbanbe ^) il^te (Sefd^id^te batfteUen laffen. übet bie 3^it bon Snbe
Oltobet 1806 bid 9(nfang 3)eaembet 1808 bemetft bet ^eraudgebet,
ba| biefe 93änbe bet 3^itung teine lautere Duette aur Sagedgefd^id^te
to&ten, fte gäben leine Sädfycf)txi mieber, fonbetn berid^teten untet
{aifetlid^ franaöftfd^em @eftd^tdtointeI. S)adfelbe gitt aud^ ))on ber
@))enetfd^en S^it^i^fi« ®^ bamalige Envoy^ extraordinaire Biguon l^at
gleid^ anfangt bie ^eraudgebet beibet 3^tungen eingel^enb infhuiett,
toenigftend befteUte et fte butd^ ben $oIiaeiptftßbenten Süfd^ing am
29. Dttobet für motgen ftü^ 8 Ul^t au ftd^^). ^bet aud^ bet Aom«
manbant 'oon 93etlin, $ulin/unb bet @enetalgout)etneut glatle, fowie
beten 9lad^foIget Soult unb Sat)ouft toibmeten il^te 9(ufmettfamteit bet
£ageg))teffe. Sd^on am 26. Ottobet mu|ten bie 3^tungen auf ben
Sef el^I ^ulinl^ ^ bem fte gteid^faUd 'oox tl^tem (Stfd^einen einauteid^en
toaten'), einen ftanaofenfteunblid^en Setid^t flbet ^lapoleond fteubige
Segtü^ung butd^ bad ^blifum bringen. 3)iefe Süge iDutbe in bet
n&d&ften 9lummet fottgefe^t, bie „tool^Itätige ©otgfalt be8 Äaifet»"
mu|te gelobt, bie Suttetind bet gto|en ältmee mu|ten abgebtudt,
aSBaffentaten „unfetet fiegteid^en (b. 1&. ftanaöfifd^en) Stui^pen" öet^en»
lid^t toetben. 9lud einem böfen äludfatt auf bad ))teu|ifd^e Dfftaiertotpg
fptad^ eine leibenfd^aftlid^e 93etftimmung batübet, ba| bie ^auptftabt
untjetteibigt bem ^J^nbe JjteiSgegeben tootben lodte. S)a| angriffe auf
bad ftbnigdpaat , 93etleumbungen bet Jtönigin Suife abgebtudt toetben
muftten, ip jo befannt. 6tfl gegen 6nbe bet 2ftanaofen]^ettfd6aft mutbe
bied mit ben 3^itungen aUmäl^lid^ anbetg, ed fiel einem Serid^tetftatter
übet biefe 3eit (im ^auÄfteunb bom Salute 1809, 9lt. 10: „9lad&Iefe
aut (Befd^id^te öon SSetlin in ben Salden 1806 — 1808") angenel^m
auf, ba| bie @))enetfd^e 3^itung t)om S)onnetßag ben 20. Dttobet 1808
ein (Sebid^t an ben $rinaen SBill^elm, ben 93tubet bed Jtönigd, bet am
17. CItobet bon $arid autüdgelel^tt unb ))om S}oße fteubig begtü|t
motben mat, abbtudCen butfte. liefet „neuen, fel^t fteubigen (Stfd^ei*
nung" folgte bann ein ganaet 9(tti{el übet ben !ßrinaen unb feinen
lutaen Slufentl^alt in $arid.
am 10. 9lot)embet 1808 entl^ielt enblid& biefelbe 3«itung „aum
etflen 3RaIe toiebet eine föniglid^ }jteu|ifd&e SJetotbnung" an bie
1) ^ie Sofftfc^e geitung. ©ef^i^tUc^e müdhlide, »etlin 1904.
2) aRagiftt.««lten »etKn, ©eftion XXI, Ao. 1806, ®en.öur. 13.
8) @6enba.
101] tt^^ ^i^ ftanaöftfd^e 3^fut loft^venb bet Oüupation von 8evUn k. 101
S3ertttiet Dfflaianten, ed toat bte %n)etge, ba| bte gfranjofen ben 5. S>t*
aemBer ^Berlin betlaffen loftrben. „^mit ftnb toit totebet gana preultfd^ !''
frol^Iodt bann ber S3etid^terftattet in ienet „9lad^tefe'' im ^audfteunbe
unter bem 6. S)eaembct 1808. —
Siefe btitte S3etliner 3^itung, Setitn ober ber $reu|i{d^e ^aud«
freunb^ beftanb beim (Sinauge ber gfranaofen fd^on feit Aber einem
l^alben ^al^re. Sie l^atte i^re Slbftc^t, „bet gro|en [gfamilie il^red
Saterlanbed ein toal^rer ^audfreunb au fein'', reblid^ gel^atten, fd^on bie
erften klammern unb aud^ f))ätere l^atten il^r für il^e (Sefinnung
Jlabinettdfd^reiben fotool^I ))on gfriebrid^ aDill^elm aß Suife eingebrad^ti
auf bie ber äterleger ftola au fein atte Urfad^e l^atte. (Xbgebrudt in ber
<S(efd^id^te bed 2)ieterici«!IRittIerfd^en SSerlagdl^aufeS.) ^) S)ie fd^toeren
9tonate ber SSefa^ung brad^ten mand^en WAxlA, in bem Slut unb
Stanbl^aftigteit ber (Sefinnung gedu^ert tourbe. Sie 3^itung fanb aber
mit ber Plummer ))om 5. gf^bruar 1807 ein pU^lxä^t^ (Enbe. S)en
eigentlid^en @runb il^red älufl^örend lann man aud einem beftimmten
%xtiUl nid^t red^t erfel^en. S. (Beiger nimmt an'), ed to&re ber 9lb*
brudC eined (Sebid^ted, baS bie Sel^nfud^t nad^ ber SSieberlel^r M Aönigd
in ))atriotifd^er Sßeife audbrüdCte, bie äteranlaffung boau getoefen, ober
ein religiöfed (Sebid^t, ,,ber ^öl^ere toaltet", ))on bem toadem $robfi
^nftein in ber Plummer ))om 27. Januar 1807. Sielet man fid^ btefe
3eitung an, fo bemertt man fd^on unter ber ))reu§ifd^en 3^fur ))or ber
gfranaofenl^errfd^aft oft an Stetten, bie burd^ (Sebanlenftrid^e aufgefüllt
flnb, unb an getegentlid^en luraen Semerlungen, ba§ fie tro^ ber fßt*
fünftigung burdg bie ^oießäten bem (Sel^eimen SegationSrat Stenfner,
ber bie 3^tungdaenfur bid aur Dttu))ation burd^ bie gfranaofen in 93er(in
inne l^atte, t>ul]a^ au S3eanftanbungen 9lnla| gegeben l^attf. Unter
Signond Sluffid^t meift fie bid ju il^er @iftierung toäl^renb ber gfran«
aofenaeit no'd^ fotd^e Slerlaeid^en bed Singreifend ber 3^ufur auf. d^n
paarmal toirb ber Slutor eined Suffa^ed gebeten, {id^ au melben, um
il^m toegen bed eingelieferten 9lad^rid^t geben au Mnnen. (fö foUte il^m
tool^I mitgeteilt merben, ha% bie 3^ufur feinem %rtilel baS ^mfirimatur
Dertoeigert l^dtte. 2)ie 9htmmer nad^ bem 5. gfebruar war bereite ge«
fe^t, ald nad^ 9}ertoeigerung beS Imprimatur bie gform in ber 9lad^t
burd^ franaöfififd^e Solbaten aerftört tourbe , ol^ne ba§ freilid^ ber 93er«
leger S)ieterici unb ber Herausgeber $einfiu8 weiter beläftigt tourben.
3)ie Urfad^e bed ))l5^lid^en CHngel^end biefed Slatted ift olfo in irgenb
1) ^oed^e, 100 Saläre bed ©ef^ftftS^aufed @. @. SRittler, »erlin 1889.
2) 2. (Seiger, »er«n 1688-1840, IL ob., @. 222 f.
102 ^ul ®89Ö«n- [102
einem Wctild biefer eBen nid^t mt^x etfd^tenenen Plummer au fud^en^)»
3n ber gftan}ofett5eit buxfte eS ntd^t iDtebet etfd^etnett, erft 1809 erflanb
ed toiebet.
eine anbete 3eitfd&rtft, ®er greimfitl^ifle , weit öerbteitet unb
flberaU gelefen, fteUte unmittelbar nad^ bem CHnrüden bet gftanaofen
il^ grfc^einen ein, gett)i| nid^t freitoittig. ©ie butftc bann mit 3anuat
1808 toiebet l^etouÄlommen. 3m gebtuat 1808 l^atte bet ^etauSjeber
ftd^ au fteijtnnige äu^etungen aufd^ulben tommen laffen unb mutbe
beSl^alb bertoatnt unb untet ^oliaeiauffid^t gefteUt. Zto^bem l^atte et
in einet foljenben Äummet einen Suffal „9lemejiS" aufgenommen, bet
ben gftanaofen mi|{tet. Sedl^alb mu|te bad Slatt bid aum %))til böUig
etngefteUt toetben. 9lm 1. 9l))til a^is^ ^^ $etaudge(et an, bet gftei«
miUl^ige fei einen Wonat untetbtod^en gemefen'), abet bie iBlftttet fftr
Vl&ta mürben fo fd^neS mie mögtid^ nad^geliefett metben, ba et übet«
fiui an inteteffantem ÜRatetial befä^e. liefet 3^tfd^nft gegenftBet botf
man faß bon einet Sangmut unb 9lad^fid^t bet franaöftfd^en Sel^ötbe
ft)ted^en, ba fie fo mand^ed, namenttid^ in il^en Jtonef))onbenaen aul^
AönigSbetg btad^te, toad ben Sftanaofen nid^t genel^m fein lonnte. ätiel«
leidet ]^t bie SRitteiInng übet ben 3ubel bei bet StüdSel^t bet Idniglid^en
Sfamilie bon Wemel nad^ Aönigdbetg jene @ug))enfion bet S^^tung für
einen 9Ronat mit betanla^t'). Sie magte betgleidgen, inbem fit
getegentlid^ ftanaofenfteunblid^ fd^ien, fo bei bet lobenben iBefpted^ung.
bet ben unglüdlid^en ))teu§ifd^en Staat fd^änbenben b. SöUnfd^en ,,9leuen
gfettetbtftnbe'' ^), nid^t ol^ne immet baneben il^ten 93tid toiebet nad^
Aönigl^betg an toenben unb bon bet Siebe unb ätetel^tung, bie bort bem
Atnigi^paate, befonbeti^ bet Königin Suife, entgegengebrad^t toutben, a^
betid^ten — abet auS S5etlin btad&te fie bann botftd&tigenoetfe fafl nid^t«-
?Rit biefen Äottef|)onbenaen fd^eint bet 3^^fot abet nid^t immet ein»
berflanben getoefen au fein, benn eine 3^^tlang finben toir bie Stubril:
^%u8 franabflfd^en blättern", getoi§ um ben 3^nfor au befd^toid^tigen ^).
9lud^ bie Sttid^e im %e^, meldte auf ein im legten SlugenblidC erfolgted^
Qinfd^reiten bet 3^fut ]§inbeuten, fobo^ bei bet Mtae bet 3^it bet
$)mdtx nid^t gteid^ ettoai^ ^affenbed an beffen SteSe au fe^en mu§te^
1) 06 bie ,@4rift über 9Rora(', beten fpäter (@. 106) @ni>&(ming gefd^ie^t,
ni4t bo4 nur ald ein älrtüel für biefe 9lr. bed $audfreunb beftimmt toar? )6gl.
0. »affemi^ a. a. D. 11, 372.
2) 0. Saffeioi^ a. a. D. fprid^t oon mehreren äRonaten.
3) a)er greimüt^igc 1808, 3lx. 66.
4) @6enba 9lr. 40.
5) @benba ?Rr. 65.
103] ^f>^ ^i« ftansdftfd^e genfut lott^tenb bet OKupation omt 8ev(iit 2C 103
f eitlen nid^t^). Um fo tnel^r mu% man bte Mfyif^nt bed ^natOiAa»
bettmnbmt , mit ber er immer mieber in fratriotifd^em Sinne mirlt,
toenn er bad Sebid^t an bie Jtdnigin: ,,2>ad Sid^enblatt'', and Zautt»
lauten, bem SieblingSaufenfl^alt ber Adnigin Suife bei Slemel, batiert
bom 9. Stttgu^ 1807 '), bringt, toenn er bon bem Organ bed Zngenb*
bunbed, „bem ätonsfreunb'', nnb bem SeifaU be«felben ftnrid^t, ja il^
fogar tmp^t^U^). Sei ber Sno&l^nung ber „9leuen ihriegSartiler 6e«
merlt er, felbft gfrembe feien für biefen ^Dtonard^en entl^ufiadmiert , fie
fftl^Iten fid^ (etoogen in einer %xmtt ju bienen, toeld^e nad^ fold^en
®runbfft^en geleitet loflrbe^). 3ur 3(it bed (Erfurter Jtongreffed Bemerlt
er (%r. 207): „S)ie (Bemütl^er Pub l^ier (»erlin) in großer Slmunung,
nad^ (Erfurt unb Jtönigdberg {inb unfere 8Iide toed^fetoeife gerid^tet,
bott Hoffnung unfere Serl^tniffe auf eine Sßeife reguliert au feigen, bie
und aud bem tiefen flenbe reiben foU, in baS toir burd^ ben ungiftd«
lid^ jhieg unb feine ungUUnid^en Sfotgen berfnnlen finb . . .'^y Cr
magt ed in fto|ebued 9lrt ben ^arfd^aU Soult in berfledCter gform jn
seidenen, inbem er fd^einbar l^armtod baS 93ilb, in bem biefer fic^ Ifat
malen laffen, foIgenberma|en befd^reibt: (9lr. 185) „. . . & fieUt
eine 3agb bor, toorauf fid^ ber ^erjog att Grand Yenateor de France
mit feinem (Befolge befinbet. 3m Sorbergrunbe in einer etmaS lid^ten
$artte lel^nt ber $er)og an einem SBaumftamm unb fud^t einen $irfd^,
ben er erlegt l^at, auS bem SBaffer 5u giel^en. 3m ^inbergrunbe, einer
malbigen (Begenb, erblidt mon bad @efoIge be8 ^erjogS unb eine ^enge
^unbe®)/' 93ei ber großen Sebeutung €ouItS fflr ben franaöftfd^en
Sieg bei 3ena unb bei ber imi ^al^e barauf auf bemfelben Sd^Iad^t«
felbe beranftalteten ^afeniagb ift tool^l an eine beabfld^tigte Sßirtung
biefer Sefd^reibung bed (Semftlbed 5U beulen.
S)er Seobad^ter an ber Spitt'') unb Vtüd^Ierd Aomud®) blieben
anfangt tool^I unangefod^len, ]päin lourben il^nen einige ,,unKuge''
^rtilel unterbrüdt. S)a§ ber Ztltgcap^ bon ber 3^nfur nid^tS au er*
1) @benba a- ^. 92t. 155.
2) @benba 3lx. 121; ift aud^ gefonbert gebtutft, ein ©{emplar im 5lönig(.
©taatdard^io su 5l5nigdbetg.
3) (Sbenba 92t. 120.
4) @benba 92t. 188.
5) @benba 92t. 207.
6) @6enba 92t. 185.
7) ©ie^c ^auc^ecatned 3enfutoet|ei4md, Llvrea approuv^s avec restric-
üonsy Beilage 5.
8) 2)et Steimtttl^ge 92t. 139, $aud^ Benfutoet^.
104 ?aul (^man. [104
bulben l^atte, i^ feI(ftt)erßänbUd^, ha er ja ein mtUiged aßetlaeug in
ber $anb bet gfron^ofen toat unb feine älrtüel jum £eil bottl^er
em:pftng ^) @elbft bad 3ntelltgen)61att, bad bod^ faft nur aud Slnaeigen
Beftanb, tourbe aufd fd^ätffte übettoad^t. S)te 3^fut bet 9(naeigen toat
bidl^et ber ^oliaet übertragen gemefen; mit betn 11. SRära 1807 teilt
bad 3nteIligena-&om))toir bem Comit^ administratif mit, ba| eS 9ln«
toeifung bon SSignon erl^alten l^dtte, {ein äloertiffement unb ^ublilanbum,
toed änl^altd fte aud^ fein mögen, unb toenn fie audg fdgon frül^er pnUx»
aiert fein foQten, el^er Qn^unel^men unb aum S)rude au beförbem, ald
bid fie auf bem 3RanufIri:pt entmeber mit feinem, bed $erm b. 93ignon,
ober beg ^erm b. $aaai ttnterfd^rift berfel^en feien*).
Sßie IBignon bie 3^nfur bed 3^itungdblatteg l^anbl^abte, barüber
erfal^ren mir etmaS in einem Serid^te bedj Dbert)räftbenten @ad an bie
Dberbel^örbe in Adnigdberg bom 14. 3uni 1809. S)er Stebafteur ber
^ube'Spenerfd^en 3^itung fottte ftd^ red^tfertigen unb angeben, mol^er
er einen älrtitel mit fatfd^en 9lad^rid^ten , ben bie 9lr. 143 bed ^al^reS
1808 gebrad^t J^atte, erl^alten l^&tte. S)er Dberpräftbent @ad be»
antwortete bie anfrage bal^in, ba| ber Stebalteur, ^rebiger goSmar, ftd^
nad^ fo langer 3^it nid^t mel^r au entfinnen tt)u|te, mol^er er bie ©teile
genommen l^dtte. 2)er 3^nfo^ ^^^^ Signon getoefen, ber todl^renb ber
ganaen 3^it feined älufentl^alted in Serlin bad 3^nfuramt :perf5nlid^ ber«
»altet l^ätte. 3)ie 3^itung märe nid^t imftanbe, bad 3^nfurblatt au
il^rer Segitimation au ))robuaieren , ba fte ed bem 3^ufor am 3^itungd«
tage in originali mieberum l^at aurüdliefern muffen. ,,S)ad 3^ufurblatt
blieb immer nur menige @tunben in ben ^änben ber 3^itung8e£:pebition,
unb bamit aud^ in biefer luraen 3^U burd^ bie Unterfd^rift bed 3^nford
nid&t ertoiefen »erben f önnte, wag er inhibiert l^dtte, tourben bie ärtilel,
benen bad 3mtirimatur bermeigert tourbe , aud bem 3^ufurbogen blo|
auSgefd^nitten®)."
II.
3n betreff ber 3^ufur ber Sudler, ging« unb 3«itfd^riften unb
^ebigten , ift biSl^er nur menig S^ereinaelteS berid^tet morben , baS mir
borerft l^iei^ 'aufammenflellen motten. |)ulin, ber Äommanbant bon
Serlin, lie| fd^on am 27. Dttober ben biSl^erigen 3ßufor ber politifd&en
1) Saffemitj a. a. D.; feiger a. a. D. II, @. 212 ff.; ^ola^aufen, Soffif^e
3citung 1906, @.ö. 3tx, 45.
2) aRagiftt.*«fi »erl., Seit. XXI, gir. 11, ®en.*öureau ^t. 222.
3) ®c5. ©taatSardJ. öerlin R. 9 P. 2a 1. A» bie Senfur ber ^ief. 8tg.
betr., Bad an bad ^ep. ber a. 9[ng. in ^önigdb., d. d. SerUn, 14. Sunt 1809.
105] ä&er bie franjöftfc^e Stn^nx toäl^renb bet Oüupatton von Setiin 2c. 105
Sd^riften, t). ^ftttet, benad^ric^ttgen, ba| et loftnfd^te, t)on aUtn bet«
gletd^en in ^Berlin etfd^einenben ^tobutten, tnfofern untet je^igen Um-
ftänben betgleid^en gebrudt iDütben, Aenntnid au nel^men. Süfd^ing
ettoattet ballet, ba| ^üttel beftend auf möglid^fle Sutüd^altung
betfetben feigen tterbe, bei itgenb tietfängUd^em ^nl^alte foQten fie bem
gebadeten (Seneral f eiber ^ut Sntfd^eibung t)orgelegt, i^m aud^ SSet«
aeid^niffe t)on allen l^etaudtommenben ))olitifd^en Sd^riften in jjebem
gfolle übetteid^t toetben*). 3Jland&e ©d^rift butfte bennod^ nid^t et»
fd^einen^ obet menn {te betettd erfd^ienen mar, nid^t t^etlouft toetben.
£)ffentlid^e Slebnet^ $rebiget unb $tofe{foten, mutben oft butd^ fd^led^te
Ateatuten ben gfranaofen benunaiert, unb ed tft nid^t tietmunbetUd^, ba|
bie ^tebiget ©d^Ieiermad^et , @adC unb ^anftein unb bie ^ofeffoten
Sßolf unb 93ud^]^ola t)or S)at)ouft^ mit beffen Stfd^einen in Berlin toenige
SSSod^en t)ot bem älbauge bet gftanaofen eine Setfd^ätfung ber Suffid^t
eingetteten au fein fdgeint, getaben unb t)ermatnt mutben, meil fie ftd^
in 3Bott unb Sd^tift au Itd äu|erten, ia Sd^leietmad^et mutbe be«
fonbetj^ afö eine t^te chaude et ardente beaeid^net, ben füt jeben un«
befonnenen @d^titt aud^ aud bet Setne bie ©träfe tteffen mfttbe').
S)iefe S)to]^ung etging eine 3Bod^e t)ox bem ^bauge ber gfranaofen aud
Berlin. 9}eranlaffung au biefer äietmamung jiener patriotifd^ gefinnten
SR&nner toax befonberd bie @d^rift eined berfelben, bed ^rofeffotd
@c^mala, bet l^eimlid^ gegen bad SSerbot ber franaöfifd^en Dberaenfur
eine ©d^rift, „Slbrcffe an bie ^45teu|en" ®), bie aur SJeröffentlic^ung nad&
bem ^bmarfd^e ber f^ranaofen beftimmt mar, l^atte bruden laffen. S)a»
t)oufi lie| ©d^mala am 24. 9lot)embet attetieren unb l^telt il^m t)or,
mie fel^r er bem Aönige unb bem preulifd^en Staate bei bem mäd^tigen
Aaifer Napoleon fd^abete. S)a aber feine @d^rift nod§ nid^t unter bem
SPublifum airfutierte, fo toutbe et mieber freigelaffen. Der Selegrapl^,
äal^rgang 1808, @. 4020, berid&tet bieg unb fügt ^inau, baft au8 i^
fd^tagnal^mten ^Briefen l^ertjorge^e, Sd^mala fei a« btefer fSflugfd^rift burd§
$erfonen aufgeforbert, meldte eined au^geaeid^neten Sertrauenl^ in AönigS«
berg genöffen, momit befonbcrii ber 3Ilinifler t). ©tein gemeint toar,
bann tabelt er ben Sutor, ba| er ttngereimtl^eiten auÄf<)red§e ufto.*)
(Siner blieb tro^bem befanntlid^ unangefod^ten : f^id^te l^ielt feine
„Sieben an bie be^tfd^e Elution" leben Sonntag SSormittag in ber
1) 9l!ten ju «nm. 2 @. 91. •
2) ^'6x>h, ^ie (Sttünbung bet JIgl. f^tiebt. SBil^.'Unioetfttät ju äSetUn,
1860, ©. 60.
3) 0. öaffcroift, U, @. 374.
4) 3)et 2;eleötapl^, 1808, ©. 4020.
106 *aul ß:89gatt. [106
aiabemic, fobaft fein 3enfor für i^n utib füt fid^ felbfl atttcttc. «Ö
bfteitg bct erflen Siebe t)on bem pteu^ifd^en Unterjenfot bie S5ctöffent«
lid^ung DetfQgt tomU, htt>ox fU no($ an bie Obei^enfut bet Sfcan^ofen
gelangte^ anttoottete gfid^te mit einet Slnllage bedfel6en bei IBe^me^ bem
bamoligen ßeiter be8 Sufitatoef en8 *). S)a§ 9Wanuflri<>t ber 13. SRebe
ging bei bet 3^nfut betloten ^ Sfid^te nannte bad einen unetl^dtten unb
einzigen Sfall bed SJetfd^toinbend eineg umfangteid^en Vlanuflti))td auf
bem aSegc jut 'S^n]vLX. S)ie Semerlung beg gfteimfttl&igen baau*) lä^t
€t{ennen, bag biefem betgteid^en aud§ fd^on paffiett fein mu|te. ^ttifel,
bie nid&t erfd&einen butften, bel^ielt bet 3en|ot einfadfe ^nxhd, toie toit
fvftl^et gefeiten l^ben.
Sud^ eine S^itfd^tift, bie il^tet ^etauÄgebet unb ffllitatbeiter fotoie
il^tet pattiotifd^en |)altung toegen im @ebä($tnid bet 9lad§meU lebt, bie
93efla ^a% b. @d§entenbotfd unb gfetbinanb b. Sc^toettetd, bie big aum
6. $efte in Aönigdbetg im ^al^te 1807 ^etauSgetommen loat, l^atte in
SBetün ©d&toietigleiten unb ttmtbe untetbtürft. (Sine 9leuauflage bet
etilen 6 $efte l^atte in IBetlin bei 9teimet etfd^einen foUen, basu bag
7. $eft. 3n einet 3^itunggan5eige melben bie ^etaul^gebet, ba^ toegen
einet butd^ bie Setaögetungen bet ftemben 3^nfutbe]^ötbe an SBeilin ent«
flanbenen Stodung bad 7. |)eft betf))dtet l^etaudlommen tofttbe. (gin
93etbot, bon Ttapoleon fetbfi aul^gel^enb, inl^ibiette balb bad toeitete St»
fd^einen biefet 3^itfd§rift').
@elegenttid^ pten toit, ba| aud^ bem ^rofeffot $einftud, bem
^etauggebet bed ^audfteunbed, bet ein Sönä^ übet Slotat l^atte btuden
laffen, wotin bet @enetal Slatle auftegenbe £enbena entbedt su l^aben
glaubte, übel mitgeipielt toutbe. (St tt)utbe 9lad^td aud bem Sette ge«
l^olt , bie gottfe^ung fetner ©d^tift il&m betböten unb et felbjl infolge
babon nutet ^olijeiauffid^t geftettt*).
3n jener ,,9lad§lefe'' bej^ ^audfreunbed tt)irb etmäl^nt, bag am
10. gfebtuat 1808 bie bei Sanbet l^etauSgelommene fomofe ©d&tift:
„(Sattetie pteulifd^er ßl^ataftete" lonfiSaiert fei unb einige Soge botl^et
eine ftl^nlid^e in Sei:patg l^etaudgelommene. ,,3Bit ettoftl^nen biefet
famofen @dgtift nut ald etned ttautigen S)enlmald menfd^lid^et SJet«
1) St'öph a. a. O. @. 58.
2) 3)er grcimüt^ific 3lx. 148.
3) ipagen, edjenfcnborfä Scbcnägcfci^. 1863 ©. 74 f. u. @upl^orion 13. ob.
e. 794: eg^ßan, 9leue öeitr. p 3». o. @d^cnfenborf« Seben I.
4) t). ©affcroit II, ©. 372.
107] aber bie ftanaöftfd^e genfut »ü^renb ber DIhtpation von Berlin tc 107
irrunjen*)", Bemcrft ber ^eraudaebct, toeld&em Urteile man fld^ an»
fd^liegen mug. ,,$ol^e Staatsmänner unb (generale maren barin ge«
fd^ilbert, baS Material toar aud Steint 2)entfd^rtften in bie £)|fentlid^leit
ge^errt, !ßrina Souid gferbinonb untoürbig gefd^mftl^t, tleinlid^e Stad^fud^t
unb @eI6ßIob ber SSerfaffer trat barin offenlunbig l^erbor/' 500
(Eiemplare tonnten nod^ lonftdaiert werben^ nad^em bereits 6000 üer«
lauft morben toaren. SSerfaffer maren ^näjlffol^, Vlaffenbad^, $elb unb
anbere. — (Segen biefe $reu|ifd^en Sl^arattere rid^tete fid^ bann boS
gabinet berlinijd^cr (Sl^aroltere, toorin bie SJcrfaffer jener ©d^rift ge*
bül^renb gelenn^eid^net U^utben. 9(ud^ fte tourbe t)erboten').
III.
Napoleon l^atte gleid^ nad^ ber S3efe^ung Berlins bad $oliaei»
be))artement ber Stabt, bem aud^ bie 9uffid§t Aber bie S)rud(fd^riften
unb einen Seil ber treffe unterfiaub, bon bem Slagiftrat getrennt. S)et
Stabt" unb $oUaei)nrftftbent bel^ielt bied 9mt U)eiter^ bod^ tourbe et
unter IBignon gepeilt. a3id sunt SRai 1808 l^atte iB&fd^ing biefe
SteUung inne, tno er fte aufzugeben ge^toungen tourbe, toeil, toie
t). IBaffeU)i^ fagt, er fic^ ben Snorbnungen Signond in betreff ber %ot>
not') nid^t l^atte fügen moUen. (Sin weiterer (Srunb aber für il^n^
biefed 9lmt aufzugeben , bürfte meines (Srad^tenS aud^ barin au fud^en
fein, ba| iBignon um biefelbe 3^it/ um bie fd^riftlid^en äu|erungen beS*
über bie Srotnot nod§ erregten 93ot!eS au b&mpfen^ ein neues 3^nfur«
reglement, baS im mefenttic^en auf baS biSl^er beftel^enbe bon 1788 fid^
ftü^te, erlieg unb bie Dberauffid^t ber gefamten B^i^fut, mit 9(uSna]^me
ber beiben ^auptaeitungen, bem ^rebiger an ber franaöftfd^en JKrd^e ber
griebric^ftabt in SBerlin, ^aud^ecorne, übertrug. Dfflaiett l^at biefet
bieS 9(mt bom 1. 3uni bis aum 8. 3)eaember 1808 bertoaltet. $ro»
tofottarifd^ über feine Sötigfeit bei ber 3^nfur »dl^tenb ber gfraujofen»
aeit in SSerlin bemommen — eS toar im ©ommer 1810*) — , l^at er
bann f olgenbeS auSgefagt : ,,2)er 3ntenbant 93ignon übertrug mir im ÜRat
1808 bie 3^nfur ber Sudler, unb }toar bergeßalt, bag id§ bie S)irettion
über baS 3«ttfurn)efen fül^ren fottte. S)ie Sudler, toeld^e jurifiifd^e,
1) ^er ^auSfreunb 1809, 9lr. 7: Sla^Cefe au Freitag, ben 12. ^ebx. 1808.
Stelle f6iila^e 1.
2) 2, ^iger a. a. D. @. 229. Sllten beS @taatSot(^. ju ^önigdberg.
3) t). 9affen)i^ II, @. 872 u. @. 393: „manvaise yolont6^ ber preuf.
99el^ötben.
4) (Stei^. etaatSard^. Lettin R. 77 H. epes. £it. H. 92r. 9 u. ad 9h:. 9.
108 ?ÄWl ßa^gan. [108
mebtaintf d§e , tl^eologifd^e unb pl^Uofopl^tfd^e (Segenfiänbe abl^anbelten,
toutben t)on mit ben bidl^er etnannten preulifd^en S^^f^^^^^ dugefdgidt,
unb bicjemjcn, bic ber Stanffurter Untöerfitftt untctworfcn waren, follten
btefer Untt)etfttät sugefd^tdt toeiben. S)iefer le^te gfaS tft iebod^, fo lange
id^ bte S)tteftton bed 3^nfuttoefend gel^abt l^abe, nid^t etngetteten. S)te
anbetn S^nfoxen erl^telten il^re Sebül^^en nad^ tote öot, unb ber Stjnon
erllftrte mir , ba^ wenn id§ bie 2)irettion nid^t übemel^men woUte , er
ein eignel^ 3^nfurbureau aud franaöjtfd^en Dfftaianten etablieren würbe.
Um ber @tabt neue Aoften au erfparen^ bie bod^ biefeii Sureau l^ätte
unterl^alten mftffen, übemal^m id^ bie S)trettton. S)er ^räftbent S3üfd^ing
l^atte bidl^er bie 3^nfur gel^abt, unb ba fid^ biefer aurüd^og, fo mu|te
fie ein anberer übemel^men^ unb id^ würbe audbrüdlid^ auf bad ))reugifd^e
3enfurebilt t)om 19. 3)eaember 1788 öerwiefen." — SBid^ttg ijl aud&
folgenbe älul^fage ^aud^ecomed:
„Scöor idö bie S)ireftion ber ^zxi]vLX t)on bem Sijnon erhielt,
würben il^m, bem Signon, aUe neuen ©d^riften in beutfd^er ©:ptad^e
^ugefd&idt. SBcil er felbft nid&t 3^1 l^atte^ pe burd^a^f^^^n, fo fd^idtte
er fie mir wieber aU u^b id^ mu|te il^m barüber meine SReinung
fugen.'' äludbrüdüd^ bemerlt ^aud^ecorne baau, bag er mit ben :poIi"
tifd^en Slrtifeln beiber 3^itungen nid^t bad geringfte au tun gel^abt l^tte,
fonbem ba| SSignon biefe 3lrtilel felbfl a^nfterte, er, ^aud^ecorne, l^abe
nur bie 9lnaeigen unb bie anbern 3ßitunggartilcl nid^tt)olitifd§en Snl^altÄ
^enftert. <Sr j^abe bafür bie entfpred^enben Sebül^ren, Wie fie bidl^er
üblidö gewefen, erl^alten*).
S)ie 33ertrauendfieEung, Weld^e nad§ feinen eigenen ^udfagen ^aud^e«
come bei 93ignön einnal^m^ wirb aud^ in einer fpftter t)on il^m l^eraud«
gegebenen Sled^tfertigungdfd^rift ^) erwftl^nt. S)anad^ l^atte Signon
^aud^ecomed Unterflü^ung fd^on bei Übertragungen t)on franaöfifdben 93er«
orbnungen ind S)eutfd^e in Slnfprud^ genommen. (Sr war mit biefem feit
mel^reren Salären „liiert", ba Signon t)on 1801 — 1803 franaöfifd^er
Segationdfelretär, bann @efd^äft«f träger bid 1804 in 93erlin gewefen war.
93id 1806 war er bet)oIImdd^tigter SRinifter in Aaffel unb lam nad^
1) 9lu§ ber SSoff. unb Bt^zuk. 3«tun9äejpeb. erhielt ipaudjecornc je 50 %{x,
3enfurgebü^ren. 9[n ben anbetn {^lugfc^tiften (^audft., e^reimüt^. u. d.) I^abe
et m ben fed^S "Sionaita 20 ^alet Detbient. Son Si^non etftielt et 50 Salet
irfüt feine HRü^e'', bie et §atte bei bet ^utc^ftc^t ber bem Stgnon jugefc^icften
übtigen @((tiften. Ob et an biefen txm Quittung gegeben, miffe er nid^t mel^t.
Vihxx%^n^ befä(en bie 3^itung^spebitionen unb bie ä9ucl^bänb(et bie Quittungen
übet bic ®cbü§tcn für bic jcnftetten ©djtiftcn.
2) ^ic Sicd^tfcttigungdfd^tift ^aud^ccotneiS fic^e äSeilage 2.
109] ft^er bie fransdfifd^e Sm]uv toftl^tenb ber Olfupation oon Sevlin k. 109
ber £)IIu))ation Setltnd toiebet bal^tn aurüd. ' Somit l^at ^aud^ecotne
in ber %at fd&on in bct langen 3^it bon (5nbc Dltober 1806 Bi8 ^nx
toitHid^en übemal^mc ber ßeitanj ber ganzen S^ifur am 1. Sunt 1808,
ol^ne ofjiaiett baju ernannt ^n fein, bie }joKtifc^en SSüd^er unb Sflug»
fdgriften tontroQiert. Säa§^ if)m barunter l^armlod unb un))oIitifd^ er«
jd^ien, gab er an bie gfod^aenforen weiter, nad^bem er bon iebem Stftcf
Aenntnid genommen l^atte.
Unter ben $a:pieren, bie er bei j[enem äterl^ör fpäter einreid^te, be»
fanben ftd^ bie Driginalfd^reiben Signond an il^n in Slngelegenl^eit ber
Übertragung ber 3^fw^; ^^^^ Snftrultion bom 25. 3Iloi 1808 au8
18 $oragra|>]^en beftel^enb*), franaöflfd^ unb beutfd^; od§t abriefe bon
ben ^tn]oxtn über bie a^nfierten ©d^rifteu; eine Sntttort 93ignon8 auf
^aud^ecomed älnfrage, ob bie ,,f$euerbränbe'' ))affieren foQten, bom
9. Suguft 1808: envoyez aa diable toos les tisons!; femer einige
3ettel bon ber Sofflfd&en, tJlafeborffd^en unb SKaurerfd&en Sud^l^anblung,
baß bie „geuerbränbe", „Vertrauten »riefe" unb bie „(Sefd^id^te bed
^dd^terd Sabin'' nid^t berlauft toerben foQten; bie 9lürnberger Ober«
^oft*3lmt8«3eitung 9flr. 75 bom 23. 3uni 1808 «), in weld^er ba8
3enfurtt)efen in SBerlin toäl^tenb ber 3^it ber Slntoefenl^eit ber granaofen
in einem gana f atfd^en Sid^te bargefiettt fei ; ein Statt be8 grc^müt^igen
bom 27. auguft 1808«), in toeld^em e8 ber aBal^rl^eit gemäg unb in
bem maleren Sid^te bargefteUt fei; bor aUem aber ein 9}eraeid^nid aQer
S5üd§er unb 3^ttfd^riften, bie feine 3cnfur paffiert l^atten.
Aura bor bem Stbauge ber gfranaofen aud Serlin l^atte |)aud^ecome
bem ©taatSminifier b. S}o|, ber in Sertin mit S)aru unb IBignon bie
SuSeinanberfe^ungen ^tDi^S^tn ^reußen unb gfrantreid^ betrieb, biefed
te|tgenannte ©d^riftftüd fd^on einmal eingereid^t, um bon boml^erein
falfd&en SJerbäd^tigungen unb unrid&tigen Beurteilungen feiner Sdtigleit
alÄ 3enfor unter ben franaöfifd^en Autoritäten bie @})i|e abaubred&en.
3n bem Segleitfdgreiben , in franaöflfd^er ©prad^e toie bad SJeraeid^nid
felbft abgefaßt, ftu|ert er ftdg, ald ob er in feinem Slmte, bad er )e|t
nieberlegte, preu|ifd§erfeitS beglaubigt getocfen tt&re. gr bäte, bie not-
toenbigen änorbnungen in betreff ber 3cnfur, bie nad^ 9lbaug ber 2fwn«
gofen aufl^örte, treffen a^ tootten, bamit fld^ nid^t unl^eilbotte golgen
aus bem gfel^len berfelben ergäben. 9lld ein feinem Jlönige treu
1) @ie^e äSeilage 3.
2) @ie^e »eilage 4.
3) ^ie battn etmäl^nten Slrtüel int Hamburger iEorrefponbenten über bie
fransöfifc^e Siid^eraenfur l^ahe i^ nid^t gefunben.
110 *attl ©89gan. [HO
•erge(met Untertan fyibt et t>txp^i^M getoefen )u fein geglauBt, ein
9mt }u üBemel^men, bad tto^ ber gro|en SSetanttDortlid^Ieit , bie mit
i^m t)et(unben toäre^ baS einaige SRittel gemefen fei^ bie Slugfd^tiften
^tt befd^r&nlen, mit benen ha§i ^blitum übetfd^toemmt tDäte unb bod
leinen anbern 3^^<I gel^abt l^fttte, als bad )n:eu|ifcl^e 3^nfutebilt in
feinem ganzen Umfange aufredet )u erl^alten. & todren bie 3^nfi>Y^f
bie frül^er i^ted «mted getoaltet l^fttten, in 9(!tit)itftt geblieben, mit %n^
nal^me beö (Sel^eimen SegationSratä Slenfncr *), ber frül^er bie 3^nfut ber
3eitungen gel^abt l^fttte, bed (Sel^eimen gfinanaratd t). ^üttel, bet bie
l^ftorifd^-politifd^en Sd^riften, unb bed ^äftbenten Sflfc^ing, bet bie
Zageiilitetatut, bie Stomane ufm. unb bie nid^tfioHtifd^en ^njeigen unb
9lad^tic^ten in bem ^nteUigenjblatt au lonttoUieten gel^abt ^ätte. (St
toütbe fid^ eined SJetgel^enS fd^ulbig mad^en, toenn et nid^t bie 9lat'
toenbigleit botflettte, cnttoebet »eitetl^in eine 3«ifM'foberIeitung ein*
^utid^ten, bie il^te Untetabteilungen l^ätte unb bet aOed a^t 3^nfut
tiotgetegt mürbe, ober bie alte tRet^obe l^eraufietten , nad§ ber in 916«
mefenl^eit ?lenfnerd für bie 3^itungen ein befonbercr 3^ttföt gemaltet
j^atte. (gincr «ntmort fciteng beg aHiniflerS ö. Sofe fd^eint er nid^t ge-
toürbigt morben au fein.
^aä erto&l^nte 3f"fw^beraeid^ni8 bom 1. 3uni big 3. S)eaembet
1808, ba8 mir anfangt in einer unglaublid^ fcl^ler^aftcn, oft gana un«
berjtänblid&en 5lbfd§rift borlag, beffen Original fld§ bann aber borgefunben
^at *), iP in brei 9lbfd^nitte eingeteilt. 3m erfien finb bicjenigen
Sd^riften aufgereil^t, bereu örfd^einen unb Sertrieb nid&t bel^nbert
tootben ift, im folgenben fotc^e, benen bor il^rcr grlaubnig aufgegeben
mar, Beflimmt beaeid^nete 3lrtilcl, ©d^e, SBorte fortaulaffen, unb bet
britte entl^dlt bie gana berbotenen unb aum äierlauf nid^t freigegebenen
©d^riften, fo meit bad nod^ möglid^ mar unb fte nid^t fd^on etma borl^et
aum Seil betlauft morben toaten. 3)ie ftüd^tige SSeaeid^nung bet Xitel
bet aufgeadl^lten ©d^tiften unb bie £atfad^e, bag barin bodg nid^t aQe
übcrl^aupt ber S^n]m borgelegten ©d&riften ermdl^nt finb (j. S. gouquö :
«efprddö a^oeier (gbelteute über ben «bei, 1808, „bem bie 3enfut bie gt«
laubniS betmeigette", fle^e (gocbefc, ©runbrife VI, 7, 1. 6. 117; unb
5lfd^er8 9luffd^e im ^l^aruÄ, morübcr fpdter gcfproc^en toetben foH, u. a),
mitft auf bie fotgfdttigc äufaeid^nuug bet bem 3cnf ot aur 3enfur vorgelegten
©d&riften lein günftigc« Sid&t. 3)ie «ufad^lung felbft ifl o^ne jeben
1) ^er @e^. SegationSrat S'lenfner mar in ^ötügdberg unb ^ülemel in be0
i^önigiS Umgebung.
2) @iel^e Seilage 5.
111] über bie fran)öftf d^e 3«nfut to&l^tenb ber DRupation oon Setiin tc. m
Sefld^töpunft angefertigt unb nur eine trodne Slufa&l^Iung t^on Titeln.
Sei Dielen Titeln fd^eiterte jeher !(^erfttd§, fte rid^tig iu fteUen, jte finb
in ben 93üd^erle|tcid unauffinbbar. SReiftend bringen fte tl^re ))oUtifd^e
^rm{ofig{eit fd^on ftd§t(ar in t]§tem SBortlaut sunt 9ludbrud, mäl^renb
eine 9lei]^e 'oon $rebigten^ (Sebid^ten unb Sefd^reibungen ber gfeier bed
(Seburtdtaged bed Adnigd am 3. %uguft babon 3^8^^^ ablegt, ba§
man gemä|igten Studbrüden bed Patriotismus nid^td in ben 3Beg legte.
S)a^ unter btefen liyres apiMX)av^ bod^ aud^ mieber nid^t iebed an«
flanbSlod erlaubt tourbe^ ^n%tn und a. $. ^a| r>. Sdgentenborfd
^©tubien" *). S)iefer l^otte bag 7. $eft ber Sefia bei «eimer (5nbe
bed 3al^re8 1807 in Serlin l^eraudgeben tooUen. (Sd tourbe t)ertoeigett
unb bie Sfottfe^ung ber 3^itfd^rtft fo mie bie beabfid^tigte 9leuauf(age
tierboten, tote mir gefeiten l^aben. (Sr t)etfud§te nun offenbar badfelbe
$eft in teilmeifer Umgeflaltung mit geänbertem Xitel balb barauf ate
,,®tubien'^ biedmal bei $(melang, l^eraudjugeben. Sd pafflerte bie
3nifur, bod^ mu^te ber |)eraudgeber eine änberung in ber Sleil^enfolge
ber atuffä^e bornel^men *).
Sud ber atoeiten älbteilung bed Seraeid^niffed erfel^en toir, toie felbß
ber Seobad^ter an ber Spree, eine möd^entlid^ erfd^einenbe^ in ben untern
SSolföttaffen fel^r beliebte 3^itung meifl beUetrifttfd^en Snl^altd, arm«
feiige, lüfterne (Sr^äl^Iungen, törid^te @ebid^te unb fafi nid^td tion $oIittf
entl^altenb ^), bod^ bom 3^nf<>^ ^ gefäubert merben mu|te. Sad
gleite gefd^al^ mit bem iBeobad^ter an ber ^at^et, für beffen S^iftena
in iener S^i ißemeife au erbringen mir bidl^er nid^t gelungen ift. Sud^
bed belannten AriegSratd SRüd^Ier Aomod ober ber grceunb bed Sd^eraed
unb ber Saune ^) blieb nic^t unangef ödsten. (Sr erlebte atoei Quartale
unb ftarb bann ba^in, toeld^ed Sretgnid ben gfteimfltl^igen mit @enug«
tuung erfüttt^). über fein eingreifen biefem S^eimütl^igen gegenüber
fagt ^aud^ecorne offenbar au menig, toenn er anfül^rt, er l^fttte einige
untluge 3^il^n audgemerat. Sie berüd^tigten bleuen gfeuerbränbe unb
i^te ^nteUtgenablfttter^ bie in Sei:pai8 erfd^ienen, unterfagte er anfangt
für Berlin, fte mürben bann aber mieber erlaubt, nad^bem ^ ifyc
Herausgeber aut gfortlaffung einiger Suffä^e berftanben l^atte. Ob biefe
aus ben fertigen ^eften l^erauSgefd^nitten mürben ober bieg SSerbot burd^
1) @6enba gegen @nbe ber liv. approuv.
2) SJgr. ipagen a. a. D. @. 75, 80 u. (gupj^orion a. a. D. ®. 800 ff.
3) 8. ©eiger a. a. D. ©. 220 ff.
4) SBgl. t). öaffcroi^ II, @. 506 u. unter b. Liv. approuv. avec restrict.
5) SDer gfreimüt^ige, 1808, «Rr. 139.
112 ¥aul ®898an. [112
bte SSetmtttelung bet Seipatger S^i^futbel^örbe bafelbft auSgeffil^tt mutbe,
(leibt bal^ingefieUt. 2)ie bon @ubi|, einem überzeugten SBerteibiger ber
))reu|ifd§en Stegierung gegen bie b. göUnfd^en u. a. ätnfd^ulbigungen
l^erauSgegebenen gfeuerfd^irme , bie oft redgt lül^ne 9lebenbemerlungen ju
il^ren anberläffigen SRitteilungen 5U geben iDOgten, mußten einen 9(uffa|
bei ber S^^fwt op^ttn. ©ciger berid&tet*), bafe ber S5erf affer, am 11. 2Rai
1808 auf @runb einer S)enunaiation berl^aftet, mit lur^em @efängnid
babonlam. Ob bied SSerfal^ren gegen il^n ber bon ber 3^nfut be«
anftanbete ^uffa^, in bem er offen gegen ein IBünbnid $reu|end mit
Stu^tanb eingetreten toar, beranla^t l^ben mag? 2)ie 3^itfd^^ft
ftaHiope, in meld^er ein ärtifel über ben äbel ber SSorfal^ren gcftrid^en
tourbe^ tt)ar nid^t nad^toeidbar, aud^ Ift^t ber £itel einer anbem Sdgrift :
,,8lnttoort bon SRaffenbad^", nid^t erfennen, toeld&e gemeint ift, ba ja
eine ganae Sleil^e bon biefem el^emaligen Quartiermeifiet ^ol^enlol^eg
berfagt ftnb, um fid^ gegen bie fd^toeren Sefd^ulbigungen bei f^ül^rung
feineg Slmteg au red^tfertigen. 3n bem folgenben Süd^Iein: „9leiffen8
^Belagerung", bie in rul^igem Sone biefc ÄriegSebifobe auf 28 Seiten
be]§anbelt, ift nid^td «nftd^igeg au ftnben. Sielteid^t Iä|t ein @ebanlen»
ftrid^ im 2ejt @. 13 bie ^anb beS SenforS erfennen. Site bie geinbe
ein 3lu|entoerf überfaEen, „foHen ftd§ bie toad^l^abenben Cffiaiere in bem
benad^barten ffirfttid^en ©arten, toie man fagt — befunben l^aben".
aSie aud& in biefer ©d^rift, bie bod^ fertig bon S3re8tau aum 3)ebit nadö Serlin
{am, bie anßö|igen ©teUen l^eraudgefd^afft tootben finb, ift unUar. „Ser
Srbabel unb feine 9lad^foIger'' ift bagegen in fel^r l^eftigem unb aug-
fal^renbem Sone gefd^rieben, ber SJerfaffer fd^eut fid^ nid^t, bie Slitter
9läuber unb S)iebe au nennen unb bie ^ribilegien il^rer 9lad^Iommen
ber SJemidötung fflr toert au ad^ten. $ier ift ber 3^for offenbar fel^r
milbe au Serie gegangen. 9(ud^ baS @d§riftd^en bon 3uliug \>. a3o§:
„Slufruf an bie Patrioten tocgen ber Neuerung ^c.'' mit feiner Unter»
fud^ung über bie Urfadgen bed (Setreibemangete unb ben SSorfd^lägen
aur ^bl^ilfe ber 9lot benät laum bie SteUen, an benen ,,breifte älud«
brüde gegen bie :preuBifd§e 9legierung'' gefianben l^aben. 3Bad bann
unter bem ungenauen Xitel: „©enbfd^reiben an bie ^eußen'' folgt,
{ann tool^l nid^td anbered fein, ate bie „Slbreffe an bie ^reu^en'' bon
©d^mala. „Differö l'impression" fagt ^aud^ecome t)orfid§tig, er l^atte
fie ate gefäl^rüd^ bem 3Rarfd^att ©oult angeaeigt unb ber SJcrfaffer toar
infolgebeffen berl^aftet toorben, toie toir gefeiten l^abcn.
Les livres entiörement supprimös, bie britte 9lbteilung beS Senfur«
4) S. ®etgcr a. a. D. ©. 224.
113] it^^ ^i^ franaöfifcl^e Sen^ux loft^renb ber Oüupation von SerUnK. 113
t^er^eid^niffed ^aud^ecotneS^ (eginnen mit bet SSemetlung, er l^tte einige
Weinungdäu^etungen in ben 3^itungen unterbtüdEt, nield^e Slnaüglid^-
feiten enthalten l^ätten. SSielleid^t ftnb bie S^nfutfttid^e im gfreimütl^igen
unb ^auSfreunb barouf aurüdsutü^ten. ©onft finben wir unter biefer
ÜBerfd^rift einige l^öd^fi feltene unb fold^e, bon benen tooffi, bad ganje
^anuflript ober bie fd^on gebrudEte 9(uf(age t)ernid^tet lourbe, fo ba^
nur bie in biefen SSeraeid^niffen aufgefül^rten Sitel bie einfüge (S^ftena
biefer @d^riften Bezeugen. SJergebUd^ fud^te id^ ^enningd JhiegSartilel ;
Sl^eure äBal^rl^eiten ; äBeltgerid^t ober goncorbat ber SSemunft unb ber
Airdge ; baS ^u ungenau Be^eid^nete Ariegdlieb ; JlaldEreutl^S aufgefangene
SSriefe; 9loftrabamuS , eine $rot)]^e3eiung auf 1808. Sie neBen il^nen
ftel^enben S3emerlungen ^aud^ecomeS ^ditn beutlid^, ba^ ein @ud^en
nad^ i^nen umfonft fein bürfte. Sie übrigen nod^ afö gana unterbrftdEt
aufgefül^rten @d^riften loaren meiftenS nid^t in 93er(in l^erauSgelommen,
fonbem nur t)on SSerliner SSud^l^änblern l^ier aur 3^fut borgelegt unb
für ben Ort berBoten, fo ba^ fie als feltene iBüd^er nod^ t)or]^anben
finb. ßg ftnb baS: S)er $&d^ter @aBin; SSemerlungen über bie fran»
aöfifd^e 9lrmöe ^) ; SaBinet SSerliner ßl^aractere, baS lool^I aud^ erft nad^
feinem (Srfd^einen Verboten würbe ^). 3)ie Siene*)^ bie bon Äo^cBue in
JtönigSBerg Bei 9ticoIot)iud l^erauSgegeben würbe, ^at bal^er aud^ nid^t mel^r
gana unterbrüdEt werben fönncn. S)ie Slngelegcn^eiten biefer 3^itfd^rift
l^aben ft)äter nod^ biele gfebem t)on Diplomaten unb @taatdBeamten in
Bewegung gefegt. @d^Iie^tid^ giBt ^aud^ecome nod^ an^ ba^ er bie
SSerfaufSlataloge ber SBud^l^änbler, ebenfo bon 3cit iu 3eit baS „5Jlufeum"
t^on äBerdEmeifter unb bie Sei^BiBliotl^elen auf t)erBotene @d^riften
reöibicrt l^aBe*).
IV.
©d^on 9Jlitte S)eaemBer 1808 waren bie Jjreufeifd^en Sel^örben wieber
in Berlin organifiert^ wenn aud^ ber ^of unb bie l^dd^flen ©taatdBeamten
1) eic^e SBeilage 6 u. 7.
2) »gl. gorfc^. 8ur »r.*?5r. ©cfc^. S3b. 8, @. 643, aifd^irfc^ roeift m^, bag
biefc ©d^rtft nid^t t)on ©. Slfd^cr fein !ann, aud^ nid^t aur lofolen @!anbal-
literatur qef^bve, fonbern t)on einem preußifd^en Beamten ^ertü^re, ber in feiner
Satire bie ^udtoüd^fe bed berliner literar. SeBeng verfolge, e^reilid^ toerben
einige ber 19 Bel^anbelten ^erfonen red^t fd^arf mitgenommen, roaiS baiS Ser^ot
biefed ^ud^e^ Bemirft l^at.
3) S. ©ciger a. a. D. 6. 282 ff. — 2)urd^ baä »crfcl^cn be« 2)ru(fcrg, ber
ben Drt unb SJcrIegcr auf einem $cfte angaB, mürben bcm S3ud5§änbler kko»
looiuS 93er(egen^eiten Bereitet.
4) ©iel^e o. »affewi* a. a. D. ©. 680 f.; ©teig, Äleifl« S3crrincr Äämpfc
6. 282.
^orf^. s- f>x(mb. u. preuf. ®ef(9. XXI. 1. 8
114 ?aul ®a99ttn. [114
nod^ bad gan^e folgenbe 3al^ in ftönigdbetg t)er6lte6en. %n^ bie
3enfut würbe wieber Jjreufeifd^. S)er 5Jlini|ier t). SSofe übertrug bie
^ufftd^t über bie S^itungen bem @e]^eimen 9tat Se 6oq junior^ burd^
ftabinettdorbre d. d. ftönigdberg, ben 17. 2)e3ember, erl^ielt fie jebod^
$ütteP). Sludö S3üfd^ing War in fein alteS 9lmt wieber eingetreten.
S)ie SBerlegcr unb ©d^riftftetter üerl^ielten pd^ abwartenb, wenifl|ien&
möd^te ed auffaQenb erfd^einen, ba^ bon Einfang ^t^tmitx 1808 bie
3Räri 1809 bem 3wifor ^üttel feine geograpl^ifd^en unb ftatijlifd^en,
bem tl^cologifd^en 3^"for nur brei Sudler, barunter eine $rebigt, bor=
gelegt würben, wie SßiO^elm b. ^umbolbt berid^tet (ßtb^axhi, $um»
bolbt X, @. 42).
^an l^atte bon Jtönigdberg auS aufmerifam bie unter bem fran»
jöpfd^en (JinPuffe ftel&enbe treffe in Serlin berfotgt, l^atte aber natürlidfe
nid^tö bagegen ^u tun t)ermod^t. 2)em ftönige befonberS war eg j|ebo4)
nadö bem Slbjuge ber gftanaofen unangenel^m aufgefatten, ba§ bie 3^i'
tungen in SBcrIin berfd^iebentüd^ au8 „fremben öffentlid^en S3lättern
entlel^nte Slrtilel, bie ftu^erP ungebunbene, ja beleibigenbe ^u^erungen
über bie SSerl^ältnipe entl^ie(ten'', nod^ Weiterl^in brad^ten^ obgleid^ bie
granaofen fort waren. S)er Dberpräpbent Sad dufeert in einem Slntwort«
fd^reiben an bad 2)e))artement ber auswärtigen Slngelegenl^eiten , ba^ er
nid^t nötig l^abe, bon ber IBefd^aPenl^eit ber SJerliner 3^itungen in
biefem 3citraume etwaö au fagen, unb ba§ barin einige pd^P unpaffenbe
9lrtitel burd^getaPen würben, überl^aubt bie 3^itungen gana ol^ne 6^a*
rafter blieben^), SBieberl^oIt ergel^n nun an ben 9Jliniper ber au8«
Wärtigen Slngelegenl^eiten, @rafen x>, b. &o% bedwegen 9lufforberungen
aum (Sinfd^reiten, ebenfo bon Seiten beS TOiniPerö beS 3nnem, (Srafen
SUeianber au Solana. @o würbe Sßill^elm b. $umbo(bt, ber, a^^^
@ettion8d^ef im üRiniPerium beS ^tnnem ernannt, bie erPen äSod^en im
gfrül^ial^r 1809 nod^ in Serlin weilte unb, a^gteid^ mit ber äufPd^t
über bie 3^nfur bed ganaen @taateg betraut, borläupg aud^ bie ^Berliner
3enfur beaufpd^tigen foQte, bon JtbnigSberg mit fold^en nadgträglid^en
93eanPanbungen angegangen. 2)od^ blieb er in fetner 93eurteilung rul^ig,
fad^lid^ unb geredet, älber er t)erlangte aud^, ba^ bie 3^nfur pd^ nid^t
anmaßen bürfte^ eine Sleaenpon in werben, über]^au))t nid^t bon ben
liberalen ©runbfä^en, bie biSl^er im bteufeifd^en Staate l^errfd^enb ge»
wefen wären, abgewid^en Werben bürfte^). @d^WerberPänblid^ bleibt eS,
1) ®c§. 6taat8ard^. S3crlin R 9, F. 2 a 1. A», bie ©cnfur ber ^icpflcn
3eitungcn Betr.
2) ®cB§orbt, SBir^. t). §umbolbt8 ©efam. ©d^riften, »crlin 1903, »b. X,
@. 48, u. ^umbolbt ald ©taat^mann I, 8. 329.
115] Ü5et bie franaöfifd^e 3snfur to&^renb bet Dffupation von Berlin tc. 115
toenn bie t)teuBtfd^e Sel^örbe nod^ je^t nad^ bet $etlunft etned Slttileld
in bet ^atibc-®t)enerfd^en S^it^nft/ ^^^ ^^^ ^^^ ftanaöpfd&e 3^«!«^
t)affiett l^atte, forfd^en lagt. Sd betraf einen 9(ttilel in 9lr. 148 t)om
3a]^re 1808, worin gefagt tt)or, ber Äönig l^ätte atte feine SJorfd^üffc
unb Sfonbd, bie et im alten t)teugifd^en !ßolen l^ätte, an gftanlteid^ auf
Sted^nung nnb 9l6fd^lag bet ^n enttid^tenben Jtonttibntion aBgetteten. SBit
fallen oben, bag bie Unterfud^nng ein negatit)e8 Slefultat erbtad^te^).
So mand^et ftan^öfifd^ gefinnte Sd^tiftfieQet toat j[e^t nad^ $et-
fteUung bet alten Otbnnng, anS e^utd^t, aut Sled^enfd^aft gebogen ^u
toerben, aus 93etlin t)erfd^tounben , loie bet famofe £elegtat)l^en"Sange.
9lnbere, bie ben gfranaofen bienfttotQig geloefen loaten, fallen fid^ SSer«
bftd^tigungen unb gel^äffigen 93eutteitungen il^tet ftü^eten Zätigleit aud*
gefegt. @o erging eS aud^ bem ^ebiget ^aud^ecotne, ber biefem ^Vit>ox'
aulommen t)erfud^t l^atte, inbem er jene 9led^tfertigung feinet Senel^menS
in franaöfifd^er @))rad^e l^atte brudEen laffen unb ber Sel^örbe baS
3^nfurberseid^nig üBerreid^t l^atte. S3 toar barauf^in aber nid^tS gegen
il^n gefd^el^en.
2)a gab eine Slnfrage bed ^inifterS t>. SUtenflein an ben Ober«
t)rafibenten ®adE t)om 9. ^ära 1809 ben Slnlag, auf bie ^anblungd-
meife unb Sßirifamfeit ^aud^ecorneS unter ber franaöfifd^en ^errfd^aft
in ^Berlin näl^er einaugel^en. @adE follte ben SSerfaffer eineS äluffa^eS
,,über bad SJer^ältniS ber @taati^fd^ulben au ben Stänbifd^en unb
@tftbtifd^en @d^utben'\ abgebrudEt in ber 3^itfd^rift ^l^arud, auSmitteln.
2)iefer Sluffa^ toftre a^^r an fid^ unbebeutenb, bod^ fteQte er bie Ser-
l^ältniffe falfd^ bar, unb ber S3erfaffer foQte bal^er nad^trftglid^ nod^ aur
tRed^enfd^aft geaogen »erben. 3)ie Unterfud^ung ergab nun, bag ber
SJerfaffer ber „^riöatgetel^rte jübifd^er 9lation", ©aul Slfd^er^) getoefen
1) @ie(e oorl^er @. 104.
2) @aul Slfd^er (at mit ber preugifd^en 3^ufur (äuftg ^onflifte gehabt,
loie aud ben ^Itm bed €(e(. StaatSard^. (eroorge^t. @cl^on 1799 würben feine
^gbcen aur natürl. ®cfcl^. ber poUt. Äeoor.'' u. ^Ü6er gticbr. SÖBil^. III. u. feine
^orfa^ren' verboten. @i3 war 5e!annt, bag er in audlänbifc^e 3^itfc^riften ge«
^äffigc SCrtüel ^atU cinrütfen loffen. gilr feine ^öiJäartigc ©djreiberei'' war er
1810 verhaftet tuorben. ©an) Monberd n>ar ber genfor $iml9 gegen il^n ein«
genommen. @r ftrid^ eine für bie berliner 3eitungen beflimmte {Iberfd^tocinglid^e
9leaenflon ber ,,9lomane, Sraä^Iungen unb äRärd^en' Slfd^erd, bie bereitiS oon
bem ?5oliaeicl^ef (Sruner aI3 3^ufor ber unpolitifdjen SCnaeigcn ber 3«itungen
genehmigt morben war, nnb mied eine Sobpreifung bedfelben in einer S^itteilung
ber ^oftorpromotion ^fd^erd in ^aUe aurüdf. ^ro^ Slfd^erS unb ©runerd ^t*
fd^roerben bei bem äRinifler o. ^o^na unb feinem ©eftiondd^ef 9{icoIooiud blieb
ed bei bem Verbot.
8*
116 *our ej^ßttn. [116
fei tinb boB bad 1. ©eft btcfer 3ritfd^ttft, in bct et ftel^e, atid^ Uon bem
ftan^öfifd^en ^tebiget ^aud^ecotne afö Setter bei S^\^^ unter fran»
aöfifd^er Slutorit&t senftert unb mit bem 2im))rimatttr berfel^en toorben
fei. „S3ci biefer Sage ber Sad^", berid^tet Bai, „l^abe id^ Sebenlen
getragen, irgenb ettoaS in ber älngelegenl^eit su beranlaffen, ba ber
^aud^ecome nid^t füglid^ in feiner nirgenb anerlannten Qualität atö
3enfor aured^tgetoiefen loerben lann, unb ber SSerfaffer beg bemelbeten
fd^Ied^ten nnb laum erl^eblid^en 9(uffa^ed fid^ immer bamit entfd^ulbigen
mirb, ba^ er baS 3mt)rimatur t)on ber bamatigen 3^nfutbe]^örbe er^
l^atten l^abe''. (Sx rate bedl^alb, bie Baä^t auf fid^ berul^en au laffen, e^
fd^eine il^m an einem red^tlid^en gfunbamente au fel^Ien, gegen ben Slutor
bed 9[uffa|eS eine gerid^tlid^e Unterfud^ung einauleiten. (Sr lege ba^
Seraeid^nid ber 93üd^er unb @($riften ^aud^ecomed bei, ba er glaube,
ed toerbe ©r. ftjcettena intereffant fein ufw. *). S)ennod^ benunaiert
t), Slltenftein ben ^rebiger |)aud^ecome bei feiner borgefe^ten SSel^örbe^
bem 3Jlinifler be8 3nnem, ®rafen au S)o]^na. (5r jiettt anl^eim, eine
nöl^ere Unterfud^ung über bad SSerl^alten biefed ^IJlanneg in Jener 3^i^
anfteUen au laffen, ba ed i^m ja belannt fei, ba^ biefer t)om ^ublilum
befd^ulbigt merbe, mäl^renb ber franaöfd^en 9lbminiftration au mel^reren,
bem 3ntereffe beg t)reuBifd^en @taatd nad^teiligen Aufträgen gebrandet
toorben au fein, meistere 2)enunaiationen beranla^t, (Eigentum bed Staate
an bie franaöfifd^en Sel^örben »erraten au l^aben. S)ie aHgemeine
Stimme fei fo jentfd^ieben gegen il^n, ba^ er, ol^ne ein öffentlid^ed
Ärgernis au geben, nid^t ^rebiger bleiben lönnte, unb eS gereid^te ber
franaöfifdö»reformierten ©emeinbe ntd^t aur ßl^re, ba§ fie nid^t felbji auf
feine (Entfernung antrüge. @ana laut lourbe ^aud^ecome befd^ulbigt,
unb niemanb beatoeifelte bie äBal^rl^eit ber (Sraäl^lung, ba^ er im 9tO"
t)ember 1806 ber ftanaöfifd^en Slbminiftration eine Snontierungdlammer
ber @enbarmed ober ®arbe bu SorpS angeaeigt unb englifd^e äBaren
benunaiert l^ätte^).
S)o]^na gibt bie ©ad^e toeiter an feinen ©eltionSd^ef, SBil^elm
t). ^umbolbt. 2)iefer ftnbet toegen ber SSelangung beS 9}erfafferg jened
Sluffa^ed f^uid^tS toeiter au bemerfen'' unb lel^nt mit Haren ®rünben
iebe Unterfud^ung über bie ^uffül^rung ^aud^ecomeS ab. 2)a bie 93e«
fd^ulbigungen eigentlid^ au^erl^alb beS 93eairfö ber geiftlid^en 93e]^0rben
lägen, fo mü^te bie Seition ftdg aUeg Urteile barüber entl^alten, um
fo mel^r, ba biefe SSefd^ulbigungen gerid^tlid^ laum toürben ermiefen
1) ©ad an Sirtenflein, S3crrin, 30. TOörj 1809.
2) SKtenftein in ilBnigSberg an ^o^na in Königsberg, ben 12. Slpril 1809.
117] ÖBcr bic franjöflfcljc 3«nfttt roä^rcnb ber Dffupatiou oon Berlin jc. II7
toetbcn fönncn. S)er bclannte 9ltttlcl bc8 Stlfltcr gricbcnS ^) loürbe ben
<3ang bet Unterfud^ung läl^men, ttnb im gegenioättigen ^(ugettBIid fei
biefe Unterfud^ttng üitxfjavipi nid^t ratfam ufio. ^)
S)arQuf]^in l^ftlt aud^ 2)o]^na eine ted^tlid^e Unterfttd^ung einattletten
Tiid^t für acttflcmöB.
@o blieb biefe 9lnge(egen]^eit, bid baS (Serebe beS ^ublilumd, aUet-
l^anb betbreitete Sraäl^Iungen bon feinem t)erräterifc^en 93ene]^men,
^aud^ecorne felbfi unertr&glid^ mürben unb il^n Veranlagten, ben Jlönig
in einem in franaöfifd^er @t)rad^e abgefaßten ©d^reiben am 4. 3anuar
1810 au bitten, il^m eine däclaration bienfaisante auSftellen au moQenr
um il^n felbft au berul^tgen. Sr l^ätte 34 3al^re bem Jlönige unb beffen
SBorgängern treu gebient, — er fei feit 1775 ^ßrebiger, unb ie|t fei er
berläumberifd^en S3efd^ulbigungen auSgefe^t. 3Ran l^abe i^m wid^ttge
Sienfte, bie er feinen Mitbürgern aur Rettung il^reS SigentumS geleiftet
l^be, falfd^t ausgelegt ufm. (Sin Memoire über feine Siätigleit lege er
im S)rudEe bei, er l^abe eS bor mel^r ald einem ^al^re beröffentlid^t, er
l^abe barin aQe bie Seute, bie il^m irgenb meldte SSormürfe au mad^en
imftanbe au fein bermeinten, aufgeforbert , il^n au benunaieren, eS fei
aber niemanb bor (Serid^t mit einer älnHage gegen il^n erfd^ienen. (Sr
fflrd^te, beim ftönige burd^ bergteid^en falfd^e (Serüd^te in ber guten
Meinung (Sinbuße erlitten au l^aben unb bitte il^n, bie SSerfid^erung geben
3u looQen, baß er i^n alfo afö einen treuen unb einiger äld^tung wür-
bigen Untertan anfeile ^).
2)er Seneralfiglal , @e]^eimer Suftiarat ftöl^ler, mußte baraufl^in
fine Uuterfud^ung einleiten, bie red^t langfam bormärtS lam. 2)a bor
allem bie nad^teiligen (Serüd^te über ben ^rebtger gefammelt unb er«
forfd^t werben mußten, fo »anbte fid^ Jlöl^ler beSl^alb an bie @eItion
für ben Auttud unb Unterridgt. Unter bem bamaligen Sl^ef 9licolobiud
flanb @d^mebbing aU @e]^eimer Staatsrat, ber in einem bortrefflid^en
<3utad^ten über bie anaufteHenbe Unterfud^ung audetnanberfe^t , baß ber
©taat lein 3ntereffe ^ätte, biefe Unterfud^ung boraunel^men , unb baß,
ba ber äuSgang berfelben fel^r tool^l für ben Slngeflagten fein fönnte,
1) 2Crt. 22 bcS XilfxUt grieben^fd^Iuffc« Bcftimmtc, ba6 fein Snbioibium,
loel^eg feinen SBo^nort unb fein Eigentum in ben ^rooingen (ätte, bie el^ebem
jum Jlönigretd^ $oIen (;el^örten, @e. SJlaj. ber MniQ aber nod^ ferner Befä^en,
in feiner ^erfon, ^tinm ©ütern, Renten ufm. Becinträdjtigt, »erfolgt ober 5e*
langt würbe wegen beS ^nteild, ben ed polittfcl^ ober militärifc^ an ben @r»
eigniffen bed gegenwärtigen iirteged genommen ^tte.
2) eie^e Beilage 8.
3) ^aud^ecome an ben 5tdnig, Berlin, ben 4. ^an, 1810.
118 *aul ©a^gon. [118
bte äSfttbe beg Staate^ baburtfi Iomt)rotntttiett Serben lönnte. ^oud^e«
corne lönnte nad^ ben Sanbtögefe^en bur($ SSe^eid^nttng feinet SSeleibiger
itnb Sinteid^ung bon 93e)oeifen unb Zatfad^ett felbft beim @ettd^t eine
$iit)attnj[urienllage beantragen ; ^aud^ecorne l^abe bte @erüd^te burd^ fein
SSetrogen betanket, il^m bürfe nid^t ein befonbeter SBeg eröffnet toerben,
feine Unel^re ab^umafd^en. 9lud^ bie Untetfud^ung niürbe bie JHugen,
bie ettoa^ müßten, ntd^t l^erborlodEen , fie bliebe ein beS el^rtoürbigen
Sttd^teramted untoürbiged @t)iel. So rate bie @eftion^ bie Unterfud^nng
einjnfteUen unb ben ^aud^ecome auf ben SBeg ber ^niurienllage ^n
bertoeifen *).
3n betreff beS löniglid^en S^wgniffeS aber würbe ^aud^ecome
bal^in befd^ieben, ba§ nad§ ben gefe^lid^en Seftimmungen il^m ein fold^e^
nid^t erteilt »erben lönnte.
Unterbeffen l^tte ^aud^ecome SSorlefungen angelünbigt. 2)er
^inifter Solana fragt nun feinen Seftiongd^ef 9Ucolot)iug an, ob bad
bem SWanne „bei feiner befannten Untotffenl^eit unb fd^led^tem fittlid^en
Stuf" (S)o]^na eigenl^änbig) ju geftatten fei, jumal bei ber naiven (Sr*
Öffnung ber ^Berliner Uniberfität ^). 9licolobiu8 bejal^t eS, toeil bie
SJortrftge nid^t tl^eotogifd^, fonbern ted^nologifd^ feien.
®er t)om Oberjjrdfibenten ©acf bertangte Scrid&t^) über ©aud^e-
corne liefert einiges SSemerfengtoerte über bie $erfon biefeS 3Jlanne8»
(Sx l^abe ftd^ loftl^renb jener 3^it aUerbingS anftö^ig betragen unb burd^
ben bem bormaligen franjöpfd^en Oberlonfifiorium eingereid^ten Serid^t,
ben er aud^ aU dlabbott l^abe abbrudEen laffen, fid§ nid^t in iebermann^
^ugen gered^tfertigt , tool^l aber nad^ anberer Urteil fid^ baS feine ba«
burd§ l^inreid^cnb gefprod^en. S)urd^ bie ©d^ulb feiner tSftau, einer geb.
tSfomie^, fei er in jerrütteten SermögenSberl^ältniffen getoefen, bod^ l^ötten
biefe Umftänbe nid^t berl^tnbert^ ba^ ^aud^ecome bei feiner @emeinbe
t)iel Siebe unb älnl^ftngltd^feit gefunben l^ätte. Seit geraumer S^^t lebe
er fel^r prüdEge^ogen unb l^abe feinen Jlinbern eine Sraiel^ung gegeben,
bie il^r fSfortfommen in ber SBelt gefid^ert unb awei feiner £öd)ter ju
einer fel^r guten SSerl^eiratung im 93abenfd^en gefül^rt ptte. S3on einem
anftöBigen Setragen ber fjfamilie fei il^m amtlid^ nid^tS belannt ge«
tt)otben, il^m felbft fei bergleid^en aud^ niemals 5U Clären gefommen.
(Srft barauf fanben nun mel^rere SSerl^öre t)or bem ®eneralfigfal Jtöl^ler
ftatt. S)er 3^uge S3ocquet, fran^öfifd^er Cberlonfiftotialrat, fteHte il^m
1) ©utad^ten @d^mebbingg, an ben SRin. au ^o^na, Berlin, 12. 3uU 1810.
2) SDo^na an 9licolooiu8, 21. Suli 1810. A» fle^e au Slnm. 4, @. 99.
3) ©atf on ^o^m, 14. Slug. 1810, ebenbtt.
119] Über bic ^anii^fx^^e S^n\ut wä^rcnb bcr DRuptttion oon Serlinic 119
ein guteg 3^ii8^^d ^^^' ^aud^ecome lenne et afö einen ted^tfd^affnen
unb loal^tl^eitgliebenben ^ann feit lange, babutd^, ba^ ^aud^ecome eine
3eittanfl oBtoefenb gewefen »äte, um Slufttäfle bet franaöflfd^en Sel^örben,
bie er übernommen l^ätte, au^surid^ten, feien lool^I bie nad^teißgen @e-
rftd^te gegen il^n entflanben. 3^ bx^tn gel^örte BefonbetS, ba^ er ben
franaöftfd^en Sel^örben löniglid^e ünaga^ine fottte t)erraten l^aben, aber
man lonnte nie auf ben ®runb lommen, mer eigentlid^ biefe @etüd^te
t)er6reitet l^ätte. ^aud^ecome ]§a6e bagegen in f^franlfurt a./£). unb an
anberen Orten mel^rered t)on ben gfran^ofen in SSefd^lag genommene
$rit)ateigentum freigemad^t, unb ba fid^ barunter aud^ löniglid^e @ad^en
befunben l^aben tdnnen, fo l^abe er Bei ber Slufforberung ber fran^öfifd^en
SSel^örben, au fagen, maS $rit)at" unb )oa8 löntglid^ed (Eigentum fei,
l^ierin bie SBal^rl^eit fagen muffen. @o möge bag nad^teilige (Serüd^t,
ba^ er föniglid^e Waga^ine ben ^anjofen entbedEt ptte, entflanben fein.
6g ging weiter bie Siebe, ^aud^ecome l^&tte eine jäl^rlid^e ^enfion t)on
1200 9it]^. t)on ber franadftfd^en äSel^örbe erl^atten, bad Serebe fei ba«
burd^ entflanben, bafe er im S)eaember 1806 für feine Steifen unb Sc-
mül^ungen im Sluftrage ber f^ftanaofen 100 Sttl^. erl^alten l^ätte, tooraud
gefolgert toorben fei, er l^fttte biefe Summe aQe SJlonate erl^alten.
übrigen^ lönnte man nid^t in Slbrebe fteQen, ba^ er burd^ feinen Um«
gang niit ben franaöfifd^en SSel^örben t)iel (Suted beioirlt l^ätte, fo l^abe
er bie 3<i^Ii^n8 ^^^^ £eileg beS (gel^alteS an bie franadfifd^en Sanb«
geiftlid^en auSgemitIt, bie in ber größten SSerlegenl^eit getoefen mären,
unb nid^t mel^r gemußt l^fttten, )oot)on fie leben follten.
9lud^ ^aud^ecorne felber mürbe 'otxf^bxi. 9lug ben audfül^lid^en
SJerl^anblungen fei folgenbe^ Iura entnommen, ^aud^ecorne aä^It eine
ganae Sleil^e t)on tSfäOen auf, in benen er t^on ben franaöftfd^en 93e]^0rben
„©ad^en au at)t)lanicren" beauftragt toorben fei. gr mu^te in Orten
au^etl^alb Serlind Sd^iffdlabungen barauf unterfud^en, ob fie ^t)at',
löniglidged ober englifd^eS (Eigentum öftren, unb fo mand^em l^be er
fein (Eigentum baburd^ erl^alten fönnen^).
„3Sa^ nun bie t)on bem ^ublifum gegen mid^ angebrad^ten 9e«
fd^ulbigungen betrifft/' fagt ^aud^ecome meiter auS, „fo l^ftngt bie @ad^e
folgenbcr ©eftalt aufommen: 9lfö id^ t)on meiner a^eiten Steife nad^
granffurt aurüdlam unb ber ©cffion bc8 franaöfifd^en Sonpltorü aum
crftenmal miebcr beitoolfente, fagte mir ber franaöfifd^e ^rebiger S3aranbon,
ber an biefem Sage ben SJorft^ l^atte, im Flamen beS ganaen Sonfiftorii:
1) @ic§e bie Äct^tfcrtigungäfdjrift ^aud^ccome«, S3ei(agc 2.
120 *aul 6;a90on. [120
2)a^ bad !ßuBIiIum fel^r nad^teiltge @erfld^te t)ott mir t)txbxtitt
unb folgenbe SSefd^ulbigungen gegen tntd^ tnad^e:
1. baB td^ löniglid^e ünaga^ine ben ^an^ofen t)txxattn l^ätte, unb
2. ba^ id^ bte ftanaöftfcl^e Socatbe getragen l^fttte.
ßS lourbe mir nid^t gefagt, n^eld^e S^nbibibuen mid^ biejer ^anblungen
befd^ulbigten, fonbern man bebiente fid^ bed SlndbrudEd : ba§ baS ^ubliEum
mtd^ berfelben befd^ulbige. ^d^ lann bal^er aud^ nid§t fagen, bon )oem
ober toeld^cn ^erfoncn bie 5JlitgIteber beS franjöpfd^eu gonpftorii btefc
iBefd^utbigung gel^ört l^aben.
Sänge nad^ ber 3^it unb ungefäl^r Snbe 9loDember 1808 tourbe
id^ 5U einer franaöfifd^en $rebigerDerfammIung bei bem (Sel^eimen 9tat
(Srman eingelaben. Sie ^rebiger mußten lool^I bie gegen mid^ t)er»
breiteten Sefd^ulbigungen füt wal^r l^alten, benn pe ftettten mir freunb»
fd^aftlid^ bor, ba^ ed für mid^ beffer fein toürbe, menn id^ meine l^iepge
©teHe ate ^rebiger rePgnierte unb mir ein anberweitigeS Unterlommen
als $rebiger p t)erfd^affen fud^te, toetl id^ fonft leidet aur Unterfud^ung
gebogen werben fönnte. 3<^ ^^^te au ber 3^^t toirKid^ einen 9luf nad^
bem 93abenfd^en, allein id^ erHärte ber 93erfammlung, bag id^ nun
gerabe bei meinem ^open Verbleiben müßte, ba id^ mir meiner Unfd^ulb
betonet n)öre. 93ei biefer @elegenl^eit fagte mir ber Oberlonpporialrat
Socquet, baß man im 5publifo ft)rftd^e, baß id^ t)on ben gronaofen eine
iäl^rlid^e »efolbung bon 1200 m^. tx^alUn ^dtte, toeld^er 3ntum
»al^rfd^eintid^ bal^er rül^rt, baß id^ in ber bem 93ignon audgePeQten
Quittung für meinen äufentl^alt in granifurt 100 gitl^. für ben 5Jlonat
2)eaember quittiert ^abe.
gemer fagte mir bei biefer nömlid^en (Selegenl^eit ber ^rebiger
5JloIi6re, baß ein ÄaPettan eineä löniglid^en Sd^loffeS, ol^ne jebod^ ben«
felben ju nennen, ber bon l^ier nad^ ÄönigSberg gereip toar, gefügt
l^fttte, baß id^ ben gfranaofen atoei löniglid^e Sablaui berraten l^dtte*).
S)ie8 Pub bie SSefd^ulbigungen atte, bie mir a« D^ten gelommen
pnb. 3dö felbp lann fein einaigeg Snbibibuum angeben, toeld^eö
fold^e gemad^t l^ätte, unb meiß id^ bieg nur t)on bem franaöPfc^en @on«
pporio unb bon ben beiben franaöpfd^en ^rebigern, bie mir aber beibe
il^re QueQen nid§t angegeben l^aben.
3d^ werbe l^cralid^ frol^ fein, toenn burd^ bieS Serfal^ren meine
Unfd^ulb auSgemittelt wirb, unb bie Serlftumber befd^dmt Werben." —
9lad^ allem, waS wir über ^aud^ecorneS £ätigleit wäl^renb ber
1) ^aiS @erü4t mar oon Königsberg ausgegangen. Köhler fragt beSl^al5
3n>eima( bei ber @e!tton in Königsberg an.
121] Über bie franjöftf^e B^nfur loä^renb ber Dffupation r>on Berlin tc. 121
3ett bet OHupation SerlittS burd^ bie gftan^ofen gel^ört l^aBen, tnu^
il^tn freiUd^ su gtoge 2)ienflferttQleit ben "^aä^t^aitm gegenübet bor»
getootfen toerben. 2)ur($ feine @e6utt, feine @))tad^e unb bntd^ feinen
langiftl^tigen Umgang mit 93ignon ifi et füt biefen betienige ^ann ge*
)oefen, an ben er l^erantrat, angeboten l^at ^aud^ecotne fidg gemig nid^t.
St l^ätte fteilid^ fid^ nid^t au biefen @efd^äften l^etgeben foQen, fd^on um
jeben @d^ein ju Detmeiben, aU ob et ed mit ben Sanbedfeinben l^ielte.
S)o§ et afö ßeitet bet 3^ufut baS 3nteteffe bet gtan^ofen dbex aud^
feines eigenen SatetlanbeS mal^tnal^m unb mand^em $tobuft bet @d^anb"
litetatut baS Sebendlid^t ausblies, batf i^m afö ein Setbienft an«
geted^net toetben. 2)ie Slnfd^ulbigungen bUeben unertoiefen, mie ja aud^
^aud^ecotne felbft unangetaftet aud bet Untetfud^ung l^ett^otging. gfteilid^
mitb ja babei bie ängftßd^e 9lüdEfid^t auf bie tingd um Setiin nod^
fiel^enben gf^ansofen foroie auf bie SJeflimmungen beä lilfttet gfriebenS
ha% dlefultat bet Untetfud^ung l^aben beeinfluffen muffen. Sßenn abet
bet ^auSftcunb in 9lt. 8 b. 3. 1809 in feinet „Slac^lefe bon 1808"
bemetit, man fteue fid^, ba^ bie Sitettion beS 3^nfutbuteaud ben Rauben
^aud^ecotneS , eines fo einfid^tSboQen unb t)attiotifd^en Wanned übet«
geben fei, fo fällt baS bei bet unbeawcifelt Jjattiotifd^en ®efinnung
feines ©etauSgebetS ©einfiuS unb feineS SSerlcgetS S)ietetici jugunflen
^aud^ecotneS fd^toet inS (Semid^t.
1. 3ur @)efd^id^te biefeS »ud^ed liefert ein Sd^reiben beg ^inifterg
0. Stein an @adf, d. d. ^önigSbeto, ben 18. f^ebruar 1808, einen Seitrag,
^arin (eigt eS, er überfenbe i^m ein Sd^reiben beS Suc^^änblerS @anber r>om
80. Sanuar 1808, mit roeld^em biefer t^m geioiffe Sucher gugefanbt ^ahe. ^arin
entfc^ulbige flcb Sanber, hai er bie Sefo1:gung bed ^rutfeg unb baS ^ommifflonS«
gefd^äft bei ber Verausgabe ber ,,@aUerie ^reugifc^er @(ara!tere' übernommen
l^abe. ff^nn feine Eingabe rid^tig ift, bag nur baburc^, bag er baS ^anuffript
um ieben $reiS an ftd^ gefauft i^ahe, ber ^rudf einiger oorjüglid^ anftdgiger
^rtüel oer^üt^et morben fe^, fo fd^eint mir foId^eS einigermaßen gu feiner (Bni*'
fc^ulbigung iu bienen ; fo wirb auc^ bie @d^ulb beS SerfaffetS erp^t, wenn eS
gegrünbet ift, baß er aud^ nac^ erfolgtem )Serfauf nic^t erlaubte, baß manches
nac^ bem SQSunfd^ beS @anber auSgeftric^en würbe, ^uf jeben ^aH mirb ber
@anber ju oeranlaffen fein, bie bepben ^rtife(, ame^ ^amen betreffenb, bereu
fein Sd^reiben ermö^nt, auSju^änbigen, unb bleibt er immer bem Staat in
bem ©in^elnen oerantmortlid^ für bie Verbreitung fd^äblic^er SJlepnungen unb
jum 2:^eil unwahrer X^atfad^en."
122 ?awr ©a^fittn. [122
2. 2)ie 9le4tferti9ungdf(^rift ^aud^ecorneS [o. 2:it.].
Je präsente k mes protecteurs et k mes amis le rapport suc einet du
genre de travail dont je me suis occup^ de concert avec les autorit^
fraD9ai8e8. Ce n'eBt point un plaidoyer, je crois n'en ayoir besoin. Mais
apr^s avoir longtemps m^prie^ lee propos injoBtes qui ont ^t^ tenn k mon
sujet, j'ai cru devoir ^lairer lee peraonnes qui prennent un int^rSt sincöre
k moD bien-Stre, abandonnant le jogement de ma conduite k leur im-
partialit^ Hauchecorne.
Loreqne je me cbargeai de quelques commissions pour le gouvernement
fran^ais, je ne crus certes pas toe appell^ par Topinion publique k me
justifier sur cet article. Je n^avais absolument d'autre but que de con-
tribuer dans ma petite sphöre d'aetivit^ k diminuer le mal que souffrait
TEtat, et de rendre service k mes concitoyens pour leurs int^r^ts parti-
culiers. J^^tais dans Fid^e que dans les grandes crises tout le monde doit
mettre la main k Toeuvre, et que, si mes relations me mettaient k port^
de produire quelque bien, seit pour les propri^t^s de TEtat en g^n^ral,
Boit pour Celles de quelques individus, je ne devais pas me bomer k ma
vocation eccl^iastique, mais agir en faveur de la chose publique par tous
les moyens possibles. Le seul tort que je puis avoir eu est de ne pas
m'Stre appuy^, dans les commencements, de Tapprobation du comit^ ad-
ministratif, et aprös la paix, de celle de la commission imm^iate. Je vais
pr^enter, sans aueune r^tirence, le detail de toutes mes Operations. Si
j'attendais une accnsation formelle pour me justifier, Toccasion ne s^en
pr^enterait probablement pas. Je ne crois pas au moins qu*on en fit la
tentative, tandis qu*il n^eziste aucun fait sur lequel on puisse la faire
reposer.
Mr. Bignon qui avait dijk r^clam^ mon secours pour des traductions,
et avec lequel j'^tais li^ depuis plusienrs ann^es, me reposa, peu apr^s Foceu-
pation du pays par les troupes fran^aises, de faire une course k Potsdam,
pour m*informer de ce que c^^tait que 4 bateauz de merrain^) qui avaient
ete saisis k ßrandebourg. Je m*y rendis et ezamen fait de concert avec
le directeur des accises, je mis les bateaux en süret^ dans Tenclos pr^ de
la douane. Sur mes repr^sentations que, ce merrain ^tant destin^ pour
Schönebeck, les salines souffriraient si on les en privait, et que, fiaute de-
tonneauz, le commerce de sei seraif arröt^ , les 4 bateauz, au lieu d*dtre
vendus, furent renvoy^ k leur destination primitive.
Deuz marchands de Berlin ^) ^tant venu porter plainte chez Mr. Bignon
sur la saisie d'un bateau charg^ de marchandises pour la faire de Franc-
fort, et qui etait ezpos^ au pillage, acceptörent avec plaisir la propoeition
qu^il leur fit de m^y envoyer avec euz, muni des ponrvoirs n^cesssdres pour
leur faire restituer leur propri^t^, de mSme qu^ä, tous les autres marchands
qui pourraient Stre dans le cas de pareilles saisies, et ezpos^ k des
dilapidations. II eut 6te bien peu patriote de refuser une commission
pareille, mais pour l'ez^cuter avec fruit, il fallait qu'elle me füt donn^e
par rintendant fran^ais. J'ignorais m6me l'^tendue du bien qui en rösnl-
tait £n y mettant de la c^l^rit^, je parvins k faire restituer en peu de
128] Über bie franaöfifd^e 3^>tfu^ loä^renb ber Oüupation von Berlin 2c. 12S
tempB non seulement les 98 caisses appartenant ä 19 marchands, de ce
premier bateau, mais outre cela de riches cargaisons d'on grand nombre
d'autres bateaux qui vinrent dans la euite. Les r^gistres de la douane de
Francfort atteBteront ce qui est pass^ k cet ^gard.
J^en appelle k touB les int^ress^s de dire si j'ai re^u pour ce travail
la moindre gratification quelconque, tandis que partout ailleurs, tous les
interm^diaires se firent donner des sommes consid^rables, et qu'ä Francfort
m§ine ceux qui cmmenörent leurs marchandises, sans que je fusse präsent
au d^part, n^j parvinrent qu*au moyen de quelques redevances. Je fis
tiansporter ces effets dans TEglise fran^aise oü le Service ätait d^jä. sus-
pendu par ordre du magistrat, tant pour les mettre en süretä que pour
sauver le temple oü Ton voulait loger des troupes.
Une fois en Francfort, et y venant pour pr^venir des dilapidations^
tout le monde me demanda du secours. Autorisä k faire rentrer tout dans
Tordre je procurai k un marchand ^ des gendarmes pour i'accompagner k
Oderberg, et 7 arrSter le pillage. Une provision de grain de plusieurs
milliers d*äcus s'y ätait vendue pour 800 Risd. et le cafä, chaque tas
enlevä avec la bßche pour un gros. On sauva une quantitä consid^rable
de vivres.
En in6me temps le commandant envoja, k ma r^uisition un Heute-
nant avec 6 honimes k Crossen, d^ou devaient arriver cinq bateaux parmi
lesquels il j en avait dcux charg^s de tolle de Sil^e, et qui couraient de
grands risques. La surTeillance exacte de cet officier pr^erva ces bateaux
de tout danger. Les propri^taires les ayant re^us sans la moindre perte,.
le commandant me pria de procurer une gratification au lieutenant. Un
marchand de Francfort^) se chargea d*en äcrire k Berlin, et fit en atten-
dant l'ayance de 50 Risd. que je remis k Tofficier en pr^ence du comman-
dant. J'ignore si cette somme k ätä rembours^e.
Cinq autres bateaux charg^ de marchandises pour divers endroits
fnrent de mSme examin^s et je les exp^diai plus loin avec les süret^
n^cessaires.
Sept bateaux charg^s de grain pour la Saxe ötaient expos^ k une
ayarie tr^s consid^rable par les fortcs pluies. On voulait saisir le grain.
J'eus beaucoup d'^critures k ce sujet pour le r^clamer. Tout ce que
j'obtins pour le moment fut que le grain serait tirä des bateaux et mis au
sec dans des gremiers. Cinq bateaux ätaient d^jk vides, rorsqu'il vint un
nouvel ordre de saisie. Je persistai et obtins qu^il fut mis en asservation
jusqu'ä. un plus ample informä.
J'^clairai le commissaire de guerres qui, supposant nos districts t6-
partis sur des ätendues Egales comme ceux de la France, adressait la mdme
quantitä de r^uisitions au cercle de Lebus et k celui de Beeskow. On
me pr^ta de la biblioth^que de Tuniversitä une topographie du Branden-
bourg, dont je traduisis pour le commissaire les articles qui pouvaient
diriger sa marche.
De retour k Berlin, Mr. Bignon me chargea de m^informer si les
diff^rentes caisses mises sous scellä 4 Tarriv^e des troupes frau^aises avaient
it^ remises k leurs autorit^ primitives. Je m'adressai pour cet effet au
124 ?aut ©a99an. ' [124
«omit^ administratif, et pris copie des procös-verbaux , qui attestaient que
toat ^tait rendr^ dans Tordre.
Sor la demande s'il existait quelque chose de cons^quence k Grune-
wald, je pris chez le chef luim^me les informations n^cessaires, et rapportai
qu'il n*y avait que des filets en mauvais ^tat.
Je demandai au magasin de fer oü Ton craignait du d^ordre de la
part des subordonn^, que rinventaire en fut remis k Mr. Bignon. On me
repondit que Mr. Dupont Delporte s'en ötait ddjä muni, et Taffiaire en
resta lä.
Mr. Bignon souhaitant que je continuasse ces informations pour les
untres magazins qui ^taient d^jä sous la surveillance des Fran^ais, je d^-
clinai la commission et 11 n'insista point.
Si j^avais cru mal faire, en me chargeant des trois commissions que
je viens d*indiquer, je ne me serais pas adress^ directement aux chefs, et
je n^aurais pas agi aussi ouvertement que je Tai fait.
II survint de nouvelles instances au sujet des saisies de Fraucfort. II
existait encore entre cette ville et Glogau un grand nombre de bateaux qui
^taient souvent attaqu^ jy retournai pour continuer k en op^rer le d6-
livrement.
A peine arriv6, un marchand me fit dire qu'on lui avait arr^t^ trois
bateaux chai-g^s de sucre pr^ de Glogau, et qu'on les pillait. Son associ^
me proposa d'j aller avec lui pour les r^clamer. Nous trouvant k Neu-
Salz un commissionaire de trois maisons de commerce de Breslau, dont
10 bateaux ^taient arr^t^s, me demanda du secours. II s'agissait de r^-
clamer toute cette cargaison aupr^s du g^n^ral Vandamme occupä au si^e
de Glogau. Nous allämes au cantonnement fran9aise devant la place, et
le gen^ral qui dans ce moment exp^diait le demier parlamentaire k Glogau,
me renvoya k ses aides de camp. Au moyens des ordres que javais pris
ayec moi, je leur repr^sentai la n^cessit^ de la restitution. Les bateaux
furent rendus au nombre de douze; le treizi^me 6tant d^jä, presque vide.
Ce n'^tait pas tout ; T ordre de restitution ^tait donn6 , mais il j SLvalt ä
deux milles de la, ä Beuthen, un commissaire qui devait les d^livrer. II
4tait n^cessaire de lui parier pour qu'il n'y eüt point de longueurs dans
Top^ration. J'allai le trouver au lit et Paftaire fut conclue*).
£n attendant POder s'^tait enfl^e par une forte pluie et ie pont de
bateaux des assi^geants ne touchait plus les bords. Je fus oblig^ de prendre
un bac ; huit hommes furent n^cessaires pour me traverser k minuit, le vent
et la neige rendant le passage fort difücile.
De retour ä Francfort, je fus charg^ d'examiner le magazin royal de
porcelaine, dont on craignait qu*il ne fiit dirö parti ill^galement. N'ayant
«ncore trouv^ intact d'apr^ Tinventaire, j*en remis les defs ä l'hdte de la
maison, en les faisant munir du double cachet des autorit^ fran9aises et
de la direction prussienne des accises de Francfort.
II 7 avait quelques bateaux charg^s de sei, d^avoine et de munitions
militaires. Ces bateaux ne me concernaient point; je n*6tais pas mSme
appell^ ä en prendre connaissance, et les commissaires fran^ais emmagasi-
naient ces objets saus m^en donner avis et sans aucune Intervention de
ma part^J.
125j Ühev bic franaöpfd^c S^nfwi^ roö^rcnb ber Dffupation von öcriin ic. 125
Un bateau charg^ de barres de fer appartenait au d^partement des
mioes. J^en fis rapport, et il lai fut restitn^. Le commandant avait ez-
cept^ ce bateau de ceuz que le factionnaires pr^posös m'abandonnaient.
Ce fer fat venda k Francfort et la r^cette vers^e dans la caisse du rece-
yeur prassien'').
Je leyai le scell^ qui avait 6t^ mis au moment de TinvasioD sur la
caisse de ce m§me rcveveiir, d^pos^ entro les malus du magistrat, et lui
remis 102 Risd. 22 gros, s'y trouvaient. De ce moment il recommen^a
80D administratioD.
On soup^onnait quelques magazins d'^tre royaux. £xamen fait, je
recomius qu'ils apparteuaient ä des particuliers et leur en restituai la
possession ^).
Je profitai de mes liaisons avec le commandant pour lui repr^enter
que la ville ^tait surcharg^e de militaires qui n'avaient par le droit d'j ^
rester. Je lui proposai pour la joum^e m§me un behänge g^n^ral de tous
les billets de logement. D^ qu'il eut consenti & les renouveler, j'en fis
par ä la municipalit^ ; on me fit signer ma d^laration et Tordre requis fut
ezpMiö. II en r^lta, k ce qu'on me dit le lendemain, que plus de 600
hommes quittörent la ville ^].
II s*^tait pass^ quelques violences de la part des pajans d'un village
Yoisin contre des soldats fran^ais. Le commandant ordonna l'ez^ution.
On demanda mon entremise; eile r^ussit et Tordre fut lev^^^).
Le commissaire de guerres ayant d^couvert une remise^^) oü il y
ayait des marchandises anglaises r^unies k des ballots de marchandises du ^
pays, je pris la defense de celles-ci et fus oblig^ d^ezaminer et d'inven-
torier avec le directeur des accises plusieurs caisses dans divers magazins.
On apposa sur toutes le sceau des accises prussiennes, et j^envoyai le "^
rapport 4 Berlin. Les circonstances ne me permirent point de retoumer ^ -
une troisi^me fois k Francfort pour les d^livrer. L'affaire traina en
longueur et plusieurs particuliers firent des pertes tr^ consid^rables.
Je fis rentrer dans le magazin royal une cargaison d'alun , qui ^tait ^ -
retenue sur des bateaux^^.
Je passe sous silence plusieurs Operations et r^clamations accessoires
pour procurer k des paysans du Brandebourg et de la Saxe que Ton voulait
contraindre k aller jusqu^ä Posen la permission de retoumer chez euz^'),
pour obtenir une deminution des r^quisitions impos^es k Closterzell, pour
emp^cher qu'on ne mit en s^questre les irins de Francfort, et d^autres ob-
jets de moindre cons^quence ^^).
Le 20 D^embre, me disposant k retoumer ä Berlin pour mes fonc-
tions, on r^clama une Prolongation de mon s^jour, pour lib^rer 25 bateauz
qui, depuis 5 semaines, ^taient sous surveillance des troupes Wurtenv-
bergeoises et qui allaient revenir de Custrin, oü ils avaient ^t^ men^. Je
terminal mes Operations k Francfort par le deiivrement de ces bateauz.
Comme il se passait encore toujours quelques abus et que ces bateauz
etaient inquiet^s, je restai k Francfort jusqu^au 24 D^cembre 4 onze beures
du soir, et ne quittai que lorsqu'ils furent eioign^s du port, et disposer k
voyager la premiöre nuit pour häter leur route^^].
De retour k Berlin, et ayant appris, que mon absence avait ^ti inter-
/
f
126 ?aur ®899an. [126
prgt^e & ma Charge, je renon^ai ä Tid^e d'un troisiöme vojage, regrettant
eependant beaucoup le d^vautage qui en r^ultait pour les propri^taires
des marcbandises encore scell^. C'est ainsi que des jugements pr^ipit^
occasionnörent k plusieurs individus des pertes sensibles. D^ailleurs je suis
Obligo d'avouer que je ne poss^dais pas assez d*argent poor aller h, Franc-
fort et y passer quelques jours. Quatre marchands de cette ville m*ayaient
temoign^ leur reconnaissance par une gratification, et Mr. Bignon m'in-
denmisa dans la suite de mes d^penses k Tauberge et des yoyages que
j'avais faits.
IL faut bien remarquer, que tout cela ce fit en Döcembre, et lorsque
les Fran^ais 6taient depuis plus d*un mois maitres de tous les effets royauz.
Je n*ai jamais ^t6 cbarg^ d'aller k la rechercbe de ces effets ^^). Dans tous
mes d^librements, il ne se trouva que le bateau de barres de fer rendu au
d^partement des mines , dont j'ai d^jä fait mention , et au snjet , duquel je
ne fis qu'assister k la pes^e du fer, apr^ qu'il eut ^t^ transport^ dans des
magazins k la douane, et un seul bateau de laine saisi dös k la fin
d'Oetobre, qui resta sous la garde du commandant jusqu'au 20. Decembre,
oü la direction des accises reconnut que c*ötait un effet royal et re9ut
r ordre d'en faire la vente.
Pouyais-je eroire que de pareilles Operations, d'oü il r^ulta de si
grands avantages pour beaucoup de particuliers, seraient un jour un sujet
d'interprötations odieuses?
Depuis lors il s'^coula quatorze mois sans j*eusse d'autre communi-
cation avec Mr. Bignon, que dy avoir it^ döput^ une fois par le con-
sistoire et de lui avoir fait trois visites pour des requ6tes de quelques par-
ticuliers et pour r^clamer le payement d'un mois d^appointements des
pasteurs fran9ais ötablis hors de Berlin ^^).
Je traduisis en fran^ais, pour des babitants du pajs, divers m^moires
compos^ par des fonctionnaires piussiens pour Mr. Estöve.
En Mars 1808, Fun des membres du comit^ administratif vint me
demander quelqu'un qui püt servir d'interprSte pour entendre les tömoins
dans les affaires port^es devant le conseil de guerre. J^assistai ä plusieurs
auditions de t^moins et jugements du conseil ^^). Le modique salaire qui
en r^ulta m'aidait k Tivre dans un temps oü je perdais par la privation
de mes appointements 1600 Risd. par an, et oü j'^tais chargö par ma
maison de contributions, r^quisitions et logements militaires. J'aTais döjä
yendu pour subsister le peu d^argenterie de mon manage, et depuis je fus
>s encore oblig^ de vendre tout mon cabinet de technologie pour le quart de
*^ sa valeur.
En Mai 1808, Mr. Bignon me proposa la censnre des livres^^). Je
n^eus aucune raison de balancer k Taccepter. La paiz ötait faite et il ne
s'agissait absolument que de yeiller k r^xöcution de Tödit prussien. Tous
les censeurs restaient en fonction, k Tezception du döpartement des affaires
^trangöres et du prösident de police qui s'ötait retirö. Je ne faisais que
me joindre auz censeurs rest^s en place. 11 ötait temps d*arrSter les
libelles dont on ^tait inond^, et les immoralit^ et indöcences de quelques
feuilles publiques. Ces d^tails 6cbappaient au commissaire imperial, occupö
d'autres affaires. Depuis ce moment il n'a rien paru contre la noblesse, le
127] Ööc'? ^ic franjöfiMe 3c"fwr loä^renb ber Dffupation von Berlin jc. 127
goavemement, le militaire, quelques joumauz populaires ont chang^ de
ton, las cahiers mdme de Leipzig ont ^t^ oblig^ de se reformer, et il est
r^ult^ de la nouvelle Organisation un ordre et une c^l^rit^ dont les
libraires et les imprimeurs ont ät6 satisfaits. Uordre que je re^us, en me
prescrivant de remettre au consistoire sup^rieur, k la cbamfore de la justice,
au College de m^d^ine, k Tuniversit^ les livres de leur ressort, porte:
„Pour ce qui conceme les ouvrages de politique, de d'histoire, statistique,
ainsi que les discours, les sermons ou autres ^rits, pr^^emment soumis
k la suryeillance du d^partement des affaires ^trangöres, Tautorit^ fran^aise
s'en reserve la censure speciale : tous ces ouvrages tous seront remis ; yous
en ferez un premier ezamen et vous me les präsent erez avec vos obser-
vations sur leur contenu.**
Je n'ai Jamals re^ aucune Instruction particuliöre, ni par ^crit, ni
verbale, ni aucun avis qui tendit au dösavantage de la Prusse et qui füt
incompatible avec mes devoirs de citoyen. Le Journal des Operations de
la censure que j'ai remis k la commission imm^iate et que je puis produire,
en est la preuve. Durant les six mois de mon administration , pereonne
n'a a^ inqui^te. Deux pour suites qui ont eu lieu les derniers jours furent
amen^es par des imprudences que je ne pus pr^venir. La plnpart des
auteurs se sont donn^ la peine de venir eux-m§mes me demander mes avis,
r^tivement auz circonstances. J'ai supprimä quelques sorties contre les
autorit^ du pajs. J*ai laiss^ subsister les voeuz les plus ardents pour le
Souverain, et il est absolument faux que j'aye 6te jamais d^lateur.
Teiles ont My sans aucune r^istance, toutes mes op^tions de con-
cert avec une autorit^ fran9ai8e. On ne m'en a jamais demandö aucune
qui fdt contraire au devoir. Je puis les soumettre k Texamen le plus
rigoureux. Je ne suis pas responsable des propos absurdes qui ont ^t^
tenus, et qui n^ont d'autre m^rite que celui de Tinvention, et d'une in\
vention bien malfaisante. On a pris pour des v^rit^ ce qui n'eut m§me ^t^
Yraisemblable que de la part de personnes peu dignes d'^stime. Peut-dtre
que des hommes coupables ont dirig^ Topinion contre moi, pour d^toumer
des soup^ons qui seraient tomb^s sur eux-mtoes.
Je regus le 1. de Mai de cette ann^e Tinvitation d'aller occuper dans
un pays d'Allemagne une place convenable k mon etat avec un revenu
süffisant. Je crus allors ne pas devoir laisser TEglise dans Tambarras,
les circonstances ne permettant point de me remplacer. £n m^me temps
que dans mes Operations j'ai ete la victime de la franchise avec laquelle
j'ai agi, toujours ouvertement et ik oü j'etais le plus en evidence, je le
serai peut-gtre de n'avoir pas mis k profit le moment oü 11 s'ouvrait une
autre perspective. Je puis avoir perdu , par attachement k mes fonctions,
Toccasion favorable de retoumer ma subsistance. Cependant je ne crains
pas Tavenir ; ma confiance est fond^e sur la justice de mon Souverain.
De toutes les autorites fran^aises je n'ai connu, au reste, que Mr.
Bignon et Mr. de Stassart; encore n'etais-je lie avec le demier que sous
des rapports litteraires. Je suis trös d^voue k TEglise, trös d^voue au Roi,
pour lequel j'ai plus d'un motif de reconnaissance. Mais si la crise actuelle
avait du se prolonger, les sacrifices que je fais, en restant k Berlin, ne
r
/*
128 ?aul ©s^gan. [128
pouvaient plus avoir lieu, et en pareil cas j'eusse ^t^ oblig^ draller chercher
ailleurs des ressources.
Persaad^ en attendant de n*avoir, selon mes lamiöres, rien fait de
contraire k mon devoir pour le fonds, je suis parfaitement tranquille et
j'attends que les personnes impartiales aient le temps de s'^clairer. Jusqu'ä
pr^ent j'ai laiss^ iibre cours auz oppinions. A cet ^gard je n'ai d'autre
d^savantage que celui de vivre fort retir^ et par cons^neiit hors d'^tat
de pr^venir les progrös des jugements publiques par des ^laircissements
doDD^ k propos. Je me disait k moi menie que le temps d^voiierait
la verit^.
Mes sentimeDts, je le r^pöte, sont ceuz d'un sujet eDtiörement devou6
k son ßoi, et si de nouveauz sacrifices ätaieut possibles, je ne serais pas
le demier 4 les ofirir. Mes enfants sont patriotes au demier polnt, et Ton
ne disconviendra pas que mes discours et mon exemple n^aient du influer
sur cette fa^on de penser de leur part. Mais le patriotisme se montre, ou
plustdt (car il 7 a de T^oisme k ne vouloir que le montrer) se satisfait
soi möme par des actions. Tout ce qui, dans les temps de calamitä, tend ä
maintenir quelques brancbes de Tordre, fQt-il prescrit par Tennemi lui-m^me,
tout ce qui sauve les propri^t^s de quelque citojeUffÜt-il inconnu, apartient aux
devoirs d*un yrai patriote. J 'avoue qu'il est plus commode, plus a vantageux pour
rint^rdt propre de rester tranquille, loin des d^sagr^ments d'un travail d^licat,
et du danger d^^tre m^connu; mais puis-je me permettre cette tranquillit^
quand mes concitojens soufirent? Dans un temps de division, chacun doit
prendre d^cid^ment un parti, et lorsqu'il n'y k plus de parti k prendre pour
sauver PEtat, il faut s^effor^er k en sauver quelques d^bris. Je dois alors
faire c^der les fonctions ordinaires de ma cliarge a des occupations urgentes
que mes relations, ma sant^ me mettent en 6tat d'entreprendre. A mon
yavis peu Importe alors que ce soit comme eccl^siastique ou comme tout
/autre citoyen que je travaille, pourvu que je tire mes compatriotes
' du peril.
8i je n'eusse pas accept^ la censure, il 7 aurait eu propablement en
^cartant tous les censeurs actuels que Tautorit^ fran^oise ne fit rentrer en
^ activit^ qu'k cette ^poque, un bureau du censure uniquement confi^ k des
^trangers, et nouveau sujet de d^pense pour la ville. Je demande ce qu'il
y avait k pr^ferer.
Quand k certaines d^nonciations que Ton m'impute, k des d^lations
dont on me Charge, elles sont si absurdes, si odieuses, que je les repousse
avec Indignation et avec une certitude parfaite de ne recevoir aucun d^-
/ mentL A Texception du salaire d*interpr6te au conceil de guerre, je n*ai
Jamals iti payä. Je ne pouvais l'Stre de ceux que je n*ai point servi. La
somme que j'ai re^ue pour mes excursions k Francfort eut k peine suflfi k
me rembonrser, si mes pr^tentions et mes besoins ne se resserraient pas
dans les bomes les plus Streites. La censure n'a ^t6 que celle que les
censeurs prussiens avaient pr^c^emment exerc^. Je n*ai rien eu de
commun avec les gazettes dont je ne prenais aucune connaissance, ni ayec
ie T^l^graphe, qui n'6tait point soumis k la censure. Je n*ai revü que les
annonces de livres dans les feuilles publiques. Je n'ai Jamals eu de liaison
/
129] Über bic franjöflfci^e S^^fwr roä^rcnb ber Düupotion oon S3erlin ic, 129
seeröte avec aucune autorit^ fran^aise. Toutes mes Operations ont ^tö de
nature k avoir beaueoup de t^moins.
Bors d'ötat d'ofirir nne r^ompense, je somme et je prie instaminent
tonte personne qni croira gtre instmite de quelque fait diffi6rent de ceux
que j*ai ^nonc^ dans cette expos^, et leqnel, dans le petit nombre de. mes
relatioDS avec le gouvemement fran^ais, paisse dtre k ma Charge, de le
d^noDcer aux tribnnaux, afin que je sois appell^ k en rendre compte.
Josqn'^ ce qu'un seul t^moin, une seule prenve s'^löve contre moi, je prie
les ames honn^tes de suspendre toute opinion döfavorable. Ma conscience
me mettra toujours a dessns des propos de la malignitö, de la pr^pi-
tation des jugements et des broits populaires ; mais la justice et Tamour de
la v^rite doivent consoler un citoyen dont on a paralys^ le zöle et m^onnu
les travaux.
Berlin, le 26. D^cembre 1808. Hanchecome.
3ufä$e auiS ben Set^ören ^auc^ecorneS.
1) ^ad @tabl^oIs roav für bie Salinen in Sc^önebec! beftimmt. 2) ^er
Äoufmonn ®rnft fiaöpc^rcS auf bem ^atfcfc^cn 2»ar!tc unb bcr Jübifd^c Äauf*
mann ©pi^raim, ber ju ber 3^^^ ^^^ter ber 92ationalgarbe roav. ^auc^ecome
l^at in granffurt 98 Äiflen Äaufmannöroaren, tcilg in* teils ouSIänbifc^en Äauf*
leuten ge^örenb, gerettet unb ben Eigentümern roiebergegeben ; auc^ ^at er noc^
anbere ©c^iffe oon ber öefd^Iagna^me burc^ bie granjofen befreit. 3) Äauf*
mann ?auli in ^ranffurt. 4) Kaufmann Ärüger in granffurt. 5) 3n ber
Sfled^tfertigungöfc^rift ift §au(^ecorne hierüber auöfü^rlid^er. dagegen wirb l^ier
erjä^It: bie Slbjutanten forberten für bie greilaffung ber ©c^iffe eine Summe
oon 100 griebric^Sbor, fte ließen fic^ aber mit 50 griebric^Sbor abflnben.
6) 3m ^rotofott fel^lt biefe SWitteilung. 7) „giel in ber golge bo* in bie $änbe
ber granjofen.* 8) ^aS Äornmagasin be§ ÄaufroannS (Snbel. ©rbfen unb
^ülfenfrttdjte beS Kaufmanns Ärüger. 9) @8 waren befonberS HWarobeurS.
10) Säuern in bem 2)orfe Sofforo h^i granffurt. 2)er Äommanbant ^atte 100
äßann jur ©jehttion beorbert, ^aud^ecorne rourbe oom trafen ¥fei(, bem Sofforo
ge^rte, erfuc^t, fid^ für bag 2)orf ju oerroenben. ®r l^intertrieb bie ©gefution.
11) S3ei bem Äommiffionär SBein^art in granffurt, englifc^e SBaren, Xuc^e,
SÄeffer unb anbere Äurjroaren, barunter aud^ oiele einl^eimifd&e. 12) 2)er SWaun
rourbe in bie Sl^agajine ju gran!furt gebracht, „inbeffen ift ber ©eroinn baoon
ben granjofen in bie $önbe gefallen, ba e$ föntgltd^eiS ®ut roar." 13) @g roaren
oon ®rfurt mehrere Sßagen mit Sc^u^en für bie franjöfifd^e ^rmee in granf*
fürt ange!ommen. ^er fran^öfifd^e ^ommanbant rooUte bie Seute ixoinqtn, mit
il^ren SBagen unb ©efpannen bie Sc^ul^e big nad^ $ofen ^u fal^ren. ^aud^e«
corne beroir!te, bafi bie ©rfurter nac^ $aufe fahren burften. 14) 2)er ©eneral»
Slbminiftrator ®ft6oe requirierte bie SGBeine unb öranntroeine oon granffurter
Äauf leuten. §au(^ecorne ©ermittelte, baj beibe Slrtüel ben bottigen Äaufleuten
frei blieben unb fie baoon nichts liefern burften. 15) 2)er ¥tina ^ieron^muS
l^atte 25 ©d^iffe mit oerfd^iebenen ÄaufmannSroaren , 93erliner Äaufleuten ge*
Prtg, nac6 Äüftrin gefanbt. 6ie roaren nad^ ©trieften beftimmt. ©ie famen
auf §aud^ecorneg Seranlaffung nac^ granffurt jurüdf, ^auc^ecorne forgte bafür,
ba6 fie i^re ga^rt roeiter fortfe^en fonnten. »2)aö ift baSjenige, roaS id^ jum
^orfd^ungen 9. branb. u. preuB. ®ef(^. XXI. 1. 9
180 *öul 6:}9gan. [130
9tu|en bet PriTatonim in i$tan!futt, @ci^(eflen unb 9etUn bewirft ^abe. 3ut
3)an!barfeit gab mir ber Kaufmann (Snbel im 9lamen oon 4 ^anffurter Häuf*
Unten, beten Flamen i^ nic^t roeiBr ein ^fc^enf oon 200 Xl^Ir. C^outant, unb
ber Sntenbant 8ignon gab mir für 9leife unb 3^ningd!often 100 ^§Ir. C^ourant
hierbei muB i4 bemerfen, hai mi^ bie üaufleute @p§raim unb Sadpe^reiS bei
meiner erfien S^moefen^eit in ^anffurt freihielten, weil fte mit mir jugleid^
bafelbft gegenwärtig waren/ ^auc^ecome fagt bann au^, bafi er nid^t mel^r
ald 240 Xaler @ratifi!ation von ben frankfurter Kaufleuten erl^alten l^abe.
@ie Ratten erft fpäter ^auc^ecorned Sermittelung bei ber 9iä(tgabe il^rer SBaren
erfahren, fte matten ba§er ein freiwiUiged ©ef^enf, ma^ er nic^t einmal er«
wartet §atte, ja ein :ja§r nac^^er, wo ^aud^ecome an bie gange @ad^e nic^t
me^r badete, war ber Kaufmann 2)eutf(^ in gran!furt fo banfbar, ba6 er il^m
no^ 50 öouteitten SBein al« ein ®efd^enf nad& SBerlin fd^irfte. 16) 3u ber 3eit,
als ^uc^ecome in granffurt unb anberen Orten baS in Sefc^lag genommene
^ripateigentum frei machte, i^atten bereit« bie franjöftfc^en Dffijianten aOeg
©taatS' unb fönigli^e (Eigentum in 8efc^lag genommen, unb ^auc^ecome
lonnte bamit nichts weiter ju fc^affen ^aben. §au(^ecome probuaierte barübcr
eine «bfc^rift beS 3ntenbanten Signon an ben SWinifter o. Sofi, bafi §audje*
come bur^au« nid^td ium Jta^texl be« Btaat^ unb föniglic^en Eigentum«
getan f^ahe. 17) 3)ie Slu^aa^lung an bie frangöftfd^en ^rebiger fel^lt §icr. 18) ^3n
biefen Ser^ören ift nie über einen prcufiifc^en Untertan cr!annt worbcn,
fonbem nur gegen franjöfifd^e ©olbaten, unb bie Sauem au^ ben 2)örfem
unb Bürger aud Berlin unb aud !leinen @täbten würben ald 3^ugen oer«
nommen. 3<i erhielt für jeben XJermin, ben idj babci abwartete, 6 grancS,
unb ic^ f^ahe in allem ca. 30 a:§aler bamit oerbient/ 19) Über bie 3««f«'^ ^^^
Südjer ftel^c oorber.
3. 2)a8 Stn\utxtqltrM!nt oom 25. 2»ai 1808 fowic baS ©(^reiben »ignonS
an bafi ^oliseibireftorium »om felben Xaqe befinben flc^ in ben Äften. 3)ie
3mmebiat*3frieben«s8ollaie§ung«*Äommiff«)n teilt fle bem Könige am 8. 3uni
mit 3n bem le^tgenannten öeridjte l^eijt ed bann weiter: »3nbem wir un^
biefer^alb auf einige Semer!ungen besiegen, welche @ure Königliche äßajeftöt in
unfern legten Qeitun^^f>etx(S)ten über biefen ©egenftanb ju finben geruht f^ahen
werben, entl^alten wir und jeber Sergletd^ung biefe« Steglementd mit ber voriger
beftanbenen ^effem S5erfaffung , ba eS einesteils jtdj »iel weiter , 8- S- auf alle
auswärts einge^enben Sachen erftredCt, anbemteilS aber wo^l ben 3n>ed( l^at,
auf bie öffentliche äReinung ©influB ju gewinnen.
SQßir finb, ber Sage ber @ac^e nac§, aufeer @tanbe, in biefer Slngelegen^eit
unmittelbar a« wirfen, ba pe aur innern Hbminiflration gehört, unb ^ahen
hattet burci baS 3uftia'3)epartement bem ?oliaei«2)ireftorium nur an^eimgeftettt,
baS ergangene 9leglement benjenigen Se^örben mitauteilen, weld^en bisher bie
öeforgung ber 3enfurgefd^äfte ^iefelbft anvertrauet war. 3m SQBege ber Unter«
i^nblung beSl^alb SorfteUungen von unferer Seite an ben Kaiferlid^ ^an«
aöfifc^en 8ei>oIlmä(!(tigten gelangen au (äffen, galten wir bie @ac^e nid^t geeignet,
ba nic^t nur fein günftiger Erfolg a^ erwarten, fonbem bie Serwenbung
fogar eine ungünftige Slufna^me unb unrichtige SluSlegung finben, folglid^ einem
noc^ weit ^ö^eren 3nt^^e fc^aben würbe.
131] Ü^w bic ftanaöfifdjc S^^^^^ loö^tenb bcr Düupotion oon Scrlin 2c. 181
Übrigen^ oeme^men toit, bo^ bie l^ieftgen ^ud^^änbler SorfteUungen gegen
bie neue ®inrid^tung gemacht ^aben, inbem lie bem ^ud^l^anbel fc^äblid^ unb
bie Sudler oerteuemb, aud^ bei großem äBer!en nid^t einmal auiS^ufül^ven ift.
%on bem Erfolge biefev ^ovfteQungen unb ben «Leitern @reigniffen in
biefer @ac^e behalten mir nn^ t>ov, @uter Jlöniglic^en äRajeftät iu feiner Qeit
aUeruntertönigfie ^n^eige ju leiften.
^ignon an ben $o(iaei*$röfibenten oon Berlin.
Berlin le 25 May 1808.
L*inter§t public exigeant, Mr., que les r^glemens relatifs ä la censure
fioient observ^s avec plus d'ezactitude, qu'ils ue Tont ^tö depuis Toccu-
pation du territoire prussien par les arm^es de S. M. TEinpereur, je crois
devoir ^tablir un bureau special, auqnel devrout gtre soumise tous les
ouvrages destin^ k @tre imprim^ ou mises en vente* II se coD9oit aise-
ment, que dans les circonstances actuelles toutes les dispositions des aii-
ciennes lois ne peuvent pas obtenir une ex^ution entiöre et quMl doli y
4tre suppige par d'autres arrangemens. Pour remplir cet objet, je vous
remets ci-joint un r^lement bas^ sur T^dit du 19. Decbr. 1788, et dont
l^ez^cution doit commencer ä dater du l^^ Juin. Vous voudrez bienfaire
pr^venir toutes les libraires que dor^avant aucun ouvrage ne pourra dtre
imprim^, mis en vente, ni annonc^ par les gazettes, sans avoir ^t^
pr^sent^ au bureau de censure Stabil pour oet effet dans la Mohren-
strasse Nr. 47. Le bureau devra en faire l'enr^istrement, le soumettre
au censeur d^sign^ selon la nature de Touvrage, et en faire la remise k
Tauteur ou rimprimeur,qui Paura pr^ent6 avec Tapprobation ou le refus
d'approbation.
Vous devrez, Mr., c^ncourir par Votre surveillance k la stricte Ob-
servation de ce reglement
4. 9lürnberger Dber-¥oft*2(mt8*3eitung 1808 5Rr. 75. SCrtüeloon
»erlin, ben 4. 3uni 1808.
^ie @enfur ift neuerlich ben beutfc^en IBe^rben fi^rmlid^ abgenommen,
unb ein eigned fran^öfid^ed ^enfurbureau errid^tet morben, an beffen Spi^e ber
§ieftge franjöfifd^e ^rebiger ^auc^ecorne fielet, ber einft unter [Jriebrid^ SBU«
i^elm IL gro^e Sergünftigungen geno|. Sin aUe Sud^^ftnbler, IBud^brutfer,
^upferftic^« unb fianbfarten^önbler u. f. m. ifit ein (S^enfurreglement ergangen,
morin fie angemiefen merben, nid^t allein ein @|^emplar il^reiS eigenen Sl^erlagd,
fonbern auc^ oon ben i^nen oudmärtd jugefanbten Sachen einzureichen. S)ieS
^^emplar foll bann beim IBureau bleiben, ^er Veteran 9licolai ^at bem fßex*
nel^men nad^ barüber eine fel^r grünblic^e, oon allen ^upfecftic^« unb 3u4«
^önblem unterfc^riebene SorfteQung eingereid^t.1 f^eilid^ machen augerorbent«
Xic^e Qeitm auc^ au^erorbentlic^e äJtaaSregeln bei ben ©etoaltl^abern not^menbig,
unb man mn^ \xd^, um billig ju fepn, aud^ in i^ce £age benfen Unxun.
(Slllgemeine 3^itung.)
9*
132 *aul ©a^ßön. [132
5. Serseid^ntd oon ^aud^ecorned ^enfierten @4vtften.
Livree approuv^s:
2)er ©c^cintob — Wo^borf. [2)cr (Sd^cintotc ober Sommlung bcr wic^tigftctt
^^atfac^en unb S3cmcr!ungen barüBcr. STOit einer S]orrebe »on ©. 5- $ufe*
(onb. 8®. 1808. Hleimer.]
Sal^rbuc^ ber ^J^armajic — Del^migfe. [öcrliner Sa^rbuc^ für b. ^I^armajie
1795—1831), §erouSg. oon 9flofe, ©e^rct ic. 2»it Äupfem. 12». SerUn.]
6. ®. ÄobinÄ Steifen, 2. a^cil — S3raune§. fÄcife noc^ bent Snncrn von
Suifiano 2c. oon SWütter überf. 1809.]
^ad äBac^dbilb — Ku^n. [Stein, St., 2>ie äBad^Sfigur, eine joviale ®raäl^Iung
in 4 »üdjern. S«.]
Urania, trad. en italien — Duien. [Jiebgc?]
Übetfe^ung beS @oto oon 2(bbiffon — SDieterici.
®o(bergö Belagerung — fiitfaS. [Solberg im Solare 1807, belagert unb oer*
teibigt. »erlin 1808.]
»elifar — Söeiger. [95on ber grau ». ®cnliS, für ^eutfc^e bearbeitet oon
. Ä. S. m. aWütter. 2 Xeile bei ^einrid^«.]
SWonatSfc^rift, Juillet-D^cembre — Sfiicolai. [^Reue berliner SÄonat^fc^rift,
5erauSg. oon »iefter 1799— 1811.J
SDeutfc^c «rien, @eci^« ©cfte — fiitfaS.
Index fran^ais et allemand — SO'^a^borf.
©ato, überfe^t »on Bad — 2)ieterici.
®9lertS ^rebigten — ©oroat§. [SGßorte ber SSelcl^rung unb beä 2:rofteS über
ben je^igcn ®ang bcr SDingc. ^otSbam 1808.J
SWnemof^ne — Segner. [9W., SfJac^tfeier bei S3erlin§ 31)en!mälcrn. ®in elegifd^e^
©ebic^t. öerlin, bei 3Waurer, 23 @.
^iefcroetter — Stiebe — S)ieterici. [Stiebe an bem @tiftung§tage bcr mebiainifc^«
d^irurgifdjen ^epiniöre ben 2. «uguft 1808.]
Gronau »om Steinregen — 3!)ietcrici. [Über bie »om $immel gefallenen Bteine.
»erlin 1808.]
Überfielt ber preufiifc^en 2lrmee — SGBegner.
3oumal bcr ©ee* unb Sanbretfen — »raune«. Sournal für bie neueften 6cc*
unb Sanbreifen.]
gortiguerraä Wic^arbett — öi^ig. [^in fomifc^cS ©elbengebidjt; au§ bem ^ta*
rienifd^en überf e^t oon ^eife, 1. Xcil 1808.]
©igurb ber ©djiangentöbtcr — ©i^ig. [®in öelbenfpiel in 6 SCbenteuern oon,
griebricö bc la Wotte-gouqu^.]
©d^öning, ^rioatleben grtcbridö 11. — Del^mig!e. [©c^ilbcrung be« ^riößt*
leben« 2C. 1808.]
SWutter, 9lmme unb Äinb — ^ieterici.
SBBo^er wirb ben ©tobten ^ilfe fommen — S)icterici. [©c^inbler: 3Bo5er wirb
ben mittleren unb fUineren ©tobten ^ilfe fommen? »erlin u. Seipjig 1808.]
2»ann8 ^rebigt 3. Sluguft — 2)ieterici.
?ctfan§ ?rebigt am 3. «uguft — 2)ietcrici.
©c^ul^mad^er*Sicb für ben 3. Sluguft — ©tartfe.
Deyises ponr ie jonr de naissance du Rol — ©aebitfe.
Wartung« Äantatc für ben 3. Sluguft — !Derfer.
133] tt^si^ ^i^ franaöftfd^e S^^i^^ loä^renb ber Offupation von ^evUn ac. 133
S3cf(ljrcibung bcr geicrUdJIeitcn bc8 3. Sluöuft ^ Sitfad.
Soud^^, Siiw^wß^f* wnb genftctgattcn — HRaurcr. [3)et 3^»«'"«'^' wnb genfter»
garten ufro. S3crUn 1808.]
(Sebic^tc von ^atalie — Ungct. [»erlin 1808. 149 @.]
^arte von 2>eutf(^(anb unb 9lepertorium — ®aebi(!e.
Notice sar Manne — $(aten.
©^araftcrifti! bcr 3cit — Söeifecr.
3Rixd)Ut, Slne!boten«3C(manac^ — ^apn. [^uf bad 3a§r 1808, Wunder u.
^umblot.]
©totutcn bcr ©cfcafc^aft für öJÄrtner« SBittPcn — ©tartfc.
Omaftag — $i$ig. [Omaftag ober 3ofep§ in ^g^pten, ^iftorifd^ed 3)rama in
5 ^Ittn aud bem franj. b. iBormain.]
^biftc, bad aWilitär bctreffcnb — 2)c(ter.
Plusieors programmes de com^es — ^ecter.
SCnefbotenfrcunb — ^actfc^. f^aö ift ©ammlung von Weinen ©rjä^lungen.
»erltn 1806. 6 §efte hti Del^migle.]
^erfuc^e unb ^inbemiffe ^avl^ — diealfd^ule. [Saml^agen u. äBi(§. 9leumann,
®. beutf^e @ef4. aud neuerer 3eit. I. %z\U SerUn 1808.]
^riegelieb — 6paet^en. [J^riegSIieber, bem preu^ifc^en $eere getoibmet, 1808,
von aWüc^Ier.]
^uc^l^olar kleine ^djriften. 2. %tx{ -— Ämelang. [kleine Schriften ^iftar. u.
poUt. Sn^altä. 2 2:eile. 1808.]
diöd^en Don (SJraefent^al — äBeiger.
Sfflanbd S^eaterfalenber — $aetfc^. [Sfflanbd S^eateralmanad^. 1808.]
6tammbuc^ ber Jtrieger — SJla^borf.
^arotS ?rebigt — Sitfaö.
V. Äropf, Slbfc^ä^ung ber gorften. — • [Softem unb ©runbfäftc bei ber Slbfc^äJ.
ber gorften. 1808.]
^ueber, üultur unb Snbuftrie ber $ortugiefen — ^ö§icl^. [Über bie üultur u.
Snbuftrie bcr ^ortugicfen. 1808.]
<S(oIbcne$ Wb^*^\x^ — ^a^n. [gür Ferren unb tarnen in unb au^er ber @l^c.
ä^it einem aUegor. ^^iteüupfer. IBcrlin bei ^a^n. ^n ^^afc^enbuc^format
399 ©.]
Ponge, Tabieau pour la langue fran^aise — ^apn. [@a(omon $., (&\n ®z»
mölbe aur franj. Unterhaltung ober leid^tefte älrt, in futaer 3^t franabfifd^e
Sprache a^ lernen.]
Rudolphi Entozoomm historia, Paro^ I. — Unger. [Historia vennium in-
testinalium . . . Tom. 1.]
gloreng Slbent^euer — ©c^mibt.
3errcnner, ?Reucr @c§ulfreunb — ^Ricolai. [2)cr mm beutfdje ©djulfreunb
1801—1814.]
S93eber, Ötonomifd^eg $anbbuc^, 1. Xtxi — 6anbcr. [Öfonomifd^'juriftif^ed
^anbbuc^ ber ;Sanbl^audl^aItung^!unft. Berlin 1809.]
ÄodJ, ©emälbe ber SHeoolutioncn , 3. %t\\ — 6anbet. [Tableaux des Revo-
iatione etc. äberfc^ung.]
Souife -- »raunet. [@in O^ebid^t auf bie ^önx^xn :Bouife?]
Spanien unb bie fpanifc^c 9iation — aWaurer.
134 *aul ©a^gan. [134
Sinterfelbd 2ef>en — Sitfod. [t>. äBintetfelb, 2ehm bed !$!. preufi. ©en.sSieut.
^. Ä. t). SBüitcrfclb. 1808.]
»ot^mer, a)cr »cgriff bcr @ttofc — 9lealf4urc. [3)er »eöriff :bcr ©träfe.
»erlin 1808.]
»06, ^er lltim Jlrieg — Sd^mibt. [Grandmaison, La petite guerre 1758^
na4 bem gransöftf^en oon SuL 0. Sog. »erlin 1809.]
^er Wuge »rautroerber — ^opn.
Spiere bc5 3;är!en §affon, 8. a;eir — Unger.
»ecferg SBeltgefd^ic^te, 10. Seil, ^melqnq.
Almanac des the&tres ~ $aetf4.
£e^rbu4 über bie £anbn)irtfc^aft — 2)ieterici.
»efdjreibunö »on S^angig — ?aetfc^. [»ieUeidJt @fia8c f on 3)anaig.]
®o8 — 2»aurer. [^pmnuS an bie greunbe be8 »aterlanbeö, gr. 4®, »erlin 1808.]
O!tober'®rinnerungen — @ci^mibt. r^^to6er«(Srinnerungen, bem »aterlanbe ge«
TOibmet. 1808.]
3)ie 6taat8form — §i^ig.
Diven cantiqaes d^Eglise. —
2:rieft, »auanfc^läge — Äu^n [Dberboubir., ©runbf. jur Slnfert. richtiger Sin»
fc|läge, weld^ bie Sanbbaufunft in ft^ gteift, 3 ^eile, mit 30 Tupfern].
Plnneors ^pithalames et petites piöces de vers.
Rl^pm, Unioerfal«£e£ifon, 5. 2:eil — äRa^borf. [üöppen u. äBagner/ UnioerfaU
fiejüon ber Sänber- u. «bllerfunbe. 1808.]
Sittila, Äönig ber §unnen — Slealfc^ule. [Sc^oufpiel von 3adJ. SBerner. 1808.]
^oSmor, äRittel, bie 2)rangfale bed @taatS ju linbern — De§mig!e.
©tubien — Slmclang [Son 2». ©djenf d. ©c^enlenborf. 1808.]
©(^lüffel ber »ibcl — ©paetl^en.
5»atlji«, Swnftif^e SWonatdfdJrift — 3)e(fer [für bie preu^. ©taaten].
®ef(ljic§te oon ©uropo — ©anber.
3uriftif4e ©ad^en oon §allc — ^a^n.
$o§er (Smpfang, roürbige @in^o(ung — äBei^er]. [SBürbiger Empfang unb @in»
^olung bei äRonarc^en bei feiner 9lütf!e§r ind »rennenlanb 1809.]
Livres approuv^e avec restrictiöns.
»eoba^ter an ber ©pree: retranch^ quelques contes obseönes.
G^omud: retranch^ un artide irr^ligionnaire.
^eimÜt|ige: retnuich^ quelque lignes impoJitiqiies.
[9leue] l^euerbränbe: interdit le d6bit et remis en saite en vente aprös
avoir supprim^: des articles contre le conseil [de] gnerre.
rassassinat de Paul III,
Anecdotes sur Bischofswerder.
Sfeuerfd^irme: retranch^ un discours contre Talliance de la Prusse avec
la Russie.
Halliope (C^alliope): retranchä un artiele sur la nobiesse des ancdtres.
9leiffen$ »elogerung [9)ie »elagerung oon 9leiffe oom 23. gebr. bid 16. San.
1807 (Don 3. ®aupp), 8«, »reSlau 1807, bei ©arl grieb. »artW: supprim^
des d^nonciations et invectiyes contre des officiers.
1
I
!
1
185] tlbev bie fran^bfif^e 3^fut »ftl^tenb ber Dlhipation oon 8erltn ic 135
[2)er] @tbabel unb feine Serfolger [oov bem Sli^terftu^Ie bec äBoi^r^eit, 8er(in
1809, @4mibt]: supprim^ quelques articles.
SCntiDort oon S^affenbac^ : retranch^ quelques articles.
Sluftuf an bie Patrioten wegen Xeuerunö [Aufruf an bie Patrioten, 2:euerung,
©elbübel unb 8totIoftg!eit Dieler @taatdbiener burc^ einen (eisten Serein
9U belämpfen, 3. o. ^o%, Berlin 1808]: retranch^ des ezpressions hardies
contre le gouvemement Prussien.
@enbf einreiben an bie ^reuBen: diff^r^ rimpression.
Seobac^ter an ber ^aoel: retranch^ plusieurs morceaux tr^s impolitiques et
satyres contre la Noblesse.
Livres entiörement supprim^s:
Plusieurs avis de gazette qui renfermaient des personalit^.
^enningd üriegdartüel, ober von ben ^trafgefe^en: supprim^, les particuliers
n'ayant pas le droit de se plaindre des lois.
$äc^ter Sabin, k cause des personalit^.
2^§eure äBa^rJ^eiteU; & cause des sorties ind^ntes contre la noblesse.
8emer!ungen über bie fran^öfifcl^e 9(rmee, impolitique.
äBeltgedc^t ober Q^oncorbat ber Vernunft unb ber Jlirc^e, ä cause des prin-
cipes h^t^rodoxes.
jlriegdlieb, impolitique.
Stallxeutf^^ aufgefangene Briefe, ces lettres ^crites au Roi et au gouveme-
ment ne me sembloient pas devoir gtre publikes,
^abinet »erlinifcöer ©^araftcre [»erlin 1808, 3)un(Ier u. $umblot].
9loftrabamud, [ober] eine ^rop^ejei^ung auf 1808, [n^eld^e man in einem j^lofter
ber ©(ijroei} gcfunben f^at].
Xxt »iene, k cause des nombreuses alusions k Tarm^ fran^oise.
J'ai retir^ des catalogues de vente les livres reconnus comme interdits.
J'ai examin^ de temps k autre les livres du Mus^e de Werkmeister
et ceux des biblioth^ques de lecture ponr mettre hors de circulation les
livres interdits.
le 8. D^cembre 1808. Haucbecome.
6. 2)er ^äd&ter Äarl griebric^ @abin. ®in merlroürbigeS Opfer
ber Ungered^tiflfeit im preufeifc^en Staate. 9lebft einem Schreiben
an f^riebrtd^ SBill^elm III. unb »emer!un(^en über ben ©rofi«
!anjlcr Oolbbecf, Äabinettörat S3e9m(e) ufro. Seipjig 1808.
bei $einridj ®räff.
^n ber $anb oon %lien mirb bargefteUt, nie biefer äRann, ein roo^U
§abenber ^äc^ter in SPommern, burd^ MnU unb ©emiffenlofigfeit feiner geinbe,
fowie burc^ eine nad^I&ffige unb parteiifc^e Slec^tdpflege innner^alb je^n 3a§xen
an ben ^ettelftab gebracht rooxhen tfi @el^r l^eftige Singriffe gegen bad
Stettiner @eric^t unb felbft gegen bie ^öc^ften dixd)Ut in ^reu^en werben
offen audgefprodjen. —
136 *a"^ ©apgan. [136
7. löemcriungcn über bic franjöfifc^c 2(rmcc bcr ncucftcn 3«it,
ober ber (Spoc^e von 1792 bis 1807. 9lac^ bem i^anbf d^viftHc^en
Originale oon bem Scrfaffer beSfelben beutft^ bearbeitet.
Königsberg, bei Sriebric^ 9iicorot)iug. 1808.
2)er SSerfaffcr biefcr ©c^rift, welche anonpm erfdjiencn ift, ift ber Sligenfer
von ^ahev, ber beim SluSbruc^e ber 9let)oIution nac^ ^ariiS ging, in ber Slrmee
ßafapetteö gegen öfterreic^ !ämpfte, 1793 gefangen rourbe unb 1795 entflog. ®r
mar bann ^rofeffor ber franjöfifc^en ©prac^e in Köln, ging 1805 nac^ Peters-
burg, trat bort in ruffifd^e 2)ienfte unb ftarb alä roirflic^er Staotdrat 1847.
SDie ganje ©djrift, ru^ig unb fac^Iid^, bemüht fic§, bie franjöfifc^e Slrmee,
wie fte bie SReooIution ^eroorgebrac^t f)atte, ju fc^ilbern. 3ljre Überlegenheit an
Soil, i^re ^en)eg(ic^!eit im S'^arfcbe unb in ber ©c^Iac^t, i^r grei^eitS«
ent^uftaSmuS , il^re militärifd^e (S^re, bie namentlich feine $rüge(ftrafe bulbe,
merben einge^enb beleud^tet. 2>ie oerfc^iebenen @r!Iörunggoer[ucl^e ber Urfad^en
ber Überlegenheit ber franjöfifc^en SCrmee gegenüber ben anbern roerben bann
einge^enb unterfuc^t, fte werben nic^t gelten gelaffen: 2)ie ^rajiS beS Krieges,
nic^t beS (SserjierpIa^eS, l^abe ben SluSfc^tag gegeben.
SBon ben granjofen fpric^t er mit Sichtung, bie nic^t feiten in S3emunberung
übergebt, bic befiegten Öfterreid^er unb ^reujen finb nid^t genannt unb bie Ur*
fad^en i^rer 92ieber(agen ber Sa^rl^eit gemä^ ganj o^ne @pott ober gar $o^n
bargefteUt.
3n feiner Sled^tfcrtigungefd^rift fagt §auc§ecome, bafe oon feiner Über*
nal^me bcr Qm^ux an nichts gegen ben 2lbel, bie Sicgierung, baS 2RiIitär er*
fd^einen burfte. ^aS er!(ört fein Verbot aud^ biefcr fac^lic^ gefc^riebenen ©d^rift.
8. Xa bieg 9flef!ript ^umbolbts bei OJeb^arbt, §umbolbt, »anb X fc^lt,
finbe eS ^ier feinen ißla^.
©e!tion im SÄiniftcrium beS Settern für ben Äultuä unb öffent*
lid^en Unterricht, ^umbolbt an ^oi^na.
Königsberg, ben 25. Slpril 1800.
@m. @£cetten3 gibt fic^ bie ©eftion bcS KuItuS unb öffentlid^en Unterrichts
bie ®^re, baS i^r gütigft mitgeteilte inliegenbe ©c^reiben beS ©taatSminifterS
§erm grei^erm oon 2lltenftein ©jccHcna nebft jroei Scilagcn jurütfauübermadjen.
3n Slbfic^t bcr S«"!«'^ finbet bic ©eftion nichts meiter ju bcmcrien nötig.
®m. @£ccaen3 merben aber gefeiten f^abm, ba^ barin auc^ baoon bie 9lebe
ift, ob nic^t gegen ben ^rebiger ^aud^ecornc megen ber ^ier im ^ublüum gc*
machten Scfc^ulbigungen eine Unterfuc^ung angefteUt merben foQc. Xa bicfe
^cfd^ulbigungcn nid^t eigcntlid^ feine älmtsfül^rung, fonbem ©cgenftänbc be»
treffen, bic augcri^alb beS SScairlS ber geiftlic^en 8e^örben liegen, fo mu( bie
unterscic^netc @e!tion fid^ hierüber aUeS Urteils enthalten unb (ebiglid^ ®xo,
@%(xUeni bie meitere Unterfuc^ung gel^orfamft an^eimfteUen. ©ie fte^t fic^ ^ieju
um fo mc^r ocranlafit, alS fic oon i§rem (S)cfic^tSpun!tc auS nic^t mit ber jur
^nftcQung ber Unterfud^ung nötigen ^croiBl^eit überfe^en lann: ob bie ermähnten
IBefc^uIbigungen nid^t oon bcr SCrt finb, baB fic, aud^ xoa^t unb gegrünbet, bod^
nic^t gerid^tUd^ mürben crmiefen merben !önnen? ob ber .befannte ^rtifcl bcS
Silfttcr S'ricbenS nic^t mürbe ^um SSormanbe bicnen fönncn, ben ®ang ber
137J ^^^ i>i« franjöftfdjc 3«wfwr roä^tenb bcr DIfupation von Berlin ic. 137
Unterfuc^ung au (öi^men? unb ob bie ^nfteUung biefer (enteren enbUc^ übet«
f^aupt im gegenmörtigen S^ugenbUc! politifc^ ratfam fein bürfte?
^ie @eftion bed JluUuS unb öffentlichen Untetrid^td erbittet ft^ nur , im
f^Qe @m. @|^ceQena bie Unterfuc^ung iu oerfügen für gut f^alten foUten, bie
gewogene ^njeige baoon, bamit fte nac^ SJla^gabe ber aUer^dd^ften ^binetd'
Drbre oom 17. 2)e3ember 1805 beim Verfolg ber Unterfud^ung beurteilen fönne,
ob fte au(Sf von i^rer Seite gegen ben $rebiger ^auc^ecome oieUeic^t oerfa^ren
muffe, mie i§r nad^ jener @abinetd»Drbre fogar im $aUe eined abfolutorifc^en
(gr!enntniffeS ju tun obliegt, fobalb bie moralifc^e Überjeugung oorl^anben ift,
bafi ber in Unterfuc^ung geratene unb lodgefprod^ene (SJeiftlid^e bennoc^ feinem
wichtigen ^eruf fein Genüge leiften !i^nne. ^ud^ oerfte^t ed ftd^ oon felbft, ba^ bie
@e!tion bed j^ultud inSbefonbere nic^td oerabföumen roirb, auf ben ^rebiger
^aud^ecorne in älnfel^ung ber über il^n im ^ublifo ge^enben ©erüc^te ein auf»
merffamed Sluge au l^aben, feine biiS^erige unb jetzige ^mtdfü^rung unb fein
moralifd^ed Setragen, aud^ o^ne eine eigne förmliche Unterfud^ung, au prüfen
unb alSbann nad^ Sefc^affen^it ber Umft&nbe, pfLi^t^emä^ lu verfahren, fo*
balb nur bie völlige Sereinigung ber franaöfifc^en unb beutfc^en geiftlic^en 8e«
l^örben, bie je^t nod^ oor^anbenen $inbemiffe aud bem 99^ege geräumt ^aben mirb.
V.
liHtig Jriebrid) ber (bto^t unb bie Hertoaltttitg mafuten«.
(Sin Seittag )ut iBotgef d^id^te bex Slegtetung ju äHIenflein.
SJon
Sttgttft eiolioeit.
I.
äBet ftc^ in bie @efd^td^te bei Sanbedl^ertoaltung unter gfriebrid^
äBU^elm I. tiettieft, toitb finben, bag leine $to))ina ber 9Ronatd§ie ftd^
eined grö^eten lönigUd^en 3ntereffed erfreute, aü £)fi))reu^en. 93or
allem mar ed bort bad Stetabliffement Sitauend, toorauf ftd^ bie SBirl*
famleit bed tatenreid^en ftönigd rii^tete. S)iefed gro^e äBerl bebeutete
fär il^n mel^r afö ein beliebiges Unternel^men feiner SSermaltung: ^tö
perfönlid^e Sebendaufgabe mürbe ed tion il^m aufgefaßt unb mit (Energie
unb Seibenfd&aftlid&feit au^efül^rt ^). ©einem 9lac^foIger l^interliefe er
in Sitauen, baS bei feinem StegierungSantritt ein traurige^ Sanb getoefen
mar, eine mirtfd§aftti($ geirdftigte unb t)ermaltungdted^nifd§ tiorgügIi(^
funitionierenbe Sproöin^, eine ^roöinj, bie griebrid§ 11. in ben erften
SHegierunggjial^ren mand^eS äBort ber ^nerlennung entlodCte, unb beren
SSermattung t)on il^m atö muftergültig be^eid^net mürbe ^).
%uf bie beutfi^en Seite £)ft))reu^end l^atte Sriebrid^ äBill^elm I.
nid^t fo t>id fta))ital unb ^rbeitdhaft tiermanbt. S)ad mar aud^ nid^t
fo nötig gemefen, ba fie fid^ in Diel befferer SSerfaffung befanben, afö bie
1) $gl. SCuguft Blalmeit, ^te oftpreugifd^e ^omönenoertoaltung unter
griebrid^ 3Bi(^e(m I. unb bag dietabli^tment Sitauend : @taat$* unb fosialtoiffen«
fd^afttidjc gorfc^ungen. fieipsig 1906.
2) fßql Acta Borussica, ^ei^örbenorganifation (in 3ui^unft
abgefürjt A. B., ».) VI, 2. @. 692 f.
140 Sluguft ©faltocit [140
uufultiöiettcn unb öon bcr futd^ttatcn 5peft im Slnfang beö 18. Sal^r-
l^unbertd entDölferten Ittauifc^en 2)tftrtfte.
^nberd Derl^telt ed ftd^ mit ben fotnif($«mafurifd§en Ämtern, ben
füblid^cn unb füböftlidöen Sanbfd^aften Dft<)reu6cn8 : ^iex ^errfd^ten nod^
am 6nbc öon gtiebrid^ äBill^elmg Sftcflicrunfl 3uftaubc, bie bringcnb ber
3Jefferung bcburftcn.
3Ra füren, baö mit bcr ^bt)t bcö tjrcufeifd^en Sanbrütfenö un«
gefdl^r aufammenfäUt, gel^ört auc^ l^eute noc^ au ben ärmften (Segenben
S)eutfc^(anbi^. 6d ift reic^ an Slaturfc^önl^eiten, aber arm an ben Sd^d^en,
bie ben äBol^lfianb einer SeööHerung bebingen. (Srofee ©een, öiele
f^lüffe unb 99ä($e, unaäl^Uge Keine ilRoore unb @ümt)fe, fc^roff ab«
fattenbe |)Ü8el unb bid^te SBätber berteil^en aJlafuren einen großen
tanbf(%aftlid§en Sfteia, aber erfc^meren ben SldEerbau. S)ie äBirtfd^aftö«
bebingungen finb befonberd ungünftig. S)ag Alima ift fo raul^, bajs
baÄ äBintergetreibe öon ber Äätte gefäl^rbet wirb unb baS Sommer«
getreibe nid^t immer genügenb 3^it aur JSörnerbilbung l^at. S)ie SSoben«
befd^affenl^eit tdfet biel au »ünfd^en übrig; bad ßanb ift burc^fe^t mit
unfrud^tbaren @anbfd^oEen unb ftredEenn)eife fo fteinig, bag bie Sage
gel^t, ber Seufel fei einfi mit einem fd§U)eren SJeutel tjott (Steinen aum
aWeere geflogen, unb gerabe, ate er fic^ über aJlafuren befanb, fei ber
©ad£ geriffen, baÄ unglüdElid^e ßanb mit feinem Snl^att überfd&üttenb ^).
S)ie Slieberungen enblic^, bie Säler ber Sflüffe unb ©een leiben unter
^Jldfie unb »erfumtJfung. „3)er Sttnbau", fagt äuguft aJlei^en^), „ift
auf toeite, fd^roff awfc^nittene, attem Unbitt ber SBitterung offen tiegenbe
^oc^ebenen ober auf Zalgrünbe angemiefen, bie in ber Stad^barfc^aft
oon ©een unb 93rüd&en ber 9ldffe auggefe^t unb burd& SBiefen unb
SBafferaüge in unregelmäßige ^araetten a^rilt finb. S)abei finb bie
Crtfd^aften überu)iegenb im Zal angelegt, bie gfelber aber ai^^^n fid^
bie ßeil abfaQenben ^b^nge l^inauf unb bel^nen fic^ megen ber (Sin*
fc^rän!ung burc^ bie aal^lreid^en Seegetoäffer bid au fel^r n)eiten Gnt«
fernungen au8."
S)iefe Serrainberl^dltniffe erfd^meren ben lanbmirtfc^aftlid^en ©roß»
betrieb unb l^atten fd^on ben beutfd^en Crben öerantafet, in SJlafuren
bie (Brünbung öon Meinem (Srunbbefi^ a« beboraugen, eine aRafenal^me,
bie biö auf ben l^eutigen Sag il^re Slac^toirfung gel^abt l^at. 3m 18. ^al^r-
l^unbert toar in biefer @egenb ber Seftanb an S)omdnen unb Sftitter«
l)3llbett3n)e(f, 2Rafuren. Stuttgart 1900. 6. 8.
2) ^Der ^oben unb bie lanbtoirtfc^aftUd^en Ser^ä(tniffe bed pteugifc^en
etaate«. n, @. 154; »gl. auc^ I, 6. 213 f.
141] ^öniß Sncbnci^ b. ®r. unb bic ^tmalimq HWafurcnä. 141
gutem im SSctglcid^ au anbcm (ScBtcten beS <)teu|tfd^cu Dfleng fel^
ftettttg.
S)ic tnafurifdöe Seöölferung flanb aut 3«it fSfricbrid^S beS (Stoßen
auf einer nod^ t)iel tieferen fteiftigen unb toirtfd&aftlid^en ©tufe ate l^eute.
©ettft bie Slbliften lonnten toeber lefen nod& fd^reiben unb unterfd^ieben
fid^ in il^rer SeBenSart nid^t toefentlid^ t)om S5auer8mann. %U ber
55rdfibent ®ontl^arbt Äönift griebrid^ öngetgte, bafe fid& junfte mafurifd&e
ablige für ben Jjreufeifd&en Offiaieräbienft gemelbet l^ätten, toor biefer
fel^r erfreut: ba« gäBe öielen, meinte er, „bie fonft ärmut l^alBer toilb
auftoadöfen unb bem Staate unnü^ geblieben fein würben", ©elegenl^eit
il^r ©lud au mad^en ^). Sl^rer 9lationalität nad^ beflanb bie ginwol^ner«
fd^aft in ber übertoiegenben SReJ^raal^I au8 ^ßolen. S)ie ^df^l ber
beutfd^en Äoloniften toar tool^l niemate grofe getoefen, unb bie öer«
brängten Ureintool^ner l^atten <)olnifd&en gintoanbcrem auS 3Rafobien
55ta| gemad&t. 3m Saläre 1525 waren aud^ fie a^m lutl^erifd^en
©tauben mit übergetreten, toaS t)on auSfd^Iaggebenber Sebeutung für
il^re ©ermaniperung toerben fottte. S)od& fe|te biefe erft erfolgretd^ im
19. Sal^rl^unbert ein. SJorl^er fjjrad^ man in 9Kafuren faft aHgemein poU
nifd^. 3n ÄöntgSberg tourben feit 1728 j)olnifd& f<)red^enbe ^Srebiger
auÄgebilbet ^), unb nad& 9Wöglid&!eit tourbe aud^ bafür geforgt, bafe mit
ber SJermaltung ber <)oInifd&en Stmter — fo tourben im 18. 3öl§r«
l^unbert bie mafurifd^en S)iftrifte genannt — nur Slldte betrout tourben,
bie bie <)oInifd^e ©<)rad&e bel^errfd^ten.
Sei ber Ungunft ber natürlid^en unb toirtfd6afttid&en aSer^ltniffe
in 9Wafuren toar eS er!tdrlid&, toenn fSfriebrid^ SBül^elm I. babon ab»
ftanb, l^ier grofee 3Reliorationen boraunel^men ; erforberte bod^ bie
SBieberl^erfteHung beS Don 9latur toeit toeniger benad^ teiligten ßitauen^
fd^on ^uftoenbungen unb @ebuIbd))roben , bie bem ftönige oft über bie
Äröfte au gelten fd&ienen. Urf<)rüngKd& mar aber aud^ bobor fein
SBagemut nid^t aurüdEgef d^retft : S)a8 grofee SftetabliffementStjrojeft be^
©rafen Srud^feß bon SBalbburg l^atte aud^ bie mdfurifd&e Sanbfd^aft
mit einbeaiel^en tootten, unb eS ift befannt, bafe im Saläre 1721 ba&
grofee Sftetabtiffement in bem Jjolnifd^en ämte Ole^Io begonnen tourbe.
S)odö l^atte man babei einen fo fd^Iimmen Mißerfolg erlebt, bafe fid^
gfriebrid^ SBill^elm feitbem auf Sitauen befd&rdn!te®).
®er fd^ted&te Suftanb ber polnifd^en ämter toar bem ffiönig aber
1) (SridJ Sooc^im, Sodann gricbrid^ »on 2)om§arbt. »etlin 1899. @. 81.
2) ©!aln)cit a. a. D. @. 235.
3) ©falroeit a. a. D. ©. 76 f.
142 SCuguft 6!arn)ctt. [142
teinedtoegS t^etborgen geblteBen. ®ie unterflanben bet JtömgdBerger
Siammtx — bic ÄticjS« unb S)omdnen!ammct in (SumBtnnen umfaßte
bis 1747 nur bie öier fttofeen Ämter Snfterburj, Siljit, Slaftnit unb
Kernel — unb um jtc bejfcr tjeru)alten ju fönnen, toaren jtoei Jjolnifd^
tt)rcd§cnbc 9lätc nad^ 3Rafuren betad^icrt toorben. S)icfe bctbcn SJlitöKeber
bcr Äöniftgberjer Äammer nal^mcn il^rcn pdnbiöen SBol^nPI in 9lciben=
bürg unb lonnten t)on l^icr au« fcl^r fejcnSreid^ toirlen. 5lte ber ffiönig
im Saläre 1737 einen bon biefen bciben Släten nad^ (Sumbinnen öer»
je|te, fteUte bie ftönigdberger ftammer bor, toit nottoenbig baS bleiben
ber beiben Stdte in 50lafuren toäre, „töeit toejen ber ©nttegenl^eit unb
SBeittäuflftleit fotaner <)oInifd^en ämbter il^re beftdnbige @egentoart ba«
jelbfl nötig ift, bamit bie SSorfaHcnl^eiten , fo leinen SSorfd^ub teibcn,
^ogIeid§ bon felbtjen in loco beforjet werben lönnen, anmalen c8 ol^n=
möglid^ ift, baß ber ®et)artcment8rat icbcSmal Don l^ier bortl^in gelten
unb atteS felber betfügen fann". ®er Äönig möd§te bal^er bon ber SJer«
^e^ung abfeilen, „©onflen muffen U)ir alleruntertdnigft bitten, bafe unS
itid^t l^ierndc^ft a^r Safl geleget toerbe, toenn ettoaS in 6. Ä. 9R. ®ienfl
ber ©egenb berfdumet toerben wirb" ^). S)er ffiönig Heß jid^ bon ber
Sdered^tigung biefer SJorfteQung aud^ überzeugen, aber eS war il^m nid^t
mel^r möglid^ bcn SScfel^l jurüdEaunel^men : „®er 6tat", fd^rieb er, „ifl
flemad^et, lann nit wieber umgeftoften Werben. 3d^ bin fel^r öor bie
Öcbanfen, auÄ ber ÄönigSbergifd^en ÄriegS- unb S)omdnenlammer ein
S)e))utationd» JSoUegium in Oberlanbe au fe|en, bie auf bie
4)oInifd^e Stmter beffer afö au8 Äöniggberg bcobad^ten foH, bie in fel^r
fd^Ied^te ©taub ftnb, ümmer 9?rot« unb ©aatlom l^aben wollen" *).
SBir fe^en alfo, wie fd^on fSfriebrid^ SBil^elm I. mit bem ©ebanlen
umging, für 5Jlafuren eine befonbere SJerwaltung einaurid^ten. ®odö
tam biefer !pian nid^t aur 5lu8fül^rung, unb a^^r je^t unb ft)dter nid^t,
weil, wie eS fd^eint, bie ÄönigÄberger Äammer bagegen war unb bie
^Ibfid^t beS ÄönigS a^ l^intertreiben Wufetc. S)enn Wie grofee 9lot il^r
<iud§ bie SSerWaltung ber ))olnifd^en Ämter bereitete, fo berwa^rte fte
fid^ bod^ eiferfüd^tig gegen eine @infd6rdn!ung il^rer 5Jladötf<)l^dre. 9lid^t
ol^ne SDBiberwiHen l^atte fie eS mit anfeilen muffen, wie ftd^ bie litauifd^e
2)e))utation in ©umbinnen aUmdl^lid^ bon il^r emanaif^iert l^atte unb
fd^liejslid^ a^^ felbfldnbigen Aammer erl^oben worben War. S)ie 91b«
1) Seric^t beg preu^ifc^en Jlammerpräfibenten oon fieggeroang unb beg
^ammctbirettot« bu S^lofe^, 24. Sanuar 1737. ». ®.©i (SJcrliner ®e§eimc8
@taat«arcl^it)) ©encralbireftotium, Dftpreufien, SRaterien, %xt 31, ^t. 19a.
2) @!arn)cit a. a. D. @. 93.
143] ^^m Stiebtic^ b. @t. unb bie Senoaltung SRafurend. 148
I5fung bet polnifd^en Erntet l^ätte aber Jtöntgd6etg t^ottenbd )u ebtet
jtammet )toetten älanged l^etabgebtütit. Sd mag ballet eine SBirlutts
bet SSotfteUungen bed ftönigi^betger ^täfibenten t)on SeSgetoang ge«
toefeti fein, toenn gfriebtid^ aSHt^elm im Saläre 1739, Bei feiner legten
Sntoefenl^eit in $reu§en, ben (Sebanlen an bie S)e))utationdgtünbung
aufgab unb SeSgetoang beauftragte, il^m )toei neue, ))oInifd^ f))red^enbe
State sur Setad^ierung nad^ SRafuren t^or^uf dalagen; gleichseitig fprac^
er bie Sbftd^t aud, bie ))oInifd^en S)e))artementd aur Srmdglid^ung einer
Befferen Sertoaltung öcrtteinem au tooÄen*).
9lo(^ el^e baS jur SluSfill^rung lam, beflieg gfriebrid^ n. ben Sl^ron.
(Sr l^atte fid^ fd^on afö Jlron^irins eingel^enb mit ber ))reu§ifd^en Jtammer«
t^ertoaltung befd^ftftigt unb mit 99ett)unberung baS erfolgreid^e SBirlen
ber (Sumbinner 99eprbe gefeiten. 3BaS lag bal^er naiver, afö bie gleid^e
Sinrid^tung in 9Jlafuren au fd^affen? $atte bod^ eben erft toieber bie
lommiffarifd^e Sereifung t)on ))oInifd^en Slmtem burd^ ben (Sel^eimen
gfinanarat b. fidP^art bie bringenbe aieformbebürftigleit ber bort l^en«
fd^enben 3wfl&^l>^ ergeben*). @Ieid^ bei feiner erflen SCntoefenl^eit in
AönigSberg nad^ bem älegierungiiantritt OuU 1740) f))rad^ bal^er Jlönig
gfriebrid^ feinen (Sntfd^Iu§ aud, in 9leibenburg eine befonbere Aammer«
be))utation au grünben ; Sedgetoang unb ber Jlammerbireltor 91 o f e ^ ,
bie beiben Seiter ber ))reu§ifd^-beutfd^en Kammer, tt)urben beauftragt, ein
ba^ingel^enbed ^rojeft boraulegen.
am 18. 3uU 1740 lamen fie biefem »efel^le nad6®). ©ie fü^en
aug, ba^ au i>^^ Aöniggberger Kammer 63 ^mter gel^örten, bie unter
ad§t älftte ate SoIalbepartementS t^erteilt toären. Srei bat)on l^fttten
über bie ))olnifd^en ämter bie älufftdgt, nftmlid^ Stolterfotl^ über:
DU^to, äll^etn, älrig, dd^^m, S^dE, @trabaunen, Sßolommen unb
3o]^anni8burg ;
t). ^fd^erdleben über:
angerburg, Sö^en, @J)erIing, ©el^eflen, ©arten , Sartenftein,
älaftenburg unb Sd^ippenbeil ;
unb Sftieger über:
Ofterobe, ^ol^enftein, 9leibenburg, Crteföburg, ^en^ut, Solbau
unb SQBiHemberg;
baS Smt Siebenmül^l, baS aud§ nod^ ))oInifd^ märe, gel^öte au bem
fonft beutfd^en S)e))artement beS 93arond t). S5ben; au^erbem tool^e
1) A. B., ». VI, 2. @. 38.
2) ©lalroeit a. a. D. ©. 201.
3) A. B., ». VI, 2. 6. 37 f.
144 9(uguft QMmit [144
ber Jhtegiirat t>. (Stumbloio ftänbtg in 9letben6utg, ,,umB )u
9Jlenaflterunfl ber 3«it btc botfattenbe ßjpebitione« in bcnen ÄmBtcm
befto acfd^toinbct au öemd&tcn". ?luf il^tc Sf^jc, oB alle J)oInifd&ett
Ämter ber ^tputaiion jujefc^laflen toerben foÄten, entfd&tcb griebrid^:
„^Ue bte Ämbter um 9leiben6urg, Orteföburg, Sol^anntdburg unb bie
ber @egenben bon ftönigSberg entlegene Ämbter.'' Slud^ bte in biefem
(SeBiete üejenben ©tftbte foMten ber S)et)utation unterfleHt »erben,
^tt bem Sorfd^Iage, afö @i| ber Deputation, flatt 9leiben6urg, Ortete«
Burg )u toMfUn, toax ber Jlönig einberftanben.
9luS biefen Idniglid^en (Sntfd^eibungen ift )u erlennen, bag bte
S)e))utatton eine fafl t)oII{ommen felbftänbige Sel^drbe loerben foUte.
(SS toar bal^er erllftrlid^, bag bie AdnigSberger ftammer bte Slugfül^rung
beS Sprojelt» au l^intertreiben bemül^t toar. 9lm 4. Slufluft 1740 fud&ten
SeSgetoang unb älofe^ baS @eneraIbireItorium bat)on ju überzeugen,
ba§ bie S)etad^ierung t)on ^toei ))oInifd^ f))red^enben Slftten erf))rieglid§er
fein toürbe, „unb e8 alfo feiner S)et)utation öor ber J^anb bebörfe,
anmalen e8 ol^ne große Äoften bod& nid&t toirb jefd&el^en lönnen" ^).
(Sleid^tool^I mußten fie aber im gfrül^jal^r 1741 Befol^Iener SRaßen ben
Salarien-Stat für bie se))Iante S)e))utation einfenben. S)amad^ foUte
biefe beftel^en: au8 einem ©ireltor, brci 3ldtcn, einem Sefretdr, Jlejift-
rator, Sftentmeifter , ÄontroHeur, Äafflerer, brei ftanaliften unb einem
Sanbmcffer. S)od6 fanbten fie biefen Serid&t nid^t ab, ol^ne gleid^aritifl
il^re frül^ere Sorftettunj a^ toieberl^olen*).
Sei eg, baß gfriebridö nunmcl^r il^rer SReinunj ©el^ör fd^enfte,
fei eS, baß er tjor ben mit ber ©rünbung tjerbunbenen Äoften autüd-
fd&redte, ber 5ßlan a^^f^Iufl fi<^ toicber. aber aud^ bie beantragte
SteueinflcHung öon a^ei 9ldten fam nid^t aut SluSfül^rung. ®ie Äammer
l^atte außerbem baS Unglüdt, fünf eingearbeitete 5KitgKeber au Verlieren,
eines ftarb, bie übrigen lourben öerfe^t, unter il&nen atoet ber tüd^tigften,
Slfd^erSleben unb ßöben, bie mit ber ßeitung anbrer ^rotjtnaial*
fammem betraut tourben. ®ie neu ernannten ÄriegSräte betoäl^rten
fid§ aber fd&Ied^t, ba fie „tcifö ber Slrbcit, tette ber ?lrt, bie ©ad&en
au tractteren, gar nid^t fünbig unb folglid^ erft in bie Jloutine lommen
mußten", über biefe SSerl^ältniffe Ilagten in einem Serid^te an baS
@eneraIbireftorium öom 6. 3Jlai 1743 5ßrdflbent unb Äammerbireftor®):
93or aUem toftren ed bie ))oInifd§en Ämter, bereu SSertoaltung il^nen
1) ». ®. @t. B. 92, yta^la^ ölument^al, 309. %r. A. ß., ». VI, 2. ©. 39.
2) SDafcIbft
3) A. B., ». VI, 2. @. 586 f.
145] ^'dniq ^iehvi^ b. ®t. unb bie Senoaltung 9)*^afuteniS. 145
grofee ©otje mad^tc. ©ie bcfSnben fld^ in fd&led^tcr SJetfaffunj unb
feien nid^t in ber Sage, aud^ nur bem gerinaflen UnglüdESfaÄ SBiber«
ftanb au leiften , „]o ba^ leine $oft abgeltet , too ntd^t augleid^ einige
SSetid^te abgefdöidtet »etben, lootinnen Selb t)ot Sefa^öiel^, ©ubjtflena«
getreibe, gutter ober 9lieberfd§Iagung ber Sftepe geforbert toirb". Äein
ÄriegSrat ntöd^te bal^er bie SJettoaltung ber Jiolnifd&en Stmter über«
nel^men, unb ©tolterfotl^ unb 9Uegcr, bie feit Salären t)oInifd§e ämter
unter fid^ l^fttten, trügen flänbig barum an, il^re S)e))artementd anbem
3U übertragen, ^an muffe pgeben, bag bie beiben State Urfad^e 5U
Kagen l^ätten: i^re ämter loären grog unb toeitiftuftg unb ba^er bie
'Sereifung befd^tnerlid^ ; bie Slrmut ber SetJötterung öerurfod^e öiele
ptnibU Unterfud^ungen, unb toenn babet aud^ nod^ fo gro^e $r&Iaution
angetoanbt toürbe, fo tonnte bod^ nid^t ausbleiben, ba§ in 93erlin bie
forttnöl^renben Serid^te über 9lu8fätte in biefen Ämtern unangenel^m
berül^rten unb foiool^I ben 9lat bed S)e))artement$ , afö aud^ bad gan^e
Äottegium in übten Ärebit bräd^ten.
II.
S)ie S3ertr»irrung unb SSerfa^renl^eit in ber flönigSberger SBertoaltung
iDurbe im Saläre 1743 baburd& nod§ bergrö^ert, ba§ ber ftöntg be*
fd^Io^, ben flammerbtreftor bu 9lofe^ jum ^räfibenten ber ßtebe»
5Jlinbenfd^en Äammer ju mad^en. 9lofe^ l^atte nun fd^on feit jel^n
Salären unter SeSgetoang bie Seitung ber flönigSberger Äammer gefül^rt
unb bei bem l^ol^en ?Kter unb ber ©ebred^lid^Ieit beS ^räfibenten eine
fel^r felbftänbige ©tettung eingenommen. @r mag bcSl^alb barauf ge«
red^net l^aben, Seögetoangä 9lac^folger p toerben, unb fd^Iug bie il^m
5ugebad§te SSeförberung au8. Ungnäbig barfiber, erteilte i^m ber Äönig
feine gntlaffung").
68 war fd^toer, für il^n einen geeigneten 9lad^fo(ger ju finben. S)er
ölte 5Kinifter bon ®öme, gl^ef beS erften, aud^ ^reufeen umfaffenben
S)epartement8 im ©eneralbireftorium, unb afö Sleorganifator DftpreufeenS
mit ben bortigen SJerl^ältniffen am beften belannt, toufete leinen bor-
jufd^lagen, „toobor er te})onbieren lönnte, mafeen bei bem l^erannal^cn»
ben 9llter be8 ^röflbenten ber ©irector ein ganzer SJlann fein müfete unb
biefe Äammer meitldujtger toäre, ate anbre". 9lm einfad^ften toürbe eS fein,
loenn man ben ötteften SRat ber flammer jum S)ire!tor mad^te; aufeerbem
empfal^l er für ben ^often ben ©umbinner ©ireftor b. Sreboto unb
1) A. B., SB. VI, 2. e. 578 f.
f?orf<^. 8. branb. u. preu|. (Befc^. XXI. 1. 10
146 SlttguS ©fatroeit. [146
bcn S)iteftor bet ßlebifd^en Äammet, &ttl^aax. 3n bem bataufl^tn
am 7. Wai 1743 erflatteten ^mmebiatBeric^te fd^Iog ft($ bad @enetal«
birettottum biefet üReinung an, toanbte jebod^ gegen bte Srttennung
&ttl^aax^ ein, baB et t)on @e6utt SßreuBe toftte unb in SIe))e laum
entbel^rt toerben Idnnte. 9lugetbem lourben bann nod^ ^toet anbete
TOdnnet in SSotfc^laj jebtad^t.
S)et ftönig to&l^tte abet feine bon oEen biefen $etf(ynlid^{eiten.
„SStebau", fd^tteb et, „]üU in ©umbinnenSpteflbent »etben, alfo mufe id§ i^n
bar laffen. @eell^aat tenne td^ nid^t, unb aus bet ))teuBtfd&en lammet
bient eS nid^t, ba^ bott einer Sireftet toitb, id^ mu^ bat einen ted^ten
hardien, tüd^tigen Aetel l^aben, bet fd^on gel^eitatet ift unb botten*
feinen älnl^ang l^aben fann, unb bet meine Otbetd fonbet 6tntt)enbung
e^fecutitet." Satauf em))fa]^I bad @eneraIbireltotium toiebet stoei anbte
IBeamte, unb bon biefen toutbe htx lutmfttlifd^e AttegS* unb Somftnen«»
tat ftellnet bom Aönige audgetoftl^It ^).
Äellnet toat ein SRann in ben Beften Saluten, 41 Salute alt, unb
feit 1723, too et, toie et fJ)Stet einmal fajte^), jejcn feinen SQBunfd^
bap ernannt toutbe, ^itglieb bet futmätlifd^en Jlammet. 9lfö foId^eS
mu§ et, »ie man auS feinet Sefötbetung aum ÄöniaSbetget Äammef
biteltot fd^Iie^en batf, nid^t ol^ne 9Jletiten getoefen fein. Unb bod^
flettte fid§ feine Ctnennung ate ein atget iJel^Igtiff ^etauS. S)en fd^toetcn
anfotbetungen , bie bet ÄönigSbetgct Soften an il^n mad^te, jeigte et
fld^ nid^t gctoad&fen. ©o toutbe et baS D})fet feiner bot eine ju gtofee
3lufgabe geflettten Unaulönglid^feit. SBie e8 Seuten gel^t, ba§ fie bie
Seutteilung füt baÄ 5Jla6 il^tet Ätäfte betlieten, loenn fie J)Iö^Iid& unb
unbetbientettoeife öot eine 5lufgaBe geftettt loetben, bet fie fid& innet-
lid^ nid^t getoad^fen füllten, — fo fül^tte il^n feine gtl^ebung au eittet,
faft Bis sum ©tößentoal^n auSattenben ©elbftbetounbetung. Sa^u trug
bet ftdnig, gan^ loaS anbetd beabfid^tigenb, nod^ felbet bei. @t befallt
nämüd^ Äellnet bot beffen 9lbteife nad^ 5}teu6en aut Stubienj, um il^n
J)etföntid6 a« iufltuieten. übet ben Snl^alt biefet münblid^en Snfttultion
ift weitet nid^tS belannt gewotben, bod^ l^atte fie bie SBittung, ba^
Äettnet eine gewaltig l^ol^e SotfleHung bon bet Sebeutung feinet ^ßetfon
belam unb fic^ »ie au einet l^eiligen 91liffion bctufen glaubte.
S)em entfj)ted^enb war fein ?luftteten in bet i^m untetfteHten Se-
l^ötbe. 3ln fid& fd^on mufete feine Stellung leine leidste fein. S)et alte
SeSgewang l^atte nur ungern feinen langiäl^tigen TOitatbeitet Sftofe^
1) A. B., fQ. VI, 2. @. 578 ff.
2) A. B., ». VII, e. 88.
147] Äöntg gdcbric^ b. ®t. unb bie Senoaltung 3Rafuren«. 147
fd^eiben feigen unb empfing beffen ^lod^folger nid§t getabe mit fßofiU
tDoUm; bie JfatnmermitgUeber, mißmutig batfiber, ba^ nid^t einet aud
il^ret üRitte ben $o{len erl^olten l^atte unb il^nen ein mit ben ))teuBif(^en
SSetl&ältniffen nit^t öerttauter SSetliner 9lat Slntoeifungen geben tooÄte,
brad^ten bem neuen Siteftor öon öoml^erein J)affltjen SQBibetftanb ent*
gegen. Untet fold^en Umft&nben ^ett bet Situation p metben, baS
erforbexte Salt unb (Sefd^idE. ÄeHnet fel^lte beibeä, ja et trug ein fo
unaudftcl^Iid^ed Senel^men jut Sd^au, ba^ ftd^ bie (Segenfft^e betfd^ärfen
mujsten. SSot aUem toat ed bie gel^eime münblid^e ^nfttuttion, bie
il^m im Jlo))fe ]pVLttt, unb auf bie fiä) berufenb, er aud^ jeben geredet*
feitigten Sinwanb gegen feine Wagnal^men sutüdEmied. S)a aber biefed
beflönbige @id^brüßen mit befonberm töniglid^en SSertrauen nid^t im
(Einllang au [teilen fd^ien mit ber geringen Seiflungdfäl^tgleit bed Sireltord,
]o toai bad nid^t bad redete SJlittel, um Slutorität au belommen.
(Ed lam bal^er balb au offnem SBiberftanb. Aornmann, ber atoeite
S)ire!tor unb lool^t baS tüd^tigfte ^JlitgUeb ber Äammer, öetliefe einmal
mit UntoiUen bie ©i^ung^ afö JleUner t)on il^m bie ^Ibftnberung etneS 93e«
rid^ted t)erlangte unb biefed (Srfud^en nid§t fad^ttd^, fonbem bamit be«
gtünbete, ba| fein Urteil tool^I beffer fein müfete, ba il^n ©. Ä. SR. afö erfien
Äammerbireftor beflettt l^ätte *). (gin anbermal l^atte Äommann in ?lb«
toefenl^eit ÄeHnerä ein tjon biefem enttoorfneS Äonae})t öerbeffert. Ob-
too^l eS bann AeUner in ber neuen ^orm mit unterfd^rieben l^atte^
mad§te er f))ftter ftommann über biefe älbänberung Sortoürfe, toorauf
er bie änttoort erl^ielt, bie 3leIation l^ätte fd&led^terbingÄ fo nid^t paffleren
lönnen, ba fle „a^ gefünflelt" getoefen to&re. „^en ©el^. Ärieggrat
Äettner", l^ei^t e8 in bem ^rotoIoÄ, „bäte fld^ l^ierauf au«, il^n mit
bergleid^en Soriourf au t)erfd§onen, fonft er ftd^ genötigt feigen toürbe,
nad) ber bon ©. Ä. 3R. münblid^ il^m attergn&bigft erteilten Snflruftion
burd^aufal^ren/' Sd^lagfertig ertoiberte Aornmann: „S^m toäre bie
löniglid^e münblid^e 2(nftrultion, toorauf man fid^ berufte, nid^t belannt,
unb ba ber ^err ©e)^. 9lat nod^ a^r Qdt baoon leine Eröffnung getan,
fo berlangte er fold^e aud& nid&t a« toiffen." @r l^fttte aber gleid^fatt«
eine 3nftruction, unb bie l&Stte er fd^riftlidö; il^r mft^te er unb
toürbe er in aUen StüdEen nad^aulommen fud^en^).
Siefe Seifj)iele itiitn, ba§ ber in ben Si^ungen gefül^rte Üon
toenig erbaulid^ toar. über Aommann, ber fld^ bed löniglid^en äBol^tooUend
erfreute, loagte Äettner nid^t, fid§ ofPaiett a« befd^weren. dagegen filierte
1) A. B., ». VI, 2. @. 745.
2) A. B., «. VIl, 41 f.
10*
148 Sluguft ©farweit. [148
fein fßnfßUm^ au onbent Släten Sntlajfungen l^etbet. Stoltetfotl^,
ber fd^on fett 1723 im ftoUegium ]ai, mochte fid^ bem neuen ftammet'
birettor nid^t fügen, U)eil et fid^ t)on i^m fd^itaniett glaubte. AeEner
toarf il^m öot, ba§ ex fld& nid^t an feine anweifungen feierte unb il^m
5u geringe Sld^tung beseugte; er fäl^e, bag ,,mit ber biSl^erigen gelinben
5lrt, bic er gebrandet", nid^t tneiterjulommen tnäre, unb er ftd^ imme«
biate an ben Äöntj toenben müßte. S)en Äriejgrat Sd&lemüIIer
bcfd^ulbigte er einer „gar ^n loeit gel^enben })offlonierten ^roteftion"
für einige S)omdnenp&d^ter unb U)arf il^m im fetten altem bor, baß et
es aud^ an ber nötigen Sld^tung gegen il^n fel^len ließe. S)em Jhiegg«
rat 9li^e tonnte er nid^t berl^el^len, baß er ftd^ mel^r SRül^e geben
müßte, baS au etfaffen, toad einem Sepattementdtat au toiffen nötig
to&n unb au tun obläge. St btol^t mit 3nimebiatbetid^ten an ben
Aönig, um eii bann abet bod^ toiebet bei aUgemeinen (Stmal^nungen unb
Sd^elten bemenben au laffen. 9lfö bann fteUnet tt)enige £age fpdtet
Stolterfot)^ tt)iebet SSottoütfe übet feine S)e))attement8fü]^tung madgt,
ermibett il^m bicfet, et möd^te bod& nut einmal in feine Ämtet teifen,
bann mütbe et felbet feigen, baß feine 9lntoeifungen unauSfül^tbat feien.
S)a biefet S3ottoutf Äettnet ttaf, benn tto| feinet nun fd^on mel^t»
iäl^tigen Sitettion mat et auS JtönigSbetg nod§ nid^t l^etauggefommen,
fo tt)ußte et barauf nid^tS anberS au fagen, afö baß et fld^ auf feine
ftül^eten (Stfolge in bet Äutmat! betief unb toiebet eine ©tol^ung au8«
f^jtad^. Älutaetl^anb na^m barauf ©toltetfot)^ feinen äbfd^ieb^). ®a8
aweite C<)fet Äettner« toar ber ÄriegSrat 9li^e, über ben er bem Äöntg
]^interbrad§t ^atte, baß er tt^ol^l ein fd^led^ter Sdgulmeifter, aber niemals
ein tüd^tigcr Äriegdrat »erben fönnte; er tourbe cbenfatt« entlaffen^).
Slußerbem erlitt bie Äammer bann nod^ einen enH^finblid^en SJerluft
butd^ ben Sob beg tüd^tigen Ärieggrat 3lieger (4. 3uni 1746)®).
S)er „Sftrm" in ber ÄönigSberger Äammer tourbe, mie fld& ber
$räftbent bon Se$gett)ang audbrfldte, immer größer. @d^on im
Slpril 1746 l^atte biefet öerbiente Seamte, ber lefetc öon ben be-
beutenberen 3Jlitarbeitem gfriebrid^ SQBitl^elmS I. an ber SBieberl^erftellung
CftpreußenS, um feinen äbfd^icb gebeten. S)em SJlinifter t)on Slumen»
tl^at gegenüber red^tfertigte er biefen Sd^ritt mit einem 9lugcnleiben
unb feinem fd^led^ten ©efunbl^eitSauflanbe, toeil aur Seitung ber ÄönigS-
berger ftammer ein SJlann gel^örte, ber gute älugen l^dtte, t)on gefunber
1) A. B^ ». VI, 2. S. 907 ff.; VII, S. 39.
2) A. B., ». Vn, 54 f., 71 f., 74.
3) A. B., ». VII, 72.
149] ^önig t^riebtic^ b. ®r. unb bie Senoaltung SRafutend. 149
unb tobuflcr Slatur unb öiflilant toätc; ouBerbcm fei eS „fel^t feitfibtc
mit Seutett 5U arbeiten, bie )um Seil anbete, oud^ tt)o]^l münblid^e
^el^eime ^nfttuctioned t)on @r. ü. ^. ^u l^aben t)otge6en unb ol^ne
9taifon mit iebermann fid§ btouiUieten unb aUed burd^ eine unerlaubte
atrroflance in bie ftußerfte ßonfujton fe^en". „3d& tnünfd^e inbeffen
meinem @ucce{fori mel^r Soutien, aU i(^ gel^abt, unb ba^ ed ein fo(c^er
fein möge, bet bad Sanb unb bie Umbflftnbe bedfelBen {enne ober bod^
ftd^ fogleid^ anfangt 6e{annt mad^e. SBer aber in brei ^al^ren in leine
^mter lommet unb bie älnfd^läge in feiner Kammer mad^et, ber ta))))et
getoiB im fjinflem." 3« ^i^^m ft)ftteren ©d^reiben an Slumentl^al
fagte er offen l^eraud, ,,bajs bed p. AeUnerd . . . bi^l^erige Semard^ed
unb ber fd^Ied^ten ^ülfe, bie er an il^m gel^abt, fein Seben auf 10 Stal^re
öertüraet" *).
Vergebend fud^te 9(ument]^al ben ^äfibenten t)on feinem Sor*
l^aben absubringen. Sud^ ber üRinifter tnar lein f^reunb fteUnerd, ben
er für einen fd^Ied^ten Arbeiter l^ielt, unb ber ,,ofte au leiben ^al^ren
nid^t bie Jtammer betreten, fonbem unter bem $räte|t, ba§ er su
^ufe arbeite, babon geblieben, mobon bod^ tnenig ober nid^ted )um
SSorfd^ein getommen''. SSlumentl^l betoirlte bal^er eine ä^erfftgung, ba^
toöd^entlic^ ein3oumal bon ben Si^ungdberid^ten ber ftdnigdberger Kammer
an bad @eneraIbireItorium gefanbt merben foQte ;. sugleid^ n)urbe AeUner
«rmal^nt, bie @i^ungen nid^t )u berfäumen. S)a8 l^tte bann aud^ ben
<SrfoIg, ba§ biefer ben ftonferensen nunmel^r regelmäßig beiu^ol^nte, bod^
»urbe bamit bem Uniglid^en Sienfl, „mel^r gefd^abet, afö gebortelt,
angefel^en er ftd^ fd^Ied^tl^in bad ^ftflbium arogieren moSen unb ftd^
bantiret, aud^ gegen iebermann in Sidcurfen l^eraudgelaffen, toie ber
Äönig il^n jum birigierenben SJlinifire über gana Sprengen beclarieren
unb außer bed Aönigd l^öd^flen $erfon bon aUer anberen S)e))anbance
befreien toürbe'' *). ©leid^tool^I l^atte Slumentl^al Äettner, folange er im
Slmte loar, niemals bie nötige Unterftü^ung berfagt unb ol^ne meitered
bie beantragte (Sntlaffung Stolterfot)^ unb 9li^ed beim Aönige befür*
U)ortet. S)od^ ermal^nte er il^n aud^, ftd^ nid^t fogleid^ über iebe @ad§e
au ed^auffleren, ba burd^ bie bielen 3&ntereien ber Sienft nid^t geförbert
toürbe®).
Sebor nod^ Sedgetoang aud feiner @teUung audfd^ieb, foUte er bie
1) Über bie »erabfc^iebung unb ^«nftoniecung Seägeroangä ogL: A. B..
So. VII, @. 44 f., 51 f., 56, 79, 97 f.
2) A. B., ». VII, @. 89 f.
3) A. B., ö. vn, e. 73 f.
160 »uguft Sfarrocit. [150
(Genugtuung l^aben, bQ§ nun enbltd^ aud^ bem Jlöntge bie Slugen über
ÄeHnet geöffnet lourben.
& toax bie 9}ertt)Qltung bet ))oInifd§en ämter, bie ben Slnla^ gab.
Siefe @egenben l^atten fd^on feit bem ^a^xt 1744 toithtx atg unter
äKel^fterben unb ^i^toad^d gelitten. %U im Sommer 1744 Sedgetoang
babon betid^tete, l^otte il^n bet Jlönig angemiefen, il^n mit fold^en 33ot«
fteUungen nid^t gu Bel^eüigen: „9.^ finb fold^ed Sad^en, fo t)on @ott unb
bet 9latut balb l^iet unb ba öetl^änget toetben unb alfo mit Fermetö unb (8e«
laffenl^eit etttogen loetben muffen." *) ®Ieid§too^l l^atte Seggeioang im gtül^«
jal&t 1746 bie Älage »iebetl^olt, unb aß nun aud& bie bott gatntfonietenben
Cfftaiete übet ben 9lotftanb betid^teten, mutbe bod^ bet Aönig ftu^ig
unb l^eifd^te bon JteKnet SCudhtnft, toeS^alb et babon nid^t^ gemelbet
^Stte. SRit ben batauf etfiotteten Sendeten war gtiebtid^ toenig p»
ftieben/ fle mad^ten butd§ i^ten „elegiaquen Stil" unb ,,bag ganj baguc
unb genetale Älagen" auf il^n einen fd^Ied^ten ginbtudt*). SBenigc
Zage flJfttet — am 18. 5Kai 1746 — gab et il^m ben fitiften »efel^l,
„fogleid^ in bie fogenannten ijolnifd^en Slmtet au gelten unb ben Swftanb
bet bottigen Untettanen genau unb gtünblid^ a^ untetfud^en" *). (S^t
i^n aber biefct Slufttag etteid^te, l^atte Äellnet bem Äönige (am 13. 2Rat)
atoei neue ©d^teiben gefanbt, etfüHt bon @d§ilbetungen botgefattnet
Settügeteien unb boUet Sefd^toetben aud§ übet bad @enetaIbiteItotium,
bei bem et butd^ feine S3etid^te Slnftofe ettege. ?luf gtiebtid^ betfel^fteu
biefe ftlagen t^bUig bie beabftd^tigte SBitlung; et etmal^nte ben
Äammetbiteltot a^^ ©ubotbination untet ba8 ®enetaIbiteftotium , bie
fid^ fel^t XDoi^i betttüge mit bet il^m münbUd& etteilten Snfttultion.
,,3Benn ^l^t beibeS lombinitet, aud^ Sud^ babei in ben @d^tan{en bet
gel^ötigen 5Jlobeftie l^altet, unb a^Jat bie reine SBal^tl^eit unbetl^el^Iet^
jebodö in gebül^tenben Cjptefflonen fd^teibet, fo !ann unb mufe SJlein
®ienft babutdö ted^tfd^affen gefd&el^en." „hierbei aber toiff 3d§ (5ud^
nid^t r>tx^alim, toie 3d^ aud bem, fo ^l^t bidl^et bedl^alb gef daneben
l)abet, faft foiH)connieten mufe, ba§ 3i^x batin b^tfonelle Slffecten,.
Satonfien unb gf^inbfd^aften mit einfled&tet*)".
6d ift eine t)ielfad^ gemad^te 93eobad^tung , ba§ ^od^mut unb
Selbftübetfd^ö^ung in Aleinmut unb 3etfoIgungdgeban{en umfd^Iagen
{bnnen, fobalb bie SBitllid^teit mit littet ^auft bad @ebftube eitler
Selbfttäufd^ung itx\ä)l&ii. S)ad ^tx^it fld^ aud§ bei JteUnet, aU
1) A. B., ». VI, 2. 6. 811,
2} A. B., ö. VII, e. 43 f.
3) A. B., ö. VII, ©. 54.
4) A. B., ö. VII, ©. 47.
151] Äönig gticbrid^ b. @r. unb bic SJcrtoattung aWafurcnS. 151
er bic löntfllid&c ©nabcnfonnc nunmcl^r finlen \a% %m 30. 3Jlax
crftattct er öon Jlaftcnburg au8, ©ol^tn er bei feiner älmterBereifung'
pndd^ft gefommen toar, einen t)ertt)orrenen fömd^i über ben t)or-
gefunbenen 9lotftanb : mit feinem Stop] totU er bafür fiel^en , ba^ t)on
i^m unb ber Aammer aUed gefd^el^en fei, um ben fd^Iimmen gfo^fl^n bed
aRifetood^feg ju begegnen, benn bie ©ci^ulb löge ,,feine8wegca an guten
Crbnungen, fonbern einzig unb allein an treuer Befolgung bererfelben" ;
bod^ ]pxxd)i er g(eid§seitig feiner älmtdfü^rung felbfl ba$ Urteit, menn
er l^inaufügt, ba§ „hx^üt^atb j&l^rigeg Sitten, gleiten, münblici^eS unb
fd&riftlid&cg (grinnern, (Srmal^nen, aBarnen, ja anlegt gar ©rollen" nid§tÄ
l^abe l^elfen UJoUen, unb er nun je^t ,,mit bem grögeften SQBtberwiUen unb
mit ungemeiner Älrdnlung feines reblid&en ©emütS" ben Anfang mad&en muffe,
„burd^augreifen, um baburd§ bie Sad&e ein anbereg Slnfel^en ju geben".
(Sin gefe^teii @emüt fei erforbert Sorben, um bie ^Ibftci^ten bodl^after
geinbe au l^intertreiben, toeld^e il^r äufeerfteS getan, atteg in Unorbnung
unb 3}ertt)irrung au bringen. 9lur um bem Äönig bie Srunnenfur nid^t
au öerberben — gf^iebrid^ loeilte bamalS in ^^rmont — xootit er il^n
nidbt mit unangenehmen äSerid^ten bel^eUigen unb il^m Singe offenbaren,
bie il^n in bie größte Serwunberung , in ßrflaunen fc^en Würben*).
9lm 9. 3uni fenbet fteHner einen neuen Smmebiatberid^t unb a^ar burd^
ßftafette. gnebrid^ bermutet eine befonberS loid^tige Sotfd^aft, mufe aber
au feinem Sefremben erfel^en, ba§ ba8 ©d^reiben „au8 nid§t8 atö au8
fd^Ied^ten unanftänbigen ftlagbcn unb Querelen beftel^t" unb „fo finbifd^e
unb unüberlegte SludbrüdEe'' entl^ftlt, tt)ie man fie lool^I an eine atte gftau
fd&reibe, nid^t aber bem Äönige burd^ gflafette mitauteiten <)flege^).
®ie Unaufriebenl^eit bcg ÄönigS mit feinem Äammerbireftor wSd^ft,
aö er au8 feinen Sabetten erficht, ba§ ber })reu6if4e SuttercjlJort, um
beffen görberung fld^ fein löniglid^er Satcr bie aHcrgröfetc SJlül^e ge-
geben l^atte®), um 85 ^roaent gefunlen toar. aBcnn er fld^ bicfc Sat«
fad^e vergegenwärtige, fd^reibt er am 19. 3uni an Äettner, „fo toeife 3d&
nid^t, toaS 3d6 batjon l^alten, nod^ bon bem in allen 6uren ©d^rciben
fo fel^r gcrül^mten fjleife unb 6ifer bor 5Keinen S)icnfl gcbenfen foü,
bielmel^r mug 3d^ (Sud§ (Sure barunter begangene fd^led^te Überlegung
unb 9lad§läfftgfeit berloeifen, mit ber (Srinnerung, (5ud^ fold^e unb ber-
gleid^en importante ©ad^en angelegen fein au laffen, l^ergegen Sud^ beg
unnötigen S^nUn, ftlagen unb 9ladtenfd§lagen8 , loie 3d& &ud^ le^tl^in
1) A. B., ö. VII, S. 54 f.
2) A. B., 33. VII, ©. 72 f.
3) «9l etalweii a. a. 0. S. 171 f.
152 «uguft ©farwcit. [152
fd^on gefd^rtebett l^abe, gftn^ltd^ ^u entl^alten, bomit 3d§ t)on (Sud^ au<
trieben au fein mel^t Ütfod^e l^aben möge" *).
9l6et el^e AeUner biefe erneute SBatnung erl^olten, fenbet et am
11. unb 16. 3uni )tt)et 93riefe, bie aUed biiil^erige Ü6et6teten. @o 6e«
fd^ulbigt er Sedgetoang, ber oUeg anbre, a(d ein Intrigant toar, er l^abe
ed barauf abgefel^en, il^m ben maleren {öniglid^en Sienfl burd^ aUerl^anb
jlunflgriffe Befiönbig fd^n)erer ^u mod^en unb fein @emüt unb beffen
tt^enige Jträfte in Unorbnung unb 3ertt)irrung ^u fe^en. Seggemang
unb ftornmann l^dtten fld^ t)erfc^moren , feine (S^re, aU bad wertefte
ft(einob nad^ feinem Se6en, burd^ mand^erlei Serunglim))fungen auf baS
em))finb(id^fle 5U t)erle^en. S)od^ er kd^e üBer bie Sodl^eit feiner gfeinbe :
„5)enn baburd^ »irb enblid& ber treue ÄeÄner geatoungen, ol^ne eitlen
Slul^m, raeld^er je^o nod^ mel^r toxt in meiner 3ugenb t)on mir entfernet
ift, einmal ben Kdrejlen SBcin einjufd^enlen , wotjon bigl^ero eine un»
gefd§min{te SSefd^eibenl^eit unb ed^te Siebe gegen biejenige ftammer, meldtet
id§ üorgefe^et bin, mid§ abgel^alten l^at.'' (5r felbft fei fld^ feiner 5ßflid§t«
t^ergeffenl^eit betonet, ^^^öd^te id^ mit SBal^tl^eit mid^ rül^men {önnen,
@ott aUe^eit fo treu afö bem töniglid^en ^aufe gebienet su l^oben, mürbe
id§ ben unfd^ä^baren SJorfd^madE berienigen ©eligfeit, meldte ber be»
ftimmte Sol^n bQt)or ift, fd^on in biefer SBelt nod^ !räftiger mie j[e^o
em})finben.'' ©eine ©efunbl^eit fei aHerbing« infolge ber öielen 5luf=
regungen fel^r gefd^mädöt. „3d& toitt aber mit gfreuben mein öiettcid^t
nur annod^ lur^eg Seben aufopfern, aud§ bie übrige Seibed' unb @emütd»
frftfte baran fe^en, glüdEIid^ere Untertanen in ^reu^en ju öerfc^affen
unb baburd§ be$ grö^eften ftönigeg, ben ber ßrbboben tr&get^ unfterblid^en
giul^m aud^ l^iefelbft au öereroigen" ^).
S)er ©d^Iufe, ben ein l^arter SSerftanbeSmenfd^ wie ^riebrid^ ber
@ro|e aud biefem fentimentalen @emifd^ t)on (SiteUeit unb S3erfoIgung$>
gebanlen ^iel^en mu^te, fann nid^t übenafd^en. (Sr fanbte bie beiben
93erid§te an SSIument^al unb t)ertraute il^m an, er muffe auf @runb
bed 3n]^altg unb ber ungeioöl^ulid^en unb tounberbaren ©d^reibart faft
urteilen, ,,ba^ biefer ^ann bad UnglüdE l^abe, in eine ^au))tfd^toad^]^eit
verfallen au fein'' »). »lumentl^al beftdrfte ben Äönig in biefer «nfid^t
unb ]pxaä) ftd^ mit ungefd^minlten SBorten Über ben el^emaligen SSer»
trauenämann auS*).
1) A. B., «. VII, ©. 81 f.
2) A. B., ». VII, @. 83 ff.
3) A. B., ». VII, e. 83.
4) A. B., ». VII, ©. 89 f.
0.
153] ^önig gricbrid^ b. ®r. unb bic «erroaltung 3Äafurcng. 153
am 27. 3um 1746 crl^ielt ftettncr feine gntlaffung. — Unb
bamit biefe Spifobe aud^ nod^ t^ren ttagitomifd^en 9l6fd§Iu^ l^ätte, fanbte
ber geftüxite ^elb auf ,,bie erbauliche 9lad&rtd§t" ein ©d&reiben an ba«
©eneralbireltorium ^). gt banit barin für bie i^m ertoiefene @nabe,
<8e)D0gen]^eit unb gfreunbfd^aft , bittet um 9}ergebun8^ xotn er ol^noer-
fd^ulbet beleibiget, bergibt t)on gansem ^er^en aOen feinen dffenttid^en
unb l^eimlid^en fjeinben unb tnitt nie aufl^ören, felbige in feiner 6in«
famfeit p lieben. ,,@d^tie|lid^ toünfd^e unb Verlange nid^td mel^r
in biefer unbeftänbigen 3Belt ald bie unberl^offt burd^ meinen ^bfd^ieb
^iefelbft gefunbenc "Siu^t, unb inerbe über bcn beüorjlel^enben Ort ber»
felben folgenbe äBorte fe^en:
Inveni portom; Spes et Fortuna valete!
Sat me losistis, ludite iam alios!*'')
m.
Sie (Sntlaffung AeQnerd unb bie einige SBod^en borl^er erfolgte
c^renboHe ^enponierung ßeggeinangS boten bie mißfommene ©elegenl^eit,
eine Sleorganifation ber Aönigdberger Kammer bor^unel^men. 3Bie not«
menbig biefe mar, barüber ^atte ftd§ Sfriebrid^ fd^on mel^rmald auS«
gefprod^en unb nod^ (Snbe 3Rai, bon ^rmont auS bem ^inifter
Stumentl^al gegenüber feiner Unjufriebenl^eit über biefe Seprbe berebten
9lu8brudt gegeben®): ,,S)ie Sonfufton mürbe bort bon 3rit au 3^^
^rö^er/' mit bem Äammer«ß5traorbinarium — baS mar ba« für aufeer*
orbentlid^e 9lu8gaben auägefe^te CtaSquantum *) — mdre fo fd^tec^t
l^audgel^alten morben, ,Mi ba^er auf bie Se^t nid^td anberd als bad
grö^efke Sonfufiongmer! entflel^en lann, unb bafeme ber Äammer nid^t
hierunter genauer auf bie fjinger gefeiten mirb, aß bigl^ero nid^t ge«
fd^el^en ift, atteS in eine ejtricabte S3ermirrung geraten unb 3d& fomol^l
als bad Sanb in conftberablen @d§aben !ommen mu^/* 9luf aUe feine
(grinnerungen bon befferer Crbnung, äccurateffe unb Sflei^ l^dtte man
in Königsberg menig (Sgarb genommen, ,,fonbern bielmel^r aUeS in bem
alten ©obe gelten tajfen."
1) A. B., «. VII, @. 101.
2) m ift bad fein tlaffifd^ed , noc^ nac^f (afftf c^ed 3ttat , tote ber metrtfd^e
geiler „iam alios" beioeift, fonbern wirb ein (graeugniS t)on ÄcttnerS eigener
aWufe fein.
3) A. B., 35. VII, @. 51, 52 f.
4) »gl. ©falioeit a. a. 0. @. 303. Äönig gricbric^ §atte btcfe ©umme
tnfofern geJürst, al« er baDon 30000 a;alcr ju feiner befonbern 3)i«pofltton
aurütfgefteUt f^aite.
152 auguft Btalmtxt [152
fd^on gefd^rtebett l^abe, gdnaltd^ ^u entl^alten^ bamit 3d§ t)on (Sud^ au»
Iticben ju fein mcl^r Ürfad^c l^aben tnöfle" ^).
9lbcr el^e ftcHnet bicfc erneute SBarnunfl crl^alten, fenbet er am
11. unb 16. 3um awei ©riefe, bie attcS bi^l^eriflc überbieten, ©o be=
fd^ulbigt er Seggett)an((, ber oUeg anbre, alg ein Intrigant tt)ar, er l^abe
ed barauf abgefel^en, il^m ben maleren löniglid^en S)ienft burd^ oQerl^anb
Äunftflriffe beftönbij Jd^toerer ju mad^en unb fein ©ernüt unb beffen
tocniöc flräfte in Unorbnung unb SSerwirrung ju fe^en. Seggetoang
unb Jtornmann l^ätten fid^ t)erfd§rooren , feine @^re, aU bad U)ertefte
Äletnob nad§ feinem ßeben, burd§ mand^erlei S3erungnmt)fungen auf ba8
eml)finbKd§fte au öerle^en. S)od^ er tad^e über bie SoSl^eit feiner gfeinbe :
„S)enn baburd§ loirb enbUd^ ber treue ftettner geatoungen, ol^ne eitlen
giul^m, roeld&er je^o nod^ mel^r toie in meiner 3ugenb öon mir entfernet
ifl, einmal ben ftöreften SBein einaufd^enfen , tooöon bigl^ero eine un«
gefd^minfte SSefd^eibenl^eit unb ec^te Siebe gegen biejentge ftammer, meld^er
id§ üorgcfe^et bin, mid§ abgel^alten l^ati" @r felbft fei ftd§ feiner 5ßflid^t«
öergeffenl^eit bewußt. ,,2Röd§te id§ mit SBal^rl^eit mid^ rül^men fönnen,
@ott aUeaeit fo treu atö bem löniglid^en ^aufe gebienet au l^aben, n^ürbe
id^ ben unfd^ä^baren SJorfd^madE berjenigen ©eligleit, meldte ber be«
ftimmte Sol^n babor ift, fd^on in biefer SBelt nod^ frdftiger »ie je^o
emljfinben." Seine ©efunbl^cit fei atterbing« infolge ber tjielen 9luf=
regungen fel^r gefd^toäd^t. „3d& tt)itt aber mit gteuben mein bietteid^t
nur annod^ luraed Seben aufopfern, aud§ bie übrige Seibeg« unb @emütd^
fröfte baran fe^en, glüdtüd^ere Untertanen in ^reußen a« öerfd^affen
unb baburd§ bed grö^eften JlönigeS, ben ber ßrbboben tr&get, unfterblid^en
giul^m auc^ l^iefelbft au bereroigen" ^).
S)er ©d^luß, ben ein l^arter S3erftanbe8menfd§ toie ^riebrid^ ber
@roße aud biefem fentimentalen @emifd§ bon (Sitelleit unb äSerfoIgungS»
gebanlen ai^^^u mußte, {ann nid^t übenafd^en. (Sr fanbte bie beiben
SBerid&te an Stumcnt^at unb bertraute il^m an, er muffe ouf ®runb
bed 3n]^altd unb ber ungetoöl^nlid^en unb tounberbaren ©d^reibart faft
urteilen, „baß biefer ^ann bad UnglüdE l^abe, in eine $au))tfd§tt)ad^]^eit
berfaHen au fein"^). Stumentl^at beftdrfte ben Äönig in biefer ?lnfid^t
unb fprad^ fid& mit ungefd^minlten SBorten Über ben el^emotigen Ser=
trauenSmann au8*).
1) A. B., «. VII, ©. 81 f.
2) A. B., ». VII, @. 83 ff.
3) A. B., «. VII, @. 83.
4) A. B., ö. VII, ©. 89 f.
153] ^önig griebrid^ b. ©r. unb bic «emaltung 3Äafurcn«. 153
am 27. 3um 1746 ctl^ielt ftettner feine gntlaffuna. — Unb
bamit btefe Spifobe aud^ nod^ t^ren ttogitomifd^en 9[6fd^lu^ l^tte, fanbte
ber jeflütate ^elb auf ,,bte erbaulid&e 9lacftttd&t" ein ©cftteiben an ba«
@enevaIbireItorium ^). 6t bantt barin für bie i^m ertoiefene @nabe,
<8ett)ogen]^eit unb gfreunbfci^aft , bittet um Vergebung, toen er ol^nt^er*
fd^ulbet beteibiget, t)ergibt bon ganzem ^er^en aUen feinen öffentüd^en
unb l^eimlid&en fjeinben unb Witt nie aufhören, felbige in feiner 6in-
famfeit p lieben. ,,@dgneg{id^ U)ünf(i^e unb berlange nid^td mel^r
in biefer unbeftänbigen 3BeIt afö bie unt)er^offt burd^ meinen 9lbfc^ieb
^iefelbfl gefunbene 9tü^t, unb tnerbe über ben beöorjlel^enben Ort ber»
felben folgenbe SBorte fe^en:
Inveni portum; Spes et Fortuna valete!
Sat me losistis, ludite iam alios!*'*)
III.
S)ie (Sntlaffung fteUnerd unb bie einige äBod^en borl^er erfotgte
e^renboUe $enftonierung SeggetoangS boten bie U)tUfommene @e{egen^eit,
eine SReorgantfation ber ftönigSberger Äammer boraunel^men. JBJie not-
menbig biefe U)ar, barüber l^atte fid^ Sfrtebrid^ fd^on mel^rmafö auS«
gef))rod^en unb nod^ Snbe 3Rai, bon ^rmont aud bem 9Jlinifter
Slumentl^al gegenüber feiner Unaufriebenl^eit über biefe SSeprbe berebten
?lu8brudt gegeben®): ,,S)ie Sonfufion würbe bort bon 3^it iu 3^^*
größer/' mit bem Äommcr«ß5traorbinarium — baS toar ba« für aufeer*
orbentlid^e SluSgaben ouägefe^te CtoSquantum *) — lodre fo fd^Ied^t
l^audgel^alten morben, ,Mi ba^er auf bie Se^t nid^tS anberd ald ha^
gröfeefte SonfufionÄtoerl entfielen lann, unb bafeme ber Äammer nid^t
hierunter genauer auf bie gfinger gefeiten toirb, alS biSl^ero nid^t ge-
fd^el^en ift, atteS in eine ejtricabte SSertoirrung geraten unb 3d& fotool^l
ate ba8 Sanb in confiberablcn @d§aben !ommen mu^." Sluf aHe feine
(grinnerungen bon befferer Drbnung, äccurateffe unb fSflei^ l^Stte man
in Äöniggberg toenig (ggarb genommen, „fonbern bielmel^r aHeS in bem
alten ©obe gelten laffen."
1) A. B., ö. VII, @. 101.
2) m ift bag !ein tlaffifd^ed , nod^ nac^flafftfd^ed 3itat , n>ie ber metrifd^e
%e^lex „iam alios^ beroeift, fonbern toivh ein @raeugnid oon Jlellnerd eigener
aWufe fein.
3) A. B., ö. VU, @. 51, 52 f.
4) »gl. @ !a Iro e it a. a. D. @. 303. Äönig gricbric^ Mte biefe ©umme
infofern gcKlrst, al« er baoon 30000 a;alcr au feiner befonbcm 3)i«pofition
SurütfgefteUt §atte.
154 SluQuft Sfalrocit. [154
3undd§fl galt cS einen neuen ^räfibenten auSflnbiö 5U ntad^cn.
6$ toax ntd^t leidet eine SBal^I 5U treffen, ba bie Slufgabe, bie btefen
in DftlJreufeen ettoartete, überaus fd^toictiö f^i" ntufete. S)en äJlagbe«
butget AQmmer))täflbenten bon $Iaten, bet am geeignetflen füt ben
Soften etft^ien, mod^te ber Äöntg in SRaöbeburg nid^t ntiffen, „ba et
eine bottlontntene gioutine öon benen ©alj» unb aSetgtoerfölad^en , im»
gleid^en bon aEen Untflönben ber angren^enben fftd^ßfd^en unb mand«
felbifd^en Sanben l^atte" ; ber Ijomnterfd^e flaut merbireltor bon ©d^Iabren«
borff, ber flJätere gro^e fd^Iefifd^e SRinifter, lam aud& in iJrage,
ttjurbe aber mit feinen 30 Salären für nod^ ju jung befunben. ©o
fiel fc^Iiefelid^ bie SQBal^l auf ben ©umbinner ^äflbenten bon SSrebolo,
einen anerlannt tüd^tigen SBcamten, ben gfriebric^ SBit^elm I. lool^t
tooKenb „feinen biden Sreboto" au nennen Ijflegte. 3lber aud&
ba8 toar eine Serlegenl^citSioal^l , unb man entfd^ieb fid^ für il^n nur,
toeil man leinen anbern tonnte ^). S)enn Sreboro war ein Iranfer 3Rann,
„ein fiarler podagricus", ber feinen Sßoften in ßitauen, too er atteö
genau lannte, nod^ auffüllen lonnte, ben fdgU)ierigen 33er]^ftlt>
niffen in ber neuen Sprobinj aber nid^t mel^r gemad^fen toar. @r
bat bal^er ben SRinifter Slumentl^al , loenn eg fid^ irgenbtoie mad^en
(ie^c, feine SJerfe^ung au berl^inbem: S)ie 5lottr)enbigIcit , fid§ bon ber
neuen ^robins eine Sonnaiffance ju erwerben, erforbere eine gefunbe
SeibeSconftitution, toeld&e bie nötige fjfatiguen ertragen !önne; „6. 6. aber
ifl belannt, ba^ bad $obagra mid^ in fold^e Umflänbe gefe^et^ bag id§
öfters gamid^t mel^r fort lann unb sutoeilen, toie eS nod§ i|o gefd^el^en
iji, ettid^e SBod^en bie Stube unb baS Sette lauten mu^. SJlitl^in fel^e
id^ lern 3Jlittel bor mid^, auf toaS 9lrt [id§] bie fo nötige ÄenntniS beS
SanbeS acquirieren fönnte. überbem ifl bie Serfaffung ber ÄönigS-
bergifd^en Äammer in fold&er Srebouitte, ba§ nid&t abjufel^en ift, ©ie
e8 rebreffieret werben lann". Unter biefen Umftänben muffe er fürd^ten,
„anftatt ber biSl^erigen löniglid^en @nabe !ünftig]^in nid^tS anberS afö
|)öd&ftberofelben Ungnabe'' fid& aujuaiel^en ^).
Um tJoHenbS Drbnung au fd^affen, beauftragte griebrid^ nod^ im
DItober 1746 ben 5Jlinifter »(ument^al, im näd^ften Srül^jal^r
felber nad^ Oß))reugen au gelten, „um baS bortige AonfuftonSwerl au
unterfud^en unb bie l^öd^ft nötige Orbnung unb ^Iccurateffe aUba
mieberl^eraufletten." Unb ba gnebrid^ tool^I tou^te, wo ber @i^ beS
Übels au fud^en war, fo fam er auf feinen alten SiebIingS)){an aurüdt
1) A. B., SB. VII, @. 75 ff.
2) A. B., SB. VII, 99 f.
155] ^'^m Sfticbnd^ b. ®r. unb btc Scrnjaltung aWafurcng. 155
unb fd^lofe feinen Slufttag an Slumentl^al mit bcn aOorten: „SBag bie
})oImf($e unb anbete toeit abgelegene ämter anbetrifft, fold^e toetben
nid^t el^er auf einen guten f^ug lommen, 6id nid^t ein befonbeted
SetiutationdcoHegium aud ber ftdnigSbergifd^en Jtammer ber
Orten gefe^et unb befteUet wirb; toeld^ed, U)te ed am beften au faffen
unb einsurid^ten , 3d§ bemnftd^ft aud^ Surer Sinftd^t überlaffen unb su
feiner 3rit 6ure Sorfd^Iäge beSl^alb gewärtigen werbe" ^).
3n ajlafuren loürbe e8 l^eute tool^l in mand^er ^infld^t beffer auö»
feigen, menn Slumentl^al bamafö auf bie Intentionen bed Jlönigd ein«^
gegangen loäre. ©tatt beffen mad^te er toiebec nur l^albe arbeit. (5r
teilte ben polnifd&en S)iftrift, um il^n sur ^Slfte ber Äammer in @um»
binnen au^ufd^lagen. S)iefe be!am nun su il^ren t)ier großen ^anpt&mitxn
Snflerburg, Xxl^t, 3lagnit unb SJlemel nod^ bie ämter Ole^fo, S^dE^
^ol^annigburg, Sll^ein, Sö^en unb bad ju ^ngerburg gel^örenbe ftammer»
amt ©ijerling^). Srinitati« 1766 — um bad gleid^ on biefer ©tettt
au fagcn — würben ber ©umbinner Sel^örbe nod& bie ämter ?lnger»
bürg, ©el^eflen unb bad Srbamt 9leu]^off unterfteUt. Sag gefd^al^;.
meil burd^ bie Jtreideinteilung t)on 1752 bie ^mter ©el^eften, %iger«
bürg, Sö^en, Stl^ein unb ^eul^off in bem Äreife ©el^eften gufammen»
gefaxt toaren unb eg fld§ ald t)ertoaItungdted§nifd^ un^iraltifd^ erwied,
baß ber ßanbrat für einen Seit feine« Äreife« unter ber ÄönigÄberger,
für ben anbern unter ber litauifd^en Äammer ftanb^). S)amit l^atte
®umbinnen bie @renaen erl^alten, bie ed bid am* @rünbung ber Men*
fieiner SRegierung gel^abt l^at, nur baß im Saläre 1816 SRemel a«
Königsberg gef dalagen würbe, um bie Cflfeelüfte unter eine SSel^örbe
au bringen*). S)ie ÄönigSberger Äammer erful^r im Saläre 1772 in-
folge ber ijolnifd&en Seilung eine tiefgreifenbe SJeränberung il^re« S5e^
airled. Samafö würbe bag 93idtum (Srmlanb an ftönigdberg an«
gefd^Ioffen, wäl^renb bie ämter SKarienWerber , SRiefenburg, S)eutfc^«
@^Iau unb bad (Srbamt ©d^5nberg ber neu gegrünbeten Jtammer au
Wartenwerber überwiefen würben.
SBenn wir aud^ bie burd^ SSIumentl^al gefd^affene SSerbefferun^
nid^t unterfd^d^en woKen, fo ließ fie bod^ gerabe bag t)ermiffen, wa«
1) A. B., SB. VII, e. 171 f.
2) A. B., SB. VII, 6. 304 ff.
3) Angaben ber Äbnigäbergcr Kammer unb be§ ^cneralbircftoriumS »ont
2. unb 28. Dftober 1765. 33. ®. @t. ©en.^ir. Dftprcujcn, 3Ratertcn, %\t 81^
9lr. 24.
4) 1905 ift Tttmel belanntlid^ tpteber von ^önigiSberg abgetrennt tDorben.
156 2Cu9uft ©falroeit. [156
bcm entlegenen SRajuren bejonberS not tat: eine eigene Shrtoaltung.
Sie ber litauifd^en Jtammer suscft^l^s^^^n ämter lonnten stoat t)on
^umBinnen aud beffer üBertoad^t »erben, aü \)ox^tx ))on bet Aönigd»
Berget flammer, aber bie gntfernung Blieb bod^ toeit, unb bie mafuri*
fd^en SSerl^ältnijfe unterfd^ieben ftd^ fo fel^r t)on benen ber üBrigen
ipro))ina, ba^ bie @inl^eitlid^feit ber 93ertt)altung barunter leiben mugte.
Sie (SumBinner flammer foQte bal^er i^reg neuen iBe{t|ed nid^t ftol^ toerben ;
aud^ fie lonnte ber bortigen ©d^toierigleiten nid^t ©err »erben, unb
tDä^renb fte ))orbem für bie BeftDertoaltete flammer gegolten l^atte, Derlor
fie nun Balb il^ren alten Stul^m.
Unb aud^ ber flönigöBerger Sel&örbe toar nid&t öiel gel^olfen ; BlieB
tl^r bod^ nod^ ein £eil ber ))olnifd^en ämter, ein £eil^ ber gerabe nod^
%xo^ genug toax, um il^r gro^e 93erlegenl^eiten 5u Bereiten unb il^ren
(Stat au erfd^ütlem. 9EBag ber neue $rä{tbent Sreboto DorauSgeal^nt
^atte, gefd^al^: er tourbe baS Op\tx feiner S5erfe|ung. 9lm 16. 3uni
1750 erl^iett er feine gntlaffung in Ungnabcn unb ol^ne Sftul^egel^alt,
weit ,,er toegen feineS gefül^rten ^raefibii feine ^enfion öerbienet, fonbem
fold§e 35ertt)irrung angerid^tet, bafe man in a^ei ober brei Salären nid^t
^crauSlommen toirb" ^).
9lur roenn man in ben Jjolnifd^en ämtem fo vorgegangen toöre,
tt)ie eg feineraeit Sfriebrid§ äBil^elm I. in Sitauen gemad^t l^atte, t)xtl
^etb l^ineingeftedEt unb eine Bcfonbere Sertoaltung eingerichtet l^ätte,
tt)äre eine Sefferung mögtid^ getoefen. ©o dter tourbe bie 9Rifere
<i^ronifd§. 6^ ift erftärlid§, ba§ eine arme, öon ber ^anb in ben
SJlunb lebenbe SetJötlerung Bei eintretenbem 9lotfianb fd&toerer getroffen
toirb, afö eine tool^ll^aBenbere, bie fid^ ,aud§ Bei fd^limmen £agen burdg*
auf dalagen t^ermag; toad l^ier Neuerung unb Mangel Bebeutet, ift bort
gleid^ SterBen unb Hungersnot. Saau lommt bie Belannte (Srfd^einung,
bafe (Segenben mit minbertoertigem Soben, ungünftigem fllima unb
fd^led^ter ^grilultur l^äufiger Don ^igernten unb äl^nlid^en @d§idEfafö«
fd^lftgen l^eimgefudCjt toerben, ate anbere, fid§ glürflid^erer SSerl^dttniffe
trfreuenbe Sanbe. Seim ©tubium ber 3llten finbet man bal^er, baft,
toenn irgenbtoo in ben öfttid^en ^ßroöinaen 9Jli6toad§8 ober SSiel^fterBen
flemelbet toirb, 9Rafuren getoöl^ntid^ mit baBei ift. gfriebrid§ SBill^elm I.
unb griebrid^ II. Jjflcgten biefe Satfad^e ber Jjolnifd^en SeööHerung
id§ulb aw geBen, toeil „baä Jjolnifd^e S^H" ^^^^ 5" toirtfd§aften öer»
ftänbe ; unb atoeif elloä l&atten fic an biefcr 9lnnal6me Bered^tigten (Srunb^
i)od§ unterfd^ö^ten aud^ Beibe älegenten — unb baS toar in einer S^tt
1) A. B., 33. VIII, @. 763.
157] Äönig gdebnc^ b. 0r. unb bie «cmaltung SWafurcnö. 157
ungeal^nten lanbtoittfd^aftltd^en 9luffd§toungg unb groger lolomfatotifd^er
(Srfolje nur ju tjct|iänblid6 — ben (Stnflufe fc^led^tct Sobcnbeft^affenl^eit
unb ungünfliget Kimatifd^er SSetl^ftltniffe.
3m gau^en 18. ^al^rl^unbert l^örte man immer toieber üBer 9lot»
ftanb in ben ))olnifd^en Slmtetn Hagen. Vtan barf nid^t meinen, bag
nid^tö bagegen gefd^el^en unb ungel^ört biefe Alage t^erl^aUt fei. SEBenn
man ^ufammenred^nen toürbe, meldte @elber an exlaffenen Steuern unb
an birelten Unterftü^ungen in Saat* unb Srotgetreibe unb 93iel^ unter
griebrid^ SBit^elm I. unb griebrid^ II. 5Kafuren geto&l^rt toorben finb,
fo mürbe bad eine Summe ergeben, bie in bie ^Qionen ginge. Sie
für atemiffion« unb Unterftü^ungSstoedEe in ben oft^^reugifd^en Aammer«
etatd au^efe^ten $often fragen bie polnifd^en ämter nid^t feiten aUein
auf, ia reid^ten tDo1)l nid^t einmal bafür aud. Sag Bemirlte bann, bag
bie 6tat8 „confubiret" tourben, bie ftammem in flaffenfd&toierigleiten
gerieten unb fid^ begn)egen bie !5niglid§e Ungnabe autogen. @o mirb
im ^aiftt 1749 au^ bem Slmte Crteläburg berid§tet^), „bag bie aHer«
meifien Untertanen, toeld^e nod^ ©üben Befi^en, in fold^en armfeligen
Staube fein, bag fie meber ben jftl^rlid^en 3^"^ tid^tig aal^len, 93rot'
unb Saatgetreibe Bis su gel^öriger S^xt aufBel^alten, nod^ baS ^tlb
DoQIommen unb seitig, bamit fein ^igtoad^d entftel^en möge, Befäen
!önnen, benn aud^ baS notbürftige ^ngef))ann unb ®eftnbet)olI ^u 93e«
ftcDung il^rer SDßirtf d^aft l^aBen, toeäl^alBen ß. fl. 9Jl. in einem SlmBte
mel^r benn auf 1, 2 6i8 3000 aHtl^l. an Stemiffion idl^rlid^ gebend
IV.
Sie Beurteiler bcr mafurifd^cn Ser^ltniffe im 18. Sal^rl^unbert
finb fid^ barüber einig, bag bie Sclaflung mit abgaben 5u brüdtenb
toar unb nid^t ben ftrmlid^en SJerl^dltniffen bcr Seöölferung cntfjjrad^.
@d§on bem 1715 eingefül^rten ©enerall^ufenfd^og gab man baran fd^ulb,.
unb mie ed fd&eint nid^t gana mit Unred§t. Senn fo forgfdttig aud^
Srud^feg ö. SBalbburg bei Veranlagung biefer ©teuer bebad§t gctocfen
mar, fie bem gefamten lanbtoirtfd^aftlid^en ginlommen anauj^affen unb
auÄgleid^enbe (Sered&tigleit toalten ju laffen, fo mugtc glcid&tool^l in einer
©egenb öon fd^led^ter Sobenbefd^affenl^eit eine ©runbfieuer al8 l^art
enH)funben toerben. Saju lam, bag nad^ bem aWobuS beä ©eneraH^ufeu'^
f(^pffe8 bie fjj&tern Sluftagen bemeffen toorben toaren. Unter biefen
1) Eingabe beS @§rtftop§ äBill^elm fiem!e, £anbgefc§n)otenen bed Slmte^
Drtelöburg, Sflomancn, 3. S^egentber 1749. S3. @. ©t. ®cnera(bire!torium, Oft*
preulen, aWat.. 2:it. 34. @c!t. 1, 5Rr. 60.
158 Sltuguft ©Mweit. [158
lajleten bic gouragcliefetung unb bie Scitr&je jum ©taubcnaer gfcfhtngg»
I6au am fd^toerften auf ben Stntool^netn.
S)ie fJouragcUefcrung toar an jtd^ leine neue ©teuer unb
<xud§ nid^t ald fotd^e gebadet; im Gegenteil l^atte gfriebtid^ tool^I ge«
meint, bamit ber Sanb6e))öIIetung eine (Sinnal^mequeUe ju etfd^Iie^en.
^it ber eignen fjouragetoittfd^aft bet ÄaöaHerietegimenter unpftieben,
l^atte ber flönig nad^ bem ©iebenjdl^rigen Äriege bie ^roDin^en öer«
jpfKd^tet, ju einem bon bornl^crein feftgefe^ten, aber angemcffenen 5ßreife
ben Stegimentem ^afer, $eu unb @tro]^ 5u liefern unb bad nötige
Quantum auf bie einzelnen Sanbbemol^ner nad^ ^Raggabe il^reg ®runb«
fiefi^eg 5U »erteilen; in ben 8^/2 Sommermonaten mußten aufeerbem bie
AabaQeriet)ferbe gegen ^enfton^aal^lung in @rafung genommen toorben.
SDßo bie (Sarnifonen ber betreffenben ^Regimenter nic^t toeit aHagen, too
^ute aSiefen unb SBeiben borl^anbcn toaren, ba bebeuteten bieje SJer»
4)fltc^tungen !eine Saft, ja, eS gab ©cgenben, toic 3. S. bie Cberbrud^»
lanbe, too fid^ Seute ein ©efd^&ft barauS mad^ten^). Slber bort, mo
tote in 3Rafuren, ber Sauer fo fel^r an ©raSmangel Utt, bafe er laum
fein eigenes geringes Siel^ burd^bringen fonnte unb bog SieferungSl^eu
für teures ®elb auS ^ßolcn laufen mujjte ^) , too auf fd§lcd§ten > grunb«
lofen SBegen bie fjourage oft meifentoeit bis ^u ben ©arnifonen ber»
i'al^ren tocrben mufete , ba mürbe , mie ber ©cl^eimc gfinan^rat Surgl^off
(1782) fagte^), bie gfourageliefemug ber Sftuin beS SanbmanneS; er
tourbe babei überborteitt, fein @eH)ann ruiniert unb fein @clb auf ben
toeitcn Sftcifen ber^el^rt. '
SBdl^renb bie gfouragelieferung nur in i^rer SBirlung einer ©teuer
flleid§fam, toaren bie Seitröge jum ©raubenjer fJeftungSbau
birefte Slbgaben. ©ie toaren an fid^ nid^t ^od^, bebeuteten iebod§ immer«
l^in für ben fomiefo fc^on Parf belafteten Keinen 3Jlann, befonberS aber
für ben freien Sauern, ber nic^t auf 3lemiffion ber ©teuem rechnen
fonnte, eine ^ärte. 5lad& einer SabeEe auS ben Eliten beS (Sel^cimen
gfinanarats Surgl^off*) betrugen bie Seitröge in 16 Jjolnifd^en
Äammerömtem ^) :
l)öene!enborf, kleine ö?onomif c^e 9leif cn. SüUid^au 1785. I, ©. 254 ff.
2) Steffript bed ©eneralbireftoriumd an bie litauifd^e Kammer. 15. Oft.
1777. S3. @. et. ©eneralbireüorium, Dftpreu^en, 3Katerien, %xt 34, ©e!t. 1,
Sflr. 101.
3) »erid^t an ba§ (5JencraIbire!torium 30. Oftober 1782. 33. ®. 6t. ©eneral*
t)ire!torium, Oftpreu^en, aWaterien, %it, 34, Seft. 6, 9lr. 1.
4) 33. &. @t. ©encralbireftorium, Oftpreu^en, 3»aterien, %xi. 34, @eft. 6,
5) ^ngerburg, 9lri§, ©jid^en, ©jimodjen, 3)r99atten, So^anniSburg, Soeben,
159] ^önid Stiebric^ b. ®x. unb bie Senoaltung 3Ra\uxeni. 159
ao. 1781 ao. 1782
für bie Volmer unb anbem ©igentümer,
audf^UeftUc^ ber abligen ©utdbefttjer 6938 m^. 6707 9H^(.
für bie Bd^axroetf^bauexn, unb bie i^re
$5fe nic^t eigentümlich befa^en ... 1684 « 1639 „
8622 9it§(. 8345 dUffU
@o l^ftngte Setoid^t fid^ an ®eloid^t, unb bie l^ol^e Säelaflung im S^'
fammen^ng mit bcm erbÄrmüd^en 9la]^rung8ftanbe ber Seöölfetung lonntc
ntd^t ol^ne nad^tetttgc Sotflen bleiben. %xo^ ber SlnfiebelungSbefhebungen
ber ffiammer, unb tro^bem immer toieber burd^ Seneft^ien Äoloniften
ind Sanb gelodEt »urben, fd^eint, töenn bie Serid^te nid^t DöQig irre
fü^ren^ bie iBeböÜerung el^er ab« ald jugenommen su l^aben. 93ei feiner
!ommif|arifd^en Unterfud^ung im ^a^xt 1747 metbete ber 9Jlinifier
Stumentl^al, bag er in 7 ))oInifd^en Ämtern aQein an 93auemädEem
325V2 toüpe 4>ufen gcfunben l^abe^). 9lod6 bem fd^on ertodl^nten S5e«
rid^te aud bem 3mte Orteidburg (1749) maren in ben polnifd^en
ämtem über 2000 $>ufen toüfie unb berlaffen, unb eS wirb l^inau-
gejügt, „hai f^P ^^f 1000 gfamilien nad^ $oten gegangen fein unb
fid^ bafelbft gefaffet l^aben, unb benn unb wenn toeld^e nad^foIgen'\
^anbelt ed fid^ in biefem legten SfaUe aud^ nur um Sd^ä^unggangaben,
fo gewinnen fie bod^ an äBa^rfd^einlid^Ieiti^wert, wenn man bebenlt^ ba^
nad^ einem 93erid^te beS betreffenben 2)e))artementdratd \)ox bem Siieben«
idl^rigen Äriege im ffireife Ole^Io*) 462 föfmifd^e ^ufen, bie b&uer*
liefen ungered^net, wüfte lagen ^). Sie 9lotlage würbe nod§ baburd^
öetgrö^ert, bafe feit 1755 bei ©d^abenftdnben bie Sftemiffionen ein-
gefd^rftnft würben. SDßie furd^tbar bie ruffifd^en ©orben bei il^rer
Snoafion in ben nörblid^en 3)iftrilten TOafureng gel^auft l^aben, ift
belannt. 9lad^ bem Äriege würbe eine Sefiebelung ber bcrwüfieten
©egenb eifrig betrieben ,,gegen 4, 5, 6 unb me^r fjreijal^re, unter öielen
babei gebraud^ten 3u^^bungen^ aud^ ftunftgriffen , ba mand^er fd^öner
fterl ben Sftegimentem entzogen"*). 9lber ein bauember ©rfolg Würbe
bamit nid^t erhielt, unb bie Älage über bie ßntbötlerung 9Jlafuren8
2i)d, Dle^fo, $olommen, ^opioUen, 9tl^ein, ©c^nittfen, @e^eften, @perUng,
@trabaunen.
1) A. B., ö. VII, @. 306.
2) ^asu gel^örten bie ^mter OUifiOf 2yd, So^annidburg.
3) IBeric^t bed Rxieqi* unb ^omftnenratd 9 e euerer, @!omat^!o, 6. $luguft
1782. ö. ®. @t. ©cnerarbireftotium , Oftpreu^en, aWaterien, %it. 34, @e!t. 6,
9lx. 1.
4) Serid^t IBec^ererd a. a. O.
160 SCuguft ©falrocit. [160
lommt ntd§t jum SBerftummen. SBcId^e SBirlunaen ein einatjcS 3Rx%=
toad^öial^t ffdbm lomie, bctoetfl, baß 1782 im Ärcife Olc^fo 30 670V2
aitl^l. ÄontttbutionSrefte augftanben ^). 3)ie S3eri(%te be8 bataufl^in
nad^ Sitaucn gefanbten (Sel&eimen ginanatatS Surgl^off*) lauteten
trofilog. 9lttein baS Äammctamt 3)T^jaDen wieg ouf:
36 tjerloflfene fölmifd^c ^öfe,
2 tjerlaflene Saucrnetben,
42 toegen auSftelftcnber Steueraal^Iung fuBl^afticite fölmifd^e $ö|e,
für bic fid^ feine flöufer fanben^).
J)tefe Sö^fßtt P"^ öw^ infofctn intereflfant, atö fie geigen, tt)ie öiel
fd&toeret atö bie 9lmt8untertanen bie freien Säuern litten, bie feinen 9ln«
ft)rud^ auf Unterftü^ung burd^ bie Aammer erl^eben fonnten.
Site 3Jlittel um biefen Suftftnben entgegen au toirfen, tourbe mel^r«
fac^ bie ^erabfe^ung ber abgaben öertangt. 9ltö ber (Sel^eime ginanarat
©d&mal^ auÄ bem ©eneralbireftorium 1752 in ben ^jolnifd^en Ämtern
»eilte, um bie bortigen Suftönbe a« unterfud^en unb ajorf(^tdge a«
mad^en, „toie bie Sefe^ung ber toüfien ^öfe ... am befien au befor*
bem unb a^ betterfftettigen fei", ba fieHte aud& er fefi, baft in 3ln«
betrad^t ber armfeligen Umftönbe beS Sanbed „benen Untertanen ber
3tn8 nebft benen übrigen Sanbe8»Cneribug unb toaS fonfl a^ Sefrie«
bigung ber ©eiftlic^en uub ©d&ulbebienten, aud^ 93eaal§lung beS (Sefinbe»
lol^nä aEiftl^rlid^ erforbert wirb, aufaubringen fel^r fd&toer fftHt; fo ent»
[teilen baburd^ wüfte .&öfe, unb toenn fie einmal tt)üfte geworben, foftet
eS öiele 9Jlül^e, ol^ne gfreijal^re, (Sjemtion Don Sd&armerf, ®arreid§ung
beS Sefa^biel^eS Slnnel^mer barau toieber aufaufinben; ber S^^S tt)irb
bemnad^ inexigible, bie ©ebdubc öerfaEen unb bie 3)tenfte toerben aum
Shiin ber übrigen ©d&artoerfer immer Weniger". @r fd^lug bal^er öor,
ben biSl^erigen Sii^^ ^ Proportion ber ginfünfte tjon äldEern, SBiefen unb
95ie]^aud&t „in etwas au moberieren". Sa bod& aEjdl^rlid^ große
Summen abgefd^rieben unb au8 bem (Sjtraorbinarium ber litauifd^en
Äammer Vergütet Werben müßten, fo würbe bie ffiaffe burd^ biefe 6r»
mäßigung feinen reeHen ©d&aben l^aben, mand^er Untertan aber öielleid&t
1) 9leffript beS ©eneralbireftoriumd an bie Utauifdje Stammet, 30. SÄai
1782. 33. ®. ©t. ®cneraIbire!torium, Oftpreu^en, mal. %it 34, @c!t. 6, «Rr. 1.
2) Soi^ann f^iebric^ ^urg^off, ni4t su Detioed^feln mit bem 9)9agbe«
üurger Äammerbireftor Safob griebrit^ 33urg^off.
3) Seridjt Surgl^op an ben 3Jiinifter o. @aubi, So^anniäbutg, 20. D!to5er
1782. ö. ®. et ®cncraIbire!torium, DftpreuSen, SWat., 3:it. 34, @e!t. 6, 9lr. 1.
161] ^öniö SriebridJ b. ®r. unb bie »erroaltung aRafurenö. 161
toaburd^ encouraflietet mcrben, „bie toüftc ©öfe on^unel^men unb toiebet
^u bebauen" ^).
Sei fetner erften Äommiffton in Dfl^reufeen im Saläre 1777 mad^tc
aSutfll^off auflunftcn bcr Jjolnifd^en ämter äl^nlid^e SorfteHungen toit
leineraeit Sc^mal^*). ©einem (Sinflufle mirb eä ballet paufd^teiben
fein, wenn bamatö bei einer am 16. 3uni unter 33orfi^ beg TOinifterÄ
0. (Soubi in ÄönigSberc^ abflel^alteten Äonferen^ befd^Ioffen mürbe,
«inige befonberd fd^mer leibenbe älmter in Swlunft nur mit ^U ber
bisher au jal^lenben Äontribution ^um 9lnfo| ^u bringen®). 9lber bamit
toarb nur ein Srojjfen auf einen l^eifeen ©lein gegojfen. Unb toenn aud^
Surgl^off bei feiner atoeiten Steife nad^ 3Jlafuren im ^al^re 1782 un«
tjeronttoortlid^c Stad^Iäffigleiten öon flriegS« unb ©omänenräten , öiele
tjon Seamten begangene Betrügereien oufbedtte, fo lam er gleid^wol^I ju
bem ©d^Iu^: „S)ie fd^Ied^te SSerfaffung ber ßinf äffen ber tjon mir be*
reifeten fünf ämter liegt nid^t in ber SSemad^t&ffigung ber Äammer unb
ber £e))artement3rftte , fonbem l^at il^ren (Srunb lebiglid^ in ber Aon«
tunena a^m Sfeftungdbau^ in bem feit einigen ^al^ren gel^abten fd^led^ten
€infd§nitt, in ben geringen ©d&abenftanbÄbergütungen unb in ber un*
tjerl^ftltnigm&feigen Souragelieferung" *).
SBer bie 33ermaltung8tenbenaen fJriebrid^Ä beS ©rofeen !ennt, toirb
ftd^ ber Slnfid^t nid^t öerfcfiKefeen lönnen, baß l^ier SSerfel^tungen ber
leitenben ^erfönüd^Ieiten Vorliegen muffen. J)iefe Se^nblung ber S)inge
€ntf))rad§ nic^t ben «bfid^ten bed Aönigg. 9latür(id^ trifft bid au einem
getoiffen Örabc auc^ il^n felbft mit ©d^utb: mar eä bod^ bie golge
feiner fd^roffen 9lrt, mit ben TOiniftem unb Sftäten umaugel^en, menn mebet
<Seneralbire!torium nod^ ffiammem ben genügenben 9Rut fanben, um il^n
nad§brüdEIid^ über bie unglüdffeligen SSerl^ältniffe in TOafuren aufauöären.
©tatt beffen trieben fie auS Sui^^^^t, fid^ burd^ ginnal^meauÄffttte miß-
liebig a^ mad^en, eine ^olitil ber Keinen 9JlitteI unb beS ^inl^altenö
unb fud^ten il^re ganae ftunft barin, bie ämteretatÄ aufredet au erl^alten.
1) Stnmebiatbenc^t ©c^maltj«, öerlin, 25. September 1752. ö. &, St.
K. 92, 9la($la^ »lument^al 110.
2) 33. ®. ©t. ©eneralbireftorium, Oftpreu^en, aWaterien, a:it. 34, @e!t. 1,
^t. 101.
3) ^tefe 92a($ri4t entnehme i4 einem ^eric^t ber @umbinner Kammer
11./21. 3uni 1782. ö. @. 6t. ©cneralbireftorium, Oftpreuften, SWaterien, 3:it. 34,
©c!t. 6, 9flr. 1.
4) öerid^t öurg^offö an ben 2»inifter o. ©aubi, So^anniöburg , 20. Oft.
1782. ö. ®. ©t. ©encralbireftorium, Dftpreu^en, aWatcrien, 2:ii 34, @e!t. 6^
^r. 1.
^orfi^ungen 9. bvanh, u. preu|. <Bef(^. XXI. 1. 11
162 SCuguft ©farweit [162
@etoig glaubten fte baBei im Sinne bed Jtönigg au l^anbeln, ber eine
9lid^terfüUung bed (StatS fd^toer au rügen p^t^U. Unb bod^ l^ätten fte
fid^ fagen müflfcn, bo§ a« 35. baä rigorofe SSerfa^ten gegen bie maju»
rifd^en Rblmtx, toie eS ftd§ in ben a^^^tteid^en Subl^aftationen il^ter
@üter offenbarte, burd§aud itid^t bem SEBoUen eineS .^errfd§erd entfpred^en
fonnte, ber unaudgefe^t auf bie SSermel^rung beg Keinen ®runbbeft^eS
bebad§t war; fomit riflen fie an ber einen ©teDe ein, »aS on ber
anbern mül^fam aufgebaut würbe.
V.
S)ad ft^Ialifd^e SSorgel^en, baS ftd^ bei ber Steuerbelaftung 3Ra^
furenS fo bitter rdd^te, bctoirlte aud§, baß bie Äu^fftl^rung eines ber
groftartigfien ^ojelte bem tjielget)lagten Sanbe nur geringen ®etoinn
brad^te: ber S5au bed Sol^anniSburger Äanalg. 3)er SBunfd^,
biefem obgelegenen SBinfet eine SBafferöerbinbung mit ÄönigSberg au
geben, tag nal^e unb War fc^on Dom beutfd^en Orben ge))lant Worben,
9lte Äönig gfriebrid^ einmal äußerte, bie SRinifter möd^ten il^m S3or«
fd&tägc „^ux Sanbeätjerbefferung" mad^en, ba entwarf ber 2Rinifter
Stumentl^al am 5. gfebruar 1750 ben $tan, „eine SBaffcrfal^rt tjon
Sfol^anniÄburg über 9lngerburg nac^ flönigSberg a^ etablieren". ®a8
Wäre ein alteä ^rojelt, ba8 fd^on einmal im Saläre 1701 öon bem be»
rül^mten Ingenieur ©teutner öon ©ternfetb ausgearbeitet Worben
Wäre, ajlit SBJärmc fe^te fid^ Sätumentl^al für ben Äanatbau ein, unb
ber ftönig gab im ^rinait) aud^ feine Suftimmung baau, tjerfd§ob aber
bie SluSfül^rung , bis feine begonnenen 9JleIiorationen in ben mdrfifd^en
5probinaen öottenbet wären ^). 1752 l^atte bann ©d^mat^ baS ^ßrojelt
Wicber angeregt. Slber erft unter bem ^räfibium Soml^arbtS reifte
ber $lan aur SluSfül^rung. äBir befi^en über biefen l^ertjorragenben Se»
amten eine auSgeaeid^nete S3iogra))l^ie auS ber gfeber 6rid^ Sfoac^imS.
gr gel&ört au ben großen Cbert)räfibentcn, bie tjon 9ltcxanber ö. ®o^na
unb Sruc^feß b. SBatbburg ai Dftpreußen in ftatttid^er Sfteil^e au ber»
aeid^nen l^at. Unter ben ^robinaiatminiftern griebric^S beS (Srofeen War
3)oml^arbt nad^ ©d&tabrenborff wol^t ber bebeutenbfte. SaS fei gefagt,
Weit wir nunmel^r auf ein Unternel^men 3)oml6arbtS au fpred^en lommen,
baS atS ein TOiBcrfoIg beaei(^net Werben mu^, unb wir nid^t ben 6in«
brudt l^erborrufen möchten, atS ob wir bie übrigen, l^ier nic^t erwdl^nten
SSerbienfte bieJeS 3JlanneS nid^t au würbigen Wüßten.
Stuf S)om]^arbtS Setreiben würbe in ben Salären 1764—1766
1) 33. ®. @t. R. 96, 412 A.
163] J^5nig Stiebrid^ b. ®t. unb bie Serwaltung äT^afurend. 163
bet ^ol^annidBurget ftanal gebaut. SRan mad^te fid^ bie Arbeit ntd§t
fd^toet. 9Rit einigen Sutd^ßid^en unb ^uSBaggerungen fd^on t)ox*
l^anbener IBetBinbungen, fotoie burd^ ben Sau einiget Sd^leufen tourben
bie mafurifd^en @een unteteinanber unb bann bei 9lngetburg mit bet
^ngeta|))) t^etBunben, unb bamit toat, toenngteid^ auf weitem Umtoege,
bte gfal^tt in ben ^tegel unb nad^ Aömg^Berg etmöglid^t.
äEBenn man ))on mobetnen @eftd^tg))unlten auSgel^t, toitb man ben
Sau biefeg Aanafö aU ein SBetl bet ^alBl^eit Be^eid^nen muffen; eg
fyit ballet aud^ fd^on t)kU IBetutteilungen gefunben. 2)iefe Seutteilet
Begel^en iebod^ ^äuftg ben fjfel^let, ba^ fte Soml^atbt Slbftd^ten untet*
fdgieBen, bie et gat nid^t gel^aBt l^at. 9lid^t einen Sd^iffal^ttdlanal
tooHte et Bauen — baju mat bet ftibeticianifd^e Staat nid^t teid^ genug,
um in bet ätmften Sanbfd^aft feinet @eBieteg eine teute unb jtoeifetlod
untentaBte fd^ipate äEBaffetftta^e anzulegen, toa^ man untet ftl^nlid^en
Setl^ättniffen aud^ l^eute nid^t tun toütbe ; — bie S)oml^atbtfd&e Slnlage
mat lebiglid^ ein ^olaflöBIanal unb bagu Beftimmt, bie $o(afd§ft|e bed
wälberteic^en 9Rafuteng füt bie l^oljatmen (Segenben bet üBtigen ^oöina
nu^Bat au mad^en. (Sin fold^eg Untetnel^men lonnte nut bann feinen S^^^
ctfütten, menn eS BiHig au^auf ulkten toat; nut untet biefet SJotauS»
fe^ung unb meil ©oml^atbt meinte, mit 60000 Saletn au^aulommen,
l^atte bet Äönig feine 3wftimmung gegeBen. Unb toenn bann ©oml^atbt
in äßal^tl^eit faft bteimal fo))ieI, nömlid^ 162 500 Xalet, t^etBtaud^te,
fo toat bad immet nod^ f&r ein foId^eS fSättt au toenig, um bamit eine
foUbe Anlage fd^affen au {önnen. Sie Sd^leufen unb Aanöle maten
ptimitit) unb leidet gebaut. S)et $au))tfe]^(et Beftanb iebod^ batin^ ha%
man ben langen, in aal^Uofen ^ümmungen ttftge bal^infUegenben Sauf
bet 9lngeta))p butd^fal^ten mugte, um- in ben $tegel au gelangen. 2)et
jtanal l^atte ballet bon botnl^etein n)enig ^u^ftd^t auf Seftanb unb
2c6en8fäl^ig!eit. ©c^on im Salute 1782 Betid§tetc SutgM^)/ ba^ bet
3o]^anni8Butgif(^e Äanat in tet)atatutBebütfttgem guftanbe fei. S)ie
@d§Ieufen todten toebet am Soben^ nod^ an ben Seitentoänben betfd^alt
unb öetfd^Iemmten fid^ infolgebeffen Beim iebeömaligen öffnen bet Sote.
„aSenn nid^t fo biet 9Jlenfd^en aufeet SBtot fämen unb baS ganae
3Jlattofen*(5taBIiffement nid^t augtunbe ginge^ fo toütbe id^ ol^nBebenflid^
auf ben gingang bet mit ©d^aben betfnü})ften fogenannten DBetflöfee
obet bet flanaltoittfd^aft anttagen; Bei biefen Umftänben aBet toage id^
es ni^t."
1) 2ln ben HÄinifiet o. @aubi, ^olommen, 28. D«o5er 1782. S3. &. St.
@eneta(bire!todum, Dftpreu^en, 3Äateticn, 2:ite( 34, @cft. 6, SRr. 1.
11*
164 Sluöuft ©falroett. [164
2)et Jtanat ift bann aud^ fel^t Balb toiebet aufgegeben toorben unb
))erfaQen. Soml^arbt l^atte bie Sd^toierigleiten bei ftanalonlage unter«
fc^ä^t^ abt^ anflatt btefen burd^aug oeraei^Iic^en S^l^let einaugeflel^en,
ma^te et e8 toie ein toagel^olfiger ©Jjelutant unb toarf immer neue
@elber in boS Unternel^men. S)a er bad ol^ne 3ufttmmung beg AönigS
tun mufete, trieb er ein gewagte« ©J^iet unb ließ er fid^ au Sinana»
Operationen t^erleiten, bie il^m ben Jhagen geloftet l^aben mürben, »enn
ber Jlönig ba))on erfal^ren ^ätte. ^ätte il^n ))lö|lid^ ber %o\> abberufen,
unb toäre e« il^m nid^t gelungen, im Saufe ber ^ai^xt aUe« toieber in«
aieine au bringen, il^m unb feinem Slnbenlen toürbe c8 nid^t öiel bcffer
gegangen fein^ atd äärendEenl^ff^ bem großen Aolonifator in ber 9leumarl.
S)ie fd^timmfle Solge ber flanattoirtfd^aft toar aber eine neue
äSefd^toerung ber äSauem mit Saften. Um bie Stentierung be« teurer
geworbenen Untemel^mend möglid^ au mad^en, fal^ ftd^ 2)oml^arbt ge>
atoungen, bie bienft))fi[id^tigen Untertanen ftdrier l^eranauaiel^en , afö in
bed Aönigd unb urfprünglid^ aud^ in feiner ^bftd§t gelegen l^atte. @ie
mußten baS ^ola fc^lagen unb an ben Aanal ober feine 3ugänge
l^eranfal^ren ; jeber SDßirt würbe tjer})flid6tet , je nad^ ber @röße feineä
©runbbefi^eg für bie 4>ufe 2 ad^tel^) Srennl^ola au fc^lagen unb IV2
bid 2 ÜJleilen Weit au tran^ortieren. (Sd würbe bafür a^nar eine Se»
aal^lung augeftanben, aunäd^ft iVa, ]p&ttx l^/a 2alet; aber einmal war
bie Sntfd^äbigung nid^t auSreid^enb, auutal für Sd^arwerler, bie, t)or
ber eigentlid^en Arbeit, erft 8, 10 ja 12 SReilen au ben ^olat)lä^en au
fahren l^atten, unb bann pflegten fold^e (Selber — bag war ein öffent-
lic^eg ©el^eimni» — nur feiten in bie redeten ^önbe au lommen,
fonbern geWöl^nlid^ t)on ungetreuen Beamten unterfd^lagen ober \)on ben
f^ul^rhted^ten ))ertrun!en unb fonftwie t^ertan au Werben. Ser ftumpfe
^afure wagte e« a^<^^ uid^t, gegen ben Stad^el au lödEen, aber unter
ben wirtfd^aftlid^ l^öl^er ftel^enben frftnüfd^en ftoloniften in ber Umgegenb
tjon ©umbinnen unb ©tattupö^nen — man fielet, wie weit ber ÄreiS
ber au gful^ren SSerpflid^teten geaogen würbe — lam e8 infolgebeffen au
aSiberftanb unb offnen Sletjolten ^).
®a fid^ öielleid^t nic^t wieber bie ©elegenl^eit finbet, auf biefe
SSorg&nge aurüdtauiommen, feien fie an biefem Crte Iura bargeftettt.
1) Xai Siebtel roat 10 ^u^ l^o« unb 10 Su| breit.
2) ö. @. @t ©eneralbireftorium, Oftpreufien, aWatetien, 2;it. 34, @e!t. 2,
3lx. 11.
165] ^önio $riebd($ b. @t. unb bte Serwaltung äRafurend. 165
S)utd^ ÄaMnettÄotbrc öom 9. geBtuar 1770 erl^iett bod (Senetol«
btreftottum ben Auftrag, gcmeinfotn mit ber litauifd^en Stammtt ,,bie
Sefd^toetben ber Sndpad^« unb StQndfd^en Aoloniflen gtünblid^ ju
unterfud^en unb batauf au Sero fernerer Sntfd^Iiegung au berid^ten."
3n einer ^mmebiateingabe t)om 12. SRat 1770 geflanb bod General«
bireltorium ^u, bag bie ®u))))lilQnten erfl feit bem Sau bed 3o]^anntd«
Burger ftanold aunt Sd^lagen unb älnfal^ren ))on SSrennl^oIa geamungen
würben. Ol^ne biefe ©ienfie lönnte jebodö bie ©olaftöfeerei nid^t be-
fielen unb bie Supplitanten toären bal^er obautoeifen. SHefe S3en)eid«
fül^rung tootLit bem Aönige jebod^ nid^t einleud^ten unb er fd^rieb baau
an ben atanb:
,,mQn 9)lu3 Sie Sud^n in einer anbem art au snbleviren barau
öol^rfd^I&ge tl^un gr"
Sie gfolge biefer 93erfügung tnor eine Srl^öl^ung bed ^olagelbed tion
iVa Quf VIb Sater für baS «d^tef.
S)ie Jtotoniflen l^atten inatnifd^en aud^ einen befonbem 2)et)utierten
nad& Serlin gefanbt unb mit SRitteln öerfel^en, einen 3nt>aliben t)on ben
Soffotofd^en ^ufaren^ namend £]§ein. 3)^ Streben ging nid^t nur
bal^in, bon ben befd§n)erlid§en ^olafu^ren, fonbem bon aUen Sd^artPerlS«
bienften über]^au))t befreit a^ tnerben gleid^ ben Sd^tneiaern unb Sala^^
bürgern. 2)urd^ tnieberl^olte Eingaben unb mit audbauernber 93e«
l^arrlid^leit betrieb Sl^ein bie Sntereffen feiner Sluftraggeber , big il^n
bad @eneraIbireftorium bor ftd§ befd^ieb. 93ei bem angefleUten SSerl^ör
tnar man toenig freunblid^ gegen il^n unb bel^anbette il^n toie einen
l&fiigen Querulonten. I^interl^er, am 23. 3uK 1770, berid^teten bie
9Jlinifier (TOunb. gea. 9Raffow, Slumentl^al, ^orft, S)erfd^au) an ben
A5nig: Zl^ein fü^re bie JFoIonie l^interS Sid^t, brftd^te fie unnü^er
SBeife um il^r @elb unb toiegete fie aum SBiberftanbe auf, um feinen
Profit baraud au atel^en. Sie fd^tügen bal^er bor^ „anberen n)iberft)enftigen
Sd^anoerlSbauem unb 93auem))rocuratoren ^nx SBamung" il^n brei
SRonate ind ^rbeitdl^aud au fe|en unb bei @elegen]^eit nad^ Sitauen
aurüdEautranSportieren. Sftmtlid^e S)orffd&aften be8 3lmte8 ß^dt, fotoie
üier Dörfer beS SlmteS Strabaunen meigerten fid§ firilte, Sdbarmerf au
Iciftcn; um fie in Staifon au befommen, muffe milit&rifd^c Unterftü^ung
geforbert merben. — 3)cr Äönig berfügte eigen^nbig:
„6 tood^en ifi genug gr"
Sarauf^in mürbe £l^ein fed^d Sßod^en lang eingefperrt unb bann mit
einem 9lefrutentranSt)ort l^eimbeförbert.
S)od& bie Äoloniften gaben feine aHul^e. Sie rotlierten ftd^ trut)t)«
toeife aufammen, hielten in @umbinnen unb StaOupöl^nen 93er«
166 SCuguft @!aln)cit. [166
fammluttjen q6, fd^itften toieber atoci S)eputtctte — ben gtanj ^ßetet
unb ben ©Qfimir ^eijfer — nad^ SSctlin unb gaben il^nen an 200 Saler
mit auf ben SEBeg. S)te litauifd^e jtammer toax barüBer aufgeBtad^t
unb beantragte am 11. 3uti 1770, bie Beiben SlBgefanbten, »eil fie il^t
(SrBe BöSlid^ t^erlaffen unb ol^ne (SrIauBntg aud bem Sanbe gegangen
feien, ju t^pxopxixtxen nnb ju ©dttnetn ju mad^en, SBenn baS ©eneral«
bireltorium pe gleich Bei il^rer 9lnlunft arretieren unb ejemjjlarifd^ Be»
[trafen ließe, ,,fo toürbe bergteid^en diemptl einen ginbrud mad^en, aHe
aBer au Befferen 9lad^benlen Bringen, aud^ benen \)xtUn S)eputationen
unb (SelbcoHecten ein 6nbe mad^en."
®ie deputierten !amen in Serün an unb üBerreid^ten eine S3itt«
fd^rift: „toic fie toegen il^rer je^igen ju leiftenben öielen Sd^artoerfö-
bienften in einem unerträglid§en ^od^e gefe^et tt)orben ; . . . baß toir unb
unfre Ainber, @efinbe unb fSxtf^ gana ausgemergelt, unfere ^ofebienfte
nid&t mel^r, toie toir foDen gleid^ anbern tun lönnen". flinber unb
@eftnbe tooUten nid§t mel^r Bei il^nen Bleiben unb t^erbingten ftd§
anberStoo. 9lm fd^toerften litten fie unter ben ©olaful&ren, toofür fie
feit atoei Sf^^^f^n nod^ feine Seaal^lung erl^alten ptten. ßeifte ein SBirt
bie fSful^^^en nid^t, ober to&re er burd^ flranf^eit, ©efinbemangel ober
aus irgenb einem anbern @runbe baran berl^inbert, müßte et ))ro ^ufe
eine ©träfe öon 6 %% 15 ®r. Jjreuß. an baS 9lmt aal^len. S^m ©d^luß
erBoten fie fid^, für bie ^ufe 4 Saler mel^r 3^^ a^^len ^u toollen,
toenn man fie öom ©d&artoerl Befreite.
®a fid^ bie SlBgefanbten toürbig unb Befd§eiben Benal^men, Bereitete
il^nen baS @eneralbireItorium einen Befferen (Smpfang, als bie @umBinner
Aammer t^erlangt l^atte: fie tourben ))or baS ®eneralbire!torium ge*
laben unb Vernommen (26. 3uli 1770). 9lfö fie fid^ bal^in äußerten,
baß fie nur um ßrleid^terung ber S)ienfte Bäten, fid^ aBer burd^auS
nid^t toeigem toollten, baS lontrattmäßige ©d^artoer! au leiflen^ würben
fie mit freunblid^en SSermal^nungen ]^eimgefd§idEt. 3)aS ©eneralbireltorium,
bad nunmel^r umgeftimmt toorben mar unb bie 9lnfid^t getoonnen l^atte,
baß bie ftlagen ber S3efd§toerbefü]^rer nid^t unBered^tigt toaren, fanbte
ein fd^arfe» SJeffript an bie (SumBinner ffiammer (5. äuguft 1770;
ßonc. gea- SJlaffom) mit ber Slufforberung, fid^ barüBer au red^tfertigen,
„aus toeld^en Urfad^en ^f^x Bemftd^tiget fein fönnet, bie Untertanen
wiber il^re ©c^ulbigleit mit fold^en ejtraorbnairen unb fo Befd^toertid^en
Sienften au Belegen^ ol^ne i^nen bafür im geringften eine IBergütung . . .
auaumuten".
am 24/28. ©eptemBer 1770 mußte fid^ bie Äammer auf bie
äSortoürfe beS (SeneralbireltoriumS gefd^idCt au tierteibigen unb erftärte
167] Äönig gricbnc^ b. ®r. unb bic SJcrwaltung HRafurcn«. 167
bte Jllagen ber Aoloniflen für maltttöfe Srbtd^tungen. Unb bamit gab
ftd& baä ©cncralbjtcftorium aufrieben. Sd ermal^nte bte Äammer (am
21. Oftober 1770) bafür ju forgen, baft t)Ott ben Seamten nid^t l^öl^ere
ätnforberungen an bte Untertanen gefleUt toftrben, afö baS @d^anoer!d«
unb 2)ienfheglement t^orfd^rtebe. 3m übrigen aber fottte fte bte
JFoIonie emftlid^ 5u il^rer Sd^ulbiglett anleiten. „3m f^tt aber toieber
Serl^offen ein ober anberer berer fu})l)Iiaierenben Äotonifien unb Unter«
tauen bei feinem Ungel^orfam unb äBiberfpenftigleit \>tx^amn foQte, fo
l^abet 3l^r bie ^ufmiegeter audftnbig ^u mad^en unb fte nad^ oor<
fommenben Umfiftnben unb Qualität beg Sl^erbred^end aur ^ud^tl^aud»
ürbeit red^tlid^ au conbemnieren , il^nen aud^ fotool^t ben fogenannten^
bei fold^en ^nftalten getoöl^nlid^en SBiQfommen unb nad^ au^gel^altener
3eit ben %bfd^ieb geben unb fold^e 93erfügung treffen au la^en, bag
benen baau Sonbemnierten toeber t)on il^ren 9}ertoanbten, nod^ fonfl etmad
an SebenSmitteln ober @elb augebrad^t, fonbem fte au ber tftglid^ il^nen
au beftimmenben Slrbeit mit aQem rigueur angel^alten toerben muffen/'
6in l^albeS ^df)x fjjöter (am 18. TOai 1771) !onnte bie (Sumbinner
jtammer berid^ten, ba^ ber ^aupttoiberftanb gebrod^en toäre, bie 9laffauer
l^ütten ftd^ berul^igt, nur unter ben granlen t^erl^arrten nod^ einige bei,
il^rem Sigenflnn. 3Jlan l^ätte bal^er fünf SBirte unb aud^ ben £^ein
ing 3ud^t]^aug Q^fc^idEt^ bod^ fd§eine bad nid^t au frud^ten^ unb man
madge ben 93orfd^lag, bie ^Qertoiberf))enftigften il^rer 6rbe au entfe^en
unb au @&rtnem au mad^en. 2)ie Winifter ftimmten bem au ; bod^ l^at
bann aQein fd^on bie 2)rol^ung mit ber Sipropriierung genügt, um bie
Stenitenten aum %ad&geben au beranlaffen.
S)amit loäre bie älngelegenl^eit erlebigt gemefen, toenn ftd^ bie
.ftoloniften, in ber Überaeugung, bei j^ammer unb 3Riniftem nid^t au
t^rem oermeintlid^en Siedete au {ommen/ nid^t nod^ einmal birelt an ben
Aönig gemanbt l^ätten. Sie fanbten toieber atoei £e))utierte ab, ben
belannten Sl^ein unb einen Sd^ulmeifter namend 9tog. Surd^ JKabinettd«
orbre (^otSbam 16. ©et)tember 1771) betraute nunmel^r gfriebrid^ eine
an bem ©treit nid^t beteiligte Sel&örbe, bie Äöniggberger flammer,
mit ber Unterfud^ung ber ©ad^Iage. ®iefe beauftragte il^rerfeitS toieber
ben flammerbireftor SBagner unb ben flriegS» unb S)omänenrat
S3 1 1 mit ber Slngclcgenl^eit. 3n einem auSf ül^rUd^en Sutmebiatberid^t
(12. S)eaember 1771) fem bie flammer au bem ©d^lufe, bafe bie Sc«
fd^toerben unbered^tigt toären. ^Qerbingd l^ätten fid^ Seamte aud^ über«
griffe ertaubt, bie geal&nbet toerben müßten, bod^ ptte bie Unterfud§ung
ergeben, baß bie @ut)plilanten ald Sd^artoerföbauem angeftebelt toorben
toären unb ftd§ foIgIid§ ber Sienfte nic^t entaiel^en lönnten. „Unter
168 2lu9uft ©falTOeit. [168
bcm Flamen öon granlen, ^nibaäitxn unb S)effaucrn" l^fttten aud^ öiele
Säuern anbetet Nationalität toie SKätfet, ^alBetfiftbtet, SKagbebutget,
^pommctn, ßotl^tinöet, ^Pfftljct, ©d^toei^et unb ^ßoten, ja jat ^ßteufeen
unb Sitauet mit ben Äläjetn gemeinjamc Sad&e gemacht, inSjefamt
1000 5ö"itKen. ©ie tDÜtben öon untul^tgen ffö^jfen aufgel^e^t. 6^
läge aud^ ^aloufie gegen bie @ala6utget unb ®d§toetaet \)ox, bie ftd^
untet gana anbetn Sebingungen angeftebelt l^ätten unb Soatetäten 6ilbeten»
^mäj Äabinettöotbte bont 18. Seaembet 1771 öetfügte barauf bet
Äönig, ba§ et nid^t beteit fei, jum 9lad^teil feinet ämtet unb 9letjenften
bie ffioloniften öom ©d^attoetl au befteien, unb baß biefe ,,mit il&tcni
gana unftatt^aften @efud^ nut ein bot aUemal fd^led^tetbingd ab* unb
aut aiul^c au Uettoeifen feien".
@egen bie beiben 2)eputietten %^dn unb 9loß toutbe abet am
2. 3önuat 1772 ein «ttePefel^I erlaffen. (Sd ifi fein »etoeiö füt bie
@üte bet bamaligen Setiinet ^oliaei, toenn ed il^t etft nad^ 6 äBod^en
gelang, 9lo6 feftaunel^men, Sl^ein abet etft ein ganaeS Sal^t floatet ge^
faßt toutbe unb mit il^m „nod^ 2 betgleid^en Se|)utiette, fo beteitS^
äal^t unb Sag l^iet gelegen unb fid^ l^iet öetftod^en gel^abt".
Sie Aoloniften gaben abet nid^t nad§. (Sin l^attet Sauetntto^
|atte fie etfaßt. 3mmet toiebet fanbten fie Sefd^toetbefd^tiften. 3n«
atoifd^en l^atte aud^ bie l^öd^fte oftt)teußifd^e Sel^ötbe , bie 9tegietung au
Äönigöbetg, bie 9lnge(egen]^eit üot il^t gorum geaogen. @ie öetttat in
einem 3mmebiatbetid^t bon 24. 3uli 1772 bie Slnfid&t, baß bie Se«
fd^toerben nid^t unbegtünbet »äten, inSbefonbete gäbe baS Slnfiebelungg^
patent üom 11. fjebruat 1724 bet Äammet lein Slcd&t, ben S)ienft be&
iSffößl^otafd^IagenS unb Setfal^tenS au fotbetn.
S)utd& Äabinettäotbtc bom 29. 3uti 1772 otbnete gftiebtid^ eine
neue Untetfud^ung an unb gab ben Slufttag, butd^ Slbbauen bet 33ot*
toetfe bie ©d^attoetlöbienfte übetl^aupt au bettingetn unb bamit ben
@tteit))unlt au begtaben. (Sine neue Aommiffion, beftel^enb au3 bem
flönigSbetget flammetbiteltot SBagnet unb bem ©umbinnet Äammet«
iuftitiat bon (gßen, toutbe toiebet in bie ämtet gefd^icft. J)ie Sleniten^
bet Sauetn ftieg aufS l^öd^fte; fötmtid^ etHätten fie, bon nun an nid^t
mel^t bie getingflen 3)ienfte leiflen au tooHen. ®ie Äammei toußte
fid^ nid^t anbetd au l^elfen, atö baß fie um Untetftü^ung butd^ ein
militätifd^eS ftommanbo bat unb um bie (Stlaubtiig, bie 3läbelSfü^ter
au ejjjtoptiietcn , ein ©efud^, baS in einem 3iumebiatbetid^t bom
18. äptit 1773 bie Untetftüfeung butd^ bag ©enetalbiteltorium fanb.
3)et ffiönig tooEtc jebod^ bon fo l^atten TOaßnal^men nid^t« toiffen unb
fc^tieb baau:
169] ^önig Stiebricl^ b. @r. unb bie ^enoaltung 3RQfuren§. 16^
„®ttg ©t(^et|ic ip baä tjon bie Redelsfftl^rer bie ©d^ttmfien, auf
4 ober 6 tood^en nad^ bet geftung flebrad^t toerben, baS tfi corection
genung, aUx SRud aud^ a^O^^i^^ batnad^ gefeiten toetben bad fte
HochflenS 3 £age Dinjie ju tl^un l^aben Sr"
SJon ©toKulJöl^nen au8, am 4. 3uni 1773, fanbten bie Äolonifien
nod^mafö eine S3ittfd§tift bireft an ben Aönig. Set, barübet aufgebtad^t^
bag bie ®aäit nod^ immer nid^t erlebigt toar, fanbte eine Drbre an bad
®eneraIbireItorium mit bem SludbrudE ber Un^ufriebenl^eit, toeil fein
f8t]e^l t)om 29. 2tuli Vorigen ^a^x^ nod^ immer nid^t auSgefül^rt
toorben märe. 3)en 9Jliniftern mürbe nod^mate emflUd^ aufgegeben, bie
JFoloniften Ilaglod ^n fteUen. S)a3 @eneraIbireItorium fteUte barauf ben
ganzen ®ad^\jn^aü audfül^rlid^ bar unb fül^rte ben 9lad^meig, bag unter
ben gegebenen IBerl^öItniffen bag möglid^fte getan morben fei, ben jtoloniftea
entgegenjulommen (15. 3uli 1773). ®er Äönig liefe fid^ überzeugen unb^
fd^rieb unter ben S3eric^t:
,,@o l^aben Sie mürflid^ nid^t Ul^rfad^e au JFlagen, 9lu]^r müfeen
il^nen bie fjül^ren be^al^let toerben gr"
Sfortan mürben aKe äSefd^merben ber ^oloniften abgemiefen. (Sinä^tüo^
gaben fid^ biefe nid^t aufrieben unb l^örten nid^t auf au bitten unb au
Ilagen. 9lm 2. ©e^jtember 1782 melbete bie litauifd§e Äammer, ba^
mieber ein „S)e^)utierter ber fSft&utifdöen Station" nad^ Berlin gereift fei,
um Sd^armerlSbefreiung au ermitlen. Slud^ ber erreid^te nid§td. Uni^
fo mürbe benn biefer Streit nod^ lange nic^t beigelegt, unb bid in bie
3legierung8aeit griebrid^ SBill^elmd III. l^äufen fid^ barüber bie Sitten ^\
VI.
äBenn ed aud^ f^f^ftel^t, bafe bie Sludfül^rung bed Soml^arbtfc^en
Äanalprojeftg manget^aft mar unb nid^t bie ermarteten grfolge aciHflte,
fo mar bod§ ber 5pian an fid^ rid^tig unb gut. S)er SDßunfd^, für
^Blafuren eine SBafferflrafee au fd^affen, ifl feitbem nid^t mieber öer«
flummt. ©leid&mol^l ift biSl^er bafür nur menig gefd&el^en. gfriebrid^
SBill^elm IV., ber fid^ für biefe 8anbfd§aft lebl^aft intereff ierte , l^at ben
neuen Sol^anniSburger ober Seglinner Äanal gebaut, um Sol^anniSburg in
geraber Sinie mit bem Seyter- unb bem St)irbingfee au öerbinben ; außer«
bem ]^at er bie alte S)om]^arbtfd§e SBafferfirafee atoifd&en ben SRafurifd^en
©een notbürftig miber l^erfteHen laffen. aber baä mar aud§ atteS.
(£rft in unfern 2agen,mo bie lange fd^lummernben Seftrebungen ber alten
1) B. ®. @t. ©eneralbireftorium, Dflpreufien, aWatcden, Sit. 34, @e!t. 2,
^v. 11.
170 SCugup ©fttliocit. [170
frtbericiantfd^en inneren AoIomaI))oItttf }u neuem ^ ftud^tBatem SeBen
ertDQd^t jtnb, tfl aud^ ha% mafutifd^e AanoIftoieÜ »tebet aufgetau($t,
unb e8 tt)irb getragen t)on einer fo Ir&ftigen Unterjlü^ung burd^ bic
öffentlid^e 5Keinung, \>a% feine SluSfül^rung in fidlerer SluSjtd^t fielet ^).
Unb nun toiH man ganjc ÄrBeit mod^en, ben SJlauerfee bireft burd^
einen Jfanal mit ber 9QIe t)erBmben unb eine leiftungdfäl^ige Sd^iffal^rtS»
ftra^e Bauen. äBenn aud^ mit 9ted^t bagegen eingett)anbt toirb, ba^
bag berlel^rSarme ^afuren eineS 2&a{ferto)egeS nid^t mel^r Bebftrfe unb
in ber SifenBal^n ein auSreid^enbed unb Beffered SSerfel^rSmittel Beft^e,
fo ]^at biefe älnfid^t bod^ an S3ett)eiglraft eingeBü^t, feit ed fid^ ^eigt^
bag ein SßafferaB^ug aud bem 6eent)Iateau notttenbig ift, um ber fort«
fd&reitenben 2}erfunH)fung TOafurenS entgegen^utoirlen. 9lun ift tool^t
gefagt toorben — unb öor aDem ber frül^ere ßanbtoirtfd^aftSminifter
t>. ^obBietSfi l^at fld^ aum SBortfül^rer biefer 9Jleinung gemad^t —
baß bie burd§ ben Äanal meliorierten Sftnbereien Bei tocitem nid^t fo
Diel aBert l^fttten, afö bie »aufoften beö Äanaß Betrügen. „TOan foH",
fagte ber 9Jlinifier am 22. 3uni 1904 im t)reu§ifc^en ÄBgeorbneten«
l^aufe, „bem Sanbe l^elfen^ man fott bad Sanb meliorieren, aBcr immer
in ber 93orau3fe^ung ^ baß bag aufgemenbete @elb im rid^tigen SSer-
l^dltniö p ben SSorteilen fielet, bie baS Sanb ertoarten lann."
3)iefe 9lnfid&t mac^t ber gcfd&dftSmdnnifd&en Sef&l^igung ^pobBieÖliö
aQe 61§re unb fte^t sn)eifetIod unter einem @eftd^tSpunfte^ ber Sead^tung
terbient. Steid^tool^I fann ftd^ ber SBirtfd^aftäl^ifiorüer bafür nid^t er«
toärmen. SBären griebrid^ Wl^tlnv I. unb griebrid^ n. Bei il^ren
Meliorationen t)on bem gleid^en @tanb))un!te ausgegangen^ fo toftren bie
meifien il^rer lolonifatorifd^en ©roßtaten ungefd^el^en geBIieBen. (Setoiß
aud^ fte badeten afö gute ^auSl^alter an bie StentaBititftt il^er Unter«
nel^men, Befaßen aBer ein inftinftiöeS ©efül^I bafilr, baß fie aud&
luUurette, nid^t in @elb audaubrüdtenbe SBerte au fd&affen Berufen »aren.
Unb mod^ten il^re Einlagen aud^ nodg fo \jitl loften unb )unftd^ft
nur eine geringe SJer^infung auftoeifen , in ber Sfolgejeit l^aBen fie bod^
unermeßlichen 3lu^en geBrad§t. Unb tt)enn ^r. ö. ^ßobBieteli fagt, ber
geplante flanal lopet 25 V2 TOittionen ^), baS meliorierte Sanb ift jebod^
nur 5 — 7 3RiHionen toert, bie Äoften beS Saueg ftel^en alfo in feinem
SSerl^dttniS p bem erwarteten 5lu^effelt, fo ift biefe Sered§nung nur
1) S)iefe 3et(en würben 2lnfang Sanuar gefd^rieben. Snjwifc^en ift biefe
Hoffnung erfüttt roorben. 2lm 30. SWärg unb am 6, 2lpril 1908 ^at ber preu^ifc^e
Jßrtnbtag ben ^au be8 mafurifdjcn Äanal§ einl^eUig bewilligt.
2) 3)ie SluSfü^rung be§ nunmehr angenommenen ^rojefteS foftet nur 16Va
^ittionen 2»at!.
171] Äönig gticbric^ b. ®r. unbbic S5cnoaltung SRafurenS. 171
bann rid^tig, n^enn man t>on bet anfed^tBaten 9(nna]^me audgel^t, ba^
aud^ in 3ulunft @elb' unb 93obentoett in bem gletd^en SJetl^ältniffe au
einanbcr ftcl^cn bleiben.
Slber mag bad fein, toie ed toxtL, l^iex l^anbelt eS ftd^ um eine
StvLUuxp]lxä^i bed t)TeuBifci§en Staate^, unb ba l^at bet Kaufmann
au fd^toeigen. ßd ifl untDütbig einet groBen 9tation^ t)aBt nid^t au ben
Stabitionen beS <)teu§ifd§en Staate», um einiget SOlittionen wiQen eine
beutfd^e Sanbfd^aft aufaugeben. 3Rafuten ift ein beutfd^ed Jtolonialgebiet
mit einet t)olnifd§en lSet)öl!etung , bie gut t)teuBifd^ ift. „9lic jeflem
$ola!^ ia $tufa!I Sin ^euge bin id^ unb n^iO !ein $ole feini" fagt
mit Stola bet 3Rafute^). Sin fold^ed Sanb bütfen toit nid^t l^ilflod
feinem Sd^itffal übetlaffen.
Unb bad n^itb aud^ nimmetmel^t gefd^el^en. 2)afüt bütgt, ba^ ^afuten
feit btei Saluten feine eigne Slegietung l^at. Untet 5Jl o 1 1 1 e 8 Obet<)tdfibium
ift im Salute 1905 enblid^ audgefül^tt, toad fd^on gftiebtid^ SBiU^elm I.
unb Sftiebtid^ II. get)lant. @inb ed nid^t bie (Sebanlen gtiebtid^d bed
@toBen^ n)enn ed in bet bem ^Ibgeotbnetenl^aufe tiotgelegten 2)enlfd§tift
^eigt: ,,3)ie 93i(bung eine» tietl^ältnidm&Big Keinen, im n^efentlid^en auf
bad @ebiet bet alten Sanbfd^aft Wafuten befd^tänlten btitten 9legietungd'
bejitlS ... ift geboten, toeil biefetSeaitf öon 9latur atm unb luttutettautüdE-
geblieben, bauetnb einet befonbetd n)itlfamen Sfütfotge bet 9legietung unb
il^teg ^täfibenten im l^öd^flen 3RaBe bebütfen U^itb.'' Sie neue 9legietung
foQ, mie bet gfinanaminiflet t)on Stl^einbaben am 29. 3Rftta 1905
im ^enenl^aufefagte, „eine))etf5nlid^e gfü^IungSnal^me bet Stegietungdotgane
mit ben SRegietten" l^etftetten. Sie foQ alfo baS tun, toa» gftiebtid^ SBil-
l^elm I. mit bet Stationietung ifotitt 9l&te in 9leibenbutg unb gftiebtid^
bet @toBe mit bet geplanten Aammetbet)utation in Ctteföbutg ju eneid^en
gefud^t l^atten. 3)enn batan l^at bie SSetmaltung 3Rafutend biSl^et immet
geftantt, baB butd§ bie Entlegenheit bie flaatlic^e $luffid§t etfd^toett toat.
S)et neue Stegietungdbeaitl Slllenflein umfaßt , U^ie fd^on gftiebtid^ bet
®to§e gewoQt l^atte, „atte bie ämbtet um 9leibenburg, Ctteöbutg,
äol^anniSbutg unb bie bet (Segenben t)on Jtönigdbetg entlegene ämbtet''.
ä}on bet Stegietung in Jtönigdbetg toutben bie Ateife: Ofletobe, Slllen«
ftein, 9leibenbutg, 9löff el unb Otteföbutg abgettennt, unb Don @umbinnen :
SenSbutg, Sö^en, 2t)d unb Sol^anniSbutg. Set JheiS Wemel mutbe
bei biefet @elegenl^eit bet @umbinnet 9legietung übetn)iefen unb bamit
bet Sujlanb beS 18. Sal^tl^unbettö »iebetl^etgeftettt.
Sei Sefpted&ung ber SJorlage im Spattamente ift tool^t gefagt
1) S5gr. Swed a. a. D. @. 177.
172 «uguji etalmit [172
worben, bie Slttenfletner Slegietunfl !önnc cntbcl^rt tocrbcn, unb weit
beffer toftre ed, toenn man bie jftl^tlid^en ausgaben für bie neue SSel^Orbe
SU 3ReIiorationen tiemenbe; ttJÜtbe bod^ in ^reugen f($on t)iel au t)xA
„regiert ''. ^ag man über bie le|te S3e]^aut)tung ben!en, tt)ie man xoitL,
für SOlafuren trifft fle iebenfattö nid^t au. 3e niebriger bie Äutturflufe
eines SanbeS unb feiner Sewol^ner ift, um fo forgfftlttger unb intenfiber
muB bie ftaatli($e gfürforge fein. Unb ttJoQte man noä^ fo t>xd
@elb für 3Reliorationen in baS Sanb fleden, bauemben Segen mürbe
ed nid^t a^ fd^affen t)erm5gen. 3ReIiorationen t)flegen nur einem Seil
ber S3et)5llerung , gen^öl^nlid^ bem toirtfd^aftlid^ Irftftigeren, augute au
lommen, bie aufgäbe ber SRegierung aber toirb fein, ben gefamten 3u*
ftanb bed 93eairled au lieben, unb fie toirb i^re ßl^re barin fud^en,
l^unbert Mittel unb SBege baau augftnbig au mad^en. Unb Meliorationen
braud^en ja barum nid^t au unterbleiben, im @egenteil n^erben nun erft
bie beflen Anregungen baau gegeben U^erben !5nnen.
aSiÄl^er ifl eben in 9Jlafuren immer au toenig „regiert" toorben.
2Bäre baaumal, t)or anbertl^alb Sal^rl^unberten , fo toie eS griebrid^
^ill^elm I. unb fjfriebrid^ n. gemünfd^t l^atten, eine befonbere SBel^örbe
eingerid^tet U^orben, fo n^ürbe in biefer @egenb l^eute weniger au tun fein.
3toeifeKo8 l^aben fld§ im 19. Sal^rl^unbert aud^ l^ier bie SJerl^ättniffe
bebeutenb gebeffert, unb 9lofd§er ftieg auf bered^tigen 3Biberft)rud^, wenn
er 1856 fagte: „9lod§ gegenwärtig Wirb ber niebrig Iultit)ierte Stetig
Ole^fo t)on ber ))reuBifd^en 9legierung afö eine 9lrt Sibirien für
äJagabunben benu|t^).'' älber immerl^in beweifen bie S3et)öIIerungS«
abnal^me unb bie aunel^menbe S}erfum))fung bed S3obeng^ bajs in 3Rafuren
einiget tierfdumt worben ift. 3)od§ am berebteften ft)rid§t für bie Sin*
fül^rung einer befferen 93erwaltung bie niebrige ftulturftufe ber Sanbeg*
bewol^ner. Man !lagt über bed Mafuren Unfauberteit, feinen geringen
SrWerbStrieb, feine gauH^eit, Zrunlfud^t unb Sieberlid^Ieit. S)er ^ifloriter
lann nid^t augeben, bajs bad t)olnifd^e 9lationaleigentüm(id§feiten feien,
fonbern wirb biefe @igenfd§aften afö @9mt)tome wirtfd^aftlid^er WXä'
ftdnbig!eit beaeid^nen muffen. 2)enn aOe bie gfel^Ier^ bie man l^eute bem
Mafuren nad^fagt, würben im 18. ^al^rl^unbert aud^ an bem gebrüdEten
beutfd^en 93auem beobad^tet, unb bor nid^t biel mel^r afö 100 ^al^ren
1) ^uHo (SanbiDirtfc^af titele Bti^im auiS äRafuren. 9lnna(en bet 2anb«
n)irtf«afi »b. 40 (1862), @. 248) aitiert biefen 9ludfprud^ 9lof(^erd unb
meint ba^u, bie preu^ifc^e 9{egientng möd^te $erm 9lofd^er su einer ^eu
gnügung^reife nac^ D(e^!o, ^biefer 9lrt Sibirien", einlaben, um i^n gu be*
(e^ren, „von ber föc^ftfc^en ^ogetperfpeftioe ^erab ettoad toal^rl^eitdgemftler ju
f (^reiben*.
173] Äönig gricbtidj b. ®r. unb bic SJenoaltung 2Jlafurcn8. 173
lonnte bet ^te^Iauer ^l^ilofo))]^ Sl^riftion @ a r t) e bog fteifttge unb flttlid^e
9liöcau bc8 bcutfd^cn Saucm — wir möd^ten bad l^eutc nicmanb mel^t
raten — mit ber Äutturftuf c bc8 Stofcfcn ober Hottentotten öergleid^cn ^).
3Rit y>m »irtfd^Qftlid^en SBo^Iftanbe tt)a($fen anä^ bie ftttlid^en Aräfte
beg ^enfd^en, unb too ber Wofure au einigem 93ermögen lommt^ pf(egt
er fid^ bom 3)eutfd^en nid^t wefentlid^ au unterfd^eiben.
Sin reid^eS Sonb wirb ^afuren notürlid^ niemafö Werben !önnen.
2)ie Ungunfl ber ttatürlid^en Sierl^ältnijfe tiermag aud§ bie befte 93er»
waltung nid^t au überwinben. 3)en 0))timigmug eineS entl^ufiaftifd^en
93eurtei(erS Slafurend, ber ba meint, ,,baB bie mit Steinen überreid^
gefegneten ®egenben in nid^t ferner 3^it gat öiele il^rer a3efi|er a«
fleinreid^en Seuten mad^en, mand^er öbe JtieSberg eine !öflUd§e gfunbgrube
für lauteres ®oIb werben würbe" — biefen fd^önen D})timi«mu8 öer-
mögen wir nid^t au teilen. %Ux lol^nenbe ^lufgaben gibt eS nod§ bie
^enge. Stöge bie t)or fo grojse $lrbeit gefteEte jüngfte t)reuBifd^e
aiegierung atte auf fle gefegten Hoffnungen erfütten, il^r unb ber
t)reuBifd^en äJerwaltung aum 9lu]^me^ aut ^Verbreitung beutfd^er Aultur
unb aum SBol^le bed 93ateilanbeg.
1) SJermifdJte 2luffä^e. 2:cir I (SBreSrau 1796), @. 27.
VI.
Um Iteclinec ^tmentoefen oot liem Jotite 1820.
SJon
Selis Stiller.
I. 3)ad SlrmenttJefen t)ot bet Stefotmotton.
S5ei ber etiflen SJcrbinbutifl bon Äird^c unb 9lrmcn})flegc in Älterer
3eit tjl ber Urfprung beg SlrmentoefenS einer ©emeinbe nur ju ermitteln,
menn man bie @rünbung ber örtlichen Krd^Iid^en (Sinrid^tungen feftfteUen
lann. 3n Serlin rrid^t bie ©rünbnnfl ber crften Äird&e, ber 9li!oIat«
Krd^e, aurüt! in bag 13. Sal^rl^unbert ; in ber ©d^toefterftabt Äötn
fd^eint bie ^etrifird^e bereits frül^er borl^anben getoefen ju fein. SMit
bcn erften flird^en »urbcn aud& bie älteften ^ofljitäler eingerid^tet, ba8
©eilige ©eifll^ofljital unb ba8 @t. ©eorgSl^ofljitat, anfd^einenb jur 9luf»
nal^me bon }jeftfranlen pilgern; fpdter nal^men pe aud^ öon bcn ort»
lid^en 3lrmen bie ßranten unb ©cbrcd^Iic^en auf. ©d^on im Saläre
1272 toerben beibe ©ofljitftter im ©ilbcBriefe ber SftdEer bie ,,9lrmen-
l^öfe" genannt, bie mit gefunbem S5rot l^inreid^enb bon ben SddEem ber«
fe^cn werben muffen. 3n ben ©d^toefterftöbten S3ertin unb ftöln, bie
übrigens mit getoiffen ßinfd^rftnfungen unb geringer Unterbred^ung bis
1709 eigene ©tabtberwattungen Befa^en, toaren bie ©ofpitdter eigen»
tümlid&erweife fd^on frül^a^itig bom Sftate ber ©tabt abl^ftngig ; bie ©tabt«
obrigfeit befe^te bie balanten ©tetten nnb beauffid^tigte bie SJer»
waltung ^).
1) 3n ber im @tabtard^it) oor^anbenen Dotation be$ ^ofpitaloorfte^erd
unb ^riefterg äJlid^ael . ^loftenoalb oom Saläre 1894 ^eigt eiS auiSbrüdlic^: „@r
f)ahe bie ©eilige ©eiftfapette mit bem ^ofpital (Slrmen^of) nebft allen S'lcntcn
unb Sube^Örungen ju perwaltcn, bie 3Äeffen ju lefen, arme Scute, welche ber ^at
in baiS $ofpita( fenben tDürbe, su verpflegen unb oon ben @inna^men unb Slud*
gaben 9led^enfd^aft abzulegen."
176 5eli£ ©tiOer. [176
& lag im @eifte ber 3^it, bajs bte öffentltd^en @ett)aUen ^unäd^ft
mit SJerBotbejiimmutiflen , nid^t mit (joptiöcn SWa^nal^mcn äbl^ilfe au
bringen fud^ten. 3m ^inblirf auf baö aunel^mcnbe 6lcnb ttad^tete man
banad^, bet äJerarmung möglid^ft Qoti|ubeugen unb ben @egenfa| atoifd^en
bem aufföEiflcn 9leid&tum (ginjclner unb bcr unangcnel^m in bie 3luflen
jprinflenben Slrmut bcr großen ^affe abaufd^todd^cn , fo erlieg bcr Äat
öon Serlin ate Sn^aber ber ^otiaciaemalt fd^on frü^a^itig Äteibcr* unb
@<)eif corbnungen , @c|c|e flcflcn ^ügiggang unb Sujuö. S)ie öltefte
^oKaeiorbnung bom Saläre 1335 ^) beftimmt, »ie cd mit bem Sd^mudE
ber grauen, mit ^od^a^t* unb ftinbtauffeftcn a« galten fei. 9lud^
nal^m ber ^Kagiftrat nur fold^e ^crfonen a" SSürgem auf, öon bcnen
eine SSerarmung nid^t a« befürd&ten war; bcöl^alb mußten fold^c ßeute
üud^ ®ctt)äl^r8mdnncr ftcEcn, meldte Sürgfd^aft Icifteten. 3n über»
einftimmung hiermit ftanb bie ftrcnge 3unftöcrfaffung.
Um icbem 3Jlitgliebc eine bürgcrlid^e Jlal^rung au fidlem unb ber
SJcrarmung boraubcugen, toaren bie meiften ®ctt)crlc im f})fttcren ajlittet
alter gefd^Ioffcn, bie 3^^! ber (Sctoert^meifter fa|ung8gemä§ feftgelegt.
Sie meltlid^en unb geiftlid^en @ilben^ bie aur gegenfeitigen ttnterftü^ung
unb Sförberung gebilbct worben »aren unb bie Hinterbliebenen ber ge=
ftorbenen SBrüber öerforgten, trugen baau bei, bie lird^Iid^e 9lrmen}jflege
au ergänaen. So lange ber @eift ber d^riftlidöen ?läc^ftenliebe lebenbig
war, fd^eint bie öffentlid^e ^ilfe au8 (Semeinbemitteln nid^t fo bringenb
getoefen au fein, a^mal biete tool^ltätige Stiftungen bie SJerforgung ber
9lrmen unterftü^ten.
(Sine gana befonbere Stid^tung gaben ^blagmefen unb ^eiligenbienft
bem äUo^ttätigfeitöfinn ber Setool^ner Serlind unb ÄölnS, wie über«
l^aupt ber ganjen Sl^riftenl^eit im 14. unb 15. Sa^rl^unbert, inbem
baburd^ ein wert^eitiger ©inn l^wborgerufen tourbe, ber fid^ burd^ ^af^U
reid^e milbe geiftlid^e Stiftungen bei ben Aird^en beftätigte. (Sd waren
bieg bie fogenannten Äommenben ober 9lltarlel^en. fSfrül^e f(^on würben
burd^ bie flird^e bie ftrengen leiblid^en Süßen gegen freiwillige @aben
crlaffen, ftJöter aber würben entfjjred^enbe ®aben an (Selb unb @ut be«
ftimmt borgefd^rieben unb geforbert; grlafe ber Äird^enftrafen würbe
balb ber Sünbenbergebung gleid^ gead^tet, ja feit bem 14. ;3a]^r^unbert
ber 9lblaB fogar auf bie Strafen ber anberen SBelt auggebe^nt; aud^
Seelenmeffen unb gute SBerfe fonnten auS bem gegefeuer enctten unb
babor bewal^ren. S)al^er bie Stiftungen bon Elitären in ben Jtird^en ;
bal^er aö^treid^e Äommenben unb Slttarle^en für bie an ben 2lttftren
1) Äüftct IV, 351.
177] 2)aS öcrlinct Slrtncntocfen ©or bem ^Q!^vt 1820. 177
TOeffe. tcfcnbcn ^ricfier; ballet btc tcid^ttd^e ©otterung biefct Slltdrc au
(S^ten ber J^eiltgen. Sine gtoge Slnaal^I fold^er Slltftre würben nid^t
nur öon einzelnen frommen Seuten, fonbern aud^ öon frommen S3rüber»
fd^aften unb @tlben geftiftet unb audgeflattet. 2)tejientge fromme trüber«
fd^aft^ toeld^e für 93erUn unb Aöln l^infid^tUd^ bed SLrmenn^efend ]^au))t«
fdd^Iid^ inSetrad^t lommt, tfl bie weittjerbreitete „ÄalanbSbrübetfd^aft" ober
,,ßlenbengtß>e'^ bereu fyinpt^totd bie Unterftü|ung unb S}er))f{egung
ber armen unb 9lotteibenbcn toar ^). S)er 9lame ,,ÄQlanb" ijl abzuleiten
bon Calendae^ toeil bie SBrüberfd^aft an ben Salenben^ b. L am 1. Sage
bed ^onatd au Beratung unb @ottegbienft aufammenlam; bie anbere
93eaeid^nung „ßtenbengilbe" beutet barauf l^in^ ba^ biefe Srüberfd^aft
fid^ bie SJerJjflegunfl ber ,,6tenben" ^um SSeruf ermdl^tt l^atte. ,,(5Ienber"
l^iefe jeber gfrembe unb Vertriebene, bal^er toirb bie 93rübcrfd§aft in
lateinifd^en ttrfunben „fraternitas exalam* genannt. S)iefc „ßtenben"
l^atten fonfl gar {einen Slnl^att, leine Unterfl&|ung au ertoarten; bal^er
füttte bie (glenbengilbe eine bebeutenbe Südte in ber bamatigen 9lrmen«
Ijflege aus. S)er bertinifd^e Äalanb l^atte feinen $of auf bem „9leuen
SOlarlt", in ben nod^ ^eute eine @affe mit 9lamen „ÄatanbSgaffe"
münbet. SJon bem Meinen „ftalanb" in ber ©d^toefterflabt Äöln flammt
tootjH bie ältefte Stiftung, ndmtid^ ber „altar exalum" in ber ^etri«
lird^e ju Äöln; bereits unterm 24. S)eaember 1317 befifttigt SJlarfgraf
SBolbemar bie alten Stiftungen unb bag ^atronat biefed %(tard bem
bortigen 9Jlagiftrat ^).
2)ag 93erliner ttrlunbcnbud^ fül^rt nod^ a^^^t^^i^^^ berartige Stiftun«
gen®) auf, bie jebod^ l^ier nid^t nö^er beft^rod^en toerben lönnen. SBenn
aud^ bielfad^ ber fromme Sinn unferer SJorfal^ren burd^ reid^Iid^e
Stiftungen mertlofe S)enlmftler eined ftugeren Sottedbienfted errid^tete,
bie nur ben bei ben Elitären angefteQten ^rieflem a^gute lamen, fo
bienten biefe Stiftungen bod^ aud^ fd^on burd§ il^re SSerbinbung mit ben
frommen Srüberfd^aften unb (Silben a^gleid^ ben 3^^^*^ ^^^ Slrmen«
))f{ege, au^erbem gingen fie ]päUx bei Surd^fül^rung ber 9leformation
meifl in ben „Slrmenlajlen" über.
S)ie bon ber Äird^c unb ben Srüberfd^aften ausgeübte SKrmenl^ilfe,
bie an getoiffe SJorauSfe^ungen , toie Sugf^örtgfeit in ber lird^Iid^en
@emeinfd^aft ober bem @ilbet)erbanb ^ gebunben toar, ionnte nid^t aQe
1) $g(. 2. 0. Sebebur, X'xe 5!a(anbSt)erbrüberungen in ben 2anben fä(^<
ftfd^en $o(!igftammed, mit befonberer ^lücfftd^t auf bie äRar! Sranbenburg, 3Jl&vt
Sorf«. 4, 7 ff.
2) 33crrincr UrfunbenbudJ @. 30.
3) 8. 93. @cite 50, 71, 120, 175, 341 420.
Dotierungen §• ^tanb. u. pteuf. (Sefc^. XXI. 1. 12
178 Selis ©tittcr. [178
Sltmen unb 9totIeibenben tietfotgen. ^tlfefud^enbe aUn %rt, Stxipptl,
(Steife, Äinber, bie fld§ toeber aut Slufnal^me in ein ^ofpitat eigneten
ober bereit tt^aten, nod^ einem @ilbe))et6anbe angel^ötten, nod^ auS
anbeten befonbeten Utfad^en mit SBol^Itaten bet Aitd^e bebad^t toetben
lonnten, tooten geatoungen^ burd^ betteln il^ten Untexl^alt aufammen»
aufed^ten. 3n bet 93ettelei fanb man in jener 3^it nid^tS ßntel^renbed,
fammelten bod§ aud^ bie jMaufnet unb bie „ Äötbefrauen" ber ^ofpitöter
in amtlid^em auftrage für il^re Slnftolten @aben ein ; alfo brandete ftd^
nad^ aUgemeinet Slnfd^auung niemanb biefed @en)erbeg a^ fd^ämen; ja
eö gab 9eif))iele, ba^ ^Bürger, meldte bad UnglüdE gel^abt l^otten, i^re
«Käufer burd§ Seuetdbrunfl au berlieren, Don bem @tabtrat einen Sd^ein
erl^ielten, mit meld^em fte ,,im Sanbe uml^etgelgen unb auf bem S3ranb
betteln" lonnten. Sefonberä fleißig gingen in Serlin bie grauen unb
fd^ttmtaen 9Jlönd6e mit bem SSettelfadt uml^et. ,,9llmofenfammeIn ift
unf er (Srbe" , l^atte ber l^eitige SfranaiSf u8 feinen Srübem, ben 9Jlinoriten
gcfagt, „ift bie ©ered^tigfeit , bie und gl^riftuö erworben, ift unfere
töniglid^e SBürbe. Seber einaelne mug ed aud Semut tun unb für
(gl^re l^alten, mit bem Settelfadf ^erumaugel^en ^).
9ltö bie ütd^tid^en %rmeno))fer unb über]^au|)t ber Sifer, toof^U
antun, abnal^m, afö bie @i(ben fid^ immer eigennü^iger auf bie fStv
f orgung il^ret eigenen ©lieber befd^rdnf ten , nal^m bie Settetei immer
grdfeeren Umfang an, fo ba^ bie SRötc öon Serlin unb Äöln auf SJer*
antaffung beg ßurfürften 1486 berorbncn mußten: „S)ie untoürbigen
93ettler foQen aud ber Stabt tiertrieben^ ben alten, gebred^Iid^en unb
arbeitdunfäl^igen ^erfonen aber foE bad 93ettetn geftattet unb bedl^alb
ein S^^^w erteilt toerben"*). %eben biefen fonaeffionierten SBetttem
aogen aud^ arme Sd^üler mit bel^örblid^er (Sriaubnid burd^ bie @tabt^
um burd^ Singen in ber Jturrenbe i^r SBrot au berbienen.
SJor ber aieformation gefd^al^ fomit bie Serforgung ber armen
neben ber $of<)itaU)fIege einaelner &x\ippm bon einl^eimifd^en $ilf8«
bebürftigen im toefentlid^en auf bem äBege ber ^Bettelei. 2)a aber bad
gottgefftEige gute SEßer! meift nur in aufftUigen @aben beflanb, ol^ne
1) DrbcnSregeln von 1211 (v^l Söogt, Xex IJeilige granjigfu« oon 2lfftft*,
Tübingen 1840). 92ad^ SeUermann, „'^a^ graue ^(ofter su »erUn'' (@cl^ul-
Programm 1828) l^ie^ ber Sprud^ ber f^ransid!aner«9)2inoriten :
,,3)er aJlinorit fott nit flubier,
2)er öettelfad ift feine Qm,
Unb fann er'S, mag er preb'gcn fdjterl''
2) @oldJe« aibaeic^en, eine S3lec§mar!e mit ber Snfc^rift: »Öebet ben
Slrmen" unb ber 3a^re88a§l 1572 5eft|t ba« aWärlifdJe ^roo.-aWufeum.
179] ^ci^ berliner Sttmentoefen t)ot bem ^Q!^n 1820. 179
t>a% babei nad^ feflen 9legeln unb (Brunb{ä|en in bet SSerteÜung unb
SJettoenbung bet @elbmittel unb.^latutoUen Detfal^ren toutbe, gab eS in
35ertin big sunt SJlitteloKct toofjH eine „Stirn ofen})fle(|e" aber feine
^ t m e n Ijflcfle.
II. S)er UtflJtung bet @emeinbe«9ltment)flefle.
S)te aiefotmation btod^te nid^t nut bet Äitd^e neued SeBen, fonbetn
toitite aud^ beftud^tenb auf bie d^tiflltd^e Sie6edtätig!eit^ l^atte bod^ bad
^tmentoefen, wie toit gefeiten l^aben, bon jel^et mit ben Ktd^lid^en 6tn»
tid^tungen im engften 3ufammenl^onfle gcftanben. S)ie Umtoanblung
bet litd^Iid^en Snftitute, (Sinjiel^una bet teid^en Siötftmet unb öeifttid^en
Stiftungen nötigte ju einet anbettteiten SJetfotgung bet Sltmen. Sei ben
Jtitd^en))ifitationen ttjutben bie @tunblagen bet Sltmen))flege neu aufgebaut.
3n Stanbenbutg befanben fid§ aut SftefotmationSarit bie fitd^lid^en
SSetl^ättniffe in einet fldgUd^en SJetfaffung unb 3^i^ttung, wie au8 bet
JKtd^enbifitation»3nfltuItion ^), etwa im Salute 1539 bom Äan^Iet SBein-
loben betfa^t, l&etbotgel^t. (Sine au8 einem ^tälaten, einem Slbgeotbneten
bet Sftittetfd^aft unb einem 9led^t8betftänbigen befiel^enbe Äommifpon
jottte eine allgemeine Äitd^enbifltation im ganzen Äutfütftentum bot«
nel^men, bie tatfftd^Iid^en Sted^tdbetl^öltniffe bet geiftlid^en unb weU(td^en
<Sütet unb Selben feftftetten unb bie ^Ri^tönbe befeitigen. 3)ie „neu»
mätfifd^e Äaften-Dtbnung bon Äitd^en'^ofpitatien unb betgleid^en @ütetn"
tjon 1540*) beftfttigt ben Äitd^en ben S3ejt| bet fitd^lid^en $oft)itdIet
nnb geifltid^en Sel^ngütet unb fonftigen Stenteneinnal^men. (B witb
i^ietbei jum etften 9JlaIe eine teinlid^e ©d^eibung botgenommen awifd^en
ben eigentlid&en, aut Slufted^tetl^attung bet fitd^lid^en (gintid^tung bienen«
ben Äitd^engütetn unb ben Sltmenfliftungen. 9lfö „obetfie SJotflel^et
unb Saffen«$etten" wutben bie 93ütgetmeiftet unb Slatmftnnet jebet
®tabt eingefe^t unb füt bie tid^ttge Slmtgftil^tung bet au8 bem 3tat unb
ben ®ewet!en gewäl^lten „nuteten 6affen»$enen" öetantwotttid^ gemad^t.
S)iefe Stennung bet fitd^Iid^en @ütet unb Stiftungen untet 6infe|ung
wetttid^et SJetwaltungen bal^nte bie ©etbftbetwattung bet fitd^lid^en
©emeinben unb bie 6ntwi(f(ung einet ©emeinbeatmenjjflege an. 9lu«
ben (Sinnal^men beS „gemeinen Äaflenö" fottten bie ^oftjitätet unb bie
^ausatmen untetl^alten wetben; untet bet Seaeid^nung „^auSatme"
tjetfianb man betatmte 9Jlitbütget, bie nid^t tmjianbe waten obet il^teS
©tanbeg wegen fid^ fd^ämten, bon ben 3Jlitbütgetn Sltmofen au etbitten ;
1) 3liebel3 Codex diplom. 33anb C lU, ©. 471.
2) m^lin^, Corp. Constit Marchicasom 1, 1. 6. 249.
12*
180 ^liH ©tittcr. [180
old foI($e ^audarme nennt bie jtaflenotbnung a. 93. atme ^anbtoerte'
leute, bie biele Heine Ainbet l^aben. Um ben milbtätigen Sürgem bad
Sltmofenjeben ju erteid^tem, beftimmt bie ,.9leumfttlifd^e Äaften-Drbnung"
bie aUgemeine (£inrt($tung bon Srmenlaflen in ben Stxxä^tn mit folgen«
ben SBorlen: „^a^n fott man in einer jeben ttnferet Stabt, in ber
^farr»Äird^cn einen gemeinen Äajlen l^atten, barein man in einem f5fad^
93robt Sfleifd^ unb anbere effenbe äBal^re, beSgleid^en in baS anbere gfad^
(Selbt einlegen möge, ob jemanbtS in äBerden bed @lau6eng atd ber
Siebe gegen bie Md^ften bben, ans guten toiOen armen Seuten ^u fteur
$ülff bnbt Sroft geben tooUe, bag erg barein legen möge, fo foUen
aud^ neben benen^ etlid^e fonberlid^e Saffeln an bie jtird^ Solaren ober
anbere bequeme Ortter gefegt bnbt bergleid^en mel^r 3ut]^^tt^ nad^ einer
ieben ©tabt ©elegenl^eit georbnet toerben^ barein man ®elbt bor armer
Seute !önne einlegen."
SBenn bie (Sinnal^men bed Jtaftend nid^t auSreid^en, foQen mit
@ene]^migung bed SnagiflratS JtoQelten bon $aug a^ $^ud gefammelt
»erben. Um eine orbenttid^e ^mtdfül^mng unb rid^tigeg ^au^l^alten
mit ben ßinfünften au fidlem, »ar bie Sü^tung eines 8legi|ierg über
aUe ßinnal^men unb Sludgaben borgefd^rieben , baS aUjftl^rlid^ nad^
SBeil^nad^ten abgefd^loffen merben mugte. S)ie borgefd^riebene 93ud^=
fü^rung ermöglid^t« erjl bie »irifame ÄontroQe über bie rid^tige SJer«
toenbung ber Slrmenmittel.
®ie befonberen Seflimmungen für S5erlin über ben „gemeinen
ffiaften" berorbnet ber 9Jifitation8abfd§ieb für bie Äird^en ©t. 5lifolai
unb ©t. Filarien bom 15. Sluguft 1540 f olgenberma^en :
„68 foE ber 9iat]^ ^m Sertin ben gemeinen flaflen mit etlid^en
gefd^idtten SJorftel^ern berforgen, bie ^bcn Sfeiertag in ber Äird^en mit
bem ©edtlein bmbgel^en, bnb bem gemeinen Slrmutl^ a" flwt bitten follen.
3Beil ba^ bie geiftlid^en Selben babon abgefaßt numatS bem Aaften an«
gettjanbt, mirbet bor gut gead^tet, baS ein funberlid^en ©d^retber aud^
baau beftalbt, ber aEe (Sinnal^men bnb duBgaben mit fliege aufffd^reibe,
t)nb foQen bie Aaftenl^em jerlid^en bre^en bed Statins, bre^en bon ber
gemein, unb bre^en bon ber (Silben fo ber Stat)^ ba|u mirbet berorbnen,
il^rer (Sinnal^m bnbt ausgäbe 9led^nung tun. hierüber foQen bie
fiaftenl^ern bei bem ^robft bnb ^rebigem mit fjleife anl^alten, baß pe
baS SJolf, in ben ^rebigten bnb toan fie Iran! ligen, öormal^nen, auw^
gemeinen Äajlen an geben, aud^ Seftament barein au mad^en^)."
3m toefentlid^en »urbe alfo ber Slrmenlaften bon bem (Srtrage ber
1) »erliner Ur!unbenbud^ @. 442.
181] 2)a8 berliner Slrtncnwcfcn ©or bcm Sa^rc 1820. 181
JltingeKeutel unb abgefegten SKtatlel^en gef))eifl; bie nid^t etlebigten
9lttar(el^en, beten 93eft^et no($ am Seben toaren, gingen gleid^faUd nad^
bem äbleben bet ^riepet an ben „gemeinen Äafien" übet, fotoeit fie
ni($t etttja mit bem ^tebigtftnl^l betbunben n^aten obet aut S)otation ))on
Ait($en' obet @($uIbienetfteUen beflimmt n^aten. Um bie (Sinnal^men
beS Setünet „gemeinen ÄajlenS" au etl^öl^en, übeteignete il^m Äutfütft
3toa($im. n. bad AalanbSl^aud a^ 93etlin unb eine bidl^etige jäl^tlid^e
?lbgabe beS 3tatö an ba8 Ätofiet au Äötn untetm 5. 3uni 1545^).
S)utci§ ben SJifitationStejcjs »at in ©t. ^etti eine eigene ^fatre
gegtünbet unb bamit aud^ in j{5In ein befonbetet Sltmenlaften ettid^tet
tootben, bet ebenfattS mit ben ginfünften au8 etlebigten Slttatlel^en
botiett motben toat. S)et „Keine Äalanb" a« Äöln »utbe atoat nid^t
fogletd^ aufgelöft, bod§ a^fi ^tan angunflen bed 9[tmen!aflend feine meiflen
®n!tinfte ein unb liefe il^m nut fo biel, ate et füt feinen eigentlid^en
S3etuf, bie S3eftattung bet ßlenben, gebtaud^te. @))fttet n^utbe aud^
bet Aölnet Jtatanb gana aufgelöft unb fein 6in!ommen bem Sltmenfaften
übettoiefen, »obei bem Setiinet Sttmenlafien nod^ eine abgäbe aupet.
%xo% biefet (Sefötte fd^einen bie SOlittet bed Sltmenlafienö gegenübet
bem fleigenben SebütfniS bet notteibenben Sltmut fietö lna})lJ gemefen
au fein; bet „S5ifttation8«?lbfd§eibt wegen betet .ffitd^» unb ©deuten in
Setlin" bom 7. SWai 1574«) fielet fld§ genötigt anauotbnen, bafe bie
SJotftel^et beä 9ltmenfaflen8 in ®afll^ftufetn, bie »ol^I^abenbe ^tembe
bel^etbetgen , bei «^od^a^it^u unb fonftigen ®aflmft]^Ietn mit Süd^fen füt
bie Sltmen fammeln laffen fotten.
Sind bem Stttage beS %tmen!aftenS mutben butd§ bie jtaftenl^enen
1^aut)tfäd^lid^ bie fogenannten $au8atmen, ©emeinbeatme unb atme
©deutet betfotgt; aufeetbem floffen jäl^tlid^ au8 ben ginlünften beg
gemeinen ÄaftenS 10 ©ulben ben ^ofpitdletn autn Untetl^att bet fttanfen
nnb ®ebted§Ud§en au. SJon S^t au 3^it toutben aud^ aut 3)aneid§ung
tjon ©tjenben aufeetotbenttid^e 93ei|ieuetn bem Sltmenfaften übettoiefen,
fo ließen u. a. bie SJotftel^et bon bem gefpenbeten 9toggen Stote badten
unb möd^entlid^ an bie fluttenbe unb fonfiige atme ©d^ület öetteilen.
©pätet Wutben ben neu ettid^teten ©etoetfen aufetlegt, einen Seit bet
©ttafgelbet unb bcjiimmte (Saben bei Sluöl^ftnbigung beS ©efeüen* unb
IDleiftetbtiefeä in ben 9ltmen!aflen au legen.
S)et fo öielfeitig auSgefiattete unb butd^ milbe (gaben etl^altene
Stmentaflen bilbete bis au bet Ätmenpflegetefotm be8 3a^teÄ 1695 bie
1) Dnginal im ftäbi Sltd^it). gibicin II, 382.
2) 9»9liud, Corp. Constit. March. I, 2. ®. 11.
182 SeKs ©titter. [182
(Srunblage bet eigentlid^en öffentli($en 9lrmen))f[ege. 2)et Steformation
Derbonft S3etUn fomtt m($t nur bie (Sntflel^ung bon JHt($engemetnben mit
Selbflbettoaltung tl^teS SSetmdgend, fonbetn aud^ dugletd^ ben tttft)tutt^
einet @emetnbearmen))f[ege.
III. S)ie armenl^ilfe unter ber ärmenorbnung bon 1596.
S)a bie ßinfünfte bed ^tmenlaflend aur Sierforgung aUer Firmen
nid^t audreid^ten, mußten fid^ bie Jtaftenl^etren auf bie ttnterfiü|ung ber
^auSarmen befd^ränlen unb bie übrigen Firmen ber äBol^Ufttigfeit il^rer
SKitbürger überlaffen. Slufter bicfen einl^eimifd^en armen fud^ten auc^
öiclc frembe Scttler, bie in bie ^aujjtftabt (5inta§ gefunben l^attcn, pd^ in
Sertin burd^ $au8» unb ©tragenbettelei burd§aufd§tagcn, f o bag ba8 ©ettel»
mefen fd^Iieglid§ über^anb nalgm unb bie Sanbeglgerren in ben Stal^ren
1561 — 1569 mel^rerc ßbitte*) gegen bie „fremben Scttter", „ßanbftreid&er"^
„^rad^er", „SanbSfned^te" unb „tofcn SSuben" erliefen. 3m Solare
1588 würbe gcflagt, bafe „Settier unb ^rad^er'' fid§ in flöln befonber^
ju öerfammeln pflegten, toenn geierlid^feiten unb grofee ^ofl^altungen
ftattfanben ober frembe ^enfd^aften ontoefenb toaren. 3n fold^en Seiten
mu^te ber 9lat befonbere SBftd^ter an bie Sore fleQen, berg(eid^en @e»
finbet abautreiben. Um biefe Übelftänbe ^u befeitigen, befal^l Äurfürft
Sol^ann (Seorg gegen 6nbe bed 16. Sal^rl^unbertS ben Cbrigleiten ber
©tdbte „eine gewiffe SSettetorbnung a« mad^en unb au publiaieren^
bamit ein jcber Slrme unb Settier fid^ banad§ rid^ten lönne''. S)ie
baraufl^in ))on bem 9lat bon ^Berlin unb Jtöln gemeinfam erlaffene
Strmen« unb SSettelorbnung öon 1595 2) ifl ba8 erfle umfajfenbe CrtS*
ftatut, toeld^eS bie SJerforgung atter 9lrten bon armen, ber ^ofpitaliteU;.
SBaifen, ^auSarmen, ber einl^eimifd^en unb fremben Settter regelt.
Sie Verpflegung ber alten, berarmten, gebred^lid^en ober blöben
Sürger unb Sürgerfinber, bie fid& nid^t felbft emäl^ren fonnten, oerbtie&
ben ^ofpitdlem aum „^eiligen @eifi" unb „©t. ©eorg" unb „St. (Sertrub"-
^Jlad^ ber ^ofpitatorbnung tt)ar biefen ^erfonen t)erboten, augerl^alb bed^
^ofpitatö um 9llmofen au bitten, nur bie öerorbneten ffiorbfrauen burften
nad§ altem Sraud^ für bie ^ofpitöler milbe @aben einfammeln; bie
^ofpitaliten mußten ftd^ mit ber il^nen [U)öd§entlid§ geretd^ten Seil^ilfe
begnügen.
S)ie ©d^utfnaben, bereu (Sltern öerfiorben ober aum Unterl^alt un»
fftl^ig »aren, würben beftimmungSgemäfe nad& borl^ergcgangener Prüfung
1) 2»9liu« V «. 1.
2) im Slrd^it) ber 6tabt ^Berlin.
183] S)aS berliner Slmtenwcfcn r>ov bem 3^5 w 1820. 183
unb Sxlunbigung bntd^ ben Steltor bet Sd^ule in bte Auttenbe auf^
genommen. Sie Auttenbe^ totlä^t auf Soffen unb $öfen gegen mtlbe
®a6en fromme SBeifen ertönen lie^, burfte feit (Srla^ ber Slrmenorbnung
nur nod^ bormlttagS bon 10 — 11 ll^r uml^er^ie^en , l^ierBei baS S3rot
in Äörben unb ba8 (Selb in berfd^loffenen S5ü(%fen fammeln. Singer bem
Srtrag ber Aörbe mürbe ben.@($ülem bon bem ßin!ommen ber @($ule
ein mö($entli($er Unterl^oUdbeitrag getoäl^rt. S)en Sängern beS Jhrd^en*
($oreg mar afö befonbere 93ergünftigung geftattet, il^re mel^rftimmigen
@efänge auf ben ®affen unb Dor ben Suren unb bei ^od^a^iten bor»
jutragen: bie ©elbftjenben tourben öon bem ©d^ulreltor regiflricrt, ber«
malert unb attc SJicrtel« ober ^albjal^r orbnungggemdfe Ijcrteitt ober
aum 9(nlauf bon 93üd^ern ober ^apkx bermanbt. S)ie oBba($lofen
äBaifen mürben in ber „Kommunität'' ober im Sa^arett untergebrad^t:
bei bem ftftnbigen SJlanget an Mitteln unb ber großen S^l^t ber armen
Ainber f($eint btefe Unterbringung überaus bürftig getoefen )u fein, babei
mar leiber für bie ÜOldbd^en überl^aujit nid§t geforgt; mir erfal^en
nftmlid^ bei Sefjjred^ung ber SSettelci im britten äbfd^nitt ber Scttel«
orbnung, ba^ bie ^Räbd^en unb biele jtnaben fi($ auf ber Strafe
uml^ertrieben , unb ba§ bie Settelöögte unb bie Totengräber angctoiefen
maren, fotd^e bettcinben Äinbcr oon ben Züren ju öertreiben. S)iefe
Satfad^en laffen beutlid^ erlennen, toie mcit man in jener 3«tt bon ber
9[ner!ennung einer öffentlid^eu 93er))f{id^tung aur Serforgung ber Firmen
unb SBaifen entfernt mar. 3^^^^ foöte ba8 Setteln abgefc^afft merben,
bod§ lonnte man fid^ nid^t baju entfd^lie^en , aud öffentlid^en 3RitteIn
bie ä}er))f(egung ber armen gebred^lid^en Seute unb l^ilflofen Jtinber ju
beftreiten, fonbern überlief pe nad^ toie bor ber 9JliIbtdtig!eit ber SOltt«
bürger. 9htr bie SluStoüd^fe bed 93ette(mefenS mürben burd^ bie neue
93etteIorbnung bel&m))ft; mie frül^er maren bie toürbigen 9(rmen bon
ben fremben Sanbftreid^em burd^ ein Slb^eid^en unterfd^ieben ; um bie
Sürger oor ftdnbiger SSelftfligung burd^ bie Settter au betoal^rcn, ge«
ftattete bie Scttelorbnung nur am Sonntag nad^ Sd^tu^ ber ^rebigt,
alfo bon 10 — 12 Ul^r, in ber SBoc^e S)ien8tag8 unb S)onner8tag8 um
biefelbe 3eit Sllmofen au erbitten. S)iefe Segitimation ber „red^tlid^en
armen" auni ßinfammeln bon Sltmofen legte getoifferma^en ben Sürgem
bte 93er))f{id^tung aum Unterl^att ber tierarmten (Semeinbeangel^örtgen auf
unb mar ber erfte Sd^ritt aur 9lnertennung einer öffentlid^en SJerpflid^tung
aur 9lrmen))flege.
3)ie landarmen, bie ,,fid^ auf ben @affen unb bor ben Suren au
betteln fd^dmen, ober fo gebred^Iid^ , unb ungefunb flnb, baß fie nid^t
l^rauügel^en fönnen", erl^ielten feit Crlafe ber 9lrmenorbnung au8 bem
184 »elis ©tittct. [184
Slrmenfoften teifö toöd^entlic^ , teild aUe btetjel^n Zage eine ©elbuntet«
ftü^unfl. Um eine flered^tere SJerteilung her aut SBetfftöung ftel^enben
SRittel 5u er^ielen^ tt^aten bie Sltmen je nod^ bem @rabe ber 93ebütftig^
leit in brei ®tu|)})en geteilt ujotben; ber etfle $aufe etl^ielt einen
©ilbergrofd^en, bet anbete atoei unb ber britte brei ober oier. 3Benn
einer aud einer l^öl^eren &mppt au8f($ieb^ rüdte ber Sebürftigfte ber
folgenben Slbteilung nad^. Sei ber 9(uSteUung bed ^tmofend na^ biefer
in einem 93eraeid§nid feflgelegten Orbnung mugten bie 93ettelbögte au«
gegen fein, um ben SJorjiel^ern be8 SlrmenfafienS biejenigen anauaeigen,
weld^e fid^ ungebül^rlid^ benommen l^atten, bamit il^nen aur Strafe ber
änteil cntaogen werben lonnte. ®ie Äofien biefer SJerforgung ber
mürbigen ^auSarmen tourben befiritten öon bem Strmenfaften, bem 6r»
trage ber Klingelbeutel in ben Jtird^en, ben JtoQelten in Käufern unb
®afll^öfen bei gfeftlid^biten ufto.
S)ag ed rid^tiger ift, nid^t erft ben Sludbrud^ beS etenbS unb ber
9lot abauwarten, fonbern ber Serarmung bei 3^^^^^^ öoraubcugen, l^atte
man bereits erlannt; bal^er befiel^lt ber 3tat in ber 9lrmcnotbnung,
,Mi bie SJcrorbneten in ben SJierteln ber ©tabt aüe Quartal l^erum»
gelten unb aQe Zagetöl^ner unb ^ncolan, fo l^ier mol^nen unb anau«
treffen finb, ^n Äegifter bringen, unb, toaS für Slal^rung unb (Setoerbe
fie treiben, toie tiiele Jtinber fie l^aben, tooau unb U)te fie bie eraiel^en,
beraeid^nen muffen, unb fotten biefelben 3tegifter bon Quartal au Quartol
erneuert werben. S)a nun unter fold^en gemeinen Seuten unb Zage»
löl^nern^ bie nid^t $aud nod^ (Sigened l^aben, fold^e befunben werben
fottten, bie faule ©d^lingel flnb, bie pd^ burd^ il^rcr ^änbe Slrbeit nid^t
ndl^ren, fonbern ftd^ nur beS Slü^iggel^enS befleißigen, il^re ftinber aum
Setteln l^alten, unb ben Seuten öor ben 2üren befd^werlid^ fein muffen,
bie foQen aur SIrbeit ermal^nt, ilgnen aud^ bei -Reibung bei; @tabt auf«
erlegt werben, il^re Äinber, fonberlid^ bie Ändbtein, fobalb fie baau
tüd^tig, in bie Sd^ule au ]ä)xäm, weil man au SSerlin eine freie Sd^ule
l^dlt, fie beten, lefen unb fd^reiben au laffen, bamit fie burd^ ^Jlüfeig«
gelten nid^t au Untugenben gewöl^nt ober geraten mögen. Sßeld^e Ainber
aber feine (Sltem l^aben, benen foQen bon ben 93orftel^ern bed armen«
lafteng bie fjfibeln unb anbere Sudler gclauft Werben, unb l^emad^. Wenn
fie beten lernen, foEen fie in bie Äurrenbe eingenommen werben, ba fie
aldbann il^r 93rot l^aben !5nnen. 2)ie SBeiber aber foQen fid^ bed
@t)innen8 . SBafd^enS unb anbcrer SBeibdarbeit befleißigen , infonberl^eit
bie SRftgblein aum Bpinmn, 9l&]^en unb SBirten l^alten, unb wenn fie
fo ftarl Werben, für ftinbermftgblein l^ier ober auf ben Dörfern ber«
mieten, bamit fie il^r 93rot erwerben lönnen. @d fott aud^ l^infür
185] 2)a3 öcrliner Slrmcntoefcn oor bcm ^af)xt 1820. 185
feinet, et fei Sürger obet incola, l^abe eigene SBol^nunfl obet nid^t, ol^ne
SJottoiffen bet 3tdte itflenb jemanb bon ftemben Orten l^iet bei fld^ ein«
nel^men, obet bei fld^ tool^nen taffen jur bleibenben 9lieberlaffunfl" ^).
SlQetbingd finb {ol($e 93eftimmungen leichter erlaffen ald butd§'
gefül^rt; ballet ift »ol^I bie SBirfung bicfer Slnotbnungen einer bor«
beugenben 9lrmenpflege nid^t befonbetS l^od^ anaufd^lagen. 9lod^ toeniger
etfolflteid^ »at bie Sefämpfung ber Settier, fjremben Setttern xoax
nid^t nur bad Setteln, fonbern überl^aupt bet eintritt in bie ©tabt
betboten. S)en 2ortoddJtern toar bei Strafe berboten, fold^e gremben
in bie ©tabt einjutaffen; l^atten fotd§e Settier fld§ iebod§ l^eimlid^ ein»
gefd^lid^en, inbem fie 3. S5. auf bem SBaffer fld^ big an ben TOül^len«
bamm fal^ren liejsen, fottten fie fogleid^ toieber butd& bie Settelbögte au8
bet ©tabt gefül^tt n)etben. ©eit @rla^ ber ^rmenorbnung toar ed aud^
ben auStftnbifd^en , abgebrannten ober bertriebenen ^rieftem ba8 ,,ttm«
bitten bor ber Seute ^ftufer'' nid^t mel^r gefiattet, bafür tourbe il^nen
aus ber ßämmereilaffe eine 9(bflnbung gegeben.
aSie bie nod& borl^anbenen flftmmereifaffenred^nungm ergeben, toaren
biefe 3wtoenbungen an arme Vertriebene, ©tubenten, berjagte ^riefter
unb abgebrannte fel^r gering unb fommen neben ber Seiftung beg Slrmen«
fafieng gar nid^t in S3etrad§t. SluBerbem forgte ber SJlagifirat nur für
gfinblinge, für bie Verpflegung ber Äranfen unb für bie Seftattung ber«
armter Säürger. gfür fotd^e 9lu8gaben feien einige Seldge angefül^rt:
S)er Unterl^alt ber Sinblinge unb SBaifen fofiete 1623 25 Str. 5 @r.
8 5pf., 1693 15 %h. 9 $f., 1697 im ganzen 65 Sir. 3m »al^te
1607 toerben an arme ©tubenten unb Sieifenbe 13 Sir. gegeben. 1609
beggl. 16 Sir., 1623 für retigionSl^alber au8 Ungarn Vertriebene, bet«
jagte ^tieftet, arme ©tubenten, jcrftreute ©olbaten im ganzen 19 Str.,
1693 an arme ©tubenten unb Vertriebene 29 Sir. 7 @r.
S)iefe berl^ültniSmä^ig geringen SluSgaben, bie allerbingg bei bem
bamaligen SBerte beS @elbeg eine U)efentlid^ ledigere Vebeutung afö l^eute
l^atten, fielen bem ajlagiftrat al8 Snl^aber ber Vetteljjoliaei jur Saft.
S)er geringe Umfang biefer $ilfe Id^t beuttid^ etfennen, ba§ tro| ber
betrdd&tlid^en ärmut tod^renb ber ganjen ^errfd^aft ber Vettel« unb
Slrmenorbnung bie eigentlid^e Slrmenl^ilfe bem ärmenfaften unb ber
briöaten SBol^ltätigfeit überlaffen war.
IV. SE)a8 9lrmentDefen unter ftaatlid^er Verwaltung.
S)ie Vettel« unb Slrmenorbnung bon 1596, toeld&e faft ein Sal^r«
l^unbert l^inburd^ in Äraft war, l^atte atoar baS Vettelmefen befd^ränlt,
1) öettcl« unb Slrmenorbnung, 2:cil IV, 2lbfa^ 4.
186 Selij Stitter. [186
aber ntd^t befetttgt, ^toetl man bad ^n]pxtä)m ber SRttbtätigleit ber
Sütget nid^t entbel^ren )u lönnen glaubte. 3)utd^ biefe legitime Bettelei
toaren bie 9(rmen itod^ immer mit ben Settlern auf gteid^e ©tufe gefegt
Sa iebod^ bie 9(uSübung einer Aontrotte über befugte unb unbefugte
Bettelei fd^on bamafö an^erorbentlidg fd^wierig toar, liefen fid^ mand^e
Müßiggänger t)on ber SSo^Ufttigleit erl^alten; fo nal^m benn bad Un^
wefen ber ^auS« unb Straßenbettetei immer mel^r überl^anb. S)a)u {am
bie fieigenbe 9lot infolge beS allgemeinen toirtfd^afttid^en 9Hebcrgange8 ;
ber un^eittjoße 3)reiBigiäl^rige Ärieg, öon beffen Sertoüjlungen nod^
l^eute mand^e t^erlaffene OrtSfteUe unb mand^er iDÜfte Srümmerl^aufen
ein trauriges 3^ugnid ablegt, l^atte ^anbel unb SBanbel lal^m gelegt
3n Serlin iDaren tötete (Sinwol^ner gan^ t)erarmt, 9lot unb Sob l^atte
bie Seute bertrieben, nid^t toenige Käufer fianben gan^ leer; bie Se«
bdlterung, meldte 1596 nod^ 12000 Seelen betragen l^atte, aftl^Ite 1631
nur 8000 unb fani fpäter U% auf 6000 l^erab. Sag t)ertt)üftete Sanb
fd^ob biele bemid^tete Siiftenjen unb atterlei @efinbel nad^ ben $att))t*'
unb Slefibenaftftbten ab. Um bie @d^toierig!eiten ber 9lrmen|jflege unb
bie $5]^e ber seitigen SlrmenauSgaben ju beranfd^aulid^en , nennt ber
aJlagiflrat öon Serlin in rinem »erid^t bom 6. Slugufl 1833 bie ^aupt-
flabt ,,ben Sammdpla^ ber JBerbred&er unb l^alböerarmten ©tüdSritter" ;
bie« fei fie fd^on lange getoefen, fo ba^ bereu 3^^^ unb il^re Äinber
attein genügen würbe, bie 9(rmen«, Aranlen» unb SSaifenl^äufer ;u fütten.
aSenn biefe« Urteil nod& für ba« 3al^r 1833 antraf, toie oiel ft^toieriger
unb ungünftiger muffen bie Serl^ftttniffe wäl^renb ber fd^Iimmen Arieg«»
weiten ber frül^eren 3al^rl^unberte gewefen fein! ®ie gürforge für bie
jal^Ireid^en gftemben, bie fid§ in ber $au))tftabt auf reblid^e ober un»
reb(id^e SBeife burd^^uf dalagen trad^teten, lag natürlid^ ben @emeinbe*
beworben fo fem, ba§ fie bid in ba« 19. Sal^rl^unbert l^inein ba«
öffentlid^e Slrmentoefen ber Slefibena nid^t atö eine @emeinbe =
angelegenl^it anfeilen woQten, für beren notwenbige 9(udgaben bie er«
atoingbaren Seiflungen ber Sürgerfd^aft — bie ftftbtifd^en Steuern unb
abgaben — in 3lnf|jrud& au nel&men feien. Unterfiü^t tourbe biefe
Slnftd^t bi« in bie neuere Qüt l^inein burd^ bie %nfd^auungen ber
^oliaeiloiff enfd^aft , loeld^e bie gefe^(id^e Slrmenpflege al% eine mit
ben ))oliaeilid^en ^unftionen a^f^tttmenl^ngenbe Slufgabe ber Staat««
getoatt anfal^. 3)aau fam, ba§ bie ftftbtifd^en ginanaen aur '^tii be«
®ro^en Aurfürften infolge ber Jtrieg«(aflen unb be« loirtfd^aftüd^en
9liebergange« in trauriger SJerfaffung waren. Sit« ber ©rofee Äurfürft
auf äSefeitigung ber Stra^enbettelei brang, Kagten bie Slftte über Stangel
an ben erforbertid^en 3Jlittetn mit ben SBorten, bafe e« il^nen an bem
187] 2)o§ berliner STrutcntoefen t)or bem Sa^rc 1820. 187
„nervus rerum gerendarum" fcl^Ie, toomit bcn Ernten gel^olfcn unb ber
Settel obgefd^afft toetben !önite ; fic bitten ben fturfttrflen, er möge „jitr
gfacUttterunfl ber guten Orbnung unb Serfaflung beS ferneren Unter»^
i^altS ber lieben notleibenben armut" feine mitbe !urfür|ilid6e ^anb^
auftun unb aum ,,inimertodl^renben 9lfujol^r8gefd&en! mit einer jureid^enben
guten Stiftung gnäbigfle ^ilfeteiflung" berorbnen. S)er Äurfürft erliefe
infolge biefe« »erid^tg unterm 26. 3anuar 1664 ben Sefel^t: „68^
foHten bie ÜRagiftrate beiber Sftefibenaien aunäd^ft ein ^rojrft einer Orb*
nung barübet einreid^en, too bie ^jrefel^aften unb unöermögenben Slrmen
etwa l^inlogiert toerben möd^ten, er »oße atsbann fid^ erltftren, toaS er
ju beren Unterl^altung jöl^rlidö l^erreidften tooHe". 3n bem l^ierauf er«
ftatteten Serid^t toiffen bie State für biejenigen „eine« Sltmofen« tt)ür-
bigen SCrmen, weld&e nid&t in ben ^ofjjitätem öom ©eiligen ®eift unb-
©t. Seorg ober in bem „9leuen ©öuStein a« ©t. ©ertraubt" gel^atten
toürben, ober ju bem 9lrmen!aflen gel^ören", leinen anberen Stat, al8^
bafe fle il^r älmofen bei ben Suren ber ©intool^ner fud^en müßten, bei
benen fte fld^ burd^ ein il^nen öon ber Dbrigfeit gegebenes bted&etneS
Seid^en ate eineS fold^en toürbig auStoiefen. 68 toirb babei anerlannt^
bafe e8 tool^I gut unb nötig fei, bafe bie Settier biefeS „CrbenS" aud^
burdö ein „gewiffeS SBöc^entlid^eS" erl^alten toerben fönnten, aber baju
feien leine mittel öorl^anben. Übrigens fänben fld§ aud^ berfd^iebene
,,liebe arme, toeld^e um il^reS ©efd^ted^teS unb vorigen ©tanbeS toiHen
fid^ fd&ftmen, au betteln unb öffentlid6 Sllmofen ju begel^ren". S)iefe
litten „faft nod& größere 9lot^ als »eld^e tftglid^ bor bie Suren laufen,,
fierben oft ouS ©unger unb Äummer bal^in; wenn fie tot fein, loifft
man laum, toie man fle nod& mit einem ©arg in ber 6rben bringen
folte". S)er SSerid^t f daließt toieberum mit ber Anrufung ber lurfürft»
lid^en ©ilfe unb mit ber d&arafteriflifd^en SBenbung, baß ber Äurfürfl
»aS il^nen an 9Kttteln gebred^e, gnöbigft erfe^en !önne, unb toürben fle
aud6 ,,alsbann fd^ulbigfl fein in Untertänigfeit eine fernere Orbnung.
pro modo et gravitate ber antraben au mad^en" ^).
S)ie wieberl^olten Slufforberungen beS flurfürften an bie State ber
Steflbenaftäbte , ftd& über bie SJerf orgung ber Slrmen au einigen, l^atten
leinen ßrfolg, weil eS ben ©tobten einerfeitS an 3Jlitteln, anbererfeitS
aud^ an gutem SBiUen fel^lte, bie a^^lteid^en Firmen au t)erforgen. S)a
iebe ©tabt fid^ l^öd^ftenS aut Unterl^altung il^rer eigenen einl^eimifd^en
Slrmen nad^ SMaßgabe ber milben Suwenbungen ber Sürger berftel^en
unb bie auStoärtigen SSettler über bie SBeid^bilbgrenae abfd&ieben tt)ottte>.
1) ^ie betr. »erid^te 6eflnben ftd^ im ^x^iv ber @tabt »erUn.
188 SeliE etitter. [188
toar leine Einigung ju erzielen. 9la($ tt)te bot trieben bie aud bet
einen ©tabt öerjagten Settter in ber ^lad^barfc^aft il^r Unwefen toeiter
unb entzogen |td& mit Seid^tiglcit einer ^ufjtd^t ober SSerfoIgunj. 3m
Saläre 1677 würbe ba^er ber SJcrfud^ unternommen, baS jefamte 9lrmen=
toefen ber Slejtbenaftöbte neu ju orjoniflcren. Unter ßeitung beS @ou«
tjerneurS öon @ö^e mußte ouf 9(norbnung ber Stegierung eine ßommifjton
pfammentreten, bie au8 ben SBerorbneten ber einzelnen ®täbte beflanb,
um über bie stoedmäßige ginrid^tung beS gefamten SlrmenWefenS a« 6^'
roten; boc% !am leine ginigung über bie Sfteform awfianbe. ®ennod^
brängte bie (Srtoeiterung ber ®tabt burd^ bie unter bcm ©roßen Jtur»
fürftcn gegrünbeten, felbftänbigen ©tabtteite „griebrid&ätoerber, S)oro»
tl^eenfiobt, griebric^ftabt" mit oHer @ttoali baju, bem Slrmenwefen
eine beränberte ©eftalt a« geben, inbem mon au8 ben beiben alten
©d^toeftetftdbten famt il^ren SJorftäbten einen einl^eitlidfeen Slrmenbejir!
bilbete unb mit umfaffenben 9Jlittetn eingriff. Sei bem SDBiberftanbe
ber ©täbte ftil^rte au biefem 3^^^^ ^^in anberer SBeg afö bie übernal^me
t)e8 3lrmentt)efen8 ber Slefibenaftöbte burd^ ben ©toat felbft. ®er feit
bem ©rofeen Äurfürften aut ©eltung gclommenen IraftöoHen fürftlid^en
Snitiatibe ftanb bie ©d^ioödöe unb $itfIo|tg!eit ber fläbHfd^en Obrigfeit
gegenüber, fo baß bie State, toit bei anberen öffenttid^en ginrid^tungen,
<iud^ l^ier bon ber ßeitung öerbrängt würben.
Um eine umfaffenbe Drganifation für ba8 gefamte ärmentoefen au
treffen, ernannte ber Äurfürft griebrid^ IIL (ber f^Jätere Äönig gfriebrid^ I.)
unterm 19. VIÜ. 1698 flommiffarii aur Unterfud^ung ber SScrliner
^Irmenanftalten. 9lad^ einer Selönntmad^ung bom 16. VIII. 1695 be=
fd^ieben bie ,,ßurfürftlid^ 33ranbenburgifd^e aum Slrmentoefen berorbnete
Äommifforii" alle Slrmen toöd^entlid^ alle SJlontage unb Sonnerjlage
auf bem berliner SRatl^aufe aufammen, „aHba einer nad^ bem anbem
fld^ angeben unb feine 9lot borftelten, aud^ jebem nad^ Seftnben feiner
9lotburft gel^olfen werben foHe".
3ur 3lufbringung ber SMittel würben anfangs wöd^enttid^e, fjjäter
monatUd^e JtoUelten beranftaltet, beren grträge ber 1695 gegrünbeten
„^au<Jt»9lrmen»Äaffe" aufloffen ; biefer gemeinfamen 9lrmen!affe überwies
ber Äurfürft au8 ber ©taatgfaffe nid^t unbetrftd^tlid&e Seil&ilfen. «Kit
biefer 9leueinrid§tung Würbe a^ar ber Slrmenlafien ber flird^en nid^t be«
feitigt, feine (5in!ünftc würben jebod^ Wefenttid^ verringert, fo baß bie
bon il^m ausgeübte 9lrmen|)flege aKmäl^lid^ an Sebeutung berlor unb
ben gl^arafter einer lird^Iic^en 9lrmen<jpege annal^m, bie fld^ faft aüS*
fd^Iießlid^ ben Slngel^örigen ber Äird^engemeinben Wibmete.
Um bem l^au^jtfiäbtifd^en 9lrmenWefen eine bauembe SBerfaffung au
189] 2Ja3 öcrliner Slrmenrocfen oor bcm 3o§rc 1820. 189
fleBen, BefleHte Äurfütfl fSfrtcbrid^ III. burd^ patent Dom 3. 9l|jril 1699
eine ,,Be{lftnbtge unb immettoäl^renbe (Sommiffton". 9lad^ il^rer @ttftungd'
urfunbe^) fotttc jte unter beut SSotfi^e eine« ©el^eimen Stated au8 einer
gleid^en Slnjal^I reformierter unb lutl^erifd^er Staate« unb Jtird^en«
Beamten Befleißen, „indgefamt auf bad Slrmenioefen fleißig %d^t geben^
badjenige, toaS ber 9(rmut }u gut ober fonft ^u berbeffem bie 9lotburft
erforbert^ anorbnen unb atted nad^ beftem äBiffen unb (Setoiffen ein-
rid^ten''. ^^^Befonbere to)urbe il^r nod§ bad ins patronatus Beim ^rmen«
toefen Beigelegt, bie Aufteilung unb äSefolbung eine« Secretarii ber=
]pxoi^tn, bafür aBer aud^ feftgefe^t, ba^ er reformierter J(onfeffton
fein fotte.
3m Saläre 1703 erliefe ber nunmel^rige Äönig griebrid^ I. eine
Befonbere 3nflruItion, bie „3nterim8»3lrmen*Drbnungen für Serlin, Söttn,
fSfriebrid^dtoerber, Sorot^ecn» unb Sriebrid^ftabt" ^), SJon biefer „SnterimS«
9lrmen»Crbnung" , toeld^e bie 9lrmen!ommiffion in ein „9lrmen»®irectorium"
bertoanbelte unb üBer l^unbert Saläre in Ihaft toax, feien bie tt)id^tigften
Seflimmungen l^icr angefül^rt, ®er § 1 fe^t fefi: „S)a8 ©irectorium
bed Armentoefend unb ber bamit DerBunbenen $[nftalten l^aBen bie bon
©einer SJlaiefiät l^ierju aUergnäbigfl berorbneten ßommiffarii." 3m
§ 2 l^eifet es : „SJon atten 9Jlagiftraten l^iefiger aiefibenaftäbte pnb einige
il^reS Mittels be))utiert, to)eld^e bad 3lrmentt)efen ref))icieren , benen bon
Äöniglid^er 3Jlaiefldt ein ©ecretariug abjungiert ift. "§ 3 Beftimmt: ,,S)ie
^öniglid^en Sommiffarii lommen, fo oft ein SSid^tiged borföUt, aufammen,
ba fie bann mit 3wiie^ung ber deputierten nic^t nur l^ierüBer, fonbem tote
bieg äBerl mel^r unb mel^r {önne berBeffert toerben, beliBeriren, aud^ an-
l^ören, toad iene bagu für SBorfd^ldge tun." 2)ie Wagiftratdmitglieber
bed 9lrmen«>2)ireItoriumd Befafeen bemnad^ awar ba« SJorfd^lagd«
red^t, aber nidgt bad Stimmred^t. S)er ©elretariud mufete mit ben
£e))utierten atte £age auf bem älatl^aufe in 93erlin jufammenlommen ;
9Jtontag8 tourben bie Sllmofen auf ©runb ,,<jrobuairter gebrudtter 3^tter'
ausgeteilt; BefonberS am ^itttood^ unb Sfreitag gefd^al^ bie 3lufnal^me
ber Slrmen, bie Seforgung ber Äleibung, ber Auren unb ber SSegräBniffe.
3m 3a]&re 1709 tourben bie älteren ©d&toefierftftbte Berlin unb
Adln mit ben BiSl^er felBftftnbigen SJorftäbten )u einer (Semeinbe unter
einem 3Ragiftrat bereinigt unb bem ganzen (SeBiet ber 9lame ,,93erlin''
Beigelegt; bie anberen Ortsnamen erl^ielten fid^ nod§ ald l^iftorifd^e 93e«
jeii^nuog ber älteren ®tabtteile. Seit biefer S^t tourben immer einige
1) aW^au«, Corp. Const March. %eii I, 2lbt. 2, «Rr. 72.
2) @6enba 3lv. 73.
190 &elts Btmx. [190
aiagiftratömitflliebet , ingbefonberc ber Sürflcrmciftet , su „orbentlid^cn
^ffeffoten beim 9lrmcn=S)itcctotio" ctnonnt.
9lu8 bcn ffiinnal^mcn ber $amjt»9ltmcn*Äaffe toutbcn alfo bic
^tabt» ober ^auSarmen öorwiegcnb in il^ren SBol^nunöen, »ie man
^eutc fügt, in „gamiüenljflcfle" unterftü^t. ©urd^ bie mit ftaatttd^en
URitteln 1702 erfotflte ©rünbung be8 ,,@to|en gricbtidöS-S^jitalS" in
ber ©tratouer ©trofee würbe für biejenigen Slrmen geforgt, »etd^e ber
iRaturalunterftügung burd^ SBol^nung, SebenSmittet , 3Jlebiain, är^ttid^e
IBel^anblung, Unterrid^t unb ^ufftd^t beburften ober burd^ 3^^ng jut
Ulrbeit angel^atten tocrben mußten. S)urd^ bie (Sinrid^tung bicfer Slnftatt,
meldte augleid^ atö «^of))itaI, äBaifenl^auS unb ^rbeitdl^aud bienen mu^te,
glaubte man bie Firmen fo grünbUc^ Derforgt au l^aben, ba§ Aönig ^riebrid^
äBill^etm I. roiebcrl^olt alleS Settetn ftrengc öerbot, fogar burd^ eine
SJerorbnung de dato 3llt-Sanb8berg bom 2. Sluguft 1717 i) befallt, ba^
ierjenige, toeld^er einem Slrmen ein „©u|j<)Iicatum ouf|e|en" toürbe, fofort
mit bem SuppUfanten aufgehoben unb mit einer em^finblic^n Seibed*
ftrafe belegt »erben foße.
Sauge 3cit ^^^ baS ©rofee griebrid^S^^oHjital bic einzige Slnftalt
i>ßt „gefd^toffenen" Slrmenpflege; tro^ umfaffenber grweiterungen reid^te
e8 fd^lie^tid^ für aDe 3»ede ber SlnftaltS^jpege nid^t mel^r auS, foba§
«S fc^Iiefelid^ feit 1727 nur nod^ ^m gr^iel^ung ber SBaifen beftimmt
tourbe; bie bamate nid^t fel^r ^al^lreic^en SlrbcitSl^duglinge »urben in
^incm «öaufe in ber Äraufenftrafee untergebracht unb bort fo lange ge«
l&alten, big im Saläre 1756 ein großes SlrbcitSl^auS in ber Sllejanber«
ftrafe erbaut loorben toar^ nad^bem j(önig f^riebrid^ II. bie urfprüngUd^
^ur (Srrid^tung eincS tJiiii>ßi^öwf^^ geftiftete Summe öon 100 000 Salem
baju beftimmt l^atte. Sei ber 3leorganifation beS ®ro§cn fJriebrid^S»
^of))itald toax bad eigenttid^e ^of:ßital unb bie JtranCenanftalt in baS
^ebäube ber g^arit^ Derlegt morben. Sie @rünbung biefer f^dter atö
IDtufterlranfenl^aud unb är^tlid^e $f(anafd^ule berül^mten älnftalt gel^t
4iuf bad 1710 eingerid^tete ^eftl^aug ^nxiXä, bag ^ux Slufnal^me ber
^efUranlen beftimmt toar, jebod^ nid^t l^ier^u benu^t mürbe, loeil bie
^ud $oIen eingefd^te^^te $eft nur bi^ ^renjlau t)orbtang unb bie
^au^tftabt berfd^onte. Siefer burd^ löniglic^e ßabinettdorbte bom
18. 5lobember 1726 au einem ,,a5tirgertaaarett" beftimmten 9lnftalt über«
toieg baS ,,Slrmen»®irectorium" biejenigen Äranfen, meldte in i^ren
SBol^nungen nid^t bc^anbelt toerben fonnten. Snbeffen biente bicfeS
IBajarett big aum Saläre 1798 nur jur Slufnol^me Don Slrmen, bie an
1) aWpUuö; Corp. Const. March. %. II, ©. 183.
191] 2)0« berliner Slrmcnrocfen vox bem So^rc 1820. 191
Äranf^etten beS ÄörJjcrS litten, ba für (gcificShanle feit bem Sal&re
1726 eine eigene Srtenanftatt in einem ^aufe ber Ätaufenfitofee beftonb ;
biefed $aud l^atte botbem ein in bem Stiebrid^dl^ofl^ital untergebrad^ter
unb Qud^ bort berjiorbener (SeifteShanfer befeffen, beffen SSermögen in»
folge beS gefe^Iid^en (Srbred^teS bem ^rmenfonbd gugefatten n)ar. S)iefed
anfangt augleid^ ald 9(rbeitdl^aud benu|te ^rren^aud brannte 1798 ab
unb t)on ba ab fanben bie (SeifleStranlen %ufna]^me in ber Sl^arit^.
S)ied (ie^ fid^ nur baburd^ ermöglid^en, ba| bie biSl^er aud^ in ber Sl^arit^
oer))fIegten ^ofpitaliten einem neu gegrttnbeten «^of^itale ^) in ber SBaQ-
ftrafte übertoiefen würben. 90lit biefer (Brünbung flnbet bie $eriobe oon
(Sinrid^tungen t)on Slnftalten ber gefd^loffenen ^rmen))flege il^ren Slb«
fd^Cu^. 3)a8 3ntereffe beS 3lrmen»®ireftoriumö toanbte fid^ nun in er»
l^ö^tem SRage ber offenen ^rmen))flege ju, tt)ie ber in folgenbem ^b»
fc^nitt bef))rod^ene ,,$Ian au einer neuen Sinrid^tung bed Sllmofentoefend
unb ber ilranlen|)flege für bie armen in ber Stefibenaftabt Serlin" bom
3a]^re 1806 betoeift
Sro^bem bei bem Umfange beS bamaligen ^rmentoefend bie ^ud<
gaben eine erl^eblid^e $51^e (ber ^al^redabfd^tug bon 1806 meift eine
äudgabe bon 168075 Stt^Ir. nad§!) erreid^t l^atten , tourben bie er«
forberlid^en (Sinnal^men aQein bon ber fürfllid^en 3Runiftaena unb bon
ber freiwilligen äBol^Itfttigleit ber (Sintool^ner bei ^au^foUelten erwartet.
Seit jenem Slufruf, meldten bie lurfürftlid^en Äommiffarien 1693 er-
liefen, wieberl^olte ba8 lönigtid^e 9lrmen=S)ireftorium bei Selannt»
mac^ung feiner Sinnal^men unb SluSgaben aUiftl^rlid^ einen ftl^nlid^en
3Cl)pett an ben wohltätigen ©tun ber Stirgerfd^aft. 3« t>^u Äoflen ht^
^rmenwefenS leiflete bie @emeinbe auS allgemeinen SRitteln aum erften
^a(e im anfange bed borigen ^al^rl^unbertS a^^tweife einen befd^eibenen
äSeitrag, inbem fte für bie Seaal^lung ber ben {ranlen äirmen gelieferten
SRebilamente eintrat, atö infolge ber jtriegdjial^re bie Mittel bed Staated
auberweit in l^öd^ftem ^age in Slnfprud^ genommen waren unb bad
Slrmen«®ireftorium gegenüber ben l^errfd^enben 9lotftönben fid§ in ber
ftu^erften SSerlegenl^eit befanb.
Salt im folgenben ^bfd^nitte bed naiveren audgefül^rt werben
wirb, übergob am 1. 3anuar 1820 ber Staat bie SJerWattung beS
berliner 9lrmenwefen8 mit aßen baau gel^örigen 3nfiituten (aufgenommen
bie (Sl^arit^) ber Stabtgemeinbe unb leiftete bon ba ab nur nod^ einen
3ufd^u^, ber attmäl^Ud^ immer mel^r ^erabgefe^t würbe, bid er fd^Ue|lid^
1) 2)o8 ©ebäube war früher bie erfte 3"tferfa6rif öerlinS unb rourbe
fpätet oon ber RqU Xa5aIi^*9lbmtnifttation angelouft.
192 Seaj etittcr. [192
gana aufl^örte. S)amtt toar aud§ bie «^auptjlabt bed Sanbed, tote aQe
übrigen ©emeinben, atteintge Trägerin bet Slrmenlafl geworben.
V. Die ®eaentratifation ber ärmen})f Cege.
®ie Seflimmungen bet Slrmcnorbnung bon 1703 fud^ten bereite
eine geredete, gteid^mä^ige unb fd^nette SluSübung bet 9lrmeni)flege au et«
teic^en. Diefe gigenfd^often, toeld^e nod§ l^eute afö bie ^aupterfotniffe
einet gut otganiftetten 9[tmen))f][ege gelten, l^aben abet aur SSotaud*
le^ung eine enge gül^Iung beS ^ftegetS mit bem Sltmen, eingel^enbc
Untetfud^ung feinet petfönüd^en unb wittfd^oftlic^en SJerl^ftttniffe, fttenge
Aonttotte aUet ettoaigen SSeränberungen in feiner Sage unb enblid^ ßete
©ilfSbereitfd^aft. (58 ift einleud^tenb , bafe biefe 3lufgaben nid^t bon
einet Sel^örbe etftittt »erben lönnen, bie fid^ barouf befd^tänft, bie
atmen in beftimmten 3cit^Ä^iw^w (autelt gefd^al^ bieg in SSerlin
möd^entlid^ ^todmal) boraulaben unb nad^ bereu bloßen Angaben bie
Unterfiü^ung ^u bemeffen. Da baS toid^tige SJloment ber Äonttoße
fel^tte, fonnten bei SJorfpiegetung fatfc^er Satfad^en g^^tö^ffc nid^t aus-
bleiben. Um ben ^nreia a^m 93ege]^ren bon Unterflü^ungen mdglid^ft
abaufd^loäd^en, fa^ man ftd^ genötigt, bie «^ftlfte ber Unterftü^ungen in
S3rot au geben; babei n)äre tt)o]^I in mand^em biefer gfäUe toegen anber«
weiter Sebürfniffe ftatt ber 5laturatien eine @etbunterftti|ung beffer am
$ta|e getoefen. 9lbgefe]^en bon biefem 3JliMtcinb war biefe SJla^regel
nur ein Jlotbel^elf, ber baS au befäm^jfenbe Übel tool^t fd^toäd^te, aber
nid&t befeitigte. S)er em^jfinblid^e SJlangel einer toirifamen ÄontroHe
führte aur (Sinfe^ung bon befolbeteu S3eamten, bie ald ,,9lrmeninf))el-
toren" über bie SJerl^öItniffe ber Sltmofen nad^fud^enben ^erfonen (5r«
funbigungen einatel^en mußten. Slnfangä genügten atoei „Slrmeninfpel«
toren", f^jäter mußten fle attmäl^Iic^ auf bier bermel^rt werben. S)ennod&
war aßen belannt, ba^ burd^ bie 2ätig!eit biefer Seamten Weber
Sltmofenfpenben an un würbige, nid^t bebürftige $erfonen berl^inbert
würben, nod^ bie Unterftü^ung ber wirMid^ l^ilfSbebürftigen ^perfonen
genügenb fic^ergeftettt würbe. S)al^er unternal^m man wieberl^olt SJer»
fud&e, fteiwittige 5Jlitarbeiter au8 ber Sürgerfd^aft au gewinnen. Da bie
Sürger in ber bamaligen 3^^* beS öffentlid^en Dienfteö gana entwöl^nt
waren, fonnten fold^e Serfud^e um fo weniger einen bauemben grfolg
l^aben, ate biefen „Dejjutierten" jebeS felbftänbige ^anbeln berfagt blieb,
il^nen bielmel^r nur bie Stuf gäbe auflel, bem „9trmeninf|jeftor bei feinen
Sfted^erd^en au affiflieren". 6ine entfd^eibenbe Änberung unb SSefferung
trat erft im Slnfange beg 19. 3a]^rl^unbert8 ein, ate burd^ Äabinettä-
193] ^A^ berliner älrmentoefen t>or bem 3<^te 1820. 193
ctbte Dom 27. V. 1806 ber ,;$lan su einer neuen Stntid^tung bed
aimofenioefenö unb ber Äranlenjjfleae für bte 3lrmen in ber Stefibeng«
ftobt Serlin" genel^miflt »urbe. 3taä^ biefem ^an foHte baS Sltmen«
5)ireItorium jt(% Dom 1. 3utt 1806 ab nid^t uiel^^ mit ber f})esieHen
lÄfoiofenöcrteilung Befoffen, |onbern biefe ou8 ben Sürgem unb ber 6in«
tDol^nerfd^oft ^u toftl^lenben ,,9let)terbe))utierten'' unb ben über ^el^n 9te«
Uiere gefegten ,,S)iftriftdbireItoren", su »eld^en ebenfaßS SSürfler ber
Stabt („tootabitiä) fo(d^e, toeld^e (Sefd^äftdlenntniffe unb @etoanbt^eit
barin l^aben") gewählt toerben fottten^ überlaffen. hiermit toar ber
Stnfanj su einer »irlfamen S)esentra(ifation unb einer mit ben örtlid^en
35erl^ältniffen Vertrauten SSesirfödrmenpflege gegeben. 68 ift fonberbar,
ha^ jene (Sinri(]^tung, nac^ melc^er jebe Unterflü^ung bon bem Firmen«
^ire{torium felbfl bewiOigt toerben mu^te^ {id^ bom älnfange beS
18. Sal^rl^unbertS , too SSerlin nod§ nid^t 50000 (Sinwol^ner l^atte,
ein botteS ^al^rl^unbert l^inburd^, »ft^renb beffen bie 93eo5IIerung auf
172000 (Stnwol^ner gefHegen mar, erlitten tonnte, unb ba^ erft fo
^^jdt bie ©dötoerföHigleit einer mittelfl Selretur einer S^t^^^t^el^örbe
geübten 9lrmen|jflege leBl^ft genug em|jfunben mürbe, um ben dnU
1<^lu^ Sn einer rabilaten 9teform su S^tigen. äBirtlid^ burd^greifenb
ift eben nur fd^neUe unb auf ben befonberen ^dä sugefd^nittene ^ilfe;
biefe (Srforbemiffe finb mid^tiger ald (Sleic^mä^igl^tt in ber älnmenbung
ber Ijflegerifd^en ©runbfä^e. S)ie cinfeitigen Serid^te ber menigen, mit
ben örtlid^en unb ))erfönlid^en SSerl^dltniffen unbetannten Beamten,
bie mel^r fd^ablonen» aU gteid^mä^ig berful^ren, genfigten nid^t ^n
«iner rid^tigen Beurteilung bc8 SlrmenfaHeg , s" ber erftrcBcnSmerten
Snbibibuatifierung. Sei ber geringen SMenge ber borl^anbenen aWittel
unb bem großen Umfange ber 9lrmut mar bie rid^tige SScrteilung
ber (Selber um fo mid&tiger. 3n 3lu8fül^rung bc8 ^aneS bon 1806
übermieg \>a^ Firmen» S)ireItorium bie ganse etatdmft^ige @inna]^me ber
^rmenlaffe nad§ fed^Sift^rigcr ^raftion (nad§ 9lbsug ber nad^ bemfetben
S)urd^fd&nitt ermittelten Äoften an ©urd^reifenbc, für Srang^jorte, SSegrüB«
niffe, ßl^aritöful^ren unb mag au8 Xitel „Sn^gemein" besal^lt mürbe)
SU brci SJicrteilen an bie Sftebierbcputierten nad^ SSerl^ältnig ber ©röfee
i^reS 3lebicr8 unb ber 3^^^ ber s^geprigen Slrmenfamilien ; baS le^te
SJiertel ftetttc fie ben S)iftrift8bircftoren für außerorbentlid^e Unter«
ftü^ungen ^m S)i8Jjofition. ^ierburd^ ftattetc baS 9lrmen«S)ire(torium
il^re !Pfiegeorgane mit einer großen ©elbftftnbigfeit auS, bie bei ben
tRebierbcJjutierten — mal^rfd^einlid^ ol^ne mefcntlid^en Sffeft — nur
baburd^ befd^ränft mar, \>a% biefe möd^entlid^ mit ben S)iftritt8«
bireltoren su lonferieren l^atten, bei beiben Älaffen bon Slrmen|jflegem
Bforfd^ungcn s. (ranb. u. preuB. ®efd^. XXI. 1. 13
194 SeliE Stitter. [194
jugletd^ baburd^, ba| fle mit il^ten Setoitttgungen bie Summe ber
il^nen aut SSerffigung gefieOten 3RitteI ntd^t Ü6erf($tetten burften.
Snjtoifd^en »at butd^ bte ©tftbteorbnung öon 1808 bie SSürger»
fd^aft aur 3Rittoit!ung Bei ber SJettooftung bct ftftbtifd^en Slngelegenl^eiteu
berufen tootben. Sie beteitö auf bcm Gebiete bet 9(Tmen))fIege mit ben
bütgerlid^en Sl^enbeamten getoonnenen günftigen Srfal^tungen l^atten
fogar aiemlid^ audfül^rlid^e Seftimmungen übet bie %udübung ber
Slrmen|)Pege tmä) el^renomttid^e Organe (ärmenlommifflonen) in bem
neuen, grunblegenben S^ermaltungdgefe^e gejeitigt. ^ad^bem bie ganae
fldbtifc^e SJertoattuug — mit 3hi8na]^me ber $oIiaei — ber ©emeinbe
93erlin aut ®elbflt)ertt)altung überantwortet tt)orben toar, lonnte bie
Übergabe ber bidl^er bon bem löniglid^en ^rmenbireltorium geleiteten
Strmenbertoaltung an bie Stabtgemeinbe nid^t länger l^ingeaogen werben.
S)a^er würbe im 3al^re 1820 bie 9(rmenbertoaltung ber ®tabt 93erlin
ber ftäbtifd^en Slrmenbirettion übergeben, bie ald felbftänbige 2)e))utation
t)om 3Ragi{trat eingerid^tet worben mar. Sa bie ^nfe^ung Don eieren«
amtlid^en %eairfö))flegern fid^ fo Dortrefflid^ bemäl^rt l^atte, mürbe ein
weiterer Sludbau ber Seaentralifation ber Armenpflege burd^ Sinrid^tung
Don äCrmenlommiffionen erftrebt^ benen bie felbftänbige Sludübung ber
offenen Slrmenl^ilfe in il^rem Seairfe übertragen Werben fottte. @o
waren bie Ämter ber 3lebierbe|jutierten unb S)iftrift8bire!toren bie Äeime,
aud benen fic^ bie Uü l^eute bewährte S3eairföarmen))flege entWidEeln foUte.
VI. S)ie Slrmen* ober Settelljoliaei.
aBie uns bie ©cfd^id^te bcS älteren berliner SlrmcnwefenS geaeigt
l^at, laftete baS Unwefen ber SSettetei jal^r^unbertelang fd^wer auf ber
^aujjtfiabt, awmal fid§ nid^t nur würbige Slrme, fonbcm aud^ biele
SlrbcitSfd^cue unb Setrtiger auf bicfe bequeme SBeifc crnäl^rcn liefen.
SSefonbcrS bei geftUc^feiten ober fonftigcn änläffcn, bie größere 2Jer«
fammlungcn üerurfad&ten, mad^ten fld^ bie Settier unangenel^m bcmerlbar.
3n ber ^oliaeiorbnung üon 1580*), Weld^e bte State bon Serlin unb
flöln gcmeinfc^aftlid^ gegen SujuS in ©^jeife unb Äleibung auf beö
ßanbegfürften SScrorbnung ertaffen mußten, l^eigt e8 u. a. : „Settclüögtc
foßen t>it faulen Seltler bon ben «öod^a^itSl^äufcrn mit ^eitfd^en ab«
treiben unb bafür aus ber ©od&aeit a^^ci ©tübid^en Sicr unb bicr iBrote
erhalten." Solange würbige 9lrme aum Setteln lonaeffioniert Würben,
lonnte eS nid^t SBunber nel^men, baB fid^ aud^ gana rüftige Seute beS
SSettelnS nid^t fd^ämten unb tro^ ber ftrengen ©trafbeftimmungen fed^tenb
1) 3m atrc^io ber @tabt Berlin.
195] 2)0« berliner Slrmenroefcn oor bcm ^(n!^xe 1820. 195
bon $auS ;u $aud, Don Strafe ^n @ita|e }ogen. Um fold^e un«
toürbtgen S3ettler aufju^eben unb bie %(mofen ben 93eted^tigten ^w
jutoenben, toar fd^on frül^jeitig eine 6efonbete fläbtifd^e %tmen))oIi)ei
einsendetet toorben, bie aud mel^teten $ettelt)ögten beftanb^). £a|
biefe 99ettel))5gte aud^ bie ^udatmen beauffidetigten unb bei bet ^ex^
teilung bet 9(lmofen sugegen fein mußten, um bieienigen 9tmen an«
auseigen, toeld^e fld^ betgangen l^atten, l^aben toit beteitS an anbetet
©tette ettoftl^nt. Solange bie Sltmen^j^ege butd^ eine SenttalBcl^ötbe
unb nid^t butd^ $e}itfö))fleget ausgeübt toutbe^ toat biefe AonttoQe
butd^ bie Sltmenpoliaei unentbel^tlide. 9lade bet 3ntetim^%tmenotbnung
füt Setiin bon 1703 toaten bamaö fieben „(Baffenmeiftet" angeflettt,
toeld^e Sld^tung geben fottten^ ,,baB leine äSettlet l^etumgel^en , bamit
bieienigen, bie notbütftig feien, betoad^t, ^tembe abet^ mit einem ,yiatico'
betfel^en, aud bem Sote gebtad^t tofltben''. 9(u^et bet Sluffid^t übet bie
©ttafeenbettelei lag biefen ©affenmeiftetn bie SSefotgung bet Sltmen«
begt&bniffe ob.
9lfö im Saläre 1774 baS big ba^in butd^ eine eigene lönigKd^e
iiommiffton t)etn)altete SltbeitSl^auS bem lönigUd^en Sltmenbiteftotium
untetfteUt loutbe, fanben fid^ nod^ 8 Settelbögte bot. Sa bie S3ettelei
nid^t ab», fonbetn zugenommen l^atte, etfolgte eine Sltt äleotgantfation
biefet 3ltmen})oti5ei. 9lad^em butd^ ein föniglid^eS 9Ranbat bom
16. 12. 1774 betfd^fttfte ©ttafbeflimmungen gegen bie SSettlet etlaffen
»otben waten, wutbe bie 3^^I ^^^ Setteloögte (je^t „ atmen wäd^tet"
genannt) etl^eblid^ betmel^tt unb il^nen aut JtonttoQe ein SBad^tmeiftet
borgefe^t, bet aud^ indbefonbete ben 3!tanS^ort bet UnglüdEtid^en unb
©elbftmötbet ^u leiten unb su beauffid^tigen l^atte.
S)iefe toenig gead^tete Sefd^ftf tigung , fowie bet Umftanb, baB bie
Sltmentoftc^tct füt jeben abgelieferten S3ettlet eine Slemunetation bon
2 ^2 ©gt. ctl^ielten , aud^ ba8 ben aufgegtiffenen bettetnben Sltmen ge«
fc^entte ^itleib toititen fo nad^teilig auf bie ©timmung bet niebeten
SSoIföllaffen ein, ba§ bie Slrmentoftd^tet bet allgemeinen SSetad^tung
untetlagen unb bei SluSübung il^reS S9etufed l^ftufig todttlid^en unb
tötlid^en 93e(eibigungen fic^ ausgefegt fallen, ^ietgu lam bie äSeibel^altung
einer altettümlid^en Aleibung unb eine aUetbingS Iläglid^e äSefd^affenl^eit
bet alten, l^infäKigen einmaligen Arieger.
3n biefer SSetfaffung übetnal^m im 3a^te 1820 bie Äommune mit
bet allgemeinen Sltmenpflege einen Sßad^tmeiftet unb 12 ^tmenwftd^tet,
bie mel^t ein (Segenftanb bed @ef^ötted, aü ein ©d^teäen bet SSettlet maten.
1) «gl. 9lrmenorbnung oon 1596, 2;eir H, «fcfdjn. 2.
13
196 Serts ©aaer. [196
Sie 9lottoenbig(ett lag autage, aeitgemftB^ (Sinttd^tungen 3U fd^affen,
um bem übelftanbe aB^ul^lfen. S)ie alten, l^infftUigen Seute toutben
))enjtomett unb burd^ rfifUgete etfe^t; bte Aleibung erl^ielt einen jeit»
gemäßen 3ufd§nitt ; ein umfid^tiget unb auberläffiget äBad^tmeißer tourbe
ben SlrmentDäd^tem t)otgefe|t, ber im ftanbe tt)at, ftd^ Slutotität ^n
Derfd^affen. S)a bie Settier bei einiget Slufmertfamleit pd^ ber S5er*
l^aftung burd^ unifoimierte Beamte entjogen, tourbe ein nid^t uniformierter
^rmenwäd^ter angenommen, ber bie Settier unbemerlt 6eo6ad^ten lonnte ;
er l^atte bie Slufgabe, fold^en profefftonierten Settlem Oon »eitern ju
folgen, um il^re SBol^nung unb @d^Iu))fioinfeI }u entbeden unb il^e
SSerl^ftung l^erbeijuffll^ren. Soraugdtoeife toar aud§ biefer Seamte an«
getoiefen, auf bie betteinben Ainber au ad^ten unb beren Sltem au
ermitteln, um auf biefe burd^ SSertoamung unb SSeftrafung etnwirlen au
I5nnen. Snblid^ tourbe nod^ bie )DtxpbnU (SinlieferungSf rftmie abgefd^afft^
bagegen bie bidl^er l^ierfür Oertoenbete Summe benienigen ^rmenwftd^tern
augetoanbt, bie ftd^ burd§ gute Sfül^rung unb $flid^terfüttung befonberd
auSgeaeid^net l^atten.
$lQer biefer Serbefferungen ungead^tet wottte eg nid^t glüdEen, eine
günfligere Stimmung für bie älrmeuioäd^ter l^erooraurufen. Ser auf
fie t)ererbte ^i fd^ien untilgbar ; l^ftuflg to)urben fte auf baS gröblid^fte
t)er^5]^nt, felbft gefd^lagen unb bertounbet, unb au oft entftanben bei
@elegenl^eit ber t)on il^nen boUfül^rten gfeftnal^men bie bebenllid^flen
Solföauflftufe. Unter biefen Umftänben mugte aud^ il^re (Sebulb unb
il^r ^flid^teifer ermüben. Stetd ber @efa]^r ber Wigl^anblung audgefe|t,
Dermieben fte natütlid^, ftd§ mit iungen, rüftigen Setttem, auf toeld^e
gerabe t)oraugdtoeife au ad^ten toax, einaulaffen, befd^ränlten il^re
Zätigleit t)orne]^mlid^ auf bad gfeftnel^men alter Seute unb bettelnber
jtinber, regten aber baburd^ baS mitleibige ^ubülum nod^ mel^r
auf unb tjcrfel^lten fo il^ren SBcruf böllig. Unter biefen Umfiftnben
fud^te ber ^agiftrat biefe Iftftige 9lrmen))oltaei loSautoerben, bie ftd§ nur
nod^ auf bie Verfolgung ber Settier erftredtc, ba bie SebenSfül^rung ber
Don ber ©tabl untcrfitt|ten Slrmen feit (Ünfül^tung ber Scairföarmen»
p^t^t t)on ben 3Ritgliebern ber Xrmenlommiffionen beaufftd^tigt tourbe.
2)ie (Ergreifung ber Settier unb Sagabunben ift eine. ^loliaeilid^e
5Qla^regel, bal^er lag eS nal^e, biefen ifolicrten 3weig ber 5poliaei«
tjenoaltung mit ber örtlid^en SPoligei au berbinben. 9lac^ längeren,
anfangs Oergeblid^en Serl^anblungen tt)urbe auf föntglidge Serfftgung mit
bem 1. 3anuar 1839 bie Settclpoliaei bem ttniglid&en $oliaei|jräftbium
übertragen gegen eine Oon ber ©tabt an bie ^oliaeilaffe au ^afilmhe
gntfd^dbigung Oon 8000 aitr.
197] 2)a8 berliner Slrmcnrocfcn oor bcm Sä^w 1820. 197
Sie flftbttfd^e ^mten))oItaei toat atoat bamit befeitigt, aber nid^t
bte IBettetei auS ber 9Belt gefd^afft, toie man ftc^ noä) l^eutjutage in
S3etlin überseugen lann, toenn aud^ baS äSetteln im Innern bet @tabt
tDeniget in (Srfd^einung tritt. 2)ut(^ ))oIi)eiIid^e 3Ra|nal^men unb Sttaf«
beflimmungen laffen fid^ foaiafe Übel eben nid^t befeitigen; man mu^
ben Urfad^en auf ben @runb gelten. 2)ad betteln toivb etft aufhören,
tt)enn ftd& !cin ©ebcr mel^r flnbet. 3^ einer fold^en SJerfagung ber
^ilfe ift iebod^ bei atten 3Kitbtdtigen bie überseugung erf orbertid^ , ba§
bie öffentlid^e ^rmen))f(ege il^te ^flid^ten in iebet Se^iel^ung t)öilig aud»
reid^enb crfüßt. SBcr toxU aber mit JRüdfld^t auf bie !argen 3«"
Beübungen ber poUaeilid^en ^rmen))f(ege unb bie @d§tt)erfäQigIeit i^rer
^ilfe bafür bie $anb inS geuer legen? Sltterbingd bleibt immer su
toünfd^en^ bafe bie öffentlid^e unb Jjriöate 3JliIbtfttigleit beffere gormen
für il^re $ilfe finbet, alg @aben an S3ett(er. S)er befte @d^u^ gegen
baS Untoefen bet Settelei toitb fletS eine gute Slrmenpflege unb eine
trefftid^ organifterte foaiale ^ilfstfttigfeit fein.
VII.
Hit gelieitite JUiffion be0 HdQelabftttatttett oott
nrrangel (1812).
Sin 9lac^n)ott t)on
Sfttebti^ Xllimme.
9lod§bem in »b. XVIII biefcr 3eitf(%rift ein Soacbud^ bed giüflcl»
objutontcn Slajot bon SBtangcI au8 bem Solare 1812 übet feine
gel^eime ^iffton au ^oxi beröffentlid^t toax, weld^ed beffen eingaben
aud ber ftü^etl^n (iBb. XIII) belannt gemotbenen (Stngabe bon 1838
in ber $au))tfad§e beftütigte, toagte laum iemanb nod^ an ben geheimen
münblid^en Stuftrftgen au tüttetn, bie SBtangel bem @enetal bon Dotd
übetbtad^t ^aben xoxU. %ur bad eine fd^ien nod^ @egenfianb bed
3toeifete ^n bleiben, ob unb »ie toeit bie Äonöention bon Sauroggen
in urfäc^tid^em 3ufammen]^ange mit ben gel^eimen Sßeifungen fiel^e, bie
ia nid^t fomol^I eine ^Jleuttalität^Ionbention atö t)ielme]^i eine Trennung
beS breu^ifd^en ^itfSforjjg bon ben Stangofen in ber gform eine« eigen«
mftd^tigen StüdEmarfd^eS auf @raubena borgefd^rieben l^atten.
9leuerbingd ift nun aber aud^ bie Subfiana ber gel^eimen 3Riffion
SBrangefö in ^tt'^if^t geaogen toorben, erft bon $an8 SlnbreeS^)^ einem
©d^üter $an8 S)eIbrüdE8, bann öon biefem fetbfi*) unb fd^Iieglid^ bon
Waj Sel^mann®). 3Jlit ben (Sintoftnben ber beiben erfteren braud&e id^
mid^ l^ier nid^t toeiter au befaffen*), am menigflen mit benen S)eIbtüdE8^
1) ^er (SinfCuB bed g^Iügelabjutanten g^rei^ertn £ubn>ig oon äßrangel auf
bie 5(ont)ention oon Sauroggen (1907).
2) Se6en ©ncifenauS n, 278 f.
3) HJlajor oon äßrangel, ber angeblid^e Urheber ber 5(ont)ention oon Sau«
toggen. $reu|ifd^e Sa^rbüc^er, SRörgl^eft 1908, @. 428 ff.
4) ®iS ift bereite gefc^e^en. ^iftorifd^e Seitfc^rift »b. 100, @. 112 ff.
ba». Sa^rbüc^er für «rmee unb SWarine, SRärj^eft 1908, ®. 254 ff.
200 griebnc^ 2;§imme. [200
bet gana einfad^ bte betteffenben SteQen be^ Sagebud^S auf @tunb be&
©döriftd^araftcrS für eine ,;5&lfd§unfl" et!(fttte, ol^ne auc^ nur ben Set»
fud^ au mad^en^ btefcn fd&toetflen oEer SJortoürfe trgenb ju bcjrünben ^),
Stwad emftl^aftet möchten bte Sintoftnbe Sel^mannS ^u nel^men fein^
fd^on Q)egen ber leibenfd^aftttd^en 93etebfamfeit; mit ber et fie botauttagen
toei^. Su il^nen mag atfo in gfolgenbem futa ©teHung genommen
toetben.
5Jlon (ennt aut (Sentige bte Softil, bie bet Siogta^ ©d^atn^otfi^
unb ©teinS Don iel^et gegen feine Dp^x eingefd^Iagen l^at: aud^ nid^t
ein gutes ©oat toitb an tl^nen gelaffen. Änefebedt unb ©d^ön, Se^me
unb Sftiebtid^ SBitl^elm in. finb tebenbe Seiftjiele. 3e^t muß ber
unglüdCttd^e SBrangel l^etl^alten. 9l(g @tunblage für fein Utteil bient
Sel^mann bie getingfd^ä^ige 93emet{ung SSo^end, toonac^ bet Sflüget^
abjutant bon S&tangel feinem tdniglid^en ^ettn ]^au))tfäd^lid^ afö eine
9ttt bon Sufligmad^et angenehm getoefen fei^). 9lbet fdfeon bet SBott»
laut beS SSo^cnfd^cn Utteitö nimmt il^m bietet bon feinet ©c^fttfe»
„®ie glügelabjutanten jenet S^it maten bie TOajote SBtangel unb ®taf
Mendel, beibe ^auptfäc^lid^ bem j(öntge als eine 9ltt bon Suftcgmad^etn
angenel^m, bod^ bet leitete mel^t atö bet etficte." STIfo So^cn fd^ä^t
äßtangel immetl^in nod^ ^öl^et ein afö ben ©tofen Sendet, bet l^in»
toiebet fid^ fd^on butd^ feine „SeBenSetinnetungen" atö einen etnfl au
nel^menben ^ann bofumentiett l^at, unb beffen älul^m fogat Selgmann
einft betfünbet l^at«). Untet biefen Umftänben ift bie abfättige SSe-
mettung SSo^enS, beffen Utteile ol^nebieg in 93aufd^ unb äSogen bet
^atteitid^Ieit betböd^tig ftnb — man beule nut an bie So^enfd^en
,,-IRaultoürfe" — nid&t eben ttagifd^ a^ nehmen, fjtit SBtangel fptid^t
iebenfaUd bad loeitgel^enbe Setttauen, baS il^m gftiebtid^ SBU^elm in.
in ben etnftl^afteften ©ad^en gefc^entt l^at. (K ftel^t aftenmäfeig feft^
bafe bet Äönig SBtangel nid^t bloß als „S)epefd§cnttäget", toie tl^n
Seemann Haffiftaieten möd^te, fonbetn a^ ben gel^eimften münblid^en
Stufttögen gebtaud^t l^at^), in bie nid^t einmal «g)atbenbetg unb SSo^en
eingetoeil^t maten. Dbet toat e8 ettoa ein „fubaltetneS @efd^äft'\
wenn aBBtangel ein boHeS SJietteljal^t bot bem SlBfc^Iuß beS ftanaöftfd^»
1) (Selbft Seemann gleitet (a. a. D. @. 432) über biefe ^rojebur mit ben
fc^onenben äßorten ^intueg: man t)erfte§e, bag baä äßort g^Ifd^ung gefallen feit
2) ^09en, Erinnerungen 2, 25.
3) 5encfe6ed unb ©c^ön 6. 7.
4) $gl. ben SBrief So^end an $arbenberg vom 16. 3lot>. 1811. ^^orfc^ungen
XIII, 250. 3ßar ed Dielleid^t mit 9iütfft4t auf folc^e eigenen ©rlebniffe, bag
S3o9en bie S^araltevifti! SBrangeld ald eineiS Suftigmac^erg felbft einfc^rftnfte?
201] ^ie gel^eime Tli^fxon bed f^Ifigelabiutanten von SBrangel (1812). 201
))Teu^tf(|en Sflnbntffed ben tufftfd^en @efanbten @tafen Stetoen im Sluf»
trage bed Jtönigd (enad^rid^ttgte, ba^ ^reu^en entfd^ieben bie fran^öftfcl^e
gartet genommen l^a6e, unb bog bad tufftfd^e Aa6tnett ftd§ banad^
tid^ten möge? ^m übrigen foUte fd^on ha% @d§id(fal bed gfreil^enn
))om Stein bat)ot warnen^ bie fRoUe eined ,,S)e))efd§enttägetd'' gar fo
niebrig einaufd^ä^en. SBad l^at benn ben Stura Steint im Saläre 1808,
bad Sd^eitern feiner $läne unb aum guten £ei(e aud^ feined Steform«
xoetU ]^er6eigeffll^rt^ n)enn nid^t ha% fel^ Ü6el angebrad^te SSertrauen^
bad er bem Srief« unb Sepefd^enträger 9iMcv Stoppe fd^enfte? SBol^t
bem Aönige, bag er au feinen gel^eimen jtommunitationen einen au*
t)er(äffigeren SSertrauenSmann getoäl^It l^at afö ber flolae Steid^dfrei^err !
SS lann aud§ bie Sinfd^ä^ung, bie man SBrangel a(d einem
Wanne fd^ulbet, ber bad un6ebingte SSertrauen gfriebrid^ äSil^elmd ni.
genoB, nid^t fonberlidg minbem, toenn man fielet, bag er in feiner Sin*
gäbe aus bem ^a^re 1838 tiereinaelte Irrtümer bed @ebäd§tniffed 6e«
gel^t unb ben (Sinflug, ben er auf ben ®ang ber Segebenl^eiten gel^abt
^at, ^ier unb ba burd^ ein 9)ergrögerungdgtad fielet. Sergteid^en fd^eint
nun einmal bei aßen (Sraftl^Iungen, bie in l^öl^erem 9l(ter niebergefd^tieben
toerben, faft untiermeiblid^ a^ f^tn. ^Tlan mug fid^ aber pten, fold^e
@ebäd§tnigfe^ler über @ebü^r aufaubauf d^en ; oft mirb nur ein fd^iefer
SluÄbrud Vorliegen, tt)o eine unbarml^eraige Äriti! am Kebften gleid^ an
ber ,,3ured^nung«fä]^ig!eit" be8 «utor« atoeifeln mbd^te. 6in »eifpiet
mag bied a^ig^n. SBrangel nimmt in feiner (Singabe u. a. für fld^ baS
Serbienft in anft)rud&, im 5Wära 1813 au ber SJerföl^nung awifd^en
Stai\tx Slle^anber unb jtönig gfriebrid^ SBiU^elm beigetragen au l^aben»
,,9lm 5. 9nära 1813 fanbten ©eine Waieftät mid^ nad§ Aalifdg, um
ben Äaifer Sllejanber au bemegen, ben erflen ©d^ritt aur SJerföl^nung
au tl^un, inbem er bie Steife nad^ Sredlau frül^er untemel^me, aU ber
Aönig nadg Aalifdg reifte. Obgleid^ brei ^erfonen fd^on mit einer ab«
fdglftgigen ^nttoort t)on jlalifd^ aurüdgelel^rt toaren, fo gelang ed mir
bod6, ben Äaifer au btefem Sd^ritt au bewegen, inbem id^ nur fein
t)ortreff(id^ed |)era in 9lnf))rud^ nal^m unb jebe ))olttifd^e Senbena tier*
mieb, bie nur gegen bie SBünfd^e beS Äönigg entfd^eiben tonnte." Se:^»
mann beanftanbet ^ier ben 2lu8brud „ber erfte ©d^ritt aur 33erfö]^nung'\
inbem er barauf l^intoeift, bafe ber erfte ©d^ritt längft tjom S^^^fu getan
fei, bet feit bem Oltobn 1812 bem ))reu|ifd^en jtönige bie Stetonftruttion
feinet ©taateS angeboten l^abe. ^Tlan nel^me aber nur ben ^uSbrudC
„SJerföl^nung" in bem ©inne be8 erften öffentlid^en ©d^rittS aur
SSerföl^nung burd^ eine ))erfönlid^e 3ufammenlunft, ben er nad§ bem
ganaen 3ufummen]^ang ol^nel^in ^aben mu^, unb jebe ©d^to)ierigleit ift
202 gricbrid^ X^imme. [202
befeittgt. Senn tatfä(|lid§ beflötigt ber IBtiefroeclfel atDtfd§en ben beiben
^onatd^en, bag bie ))erfönltd^e SBiebetonnäl^etung atoifd^en tl^nen, bte
icineStocgS 6I06 aU gtifettcfrage ju benrtetlen tfl, tro^ beS abfd^tujfcS
beS Äati|(|ct SJcrttagcS nod^ ©d^wiertgfeitcn gcfunben l^at. 9lm 28. gfe«
bruar, 9lci(% nad§ bcm äbfd^Iuß bed SSünbnijfcS, fd^rctbt 3Hejanbet:
^rattends avec impatience le g^D^ral Schamhorst et ensoite j'aspirerais
an bonheur de vous revoir*). ®er Äönig crwibert (2. 5Jlöra) öof
fid^tig 5utü(f l^ottenb : „Le moment ou je vous reverrai sera le plus
henreux que j'aurai eu depuis longtemps. Je l'attends avec impatience^ ^).
Slber tto^ bcr BeiberfcttÄ fo fel^r betonten ©el^nfud&t toitt feiner fld^ auf
ben aSeg mad^en ; bie folgenben SSriefe fd^toeigen fld^ über bad SSBieber-
feigen gana auS. ßrft bie Senbung äBrangefö, ber bie Statifltation bed
93ertraged nod^ Jtaltfd^ au bringen l^atte, brid^t ben iBann; l^od^erfreut
fd^reibt ber Äönig am 12. TOärj an Sllejanber: „Le retour du major
de Wrangel m'a rendu bien heurenx parcequ'il m'a donn^ la certitude
de vous possöder bientöt ici. Prösumant que V. M. I. devait passer
ä Breslau, j'ai cru qu'elle pr6f6rerait de m'accorder ici le plaisir
de la revoir, saus quoi je me serais empressö draller la trouver ä
Kaiisch" «). 3lu8 biefer Äorrefponben^ tä^t ftd^ ol^ne toeitereS mit tjotter
aßa^rfd^eintid^feit fd^liegen, ha% |eber ber beiben Wonard^en anfängltd§
?lnftanb na^m, ben erfien ©d^ritt ju einer perföntid^en ^ufammenfunft au
tun, unb bag äBrangel eS mar^ ber burd§ einen ^pptU an bie @ro^"
mut Slte^anberS ba^ S)i(emna augun|len gfriebrid^ SBiD^elmd III. ent«
fd^ieb. 9lun äBranget felbfl ed auSbrüdEüd^ itf^anpiti, tiegt gar lein
@runb mel^r jum S^^fetn bor. SBo bleibt benn nun ber „®attimat^ia8",
ber „in ba8 (Sebiet be8 ©roteSfen l^ineinragt" ? ©roteSf möd^te el^er —
id^ tuitt bag gar nid^t einmal auf ben bortiegenben gfatt beaiel^en —
eine Äritif a^ nennen fein, bie einen einaetnen, nur l^atbroegS autreffen*
ben Slu^brud benu|t, um baS ganae ®ebäube einer (Sraäl^Iung über ben
Raufen a« ftüraen*).
1) öaiUeu, önefwed^fcl^öniggriebric^ aBir^clmS III. mit Äaifer 2irejanber I.
e. 249.
2) 2)afer5ft.
3) 2)aferbft @. 250 f.
4) älud^ bei ber nad^ SBrangel in ber Unterrebung ixoi^^m Dorcf unb
(gjfen (24. Sept. 1812) erfolgten ^gänalic^en »crftänbigung* ^anbclt eS ftd^,
vorauf id^ fd^on roieber^olt ^ingetoiefen ^abe, n)0§I nur um einen an n)eit
gel^enben 3lu)gbru(f. Ttiv fd^eint baS gerabe au^ bem oon Seemann juerft l^eran«
gesogenen S3eri(5t beS ©eneralS ®ffen an ben 3aren oom 24. ©eptember l^eroor*
angeben, ^enn @ffen in biefem ^erid^t fagt: ^Dans une conversation qui
203] 2)ic geheime HRiffton bcö grügclabiutantcn oon SBrangcr (1812). 203
So öicl nun aber oud^ gegen eine übertriebene Äritif ber aSrangel»
fd^en S)arfleUung ))on 1838 eingumenben toöre, fo mag bodg gern au«
gegeben toerben, ba^ il^r ein t^oQed SSertrauen nur ba gefd^enft merben borf,
too fte burd§ anbere glaubtoürbige QueQen geftü^t toirb. SBir fommen
bamit mieber auf bie ^rage bed £agebud§d t)on 1812. Sel^mann toiU
natflrlid^ bie Eintragungen bed £agebud^S über bie gel^eime Wiffton ^u
^ord nid^t aU autl^entifd^e CueDe geCten (äffen; er tierftd^ert, eS toerbe
fid^ fofort geigen, ba^ bie eine OueQe ber anberen tt)ert fei ! 9lber leiber
^eigt ftd§ gar nid^td! 9lur eine einaige fritifd^e SludfteUung toeig Sel^*
mann (abgefel^n t)on bem ©d^riftd^araf ter) ^) an bem Sagebud^e au
dura one heure j'ai pu m*apercevoir qu'il ne faut plus compter sor PAlle-
magne — le coorage y est perdu sans retour", fo tft sunädjft f(ar, bafe ba^
(S^efpröd^ nid^t, n>ie Slauferoi^ unb ^e^bli^ behaupten, bei ,,§ö($ft gleid^güUtgen
fingen' geblieben tft. Steintest mu| bie Unterrebung ftd^ um ben §5d^ft mi^*
tigen $unft gebrel^t ^aben, ob unb toad unter ben für Slu^Ianb fo ungünfHg
geworbenen Umftänben — ®ffen erfuljr erft burdj ?)or(f bie ©inna^me 3Ro8«
faud — noc^ oon ^eutfd^lanb, b. 1^. oon ^orcf unb bem unter feinem Sefe^l
fte^enben ^ilf^forpd 5U erioarten fei, unb biefe 6onbterung muB» wie felbfl«
oerftänblid^r ba§in aufgefallen fein, hai, fo lange bie ungünftigen Umftänbe an«
bouerten, nic^td ju erwarten fei. ^ad ©efpräc^ würbe alfo genau auf ba^
§inaudge(aufen fein, wad Sc^ön, auf ®runb ^orcffc^er äugerungen, a(d beffen
Duinteffenj ^ingefteUt ^at: oon einem SlbfaU oon ben f^ransofen !önne erft bie
9tebe fein, wenn er flc^ miUtörifd^ entfd^ulbigen (äffe. Xad wöre ja noc^ feine
gönjlid^e SSerftänbigung, aber immerhin eine wenn aud^ junöd^ft me^r negatioe
Serftttnbigung. übrigenil barf nic^t überfe^en werben, ba| nac^ bem ^eric^te
@ffend fic^ bie Unterrebung lebigli^ )wif4en i^m unb ^orcf abfpielte. Se^blif^
fowo^l aU äBrangel oerbanfen mithin il^re Kenntnis oon ber Unterrebung aUein
Dor(f, unb wenn i^re eingaben in bem einen f^aUe hinter ber 9Ba]^r§eit surücf«
bleiben, in bem anberen über fte §inau0ge^en, fo wirb baburd^ oielleic^t weniger
il^re, alil oielme^r Dortfd ©laubwürbigfeit in f^rage gefteat. Sgl. au4 ^iftor.
3eitf4r. 100, 127 f. g)or(fd ©Uubwürbigleit wirb burc^ ben (Sffenfc^en »erid^t
oom 24. Sept., um aud^ bad noc^ ju erwö§nen, wieber in ein ^dd^ft )weife(«
^afteg Sic^t gertidt. ®ffen fdjreibt an ben g^ren: „L'on m'a remis avec
beaucoup de secret la lettre ci-jointe, le g^n^ral commandant pmssien n'a
voulu la rendre, qu'ä moi-mdme ce qoi a occasion^ une entrevue aux avant
postes." 2)anaci wäre alfo bie Qnitiatioe su ber 3ufammen!unft oom 24. ©ept,
wag i4 f4on f^orfc^ungen XIII, 259 oermutet §abe, oon preu^ifd^er Seite aud«
gegangen; unb wad fc^reibt ^ortf an @d^ön (6. 97oo.) über jene 3ufammen«
fünft? ,2luf baS subrin gliche Sitten be« ©encralS o. @ffen ^attc idj awei
Xage oor bem Singriff eine Unterrebung jwifd^en ben Sorpoften.* 8lu3 ben
papieren ©c^ön« I, 2(nl. ©. 137.
1) Über ben ©d^riftdjarafter l^abe id^ mid^ neucrbingS jur ©enüge in ben
Sal^rbüdjem für bie beutfdje 2lrmec unb aWarine 1908, ©. 257 ff. (ogl. au^
^iftorifdje 3eitfdjrift 100, ©. 125) geäußert. 3* l^offe bie ^^rage enbgültig auf
©runb weiteren ^anbfc^riftlid^en BRaterialS erlebigen au fönnen.
204 griebtici 2:i^immc. [204
mad&cn; fte betrifft bic bem gflügelabjutantcn tjon SDBranflel mitgegebene
AabinettSotbte, butd^ bie ^oxd angeblid^ angeiDtefen tDorben toäre^ bte
t)on ienem übetbrod^ten münbltd^en iBefel^le ;,genau nad^ ben 93er»
pttniffen" ^n befolgen. 9lun fielet aber gor nid^t in bem Sagebud&c
unb ebenfotoenig in ber (Eingabe öon 1838, bafe SBrangel eine fotd&e
Drbre er 1^ ölten, fonbem nur, baß ber Äönig bie 3lbfld^t geäußert l^obe,
fle il^m mitzugeben. 8eid§t möglid^, boß griebrid^ SSBil^etm III. eS bei
näherer Überlegung für rid^tiger gel^olten ^ot, ber JtabinettSorbre eine
minber beftimmte gaffung ju geben. 5Jlan erinnere ftd6, boß ber ftönig
oud^ bei ber AobinettSorbre t)om 12. @e))tember urf))rünglid^ beob«
ftd^tigte, ?)ot(f borauf l^in^uweifeu, er möge pd^ bei ben an5ufniH)fenbcn
9}erl^anblungen mit ben Sluffen über bie SJermeibung unnü^en Slut=«
tjergießenS ber SJJerfönlid^feit SDBrangete bebienen, boß er bonn ober biefen
^offuS ouf bie 3}orfteIlungen feiner Siotgeber foQen ließ. SBorum foU
nid^t etmoS ftl^nlid^ed bei ber AobinettSorbre t>om 12. Slugufl gefd^el^en
fein? 9ln bem totfäd^lid^en SBorlout beS Sogebud^S ifl, tote man fielet,
felbft an ber einzigen ©tette, too bie ncueiie Äritif ein^afen p fönnen
glaubte, fd§led§terbingd nid^t^ augaufe|en, unb eg beftätigt fid§ t)on
neuem, tood fd^on bei ber SSeröffentlid^ung bed Sogebud^S betont tourbe,
baß on il^m im @egenfa| }u ber (Singobe t)on 1838 oud^ ber fd^ärffte
Äritifer leine 9lnflöße toerbe entbetfen fönnen.
Slber öictleid^t liefert, nod&bem nod^ jeber Serfud^ einer birelten
ftritif beS Sogebud^g ^u fd^onben geworben ift, ber SJcrlouf ber Se«
geben^eiten ©rünbe, bic biefeS TOonlo ouSgleid^en? Seemann fül^rt ote
einen fold^en bie Sotfod^e an, boß ^ordE aud^ nod^ bem @m))iang ber
geheimen SQBeifungen toieber^olt um Sefel^le unb Snflruftionen gebeten
^obe. ^fö ob jtd^ bog nid^t fd^on aud bem männiglid^ belonnten
Sl^rofter ?)ordS erllftrte, bem nid^t leidet ein Äefel^l genug ,,rein ouS«
gefprod^en" fein lonnte. 2Benn Sel^monn in biefem Swfommenl^ang
fpcjiett beS 3mmebiatfd^reiben8 ?)ordE8 t)om 5. Sloöember gcbenft, in bem
beS ÄönigS Slufmerffamleit auf bie geflung (Sroubenj geleuft toirb, fo
l^obe id^ fd^on an onberer @teQe borauf ^ingetoiefen ^), boß gerobe biefeS
Sd^reiben einen ftarfen i^nbiaienbetoeid für bod SSorl^onbenfein einer
gel^eimen, auf ©rauben^ bejüglid^en SDBeifung bietet. Slud^ ?)or(!S
3mmebiatberid§t t)om 4. S)e5ember liefert leinen ©egcnbetoeiS. S)ie
ettoog aupttig pointierten SSJorte „ol^nc oHe SnftruItionS, ol^ne ben
1) ©ift. 3eitfcir. 100, 6. 117 f. Sal^rbüc^cr für Slrmce unb SWorine,
a){är3§eft 1908, @. 259 f. ^e^mann ^at meine eingel^enbe ^etoeidfül^rung 9u
totberlegen nid^t einmal verfud^t.
205] ^ie geheime SRiffion bed S(üge(abiutanten von äßrangel (1812). 205
getingflen Singetaeig" Unnen ftd^ nur auf bte augenbltdlid^e Sage it*
^iel^en. äBenn ^ord but(| SS^angel bte gel^eime SBeifung. etl^altett l^atte^
fld^ t)on ben gfransofen, im gfaU fte gefd^lagen übet bte (Sren^e autftd«
toid^ett, ju ttettnen, fo toar t^m bamit bod§ itod^ ittd^t gefagt, toit er
fld^ in einem frfil^eren Stabium , unb ^umal in ber burd§ bad fd^koete
3ettoürfnid mit bem ^Dlarfd^aU Wacbonalb gefd^affene Sage berl^alten
foQte^). 9[u4 butfte ^otd in biefem Sd^teiben feinen ftönig um fo
toeniget burd^ Snoäl^nung früherer 3nfhuftionen f ompromittieren , aU
et nad^ feiner eigenen auSbrü(t(id§en Eingabe ftd^ eined (Setoaltftreid^ed
bon feiten ber ^ran^ofen berfal^ unb begl^atb für atCe gfdUe ben über*
bringet bed ©d^reibend, @e^bli^, mflnblid^ inftruierte ').
SBag enblid^ bie bon Sel^mann erneut ind treffen gefül^rte ^ugerung
DordEd bom 3. :3anuar 1813 betrifft, ,,2)er Sd^ritt, ben id§ getl^an, ift
ol^ne Sefel^l SU). Vlai. gefd^el^en'', fo l^abe id^ fd^on an anberer Stelle^)
1) 9Ber etnut meinen fodte, bag g)or(f burd^ ben Sefe^I, fic^ im f^Ue etned
3utü(fn> eisend ber (^ran)ofen über bie @ren)e von i^nen ju trennen, bereite
einen audretd^enben (^tngerseig in ber9iid^tung erhalten ^abe, ba| er fid^ t)orl^er
auf feinerlei SSer^anblungen über einen etn)aigen KbfaU einjulaffen §abe, mag
fi(5 burdj Sortf eine« befferen belcljren laffen. g)or(f bemerft in feinem Sd^reiben
oom 4. ^ej. u. a.: »34 fc^ioanfte lange, ob id^ btefen iBrief nid^t abermals nn*
beantwortet laffen foQte — ed l^nbelt ft4 um ^autuccid ^c^reiben oom 14. 9lot>.
1812 ~, bo4 bie Erwägung, ba^ ein gönjlicl^eg @tiQfcl^n)eigen bie je^t l^err«
fc^enbe $art§ie in Slu^Ianb erft ie^t auf ^reugeti aufgebrad^t mad^en unb bem
Staat felbft bei einem möglichem f^rieben von l^öc^ft nachteiligen f^olgen
fein !önnte, ben>og mi4 auSmet^enbe, $u nid^td oerpflic^tenbe 9lntn)orten 3U
geben/
2) 9(u$ &u6erungen, bie im ^tnblicf auf eine mögliche ^uffangung bur4
bie {^anjofen gefc^rieben finb, !önnen felbftoerftänbUd^ überhaupt feine fidleren
@(^Iüffe gebogen merben. SBir fönnten fonft, um nur ein brafttfd^ed Seifpiel
on^ufü^ren, bal^in fommen, ^u glauben, ba^ niemanb bie S^at Dorcf« fd^örfer
verurteilt f^abe unb fransofenfreunbfid^er getoefen fei ald — @(^arn^orfl. 9lm
12. gebr. 1813 f^rieb Sc^am^orft an feine S^oc^ter gulie aud ^redlau: „^iner
albernen @d^n>ärmerei , bie nie sum ©uten fül^ren fann, überlaffen ftd^ ^ier
mand^e SRenfd^en, bergleic^n verfliegt aber gemeiniglich roie Seifenblafen. ^ux
ber i^lbmarfd^aU ^altreut^ unb General ®ran>ert finb vernünftig, aber auc^
fd^on ber erfiere n>irb angeftedt unb erlaubt fic^ imprubente 9lebengarten über
baö Unglüdt ber granjofen. 2)ie SJerräterei beö (Seneral g)orcf ift ^ier
oerabfc^eut." ülippel, :8eben Sc^am^orftd in, 659. Hud^ baS @d^reiben
Sriebric^ äBUbelm» III. an ^arbenberg vom 16. Oftober 1812 (Seemann a. a. @.
@. 436, ^nm. 2) ift, n>ie fd^on ber Sludbrucf M^ ^aiferd 92apoleon SRajeftät"
bartut, auf bie f^anjofen bered^net gen>efen. ^ud einem folc^en oflenftbelen
Schreiben auf bie innere ©eftnnung bed ^önigd fc^lie^en au moUen, ift felbft«
verftänblic^ nid^t angängig.
3) SJorfc^ungen XV, 200.
206 5nebri(5 Xf^imme, [206
gejetgt, bag aud§ jte gar nid^tS gegen bie SBtangelfd^e ^nijfton betoetft. S)ettn
tote fel^r aud^ >tefe ^ord in feinem ^anbeln beeinfluffen mugte, fo ift
iod) gonj ftd^er, ba^ bie gotm bed 9lbfd§tu{fed mit ben Stuffen, eben
bie Aonbention, Dotdd geifliged (Eigentum gemefen ift S)a^ aber ^ot(f
in feinen S3eti($ten an ben Jtönig ftdg su feinet Sted^ifettigung nid^t
auf bie SBxangetfd^e ^Tliffton beaogen l^at^ beten fttiftefte (Sel^eiml^altnng
il^m bod^ ftd^etlid^ anbefol^len getoefen fein toitb, ift toebet „unltug"
nod^ „tl^ötid^t", fonbetn einfad§ fclbflbetfiänblid^ getoefcn. Obenbtein l^otte
gftiebtid^ SBiD^eim m. j|a ^otdE nod^ au gutet Ie|t audbtüdflid^ butd^
©e^bli| batauf l^intoeifen laffcn — toie toenigftenS ©d^ön betid^tet *) — ,
ba^ feine, beg AönigS $etfon aud bem @))iel bleiben muffe!
• Sliebe alfo t>on allen neueftend gegen bie ^Tliffion äBtangefö an*
gefül^tten ^tgumenten ald Slotbel^elf nut ein einjiged übtig : bet Sl^ataltet
bed jtönigd. „^ai f^tiebtid^ SBill^etm UI. am 12. ^uguft 1812, al^
Napoleon ficgteid^ in fRufelanb botbtang", fo meint Seemann, ,,cine
foI(^e IJBeifung foQte l^aben etgel^en taffen^ ift unbebingt auSgefd^toffen
füt bicjenigcn, toetd^e bie |)altung beS Äöntg« in atten gtofeen Ätifen
feinet Äegietung unbefangen gej)tüf t l^aben" *). @ine SSel^aujJtung , bie
Sel^mann fteitid^ fofott felbft bal^in einfd^tänlt, bag bad @ebiet bet
g^atafterfd^itbetung Oon mand^em atö ,,attau fubjeftib" u^etbe bettad^tet
wetben. 3d^ batf l^iet batauf l^inmeifen, bafe id§ fd^on frül^et^in gezeigt
^abe, tt)ie bie gtteitung bet geheimen Snfttuftion butd^ ben Äönig fid^
fe^t tt)o^t mit bet Sel^mannfdfeen 2tuffaffung übet benfelben in SinMang
fe^en taffc®). 6§ mag bieg nod^ mel^t etl^dttet wetben, inbem toit ben
fd^ätfften Ätitifet, ben gftiebtid^ 3SJil^e(m III. untet feinen S^itgenoffen
gefunben ^at, inbem mit — gft. S. 91. bon bet SMattoil alÄ Äton«
aeugcn l^etbcitufen*). „S)et Äönig", fo fagt 9!Jlattoi^ einmal, „ließ fid§
Oon bem fogcnannten Sugenbbunb attetlci einflöBen, etlaubte bie
giüftungen in feinem Sanbc, 9lad^fotfd^ungen unb Setbinbungen attetlei
ältt, fobalb abet itgenb ettoad l^ietin teif getootben to)at unb et ftd^
öffentlid^ etf täten foQte, bann toat et ed nid^t getoefen, unb eS gefd^al^
uid^t^. 6t ))flegte bann mo^l au fagen : 9Ran l^at bieg obet bad getan
obet tun motten! nut bafe biefeS „man" et felbft gctoefen toat, baä
geftanb et fid^ felbft nid^t." 68 mag bal^ingefteHt bleiben, ob biefeg
ntteil t). b. Watmi^' bem ^aB t)on 3niaatit)e, bad bet Jtönig auaeiten
unb namentlid^ im |)inbli(I auf bie ^eetegtefotm entfaltet l^at, aud^ nut
1) ©. gorfd^ungen XV, 198.
2) 21. a. D. ©. 436.
3) gorfdjunflcn XVni, 18 f.
4) Sr. 21. S. V. b. 2Rarn)i^, ^rSg. oon St. SReufcI, I, 526.
207] ^te %e^üm mWxon bed Slädelabiutanten oon Sikangel (1812.) 207
entfetnt geredet totrb^). aber angenommen, bad tlrteU mftre t»oU«
lommen autteffenb, fo liegt bod§ auf ber ^nb, toie leidet fld^ bte Sf
Sä^Iung äBtangeld &6eT feine VKffton bamit tiereinigen tä^t. Sel^mann
fettft fa^t ja SS^angeld Serid^t bal^in auf, ba^ bet j(5nig fld^ l^abe
t)on biefem leiten laffen: ber glügelabiutant bet g&l^enbe, bet jtönig
bei (gefül^tte. %lfo l^tte griebrid^ SSiC^elm m., um im Sinne 3Raxß
toi|' au teben, ed gefd^el^en laffen, bag SBtangel bem gfül^tet bed
))teuBtfd§en ^ilfdfot))^ in feinem Flamen unb Slufttag eine ^nfttultion
üi&etbtad^te, bie il^n, ben Aönig, ba fte nur eine gel^eime unb münblid^e
toar, au nid^td tierpflid^tete, bie il^m leine birette 9}eranttoortlid^Ieit auf*
erlegte, bie aber gleid^tool^l unter tlmßänben bie größten unb t)orteil-
l^afteßen tlmn^älaungen l^beifül^n tonnte. 9lte nun bie Singe einer
(Sntfd^eibung aubrängten^ ba gefd^a^ ))on fetten bed A5nigd nid^td, er
tat, ald todre er ed nid^t getoefen, er lie^ ben Singen il^ren Sauf, nur
ba^ gleid^too^l ber einmal t)on il^m gegebene 9lnfto^ fortn^irtte. @o
betrad^tet, toürbe ja ber innere unb ))erfönlid^e Slnteil bed Jtönigd an
Sauroggen nod^ nid^t aUau^od^ ai^ ben^etten fein ; ed bliebe aber bennod^
unb unter aßen Qmftänben befielen, ba| ber erfte unb entfd^eibenbe
3mt)utö ai^ i>^^ fpäteren „funbamentalen (Sreignid" bon bem A5nige
audg^angen todre. 3}ieUeid§t entfd(|lie^en ftd^ bod§ bie SBiberfad^er
f^iiebrid^ SBiC^elmd III., bie il^m burc^aud leinen ^Anteil an Sauroggen
gönnen wollten, auf ber golbenen SSrüdte, bie il^nen baS Urteil 5Jlartoi^'
baut, au bem Glauben an bie ^ifftou SBraugelg überaugel^en!
9lad^ Slbfd^luB ber tiorftel^enben SluSfül^rungen gelten mir, burd^
freunblid^e Vermittlung eincÄ SMitglicbeö ber grei^enlid^ oon SBrangel»
fd^en gamilie, nod^ eine Slnaal^l ^apuxt auS bem 9lad^laB bed el^e»
maligen fjlügelabiutanten 3friebrid§ SBill^elmd III. ju, bie bie (Segner
ber SBrangelfd^en 2Rif|ton bottcnbS entwaffnen bürften. S)iefe !pa<)iere
umfaffen einmal ein Äont)olut Äonje<)te oon Sendeten, bie SDBrangel
feinem ttniglid^en ^erm bon feiner 9Jlifflon nad^ ^etcrdburg (Stuguft
bis Oltober 1810) erftattete, femer einige Ston^tpU au8 bem Sa^re
1818, bie fid& auf bie Semül^ungen SBrangefö bcaiel^en, in ben SSefi^
rufflfd^er gfamiliengüter au gelangen, barunter eine 3)enlfd^rift für ben
rufflfd^en üRinifter (Srafen 9leffelrobe t)om 21. Sluguft 1818, unb cnblid^
einen „Pröcis ber militärifd^en Saufbal^n be8 ffiönigl. ^eufeifd^en ®cneral
Sieutenantd Subtoig t)on SQBranger' in brei Sludfertigungen t)on Sd^reiber«
1) 3Ueine eigene ^nfd^auung er^Et aud meinem Sluffat^ f^otfc^ungen
S3b. XVIIL Df> unb wie rotit biefe Sluffaffung burc^ SWarroi^ mobifiatett wirb,
n)erbe id^ a. a. O. lu^^ü^tn ^aben.
208 gticbritj %f)mme. [208
l^anb, eine bat^on mit 3ufä|en unb ftonefturen t)on äBrongeld $anb.
2)ie Rapiere aud ben Sagten 1810 unb 1818 ftnb aunäd^ft babutd^
Don SBid^ttgleit , bo^ fte a. £. genau bte gletd^e Iti^elige, Dielfacl un»
beutlid^e, l^in unb koieber untefeilid^e ^anbfd^tift aufweifen n^te bie
Angaben bed Sagebud^d tion 1812 über bie gel^einte Sniffton )u ^ord ^).
^abut(| werben aUe Sintoänbe gegen bie |)anbfd(|rift bed Zagebud^S,
bie Selbrüd ol^ne weitere^ afö eine ,;@reifen]^anb'' anf))rad^, famt unb
jonberd l^infälXig. & lann nunmel^r feinem 3^^it^t Weiter unterliegen,
ba^ bie Sintragungen in bad Xagebud^ über bie gel^eime ^liffion au ^oxd,
bie aUe inneren Werfmale gteid^a^tiger Sntftel^ung beft^en, minbeftend
jel^r balb nad^ ben (£reigniffen, etwa nad§ SBrangefö Stüdfel^r auS Stuglanb
ober am Sd^lug bed ^al^red 1812 ntebergefd^rieben finb. S)a^ äBrangel
feine (Sraäl^lung nid^t erft, wie Sel^mann wiQ^ in ..erl^eblid^ fpöterer
^eit" ,,erfunben" l^at, beweift aud§ bie S)enffd§rift für 9leffelrobe t)om
21. 9(uguft 1818, bie alfo faum fünf ^al^re nad^ ben (Sreigniffen nieber«
gefd^rieben ift. 3n biefer S)enffd^rif t , bereu Snl^alt für ben ftaifer
^leianber felbfl beflimmt war, a&^U SBrangel, ai^ntid^ wie in ber Sin^
gäbe t)on 1888 feine 9)erbienjte um jtönig unb SSaterlanb, bie um
9lu§Ianb auf. ©ie mögen l^ier, foweit eS fid§ nid^t um burd^auÄ S9e»
tannteö — • bie Äommunifationen mit Siewen 1811/12 — l^anbelt, mit
ben SBorten SBrangefö wiebergegeben werben ^) :
L^an 1810 TEmpereur me chargea des Communications les plus in-
teressantes pour Tarmement futur contre Napoleon, qui^) augmenta in-
finiment les pr^paratifs de la Prasse.
La mdme ann^ (1812) le Roi m'envoya en Curlande ä Tarm^e du
G^n^ral Yorck, pour voir s'il ne serait pas possibie de trouver un
mojen d'^carter Tefittsion du sang de deuz peuples amis, sans pourtant
blesser les dehors et ^veiller la Jalousie des Fran^ais. J'^tais si heureux
d'arranger une entrevue entre le G. Essen et le Gr. Yorck et les G^n^-
rauz se promettaient verbalement de ne plus s'attaquer r^iproquement
Malheureusement Tarriv^ du G. Steinheil fit changer d'avis au G. Essen.
1) SBrangelö ^anbfdjrift ift überhaupt oon großer Ungleid^mäßigfeit. S^iid^t
fetten rocd^feln in einem unb bemfelBen »eridjtsfonaept (in bem natürlid^ fpätere
Eintragungen überhaupt nid^t in grage fommen fönncn) flotte unb fefte ©djrift*
jüge mit eilig l^ingefri^elten, unbeutlid^en ah, roa^ ftd^ burd^ bie ieweilige ®ile
unb giüdjtigfeit ber STiieberfc^rift , burc§ bie @ixU unb §ärte ber gebern ufro.
«rflärt.
2) ^ie fehlerhafte Drtl^grapl^ie bed flüd^tig gefc^riebenen ilonaeptd ift ftia*
fc^weigenb joerbeffert worben.
3) ®d foU n)o^l Reißen: (ce) qui.
209] ^ie gel^eime SJlifftoit he& {^lügelabjutanten oon äBrangel (1812). 209
Cependani la conduite future da G. Yorck ^tait ane suite des ordree
s^cr^tes que je lui avais port^ du Roi.
Pour recoDDaitre les Services que j'avais rendu k cette ^poque
critique aussi bien k la Russie qu'ä ia Prusse, ie Roi m^eavoja 1818 k
Kaiisch pour ^tre le porteur du trait^ d'alliance de la Prusse, que
j'avais tant desir^, et TEmpereur pour me recompenser eut la grace de
me promettre de faire rechercher apr^ la guerre aux droits que j^ai
aus terres de A(lt) et N(eu) Wrangelshoff et que Sa r^lution serait
dict^e par Sa generosite."
aWan Pel^t, fd^on im Salute 1818 f^ai aSBrongel tiipp unb tlax bie
äSel^auptung aitfgefteQt, bag bie Aonbention )?on Sautoggen — benn
btefe ift bod^ jtoeifeUoS mit bet condnite future du G^n^ral Yorck ge«
meint — eine gfolge bet gel^eimen SSefel^le getoefcn fei, bie et bem«
{eI6en t)on fetten bed Aönig^ übetbtac^t l^abe. Sd^on 1818 l^at et ed
<ii^ fein SSetbienft in 9lnfptu($ genommen, bie Untenebung ^toifd^en
(Sffen unb DotdE unb bamit bie fteitid^ balb übet ben Raufen getootfene
SJetftänbigung übet bie SJetmeibung unnü^en StutbetgteßenS l^etbei-
^efül^tt au l^aben. Sd )eigt ftd^ augleid^, bag bet ^offud in bet Eingabe
t)on 1838^ toonod^ ^otdC unb @{fen ftd^ in bet Untetrebung (bom 24.)
^^gän^Iid^ Detfiänbigf' l^ätten, gat nid^t in bem mettgel^enben Sinne
gemeint ift — aud^ bet „Pröcis" wirb bo8 beflätigen — , ben man
l^ineingetegt i^ai, roomit benn aßen ftitifd^en Semetfungen, bie ßel^mann
cn ben SluSbtudt fnilpft, bet 53oben entzogen toitb ^).
äBie bie 2)enlfd^tift bom 9luguft 1818, fo jeigt audg bet Sebend«
öbtife obet „Pröcis", mit noc^ an mel^teten Seifljielen , bafe bie fttitif,
bie fid^ an einzelne migbetftänbUd^e 9lugbtüde bet gtngabe bon 1838
üammett, toeit übet bad 3^^^ l^inau^fd^iegt. äöit wiffen nid^t, toann bet
Pröcis öetfa|t ift, in feinet legten Äebaftion fid^t etft in ben 40 et
Sollten, ba fjtiebtid^ SBill^elmÄ UI. aU beg ,,betftotbenen Äönigg"
^ebad^t toitb. 9lugenfd^eintid^ ift bet Slbtig beftimmt gemefen, einet
1) Sretüd^ fmb nun aud^ meine Kombinationen über bie 9)'{ög(icl^!ett einet
ftc§ auf ^un!t 2 bcr gcl^eimen 3nftru!tion erftretfenben SSerftftnbigung (ogl.
©. 202 Slnm. 4, §iftor. geitfc^r. 100, 127) be8 aOBtangelfd^cn ©tü^pun!teg be«
raubt. $ie( xoiU bad ntc^t befagen, ba äBrangel ^inftc^tUd^ ber 9$erftänbigung
nic^t primäre DueÜe ift. SBad gegen bie ^e^auptung SBrangeld; baB ^ottf
unb ©ffen oerfprod^en f^üitm, ftc^ nic^t me§r anzugreifen, ffeptifc^ ftimmt, ift
bie S^atfac^e, baS wenige 3;agc nad^ bcr Unterrebung oon ®ffen jener 2lngriff
auf bie ^reufeen eingeleitet rourbe, bcr su ben ©efec^ten bei 2)a]^(enfird^en,
S3au«fe ufro. führte. 5Rac§ bcr ©cneralftabSfd^rift über ben gelbaug 1812
<©. 511) ftätte fogar g)or(f fc^on am 23., alfo oor ber Unterrebung mit ®ffcn,
erfal^ren, bag bie bluffen nad^ bem Eintreffen beS Stein^cilfc^en Korpd t§n an*
augreifen beabfic^tigten I
^orfd^ungen a- ^ranb. u. preu§. Oefd^. XXI. l. 14
210 gricbnc^ ^^immc- [210
ctneuten eingäbe an bcn nunmel^tigen Äönig gtiebri(| aSill^clm IV.,
etwa Iura na(% beffen ütegierungdanttitt , beigefügt au werben: aud^
et jdl^lt wie bie Cingabe öon 1838, nur weit eingel^enber *) , bie SSet«
bienfte unb Säten beÄ aSerfojferg auf. 3n jebem Satt ift ber Pröds
Weit forgfältiger rebigiert, aU bie offenbar eilfertig unb in ber (Srregung
bed 3RomentS niebergefd^riebene eingäbe bon 1838. Wit bem £age>
bud^e ))on 1812 ftintmt ber Pr^is, wag bie 6raä§(ung t)on ber ge*
l^eimen TOifflon au ?)ord betrifft, mit gana geringen 9luancen überein;
bie Angaben über bie Serftänbigung awifd^en ^ordE unb 6{fen flnb
inl^altlidö ibentifd^ mit ber S)enlfd^rift für 9leffelrobe tjom Saläre 1818.
Um einen (Sefamteinbrudt bon ber SBrangelfd^en £rabition au betommen,
Wirb ed erWünfd^t fein, aud^ bie eingaben bed Präcis über bie bon ber
jtritif neuerbingd beftrittenen fünfte, nämtid^ über a) bie Sßirlung
ber SBrangelfd^en Wifflon nad§ Petersburg 1810, b) bie gel^eime ^iffton
SBrangefö au ^ordt, c) bie- ©enbung SSrangetd nad^ jlalifd§ im SBort«
laut abaubruden:
a) Senbung SBrangelS nad^ Petersburg 1810:
„$ei beffen diüdXe^t nac^ Berlin loaren @e. a^lajeftöt ebenfo erftaunt
als erfreut über bie unertoarteten 9(uffd^(üffe beS rätfel^aften ^Betragend beS
^aiferd ^lesanber, unb befal^len bemfelben, biefed groge (S^el^eimnid an feinen
SRenfd^en ju offenbaren, ba bag SBol^I beiber Staaten an bemfelben gefnüpft
loäre ; unb SlUer^öc^ft biefelben oerfprad^en, bem Unterjeid^neten biefen loid^«
tigen, bem 'Staate gcicifteten 2)!enft nie ju oergeffen*).*
b) 2»iffion su g)ortf 1812:
„^er Unterzeichnete nagm fid^ bie f^rei^eit, @e. 99^aieftöt ben ^önig
auf ben möglid^en f^aU aufmerffam su mad^en, bafi n>enn ^^apoleon mit feiner
großen älrmee ju einem 9iüdEauge gean>ungen würbe, unb biefe beiben ^lü^eU
forpd ald {^einbe mit einmal auftröten, berfelbe in einer unberechenbare $er«
(egenl^eit geraten müiU. @e. HJlaj. ber ^dnig beliebten beffen ^ufierungen
a(d ganj unbenfbar 3U betrad^ten, ber Unterseid^nete blieb inbeffen bei feiner
aWeinung, ba eö bod^ in bem Stetere ber SWöglid^feit lag, bafe bem Äaifer
SRapoIeon ein Unfall bei ber öraoour unb ber SSersweiflung ber ruffifd^en
Slrmee roieberfal^ren fönnte, unb ba^ ed oon ber größten SBid^tigf eit bem«
felben crfdjien, bem öJcneral oon (Sraroert nähere SnftruftionS für biefen JaU
mitzuteilen.
1) 2)ie 3lbfcl^riften umfaffen je nad^ ber ©reite be8 SlanbeS 16—23
goliofeiten.
2) 2)ie irrige Eingabe oon 1838, xoona^ bie oon SBrangel a\x^ ^eterdburg
mitgebrachten 92ad^rid^ten einen Sluffc^ub M ^Uianjoertragd mit ^ranfreid^ be**
wirft IJätten, fcljlt alfo in bem „Pr^cis".
211] ^ie geheime BRifrton beS fflügelabiutanten oon äBtangel (1812). 211
(So famen @e. 9)>{aieftät in ®(a| bed 9(benb3 fpät an, unb ber Unter*
Seic^nete roat etflaunt, fc^on bed 9Rorgend um 6 U§r ben Sefel^I $u erhalten,
ftd^ fofott bei @t. SKajeftät einsufinben. @o n)ie ber Unter^eid^nete herein*
trat, beliebten @e. SRaieftät fl4 ^<i^in 3^ äufiem, ba| @ie über bail geftem
gepf[ogene ®ef|)rö4 nad^gebad^t ptten, unb ed aUerbingiS paffenb n)äre, ben
&enexai t)on ©raroert, felbft auf ben unwa^rfd^einlid^en ^U einer aU'
gemeinen Sfietirabe ber franjöftfd^en Slrmee, mit näheren SnftruftionS au
oerfe^en, welche @e. BRajeftät inbeffen nid^t offtjiea bem fommanbierenben
©eneral erteilen fönnten, fonbem bie ber Unterjeid^nete nur münbUd^ über«
bringen foUte, unb bie wörtUd^ ba§in lauteten:
1. bie unnötigen Singriffe unb baS unnü^e ^ergiefien bed Slutd ber
$reu6en unb bluffen fo oiel ald möglich 3U oerminbem, foroeit eg
bie militärifd^e ®^re erlaube.
2. foUte n)ir!(id^ bie ganse franjöfifd^e ^rmee gum Slüdtsuge gesn>ungen
n)erben, fo muffe bad preugifd^e ^orpS fud^en, fi4 t)on ber fran«
aöfifc^en 9(rmee 3u trennen, o^ne fl4 inbeffen mit ben 9iuffen ^u
t)ereinigen *).
3. müBte baS preu^ifd^e ^orpd fud^en, ©raubena au erreid^en, um
ftdj in biefer eJeftung feftaufe^en unb meber S^uffen nodj ^xan»
aofen §ercinaulaffen , bis bie Qni ber Slttiana mit granfreidj oer*
floffen wäre unb ©e. SWajeftät frei ^anbeln fönnten").
Wit biefen münblid^en 3nftru!tionen würbe ber Unteraeid^nete nebft
einer ÄabinettSorbre ^ an ben fommanbierenben ©encral fofort nadj Äurlanb
abgefertigt, roeld^e Steife er aud^ fofort mit ^ourierpferben antrat, um ind
preu^ifd^e Hauptquartier vor 9iiga au eilen. 3n BERitau eingetroffen, fanb
berfelbe ben ©eneral oon ®ran)ert fo franf, bag er fein ^ommanbo fd^on
niebergelegt unb bem ©eneral von ^ordE übergeben ^aite; an biefen General
mu|te ftd^ ba^er ber Unteraeic^nete roenben unb fanb fel^r oiele @c^n)ierig«
feiten benfelben aur Sludfü^rung ber münblic^en Sefe^Ie 6r. 9Rajeftöt bed
jtönigd au ftimmen, welche er anlegt annahm unb nur auf eine anbere
äBeife, alS ber SBiUe bed ^5nigd war, auSfül^rte. Hierauf oer*
mittelte ber Unteraeid^nete eine gel^eime 3ufammen!unft an)if4en bem ®enera(
1) 2)er 3ufa4 »o^ne pc^ inbeffen mit ben Bluffen au Bereinigen* feljlt im
S^agebud^.
2) ^agebud^ unb Eingabe oon 1838 §aben ftatt beg Sa^ed: ^hx^ bie 3eit
ber ^Uiana mit gfranlreic^ oerfloffen märe unb @e. SKaieftät frei ^anbeln
Unnttn", bie Sefttmmung, bafi g)ordt in ©raubena bie weiteren ^efel^Ie bed
^önigd abwarten foHe. @in eigentUd^ äBiberfpruc^ liegt an)if4en ben beiben
^erflonen nic^t vor, natürlich waren bie in ©raubena abauwartenben iBefe^le
baoon abpngig — unb bad !ann fe§r wo^l fc^on in bem ©efprttc^ au>ifd^en bem
St'öniq unb feinem {Jlügelabjutanten aum Slu^brudE gelommen fein — , baB
t^iebrid^ äBil^elm in ber Sage war, frei au ^anbeln.
3) SBrangel fagt alfo and^ ^ier nid^t, bag in ber ^abinettSorbre geftanben
^abe, wad Seemann in biefelbe auf ©runb migoerftanbener Auslegung bei^ Xage«
bud^S hineininterpretiert l^at.
14*
212 gricbnclj Xf^immt. [212
t)on 2)orc! unb bcm tuffifdjen ©cnetal »on ®ffcn, bcr in S^iga lommanbierte,
unb bcn berfeI5c in ber Kampagne oon 1806 unb 1807 perfönlid^ !ennen
gelernt l^atte.
a)ie beiben Generale berfpradjen ftdj wedjfelfeitig nidjt unnötig anau-
greifen, fonbern bic ©reigniffe ber beibcn groften Slrmeen absuwarten. JJ)ie
2ln!unft be8 rufftfd^en ©eneralö oon ©tein^eil in Sii^a mit 2 JÖioifionS . . .
oereitelte jwar biefeS SJerfptec^en unb ei8 fam ju ^artnätfigen ©efedjten
big 9iu(§e)nt^a('
• • • •
c) Beübung na^^alifcl^:
»1818 erteilten 8e. äJi^aieftät bem Unterseid^neten ben 9(uftrag, auiS
iBredlau nad^ ^alifd^ ju reifen, um bafelbft bem ;^aifer 9((ecanber ben
^Uionss2:ra!tat ooraulegen unb über bie tünftige ©renae awifc^en $oIen unb
$reu6en nod^ ^n unter§anbe(n , beSgleid^en nod^ bie befonbere äBeifung, ben
rufftfc^en SRonar^en ba§in au bewegen, ben erften öffentlicl^en @d^ritt
aurS^erfd^nung^) burd^ beffen ®rf feinen in SreSIau au betätigen, inbem
bis ba§in ber rufjifd^e ^aifer barauf beftanben §atte, ba6 ber ^önig oon
$reu6en auerft nac^ 5(alifd^ fommen müfite, beoor fid^ bie ruffifd^e ^rmee in
Bewegung fe^en würbe. ^Ue oor bem Unteraeid^neten nad^ ^aUfd^ ab»
gegangenen $erfonen !amen mit biefer beftimmten ©rHärung aurü(f. ^a in«
beffen bem oerftorbenen ^bnig fe^r peinlid^ erfd^ien, auerft bie Steife nad^
ilalifd^ au unternehmen, bie SCUer^öd^ft ^emfelben afd eine 9(rt oon abbitte
erfd^ien, ba| er feine 9(rmee §atte gegen 9iu6(anb marfd^ieren laffen, unb
nun als 35efiegter faft wie um ®nabe bxitm foHte, fo trugen ©e. aKaJeftät
bem Unteraeic^neten auf bad aUerbringenbfle auf, aUeS anauwenben, um ben
ruffifc^en ^aifer ba§in au oermögen, auerft bie 9leife nad^ Breslau au
unternehmen.
2)a beffen Vorgänger dUe ©rünbe ber $oUtif erfd^bpft §atten, um
biefen Qvozd au erreichen, wanbte ftd^ ber Unteraeid^nete (ebiglic^ an bie
$erfon bed ^aiferd unb an fein guted $era, inbem berfelbe bie ma^re Sage,
in weld^er fid^ fein ^önig unb $err befänbe, barfteUte unb an bed ^aiferd
(S^enerofttät appellierte, hierauf geftanb bemfelben ber ebelmütige SKonard^,
ba6 er bie (Sad^e no4 nid^t oon biefem @efld^tdpunfte betrad^tet §ötte unb
entf^lo^ fid^ fofort, in 2 ^agen bie 9ieife oon ^alifd^ nad^ Sredlau au
unternehmen, bod^ unter bem befonberen 9emer!en, bag er nid^t ald ^aifer,
fonbern ald e^reunb bed ^bnigd oon ^reugen in Sredlau erfd^einen würbe.
Dbg(ei4 bie ^n!unft bed ruffifd^en S^onarc^n fi^ um mel^rere @tunben
oerfpätete, unb ber ^önig lange warten mufite unb felbft f(^on an beffen
@rfd^einen oeraweifelte, traf ber i^aifer nod^ bed Slbenbd fpät ein, unb 8e.
BRaieftät ber ^bnig waren fe^r erfreut über bie gelungene 9)2iffion bed Unter«
aeid^neten unb oerfprad^en Slllergnäbigft, feiner au gebenfen."
1) ^ierburd^ wirb glänaenb beftätigt, waS i^ auf 6. 201 über ben @inn
bed oon Seemann au fo heftigen ^uiSfäUen gegen äBrangel benu^ten ^uiSbrudtö
„ber erfte Sd^ritt aur ISerfbl^nung'' audgefül^rt l^abe.
213] 2)tc gcljeimc BWiffxon bcS grügclabiutonten von SOÖrangel (1812). 213
©otoeit bte l^tcr für un8 in Sctrod^t lommcnben Slnjobcn be8 „Pröds".
SBie fd^on ettoäl^nt, Befielet il^r Sßett, aBgefel^en bon ben neuen Setaifö,
bie fte entl^alten, öor attcn 2)tn8en batin, baß fie unS geigen, toeld^er
@tnn mand^en miBt^etjlänblid^en Sludbtüden bet SingaBe t)on 1838 gu
gmnbc liegt, unb baß flc fo bie üBcrfd^arfe Äritil, bie an benfetten
neuerbingS geübt ift, t)on felbft auf bag rid^tige SMaß autütffü^ren. @%
mag ja fein, bafe aud^ bei bem Pröcis fd^Iießlid^ einige Weine StTtümet
nad^toeiSbat toären^ unb Daß namentlid^ bie Slngaben über bie 3}ei»
ftänbigung jtoifd^en ^otdE unb (Sffen, über toeld^e SBtangel nid^t aU
Dl^renaeuge berid^tet, nid^t ganj ftimmen. 3n il^rer ©efamtl^eit aber, unb
nad^bem gu bem „Sagebud^", bad toir j|e|t mit ©id^erl^eit a(d eine
nal^eau gteid^jeitige OueHe anfljredöen bürfen, unb ju ber gingabe bon
1838 nod^ bie 2)enffd§rift bon 1818 unb bet Pröcis aug ben 40 et
3[a]^ten getreten finb, mad^t bie 3Btangelfd§e Stabition einen burd^aud
glaubtDÜrbigen Sinbtud. Slngefid^td eined fold^en S3en)ei§matetiafö fann
bod^ tDitflid^ fein 3tt>^if^I ntel^t an bet ©ubftana bet SDBtangelfd^en
3nfltuftion tjon 1812 beftel^en. 5)iefe abet einmal augegeben, fo toitb
aud§ bie SBrangelfdge Sd^lugfolgerung fd^U)erIid§ nod^ obgutoeifen fein, baß
9)ordt bie SSefel^te gfnebtid^ lEßil^etmg III. „nut auf eine anbete
Sßeife aU bet SBitle bed jtönigg toar,'' auSgefül^tt l^at.
^ämsau
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I
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Heine lllitteilttti0eti.
S3on Dtto Slemen.
1. S)te etfte SSeröffentlid^ung be« @eoTg Sabtnud tft nad^ £ ö )) )) e n ,
Sie @rünbung ber Umtietfitöt au Königsberg unb bad Seben tl^red etflen
%eItotd (Seotg Sabinud , itönigdberg 1844 , @. 1 u. 26 , entl^alten in
folgenbem Ottabbtud : Epistola Philippi Melanchthonis de conventu
Augustano. Aliquot elegiae Georgii Sabini. 91. S. : Impressum
Wittemberge apud Josephum Glug. Amio XXX. Sabinud l^atte
^elond^tl^on 1530 auf ben 9ietd§dtag nad^ ätugdburg begleitet. SSieled
erlebte er ^ier, toad i^n au bic^terifd^er $robuttion anregte. Unb fo
entftanben jene bier (Slegien^ bie ^eland^tl^on, um i^re SSerbreitung au
erleid(|tem unb ben 2)id^ter in bie @e(e]^rtentoeIt einaufül^ren, mit einem
eigenen 93riefe über ben ^ugdburger Sleid^dtag bom S)eaember 1530 (Snbe
bed ^afftti in SBittenberg bruden UeB^). S)ie erfte befingt SiaxU V.
Sinaug in 9lugdburg, bie atoeite eine SSifton, bie atoei @))eierer gfifd^er
in ber 9lad^t bor unb nad^ bem 25. 3uli 1530 gel^abt litten ^), bie
britte gibt bem SBunfd^ aller Sl^riften, unb befonberd ber Seutfd^en,
bag enbltd^ ein aUgemeiner Areuaaug gegen bie Sürlen außanbe lommen
möd^te, äludbrud^ bie bierte feiert ben ^eraog SRagnud bon unedlen«
bürg. %bppm bermutet @. 25, bag biefe le^te (Slegie ,,t)ielleid(|t fc^on
frül^er gebid^tet fei aÖ bie Vorigen". 3m fjebruar 1530 tieft nömtid^
We(an(|t]^on bem |)eraog burd^ beffen Seigrer Slmolb SureniuS feinen
jtommentar au ben ®))rüd^en Salomonid übeneid^en^), unb ber Segteit«
brief fd^lieftt, toenn anberd %bppm bie Stelle rid^tig entaiffert, mit einer
(Smpfel^lung beS Sid^terS @eorg Sabinud ([Georjgium auiorem
poematic . . . commendo . . .) ; alfo l^at l^ödgft mal^rfd^einüd^ Weland^tl^on
bamatö aud^ ben bon feinem Sd^üler auf ben ^eraog gebidgteten ^ane«
g^rifud biefem überreichen laffen. S)iefe 3}ermutung erfdl^rt nun burd§
einen in ber 3widtauer SlatÄfd^ulbibÜotl^ef (Signatur: IX. V. lO^)
bor^anbenen SonberbrudE jener Slegie il^re Seftätigung: ELEOIA | AD
ILLVSTREM PRIN | CIPEM AC DOMI- | NVM D. MAG- | NVM
1) Corpus reformatornm II, 480. SKeland^t^ond Srief ift ^ier mit „m. Oct.^
ju frü^ angefc^t. SSgl. col. 432 ; „hoc anno" unb : „exundatio Tybris nuper
mirum in modam deformayit urbem Romam," ipo^u (Snberd, fiut^erd 9rief«
tocd^fcl Vin (1898), 326 su ©ergicidjcn ift.
2) »gl. ed^eiblc, SDaö ©c^artja^r I (1846), 554 ff., Xa^ Äloftcr XII
<1849), 261 ff. @nberd, Sut^erd »riefroec^fel VIII, 186 ff. X^eolog. @tubien
unb Ärittfen 1899, S. 159. öerbig. Acta Comiciorum Augustae ex litteris
Philippi, Jonae et aliorum ad M. L., ^aüe (@aa(e) 1907, S. 38.
3) «gl. aud^ ©. @d&ncH, ^einric^ V. ber griebfertige, ^erjog oon
3Re(tten5urg 1503—1552, ©aUc 1902, 6. 33.
216 Ä)^ei«c aWtttcUungen. [21 &
DVCEM I MEGAL- | BVR- | GENSEM, | SRIPTA A GE- | ORGIQ
ANONYMO. I M.D.XXX. | Sitclborbüre. 9luf ber ütelrüdfeite ber
35Jibmung$ibnef be8 ©abinuS an SuieniuS, ber in ber ©cfamtauggabe
feiner Poemata, Lipsiae 1558, fol e^— e2a fielet. 6 ff. 4®. 6^ weife. —
S)tefer %xnd alfo ift in SBirKid^feit bic erfte $ubli!ation beS SabinuS-
®a ber Slutor auf bem %iUl nur ate Georgius Anonymus erfd^eint, ift
eö lein SBunber, ba§ biefe SluSgabe bigl^er ben gforfc^e.m entgauflen ift-
2. fSferner barf iä) au8 ^onbfd^rift XXXVI, fol. 322b— 323l>
einen Srief beö ©abinuS mitteilen, batiert: granffurt a. O., 16. 5Ho=
toentber 1540 unb gerid^tet an einen §errn Sol^ann — id^ Vermute: ben
hirfürftüd^en SRot Sol^aun SBeinleben, mit bem ©abinuS innig befreunbet
war ^). ©abinuS war bamate erfl öor ^wei Sagen auS SSerlin nad§ fjranl«
fürt awrüdgefel^rt*), weife t)on fielen ^eimlid^feiten i^u berid&ten, fd^retbt
aber au8 S^tmangcl nur öon einem 3uben, ben Änvfürft 3oad^im in
aSerlin gefangen l^dtt unb bei bem man öiel ®elb unb öerböd^tige Sriefe
flcfunben ]§at. Seiber weife id^ über biefeS rätfell^afte 3ubenfompIott jur
Sltidteroberung beS l^eiligen ßanbcg au8 anbern OueEen nid^tS bei*
jubringen.
Siebet ^evt 3o|an, ®S l^at mein ©nebigfter §ert ju SBerlin ®tncn ge=^
fangenen, weldjer fic^ 9lü^met einen fönigc ber Motten »nnb Suben, ift ein SBürger
»Ott Slugfpurgf, fonften ju 3Woibeburg! geboren, onb faget, rote ba§ er ein
SCmac^elitet fe^, l^abe »aticinio oon feinen SWaioribuö, baS er ©ottlanb fott et"
öbctn unb ^errom fanctam, »nb wie ba§ 3me srocl^ne ©eifter erfd^icnen fein
»nb folc^eS gel^iffen, boS er fall ein ejpebition in Oriente üornemen. Ttan §att
»iel gelbt per) 3me funben onb brieffe, baran man ftd^ erfünbigct l^att, wie bo*
fld^ bie beftenn »nb geroaltigften IJauptleutc 3" Stalia, ^eluetia, ©aUia, ®er*^
mania, SSngoria »nb ^ifpania onb aUe 3uben per totum otbcm pd^ §u §auffe
»erpunben, ©uetiam »nb ©ottiom einjune|men onb barnodj ein gelten 3erige
e^pebition in orientcm oor^une^men, »nb feinb 3n ber beftellunge über ^roeymaU
IJunbert taufent, terram fanctom ben Suben ju gutt ju erobern, bann bie 3ubcn
roöHen per totum orbem 3re güiter bar^u ®onferircn, »nb baö fold^ö rol^r fe^,.
baS ftd^ bie 3uben trefflich ruften, ©o |at man i^t 9?eulidJ ju ©rorfaro her) ben
Suben ober bie 40 große wagen mit puluer gefunben, onb fagen bie faufleute,.
ba8 bie 3uben au Sraga ein 3ar ober 5 allen folpeter in ©ermania auffgeJoufft/
@8 ift au(| l^eimlit^ bie fage, bag e^Iid^e fürften 3n Oermania follen 3n biefer
(Kongregation fein, berl^alben left Tt. ®. 1^. ben ©efangenen rol^ol bero^aren, l^att
Sljm ftiefeetffen angelegt, onb wierool^l bie oon ©d^ulenburgf onb oiel anbere
trefflid^e @ble oor 3n bitten onb auff oielmall^unbert taufent gulben auäbürgen^
bennod^ fennen bie ni(|t§ be^ bem S^ürfürften erlangen. 3^^ oerfel^e mid^, ber
ß^urfürft werbt 3" bem fe^fer fd^idfen. 3ci^ bin oor 2 tagen oon SBerlin fomen,-
»nbt roolbt §icr oon »iclen §eimligfeiten fd^reiben, aber, wie oben ange^eiget^
l^abe ic§ nit bie weil. 3)atum fDinftag nad^ '^lavtini [16. ««oo.] 1540.
5ran!fort an ber ober. @. ©abinu^.
1) Corpus reformatorum III, 1104. a:öpp€n @. 51. Über SBcinleben t)gl.
anlegt biefe gorfdjungen VII, 522 ff.
2) 9Babrf(f)Leinli$ ^atie i^n bie 9Ieife nadb feiner ^aterftabt ^ranbenburg,.
bit ©obinuö im Dltober 1540 anfünbigte (Corp. ref. III, 1104), nac^ »erlin
geführt.
Hin Btief bet üntfütfUn Snxna von Sad^ftn übtt ifftt Heife
na(t) Betliti^ (Silbe Jitbtuat 1581«
35on Dr. ®u|lat) ©ommctf etbt.
Unter anbern baS Sal^r 1581 betrcjfcnben ©d^tciben finbet ficl& in
bcm gaöaifel 93 ber fogcnannten aSl^aftcn be8 tgl. ÄrciSatd^bä au
SlümBctö aud^ baS Original eines StiefeS bet Äurfürftin änna öon
©ad^fen, Zod^ter Äönig 6^riftian« III. t)on Dänemari, d, d. 3inna,
23. gebruar unb (9la(j|traö) SSerlin, 2. TOöra 1581 öor.. S)ie Äur«
fürftin brüdt barin il^rem lieben „Dl^eim unb ©ol^n", bem SRarlgrafen
®eorfl gfriebrid^ öon Sranbenburg»3ln8bac^, aunöd^ft bie fSfreube barüber
aus, ba§ er in baS t)on ber ^cfl {e^t weniger afe frül^er l^eimgefud^te
ÄöniflSberg aurüdtlel^ren unb bie SH^^ ^^^ Jftegierung beS ^eraogtumS
^-preu|en ^ier toieber in bte $anb nel^men tooEe. 3^ ber ed^t mütter*
tid^en 9lu8brudtSn)ei|e beS ©d^reibeng ift Äurfürftin ^nna burd^ bie
t)iel|ad^en Vertrauten Seaiel^ungeu bered^tigt, in benen ©eorg griebrid^,
ber feit 1578 bei ben preufeifd^en ©t&nben unb bcm ^olenfönig bie
95ertt)cfcrfd§aft in ^eu§en an ©teile beS fd&mad^jtnnigen ^eraogS TOred^t
griebrid^ erlangt l^atte, a« il^r, wie aud& il^rem ©emal^I, bem Äurfürften
Sluguft t)on ©ad^fen, feit langem geftanben l^atte. ®urd^ feine SRuttet
ßmilie (f 1591), Sod^ter beS ^eraogS ^einrid^ öon ©ad^fen, toar
®eorg griebrid^ ja ein unmittelbarer 9leffe be8 Äurfürften Sluguft, unb
aal^treid^e 3^0^ ^^^ Slnl^ängUc^feit ®corg fSfriebrid^S an baS lurfürftlid^e
Sl^epaar ftnben pd^ in ber lebenStoarmen ©d^ilberung mitgeteilt, bie
Ä. t). SBeber in feinem Sud&e „«nna Sl^utfürftin au ©ad&fen" (Seipaig
1865) tjon biefer nebft il^rem ©emal^l, bem Äurfürfien äuguft öon ©ad^fen^
gegeben ^at. »gl. 3. 93. ©. 56—57, 111, 117, 220, 278, 339—340, 475 ^).
3nbem nun Slnna ber grmartung 9laum gibt, bafe bie SftegicrungS-
^anblungen in Äönig^berg ben 9Jlarfgrafen nid^t fo fel^r in änfprud^
nel^men würben, um ni^t beffen alöbalbige SBieberle^r in bie an»
geflammten fräntifd^en ßanbc ju ermöglid^en, gel^t fte au bem ^aupt»
gegenftanb il^reS Briefes über , ber SReife nad^ Serlin. (5S galt biefe
1) ^ie ©emallin ©eorg griebric^g, bte bei o. 9Be6et @. 226 ber itur«
fürftin Slnna gegenüber im Sa^re 1572 bie löeforgnig wegen ber heim ©tafen von
§enneberg ftattnnbenben a^rinf^elage äußert, bie bcm aWarfgrafen ®corg griebrid^
fd^öblic^ fein iönnten, l^ieg mc^t @milie, fonbetn roat @Iifa6et^, ^o^ter beä
SUarfgrafcn Soi^ann oon Äüftrin, mit ber ®eorfl griebrid^ feit 26. ^ejember 1558
vermählt war. 2)ie SBieberoere^elid^ung beS 9Rar!grafen am 3. Wtai 1579 mit
@opl^ie, Sod^ter beiS ^eraoaS äßill^elm beä jüngeren oon ^rauufd^toei^^iSüneburg^
erfolgte iebenfallS unter SWitwirfung unb Vermittlung ber Äurfürftm 2lnna.
218 kleine SUitteirungcn. [218
einer ^off efHid^Ieit , ber getabe fiattfinbenben Saufe beS ju Seriin am
30. Januar 1581 gefiotenen !ßrinaen gl^riftian, ©ol&n be8 Äuttürften
3o^onn ©eotg t)on Sranbenbutg. Seim 2obe bc8 SJlatfgrafen ©eotg
Sftiebrid^, bet leine Äinbct l^interlteft (1603), ift bet ^ßrina g^riftian
bann Sel^nSfuIaeffot geiootben junäd^ft in Aulmfiad^, f))ötet im ganzen
Sa^rcutl^, toomit er augleid^ Stifter ber .^ol^enaotternlinie Sranbenburg*
Sa^reut^ getootben ift. ©ein Sänbd^en fot er Big jum Sobe im Saläre
1655 regiert.
9lüf ber aWdEfeite trägt ber »rief baS SBerfd^tulifiegel mit bem
flSapptn ber Äurfürflin SInna. gtgenl^änbig pnb barin inbeffen nur
gona toenige Jßjorte, bie bie Äurfürftin am ©dblu^ beS SSriefeg ^injugefe^t
|at. S)ag aurüdbel^altene Jtonaept beg »riefet ftnbet ft($ bor im %(.
|)au|)tftaat8ar(^it) a» ®te8ben, Siopxalinä^ 522 (tjom 3a]§re 1581),
Statt 18. — »riefe, bie öon ber Äurfürftin in ben Salären 1582—1583
on ben ^Rorfgrafen (Beotg fSfri^brtd^ gerid^tet finb, meift aber me^r
g(ei(j^gültige unb 9iatagdangelegen^etten bel^anbeln, l^aben ftd^ in S^^
))on 32 in ben Ao))iaIbü($em 524 big 527 beSfelben |>au))tftaatdard^it)g
erl^alten :
^^ai mix atzten, 2kb^ unb ®utg oermösen, juoor. ^od^geborner gfutfi,
fteunbtUc^er, lieber O^eim unb So§n ! äBtr l^aben auS (Stott fiiebben @c^rei6en,
ben 9. bi| (auffenben SRonatd batirt, gan^ gerne oernomen, ha^ bie gefe^r*
Itd^e @eu4e bet ^efttlen^ ^u j^5nig36erg! nac^gelaffen, unb (Stoer Siebben fambt
berfelben geUebten ®ema§el unb ^offgeftnbe fid^ roieberumb bol^in begeben unb
bie $reuf(ifdie 9iegierung ^u il^ren ^anben genommen^). 2)er SUmed^tige »er«
lei^e @n)er Siebben ^ier^u feinen gottlid^en @egen, baiS fie biefelb nac^ i^rem
äBo§(gefaUen i^r unb ben Untertl^anen aum beften oorrid^ten mögen. — SBit t>or
unfere $erfon »oUen ©toer Siebben mütterlich gerne gönnen, auc^ am liebften
feigen, baS fie bemelte ^reugifd^e 9iegietung berma|en befteUen {önte, bamit
fte ungel^inbert ftd^ förberlic^ n)iberumb ^u i§ren (^räntfifd^en (Srblanben be«
%tf>m möchten, toie und ban nic^t jioeioelt, auc^ aud if^vem Sd^teiben fafi fo
oiel Dormetdten, bad droev Stebben one 3n>eioel folc^e Drittel bebad^t fein werben.
2)er getretoe ®ott fc^itfe ed, nie et ed am beften etfennet. daneben feinb n)ir
i^54(i4 etf reiset, bad dmev Siebben ^amht berfelben geUebten ®ema§el^) bep
guter ®efunbt§cit fein. Unfern l^eraliebften $ern unb @tma^tl, unä unbt unfere
geliebte Äinbet*), — bem $etn fe^ !Dantf, — wolle ©wer Siebben audj nodj in
Simblidjen SBefen unb ©tanbe gcfriftet roiffen, unb fcinbt je^o gleid^ uf ber
9ieife, beiS Sl^urfurften ju )6ranbenburg!d jungen @ol^nlein d^riftlic^en unb furft«
lid^en ^inbtauffe §u Söln^) perfonlic^ au befud^en. 3)er barmherzige ®ott er«
1) 3llö 2lbminiftrator im Auftrag bet ©tänbe unb be« ^olenfönigä,
fie^e oben.
2) Sophie oon )6raunf 4n)eig « Süneburg. @in Schreiben, baS SRarlgraf
@eorg gtiebtic^ fpäter d. d. ©aben in bet ©c^roeij, 16. 3uni 1587, an feinen
©d^raiegeroatet, ben &et)og äBil^elm, getid^tet §at, unb baiS ebenfalls Samilien«
angelegen^eiten betrifft, ftnbet ftc^ in bem nömlid^en (^adjüel 98 bet 9{ütnberget
9l3l.2lften 8ub 3tv, 1 oor.
3) Übet ben Jtutptinsen G^l^tiftian fie§e o. ^ebet a, a. 0. @. 23—26,
bie a:öc^tet betteffenb ebb. @. 28 ff.
4) G^öUn an bet @ptee.
219] Äletnc Witteilungcn. 219
f^altt und aüerfeitö femer mit @naben nad^ oaterlic^en äßiHen. So tl^un toit
und aud^ von wegen unfetiS l^ct^liebften $em unb ®ema|eIS unb geliebten
itinber ber freunbt(ic^en B^^tbietung gegen @n)er Siebben unb berfelben
freunbtlic^en liebe ©ema^el freunbtlic^ bebancten unb laffen S^re fiiebben be^ben
@n)et Siebben l^inwieber i|ten fteunbtlic^en (^vui, oiel ®^xen, Siebd unb @uted
unb alle äBo^lfart n)unfc^en. Unb mv bet>e^len be^be @n)et Siebben in bed
9llmed^tigen gnabenreid^en @d^u^ ju langwiriget guter gefunbl^eit. 3)atum
3inne, bcn 23. gebruarii 1581. ^oftfcripta^): ®ehen wir ©wer Siebben
freunbtlid^ 3U er!ennen, baS au^ vorgefallenen Sorl^inberungen ber ISoti^e nid^t e|er
al3 alliier ju @5ln an ber Spren), f^at abgeferttiget werben mögen, unb ifl nun«
mel^r @ott lob unb band bie furftlid^e ^inbtauff gluctlic^ Dorric^tet, unb bad
junge ^erlein @^§riftianug getauffet roorben. 9)2orgen ^ief^tn unfer lergliebfter
@emal^el, unb wir ben negften, wieberumb nac^ ^xt^hen, weld^eS wir @wer
Siebben iuv iRad^rid^t freunbtlic^ nic^t Derl^alten mögen. 3)atum Söln an ber
©prew, ben 2. SRartii anno 1581. Son @otted ®naben ^nna, gebome aui
itöniglid^em @tam au ^enntmarct, ^eraogin unb Sl^urfürftin iu Sad^ffen,
Sanbgreoin ^u ^^urigen 2C.' — @igen^änbig barauf: ,r®wer 2ithhtn get^rew
aWutter, biewiH id^ lebe." — 3lbreffe: ,2)em l^odjgebornen gurften, unferm
freunbtlic^en lieben D^eim unb @ol^ne $ern ®eorg f^riberid^en , SRarggraoen ju
iBranbenburg, in $reuBen k," @in )6eamter ber mar!gräfli4en itanglei |at
auf ber 9iüdffeite bei ber 9lbreffe bemerft: »^ie Sl^urfurftin ju @ad^ffen jeiget
an, wie ^xe Siebben neben berfelben Ferren @ema§ln ju 6öln unber ©preen uf
Äinbttauf gewefen."
3) 3)iefer 92a4trag oom 2. SRär) auf eigenem Slatt oon ber ^anb bed«
felben Jlanaleifd^reiberS wie ber ^auptbrief.
Ila0 fanbeBbteb{tkaffens|)tojekt Xdnig itiebtirt) ID{ll|elm0 I.
S5on Dr. ^ctmann SRauet.
Unter bcn ^al^trcid&cn agrat^jolitifd^en JJlafenal^meti gricbrid^ fSixl'
l^elmg I. finbcn ftd^ nid^t tocnige, bie über ba8 SlnfangSfiabium nid^t
]^inau8öefommen unb lebiglid^ ^roiefte geBlicbcn finb ^). ^ier^u gcl^ört
aud^ ber ^lan, eine 2anbe8!rebit!affe für bie oflpreufeifd^en ©utSbefi^er
au errid^ten. 9lu8 ben einfd^Iögiöen 9ltten^) ift barüber gfolgenbeÄ ju
entnel^men :
3n ber S^it t)on 1723 — 28 waren mel^rfad^ in Dfi})reu§en an-
f&lfige ^Ibelige an ben Äönig i^xittxid) ftüil^üm I. mit bem ^nfud^en
l^etangetreten , il^nen jroedtd 9lu85al^(ung iörer ©laubiger ein SDarlel^en
auf il^re ©üter ju geto&l^ren. S^^i Sf^^^c jtnb unS au« ben Slften be-
lannt ßetoorben, in benen ber Äönifl berartigen ©efud&en ftattgegeben
]§at. 3m erften fjatte l^anbett eg jtd^ um einen ®rafen t)on Dönl^offf
ber im Saläre 1724 auf bie Senounifd^en ©üter ein ©arteigen öon
20000 Zahm au8 ber Ironj^rinalid^en Äajfe erl^iett; im atoetten SfaEe
toar eS ein $en bon Äalnein, bem infolge fönigtid^er änlDeifung auf
fein ®ut ein ©arteigen öon 8000 Salem auS ber Äaffe beS 3oad&im8«
tater ©^mnafiumS gewftl^rt tourbe. ®er Äönig fd&eint nun burd& baS
@efud§ beg ^erm bon Äalnein, ba^ il^m biefer ^jerfönüd^ Vortrug, ber-
anlaßt toorben au fein, bcn ftrebitöerl^dttniffen ber oft^jreufeifd^en @utd»
Beft^er feine äufmerffamfeit auauwenben. Unter bem 14, Sflai 1729
forberte er baS ©eneralbireltorium auf, mit bem ^Rinifter bon ©oceni
über bie ©rünbung einer Sanbedfrebitfaffe in Beratung au treten ^). ©d^on
furae 3^it l^iemad^ erging eine lönigttd^e Drbre folgenben SBorttautS:
S5on ©otteg ®naben Sfriebrid^ JßJit^elm Äönig in ^reu^en ajlarggraf
au Sranbenburg, beg l^eil 9t5m. Steid^g Qx^ gämmerer unb &!|urfürft p.p.p^
Unfern gnäbigen ®ru§ unb geneigten SBiEen a^bor ^oä^too^U
geborner, 6ble, Statine, befonberd liebe unb liebe ®etreue, 9la^bem »ir
toal^rgenommen , ba^ ber min bed bortigen SlbelS mitl^in aud^ auf ge«
toiffe maffe ber SanbeSgüter, tl^eitö bon Dem öerfattenen Srebit l^errüfre
inbem toenn aum gjempel ein ßbelmann ein ®ut l^at fo 30 000 t^(r.
toel^rt unb an fid§ in a^cmlid^en [taube er aber 5000 tl^Ir. barauf
1) SJgl. ®. 5. Änapp, Xk 33auern*©efreiunq unb ber Urfpmng ber Sanb*
orbeiter in ben ölteren 2:eilcn ^reufecn« (1887) II, ©. 3 ff.
2) a. mun be§ ^önigl. ^^el^eimen etaatdar^ioS au )6er(in: (Venera!«
2)ire!tonum, Dftpreujen unb Sitouen Rep. XXIX, SRr. 3. b. 2Hten be8
^önial. ©taatSarci^iod m JlbnioSbera: äBeaen (Sinridbtuna einer iSanbeiS Srebit
©äffe 1729. 84d.
221] kleine 2RittcUungcn. 221
fd^ulbig ift unb bet Srebitor bei ber SSerfallaeit auf bie Se^al^Iung
brinjt, bcr SDcbitot (Scfal^r löuft, burd^ ©uBl^afiatton unb öffcntlid^cn
SJcrfauf fein (Sut ju tierltel^ren toof cm er nid&t fofott 9latl^ fd^affen unb
bie 5000 Zl)lx. öon einem anbern gelel^nt Befonimen lann, als tootan
eS öfterd p ermangeln (pflegt ^ weil biejienigen fo in bortigen Sanben
nod^ Selber auSple^l^en ^aben, felbige mel^rentl^eitd an AaufCeute, tt)o
fie l^ö^ere 3infen 6e!ommen, auStl^un, ba fobann bei erfolgenber @uB»
l^aftation toenn ^umal^l ber SoncurS ?}roce§ nad^ bcr biSl^erigen 9lrt
lanje w&l^ret unb bie (Süter inbeS toüft toerben, bie Srcbitore« öffterg
aud^ umb il^re gorberungen lommen, mitl^in biefelbcn fotool^t aß ber
Debitor baS il^rige Derlie|ren, obgteid^ bag l^^potl^ecierte ®utl^ toenn ^u
rechter 3«it ^ätte Sftat^ flefd&afft werben tonnen nod^ 4bi85ma^( mei^r
totxÜ^ gemefen Wäre, aU wad an Sd^ulben barauf schafftet; ®o l^aben
gßir au8 SanbeSbäterlid^er SJorforge ju conferbation unferer bortigen
treuen SBafatten unb ginwol^ner attcrgn&bigfl refolbiret in flönigSberj
eine Sanbe8ffrebit6affe ju etabliren unb ju bem (5nbe ein ßai^itat bon
200000 rt^tr. nod^ ^reufeen ju fd^idten, woöon an biejenifle bon 3lbel
unb @5Ilmer, xotlä^t genügfame ©ic^erl^eit fteUen tonnen au Stettung
unb ßonferbation i^rer ®ilt^er bie Benötigte Kapitalien a 4 pxo @ent
3infen auSgetl^an unb fotd^e S'nfen auS Berber 2anb Semtl^cr bered^net,
beSl^alb aud^ bon ZrinitatiS 1730 an iftl^rlid^ 8000 rtl^r. in ben
bortijen Sanb Semtl^er 6tat aur (ginnal^me gefegt, bie abminiftration
über fold^e auSautl^uenbe Sapitalien, unb Seforgung ber Sid^er^eit aber
einem au8 eurem 3Rittel Woöon SBir jeboc^ 6uc^ bie be^ben ÄriegeS
unb Domainen Sammer ^räfibenten wegen euerer anberen in Unferen
3)ienft bereits über 6ud& l^abenben bieten 9Jerrid^tungen in ®naben
biSpenfiren, femer jweien Statinen au8 ber RvicgS uub Romainen Sammer
ein !ßaar SaubSRät^en ober 9Cmt8]^auptIeuten, fo jtd^ ol^nel^in in ÄönigS»
berg aufwarten, nid&t minber bie gfü^mng ber Saffe bem Sanbfftentl^»
meifter aufgetragen, baS ®e{b auc^ in ber SanbSRentl^ei Oerwal^rlid^
gel^alten werben fott, inmafeen iu folc^er abminifiratton Seute genommen
werben muffen, fo bereite in SSefolbung [teilen. Weil SSJir bieferl^alb
teinen Befonberen ©el^oIt ju accorbiren geneigt fe^n.
®iefe8 Sottegium ober SanbeSSrebitSaffen 3)irectorium foK atte
SBod&e einen Sag auf ber ©el^cimen Slatl^Stube aufammen tommen unb
Wegen SluStl^uung ber SapitaUen aud^ Seforgung gehöriger ©id^erl^eit
Be^ benen a« ^^pot^ec ^\i fe^enben Sanbgütl^em baS nötl^ige be*
obad^ten unb berfügen, imma^en SBBir bon fotc^en Selbem auf |)dufer
nxä^% fonbern felbige nur allein auf Sanbgüter nuSgetl^an wiffen motten
unb mufe l)ergleid^en ßanbgutl^ worauf ®elb geliehen Wirb wenigftenS
12 000 rtl^lr. Wert fe^n.
S)ie fürftl. unb gräflid^e Käufer wie aud^ anbere reid^e unb grofee
gamilim, ate Solana, ©ön^off p. fotten babon aud^ nid^tS gelel^nt be*
lommen, weil felbige fonft wol^t ^ötl^ fd^affen fönnen, fonbern biefe
®elber muffen nur an biejenigen SanbcSeinfaflen auöget^an werben, weld^e
bürftig finb, aber bod& mel^r äBel^rt an ©üt^ern l^aben aß il^re ©d^ulben
importiren:
Sl^r l^abt atfo ol^ne ben geringften S^itberluft eine accurate unb
222 Äleine aRitteilungen. [222
autjctläfftflc Sabctte, öon bcncn auf SuBl^aftation unb im goncutS
ftel^enben ober bemfelben bod^ nal^e fe^enben abetid^en unb cöUmifc^en
©ütern fettigen mitl^in in betfelBen 1 te ©olumne bie Slal^men ber abelid^en
unb cöttmif^en ®üter, mit aud^ berfelben Sefi^et in bet 2 ten Solumne
toieöiel an confentitten ingrof jttten ober fonft bringenben ©d^utben batauf
l^afften unb in bet 3 ten ©otumne toiebiel bag @ut in gejentoärtigem
©tanbe nad^ bem 2anbü6üd^en iebcSmal^I au coincirenben Önfd^Iag ge«
toel^ren lönne, fe^en ju laffen unb fold^e SaBette nebft einem ^ßroject, toie
Sf)x öermeinet, ba§ bie ßinrid^tung nac^ biefct unferet attetgndbigften 3n«
tention am fügtic^ften ju mod^en, fo balb eS immer möglid^ anl^ero einaufenben.
3n fol(|em !ßroiect mu^ mit entl^alten fein:
1) ba| bad Slnte^l^en babon |)refera6lement benenjenigen gegen
genügfome unb ]§intftngli(|e ©id^erl^cit gegeben merben foEe beren @üter
XDÜxdl. im SoncurS flel^en unb babutd^ gerettet werben lönnen.
2) \>a% ^iernäd^t benenienigen beren (Süter bergeftatt mit ©d^ulben
befc^toert finb, baft ein goncurS ju befürd&ten ift, t)or benen, »etd^e
toenig ober geringe ©d^ulben unb bal^er nod6 leinen ©oncurS su be«
fürchten l^aben burd^ änte^l^en gel^olffen werben foEe.
3) bal benen ®ebitoribu8 fre^ftel^e bie ©a^jitalien, toenn fie fold&e
ein ^af^x toorl^er aufgefiinbigt wieberabaufül^ren , aud& ber 8anbe86rebit»
gaffe ebenfaES fre^bleibe na$ borl^ergegangener einiäl^riger SogÄünbigung
wenn aumal^l ber Debitor nid^t gut toirtfd^aftet unb feine ©id^erl^eit
weiter bei i^m ift fold^e Sa^jitatien Wieber au forbern.
4) wennj ©eiber auSgetl^an werben bal^in a« f^^cn, bafe aEeaeit
bie auf ber au conftituirenben l^^^jotl^ec l^afftenbe öltefte unb ^jriöilegierte
Srebite bamit getilget, mitl^in jura cessa baüon genommen werben.
5) bafe bie S^n]m aEe l^albe ober gan^e ^al^r bon ben S)ebitoribu8
aur SBerfaEaeit, ol^ne mal^nen an bie 8anbe86rebit6affe eingefd^ictet unb
abgefül^ret in beflen gntftel^ung aber fofort burd& ben SanbeSSRenter
abgeforbert Werben foEen.
6) bafe wenn bie SanbeSgrebitßaffe il^r ®elb wieberl^aben wiE ber
Debitor aber fäumig Wftre bie gaffe nac^ bem SanbSfted^t wegen fub-
l^aftation be§ l^^potl^ecirten ®uteg üerfal^ren, ben S)ebitorem aber nid^t
übereilen muffe.
7) berienige Weld&er au8 eurem 9Jlittet k la t^.te t)on biefem Sanbeg-
ßrebitSaffen ®irectorio ift, mu§ infonberl^eit bie öorerwäl^nte ©id^erl^eit^
baö leine älteren l^^potl^equen auf ben ©ütern bleiben, fonbem felbige
burd& ba§ neue änletj^en au8 ber SanbeSSrebitSaffe getilget unb babon
jura cessa genommen werben, beforgen, bie be^ben ÄriegS unb Romainen
State aber muffen in fpeaie barauf ad^t l^aben ob aud§ bie au ber«
l^^potl^ecierenbe ®üter Würltid^ fo öiel Wel^rt fe^en, ate felbige ongegeben
werben, mitl^in babe^ öoBIommene unb l^inreic^enbe ©id^erl^eit fc^, wie
benn aud^ baS gefamte ßanbeSgrebitgaffen ®irectorium unb aEe be8=
felben 5Blembra il^re Sorgfalt barauf au rid^ten l^aben \>a% biefe gaffe
nad^ unferer aEergnäbigften Intention au beS SanbeS unb ber 6in*
gefeffenen beften wol^l abminiftriret werbe unb eS in aEem rid^tig babe^
äugelte.
JßJir woEen aud& ein ßanbbud^ bort eingefül^ret wiffen, bamit man
228] kleine aRtttcilungen. 22S
batoug etfel^en lönne, 06 unb toaS t)oi Sd^ulben auf biefen @ütem
l^afften unb foU (Sud^ ba))on ]^tentä($fi ein f^omtular ^ugefanb totxbm,
tnbe§ CTtoarten SBir bic botctroel^ntc SabeHc ncBft bem project jut
(Strid^tung biefeg äSetdd mit ben aUerforberfamften unb fe))enb (Sud^
mit ®naben unb geneigtem SSSiUen mol^t Be^getl^an. ®eben Berlin ben
28. ajlai 1729 griebrid^ äBil^etm
9ln bie ^ßteufeifd^e Segietung
Sie ))toie!tiette SanbeSltebitlaffe toat bemnad^ atö ein ftoatUd^eS
Sobenirebitinftitut gebadet, beffen 2BitI|amleit fid^ jebodö nur auf bie
abeligen unb töttmifd^en ®üter im SBette bon minbeftenS 12000 Satetn
erftteäen fottte. SDiefer augfd^tu^ ber ICeineren ®üter etfd^ien bet
^Regierung in flönigSbetg unütoedtmö^ig, toeit eg fel^t biele ®üter im
äSerte bon 10000 Saletn gäbe, benen aöbann nid^t gel^olfen »erben
lönne. gfemetl^in l^ielt e8 bie Slegietung aud^ für BebenHid^, \>a% in
erfter Sinie bie in ÄonlurS befinblid&en (Süter BeKel^en »erben fotttcn,
ba l^ierunter biele toären, bie in boEer ^ö^e il^reg SBerted mit @(^ulben
belaftet feien. S)agegen fanb ber SSorfd^lag, ba^ neben ben abeligen
aud^ bie töUmifd^en @utdbefi^er S)arlel^en erhalten foUten, leinen SBiber»
f^jrudö 0.
auf bie bon ber ^Regierung in ÄönigSberg geltenb gemad^tcn iBe=
beulen ging ber Aönig iebod^ nid^t ein; er berlangte bietmel^r aundd^ft
bie ßinreid^ung bon Sabetten, in benen bie frebitbebürftigen Süter ncbft
Eingabe il^reS SBerteS unb ber auf il^nen l^aftenben ©d^ulben ber^eid^net
merben fottten. S)ie geforberten äuffteEungen tourben gröfetenteifö nod^
im Saufe beS 3[a]^re8 1729 eingefanbt. ®ie Sabetten waren aber fel^r
ungleid^möfeig angelegt, ba Bei einigen ®ütern nur ber ^al^reSertrag,
bei anberen nur ber Sajtoert unb bei bielen leineg bon beiben ange=
geben toar. 3mmer^in jeigen fte, ba§ bie 3ö^I t>^^ über bie erfie
SBertSl^älfte l^inauS mit ©d^ulben belafteten SRittergüter fel^r betröd&tlid§
mar. So l^atten j. 35. bon ben in ben SabeEen ber ämter ©erbauen
unb 9lorbenburg aufgefül^rten 12 9littergut8befi^ern 5 il^ren @runb»
bejt^ über 60 ®/o beS lajmerteS l^inaug belaftet, bei »eiteren 5 fd^manlte
bie SSerfd^uIbung atoifd^en 20®/o unb 50®/o unb bei nur jmei ®ut8=
befi^em beliefen ftd^ bie eingetragenen ©d^utben auf toeniger aö 20®/o.
^infid^ttid^,, be8 ju ermartenben ÄrebitbebarfeS ergaben bie 3Jlit«
teilungen ber ^mter, ba§ bereite au 9lnfang mel^r aU 80000 2!aler
benötigt mürben. 9Cu§erbem l^atten fid& inatoifd^en nod& einige größere
©utSbep^er birelt an ben flönig getoanbt unb um ©arlel^en au8 ber
Sanbe8lrebit!affe gebeten. ©0 toünfd^te ein ^err bon SRüEenl^eim
25 000 Saler, ein ^err bon ^app 20 000 Soler unb ein ©el^eimrat
bon SJiered 3000—4000 Saler.
1) 2)iefe S^atfad^c ift für ben 2l(^rar^iftorifcr »on befonberem Sntereffe,
weil bie Äöttmer in fpätercr 3«t oon ber %eilt\af)me an ben in Oft* unb SEBeft*
preuBen ettid^teten lanbfd^aftlid^en ^rebitinftttuten audbrüd^lid^ auSgefd^Ioffen
n)urben. ^gl. I^ierübet: $. SSlauet, ^a$ lanbfd^aftlid^e ^rebitroefen $reuf(en§
agrargefd^id^tlid^ unb ooüäwirtfc^aftlid^ betrad^tet (1907), @. 75 u. 99.
224 Jt leine aRitteitungen. [224
9lad^bem atte SJorBeteitungen für bie <5rrtd^tung bet ßanbeSltebit-
fofle jcttoffcn toaten, frajte baS ©encralbtreltorium unter bem 7. TOätj
1730 bei bcm Äönig an, wie eS mit ber 8anbe8frcbttIofl[e gel^alten
toetbcn foHe. Sg etfttng batauf^in bet Scfd^etb, „ba| bet ®a^e nod^
eintjet änftanb gegeben wetben fotte".
Die Sttid^tung bet SanbeSftebitlajfe toutbe offenbat in etftet Stnie
bed^atb ^inaudgefd^oben , toeit bad au il^tet Organifatton etfotbettid^e
j{a))itat bamalS in 93etlin nid^t entbel^rt tt)etben lonnte. S)et Aönig
gtiebttd^ SBill^elm l^atte getabe im 3anuat 1780 bem gfütflen Seopolb
t)on änl^alt ein Satlel^en bon 50000 Saletn gegeben, um il^m ben
?lnfauf bet 33efi|ung ®täfen]§atnid^en ju etmöglid^en*). 3m Saufe beS
3ö^te8 1730 entfianb bann eine Stübung bet politifd^en Sage unb eS
«tfd^ien nid^t auSgefd&tojfen, ba§ !ßteuSen in einen Ätieg bettnidtelt routbe.
©0 fd^tieb bet Äönig im Sanuat 1731 on ben ettt)&|nten gütflen bon
?lnl^att, ba| et atteS überflüffige Selb jut ^eete^betmel^tung btaud&e,
ha bet Sftieben nod& nid^t fidler fei^).
3n bet folgcnben 3«it fc^eint nun baS SanbeÄltebitfaffenptoieft
toiebct böttig in SJetgcffenl^eit geraten ju fein. 68 ]§at fid§ webet in
ben alten be8 ©enetatbiteftotiumS, nod^ in benienigen bet flönigSbetget
tRegietung etmag weitetet batübet finben laffen.
6tft 60 Salute f^jätet etl^ielten bie o|ii)teufeifd^en @ut8befl^et eine
eigene Ätebitanftatt : bie nod^ l^eutc befiel^enbe Dflpteu|ifd^e Sanbfd^aft.
1) aSgr. D. Ärau8!e, 3)ie «riefe Äönig ^tiebrid^ aBir^elmS L an ben
Surften ;6eopo(b t>on 9Cn^alt«3)effau (1905), S. 440.
2) ®benba @. 467.
Jttt (Sefi^ii^te btt (Stfinbims U$ ÜtnttatbittkiotiumB.
9}on äßit^elm @toIae.
3n ber Sfeßfc^tift au (Sufiat) Sd^molletg 70. @e6uttdtag l^abe id^
t)etfud^t, bte (Befd^id^te bet ®rünbung beS (Seneralbitettoriumd nataufteUen.
S)a8 ^Jtatetial baau log nod^ unbetüdftd^tigt in ben Srd^iben. 3d^ bin leinen
Sugenblid im 3^^if^lf i>oB ^^ f^ ^i^ ^^ mir mitteilenStDett etfd^ien bie
gfotfd^ung nur aufmetifam mad^en abet nid^t fötbem toirb. S)od^ nur
bet Sd^elm gibt mel^t afö et l^at. W5ge bie gfotfd^ung angetegt
wetben, toeitetem SMotetial nad^a^ifl^Ä^^n — eine Slufgabe, bet id^ mid&
au8 beri öetfd^iebenftcn ©tünben nid^t untetaie^en lonnte^)!
Um bie folgenbe ^ublilotion nun nid^t nut aut AonttoUinftana
meinet Sludfül^tungen an geftolten, ftnb il^t einige toeitete SJtitteilungen
aud ,,betlegenen'' Sften beigegeben tootben, bie bie Untetotbnung unter
ben Sitel ,,3^^ @e{d^id^te bet @rünbung beS @enetalbiteItotiumd" bet-
ttagen unb ben Senu^et t)on iBanb III bet Acta Borossica au S)anl
betpflid^ten roetben. 9lug ben ^nmetlungen gel^t bie 99eaiel^ung ^etDot,
in bet fie au bem Sl^ema [teilen.
L 2)ie »iebii^eitfleiitfi^e Sai^e')«
3n>ei (Srlaffe an baiS @enera(!negg!ommiffanat , Setiin, 14. September 1720
unb 2. 2)e8embet 1721 »)
I. 6ud^ ift botl^in be!annt', toeld^etgeftalt fid^ bet Obetamtmann
@d^mibt ^n @iebid^enftein befd^toetet^ ba^ il^m fonbetUd^ tt)egen beS
Stannttoeinbtennend unb SStauend butd^ bie auf bad ^mtgbiet neuetlid^
gelegte bo))))ette ^ccife unb benen Slmtdfd^enlen angebtol^ete @ttafe, toenn
^e t)on bem SlmtSbtannttoein betfd^enlen mütben, biel ^inbetung unb
@d^mietig!eit gemad^t, et aud^ ballet nid^t im ®tanbe fein toütbe, bie
babon getobte $ad^t abaufül^ten, inmagen (Sud^ Unfet (Benetalflnana"
bitectotium fold|e feine S3efd§toetben nebft bet t)on Und batauf l^öd^ft*
eigenl^&nbig ettl^eilten Stefolution bereits communicitet l^at. 9lad^bem
1) @ine Stnfrage bort, voo ic^ weitere 9Cuf!Iftnmg enoarten] !onnte, im
@taatdard^it) ä^ünfter, ^atte im n^efentUd^en negativen (Erfolg. 3)enn bag !(eine
9l!tenfa88i!el: ÄriegS- unb 2)omäncn!ammer 3Rinben, 3lbt. VI, «r. 233, Brachte
3u ben mir aud bem berliner ©e^eimen @taatdarc^io 5e!annten Sllten leinil oon
befonbcrcm Sntereffe ^inju.
2) SSgl. baau Acta Borussica, ©el^örbcnorganifation III, 538.
3) 8(ugf., gcga. ®reu^. — - ®en.*ilrieg§fommiffariot aWagbeburg-$a(berftabt
^x. 3.
^orfd^. S' branb. u. preuB. Oefd^. XXI. 1. 15
226 kleine aRittcUungcn. [226
Uns nun aud^ bet ^nl^alt guter an bemelteS Senetatftnansbttectorium
beSl^att cttl^citten Slnttoott gcBül^renb t)otgetroflen ttotben, H^aim SBir
anbcrtoeit . . tcfolöirct, bafe gebac^ter Dbcramtmann ©c^mibt bei feinem
!ßad&tconttact unb toaS i^m barin berfd^ricben ift, mit 9lad^bru(f ge-
fd&ü^et unb er an bcm (Scnuft ber il^m angefd^lagenen ©tüde auf leine
SBeife beeintröd^tiget ober gel^inbcrt »erben fotte. SBir bcfel^len gud^
bemnad^ l^temit . ., bad ^agbeburgif($e Sommiffariat barnad^ ^u be«
fd^eiben unb bemfctben aufzugeben, ba§ e8 fid§ bamad^ . . ad^ten foKe.
©eftatt SBir benn aud§ Unferm ©eneralfinanabirectorio . . anbefol^len
l^aben bal^in au feigen unb bie ^anb barüber au l^alten, ba§ ber Ober«
amtmann ©d^mibt an bem ©enuffe ber il^m ber})ad^tetcn ©tüdte auf
leinerlei äBeife turbiret, fonbern bei feinem ßontract gel^örig fouteniret »erbe.
n. Sl^r erinnert 6ud& . ,, toa^ fSüix toegen beS 95raueng unb
Srannttoeinbrennenö bei unferm 9Cmt ©iebid^enftein , ba§ SBBir nämlidö
ben Oberamtmann ©d^mib aU ^äd^ter biefeS 9lmtc8 bei bem ©cnu^
fold&er ©ttide, ttjie jte i^m im ©ontract berfd^rieben finb, gefd&ü^t miffcn
toottten, berfd^iebentüd^ in nad^brtidtid^en terminis an 6ud^ refcribirt
l^aben.
^lad^bem nun ber ©u})l)licant bieferl^alb nod& nid^t flagloS gefleHet
morben, fonbern toegen bc8 il^m gel^inberten Scbitg t)on SrinitatiS 1719
bid ba^in 1720 2361 m^lx. aUemifpon |)rötenbirct , Slfe bef elften SBir
6ud^ anberioeit l^iemit . ., fonber Raisonniren ben Dberamtmann ©d§mib
fein au (Siebid^cnfiein gebrauencg SSier unb Srul^l^ol^n toie aud& ben
Sronnttoein fo bafclbft gebrannt toirb, nid^t aEein überaß auf bem
Jjlattcn Sanbe in befagtem 9lmt, fonbern aud^ in bcnen baau gel^örigcn
©tobten unb felbft in ber ©tabt ^aße unge^inbert bcbitiren unb aitm
feilen flauf einfül^ren au t^ffen, geftalt SBir bann aud^ an UnferS
©eneralfelbmarfd^aES beS fSfürflen au »nl^att ßbben ^Regiment bie
Orbre ertl^eilet l^aben, ba8 «mt fooft eS nötl^ig bei fold^er ginfül^r»
unb SBerlaufung beS ©iebd^enftcinfd^en SSierS unb SrannttoeinS au
fouteniren.
(Srumbloto bemerlte l^ierau am 10. Seaember in margine:
mittÄtur an bie Ferren t)on Viereck unb Klinkgref. SBäre Res,
baS in ber Conferentz ^) bon beS |>. tjon ©orne Exe. gan| anber principia
feftgefieEet , unb ba§ toir e8 tool^l leiben lönnen; nur bag, man bie
brauers unb per consequentz biet anber leute roiniret, ©, St. 3Jl. un8
nid^t be^meffen toerben. SBo bleiben bie principia, fo mir mit ber
Camer 2) mottten feftfc|en(?) auf fo eine toeife toerben toir Ao 1722 im
Jnnio nod§ nid^t anfangen.
n. 3itt &efil^i#te bet principia regulatiya.
3tt ber SarfteEung in ben Acta Borussica ftnb nur bie 9llten be8
©eneralfinanabircItoriumS (@en.«S)ir. ©en.-Sep. Sit. I. 9flr. 26 a) benu^t
1) äBegen bet principia regulatiya.
2) ^urmärüfd^en.
227] kleine aWitteilungcn. 227
tootbcn (t)flt. Sanb HI 380 »nm. 1). 8lu8 ben Slftm beS ®cneral-
friejSlommtffariatS , bic ftd^ im 6en.»®ir. 9lcumar(f. ©omänenfod^en.
©cnetalia 9it. 3 crl^altcn l^aBcn, gcl^t l^erüor, bafe jte in biclcn gtnael«
i^ditn ge&nbctt toctbcn mu§. 3m gfolflcnbcn gebe id& awnäd&fi ba^u
dniflc 9lotiacn:
ad S. 380: 3n bem 5Runbum bcS ©d^reibenS bc8 ©eneralfinana»
bitcitoriumg Dom 13. ©eacmbct 1721, in bem eine flonferena mit bem
^enetalfticgSfommiifatiat anflefe^t ttjurbc, toax bereits bcr urfprüngüd^e
lermin, ber 18. S)eaembet, in ben 22. berbeffett toorben {%ui\., gea.
€teu^, Ätautt, Suleman, ^etolb, Äftl^^e, ^el^nen, Slo^ott)). 9lte 9)lit»
^lieber bet Äonfetena bon Seiten beS ©enetalfinonabireltoriumS toutben
^ier genannt: Äammergeric^tSlJräjtbent b. fSfud^g, nebft ben fetten @e»
l^eimtäten guleman, b. ^etolb unb b. Stod^otn.
S)ad ^rotoIoU bei Aonfetena bom 22. S)eaembet tontbe bon $obett)ilg
«efü^rt.
3m 3flnuat etbat ftd^ baS (SenerallriegSlommiffatiat einige bon
ber Äurmdrlifd^en 9lmt8lammer bei jener Äonferena betflprod^ene principia,
jeboc^ bergeblid^, fobofe ©rumbfott) einem (Sjcitatorium bom 31. S^nuat
eigen^änbig bie Srol^ung l^inaufe^te: „tt)ibrigenfatt8 toerbe id^ ber bon
firumbko mid& nid^t entbred^en fonnen, ©. 9R. babon Information au
geben bamit @. A. ^. nid^t glauben baS bie ©ad^e bon feiten beS
€J6. berjögert toirb atö toeld^eS nid^tS me^r fud&et afö getoiffe principia
feftaufe^en bamit ©. Ä. 9Jl. mit bieten raports unb querelen ber
CoUegiorum nid^t bel^ettiget merbe".
ad ©, 381: S)ie atorite Äonfcrena, bie auf ben 19. fSfebruar an-
beraumt toar, unb an ber t)on Seiten beS ®eneraIfinanabireftorium8
€reu^, Sfud^g, gulemann unb Sftod^oto, bon ©eiten ber 2lmt8lammer
©c^Iieben, Sroid^, ^ünedte unb 5IJle^er beftimmt maren teitaunel^men,
marb auf ben 24. nad^ einem 5JlargitiaI ©rumlomg bom 18. toerfd^oben.
S)iefer ernannte au Seilnel^mern an berfetben bon Seiten beS ©eneral*
triegScommiffariatö Ärautt unb SBieredt, toeiter Älinggr&f, 5Jlanitiu8,
€aufe unb ^obetoild.
am 21. gfebruar fanben im ©d^o^e be8 ©cnerallriegglommiffariatS
Beratungen über bie principia ftott.
Db bie Äonferena am 24. abgel^alten tourbe, ifi fraglid^. an
biefem Sage erl^iett @ötne burd^ Sommifforiale ben Auftrag, an il^r
teitaunel^men , mol^l auf @runb folgenber (Eingabe bom 12. fjfebruar
(eigenl^. — ®en,-S)ir. ©en.-SeJ). %xt I. 9lr. 26 a):
„(S8 l^aben ©. Ä. 9R. befage Finantz Reglements nid&t nur art. 1
§ 4 et 5 mir in specie . . anbefol^len über bie ©ered^tfol^me berer
ilönigC. Domainen, eg mögen biefelbe befielen toorin Sie tooQen fteiff
unb fefl au Italien, aud§ berfelben SJerminberung abautoenben, fonbern
aud^ art. 7 ftelften biefe toorbte: f (^tiefet. foE ber b. Göme in aEem
t)ie administration ber Domainen betreffenben Sad^en aU)ar bie revision
berrid^ten, meil 6r aud& baüor responsable ift unb baöon aHeine bie
direction l^at, ber öon Crentz aber al8 ControUenr General aEer fotd^er
Domainen muffe bon bergleid^en expedition aud^ notitz l^aben unb ba«
15*
228 steine SRitteUungen. [228
]§cto bie revision ncbfi bcm t), Görne t)etrid6ten. So lange id& nun
in bicfer SBcrfcinbHc^lcit hltibt, tan aud& im jcrinjften babon nid^t
condescendiren , bag baS General Commissariat benen Cammem fot)ieI
revenues cntaicl^en unb too cttna» ju öerbeffctn folci^eg an jtd^ bringen
toottc, fonbem mein votum gel^t bal^in bog ©. Ä. 9Jl. möge . . öor»
gefteUet mtitn, tt)ie bad einmol^l feftgefe^te principiam tndd ein jeber in
anno 1713 gel^abt bad 6x fold^eg bel^alten unb beflmöglid^ genießen
möge nod^mafö feftgefe^t unb tnet bem ptniebet lebt ober bie anber
portl^e^ ju toorbiren jud&t in 100 ducaten fiscalifd^e ftrajfe fofort o^m
einzige gnabe foofft ed gefd^iel^t t)erfQlIen fe^n foQe, toxt benn aud^ nid^t
bie Partheyn fonbem ber tnirH. @e]§. Etats ratl^ ob biefeS gefd^el^n ober
nid^t cognosciren mu^."
68 fd^eint, atö ob ®öme bann burd^ Äranfl^eit berl^inbert toot,
auf ber Äonferena au erfd^einen. 3" einem griaffe an 6reu^ öom
2. TOöra 1722, in bem biefem in Slnlel^nung an baS gommifforiale für
@örne befolgten toarb ftd^ beS voti au entl^alten (Sonc, gea. ©rumblo»),
fe^te ber flönig ^inau: ©ie fotten cito aufammeu fommen toen e8 aud&
in beS tjon ®örne l^au^ beöor id& in Serlin toieberlomme fJISB
3u ©. 381 unb ©. 534: 3n ben ^jreu^ifd^en Slngelegenl^eiten
fanben Äonferenaen am 16. 9Köra ftatt. S)aau maren SeSgettJang unb
SSrebott) aus ÄönigSberg erfd^ienen. (®en.»Ärieg8fommiffariat ^reu^en
unb Sitauen lU 9flr. la.)
3u ©. 411: 9lm 18. 3uli 1722 flatteten bie 5)e})utierten au8
©eneratlriegSlommiffariat, ©eneralfinanabireftorium unb Äurmärfifd^er
atmtSlammer einen Smmebiatberid^t ab (9lu8f., gea. 5ud§8, Älinggräff^
ßocceji, ^nolh, 3Jlanitiu8, ®aufe unb aSrounSberg) , tt)onad& je^t, bem
Äöniglid^en Sefel^I aufolge, „fotoot bie 5poIiarifad§en reguliert, aU aud^
bie in ber flur« unb 9leumar!, im ^Wagbeburgifd^en unb ^alberfiftbtifd^en
öori^o belannt getoefene casus tl^eiK abgetl^an, tl^eiö ... auf Sommiffion
gerid&tet".
!ßrotoIon ber Äonferena bom 27. SRära 1722^).
In praesentia regis.
Commissariat.
Cammer.
$r. V. Grumbkau proponirt ha% be^be CoUegia ftd& fietS l^aben
lafeen ungelegen fein ©r. Ä. 9K. revenues ju bermel^ren, fül^ret an bafe
belfalg nid^t lool^l au berl^inbem getoefen, ba^ bie be^be Collegia bon
aeit aw arit miteinanber in contradiction au geratl^en (!) unbt ba be^ biefen
umbftänben tnol^l am autröglid^ften fein toerbe aum Interesse ©r. Ä. 5R.
bienfi, ba^ über getoi^e puncte @r. (!) Ä. 2Jl. decidiren unbt bie Colli-
siones baburd^ aufl^eben mdd^ten;
©r. Ä. 9)1. fe^en aum tjoröu^ ba§ fle Domainen unbt ©tftbte
l^aben muffen unbt tootten ba§ be^beS nid^t immer conserviret fonbem
auff atte toeife unbt toege berbe^ert unbt bel^ro Interesse öermel^ret toerbe.
1) ©efc^rieben »on ©reuft. — ®.-2). ®en.*a)ep. %it. 1, ^v. 26 a.
229] Älcine aWittetlungcn. 229
jen
>en.
1. tft abjctl^Qn, tocflcn bcr ÜJlül^fen ®äfle, mufe nimmer öon ©t. g»;jj
ft. 9K. 2Jltil^Ien tDQ% tocgflenommen fonbcrn öiclmel^r bctfclBen Seflcn8(!)
Beforbctt werben.
ad 2, bleibt babe^ toie @r. 91. Wa^eft. eg decidiret auf 24ten
t^eil, tocitn e8 nuer einmal^I jefd^rotet wirbt.
ad 3. 6d bleibet babe^ t>a% babon leine acdse genommen
werben fotte.
ad 4 tum Wegen bed S3rauend itt) ^inben f o bleibet e8 babe^ wa|
mit bem Gen. Commiss. unbt gen. fin. Dir. Conveniret nemlid^ ba|
wo bie ambter ^l^re brauen (!) l^aben, Selbigen nid^tS abgenommen
Werben foUe, l^ingegen foU ber @tabt 3)linben aud^ in ^l^rem Srauen
ttid^t beeinträd^tigt werben.
et ad 5 tum.
6. 3Birbt decidiret bafe bie Domainen Commission öorerft exami- wJJjSi
niren f oUe wie l^od^ bie 8 Heine Stabte be^ ber Cammer aufgebracht werben ^Sn
fönne, alfebeun ©r. St. 9)1. resolviren wolten U% l^iel^er l^aben biefe
Dl^rte getragen be^ ber accise in einem Saläre 6334 Sltl^r.
1 SBegen ber Stühlen in ®od§ aeve, unbt Bocknm bg bleibet ^«^Jj^*«
bie Administration be^ ber Cammer unbt Wirbt @id^ bie accise barinnen ea^en
nid§t meliren.
2 bleibet annod^ au^gefe^et.
SBegen bed Commercien Edicts in ber @rafffd§afft 3Raxd foU bleiben
üuff bem platten Sanbe bie Seinweber^ bie Sd^neiber, @arn]^anbler unbt
@rob®d^miebe ebenfaUl wegen bed ftoml^anbeld ob ber Sauer fold^eg
ttad^ ber Accise bal^ren ©tabt fül^ren mü|fe.
©r. Ä. 9Jl. decidiren bafe bie 5p&d^ter fal^ren lönnen mit Sl^rem
Äom wo Sie woEen, ber SSauer aber muffe fein Äom nad^ ber Accise
baa]§ren(!) ©tabt fal^ren, bie Sauren fo Äom aufwärts lauffen aum
SJerlauff accise beja^len, Seinfaal^men jur ©aal^t, feine accise geben.
©r. Ä. 9Jl. wegen Sengerid^ ober Sedtlenburg ober Singen, wenn
l)afelbfl einmal^l ba^ Srauen bon ©r. ffi. 9Jl. introducirct Werben folte, TWeie in-
jo fott ©elbigeS mä^ ©r. St. 9». feftgefe^ten principio wie in SMinben i^^^J^
unbt fonft gefd^el^en, ed foU aud§ berfud^et werben wie unbt auff toa% »rauere«
al^rt bie accise ber O^rten ju introduciren.
$r. bon Goem fott ein project wegen ber SJlinbenfd^en
Cammer Wie ©eibige au befe^en übergeben.
S)ie accidentien fo auff bem Etat gefe^et la^en ©r. St. 3Jl.
wegen ber 3^1^^ passiren bad übrige
^ier brid^t baS bon 6reu^ gefül^rte Jßrotolott ab. 3n ber flon«
ferena würben fernerhin bie (Sntfd^eibungen beg Königs t)on Sreu^ in
inargine eineä (5jem))lar8 ber „principia regulativa, fo öon ©eiten beÄ
General Commissariats übergeben worben" beigefe^t*).
1) itvautt fel[te barüber: „Protoeollom über bie . . . ," unb barunter vactum
ben 9. Martii 1722." ^iefed Saturn beaie^t ftd^ atoeifellod nur auf bie Se«
ratunpen jroifc^en ©eneralftnanjbireftorium unb @eneral!tiegd!ommtffariat, nid^t
auf bte @ntfc^eibungen bed ^5nigd.
230 StUint aRitteilungen. [230
ad 3 unb 4 l^w^t c8 l^iet:
©t. Ä. SJlajeftöt resolvircn aujf biefcn punct bafe ber SBerfud^ in
ber 9leumat(f au^ 3. ^ai^x gemad^et tt)etben foUe, fold^ergeftalt ba^ bie
accise aKonal^ttid^ ber Cammer ben 3^0 tt)te ©elbiget bi^ l^icl^er bon
ben Cammet gel^oben Rendire, item tocgen ber !ßommerfd^cn !ßäfi[e ba»
t)on foU nad^ ^ferbelaft ber Sammer bergütung gefd^el^en.
ad 8 : @r. A. W. tooQett ba| tt)enn Sie abelid^e ®ütl^er acquiriren^
fo foUen bie ftritttge Sod^en innerl^alb i^al^redfrift au^gemad^et merben»
9luS ben principia regulativa^).
Scriin, 27. »lära 1722«).
„Unb ba t)orcrfi bie Jßunfte toegen ber 9Jlinbifd&«9taben8bergifd&en
nnb Steöifd^en ftreitigen Slccife» nnb Sraufad&en borgenommen toorben,
\o becibiren ©. St. 2Jl.
ad 1, S)a bie ^inbifd^e Jtammer ftd^ be{d^tt)eret, bag man bie
Anlegung unb Unterl^altung ber SRül^tenlarren unb *Ia[ten ber Sanb-
rentl^ei jur Saft legen tootte, \>a% c8 babci berbteibenfotte, tt)ie eS biefer«
l^alb bei bem ©eneralfinansbirectorio unb bem ©eneralWegScommiffariat
t)erabrebet toorben, ndmlid^ bie Wül^Ienlarren unb »laflen foQen aud ber
äccife bejal^let unb unterl^altcn toerben. 68 |ott aber bie SOlinbifd^e
unb SRabenSbergifd^e äccifecommifjton babei inftmirct toerben, benen lönig'
tid^en 3Rü^(en bie ^al^Ig&fte auf feine SBeife ju ent^iel^en, fonbent
fobiet an 31^r ifi, bietmel^r beforbem ju l^clfen, ba| benenfelben nod^
mel^r 5Jla]^Ig&fte augetoiejen unb baburd^ ©. Ä. 9K. SRül^IcnrebenüeS-
öerbeffert toerben mögen.
ad 2. SBegen ber ^al^Ime^e 5um toiebielfien Sl^eil nömlidg bie*^
felbe bom ©d^effel im SRinbifd^en ju nel^men fei, l^aben ©. Ä. 9)1. . ►
refolöiret, ba| ber SJierunbatoanaigfte Sl^eit bom ©d&effel genommen^
unb barnad^ eine accurate Sudred^nung gemad^t toerben foQe, anmalet
bort baS @eteibe nur einmal^! gefd^roten toirb.
ad 3. ®a fid§,aud^ bie Äammer bcfd^toeret l^at, bag bon benen
au ©rbauung ber ^mter« unb SJonoertegebäube benötigten 2Rate«'
rialien, ingteid&en bon bem ©trol^, fo bei ber ?lmt8toirtl^f(|aft nötl^iflr
3lccife geforbert toerbe, l^aben S. Ä. 5Jl. . . refolbiret, bafe berglcid^en^
toie t)on bem ©eneralfriegScommiffariat toie bon bem ©eneralftnana«
birectorio aud§ borWufig albereit abgcrebet toorben, bon ber Slccife be»
freiet fein, unb felbige babon nid^t geforbert nod^ gegeben »erben foHe.
ad 4. SBegen ber ®omainenbraucreicn unb SSrannttoeinbrennereien
im 9Jlinbifd&en unb SRabenöbergifd^en berorbnen ©. Ä. 9Jl. . . , bafe an
benenjenigen Orten, tt)0 bie ^mter anno 1713 bie ©ered^ligfeit be^
aSraucnS unb aSranntroeinbrennenS toie qud^ bc8 S3ier» unb Sraunttoein«
berlagS gel^abt ober aud§ ttjo auf ber ämter Sonceffion Sier gebrauet
unb Srannttoein gebrennet toorben, e8 babei gctaffen unb felbige
1
1) S39(. baau Acta Bor. lU, 401 Slnm. 1.
2) 3luöf., gega- ©reuj. — ®cn.*2)ir. SRcumar!. JDomänenfadjen. Generalia
^v. 8.
231] Ärctnc SRülcilungen. 231
boBei gefd^ü^et, mitl^tn ben S)omainenBtaueteten unb S3tannttoein«
Brennereien fold^er Setlag gewibmet bleiben folle. Sal^ingegen aber
foQen bie Stäbte fomeit ^e anno 1713 in possessione et exercitio beS
S3iet> unb SSrannttueinbtauend unb =t)erlagd gemefen^ babei aud^ gefd^ü^t
ttretben, foba^ bad ^inbifd^e Sommiffariat foQ berechtiget fein, bie Son>
ceffioneg fo öon ber Sftegierung unb Sommijfariat jum Srauen unb
SSrannttüeinbrennen gegeben enttoeber ^u üerl^öl^en ober bie SoncefftoneS
aufaul^eben unb bie SoncefftonorioS ben Stäbten auaueignen. 3ebod^
foU benen in ben 93rauftäbten iDOl^nenben ^Beamten pm $raej[ubt^ ber
bürgerlid^en ^al^tung nid^t üerftattet merben^ S3ier unb Sranntmein
quarttüeije ju l^erfeEen, geftalt benn aud^, menn @ie an bie Bürger in
ben Stäbten fannenweife Sier Verlaufen, foId^eS gewöl^nlid^er ^a|en
öeraccifet »erben fott.
ad 5. S)ie{er !punlt^ betr. in specie baS S3rau))rit)itegium ber
Stabt Sninben l^at bereite aud bem näd^ftüorl^ergel^enben t)ierten $unlt
unb ber barauf ertl^eilten Stefolution feine ab^elfüd^e Wage, unb foQ
biefelbe in Sl^rem Srauen, foweit ©ie in possessione ift, nic^t be»
einträd^tiget merben.
ad 6. Sniangenb bie im 9lat)endbergifd§en angelegte 8 neue Stftbte
unb ob eg @. Ä. 3Jl. Sntereffe profitabler fei, wenn felbige Dörfer
bleiben, ober ob Sie nad^ ber jüngfi^in gemad^ten äJerfaffung, ba Sie
SU Stäbten ernennet unb gemad^et finb, met)r gewinnen, l^aben S. A.
ÜR. . . refott)iret, bag bie 5U weiterer ßiuric^tung ber 9iat)endbetgifc^en
Romainen balb nad^ £)ftern ba^ingel^enbe Sommiffton unterfuc^en unb
mittetft ßinfenbung einer accuraten Salance berid^ten foHen, Wo ber
meifte Profit fei, unb ob bie ©omainencommiffton fid& getraue, ol^n ber
Untert^anen Sebrutfung ein anfe^nlid§e(re)8 Plus aö bie SlcciScommiffion
bal^on l^erau^aubringen , ba fold^e 8 neueStdbte ber älccidfommiffion
Weinung na^ anno 1721 6334 dltl^r. Plus gebrad^t l^aben. S)a
S. St. W. fobann biefcn ^unft finaliter . . becidiren tooUen^).
SBegen Sbrniniftratton ber Wülsten ju @od^, 6(et)e, 93oc^um unb
1) ^iefe Serfügungen lourben bem äRinbifc^en ^ommiffariat foioie bem
®e§eimen 9lat unb Sijebirehor ^ur^am am 9. 9lpri( mitgeteilt ((£onc., gej.
©rumblon)). 2)ie aWinbifc^e Kammer crl^ielt baoon erft am 23. Tlai 9ia(§ri(§t (ogl.
baju Acta Bor. III, 410). 3n bem ©rlag an baS Äommiffariat ^eigt eö: SBenn
in ben Principia regulatiya ber ganje crfte ©aft oom erften ?Pun!t bis jum
6. ^unft @ure mit Unferer 9)2inbifc^«9%aDenS5ergifc^en jlammer auc^ Unferer
bortigcn 2)omaincncommifrion gehabte 2)iffcrcn^ien conccrniret, fo f^ahi 3^r
badjenige, maS batin becibirt unb ferner ju oeranlaffen befol^Ien morben, o^ne
3eitt)er(uft ju ocrfügen.
äBad aber im ameiten unb britten @a^e Dor principia regalativa feft«
gefe^et worben, beren^abt 3^r @u^ infomeit 31^r felbige auf bortige ^rooina
appUcobel finbcn fülltet bei lünftigen mit Unferer bortigcn Sommer oor-
fommenben 2)ifferen^ien gleic^foIIS ju bcbienen, mie 3Bir @uc§ bann jur mehreren
®r(äuterung ber Sachen bie oon Seiten beS ©enerakommiffariatd unb ber jlur«
märlifc^en ^mt§Iammer übergebenen principia regulatiya nebft bemjenigen mag
hii ber bedl^aib gel^altenen oorläufigen S^onferen^ jmifc^en beiben Coliegia oer«
abrebet worben ^iebei abfc^riftU^ communiciren. $or allen fingen aber f^aht
xfiv bie Steuerrät^e unb Commissarios locomm ba^in }u inftruiren (f. weiter
Acta Bor. UI, 410 aWitte).
232 Älcine aRittcilungen. [282
anbeten großen @täbten l^at bie 6(ebif(i^e Aammet Sotge au tragen,
bafe fette ol^nc ßoncurrena bet Slccifebebienten abminiftritet toerben, toeit
bad ®eneratcommi{fariat ber ^Reinung ift^ bag bie Slccifebebienten an
biefen Orten bei ^l^rer ol^nbem gnugfam l^abenben Arbeit bie 93erec^nung
))on biefen SRft^Ienetnlftnften nid^t mitübemel^men nod^ bedl^att befonbere
Kaution leiften lönnen.
@ot)teI l^tenäd^ft bad Sommercienebict in ber @raffd§aft Stabend«
berg betrifft, |aben ©. Ä. 501. . . refolöiret, baß bie ©d^neiber, @rob-
f($mtebe, @amti)eber unb (Sarnl^ftnbler auf bem ))Iatten Sanbe in ber
®raff($aft 9labendberg gebulbet, ftbrigend aber benen $ä($tem üerftattet
iDerben folle, 3l^r Sioxn, mol^in Sie toollen unb ido Sie eS am tl^euerften
lodmerben lönnen, ^n berfal^ren unb au berlaufen, l^ingegen f ollen bie
SSauren 31^r (Setreibe in bie lönigl. accisbaren Stäbte aum Verlauf
bringen, Seinfamen aber au 3^ter Saat fott benen Untertl^anen auf bem
Sanbe cinaulaufen freiftel^en too fie ttjotten. ©. St. 9Jl. befel^lcn aud§ . .,
ba| toenn l^iernöd^ft a^ Sengertd^, Sedtenburg ober Singen einige 2)o«
mainenbrauereien unb Srannttoeinbrcnnercien angelegt werben fottten,
ed biefcrl^alb ebenfo toie im 3Jlinbifc^en gel^ttlten toerben muffe, ber=
geftatt, baB too bemelbete Stäbte in bem exercitio unb possess beg
trauend unb Srannttoeinbrenneud tote au($ bed Sd^anfö* unb Arug»
öerlagS fid^ beflnben, burd^ bie ®omainenbrauereien unb Sranntteein«
brennereien Sinnen barunter lein (Sintrag gefd^el^en foHe. ®aÄ (Seneral«
IriegScommiffariat l^at aber au berfud^en, ob unb melc^ergeftalt an biefen
Orten bie ^ccife eingefül^ret werben fönne.
Slad^bem nun ferner bie Principia reg., fo man ^).
m. 3)ie »tittbifdiett Sadjen ').
Smmebiatberid^t beS (Scneralfinanabireftoriumd.
SSerlin, 21. 3anuar 1722«)
S)ie üJlinbifd^e Äammer berichtet auf il^re ^fiid&t . ., toie eS faft
baÄ anfeilen gewinnen woHe, ba| bie oon ber S)omänencommiffion im
bertoidöenen Sommer im bortigen gürftentl^um gemad^te unb öon 6.
Ä. 2Jl. . . approbirte (ginrid^tung ber ®omdnen burd§ ber Slccigfommiffton
i|ige ajeranftaltungen gänalid^ übern Raufen geworfen Würbe. ®enn
1. l^ätte bie SlcciScommiffion berlanget, baß ein 2Jlü^(enIarren unb
^orratl^dlifte bei benen Wül^Ien au $etergl^agen angelegt werben motzte,
mit angel^ftngter »ebro^ung, baß im wibrigen fSfafi bie SJlal^Igäfte öon
a»atttinai 6. Ä. 9Jl. Wül^leu , Weggenommen unb au ber fogenannten Seftelfd^en,
fflLw?aba«"*w»Kd^ einer ^ribatmül^Ie, gelegt werben fottten; ba aud^ bie Äammer
mIXS »"e*'^"^ e. Ä. 2Jl. Orbre au Slufd^affung be8 2Jlül^IenIarren8 unb ber
comis gc/ Sorratl^Sfifte fid§ nid^t fofort erllären , nod§ g. Ä. 2Jl. Domänen biefe
1) e. rocitcr Acta Bor. IH, 401 SW. 1.
2) Sgl. baau Acta Bor. UI, 538.
3) SluSf., ÖC8. ©reut, ®örnc, Suc^S, ^ureman, §eroIb, Äuljfe, ^eljnett,
aioc^oTO. — ®en.*2)ir. aWinben-Staocnäberg, Sit. LIX, SRr. 2.
233] kleine SRitteirungen. 233
Saft neuetlid§ aufbfttben laffen XDoUtrt, fonbern ber Slcctdcommifjton
ooriftufig geantwortet, ba^, toenn fie bie Unfoften 5U ^nfd^affung unb
Untetl^altung bed ^ül^Ienlarren unb ber Sorrat^Iijte auS ber Slccidfaffe
l^etgeben mollte, foQte toegen berfelben ^nfd^affung benen Beamten su
^eterdl^gen Orbre ertl^eitet merben, mftre bie tiorermäl^nte SSebrol^ung
fofort ind Sßett gertd^tet, unb würbe ^u $eterdl^gen bad Aom in bie
^eftelfd^e unb Sc^mibfc^e SJtül^len ^u mal^Ien gebracht, mitl^tn S. A. ^.
bie bon ®ero Untertl^anen ünftreitig auftel^enbe ^Kal^lme^e entzogen.
3)ie Äammer l^at nun juwir benen ^Beamten öorlftupg Drbre ert^eitet,
aum 9lad§t]^eil (&. St. ^]R. Somänenintereffe unb Wft^Ienregafö l^ietunter
nid^td einzuräumen; ba aber, wenn ein S^eil bem anbem ni($t nad^geben
toiU, leidet ein UnglüdE entftel^en lönnte unb bie Sac^e bon übler
^onfequenz ift, inatoifd^en bie SlcciÄlommiffion ftd^ bieferl^alb auf biefoBen cito
neue ffiinbifd^e ©teuer» unb gonfumptionorbnung bejie^et, aß tootin comis^'j«^
entl^atten ift, baß, wenn ein ober anber Slütter fic^ wegen beS 3Wül^Ien« ^"J^JS*
fanend unb ber Sotratl^Iifte nid^t accommobiren wollte, mit einem
anbem gefd^loffen unb bemfelben ber Sor^ug gegönnet werben foQe, fo
werben (£. St. ^. Wol^l . . 5U beclariren unb au befel^ten gerul^en,
weld^ergeftalt Sie eg bteferl^atb eigentlid§ gel^atten wiffen woQen.
Smgleid^en l^ätte fid& ber ^ftd^ter g. St. 2Jl. TOül^ren bor ßüble
im ämt ail^einberg befd^weret, baß i^n bie SlcciÄcommiffton mit Se»
bro^ung, er foEte auS ber üRül^te gejagt unb felbige ^ugefc^lofien werben,
gezwungen l^fttte, einen @ib 5U f($w5ren, baß er bad ab^umal^tenbe
Aorn aud ber 9Bage abl^olen, aud^ wieber bal^in bringen wollte ; wobei
il^m bann ferner anbefol^Ien wäre, eine Sorratl^gfifte an^ufd^affen , bad
SS^affer in feinem Seiche nid^t aufaul^alten unb nid^t mel^r atö 3 $funb
an 3Jle|Iom üom SerKufd^en ©c^effel au nel^men, ba er bod^ 4 Sßfunbfott fo ein*
aie^fom bom ßübler ©d^effct a« nel^men befugt Wäre; wie benn §1? »1? ui
bie Äammer au^ berietet, bafe bem ^äd^ter 6. St. 3Jl. üJlü^te au kurSRatct
^audberge ebenfattd fd^on bie biSl^erige üRe^e, wornad^ er ge))a($tet,
oerfaget unb eine Heinere 2Jle^e gegeben worben wäre, Woburd^ 6. St. 2Jl.
bei ben ^ül^tenanfd^Iägen ein Siertel t>nlmm.
2. ^aben bie ^ßäd^ter ber 9(emter ^eterdl^agen , @d§lüffelburg unb
^auSberge öorgeftettet, baß bie mit il^nen getroffene dontracte unmügUd^
befielen nod^ fie biefelben erfütten lönnten. Wenn in benen bortigen
giedten, worin 6. St. ^Ul. SSorWerler, S)omänen, ^Brauereien unb üJlül^len, «»u« Amt
fo fie ge))ad^tet, eingefül^ret, [unb ^)] fie, wie bereits ber Slnfang gemad^t ^ Tc'ii? *
Wäre, unter bie äccife geaogen werben foUten. ^^^^
9Rit bem Sau ber 95rau* unb SranntWeinl^äufer, Wie aud§ 9Qlül^len
unb anbem SSorWerfSgebäube , Weld^e 6. Ä. 3rt. gar fel^r ))reffirten,
lönnten fie nid^t fortlommen, weil man bon benen SBaumaterialim unb amts gc*
öorerWäl^nter 9Qlaßen aud^ bon benen S)omänenuntertl^anen , fo bieBlTenVoen
®ienfte teiften müßten, Slccife forberte, ba bod§ bei Serfertigung ber^^Jj^J^"
^nfd^Iäge barauf lein ©taat gemad^et Wäre. Unb ba fte au @tn"
1) @o fielet in ber Vorlage, ^er @inn ift Kar unb ergibt ftc^ auc^ aud
bem 2ÄargtnoI.
234 5tleine 3kitieUun^en. [234
tid^tung %er SBittl^fd^oft t)iet 93iel^ unb Sttol^, um bie Siedet au
büngen unb in sel^örigen Stonb su bringen, bendtl^tget, fo l^fttten fie
amar jüngftl^tn au ^eter^^agen mit Slnlaufung ettt^aS Strol^ ben Slnfang
gemalt unb bor 2 dltl^lr. ongefd^offet; nad^bem aber ba))on 6 ^gr.
aasad i!e auf^ccife geforbert toären, fo l^dtten fie ed mit fold^er (Sinrid^tung big au
**küi^c*n^ 6. Ä. 9)1. ferner . . SJerorbnung »eiter aufleimen laffen muffen , ja eÄ
"»"^JJ^*^^'^ l^ätten fogar öon einem fjfuber Sratfen ober ^eisl^ola, fo aum Sel^uf
ber !peter§]^agifd§en ^mtS* unb ^fortftube bor bie (gefangenen gebracht
<Dtcfe8 mufimorben unb laum 6 gr. wert märe, 3 üJlgr. an Slccife entrichtet merben
'"rVÄ muffen. Unb atö bie Seamte bieferl^alb »orftettung getl^an, l^ätten fte
feUtÄc ^"^ Slntmort befommen: „aSBag ämtSflube! ba mirb nid^t mel^r gc«
feijcnurec^trid^tet." SBoburd^ bann aud^ ber SlcciSeinnel^mer ^eibemann fo breifl
gemorben n^ftre, hai er bie neue ![ninbi{($e ^cciSorbnung ol^n ber SSe«
amten SJormiffen, ba il^nen bod^ bie 3(uri8biction an bemfelben Crt in
i^rem Sontract audbrüdflic^ mit berfd^rieben , ))ub(iciren taffen; auf
metd^e %rt benn Kar toiber il^re Sontracte gel^anbelt toürbe unb fie
babei unmüglid^ befleißen lünnten.
6. Ä. 2Jl. werben nun l^öd&ft erleud^tet ©elbft . . urtl^eilen, ob
bei fo betoanbten Umflönben bie intenbirte SJerbejferung unb ba8 in ben
«on Grum-gsolancen angefe|te ©urptud bon mel^rbemelten Slemtem ^eterSl^agen,
KrluU3ö?ie©d^IüffeIburg unb ^auSberge au erl^alten fein unb ob nid^t biclmel^r
^ÄÄ^®^*^ l^öd^peä Sntereffe l^iebei am meiften leiben Würbe, ba aumal bie
einet au8 Äammer fomol^l afe bie ^pftd^ter burdi^ ber 3lccigcommif|ton SSerfal^ren
pTÄ-aufÄ äufeerfte becouragiret Worben; meSl^alb benn au^ g. Ä. 3«. mir
urTbToaÄ ^^^ biefem ^unlt . . lebiglid^ an^eimgeftettet fein laffen müjfen, WaÄ
6iB auf metn ©ie ^u SSeibel^altung ber S)ero 2Jlinbifd^en unb SftaöenSbergifdöen
Rf^u^en S)omftnen auftel^enben Slccid» unb ©teuerfreil^eit au berorbnen . . gerul^en
fit f,abi gg i^ajen fonft bie ©el^eimte aidtl&e öon gtod^om unb Stiele bie
l^iebei gefügte Salance eingefanbt, nad^ meld^er bie in bem 3)orfe
Dlbenborf unterm Slmt ßimberg in ber (Sraffd^aft SftabenSberg neu ein«
gefül^rte Slccife laut beS gemachten 6jtract8 in einem Sioif)x 387 Sltlr.
16 ?Dlgr. 10 gr. weniger getragen att auf ben gufe ber neuen 3)omänen-
einrid^tung babon erfolgen würbe, wann biefer nunmel^ro aum ©täbtd^en
erflärte Ort ein ®orf unb beim Slmt ßimberg bliebe; Wobei infonberl^eit
aud^ nod^ biefeS au confiberiren , ba^ bie STccife bered^net Wirb^ mithin
fteigenb unb faOenb ift, bagegen aber, wenn bie angefül^rte $rftftanba
ber Untert^anen bem Slmtdpöd^ter mit berpad^tet Werben unb berfelbe
Kaution leiftet, auf ben angefe^ten @rtrag Staat gemad^t Werben lann.
S)ie Somänencommiffion l^at ^toax il^rem 93erid^t nad^ t)on benen
übrigen SHabendbergifd^en neuen Stäbten bie Stcrifee^tracte aud^ Verlanget,
um bergleid^en ^Balancen weiter au formiren; bie 9lcci8commiffion l^at
fid§ aber geweigert, il^r felbige au communiciren ; unb wie eS ein fd^led^ter
SBortl^eil fein würbe, Wenn bie Winbifc^e 3lcci8commifjton mit einem fo
conflberablen SSerluft ber S)omänenfaffe bei ber 5lccife eine (5rl^öl^ung
auwcge bringen wollte, 6. fl. 9Jl. aud^ bereits mel^rmafö . . beclarirt
^aben, ba§ ©ie S)ero ®omänen nid^t unter bie ©teuren unb Äccife
235] ^l^eine BRitteitungen. 235
flcjogen toiffen toottcn, alfo untettoetfen toxi bic gaitac ©ad^c nod^mald^^^^JJ^J*^""
S. A. ^. . . Slefolution. tu^n wie
o6en fielet
^uS ben toenigen Elften , bie 5ur Sad^e t^orltegen (2 S)ebutttonen
S)ur]§amg gegen Sel^au))tungen bet S)ontänenIonimif{ton auS bem
gebruar 1722)^ gel^t 1^nt)ox, ba§ bte ®omftnenfommiffton bie 99e«
l^auptung auffteUte, ba^ fie bei il^tet im 9tat)engbergifd^en noc$ t)ot'
pne^menben S)omänenteguUtuna iä|tli($ ein biel gtöfered $Iug metbe
fd^offen fönnen atd burd^ bie ^^ife gebrad^t toerbe (fogen. Olbenborffd^e
Salance). über biefe Angelegenheit fanben ftonferen^en dnbe gebruar
ftatt, über beten SSetlauf unb SRefultat jebod^ leine SKten me|t öot«
l^anben pnb.
3)ie ßntfd^eibungen be« ÄönigS au bem abgebrudften Sntmebiat»
betid^t bed ©enerotbiteftoriumd tourben nad^ einer 9lotia SHod^omd ^bi^
bal^in wag toegen bet neuen ©tftbte gefegt" bet SJlinbifd^en Äammet am
14. 2Rät8 1722 mitgeteilt^).
Sd^teiben be3@el^eimen9tatgunb93iaebiteItot8S)ut]^am
an (StumbloU).
TOnben, 10. 2Jlai 1722«).
SBie e8 fd^eint fo toiU fid^ bie Jtammet an bie iüngft ben 27. ^attit
c. mit gtoßet 2Jlül^e unb Sltbeit ettid^tete principia regulativa nid^t
binben, fonbern fd&ü|et öot, obgleid^ baS l^ieflge Sommiffatiat au untet«
fc^iebencn 9JlaIen felbe um eine Sonfetence angelanget (bie Sie abet auf .
atte aßeife bec(initet), bafe @. St. m. ben 24. 3H)tit . . befohlen l^aben foßen^
bie ^äd^tet in bem !D2inbifd^en bei bem üorl^in getroffenen 93aucontract au
fd^ü^en, toie (Suer (S^ceUena au§ beigelegter älntmort ber Aammer an ba^
fiommiffartat gnäbig erfel^en »erben. SBie lann aber bie ©tabt SJlinben,
fotoeit felbe big l^iel^in in ^offeffion getoefen, unbeeinttftd^tiget bleiben?
S)a bod^ juxta § 5 bie »eamte il^ten Siet- unb aStannttt)ein»3)ebit in
praejudicium bet ©täbte Staunal^tung nid^t toeitet ejtenbiten fotten,
ate bie ämtet ben 25. fjebtuat 1713 batin in toütHid&et !pof|effion
gettJefen fein*), ttield^eS bet gegentoättige casus in terminis ift. 5leben
bem fo flnb ol^nc bad in l^iefigen Sanben nad^ bet Äutmätlifd^en «tt
l^ie leine ämtet öotl^anben. 3)a8 gommiffatiat toitb Detmutlid^ l^eute
feinen Setid^t einfenben.
Std^ fi|e no^ mit bem tat^ftuStid^en SBefen unb mit Stegulietung
bet Sanbcommetcianten in öottet ätbeit, bie 6ommifflon8acta toetben
geheftet, bie id^ cum rotulis bem Sommiffatiat übetteid^en »etbe. guer
CjceHen^ lönnen öetpd^ett fein, ba§ id^ mein SefleS antoenbe balb mid^
l^ie lo^aumad^en.
ßu bet mit einem Stent bcaeid&neten ©teile fe^te 9Qlanitiu8 in
margine: toegen 5Jtinben ift bad principium baß bic ©täbte ben Sier
1) 3m übrigen ogl. weiter §ierau Acta Bor. III, 401 3[nm. 1, refp. bad
von mir unter II. (aar ©efc^ic^te ber principia regulativa) oben @. 230 f. äRitaeteitte.
2) 2(uöf. — ®en.-2)ir. 9ieumarl. 2)omänenfac5cn. Generalia 5ir. 3.
286 kleine 2Rittcirungcn. [286
unb StanbtwcinS SJetlag infotocit fle fold^cn in anno 1713 ttJürtt. au
«xerdren in Possessione getuegen, bel^alten^ n^og fte aber bamatS ni(|t
«ffective t)er(egt l^aben benen Slmpt^brauere^en angelegt tonhm foQe.
3)crid§t ber ajtinbifd^en Domänenlommiffion^).
»lotH 16- ^ai 1722«).
Sag SSrauen unb 99tannhnein6rennen fott)o( toie bie SSetftellung
t)abon in ber @tabt Singen unb auf bem platten Sanbe fei eine
^omainenpertinena bon altera ]§et. 93ei bet neuen (Sintic^tung fei ed
mit aum Slnfci^tag gefegt unb ben $ä($tem in il^tem Sontract ber«
jd^rieben toorben. ^an lönne wol baran beulen, bie 9}erpa($tung bed
S3terd unb Srannttueind in ber Stabt Singen aufaul^eben, mofem bad
ie^ige Quantum aug ber älccifelaffe erfe^t tnürbe, aber nid^t auf bem
Sanbe, weit ber Äönig fetbft befolgten l^abe, Sraul^äufer im Singifd&en,
^iedtenburgifd^en unb in Sengerid^ anaulegen. Sie ni&rben aldbalb bon
bem Stauen unb iBranntmeinbrennen bafelbft pertinente 9lnf($Iftge
formieren®). 9Jtit ber fjortnal^me ber Ärüge bom platten Sanbe „würbe
ben Romainen nid^t allein eine rabicirte fftebenue entaogen, fonbem
<5. Ä. 2Jl. . . fül^renbe Sntention au Slnlegung neuer Sraul^äufer, wobei
notorifd^ mel^r aU bei ber ^ccife au profitiren, unmöglid^ fönnen erreid^et
toerben".
S^mmebiatberid^t bed @eneraIfinanabireftoriumd.
»erlin, 17. Oltober 1722*).
g. Ä. 3)1. ift . . erinnerlid^, waSgeftalt Diefette ber 3)omänen«
commifflon bei berfelben legten äbreife nac^ ber (Sraffc^aft SRabenSberg
<iud§ unter anbem befolgten, a^ unterfud^en unb pftic^tmägig au be»
richten, ob nid^t im Singifd^en unb SedEIenburgifd^en Somänenbrauereien
ünaulegen.
(Sleid^toie nun auc^ (S. Jt. ^. l^ingegen bem (Sel^eimbten Statl^
2)u]^ram aufgegeben, in benen bortigen Stftbten bie Slccife au introbuciren^
<iIfo l^at berfelbe fowol^I afö bad (SenerattriegeScommiffariat biSl^er babor
l^alten tooQen, ba| folc^ed nid^t fftglid^ würbe gefd^el^en Ibnnen, wenn
1) SCntioort auf einen @r(a( an ^andtelmann, Siede, ^alde unb bie ^o«
mänenfommiffton Dom 24. Slpril (Sonc, gea- (Sreu^). 3)anac^ foEte ^url^am b^
feiner Arbeit in Singen leine @c^n)ieng!eit gemalt werben. „3)afern aber
jebocft TOcgen ber auf bem platten Sanbe bc|inblic§en Ärüge, fo man [== ©enerat*
friegScommiffariat] ju ber @tabt Singen stellen roitt, ober fonft wegen ber 2)o*
mainen ein erl^eblic^ed IBebenfen fic^ ftnben möchte, fo woQen biefelbe baoon au«
forberft .... berichten.*
2) «usf., gea. griebr. o. ^§ile, griebr. Äarl o. »örfteU. — 0en..2)ir.
3:e(ftcnburg»Singen, Sit. LXIU, SRr. 1.
3) 2)a« gef(^o§ 7. D!tober 1722 d. ^aUe. yia^ ben Slnf djlögen , bie fte
tnit ben jlriegdräten IBalcfe unb 9ie(fe gemadlt Ratten, fönnten fte vom IBrauen 2c.
dednctiB dedncendis einen Profit oon 3988 9ttb(r. in «uiSftc^t ftetten.
4) SCudf., gej. G^reu^, jirautt, ^ulemaiu ^erolb, ^ü§^, $e§nen, Sraund«
berg. — ®cn.-2)ir. SecWenburg*Singen, Sit. LXni, $Rr. 1.
237] kleine SWitteirungcn. 237
nid^t bie Jhüge auf bem ))Iatten Sanbe mit au ben Stäbten gebogen
toütben; toit f^dbm aber toegen (&. A. W. obemä^nten ))ofitit)en
Orbte battn nic^t conbedcenbiren lönnen, ba benn enblid^ t)on Seiten
bed (Senetallriegdcommiffariatd bet ä^otfd^Iag gefd^el^en ^), ba^ man t)on
Seiten bet S)omftnen »enigftenS t)OTet{t gefd^el^en laffen möd^te, ba^
baft SStautoefen unb Stannttoeinbtauen im Stngifd^en t)om ))Iatten Sanbe
toeg unb nad§ bet @tabt Singe t)ettt)iefen tuetben möge, ba man bann
aud bet 9(ccife bie 726 ®u(ben 11 ft. fogenannte 9ccife, fo aud ben
fämmtlid^en ilitd^f))ielen toegen bed benen Untettl^anen t)etftatteten Stauend
unb äStannttoeinbtennend an bie Somänentaffe biSl^et jäl^tlid^ entrichtet
tootben, bis anno 1725 be^al^Ien tuoQe; tootauf toit abet bet Sornftnen«
commiffion aufgegeben, auüotbetft bie %nf(^(ftge t)on ben Somänen«
braueteien au mad^en unb einaufenben, babet abet aud§ il^t @utad§ten
toegcn obertoäl^nten SJotfd^tageg ^u eröffnen. 3)iefeÄ ift nun gefd^el^en *)^
unb üetmeinet bie Somänencommiffton , ba^ in bet (Staffd^aft Singen
t)iet betgleid^en Staueteien anaulegen, beten (Stttag nad^ benen ge«
mad^ten 9lnfd^Iftgen fid^ auf 3988 Sttl^It. 8 gt. indgefammt jäl^tlid^
belaufen foHen. 6d jtnb abet in gebadeten 9(nfd§(ägen t)ot iebed Stau-
l^aud au bauen unb au ^nfd^affung bed nötl^igen (Setätl^ed 5000 Sttl^It»
unb alfo t)ot aUe t)iet aufammen 20000 Sttl^tr. angefe^et, toedl^alb jebod^
bie 3iufen ä 5 ^ocent in ben Slnfd^lftgen fd^on mit abgeaogen^ fo
bag bie 3988 Sttl^It. tein (Selb fein muffen. 6d melbet aber auc^ bie
Somänencommiffion babei, ba^, meil noc^ leine Entreprenenrs au benen
SStaueteien unb Stannttoeinbtennen öotl^anben, bet bottigc Commissaire
en chef unb übrige Sebiente aud^ fo balb leine 93orfc^Iäge au tl^uen
müßten, toie biefe ^Brauereien aum Staube au bringen unb bet Sttrag
am füglid^ften au fd^c^ffen^ überbem aud^ bie t)iet Staul^äufet fo balb
nid^t toütben gebauet ti)etben fönnen, fo l^ätte bie Sommiffton babei
nic^td au etinnetn, bog ed üotetfte nad§ obigem 93otfd^Iage eingetid^tet
unb ad Interim bad S3iet unb bet SStanntetoein aud bet ®tabt Singen
genommen toetbe; eS fei abet öot atten Singen nötl^ig, bafe bie gfäl^te
auf bet 6md bei Singen nebft bet babei befinblid^en Atuggeted^tigleit
t)om 93tauen, SStannttoeinbtennen unb Sßeinfc^ant, fo eined ol^ne bem
anbeten nid^t au nu^en, unb todä^t^ anje^o t)ot 2541 @ulben 18 ft.
t)et))fad§tet fei, in bem ie|igen @tanbe bleibe unb eg bei bem bedl^alb
aufgerid^teten Sonttact gelaffen toetbe.
Ob nun @. A. ÜIR. fotd^ed . . a))))tobiten obet toaf$ Sie fonfl
bedl^alb au befehlen getul^en tt)oQen, bag toetben toit . . ettoatten.
ßntfd^ribung beg AönigS:
S)ie Domen komis foß Brauereien anlegen unb Duram foE accis
anlegen aUe bie Krüge muS Domen nit l^aben nut 5. Krüge bie anbet
fott t)ot ftette bleiben flette müfeen tel^ben Domenen auc^ Jus talionis
?Sf. SB.
1) 13. «uguft 1722.
2) 7. DItobcr 1722.
Hie ttfttn (iomttntntt be0 Ittinjen Jtiebtid) HlUlielm (fpiitttn
SSn{00 /riebtidl HKllielm II.) unb fe{ne0 IStubet0^ be0 lltinjeii
itiebtidl iieintidl non Pttn^tn.
SJon Dr. ©uftaö ©ommcrfelbt.
3n bcr „^olittfd^cn Äortefponbena beS flöntg» 8fricbtid§ bed Srogcn"
93anb 20, (Seite 113, «nm. 1 l^at 31. Äofct einer ÄabtnettSotbre öom
IRoöember 1762 grtoäl^nunö ö^^an, bie im ^nftanacntocje butd^ ben
©el^eimen ÄabincttSfeltetär gi^el am 26. 9loöcmbet an baS Staats«
minifterium gelangte, unb in ber Äönig gfricbttd^ II. bem (Seneral
©taf |&cinrid& Slbrian öon Sottf Wegen bcr Steife beS ^rinjen griebrid^
^einrid^ (geboren 30. ®eaember 1747) aur Slrmee nad^ ßeij^aig Orbre
erteilte^). S)er flönig felbft, fo fügte gid^el bei, werbe, obgleid^ ein
beftimmter Termin nod^ nid^t feftftel^e, in fed§8 bi« ad^t Sagen ebenfalls
bal^in abgelten.
33Benn l^ieranS mit gutem ®runb gefolgert toerben lann, bafe biefer
meffe beS Äönigg fSfricbri^ H. ben ©rafen p. 51. t)on 99ord aum 9Jlilitftr«
^ouöemeur l^atte, fo l^at fj. aJleuf el in einem nad^ intereffantem Srief»
material gefertigten Seitrag über beS ftönig» iüngften Sruber, ^rinj
Sferbinanb öon ^reufeen (3Witteitungen ber litetarifc^en ©efettfc^aft
IBlafoöia 11, 1906, ©. 118—154), an biefem Xatbeftanb au rütteln
(jefud^t unb ift geneigt, eine ©teße in be8 ^rinaen fjerbinanb Srief an
ben Äammerl^errn ber Äönigin (Slifabetl^ S^riftine, (Srafen öon Sel^n-
borff, Dom 12. Januar 1761, bie fid^ tabelnb auSfprid^t über bie öom
©rafen öon Sordf bem ^rinaen unb feinem älteren Sruber griebrid^
aSßil^elm (geboren 25. ©eptember 1744) gegenüber angewanbten Sr«
^iel^ungSgrunbfä^e, öielmel^r auf ben belannten ©eneral 3. ^. 3. SB.
t)on SubbenbrodE, ben Sl^eflommanbeur beS Äabettenlorpg in Serlin,
p beaiel^en. S)iefer Werbe, fo fül^rt ajteufel a. a. O. 11, 6. 140,
5lnm. 5 au8, bei Sota *) atö (Souöerneur beS ^rinaeu fSfriebrid^ .^einric^
erwäl^nt, unb e8 Wäre bie grage aufaumerfen, ob etwa öon SordE in
bem Srief beS !prinaen gferbinanb eine „falfd^e Slblüraung" au8 Subben*
brodE fein lönnte.
1) 2Bir!ridJ auSfjcfü^rt würbe bie Slcifc erft SWitte ©ejcmbcr 1762. a)cr
?rinj griebric^ §cinri(§ rid^tete u. a. ©on Scipjig au§ am 31. 2)e3em5er 1762
^in ©lüdwunft^fd^rcibcn an feinen SScrioanbtcn, ben ipcrjoa gerbinanb oon
S3raunfcl^n)cig. k^U §auSardJit) au ©^arlottcnburg Rep. F 133 E, Sflr. 7.
2) @. 8. SJoIa, §einrid^ bcr Sünacrc, ^rina oon ?Prcu6cn (§o§cnaottcm»
Soljrbuc^ 9, 1905, @. 78—90; ficljc @. 81).
239] kleine SRitteilungen. 239
Sem gegenübet ifl )u bemetlen, hai bie (Srsiel^er beatu. @ouOemeute
bcr Beiben ^rinjen in ber etftcn ^ni mcl^tfad^ getoed^felt |aBen. 3«
toeld^et öettrauten Se^iel^unft inbejfen bet „^rina t)on ^teußen" griebrid^
SBill^elm S^xt feines SebenS au bem il^m bom Äönige ftül^aeitifl bei-
gegebenen Staiel^er, bem SetUner ^llabemiler ^ilolaud 99eguelin, ge«
Panben l^at, ift belannt. gemet betid^tet Sel^nborff, baß im Dejembet
1755 bei ^ofe babon bie Stebe mar, eg foQe bie ^uSbitbung bed
^rinaen griebrid^ ^eintid^, bem Äönig gfriebtid^ IL bei ben mciflen (8e»
legenl^eiten ben 93otaug au geben pfit%U bot feinem mit geringeren
(Seiftedgaben auSgeftatteten älteten SSruber, einem $au))tmann bed
^Regiments öon SJle^etintf übertragen »erben ^). ®er (Sraf öon Sel^nbotff
glaubt, inbem et biefen $(an ermäl^nt, bie (Seringfügigfeit bed für ben
ßraiel^er beftimmten (Sel^altd Iritifieren a^ foUen, bad nur mit 1000
£alem im @tat aum ^iKufa^ gebrad^t mar.
©eit 4. 3tanuar 1756 ifl baÄ graiel^eramt bei bem jüngeren $rinaen
bann aud& tatfäd^lidö biefem ^au})tmann — eS ifl griebrid^ (Smfi bon
3i^ett)i^, unb er tourbe am 29. 3(uni aum SJlajor beförbert — a«*
gefaßen. ®er offlaiette Sitet, ben er führte, toar „^ofmeifter". Se|n»
borff beutet jebod^ an, ba| 3^^^^^! mangels l^öl^erer Salente, mad
„Salt unb anftanb" anbetrifft, bem !prinaen etwaS SebeutenbeS bei*
anbringen nid^t öermod^t l^abe^). Sei aiuSbrud^ beS ftebenjäl^rigen
Äriege« übernahm ber ^Olajor ö. 3» toieberum bie ffom))agnie feines SlegimentS
unb ift fd&on am 2. ©eptember 1756 auf bem 2Jlarfd& bon Serlin nad^
bem Äriegdfd^aut)Ia^ a^ Aottbud geftorben.
f8oxd, bamald noc^ Oberftleutnant, ber ber eigentlid^e @oubemeur beS
^rinaen griebrid^ SBill^elm geworben tear®), blieb 1756 beim SluSrüdEen
ber ^rmee l^ingegen am ^ofe aurüdE unb mad^te mit biefem unb bem
$rinaen bie glu($t nad^ Spanbau, unb fbäter im gfrül^ial^r 1761 nad^
SMagbeburg, mit. 6r fül^rte, mie Sel^nborff bemerft, bamafö neben«
amtlid§ augleid§ bie Sluffid^t über ben ^tinaen griebric^ ^einrid^ *). ®a
ber Äönig fid§ öon ben gortfd^ritten beiber ^rinaen überaeugen ttjottte,
tourbcn fie im Deaember 1758 gemeinfam, unb unter Seitung beS ®rafen
t)on aSortf, nac^ Sorgau befel^Iigt. Sei ber SJorflettung mad^te ber
„^rina bon Preußen'' l^ier auf ben Äönig einen günftigeren (Sinbtudf,
aU eS bis bal^in ber gatt geteefen tear, unb bie in betreff beS jüngeren
^rinaen fd^on gefaßte gute SJleinung fanb Äönig gfriebrid^ beftätigt*).
1) e. «. §. ®raf Don Se^nborff, 30 Sa^re am §ofe griebnd^ä bc«
®ro6en, aui ben 2:a9ebü(§ern ^röa- oon Ä. ®. ©d^mibt, ®ot^a 1907, ©.237.
2) ScIJnborff a. a. D. ©. 301. @r nennt i§n ungenau »oon Settroift*. Über
^bftammung, Sloancement ufn). oa(. S(R. o. ©toientin, ©efc^td^te bei^ i^e«
fc^Ied^tä Don aifteroift, S3b. I, ©tettm 1900, ©. 276.
3) ®. »ernet, a)ie 3:cUna§mc Äönig SJrlebritö SBill^erm« IL om fiebcn-
jährigen Kriege ($o§en8oaem*3al^r6u« 6, 1902, &. 212—240; fie^c ©. 214 ff.).
4) Se§nborff a. a. D. ©. 301, ogl. oorijcr ©. 163.
5) 2)er Äönig an ^rinj ©einridj ben Älteren d. d. ÄottbuS, 12. 2)caember
1758: ^olitifd^e ^orrcfponbena , l^rSg. oon 91. Äofer, ob. 18, ©. 420, unb
©(^reiben beiS ^rin^en ^riebric^ ^einric^ an ^er^og ^erbinanb oon 8raun«
240 Steine äRitteilungen. [240
3nfoIgebeffen at)ancierte ntd^t nux @raf t)on SSotd sunt Senetalmoior^
fonbem ed tourbe aud^ ^tns f^ttebttd^ SBtll^elm butd^ eine fd^metd^et-
l^afte gefonbette Sinlabung für ben Sßinter 1761 in bad $au))tquattier
sunt Aönige befud^du^etfe Berufen^). SSord bel^telt, tnie bie int ^aud*
ard^ib su g^arlottenbutfi üorl^anbenen ^Iten ergeben, fein ^mt in besufi
auf ben iüngeren ^rinjen nur nod^ bi8 fjebruar 1762 bei*), toaö
bamit sufantmenl^inQ , bag ber Aönig ben älteren grinsen, bem fdoxd
SUgeteilt blieb, eben bamafö bel^ufd fpesieUerer ntilitärifd^er unb ber»
»attungSted^nifd^cr äuSbitbung su fld^ nad^ SreSlau berief®). ®er
flefül^Ibotte ^rins, ber am 20. SJlftrs 1760 in SreSlau anlangte, l^at
bem Überfd^tnang feiner (Sefül^le, bie il^n für ben in 3Ragbeburg surüdE<=
bleibenben Seguelin befeelten *), in einer SReil^e ansiel^enber Sriefe 9lu8«
brud gegeben, bie 99emer sur Aenntnid gebrad^t l^at. 93eim grinsen
Sfriebrid^ ^einrid^ »urbe @eneral bon ^ubbenbrodE aufgeforbert bie
Seitung ber (Srsiel^ungdangelegenl^eiten su übemel^men, lel^nte bieg aber
Sun&d^ft ab, inbem er unterm 6. gebruar 1762 öon Serlin auÄ fld^
mit Staarentsünbung bed 9luged entfdgulbigte, bie il^n an SBal^mel^mung
bed ^uftrageg l^inbere. Sr bat ben ^5nig ju beftimmen, ob baS ^mt
il^m überl^aupt s^teil toerben foQe^ ober e8 jemanb anberm, ber baju
„mel^r capabte" toäre, übertragen toerben fönne.
S)en Aönig beranlagte biefe SBeigerung nid^t, bon bem einmal ge-
faxten (Sntfd^lul absugel^en. ^m 1. ^ärs 1762 tt^aren ed bon iBordE
unb bon SubbenbrodE nod^, bie gemeinfam üon Vlagbeburg auS an ben
Abnig über bie infolge ber ^blommanbierung beS Alteren ^4^rinsen ftd§
ergebenben SJeränberungen berichteten. Unter SJorlegung bc8 (Statä beS
grinsen f^riebrid^ «^einrid^ gaben fie gletd^seitig bem Könige 9lad^rid^t
bon ber nunmel^r anberd gearteten ^nansieUen Sage biefeS jüngeren
grinsen ^). Da SordE nad^ ©d^lefien abgereifi toar, mu^te SubbenbrodE
aUein ben bom Aönige genel^migten je^igen @tat bed jüngeren grinsen
bem ©eneralbireltorium , als ber borgefe|[ten Sel^örbe, einreid^en, wad
d. d. üJlagbeburg 20. gjlärs 1762 gcfd^al^. *ordE lam erft wieber in
fSfrage, alÄ ber ftönig im Dltober 1762, ttjftl^renb ^prins Sfnebrid^
Sßil^elm in ben (Sang ber JhiegSereigniffe ))erfönlid^ einsugreifen begann,
biefen gans auf eigene fSfüfee fiettte unb ben (Seneral SSordE be«
fc^ioeia au^ Berlin oom 21. ^ejember 1758, jlg(. ipaudarc^io ju (S^arlottenburg
Rep. F 133 E, 9flr. 2.
1) «ol8 a. 0. D. 9, @. 81.
2) Rep. F 105 Z, »rott 1.
3) öerner a. a. D. 6, @. 219—220.
4) 9lac^ $o() a. a. ^. f^at ein IBaron oon ©orgier, ber @nbe 1765
Staatsrat ju 9leuc^&tel würbe, ftd^ in @d^(efien einige Qeii noc^ ben ef^emal^
burd^ ^eguelin aui^geübten Obliegenl^eiten bei bem älteren grinsen untetjogen.
5) Kgl. $auiSarAiD ^u (S^arlottenburg Rep. F 105 Z, IBlatt 4. 8ei bem
in Stt)nii liegenbcn Äürafftetregiment, beffen fejef ber ^rinj um biefe 3eit
a($ iRad^folger feined SSaterd, bed oerftorbenen ^rin^en Sluguft äBill^elm, würbe,
betrugen bie aur prinslic^cn Slcnteüaffe gclongcnben ©rträgniffe in einem ber
folacnben Safire 3613 ^oler. Stql ©auöord^it) gu ©l^arlottenburg Rep. 56,
8ratt 24.
241] Äreine aJlittcUungcn. 241
otbette, {td^ atoedd Sludfül^tung ))oIitifd^et Slufträge nad§ Setltn au Be-
geben. Saraud ertlätt ed ftd^^ bag bie auf ben iüngeten $rinaen Be*
aügltd^e Otbre bed Aönigd t)om 9lobemBet 1762, bie im (Singang biefed
Seittaged ettoäl^nt ift , an SSord gerid^tet mar , ftatt an ben \^ bed
^uftraged fttäubenben ^ubbenbrodE, ba^ l^ingegen Subbenbrod bie am
15. Seaembet 1762 tatf&d^Ud^ bann erfolgenbe überfiebelung bed ^naen
f^riebrtd^ ^einrid§ nac^ Sac^fen au übettoad^en beauftragt mürbe unb
feine ^Begleitung nad^ Seipjig bilbete.
3)tefe Überfiebelung, öon bereu SeDorftel^en ber auf bem ÄriegS«
fd§au<)ta^ fd^on beflnblid^e ältere ^na in ^Reigen auerft prte^), mirb
au^er burd^ fRüdEfid^ten aUgemein miUtärifd^er ^rt nod^ befonberS butd^
ein in l^eralid^en SuSbrüdEen abgefaßtes Sd^reiben beförbert fein, baS ber
$rina Sxiebrid^ ^einrid^ uon ^lagbeburg aud am 1. 9lobember 1762
an feinen Ol^eim, ben ^rinaen ^einridfe bon ^eußen au8 Slnlag beS
bon biefem erfod^tenen Siegel bei greiberg rid^tete*):
„Monseigneor! Rien n*est plus vif, ni plus sincere qae Tem-
pressement et la joye avec la quelle j'ai rhoneor de f^liciter votre
altesse royale de la belle victoire qu'elle vient de remporter pres de
Freiberg, et que monsieur de Schwerin nous annon^ hier au soir; je
comprens tout ce qu'il y a de glorieux pour mon eher oncle dans ce
grand evenementy et tout ce qu'il y a en meme tems d'avantageux
pour l'ätat. Puisse mainteoant la sant^ precieux de votre altesse royale
se soutenir en däpit de taut de fatigues, auxquelles eile est joumelle-
ment expos^e. Je rends de tres humbles graces a mon eher oncle de
ce qu'il a bien daign^ se souvenir de moi, au d^part de monsieur
Schwerin. Je la suplie de ne me pas discontinuer ses bonnes graces
et de me croire avec un tres respectueux attachement, monsieur, de
votre altesse royale le tres humble et tres ob^issant serviteur et neveu
Henri. — Magdebourg, 1 novembre 1762."
3)er ©oubemeur SubbenbrodE l^at feinen ©(üdhunnfd^ unten tinfö
bem ©d^reiben angefd^Ioffen mit ben SBorten: „Je suplie votre altesse
royale d'agr^er la tres humble felicitation de son ancien et attach^
serviteur J. W. Buddenbrook." ®iefer l^at bie 9luffld&t8))flid&ten im
ganaen aud§ nur in toenigen gätten ausgeübt, ©eit 1763 ift in ben
auf ben i&ngeren ^rinaen beaügUd^en Elften überaQ ber 9lame be§
£)berft(eutnant8 bon ^tumentl^al an SteUe be^ienigen bon SubbenbrodEd
afö ©oubemeur getreten^). ®ie mit bem Saläre 1763 gleic^a^itig
1) ©(^reiben beS $rin}en ^riebtid^ äBill^elm vom 27. dlovember 1762 bei
ferner a. a. D. 6, 6. 238.
2) ÄgI. §augatdjit) ju ©l^atlottcnbutg Rep. 56. 4. — 2)ie ^rinjen
l^atten oon ben Sorgöngen bei ^reiberg unmittelbare ^unbe ermatten burc^
t)on Schwerin, ber mit ber 92,ac^ri(^t beS Siegels auS bem Hauptquartier nac^
9J2agbeburg gelonmten n)ar. Über beffen ^ueQ mit einem oon ^e^fing aud
Slnlag Don ©pielbifferenjen berid^tet $rin8 griebrid^ SBil^elm on ben ^rin^en
griebtic^ §einri(§ d. d. SDol^Ien, 10. aWärj 1763: Sern er a. o. D. 6, ©. 240.
3) @nbe Sanuar 1768 waren beibe ^rinjen oom Könige, ber fic§ in
Seipaig bcfanb, na^ ©ifenac^ gefd^irft roorben: Sel^nborff, 30 3a§re
©. 449.
gorf(^. %. bronb. u. preuf. ®ef(^. XXI. 1. 16
242 ^^irit äRttteilungen. [242
ieginnenbe ih&nttic^Ieit biefeS oon bem Adnig fileid^tool^ ?ortflefe|t nod^
t)or bem älteten Sntber 6et)or5ugten ^ßrin^en: ))eriobifd^ aufttetenbed
SfieBer, 9lafenbluten^ ^odenaufldnbe mad^ten eine loeitgel^enbe Sd^onung
Sut %ottoenbtQ!eit (Sinem „^In^^An", bad in $od(enhanf^t über«
ging, ift ber ^na bann and^ am 26. 3Rai 1767 bei einer 2)ienflTeife,
bie et üon Stt^xi^ aud, im äBagen bem i^m untetfteQten ftütaffiet«
tegiment folgenb, atoedd Sotbereitung einet fftr ^ai 1767 geplanten
größeren fRet)ue auSaufü^ten nid^t unterlie§^ )u ^o^en bei gel^beUin
im ^aufe bet t)ettt)itn)eten (Senetalin üon Aleifl etlegen^).
1) St. Sß. D. @4öntna, ^)et ftebenift^rige llrieg na4 ber OriainaU
forrefponbens ^riebriAd beS,®ro(en, IBb. 1, $otdbam 1851, S. 211; Sola
0. 0. D. 9, e. 88—89.
Die Befolgung bet SitMU im alten Pttu^tn
unb ititt nefotm 1808«
aSon S t i c b t i d§ 2Jl c u f e t.
®ic folgcnbcn aJlitteitunften bc« ©enctate b. b. ffllartoi^ finb 1837
tiicbergefd^riebcn unb ftammen quo bem ungebrudtten Seil feiner SJlemoiren.
2)a ed an genauen SSered^nungen beg (Sinlommend bev Offiziere, fomeit
ed übet bad Sraltament l^inaudging, butd^aud fel^It^ toetben biefe 9(n«
gaben bon ^ntereffe fein; fie be^iel^en fid^ offenbar öorwiegenb auf bie
3a^te^ in benen TOarwi^ felbft beim aiegiment Gensd'armes geftanben
ober an gfetb^ügen ber alten ^rmee teilgenommen l^at, b. )§. auf bie
3a]^re 1790—1806, bie legten ber abgeänbetten Äompagniemirifd^aft.
S)a| SRarmi^ fid^ au^ l^ier ))on Übertreibungen unb einer )u
günftigen ^Beurteilung ber SSerl^ältniffe in ber alten Slrmee nid^t ganj frei
^el^alten l^at, ift bei mand^en ^^^^t^nangaben möglich, bei bielen Urteilen
ol^ne Weiteres flar; immerhin entl^alten biefe äuSfül^rungen eineS fad§«
lunbigen S^itgenoffen mertboßeg ^Material unb fönnen einer genaueren
aftenmäfeigen (grforfd^ung ber SSerl^ältniffe ber fbäteren Äompagnie«
toirtfd^aft, über bie wir erft fo wenige^ toiffen, ^ur 9lnregung bienen.
„SDBaS bieSSefolbung anbetraf, fo blieb e8 (1808) in Slnfel^ung
ber (Semeinen bei ben ©ragonern, .^ufaren unb ber 3nfanterie beim
^Iten, n&mlidö für erftere bei 2V2 Salem, für bie Infanterie bei 2 Salern
monatlich* Sie Aüraffiere aber, meldte 3 Saler monatlid^ l^atten, ber*
loren ^/2 Saler unb mußten fid& mit 2V2 begnügen.
2)ie SeutnantS würben etwas beffer gefe|t, als fie gewefen. S)a
id^ bei biefen unb ben ^öl^eren S^argen für bie Infanterie bie genauen
3a]^len nid^t angeben fann, fo Werbe id^ für bie frül^ere S^xi nur bie
Äabatterie angeben. 3ene ftanben aber mit il^r in bemfelben SSerl^ältniS.
»ig 1808 eruierten monatltd^:
Seit 1808
^er 6c!onbcleutnant
^er $remier(eutnant
3nf anteric ^) —
^aoaUerie 15 %f), 18 ggr.
Snfanterie —
^aoattcrie 20 2;§. 20 ggr.
17 %fi.
20 %^.
25 %fi.
30 %^.
1) Äofcr berechnet bie öefolbung beg SeutnantS jur geit 5riebricl^§ b. ®r.
4iuf monata* 14 2:arcr. gr. b. ®r. I, 536. gr§. o. b. ©olft («on dio^ba^
bi« Sena, 2. Slufl. 1906, ©. 129 Slnm. 1) bagegen meint, bem ©cfonbelcutnant
feien von feinem ©el^alt, einfc^liellid^ beiS ©eroiced, ,,monat(ic^ l^öc^fteniS 11 2:aler
16*
244 kleine SRitteilungen. [244
Sied toat bie einaige Stpl^ung, Oom Aapitftn unb Stittmeiftet auftoäxtd
toutbe aUeS l^eraBgefe^t.
SStöl^er toat bie Aomt^ognie ober (Sdlabton eine Serforgung gemefen
fo lanje bie Äräfte oudreid^ten, eine Selol^nunj füt bie Bidl^erijen S)ienfte,
teid^Iid^ fienug, um fftt bie 3^t bed alters autüdaulegen. Sied fiel
nun meg, unb gern l^&tten bie Sefonbeleutnantd bie 50 Salet, bie
^emietteutnantd bie 110 %altt, bie fie je^t getuannen, aufgegeben,
toenn fie bie %udfi($t auf bie bidl^etige Serforgung ald fRittmeifiet Ratten
bel^atten lönnen.
Sßad ein ffa))itftn unb 9Httnieifter 6id ba^in gel^abt l^atte, genau
anaugeben^ ifl unmögtid^^ meil e8 bon Umftänben abl^ing, meldte
»ed^felten^ unb aud^ bon ben Sa!alit&ten, in toeld^en bie (Satnifonen
Pdö befanben*).
@o a* %• ^<itten bie alten 3nfanterietegimenter bon f^riebtid^
äßil^elm I. ]^et (bad waten bie mit bet toten ^aföbinbe, bie Offiaiere
l^atten tn e i B e) einen um bie $&Ifte l^öl^eten Stat, aU bie t)on Sftiebtid^ II.
etti($teteu (bad tt^aten bie mit ben f 4 tt) a r a en ^atebinben). (Sin Aapitän
bon etfteten flanb fid^ auf 6000 Salet unb batüber[?].
63 ifl fibetl^aupt mettoürbig, a« feigen, mie biefer fiteng fparfame
Aönig feine Sienet fteigebig befolbete unb toit feitbem, üon ^Regierung au
fRegietung, immet meft t)on il^nen bettangt unb augteid^ n^eniget ge»
geben tootben ift, um ed ben 3beoIogen, ben Spetulanten unb üotaügßd^
ben SBud^etetn au geben, bie ben 9luin bet ©taaten butd§ Slnleil^en in
ßntteptife nel^men obet einet Unaal^I bon faulen unb ballet aum gtößten
Seil übetftüffigen ftünftfetn!
(Sin SRittmeiftet bet Äaballetie l^atte Mälzet an fijiettet
Sefolbung monatlid^:
1) 2:ra!tament 92 3:§. 16 ggr.
2) 5 Stationen») k S %^ 15 „ — ^
107 %fi. 16 ggr.
verfügbar" geblieben. SRad^ bem S'lcgicmcnt oon 1726 TOUtbcn bem Scutnant ,r8Ut
3Runbining monatli(J abgejogen: 4 3^aler, 17 ©tofcften, 7 Pfennig*. Sinne*
boc^, griebtic^ SBit^elm 1. unb Seopotb I. au 2lnl^att«a)cffau (1907) ©. 89.
^ie genaueften eingaben übet bie ipöl^e ber ^efolbung oon 1806 mad^t $öpf net,
2)er Ärieg von 1806 unb 1807 ä3b. P (1855), ©. 79. — SJgr. bie «otfcjläge
Sccoqg oom 1. gebr. 1798 betr. eine ©olbcrP^ung (bei ©olft @. 265 f.). @t
empfiel[)lt füt ben ©clonbelcutnant 15, ben Premier leutnant 17, ben 2(b jutantcn 18,
ben @tab§!apilän [ol^ne Äompagnie] 20—25 Xaler monatlid^ {tzi bet 3nfonterie).
1) ^ad Jlapitän^traÜament belief fidb nad^ bem Snfanteriereglement oon
1726 monatri* auf 46 Sltl^It. 23 ®r. 8 ^f. (3JlaTc Seemann, §tft. Seitfc^r.
67, 277 SCnm. 1), nacb bem oon 1743 monatlic!^ auf 29 ^1^. 8 gr., nad^ bem oon
1788 auf 66 %fi, 16 ®t. SSgt. [o. ©(berbening], 2)ie 9ieorganifation bet
pteu(. ^rmee nac^ bem Silfitet ^rieben I, 349. (^anad^ ftnb bie eingaben bed
©eneral« gtl^. o. b. ©olft, «on dio^ba^ bi8 3cno, 2. ttufC., 1906, ©. 223 f.
au betic^tigen.)
2) 2)ie täglid^e Station beftanb in */6 aWeften Sloggcn, Vk aWe^en §afet,
4 ^funb $eu unb 1 S3unb etto§. «al. o. ?5elct*9flarbonne, ©ef^idjte
b. 8tanbenbutg»¥teu|;. Sleiterci »b. I (1905), 6. 83 Slnm. 1.
245] ^l^eine aRitteilungen. 245
3) Rur Sleparatur ber SWonticrung . . 22 a:§. 3 ögtr. 7 ^f.
4) ©ctpc^trgclbcr 19,, 4„4|,
5) ^ferbcar^nci 7 ,,16 ,,5,,
6) ^Berbcgclbctr») 36 „ 2 ,, 8 „
85 %^. 3 ggr. — ¥f., wofür et
bie genannten ©eoenftänbe au Beforgen l^atte. ®x etfpatte aber baran aeioig
bie ©ätfte, alfo 40 2;§.
7) UnpEicrte ©inna^men l^attc er a- 8. 15 greltpäcjter^ ouger ber
^seraterjett, um von beren (S^e^alt bie überfompletten tKuSIänber^ su bejal^len,
bie er Italien mugte, ba ber Slbgang fogteic^ erfe^t werben mufite, k2%^,^= 30 %f).
NB. @te l^ielten aber fo oiet mel^r f^eiioäc^ter , ald fte über!omp(ette
9u§(änber Ratten.
^Ifo monatliche ©innal^me .... 177 Xf^, 16 gr.
ober iä§rli(§ 2182 , — ,,
8) ^uBerbem §atte ber ©c^wabrond^ef bie Heinen SRontierungiSftüdte an«
jufd^affen, für ieben ^Rann iä§r(ic^, wofür i^m ber 5Cönig folgenbe greife
be^a^Ite:
1 ^aar «orfc^u^ an ben ©ticfeln . . 1 2:1^. — gr. — ¥f.
1 » ©ol^len ,, „ „ ... — , 5„ — I,
1 Obcrl^embe (SoHerett) — „ 7,, — ^
2 Unterljemben 4 Vs ^ft 1 „ — • — »
1 ?ioar ©ticfellappen — „ ^ „ — „
(mürben gar nic^t me§r gegeben)
2 ^aar^opfbänber — „ ^ „ — ^
2 ^algbinben — „ 2 „ 6,,
pro aWonn 2 ^§. 22 gr. 6 ¥f.
S)ie SeurlauBten belamen nur 1 «^aatbanb unb 1 ^aldbtnbe,
iinb toutben alfo nur pro 9Jlann 3 gr. 3 ^f. be^al^It.
Sie f^rettoäd^tet belamen 1 ^embe, 1 ^aarBanb unb eine ^ald«
binbe loeniget, alfo für 2 Saler 7 gt. 3 $f. (btefen toutbe aber oft
sur Sebingung gemad^t, auf biefe Stefetung su betstci^ten, toenn fte
greitodd^ter tocrben rootttcn). Dabutd^, ferner toeil bie SBorfd^ul^ unb
©ol^Ien Beibc niemafö gebraud^t würben, — enblic^ toeil mit ben ^emben
betrogen unb toeit fd^Ied^tere Seintoanb gelauft tourbe (morin ftd§ mand^e
1) S)ie Söerbung gefc^al^ feit bem 28. 9loo. 1791 regimenterroeife. Sin Sterbe*
gelbern mürben vergütet: bei ber Infanterie monatlid^ 41 %f^, 16 gi*. per J^om«
panie, bei ben Jlüraffieren unb Dragonern per Sie^iment (oon. 5 @dIabroniS)
monatUd^ 180 ^§. 13 gr. [alfo, genau mie äRarmt^ angibt, 36 S§. 2 gr.
8 ¥f. pro ©gfabron], bei ben $ufaren pro @8labron monatlich 166 2:1^. 16 gr.
unb bei ber 2lrtillerie feit 1791 : 200 ^§. jäljrli« per Kompanie. 3m Kriege
übernahm ber 5lönig feit 1790 bie äßerbuna für bie ^aoaUerie auf eigene Soften,
^gl. ©c^erbening a. a. D. S3b. I @. 349 f.
2) ^rSreimä^ter" (bie öeaeid^nung unb bie Snftitution ift fd^on feit 1700
nad^meidbar) l^iegen bie oon ben äBad^en, ald ber $aupttätig!eit be§ bamaligen
^riebenöfolbaten, befreiten SluSlänber. 3l^re ^af^i fottte 34 in ber Kompanie
nit^t überfdjrcitcn. Sgl. Wlai Seemann, @$omborjit II, 140 f. ©öpfner,
^rieg 1806/7 S3b. I^, ©. 75 f. ««ac^ Settom-SBorbetf (Jirieg 1806/7 I«,
@. 49) betrug bie 3<t§l ber ^^reimäd^ter pro Jlompanie oft 40 unb mel^r.
3) »Übcrfomplette" Jjiegen 10 SÄann pro i^ompanie, für bie ber Äompanie«
<l^ef bie Verpflegung mä^renb ber Übungdaeit aud eigenen BRitteln beftreiten
mujte. «gl. Döpfner, Ärieg 1806/7 P, @. 74. Über ben »egriff „Sluölänber"
€bcnba @. 68 f.
246 kleine aÄittcilunöen. [246
Äa))ttänäfrau au%^txä^ntU) , fann man anncl^men, ba§ an bicfcn Keinen
5KonKerunfl8fleIbem aud& beinal^e bie ,&dlfte %e]paxt toutbe^).
S)te ©d&toabron toar aber ftatf ol^ne Unteroffiziere unb Zxomptttx :
66 3)ienfttuer . . 4 2 ^1^. 22 gr. 6 ?5f. = 254 %i. 14 gr. 6 ^f.
25 greiroäc^ter . , k 2 „ 7^3^ = 57- 13 »3„
(ba\>on goQ ber ^ötiig baS Sraftatnent bon 10 9}catiti)
52 beurlaubte . . 1 — „ 3„3„= 7^ 1^0,
144 aWonn == 319 2:§. 4 gr. 9 ^f.
roorouf mon ©rfporniö red^nen !ann == 150 „ — „ — »
gin ©d&toabrond&ef ^atte alfo 2282 Saler^).
9lun tarn aber nod^ eine gro^c SJerfc^iebenl^eit l^inp. Sie fjouraje
ttjurbe befanntlid^ bom ßanbe jeliefert unb jebeS SHegiment l^ottc feinen
S)iftrift, aus ueld^em eg felbige be{am. Sag nun bad Regiment in
feinem Sifirilt, fo tourbe fie geliefert unb bie ©ad^e »ar in Crbnung.
Sag c8 aber nid^t im 2)iftrift unb bie fjfourage toar toeit äu fal^ren, \o
»ar eS ben Säuern befd&werlidö , bisweilen unmögtid^, pe l^in^ufd^affen.
S)ann famen fte 3um Sftittmeifter unb afforbierten mit il^i" ü^er äSe»
aal^Iung, wogegen er bie fjfourage in ber 9lä]^c faufte. 3e nad^bem
nun bie Sful^re meit unb befd&toertid^ mar, jal^Uen bie 95auern über ben
3Karf tt)rei8 ; — ja ber fftittmeifter l^atte jte in ,&önben. menn er 9Jli§»
braudö treiben moQte, — benn menn fie feine gorberung nid&t bemittigen
ttjottten, fo braud&te er nur ^u fagen: ,,8icfert in natura!" ®enn ba^u
toaren fte uert^flid^tet.
9lm ^öd&ften nu^ten biefc fjouragetieferung bie flüraffierregimenter
im 9Jlagbcburgifd&en, ÄarabinierS, Seibfürafftere unb ßui^oto, benn biefen
tt>ar bie Sieferung bis in SBeftfalen l^inein augemiefen. ^ier war
eS unmöglii^, ba| bie meftfdlifd^en Säuern t&afer, ^eu unb ©trol^
Big nad^ SRatl^enott) , ©d&önebetf unb 5lfd^er8Ieben fal^ren lonnten, über»
bieg waren fte wol^Il^abenb, unb l^ier Würbe alfo ber @ewinn unmäßig,
dine ©d^wabron bon 150 ^f erben braud&t ndmlid^ (ä 3 ^Ble^en^) tdgli^
1) «gl. SWaESel^mann, ©cftarnljorft II, 141 f. ®r gibt an, bet ^'öniq,
f)at>e jä^rlic^ 4 S^. pro 2J2ann für bie fleine 9)2ontierung gejault.
2) 3« einem ä^nlid^en Jlcfultat gelangt o. $elet*9larbonne, ©efd^id^te
ber S3ronbenburg*?Jrcu6if(i^en SRcitcrei 93b. I (1905), ©. 82 f. @r bered^net für
bie Seit gricbric^ SBillJelm« I. baS (ginfommcn eine§ 9littmcifter§ auf 2200 %^.
jäl^rlic^ unb gibt al^ ©e^alt (nad^ bem ^Reglement t)on 1727) für bie 5^at)allerie
folgenbc ©ummcn an:
ber Oberft bejog monottid^ 292 S^. 12 gr. 11 ?5f.
„ BOMjor „ „ ^ . . . . . . 117 ^ 10 „ — „
» Slittmeifter bejog monattid^ .... 88 ,, 12 „ — „
(itill. ber ^nflanbl^altung ber aRontierung unb aKer Unionen für bie ^otn))atiie)
ber Leutnant bejog monatlid^ 24 „ 8 „ — „
„ SEBad^tmeifter be^og monatlid^ ... 6 ^ — „ — „
„ Korporal „ „ ... 4^ — „ — „
„ Jteuter „ „ ... o ,, „ „
SSergteic^t man biefc S^^len mit aWorwi^' 2lngaben, fo fielet man, ba6 ftd& bie
©ummcn im Sauf bcö 18. 3a§rl^unbcrt3 nid^t roefentlic^ ocränbert i^aben (um
einiges erp^t).
3) 2)ie aWe^c betrug in ^reu^en Vie ©d^effel = 3,4351 Siter.
247] kleine aWittctrungen. 247
<)to ^fctb) ntd§t toemjer atö 10 265 ©d^effcl ^afcr iäl^tUdö unb man
tei^nete, ba§ auf bcn ©(^cffcl t&afcr, inftujtüe beS bal^in fattenbcn
Quantums ,&cu unb ©ttol^, ein (Sulben getoonncn würbe, toeld^eg nid^t
ttjemjer al8 6843 Salet iä^tlic^ beträgt^)!
S)a§ biefer ©d&tocinerei unb bcr mit ben Weinen SJlontierunjS*
jclbern ein ßnbc gemad&t »urbc, »ar gut unb löblich; benn bie
el^tliebenben Sftittmcifler würben berfül^tt, ben in ber ganaen Sttrmee lönflft
5ur ©ewol^nl^eit jetoorbenen unb allgemein bclannten ©ewinn für red^t»
mä^ig an^ufel^en, — arme aber ober mit gemeineren ©eelen tibertrieben
bie @ad^e^ fo ba^ eS bei (Sin^elnen bem Siebftal^l nal^e lam. @onft
aber war bie ginrid^tung mit ben 3Kontierung8«, ©ewel^r«, 5lrjnei* unb
SBerbegelbern attJetfgemä|. SOBaS ie|t baran erft^art wirb, baS loften
bie S3eamten, bie eg beforgen unb f ontrottieren !
S)er gebadete Profit an ber Sourage bariierte alfo bon 6000 Salem
bis au garni($tg, weld^cg in ber Serliner ©arnifon fiattfanb, wo ber
Äönig bie fSfouragc burd^ bie ©eel^anblung liefern liefe. 6in Slittmeifler
bei ben ©eneb'armen fianb fid& bei feiner flom<)agnie (l^atben ©d^wabron)
nid^t l^öl^er atö 1800 Sater «). —
®iefe 5lu8no]^me bei ©eite gefegt unb bie fjourage l^erauSgelajfen,
lönnen wir bie giittmeifter alfo 5u 2282 Salem annel&men. 9lun Waren
aber atte l^öl^eren ß^argen in ben 9legimentem bis jum ßl^ef (bem
©eneral) l^inauf ebenfattS Slittmeifter il^rer flomt^anien unb baS gebadete
©el^alt lag bem il^rigen jum ©runbe.
Sin ÜRaior l^atte atfo:
1. 2WS @Slabron«ef 2282 2:^.
2. ©tabätraftament 275 ,, (22 2:1^. 22 gr. monatrid^)
3. 3el^n Stationen, alfo 5 mel^r al§
ber Slittmcifter , k 3 %f) . monatl 180 „
Summa 2737 %f).
1) Jean Ren^ d'Emskerke Marquis de Toulongeon, (Jne
mission militaire en Prasse 1786, Paris 1881, bered^net baiS ®in!ommen bed
©5efS einer Kompanie auf 8000, baS beS (ggfabronc^cfg auf 10 000 Store«, fßql
0. ^elct'SRarbonnc a. a. D. I, 102.
2) @d n)irb auffaUen, bag ^avmiii nic^t bie ©rfparniiS oom @oCbe ber
^önigg'Urlauber $u ben @in!ünften be3 @S!abroniSd^efd red^net. äßir erinnern
baran, baft biefer 2;eil ber ^ompaniewirtfdjaft hei ben meiftcn S^legimentern nad^
bem @iebeniö]^rigen Kriege abgefd^afft wat, $on nun an übernal^m ber Jtönig,
bcr urfprünglid^ fein SBerbegelb gesa^It l^otte, bie SBerbeaelber auf eine gentral»«
faffe, ju ber ber crfporte ©olb bcr Urlauber big auf einen geringen, bem
Äompanie* (refp. @ä!abron)c§ef oorbel^altcnen SBctrog (oon 20 — 40 2:alern
monotlic^) eingebogen würbe. @rft griebrid^ SBil^elm II. [teilte bie Kompanie*
c^efg einanber gleich, erl^öl^te il^r Sraftament erl^ebUd^ unb mied jebem äBerbe«
gelber in gicidjer $öl^e an. 2)er ©olb für bie nidjt bei bcr gal&nc befinblic^cn
Urlauber würbe nunmel^r burc^roeg oon ber ©cneralfricgSfaffc einbel^alten.
Döpfner berechnet ii^n 1806 ouf IVa mu, %aWt für 131667 fgl. beurlaubte
(Ärieg 1806/7 P, 75), SBgf. Äofcr, gricbric^ b. ®r. II, 505, 685. 2 ermann,
©d^arn^orft II, 138 ff. Über bie ältere ^ompameroirtfd^oft aWog ßc^mann,
§ift. geitfc^r. 67, 260 ff. ; id., ©c^arnl^orft U, 136 ff.; Äofer, griebrid^ b. ®r.
1, 537 f., 636.
248 Stitim BRitteiCungen. [248
(Sin Cberflleutnant ebcnfo; toar er aber auöleid^ SlejimcntS«
tommanbeur, fo l^atte er:
1. «IS @8fabronc5ef 2282 %^.
2. ©tabätraüamettt 374 , (31 %^. 4 gr. monatlich)
3. 13 Stationen, a(fo 8 me^r a(d ber
gflittmcifler, k H %f). 288 Zfj.
©umma 2944 %f).
(Sin Oberfi atö Stegiment^Iommanbeur :
1. 5«S @S!abron(5cf 2282 a:§.
2. @ta6«trartament 836 , (69 ^§. 16 gr. monatlidj)
3. JDouccur 1540 ^ (128 „ 8 „ ^ )
4. 16 Stationen, alfo 11 tne^r aI3
ber Slittmcifter . . 896 ^
Summa 5054 %fi,
^atte er gar eind ber beiben 3)ragonenegim enter bon 10 Sd^uabronen,
fo toar bag Souceur um 119 Saler 10 gr. monatlid§, b. 1^. um
1433 Saler iä^rlicfi p^er, biefe Ratten alfo 6487 Saler iä^rlid§, ol^ne
ben Souragegetoinn, toenn er fiattfanb.
2)ie Aommanbeure ber $ufarenregimenter, totlä^t fämtlid§ 10 @d^toa-
bronen l&atten, flanben bei einem geringeren ©tat in il^ren (Sinfünften
Stoifd^en ben Aommanbeuren ber anberen SBaffen bon 5 unb bon
10 ©d^uabronen.
SBiebiel bie (Generale l^atten, ift mir unbelannt. 2)ie (Srl^öl^ung
il^rer Sinnal^me befianb in bem größeren S)ouceur unb ba^ fie, j[e
nadgbem fte ein eintröglid^ered ober geringered älegiment l^atten, unb je
nad^bem fte in (Sunft fianben, mit 5lmtö]^aut)tmannf d&af ten ^) ober^räbenben
au^erbem bebad&t würben. 9Jlan toirb aber, nad§ bem Serl^ältniffe ber
äiegimentdiommanbeure, annel^men fönnen, ba^ ein @eneraImajior über
6000, ein (Seneralleutnant »enigfteng 7000 Saler l^atte.
Die Infanterie befanb ficfi in benfelben Serl^ältniffen, nur fianb
fte in atten (Sroben fidö ettoaö geringer, toie bittig, toeil fie toeniger auf
!ßferbe (unb aud^ auf Aleibung, bie beim Steilen mel^r ruiniert toirb)
5U t)ern)enben nötig l^atte.
Sitte biefe Sl^argen tourben [1808] bebeutenb l^eruntergefe^t. 9lämlid§ :
JtaoaClerie: bie Infanterie aber:
®in Slittmcifter oon 2282 %f). auf 1300 %f). 1200 %fi.
. SWajor oon 2737 ^ ^ 1900 „ 1800 »
„ DberftleutnantalgSlegimentä« ]
„ fommanbeur oon 2944 „ I oaaa o(;nn
^ Dberft alS SlegimentS^ \ , ^m) „ jöuu ^
fommanbeur oon 5054 „ J
unb refp. 6387 „
@in (Sencrormajor oon .... 6000 „ „ 3000 » 3000 „
unb toenn er ein ilommanbo l^atte 4200 „ 4000 „
@in (SeneroUeutnant oon ... 7000 %f). auf 4000 „
unb wenn er ein Äommonbo l^otte .... 6400 „ 6400 „
1) griebridj b. ®r. bered^net in feinem ^olitifc^cn 2:eftament oon 1752
ben äBert ber 40 SlmtSl^auptmannfd^aften, bie er bamalg an vergeben l^atte, auf je
500 2:aler. »gl. Äofer, griebrid^ b. ®r. I, 535. — «igroeilen Rauften ftc^
auc§ bergl. e^renftettcn bei einer ^erfon. Slüd^el befag j. ö. 1807 aroci ^mti*
^auptmannfc^aften.
nad^ 1808:
nidjt 1300 2:^., fonbcm 1474 S:^.
m4t 1900 Zff., fonbem 2153 %ff.
^ 2600 . ^ 2946 „
, 4200 . . 4760 ,
■ 6400 . .7253 \
249] 'i^teine 9Rittei(ungen. 249
gut foId§e Äommanbod, toeld^c bie S^^^i^ öetfd^offtcn , »utben
aber nur bie Srijaben (2)it)ijionen) ^) jered^nct, bercn e8 nur 6 in ber
5lrmee gob.
hierbei ift nid^t au berjeffen, hai bamote, fo toie otte abgoBen
aum bierten £eU in @olbe erl^oben tourben, fo audg aUt (Sel^alte mit
Vi in (Solb ge^al^lt würben, unb toenn biefed nad§ bem getDöl^nlidgen
ÄurS bon ISVs^/o gerechnet toirb, fo l^atten:
bis 1808:
@in 9littineifter nic^t 2282 %f)., fonbem
2586 Xf^.
@in aÄoior nid&t 2737 XB., fonbem
3101 %^.
@in Dberft nic^t 5054 %h., fonbem
5728 a:§.
®in ©eneralmajov nid^t 6000 S^., fon«
bern 6800 Sft.
@in Generalleutnant nic^t 7000 %^.,
fonbem 7933 %ff.
Slbgefel^en babon, ba^ man bie 99efoIbungen bon 1808
nid§t mel^r toie eine ^elol^nung langer Sienfte betrad^ten lonnte, toaren
fie bod^ nod^ boQIommen l^inreid^enb , bamit ein lieber feinem Stange
gemö^ babon leben tonnte.
3)ieg änberte ftd^ aber aud^ nad^ ben gfelbaügen bon 1813/15
(gleidöfam jur Säelol^nung), unb atteg tourbe l^eruntergefe^t. 3- 33. nur
bie $älfte ber ^remierleutnantS erl^ielten baS erl^öl^ete @el^alt, nur bie
^älfte ber Stittmeifter bad boQe @el^a(t il^ter dl^arge, bie anberen
mußten ftd^ mit ber t&älfte beöfelben begnügen. Sbenfo, nur bie $&lfte
ber Slegimentöfommanbeure ber Äabatterie bel^ielten baS Sl^rige, bie
anbern betamen nur bad @el^alt ber Stabdofft^iere, unb ba biefe
Sllebultion bei ber Infanterie nid^t gefd^al^, fo tourbe ber fonberbare
@runb angegeben, bag ein Aommanbeur ber Sinfanterie toeit mel^r
50lannfd^aft befel^lige, atö einer bon ber Äabatterie!! — ol^ne aud6
nur baran ^u beulen, ba^ biefe Wenge Sd^ritt gel^t, bie SBenigen
@alot)t), — bie ÜJlenge nur eine lurje ©trede Serrain ju überblidEen,
bie aOBenigen aber toeite ©tredCen erfunben muffen, unb ba§ Jßferbe eine
teure SBare pnb, bie Unterl^alt foficn unb 5lu8rüftung. ©<)äter tourben
bie ber flaoatterie unter p^ egaliflcrt, fo ba§ je^t [1837] fonberbarer
SBeife ein Äommanbeur ber Infanterie 2500 Saler, einer ber Äabatterie
aber nur 2250 Saler (Steinalt l^at.
3)ie 3ulage ber (generale, toeld^e 93rigabeIommanbeure toaren, tourbe
bon 1200 Salem auf 300 Saler unb berer, bie S)ibifiondIommanbeure
toaren, bon 2400 auf 1200 Saler l^eruntergefe^t. @nblid§ berloren atte
biefe Sl^argen baS ^U in ®olb, befamen nur flurant, unb bie Stationen
tourben nod&maö l^eruntergefe^t^)!"
1) Über bie @inteiluna bev ^rrnee nad^ 1808 unb bie Umnennuna bet
Srigaben in JDioiftonen ogt. meine aWarwi^^äuSgabc S3b. I, ©. 502 ff.,
578 f., 605 ff., 616 Slnm. 2, 639 Slnm. 3, 707 ff.; aWeinecfe, Ö09en U, 95.
2) Übet baS ^erpUniS bev e^am^orftfd^en i3efo(bung au ber oon 1837
ofll. bie 5«euau8öabe öon 3Raxxoiii' SKemoiren (1908) ob. I, @. 518.
aSon ?Sfriebrid^50lcufcI.
9lte einen ,,$toteft gegen bie Sletoolution t)on 1848" l^aBe td& in
bet t)ot furaem crfd^ienenen ^leuauSgaBe tion SKartoi^' SDlemoiren, beten
etfte t)on 5Jl a r c u g 91 i e b u ]^ r 1851/52 üeranftattetc gbition beaet(^net ^).
S)iefe8 Uttcil toirb einer Sled^tfettigung bebütfen, aumal ber 9lltmeifter
unferet aOBijfenfc^aft, fftanle, bei biefer grftaugflabe foaufagen ©ebatter
gejlanben ^at. S^ wirb bon Sntereffe fein, über fein SJerl^dltniS
au il^r genaueres 5u erfal&ren, aumal ttjir biSl^er überl^au^t nid^t tou^ten,
XDxt Slanfe über Warroi^ geurteilt l^at, ben er in feinem ,,,&arbenberg"
nic^t einmal mit Flamen nennt.
SBir teilen beSl^alb im folgenben ben Srief einer £od§ter bed
(SeneraÖ bon ber Sllarmi^ im Slu^aug mit, ben biefe, SSertl^a b. b.
TOarmi^, Bolb barauf ®räfin 5Jlünfter, bamafe ^ofbome ber flönigin
(Slifabetl^, an il^ren ©d^woger, ^erm b. 9lrnfiebt auf ®ro§»ftreu|
(atoifd^en SSranbenburg unb SBerber) gerid^tet l^at.
[Serlin] b. 18. 12. 49.
,, ®u l^aft ®ir bon Sctnl&arb^) bie jjolitifd^en ©d&riften
unfereö SJaterS aum 2)urd&lefen auSgebeten unb id§ f^dbe baSfelbe getl^an,
um fle bem 5ßrofejfor fftanle a« borgen 3d^ eraöi^lte atnar
fd^on an fSfann^^), ttjie ic^ baau getommen bin, bem befagten ^rofeffor
baS Serfpred^en ber (Sinftd^t in biefe un8 Sitten glcid§ wid^tigen ^ajjiere
au geben, gern Witt id& ®ir inbeffen bie ,&au<)tfad^en toieberl^olen, bamit
3l^r Seibe noi^matö fel^t, ba§ eS fein leid^tfinnig gegebene^ SJer«
fpred^en ift, fonbern im ©egentl^eil tool^l erwogen unb bebad^t ift.
S)u lennft bie 9lrt bon Journal*), bie S5ater immer auf bie leeren
Seiten feineS ,&au<)tbud^8 gefd&rieben l^at. — 2)ie8 lie^ id& mir biefen
©ommer unter meiner 9luffi^t unb mit einigen t&inweglaffungen copiren,
unb fanb fo üicl au^erorbentlid^eS, interessantes, WeifeS barin, ba§
id^ mit bem gefd^euteften unb wo^lgefinnteften 3Jlanne an unferem t&ofe,
^x. b. 50lanteuffel^), barüber biel ft^rad^ unb eS il^m fd^lie^lid^ a^
lefen gab! —
1) SSgl. griebrtd^ Sluguft Subroig t>on ber SWarroi^. ©in märfifdjcr ©bei«
mann im 3eitalter ber Sefrciunggfricge. 93b. I Scbenäbcfd^rcibung. §crau8*
gegeben Don g. 2». 53eran 1908. ©inleitung ©. LVI; »orrebe ©. V f.
2) i3em]^arb von ber 2J2arn)i|^, ber feinen SSater allein überlebenbe Sol^n
beS ©eneralS (1824 — 80), bamalg Seutnant unb 93efi|er t)on griebergborf, war
fpäter Sanbrat beS ÄreifeS SebuS unb SÄitglieb beö ©erren^aufc^.
3) gann^ von ^rnftebt, geb. oon ber Ttavmii^, roax eine S^oc^ter beS
@enera(8 au§ beffen erfter @§e mit einer ©röfin ©rül^l.
4) @§ ift unter bem %iUl ,,$auSbud^'' in meiner 9leuauiSga5e oon äRanoi^'
5Wemoiren (@. 521—712) mit nur geringen Sßeglaffungen abgebrutft.
5) ©broin, fjrl^. öon aWanteuffel, ber fpätcre ©encralfelbmarfc^all unb BtaiU
f^aiiex oon @Ifa6-Sot§ringen (1809—1885), feit 1848 glügelabjutant.
251] ÄIctnc aÄittetrungcn. 251
©ein Uttl^eil toar foIgcnbcS: SBenn fein eigener SJatet biefe
©d^rift gefd^tieben ^fttte, fo würbe er fte je^t, unter ben ie^igen 93er*
l^ältnijfen, feinem 3Jlen|d^ert aeijen, jo fle üerbtennen, fo gefäl^rlic^
tonnte fie ber großen 3Rafie ber ^e 1^ a I b berftel^enben »erben ! Solle
er mir alfo rotl^en, fo modele id) fie feinem anberen Wenfd^en borgen. —
9lid^tg befio weniger bäte er mid^ bod^ um bie Srlaubni^, fie feinem
fjreunbe, bem fteinen ^rofeffor Sftanfe 5um 2)urdblefen ju geben, um
fein Urtl^eil barüber ju l^ören. —
S)u fiel^ft alfo l^ierau«, wie fidler er ber (Sepnnungen unb be^
Sl^arafterd biefeg ^JDlanned fein mu^, um biefe ^uSnal^me mit i^m
au mad^en. — 9latärlid^ tl^at id^ ed unbebenflid^ unb l^atte nun bie
gfreube, ein gefd^euteg, gebiegened unb grünbUd^eS Urt^eil aud bem
eigenen OTunbe biefcS fleinen 5)lanne8 |u l^ören, Weld^eg bal^in ging^
man fönne atterbingS bem SJoIfe je^t nid^t ben Stauben an ben feeligen
Äönig nei^men, eS fd&iene ibm aber ber SJerfaffer biefer ©d^riften fo
auSgeaeid^net, fo abfonber(id6 ^), ba§ e8 il^n fel&r interessiren würbe, bie
übrigen ©d^riften unb Sagebüd^er fennen au lernen, auf welche er fid^
in biefer einen fortwdl^renb belöge, — unb wolle bann gern feine
Meinung unberl^ol^Ien au8ft)rcd^en , ob eS beffer fei, biefetben ganj ju
begraben, ober ob er eS für möglid^ l^alte, ein unuerfiümmetteS unly
nü^Iid^eS @anae baraud l^erborgel^en au (äffen.
SltS td& il^m fagte, wie wir bigl^er geglaubt l^ötten, borfld&tig.
bamit umgel^en au muffen unb fie be^l^alb nod^ nie in fad^tierftänbige
©(^riftfletterl^änbe gegeben l^ätten, antwortete er: „3a, ba l^aben ©ie
au(^ Siedet; wenn fie Semanb befdme, ber fid^ gern 100 grbr. erwürbe,,
fo fönnten ©ie wol^l mit einem 5Jlate eine unerwartete Verausgabe
babon erleben." ®enug, Slanfe ift ein burd&auS fefier unb wol^Igefinnter
3Rann, uon einem fidleren Sl^arafter, fud^t nid^t feinen SSort^eil, benn
id& glaube, er Würbe faum eine etwanige t&erauSgabe felbft beforgen
wollen, unb ift aU (Sefd^id^tSforfd^er uno ©c^riftfteUer boQfommen be-
fäl^igtO), baä au leiften, worum eS fid^ l^ier |anbelt, ndmlid^ eine 93e«
urtl^eilung biefer ©d^riften im attgemeinen. 2)u glaubft hid^t, wie biel
unb Don wie uerfd&iebenen ©eiten id^ beftänbigen 5lnforberungen unly
fjfrogen begegnen muß, warum wir benn biefe ©d^ä^e bermobem
laffen! etc. Äann mon nun fogen: „id§ l^abe fie einer anerfannten
autorität, wie Manfe, a^r Seurt^eitung übergeben unb ber fagt: „f"^
[begrabt fie !]", fo ift man felbfi rul^ig unb e8 l^at bann Weiter %iemanl>
banad^ au fragen.
3(^ ^dbt fd^on im 9lobember mit il^m barüber geft^rod^en
unb ed il^m berf^rod&en, er ]§at mid& feitbem ein paax SJlal baran ge«
mal^nt .... Säernl^arb berft)rad& mir in feinem gefirigen Säriefe, fo Wie
S)u fie [3Jlarwi^' ©c^riften] gelefen l&ätteft, felbft au 9lanfe au gelten,
mit il^m au ft^red^en, fie il^m auf bie ©eele au binben" etc.
Über ben Weiteren SJerlauf ber Seft^red^ungen, bie fd^ließlid^ au ber
1) ^. 1^., nad^ 9{an!efd^em Sprad^gebraud^ , »abgefonbert t)on ben anbern
= eigenartig.
252 steine SRitteilungen. [252
crfien ausgäbe t)on SWattoi^' ©d^riftcn^) jefül^rt l^abcn, finb toir nid^t
genau unterrichtet. SBir toiffen nur, baß aionfe im Solare 1850 nod&
genauerer JtenntniSnal^me fi(^ in bejal^enbem @inne geäußert l^at unb
baß im gleichen ober bem näd^ften Saläre — üielleid^t auf Sftanleö
SJorfd^Iag — bie «Verausgabe 9JlarcuS Sliebul^r übertragen »urbe. Diefer
l^atte betanntlidg 1848/49 alS S^ortftmpfer ftreng lonferüatit) « f eubater
3ntereffen, ben ,,OTagbeburger 6orre8))onbenten" rebigiert unb toar
1849 bom ftönig, ber ibn einft öffentlid^ ate ,,ben ©ol^n feines beften
greunbeS" be^eid^net l^atte, in beffen unmittelbare Umgebung berufen
»orben. 1850 ©urbe 9fliebu]^r S^egierungSrat , im folgenben Saläre
AabinettSfefretör beS AönigS, 1854 JfabinettSrat unb Snitglieb beS
Staatsrats, unb l^at in biefen Stellungen, toie man meiß, einen großen
einfluß auf fSfriebri^ mtf^tlm IV. ausgeübt.
2)aß Jliebul^r in feiner amttid^ien SteUung bei ber Verausgabe beS
^artoi^fc^en 9lacl^laffeS burd^ mancherlei äiüdtfid^ten gebunben mar,
t^etftel^t ftd^ Don felbft. (SS entfprac^ aud^ bem Sinne SlanteS, toenn
er atte fd^arfen Urteile ober intimeren SJlitteilungen über fSfriebrid^
JBHll^elm III., bie Äönigin Suife unb anbere Witglieber beS ÄönigS-
l^aufeS unterbrüdEte — ja biefe SBeglaffungen waren bamalS wol^l
unüermeiblid^. 91ber 9liebu]^r ging t)iel toeiter, als Slanle gewünfd^t
l^atte ; man ifann bie SiftauSgabe nid^t als ein ,;Unt)erftümmelteS @anae"
be^eid^nen. 9lur ettoa ein Viertel beS Dorl^anbenen autobiogra))]^ifd^en
ÜJlaterialS tourbe in ben erfien SSanb (ScbenSbefc^rcibung) aufgenommen ;
ber 5toeite ifl j. S. nod& flärfer überarbeitet, fo baß in bem militärifd^en
^bf (^nitt laum ein ©a^ beS2)rucfS toirf lid^ f o in ben $anbf d^rif ten
fielet, ^ud^ in ben ))olitifd^en Seilen mürbe aQeS, toaS nid^t in ben
Kal^men beS $artei))rogrammS ber eben begrünbeten AreusdeitungS))artei
l^ineinpaffen moUte, l^intoeggefd^nitten ober abgeänbert: als tonfert)atit)e
Äamt)f» unb Senben^fd^rift mar biefe erfte 9luSgabe beS ajlarmi^fd^en
%ad6laffeS gebad&t.
fjreilidl l^anbelte 9fliebu]^r bamit augleid^ im Sinne feiner Auftrag«
geber. ^öd^fi lebrreidö, menn man auS Sriefcn ber Saläre 1848/50
einen (SinblidE in bie bamalige Stimmung beS l^od^Ionferüatiüen branben*
burgif(^en 9lbelS gewinnt. 9Iud^ im Ofien ber SJlar!, im jheife SebuS,
l^aben einige (SutSbefi^er in ben SRär^tagen ben ©ebonlen gefaßt — gans
äl^nlidö wie SiSmardE — , il^re Sauern ju fammeln, nad^ ber Vaut)tpabt
ju iiiel^en unb bem Äönig ju l^elfen; felbft einige gfrauen, fo 5JlarWi|'
SBitWe, bie einftige ©röfin 9JloltIe, fud^ten in ber ^effe ober burd^
©ngaben — etwa an ben ^oltjetpräRbenten SerlinS — bie Sel^örben
im flambf gegen bie 9let)olution au ftdrfen. S)er optjoptionelle @eift,
weld^er biefen mdrlifd^en 9lbel nod^ im Saläre 1811 ju feiner legten
Araftanftrengung gegen baS abfolute Königtum unb ben Staatstan^ler
getrieben l^atte, war je^t üöQig oerfd^wunben: man lannte nur nod^ ein
großes 3iel : mit Sd^Wert unb fSfeber ben Äampf gegen bie gieüolution !
1) SluS bem 92ad^laffe f^riebrid^ Slugufi )Bubn)ig§ t)on ber ^Ravxoiii auf
SrteberSborf, 5^öntglic§ $rcu6ifdjen ©cnerar-iJeutnantS a. 2). 3n)ei ItBönbc. öerlin
1852 (b. IJ. 2)e3. 1851 unb 5lpril 1852) ®. @. aWittler u. So^n.
jDie Vmxi^tunQ in Srigobe Sotft am L Juli 1815«
gjon 3. t>. $flugf*$arttunö.
2)ad äieitergefed^t t)om 1. ^nü 1815 toefllidg unb fübtueftlid^ t)on
$attä (bei S^tUacoubto^, SSetfaiUeg unb )^e Sl^ena^) ^ai feiner^eit großes
auffeilen gemacl^t. SEBar tö bo($ bie fd^toerfte ^ä^lappt, xoAd^t bie
ftcgtcid^en ^eu^en in gtanheid^ erlitten unb betraf eg bod^ jwei be«
ootaugte, befonbetd gute äiegimenter unb ben bieUeid^t beften äieitet»
fül^rer beg S3lild6etfd§en ^ceteg. Son 600 — 650 braben $ufatcn fielen
fajl 500 bem fjfeinbe tot, bettounbet ober gefangen in bie ^änbe, unter
il^nen ber tapfere Oberftleutnant b. Sol^r unb ber Sol^n beS @enerald
b. ^orL SJon beutfd^er Seite toaren bie SSorg&nge bidl^er burd^ brei
93erid^te belannt, burc^ einen ©ol^rS, ben er gleid^ nad^ feinem (Sinrücfen
in S^erfaiEed an Sälüd^er fd^idEte, unb butd^ bie beiben Stegimentdberid^te
ber SRajore b. fllinfotoftroem unb b. SOBing (OHed^ 379 ff.) ; aber gerabe ber
@efamtberi(^t ©ol^rS fcl^lte, bis id^ il^n im ©neifenaufd^en 5lrd^iue fanb.
Sine eingel^enbe 2)arftettung bietet ©rolmann (S)ami^, ®efd§. be8
fSfelbaugg bon 1815 IL ©. 111 ; 126—135). Sie beruht ttjefentltd^
auf ben Sftegimentgberid^ten , lä^t bie Xapferleit ber ^reufeen unb il^reg
gfül^rerg boU pr Geltung lommen, belaftet le^teren aber bod^ mit einer
SJlenge bon gel^lern. S)urc^ ©ol^rd Criginalbcrid^t erfd^eint nun bieleg
in ttjefentlid^ anberem Sid^te. S)asJ ^auptbcrfel^cn beging nid^t er, fonbem
bie Oberleitung, inbem fte einer fo fd^wad^cn, burc^ ununtcrbrod^ene
9Jlärfd&e ermübeten Abteilung einen fd^tocr auSfttl^rbaren Säefel^l im
fSfeinbeWanbe gab, nämlid^ ben, bie 53erbinbung atoifd^en $ari8 unb
Orleans ab^ufd^neiben. @ie red^nete p wenig mit ben SSerl^dltniffen,
mit ber tatfäd^lid^ nod^ borl^anbenen ©tärfe beS franjöfifd^en ^eereS,
unb gab bie Xxnppm ol^ne jebe Unterftü^ung nal^eju preis. (SS mar
leidet, nad^l^er f eftsuftellen , maS richtig gemcfen märe; für ©ol^r aber,
ber böttigw Ungemi^l&eit gegenüber^anb , ebenfo leidet, unrid^tig ^u
l^anbeln. 6S bürfte beSl^alb au($ nid^t angebrad^t fein, au äußern, ha%
ber ©taube, eine Unterftü^ung beS m. florpS au finben, „bie ©emüt^er
fortttJäl^renb gleich einem fijcn ©ebanfen bel^errfd^te" (®ami^ 132). 3n
©neifenauS SBeifung mar auSbrüdElid^ auf ben ©eineübergang ber ganjen
9lrmee l^ingetoief en, unb SJlajor b. Sranbcnftein l^tte angegeben, ba§ mäl^renb
ber 9lad&t baS ganae HI. florpS nad& ©t. ©ermain gelommen wÄre.
©oj^r lieft beSl^alb beffen fjfül^rer bitten, SJerfaitteS a^ befe^cn unb bie
9lciterfd^ar im Sftüdten au bedEen. ,&iermit red^nete er, unb guten SeilS
mol^l beStoegen blieb er ettoaS länger in 35erfaitteS, um ber preu^ifd^en
Infanterie S^xt au gemäl^ren, l^eranautommen. UnfereS drac^tenS toirb
©ol&r burdö feinen Serid&t böttig ober bod& fel^r ftarf entlaftet. 6r l^atte
Unglüd, unb ber ®eutfd&e neigt baau, UnglüdC nid^i au erHdren, fonbem
au tabeln. 2)ie ganae ©ac^lage dl^nelte berjenigen S^anbammeS bei Jtulm.
254 kleine aWittctlungcn. [254
@eftü|t auf audgiebigeg ftana5ftfc^eg Material fd^ilbert ^ouffa^e
in feinem neueftcn Säanbe tjon 1815 (III, 264 ff.) fel^r anfd^aulii^ bie
Steijniffe. S)ataug ergibt ftd^, ba| bie <)rei89C8ebcnen Sfteiter bor ber
feinblid^en übermad^t an Äabattcrie, 3nfanterie, ^Rotionalgarben unb
OttdeintDol^nern Don bornl^erein berloren toaren. @S berul^te auf böQtger
SSerlennung ber ©ad^loflc, toenn SBIüd^er ben Unterganj bcr ©einigen
für unglaublid^ l^ielt, unb er ben Überbringer ber Xrauerlunbe sornig
anful^r. S)ie S)arflettung uon Soft in 9flat)oteon8 Untergang ©. 106 ff.
ift anfd^aulicl^, entl^dlt aber nid^t tiiel 9leueg imb lourbe augenfd^einlid^
ol^ne itenntnid ber ^nptqueUe, ol^ne @o^rg 3eri($t, Derfaft.
übrigens ift benterfenStoert , ba§ ©neifenau feinen eigenen Sefel^I
unb ben 93erid^t ©ol^rd an fid^ genommen l^at. 6d lä|t ftd^ bal^in
beuten, ba^ tl^m bie Sad^e red^t unangenel^m mar unb er bie Heeres-
leitung nid^t für gan^ unfd^ulbig l^ielt.
S3erid&t b. ©ol^rS^).
,,®en 30. u. 901. erl^ielt id^ beiliegenben bom ©eneraltieutenant
öon Gneisenau unter^eid^neten Criginalbefel^I, nad& toeld^em id^ mit ben
beiben 4>w|öten Otegimentem beftimmt mar, f eibigen SageS be^ St.
Oermain bie Seine ^u paffiren unb mid^ foigenben SageS alS ben
1 ten 3ul5, auf ber ©tra^e uon Paris nad^ Orleans gu fe^en, um biefe
Sommunication ^u unterbred^en, unb nad^ aUen ätid^tungen 9lEarm unb
©d^redten ju berbreiten.
2lte id& be^ St. Germain eintraf, fanb id) bafetbft bog Detachement
beS 5)taior uon Colomb, baS fld& S^ageS auüor bereits ber SrüdEe be«
mäc^tigt l^atte. ^d^ ging burc^ bie ©tabt unb begog einen läiüouaq
be^ bcm S)orfe Marly. S5on l^ier auS fd^idCte id^ Dfpaier Patrouillen
gegen Poissy unb Versailles meldte bepbe Orte noc^ üom geinbe befe^t
maren, beffen ©tätfe aber nid&t auSaumitteln mar, ba bie Patrouillen
burd& feinblid^eS fjeuer emt^fangen unb abgemiefen würben, ©o bebenllid^
nun ber bem SSefel^I gemä^ ain foigenben iage fortaufe^enbe Slarfd^
gegen Versailles mürbe, fo marb id^ bennoc^ burd& folgenbe @rünbe
bap bemogen: meil lAiä) im entgegengefe^ten gatt, ber gan^e S^eä
meiner äuSfenbung berfel^tt morben märe, unb td^ 2tenS meines giüd=
äugS megen um fo meniger beforgt ju fe^n glauben burfte, ba beS
3IlorgenS am foigenben Sage, ben Iten 3ul^, fur^ üor meinem 5lb»
marf^ bon Marly, ber 5Jlaior von Brandenstein tjom ©eneralftaabe
beS 3 ten Corps, mit ber 9lad^ric^t au mir lam, ba§ mäl^renb ber 9lad^t
baS gan^e 3te Corps nad^ St. Germain gelommen mdre.
S)em 5Jlaior bon Colomb, ben td§ ebenfalls in Marly nod& bor
meinem äbmarfd^ fptad^, gab id§ mieberl^olentlid^ ben mttnblid^en 9luf«
trag, ben ©enerallieutenant bon Sl^ielemann gu bitten, Versailles be»
fe^en unb mir baburc^ einen SftüdCaug fid^ern au laffen. hierauf marfd^irte
id^ gegen Versailles ab, unb traf bafelbft, nad^bem eS bom geinbe foeben
betlaffen morben, gegen 10 Ul^r ein. 3d§ tie^ bafelbfl ^alt mad^en.
1) ©neifenoufc^eS f$amtlienatc|it) ^u @ommetfd^en5urg: ,r@tgenl^änbtge
edjriftcn unb Sluffäic beS gelb-aÄarfdJaag ©neifenau. 1813—15.* «. 5, 97.
255] Stltim aWittcilungcn. 255
um bie öu^etft ermübeten unb auggel^ungerten Srupt^en butd^ Requisitionen
an SeBcnSmittctn su jlätfen, tnäl^renb iäj 5Ut)or ebenfattS Patrouillen
auf bcn SBcjcn gegen Rambouillet in ber Std^tunj bon Bourg la Reine,
C[h]atillon etc. öorjetd^idCt l^atte. Cbflleid^ biefe Patrouillen auf ben
3feinb fliegen, glaubte id^ meinen 5Jlatfd5 auf bet ©irafee Don Versailles
gegen Longnmeaux fottfe^en 5u muffen, umfo me^r, ba t($ au^et obigen
angefül^tten ®rünben, biefe ^ttafee oI8 bie mir borgefd^tiebene , ol^ne
atten Steifet nur tjon unbebeutenben feinbUd^en ^erumftreifern befe^t
5U finben glauben mu^te. ©tatt beffen aber [tiefe id§ ungefdl^r 2 ©tunben
jenfeitS Versailles auf 2 feinbUd^e Saüatterie Slegimenter, gegen meldte
iäj fogteid^ eine 9lttaque mad^te unb fie aurüdtroarf, be^m Verfolgen
aber nod& auf 5toe^ anbre gaüatterie Slegimenter traf, bie je^t bie
CffenflDe ergriffen unb mid^ aum ätüd^ug nötl^igten. S)re^mal mad^te
id^, fouiel eS bie fd^male Chaussee erlaubte, gronte, unb marf ben geinb
eine ©tredte prüdE, aber jebeSmal mußten bie Slegimenter ber überlegenen
3a]^l weilten.
O^nerad^tet bad unabldffige i^eftige Ginbringen eined tneit über-
legenen geinbeS in bem ungünftigen Jerrain üor Versailles, gleid^ttjol^l
fefr benad^tl^eitigenb werben mufetc, um fo mel^r, ba id^ burdjauS lein
Soutien an Snfanterie in Versailles üorfanb, fo ttjöre eS mir bennod^
gelungen, mit einigem 35erluft St. Germain ^u eneid^en, menn nid^t,
nad^bem toir Versailles toieber Jjaffirt l^atten, ber Sfeinb bon Rambouillet
au8, ftd^ mit bebeutenben Waffen üon Infanterie unb Sauatterie auf
biefe ©trafee getoorfen, unb un8 abgefd^nitten ptte.
9lod& berfud^te iä) e8, mit einem Xl^eil auf einer lleinen fcitmärtä
fül^renben ©trafee gegen St. Cloud mid^ burd&au^auen, gerietl^ aber l^ier
in einen engen bon jtoe^ l^o^en ^Hauern gcfd^loffenen Defilöy in toeld^em
iebe Rettung unb @egentt)el^r unmöglid^ mürbe, ba be^be Sluggänge
befe^t toaren. Siejenigen, bie auf anbem SBegen fld^ burd^jul^auen
uerfud^ten, l^atten baSfelbe ©c^idCIal, unb nad& unferer ®efangenne]^mung
ertoieS e8 fid& bürd^ bie münblic^e 35erfid^erung beS franaöjifdöen ©eneralS
Excelmanns fogleid^, bafe eine ganje feinblid^e Division unter feiner
5lnfü]^rung üon bem 9lnmarfd^ ber be^ben fd^toad^en SauaQerie Sftegimenter
borl^er untemd&tet, benfelben auf atten SBegen einen §inter]&alt gelegt,
unb atteS (äntfommen unmöglid^ gemad^t l&atte. ©elbft ber SBeg uon
Versailles nad^ Bievres, berfclbe, ber na^ Longumeaux fül^rt, mar tjon
feinblid^r Snfanterie befe^t.
Den Offizieren be^ber Slegimenter fann id^ baS S^wgniS geben, bafe
felbige (ein jeber in feinem gSBirfungöfreife) mit Unerfd^rodEenl^eit unb
Sftul^e il^re ^Pftid&t erfüttt , unb bie Crbnung ju erl^alten gcfud^t l^aben.
S)a bie iibermiegenbe Wel^r^al^l beS geinbeö unb bie benad^tl^eiligenben
Umftänbe, felbft in bem feinblid^en 9lrmeebertd^t ertoiefen finb, fo bebarf
eS, nad^ meiner Ueber^eugung leiner entfd^ulbigenben grlöuterungen, in«
bem bag ben be^ben meiner ^ü^rung anbertrauten ,&ufaren Stegimentern
betroffene Unglütf, bon ber öer<)flid^teten (ärfüttung beS mir getoorbenen
SluftragS unaertrennlid^ mar.
Paris, ben 5ten aful^ 1815. Sohr."
Ittriitite ttbtr bie tt)i|]renf4iaftliitien Kttttrneliittttttgen
btr Igt Mahtmit b. ID. ^u Berlin«
^udgegeben am 30. Januar 1908.
^erid^t bet $$. @c§moC(et unb ^ofer.
S)ie S)tud((epng beiS 32. i3anbeg l^at $r. Dr. $o(a fo rotit geförbert, bag
beffen Siu^ahe unmittelbar beoorftel^t. Xie 760 l^ier vereinigten 3lummttn er«
ftredcn fid^ auf bic Qeit »on Slnfang SWärj bi§ @nbe Dftober 1772 unb betreffen
in il^rer übern)iegenben ÜRel^r^al^l bie Serl^anblungen, bie nac§ Untergeid^nung
beg preuBifd^^ruffifd^en Vertrages oom f^ebruar 1772 $n)ifd^en ben beiben @ig«
natarmäc^ten unb bem äBiener $ofe gefül^rt würben unb in ben ^ertrögen vom
5. Slugufi $um ^bfd^Cug famen. 3tehm ber bamit beigelegten Srage ber poU
nifdjen SCeilung galt bic Slufmerffamfeit ber preuftifd^en ^oliti! infonber^eit ben
ruffifd^-türüfc^en f^riebeniSoerl^anbrungen , bie burc§ bie Slufli^fung beiS 5ton«
greffed oon f^offc^ani unterbrochen würben ; unb, feit bem @taat§ftreid^ itönig
©ufiaDö in. Don Sc^roeben im Sluguft 1772, bem baburc^ »erurfadjten 3»«^
jroifd^en ben $öfen oon @tod(l^oIm unb @t. ^eteriSburg, burc§ ben ber ^bnig
t)on $reu|en aB ^unbeiSgenoffe 9iu(Canbd in einen ^rieg mit Schweben
hineingezogen su werben beforgte.
Acta Borussica.
IBerid^t ber $$. ©c^moUer unb ^ofer.
2)ie 3:ättg!eit unferer fämtUd^en SÄitarbeiter, ber Ferren $rof. Dr. §in^c,
Dr. fjrei^err »on ©c^rötter, Dr. Stolpe, Dr. ^ac^el, Dr. §a6 unb
Dr. ©falrocit ging in' gerool^nter SBeife rüflig ooran. 2Bir finb in ber Soge,
Slnfang 1908 brei fertige SBänbe auszugeben: 1. »on Dr. §in^e öanb IX
ber ^eprbenorganifation, ber oom Sluguft 1750 big ®nbe 1753 reid^t, unb
enblid^ ber roiffenfd^aftlid^en äßelt ben auf bie innem Ser^öltniffe bezüglichen
^eil beS poUtifdJen 2;eflamcntS oon griebrid^ b. ®r., nac^ bem Original ge*
brucft, »orlegt; 2. »on Dr. ©tolje bie zwei öänbe IV, crfte unb zweite ©älfte
ber ^el^örbenorganif ation , weld^e bie Elften oon 1723 hi^ 1729, bie ^tit ber
f^orfd^ungen a. (ranb. u. preuf. (Bef(^. XXI. i. 17
258 Serid^te üb. bie tDiffenfd^. Untmte^m. b. ^qI Sl!ab. b. Sß. su i3et(in. [258
befinitioen S^urd^fül^rung ber großen Sieformen oon 1718 6id 1722 entl^aCten.
3)ic gortfetjung »on Dr. @ toi je, öc^örbenorganifation, öanb V, 1730, ift
bid )um 14. IBogen oorangefd^titten. S)er an>eite IBanb bet SRünsgefd^id^te oon
Dr. von Sd^vötter, toeld^er bie wichtige 3^^^ bet ®infü§rung bed ®tau«
mannf^en äRünsfu^ed enthält (1740 bid 1756), ift in feinem etften Seile, ber
2)ar{ieaung, bereitiS gebrucft; ber jroeite Xtil, bie Sllten, ftnb fd^on hi^ Slpril
1753 gelangt. S)ie brei anberen ^itathtxtet finb in 9Rateria(fammlung unb
Vorarbeiten emfig oorangefd^ritten: Dr. 9{ad^el in ber Bearbeitung ber SoU»
Slfsife; unb $anbeldpolitif oor unb nad^ 1713, Dr. @!aln)eit in ber %uS<
arbeitung ber betreibe» unb äRagasinoenoaltung t)on 1740 bid 1756, Dr. $a(
in ber IBel^örbenorganifation oom ^ebeniä§rigen Jtriege an.
Heue ^rfd^einungen«
I. 3ettf(ä§rtftcttf(ä§au.
1. Dfiohtx 1907 5i8 31. 2Wär§ 1008.
SRitteUttttgeit be8 »mini für bie eefdjidjte »erlinS. Berlin 1907.
©. 156—157: 2)ie (Stratcnbelcudjtung in öctlin oor 100 Saljren.
©. 166—169 : @tnc glugfdjdft über bic Äatte-^ragöbic. [«bbrud bcrfeiaen.]
@. 169—170, 181—188: SB. öonncrr, SBic bic etobt öerlin iu i^ren
eigenen ®a3anfta(ten !am. 1847.
@. 171—172: ®in branbenburgifd^er ©cfunbl^citSpa^ auS bem Raffte 1710.
[Jleprobuftion bcSfcIben.]
e. 188—186: 5r. öertram, SricbridJS H. «ufentl^alt in öcrlin im
3a§rc 1785. [©ine Sdjilberung ber SrüKal^rSmnfterung »om 7. unb
8. aWai.]
e. 187—188: S. 9Reter, liBerliner ©aftpfe gegen baS ®nbe bed 18. Sal^r«
l^unbettS.
€. 206—208: ©erm. ©ilo», ^oetif*e 3eitftimmcn in ber »ofpfdjen
3eitung au« ben Salären 1807—1810.
€J. 208—212: ®rnft grcngborff, a)er berliner Sdjneiberaufru^r im
3a§re 1830. Ungebrudte ^^agebud^aufjeid^nungen eined preugifd^en
@arbeoffi)ierd. [S)ed Seutnantö im 2. ©arberegiment Otto o. ^ülom.]
e. 213—216: Souig 9lo6(, S)ag ^otisei^Sleglement, 9ieoibierteiS f^euer»
9{egtement unb 9ieoibierteiS )6rau'9legCement für bie @tabt itüftrin
vom 10. 3anuar 1740. [^efpred^ung berfelben.]
e. 226-229: $erm. ©ilom, 92o4 einige 3eitftimmen aud ben iBerliner
Leitungen oor unb ncu^ 3ena.
@. 229—234: Otto Sfd&ir«, gürfl «nton ^einridj »on »labjiwia unb
feine gouftmuftf.
@. 234—241: S. iRoel, S)ie portale im @4(o§^of unb baS geug^aud*
portal au itüftrin. [2)ie ^errafotten an benfelben flammen n)ol^I oon
etatiug oon 2)üren auS Sübetf-J
Sr^to ber ,,9tanbetiitttgta'^ ©efeUfc^aft fllt «^eimathinbe ufto.
XII. Sanb. Setiin 1907.
I. 2eir, @. 1—93: Ouftao atlbrec^t, @rnft griebel. fSur geier »on
beffen 70. ©eburtdtag biefer i3anb aU f^efifd^ift erfd^ien.]
n. 2:eil, @. 1—5: @mil öaftrfelbt, $at in Qüterbog früljet eine SRüna-
17*
260 ^^^ @rf4einungen. [260
fiötte befianben? [iCuS 3üter6oger ^td^balien bortfelbfl fotoie in
^redbeiir ^Berlin unb 9Ragbeburg ifl bie S^age au bejahen.]
@. 6 — 25: Otto $nion)er, @. £. %. ^offmannd Setlinifd^e ©rjä^lungem
[a)a8u Sfladjtrag 6. 242—244.]
e. 124—152: Siobert äl^ietfe, äRü^Ienfagen in bev ^rooin) IBranben'
bürg. [9)>{üller $umpfu(, $ump(ut ufto.]
Wt^tenltf^e SRaitattf^rift. 91. g. 93anb 44. (S)er ^roüinaialblätter
110. S3anb). Äönigdbetg in 5ßr. 1907.
@. 487—588: $auI(S89gan, 3ur ©efd^ic^te bet gerftörung ber ^oKän«
bifd^en 9Rü^(en oor bem f^rieblänber 3;ot in Königsberg oor 100
Sauren (%!ten bed ®el^. ©taatiSard^iod ju Berlin unb itönigdberg).
[^ie S^^i^u^d ^^^ ^u^4 ^^ ©eneralgouoemeur ^reu^end^ 9{üd^et,
beim $eranrüd(en ber t^anjofen am 14. 3uni 1807 angeorbnet morben^
fe^r toiber ben 9Bunf4 ber itönigiSberger. ^ie ^Htn barüber werben
mitgeteilt.]
@. 542—550: 3o^. eembri^ü, S)ie Sugenbliebe \>t» ^^ilofop^en Kraud.
@. 551—594: 9R. ^ruI^niS, itönigSberger geuenoel^r. m. 9(bf4nitt
(1600—1700). [9Rit atoei urlunblid^en Einlagen.]
@. 595 — 596: @. Q^ nippet, 3ur Erinnerung an bie itapituCation oon
Königsberg 15./16. 3uni 1805. [l^efpred^ung ber ©ebenfmünje, bie
3tapoieon auf bad ®reignid prägen Ue(.]
6. 599—605: $aniSt)ona)^äner, ^ie Itönigdberger Suigfd^ule unb i^r
9{e!tor äßannomgü. iCuS ben äRaterialien ju einer ^iograp^ie @. %.
2;. ^offmannS. [U. a. ein Schreiben ^l^eobor ©ottUeb oon ^ippeCd
über Sßannowdü mitgeteilt, ber oon äOil^elm (Sric^ton an bie ^urg*
fd^ule gebracht toorben toar.]
— «• gf. Sanb 45. (S)et ^oüinsiaftldttet 111. Sonb.) ftönigS-
berg in ^x. 1908.
B. 88—57: 2. 5tolan!on)d!i, ^ie Bewerbung bed 2Jlar!grafen Soi^ann
SClbre^t um ben i3if4ofdfi^ oon $(ocI. [tiefer i3ruber beiS C^ten
$o4meifter3 erhielt oon Slbrian VI. 1522 bie i3eftötigung a(iS i3ifc|of
oon ^lod, inbem ber $apft oon feinem Dberl^obeitSred^t gegenüber
$o(en ©ebraud^ mad^te, »bamit er ber IBegrünber bed eioigen f^riebeniS
(sdi. jioifd^en $oCen unb $reu|en), ber Vorbote ber @intrad^t unb
ber Einigung Eurer $eraen unb itrftfte fei". 3n $oIen fanb biefe
Ernennung lebbafteften äBiberfprud^. S)er itönig fteUte aud perfönUd^en
unb fad^lid^en ©rünben bag Serlangen an ben $apfi, fte rüdCgftngig
iu mad^en. Sd^lieglid^ fanb fid^ Slbrian 1528 ba)u bereit. Xa^
BRotio baju mar oor allem bie 2^ürfengefabr (Eroberung oon 9>l^obog),
ber gegenüber ftd^ ein $apft nid^t ben polnifd^en ilönig aum f^einbe
mad^en fonnte. @tatt bed 9Rar!grafen ernannte ber $apft barauf
jjebod^ nid^t ben Jtanbibaten bed JtönigS, fonbem einen anbem, ber
enblid^ an bed ^Mq» 9^ominaten bad Si^tum abtrat.]
@. 67—185: itarl ^o^fen, IBeiträge gur Sebendgefc^id^te bed preugifd^en
itartograpl^en unb ^iftorifer« Eafpar ©ennenbcrger (1529—1600). [§.,
ein ^anU, tarn 1550 nad^ ^reugen ald @tubent unb oerblieb ^ier
als ^rebiger bis ju feinem Xobe. Seine SebenSgefd^id^te, für bie
261] ^^ue (Srfd^einungen. 261
R3o9fen oiele mextooUt 9(!ten mitteilt, ift ein toic^tiger Beitrag aur
®ef($id^te beS Dftanbridmud.]
e. 136—148: Otto itüfel, 9lubo(f von Sranbt, Sanbed|au|)tmann ber
^tooins Dftpreufien. ®in SebenSbilb, aud ^nlafi feiner 50ift^rigen
2)ienftjiube(feier am 10. ^looember 1907.
@. 149: ^xatii fHü^l, @in @onett von @tägemann auf iBei^meS %o\> {im
2)egcm5er 1833).
SRitteUitttgctt itt Siterarif^ett Sefelf^aft SRaf^nia. 12. ^eft (12. äal^r«
gang). Sö^en 1907.
@. 11—38: 0. anüloerftebt, 2)ie Safaaen«2:a5eaen unb «9legi1ter ber
Hauptämter in SWafuren. — Qnx Oefcjidjte mafurifdjer Drtfcjaften.
@. 39—48: ^erfelbe, 3^^ ^noaltungdgefd^ic^te unb aur Drtdiunbe
SnafureniS su Slnfang bed 16. Sa^r^unbertiS.]
6. 49—65: ^o^. ©embriftü, 8lu8 ber »uffenaeit. [1758—1761. SKit-
teilungen einiger 3l!ten aud einer 5^ir4enregiftratur.]
e. 66—94: (Bvnfi^a^^oli, 9leformierte in SRafuren. @in R3eitrag aur
©efc^id^te ber 9ieformierten in Dfipreufien.
e. 95—113: aJ2asiminan@4urae, Xa^ ©ifeme itreua im Dftpreufiifc^en
^^ational'J^aoaaerieregiment 1813/14. [9{a4 9(!ten bed itriegdarc^iod
bed @ro(en ®enera(fta5d.]
B. 119—153: ©ufia» ©ommerfelbt, Sc^nborffiana be« 17. Saijr*
IJunbert«. II. 2:eir.
@. 154—168: 2)erfcn)e, 2Cu« bem ©üterleben be« 16. unb 17. 3a^r*
^unbertS.
©. 193—198: 3o5. ©embriftfi, «egifter au 3- R. ©olbbed« .Siterarift^en
!Ra4nc^ten von ^reu^en".
Seitf^rift ffir bie »ef^i^te ttttb «ItertttmStnttbe dnitlattM. XYI. 99b.
S)et ganjcn gfolfle ^eft 47. SraunSBcrg 1907.
e. 667—670: SK atcrn, 3etufalem unb Sabprint^e in ^reufien. [©olt^c
9{a(^M(bungen ber l^eil. Orte von 3erufa(em, bie fx^ an aai^Iteic^en
©teilen in ^eutfd^lanb finben, gab ed au4 in ber ^^t ber S)eutf($«
orbenSburgen: 3^ntfa(em81apellen unb 3^rufa(emdn)ege. $on ben
erften [mh ^xoei, bei SKlenfiein unb bei äßormbitt, no4 erl^alten.]
WitteUiittgctt beS «k^xtuW^tn ütW^iiMtini. ^al^rgang vn.
S)anaifl 1908.
@. 8—11: 91. ©toewer, aWitteilungen über baö Seben unb bie^ledjte ber
mcftpreufiifcjen 3wi>ctt in ben ^af^xm 1772—1812.
©. 11—13: ©tep^an, Slud einer S^arafteriftif ber ^anatger Seoölferung
vor 100 3<t^ten.
©. 31: $. R3aiUeu, 93ie !am bad preu^ifc^e itönigdpaor nac^ ^eutf4«
itrone? [1806. Um bem (dürften ^o^enlol^e ftd^ au nähern, ber mit
ben Strammem feiner SCrmee falfc^en ^Reibungen aufolge ftc^ an bie
untere Ober gerettet l^aben foSte.]
262 ^«wc Srfc^cinunöcn. [26^
3ettfi|Yift ber ^iftorifilett »efelfilaft ffir bie ^«niiii ipMett. XXIL
Saltflang. $ofcn 1907.
6. 145 — 161: SRanfrcb Saubert, 2)ie ©rridjtung bcr crften ftaatlicjctt
öonfinftitutc in bcr ^rooins ^ofcn. [^a^ längerem ©(^riftwec^fel
gelang ed ^lottraeE 1889 baiS fBiberftreben Sflotl^erd ^u brechen unb^
bie ©rünbung einer Sombarbagentur ber $reuBtfc^en ^auptbanl burc^«
3ufe|en , * ber bann 1841 ein Sombarb au4 in R3romberg folgte.
1845 trat an @teEe berfelben in ber ^auptftabt ber $roDin3 eine
Sanifommanbite unb 1852 ein 8anffomptoir, fobag feit biefem Sai^r
bie $rooin§ ben übrigen Sanbe^teilen gleic^gefteSt toav,]
@, 163—236: Silobgero ^rümerS, 2)ie ©tabt ¥ofen in füb«^
preufeifc^er Stit.
^iftorifile ^omtmitttt für bie ^onins 9«fen. VIII. ^al^tgang.
$ofen 1907.
©. 65—72: 21. @f rabn9 , 3)er 3ug 3)§bron)«li« in bie ^rooinj ^ofen 1794.
©. 72—75: Tl. Saubert, ®ine ^eitere ®pifobe auS bem beutfc^^polnifcjen
^lationalitätenftreit. [SSon 1817—1833 bebienten ftc^ bie preuBifdjen
öe^örben in ^ofen eineö ©iegelS, beffen %otm, in bcn ?olen
fcbmeic^elnber äBeife, oon ber fonft üblichen ahroxd). @ine anonyme
polnifc^e Denunziation becfte bad unoerfel^end auf. Die ben SBünfc^en
berfelben fe^r n)enig entfpred^enbe (Srfe^ung beS ©iegelS burc^ ein bea
in ben anbern ^rooinjen gebräud^lic^en fonformed roar bie f^olge.]
©. 97—100: 3. SanbSberger, ^ro§e6 ber jübifd^en ©emeinbe au ?ofen
mit bem preu^ifc^en giSfu« al« Vertreter beS ©c^ulfonbö 1799—1802.
©. 100—105: Tl. Saubert, Die oerfucjte ©rneuerung beö ©cbroanen*
orbenS in ber ^rooins ?ofen 1843—1844. [©eiteng griebridj SBiU
^elmS rv., bie jeboc^ hei bem fd^arfen SQBiDerfprudJ , ber ficj überall
äußerte unb regte, nid^t über baS Slnfangdftabium l^eraud!am. S. teilt
bie Sifte ber oom Dberpröfibenten oon 8eurmann eingereichten $or^
fc^löge ^inftd^tlicb bed OrbenSrateS mit.]
deitfilrift M SereinS ffir ®efi|ii|te SdglefienS. 41. f8an\>. Ste^Iau
1907.
©. 353—368: §erm. Oranier, ^od^ einmal ber Sre^lauer ©ornbrec^Sler
Sol^ann 5^onrab ©eeling. 9lu4 etmad oon ber Belagerung SreSlauil
im Sa^re 1806 unb oon ber ©ö^rung in ©c^leften nac^ bem ^ilfiter
trieben.
©. 369—374: granj SBiebemann, ®in ^lagebudj über bie S3elagerun^
oon Slciffc im Saläre 1807.
Sdgriftett M »ercinS ffir ®efi|idgte ber »euntarl. ^t\t XX. SanbS:^
bcTö a. SB. 1907.
©. 1—35: Slrtl^ur Sladwi^, Die Äird^enbaupflic^t ber 8ranbenburger
jlonfiftorialorbnung oon 1573.
©. 37—101: ¥aul©c^n)art, «renlen^off« öeric^te über feine Säti g!eit
in ber 9leumar!. [SRitteilung ber jmei ausführlichen Sendete aud bem
263] 92eue ^fc^einttngen. 263
Solare 1776, bie (eteitö t)on VI. (Tltiinex) in beffen Sebendbefd^reibung
IBrenfen^op, aber n)ia!üt(t4 unb jtnnu)ibng, 1782 abgebniift toaren.]
e. 103—842: it. ^etq, SCrndtoalbe @tabt unb ilreid im SOjäl^ngen
Kriege. [SRit 2 Stattm.]
»altifdge etnbiett. 91. gf. 99anb X. Stettin 1906.
©. 67—117: Otto ^cinemann, ©tubentift^e aSetbinbtingen in ©reif«*
matt m 9ur SRitte bed 19. Sol^r^unbertd.
@. 119—138: (Sbmunb Sänge, S)er ^onflift ber „Siagemein^eit" unb
ber £anbdmannf4aft $omerania in ®reifdn)a(b im ©ommer^albia^r
1821. [9(uf ®runb oornel^mli(6 ber Sluf^eic^nungen beiS bomaligen
Sieftord im S^atrifelbu^ ber Univerrttöt.]
@. 185—187: $. ^ein^olb, itriegdtagebud^ bed Seutnantd Subnig
@(^u(9 aud ben Sauren 1818, 1814 unb 1815. [»eim itolbergfc^en
aflegiment.]
— 91. g. aSanb XI. Stettin 1907.
@. 107—194: $au( äReinl^oCb, 3eitbilber au^ ben Sauren 1806 unb
1818—1815 na4 gleicJaeitigen Ärieg^togebüd^em.
aR^ttatSUSttev. ^eraudgeg. t)on ber ©efeUfd^aft für ^ommerfd^e ®e«
fd&id^te unb «ttcrtumöfunbe. 1907.
©. 102—106: ©targarb im Sa^rc 1798. [3Ha(5 einem »riefe in g. »am-
boc^d So^rbüc^ern ber $reuBif4en SRonarc^te unter ber 9legierung
griebricj 3Bil§elmS III. I (1798).]
$iratmerfi|e 3a|r(udgct. |)tdg6. t)om 9lügifd^*$ommerfd^en ©efd^td^tg*
öetetn ju ©tcifgtDalb unb ©ttalfunb. SSanb VIII. ©retfgtoalb 1907.
©. 1—64: 3ol^. »affow, @. 2». «mbt unb ber preugifd^e ©taat [öe-
fprec^ung ber iBeMel^ungen, Hoffnungen unb äßünfd^e SCrnbtd l^in*
fic^tlid^ bed preu^ifc^en ©taatd, mie fte ftc^ aud feinen ©Triften
ergeben, ^ie felteneren merben audfül^rlid^ bem Sn^alte na4 an«
geführt. 3n einem Unl^ang roirb ein Aufruf oeröff entließt, ber in
Äönigöbcrg 1813 unter ber Überfc^rift .«n bie ^reu^en* erfdjien,
unb beffen SSerfaffer nacj eigenen Slngabcn Slrnbt i%]
»tW^iiUiiin fftr StaU unb 2ani aRagbeturg« 42. ^al^tfl. 1907.
ajlagbeburg 1907.
©. 27-46: S^riebrid^ 9Biene(!e, Xit äRagbeburgifc^en ®arnifonfd^u(«
anftaCten. [I. 2)te ©arnifonfc^ule (bie balb nac^ ber Belegung
äßagbeburgS mit einer ©arnifon entftanb). II. ^ie 9iegimentdfd^ulen
(1720 gegrünbet). IIJ. 2)ie 3Ragbeburgif(^en Sunferfdjulen (gegrünbet
im t)orIe|ten ^a^rje^nt beS 18. Sa^rl^unbert^ sur fertigen Sludbitbung
ber 3unfer). IV. 3)ie ©djreibfcjule beö Regiment« 9lr. 20 (gegrünbet
1792). aRit 3Biebergabe oerfc^iebener ^tienftüäe.]
e. 86—109: (^. 2ithe, R3eiträge aur (Sefc^ic^te ber 9Bunbar)neiIunbe im
Herzogtum SRagbeburg bid aur SRebiainalorbnung t)on 1725.
264 ^^u^ @rfc^einungen. [264
@. 230—289: ®. £ie5e, @in !urf&4ftf4er R3eri4t über bie aRadbeburger
§errenmeffc 1687.
Qattftfile SefdgidgtöUStter« aal^tgang 1907. Sanb xm. 2t\pm
1907.
©. 291—318: ©l^riftian »cuter, 2)ie 2lS!anier unb bie Dftfce. [3n
bent 3^traum oon 1230—1320. ä^ortrag über bie oerfd^iebenen poli*
tifc^en Sefirebungen ber Sldlanier, ben Bedang ^ur @ee }u getoinnen.
@g toar eine $oUtiI, bie ni^t etioa planlofer f^e^beluft entftammte,
beren 3^^^ oielmel^r fc^on frü^ feftftanb, unb an ber au4 in fd^raierigen
Seiten jä^ fefige^alten n)urbe. XU RSesie^ungen ju $ommem, ober
au4 SU Sübecf unb 2)an3ig, roerben verfolgt, bie bebeutenbe SteQung,
bie bie ^d!anier um 1280 innel^atten, fon)ie i^r (Singreifen gegen
^änemor! n)erben l^erDorge^oben, a(d biefe 3Ra4t unter ®ri4 SO^enveb
eine ©efa^r roarb. »2)ie Sage Sranbenburgö 1315 — 1316 f orber t
unn)iQ!ürli4 3um Sergleid^ mit ^reuBenS Sage im fiebenjäl^rigen
Äriege ^erauS/J
@. 319—341: 9iid^arb jlrauel, S)ie Slbföfung bed ©unb^oKed unb bie
preu^ifd^e $o(iti!. [@d^on 1838 l^atte ^reuBen, bei ^erl^anblungen
über bie Erneuerung beS ^anbeliSoertrageS mit ^önemar!, beffen Stecht
aur Erhebung bed SunbaoEed beftritten, aber bei ber biplomatifc^en
@tör!e ^änemarld tro| jahrelanger Semü^ungen nid^td erreichen
lönnen. ®rft ald Slmerüa, nic^t o^ne Slnregung $reu{;end, ftc^
«weigerte, ferner ben SunbaoU ju entrid^ten, ,,eine bem ^latuv^ unb
S5öl!errec§te roiberfpredjenbe Abgabe", fonnten, §ur Qeit beö Ärim*
friegeS, neue ^ittd oerfud^t n)erben aum 3^^^^ 3» gelangen, SRittel,
bie Hrauel einge^enb barfteUt Sei ber biplomatifc^en ^ftion maxm
auger ^merüa aUe am baltifd^en ^anbel intereffterten SRäc^te be«
teiligt. ^rauel weift nad^, mxe groB unb mit bebeutfam ^reu^enS
Slnteil l^ierbei roar. 9lm 14. a^ära 1857 fonnte ber preugifc^e S3er«
treter mit ben anbem ben ©eneraloertrag über bie Slblöfung bed
©unbaoUS unteraeic^nen ; am 1. Slpril 1878 maxh bie le^te State
geao^li]
Settfdgtift M Qiftortfdgeu »ereittS ffit »ieberfadgfen. Sal^rgang 1907
^annoöer 1907.
e. 99—116: 91. Slidjter, Über bie franaöftfdjen Äanalprojefte für 9lorb«
n)eftbeutf d^lanb. [S^amentlid^ über 9lapoleond perfönlid^e Stellung baau.]
3eitfdgtift beS ^ar}t)ereinS ftit ®efdgidgte nni «ItciliimSIiittbe.
40. Sal^tflanö 1907. aBemiaetobc 1907.
@. 393—467: ©. (gderlin, 2)ie ©alberftabtcr Älöfter unter branben-
burgifc^er $errfc^aft. [3Rii RSenu^ung oon Slrd^ioalien aud bem
Slrc^io beg ^lofterguted ^abmerdleben. Unter bem ®ro6en ^urfürften
n)urben bie $alberftöbter ^löfter auäfd^lie^lid^ nad^ politifc^en Siegeln
bel^anbelt. ^aSfelbe mar hei feinen 9lad^folgern ber ^aU, nur baf;, ba
„bad proteftantifc^e Sntereffe bei i^nen faft noc^ energifc^er in ben
265] ^^ue ^f (Meinungen. 265
SBorbetgninb ttitt ofö bei Jenem, ber bic rcligiöfen Sntereffen ben
politifc^en untergcorbnet f^atW, bie Älöfter hei ber SBafttung be« ge-
fomtproteftantifcjcn Snteteffcö im 9*ci* feiten« ber beiben Äönigc
unter ben 9lepreffli)ma|rege(n )u (eiben Ratten.]
9Uttc aRitteilttttgett ani Um üttiti |iftorifdg*atttii|ttarifi|er Sf^rfilttttgett.
Sanb Xni. ^atte a. ©. 1908.
@. 121—188: S)ie Stabt 9{aumburg a. @aale im Tjä^rigen ilriege. 9(uf«
aeid^nungen bed bamaligen Dberfämmererd äßeinid^, aud bem ftöbtifc^en
Slrc^ioe veröffentlicht burc^ Jlöfter. [@4lu| folgt.]
9lette8 «rdgto ffir 6Sdgftfi|e ®efi|idgte unb «IteilttmStitttbe. )8anb
XXVllI. S)te8ben 1907.
@. 200—252: $ong öcfdjorner, 2)a« 3eit§ainer Sager oon 1730.
(6*lu6.) [6. 2)er 2:afelIu£Ug. 7. 2)ie Suftbar feiten. 8. 2)ie Äoften.
9. ®eban!en ^uguftd bed Starfen übet bie 9{otn)enbig!eit von Tla*
nöoern unb i^re ^urc^fü^rbarfeit. 10. ^ie @£eraitien ufn). 12. R3rief«
toec^fel amifc^en Sluguft bem @tar!en unb fj^riebrid^ SBil^elm I. oon
$reufien megen bed B^it^^^i^^^ SagerS.]
Seitfdgtift M SereittS ffir Xl^firittgifdge 6efi|ti|te uni «Iteirtam»-
Unit. 91. fSf. SSonb XVII, S)er ganacn gfolgc XXV. Sanb. 3ena
1907.
@. 491—493: ®uftao Sommerfelbt, ©tnige Orbre« über bie ber
@d^lad^t hei ^ena ooraudgegangenen ^idlojietungen preu|ifd^er Sie«
gimenter in ber ©egenb beS i^pff^äuferö 1806. [Äuä bem Sc^warj-
burgifd^en Sanbedarc^io )u Sonberd^aufen.]
Seitfdltift M »creinS ffir ^effifdge eefd|ii|tc uttb «ttettomStnttbe.
S)er ganaen aieil^c 40. 9anb. %. g. 30. 8onb. Äaffet 1907.
@. 72—138: @. ®ifen traut, a)er a3ricfn)e(ifer awifcften bem Sanbgrofen
SBil^elm VIII. von Reffen unb feinem ©eneralabjutanten General«
major greil^errn oon gürftenberg in ben 3<<^i^cn 1756—1757.
©l#nlfd&e geltWrtft. 3. gfotge. 4.«anb. 3)er ganacn Seilte 100. »onb.
Wünclen unb Seipatg 1908.
@. 53—111: Otto ©in^e, 3)ie @ntfte§ung ber mobemen Btaati*
minifterien. [®in Huffat, ber, in »erfürater gorm, ouf ber ©iftorifer«
oerfammlung au ^redben vorgetragen mürbe unb im mefenttic^en
unter lBef4rän!ung ouf @nglanb, gron!reid^ unb $reugen bie ^eraud«
bilbuhg ber mobemen Staatöminifterien aud ben großen ^ofbeamten,
ben ©taotdfefretören unb bem foQegtalifd^en @taatdrat feit bem
12. S^^t^unbert verfolgt]
6. 112—129: gricbricj 2;5imme, grei^err Subroig v. SBrangel unb bie
ilonoention von ^auroggen. [^ie berliner 2)iffertation von ^anü
Slnbreed über ben @influ6 äBrangeld auf bie ilonvention von ^au«
roggen gibt X^imme Slnlag, bie ^elbrütf « Se^mannfc^e ^^efe aufd
266 9{eue @rfc^einungen. [266
neue surütf^utoetfen unb feine oon vielen Sa4genoffen geteilte Übet^
Seugung von ber ®(aubn)ttrbigfeit bet äBrangelfd^en Slngoben unb
bamit oon bem ®influ{; be§ Stbniq^ auf ^orcfd @ntfd|Iüffe weiter ju
vertiefen unb au befeftigen.]
©. 268—316: ^ermann ». ^etergborff, @raf SUbrec^tDonSiroengreben-
iStcleben. [ytad^ einet 3ufammenftellung ber Belege füt bie naiven
Seaie^ungen biefed SRinifterd f^riebrid^ äBill^eCmd III. (geb. 1794, gefit.
1858) jum ^rinjen oon ^reufeen, ber i^n roieber in ben 3)ienft ju
aiel^en gebadete, unb für bie ^eroorrogenbe ftaatdmännifd^e Begabung
beS ©rafen gel^t ?. ^ut ©djitberung ber SBirffomfeit beSfelben über.
®d Seigt ftd^ babei, bag „biefer wenig gelaunte 3Rann überrafc^enb
oft in bie ©efdjide beö preußifc^en @taateg eingegriffen l^at. ©eine
amtlid^e 2:ätig!eit faßt jroar grofeenteilö in bie 3«t griebric^ SBil«
l^elmS III. 2)en!n)ürbiger aber würbe fein Sßirfen burd^ feine ge*
(egentlid^e Serwenbung unb fein gefegenttic^ed Eingreifen na 4 feiner
amtlid^en Saufbal^n (fo am 18. äRärj 1848 unb fonft in bem ^ex>o»
lution^jal^r, ferner oor bem ©mpfang ber granffurter 3)eputation am
2. 2(pril 1849, hei ber Beratung beö 2)reiflaffenn)a]^lf9ftemg, auf ben
^reSbener Jlonferenaen ufw., fc^lieglid^ wäl^renb be§ jlrimlrieged 1854
in Söien). @r war eine ^erfönlid^feit, „bie griebric^ SBil^elm IV.
^ätte ergönaen fönnen'', bie aber au^ bemf eCben ©runbe [t^ ium
SWinifter be« Äönigö nic^t eignete, aud bem SiSmardf fein SWinifier
nic^t l^at werben woQen: „feine felbftönbige Statut oerfagte fid^ au ber
Äotte ,ge^orfamer* aWinifter".]
6. 307—329: ®. t>. öelow, 3ur ©efdjid^te ber lanbftänbifc^en SJerfaffung.
[3n Sranbenburg^^reu^en. Sefprec^ung ber 2Ber!e refp. ^ubli*
fationen »on Sre^ftg^Spal^n, 3lad^el unb ^a^.]
6. 330—351: ®. SJarrentrapp, ©riefe oon ©aoign^ an 9lanfe unb
^ertl^e«. [3Witgeteilt unb erläutert oon . . .]
^ftnifdge JSiettelialtjdgtift. ^x^. t)on @. Seeliger. X. ^al^rgang.
1907. ßett^atfl.
@. 483—505: §. Ulmann, 3)ie SJetadjement« ber freiwilligen Säger in
ben lBefreiungd!riegen.
— XI. ^Ql^rgana. 1908. Seit^aig.
©. 40—74: ®rnft ©alaer, gürft ©^lobwig au ©o^enlo^e-Sd^iaingSfürfl
unb bie beutfd^e grage. [I. ©i§ aur Übernal^me be§ ba^rifd^en
SÄinifteriumS beS ätugeren: §in» unb ©erfdjwanfen itox^d)en ben oer*
fc^iebenen Söfungen, immer feft^altenb an ber ©runbanftd^t, bafe bem
reinen Germanentum, bad fid^ im ©übweften erhalten l^atte, neben
ben §alb flaoifd^en @rogmäd^ten $reu^en unb Ofterreic^ ein Slnteil
an ber 93eftimmung ber beutfd^en &e^^ide gebühre. U. $ll§ ba^rifd^er
sninifterpräfibent: Slnbal^nung einer oblferred^tlic^en SlUiana mit
?reu6en, um SBa^ern nicjt ifoUert au laffen, mit bem 3i«I ^i"«^ 5«'
lünftigen fleinbeutfc^en ©unbe^ftoatd; eine nähere Serbinbung mit
Öfterreid^, auc^ nur oorläufig, wirb abgelel^nt. III. ä^er^anblungen,
267J Si^cuc ©rfd^emunficn. 267
namentlich mit bem ©to^i^erpg von Saben, übet einen näheren 3u»
fammenf4tu^ ber fübbeutfd^en Staaten ali bie münfd^endmerte SSoraud«
fe^ung füt ben üeinbeutfc^en Sunbedftaat. IV. SBö^renb ber Supern«
bürget {^age ^ölt $. unerfc^ütterUd^ an ber preugifd^en ^Ilianj feft.
y. Sei ber ^ünbigung bed QoUvneini, bie ein Sd^ac^jug 8idmar(!d
gegen bie ^o^enlo^ef^en $(äne mar, fuc^t $. ben fübbeutfc^en Sie*
gierungen unb j(ammern in bem ^ufünftigen iBunbe mit 9lorbbeutfcl^«^
tanb ben ftärfften Slnteil ju ftc^ern. VI. (^rage eined fübbeutfd^en
Sunbed. VII. Set^anblungen ber (Sübbeutfc^en über bie (^ftungen 2c.
VIII. 2(IS §auptt)crbienft ^.ö ift onjufpred^en fein unbebingtcö gep^alten
an einer preuBenfreunbUc^en $o(itif.]
ei^ungSbctidgte bet ftonigl. «labemie itx SBiffenfilafteii. Sanb 48.
»etlin 1907.
6. 851—858: Äurt ?ereU, S)ie 2)atierung beg preujifdjen Privilegium
generale de non appeilando illimitatum. [^ad $rioi(eg ift erft
1750 erteilt morben, furj beoor ed gebru(!t mürbe, unb ^at erfl bann,
Sugleic^ mit bem oftfriefifc^en SlppeEation^prioileg, 9lec^tdlraft erl^alten^
n>ie $. aud ben Elften nac^meift. Xai man in ber Literatur allgemein
feine Sflec^tSfraft mit bem 31. a»ai 1746 beginnen läßt, l^at feinen
©runb in ber ä^orbatierung bed $rioilegd unb ift infofern, tro^ aUe^
Srrtumd, bered^tigt, ald alle nac§ biefem Saturn introbu^ierten unb
jur 3«it ^^^ Snfinuation nodj fc^roebenben ^roacffe barauf^in ben
9ieid^dgeri4ten entzogen mürben, ^ie Serl^anblungen mit SBien, ma
im Sanuar 1748 bad ^rioileg bereits fonsipiert mar, lamen bedl^alb
nicjt el^er sum Slbfc^lufe, weil gricbric* IL bie auf 20000 3«t^lr. feft»
gefegte Xa^e für ^uiSfertigung bed ^ripilegS fid^ nic^t entfd^lie^en
fonnte früher anjumeifen.]
— Sanb 49. Sertin 1908. ©i^ung ber pl^ilof. « l^tftot. fllaffe öom
5. ajlöra 1908.
% iCofer: ^uiS ber ä^orgefd^id^te ber erften S^eilung $olen§. [3n)ei
bidl^er unbefannte Briefe f^riebric^g b. ®x, an ben ^rinjen ^einric^,
ber eine ungenau, ber anbere falf4 battert, ba^er in bie „^olitifd^e
^orrefponbens" Sb. 29, mo^in fie gel^ören mürben, nic^t aufgenommen,
merben l^ier mitgeteilt unb befproc^en. 2)er eint ift oom 25. Suni,
ber anbere oom 4. 3uli 1770; beibeS ^ntmorten auf bie in ben
„gorfdjungen" XVÜI, 187 (1905) oon Dr. «ola pcröffentlid^ten »riefe
beS grinsen $einric^ pom 22. unb 30. 3uni 1770, in benen, anlöglid^
eined ©efpröc^eiS bed jlönigd mit bem öfterreic^ifd^en ©efanbten ®raf
9{ugent, ber ^rinj ben äBunfc^ geäußert l^atte, ben ilönig als $errn
ber Ufer bed boltifd^en 3Reexe^ au feigen, ^er ^önig erflört biefe
Sbee itoax für ouSgeaeic^net unb meint, ed fei gana gut folc^e $läne
in Sleferoe au ^aben, um fte, menn bie ©elegenl^eit fxd) bietet, au oer«
mirflic^en. Slber baau f^ahe ex jje^t menig Hoffnung, ba meber öfter»
reic^ noc^ 9iu^lanb $reuBen eine folc^e Vergrößerung gönnen mürben.
@o iahe ex fic§ ald $reiS bed iBünbniffeS mit ^luglanb nur Slndbad^*'
268 ^^ue ©rfc^einungen. [268
^aixeui^ audgemac^t, baS ootauiSfl($tn4 loäl^tenb ber ^auer bedfelBen
gar ni^i einmal ^ur ®rlebigung lomtnen toerbe.]
Ottdiett ttiib Sf^rfdgtmgett ani italtenifdgen Srdgtoen unb SiMi^tl^elett.
^tdg. öom Äönigl. ^reuBifd^en ^tftorifd&cn 3nftitut in 3lom. «anb X.
5Rom 1907.
e. 238—246: ^^ilipp ^iltebtanbt, @ine 9le(ation bed äßiener 92untiuiS
übet feine SerIJanblunöen mit Seibnia (1700) [in betreff einer Union
ber $rote{itanten mit ber fat^oUfd^en ^ird^e].
ffxtnW^t S^xtui^tx. 180. S9anb. 93erlin 1907.
@. 282—808: So^anneö SiefurfcJ, Silber aud ber (gntroitflungÄ*
gefd^ic^te ber preu^ifd^en Sureaufratie im friberi^ianifc^en @d^leften.
[I. ^ie ungered^tfertigte ^affation bed Ariegg* unb SDomänenrated
©regorii (1767), ber bamit bcn 3orn beä Äönig« über bie ^ntipatf^it
unb ben äBiberftreit ber 5^ammern gegen bie Siegieoermaltung bü^en
muBte. n. a)ie ungeredjtfertigte Äaffation be« @logauer Kammer*
bireftord Suciud, ber 1782 ald ein Opfer ber fitarlen Slntagonien
9n)if4en äRilitär (^auen§ien) unb Kammern fiel, um fpäter, nad^
^riebrid^d II. %obe, fc^on bid bal^in hinter bem mdm beg Königd
von $09m mit $enfionen auS StaatSgelbern oerfel^en, rei4 ^nU
fc^ftbigt 3U merben. III. ^oym oor unb nac§ 1786: aud einem ge<
fc^i(!ten äBerfjeug in ber ipanb ^riebric^S marb er ber aUm&d^tige
93ise!öntg von @d^leften, in »fc^ulbberaugter Verlegenheit" befangen,
alg 3^^boni unb ^elb i^re Slnflagen gegen bie Slbeldmirtfc^aft er«
l^oben, unter ber fie ja bann su leiben Ratten.]
— 181. Sanb. Serlin 1908.
@. 260—274: S3ur!l^. t). öonin, S5om erften branbenburgifdjen ©cneral*
aubiteur unb ©eneralgeraaltiger. [2)iefe3 mar nid^t i^einric^ Sinbener
(feit 1651\ Vielmel^r maren fd^on 1638, alg ein @ta5 oon Generalen
gebilbet mürbe, aud^ ein ©eneralaubiteur, $aul oon ^raupi^, unb
ein @eneralgemaltiger, Soren) oon Sraupi^, ernannt morben. Si^re
R3efiallungen merben mitgeteilt unb interpretiert (©d^mar^enberg I)
unb banad^ bie f parlieren 92ad^rid^ten über il^re burd^aud nid^t ein*
manbgfreten ^erfönlid^feiten sufammengefteEt. bereits im Sa^re 1639
maren beibe R3rüber nic^t me^r in branbenburgifd^en S)ienften. @d
erfd^eint fraglid^, ob fte überl^aupt je i^r Slmt ausgeübt l^aben.]
e. 428—442: 2»aj Seljmann, SKajor o. SBrangel, ber angebliche Url^eber
ber Äonocntion oon 2:auroggcn. [S. beleuchtet bie ^erfönlidjfeit be«
glügelabjutantcn an feinen «rjäl^lungen , bie, oerglic^en mit anbem,
nad^ S. glaubmürbigeren, bad geringfie 3!flai ^on 3uoerläfrtgiPeit be«
anfprudjen bürfen. SDBenn SDBrangel 1838 — feine Siotiaen aud bem
Sa^re 1812 ftnb nid^t oermenbbar — bel^auptete, an bem ^bfd^lu^
ber ^auroggener Konoention in geioiffer Sejie^ung beteiligt au fein,
fo erfc^eint bas S. eine irunge^euerlic^e f^belei", mie fte übrigend
— man benfe an bie Segenben in ben 2)en!n)ürbig!eiten oon KnefebedC
269] ^eue @rf (Meinungen. 269
unb @45n — biefe Sa^te häufiger ^eroorge^tad^t l^oben. SBtangel
toat nur »ein ^epefc^enträger, fein Url^eber vvn 2Be(tumn)&(aunaen''.]
@. 460 — 484: 9rtebri4 9^eufe(, 9Ranoi|* Sd^ilberung ber a(tpreu{;if4en
^tmee. [^eile oud feinen SRemoiren, bie in bie Sebendbefc^teibung
ebenfo wie viele anbete nid^t Ratten aufgenommen n)erben fonnen, unb
bie ^ier in extenso abgebtucft merben. @ie entl^alten in (ebendooEet,
plaftifc^er @4i(berung Sefd^teibungen namentlich bed 9legimentö
®endb*atmed, nad^ feiner (Formation, feiner öugeren @rfd^einung tc,
ber ^iägiplin, bie in i^m ^errfc^te, ber Übungen, ber @|>edia(' unb
ber großen ditoue befonberiS unter ^iebrid^ äBil^elm 11., ber $erbft«
manöoer tc, Sef c^reibungen , bie um ber ^üdhüät auf bie 3^t
^riebrid^d H. unb ber ^udblicfe auf bie 3eit nad^ 1807 voiUm in
jebem goU größte R3eac^tung beanfpruc^en bilrfen.]
Seitfdgtift ffif 9|Hofo)i|te ttttb ^Sbam»« ^rSg. t)on C. S lüget,
St. 3uft unb 2B. 91 ein. XIV. Sal^rganfl. Sangenfalaa 1907.
@. 372—377, 422—428: 8. SKaennel, 2)ie preujifdje SKittelfdjuIe nad>
il^rer gefd^tc^tUd^en @ntn)i(!(ung. [,@ie ift eine ©rünbung aud ber
pl^ilant^ropiniflifc^en ®eban!enme(t ^eraud." »9((d folc^e l^at fie nod^
l^eute in ben mittleren unb nod^ mel^r in ben oberen illaffen oor«
roiegenb realiftifdjen 3wecfen ju bienen" ic]
9R«iitag8Matt« SBtffenfd^afttid^e 93etlage bet ^agbeburgifd^en S^ttung.
Organ für ^eimatfunbe. 9JlagbeBurg 1907.
^v. 40: £anbdberg, Xie Sätigfeit beiS SRagbeburger ©eroerberatd in
in ben 3a§ren 1849—1853.
9lr. 43—46: 903. 3a N, ©efdjid^te ber ©tabt ©arbelegen.
9Jr. 46: Äarl aWe^er: 3wci «^te gadjroerf Käufer ber ©tabt S'iorb^aufcn.
O. Se^renbfen, 9lud ben Tagebüchern eines alten SRagbe«
burgerS. [Slnbreö ©ottfrieb »el^renbfcn, 1809, 1815.]
««r. 47: learl SBitte, »iömarc! unb ©ontant «iron (1872—1877).
§. ®if erwarbt, 3« ben 9luinen SOBaßenriebö. [3ifter8ienfer*
abtei am ©übab^ang beiS i^arjed.]
««r. 49—52: 3». aWurlanb, SWarfu« SBagner, ein SÄagbeburger ©efc^idjt«*
forfdjer. [3)c« 16. Sal^rljunbert«.]
92r. 51: ^arl äßitte, ^er ^ronfd^a| 92apoleond I. im Sartre 1814.
9^r. 52: ©. 9lrnbt, ^alberftabt al« SÄitglicb beS fäd^fifdjen ©täbtebunbeS.
— 1908.
9lr. 1/2: ©. Slrnbt, ^alberftabt als a^itglieb beS fäd^ftfc^en Stöbtebunbed.
[3m 14. unb 15. 3tti^r^wnberi]
ytt. 3—7: ^ermann @räSlcr, 3)ag §elmSborfer gürftengrab. [@in*
gel^enbe Sefd^reibung bed ^auzd unb aEer einzelnen $unbe. @e^t
baS ®rab etwa 2000 oor ©l^rifti, beftimmt alS UrfprungSort ber
Junbftücfe bie britifc^en 3nfeln. SJcrmutet in bem 2^oten einen
©ermanen.]
270 ^^^ @tf($etnungen. [270
9lx. 3: Otto Oe^tenbfeftr Xud ben Xaqthü^ttn ehted alten SRogbe«
5ut0ei:«. [Xnbred (Sottfdeb »e^tenbfen 1804/05.]
92t. 5: 9Raen|, itditig Seromed 8efu4 in SRagbebutg am 22. unb 28. 9Rai
1808. [^a^ Xften unb 3eitungen.]
9lt. 9: itatl 9Bitte, @in ftanadflf^et ®efanbter am l^annooetfc^ ^ofe
(1863—1866). [®taf 9letfet, oor^et @efanbtev in $effen^2)armftabt.J
^x. 13: Otto (Saffet, (Sin ^ofu^rmac^er t^ebric^d bed @ro^en.
Cüttttodlteilage |«t Stffifdieii 3eitottg* fSttlin 1907.
9lt. 40: ei^tifitian äRe^er, 9(ud einem Steife^anbbu^ bed 18. Sai^r«
(unbertS. [SDed Sodann ®eorg itepBIer.]
9{r. 43: Stet oergeffene SCrtiM S^^eobot ^ontaned aud bem Saläre 1848.
SRitgeteilt oon^uftaoSüberd. [9lein politifc^en Sn^altd.]
92r. 46: 3ul. ^e^betl^off, 2)er etfite t^einifc^e Si6era(e. [Sodann
Sfriebrid^ Oenjenbetg.]
5er. 47: ®mp SÄorift «mbt« ^iftorifdj^politiftSe @djriften in ber »e*
urteilung bed 8et(tner 3enfor« in ben Sauren 1813—1815. mu
geteilt t>on $aul Sj^gan.
9tr. 47/48: j(ar( äBitte, ©enetaC ^(eut^ aCd fran^fifd^er ©efanbtet in
¥etet«6urg (1869—1870).
9{r. 50: Unter ber ^af^nt bed erften 92a|>oleon. Son $au( ^olal^aufen.
[9la(J ben Hufaeicftnungen be§ 3- 3- Äöljrig, bie beffen ®nfel tinter
bem oMgen %iUl al^ 8u4 herausgegeben l^at.]
92r. 51: SClesanber ^ombromdl^, 9(ud SCbam StüSerd papieren. [9e«
merlungen über preugifd^e @toatdmänner.]
— 1908.
92r. 1: ^(e^anber oon ber SRartoi^. Unter Zeitteilung etneS iBriefed an
ffia^tl Son Sfriebric^ SReufel.
9hr. 3: ^binanb oon @4ia. 9lud SRanoil* SRemoiren. SSonDr. ^riebric^
SJleufel.
92r. 6/7: ^arl SBitte, dur ©efd^ici^te beS SerUner ^ongrefTeS. maxaU
terifti! ber einzelnen ^eilne^mer nac§ belannten Quellen.]
iRr. 7: $au( Sj^gan, ^unbe sur 9lrnbt'£iteratur toöl^renb ber f&e*
freiungSfriege.
9er. 9: @(f iBriefe oon $o§en(o^e, Slüc^er unb ©neifenau, ilart Sluguft oon
SBeimar unb ^arbenberg. Seröffenlic^t oon ^riebric^ SReufel.
[9[ud bem IRartoi^fc^en ^amilienarc^to in ^rieberdborf. S)er te|te
(^arbenbergd an ^, 9B. HL) au^ bem berliner ®el^. @taatdarc^io,
oon 1811, htiont bie 9eotn)enbig!eit ftrenger SRagregeln gegen bie mftr«
üfc^en Sunfer, bie fic^ ben Slcformen mibcrfe^en.]
ttnterIftItttttgSbeUage tut Zägli^ett 9liiiibfdgftit. Berlin 1907.
9er. 263, 268, 269, 272, 273: »icjarb ®raf oon ¥feil unb Älein
@ ( ( g u t ^ , 9eeun 3al^re in ruf ftf c^en ^ienften unter Jlaifer Sllesanber III.
9er. 266: mt Jlönig f^rieoric^ äBiC^elm lU. in Bonbon. (9luS »riefen oon
1814.) [Son t^riebrit^ SCuguft oon @taegemann.]
271] ^tut ^fd^einungen. 271
92r. 267: Si}. Dr. @imon, Sur Sl^araftenfti! SibqtH. [(S^emaligen Ober«
^ofptebtgerg.]
9lv 284, 285: »ert^lb Sola, 2)ie e^lad^t 5ei iBeut^en.
92t. 900: SR. 9R., @in aBeü^noc^töfpiel am fdttlinex $ofe. [3m Solare
1589, mi!i einet ^anbf^tift bet R3et(tnet St^l »ibliot^el.]
— 1908.
9lt. 17: 2)a8 älteftc «ütöct^au« »crUng. [Älofietftt. 87.].
9{r. 25: Tl., ^ie ootgefc^id^tlic^e ^etgangen^eit beiS ^id^el^toetbetd.
3lv. 59—61, 64, 67/68, 70/71, 74: ®milie ©äffe, ®ttnnerungen an 2Wt-
öerlin in trübet 3cit. [6clBfterIebte8 aui ben Saluten 1846—1862.]
(Singe^enbe {von anberer @eite beftrittene, oon ber Serf. t)erteibigte)
@4ilberung be<S 18. UI. 1848.]
92r. 59: ^olnif^e Slegimenter. (Sine Iriegdgef^id^tlid^e Sttc^tigfteaung. Son
0. $e(et«:Rarbonne. [aber ben ilampf be§ 24. Januar 1871, an
bem na4 Behauptung t>on anberer Seite übenpiegenb $o(en beteiligt
gewefen n)ären, toa^ ^ier n4tig gefteSt n)irb.]
9^r. 73: Oeorg ©d^ weiter, a)le treffe im beutfe^-franaöftfdjen Ärieg.
«nk iitib ®fib. eine beutfd^e 2Jlonatöfd&rift. »regtau 1907/1908.
ob. 123, ©. 224—253: »ubolf aÄüUer, ©efcjit^te »on «mbtö ©djrift:
Skid bebeutet Sanbfturm unb Sanbme^r? [3eit unb Umftönbe ber
(Sntftel^ung ber oerfc^iebenen ^udgaben biefer ©4rift]
»b. 124, ©. 120-129, 321—329: 2»artin ^^ilippfon, 2)ic erften
¥olen unter preufeifdjer ©errfdjaft. [Urfac^en ber erften polnifd^en
Seilung unb ©c^ilberung ber preufiifd^en itulturarbeit in ben el^emald
polnifc^en Sanbedteilen.]
Setttfd^e 9liitiM4aii. ^rSgb. t)on3uliud9loben6etg. ^al^rg. 34.
»erlin 1907/1908.
«b. 133, ©. 189—209: ^aul ®ü6felbt, ©pitog ju meinen »ÄriegS-
erlebniffen*. [»etfe burdj granfreidj 1906 über bie ÄriegSfe^aupläJe.]
»b. 134, ©. 187—217: ^aul 9litter, SSier »riefe be« ^rinjen SBil^elm
von Vreujen (Äaifer aOBil^elm I.). [Hn ben aWaior (©enerol) »on
»ittifen vom 23. 2»ärs 1827, 15. S^ooember 1831, 25. 2»ai .1832,
9. 3uli 1833. 2»it «n^ang über SBittifen unb ba« Sa^r 1830.]
2)ettt|d&e «eiwe. (Sine 5Monot8fd^rift. ^rdgb. t)on « i d^ o r b 5 1 et f d^ e r.
32. Sal^rganfl. Stuttgart unb ßeit^atg 1907.
ob. 4, ©. 9—28: ©ermann Onden, 2lu8 ben »riefen Äubolf von
»ennigfen«. XXXL [3ur Berufung B.S aum Dberpräfibenten Don
©annooer 1888. 3u »idmardS ®ntlaffung. Briefe be« ©rafen
aWünfter an Bennigfen. 1879—1885.]
©. 53—63: Don ©djulte, Erinnerungen an unb ©riebniffe mit 5lbalbert
galt [Unterrebungen unb Berljanblungen im Sanuar unb SRoDember
1873.]
©. 64—72: ©einridj »on ^ofdjinger, 5lu8 ber Äorrefponbena be«
ruffifdjen gieic^fliransler« ®raf S^effelrobe 1852 bi« 1853. [3n Der-
272 9'icuc (gffcjcinungcn. [272
fd^iebenen politifc^en 9(nge(egen^eiten mit me^tfac^et Se^ie^ung auf
bie pteu6if($e $oliti!.]
@. 154—158: Unt>er5ff entarte ^atibbiSete bed ^önigd Snebri« SBiU
beim IV. [9(n bad @taatdmtnifienum vom 1. ilugufit 1849, 7. unb
9. SRÄrs 1851.]
e. 208-214, 297—307: 3lu8 Stavl gricbricj Srci^ertn Don 5^übcdtö Sagc-
büd^etn. 1886 big 1888.
6. 265—269: $einti4 von $of(6tnger, SCuiS bet itorrefponben^
Seopolbd L, Jlönigd ber R3elgter (1852 bis 1856).
— 33. Sal^tgang. 1908.
»b. 1, 6.48—58, 202—214, 316—325: ©abticl SÄonob, «riefe »on
SRaliotba von SRe^fenbug an il^re SRuttet. Sonbon 1852 m 1858
unb $and 1860.
@. 63—72, 186-197, 267—274: ©einridj von ^ofc^inger, «uS ben
S)enfn)ütbig!eiten von $einri4 t)on Jlufferoio. [SRitarbeitet «idmat(!d
im SluStDärtigen Slmt, ^auptfäc^Uc^ in übetfeeifd^en unb Jloloniat«
angelegen^ eiten.]
©. 72—87: 2)ie an ber Äurie beglaubigten 2)iptomaten. [3ufammenfteIIung
aus @taatdl^anbbüd^ern unb äi^nlid^en Duellen für bad 19. 3a^r«
IJunbert.]
6. 275—283: ©eneral «onnal, 2)er SRarfd^ inS Serberben, ^erfön«
lic^e Erinnerungen aud ben kämpfen oom 23. bid 31. ^uguft 1870.
6. 284—295: §ermonn Duden, Huö ben «riefen Äubolf oon «ennig*
fend. XXXII. «riefe über bie Sejeffton in ber nationaUiberalen
Partei im 3a^re 1880.
@. 325—342: % SBalt^cr, 2)a8 erfte Sa^r ber preujifcjen aWarine.
[23.- 2»oi 1848—1849.]
3)le Htmioitn. 3eitfd^ttft für 5ßottti! , Stteratur unb ftunft. Sal^r.
gong 66. ßett^atg 1907. 93anb 4.
@. 509—514: ©tepl^an ^efule t>on Straboni^, 2)ie Seipjiger Sll^nen
beiS ^üxfttn «iSmard.
e. 636—644, 686—697: DttoÄaemmel, «ilber aud ber geftuns ®Io*-
1. etabt unb geftung ®ra|. 2. @raf ®ö(en in ®la(.
@. 666 — 674: ^einrit^ oon ^oft^inger, Sieben unoeröffentltd^te
«riefe beö ©taatSminifterö grei^erm oon SÄanteuffel jur 3ottt>ereinS*
frift« oon 1852. [Sin ben ©taatSrot Älinbwort^.]
— Sal^rgong 67. Stipm 1^08. SBanb 1.
@. 206— 215: §. oon ^ofc^inger, @ine a)enffc5rift auö bem Saläre 1850
über ben Slufent^alt bed grinsen oon $reu|en in 5loblena.
a9n\ttDai\»t aRottatöf^ttft für ^olitil, SiteratitY uttb flttnft. 65. ^af^x-
gang. aSetltn 1907/1908.
©. 19—29, 110—121: 3ur ©efdjit^te Äönig griebridj SGBil^elmg IV.
«ierje^n Slftenftüde aud bem 9lo4la6 bed Generalis £eopolb o. ®erlad^.
aWitgeteilt oon $. o. ^eteröborff, [3luö ben Saijren 1848—1853,
273] ^ileue ©rft^einungcn. 273
B^teiben vom trafen IBranbenburg, t)on 9labon)t|, 9RanteuffeI,
$affenpf[ug, Sc^toataenberg unb anbeten in ben großen angelegen«
tfexten Jener So^^^^O
©, 259—264: ©. ©c^uftcr, Älofter Soccum.
@. 315—326: oon ©eil, S)ie §eere«refonnen in ben ^of^ven 1807 unb
1808, im dia^men ber äBtebergeburt ^reugend. ®in Sol^r^unbert«
xüdbiid.
Berue des deux mondes. Paris 1907/1908.
9b. 41, 6.276—311: ©eorgeS^o^ean, Les origines da Calturkampf
aUemand. IIL L'eglise de Prusse et la formation politique
des catholiqaes prussiens.
9b. 43, @. 375—408: ©eorgeS (Sopean, Les origines de Calturkampf
allemand. IV. Le Calturkampf Badois (1850—1870).
9b. 44, ©. 276—311: ©eorgeS ©o^ean, Les origines du Culturkampf
allemand. V. Les erises intellectuelles (1850—1869).
mmxmoi^tMatt. 92. ^al^rgang. 1907.
31%. 126/127: o. @4u5aert, ©rsäJ^tung beffen, roa^ ic^ in bem unglücf»
(id^en f^Ibjuge oon 1806/7 erlebt l^abe. [84. toax 1806 ^ommanbeur
bed SlegimentiS Duiton)«.^ürafflere, ^r. 6 ber alten Slmtee.]
9h:. 129: @Idner 0. ^ronon), (Sine ©pifobe au§ ber ©d^lad^t bei Seile«
^laiance an^ ber gfeber eined SJ^itfömpferd. [9rief äBill^elm @Ignerd,
bamaligen ^rentierleutnantö im 18. Sinien*3nf.»9'l«gv an feinen 9ater.]
9^r. 131/132, 141/142, 154/155/156 : gortf. oon „9or ^unbertfünfaig 3a^ren/
[$abif oor Berlin, lüoibad), Seut^en.]
^, 144: 0. Sönfon, ®in ©rief ©djarnl^orftS 00m ©cptentbcr 1812. [Sin
?5rofeffor ©tüjer.]
Sir. 146/147/148: 0. Bremen, Erinnerungen be^ ®eneral8 ber Snfanterie
@. 0. i^ranfecf^ an ^aifer äBil^elm b. ®r. [^ad) Slufaeic^nungen
granfed^S auf @runb oon Unterhaltungen mit bem ilaifer. R3etreffen
oomel^mücl^ bie IBefreiungdfriege, bie ©reigniffe ber Sa^re 1848
(2Rärjtage!), 1864, 1866 unb 1870/71.]
92r. 159: 0. b. Jlnefebe(!'£ön)enbruc^, Rnt^eheä unb fein ä^er^ltnid
§u @4arn^orft. [Serfuc^t feinen äSorfa^ren gegen Sanfond d^ara!»
teriftit im 11. R3eil^eft be§ SRiL-äBo^enblattd in @4u| au nel^men.]
— 93. 3al^tganfl. 1908.
9lr. 7: 0. $elet«9lar5onne, S)em ^ufarenregiment S^ürft 8lü4er oon
SBßa^lftatt 3lt. 5 sum 16. Januar 1908. [150. @tiftungiStag.]
9^r. 11: gortf. oon „SBor §unbertfünfaig aa^^?«««" [IX. 2)er Äönig wä^renb
be« SBinterö 1757/58.]
3lt. 19: Sloegel, ^ie Sprengung ber äßofelbrücfe bei gonteno^ am
22. Sanuar 1871.
3lv. 21: 0. Sanfon, ®in äBort au ben Sebenderinnerungen beS ©enerald
0. b. ^Raxtoii^.
Sforfc^ungen }. btanb. u. ptcu|. Oef«!^. XXI. 1. 18
274 Sfleuc ©tfdjcinungcn. [274
9{r. 22: ^r. %^imme, 92od^ ein Sßoti su ben SeBendettnnerungen bed
®tnetald ». b. 3Wam)i.|. [betrifft — wie SßnfonS 5lu8füljrungcn —
in elfter £inie bie 8euttei(ung j(dntg ^riebrid^ 9Bi(^e(md III.]
»ei^eft iltm Vimixm9^tnhUitt. 1907.
11. §eft: t>. 9lbel, ©efedJtSfalenber nebft 5ltmeeUften, ^erfonen^ unb
2;ruppen«93er)ei4nid für ba^ 8ranbenbutgif4«$reugif4e $eet 1656
5td 1688.
12. $eft: f^tl^r. o. @4önai4, ®enera( t>. Slüd^el in ber ed^rad^t bei
3ena. [92a(^ ben Elften beiS j^riegdarc^iod.]
D. Sttttfon, (gin »ergeffener 3^»iJfttatege. [^rofeffor ©tü|er,
{^reunb B^axn^ovft^ , £e§rer bed Jlronpnnjen (nac^m. J^r. SB. lY.)
in ©efc^id^te unb SRilitötgeogtap^ie.]
— 1908.
1. $eft: ». $ Ulfen, SBanberungcn über fwnaöflft^e ©(^lac^tfelber beS
JiricgcS 1870/71. [6eban, Slmicn«, an ber §attue, @t. Duentin, an
ber Sifainc]
S^xtiiitt für bie bettt|i|e 9mee uttb SRaritte« @e(ettet t)on
Äeim. 1907.
$eft 484: o. Siebern, Xit fransöftfd^e ^rmeefü^rung im $erbftfelb)uge
1818. [@ro6-8eeren. 2)ennen)i|.]
$eft 485: 2)er 18. Sluguft 1870 in franjöftfc^er »eleuc^tung. [^a^ ben
Slrbeiten beg oerftorbenen @. t>. @d^mibt über baS fran^öftfc^e
®enera(ftabdn)er!, bie Oberft ^olbe l^erau^gegeben ^at]
Slein^oCb äßagner, ®in er^eitembeS It'uriofum n)&^renb ber
Belagerung von ^ariö 1870/71. [Seridjtigung au bcm Don ^rinj
©ol^cnro^C'Sngelfingen »b. IV, ©. 419 erjäl^rten SJorfatt.]
— 1908.
©eft 487: fHo^ne, diüdhM auf bie Organifation ber beutfdjen unb fran»
Söftfc^en Relbartitterte feit bem 5^ricge 1870/71.
$eft 488: %t. ^^imme, ^ai General oon ^ord bie JlonDention oon
^auroggen auf ©runb einer geheimen Snftruftion DoEaogen ober
nid^t? [®egen bie Qemerhingen ^elbrütfg in ber neuen SKuflage ber
©neifenau'Siograpl^ie unb beren ^n^eige in ben $reu{;ifd^en Sa^r«
büc^em gerid^tet; nod^ Dor bem ®rf (feinen oon 3R, Se^mannd ^uffa^
gefd^rieben.]
Keite mUUStifile SlSttef. äSegtünbet t)on @. t). (SUfena)))).
36. ao^rflong. S8b. 71. 1907.
9er. 19: 6., S)ie Sc^lad^t bei 9loBbad^.
Sir. 20: Slborf »erg^eimer, @. g. o. Sranfed^. [3um ^unbert*
iäl^rigen Geburtstage.]
— 37. 3a]^rflang. SBb. 72. 1908.
9lr. 8: Dua bt, ^aS ^ufarenregiment prft RSIüc^er oon 9Ba^(ftatt.
275] S'leuc (Srfdjeinungen. 275
SUr. 7 : a)tc im gclbsußc 1870/71 IJcrgcftcHtcn Äne98eifen6aljneit. 3^5^ 3»«*
unb i^re Sauaudfül^rung.
92t. 11/12: @raf t>. @4n)erin, ^f4i4te bed Snf.'Sfteg. t>on ä^oigtö'
9l^e( (92t. 79). [^nfnüpfenb an bie neu etfc^ienene 9iegimentö<
öcfe^idjtc]
Journal des seienees mllitaires* 83® Ann^e. Onzi^me S6rie.
Tome 8. 1907.
^ottf. von 3't ^ gueire de la saccession d*Aatriche. [Schlug oon
Campagne de 1743. Anfang von 1744.]
— 84® Annöe. 1908.
©touatb, Critique strat^gique de la guerre franco-allemande.
Reyue d'histoire, r^dig^e k r£tat- Major de TArm^e. IX® Ann^e.
28. vol. 1907.
6. 1—51, 257 — 292: Les d^buts de la guerre de la Succesäon
d'Autriche. [gottf.]
@. 52—121, 293—351, 463—489: Etudes tactiques sur la campagne de
1806. Jena.
@. 121—227, 352—437, 490-597: gottf. oon 'La guerre de 1870/71.
[@infc^(iegung von $artd.]
Xe speetateur militaire« Recueil des sciences, d^art et d^histoire
militaires. Tome 70. Paris 1908.
S)aubignac, Les r^lit^s du combat, [^f^c^ologifc^e Stubien übet bie
feelifc^en Sotgönge im Stiege. ^Betrachtungen unb SeifpieCe aud
3a^(teic§en neueten iltiegen; u. a. 1806 (pteu^ifc^e $onif), grei^eitd«
ftiege, 1870/71.]
IL SSüd^et.
^a|r(ttdg für Sraubentttrgtf^e fttrdgengefdgidgte. ^erauSgegeBen im
auftrage be@ 9}eretng für SStanbenbutgtfd^e Aitd^engef^id^te t)on
D. Dr. %ilotau8 3Rürict. 4. Sal^tflong. »erttn 1907;
Jfommifflongöctiafl öon 5Jlartin aBamcd.
3n biefem 3<t^t^dang ift bie ^r6eit fo Detteilt, baf; etroa bie ^älfte
beS Sanbed bet tü^tige ^etaudgebet fe(5er beigefteuett ^at', bie anbete
Hälfte aud »eittägen pon a^itatbeitetn gebilbet n)itb. IBibliot^efat $tof.
Dr. ^opp bringt eine @tubie übet bie @ttop^enfotmen bed eoangelifc^en
ilit4en(iebed, esem|)(ifi3iett an ben iSiebetnbed btanbenbutgifd^en $tODinaia(«
gefangbuc^d. ^ad) bem einfachen Otbnungdptinsip be^ Sluffteigend Don
^et einfac^ften, bet 43eiUgen @ttop^e bid jut 12«, ja 16 seiligen @ttopl^e,
18*
276 ^^uc @rfc^einungen. [276
toeift et und bei 654 Siebent nic^t loeniger a(d 150 oetfc^iebene @tropl^en»
formen oor, oon benen jeboc^ eine, bie 7 zeitige iambifci^e (mit @infc^(u^
i^rcr Spielatten) mit jirfo 50 Siebem im ©efangbuc^ oettreten ift. Um
biefe Senotsugung 3tt erflären, wirb man m. @. unter ben oom äJerfaffer
(eroorge^obenen ©rünben auc^ barauf &tmi^i legen bttrfen, ba6 fc^on
bie ältefien eoang. ^efangbttc^er für biefe Strophe mehrere i'ö^fi fang«
bare äRelobien geboten Ratten, ^ie fpöteren ^tc^ter, meiere bie gleiche
Strophe anmenbeten, l^aben ja mol^I in ber 9lege( ni(i^t bie Strop^enform
fi(i^ audgefu^t, na^ ber fie bici^teten, fonbem eine beftimmte ä^elobie (ag
il^nen im @inn, au ber i§re SSerfe ft(i^ fügen foQten: bie äRelobic führte
fie auf bie Strop^enform. 3u ber inftruftioen SIrbeit, bie aud^ für bie
einzelnen Strophen fe^r viel parallelen aud ber weltlichen $oefie beibringt^
möchte i^ nur noc^ ^tt^ oermerfen. ^df oermiffe bei »9Bie f(i^dn leuci^tet
ber SRorgenftern" ben ^inmeid barauf, hai bie Strophe, fobalb fte auf
eine SRittellinie aufgebaut wirb, bie $orm bed 9lbenbma^ld(el(^eg ergibt;
bad ift ta eine Spielerei gemefen, aber gang im (^t^d^mad bed beginnen»
ben 17. 3a§rl^.; ed fragt ftc^, ob etwa aud^ anbere funfbolle Stropl^en mit
bem 9Be(i^fel langer unb (urjer Seilen einem folc^en f^igurenfpiel i^re
@ntfte§ung oerbanfen. — @in ^uffa| von S(. $ariftud fuc^t ben Ser«
faffer ber neuerbingS betanntlid^ noc^ betreffs i^rer Sleci^tdfraft für bie
Gegenwart oiel befproc^enen ^ifttationd« unb ^onfiftorialorbnung von 157S
3U ermitteln unb erflärt ben ®e§. Se^nSfefretär 3oa(i^. Steinbred^er für
benfelben. (Sin ^^ad^wort oon 9^. ä^üller öu|ert Sebenfen gegen bie
Sid^erl^eit biefeS (SrgebniffeS. SRir fd^eint oor allem erft bie i^rage ber
@rlebtgung ^u bebürfen, in roeld^er ^b^ängigfeit bie Orbnung oon 1578
oon ber früheren, noc^ unter Igoad^im II. 1561 aufgearbeiteten, aber nid^t
3um ^xud gelangten ^onftftorial^Orbnung ftel^t. ^on ba auS wirb fid^
erft erfennen laffen, welche Tragweite ben äBorten 3o§ann ©eorgd, ba^
Steinbrecher bie Orbnung oon 1573 ^^u l^auffe gelogen unb gemad^t'^
f^abe, beizulegen ift. ^ariftuS fteUt eine berartige Unterfud^ung in SluS«
ftd^t. — 3ol^* ©ebauer liefert allerlei fleine Beiträge jur ^efc^id^te beä
befannten Sranbenburger Sifd^ofS BT^attJ^iad oon Sagow, über feine äBai^I
unb feine Bestätigung burc^ ^arbinal ällbrec^t, über feinen ©insug ind
Stift unb über ben bifci^öflic^en $of^alt in Si^f^r. @in intereffantei^
Stüddein auS bem ^ampf bed Branbenburger ^omfapitefö mit bem (ur«
fürftlic^en Äird^enregiment fül^rt un3 berfelbe SJerfaffer in einem 2luffa|
über bie @ntfte§ung ber britten Branbenburger Superintenbentur, ber
JDiöjefe »2)om — Sranbenburg" oor, inbem er jeigt, wie eS bem Kapitel
gelang, in ben 2;agen, alö bie flänbifd^e Selbftfterrlid^feit ben ^ö^cpunft
i^red @influffe§ erreid^t §atte, in ben Sauren balb nad^ 1600, bem ^ur«
fürften absutro^en, ba^ bie 3ufpe!tion ber oom Kapitel ju befe|enben
Pfarreien auf ben Stiftäprebiger überging unb ben oom Äurfürften er«
nannten .^S^fpeftoren" ber 8llt* unb SReuftabt entnmnben mürbe. — 83e«
fonbered ^ntereffe beanfpruci^en aud^ in biefem ^al^rgang bie Beiträge,
bie 92ic. a^üEer beigefteuert l^at. SRit fid^rem ©riff ^at er, ba befannt«
lic^ bad Berliner Staati^arci^io für bie Slegierungd^eit Soaci^imd ü. in
oielen Bedienungen oerfagt, im 3^i^bfter Slrci^io nac^ SCtten gefuci^t, bie
jene Süden in etmaiS auffüllen !önnten. 3Rit gutem @rfolg. @r be»
277] ^iJcue ©rf (Meinungen. 277
tid^tet auf gntnb biefer Wtatmalien über bie Sesie^ungen bed frommen
f^ürften @eorg von ^nl^alt sum Sranbenburger e^ürftenl^aufe unb getoinnt
i^ier überrafd^enbe neue ^uffd^Cüffe. @eorg ted^tfertigt fc^on 1534, ald in
^effau bie 9leformation eingeführt n)irb, gegenüber Soad^im I. biefen
Schritt burd^ einen ausführlichen „Serid^t oon ber Seilte unb (levemonxen,
fo SU ^effaio gehalten werben', ben vdiv bidl^er nur in ber @eftalt fannten,
ju ber i^n @eorg 1538 für i^ersog ®eorg von Sad^fen überarbeitete,
beffen urfprünglicije, für Soad^im beftimmte Siesenfion aber nodj in 3^bfl
<tufben)al^rt mivh. WlMex ^at biefe fd^5ne Slrbeit bed fürftCic^en Si^eo^
logen injmifd^en im 1. i^eft ber oon i^m begonnenen Sammlung ^Vin»
gebrutfter DueUenfci^riften jur ©efci^id^te bed 16. SoJ^r^unbertd" (^eipaid
$i. ^aupt, 1907) ooQftönbig oeröffentUc^t. 3lo(i nö^er ge^t ed aber
Sranbenburg an, wenn 3kMex bie naiven Sesiel^ungen swifci^en @eorg
unb Soad^im 11. naci^meift, ben präci^tigen Srief mitteilt, mit bem jener
t>em ^urfürften gu bem Schritt oom 1. 3tox>tmhex 1539 ®lüd münfc^te,
unb 3oa(i^imd bebeutfame 9[ntn)ort barauf, befonberd aber, nenn er ben
ttr!unbiid^en 9{ad§n)eig fül^rt, bag bie mörhf c^e ^irci^enorbnung oon 1540,
über beren Serfaffer fo oiel oermutet morben ift, in ber ^auf^tfad^e bad
fßer! ®eorgö geroefen ift. 3)ie befannten „fat^olifierenben" S^ge, bie fte
trägt, paffen gans au ber ürc^Uci^en Slnfci^auung bed in ber ^ildte^re
gut eoange(if(i^en , aber in aütn ^ultudfragen öugerft (onferoatioen
^agbeburger SDompropfted. 92id^t minber intereffant finb 3)lüllerd 9ei<
träge jur @efd^ic^te bed Slegendburger 9lei(i^dtaged oon 1541, in benen er,
iteben vielen (leineren 3la6^n^Un über ben SCnteil 3oa(i^imS II. an jenem
9leid^dtage, neueiS mitjuteilen oermag über jene Senbung ber ^effauer
^ürflen Sodann unb (^eorg, fomie ber branbenburgifc^en 9{äte S^attl^iaS
0. b. Sc^ulenburg unb Sllesanber Slleftud nac^ 9Bßittenberg ju Sutl^er, um
i§n für baS faiferlid^e Soleranjprojeft p gewinnen. S^bem Shiüer und
bie 3nftru!tionen bafür mit i^ren Korretturen unb Slbänberungen oor«
legt, erhalten mir (SinbUtf in oerfci^iebene ¥§afen, bie biefer ^ian burd^<
machte, bie er und bann aud ber ®efd^(i^te jener Siegendburger Serl^anb«
Cungen oerftänblid^ mad^t. SCber auc^ fonft erhält Soac^imd S^ermittlungS«
4)o(iti! l^ier neue a!tenmä|ige 9e(eu(i^tung. ^ud bem SRarburger ^rc^io
bietet er und ben ^est ber von ^oaci^im ben eoangelifc^en ©täuben vou
gelegten ^ergleic^i^rtüel. Slud^ einen befferen unb üoüftänbigeren Slb<
t)rud( beg Serid^ted bed 3C(eflug über jenen fUtxd^Qtaq, ai^ i^n einft See«
-mann gegeben, liefert und ä^üller, unb unter ben Erläuterungen baju
toertooüe ^erfonalnotisen nic^t nur über jenen, fonbern aud^ über
^tratner. — 3((« le|te« StüdC bietet unS ber gelehrte i&erauSgeber beS
Sal^rbud^g aud einer in $rit)atbefi| befinblic^en ^anbfd^rift oon c. 1560
eine Sammlung oon Slu^fprüd^en über bie 3Jlatt unb bie SJlärfer, bie
und ä^elanc^t^onfd^en ^orlefungen ftammen. SBenn er babei auf S. 252
aufammenfteUt, mad bid^er oon berartigen Sammlungen oon SRelanc^*
tl^oniana befannt geworben ifl, fo fei bemerft, bag er babei oerfel^entlic^
übergangen l^at, mad in biefer Se$ie^ung auc^ ^artfelberd f^leig sufammen«
getragen ^atte. — So fdjließt fid^ biefer Sal^rgang beS ^af^xhnd^e^ roürbig
<in feine Vorgänger an: er fdrbert bie ^enntntd ber branbenburgifc^en
loie ber allgemeinen ^ird^engefc^id^te in erfreulicher äßeife, fotbert aber
278 3^wic ©rfc^cittungcn. [278
audf glei(i^ feinen S^otgängem Sefet, benen eg nici^t nur um ein flttc^ttge
anregenbe Seftüre fonbem um ernfte ®ef(i^icl^tdforf4ung ju tun ift.
G. Kawerau.
asai9 69i4: aSilbet nitS bet »et(|iitt(|ett|rit beS flteifrt Xeltott.
1. Seil. 93on ber dlteflen 3^it bid pm Snbe bed gto^en Jhteged»
3maufttafle bc8 Äteifeä bearbeitet. Scrlin; Stöbert Sftol^bc (215 unb
XX ©. 40).
^ro|bem bie ^injelfotfc^ung auf bem ©ebiete ber märüfci^en 2ofaU
unb ^erritorialgefc^ic^te bereite bie banfedtoerteften (Srgebniffe erhielt f^at,,
§arrt ^ier befanntlici^ nod^ eine e^üQe großer unb ban!barer 9Cuf gaben ber enb«
gültigen Sdfung. Seiber ift biefe oielfaci^ nur möglici^ (ei tatfröftiger materi«^
eQer e^örberung oon feiten ber ma^gebenben ^nftan^en, ber Stöbte unb-
^reife. Slltsulange ^aben biefe auf fo^e Betätigung il^red S^löcenaten^
e^rgeise« — meift roo^I au8 SRangel an SWitteln — teilnaj^mölo« »er«^
sichtet @rft in neuefler 3^it beginnt fic^ ^ier ein erfreuUci^er Umfcl^n)ung
bemerfbar su maci^en. So ^aben namentUä^ 6)§arlottenburg unb ber
Äreig 3:elton) — biefer auf 9lnregung feine« frül^eren langiäftrigen, ^o(§*
oerbienten Sanbratä oon StubenraudJ — bie ^iftorifd^e (grforfcijung il^rer
®ef>ieit in einer SBeife geförbert, bie ungeteilte S(ner!ennung forbert.
2)tefem Umftanbe oerbanfen roix bad oorliegenbe, gefd^matfooQ auS«
geftattete unb mit einer Slnja^l ftimmungSootter unb inftru!tioer Silber
gef(^mü(tte 9Ber!.
a^er oer^ältni8mä6ig reiche ©toff ift auf 15 Kapitel oerteilt. 9lad^
einem Slicf auf bie Urgefci^ic^te bed ^eltoio bel^anbelt ber ^erfaffer oor*
ft(i^tig bie f(^n)ierige e^rage nad^ beffen Jlolonifation, na(i^ ber ©rünbung
feiner ©täbte unb a)örfer, bie ^ätigfeit ber i^irc^e in biefem ®ebiet, oor
aQem ber Si^tt^ien^ttttvind^e oon Sennin, unb bie 9iegierung ber leiten
SCdfanier unb ber SRarfgrafen axi§ 9Bitteldba(i^fcl^em i^aufe. ^ie ^oloni«
fation bed ^eitoro fe|t etwa gegen @nbe bed 12. 3<^t§unbertd ein.
kleben ben freien, felbftänbigen beutfd^en ^oloniften finben ftd^ ioX^lteid^e
unfreie ©laoen, namentlici^ auf ben fog. Jlte|en. a)ie @täbte, bie fx^ an
bereite oorl^anbene fefte $lä|e (castr^ anlehnen, merben gegen @nbe bed
13. Sal^rl^unbert^ ald fd^on befte^enbe ^emeinn)efen ermahnt, ^ie
Flamen i^rer ©rünber (locatores) ftnb nid^t betannt.
Xie nö^ften Slbfd^nitte fd^ilbem bie fegendreic^e 9iegierung ^aifer
^arlg IV., bie Sebeutung feinet Sanbbu^ed für ben Seltom unb bie
innere 3erifüttung ber 2»or! unter Sobft oon SWÄ^ren hx^ ^n bem 9lugen*
blide, ba Äurfürft griebric^ I. bem fdjroer l^eimgefud^ten Sanbe Jlettung
braute. Seine unb feiner SRad^folger SBir!fam!eit wirb, immer in öe*
^ ai^^u>^d <^uf ben ^elton), eingei^enb gewüvbigt. Snbem bie joUerifci^en
Jlurfürften bie erfolgreid^e $oliti! ber S[g!anier mieber aufnai^men, machten
fie gut, mad bie Luxemburger unb .SSitteldbac^er Oerabfäumt Ratten,
e^ür ben ^^eltom rourbe bie neue ^^naftie infofern oon Bebeutung, ali^
fle am äuBerften S^orbranbe ber Sanbfd^aft i§re ftänbige Slefibens auf'
fc^lug. ,r@o knüpften fid^ lebhafte unb bauernbe SSejie^ungen jroifc^en
ben SRarfgrafen unb ben Ben)o^nern beg Seltoro'. @ine ^üUe mertooUer
279] ^^^ @rf(i^einun0en. 279
dlafS^ti^ien ^ur @efc^ic^te 8er(inet Sürgerfamilien, 3. 9. ber di^U,
Bttohanh, Soptin ufio. unb ber auf htm Xüioro alteingefeffenen , ^eute
9um %e%i erlof (Irenen, 3Cbe(dgef(i^(e(i^ier, wie ber äBUmerSborf, 2xepe,
^ti^fe, fßtvne, ^aU, Tiiloto, Bpiti u. a. bietet bad neunte Rapitei
(etabt unb Sanb um bie SKitte bed 15. do^r^unbertd).
^aS elfte Kapitel ift bet m&rüfci^en Sleforntation nnb i^rem eigen«
artigen 9Befen genibmet. S)er Serfaffer fcl^ä|t i^te »9Bir(ungen oet*
^ältnidmä^ig niebtig" ein. Unb in ber Sat, xotnn man fic^ oergegen«
roärtigt, mit roenig geiftige Gräfte bur4 bie (ut^erifd^e Sen)egung auf
märüfci^em 8oben genetft »urben, fo roirb man geneigt fein, i^m ju«
suftimmen. SlQein man barf boc^ audf anbrerfeitd nici^t oergeffen, worauf
übrigens au^ gelegentlici^ (@. VIU) ^ingemiefen [roith, bag bamald hai
freie Stubium ber @(i^rift, bad beutfci^e ^ircj^entieb, bie Sefeitigung bed
3ölibatd, bie Segrünbung bed eoangeUfc^en $farr§aufed ben IRSrfem
mie bem übrigen et>angeUf(i^en ^eutf^lanb „al9 ein unermeB(i(i^er f^ort«
fcijritt unb Segen erfcijien''.
Son eri^eblici^em Sntereffe finb bie fo(genben SCbfci^nitte. 6ie be
^anbeln bie märüfc^en ^ulturjuPube unb bie 3eit beg dOiäl^rigen
Krieges. Xa9 befonberd mirffame @c^(uB!apite( befc^äftigt ft(^ mit
„^aul ©erwarbt alS ^ropfl 9U S^ittenmalbe" unb bringt eine ^njal^r
^übfc^er neuer 3tot\^n §u beffen £ebendgef(i^i(i^te. SCnmerhtngen, S^f^t^
unb ein forgfältiged Drtdregifter bi(ben ben Bdfiu^ ber oerbienflooUen
älrbeit hoffentlich bringt ber noc^ ouSfte^enbe jmeite ^eil, bem man
mit gefpannter Erwartung entgegenfei^en barf, au(i^ ein ^erfonenoer«
3ei(i^ni$ über beibe 8önbe.
^er Serfaffer be^errfc^t mit au6erorbentti(i^er Sid^er^eit bie nm"
fangreici^e Literatur, indbefonbere auci^ ben reici^en Sn^alt, ber in 9liebeld,
beS mit Unrecht oie(gef(i^mäl^ten, ^obes niebergelegt ifl. ^aju ^at er in
muffeliger unb umftc^tiger Slrbeit aui bem (^e§. StaatSarc^io unb ben
@tabt«, SlbeU«, ®\it^' unb ^farrarci^ioen bed Seltom eine Summe neuen
unbefannten SRatetiald l^rangejogen unb mit fviti^dftm 6inn oerroertet.
@o bittet benn fein 8uc^, bem jeber Sefer ungeteilten SeifaU 3oQen, bad
er nur mit bem ®efü^(e lebhafter Sefriebigung aud ber $anb legen mirb,
burd^aud gefiederte ©rgebniffe unb jmar in einer $orm, bie tro| i^rer
^napp^eit bad Sßefentlic^e ber l^iftorifd^en Vorgänge unb @rfc^einungen
erfci^öpfenb {ur ^arfteUung bringt. Slber aud^ ber ^intergrunb, baiS
SRilieu, auf bem bie ^inge fid^ abfpielen, ber Soben, aud bem fie empor^
gemaci^fen, ift anfci^aulic^ unb ansiel^enb gefci^ilbert. S)a| bad ^an^e auf
einen marmen, l^eimatlid^en Xon geftimmt ift, oerftel^t fid^ oon felbft. 3kan
mtttt ed ieber S^^^^ <^^t ha^ ^ter bie 2ief>t gur ^eimat bie e^eber gefül^rt
^at, 3ur mörüfd^en.£anbf(i^aft, beren eigenartigen 9iei3 unb 3«^^^^ äBiUi*
balb Sllesid, befonbecd aber ^^eobor Fontane mit fo unoergleici^lic^em
f^einftnn gefci^ilbert l^aben.
SCngeftc^tS fold^er ^orjüge fallen einige Irrtümer unb Ungenauig*
feiten, bie bem fonft fo funbigen SJerfaffer in bie geber gefommen finb,
nic^t fpnberlic^ ind ®*en)i(^t. ^uffaUenb ift 3. 9. bie swifc^en .rdoHem"
unb „^oJ^enaoUern" fc^wantenbe Seseic^nung. ^er Familienname ber
Burggrafen oon 92ürnberg, ber nac^aligen ^urfürften oon Sranbenburg
280 ^^ue ^rfc^einungen. [280
unb bei? f(i^n)ö5if(i^en iSinte roax stoeifetlod ^S^Uevn". Unb in biefet
f^rm tritt er aud^ im %ittl auf. ^rft 1575 lourbe ber Spante „^o^tn^
floHem" auf grunb ^auiSgefetUc^er 8efHmmungen jum ^Familiennamen
ber fc^tDöbifc^en (fürft(i(i^en) £inie erl^oben, worauf er oud^ 1685 oom
®r. J^urfürften in ben @taatdtite( eingeführt unb infolgebeffen al^
{^miUenname für bie Hurfürftl. unb ^önigl. £inte bed @kfamtl^aufed an«
genommen mürbe. ^a§ gefd^a^ lebigUd^ aud bem ®runbe, um bie eoen*
tueUen Slnfprüc^e ber Aurfürften auf baiS Sanb »^o^ensoUern" nun auc^
äuBerUc^ barautun. — 2)ad ^atum ber $erm&l^(ung bed l^larfgrafen
Sol^ann (bed Sl((i^emiften) mit Barbara oon Saufen aud bem $aufe Sin«
^a(t (@. 98) ift nic^t fidler. 3lux fo oie( mirb man fagen !önnen, ba6
fte ^0 r 26. 3»ai 1416" erfolgte. 2)er a:ob be« Äurfürften Sriebric^ I.
(<B. 96) trat am 20. ©eptember 1440 (@. S^attl^eud bed (eil. aroölfboten
91 b e n b) ein, alfo nic^t am 21. September, ^urfürft ^riebrid» H. (S. 117)
ftarb im @(i(loffe au 9leuftabt a. b. Slifcl^, nid^t auf ber $laffenburg.
@. 132 mirb eraä^U, ba6 Soac^im I. feinem @o(n eine ftreng !at(oUf(i(e
^rinaefftn ^aufnötigte''. 2)er SJerf affer tut bamit bem alten Ruu
fürften Unreci^t. Son einem 3^<^nge mirb man !aum fprec^en !önnen.
gür Sater unb @oi^n mar bei beffen an)etter Sermäl^lung lebiglic^ bie
$d(e ber ä^itgift ma^gebenb, mäl^renb bie erfte @§e — mit Sllagbalena
»on ©ac^fen — nicijt o^ne gegenfeitige Silcigung gefc^loffen morben mar.
— Statthalter in ber 3»ar! (©. 225) mar 1638 nic^t be« Äurfürften
©eorg äßill^elm trüber Soac^im ©igiemunb (t 1624), fonbem fein ®ro^«
o6eim, 9J2ar!graf @igmunb, ber 1640 ald Statthalter oon Sleoe bad QnU
lid^e fegnete. — 2)ie l^eute als i^auSgefe^ geltenbe Dispositio Achillea
(@. 119)i^atte, mie äßagner u. @. überaeugenb nad^gemiefen f^at, urfprünglid^
feinedmegd ben df^atatttv eined folci^en. ^urfürft Sllbred^t (atte barin
Seftimmungen lebiglic^ für feine Söl^ne getroffen. Georg Schuster.
Keittl^Ib ^etf^: aSetfuffitttd unb aSetiaiiHitttd ^itttet^ommemS im
17« 3ltt|t|itttbert (iS int dtiiiietleifotttd in bett btunbettbittdif^ett
Staut (Staate« unb foataItoiffenfd(aftlt($e gfotfd^ungen , f^x^. t)on
®. @d&moUer unb 9Jl. ©eting. ^. 126.) Seipaig 1907;
3)un(fcr u. ^umblot (X u. 271 ©.; 6,80 mi)
@ine 17 Sogen lange ä^onograpl^ie über ein nid^t aUaugro^eS
2^eilgebiet ber i^interpommerfd^en @efc(ic(te erfc^eint vielleicht manchem
ald etrna^ oiel be§ @uten, ober bie oorliegenbe Arbeit lol^nt eine auf*
merffame Seftüre. Dbmol^l eine @rftlingdf c^rift , be!unbet fte in l^o^em
3Jta^e bie ^errfc^aft bed SlutorS über feinen Stoff, meldte mel^r ald ein
^genftanb oon aUgemein^ifiorifc^er Sebeutung gefc^ici^tlid^e ^arfteUungen
belel^renb unb anaie^enb mac^t. ^n überftd^tlic^er , oon fortlaufenben
Duellennad^meifen begleiteter @raäl^lung fd^ilbert fie juerft bie inner«
politifc^e (^ef(i(ic(te bed $eraogtumd $ommem«Stettin von 1600 bi$ a^m
@rldfc(en bed (eimifc^en ^errfc^erl^aufed i. 3. 1637, gibt bann eine au«
fammenfaffenbe ^arftellung ber Serfaffungd* unb Sermaltung^auftänbe
bed Sanbed am SluSgang biefer ^eriobe, unb unterrichtet uniS fc^lie^lic^
eingel^enb oon ben Seri^anblungen unb geftfe^ungen, bie nad^ bem SCnfaU
281] ^^^ ^rfci^einungen. 281
^interpommemd an SranbenButf) bie fünftigen öffentHci^en Slec^tdoetl^ält«
niffe bed evfteten regelten. Slu^er auf bie einf(i^(ägigen gebntcften DueUen
fttttt fie flc^ auf 3C!ten ber ©taatdatc^ioe $u Stettin unb »ettin, bie
inbeffen n)0^( meift fc^on t)on früheren ^orfc^em benu|t n)Oi:ben roaven.
Unfere bid^eriaen SorfteQungen oon ben in Siebe fte^enben ®veigniffen
unb 3uft^>^^^n erfal^ren ballet burc^ ¥etf(i^ in il^ren ©runbaügen (eine
n)efentU4e ^orreftur, too^l aber vielfache Bereicherung, bie nici^t feiten
erfi bad oolle Serftänbnid ber oon früher ^er befannten ^atfad^en er«
möglid^t unb sufammenl^ängenbe ©ntwicflungdrei^en aufbecft, n)0 »ir
oori^r nur oereinselte Sorgönge roa^ma^men. Sluf aUgemeinered ^ntereffe
n)irb namentlici^ ber britte ^auptabfd^nitt reci^nen bürfen. 8e!anntli^
l^aben, anberd ald in ^reugen unb Sleoe, in i^interpommern bie leitenben
Seodlferungdfreife ber Segrünbung bed furfürftlic^en 9legimentd ent*
fcliebenen ^iberftanb ni(|t entgegengefe^t; ba^ aber au4 ^ter bie !on«
fefftoneOen unb politifci^en ^^egenfö^e, bie bort fo fc^arfe ^onflifte ^eroor«
riefen, lebhaft entpfunben unb nur mü^f am, unter langwierigen
ä^er^anblungen, audgeglici^en würben, tritt und in ben audfü^lic^en
äRitteilungen bed Serfafferd über ben @targarber Sanbtag oon 1653/54
einbrucfdooU oor bie STugen. ^etfci^ meint fogar, ed fei fc^roer ju ent«
fci^eiben, »elci^er oon beiben Seilen oon feinen anfftnglici^en e^orberungen
fc^lieglic^ bad meifte gerettet f^abt, bo4 fonftatiert aud^ er, bag im %r«
gleich mit ben 3uftänben sur 3^^^ ^^ leiten ^ommeml^eraogd, Bogid«
laod XIY., bie lanbed^rrlic^e 3Rad)i nunmehr in rüftigem Vorbringen
Begriffen gcwefen fei.
2)ie Darlegungen beg SerfafferS wirfen, foroeit i^ ju urteilen oer«
mag, faft burci^roeg überjeugenb ; SBiberfprüci^e ftnb mir nic^t aufgeftoBen.
3)ad fc^liegt natürlich ni^t aud, bag in ber ^uffaffung biefeg ober iened
Details ber Sefer biiSmeilen ju anbem Slefultaten gelangen mirb, ald
¥etfc§. @o VDiü mir f feinen, als ob baS S^er^alten beS pommerfci^en
SCbelS in SBe^r*, Sinanj«* unb anbem politifc^en fragen boc§ mo^l tine
fd^örfere Ariti! oerbiente, als er fte il^m angebeil^en lägt; mochte eS
immerhin eben nic^t fursfid^tiger unb egoiftifci^er fein alS baS ber anbern
SeoölferungSflaffen auc^, fo gilt m. ®. in biefem 5all ein anbrer SRag-
ftab: größere Siechte unb SRad^t, l^öl^ere ^flic^t! Dag bie loid^ttge 9legi«
mentSocrfaffung oon 1634 auf bie 3nitiatioe lebiglid^ ber fürftlid^en ^tiit,
nid^t aud^ ber @tönbe, aurüdfjufü^ren fei, ^alte id^ tro| $etfd^ (unb Bär)
für menig glaubl^aft; bier ift boc§ mol^l baS coi bono mit ^u berütf«
ftc^ttgen.
Die 3luSbrudfSioetfe ^etfc^S ift im allgemeinen !lar unb gemanbt,
aber SGöenbungen wie „bem innel^abcnben ©eneral", »jroei fid^ entgegen*
gefeite Eingaben", Ratten oermiebcn werben f ollen.
W. V. Sommerfeld.
lt. Sinnedi^ : ftonig afriebtt^ SSU^elm I. unb Sfurft Stopoih I. au
«tt^iltt-5)ef|ini. ^Berlin W 35; Se^rö »erlag 1907 (120 ©.).
[= graiel^er beS l)rcu§ifc^cn .&eere8, l^räg. oon @en.»ßeutn. 3. ffi.
t>. ^eIet«9larbonne. 2. Sb.]
282 Sfleuc ©rf^einungen. [282
3)ie Sammlung ^^^raie^er bed pteu^ifci^en ^eereS", mit ber bte
Sefer biefer 3^tfc^i^ift \^on (et ©etegenl^eit ber älngeige bed 1. unb 8.,
fotoie bed 7. SanbeS befannt gemacht morben ftnb (ogl. Sb. 19, 6. 288 ff.
u. Sb. 20, @. 587 f.) Detfolgt ben S^^^t ^^^ perfön(i(|*moi:a(if(i^en
^töfte, bie in bet ®ef(i^i4te beiS pteugifclen i^eered am 9Berf gemefen
finb, miemo^l fie mittelbar im ®eift unb in ben Snftitutionen bed $eered
fortmirfen, aud^ unmittelbar für bie gegenmftrtige militärifci^e Generation
fruci^tbar ju maci^en. Unb in ber %at bürfte nid^td geeigneter fein, ber
tägli(i^en Berufsarbeit bed Dffisierd einen geifügen Snl^alt au geben, alg
eine fol(|e Belehrung barüber, mie unb auS meieren Sefirebungen ^eraui^
bad preugifc^e $eer iu feiner t)on aller SBelt bemunberten Grö^e empor«
gemaci^fen ift. S)ie Sammlung ift benn avaS^, aumal fie auf miffenfc^aft«
ii^et (^runblage beruht unb boc^ S^gleici^ ®emeinoerftänblic^!eit anftrebt,
f(|neK beliebt geworben. 3n>eifellod oerbanft fie bad auc^ ber ^eute ja
mobernen Betonung bed biograpl^ifci^en ä^omentd: jebed ber 12 Bftnbc^en
be^anbelt in ber Siegel bad Sßirfen eined bebeutenben ^eerftt^rerd
ober ^eeredorganifatoriS. iRur in imex ^Ken muBte oon biefer 9Ugel
abgemici^en werben: mie 5taifer Sßil^elm L nid^t oon 9ioon au trennen
mar, fo finb aud^ in bem oorliegenben SBanbe mit 9lec^t bie $or«
trötd f^riebric^ SBil^elmd I. unb bed alten 3)effauerd in einen dia^men
gefaxt morben. ^er Serf. fci^ilbert alfo a^näd^ft in ben beiben erften 9(b«
fd^nitten bie $erfönlid^!eiten ber beiben fttrftlid^en f^reunbe, um bann in
amei »eiteren Kapiteln i^re a- ^* gemeinfam burd^gefü^rten 9leformen in
ber ^eereSoerfaffung unb bie Umgeftaltung beS Offiaierforpg baraufteUen.
^ie Gefahr ibealiftifci^er Überfc^ä^ung, mie fie bie im ©efamtplan
bed Unternehmend liegenbe i^eroorfe^rung bed @raiel^erifc^en mit fic^
bringt, f^at ber Berf. im aKgemeinen glüdElici^ oermieben; nur an einer
Stelle (@. 14) ^at er ftc^ au einem etmad beplaaierten SCudfaU auf bie
i^glaubendmübe' unb ^an ^ut unb Begeifterung armfelige' Gegenwart
verleiten laffen. 3n ber @§ara!terifti! f^riebrid^ ^il^elmd, bie man fonft
mo§l ali gelungen mirb beaeici^nen (dnnen, mad^t fic^ gar au fe^r ber
@influ6 ^rl^led geltenb, oon beffen 9Ber( über f^ebrid^ ben Großen
ber Berf. oor einiger 3eit eine oer!ürate beutfd^e Sludgabe oeranflaltet
^at (ogl. »b. 19 biefer 3eitf(^rift, S. 613 f.). Überhaupt ift bie 2)ar-
fteHung tixoad au reic^lici^ mit 3ttaten unb aUer^anb Sefefrüci^ten gefpitft.
3m übrigen aber wirb bad 9ü(i^lein feiner Slufgabe ooUfommen gerecht.
@d ift angenehm unb lebenbig gefd^rieben, unb a^ugt nici^t nur oon guter
Sad^tenntniiS , fonbern auc§ oon mirfltd^em ^erftänbntiS für bie mili«
tärifcben Sitten unb Snftitutionen beS 18. Sal^r^unbertiS, oor aUem au(^
für ben 3ufammenl^ang ber ^eeredoerfaffung mit ben mirtfci^aftlic^«
foaialen 3uftänben. (Sin befonberer GlütfdfaU mar eg, bag oor furaem
in ben „Acta Borussica" ber oon Itraudfe b^raudgegebene Briefmecbfel
{^riebricb äßilbelmd mit )^eopolb erfd^ienen toar. ^er Beif. ^at benn
aud^ reid^lid^ au^ biefer einaigartigen Duelle gefc^öpft, fo ba| man mo^l
fagen !ann, fein Bu(i^ f)&ttz o§ne fte nid^t l^alb fo intereffant unb leben^oott
werben !önnen. Slud^ fonft ^at er bie einfcblägige Literatur — wie
auc^ bad beigegebene Siteratur*Beraei(i^niiS a^igt — , in umfid^tiger SBeife
oerwertet. Schabe nur, ba| if^m gerabe bie bd weitem wertooUfte Krbeit
283] 92eue (Srfc^einungen. 288
üöcr bcn alten 3)effaucr, i(§ meine bie ouf intimet Äenntni« bcr ¥er*
fdnlic^feit fon)o^( »ie ber Kultur i^ter 3eit 5eru]|enbe Biofltop^if^e £l^a«
tafterifti! Ärou«!e« im n. Sa^rg. be« ^oienaottem-Sa^rbuc^S, un-
befannt geblieben ift. @ie würbe i§m m^^^t ^aben, ba^ Seopolbi^
S^araftet bo4 etwas fompUsietter war, a(S er felbß annimmt; m^ über
bie älrt feiner 9le(igiofltöt f^me er bort beffem Sluffc^lu^ gefunben. 2)aiS
fo oft nad^eraft^lte (3ebtt bed 2)effauerd oor ber S^lac^t bei ^effeldborf,
oom bem 2, meint, bag ed bad einsige fei, mad wir über bie Sfrömmigfeit
bed prften wüßten, gehört inS äleicl ber $abe(.
2)te äußere 9(udflattung bed Sanbed ift innerhalb ber Su^bedtel
gana gefällig; aber ber (Sinbanb mit bem bentbar unpraftifc^en weiB«
gelben 9iü(ten unb bem maufegrauen Rapier bürfte !aum na(i^ iebermannS
(Sefc^mact fein. $on ben beigegebenen ^orträtd wirft baS beiS 3)effauerd
burcb bie ftu^er^aften unb !(einen ^änbe fe^r unglüctlic^. ^ai bem
eben genannten Sluffa^ oon ^raudte beigegebene oon SC. $edne mutet
freiiici^ aucb si^^nlicb (onoentioneU an. M. Haas.
t$tifbvid|8 M Stolen ftinef^iubetii mit ititen, l^etaudgegebrn t)on
Dr. ®. 2. SRamlod. Stuttgart 1907; «nie (XII u. 168 ©.)
3)er Herausgeber, ber fci^on in einer 9leil^e früher Slrbeiten ed fidf
Sum S^zl gefegt f^aüe, »bie mannigfad^en perfönlid^en unb amtUci^en Se*
Sie^ungen, bie griebrici^ b. &v. au SRebiain unb 9J2ebiainern l^atte, auf«
aubecten', wiU bur4 bie oorUegenbe $ubli!ation »ein lÖilb oon ^riebric^S
SteUung aur i^eiKunbe in feiner @igenfc§aft a(d äanbed^err geben", ^n
einer umfangreichen (Sinteitung werben bereits aQe wid^tigen e^ragen, bie
in ber j^orrefponbena anfingen, erörtert, inSbefonbere bie @teQung beS
Königs aunt @anitätSwefen feiner Slrmee unb ben leitenben $erfön(i($«
feiten beSfelben, Ho(|enborff, (Süer, Sot^eniuS, ^c^mucter u. a., wie feine
Sürforge für bie äraUic^en SilbungSftätten, ooran bie 6:^arit6 in Berlin,
unb für bie öffentUd^e Hygiene. 9Ran wirb mit bem Herausgeber, ber
nid^t aut ^iftorifc^en 3unft gehört, nid^t rechten über bie SluSwal^l unb
bie Serteilung beS äRaterialS. SKanc^er Srief ift in bie o^nebieS fd§on
ftar! belasteten Slnmerfungen o§ne erfici^tlic^en ®runb gefc^oben unb Soll«
ftänbigfeit ift nic^t erftrebt worben. @o »ermißt man jebe Slngabe, ob
nid^i auc^ Seaie^ungen beS ^dnigS au ben mebiainifd^en i^afult&ten ber
preugifd^en Unioerfttäten , beftanben unb bie fci^on oon Aofer in biefer
3eitf(^rift XVn, 135 ff. gcf^ilberten SSerl^anblungcn , Sllbre^t o. ^aütx
in @^dtttngen für Halle au gewinnen, i&iien wo^l SCufna^me oerbient.
2)eS weitem entfprici^t bte Serweifung ber Sefc^reibung ber Vorlage in
bie ilnmerfungen ftatt unter ober über ben Sest ber @tüd(e nic^t unfern
Gepflogenheiten. 3)aS alles ftnb unerl^eblid^e ^leinigfeiten gegenüber ber
banfenSwerten Sorgfalt, mit ber ^amlotf unS ^ier ein aum guten ^eil
unbefannteS SRaterial erfd^loffen unb mit feiner auSgebe^nten Literatur«
fenntniS glei(i^ frud^tbar gemacht ^t. Sluc^ ^ier offenbart ftd^ unS
f^riebrid^ als ber Hervfc^er, bem feine @inael§eit beS ftaatlici^en 3)ienfieS
unb oon dffentlid^em Sntereffe fremb bleibt, mag fte au(i^ noc^ fo gering«
fügig f feinen, unb ber überatt beftrebt ift, ben fingen auf ben ®runb
284 5ttcuc ©rfd^einungcn. [284
3U gel^n. 92iema(d oetfci^neBt er ftc§ einer neuen roiffenfd^aftUci^en @in«
ftd^t ober ©rftnbuno, fei ed nun ba| er ener()ifc^ für bie @tnfü§run^ ber
^ocfenimpfung eintritt ober ba6 er ftc^ um bie Erprobung eined für bie ä)er«
prooiantierung ber ^rmee n)icl^tigen ^^öi^rpuIoerS füntmert, fei ed bafi er aud
n)irtfc^aft(i4en (S^rünben fi(i^ füi ben allgemeinen ©ebraud^ ber fc^lefifci^en
D^ineralbrunnenwaffer gegenüber bem @e(terd bemüht ober ba6 er fici^
neue OperationSmet^oben , ). 9. ber f^iftel, erflären lägt. Sid in feine
testen SebenStage aielt er mit befonberm @ifer auf eine beffere, fci^ärfere
Orbnung ber militärifc^en Sasarettoer^öUniffe, namentlich wftl^renb ber
^rieg^seiten. ^m Saläre 1781 befteHt er oier 5tapitöne ali ^ire!toren
ber Selblajarette, unb nod^ im 3^^ 1786 ernennt er Dr. ^ri|e in halber«
ftabt jum Dberauffel^er ber fia^arette unb legt i^m befonberm bie Slufftc^t
über bie i^elbfci^eerer and ^ev^,
9lu4 an rein menfd^Ud^ anmutenben SH^^ tft bie Dorliegenbe
^orrefponbena nic^t arm. ^ad jebem äRenfc^en natürliche mebijinifci^e
Sntereffe, ba« ftc^ fo oft in fel^r fubjcfttoem 2)enfen unb i&anbeln äußert,
iebi in ^riebrid^ befonberS ftar! unb oeran(a|t il^n, n)ol^( einmal in bie
örstlic^e Se^anblung oon ^amilienmitgliebern, mie ber $rinaefftn 3lmalie
unb beS grinsen, ^binanb, mit eignem diai einzugreifen, ipumoriftifd^e
f^örbung f^at feine ^ble^nung aller Titulaturen bei 3)o!torbeftallungen
unb feine S^rüdweifung beg ör^tlid^en ©rfinberS eined leicht ju $ferbe
3u gebraud^enben G^anond, ba eS i^ii^m ald 9J2ebicinae ^octor roeit an*
ftftnbiger fe^n bürfte, ba eS fc^on an Sßertfaeuge jur 3^törung ber
SWenfdjen gar nic^t fehlet, auf bie SWittel ju beffen ©rl^altung feine 3«*
roürbiger p oerroenben*.
2)ie SBiebcrgabe ber 2Jejte, bereu Drtl^ograpl^ic in x)erflänbiger SBeife
mobernifiert ift, fd^eint mir, foroeit id^ fe^cn !ann, forgfältig ju fein.
3luf gefallen ift mir in ibem SJertrage be8 ©rafen S^lot^enburg oon 1744,
in bem er 12 franaöfifd^e ©l^irurgen für ben preußifc^en 3)ienft oer*
pflidjtet, bie irrtümlid^e S^fF^'^ cinquante livres ftatt cinq cent livres
(©. 56, 3. 8). W. Wiegand.
^teifiig Suite um ^ufe Sttebti^S beS @tiitett. ^ug ben Sage«
büd^etn beS gieid&ggrafen 6mfl Sll^aSöeruS ^einrid^ t)on Sel^n«
borff, flammerl^errn ber flönigin ßlifabetl^ ßl^riftine öon *Pteu|en.
aSon flarl gbuatb ©d&mibt-ßö^en. ®ot^ 1907; griebrid&
«nbreag SPerll^eS (IV u. 522 ©.; ge^. 10 mi, geb. 12 mi).
S(18 eine 2lrt SeitenftüdC su ben 3:agebüdjern unb SWemoiren ber
©räfin SJoß, bie — gleid^fallä im Original fransöfifc^ — unter bem
2Jitel: „69 3a§re am ^reußifc^en §ofe*, nun fd^on in ac^t 9luf lagen in
beutfd^er Überfe^ung verbreitet fmb^), möchte man baS eben genannte
SBer! bejeic^nen. 3^er «erfaffer, @. 91. |)einri(^ o. Se^nborff (1727 bi«
1) Leiber in red^t fel^lerl^after unb mangeli^after Bearbeitung. @d möre
^u münfci^en, bag bied oielbenu^te Bud^ (Verlag oon Wunder unb $umblot)
nidjt noc^ einmal in ^unoeränberter Sluflage" oeröffentlid^t würbe.
285] ^^^ @rf(i^eimtngen. 28&
ISll), ein ®(ieb ber hefannUn oftpreu^tfci^en ©rafenfamitie, ber UrgroB^
vaiet bed ie^igen öeftterö oon Stfttoß Steinott, roor 1748—75 Äonnnet»
l^etr ber ®ema^l%n f^riebric^iS b. ®t. (aule^t Sanb^ofmeifter oon Oft«
preu^en) unb §at atö folc^er bad £eben unb treiben am berliner ^ofe
unb an ben $öfen ber prin^Uc^en trüber jo^rse^ntelang audndd^fUt 92ä^e
beobaci^tet. Berlin (»ft^renb bed ftebentSl^rigen Itrieged auc^ SJlagbeburgV
@(|ön(Qufen, Oranienburg, 9l^eindberg unb 9htppin finb alfo bie Sc^au»
plä^e feiner @r}ö^lungen, »ä^renb roir vom ^otdbomer ^ofe bed ^dnigd
]elb% über ben unS ^^^i^boult unb fo manci^er anbere unterri(|tet ^t^
nur gans gelegentlici^ j^unbe erhalten ; infofem bebeuten @raf Se^nborffd
^^agebüc^er eine banfenSroerte ©rgänjung unferer bisherigen Itenntnid.
2)ie Überfeftung be« Searbeiterä — baö fei gleid^ bmerft — ift im
gan^n flüfftg unb auoerlftfftg, wie id^ burc^ mel^rfaci^e Sergteic^e mit
bem Original §abe feftfteUen fdnnen.
@in großer Seil ber in bem Suc^e sufammengefagten 9(ud3üge ifl
nun freiließ für ben f^orfc^er feinedwegg neu unb au4 barfteUerifci^ 3..S.
fd^on oermertet (ogl. ^oferd 9luffa|: $om berliner $ofe um 1750,
^^o^engoUem^Sal^rbuc^ 1903 @. 1 ff.); ^rofeffor @(|mibt l^atte in ber
SRofoDia §cft III— X in ben Sagten 1897—1904 bie Sagebüd^er oon
1750—56 oeröffentlic^t, bie Seite 9—313 be« »u«eg fußen, fo ba6 »ir
nur aui ben SCuöaügen ber So^te 1757—75 im ooßen Sinne SReueS er*
fol^ren. Smmer^in ift zi banfenSroert, ba^ nunmel^r burci^ bie Ser«
dffent(i(i^ung in Suc^form biefe !u(turgefc^i(i^tUc^ n)i(i^tige DueUe allgemein
Sugänglid^ geworben ift.
2)aB ed ftd^ ^ier um fulturgefc^id^tUci^ wertooUeS Duellenmaterial
— jumal in ben fpöteren Seilen beg Sud^eg — l^anbelt, wirb audf ni(i^t
leugnen !önnen, wer, wie ber 9leferent, mit ber Bearbeitung in biefer
@eftalt oielfac^ nici^t einoerftanben ift. @raf Se^nborff l^at ben ®ro|en
ber Berliner $öfe wirflid^ nal^e geftanben; er war mit ben ^rinjen
^einric^ unb ^uguft äBil§elm f>%^ an i^ren Sob eng befreunbet, ^at mit
bem jüngften SBruber, ^rinj i^erbinanb, me^r ald 50 Saläre l^inburc^
oer!e^rt, unb alä Jlammer^err ber Königin biefe unb fämtlid^e ^rin«
$effinnen genau getannt, fo ha% er und oiel SntimeS in berichten wei|;
auger ben Sagebüd^ern l^aben fic^ mel^r ald 600 Briefe ber brei prina«
Heiden Brüber, sumal bed ^rinjen i^einrid^, an i^n erl^alten, bie oon
jenen Bedienungen Äunbe geben. (Bgl. B0I5, ^uö bem Briefwecijfcl
beS grinsen 2luguft 2Bil§elm mit Sc^nborff, SRafooia IX, 130 ff., ber im
^nl^ang aud^ einige geiflreid^e Briefe oon Sc^nborff felbft abbrudft, unb
meinen 5luffa|: ^rinj gerbinanb oon Preußen in feinen Briefen an
Scl^nborff, aWafooia XI, 118 ff.) Äein 3meifel, boß ®raf Sel^nborff,
ber in fein Sagebud^ gar mand^e feine allgemeine Bemer!ung einflickt,
geiftig über bem 2)urc§fd^nitt ber §ofleute jener Seiten ftanb. 2Wan
brandet nur fein Bilb (im ^oj^cnjollern * 3a^rbud^ 1903 S. 294, ober,
wie eS mir oergönnt war, bie überlebensgroßen Originalgemälbe in
S4I0I Steinort am äRauerfee) §u betrad^ten, um einen ^inbrudE oon
bem ®eift unb ber 9Belt!lug§eit beS !0lanne§ au gewinnen, ben man als
einen homme de coor philosophe beaeid^nen möci^te: im ^oi^anniter«
mantel unb Sammctanaug mit Jlniel^ofen unb weifen Strümpfen — alfo
286 92eue (Srfc^einungen. [286
in ber Orbendtraci^t — fielet et ha, §ui: Unterftü^ung bed einen oerhlrsten
gfuleS bie £in!e auf einen $olfterftu§( gelel^nt, mit ber 9le(|ten auf txn
^albgeöffeneted f&u^ l^inbeutenb; um ben 9l2unb fpielt ein geiftreici^er,
^umon)oIl«farIaftif4er ^uq, bie Slugen flauen flug, o^ne viel ©emüt in
bie äßelt, mä^tenb bie breite, ^oci^9en>d(bte 6tim auf bie Begabung
unb ben Silbungdeifer bed geiftreic^en S^aufeurS unb geraubten Sci^rift«
fteUerS fc^liegen lägt. SBäre er ni^t burc^ fein förperlicled ©ebrec^en
ju einer Saufba^n in ber politifci^en äBelt untauglich geworben, nic^t un«
benfbar, bag ber ^dnig feinen fel^n(i(i^ften äBunfd^, bie 3)iplomatens
laufba^n ein3uf(i^(agen, i^m erfüQt ^ätte: fo aber ift er a(d Aammer^err
an ben $of ber unertrögliclen Königin gefeffelt — »allein unb $^ilofop§
bid 7 U^r abenbd, iRarr oon ba an big nad^ bem Souper", bemerft er
einmal — , über bie wir eine ^^Oe oon treffenben (Sinseljügen unb ein
im gangen mol^l autreffenbeS Silb erhalten ^); ed mu| baS audbrücflid^
betont werben, ha Gräfin Slblerdfelb'SaUeftrem in einem foeben er«
fc^ienenen Suc^e eine 9iettung ber SDIärtprerin oon Sci^dnl^aufen oerfuci^t.
Überhaupt mu| man befennen, ba^ bie pf^ci^ologifc^en ^ortrötd,
meldte Se^nborff mit ftc^tlic^er greube an ber 9J2enfcl^enbeoba(i^tung gibt:
gi^ befud^e biefe großen ©efeUfd^aften, um bie oerfc^iebenen menfc^lic^en
Steigungen !ennen ju lernen, inbem bie äRenfd^enfenntnid mein oorgttg«
lic^fted Stubium ift' unb öl^nlid^ed bemer!t er öftere — in ber $aupt«
fad^e rid^tig getroffen finb; nur ^uguft SBil^elm unb ben jungen griebrid^
äBil^elm (II.) ^at er gu günftig beurteilt. @^rli($ ift er überall unb eine
' beftimmte ^enbeng lä|t ftc^ nid^t erfennen, obwohl Se^nborff an !ünftige
Sefer ben!t (@. 226), fein 3:agebu(5 für bie SRad^welt gefd^riebcn l^at.
äBo^l aber ^at i§n fein (Sfprit, bie Steigung iu geiftreici^er unb gelegent«
licij boshafter Formulierung — feine ^o^eit, bemerft er oon fjriebric^
^ugufi oon 9ln§alt*3^^ft r I^nn in ieber Segie^ung mit bem berül^mten
älpid oerglici^en werben —' unb bie greube am $of!latf4 überhaupt (bie
bem ^ofmann gur ^weiten iRatur werben mu|), gu mand^er Slufaeid^nung
oerleitet, bie fc^werlici^ oor ber !ritif(i^en {^orfd^ung ftanbl^alten !ann (wie
Sel^nborff aud^ fi(i^ felber fpftter öfters forrigiert ^ai). 3)ie SReinung bed
^eraudgeberg, ba( ber Serfaffer nie i^offlatf^ beriete, ift natürlich nici^t
faltbar; erft fürgli^ W Dr. Sola an bem ©ingelbeifpiel ber türüfc^en
©efanbtfc^aft oon 1763/64 (Se^nborff S. 465 ff; ^obengollem-Sal^rbuc^ 1907
©. 37, 39, 50) nacijgewiefen , bat tnan^e ber geiftrcid^ften ^rjäl^lungen
unb ^Formulierungen unmöglici^ finb. SBenn Se^nborff berichtet, e^rtebrid^
b. @r. I^abe nac^ fiebenjä^riger Trennung bei ber diüdiefyc aud bem
1) ff^ie Jlönigin über^aftet ftd^ immer beim Spred^en unb ftottert [ogl.
^orfd^. XIX, 281] unb ift immer wütenb, wenn id^ fte nici^t oerftel^e. @g gibt
!aum jemanb, ber jäl^aorniger ift, alö biefe gürftin unb ber fo wie fte fc^on
nad^ einer ^iertelftunbe i§re IBeleibigungen wieber gutmad^en möd^te' (@. 384).
«3d^ fenne niemanb, ber fo wenig äRanieren befi|t, wie biefe Jlönigin. SBenn
man i^r treiben beobad^tet, mbci^te man glauben, ba( bad Sc^idCfal fte nur
oerfel^entlid^ auf einen 2:§ron gefegt l^at. @te würbe entfci^ieben ald f^rau irgenb
eines SlmtmanneS glüddic^er fein, weil i^r immer am wo^lften ift, wenn fie in
il^rem Sd^önl^aufer 2o^ aUer^anb 3^d gufammenfd^wa^en (ann" (@. 405) ufw.
287] ^^^ (Stfd^etnungen. 287
großen Itrtege feine (^tma^lin nur mit ben SBotten begrügt: »SRabame
flnb forpulentev geworben!", fo ift bog bei ber innigen ^oc^aci^tung, bie
er oor il^r l^atte, oieUeic^t noc^ benfbar; n^enn er aber ^exnc ©ema^Iin
feiner Sc^roefter U(ri!e in ©egenroart bed ^offtaateS mit ben SBorten
oorgefteUt §a ben foO: „c'est ma vieille vache, que Vous connaissez
d^ji**, fo glaube i^ hai einfach nic^t; barunter §ätte bie äleputation,
baiS @taatdintereffe gelitten. @e§r oieled meiB £e§nborff natürUd^ nur
oom ^örenfagen, unb n)er roü^te nic^t, wie fe§r i^rau %ama an i^öfen
au ^aufe ift.
3Cu(i^ ben c^ronologifd^en ^n^ahen gegenüber wirb man in ber Sieget
oorfic^tig fein muffen; ber Herausgeber, Dr. ^o() unb ber 9leferent
(9J2afot)ia XI, 125 Slnm. 2) §aben in ben oerfc^iebenften gföQen aUe bie
gieici^e Seobad^tung gemad^t, ba^ bie Eintragungen nic^t immer gleich«
)ettig, fonbem oft erft nac^ grdgeren 3^tabftönben vorgenommen finb
woburci^ i^r DueQenwert natürlich fin!t; ja, gelegentlich (8um Januar
1758, @. 376) bemer!t Se^nborff felbft, er ^abe biefc Slotiaen erft „einige
3«it nacij ben @reigniffen* im 3uli 1760 niebergefc^rieben, — ba« pnb
2Vs ^af^te fpäter! ^ber im ^anjen §anbelt eS fid^ in ber %at um ein
mirdici^ed Xa^ebud^, bad nur mit S^orfic^t benu^t fein will. —
9Bad nun ben !ulturgef(i^i(i^tlic^en Snl^alt ber Se^nborfffc^en Sage«
bücijer betrifft — für bie politifd^e ©efcijid^te fättt nur wenig ah — ,
fo ift ber ®efi(i^td!reid bed ^erfafferig burci^ feinen @tanbpun(t
bebingt. ®raf Se^nborff gehört jenem !leinen Greife ber im ^öd^ften
Sinne beö Soi^r^unbertS »Öebilbeten* an, bie franjöpfd^ fprec^en, lefen
unb fd^reiben, franjöfifci^e Sitten unb Srad^ten nad^a^men unb fid^ ba«
burc^ nid^t nur oon ber 3Ra^e bed eigenen ^ol!eiB, fonbem au(i^ oon ben
fleineren beutfd^en Höfen fci^eiben. ^enn in ä^etflenburg unb Slnl^alt«
<3erbft ober Aöt^en wirb am Hofe beutf4 gefprod^enl 3ft bie ^rinjeffin
^malie einmal auf einer 9leife fe§r gnäbig, fo fpric^t fte beutfci^. 3Jtxt
^eraci^tung blitfen bie trüber f^riebric^S b. ®r. auf bie ä^affe il^rer
nid^t franaöftfci^ gebilbeten Untertanen l^erab; manci^e @inaelbemerfung
Se^nborffg mac^t e§ und !lar, wie bünn unb fc^mal biefe gana franaöfifci^
gebilbete Dberfd^ic^t im ^reugen bed 18. 3<t§i^§unbertd war.
9lu4 bie ^luft ^wx\^en ^bel unb Bürgertum tritt wieber^olt
braftifc^ ^eroor; bem Oberburggrafen 9lo^b wirb feine bürgerliche ^tv»
fünft me^r als einmal aum Vorwurf gemacht; ber ganae §o^e Stbel Ofl«
preu^end fei über feine (Ernennung entrüftet gewefen (@. 424). ^em
Bürgertum fe^lt no(^ odUig bie feine Sitte bed ^beld. ^e^nborff befuc^t
öfteriS bürgerlid^e Ho^S^iten unb ^efte, um fic§ über bie Plebejer au amü«
fieren. Slber auci^ ber Slbel ald fold^er bilbet (eine feft gefc^loffene, ein«
^eitlid^e Sc^ic^t; bie HofgefeUfd^aft l^ebt ftc$ üon bem einfachen Sanbabel,
bem 5lrautiun!ertum ber ^rooina aufd beutlici^fte ab. ^'6xen wir 2. felbft:
n3la^ Sifd^ ge§en wir burc^ bie Strafen . . . unb treffen babei eine ai'tenge
SBagen mit bem Sanbabel aud ber $rooina. Sie ft|en immer au fieben
unb ac^t aufammen, flnb alle mitetnanber oerwanbt unb begrüben fi^ mit
einem ©efcjrei, bag un3 bie D^ren geßen'' (S. 438) u. ä. ö. — öiS a«tn
ftebenjä^rigen Äriege ift ber in Berlin anfäfftge 3(bel nod^ ai««lid^ reic^,
aber wä^renb bed ^rieged beginnt ftc^ bad ^efiloer^öltnid oon ^bel unb
288 92eue (Srfd^einungen. [288
Bürgertum su oetf(i^ie5en. 3)ie ^aufteute in Berlin unb Hamburg flnb
toä^renb bed ^riegei^ reic^ geioorben. ^ie Neuerung in feinen (e^ten
unb ben folgenben 3<t^ven ^at bad il^rige mit basu beigetragen; Sel^n«
botff bemetft, ba| roäl^tenb bed ^rieged (faft) oKe oome^men Käufer in
SetUn aus ben i^änben bed verarmten ^beld in ben 9eft( ber rei(i^ ge«
»orbenen ^aufleute übergegangen feien (@. 464). Sc^on @nbe 1759 er«
Sä^lt er oon einer ©efeQfc^aft bei einem reici^en Kaufmann: ,,^ie gonje
bürger(i(i^e $errli(i^!ett ift in il^rem ®lan^ ju fe^en; überaU 9iei(i^tum,
prächtige Kleiber unb (Sbelfteine. . . Jlnra, i4 fü§(e mic^ gebemütigt,
unb i(i^ bin überseugt, »oUten n)ir gegen i^re reeUen Soraüge alle unfere
alten Pergamente unb $amiltenbo!umente nebft Stammbäumen oon
32 sonnen auiSfpielen, fo toürben fie und audlad^en" (@. 431). ^Be^nborffS
Seobaci^tungen fümmen ooQfommen mit benen jufammen, bie SJlarmit
50 3a^re fpäter gemalt ll^at: roäl^renb bed flebenjä^rigen ^rieged be*
ginnen fiäbtif^e j^apitaliften in $reu|en, bie ©laubiger bed lonbfäfftgen
SCbeld gu roerben.
92eben berartigen foaialgefd^ic^tlicl^en ^atfaci^en lö|t fid^ auc^ für
bie Sittengefci^id^te bed preu^if^en Stbeld unb i^ofeS um bie ä^itte bei^
18. 3a^i^l^unbertd nid^t roeniged an^ bem Su^e entnehmen — ia, bie
„Sfatibalofa" brängen üdf fo ftarf in ben S^orbergrunb, bag man münfd^en
mbc^te, ber $err Bearbeiter l^ötte feine fulturgefd^ic^tlid^en BKa^ftftbe unb
Sntereffen etmad meniger au^ Se^fe unb etmaS mel^r: nun etroa aud
©uftao t^e^tagd Silbern aud ber beutfc^en ^ergangenl^eit entnommen.
So ift ba« öucb jum guten S^cil ein Vehse redivivus geworben, ^atüv*
li(^ finb Se^nborffS SWitteifungen j. %. nur $of!latfci^ ; aber fooiel bleibt
gemi(, baB bie Sitten am preu^ifd^en $ofe um 1750 erl^eblid^ lotferer
maren, als man bisher in weiteren Greifen vouiU, ^ie Sittenlofig«
feit ift nid^t erft unter f^riebric^ SBill^elm IL, bem „Vielgeliebten'', mit
einem Sd^lage l^ereingebroc^en ; unter {^riebric^ b. ®r. mar eS fd^on faft
ebenfo fdjlimm, nur bafi ber Äönig perfönlic^ ftd^ biefem 3:reiben oöttig fem«
^ielt. ^ie beutfd^e 11n!ultur ber $ra f^riebrid^ Sßill^elmd I. unb bie franko«
fifc^e $9per!ultur unter Submig XV. ^aben — inbem bie sroeitc auf bie erfte-
üinftlid^ aufgepfropft mürbe — gerabe in ben gefeUfc^aftlic^ fü^renben
Greifen einen laS^ioen ^on i^eroorgebraci^t, ben man fennen mug, um bie
Semunberung etma oon Voltaire^ ^uceHe ^u verfielen (ogl. S. 225).
911S bie ^rinjefftn Slmalie, bie ^btiffin von Dueblinburg, oon bort
^urüdtfommt, fd^enfen il^r bie ^rinjen einen 9Za(i^ttopf; größer alS tin
Sd^effelmafi, mit ber Sluff^rift: «rS^ter (S^rmürben jum ©ebrauci^ !" Von
ber ©röfin ^arde l^eigt ed: »äßenn fle in il^rer Unterhaltung nic^t öfter
ObSabnitäten oorgebrac^t ptte, möre fie bie feinfle ^rau gemefen"; unb
^ringeg SBill^elmine, bie Sc^mefter f^riebrici^S b. (Bv., mac^t hei offener
^oftafel eine fo unanftänbige Vemerfung, ba^ ber i^eraudgeber fie noc§
^eute nid^t brudfen fann, mä^renb eine (^röfin, gleic^faOd bei offener
2;afel, im Streit erflärt: bie ^ringen tönnteti il^r ben . . . obledfen. ®e«
mi^ maren fold^e Vorgänge nid^t baS ^lormale, aber fie seigen bo(i^, mieoiel
berber unb — in erotifd^en 3)ingen — loieoiel naioer man bamalS emp«
fanb. — Vergleicht man übrigens mit biefen Sc^ilberungen beS Verliner
bie beS 2)re8bener i&ofcS, roo Se^nborff — bem gremben — eine roilb*
289] ^^^^ (Stfc^einungen. 289
frcmbc grau, eine gürftin 2ubomxxdta, im $embe fiejeigt toirb, fo ge»
xoinnt man ben @inbruclr ba6 e§ ba nod^ etioaiB locterer ^erging.
9{atürUci^ Men bte brei »ruber ^ebrid^g b. ©r., bie m4td
Sled^ted 3U tun ^aben, bei biefem treiben im Sorbergrunbe. Sie feiern
gefte in mer(n)ürbigen Serfleibungen , big jum Übermaß; ber ^etaui*
geber ^ätte fid^erlici^ mand^em Sefer einen Gefallen getan, wenn er l^ier mit
feinen 9)^itteilungen etroad fparfamer geroefen man unb ftd^ für bie Sa^re
1750—56 me^r auf ba3 X^pifd^e befd^rän!t IJätte. &tm\i fmb oiele biefer
{^fte, in beren Slrrangement oor aQem ^rinj Kuguft Sßil^elm gro6 mar,
fel^r amüfant; a* ®* bie Sd^ilberung ber ©efanbtfd^aft bed ^aiferd oon
S^ina ^fd^ingtfd^angtfc^ingcampipicipipi (S. 174 ff), mit i§rer Serfpottung
bed @o^neg beS $imme(d, n)irb jeber mit lebhaftem ä^ergnügen (efen.
SIber einige t^pifci^e »eifpiele Rotten genügt. @g lann fic^ bei einem fo
umfaffenben Duellenftoff (bie Se^nborfffc^en Slagebüd^er liegen in 18 j. %.
umfangrei(i^en Sänben vox) hodf unmöglich um SBiebergabe fämtlid^er
ober auc^ nur ber meiften Eintragungen ^anbeln; eine Sefd^rftnfung
auf gefc^id^tlic^ ober fulturgefc^ic^tli^ n^ertoode äRitteilungen ^) mirb
)ur unerlä^Uc^en iRotmenbigfeit. 3)a nun, mie ic^ Pre, eine aroeite
Sluflage beä IBuc^eS — amüfante Sucher merben ja ftet« gelefen — fd^on
etwa in 3a^re8frift betjorfte^t, fo mödjte id^ mir geftatten, im Sntereffe
ber äßiffenfc^aft unb auc^ bem eines weiteren ^ublifumd einige $or«
fd^Iöge 3u mad^en, wie biefe ju geftalten wäre.
3unÖd^ft einmal fe^lt bem 8ud^e in ber je|t oorliegenben ©eftalt
jebe überfid^tlic^feit. @d^lögt man eS irgenbwo auf, bann finbet man mof^l
bad ^atum beS 11. September 3. 9., muf; aber lange fud^en, beoor man
weil, oon welchem Sal^r ber Serfaffer fprid^t. 2)arum müftte am Äopf einer
jeben Seite bie Sal^reSjal^l unb — in wenigen Stic^worten — eine !nappe
überfid^t bed 3n§altg gegeben werben (etwa äl^nlici^, wie id^ ed hei S^arwi^^
SÄemoiren gemad^t l^abe). gerner wäre e3 wünfc^cnswert, bie Ungleich*
mä^ig!eit in ber ©toffoerteilung au befeitigen. Über ba« 3a^r 1753 3. )ö.
eri^alten wir 95 Seiten, über 1760 4, 1762 gar nur Vs\ ®8 fd^abet gar
nidjtä, wenn oon ben SWitteilungen über bie Sa^re 1750—56 ein 2)rittcl
ober gar bie i&älfte geftridjen würbe; wen interefftert 3. 33. bie ^^otij:
^aßein bis ium Souper bei »ee«''? So würbe .für bie Saläre 1757—75,
in benen unS Sel^nborff natürlich reifer unb juoerläffiger entgegentritt,
al« in ben Sauren 1750 ff. (1750 aä^lte er 23 Saläre) oiel Äaum ge-
wonnen, unb fönnten etwa in einem fpäteren Sanbe auc^ bie ^a^xe nac^
ber J^ammer^errenaeit hiS 1806 bel^anbelt werben. 9luc§ fonft mü^te im
einzelnen oieleS gebeffert werben, f^lfd^e 9{amenSformen finben fid^ nid^t
feiten: »ordt ft. »ordfc, SReaume ft. «Reaulme, 3tcnbli| ft. 3ftenpli|,
Älinggräf ft. Älinggräffen ufw. SRid^t feiten finb SRamen unterbrüdCt unb
ift nur ber Slnfangöbucijftabe gefegt, ein Serfai^ren, baö ic§ nidjt für
1) @ine oon biefen möd^te id^ ^ier noc§ zitieren. $öllni|, mit bem Sei^n*
borff iäufig jufammen ift, erflärt im Sanuar 1755 felbcr, ber größte 2Jei( feiner
aRemoiren beftel^e auS £ügen (S. 314). ^a§ betft ftd^ befanntli^ mit ben 9ieful«
taten fpäterer gorfd^ung.
Dotierungen ). ^ranb. u. preuf . ©efc^. XXI. 1. 19
290 ^^u^ (Stf (Meinungen. [290
(tlücfUc^ galten tann; eine (Srsä^lung, bie fo loenig appeiitix^ i% bag man
au(^ ^eute, nac^ 1^ S^^i^n, bie S^amen ber beteiligten noc^ nici^t nennen
maq, blitbe beffev ungebructt. ^ov ailem ober ift eg ju bebauem,
bat bie SInmerfungen aud ber 9l2afooia in biefer Suc^audgaBe faft fämt«
U4 fortgeblieben finb; ed roöre ju n)ünf($en, bag fte )um größten ^eil
(unb 3n)ar unter bem %e^i) wieber ein« unb für bie 3a§re nad^ 1756 neu
hinzugefügt n)ürben#^ SCuc^ eine ern)eiterte unb (ritifc^ burd^gearbeitete
Einleitung, bie bem ungef pulten Sefer einen SRa^ftab für bie Se«
urteilung bed Suc^ed an bie $anb gibt, märe münfc^enSmert. 9Cuf bie
iBü(fenl^aftigfeit unb bie vielen Segler bed SiegiftenS, bad ein Sibliot^efd«
beamter ^rangefertigt" f^ai, brauci^e ic^ ni^t befonberd ^in^umeifen, ba
^ofer fte in feiner Sefprec^ung bed Sucres (^eutfc^e Literatur*
aeitung, 25. 3anuar 1908, @p. 235 ff.) bereite an braftif^en öeifpiclen
bargetan l^at (ber faiferltd^e @efanbte ^uebla mirb ald bänifci^er ®e*
fanbter bejeic^net, ja^lreic^e S^ermec^Slungen !ommen oor ufm.). SBoHen
ber ^eraui^eber unb bie ^erlagdbuc^^anblung fc^lieglid^ no(| ein übriges
tun, fo mören il^nen ftc^erlic^ oiele Sefer für bie Seigabe eined @tamm«
baumd ber ^oi^enaoHem {mit ben ^Nebenlinien ber @(i^mebter ufm.) unb
eined Silbed bed @^rafen Sel^nborff bantbar. —
SBä^renb i($ bicfe Seilen fd^lie^e, !ommt mir i&eft 13 ber SÄitt. b.
£it. ® ef eaf 4aft 3R a f o o i a in bie ^änbe, bad auf @. 129—253 fe^r eingel^enbe
iRac^träge au bem eben befpro^enen Sud^e — unb itoat nur für bie
Sa^re 1750 bi^ 1757 — enthält ^ag ftc^ ber Herausgeber überl^aupt au einer
@rgönaung feines Sucres entfd^loffen f^at, t)erbient gemig ^an(; aber für
bie ^af)xt 1750—56 entl^alten biefe 9lac^träge nur menig, roaS ber SKit«
teilung mirflid^ wert gemefen märe, ©inige ©tid^proben mögen bemeifcn,
wie rec^t ber Sleferent §atte, menn er eber eine i^üraung alS eine @r«
gänaung für bie ^cd^xe 1750 ff. empfahl, ^ie 9lac^träge auS bem S^i^re
1751 lauten: >,2lpril. ^ob ber ©räfin ©(blieben, ber gürftin oon 2ln§olt
unb ber ^Jrau o. .^npp^aufen. 3. Tlai. einen Säufer in meinen 3)ienft ge«
nommen. 13. SCbenbS hei ber Königin äTlutter. 16. Sei meiner guten
9lad^barin, ber 9{^aume foupiert. 17. SlbenbS bei ber Königin, mo i($
eine ißac^ri^t oon S. erl^alte, bie mid^ ärgert. 27. 3Reine @d^mefter reift
mit il^rem (hatten nac§ $otSbam unb id^ bin meiter red^t !ran!. 6. 3uni.
34 d^l^e aur Seicbte. 8. unb 9. SNooember ftnb bie ©eburtStage ber
Königin unb ber ^rinaeffin Slmalie''. Cui bono? SBen intcrcffiert bie
iRotia oom 25. 3!ftai 1753: „^ie @d^miegermutter ber $rau o. Sog mol^nt
gemöl^nlic^ in @treli|''? äßen bie in^altreid^en Eintragungen oom 5. f>i^
12. 2)eaember 1754: „5. äiaein. 6. SCllein. ^benbS bei SeeS. 8. ©ronS«
felb. 9. Slllein, bid i^ obenbS aum Empfang ber ^önigin«^utter an
ben $of ge^en mu|. S)ann feiere id^ nac^ ^aufe aurütf. 10. allein,
abenbS im ^alaiS. — Sei meinen Suchern ift mir am moi^Iften. 11.
Seim ®rafen ^obemilS. 12. Slßein, abenbS bei ber ÄönigimaWutter" ?
3(iJ !ann ben ®eban!en, biefe SfJad^träge in awei weiteren Sänben in SuciJ«
form au oeröffentlid^en, — foroeit bie 3eit bi^ aum ftebenjäl^rigen Äricge
in Setrad^t fommt — nid^t für glüdflid^ galten, prüfet atteS unb behaltet
bas Sefte!
Friedrich Mensel.
291] SReue ©rfdjcinungcn. 291
Dr. «ttftati fti«: «ef^i^te bet Stabt e^ioel feit btt (iteuftif^ett
»efl^etgteifitttg (1772). aRartentocrbcr. S)ru(! bet «. ftanter|4ett
^ofbud^brudEetei. 1904. (I u. 42 @.) [3ludg im 43. ^ejt ber
Seitfd^T. beS l^ift. »eteing f. b. ateg.-Seaitf aWarientoerbet.]
3n ber »orlicgcnbcn flcincn @(§rift werben bie Sc^idfale einer roeft*
preuftiWen Jlleinftabt feit ber preu6ifc§en ©rroerBung im Saläre 1772 gc*
f(§ilbert. 2)er «crf. gibt awnöd^ft einen Überblirf über bie Ärcii8* unb
@tabtDern)aUung unb bel^anbelt bann in vier 9(bfd^nitten bie lirc^Ud^en
Sl^erpUniffe, baiS Sc^ulwefen, bie SRebiainalanftalten unb bad (S^erid^tiS«
töefen. @r oerfäl^rt babei im ottgemeinen fel^r fummarifc^, inbem er meifl
nur bie äußeren ^aten unb n)i($tigften ^atfac^en jufammenfiettt; bad ift
infofern gerechtfertigt, olö 2)inge oon attgemeinerem Sntereffe nirgenb«
^tage treten, ha bie Stobt, nomentlid^ infolge il^rer ungünftigen geo*
^ropl^ifdjen ßoge, nur geringfügige gottfd^ritte in il^rer ®ntn)irf(ung ge«
mod^t ^ot. 3ttimer5in würbe mon ftott ber meien ^erfonoHen-Slngoben lieber
eine furge, sufommen^ängenbe ©efomtüberfid^t geroünfd^t ^oben. i3ei bem
€^orafter ber @d^rift roöre t^ swetfloS, fie in ©injell^eiten ergänzen ju
n)otten; i($ möd^te l^ier nur ju ben 6. 3 ^nm. 1 gemoc^ten Angaben
über bie Sonbrcite beiS ^oni^er ^reifeiS bemer!en, bo| bie beiben erften
t)on griebrid^ b. ®r. ernannten nid^t poInif($e, fonbern beutf($e @be(«
leute waren.
^oS wicbtigfte Ereignis ouS ber neueren ®ef($id^te ber @tobt, bie
burd^ bie beftönbigen ^o^wofferfd^öben notwenbig geworbene i^erlegung
ber Stobt aus ber SBeid^felnieberung ouf bie ^öl^en om Unlen Sd^worj'
toofferufer (1857 ff.), l^ot ber SJerf. bonn noc§ in einer weiteren Sd^rift
^um ©egenftonb einer befonberen S)orftettung gemod^t (^eil I o(S RSeiloge
aum 3o§reäberid^t b. R^U ^roggmn. j. ©dj. Dftern 1905). ^lö inter-
effont fei borauä l^eroorgel^oben, bog für biefe Verlegung ber äBo^nplä^e,
bie bie S($we|er erft nod^ langwierigen ^emü^ungen bur($3ufe|en oer«
mod^ten, u. o. oud^ ber hetannU JlobinettiSrot SRorcuiS 92iebu§r eingetreten
ift in einer ^rof (§üre , beren ©rtrog er ber ©tobt sur görbcrung biefer
$lngelegenl^eit überwies. M. Haas.
SBalt^et ^etonle: 2)et ftuttflift jtotf^ett $tett|ett8 Staate- unb l^eeteS«
leitttttg toS^tenb bet OIttt)iatiDii itt gftatiltet^, 3ttli big Kotiembet
1815. ©reifgw. S)iff. 1906.
^ie oorliegenbe Arbeit jeigt wieber einmal, bog eS aud^ in ber
neueren ©efc^id^te nod^ möglich ift, bur($ 3uf<t^^enftettung unb $er«
arbeitung beS gefomten gebrudtten SRoteriald, o^ne eigene ord^ioalifc^e
©tubien, bie SBiffenfc^oft ju förbern. 2)enn waä ber SJerfoffer on un«
gebrudftem Stoff benujt — er »erbonlt il^n ol^ne 2luSnal^me ber ßibe*
ralität feineS iSe^rerd Ulmann — gibt bod^ nur an einigen fünften
iSrgöngungen, bie boS ©efomtbilb !oum ju änbern vermögen.
3n ber $auptfa($e wirb man feinen 9lefultaten nur juftimmen
fönnen. ®r »erfolgt ben ^onfCift, ber jwifd^en ^reu^enS ©tootS« unb
Heeresleitung, b. ^. jjwifc^en ^lü($er unb ^orbenberg, betreffs ber on
^onfreic^ S» ftettenben ^orberungen ouSbra($ unb ber, wie $eton!e im
19*
292 9{^e @tf(9einungen. [292
©egenfat sur älteren Sluffaffung nac^toeift, mit geringen Unterbrechungen
bid in ben 9lot>embev, hi^ jum ©(Qluft bed llriegeiS, gebauert (at, fo ba|
ber Sefreiungdhrieg für bad perfönlic^e )Ser^(Utnid biefer beiben äJ^ftnner
mit einem greKen äRi^ton f(9Io|.
^er ©egenfat ixox^ditn ^iaai^» unb .^eeredleitung ^at fid^ ja in
aQen neueren Kriegen, wo ber ^elbl^err nid^t m^teid^ ber leitenbe Staate«
mann mar, mieberl^olt; ba ber JIrieg bie (Jortfe^ung ber ^olitif i% mirb ed
ieberaeit fc^mierig fein, in bem 3n>itter3uftanbe ^mifd^en llrieg unb
^rieben, ber jebem mid^tigen ^ebendf($luffe ooraudgel^t, bie ^ompetenjen
bed gelbl^errn unb bed ^remierminifteriS f($arf gu fd^eiben. ^a% 9Iü($er
bereite bem beginn ber Serl^anblungen, bie jum gmeiten $arifer ^rieben
fttl^rten, mit SRifttrauen gegenüberftanb, ift befonnt: „3d^ leere bied @Iad
auf bie Erfüllung beS frommen äBunfd^ed, ba^ bie 2)i|)romaten nid^i sum
ameiten Ttalt oerberben mögen, mad bie Slrmeen mit il^rem iBIut fiegreic^
er!ftmpft', lautet fein berül^mter S^rinffprucQ vom 16. 3uli. ^er Bpalt
3n)if($en Slüc^er unb ^arbenberg erweiterte ft($, ald bie SRinifterial«
fonferena oom 24. 3u(i einfd^rönfenbe iBef($Iüffe über bie Verpflegung
unb SSerteilung ber S^ruppen, 9Biebereinfe|}ung ber franjöfifc^en ^rftfeften,
Schaffung einer SIbminiftratiofommiffton in ^axi^, 9tbfel^en oon Sion»
tributionen ufm. faftte: ^(üd^er, ©neifenau, ^rolman maren beSl^alb in
l^eftigfter Erregung, )BIü4er reichte am 26. fogar fein Slbfc^iebiSgefuc^ ein,
bad aber oom Jlönig natürlich abgelel^nt mürbe, ^ad oon Hippel überlieferte
(SJerüc^t, ed fei faft ju einem ^ueU jmifd^en Slüd^er unb ^arbenberg ge«
!ommen, lel^nt % iebod^, meineiS (Srad^tenS mit 9ie($t, ab,
2lnfang Sluguft tritt eine 3WiIbcrung be« ®egenfa|e8 ber beiben
SRänner ein, ba ed «lüc^erö Slbiutanten SfJoftift gelingt, — ol^ne SBiffen
©rolmanS, ber alö ber fc^ärffte iöertreter ber 9lrmee-3«tereffen erfc^eint —
eim perfönlid^e gufammenfunft ^mifd^en ^lüd^er unb ^arbenberg l^erbei«
anführen, in ber biefer ben f^elbmarfc^aU mit ben augerorbentlic^en
biplomatif($en ©d^mierigfeiten hefanni mad^i, mit benen ^arbenberg in
biefen 3!flonaien im ©egenfa^ ju faft aUen übrigen alliierten SRöc^ten )u
ringen ^atie. S(ber fc^on balb oerf^örft fid^ ber itonflüt von neuem:
ed fel^Ite an ©olb, an )Be!leibung für bie Gruppen; erft am 81. Sluguft
gelingt ed iBlüd^erS energifd^en SRa^regeln, eine für bie Slrmee günstigere
llonoention ^erbeiaufül^ren. Anfang September mu^ jebod^ ^reu^en ben
übrigen ä^äd^ten in ber ^auptfac^e nachgeben; immerl^in mar ^lüd^er
bamald mit ben fJriebenSbebingungen nic^t ganj un^ufrieben, fo ba( fein
@egenfa| ^u $arbenberg an @d^ärfe abnimmt
Slber na4 ber ^breife beiS itönigd am 7. Dftober bricht ber
jlonflilt jmifc^en ben beiben no4 einmal in ooUer @tör!e auS : 9lüc^er miU
^ranfreid^ nid^t ei^er räumen, al^ hi^ bie im griebendoertrag genannten
geftungen an bie ISerbünbeten tatfäc^lid^ übergeben finb; er traut ben
t^angofen nid^i: »ba^ ooM ift mid^ sumiber''. ^arbenberg aber verlangt
ben Stb^ug ber 2;ruppen, mie er in bem Sertrage vereinbart mar, )uma(
il^m ber Äönig nor feiner 2lbreife in aUen biefen fragen auSbrüdflidJ bie
Oberleitung übertragen l^atte. @g lommt im iRooember ju einem fd^arfen
löriefroec^fel groifc^en beiben SÄännern, ba bie franjöftfc^e S'legierung ft(^
hei ^arbenberg befc^mert. Slüd^er mu^ f($lie^lid^ nachgeben, tut eS aber
293] SfJeue ©rfc^einungen. 293
erft, ald bie 9läumung ber ^{itunoen toitfUd^ in 3ludft($t fielet unb
toenbet ft($ nod^ jule^t mit einer i3ef4n>erbe an ben ^Önig. @t {^efle^t^
ba^ bie 3^it feit beffen ^5reife «oieUeic^t ju ben unangene^mften feinet
2ef>en^ gel^ört^ l^öUe.
3um @($lu| (efc^öftigt M getonte in einem ©sfuriS mit ber ^ritif
ber ^ouptqueUe für biefe inneren ^ömpfe^ bed 9lofti4fd^en ^Xa^ehu^ä",
baS in $eft 6 ber ^riegdgef($id^tL ©in^elfc^r. bed ^r. ©eneralftabd ge<
htudt t)orIie$)t. ®r fteUt feft, bo( ed fld^ um fein gleid^jeitiged Xa^t*
hud^f fonbem um eine nid^t ftetiS juoerlöffige ^uiSarbeitung ^anbelt, bie
@nbe 1815 [oermutUd^ im ^ejember] begonnen unb in ben erften ^konaUn
bed Sal^reg 1816 beenbet würbe; ben f^ebruar 1816, mie $. mb^U,
aB terminus ad quem beftimmt feftjutegen, wirb nic^t möglid^ fein, ba
bie aur Datierung geeignete Stelle ft4 f4on @. 51 bed ^ru(!d befinbet.
Seinen diefultaten unb au($ bem ©efamturteil mirb man in ber
@au^tfa($e beifümmen fönnen; ^n bebauern bleibt iebo($, baft ed ber
SBerfaffer bei mancher ©injelfeftfteUung an ber notmenbigen Slfribie l^at
fehlen laffen. ©o meint er ©.43 Slnm. 2 aWeinedeö öo^en forrigieren
au fdnnen: SReinetfe l^abe bie unrid^tige Angabe, ba( bie im ISertrage
vom 31. Sluguft augeflanbenen 10 3kiU. ^rancS für i3e!leibung (ftatt
Sefolbung) ber S^ruppen bemiUigt würben. SReinetfe l^at aber oollfommen
richtige, ja fogar genauere Angaben al^ $etonfe felbft: i^ald befd^eibened,
immerl^in bod^ erfreuliche^ 9iefultat gewö^rte bie ^onoention vom
31. Sluguft . . . eine Summe von 10 9RiQ. ^ranciS ^um aweimonatlid^en
@olb unb von 37200000 grancg für bie 92eube!leibung beg $eere^^ lieft
man bei il^m (Bo^en II , 64). Slud^ bie mit fo viel iRad^brud(. betonte
Ortgangabe bed ^lüd^erf($en i3riefed oom 12. Sluguft ^aen ift falf($:
ai^artreiS fte§t bei (Sonrab^, ©rolman II, 351. ^^nlid^e ^lüd^tigfeitiS-
fehler finben ftd^ öftere. Sor aUtm aber l^at ber ISerfaffer feiner ^^an*
tafie gelegentlid^ su oiel Spielraum gelaffen unb bie DueUen nid^t immer
f($arf interpretiert. Son einer ^^kaf^nnnQ" $arbenbergd ftel^t bei 6: o n r ab 9
II, 365 feine Spur; bad dleferat über ein Sd^reiben ^arbenbergd S. 52 0.:
«@r protestiere bagegen, ba| ber f^elbmarfcbaU über ©egenftänbe
mitjureben fi(§ einfallen laffe, bie jur löeurteilung ber ...
^inifter gehörten', entfprid^t nid^t bem beftimmten, aber fe^r l^öflic^en
äBortlaut. Sc^on im Oftober fann ber ^onflift nid^t fo fd^arf gemefen
fein, wie $etonfe meint; benn $lü($er f($reibt am 23. an feine grau:
v^er äJ^inifter Sc^utfmann wirb aUed tu§n wa^ er fan . . ., aber i(^
oerlaffe mi4 me§r uf meinen greunb ^arbenberg' (@olomb, ^lü($er in
Briefen, S. 172). Friedrich Meusel.
Stall} Sftollt^: Sfi^ted Jtebeu att bie beutf^e Kation. (Sine Unter-
fui^unj i^rer (5ntflel§ung8gefd6td6te. SSerlin 1907; SBeibmannfd^e
Sudöl^anblunfl (111 S.; 1,80 TOt.).
^a^ Serl^öltnid be§ oerwegenften Sbealiften unter ben beutfc^en
V§ilofopl^en jum Staate unb aur 9^ation au fd^ilbem, l^at von alter^l^er
bie fül^renben ©eifter ber SBtffenfc^aft gereiat, unb fo l^aben aWänner wie
3eller, Sc^moQer, ^reitf^fe, ^fleiberer u. a. biefe S^^age bel^anbelt in
ber rid^tigen ®rfenntnid, ba^ biefe Seite bed gid^tefc^en ^enfeniS weniger
294 S'^ctte @¥f4einungen. [294
oeraltet ift al^ feine fc^toinbelertegenbe 34P§i^fopl^ie , toeU fie auf bad
engfle mit feinet wallten &v'6^e, bet feinet S^araÜerd, jufammenl^ängt.
@d tf^ ba§er burd^ouS au btUtgen, wenn je^t, wo fid^ nac^ einem
3a§r^unbert bie (Stinnerung e^td^ted Sieben an bie beutfd^e ^Ration wieber
Suwenbet, biefed '^ttf von unoergönglicler nationaler ^ebeutung von
neuem betrad^tet unb na4 feinet (Sntfie§ung unterfud^t n>itb. S^ö^lic^
l^at eg unternommen unb mit forgföltiger Qenu^ung bet gebtutften
Literatur unb unter ^etanaie^ung einiget Slhenftütfe bed ^§eimen
8taaatdatd^it)8 fowie bc§ ^anbfc^tiftlid^en 9{ad^(affed ^i^M, ben bie
Itöniglid^e ^ibliot^e! au Setlin aufbewa^tt, aUed auf ammengefteDt , wad
aut ^tlftutetung bet Sieben bienen lann. @t f^at au biefem Qmedt ben
Sebendgang bed $§ilofopl^en, feine @§araltetbilbung unb bie ©ntmitftun^
feinet politifd^en Stnfc^auungen im ^nfc^Iuffe an feine ^tutffd^tiften oet«
folgt. 9Bie et bie ©ebanfengänge bet Sieben oielfad^ in ^id^ted ftü§eten
Sc^tiften ootbeteitet oufaeigt, bemüht et ft(| aud^ bie SSetmanbtfd^aft
nad^aumeifen , bie bie Sbeen bed 9lebnetd mit bet politifc^en Slefotm
$teuBend ^aben. 3n biefen SSetgleid^en ift natütlid^ oieleg 3utteffenbe^
abet unfte @t!enntnid mütbe im allgemeinen mel^t butd^ baS ^etoot»
lieben bet S3etf4ieben§eiten, alS bet übeteinftimmungen gefötbett motben
fein. Slud^ ift mond^ed nid^t tec^t aut @ad^e ge^btiged l^etangeaogen. äBenn
a. IB. Slu^fptüd^e 9ian!ed unb beä ^ttnaen ^riebtic^ Ratl nehen %i^M
gefteUt metben, fo ^at man bad ®eftt§l, baB eä beffet gemefen mftte,.
gidjteö (Sebanfen benen bet unmittelbaten S^itgenoffen , wie SltnbtS,
Slbam SKüUetg, Steffens*, gt. ©enj* u. a. gegenübetaufketten, um fo bie
imponietenbe ©eftalt beS notionalen ^enletiS in bie tid^tige Beleuchtung
au ttttfen. Übetl^aupt — wenn man gtö^lid^S Sltbeit ald eine nü^lid^e
@infül^tung in bie ©ebanfenwelt bet Sieben an bie beutfd^e ^aüon an*
etfennen batf, fo ifl bo($ bie 2)atftellung bet gbeen in e^id^teS Sieben
nid^t oon ^WiSoctftänbniffen ftct. SBenn 5tö§lidJ al8 S*lu6 bet fiebenten
Siebe ben 9Bunf($ ^xd^M mitteilt, bag ted^t balb ein baau auSgetüfteter
beutfd^et ä^ann bie iRation t^tet IBeftimmung aufü^te, fo lägt fld^ bad^
nut fo oetflel^en, alS wenn bet Slebnct bem beutfc^en Sol! an biefet
©teile einen Slettet gewünfd^t ^ötte, bet ^eutfd^lanb einige unb i(m eine
awedfmälige 95etfaffung gäbe. 2;atfäc§li(6 abet ift an bem betteffenben
Dtte (7, 858) nut bie Hoffnung geäu^ett, baB ein gefinnungStüd^tiger
®efd^ic^tdfc^teibet eine wütbtge S^atfteQung bet beutfd^en Setgangen^eit
oetfaffen wetbe. —
^u($ fonft ift an bet Sltbeit, bie watme Qegeiftetung füt ben oatet«
lönbif($en (S^egenftanb a^igt, fteUenweife ISettiefung unb fc^atfe f^affun^
bet $tobleme au oetmiffen.
)Bid au welchem $un!te ift bet p^ilofopl^ifc^e SBeltbütget national
gewotben? Unb welches ftnb bie (Stenaen biefet feinet Sluffaffung? SBie
ben!t gid^te übet bie ootl^anbene ISetfaffung bed Btaai^, auf ben et boc^
wit!en wiQ? 9Beld^e Slnfc^auung lebt in il^m von bet aufünftigen <9e{ia(t
2)eutf c^lanbd ? äBeld^ed 3iel fd^webt il^m in biefet ^inftc^t oot?
Xai man in bet Seantwottung aUet biefet f^tagen oiel weiter
fommen fann, ald gtöl^lid^, beweift bad tiefe unb geiftteid^e 8ud^ %v»
295] ^^u^ @rf(|einun()en. 295
äReinedteS, SßeltBürgertum unb 9}ationarftaat, baS fettbem (1908) etr<
fdjienen ifi
3n bicfctn SBerfc, ba« in firoftcn Sügen bie ©ntficl^ungggefc^idjtc
bed nationalfkatlid^en ®eban!enS in ^eutfc^Ianb jeic^net, ift ber ^bfc^nitt:
Sichte unb bie 3been bed beutfc^en iRationalftaated in ben Solaren
1806 — 13, einer ber gelungenften unb eröffnet unS gana neue ÖUrfe auf
bie |)olitif(l^en ^nf($auungen %x^ie^ , bie oft von n)o§(meinenbem ^atrio«
tidmud oerfd^önert unb entfteDt werben ftnb. ^u8 SReinetfed Sludlaffungen
ergibt ftc^ beutli($, rote fern boc^ in 9BirfIi($feit ber ibeaUftifd^e unb im
iperjen republüanifd^e Genfer bem roxtlli^tn preu^ifd^en Staate unb
feinen iBebürfniffen ftanb unb wie er eine gewoltfame Einigung S)eutfc^«
lanbiS bur($ ben 3n>ingl^errn ^reu^en nur M Übergang au einem
repubUfanifc^en ISernunftftaate wünfd^te.
@inen fo ^o^en $lug aber, wie ^t. SReinetfe in feiner ©efd^id^te
t)ed nationalen S)en!end in S^eutfc^Ianb, l^at ber Serfaffer ber oorliegenben
Sd^rift wo^l ni($t 5eabft($tigt. 98ad er offenbar beawedtt, burd^ eint
queUenmö^ige Erläuterung in weiteren Greifen von neuem für ^^ie&
oaterlänbifd^e Hieben S^eilnal^me iu erwetfen, ift il^m burd^aud gelungen.
Otto Tschiieh.
Sftiebti^ Slttgttp Sttbmig tion bet Vlatloi^. (Sin mätftf($et (Sbelmann
im 3^'^Qttet bet SefreiungSfrtege. ^eraugflegeBcn t)on gftiebtid^
3IleufeL gtfier Sonb: fiebenSBefd^reibung. ?Dlit brei Slbbitbungen.
SSerlin 1908; g. ©. Wittler unb ©ol^n (LVn u. 735 ©.)•
®d ift nid^t boiS erfte 3Ral, ba( bie Stufjeid^nungen unb @rinne«
rungen %x. 31. o. b. äRarwi^' on bog S^ogesUc^t treten. 9Bie man wei|,
ift fd^on ®nbe 1851 ein ^uiSjug aud ^katroxV Selbflbiograp^ie, feinen
Sagebüd^ern unb poIitifd^^mtUtörifc^en @d^riften oeröffentltd^t worben.
^uc^ ber ni^t genannte ^erauiSgeber beS 92od^Iaffed ift nid^t unbefannt
geblieben. )Sarn§agen, ber SlEwiffenbe, oergeic^net in feinen ^agebüd^ern
berettiS unter bem 18. ^ej. 1851, SRarcud 92iebul^r, ber be!ünnte Kabinetts«
feftetär unb greunb griebrid^ SBill^elmg IV., l^abe bie §eraui8gobe im
äluftrage ber ^amilte beforgt. ^arnl^agen ^at au4 bereite burc^gefü^lt,
ba| bad $uc^ nur nerftümmelt unb gemilbert in ^rudt gegeben fei. 3n
weld^em Tla^e bied ber %aU gewefen ift, le^rt bie neue SluSgabe,
beren erfter oorUegenber ^anb, entfpred^enb bem erften i3anbe ber frül^eren
Sluggabe, junöc^ft bie »on SRarwift in ben Sauren 1832—1837 nieber-
gef d^riebenen , biiS aum ga^re 1809 rei($enben «iRad^rid^ten aud meinem
^ehtn", fobann für bie Saf^te 1809—1828 tagebudjartige Slufgcic^nungen,
bad fogenannte „^auSbud^", bringt @in ISergleid^ jeigt, ba| bie ^af^l
ber ©teUen, bie in ber ölteren Sludgobe teils gemilbert, teils au bem
3we(fe abgeönbert worben ftnb, um im fonferoatio^feubalen @inne alS
äßaffe für ben Kampf gegen bie 9leoolution oon 1848 unb i^re folgen au
bienen, in bie Saufenbe ge^t. @o tann man eS bti ber i3ebeutung, bie
aRarwiJ namentlich aud^ für bie 3eit non 1807—1815 al« ber fonfe-
quentefte unb fd^örffte ©egncr ber 6tein»§arbenbergf(ften 3fleformen ^ai, nur
mit großer greiibe begrüben, ba| eine auf rein wiffenfd^aftlid^en ©runbföten
296 9leue (Stf^einungen. [296
(etu^enbe Sludgabe beiS 9Ratrn)ttfd^en 9{a(|raffeg in bie SBege geleitet ift.
gtoar bringt aud^ bie neue ^udgabe nid^t ben ganzen äKamit; noment«
U($ bie aUju umfangreid^en i,92ac^rid^ten aud meinem Seben' mußten auf
bie $ä(fte geüttgt werben, obfd^on ^e in il^rer gegenwärtigen @efta(t baiS
Stoppelte gegen früher enthalten. 9Bir bürfen aber bem Herausgeber
glauben, bafi er mögUd^ft aUe^ §iftorif($ wichtige gebrad^t iat Sor aQem
ftnb aud^ äKanoi^' fc^roffe Urteile über ben Jlönig ^riebri^ SBid^elm III.
(vgl. barüber unten), bie in ber frül^eren ^uiSgabe no^esu fämtUd^ ge*
ftric^en waren, faft o^ne $ludna^me mitgeteilt worben, ebenfo wie bie
leibenfc^aftUd^en StudfäQe gegen bie ^rftger bed 9leformwerfö, gegen
^arbenberg jumal. 3^ einem gewiffen 9eben!en oom wiffenfd^aftlid^n
@tanbpun!te gibt nur ^nla|, ba^ anf($einenb ^infi($tU($ ber itönigin
Suife eine anbere S^altif befolgt i% äßö^renb ber Herausgeber fonft größere
^udloffungen burd^ ©ebanfenftricbe !enntli($ mac^t, finben wir an ben
@teQen, wo äRarwi^ eine (S^araheriftif ber Königin gibt, fowie an
einigen anberen Orten me^rfad^ nod^ befonbere @treid^ungen burdj; $un!te
marfiert (ogl. S. 171, 404 u. a.).
Hält man bieS mit ber Semerfung bed Qtxau^qthttd in ber Sor«
rebe jufammen, baS @rfc^ einen bed erften i3anbe3 fei, nac^bem biefer be<
reitS in ber i^orreftur unb jum 2;eil aud^ im Xtud abgefd^loffen ge«
wefen fei, burd^ Umftänbe, bie au^er^alb feiner ® in wtrfung lagen, er^eblid^
verzögert worben, fo bleibt faum etwad anbereg ald bie Deutung, ba^
ber Verlag im legten SlugenblicE nod^ oor ber Seröffentlid^ung oon 9Kar«
wit' fd^arfen Urteilen surüdfgefc^redtt unb wenigfteng eine Slnja^l
@treid^ungen, fpejieQ in bejug auf bie Königin Süife, burd^gebrüdtt l^ahz.
äßie bem aud^ fei, fo ift bad Ergebnis iebenfoQiS fein glüdtlid^ed
gewefen, benn gerabe an ben betreffenben SteUen muffen bie SluSlaffungen
unbebingt ben @inbru(f erwetfen, al^ ob in bem ^erpitniffe ber Jlönigin
Suife in i^rem ©emol^l unb gu bem ^aifer Stle^anber etwad gelegen ^ahe,
voa^ bod iBic^t ber Öffentlic^feit fd^eue. ®d barf bem gegenüber auf ein
neuerliches ^ort ®rnft oon SReierS l^ingewiefen werben, ba( bad IBilb
ber Jlbnigin ber ftär!ften l^iftorifc^en i3eleuc^tung ftanb^alte. @in Urteil,
bad ieber mit ben einfd^lägigen Duellen vertraute HiftorÜer unbebingt
unterfc^relben wirb. SBad aud^ an ben oerftümmelten ©teilen ber äRar*
wi(f($en 3)temoiren geftanben §aben mag, ed !ann, ^ie^en wir felbft bie
SRarwi^fd^e iRetgung ju ftarfer Übertreibung in )Betra($t, nid^t^ fein, wad
ber Jlönigin jur Unehre gereichte. 9Rtt einiger ^efd^ämung wirb fid^ ber
Hifiorifer erinnern, ba^ fd^on bie oor 30 Sauren erfc^ienenen SWcmoiren
ber Gräfin lSo| feinen ^nftanb nal^men, ju eraäl^len, wie im äBinter 1793/94
bie bamalige ^ronprin§efftn Suife in ®efa§r gewefen fei, bem berüdtenben
@influ{i bed grinsen Souid l^rbinanb anheimzufallen, wie aber ber llrou'
prinj fte burd^ feine Streue, feine Söal^r§aftig!eit unb feine ^ftig!eit ju
bem ®eftt§le i^rer felbft jurüdCgefüf^rt l^abe. (^an^ ä§nlic^ §at bie Sa^e
in ben erften SRonaten 1807 gelegen: bamald, in ber unenblid^en 9^ot bed
preuBifc^en Staate^ ^ai 5lönigtn Suife bem i^aifer Sllesanber, oon beffen
$erf5nlid^!eit bie l^eroifd^en @igenf($aften audjuftral^len f($ienen, beren
Sd^immer il^rem ®ema§l nun einmal oerfagt war, ein äRa| oon fd^wärme*
rifd^er Serel^rung entgegengebrad^t, bad ju einer ®efa§r l^ätte werben
297] Siieue ©rfc^cinungen. 297
!5nnen, wenn ber Jlönig t§r nid^t oon neuem burc^ eine ganj eigene
SRifc^ung oon ^efHg!eit unb 3<tt^4cit einen inneren $a(t geboten l^ätte.
S^ir glauben nic^t, baB ed bem 9lnben!en ber itönigin irgenb fd^aben
fdnnte, wenn man bed 92ftl^eren erführe, bo( ed i^r wie 1793/94 fo au4
1807 nic^t leidet gen)orben ifl, Serfud^ungen, bie an fie herangetreten ftnb,
feelif4 iu überwinben. Unb foUte felbft ber „@nge( ber Segenbe'' burc^
bie und vorenthaltenen SKitteitungen äRanoit oerHeren, menf c^lid^ fönnte
und bie Königin burd^ eine genauere Itenntntd j[ener itrifen nur nftl^er
geführt werben.
SieUeic^t oermog ed gerabe bad Seifpiel ^riebrid^ äßil^elmd in.
3u seigen, ba| bie rü(f(a(tIofe Veröffentlichung aud^ ber fd^ftrfften unb
leibenf($aftH($ften @rgüffe eineS SRanned oon bem Sd^lage 9Rarn>i( fd^on
i§r jlorrehio in fid^ felbft trögt unb, wenigflend bei bem @tanbe unfered
l^tigen S^iffend, nid^t einmal im Sntereffe ber $erfönli (gleiten gefd^eut
iu werben braucht, gegen bie ft^ i^ne richten. SBer sum erften ^aU
bie fc^onungdlod fd^arfe (S^arafteriftif fjriebric^ SBil^lmd UI. rieft, oon
ber ber ganje SRarwi^ redivivus burd^jogen ift, fönnte glauben, ba( ber l^ei^e
@treit, ber feit langem um bie ^erfönlic^feit biefed 5lönigg gefül^rt wirb,
befinitio su feinen Ungunften erlebigt fei. @d ift ia auffaUenb, in weld^em
Tla^e ftd^ SRarwi^' Urteil über ben Jlönig mit bem ber Se^mannfd^en
9iid^tung betft. SBie fie, fo mi^t ber märfifd^e 3un!er fjriebrid^ SBil«
f)elm lU., feiner Abneigung gegen bie ©efd^äfte, feiner Untätig!eit unb
2;räg^eit, feiner Unfäl^igfeit au pofltiocn ©ntfdjlüffen ganj wcfentUdj bie
^c^ulb an bem 92iebergang bed preu^ifd^en Staatdwefend oor 1806, an
ber Kataftrop^e oon 1806/7 gu. SS^ie fie, fo leugnet er jjebe Snitiatioe bed
ilönigd bei ben Sieformen oon 1807—13; wie fie, fo behauptet er, in
ben lBefreiungd!rieg fei ber König ganj gegen feinen SBiEen hinein«
gefto^en worben. «@ein d^ataltet", fo bei^t eS einmal, um ein paar
be§ei4nenbe Urteile oon 9)?arwit über ben König wieberjugeben, ^^war
gebilbet aud jwei ^otenjen, bie ftc^ gegenfeitig ergönjten unb he*
fttmmten: Siebe ber Stulpe unb (furcht vor allen ©efd^ttften, fobann aber
@igenfinn unb ^edpotie. ^teraud erflört ft($ feine ganje Stegierung, boS
Serfäumen ber wid^tigften !D2omente, bad 9la($geben gegen oerberblt($e
Steuerungen, benen er bur4 @elbftarbeit l^tttte fteuern muffen, ber ISerfaK
bed ^eered unb aller alten guten ©inrid^tungen , bann wieber bad $eft'
l^alten im Unglütf (jebod^ o^ne irgenb eine Slnftrengung, um fid^ l^eraud«
9u§elfen) unb bad S)urc^greifen, wenn fic^ äBiberftanb jeigte gegen Sin«
orbnungen, bie er felbft frül^er am meiften getabelt l^atte. Ttan l^ai xf^m
Unentfc^loffen^eit unb 9J?angel an @elbftoertrauen obrgeworfen, aber gans
mit Unrecht. ®r war jeberseit entfc^loffen, nichts .'au tun* (@. 526). ^9lie
^at ed einen SRenfd^en gegeben, ber weniger geneigt gewefen wöre, aud
flc^ l^erauS au wirfen" ruft äRarwi^ an anberer @telle (@. 265) aud; an
einer britten: ^ber äRenf($ foU no($ geboren werben, ber ed oerftanben
bätte, ben König in ein ^ef($öft fo §ineinauaiel^en, ba^ etwad abgemacht
worben wäre, fobalb ed eine Sad^e galt, an ber er fein rein perfönlid^ed
3ntereffe nimmt". (@. 372; ä§nli($e Urteile @. 151, 153, 164, 169, 228,
532, 540, 549, 600 u. a. m.)
Snbeffen ber Gewinn, ben bie ©egner t^riebric^ SBil^elmd III. wie
298 ^^^^ ©tf^einun^en. [298
etnfl oud IBo^eniS, fo ie^t auS äRanoi^' unfreunbllc^er ^riti! bed llönigd
dielten fdnnten, ift ni4t o^^oB* 92i4td loäte leidster, a(d auf ®tunb
einev 2)etai(fntii su aei^^en, \>ai bie SRemoiren SRartott' gerabe fo gut
n>ie bie um bie gleiche 3^^^ niebergefd^tiebenen Erinnerungen ^oym^ un«
i^liQ^ Irrtümer bed ©eböc^tniffed enthalten, unb bafi felbft bie rül^renbfte
Übereinfiimmung ber beiben aud fo oerfc^iebenen Sägern ftommenben
3eugen bei irgenb einer Angabe no4 gar nid^tö für il^re 9iid^tig!eit be«
weift ^). @ine fold^e @p(itterrid^terei wftre aber vom Übel 92ic^t nac^
ber üonfiften) ber (Stnjelangaben, fonbem na^ ber 2;reue unb Einheit«
Ud^!eit bed ©efamtbilbed foUte ber SBert ober Unroert ber SRemoiren be»
meffen werben. 3n biefer 9e)ie(ung mu| nun hervorgehoben werben^
ba6 SRarroit' f^atfe Urteile über fjriebrid^ äBiU^Im lU. bereite burd^
Sal^Ireid^e anbere, von i^m felbft l^errül^renbe Slugfprüd^e ni($t unerl^eb(i4
mobifi^iert werben. SBenn äRarwi^ s. 9. bemerkt, ^ber ^önig war von
92aiur aUent $onbe(n abgeneigt', fo fte§t bamit nid^t eben im (Sinflanq,
ba( er an onberer ©teUe bie Überzeugung auSfpric^t (@. 423), \a, wenn
jener nur im SInfang feiner 9legierung Reifer unb 9iatgeber gefunben
^fttie, bie i^m bie ©efd^äfte (eid^t gemacht l^ätten, o§ne fie if^m aud ben
^önben ju winben, unb wenn feine 9legierung in eine weniger bewegte
unb gewaltfome S^it gefallen wäre, (bie nid^t aUe SlugenbüdCe ®ntfd^(üffe
über @ein unb iRic^tfein von i^m geforbert l^ätte, fo ffUtte er bie f^eube unb
bad SBol^Igef allen feiner Untertanen werben fönnen. SBa^ bort auf bie eigenfle
9latur beiS ^Bnigd surütfgefü^rt wirb, erfd^eint §ier mel^r ald eine @d^ulb
feiner 9iatgeber, eine f^olge ber gewaltfamen Qeit äBenn SRarwi^ weiter
bel^auptet, niemanb l^abe ben 5lönig fo in ein ©efd^öft ^ineinjie^en
!önnen, bag etwaiS ah^emadit worben wöre, fo ftrafen if^n bie eigenen
SBorte Sügen, bie er 1812 bem §aubemben ^arbenberg entgegenge§olten
^aben wiK: ®r, i^arbenberg, f^aht ben jlönig ja bod^ wäl^renb feined
SRinifteriumd ju aUern gebrad^t, woju er il^n l^aht bringen woKen (@. 543),
gar nid^t )u gebenden beiS großen @influffed, ben äRarwi^ a. a. O. (@. 505)
@($aml^orfl auf ben 5$önig sufd^reibt äßenn SRarwi^ enblid^ in feinen
SRemoiren bie @d^ulb an ber i^ataftrop§e von 1806 ganj perfönlid^ beut
llönig auweift (vgl. @. 318, 319), fo wiberlegt er ftd^ felbft burd^ bie
Argumentation, mit ber er fie von ber »gefd^möl^ten Slrmee'' unb il^ren
t^l^rern abjuwttlsen fuc^t: „9Benn alfo biefelben ^erfonen 1806 bted 9ie'
fultat l^rbeigefü^rt ^aben unb 1813 jened ^), fo fann ed nid^t an ben
^erfonen, fonbem eS mufi an ben @inwirfungen von oben, ben äRa(«
regeln, 9)>{itteln unb Umftttnben gelegen (aben, — vor allem aber an
(^otteiS eegen" (e. 320). äRarwi| überFte^t §ier, ba( genau bad gleid^e
Argument erft rec^t auf ben Jldnig autreffen würbe, ber bod^ 1806 unb
1813 au($ ein unb biefelbe ^erfönlic^feit war. 3m übrigen fei barauf
1) Sgl. a* ^* bie völlig übereinflimmenben Angaben beiber Autoren über
baS Ser^alten bed Jlbnigg nac^ 2:auroggen (äJZarwi^ @. 540, »o^en II, 309),
bie nid^tSbeftoweniger notorif($ gana falfd^ ftnb.
2) ^a(i 9»arwit l^ötten faft aUe Anführer, bie 1813—15 ben preugifd^en
Flamen wieber aufgerichtet l^ätten, fc^on in ber alten Armee von 1806 aum S^eil
bereite in fül^renber Stellung gebient.
299] ^^^ (Stf (Meinungen. 299
(ingetDiefeit, ba^ SRartoit in früheren Sauren fein Urteil übet bie mili^
tftrifd^e Jlatafttop^e oon 1806/7 n>efentlt4 anberfi formuliert ^ot. ,^a^
franjöftfc^e ^er mar beffer organiflert unb ge^anb^abt ali bae preugifd^e^
biefed warb alfo oon ienem geworfen', fo (outete 1812 fein IBerbüt^V
^omolg ift, »ie man fte^t, äRanoi^ no(( raeit entfernt gewefen, aQe
@4u(b an ber itotaftropl^e auf ben itönig ju Pufen.
@(i^on biefeg eine iBeifpiel (ft^t vermuten, bag äRarmit' fd^arfeS Ur«
teil über bte preu^ifd^e ^oüti!, baS bereite au3 ben in ber erflen S(u$<
gäbe enthaltenen Studsügen au9 ben ^agebüd^em von 1805/6 er^eQt unb
bad ft(| aud feinen Srieberijianifd^en Slnfd^auungen erfUirt, erft nad^
1812 me^r unb me^r eine perfdnlid^e Spi^e gegen ben Itdnig angenommen
l^at. 9^oc^ beutlic^er mirb bied gweifeUod zutage treten, raenn bie S^age«
büd^er unb Slufaeic^nungen äJ^anoi^' aud ben Salären 1805—15 in 8b. 2
unb 8 ber neuen Sludgabe in ooDem Umfange vorliegen werben. äRögen
immerl^in manche Vorwürfe, bie SRarwi^ in feinen SRemoiren gegen
Sriebrid^ SBill^elm III. fd^leubert, wie ber ber Untätigfeit in SRemel im
äßinter 1806/07 in ben Tagebüchern eine fac^li($e Unterlage finben, fo ge*
ftel^t SReufel bod^ fd^on ie^t )u, ba| äRanoi^, wäl^renb il^m bie früher
^art getabelte 9iegierung f^riebrid^ äBil^elmd U. fd^lie^lid^ in rofigem
Sid^t erfd^ien, feinen ganzen UnmiUen immer mel^r auf f^iebri^ SBill^elm UL
gerid^tet, i^m allein bie @4ulb an bem nationalen Unglüdt jugefc^oben
iaht (@. 5dl, ^nm. 2). 3n ber %at fann nid^td bie ganae ©infeitig»
feit bed äRarmi^fd^en Urteilt über f^iebri^ 9Bil§elm III. braftifd^er bar«
tun, al^ ein Sergleic^ mit ben ^u^erungen über beffen Vorgänger. S)te
a^eilung ^olcnä, ben gricben ju Safel, alle ©ünben ber preufeifd^en Sie»
gierung unter e|^riebri($ SBil^elm ü. mei^ SRarmitf ju entfd^ulbigen, ia
er fucbt felbft ben ftttlic^ anp^igen SebeniSwanbel, bie ©c^mad^^eiten
bed Jlönigd, wie er fte eup§emifttfd^ nennt, ju befd^önigen. Unb bamit
l^alte man sufammen, wie übel feinem iRad^folger aU fein ^un unb Waffen
burd^ge^enbd auiSgelegt wirb, wie unbarmJ^erjig alle feine @4wäd^en unb
@igenl^eiten l^etDorgeaogen werben, wie fe(r äRarwi^ fogar bad 33erpitnid^
(Jfriebri($ SBit§elmd DI. su feiner ©emal^lin atter freunblid^en 3^0^ 8U
entf leiben ftrebt!
^rägt man ftc^, wad benn eigentlich SRarwi^' Urteil über ^riebrid^
äßil^elm III. feit @nbe 1811, wo ed und nod^ ald ein gemä^igted ent»
gegentritt ^), fo fe§r oerf d^ärft §at, fo wirb man einmal ber leibenf d^aftlic^en
Oppofition ju gebenfen ^aben, in bte äRarwi| feit 1812 ju bem färben*
bergfc^en ütegime getreten war. Xa^ ber llönig fic^ in biefen kämpfen
auf bie Btitt feineS „(S^ro^oesierd' fteKte, in bem SRage ftellte, ba( er
1) II, 262 (frül^ere Sluögabe). 3m 2)ea. 1806 lautete beö Urteil aRarwift':
ffWaffeubai^ ift t^ grogenteild, bem ber preu^ifd^e Staat feinen %aU unb bie
9(rmee i^re Sd^anbe au banfen iabm" (@. 284). ^mn 3Reufel bie (Sl^arafteriftif
äRaffenbad^d, bie in bem militörifc^en Xagebuc^ oon 1806 ftei^t, in bie SRemoiren
einflickt (baf. ^nm.), fo fc^eint mir ein fold^eiS SSerfa^ren nid^t ol^ne i3ebenfen»
2) $gl. SRarwil' Semerfungen in feiner ^enffc^rift über bie hieben
^arbenbergd vom 7. unb 16. Stpt 1811. Sllte SluSgabe II, 261.
300 ^^^ @rf Meinungen. [300
9Rarn)i| fd^liefiltc^ auf bie e^fhtng fe|en Heg, ift gen)i| nid^t o^ne
bauetnbe Slütfioithtng auf beffen @mpflnbungen geblieben. SBenn äKot«
n>it ni(4t fd^on vorder ein ^onbeur war, oon jel^t an ift er ed ge«
roefen unb (ebendlang geblieben. Ob ed n>a(r ift, toa^ Sl^aml^gen be*
richtet, bafe 9Ram)i| glei4 feinem Sruber Sllesanber um jene Qdt
einer ber ^ri^eftigften iSetreiber" bed @eban!eniS gen>efen fei, $riebri(^
9Bil§elm abaufe|en unb an feiner @tatt ben grinsen äßill^elm an bie
Spi^e bed 6taated ju fteDen, mu( no4 ba^ingefteUt bleiben^); ben!en fönnte
man ed fl(4 fd^on nad^ mand^en Slnflängen in ben äRam)i|^f(^en S(uf«
3ei(^nungen'). @inen neuen unb nielleid^t ben empfinblic^ften @ta(^el
gegen ben itbnig l^aben bie Sefreiungdhriege, too 3kaxvoi1i n)ieber§olt im
^Inancement übergangen mürbe, in i^m jurütfgelaffen, (ogl. @. 551, 575,
585 f., 692); nod^ 1825 bred^en nerle^ter @l^rgeia unb (BtoU in ber 8e<
merfung burd^, ba^ er feit bem Unred^t, bad il^m in unb nad^ .)Be<
enbigung ber S^lbjüge gefc^e^en fei, jebed streben na^ ben ^bc^flen
stellen im ^eere aufgegeben ^abe.
@d märe freiließ nerfe^rt, romn man bie Serf(^ärfung bed äKarmil«
fd^en Urteild über ben llönig feit ben ^Befreiungdlriegen allein auf Siec^«
nung einer perfönlid^en ©ereist^it fteUen moEte. SSoQ begreifen lä^t fle fl^
nur, menn man ftd^ bie ©ejamtentmitflung oon 9Rarmi|' $erfönlid^<
!eit vor roie nad^ ben SefreiungS!riegen vor Slugen ^(üt 9Ran mirb
1) Sarn^agend 3^0^^^ ^f^ ^^^^ ^^^^ meitered ju nermerfen, ba er min«
beftend über Sllesanber von ber SRarmi^ burd^ beffen nal^e iSejie^ungen ^u
«Slad^el" genau unterrichtet mar. SluiSbrüdtlid^ bemerft ^arn^agen: „3c6 xoufiit
bamaU von biefen Umtrieben, bie mir aber fel^r jumiber maren, fd^on megen
bed Sormaltend ber ariftofratifc^en ©efinnungen." 9lud bem 9la($laffe fßaxn*
J^agenö non ®nfe IX, 220, ogl. auc^ VIII, 475.
2) Sgl. u. a. bie ^u^erungen 9)>{armi4' )u ben 9)^itgliebem bed Patrioten«
bunbed @. 527, beren 2;enbena bo(4 minbefteniS barauf l^inauSläuf t , ba( ber
Itdnig im ^(ugenblitf bed ^anbelnd audgefd^altet werben muffe. @in „9lo9alift'',
mie man il^n genannt l^at, ift SKarmit nie gemefen; noc^ 1819 mad^t er bie
9ie(btmft^ig{eit eined äRonarc^en von feinem Serl^alten abhängig, „^tnn ein
SRonard^ alle biefe 9ied^tmö^igfeiten (gemeint ftnb bie „9^e(^tmä{iig!eiten ber
bürgerlid^en tJreil^eit, bei^ überall gleid^en Silec^ted, beg ^efi^e^ unb beiS ^er*
lommenö") mit gü^en tritt, fo barf er non ber feinigen nidjt reben, benn er
felbft §at bie ©emalt an bie Stelle feined fonft guten aied^tiS gefegt (@ 589),
ogl. aud^ @. 647). Unb von feinem Sruber Sllesanber gibt SRarmi^ bire!t ju,
biefer f^aht um 1812 geplant, burcb eine allgemeine 9ieoolution muffe baiS Beffere
^erbeigefül^rt merben (B. 548). Übrigens l^atte äRarmi| fd^on @nbe 1806 fi^
mit bem ©ebanfen getragen, ben ^rinaen S^ill^elm bal^in an bringen, feinen
trüber felbfl miber beffen SBiDen fein i^önigreic^ mieberauerobem (@. 374). )Sgl.
<iu4 bie 2:agebud^aufaei($nungen vom 29. ^ea- 1805 (alte Sludgabe II, 203):
irSn biefen Ser§ttltniffen !önnte ed niemanb bem @ral^eraog Siaxl oerbenfen, mmn
er ftd^ an bie @pi|e bed nermaiften StaateiS ftellte, bie eingegangenen itonoen«
tionen für nid^i oerbinblic^ er!lftrte uub mit feiner unbeftegten Slrmee . . . fo
l^anbelte, wie ed feine @l^re unb feine Vfli^t gegen bad IBaterlanb forbem."
801] ^^^ ®rf<5einungen. 301
bann finben, tocS aud^ SReufel in einet ein(eitenben Biogtop^ifc^en Süsse
mit Dielet gfein^eit ^etvoxf^eht, ba6 SRanoi^' 9latur mit ben Salären übet«
f^aupi immet raul^et unb fd^toffet, bo!ttinfttet, ba^ fein Urteil immet (eiben*
fd^aftlid^et unb einfeitiget gemotben ifU ^uf bet anbeten @eite batf ni4t
au^et ^(^t gelaffen metben, ba^ ft4 auc^ in bet Statut bed itönigd feit ben
)Befteiungd!tiegen bie Sc^attenfeiten immet mel^t audgeptägt f^ahetu @o
fpiegeln, im ©tunbe genommen, bie SRemoiten äRatmil' auc^ bei bet ^ax*
fteUung bet ftül^eten 3^ii^n nut bad )Bilb wiebet, meld^eS bet altetnbe
SRatmit von bem attetnben üönig empfing, ein ^Bilb, bad am menigften
niettcidjt auf bie eigentlichen Stefotmia^re 1807—1812 pa^i, eben weil ber
König in i^nen flc^ om l^ö($ften übet bad ©efamtnioeau feinet ^etfön«
lid^feit etl^oben f^at. ®d batf in biefet SSesiel^ung nid^t unetmftl^nt bleiben,
ba| 9Ratn)i| getabe bie 3a§te oom ^eben su 2:ilitt bid ju ben 9e<
fteiungdftiegen in lönbHc^et 3utü(fgesogen^eit sugebtac^t §at unb nad^
eigenem @ingeftönbnid oon fo n>i($tigen S)ingen wie bet vS^e^tJ^aftmac^ung"
beg Sanbe« nut wenig etfal^ten l^t^), baft et alfo füt biefe Stii übet»
^aupt nic^t ald ein Hafftfc^et 3^d^ gelten fonn. Scheinen mit ^ietnad^
bie aRatwitfcJen 2Remoiten bie non mit in biefet Seitfd^tift (ob. XVm)
notgettagene ^uffaffung übet ben Anteil ^ebti4 SBil^elmiS ni. an bet
Silefotm nut infofetn su etfc^üttetn, als bie force d^inertie ald ein (Stunb*
Sug in bet Statut beS Königg §infott meit f($ätfet betont raetben muB,
fo ftägt fid^ anbetfeitd, ob nx^t getabe bedmegen jenet Slnteil um fo
«> §öl^et 3U bewetten fei. 3fl bem fo, fo mütbe fld^, ba bad )Set§ältnid bed
Königs su bet 9lefotm bod^ rool^l füt feine (S^efamteinfc^ä^ung raefentlid^
ma^gebenb bleiben mitb, füt bie ^nl^änget bed l^ei^umfttittenften untet
ben pteu^ifd^en SRonatc^en el^ ein ©eminn benn ein SSetluft ald f($lie{i<
li($ed 9iefultat bet äRanoi(f($en SRemoiten etgeben.
98aS von bem IXtteile äRatmi^' übet ben König ^tiebtid^ mu
§elm in. gilt, baä finbet natürlich aud^ auf bie Utteile übet Stein unb
$atbenbetg, übet bie dii minorum gentium bet Ütefotm, bie lBe9me,
Kitc^eifen, Sc^atnmebet ufn). feine ^nmenbung: getabe t>a% fie fo fc^atf,
fo übetfc^atf fotmuliett ftnb, ba6 fie ben $a( unb bie Seibenfd^aft beS
fc^toffen ^arteimanniS auSfttal^len, mitb iebetmann unb sumeift ben be«
fonnenen ^iftotüet matnen, fie su übetfc^ä^en obet gar abfolut su nehmen.
^aS aUsufc^atf §at no($ immer f Wattig gemad^t. ^bet menn bet au^»
gefpro($ene unb in ben Urteilen übet feine 3^it9^noffen bid auf bie
©pi^e getriebene $atteiftanbpun!t äl^anoi^* ben queUengefd^ic^tlid^en äBert
ber SRemoiren bebingt unb felbft {tarf beeinträd^tigt, fo ifl er eS ^in«
wieber, ber i^ncn il^te fpcsififdje Sebeutung netlcil^t. 3n bem teidjen
DueUenmatetial übet bie diefotmseit waten biJSl^et ootwiegenb bie ^z^'
fotmet felbft s^ SBott gefommen. S)aS audiatur et altera pars
wutbe bem gegenübet nac^gerabe sur sn>ingenben 9{otwenbig!eit, sumal
1) 3d^ l^abe geftü^t auf biefen unb anbere $luiSfprüc^e SRarwi^' fd^on
a. a. D. (aXilitttr^äBod^enblatt 1908 92r. 29) gejeigt, ba( unb warum ber Queaen«
wert oon aWarwiJ* SWemoiren gerabe für bie Seit oon 1807—13 am relatio ge«
ringften ift.
y
300 ^^^ @rfd^einungen. [300
äRarmil f4lie6It4 auf bie f^flung fe^en \\t%, ift gemil nic^t o^ne
bauetnbe 9iü(fn)irfung auf beffen ©mpfinbungen gebHeben. SBenn 9Kat«
loit vX^i fd^on votier ein ^onbeur wat; oon ie|t an ift et ed ge«
n>efen unb lebenslang geblieben. Ob ed wal^r ift, m^^ 9[^am§agen be«
nd^tet, bafe äRanoi^ glei($ feinem Srubev Sllesanber um iene 3^it
einer bet »(eftigften Betreiber" bed ©ebanfend gemefen fei^ f^riebric^
äBill^elm absufe^en unb an feiner @tatt ben ^rinjen 9Bil§elm an bie
@pite bed @taated au fteUen, mu( no4 ba^ingefteUt bleiben^); ben!en fönnte
man ed fi(4 fd^on nad^ mand^en Slnflöngen xxk ben SRarmil^fd^en Stuf«
Zeichnungen'). @inen neuen unb vielleicht ben empfinblid^ften @ta(^el
gegen ben Jlbnig ^aben bie iSefreiungdhriege, mo 9)>{anoi4 wieberl^olt im
Avancement übergangen mürbe, \m i^m jurücfgelaffen, (ogl. @. 551, 575,
585 f., 692); nod^ 1825 bred^en nerle^ter ®^rgeia unb (SJroQ xw, ber 9e'
merfung burd^, ba^ er feit bem Unrecht, bad \\m. in unb nacb ^e<
enbigung ber Selbjüge gefcbe^en fei, jebeiS streben nad^ ben ^bc^flen
@teUen m ^eere aufgegeben ^abe.
@d mttre freiließ oerfe^rt, menn man bie )Serfd^ttrfung bed Sitanoit«
fd^en Urteild über ben llbnig feit ben Sefreiungdhriegen allein auf 9le(('
nung einer perfbnltc^en ^reiatbeit ftellen wollte. 33oll begreifen lö^t fle ftcb
nur, menn man flcb bie ^efamtentmidClung von SRarmi^' $erfbnlid^<
!eit oor nie nac^ ben 8efreiungd!riegen oor Slugen §ält. 9Ran mirb
1) IBam^agend 3^6"^^ ift ni^t ol^ne meitereiS a^ nermerfen, ba er min«
beftend über Alesanber von ber 9)^armi| bur($ beffen nal^e Beziehungen au
«Slad^el" genau unterrid^tet mar. Sludbrüdtlid^ bemerft i^arn^agen: „3c6 mu|te
bamaliS von biefen Umtrieben, bie mir aber fel^r aumiber maren, fd^on megen
bed Sormaltend ber ariftofratifd^en ©efinnungen." Au9 bem 9lad^laffe 33arn«
J^agend von @nfe IX, 220, ogl. au4 VIII, 475.
2) IBgl. u. a. bie ^ugerungen SRarmi^' au ben SRitgliebem beiS Patrioten«
bunbed @. 527, beren 2;enbena bod^ minbeftend barauf l^inauSläuf t , bag ber
lldnig im Slugenblitf beg ^anbelnd ouiSgefd^altet werben muffe. @in „9io9alift'',
mie man i^n genannt ^at, ift äl^armit nie gemefen; noc^ 1819 mac^t er bie
9ied^tmfi^ig!eit eined SRonard^en oon feinem Serl^alten abhängig. „"SStViXK zva
äKonarcQ alle biefe 9led^tmö(ig!eiten (gemeint finb bie *9le(^tmä{iig!eiten ber
bürgerlichen greil^eit, bed überall gleichen Siec^ted, bed )Beft|ed unb beiS ^er*
lommend") mi ^ü^en tritt, fo barf er oon ber feinigen nic^t reben, benn er
felbft §at bie ©emalt an bie SteOe feined fonft guten aied^tiS gefegt (@ 589),
ogl. au4 @* 647). Unb oon feinem ^Bruber Sllesonber gibt äJ^armi^ bireft au,
biefer \^^% um 1812 geplant, burcb eine allgemeine dieoolution muffe baiS Beffere
l^erbeigefül^rt werben (®. 548). Übrigend ^atte äl^anoit fd^on @nbe 1806 fi(^
mit bem ©ebanlen getragen, ben $rinaen SBill^elm ba^in au bringen, feinen
Bruber felbft miber beffen SBillen fein i^önigreic^ mieberauerobern (6. 874). Sgl.
üud^ bie 2;agebud^aufaei($nungen oom 29. ^ea- 1805 (alte Sludgabe II, 203):
irSn biefen Serpitniffen fönnte ed niemanb bem @ral^eraog Jtarl oerbenfen, raenn
er ft(^ an bie ^x^\t bed oenoaiften ©taateiS fteKte, bie eingegangenen itonoen«
tionen für nid^t oerbinblic^ erflftrte uub mit feiner unbeflegten Armee . . . fo
l^anbelte, wie ed feine @l^re unb feine %^\^i gegen bad Saterlanb forbem."
801] 9^««« ©rfc^einungcn. 301
bann finben, xoad au^ SReufel in einer einleiienben (iograp^ifd^en Sü^je
mit Dielet gfein^eit ^exx>ovf^eht, bog 9Rarn)i|' 9latur mit ben 3a!)ren über«
^aupt immer tauber unb f c^roffer, boftrinörer, ba^ fein Urteil immer leiben«
f(^aftli4er unb einfeitiger geworben ifU $luf ber anberen @eite barf nid^t
au^er ^c^t geloffen merben, ba^ fic^ au4 in ber 9^otur beiS üönigd feit ben
9efreiung0!riegen bie Sd^attenfeiten immer me(r au^geprögt ^ahm, @o
fpiegeln, im (S^runbe genommen, bie SRemoiren SRarmit' auc^ bei ber ^ar<
fteUung ber frül^eren QzxUn nur bad i3ilb mieber, melc^ed ber altembe
SRormil oon bem altemben ^önig empfing, ein 9ilb, boiS am menigften
oieUeid^t auf bie eigentlichen Steformja^re 1807—1812 pa^t, eben meil ber
jlönig in i^nen fic^ am §ö($flen über baS ©efamtnioeau feiner $erfdn«
lid^feit erhoben §at. @d barf in biefer S3e§ie§ung nic^t unermä^nt bleiben,
ba( 9Rarn)i| gerabe bie Saläre vom ^rieben ju 2:ilftt hi^ iu ben 9e«
freiungdfriegen in lönblid^er QutüdQeiO^en^eit jugebrac^t f)at unb nad^
eigenem ®ingeftänbniS oon fo wichtigen fingen n>ie ber irSBel^r^aftmac^ung"
bed Sanbed nur menig erfahren l^t^), ba( er alfo für biefe Stxi über«
l^aupt nic^t M ein flaffifd^er S^^%^ gelten fonn. Sd^einen mir ^iema($
bie SWarwi^fd^en 2Remoiren bie »on mir in biefer S^itf^tift (ob. XVIll)
vorgetragene ^uffaffung über ben $lnteil e^riebrid^ 9Bil§elm3 III. an ber
0ieform nur infofem ju erfcjüttem, alä bie force d'inertie ald ein (Srunb*
)ug in ber 92atur beS Jlönigd ^infort meit fc^ärfer betont werben mu^f
fo fragt fic^ anberfeitd, ob ni($t gerabe bedmegen jener Slnteil um fo
«> ^öl^er SU bewerten fei. 3ft bem fo, fo mürbe fid^, ba bad ISerl^ältnid bed
Königs iu ber 9leform bod^ n)o§l für feine ©efamteinfc^ä^ung mefentlid^
ma^gebenb bleiben wirb, für bie Slnl^änger beS l^eiBumftrittenften unter
ben preufiifc^en 9Ronar($en el^er ein @erainn benn ein ISerluft alS fc^liel«
li($eS 9iefultat ber SRarmitfc^en !D2emoiren ergeben.
98ag oon bem Urteile ä^armit' über ben Jlbnig f^riebrid^ mu
^elm in. gilt, bad finbet natürlid^ aud^ auf bie Urteile über Biein unb
^arbenberg, über bie dii minorum gentium ber 9ieform, bie 9e9me,
^irc^eifen, ^(^arnmeber ufw. feine ^nmenbung: gerabe ha% fie fo fc^arf,
fo überf($arf formuliert ftnb, ba6 fie ben $a( unb bie Seibenf($aft bed
fd^roffen ^arteimanniS auSftral^len, wirb iebermann unb sumeift ben be«
fonnenen ^iftorüer warnen, fie su überfc^fttfen ober gar abfolut ju nehmen.
^a^ aQjufc^arf ^at no($ immer f^artig gemacht. 9lber wenn ber au8*
gefprod^ene unb in ben Urteilen über feine 3^ttgenoffen bid auf bie
©pi^e getriebene $arteiftanbpun!t SRarwi^' ben queUengefd^ic^tlic^en SBert
ber SRemoiren bebingt unb felbft flar! beeinträchtigt, fo ifl er e3 l^in«
wieber, ber il^nen il^re fpejififc^e 8ebeutung oerlei§t. 3n bem reid^en
DueUenmaterial über bie ^leformseit waren biiS^er oorwiegenb bie die«
former felbft ju SBort gefommen. S)aS audiatur et altera pars
würbe bem gegenüber nac^gerabe ^uv st^ingenben 9{otwenbig!eit, jumal
1) 34 ^<tbe geftü^t auf biefen unb anbere $luiSfprüc^e SRarwi^' fd^on
a. a. D. (aRilitär«SBodjenblatt 1908 9?r. 29) gejeigt, baj unb warum ber Quetten«
wert »on 2RarwiJ* Memoiren gerabe für bie 3«it oon 1807—13 am relatio ge«
ringften ift.
302 ^^^ (gtfdjeiminöen. [302
feitbem fßoymi SRemoiren bie Gegner ber 9tefotm in iSoufd^ unb ^Bogen
a(d vlt4tf4eue SRaulmürfe' abgetan Ratten. ^ur4 bie 92euaudga6e ber
9}}enu>iren unb Slufaeid^nungen SRanoi^' erhalten wir nun enblic^ ein
unferen wiffenfci^aftlic^en Slnfprüd^en genügenbeS DueUenwer!, bad ed und
ermöglid^t, mxi tiefer alS BiÄ^er in bie geiftige SBelt ber 9[n^finger bed
alten grieberisionifc^en Staat«n)efen8 unb ber grieberiaianifdjen Slrmcc
dniiubringen unb, wad au4 von ^o^er Sebeutung i% bie ^ortenhoitflung
biefer Slnfd^auungen na^ ben gfreil^eitdfriegen )u beobachten. S^ir
Idnnen uniS nunmehr von (Srunb auiS über^gen, nie oerfel^rt ed ift,
loenn iSo^en (II, 92) ben märüfc^en Sanbabef, in bent ft($ bie ariftoira«
tifc^e Sronbe gegen bie bürgerlid^«li5erale 9leform am Prfften ausgeprägt
^at, a(d eine itlaffe von STlenfd^en ^infteUt, i,bie bei vielen patriotifd^en
9iebeniSarten eigentUd^ nic^td aB i^ren ^rioatoorteil im ^uge Ratten".
IRorwi^ wenigftend ift, bad lehren feine S)en!n)ürbigfeiten überaeugenb,
an glül^enbem $atriotidmu§, an fe(5ftfofer unb aufopfember Eingabe für
bod ISaterlonb oon Uxnwt ber 9ieformer übertroffen, \a man barf fagen,
oon ben n)enigften erreid^t worben. @ine SBeltanfc^auung, nid^t ein $(u$
ober ^Ulinud oon $atriotiiSmud ift eS gewefen, raad bie 9leformer von
il^en Gegnern getrennt f^at ^er Patriotismus oielmebr, ^üben unb brüben
gleid^ ftarl entraitfelt, f^at juminbeft in ben B^ten ber R9efreiungd!rtege
eine Slnnä^erung ber beiben feinbUd^en Spelten l^erbeigefül^rt. SBenn freiließ
äReufel fid^ fo audbrüdtt, ba( bajumal bad l^eilige treuer, totl^ti bie 9le«
former oerje^rte^ auii auf i^re (Segner übergriff, unb wenn er im»bem
befannten SluiSfprud^e 9Ram)i|', „ba| bie neuen 2:i^eorien niemand 2tUn
erhalten !dnnten, mtnn nic^t bad Solf felbft oaterlänbifc^er gemalt unb
fein tnnerfted 2ebtn mit bem @taatd(eben verflochten mürbe", einen SemeiiS
bafür erbiidft, ba| 9)>{am)it »nm 1815 oon bem ©eifte ber großen 9le«
former feineiSioegS unberül^tt mar'' (@. 582 ^nm.), fo fd^eint er mir bie
innere äßanblung, bie fid^ in äRarmi^ mäl^renb ber ^a^tt 181B/15 ooU«
30g, 3u überfc^ä^en. Son ber gorberung, bie äKarmit f^on ®nbe 1805 er«
^oben l^at, ba^ ^reu^en ber erblid^e Ober^err oon gan§ 92orbbeutfc^lanb,
einfd^IieBIid^ ^oKanbd werben muffe, bi3 ju ber, ba( ^reu^en bie erfte
9loIle in ^eutfd^lanb fpielen muffe, bie in ben Salären 1813/15 in me^r«
fad^en Variationen mieberfe^rt, ift f($lie{iU($ nur ein @($ritt. ^u($ oon
«yunferem gemeinfd^aftli($en beutfc^en Saterlanbe" ift hti Tlamtii fc^on
lange vor 1813 bie Siebe. $lnbererfeitd bilbet ber @a|}, ba$ ber @taat
tn bem i^freien unb fid^ gegenfeitig burc^bringenben Seben ber 9legierung
tinb ber Untertanen'' befiele, ftfton 1811 ben @dCftein ber aKarroi(jfc|en
S)o(trin, o^ne ba| man barauS auf liberale Slnmanblungen f($lie^en
bürfte. iSiberale Slnmanblungen liegen auc^ nid^t vor, wenn SRanoit
nad^ 1815 bad ISerlangen na($ einer Sl^erfaffung ergebt (vgl. <5. 600),
benn jroeifelloi^ ^at er l^ier bie alte ftänbifd^e SJerfaffung im 3[uge 3)a6
3Warn)i| jemals Sln^ängcr oon »(Seneralftönben* geroefen märe, finbc i(^
nirgenbS beftätigt. 9lid^t baiS mad^t er ber 9legierung sum ISormurf,
baf; fie bie 1813/15 gegebenen Serfpred^ungen nid^t gel^alten, fonbern viel«
me§r ba^ fle, ftatt offen unb el^rli^ il^ren 3i^um einjugefte^en (bad bätte
ÜRarmil ebel gefunben), gu bem i,nid^tdmürbtgen Vlenbmer!'' ber ^arliSbaber
<gr!lärungen i^re Suffudjt naijm (ogl. S. 620, 625 ff.). @benfo fielet e«
303] 9{eue (Srfc^emungen. 308
9inftd^tU(9 ber $re(frei§eit (@. 626), bie äRartDtt fc^toerlic^ ie für ein
n)ünf4endn>ettetS ®ut gej^alten ^ot.
$eute vermögen n>ir, wie man an biefen i3eifpielen fte^t, bie ©enefid
von 9Rarn)i|' ganger ^erfönlic^feit, feiner eigentümlichen ®eban!enn>e(t
no(| feinedmegd überall gu burd^fd^auen. ^ie ,92ad^ricl^ten auiS meinem
Seben'' übergel^en nieled mit StiUfc^meigen, xoa^ auf HRarmi^' ®nt«
n)i(flung von ftarfem @influ( gen>efen ift ; ^ier unb ba fül^ren ^e mo§l
gar in bie S^re, inbem fle (S^ebanten unb @mpfinbungen aud ben 80 er
Salären auf bie frül^eren 3^^^^^ übertragen. Xai ^Hatroxii in feinen
9Remoiren ou4 nic^t ein einjigeiS Ttai beS romantifc^^reaftionären $u5li«
giften Slbam SRüQer gebenh, „ber if^n bo($ in feiner Oppofition gegen
ben Staatdfangler leitete", ift fc^on ^arnl^agen aufgefallen (^agebüd^er
Vni, 478). i^ieUeic^t erhalten mir in SRarmi^' SBerben unb 9Bad^fen
tieferen ©inblid, wenn erft feine politif(§»militärifc§en ©c^riften, feine
Xaqehüd^et unb feine Briefe und in ^b. 2 unb 8 ber 92euau$gabe voll«
ftänbig unb aut^entif($ vorliegen, ^ann mirb eS aud^ an ber 3^t fein,
um bie Sebendftröme, bie in biefer l^oc^gemuten unb ftolgen $erfönli($'
feit gufammengefloffen ftnb, einer eingel^enben pf^d^ologifc^en ^nal^fe gu
unterhielten. @d ift gu l^offen, ba| iüJteufel felbft fid^ ber munberooEen
Aufgabe gumenben mirb; benn ber biograpl^if($e ^brig, ben er und einft«
meilen befd^ert ^at, setgt, bag er bie Siebe, bad feine SSerfIftnbniiS, bie
Objehioitöt unb ben @d^mung ber 9iebe, !urg bie ^üQe berjenigen
@igenf($aften befi^t, bie gerabe für eine $erfönli^!eit von bem Sd^lage
SRarroiJ' crforberlic^ ift.
§annooer. Friedrich Thimme.
Otto tiDtt Vlatttettffel unb bie 9teaItiott in ^tettfeen* Seipaiget 2)iffer'
tation t)on ftarl gnaj. Sregben 1907 (82 ©.).
S)ad ©inbringen in bad pf^d^ologifc^e SSerftänbnid eineä Staate«
manned einer Übergangdperiobe mirb immer auf @($mierigfeiten ftoBen.
^ie Sc^mierigfeit mirb eine befonberd gro^e fein, menn ed ftc^ um einen
Staatsmann ^anbelt, bem bie (Sin^eitlid^feit beiS äBoUend unb bie ^on*
fequeng beiS ^el^arrend gan§ abgel^t unb ber bad @efe( {eineS ^anbelnd
allein auS ber jemeiligen üonfteUation ber Umftönbe entnimmt. @in fold^er
Staatsmann ift Otto oon äl^anteuffel gemefen, beffen ^olitif naäi 8tg«
mardf nur bad eine ^ringip beS f^ortmurftelnd gefannt f^at, unb ber nac^
Seopolb Don (9erla4 gar ein »oöUig pringipienlofer , unguoerlöfftger"
aWinifter* geroefen märe. ®S mag billig begroeifelt werben, ob eS eine
geeignete 2lufgabe für einen jungen 2(nfänger ift, eine ^erfönlic^feit oon
biefem Schlage nad^ i^ten ^nftd^ten mie nad^ i§rem Anteil an ber inneren
unb dufteren ^oliti! gu geicbnen. ®naj roenigftenö ^at biefe Slufgabe in
einer befriebigenben Söeifc nidjt gu löfcn vermocht Qmav ^at er mit
vielem Sammelfleig bie Slnfd^auungen SRanteuffelS unter eine Slnga^l
©tic^mörtcr gu rubrigieren oerfucjt. 5lbf(§nitt 1 ffiggiert »Janteuffelä
Slnfd^auungen über bie ©runblagen ber preuftifd^en Tionatd^ie, 3lbf($nitt
2—4 bel^anbelt feine Stellung gu ben Stönben, gu ber dieoolution unb
gu bem ^atlamentariSmuö, Slbfc^nitt 5 fd^ilbert ben SWinifter al8 Stealifl,
804 ^^^ (Srfc^einungen. [304
efeptüer unb ^efftmift, 9(5f4nitt 6 erörtert bie allgemeinen Q^runbjage
ber inneren $oIttiI SRanteuffeld, wä^renb bie folgenben Xbfc^nitte fetnev
äBirtfc^aftdpoIiti! unb feinem Ser§ä(tnid aur beutf^en ^age geraibmet
finb. 9l6er laum einer biefer Slbf^nitte, bie aSerbingd au(^ ferner aud«
einanber au galten finb, ift fieser unb fauber burc^geffi^rt, nic^t ein ein*
jtger bringt fo tief, um uniS bie @ntn)i(f(ung oon 9Ranteuffe(d SCn*
f^auungen red^t oerftänblic^ au machen, ^er (^e§(er Hegt einmal barin,
ba( ber Serf. bie 9(udfprü4e ^Ranteuffeld mie bie Urteile über if^n au^
ben t>erf4iebenften Seiten oielfadj) burc^einanberwirft, fobann barin, ba( er
bei ber lofen Xneinanberei^ung ber ^u^erungen SRanteuffeld oiel ju
menig 9iü(ffl4t auf bie jeweilige Jlonftellation ber 9$er§ältniffe nimmt,
aud ber ^eraud fie erft ju oerfteben finb. 3ft ed nicbt überhaupt t>er«
fe§lt, ünm ^iaaHmann, ber burcb unb burdj) 9fealpolitiIer gemefen ift,
berieglic^en ^oftrinaridmud veraltet f^at, auf feine S^eorien festlegen iu
mollen? 9ii(btiger mürbe ed smeifellod gemefen fein, menn (Snas und ftatt
beffen 9Ranteuffe( in feinem Ser^ttltnid au ben perfönlid^en aRad^tfaftoren
feiner 3^i^r <>or allem %u bem Jtönig, bann au feinen SRinifterfoUegen,
aur Itamarilla unb au $in!elbe9 gef^ilbert §fttte. $ier liegt ber @4lüffel
für bad Serftänbnid ber eigenartigen Stellung a^anteuffeld. ^ie ge«
legentli^en Xudfü^rungen @nas* über bad SSer^ältniS SRanteuffeld au
feinem löniglic^en $errn (t>gl. @. 12 f. , 44 f. ufm.) finb burc^aud un«
aureid^enb; eine ^erfönlic^Ieit wie äBeftp^alen, ber Slad^folger 9Ranieuffeld
im ä^inifterium bed inneren, wirb laum einmal genannt, obwohl biefer
bod^ in ber f^rage ber ©emeinbe« wie ber 5lreiS«, SejirB« unb ^rooinaial«
orbnung eine wid^tige 9iolle gefpielt ^at. SCucb wie ä^anteuffel fid^ du
fonireten Strogen, fo au thm biefer f^rage ber ©emeinbe«, ^reid« unb
$rooinaialorbnung, au ^eaentralifation unb selfgOYemment, aur ffxa^e
ber D!tro9ierungen ufw. gefteUt §at, wirb hti ®m% nid^t red^t Ilar.
Bo wirb man feiner Slrbeit nur ben äßert einer oorberettenben, au4 al§
folc^er nod^ nid^t genügenben 9Raterialienfammlung aufpred^en lönnen.
$annot>er. Friedrich Thimme.
i&tii^n beS $teit|ifd|eit l^tnti. herausgebet: (genetalleutnant
t). 5peIet»9larbonne. 6. Sanb: Cberftleutnant 91. grieberid^':
«itelfettait (V u. 132 ©.; 2 aj».). 10. »anb: ©eneral ber 3n-
fanterie 3B. t). »lume: SRrttfe (III u. 127 ©.; 3 9RI.).
11./12. S3anb: S)erfeI6e: ftaifet aSill^eliit bet Stifte ititb 9t90tt
(V unb 295 ©.; 6 9JW.). »crlin 1906 unb 1907; S. »el^r.
^ie Sammlung ber für oolldtümlid^e ^Verbreitung beftimmten i6io«
grapljien, bcren meljrere in ben »gorfd^ungen* bereits gewürbigt worben
finb — XIX. 288 f. unb 617 f. ; XX. 587 f. — , f^ai mit ben »orliegenben
brei Sänbd^en il^r Programm erfüllt: oom Ütroßen 5lurfürften ah M auf
unfere Sage l^at fle bie preu^ifd^e ^eeredgefd^ic^te in t^pifd^en, wo^l«
audgewäl^lten ©eftalten oorgefül^rt, auS ber fjeber facb!unbiger Bearbeiter.
3wei ©eneralftabdc^efS fteKen und l^ier f^rieberid^ unb Blume bar,
bie beibe über i^re bienftlid^e Stellung ^inaud in bie 9ieil^e ber großen
gelb^erren hineinragen, ia ben ®ipfelpun!t ber Strategie oerlörpern.
805] 92eue (Srf^etnungen. 305
©netfenau wirb tDefentUc^ biograp^ifd^ be^anbelt; ben geioaltigen @toff
feiner Jlriegdtaten in ben gegebenen Slal^men au fpannen, mag nidj^t leitet
gemefen fein, n)enn i^n auc^ ber SSerfaffer bed »$er6ftfe(b}uged 1813'
— cfr. „gotftjungen'' XVI. 1329 f. unb XVin. 340 f. — 8- ^' ^erei«
felbft ntterarif4 verarbeitet l^atte. mit Siedet ift auf bie »©r^ie^ifc^e
^ätigleit' ©neifenaud in ber 9ieorganifattond«Jtommifrton nac§ bem %xU
fiter ^rieben ein befonbered (S(en)i4t gelegt, ^ti ber Stbwägung feined
Ser^öltniffetS iu SlUc^er fci^eint ed bo4 ntc^t gerechtfertigt, biefem
ben vftrategifd^en SBeitblitf" absufprec^en; ber mangelte Sdlü^er gen)i(
nid^t, el^er »bie S^ec^nil ber Strmeefül^rung', rotnn barunter bie
®eneralftabdtätigfeit oerftanben wirb. Slber au biefer ift auc^ ber ^etb*
f^evx nid^t auerft berufen, unb gerabe a\x^ ©neifenau würbe in ber
i,%iiinxV wol^l t>on ©rolman übertroffen, ^er Segriff »eigentliche geiftige
Leitung ber Xrmee' ift boc$ au wenig präaifiert, ald ba^ auc( ^ier bem
Serfaffer barin beigetreten werben lönnte, ba| biefe oon (Sneifenau aud«
ging: gerabe in i§r, in ooKem Sinne bed äBorted, beruhte Slüd^erd uu'
übertrefflic^ed Serbienft. 9iüd^el ift mit feinen 52 Sauren 1806 nic^t
wol^I ald »Veteran' au beaeic^nen unb fomit nid^t mit V^öKenborff unb
Jlaltfreutl^ in eine Sinie au fe^en. ^er äBaffenftiUftanb t>om Sunt 1813
würbe au ^Iftdwit abgefc^lofi^en, nic^t au $oifc$n)it — cfr. »(^orfc^ungen"
XVII, 246 ff. unb Si^ungdberic^te oom 10. gebruar 1904, S. 92. —
tiefer »©neifenau" fc^eint gana befonberiS geeignet, im Ginne bed Unter«
nel^mend auf weite streife bele^renb unb förbemb au wtrien.
SlnberiS, ald Srieberidj), bat Slume feinen »9Rolt!e' angefaßt; er
gibt einen geiftooUen ©ffap, ber befonberen 9ieia baburc§ gewinnt, ba( er
mel^rfad^ bie perfönlid^e ^elanntfd^aft bed Serfafferd mit feinem gelben
burc^bliden IftBt* 3Han ift oerfuc§t au fagen, er fei im 9RoltIefc§en (Seifle
gefd^rieben, fo wol^labgewogen , fo feingeftimmt unb boc$ fo einbringenb
flnb feine Urteile. 9Rit Vergnügen unb 9{uten wirb ber ^iftorüer bie
!leine ed^rift lefen; oielleid^t leife aweifelnb, ob nid^t für bie »SSolfdtümlic^«
leit" ber ©egenftanb au fel^r aud ber 9tegion bed Stofflichen in bie
Sphäre bed ©eiftigen gehoben fei. — Son aftuellem Sntereffe ift bie 9e«
merfung bed ^erfafferd, baß 9RoltIe »bewußt fd^werlic^ ie bie $anb ge«
boten l^aben würbe", Überlegenl^eit ber Qaf^i burd^ Opfer an ber ©üte
ber Gruppen au er!auf en : »barin liegt bie ©efa^r, baß ber äßert ber 3<^I
in langer ^riebenSaeit leidet auf Soften bed inneren ©e^alted ber Streit«
fräfte überfd^ä^t wirb', a^it 9ied^t f^tht er 3RoitU'd »^eUen mid für bie
9Bir!lid^!eit' ^eroor, unb l^übfd^ ift feine {Raffung für ben »Schweiger
äRoltle", wie »fein Sludfprad^ebebürfnid weit (inter bem 9ietcitum feined
3nnenlebenö aurüdPftanb'. — »ei 3Wet fapitulicrten übrigen« 173000
a^ann, xoa^ unter bem ^udbrudE: »me^r al^ 150000 a^ann", nid^t wo^l
au fd^ä^en wftre.
8ei bem ^oppelbönbd^en ^aifer äBilbelm unb 9ioon muß man
ftc^ aunäd^ft mit ber ^atfad^e bed 3ufammenfc§weißend biefer beiben
großen @eftalten abfinben, bie wol^l iebe für fid^ eine befonbere ^au
fteUung alj3 $eered«®raie§er oerbient ^ätien, fo naf)t fie auc§, äußerlich unb
innerlid^, miteinanber oerbunben gewefen f^nb. 9{otwenbig muß ^ier 9ioon
Bforf<$ttn0fn a. (tanb. u. ytcuft. <8ef<$. XXI. 1. 20
306 ^^ue @tfcl^einungen. [306
durücftreten, a6et aud^ für Sßtll^elm I. loäre bei anbetet ©toffeintetlung
n)0^( mel^t diaum geblieben, um namentlid^ feine intenftoe 2:fttigfeit in
ben erften Sagten ald jlönig füt feine 9(nnee bod^ ftätfet liett)ottteten
5U (offen, aB e« ^iet etwa ©. 178/179 gcfd^e^cn ift; bcnn getobe aB
^önigUd^et ^riegS^evt ift fein äBitfen in eminentem Sinne etsiel^etifd^
füt bie Sltmee geroefen. So nun bilbet bie gemeinfame ^tbeit von 5l5nig
unb 5i^tiegSminiftet füt bie gtoge ^Itmeeteotganifation ben gegebenen
äRittelpunft, wobei beibet Setbienfte um biefelbe jutteffenb abgewogen
etfc^einen. UnbiUig abet ttitt 9loonS Sßitffamleit vox unb wäl^tenb bet
t^(baüge in ben ^intetgtunb, unb ba| 9loonS Haltung oot $atiS l^iet
nid^t tid^tig eingefd^ä^t witb, batf hex beS Setfaffet^ belanntet Stellung
8u bet i,93ombatbemcntSftage'' nid^t SOi^unbet nel^mcn — cfr. ,,eJotfd^ungen*
XEL 616 unb XVIII. 353 ff. 2)cnnod^ obet übertaftjt l^iet bie SBiebet*
l^olung bed SotroutfeS gegen 9ioon, et §abe eS an ,;Otganifatotifd^en 3Ra^*
nal^men^ füt ben Selagetunggttain fel^len laffen, roö^tenb jugleid^ bad
Dbetfommanbo bet ni. 9ltmee entfd^ulbigt witb, e§ l^abe «wol^r nic^t
„fogleid^ mit ooUem S'^ad^btudCe'' füt ben 9)lunitionSttandpott gefotgt;
®uflaf 2tfimann'^ „aRobilmodJung »on 1870/71" ift fteilic^ in bem ^^a^^
weis bet benu^ten Duellen' nid^t aufgefül^tt. Slud^ bie etneute ^el^aup«
tung, SiSmatd'd unb Stoon'S Slnftd^t oon bet ^lotwenbigleit bet Sefd^ie^ung
l^abe i^abweid^enb oon allen äJiilitätd" füt fid^ allein geftanben, mu^
beftemben.
Sebem ^önbd^en ift ein guteS IBilb be§ be^anbelten „@t)ie^et§'
fowie eine Sd^tiftptobe in {^alfimile beigegeben; obne baß auf leitete im
^e£te befonbetd ^e|Ug nommen mitb, ftnb bie auiSgetoöl^lten Stüdte aud^
in^altlid^ t>on guteteffe.
^em Untetnel^men beg ©enetalleutnantS t). $eleto9latbonne in
feinen gebiegenen 2)atbietungeu batf gutet @tfolg butd^ weite SSetbtcitung
gewünfd^t wetben; nut läßt ftd^ ba$ ^ebenfen nid^t ganj abweifen, ob
aud^ bie Steife füt bie f leinen 83änbd^en biefem 3^^^^^ angcmeffen ab-
gewogen wotben finb. Herman Gtanier.
Oimlh »aet: ^titigeft mi]a ytahiMü. gin Sebengbilb. ^it
14 mbilbungen unb 1 ariejfaf pmile. Setlin 1908 ; (5. @. Mittler
u. ©ol^n (XV unb 156 ©.; geBunben 5 aJlf.).
^eteitd oot faft swan^ig 3<ti^ten l^at bet in ^itfd^betg in Sd^leften
lebenbe SJetfaffet eine futje poetifd^e Süaje bet ®lifa Slabjiwill oet»
öffentlid^t: „2)et @ngel oon S3ud^betg", alS „SBeittag jut Sugenbgefdjid^te
Äaifet SBill^elm I.", S3te§lau 1889, unb et ift nun nod^malä au biefem
©egenftanbe jutütfgefe^tt, ju ben i^n wol^l bie ^eimatlid^e ißac^batfd^aft
beiS Sd^lö|d^en§ SfluPetg , beS el^emaligen £anbft|e$ bet S'labsiwill hti
©tbmannSbotf am JJuße beö S^lief cngebitgeö , befonbetö Eingesogen l^atte.
©d^on bamalS l^at bet SJetfaffct bie S3tiefc beä ^ttnjen Söil^elm oon
$teußen an ben ©enetal oon 92a|met benu^en bütfen, foweit ba§ jut 3^it
»o^ne SJetttauenSbtud^" angängig fd^ien, bie feitbem, 1890, ooUftänbig
oetöffentlid^t wotben ftnb. 2luS bet ©tfd^ließung biefet Duelle unb ben
bütftigen Sflad^tid^ten in ben „Unpolitifd^en ©tinnetungen" bet ^efla
307] ^^ue @rf4einungen. 807
0. Stöbet, geborenen t>. @umpert: ,,Unter 5 Königen unb 3 j^aifern",
1891, in ben Slufjet^nungen ber ^^räfin @lifa »ernfiotff, 1895, in bem
Sriefwed^fel bev ^ofbame ber ^rinjefftne äßarianne von ^reugen, SUber«
tina 0. IQoguilIawdla, ben ber General )). 9ogud(an)S!i 1908 ^eraudgab
— cfr. ^gorfdjungen" XVI. 644 f. — in ben boä§often »^Erinnerungen"
ber ^rinaefftn ©atl^erine 3labgin)iII, „My RecoUections^, Sonbon 1904,
beutfdS^e 3[udgabe 1905, fd^lieglic^ no4 in ben Slufaeid^nungen ber Siavo*
line t>. 9io4on), geborenen o. b. äRartoi^, 1908, -— neben ben l^iftorifd^
allein »ertüoUen äRitteilungen in $etnri4 1>* 2;reitfcl^!e*d2)eutf4er ^f^ic^te,
unb bem ^uffa|e S^eobor Sd^iemonn'd über bad Siufftfd^e SCboptiond'
proieft — l^at ber Serfaffer 9ln(a^ genommen su bem je^t oorltegenben
vSebendbilbe". 2)ie DueUenaufjäl^lung jeigt, ba^ hiermit nene^ ntc^t ge«
boten werben !onnte, unb alle 9iü(ffl4t auf bed ^erfafferd anedmnmS*
n)erte Sef^eibenl^eit, ber feine Arbeit felbft ald ein SRofaübilb betrautet
niffen nHE, nid^t glatt auiSgemalt, in bem ober bie @tein4en an bie
richtige ©teile gefegt unb „miteinanber ju einem ^armonifd^en @mi)en'
oerbunben feien, n)ürbe boc§ nid^t audreid^en, had i^üc^lein für l^iftorif^
bered^tigt anjuerlennen. dtlüddi^emeife^ateraberbod^ au4 nod^ eine frifd^e
Duelle erf^loffen, bie freilid^ für bie eigentliche $iftorie, baS Serl^ältnid
ber $rinaeffin 9iabdin)ill 5um grinsen SBill^elm unb bie @rünbe feiner
Söfung, nid^tä roefentlid^eS ^erbeibringt, aber wenigftend bad Silb @Iifad
un^ pf9d^ologif4 etn)ad fd^ärfer umreißt: in einer 9ieil^e i^rer eigenen
Briefe, jumeift an i^re ^flegefd^roefter, ^land^e o. äBilbenbrud^, 2;od^ter bed
$rin)en Souid f^erbinanb oon Preußen, Xante bed ^id^teriS @mft
t>. Sßilbenbrud^, bie im ^ooember 1826 ben Leutnant grit o. Sabber, ben
@ol^n bed belannten ©eneralS, l^eiratete. 9Rit biefem QüipunUt, alfo
n a (5 ber im Suli 1826 erfolgten Trennung beä SiebeäoerpitniffeS, f e^t
ber i^riefwed^fel ein, ber @lifa jwar erfd^üttert, aber bod^ leineSwegS ge«
brocken aeigt, teilnel^menb an allen ^veuben, bie bad bewegte 2then ber
9tab)in)iIlS i^r bietet, oft mit $umor bie täglid^en $or!ommniffe fc^il»
bernb, burd^auiS il^ren Beinamen »$ro^", ben il^r bie ^^amilie gegeben,
red^tfertigenb. @d mag biefe reine, innere f^rbl^lid^feit, il^rer fonft fafi
fentimentalen S'lcligiofttät entfptingenb , bie il^r biefen SRamen oerfd^affte,
mo^l eine ber @igenfd^aften geroefen fein, bie i^r liebet $ilb unferm
itaifer ^il^elm fo unoerlöfd^bar feft ind $er3 gef daneben §aben, il^m,
bem biefe ©ntfagung für fein ganjeg 2tUn einen ernften Stempel auf«
geprägt l^at. Um ©Ufa ftanb eS bod^ anberS: ber lanbläufigen ^ov*
ftellung oon il^rem bamalS fd^on gebrod^enen ^er^en juwiber, lieg fie ftc^,
bei ber ^^ad^rid^t oon ber beoorftel^enben S^erlobung beS ^rinjen Sßill^elm
mit ber ^rinjeffin Slugufta oon Sßeimar, gu bem SluSrufe l^inreigen:
»Sft bem fo? fo ne^me id^ ben erften beften, ber ftd^ anbietet/ 2)aS mar
freilid^ eine nur oorübergel^enbe äBaUung; aber im ^af)xt 1831 erfaßte
fie eine neue ^erjen^neigung mit ganj anberer Gewalt, afö fie bem
^ringen SBil^elm gegenüber bisher 5U S^age getreten ift, ju bem ^ringen
^riebrid^ ©d^warjenberg , bem @o§ne beS {^elbmarfd^allS ber {^rei^eitS«
iriege. ^er l^atte fd^on ein aiemlid^ abenteuerlid^ed 2ef>en l^inter fi4,
^atte in franjöpfd^en 2)ienften in «Igier gefämpft, unb trat nun in Xepiii
in ben @efid^td!reid @lifad, mie eine @rfd^einung au3 einer i^r btSl^er
20*
308 9{eue (^fd^einungen. [308
fvemben SBelt, gerabe bur4 biefen itontraft bie numne^t 28iä^tige $tin«
aeffm mit eriptauntid^er ^kat^i an ftc^ feffelnb. irSßenn ®ott bad un«
ennelltd^ f^toete Opfer, e^it au entfagen, von mir forberte — i4 $&tte
obgefc^roffen mit biefer mit", f^reibt fte im Februar 1832. Unb biefeiS
Opfer tourbe i^r nic^t erfpart: ber $rina aog ft4 t>on il^r aurtttf, tool^l
weniger ber Serfc^ieben^ ber 9ie(igion l^alber — @lifa xoav $roteftantin,
wie i§re 9Rutter, bie ^rinaeffin Suife von $reu^en — a(g in bem (Be*
ffil^U, bad ber 2)i4ter malt: »34 unftät, wilb, ber @rbe büfher ®a% 3)tt
I^innn(if4 i^i^er, wie bie ®nge( faft . . . O em'ge 5l(uft, bie awifc^en beiben
liegt!" — 2)iefen @(l^(ag §at @Ufa nic^t überwunben; bie in ber^milie
9labatn)iK erbUd^e Einlage aur S^winbfud^t !am bur4 bie @rf4ütterung
biefed JlummerS unb bie baburc^ (eroorgerufene fdrperlid^e ^^wäc^ung
aum 3[udbm4e — bie 9emer!ungen bed S^erfafferiS , ber wo^t SCrat ifi,
hierüber finb redj)t beachtenswert —, bereitiS im Sommer 1832 aeigten ft(^
bie erften SCnaeic^en ber itranf^eit, ber fie im $erb{t 1834 erlag. Srit
^(^waraenberg ift übrigend anm öfterreic^ifd^en ©eneral aufgeftiegen unb
l^ai ein aiemlid^ wirred, ap^oriftifd^ed, fünfbänbiged äRemoirenwer! binter«
(äffen: »9(ui$ bem Sßanberbuc^e exne^ oerabf^iebeten fionatne^ted", ^im
1844/1848, baiS, überwuchert von romanl^aften unb I^rifc^en SntermeaaiS»
feine JlriegiSfal^rten unter ^anaofen, ^arliften, @d(weiaem unb öfter«
reichem fc^itbert.
3eigt biefer Überblitf über baS »SRofaifbilb" immerl^in mand^e
intereffante »©teind^en", fo barf boc( nid^t üerfd^wiegen werben, ba( bie
3ufammenfe^ung nid^t gerabe als gefd^idt beaeid^net werben !ann. ^e
mitgeteilten Briefe unb bie oft eingefd^obenen eigenen Erläuterungen unb
Erörterungen beS Serfafferd finb bod^ gar au wenig verarbeitet, unb felbft
bie d^ronologifd^e Solge ber ^atfad^en ift l^ier nur mit einiger Um«
ftänblid^!eit feftaul^alten. ^er l^iftorif d^ « litterarif d^e ©ewinn wäre burd^
^ublÜation ber Briefe unb etwa nod^ burd^ bie H)>2itteilungen über ben
^rinaen Sd^waraenberg auf einfad^ere unb wirffamere äßeife au eraielen
gewefen.
2)ad !leine ^u^ ift befonberS gefd^madCooU audgeftattet, mit faxtet
Seaugnal^me in Umfc^lag unb Slanbleiftung auf bie aavte ©eftalt, ber fein
Sn^alt gewibmet ift. ^uc§ bie Slbbilbungen , ^orträtS ElifaS unb i^rer
^milie, fowie Slnfic^ten ber @c^löffer Slul^berg, gifc^bac^ unb »uc^walb
im ^irfd^berger ^ale unb beS 9labaiwillfd^en Sagbfd^loffeS Slntonin bei
Oftrowo in ^ofen, bilben einen anmutigen 9tal^men für bie fc^bne t^rägerin
beS eblen unb reinen $eraenS, bad für bie innere ©ntwitflung Jlaifer
Sßill^elmd oon fo ^ol^er Sebeutung geworben ift.
Herman Granier.
»• H. Umn, (gcneraneutnant : »Ittd|et* I. »anb: 3}on 1742— 1811.
9Wit 6 Stlbntffen, ber gflad^Btlbung eineö Sriefeö öon Slüd^et unb
19 Äartenfliaaen. (XIV u. 401 ©.) II. »anb: »on 1812 M8
1819. ajlit 12 Stlbniffen unb 29 Äartenfltaaen. (XV u. 397 @.)
Serlin 1907 unb 1908; g. ©. TOittler u. ©ol^n (8,50 u. 9 SKI.,
gebuttben je 10 90W.>
309] ^eue ^rf^einungen. 309
v^a))frer $reu|e, beinen ^lü^tt — @pn4 »ie nennft bu
lofirbig i^n?
@4(ag nur ntc^t etß nac^ t)iel Sudler — 2)enn ba fielet nid^td
!(u§ed brin". . . .
9{un, in bem oorUegenben Slü^etbuc^e würbe n)0^( aud^ diüdexi
ntand^ed Stinte gefunben l^aben, unb wir lönnen nur mit {^reube in i§m
bie n)o^(gelungene StudfüUung einer 2üdt in unfrer (iftorifd^en Sitteratur
wiUfommen l^eigen. ^eilid^, fo reid^ ift bie SoKgeftaU unfered a(ten
99(üd^er'iS, ba| auc§ in ben betben ftatttid^en ^änben baS ganje bebend«
5i(b bed a^anneS in feinen oielfeitigen IQesiel^ungen nid^t f^at bargefteSt
werben !5nnen. ^er SSerfaffer f^at fid^ felbft eine ©renje gesogen, bie
aber bad gefc^id^tlid^ SSefentlid^e umf a|t: ben gelbl^errn lölüd^er %u
fc^ilDem, im h $anbe bie folbatifd^e Vorbereitung auf feinen getb^erm'
beruf, im U. 99anbe bie ^aten bed gelb^errn. Unb biefe SCufgabe $at
ber $erf affer aufd glüdCUd^fte gelöft: einfeud^tenb tut er bar, wie wenig
bie (anbläufige VorfteUung oon 99Iüd^er a(S bloßem Draufgänger, ald
„bon sabreur^* k la Napoleon, ii^m geredet wirb, wie er vielmehr in
gerabeau muftergi(ttger äßeife oon Sugenb auf aum @o(baten unb jum
%ü^xex eraogen würbe, unter ben fd^waragrünen ^ufaren be§ ©eneratö
SBill^elm @ebaftian oon VeUing, in bejfen rul^mwürbigem 5l(einlriege
gegen bie @c§weben wäl^renb beS @iebenjäl^rigen itriegeiS jeber ^elbaug
»einer Vorlefung ü5er Strategie gleid^" Um, unb beffen ^erfönlic^Ieit
auf Studier auf bad ftärffte wirlte. „®in wahrer Sater war 8eKing
gegen midj", fagte er felbcr, unb a3etting*S IJeroorragenbfte ©igenf Soften:
»unbefümmerteiS $elbentum unb ünblic^eS ©ottoertrauen" ^aben ftd^ tat«
fäd^Ud^ auf 8(üd^er nie t>om Vater auf ben @ol^n vererbt äBie Vlfic^er
bann, na^ brei|ig Sauren, in ben 9t§einlampagnen felbft ald {^ü^rer ftc^
au ^ex^tn berufen warb, ba tat er ed bem 9Reifier gleich, freiließ ntc^t in
fo fe(bfiänbtger Stellung, wie jener bereinft, aber bod^ burc^aud ni(|t nur
ald »^ufarengeneraC, fonbem fo, baß auc^ ^ier fd^on »l^ie unb ba feine
@ntfdi)(üffe auiS bem taftifd^en inS ftrategifd^e Gebiet" reid^ten. Der ed^t
preugifd^e f^riberiaianifd^e JIriegSgebanle erwud^iS i^m ^ier a^ <iud«
gefprod^ener Ü^eraeugung: aUemal bem f^inbe auf ben $ald au gelten,
»weniger faihtlieren unb me^r fc^Iagen". Diefer d^runbfa^ war wol^l
me^r ftrategifc§, a(d taltifd^ gemeint: bei Sluerftebt fd^eiterte aud^ 8(üd^er,
a(d er intafte Infanterie attadHerte, ba er ^ier nid^t, wie ein Se^bUt,
ben rid^tigen äRoment abauwarten fid^ überwanb. 9(ber je unbefangener
ber Verfaffer biefen ^el^ter feined gelben ^ier $ert)orl^ebt, um fo über«
aeugenber vermag er auf ber eigentlid^en 9iul^megbal^n Vtüc^er'iS, in ben
Sreil^eitdfriegen, barautun, wie bod^ feine Verbienfte ali ^Ibl^err fi(|
burd^au§ felbftänbig nthm, ja über ©neifenau ^inaud behauptet ^ahm.
Dad gegenfeitige Verhältnis biefer beiben gelben fann wii^id^ nic^t
fd^lagenber gef^ilbert werben, ald mit V(üd^er^S eigenem befannten Sßorte
oon feiner »Verwegenbeit" unb jenetS »SSefonnen^if, worin wir, nac^ bed
Verfafferd treffenber 9(udlegung, @neifenau'd »(SeifteSarbeit^ verfielen
werben. Si^ic^t a(iS ob @neifenau an ftrotegifc^er 5lül^n^eit Vlüd^er etwa
na^geftanben ^ätte; aber »ein ^(bl^err ol^ne S^I^Igriffe^ — a(d fol^e,
310 9*euc (grfdjeinungen. [310
ni(^t ald „S^let", empfiehlt ber SerfafTet mit vollem Siebte unglüdlic^e
SRa^nol^men nm» &enexal9 ju beurteilen — „wäre eine SRärd^engeftalt".
^a^ ber Rai^ba^ev ^c^lac^t bei ®5rli^, im Beptcmbex 1813, an oem
Unglüdfdtoge t>on ©toged, im (Februar 1814, trat ©neifenauS jögembe
„SefonnenJ^eit" Slüd^erd offenftoer «Serroegenl^ett'' fidler aum @4aben
ber @a4e l^inbemb in ben äßeg, unb o^ne ^lüd^er'd ^rfranfung nac^
fiaon, im äRärj 1814, n)äre 92apoleon rool^l !aum unoerfolgt gelaffen
worben. äßte benn bag große Jlampfsiel ,$arid' 1814 oor SBlfid^er'd gelben«
feele früher unb intenftoer {t4 erl^ob, al§ in ©netfenau'd abn)&genben
planen. Sefonberd aber leud^tenb iviii SBlüd^er'iS ed^ter S^lb^errnblitf am
^age oon Seile« ^lUiance oor ©neifenau l^eroor: er exivoanq gerabe3u ben
Sormarfc^ feiner Slrmee su feinem „^reunbe äBeUington'« tro^ (Sneifenau'd
9Ri|trauen gegen baiS voxttli^z @tanbl^alten ber ^nglänber, fo geredet«
fertigt bad bie @rfa^rung oon fiign^ mit britifd^en 3ufagen aud^ er«
fc^einen laffen fonnte. äßie miv ^ier bie Darlegungen be§ SSerfafferd, bie
feinem .gelben ben gebül^renben $la| ju voaf)xm beftimmt finb, nur mit
ooHer Swpi»«»"W"9 begleiten bürfen, fo nid^t minber feine 6djlu|-
folgerungen bei ber ftc^ i^m immer unb immer mieber aufjmingenben
Slbmögung ber %aien ber beiben großen @olbaten: fie waren einer bem
anberen unentbe^rlid^ ; fte l^aben baS große 3iel gemeinfam erreicht; ieber
allein mürbe nid^t ba^in gelangt fein. Unb nic^t unterläßt ber Serfaffer
aud^ l^ierbei Slüd^er'S britteS @lieb in ber ^ette feiner j^riegdbeurteilung
an red^ter stelle ein^ufe^en: „beiS großen ©otteiS SarmJ^ersigfeit" §alf
il^nen beiben bei i^ren großen ^aten.
2)iefe @treiflid^ter werben bed lSerfaf[erd Slrbeitdleiftung erfennen
laffen: bie ftarl auiSgeprägte Vorliebe für feinen gelben, ber il^m ald
faoalleriftifd^er ä&affengenoffe befonberiS nal^e ftel^t, l^at i^m burd^auiS nic^t
bie rul^ig abmägenbe SeurtetlungiSfraft befd^ränft. Die Darftellung
bafiert auf umfaffenber DueKenlenntnid unb sutreffenber «Duellen«
mürbigung', wie fie beiben Sänben ald ^nl^ang beigegeben ift. 93on
neuem ard^ioalif^em 9Rateriale finb i^m Slufseid^nungen zweier Slbjutanten
»lütJer^S, ». »rünnetf 1808/1810 unb 1811/1816, fomie beä Dberften
0. 2ud, beiS Begleiters bed Itronprin^en 1813/1814, jugänglid^ gemefen,
neben einigen ©rgänjungen aud bem ^riegäard^ioe unb bem ©el^eimen
9lrdj)ioe bed ^riegSminifteriumd ; bei bem ^riegStagebud^e beiS ba^rifd^en
DberftleutnantiS prften %a}^i^ über 1815 läßt e§ ber Serfaffer ameifel«
$aft, ob td gebrudEt ober ungebrudft ift; über 1812 liegt bag ^agebuc^
beS t^ürften 2:a£id gebrud(t oor in ben »ilRitteilungen beS I. !• 5lriegd«
ard^ioeS", ^eut f^olge VII. ^ud^ ben Duellen gegenüber jeigt ber 93er«
faffet eine erfrifc^enbe Unbefangenl^eit beS Urteils, fo aud^ bei Sol^anned
6d^err*S: »SSlüd^er. ©eine Seit unb fein ^ehm", beffen genialem SBurfe
unb pf94ologif4em ©d^arfbltdfe, bei allem bemolratifd^en Vorurteile unb
allen Irrtümern im einjelnen, er bur^auS geregt wirb.
9(ud^ in feiner militärifd^en Begränjung ift ber Sn^alt bed äBerfed
mannigfaltig genug. 3m I. ^anbe gewinnen wir in bie OrganifationS«
unb Dienfber^ältniffe ber gi^iberistanifc^en ^ufarenregimentet fel^r ein«
bringenbe, le^rreid^e dinhlidt, in hie ,,alte ^ufarenweidl^eit" BeQing'S,
811] 9^euc @rf (Meinungen. 311
bie für iBlüd^er^d fpätere ©nttoicflung fo malaebenb blieb, ^ie dif^ein*
felbjüge geben bo4 erft in ben ^etailiS, wie fie un^ l^iet geboten werben,
einen äRaßftab, um 9(ü($er3 fo f^mersiic^ enttäufd^te ^tegedauoerrt^t
oom Sommer 1806 richtig au oerftel^en — cfr. ben IQlüc^erbrief t>om
25. 3ua 1806 in ben »gorfd^ungen* XIII. 481 ff. — öeim gelbauge
von 1807 erflärt fui^ bet ^erfaffet f^arf genug gegen bie 2)it)erfion in
Vorpommern, au meld^er Slüd^er beftimmt war: »bie gange @ntfenbung
liegt unfern heutigen ©ebanfen über ^riegfül^rung fo fern, bag man fid^
fd^wer einen begriff baoon mad^en !ann, wedl^alb man fie bamafö ald
nü^Ud^ anfal^^. Slber tro| ber oom Serfaffer l^ierbei ongefül^rten
Äußerung 9lapo(eond — bie übrigens bo4 nur befagt, bag 9lapo(eon an
bie rufftfd^^preu^ifd^e fianbung in 8tra(funb nid^t glaubte, nic^t aber,
bag er fie für ungefäl^rU^ i^ielt — bürfte bod^ wol^l bie ftar!e Sebrol^ung
ber frangöfifd^en rüdtwärtigen OperationStinien al§ sureid^enber @runb
für biefeS Unternehmen angefül^rt werben fönnen. SSlüd^er felbft
wenigftend war bann mit ooUer @eele babei, unb ber Serf affer l^at un«
mittelbar oorl^er auf bie &e^af)v für bie ^rangofen ganj rid^tig fe(bft |in«
gewiefen. 3n gteid^er 2luffaffung erflärt ber SJerfaffer aud^ ben ölüc^er*
fd^en $(an von 1809, über bie @lbe nad^ Reffen unb ä&eftfalen au liefien,
als »uns ^eute burd^auS unoerftünbUd^". Ttan lann mit bem ^erfaffer
ben großen @eban!en beS 3ufammenl^aItenS ber @treit!rüfte aur eigent«
Ud^en @ntfd^eibung für oi^Uig geboten erfennen, unb bod^ in ben oor«
Uegenben gäUen eine $lu§nal^me ftatuieren: 1807 wie 1809 foUte bie
^ioerfion a^d^^^i^ einem politifd^en Qmede bienen, ber 3nfurre!tion ber
beutfd^en Sanbe, bereu miUtärifd^e äBirfung benn bod^ nid^t oon Dotn*
l^erein au gering gefd^ä^t werben barf.
Über bie fc^weren 3a§re oon 1808—1812 unb baS, wag ^reujen,
b. 1^. Äönig griebrid^ SBill^elm III., ber übrigens nic^t ber „92effe*, fon»
bern ber ©ro^neffe griebrid^S beS trogen war, l^ätte tun ober (äffen
foUen, werben bie äReinungen wo^l immer auSeinanbergel^en. 2)er ^er*
faffer oerfennt natürlid^ bie unenblic§ fc^wierige militärifd^e :8age $reu|enS
feineSwegS; um fo mel^r fönt bie faft pointiert fd^arfe Beurteilung beS
JlbnigS im ^af)ve 1812 auf: „ber Übernal^me einer ^eibenroQe fü^Ue er
ftd^ nid^t gewad^fen, er erniebrigte ftd^ a^ ber $anb(ungSweife SlrminS:
SJerrat im S3ufen, bot er bem geinbe bie ©anb." Unb anä) ^arbenberg
trifft ber SJerfaffer ju §art, wenn er meint, auc^ biefcr l^abe »bie f^a^ne
ber Patrioten oerlaffen*. 2)icfe S5orwürfe überraf($en um fo meljr, alS
. ber Berfaffer aud^ felbft fd^on autreffenb bie SRotioierung gibt, ba^
griebri(i SBill^elm III. unb §arbenberg eben ben Äampf ie|t für auS*
fid^tSloS l^ielten. ^aS »lieber ein ®nbe mit @d^red^en, alS @d^red^en o^ne
©nbe" fonnte wol^l eines Sd^iU'S ilRotit) fein, nid^t aber beS ilönigS unb
feines ©taatSfanglerS, benen boc§ ald baS wefentlid^fte gelten mußte: bie
@£iftena beS Staates au erhalten, ^ie J^ataftrop^e oon 1812 oermod^ten
fie freilid^ nid^t oorauSaufagen, wol^l aber baS ft($ere Serberben bei nod^«
maligen Unterliegen im Kampfe au erfennen. ^m übrigen finb bie
SluSfü^rungen beS SerfafferS über baS im @runbe burd^auS gute Ser«
l^ältniS Blüd^er'S au «^tiebrid^ äßill^elm III. befonbecS wobl erwogen
unb nur mit 3uftimmung anauerfennen. — Bei ben Setabfc^iebungen
312 9leue (Srf4einun()en. [312
von 1812 ift @neifenau nid^t auf eine Stufe mit Soweit unb (Slaufeioit
SU fe^en: er toutbe ja «mit @el^alt' ^u c^ef^tmtt 9Rifflon entfanbt.
eeljr tteffenb, faft mit S^nic, fd^ilbert ber »etfoffer baS »erJ^ältniS
Siüd^ev'd au 8etnabotte, von ber 3ufammenlunft beiber am 7. Dftober
1813 bi§ au bem »l^errKd^en ^udbrud^" ber 9&ut »(üc^er'd über ben
»$unb von Sifl^u"^" ^^^ ©d^tod^tfelbe bei 3RMetn; bieS äBort, im
f^!ftmi(e me^rfad^ üerbreitet, berul^t auf einem Autogramm, bad im
SRufeum am lSö(!erF4Iacl^tben!ma(e bei Seipaid aufberoal^ct mirb, ber Ston»
trolle auf ^d^t^eit nid^t (eid^t erreid^bar. Ma — se non ö vero, ö ben
trovato: bie ©efinnung ^lüd^er'S gibt e§ ftc^er getreu roieber, auc^
hierin fe§r einig mit feinem ©neifenau; il^r Urteil, a^fammenüingenb
mit bem ber ^ülom unb 2:auen^ien, fäQt boc§ für bie Beurteilung
SemabotteiS fd^merer ind ©enid^t, aB bie ie|t 9Robe geworbenen, aumeifi
tl^eoretifd^en @pe!ulationen, bie ben Searner aum großen t^elbl^errn ftem«
peln möd^ten, al^ ben il^n fein $err unb äJ^eifter Napoleon am aKer«
menigften gefd^ä|t l^at. — ^a(S^ ^ign^ iDirb ber S^erfaffer bem 9iüdaugd«
entfc^Iuffe ©neifenauiS in bem aufammenfaffenben ^@d^lu|n)orte^ mel^r
gerecht, al^ bei ber ^arfteSung felbft. 2)ie »natürtic^e' Stütfaugdlinie
aber mar bod^ mol^I bie groge @tra|e nad^ bem 9il^eine au, menn fte au4
l^alb in ber ^tanfe ber Stellung lag, nid^t bie bem franabfifc^en „Stoge"
entfpred^enbe 9iid^tung nad^ 9{orben: bie eramang ©neifenau tben burd^
Slbfenbung t>on Offtaieren, unb bad mar fein fd^lec^t^in entfd^eibenbeS
Serbienft, bad il^m bod^ um feinen ^(l^aHen oerbunfelt merben foKte.
(Sine verlorene Sd^lad^t mad^t, unter «normalen" Sierpitniffen , oor^er^
gel^enbe SJerfpred^ungcn l^infäHig; hix ber 33lüdjerfdjen Armee aber wal-
teten, aum ©eile ber SlHüerten, „unnormale" SSer^ltniffc ob: mit oollem
Siedete burfte »lüd^er oon bicfer 2:at, bie Oneifenau eingeleitet, S9lü($er*S
«®iferner SQßille* aber erft doK burdjgefül^rt , feinen «unübcrwinblidjen
©olbaten", feinen «l^od^ad^tbaren 2Baffengefä|rten" abrufen: «Sllle großen
gelbljerren l^aben oon jel^er gemeint, man fönnc mit einer gefdjlagenen
9[rmee nid^t gleid^ barauf roieber eine Sc^lad^t liefern. Sl^r f)abt ben
Ungrunb biefer 9){einung barget^an", unb fpätet^in fd^reiben : „menn mir
Sßeüington am 18. (3uni 1815, »eUe Siaiance) fo beigeftanben, mie er
uns am 16. (Sunt 1815, Sign^), würbe er ben 9lamen @rretter granf*
reidjg t)on gou($6 nid^t erl^alten IJaben."
2)ie ^arftellunggweife beS S^erfafferS ift !lar unb anfd^aulid^;
gegebenenfalls erl^ebt fte ftc^ au wol^ltuenbem Schwünge, fo etwa bei bem
9il^einübergange oon 5laub, bei bem ^orfgefed^te um Stgnp, beim ^or«
marfdje auf 33elle 3iaiance. 3lud^ bie ©djilberung biefer Sd^ladjt, fo
!napp gcl^alten fte ift, wirft bramatifd^, unb faft bebauert man, ba| nidjt
wenigftenS ba§ Siingen um ^lancenoit tiwa^ eingel^cnber be^anbelt wirb ;
au^ l^ätte wo^l bie au^erorbentlid^ ftarfe SerteibigungSfä^igfeit ber ort«
lidjen Sage btefeö 2)orfeg, bie ba8 blutige §in* unb ^erfdjwanfen beS
l^ampfeS §ier erft oerftönblid^ mad^t, wentgftenS angebeutet werben foUen.
SQßie ber Serfaffer bie SBogen ber fronaöftfd^en Slciterangriffe bie §ö§e
oon @t. 3ean ^eranfpülen lä^t, ^5rt man ben mobernen 9iettergeneral,
ber bie SBeÜenattadCen neuefter $rooeniena felbft au führen oerftel^t. 2)a(
^apoUon^ ^blerblidE l^ier «^unberttaufenbe" geleitet l^abe, ift eine poetifc^e
818] 9leue @rf Meinungen. S18
£isena. Sertranb mar nid^t 9Ratf4aK, fonbem (Benvcalf mtnn er au4,
na4 ^roc'd ^obe, in ber ^ofd^orge bed „©ro^marfd^aKS bed ^alofled''
fungierte, ^r preu^ifd^e Selbmarf^aS fc^rieb ftd^ SRöllenborff , nid^t
^RöUenborf. 9(uf ^geS marfd^ierten bie Xxuppm wol^I in geboppefter
Slarf^folonne, nic^t in »geloppeUer". ^r oud ber alten SCudgabe von
D. b. 3Ram>it*d Tagebüchern bei Stgn^ übernommene SCudbrud, feine
itaoaUeriebrigabe ^absureic^en", ift wo^l bort ein 2)rutffe$(er, ber mit
(»abaurufen^ ober mit ^au erreichen' a^ oerbeffem fein bürfte.
3li^i fdj^öner unb ireffenber !onnte ber Serfafi^er fein Sßer! f^Iie^en
aH mit bem ^inweife auf @oet^e'd SBort für bad 9ioftodEer »lüd^er*
ben!ma(, bem er bie Auslegung gibt, bie in feiner ^arfteSung a(d Seit«
motio erfc^etnt: ba( Slüc^er und »bemüht unb gro(' von gruben (od«
gertffen. hiermit babe auc§ ©oetbe anerfannt, 8(ü4er fei nid^t nur ein
»%rm' gen>efen, fonbern ^n benfenber Selb^err, ber mit ooKem 9(uf«
fd^wunge ber @ee(e gel^anbelt, ftc^er bed (^icbtefc^en Sorted: »Sen bad
@n)ige begeiftert, ber !ann nid^t unterliegen", unb, menn wir bad l^inau«
fe^en bürfen, fo rec^t bie SSerlör^rung jened anberen fjic^tefd^en 9[ud«
fpruc^eS: ^nicbt bie ©emalt ber 9lrme, fonbern bie 5lraft bed 4(emüt^ed
tft eis, meldte Siege erlttmpft'.
^0^ fei ber äußeren Sludftattung unb bed IBilbfc^muded ber beiben
8ttnbe mit ooller Slnerfennung gebaut ^ie Slücberbilbniffe, vom jungen
Leutnant bid aum ®utd§errn oon Priblomil unb aur ^otenmad!e, ftnb
l^ier mirflicb me§r wie bloge 99eigabe, fie l^elfen mit aur @l^ara!terifti!
bed gelben. Sluc^ t>H llartenf!iaaen finb an^^^^^i^ig gewählt unb gana
audreic^enb. Son bem ^affimile bed IBlücberbriefed läfit fid^ nur fagen:
ed bient baau, einen Segriff t>on ber Aufgabe au bieten, weld^e für bie
lorrelte Sßiebergabe btefer Slutograpl^en aucb bem @d^riftgele$rten er«
wäd^ft; im Se^te ift ed nicbt wiebergegeben.
2)ad 9&erf, mhznhti bie fcbönfte Seftgabe aum 150idbrigen @tif«
tungdfefle M 9iegimentd ber 9lü4er«$ufaren au Stolp in Sommern, am
16. gfebruar 1908, wirb nid^t nur bem @olbaien unb bem $iftoriIer,
fonbern aud^ iebem fjreunbe oaterlänbifcber (Sefcbid^te eine reiche Duette
ber Anregung, Selel^rung unb wahren ©enuffed fein.
Herman Gramer.
(Stnft HQit Sleiet: %tani^\^t dinfUtffe auf bie Staats- uttb »e^tS*
etttmitflitttd $teit|eit8 int 19. 3a^t]|itttbett. 3tt)eiter 99anb : $reu|en
unb bie franaöfifd^e aieöotutton. &t\pm l^^Ö; ®undEer & ^umblot
(509 ©.).
3)er erfle Sanb bicfeS SQßer!e3 — ber bie „^rolegomena* enthält —
ift im legten $albbanb ber »^otf^ungen' (XX, 617 ff.) nur üura befprod^en
worben; auf ben je^t oorliegenben itotiUn Sanb mu| etwad nül^er ein*
gegangen werben, weil er preu|if4e Probleme oon großer Sebeutung
bel^anbelt. @$ war urfprünglid^ nur bie älbfi^t bed SerfafferiS, bie 9e«
einfluf[ung ber ^arbenbergfd^en ©efe^gebung burd^ bie 92apoleonif4«
SBeftfölifd^e, bie ja im allgemeinen niemaliS beaweifelt worben ift, im
etnaelnen baaulegen, unb bamit auglei^ eine (Srgänaung au feinem Duc^e
über bie 9ieform ber IQerwaltungdorganifation na4 ber Seite ber matt*
314 ^^^ ©rfdjeinungen. [314
tieSen Senoaltung f^in au geben. S>a f^ai x^n nun bet Siberfprud^ gegen
bie von 9Ras Sel^mann aufgefteSte Sünfi^i von bet »eeinfluffung @teind
bur4 bie ftanaöftfci^e 9{eoorutton bagu geffll^tt, au4 bie @teinf(^e ®efet*
gebung mit in ben Stteii feiner Betrachtungen au sieben unb augerbem
no4 bie SSerpitniffe bed alUn $reu6end von 1806 barauf^in su prüfen,
ob ft4 ber Staat bamalS niirfUc^ im 3uftanbe ber Stagnation ober ^e«
generation ober uid^t vielmehr in bem ber fortfd^reitenben (Sntroidtung
befunben l^abe. ^ag gab natürlid^ Veranlagung au einem fortgefe^ten
Kampfe gegen bie ^(uffaffung Se^manni^, fo ba$ ba§ 8u4 in ber ^aupt*
fad^e einen potemifd^en ^^aralter eri^alten l^at. tiefer Streit ber 9Rei«
nungen be^errf^t natürlid^ dunä^ft bad Sntereffe bed Seferd unb n)irb
aud^ in unferer Befpred^ung bad ipaupttl^ema bilben. ^arum mag ^ier
glei(| im Eingang nod^ befonberd barauf l^ingemiefen merben, xoa9 ber
Sanb fonft noc§ an pofitioem Sul^alt bietet: eS ift eine ©efamtbarfteSung
ber Stein<$arbenbergf4en 9ieformgefe(gebung namenttid^ na4 ber mate«
rieUen ^eiie f^in (^granoefen, ©emerbeorbnung, äRiliiär, f^inanjen) unter
beftänbiger Sergteid^ung mit Sranfrei($, beffen reoolutionftre ©efe^^gebung
ja im erften Sanbe bereits emge^enb gemürbigt morben mar; bie ^rtien
über Bel^örbenorganifation mieberl^olen im mefentlic^en nur ben Sn^alt
beiS früheren Bud^ed, aber in lürjerer t^affung unb mit bem oergleic^enben
9iid auf Sf^<^u!reid^. ^inaugefügt ift eine Sefpred^ung ber ftänbifc^en
$töne, mit benen 9Bi(§e(m oon $umbo(bt fein 9Rinifterium im Sai^re
1819 antrat.
gaffen mir nun bie üontrooerfe amifd^en o. älteier unb Seemann ind
^uge, fo ift oormeg au ermäl^nen, baB fiel^mann bereits eine @noiberung
auf bie Angriffe t>. 3kmx^ oeröffentlid^t l^at (im SOQai^eft ber »$reu|if4en
Sa^rbütjer" ©. 211 ff.: ,3)ie preu|ifie Sleform oon 1808 unb bie fran*
aöftfd^e 9%et)o(ution''), bie oieüeic^t mand^en fiefer oon ber fieftüre beS
9Reierfd^en ^er!e§ abfd^retfen bürfte. @r mirft bem ©egner u. a: „dia*
buiifteret, OberPd^Ud^Ieit, Überl^ebung" oor; er fprid^t von geiftiger
„9an!erott«@r!iärung' ; er öugert mel^rmald in mirffamer äBieberl^olung:
»$err ». 2Reier lieft nid^t , er blättert nur* , er »mWelt*, er bietet
„nid^tige ^olemif '. Sc^lieglid^ erüttrt er bag »u4 ali ein .^Serrbilb" ;
er fprid^t x>on bem ©efül^l beS ^ebauernS, baS in bem Jlritüer auffteige,
baS ^ud^ ernft genommen au l^aben, unb fragt: „äBaS für Sefer mag er
(ber ^utor) fic^ oorgcftellt l^aben, alö er fein 33ud^ fomponicrte?". 3dJ
mu| gefte^eU; baß mir bicfe ÄampfeSmeife, oerglid^cn mit ber oon HÄeier,
feinen f^mpatljifdjen ®inbrurf mad^t; bie ^olemif WeierS ift fcljr oiel
Dorne^mer. 3Ran mirb in feinem ^ud^e bei allem fad^lid^en 92ad^brutf
feine perfönlid^*t)erle|enben Äu|erungen pnben, IJö($flen8 ein paar Unoor»
fid^tigfeiten, bie aber ftd^erlid^ nid^t auf 5lrän!ung beS ©egneriS beregnet
ftnb. Sßenn Seemann mit einer SBef^merbe barüber beginnt, baß o. SReier
il^m einen boppelten „©ejinnungSbefeft" oorgemorfen ^abe: „einefe^r ent-
fc^iebene Slbneigung gegen ben gmubbefi^enben Slber unb eine „Siorliebe
für bie franaöfifdje Sfleoolution" , fo mirb jeber Unbefangene aunödjft ben
^opf barüber fc§ütteln, bag fiel^mann l^ier oon „®efinnung§befeften' rebet,
unb er mirb augleid^ auc^ etwas oermunbert fein barüber, baß fiel^mann
eine (Skfinnung, bie fein ganaeiS ^ud^ burd^tränft, fo entfc^ieben oon fid^
815] ^^e ©rfd^einungen. 315
loetfit; aSerbingd lotttbe ftatt ,gntnb5e{ttenbet Xbel" tid^tiger »Sunfettum",
ftait irftansöflfd^e 9ieoo(utton' »Sbeen von 1789" su fe^en fein. IDagegen
^at Seemann nun aud^ eine Xrt t>on »©efinnungdbefeü' a(iS bie ireibenbe
Urfac^e für bad ^u4 feineiS ©egnerd entbecft: nämHc^ ben ^rget batübet,
bag er, 2timann, in ben Elften unb in bft Übetliefetung übet^oupt
Dielet gefeiten ^abe, »ad t>. 9Reiet entgangen fei. t>. SReier f^ai mehrmals
auf ben flatfen Sßec^fel bet 9(uffaffung in Sel^mannd »^tein" unb in feinen
ftül^eren @(i^tiften ^ingen)iefen. ^emgegenübet etfCftrt Seemann : o. SReiet
gefalle ftc^ in ber @(^auflellung feinet Unfe§lbar!eit; er betone, ba( er
an feinem iBu^e von 1881 nid^td au änbem gefunben f^ohe. ^atan ifi
fooiel tid^ttg, ba^ v. SReier bad »ebürfnig gefül^U §at, bie Stuffaffung
feinet früheren Sud^ed ben neuen @ntbe((ungen Sel^mannd gegenüber su
üerteibigen unb au ted^tfettigen. 2)ad ift genifi bad gute Siecht jebed
SCutortS, unb ed lommt nur barauf an, xoa^ für fac§lid^e (S^rünbe er für
fid^ l^at. — äBad Sel^mann f^liellid^ übet ben »papietnen Stil', übet bad
„Ilafftfc^e 2)eutf4'' feinet ©egnerd fagt, verfiele i^ etnfad^ nic^t. 3d^
möd^te oielen von unfern 9(utoten etma^ Von bem fräftigen urfprünglic^en
unb lebendfrifd^en Stil n)ünfd^en, ben @rnft v, SReier fd^reibt unb bet
fein 9u(|, tro| mand^et trotfenen (Sinael^eiten, ju einer feffelnben £e!türe
tttac^t. ^t oerftel^t eä meifterl^aft, oerwaltungdrec^tli^e 3)inge augleic^ mit
juriftifd^t Schärfe unb mit lebenbtger 9lnf c^aulic^feit au be^anbelnunb mtii
oft mit einem glütflic^ geprägten äßort ben 92agel auf ben 5lopf au treffen.
9(bet genug bamit ber perfbnlid^en ilRomente an biefem Streit, bie ftc^
nic^t gana umgel^en liegen. Sad^lid^ !ann id^ mit feinem oon beiben
Slutoten gana übereinftimmen. ^er Angriff t>. 9Reierd gegen 2^manni
Sluffaffung f^eint mir a^m ^eil mol^l begrünbet, aber in mannen
feiner 9(ufftellungen gel^t et au meit. 3n einigen wichtigen fünften be«
l^ält meinet Slnfid^t nat^ Seemann 9ie($t, abet nid^t in feinet ©efamt«
anficht über bad SerbältniiS Steinig au ber franaöftfc^en 9ieoolution ; in
biefem fünfte mug i($ nad^ SReieriS 9(u9fü§rungen bie ameifelnbe 3u'
ftimmung, bie id^ in meiner Sefpred^ung ber erften beiben 8änbe bed
„Stein' in ber $ift. 3eitfd^r. (94, 428) geäußert l^tte, erl^eblic^ einf^ränfen.
Seibe Sotf^et l^aben bebeutenbe @igenf4aften unb gro|e SSetbienfte um
bie t^i^rberung ber miffenfd^aftlid^en ©rfenntnid: t>. SReier oetttitt mel^t
ben gefunben SRenfd^enoerftanb gegenüber bem mand^mal etma^ vex^üdUn
Sbealidmud Sel^mannd; er l^at bie lebenbigere realiftifc^e ^nf^auung
oon ben ^ebingungen unb SRöglic^feiten ber praüif^en Verwaltung; bafür
oerfügt Seemann über eine nod^ auSgebreitetere unb einbringenbete Slrc^io«
forfd^ung unb §at in biefen f^ragen, mie au4 9)^eier aner!ennt, auerft bie
fruchtbare 9Ret§obe beg oergleid^enben Stubiumd ber ©efe^e aut ^nnenbung
gebrad^t. 9&ad aud^ einer oom anbern fagen ober beulen mag, man tann
oon beiben oieleS lernen. Slud^ ber Streit ber SReinungen felbft bringt
t^i^rbetung; freilid^ muß man babei bie ©efal^r oermeiben, ftc^ auf bie
fd^arfen Sllternatioen feftaulegen, au benen ftd^ bie entgegenftel|enben Sin*
fid^ten aufpi^en. ^iftorifd^e Probleme oertragen eine folc^e 3ufpi^ung
meift nic^t. ^amit foü nid^t gefagt fein, baß bie äBa^ri^eit in ber SRitte
liege, aber bag fle auf beiben Seiten verteilt ift, unb baß fie fic^ auf
beiben Seiten mit Si^ttum Dermifd^t, fobalb man einfeitig eine runbe unb
316 ^^^ @rf Meinungen. [316
glatte f^otmulierung an bie Stelle bed oenoitfelteren 3ufammeii^angd^bet
2)in0e fe^i
Snbeffen toir muffen bie einzelnen Probleme gefonbevt ind Sluge
f äffen; i4 beginne mit ber Hauptfrage nac^ bem Serpitmd @teind
tinb feinet @efe|gebung au ben Sbeen ber ftansöftfd^n Sleoolution. 2)a
mug Sunäc^ft aCd ein burc^fd^IagenbeS Siefultat ber SCudffl^rungen 9Reierd
l^roorge^oben merben, bag bie von Sel^mann vertretene Slnftc^t, @tetn
iaht ber franaöftfd^en 9{et>otution f^mpatl^ifc^ gegenübergeflanben , nid^t
l^altbar ift. Sßir ^aben aud ben erf)en Salären ber franaöftfc^en 9ieoo«
Cution überhaupt feine ^ugerungen von Stein über feine Stellung sn
i^r; xoa^ Seemann I, 186 ff. an Slrgumenten vorbringt, um mal^rf ((einlief
au ma^tn, bag Stein ben Slnfängen biefer Seioegung nic^t feinblid^
gegenübergeftanben l^abe, ift von SReier II, 230 ff. berma|en fritifd^ a^'
pP(!t «orben, ba| nid^td baoon übrig bleibt, dagegen bemeifen bie oon
äReier II, 214 ff. aufammengeftellten Seugniffe, bie mit bem Saläre 1792
beginnen unb bid au Steint Sebendenbe reid^en, mit ameifellofer Sid^er«
l^eit, ba( Stein au allen Seiten ein abgefagter Gegner ber Sieoolution
unb bed franabftfd^en äBefend überhaupt gewefen ift. 2)er ^auptbemeid
liegt in einem DueUenftüdC, bad Sel^mann in einer metl^obifdft nid^t au
rec^tfertigenben SBeife beifeite gef droben f)atf nämlid^ in einer umfang«
reiben, ungebrudften ©efc^id^te ber erften 9iet)olutiond]alire , bie Stein in
ber 3^ii ^^u 1810—11 t)erfa|t §at unb bie au^ bem ^er^fc^en 3la^lai
an ha^ ®e§. Staati^ard^io gelangt ift (warum fie :8e§mann als ,^en!«
»ürbigfeiten Steinig" beaeid^net, ift nid^t red^t erfi4tli($; mit ben „^enU
mürbigfeiten", über bie er in ben ^^ac^rid^ten ber ©öttinger Soaietät
b. SB. 1896 beri(|tet f^ai, ^at bieg 9Ranuf!ript nid^tg au tun). 2)ie Slug«
aüge !D^eierg aud biefem 9Ranuf!ript, beren 3ut)erläfftg!eit id^ aud eigener
^eftüre bed Originals beftätigen lann, a^^d^u, ba( Stein bie franaöfifc^e
9ieoolution in allem unb jebem, von il^ren Anfängen an, oerbammt §at;
bamit fKmmen bie „StaatSmiffenfd^aftlid^en ^etrad^tungen" (M $ert} 11,
442 ff.) au3 bem Saläre 1810 (bie übrigens a- ^* <u bie 9teoolutionS«
gefc^i^te übernommen morben finb) ebenfo überein, mie alle frül^eren unb
fpäteren ^u|erungen SteinS. ^iefeS wid^tige DuellenaeugniS wiU £el^«
mann nur für ben 3^itpun!t gelten laffen, in bem eS gefd^rieben morben
ift; in ber entfc^eibenben ^^eit von 1807 unb 1808 foll Stein feiner «n-
ftd^t na4 t>on einer anbern Stimmung bel^errfc^t gewefen fein; baS miK
er aus ben Übereinftimmungen fc^lie^en, bie ft(^ au)ifd^en SteinS 9teform«
ibeen unb benen ber Sieoolution auS ^enffd^riften unb ©efe^eSte^ten er«
fc§ließen laffen. äßir werben auf biefe Übereinftimmungen gleid^ noc^
einaugel^en l^aben ; fte finb m. @. nid^t von ber ^rt, ba( fie baS allgemeine
Urteil Steins über bie franaöfifc§e SieDolution, wie eS t>or unb nat^ biefer
3eit beaeugt ift, umaufto^en üermöd^ten; unb Sel^mann felbft ^at leinen
$erfu($ gemad^t nad^auweifen, meldte ©rünbe unS baau üeranlaffen foUten,
einen fo bebeutenben äße^fel ber Slnfd^aunngen bei Stein an)ifd^en 1808
unb 1810 anaunel^men. @v felbft l^at, wie 9Reier anfül^rt, im Sd^aml^orft
II, 166 ff. bie Slufaeid^nungen oon 1811 au einer @l^ara!terifti! ber
Stellung Steins aud^ für bie frül^ere 3^^^ oerroenbet. 2)a $at er un*
befangen unb richtig geurteilt; im ,,Stein" l^at il^n offenbar bie inamifd^en
31 7 J 3i^«we @rf (Jetnungen. 317
gemachte (Sntbedung ienet ttbereinflimmungen in ben 2)en!f(Ji;iften unb
©efcteStesten geblenbet, fo ba6 er für bicfe Qeii ol« pf^djotogiftje Unter-
lage fH eine onbere, günftigere Beurteilung ber Sleoorution burcj feinen
$eß>en fontbinierte. 34 l^aüe micj mit 9Reier an bad ältere, nid^t an
bad neuere Urteil £el^manniS.
SBeiter aber lann i4 in biefem fünfte o. 9Reier nid^t folgen. @r
geljt SU weit, wenn er offe öceinfluffung ©teini^ burtj bie politifdjen
SRetJoben unb Snftitutionen ber fransöftf^en 3let>olution leugnet, mnn
er er!lärt: man IJabe bei ben preufiifd^en 3leformen oon 1807 unb 1808
nicjt »om ©egner gelernt, unb für 6tein l^abe eä eine fronaöpfdje Sle-
oolution gar nid^t a» g^^^n broud^en. 34 möchte bem bie ^ugerung
Steins gegenüberfteUen (auf bie ftcj au4 Sel^mann beruft), bie bei $ert
ni, 18 in einer für ©arbenberg beftimmten a)en!f(5rift aud bem ^a^te
1811 ftejt: v@o oerabfcjeuungdmürbig ber reoolutionöre Sßol^lfal^rtd'
audfd^ug war, fo fel^r oerbient er 9lad^alimung unb Sewunberung hei
feiner «ufftettung unb @ntwidlung ber ©treitfräfte ber Nation" (1793)
ufn). ^iefe ätu^erung ift boppelt lejrreicj, weil fte in biefelbe 3^it f&Kt,
wo Stein bie franjöflfc^e 9ieoolution auf bad entfd^iebenfie verurteilt l^at,
unb weil fie bie 9{a4a^mung einzelner SRaBregeln unb Snftitutionen als
wol^l oertrftglicj aeigt mit ber Serabfcjeuung beS ganaed ©eifteiS ber 8e«
megung. ^iefe Stelle gibt und au4 ben ^ingeraeig für bie richtige
pf94ologif4e 2)eutung ber oon Sel^mann gefunbenen unb oon SReier nur
aum 2;eil befirittenen Übereinftimmungen , eine Deutung, bie aUerbingiS
oon ber, bie Sel^mann für rid^tig l^ält, weit entfernt ift.
Sel^mann fnü^ft feine Bemerfung über biefe Übereinftimmungen
(II, 85 ff.) an eine einbringenbe Äriti! ber großen 2)en!f Triften Steinä
oon 1806 unb 1807, infonberl^eit ber 9{affauer 3)en!fd^rift, an. 34 i^ann
Jier ni4t aKed einaelne, wad er aufaäl^lt, wieberl^olen ; aber wenn man
di im ganaen überblidt, fo finbet man, ba^ ed entweber tecjnifcje
(Sinaell^eiten ber SerwaltungiSorganifation finb (wie bie älbgrenaung
ber SRinifterialbepartementd, bie @inrid^tung einer @eneral«Staatd!affe,
wofür er audbrüdtlicj bie ^rotofoUe ber ^^ationaloerfammlung aitiert,
u. bgl.) ober aber ^rinjipien nnb fjorberungen, bie au bem Seftanbe
jener 9teformibeen oor ber 9ieoolution gel^ören, bie einen großen ^eil bed
18. 3<>J)^Junbertd erfüllen unb aud^ anberdwo wie in f^i^anfreicj oer«
breitet waren, bie man alfo mit Unred^t alg „bie 3been oon 1789' be«
aeicjnet (wie ^manaipation beS Bauemftanbed, Befreiung oon bewerbe
unb $anbel, gleid^mögigere Verteilung ber Steuern, Trennung oon 3uftia
unb Verwaltung, Beförberung ht^ nationalen (^meinfinnd unb ber Selbft«
oerwaltung ufw.> o. 9Reier ^at fl4 bad an>eifellofe Verbienft erworben,
ben etwaiS unüaren unb oerfc^wommenen* Begriff ber »3been oon 1789''
fritifd^ beleud^tet unb fcjärfer pröaifiert au l^aben. äBad als baS eigentlid^
Befonbere unb ^J^aralteriftifdi^e ber franaöFtfd^en 9leoolution anaufejen
ifl, bad finb bie 3been ber äRenfd^enrecJte, ber BollSfouoerftnetöt, ber
Trennung ber Gewalten, oor allem ber legiSlatioen unb e£e!utioen ®e«
walt, bie foaiale ©leicjl^eit, bie Slbfd^affung bed %belS ufw. Unb gerabe
biefe 3been l^at Stein n i d^ t geteilt.. 2)arum ift eS irrefül^renb, wenn fiel^mann
feine 9lufsfti^lung f^lie^t mit benSBorten: ed »ift bewiefen': i,aud^ Stein
818 ^^vit (Srfd^eimtttgen. [318
war ergviffen mon ben Sbeen, bie man (erfömmlic^ ttai^ bem ^a'^u 1789
benennt". 3)iefet 9(uiSbtu(t ifl immerhin no4 oorftc^ttger , a(d anbete
QUXien bei )8el^mann> in benen gerabeju von einer 9{ac§al^mung bet fran«
Söfifc^en 9ieoolution a(d bem jlern ber Sieformen von 1808 bie Siebe tft ;
au^erbem l^at Sel^mann l^ier mit berfe(ben SCu^fü^rn^feit wie bie Über^*
einflimmungen, aud^ bie SCbn^eic^ungen Steint oon ben fran3öfif4en Sbeen
l^eroorgel^oben; aber bie i8e beutung, bie er biefen ^bweid^ungen beimißt,
bleibt ebenfo l^inter ber äBirfUd^feit aurütf, xoxe bie ber Übereinftimmungen
übertrieben roixh; unb bem 84(uffe, bag @tein eine ^Kombination aroifc^en
franjdftfc^ unb preu^ifd^en 3uftänben gen^oUt l^abe, oermag t4 ebenfo
menig betjuftimmen wie o. SReier.
SßaS Stein gewollt iat, ge^t meiner Stnftd^t nad^ am flarften aud
einer Stelle ber »Staatdwiffenfc^aftlidj^en 8etrad^tungen' üon 1810 l^eroor
($ert II» 445 ff), bie äReier im ^uS^uge unb mit einer üeinen, aber nid^t
bebeutungiSlofen Ungcnauigfeit miebergegeben l^at. Stein trägt bier — wobi
angeregt burc^ $erber — - eine 9lrt oon ©efc^ic^tdpl^ilofopbie vor: iebed
ber großen 3^talter, meint er, b<>be eine bei^errfd^enbe 3bee ober 9tid^«
tung bed B^i^d^if^^^ gei^abt; bem @eift bed gegenwärtigen 3^italte¥d feljle
eine fol^e beftimmte Siid^tung. @r ift aber offenbar ber älnftd^t, ba$ bie
weltgefd^id^tlicbeSlufgabebiefeS QeitalUx^ barin liege, eine umfaffenbe fo^iale
unb politif^e Umbilbung ber ^erfaffung an bewirlen. ^ied groge Sßerl
nun — fagt er ~ unternahm — in ber franjöfifd^en Sleoolutton — »eine
leid^tfinnige unmoralifd^e Station, bie bie Sbee aufgab, ftd^ felbft ger«
flcifd^te" ufw. Sei SRcier fielet „Sbeen* (oielleid^t nur ein 2)rudfe§ler);
babei mü%U man n>of)l an bie «gbeen oon 1789'' benfen, bie bamit bod^
implidte anerfannt würben. 2lber Stein fagt »bie 3bec", unb er fann
bamit nid^tS anbereS gemeint l^aben, als bie beberrfd^enbe Sbee beS 3eit«
altera überhaupt, wie er fie verftanb, nämlid^ bie gro|e Umbilbung ber
StaatSoerfaffung. 2)iefe »Sbee'' aber, bie bie franjöfifd^e Sleoolution
aufgab, biefed gro|e SBerl, baS fie oerpfuf^t l^at, ift tf>en aud^ bie Sluf«
gäbe; ber Stein bienen wiU, nur in ganj anberer Sßeife ald bie fran«
Söfifd^e 9iet>olution. »^ie ^erfaffung ber Staaten — fo fc^lie^t biefer
9lbfd^nitt — bebarf aber einer Umformung, ba bie ©inrid^tungen oer«
altert oon ibrem urfprünglid^en @eift fid^ entfernt, unb bal^er teils einer
neuen Stöl^lung, teils einc^ ©rfa^eS bebürfen/ 3llfo: ein allgemeines
^ebürfniS, eine allgemeine älufgabe ber europäifd^en i^ulturwelt, oon ber
Sieoolution Derfölfd^t unb nic^t gelöft, einer ^efriebigung unb :8dfung in
anberm ©eifte entgegenljarrenb — baS ift bie Slnfid^t Steins oon bem
weltgefd^ic^tli^en ^intergrunb beS 9leformwer!eS, baS er für $reugen
(unb ^eutfd^lanb) in Singriff genommen b^t. 34 beule, t>on l^ter auS
fällt ein b^lleS Siebt auf unfere Äontrooerfe: Stein unterfd^eibet fdjarf
awifc^en ber allgemeiuen 3bee beS B^italterS unb ben befonberen (oer«
fälfd^ten) IQeftrebungen ber franaöftfc^en SieDolution. ®r wiU ber erfleren
bienen, fofern fie bie Umbilbung ber StaatSt)erfaffung ju bewirten fu(bt;
bie le^tere lel^nt er ab. Unb fo werben auc^ wir bie Übereinftimmungen
awifcben feinen planen unb äBerfen unb benen ber Steoolution nid^t
aus bem fpegififd^en ©eifte ber frangöfifd^en Sieoolution ableiten muffen,
fonbern au^. ben allgemeinen ^ebürfniffen unb ^enbenjen beS Staats«
319] ^^^ ®rft^cittuttgen. 319
unb @efeaf4aftd(ebend, bie ben anbern Sölfem ©uropad mit 9i^an!reit^
bamald oemetnfatn toaren. ^ie Umbilbung ber Staatdoerfaffung bat^te
&ttin fi4 im ©egenfa^ a^ Slbfolutigmud, iOureauhatte unb äRilitariiSmug.
(Sx tooHte bem ^(bfolutidtnue; eine mobemifterte ftänbift^e Setfaffung
gegenüberftetten, er mottte bie 36ureau!ratie burd^ bie @e(5ftt>etn>a(tung
einf^tänlen unb fortigieren, unb er raoUte bem fte^enben $eer eine äRilia
3ur Seite fietten, n>ie er ed in bem Briefe an ©neif enau (^er^ U, 353 f.)
audgeffi^t ^at. 3n aKem biefem ift ein 9(n!(ang an bie IBeflrebungen
ber 9iei)o(ution borl^anben, aber er befd^ränft ftd^ in ber ^auptfad^e auf
bad 9{egatiDe; bie pofitioen ^orberungen Steint ftnb eigentümlid^, ober
me^r burt^ bad eng(ift^e unb bad »altbeutfc^e" )6eifpte( beeinf[uBt.
SRtr f^eint alfo, hai hai 9{eformn>er! @teinil auf einem anbern
ibeetten IBoben ru^t, atö auf bem ber franjö^fc^en SteooUttion, unb ic^
fann ben Sßiberfpruc^ (S. o. 3Reieti gegen biefe 2:^efe £e^mann9, mit ber
9Robifi!ation, bie aud ben obigen 9(udfül^rungen ftd^ ergibt, nur unter'
ftü^en. SlUerbingd aber bin ic^ nic^t ber äReinung, baft baburt^ bie @nt'
(e^nung einzelner S^ftitutionen aud g^^in^^ic^ auiSgefc^Ioffen gewefen
fei, ober baft aKe biefe (^tU^nungen o^ne jebe erl^ebUc^ere )6ebeutung
gewefen feien, n>ie o. SReier mill.
ei f 4eint mir s^eifeUoi» , baft (Stein in ber ^enff^rift oon 1806
in beaug auf bie Slbgrenaung unb Benennung ber 9RinifteriaI«^epartementil
bad franaöfifc^e SRinifterium oon 1791 ald SRufler oor Slugen gehabt ^ai,
wenn er ftd^ aut^ fpöter wieber enger an bad Seftel^enbe, namentüd^ auc^
an had ©eneralbireüorium , angefc^Ioffen f^at, 92atürU4 aber bebeutete
bad SRinifterium tro^^ ber ^l^nlid^feit in ber @tru!tur für ^reugen gana
eitoai anbereS aU für bad reoolutionöre ^ranfreit^, weil ^reuften meber
bie franabfifc^e Serfoffung nod^ bie gewäblten £o!aIbe^drben ^atte. ^a«
gegen ftimme ic^ o. äXeier ooKftönbig barin bei, baft Stein ben oon il^m
geplanten StaatiSrat nic^t bem franaöfifd^en 9$orbi(b entlehnt, fonbern auS
ben alten preu|ift^en Überlieferungen ^audentwidklt (at; bad CoDseil
d'Etat mar übexfiaupt leine reoolutionäre Snftitution, tro^^bem Sie^öd
fein inteUeltueHer Url^eber gemefen ift; $^(ie nennt eS einmal eine glücflit^e
9{a($al^mung beg Ancien regime. 3($ l^abe anber^mo geaeigt, ba^ an^ bad
franaöftfc^e äRinifterium oon 1791 nur ber 9lbf(^lu6 einer langen orga«
nifc^en @ntmicflung ift, bie meit in had Anden r^ime l^inaufreic^t. ^a
Sel^mann mit befonberem 9{a($brucf auf bad Ministöre de rint<§riear oer»
miefen b<tt, fo mi^t^te icb babei anmerfen, bag ein befonbered ^eparte«
ment bed Snnern in ^ranlreic^ bereitiS unter bem äiegenten oorüberge^enb
beftanben l^at. äRit Siecht l^at übrigens o. 9Reter l^eroorgel^oben, baft bie
innere (Einrichtung ber 9Rinifterien mit ben (S)el^. Staatsräten alS (Sbefd
felbftänbiger Departements an baS altpreu^ifc^e 9$orbilb im ©egenfat^
aum franabftft^en anhtüpft. (Srft ^arbenberg ^at iiex me^x bie bureou«
mäßige Drganifation aur Durc^fül^rung gebrad^t.
SefonbereS ^emid^t l^at Sel^mann auf bie @ntlel^nungen gelegt, bie
er bei ber Stäbteorbnung feftgefteUt l^at. ^^ier fanben ^t^ — fagt er
in ber Einleitung aum ameiten Sanbe — gönalid^ unbefannte ^orrefpon«
benaen unb $roto!oIle, mit beren ^ilfe bann bie auffaUenb ftarfe 9(n«
lel^nung ber preu|ifd^en 9leformer an bie Sbeen oon 1789 feftgefteUt
820 ^^^ (grf^eitmngen. [820
mürbe/ o. SReier reptobusict @. 503 ff. ben toefetitUd^ Sn^alt bed
neugefunbeneti frotoIoUhtc^d ber ©enevollonfeten), inöbefonbere in $tn«
Tt^t auf bte @täbteorbnung; man wirb i^m zugeben ntüffen, bat von
einer »ftnU^nung an bie Sbeen von 1789' barin nit^t bie 9lebe ift, ed
tnügte benn auf eine iugerung Satfd befonbereS ©enit^t Qe(eflt werben,
ber bie ^(u^bel^nung ber Stäbteorbnung auf ben ganzen Staat u. a. bomit
begrünbet, ba| fe(bft bie nic^t geräumten @täbte baju burc^ bie fran«
Söfif^en (Singriffe unb bie ben bürgern gegebenen 9lepr&fentanten oor«
bereitet feien, ^ie yltorrefponbenjen" aber oermigt v. IReier gan^ unb
gar unb Sel^mann ift in fetner ©rwiberung auf biefen $unlt ni4t ein«
gegangen. ^^ieUeid^t l^at er an iu^erungen oon S^9 gebadet, wie bie
oon bem »liberalen Softem" (@tein 2, 477) ober bie über bie flbergriffe
bed äRilit&rd (ebenba 2, 486); aber ed mürbe bod^ mol^I ferner galten,
fie in bem angegebenen ^inne andjubeuten. ®d wirb in ber ^auptfad^e
n>ob( bei bem bleiben, wad v. ^eier feftgeflefft l^at: baft nämlit^ Sel^mann
bie »9(nlel^nungen an bie Sbeen von 1789'' ntc^t aud ^rotolotten unb
5(orref|)onbenaen , fonbem aud einer Sergleid^ung von (S)efetedte{ten ge«
f(böpft l^at — eine fel^r oerbienftootte IRetl^obe übrigen^, ber aw!^ v. SReier
voUt ^eret^tigleit miberfal^ren (äftt
Seemann ffai gezeigt, bag ber 9lrt. 110 ber @töbteorbnung aud
awei fransöfifcben 9iei)o(utionggefeten wdrtlit^ überfet^t ifl, nämlicb auS
bem ©efetf vom 22. ^ej. 1789/8. Januar 1790 (Sri. 34) unb aug ber
Serfaffung oon 1791 ^it. I, Stap. l, Seit. 3, 9lrt. 7. ®d bonbelte ft^
ba um bie Stettung ber Soifgoertreter, bie al§ Vertreter bed ganzen SoIfiS,
nic^t einselner )6e)ir!e, t^aralterifiert werben, unb benen im ®egenfa| )u bem
imperativen SRanbat ber altfiönbifc^en Vertreter eine freie ©ntft^eibung
nat^ il^rem @ewiffen ^ugewiefen wirb, ^iefe Seftimmungen finb in ber
@täbteorbnung auf bie @tabtoerorbneten angewanbt worben; unb aui^
bem franabfifc^en äXuniaipalgefe^ bom 14/18. ^eaember 1789 ift ber ^affug
(9[ri 7) übernommen worben, ber bie Sßal^l ber Stabtoerorbneten na^
9eair!en, ftatt na^ S^^^^ unb ^Korporationen anorbnet.
SHefe Entlehnungen ftnb an^eifeUod unb aw!^ oon o. 9Reier an«
er!annt; aber er fuc^t il^re ^ebeutung abaufc^wöd^en unb beaeic^net fie
einmal (@. 509) a(d blofted ^uriofum. ^ad fd^eint mir bot^ nit^t rid^tig.
^ad Snftitut ber Stabtoerorbneten ift baS 9lü(!grat ber ganaen @täbte«
orbnung. ^ag man bieg Snftitut nat^ bem Sorbilb ber reDoIutionären
Solfdrepräfentatton geftalten woQte, ift bo4 ein fe^r bcmerfendwerter Um*
ftanb. 2)er 3Rann, auf ben im bie Sbeen oon 1789 fo ftc^tbar ein«
gewirft ^aben, ift aber nic^t @tein felbft, fonbem wal^rft^einlic^ ber
rabüale ^oliaeibireltor ^tey, beffen 9lnteil an bem (Sefet^ ja überl^aupt
ein fel^r bebeutenber gewefen ift. ^ntmerbin ^at fic^ Stein, ber boc^ ber
dominus negotii war, biefe äßenbung gefallen laffen. Xafi eS ftc^ babei
nm einen importierten y^b^^tf^nartifet' l^anbelt, ber praftifc^ oon feiner
er^ebliclen )6ebeutung gewefen ift, wirb man o. 9Reier vielleicht augeben
fi^nnen; aber ed fommt ja bier weniger auf bie praftifc^e Sßirffamfeit ber
Snftitutionen an, alg auf bie ^erfunft ber Sbeen, bie fte ing 2ef>cn gerufen
baben. S)a| aber bie Stäbteorbnung ald @anaed bennocb ein felbft&nbigeg
unb eigenartig preugifcbed äßerf ift, ba| fte oon ber franai^fift^en SRuni«
321] 9{eue d^rf^einungett. 321
Sipalorbnuitg toto coelo oerfd^ieben ift, bad ^at o. SReier fe^r Itor unb
einbtinglic^ gejeigt; freiUd^ M^ <^^^ Sel^mann bie ttittetf triebe leined«
loegd überfe^en ; man lann i^m ^ö^ftenS eine Übt rf^ä^ung ber von i^m
gefunbenen Übereinftimmungen oormerfen, bie ober raieber o. 9Reier anbet«
feitd m. ®. nid^t gana noc^ ©ebü^r in il^ret Oebeutung gewürbigt iat
6e^r viel tiidt^altlofer möchte id^ mic^ auf o. äReietiS @kite fteUen
bei ber ®rdttentng über bie ISorg&nge auf bent ofipreuBifd^en @enera(«
lanbtag oon 1808 unb über bie bort befdloffene Ginfommenfteuer. ^er
oftpreu^ifc^e v^eneraüaubtag" voat belanntlic^ nic^t eine allgemeine (anb«
ftänbifc^e 8erfamm(ung, fonbem ein ritterfd^aftU^ed ^fanbbriefinftitut,
in bad bama(d aur Serflärlung M 5(rebitö auc^ bie Domänen unb bie
fölmifc^en ®üter aufgenommen würben. Seemann vergleicht nun bie 8e«
rufung ber Stblmev unb ber ^omftnenerbp&c^ter in biefe Serfammlung
mit bem Doublement da tiers oon 1788 unb toiU auc^ in ber Gtimm"
orbnung — nic^t nac^ Sei^irlen, fonbem viritim — eine 9{a($a^mung
ber franaöftfc^en Slbftimmung par töte ftatt par ordre fe^en, m&^renb ed
fic^ l^ier bocb gar nic^t um eine SCbftimmung nad^ @tänben, fonbern nad^
(o!alen Abteilungen ber 9litterft^aft l^anbelte. 92ur baft bie freie 9(b'
ftimmung ber ftbgeorbneten an bie @teUe bed burd^ Snftruftionen ge«
bunbenen SRanbatd gefegt mirb, fönnte (n)ie au4 bei ber @t&bteorbnung)
einen 9(n!(ang an franjöflfc^e Stepräfentatioeinrid^tungen anbeuten — im
ganaen aber möchte i(^ Seemanns Kautel babei unterftreid^en : ^tomn ti
erlaubt ift IleineiS mit großem au oergleic^en" ; biefe Slnalogien ^aben
n)ir!li($, abgefe^en baoon, baft fte a- ^* ^«i ^n paaren l^erbeigeaogen
ftnb, eine re^t geringe )6ebeutung. @te geftatten leinedmegd ben @d^lu^,
ba6 @tein geneigt geroefen fei, feine @tänbe nacb bem Si^ufter ber fran«
aöfift^en 9leoo(ution ju geftalten. Sielme^r toixh ed mobl bei bet Slnnal^me
0. 9Reierd bleiben muffen, ba| Stein au(^ bamald mie fpftter unb früher eine
auf drunbbeftt^ unb ftftnbifd^e ®lieberung begrünbete, oon ben @elbftoem>al'
tung8!örpern au8 aufaubauenbe Sanbedoertretung im 9luge gehabt ^at,
bei ber freiließ an bie (Stelle bef Slbeld bie gro^n (Bui^e^tv treten,
bad bürgerlid^e Clement mel^r ald bid^r unb neben il^m auc^ t>a€ bäuev
lid^e berütfrt^tigt werben follte — jebenfallS me^r eine ^^ac^a^ung ®ng::
lanbd unb ber »alten beutfc^ Serfaffung'' (Oftfriedlanbl), ald eine
IRac^al^mung ^ranfreic^d.
Auf ber $anb liegt bie 9{a($al^mung bed englifc^en ISorbilbed bei
ber @infommenfteuer. Db man bie franaöfifd^e Sman^^anleHt oon 1793
ufn). überhaupt ald eine @infommenfteuer beaei^nen barf, mag ba^in«
geftellt bleiben. 9ßarum follte fid^ aber @tein hei feinem $lane oon
1808 an biefed oerfc^ollene ^eifpiel aud ber 9leoolutiondgefd^it^te gehalten
fiahen unb nic^t oielmel^r an bad lebenbige unb greifbare Seifpiel (Sng«
lanbd! ^aB aber $itt feine ©inlommenfteuer bem franaöftfc^en iSorbilbe
oerbanfte, märe bo(^ erft nod^ nacbauwetfen.
Auc^ bie oorüberge^enbe 3bee Steint, ben armen Abel aufaul^eben,
meift otel mel^r auf bie foatalen 3uftönbe @nglanbd mit feiner Nobility unb
Gentry, aU auf baiS reoolutionöre (^ranlreic^ mit feiner Abfc^affung be0
Abels überhaupt l^in.
fforf^ungett a. brattb. u. preuf. Oiefd^. XXI. l. 21
322 9{eue (Srfd^einunden. [322
®emi^ iat Stein bie ftangöflf^en ©efe^e ber Sieoolutiondseit auf«
tnetffam ^biett unb ^at ed nic^t oetfc^niftl^t, einjelned baraud, foioeited
mit feinem ^onjen politif^en @9fiem (atmonierte, l^erübetaunel^men ; aber
ber innetfte ®eift feiner 9leformoef e^gebung unb feiner $lAne mar nic^t ber
ber y3been von 1189" unb ber franjöftfc^en 9lei)o(ution , fonbem ber
eines germanifc^en @taatdibeatö, bad an htm 8eifpie( ber englifc^en @in«
rid^tungen unb ber ^alten beutf(^en Serfaffung" genährt mar. ^iefe
»alte, beutfc^e Serfaffung, bie auf ©tunbeigentum gebaut mar", ift i^m bad
ibeaU ©egenbilb ber 3uftönbe, mie fie ft(6 auf bem 5(ontinent feit bem
17. Sa^r^unbert entmitfelt Ratten (mit 9(bfo(utidmud , äXilitarigmuS,
IBureaulratie), unb 3ug(ei(^ bie gemeinfame ^ntnblage, auS ber auc^ bie
engUfd^en Einrichtungen entfproffen ftnb. SKir fd^eint, ba^ er, mie oiele
feiner 3^<^noffen, namentücl folc^e, bie in ^öttingen ftubiert Ratten,
aud äXöferd Odnabräcfifc^er ®ef(^i(^te biefe etmad oerfd^mommene unb
ibealifterte Stnfd^auung oon ber »alten beutfd^en ^^erfaffung". ft4 gebilbet
(at. &btn bavauf beruht aud^ mo^l feine an ft4 nic^t ganj geteert«
fertigte $od^f4&tung jener @inrid^tungen bed äßefteni^ ber pteu|if4en
SRonarc^ie, mie ©tftnbe, ©rbentage, oftfriefifc^e Serfaffung, bie er ebm
aU ein Überbleibfel btefer »alten beutft^en Serfaffung'' mit einer roman«
' tifc^en äSorUebe betrad^tete. äßir (aben oon biefen ©inrid^tungen, fomeit
fte ber Sphäre ber (o!a(en Sermaltung angehören, (eiber biiS^er nur eine
unjureid^enbe JlenntniiS ; aber fooiel fte^t feft, baft man fte in ber f riberi«
aianifd^en 3^t burt^aud nid^t a(d ein nat^a^mendmerted Seifpiel be«
trautet f)at, unb gemift nid^t o^ne gute ©rünbe, menn aud^ mol^( bei ben
im Often aufgemat^fenen Beamten oielfac^ ein SKangel an Serftänbnii^ für
bie anberd geartete lönbüc^e Serfaffung unb SoUdart bed äBeftenS ^in^u«
!am. ^ai ber bürgerUd^ ®eift unb bie ©emerbe ftd^ fc^on gu älnfang
bed 19. Sai^r^unbertd in Si^einlanb unb äBeftfalen fe^r oiel ftörfer regten
atö im Often, gel^tu. a. aud ben S^riften oon Sensenberg beroor; i4 mottet
bo4 ni(bt gang ber 9(uffaffung o. SReierd beipf[i4ten, ba( bie oon Sel^«
mann aufgefteUte Slnftc^t oon einer Seeinftuffung bed OftenS bur4 ben
SBeften 2:enben3en antisipiere, bie ftd^ eigentüd^ erft feit 1840 geregt
bätten. 34 b^be bod^ au4 ben ©inbrutf mie 2timannf baft f^on @tein
ein $auptlana( biefed (Sinfluffed gemefen ift, ber freitit^ bamatö tatfä(b(i(b
nod^ feine febt erbeblicbe @tär!e gehabt b<(t. Stein l^atte für ben Often,
für feine (änblid^e ^erfaffung, für feinen eigenartigen 9lbe(, ebenfo menig
Serftänbnid unb B'gmpat^ie mie bie friberisianifc^en Beamten für bie
, 3)lenfc^en unb Einrichtungen bed SBeftend. ^ber mad Stein im ©runbe
oorfc^mebte, menn er fic^ an ben SBeften bi^^t, mar eine S^^alifierung
biefer 3uft<^nbe, im Sinne jener ^alitn beutfcben Serfaffung", bie er in
zeitgemäßen {formen mieberermetfen moUte; unb bie f^ttbt Sititil, bie
0; S^eier an beit mirllid^en 3nftitutionen bed äBeftend übt, mie fte @nbe
bed 18. S^btb* maren, trifft gemi| in oielen fünften bad 9ii(btige,
namentücb be^ügUd^ ber ftänbif c^en unb ber (o!a(«abminiftratioen Ein«
ricbtungen; Stein felbft bat ja über bie Entartung ber cteoifcben Stäube
gefpottet.
92atürlid^ f^at o. 9Reier nicbt ttroa oerfud^t, ben Einftuft ber fran«
Sbftfcben 3been unb Snftitutionen auf bie preu|ifd^en Sieformen oon
323] ^^ue ©rfc^einungen. 823
1807—1820 übetl^aupt iu leugnen: ed ift ia ber eigentliche ^egenftonb
feinet IBud^ed, i^n im einjelnen bar^ulegen unb abaugrenaen. 9luf bie
(Sinse^eiten namentlich ber ^arbenbergfd^n 9$etn>a(tung, auf bie es ba«
bei anfommt, fann l^ier abev nic^t nöl^er eingegangen merben; ed ift jja
befannt, ba^ $arbenbergd Sorbilb bie bonaparti{tif4«n)efifäIif($e Set«
waltung mat, nid^t bie eigentliche SieDoIutton. 9Cm wenigften ein*
(euc^tenb flnb mir ^eierd Sludfül^rttngen über bie aSgemeine äBe^r«
pftid^t erfd^tenen. 3c^ möd^te babei meniger G^emic^t legen auf bie
9luiS(af[ung bed ^fe^ed oom 19. ^ructibor VI, bad Seemann gegen i^n
ind %tl\> fül^rt — benn offenbar l^at bie oorübergel^enbe 3)la|rege( oon
1793 (Jlonf!ription ol^ne eteUoertretung) ftärfer ald »eifpiel im 9(udlanbe
gen)ir!t, a(d bad ebenfaUd nur auf eine furje ©eltungdbauer befc^rän!te
®efe^ oon 1798, bad 92apo(eon burc^ bie äßiebereinfül^rung ber Stell«
Vertretung im Saläre 1800 (8. IRära) feined oorbilblid^en @l^ara!terd mieber
beraubte — ald oielme^r auf bie Slnftc^t, bag bie 9luf Hebung ber @£em«
tionen im Saläre 1808 eigentUd^ nur eine äBieber^erftedung ber alt*
preuftifc^en Jlantonpflicl^t in il^rer urfprüngltc^en 9iein^eit ober menigftend
eine gortbilbung biefed alten ^rinaipd ol^ne jjeben (SinfluB ber 9ieooIution
geroefen fei. @o l^at ia betanntUc^ 6c$am^orft bem Jlönig bie Sachlage
oorgefteUt unb ^eier leugnet, ba| er bamit, wie Sel^mann fd^on im
vSc^arnJ^orft" audgefül^rt l^atie, eine pia &au8 im 3ntereffe ber äieform
begangen l^abe. ^ber man muB bod^ ben Unterfc^ieb bed ©eifted xoüu
bigen, ber in ben beiben Snftitutionen lebte, ^ie ^antonpftic^t mar auf
ben ©egenfa^ ber prioilegierten unb nid^tprioilegierten ©efeUfd^aftSflaffen
begrünbet, bie allgemeine äßebrpflic^t auf bad prinaipiell gleiche Staate«
bürgertum. ^ie allgemeine äße^rpflic^t oppeUierte an bie Saterlanbdliebe
ber SBel^rpflid^tigen, mä^renb bie ^antonpflid^t nur eine ^agregel ber
militärtfc^en @taatdräfon mar. o. fSlmv ^at offenbar ben ^uffa^ Sei*
mannd über äßel^rpflic^t unb äßerbung im $eere f^riebrid^ äOil^elmd I.
(§ift. S^it^^v. 67) nic^t gefannt; fonft mürbe er fdjmcrlic^ bie unau*
treffenbe äßenbung gebrauchen, ba| ^riebric^ äßil^elm I. «,burd^ bie
5(antonreglementd oon 1733 unb 1735 bie Untertanen in $erfon ol^ne
iebe eteUoertretung für maffenpfltc^tig erflört l^abe" (@. 51).
Slllerbingd muf^ man fic^ aud^ auf ber anbern Seite pten, ben
@^genfat a^ ftcni l^erooraul^eben unb bie oorbereitenbe unb fortmirfenbe
liraft, bie in ber Snftitution ber altpreuftifc^en Jlantonpflic^t lag, au
unterfc^&^en. C^ne bie ©emöl^nung ber unteren 5llaffen an ben ilriegd«
bienft, mie fie boS ^(antonfpftem mit ftc^ gebracht l^atte, märe bie (Sin«
fü^rung ber allgemeinen Sßel^rpflid^t in ^reu^en ald eine banembe gn«
ftitution unmöglich gemefen, unb aud^ auf bie Sludgleic^ung ber @tänbe,
auf bie ^Befreiung ber )6auem infonberl^eit, l^at bie militärifc^e bienft«
Pflicht ber unteren 5(laffen tinm (Sinflug geübt, ber nid^t überfeinen
merben barf. 3m ©runbe ift aber bie allgemeine Sßel^rpflic^t im ftel^enben
^eere — unb barin (at o. SO^eier unameifell^aft Siecht — gar nic^t ein
integrierenber Seftanbteil ber fpeaifif^ reoolutionören ©efe^gebung, fon«
bern nur eine oorübergel^be 92otma6regitl imjlampfe, bie in ferneren
Stunben verfügt unb bann, ald auf bie ^auer au unpopulär^ mieber auf«
gehoben mürbe, ^reugen, nic^t granfreit^, ift ber äBelt mit ber bauemben
21*
824 9ttue ^fd^eimtngen. [8^
(ünriclhiiig ber allgemeinen IBkivpfii^t vorangegangen; f?eili(( ahet erft,
nad^bem bet ^inbtucf med fl4 aur IQertetbtgutig bed Saterlanbed et»
l^benben SSoIIei 1793 von Sf^anlrei^ unb 1808 oon Spanien herüber«
gewitft laite.
2)te Siuffafittng btefet Ginselffage l^ngi mit ber allgemeinen 9[n{t(^t
Sttfammen, bie o. 9Reier über bad Ser^ftltnid jroif^en bem alten unb
bem neuen ^kreuften unb über bie ttrfac^n ber ftataftrop^e von 1806 oor«
trägt. (Sr leugnet, ba6 biefer 3ufammenbru(^ bad B^mptom einer moralif c^«
politifd^en 2)egeneration gen>efen fei, er fte^t i§n lebiglid^ ald eine ^olge
ber ^^oc^toer^ältntffe, ber falfc^en ^olitif unb ber fehlerhaften milkarif^en
9ö^ng an. (Sr glaubt, ba( ^reugen ft4 im großen unb ganjen oor
1806 in einer auffteigenben @ntn>i(Ilung befunben ^abe; unb er betont,
ba| bie 9teform ni(|t aud einer 8ol!dben)egung , fonbern aud ben @nt«
fcblikffen ber 9legierung hervorgegangen fei, unb baft fte bie wefentltcben
^runb§üge eined monarc^ifc^n äRilitar« unb Seamtenftoated nic^t aerftört
l^abe. 3m großen unb ganzen ftimme ic^ biefer ^luffoffung bei, »ie f^on
bie gelegentlichen 3<tate o. äSeierd aud meinen Sluffäten ben>etfen. Slber
gans fann it^ il^m au(^ ^ier nic^t folgen. Son einer auffteigenben @nt«
midlung oor 1806 möchte idft ni^t obne eine mefentlic^e @inf(|ränlung
reben. 9Ran mirb fte oielleid^t für bad n>trtf<|aftli4e unb fogiale 2eben
unb für bie geiftige Silbung augeben !önnen. 9lber im politifcben 2ehen
l^ertfcbte feit bem 3;obe ^riebric^g b. ®r. eine Stagnation, bie au4 in
vielen Etüden eine Entartung aur 9^lge ge^t ^t. (B^ ift etn)a§ 9ii4«
tiged an bem ^nmanb Seemanns, bag, wenn eine oerlorene @cbla4t
ttnen @taat ftüraen fann, eine aSgemeine Urfac^e bafür oor^anben ge«
mefen fein mu^. 2)iefe allgemeine Urfac^ liegt in bem unfertigen 3u'
fUmb ber preuftifcben ©taat^bilbung. @tein felbft iat fie in feinem
aXanuffript über bie franadftfcbe 9ieoolution fc^orf unb a^treffenb l^eroor«
gehoben. S)iefer @taat war eine fünftlid^ Sij^öpfung, eine fomplisierte
SRafcbine, bie ben ftarfen ^nfto| von oben burc^aud nötig l^atte, um in
@ang erl^alten an n^erben, unb bie in StiUftanb unb Sermirrung geriet,
fobalb bad @4»ungrab einer Iräftigen monarcbifc^en Leitung oerfagte.
^ie SeoöUerung bed Staatei^ »or no# nid^t au einer 9lation von poli«
tifd^em 83enm^fein itnb felbfttätigem iS^emeingeift gen»orben. 2)ad mar
bie Bä^wä^ $rtu§eniS bem revolutionierten granlreid^ gegenüber, ^ie
alten formen ber 9^uiüftaiie xoaxen erhalten geblieben, aber ber @eift
feblte, ber fte frü^ belebt b^tte. 2)er äBiUe aur Sftacbt, bie ftarfe
moralif(b«4M)litif(^ Slnfpanmtng („tonjotnrs «n vedette!") b<Ktten einer
ivet(blicb^# bequ^nen, in f^riebemS« nnb ^umamtfttdbeftrel^gen auf«
^ebenben Stimmung bed @ebenlaffend $10^ gemoi^M- ^uf eine folcbe
^tung nMtr ober ber friberiaianifcbe Staat ni(bt eingeri(btet, unb barum
geriet er bei atter äu^en ^orreftbeit moralif^ in Serfall un^ mürbe
bttr4 ben erften b^g^ Sto|; von au|en über ben Raufen gemorfen.
®d ^b no4 immer gute Senvaltungdbeamte unb Dffiaiere in bem ba«
mofigen ^en|en, aber leinen mivilicben Staatsmann, ber afU Gräfte auf
ben politifi|«mtlltärtf4ett Bmetf lonaentrteirt b^te, mie etnft gfriebricb
ber ®«^ ileroie beö^alb f^at bie autefratifcbe üabinettöregtening fo
tmbeilvoll ge»iitt, tveil fie ben Adnig, ber felbfl lein Staaldmann mar,
^B^K&mmm
Z2t] Klette (Srfd^eltiungen. ^5
nr^inberte, fl(| oon eintm floaiftmftmiif^ »ttaitto^en äHinifttt leiten
9u laffen.
fUben biefet (aupttirfaf^e — - bem SSerfagen bed p0{itiff|en 9lert)d —
f)>i#(en anbete attgemeine Utfa^en, i9ie bai8 äbeTgewn^t beiS 9(belS,
bo(| nur eine untergeorbncte SloUe. 9. äXeier tft oofffNinbig im Siecht,
teenn er bie %f^t Sel^monnd beftreitet, ba| bie Suniter bte eigentlichen
9legenten bed alten freuten gewefen feien unb baB fie bie @($u(b für
ben 3ufantntenbru(^ von 1806 oornel^mU^ treffe, ^ft barin ^av ein
jtorn oon SBol^r^eit, aber aud^ eine nngej^enerlicle Übertreibung Hegt, he*
barf feiner »eiteren Ku^fül^rung. ^an glaubt ^r bod^ mel^r bie Sprache
einei $arteimanned, a(d bie eined ^ftoriferd ju (dren.
3nt übrigen ift aber bie ^age, tme bie Jtonftruftion beft 9$er^ölt'
niffed §n>ift^en bem ^reu^en vor unb na4 1806 ju geftalten fei, nic^t fo
einfad^ 3U beantworten. @d ift ein $rob(em, bad bei allen großen Um«
n)A(gungen in ber ©efc^id^te, 9. 9. aud^ bei ber t^rage beiK $er^(tniffed
Smifcben Ancien Regime unb 9ieof)(ution in granfreid^, in ganj äl^n«
lieber Raffung raieberlel^rt, unb bad bei tieferem Einbringen und bie
©rensen unferer (Srienntnid fe^r beutUd^ empfinben (ä|t. ÜberaE fteben
im ©runbe jwei entgegengefe^^te ^(uffaffungen einanber gegenüber: bie
eine (it^ möd^te fie bie Jtataftrop^ent^eorie nennen) fpi^t ben ®egenfat
Swifc^en bem fttUn unb bem 9{euen m5glid|ft fd^arf au; fie fonfiruiert
(bemüht ober unben^u^t) nac^ bem ^egelft^en bialeftifd^n Sd^ema: %it^i,
^ntit^efid, worauf bann fd^Ue^Hd^ bie S^nt^eftd folgt. S)ie anbere Stuf«
faffung (man fann fie toobl a(d bie ©ntroidflungdt^eorie be^eid^nen) betont bie
Kontinuität in ber gefd^ic^tüc^en ©ntmitflung unb fte^t bie großen Um*
n)äl;(ungen nur ald bie ger&uf d^ooUe Segfeiterf (Meinung Iritift^er $^afen eined
innerlich Sufammenl^ängenben Entmitflungdprogeffed an: fie fonfhuiert nac^
ber 3(naIogie organifc^er, biologif c^er @ntn)itf(ung, in ber ed feinen @prung
gibt (Sd ift Hatf hai beibe Setrad^tungdmeifen il^re relatioe Qerecbtigung
^aben. ^ie eine ift mel^r fubjeftioiftifd^, in bem Sinne, ba| fie ben
Öefamtoorgang aud ben (Smpfinbungen ber b<tnbelnben ^fonen unb aud
bem ©egenfa^ ber SReinungen unb )6eftrebungen f^txand beurteilt. 9^4^
5. fd. f^aite ft^on 1804 in feinen gef(|i4tdp^i(ofopliif($en Qetrad^tungen
über ben (Seift ber 3^t bie ©egenmart a(d bad S^^o,ütx ber 9oKenbeten
eünbl^ftigfeit d^aratterirtert unb forberte 1807/8 in ben »hieben an bie
beutf^e 9lation'' eine oöllige UmbUbung bed nationalen @eifted bur<| eine
neue @raiebung, um bie (Sr^ebung ooraubereiten. (Sima^ von biefer
@ünbenfaIltl^eorie ift bei oielen ber ben^orragenbften ^ifter bamold
wal^aunel^men; ed ift im ©runbe etnmd ganj äbnlid^ed, n>ie bie$ege(f(|e
bialeltifc^e 5(onftruftion, bie ja nad^ ber religibfen (S^bldfeite fd^on in ber
d^riftCicben ^eildie^re bur(^ bie Slbfolge ber inneren (Srlebniffe ober Stelen«
auft&nbe: @ünbe, ^ufie, 9ied^tfertigung, oorbereitet war. IBei anbern nal^
fie eine me^r inteUeftualifUfd^e Formulierung an. ®d ift bie g^rm, in ber
überl^oupt bte l^anbelnben äRenfd^en bei großen ilrifen ber einanber le«
fämpfenben ©egenfä^e ftd^ bewußt werben. Sielet man aber auf bie
Slefultate biefer Jtämpfe, betrachtet man me^r objeftio, gleic^fam natur«
wiffenfc^aftlic^ beobac^tenb, bie Seränberung ber Snftituttonen unb
£ebendformen, bie aui bem fritifd^en $roae| flc^ ^eraudgebilbet baben,
326 9{eue (Sirf^einungen. [32$
fo gewahrt man, ba( f4KieB(t(( bo4 eine ©pntl^efe bet ©egenfäf^e babei
l^erau^Oelommen ift, bie feine fo grunbftürjenbe Serftnberung bebeuteV
n>ie fie ben ^anbeinben in @^banlen unb Setbenf^aft oorfc^webte, fon*
bem hai ber 3ufantmenl^ang bet @ntn)i(!(ung in ben Snftitutionen bo4
immer no4 gewahrt geblieben ift. ^a& ift bie anbete SCuffaffnng, bie
me^r ben obfeftioen Sefunb, al§ bie inneren @tle5niffe ber 5(ämpfenben im
SCtige ffat @d nur natürlich, bag ber @iaatdge(e^rte, ber bie Serfaffung^«
geft^ic^te verfolgt, mel^r ^u ber obiettioen Betrachtung neigt unb nad^
bem (Sntn)icf(ungdf4ema oerfö^rt, ber iBiograpl^ bagegen, ber ft^ in bie
@ee(e feinet Reiben oerfe^t, mel^r nac^ ber fubjeltioiftifc^en 5lataftropl^en*
t^eorie. 9Bir lönnen ehtn folc^e ^enffc^emata für bie It'onftruftion oer*
toiäelttt ^iflorifd^er 3uf<iinmenl^änge nic^t entbehren, ^te Hilfsmittel
ber elementaren „(iftorifc^en äl'letl^obe'' laffen §ier im Biidi, Unb fo
wirb immer baS Urteil über fol^e großen 3ufammenl^änge einen me^r
ober weniger fubieltio geförbten Q^l^arafter tragen, ^ie Slbneigung
0. äReierd gegen bie biograp^if^e 2)arfteaung fold^er ©egenftänbe, wie ed
bie preulifdje Sfleform oon 1807/8 ift, unb bie ganje oerfc^iebenartige 3luf»
faffung beS Problems burc^ i§n, ben SerfaffungSl^iftorifer, unb burc^ 8e4«
mann, ben Biograpl^n, beruht sum guten Seil auf biefer oerfc^iebenen
9lrt bie S)inge anjufel^en. ®infeitig in$ @£trem gefieigert würbe ftd}
jeber biefer beiben @tanbpun!te felbft ad absurdum führen; er ift pra!«
tif4 leiftungdfft^tg nur, wenn einS mit bem anbern fombiniert wirb;
aber gerabe baS SRifc^ung^oer^öltni^ ift bann ba^ 6:§ara!teriftifc§e für
bie oerfc^iebene geiftige ^rt ber Slutoren. 0. H.
9luf bie Sefprec^ung meiner „Setträge jur G^^arafteriftif ber preu^ifc^en
SSerwaltungdbeamten in @4le{ten bid ^um Untergange beS friberi^ianifc^en
etaated'' burc^ 3^. ^ai im 20. S3anbe ber f^orf jungen @. 568 ff. erwibere id^
folgenbed:
gfaft alle in bie SreSlauer Kammer eintretenben Slnwärter l^atten ftubiert^
befa^en alfo bie gleiche Sorbilbung ; bie abeligen 9ieferenbare rütften nac^ etwa
vier Sauren }u Kriegs* unb ^omänenräten auf, bie bürgerlichen warteten im
2)urd^fc^nitt längere 3^itf ^i^ f^« «lö Äammerfelretäre, Slfftftensräte, ©teuer»
täte ufw. angefteUt würben; ber ©rflärungSoerfuc^ ^(ii\ ba6 fte auf biefe
SBeife oiel e^er ju einem feften ©el^alte fämen, pit alfo nid^t @tic^. ^ie bürger«
liefen Beamten felber liegen fic^ auc^, wie ber 3^tbonif!anbal »nb bie Beobad^'
tungen 2:1^. o. Scöön« auf feiner ©tubienreife in Sc^lefien beweifen, mit foldjem
Srofte nic^t abfpeifen^). Bon oornl^erein würben oielme^r bie Slbeligen in bet
ISerwaltungSlaufbal^n beoorjugt, ber Slbel befag bad Übergewid^t in ben fc^le«
fifd^en SePrben. fB^mn nun auc^ gegen (Snbe be§ 18. unb im Beginn bed
19. 3a§r^unbertd ber eine ober ber anbete SIbelige reformfreunblic^ gefinnt
war, bie gro|e äRaffe ber ©tanbe^genoffen war e^ nid^t, weil nur auf il^re
1) SBgl. meinen Sluffa* in b. ^reugifc^en 3ai^tbüc^ern 93. 130, @. 304 ff.
827] ^eue (Srfd^einungen. 327
Stoften ftdl bte 9iefonn moK^ie^m fonnte. ^etfelben 9Reinung mar au^ %t^ett
0. ^inätf er f4rte5 im Sa^te 1800 an Stein: „^er größere $aufe unfeted
9(beld mäl)nt m)^ immer, ber @taat fönne nic^t beftei^en o^ne feine eigene un«
bebingte @semtion oon allen tDefentlic^en Seiträ^en, o^ne ^nid unb 2)ienftbar«
feit ber anberen Stänbe, unb bie geringfte 3lbönberung unb 92a4giebigfeit muffe
unfel^lbar ben Bufammenfturg bed ©ouoernementd aur 3o(ge ^aben/ ^)
S)aau traten bie eigenartigen IBefolbungdoerpUniffe. ^ie 15 @tftbte beiB
2. @(ogauer fleuen^ötlicQen ^artement^, darunter ®(ogau, ©rünberg, Sagan,
@#n)tebud unb @prottau, ober bie 16 @täbte bed 2. 9red(auer Departemente,
barunter ©rieg, granlenftein, 3»ünfterberg, 9leiffe, ©trel^len, 15 ober 16 ©täbte
Ratten im beginn bed 19. 3a^r§unbertd 75000 rtl^. jö^ra^e j^ömmereieinna^me,
fie mußten ibre fämtlic^en ©ebürfniffe, aUe ©eamtenge^älter unb no4 gemiffe
Slbgaben an bie Staatsbeamten unb Btaat^la^tn mit berfelben Summe be«
fheiten, bie a(d (Mfalt an ben S^ef, an 20 Ober« unb 88 Untetbtamit ber
Sredlauer 5(ammer beja^tt würbe. Die 11 Stöbte bed 7. $red(auer Departe«
ment9, ©eut^en, ©leimig, ^U%, ^amotoi^ ufm. I^atten im ^af^te ebenfo t>ie(
n)ie ber ^rooinaialminifter ®raf ^o^m! 92ur ber britte ^et( ber fc^leflfc^en
Stftbte verfügte über eine ^ö^ere ^a^reSeina^me al^ ber ^angleibirettor 5(ift'
mad^er. Diefe ©e^&Iter ftoffen nid^t aud einer allgemeinen Staatdfaffe, fonbem
Sportein unb Tantiemen ber oerfc^iebenften $lrt ani iebem Dezernat fpielten
eine gro^e 9iolle. Daburd^ mürbe jeber Desernatdmec^fel, bie gortfe^^ung ober
Unterbrechung ber Urbarienauf^eic^nungen für bie )6etei(igten a^gleic^ jur ©elb*
frage; fd^meralid^ bemegt, redftneten bie ^Beamten oft genug bem Vrooinaial«
mini^er vor, mieoiel fie bei einem berartigen SBet^fel einbüßten. 3ebe Sieform
ber Staatdoermaltung griff ben Beamten an ben ü^lic^ften Körperteil, ben
©elbbeutel.
^r eine berartige Unterfuc^ung ^aht i4 S^lefien ald SBeifpiel befonberd
geeignet gehalten, meil Sd^lefien nic^t bem ©eneralbireftorium unterftanb, meil
alfo l^ier bie meiften ber aal^llofen 3ii^^ul<t^f Serorbnungen unb @bi!te, befonberd
ber legten Sa^rje^nte, oon ben klammern felber aufgearbeitet unb burd^gefübrt
mürben, man infolgebeffen fiitt bie $robe aufd @£empel mad^en unb bie 9iütf«
mirhtng ber 3uf<ttnm^>^f^4ung ber Jlollegien auf i§re 2:&tigfeit beobachten !ann.
$a| fragt ganj erftaunt : „(Sd ifi bo4 faum einaufel^en , meiere )8ebeutung ed
für ben Fortgang ber 9ieform gehabt traben foKte, menn etma ber $err lammet*
fefretariud S^opf unb ber $err j^ammerfanaelift Duffetf ftc^ beim IBierbanf'
gefpr&cb im ,blauen $irf($* auf ber D^lauer @affe gegen bie 9ieform erllärten."*
9119 ob id^ fold^en Unfinn behauptet ^abe. 34 n^ill jet^t ^toei )8eifpiele für bie
reformfeinblid^e )8etötigung ber Sredlauer 5lammer anfübten.
(^iebrid^ ber ©roge befal^l 1784 bie Slnfertigung oon Urbarien, mit bad
@rünbagen im 19^. Sanbe biefer Seitfc^rift S. 463 ff. ausgeführt ^at. 9lud} auf
bie äXebiatpbte erftredte ft(^ bie 3;ätigfeit ber Urbarien!ommiffionen. Der @r'
folg biefer foaialpolitif4 ^o^mid^tigen IRagregel ^ing oöUig oon ber ©ertnnung
ber audfü^renben unb übenoac^enben Organe, ber l^öl^en Beamten, ah. Der
1809 erm&^lte Si^agiftrat ber bem öfterrei^if^en trafen oon Sllt^an ge^renben
aXebiatftabt äRittelmalbe, lauter S3ürger, bie am eigenen Seibe bie äBirlung ber
1) @. 0. »obelft^roingl^, 2eben b. gr^n. o. «indfe, I, S. 138.
328 ^^^ (Srfd^emitngen. [328
Ur5atienaufaei($nung oetfpüvt (aiteti« f^tieben batüber bem ©la^er @teuetrat,
ol^ne ba| biefer etioad ba^egen bei ber SSeitergabe bed 9ett(^td an bie oot"
gefegte Sel^örbe einsutoenbcn ^atit: „3(ffe biefe (thtn enoä^nten, unge^uerUdften)
$räftanba besiegen ft4 auf bie Urbarten oom 3. ^bruar 1786 unb jene auf
alte Obf etoanjen ; inbeffen fonnten bamaCd bie Urbatien gemacht werben, wie
folt^e bad dominium wünf^te. äßet fottte bie @tabt oerteibigen? ^er 9Ras
giftrat würbe vom dominium unb gewö^nUc^ bie unfäl^ioften &uf>iette gewählt,
welche nid^iS gegen bad dominium fagen lonnten noc^ burften. ^euie foKten
Urbarien gemalt werben, wo ber äRagiftrat oon ber 36ürgerf($aft gewäl^It unb
oon ber pc^flen 9iegierung approbiert worben. ©anj anberd würben biefe aud«
fatten/ SBie bie Urbarien ^uftanbelamen, wie ftc^ bie friebUc^e Serftönbigung
3wif d^en bem ©runbl^errn unb feinen Untertanen DoUjog , ^eigt bad Seifptel ber
äRebiatflabt ©uttentag; bort vertrat )6ürgermeifter Araber bei ber SCbfaffung
bed neuen Urbard 1786 ald ^oiat bie @tabt unb a(S Suftisiar bie ©runb^err«
fc^aft. Beerben unb SRinifter, bie folc^e ^inge julieften, trugen wo^l ben
@c^ut ber unteren SoÜdHaffen auf ben Sippen, bie @orge um il^re StonbeS«
vorteile aber im ^erjen. ©nblofe Sauernunru^en gaben in @4Iefien bie 9[nt'
wort auf biefe ^rt ber ^urd^fü^rung ber Entwürfe ^riebric^d bed ®ro|en. ^ie
relative D^nmac^t eined abfoluten ^errfc^erd offenbart fi^ §ier. S((d man bann
im 19. Sa^r^unbert an bie SCblöfung ber Saften gelten woUte, befa|en bie ®\xti*
befi^et in ben Urbarien eine treffli^e 9le($t§grunb(age für i^re Slnfprüc^e.
®ie Urbarienfommifftonen l^aben mit (obendwertem Steige gearbeitet, ed
fingen ja auc^ fc^öne S)iäten babei l^eraud, nun ba^ ©egenftüd baau.
SSiUt f^Iefifd^en @töbte, Sredlau erft feit 1794, befagen fogenannte 6tabt*
repräfentanten , äSertreter ber S3ürgerf4aft, bie ftc^ t^^f^^ ^i^ äSerlefung bed
jlämmereietat^ anhören burften unb bie aur ^ufnal^me von ^nlei^en, §um Ser«
!auf ftöbtifc^er ©runbftütfe, aur @infül^rung birefter Steuern il^re ^uftimmung
geben mu|ten, aber auc^ nic^t verfagen burften. 3n einigen ©täbten würben
fie gewft^It unb babei ein Filter von minbefteni^ 30 Sauren, Unbefc^olten^eit unb
gfertigfeit im Sefen unb Schreiben, gelegentlich au4 ber 9eft| eined bürger«
Hd^en ©runbftütfd gef orber t; in ben meiften @täbten waren bie Oberftlteften
einiger bem $er!ommen nac^ baau berechtigter 3^>^fi^ ^i^^ weitered bie @tabt«
teprftfentanten; auf biefem SBege famen natürlich oft Pc^ft unbrauchbare
Scanner in bad freilieb bebeutungdlofe ^mt. @ine ^efd^werbe bed fpttter ali
Sc^riftfteUer weit befannten ©(ogauer S)omänenratei^ f^riebric^ v. Söün, ber
ben @teuerrat9poften im 2. Departement befUibete, über bie Untüc^tigleit vieler
berartiger @tabtrepröfentanten gab 1802 ber ^(ogauer 5lammer ben 9lnfito|
au einem Slcformverfuc^.
IRac^bem ber bii^l^erige Srauc^ in aUen nieberfc^Ieftf^en ©tftbten ermittelt
worben war, fc^lug fte ber IBreelauer @c^wefterbe^örbe bie allgemeine @in«
fü^rung bed äßol^lverfal^rend mit allen ben eben aufgeaöblten 8ebingungen
für bie Sefe|ung ber Siepräfentantenpoften unb bie ©ewö^rung einer Vertretung
an ben @ele^rtenftanb unb bie (S^imierten, vor. 9lnbertbalb 92onate fpäter, SRitte
September 1802, antworteten bie 8redlauer 9läte mit ber {^orberung bed IBe«
ftötigungdred^td ber gewollten 9iepräfentanten für bie jlammern. ^adf BVt SSod^en
wanbten bie G^logauer mit vollem 9iec^t ein, baft eine berartige Seftätigung
nic^t im 9lllgemetnen ^reu^tfcben Sanbrec^t verorbnet fei unb bag bie jlammer
bie t^ä^igfeiten ber ©ewcil^ltenboc^ garniert prüfen fönne; „burd^bievorgefc^lagene
.1
329] 9{eue (^^nunfen. $29
nette Orbmtn^ mfirbt alfo eigentH^ loeticr ntd^tli aU eine nette ^^ttihtni
ttnb ffir ben dkwä^lten ein neuer jtoflenaufnmnb, nftmUd^ ^^ 9{tt#§abe an
Cottfimtationdfutribttd, ^er^eigeffi^tt »erben'. Zt9^tdh empfa^ bie diogmier
Xomtner, bie IBeftftttgung ben S^agiflraten p tJ^triragen* ftflein bie 9redlauer
blieben bei i^en 9eben9en; na# me^r aU jvei SRonaten emHberten fle: y@d
lann gur bürgerlichen Stu^e unb Drbnung ^ttioeilen oiel beitragen, menn man
bie SCnfteUung eiltet unrul^igen 9leprftfentanten gefe^Iic^enoeife oertneiben lann,
unb bie Si^gifiräte lönnen leicht beurteilen uub anzeigen, ob ber jutn 9lepräfen«
tonten ©etoA^lte ftc^ seither al9 ein friebliebenber , bie dffentU^e 9tul^e uttb
Drbnung n>eber burd^ ^sseffe nod^ ooreiHge ^abelfud^t fÜ^renber Bürger be<
wiefen (at/ S)a fi4 ^^ betben Kammern nit^t au einigen oemtoc^ten, fiel bie
fac^lic^e (Sntf Reibung bem SRinifter ©rafen ^o^m au; er gab ber ®(ogauern
ffUdii, freilt4 erft na4 15 SRonaten, 9Mie Wtäxh 1804.
Se^t fliegen aber ben @(ogauem wieber 8ebenfen auf. ^ad Ungemeine
^ßceulifd^ Sanbred^t, 2:. II, tit 8, § 153 unb 154, erforberte beim Serhmf
tan 5(&mmereigfitem ufro. nt4t b(o| bie (Sinwittigung ber 9le9>rafentanten, fon«
bem nad^ beren 9läc(fpra(^ mit i^ren Wi^letn bie fd^riftli^e S^ftimmung ber
Oefomten Qürgerfc^aft. ^reili^ hii gur @infü§rung be9 Slllgemeinen )6anbre<(t8
mar biefed Serfa^ren in ©c^Iefien ni^t üblid^ gemefen, bann aber im ®(ogauer
IBejir! angemanbt morben. 9{euerbingd l^atte ein 9lef!ript bed Suftiabeparte«
mentd oom 14. Januar 1808 an bie meftpreu^ifd^en ©eri^te erflfirt, ba^ in
biefem $un!te ein abmeic^enbed ^rooinsiarred^t ni((t bur4 bad nur fubftbiftre
^Itting befi|enbe ftffgemeitte Sanbredjt aufgehoben loürbe. 3n ooEer ^tv*
fennung ber gur 9eru§igung ber Seoöüerung bienenben Seftimmung bed 9iU*
gemeinen Sanbrec^td befürraortete bie ®(ogauer Aammer bie dUidUffx aum alten
Sraud^e, alfo bie 9udft^altung ber IBürgerfc^aft, meil ja bie fat^lid^e 9}ot«
menbtgleit jeber SeräuBerung t)on ber 5(ammer genügenb geprüft mürbe unb
„meil burd^ bie Siütffprac^e mit ben @ingulid ber @tabtIommunität nic^t leidet
eine richtigere Slnfic^t bed @ef(bäftd gewonnen unb ein anberer ald ber oon ben
9iepräfentanten gebilligte 9efd^lu( ^beigefü^rt, mo^l aber ttitrul^igen Jtöpfen
bie ®elegen^t au unnü^en ^out>ementd, fc^blic^en @tnflüffen unb Huf«
miegelungen oerfd^afft merben mürbe." ^iedmal mar bie ängftlic^ere Qrellauet
Jtammer ttrit bem ©logatter )6orfd|lag einoerftanben ; aber ^opm oerorbnete am
8. Suni 1804, ba^ beim Serfauf oon ISormerfen unb bebeutenberen ®runb«
fHitfen jene Siütffprac^e mit ber Sürgerfd^aft unb bie @inl^oIung i^rer fc^rift«
lic^n 3ufiimmung bod| erfolgen foUe.
9lvm mar nod| eine ^rage att erlebigen, ndmlid^ ob aud^ bie ©runb^erm
ber SRebiatftftbte bie 9lepr&fentanten att beftdtigen ptten ober nic^t. Über ben
bi^^gen 8raud| befragte bie 8re€lauer jtammer i^ 7 ^teuerrftte; nac^
einem falben 3a(re fonnte fie am 22. 9?ot)ember 1804 nad^ ®logau melben, ba^
t>on einem IBeflötigungdred^t ber @runb§errn in ber Siegel feine 9iebe fein
!bnne; bie ^Berid^te ber ^teuerräte mürben ben @logauem ^uv ©infld^t mit
überfanbt. Unglütfltcbermeife gingen fie in ber ©logauer 9legiftratur oerloren;
erfl im 3uli 1806 fanb man fie mieber. Über bem $in« unb ^erfd^reiben unb
bem 92ad|fuc$en maren mieber oiele IRonate oerflrtc^en: am 22. 92öra 1806 he»
auftragte enblic^ bie ©logauer jtammer il^re @teuerräte, bie befc^loffene 92eu«
orbnung ber 9iepräfentantenma^len iu oerbffentlid^en ; a^ bem gleiten Sd^ritt
oermoc^te man fid} in IBredlau erft aufauraffen, aU mirfUc^ bad foftbare Slften«
880 9{eue (Srfc^nungeti. [830
bünbel aud @Iogau '3uvü(foe!e^rt mar, am U. Sluguft 1806. SKel^r a(§ vier
Sa^re waren t>er1hit^en, e^e man fl4 über eine fo ftmple Steuerung geeinigt
l^atte; il^re ^(udfü^rung ^inberte ber (Sinmarfc^ ber e^anjofen.
äBel^e greifenl^afte Smpotena, totld^e ®eiftedarmut, n>el4e umftänblid^
SaumfeUgfeit, n>e(4e lä^erli^e Slng^ oor ber ^abe(fu($t ber ©eootter @($neiber
unb $anbf(9u§mad^. SÖSelc^en @inn ^atte ed, an bie &ieUt ber Bunftober«
&(te{len gewählte Stepräfcntanten ju fe^en, fo lange il^nen fein SBirfungdhreid
3ur Betätigung eingeräumt »urbe. S)iefe ^ammermitglieber fd^einen oon ben
mannigfa^en (Ssperimenten mit ber Organifation ber Stabtoenoaltung im reoo«
(utix>nären unb bem !aifer(id|en ((ronfrei^ nid^td ju n)iffen, aber nein, neben
i^nen faft 3. 8. in Breslau feit bem ^e§ember 1804 ber fpätere Oberpr&flbent
@4lefien§, e^^^4 S^^obor Ttexdä, ber feinem @o^n in ber Saufe ben 9{amen
^^apoleon gab, ber no4 im D!tober 1807 in {$ran!rei(^ bieientge 9^(^t fa^,
„xoeli^t bie Ser^ältniffe jtoifc^en ben 9^ationen aKetn mieber auf fefte ©runb«
fä^e 9U bringen unb 3;reu unb ©(auben in ber $o(itif ^u retablieren befliffen
ift". ^eit bem Stpril 1804 ge^rte fein @4n)ager unb ^eftnnung^enoffe IBotl^e
berfelben 8el^örbe an^). 3(ud ben kämpfen mit feinen ^(mt^enoffen ^erauS
f(^rieb SRertfel am 16. 9(pri( 1809 bem a^inifter trafen su 2)o(na: „^ie etdbte»
Drbnung rü(ft gleic^faUd immer me^r t)orn)ärtd, unb bie Bürger geminnen bie
Einrichtung lieb. Bon biefer Seite a(fo wäre aUed gut. 9(ber ber 9lbel
unb bie Beamten finb je^t me^r bie geinbe bed &taat^, ald
n>ad jenfeitd b ed 9{l^eined wo^nt Xie in ®a>. ©sseUenj gnäbigem
Schreiben 00m 7. b. 9R. geäußerte Beforgnid, ba6 @#leflen fi4 (odrei|en unb
öfterreid^ in bie ^rme werfen fönne, ift iwax, mit id^ mit ber aUergrdgten 3u'
oerläfftgfeit gemiffen^aft oerftd^ern tann, ungegrünbet; bie @#(efter finb i^rem
jtönige bur^aud treu. 9{ur ein 3;eil he^ SCbeld ift »ütenb unb mürbe iebe
Siegierungdberänberung gern fe^en. ®in ®raf oon SSenger^Ip l^at fi# in Be»
Sie^ung auf bie fd^mebifc^e Angelegenheit — bie Enttl^ronung ©uftaoS lY. —
in ©efeUfc^aft bie unel^rerbietigften Ji^ufierungen erlaubt, ^ie meiften Beamten
tun ba$ Befohlene ol^ne allen guten äBiUen; $err oon äRafforn — ber Ober-
präpbent — ber felbft unjuf rieben war unb nodj ift, fie^t ber Un^ufrieben^eit
ber Beamten rul^ig ^u. älKeS fd^leppt fi(^ elenb unb jämmerlid^ fori"* 3n
feinem am 22. ^e^ember 1808 an ben Jlönig gerichteten ^anle^fd^reiben für
feine Ernennung ^um Oberpräftbenten, b. 1^. sum leitenben (Seifte für bie ^ur4«
fül^rung ber in Königsberg aufgearbeiteten 9%eformen, betonte ber frühere
©logauer Jtammeroi^epräftbent: 3^ barf mir fc^meid^eln, baft Slllerl^ödftflbiefelben,
wenn ^flid^t mic^ aufrufen u>irb, bei ber beoorftel^enben 9ieorganifation Ber»
faffungen, mobei burc^ 66 3a§re ber 9iegterung Euer äXateftät unb ^ö^ftbero
glorreicher Borfa^ren alle @tänbe unb 5(laf[en glütflic^ waren, in Sc^u^ 9U
nel^men, folcbeS nid^t einer Slbneigung gegen smetfmäBige 92euerungen, nid^t
einem Borurteil, fonbem ber reinften BaterlanbiSliebe juret^nen werben.'' ^Ran
moUte fid^ in Sd^lefien bie Gebauten @tetnd möglid^ft 00m 2eiht galten; ald
tro^ beö @turjeS Stein« feine 9ladjf olger an feinem 2Ber? feft^ielten, fpi^jten
ftt^ bie ^inge fo ju, ba^ 9)'{erc!el, wie mir ebtn hörten, bie 9Röglid^feit einer
9ieoolution erörtern muftte, einer 9leoolution nid^t ber gebrütf ten Bauern, ber
1) D. Sinle, gr. %f). 0. SRerdfcl im 3)ienfte für« Baterlanb. Bb. I.
Breslau 1907.
331] 92eue (Svf (Meinungen. 331
oudgebeutelten Bi&tiet, fonbem — Unban! ift ber 2o^n ber SSBelt — bie beiben
@4oBHnbeY bed fribetisianifd^en BtaaM, Slbel unb IBeomtetifd^afi, fronbietten
9lrm in 9(rm gegen bie 9tegientngl
Sft ed nun bei biefev Sage ber 2)inge gar fo töricht, bie (Entartung ber
fampfedfreubigen preufiifc^en )8e^örben aud ber erften $ä(fte bed 18. gal^r«
^unbertd bur^ ienen in il^ren 3ufammenfetung eingetretenen SBanbel, burc^
bad Überwiegen bed SCbeCd unb burd^ bie fatte ©enügfamfett ber überreichlich
JBefoIbeten ju erüären? (3eto\i hin Beamter l^at ed offen sugeftanben, id^ ge»
^öre SU ber ^errf^enben 5(afte, jebe SSerönberung fann nur meiner gefeUf^aft«
lid^en ©teUung unb meinen @tnnal^men Schaben bringen, mir mu^ bie 9red«
lauer jt&mmerei einen %ixi meines ©e^afted iahten, bie ^orfperrfaffe einen
anbern, bad Su^^^ntt ben britten ufm.; eine @täbtereform unb Suben*
eman^ipation mürbe für mid^ unb meinedgleit^en berartige DueUen oerfiegen
(äffen; ein S^Hing au Steuerungen Hegt nid^t vor, mir ^oben ed ja bidl^er fo
^errüd^ meit gebrad^t ufm. @o toa^ fagt man nic^t, fo toa^ beult man
^öc^ftend, unb voie viele merben ftc^ ber ©tnmirhtng folc^er Momente auf t^re
©ntfc^lie^ungen ooK bemüht? @5enfo menig ^ahcn bie im ®enu( ber ^em*
pagniemirtfc^aft ftel^enben Pieren Offisiere, benen eine SO^obilma^ung ben
grditen ^eil il^rer (Sinnal^men entgog, offen biefen ©runb für il^re t^riebenS«
fe^nfuc^t augeftanben; mie aber ber $iftori!er ^ompagniemirtfc^aft unb mi(i*
tärifc^e 9iubefelig!eit in urfäc^Ucben ^ufammenl^ang bringt, fo mirb er bei ben
$erma(tungdbeamten ebenfo verfahren bürfcn.
9red(au. Zieknrsch.
SCngefid^td ber oorftel^enben audfü^rKc^en Erörterungen fcbeint eS mir ge«
boten, aunäd^fl in aUer jlürse su mieber^olen, morum ed fid^ eigentUd^ in meiner
5lritil ber S^^'urfcbfc^en @c^rift ge^anbeCt ^at. 3d^ l^atte ju ^ei^tn gefud^t,
ba6 bie Folgerungen, bie 3* ^^^ feinen f^eftfleUungen über bie 2)ienftoer4äItntffe
ber Sredlauer 5lammerbeamten im 18. ^al^r^. gebogen, ixxm %eil auf irrtüm«
liefen Soraudfet^ungen beruhten, oor allem aber — unb barauf ^atit i^ ben
meiften Stac^brutf gelegt — , hai er feine 9{efultate in einer äßeife generaliftert
(ätte, mie eS in anbetraci^t ber abminiflratioen SonberfteUung @(^leftend in
biefem f^aUe am aKermentgften gered^tfertigt fei. 3um @d^lu6 ^atte id^ bann
au(b bie ^e^auptung 3-^» bag bie fcbleftfd^en S3eamten ben Sermaltungdreformen
im Anfang beS 19. S^^t^. auS ^^urd^t oor einer @d^mälerung i^red ^ienft«
etniommeng miberftrebt Ratten, in S^^eifel gejogen. ^ie @inmenbungen, bie 3*
nun erl^ebt; bef^äftigen fid^ jum allergrößten 2:eil mit biefem le^tgenannten
$unft, augerbem treffen fte faft burd^meg gar nid^t ben @inn meiner ^u^erungen,
fonbern ge^en glatt an i^nen vorbei.
®leic§ bie erften Semerfungcn S-^ ^^^^ ^^ ^^^ '^wm anberS erflären, al3
baft er e§ — betrüblid^ genug für micft — nic^t einmal ber Tlü^e für mert er*
a^tet f^at, meine ^iluSfü^rungen genau gu lefen; benn md^renb id^ an ber betr.
©teile (@. 570) auöbrüdflidj nur oon Slubiteuren unb SlegimentSquartiermeiftern
gefproc^en IJatte, feftt 3- l^ier »Äammerfefretäre, «ffiftenjräte, Steuerräte ufm.''
bafür ein, unb obmo^l ic^ ebenfo audbrüdflid^ betont l^atte, bag id^ meber eine
332 ^^^ ^tf^ehtungen. [882
gemiffe Seoorjugung M Xbeld im aSgemeinen no4 bad beffere Koancemettt
ber abUgen Mftte bd ber Sredrouer Stammet im befottbetn beflveiten voKe
(@. 571), loiebfr^olt 3* biefe ©eflc^tdpunlte oon neuem unb fä^rt fte gegen
mtt^ ind ^Ib! (Bm berartiger modoB disputaadi tft n>o§I nic^t geeignet §u
einer »eiteren iBefpredJung ber ^ier in Setrat^t fommenben ^agen ju er«
mutigen. Stu^erbem mürbe fle ftd^ fd^merli^ lol^nen, ba fie, fo lange ^e auf
eine einsige ^rooina befc^rftnlt bleibt, einge^enbe @($luBfolgerungen ni^t ge«
ftattet. 2)a| bied ffir @(9(efien in befonberd f^o^m 9RaBe antrifft, miU 3*
freiließ nid^t ma^r l^aben; fa er er!(ärt fogar, gerabe bie abminiftratioen föt*
fonber^eiten ber frimina ^fttten i^n basu beftimmt, fie al8 Obfeft au mft^Ien.
®d fäUt f el^r ferner, bief er SRotioierung, ber man hai ^eamungene auf ben erflen
9(icf anfielt, (Slauben a» fc^enfen; benn erflend l^at 3- ttu Sormort au feiner
®($rift felbft audbrücflid} gefagt, baB biefe aliS Vorarbeit au einer Bearbeitung
ber (eimatnd^en ©ef^id^te in bem 3eitraum von 1786 bid 1848 entftanben fei;
unb bann: foKte er aUen ©mfted behaupten motten, ba^ biejenige @peaied am
e^eften ald t9|)if4 gelten tdnne, bie non ben anbem i^rer 9(rt am meiften ab«
mei^t? — 9Bad nun bie Haltung ber SreSlauer ilammer gegenüber ber Sleform
onbetrifft; fo ^aht ic^ mic^ ni4t baoon au überaeugen vermocht, bag bie l^ier
nad^trfiglid^ t)on 3* »orgebrac^ten Slatfac^en feine ^(efe in ber ^otm, in ber er
fte oertritt, au re^tfertigen imftanbe mören. 92amentU($ ift ber eingängig aitierte
^udfpruc^ ^incfe^ für bie ftrittige Srage fc^Iec^terbingS belanglos; benn er ^at
meber auf bad Beamtentum no4 au4 auf @4lefien befonbem Beaug, fonbem
trifft (eb(gU4 ben 3(bel im allgemeinen; ba^ aber ber Slbel aH fold^er beftig
gegen iebe Steuerung opponiert f^at, — mer in aller äßelt b^tte biefe attbefannte
i^atfac^e jemals in 9lbrebe gefteUt? Sluc^ bie beiben Beifpiele anS ber Ber«
maltungdtättgfett ber Bredlauer Jlammer befagen für bie oorliegenbe ^rage fo
gut mie nichts, ^an fönnte fte fc^on mit bem $inmetd barauf luraer $anb
abtun, bag fie überhaupt nid^t SRabregeln ber @tein«$arbenbergf(l^en äieform
betreffen; aber felbft im ^Ue 3* 9leformen im meitefien @inne gemeint l^ahm
foffte, flnb fte menig bemeidiröfttg. Bei ben Berbanblungen megen (Sinfül^rung
beiS Sßabloerfa^renS für bie BefteQung ber ©tabtrepräfentanten b^^ubelt ed ftd^
um nic^td me^r a(d um einen ni(bt ungemö^nlid^en %aU von amtlicher Ber«
f4(eppung, ber böcbflenS auf SRangel an $romptbeit im @eft^äftdgang ber Be«
bbrbe fc^lieben lobt* Bei ben Erörterungen über bie Urbarien ferner f^at ber
Berf. einen ber für bie Slngelegenbeit mic^ttgflen fünfte, ben inamifc^en ein«
getretenen ^ob griebricbiS bed (3ro|en, gdnalic^ unbeachtet gelaffen. Xa^ bie 9ln«
fertigung ber Urbarien unter {^riebrid^ SBill^elm II. an ber (eitenben stelle in
einem anbern ©eifte beurteilt mürbe, ergibt ftc^ gerabe aud bem angeführten
Sluffa^ oon ©rünl^agen; bort finbet man aber aud^ bie eigentUcben ®rünbe
bafür (6. 464), marum bie il^rem urfprüngltc^en 3u>etf nacb bauemfreunblic^e
IRabregel bei i^rer ^urd^fü^rung oielfacQ mebr ben ©ut^berren auftatten fam.
Bleiben ald Bemeidftütfe bie beiben Briefe beiS fpöteren Dberpäfibenten äXertfel,
beam. be^ ©logauer Btaepräfibenten (o. ^affom); abgefel^en baoon, ba| fie aud
einer 3«^* ftammen, wo bie roic^tigften S^eformgcfe^e fcbon erlaffen unb in
jlraft getreten maren, ift äftaffomg Brief lebiglicb für bie politifc^e ©efinnung
bed @(|reiberd felbft, alfo eineiS einaelnen, überbieiS abligen Beamten bemeiiS«
Mftig, unb aucb bie ftu^erung fBltvdü^ beaiebt ftcb offenbar oomebmlicb ober
mobl gar auiSfc^liebli^ <^uf bie abligen Beamten, unb ba^ biefe, fomeit fie in
8S3] ^we (Svf (leinungen. 333
be« älnfc^uungen i^ted @tanbed befangen waren, ben Sieformen im aKgemelnen
Uine @9ntpatl^ie entgegenbrachten, miU i4 gerne glauben, ^ragt ftd^ nur, ob
man barum gletd^ bte Seamtenfd^aft ali fold^e reformfetnb(i(| nennen unb über«
(aupt in biefer ^inftd^t ein genereffed Urteil fäUen barf. S^^^nfaQd fönt eiS
boc^ aud^ fe^r auf bie bürger Helen Beamten an, unb über beren Haltung
f(|etnt ftd) 3- fc^ft t^i<|i 'I<i^ 9» ^^^1 c^ fteUtfie einerfeüiS — fon)o|( in feinem
IBuil mie inbtreft au4 in ber obigen Entgegnung — atö bie reformfreunbU(|e
$artei i|ren abiigen ^loKegen gegenüber, anbrerfeitd meint er, fie feien burcl
bie eigentümliche Slrt i|rer 9efo(bung an ber j^onferoierung bed 9efte|enben
interefftert gemefen. Sße(c|er oon biefen beiben 9(nft(|ten foQ man fl(| nun an«
f(|üe|en? S)aB jebe SBermaÜungdreform bie ^Beamten „an ben ü^liclften
Körperteil, ben ©elbbeutel", gegriffen |abe, für biefe 5(onftrultfon |aben raic|
— oon bem geilen audbrü(flic|er Dueffengeugniffe gan^ abgefe|en — an^ bie
meiteren Slrgumentationen bed Serf. nic|t au ern>ärmen oermoc^t. Bomii Sinti'
pat|ien gegen bie 9{eformibeen oor|anben waren, fc|einen fie mir mel^r in polt*
tif^en Kimmungen gemurselt gu laben, mte fie SRofforn in bem oon 3* l^con^
ge§ogenen unb then barum nic|t unintereffanten @(|reiben ^um Sludbrud bringt.
Snbeffen, mie bem au(| fei, i(| !ann biefer ganzen t^rage feine fo meitgelenbe
iBebeutung beilegen mie 3m 0^i6 fontmt jeberaeit oie( — nic|t yafleö^ u)ie 3*
min — auf bie 9lrt ber ^urc|fü|rung ber ©efe^^e an; baiS eigent(ic| (BnU
fc|eibenbe ift unb bleibt aber boc| immer ber ®eift, ber an ber (eitenben ^teUe,
an ber Bpil^e ber 9iegierung |errf(|t. @ben bied mar ed, mad ic| mit bem oon
3* nic|t oerftanbenen ©a^, ber übrigen^ an feiner ganzen gormuHerung mie
ingbefonbere an bem äli)ört(|en „etioa" beutU(| atö fatirif(|e (SinKeibung ^u er*
fennen mar, |atte fagen moKen. M. Haas.
3n ber meinem Stuffo^ über bie preuBtfc|en Slbre^falenber (im oorigen
$eft ber ^f^orfclungen'') betgegebenen tabeaarif(|en Überfielt flnb (eiber smei
^|ler fielen geblieben, bie ic| bei ber jlorreltur überfe|en |atte. 9Bie fic| au^
bem oorange|enben bibIiograp|if(|en Ser^eiclnid ergibt, mug: 1) B. 42 [346],
3eile 1 (Salt 1778) bie ^ejeic|nung ^^reufi/ fortfaUen, unb 2) in ber 7. Ko-
lumne ber 9. 3eile (3a|r 1786) <,SBbg.*^m/ um eine Seile |ö|er, inS 3a|r 1785,
gerücft »erben. M. Haas.
B. ^nütfenMtt §it^^tv (fomeit no(| nid^t befprod^n).
3anuar bi^ 3uni 1908.
Seddit über bie 10. Serfammlung t^eutfd^er ^iftorüer gu S)redben. ^eipaig
lft08. 3)un(fer & $um:b(ot. Wt. 1.60.
^o^n^aent-Sa^rtili« 1907. fieipjig 1908. ©iefede & SDeorient. m. 20.—.
3«a4t«r ^Mä^: 99apoIeon unb ^incfenftetn. SerUn 1906. IBelrenb & So.
3». 4.—.
334 ^^^ @rf Meinungen. [334
ftint^ff, $i3eabmira( 3. ^.: ©eemac^t in ber Dfifee. U. »anb. ^ki 1908.
Kob. eorbc«. 9R. 10.—.
klült, ^enti.: (^raf 9lein§olb t>on Jlrocfo». @in SebendbUb aud ber fjransofen«
seit. Jlo(berg 1908. ^ie^ & SRoserat^.
itofer, 91« r unb &* ^YO^feit: 8rieftoe4fe( ^riebric^d beg trogen mit fßoliaixe.
I. Seil. 1786—1740. (^ublifationen aud ben ^. pteugifc^en etaatdorc^ioen.
81. öanb.) fieipaiö 1^08. ©. ^irael. SW. 12.—.
£in5ner, %^.: äBeltgefc^ic^te. 8b. 5. Stuttgart 1907. 3. @. G:ottaf4e »ucl^«
^anb(ung 92a4f. ^. 5.50.
Matter, Paul: Bismarck et son temps, Triomphe, splendeur et d^clin.
Paris 1908. Felix Alcan. Fr. 10.-.
SHeUe, «•: 2)aS beutfc^e 2)orf. ßeipaig 1907. S3. ®. 3;cubner. 2». 1.25.
^txit, ^cür.: 2)te iRe^fc^e ©rpreffung in ^alberftabt. @in Seitrag aur ®e-
fc^ic^te ber granaofenaeit unb nac^foigenber oaterlänbifc^er 8ef4n)erben.
^albcrftabt 1908. S^rud t)on 3- ^oerlingö 28». (Ä. öäfeler).
S3tt(entin, fötiU ;$ran!furt am SRain unb bie äfleoolution 1848—49. Stuttgart
1908. 3. ®. ©ottaWc »uc^^. Ütac^f. 2R. 10.—.
S^ol^f ®« tl^*: ^uil ber 3eit f^riebric^il bed (trogen, ©otl^a 1908. gr. 91.
$crt^e«, 21.«®. 2R. 4.50.
Waddingrton , Richard: La Guerre de Sept-Ans. Tome IV: Torgau —
La Pacte de Familie. Paris 1908. Firmin-Didot et Cie.
steifend: ^arbenberg unb bie ftönbifc^e Dppofttion 1810/11. [^eröffentlid^ungen
bed Vereins für (^efc^ic^te ber Tlaxl S3ranbenburg.] £eipaig 1907. ^undter
& §umbrot 3W. 5.60.
^pan^tnhtx^: $of« unb QtnixalvexroaltunQ ber ^avl IBranbenburg im SRittel«
alter. [SSeröffentUc^ungen bed SSereind für ©efc^it^te ber 3Jlavt Sranbenburg.]
Seipaig 1907. SJunder & ^umblot. 3R. 14.40.
<Stcin(|ttltfm: ^eutfc^e $rit>atbriefe bed SRittelalterS. II. 8b.: ©eiftlid^e, Bürger I.
SDenfmäler ber beutfc^en ^ulturgef^icftte I. 2lbt. »riefe 2. »b.] »erlin,
SBeibmannfc^e »uc^ljanbr. SW. 8.—.
Acta Bomsslca. ^en!mä(er ber preu^ifc^en Staatdoermaltung im 18. 3<i^V''
l^unbert. herausgegeben oon ber 5lgL ^fabemie ber SBiffenfc^aften: ^ie 8e«
^örbenorganifation unb bie allgemeine @taat$t>em)aUung ^reugeniS im 18*
3aljr]^. ob. IV 1. unb 2. ©ölfte: 2«ten 8. Sanuar 1723 big @nbe a)eaember
1725 bam. com 9lnfang Sanuar 1723 bi» @nbe S>eaember 1729^ bearbeitet
von ®. ©c^moller unbSB. etolae. »crlin 1908. ^aul ?areij. 3». 19.—
ba». 3Ä. 13.—.
— IX: mtm von STnfang «uguft 1750 bi« @ttbe 1753, bearbeitet »on
®. ©(ftmoUer unb D. ^in^e. »erlin 1908. ^aul ^rc^. ®eb. 3Ä.20.— .
— 2)a8 ^reufeifcfte SWünawefen im 18. 3a§rlJ. SWünagef(6i(6tli4cr 2:eir, 2. »b.:
^ie 8egrünbung beg preugifc^en 3Rünaf9fitemg bur($ ^riebric^ b. ®r. unb
@raumann 1740—1755. 2)arfteUung von griebr i4 Sr§rn. 0. Schroetter,
335] 9^eue (Srf^einungen. 385
selten bearbeitet t)on @. ^d^mollevunb f^tiebvid^ Si^§i^>^* <>• @4roetter.
fßttlxn 1908. $au( ^atep. @e6. 9R. 14.—.
Slotiar: S)ag (anbf^aftli^e JIrebitioefen ^teugend agtargef^ic^tUc^ unb t>olIg«
iDirtfc^aftUc^ betrautet. (Sin )6eitrag gut ©efc^ic^te ber )6oben!rebitpo(iti!
bed preu6if4en Staate^. [Slbl^anblungen aa^ bem @taatdn)iffenf($aft[i4en
Seminar su Strasburg $eft 22.] Strasburg 1907. ^arl @. Xrübner.
f&tfttxbvx^: ^reugen unb Stont «U^er 9Benbe bed 18. 3a§r§unbertd. [Jlirc^en«
re<5tr. SlblJ. t). Ulr. ©tutj 48.]^tutt8ort 1908. gerb. (gnfe.
^ttffoto: (Sin märlifc^er Stitterft^ ($o§enftnon)*2omon)). 2 9be. @berdn>albe
1907. 9lubo(f Sc^mibt.
(^ingor: S)ad ^oftwefen in Dftfrie^anb 1744—1806. [Slbl^. u. SSotträge aur
(S»ef4. Dftfriedlanbd $eft 8/9.] 9luri4 1908. S). f^riemann.
$rimmi%: Siilmarcrd Eintritt in bad 9)2inifterium. [@beringd ^ifiorif^e Btu»
bien LX.] »erlin 1908. @. (gbering. SR. 6.—.
eufemia Ho» 9iiilerdfeU)«e«aeitTnn : @(ifabet§ Sl^riftine, JIdnigin oon ^reugen,
$er30gin t>on ISBrauf^weig^Büneburg [!]. 2)ad Sebendbilb einer 93er!annten.
SW. 4.—.
XflQiriQ: ^idmarcf unb bie @tabt Sranbenburg. . [geftf^rift aur @inn>ei^ung
ber )6idmar(fn)arte au 8ranbenburg aJ^. am 1. Slpril 1908.]
^htxt grV^Y. H* (S^tocttet: ^er beutfc^e, inilbefonbere ber preuBifc^e ^bel im
19. Sal^r^. unb bie beutfc^e 9(belggenoffenfc^aft (Vortrag). Jlomm.«93erlag
3. 9leumann, 9leubamm [1908].
3ic(nrflQ: S)ad @rgebnig ber friberiaianifc^en @täbteoern)altung unb bie ©täbte-
orbnung ©teinS. Sena 1908. ^ermann ©oftenobic. 3W. 6.—.