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Full text of "Fortschritte Der Krankenpflege Illustrirte Monatsschrift Der Ärztlichen Polytechnik 14.1892"

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Fortschritte der Krankenpflege 



















































































































































































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Fortschritte der Krankenpflege 



Geh. Med.-Rath Prof. Dr. F. V 

Director der Chirurg. Klinik 

Geh. Med.-Rath Prof. Dr. 

Director der L med. Klinik in' 

Hofrath Prof. Dr. Noth 

Director der med. Klinik in Wien. 

Redigirt von: 

Dr. Julius Schwalbe in Berlin W., Potsdamerstr. 26. 


;h Dr. Kessler-Blankenhain. 
Rath Dr. PfeifTer -Weimar. 
Dr. Rupprecht-Dresden. 

7-Rath Dr. Sander -Dalldorf. 


Illustrirte Monatsschrift 

der 

ärztlichen Polytechnik 

Unter Mitwirkung von: 

Dr. A. Schreiber, Oberarzt der Chirurg. Abtheilung des allgem. Krankenhauses in Augsburg; 
Dr. Egbert Braatz in Heidelberg (Ref. für russische Literatur); Dr. Slgfried Leyy in 
Kopenhagen (Ref. für skandinavische Literatur); Dr. Rohr in Bern (Ref. für ital. Literatur); 
Dr. E. Enunert, Dozent der Ophthalmologie in Bern; Dr. Pasqnier in Evreux 
und des Universal-Vereins 

der Verfertiger chirurgischer Instrumente, orthopädischer Apparate und Bandagen 

herausgegeben von 

Dr. Gustav Beck in Bern. 

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Erscheint am 1. jedes Monats. 
Preis: pro anno M. 10.— 
Inserate, 

die durchlaufende Petitzeile 45 Pf., 
nimmt die unten bezelohnete Ver¬ 
lagehandlung auch Bnd. Mosee, 
Berlin 8.W. an. 



Zuschriften an die Expedition 
sowie dichös 

wollen an die unten bezelohnete Ver¬ 
lagsbuchhandlung Berlin HW. 6, 
Charitestr. 6, adresslrt werden. 




BERLIN NW. 

VERLAG VON FISCHER’S MEDICIN. BUCHHANDLUNG 

H. Kornfeld. 


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CATALOGUE0, 

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3 JO. 




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Sachregister der „Fortschritte der Krankenpflege. 


A. 

Abführmittel 118, 158. 

Abortdeckel mit Ausgussbecken 89. 

Abort mit selbsttätigem Verschluss 423. 

—, Sitzbrett 320. 

Abortgruben, Vernichtung ihrer Gase 320. 
Abort, habitueller 238. 

Abtritt (s. auch Closet) 6. 

— mit Streu Vorrichtung 8, 88, 129. 

—, Hubventil mit Dichtungsring 164. 

—, Spülvorrichtung 286, 319. 

Abwässer, Behandlung derselben 45. 

—, Einrichtung, um denselben Fällungs¬ 
flüssigkeit zuzufuhren 89. 

— reinigung 6, 204. 

— Abführungseinrichtung derselbenl 64,286. 
Acne 198. 

Albumosepepton 314. 

Alcohol als Eiweisssparer 315. 

Aleuronat 116. 

Algerien als Winteraufenthalt 472. 
Aluminium 200. 

Amygdalitis 38. 

Anaemie 238. 

Anaesthetica 75, 118, 480. 

Anstrich, schützender, für Baderäume 163. 
Antinonnin 479. 

Antipyrinpastillen 37. 

Antirheumaticum 277. 

Antiseptische Pastillen 197. 

Arzeneimittel, Missgriff bei denselben 80. 
Asthma 238. 

Ausgussbecken 86. 

—, neuer Geruchverschluss derselben 204. 

B. 

Badeeinrichtungen, Mischhahn für die Wasser¬ 
leitung derselben 284. 

Badegefäss, zusammenlegbares 373. 

Badekissen 162. 

Badematratze 285. 

Baderäume, Schutzanstrich für dieselben 163. 
Badewanne mit Doucheeinrichtung 319. 
Bandwürmer 198. 

Bandwurmmittel 76, 240, 277, 378. 
Baumaterialien 83. 

Becken mit Doppelwänden 206. 
Begräbnissplätze, Anlage derselben 81. 
Beleuchtung 161. 

Benzoesäuregaze 153. 

— watte 153. 

Bett mit Closeteinrichtung 90. 

Bettschiene 324. 

Bettschrank, verstellbarer mit Nachtstuhl 90. 


Bettstelle 8, 46, 323, 324. 

Bier, Nährwerth desselben 235. 
Bieranalysen 235. 

Bierdruckapparate 236. 
Bierleitungseinrichtung 116. 

Biscuits, stärkefreie 471. 
Blasencatarrh 38, 468. 

Bleichsucht 239. 

Bleivergiftung 118. 

Bordighera 473. 

Brandwunden 278. 

Brausebad 4. 

Brod 195. 

Brod aus Eicheln 152. 

— für Soldaten 152. 
Broinäthyl-Chloroformnarkose 469. 
Bronchopneumonie 38. 
Brustwarzenschrunden 38, 158, 278. 
Butter, künstliche 236. 

O. 


Carbolcatgut 153. 

— gaze 154. 

— Jute 154. 

— öl 154. 

— pulver 118. 

— schwofeisaure Zinkgaze 154. 

— seide 154. 

— torfmull 154. 

— watte 154. 

Carcinom des Uterus 239, 351. 

Cardialgie 138. 

Catgut 155. 

Cementdielen 161. 

Centralheizung 202. 

Chinin, subcutane Injectionen desselben 75. 
Chloroformnarkose 118, 414, 469. 

— synkope 469. 

— Vergiftung 76. 

Chlorzinkjute 155. 

— watte 155. 


Cholera, Prohibitivmassregeln 311. 

—, Behandlung derselben 365, 367, 411. 

—•, subcutane Infusion bei derselben 368. 
—, einige Beobachtungen über dieselbe 356. 
Chorea 38. 

Choryza 239. 

Chromsäurecatgut 155. 

Closet mit Torfmull 476. 

Closet-Spülapparat 5. 

Cocain-Vergiftung, Behandlung derselben 469. 
Collaps 239. 

Conservebrod 195. 

Croup 38. 

Cystitis 278. 

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D. 

Darmcatarrh 239. 

Darmverschluss 118. 

Decken, Herstellung derselben 281. 
Desinfection der Hände 236. 

— mit Sapron 425. 

— der Wände 129. 

— der Wohnung 164, 240. 
Desinfectionsapparat 129, 206, 321. 

— anstalt (Berlin) 7. 

— essig 277. 

— flüssigkeit, Einlassen derselben in Spül¬ 
wasser 89. % 

— mittel, neuere 404, 456. 

— mittel, Regulirung ihres Zulaufs 7. 

— pulver 277. 

— verfahren 287. 

Desinficirendes Tünchmittol 277. 

Diabetes 158. 

Diaphterin 276. 

Diarrhoe 119, 158. 

— der Kinder 76. 

Dielen aus Cement 161. 

Diphtheritis 76, 158, 278. 

Drains 155. 

E. 

Eczem 38. 

Egypten, Phthisis in demselben 473. 

—, Winteraufenthalt in demselben 371. 
Eichelbrod 152. 

Eigelb 116» 

Eisenbahnhygiene 122. 

Eisenbahnunglück 122. 

Eisenbahnwagen, zum Krankentransport 42. 
Eisenchlorid watte 155. 

Electrotherapie 39. 

Epididymitis 236. 

Epilepsie 39. 

Erbrechen bei Chloroformnarkose 352. 
Ernährung der Typhuskranken 354. 

— mit Kohlehydraten und Fleisch 418. 
Ertrunkene,Wiederbelebung derselben 316,350. 
Erysipel 76, 278, 352. 

Essigsäure Thonerde-Gaze 155. 

-- -Jute 155. 

-Watte 156. 

F. 

Fabrikschornsteine, Reinigung derselben 43. 
Farben, gesundheitsschädliche 122. 

Fäcalien, Ofen zum Trockenen derselben 376. 
Feldlazarethe von Pappe 42. 
Fensterverglasung 43, 82. 

Femsprech Schutzringe 1. 

Fette, Nährwerth derselben 275. 

Filtersäulen 1. 

Filter aus Kieselguhr 315. 

-Sand 475. 

— geschlossenes mit Siebeinsätzen 85. 
Filtrationsverfahren 44, 475. 

Filzläuse 239. 

Fisteln, tuberculöse 480. 

Fleisch, finniges 152. 

—, tuberculöses 153. 

—, Grauwerden desselben 370. 


Fleischconservierung 193, 471. 

— conserve 471. 

— pepton, Denayer's 34. 

— Präparate 471. 

Flur belagsteine 83. 

Flussreinigungsanlagen 4. 

Fracturen und Luxationen, Lehrbuch von 
Hoffa 40. 

Frostsalbe 278. 

Furunkel 198. 

Fuss, der menschliche, und seine Bekleidung. 

Lehrbuch v. F. Beely und Kirchhoff 78. 
Fussschülzer 474. 

G. 

Gallensteine 352, 398. 

Gastralgie 278. 

Gastroenteritis 198. 

Gebärmuttercatarrh, Behandlung desselben 469. 
Gebäude, drehbare und ausziehbare 201. 
Gelbsucht 316. 

Gelbes Fieber 466. 

Gelenkrheumatismus 39. 

Gemüse-Conserven 34. 

Gicht 352. 

Granatin 117. 

Gurtspanner 474. 

Gypsbinden 156. 

— theer 156. 

— watte 237. 

JET. 

Haare, Entfernung derselben 351. 

Haarausfall 278. 

— wasser 199. 

Haematurie 76. 

Haemol 74. 

Haemogallol 74. 

Haemorrhoiden 239, 480. 

Handfrotteur 86. 

Harnblase, Tuberculöse derselben 240. 
Hausablässe, Sicherheitsvorrichtung 129. 
Heilpersonal, Ausbildung desselben 31. 
Heilstätte für unbemittelte Lungenkranke 407, 

463. 

Heizung 202, 449. 

Hemikranie 159. 

Hevzkrankkeiten, diätetische Behandlung der¬ 
selben 417. 

— chronische 467. 

Herztonicum 468. 

Höllensteinstifte, Aufbewahrung derselben 80. 
Holzwolle 195. 

Hummern, Genuss kranker H. 193. 
Hydrocephalus 76. 

I. J. 

Influenza 77, 159, 199. 

Infusion, subcutane bei der Cholera 363. 
Jodoformaether 156. 

— collodium 157. 

— emulsion 157. 

— gaze 157. 

— salbe 157. 

— sand 157. 

— seide 157. 


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V 


Jodoformtorfmull 195. 

— watte 195. 

Jodozon 479. 

Jodpräparate 117. 

Jod watte 195. 

Juckreiz 119. 

Juniperuscatgnt 195. 

K. 

Kaffee 73, 116. 

— Surrogate 194. 

Kafildesinfector 45, 78. 

Kalodont 479. 

Kaminofen 44, 127. 

Kautschukpflaster 196. 

Keuchhusten 39, 119. 

Kindbettfieber 415. 

Kindern&hrmittel 73, 151. 

Klappstuhl 166. 

Klimatologie des Südens 420. 

Klimatische Kuren in den Alpen 421. 
Kohlensäurebäder, Herstellungsverfahren 163. 
Kopfhaut, Schuppen derselben 119. 
Krankenbett 323. 

Krankenbett-Tisch 8. 

Krankenhaus in Hamburg 480. 
Krankenpflegevereine 151. 

Kreosotpillen 351. 

Kropf 119. 

L. 

Lack für Ofenröhren 161. 

Lampe, hygienische 83. 

Laryngitis crouposa 159. 

Lazareth- und Feldbaracke 123, 124. 
Leberthran 275. 

Lederteppiche 125. 

Leichenbestattung 271. 

Löffelflaschen 200. 

Luftbefeuchtungsapparat 475. 

Luftverderbniss 44. 

Lungenkranke, Heilstätte für unbemittelte 407, 
T . 463. 

Lungenschwindsucht, Behandlung derselben 

362, 413, 467. 

M. 

Magencatarrh 199. 

Mantelschachtöfen 125. 

Matratzen, verstellbare 373. 

— aus Stahlspringfedern 160, 165. 
Meningitis tuberculosa 77. 

Metalldachplatten 124. 

Metallplatten mit Cementumhüllung 281. 
Miessmuscheln 194. 

Milch 70, 194. 

—, mittlere Zusammensetzung derselben 470. 
Monaco 371. 

Monte Carlo 371. 

Mundwässer 199, 279 
Muschelvergiftung 236. 

Mückenstiche 279. 

Müll, Vernichtung desselben 80, 240. 

IV. 

Nahrungsmittel, Verfälschung derselben 35. 

—, Aufenthaltsdauer derselben im Magen 276. 


Nasenbluten 352. 

Neugeborene, Säugung derselben 369. 
Nierenkranke, Ernährung und Behandlung der¬ 
selben 418. 

O. 

Oefon 125, 126, 127, 245, 246, 280, 282. 

Ofen zum Trocknen von Fäcalion 376. 
Ofenklappe 424. 

Ospedaletti 473. 

Oxyuris 159. 

P. 

Pambotano 37. 

Papierkorksteine, Koch sehe 82. 
Pappdeckenschachteln für Sterilisation 38. 
Pepsin-Elixir 275 
Peptone 401, 452. 

Perlsucht 279. 

Perubalsamemulsion 196. 

Pflaster, verschiedene zurWundbehandlung 196. 
Pflasterung 1. 

Pflege ansteckender Kranken 361. 
Pfleger-Curse, Leitfaden für dieselben 480. 
Phenosalyl 479. 

Phosphorvergiftung 39, 77. 
Pigmenthypertrophieen 378. 

Pissoir, geruchloses 375. 

Pityriasis 239. 

Pneumonie 159. 

Poliklinik Umberto I. zu Rom 41. 

Prostatitis 77. 

Pruritus ani 239. 

Q» 

Quecksüberjodid watte 196, 

R. 

Rauchbelästigung auf Eisenbahnen 317. 
Räucherbänder, Verfahren zur Herstellung der¬ 
selben 422. 

(San) Remo 371. 

Resorcinsalbe 197. 

Ricinusöl 117. 

Riviera, Gesundbeitsverhältnisse derselben 371, 

473. 

Roggenmehl, Nachweis desselben im Weizen¬ 
mehl 34. 

Rosinen 72. 

Rotter’s antiseptische Pastillen 197. 
Rückenmarksschwindsucht, Behandlung der¬ 
selben 468. 

S. 

Säugung der Neugeborenen 369. 

Salicylgaze 197. 

— jute 197. 

— salbe 197. 

Salophen 74. 

Salpetrige Säure 236. 

Sanatorium auf See 372. 

Sandfilter 475. 

Sanitätsordnung 113. 

Saprol 425. 

Scharlach 77. 

Schinnenbildung der Kopfhaut 279, 378. 
Schlafmittel, diätetische und physikalische419. 


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VI 


Schnupfen 199. 

Schnupfpulver 77. 

Schornsteine, übelriechende 242. 
Scliornsteinaufsätze 241. 

Schülermahlzeiten 472. 

Schwämme 37, 197. 

Schweisse der Phthisiker 467. 

SUk protective 197. 

Singultus 199, 279. 

Sonde zur Dilatation von Speiseröhrenver¬ 
engerung 368. 

Soor 72, 159. 

Sparteinum sulfuricum 468. 

Speibehälter in Taschenform 421. 
Speisepulver 36. 

Spongia pressa 197. 

Spucknapf 46, 90, 130, 166, 167, 168, 248, 
287, 324, 325, 378, 477. 

Spulwürmer 240. 

Spülvorrichtung, selbstabsetzende 128. 
Steilschrift 80. 

Sterilisirung der Auswurfstoffe Cholerakranker 

478. 


Strahlrohr 285. 

Strassenkanäle,Reinigungsapparat für dieselben 

128. 

Strassenreinigung 7. 

Stuhlbett 130. 

Sturzflammenöfen 245. 

Sublimatcharpie 75. 

— catgut 198. 

— gaze 198. 

— lösung 237, 238. 

— pastillen 237. 

— pulver 237. 

— sand 237. 

— torfmull 237. 

— watte 287. 


T. 

Tabes, Bonuzzi’sche Behandlungsmethode 119. 
Tabiker, Schmerzen derselben 39. 

Tanningaze 237. 

Tetanus 240. 

Thee 275. 

Theemischung 36. 

Thermometer, Prüfung derselben 69. 

Thilanin 117. 

Thymolgaze 238. 

— lösung 238. 

— watte 238. 


Tischbett 130. 

Trachealcanüle 469. 

Trinkwasserversorgung 422. 

—, Reinigung desselben 162. 

Tripper 39, 316, 480. 

Tuberculose 159. 

Tutnenol 36. 

Turnhallen 326. 

Typhus, Behandlung desselben 466. 
Typhuskranke, Ernährung 354. 

TJ 

Ungezieferpomade 199. 

Universitätsklinik in Rom 83. 

Uterusblutung 199. 

Uterusschmerzen 200. 

V. 

Ventilation mittels Druckluft 243. 
Verbrennung 200. 

Verbandpäckchen 238. 

— pulver 238. 

Verwundetenpflege 274. 

Vibrationsbehandlung 414. 

W. 

Wandfeuchtigkeit, Methode zur Bestimmung 
derselben 423. 

Warmwasserheizung vom Küchenherd 449. 
Wasser, Kochvorrichtung für dasselbe im 
Grossen 374. 

—, drehbarer Apparat zur Reinigung des¬ 
selben 284. 

— Versorgung 359, 422. 

—, sterilisirtes, Erzeugung desselben 85. 
Watte, gepresste 195. 

Wein, Analysen 235. 

—, Entgipsung desselben 73. 

—, Zuckerzusatz zu demselben 153. 
Wismutgaze 238. 

Wohnungsdesinfection 164. 

Wurst, Grauwerden derselben 370. 

Z. 


Zahnpulver 154, 200. 

Zelt aus Roll wand 474. 

Zinkgaze 238. 

— paste 238. 

Zungenspatel 280. 

Zwischendecken, Füllmat erial für dieselben 124. 


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Sachregister der „ärztlichen Polytechnik. 


A. 

Abdominalsuturen, Nadel f. 302. 
Accumulatoren f. ärztl. Zwecke 25, 175. 
Acupuncturnadel, elektrolyt. 252. 

Adapter, elektr. 391. 

Aethylchlorürzerstäuber 139. 

Aetbylbromür, App. z. Narkose mit 490. 
Aluminiumcanüle f. Intrauterinspritzen 26. 
Amalgambereitung f. zahnärztl. Zwecke 445. 
Ambulanzstuhl 65. 

Ambulanztragbahre 335. 

Amputation, Lappen-Retractor f. 427. 
Amputationssägen 261, 385. 

Araygdalotom 91. 

Amygdalotom, Lingual- 429. 
Anaesthesirungsapparate, inhalatorischo 11, 
339, 490. 

Anaesthesie, App. f. Local- 139. 

Anchylosen, Apparate z. Bebandlg. der 485. 
Anschlussapparate, elektr. für ärztl. Zwecke 
175, 391. 

Applications-Elektroden s. Elektroden. 
Augenlidhalter 432. 

Augenlidpincetten 342, 431. 
Augenlidsearificatoren 431, 432. 

B. 

Ballonspritze s. Kautschukspr. 

Bandage f. Laparatomirte 228. 

Bandage f. entzündete Brustdrüsen 141. 
Beinhalter f. Perinäaloperationen 333, 489. 
Bekleidungs-Elektroden 178. 
Beleuchtungsvorrichtung f. d. Respirations¬ 
atrien 223. 

Beleuchtungsvorrichtung f. d. Krankenbett 299. 
Beleuchtungsvorrichtungen f. innere Organe s. 
diese. 

Besteck,""allgemeines chirurgisches 260. 
Besteck, £ dermatologisches 302. 

Bestecke f. Intubationsinstrumente 13, 255. 
Besteck f. subcutane Injection 231. 

Bistouris 92, 134, 261. 

Blasenoperationen, Instr. f. d. Harnblase. 
Brillengestell 22. 

Brillen, Probir- s. diese. 

Bromaethyl-Narkose, App. f. 490. 
Bruchbänder 101, 102, 228, 229, 267, 337, 338, 
439, 488. 

Bruchschienen s. Fracturschienen. 

O. 

Canülen s. Spritzencan. 

Cat gut, App. z. Sterilis. von 481. 

Centrifuge, Harn- 185. 

Cervix-Dilatatoren, Hegar’sche 301. 


Cervix-Dilatationsballon, geburtshülfl. 301. 
Chloraethyl-Zerstäuber 139. 

Chloroform-Frage 209, 249. 
Chloroform-Narkose, App. f. 11. 
Cholera-Respirator 447. 

Chromsäureträger f. d. Respirationsatrion 218. 
Collodial-Heftpflaster, Bereitung von 488. 
Compressionsbandage f. d. Brustdrüsen 140. 
Conchotom 173. 

Cornealtrübungen s. Homhautflecke. 

Corset, Geradehalter- 55. 

Craniotomie-Meissel 141. 

Curette, Ovum- 57. 

Curetten f. d. Nasenhöhle 173. 

Cystoskope 93, 184. 

r>. 

Dampfstrahlapparat 398. 

Dampf- und Wassersterilisator 289. 
Darmnahtplatte, vegetabilische 48. 

Daumen, Fractur- und Luxationsschiene f. d. 306. 
Daumenphalanx, App. z. Geraderichtung d. 52. 
Desinfectionsapparate 398, 433. 
Dilatationsballon, cervicaler, geburtshülfl. 301. 
Dilatationsstifte, Hegar’sche 301. 

Diphtheritis, Zungenspatel z. Gebrauche b. 63. 
Drainröhre f. Empyem Operation 223. 
Drainröhre f. d. Uterinhöhle u. Einführungs¬ 
instrument 170. 

Drehscheibe m. elektr. Betrieb z. Untersuchung 
d. Sehschärfe 211. 

Dunkelraum, transportabler f. d. ärztl. Sprech¬ 
zimmer 260. 

E. 

Einstellvorrichtung an Bruchbandpelotten 229. 
Elektro-Accumulatoren 25, 175. 
Elektro-Chirurgie, App. f. 23, 25, 29, 107, 252. 
Elektrode, Acupunctur- 252. 

Elektroden, Bekleidungs- 178. 

Elektroden, elektrolytische Hornhaut- 23. 
Elektroden, Intubations- 217. 

Elektroden, klebende 216. 

Elektrode, Kamm- 495. 

Elektroden, kauterisirende s. Galvanokauter. 
Elektroden, Massage- 26. 

Elektroden, Rheostat- 297. 
Elektro-Diagnostik, App. f. 185, 211, 217, 296, 
297, 389, 393. 

Elektromassage d. Nasenschleimhaut, Instr. z. 
441. 

Elektrometer s. Galvanometer. 
EllipseQschiene, Das orthopäd. Princip der 337. 
Empyem, Drainröhre f. 223. 

Endoskop s. Cystoskop, Urethroskop. 
Epilationspincette 94. 


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VIII 


Erleichterung des Gehens,Springens u. Laufens, 
Vorrichtung zur 269. 

Kxtonsionsapparate f. orthopäd.u. chirurgische 
Zwecke 19, 482, 487. 

Extractionsschlinge, geburtshülfliche 170. 

F. 

Fistel Stöpsel f. künstl. Eröffnung der Harn¬ 
blase 428. 

Flüssigkeitsfängcr f. gynäkol. Irrigation 446. 
Flüssigkeitszerstäuber 189. 

— für ölige Flüssigkeiten 344. 

— per tubam 58. 

Fracturschiene f. Schiefbrüche d. Tibia 19. 

— aus Stahlblech 169. 

— für den Daumen 306. 
Fracturverbandscheere 491. 
Fromdkörperentfernung s. Gehörgang. 

Gm 

Galvanokauter f. d. Prostata 25. 
Galvanometer 295. 

Gaslampe f. Untersuch, d. Respirationsatrien 
223. 

Geburfshülfe, Instrumente zur s. Craniotomie- 
meissel, Luftpumpe, Kautschukballon. 
Geburtszangen 57. 

Geburtszangen-Hebel z. Axentraction f. 105,396. 
Gehörgang. Fremdkörperhäkchen f. d. äuse. 
343. 

Gehörgang, Polypenscheere f. d. äuss. 343. 
Gehörbrille 147. 

Genitaltasche für Männer 181. 

Genu valgum, Schiene f. 807. 

Gcradehalter 18, 55, 140, 336, 438. 
Giftflasche m. Sicherheitspfropfen 110. 
Gipsverbände, Vorrichtung z. Anlegung von 16. 

— Scheere zuin Oetfnen der 491. 
Gliedmaas8en u. Rückonknochen, Vorrichtung 
z. Behandlung schwer erkrankter 98. 

H. 

Häkchen z. Entfernung v. Fremdkörpern aus 
dem äuss. Gehörgang 343. 

Handschelle für Onanisten 182. 

Handstück f. zahnärztl. Werkzeugiuaschionen 
343. 

Harnblase, Instrumente z. Operation in der 
59, 93, 184. 

Harncentrifuge, elektrische 185. 
Harnreagentienschränkcben 185. 
Harnröhren-Stricturen, Instrum. z. Behdlg. der 
Heftpflaster, Collodial- 488. 

Heissluftinhaler 299. 

Hernien, Nadel z. Radicaloperation der 263. 
Hernien, Bandagen z. Retention von s. Bruch¬ 
bänder. 

Herz- und Pulsbewegungen, elektrotelephon. 

App. z. Diagnose der 389. 

Hörvorrichtungen 106, 147. 
Horizontal-Galvanometer 295. 

Hornhautflecke, Elekrode zur elektrolyt. Be¬ 
handlung der 23. 

Hosenträger, Rückenwärmer- 141. 
Hüftgelenkserkrankungen, App. z. Behandlung 
von 53, 98, 307, 482, 487. 

Hühneraugen, Vorrichtung z. Beseitigung von 
308. 


J. 

Jaques-Katheter und Schlundsonden 178. 

I. 

Inductionsapparat 177. 

Inhalationsvorrichtungen zu medic. Zwecken 
138, 179, 399. 

— f. chirurgische Narkose s. Anäst hesirvor- 
richtungen. 

Injection s. Spritzen. 

Instrumente, zerlegbare aseptische 52, 56, 92, 
134, 135, 261, 303, 340. 

Instrumentarium, allgem. chirurgisches 260. 
Instrumentarium, Resections- 880. 
Intrauterintherapie u. -Chirurgie, Instrumont 
zur 26, 57, 170, 301, 396, 429. 
Intubationsbestecke 12, 255. 
Intubationselektroden 217. 
Irrigationsvorrichtungen 103, 299, 446. 
Irrigationsflasch enstöpsel 171. 

K 

Kamm, elektrotherapeut. 495. 

Katheter 428, 178. 

Katheter-Stricturen 493. 

Kautschuk-Ballon f. geburtshülfl. Zwecke 301. 
Kautschuk-Spritzen, Vcntilanordnung f. 345. 
Kautschukgebisse, Presse f. 186. 

Klemmbahn s. Sperrhähne. 

Kneifzange f. d. Nasenhöhle 173. 

Kneifscheere f. d. Nasenrachenraum 218. 
Konsole, chirurgische 290. 

Kopfhalter, Rasir- 398. 

Krankenbett-Ampel 299. 
Krankentransportvorrichtungen 65, 334. 
Krankenwagen 335. 

Krücke, orthopädische 268. 

Kugelsucher, elektro-mikrophonischor 107. 
Kugelzange 224. 


L. 

Lampe f. d. Krankenbett 299. 

Laparotomie-Bandage 228. 

Laparotomie, Operationstisch f. 327. 
Lappen-Retractor f. Amputation 427. 
Ligaturenführer, gynäkologischer 304. 
Lingual-Amygdalotom 429. 

Localanästhesie, Chloraethyl-Zerstäuber f. 139. 
Luftpumpe, geburtshülfl. 395. 

Lungendehner 149. 

Lungenkrankheiten, Respirationsapparat f. 62. 


M. 


Massage, App. f. 19, 215, 216, 293, 295, 443. 
Massage, App. f. Elektro- 26. 

Messer, Chirurg. 92, 134, 303. 

Meiboin’scbe Drüsen, Klommscheere f. 342. 
Mikrotom 218. 

Milchabsäuger 27. 

Mittelohr, Spritze u. Pulverbläser f. d. 493. 
Mundspatel z. Gebrauch b. Diphtheritis 65. 
Mundspiegel-Befestigung 222. 

Mundsperrer 48. 

Mundstück f. Saugflaschon 346. 

Muskelklopfer, elektrischer 26. 


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IX 


N. 


Nackenroller 19. 

Nadel, Chirurg., m. Fadenspule 134. 

Nadel f. Abdominalsutur m. Suturenbehälter 
303. 

Nadel z. Radicaloperation v. Hernien 203. 
Nadeln, Hagedorn’sche 303. 

Nadelhalter, Hagedorn’scher 262. 
Nasenknochensäge 305. 

Nasenöffner 172. 

Nasenoperationen, lnstr. für 173. 
Nasenrachenspiegei 171. 

Nasenrachentumoren, lnstr. z. Beseitigung v. 
218, 492. 

Nasenschleimhaut, lnstr. z. Massage u. Elektro- 
Massage der 259, 141. 

Nasolacrymal-Spritze 57. 

Nerven- u. Gehirnaffectionen, Respirationsapp. 

z. Behdlg. v. 60. 

Neptunklemme 253. 


O. 

Objecttisch, elektro-mikroskopischer 217. 
Onanisten, Handschelle f. 182. 
Operationsmesser s. Bistouri, Messer. 
Operationstische 327, 332. 

Ovum-curette 57. 


P. 


Pastillenpresse 399. 

Patentlisten, amerikanische 29, 67, 187, 270, 
367, 496. 

—, deutsche 67, 111, 149, 187, 230, 309, 
348, 400, 447. 

Patentverschluss, aseptischer 340. 
Pendelapparate z. Behdlg. anchylot. Gelenke 
485. 

Percussionshämmer 147, 444. 

Perinaeoplastik, Speculum f. 18. 

Pessar, intrauterines 396. 

Pfeifenkopf, medicin. 308. 

Pincette z. Epilation 94. 

Pincette z. Behandlung des Trachoms 221. 
Pincette z. F esthalten der Conjunctiva Bulbi432. 
Plessimeter 28. 

Presse f. Kautschukgebisse 186. 
Probirbrillen-Gestell 21. 

Probirbrillen, Schiebkästchen f. 221. 
Prostatavergrösserung,Galvanokauter gegen25. 
Prothesen, Apparat z. Anfertigung von 437. 
Puderquaste 136. 

Pulverbläser f. d. Nase 146. 

Pulverbläser f. d. Mittelohr 493. 
Pyrophor-Cautere 336. 

U. 


Rasirkopfhalter 398. 

Reagentienschränkchen, Harn- 185. 
Resectionssäge f. d. Nasenhöhle 305. 
Resectionsinstrumente, Ollier’sche 379. 
Respirationsapparate f. Lungenkranke 62, 149. 
Respirationsapp. z. Behandlung von Nerven¬ 
krankheiten 60. 

Revolverklemmhahn 12. 

Rheostaten 176, 392. 

Rheostatelektroden, Vorrichtung z. Ein- u. 
Ausschalten der Widerstände bei 297. 


Ringmesser f. d. Zungenbasis 429, 492. 
Ringmesser f. d. Mandeln 91. 
Rückgratverkrümmungen, App. z. Behdlg. 

der s. Geradehalter, Corsets. 
Rückenwärmer-Ho8enträger 141. 
Rückenverschluss f. Doppelbruchbänder 267. 


S. 

Saugflaschen-Mundstück 346. 
Saugflaschen-Stöpsel 171. 

Scheere f. Fracturverbände 491. 

Scheere f. Entfernung v. Ohrpolypen 343. 
Scheerenpincetten 135, 340. 

Scheidenspecula 169, 397. 

Scheidenspritze 104. 

Schieberpincette 433. 

Schiene f. Knochenbrüche s. Fracturen 
Schienen, orthopädische f. d.Daumenphalanx 52. 

-f. Hüftgelenk u. Rückenwirbel 307,336. 

-f. Genu valgum 307. 

Schlingenträger f. d. Respirationsatrien 259, 
492. 

Schlitten, Inductions- 177. 
Schlossverbindungen f. Operationsinstrumente 
135, 340. 

Scrotalbruchband 229. 

Sehstörungen, App. zur Diagnose von 
Sehprobenscheibe mit elektrisch betriebener 
Drehung 210. 

Sicherheitspfropfen für Giftflaschen 110. 
Skioskop 220. 

Skoliose s. Rückgratsverkrümmungen. 
Speculum f. d. hohen Steinschnitt 264. 
Speculum f. d. Harnröhre 264. 

Speculum f. Perinaeoplastik 50. 

Speculum f. d. Vagina s. Scheidenspecula. 
Sperrhähne f. Spritzen Schläuche 12, 253. 
Spritzencanülen 27, 47, 103, 480. 

Spritzen f. subcutane Injection 9, 131, 179, 
251, 252. 

Spritze f. d. Thränenwege 57. 

Spritze f. d. Mittelohr 493. 

Spritzenbehälter f. subcut. Inject. 251. 
Ständerirrigator 299. 

Steinschnitt s. Speculum 
Steintrümmerevacuator 59. 
Sterilisirungsapparato f. Chirurg. Instrumente 
289, 434, 481. 

— f. augenärztl. Instrum. 20. 

— f. Nähmaterial 481. 

Stethoskop 28. 

Stricturen-Katheter 493. 

Stricturen s. Harnröhre. 

Subcutanspritzen 8. Spritzen. 


T. 


Tamponträger s. Wiekenträger. 
Tenaculum intrauterine 55, 429. 
Thermokauter 94, 226. 

Thränenwege, lnstr. f. d. 57, 441. 
Tonsillotom s. Amygdalotom. 
Torsionspincette 304. 

Tourniquet 51. 

Trachompincetten 221, 342, 431. 
Tracheotomie, Führungsnadel f. 431. 
Trockenspray m. Fussbetrieb 138. 


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X 


u. 

Universalhandgriff f. chir. Instrum. 303. 

— f. Naseninstrumente 172. 
Universalschlinge für die Respirationsatrien 
239. 

Urethrotome 264, 265. 

Urethrograph 183. 

Urethral-Speculum 264. 

Urethral-Endoskop 264. 

Uterus-Repositor 56. 

V. 

Vagina s. Scheide. 

Ventilanordnung f. Kautschukspritzen 344. 
Verbandwatten-Behälter 262. 

Versuchsbrillen s. Probirbrillen. 


W. 

Wasch-, Verband-, Reagentien-u. Instrumenten- 
Konsole 290. 

Wehenerreger 301. 

Wiekenträger, zahnärztlicher 137. 

— augenärztlicher 306. 

Winkelstück f. zahnärztl. Werkzeugmaschinen 

Z. 

Zahnklammer 266. 

Zahnbürste, drehbare 109. 

Zerstäuber s. Flüssigkeitszerstäuber, Pulver¬ 
bläser. 

Zungenspatel s. Mundspatel. 

Zungenbasis, Ringmesser f. d. 429, 492. 

, Zapfencharniergelenk b. liämostatischen Pin- 
i cetten 136. 


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Autoren-Verzeichntes der „ärztlichen Polytechnik. 


Aleman 23. 

Alexander 264. 

Allen & Hanbury 299. 
Ammensdörfer 398. 

Andrews 493. 

Anger & Edert 290. 

Arango 429. 

Arnold & Sons 141. 

Artus 134. 

Baer 255. 

Bardenheuer 485. 

Balogh de Galantha 109. 

Bay 226. 

Beck 131. 

Bendig 252. 

Benzinger 688. 

Berger 221. 

Bingler 437. 

Bishop 218. 

Blaensdorf 175, 176, 177. 
Bleyer 217. 

Bohnrath 186. 

Bottini 24. 

Bouzendroffer 221. 

Braatz 481. 

Briggs 304. 

Brockhaus 269, 309, 496. 
Bronner 59. 

Brown 264. 

Broz. 260, 261. 

Bucklin 305, 485. 

Budin 171. 

Buengen 337. 

Butcher 169. 

Carl 211. 

Capelle 434. 

Chappell 492. 

Clarke 50. 

Codman & Shurtleff 139. 
Collin 228, 380—387. 

Crile 302. 

Czarnowski 490. 

Davis (Los Angeles U. S.) 62. 
Davis (Birmingham U. 8.) 428. 
Dawbarn 48. 

Denmann 290. 

Dubois 134. 

Dufft 102. 

Duke 141. 

Duplay 232. 

Eck 297. 

Edebohls 326. 

Edgelow 137. 


Ehrlich & Köhler 65. 

Elliot 503. 

Empfenzeder 491. 

Engelhard 446. 

Ewald 177. 

Favre 135. 

Fazzini 145. 

Feldbausch 172. 

Felizet 179. 

Fischer 148. 

Fluhrer 265. 

Folger 433. 

Ford 228, 262, 303, 304, 

489, 492, 493. 

Freese 346. 

Furner 336. 

Qansom 28. 

Gilliam 55. 

Godson 301. 

Goldtwait 306. 

Griffith 223, 342. 

Gruening 94. 

Gruenwald 173. 

Gudendag 179. 

Hai bay 170. 

Hampel 343. 

Hanhart & Ziegler 258. 

Hanks 396. 

Hartwig 93. 

Harvey 431. 

Hazard, Hazard & Co. 52, 302, 
305. 

Henger 27. 

Heidt & Wien 255. 

Hessing 98. 

Higgins 223, 263. 

Hildebrandt 53. 

Hirschmann 295. 

Hoch & Hunzinger 485. 

Hodge 184. 

Hoeftmann 53. 

Hofmann 493. 

Hoelder 91. 

Holder 19. 

Holowinsky 389. 

Horrocks 307. 

Hortyes 218. 

Hubbell 343. 

Hupp 489. 

Ising 185. 

Jankau 171. 

Jankauer 302. 


Janvrin 304. 

Jarvis 492. 

Jetter & Scheerer 340. 
Johnston 52. 
Jueterbock 445. 

Jung 218. 

Jurschizka 228. 


Lahmann 259, 441. 

Lambert 57. 

Lazarus 447. 

| Lee 169. 

| Lehnhardtson 266. 

! Lieb 334. 

Lueddecken 494. 

Lumley 57. 

Lymann 105, 252, 396. 

Mackenzie 299. 

Marx, Heine & Co. 446, 494. 
Mayer & Meitzer 18. 

McCahey 395. 

McCurdy 427. 

Meier 18. 

Meierhof 343. 

Meyrowitz Bros. 217, 218. 
Milton 170. 

Morrow 302. 

Mueller, Edmund 482. 

Mueller,Eduard (Hagen) 220,291 
Munn 183. 

Naeser & Kottlarzig 178. 
Nagel 140. 

Nehmer 216. 

Neumeyer 439. 

Neuschäfer & Rendel 488. 
Newell 59. 

Newman 253. 

Nichols 251. 

Ollier 379. 

Osborne 51. 

Owert 222. 


429, 


Keiller 301. 

Keppler 141. 

Kilian 399. 

King 16. 

Kingman 56. 

Klein 107. 

Klitzkowski 181, 182. 

Kloepfer 133. 

Knapp 221. 

Krahl 140. 

Krohne & Sesemann 209, 249. 
Krönig 299. 


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XU 


Paquelin 94. 

Pautinsky 306. 

Percival 21. 
de Pezzer 428. 

Pfau 12. 

Plielps 340. 

Philipps 262. 

Piffard 391. 

Powers 48. 

Pyle 433. 

ßainal 103, 333. 

Rand 264. 

Reichardt 9. 

Reiner 224. 

Renssen 47. 

Reynders & Co. 326, 340, 343, 
344. 

Richter 101. 

Riley 495. 

Roane 430. 

Robson 307. 

Rosner 26. 

Roe 420. 

Salz 147, 444. 

Schaefer 55, 336. 

Schellenberg 170. 


Scbievekamp 180. 

Schilling 473. 

Schimmelbusch 434. 

Schloss u. Stern 32. 

Scholl 308. 

Schollar u. Simsky 342. 
Schreiber 104. 

Schwarz 229. 

Shaw 18. 

Siemon 179. 

Singleton 65. 

Soci4t4 suisse etc. 25. 

Spitzer 106. 

Steffens u. Hansen 110. 
Sternberg 289. 

Stiefenhofer 174. 

Stille 372. 

Stillmann 397. 

Stouse 344. 

Straub 70. 

Taylor 487. 

Tiemann & Co. 94, 220, 228, 
251, 252, 262. 264, 265, 302, 
303, 304, 339! 343, 396, 397, 
428, 429, 430, 431, 432. 
Tilger 433. 

Treuleben 268. 


Triest 438. 

Truax <k Co. 218. 

Turek 338. 

Viol 308. 

Vorstädter 253. 

Walb 11. 

Walcher 340. 

Warbasse 262. 

Warmbrunn. Quilitz k Co. 185, 
186. 

Watkins 207. 

Weeks 431. 

Weinberg 134. 

Wendschuch 12, 19, 26, 27, 
136, 138, 146, 147, 215, 216. 
259, 300, 441, 442, 443, 447. 
White 65. 

Whitehead 57. 

Whyte 344. 

Wight 339. 

Wild 398. 

Wilmer 439. 

Würdemann 220. 

Yagn. 269. 


RODOLSTADT, FÜR9TL. FRtV, HofBCCETDRtTCKflUtT (F. MlTZX .ATt). 


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Januar 


1802 


M 


1 . 


Inhalts «aullclie Elnrl«*htan*en: Allgemeines: Fernsprech-Schutzringe 1. — Pfl&sterungs- 
methode 1. — Wasserversorgung: Filter-Säulen 1. — Flussreinigungsanlagen 4. — Badeelurlehtungen: Brause¬ 
bad 4. — Kanalisation: Closet-Spülapparat 5 . — Abtritt. 6. — Abwasserreinigung ft. — Ileslufeetlon: Destnfec- 
tlonsanstalt in Berlin 7 . — Desinfectlonsmittelzulaufeiuricbtung 7 . — StrassenreJnigungsfrage 7 . — Innere Ein¬ 
richtung von Krankenbünsern: — Bettstelle 8. — Betttlsch 8. 

Acrxtllrtae Polyt«elaialk: Chirurgische Instrumente: Spritze aseptische 9 . — Chloroformtnjections- 
spritze 11 . — Klemmbahn 12 . - Intubationsbesteck 12 . — Gypsverbände, Gestell für Anlegung von 16 . — Specu- 
Inm 18 . — OrthopldIsche Apparate: Geradehaltcr 18 . — Extensionsschiene 19 . — Nackenroller 20 . — Ophthalmo- 
logischc Instraniente: Stcrilisationsapparat 20 . — Brillengestell 21 . — Electrotherapentlsehe Instrnmente und 
Apparate: Klectrode f. Cornealtrübungen 23 . — Galvanocaustlscher Apparat zur g. Behandlung 24 . — Accumula- 
toren 25 . — Muskelklopfer, electrischer 26 . — (iynaekologlsehe Instrumente: Intrauterinspritzenansatz 26. — 
Diverse medlclnfsrhe Instrumente nnd Apparate: Milchzieher 27 . — Plessimeter 28 . — Stethoscop 28 . — Pbtent- 
berlcht 29 . 

Hpeelellc KrankcnpfleKc: He lipo rsonals-Ausbildung nnd Lebenslage 31 . — Nahrungsmittel: Roggen¬ 
mehl im Weizenmehl 34 . — Fleischpepton, Denayers 34 . — Gemüse-Conserven 34 . — Weine portugiesische 35 . — 
Nahning'nuttrlfälscbung 3. r >. — Speiaepulver 36 Theemischuog 86. — Arzneimittel: Tutnenol 36. — Pambo- 
tano 37 . — Antlpyrinpastlllen 37 . Verband und Deslnfectlonsnilttcl: Schwammreinigung 37 . — Poppendeckel- 
scbachteln 38 . — Therapeutische Miitheiliineeii: Gegen Ainygdalitis 38 . — Blasenkatarrh 38 . — Bronchopneu¬ 
monie 38 . — Brustwarzenschrunden 38 . — Chorea 38 . — Croup 38 . — Eczeme 38 . — Epilepsie 39 . — Gelenk¬ 
rheumatismus 39 . — Keuchhusten 39 . — Lanelnlrende Schmerzen 39 . — Obstipation 39 . — Phosphorvergiftnng 
39 . — Tripper 39 . — Ililcherschau : Moll, Electrotlicrapie 39 . — Brockhaus, Loxion 40 . — Hnflfa, Lehrbuch 40 . 



Fernsprech-Schutzringe. Unter diesem Namen sind seit Kurzem, wie der 
EI.-Anz. 89 mittheilt, metallene Mundstücke in den Handel gebracht worden, 


welche verhindern sollen, dass der in das Telephon Sprechende die beim 
Sprechen aufgewirbelten Staubsubstanzen und Infektionsstoffe einathmet. Bei 
dem billigen Preise von 50 Pfg. per Stück, kann sich jeder Fernsprecher 
sein eigenes Mundstück stets reserviren. Die kleinen Apparate sind durch 
die Firma Leipelt, Annenstr. 22 zu beziehen. 

Bessere Pflasterungsmethode. (Zeitschr. f. Transp. und Strassenbau 30). 
Im Wiener Gemeinderath ist folgender Antrag gestellt worden: Das Ver¬ 
fahren, welches gegenwärtig bei der Pflasterung mit Granitwürfeln ange¬ 
wendet wird, ist unzweckmässig, denn es ist sanitätswidrig und unökonomisch; 
sanitätswidrig, weil der über das Pflaster gestreute Sand eine enorme Staub¬ 
entwickelung bewirkt und weil das Eindringen der Pferdejauche den Boden 
inficirt; unökonomisch, weil der mangelhaft hergestellte Untergrund, sowie 
die mangelhafte Dichtung der Fugen eine starke Abnutzung der Steine zur 
Folge hat und das neue Pflaster oft in kurzer Zeit so schlecht wird, dass 
es erneuert werden muss. Die Gefertigten beantragen daher: das Stadtbau¬ 
amt und der Magistrat werden beauftragt, dem Gemeinderathe eine neue 
Methode bei der Pflasterung mit Granitwürfeln vorzuschlagen, bei deren An¬ 
wendung (selbst unter erhöhten Kosten) die oben erwähnten Uebelstände 
vermieden werden. 


Wasserversorgung. 

Filter-Säulen zur Reinigung grosser Wassermengen von der Fabrik Plas¬ 
tischer Kohle, Herrmann Lorenz, Berlin S. O., Engel-Ufer No. 15. 

Eine Filter-Säule ist aus über- oder nebeneinander geschraubten hoh¬ 
len Kohlenscheiben (8" Durchmesser und 4 1 /." Höhe) zusammengesetzt, wird 
in horizontaler oder vertikaler Lage, je nach der Höhe des Wasserstandes, 


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angewendet und bietet durch ihre Konstruktion dem Druck des Wassers 

sehr viele Filtrirfliiclien dar. Die 
Grösse des Wasserbedarfs bestimmt 
die erforderliche Anzahl der Kohlen¬ 
scheiben, welche in einer oder meh¬ 
reren Säulen zusammengesetzt werden. 
Welche Anwendung»'weise (mit Heber, 
oder Wasserdruck, oder Pumpe) ge¬ 
wählt werden muss, wird sich unter 
Berücksichtigung der vorhandenen 
Bottiche, Reservoire oder sonstigen 
Einrichtungen leicht beurtheilen lassen. 

Die Verbindungsröhren und die 
grossen Abflusshähne sind aus gutem 
Zinn gefertigt und mit Schraubengewinden versehen, so dass die Auf¬ 
stellung der Säulen von Jedermann vorgenommen werden kann. Die wenigen 
Kohlenstäubchen, welche durch die Bohrung der Oeffnungen in die Kohlen¬ 
scheiben hineingefallen sind, werden von dem ersten Abfluss des Wassers mit¬ 
genommen und können also die Apparate sogleich in Gebrauch genommen werden. 

Für niedere Wasserbehälter sind die horizontalen Säulen sowohl mit 
Anwendung eines Gummischlauches als Heber (Fig. 1), als auch mit alleiniger 
Benutzung des Wasserdrucks anzuwenden. 

Es hat sich als nützlich erwiesen, die horizontale Säule mit Anwendung 
des Hebers mit einem einfachen Schutz gegen frühe Verunreinigung zu ver¬ 
sehen, wie in Fig. 1 abgebildet ist. Die Säule wird in einen Korb gelegt 
und die Zwischenräume werden mit grobkörniger animalischer Kohle aus¬ 
gefüllt, welche als mechanisch wirkender und desinfizirender Vorfilter dient. 

Für hohe Wasserbehälter mit hohem Wasserstande ist die Anwen¬ 
dung von vertikalen Säulen (Fig. 2) mit alleiniger Benutzung des Wasser¬ 
drucks von Vortheil, weil jede Säule 
bei Ausnutzung der Höhe des Wasser¬ 
standes nur einen Flächenraum von 
1 D-Fiiss erfordert, so dass eine 
grosse Anzahl Filter in einem 
verhäll nissmässig kleinen Reservoir 
zusammen wirken können und mehr 
Wasser liefern, als ein gleich grosses 
Filtrirbeet aus Kies oder anderen 
Filtrirmitteln zu beschaffen vermag. 
Die obere Kohlenscheibe einer verti¬ 
kalen Säule ist mit einem Gummi¬ 
röhrchen versehen, welches als Luft- 
rohr über dem Wasserspiegel aus- 
münden muss. Bei Anwendung einer 
einzelnen Säule wird der Hahn, nach¬ 
dem er durch die Wand des Wasserbehälters gelegt ist, mit der untersten 




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Kohlenscheibe durch ihre Verschraubung verbunden und werden die 
übrigen Kohlenscheiben einzeln 
auf einander geschraubt. Bei An¬ 
wendung mehrerer Säulen, welche 
einen gemeinsamen Abfluss er* 
halten sollen, werden dieselben 
auf einen Kasten von verzinntem 
Eisenblech (von 2 Zoll Höhe) 
aufgeschraubt, aus welchem das 
filtrirte Wasser durch das Ab¬ 
flussrohr ausfliesst. Die Abbil¬ 
dung Fig. 3 zeigt einen solchen 
Apparat von 4 Säulen, welche 
nur einen Flächenraum von 2 
Fuss im □ einnimmt, also in 
jedes gewöhnliche Reservoir ein¬ 
gestellt werden kann. 

Für tiefliegende Wasser (in Brunnenkesseln, in Cisternen für Regen¬ 
wasser, in Tanks der Seeschiffe, in Teichen und Flussbetten) sind die 
Filtersäulen mit Pumpkraft anzuwenden. Die Abbildung Fig. 4 zeigt zwei 
Säulen, welche auf ein Sammel-Reservoir (Cylinder aus Steingut oder Kasten 
aus verzinntem Eisenblech) aufgeschraubt sind. Das gleichfalls auf das 
Reservoir geschraubte Metallrohr hat oben eine Flaschenverschraubung, 



mittelst welcher der Apparat mit dem 
Saugrohr der Pumpe verbunden wird 
und bei nothwendig werdender Reini¬ 
gung auch leicht abgeschraubt werden 
kann. Zum Schutze gegen frühe Ver¬ 
unreinigung wird der Apparat, wie 
oben, in einen Korb gestellt und die 
Zwischenräume in diesem Korbe mit 
grobkörniger animalischer Kohle aus¬ 
gefüllt. 

Da die hohlen Kohlenscheiben ein 
durch ihre eigenen Filtrirflächen be¬ 
grenztes Reservoir bilden, so sammelt 
sich durch den natürlichen Druck der 
äussern Wassermenge im Innern der 
Säulen und in dem Cylinder resp. 
Kasten stets mehr Wasser, als jeder 
Hub der Pumpe ausgiesst, wodurch 
eine leichte Bewegung derselben er¬ 
möglicht wird. 

WoPumpendurch Dampfmaschinen 
für sehr grossen Wasserbedarf in Be- 



igdl 


trieb sind, müssen mehr Säulen auf 




























































4 


einen entsprechend grösseren Kasten aufgeschraubt werden, damit sich da¬ 
rin ein grösserer Vorrath filtrirten Wassers ansammeln und stets ersetzen 
kann, so dass die Porosität der Filter nicht direkt von der Pumpkraft an¬ 
gestrengt wird. 

Die Schnelligkeit der Filtration oder die quantitative Leistung der 
verschiedenen Apparate ist abhängig von der Anzahl der Kohlenscheiben, 
welche zu einer oder mehreren Säulen zusammengesetzt werden, und von der 
Höhe des Wasserstandes, also des Wasserdrucks, oder bei Anwendung 
von Pumpkraft von dem Zusammenwirken beider Kräfte. Als Beispiel 
diene, dass eine vertikale Säule von 5 Kohlenscheiben durch alleinige Be¬ 
nutzung eines Wasserdrucks in ca 5' Höhe pro Minute ca. 10 Quart oder 
in etwa drei Minuten 1 Kubikfuss Wasser filtrirt, dagegen wird eine 
horizontale Säule von 3 Kohlenscheiben, wenn auf dieselbe nur ein Wasser¬ 
druck von 2' wirkt, nur ca. 3 Quart pro Minute, und mit Anwendung 
des Hebers Fig. 1 unter einem Wasseretande von 3' ca. 5 Quart pro Minute 
liefern. 

Die Reinigung des Filtere wird erst nothwendig, wenn seine Thätig- 
keit aufhört. H. Lorenz. 

Der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege hat auf seiner dies¬ 
jährigen Versammlung in Leipzig im September folgenden Beschluss ein¬ 
stimmig gefasst: Bei dem Herrn Reichskanzler unter Bezugnahme auf die 
Eingabe des Vereins vom 15. October 1876 und 3. April 1878, und in An¬ 
betracht der neuen von Pettenkofer und vom Reichsgesundheitsamt angestell- 
ten Untersuchungen über die Selbstreinigung der Flüsse, nunmehr in dring¬ 
licher Weise vorstellig zu werden, dass die systematischen Untersuchungen 
auf alle diejenigen Flüsse und öffentlichen Wässer des deutschen Reichs 
ausgedehnt werden, welche für die Aufnahme städtischer Abwässer in Be¬ 
tracht kommen, um möglichst bald exakte Normen über deren Verunreinigungen 
zu gewinnen. Besondere Reinigungsanlagen für diese Abwässer vor deren 
Ableitung in den Fluss sind nur dann zu fordern, wenn durch specielle ört¬ 
liche Untersuchungen ermittelt ist, dass die selbstreinigende Kraft des Flusses 
nicht ausreicht. 


Badeeinrichtungen. 


Zimmer-Brausebad von Schaarschmidt in Blasewiz bei Dresden. 
Der für den Zimmergebrauch bestimmte Apparat besteht aus zwei halbrunden 
Gefassen, die, mit ihren flachen Seiten zusammenstosscnd, die Wasserbehälter 
für warmes und kaltes Wasser bilden. Der Betriebsmechanismus besteht aus 
einem Tretwerke, das durch den Badenden in Betrieb gesetzt wird. Durch 
diesen Mechanismus werden die die Stelle von Pumpen vertretenden Bälge 
in Betrieb gesetzt, die das Wasser aus dem Heiss- und Kaltwasserbehälter 
in die Höhe treiben. Dabei sind die beiden doppelarmigen Drehhebel, auf 
welche die Trittbretter des Tretwerkes abwechselnd einwirken und an denen 
die die Bälge treibenden Bügel hängen, durch Querstangen zu einem Rah- 


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men vereinigt, welcher von dem Badenden bequem in Querrichtung verschoben 
werden kann, um das Druckwerk in dem kalten oder warmen Behälter ganz 
oder theilweise auszuschalten, zu dem Zwecke, die Mischung des kalten und 
warmen Wassers nach Belieben zu ändern, sowie um gleichzeitig deu Abfluss 
des niederstürzenden Wassers in dio beiden Behälter zu regeln. Die Bälge 
des Druckwerkes sind dabei so eingerichtet, dass sie sich selbstthätig ent¬ 
leeren, wenn der Tretapparat nach Benutzung des Bados aus den Behältern 
herausgenommen wird. 


Kanalisation. 

Expansions-Closet-Spülapparat von den Vereinigten Eschebach’schen 
Werken, A. G., Dresden. Unter dem Namen Expansions-Closet-Spülapparat 
wird von den vereinigten Esche¬ 
bach'sehen Werken, A. G., Dresden 
ein sehr einfach construirter und 
kräftig wirkender Apparat (D. R.- 
P. No. 45115) in den Handel ge¬ 
bracht, der streng genommen ein 
Closet-Spülapparat mit einem Wind¬ 
kessel ist. Derselbe besteht aus 
einem hohlen kupfernen Cy linder von 
etwa 760 mm Höhe und 140 mm 
Durchmesser, dessen Luftinhalt 
durch das von der Wasserleitung von 
unten eintretende Wasser stark com- 
primirt wird, sodass beim Oeffnen 
des im Innern des Cylinders ange¬ 
brachten Ventiles durch das Nie¬ 
derdrücken des unterhalb sitzenden 
Hebels die Luftpressung das im In¬ 
nern enthaltene Wasser (rund 6 1.) 
mit grosser Kraft durch die ange¬ 
schlossene Rohrleitung in das Clo¬ 
set drückt und eine gute Reinigung 
desselben bewirkt. Der Cylinder 
wird mittelst messingener Bänder 
an die Wand in der Nähe des 
Closets befestigt und macht wegen 
seiner polirten Flächen und der 
eleganten Aussattung einen ge¬ 
fälligen Eindruck. 

Nach der Spülung füllt sich 
der Apparat selbstthätig und ohne 



Fig. 5. 


jedes Geräusch wieder mit Wasser durch ein Zuleituugsrohr von der Wasser¬ 
leitung, welche einen Druck von etwa 4 At. oder mehr besitzen muss. Im 
Zuleitungsrohr sitzt ein Durchgangsventil von 14 mm lichter Weite, um das 


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Wasser absperren zu können, und an einem kurzen Zweigrohr ein Ventil 
von 10 mm Weite, welches zur Einführung neuer Luft (etwa monatlich ein¬ 
mal) in den Apparat dient 

Der Apparat hat den Vorzug grosser Einfachheit, indem von der An¬ 
wendung eines Schwimmers und einer Feder Abstand genommen ist. 

Sch. 


Abtritt, bei welchem der in die Wand hineinklappbare Trichter mittelst 
eines biegsamen Schlauches mit dem Abfallrohr verbunden ist, von Max 

Karfunkel in Berlin. Dieses Closet mit Wasserspülung ist bestimmt, ver¬ 
deckt oder versteckt in Zimmern und Kammern, wie Kinderstuben, Kranken¬ 
zimmern, Badekammern, Toilettenzimmern, Garderoberäumen u. s. w., ange¬ 
bracht zu werden, dergestalt, dass dasselbe einerseits wenig oder gar keinen 
Raum des betreffenden Zimmers in Anspruch nimmt, andererseits ausserhalb 
der Benutzungszeit seine Bestimmung nicht auffallend verräth. Das Closet¬ 
becken aus Porcellan, emaillirtem Eisenguss oder ähnlichem Material, ist 
mit einem Holzmantel und Holzsitz bekleidet und mit einer Handhabe zum 
Herunterklappen ausgestattet. Ein Abflussschlauch aus Kautschuk, Draht¬ 
spirale u. s. w. von hinreichender Capacität für den Durchlass fester Massen, 
ist auf die im Winkel von 45 0 stehende rohrartige Verlängerung des Closet- 
bcckens mittelst messingener Verschraubung wasserdicht aufgeschraubt und 
führt zur Latrine. Die Wasserspülung folgt infolge eines eingesetzten Stückes 
Kautschukschlauches oder eines wasserdichten Rohrscharnieres den Bewe¬ 
gungen der Closetscharniere. Nach der Benutzung des Closets wird dasselbe 
heraufgeklappt, gespült und eine Tapeten- oder Spindenthür geschlossen. Von 
dem Vorhandensein des Closets ist dann so gut wie nichts zu sehen. 


lieber Reinigung der Abwässer. Eisensulfat wurde bisher nicht zur Rei¬ 
nigung der Abwässer benutzt, weil eine billige Methode zur Gewinnung des 
Präparates nicht bekannt war. A. u. P. Buisine verwenden (Deutsch. Chem.- 
Ztg. durch Ind. Bl. 32) als Ausgangsmaterial zur Darstellung von Eisensulfat 
geröstete Pyrite, die als Abfallprodukt chemischer Fabriken in grosser Menge 
zu mässigem Preise zu erhalten sind. Wenn man solche Pyrite mit Schwefel¬ 
säure von 60° R. einige Stunden lang auf 100—150° erhitzt, so bedecken 
sie sich mit einer weisslichen Schicht von Eisensulfat. Sobald die Masse 
trocken und pulverig geworden, ist die Säure beinahe völlig gesättigt und 
es genügt nunmehr die Masse mit einer entsprechenden Menge Wasser zu be¬ 
handeln, um eine Eisensulfatlösung von bestimmtem Gehalte zu gewinnen. 
Wenn man das Verfahren methodisch anwendet, gelingt es, die gesammte 
Menge des gerösteten Pyrits als Eisensulfat in Lösung zu bringen. Die so 
erhaltene Eisensulfatlösung ist ein vorzügliches Reagens zur Reinigung der 
Abwässer. Das mit Eisensulfat gemischte Abwasser wird völlig klar, farblos 
und geruchlos, sowie neutral oder schwach sauer, während bei der Verwen¬ 
dung von Kalk das Wasser alkalisch ist, gefärbt bleibt, unangenehm riecht 
und, weil es eine grosse Menge organischer Stoffe gelöst enthält, bald in 
Fäulniss geräth. Der durch Eisensulfat erzeugte Niederschlag setzt sich 


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schnell ab und zeigt nicht in so hohem Masse wie der mit Kalk erhaltene 
Niederschlag, die Eigenheit in Fäulniss überzugehen. Durch Waschen des 
getrockneten Niederschlages mit Schwefelkohlenstoff kann inan das vorhandene 
Fett gerinnen machen. 


Desinfection. 

Vergrösserung der Desinfectionsanstalt Berlins. Die Stadt Berlin hat 
nach der „Kreuz-Ztg.“ ein grosses Grundstück in der Grünauer Strasse zum 
Preise von 200000 Mk. angekauft, um daselbst den Erweiterungsbau der 
städtischen Desinfections-Anstalt in der daranstosscnden Reichenberger Str. zu 
bewerkstelligen. Wie stark diese Anstalten in Anspruch genommen sind, ist 
daraus zu ermessen, dass mehr als 20 Wagen, welche die Anstalten in der 
Reichenberger Strasse und am neuen städtischen Asyl täglich in der Stadt 
umherschicken, nicht mehr ausreichen, um die Bestellungen auszuführen. 

Einrichtung zum Regeln des Zulaufs von Desinfectionsmitteln, entsprechend 
dem Zulauf von Abwasser von M. Friedrich & Glass in Leipzig. Bei 
Desinfections- und Klärgrubenanlagen fliesst dass Abfallwasser bezw. Closet¬ 
wasser durch ein Rohr in eine Vorgrube ein. Hier soll das Desinfections- 
mittel selbstthätig und quantitativ bemessen, entsprechend dem Abfallwasser¬ 
zufluss eingeführt werden, und zwar durch eine Einrichtung, bestehend aus 
einer Zuflussklappe, welche durch eine Zugstange in directer Verbindung mit 
einem Schieber steht. Dieser Schieber ist unterhalb des Fülltrichters, in 
welchem das Desinfectionsmittel eingegeben wird, derart angeordnet, dass beim 
Einfluss des Abfall Wassers, wobei sich die Zuflussklappe öffnet, auch gleich¬ 
zeitig der Schieber öffnet und Desinfectionsmittel aus dem Fülltrichter ein¬ 
fallen lässt, und zwar so lange und so stark, als der Wasserzufluss und das 
Oeffnen der Klappen anhält. 

Gleichzeitig wird durch diese Anordnung bezweckt, dass das Desinfections¬ 
mittel unmittelbar über dem Abfallwasserznfluss einfällt, wodurch dann ein 
sofortiges und inniges Mengen der Desinfectionsmittel mit dem Abfall- bezw. 
Closetwasser beim Eintritt in die Grube erfolgt. 

Aus der Vorgrube werden die desinficirten Abfallwässer nach der Klär¬ 
grube geleitet., und zwar kann dies continuirlich geschehen, wie der Zufluss 
erfolgt, eventuell unter Anwendung von Nachmischflügeln oder periodisch unter 
Anwendung eines Stauventils. 


Zur Strassenreinigungsfrage. Der Direktor des städtischen Strassen- 
reinigungswesens in Berlin, Herr Schlosky, hat eine Rundreise behufs Stu¬ 
diums der Sanirung aller Grossstädte Europas unternommen, über welche 
in der Zeitschr. für Tr. u. Str. 27 Folgendes mitgetheilt ist. Sein Hauptaugen¬ 
merk wendete er der Abfuhr und Verwerthung des Hauskehrichts zu; in 
Berlin ist dies Privatunternehmern überlassen, die Sache soll aber auch in 
Berlin behördlich geordnet werden und will er einen ähnlichen Modus, wie 
in Wien üblich, in Vorschlag bringen, jedoch soll der Unrath nicht, wie 


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beispielsweise in England, verbrannt, oder wie in Wien in Floridsdorf, ab¬ 
gelagert, sondern per Schiff verladen und der Landwirtschaft zugeführt 
werden. Bezüglich der water closets auf den öffentlichen Strassen in Wien 
lobte er deren praktische Einrichtungen, die solide Ausstattung und Sauber¬ 
keit, staunte aber darüber, dass diese in der inneren Stadt ganz fehlen. Die 
Geruchlosigkeit der einen Abtheilung für Herren ohne Wasserspülung mittelst 
einer Oelcomposition erregte sein besonderes Interesse; er meinte, dass Wien 
hierin allen anderen Grossstädten voraus sei und dass er diese Neuerung, 
welche der Stadt mehrere Millionen Liter Wasser, somit dem Stadtsäckel 
Tausende erspare, in Berlin auch einführen werde. Als sauberst befundene 
Stadt erklärte er Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands. 

Innere Einrichtung von Krankenhäusern. 

Bettstelle von Maria Carolina Scherer in New-York. Die Bettstelle 
besitzt ein umlegbares Fussbrett, um für gewöhnlichen Gebrauch auf den 
Bodenrahmen einen Bettrahmen einlegen zu können; um jedoch diese Bett¬ 
stelle zu einer bequemen Lagerstelle für Schweikranke zu gestalten, kommt 
bei derselben noch ein zweiter höherliegender, ausfahrbarer Bett rahmen in 
folgender Weise zur Anwendung: 

Ueber dem Bodenraum ist die Bettstelle mit zwei durch Kurbeln dreh¬ 
baren Querachsen versehen. Diese Achsen tragen Hebel und können mittelst 
eines Sperrrades und Sperrklinke in beliebiger Stellung gehalten werden. Die 
Hebel tragen ein paar weitere Leisten, welche Rollen haben. Diese Rollen 
tragen den oberen beweglichen Bettrahmen; der letztere ist durch Scharniere 
gegliedert und kann eingelegt werden, wenn er über das Bettgestell vorge¬ 
schoben wird, und mit einem Ausschnitt versehen sein, unter welchen ein 
Nachtgeschirr gestellt werden kann. Zur Anbringung eines Vorhanges dient 
ein Gestell. 

Zuerst wird der Rahmen durch Hochdrehen der Hebel über das Fussbrett 
gehoben und dann über eine Rolle desselben und auf den Rollen hinausgerollt. 
Der Patient setzt sich nun auf den Rahmen und wird in das Bett hineinge¬ 
zogen und durch Umlegen der Hebel dann herabgelassen. 

Krankenbett-Tisch von Frau Sophie Wegelin in Holzdorf bei Weimar. 
Der Tisch besteht aus einem Traggestell, welches mit Rollen ausgestattet ist, 
die auf seitlich an der Bettstelle angebrachten Schienen laufen und so leicht 
dem Kranken zum Gebrauch hingeschoben oder aus dessen Bereich entfernt 
werden kann. 

Au dem Gestell befinden sich eine Anzahl Haken, mittelst deren es mög¬ 
lich wird, die Tischplatte in verschiedenen Stellungen festzulegen. In der 
Tischplatte kann eine Schublade angebracht sein. Ferner lässt sich ein Tin¬ 
tenfass, welches pendelnd aufgehängt, sowie mehrere Behälter für Schreib¬ 
werkzeuge anbringen. Für solche Kranke, die in liegender Stellung verharren 
müssen, sind gebogene Schreibfederhalter verwendbar. 


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—*r Aerztliche Polytechnik. 4+— 

Redacteur: Dr. G. Bock. 

Chirurgische Instrumente. 

Roiehardt (Heidelberg) beschreibt eine neue aseptische Spritze zur 
Injektion und Aspiration, welche folgende Konstruktionszwecke verwirklicht: 

1) der Spritzeucylinder ist weder an seinem einen noch an seinem anderen 
Ende mit dem übrigen Gestell der Spritze verschraubt oder sonstwie ver¬ 
bunden ; 

2) der Kolben — obgleich an sich denkbar reinlich — dient nur zu 
einer einzigen Injektion oder Aspiration und wird dann weggeworfen. 

Zu dem eigentlichen Spritzengestell (G) (*/„ nat. Gr.) gehört eine be¬ 
liebige Anzahl von Glascylindern (C) mit Verschlusshütchen aus Metall oder 
besser aus Hartgummi, und ein Vorrath von genau in diese Cylinder passenden 
tadellosen cylindrischen Korken ( K) von 10 mm Länge. 




Die grössere Anzahl von Cylindern ermöglicht es, Injektionsflüssigkeiten, 
welche man häufiger anzuwenden pflegt, in diesen Röhrchen, welche später 
als Spritzencylinder fungiren, auf Vorrath zu füllen. Dies geschieht, indem 
man das mit einem Hütchen verschlossene konische Ende des Röhrchens nach 
abwärts haltend, dieses mittelst Tropfglas oder sonstwie nahezu gänzlich 
füllt, hierauf das weite (obere) Ende mit einem der beschriebenen Korke ver- 
schliesst, dann das konische Ende nach oben hält, das Hütchen abnimmt 
und nun den Kork — am besten mit dem den Reserve-Korken beigegebenen 
kleinen Stempelchen (siebe Abbildung) völlig in den Glascylinder hineinschiebt. 
Geschieht dies mit dem kurzen Ende dieses Stempelchens, so enthält das 
Röhrchen in seinem gleich weitem Abschnitt (bis zum Beginne des Konus) 


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genau 1 ccm Flüssigkeit, geschieht es mit dem längeren Ende, genau '/, ccm. 
Das so von jeder Luftblase freie Röhrchen wird nun wieder mit seinem 
Hütchen verschlossen und für den Gebrauch aufbewahrt. Diese vorräthig 
gehaltenen, genau dosiiteu Füllungen halten sich, besonders wenn sie selbst 
sterilisirt waren, sehr lange, da sowohl Glasröhrchen als auch Kork und Ver¬ 
schlussröhrchen vor der Füllung sehr leicht beliebig desinfizirt resp. ausge¬ 
kocht werden können. 

Soll eine Injektion gemacht werden, zieht man die Kolbenstange (<S7) 
des Gestelles völlig hoch (also höher als in der Abbildung!) legt das so ge¬ 
füllte Röhrchen (G) — die fertige Patrone, um bildlich zu reden — in das 
Gestell und schraubt den kleinen Korkzieher gänzlich in den Kork ein, was 
durch das Auge zu kontrolliren ist. Das Verschlusshütchen wird jetzt erst 
abgenommen, an seine Stelle die Hohlnadel gesteckt und die Spritze ist ge¬ 
brauchsfähig. Die Injektion soll langsam und unter massigem Druck gemacht 
werden, um sicher zu vermeiden, dass Flüssigkeit hinter den Kolben resp. 
Kork tritt. Nach der Injektion spritzt man, wie bei anderen Spritzen, zur 
Reinigung der Nadel eine hierzu geeignete Flüssigkeit ebenfalls unter ge¬ 
ringem Druck einige Male durch, wobei zu beachten ist, dass man den Kolben 
nicht ad maxiinum hochzieht, sondern nur bis zum Ende der Glasröhre. Erst 
dann, wenn die Nadel durchgespritzt und abgenommen ist, wird der Kolben 
soweit als möglich angezogen, wodurch der Kork aus der Glasröhre heraus 
und in die obere Metall-Garnitur hineingezogen wird. Der Glascylinder ist 
nun beqnem zu entfernen. Der hierauf wieder etwas vorgeschobene Kork 
wird abgesebraubt und weggeworfen. 

Soll die Spritze wie die anderen gebräuchlichen verwendet werden, so 
hält man sich einen oder einige Cylinder, die mit Hütchen verschlossen, zum 
Theil wenigstens mit einer antiseptischen Flüssigkeit gefüllt (nicht Sublimat, 
bei Metallhütchen!) und mit genannten Korken verstopft sind, welche ebenso 
wie Cylinder und Hütchen zuvor desinficirt werden. Nach Ausspritzen dieses 
Inhaltes aspirirt man in gewöhnlicher Weise die Injectionsflüssigkeit, wobei 
wieder ausdrücklich zu beachten ist, dass der Kork nur höchstens bis zum 
Rande des Glascylinders und nicht ad maximum hochgezogen wird. Bei 
dieser Aspiration ist ebenso wie beim Injiciren ein genaues Dosiren ermöglicht 
durch eine zuverlässige, am Gestell und zwar am Rande der zur Aufnahme 
des Cylinders bestimmten Rinne angebrachte Scala in */, u Gramm-Theilen. 
(Fehlt auf der Abbidung.) 

Bei Verwendung der Spritze zur Aspiration von Höhlenfliissigkeiten u. 
dgl. — Probepunction — ist genannte Vorschrift bezüglich des Hochziehens 
des Kolbens ganz besonders zu beachten, weil sonst das ganze Instrument 
verunreinigt werden würde. Nach ausgeführter Aspiration kann das Instrument 
entweder wie nach einer Injection behandelt werden, nur darf dann auch 
zum Schluss der Kork niemals in die obere Metall-Garnitur hineingezogen, 
sondern es muss der Korkzieher früher abgeschraubt werden, oder aber: man 
entfernt zunächst die Nadel, die dann später anderswie gereinigt werden 
kann, setzt an ihre Stelle ein Verschlusshütchen, schraubt aus dem höchstens 
bis gegen das Ende des Cylinders hochgezogenen Kork den Korkzieher aus 


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und nimmt den gefüllten Oylinder heraus. Die aspirirtc Flüssigkeit kann 
auf diese Weise zu beliebigen Untersuchungszwecken vom Arzte bequem 
mitgenommen, einige Zeit wenigstens, aufbewahrt, eventuell versandt werden. 
— Ferner kann man diesen ganzen gefüllten Cylinder, ohne ein grosses 
Geldopfer zu bringen, sammt seinem Verschluss wegwerfen, wenn man der 
Mühe der Reinigung und Desinfection enthoben sein will. — 

Stets wird bei richtigem Gebrauch das ganze Spritzengestell vor Ver¬ 
unreinigung bewahrt bleiben, auch der Korkzieher, da dieser kürzer ist als 
der Kork. Sollte einmal eine Reinigung des Gestells erwünscht oder noth- 
wendig sein, so schraubt man die obere Platte der Kolbenstange ab und 
kann dann die Stange aus dem übrigen Gestell nach dem entgegengesetzten 
Ende herausschieben. — 

Die Vorzüge dieser Spritze sind demnach kurz folgende: 

1) Die Möglichkeit leichter uud gründlicher Desinfection. 

2) Die Möglichkeit, für jedesmaligen Gebrauch einen neuen Kolben zu 
verwenden. 

3) Die Möglichkeit, abgemessene Injectionsmengen vorräthig zu halten 
im Spritzencylinder selbst. 

4) Die Möglichkeit, aspirirte Flüssigkeiten — nach Probepunction — 
bequem zu transportieren. 

5) Aeusserst geringes, kaum je eintretendes, Reparaturbedürfniss. 

Das Gestell (Cf) des Instrumentes ist aus gut vernickeltem Messing, 
Kolbenstange (St) und Korkzieher aus reinem Nickelin gefertigt. Die Ver¬ 
schlusshütchen sind, je nach Wahl, aus Nickelin oder Hartgummi gedreht, 
ebenso die Nadeleinsätze. Die aus Metall gearbeiteten haben den Vorzug, 
dass sie ausgelocht werden können, die aus Hartgummi dagegen sitzen be¬ 
deutend fester und dichter dem blindgeschliffenen Ende des Glascylinders 
auf, und sind deshalb wohl vorzuziehen. — 

Das zum Patent angemeldete Instrument ist zu beziehen von Herrn 
Wilhelm Walb, Instrumenten-Fabrikant in Heidelberg, Hauptstrasse No. 5, 
und zwar zum Preise von Mk. 6.50 in folgender Zusammenstellung: 

Das Instrument selbst, 2 Glascylinder, 2 Verschlusshütchen und 2 Nadeln 
in hübschem Etui, ferner 25 gute Korke mit beigelegtem Stempelchen zum 
Einschieben der Korke in den Cylinder. — Eine entsprechende Preiserhöhung 
tritt ein, wenn das ganze Gestell aus reinem Nickelin gewünscht wird, — 

Reservetheile, d. h. eine weitere Anzahl von Cylindern und Verschluss¬ 
hütchen zu Füllung von Lösungen auf Vorrath, ferner gut passende Korke 
sind in beliebiger Anzahl zu massigem Preise ebendaselbst jederzeit zu haben. 
(Münch, med. Wochenschr. 1891 No. 43.) 


Den auf Pag. 295 u. 372 dieser Zeitschrift abgebildeten Chloroformin- 
halationsapparaten, welche die von der Firma Krohne & Sesemann in London 
neuerlichst verbesserten Junker’schen Inhaler darstellen, wird von der ge- 
sammten englischen Fachpresse, sowie in direct an die Firma gerichteten 
Zuschriften, das schmeichelhafteste Lob gezollt, weshalb wir nicht ermangeln 
wollen auch die diesseitigen Fachgenossen auf diese Apparate nochmals auf- 


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12 


merksam zu machen. Namentlich wird der geringe Verbrauch von Chloroform 
und in noch höherem Maasse die leichte und feine (Kontrolle gerühmt, welche 
mittelst der kleinen auf den leisesten Hauch reagirenden Feder über den 
Gang der Respiration geübt wird, wobei auf den Umstand aufmerksam ge¬ 
macht wird, dass die Ergebnisse der von der bekannten „Hyderabad-Commission“ 
angestellte Experimente daraufhinweisen, dass die Respiration bei denAnsesthe- 
sirungsgefahren im Allgemeinen eine weit grössere Rolle als die Herz- 
thätigkeit spielt, daher eine sorgfältige Beobachtung des erstcren gegenüber 
deijenigen des Pulses in erster Linie in Betracht kommt. 

Klemmhahn, genannt Revolver-Klemmhahn von Karl Wendschuch, 
Dresden. Dieser neue Klemm- oder Quetschhahn, welcher sich besonders für 
die ärztliche Wunddouche etc. eignet, besitzt wie aus der Abbildung ersichtlich 

ist, bei 1) ei nen Drücker 
oder Bügel, ähnlich 
wie der Hahn bei einem 
Revolver. Ein leichter 
Druck mit dem Daumen 
der rechten Hand auf 
diesen Drücker I) in 
in der Richtung des 
beigezeichnet. Pfeiles 
bewirkt, dass der 
Schl auch zusammenge- 
Fig. 7. drücktunddieFlüssig- 

keit abgestellt wird 

während durch ein geringes Heben dieses Drückers mit dem rechten Daumen 
derselbe nach oben schnellt, der Schlauch frei wird und die Flüssigkeit 
passiren lässt. Zur bequemeren Handhabung mit nur einer Hand ist an der 
Führungsröhre R, durch welche der Schlauch läuft, bei R* ein Ring zum 
Durchstecken des Zeigefingers angebracht. 

Die bei V befindliche Verschraubung dient zur luftdichten Befestigung 
der beigegebenen Hartglas-Wundcanüle. 

Der Preis dieses Revolver-Klemmhahnes beträgt 3 Mark per Stück. 



Ein neues Intubationsbesteck nach Dr. O’Dwyer. Das bereits im Jahre 
1858 von Bouchut vorgeschlagene, später aber wieder verlassene und von 
Dr. O’Dwyer in New-York 1885 neu erfundene Intubationsverfahren bei 
Larynxstenosen in Folge von Diphtherie ist in den letzten Jahren auch an 
mehreren Krankenhäusern, namentlich Kinderspitälem des Continents bei ein¬ 
schlägigen Fällen angewandt worden. Nach dem Referat des Herrn Prof. 
H. v. Ranke (München) auf der letzten Naturforscherversammlung in Halle 
über Sammelforschung betrefls Intubation und Tracheotomie hat sich ergeben, 
dass die Intubation im letzten Jahre bei primären und sekundären Diphtherie¬ 
fällen zusaromengenommen ein Heilungsprocent von 40,5, die Tracheotomie 34,3 


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13 


lieferten. Die stetig günstiger werdenden Resultate der Intubation mögen 
einerseits in der immer zunehmenden Uebung und Erfahrung bei der Anwen¬ 
dung dieses Verfahrens begründet sein, andererseits hauptsächlich aber in der 
allmäligen Vervollkommnung des betreffenden Instrumentariums. 

Das Intubationsbesteck, welches auf Veranlassung des Herrn Prof, 
v. Ranke die Firma H. Pfau in Berlin, Dorotheenstr. 07, genau nach den 
amerikanischen Mustern der Firma George Ermold in New-York kürzlich zu- 
sammengestellt hat und für den Gesammtpreis von 110 Mk. liefert, ist in 
einem 24 cm langen und 14 cm breiten Lederetui untergebracht. Dasselbe 
enthält zunächst ein äusserst praktisches Mundspeculum aus Stahl (System 
Denhart). Die beiden Seitentheile desselben sind drehbar um einen in der 



Fig. 8. 


Mitte des Instruments befindlichen festen Stift. Beim Nichtgebrauch liegen 
die kieferöffnenden Theile parallel nebeneinander, während die entgegenge¬ 
setzten, als Handgriff dienenden Enden in ihrer grössten Divergenzstellung 
sich befinden; zwischen diesen beiden letzteren Hebeln ist eine verstellbare, mit 
Zähnen versehene Feder angebracht, welche den Zweck hat, dass, wenn beim 
mit Gebrauch des Instruments die Handgriffe durch Druck einander genähert 
werden und dabei die kieferöffnenden Enden auseinanderweichen, das Mund- 
speculura in jeder beabsichtigten Oeffnungsstellung fixirt werden kann. Die 
zwischen die beiden Kiefer einzuführenden Theile sind an ihrem andern Ende 
rechtwinklig gebogen und tragen je eine, die Zahnreihe umfassende, mit Blei 
ausgefüllte Einkerbung (siehe Abbildung). So wird es möglich, dass die 
zwischen die Kiefer geschobene Mundsperre selbstständig wirkt und eine 
weitere Handhabung von seiten eines Assistenten überflüssig macht. 

Das Besteck enthält ausserdem 0 verschieden grosse, aus Messing gefer¬ 
tigte Tuben mit glatt polierter, leicht vergoldeter Oberfläche. Die Tube ist 
dem Lumen des Kehlkopfes entsprechend geformt; sie stellt eine gerade 
Röhre vor mit einer leichten Anschwellung in der Mitte; das obere Ende 
trägt eiuen herzförmig gewulsteten Rand zur Fixation auf dem Kehlkopfein¬ 
gang, rechterseits ist dieser Rand mit einem engen Auge versehen, durch 
welches vor dem Einführen der Tube ein Seidenfaden gezogen wird. Dieser 
Faden bleibt liegen und wird durch den Mund des Patienten nach aussen 
geleitet, um vor dem Ohre auf der Wangenoberfläche vermittelst eines Heft¬ 
pflasterstreifens befestigt zu werden. An diesem Faden kann die Tube jeder¬ 
zeit mit Leichtigkeit wieder aus dem Larynx entfernt werden. Der unver¬ 
sehrte, gehörig fixirte Faden macht die Anwendung des weiter unten beschriebenen 
Extraktors unnöthig. Das untere Ende der Tube läuft glatt aus; und zwar 
sind die Ränder im Gegensatz zu den früher gefertigten Tuben abgestumpft, 


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14 


um Decubitus in der Trachealselileimhaut möglichst zu vermeiden. Das Lumen 
der Tube füllt ein stählerner, in der Mitte durch ein Scharnier beweglicher 
Mandrin aus, welcher mit seinem unteren, kolbigen Ende den Tubenrand 
überragt, während das obere, abgoflaclite Ende mit einem Schraubengewinde 
versehen ist. 



An diesem Mandrin wird der im Etui befindliche Iutroductor ange¬ 
schraubt. Dieser ist ein 21,5 cm langes Instrument. Die hintere Hälfte des¬ 
selben besteht aus einem glatten Holzgriff, an dessen unteren Fläche ein 


<1 

Fig. 10. 


Stahlstift zum Anlegen für den Zeigefinger des Operateurs angebracht ist; 
in das vordere Ende des Holzgriffes ist ein dünner, runder 11 cm langer 
Stahlstab eingelassen, dessen vordere Partie rechtwinklig gekrümmt und mit 
einem kurzen, dem Schraubeugewinde im Obturatorkopf entsprechenden Ge¬ 
gengewinde versehen ist. Diesen feststehenden Stahlstab überzieht eine Stahl¬ 
drahthülse, welche durch Verschieben eines an der Oberfläche des Holzgriffs 
befindlichen Knopfes über das gekrümmte Ende des Stahlstabes geschoben 
wird und so das Abstossen der Tube von dem Mandrin bewirkt. 

Welche Tube (ihre Länge schwankt zwischen 4 und 0,5 cm) in dem ein¬ 
zelnen Falle angewandt werden soll, kann nach dem beigelegten Massstab, 
auf welchem die einzelnen Jahre durch Striche markirt sind, leicht bestimmt 
werden. 

Wurde der Faden, an welchem die Tube geschlungen war, vom Patienten 
durchgebissen oder sonst wie entfernt, so wird zum Herausziehen der in dem 


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15 


Kehlkopf steckenden Tube der Extractor nöthig. Dieser ist ein 21 cm lan¬ 
ges Instrument mit einem Holzgriff und einem vorderen stählernen Theil. 
Dieser Letztere ist ebenso wie der Introductor vorne rechtwinklig gekrümmt; 



nur hat dieses gekrümmte Ende zum Unterschied von jenem am Introductor 
eine Länge von 6 cm und läuft in eine schnabelförmige Spitze aus. Der 
gesammte stählerne Theil des Extractors zerfällt in einen unteren feststehen¬ 
den und einen oberen mit Feder und Scharniergelenken versehenen, beweg¬ 
lichen Hebel. Durch Druck auf diesen Hebel öffnen sich die schnabelförmigen 
Branchen an der Spitze des Instrumentes (Anwendung s. weiter unten). 

Dies ist der Inhalt des Pfau’schen Bestecks. 

In dem von Ermold in New-York gelieferten Intubationsetui befindet 
sich noch ein Satz Tuben (7 Stück) von kurzer cylindrischer Form mit wei¬ 
tem Lumen. Nach Dr. O’Dwyer soll diese Art Tuben bei Larynxstenosen 
mit starker Membranbildung im Rachen Anwendung finden; jedoch erscheint 
nach den bisherigen Erfahrungen ihre Nützlichkeit mindestens zweifelhaft 
und deshalb sind sie mit Recht in dem Pfau’schen Besteck wieder fallen 
gelassen worden. 

Das Verfahren der Intubation ist kurz folgendes: Nachdem der Mund 
des Patienten durch das Speculum genügend weit geöffnet ist, geht der Ope¬ 
rateur mit dem Zeigefinger der linken Hand bis auf den Larnyxeingang vor 
und drängt zugleich die Epiglottis nach vorn. Mit der rechten Hand führt 
er dann den mit der entsprechenden Tube armirten Introductor ein, wobei 
der rechte Zeigefinger an dem an der unteren Seite des Holzgriffs ange¬ 
brachten Stahlstift liegt und die übrigen Finger dahinter den Holzgriff um¬ 
fassen, während der rechte Daumen auf dem an der oberen Fläche des Holz- 
gritts befindlichen Stahlknopf ruht; um den Mittelfinger hat man den durch 
das Tubenauge geführten, mässig straff angezogenen Seidenfaden geschlungen. 
Den linken Zeigefinger zur Führung benutzend, geht man nun mit dem Tu¬ 
benende bis zur Spitze des ersteren hinab und somit zwischen den Zeige¬ 
finger und der nach vorn gedrängten Epiglottis bis zum Kehlkopfeingang 
vor. Jetzt wird der bis dahin gesenkt gehaltene Introduktorgriff bis über 
die Horizontale gehoben und die Tube in das Kehlkopflumen eingeftihrt. 
Nach dieser Manipulation schiebt sofort der rechte Daumen den Knopf, auf 
welchem er bisher geruht hatte, nach vorn und damit wird die Tube von dem 
Mandrin abgestossen; der Introduktor sammt Mandrin wird nun zurückgezogen 
und das aus dem Munde frei hängende Fadenende an der äusseren Wange 
mit Heftpflaster befestigt. 


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16 


Soll die Tube wieder aus dem Kehlkopf gezogen werden (gewöhnlich 
nach 5 Tagen, wenn nicht besondere Umstände eine frühere Entfernung nöthig 
machten), und ist das einfache Herausziehen der Tube an dem oben erwähn¬ 
ten Seidenfaden durch Abreissen des Letzteren unmöglich geworden, so muss 
die Extubation vermittelst des Extraktors vorgenommen werden. Man geht 
hierbei nach Einlegung des Mundspeculums genau wie bei der Intubation 
mit dem linken Zeigefinger bis auf den Kehlkopf ganz vor und drängt die 
Epiglottis nach vorn zugleich den oberen Tubenrand abtastend. Nun führt 
die rechte Hand den Extraktor mit geschlossener Spitze wieder unter Füh¬ 
rung des linken Zeigefingers bis zu dessen Spitze ein, und das geschlossene 
schnabelförmige Ende des Extraktors wird immer der sondirenden Zeigefin¬ 
gerspitzen folgend, in das Lumen der Tube gesteckt. Jetzt öffnet man durch 
Druck auf den beweglichen Hebel des Extraktors die bisher geschlossenen 
Branchen, welche sich dadurch an die Innenränder der Tube fest anlegen, 
und zieht nun den Extraktor sammt Tube zurück. — Die Extubation mit 
dem Extraktor kann unter Umständen durch Ausweichen des Kehlkopfes 
etwas schwierig werden, jedoch lässt sich der Kehlkopf leicht fixiren, wenn 
er von einem Assistenten etwas nach oben und rückwärts gedrängt wird. 
Meistentheils ist aber dieses nicht nöthig. 

Vor Allem ist zu betonen, dass sowohl bei der In- als Extubation jede 
Gewaltanwendung durchaus vermieden werden muss. Bei ruhigem, vorsich¬ 
tigem Vorgehen und in der Voraussetzung, dass der Kopf des Patienten 
während der Operation gut fixirt wird, bieten die Manipulationen fast nie¬ 
mals sonderliche Schwierigkeiten. Zum Schluss sei nochmals darauf hinge¬ 
wiesen, dass das Intubationsverfahren nur dann leicht und schnell ausführbar 
ist, wenn das tadellos gearbeitete Instrumentarium unter allen Umständen 
sicher functionirt. In dieser Hinsicht kann das Pfau’sche Besteck nur 
bestens empfohlen werden. Dr. Kessler, München. 

Eine sehr zweckmässige Vorrichtung zur Anlegung von Gipsverbänden 

benutzt King (Helena, Montana-Terr. U. S.) Dieselbe besteht in dem Fig. 
12. abgebildeten dreitheiligen Gestell, in dessen Längsrichtung ein Tuch¬ 
streifen ausgespannt ist, auf welchem die zu verbindende Extremität ruht 



Fig. 12. 


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1 ? 


und der in den Verband einbezogen wird und an der hinteren Fläche des 
Beins die innerste Lage des Verbandes darstellt. An der Stelle wo der Ab¬ 
satz ruht, ist ein Locli zur Aufnahme desselben geschnitten. Die Spannung 



Fig. 13. 


des TucliStreifens geschieht mittelst einer am Fusstheil des Apparates befind¬ 
lichen Schraubvorrichtung. Ueber der letzteren ist eine andere Schraubvor¬ 
richtung angebracht, an welcher der Bügel des Verbandes befestigt wird. 



Fig. 14. 



Fig. 15. 

Wie aus Fig. 12 und 13 ersichtlich, kann der Apparat sowohl für Un¬ 
terschenkel-, als auch für Oberschenkelfrakturen dienen und ist zu diesem 
Zwecke mit zwei Polsterlagem versehen, deren eine die Kniekehle, deren 
andere den Oberschenkel je nach Bediirfniss aufnimmt. In Fig. 14 ist der 
zum Transport zusammengeklappte Apparat dargestellt. Fig. 15 zeigt, wie 
sich aus einein Kasten von entsprechender Grösse ein solcher Apparat extem- 
pore herstellen lässt. 


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18 


S. Shaw (Brit. med. journ. V. 16.1891) liess ein besonders die Operation 
von Blasen scheidenfistel erleichterndes, für die Perinaeoplastik geeignetes, 
selbsthaltendes Operationsspeculum von Metzer & Mayer (London) anfertigen, 

das aus einem modificirten Sims’schenSpe- 
culum und zwei im rechten Winkel an 
einem basalen verschieblichen seitlichen 
Blättern besteht. Die Basalbrauche hat 
eine doppelte Krümmung, so dass bei 
der Oeffuung der Seitenbranchen die dis¬ 
talen Enden weiter auseinandergehen, 
als die proximalen, während sie durch 
Resistenz der Vagina fest gegen die 
Basalbranche gedrängt und dadurch 
fixirt werden. Die Patientin soll bei 
der Operation in Steinschnittlage sein, 
die Beine durch eine Clover’sche Krücke 
unterstützt. Indem man ein in Carhol¬ 
lösung ausgerungenes Bindenstück unter 
die Aussenfläclic der Seitenblätter vor 
der Oeffnung derselben einlegt, kann man 
vorheriges Rasiren der Labien ersparen. 
Die Hinterfläche der Vagina wird durch 
das modif. Sims’sche spec. weiter herab- 
p. lß gedrückt und kann so das orificium ex¬ 

tern. ad maximum aaseinandergezogen 
werden. Diese Branche wird durch eine 
Drehung des Knopfes fixirt. Beim Entfernen des Speculums wird zuerst diese 
hintere Branche frei gemacht, sodann die Seitenbranchen dadurch frei gemacht, 
dass man den Vaginalrand etwas nach aussen und gleichzeitig die Basisenden 
der Seitenblätter gegen die Mittellinie drückt. Das für die Forderungen der 
Antisepsis speciell construirte Speculum hat sich S. gut bewährt und sogar 
bei sehr unruhigen Patienten, die aus der Narcose erwacht waren, sich nicht 
dislocirt. Sehr. 



Orthopädische Apparate. 


Geradehalter von Silvan Meier in München. (D. R.-P. 59876.) Der 
Geradehalter ist ohne Anwendung von Schienen oder sonstigen Versteifungen 
lediglich aus elastischen Gurten so zusammengesetzt, dass er ein kräftiges 
Zurückhalten der Schultern, Vordrücken der Wirbelsäule, somit ein Gerade¬ 
halten des Oberkörpers bewirkt und wie ein gewöhnlicher Hosenträger ge¬ 
tragen werden kann. 

Die Construction besteht darin, dass die Träger n bei dem Rückenhaken 
b je eine durch einen Schlitz derselben durchgezogene Verlängerung l er¬ 
halten. Diese Trägertheile gehen von dem Rücken aus, die Hauptträger 


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10 


durchkreuzend, uuter den Armen 
nach vorn. Ihr Ende wird hier 
mittelst Haken oder sonst ent¬ 
sprechend in eine Aussparung il 
der Schnalle oder des Schiebers 
e eingehakt, welcher die Knopf¬ 
schleife f trägt. Hierbei wird 
durch den Schieber nicht nur die 
Hose in einer bestimmten Höhe 
gehalten, sondern auch die Gurte 
etwas vom Arm ferngehalten. 
Da, wo die Bänder l die Träger 
a kreuzen, sind sie durch Schlei¬ 
fen g geführt. Durch die be¬ 
schriebene Construction wird der 
Hosenbund am Rücken waag¬ 
recht zusammengezogen und, da 
die Gurte an sich selbst wieder 
anschliessen, ein kräftiges Zu¬ 
rückhalten des Oberkörpers er¬ 
reicht. 

Für Frauen und Mädchen 
wird der Geradehalter entweder 
am Corset oder an einem Buude 
des Unterrockes angebracht. 



Holder hat eine neue Schiene zur Gewichtsextension bei Schiefbrüchen 

der tibia angegeben (Brit. med. Journ. Apr. 15. 1891), die (Fig. 18) ge- 
wissermassen eine mit einem 
gleitenden Fussbrett verse¬ 
henen Neville’sche Rücken- 
däclienscbiene ist. Die Ex¬ 
tension wirkt an Ringen, die 
an der den Fuss umgeben¬ 
den gepolsterten Lederga¬ 
masche angebracht sind. 

Die Schiene wird mittelst 
Binden am Glied befestigt, Fig. i». 

dasselbe kann an einer 

Reifenbahre suspendirt werden. Der Gewichtszug von ca. 1—8 Pfd. wird 
über eine Rolle geführt. 



Nackenroller. Verfertiger: Karl Woudschuch in Dresden. Um¬ 
stehend abgebildeter, leichter und handlicher Apparat, dient speciell zur 
Massage der Hals- und Nackenpartien, soweit sich diese Art Massage eben 
mit Instrumenten ausführen lässt. Das Ganze besteht aus einem Nickel- 


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20 



biigel, in welchem eine sich um ihre Achse bewegende massive Weich¬ 
gummiwalze eingelassen ist. Die eigenartige wellenförmige Fa^on der Gummi¬ 
walze beansprucht zu 
ihrer Herstellung eine 
besondere Form. 

Der zur Handha¬ 
bung des Ganzen die¬ 
nende eigenartige 
Handgriff ist aus com- 
primirtem Papier oder 
mit Celluloid bezoge¬ 
nem Holz hergestellt, Preis des completen Apparates 6 und 7 Mark 
pro Stück. 


Ophthalmologische Instrumente und Apparate. 

Der nachstehend abgebildete Apparat ist ein kleiner, und speciell für 
Augenärzte eingerichtetes Modell eines bereits im Vorjahre von Straub (Utrecht) 
beschriebenen Sterilisationsapparates zu chirurgischem Gebrauch, bei welchem 
die Verbandstoffe in durchströmendem Wasserdampf, die Instrumente in kochen¬ 
dem Wasser desinficii t werden. 

Das Gefäss, welches für die Sterilisation der Instrumente und gleichzeitig 
zur Entwickelung des Dampfes bestimmt ist, stellt eine viereckige nach dem 
Boden hin verjüngte Wanne dar, wodurch das Herausnehmen des vernickelten 
Rostes, der in dieselbe eingelegt ist und zur Lagerung der Instrumente dient, 
erleichtert wird. Er besteht aus zwei Hälften, deren eine zur Aufnahme 
der Pincetten und Scheeren, die andere fächerartige für Staarmesser, Iris- 
Lanzen etc dient, welche auf die in Fig. 10 ersichtliche Waage gelegt werden. 



Fig, 20. 


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Auf das Gefäss ist ein mit Filz bekleidetes metallenes Kästchen von dem¬ 
selben Durchmesser und 17 cm Höhe aufgesetzt, das einen durchbohrten Boden 
zum Durchlässen des Dampfes und einen losen mit Filz bekleideten und mit 
einer Oeflhung für das Thermometer versehenen Deckel besitzt. 

Für die Durchströmung des Dampfes ist auf folgende Weise gesorgt: Das 
Dampfkästchen ruht in einer Rinne der Wand des Wasserreservoirs, welche* 
wenn sie mit Wasser gefüllt ist, das Austreten des Dampfes durch die Fugen 
verhindert. In derselben Weise ruht der Deckel auf dem Kistchen. Der 
Dampf findet daher keinen andern Weg, als zwei längs der Wand des Kästchens 
laufende Röhren, welche flach unter dem Deckel den Dampf aufnehmen und 
ihn am Boden des Kästchens nach aussen führen. 

In dem Kästchen haben zwei aus Metalldraht geflochtene Körbchen Platz, 
in welche Watte, Compressen und Binden gelegt werden. Die Körbchen liefern 
noch Raum für ein Handtuch und für ein kleines Gestell mit drei Augen¬ 
tropfenfläschchen, auf welche die Namen der Alkaloide, welche sie, wenn 
gefüllt, enthalten, eingeätzt sind. Da die Luft während der Sterilisation voll¬ 
ständig aus den Fläschchen und Pipetten verdrängt wird, ist es nothwendig 
als Vorsichtsmaassregel gegen atmosphärische Gleichgewichtsstörung die kleinen 
Kautschukhütchen von den Pipetten abzunehmen. Sie werden auf metallene 
Stifte gesetzt, welche auf dem Gestell angebracht sind und mit desinficirt 
werden. Gegen das Ende der Sterilisation der Verbandstoffe wird der Dampf¬ 
kasten emporgehoben und die Instrumente in das Wasser gelegt. Das Instru¬ 
mentenkästchen wird dann durch eine kleine Kupferplatte mit hölzerner Hand¬ 
habe geschlossen und auf diese Platte der Dampfkasten gesetzt. Während 
nun die Instrumente desinficirt werden, können die Verbandstoffe trocknen. 
Um den Wasserdampf aus dem Recipienten entweichen zu lassen, wird ein 
Pfropfen aus einer dafür in der Seitenwand des Gefässes angebrachten Oeffnung 
herausgezogen. 


Es ist bekanntlich bei ophthalmolog. Untersuchungen, zu welchen wir 
Prismen benützen, schwierig dieselben richtig zu halten, da durch Drehungen 
leicht Doppelbilder oder Verschiebung der Bilder zu Stande kommt. 

Um eine richtige Stellung während unseren Untersuchungen zu erzielen, 
hat A. Percival (New-Castle on Tyne) ein ophthalmolog. Brillengestell con- 
struirt, in welches quadra¬ 
tische Prismen leicht hinein- 
und daraus herausgeschoben 
werden können. Um diesel¬ 
ben zu fixiren, müssen die 
Prismen-Rinnen und die 
metallenen Fassungen des 
Brillengestells dement¬ 
sprechende leicht erhabene 
Leisten haben. So fixirt, Fi g- - 1 - 

können solche prismatische 

Brillen den Patienten zu stereoskopischen Hebungen mit nach Hause gegeben 



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werden. (Wo es aber für Untersuchungen nothwendig ist, mehrere prismat. 
Gläser, eines hinter dem andern, vor das Auge zu halten, da reicht jenes Ge¬ 
stell nicht aus, ebenso wenig wie für solche Untersuchungen, wo wir rasch 
nach einander verschieden starke Prismen Vorhalten müssen). (Brit. med. 
Journ. 1891. Apr. 25). Emmert. 

Jedes Brillengestell hat die Bedingung zu erfüllen, dass die in das Ge¬ 
stell eingesetzten Gläser so vor den Augen sitzen, dass der Brillenträger in 
all den Verhältnissen, für welche er die Brille hauptsächlich trägt, stets durch 

die Mitte, d. h. durch das optische Cen¬ 
trum der Gläser Sehe, da nur durch 
dieses hindurch am Schärfsten gesehen 
wird. Diese Bedingung ist bei der 
ausserordentlichen Verschiedenheit der 
Gesichts- sowie der Nasenform in vielen 
Fällen schwer zu erfüllen. Hermon 
Thomas (Philadelphia) hat schon im 
Jahre 1878 ein Brillengestell con- 
struirt, welches mehr als alle andern den verschiedensten Formenverhältnissen 
von Gesicht und Nase angepasst werden kann. Dieses Gestell ist in Fig. 21 
abgebildet und aus Fig. 22 und 23 wird leicht ersichtlich, dass durch geringe 




Krümmungsveränderungen des Mittelstücks, d. h. des Sattels, ein solches Ge¬ 
stell ebensogut für hohe wie für niedere, für schmale wie für breite, für 
grade wie für schiefe Nasen abgepasst werden kann. 




Um den Brillen in gewissen Fällen noch mehr Halt zu geben, hat Th. 
au dem Mittelstück oder Sattel noch 2 schräg vertical stehende Stücke ange¬ 
bracht (s. Fig. 24). 

Besonders wichtig hält er das genaue Anschliessen der Brillenarme resp. 
Brillhaken^hinter den Ohren und sollte auf diese mehr Sorgfalt verwendet 
werden als gewöhnlich geschieht (s. Fig. 25). Emmert. 

(Transactions of the Phil. County med. Soc. Meeting of Febr. 11. 1891.) 


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23 


Electrotherapeutische Instrumente und Apparate. 

Aleman (Brooklyn) bringt elektrolytische Behandlung von Corneal- 

Trübungen in Vorschlag, welche er mittelst einer von ihm zu diesem Zweck 
konstruirten Elektrode seit mehreren Jahren mit befriedigendem Erfolge aus- 
fiihrt. Den Vortheil, welchen seine Elektrode bei ihrer die Stromwirkung auf 
die Trübungsstelle beschränkenden Form gegenüber Applikation gewöhn¬ 
licher Stromelektroden besitzen muss, wird von ihm in nachstehenden sche¬ 
matischen Figuren dargestellt. 



Ihre Konstruktion ist folgende: Sie besteht ans einem silbernen, in einer 
isolirenden Hartgummiröhre eingeschlossenen, 12 mm langen Stift n, dessen 
terminale, den Strom zur Wirkung bringende Oberfläche zu besserer Adaptikou 



Fig. 27. 


an die Cornea etwas ausgehöhlt ist. Der Stift ist behufs Wechsels in 
der Mutter b eingeschraubt, welche ihrerseits mit der leicht biegsamen 
kupfernen Drahtfeder c vereinigt ist. In den 10 cm langen, 1 cm breiten 
Griff d wird der Leitungsdraht eingeführt, der durch die Stellschraube e 
fixirt wird. Vor dem Gebrauche wird die Spitze der Elektrode in Queck¬ 
silber getaucht, wobei eine Amalgamirung der concaven Oberfläche statt¬ 
findet und kleine Partikel Quecksilber in ihr Zurückbleiben, welche gleich¬ 
sam ein Kissen für die Cornea darstellen und vielleicht auch chemisch die 
Wirkung des Stroms unterstützen. Jedenfalls hat Verfasser bei diesem Ver- 


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24 


fahren viel bessere Resultate erzielt, als bei der anfänglich geübten Prozedur, 
bei welcher er die Spitze mit gelbem Quecksilberoxyd bezog. 

Ein unerlässliches Requisit dieser Behandlungsweise ist ein genau ar¬ 
beitendes Milliamperemeter und ein Rheostat, der eine sorgfältige und all- 
mählige Graduirung der Stromintensität gestattet, da 6ich dessen Wirkung 
nicht durch die fehlenden Geftthlsreaktionen der anästhesirten Cornea kon- 
trollircn lässt. Uebrigens pflegt A. noch die Vorsicht zu gebrauchen, die 
Stromwirkung vor der Applikation auf das Auge an der Zungenspitze des 
Patienten zu prüfen, welche sehr fein reagirt und den nämlichen Widerstand 
besitzt, wie die Cornea. Eine andere genau zu beobachtende Vorsicht be¬ 
steht darin, die Augenlider mit der Elektrode nicht in Contact kommen zu 
lassen, da ein von der Cornea ganz gut tolerirter Strom auf die Lidränder 
schon einen sehr schmerzhaften Reiz ausübt. 

Die als Kathode benutzte Elektrode wird bei gewöhnlicher operativer 
Stellung des in einen Lehnsessel gesetzten Patienten mit der rechten Hand 
in sanften Contact mit der vorher cocainisirten Cornea gebracht, während die 
linke die Oetfnung der Augenlider besorgt und während der Applikation ge¬ 
nau darauf geachtet, dass der Contact weder unterbrochen, noch auch ein zu 
starker Druck auf die Cornea ausgeübt wird. Dies wird durch die, wie 
oben erwähnt, eingeschaltete nachgiebige und biegsame Spiralfeder wesent¬ 
lich erleichtert. Die Anode, eine Schwammelektrode, wird dem Patienten 
übergeben, der sie auf die Wange aufsetzt. Mit der Kontrolle des Rheos- 
taten wird ein sachverständiger Assistent betraut. 

Verf. begnügt sich meistens mit Strömen von 1—1 */ 4 M. A, indem 
selbst bei so geiinger Stromstärke, die Anode bereits Vesikation auf der 
Wange zu Stande zu bringen vermag. Er beginnt mit Strömen von ■/, oder 
Vg M. A., die er 1 Minute lang wirken lässt, und steigt dann zu höheren 
Graden der Stromintensität und Applikationsdauer. Ein einzigesinal war er 
im Falle einer Stromintensität von 4 M. A. 3 Minuten lang wirken zu lassen. 

Verf. erwähnt noch schliesslich, dass die Wirkung des Stromes auf die 
Iris eine so beträchtlich dilatirende ist, dass sie trotz der bereits durch 
Cocain bewirkten Mydriasis noch bemerkbar ist; ferner auch dass weder 
Stromschluss, noch Stromunterbrechung Gefühlsreaktionen bei Applikation der 
Corneal-Elektrode hervorzubringen vermögen, während dieselben sehr lebhaft 
zur Wirkung gelangen, wenn eine Schwammelektrode auf die geschlossenen 
Augenlider gesetzt wird, worin Verf. den Beweis erblickt, dass der Strom nicht 
sehr tief in das Innere des Auges eindringt. (Brooklyn med. Joum. 1890.) 


Bottini’s Apparat zu gaivanokaustischer Behandlung der Prostataver- 
grösserung hat eine Mercier’sche Krümmung, das Scbneideinstrnment ist an¬ 
statt aus Stahl ans Platin. Das Lumen ist in vier getrennte Fächer getheilt, 
wovon zwei für die Lcitungsdrähte, zwei für einen Kaltwassei ström dienen, 
der das Instrument durchrieselt. Die Drähte enden in 2 schmalen Platin¬ 
branchen 2 cm lang, '/ 3 cm breit. Mittelst eines Zahnrades im Handgriff 
(wie bei manchen Lithotriptoren) kann das galvanokaust. Messer, das beim 
Einfuhren des Instrumentes ganz in dessen gebogener Spitze eingeschlossen 


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Fig. 28. 


in Action gesetzt werden. Die Batterie besteht aus 4 Accumulatoren. Brit. 
med. journ. 23. V. 1891. Sehr. 


Die „Societe suisse pour la construction d’accnmulateurs electriques“ in 
Marly-le-Grand hei Freiburg in der Scliweiz bringt Accumulatoren für ärzt¬ 
liche Zwecke in den Handel, welche sich bei schweizerischen Aerzten grossen 
Beifalls erfreuen. Dieselben be¬ 
stehen aus einem dreifächerigen 
Ebonit-Recipienten, in welchem 
drei sekundäre Elemente unter¬ 
gebracht sind. Der Recipient ist 
mit einem hermetisch schliessen- 
den Deckel nnd mit Ventilatoren 
für den Austritt der bei der La¬ 
dung sich entwickelnden Gase 
versehen. Der Apparat befindet 
sich in einem starken hölzernen, 
mit Handhaben versehenen Kasten, 
in welchem der 35 Kilogr. wie¬ 
gende Apparat überall hin trans- 
portirt werden kann. 

Seine Capacität beträgt 120 Amperes-Stunden, wobei seine Leistung 15 A. 
nicht übersteigen darf. Mittelst eines Rheostats lässt sich die elektromotorische 
Kraft des Apparats von 2 bis zu 6 Volts variiren. 

Der Preis des Apparats beträgt 150 Frcs. Die Ladung der Batterie, 
welche alle 3 Monate zu geschehen hat, besorgt die Fabrik zum jährlichen 
Abonnementspreise von 25 Frcs. 

Prof. Valentin in Bern, Docent für Kehlkopf- imd Rachenkrankheiten 
ertheilt den Accumulatoren der genannten Fabrik folgendes rühmende Zeugniss: 

„Nachdem ich mit andern Accumulatoren nicht befriedigende Resultate 
erzielt hatte, so sind diese Accumulatoren in Bezug auf Kapazität (120 
Ampere-Stunden), Einfachheit, Solidität nnd Haltbarkeit der einmal erzielten 
Ladung so vorzüglich, dass ich sie jeder galvanokaustischen Batterie weit 
vorziehe. Ich habe einen solchen Accumulator bei fast täglichem Gebrauch 



Fig. 29. 


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4 Monate benutzt, ehe seine Ladung erschöpft war, und neue Ladung des¬ 
selben stellte eine electrische Spannung vollständig her. Ich glaube, dass in 
kurzer Zeit diese Accumulatoren alle Quantitätsbatterien verdrängen und 
Spezialisten, die sich mit Galvanokaustik beschäftigen, unentbehrlich werden“. 

Desgleichen wird die hervorragende Leistungsfähigkeit dieser Accumu¬ 
latoren auch von einem bekannten Genfer Zahnarzt, Dr. Bardet, bestätigt. 

Electrische Muskelklopfer. Verfertiger: Karl Wendschuch in Dresden. 
Dergleichen Muskelklopfer, welche zum Ertheilen kurzer electrischer Schläge 
und zum mehr oder weniger raschen Abklopfen der zu electromassirenden Kör¬ 
perstellen dienen, werden 
in zwei verschiedenen For¬ 
men angefertigt: 

Apparat A besteht aus 
einem hammerförmigen Me- 
tallobertheile, dessen beide 
kugelförmige Endpunkte 
mit Waschleder überzogen 
sind und beim Gebrauche an¬ 
gefeuchtet werden. Dieses 
hammerförmige Obertheil 
ist nun auf einem schmalen 
federnden Stahlschienchen j 
welches bis zur Conduct- 
schraube des durchbohr¬ 
ten Hartgummihandgriffes 
läuft, befestigt. Die An- 
Pi g . 30 . bringungsweise des elec- 

trischen Kabels, sowie die 
sontige Handhabung des Apparates ist aus der Abbildung ersichtlich. 

Apparat B, demselben Zwecke dienend und in seiner Construction wie 
Apparat A beschaffen, trägt an Stelle des hammerförmigen Obertheiles ein 
dergl. kugelförmiges aus mit Waschleder bezogener galvanischer Kohle her- 
gestellt. 

Der Preis für beide Constructionen beträgt 12 Mark pro Stück und 
20 Mark pro Paar. 




Fig. 31. 


Gynaekologische Instrumente. 

Aluminiumansatz für die Intrauterinspritze. Dieses kleine Instrument 
von Dr. Karl Rosner in Stuttgart angegeben und in No. 18 des Wiirttemb. 
Med. Correspondenzblattes 1890 erstmals publicirt, ist nach dem Princip von 
Dr. Jos. Hoffmann in Wien konstruirt (conf. I. Jahrg. 1879 der Illust,r. Viertel- 
jahrssch. der ärztl. Polytechnik v. l.Novbr. 1878) und theilt dessen dort an¬ 
gegebene Vorzüge, unterscheidet sich aber von Hoftmanns Spritzenansatz aus 
Hartkautschuk. 1) Durch die Verschiedenheit des Materials, welches neben 


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ausserordentlicher Haltbarkeit und Resistenz gegenüber den für gynaekologische 
Zwecke meistverwendeten chemischen Agcntien auch das Auskochen und Aus¬ 
glühen gestattet, wodurch der Ansatz wegsam und aseptisch erhalten wird; 



2) durch die viel grössere Auzalil der Austrittsöffnungen (ca. 60 gegen 10 
bis 12 des Hofimannschen Instrumentes), was eine viel gleichmässigere Durch¬ 
tränkung der umwickelten Watte zur Folge hat; 3) durch die leichte Absetz¬ 
barkeit dieses Ansatzes, wodurch gleichzeitig, während man denselben behufs 
besserer Wirkung noch einige Zeit in utero stecken lassen kann, auch die Ge¬ 
fahr eines etwa eingespritzten Ueberschusses vermieden wird, weil die auf die 
Einspritzung folgende Contraction des Uterus den Ueberschuss durch die 
vielen Austrittsöffnungen nach der Seite des geringeren Widerstandes, also 
nach dem Hohlraum des Ansatzes zurückpresst. — — Sublimat kann nicht 
als Desinficiens und Liq. ferri se6quichl. nicht als Injectionsmittel verwendet 
werden, da Aluminium hiervon angegriffen wird. Zu Liquor ferri-Einspritzungen 
wird dieser Ansatz aus Platina oder Silber vergoldet angefertigt. — Auf 
diesem Aluminiumansatz ist Musterschutz genommen und wird derselbe zu 
5 M. pro Stück von Herrn Paul Henger, k. Hoflieferanten in Stuttgart, be¬ 
zogen. Für diejenigen Aerzte, welche keine Braun’sche Spritze mit ent¬ 
sprechendem Conus für den Ansatz besitzen, würde auf Wunsch eine hierzu 
passende zu 3 Mk. pro Stück beigelegt werden. — 

Diverse medicinische Instrumente und Apparate. 

Milchzieher für Mutter und Kind. Verfertiger: Karl Wendschuch, 
Dresden. Zweck dieses neuen Milchziehers ist, dem Kinde das Absaugen 
der Muttermilch zu erleichtern und zwar dergestalt, dass Mutter und Kind 



Fig. 33. 


gleichzeitig saugen oder aber auch, dass die Mutter nur allein saugt und 
das Kind nur die auf diese Alt in den unteren sogenannten Trinkschlauch 
gelangende' Milch geniesst. Das Ganze besteht, wie aus den beigegebenen 
Illustrationen leicht ersichtlich ist, aus einem einfachen Brustglase, welches 
mit zwei Schläuchen versehen ist, deren einer mit dem Gummihütchen dem 
Kind zum Trinken dient, während der andere mit dem Glasmundstück ver- 


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sehene Schlauch von der Stillenden als Saugschlauch benutzt wird. Preis 
per Stück in Carton verpackt 1,50 Mk. 



Fig. 34. 

Ewart von St. George’s Hospital in London empfiehlt in einem in der Lancet 
veröffentlichen Vortrage über cordiale Percussion das hier abgebildete Gan- 
som’sche Plessimeter. Dasselbe besteht aus einem dünnen Vulcanit-Säulchen. 
dessen Enden mit Platten von ungleicher Länge belegt sind. Die grössere 

A ist l‘/ 2 Zoll lang. 1 /Zoll breit und wird ge¬ 
wöhnlich als Druckfläche benutzt; zur Beschränkung 
° ganz kleiner Bezirke dagegen dient die kleinere s / 4 Zoll 

lange Fläche 11. Als Vorzüge dieses Plessimeters 
rühmt E. die Schmalheit der Percussionsflächen, welche 
sich für intercostale Percussion sehr gut eignet, ferner 
die Dünnheit der Flächen, welche sehr feine Schall¬ 
variationen vermittelt. Bei cardialer Percussion kommt 
namentlich seine Wirkung als Dämpfer für allzu sonore 
Vibrationen und der gerade Rand der Percussions¬ 
fläche in Betracht, welche eine sehr genaue Begrenzung 
der Herzdämpfung gestattet. (Lancet. Aug. 29.1891.) 

Wohl mehr als Curiosität, denn als ernsthaft zu nehmendes Instrument 

ist das hydrostatische Stethoskop von 
Dr. Reynolds zu betrachten, das in 
der Form eines gewöhnlichen Ste¬ 
thoskops in seinem, an beiden Enden 
mit Gummimembranen verschlossenen 
Fig. 36. Hohlraum mit Wasser gefüllt ist, 

theoretisch allerdings die Schallwellen besser als die Luft überträgt, wel¬ 
cher Vorzug bei der kurzen Distanz indessen kaum in Betracht kcmmen diiifte. 
Die Solidität der Verschlussmembranen wird bei täglichem Gebrauche auf 
eine kaum bestehbare Probe gestellt. 




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Patentbericht. 

6. Oktober 18*11. 

460574. Zusammenlegbares Bett. — Clark L. Grill; Madison, Wis. 

460576. Brille. — 0. J. Halbe; Chicago. 

460599. Elektrode für Sekundärbatterien. — W. A. Rosenbaum; Jersey City, N.-Y. 
460650. Millampere-Meter. — Ly man D. M. Intosh; Chicago. 

460687. Zahnärztliche Maschine. — A. W. Browne; Princes Bay, N.-Y. 

460712. Drahtmatratze. — Th. Burdick; Toledo, Ohio. 

460795. Zahnbohrmaschine. — A. J. Harris; Chicago. 

460857. Saugflasche. — Helena O. Flodin; Upsala, Schweden. 

13. Oktober. 

460940. Chirurgisches Instrument (Extractionspumpe). — Th. W. Baugh; Carlisle, Java. 
460950. Bruchband-Pelotte. — Ch. Cluthe; Toronto, Canada. 

460972. Rheostat. — O. A. Kessner; Newark, N.-Y. 

460987. Chirurgisches Instrument (Tracheal-Perforator und Kanüle). — Leonida Olivieri, 
Chicago. 

461923—461927. Elektrische Batterien und Erregungs-Materialien. — Dan. Larab; Boston. 
461038—461040. Bruchbänder. — Anton Naidl; Omaha, Nebr. 

461138. Zusammenlegbare Bettstelle E. G. Tichenev; Ithaca, N.-Y. 

461349. Zerstäuber. — A. Leslie, St. Louis, Mo. 

461364. Brillenbrücke. — Th. Mc. Bride; Philadelphia. 

20. Oktober. 

461478. Zusammenlegbares Bett. — M. Kelly; Chicago. 

461534. Wärmeregulator für Incubations-Zwecke. — H. A. Coffin; Burlington, Mass. 
461754. Zahnärztlicher Handgriff. — Ellwood Hay; Phillipsburg, N.-Y. 

27. Oktober. 

462015. Bruchband. — R. Nageier; San Francisco, Cal. 

462125. Zusammenlegbarer und tragbarer Douchekasten. -— O. F. Grant; Pittsburg, Pa. 
462133. Zahnhammer. — H. C. Hinchmann; Johnstown, Pa. 

30. October. 

462267. Zahnärztliche Maschine. — A. C. Miller & Gardner, F. Wells; Auburn N.-Y. 
462270. Sutur-Instrument. — D. S. Mc Connaughey; Washington, Jowa. 

462319. Krankentisch. — Au. Loehner & Edw. G. Newman; St. Louis, Mo. 

462368. Fensterventilator. — A. P. White; New-Bedford, Mass. 

462373. Trockencloset. — Ezekiel C. Condit; Denver, Colo. 

462385. Veterinär-Instrument. — Sandford C. Meddick; Ovid, N.-Y. 

462409. Zahnärztlicher Handgriff. — .Tosiah O. Keller; Fort Wayne, Ind. 

462432. Combination eines Tisches mit zusammenlegbarer Bettstelle. —• A. C. F6ron; 
New-York. 

462530. Handgriff für zahnärztliche Instrumente. — O. Booth; Creston, Jowa. 

462599. Elektrische Haarbürste. — Al. Stanton; Lynn. Mass. 

462608. Inhalirapparat. — A. J. Wachsmuth; Barmen. 

462652. Ventilator. — Th. Bury; Cleveland. 

462654. Cloaken-Siphon. — J. H. Damron; Duffau, Tex. 

10. November. 

462703. Zahnärztlicher Mörser und Stössel. — Fl. E. Hansen; Minneapolis, Minn. 
462732. Elektrische Leibbinde. — Per E. Petterson; Minneapolis, Minn. 

462763. Bissstück zahnende Kinder. — P. Grabler; Pittsburg. Pa. 

462827. Speculum. — Th. A. Edwards; Denver, Colo. 

462853. Bettsteilen-Klammer. — Frank E. Welch; Trinity-Coli ege, N. C. 

462896. BefestiguDg8vorrichtung für zahnärztliche Instrumente. — Earl D. Eddy; San 
Mateo, Cal. 

462910. Instrument zur Entfernung von Fremdkörpern aus dem Auge. — Dan. J. Hailock; 
Southold, N. J. 


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462976. Büchse zum Einfällen von Verbandstücken. — Paul J. Grinberg;New-York. 
462988. Vaginal-Spritze. — G. A. Ogrissek; Jersey City, N. Y. 

462990. Receptur-Kapseln. — W. Oppenheimer; London. 

17. November. 

463168. Secir-Mikroskop. — Lucius E. Sayre; Lawrence, Kans. 

463247. 463248. Galvanische Batterie. — W. A. Crowdus; Memphis, Tenn. 

463312. Brillengestell. — J. L. Borsch; Philadelphia. 

463348. Zahnärztlicher Operationsstuhl. — G. W. Archer; Ro ehester, N. Y. 

463490. Dampfbad-Apparat. — Nath. Crank; Hill City, Kans. 

24. November. 

463717. Bruchband. — Lawrence T. Flodin; Omaha, Nebr. 

463788. Elektro chirurgisches Instrument. — Fr. L. Connable & Th. V. Harper; Xenia, 
Ohio. 

463819. Perioden-Tasche und Gürtel. — Annie Willoughby; Philadelphia. 

463855. Zahnärztliche Maschine. — James P. Calvert; Spartanburg, 8. C. 

463944. Krankenbettstelle. — W. Coughlin; New-York. 

463945. Elektrotharageutische Batterie. — John A. Crisp; Jefferson, Ohio. 

Pate ntortheil iingen« 

25. November. Kl. 30. No. 60535. Zughebel für Geburtszangen. — Dr. A. B. Lyman in 

Baltimore. 

— — No. 60544. Klebende Elektrode. — H. Nehmer in London. 

2. Dezember Kl. 85. No. 60589. Selbsthätige Desinfectionseinrichtung für Abortgruben. 

— C. Köckert in Dessau. 

9. Dezember. — No. 60679. Spucknapf. — H. Rottsieber in Berlin. 

Patentanmeldungen« 

19. November. Kl. 36. G. 6944. Badeofen. — P. Gosch in Zürich. 

— Kl. 53. S. 5823. Sterilisator für Messer. Societe Geneste Her¬ 

scher & Cie. in Paris. 

26. November. Kl. 42. Sch. 7514. Aräometer für die Bestimmung des Zuckergehalts von 

Harn. — Dr. Jos. Schütz in Frankfurt a. M. 

3. Dezember. Kl. 30. B. 12345. Verfahren und Apparat zur Herstellung künstlicher 

Glieder von orthopädischen Apparaten. — Fr. Bin gl er in Lud¬ 
wigshafen a. Rh. 

Englische Patente. 

Definitiv angenommen 7. Oct. bis 11. Nov. 1891. Gedruckte Beschreibungen zu beziehen 
von Bonne & Co. Patent-Agenten 57 u. 58 Chancery Lane, London W. C. 

1890. 17244. Kur für Lungenkranke, die Expectorationen befördernd. — Bratlove; 

Bristol. 

— 17274. Schiene für gebrochene Glieder mit Rädern, für schmerzlose Bewegungen. — 

A. Mc. Connell; London. 

1891. 11143. Heilung von Rheumatismus u. s. w. dadurch, dass die kranken Theile trockener 

Hitze ausgesetzt werden. — F. Riemer; Berlin u. P. Harms; Halle. 

— 4006. Zug- und Wetterschutz für Fenster und Thüien. — Hughes; Oldham. 

— 10199. Verbesserungen in dem Wasserzuflusse für Cloaken und Water-Closets. — 

J. Sineaton; London. 

Veröffentlicht 18. Nov. 1891. Gedruckte Beschreibung zu angegebenen Preisen zu beziehen 
durch* Globe* Patent Office u. Translations-Bureau 57 u. 58 Chancery Lane, London C. W. 
20017. Die volle natürliche Expansion der Lungen zu bewerkstelligen durch ein auf die 
Brust drückendes Tragband und Mechanismus, dieses Tragband zusammenzuziehen. 
— Davis (Mk. 1.00). 

1350. Galvanischer Gürtel für medicinische Zwecke in welchem 2 Zink-Scheiben mit einer 
Kupferscheibe altorniren. — Andrews (Mk. 1.00). 


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-=€31 Specielle Krankenpflege. W£r~ 

Redacteur: Dr. C. Hei mann. 


Ueber Ausbildung und Lebenslage des niederen Heilpersonals.*) 

Während wir heute unter niederem Heilpersonal nur noch Heilgehilfen 
und Hebeammen verstehen, war in früheren Jahrhunderten die Zahl der in 
diese Kategorie gerechneten Personen eine weit grössere. Zu ihnen gehörten 
die Bader, welche ihr Gewerbe, die sogenannte kleine Chirurgie, nur innerhalb 
ihrer Wohnungen ausiiben durften, die Barbiere, die sogar mit der Begut¬ 
achtung von Verletzungen etc. öffentlich betraut waren, die fahrenden Aerzte, 
die wieder in die besonderen Unterabtheilungen der Oculisten und Staarstecher, 
der Bruch- und Steinschneider, der Zahnbrecher etc. zerfielen, die Schneid¬ 
ärzte (Operatores), welche ihren festen Wohnsitz hatten und, wenn sie tüchtig 
waren es bis zum Stadtchirurgen oder Fcldarzt bringen konnten, die Feld- 
scheerer in ihren verschiedenen Bangstufen als Regiments-Feldscheerer, 
Garnison-Medici und Garnisonfeldscheerer, und endlich die Wundärzte. Alle 
diese Gruppen sind nach und nach verschwunden: die Chirurgie, mit welcher 
sich diese Personen ausschliesslich beschäftigten, wurde zu dem ihr gebührenden 
Range einer vollberechtigten Wissenschaft erhoben und als Zweig der all¬ 
gemeinen Medizin angefügt. Von den letzten Ueberbleibseln, den Wund¬ 
ärzten, gingen die Wundärzte I. Klasse in die approbirten Aerzte auf, die 
II. Klasse wurden auf den Aussterbeetat gesetzt: gegenwärtig zählt Preussen 
deren kaum uoch zwanzig. 

Die Organisation der Heilgehilfen oder Heildiener stammt aus dem 
Jahre 1851. Sie erhielten in den Krankenhäusern ihres Departements ihre 
Ausbildung in kleineren chirurgischen Verrichtungen und Httlfeleistungen am 
Krankenbett, wurden nach Ablegung einer Prüfung für den Ort, in dem sie 
ansässig waren, concessioniert und durften die kleinen chirurgischen Operationen 
nur auf jedesmalige Anordnung eines approbirten Arztes unternehmen. Die 
Uebertretung speciell der letzten Bestimmung wurde mit Entziehung der 
Concession und unter Umständen sogar mit gerichtlicher Verfolgung geahndet. 

Dieser Institution wurde durch die Einführung der Gewerbeordnung vom 
21. Juni 1869 ein schwerer Schlag versetzt. Nach Freigabe der ärztlichen 
Praxis konnte auch die Ausübung der kleinen Chirurgie Niemandem verwehrt 
werden. Dass derjenige, welcher sich in einem Krankenhause die nötigen 
Kenntnisse verschafft und eine Prüfung vor der Behörde ablegt, ein Be- 
fahigungszeugniss erhält, durch welches er das Recht gewinnt, sich „geprüfter 
Heildiener“ zu nennen, ändert nichts daran: das Publikum macht zwischen 
diesen und den gewöhnlichen Barbieren, welche sich nebenbei noch mit 
chirurgischen Hülfeleistungen, Zahnausziehen etc. befassen, keinen Unterschied. 


*) Mit zu Grundelcgung eines von Med.-Rath Wernich auf der neunten Hauptver¬ 
sammlung des prenssischcn Medicinalboamtenvereins gehaltenen Vortrags. 


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Es nehmen daher die Bewerbungen um die amtliche Concession in Preussen 
stark ab, da der concessionirte Heildiener nach Ablegung der Prüfung den 
nicht concessionirten Personen gegenüber geradezu im Nachteil ist: das 
Publikum legt auf die Prüfung keinen Werth, er darf keine Kurpfuscherei 
treiben, untersteht der Aufsicht der Behörde und wird im Falle einer Fahr¬ 
lässigkeit oder eiues Vei sehens härter bestraft als jeder andere. Daher ist 
es vorgekommen, dass geprüfte Heildiener ihr Befahigungszeugniss zurück¬ 
gegeben haben, um ungestört Kurpfuscherei treiben zu können. Trotzdem ist 
aber das Bedürfniss nach einem geschulten männlichen Sanitätspersonal, 
dem der Arzt eine Desinfection, einen Krankenbericht, einen Verband, die 
Nachbehandlung von Operirten, den Transport eines Kranken anvertrauen 
kann, besonders auf dem Lande noch ein sehr grosser. Als Beweis hierfür 
möge dienen, dass es in Preussen noch 5450 geprüfte Heilgehilfen giebt und 
dass von dem trefflichen Wernich’schen Heildiener-Lehr- und Handbuch in 
kurzer Zeit eine 3. Auflage nöthig wurde. Welch’ grosse Verdienste Wernich 
selbst ausser der Abfassung seiner Bücher sich in seiner amtlichen Stellung um 
die Ausbildung und Hebung der ganzen Institution der geprüften Heildiener 
erworben hat, ist bekannt. 

Die naheliegende Gefahr, dass das geprüfte männliche Heil personal be¬ 
sonders auf dem Lande zum Pfuschen greifen könnte, lässt sich am besten 
nach dem von Wernich aufgestelltsn Satze dadurch beseitigen, dass die Wege 
der Ausbildung so gewählt werden, dass der Heilgehülfe über die Grenzen 
seines Wissens und Könnens um so weniger hiuausgreift, je besser er geschult 
ist. Die Einführung der obligatorischen Desinfection, die allgemeine Ver¬ 
breitung der Fleischschan, die verschiedenen Bedürfnisse der Unfallversicherung, 
die Errichtung von Kreiskraukenhäusern etc. wird dem geprüften Heilgehülfen 
genügende Subsistenzmittel auch auf dem platten Lande bieten. 

Viel älter als der Stand der Heilgehilfen ist der der Hebammen: die 
erste Hebammenordnung erschien in Preussen i. J. 1093. Hiernach waren die 
Hebammen gehalten sich „auf dem Theatro anatomico vom Professore Ana- 
tomiae, die Beschaffenheit und Structuram partium genitalium an toten 
Subjectis zeigen und instruiren zu lassen“. Die Ausbildung wurde eine bessere 
durch Gründung von Hebammenschulen. Zuerst war nur Berlin mit einer 
solchen versehen und aus dem ganzen Reiche mussten die Schülerinnen zur 
Ausbildung sich in die Hauptstadt begeben. Später wurden in allen Pro¬ 
vinzen solche Schulen gegründet. 

Die rechtliche Stellung und der Pflichtenkreis der Hebammen wurde 
durch das Allgemeine Landrecht präcisirt. Aus den Bestimmungen ist be¬ 
sonders hervorzuheben, dass bei Gefängniss- oder Zuchthausstrafe selbst. 
Missgeburten, die „gar keine menschliche Gestalt zu haben scheinen“ nicht 
fortgeschafft werden dürfen, ohne dass der Obrigkeit davon Anzeige gemacht 
wird. Ferner muss die Hebamme eine ihr gemachte Mittheilung über eine 
aussereheliche Schwängerung geheim halten solange keine Gefahr eines wirk¬ 
lichen Verbrechens von Seiten der Geschwängerten zu besorgen ist. Die 
letztere Bestimmung begünstigt die ausscrehelichen Geburten offenbar aus 
Rücksicht auf die Bevölkerungszunahme, erfüllt also denselben Zweck wie 


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die bekannte Bestimmung des Code Napoleon „la recherche de la paternite 
est interdite“ in Frankreich, oder die Einrichtung der sogenannten „Dreh- 
ladeu“ an Findelhäusern und Klöstern in Italien. 

Die Ausbildung der Hebammen geschah an der Hand von Lehrbüchern, 
von denen das erste, Hägens „Hebammenlehrkatechismus“ im Jahre 1786 
erschien. Dieser Katechismus sollte nach einer ministeriellen Verfügung von 
den — Landschullehrern den Hebammen erklärt werden. Heute ist in 
Preussen allgemein das von Litzmann in Kiel 1878 bearbeitete Lehrbuch im 
Gebrauch, welches aber für den practischen Gebrauch sehr viele Mängel auf¬ 
weist. Der Stil ist vielfach schwülstig und unklar, der Satzbau unlogisch, 
fast undeutsch, die Abbildungen sind wenig anschaulich: vor allem aber ist 
auf den wichtigsten Punkt der Hebammenthätigkeit, auf die Handhabung der 
Antisepsis, viel zu wenig Werth gelegt. Eine Anzahl Einzelvcrfügungen 
sucht die Lücken auszufüllen, so die tretfliche 1888 ergangene. „Anweisung 
zur Verhütung des Kindbettfiebers für die Hebamme“ seitens des Preussischen 
Kultusministers. Das Axiom, „dass die Hebamme schlechterdings im Uterus 
nichts zu suchen habe“, schiesst über das Ziel hinaus. Aus denselben Gründen, 
ans welchen der Staat z. B. dem Schiffsführer die Behandlung seiner er¬ 
krankten Mannschaft gestattet, d. h. aus Gründen der zwingendsten Notli- 
wendigkeit, wird auch der Hebamme erlaubt sein müssen, eine Wendung, eine 
Lösung der Nachgeburt u. dergl. vorzunehmen. Solche Massregeln setzen aber 
auch bei der Hebamme die vollständigste Vertrautheit mit den Grundsätzen 
der Antisepsis voraus. Die technische Ausbildung für jene operativen Ein¬ 
griffe ist gleichfalls dringend erforderlich. 

Die materielle Lage der Hebammen in Preussen entspricht keineswegs 
den entstandenen Kosten und der aufgewendeten Mühe. In gleicher Weise 
wie die staatlich geprüften Heilgehilfen sind auch die Hebammen, welche 
eine staatliche Prüfung abgelegt haben, den Pfuschern gegenüber geradezu 
im Nachteil. Der Aberglaube auf dem Lande und die alteingewurzelten in 
den Wochenstuben herrschenden Vorurteile bereiten der Hebamme speciell in 
der Handhabung der so hochwichtigen Antisepsis die grössten Schwierigkeiten. 
Die Hebamme muss häufig der Nothwendigkeit gehorchend den Kegeln der 
Antisepsis geradezu zuwiderhaudeln: die schulgemässe Ausführung derselben 
bildet für ihr Fortkommen einfach ein Hinderniss. Auch der Staat kann hier 
nicht helfend eingreifen: die Gemeinden können rechtlich ebensowenig zur 
Dotirung einer Bezirkshebamme wie die Kreisvertretungen zur Hergabe der 
Desinfectionsmittel für die Armenpraxis aus Kreisfonds verpflichtet werden. 
Hierzu kommt, dass auch die Nebenverdienste der Hebamme eine Einbusse er¬ 
litten haben. Die Hebammen dürfen natürlich in heutiger Zeit keine Leichen¬ 
waschungen und keine Blutentziehungen mehr vornehmen. Dabei sind die 
Gebührentaxen unzulänglich. 

Vorschläge zu Verbesserungen sind zahlreich gemacht worden: ihre Aus¬ 
führung stösst jedoch auf Schwierigkeiten. Abschaffung der veralteten Tax¬ 
sätze, Errichtung einer Kranken- und Sterbekasse, Errichtung eines Feier¬ 
abendhauses für notleidende Hebammen, bei Nachprüfungen kostenlose Be¬ 
stellung einer Vertretung, Gewährung einer Praxisentschädigung, Erstattung 


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der Reisekosten aus öffentlichen Mitteln, Erweiterung der Unfallversicherung 
auf die Hebammen, Aussetzung von Prämien für bewiesene Sorgfalt und Um¬ 
sicht — das ungefähr sind die Mittel, durch welche ein für das National wohl 
so thätiger Stand von seiten des Staates unterstützt werden sollte. Es ist 
sonst zu befürchten, dass dieser Stand, welcher für den Schutz der Geburt 
und den Bevölkerungszuwachs wichtiger ist, als die oben citirte Bestimmung 
des Code Napoleon oder die Drehlade, nach Wernichs treffendem Ausdruck 
„zum wahren Petrefact degenerirt.“ Anker. 


Nahrungsmittel. 

Um Roggenmehl im Weizenmehl nacbzuweisen, empfiehlt Benecke folgendes 
Verfahren: Man zerkleinert das Korn so weit, das alle Theilchen durch die 
Maschen eines Millimetersiebes gehen und trennt in dem Sieb gut das Mehl 
von der Kleie. Letztere giebt man in einen Mörser, in welchem man dieselbe 
mehrmals mit Aether behandelt, die Flaschen dekantirt und den Aether 
schliesslich durch Nelkenöl ersetzt, in welchem man die mikroskopische Unter¬ 
suchung bei einer Vergrösserung von höchstens 200 und sehr starker Be¬ 
leuchtung vomimmt. Von 37 untersuchten Weizensorten gab nur Engrain 
ein wie bei Roggenkleie intensiv blau gefärbtes Gluten. Ausser dieser Weizen¬ 
sorte geben auch verschiedene Gerstenvarietäten und einige gefärbte Mais¬ 
arten die Blaufärbung des Glutens nach diesem Verfahren. — Bei Prüfung 
von Weizenmehl auf Roggenmehl giebt man 100 gr. des Mehls in einen 
Kolben von 5— 600 Kcm. und füllt den Kolben bis zu */„ mit Chloroform. 
Man verschliesst nun den Kolben, schüttelt stark, giebt nochmals soviel Chloro¬ 
form zu, bis der Kolben ziemlich gefüllt ist und wiederholt die Procedur. 
Die Fremdkörper setzen sich alsbald als chokoladenbrauner Niederschlag ab, 
während sich darnach erst nach 24 Stunden ein weiterer Mehlniederschlag 
bildet. Bei Weizen oder Roggen setzen sich die glutenhaltigen Zellen vor¬ 
nehmlich am Boden ab. Bei minderwerthigen Roggenmehl ist der Nieder¬ 
schlag dunkelolivengrün, bei Weizenmehl gelbbraun. 

Rdsch. f. Pharm. 45/91. 

Denayersches sterilisirtes Fleischpepton enthält nach Valentin Gerlach 
7,16—11,91°/ 0 Eiweisskörper, wobei es noch zweifelhaft bleibt, inwieweit das 
Präparat die Eiweisskörper in Gestalt von Peptonen enthält Also hält das 
Präparat bei Weitem nicht, was es verspricht. Ferner fand Gerlach in den unter¬ 
suchten Proben Borsäure, einen durchaus nicht indifferenten Körper, besonders bei 
Magenkranken, da Borsäure Magendarmkatarrhe erzeugt. 

Berl. Klin. W. 47/91. 

Um den Gemüse-Conserven die schöne grüne Farbe zu erhalten, welche 
sich unter der Einwirkung verdünnter Säuren durch Spaltung des Chlorophylls 
verliert, werden die Gemüse mit Kupfersulfatlösung übergossen, wodurch sich 
phyllocyaninsaures Kupfer bildet. Der Ueberschuss des Kupfersulfats wird 
durch Auswaschen wieder entfernt Das phyllocyaninsaure Kupfer ist licht¬ 
beständig und resistent gegen verschiedene Lösungsmittel (Wasser, Salzsäure, 
verdünnte Essigsäure). Löslich ist es in Alkokol. Da der Chlorophyllgehalt 


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der grünen Vegetabilien ein verschiedener ist, wird daher auch der Gehalt 
von Conserven an phyllocyaninsaurem Kupfer stets schwanken. Tschirch-Bem 
hält nun auf Grund physiologischer Versuche die Verbindung für unschädlich 
und siebt als zulässige Grenze 10 mgr. Cu 0 in Form von alkohollöslichem 
Salz auf 100 gr. Frischgewicht der Conserven an. Robert Dorpat dagegen 
befürchtet chronische Kupferwirkung und hält es für sicherer. Conserven, die 
ihre grüne Farbe eingebüsst haben und braun geworden 6ind, zu gemessen. 

Die durchschnittliche Zusammensetzung mehrerer echter portugiesischer 
Weine giebt Vogel auf Grund von 2269 Analysen in nachstehender Tabelle an: 




R o 

t h w e i n 



Weis 

8 W 0 i 

n 

1 

« 

1 

© 

ü 

o 

b 

© 

N 

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*3 

a 

b 

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5 

1 

3 

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© 

a 

« 

i i 
! 8 
< 

'■1 

B 

£ 

Santarem 

Specifisches Gewicht . 

1 0-9938 

0-993? 

0-9934 

0-9955 

0*9912 

0*9929 0-9985 

“0-9946 

0*9901 

Alkohol. 

' 910 

1002 

10-88 

10-40 

11*21 

9-92 

10*79 

11*21 

12*57 

Zucker. 

012 

017 

0-18 

016 

007 

8p. 

0*40 

0*76 

0.48 

Gerbstoff. 

0 08 

010 

004 

0*11 

0*08 

004 

0*11 

0*10 

0*05 

Extract.- 

2*48 

2-91 

2-89 

3*29 

2*65 

2-74 

1 2*91 

3*17 

2*57 

Weinstein. 

010 

o-io 

006 

011 

0*08 

0-11 

1 003 

009 ; 

0*77 

Gesammt säure (Wein-! 
säure). 

0*64 

0-69 

0-57 

0*64 

0*69 

0-58 

! 0*61 

0*66 

0*55 

Flüchtige Säuren (Essig¬ 
säure) .1 

0*13 

016 | 

o-io 

o-io 

0 13 

0 09 

0*15 

0*15 

0*12 

Gesammtasche . . . 

0-24 , 

i 0*25 | 

0-23 

0*33 

0*26 

0-25 

0*26 

0.25 

i 0*28 

Schwefelsaures Kali . I 

0 03 

006 1 

007 

0*12 

004 

0*06 

004 

0 06 

0*07 

Phosphorsäure . . . 

| 0 04 

003 | 

0-02 ! 

0*04 

0*04 

0*03 

— ! 

0*08 

0*06 


Sämmtliche Zahlen, ausgenommen diejenige des specifischen Gewichte, be¬ 
deuten gr. in 100 ccm. Z. f. Nahrungsmitteluntersuchung. 

Verfälschung von Nahrungsmitteln nach Berichten von Untersuchungs¬ 
stationen und Gesundheits-Aemtem: 

In Wien ergaben die Cognacuntersuchungen das Resultat, dass ein Cognac 
von dem specifischen Gewichte und dem Alkoholgehalte, wie die Pharmacopoe 
ihn vorschreibt, nicht existirt. — Butter war in 2 Fällen mit 87—88°/ 0 
fremden Fetten gefälscht. — Gewürze waren von 8 Proben 5 gefälscht. — 
1 Risotto enthielt Arsenik, im Reste einer Kaffeeschale wurde Phosphor nach¬ 
gewiesen. — Kaffee ergab unter 15 Proben 9 Verfälschungen, darunter Baum¬ 
rinde, Rüben, Holz, Mist. — Speiseöl war unter 11 Proben 7 Mal gefälscht. 
— Unter den Weinen befanden sich 3 vollständige Kunstproducte, andere 
waren gewässert, salicylirt, gefärbt und hefetrübe oder in Folge bacterieller 
Zersetzungen verdorben. 

In Holland enthielten im Jahre 1890 von 31 Mustern conservirter ge¬ 
trockneter Aepfel 24 Zink in ziemlichen Mengen, Spuren einer Zinklösnng 
enthielten getrocknete Birnen, Ananas, Aprikosen, Pfirsiche in Weissblech- 
gefässen conservirt. — Suppenpulver aus Deutschland war folgendermaassen 
zusammengesetzt: Wasser 5,6—14°/ 0 , Asche 14,50—21,23°/ 0 (davon 12,92— 
17,47°/ 0 Kochsalz.) Die Zusammensetzung anderer Suppenpulver entsprach 
nicht immer den Angaben der Aufschrift. — Von 804 Mustern von Mineral¬ 
wässern und anderer schäumender Getränke erwiesen sich 577 als frei von 

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36 


Metallen. — Die Untersucliuug der Milch ergab abgesehen von der Ver¬ 
dünnung in wenigen Fällen befriedigende Resultate. — 

In der chemisch-mikroskopischen Nahrungs- und Genussmittel-Unter¬ 
suchungs-Anstalt von Koller in Dornbirn wurden in 3 Jahren von 10 Mehl¬ 
proben 3 beanstandet, von 11 Milchproben 1, von 6 Weinproben 3, von 3 
Branntwein-, 3 Kaffee-, 3 Butterproben je 1, von 4 Honigproben 2 und von 
53 Trinkwässern 3. 

In Aberdeen sind von 31 Sorten kohlensaurer Getränke, die in einem 
Vierteljahre behördlich angestellt wurden, nur 10 als entsprechend befunden. 
Limonade enthielt in einigen Fällen 0,04 gr — 4,3 gr Blei per Gallone. 
2 Muster enthielten grosse Mengen Eisen. 

In den Vereinigten Staaten waren unter 434 im Monat Mai untersuchten 
Mustern 139 verfälscht oder schlecht, davon Milch 31, Butter 12, Olivenöl 2. 
Essig 1, Gewürze 14, Weinstein 7, Melasse 1, Platanensyrup 4, Conserven in 
Weissblech 48, Honig 1, Kaffee 3, Droguen 10. — Im Monat Juni wurden 
618 Muster untersucht, darunter waren 111 verfälscht oder schlecht, davon 
Milch 38, Butter 4, Olivenöl 1, Gewürze 20, W'einstein 4, Melasse 2, Platanen¬ 
syrup 3, Conserven 22, Kaffee 12, Droguen 5. 

Speisepulver von Göli ist nach Analyse zusammengesetzt aus 80° ;o 
Natriumbicarbonat, 12°/ 0 Natriumbitartarat, 1 °/ 0 Chlornatrium, O.l°/ 0 Cliloram 
monium, 6,1 °/ 0 Calciumcarbonat. 

Eine neue Theemischung aus Theo und folgendermaassen zubereitetem 
Hopfen wurde Snelling patentirt. Er lässt den Hopfen trocknen und lüftet 
ihn dann aus, dabei wird er nach 6—8 Stunden weich und biegsam. So 
wird er 15 Minuten kräftig gewalzt, dann auf Tischen ausgebreitet, mit 
feuchten Tüchern zugedeckt und der Gährung im eigenen Safte ein bis zwei 
Stunden iiberlasseu. Nach diesem Prozess wird der Hopfen in einem heissen 
Luftstrom von circa 150° C. gedörrt. Der Zusatz von diesem Hopfen zu ge¬ 
wöhnlichem Thee soll den Geschmack desselben wesentlich verbessern. 

Rdsch. f. Pharm. 47/91. 


Arzneimittel. 


Tumenol. Die Tumenöle kommen in den Mineralölen vor und werden 
daselbst trotz ihres ungesättigten Charakters, welcher sich in der leichten 
Absorption der Halogene und der starken Oxydirbarkeit änssert, als brauch¬ 
bare Kohlenwasserstoffe bei dem Reinigungsprozesse belassen. Die Tumenol- 
sulfonsäure wurde von Spiegel und Koetzle rein dargestellt und das Tumenol- 
sulfon von ihr getrennt. Sie unterscheidet sich in ihrer Genese von der 
ähnlichen, auch ans bituminösen Gestein geronnenen Ichthyolsulfonsäure (D. 
R. P. Nr. 35216) wesentlich dadurch, dass ihre Darstellung keinen Schwefel¬ 
gehalt des verwendeten Mineralöls voraussetzt. 

In therapeutischer Beziehung erwiesen sich nach Neisser (Dtsch. medic. 
Wochenschrift 1891 Nr. 45), welcher die obigen Daten veröffentlicht Tumenol 
und Ichthyol durchaus verschieden Das Tumenol (venale) enthält 1) Tu- 
menolsnlfon (Tumenolöl), welches unlöslich in Wasser, dagegen löslich in 


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wässrigen Lösungen der Tumenolsulfonsäure ist 2) Tumenolsulfonsäure (Tumenol- 
pulver) welche sich in Wasser löst. 

Die beiden Formen einzeln sind schwer darzustellen und kostspielig; das 
Tumenol selbst ist in Wasser löslich. 

Therapeutische Versuche, besonders bei der Eczembehandlung ergeben: 

1) Günstige Beeinflussung bei nässenden Eczemflächen, sowie bei Ver¬ 
brennungen ersten und zweiten Grades. 

2) Eine geringe irritirende, Entzündung steigernde Wirkung ist vor¬ 
handen, aber individuell verschieden. 

3) Eine Tiefenwirkung besteht nicht. 

4) Es hat eine deutliche juckenstillende Wirkung. 

5) Als Verbandsmittel für Excoriationen und Exulcerationen (auch ulcus 
cruris) ist es sehr geeignet. 

6) Eine antibacterielle Wirkung ist nicht vorhanden. 

7) Es hat keine Wirkung auf den Gesammtorganismus. 

Als Applicationsformen haben sich bewährt: 1) Feuchte Umschläge, (2—5°/ 0 ). 
Sie lindern das Jucken und bewirken keine Maceration der Haut. 2) Zink¬ 
paste mit Zusatz von 5—10 °/ 0 Tumenol oder TumenolBalbe (Rp. Tumenol 2,5—5,0. 
— Flor. Zinc., — Bismuth. subnitr. aa 2,5. — Ungt. lenient., — Unguent. 
simpl. aa25,0) bei oberflächlichen Ulcerationsflächen, Lupus, Impetigo contagiosa, 
Pemphigus. 3) Tincturen (Rp. Tnmenoli 5,0 — Aether sulfur., — Spirit, 
vini rectificatiss, — Aq. dest. (oder Glycerin) aa 15,0 M. D. S. Tumenöl- 
tinctur) bei trockenen squamösen Formen. 4) Tumenolseifenpflaster wird von 
nässenden Flächen besser vertragen als die einfachen Pflaster. 5) Tümenöl, 
ganz verdünnt auf nässende und vesiculöse Eczemflächen. G) Tumenolpulver, 
zur Bedeckung von Geschwürsflächen und mit Zinkstreupulver gemischt, bei 
Eczemen. Fabrikmässige Herstellung: Farbwerke Meister, Lucius und Brüning 
in Höchst a/M. Bezugsquelle: Heinrich Kitsche (Inh. Max Hermann) Breslau, 
Reuscliestrasse 24. 

Pambotano (Calliandra Houstoni) enthält der China ähnliche Gerbstoffe, 
Oele, Harze und andre Krystalle. In Decocten sowie in alkoholischen 
Lösungen oder als Tinctur (60°/ 0 ) empfiehlt Valude das Mittel als Ersatz für 
Prinin und besonders bei Intermittensfällen, wo jenes versagt. 

Dt. med. W. 45/91. 

Antipyrin-Pastillen aus doppelkohlensaurem Nati’on und Weinsäure unter 
entsprechendem Zusatz von Antipyrin hergestellt, sollen Nebenwirkungen, be¬ 
sonders den Brechreiz, welchen das Mittel bei schwächlichen Personen erzeugt, 
nicht hervorrufen. Rdsch. f. Pharm. 45/91. 


Verband- und Desinfectionsmittel. 


Schwämme reinigt, bleicht und macht Roeser antiseptisch, indem er die¬ 
selben wiederholt mit destillirtem Wasser von 40—45° C., welchem pro 
1 Liter 20 Tropfen 10°/ o Natronlösung zugefügt wurde, wäscht, sie auspresst 
und in Wasser legt, welchem 1 Liter 30 gr. gesättigtes Bromwasser zugegeben 
sind. Nach Entfärbnung des Bromwassers presst er die Schwämme aus und 
behandelt sie wiederholt mit neuen Mengen Bronnvasser, bis sie völlig gebleicht 


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sind. Durch directes Sonnenlicht wird die Wirkung des Broms beschleunigt. 
Die gut ausgepressten Schwämme werden in Wasser, dem wieder pro Liter 
20 Tropfen 10°/ o Natronlösung hinzugesetzt ist, gelegt und dann mit destillirtem 
Wasser gewaschen, bis der Geruch nach Brom völlig verschwunden ist. 
Schwämme, welche 8—9 mal in dieser Weise behandelt wurden, behielten 
ihre Elasticität und Festigkeit. — Um die Schwämme antiseptisch zu machen, 
legt man sie 12 Stunden in van SwiSten’sche Flüssigkeit, der 3 Tropfen Salzsäure 
pro 1 Liter zugefügt sind. Rdsch. f. Pharm. 45/91. 

Pappendeckelschachteln, welche die Sterilisirung der in denselben ver¬ 
packten Verbandstoffe im strömenden Wasserdampf zulassen, construirte 
Habart-Wien. Hyg. Rdsch. 22/91. 


Therapeutische Mittheilungen. 

Gegen acute Amygdalitis: Acid. carbol. — Camph. aa 1,0 — Glycerin. 
— Aq. dest. aa 50,0. S. Gurgelwasser. Dt. med. W. 47/91. 

Gegen Blasenkatarrh empfiehlt Rosenthal Borsäure Limonade, welche mit 
Hülfe einer 20°/ o Borsäurelösung in Glycerin und 2 —3°/ 0 Orangensyrup ver- 
süsst, dargestellt wird. Rdsch. f. Pharm. 46/91. 

Bei Bronchopneumonien der Kinder empfiehlt Money die Behandlung mit 
Eis warm, und zwar applicirt er den Eisbeutel auf den Kopf und bei schwereren 
Fällen auch auf die Brust. Der Vortheil dieser Behandlungsweise läge in 
der Erhaltung der Kräfte sowohl des Herzens als der respiratorischen Centren, 
das wirkt weiter als Sedativum und schlaf bringend. 

Bl. f. Klin. Hydrother. 7/91. 

Gegen Brustwarzenschrunden empfiehlt Hirsch eine Mischung gleicher 
Theile Wismut subnitrat und Ricinusöl aufzulegen. 

Rdsch. f. Pharm. 45/91. 

In einem Falle von Chorea bei einem 10jährigen Mädchen hatte Sewening, 
nachdem nach vielen angewandten Mitteln keine Besserung eintrat, von Sol. 
Kal. jodat. (2,5) : 150,0 D. 3 mal täglich einen Esslöffel, welches er wegen 
zufällig auftretender Drüsenanschwellungen unter dem Kinn verordnet«, über¬ 
raschenden Erfolg und erzielte vollkommene Heilung. 

Ther. Mtshft. 11/91. 

In einem Fall von Croup bei einem 13 Monate alten Kinde erreichte 
Beetz im Verlauf eines Tages das Verschwinden der bedrohlichen Erscheinungen 
und schliesslich die Heilung, indem er zuerst alle 15, sodann alle 30 Minuten 
Inhalationen von 3—4 Tropfen einer Mischung von Aether sulfuric. 4,0 — 
Aether acetic. 2,0 — Menthol 0,6 auf ein an die Nase des Kindes gehaltenes 
Taschentuch träufeln liess. Dt. med. W. 45/91. 

Nässende Eczemc behandelte Leven-Elberfeld mit einer 1 °/ 0 Lösung von 
Argentum nitricum, welche mehrmals täglich zu Umschlägen von mindestens 
halbstündiger Dauer benutzt wird. In der Zwischenzeit liess er die erkrankten 
Hautpartien mit Wistrauthsalbe bedecken, welche vor Erneuerung der Um¬ 
schläge abgewaschen werden muss. Dt. med. W. 48/91. 


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Um bei Epilepsie die Wirkung der Brompräparate zu verstärken empfiehlt 
Poulet die Combination von 4,0—5,0 Bromkali mit 0,01 Eserin, sulf. oder 0,01 
Picrotoxin, oder 0,001 Atropin, an Stelle des Eserin lassen sich auch 2,0 
Tinct. fab. cal. oder 0,75 des Pulvers geben, auch lässt sich Atropin durch 
Tinct. Belladon. 2,0 oder durch Pulv. rad. belladon. 0,5 ersetzen. 

Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 22/91. 

Bei acutem Gelenkrheumatismus wandte Gillepsie subcutane Injectiopen 
von 2—5 Tropfen einer 10 °/ 0 Carbolsäurelösung, in die Nähe der Synovialis 
der erkrankten Gelenke applicirt, mit gutem Erfolge an. Oft schon nach 
Verlauf 1 / i —1 Minuten sollen die Schmerzen verschwinden, die Funktionen 
des Gelenkes würden frei und das Gesammtbefinden hebe sich zusehends. " 

Gegen Keuchhusten empfiehlt Robertson Benzol 0,012 in einer Gummi¬ 
lösung für ein Kind von 6 Monaten, 0,03 in Kapseln oder Lösung für Er¬ 
wachsene. Sobald Benzolgeruch der Exspirationsluft auftritt, soll der Erfolg 
gesichert sein. Dt. med. W. 45/91. 

Gegen die lancinirenden Schmerzen der Tabiker werden von Leydy (Phila¬ 
delphia) Wickelungen mit Flanellbinden von den Zehen bis zum mittlern 
Drittel des Oberschenkels stramm umgelegt, wonach die Schmerzen sich ganz be¬ 
deutend vermindern sollen, empfohlen. Ebenso soll eine fest um den Leib gelegte 
Binde das Gttrtelgefühl augenblicklich erleichtern und auch gegen Neuralgien 
bei Gürtelrose vorzüglich wirken. Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 21/91. 

Gegen Obstipation empfohlen Tliiol 0,1 auf die Pille, D. 10 Tage tgl. 
1 Pille. Dt. med. W. 46/91. 

Bei Phosphorvergiftungen empfiehlt Arpdd Bökai-Budapest auf Grund vou 
chemischen Untersuchungen und Thierexperimenten eine '/»— , /s°/o Lösung von 
Kalium hypermanganicum als vorzügliches Antidot. DL med. W. 47/91. 

Die Epithelialauflagerungen der Urethra, nicht Stricturen, als Ursache 
des chronischen Trippers behandelte Grünfeld-Wien mit überraschendem 
Resultat durch Injectionen eines Decoctes von 100,0 Heidelbeer auf300,OColatur. 

Bl. f. Klin. Hydrother 7/91. 


Bücherschau. 


Moll. Ist die Electrotherapie eine wissenschaftliche Heilmethode. Berliner 
Klinik. Heft 41. 

M. wendet sich mit Recht gegen die Versuche mancher Autoren, der 
Electrotherapie dadurch eine „wissenschaftliche“ Basis zu geben, dass man 
durch haltlose Hypothesen Erfolge zu erklären sucht, welche als solche noch 
nicht einmal bewiesen sind. Noch steckt überhaupt die Diagnostik der Nerven¬ 
krankheiten zu sehr in den Kinderschuhen, als dass man stets sicher sein 
könne, mittels lokaler Behandlungsmethoden wirklich auf den Herd der Er¬ 
krankung eingewirkt zu haben. Dementsprechend gehen auch die Ansichten 
der Autoren über die Art der erfolgreichen Anwendung des electrischcn 
Stromes — ob galvanische, faradische oder statische Electricität im einzelnen 
Falle weit auseinander. Eine wirklich eingetretene Besserung lässt sich nicht 
immer mit Sicherheit auf den Einfluss der electrischen Behandlung zurück- 


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führen. Eine sog. katapliorische Wirkung des electrischen Stromes, besonders 
in vasomotorischer Beziehung, lässt sich als solche nicht leugnen, dagegen 
steht für' eine Heilwirkung auf diesem Wege der Beweis noch vollständig aus. 
Die Annahme einer katalytischen Wirkung im Innern des Organismus ist 
gänzlich unbewiesen. Die Electrolyse und die Electropunctur, von welcher in 
letzter Zeit viel die Rede gewesen ist, schliesst M. — wohl als ausserhalb 
seiner Specialität liegend — von seiner Betrachtung vollkommen aus. Eine 
hohe Bedeutung gebührt der Suggestion bei den Erfolgen mittels electrischer 
Behandlung. 

Im allgemeinen bietet die Abhandlung nichts Neues, kann aber als eine 
gewandte Darlegung des berechtigten Standpunktes des Verfassers den Aerzten 
zur Lectüre empfohlen werden. Schönheimer. 

Brockhaus’ Conversations-Lexikon. Vierzehnte vollständig neubearbeitete 
Auflage. Bei der Spezialrichtung unserer Zeitschrift müssen wir die Aufgabe 
einer allgemeinen Recension der ausserordentlich reich mit Karten, Chromo- 
tafeln und Holzschnitten ausgestatteten neuen Auflage dieses ältesten und 
berühmtesten Conservations-Lexikons anderen Zeitschriften überlassen. Hin¬ 
gegen sei hier darauf hingewiesen, dass unsere Leser, sowohl, die den 
ärztlichen, als den technischen Kreisen angehörenden gleichfalls reiche Be¬ 
lehrung darin finden werden. Die präcise, alles nebensächliche ausschliessendc 
Behandlung der einzelnen Gegenstände lässt sofort erkennen, dass der Ver¬ 
lagshandlung die hervorragendsten wissenschaftlichen Kräfte zur Bewältigung 
der enormen Aufgabe zur Verfügung standen. Als Belege für das Gesagte, welche 
uns in dem soeben erschienenen I. Bande des Lexikons Vorlagen, erwähnen 
wir beispielsweise die Artikel: Accumulatoren, Antipyrin, Arterienentzündung, 
Arthroplastik etc. Dr. P. Kessler, München, Universitäts-Kinderklinik. 

Dr. Albert Hoffa. Lehrbuch der Fracturen und Luxationen für Aerzte 
und Studirende. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 378 Ab¬ 
bildungen im Text und 29 colorirten Tafeln. Würzburg, Stahel’sche K. Hof- 
und Universitäts- Buch- und Kunsthandlung 1891. 3 Lieferungen. 

Das nun bereits in zweiter Auflage erschienene Hof falsche Lehrbuch der Fracturen und 
Luxationen kann als praktisches Handbuch, welches Einfachheit und Gründlichkeit in vor¬ 
züglicher Weise vereinigt, sowohl Aerzten als auch Studirenden angelegentlichst empfohlen 
werden. Die zahlreiche Abbildung, sowie in einzelnen Fällen das Verständniss fördernde 
Krankengeschichten erleichtern die Anschauung und Auffassung der verschiedenen Ver¬ 
letzungen ganz ungemein, so dass Jeder mit dem Stoff vollkommen vertraut werden wird. 

Bei der Darstellung der Behandlung ist vor Allem auf solche therapeutischen Mass¬ 
nahmen Rücksicht genommen, welche auf möglichst einfache Weise, möglichst vollkommene 
Resultate zu erreichen suchen. 

Die neueste Litteratur des In- und Auslandes ist in eingehender Weise berücksichtigt 
worden. 

Ein ausführliches Register am Schlüsse der dritten Lieferung ermöglicht es, sich schnell 
über jede Fraktur oder Luxation zu orientiren. E. Kirchhoff (Berlin). 

Verantwortlich: Flscher’s medlcin. Buchhandlung, Kornfeld & Co., Berlin KW., Charitlstr. 6. 

Fürstlich prl7. Hofbuchdrnckerel (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 


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M 2 


Februar 


1892 


Inhal« : Haullehf Kinrlchtungen: Allgemeines : Polyklinik Umberto za Rom 41. — Kranken« 
eisenbalmwagen. 42. — Einrichtung von Gebinden : Feldlazarethc 42. - Fensterverglasung 43. — Heizung nnd 
Lnftnng: Schornsteinreinigung 43. — Luftverderbniss 44. — Kaminofen 44. — Wasserversorgung: Filtratlonsver- 
fahren 44. — Kanalisation: Abwasserbehandlung 45. — Desliifeetlon : Desinfeetor45. — Innere Einrichtungen von 
Krnnkenhlusern : Bettstelle 46. — Spncknapf 46. 

Aerxillche Polylechnlh : Chirurgische Instromente : Canüle 47. — Mundsperrer 48. — Platte zur Darm« 
an.vstomosenbildung 48. — Blasenspeculum 50. — Tournlquet 61. — Instrumente, zerlegbare 5L — Orthopldlsehe 
Apparate: Daumenphalanxredressementapparat 52. — Coxitisbehandlung 53. — Corset 65. — Gynaekologlsche Instru¬ 
mente: Tenaculum 55. — Uterln-Reposttoren 66. — Ovuracurette 57. — Zange 57. — Ophthalmologlarhe Instrumente: 
Thränennasenspritze 57. — Otiatrische Instrumente: Spray 58. — Diverse medlelnlsche Instrumente und Apparate: 
Blascnevacuator 59 . — Apparat zur therapeutischen Anwendung comprimtrter Luft mit Medfcamenten 60. — 
Apparat zum tiefen Athemholen 62. — Zungenspatel 64. — Zahnärztliches Winkelstück 65. — Ambnianzstnhl 65. 

— Patentbericht 67. 

8pe«i*lle Krankenpflege: Ueber Prüfung ärztlicher Thermometer 69. — Nahrungsmittel: Milch 70. — 
Smyrnaer Rosinen 72. — Weinentgypsung 73. — Kaffee 73. — Kindernährmittel 73. — Arzneimittel: Haemol und Haemo- 
gallol 74. — Salopben 74. — Chinin 75. — Verband und Deslnfeetlonsmittel: Subllmatcharpie 75. — Solutol und 
Salveol 75. — Therapeutische Mlttheliungen: Anaesthetica 75. — Band wurmmitte] 76. — Chloroformvergiftung 76. 

— Diarrhoe 75. — Diphtheritls 76. — Erysipel 76. — Hacmaturie 76. — Hydrocephalus 76. — Influenza 77. — 
Cafarrhe der Nase, des Rachens etc. 77. — Meningitis 77. — Phosphorvergiftung 77. — Prostatitis 77. — Scharlach 77. 
Schnupfpulver 77. — Soor 77. — Büeherschau: Henneberg, Desinfector 78. — Beely und Kirchhoff, menschlicher 
Fuss 78. — Kleine Notizen: Steilschrift 80. — Missgriffe bei Arzneimittel 80. — Unrathsvemlchtung 80. — Höllen- 
steinstifle 80. 


---*+■ Bauliche Einrichtungen. 4+ 

Redactour: Regierungsrat h Grundke. 


Allgemeines. 

Die neue Polyklinik Umberto I. zu Rom. Ans einem ausführlichen Bericht 
von Oberingenieur E. Hieke in Mailand, der im Ges. Ing. 23 erschienen ist, 
entnehmen wir einzelne Angaben über diesen, den ersten Rang einnehmenden 
Kvankenhausbau, der augenblicklich noch in der Ausführung begriffen ist. 

Die Anstalt wird nach den vorläufig zur Ausführung geplanten Gebäuden 
im Stande sein, unter gewöhnlichen Verhältnissen circa 900 Kranken männ¬ 
lichen und weiblichen Geschlechts Aufnahme zu gewähren; jedoch könnte, 
Dank der getroffenen besonderen baulichen Einrichtungen, in Zeiten von 
Epidemien einer viel grösseren Anzahl Kranken Unterkunft gegeben werdeu. 
Die gesammten, bis jetzt zur Ausführung projektirten Gebäude werden ca. 
42,000 qm Bodenfläche bedecken. 

In der Mitte der ein verschobenes Viereck bildenden Bodenfläche von 
1G0.000 qm befindet sich das Direktions- und Ad minist rationsgebände, links 
davon das Hauptgebäude und zwei Seitenpavillons und das Nebengebäude 
der chirurgischen Abtheilung, hinter letzterem die Klinik ftir Ohrenkrank¬ 
heiten. An der linken Ecke der ersten Gebäudereihe steht die Klinik für 
Augenkrankheiten. Rechts vom Direktionsgebäude befinden sich die Gebäude 
der medizinischen Klinik in gleicher Anordnung wie die chirurgische Ab¬ 
teilung, nur hinter dem Nebengebäude befindet sich hier die Klinik für 
innere Krankheiten. An der rechten Ecke schliesst das Gebäude für Ge¬ 
schlechts- und Hautkrankheiten ab. Hinter dem Direktionsgebäude liegt die 
Hauptbadeanstalt und Kochküche. Nun folgt eine zweite Reihe von Gebäu¬ 
den, links vier Pavillons der chirurgischen und rechts vier solche gleich 
ansgeführte Pavillons der medizinischen Abtheilung; in der Mitte die Kapelle 
und dahinter das Kesselhaus mit dem Schornstein. Im Halbkreis um diese 
herum ordnen sich noch weitere je drei Pavillons dieser Abtheilungen. In 
der linken hinteren Ecke steht das umfangreiche Gebäude der Entbindungs¬ 
anstalt und des Hebammeninstituts, während in der änssersten rechten, abge¬ 
schlossen etwas tiefer gelegenen Ecke vier Pavillons für ansteckende Krankheiten 


4 





42 


untergebracht sind. Vor diesen sind das Anatomiegebäude und das patholo¬ 
gische Institut, die Dampfwasch- und Desinfektionsanstalt und besondere 
Ställe für Versuchsthiere angeordnet. An der rechten Grenzfläche befindet 
sich zwischen zwei weiteren Pavillons der medizinischen Abtheilung die 
Klinik für Kinderkrankheiten. Die Pavillons stehen durch eine Gallerie in 
Verbindung. Die Kosten der Gesammtanlage sind auf über 3 1 /» Millionen 
Lire veranschlagt. In ihrer Grossartigkeit dürfte diese Anlage nur mit dem 
neuen allgemeinen Krankenhause zu Hamburg-Eppendorf verglichen werden 
können. 

Von der Eisenbahndirektion Berlin ist ein Eisenbahnwagen zur Beförde¬ 
rung von Kranken nach Ges. 21 hergestellt worden. Derselbe hat die Form 
und elegante innere Ausstattung eines Salonwagens, in dessen Hauptraume 
ein besonderes Krankenbett aufgestellt ist, welches gleichzeitig als Tragbahre 
benutzt werden kann, um den Kranken bequem in den mit breiten Flügel- 
thüren versehenen Wagen schaffen zu können. Für die Begleitung sind be¬ 
queme Schlafsessel und ausserdem noch eine Bettstelle im zweiten Salon¬ 
raum vorhanden. Wascheinrichtung, Eis- und Flaschenschränke etc. vervoll¬ 
ständigen die Ausstattung des Krankenwagens, für dessen Benutzung (nach 
zeitiger Bestellung) bei der Station, auf welcher die Reise angetreten werden 
soll, 12 Fahrkarten 1. Klasse zu lösen sind. 


Einrichtung von Gebäuden. 

Ueber Feldlazarethe aus Pappe von Ingenieur Major Espitallier, welche 
bei den letzten grossen Manövern im Osten Frankreichs das Interesse der 
Fachleute in hohem Grade erregten, finden wir in der N. Pr. Ztg. 11 folgende 
Angaben: Diese Papphäuser sollen die bisherigen Doppclzelte ersetzen, welche 
im abgebrochenem Zustande ebensoviel Raum einnehmen und dazu kostspieli¬ 
ger sind. Die einfachen Zelte aber eignen sich für die dauernde Unterbrin¬ 
gung von Verwundeten und Kranken kaum. 

Das Material zu dem Papplazareth besteht zunächst aus drei gewöhn¬ 
lichen Frachtwagen von genau 5 Metern Länge, welche im beladenen Zu¬ 
stande je 2000 kg. wiegen und von 2 Pferden gezogen werden. Soll das 
Lazareth aufgebaut werden, so stellt man zunächst die drei Wagen neben¬ 
einander in eine Reihe, wobei man, wenn der Boden nicht ganz eben ist, 
den Rädern so lange Klötze unterschiebt, bis die Plattformen in gleicher 
Höhe stehen. Die Wagenplattformen bilden nämlich zugleich den Fnssboden 
des Lazareths, was natürlich voraussetzt, dass man die unvermeidlichen Räume 
zwischen den Wagen mittels bereitgehaltener Bretter und Eisenstützen aus¬ 
füllt, Nun beginnt der Aufbau mit Hülfe der auf den Wagen verladenen 
Doppelpapptafeln. Dieselben sind 8 bis 10 Centimeter von einander entfernt 
und durch einen leichten Rahmen mit einander verbunden, so dass die für 
Erhaltung einer gleichmässigen Temperatur so wichtige Luftisolirschicht über¬ 
all vorhanden ist. Die Doppeltafeln wiegen nur je 40 kg und haben 250 
cm Länge und IGO cm Breite, An einander befestigt werden sie durch 
Haken, die gleich daran angebracht sind. Die Papptafeln für das Dach sind 
gleicher Art, nur etwas schwerer; sie werden am First durch Charniere ver- 


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banden und sind durchlöchert, damit die verdorbene Luft entweichen kann. 
Einige Eisenstangen, die von der einen Wand zur andern laufen, geben dem 
Ganzen den erforderlichen Halt. Die zerbrechlichen Glasscheiben ersetzen, 
in den Wänden angebrachte, mit einem durchsichtigen Stoife überzogene 
Gitter. Die Tliüre steht an der einen Giebelseite. Ihr gegenüber dient ein 
Ausbau aus ähnlichem Material als Kioset. 

So erhält man angeblich in vierstündiger Arbeit ein Lazareth von 16 
Metern Länge und 5 Metern Breite, welches 20 Betten aufnehmen kann. 
Den Aufbau besorgen zur Noth die Lazarethgehilfen. Die Papptafeln wur¬ 
den von Lefort in Alfortville gebaut. Danach besitzt das französische Papp- 
Lazareth dem bei uns verbreiteten Döckerschen gegenüber einige Vorzüge. 

Neue Art der Fensterverglasung. Um die Räume, in welchen eine grosse 
Anzahl von Menschen sich aufhalten, zu lüften, hat nach der Baugew. Ztg. 
101 der Oberstabsarzt Oastanig bei den Kasernenbauten in La Rochelle ein 
neues System der Verglasung angebracht , welches Nachahmung verdient. 
Dasselbe besteht in der Hauptsache aus zwei Glasscheiben, welche parallel 
nach Art der Scheiben der Doppelfenster eingesetzt sind und zwar 
so, dass zwischen den beiden Scheiben ein Zwischenraum von 8 
bis 10 cm bleibt. Wie die Figur zeigt, steht die äussere Scheibe 
d nicht direkt auf der inneren Fenstersprosse a auf, sondern es 
bleibt zwischen Unterrand der Scheibe und Oberkante der Fenster¬ 
sprosse ein Schlitz von 4 cm. Höhe. Umgekehrt reicht die innere 
Scheibe /*, welche auf der Sprosse u aufruht, nicht bis zur Ober¬ 
sprosse b und bildet dort einen gleichen 4 cm hohen Schlitz. Die 
äussere Luft wird nun entsprechend den Pfeilen in der Figur einströraen, 
sich beim Plinströmen an der inneren wärmeren Scheibe erwärmen und durch 
den oberen Schlitz in den zu lüftenden Raum treten. Man will in La Rochelle 
mit der einfachen Einrichtung gute P>folge erzielt haben. Das Gew. Bl. für 
das Grossh. Hessen macht hierzu den sehr praktischen Vorschlag, die freien 
Kanten der Glasscheiben durch ein Profileisen kleinster Abmessungen gegen 
Stoss und Schlag zu sichern. Die Kosten werden dadurch nicht wesentlich 
erhöht und die Scheiben bedeutend gegen ein Zerbrechen geschützt. Bei der 
Verwendung dieser Lüftungsart in unserem Klima würde es sich vielleicht 
empfehlen, eine Vorrichtung, etwa eine Blecliklappe anzubringen, durch welche 
im Bedarfsfälle bei sehr grossen Kältegraden die Oeffnungen geschlossen 
werden können. 



Heizung und Lüftung. 


Reinigung von Fabrikschornsteinen während des Betriebes von Russ. 

In grossen Industriegebieten findet durch den Russ eine ganz bedeutende 
Verunreinigung der Luft statt. Das Reinigen derselben ist im Allgemeinen 
schwierig und wird besonders wegen der kaum zu vermeidenden Betriebs¬ 
störung oft ganz unterlassen. Plin gutes Mittel soll das sogenannte Abschiessen 
sein. Hierbei wird ein Böller mit einer Ladung von 100 bis 125 gr Schiess¬ 
pulver bei geschlossenem Schieber möglichst genau in der Achse des Schorn- 


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steins abgeschossen. Die Entzündung findet meist elektrisch statt. Wird die 
Anwendung eines Böllers für das Mauerwerk gefahrvoll erachtet, so wird das 
Pulver lose auf Papier geschüttet und letzteres entzündet, wobei mau schnell 
die Einführungsöffnung verschliesst. Man stellt die Menge des Pulvers durch 
Versuche fest, indem mau mit 50 g. beginnt. Dieses einfache Mittel könnte 
zur Vermeidung der Russplage beitragen. 

Ueber die Luftverderbniss, die in vielen Berliner Wohnungen vielfach 
von den Heizanlagen ausgeht, äussert sich im „Zentrbl. der Bauv.“ der König¬ 
liche Bauinspektor Eger dahin, dass nicht immer Nässe im Schornstein, wie 
von anderer Seite angenommen wurde, sondern vielfach auch lockeres und 
undichtes Mauerwerk als Ursache anzusehen sei. Der Putz der Schornstein- 
wand ist zumeist lockerer, sehr poriger Kalkmörtel, der durch und durch von 
widerlichem Rauchgeruehe durchzogen wird. Wenn in solchen Fällen der 
Oelanstrich nicht hilft, so könnte man die Wand mit möglichst luftdichten 
Stoffen bekleben, im Nothfall würde die Beseitigung des alten Putzes und seine 
Erneuerung mit dichtem Cement- oder Kalkcement-Mörtel gewiss zum Ziele 
führen. Die Gewohnheit, mit Presskohlen zu heizen und kurz nach dem Er¬ 
glühen derselben die Ofenthüren luftdicht zu sehliessen, trägt nicht wenig 
zur Durchpestung des Schornstein-Mauerwerkes bei. Wahrscheinlich aber sind 
diese Ausdünstungen der Gesundheit nicht weniger schädlich, als die mit Recht 
gefürchteten Kanalgase. Deshalb sollte schon beim Bau der Häuser auf die 
Herstellung dichter Rauchrohre grössere Sorgfalt verwandt werden. 

N. Pr.-Ztg. 17. 

Kaminofen, System Cade. Dieser eiserne Ofen sitzt auf kleinen Rädern 
und kann von einem Raum in den andern leicht transportirt werden, so dass 
mit demselben mehrere Zimmer nach einander geheizt oder an bestimmten 
Stellen eines Zimmers die Temperatur zeitweise erhöht werden kann. Das 
Rauchrohr ist teleskopartig auseinander schiebbar und kann nach Erforderniss 
in entsprechende, mit einem Schieber dicht zu verschliessende Schornstein¬ 
öffnung angeschlossen werden. Die Construction des Ofenraums ist dem be¬ 
kannten Meidinger Ofen ähnlich. Zum Feuchterhalten der Zimmerluft ist 
unter der oberen Abdeckung eine Wasserschale vorgesehen. Die Regulirung 
des Heizens geschieht durch mehrere Schieber im unteren Theile des Ofens 
und ist sehr einfach. Der Preis ist für einen einfachen Ofen 51 M., für einen 
vernickelten 72 M. 


Wasserversorgung. 

Filtrationsverfahren. (Jnd. Rundsch. 8.) Bei dem Wasserwerk in Worms, 
welches durch filtrirtes Rheinwasser gespeist wird, ist ein neues Filtrations¬ 
verfahren in Aussicht genommen. Der Direktor des städtischen Gas- und 
Wasserwerkes, Fischer, und der Chemiker Peters haben dieses Verfahren 
zum Patent angemeldet. Sie stellen aus Flusssand unter hoher Hitze Stein¬ 
platten von 10 cm. Dicke her, welche in Verbindung mit Kohlenlagcn senk¬ 
recht stehende Filter-Elemente bilden. Nach angestellten Versuchen ist die er¬ 
zielte Reinigung ganz vortrefflich und das filtrirto Wasser von gutem Geschmack. 


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Kanalisation. 

Die Behandlung der Abwässer von Leyton erfolgte nach einer Mittheilung 
von Browning auf der letzten Versammlung der Junior Engineering Society 
bis zum Jahre 1883 durch ein Filterbrett von Stroh und Holzkohle; hierauf 
wurde Aluminiumsulfat benutzt; 1884 wmde noch das von Hanson angegebene 
Verfahren in etwas abgeänderter Weise eingefiihrt und bis heute beibehalten. 
Hierbei W'erden für 1 Million Kubikmeter Abwässer etwa 180 kgr. Kalk und 
33kgr. eines oxydirenden, Kalksulfat und Kalkhypersulfat enthaltenden Pulvers 
zügesetzt. Die geklärten Abwässer werden dem Flusse zugeführt; die Rück¬ 
stände werden gepresst und als Düngemittel verkauft. Ges. Ztg. 22. 


Desinfeotion. 


Der Kafill-Desinfektor nach dem System De la Croix-Willaert & Co. 
Mit dem Unschädlichmachen der Schlachtabfälle, der gefallenen Thiere u. s. w. 
ist man bisher nicht mit der gewünschten Sorgfältigkeit zu Wege gegangen. 
Alle zu diesem Zwecke versuchten Auskunftsmittel waren mangelhaft, oft 
sogar bedenklich. Abkochen und Aussieden, Verfüttern an Thiere, Hunde¬ 
brotbereitung, Ablieferung nach der Abdeckerei, Verarbeitung zu technischen 
Zwecken, Vergraben u. s. w. schützen nicht gegen missbräuchliche, oft gemein¬ 
gefährliche Verwendung der Theile, noch gegen Gefahren, welche diejenigen 
laufen, welche bei der Verarbeitung oder bei der Behandlung der gewonnenen 
Prodncte zu thun haben, noch gegen den üblen, oft geradezu gesundheit¬ 
schädlichen Ausdünstungen, welche die Talgschmelzen, die Abdeckereien, die 
Thiergräber u. s. w. verbreiten, noch endlich gegen empfindliche, in volks- 
wirthschaftlicher Hinsicht sehr erhebliche Verluste. 

Die auf dem Gebiete der Desinfektion bekannte Firma Rietschel & 
Henneberg in Berlin hat die Ausführung eines Apparates für Deutschland 
übernommen, welcher geeignet ist, den heutigen Anforderungen der Hygiene 
auch auf diesem Punkte zu genügen. Es ist dies der in Belgien schon gut 
bewährte Kafill-Desinfektor. Mittelst dieses Apparates kann im Schlacht¬ 
hofe selbst oder in einer selbstständigen Anlage Alles, was von Thieren und 
Thiertheilen im rohen Zustande dem Verkehr entzogen werden soll, in einigen 
Stunden gefahr- und schadlos für Menschen und Thiere in für die Industrie 
und Landwirtschaft werthvolle Stolle umgewandelt werden und zwar, was 
die Hauptsache ist, in völlig geruchloser Weise. 

Der Apparat besteht im Wesentlichen aus drei einzelnen Gelassen, dem 
eigentlichen Desinfektor, in welchem die Thiertheile erst einer trockenen 
Hitze zur Entfernung der Wassertheile und dann der Einwirkung eines 
Dampfstromes von 150 0 C. ausgesetzt und dann vollständig zerkocht werden, 
einem zweiten Behälter, dem Recipienten, in welchem das Fett und das Leim¬ 
wasser gesammelt wird, und einem dritten (Jylinder, welcher als Condensator 
für die aus den vorgenannten Gefässen abziehenden Dämpfe und Gase dient. 
Diejenigen Gase, welche im Wasser nicht löslich sind und noch irgend welche 
schädlichen Bestandtheile enthalten könnten, werden zur Kesselfeuerung ge¬ 
leitet, um hier verbrannt und unschädlich gemacht zu werden. Die aus dem 


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Apparat kommenden Massen werden getrocknet und zu einem werthvollen 
Dünger verwendet. 

Die Anlagekosten stellen sich für den Apparat an sich auf (3000 M. und 
für die gesammte Anlage ausser den Bauten auf 13000 M. 

Obenstehende Angaben sind aus einer kleinen Schrift „der KafiU-Des- 
infektor“ entnommen, welche von Rud. Henneberg verfasst und bei Jul. 
Springer zum Preise von 1,00 M. zu beziehen ist. Interessenten machen 
wir auf dieses Werkchen ganz besonders aufmerksam, da es alles Wissens- 
wertlie hierüber speciell, auch in Zeichnungen, erläutert. 

Innere Einrichtungen von Krankenhäusern. 

Eiserne Bettstelle von R. Harris Elgood in London. Bekanntlich 
senkt sich die Lageriläche eiserner Bettstellen durch das Gewicht des mensch¬ 
lichen Körpers nach einiger Zeit nach unten, so dass in der Mitte eine 
Grube entsteht. Diese letztere ist besonders bei andauerndem Gebrauch für 
Kranke sehr unangenehm; sie soll nun dadurch beseitigt werden, dass man 
die Seitenwände des Gestelles an der Stelle der tiefsten Einsenkung aus 
einander drängt. Dies geschieht durch zwei Klauen, welche von innen über 
die Seitentheile fassen und durch Schraube und Mutter unter Anwendung 
einer beide Klauen stützenden Strebe nach aussen gedrückt weiden. 

Spucknapf von Stoecker in Wirteilbach bei Nümbrecht. In einem 
Behälter, der überall mit Ausnahme einer Oeffnung oben geschlossen ist, ist ein 
Schaufelrad gelagert, dessen einzelne Schaufeln muldenförmig gebogen sind 
und zur Aufnahme des Auswurfs dienen. Während auf dem Boden des Be¬ 
hälters das gebrauchte Wasser angesammelt und durch ein Ueberfallrohr ab¬ 
geleitet wird, befindet sich über dem Behälter ein mit Wasser gefülltes Ge- 
fäss, aus dem während des Gebrauchs fortwährend Wasser zufliesst. Statt 
das zufliessende Wasser dem Gelass zu entnehmen, kann die Wasserzuführung 
auch durch die Wasserleitung oder in anderer passender Weise erfolgen. 

Die Drehung des Schaufelrades, welche durch das Gewicht des eine 
Schaufel füllenden Wassers hervorgerufen wird, ist eine stossweise, indem 
bei der Drehung des Rades immer eine der Schaufeln gegen den in den Be¬ 
hälter hineinragenden Arm eines Doppelhebels, dessen anderer Arm ein Ge¬ 
gengewicht trägt, anschlägt, wodurch die drehende Bewegung des Rades 
so lange gehemmt wird, bis das Gewicht des sich in einer zweiten Schaufel 
ansammelnden Wassers das Gegengewicht überwindet. Das Rad wird sich 
dann wieder um die Grösse des Zwischenraumes zwischen zwei Schaufeln 
drehen, wobei die untere gefüllte Schaufel sich entleeren wird. Das in 
derselben befindliche Wasser nebst Auswurf wird sich auf dem Boden des 
Behälters ansammeln und durch das Abflussrohr oder in sonst passender Weise 
abgeführt werden. 

Der Auswurf befindet sich stets im Wasser, wodurch eine Ueberfiihrung 
desselben in Staub unmöglich ist. Durch Abstellen des Wasserzuflusses ge¬ 
langt der Apparat zur Ruhe. Dem Wasser kann auch noch irgend ein des- 
inficirendes Mittel beigefügt werden. 


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-+4- Aerztliche Polytechnik. 4 +- 

Redacteur: Dr. U. Bock. 

Chirurgische Instrumente, 

Re ns se n (Arnhem) beschreibt eine neue aseptische Canüle, bei welcher 
durch Beseitigung des Caniilenhahns jede Infectionsmöglichkeit von dieser 
Seite her vermindert wird. Die Vorrichtung besteht aus zwei starken Glas¬ 
röhren, T und A, die vermittelst der kleinen Kaut¬ 
schukmuffe G mit einander in Verbindung gebracht 
werden. Die äussere Röhre A ist an beiden Enden 
offen; bei r wird der Irrigatorschlauch angesetzt, 
bei b erweitert sie sich ballonförmig, um bei a 
conisch erweitert (stimmt nicht mit Figur! Red.) 
zu endigen. Hier wird ein Stückchen Kautschuk¬ 
rohr G eingeschaltet, welches zugleich um die innere 
Röhre V schliesst. Diese ist an einem Ende g 
geschlossen und dort an der Seite etwas abge¬ 
plattet, Das vordere Ende v hat die Form einer 
gewöhnlichen Glascanüle, jedoch mit zwei Ringen 
d r e, wobei etwas unter dem Ring e eine seitliche 
Oeffnung f in der Röhre angebracht ist. 

Sobald nun die seitliche Oeffnung /*, sei es gegen 
den Kautschuk, sei es oberhalb desselben zu 
liegen kommt, kann der Strom nicht durchgehen, 
während, wenn die innere Röhre zurückgeschoben 
wird, die Flüssigkeit durch die Seitenöffnung ab- 
fliessen kann. 

Nimmt man die Canüle in die Hand, so kann 
man durch eine einfache Schiebbeweguug, Daumen 
und Zeigfinger zwischen den Ringen d r r hal¬ 
tend, die Stärke des Strahles reguliren. 

Als Vortheile dieser handlichen und nicht 
leicht zerbrechlichen Canüle bezeichnet R.: Man 
ist sehr schnell an den Gebrauch dieser Canüle gewöhnt; sie bricht nicht 
leicht, zu dem wird eine etwas grössere Brechlichkeit bei w r eitem aufgehoben 
durch die bedeutenden Vortheile, welche sind: 

1) Permanente Asepsis, 

2) Grössere Einfachheil, indem Canüle und Hahn in einem einzigen Instru¬ 
ment vereinigt sind, 

3) Bequemes Reguliren von Richtung und Stärke des Strahls mit einer 
Hand und endlich 

4) sehr billig. Zu beziehen ist sie bei Schievekamp, Instrumentenmacher 
in Arnhem. (Nederl. Weekbl. 1891. 12. Sept.) 



Fig. :37. 


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Drei Fälle von fibröser Ankylose des Unterkiefergelenkes zu deren 
allmähliger Lösung sich die üblichen Mundsperrer als ungenügend erwiesen, 

veranlagten Powers (New-Yoik) zur Con- 



struction des liier abgebildeten einfachen 
Instrumentes, das sich zur Hebung des erwähn¬ 
ten Zustandes als vollkommen geeignet er¬ 
wies. Wie aus Fig. 38 ersichtlich, besteht 
dasselbe aus einer starken federnden Zwinge, 
deren dilatirende Wirkung durch eine 


Fig. 38. 


Schraubenmutter regulirt wird, welche um 


eine, beide Arme des Mundsperrers verbin¬ 


dende Zahnstange rotirt. P. lässt die Patienten selbst dieses Instrument 


mehrmals täglich benutzen. X.-Y. med. Record. Febr. 28. 1891. 


Vegetabilische Platte und neue Technik der Darmanastomosenbildung. 

N.-Y. med. reeord 27. VI. 91. In der Ueberzeugung, dass die bisher für die 
Darmnaht und Anastomosenbildung angegebenen Platten und Ringe, 
von’denen wohl die Leu’sehen Knochenplatten die zweckmäßigsten sind, in 
Nothfällen nicht rasch zu beschallen sind, die Abbe’schen Catgutringe etc. 
überdiess den Nachtheil haben, dass sie in dem halbflüssigen Darminhalt 
quellen und zuweilen gefährlichen Druck auf die Nahtstellen ausüben, und 
dass sie bald ihre Rigidität verlieren und weich werden 
empfiehlt Dawbarn vegetabilisches Material und ist durch 
cntspr. Versuche an Hunden dazu gekommen, Platten 
aus rohen Kartoffeln geschnitten Fig. 39 von ca. 
Dicke, für das beste zu halten. Um ein Durchschneiden 
[M N der Fäden zu verhindern, empfiehlt sich dicker Faden, 
j ' grosser Knopf und Durchführen des Fadens durch ein 
i ' Kautschuk- oder Tuchplättchen, bevor man denselben durch 

^ die Kartoffel führt. Die Versuche haben D. ergeben, 

Fig. 30. dass das Material nicht zu rasch verdaut wird. D. hält 

die circulare Darmnaht nur noch in Ausnalftnefällen in- 
dicirt nnd zieht die Methode der lateralen Anastomosenbildung vor, 
da dabei die Frage, welches das centrale, welches das periphere Ende ist, 
gmzT gleichgültig ist, das so gefährliche Auslassen der Naht an dem Mesen¬ 
terialansatz nicht in Betracht kommt. Er hält es für einen Fehler, dass die 
deutschen Chirurgen auf Platten und Ringe ganz verzichten und auf die 
Darmnaht allein sich verlassen, da ohne diese das Nähen länger dauert und 
Schnelligkeit ist nach D. ein wesentlicher Factor für den Erfolg in der Pe¬ 
ritonealchirurgie. An der von D. angegebenen Methode (die er für die 
sicherste der ihm bekannten hält), ist die Art der Einführung der Platten, 
die Nahtmethode. Bedeckung der Plattennähte durch continuirliche oder un¬ 
terbrochene Nahtreihe, die nicht in das Lumen des Darms eindringt, die 
Methode das Peritoneum an der betr. vStelle oberflächlich abzuschaben um 
raschere, plastische Exsudation zu erzielen — neu und der Umstand, dass 
der ganze Nähprozess lim die Platte definitiv beendigt sein soll, bevor die 


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Anastomose gesetzt wird, ist jedenfalls als Vorzug der Methode anzusehen, 
ebenso dass man danach auf die Dichtigkeit der Naht prüfen kann. Das 
Vorgehen ist nach D. folgendes: Nacli Entfernung alles Abgestorbenen oder 
Erkrankten (wobei man auch Zweifelhaftes lieber opfert) wird der Darm 6" 
von jedem offenen Ende mittelst ausgekochten Leinenbandes zeitweise ge¬ 
schlossen und durch Ausiriigiren die betr. Darmabschnitte sorgfältigst ge- 
gereinigt, die 4 Fäden für die Plattennaht sind von der Platte bis zur Nadel 
je ä 12" lang. Die Nadel wird mittelst Nadelhalter in der langen Axe der¬ 
selben gefasst und am Punct A einige Zoll innerhalb des offenen Darmendes 
durchgeführt, ebenso Ji, C und dann mittelst Einschie¬ 
bens und leichten Anziehens die Kartoffelplatte an 
ihre Stelle (vis-ä-vis dem Mesenterialansatz) gebracht 
und dann auch der Faden I) applicirt, die gleiche 
Procedur wird sodann mit der anderen Platte am 
andern Darmende vorgenommen, wobei stets darauf 
zu achten, dass mindestens 2" zwischen Plattenende 
und Darmende bleiben; hierauf werden die Faden mit 
antisept. Lösung abgewischt, mit einem Scalpell leicht 
die zu coaptirenden Flächen abgeschabt und die 4 
Aukemähte je miteinander verknüpft, wobei darauf 
zu achten, dass man zwar fest knüpft, aber den Druck nicht forcirt. Hierauf 
wird mindestens eine Nahtreihe um die Platten angelegt, durch die die 4 
Anker-(Platten) Nähte völlig bedeckt werden sollen und die zwar die Muskel¬ 
haut fassen müssen, aber absolut nicht in das Lumen des Darmes eiudringen 
dürfen. Die Nahtreihe kann eine Halstedt’sche (separate stitch) sein 
oder nach D. eine doppelreihige continuirliche Naht (3 Stiche auf ein Zoll) 
Fig. 44 (a basting stitch). Die zweite Reihe soll dann ganz die erste ver- 




Fig. 41. 


bergen. Hierauf wird in das offene Darmende ein dünner Holzstreifen (von 
Cigarrenbrettchen und dergl.) eingeführt um dagegen schneiden zu können 
und hierauf mittelst Scalpell oder Bistouri (Fig. 42) vom offenen Darmende 
her zwischen den Platten die Anastomosenöffnung eingeschnitten, während 
die hintere Partie der Klinge mittelst Heftpflaster-Umwicklung gedeckt ist, 
darnach ausirrigirt, wobei die Flüssigkeit bei Verschluss des einen Endes frei 
von diesem ins andre fliessen sollte, die Naht nirgends durchlässig sein darf. 
Nun wird das Peritoneum der freien Enden oberflächlich abgeschabt, das Ende 
invaginirt, das Peritoneum über das bis zur Platte reichende intus-susceptum mit 2 
Reihen fortlaufender Naht vernäht. Dieser Prozess des Schliessens der invagi- 


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nirten Darmendeu kann durch Durchstechen einer Nadel und hierdurch erreichter 
Fixiriuig des intus-susceptums wesentlich erleichtert werden. Durch 1 oder 2 
Suturen zwischen dem blinden Ende und dem Darm soll ein Andrängen 
einer andern Darmschlinge auf die Nahtstelle verhütet werden, ebenso eine 



42. 


Intus-susception in die neuj 
mit dieser Methode eine 
wovon 20 Minuten auf 
Nothfalle die Procedur siel 
von Netz hielt D. (als Eing: 


i&ffn'i 


W 


?/* 


obinson beobachtete). D. hat 
Anastomose ’ffneiner 1 /„ Stunde hergestellt. 
UMARaliO kommen und glaubt, dass im 

rMjc^ra_sfi^g£juisfyl^:m/ lasse. Eine Ueberplianzung 
einen Fällen nicht für nöthig. 

Sehr. 


Ein neues Blasenspeculum zum Gebrauch nach dem hohen Steinschnitt 

von Bruce Clarke. Brit. med. journ. 4. VII. 91. In Würdigung der Schwie¬ 
rigkeiten, die oft einem genauen Ueberblick über die durch die sectio sup- 
rapub. eröffnete Blase entgegenstehen und die auch durch die Trendelenburg- 
schc Lage nicht immer beseitigt werden können und in Anbetracht, dass die 
bisherigen für diesen Zweck construirten Instrumente von Watson und Keen 
nur zweiarmig sind und deshalb die hintere Blasenwand nicht genügend zu- 
rückhalten, hat Br. Clarke von Arnold & sons ein neues Speculum mit 3 w r eit 



gefensterten Branchen constrniren lassen, das aus Fig. 4:1 ersichtlich, bei 
dem die beiden seitlichen Arme durch Druck auf den Griff auseinandergehen, 
während zugleich durch die gerade Stange zwischen den Handgriffen die 


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dritte Branche rückwärts gezogen wird. Eine weiter angebrachte Sperr¬ 
hakenvorrichtung Ä gestattet die Feststellung in beliebiger Oeffnung des 
spcculums. Das Instrument wird geschlossen durch die Blasenwunde einge¬ 
führt, die Handgriffe liegen über dem Leib und stehen zu den Blättern (um 
auch bei fettem Abdomen nicht zu hindern) in stumpfem Winkel. Nach der 
Einführung können die Blätter bis zu dem jeweilig nöthigen Grad geöffnet 
werden (B). Sehr. 



Fig. 44. 


Ashby Osborn (Brit. med. journ. 14. III. 1891) hat, nachdem er die 
gänzliche Verdrängung des Tourniquets durch die Esmarch’sche Binde nicht 
billigt, ein neues Tourniquet construirt, Fig. 44 das den art. Hauptstrom 
comprimiren, die Collateralcirculation jedoch frei lassen soll; es besteht aus 
einem vernickelten Stahlband mit einander gegenüber verstellbaren polirten 
Holzpelotten und kann dadurch, dass durch nahezu K /„ der Circumferenz ein 
Spalt verläuft, den verschiedenen Gliedgrössen leicht adoptirt werden (von 
2’/ 2 —8" Durchmesser). Sehr. 


Die grosse Zahl der von den Instrumentenmachern in den Handel ge¬ 
brachten in Griff und Klinge zerlegbaren aseptischen Instrumente spricht 
nicht gerade dafür, dass bis jetzt das Richtige in dieser Beziehung getroffen 
wurde und es bedienen sich die Operateure, immer noch im Allgemeinen am 
liebsten der unzerlegbaren Messer u. s. w.. weil sie sicher sind, während der 
Operation von den handreichenden Assistenten damit am schnellsten bedient 


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zu werdeD. Indessen dürfte das nun. aus der Werkstatt der Herreu Hazard, 
Hazard & Co. in New-York hervorgegangeue Messer eines Dr. Johnston 




Fig. 45. 


sich die Gunst der Chirungen erobern, da die Abbildung desselben eine wirk¬ 
lich recht bestechende Wirkung ansübt. Sind Klinge und Grift' vereinigt, 
so können weder seitliche Widerstände, noch solche auf die schneidende 
Seite der Klinge die geringste Verschiebung bewirken. Somit hat der Chi¬ 
rurg keinerlei Unannehmlichkeiten durch allfallige mangelhafte Einstellung 
der Klinge von Seite des Assistenten zu befürchten. Dagegen genügt ein 
leichter Druck auf den Kücken des Vordertheils der Klinge, z. B. der Wider¬ 
stand eiuer Tischfläche, auf welche der Operateur das Messer bei der Klinge 
aufdrückt, um dasselbe zu zerlegen. Hält nun der Assistent dem Operateur 
eine andere KÜDge mit nach der Tischfläche gewendetem Rücken hin, so 
braucht der Operateur nur den Griff in den aus Fig. 45 ersichtlichen Aus¬ 
schnitt einzusetzen, um sofort weiter operiren zu können. Jedenfalls muss 
dem Praktiker in diesem zerlegbaren Messer, die Abwesenheit der Scharniere 
Stifte, Coulissen, Löcher etc. äusserst angenehm berühren uud darf dasselbe 
daher der Beachtung diesseitiger Fabrikanten wohl empfohlen werden. N.-Y. 
med. Journ. Febr. 7. 1891. 


Orthopädische Apparate. 

Monnier theilt in den Annales d’orthopedie (Nov. 19. 1891) eine seltene 
angeborene Difformität der Hand (seitliche Contraetur Klumpstellung der 
linken Daumenendphalange mit, die durch Operation mit nachfolgender or¬ 
thopädischer Behandlung vollkommen beseitigt wurde). Einer wiederauftre- 
teuden Neigung zu seitlicher Deviation wurde durch den in Fig. 46 und 47 
abgebildeten Apparat zum redressement der Daumenphalanx entgegengearbeitet, 
einem von Lacroix construirten Apparat; derselbe besteht aus einem Ring 
von geformten Leder Fig. 46 n, der bei b b' seitlich zu öffnen ist, einem Me¬ 
tallstab mit Sectorenarticulation (rj, die nach Bedarf Abduction- und Adduc- 
tionsstellung möglich macht, besonders aber zur Feststellung resp. Erhaltung 
des Daumens in redressirter Stellung dient, mittelst der Daumenschraube bei 
d, während 2 (gepolsterte) Halbringe <j y l an dem Daumenstab f den Daumen 


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53 


entsprechend fixiren. Fig. 47 zeigt (len kleinen Apparat an der betr. Hand 
angelegt und zeigt, dass die übrigen Finger völlig frei sind, allein das Daunien- 



Fig. 46. 



endglied in normaler Stellung festgehalten ist, während sich der Daumen den 
übrigen Fingern nähern oder von denselben sich entfernen kann. Entspr. 
Druck auf die Halbringe, kann die Wirkung des Apparates noch entsprechend 
verstärken. Sehr. 


Robert Hildebrandt (Königsberg i. Pr.); Beitrag zur Behandlung 
der Coxitis. (Inaug.-Diss. 1891. Königsberg i. P. M. Liedtke). H. beschreibt 
den in nebenstehenden Figuren abgebildeten, von Hoeftinann (Königsberg i.P.) 
construirten Apparat, der bei Hüftgelenkserkrankungen das erkrankte Gelenk 
in jeder Stellung entlastet. Der die betreffende Beckenhälfte stützende 
Ring wird von 2 seitlichen im Fuss- und Kniegelenk articulirton Schienen 
getragen, die in ein Fusstheil mit Stahlsohle auslaufeu, das zum Festban- 
dagiren des Fusses dient. Mit Hülfe von Schlitzen kann man die Seiten¬ 
schiene verlängern, so dass man einen beliebigen Grad von Extension er¬ 
reicht. Damit auch bei Flexionen die volle Circumferenz des Ringes zur 
Stütze ausgenutzt wird, ist derselbe nicht fest, sondern durch einfache 
Scharniergelenke mit dem Oberschenkeltheil des Schienensystems verbunden. 
Bei Flexionen im Hüftgelenk wird die Entfernung von der Kniekehle bis 
zur Glutaealfalte grösser, und das Knie gewinnt die Möglichkeit, durch Beu- 


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54 


gung des Gelenkes dem Drucke eines derartigen Apparates auszuweichen. 
Um dieses zu verhüten, ist dafür gesorgt, dass bei jeder Flexion im Kniege¬ 
lenk der Ring höher nach oben tritt und sich fest gegen das Becken anlehnt. 
Beides erreicht man dadurch, dass man im Knie die Drehachse des Scharnier¬ 
gelenks hinter die ph} T siologische Achse lagert, was zur Folge hat, dass bei 
jeder Flexion die Längsachse der Schiene verlängert wird. Naturgemäss 
müsste das Höhertreten nicht nur auf das Hüftgelenk einwirken und dies ent¬ 
lasten, es müsste vielmehr gleichzeitig zu einer Distraotion der Gelenkenden 
im Fuss- und Kniegelenk führen. Bei ersterem würde dieselbe sich weniger 
geltend machen, da dasselbe durch die über den Knöcheln angelegte Man¬ 
schette fest gegen die Sohle fixirt ist. Zudem kommt noch dazu, dass die 
Unterschenkelhülse des Apparates, die mit dem vom Becken kommenden 
Schienen mittelst Schrauben fest verbunden ist, ein nach oben Gleiten des 
Unterschenkels verhindert und so die Wirkung der Manschette unterstützt. 



Um auch eine Distraction des Kniegelenks zu vermeiden, ist dem Apparat 
noch eine Oberschenkelhülse beigefügt, die nicht mit den Schienen, die von 
dem Stützring kommen, in fester Verbindung steht, sondern die eine beson¬ 
dere Verbindung mit der Unterschenkel hülse hat, hergestellt durch dünne 
Stahlschienen, die durch einfache Scharniere verbunden sind, deren Drehachse 
der normalen entspricht. Der Zug der bei Flexion im Kniegelenk auf den 
'Unterschenkel- und den Fusstheil des Apparates bewirkt wird, wird bei 
dieser Anordnung durch die einfachen Stahlschienen auf den Oberschenkel 


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allein übertragen und dadurch erfolgt nur eine Distraction in den Hüftge¬ 
lenken und nicht in den audern Gelenken. 


Corset mit Geradehalter von Adam Scliaefer in Hamburg. (I). R.- 
P. 59 561.) Die Einrichtung bestellt darin, dass an jedem der durch Schnürung 
zu verbindenden hinteren Oorsetenden II und II 1 eine aufrechte Schiene s 


bezw. * l in den oberen Tlieil des Oors< 
Mitte zu gegen die benachbarte 
Schiene gebogen und weiter etwas 
nach vorn gebogen ist. Diese beiden 
Schienen sind oberhalb des Corsets 
mit Knöpfen b b l verstehen, hinter 
denen die mit Schlitzen r r l ver¬ 
sehene Querschieue p sitzt. Diese 
Schiene p gleitet mit den Sclilitzen 
lose auf den Stiften der Knöpfe und 
gestattet, dass die Oorsetenden II 
und H l ihre Stellung in der Höhen¬ 
lage gegen einander verändern und 
sich einander nähern. Da aber die 
Querschiene p die beiden Stützen 
nach rückwärts an einer Verschiebung 
gegen einander hindert, da zwischen 
Schiene und Knöpfe nur sehr wenig 
Spielraum besteht, so kann der Körper 
des Tragenden sich in jeder Lage 
rückwärts gegen die Stütze anlegen 
und findet Halt an derselben. Um 


s eingefügt ist, die etwas nach der 



Fig. 50. 

Zurückweichen der oberen Enden der 


Stützen zu verhüten, sind dieselben durch ein Band /.; verbunden, welches um 
den Hals des Trägers gelegt und an Knöpfen / l 1 befestigt ist. t bedeutet 
eine Polsterung an der Innenseite der Schienen, die aus Leder oder anderem 
geeigneten Material hergestellt sein kann. 


Gynaekologische Instrumente. 


Zur Erleichterung der Laparotomie wird von Tod Gilliam (Columbus, 
Ohio) das nachstehende divergirende Tenaculum mit zerlegbarem Schloss be¬ 
nutzt. Dasselbe ist 4 V 2 Zoll lang und im Schloss nach Art einer Naegele- 
oder Schröder’schen Geburtszange eingerichtet, während die Griffe wie hämo- 
statische Pincetten geschlossen werden. Die gegen das Schloss gerichtete 
Convexität der Schäfte bewirkt beim Schluss der Griffe einen V* Zoll be¬ 
tragende Divergenz der nach aussen gerichteten Spitzen der Schäfte des 
Tenaculums. T. G. benutzt das Instrument in folgender Weise: Nach Incision 
der suprafascialen Integumente werden die zerlegten Branchen des Instru¬ 
ments je von einer Hand ergriffen und in die einander gegenüber liegenden 


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56 


Partien der fibrösen Gewebe versenkt. Nun werden sie im Schloss und im Griff 
vereinigt, letzterer von der linken Hand ergriffen und die Gewebe mittelst 
des Tenaculums von der Bauchhöhle weggezogen und gespannt. Das Messer 
wird nun in einem Tempo durcli das Peritoneum gestossen und der Schnitt mit 
einer Scheerc in der Tiefe der bereits gesetzten, oberflächlichen Incision 
vollendet. Anfällige Adhärenzen des zu entfernenden Tumors an die Banch- 
wand werden leicht durch den Widerstand des Tenaculum-Zuges entdeckt und 
gelöst. N.-Y. med. Journ. March. 14 1891. 



Fig. 51. 


Kingman (Boston) erklärt sich von allen bisherigen Uterin-Repositoren 
unbefriedigt und liess daher durch die Firma Codman & Shurtleff in 
Boston ein neues Instrument zu diesem Zweck construiren. Die Besonderheit 

desselben besteht 
darin, dass sich im 
Innern der Röhre A 
ein Stangentrieb- 
averk befindet, durch 
welches die Bewe¬ 
gung des Griffes <• 
auf die Intrauterin¬ 
sonde B so über- 
50 tragen wird, dass 

die Richtung beider 

(bezw. des ersten Gliedes der gegliederten Sonde B) stets parallel bleiben, 
somit eine genaue Controlle der jeweiligen Richtungsverändeiung der Utcrin- 
axe möglich ist. Mittelst Ueberschieben der Ebonithülse D kann die ge¬ 
gliederte Sonde B auch als fester und gerader Griff, der Griff c, als gerade 
Sonde bei Umkehrung des Instrumentes benutzt werden. N.-Y. med. Record. 
Jan. 3. 1891. 



Zur Entfernung zurückgebliebener Eihaut- und Placenta-Reste bei Fällen 
von Abortus, besonders in Gegenden, wo die nöthige ärztliche Controlle nicht 


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57 


durchzuführen, hat Meredith Whitehead, Brit. med. journ. March. 22. 1891, 
die aus Fig. 53 ersichtliche Ovum-curette augegeben, die eine gekrümmte 



Fig. 53. 


Schabfläche hat; durch den biegsamen Stab kann dieselbe nach oben, seitlich 
etc. gerichtet werden, wie es die aus dem Untersuchungsbefund sich ergebene 
Indication des Einzelfalles ergiebt. Wh. glaubt, dass es mit dem Instrument 
möglich ist, alle im Uterus zurückgebliebenen Reste zu entfernen, und dass 
inan mit demselben besser das vorliegende Gewebe fühlt, als mit einer Korn¬ 
zange etc. Sehr. 


W. Osborne Lambert, der die Barnes’sche Zange für das Instrument 
der Zukunft hält, hat in derselben, um das Schliessen der Handgriffe durch 
Umwickelung mit einem Handtuch, Band etc. und andere primitive Methoden 



Fig. 54. 


überflüssig zu machen, eine Schrauben Vorrichtung am Ende derselben als nicht 
unwesentliche Verbesserung angebracht; die feste Fixirung der Branchen 
durch die Schraube Fig. 54 sichert vor dem Abgleiten des Instruments. Durch 
eine leichte Drehung der Schraube kann überdies der Druck sofort vermindert 
oder verstärkt werden. Brit. med. journ. Aug. 29. 91. Sehr. 


Ophthalmologische Instrumente. 


Eine neue Thränennasenspritze. (Brit. med. journ. 11. IV. 1891.) Um 
die Uebelstände der gewöhnlichen Thränenkanalspritzen, die Nothwendigkeit 
des häufigen Einsetzens und Wiederabnehmens der eingeführten Cauiile, (was 
für Arzt und Patienten unangenehm), das bei dem Missverhältnis zwischen 
Canülenöffnung und Spritzendruck leicht vorkommende, besonders bei Be¬ 
nutzung Condy’scher Flüssigkeit fatale Herausspritzen zu vermeiden, hat Arm¬ 
strong Lumley eine neue ans Fig, 55 ersichtliche, selbst sich versor¬ 
gende Thränennasenspritze construirt, bei der er an der Spitze eine 


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Cooglc 




Ventilkammertf angebracht, 
die mit einem in das mit der 
Spülflüssigkeit gefüllte Ge- 
fäss einzutauchenden 
Schlauch verbunden ist. 
sodass beim Zuriickziehen 
des Stempels die Spritze 
wieder gefüllt wird. Am 
Ansatz der Spritze ist ein 
kleiner Bajonettverschluss, 
um durch eine Drehung 
dieselbe in der etwas län¬ 
geren Canüle zu fixiren. 
Im Fall, dass an den Ven¬ 
tilen etwas passirt, kann 
durch Aufschrauben des 


Endstückes <• die Spritze in eine gewöhnliche verwandelt, als solche benutzt 
werden, während die Ventilkammer reparirt wird. Sehr. 


Otiatrische Instrumente. 

Von der Ansicht ausgehend, dass die Methode, das Mittelohr durch Aus¬ 
spritzen vom äusseren Gehörgang aus von Secreten zu reinigen, septische 
Gefahren herbeiführt, indem hierdurch Bacillen in die benachbarten Gewebe 
und Hohl räume getrieben werden können, construirt A. B rönne r, Chirurg 

am Augen- und Ohrenspital in Brad¬ 
ford, eine Vorrichtung mittelst 
deren, selbstverständlich bei per- 
foriitem Trommelfell, die Secrete 
mittelst, per tubam in dasMit- 
tclolir geleiteten Sprays ent¬ 
fernt werden. Dieselbe besteht aus 
dem Tubenkatheter der mit einer 
mittelst Hahn d verschliessbaren 
Seitenöffnung c versehen ist, einem 
Flüssigkeitsrecipienten und einem 
Riehardson’schen Gebläse, welche 
Bestand tlieile auf die in Fig. 
r>6 ersichtliche Weise durch die 
Schläuche w f //. <y mit einander ver¬ 
bunden sind. Das Gebläse und den 
Itecipienten kann der Operateur 
bezw. mittelst der Haken f und a 
in ein Kleidungsstück einhängen. Nach Einführung des Katheters wird zu¬ 
erst mit dem Gebläse bei Schluss des Hahnes d operirt, demnach ein reiner 



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Luftstrom durch das Mittelohr geleitet, hierauf durch Oeffnung des Hahnes 
il der Spray entwickelt, dessen Stärke mittelst Druck auf den Schlauch y re- 
gulirt wird, indem je nach dem Grade dieses Druckes mehr oder minder Luft 
dem Recipienten zugeführt wird. 

Als Zerstäubungsflüssigkeit benutzt B. gewöhnlich eine warme 2°/ 0 Bor¬ 
säure-Lösung oder 1—3°/ 0 Alumin-acetico.-tartar.-Lösung. Indicirt ist diese 
Methode nur, wo reichliches, flüssiges oder eingetrocknetes eitriges Secret 
sich in der Trommelhöhle befindet und die Tuben hinlänglich regsam sind. 

Will man nur kleine Flüssigkeitsmengen einstäuben, so wird das Medi- 
cament in den kleinen Ballon >i eingefüllt, der Flaschen-Recipient entfernt 
und der Schlauch h an die Oeffnung c angeschoben. (Prov. ined. Journ. 
•Tan. 1. 1891.) 


Diverse medicinische Instrumente und Apparate. 

Newell (Boston) bespricht in einem längeren Artikel die von Bigelow, 
Ultzmann, Thompson & Otis an den Blasenevacuatoren angebrachten Ver¬ 
besserungen. Nach angestellten Experimenten hält er die Einschaltung des 
Trümmerrecipieuten zwischen Katheter und Sclilauchbirne für unstatthaft, 
weil sie die Distanz zwischen 
der Birne und der Blase un- 
nöthiger Weise verlängere 
und hierdurch die Aspira¬ 
tionskraft der Birne ver¬ 
mindere. Der von ihm an¬ 
gegebene Evacuator hält 
sich daher in dieser Be¬ 
ziehung an das Bigelow’sclie 
Modell, bei welchem sich 
der Trümmerrecipient unter 
der Birne befindet. Dagegen 
besitzt sein Evacuator einen 
viel kürzeren Katheter mit 
abgeschrägter vorderer Mün¬ 
dung, deren Vortheile sich 
aus der schematischen Fig. 

57 ergeben. Die Distanz von 
dieser Mündung bis zur Birne 
beträgt 8 bis 10 Zoll, wäh¬ 
rend der Bigelow’sche Eva¬ 
cuator eine Distanz von 15 
Zol I aufweist. Ferner ist er 

aus Aluminium gefertigt und besitzt ein etwas verjüngtes proximales Ende, so 
dass er leicht in seiner Fassung umgedreht werden kann. Nach seiner Angabe 
soll Bigelow selbst noch einige Monate vor seinem Tode die Vorzüge des 
N.’schen Evacuators anerkannt haben. N.-Y. med. Record. March. 28. 1891. 




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60 


Der Gebrauch der comprimirten Luft in Verbindung mit Medicamenten zur 
Behandlung von Nerven- und GehirnafTectionen. Bei der Ausführung' des berühm¬ 
ten Hudson-River-Tunnels in New-York hatte Leonard Corning, der bekannte 
Aero- und Neuro-Therapeut, Gelegenheit zu constatiren, dass die stimulirende 
Wirkung des Alkohols, den die Arbeiter vor ihrem Eintritt in die Luft-Com- 
pressions-Kammern genossen hatten, durch die comprimirte Luft bedeutend 
erhöht wurde. Durch controllirende Versuche war er sodann im Stande, den 
Satz aufzustellen, dass die comprimirte Luft überhaupt die Wirkung der auf 
die Nervencentren wirkenden Medicamente, der Stimulantien sowohl, als der 
Narcotica erhöhe. Andererseits hatte er schon in früheren Jahren gefunden, 
dass die Wirkung eines Medicamentes um so stärker sei, je geringer die Blut¬ 
menge in dem Körpertheil oder Organ sei, in welchem das Medicament zur 
Wirkung gelange und gründete ein Verfahren der localen Anästhesie, über 
welches bereits im IX. Jahrgang dieser Zeitschrift referirt wurde. 


Die Combination dieser beiden Thatsachen benutzte C. zur Begründung 
einer neuen neuro-therapeutischen Methode, zufolge deren dem Patient nach 
Ableitung des Blutes von den Nervencentren durch Hemmung der Blutcircu- 
lation in den Extremitäten, das dem Einzelfall entsprechende Medicament 
per os, anum oder subcutane Injection beigebracht und er sodann uuter den 
Druck von höchstens zwei Atmosphären versetzt wird, unter welchem er 
durchschnittlich eine Stunde lang verweilt. 

Der Apparat, den er hierzu benutzt, besteht: 

1) In der in Fig. 59 dargestellten grossen hermetisch schliessenden 
Kammer, welche in ihrer Stärke derjenigen eines Locomotiv-Heizkessels 

gleichkommt. Die Ein¬ 
zelheiten der Construc- 
tion können wir hier 
füglich übergehen und 
bemerken nur, dass die 
Kammer eine schwere 
mit guten Dichtungen 
versehene Thür besitzt, 
durch welche Patient 
eintritt, und dass sie 
mit einer Ventilations¬ 
vorrichtung versehen ist 
über welche leider nichts 
näheres mitgetheilt wird. 

2) Aus einem, aus 
der städtischen Elektri- 
tätsleitung gespeisten 
Elektromotor, der die 
die Luft in die Kammer 

treibende Luftpumpe in Thätigkeit versetzt. Fig. 60. In Fig. 61, in welcher 
man den Patienten mit constringirten Extremitäten in der Kammer sitzen sieht, 



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61 


ist die Anwendung der Methode dargestellt. Um die ringförmige, mittelst 
Kautschukbinde hergestellte Constriction nicht bis zu einem für die Nerven- 
centren sowohl, wie für die Extremitäten schädlichen Grade ansteigen zu 



~ L _.- . \£s^ . %M. wex i-Vitfs. _■ .«... T^- im* ■ «■ «r«* 

lassen, sind an die letzteren vorher leicht comprimirende 'Strümpfe, bezw. 
armlange Handschuhe anzuziehen, wodurch eine allzu hohe Stauung des Blutes 
in den Venen vermieden wird. Vor dem Austritt des Patienten muss Patient 
ein cardiotonisches Medicament 
zu sich nehmen, das bereits vor 
seinem Eintritt auf einem in die 
Kammer gestellten Tischchen für 
ihn in Bereitschaft gehalten wird, 

Ueberdies ist auf eine allmählige 
Reducirung des Luftdruckes bis 
zu gewöhnlichem Luftdruck vor 
seinem Austritt Bedacht zu neh¬ 
men, indem das Unterlassen dieser 
Vorsichten gefährliche Ohnmäch¬ 
ten zur Folge haben. 

Sieben" Fälle (Spinalirritation, 
nervöses Kopfweh, Melancholie 
mit Hallucinationen, Insommie, 
chronische Nephritis etc.) in wel¬ 
chen Antipyrin, Alcoholica, Nar- 
cotica, Diuretica etc. angewandt 

wurden,; illustriren die bemer- Fig. 61. 

kenswerthen Erfolge dieses Ver- 



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02 


fahrens. Merkwürdiger Weise blieb der erwartete Erfolg in einem Falle, bei 
welchem Sulfonal gereicht wurde, vollständig aus. 

Die C.’sche Behandlungsmethode scheint jedenfalls auf sicherer, experi¬ 
menteller Grundlage zu beruhen. Es ist jedoch zu bedauern, dass über die 
Art und Weise, in welcher die Abfuhr der exspirirten Kohlensäure aus der 
Kammer, auf welche C. selbst grosses Gewicht legt, nichts Näheres mitge- 
theilt wird. Denn es ist doch wohl schwerverständlich, wie in einem abge¬ 
schlossenen Raume, in welchem ein genau abgemessener erhöhter Luftdruck 
herrschen soll, eine Ventilation ohne sofortige Ausgleichung mit dem äusseren 
Atmosphärendruck stattfinden kann. 


Apparat zum Herbeiführen tiefen Athemholens von Charles Cassat Davis 
in Los Angeles, Californien, V. St. A. (D. R.-P. 50458.) Der Zweck der 
Erfindung ist die Herbeiführung einer vollen, natürlichen Ausdehnung der 



Fig. 62. 


Lungen in geeigne¬ 
ten Zeiträumen. Die¬ 
selbe besteht in der 
Vereinigung eines 
den Brustkasten zu- 
sammendrückendeu 
Bandes oder Rie¬ 
mens, welcher den¬ 
selben mit einer 
Si>ann vom chtnng 
ganz oder theilweise 
umgiebt, welche das 
Band selbstthätig 
zusammenzieht und 
in bestimmten Zeit¬ 


räumen ein Zusammeudriicken des Brustkastens veranlasst, so dass, wenn der 
Träger des Apparates nicht tief Athem holt, die durch die Spannung des 
Bandes veranlasste Zusammenziehung des Brustkastens so lange immer un- 



Fig. (53. 


bequemer wird, bis durch tiefes Athemholen eine Er¬ 
leichterung gewonnen ist. 

Die Vorrichtungen, welche das Spannen des Brust¬ 
kastens bewirken, können verschiedener Natur sein, 
doch hat der auf den beiliegenden Zeichnungen dar¬ 
gestellte Federmechanismus sich als praktisch bewährt. 

Fig. 62 zeigt das den Aufzugsmechanismus ent¬ 
haltende Gehäuse im Schnitt und ersteren in der Vorder¬ 
ansicht in Verbindung mit dem die Brust umspannenden 
Riemen oder Bande. 

Der Apparat besteht aus einem Gehäuse B, in 
welchem der Anfzugmechanismus mit dem denselben 


regelnden Uhrwerke enthalten ist. Das Gehäuse Ji wird mittelst eines Riemens 


A auf der Brust getragen, der einerseits an dem Gehäuse B unmittelbar. 


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63 


piidererseitu mittelst einer Kette oder eines Bandes a an dem Federgehäuse 
F befestigt ist. In dem Federgehäuse F, welches mit dem Zahnrad H fest 
auf derselben Spindel (I sitzt, ist eine Spiralfeder angeordnet, welche mit dem 
einen Ende an der Spindel O, mit dem anderen Ende an der Innenseite des 
Federgehäuses F befestigt ist, so dass, weun das Gehäuse, durch das Ab wickeln 
des Bandes a gedreht wird, die Spannung der Feder wächst. 

Beim Gebrauch wird der Brustkasten unter den Armen von dem Riemen 
.1 mit dem Band a und dem Gehäuse B umgeben und letzteres durch die 
Riemen D, welche ebenfalls auf der Brust an diesem Gehäuse befestigt sind 
und über die Schulter nach dem den Rücken umspannenden Riemen A laufen, 
in der geeigneten Stellung gehalten. Das Zahnrad II steht in Eingriff mit 
dem lose auf der Spindel L sitzenden Trieb J, Fig. 62 und 03. Dieses ist 
au seiner Unterseite mit einem oder mehreren Kupplungszähnen W versehen, 
welche so augeordnet sind, dass sie in die auf der Oberfläche des mit 
ihm auf derselben Spindel befindlichen Stirnrades M ausgespartc Ver¬ 
tiefungen A greifen, um, wenn das Rad II von der Feder E getrieben wird, 
das Stirnrad M mitzunehmen. Dreht sich das Rad II und infolge dessen auch 
der Trieb J in entgegengesetzter Richtung, so legen sich die schrägen Flächen 
ii- der Zähne W gegen die schrägen Flächen Z der Vertiefungen X an der 
Oberseite des Rades M, wodurch der Trieb J gehoben wird, seine Zähne aus 
den Vertiefungen A' gezogen werden und der Trieb J sich nun weiter dreht, 
ohne das Stirnrad M mitzunehmen. 

Gegen die Oberseite des Triebes J drückt beständig eine an dem Deckel 
des Gehäuses B befestigte Blattfeder V, wodurch der Trieb J das Bestreben 
erhält, stets wieder in die Kerbe des Stirnrades einzugreifen. Der Gang des 
Stirnrades M und somit auch des Triebes J und der Antriebsfeder E wird 
von dem Sperrliebel Q vermittelst des Hemmungsrades P geregelt, welches 
vermittelst der Stirnräder N 0 und deren Triebe mit dem Rad M im Ein¬ 
griff steht. 

Wird beim Anzug des Bandes a infolge eines Athemzuges der Trieb J 
durch Stirnrad II in einer Richtung gedreht, welche der in Fig. 62 durch 
den Pfeil dargestellten entgegengesetzt ist, so treten die Sperrzähne W aus 
den Vertiefungen A heraus und schleifen auf dem Rad M, welches nun still¬ 
steht, Ist der Athemzug vollendet und das Band a lose, so dreht sich das 
Gehäuse F sammt dem Federrad II in der Pfeilrichtung, die Zähne W 
des Triebes J werden von der Feder V in die Vertiefungen A gedrückt, 
so dass sich auch Rad M sammt den mit ihm im Eingriff stehenden Rädern 
in der Richtung der Pfeile, mitdreht. Den regelmässigen Gang des Werkes 
bezw. das gleichmässige Ausdehnen der Feder E mit dem damit ver¬ 
bundenen Aufwickeln des Bandes a regelt das Hemmrad P mittelst des Klink- 
hebels Q. Um den Ausschlag des letzteren zu bestimmen, sind die Schrauben 
S zu beiden Seiten des Klinkhebels Q in den Boden des Gehäuses B ein¬ 
geschraubt und mit excentrisch zur Achse sitzenden Köpfen versehen, die gegen 
einander gedreht werden, je nachdem man einen grösseren oder geringeren 
Ausschlag oder ein schnelleres oder langsameres Ausdehnen der Feder E 
wünscht. 


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64 


Der Apparat wirkt in folgender Weise: 

Das schmale Band a wird zuerst in seiner ganzen Länge herausgezogen 
und so die Feder E gespannt; dann wird der Riemen so um die Brust ge¬ 
schnallt, dass er fest anliegt, wenn die Lungen ausgedehnt sind. Beim Aus- 
stossen der Luft wird der Brustumfang kleiner, der Riemen lose und die aus¬ 
einander gehende Feder wickelt das Band a auf. Je mehr dieses Band 
aufgewickelt wird, desto straffer legt sich der Riemen um die Brust, bis er 
zuletzt einen Druck auf den Brustkasten ausftbt, welcher bleibt und grösser 
wird, bis er die Aufmerksamkeit erregt und den Träger des Apparates ver¬ 
anlasst, zur Erleichterung tief Athem zu holen und so die Brust auszuweiten. 

Bei diesem Ausweiten zieht die Bewegung des Riemens A das Band a 
aus dem Federgehäuse F, dreht dieses und spannt die Feder E. Beim Aus- 
athmen wird der Brustkasten plötzlich vom Druck des Riemens befreit und 
bleibt auch eine Zeit lang frei davon, da die Feder E nicht plötzlich das 
Band a aufwickelt, sondern allmälig, wie das Hemmungsrad P im Verein mit 
dem Klinkhebel Q es vorschreibt. Während dieser Zeit atlimet der Träger 
wie gewöhnlich. Ist das Band n aufgewickelt, so beginnt auch der Apparat 
wiederum einen Druck auf die Brust auszuüben, welcher wächst und so lange 
anhält, bis durch einen anderen tiefen Atemzug die Brust entlastet wird. In 
der Praxis zieht ein voller, tiefer Athemzug das Band so weit hervor, dass es 
lose bleibt und der Apparat so lange keinen Druck auf die Brust ausübt und 
das gewöhnliche Athmen hemmt, bis der Federmechanismus das lose Band 
aufgenommen hat. Das schnellere oder langsamere Aufwickeln des Bandes 
wird durch die Stellung der excentrischen Schraubenköpfe S zu einander ge¬ 
regelt, welche auf den Klinkhebel Q einwirken und somit den schnelleren 
oder langsameren Gang des Uhrwerkes und des Stirnrades M bestimmen. 




65 


Um die nicht seltenen Unglücksfälle, dass Aerzte durch die Untersuchung 
diphtheritischer Patienten resp. deren Expectoration direct inficirt werden, zu ver¬ 
hüten Hess Haie White (Brit. med. jonrn. Aug. 29.1891) von Down brothers 
(London) einen eigenen Zungenspatel zur Verhütung der Expectoration gegen 
den Untersuchenden construiren, der wie aus Fig. 64 ersichtlich aus einem 
Türk’schen Spatel besteht, an dem eine grosse Glasscheibe befestigt werden 
kann, letztere ist abnehmbar, damit sie nach dem Gebrauch in Sublimat des- 
inficirt werden kann, während der Spatel ganz aus Metall hergestellt ist, 
um ausgekocht werden zu können. Sehr. 


Winkelstück für zahnärztliche Werkzeugmaschinen von der Düsseldorfer 
Dental-Gesellschaft Ehrlich & Köhler in Düsseldorf. (D. R.-P. 59510.) 
Das auf der Antriebswelle befestigte konische Rad a ist zwischen den Rädern 
d und e im Innern eines Hohlkörpers b gelagert, und zwar so, dass das Rad 
a entweder mit dem Rade d oder dem Rade 
c je nach Belieben in Eingriff gebracht wer- 
den kann. Zu diesem Zwecke ist die hohle 
Welle r der Räder d und <• in Lagern f, 
welche an den Stirnwänden g und h des 
Hohlkörpers b angebracht sind, gelagert, so 
dass eine Verschiebung dieser Wände g und 
h in der Verticalen eine Verschiebung der 
■Welle c, sowie der Räder d und e zur Folge 
hat. Die Scheiben g und h sind an ihrem 
Umfange mit Einkerbungen versehen, in 
welche ein Ansatz der unter Einwirkung einer 
Feder stehenden Hülse m eingreift; wird 
letztere zurückgezogen, so kann die eben be¬ 
schriebene Drehung der Scheiben g und li, 
sowie der Welle i stattfinden. 

Um ein willkürliches Lösen des in die 
hohle Welle r eingesteckten Werkzeuges zu 
verhindern, ist der Stil des letzteren mit 



Fig. 65. 


einer Einschnürung versehen; zu dem gleichen Zwecke sind an den Seitenflächen 
von b Ausschnitte /, angebracht mit einer grösseren mittleren Oeffnung und 
zwei den Einschnürungen des Werkzeugstieles entsprechend kleineren seit¬ 
lichen Schlitzen. Das Werkzeug kann in die hohle Welle c nur durch die 
mittlere Oeffnung eingebracht werden und wird dann dadurch in seiner Lage 
festgehalten, dass man dasselbe mit seiner Einschnürung in eine der seitlich 
an die Oeffnungen sich anschliessenden Schlitze schiebt. 


Messrs Singleton haben einen Ambulanzstuhl angegeben, der (Fig. 66) 
aus Segeltuch gefertigt ist, das an der Rückenfläche mit Leder steif gemacht 
ist, während an den Seiten Riemen mit Schnallen angebracht sind, nm hülf- 
lose Patienten festzuhalten. Hinten und vorn sind mit Messing ausgeschlagene 
Löcher angebracht, in die Eisenhaken oder Seilschlingen eiligreifen können, 
die in einem Eisenring Zusammenkommen. Fig. 66 zeigt einen Patienten, der 


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66 


in horizontaler Stellung emporgehoben wird, 67 einen solchen in sitzender 
Stellung, 68 in senkrechter Stellung, wenn z. B. ein Patient durch eine enge 



Fig. 66. 

Oeffuung herabgelassen werden muss. Ein Vortheil des Apparats ist auch, 
dass derselbe (wenn Patient auf einer Bahre weiter transportirt wird) be¬ 
lassen werden kann, bei Mangel einer Bahre kann auch der Apparat als 



Fig. 6*. 


solcher dienen, indem man eine Stange, Kuder oder dergl. durch die Ringe 
oder unter denselben durchsteckt. Der Apparat eignet sich besonders auch 
bei Kettung Schi 11 brüchiger durch den Kaketenapparat. Brit. med. journal 
28. V. 1891. Schr - 


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67 


Patentbericht. 

Patentanmeldungen: 

10. December. Kl. 53. L. 6614. Condensirung von Milcli. — Dr. C. Freiherr v. Lesser 

in Warschau. 

14. December. Kl. 27. I. 2572. Luftfilter. — H. Fcr. Jung in Mühlheim a. d. Ruhr. 

— Kl. 33. P. 5392. Zeltgerüst. — E. Pless in Berlin. 

— — M. 8183. Wärmevorrichtung für Milchflaschen. — G. Moesner in 

Stuttgart. 

17. December. Kl. 33. H. 12362. Zelt. — C. Behrens in Alfeld a. L. 

— Kl. 34. R. 6876. Spucknapf. — H. Rottsieper in Berlin. 

21. December. Kl. 30. S. 6051. Perkussionshammer. — Alb. Salz in Frei bürg in Bad. 

— Kl. 34. G. 7037. Zimmer-ßadegefäss. — L. Grambar in Stettin. 

— — H. 11184. Spucknapf. — Fr. v. Hagen in Berlin. 

— Sch. 7515. Spucknapf. — Fr. W. Schmitz in Elberfeld. 

24. December. Kl. 34. St. 2943. Spucknapf. — W. Stoccker 1 in Drinsahl b. Nümbrecht. 

28. December. Kl. 53. L. 7066. Künstliche Frauenmilch. — Dr. Casimir Freiherr von 

Lesser in Warschau. 

31. December. Kl. 30. R. 6508. Cellulose-Verbandstoff.— Dr. P. Roennefahrt in Dresden. 

— — St. 2792. Auseinandernehmbare Zange. — G. Alb. Storz in Tutt¬ 

lingen. 

— — T. 3103. Zughalter für Rückgrads-Verkrümmungen. — Frl. A» Triest 

in Schwerin i. M. 

4. Januar 1892. Kl. 30. W. 7916. Kopfhalter. — Ilans Wild in Wehlheiden-Kassel. 

11. Januar. Kl. 27. L. 6860. Luftbefeuchtungsapparat. — M. A. Lutznor in Berlin. 

— Kl. 30. F. 5260. Vorrichtung zur Verhütung der Rückenlage. — Ad. Fromo- 

wicz in Wien-Währing. 

— — H. 11403. Kloctro-telephonischer Diagnoseapparat. — Ant. v. Holo- 

winski in Warschau. 

— Kl. 42. C. 3756. Thermometer.— H|ugh Langbourne Callendar in Cam¬ 

bridge. 

Patenterteilungen. 

16. December. Kl. 34. No. 60770. Verstellbare Matratze. — G. Fudicker in Meerscheid 
b. Solingen. 

— Kl. 37. No. 60761. Desinficiren von Wunden. — I. Laws und A. Hurd 

in Leeds. 

— Kl. 53. No. 60746. Gefässverschluss zum Storilisiren. — Th. Tinpe in 

Magdeburg. 

23. December. KI. 30. No. 60877. Sperrkanüle. —C. Schievekamp in Arnhem, Holland. 

— — No. 60925. Electrode. — H. Näser und E. Kottlarzig in Frei¬ 

berg i. S. 

Amerikanische Patente. 

1. December 1891. 

464121. Gelatine-Kapseln. — Soloman E. Heineinan; Detroit, Mich. 

464153. Bettstuhl. — G. Goldschmidt; Berlin. 

464158. Krankenbett. — Thomas E. Kaiser k Jon, Wilkinson; Oshawa, Canada. 
464197. Trockenluft-Closet. -- O. A. Lamphear; Cincinnati. 

464204. Ventilationsapparat. — W. T. Sugg; London. 

464356. Künstliches Bein. — Alex. Gault; Medford, Minn. 

464456. Brillen- und Nasonzwickergestell. — Ern. S. Fowler; Chicago, 111. 

8. December 

464543. Taschenapparat zur Bestimmung der Kohlensäure in Gasgemengen. — H. Wolpert; 
Nürnberg. 


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68 


464604. Federmatratze. — Ozello R. Hunt; Minneapolis. Minn. 

464646. Bettrahmen. — Nathan A. Chaney; Cadix, Ohio. 

464665. Secundär-Batterie. — Isaiak L. Roberts; Brooklyn, N.-Y. 

464676. Elektrode für Secundär-Batterien. — W. Morrison; Des Moines, Jowa. 

464692. Vorrichtung zur Entdeckung von Perforationen der Eingeweide. — R. T. Crane; 
Chicago. 

464722. Künstliches Bein. — Jacob B. Kreider; Annville, Pa. 

464738. Unterleibs-Bandage. — Fr. Steinmetz; Milwaukee, Wis. 

464768. Suspensorium. — Jos. C. Chambers; Detroit, Mich. 

464834. Dampfkocher. — Ch. W. Sterick; De Soto, Mo. 

464922. Zahnärztlicher Vulcanisator. — Th. I. Carrick; Baltimore, Md. 

15. December. 

464957. Thermoregulator. — Ch. A. Corman; Natick, Mass. 

464969. Inhaler. — Almon K. Ives; Chicago. 

465013. Flüssigkeits- und Pulver-Zerstäuber. — Fr. F. Bourdil; Paris. 

465024. Federmatratze. — John L. Kraber; High Point, N.-C. 

465076. Verfahren zur Anfertigung von Zahnplatten. — Malcolm R. Griswold; Hart¬ 
ford, Conn. 

465078. Verfahren zur Controlle alternirender Inductions-Ströme. — Elihu ' Thomson; 
Lynn, Mass. 

465093. Electro-galvanischer Gürtel. — A. Erikson; Hawley, Minn. 

465161. Zungenspatel. — James S. Chase; Cochranton, Pa. 

465265. Cofferdam-Klammer — Fl. E. Hausen; Minneapolis, Minn. 

465337. Zahnhammer. — M. L. Bosworth; Warren, R.-J. 

465393. Sterilisir-Apparat. — Marcell von Skotnicki, Charlottenburg. 

465406. Nasenzwicker. Williston W. Bissell; Rochester; N.-Y. 

22. December. 

465456. Inhaler. — Jason R. Cadwell; Woodlawn Park. Bl. 

465457—60. Künstlicher Zahn. — John E. Campbell; London. 

465484. Pulver-Bläser. — Anthony E. Margoris: Binghamton, N.-Y. 

465548. Anmelder für Scheintodte. — W. H. White; Topeka, Kans. 

465609. Spül-Closet. — W. Bunting jr.; Brooklyn, N.-Y. 

465617. Abfuhr-Verbindung für Spül-Closets. — James A. Lynch; St. Louis, Mo. 

465698. Künstliches Bein. — James E. Hanger, Washington, D.-C. 

465708. Vorrichtung für Zimmerventilation. — John Le M. Bishop; Manchester, England. 
465716. Cofferdam-Klammer. — Chr. A. Meister; Allentown, Pa. 

465735. Zahnärztlicher Vulkanisiiapparat. — G. B. Snow; Buffalo, N.-Y. 

465821. Brillengestell. — H. E. Kirstein, Rochester, N.-Y. & Ern. de Celles, South- 
bridge, Mass. 

29. December. 

465862. Combinirter Luftfang und Sitz für Abtritt-Schüsseln. — Ch. Kelley; Toronto 
Canada. 

465870. Schutzvorrichtung gegen das Einwachsen von Zehennägeln. — Sam. S. Mariey; 
Wilmington, Del. 

465889. Oberlicht mit Ventilationsvorrichtung. — Emily M. Riester, Buffalo, N.-Y. 
465926. Krankengestell. — John Groer; Greensborough, N.-C. 

465952 u. 53. Zahnärztlicher Stuhl. — Dowell Stuck; Rochester, N.-Y. 

466004. Mastdarm-Speculum. — Talton T. Davis; Marion, Kans. 

466130. Inhaler und Arzneimittelbehälter. — James W. Wood; Poughkeepsie, N.-Y. 
466140. Mundstücke für Sprachrohre. — W. H. Ross; Camden, N.-I. 

466173. Geburtszange. — James J. E. Mäher; New-York. 

466177. Galvanische Batterie. — Sam. Miller; Buxton, England. 

466206. Mit der Badewanne verbundene Frottirvorrichtung für Badende. — Mathias 
H. Welles; Elmira, N.-Y. 

466305. Zusammenlegbare Federmatratze. — John C. Holds; Battle Creek, Mich, 


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69 


-=38 Specielle Krankenpflege. §e=- 

Redacteur: Dr. C. Hei mann. 


Ueber die Prüfung der ärztlichen Thermometer 

von & Hebeier, 

Assistent bei der physikalisch-technischen Reichsanstalt in Berlin. 

Die Verbesserung in der Herstellung ärztlicher Thermometer, welche in 
den letzten Jahren eingetreten ist, hat man besonders der Einführung der 
amtlichen Prüfung zuzuschreiben. Vor Einführung derselben wurden zur Ein¬ 
stellung der ärztlichen Thermometer oft Normalthermometer verwendet, welche 
selbst mit bedeutenden Fehlern behaftet waren. Hierzu kam noch, dass die 
Fabrikanten nicht genügend mit der Behandlung der benutzten Arbeitsnormalen 
vertraut waren und oft Instrumente mit einem ganz anderen Skalenumfange 
verwendeten, bei denen die Correction für den herausragenden Faden im Be¬ 
trage von 0,2—0,3 Grad vernachlässigt wurde. Auch die Verwendung von 
Normalthermometem aus dem gewöhnlichen Thüringer Glase hat oft nicht 
unbedeutende Fehler bei der Einstellung ärztlicher Thermometer herbeigeführt. 
Seit Beginn der amtlichen Prüfungen jedoch sind die Fabrikanten von ärzt¬ 
lichen Thermometer mit Arbeitsnormalen versehen, deren Angaben von der 
Reichsanstalt mit einer Genauigkeit von 0,01 Grad geprüft sind. Um für 
die Thermometer aus verschiedenen Glassorten übereinstimmende Angaben zu 
erzielen, werden dieselben sämmtlich auf das Luftthermometer bezogen, welches 
allen wissenschaftlichen Temperaturmessungen zu Grunde gelegt wird. Die 
Fabrikanten sind nunmehr in der Lage die Einstellung ärztlicher Thermo¬ 
meter mit grosser Genauigkeit zu bewirken, was daraus hervorgeht, dass die 
zur Prüfung eingesandten ärztlichen Thermometer selten grössere Fehler als 
0,1 Grad aufweisen. Eine weitere Verbesserung der ärztlichen Thermometer 
ist durch die Verwendung des von thermischen Nachwirkungen nahezu freien 
Jenaer Glases herbeigeführt. Fast alle zur Zeit bei der Reichsanstalt ein¬ 
gehenden ärztlichen Thermometer sind aus diesem Glase verfertigt und lassen 
daher eine merkliche Veränderung der Angaben selbst nach Jahren nicht er¬ 
warten. Wie gross die Fehler älterer Thermometer aus schlechtem Glase 
zuweilen sein können beweist die Thatsache, dass die von Aerzten einge¬ 
sandten, in ihrer Praxis gebrauchten Thermometer oft um 0,5 bis 0,7 Grad 
zu hoch zeigen. Diese Fehler rühren zum Theil vielleicht von der fehler¬ 
haften Einstellung der Skala her, zum grössten Theil aber ohne Zweifel von 
dem im Laufe der Zeit eingetretenen Ansteigen der Angaben her. Neue 
Thermometer aus gewöhnlichem Thüringer Glas ändern ihre Angaben nach 
wenigen Wochen um 0,2 bis 0,3 Grad und werden daher zu genaueren 
Messungen untauglich. Wie sehr das Bedürfniss an zuverlässigen ärztlichen 
Thermometern in den letzten Jahren gewachsen ist, geht aus der grossen 
Anzahl der zur Prüfung eingehenden Instrumente hervor. Die Zahl der Ein¬ 
gänge wuchs so erheblich, dass es für angemessen erachtet wurde den Haupt- 


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70 


theil der Prüfungen auf eine besondere Prüfungsanstalt zu übertragen. Eine 
solche besteht unter mitwirkender Controle der physikalisch-technischen 
Reichsanstalt, Diese von der Grossherzoglich Sächsischen Regierung gegrün¬ 
dete, im Mittelpunkt der Thüringer Thermometerindustrie liegende Prüfungs¬ 
anstalt zu Ilmenau, wird noch wesentlich zur Verbesserung der ärztlichen 
Thermometer in der dortigen Gegend beitragen. Seit Einführung der amt¬ 
lichen Prüfung hat die Ausfuhr der ärztlichen Thermometer sich mehr als 
verdreifacht. Durch Gründung der Anstalt in Ilmenau hat die Anzahl der 
bei der Reichsanstalt eingesandten Thermometer, wie dies beabsichtigt war, 
abgenommen. Wenn auch die thermometrischen Arbeiten der Reichsanstalt 
den überwiegend grössten Vortheil für wissenschaftliche Normalthermomet er 
und chemische Thermometer haben, so mögen doch die obigen Darlegungen 
erkennen lassen, welchen Einfluss die Prüfung der ärztlichen Thermometer 
auf die Herstellung derselben insbesondere hinsichtlich der Genauigkeit ihrer 
Angaben gehabt hat. 


Nahrungsmittel. 

Milch muss nach Siegel-Leipzig bei einer Temperatur von 15° C. ein 
specifisches Gewicht von 1028 —1034 und mindestens 3°/ 0 Fett enthalten. 
Abgerahmte Milch soll bei der gleichen Temperatur ein specifisches Gewicht 
von 1037—1038 und mindestens 1 °/ 0 Fett besitzen. Nach den Vorschriften 
über 'den Milchverkauf und der Milchcontrole in Leipzig ist Milch nur ent¬ 
weder als volle, nicht abgerahmte, oder mit der einzigen Veränderung durch 
Abrahmung mit der ausdrücklichen Bezeichnung als solche im Handel zulässig. 

Milch von kranken Thieren, sowie von Kühen, die noch nicht über 
8 Tage gekalbt haben, verdorbene Milch, Milch mit Zusatz von Wasser, 
Zucker etc., darf nicht verkauft werden. Die Milchgeräthschaften und Milch¬ 
verkaufslokale müssen in grösster Reinlichkeit erhalten werden. Die zu Markt 
gebrachte Milch unterliegt der Controle städtischer Beamter. Dieselben haben 
das Recht Proben zur Untersuchung bis zu 1 / 4 Liter zu entnehmen, wofür 
Entschädigung in Höhe des Marktpreises aus der Stadtkasse geleistet wird, 
wenn nicht die Einziehung der betr. Milch von der Behörde angeordnet wird. 

Diejenigen, welche eine den Bestimmungen des Regulativs nicht ent¬ 
sprechende Milch zu Markt bringen, verfallen in eine Geldstrafe bis 150 Mk., 
oder im Unvermögensfalle in eine entsprechende Haftstrafe. Die Bestrafung 
erfolgt nicht wegen Abrahmung oder Wasserzusatz, sondern lediglich wegen 
Nichterfüllung der Bestimmungen des Regulativs. Daher ist jeder Streit 
darüber, ob eine beanstandete Milch einer unzulässigen Veränderung unter¬ 
zogen worden ist oder nicht, gegenstandslos. Auch wenn nachgewiesen wird, 
dass solche Milch unverfälschte, reine Kuhmilch ist, rettet dies den Verkäufer 
nicht vor Bestrafung. Es soll Sache des Landwirths sein, solche Rassen und 
solche Fütterung zu wählen, dass eine Milch nach den Bestimmungen des 
Regulativs in Leipzig marktfähig ist. 

Die zu prüfende Milch wird in der Regel von je 2 Rathsdienern ent¬ 
nommen und zwar sowohl in den stehenden Geschäften, als auch auf den 


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71 


Strassen, Plätzen, nach Leipzig führenden Chausseen etc. Die Untersuchung 
der Milch in den Geschäften erfolgt zu verschiedenen Tageszeiten, auf den 
öffentlichen Plätzen in den frühen Morgenstunden, im Sommer von 4—8 Uhr, 
im Winter von 5—9 Uhr. 

Der Inhalt aller Milchgefässe im Geschäft resp. auf dem Transport¬ 
mittel ist der Untersuchung zu unterwerfen. 

In jedem Falle, wo das Milchgefäss die Bezeichnung „abgerahmte Milch“ 
nicht trägt, ist die zum Laktoskop gehörige Pipatte sorgfaltigst mit der in 
das Schöpfglas gebrachten und vorher umgerülirten Milch zu füllen und dann 
vollständig in das Fexersche Laktoskop ausfliessen zu lassen. 

Dann wird sofort soviel reines Wasser zugelassen, dass dio Flüssigkeit 
genau an der Marke steht, welche dem Mindestfettgehalt der regulativ- 
mässigen ganzen (vollen) Milch, 3 °/ 0 Fett, entspricht. Können die schwarzen 
Linien des Laktoskops dann nach dem Umschütteln einzeln gesehen und 
gezählt werden, so ist Verdacht auf nicht regulativmässige Milch vorhauden 
und eine Probe für den Rathschemiker zur genauen Untersuchung zu ent¬ 
nehmen. 

Bei abgerahmter Milch wird gleichfalls nach vorherigem Umrühren Milch 
in das Schöpfglas gegeben und hieraus die Pipette sorgfältig gefüllt und in 
das Fesersche Laktoskop ausfliessen lassen, dann aber Wasser nur so weit 
nachgefüllt, dass die Flüssigkeit gerade an dem l°/ 0 Fctt anzeigenden Theil- 
striche steht. 

Die Prüfung mit dem Laktoskop darf nur im Schatten ausgeführt werden. 
Bei bestehendem Zweifel, ob die schwarzen Striche deutlich zu sehen und 
abzuzählen sind, ist in der Regel gleichfalls eine Probe zu entnehmen und 
hierzu der Vermerk zu machen. 

Zur Bestimmung des specifisclien Gewichts der Milch wird die Queveunesche 
Milchwaage in den Glascylinder gebracht und nun von der vorher umgerührten 
Milch langsam soviel eingegossen, dass der Glascylinder bis zum oberen 
Rande gefüllt ist und die Milchwaage frei schwimmt. Nachdem der oben 
sitzende Schaum entfernt ist und das Glas einige Minuten ruhig gestanden 
hat, werden die Grade der Milchwaage abgelassen und notirt. 

Gleichzeilig ist mittelst des Pheunometers die Temperatur der Milch zu 
bestimmen. 

Ergiebt die Probe ein grösseres oder geringeres specif. Gewicht als das 
nach dem Regulativ festgesetzte, so sind Milchproben an den Rathsehemiker 
zu übergeben. 

Hat die vorhergehende Prüfung des Fettgehalts den Verdacht einer nicht 
regulativmässigcn Milch ergeben, so ist die Bestimmung des specifisclien Ge¬ 
wichts mittelst der Mittelwaage unnöthig. 

Die revidirenden Beamten haben in jedem einzelnen Falle nach vor¬ 
geschriebenem Schema das Ergebnis« der Milchuntersuchung zu notiren. 

Diese Notizen werden auf der Rathswache in das „Milchjournal der 
Raths wache“ eingetragen. 


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72 


Vou nicht regulatlvmüssiger Milch wird eine Probe von */ s Liter in die 
Blechgefässe zu entnehmen und durch den Vermerk der auf den Blcchgefassen 
eingeschlagenen Nummer sofort in dem Milchjournalbogen gekennzeichnet. 

In der Rathswache wird ferner ein Journal geführt, in welches nur bei 
Fällen, in denen die vorläufige Prüfung durch die Rathsdiener eine Nicht- 
Probenmässigkeit der Milch ergeben hat, eingetragen werden. 

Das Journal sowie die Milchproben werden sofort an das chemische 
Laboratorium — für Leipzig das hygienische Institut der Universität — ab¬ 
geliefert. Hier werden die Proben auf das genaueste auf spec. Gewicht, 
Fettgehalt, Zusatz fremder Bestandtheile uutersucht. 

Das Journal für beanstandete Fälle gelangt dann an den Bezirksarzt 
zur Schlussbegutachtung. 

Magermilch, welche mittelst Ceutrifuge hergestellt wird und bis 0,2°' 0 
entfettet zu sein pflegt, darf in Leipzig nicht verkauft werden. Da sie des 
werthvollsten Bestandtheils, des Fettes, fast gänzlich beraubt ist, so wird sie 
selbst mit 6—8 Pf. pro Liter zu teuer berechnet: die in Leipzig für 10 bis 
12 Pf. käuflich abgerahmte Milch kann auch zur Säuglingsnahrung noch ver¬ 
wendet werden, nicht aber die Magermilch. 

Ueberwiegend häufig gab der zu geringe Fettgehalt der Milch den An¬ 
lass zur Beanstandung, viel seltener das' zu geringe specifische Gewicht. 
Dies erklärt sich u. A. auch daraus, dass das nach dem Leipziger Regulativ 
verlangte specif. Gewicht von 1,028 ein sehr geringer ist und schon einigen 
Wasserzusatz unbeanstandet zulässt. Andre Städte verlangen eine specifisches 
Gewicht von mindestens 1,029. Dagegen ist die Anforderung an den Fett¬ 
gehalt der vollen Milch ein besonders hohes. 

Gegen diese Forderung eines Mindestfettgehalts von 3 °/ 0 und die Aus¬ 
schliessung der Magermilch vom Markte sind von den Landwirthen der Be¬ 
gebung Leipzigs Vorstellungen erhoben worden, die jedoch erfolglos ge¬ 
blieben sind. 

Unter der Wirksamkeit des Regulativs hat nach statistischen Zusammen¬ 
stellungen das Procentverhältniss der regulativwidrigen Milch allmählich 
abgenommen. Ebenso hat sich die Zahl der Fälle, in denen auf richterliche 
Entscheidungen angetragen wurde, vermindert. 

Festschrift der Stadt Leipzig für die Tlieilnelnner der XVII. Versammlung 
des deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. 


Smyrnaer Rosinen. Die schwarzen Rosinen werden bei voller Reife ab¬ 
geschnitten und auf den Boden ausgebreitet, wo sie, der Sonne ausgesetzt, 
ohne ein anderes Verfahren trocknen. Die rothen Rosinen und Sultaninen 
trocknet man, indem man die mit Trauben gefüllten Körbe während einer 
Minute in eine folgeudermassen hergestclltc Flüssigkeit taucht. Es werden 
G kg Pottasche, für Sultaninen 5 kg, in einem 100 kg Wasser enthaltenden 
Kessel gelöst, und zu 80 kg dieser Flüssigkeit 7s kg Olivenöl gegossen. 
Hierauf werden die Trauben auf gestampfter trockener Erde ausgebreitet, 
der Sonne ausgesetzt und vor Sonnenaufgang mit einer zweiten Flüssigkeit 


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vou 100 kg Wasser, 7 kg Pottasche uud 'Iw kg Olivenöl besprengt. Zur 
Trocknung reichen 4—8 Tage aus. 

Z. f. Nahrungsmitteluntersuch. 11/91. 


Entgypsung des Weines mittelst Chlorbaryum ist in Frankreich untersagt 
und wird zur Entfernung des zu hohen Gehaltes an schwefelsaurem Kali die 
Verwendung von weinsteinsaurem Strontium vorgeschlagen. 


Kaffee soll nach Kornrauth niemals Kieselsäure enthalten und stets 
0,15—0,6 0 / 0 Chlor. Reiner Kaffee unterscheide sich ferner von den Surro¬ 
gaten durch die Zusammensetzung seiner Asche. Dieselbe enthalte bei reinem 
Kaffee 50—200 mal mehr Pottasche als Soda, während in der Asche der 
Surrogate bedeutend weniger Pottasche enthalten sei. Auf Grund genauer 
analytischer Untersuchungen kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: 

Zur Beurtheilung des Werthes von Kaffee und seiner Surrogate müssen 
chemische und mikroskopische Untersuchungen Hand in Hand gehen. — Die 
Kaffeesurrogate dürfen im Handel niemals, auch nicht der Reclame wegen, 
eine Bezeichnung erhalten, welche das Rohproduct, aus dem sie hergestellt 
sind, nicht deutlich erkennen lässt. — Mischungen von Kaffee und Surrogaten 
sollen im Handel überhaupt nicht statthaft sein. — Surrogate, selbst wenn 
sie nur kleine Verunreinigungen enthalten, sind vom Verkauf auszuschliessen. 

— Kein Kaffee und keines seiner Surrogate darf mehr als 12 °/ 0 Wasser 
enthalten, da besonders feuchte Surrogate das Wachsthum von Schimmel¬ 
pilzen, die der Gesundheit unzuträglich sind, begünstigen. — Surrogate, in 
denen sich lebende Organismen, Schimmelpilze, Schwämme u. s. w. vorfinden, 
sind vom Verkauf auszuschliessen. — Aus dem specifischen Gewicht darf 
man auf den Gehalt an Extract niemals schliessen. — Der Werth der Kaffee¬ 
surrogate ist um so höher, je mehr in Wasser lösliche Stoffe dieselben ent¬ 
halten. — Gerösteter Kaffee soll nicht unter 25 °/ 0 , geröstete Cichorie nicht 
unter 60 °/ 0 , geröstete Feigen nicht unter 65 °/ 0 lösliche Substanzen enthalten. 

— Jeder Kaffee, der unter 1,90 °/ 0 Coffein enthält, ist zu beanstanden. — 

Bei normaler Röstung verliert kein Kaffee an Coffein. — Die gewöhnliche 
Menge an Fett beträgt für gerösteten Kaffee 15 °/ 0 , für geröstete Cichorie 
2 °/ 0 , für gedörrte Feigen 2,5 °/ 0 . Hyg. Rdsch. 24/91. 


Kindern&hrmittel sind nach Geusner und Biedert in 4 Gruppen zu 
theilen: 

Erstens die Milch und die Milchconserven. Bei ersterer kommt nur die 
Kuhmilch in Betracht, welche kleinen Kindern nur sterilisirt verabreicht 
werden soll. Zu letzterer gehört die condensirte Milch ohne Zuckeizusatz 
und das Biedertsche künstliche Rahmgemenge. 

Zweitens Milchzusätze; entweder um das Kasein der Kuhmilch fein¬ 
flockiger gerinnen zu machen oder um die Eiweissstoffe zu peptonisiren (Timpe). 
Die peptonisirte Milch (Voltmers künstliche Muttermilch und Löflunds pep- 
tonisirte Kindermilch) sowie Kumys und Kefir. 

Drittens, milchhaltige Ersatzmittel, welche jedoch erst im 2. halben 
Jahre gegeben werden können wie die verschiedenen Kindermehle und Kinder¬ 
zwiebacke. 


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74 


Schliesslich die rein vegetabilischen Ersatzmittel, als da sind präpari rte 
Cerealien, Leguminosen-Mehle, Malzpräparate, cacaohaltige Präparate etc. 
und die rein animalischen Ersatzmittel, welche jedoch nur für grössere Kinder 
brauchbar sind. Prag. med. W. 51/91. 

Arzneimittel. 

Haemol und Haemogallol sind zwei neue Eisenpräparate, welche von 
Kobert aus dem Blutfarbstoff mit Zinkstaub und Pyrogallol dargestellt wer¬ 
den. Das erstere ist ein schwarzbrannes, das letztere ein rothbraunes Pulver. 
Die Medicamente sollen selbst vom schwächsten Magen gut vertragen werden, 
seien sicher resorbirbar und könnten leicht vom Organismus in Blutfarbstoff 
umgewandelt werden. Am besten verabreicht man sie in Oblaten 0,1—6,5 gr 
3 mal täglich. Rdsch. f. Pharm. 50/91. 


Salophen ist ein in der Fabrik vormals Friedrich Bayer & Co., Elber¬ 
feld, neu dargestellter Körper, der kleinste, weisse krystallinische Blättchen 
darstellt, in Wasser fast, in Alhohol und Aether leicht löslich, geruch- und 
geschmacklos ist. 

Nach den Untersuchungen im pharmakologischen Laboratorium zu Elber¬ 
feld von Dr. W. Siebei spaltet sich das Salophen in Natronlauge gelöst und 
bis zum Kochen erhitzt in salicylsaures Natron und Acetylparaamidophenol 
unter violetter bis blauer Färbung der Flüssigkeit. Die Salicylsäure lässt 
sich in dem Präparat dadurch nachweisen, dass zu der alkalischen Salophen- 
lösung Salzsäure im Ueberschuss gesetzt wird, wonach sich Krystalle aus- 
scheiden, die durch Abfiltriren direkt gewonnen, Blau-Violettfärbung auf Zu¬ 
satz von Eisenchlorid zeigen oder durch Zusatz von Aether (in welchem die 
Krystalle sich lösen) Abgiessen und Verdunsten des Aethers auf dem Uhr¬ 
glase, es bleiben dann die Krystalle zurück, die sich durch Blaufärbuug auf 
Eiscnchlorid als Salicylsäure ergeben. Das Acetylparaamidophenol wird in 
der nach Abscheidung der Salicylsäurekrystalle übrig bleibenden filtrirten 
Flüssigkeit dadurch nachgewiesen, dass das Filtrat wieder alkalisch gemacht 
und stark eingedampft wird, es krystallisirt dann das Acetylparaamidophenol 
in rhombischen Täfelchen heraus. Tn saurer Lösung zeigt es sich durch rothe 
Farbe an. 

Die Spaltung des Präparates tritt auch im Organismus ein und ist im 
Harn leicht nachweisbar. Versuche haben nun ergeben, dass das Solophen 
circa 0,4 gr pro Kilo Thier gut vertragen wird. 

Nach Erfahrungen von Paul Guttmann wird das Salophen in Dosen von 
C—8 gr pro die ohne irgend eine unangenehme Nebenwirkung vom Menschen 
vertragen. Therapeutisch bewährte es sich nach demselben Autor vornehm¬ 
lich beim acuten Gelenkrheumatismus, in geringerem Grade beim chronischen 
und andern rheumatischen Leiden als Antineuralgicum. Seine antipyretische 
Wirkung ist dagegen nicht so zuverlässig; es erniedrigt die Temperatur nach 
einer Dosis von 5—6 gr nach 3—4 Stunden um 1—1 1 /, 2 °/ 0 C, doch dauert 
die Temperaturerniedrigung nur ganz kurze Zeit und erreicht nach wenigen 
Stunden wieder die frühere Höhe. Berl. klin. W. 52/91. 


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Chinin wird zu subcutanen Injectionen in folgender von Yitali und 
Galiguani vorgeschlagener Lösung besondere beim Keuchhusten von Ungare, 
empfohlen: 

Chin. mur. 10,0. solvc in Aq. dest. 7,5 cum Acid. mur. 2,5. Dies ist eine 
klare, hellgelbe, sauer reagirende Lösung, von der jeder Oubikcentimeter 
circa 0,75 gr des Chininsalzes enthält. Die in die Rückenhaut applicirte 
Injectiou soll keinen Schmerz verursachen, keine Rüthung, keine Schwellung 
und keinen Abcess machen. Es wirkt wie wenn Chinin in leicht löslicher 
Form per os verabreicht wird. Rdseh. f. Pharm. 51/91. 

Verband- und Desinfectionsmittel. 

Die Herstellnng von Sublimatcharpie in den Königlichen Strafanstalten 
erfolgt nach einem Runderlass des Ministers des Tnnern vom 8. Juli 1891 
an die Präsidenten der Königlichen Regierungen, in deren Bezirke sich 
Strafanstalten befinden, nach folgender Anweisung: Altes, unbrauchbar ge¬ 
wordenes Bettleinen wird circa */ 4 Stunden lang gekocht, dann getrocknet 
und zu Charpie zerpflückt, dann nochmals zwecks erneuter Desinfection ge¬ 
kocht. Nach abermaliger Trocknung werden die Ballen in einer Lösung von 
1 gr Sublimat und Kochsalz zu 1000 Theilen Wasser für 24 Stunden gelegt, 
zum trockenen ausgedrückt und in einem bedeckten Topf aufbewahrt. 

Derartiges Verbandmaterial wird zu äusseren Verletzungen, Brandwunden, 
Fussgeschwüren, Panaritien u. s. w. zweckmässig verwendet, zur Behandlung 
von Verletzungen also, welche häufig in Gefängnissen Vorkommen und be¬ 
kanntlich ziemlich viel Verbandmaterial erfordern. 

Als Verbandmittel bei grösseren Operationswunden, Amputationen u. s. w. 
und besonders bei Eröffnung innerer Körperhöhlen wird sterilisirte Verband¬ 
watte (im Koch’schen Topf sterilisirt) immer vorzuziehen sein. 

Z. f. Med. Beamt. 23/91. 

Solutol und Salveol, zwei neue Desinfectionsmittel, werden durch Ueber- 
führung der unlöslichen Kresole bez. der Rohcarbolsäure mittelst verschiedener 
Salze in lösliche Form dargestellt. Solutol ist ein durch Kresolnatrium 
wasserlöslich gemachtes Kresol, wovon es etwa über '/» frei und 3 / 4 an 
Natron gebunden enthält und deshalb für grobe Desinfection in 10—20°' o 
Lösung geeignet ist. Wegen seiner starken alkalischen Reaction ist es für 
chirurgische Operationen als Desinfectionsmittel nicht verwendbar. Salveol 
dagegen, welches eine neutrale, durch kreolinsaures Natrium bewirkte, starke 
Kresolbildung daretellt und sich mit jedem, auch kalkhaltigem, Wasser zu 
einer klaren, neutralen Lösung mischt, sei in 0,5—0,1 °/ 0 Lösung zu aseptischen 
Operationen zu empfehlen. Rdsch. f. Pharm. 51/91. 

Therapeutische Mittheilungen. 

Anaesthetica. Zur lokalen Anaesthesie empfohlen: 

Rp. Aether. 250,0 Rp. Cocain, mur. 1,0 

Acid. carbol. 1,0. Aq. amydal. araar. 100,0. 

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Rp.: 

Menthol. 1,0 
Chloroform. 10,0 
Aether. 15,0. 


Rp.: 

Cocain, mur. 1,0 
Antipyrin. 3,0 
Aq. dest. 20,0. 

Rdsch. f. Pharm. 50/91. 


Bandwurmmittel nach Mirovitch bei Kindern: 

Rp.: 

Naphthalin. 0,3—0,5 
01. Ricin. 15,0 
01 Bergamott. gtt. II. 

M. D. S. auf einmal nüchtern zu nehmen. 

Bei Erwachsenen verordnet er Naphthalin 1,0 und sogleich darauf 
Ricinusöl 30,0. Zwei Tage vor Beginn der Cur sind gesalzene, saure 
und gewürzte Speisen zu verordnen. Ther. Mtshft. 12/91. 

Chloroformverfliftung. Gegen Chi. in der Narcose verordnete Milne prophy¬ 
laktisch Strichnin per os oder suhcutan. 

Rdsch f. Pharm. 50/91. 


Diarrhoe der Kinder behandelt Simpson mit einer Mixtur von: 

Acid. borac. 4,0 
Glycerin, pur. 16,0. 

Tinct. Cort. Aur. 3,0 
Aq. dest. 60,0 

M. D. S. Sstdl. 1 Kaffeelöffel. 

Dt. med. W. 51/91. 

Diphtheritis behandelte Luigi Concetti mit vorzüglichen Resultaten selbst 
in bedrohlichsten Fällen durch Spülungen mit Wasser, gewöhnlich mit 

1 °/ 0 Borsäure. Mit einem Irrigator, armirt mit Clysmaansatz bez. 
Olive, lässt er 2stdl. Tag und Nacht Schlund und event Nase durch¬ 
spülen; die Flüssigkeit muss 30—35° C. warm sein, die Fallhöhe soll 

2 — 3 m betragen. Auch bei Kindern lasse sich die Methode leicht 

durchführen, da es nicht durchaus nötliig sei die Kiefer zu öffnen, im 
Nothfall genüge es, die Canüle in eine Backentasche zu führen. Das 
Fieber lasse stets nach 12—24 Stunden ganz oder doch bedeutend nach, 
das Allgemeinbefinden bessere sich, Schlund und Nase reinigen sich, 
der üble Geruch schwinde etc. Die übrige Behandlung brauche nur 
eine roborirende zu sein. Dt. med. W. 52/91. 

Erysipel. Mit Ueberpinselnng von 10°/ o Ichthyolcolodium hat Sachs-Dresden 
unerwartete Erfolge in 2 Fällen von Gesichtsrose, einem am Ohr und 
einem am Unterschenkel gesehen. Ther. Mtshft. 12/91. 

Haematurie behandelt Lavanx mit Injectionen einer 40 °/ 0 sehr warmen 
Lösung von Acidum boricum. Dt. med. W. 49/91. 

Hydrocephalus. Bei H. hatte Quincke durch Ablassen von Cerebrospinal¬ 
flüssigkeit relativ gute Erfolge. Er führte hierzu eine 0,6 —1,2 mm 
dicke Hohlnadel im 3. oder 4. Lendenzwischenwirbelraum 5 — 6 mm 


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seitlich von der Mittellinie ein. Der Patient liegt dabei in Seitenlage 
mit angezogenen Beinen und stark vorwärts gekrümmter Wirbelsäule 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 23/91. 

Influenza. Gegen I. empfiehlt Turner Salicin in stündlichen Dosen von 1,2 gr, 
welche schon in 6 Stunden die Krankheit coupiren sollen. 

Rdsch. f. Pharm. 50/91. 

Catarrhe der Nase, des Rachens, des Ohres und des Kehlkopfes behandelt 
Laker-Graz mittelst Massage, wie sie von Braun-Triest bereits an¬ 
gewandt wurde. Bezüglich der speciellen Ausführung verweisen wir auf 
das Original. Prag. med. W. 48/91. 

Meningitis tuberculosa. Bei M. t. empfiehlt Essex Winter zur Beseitigung 
des Hirndruckes die Punktion des Wirbelcanals neben dem Processos 
spinosus des 2. Lendenwirbels und Liegenlassen der Canüle bis 15 bis 
45 gr. Cerebrospinalflüssigkeit entleert sind. 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 23/91. 

Phosphorvergiftung. Als Antidot empfiehlt Bökai und Koränyi 1 / B ,— V*°/o 
Kalipermanganatlösung. Rdsch. f. Pharm. 49/91. 

Prostatitis chronica behandelt Oberländer mit Suppositorium von: 

Jodoform. 0,5—1,0 

Solve in 

01. amygdal. dulc. 

<]. s. 

adde Butyr. Cacao q. s. 

u. f. supposit. X 

D. S. Allabendlich nach vorheriger Entleerung ein Suppo- 
sitoriuro zu appliciren Dt. med. W. 53/91. 

Scharlach. Der Abschuppungsprocess im Sch. wird nach Jamieson-Edin- 
glerny durch Waschungen mit 3°/ 0 überfetteter Resorcin-Salicyl-Seife 
und nach der Abwaschung uud Abtrocknung Einreibung der Haut mit 
etwas reinem Oel bedeutend abgekürzt. 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 23/91. 

Schnupfpulver nach Coupard: 

Rp.: 

Cocain, mur. 15.0 
Menthol. 25,0 
Acid. boric. 200,0 
Coff. tost. pulv. 50.0 

M. D. S. tgl. 5—6 Prisen zu nehmen. 

Rdsch. f. Pharm. 49/91. 

Soor. In hartnäckigen Fällen empfiehlt Comby eine Abreibung der Zunge 
mit einer schwachen Lösung von Chlorzink 1:1000 alkoholisirten Wassers. 

Dt. med. W. 50/91. 


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Bücherschau. 

Rudolf Henneberg, Ingenieur. Der Kafill-Desinfektor. Berlin, Julius Sprin¬ 
ger, 1892. Preis 1,00. 

Nach einer allgemeinen kurzen Berücksichtigung der jetzigen Verhält¬ 
nisse bei der Vertilgung von Thierabfällen ist auf den Zweck und den Nutzen 
dieses Apparates genauer eingegangen worden, welcher die Unschädlich¬ 
machung aller Tbiertheile in vollem Masse bewirkt. An der Hand von 
Zeichnungen ist der Apparat und der Betrieb und eine Normal-Knüll-Des- 
infectionsanlage genau beschrieben worden und eine Kostenberechnung lur 
die Anlage und die Verwerthung der Producte detaillirt aufgestellt. Alles 
Wissenswerthe ist dabei kurz und übersichtlich zusammengestellt, so dass 
jeder sich bequem und genau über diesen Gegenstand informiren kann. Wir 
sind an anderer Stelle näher auf den Inhalt eingegangen und verweisen 
ausserdem noch hierauf. Gr. 


Dr. F. Beely und Dr. E. Kirchhoff, „Der menschliche Fuss, seine Be¬ 
kleidung und Pflege“. Tübingen, Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung. 

Wer jemals eine grössere Anzahl unbekleideter menschlicher Füsse zu 
sehen Gelegenheit gehabt hat, wird sich der Einsicht nicht verschliessen 
können, dass bei Erwachsenen ein Fuss, der seine natürliche Form und Schön¬ 
heit bewahrt hat, zu den grössten Seltenheiten gehört. Die Eitelkeit und 
die Mode bringen an diesen wichtigen Bestandlheilen des menschlichen 
Körpers durch systematische, oft äusserst schmerzhafte Manipulationen, durch 
Einpressung und Einklemmung Verkrüppelungen hervor, die mitunter wahr¬ 
haft erschreckend sind und das Gehen geradezu zur Qual machen. Es ist 
daher als ein verdienstliches Werk anzusehen, wenn von berufener Feder in 
allgemeinverständlicher Form der Versuch unternommen wird, Belehrung 
darüber zu verbreiten, wie man sich die natürliche Gestalt seiner Füsse be¬ 
wahren und eine nicht allzusehr veränderte wieder zur normalen zurück¬ 
führen kann. 

Das Büchlein, welches zu den von der H. Laupp’schen Buchhandlung in 
Tübingen herausgegebenen ,Tübinger Gesundheitsbüchern“ gehört, zerfallt in 
7 Hauptabschnitte. Die beiden ersten behandeln die anatomischen Verhält¬ 
nisse des menschlichen Fusses in einem Stil, der sie auch dem Laien leicht 
verständlich macht. Der 3. Abschnitt, „der Fuss als Ganzes“, enthält viele 
interessante ethnologische Details und stellt als Forderung für den Normal- 
fuss folgende 3 Eigenschaften auf: Schmalheit, Sohlen Wölbung und gerade 
Zehenbildung. Ueber Stehen und Gehen belehrt uns der folgende Abschnitt. 
Man steht am sichersten, wenn man beide Füsse in einem gewissen Abstand 
von einander so hinstellt, dass die Zehenspitzen etwas nach aussen gerichtet 
sind: von diesem Gesichtspunkt aus entspricht also das militärische Stehen 
nicht ganz der wissenschaftlich-theoretischen Anforderung. Beim Gehen wird 
zuerst die Hacke auf den Boden gesetzt; die Abwicklung der Fusssohle geht 


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so vor sich, dass zuerst die Hacke erhoben wird, dann die untere Zehenseite 
und die Köpfchen der Mittelfussknochen auf dem Hoden aufruhen, und schliess¬ 
lich der Fnss vollständig vom Boden entfernt wird. Beim Gehen sollen die 
Füsse nicht parallel aufgesetzt werden, sondern mit den Spitzen mässig 
nach aussen gerichtet sein. Auch die Rolle, welche die Fussgelenke beim 
Gehen spielen, wird ausführlich besprochen. Auf die sich nach den vor¬ 
stehenden Ausführungen unwillkürlich aufdrängende Frage: „wie soll ein 
rationeller moderner Schuh beschaffen sein?“ giebt der 5. Abschnitt Antwort. 
Nach einer historischen Uebersiclit über die Schuhformen in den vergangenen 
Jahrhunderten stellen die Verfasser nach den von H. v. Meyer aufgestellten 
Normen an einen naturgemässen Schuh folgende Anforderungen. Die Länge 
des Schuhes muss der Länge des belasteten Fusses entsprechen, die 
Breitenmaasse aber müssen sich nach der Elasticität des Oberleders richten. 
Für die Spannhöhe und für die Fusswölbung an der Innenseite ist die Form 
des unbelasteten Fusses massgebend. Der Zuschnitt der Sohle roII derartig 
sein, dass die Axe der grossen Zehe parallel einer Linie läuft, die durch den 
Mittelpunkt der Ferse und durch die Mitte der zweiten Zehe oder zwischen 
der zweiten und dritten Zehe hindurchgeht. Soll der Schuh spitz sein, so 
braucht nur die Sohle verlängert zu werden, doch darf die Spitze nicht in 
der Mitte, sondern mehr nach innen zu liegen. Bei Plattfüssen muss der 
vordere Abschnitt der Sohle etwas nach innen, bei Klnmpfüssen etwas nach 
aussen gedreht sein, so dass jedesmal die Drehung um einen vor dem anderen 
Absatzrand liegenden Punkt vor sich geht. Die obere Fläche der Sohle, die 
sog. „Brandsohle“, soll an ihrem vorderen Theil von rechts nach links 
schwach muldenförmig ausgehöhlt sein: am Fersenrand soll die Brandsohle 
stärker schalenförmig ausgeböhlt werden, weil der Fuss dadurch im Schuh 
festeren Halt bekommt. In gleicher Weise werden ausführliche Vorschriften 
über die Beschaffenheit der Leisten, des Oberleders, der Absätze, über Kinder¬ 
schuhe, die verschiedenen Arten der Schuhe, als Schnürstiefel, Schaftstiefel, 
Halbstiefel, Zugstiefel, Gamaschen, Hausschuhe, sowie endlich über das Mass- 
nehmen und die Herstellung der Leisten gegeben, deren Einzelheiten aufzu¬ 
führen uns hier zu weit führen würde und die im Original nachzulesen sind. 
Der 6. Abschnitt bespricht den Strumpf, der letzte die Pflege des Fusses, 
die Behandlung des Fussschweisses, der eingewachsenen Nägel, der Blasen etc. 

Das Büchlein ist in prägnantem, auch für Laien leicht verständlichem 
Stil geschrieben. Hin und wieder eingestreutc Anecdoten, interessante ethno¬ 
logische Details unterbrechen abwechselnd die wissenschaftliche Abhandlung. 
Zahlreiche beigefügte Illustrationen erleichtern das Verständniss. Es sollten 
indessen in einem populär-wissenschaftlichen Werke Ausdrücke wie „in der vor¬ 
antiseptischen Zeit“ (S. 16), Oedeme (S. 21), Epithelzellen (S. 23) entweder 
fortgelassen oder wenigstens genauer erklärt werden. 

Der Preis von M. 1,50 für das ungebundene Exemplar ist ein so billiger, 
dass die Anschaffung des Büchleins auch dem weniger Bemittelten möglich ist. 

Anker. 


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Kleine Notizen. 


Zu Gunsten der Steilschrift wurde auf dem Londoner Hygieine-Congress 
nachfolgende Resolution fast einstimmig angenommen: Da die hygienischen 
Vorzüge der senkrechten Schrift sowohl durch ärztliche Untersuchungen als 
practische Erfahrungen klar bewiesen worden sind, und da durch deren Ein¬ 
führung die fehlerhaften Körperhaltungen, welche zur Wirbelsäulenverkrümmung 
und Kurzsichtigkeit führen, zu einem sehr grossen Theile vermieden werden, 
so empfiehlt es sich, die Steilschrift in unsern Volks- und höheren Schulen 
ein- und allgemein durchzuführen. 

Zur Verhütung von Missgriffen bei Arzneimitteln ist in Sachsen-Meiningen 
folgende Verfügung, die seit dem 1. Januar er. in Kraft getreten ist, erlassen. Eis 
sollen die zum innern Gebrauch verordneten flüssigen Arzneien nur in runden 
Gläsern mit Zetteln von weisser Farbe, — die zum äussern Gebrauch ver¬ 
ordneten flüssigen Arzneien dagegen nur in sechseckigen Gläsern, an welchen 
drei nebeneinander liegende Flächen glatt und die übrigen mit Längsrippen 
versehen sind, mit Zetteln von rother Farbe, abgegeben werden dürfen. 

Ueber Einrichtungen zur Vernichtung des Unraths (Müll) in englischen 
Städten berichtete Th. Weyl nach einem Originalbericht der Dt. med. W. 49/91 
in der Berl. med. Gesellschaft am 25. November 1891. Das Müll wird in 
dem von Fryer construirteu Destructor verbrannt. Dieser Prozess vollzieht 
sich, ohne dass die Anwohner durch Geruch oder Rauch auch nur im Ge¬ 
ringsten belästigt werden und bietet eine derartige Ofenaulage keinerlei 
Feuersgefahr. Das Müll hinterlässt bei der Verbrennung circa 30 °/ 0 Rück¬ 
stände (Clinkers), welche zur Aufschüttung von Strassen, zur Herstellung der 
Zwischenbodenfüllung, zur Fabrication von Mörtel und von Bausteinen be¬ 
nutzt werden. Die bei der Verbrennung erzeugte Wärme wird wiederum 
zum Betrieb anderer Maschinen practisch verwerthet. — Die Verbrennung 
nach diesem Muster ist billig und vollzieht sich ohne weiteren Zusatz von 
anderen Brennstoffen. 

Die Methode erscheint sowohl aus hygienischen Gründen, da sie die Ver- 
scnleppung der in dem städtischen Unrath enthaltenen pathogenen Keime 
verhindert, als auch aus finanziellen Rücksichten, weil die Unterbringung des 
Mülls auf dem Lande mit der fortwährenden Vergrösserung der Städte auf 
Schwierigkeiten stösst, empfehlenswerth. 

Zur Aufbewahrung von Höllensteinstiften empfiehlt Bauer die Verwendung 
von kleinen Glasperlen, wodurch die Stifte sowohl vor Bruch, wie vor Re- 
duction geschützt werden. 


Verantwortlich: Flscher’s medtein. Buchhandlang, H. Kornfeld, Berlin NW., Charltestr. 6. 
Fürstlich prhr. Hofbuchdruckerel (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 


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M 3 


März 


1892 


Inhalt: Ranllehe Einrichtungen: Allgemeines: Ueber Begräbnissplätze 81. — Bauliche 
Elnrlchtnsgen von Gebinden: Fensterverglasung 82. — Papierkorksteine 82. — Flurbelagsteine 83. — Zonca 83. — 
Baumaterial, antiseptisches 83. — Beleuchtung: Lampe, hygienische 83. — Wasservernorgnog: Filter 85. — Con- 
t Ina Irlich sterillsirtes Wasser 85. — Radeelnriehtung : Handfrottcur 86. — Kanalisation: Ausgussbecken 86. — 
Abtritt 88. — Deslnfectionselnriohtung für Spülwasser 89. — Abortdeckel 89.— Fällungseinrichtung für Abwässer 89. 

— Innere Einrichtungen von Krankenhäusern: Bett 90. — Bettschrank 90. — Spucknapf 90. 

Aerxtllche Polytechnika: Chirurgische Instrumente: Mandelabschneider 91. — Messer 92. — Kystos- 
kop 93. — Pincette 94. — Thermokauter 94. — Orthopädische Apparate: Vorrichtung zur ambulanten Behandlung 
von Gliedmassen 98. — Bruchband 101. — Bruchband 102. — Gynaekologische Instrumente: Irrigationskanülen 103. 

— Vagina-Spritze 104. — Zughebel für Geburtszangen 106. — Otlatrlaehe Apparate: Hörvorrichtung 106. — Elee- 
trn-therapeutlsche Apparate: Mlkrophonischer Kugelsucher 107. — Diverse medlcinlsche Instrumente und Apparate: 
Dreh-Zahnbürsten 109. — Giftflaschen mit Sicherheitspfropfen 110. — Patentbericht 111. 

Mpcclelle Krankenpflege: Friedens-Sanitäts-Ordnung und Reglement für preusslsche Friedenslaza- 
rethe 113. — Nahrungsmittel: Kaffeebohnen 116. — Aleuronat 116. — Eigelb 116. — Bierleltungs-Einrichtung 116. 

— Wurstwaaren 117. — Arzneimittel: Granatin 117. — Jodoorrigons 117. — Thllanin 117. — Oleum Rlcinl oroma- 
ticum 117. — Verband und Desinffeetlonamittel: Carbolpulver 118. — Therapeutische Mitthellungen: Abführmittel 
118. — Anaestheticum 118. — Gegen Bleivergiftung 118. — Bei Chloroformnarkosenzufällen 118. — Bel Darm- 
verschluss 118. — Gegen Diarrhoeen 119. — Bel Juckreiz 119. — Gegen Keuchhusten 119. — Bel Kropf 119. — 
Gegen Schuppen der Kopfhaut 119. — Bel Tabes 119. — Kleine Nötigen: Preisaufgabe der Universität Strass- 
bürg 120. — Preisausschreiben der Societe francalse d’Hygiene 120. 


♦4 Bauliche Einrichtungen. 4* — 

Redacteur: Rogiernngsrath Grundke. 


Allgemeines. 

Anlage von Begräbnissplätzen und Begräbnissplatzordnung. Der Reichs¬ 
und Staats-Anz. schreibt: Das durch Einberufung der ausserordentlichen Mit¬ 
glieder erweiterte Collegium der Königlichen wissenschaftlichen Deputation 
für das Medicinalwesen hat gewisse Grundsätze für die Beurtheilung der 
Projecte zur Anlage oder Erweiterung von Begräbnissplätzen, sowie der Be- 
gräbnissplatzordnungs Entwürfe vom Standpunkte der öffentlichen Gesundheits¬ 
pflege festgestellt. Behufs gleichmässiger und vollständiger Beurtheilung 
solcher Projecte und Entwürfe hat der Minister der geistlichen u. s. w. An¬ 
gelegenheiten jetzt bestimmt, «lass diese durchweg unter Beachtung der Be¬ 
schlüsse der genannten Deputation stattfinden soll. Insbesondere soll fortan 
zur Prüfung in jedem Falle der zuständige Medicinalbeamte (Kreisphysikus u. s. w.) 
liinzugezogeu werden und die Mitwirkung desselben soll in der Regel unter 
eigener örtlichen Prüfung der Verhältnisse erfolgen. Die Königlichen Regie¬ 
rungs-Präsidenten sind ersucht worden, für die Beachtung der von der wissen¬ 
schaftlichen Deputation aufgestellten Grundsätze Sorge zu tragen. Diese 
Grundsätze lassen sich in folgendem zusammenfassen: 1) Zu Begräbniss- 
zwecken dürfen nur Plätze benutzt werden, deren Boden zur Leichenzersetzung 
durch Verwesung geeignet und fähig ist, die Zersetzungsproducte bis zum 
völligen Zerfall in organische Verbindung zurückzuhalten. Die dazu erforder¬ 
lichen Eigenschaften sind Trockenheit und eine gewisse Porosität von der 
Erdoberfläche bis zur unteren Grenzebene der Verwesungszone. Dieselben 
müssen auch der nächsten Umgebung des Platzes eigen sein. Ein Platz, 
welcher von Natur aus nicht geeignet ist, kann es in manchen Fällen 
durch Erhöhung oder durch Drainirung werden. — 2) Der Betrieb jedes Be- 
gräbnissplatzes muss geregelt sein und der Regelung entsprechen. Dieselbe 
hat sich auf die Tiefe und den Flächenraum, die Trennung, die Belegung, 
ZnfUllung und Behügelung, Erkennung, Wiedereröffnung und Wiederbelegung 
der Gräber zu erstrecken. — 3) Grüfte sind thunlichst zu vermeiden. Die 
Einrichtung und der Betrieb derselben, wie auch vou Leichenhallen, ist derart 


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zu regeln, dass aus ihnen Fäulnissgestank sich nicht verbreiten und Keime 
von Infectionskrankheiten nicht verschleppt werden können. Der Eintritt in 
Grüfte, wie auch in geöffnete Gräber ist nur zulässig, nachdem festgestellt 
worden ist, dass in denselben eine Anhäufung von Kohlensäure in gefähr¬ 
lichem Grade zur Zeit nicht besteht. Für die Prüfung der Begräbniss-An- 
lageprojecte und Begräbnissordnungsentwürfe soll unter Mitwirkung eines 
medicinischen Sachverständigen 1) festgestellt werden die Lage des Platzes, 
insbesondere auch der zu errichtenden Grüfte, sowie der Leichenhalle, zu 
den nächsten menschlichen Aufenthaltsräumen, der etwaige Zusammenhang 
des Grundwassers mit Wasserentnahmestellen, die Beschaffenheit des Bodens, 
bezüglich der Verwesungs- und der Filtrationskraft und die Art der etwaigen 
Trockenlegung der Verwesungszone, sowie die Einrichtung der Leichenhalle; 
ferner sollen 2) in den Ordnungsentwurf Aufnahme finden Bestimmungen 
über die Dimensionirung, Trennung und Belegung der Gräber, die Einrichtung 
und Benutzung der Grüfte und die Benutzung der Leichenhalle, sowie über 
die Frist, vor welcher zunächst eine Wiederbelegung der Gräber nicht er¬ 
folgen darf. Die Festsetzung des definitiven Begräbnissturnus soll erst nach 
Ablauf dieser Frist stattfinden. 

Bauliche Einrichtung von Gebäuden. 

Ueber die neue Fensterverglasung, die wir auf S. 43 beschrieben haben, 
geht der Baugew.-Ztg. 8 von dem Erfinder folgende weitere Mittheilung zu. 
Der Zwischenraum zwischen den beiden Scheiben beträgt statt 8—10 cm nur 
8—10 mm. Trotzdem der Luftumsatz bei dieser Lüftungseinrichtung ein be¬ 
deutender ist, gelangt die kalte frische Luft doch in so geringen Mengen in 
die bewohnten Räume, dass die Bewohner durch die Kälte der einströmenden 
Luft durchaus nicht belästigt werden. Am vortheilhaftesten bringt man 
diese Lüftungseinrichtung an den oberen Fensterflügeln an. Eine Reinigung 
der Fensterscheiben lässt sich auch sehr leicht bewirken, so dass auch in 
Bezug auf Sauberkeit der Fenster der neuen Einrichtung Bedenken nicht 
entgegenstehen. In Frankreich hat sich das System sehr gut bewährt. 

Knoch’sche Papierkorksteine. (Baugew. Ztg. 103) Neben den längs be¬ 
kannten und wegen ihrer Isolirfähigkeit geschätzten Korksteinen der Fabrik 
Grünzweig und Hartmann in Ludwigshafen ist seit Kurzem ein ähnliches 
Fabrikat in den Handel gekommen, welches die erstgenannten in derselben 
Eigenschaft noch übertrifft. Es sind dies die Papierkorksteine der Firma H. 
R. Knoch in Alt-Chemnitz. Die Königl. Prüfungsanstalt für Baumaterialien 
an den Staatslehranstalten in Dresden und Chemnitz hat dieselben eingehend 
untersucht und dabei gefunden, dass dieselben vor ähnlichen Fabrikaten, 
welche ein kalkiges Bindemittel besitzen, den Vorzug höherer Isolirfähigkeit 
und Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit und geringes Gewicht besitzen, 
ohne jedoch leichter zerbrechlich zu sein. Die Gewichtsdifferenz zwischen 
dem Knoch’schen lsolirmaterial und anderen gleichen Zwecken dienenden 
Stoffen ist sehr bedeutend. 


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83 


Neue Art von Flurbelagsteinen von Reg.-Baum. Fr. Woas in Saar¬ 
brücken. Das gute Verlegen solcher Steine bot immer Schwierigkeiten. 
Diese neuen Steine werden aus Thon hergestellt und besitzen an ihrer Unter¬ 
seite haken- oder schwalbenschwanzförmige Ansätze die in den aus Kiesbeton 
hergestellten Untergrund eingedrückt werden. Sie liegen infolgedessen nach 
dem Trocknen des Betons sehr fest. 

In der neuerbauten Universitätsklinik in Rom ist nach Ges. 21 zur Wand¬ 
bekleidung eine in Venedig bereitete Masse Zonca verwandt worden, auf die 
mit einem eisenbeschlagenen Stock geschlagen werden kann, ohne dass sich 
etwas ablöst, ebensowenig lässt sich von dieser Masse etwas abkratzen. Dieser 
Ueberzug ist nicht benetzbar, widersteht auch Säuren, Alkalien und einem 
Hitzegrad von 100 0 C. 

Etwas Ober antiseptische Baumaterialien. (Ges. Ing. 21.) Die an Viktor 
Bovet in den Annales de micrographie veröffentlichten Untersuchungen über 
das Vorkommen und die Lebensfähigkeit der Mikroben auf Baumaterialien, 
Wandbekleidungen und Gebrauchsgegenständen werden in Uhlands ind. Rund¬ 
schau vom 8. Januar 1891 besprochen. Bovet empfiehlt zur Bereitung von 
Gypsmörtel statt Wasser eine fünfprozentige Zinksalicylat-Lösung zu verwen¬ 
den, da der Gypsmörtel nicht antiseptisch ist, ferner Holzwerk, Tapeten und 
Stoffe mit einer solchen vierprozentigen Lösung zu tränken, was für diese 
ohne Schaden geschehen könne. 


Beleuchtung. 


Eine hygienische Lampe von W. Kersten Nachf. in Berlin. (Fig. 69.) 
Ein wichtiger Factor der Wohuungshygiene ist eine gute künstliche Beleuch¬ 
tung, da wir bei einer solchen einen grossen Theil unseres Lebens verbringen 
müssen. Wenn nun eine gute künstliche Beleuchtung schon äusserst wichtig 
für das Wohlbefinden gesunder Menschen ist, so ist sie von noch wesentlicherer 
Bedeutung für die Kranken. Aus diesem Grunde sind die Anforderungen, 
welche die Hyiene an eine solche Beleuchtung stellt, sehr mannigfaltig, und 
dürften die wichtigsten folgende sein: 

1. grosse gleichmässige und bequem zu regulierende Helligkeit, 

2. Vermeidung jeglichen die Athmungsorgane schädigenden Rüssens, 

3. absolute Garantie vor Explosionsgefahr. 

Vom gesundheitlichen Standpunkte aus können zur Beleuchtung von 
Familienwohnungen und Krankenkänsern eigentlich nur zwei Lichtarten em¬ 
pfohlen werden, das elektrische Licht und die Petroleumlampe; denn die Ver¬ 
wendung von Gas ist hier irrationell, da geringe leicht vorkomraende Un¬ 
dichtigkeiten der Rohrleitungen zu einer augenblicklich wohl unmerklichen, 
auf die Dauer jedoch höchst folgenschweren Gasdurchströmung des gesammten 


Hauses führen kann. 

So wünschenswerth nun auch eine allgemein durchgeführte elektrische 
Beleuchtung der Krankenhäuser wäre, so sehr steht noch der pecuniäre Ge- 


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sichtspunkt vielfach der Erfüllung dieses Wunsches entgegen, und die be¬ 
scheidene Petroleumlampe mit allen ihren Mängeln und Vorzügen behauptet 
besonders in kleineren Anlagen noch immer siegreich ihren Platz. Besonders 
aber ist unter den Petroleumlampen als hygienisch geeignet zu betrachten 
die sogen. „Million-Lampe“ von W. Kersten Nachf., Berlin S., Prin- 
zenstr. 80 (D. R.-Pat, No. 40049), welche auf der Deutschen Allgemeinen 

Ausstellung für Unfallverhütung Berlin 1889 und 
auf der Fach-Ausstellung des Verbandes deutscher 
Klempner-Innungen in Chemnitz 1891 preisgekrönt 
wurde. Diese gewährt vermöge einer eigenartigen 
Construction 

1. eine ungemein grosse und gleichmässige 
Helligkeit, 

2. vollkommene Geruchslosigkeit durch Ver¬ 
meidung jeglichen Rüssens und Schwitzens, 

3. absolute Garantie vor Explosionsgefahr. 

Sie unterscheidet sich von allen auderen 

modernen Lampensystemen durch die seitlich an¬ 
geordnete Dochtbrennfläche (s. Fig. 69) und durch 
die Unbeweglichkeit des Dochtes, während die 
anderen Systeme einen beweglichen Docht uud 
eine obere Brennfläche besitzen, welche schwer 
gleichmässig zu erhalten ist. 

Der Docht der Million-Lampe ist nämlich 
unbeweglich zwischen zwei Röhren festgeklemmt, 
von denen die äussere feststehende den oberen 
Rand des Dochtes mit einem Metallsaum überragt, 
während die innere vermittelst einer Hebelvor¬ 
richtung an der Innenfläche des Dochtes entlang 
gleiten kann und so in bequemer Weise diese je 
nach Bediirfniss bald vergrössert, bald verkleinert; 
stösst die innere Röhre an die obere Metall kappe 
der äusseren, dann ist die Brennfläche gleich Null und die Lampe erlischt 
geruchlos. 

Dadurch dass die gesammte Brennfläche des Dochtes in gleichmässiger 
Weise dem durch das Luftzuführungsrohr aufsteigenden Luftstrom ausgesetzt 
ist und der Docht selber wegen Wegfalles der oberen Brennfläche unver¬ 
ändert bleibt, wird ein ungemein gleichmässiges Brennen und ausserdem, wie 
die Thatsache lehrt, eine sehr weisse Flamme erzielt. 

Diese vollkommene Verbrennung des Beleuchtungskörpers hat nun auch 
eine völlige Geruchlosigkeit der Lampe zur Folge, und da die Grösse der 
Dochtbrennfläche selbst bei maximaler Einstellung in Folge der Lampen- 
construction noch immer eine vollkommene Verbrennung zulässt, so ist ein 
Russen der Lampe selbst hierbei ausgeschlossen. 

Zu diesen Vorzügen gesellt sich noch als dritter die absolute Gefahrlosig¬ 
keit hinsichtlich einer Explosion. Da der Docht unbeweglich zwischen zwei 



Fig. 69. 


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Köhren festgeklemmt ist, kann weder die Flamme in den Petroleumbehälter 
Zurückschlagen, noch können sich explosible Gase zwischen Docht und Böhren 
bilden. Brennende Dochttheilchen, welche bei anderen Systemen öfter in 
das Brandrohr hinunterfallen und Explosion erzeugen können, exist iren bei 
der Million-Lampe in Folge der Abwesenheit einer oberen Brennfläche in 
keiner Weise. Zum Schlüsse ist es vielleicht noch ganz dankenswerth, darauf 
hinzuweisen, dass sich die Lampe wegen ihrer hellen gleichmässigen Flamme 
auch für ärztlich technische Zwecke, z. B. als Kehlkopfspiegellampe, vortreff¬ 
lich eignet. Diese sämmtlichen Vorzüge, welche die Million-Lampe so sehr ge¬ 
eignet machen zur Verwendung in Krankenhäusern, Kliniken, Lazarethen u. s w., 
empfehlen dieselbe natürlich im gleichen Maasse für Krankenzimmer in Privat- 
wohnungen, sowie für jede Art künstlicher Beleuchtung. 


Wasserversorgung. 

Geschlossenes Filter mit während der Filtration auswechselbaren, wage¬ 
rechten Siebeinsätzen von der Prinz-Carlshütte Gräuel, Hensel & Co. 
in Rothenburg a. Saale. Bei den bestehenden Einrichtungen zur Filtration 
über staub-, gries- oder stückenförmige Stoffe wird das Filtrum nur in der 
von Flüssigkeit zuerst beaufschlagten Schicht genügend genutzt, alle übrigen 
Theile derselben werden als solche wenig oder gar nicht verwerthet und müssen, 
wenn die bezeichneten ersten Filterschichten nicht mehr aufnahmefähig oder 
undurchlässig geworden sind, mit diesen vermischt ausgewechselt, neu ersetzt 
bezw. neu bearbeitet werden. 

Die Kosten solcher Neubearbeitung werden im Fall der Filtration über 
Kohle noch durch Verlust an Material beim Waschen und Glühen bedeutend 
erhöht. Das neue Filter beschränkt die Erneuerung auf kleine vollgenutzte 
Theile, ermässigt die Kosten und Verluste dabei auf Mindestwerthe und be¬ 
wirkt eine gute Ausnutzung des angewendeten Filtermaterials. In dem Filter 
sind auswechselbare, waagrechte Siebeinsätze angeordnet, welche entgegen 
der Stromrichtung der Flüssigkeit von unten nach oben durch einen am 
unteren Ende des Filters angeordneten Schieberverschluss aus dem Filter 
herausgenommen werden, während sich am oberen Ende neue Siebeinsätze 
einsetzen lassen. 


Verfahren zur continuirlichen Erzeugung von sterilisirtem Wasser von 

Societe Rouart Freres & Cie. in Paris. Wenn mau vor dem Gebrauch 
eine Flüssigkeit kocht, so zerstört man bekanntlich dadurch noch nicht voll¬ 
kommen die in derselben enthaltenen Mikroben, sondern man treibt nur die 
in der Flüssigkeit eingeschlossene Luft aus derselben aus. Da aber nach dem 
Sterilisiren wieder Luft von der sterilisirten Flüssigkeit aufgesaugt wird, so 
gelangen auch wieder neue Gährungserreger in die Flüssigkeit, welche dann 
Herde für neue Keimbildungen abgeben. Gewisse Mikroben werden nur bei 
einer Temperatur von mindestens 120° C. zerstört. Um die gänzliche Zer¬ 
störung der Mikroben zu erreichen, dienen Apparate, welche die Erhitzung 
des Wassers oder anderer Flüssigkeiten in continuirlicher Weise auf 120° C. 


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oder darüber gestatten, ohne dass sie ihren Luftgehalt verlieren, so dass die 
in der Luft und der Flüssigkeit enthaltenen Mikroben vollkommen abgctödtet 
werden. 

Das Verfahren ist folgendes: In einem geschlossenen Gefasse’ (Dampf¬ 
kessel), welches vollkommen mit Wasser angefüllt ist und einem Druck von 
mehreren Atmosphären widerstehen kann, wird das Wasser eines Schlangen¬ 
rohres entweder durch directe Feuerung oder durch Dampfheizung bis auf 
mindestens 120° C. erhitzt. Das Wasser gelangt von der städtischen Wasser¬ 
leitung, in welcher gewöhnlich der Wasserdruck höher als 2 kg pro Quadrat- 
centimeter beträgt, oder von einer Pumpe durch ein zweites geschlossenes 
Gefäss in dieses Heizschlangenrohr. Das hier während beliebiger Zeit er¬ 
hitzte Wasser gelangt sodann in eine zweite Schlange (Kühlschlange), welche 
in dem zweiten nicht geheitzten Gefäss angeordnet ist und hier von dem 
kalten zuströmenden Wasser umspült wird. Es tritt kalt aus dem Auslass 
der Kühlschlange aus und enthält noch die Luft, die es absorbirt hatte. Ferner 
ist das sterilisirte Wasser von allen lebenden Mikroben, welche in demselben 
enthalten waren, befreit, da dieselben durch die Einwirkung der Temperatur 
von 120° C. getödtet wurden. 

Der Apparat, welcher auf Rädern transportabel sein kann, wirkt con- 
tinuirlich und es genügt zu seiner Regulirung die Bedienung-der Ein- und 
Austrittshähne für die Flüssigkeit, was leicht durch Beobachten des Wasser¬ 
standes im Dampfkessel und Regelung der Ein- und Austrittsventile durch 
geeignete Stellvorrichtungen bewirkt werden kann. Der Durchlass muss so 
geregelt werden, dass die Flüssigkeit genügende Zeit in dem Dampfkessel 
bleibt, um die nothwendige Temperatur zu erreichen. 


Bäder und Badeeinrichtung. 

Handfrotteur von Schmaller & Lubenow in Berlin, Gr. Frank¬ 
furter Strasse 33, (Gebr. Muster No. 1952) ist ein Geräth zum Frottireu 
und Abseifen der Hände. Der Griff besteht aus einer polirten Halbkugel 
aus Holz, welche ein wenig ausgehöhlt ist, um eine weiche, verseifte Masse 
aufzunehmen, welche im Wesentlichen aus solchen Stoffen präparirt ist, deren 
Wirkung für die menschliche Haut längst erprobt und allbekannt ist. Zur 
Umhüllung dieses verseiften Körpers dient eine dreifache Lage reinen weissen 
Flanells. Das Ganze, durch einen vernickelten Metallring fest zusammenge¬ 
halten, bildet eine Kugel. Taucht man den Frotteur mit der Flanellseite in 
Wasser und reibt die Handflächen, so entwickelt sich Schaum, welcher durch 
die frottirende Kraft des Flanells in die kleinsten Hautfältchen dringt. Rissige 
und schlecht gepflegte Hände werden bei dauerndem Gebrauche zart. 

Sch. 


Kanalisaion. 


Ausgussbecken von Charles T. Liernur in Berlin. (D. R.-P. 59991). 
Der Zweck dieses Ausgussbeckens ist, feste schwebende Stoffe und inficirte 


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Hanswasser von den städtischen Abwasserkanälen auszuschHessen. Zunächst 
werden hierdurch Ablagerungen von Stoffen verhindert, die, weil sie sich nicht 
abschwemmen lassen, durch Handarbeit, entfernt werden müssen, was lästig 
für den Strassenverkehr und kostspielig im Betrieb ist, sowie auch zahlreiche 
theure Vorkehrungen zum Betreten, Beleuchten und Lüften der Kanäle erheischt. 

Ferner wird in Verbindung mit der zu dem Liernur’schen Kanalisations¬ 
system gehörigen Ausschliessung aller excrementellen Stoffe aus den Abwasser¬ 
kanälen die Entstehung der sogen. Sielhaut verhindert. Diese Sielhaut ist, 
weil sie bei fallendem Kanalwasserstand miasmatische Ausdünstungen an die 
Kanalluft abgiebt, die durch das darauffolgende Steigen des Wasserstaudes 
in die städtische Atmosphäre gestosseu werden, sanitär gefährlich und dar 
daher nicht entstehen. 

Endlich verhindert die Ausschliessung von aus Wohnungen mit ansteckenden 
Krankheiten herrührendem Wasser die Weiterverbreitung der letzteren, indem 
solche sowohl vermittelst der soeben eiwähnten Vorgänge als auch durch die 
Infection der öffentlichen Gewässer möglich ist. Die Wissenschaft erkennt 
sowohl in inficirtem Hauswasser, als auch im menschlichen Harn und Koth 
einen Träger der betreffenden Krankheitskeime und hat insbesondere festge¬ 
stellt, dass diese kleinen Lebewesen im Spülicht sich ins Unendliche ver¬ 
mehren. Das Ausschliessen von Abwasser, welches mit diesen gefährlichen 
Organismen behaftet ist, aus den Kanälen verhindert daher die massenhafte 
Vergiftung der Stadtluft und öffentlichen Gewässer. 

Zur Erreichung oben genannter Zwecke ist die Einrichtung hier so ge¬ 
troffen, dass die schwebenden oder Schlammstoffe in den Ausgüssen zurück¬ 
gehalten werden, um mit dem übrigen festen Küchenabfall in den Hausmüll¬ 
kasten zu gelangen, und dass die Abwasser von inficirten Wohnungen nicht, 
wie aus gesunden Wohnungen, in die Abwasserkanäle geführt werden, sondern 
vermittelst der Fäcalrohrleitung nach den Poudrettirapparaten des Liernur’¬ 
schen Kanalisationssystems, um in denselben vermittelst Kochhitze desinficirt 
zu werden. 

Demgemäss erhalten die Ausgüsse nicht, wie gewöhnlich der Fall, eine 
Anzahl Löcher von 8—10 mm Durchmesser im Boden, sondern viele senkrechte 
haarfeine Spalten in der Rückwand, die über ihre ganze Höhe und Breite 
einen Rost bildet, dessen Stäbe nur einen Bruchtheil eines Millimeters von 
einander stehen. Diese Roststäbe sind trapezförmig im Querschnitt und sind 
mit ihrer breiten Seite nach vorn angebracht, so dass die Spalten sich nach 
hinten hin schnell erweitern. Körperchen, die einmal durch den Rost ge¬ 
gangen, werden daher nicht stecken bleiben und denselben verstopfen können. 
Zugleich bieten die Spalten trotz ihrer Feinheit, vermöge ihrer Länge und 
Anzahl einen geräumigeren Durchgang für das eingeschüttete Wasser, als die 
runden Löcher der gewöhnlichen Küchenausgüsse. Das Wasser wird daher 
schneller als sonst ablaufen. 


Das Entfernen der zurückgehaltenen Stoffe aus dem Becken (Theeblätter, 
Kaffeesatz, Körner und sonstige Speisereste), braucht nicht, wie sonst üblich, 
mit der Hand zu geschehen, sondern man kann einen kleinen Korb aus feinem 
Metallgeflecht einhängen, der allen Schlamm aufnimmt und durch Umkehrung 

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über dem Küchenmüllkasten unter Beklopfung des Bodens geleert wird. Ob 
mit oder ohne Korb aber der sanitär gefährliche und höchst ekelhafte Brauch 
der Ausleerung von Nachtgeschirren in die Küchenausgüsse wird hiernach 
aufhören. Denn die Mehrzahl der consistenten Fragmente des mensch¬ 
lichen Kothes ist zu grob, um durch die feinen Spalten des Rostes hindurch¬ 
zugehen; diese Kothbröckchen würden daher zusammen mit von Urin durch- 
tiänkten Speiseresten und schlammigen Massen wieder aus dem Becken 
herausgeholt werden müssen, eine Arbeit, der sich Niemand zum zweiten Mal 
aussetzen wird. Die gegenwärtige Einrichtung zwingt somit die Hausbewohner 
und Dienstboten zur Ausleerung der Nachtgeschirre dorthin, wo ihr Inhalt 
hingehört: in die Abtritte. 

Zur zeitweisen Einleitung von inficirtem Hauswasser entweder in die Ab¬ 
trittfallröhren oder in die Abwasserfällröhren wird auf das Eingreifen der 
Sanitätspolizei gerechnet, nachdem dieselbe durch ärztliche Anzeige Kenntniss 
von dem Auftreten oder Erlöschen einer Ansteckungskrankheit erhalten hat. 

Unter dem Becken des Ausgusses ist ein eisernes Kästchen angebracht, 
in dessen Boden sich zwei Oeffnungen befinden, während ein Kugelventil 
zum abwechselnden Verschliessen beider dient. Die eine Oeffnung steht in 
Verbindung mit dem Abwasserfallrohr bezw. Abwasserkanal der Doppelka¬ 
nalisation, das andere mit dem Abtrittfallrohr der Fäcalienleitung, die nach 
den in der Pumpstation befindlichen Verdampf- und Poudrettirapparaten fühl t. 
Je nachdem der Sanitätsbeamte das Kugelventil auf die eine oder andere 
Oeffnung legt, wird das in das Küchenbecken geleerte Wasser entweder durch 
Kochhitze desinficirt oder gelangt ohne Weiteres in den Fluss. L. 


Abtritt mit Streuvorrichtung von C. Fischer in Bremen. Die Einrich¬ 
tung bezweckt ein jedesmaliges Abmessen der Streuung und gleichzeitig ein 
Aufrütteln' der im Vorrathsbehälter befindlichen Streumasse, damit ein Fest¬ 
setzen derselben nicht eintreten kann. 

Ein vertical beweglicher gehäuseartiger Schieber bewegt sich in einem 
oben an das Magazin angeschlossenen, unten in die Schüttrinne mündenden 
Schacht und kann A durch einen Griff oder den Sitz oder anderweitig bewegt 
werden. _ Das den Schieber bildende Gehäuse hat viereckigen Querschnitt 
und ein spitzes Dach. Unmittelbar unter dem Dach sind an beiden Seiten 
Oeffnungen, welche beim Hochgang des Schiebers bis über die obere Kante 
des vorerwähnten Schachtes treten, so dass von der über dem Schacht stehen¬ 
den Streumasse ein bestimmter Theil durch die Oeffnungen in den Schieber 
hineinfallen kann. Der Schieber hat ferner einen von hinten nach vorn 
fallenden Boden und unmittelbar über demselben in der vorderen Wand eine 
Oeffnung, welche bei gehobenem Schieber durch die vordere Wand des 
Schachtes geschlossen wird, beim Senken des Schiebers aber frei wird, so dass 
dann die Streumasse infolge des geneigten Bodens herausgleiten und in die 
Schüttrinne fallen kann. Die oberen seitlichen Oeffnungen des Schiebers sind 
bei gesenktem Schieber durch die Seitenwände des Schachtes abgeschlossen, 
so'dass in diesem Zustand keine Streumasse in den Schieber fallen kann und 
somit jedesmal nur eine ganz bestimmte Menge gestreut wird. 


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Beim Hochgang des Schiebers wird die auf demselben ruhende Streu¬ 
masse durch das spitze Dach verdrängt, während sie beim Senken des 
Schiebers wieder nachstürzt, wodurcli die Masse eine geeignete Lockerung 
erfahrt. 


Einrichtung zum Einlassen von Desinfectionsflüssigkeit in Spülwasser 

von Casper L. Cohn in New-York. Vorliegende Erfindung gehört dem 
Germicide-Desinfectionssystem an, bei welchem Desinfectionslösung in den 
Closettrichter oder in die Rinne etc. eingeführt und eine andere Lösung 
gleichzeitig in die Atmosphäre des Closetraumes zerstäubt wird. 

Das Desinfectionsmittel wurde bis jetzt gewöhnlich in fester Form zur 
Anwendung gebracht, und das zur Desinfectiou dienende Wasser musste das 
Desinfectionsmittel dnrchdringen und löste auf diese Weise, ehe es zur Ver¬ 
brauchsstelle gelangte, den Desinfectionsstoff. Diese Lösung wirkt oft äusserst 
schädlich, da die Stärke derselben ausserordentlich verschieden ist. Die nach¬ 
theiligen Wirkungen zu starker Lösungen bei Gebrauch fester Desinfectionsstoffe 
wird deshalb hier durch die Anwendung eines concentrirten flüssigen Des- 
infectionsstotfes verhindert. Der Desinfectionsstoff ist eine so stark concen- 
trirte Lösung, dass der Apparat nicht zu gross sein muss, um eine genügende 
Menge Desinfectionsstoff für eine längere Zeit aufzunehmen. Die stark concen- 
trirte Lösung des Desiufectionsstoffes wird sehr langsam, aber ununterbrochen 
einem Behälter zugeführt, in welchem sie mit Wasser verdünnt und alsdann 
seiner Verbrauchsstelle zugeführt wird. 

Die Einrichtung setzt sich aus dem Apparat zur Aufnahme und zur Be¬ 
stimmung des Zuflusses der concentrirten Desinfectionslösung, aus der Wasser- 
zuflnss-Regulirvorrichtung des Verdünnungswassers für die Desinfectionslösung 
und aus der Verbindung der vorerwähnten Einrichtungen mit Luftdesinfections- 
apparaten oder Zerstäuber und aus den Bewegungs- und Verbiudungsmecha- 
nismen der einzelnen Theile zusammen. 

Abortdeckel mit Ausgussbecken von Wingerath in Essen. Bei den 
Abortdeckeln mit Ausgussbecken oder Pissoir machte sich der Uebelstand 
geltend, dass sie sich zu schwer aufheben Hessen, und dass der aufgeklappte 
Deckel hinderlich war. 

Diese Uebelstände sind dadurch beseitigt, dass der Deckel um einen 
senkrechten Zapfen drehbar angeordnet ist. Soll der Abort benutzt werden, 
so wird der Deckel einfach zur Seite gedreht, damit die Oeffnung frei wird, 
und soll das Pissoir- oder Ausgussbecken benutzt werden, so wird dieses, 
welches vollständig in einem unauffälligen Holzkasten angebracht ist, zum 
Theil mit diesem aufgeklappt. 


Einrichtung um Abwässern Fällungsflüssigkeit in bestimmtem Verhältnis 
zuzuführen, von H. Stier in Zwickau. Das abfliessende Abwasser wird erst 
in einen’oder mehrere Kipptröge geleitet, welche sich nach jedesmaliger 
Füllung umkippen und entleeren, wodurch eine Pumpe oder ein Schöpfwerk 


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mittelst geeigneten Hebelwerks in Thätigkeit gesetzt wird, welches die 
Fällungsmittel dem Abwasser zuführt. 


Innere Einrichtungen von Krankenhäusern. 

Bett mit Closeteinriehtung von Alb. Edw. Whitlock und E. W. Stagg 
in Eastleigh. Auf dem Untergestell des Bettes ist ein mit Klappe ver¬ 
sehener Bettralnnen verschiebbar, dessen Klappe bei der Verschiebung eine 
Oeffnung im Bett freigiebt, die durch einen im Untergestell angeordneten 
emporziehbaren Closeltriehter nach unten abgeschlossen wird. 

Verstellbarer Bettschrank mit Nachtstuhl von J. Zeyland in Tosen. 
Der Bettschrank besteht aus einem Untcrthcil, in welchem der Nachteimer 
untergebracht ist, einem Aufsatz und der Tischplatte, wobei der Aufsatz, be¬ 
hufs Freilegung des im Untertheil angebrachten Nachtstuhls, um einen in 
einer Ecksäule angeordneten Gewindebolzen zur Seite gedreht werden kann, 
während die lose auf dem Aufsatz liegende Tischplatte unabhängig hiervon 
mittelst des an ihr festsitzenden Gewindebolzens der gewünschten Höhenlage 
und jeweiligen Gebrauchsstellung, z. B. seitlich über das Bett, entsprechend 
einstellbar ist. Durch Zurückdrehen des Aufsatzes in seine Aufangsstellung 
wird der mit einer Streuvorrichtung versehene Nachteimerdeckel diclit- 
schlieFsend in die Sitzöffnung gepresst. 

Spucknapf von H. Ecke in Berlin. Der Spucknapf besteht aus einem 
hohlen, trichterförmigen Aufsatz und einem darunter angeordneten Sammel¬ 
napf, welche zusammen in einem metallenen Untersatz eingesetzt sind. In 
dem Hohlraume des ringförmigen Aufsatzes befindet sich das zur Spülung der 
schrägen Speifläche erforderliche Wasser, welches zugleich mit dem Sputum 
durch das in der Mitte dieser Fläche befindliche kleine Loch in den Sammel¬ 
napf gleitet. Der Aufsatz dient dabei als Deckel für den Sammelnapf. Die 
Spülung der Speifläche geschieht auf folgende Weise: An dem metallenen 
Untersatz ist seitlich ein blasebalgartiger Pressball angeordnet, welcher mit 
dem Fusse zusammengedrückt wird und dadurch die in demselben befindliche 
Luft comprimirt; diese pflanzt sich durch einen Gummischlauch fort, presst 
die in dem Hohlraum des Aufsatzes über dem Wasser befindliche Luft zu¬ 
sammen, welche wiederum das Wasser durch an der Aussenwand befindliche 
Röhrchen herausdrückt, und zwar sind die Ausflussöffnungen derart angeordnet, 
dass der aus denselben sich ergiessende Wasserstrahl mit gewisser Gewalt 
auf die jedesmalige, der Oeffnung gegenüberliegende Seite, welche die schräge 
Speifläche bedeutet, prallt und dort das daselbst event. haftende Sputum 
sofort beseitigt, indem es in den Napf hinabgleitet. Ein einmaliges Zusam¬ 
mendrücken des Pressballes genügt vollkommen, die Speifläche sauber zu 
reinigen, jedoch kann durcli beliebiges häufiges Zusammendrücken des Balles 
eine beliebige Spülung erreicht werden. 


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-=+ Aerztliche Polytechnik. 4+ 


Redacteur: Dr. G. Hock. 


Chirurgische Instrumente. 


Chirurgisches Instrument zum Abschneiden der Mandeln von Dr. F. Holder 
in Ludwigshafen a. Rhein. (D. R.-P. 59396.) Dieses Instrument besteht 
aus einem Ringmesser, welches zwischen Mundstücken a a verschiebbar an¬ 
geordnet ist, derart, dass die aus dem Rachen zu entfernende Mandel in das 
Ringmesser eingeführt und alsdann 
durch Anziehen des ringförmigen 

Messers abgeschnitteu wird, wobei fl vjjP 

dieses im Verein mit den Mund- 1 Ä Jal )j a 

stücken scheerenartig wirkt. ff 

Die Neuerung besteht nun da- n ' d '^vpl^r 

rin, dass die erwähnten Mund- I C 1 flf J 

stücke a a nicht mehr mit dem | 

Halter fest, sondern verstellbar JL |f 

eingerichtet sind, derart, dass die- Tf H | 

selben zusammengebogen und von Jj] I > 

einander entfernt werden können jl jf P 

und daher einen grösseren oder I | 

kleineren Kreis einschliessen. Die I |] 

Beweglichkeit der Mundstücke ist * , *Tj| IN 

dadurch erzielt, dass dieselben um ■D I 

kleine Schraubenbolzen c c drehbar H 1 

angeordnet sind und in ihrer je- ! 1 

weiligen Lage durch kleine fl 

Schraubenbolzen <1 d festgestellt p I ■ Ä I 

werden. Letztere sind durch j M V Jn\ y 

Schlitze in den Mundstücken hin- \ J J' 11 

durchgeführt, so dass die Mund- j //^~^\ 1 

stücke für grössere und kleinere 1 » nf \1\ | 

Durchmesser eingestellt werden \\. 7 ) I 

können. nn ® \ ] C / I 

Die Messer f, welche früher mit (Di fcsJli \ f £$ 

dem Schieber g aus einem Stück J L J i| 

bestanden, oder mit demselben ver- |J |J f 

nietet waren, sind mittelst eines < 1 4 

Schwalbenschwanzes in den ge- 8 

nannten Schieber lose eingesetzt. H J g 

Es können somit Ringmesser ver- fl 

schiedener Grösse in den Schieber 7)l 

y eingesetzt werden und dem¬ 
gemäss auch die Mundstücke aa entsprechend dem Durchmesser des neuen 

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eingesetzten Messers zusammen- oder auseinandergebogen und so diesem an¬ 
gepasst werden. 

Bei der so beschaffenen Construction des Instrumentes ist es also nur er¬ 
forderlich, für ein und dasselbe Instrument einen Satz verschieden grosser 
Messer zu besitzen, welche nach Lösen des Schiebers g leicht ausgewechselt 
werden können. 

Beim Gebrauch wird das Instrument in die Raclienhöhle derart eingeführt, 
dass die zu entfernende Mandel in das Ringmesser hineintritt. Jetzt wird die 
Gabel K des Instrumentes in die Mandel hineingestochen und diese alsdann 
angehoben, worauf das Ringmesser beim Vorziehen die Mandel unterhalb der 
Gabel abtrennt und erstere, an der Gabel haftend, mit dem Instrument ent¬ 
fernt wird. 


Chirurgisches Messer von Schloss & Stern, Solinger Stahlwaaren- 
Manufactur in Solingen. (D. R.-P. 59509.) Das Heft des Messers ist 
aus drei Theilen, b, c, d, gebildet; der mittlere davon hält die Klingen, die 



Fig. 71. 


beiden anderen, die Seitenwände, sind darin mit dichtschliessenden Scharnieren 
befestigt, und es legen sich diese drei Theilc so dicht und fest zusammen, 
dass das geschlossene Messer wie ans einem Stück erscheint und nach allen 
Seiten gegen das Eindringen von Staub und Schmutz dicht abgeschlossen ist. 

Die Augen der Messerklingen sind in eigcnthümlicher Weise gelocht und 
lassen sich deshalb in das geöffnete Messergehäuse oder Heft sehr leicht und 
schnell einlegen und herausnehmen. Fig. 71 lässt die Lochung des Klingen¬ 
auges genau erkennen; das im Drehpunkt des Auges befindliche Loch o ist 
nach aussen und in einem Winkelschlitz geöffnet. Die am Rand befindlichen 
Einschnitte f und g dienen zur Arretirung der Klinge. 

Will man eine Klinge gebrauchen, so öffnet man das Gehäuse, legt die 
Klinge aus dem Gehäuse heraus und schliesst dann das Gehäuse 
wieder, in welchem Falle die an den Seitenwänden befindlichen Vorsprünge h 
und i in die entsprechenden Ausschnitte der Klingenaugen f und g eingreifen 
und dadurch die Klinge vollständig festhalten, ohne dass eine Feder in An¬ 
wendung kommt. 

Nur zum Zuhalten des geschlossenen Gehäuses ist eine kleine Feder k 
angebracht. 


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Operation8-Ky8toskop von P. Hartwig in Berlin. Dieses Kystoskop ist 
so eingerichtet, dass dasselbe nicht nur wie bisher allein zur Beleuchtung des 
Innern des Hohlraumes im menschlichen Körper dient, um in demselben etwa 
vorhandene krankhafte Veränderungen feststellen zu können, sondern es gleich¬ 
zeitig ermöglicht, operative Eingriffe an den be¬ 
troffenen Stellen dem Auge sichtbar vornehmen 
zu können. fXy, 

Es besteht aus dem mit dem Griffknopf A r 

versehenen Rohr B, das an seinem Ende den A 

Schnabelstumpf D trägt, in dem das Mignon- X' ^■'P»P Ä 

lämpchen D l eingebettet liegt. Der Leitungs¬ 
draht zu diesem Lämpchen ist in bekannter 

Weise in dem Instrument angeordnet, wie dieses •; 

überhaupt bis hierher in gebräuchlicher Weise •• 

constrnirt ist. •• 

Um Rohr B ist ein zweites Rohr B l an- ■: 

geordnet, welches an seinem vorderen Ende einen ■! 

Schlitz enthält, in den die an dem Rohr B an- :i 

geordnete Führungsrippe c hineingreift und, da •: 

Rohr B l kürzer als Rohr B ist, dem ersteren :• 

ein Hin- und Hergleiten auf letzterem ermöglicht. jj 

An dem vorderen Ende des Rohres ist nun ■*'' 1 !• 

das Werkzeug, welches zur Ausführung erforder- -;j 

lieh ist, wie eine Zange, Scheere, Piucette, Haken ;! 

u. dergl. befestigt. Im dargestellten Beispiel ist •; 

dies Werkzeug eine Scheere. 

Diese Scheere V hat ihren Drehpunkt f auf [, 

einem Lappen //', der aus dem Ende des Rohres B' ■' 

hervorsteht, sich dem Hauptrohr B dicht an- i}---*’ 

schmiegt und demnach beim Zuriickziehen des 

Rohres B l die Scheere mit zurück- < , ? « . i -P 

nimmt, sie aber beim Vorschieben JSsJk ,jgt i -7 t w |~~j? 

des Rohres B' ebenfalls mit vor- / X / i \ 

wärts schiebt und die Scheere dicht JS ^-^ j 1 T 

an den Schnabel stumpf D anlegt. Fig. 72. 

Dieses dichte Anlegen des Werk¬ 
zeuges ist deshalb unumgänglich nothwendig, um eine Verletzung des Patienten 
beim Einführen des Werkzeuges in die Körperhöhlung zu verhindern. 

Die Scheerenarme F sind durch die beiden Gelenke e e mit der Stange E 
verbunden, welche zwischen den beiden Röhren B B l liegt, an dem hinteren 
Theil des Rohres B l in einen Griff E' endet und sich mit diesem in einem 
Schlitz B 2 des Rohres B l führt. Durch Zurückziehen oder Vorschieben der 
Stange E kann demnach die Scheere F geschlossen oder geöffnet werden. 

Bei der Operation wird nun das Kystoskop in den betreffenden Hohlraum 
des menschlichen Körpers eingeführt, das Lämpchen D l dann in der bekannten 
Weise zum Leuchten gebracht und die Röhre B 1 zurückgezogen, so dass die 

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beim Einfuhren des Instrumentes an dem Schnabelstumpf dicht anliegende 
Scheere von diesem abgezogen wird. 

Nun wird das Lämpchen D l in dem Hohlraum herumgeführt, und findet 
man hierbei eine krankhaft entwickelte Stelle, die durch Abschneiden von 
Wucherungen oder dergleichen behandelt werden muss, so wird die Scheere F 
durch Zurückziehen der Stange B 1 geöffnet, und so geführt, dass beim Wieder- 
schliessen der Scheere durch zurückziehen der Stange E die nothwendige 
Operation ausgeführt wird. 

Während der Operation bleibt die krankhafte Stelle dem Operateur, der 
sein Auge an den Griffkuopf A gelegt hat und durch das Kystoskop die 
kranke Stelle beleuchtet sieht, beständig sichtbar, und da das Zurückzieheu 
der Stange E durch Krümmen des in den Griff E l eingelegten Fingers erfolgt, 
so kann die Operation unter beständiger Beobachtung sorgfältig und sicher 
ausgeführt werden. 

Ist die Operation beendet, so wird die Röhre B l wieder vorgeschoben, 
dadurch wird das Werkzeug dicht an den Schnabelstumpf angelegt und das 
Instrument kann nun ohne Gefahr der Verletzung durch das Operationswerk¬ 
zeug aus dem Körper herausgezogen werden. 

Wird ein anderes Werkzeug zur Operation als die Scheere benutzt, so 
wird dasselbe ebenfalls an der verschiebbaren Röhre B l so befestigt, dass es 
sich durch Vorschieben dieser Röhre dicht an den Schnabelstumpf T) an legen 
und durch Zurückziehen der Röhre B l von diesem entfernen lässt. 

Der für die Chirurgie ungemein wesentliche Vortheil, den dieses Instrument 
den bekannten Kystoskopen gegenüber gewährt, besteht darin, dass der Opera¬ 
teur unmittelbar bei der Untersuchung die etwa erforderliche Operation und 
unter voller Beleuchtung der zu operirenden Stelle ausführen und das In¬ 
strument mit dem Operationswerkzeug ein- und herausführen kann, ohne dass 
hierbei Verletzungen durch dasselbe Vorkommen können. 


Dr. Grüning (New-York) benutzt nachstehend abgebildete, von der Firma 
Tiemann & Co. in New-York angefertigte Pincette zur Epilation und rühmt 



Fig. 73. 


deren gute Dienste zur Extraction feinster Haare, welche mittelst derselben 
rasch und fast schmerzlos ausgezogen werden. 


Der neue Paquelin’sche Thermokauter. Bereits im letzten Jahrgang 
dieser Zeitschr. (pag. 296 u. ff.) haben wir, um unsere Leser rasch mit der Neue¬ 
rung bekannt zu machen, welche Dr. Paquelin, der Erfinder des weltbekannten 
Thermokauters, an seinem Instrument kürzlich vorgenommen hat, über die 
Construction desselben ein einlässliches Referat gebracht, welchem die bezügl. 


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Publication dos schweizerischen Patentamtes zu Grunde lag. Gegenwärtig 
sind wir durch einige Artikel, welche P. selbst in der Revue de Polytechnique 
mödicale veröffentlicht hat, im Falle jenes Referat noch durch weitere, einige 
Constructionsmodificationen und hauptsächlich Gebrauchsvorschriften be¬ 
treffende Mittheilungen zu ergänzen. 

L. c. hatten wir bereits erwähnt, dass der neue P.’sche Thermokauter 
mittelst eines eigens hierzu construirten Ansatzes (s. die dortige Abbildung 
Fig. F. u. G.) als Löthrohr benutzt werden kann und auch benutzt werden 
muss, da der mit dem Löthrohransatz montirte Apparat zum Anwärmen und zum 
Reinigen der Brenner und zur Beurtheilung einer richtigen Gasmischung dient, 
welche sich aus der Beobachtung der Flammenfaibe ergiebt. Näheres hier¬ 
über s. 1. c. 

In Fig. 74 ist der zu technischen und wissenschaftlichen Zwecken 
(Mineralogie, Chemie, Bakteriologie), in Fig. 75 der für die ärztliche Praxis 
dienende Apparat, in Fig. 76 ein nur mit centraler Flamme, in Fig. 77 ein auch 



Fig. 74. 


mit peripherischen Flammen versehenes Löthrohr dargestellt. Der Rezipient 
des ärztlichen Apparates w'ird auf dem Leib getragen, um dem Inhalt eine 
erhöhte constante Wärme zu geben. Mittelst eines Henkels wird er an die 



Weste, unter welcher er getragen wird, geknöpft. Die gegen den Leib sehende 
Fläche des Rezipienten hat eine ausgehöhlte Form zur Vermittelung eines 
allseitigen Contactes mit dem Leibe des Trägere. Die cigenthümliche Con- 
struction des die Zufuhr des Brenngases und dessen richtige Mischung mit 
atmosphärischer Luft Dreiweghahnes haben wir bereits 1. c. beschrieben. Der 
vor ihm angebrachte Hahn dient nur dazu, die Intensität des Luftstromes zu 


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reguliren, während mittelst des ersteren die quantitative Regulirung der Luft¬ 
zufuhr, somit eine dem beabsichtigten Erhitzungsgrade entsprechende Mischung 



Fig. 76. 

des Kohlenwasserstoffgases mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft be¬ 
zwecktwird. Den Gebrauchs Vorschriften dieses ärztlichen Löthrohrapparates ent¬ 
nehmen wir noch Folgendes: Das benutzte Mineralöl (Benzolin) soll bei 15° C 
ein specifisches Gewicht von 0,70—0,71 besitzen. Zu Anbeginn wird der 
Vorlegehahn ganz geschlossen, die Schraube des Dreiweghahns bis zu ihrem 
Anschlag nach rechts gedreht. Nun wird die Löthrohrmündung in die Flamme 



Fig. 77. 


einer gewöhnlichen Kerze gehalten, das Gebläse unter allmählicher Drehung 
des Nebenhahnes in Thätigkeit gesetzt, wobei sich die centrale Löhtrohrflamme 
sofort entwickelt, die Oeflhung des Hahnes sodann solange fortgesetzt, bis 
die lateralen Flammen aus ihrer Muschel hervorscliiessen. Nun drehe man 
den Hahnschlüssel des Dreiweghahns nach links bis die Flamme von der 
weissen Farbe gänzlich zur blauen übergegangen ist und schliesse nun den 
Nebenbahn wieder soweit, dass die Kranzflammen eine ruhig innerhalb der 
Muschel brennende Krone bilden. Bekanntlich entwickelt die centrale 
Flamme ihre grösste Hitze (circa 1800°) an der Spitze ihres innern Conus. 

Störungen der Function des Apparates können durch mehrere Ursachen 
entstehen, deren Beseitigung folgende Vorsichtsmassregeln erheischt: 1) Zu 
grosse Flüchtigkeit des Benzolin’s, wodurch man eine unregelmässig und 
schlecht brennende Flamme erhält. Man entferne die allzuflüchtigen Be- 
standtheile durch einige Gebläsestösse. 2) Erschöpfung des Brennmaterials: 
Man entleere den Recipieiitcn vollständig bevor man ihn wieder auffüllt. 



3) Unvollkommener Verschluss des Recipienten durch den Stopfkork, die man 
an einem anormalen pfeifenden Geräusch und an der Erschlaffung des Gebläses 


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erkenut. Desgleichen hat man auch auf allfällige Beschädigung der Schläuche 
zu achten. 4) Verstopfung der Lötlirohrmündungen, die man an mangelhafter 
centraler, und über die Muffe emporschiessender Lateralflammen erkennt, besei¬ 
tige man einfach durch Abschrauben des Gasbrenners und Reinigung der 
Oeffnnngen mit einer Stecknadel. 

Obige Gebrauchs- und Vorsichtsmassregeln gelten z. Th. auch für den 
Gebrauch der chirurgischen Brenner, bezw. ihres Griffes, der an die Stelle 
des Löthrohres gesetzt wird, sobald die Controlle der richtigen Functionirung 
des Apparates mittelst des Löthrohres stattgefunden hat. Der zweite Schlauch, 
der wie aus Fig. 78 und 79 ersichtlich, den GriiF des Brenners mit dem Ge¬ 
bläse verbindet, dient nur zur Abkühlung des Griffes, bezügl. dessen Con- 
struction wir auf die Abbildung unseres letztjährigen Berichtes (I. c.) verweisen. 

Die Form der chirurgischen Brenner hat P. ebenfalls insofern geändert, 
als dieselben zur Ersparung von Platina gegen ihr proximales Ende hin ver¬ 
schmälert wurden. Die grössten Brenner messen an ihrem distalen Ende ü mm, 



ünjihrem proximalen 4 mm, die mittleren bezw. 5 mm und 3 mm, 5, die 
kleinsten 2 mm, 5 in ihrer ganzen Länge. Die Formen der Brenner werden 
auf die zwei Grundtypen des Messers und der spitzigen oder stumpfen Sonde 
zurückgeführt. Am neuen Thermokauter können auch die früheren Brenner 
benutzt werden. Der Griff des neuen Thermokauters ist, wie aus Fig. 80 und 81 




Fig. 82. 

ersichtlich, viel dünner und kürzer als der frühere und kann wie eine Schreib¬ 
feder gehalten werden. Fig. 81 zeigt einen Griff, bei welchem der Austritt 


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des Brenngases, um den Operateur nicht zu belästigen, an das distale Ende 
des Griffes versetzt ist. In Fig. 82 sind die Brenner mit Verlängerungs¬ 
stücken versehen, um damit in grösseren Tiefen operiren zu können. Einer 
Spirituslampe bedarf man bei dem neuen Apparate nicht mehr. Die übrigen 
Vorzüge sind bereits 1. c. angeführt worden. 


Orthopädische Apparate. 


Vorrichtung zur ambulanten Behandlung schwer erkrankter Gliedmassen 
und Rückenknochen von Fr. Hessing in Göggingen bei Augsburg. (D. R.-P. 
59914). Diese Vorrichtung stellt einen Verband für Schwerverwundete oder 
mit Fracturen oder anderen schweren Verletzungen oder Erkrankungen der 
Knochen behaftete Personen dar, der die ambulante Behandlung dieser Kranken 
ermöglicht, also deren Transportfähigkeit erleichtert und gleichzeitig durch 
seine Verstellbarkeit dazu geeignet ist, in einigen wenigen Grössen oder Typen 
vorräthig gehalten zu werden, um im Bedarfsfälle sofort Verwendung zu finden. 
Er ist demgemäss vorzugsweise in der Kriegschirurgie und für grössere 
Krankenanstalten oder chirurgische bezw. orthopädische oder ähnliche An¬ 
stalten bestimmt. Es ist bekannt, dass der Erfinder seit langen Jahren gerade 
der ambulanten Behandlung schwerer Knochenerkrankungen seine Aufmerk¬ 
samkeit zugewendet hat, weil die dadurch ermöglichte Bewegung der Kranken 
in freier Luft den Heilungsprocess auf das Vorteilhafteste beeinflusst. Bisher 
musste indess für jeden Patienten ein besonderer Apparat nach einem vom 
Körper genommenen Modell gearbeitet werden, weil die Grundbedingung der 
ambulanten Heilmethode derartiger schwerer Erkrankungen eine den ana¬ 
tomischen Bau des erkrankten und der benachbarten Körperteile vollständig 
und genau umschliessende feste Bandage gewissermassen eine Einkapselung 
derselben ist. Infolge hiervon ist die Methode der ambulanten Behandlung 
trotz der anerkannten Erfolge des Erfinders — von der Heilanstalt desselben 
zu Göggingen abgesehen — bisher nicht in grösserem Umfange zur An¬ 
wendung gelangt. 

Die Apparate bestehen aus Stahlschienen, welche teils längs den Glied¬ 
massen, für welche sie bestimmt sind, sich au deren anatomischen Bau genau 
anschmiegeud, teils quer zu den ersteren, sie fest zusammenhaltend, verlaufen. 
Sie umschliessen das betreffende Glied zu etwa zwei Dritttheilen, während 
das letzte Drittel durch eine Anzahl von Gurten mit Schnallen ersetzt ist. 
In dieser Weise ist für jeden Gliedtheil (Rücken, Achsel, Oberarm, Unterarm, 
Hand, Hüfte, Oberschenkel, Unterschenkel und Fuss) zunächst eine besondere 
Kapsel gebildet, welche den betreffenden Gliedtheil anatomisch genau und 
fest umschliesst, indem die Gurte mit Schnallen die geringen Unterschiede 
der Stärke der Gliedmassen innerhalb der Type oder Grössennummer aus- 
gleichen, während auch die leichte Biegsamkeit der Stahlschienen ermöglich!, 
gewisse Anomalien zu berücksichtigen. 

Die so hergestellten Theilgliederkapseln werden nun durch ihre eigen- 
thümliche, im Anschluss an die einzelnen Figuren nachstehend erläuterten 


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Verbindungen zu denjenigen Verbänden zusammengesetzt, die den Gegenstand 
der vorliegenden Neuerung bilden. Diese Verbindungen ermöglichen gleich¬ 
zeitig deu Ausgleich der Grössenunterschiede innerhalb der Typen oder Grössen¬ 
nummern in der Längsrichtung, so dass für das Gutsitzen des Hülsenverbandes 
an den Gliedmassen gesorgt ist, während dieselben auch die Fixirung des 
kranken Glieder in jeder vom Arzte gewünschten Lage und demgemäss die 
nothwendige Immobilisirung dieses Gliedes und dagegen die Beweglichkeit 
der vom Arzte nicht zu immobilisirenden Glieder ermöglichen. 

Fig. 83 stellt einen solchen Verband an 
einem rechten Beine dar; Fig. 84 einen solchen 
auf einer rechten Schulter, rechtem Arme und t> 
rechter Hand; Fig. 85 einen solchen um Rücken 
und Brustkorb. 

Der Beinverband besteht, wie erwähnt, 
aus vier Schienenkapseln oder Körben für das 
Becken a, den Oberschenkel b, den Unter¬ 
schenkel c und den Fuss d, die an sich jeder 
in der oben geschilderten Weise gebildet sind. 

Unter sich sind dieselben durch Schienen ver¬ 
bunden, welche entweder, den Gelenken ent¬ 
sprechend, mit Gelenken versehen sind, wo 
Beweglichkeit gewünscht w r ird, oder mit steifen 
Feststellschienen, wo Steifhaltung erforder¬ 
lich ist. 

Die Verbindungsschienen sind ferner so 
eingerichtet, dass die Körbe nach dem Anlegen 
von einander entfernt werden können, so dass 
man die Gestelle den Körpertlieilen anpassen 
und dadurch Contreextension ausüben kann. * 

Die Fig 83 zeigt als Beispiel das Arrangement, 
dass das Hüftgelenk beweglich, das Kniegelenk 
für die Beweglichkeit eingerichtet, nach Her¬ 
stellung der erforderlichen Streckung aber in B'ig. 83. 

gerader Stellung durch die FeststellschienenY 

immobilisirt, das Fussgelenk endlich durch die Feststellschienen g ebenfalls 
immobilisirt ist, eine Anwendung, die der Arzt bei Fracturen des Unter¬ 
schenkels oder des unteren Drittels des Oberschenkels wählen wird.^ Der 
Oberschenkelkorb und der Unterschenkelkorb sind durch die abnehmbaren 
Schienen e (in der Zeichnung sieht man nur die äussere) mit einander ver¬ 
bunden. Durch eine Anzahl Schlitze in denselben und die Schrauben c x e?e*e* 



lassen sich die Körbe beliebig gegen einander einstellen. Hat die Schiene e, 
wie hier, ein Gelenk, so benutzt man eine zweite Schiene f, um dasselbe in 
jeder gewünschten Lage festzustellen. 

Beim Fussgelenk wird die Einstellung und die etwa erforderliche Con¬ 
treextension durch die am Fnsskorbe d angebrachten Schienen g g x hervor¬ 
gebracht, welche in Führungen h h und h l h l verschiebbar und durch Stell- 


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8 * >gle 



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schrauben i i feststellbar sind. Die vorerwähnten Schienen sind am besten 
zu beiden Seiten der Gelenke anzubringen und befinden sich darum an der 
äusseren und inneren Seite des Fusses je zwei. 




Dieser Verband wird in der Weise angelegt, dass der Beckenkorb a, nach¬ 
dem er dem Körpertheile genau angelegt ist, durch zwei Riemen festgeschnallt 
wird. • Der eine läuft über das Kreuzbeinloch von dem Drahtkorbe über den 
vorderen Rand der gesunden Seite, über den Leib nach dem Knopfe rn und 
wird dort beliebig eingehängt. Der zweite Riemen läuft vom untersten Theile 
des Korbes über das Sitzbein, aufsteigenden Ast, ebenfalls zum Knopf m und 
wird dort beliebig eingehängt. 

Der Oberschenkelkorb, der zwei Drittel des Oberschenkels umspannt, wird 
mit einer Anzahl Riemen über der vorderen Seite festgehalten. Ebenso werden 
der Unterschenkelkorb und der Fusskorb durch entsprechende Riemen fest¬ 
geschnallt. 

Beim Arm ist die Eintheilung und Anordnung eine ziemlich gleiche (Fig. 84), 
wie beim Bein. 


Der Schulterkorb k wird mittelst eines oder einiger Riemen /.* über der 
Brust und dem Rücken festgehalten. Der Oberarmkorb n ist mit dem ersteren 
durch die Schiene l gelenkig, zugleich aber feststellbar und verstellbar ver¬ 
bunden; der Unterarmkorb o ist mit dem Oberarmkorb durch Schiene p ge¬ 
lenkig, feststellbar und verstellbar verbunden und mit der Handschiene q 
versehen, welche ebenso wieder mit dem Unterarmkorb o verbunden sein kann. 


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Der Verband für den Brustkorb (Fig. 85), dessen allgemeine Einrichtung 
der geschilderten für die übrigen Verbände entspricht, hat noch die Besonder¬ 
heit, dass er die Wirbelsäule dauernd während des Heilungsprocesses zu ent¬ 
lasten bestimmt ist. 

Die besondere Einrichtung für diese Entlastung besteht darin, dass rechts 
und links am Becken zwei Tragschienen r angeordnet sind, die sich dem 
anatomischen Bau des Beckenknochenrandes anschliessen. Sie verlaufen vom 
Steissbein über das Kreuzbeinloch an der crista ossis ilei entlang und dann 
an dem vorderen Rande des Beckenknochens herab. Zwei weitere Schienen s 
schliessen sich oben genau um die Achselhöhlen. 

Von den unteren Schienen gehen beiderseitig je zwei Schienen r x und r* 
nach oben, und von der oberen Schiene s zwei Schienen s l und «* nach unten, 
welche sich decken und mittelst Stellschrauben in gewünschter Entfernung 
mit einander verbunden werden können. Hiermit wird die Belastung der 
Wirbelsäule auf die tragfähigen Beckenknochen in deren ganzer Ausdehnung 
abgewälzt und von diesen getragen. Gleichzeitig ist damit die Verstellbarkeit 
des Verbandes in der Längsrichtung, sowie ferner die Ausübung der Con- 
traertension ermöglicht. 

Im Uebrigen besteht diese corsetartige Bandage ebenfalls aus einer An¬ 
zahl dem Körper genau angepasster Längs- und Querschienen und den die 
Anschmiegbarkeit erhöhenden Schnallenbändern über die Brust. 

Ein nicht zu unterschätzender Nebenvortheil aller dieser Apparate ist 
der, dass man zu jeder Stelle des erkrankten Gliedes jederzeit bequem und 
schnell heran kann, was bei den bisher üblichen Gyps- und ähnlichen Ver¬ 
bänden nicht möglich ist. 


Bruchband von H. Richter in Brieg. (D. R.-P. 60028). Der zur Hälfte 
mit der eingenähten Feder f versehene Gürtel g erhält seine Schliessung 
durch den mittelst Klemmenn eigeschnallten Schild s aus Stoif, welcher, den 
Unterleib breit überdeckend, ersteren gegen jede Verschiebung sichert. Als 
Verlängerung der Feder f ist ein mit Gewinde versehener, nach der Bruchstelle 



Fig. 86. 


zu eingekröpfter Arm a schwach beweglich angenietet, auf welchem das mit 
innenliegender Schraubenmutter m versehene, mit Kork gepolsterte Druck- 


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kissen p drehbar zu verstellen ist. Eine Verschiebung von p auf .v verhindert 
der über p geknöpfte Steg t an s, woselbst auch das Gürtelende g seine 


shotk 



Fig. r 87. 

Schliessung erhält. Bei jeder noch so starken Bewegung des Körpers und 
mit ihm der Gürtel wird das Druckkissen unabhängig von jenem ihre schwingende 
Bewegung um den Arm a ausführen und somit unverrückbar mit dem von 
ihr angepressten Schild s die ursprüngliche Lage beibehalten. 

Leisten- und Schenkel-Bruchband mit verstellbaren federnden Rücken- 
Pelotten von E. Dufft in Cassel. (D. R.-P. 60022). Fig. 88 zeigt in n t 
und a t zwei aufrechte Federn mit Druckkissen (Pelotte) b x b„ b 3 und b t rechts 
und links vom Rückgrad entfernt, der Weite des Bruchbandes entsprechend 
angebracht. Die Federn a sind nach innen gebogen und der Länge, Stärke 
und Fedemng der Bruchbandfeder entsprechend gewählt und in ihrer Mitte 
unter dieselbe mit Stift oder Schraube c i und v„ befestigt. An ihren Enden 




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Die zwei Federn «mit den vier Pelotten b führen die vollständige Entlastung 
der Druckstelle D im Rückgrad herbei, indem das Bauchband daselbst nicht 
aufzuliegen kommt, der Druck der Federn desselben hingegen auf die un¬ 
empfindlicheren fleischigen Theile des Beckens vertheilt wird. Zu bemerken 
ist noch, dass die Federn n in den Stiften c schwer beweglich sind und die 
Verstellung der Druckkissen nach rechts und links ermöglichen, wie dies in 
den punktirten Federn n angegeben ist. 

Fig. 89 zeigt den Querschnitt der Feder n mit Pelotten b. 

Fig. 90 zeigt die Ansicht eines federnden Druckkissens, welche zur Zu¬ 
rückhaltung des Bruches dient. Durch den auf die Pelotte genieteten, aus 
dünnem Stahldraht hergestellten Bügel a läuft die Bruchbandfeder b und ist 
am Ende des Federhalses mit Stift oder Schraube c auf einem Stahltheilchen d 
befestigt, welches zwei aufwärts gebogene Federn <\ und e i verbindet. Die 
ebenfalls auf das Druckkissen genieteten Federn e t und e 3 sind der Bruch¬ 
bandfeder entsprechend gewählt und lindern, da sie in unmittelbare Verbin¬ 
dung mit ihr stehen, den Druck derselben. Zugleich wird durch Befestigung 
der Strippe in den auf der Feder befindlichen Knopf f eine grössere Wirk¬ 
samkeit der Federung e t und c 2 herbeigeführt. 

Gynaekologische Instrumente. 

Die Firma Rainal, freres, in Paris bringt eine zweckmässige Vor¬ 
richtung in den Handel, mit welcher gewöhnliche, elastische Irrigations¬ 
kanülen versehen werden, um Injectionen mit heissem Wasser von 45°—50° C. 
ohne Schmerzen und Belästigungen für die Patientinnen vornehmen zu können. 
Wie Fig. 91 zeigt, besteht dieselbe aus einem auf die Kanüle geschobenen 



Fig. 91. 


Trichter, dessen proximaler Rand zu einem Schilde verbreitert ist, der die 
Genitalien und die Perinäalgegend vor Berührung mit dem abfliessenden heissen 
W r a8ser schützt. Ueber der Trichteröffnung befindet sich eine mit einem Loch 
versehene Brücke, welche der hindurchgeführten Kanüle einen Halt gewährt. 
Die Wandung des Trichterkörpers ist mit breiten Längsschlitzen versehen, 
welche die Spülflüssigkeit in den Innenraum des Trichters gelangen lassen. 
Das Material des Trichters besteht aus Porcellan und bietet daher voll¬ 
ständige Gewähr für aseptische Reinlichkeit. 


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Vagina-Spritze von Dr. Ewald Schreiber in Cöln a. Rh. (D. R.-P. 60016). 
Die seither gebräuchlichen Mutterspritzen lassen die Einspritzflüssigkeit aus 
der Vagina derart abfliessen, dass die äusseren Körpertheile und die Wäsche¬ 
stücke benetzt Averden, auch ist es mit diesen Spritzen unmöglich, mit der 

einmal darin enthaltenen Flüssigkeit eine anhaltende 
(stetige) Durchspülung der Vagina vorzunehmen. 

An meiner hierunter beschriebenen Scheiden¬ 
spritze ist in den mit den beiden Schenkeln 2 
und 3 versehenen Hohlkörper 1 das einschiebbare 
Mutterrohr 10 derart eingelagert, dass es bei 15 
etwas Spielraum hat, dagegen aus dem Schenkel 3 
fest von dessen Wandung umschlossen austritt; an 
diesem letzteren Ende des Mutterrohres 10 greift 
der elastische Schlauch 8, vom Gummiball 5 kom¬ 
mend, sowohl über das Mutterrohr 10 als Schenkel 3 
hinüber, so dass die Verkuppelung an jener Stelle 
überall luftdicht hergestellt ist; ähnlich greift 
Schlauch 7 über den Schenkel 2 des Hohlkörpers 1. 

Der Schlauch 8 hat bei 4 ein Druckventil, 
bei 5 eine ballonförmige Erweiterung und bei 6 
ein Säugventil. Bei 8* endigt er in eine (einge¬ 
steckte) Röhre 16, deren anderes Ende _ 16* dazu 
dient, um nach Füllung der Spritze den Schlauch 7 
überzuschieben und so zwischen den Schläuchen 7 
und 8 eine dichte Verbindung herzustellen. Wird 
das Ende des Schlauches 8, 8* mit dem Röhren¬ 
ende 16* aus dem Schlauch 7 herausgezogen und 
in ein mit Einspritzflüssigkeit gefülltes Gefäss 
(Flasche etc.) gesteckt, dann der Ballon 5 ab¬ 
wechselnd zusammengedrückt, so tritt die Flüssigkeit durch 8 und 6 nach 5, 
füllt 5 an und steigt durch das Ventil 4 bis zu den Ausflussöffnungen des 
Spritzenrohres bei 14. Hierauf wird das Schlauchende 8* mittelst des 
Rohres 16, 16* wieder mit dem Schlauch 7 verbunden. Der Hohlkörper 1 
wird darauf derart in die Vagina eingedrückt, dass die in den Hohlkörper 
gebohrten kleinen Rückflussöffnungen 9, 9' alle innerhalb der Scheide sich 
befinden, so dass der Schliessmuskel der letzteren bei 11, 12 oder 13 liegt. 
Durch abwechselndes Zusammendrücken des Ballons 5 tritt nun die Flüssig¬ 
keit aus den Oeffnungen 14, 14' des Rohres 10 in den oberen Theil der 
Scheide, fliesst an deren Wänden herab und am Scheideneingang, da der 
kegelförmige Hohlkörper 1 die Vagina dort abdichtet, durch die Ausfluss¬ 
öffnungen 9, 9' und 15 in das Innere des Hohlkörpers 1 und, besonders be¬ 
fördert durch die saugende Wirkung von 5, 6 und 7 aus, durch Schenkel 2 
und Schlauch 7 zurück nach 5. 



Das Mutterrohr 10 besteht aus zwei in einander schiebbaren Theilen, 
deren oberer mit den Oeffnungen 14, 14' versehener Theil sich in den unteren, 
im Hohlkörper 1 sitzenden hineinschieben lässt, um solcherweise die Länge 


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des aus dem Hohlkörper hervorragenden Mutterrohrtheiles den Verhältnissen 
der Scheide anpassen zu können. 


Zughebel für Geburtszangen von Albert Benedict Lymann in Baltimore 
(V. St. A.). (D. R.-P. 60 535). Diese Erfindung betrifft eine verbesserte Ein¬ 

richtung des bekannten Zughebels oder Extractors für Geburtszangen, durch 
welche es ermöglicht wird, abweichend von derBraus- 
schen und Tarnier’schen Construction, den Zughebel 
erst dann mit der Zange zu verbinden, wenn diese bereits 
angelegt ist, wodurch erreicht wird, dass die Blätter der 
Zange dem Geburtskanal genau folgen können, ohne die 
Wöchnerin, wie bisher, zu belästigen. 

Zu diesem Zwecke wird der eigentliche Znghebel 
aus einem Metallstreifen r gebildet, welcher, an seinem 
einen Ende zu einem Haken d umgebogen, am anderen 
Ende mit einer Schraubenspindel e dergestalt gelenk¬ 
artig verbunden ist, dass die beiden Theile nur inner¬ 
halb eines rechten Winkels gegen einander zu bewegen 
sind. Die zu dem sehr steilen Gewinde der Schrauben¬ 
spindel passende Mutter g ist mit der Handhabe hf von 
beliebiger Form derart verbunden, dass sie beim Gebrauch 
in die Stellung rechtwinklig zur Schraubenspindel ge¬ 
dreht werden kann. Auf dem freien Ende der Spindel c 
wird ein Kopf i angebracht, um das Abschrauben der 
Mutter zu verhindern. Der Haken c ist in der Nähe 
des Gelenkes mit seitlichen Lappen jj versehen. Der 
Haken d wird beim Gebrauch zwischen die mit Durch¬ 
brechungen a versehenen Löffel A über das dieselben ver¬ 
bindende Gelenk B eingehängt, und es legen sich dann 
beim Ziehen die Lappen jj gegen die Griffe CG der Ge¬ 
burtszange an. 

Die Lappeny', welche an dem Haken c verschiebbar 
sein können, werden zweckmässig mit einem Auge ver¬ 
sehen, durch welches man nöthigenfalls eine Schnur 
ziehen kann, um den Schieber mit dem Handgriff zu ver¬ 
binden und so in bestimmter Stellung festzuhalten. 

Beim Gebrauch dieses Zughebels wird der Handgriff f auf der Schrauben¬ 
spindel e mehr oder weniger gegen das eine oder andere Ende eingestellt, um 
dadurch den Zangenblättern beim Ausziehen eine der Form des Geburtskanales 
entsprechende Bewegungsrichtung zu ertheilen. Je weiter nämlich der Hand¬ 
griff f nach dem Ende der Schraubenspindel geschraubt wird, um so kürzer 
wird der Radius der Curve sein, welcher beim Gebrauch von dem Instrument 
beschrieben wird, und umgekehrt. Es ist diese winkelförmige Gestalt des 
Ziehers und die Verstellbarkeit der Handhaben von ausserordentlicher Wichtig¬ 
keit, indem nur hierdurch der Zange eine den Umständen entsprechende Be- 



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wegungsrichtung ertheilt und die Wöchnerin gegen Belästigungen der Zange 
geschützt werden kann. Bei Anbringung der Handhabe unmittelbar am un¬ 
teren Ende des Hakenarmes c würde selbstredend der ganzen Zange eine ge¬ 
radlinige Bewegung ertheilt, wobei die an den Enden nach innen und gleich¬ 
zeitig aufwärts gebogenen Lötfel A der Zange einen schädlichen Einfluss auf 
die Geburtswege ausüben müssten. 

Infolge der gelenkartigen Verbindung von <■ und e kann der Zughebel 
zum Zwecke des bequemeren Transportes, zusammengelegt werden. 


Otriatische Apparate. 

Hörvorrichtung von Dr. Albert Spitzer in Wien. (D. R.-P. 59919). 
Die Vorrichtung soll das Gehör durch eine stärkere Schallznleitung mittelst 
der Kopfknochen verbessern. Sie besteht aus einem Gummischeibchen .1. 
das an einem Ende eines Drahtes B befestigt ist. Dieser Draht ist bei C 
zu einer Spirale gebogen, geht dann senkrecht zu seiner ursprünglichen Rich¬ 
tung weiter, um sich nochmals rechtwinklich umzubiegen und in einem Kügel¬ 
chen D zu endigen. 

Das Gummischeibchen A kann auch durch einen dem Gehörgang ent¬ 
sprechend gestalteten Trichter ersetzt und die Spirale C fortgelassen werden. 




Diese Vorrichtung wird in der Weise benutzt, dass man das Scheibchen A 
bezw. den Trichter in den Gehörgang so weit einschiebt, bis das Kügelchen D 
an der Schläfe anliegt, wodurch die dem Schläfenbein ertheilten Schwingungen 
durch den Draht B in den Gehörgang geleitet werden, wodurch das Hörver¬ 
mögen bedeutend erhöht werden soll. 

Bei diesem vorliegenden Gehörapparate ist der Draht B, da er von der 
Peripherie der grösseren Oeffnung des Schalltrichters am Eingänge des Ge¬ 
hörganges seinen Ursprung nimmt und mit der Schläfe durch ein Kügelchen D 


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in unmittelbaren Contact steht, derjenige Bestandtheil, welcher den Schall 
zu den Kopftheil bezw. hier zur Schläfe leitet und fortpflanzt. Dass er diesen 
Effect hervorbringen kann, ist physikalisch festgestellt, da bekanntlich die 
festen Körper bessere Leiter des Schalles sind, als selbst die luft- und 
gasförmigen. Einen analogen Vortrag der Schallleitung findet man ja im 
menschlichen Gehörorgan. 

Betrachtet man sich das Mittelohr, die sogenannte Paukenhöhle, so bildet 
die ganze Kette der Gehörknöchelchen vom Trommelfell an bis zum ovalen 
Fenster des Labyrinthes nichts anderes als einen Knochenleitungsapparat. 
Verlieren die Gehörknöchelchen durch Krankheit die Schwingungsfähigkeit, 
so tritt sofort Schwerhörigkeit ein, und die athmosphärische Luft kann die 
Gehörknöchelchen nicht compensiren. Bei diesem Apparate ist das Kügelchen 
I) als derjenige Bestandtheil zu betrachten, der seiner Form nach am besten, 
wie die Versuche ergeben, mit der Schläfe adhärirt und auf diese Weise die 
Schallschwingungen dem Kopfknochen übermittelt. 

Ist dies der Fall, so wird hierdurch eine Gehörverbesserung erzielt. 

Ist der Schalltrichter im Ohr gut applicirt, so haben Versuche ergeben, 
dass weder beim Sprechen noch beim Kauen das Kügelchen D aus seiner 
Lage rückt und die Continuität der Leitung nicht unterbrochen wird. 


Electro-therapeutische Apparate. 


Neuer elektro-mikrophoniecher Kugelsucher nach Albert Klein in Gent 
(Belgien). (D. R.-P.) Der Apparat besteht aus einem runden Dosen-Telephon 
einem Quecksilber Oxydul Element, 2 Holzheften, 4 Nadeln, 2 Knopfsonden, 
3 Leitungsschnüren, und 1 Kugelzange. 

Der sehr einfache Gebrauch dieses Apparates ist folgender: Nachdem das 
Element gefüllt, und vermittelst des breiten Metallhakens an das Dosen-Te¬ 
lephon angehängt ist, wird die kürzere Leitungsschnur dieses letzteren in die 
eine Klemmschraube des Elementes, die längere Schnur an welchem das Heft 
jedoch mit einer Nadel oder Sonde versehen. Nun wird die dritte freie 
Leitungsschnur mit ihrem einen Ende in die zweite Klemmschraube des Ele¬ 
mentes, mit ihrem anderen Ende aber ebenfalls mit Nadel oder Sonde ver¬ 
sehen. So zusammengestellt ist der Apparat zum Gebrauch fertigt. 

Um nun die Gegenwart einer Kugel oder irgend eines metallischen Fremd- 
theiles im menschlichen Körper festzustellen wird das eine Heft mit einer 
spitzen Nadel versehen und unter die Haut, da wo die Kugel ungefähr ver- 
muthet wird, leicht eingestochen, das andere Heft aber mit der Knopfsonde 
versehen in den Schussgang eingeführt. Sobald nun dieser Knopf die Kugel 
oder jeden anderen Metallkörper auch noch so leicht berührt, giebt das Dosen- 
Telephon ein Geräusch von sich, welches sogar auf Entfernung hörbar ist, 
wenn auch dasselbe nicht gegen die Ohrmuschel gehalten wird. Sollte nun 
die Kugel schon mehr oder weniger eingekapselt sein, so dass also die Knopf¬ 
sonde nicht direkt mit ihr in Berührung kommen kann, so ist diese Sonde 
durch eine spitze Nadel zu ersetzen, welche die Weichtheile durchstechend 


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das Metall berühren muss. Es kann ebenfalls Vorkommen, dass die Kugel 
ihren ursprünglichen Platz verlassen und sich in die Weichtheile gesenkt hat, 
dass also der Schussgang nicht direkt zu ihr führt. In diesem Falle auch 
gebraucht man die Nadel, um die Weichtheile auf verschiedenen Stellen zu 
durchstechen, bis man auf die Kugel stösst. 

Dieser Apparat hat vor allen bis jetzt gebrauchten elektrischen Kugel- 
sucherD den grossen Vorzug dass die Exploration nur mit einer Spitze 



Fig. 96. 


geschehen muss, ganz gleich welcher Theil derselben die Kugel berührt, da¬ 
gegen die früheren Sonden jedesmal mit 2 Spitzen zugleich die Kugel be¬ 
decken mussten um zu einem Resultate zu kommen. Ferner ist noch beson¬ 
dere hervorzuheben dass bei der einfachen Anordnung dieses Apparates mit 
Telephon-Verbindung derselbe durchaus zuverlässlich arbeitet, dagegen die 
früheren Apparate mit elektrischer Schelle-Vorrichtung bei der geringsten 
Störung derselben, welche häufig vorkam, ganz versagten. Es ist noch zu 
bemerken, dass etwaige Berührung eines Knochens, Zahnes oder irgend eines 
anderen nicht metallischen Körpere durchaus keinen Einfluss auf den Apparat 
hat und nicht die geringste Reaction auf der Telephonplatte erzeugt. 

Um nun festzustellen ob der Apparat richtig zusaromengestellt ist. hat 
man nur die zwei Ränder der Metall-Garnituren der Hefte gegeneinander zu 
reiben, und muss dann die Telephonplatte sofort reagiren. Die Füllung des 
Elementes geschieht, indem man den mit dem breiten Metallhaken versehenen 


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109 


Deckel abschraubt, auf die Kohlenplatte 4 Löffel Quecksilber-Oxydul aus¬ 
breitet und so mit destillirtem Wasser vermischt, dass die Zinkfläche beiin 
Aufscbrauben des Deckels gänzlich in die Fällung eintaucht. Das Element, 
gefüllt und gegen das Dosen-Telephon angeschlossen, soll so viel als möglich 
horizontal gegen das Ohr angehalten werden, um etwaiges Durchdringen der 
Flüssigkeit durch den Deckel zu verhüten. Von Zeit zu Zeit sollen Kohlen¬ 
platte sowie die Kontacte des Elementes gereinigt werden. An dem Deckel 
des Dosen-Telephones soll nicht geschraubt werden, da derselbe auf die nöthige 
Spannung regulirt ist. 

Diverse medicinische Instrumente und Apparate. 

Drehbare Zahnbürste von Nicolaus Balogh de Galantha in Moskau. 
(D. R.-P. 58958) Nach den Regeln für Erhaltung der Zähne sollen dieselben stets 
von der Wurzel nach der Kaufläche zu, und zwar diejenigen der 
oberen Zahnreihe von oben nach unten und diejenigen der unteren 
Zahnreihe von unten nach oben gereinigt werden, wodurch gleich- ^ 
zeitig dem Zurückweichen des Zahnfleisches entgegengearbeitet 
wird und ausserdem sämmtliche Unreinigkeiten aus den Zahn¬ 
fugen entfernt werden. Die Erreichung dieses Zweckes verwirk¬ 
licht die vorliegende Erfindung auf folgende Weise: 

Eine cylindrische Bürste r ist an einer mit dem Griffe a ver¬ 
bundenen Axe b endständig angeordnet. Auf dieser letzteren sitzt 
eine lose drehbare Hülse d und auf der letztgenannten Hülse der 
aus beliebigem unschädlichen Material gefertigte Schutzlöffel f, 
welcher die cylindrische Bürste nahezu halb uraschliesst und mit 
seinem unteren hakenförmigen Theil die Hülse d umgreift. Mittelst 
einer aus der Abbildung nicht ersichtlichen Vorrichtung wird 
bewirkt, dass bei der hier dargestellten Gebrauchsstellung der Bürste 
diese Hülse d mit dem Schutzlöffel solidarisch verkuppelt wird. 

Zur Handhabung der Bürste wird dieselbe bei der herauf¬ 
geschobenen Lage des Schutzlöffels so in die Mundhöhle geführt, 
dass der Löffel an die Fleischtheile der inneren Mundhöhle und 
die Rotationsbürste an die Zahnoberfläche zu liegen kommt. Als¬ 
dann wird der untere Theil des Schutzlöffels oder die mit letz¬ 
terem gekuppelte Hülse d mit der einen Hand festgehalten und 
nach den entsprechenden Stellen, wo die Reinigung stattfinden 
soll, hingeführt und geleitet, während mit der andern Hand eine 
Rechts- oder Linksdrehung des längsgeriffelten Stieles u hervor¬ 
gerufen wird, um durch die Drehung entweder ein Bearbeiten der 
Zahnoberfläche von oben nach unten oder von unten nach oben 97 - 
nnd entlang der Zahnfugen ausführen zu können. Es ist auf diese 
Weise möglich, nicht allein die äusseren Oberflächen beider Zahnveihen oben 
zu bearbeiten, sondern es ist auch möglich, die inneren Oberflächen der Zahn¬ 
reihen zu reinigen. 



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110 


Beim Nichtgebrauch werden beide Hälsen nach dem Griff hingeschoben 
und kann in dieser Stellung die Bürste leicht und gründlich gereinigt, 
Bowie auch mit Zahnpulver versehen werden. Ueberdies ist diese Stellung 
auch geeignet, die Bürste zum Reinigen etwaiger Querrinnen im Schmelz 
der Zahnoberflächen in horizontaler Richtung zu gebrauchen. 

Giftflasche mit Sicherheitspfropfen von Alph. Steffens und Aug. Hansen 
in Unterstrass-Zürich. (D. R.-P. 60048). Die Flasche ist durch einfaches 
Herausziehen des Pfropfens nicht zu öffnen, wodurch Unbefugte von deren 
Benutzung abgehalten werden. Um die Flasche zu öfihen, muss der Knopf 
des Pfropfens von rechts nach links gedreht werden, bis durch den Ausschnitt 
am Pfropfendeckel das Wort „Gift“ auf der Verschlussscheibe zum Vorschein 
kommt, während im geschlossenen Zustande der Flasche durch denselben 
Ausschnitt das Wort „Vorsicht“ zu sehen ist. 



B » /7 N \ \ \ X ' M % \ \ x « x v*. 

X \ » X \ x_ X \ \ X, * * 




Der SicherheitsVerschluss besteht nun darin, dass eine excentrisch zur 
Axe des Pfropfens x x angeordnete Platte in eine Rinne auf der Innenseite des 
Flaschenhalses eingreift, a ist die etwas abgeplattete Verschlussscheibe mit 
vorstehendem Rand a\ welcher in der Verschlusskapsel in die Rinne c der 
Flasche B zu liegen kommt. Die Scheibe n befindet sich zwischen Deckel 
und Boden der den abdichtenden Glaspfropfen P tragenden KapseUi und 
sitzt auf dem in Deckel und Boden von Kapsel b geführten Stift i fest, dessen 
Achse um die Distanz >n aus der Flaschenmitte verschoben ist. Der den Stift 
i tragende Knopftheil f reicht nur so weit nach unten, dass zwischen ihm 
und der Kapsel b ein Zwischenraum bleibt, in welchem die einestheil6 mit 
der Kapsel b und anderenteils mit dem Stift i verbundene Spiralfeder /'* 
eingesetzt ist. f 4 ist ein die Feder f l einschliessender, am Knopftheil f be¬ 
festigter Riug. 

Wird der Knopftheil f nach links gedreht, so dreht sich die Scheibe « 


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111 


auch nach links, verlässt die Rinne e } tritt ganz in die Kapsel b hinein und 
gestattet das Wegheben des Pfropfens P. Iu dieser Scheibenstellung ist durch 
den Einschnitt b x der Kapsel b das Wort „Gift“ auf der Scheibe a zu lesen. 
Ist der Pfropfen wieder vollständig eingesteckt, so bewirkt die Feder f l nach 
dem Loslassen des Knopfes f ein selbsttätiges Zurückschnellen der Scheibe a 
in die Rinne e. In dieser Scheibenstellung ist durch den Einschnitt b l das Wort 
„Vorsicht“ auf der Scheibe a zu lesen. Der an der Kapselwand eingreifende 
Zahn u am Rand a l verhindert ein Weiterdrehen der Scheibe a. 

Um diesen Verschluss von den gewöhnlichen Stöpsel Verschlüssen noch 
mehr auszuzeichnen und die Aufmerksamkeit des Manipulanten noch mehr 
auf den Umstand zu leiten, dass er mit Gift hantirt, ist der obere Knopftheil h 
drehbar um den centrischen Zapfen des Knopftheiles f angeordnet, f* ist 
ein am oberen Knopf h befestigter Ring. Auf dem Knopftheil f sitzt eine Sperr¬ 
klinke, welche bei Linksdrehung des Knopfes h in die Zähne des Ringes f* 
eingreift und ein Mitnehmen des Knopftheiles f bewirkt. Am Knopf ist eine 
elastische Masse, z. B. Kork, befestigt. Bei der zur Oeffnung von Flaschen 
unwillkürlich ausgefüInten Rechtsdrehung des Propfens entsteht durch die 
Reibung dieser Masse mit dem Ring f* ein pfeifendes Geräusch, was vom 
Manipulanten nicht unbeachtet bleiben kann. 


Patentbericht 


Deutschland. 

In der Klasse 30, Gesundheitspflege, sind im Jahre 1891 232 Patentanmeldungen, gegen 
über 215 im Vorjahre, und 79 Ertheilungen, gegenüber 63 im Vorjahr, erfolgt. 


Patentanmeldungen. 


14. Januar 92. 
18. Januar. 


21. Januar. 

28. Januar. 
1. Februar. 

8. Februar. 
20. Januar. 
27. Januar« 


Kl. 37. B. 12381. Zerlegbare Baracke. — Dr. 0. Berggruen in Paris. 

Kl. 30. A. 2908. Dampfstrahlapparat. — P. Ammensdörfer in Stuttgart. 

— C. 3554. Instrument zur Geburtehilfe. — P. Me. Catey in Phila¬ 

delphia. 

— W. 7661. Ventilanordnung bei Spritzen. — G. Whyt£ in North - 

View, Eigin, Schottland. 

Kl. 30. B. 12512. Bruchband. — A. Bünger in Rittershausen-Barme n. 

— St. 3059. Operationstisch. — A. M. Stille in Stockholm. 

— T. 3260. Bruchband. — Joh. Tureck in Wien. 

Kl. 30. N. 2330. Bruchband binde. — Dr. S. J. Neumeyer in München. 
Kl. 30. A. 2872. Hörohr (Zusatz zu No. 56402;. — Dr. m. Aschendorf 
in Wiesbaden. 

— Sch. 7252. Corset mit Hemdehalter.— Adam Schäfer in Hamburg. 
Kl. 34. T. 3144. Spucknapf. — CI. Thurmann in Heidelberg. 

Kl. 30. K. 9006. Pastillenpresse. — W. Kilian in Berlin. 

Patentertheiliingen. 

Kl. 30. No. 61306. Mundspiegel. — H. Owert in Hamburg. 

— No. 61325. Bruchbandpelotte. — J. Schwarz in Mainz. 

Kl. 30. No. 61343. Badekißsen. — M. M. Rotten in Berlin. 

— No. 61349. Doppelbruchband. — F. Bingler in Ludwigehafen, 


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112 


27. Januar Kl. 30. No. 61448. Verfahren zum Desinficiren. — Dr. H. Rohrbeck in 
Berlin. 

— Kl. 42. No. 61423. Hygrometer. — C. Frost in Mal inö. 

3. Februar. Kl. 30. No. 61467. Spritze. — Dr. Reinhardt in Heidelberg. 

— — No. 61470. Zahnklammer. — A. Lenhardtson in Stockholm. 

— Kl. 34. No. 61508. Hockabort. — W. Eckstein in Schweinau b. Nilrnb. 

Kl. 53. No. 61485. Sterilisirapparat. — E. Cohn in Berlin. 

10. Februar. Kl. 42. No. 61536. Brillenhalter. — F. Lüddeckens in Freiburg i. B. 


Gebrauchsmuster.*) 


Kl. 30. No. 


7. Leibbinde. — E. Th. Missbach in Radeberg i. S. 

13. Unterkleid. — P. E. Wolf in Chemnitz. 

55. Desinfektionsapparat. — F. Andre in Hildesheim. 

102. Sanitäts-Closet-Decke. — F. Falk in Berlin. 

155. Inhalationsfläschchen. — Dr. Siemon in Cottbus. 

171. Desinfektionsbecken. — F. Kosperowski in Leipzig. 

178. Medizinflasche, — Dr. E. Lüddeckens in Liegnitz. 

203. Zahnärztliche Zange. — C. Neppel in München. 

224. Refraichisseur. — P. Köthner in Berlin. 

273. Closetdecke — F. Andrich in Leipzig. 

312. Zerstäuber. — J. Luckhardt in Berlin. 

322 — 326. Trogen - Apotheke. — Dr. Kade’s Oran ienapot heke in 
Berlin. 

331. Knieschützer. — S. Kolb in München. 

382. Instrumentengriff. — J. Hecht in Berlin. 

409. Kapsel zur Bestimmung von Harnzucker. — Dr. E. Stütz in Jena. 

605. Eisbeutel. — C. Münzinger in Schwabing-München. 

805. Spritze. — H. Windler in Berlin. 

1017. Thermocauter. — E. Bidaud in Paris. 

1022. Irrigator. — C. Kleemann in Stuttgart. 

1203. Genitaltasche. — Dr. Klitzkowski in Berlin. 

1270. Undurchlässige Unterlage. — A. Sachs in Berlin. 

1374. Kopflehne für Operationsstühle. — J. Heller in München. 

1563. Luftkissen mit Stechbecken. — F. Franke in Hannover. 

1582. Chloroformapparat. — F. Lüddeckens in Leipzig. 

1651. Nadelhalter für Verbandtaschen. — Brandau in Cassel. 

1702. Perkussionshammer. — E. Lingenberg in Charlottenburg. 

1784. Schränkchen mit Irrigator. — Gebr. Seidel in Marburg. 

1788. Steckbecken. — Dieselben. 

1795 —1797. Irrigator. — Dieselben. 

1801 u. 1807. Chirurg. Instrumente. — Zetter u. Scheerer in Tuttlingen. 
1870. Nadelhalter. — J. W. Storz-Buess in Tuttlingen. 

1880. Darmklemme. — H. Windler in Berlin. 

2079. Eisbeutelverschluss. — P. Pen in in Leipzig-Plagwitz. 

2113. Elastische Binde. — E. Haubold in Limbach i. S. 

2205. ßrillenkasten mit Augenspiegel. — E. Messt er in Berlin. 

2214. Federndes Pessoir nach Hodge. — C. Müller in Berlin. 

2336. Leibwärmer. — F. Rabe in Chemnitz. 

2363. Harnuntersuchungsapparat. — E. Hippe in Breslau. 

2386. Hohlbougie für Dilatatation. — A. Rüsch in Cannstadt. 


•) Um Wünschen aus unserem Leserkreise nachzukommen, werden wir an dieser Stelle die beim 
Kaiserl. Patentamt, Anmeldestelle für Gebrauchsmuster Berlin NW., Luisenstr. 33—34 eingetragenen 
wichtigeren Gebrauchsmuster hier mittheilen. Die Red. 


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113 


-=S38 Specielle Krankenpflege. gg?- 

Redacteur: Dr. C. Hoiuiann. 

Die neue Friedens-Sarritäts-Ordnung*) im Vergleich zum Reglement 
für die preussischen Friedenslazarethe. 

Die unter dem IG. 5. 91 in Kraft getretene, neue F.-S.-O. ist nicht nur 
in militärärztlichen Kreisen als ein einheitliches, übersichtliches und den 
dienstlichen Verhältnissen zweckmässig angepasstes Reglement mit Freude 
begrüsst worden, sondern darf auch in den die Lazarethe betreffenden Ab¬ 
schnitten das Interesse weiterer Kreise insofern in Anspruch nehmen, als die 
Militärlazarethe unter Einhaltung äusserster Sparsamkeit und Anwendung 
möglichst einfacher und billiger Mittel doch den neuen Anschauungen über 
Krankenhauswesen Rechnung tragen sollen, wie sie durch die Fortschritte 
der Hygiene und insbesondere der Kenntnisse von den Infectionskrankheiten 
geschaffen sind. In den Theilen, welche den Sanitätsdienst in den Lazarethen 
behandeln, ist die F.-S.-O. an die Stelle des trotz zahlreicher Nachträge ver¬ 
alteten und gerade durch diese in hohem Grade unübersichtlich gewordenen 
Reglements für die Friedenslazarethe (erschienen 1852) getreten. Wir wollen 
im Folgenden aus dem reichen Inhalte der F.-S.-O. einige Puukte hervorheben, 
die geeignet sind, den durch sie den früheren Bestimmungen gegenüber be- 
zeichneten Fortschritt in der Militärkrankenpflege und den ihr dienenden 
Lazareth-Einrichtungen darzutlmn. 

Die Militärlazarethe dienen neben der Verwaltung der bei ihnen nieder¬ 
gelegten Friedens- und Kriegsbestände zur Behandlung der kranken Mann¬ 
schaften und zur Ausbildung des Sanitäts-Unterpersonals. (§ 41, 1 und 2). 
Ihrem Hauptzweck entsprechend sollen sie, wie oben gesagt, unter Zugrunde¬ 
legung möglichster Einfachheit und Sparsamkeit Krankenanstalten darstellen, 
die nach allen Richtungen hin den modernen hygienischen Anforderungen ent¬ 
sprechen. Die in Beilage 11 aufgestellten Grundsätze für den Neubau 
von Lazarethen dürfen gewiss als mustergiltig für die Verwirklichung dieser 
Aufgabe bezeichnet werden. Festgehalten ist an dem bereits praktisch er¬ 
probten Pavillon- bezüglich Block-System. U. A. sei als besonders zweck¬ 
mässig des sogenannten „Tageraums“ Erwähnung gethan, eines für nicht bett¬ 
lägerige Kranke und Genesende bestimmten Raumes in den zweigeschossigen 
Pavillons. — Der normalmässige Luftraum für jeden Kranken ist auf 37 cbm 
bemessen. Bei dem Anstrich der Zimmerdecken und Wände ist auch die Mög¬ 
lichkeit der Desinfektion durch Abwaschen derselben berücksichtigt. Für 
die Latrinen ist, wo Wasserspülung ausgeschlossen, das Tonnensystem vorge¬ 
schrieben. Bade-Einrichtung sowie eine Desinfections-Anstalt (für Desinfection 
mit strömendem, gesättigtem Wasserdampf von mindestens 100°) dürfen als 
selbstverständlich vorgesehen betrachtet werden. Genaue Bestimmungen sind 
für Wasserversorgung, Beleuchtung, Heizung und Ventilation gegeben. Für 


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*) Verlag von E. S. Mittler <fc Sohn. Berlin. 



114 


den Winter ist künstliche Ventilation durch Frischluftkanäle, die mit dem 
Ofen in Verbindung stehen, und durch Lüftungsrohre mit Saugapparaten zur 
Entfernung der schlechten Luft vorgesehen (für Stünde und Bett 60 cbm 
frische Luft bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 1 m in der 
Secunde). — 

Theils zu vorübergehender Erweiterung des Lazareths, theils zur schnellen 
Einrichtung einer Isolir-Abtheilung bei Epidemieen soll die transportable 
Baracke nach Döcker’schem System dienen (Wände und Decken derselben 
bestehen aus Holzrahmen mit doppeltem Ueberzug von wasserdichter Leine¬ 
wand). Sie kann nach Jahrelang fortgesetzten Versuchen in jeder Jahreszeit 
benutzt werden, ist leicht zu zerlegen, zu transportiren und zu desinficiren. 
Da die transportable Baracke künftig auch im Felde ausgedehnte Verwendung 
finden soll, so ist es doppelt zweckmässig, dass sich Aerzte und Unterpersonal 
mit der Einrichtung derselben, letzteres besonders auch mit dem Zerlegen 
und Aufbauen, schon im Frieden vertraut machen. — 


Dass die nach den kurz angedeuteten Gesichtspunkten geschaffenen Laza- 
reth-Einrichtungen dauernd ihren Zweck erfüllen, dazu dienen die Vor¬ 
schriften über den Lazareth-Gesundheitsdienst (§ 139—157), dessen 
Handhabung eine der wichtigsten Obliegenheiten des Chefarztes bildet. Pein¬ 
lichste Ordnung und Reinlichkeit in allen Räumen des Lazareths, peinlichste 
Sauberkeit auch der Kranken und des Pflege- und Wartepersonals bilden ihre 
Grundlage. Nicht versäumt ist, auf die nothwendige Ruhe in den Lazarethen 
hinzuweisen. Vor den Stuben Schwerkranker sind Decken oder Läufer zu 
legen. Ausführliche Bestimmungen gelten den Massregeln bei ansteckenden 
Krankheiten. Besondere Erwähnung gebührt hierbei der kurzen, dabei aber 
erschöpfenden und äusserst fasslichen Anleitung zur Vernichtung und Beseitigung 
der Ansteckungsstoffe. (Desinfections-Vorschriften in Beilage 34). — 

Das Krankenpflegepersonal (§ 87 und 88, Beilage 18—20) besteht 
aus Lazarethgehilfen, Militär- und Civilkrankenwärtern. Bei allen zur Auf¬ 
nahme von mehr als 100 Kranken eingerichteten Lazarethen ist die Zulassung 
von Krankenpflegerinnen geistlicher Genossenschaften gestattet, die haupt¬ 
sächlich für die Pflege Schwerkranker zu verwenden sind. Der rangälteste 
Lazarethgehilfe jeder Station fungirt als Stationsaufseher. Er nimmt die 
ärztlichen Anordnungen entgegen, ist für die richtige Ausführung derselben 
durch die Lazareth-Gehilfen und Wärter verantwortlich, insbesondere, dass 
die Arzneien vorschriftsmässig aufbewahrt und verabreicht werden, dass jeder 
Kranke nur die für ihn verordnete Kost erhält. Er hat ferner für nothwendige 
Lüftung in den Krankenzimmern, für die Reinigung derselben nach den Mahl¬ 
zeiten zu sorgen, sowie im Ganzen darauf zu sehen, dass den Kranken stets 
und nach jeder Richtung hin die nothwendige Pflege zu Theil wird. Ein 
Stationsaufseher des Lazareths hat den Lazareth-Tagesdienst zu übernehmen. 
Seine besondere Obliegenheit ist es, die zur Nachtwache kommandirten Wärter etc., 
durch wiederholte Rundgänge zu controlliren sowie dem wachthabenden Sanitäts¬ 
offizier Meldung zu machen, wenn der Zustand eines Kranken die Hülfe des 
Arztes erfordert. — Die eigentliche Pflege des einzelnen Kranken liegt den 


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115 


übrigen Lazarethgehilfen und Wärtern ob. Beilage 20 enthält eine kurze 
Dienstanweisung für die Krankenwärter. 

Einen wesentlichen Fortschritt gegen früher bezeichnet die durch die 
F.-S.-O. vorgeschriebene Ausbildung der Lazareth-Gehilfen. Früher 
erfolgte dieselbe bei den Truppentheilen selbst, in grösseren Garnisonen wurden 
wohl auch die Schüler der einzelnen Regimenter etc. gemeinsam von einem 
dazu kommandirten Militärarzt unterrichtet. Der Unterricht konnte nur einige 
Male in der Woche ertheilt werden und zog sich deshalb oft sehr in die Länge. 
Dabei kam es durch Wechsel des Lehrers oder durch anderweitige dienstliche 
Inanspruchnahme der Schüler zu Störungen und Unterbrechungen des Unter¬ 
richts, und es konnte nicht ausbleiben. dass die so überaus wichtige erste 
Ausbildung der Lazareth-Gehilfen-Lehrlinge oft gewiss eine mangelhafte blieb. 
Nach der F.-S.-O. (Beilage 89) erfolgt die erste Ausbildung der Lehrlinge in 
besonderen Lazarethgehilfen-Schulen, die in der Regel in dem Garnison- 
lazareth am Sitze des Divisionskommandos einzurichten sind. Hierher werden 
die Lehrlinge aller zum betreffenden Divisionsbezirke gehörigen Truppentheile 
auf die Dauer von 6 Monaten kommandirt und erhalten während dieser Zeit 
durch einen Obermilitärarzt einen planmässigen, theoretischen Unterricht 
(unter Zugrundelegung des Unterrichtsbuches ftir Lazareth-Gehilfen), sowie 
im Lazareth eine möglichst vollständige, praktische Ausbildung. Uebungs- 
weise werden schriftliche Arbeiten (Meldungen, Rapporte, Beköstigungsvor¬ 
schriften u. 8. w.) angefertigt. Der Unterricht findet täglich statt. Am Schluss 
des Kursus wird eine Prüfung abgehalten. Wer hierbei nicht besteht, ver¬ 
bleibt noch 2 Monate in der Schule und kann dann die Prüfung wiederholen. 
Die übrigen Schüler werden zum Truppentheil zur Verwendung als Lazareth¬ 
gehilfen zurückgesandt. Die weitere Fortbildung der Lazarethgehilfen ge¬ 
schieht in regelmässigen Unterrichtsstunden, die den Unterlazarethgehilfen 
zweimal, den Lazarethgehilfen einmal wöchentlich ertheilt werden. — 

In der Krankenkost (Beilage 14) sind grundsätzliche Veränderungen 
nicht eingetreten, doch ist die Auswahl der Speisen (besonders der grünen 
Gemüse) eine reichere geworden, die Gewichtssätze sind z. Th. erhöht; zu den 
ohne besondere Genehmigung erlaubten Spirituosen sind schweres Bier und 
Cognac (statt dessen auch Rum oder Arac) hinzugetreten, zu den Weinsorten 
deutscher Schaumwein. Ferner ist es ermöglicht, kleinere Nahrungsmengen 
in kürzeren Zwischenräumen zu geben, indem die Hälfte der festgesetzten 
Fleischportion Mittags warm, die andere Hälfte zur Vesperzeit kalt verabfolgt 
werden darf. — 

Mit Recht darf der neuen F.-S.-O. nachgesagt werden, dass sie sich gründet 
auf die Grundsätze moderner Gesundheitspflege, dabei aber, frei von aller 
Weisheit des grünen TischeB, praktische Erfahrungen berücksichtigt und nach 
allen Richtungen hin dem praktischen Bedürfniss gerecht zu werden bestrebt 
ist. Möge sie dazu beitragen, dass im Heere und im Volke das Vertrauen 
geweckt und befestigt werde, dass der kranke Soldat in den preussischen 
Militärlazarethen sachgemässer und sorgfältiger Pflege gewiss ist! 


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116 


Nahrungsmittel. 

Kaffeebohnen, welche geröstet für die Fabrikation von Kaffeeextract aus¬ 
gezogen worden waren und dann zum zweiten Male geröstet und durch Zu¬ 
satz von ein wenig Zucker den, den echten Kaffeebohnen eigenthümlichen 
Glanz erhielten, sollen kaum l°/ 0 Fett enthalten, wogegen der echte Kaffee 
13—14°/ 0 Fettgehalt hat. Van Hamei Roos warnt vor diesem minderwerthigen 
Product. Hyg. Rdsch. 1/92. 

Ueber Aleuronat tlieilt Egli mit, dass die Versuche von Constantinidi 
bewiesen haben, dass die dann enthaltenen Eiweissstoffe vom Menschen sehr 
gut verdaut w r erden, und im Stande sind, den Stickstoffbedarf vollkommen 
zu decken. Das im Voit’schen Laboratorium verwendete Präparat von Huud- 
hausen enthielt 13,77°/ 0 Stickstoff, 7,46°/ 0 Kohlehydrate, 0,27°/ o Fett und 
0,78°/ 0 Asche. 

Mit dieser Mittheilung giebt der Verf. zugleich eine interessante Tabelle 
von Rnbner, in welcher der Prozentgehalt der in den Nahrungsmitteln ent¬ 
haltenen Stoffe, die unverdaut durch den Darm entleert werden; angegeben sind: 


Trockensubstanz. Stickstoff. Fett. Kohlehydrate. Asche 


Mais 6,7 

Reis 4,1 

Kartoffeln 9,4 

Weissbrod 4,4 

Schwarzbrod 15,0 

Nudeln 4,3 

Klebernudeln 5,7 

Wirsing 14,9 

Gelbe Rüben 20,7 

Erbsen 11,8 

Fleisch, gebraten 5,1 

Eierkost plus 7,4 Salz 5,2 

Milch (circa 2200 gr.) 8,1 


Milch und Käse (circa 200 gr.) 6,4 


15,5 

17,5 

3,2 

30,0 

20,4 

7,1 

0,9 

15,0 

32,2 

3,7 

7,6 

15,8 

22,2 

— 

1,1 

21,3 

32,0 

— 

10,9 

36,0 

17,1 

5,7 

1.2 

24,1 

11,2 

7,0 

2,3 

22,2 

18,5 

6,1 

15,4 

19.3 

39,0 

6,4 

18.2 

33,8 

22,6 

69,6 

5,2 

34,1 

2,6 

19,1 

— 

18,1 

2,9 

5,0 

— 

18,4 

6,7 

5,2 

— 

47,8 

3.3 

5,2 

— 

28,4 

Schweiz, ärztl. 

Corr. 

Bl. 2/92. 


Eigelb, das behufs Conservirung mit Kochsalz versetzt, zeigt nach Bein 
nach mehrmonatlichem Lagern circa 10°/ o weniger Rohfett als das mit Salicyl- 
säure oder andern Conservirungsmitteln behandelte. Hyg. Rdsch. 2/92. 


Die Bierleitungs-Einrichtung, welche von dem Schankwirth H. Denecke 
in Hannover erfunden ist. besitzt nach dem Runderlass des Ministers des 
Innern und der Medicinalangelegenheiten von 8. December 1891, neben andern 
Vorzügen den, eine schnelle und vollkommene, leicht und sicher zu controllirende 
Reinigung zu gestatten, indem das durchweg gleichkalibrirte Leitungsrohr 
in seiner gesammten Ausdehnung von der Zapfenstelle bis zum Fass mit einer 
Bürste in einem Zuge durchfahren und gespült werden kann. Dieser Apparat 
stellt nach eingehenden Prüfungen den bisher üblichen Einrichtungen gegen- 


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117 


über, bei denen die Peinigung der Bierleitungen mittelst heissen Dampfes er¬ 
folgt und in vielen Fällen widerliche, bei der Controlle nicht wahrzunehmende 
Verschmutzungen zurücklässt, einen erheblichen Fortschritt zum Bessern dar. 

Wurstwaaren hat Serafini chemisch bakteriologisch analysirt und hat 
bei 21 verschiedenen Sorten (Bratwurst, frische Wurst, Leberwurst, Gothaer 
Cervelatwurst, Mailänder Salami etc.) sehr verschiedene chemische Zusammen¬ 
setzungen gefunden, so dass z. B. der Wassergehalt von 13—61°/ 0 , der Fett¬ 
gehalt von 18—70°/ 0 schwankt. Von antiseptischen Zusätzen fanden sich 
einmal 1 °/ 0 Borsäure, Stärke einmal 5°/ 0 , dagegen enthielten fast die Hälfte 
der Würste Salpeter. Alle, auch die bereits über Jahresfrist in tadellosem 
Zustande konservirten Dauer-Wurstsorten enthielten Bakterien. Dieselben 
waren in der Dauerwurst in Sporengestalt oder in latentem Zustande, in den 
frischen Wurstwaaren in voller Aktivität vorhanden. In 20 von 21 unter¬ 
suchten Fällen war derselbe verflüssigende Bacillus (Bac. mesentericus vulgatus) 
und zwar in Sporenform vorhanden, welcher aus den zur Wurst verwendeten 
Schweinedärmen stammen soll. Die Ursachen, die es veranlassen, dass die in 
gewissen Wurstsorten enthaltenen Bakterien nicht zur Entwickelung gelangen 
liegt fast ausschliesslich in dem geringen Wassergehalt derselben. Dement¬ 
sprechend sind die wasserreichen Wurstsorten zu längerer Conservirung nicht 
geeignet. Kochsalzzusatz ist nur insofern von Einfluss auf die Haltbarkeit 
der Wurst, als es ihr einen grösseren Wassergehalt entzieht und dadurch das 
Bakterienwachsthum verzögert wird bis die Austrocknung den nöthigen Grad 
erreicht hat. Zur dauernden Vernichtung der Bakterien sind dagegen weder 
dieser noch andere antiseptischen Zusätze geeignet: dieselben sind sogar ge¬ 
sundheitsschädlich. Das letztere gilt auch vom Salpeter, der in grösseren 
Mengen hinzugesetzt wird, um dem Fleisch die frische Farbe zu erhalten. — 
Die einzige Möglichkeit bakterienfreie Wurst zu erhalten gelänge vielleicht 
durch Desinficirung der Därme. Ob diese aber praktisch durchführbar und 
vollkommen ausreichend ist, scheint auch zweifelhaft. Zt. f. Med. Beamt. 2/92. 


Arzneimittel. 


Granatin, ein Alkaloid von Punica granatuni, soll mit der Zunge oder 
einer andern Schleimhaut in Verbindung gebracht, eine ähnliche locale 
Anaesthesie verursachen, wie das Cocain. Internat, pharm. Gen. Anz. 1/92. 

Als Corrigens von Jodpräparaten in Mixturen wird von Mann ein Zusatz 
von Sinipus communis (Melassesirup) empfohlen und soll die darin enthaltene 
Glycose besonders auch vor chemischen Veränderungen schützen. 

Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 2/92. 

Thilanin ist braunes, geschwefeltes Lanolin, welches durch Einwirkung 
von Schwefel auf Lanolin gewonnen wird. Es enthält circa 3°/ 0 Schwefel 
und stellt eine salbenartige Masse dar. Das Präparat soll die Wirkung des 
Schwefels mit der eines reizlosen neutralen Fettes verbinden. 

Berl. klin. W. 4/92. 

Oleum Ricini aromaticum ist ein nach den Angaben von Standke im 
Laboratorium von Töllner & Bergmann in Bremen hergestelltes Präparat; 


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das in seiner Wirkung und Haltbarkeit in keiner Weise von dem gewöhnlichen 
Ricinusöl abweichen soll, welches aber vor jenem den Vorzug verdient, dass 
es ohne Beanstandung und ohne den gegen Ricinusöl fast allgemein bestehen¬ 
den Widerwillen eingenommen würde. — Feinstes Ricinusöl wird wiederholt 
mit heissem Wasser behandelt, dann mit soviel Saccharin versfisst, dass es 
wie ein dünner Syrup schmeckt. Minimale Mengen Aldehyd des Ceylon- 
zimmtöls und ein wenig Vanillearoma verdecken die letzten Spuren des ur¬ 
sprünglich kratzenden Geschmacks. Dt. med. W. 4/92. 

Verband* und Desinfeetionsmittel. 

Carbolpulver als Desinfeetionsmittel ist nach Swobodas Untersuchungen 
durch den variirenden Gehalt an Phenol nicht zuverlässig. 7 Proben ergaben 
beispielweise folgende Resultate: 



Aetherextract. 

Phenol. 

Probe I. 

17,5°/o 

Wo 

,, 11. 

17,3 „ 

CO 

„ III. 

12,3 „ 

4,0 „ 

,. IV. 

11,7 „ 

2,3 „ 

„ v. 

3,8 „ 

» 

,, VI. 

3,2 „ 

n 

„ VI. 

2,4 „ 



Hyg. Rdsch. 2/92. 


Therapeutische Mittheilungen. 

Abführmittel für Kinder: Ol. Ricin. 15,0 

Kaffee Infus. 60,0 
Sacchar. 20,0 

1 Gelbei. f. Emulsio. Dt. med. W. 2/92. 

Anaestheticum; lokales: 

Rp.: 

Chloroform. 

Tinct. aconit. aa 12 Theile. 

Tinct capisci 4 „ 

Extr. caryophill. 

Campher. aa 2 „ Prag. med. W. 1/92. 

Bei Bleivergiftungen hat Humphreys durch grosse Gaben von Atropin bei 
gleichzeitiger Anwendung von Jodkali gute Resultate erzielt 

Rdsch. f. Pharm. 5/92. 


Chloroformnarkosenzufälle verhindert Burall durch Inhalationen vom Amyl- 
nitrit Dasselbe wirkt gefässerweiternd und dies verhindert die cerebrale 
Anaemie. Dt. med. W. 3/92. 

Bei Darmverschluss verschiedenen Ursprungs hat Mitschell durch Dar¬ 
reichung von Olivenöl 2stdl. oder häufiger, 70 gr. und mehr bis 500 — 


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119 


1000 gr. ohne .Rücksicht ob Erbrechen erfolgte genommen waren, 
Darmentleernng in 3—24 Stunden erzielt. 

Ther. Mtshft. 1/92. 

Profuse Dfarrhoeen behandelt Bronghton wie folgt: 

Rp.: 

Bismuth. salicyl. 10,0 
Zinc. sulfur. carbol. 0,2 
Aq. Calcis. 

Aq. dest. aa 50,0 
Tinct. op. benz. 20,0. 

M. D. S. 2stdl. 1 KaffelöfFel bis zum Stillstände. Dt. med. W. 1/92. 

Juckreiz bei Masern, Scharlach lind Windpocken za beseitigen wird folgende 
Receptformel empfohlen: 

Rp.: 

Lanolin, puriss. Liebr. anhydric. 50,0 
Vaselin, americ. 20,0 
Misce terendo fiat unguentum 
D. S. 3stdl. zur Einreibung. 

Diese Salbe soll in jedem Stadium der betr. Exantheme anwendbar sein. 

Ther. Mtshft. 1/92. 

Gegen Keuchhusten empfiehlt Bravo Einathmnng von aetherischem Cypressenöl, 
das tropfenweise auf die Kleidung oder das Kissen des Kindes geträufelt 
wird, so dass stets die mit dem wirkenden Prinzip gesättigte Luft 
inspirirt wird. Es wirke schleunig, habe keine gefährlichen Neben¬ 
wirkungen, sei leicht anwendbar und von nicht unangenehmen Geruch. 

Rdsch. f. Pharm. 4/92. 

Gegen Kropf empfiehlt Auerbach täglich interstitielle Injectionen in den 
Tumor von 0,005 Acidum osmicum mit darauffolgender 15 Minuten 
währender Massage. Bei gleichzeitigem innerlichen Gebrauch von Jodkali 
constatirte er die Verkleinerung der Geschwulst um die Hälfte und das 
Schwinden der andern Symptome. Dt med. W. 3/92. 


Gegen Schuppen der Kopfhaut empfohlen: 

Rp.: 

Borax 5,0 

Eau de Cologne 10,0 
Aq. font. 250,0 

M. D. S. mittelst Schwämmchen auf die Kopfhaut zu appliciren. 

Ther. Mtshft. 1/92. 


Bei Tabes will Benedikt durch eine von Bonuzzi ersonnene mechanische 
Behandlungsmethode einige fiberraschend günstige Resultate erzielt haben. 
Nicht nur hätte sich der Gang wesentlich gebessert, sondern es cessirten 
auch die neuralgischen Schmerzen. Andrerseits räth Benedikt zur Vor¬ 
sicht bei Anwendung dieser Methode, da sich leicht Schmerzhaftigkeit 


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der Wirbelsäule und Schwellungen an der Bengeseite der Oberschenkel 
einstellen können. Die Behandlungsweise ist folgende: der Patient wird 
flach gelagert, worauf seine Beine durch ein Handtuch an den Sprung- 
gelenken gefasst und über den Kopf soweit vorgezogen werden, dass 
auch die Wirbelsäule nach vorne gebeugt wird und wird diese Bewegung 
solange fortgesetzt bis die Kniee an die Stirne angedrückt werden 
können. Prag. raed. W. 2/92. 

Kleine Notizen. 

Preis-Aufgabe. Für die Lamey-Preisstiftung hat die Kaiser-Wilhelms- 
Universität Strassburg folgende Preisaufgabe gestellt: Es ist zu unter¬ 
suchen, welche Aenderungen der Sterblichkeit, vornehmlich in 
den grösseren Städten Deutschlands, sich als Folgen hygienischer 
Verbesserungen wahrnehmen lassen. Die Arbeit wird wesentlich eine 
statistische sein und das Hauptgewicht darauf gelegt werden müssen, mit 
reichhaltigem Material möglichst genau den Zusammenhang zwischen Aende- 
rung der Sterblichkeit und hygienischen Verbesserungen (Kanalisation, Wasser¬ 
leitung u. s. w.) darzulegen. Der Preis beträgt 2400 Mark; die Arbeiten 
müssen vor dem 1. Januar 1895 eiugelaufen sein, die Vertheilung des Preises 
findet im Laufe des Jahres 1895 statt. Die Bewerbung steht jedem offen, 
ohne Rücksicht auf Alter oder Nationalität. Die Concurrenzarbeiten, die an 
den Universitätssecretär einzusenden sind, können in deutscher, französischer 
oder lateinischer Sprache abgefasst sein. Sie sind mit einem Motto zu ver¬ 
sehen; der Name des Verfassers darf nicht ersichtlich sein, sondern muss nebst 
Adresse in einem verschlossenen Couvert angegeben werden, das äusserlich 
mit dem Motto gekennzeichnet ist. Die Versäumung dieser Vorschriften hat 
den Ausschluss von der'Koncurrenz zur Folge. 

Geöffnet wird nur das Couvert des Verfassers der gekrönten Schrift. 
Für die Zurückgabe der- nicht gekrönten Schrift oder wegen Formfehler von 
der Concurrenz ausgeschlossenen Arbeiten wird seitens der Universität keine 
Verpflichtung übernommen. . 

Preisausschreiben der Societe francaise d’Hygiene 1) für das Jahr 1892: 
Es sind von practischen Gesichtspunkten aus die hygienischen 
Grundsätze darzulegen, welche den Europäer in unsern Colonieen 
bei der Wahl seiner Wohnung, Lebensweise, Kleidung, Ernährung 
und Beschäftigungsweise zu leiten haben. Die Preise bestehen in 
einer von dem Präsidenten der Gesellschaft gestifteten grossen goldenen und 
zwei silbernen Medaillen. Die Arbeiten sind in der üblichen Form bis zum 
31. Juli an die Gesellschaft, 30 rue du Dragon, Paris, zu senden. — 2) für 
das Jahr 1893: Hygiene und körperliche Erziehung,des Jünglings¬ 
alters. Die Preise bestehen in einer goldenen, einer silbernen und zwei 
Bropcemedaillen. Die Abhandlung darf den Raum von 32 Octavseiten nicht 
überschreiten. Ablieferungstermin 1. August 1893, wie oben. 

Verantwortlich: Flacher’s medicln. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charitestr. 6. 

Vürstlich prlv. Hofbuchdruckerei (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 

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M 4 


1892 


April. 


InliAlis Ranllfhe Elnrlchtnnffii: Allgemeine*: Gegen Eisenbahnunglücke 121. — Gegen 
ungesunde Dünste 122. — Gesundheitsschädliche Farben 122. — Bauliche Einrichtungen: Laxareth- und Fcld- 
baracke 123. — Lazarethbaracke 124. — Metalldaehplatten 124. — Füllmaterial 124. — Lederteppiche 125. — 
Helzuna und Lfiltnng: Mantel-Schachtöfen 125. — Oefen der Koch’schen Baracken 120. — Oade’sche Kamin- 
Ofen 127. — Kanalisation: Spülvorrichtung 128. — Strassenkanalreinlgungsapparat 128. — Sicherheitsvorrichtung 
für Hausablässe 129. — 8treuvorrichtung für Abtritte 129. — Desinfektion: Desinfectionsapparat 129. — Wanddes- 
infection 129. — Innere Einrichtungen von Krankenhüuseru: Spucknapf 130. — Stuhlbett 130. — Tischbott 130. 

AeraAllrhe Polytechnlk: Chirurgische Instrumente: Injections-Spritze 131. — Nadel 134. — Sicherung 
für Klingen 134. — Zapfencharnirgelenk 135. — Puderquaste 136. — Tamponträger 137. — Spray 138. — Zerstäu¬ 
ber 139. — Anästhesirungsapparat 139. — Orthopädische Apparate: Geradehalter 140. — Hosenträger mit Rücken¬ 
wärmer 140. — Gynaekologlschc Instrumente und Apparate: Compressionsverband 140. — Craniotom 141. — Rhino* 
logische Instrumente: Pulverbläser 146. — Otlatrischc Apparate: Gehörbrille 147. — Diverse medlclnlsche Instru¬ 
mente und Apparate: Percussionshammer 147. — Lungendehner 148. — Pa teil (bericht: 149. 

Spezielle Krankeapä^f«: Schwestern-Statlon für Krankenpflege in der Familie 151. — Nahrungs¬ 
mittel: Kindernährmittel 151. — Eichelbrod 152. — Soldatenbrod 152 — Uebor trichinöse Fleischwaaren 152. — 
Ueber tuberculöses Fleisch 153. — Ueber Zusatz zu Weinen 153. — Verband- nnd Desinfectlonsnilttel: Benzoe¬ 
säuregaze — B.-Watfce. — Borsalbe. — Carbolcatgut 153. — C.-Gaze — C.-Jute. — C.-Oel. — C.-Sand. — C-Sehwefel- 
saure Zinkgaze. — C.-Seide. — C.-Torfmull. — C. Watte. — 154. — Catgut — Chlorzinkjute. — C.-Watte. — Chrom- 
säorecatgut. — Dampfsterillstrte Verbandstoffe. — Drains. — Eisenchloridwatte. — Essigsäure Thonerdegaze. — 
E.-Jute 165. — E.-Watte. — Gypsbinden. — G.-Theer. — Jodoformäther. 166. — J.-Collodium. — J.-Emulsion. — 
J.-Gaze. — J.-Salbe. — J.-Sand. — J.-Seide 157. — Therapeutische Mitthellungcn: Abführmittel 158. — Aufgesprungene 
Hände 158. — Brustwarzenschrunden 158. — Cardialgische Schmerzen 158. — Diabetes 168. — Diarrhöen 158. — Diph¬ 
therie 168. — Hemlkranie 169. — Influenza 159. — Laryngitis 159. — Oxyuris 159. — Pneumonie 159. — Soor 159. — 
Tuberculöse Processe 159. — Zahnpulver 159. — Kleine Notizen: Patent-Stahlsprlngfeder-Matratzen 160. — 
Ministerielle Verfügung 160. 


-Hf- Bauliche Einrichtungen. 4+ - 

Redacteur: Regierungsrath Grundke. 


Allgemeines. 

Das an Eisenbahnunglöcken reiche Jahr 1891 hat die preuss. Eisenbahn- 
verwaltnng veranlasst, eine Versammlung von Eisenbahnärzten und Beamten 
zusammen zu berufen, von welcher folgende Beschlüsse nach Uhland’s Ver- 
kelirsztg. 22 zu folgenden Beschlüssen gefasst wurden. 

Auf jeder Station ist unter der Obhut des Stationsvorstehers ein sogenannter 
grosser Bettungskasten vorhanden mit antiseptischen Verbandmitteln und -Stoffen, 
mit Stärkungs- und Reinigungsmitteln, Geräthen und Instrumenten, um Kleidungs¬ 
stücke anfzuschneiden und andere bei Verwundeten oder Kranken nötliige Hand¬ 
griffe bewerkstelligen zu können. Ausser der strengen Weisung, ärztliche 
Hülfe schnellstens herbei zu schaffen und dem Arzte den Theil des Rettungs¬ 
kastens zur Verfügung zu stellen, dessen Inhalt nur durch den Arzt oder nach 
ärztlicher Verordnung angewendet werden darf, haben die Stationsvorsteher 
und deren Assistenten die Pflicht, die dieserhalb erlassenen, speciellen Vor¬ 
schriften nicht allein genau kennen zu lernen, sondern auch den Gesammt- 
inhalt des Rettungskastens in bestimmt vorgeschriebenen Zeiträumen einer 
sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Die im Stations- und im Fahrdienst 
beschäftigten Beamten sollen möglichst einen Samaritercursus absolviren und 
den Eisenbahnärzten ist die Verpflichtung auferlegt, die Beamten bezüglich 
ihrer Kenntniss der Vorschriften und der unumgänglich erforderlichen ersten 
Handgriffe hei Hilfsleistungen zu unterrichten und zu prüfen. Der Inhalt des 
genannten grossen und eines kleinen Rettungskastens, den jeder Zugführer im 
Coupe zur Hand haben muss, ist von den Aerzten jedes Jahr einmal zu unter¬ 
suchen. Ist ein solcher Kasten zur Verwendung gekommen, so hat der be¬ 
treffende Beamte für die Füllung nach ärztlicher Vorschrift Sorge zu tragen. 

Auch zum Selbstunterricht ist den Beamten Gelegenheit geboten, indem 
unter sachverständiger Oberleitung eine Anleitung für den Unterricht der Be¬ 
amten über die nächsten Verhaltungsmassregeln, welche bei Verletzten auf 
Eisenbahnen vor Ankunft des Arztes zu beobachten sind, ausgearbeitet und 


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122 


an die Beamten vertheilt ist. Vorschriften über das Verhalten gegen die Ver¬ 
unglückten, Befreiung derselben aus Wagentrümmern, zweckmässige Lagerung 
und Verabreichung von Erfrischungen gehen darin einer besonderen Anleitung 
voraus, die sich auf Stillung von Blutungen, Behandlung von Knochenbrüchen 
und allen anderen Verwundungen bezieht. Daran schliessen sich Instructionen 
bei Anzeichen von durch Quetschungen oder Druck hervorgerufenen inneren 
Verletzungen, Ohnmächten, Bewustlosigkeit und Scheintod. Ein Auszug dieser 
Anleitung sollte, wie in den verschiedenen Stationsräumen, auch in den Bahn¬ 
wärterbuden vertheilt werden. Ausserdem sind in den Stationen mehrere 
Tragbahren und im Gepäckwagen der Züge eine Tragbahre untergebracht. 
Die Tragbahren können auch als provisorische Lagerstätte benutzt werden. 

Zur Verhütung der widrigen und der Gesundheit nachtheiligen Aus¬ 
dünstungen, die ungereinigte Knochen und ähnliche fäulnissfähige thierische 
Abfälle bei der Eisenbahnbeförderung verbreiten, hatte der Bundesrath im 
vorigen Jahre beschlossen, dass diese Gegenstände mit Ausnahme der kältesten 
Jahreszeit nur in festen, dicht verschlossenen Fässern zur Beförderung zuge¬ 
lassen werden dürften. Gegen diese Vorschrift sind Beschwerden erhoben 
worden, weil der Transport dadurch vertheuert werde und die Waare infolge 
der festen Verpackung leide. Um einen Ausgleich zwischen den Interessen 
der öffentlichen Gesundheitspflege und der Industrie herbeizuführen, hat kürz¬ 
lich im Reichs-Eisenbahnamt unter Zuziehung von höheren Eisenbahnbeamten. 
Sachverständigen und Interessenten eine eingehende Erörterung der Ange¬ 
legenheit stattgefunden. Man einigte sich dahin, zu empfehlen, dass nach dem 
Vorgänge der baierischen Staatsbahnen versuchsweise auf allen deutschen 
Eisenbahnen ein Verfahren zugelassen werden möge, wonach nicht gereinigte 
Knochen und ähnliche Gegenstände bei der Aufgabe in Wagenladungen in 
feste, mit verdünnter Karbolsäure angefeuchtete Säcke zu verpacken sind, und 
jede solche Sendung mit einer Decke aus sogenanntem Hopfentuch, das mit 
verdünnter Karbolsäure getränkt ist, dieses aber wiederum mit einem wasser¬ 
dichten Wagenplan bedeckt sein muss. Die Einführung der Transporter¬ 
leichterung bedarf noch der Genehmigung des Bundesraths. N. Pr. Ztg. 

In Ausführung des Gesetzes vom 5. Juli 1887, gesundheitsschädliche Far¬ 
ben betreffend, sind im Monat December 1891 nach N. Pr. Ztg. in unauffälliger 
Weise polizeilich 25 Proben von Konditor- und Zuckerwaaren, 41 Proben von 
Spielwaaren aus 20, bez. 80 hiesigen Geschäften entnommen und chemisch 
untersucht worden. Die Untersuchung führte bei den Zuckerwaaren in 3, bei 
den Spielwaaren in 25 Fällen zu Beanstandungen. Bei den Zuckerwaaren 
wurden selbst nirgends giftige oder gesundheitsschädliche Farben vorgefunden; 
sondern die Beanstandungen betrafen die zu Atrappen und zu Einschlagpapieren 
benutzten Farben, und handelt es sich dabei immer noch um die Verwendung 
von chromsaurem Blei, obgleich sich dasselbe so leicht vermeiden lässt, da 
viel schönere bleifreie Farben genommen werden können. Das Festhalten an 
solchen unzulässigen Enveloppen kann nur als eine grosse Nachlässigkeit be¬ 
zeichnet werden. Was die auf den Holz-, Spielwaaren, Papier-Machee-Waaren 
und Metallwaaren verwendeten Farben aniangt, so sind immer noch Bleifarben 


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123 


in relativ reichhaltiger Menge festgestellt worden. Es wurden vorgefunden: 
Bleiweiss, Bleiglätte, Mennige, Chromgelb, chromorange, chromroth, bleihaltige 
Mischfarben. Häufig wurde ein Eosin-Bleilack angetroffen, der zum Theil 
mennighaltig, zum Theil als solcher direkt als „künstlicher“ Zinnober ver¬ 
wendet wird. Chromgelb wurde mehrfach vorgefunden. Von Kupfer-Arsen¬ 
farben wurde in einigen Fällen Schweinfurtergrün entdeckt, ferner Kupfer- 
Harzfarbe, aus Grünspan und Terpentin erzeugt, in mehreren Fällen. In den 
Tuschkästen wurden in nur wenigen Fällen unzulässige Farben, und alsdann 
Eosin-Bleilack und chromgelbhaltige Mischfarben vorgefunden. — Die Ver¬ 
wendung gesundheitsschädlicher Farben auf den Weihnachtssacheu erscheint 
um so unverantwortlicher, als es doch an zweckmässigen Farben und organischen 
Farbmitteln keineswegs mangelt und als die giftigen Farbstoffe bei einiger 
Sorgfalt und Einsicht unschwer durch Materialien ersetzt werden können, die 
auch hinsichtlich des äusseren Ansehens schlechterdings nichts zu wünschen 
übrig lassen. Die Vorschriften des Gesetzes sind von einer Deutlichkeit und 
Bestimmtheit, dass den Industriellen jeder Vorwand zur Beschönigung fehlt. 
Es würde im allgemeinen Interesse zu bedauern sein, wenn mit der Anwendung 
der strengen auf absichtlichen und fahrlässigen Gebrauch gesundheitsschäd¬ 
licher Stoffe gesetzten Strafen in vollem Umfange vorgegangen werden müsste. 
Dem Anscheine nach aber wird es dessen bedürfen, wenn eine nachhaltige 
Besserung des bestehenden Zustandes erreicht werden soll. 


Bauliche Einrichtungen- 

Die Lazareth- und Feldbaracke von Robert Herrraaun in Rosswein i. S. 
ist als einfache oder Doppelbaracke aufzustellen, sie ist im ersten Falle 
2,50 m lang, 2,00 m breit, 0,50 m hoch, im letzteren ist die Länge 5 m. Als 
einfache Baracke ermöglicht sie die bequeme Aufnahme von 4, als Doppel¬ 
baracke diejenige von 8 Verwundeten. Der Boden derselben besteht aus ge¬ 
spundeten und daher wasserdicht schliessenden Brettern von 25 mm Dicke. 
Die 0,50 m hohen Seitenwände sind durch Schrauben solid mit dem Boden 
verbunden. Durch Scharniere und Schrauben sind an deu Seiten wänden Holz¬ 
rahmen zum Auf- uud Niederschlagen befestigt, welche mit wasserdichtem 
Segeltuch überspannt sind. Die Giebel werden einfach verschnürt; doch ge¬ 
stattet diese Verschnürung, dass der am Giebel liegende Verwundete von 
aussen bedient werde. In der Mitte der inneren Seitenwände zweier neben 
einander stehenden Baracken befindet sich je eine Thür zum Aufklappen, auf 
welche der Mittelgang ausmündet; diese Thür ermöglicht die Beaufsichtigung 
von 8 Kranken durch eine einzige Person vom Sanitätsdienst. Sobald Ver¬ 
schnürung und Thüre geschlossen sind, ist der innere Raum vor jedem Un¬ 
wetter geschützt. 

Die Bodenfläche derselben enthält 10 □ Meter, die in folgender Weise 
ausgenutzt werden: In der Mitte befindet sich ein 0,30 m breiter Gang mit Feld¬ 
stuhl; zu beiden Seiten des Ganges liegt je eine Doppelmatratze von 1,10 m Breite 
für je 2 Mann. Die Matratzen haben Drellüberzug, Füllung von Afrique, fest¬ 
verbundenes Keilkissen und aufknöpfbaren, undurchlässigen Gummi-Ueberzug. 

10 * 


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Die Baracke ist in höchstens 5 Minuten aufgestellt und im gleichen Zeit¬ 
räume zusammengeschlagen. 

Die einfache Baracke ist im Nothfall auch zum Uebersetzen über Ge¬ 
wässer zu benutzen. 

Der patentirte Feldstuhl besteht aus Stuhl, Tisch und Dach zum Zusammen¬ 
legen. Hinter dem Sitze befindet sich ein 0,24 m langes, 0,15 m breites, 0,04 m 
tiefes Kästchen, das in der einen Baracke Verbandzeug, in der andern Schreib¬ 
material für die Feldpost aufzunehmen bestimmt ist. 

Die zusammengelegte, zum Weitertransport bestimmte Baracke enthält 
ausser den beiden Doppelmatratzen, 2 zusammengelegte Feldstühle, die Feld¬ 
zeichen des Rothen Kreuzes und 2 schwarze Tafeln. 

Zur gleichzeitigen Beförderung von je 3 Doppelbaracken dient ein vier¬ 
rädriger Wagen. Beim Transport einzelner Baracken auf kürzere Strecken 
benutzt man zwei durch Axe verbundene Räder, auf welche die zusammen¬ 
gelegte Baracke aufgelegt wird. An der Vorderseite des vierrädrigen Trans¬ 
portwagens ist die Trage für den Verwundetentransport bis zur Baracke befestigt 

Iu der Internationalen Ausstellung für das Rothe Kreuz, Armeebedarf, 
Hygiene, Volksernährung und Kochkunst zu Leipzig im Februar 1892 hat die 
Baracke die goldene Medaille erhalten. 

In derselben Ausstellung war eine, ein abgeschlossenes Ganzes bildender 
Theil einer versetzbaren eisernen Lazarethbaracke von Alfred Katzig in 
Dresden, A. ausgestellt. Eine aus mehreren solchen Theilen bestehende 
Baracke hat im Dresdner Krankenhause Verwendung gefunden und sich gut 
bewährt. Die Construction der Wände, welche doppelt mit Zwischenräumen 
ausgefühlt sind, ermöglicht die Verwendung der Baracke in jeder Jahreszeit. 
Solche Theile lasseu sich iu beliebiger Zahl zusammensetzen. 

Die verzinkten Metalldachplatten von Bellino & Cie. in Goeppingen 
eignen sich gut zum schnellen Abdecken von Wänden und Dächern für 
Baracken, welche voraussichtlich längere Zeit stehen sollen. Sie sind mit 
geraden Befestigungszungen ausgestattet, welche ein Verlegen derselben ohne 
kundige Arbeitskräfte gestatten. Gegen Wetter und Sturm und gegen Feuers¬ 
gefahr bieten sie grosse Sicherheit. Der qm. Deckfläche wiegt 7—7 '/<, kg, 
wozu 10 Stück Dachplatten nothwendig sind. Die Platten können von Neuem 
benutzt werden. Beim Transport nehmen sie nur geringen Raum in Anspruch, 
weil sie dicht auf einander gelegt werden können. Die Platte mit der Be¬ 
festigungsvorrichtung bildet ein Ganzes. 

Neues Füllmaterial für Zwischendecken. Ueber diese wichtige Angelegen¬ 
heit ist schon mehrfach in diesen Spalten berichtet worden. Es ist bedauer¬ 
lich, dass diese immer noch nicht die der Wichtigkeit derselben entsprechende 
Beachtung bei den Bauten findet. Es ist aber auch anzuerkennen, dass sich 
in der letzten Zeit verschiedene Firmen mit der Herstellung eines solchen 
Materials beschäftigten, welches den Anforderungen der Hygiene und der 
Feuersicherheit gerecht werden soll. Mit Bezug hierauf ist folgender Vor- 


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schlag der Korkenfabrik von C. Kamm and el in Geisa zu beachten. Diese 
Fabrik stellt ans ihren Abfällen ein Korkmehl dar, welches sie in zwei 
Mischungen zur Anwendung empfiehlt. Die eine Mischung ist: In 3 Theilen 
Wasser wird 1 Theil Kalk gelöscht und soviel Korkmehl zugemischt, bis sich 
eine steife Masse bildet. Bei der zweiten Mischung wird 1 Theil Lehm in 
2 Theileu Wasser gelöst und wie oben Korkmehl zugesetzt. Diese Masse 
trocknet, auf die Staaken der Balkenlage aufgetragen, schnell und belastet 
sie nur in geringem Maasse. Auch wird der Schall und die Wärme schlecht 
geleitet. Das Material eignet sich auch zur Herstellung von Zwischenwänden. 
Ein Kubikmeter Korkmehl wiegt 100 kg und kostet etwa 8,00 Mk. 

Gesundheits-Lederteppiche. D. Bauztg. 17. Die Firma I. M. Steger in 
Chemnitz (Vertreter B. Halberstaedter in Berlin, Elsasserstr. 12) erzeugt 
sogenannte Gesundheits-Lederteppiche, wie Fussraatten, Läufer, Treppenbeläge, 
die bereits durch eine grosse Zahl von Behörden in Gebrauch genommen sind 
und sich gut bewährt haben. Die Lederfussmatten, die aus hochkantig ge¬ 
stellten, zum Theil ringförmig, zum Theil länglich ausgeschnittenen Stückchen 
Rindsleder in der Stärke des Sohlenleders bestehen, welche auf runde Eisen¬ 
stangen, die unter sich durch die länglichen Ledertheile verschränkt verbunden 
sind, lassen eine gute Reinigung der Fussbekleidung zu, saugen die an den 
Sohlen haftende Feuchtigkeit auf und verhindern, dass der Fuss mit dem 
aufgetretenen Schmutze nochmals in Berührung kommt. Dadurch wird nament¬ 
lich die schädliche Staubbildung beseitigt, wie auch das Ausklopfen überflüssig 
wird. Die Lederfussmatten sind, im Gegensätze zu den eisernen Thürvorlagen, 
im Winter ohne Gefahr zu benutzen und halten bei der Eigenschaft des Leders, 
schnell auszutrocknen, die Feuchtigkeit nicht so lange, wie andere Matten. 
Die Dauerhaftigkeit der Ledermatten wird als die 25fache der gewöhnlichen 
Matten angegeben. Auch sichern sie den im Winter oft gefährlichen Boden¬ 
belag aus glatten Fliessen vor der Gefahr des Ausgleitens. 


Heizung und Lüftung. 

Die Mantel-Schachtöfen von Käuffer & Co. in Mainz haben sich im 
hygienischen Institut besonders bewährt und sind wiederholt von massgebender 
Seite empfohlen worden. Für die Heizung in Krankenbaracken sind dieselben 
insofern interessant und wichtig, als sie nach sorgfältiger Prüfung in den neuen 
Koch’schen Baracken bei der Charite in Berlin Verwendung gefuuden haben. 

Die Oefen können eutweder von aussen, von einem Nebenzimmer oder 
Korridor aus bedient werden, wie der in Fig. 99 im Schnitt dargestellte, oder 
im Zimmer selbst, wie in Fig. 100 angenommen, bedient werden. Die innere 
Einrichtung ist aus den beiden Figuren leicht ersichtlich. 

Die in den Raum zu führende frische Luft tritt unten zwischen Ofen und 
Mantel ein und tritt dann oben erwärmt aus dem Mantel, gemischt mit 
zirkulirender Zimmerluft; man fühlt sie nicht, geniesst aber ihre hygienischen 
Vortheile. Diese Zuführung frischer Luft ist regulirbar; wird durch Schliessen 
der Drosselklappe keine zugelassen, so zirkulirt von selbst nur Zimmerluft. 


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Je kälter es aussen ist, desto mehr wird diese Klappe im Frischluftstutzen 
geschlossen, je wärmer die Aussenluft ist, desto mehr wird sie geöffnet; trotz 
schwächeren Heizens erreicht man so dieselbe Lüftung bei aussen +10 Grad, 
wie bei aussen —20 Grad, bei sehr warmem Fussboden. Man kann Steinkohle, 



Fig. 99. Fig. 100. 


Anthracit, Koks, Braunkohle, Torf als Brennstoff benutzen, vorzüglich ist der 
Anthracit von Kohlscheid, Prisberg bei Osnabrück, Langenbrahm in Westfalen, 
Zeche vereiuigte Wiesche in Mühlheim a. d. Ruhr, magere schlesische, säch¬ 
sische und böhmische Steinkohlen. Mit diesen gasarmen Kohlen oder mit 
mageren Briquetts brennt das Feuer Tag uud Nacht. 

Je stärker ventilirt wird, desto mehr verdunstet aus dem besonders grossen 
Wassergeiäss Wasser. Die Mitheizung eines anstossenden Nebenzimmers kann 
in einfacher Weise vermittelst Durchbrechungen der Zwischenwand be¬ 
wirkt werden. 


Für die Koch’schen Baracken in Berlin sind 60 Oefen geliefert worden. 
Ueber die Erfahrungen, die mit diesen gemacht wurden, wird uns von der 
Firma Käuffer <fc Co. Folgendes mitgetheilt: Die Erwärmung und Lüftung der 
Koch’schen Baracken ist durchaus zur vollen Zufriedenheit aller Betheiligten 
ausgefallen und es wird ganz besonders die gleichmäßige Erwärmung, die 
angenehme Temperatur am Fussboden und die gute Luft in den Räumen 
gelobt. 

Officielle Messung diesen Winter ergab bei + 4’/ 2 Grad Aussentemperatur 
eine stündliche Lüftung von 84 cbm pro Bett, ohne Erwärmung der Abluft¬ 
schlote, die vorgesehen ist, um gegebenen Falls, wenn es aussen warm wird 
zu Hilfe genommen werden zu können, sofern das Oeffnen der oberen Klappen 


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in den Abluftschächten, denjenigen in den Giebeln und der oberen Klapp¬ 
flügel der Fenster einmal nicht genügen sollte. 

Dachreiter sind hier, wie neuerdings überall, verworfen worden, aber 
sonst ist in jeder Weise für Luft, viel Luftwechsel, gesorgt und so, dass 
Niemand den starken Luftdurchzug belästigend fühlt. 

Kachelöfen würden hier allemal sich als zu schwach erwiesen haben, 
oder sie hätten müssen ganz colossal gross gemacht werden und dann wären 
cs immer noch keine Mantelöfen gewesen, in deren Nähe man so gut sich 
anfhalten kann, wie in der Ferne. 

Bei den Messungen im Hygien. Institut in Berlin verbrauchte der Käuffer- 
selie Saalschachtofen im Hörsaal bei gleicher Leistung wie die anderen Oefen 
13 Pfund Kohle, die anderen Oefen dagegen 10 Pfund Anthracit uud 
20, 22. 23. 30. 33. 35 bis 48 Pfund Kohle, bei relativ w’ärmstem Fussboden 
und geringster Temperatur unter der Zimmerdecke, wesshalb dieser Ofen als 
der richtigste empfohlen wurde. Hierbei entscheidend war die richtige Con- 
struction des Ofens, als Wärmespendung sein weiter Mantel und die speciell 
KäufFer’sche Frischluftznftthrung. 


Cade’sche Kamin-Ofen. Von der Eisengiesserei-A.-G. vorm. Key- 
ling & Thomas in Berlin N., Ackerstr. 129. Unter dem Füllraum ist der 
Herd durch horizontal liegende, aber geneigte Stäbe 
gebildet, von denen die vorderen aus einfachen Eisen- 
platten und die hinteren aus Chamotteplatten her¬ 
gestellt sind. Unter diesen Stäben sind in den Seiten¬ 
wandungen Nutheii vorgesehen, in welchen in ver¬ 
schiedener Höhe ein Abstechschieber eingefttlirt wei ¬ 
den kann. Durch diesen Schieber kann sowohl die 
Feuerhöhe geregelt werden, als auch ohne Entleerung 
des Ofenschachtes und ohne Belästigung von Staub 
und Rauch die Asche entfernt werden. Als Brenn¬ 
material dient am zweckmässigsten Anthracit zwischen 
Erbsen- und Haselnussgrösse. Als besondere hygie¬ 
nische Vortheile dieser Ofenconstruction wird folgen¬ 
des hervorgehoben: Eine sehr lebhafte Wärme¬ 
wirkung und Luftcirculation wird durch directe Aus¬ 
strahlung hervorgerufen. Eine Verbesserung der 
Zimmerluft wird dadurch herbeigeführt, dass die 
schlechte Luft in grossen Mengen durch den stets 
offenen Feuerraum abgesogen wird, während gute Luft durch Thüren und 
Fenster, auch im geschlossenen Zustand genügend eindringt. Der Feuer¬ 
raum ist auf eine vollständige Verzehrung des Rauches eingerichtet. Eine 
auf dem inneren Deckel des Ofens eingesetzte emaillirte Schale dient zur 
Verdampfung von Wasser. Mit einem Kostenaufwand von 15 — 35 Pfg. ist 
der Ofen 24 Stunden lang in Feuer ununterbrochen zu erhalten. Er kann 
zweckmässig mit einem Kachelofen in Verbindung Anwendung finden, indem 



Fig. 101. 


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sein Rohrrohr in der Feuerthüröffnung abgedichtet wird. Die Heizkraft erstreckt 
sich auf Räume bis zu 250 cbm. 

Der Ofen wird nur in einer Grösse hergestellt und zwar von 1.15 m 
Höhe und 0,30 m Durchmesser. Er wird fertig zum Gebrauch geliefert. 

Kanalisation. 

i 

Selbsttätig absetzend wirkende Spülvorrichtung von Eugen Geiger, 
in Firma Carl Geiger in Karlsruhe (D. R.-P. 58095). Der Spülapparat be¬ 
steht aus einem Sammelbehälter, in welchem ein durch eine oben offene 
Schwimmerschale und ein leichtes in einer Stopfbüchse geführtes Messingrohr 
gebildeter Schwimmer angeordnet ist. Das ein tretende Speisewasser füllt den 
Sammelbehälter, und da Schwimmerschale und Schwimmerrohr viel leichter 
sind als das durch sie verdrängte \yässer, so werden dieselben von dem 
steigenden Wasserspiegel so hoch gehoben, bis die Schwimmerschale an ein 
ihre Bodenöffnung verschliessendes festes Gummiventil stösst. und dadurch in 
ihrer Bewegung aufgehalten wird. 

Da der Wasserzufluss fortdauert, so übersteigt der Wasserspiegel im 
Sammelbehälter schliesslich den Rand der Schwimmerschale und das Wasser 
läuft nun in dieselbe über und füllt sie, wodurch der Auftrieb, den das im 
Behälter sich sammelnde Wasser auf die Schwimmerschale ausübt, aufgehoben 
wird. In diesem Augenblick kommt das Eigengewicht des Schwimmers zur 
Geltung und derselbe versinkt plötzlich unter Freigabe der Bodenöffnung in 
der Schwimmerschale bis auf den Grund des Sammelbehälters, worauf sich 
die Entleerung desselben durch das Schwimmerrohr in den Kanal vollzieht. 

Die Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser in den Kanal einströmt, 
entspricht der Druckhöhe der Wassersäule vom Wasserspiegel auf Mitte 
Kanalrohr und ist bedeutend grösser, wie bei den Heber- und Kippspülern. 

Nachdem sich der Spülbehälter bis auf die Höhe des oberen Schwimm¬ 
randes entleert hat, läuft auch die Schwimmerschale leer und hebt sich durch 
den wieder zur Wirkung kommenden Auftrieb über den Wasserspiegel empor, 
worauf die Füllung des Sammelbehälters von neuem beginnt. 

Die mit dem Speisewasser in den Sammelbehälter gelangenden Schlamm- 
theile können sich in dem durch die Wölbung des Bodens gebildeten Sumpf, 
der von Zeit zu Zeit ausgeräumt wird, ablagern und abgelassen werden. 

Der Spülapparat kann unter Erde und bei seicht gelegenen Kanälen 
auch über Erde auf einer Untermauerung aufgestellt werden. 

Ueber einen selbstthätigen Apparat zur Reinigung der grossen gemauerten 
Strassenkanäle theilt die Kanalisations-Verwaltung folgendes mit: Der Apparat 
besteht im wesentlichen aus einem Brettstück, dass die Form des Kanal¬ 
durchschnitts hat und oben, unten und seitwärts auf Rollen läuft. Damit der 
Apparat in die engen Einsteigeschächte gebracht werden kann, besteht jedes 
Brett aus zwei oder drei durch Gelenke verbundenen Theilen. Sobald das 
Brett in den Kanal gebracht ist, staut sich das Wasser auf und treibt den 


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Apparat vorwärts. Dabei strömt durch den am Boden laufenden Theil des 
Brettes, in dem ein Ausschnitt angebracht ist, das nachdrängende Kanalwasser 
mit Gewalt hindurch, wühlt die auf dem Boden des Kanals abgelagerten 
Stoife auf und treibt sie im Verein mit dem Brettstück vorwärts nach den 
Revisionsbntnnen und Sandfangen, wo sie herausgenommen werden. 

N. Pr. Ztg. 90. 

Sicherheitsvorrichtung für Hausablässe von Tippner in Dresden. Ventile, 
welche in Schleusen angeordnet sind, um rückstauendes Wasser von den tief¬ 
liegenden Räumen der bezüglichen Gebäude abzuhalten, versagen nicht selten 
den Dienst, weil sich die vom Abfallwasser mitgeführten festen Theile 
zwischen dem Ventilsitz und Kegel ablagem und so das Dichtschliesseu des 
Ventils verhindern. 

Die Tippner’sche Vorrichtung hält alle durch Abfallwässer mitgeführten 
festen Theile von solchen Ventilen ab und sichert so deren Dichtschluss. 
Sie bildet einen eigenartigen Schlammfänger, welcher aus einem mit Schlitzen 
versehenen Korb in dem Hausablasse besteht, in welchem herausnehmbare 
Scheidewände so angeordnet sind, dass deren Ueberfallkanten in zu einander 
abfallender Höhe liegen. Zwischen diesen setzen sich die festen Theile ab. 

Streu-Vorrichtung für Abtritte von der Wilhelmshütte, A.-G. für Maschinen¬ 
bau und Eisengiesserei in Eulau-Wilhelmshütte. (D. R.-P. 59442.) Bei dieser 
Streuvorrichtung wird das Streumaterial (Torfmüll u. dergl.) mit besonderer 
Kraft in den Behälter geschleudert und über die ganze Fläche gleichmässig 
verbreitet. Fenier ist bei derselben der Materialverbrauch durch die Schleuder¬ 
wirkung einer mit Schaufeln versehenen Welle ein sehr geringer, da eine 
kleine Menge desselben, über die ganze Eimerfläche ausgestreut, dieselbe voll¬ 
kommen bedeckt. Die Streuwelle wird durch das Auf- und Zuklappen des 
Deckels in Bewegung versetzt. 


Desinfection. 

Transportabler Desinfectionsapparat von Geneste, Herscher & Co. in 
Paris. Mit Hülfe dieses Apparates, der zur Desinfection von Räumen dient, 
wird ein Strahl von Dampf und heissem Wasser unter starkem Druck gegen 
die zu desinficirende Wände geleitet. Dieser Strahl ist mit einer antiseptischen 
Flüssigkeit, Zinkchlorid oder Kreosot, gemischt. Auf einem Wagengestell 
sind ein Kessel und zwei Behälter angeordnet, von denen die grössere das 
Wasser und der kleinere die antiseptische Flüssigkeit enthält. Als Druck¬ 
vorrichtung wird ein Injektor angewendet. Der Strahl wird durch ein bieg¬ 
sames Rohr an die gewünschte Stelle geleitet. 


Zur Desinfection der Wände hat Cronberg nnter Zunder, Waschleder 
und Gummi den Schwamm als das desinfectionskräftigste Mittel gefunden, be¬ 
sonders bei der Desinfection der Tapeten; sie zeigten sich entweder steril oder 
fast steril. Der Zunder und das Waschleder sind nicht so zuverlässig, doch 
ist zu beachten, dass in der Praxis die Infectionsstoffe niemals so concentrirt 
Vorkommen, wie bei den Versuchen. Der Zunder hat gleich wie das Brot den 
Uebelstand, dass er leicht krümelt, wenn er nicht mehr von der allerbesten 


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Beschaffenheit ist. Bei der Desinfectidn der Wände, die mit Oelfarbe gestrichen 
sind, erwiesen sich der Schwamm und das Waschleder nicht immer sicher; 
vielleicht würde es sich empfehlen, den Schwamm vorher mit Sublimatlösung 
zu behandeln. Nach diesen Versuchen scheint also der Schwamm wcrth zu 
sein, an der Seite des in jüngster Zeit viel benutzten Brotes in der Praxis 
versucht zu werden, besonders bei der Desinfection der Tapeten. Der Schwamm 
ist leicht zu handhaben, er krümelt nicht wie das Brot, und was noch wichtiger 
ist, es haftet vom Schwamme nichts an den Wänden. Ind. Blätter 10. 

Innere Einrichtungen von Krankenhäusern. 

Spucknapf von Dr. Th. Senestrey und Alb. Pusel in München. Dieser 
Spucknapf bildet einen Fensterwasserkasten. Das von den Fenstern ab¬ 
laufende Wasser wird dazu verwendet, den Auswurf selbstthätig in ein be¬ 
stimmtes Reservoir des Wasserkastens hineinzuspülen. 

Zu diesem Zwecke wird der Fensterwasserkasten durch einen schräg nach 
rückwärts verlaufenden, herausziehbaren Schieber in zwei Theile getrennt. 
Der Schieber ist rinnenförmig und hat in seinem tiefsten Theil einen Ausschnitt. 

In den oberen Theil des Fensterwasserkastens wird ein zweiter Kasten ge¬ 
setzt, der herausgenommen werden kann. In diesen Kasten, der oben offen und 
unten vorn mit einem oder mehreren Ventilen versehen ist, läuft das Fenster¬ 
abwasser zunächst ein. Wenn sich kein Oondensationswasser bildet, wird der¬ 
selbe mit Wasser gefüllt. Die Ventile werden beim Heransziehen und Hin¬ 
einschieben des Schiebers angehoben. 

Beim Einspncken wird der Schieber herausgezogen, auf denselben gespuckt 
und derselbe hierauf wieder liineingeschoben. Hierbei werden die Ventile 
geöffnet, und zwar einmal beim Beginn des Herausziehens und ein zweites 
Mal kurz bevor der Schieber ganz eingeschoben war. Das vor dem Auf¬ 
spucken durch die VentHoffnungen austretende Wasser fliesst in den unteren 
Theil des Kastens. Dadurch wird die Schieberoberfläche angefeuchtet und 
bewirkt, dass einerseits ein Ansetzen des Auswurfs auf derselben vermieden 
und andererseits ein Wegspülen desselben durch das bei der zweiten Ventil¬ 
öffnung aus dem Kasten austretende Wasser erleichtert wird. Letzteres spült 
den Auswnrf in den unteren Theil des Fensterwasserkastens. 

Anstatt den Spuckkasten unter dem Fensterbrett anzuordnen, kann der¬ 
selbe auch sonst beliebig in einer Mauer an zweckentsprechender Stelle an¬ 
gebracht werden. 

Stuhlbett von G. Goldschmidt in Berlin. (D. R.-P. 54905.) Der Stuhl 
besteht aus der Rücklehne, dem Sitze, den Seitenlehnen und den Füssen, welche 
derartig durch Scharniere mit einander verbunden sind, dass sie auseinander 
geklappt ein Bett darstellen. 

Tischbett von J. G. Hoffmanu in Berlin. (D. R.-P. 58693.) Dieses 
Bettgestell lässt sich mit leichter Mühe in einen Tisch verwandeln, so dass 
die Betten in dem Tisch Aufnahme finden können, während die Matratze, an 
dem Bettrahmen befestigt, mit demselben zusammengeklappt wird. 


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- + 4 - Aerztliche Polytechnik. +♦- 

Redactour: Dr. G. Beck. 

Chirurgische Instrumente. 

Neue Injections-Spritze von Dr. G. Bock in Bern. Gesetzlich geschützt 
durch Gebrauchsmusterschutz des K. P.-A. No. 2501. Bei der Menge neuer „asep¬ 
tischer Spritzen“, welche gegenwärtig auf den Markt geworfen werden, ver¬ 
mag ich für die Vermehrung dieser Sammlung nur die Entschuldigung vor¬ 
zubringen, dass der Erfinder stets seine eigene Erfindung für werthvoller 
hält als alles früher Dagewesene und 
sich daher für berechtigt hält, sein 
Product den Fachgenossen darzubieten. 

Ueber den Werth eines Angebots ent¬ 
scheidet aber bekanntlich einzig die 
Nachfrage. Dieser Richterin das Urtheil 
über die Existenzberechtigung meiner 
Spritze anheimzustellen, ist somit der 
Zweck der hier folgenden Beschreibung. 

Das characteristisohe Merkmal der¬ 
selben bestellt darin, dass die Flüssig¬ 
keit, welche zum Zwecke des Aus- 
bezw. Einspritzens bei gewöhnlichen 
Spritzen in den Pnmpenstiefel und hier¬ 
durch mit seiner Wandung und dem 
Kolben in Berührung gelangt, bei den 
in beistehenden Figuren abgebildeten 
Spritzen in einer dem Hohlraum des 
Pumpenstiefels durch eine capillare 
Oeffnung commnnicirenden Behälter A 
aspirirt wird, welcher sich durch die 
Bewegung desKolbenswiederStiefel der 
gewöhnlichen Spritze entleert. 

Dieser ganz oder theilweise oylin¬ 
drische Glasbehälter wird bis zu der 
in seiner Mitte befindlichen Flansche a 
durch den Boden der Spritze in den Hohlraum B derselben eingeschoben, 
der mittelst folgender Anordnung behufs richtiger Functionirung der Spritze 
abgedichtet wird. 

Den Pumpenstiefel bildet ein gläsernes Rohr B, das in eine beidseitig 
in der Längsrichtung geschlitzte Metallhülse m*) eingeschoben wird. Diese ist 
an den Enden mit den Verschlussmuttern / und s versehen. Die untere i 
bildet nun den oben erwähnten Boden des Spritzenkörpers, gegen welchen 
der gläserne Pumpenstiefel durch die Verschlussmutter s angedrückt wird. 

*) Fig. 1. 2 Gramm-Spritze. Fig. 2. 1 Gramm-Spritze. Fig. 3 im Querdurchschnitt 
dargestellt. 



Fig. 102. 
nat. Gr. 


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Der in / eingelegte Gummiring b wird nun je nach dem Grade des Ver- 
schraubens dieser Verschlussmutter in geringerem oder stärkerem Grade gegen 
den eingeschobenen Behälter gepresst und hierdurch entweder vollkommene 
Abdichtung, bezw. Fixirung des Behälters im Pumpenstiefel oder leichtes 
Herausnehmen desselben nach Gebrauch der Spritze erzielt. Die bereits er¬ 
wähnte Flansche a gestattet sichere und für jede Injection sich gleich bleibende 
Lagerung des Behälters A. 

Um das Maass der auszuspritzenden Flüssigkeit nicht von dem nie ganz 
gleichmässig herzustellenden Volumen des letzteren abhängig zu machen, so 
wurde nach dem genau bestimmbaren Kaliber des Pumpensticfels der Kolben¬ 
hub berechnet, welcher zur Aspiration von je 1, bezw. 2 g Flüssigkeit nöthig 
ist und hiernach die Einteilung der Kolbenstange C bemessen, auf welcher 
der zum jeweiligen Bedarf erforderliche Kolbenhub abgelesen wird. 

An der zur Schraubenspindel geformten Kolbenstange C befindet sich 
eine Laufmutter r, welche vor dem Ansaugen der Flüssigkeit an jene Stelle 
gebracht wird, welche den erforderlichen Kolbenhub angiebt. Hierauf erst 
wird die Kolbenstange behufs vorzunehmender Aspiration in den leeren 
Pumpenstiefel versenkt, bis die Mutter c an der Deckelschraube s anschlägt, 
wonach erst der zur Aspiration der Flüssigkeit benüthigte Kolbenhub be¬ 
ginnt. Ist diese erfolgt, so ist es zweckmässig, die Mutter c einige Milli¬ 
meter weit zurückzustellen, um einen etwas höheren Luftdruck, als den zum 
Ausgleich des athinosphärischen Druckes im Pumpenstiefel erforderlichen er¬ 
zeugen zu können, da andernfalls das Ausfliessen der letzten Flüssigkeits¬ 
reste sich zu langsam vollzieht, während bei dem durch Zurückdrehen der 
Mutter c erlangten Ueberdruck im Gegentheil die Entleerung der Spritze 
eine so vollkommene wird, dass auch nicht die geringste Spur Flüssigkeit 
in der Spitze des Behälters A und der hier angesteckten Kanüle zurückbleibt. 

Die meiuer Spritze eigentümlichen Vorzüge erblicke ich in folgenden 
Eigenschaften derselben: 

1. Vollkommenste Asepsis, da der Bestandteil, mit welchem die Flüssig¬ 
keit einzig in Berührung kommen soll, in grösster Hitze sterilisirt 
werden kann, welcher Sterilisirbarkeit auch der nur mit capillaren 
Oeffnungen versehene Luftraum A dieses Bestandteils unterliegt. 

2. Die Möglichkeit, ohne irgendwelche Reinigung der Spritzenbestand- 
theile nöthig zu haben, die differentesten Flüssigkeiten mit der näm¬ 
lichen Spritze, unter Auswechslung der äusserst billig in grösserem 
Vorrat zu beschaffenden Flüssigkeitsbehälter, in unmittelbarer Reihen¬ 
folge zu Injectionen verwenden zu können. 

3. Die Möglichkeit, aspirirte medicinische Flüssigkeiten zu therapeu¬ 
tischen, bezw. pathologische zu diagnostischen Zwecken unter Luft¬ 
abschluss unbegrenzt lange in dem Behälter A aufbewahren und im 
Momente der Benutzung durch die angesetzte Kanüle unmittelbar an 
dem Injectionsobjecte verwenden zu können. 

Gewisse Regeln sind hierbei zu beobachten: 
a. Durch einige Vorherige Versuche mit sterilisirtem Wasser 
oder besser noch einer indifferenten gefärbten Flüssigkeit 


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muss die zu genauer Füllung des Behälters uöthige Ein¬ 
stellung der Mutter c ausprobirt werden, 
b. Nachdem der Behälter A durch langsamen Kolbenhub gefüllt 
worden, wird die Spitze des Behälters mit einem Tropfen 
Lack geschlossen, sodann der untere Hülsendeckel / soweit 
gelüftet, dass der Behälter .4 leicht aus dem Pumpenstiefel 
herausgezogen werden kann, sodann auch die hintere capillare 
Oeffnung mit einem Lacktropfen geschlossen, 
e. Umgekehrt wird bei Benutzung des früher gefüllten Behälters 
zuerst die hintere Oeffnung vom Lack befreit, dann derselbe 
in den Pumpenstiefel unter Lüftung der Deckelschraube i 
eingeschoben, diese sodann wieder angezogen und nun auch 
der vordere Lack entfernt. Selbstverständlich muss hier der 
Kolbenhub ausgeführt werden, bevor der Behälter in den 
Pumpenstiefel eingeschoben wird, da sonst Aspiration seines 
Inhaltes stattfinden, somit Ausspritzung desselben unmöglich 
gemacht würde. 

4. Das Constructionsprincip dieser Spritze lässt sich, obwohl nicht für 
Irrigationsspritzen, so doch für grösste wie kleinste Injectionsspritzen 
verwenden, ohne den Spritzen eine erheblich grössere Länge als ge¬ 
wöhnlich geben zu müssen, trotzdem der Spritzenstiefel leer bleibt. 
Die Längenvermehrung kann nämlich hier, wie Fuj. 1 zeigt, dadurch 
umgangen werden, dass man dem ausserhalb des Pumpenstiefels be¬ 
findlichen Theil des Behälters A eine mehr oder minder kuglige 
Form giebt. Die Messung seines Inhalts wird hierdurch nicht beein¬ 
trächtigt, da dieselbe nicht am Glase, sondern an der Kolbenstange 
abgelesen wird. 

Mit anderen Spritzen neuerer Erfindung theilt sie den Vorzug leichter 
Zerlegbarkeit und Reinigung sämmtlicher Bestandtheile. Die Sterilisirung 
des Kolbens z. B. in trockener Hitze hat bei dieser Spritze übrigens keinen 
Werth, da derselbe bei nur mässiger Vorsicht weder mit inficirenden, noch 
mit inficirbaren Flüssigkeiten in Berührung kommt. Höchstens ist dies be¬ 
züglich des Pumpenstiefels der Fall, welcher sich jedoch leicht steriiisiren 
lässt, da derselbe aus einem gläsernen offenen Rohr besteht. 

Der einzige Nachtheil für beschriebene Spritze, den dieselbe mit der be¬ 
kannten Stroscheinschen und deren Modificationen theilt, besteht darin, dass 
die Entleerung nur in horizontal oder abwärts gerichteter Manipulation ge¬ 
schehen kann. Das vor dem Gebrauch bei gewöhnlichen Spritzen übliche 
Luftaustreiben in aufgerichteter Stellung wäre hier sinnlos und hat daher 
selbstverständlich zu unterbleiben. In Fällen, wo eine nach oben gerichtete 
Injection nicht wohl umgangen werden kann, würde man sich am zweck- 
mässigsten entsprechend gekrümmter Kanülen bedienen. 

Die Spritze wird allein bei Herrn Instrumentenmacher G. Klopfer in 
Bern angefertigt, kann jedoch durch alle Instrumentenhandlungen be¬ 
zogen werden und zwar in Etui je mit 3 Behältergläschen versehen, die 


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1 Gramm-Spritze (Fig. 2) zu 8 Mk., die 2 Gramm-Spritze (Fig. 1) zu 12 Mk.. 
einzelne Bchältergläschen zu 40 Pf. per Stück, dutzendweise billiger. 

Artus (ein Schüler Monod’s) liess von Dubois eine neue Nadel con- 
struiren, die articulirt und immer eingefädelt ist, die sich leicht reinigen und 
sterilisiren lässt, dabei handlich und billig ist. Das Instrument besteht ans 

2 Theilen, den Nadeln und dem Nadelhalter oder Grilf. Die Nadeln sind 



Fig. 103. 


von verschiedener Grösse und Form, haben das Oehr am vorderen Ende; das 
hintere Ende dient zur Articulation mit dem Griff, der ein durchbrochener 
Metallrahmen ist, der eine Fadenrolle für die Suturen umschliesst. Am 
vorderen Ende trägt er ein Zapfenloch mit Zapfen, woselbst die Nadeln ein¬ 
gehängt und durch einige Schraubenumdrehungen fixirt werden. Die Nadel 
kann in verschiedene Winkel gestellt werden, sodass sie als gerade oder 
krumme dienen kann. Ebenso können auch Bistouriklingen, Hackeu, Cooper’sche 
oder Deschamps’sche Nadeln auf den Griff gesteckt werden. Progres med. 91. 
No. 90. Sehr. 

Lösbare Sicherung für Klingen in ihrem Heft von P. Weinberg in Ham¬ 
burg. (D. R.-P. 60008). Gegenstand der Erfindung ist ein als Doppelwinkel 
ausgebildeter Verschlusstheil für einen Griff, der dazu aus einem Stück ge¬ 
bogen ist oder aber auch, wie bisher, aus zwei losen Schalen bestehen kann. 
Der Verschlusstheil hat den Zweck, die losen Schalen zusammenzuhalten, da¬ 
bei aber auch gleichzeitig ein oder beliebig viele Klingen u. a. festzustellen. 
Durch die eigentümliche Form des Verschlusstheiles lässt es sich ermöglichen, 
auf einfache Weise ein Werkzeug, welches besonders allen Anforderungen der 
Aseptik entsprechen soll, beliebig zusammenzusetzen und aus einander zu nehmen. 
Bei ähnlichen Messern wird gewöhnlich für jede hinzukommende Klinge etc. 
auch jedesmal ein neuer Verschlusstheil für die Feststellung notwendig, wäh¬ 
rend nach der vorliegenden Erfindung unbegrenzt viele Werkzeuge durch 
einen und denselben Verschlusstheil festgestellt werden können. Dazu kommt 
noch, das ein Werkzeug zum Gebrauch aufgerichtet sein kann, während za 
gleicher Zeit ein oder mehrere andere Werkzeuge eingelegt sind. 

Auf der einen inneren Seite des Griffes ist das Zäpfchen b, fest eingenietet 
um welches die Klinge nach allen Seiten drehbar ist. Beide, Klinge und 
Schalen, haben tiefe, offene Ausschnitte c und d, in welche die Theile -r des 


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bei w behufs fester Anlage federnden Doppelwinkels beim Aufrichten und 
Niederlegen des Werkzeuges eingreifen, indem der Winkel zugleich mit seinen 



Theilen x und w die Schalen umfasst. An dem Doppelwinkel oder aber auch 
fest vernietet in der Schale befindet sich ein Stift y, welcher das Ueber- 
schlagen der Elinge etc. nach dem Aufrichten und das Heraustreten nach dem 
Ineinanderlegen verhindert. 

Bonilly demonstrirte kürzlich in der soc. de chir. eine neue von Favre 
construirte zweckmässige Modification des Zapfencharniergelenkes bei 
der Köberle’schen Pinzette. Der Zapfen A ist hier fest, von cylindroconischer 
Oberfläche, sodass es eine grössere Pressionsfläche auf die andere Branche dar¬ 
bietet, diese letztere hat eine seitliche Oeffnung (ähnlich dem Zangen Verschluss), 
was ein sofortiges Schliessen ermöglicht und die bei dem T förmigen Zapfen nicht 
zu umgehende Forcirung des Zapfens vermeidet. Da hierbei auch Ecken ver¬ 
mieden sind, ist die Reinigung erleichtert, die Antiseptik gesicherter, überdies 


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Fig. 105. 


ist das Gelenk nicht kostspieliger, als der alte Kreuzkopfverschluss. Pro 
gres med. 20. II. 91. Sehr. 


Eine zerlegbare aseptische Puderquaste, welche in jeder Beziehung den 
Regeln der Antiseptik entspricht, hat Carl Wendscliuch, Dresden, Trompeter- 
Strasse 8 construirt. Dieselbe eignet sich in Folge ihrer einfachen in allen 
Theilen zerlegbaren Construction nicht nur zur Benutzung beim Rasiren, son¬ 
dern leistet auch beim Abtupfen grösserer Wundflächen, sowie zum Ein- 
puderu (Einstäuben wunder Hautflächen mit irgend welchen, Antisepticis) 
gute Dienste. 



Fig. ioe. 


Wie aus Fig. 10G und 107 ersichtlich ist, wird diese neue Puder¬ 
quaste in verschiedenen Constructionen angefertigt. An Stelle der bis¬ 
herigen Schwanenfedern tritt die chemisch reine, in Wasserdampf sterilisirte 
Verband watte. 


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Die Handhabung dieser neuen Puderquaste ist die denkbar einfachste und 
die aseptische Instandhaltung bezw. vollständige Erneuerung der einzelnen 
Wattscheiben mit äusserst geringen Kosten verbunden. 



Ki*. 10 


Man nehme eine Tafel chemisch reine Verbandwatte, wie dergl. im Handel 
vorkommt, lege dieselben in Schichten von 8 bis 12 mm dick auf einander 
und schneide hierauf Scheiben von 10 cm Durchmesser aus derselben. Diese 
Wattscheiben werden im Centrum mit einem Loch znm Durchstecken des 
Führnngsbolzens versehen. Der mit der Wattscheibe versehene Führungs¬ 
bolzen wird nun einfach durch den, den Handgriff des Ganzen bildenden 
Tlieil durchgeschoben und das Verschlussstück aufgeschraubt. Durch nun¬ 
mehr festeres Anziehen des Verschlussstückes (oder Verschlussscheibe) wird 
sich die Wattscheibe in den an seinem oberen Ende becherförmig ausgedrehten 
Handgriff hineinziehen und somit einen geschlossenen runden Bausch bilden. 

Fig. 106 zeigt eine derartige Puderquaste ganz aus Hartgummi gefertigt, 
während bei Fig. 107 der Bolzen, sowie das Verschraubstück aus Metall und 
nur der den Handgriff bildende Theil aus Hartgummi angefertigt sind. Beide 
Oonstructionen lassen sich durch einen einzigen Handgriff zerlegen und dem¬ 
zufolge mit Leichtigkeit desinficiren. 

Ausser diesen 2 Sorten wird neuerdings noch eine dergl. Puderquaste 
mit elfenbeiufarbigem Celluloidhandgriff und vernickelten Metalltheilen znm 
Preise von 3 Mark per Stück angefertigt. 

Die einzelnen Wattscheiben kommen bei der Selbstanfertigung auf 2 bis 
3 Pf. pro Stück höchstens zu stehen, können aber auch vom Verfertiger in 
Packeten von je 12 Stück zum Preise von 50 Pf. pro Packet bezogen werden. 


Percy Edgelow bezeichnet es als grossen Uebelstand bei der An- 
ästhesirung bei Zahnoperationen, dass der Patient in halb bewustlosem Zustande 
mit vorn über gebeugtem Kopfe dasitzen muss, um Speichel und Blut aus 
dem Munde abfliessen zu lassen. Er construirte daher den hier abgebildeten 
federnden Tamponträger, mittelst dessen ein aus hydrophiler Watte bestehender 
Tampon gefasst und automatisch auf die Extractionsstelle gepresst wird 
Das richtig applicirte Instrument bleibt sitzen bis vollständige Anästhesie 
erzielt ist, wonach man nach dessen Entfernung eip vollständig trocken ge- 
gelegtes Operationsfeld vor sich hat. Nach der Extraction kann das Instrument 


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bezw. ein neuer Tampon zur Aufnahme des Blutes wieder von neuem äppli- 
cirt werden. Ein Abfliessen der Secrete nach Larynx oder Pharynx wird 



Fig. 108. 


auch bei angelehntem Kopfe durch diese Vorrichtung gänzlich vermieden. 
Lancet. 19. Dez. 1891. 


Trockenspray mit Fussbetrieb und Inhalations-Marke von Carl Wend¬ 
schuch, Dresden, Trompeterstrasse 8. Dieser zum Inhaliren von ge¬ 
reinigter, gekühlter, mit Medikamenten (wie Olei Eucalypti etc.) impräg- 

nirter Luft dienende Apparat besteht wie aus 
der Figur ersichtlich, aus einem in einander 
schiebbaren Röhreusystem, welches auf einem Drei- 
fuss ruhend an seinem oberen Ende die mit Gumrai- 
luftpolster versehene Inhalationsmaske a trägt. In¬ 
dem die an dem Dreifass angebrachte Trittvor¬ 
richtung in Bewegung gesetzt wird (es kann dies 
sowohl in sitzender als auch stehenden Stellung 
des Patienten erfolgen) gelangt die durch den 
Blasebalg c aufgesaugte Luft in den Cylinder d, 
welcher mit Bimssteinstücken angefüllt ist, auf 
welche durch eine besondere Stöpselvorrichtung 
die zu inhalirenden Medikamente aufgetropft wer¬ 
den. Von diesem Cylinder aus gelangt die nunmehr 
bereits medikamentöse Luft durch das ineinander 
schiebbare Röhrensystem behufs nochmaliger Rei¬ 
nigung in den Filter a, welcher mit chemisch reiner 
Watte oder einem sonstigen geeigneten Filter¬ 
material versehen ist, und von hier aus in die In¬ 
halationsmaske a*. 

Um den Apparat sowohl bei sitzender als 
Flg - 109- auch stehender Stellung des Patienten zu be¬ 

nutzen, ist derselbe bei c mit einer besonderen Vorrichtung versehen, welche 
es ermöglicht den Apparat in beliebiger Höhe einzustellen. Der bei b an¬ 
gebrachte kleine Wirbelhahn dient zur Regulierung der Luftzufuhr. Durch 
eine siebförmige Einrichtung im Innern der Inhalationsmaske ist die Ver- 
theilung der zu inhalirenden, gereinigten, medikamentösen Luft eine gleicli- 
m ässige. 

Behufs gründlicher aseptischer Reinigung ist dieser Apparat in allen 
Theilen zerlegbar. 

Der Preis beträgt 65 Mark pro completen Apparat. 



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139 


Die hier abgebildeten Zerstäuber sind derart gefertigt, dass zwei parallel 
laufende Kanäle je in einem einzigen gläsernen Schaft vereinigt sind. Durch 



diese Anordnung gewinnt das gläserne Instrument bedeutend an Solidität, 
ohne den dem Glase stets zukommenden Vortheil grösster Widerstandsfähig- 
keitgegen chemische und calorische Agentien zu verlieren. Bezugsquelle: Codman 
& Shurtleff, Fahr. chir. Instrumente in Boston. Med/Record Sept. 5. 1891. 


Ein sehr einfaches Verfahren, locale Anästhesie zu erzeugen, wird mittelst 
des hier abgebildeten Apparats bewerkstelligt. Die Flasche enthält nämlich 
Chloraethyl, das bei 35 0 C. siedet, somit bei Abnahme der Deckelschraube 
sich bereits durch Handwärme durch die capillaren Oeffnungen des’Flaschen- 
verschlusses in feinen Strahlen auf die zu operirende Stelle ergiesst und hier 
durch Verdunstungshilfe rasch intensive Anästhesie erzeugt. Gegen Zahnweh 



Fig. 111. 


wird der Strahl auf die bezw. vor der Ohrmuschel und über dem Rande des 
Unterkiefers gelegenem Nervenpunkte der Nn. dent. sup. und inf. gerichtet. 
Von wem das bei den Pariser Zahnärzten schon seit einiger Zeit in Gebrauch 
stehende, nunmehr aber auch von den dortigen Chirurgen adoptirte Verfahren 


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140 


herriihrt, wird in dem betreffenden Artikel der Revue de Polytechnique 
mMicale (December), dem wir diese Angaben entnehmen, nicht erwähnt. 


Orthopädische Apparate. 

Neuer „Geradehalter“ von W. Krahl in Berlin. Derselbe ist so ange¬ 
ordnet, dass durch Verstellung der Haltschienen eine Einstellung für ver¬ 
schiedene Körpergrössen und Breiten ermöglicht wird, und zwar wird dies 
dadurch erreicht, dass man die vertikale an das Rückgrat sich anlegende 
Haltschiene sowohl wie auch die horizontale die Schultern durchdrückende 
Haltschiene aus je zwei einzelnen Schienen herstellt, welche durch Schlitz- 
führungen und Schrauben beliebig gegen einander verstellt werden können. 

Ferner ist an dem Geradehalter der Umstand wesentlich, dass die hori¬ 
zontalen Stellschienen in Folge ihrer gebogenen Form beim Einstellen für 
grössere Schulterweiten auch eine verhältnissmässig stärkere Krümmung er¬ 
halten, entsprechend der im allgemeinen stärkeren Druckwirkung, welche auf 
breitere Schultern auszuüben ist, und ebenso wird auch beim Einstellen der 
vertikalen Haltschiene auf eine grössere Körpeflänge in Folge der Krümmung 
der einzelnen Schienentheile eine stärkere Durchbiegung der ganzen Schiene 
erhalten. 

Mit der Einstellung des Geradehalters für grössere kräftiger gebaute 
Personen wird demnach auch die das Geradehalten bewirkende Kraft ent¬ 
sprechend grösser. 

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Fig. 112. 

Hosenträger mit Rückenwärmer von H. Ohr. Leonhard Nagel in 
Kopenhagen (D. R.-P. 59577.) Um die Lage des Rückenwärmers auf dem 
Rücken zu sichern, ist der den Rückenwärmer bildende Stoffstreifen zu einem 
Theile eines Hosenträgers ausgebildet, indem die vorderen Tragriemen des 
letzteren oben an den Stoffstreifen befestigt sind, während unten je ein 
Sprungriemen das Anknöpfen an die hinteren Knöpfe der Beinkleider ermöglicht. 



Gynaekologische Instrumente. 


Den gewöhnlichen Compressionsverband bei Mastitis puerperalis ersetzt 
Duke durch zwei über die Brüste gelegte, je einen Holilkegel darstellende 
Spiralfedern, welche durch die in Fig. 113 abgebildete Bandage vereinigt., eine 


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141 


sanfte und gleichmässige Compressiou auf die Brüste ausüben. Der Apparat 
wurde von der Firma Arnold & Sons, West Smithfleld, London, ausgeführt. 



Ein Artikel, den der in Fachkreisen rühmlichst bekannte Gyuaecologe 
Dr. Keppler in Venedig unter dem Titel „Die Craniotomie mit dem Hohl- 
meissel, eine neue Methode der Perforation“ in der Wiener med. Presse 
(1891 No. 47 und 48) veröffentlicht, dürfte dazu bestimmt sein, eine wahre 
Revolution auf dem Gebiete der Embryotomie herbeizufuhren, da sofern sich 
sein Verfahren und seine Instrumente practisch bewähren, sämmtliche bisher 
gebräuchlichen embryotomischen Instrumente in Wegfall kommen. Der Prac- 
tiker wird diese Aenderung um so beifälliger aufnehmen, als dieselbe eine 
hohe Herabsetzung des Preises seines Instrumentariums bedingt und, dass von 
K. vorgeschlagene sich auch für rein chirurgische Zwecke in vielen Fällen 
verwenden lässt. 

Der Artikel erscheint uns derart epochemachend, dass wir uns veranlasst 
finden, ihn in extenso mitzutheilen, mit Auslassung der von K. aufgezählten Uebel- 
stände der bisherigen Instrumente, welche den Geburtshelfern im Allgemeinen 
ja ohnehin wohlbekannt sind, deren gründliche Beseitigung jedoch bisher 
keinem Erfinder gelungen und überhaupt nur durch eine Aenderung des ganzen 
operativen Verfahrens zu erreichen war. 

K. fährt sodann in folgender Weise fort: „So wenig es heutzutage einem 
Chirurgen noch einfallen würde, sich zur Eröffnung der Schädelhöhle der 
alten Trepanationsinstrumente zu bedienen, ebenso wenig ist dies mehr zu¬ 
lässig bei der Eröffnung der Schädelhöhle des noch intrauterin geborgenen 
Kindes zu geburtshilflichen Zwecken. Für beide Fälle ist der Meissei das 
richtige Werkzeug; durch ihn gestaltet sich die Craniotomie ausserordentlich 
einfach. Ich bediene mich eines schweren Hohlmeisseis, der aus einem ein¬ 
zigen Stücke Stahl hergestellt ist. Die Schneide ist schwach convex und 
die Rinne so breit, dass der Zeige- oder Mittelfinger bequem darin liegen 
kann. Der Schwerpunkt des Instrumentes muss im Griffe liegen; dadurch 
lässt es sich spielend handhaben und man kann mit ihm ebenso leicht eine 


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grosse Kraft entfalten, wie in ihrer Tragweite abseh ätzen und beherrschen. 
Es ist allseitig glatt polirt und ohne Fuge und kann deshalb leicht gereinigt, 
gekocht, desinflcirt werden. Die Abbildung giebt das von mir ge¬ 
brauchte Instrument in allen Verhältnissen 
wieder. 

„Ich halte es aber für richtig, wenn das 
Instrument auf die Hand gemessen und be¬ 
rechnet wird; jeder Geburtshelfer, der sich 
desselben bedienen will, sollte es in seinen 
sämmtlichen Verhältnissen nach der eigenen 
Handmodificiren. Das Instrument wird, gleich¬ 
gültig mit welcher Hand, während die an¬ 
dere den Kindskopf auf oder in dem Becken 
feststellt, so eingeführt, dass die Spitze des 
Zeigefingers nicht nur die Schneide deckt, 
sondern vollkommen überragt; so kann 
der Finger den ganzen zugänglichen Ab¬ 
schnitt des Kindskopfes abtasten, ehe die 
Schneide aufgesetzt wird. Die Form der 
Schneide schliesst die Gefahr des Abgleitens 
aus, selbst wenn sic nicht ganz senkrecht 
aufgesetzt werden kann. Sie durchdringt 
unter kräftigem Drucke mit scharfer Schnitt¬ 
wunde den Knochen, während die andere 
Hand>om Beckeneingange her dem Instru¬ 
mente den Kopf entgegendrängt. Durch 
einige Hebelbewegungen mit dem Meissei 
wird die Wunde erweitert, dann wird das Instrument ausgezogen und, immer 
von der Fingerspitze gedeckt, möglichst rechtwinkelig auf den ersten Schnitt 
aufgesetzt und zum zweiten Male in die Schädelhöhle eingedrückt. Durch 
einen dritten Einschnitt werden die freien Enden der beiden Schnittwunden 
verbunden und zu einem sphärischen Dreieck ergänzt, das sofort mittelst des 
Meisseis aus dem Schädeldache ausgehoben wird. Durch die so gemacht« 
dreieckige Lücke muss der Finger bequem in die Schädelhöhle eindringcu 
können; ist dies nicht der Fall, so wird durch einen oder mehrere Meissei¬ 
schnitte noch mehr vom Schädelgewölbe abgenommen; man kann überhaupt 
wegnehmen, so viel man will, ich selbst habe mehrmals innerhalb weniger 
Minuten das ganze Schädelgewölbe abgetragen. Die Basaltheile des Hirnes 
lassen sich leicht und schnell mit dem Instrumente durchtrennen, das Hirn 
selbst kann mit ihm, wie mit einem Löffel, ausgeschöpft werden. Zur so¬ 
fortigen Extraction, die, wie bereits erwähnt, für mich ausnahmslos un¬ 
mittelbar nach der Craniotomie angezeigt ist, benütze ich, wo es nur 
angeht, die Hand, welche das beste Znginstrument ist, indem ich je 
nach den Verhältnissen den Zeigefinger allein oder Mittel- und Zeigefinger 
zusammen durch den Spalt in die Schädelhöhle einführe und, wenn Platz vor¬ 
handen ist, noch mit dem Daumen aussen angreife und nachhelfe. 



Fig. 114. 

S&mmtiche Maasse in Millimetern. 


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143 


„Unter schwierigen Verhältnissen, bei 
hochgradiger Beckenenge, nachdem ich das 
ganze Schädelgewölbe abgetragen habe, be¬ 
nütze ich, wenn ich mit der Hand allein 
nicht auskomme, den scharfen Haken, um 
die auf die Kante gestellte Schädelbasis 
nach aussen zu leiten. Je nach dem Falle 
verwende ich den einfachen oder Doppel¬ 
haken. Die von mir eingefiihrten, aus einem 
einzigen Stücke Stahl hergestellten Instru¬ 
mente sind in Fig. 115 abgebildet. 

Ganz besonders bewährt sich mir der 
Doppelhaken. In den Lehr- und Handbüchern 
der gebnrtshülflichen Operationsichre wird 
vielfach Einsprache erhoben gegen die Ver¬ 
wendung des scharfen Hakens zur Extraction, 
und zwar wird nicht sowohl die Brauchbar¬ 
keit des Instrumentes bestritten, als vielmehr 
die Gefährlichkeit desselben betont. Mit 
Unrecht. Ein so einfaches, in seiner An¬ 
wendung so leicht zu berechnendes, geradezu 
selbstverständliches Instrument, wie der 
Haken, kann überhaupt nicht gefährlich sein 
in den Händen eines Arztes, der es zu hand¬ 
haben gelernt hat und weiss, was er will. 

Es ist selbstverständlich, dass der Kinds¬ 
kopf mit dem Haken nicht herausgerissen 
werden darf, sondern langsam und mit 
äusserster Vorsicht herausgeleitet werden 
muss. 



„Wirklich gefährlich kann eben nur ein complicirtes Instrument werden, 
indem es, eben in Folge seiner complicirten Construction, während einer Ope¬ 
ration aus irgend einem Grunde versagt. 

„Den Granioklasten wende ich nur noch selten an; in leichten Fällen ist 
er nnnöthig, in schweren leistet er wenig und wird von dem scharfen Haken 
weit übertroffen. 

„Den Kephalotryptor habe ich selbst niemals gebraucht und halte ihn für 
vollkommen entbehrlich. Zur Extraction einzelner Schädelknochen, unter 
Umständen auch der ganzen auf die Kante gestellten Basis, habe ich zwei 
Instrumente besonders geeignet gefunden, die ich ursprünglich zur Extraction 
von Gebärmuttermyomen construirt habe, nämlich die in den Abbildungen (Fig. 116 
nnd Fig. 117) wiedergegebenen schneidenden Ring- und Hohlmeisselzangen. Letz¬ 
teres Instrument (Fig. 117) ist eine scharfe Luer’sche Hohlmeisselzange in ver- 
grössertem Masstabe. Dia schneidende Ringzange (Fig. 116) eignet sich besonders 
gut, um scharfkantige und spitze Knochen festzuhalten und sicher nach aussen zu 
leiten, indem man zuerst die Knochenkanten und Spitzen in Lappen der Kopf- 


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schwarte einhallt und dann mit der Zange Fasst, welche den deckenden 
Lappen fest an den Knochen presst nnd unverschieblich an ihm festhält; sie 
gleitet niemals ab. Mit der Hohlmeisselzange lassen sich besonders gut die 
Knochen der Schädelbasis enucleiren oder die auf die Kante gestellte Basis 
extrahiren. Wenn man sie zu letzterem Zwecke benützen will, ist es viel¬ 
leicht vortheihaft, aber durchaus nicht nothwendig, am hinteren Ende des 
linken Hohlmeisseiblattes eine bewegliche Flügelschraube anzubringen, so, 
wie sich dieselbe am Braun’schen Cranioklasten findet. 


„Beide Instrumente, inbesondere die Hohlmeisselzange. haben, wie der 
Perforationsmeissei, den Vorzug der vielseitigen Verwendbarkeit. Ich benütze 

sie bei der Embryotomie, bei der Enucleation 



Fig. 116. 


und Extraction von Myomen, bei Sequestro- 
tomien und Resectionen. Zum Festhalten der 
abzutragenden Gelenkenden bei der Resection 
eignet sich meine Hohlmeisselzange viel besser, 
als die Langenbeck’sche oderCollin’sche Re- 
sectionszange. Wenn man bloss eines der 
beiden Instrumente anschaffen will, so ist 
die Hohlmeisselzange eben wegen ihrer viel¬ 
seitigeren Verwendbarkeit mehr zu empfehlen. 

„Am nachfolgenden Kopfe habe ich nur 
dreimal perforirt, indem ich mit dem Holil- 
meissel durch das Atlantooccipitalgelenk ein¬ 
gedrungen bin; gerade hierbei hat sich die 
Ueberlegenheit meiner Methode ganz beson¬ 
ders bewährt. Bis jetzt habe ich noch keine 
Gelegenheit gefunden, vom Munde oder Auge 
aus zu perforiren, doch halte ich es für selbst¬ 
verständlich, dass sich auch bei diesen schwie¬ 
rigen Aufgaben ihre Ueberlegenheit eist recht 
erweisen wird. 

„Ich habe gezeigt, dass man die Cranio- 
tomie mit dem Hohlmeissei ohne Gehülfen 
ausführen kann, immer abgesehen von dem 
die Narcose besorgenden Arzte. 

„Will man aber durchaus einen sachver¬ 
ständigen Assistenten zum Festhalten des 
Kopfes haben, so gestaltet sich die Operation 
um so leichter, in einfachen Fällen geradezu 
ausserordentlich leicht, 

„Ein besonderer Vorzug des von mir an¬ 
gegebenen Instrumentes besteht in seiner 
vielseitigen Verwendbarkeit; ich benütze es 
zum Ausmei&seln cariöser Knochen, zur Se- 
questrotomie, zum Ausschneiden des Knochen¬ 
lappens bei der Osteoplastik, zum Abrunden 


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145 


nnd Zustutzen des Amputationsstumpfes, zur Resection des Ileosacralgelenkes, 
zu Resectionen an der Wirbelsäule und dem Becken und zu vielen anderen 
Enochenoperationen, ich ersetze durch dasselbe, wo immer es angeht, Knochen¬ 
messer, scharfen Löffel und Säge; auch bei der Embryotomie, sowie bei Enn- 
cleationen von Myomen von der Scheide aus, verwende ich es vielfach, z. B. 
zum Durchschneiden der Kapsel; ich bediene mich desselben überall, wo man 
sonst das „gedeckte“ Messer anwendet. Durch diese vielseitige Verwendbar¬ 
keit wird man ausserordentlich vertraut mit dem Instrumente und sicher in 
seiner Handhabung; denn es macht in der chirurgischen Handfertigkeit einen 
ausserordentlichen Unterschied, ob man ein Instrument alltäglich benützt oder 
uur einige Male im Jahre, deshalb soll man für die gesammte chirurgische 
Praxis, von der ja die geburtshül fliehe nur einen Theil ausmacht, als eiserne 
Regel festhalten, nur die einfachsten Instrumente zu gebrauchen. Je com- 
plicirter ein chirurgisches Instrument ist, und mag es noch so geistreich er¬ 
dacht sein, um so unbrauchbarer ist es für die Praxis“. 



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< 16 V 


Vermöge seines Verfahrens, dass K. bisher in circa 30 Fällen stets mit 
Glück und zwar gerade in den schwierigsten Fällen ohne die geringsten 
Nachtheile für die Mutter ausgeführt hat, glaubt er die untere Grenze der 
Zulässigkeit der Craniotomie, bei welcher erst die Indication zum conservativen 
Kaiserschnitt zu beginnen hat, bis zur Conjugata von 4 cm herab (?) aus¬ 
dehnen zu können. Modelle der in der vorliegenden Abhandlung erwähnten 
Instrumente werden von dem Instrumentenmacher Girolamo Fazzini (Selciatia 
S. Leone 5824) in Venedig angefertigt. 


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Rhinologisohe Instrumente. 

Pulverbläser zum Selbstgebrauch für die Nase von Carl Wendschucli. 
Dresden, Trompeterstrasse 8. Dieser kleine handliche Apparat, zura Selbst¬ 
gebrauche für den Patienten bestimmt, besteht aus einem in doppeltem Winkel 



Fig. 118. 


gebogenen Hartgummirohr, der Hartgummi-Nasenolive 0 und dem elastischen 
Zwischentheile mit dem Mundstück M. 

Nachdem man mit dem schaufelförmigen Ende S des Hartgummi-Winkels 
das dem Nasenraume einzuführende Pulver direct aus der Schachtel aufge- 



Fig. 119. 


schaufelt und die Nasenolive 0 aufgesteckt, führe man letztere in der aus 
der nebenstehenden Abbildung ersichtlichen Weise in die Nase ein und blase, 
sich des Mundstückes M bedienend, das Pulver aus dem Apparat in den 
Nasenraum. Das bei V angebrachte Hartgummi-Ventil verhindert, dass das 
Pulver in das elastische Zwischentheil und somit bis zum Mundstück ge¬ 
langen kann. Für die aus Glas gefertigten Pulverbläser dieser Construktion 
befindet sich das Ventil im elastischen Zwischentheile. Behufs Reinigung 
mit einer sogenannten Schlauchbürste lässt sich dieser Pulverbläser mit 
Leichtigkeit zerlegen. 


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Dergl. gesetzlich geschützte Pulverbläser werden aus Glas, Hartgummi, 
Celluloid und Neusilber angefertigt und kosten 1, 2 und 3 Mark per Stück. 

Otiatrische Apparate. 

Apparat für Schwerhörige genannt „Gehörbrille“ von Carl Wendschuch, 
Königl. Hoflieferant, Dresden, Trompeterstrasse 8. Viele Schwerhörige, bei 
welchen das Leiden noch nicht so weit vorgeschritten ist, suchen ihr Gehör 
durch Anhalten der hohlen Hand an das Ohr zu verstärken, was wohl auch 
bei ganz leichten Fällen immerhin zweckdienlich sein mag. Für Fälle nun 
aber, wo das Anhalten der hohlen Hand an das Ohr nichts mehr nützt, auf 
der anderen Seite aber wieder die sonst üblichen Hörrohre zu stark im Tone 
sind, habe ich auf Grund langjähriger Erfahrungen und als Spezialist auf 
diesem Gebiete die untenstehend abgebildete Gehörbrille construirt, welche 
nach Aussage der meisten im Besitze derselben befindlichen Schwerhörigen 
ausgezeichnete Dienste geleistet hat. 



Fig. 120. Fig. 121. 


Diese Gehörbrille besteht aus zwei das Ohr umschliessenden, dem Gesicht 
zu geöffneten silberplattirten Schallfängen, welche auf ihrer Aussenseite ent¬ 
weder fleischfarben gemalt oder mit schwarzer Seide, Leder etc. bezogen sind. 
Diese zwei Schallfänger sind durch je eine, oberhalb und hinter dem Kopfe 
laufende mit schwarzen Sammt bezogene verstellbare Feder verbunden, auch 
lässt sich für ältere Damen die ganze Vorrichtung in eine Haube etc. mit 
Leichtigkeit einarbeiten. 

Die obenstehenden Illustrationen veranschaulichen je eine Gehörbrille für 
beide Ohren, sowie eine dergl. für nur ein Ohr. Bei der Gehörbrille für nur 
ein Ohr sind die Enden der beiden um den Kopf laufenden verstellbaren Fe¬ 
dern auf einem kleinen runden Gummiluftpolster mit Metalleinlage aufge¬ 
schraubt. Das Nähere ist aus der Abbildung leicht ersichtlich. 

Der Preis dieser Gehörbrille für ein Ohr beträgt 15 Mark, für beide 
Ohren 20 Mark per Stück. 


Diverse medicinische Instrumente und Apparate. 


Ein neuer Percussionshammer von Albert Salz, cand. med., in Frei¬ 
burg i. B. Trotz der anerkannten Schwierigkeiten und mehrfachen Nachtheile 


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148 


behauptet bisher die Percussion mit dem Finger und daneben die mit dem 
Wintrich’schen Hammer, in der Modification nach Traube oder Frerichs, all¬ 
gemein das Feld, da sich keine der verschiedenen anderen Hammerconstructioneu 
in erforderlichem Umfange bewährt hat. Ich glaube nun der ärztlichen Welt 
einen neuen Hammer vorlegen zu können, welcher die Vorzüge der Finger- 
lind Hammerpercussion in sich vereinigt, ohne ihre Nachtheile aufzuweisen. 
Das Folgende soll nur eine Technik darlegen, während die mit ihm erzielten 
klinisch diagnostischen und topographisch anatomischen Ergebnisse einer 
späteren Erörterung aufgespart werden müssen. 


e d 



beibehalten, unterscheidet sich aber von ihm, wie Fig. 122 zeigt, erstens durch 
seine Armirung und zweitens durch die Zusammenlegbarkeit seines Stieles. 
Der Schlagtheil a ist etwas schlanker geworden und ist massiv bis auf ein 
centrales Muttergewinde an seinem unteren Ende, welches die Schraube der 
aus einem Stücke gearbeiteten, annähernd kleeblattförmig gebogenen und etwa 
5 mm breiten, 0,2 mm dicken Metallfeder b aufnimmt. Die untere Kuppe 
der letzteren ist mit einer etwa 8 mm dicken Lage besten Klavierhamraer- 
lilzes c umkränzt. Der Filzbelag ist mit der Feder dadurch fest verbunden 
dass mit ihm ein Streifen sogen. Hamburger Tuches, welcher um die Innen¬ 
fläche der unteren Federkuppe herumgreift, durch kleine Bohrlöcher in der 
Nähe der Abgangsstelle der letzteren hindurch gut vernäht ist. 

Der Hammerstiel ist in der Mitte nach Art eines Taschenmessers ver¬ 
mittels eines Scharniers nach unten durch eine Drehung von fast 180° zu¬ 
sammenklappbar. Der Schalentheil <• umfasst dann den schlankeren Kopf- 
thei I d des Stieles fast vollständig. Er wird durch eine kräftige, gut gehärtete 
Stahlbandfeder, welche sich zwischen seinen beiden Schalen befindet, in beiden 
Lagen festgehalten. Die Schalen sind quer gerieft, 

Zn beziehen von F. L. Fischer in Freiburg i. B. 

(Dtecli. med. W.) 


Der von der Leipziger Gummiwaarenfabrik Marx, Heine & Co. (ges. u. No. 
1610 geschützte) Lungendehner nach Dr. Motz besteht aus einer Röhre aus 
Hartgummi von 8 cm Länge in Form einer Cigarrenspitze, die am unteren Ende 
mit einem Ventil (a) versehen, welches die Einathmung der Luft ungehindert 
erlaubt, beim Ausathmen sich jedoch schliesst, so dass der Luftetrom durch 
eine kleine seitlich angebrachte Oeffnung (/>) durchgepresst werden muss 
Diese seitliche Oeffnung ist so bemessen, dass die auszuathmende Luft nur in 


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149 


einer genau bestimmten Zeit ausgetrieben werden kann. Während dieser 
Zeit nun ist die Lunge gezwungen, sich auszudehnen, und werden selbst vor¬ 
her unthätige Lungenzellen zur Action gezwungen. Die kleine Form des 
Ltingendelmers ermöglicht, denselben in der Westentasche zu tragen und den 
Gebrauch jederzeit vorzunehmen, am besten in frischer Luft. 


a 



l> 

Originalgrüsse. 
Fig. 123. 


Zu entscheiden, ob der beabsichigte Zweck, eine ausreichende Lungen¬ 
gymnastik zu erzielen, hierdurch wirklich erreicht wird, muss selbstverständ¬ 
lich längerer klinischer Erfahrung überlassen bleiben. 

Das kleine, elegante Instrument ist zum Preise von 3 Mark in jeder 
Instrumenten-Handlung zu beziehen. 

Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass die kürzlich auf pag. 109 be¬ 
schriebene rotirende Zahnbürste von Balogh in Moskau unter dem Namen 
„Rotifer“ ebenfalls von der Leipziger Gtunmiwaaren-Fabrik von Marx, Heine 
& Co., als alleinigem Patentinhaber und Fabrikanten dieses Instruments iu den 
Handel gebracht wird. 

Patentbericht. 

Deutschland. 

Als Berather für Erfinder, welche ein Patent anmelden wollen, wird auf verschiedene An¬ 
fragen folgerndes Werk empfohlen: Erlangung und Sicherung eines deutschen Patentes 
von W. Sterken, Berlin, Polytechn. Buchhandlung, 1892. In demselben ist übersichtlich alles 
Wissenswerthe zusammengestellt, welches für Ausarbeitung der zur Einreichung nothwendigen, 
ordnungsmäßigen und zweckmässigen Unterlagen und für etwaige spätere Eingaben an das 
Patentamt zu berücksichtigen ist. Durch anschauliche Beispiele und durch Zeichnungen ist 
das Verständniss für Jedermann erleichtert. Das sehr empfphlenswerthe Buch kostet 4 Mark. 

Patentanmeldungen. 

11. Februar 92. Kl. 30. R. 6797. Impfapparat. — Dr. J. Raab in Ludwigshafen. 

15. Februar. — G. 6824. Operationsstuhl. — Aaron Post Gould in Canton. 

— — N. 2470. Bruchband. — A. Neuschäffer in Bebra und G. Rendel 

in Frankfurt a. M. 

— — 0. 1524. Kehlkopfspiegel (Zusatz zu No. 61306). — H. Owert in 

Hamburg. 

22. Februar. Kl. 34. K. 8855. Krankenbett. — Fr. Katschke in Weissenfels a S. 

25. Februar. KJ. 30. P. 5482. Biegsamer Katheter. — 0. de Pezzer in Paris. 

29. Februar. Kl. 30. H. 11640. Geradhalter für Tornister. — Alb. Her zberg in Berlin. 

— Kl. 34. E. 3309. Spucknapf. — Eisenwerk Gaggenau in Gaggenau. 

7. März. Kl. 34. St. 3003. Badewanne mit Ducheeinrichtung. — Stiel &> Ober- 

hössel in Düsseldorf. 

— — Z. 1372. Speigefüss. — H. Ziegler in München und C. Stiefet 

in Dietenheim. 


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150 


Patentertheilnngen. 

17. Februar 92. Kl. 30. No. 61601. Vorrichtung zur Erleichterung des Gehens. — N. Yagn 

in St. Petersburg. 

— — No. 61698. Rheostat-Elektrode. — A. R. Eck in Berlin. 

— — No. 61702. Operationsstuhl. — A. Lenhardtson in Stockholm. 

— — No. 61732. Kohlensäurebad. — Dr. E. Sandow in Eimsbüttel. 

— — No. 61735. Saugflasche. 

— Kl. 85. No. 61755. Sandfilter. — F. Engel in Hamburg. 

24. Februar. Kl. 85. No. 61810. Ofen zum Verbrennen von Fäcalstoffen. — J. D. Smead 

in London. 

2. März. Kl. 85. No. 61871. Filtrirvorrichtuug. (Zusatz zu Nr. 58999). M. Weigel 
in Tetschen in Böhmen. 

Gebrauchsmuster. 

No. 2461—2464. Compressenhalter. — F. Rabe in Chemnitz. 

„ 2501. Medicinischo Spritze. — Dr. G. Beck in Bern. 

„ 2554. Elektrode. — Dr. M. Küster in Freienwalde a. O. 

* 2571. Injektionsspritze. — W. Lühr in Kassel. 

„ 2588. Handreinigungs-Taschen-Necessair. — Erhard & Löhne in Schw. Gmünd. 

„ 2590. Zahnstange. — J. Schultze in Reichenbach i. V. 

„ 2605. Operationstisch. — E. Lentz in Berlin. 

„ 2606. Doppel-Lazarethbaracke. — R. Herrmann in Rosswein i. S. 

„ 2617 und 2618. Sterilisirungsbad. — H. Hanfland in Berlin. 

„ 2613. Spucknapf. — Dr. M. Ihle in Leipzig-Lindenau. 

„ 2657. Matratze zum Transport für Kranke. — F. Schm ah 1 in Biberach. 

* 2659. Tauschen-Cauter. — E. Triesch in Frankfurt a, M. 

„ 2668. Polster für chir. Zwecke. — Salz mann Co. in Kassel. 

„ 2677. Arzneibehälter. — Dr. Kade’s Oranienapotheke in Berlin. 

„ 2716. Desinfektionsapparat. — A. Schädel in Leipzig. 

„ 2720. Bade Matratze. — E. Weigel in Greiffenberg i. Schl. 

„ 2863. Gonorrhoe-Sonde. — A. Ritsch in Cannstadt. 

„ 2874. Zerlegbare Armschienen. — Dr. L. Gut sch & W. Loeblein in Karlsruhe. 

* 2875. Transportable Apothckoneinrichtung. — Dieselben. 

„ 2878. Streckgeräth. — Dieselben. 

r 2879. Transportabler Operationstisch. — Dieselben. 

„ 2881. Fahrbarer Desinfektionsapparat. — C. Tilger in Düsseldorf. 

„ 2886. Hygienischer Löffel mit Thermometer. — Dr. H. Leo in Lüben und A. Otto 

in Kaltwasser. 

„ 2892. Zahnzange. — Jetter & Scheerer in Tuttlingen. 

„ 2939. Antiseptischer Taschenbehälter. — W. König in Ruhla. 

„ 2944. Badehaube. — A. Sachs in Berlin. 

„ 2945. Geradhalter. — W. J. Teufel in Stuttgart. 


Berichtigung: 

In dem, dieser Tage erhaltenen März-Heft der „Aerztl. Polytechnik“ finde ich in dem 
Patentbericht unter der Rubrik Gebrauchsmuster: 

„No. 2386. Hohlbougie für Dilatation. A. Riisch, Cannstadt“ und erlaube mir Sie da¬ 
rauf aufmerksam zu machen, dass dies nicht ganz richtig ist, sondern heissen muss: 

„Speciflsch-characteristischer Einwuchs aus Fäden und Harzmasse in cylindrisch, 
conisch und conisch mit Olive gewobenen Hohlbougies für Dilatation.“ 

Sie werden hieraus ersehen, dass die Bezeichnung „Hohlbougie“ ganz unrichtig ist, in¬ 
dem in Folge des in das Hohlbougie gemachten Einwuchses aus Fäden und Harzmasse das 
Bougie kein Hohlbougie mehr ist und daher diese Bezeichnung nicht mehr zutrifft. 

Indem ich Sie nun höflich bitte, dies in ihrem nächsten Hefte nach meiner obigen,An¬ 
gabe gefl. berichtigen zu lassen, zeichne ich inzwischen hochachtungsvoll 

C. Büsch, 


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151 


-=ۊi Speciellc Krankenpflege. ^0=- 

Redacteur: Dr. C, Hoi mann. 

Eine Schwestern-Station für Krankenpflege in der Familie unter Leitung 
der Oberschwester Frl. Anna Maria Schmidt ist jüngst vom Märkischen 
Haus für Krankenpflege, Berlin, SW. 46, Hallesche Strasse 17 (Pension Ger- 
mann) eröffnet worden. 

Die betr. Schwestern haben jede unmittelbar zur Krankenpflege gehörende 
Arbeit zu leisten, auch das Krankenzimmer in Ordnung zu halten, dagegen 
keine andere Hausarbeit zu verrichten. Sie müssen in erster Linie die An¬ 
ordnungen der Aerzte befolgen, werden aber, soviel wie möglich auch die 
Wünsche der Angehörigen des Patienten berücksichtigen. 

Die Pflege erstreckt sich entweder nur auf den Tag (12 Stunden), oder 
nur auf die Nacht (Nachtwache, 12 Stunden) oder auf den Tag mit der Nacht 
(24 Stunden). — Bei der Nachtwache muss die Schwester unausgekleidet den 
Kranken beaufsichtigen. — Die Pflegerin hat täglich 1 Stunde Zeit zur Bewe¬ 
gung im Freien und bei Tag- mit Nachtpflege am Tage 4—6 Stunden un¬ 
gestörte Ruhe zu beanspruchen. Wenn bei anstrengender Pflege eine Schwester 
das Bediirfniss nach Ablösung empfindet, so ist sie verpflichtet, letztere bei 
der Oberschwester zu beantragen. 

Es wird berechnet für 

1 Pflege zur Tageszeit.4 Mk. 

1 einzelne Nachtwache.5 „ 

1 Pflege Tag mit Nacht .... 5 „ 

Bei längerer Pflege bleibt besondere vorherige Vereinbarung Vorbehal¬ 
ten. — Sind zwei Schwestern zu einer Pflege erforderlich, so muss für beide 
das volle Pflegegeld bezahlt werden. — 

Iu der Stadt ist bei nothwendigen Fahrten nach und von der Pflege¬ 
stelle das Fahrgeld zu ersetzen. — Bei Fahrten nach Auswärts und zurück 
sind Fahrpreise 2. Klasse zu zahlen, sowie die sonstigen Reiseauslagen zu 
erstatten. — Die schuldigen Beträge für Pflege- und Reisegeld sind an die 
Oberschwester zu entrichten. 

Der Schwester ist eine angemessene Verpflegung zu gewähren; sie nimmt 
die Mahlzeiten entweder allein, aber ausserhalb des Krankenzimmers, oder 
gemeinsam mit der Familie ein. Bei Nachtwachen erhält die Schwester die 
üblichen Mahlzeiten und eine Stärkung zur Nacht. Sollen die Schwestern 
eine oder die andere Mahlzeit in ihrem Heim einnehmen, so wird letztere 
dem Hause vergütet. — Bei auswärtiger Pflege wird Reinigung der Wäsche 
der Schwestern beansprucht. 


Nahrungsmittel. 


Einige Bemerkungen über die Beschaffenheit der Kindernährmittel von 
Dr. T. F. Hanauseck. Verfasser bespricht die Verdaulichkeit der als 
„Kindernährmehl“ bezeichneten Präparate, die bestimmt siud in den ersten 


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152 


Lebensmonaten des Kindes die Milch zu ersetzen. Das Ergebuiss dahin¬ 
gehender Untersuchungen war kein durchaus zufriedenstellendes. Abgesehen 
von den in den Präparaten vorkommenden Gewebspartikelchen, die überhaupt 
nicht assimilirbar sind oder an den • Verdauungstractus des Kindes zu hohe 
Anforderungen stellen, kommt bezüglich der in den künstlichen Nährmitteln 
enthaltenen Stärke und Proteinsubstanzen in Betracht, dass auch diese Bestand- 
theile bei den noch unentwickelten Speicheldrüsen des Kindes bis zum sechsten 
Lebensmonat nur unvollständig verdaut werden können. Durch eine gut regu- 
lirte Röstung lässt sich allerdings eine Auflockerung und bessere Verdaulichkeit 
dieser Bestandtheile in befriedigender Weise erreichen. Andrerseits weisen 
aber eine grosse Menge dieser Nährmischungen Bestandteile auf, wie Hafer- 
und Erbsenmehl, Parenchymstücke, Partikeln von Laubholz und Anderes, also 
Objekte, die gewiss nicht in ein Kindernährmittel gehören. Die beiden am 
häufigsten gefundenen Bestandtheile Hafer- und Erbsenmehl entsprechen in 
ihrer Beschaffenheit recht wenig den Anforderungen, welche wir an ein 
Kindernährmittel stellen dürfen. Soll ein Getreidemehl als Bestandtheil eines 
Kindernährmittels Verwendung finden, so muss es möglichst frei von der 
Kleie (Samenschale) sein; nur geschälte Samen der Leguminosen dürfen zu 
Kindernährmitteln Verwendung finden; denn durch eine entsprechende Röstung 
(Dämpfung) ist nur ein Aufschlüssen (Auflockern) der schwer verdaulichen 
Stoffe, aber keine unangenehm wirkende Geschmacksveränderung und Be¬ 
seitigung unverdaulicher Bestandtheile zu bewirken. 

%t,. f. Nahrungsmittel 12/91. 


Eichelbrod. Von P. Soltsien. Ein nahrhaftes und schmackhaftes Brod 
giebt das aus getrockneten, von der Schale befreiten und gemahlenen Eicheln 
hergestellte Mehl, dem das ein und einhalbfache Quantum an Weizen- oder 
Roggenmehl zugeführt wird. Der Darstellungsprocess ist derselbe wie der 
des gesäuerten Roggenbrodes; der Gerbstoff - des Eichelmehles wird durch die 
Gährung so modificirt, dass der Geschmack ganz erheblich verbessert und das 
Brod leichter geniessbar wird. Pharm. Zt. 12/91. 

Das neue Soldatenbrod in Deutschland von M. Holz. Die Untersuchung 
eines 24 Stunden alten, aus */., Roggenmehl mit 15°/ 0 Kleieauszug und aus 
’/., Weizenmehl mit 8°/ 0 Kleieauszug gebackenen Brodes ergab, das neues (1) 
und altes (II) Soldatenbrod im Mittel enthält: 



I 

11 

Wasser. 

. 36,71 

36,71 

Proteeinsubstanz . . . . 

. 8,20 

7,47 

Fett. 

. 0,45 

0,45 

Sonstige N-freie Stoffe . . 

. 52,95 

52,40 

Holzfaser. 

. 0,79 

1,51 

Asche . 

. 1,11 

1,46 


Apoth. Zt. 1/92. 


Vernichtung trichinöser oder finniger Schweine und Fleischwaaren. Der¬ 
gleichen Schweine oder Fleischwaaren müssen, sofern von der nach Nach- 


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stehenden zulässigen Ausnutzung kein Gebrauch gemacht wird, durch Ver¬ 
brennen unter Aufsicht der Ortspolizeibehörde bezw. der von ihr hierzu beauf¬ 
tragten Organe beseitigt werden. 

Nur folgende — gleichfalls unter polizeilicher Aufsicht zu bewirkende — 
Benutzungsweisen sind gestattet: 

a) das Abhäuten des betreffenden Schweines und die beliebige Verwendung 
der Haut und der Borsten; 

b) das Ausschmelzen des Fettes zu beliebiger Verwendung; 

c) die Verwendung geeigneter Theile zur Seifen- und Leimbereitung; 

d) die chemische Verarbeitung des ganzen Körpers des betreffenden Schwei¬ 
nes, sowie der Fleischwaaren. Zt. f. Med. Beamt. 3/92. 

Das Fleisch tuberculöser Thiere soll durch gründliches Aufkochen nach 
Morot leicht und vollkommen hygienisch sicher zu Extracten und Conserven 
verarbeitet werden können. Jedenfalls ist aber hierzu nur das Fleisch von 
solchen Thieren zu verwerthen, bei denen der tuberculöse Herd local begrenzt 
ist, nicht das an allgemeiner oder hochgradiger Tuberculöse erkrankter 
Schlachtthiere. Zt. f. Nahrungsmittel 12/91. 

Um Zuckerzusatz in natürlichen Weissweinen sofort zu ermitteln wird 
empfohlen 20 gr des Weines mit Natr. bicarb. pulv. bis zu deutlich alcalischer 
Reaktion zu versetzen und gut umzuschütteln; Naturwein erscheint dann schwach 
grünlich, im durchscheinenden Lichte kastanienbraun und setzt erst allmählig 
einen geringen schwärzlichen Niederschlag ab. Durch Zuckerzusatz gesüsster 
Wein wird schmutzig-ziegelroth bis blaugrün und scheidet reichlichen Nieder¬ 
schlag aus. Hyg. Rdsch. 12,91. 


Verband* und Desinfeotionsmittel. 

Die wichtigsten und gebräuchlichsten der imprägnirten Verbandsstoffe und 
Verbandsmittel sowie die Vorschriften für deren Herstellung nach der Rdsch. 
f. Pharm. 4 u. 5 1892. 


Benzofeäuregaze (Bruns jun.) 5°/ 0 : Benzoesäure 60,0, Colophonium 12,5, 
Ricinusöl 12,5, Spiritus 94°/ 0 1415,0; zum Imprägniren von 1000,0 entfetteter 
Gaze; auf 2250,0 Gesammtgewicht abzupressen. — 10°/ o : Benzoesäure 120,0, 
Colophoninm 25,0, Ricinusöl 25,0, Spiritus 94°/ 0 1330; zum Imprägniren von 
1000,0 entfetteter Gaze wie vorstehend zu verwenden. 


Benzofeäurewatte (Bruns jr.) 5°/ 0 : Benzoesäure 75,0, Ricinusöl 30,0, Spiritus 
94°/ 0 2925,0; zum Imprägniren von 1000,0 entfetteter Watte; auf 3000,0 Ge¬ 
sammtgewicht abzupressen. — 10°/ 0 : Benzoesäure 150,0, Ricinusöl 60,0, Spiritus 
94°/ 0 2790,0, Anilinblau, spirituslöslich 0,2; zum Imprägniren von 1000,0 ent¬ 
fetteter Watte; wie vorstehend zu verwenden. 

Borsalbe (Lister); Paraffin 10,0, Paraffinsalbe 5,0, Borsäure 3,0. 


Carbofcatgirt nach Lister. Der Rohcatgut wird in ein Gemisch von Carbol- 
säure 9,0, Wasser 1,0, Olivenöl 50,0, eingelegt und unter öfterem Umschütteln 
so lange (2—3 Monate) darin gelassen, bis sich die durch das Wasser getrübte 


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Mischung völlig geklärt hat. Der nun geschmeidig und weich gewordene Catgut 
wird auf Glasrollen gewickelt und in einer Mischung von Carbolsäure 20,0 und 
Olivenöl 80,0 bis zum Gebrauch aufbewahrt. 

Carbolgaze (Bruns jun.) 10°/ o : Carbolsäure 120,0, Colophonium 480,0, Rici- 
nusöl 50,0, Alkohol 94°/ 0 850,0 entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m); warm zu 
tränken und auf Gesammtgewicht von 2250,0 abzupressen. 

Carbolgaze (Lister) 5°/ 0 : Carbolsäure 50,0, Colophonium 500,0, Paraffin 700,0, 
entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m); warm zu tränken, */* Stunde zwischen er¬ 
wärmten Pressplatten zu pressen, ohne Flüssigkeit abzupressen. —10°/ 0 : Carbol¬ 
säure 100,0, Colophonium 500,0, Paraffin 700,0, entfettete Gaze 1000,0; warm 
zu tränken, wie vorstehend beschrieben. 

Carbolgaze. In 10°/ o Lösung von Carbolsäure in starkem Spiritus einge¬ 
tauchte, ausgepresste und getrocknete! entfettete Gaze. 

Carbolgaze 2°/ 0 : Gelbes Wachs 9,0, Colophonium 9,0, Olivenöl 9,0, Paraffin 
7,0, geschmolzen und mit Carbolsäure 2,0 vermischt, entfettete Gaze 64,0; warm 
zu tränken. 


Carboljute (Münnich) 8°/ 0 : Carbolsäure 80,0, Colophonium 200,0, Walrat 
100,0, Spiritus 94°/ 0 1260,0, gebleichte Jute 1000,0; warm zu tränken 

Carbolöl (Lister). Carbolsäure 1,0, Olivenöl 9,0. 

Carboleand (Jurie) 5°/ 0 : Carbolsäure 50,0, Colophonium 100,0, Aether 200,0, 
geglühter Sand 1000,0. — 10°/ o ; Carbolsäure 100,0, Colophonium 200,0, Aether 
200,0, geglühter Sand 1000,0. 

Carbolschwefelsaure Zinkgaze (Bottini) 10°/ 0 : Carboischwefelsaures Zink 
100,0, heisses Wasser 1500,0, entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m); bis zur gleich- 
mässigen Vertheilung zu pressen, ohne Flüssigkeit abzupressen. 

Carbolseide (Lister). Ungefärbte starke Nähseide wird in eine warme Mi¬ 
schung von weissem Wachs 1,0 und Carbolsäure 10,0 gelegt und bis zum Er¬ 
kalten darin gelassen, dann herausgenommen, der Ueberschuss mit einem Tuche 
abgerieben und die Seide in einer Mischung von Carbolsäure 5,0, Glycerin 45,0, 
Spiritus 90°/ o 50,0 aufbewahrt. 

Carboitorfmull (Neuber) 2—5—10%: Carbolsäure 20,0—50,0—100,0, Colo¬ 
phonium 40,0, Ricinusöl 20,0, Spiritus 90°/ 0 1000,0, gereinigter Torfmull 1000,0. 

Carbolwatte (Bruns jun.) 5°/ 0 : Carbolsäure 75,0, Ricinusöl 30,0, Colopho¬ 
nium 300,0, Spiritus 94°/ 0 2600,0, entfettete Watte 1000,0, zu tränken, auf 
3000,0 Gesammtgewicht abzupressen. — 10°/ 0 : Carbolsäure 150,0, Ricinusöl 60,0, 
Colophonium 450,0, Spiritus 94°/ 0 2340,0, entfettete Watte 1000,0, wie vor¬ 
stehend zu behandeln. 

Carbolwatte. Entfettete Watte in 4- oder 10°/ 0 Lösung von Carbolsäure 
in starken Spiritus getaucht, gepresst, getrocknet. 

Carbolwatte 2°/ 0 : Entfettete Watte 93,0, werden ausgebreitet und mit einer 
Lösung von Carbolsäure 2,0 und Paraffinöl 5,0 in Aether 100,0 besprüht, zu¬ 
sammengelegt und gepresst. 


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155 


Catgut (Roh-Catgut) wird hergestellt, indem der dem geschlachteten Thier 
(Hammel, Katze) frisch entnommene (grüne) Darm gut gereinigt, in Streifen 
geschnitten, zu Saiten gedreht und getrocknet wird. Die fertigen Darmsaiten 
werden mittels Maschinen unter Zugabe von Oel mit Bimsstein geschliffen (ge¬ 
glättet). Durch Einlegen des Rohcatguts in antiseptische Flüssigkeiten werden 
die verschiedenen Sorten von Catgut hergestellt. Bratz entfettete den Catgut 
vorher mit Chloroform oder Aether, hierauf mit Alkohol, damit die wässerigen 
desinfizirenden Lösungen besser eindringeb können. Das Steril isiren des Catguts 
geschieht bei 140°. 

Chlorzinkjute (Bardeleben) 10°/ o : Chlorzink 100,0, heisses Wasser 1250,0, 
gebleichte Jute 1000,0. 

Chlorzinkwatte (Bardeleben) 10°/ 0 : Chlorzink 150,0, heisses Wasser 2850,0, 
entfettete Watte 1000,0; auf ein Gewicht von 3000,0 abzupressen. 

Chromsäure-Catgut (Lister). Das Rohcatgut wird auf Glasrollen (Glas¬ 
röhren, Probirgläsern) in einfacher Schicht aufgewickelt und 48 Stunden in 
eine Lösung von Chromsäure 1,0, Carboleäure 200,0 und Wasser 4000,0 ein¬ 
gelegt, hierauf getrocknet und in 20 °/ 0 Carbolöl auf bewahrt. 

Chromsäure-Catgut (Mac-Ewen): Das Rohcatgut wird in gleicher Weise 
aufgewickelt und 7 bis 8 Monate lang in einer Mischung von Chromsäure 4,0, 
Glycerin 80,0 und Wasser 16,0 liegen gelassen und hierauf in 10°/ 0 Carbol- 
Glycerin aufbewahrt. 

Dampfsterilisirte Verbandstoffe werden im Rietschel-Henneberg’schen Dampf- 
sterilisirungsapparat mit strömendem Wasserdampf bei 110° durch '/.,-stündige 
Behandlung sterilisirt und in gleichfalls sterilisirten Metallkästen aufbewahrt. 
(Nach Frisch soll eine '/ 4 stündige, trockene Erhitzung von Seide auf 140° eine 
genügende Desinfektion derselben bieten.) 

Drains werden 6 Wochen in 5°/ 0 wässerige Carbolsäure gelegt und dann 
in einer frischen Portion ebensolcher Flüssigkeit aufbewahrt. 

Eisenchloridwatte (Dieterich): Liquor Fern sesquiclilorati 750,0, Glycerin 
75,0, Wasser 1175,0, Spiritus 90°/ 0 1000,0, entfettete Watte 1000,0. Es wird 
auf 3000,0 Gesammtgewicht abgepresst. Die Eisenchloridwatte wird unter 
Abhaltung des Tageslichts getrocknet und in braunen Gläsern aufbewahrt. 

Essigsäure Thonerdegaze (Burow) 5°/ 0 : Liquor Aluminii acetici 750,0, 
Wasser 750,0, entfettete Gaze 1000,0; auf ein Gesammtgewicht von 2250,0 ab¬ 
zupressen und bei gewöhnlicher Temperatur zu trocknen.— 10°/ 0 : Liquor Alu¬ 
minii acetici 1500,0, entfettete Gaze 1000,0; auf ein Gesammtgewicht von 225,0 
abzupressen und bei gewöhnlicher Temperatur zu trocknen. 

Essigsäure Thonerdegaze (Maas) Coloidalthonerde 1000,0 werden mit Aci¬ 
dum aceticum dilutum 800,0 gelöst und die filtrirte 15°/ 0 essigsaure Thonerde 
enthaltende Lösung mit 3600,0 Wasser verdünnt. Mit dieser 5°/ 0 Lösung wird 
Gaze getränkt und bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet. 

Essigsäure Thonerde-Jute (Burow) 5°/ 0 : Liquor Aluminii acetici 650,0, 
Wasser 850,0, gebleichte Jute 1000,0; ohne auszupressen, bei gewöhnlicher 
Temperatur zu trocknen. — 10°/ o : Liquor Aluminii acetici 1300,0, Wasser 200,0 
gebleichte Jute 1000,0; ohne abzupressen, bei gewöhnlicher Temperatur zu 
trocknen. 


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Essigsäure Thonerde-Watte (Burow) 5°/ 0 : Liquor Aluminii acetici 1000,0, 
Wasser 2000,0, entfettete Watte 1000,0; auf 3000,0 Gesammtgewicht abzu¬ 
pressen und bei gewöhnlicher Temperatur zu trocknen. — 10°/ o ; Liquor Alu¬ 
minii acetici 2000,0, Wasser 1000,0, entfettete Watte 1000,0; auf 3000,0 Ge¬ 
sammtgewicht abzuspressen und bei gewöhnlicher Temperatur zu trocknen. 

Gyp8binden stellt man her, indem man appretirte Gaze (Steifgaze), welche 
in gewünschte Länge und Breite (10 m lang, 6, 8,10 cm breit) geschnitten und 
aufgewickelt ist, wieder abwickelt, auf einem Tische mittelst der Hände mit 
gepulvertem, gebranntem Gyps einreibt, so dass die Maschen der Gaze mög¬ 
lichst damit angefttllt sind. Hierauf wird die Gypsbinde sofort wieder aufge¬ 
wickelt, die Rollen in Blechbüchsen gesetzt, diese mit den Deckel verschlossen 
und ein Papierstreifen umgeklebt. Zum Gebrauch werden die Gypsbinden 2 
Minuten lang in lauwarmes Wasser angelegt; sind dieselben nun zu locker 
gewickelt, so wäscht sich hierbei der Gyps heraus; sind sie jedoch fest ge¬ 
wickelt, so dringt das Wasser nicht bis in die innersten Schichten, oder sie 
kleben zusammen und sind nicht auseinanderzu wickeln. Die Gypsbinden müssen, 
wie der Gyps selbst, trocken aufbewahrt werden, da der Gyps sonst Wasser 
aus der Luft anzieht und dann nicht mehr rasch genug erhärtet Haben die 
Gypsbinden durch nicht ganz entsprechende Aufbewahrung etwas gelitten, so 
kann diesem dadurch etwas abgeholfen werden, dass man statt des Wassers 
Lösungen von Kaliumcarbonat, -sulfat oder -silicat zum Einlegen der Gyps¬ 
binden verwendet. — Durch vorheriges Einfetten des Bindenstofles wird ver¬ 
hindert, dass der Bindenstoff Wasser aufnimmt; mit derartigen Binden ange¬ 
legte Verbände erhärten schneller. — Durch Kautschuklösung, mit der die 
Binde vorher bestrichen wird, lässt sich mehr Gyps auf der Binde befestigen, 
und es wird gleichzeitig dadurch bewirkt, dass derselbe fester daran hafte und 
nicht so leicht abfällt; derartige Binden sind als Patentgypsbinden im Handel 
zu haben. — Wird gebrannter Gyps in Stücken mit Alaunlösung getränkt, 
nochmals gebrannt, nun gemahlen und mit diesem Präparat die Binden einge¬ 
rieben, so erhält man die Alaungypsbinden, welche wegen des Alaungehaltes 
schneller erhärten als gewöhnliche Gypsbinden. — Als Ersatz für Gypsbinden 
verwendet Browne gewirkte oder gestrickte Unterkleider (Strümpfe, Bein¬ 
kleider, Hemden), welche über den betreffenden Körpertheil, welcher in den 
Verband gelegt werden soll, straff angezogen werden, so dass keine Falten vor¬ 
handen sind. Auf diese Unterlage werden etwa s / 4 Zoll breite Streifen von 
Papier, wie es zum Umhüllen der Zuckerhüte benutzt wird, mittelst Leim auf¬ 
geklebt. (Nach mehrstündigem Trocknen kann dieser Verband durch Auf¬ 
schneiden der Länge nach geöffnet und abgenommen werden.) Durch Umkleben 
mit weiteren derartigen Streifen Papier wird der Verband verstärkt; schliess¬ 
lich wird ein ebensolches Stück gewirkten Stoffes, wie es als Grundlage dient, 
darüber gezogen, die Enden desselben mit Mullbinden festgehalten und das 
Ganze lackirt. 

Gypstbeer: Mischung von 1,0 Oleum Rusci und 4,0 Calcium sulfuricum ustum. 

Gypstbeer , Calcium sulfuricum piceatum (Wunderlich): Gemisch von 8,0 
Pix liquida und 96,0 Calcium sulfuricum ustum. 

Jodoformäther (Nussbaum): Jodoform 10,0, Aether 70,0, Wasser 200,0. 


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157 


Jodoformcollodium (Küster): Jodoform 1,0, Collodium 10,0. 

Jodoformemulsion (v. Billroth): Jodoform 10,o, Glycerin 100,0 (oder Glycerin 
50,0 und Wasser 50,0). 

Jodoformemulsion (v. Bruns): Jodoform 10,0, Glycerin 50,0, Olivenöl 50,0. 

Jodoformgaze (v. Billroth): Entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m) werden 
mittelst Streubüchse mit Jodoform (feinst präparirt) 200,0 eingepndert und ein¬ 
gerieben, sowie hierauf sofort zusammengepackt. 

Jodoformgaze, klebend (v. Billroth): Entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m) 
werden mit einer Mischung von Colophonium 300,0, Spiritus 900,0, Aether und 
Glycerin 150,0 getränkt und die Mischunng durch Belasten der Gaze während 
2—3 Stuuden gleichmässig vertheilt. Hierauf werden mittelst Streubüchse 
Jodoform 500,o möglichst gleichmässig aufgepudert; dann wird der Stoff auf¬ 
gehaspelt, 24 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur unter Abschluss des 
Tageslichtes getrocknet und dann zusamraengepackt. 

Jodoformgaze (v. Mosetig) 10°/ o : Jodoform 100,0, Aether 700,0, Spiritus 
700,0, entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m) werden bei Lichtabschluss getränkt, 
in Pergamentpapier gepackt und einige Stunden lang mit Gewichten beschwert, 
dann bei Lichtabschluss und gewöhnlicher Temperatur getrocknet. — 20°/ 0 : 
Jodoform 200,0, Aether 1200,0, entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m) werden 
ebenso wie vorstehend behandelt. 

Jodoformgaze, fixirt (v. Mosetig) 6°/ 0 : Jodoform (50,0, Spiritus 1200,0, 
Colophoniura 240,0, entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m) werden wie vorstehend 
behandelt. 

Jodoformgaze (Neuber): Jodoform 100,0, Aether 500,0, Spiritus 1500,0, 
entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m) werden wie vorstehend beschrieben, 
behandelt. 

Jodoformgaze. Durch Tränken von entfetteter Gaze mit Lösungen von 
Jodoform in starkem Spiritus zu bereiten. 

Jodoformgaze 5 °/ 0 : Entfettete Gaze 90,0 werden mit einer Lösung von 
Jodoform 5,0 und Paraffinöl 5,0 in Aether 50,0 besprüht, dann unter gelindem 
Pressen in ein Glasgefäss gedrückt und bis zur gleichmässigen Verteilung 
des Jodoforms dort belassen. 

Jodoformgaze (Wölfer) 20°/ 0 : Entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m) werden 
mit einer Mischung von Colophonium 250,0, Spiritus 1000,0, Glycerin 200,0 
dnreh Kneten und zwei- bis dreistündiges Beschweren getränkt, hierauf noch 
feucht mittels Streubüchse Jodoform (feinst präparirt) 200,0 aufgepudert und 
znm Trocknen aufgehaspelt. 

Jodoformsalbe: Jodoform 5,0, Paraffinsalbe 30,0, ätherisches Bittermandelöl 
10 Tropfen. 

Jodofbrmsand (Schede) lO°/ 0 : Colophonium 50,0, Ricinusöl 50,0, Aether 100,0, 
aasgeglühter Sand (wieder erkaltet) 1000,0 werden gemischt und Jodoform 
100,0 unter abermaligem Mischen eingestrent. 

Jodoformseide (Partsch): Ungefärbte starke Nähseide wird auf Reagens¬ 
gläser oder Objektträger gewickelt und zwei Tage lang in eine Lösung von 
Jodoform 10,0, in Aether 90,0 eingelegt, kurze Zeit trocknen gelassen und 
in Glasbüchsen aufbewahrt. (Fortsetzung folgt.) 


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158 


Therapeutische Mittheilungen. 


Abführmittel für Kinder: 01. Ricin. 15,0 

Kaffeeinfus 60,0 
Sacch. 20,0 
1 Eigelb 
M. f. Emulsio. 

Gegen aufgesprungene Hände: 

Rp.: 


Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 4/92. 


Menthol. 0,75 
Salol. 

01. olivar aa 1.5 
Lanolin 45,0 
M. f. unguent 

S. 2—3 mal tägl. einzureiben. 


Ther. Mtshft. 2/92. 


Brustwarzenschrunden behandelt Oehren mit folgender Salbe: 

Rp.: Ichtyol. 4,0 
Lanolin. 

Glycerin aa 5,0 
01. amygdal. dulc. 1,0. 

von Allen empfiehlt Pinselungen mit Hühnereiweis unmittelbar nach 
jeder Stillung. Die Eiweissschicht muss trocken werden bevor die Pa¬ 
tientin sich bedeckt und ist vor dem nächsten Anlegen mit Wasser zu 
befeuchten. Ther. Mtshft. 2/92. 

Gegen cardialgische Schmerzen bei Hysterischen und Neurasthenischen benutzte 
Liegeois Tinct. Piscidiae erythrinae qtt. XX pr. die mit gutem Er¬ 
folge. Dt. med. W. 7/92. 

Bei Diabetes sollen sich selbst die schwersten Symptome unter Salicylbebandlung 
(tgl. Natrium salicyl. 1—3 gr.) rasch bessern. 

Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 4 /92. 

Diarrhöen bei zersetztem Darminhalt behandelt Brougthon mit: 

Bismuth. salicyl. 10,0 
Zinc. sulf. carbol. 0,2 
Aq. Calc. 

Aq. dest. aa 50,0 

Tinct. op. benz. 20,0 

M. D. S. 2 stdl. 1 Kaffeelöffel. 

Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 4/92. 

Diphtherie behandelt Witkowsky, indem er die Membranen täglich 2—3mal 
mittelst eines auf ein Holzstäbchen gewickelten Wattebäuschchens, welches 
mit einer Lösung von Salicylsäure 0,6 
Alkohol 4,0 

Glycerin 4,0—8,0 getränkt ist, vorsichtig ablöst, 
ohne die die Membranen umgebende, gesunde Schleimhaut durch An- 


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ätzen zu verletzen. Dabei lässt':er gurgeln, und verordnet innerlich 
Natron salicyl. Therp. Mtshft. 2/92. 

Gegen Hemikranie (angiospasmodische) empfiehlt Benedikt: 

Amylii nitrosi 5,0 
Olei Foeniculi 10,0 

M. D. S. 5 Tropfen auf ein Taschentuch einzuathmen. 

Prog. mäd. 6/92. 

Bei Influenza empfiehlt Robertson Benzol in Dosen von 3 Tropfen für 
Kinder und 5 Tropfen für Erwachsene 2—3 stdl. und Fortsetzung dieser 
Medication noch 3—4 Tage nach dem Schwinden aller Symptome. 

Simson sah günstige Wirkung von 3 mal tgl. 2 Tropfen Carbol- 
säure, neben Bettruhe, gleichmässig warmer Temperatur, Schlaf, der 
event. durch Dower’sche Pulver herbeigeführt wurde, kräftiger Ernäh¬ 
rung und als Stimulans Brandy mit Sodawasser und Champagner. 

Ther. Mtshft. 2/92. 

Iselin, Glarus empfiehlt Kreosot 1 —5 gr pr. die, in Form der Jasper- 
schen Pillen, von denen die Kranken 20—25 Stück täglich erhielten. 

Dt med. W. 7/92. 

Bei Laryngitis crouposa im Beginn empfohlen: Continuirliche Wasserdämpfe, 
am einfachsten und wirksamsten durch Aufstellen von grossen Kübeln 
siedenden Wassers, neben dem Bett zu bewirken, und innerlich 1—2°/ 0 
Lösung Jodkali, 2 stdl. 1—2 Theelöffel, je nach dem Alter des Kindes. 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 4/92. 

Gegen Oxyuris: Rp.: Naphtalin. 1,0—1,5 

01. olivar. 40,0—60,0 
S. Clystir. 

Bei Erwachsenen 5 — 6 gr Naphtalin auf 60 gr Oel. 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 1/92. 

Bei Pneumonie empfiehlt Bamberger als erfrischendes Getränk: 

Acid. phosphor. 8,0 Tartar, depurat. 8,0 

Syr. Rub. Jd. 90,0 Syr. Rub. Jd. 40,0 

M. D. S. in Wasser zn nehmen Aq. dest. 400,0. 

Prog. m6d. 6/92. 

Gegen Soor leistet nach Combey eine Abreibung mit einer l°/oo Lösung von 
Chlorzink gute Dienste. Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 4/92. 

Auf tuberculöse Processe, die noch nicht zu weit vorgeschritten sind, will 
Althen mit Methylenblau in allmählig steigender Dosis von 0,1 bis 1,5 
innerlich, womöglich nach einer grösseren Mahlzeit, Hebung des All¬ 
gemeinbefindens, Auf hören des hectischen Fiebers und Verringerung des 
Auswurfs beobachtet haben. Die Untersuchung der Lungen ergab keinen 
veränderten Befund. Prag. med. W. 5/92. 

Zahnpulver nach Vigier: 

Rp.: 


Resorcin. 2,0 
Salol. 4,0 


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160 


Pulv. Irid. flor. 40,0 
Calc. carbonic. 8,0 
Carrain 0,3 

01. meuth. pip. gtt. X 

M. f. pulv. Ther. Mtshft. 2/92. 

Kleine Notizen. 

Die Patent-Stahlspringfeder-Matratzen von Westphal und Reinhold 
Berlin SO. wnrden auf der Internat. Ausstellung für das rothe Kreuz, Armee¬ 
bedarf und Hygiene, Leipzig 1892, mit Ehrendiplom und goldener Medaille 
pränjirt. 


Ministerielle Verfügung. 

Bei Durchsicht der in Gemässbeit, doi Erlasses vom 10. Dezember 1890 (M. 9395) ein¬ 
gesandten Nach Weisungen über die während der Jahre 1888/90 in den Kranken- und Irren- 
Anstalt on verpflegten und verstorbenen Tuberkulösen hat sich ergeben, dass für viele Anstalten 
die Zahlen der Verpflegten und Verstorbenen für den 3jährigen Zeitraum in gleicher Höhe 
angegeben sind. Diese Zahlen leiden nach einem Gutachten der Wissenschaftlichen Deputation 
für das Medizinalwesen an innerer Unwahrscheinlichkeit; in grossen Kranken-Anstalten sterben 
zumeist nahezu die Hälfte der Tuberkulösen im Jahro ihres Eintritts; in kleinen Anstalten 
dürften die Ergebnisse günstiger zu erwarten sein. 

Die wahrscheinlichste Erklärung der auffallenden Erscheinung sei die, dass in jenen 
Hospitälern und Irrenanstalten nur über die Verstorbenen Buch geführt werde, in manchen 
Irrenanstalten werden nach den vorliegenden Berichten somatische Krankheiten überhaupt 
nicht gebucht. Ein derartiges Verfahren mache die meinerseits erforderte Tuberkulösen- 
Statistik unzuverlässig; die Buchführung müsse in allen Anstalten die ein tretenden und ver¬ 
storbenen Tuberkulösen gesondert und in Irrenanstalten auch die somatischen Krankheiten, 
namentlich Tuberkulose, berücksichtigen. 

Aus den vorliegenden Berichten sei ferner zu schliessen. dass in manchen Irrenanstalten 
eine Untersuchung der Geisteskranken auf Tuberkulose nur selten statttinde, weil dieselbe 
oft mit grossen Schwierigkeitori verbunden, zuweilen unmöglich sei. Geisteskranke bedürfen 
aber eines besonders sorgfältigen Schutzes gegen Tuberkulose, da sie derselben in grosser 
Zahl zum Opfer fallen und nicht, wie andere Menschen, sich selbst davor zu schützen ver¬ 
mögen. Geisteskranke sollten daher von Zeit zu Zeit, wenigstens einige Male hn Jahre, auf 
Tuberkulose der Lungen untersucht werden, damit die sonst übliche Behandlung erforder¬ 
lichen Falles den Umständen entsprechend geändert und Vorsichtsmassregeln zum Schutze 
der andern Kranken vor Ansteckung getroffen werden können. 

Da aus den vorliegenden Berichten nicht mit Sicherheit erkennbar ist, für welche 
einzelnen Anstalten insgesammt jene Ausstellungen der Wissenschaftlichen Deputation zu¬ 
treffend sind, so ersuche ich Ew. Excellenz ganz ergebenst, den Leitern sämmtlicher Kranken- 
und Irrenanstalten vorstehende Bemerkungen zur Kenntnissnahme und, soweit erforderlich 
zur Berücksichtigung für die Zukunft gefälligst mitzutheilen und den Eingangs gedachten 
Erlass vom 10. Dezember 1890 den Vorständen der Irrenanstalten in Erinnerung zu bringen. 

Die Medicinalbeamten wollen Ew. Excellenz gefälligst an weisen lassen, bei Revision 
der Kranken- und Irrenanstalten in Zukunft ihr Augenmerk auf die Durchführung der gegen 
Verbreitung der Tuberkulose gerichteten Massnahmen besonders zu richten. 

Berlin, den 5. Februar 1892. 

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medioinal-Angelegenheiten. 

Im Aufträge Bartsch 

An sämmtliche Königliche Ober-Präsidenten. 

Verantwortlich: Fischer*« medlcin. Buchhandlang, H. Kornfeld, Berlin KW., Charttestr. 6. 

Fürstlich prlv. Hofbuchdrnckerel (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 

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M 5. _Mai._ 1892. 

Inhalt: Rjaallelae Elnrlclit unsren: Cementdielen 161. — Heizung und Lüftung: Ofenröhren¬ 
lack 161. — Beleuchtung: Kosten derselben 161. — Wanserrersorgung: Trinkwasserreinigung 162. — Bäder und 
Badeeinrirhtung: Badekissen 162. — Baderaumanstrich 163. — Kohlensäurebäder 163. — Kanalisation: Hub¬ 
ventil 164. — Abfähreinrichtung für Abwässer 164. — BeninfectIon: Wohnungsdeslnfection 164. — Innere Ein¬ 
richtung von Lazarethen: Matratzen 165. — Klappstuhl 166. — Spuknäpfe 167 — 168. 

Aentllehe Polytechnllc: Orthopädische Apparate: Schienen 169. — tiynaekologischo Instrumente: 
Speculum 169. — Canöle 170. — Schlinge 170. — Irrigatorstöpsel 170. — Laryngologinehe nnd rhlnologlsche In¬ 
strumente: Spiegel 171. — Nasenöffner 172. — Nasenoperationsinstrumente 173. — Fielttrotherapeatische Appa¬ 
rate: Accumulatoren 174 — 175. — Anschluss-Apparate 176. — Rheostate 176. — Inductions-Apparat 177. — Elek¬ 
troden 178. — Diverse niedictnlsche Instrumente nnd Apparate: Jaques Catheter 178. — Inhalations-Apparat 179. 

— Spritze 179. — Sperrkanüle 180. — Gegen Selbstbetleckung 181. — Harnröhrenuntersuchung 183. — Cystos- 
cop 184. — Harn-Centrifuge 185. — Harn-Reagenzschrank 185. — Presse für Kautschukgebisse 186. — I'atept- 
berichte: 187. 

flpeelelle Krankenpflege: Zur Frage der Erweiterung der disciplinaren Befugnisse der Aerzte- 
kammem 189. — Nahrungsmittel: Fleischconservirung 193. — Genuss kranker Hummern 193. — Kaffeesurro¬ 
gate 194. — Frauenmilch 194. — Genuss von Miessmuscheln 194. — Conservebrod 195. — Vorhand- und Desiu- 
frctlonsmIttel: Gepresste Watte 195. — Holzwolle 195. — Jodoformmull. — J.watte. — Jodwatte. — Juniperus¬ 
catgut 195. — Kautschukpffaster. — K.heftpfluster. — Canthariedenk.pt! . — Quecksilberk.pfl. — Zinkoxydk.pfl. — Bor- 
säurek.pfl. — Ichthyolk.pfl. — Jodoformk.pfl. — Salicylsäurek.pfl. — Zinkoxydk.pfl. — Perubalsamemulsion 196. 

- Quecksilberjodidwatte. — Kesorcinsalbe. — Rotters Pastillen. — Salbenmull. — Salicylgaze. — SJute. — 8.salbe. 

- S.watte. — Schwämme. — 811k. — Spongia 197. — Sublimatcatgut. — S.gaze 198. — Therapeutische Mlttheilun- 
gen: Gegen Acne. — Gegen Bandwürmer. — Gegen Furunkel. — Gegen Gallensteine. — Gegen Gastroenteritis 198. 

— Haarwasser. — Gegen Influenza. — Gegen Magenkatarrhe. — Mundwässer. — Gegen Schnupfen. — Gegen 
Singultus. — Ungezieferpomade. — Gegen Uterusblutungen 199. — Gegen Uterusschmerzen. — Gegen Verbrennun¬ 
gen. — Zahnpulver 200. — Kleine Notizen: Löffelflaschen. — Aluminium. — Neubau des Kgl. Charltökranken• 
hauses 200. 

-H- Bauliche Einrichtungen. 4«-— 

Redacteur: Regierungsrath Grundke. 

Cementdielen-Fabrik von Otto Böklen in Lauffen a. W. Auf der intern. 
Ausstellung für das rothe Kreuz, Armeebedarf, Hygiene u. s. w. in Leipzig war 
nach der Baugew. Ztg. 16 von der oben genannten Fabrik aus diesem Baustoff eine 
Militärbaracke ausgestellt worden. Die Cementdielen dieser Baracke sollen sich 
gegenüber den Geschossen der neuen Repetiergewehre als undurchdringlich 
erwiesen haben. Die ausgestellte Baracke war leicht transportabel und wird 
sich deshalb die Bauweise mit diesen Cementdielen Behr bald einführen. In 
Anbetracht der Wichtigkeit, welche derartige kugelsichere Baracken im Kriege 
haben, ist dem Aussteller eine Medaille zuerkannt worden. Trotzdem die 
Laufifener Fabrik erst seit I'/.. Jahren besteht, sind seit dieser Zeit bereits 
17 neue Fabriken entstanden, welche Cementdielen hersteilen, (vgl. S. 123 
Jahrgang 1891.) 

Heizung und Lüftung. 

Lack für Ofenröhren, der nicht verbrennt. (Neueste Erf. u. Erf. 4.) Helles 
Erdwachs wird in schwerem rohen Erdöl zu einer streichbaren Masse auf¬ 
gelöst, damit das Eisen bestrichen und dann abgebrannt. Streichen und Ab¬ 
brennen muss, wenn es nöthig sein sollte, wiederholt werden; durch Reiben 
mit wollenen Fettlappen kann man diesem Ueberzuge starken und dauernden 
Glanz geben. 

Beleuchtung. 

Die Kosten der elektrischen und der Petroleum-Beleuchtung lassen sich 
nach der N. Pr. Ztg. 157 aus den Ausgaben vergleichen, die für die Beleuch¬ 
tung der beiden etwa gleich grossen Krankenhäuser am Urban und am 
Friedrichshaine gemacht wurden, von denen jenes elektrisch, dieses mit Gas 
und Petroleum beleuchtet wird. Die elektrische Beleuchtung kostet jährlich 
rund 30000 Mark, wobei aber die Verzinsung des Anlage-Kapitals und die 
Kosten der Abnutzung noch nicht berechnet sind. Die Gas- und Petroleum- 
Beleuchtung dagegen kostet nur 20 500 Mark. Allerdings sollen die Räume 

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der Anstalt am Urban besser erleuchtet sein, als die des Krankenhauses am Fried¬ 
richshain; ausserdem wird der elektrische Strom daneben zu ärztlichen Zwecken 
benutzt und das elektrische Licht verdirbt die Luft weniger als die andere 
Beleuchtung. 

Wasserversorgung. 

* Reinigung von Trinkwasser. Ges. Ing. 5. Um die Lösung von Blei im 
Trinkwasser zu hindern, ist in Sheffield nach einer Mittheilung des Lancet 
versucht worden, dem Wasser eine kleine Menge Kalk zuzusetzen. Eine 
besondere Kommission, welche das Verfahren geprüft hat, stellte fest, dass die 
Fähigkeit des Trinkwassers, Blei aufzulösen und dadurch giftig zu werden, 
vollständig gehemmt wird, wenn das Wasser durch einen Behälter geleitet wird, 
in welchen geringe Mengen von kohlensaurem Kalk gebracht werden. 


Bäder und Badeeinrichtungen. 

Badekissen von M. M. Rotten in Berlin (D. R.-P. 61343). Es ist 
ein schwer empfundener Uebelstand für Unterleibsleidende, welchen in Bädern 
aufgelöste Heilstoffe durch ihre Einwirkung auf die Schleimhäute oder andere 
Theile des Afters Linderung und Besseruug verschaffen sollen, dass beim Sitzen 
in Wannen- oder Sitzbädern gerade jene Theile, auf welche die Wirkung des 
Badewassers beabsichtigt ist, dem freien Zutritt desselben entzogen sind, da 
das Wasser durch die auf dem Boden der Wanne auf lagernden Sitztheile des 
Badenden ganz verdrängt wird, wozu noch die unangenehme unmittelbare 
Berührung des harten Bodens mit dem Gesäss kommt. Gewöhnlich versucht 
es der Badende, sich durch Aufstützen der Arme auf die Wannenränder in 
kauernder Stellung zu erhalten, um diesem Uebelstande zu begegnen. Hierbei 
befindet er sich aber in unbequemer, rasch ermüdender, somit nicht lange 
beizubehaltender Lage, durch welche das freie Spiel des Schliessmuskels 
behindert ist. 

Ueberdies wird, namentlich in Sitzwannen, durch das beim Aufstützen 
erfolgende Herausheben des Körpers aus der Badeflüssigkeit der Höhenstand 
der letzteren stark gesenkt, so dass es schwer, wenn nicht unmöglich ist, in 
dieser Stellung die leidenden Theile überhaupt unter Wasser zu halten. 

Dem geschilderten, namentlich von Häinorrhoidalbeschwerden heimgesuchten 
Leidenden beklagten Mangel wird durch das neue Badekissen abgeholfen. Dieses 
besteht aus einer eliptisch oder ähnlich gestalteten Platte aus vulcanisirtem 
Kautschuk oder irgend einem anderen mit Gummi überzogenen Stoff, welcher 
schwerer als Wasser ist, so dass das Badekissen nicht schwimmt, sondern auf 
dem Boden der Wanne aufliegt. Die Oberfläche der Platte ist für die Auf¬ 
lagerung des Gesässes, dem Körperbau anpassend, gestaltet, während ein in 
ihrer Mitte angebrachte Oeffnung zur Aufnahme des Afters dient und den 
unbehinderten Zutritt der Flüssigkeiten von unten zum Körper gestattet. 
Ausserdem vermitteln rinnenförmige Aushöhlungen an der Unterseite und an 
der Oberseite der Platte die Verbindung der mittleren Oeffnung mit dem übrigen 
Innenraum der Wanne, wodurch erreicht wird, dass bereits bei geringem Spiel 
des Schliessmuskels sich das im Ausschnitt unter dem Gesäss befindliche 


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163 


Wasser erneuert, so dass stets frische Flüssigkeit den leidenden Organen 
zugeführt wird. 

Wohl sind schon seit längerer Zeit ringförmige, mit Luft zu füllende 
Kautschukkissen im Gebrauch, welche, aufgeblasen, einen bequemen Sitz ge¬ 
währen; diese Luftkissen eignen sich jedoch nur zu Sitzunterlagen auf Stühlen 
oder anderen Sitzmöbeln, während ihre Anwendung im Bade unvermeidliche 
Uebelstände mit sich bringen würde. Erstens ist es ohne Hülfe einer zweiten 
Person schwer, sich auf das schwimmende Kissen genau so zu setzen, dass es beim 
Niedertaucheu in die Badeflüssigkeit in der richtigen Lage bleibt, und ausser¬ 
dem tritt das störende Bestreben des Luftkissens hinzu, bei der geringsten 
Körperhebung wieder zur Wasseroberfläche zu gelangen, wird die die leidenden 
Theile bespülende, vom ringförmigen Polster umgebene Wassermenge von der 
übrigen in der Wanne befindlichen Flüssigkeit vollständig abgeschlossen, so 
dass durch die ganze Badezeit hindurch eigentlich nur immer dieselbe kleine 
Menge Wasser zur Wirksamkeit gelangen könnte. 

Schutzanstrich in Baderäumen. Es wird im Ges. Ing. 6 empfohlen, die 
vorgewärmten Wände und Decken mit einem Anstrich aus schwedischem Holz- 
theer, in Terpentinöl gelöst, zu versehen und beim zweiten Anstrich der Lösung 
gelbes Wachs zuzusetzen. 

Verfahren zur Herstellung von Kohlensäurebädern von Dr. Ernst 
Sandow in Eimsbüttel-Hamburg (D. R.-P. 61 732). Künstliche Kohlen¬ 
säurebäder werden gewöhnlich in der Weise hergerichtet, dass man Natrium- 
bicarbonat mittelst roher Salzsäure im Badewasser zersetzt. Abgesehen davon, 
dass die rohe Salzsäure infolge ihrer Gefährlichkeit viele Unbequemlichkeiten 
verursacht, stösst auch der Transport dieser Badezusätze insofern auf Schwierig¬ 
keiten , als dieselbe nicht mit der Post und auf der Bahn nur mittelst Säure¬ 
züge befördert werden können. Auch leidet das bisherige Verfahren in der 
Anwendung an dem Uebelstände, dass die Kohlensäureentwicklung rasch 
vorübergeht. 

Das neue Verfahren sucht diesen Uebelständen abzuhelfen und ermöglicht 
die örtliche und kräftige Anwendung der Kohlensäureeinwirkung auf bestimmte 
Körpertheile, was selbst bei natürlichen Kohlensäurebädern nicht möglich ist* 
Gerade die Möglichkeit der örtlichen Einwirkung des Kohlensäurestromes auf 
leidende Organe giebt den nach diesem Verfahren hergestellten Bädern einen 
erhöhten Werth. Es wird nach diesem Verfahren ein Stoff hergestellt, der in 
Tafeln, Stangen oder dergleichen von bestimmtem Gewicht geformt und in der 
Weise verwendet wird, dass er in dem Badewasser mit einer entsprechenden 
Menge Natriumbicarbonats zusammengebracht wird. 

Das Verfahren besteht darin, dass mau Natriumbisulfat schmilzt, entweder 
allein oder für die Herstellung von Kohlensäurestahlbädern mit der geforderten 
Menge Ferrosulfat. Die flüssige Masse wird in Formen gegossen von bestimmter 
Grösse und Gewicht. Zur Herstellung des Bades werden nach dem Einsteigen 
des Badenden je nach der geforderten Stärke ein oder mehrere dieser geformten 
Stücke auf den Boden der Badewanne gelegt, nachdem bereits eine entsprechende 
Menge Natriumbicarbonat vorher in dem Badewasser gelöst ist. 




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Der Badende ist nun in der Lage, durch Handhabung der Stücke die sofort 
beginnende Kohlensäureentwicklung auf bestimmte Körpertheile intensiv wirken 
zu lassen. 


Kanalisation. 

Hubventil mit biegsamem Dichtungsring von Carl Beyer Sohn in Frank¬ 
furt a. M. Bei den Spülvorrichtungen der Aborte kommt es häufig vor, dass das 
flache Ventil mit Lederdichtung bei dem Niederfallen sich eckt und schlecht 
schliesst. Es ist zur Vermeidung dieses Uebelstandes eine besondere Anordnung 
von konischen Ventilen mit Gummidichtung gewählt worden. Diese Anwendung 
von Gummidichtungen ist jedoch nicht ohne Weiteres angängig, da dieselben sich 
durch das harte Aufschlagen auf die mehr oder weniger scharfe Dichtungskante 
bald abnutzen und zerreissen würden. Es wird daher nicht nur die Zusammen¬ 
drückbarkeit des Gummiringes, sondern auch seine elastische Durchbiegung 
benutzt, indem er dadurch zum dichten Anschluss an den Ventilsitz gebracht 
wird, dass er hohl liegt. Es ist nämlich der Ventilkörper an der Stelle des 
Aufschlages mit einer Kinne versehen, so dass die Gummischeibe sich hier 
etwas durchbiegen kann. 

Einrichtung zum Abführen des Abwassers aus Gebäuden in ausserhalb 
derselben liegende Abfallrohre von James L. Crittenden in Oakland V. St. A. 
(D. R.-P. 60 003). Mit dieser Erfindung wird der Zweck angestrebt, für die 
Wasser von Baracken, Aborten, Küchen, Badezimmern etc. freie Auslässe 
ohne Wassersäcke oder Wasserabschlüsse verwenden zu können und doch das 
Austreten schädlicher Gase zu verhindern. 

Dieser Zweck wird erreicht, indem die Hauswasser durch kurze, mög¬ 
lichst gerade Ableitungsrohren nach einem trichterförmigen Einlass ausser¬ 
halb des Gebäudes geführt werden, welcher über die Mündung des nach dem 
Kanal oder der Senkgrube führenden Abfallrohres angebracht ist, und zwar 
so, dass zwischen Abfallrohr und Trichter ein ringförmiger Raum bleibt, 
durch welchen die Luft frei hindurchgehen kann. Ausserdem wird das Ab¬ 
fallrohr ausserhalb des Gebäudes nahe dem Boden unterbrochen und ein 
Trichter von der genannten Art eingeschaltet. Auch Ueberfallrohre von 
Badezimmern etc. werden in die genannten trichterförmigen Oeffnungen ein¬ 
geleitet. 

Durch genannte Vorkehrungen werden alle Wiudungen von Röhren, welche 
so leicht za Verstopfungen führen, vermieden und gerade und kurze Rohre 
können verwendet werden, die von Jedermann leicht gereinigt werden können, 
ohne dass man dazu einen Rohrleger oder Fachmann holen müsste. Ausser¬ 
dem wird durch die fortwährend steigende Luft vermieden, dass sicli im 
Innern faulende Gase entwickeln. Ebenso kann vermieden werden, dass von 
der äusseren Anlage übelriechende Gase nach dem Innern des Gebäudes ge¬ 
langen, da sie frei in die Atmosphäre abgeleitet werden können. 


Desinfection. 

Wohnungsdesinfection. In einem Vortrage über Desinfection und die Fort¬ 
schritte derselben machte der Instructor der Berliner städtischen W r ohnungs- 


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desinfectoren M. Goldner nach den Berichten der Pharm. Gesellschaft fol¬ 
gende Schlussbemerknng. Nach allen Erfahrungen, welche gelehrt haben, 
dass es kein sicheres Desinfectionsmittel für Wohnungen gab, kam der grosse 
Fortscliritt, d. h. man desinficirte mit mechanischen Reinigungsmitteln. 
Den Staub von den Wänden entfernt man mit Brotkrume, wofür ebenso gut 
anderes Material von ähnlicher Consistenz genommen werden kann, und man 
wäscht die Möbel, den Fussboden, kurz alles, was sich im Zimmer befindet, 
mit Wasser ab, welchem etwas Karbolsäure zugesetzt ist. Die Karbolsäure 
dient für die Desinfection natürlich nur als Relief, da eine keimtödtende 
Wirkung nicht von ihr erwartet werden kann, doch auch dieser Nimbus kann 
völlig verschwinden, denn es genügt, dass angeblich desinficirte Wohnungen 
mit reinem Wasser und mit Seife gereinigt werden, was der grösste Fort¬ 
schritt wäre, den die Desinfection von Wohnräumen machen könnte. Dass 
dies mit der allergrössten Sorgfalt geschehen muss, ist selbstverständlich, wes¬ 
halb zu empfehlen ist, dass die Reinigung durch geschulte Personen statt¬ 
findet, welche sich des Ernstes ihrer Arbeit voll und ganz bewusst sind. 
Wir können dann getrost das nicht ganz klare Wort „Desinfection“ durch 
dasjenige „Reinigung“ ersetzen. Und wenn diese Reinigung mit der dazu 
erforderlichen Reinlichkeit und Gewissenhaftigkeit ausgeführt wird, wenn sie 
nicht erst in der Stunde der Gefahr, sondern ab und zu vorbeugend vorge¬ 
nommen wird, so werden wir niemals das Verschwinden zweifelhafter und 
lästiger Keimbezwinger (d. h. Desinfectionsmittel) bedauern, sondern in allen 
Schichten des Volkes wird man sich über den Erfolg der Fortschritte freuen, 
welche die Desinfection volksthümlich gemacht haben. 

Innere - Einrichtung von Lazarethen. 

Patent-Stahlspringfeder-Matratzen von Westphal & Rein hold in 
Berlin, Wassergasse 30. Da die von uns schon früher empfohlenen Matratzen 
in der Internationalen Ausstellung für das Rothe Kreuz, Armeehedarf-Hygiene 
in Leipzig mit dem Ehrendiplom und der goldenen Medaille ausgezeichnet 
wurde und dadurch die Aufmerksamkeit von Neuem auf sich lenkten, wollen 
wir 'nochmals auf die speciell für Krankenhäuser besonders geeigneten Ma¬ 
tratzen zurückkommen. 



Fig. 124. 


Die bisher gebräuchlichen Spiralfeder-Matratzen leiden an dem Con- 
structionsfehler, dass beim Gebrauch alle Spiralfedern direct belastet, die 
einzelnen unverhältnissmässig stark in Anspruch genommen und daher vor- 


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zeitig abgenutzt werden, wodurch Vertiefungen in den Lagerflächen entstehen, 
welche kostspielige Reparaturen erheischen, oder solche überhaupt nicht mehr 
zulassen und die Spiralmatratzen werthlos machen. 

Dieser Fehler ist bei unseren Patent-Matratzen nicht vorhanden. Beim 
Gebrauch derselben liegt der Patient auf einem Netz und treten die mit dem¬ 
selben verbundenen Stahlspiralfedern gleichmässig in Thätigkeit. Da nun 
jede Spiralfeder auf eine Tragfähigkeit von 42 kg geprüft wird, und in einer 
Patent-Matratze z. B. von 90 cm Breite 28 solcher Federn angeordnet sind, 
so kann die Gesammtbelastung 28 mal 42 — 1176 kg oder über 23 Centner 
betragen, was eine Abnutzung der Federkraft auf absehbare Zeit ausschliesst 

Vertiefungen in den Lage»flächen können sich durch den Gebrauch niemals 
bilden; sollten sich durch andere Umstände Reparaturen ergeben, so können 
selbe auf der Stelle durch Jedermann mittelst Auswechseln der Spiralfedern 
oder Netztheile ausgeführt werden. Netz und Spiralfedern sind aus bestem 
Stahldraht gefertigt und stark metallisch verzinkt, daher gegen Rost geschützt; 
durch Abwaschen kann die Patent-Matratze leicht und gründlich gereinigt 
werden. Diese Matratzen bereiten ein sehr angenehmes Ruhelager. 

Die Patent-Matratzen werden in allen Grössen angefertigt und zwar in 
Holz-, Winkeleisen- oder Gasrohr-Rahmen, sowohl zum Einlegen in Bettstellen, 
als auch fest in Bettstellen einmontirt. 

Die Special-Preise für Krankenhäuser und Aerzte stellen sich bei be¬ 
liebiger Länge und einer Breite von 80 bis 100 cm in Holzrahmen 26—34 Mk. 
und in Winkeleisen oder Gasrohr-Rahmen 30—38.50 Mk.; stellbare Kopf¬ 
lage 4.50 Mk. 

Klappstuhl von Pomroi und Chapman in London. Der Stuhl kann 
wenn ausser Gebrauch, zusammengeklappt und bei Seite geschoben werden, 
ohne ihn von seinem gewöhnlichen Standorte, woselbst er befestigt ist, zu 
lösen. Der Stuhl eignet sich daher für solche Räume, bei denen ein häufiges 
Durchgehen nöthig ist und der Platz beengt ist, wie z. B. in Lazarethen; 
dabei wird das Gewicht der darauf sitzenden Person nicht durch eine schräg 
stehende Strebe, sondern durch eine Säule getragen. 

Diese Säule ist drehbar angeordnet und mittelst drehbarer Streben un¬ 
mittelbar vor seinem Standorte am Fussboden befestigt, dergestalt, dass er 
mittelst durch eine Schnur oder Kette bethätigten Hebel, von denen ersterer 
mit seinem Kopfe in einer in dem unteren Säulenschafte befindlichen Nuth 
gleitbar angeordnet ist, leicht bei Seite oder herausgestellt werden kann. 


Spucknäpfe von Warmbrunn, Quilitz & Co. in Berlin C'., 40 Rosen- 
thalerstrasse. Die zweckmässigste und gangbarste Sorte ist der Dettweiler- 
sche Spucknapf aus halbweissem und blauem Glas, 1,25 — 2,00 Mark. Diese 
Sorte ist namentlich von Schulen, Badeverwaltungen und dergl. angeschafft 
worden. Ein massives, etwa 5 kgr. schweres Modell von halbweissem Glas 
ist in den Garnison-Lazarethen eingeführt und zeichnet sich durch seine 
Schwere und Dauerhaftigkeit aus. (Preis 3,00 Mk.) Für den Gebrauch im 


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Hause empfehlen sich die Sorten mit Trichter, weil in diesen der Inhalt ver¬ 
deckt ist. Für den Hausgebrauch haben sich namentlich Spucknäpfe aus 



Fig. 125. 



Fig. 126. 


emaillirten Eisenblech (Preis 2,00 Mark) eingeführt, und die neueren au6 
Milchglas, weissem Porzellan und grün glasirtem Porzellan. Die Milchglas- 



Fig. 127. 


Fig. 128. 



spucknäpfe werden auch in geschmackvollen Fassungen aus Zinkblech oder 
Zinkguss geliefert. 


Hygienische Wandspucknäpfe nach Dr. med. M. Ihle, Leipzig-Lindenau. 
Heilanstalt für Hautkrankheiten. Da nach Prof. Dr. Koch Spucknäpfe mit 
desinflcirender Flüssigkeit gefüllt sein müssen, damit das Eintrocknen des 
Sputums vermieden wird, ist ein Napf zum Aufhängen, dessen Inhalt nicht 
verschüttet werden kann, geboten. Die Ihle’schen Spucknäpfe bestehen aus 
einem Behälter mit Rückwand, welcher zur Aufnahme der Desinfectionsmasse 
dient und aus einem Einsätze, welcher steil vom Rande nach der Wandfläche 
zu abfallend, den Inhalt verdeckt. 

Das die Näpfe nicht auf den Boden stehen, sondern in geeigneter Höhe an 
der Wand angebracht werden, erleichtert ihre Benutzung und gestattet zu¬ 
gleich, dass die Spucknäpfe, da sie dem Munde der sie Benutzenden näher 
liegen, in kleiner, zierlicherer Form angefertigt werden könnten. In der hy¬ 
gienischen Ausstellung zu Leipzig hatte Dr. Ihle nur Modelle aus Gyps aus¬ 
gestellt in Form von Wandconsole, Körbchen und Pantoffel, die Form kann 
natürlich in mannigfachen Formen modificirt werden. Die Spucknäpfe selbst 


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würden aus verschiedenartigen Material als Steingut, Porzellan, Glas, emaill. 
Eisen billig hergestellt werden können. Fabrikanten, welche sich für die 



Fig. 129. 


Erfindung interessireu, köunen sich mit Herrn Dr. Ihle, welcher Musterschutz 
hat, ins Einvernehmen setzen. 

Spucknapf von H. Seidel in Hannover. (1). B..-P. 60183.) Der aus 
emaillirtem Blech oder Porcellan gefertigte Behälter wird durch den Spei- 
trichter bedeckt, welcher unten mit einer Gummiklappe versehen ist. Unter 
dem Boden des Behälters befindet sich ein Fusstritthebel zum Niederdrücken 
des Trichters. Letzterer trägt einen nach unten ragenden cylindrisclien rohr- 
förmigen Ansatz mit einem ringförmigen Sieb das bis an die Wandung des 
Behälters reicht, so dass beim Niedertauchen des Trichters nur durch die 
Sieblöcher Wasser entweichen kann. Der Trichter wird durch Spiralfedern 
selbstthätig wieder gehoben. 

Hat der Kranke den Auswurf von sich gegeben, so drückt er mit dem 
Fuss bezw. mittelst einer vom Bett aus zu handhabenden Vorrichtung auf 
den Hebel, wodurch der Speitrichter nieder getaucht wird. Da durch den 
hierdurch im Gefäss entstehenden Druck die Klappe sofort geschlossen wird, 
so sucht das Wasser sich durch das Sieb und die zwischen Trichter und 
Gefässwandung befindliche Oeffhungen einen Ausweg, überspült den Trichter 
und fliesst durch Klappe ab, sobald der Druck auf den Hebel nachlässt und 
die Spiralfedern den Trichter in seine ursprüngliche Lage zurückführen. 


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169 


—*+ Aerztliche Polytechnik. +*-■- 

Redacteur: Dr. G. Beck. 

Orthopädische Apparate. 

Herbert Butcher benutzt zur Behandlung complicirter Fracturen 
Schienen aus Stahlblech von entsprechender Biegung und Länge, an welchen 
ebenfalls stählerne gepolsterte Klammem angebracht sind, die auf der Schiene 



an jede beliebige Stelle hingeschoben und dort mittelst Stellschrauben fixirt 
werden können. Dass diese Vorrichtung die Behandlung complicirender 
Wunden bedeutend erleichtern muss, lässt sich aus der Abbildung leicht 
erschliessen und scheint dieselbe um so eher empfehlenswerth, als sie leicht 
und billig herzustellen ist. Lancet. 1891, 7. Nov. 

Gynaekologische Instrumente. 

Die Firma Ellwood Lee in Conshohoken bei Philadelphia bringt eine 
Modification des in Amerika beliebten Graves’schen Speculums in den Handel, 
welche eine vollkommenere Zerlegung dieses Instruments bezweckt und darin 
besteht, dass die bisher durch eine Schraube bewerkstelligte Verbindung des 



Fig. 131. 


Griffes mit dem oberen Blatte durch - einen mittelst Federkraft in die ent¬ 
sprechende Oefinung dieses Blattes einspringenden am Griffe befindlichen Stift 


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ersetzt ist, sowie auch, dass die der Oeffnitng und Einstellung des oberen 
Blattes dienende Schraube aus dem Griff herausgenommen werden kann. Wie 
aus Fig. 131 ersichtlich, vereinigt das Instrument den diagnostischen Zweck 
des Cusco’schen mit dem operativen des Sims’schen Speculums. 

Mil ton, dirigirender Chirurg des Kasr-el-Aini-Spitals in Cairo, con- 
struirte, um bei gewissen puerperalen und anderen septischen Formen der 
Endometritis die Uterinhöhle permanent zu drainiren zu diesem Zwecke die 
in Fig. 132 abgebildete, im äusseren Ansehen gewissen Trachealcanülen ähnliche 
Canüle, welche mittelst scheerenförmigen Zange eingeführt. Auf einer mit 2 



seitlichen Oeffnungen versehenen Platte befinden sich zwei in automatischer 
Federung sich öffnende Hohlrinne, welche im Schluss eine in der Platte sich 
öffnende gekrümmte Canüle bilden. Zur Application dieser Canüle werden 
die Branchen der Zange durch die seitlichen Löcher gesteckt, wonach die 
Kanüle unter Führung des Fingers oder im Speculum leicht in die Uterin¬ 
höhle einzuführen ist. Mehrere Krankengeschichten erläutern die Vortheile 
dieser Behandlungsweise. Lancet. 1891, 17. Oct. 

Eine practische Schlinge zur Extraction am Steiss construirte sich 
Dr. Halbey (Wetzlar) nach dem Princip der Bellocque’schen Röhre. In 
einem 1 m langen Gummischlauch wird ein Stück Uhrfeder, an der vorn ein 
Messingknopf angelöthet ist, eingeschoben; infolge dessen rollt sich der 
Gummischlauch auf, ist aber, da die Feder nicht stark ist, leicht zu strecken 
und hat losgelassen, gleich wieder die Neigung, sich zu krümmen. Einführung 
ohne Schlingenträger, am besten von der inneren Seite der Hüftbeuge aus, 
also zwischen den Beinen des Kindes. Knopf und Schlauch werden gut ein¬ 
gefettet unter Leitung der Finger in die Hüftbeuge eingeschoben. Beim 
weitern Vorwärtsschieben fühlt man dann den Knopf sehr bald zwischen 
Steiss und Beckenwand. Das Weitere ergiebt sich von selbst. — Apparat 
zu beziehen vom Instrumentenfabrikant Schellenberg in Giessen. Preis 3 M. 


In verschiedenen Pariser Blättern circulirt eine sehr rationelle von 
B u d i n, dem bekannten Gynäkologen und Geburtshelfer, herrührende Ver- 


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besserung der Stöpsel für Irrigator- und Saugflaschen. Sie geht von der 
hinterher jedem als selbstverständlich erscheinenden Voraussetzung aus, dass 
der Lufteintritt in die Flasche, welcher das Abfliessen bezw. Aussangen des 
Flascheninhaltes veranlasst, eines viel engeren Leitungscanales bedarf, als 
der Flüssigkeitsabfluss. (Genaue Verhältnisszahlen der beiden Röhren, welche 
Budin durch Experimente festgestellt zu haben scheint, können wir leider 
nach den uns vorliegenden Journalen nicht geben, da hier nur die werthlosen 



Fig. 133. Fig. 134. 

Maasse der äusseren Kaliber eines im Pariser Handel befindlichen Stöpsels 
angegeben sind. Das Lumen beider Canäle der vorliegenden Abbildung mag 
bezw. circa 7 und 2 mm bei äusserem Durchmesser von 9 und 2,7 mm be¬ 
tragen.) Das Herausstürzen des Wassers aus der grösseren Röhre übt natürlich 
sofort eine aspirirende Wirkung auf dem Wege der kleinern, vermöge deren das 
Wasser nicht Zeit findet, die hier gesetzten Widerstände zu überwinden. 
Dieselben werden noch durch die grössere Länge und die äussere Aufkrümmung 
der schmalen Röhre vermehrt. Es wird somit das Wasser, bezw. die Milch 
nur durch die grössere Röhre seinen Abfluss nehmen. 

Aehnlich ist die in Fig. 134 abgebildete Saugflasche, vom Erfinder 
Galaktophor genannt, construirt. 


Laryngologische und rhinologische Instrumente. 

Jankau (Zürich) bringt einen neuen, durch die Nasenhöhle einzuführenden 

Spiegel zur Besichtigung des Cavum pharyngo-nasale in Vorschlag, der in Com- 


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bination mit einem gewöhnlichen Nasen rachenspiegel bedeutend vollkommenere 
Bilder als selbst der Yoltolini’sche Doppelspiegel zu liefern im Stande ist. 

Fig. 135 zeigt die Application zur Besichtigung des Ostium Tubae, 
bei welcher das J.’sche Verfahren den bisherigen Untersuchungsmethoden 

besonders überlegen zu sein scheint, Fig. 136 
eine mit Seidenschnürchen versehene Schutz¬ 
kappe , mit welcher der Spiegel während 
der Einführung überzogen wird. Die Ein¬ 
führung des Spiegels geschieht wie beim 
Tubenkatheter unter Hebung der Nasenspitze, 
wobei man die am Ende des GriiFes ange¬ 
gebene Marke nach aussen schauen lässt. 
Hierauf: Einführung des zweiten Rachen¬ 
spiegels durch die Mundhöhle, Abziehen der 
Gummikappe, Drehung des ersten um 180° 
Fig. iss. und Anlegen desselben an den Tubenwulst, 

wonach man das reflectirte Bild des Ostium tubae en face im zweiten Spiegel 
sieht. Durch geeignete Drehungen beider Spiegel lassen sich dann auch die 
übrigen Partien des Cav. phar.-nas. besichtigen. Will man die rechte Hand 



Fig. 136. 


frei haben, 60 lässt sich der Spiegel in gewünschter Stellung mittels Katheter¬ 
halters an der Nase fixiren. 

Ob die Einführung des J .'sehen Spiegels nicht häufiger, als Verf. meint, 
trotz der empfohlenen Cocainisirung auf bedeutende Schwierigkeiten, nament¬ 
lich bei Kindern, stossen dürfte, möchten wir dahin gestellt sein lassen. 

Deutsche med. Wochenschr. 1891, Nr. 5. 

Nasenöffner nach Dr. Feldbausch, Wiesbaden. Durch den NasenöfFner, 
welcher ohne Belästigung dauernd und besonders während der Nacht getragen 
werden kann, wird der Nasenluftweg befreit oder wesentlich 
erleichtert. 

Die geeigneten Fälle, in denen der NasenöfFner anzuwen¬ 
den ist, sind: 

1) Erschlaffung der Nasenwände in Folge von Atrophie 
Fig. 137. derselben (Knorpel, Muskeln) oder von Facialis- 

lähmung. 

2) Anschwellung der vorderen Enden der unteren Nasenmuscheln, sei es 
durch die sehr häufig vorkommende sogen, erectile oder vasomotorische 
Schwellung oder die chron. catarrhalische Geschwulst der Schleimhaut. 
Der Nasenöffner, aus Silber angefertigt, ist in 3 Grössen vorräthig: No. 1 

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für grössere Dimensionen (Männer), No. 2 für mittlere (Frauen und jüngere 
Personen), No. 3 kleinste (für Kinder mit Ausschluss der ersten Lebensjahre). 

Ist eine genauere individuelle Anpassung erforderlich, so kann dieselbe 
sowohl durcli Auseinanderbiegen oder Zusammendrücken in seitlicher Richtung 
als durch Zurückbiegen oder Strecken der vorderen kugligen Enden herge¬ 
stellt werden. 

Der Nasenöffner ist zum Preise von Mk. 2,50 von P. Feldbausch, Wies¬ 
baden zu beziehen. 

Neue Instrumente für Nasenoperationen von Dr. L. Grünwald in München. 
Die Instrumente wurden am 10. Febr. 1892 im ärztlichen Verein zu München 
demonstrirt. Sie dienen hauptsächlich zur Behandlung von Erkrankungen 
der Nebenhöhlen (Kiefer-, Siebbein-, Keilbein- und Stirnhöhlen) und des 
Nasenrachenraumes, soweit dieselben Veränderungen in der Nase selbst liervor- 
rufen, ferner Syphilis, Tuberkulose etc. Fig. 138 ist eine schneidende Hohl¬ 



löffelzange, nach einem Matthieu’schen Principe construirt. Sie dient zum 
Entfernen von Granulationen und Abzwicken von Knochenlamellen (Concho- 
tom). Ihr Bau ermöglicht Einfuhren in sehr enge Höhlen unter andauernder 
Inspection, da nur der vorderste Theil sich öffnet. Die anwendbare Kraft ist 
gross, Knochen in der Stärke der Nasenmuscheln werden bei frischem Schliff 
glatt durchgebissen, was besonders dadurch ermöglicht wird, dass der obere 
Löffel in den unteren hineingreift. Ia zeigt das Lumen des oberen Löffels. 

Die Theile sind nicht auseinandernehmbar, doch vollkommen, besonders 
durch Kochen, zu reinigen. 

Fig. 139 ist ein Uuiversalhandgriff für die nachfolgenden Instrumente: 
«, b, c. (l, vier scharfe Löffel von verschiedener Stiellänge, Löffelgrösse und 


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-Stellung. Die differenten Formen sind jeweilig nach Bedürfniss construirt 
worden und haben sich bis jetzt für jeden Bedarf bewährt. Die verschieden¬ 
artigen Abbiegungen erwiesen sich als nothwendig, um im seitlich vom 



Fig. 139. 



* _ 


& ern 

Fig. 140. 


Hauptnasenkanal abliegende Partien, wie besondere das Siebbeinlabyrinth, 
eindringen zu können, was der einfach gerade Löffel (b) niemals im Stande 
ist. Die Löffel sind im Handgriff nacli 4 Seiten zu verstellen, da das fest- 
schraubbare Ansatzstück (a ), quadratisch geformt, beliebig im Griff ein¬ 
geschraubt werden kann. Für sicheren Sitz im letzteren bürgen Vertiefungen 
im Ansatz, in welche die Schraube ß fest eingreift. 

c stellt eine Curette für den Nasenrachenraum dar, construirt zur Be¬ 
seitigung jener Wulstungen, welche den circumscripten Catarrh daselbst unter¬ 
halten. e 1 ist die Flächenansicht. 

f ist ein Sichelmesser, bestimmt zur Eröffnung von Septumabscesaen, zur 
Abtragung von Knorpelhypertrophieen ebenda etc. 

Auch diese 2 letzteren Instrumente passen in den Handgriff. 

Sämmtliche Instrumente sind in über l 1 /» jährigem Gebrauche bewährt. 

Dieselben sind zu beziehen von Stiefenhofer, Karlsplatz 5, München. 
Auf Verlangen werden sie daselbst auch in Holz- oder aseptischem Metalletui 
geliefert, wobei im selben Etui noch eine lange Nasenpincette und in den 
Griff einaetzbare Sonde Platz finden können. Ausserdem ist im Etui noch 
Platz vorhanden für etwa gewünschte Varianten der scharfen Löffel, sowie 
für in den Griff passende Meissei, so dass ein vollkommenes Operationsbesteck 
beisammen ist. 


Electrotherapeutisclier Apparate. 

Accumulatoren. (Eigene Constructionen der Firma.) — Unsere Fig. 141 
stellt einen bequem tragbaren Accumulator dar, in dessen Kasten 4 Zellen 
angeordnet sind, deren jede zwei negative und eine positive Platte von 
10 x 10 cm Grösse enthält. Als Erregungsflüssigkeit dienen 150 Cbcm. arsen- 


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freie Schwefelsäure auf 1 Liter Wasser, welche Mischung mittelst einer 
Spritze durch die 4 Röhrchen an der Hinterwand des Kastens in die Zellen 
gebracht wird. Die Ladung geschieht durch einen Strom bis zu 2 Amp. 



Fig. 141. 


Stromstärke und circa 10 bis 12 Volt Spannung. Bei Ladung durch eine 
Dynamomaschine ist es gut, als Vorwiderstand eine Glühlampe von 16 bis 
25 Kerzen, je nach der Länge des zur Verfügung stehenden Stromes zu be¬ 
nutzen. 

Dieser Accumulator liefert bei ca. 8 Volt Spannung etwa 8 Stunden 
Strom für die bekannten Beleuchtungs- und Durchleuchtungs-Apparate von 
Schütz, Stein & Vohsen. 

Der stationäre Accumulator (Fig. 142) birgt in einem Kasten 4 Zellen, 
in deren jeder 4 negative (auf der Zeichnung hell) und 3 positive Platten 
(im Bilde dunkel) von 13 : 15 cm Grösse untergebracht und hintereinander 
geschaltet sind. Die Füllung wird in gleicher Weise gemischt, wie vorher 



Fig. 142. 


angegeben; jede Zelle fasst 2'/., Liter Flüssigkeit und die Batterie giebt bei 
einem Ladestrom bis 6 Amp. etwa 30 —36 Ampere-Stunden. Natürlich werden 


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von der Firma auch grössere Apparate ausgeführt und laut Bericht hatte sie 
auf der Ausstellung einen Accumulator in eleganter Schrankform mit 8 grossen 
Elementen, bei dem die Einrichtung getroffen war, dass er durch eine Kurbel- 
Umschaltung für Licht allein -r- alle 8 hintereinander geschaltet —, oder 
für Beleuchtung und Galvanokaustik zusammen gebraucht werden konnte, 
wozu entweder 6 + 2 oder 5 + 3 hintereinander geschaltet wurden. Je nach 
Spannung der Lampen werden im Allgemeinen zur Beleuchtung 4—6 Zellen, 
zur Galvanokaustik 2 bis 3 Zellen in Anspruch genommen. 

Anschluss-Apparate. (Eigene Constructionen der Firma.) — Zum An¬ 
schluss an bestehende Leitungen dienen: 

A. Apparate zur Beleuchtung und B. stationäre und transportable Apparate 
zur Galvanisation und Faradisation. 

Die erstere Art besteht aus Holzkasten, in dem sich drei Rollen Wider¬ 
stände befinden, die je nach Bedarf einzeln oder zusammen oder theilweise 
aus dem Stromkreise geschaltet werden können, um Lampen bis zu 8 Volt 
herab in eine Lichtanlage von 110 Volt einzubringen. 

Die letzteren sind genau nach dem Prinzipe der durch Batterien be¬ 
triebenen Apparate gebaut. An Stelle der üblichen Elementenzähler sind 
Widerstandsspulen im Hauptstromkreis eingeschaltet, welche es ermöglichen, 
20 , 50, 100, 200 und 300 M.-A. im Maximum zu appliciren. Um den Strom 
bis zu '/ l0 M.-A. abzuschwächen, befindet sich im Nebenschluss ein weiterer 
Rheostat mit ca. 3200 Ohm Widerstand, der procentualiter auf 49 Contacte 
vertheilt ist, der 50. Contact ist der Nullpunkt. Ein absolutes Galvano¬ 
meter, Stromwender, Inductionsapparat (der auch für Dynamobetrieb ein¬ 
gerichtet ist) und ein Stromhalter gehören zum Instrumentarium. 

Rheostate. (Eigene Constructionen der Firma.) Hier ist im Anschluss 
an das Vorhergehende zunächst Folgendes zu erwähnen. Soll bei Benutzung 
eines Accumulators ein Rheostat eingeschaltet werden, so verbindet man eine 
Klemme des ersteren, z. B. +, mit der einen Klemme des Rheostat, während 



von der andern Klemme des Accumulators und des Rheostat die Leitung ab¬ 
geht nach dem betreffenden Instrument oder der Lampe. 


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Die Figuren 143, 144, 145 illustriren die neuesten Modelle der Firma, 
No. 143 ist für Galvanokaustik, No. 144 und 145 sind für Licht bestimmt. 
Alle drei unterscheiden sich von den früheren Modellen durch grössere Com- 
pendiosität bei gleicher Leistungsfähigkeit. Fig. 143 ist ein Kurbel-Rheostat, 
bei dem Neusilberdraht in Spiralen flach auf einem Brette montirt ist. 
Die Kurbel schaltet je nach Stellung mehr oder weniger Widerstand ein 
(W = Widerstand, 0 = kein W.). — Fig. 144 ist ein einfacher Schieber- 
Rlieostat und bei Fig. 145 geht Neusilberdraht in Schlangenwindung über 
eine Serpentinsteinrolle vom unteren Bügel rechts bis zur isolirten Klemme 
oben links. Durch den auf dem danebenstehenden Säulchen angebrachten 
Schieber nebst Schleiffeder wird Widerstand eingeschaltet, und zwar ist 
letzterer gross, wenn der Schieber unten, und klein, wenn er oben steht. 


Schlitten-Inductions-Apparat nach Prof. Ewald in Strassburg i. E. — 
Fig. 146 giebt ein Bild dieses Apparates, der im August 1890 von seinem 
Autor hier demonstrirt wurde. Als wichtige Verbesserung an demselben 
wird geltend gemacht die Einrichtung, welche erlaubt, die einzelnen Strom¬ 
impulse in kurzen oder langen Interwallen zu geben. Es war ein Wunsch 
vieler Aerzte, die Anzahl der Unterbrechungen in einer gegebenen Zeit ver¬ 
ändern zu können und der verstorbene Dr. Th. Stein suchte diesen Zweck 
zu erreichen, indem er hinter dem Wagner’schen Hammer einen Stab ein- 



Fig. 146. 


setzte, an dem eine Kugel auf und ab bewegt werden konnte. Je höher die 
Kugel geschoben wurde, desto langsamer folgten die einzelnen Schläge auf¬ 
einander und umgekehrt und es w r ar nun möglich, bis zu 4 und 5 Schlägen 
in der Sekunde zu gelangen. Die Regulirung war indessen keine exakte. 

Die neue Art der Unterbrechung aber — Knopf A, Feder B und Hammer 
C — gestattet eine so genaue Einstellung, dass man in einer Sekunde 
zwischen 1 und 100 Inductions-Schlägen die Wahl hat. Ist der Hammer C 
in Thätigkeit, so wird er continuirlich gegen die Feder B geschleudert und 


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wieder zurückgeworfen. Der Abstand Beider von einander und somit die 
langsamere oder schnellere Folge der Schläge wird einfach durch Drehung 
der Schraube A bewirkt, welche Drehung sich dem darunter befindlichen 
Zahnrad und von da dem Hammer mittheilt. 

Die übrigen Tlieile des Apparates sind bekannt K ist der ausziehbare 
Eisenkern für den primären Strom, S v die secundäre Spule, R der in eine 
Zahnstange im Brette unter S ] eingreifende Trieb zur genaueren Dosirung 
des Inductionsstromes, I) ist die Contactfeder, Z Z sind die Zuleitungs¬ 
klemmen für das Element, P S die Ableitungsklemmen für primären und 
secundären Strom. 


Electroden zur electro - therapeutischen Behandlung des menschlichen 
Körpers von H. Näser und Ed. Kottlarzig in Freiberg (Sachsen). (D.R.-P. 
60925). Die Electroden sind von Web- oder Wirkstoffen aus Metalldraht 
oder metallübersponnenen Fäden in der Form von Kleidungsstücken, Theilen 
von solchen und Lappen hergestellt. In dem letzteren Falle sind die Lappen 
entweder in Kleidungsstücke aus isolirendem Stoff eingesetzt oder sie werden 
mittelst Bänder, Riemen oder dergleichen an den zu behandelnden Körper¬ 
stellen festgehalten. 

Der Zweck dieser Electroden ist hauptsächlich der, die Elektricität auf 
bestimmte Körperstellen in genauer, scharfer Begrenzung zu vertheilen. Die 
Gewebe schliessen sich den zu behandelnden Körpertheilen allenthalben dicht 
an, ein jeder Faden des Stoffes dient als Leiter der Elektricität, und so ent¬ 
steht ein enges Netz von Leitern, das in seiner Ausdehnung und Anlage an 
die Körperstellen genau bemessen werden kann imd nach dem Willen des 
behandelnden Arztes die Elektricität auf genau zu bestimmende Hauptstellen, 
Nerven- und Muskelgruppen in scharfer Abgrenzung überträgt. Es ergiebt. 
sich hierbei auch der Vortheil, dass die Elektrode, vom Arzt einmal angelegt, 
während der Dauer der Einwirkung des elektrischen Stromes unverrückbar 
und sicher auf der gewünschten Körperstelle liegen bleibt, während dagegen 
die gebräuchlichen Elektroden, wenn von der unkundigen Hand des Leidenden 
gehalten, oft verschoben werden, so dass der Strom die zu behandelnden 
Stellen nicht mehr trifft und der Zweck der Elektrisirung unvollkommen oder 
gar nicht erreicht wird. Die Form und Grösse der Elektroden richtet sich 
nach dem jeweiligen Zweck und wird deshalb für jeden Fall eine besondere sein. 


Diverse medicinische Instrumente und Apparate. 

Warnung vor unechten Jaques-Cathetern und Schlundsonden. Die echten 
englischen Jaques-Catheter und Schlundsonden werden in jüngster Zeit durch 
minderwerthiges Fabrikat nachgeahmt und ebenfalls mit dem bisherigen eng¬ 
lischen Stempel „Jaques Patentee“ gestempelt, um das Publikum zu täuschen. 
Die Fabrikanten der echten englischen Waare haben sich daher entschlossen 
ihre Catheter und Schlundsonden nicht wie bisher mit „Jaques Patentee“, 
sondern mit „Jaques Catheter“ resp. „Jaques Oesophagus Tube“ zu 


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stempeln und ausserdem jedes Stück mit ihrer Fabrikmarke zu versehen, wie 
sie die nachstehende Zeichnung trägt. 



Wir bringen dies hiermit im allgemeinen Interesse zur Kenntniss. 


Neuer Apparat zur Inhalation ätherischer Oele und 

anderer bei niederer Temperatur flüchtiger Substanzen von 
Dr. Siemon in Cottbus. Der überaus handliche und ein¬ 
fache Apparat ist aus nebenstellender Abbildung leicht zu 
erkennen. Derselbe wird von der Firma „v. Poncet, Glas¬ 
hüttenwerk, Berlin“ hergestellt und ist zum Preise von 
3 Mark zu beziehen. Näheres findet sich in der Abhandlung 
von Dr. Siemon: „Die Einathmung ätherischer Oele und 
anderer bei niederer Temperatur flüchtiger Substanzen etc.“ 
(Verlag von Eugen Grosser-Berlin.) 

Die antiseptische Spritze von Dr. Felizet in Paris besitzt, wie die neueren 
deutschen Erfindungen dieser Art, einen zweitheiligen Kolben, dessen Theile 



Fig. 148. 



sich gegen einander pressen lassen. Der Kautschuk, der zur Anfertigung der 
Bestandtheile behufs besserer Abdichtung durch einen Schraubenmechanisraus 


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Kolbens dient, soll vermöge einer besonderen Zubereitung eine besondere 
Widerstandsfähigkeit gegen chemische Agentien besitzen und wird die Spritze 
daher von Dr. Felizet zu Injectioneu von Jodtinctur, Zinkchlorid etc. benutzt. 
Die Abbildung enthebt uns weiterer Beschreibung. Die Spritze wird von 
Gudendag, Rue de l’Odeon 17 in Paris angefertigt. 


Sperrkanüle für Injectionszwecke von C. Schievekamp in Arnhem 
(Holland). (D. R.-P. 60877). Die Einrichtung der Sperrkanüle lässt es zu, 
dass dieselbe bei Nichtgebrauch dauernd in antiseptischer Flüssigkeit liegen 
kann; dieselbe zeichnet sich ausserdem durch einfachere bequemere Hand¬ 
habung vortheilhaft von den bisher angewendeten Sperr¬ 
kanülen aus. 

Zur Zeit werden fast alle Injectionskanülen und Irri¬ 
gatorspritzen aus Glas oder Hartgummi gefertigt, um die¬ 
selben leicht aseptiscli zu halten, indessen ist letzteres 
unmöglich, da an allen solchen Irrigatoren ein Zuflusahahn 
eingeschaltet werden muss, der wenigstens theilweise aus 
Metall besteht (Metallgelenke). Auf diese Weise zusammen¬ 
gesetzte Irrigatorspritzen kann man selbstverständlich nicht 
andauernd in antiseptischer Flüssigkeit liegen lassen. Wollte 
man nun Glashähne anwenden, so steht dem entgegen, dass 
dieselben nicht nur den Gebrauch unnöthig erschweren, 
sondern auch, was die Hauptsache ist, durch Anfassen mit 
nicht aseptischen Händen zu Infektionsträgern werden. 

Diesen Uebelständen soll dadurch abgeholfen werden, 
dass statt des Hahnes ein anderes Sperrmittel eingeschaltet 
ist, das bequeme und leichte Regulirung des Strahles zu¬ 
lässt, so dass die ganze Kanüle bleibend in antiseptischer 
Flüssigkeit liegen kann. 

Die ganze Sperrkanüle besteht aus den beiden Röhreu 
A und 7'mit dem dieselben abdichtend verbindenden Gummi¬ 
ring G. Die äussere Röhre A ist an beiden Enden offen 
und hat bei c einen Ansatz, auf welchen der zum Zulauf- 
gefäss führende Gummischlauch .S' gespült wird. Gegen 
das andere Ende hin erweitert sich diese Röhre A mit 
einer kugelförmigen Ausbauchung b und endet mit einer 
konischen Erweiterung n. Die innere Röhre T ist nur an 
einer Seite offen und zeigt am Vorderende v die gewöhn¬ 
liche konische Form der Irrigatorspitzen. Gegen die Mitte hin sind die 
Ringansätze d c angebracht, während sich die Röhre weiterhin cylindrisch 
fortsetzt; ausserdem ist unweit des Ringansatzes e eine Seitenöffnung f vor¬ 
gesehen. 

Beim Zusammensetzen wird zunächst der Gummiring G auf a gezogen 
und hiernach Röhre T durch die vorstehende Oeffnung des Gummiringes G 
mit dem cylindrischen Fortsatz g eingeführt. Der Gummiring G dichtet dabei 
Röhre A gegen aussen vollständig ab. Ist nun auch der Irrigatorschlauch S 



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angeschlossen, so wird der Flüssigkeitsstrahl den eingeführten Rohrtheil g 
nmspülen und durch Oeffnung f zum Austritt bei v gelangen. Indem man 
nun die Kanüle wie gewöhnlich mittelst Daumen und Zeigefinger zwischen d 
und e angefasst hält, was zum Richten des ausmündenden Strahles nothwendig 
ist, kann man nunmehr gleichzeitig durch Zurückziehen der Röhre T die Oeff¬ 
nung f ausser Verbindung mit dem Zufluss in A bringen, wie Fig. 150 zeigt. 
Demnach wird hier durch einfache Schubbewegung ein Oeffnen und Schliessen 
bezw. Reguliren des ausfliessenden Strahles bewirkt. Ist nun unter dem Irri¬ 
gator ein Behälter mit antiseptischer Flüssigkeit angeordnet, so wird diese 
Glaskanüle nach jedesmaliger Ingebrauchsnahme wieder hineingelegt, so dass 
eine thatsächliche Reinhaltung bewirkt wird. 


Zur Bekämpfung der Selbstbefleckung. 

Die Selbstbefleckung besitzt, wie jeder Arzt weiss, eine in allen Lebens¬ 
altern und insbesondere unter der Jugend beständig genährte, immer mehr 
um sich greifende Verbreitung und bildet eine zur Zeit noch sehr unterschätzte 
Gefahr für das körperliche sowie geistige Wohlbefinden der heranwachsenden 
und kommenden Generation. 


Es erscheint daher als die Pflicht der dazu Berufenen und so auch vor¬ 
nehmlich der Gesundheitswächter, der Aerzte, auf Mittel zur Abwehr des 
Uebels zu sinnen. Zwei wirksame Mittel dieser Art glaubt der Unterzeichnete 
dem Gutachten der Sachverständigen unterbreiten zu können. 


Das erste ist eine Vorrichtung (Fig. 151), welche ich als Genitaltasche für 
Minner“ wegen ihrer noch weitergehenden Verwendbarkeit bezeichne und 

welche im Wesentlichen aus einer 
die Sexualorgane aufnehmenden, mit 
einer partiellen Gummieinlage E ver¬ 
sehenen Leinwandtasche T und einem 
diese tragenden (t die Tragbänder), 
oberhalb der Hüften anzulegenden 
Gurte G besteht. Dadurch, dass sie 
die Genitalien vom Körper absondert 
und umhüllt, ohne, ihrer beträcht¬ 
lichen Grösse wegen, einen Druck, 
eine Reibung oder ein Schwitzen zu 
verursachen, schliesst sie die Erre¬ 
gung jener durch die Körperwärme 
und Körpernähe aus und gewährt 



Ungefähr 


Fig. 151. 

der natürlichen Grösse. 


durch ihre Construction dem Träger ein Gefühl der Festigkeit und Ordnung. 
Sie schützt gleichzeitig die Genitalien vor der Berührung mit den nackten 
Händen und ist daher hauptsächlich bei denjenigen Kranken wirksam, welche 
bei mangelndem Schutz sich trotz besseren Vorsatzes im Schlafe oder Halb¬ 
schlafe onanirend antrafen (unbewusste Onanie) und hierdurch in die äusserste 
Verzweiflung geriethen. Die erwähnte Gummieinlage der Tasche dient zur 


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182 


Aufnahme der unwillkürlichen Samenabgänge (Pollutionen, Spermatorrhoe). 
welche die Onanie zu begleiten pflegen. 


Das zweite Mittel, welches zur wirksamsten Unterstützung des ersten 
dient, ist eine Handschelle (Fig. 152), bestehend aus der elastischen Schlinge 

welche bei geschlossener Schnalle s über die Hände 
auf die beiden übereinander gelegten Handgelenke 
geschoben wird, nachdem das Ende der Schnur, E, am 
Kopfende des Bettes befestigt ist. Hierdurch wird 
gleichzeitig die schädliche Rückenlage verhindert. 
UngefB.br ■/* der natürlichen Die Glöckchen G dienen zur Ermunterung des Pa- 
Grösse. tienten bei onanistischen Versuchen und können, etwa 

für zu nervöse Personen, auch durch Herausknöpfen entfernt werden. Die 
Verwendung einer zweiten Handfessel als Fussfessel sichert den Erfolg noch 
bei weitem.*) 



Wenn auch die Einrichtung eines besonderen Institutes zur Heilung 
von Onanisten am sichersten der allgemeinen Bekämpfung der Onanie den 
Weg bahnen und genauer vorzeichnen würde**), so wird man doch sofort 
bereits viel erreichen, wenn man unverzüglich damit beginnt, Mittel der an¬ 
gegebenen Art in den öffentlichen und privaten Krankenhäusern, besonders 
in deren Kinderabtheilungen in Anwendung zu bringen. Höchst segensreich 
wäre ihre Einführung in Besserungsanstalten, Strafanstalten und Irrenhäusern. 
Die Heilung mancher Irren könnte gelingen, die oft gerade durch Onanie ver¬ 
eitelt wird. 


Bei dieser Gelegenheit sei noch Folgendes über die „Genital tasche für 
Männer“ erwähnt, welche im vorstehenden Artikel kurz beschrieben wurde. 
Es ist augenscheinlich, dass der Schutz des Körpers, der Leib- und Bettwäsche 
gegen Verunreinigung vom hygieinischen sowie vom wirthschaftlichen Stand¬ 
punkte aus dringend nothwendig und insbesondere bei sexuellen Krankheiten 
von sittlichem Werthe ist. Die „Genitaltasche für Männer“ dient nun dazu, 
die Reinlichkeit in den Krankheiten der zu häufigen Pollutionen und der 
Spermatorrhoe sowie bei sonstigen schleimigen Absonderungen der männlichen 
Zeugungsorganen aufrecht zu erhalten und entspricht den Anforderungen der 
Vermeidung intensiver Wärmeentwicklung an den Genitalorganen und guter 
Tragbarkeit — trotz ihrer nothwendigen Grösse — vollkommen. Jene Ab¬ 
sonderungen werden von der Gummieinlage der Tasche mittelst eines Schwam¬ 
mes entfernt. Ihr praktischer Nutzen besteht somit in der Ersparnis be¬ 
deutender Reinigungskosten, sehr ärgerlicher Auftritte und peinlicher Situa¬ 
tionen. Sie ist daher in der Familie Lebenden sowie Chambregarnisten 
dringend zu empfehlen. Dr. Klitzkowski. 


*) Die „Genitaltasche für Männer“ und die „Handfessel zur Abwehr der Onanie* (beide 
Gebrauchsmuster) sind zu beziehen durch P. Engmann, Bandagist, Berlin, NW. 
Charitö-Str. 4. Preis 4 und 2 Mark. 

**) Ein Vorschlag von höchst problematischer Wirkung. Red. 


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183 


In einem sehr lesenswerthen Artikel, betitelt „Bemerkungen Ober die ge¬ 
nauere Untersuchung der Harnröhre als Grundlage für eine wissenschaftliche 
Behandlung“ (Lancet Oct. 10.1891) tadelt Max Munn hauptsächlich den Um¬ 
stand, dass die Chirurgen unter dem Ausdruck „Expansionsfähigkeit der 
Urethra“ nur den Grad verstehen, bis zu welchem sich die Urethra factisch 
ohne Zerreissung aasdehnen lässt, jedoch den Unterschied des Widerstandes, 
den die Urethralschleimhaut vermöge ihres physiologischen oder pathologischen 
Zustandes der Maximalcxpansion entgegensetzt, nicht in Berücksichtigung 
ziehen. Je nach der Richtung, in welcher, und der Localitüt, wo die Expan¬ 
sion vollzogen wird, ist der Unterschied dieser Widerstände bereits im Normal¬ 
zustände ein sehr bedeutender, indem z. B. die Expansionsfähigkeit der Urethra 
in der unteren Hälfte ihrer Peripherie weit beträchtlicher ist, als in der 
oberen, wo auch in der Längsrichtung solche Unterschiede gefunden werden. 
Hierbei ist noch in Betracht zu ziehen, dass das Lumen der überall gleich- 
mässig expandirt gedachten Urethra keineswegs, wie gewöhnlich angenommen 
wird, eine vom Bulbus nach dem Meatus hin sich fortwährend verjüngende, 
sondern nach M. folgende Gestalt besitzt: Sie verjüngt sich graduell vom 
Bulbus in der Richtung nach vorn in einer Länge von circa 3 Zoll, erleidet 
hier eine leichte cylindrische Contraction und erweitert sich jenseits derselben 
sehr sachte und graduell bis zur Fossa. Den grössten Widerstand gegen 
Expansion leistet die Schleimhaut an ihrer Mündung, wo das Lumen vor 
seinem definitiven Ende die Gestalt einer meist rechts gedrehten Schrauben¬ 
spindel annimmt. Diese und andere Betrachtungen, über welche Näheres im 
Original nachzulesen, führten M. dazu, zwei automatisch das urethrale Kaliber 
messende Instrumente durch die Firma Arnold & Sons construiren zu lassen, 
deren erstes in Fig. 153 das zweite in’Fig. 154 dargestellt ist. 


Fig. 


153. 



Fig. 


154. 


i 




ix 





Den Mechanismus der Messung erkennt man aus Fig. 154, wo die Feder E, 
welche den Schnabel der Sonde automatisch ölfnet, in Spannung und 
Stellung durch die Schrauben B und C regulirt wird. Mittelst der 


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184 


Schraube A wird der Federmechanismus ausser Thätigkeit gesetzt, wonach 
das Instrument als gewöhnliches Urethrometer benutzt werden kann, dessen 
Oeffnong der Chirurg mittelst der Schraube D nach Willkür reguliren kann. 
Ein anderes charakteristisches und von M. als sehr wesentlich bezeichnetes 
Merkmal des Instruments ist die Gestalt des Kaliberdurchschnitts des Schnabels, 
der ein nach 2 Seiten hin abgerundetes Rhomboid darstellt. Es lässt sich 
daher damit sowohl die Expansionsfähigkeit der Urethra sowohl in lateraler, 
als in supero-inferiorer (bezw. antero-posteriorer) Richtung bestimmen. Das 
Kaliber des Instruments beträgt in geschlossenem Zustande 15 mm, in maximal 
geöffnetem 45 mm. 

Der Mechanismus des zweiten Instruments Fig. 154 ist aus Fig. nicht er¬ 
sichtlich Es besteht dasselbe aus einer Bougie von ebenfalls rhomboidem 
Durchschnitt (sog. Bougie ä ventre), welche von einem Kupferdraht durch¬ 
setzt wird. Auf dem proximalen Ende dieses Dratlis sitzen zwei Spiralfedern, 
über welche eine Hülse geschoben ist. Auf dieser befinden sich zwei Scalen, 
welche den Compressionsgrad bei der Ein- und Ausführung des Instruments 
anzeigen, demnach die Kraft messen, mit welchem das Instrument in die 
Strictur eingefuhrt, bezw. aus ihr herausgezogen werden muss. 

Zwei Krankengeschichten erläutern die Gebrauchsweise und die Vorzüge 
der M.’schen Instrumente. 

Jenner Ho dgos (And erson, Indiana) sucht mittelst einer dem Leiter’schen 
Cystoskop beigefügten Vorrichtung den Vortheil zu erringen, dass man während 
der mit dem Instrument vorgenommenen Besichtigung des Harnblasen-Innern 
und unter Zuhülfenahme desselben kleine Gewebepartikel behufs Untersuchung 
derselben gewinnen und Kauterisationen bestimmter Stellen der Blasenschleim¬ 
haut ausführen kann. 

In der nachstehenden Figur A, welche im Leiter’schen Cystoskop mit 
Lampe b, Fenster a und Abkühlungskana] d mit Hahn c darstellt, sieht man 







Fig. 155. 



diese Vorrichtung, welche in einem feinen längs des Abkühlungskanals ver¬ 
laufenden mit Griff e und Bissen e* versehenen Mandrin besteht. Fig. B stellt 
den Applicator dar, mittelst dessen Silbernitrat oder Chromsäure applicirt 
wird, D den Griff desselben, ec 1 eine den Mandrin umgebende Kautschuk¬ 
hülse zu gutem Einpassen des Mandrins in den Irrigationskanal, E die Bisse c' 
in natürlicher Grösse. (Die Originalbeschreibung entbehrt in verschiedenen 
Richtungen der Klarheit.) N. Y. med. Journ. Oct. 10. 1891. 


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185 


Elektrische Harn-Centrifuge nach Hofrath Dr. Ising in Kissingen (Berl. 
Klin. W. 1891 No. 43). — Bei Gelegenheit des letzten Congresses für innere 
Medicin, Wiesbaden 1891, führte Prof. Litten eine Harn-Centrifuge vor, die 



Fig. 156. 


von einem seiner Schüler, dem cand. med. Th. Stenbeck aus Schweden zum 
Zwecke schnellerer Diagnostik constmirt wurde. Nach den Ausführungen des 
Prof. Litten über die vielseitige praktische Verwendung der Ccntrifuge und 
den Nutzen der sofort möglichen Beobachtung (siehe Verhandlungen des Con¬ 
gresses) wurde die Wichtigkeit des Verfahrens allgemein anerkannt. 

Nach Dr. Ising hafteten jedoch dem benutzten Apparate verschiedene 
Uebelstände an, nämlich: 

1. dessen unangenehmes, weithin hörbares Geräusch des Centrifugirens; 

2. der Umstand, dass die Kurbel des Apparates so lange ganz energisch 
gedreht werden musste, bis der Zweck erreicht war; 

3. waren die benützten Gläschen doch gar zu niedlich, ermöglichten 
demnach nur die Untersuchung recht kleiner Flüssigkeitsmengen. 

Das in der Figur 156 dargestellte verbesserte Instrument dagegen arbeitet 
geräuschlos, selbstthätig und sehr energisch; es centrifugirt innerhalb 3 Minuten 
den Inhalt eines Glases von 18 cc., so dass man in 2 Gläsern 36 cc., in 

4 Gläsern 72 cc. centrifugirte Harn- oder Punctionsfliissigkeit ohne An¬ 
strengung in der kürzesten Zeit erhalten kann. Für die Ingangsetzung des 
Apparates bedarf es nur des Anschlusses an eine Batterie oder einem Accu- 
mulator. Ist die Füllung der Batterie nicht mehr frisch, so werden etwa 

5 Minuten für die erwartete Leistung beansprucht. 

Zu seiner jahrelangen guten Erhaltung bedarf der Apparat nur zeit¬ 
weiser Oelung und die Batterie braucht bei täglich mehrmaliger Anwendung 
nur etwa alle 8 Tage eine neue Füllung. 

Der Apparat wird von der Firma mit 2 und mit 4 Gläsern ä 18 cc. 
Inhalt geliefert. 


Das nachstehend abgebildete Harn-Reagentienschränkchen der Firma 
Warmbrunn, Quilitz & Co., ist ein dunkel gebeiztes Holzschränkchen von 


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186 


102 cm Höhe, 34 cm Breite und 25 cm ganzer Tiefe. Der untere Theil, 
welcher die Schubladen enthält, ragt nach vom 8 cm hervor und dient bei 
geöffnetem Schranke als Tischchen, auf welchem der Inhalt des Schrankes 
Platz finden kann. Der Inhalt ist folgender: 



Fig. Io7. 


Auf dem in der Abbildung linksseitigen Thürflügel des Schrankes sind 
angebracht: ein Thermometer, ein graduirtes Rangirglas, ein Alburainometer 
nach Esbach, ein Reagirglas. 

Auf dem rechtsseitigen: je eiu Urometer von 1,00, 1,02 und 1,02 bis 
1,04 cb-cm. eine Pipette. 

Im Innern des Schrankes: 10 Standflaschen, wovon 5 mit eingebrannter 
Aufschrift (Essigsäure, Salpetersäure, Kupferlösung, Natronlauge, Albumino- 
meterlösung), 5 ohne Aufschrift, ein Trichter mit Stativ und untergestelltem 
Spitzglas-Recipienten, ein Messcylinder für 100 cb-cm, ein Gährungssaccharo- 
meter nach Einhorn, eine Spirituslampe. 

In dem Schubfach des Untergestells: Weiterer Yorrath von Reagirgläsern 
Reagenspapier, Filtrirpapiere, ein Reagirglasgestell. 

Das Schränkchen enthält somit, auf dem denkbar geringsten Raum zu¬ 
sammengedrängt, alle zur Untersuchung des Harns erforderlichen Reagentien 
und Utensilien und hat überall grossen Anklang gefunden. Der Preis des¬ 
selben mit Inhalt beträgt 40 Mk. 


Presse für Kautschukgebisse von J. P. Bonrath in Crefeld. D. R.-P. 
60962). Der Kautschuk, welcher zu einem Gebiss verarbeitet werden soll, 
wird in einer Metallkapsel, Cüvette, welche aus einer oberen und unteren 
Hälfte besteht, nach einem Gypsraodell modellirt. Da der Kautschuk sich 


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187 


nur in warmem Zustande verarbeiten lässt, wird die Cövette vermittelst einer 
Lampe oder eines Ofens erwärmt, die obere Hälfte der Cüvette abgenommen, 
dann das nöthige Modelliren vorgenommen, wieder aufgesetzt und das Ganze 
unter einer Presse zusammengedriickt. 

Da nun das Modelliren, Stopfen und Pressen nur in warmem Zustande 
geschehen kann, so hat dieses Verfahren einen sehr grossen Nachtheil, da 
dies Erwärmen, Stopfen und Pressen an drei verschiedenen Stellen geschieht, 
wodurch Zeitverlust und poröse Kautschukarbeit entsteht. Um diese Unan¬ 
nehmlichkeiten zu vermeiden, ist bei der Bonrath’schen Presse mit dem Press- 
fusse ein beweglicher Pressrahmen und dieser mit einem verstellbaren Wärme¬ 
kasten verbunden. 

Patentbericht. 

Deutschland. 

Patentanmeldungen. 

10. März. Kl. 30. E. 3328. Scheere für chirurgische Zwecke. — L. Empfenzeder in 

München. 

— — J. 2679. Verfahren zur Herstellung eines Amalgams für zahntechnische 

Zwecke. — G. Jüterbock in Berlin. 

14. März. — H. 11529. Lungonschoner. — F. W. Hebrock in Hamburg. 

17. März. — S. 6061. Massirrolle. — Finna W. R. Seifert in Dresden-N. 

*21. März. — C. 3850. Betäubungsvorrichtung. — A. v. Czarnowski in Berlin. 

31. März. — Sch. 7458. do. — G. Schroeder in Cassel. 

— — St. 3029. Transportabler gynäkologischer Untersuchungsapparat mit Spo- 

culum. — Dr. Fr. Ston6 in Neusatz. 

7. April. Kl. 30. Sch.7608. Trepan zum Ausschneiden konischer Oefihungen. — Ad. Ham¬ 
burger in Firma: F. Schwabe in Moskau. 

Patentertheilangen. 

16. März. Kl. 30. No. 62157. Vorfahren und Apparat zur Herstellung künstlicher Glieder oder 

orthopädischer Apparate. — F. Bingler in Ludwigs¬ 
hafen a. Rh. 

— Kl. 53. No. 62114. Sterilisator für Wasser. — Soc. G. Herrscher & Cie in Paris. 

23. März. Kl. 33. No. 62281. Zelt. — C. Behrens in Alfeld a. L. 

— Kl. 53. No. 62212. Sterilisirungsapparat. — R. Sauer O. Frischeisen in 

Berlin. 

— — No. 62214. Sterilisirungsapparat. — M. v. Stotnicki in Charlottenburg. 

30. Mörz. Kl. 27. No. 62360. Luftfilter. — H. ter Jung in Mühlheim a. d. Ruhr. 

— Kl. 34. No. 62359. Spucknapf. — F. v. Hagen in Berlin. 

— — No. 62387. — — F. W. Schmitz in Elberfeld. 

6. April. Kl. 30. No. 62518. Perkussionshammer. — A. Salz in Freiburg i. B. 

— Kl. 33. No. 62469. Zeltgerüst. — E. Pless in Berlin. 

— Kl. 34. No. 62472. Zimmerbadegefäss. — L. Grambow in Berlin. 

— — No. 62477. Speibehälter in Taschenform. — Dr. J. Koehler in Frei- 

burg i. B. 

13. April. 'Kl. 34. No. 62601. Spucknapf. — W. Stoecker I in Dirsahl. 

Gebrauchsmuster. 

„ 2988. Spritze. — W. R. Casper in New-York. 

« 2991. Dosirte Natriumcarbonatpastillen. — M. Kahnemann in Berlin. 

* 2994. Gestrichene, perforirte Heftpflaster. — Chemische Fabrik in Helfenberg bei 
Dresden. 


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188 


No. 2995. Kautschukpflaster. — Chemische Fabrik in Helfenberg bei Dresden. 

* 2996 u. 2997. Milchflaschengarnitur. — M. Oechsler in Ansbach. 
r 6074. Krankenstuhl. — C. Lentz in Berlin. 

* 3103. Luftanfeuchter. — A. Lasch in Löbau i. S. 

„ 3193. Bruchband. — M. Reischock in Darmstadt. 

„ 3201. Badeofen. — M. Galley in Hannover. 

„ 3203. Badegarniturhahn. — J. Irlbacher in München. 

„ 3255. Hausdampfbad. — 0. Petri in Dresden. 

„ 3278. Dunkelraum für Aerzte. — Dr. E. Müller in Hagen i. W. 

* 3283. Krankenbetttisch. — F. Niepenberg & F. W. Kulil in Haan b. Elberfeld. 

„ 3286. Mikroskopir-Objekt-Hohlkugeln. — Dr. M. Küster in Freienwalde a. O. 

„ 3289. Spucknapf. — Tritschler & Co. in Stuttgart. 

„ 3300. Behälter für antiseptische Materialien. — F. Kasperowski in Leipzig. 

„ 3327. Verstellbarer Mundspiegel. — F. R. Beyl in Berlin. 

„ 3331. Sterilisationsapparat für Verbandstoffe. — Dr. Mehler in Georgensgmünd. 

* 3356. Spritzkork. — G. Richter in Pforzheim. 

„ 3397. Geburtszange. — Zetter & Scherer in Tuttlingen. . 

* 3398. Zungenniederhalter mit Reflektor. — G. R. A. Nithack in Obern igk. 

„ 3403. Desinfectionsapparat für Werkzeuge. — W. Surel in Berlin. 

„ 3443. Bruchbandringpelotte. — H. Teschow in Prenzlau. 

„ 3500. Mikroskop. — G. Stade in Dresden. 

„ 3524. Artikulator für Zahnärzte. — B. F. Starcke in Leipzig. 

„ 3537. Zerstäuber. — M. Wirths in Jersey. 

„ 3546. Tragbahre. — Knoke & Dressier in Dresden-A. 


Amerikanische Patente. 

2. Februar. 

467923. Bett - Geschirr. — W. A. Crandall; Sturgis, Mich. 

467963. Katamenial - Tasche. — J. J. Vernier; Toledo. Ohio. 

468001. Medicamenten-Behälter für hypodermatiseke Spritzen. —W. C. Durkee; Brook- 
line, Maas. 

468112. Combinirter Kranken- und Familientisch. — W. Kohlstedte; St. Paul. Minn. 
468151. Vaginal-Spritze. — W. H. Kaap; Indianopolis, Ind. 

9. Februar. 

468347. Inhaler. — Ch. T. Kingzelt; London. 

468352. Künstlicher Fuss. — J. Linkert; Hamilton, Canada. 

468353. Sanitätsmatratze. — Fr. Maussner; Nüremberg. 

468620. Vaginal-Spritze. — Addison W. Hitt; St. Louis, Mo. 

468653. Plombir-Hammer. — G. W. Geitz; New-York. 

468744. Zahnärztliche Pincette. — Herrn. D. Greenwald; Oshkosh. Wis. 

468752. Rheostat. Alton J. Shaw; Muskegon, Mich. 

468761. Künstlicher Zahn. — Eraory A. Briant; Aspen, Colo. 

16. Februar. 

468877. Schlauch - Spritze. — A. T. Holt; Akron, Ohio. 

468885, 468886. Brille. G. W. Meigs; Reading. Pa. 

468922, 468 923. Künstliche Zahnkronen und Instrument /.um Anbringen derselben. — 
Rufut G. Stanbrugh; New-York. 

469144. Zerstäuber. — Antoinette Haward; New-York. 

23. Februar. 

469247. Atmosphärische Bettdecke. — W. Holder; Mokelura Hill, Cal. 

479348. Künstlicher Fuss. — J. H. Kane; Kansas City, Mo. 

469351. Speculum. — J. Sparenburg; Chicago. 

469481. Electrischer Zerstäuber. — Colin Lighthodv; Brooklyn, N.-Y. 


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189 


-ۊS Specielle Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. C. Heiinann. 


Zur Frage der Erweiterung der disciplinaren Befugnisse der 

Aerztekammern. 

Von 

Dr. Wilhelm Froehlich. 


Nachdem der Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten Veranlassung 
genommen hat, die Aerztekammern zu einer gutachtlichen Aeusserung über 
die Frage auffordern zu lassen, ob in weiteren Kreisen der Wunsch besteht, 
dass die durch § 5 der Verordnung vom 5. Mai 1887, betreffend die Einrich¬ 
tung einer ärztlichen Standesvertretung, dem Vorstande der Aerztekammern 
den Aerzten gegenüber ertheilte Disciplinarbefugniss erweitert werden 
möge, und dass für die Aerzte ehrengerichtliche Institutionen eingeführt 
würden, ist in ärztlichen Vereinen, in Fachzeitschriften und politischen 
Zeitungen diese für den ganzen Stand schwerwiegende Frage vielfach be¬ 
sprochen und die Einführung einer derartigen gesetzlichen Bevormundung 
und disciplinaren Beaufsichtigung der Mitglieder des ärztlichen Standes fast 
durchaus als ein unzweckmässiges und unberechtigtes Verlangen einer Minder¬ 
zahl preussischer Aerzte verworfen worden. So hat der ärztliche Verein 
zu Frankfurt a. M. im Februar d. J. an die preussischen Collegen eine 
bedeutsame Kundgebung über die vorliegende Frage und die Aufforderung 
gerichtet: 

Dass die Aerztekammern sich erklären: 

Gegen „Einführung von ähnlichen Institutionen für die 
Mitglieder des ärztlichen Standes, wie solche für die Rechts¬ 
anwälte in dem § 62 der Rechtsanwaltsordnung vom 1. Juli 
1878 bestehen“. 

Auch die Berliner medicinische Gesellschaft beschäftigte sich am 
23. März mit der Frage, ob die Disciplinarbefugnisse der Aerztekammern zu 
erweitern seien. Die Anschauungen dieses grössten Vereins Berliner Aerzte 
kamen schliesslich in einem Anträge des Herrn Dr. Langerhans zum Aus¬ 
drucke, lautend: 

„Die medicinische Gesellschaft erklärt sich gegen die 
Erweiterung der Disciplinarbefugnisse der Aerztekammern“. 

Der Antrag wurde mit grosser Majorität angenommen. 

Die Thatsachen, die gegen die beabsichtigte Erweiterung der Disciplinar- 
gewalt der preussischen Aerztekammern sprechen, sind auch der Art, dass 
die ganzen künstlich in Bewegung gebrachten Reformbestrebungen mit aller 
Wahrscheinlichkeit bald wieder von der Tagesordnung verschwinden werden. 
Man hat mit dem Bestreben, durch die Erweiterung der disciplinaren Be¬ 
fugnisse der Aerztekammern — die in Wirklichkeit eine Gesammtvertretung 
der preussischen Aerzte gar nicht repräsentiren — dem gesunkenen An¬ 
seiten des ärztlichen Standes beim Publikum, dem Standesbewusstsein und der 


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»0 


Standesehre des Arztes selbst und last not least der materiellen Lage der 
Aerzte aufzuhelfen in mehr als einer Beziehung einen Fehlgriff gethan. Iu 
der Zahl derer, die für die Erweiterung der Disciplinarbefugnisse sprechen, 
sind gerade die materiell am schlechtesten gestellten, das sind die jüngeren 
Aerzte, am wenigsten vertreten, da erfahrungsgemäss gerade die älteren 
festeingesessenen Jahrgänge der Aerzte zu Mitgliedern der Kammern berufen 
zu werden pflegen. Warum, fragt man sich mit Recht, ergreifen gerade die 
jüngeren Aerzte nicht mit Freuden die Gelegenheit, um durch eine festere 
Standesordnung ihren Stand und ihr Ansehen, ihre materiellen Interessen zu 
schützen, wenn die geplante Reform in der That so grosse Erfolge gewähr¬ 
leistet, wie man sie sich verspricht von der Seite, w r o der Anfang der Be¬ 
strebung zur Reform zu suchen ist. Es gewinnt ganz den Anschein, als 
wollte eine im Kampfe ums Dasein sich schwach fühlende Minorität, die sich 
hauptsächlich aus älteren Jahresklassen der Aerzte rekrutirt, durch die 
Standesordnung ihre gefährdete Position aufstrebenden jüngeren Collegen 
gegenüber stützen. Nicht dadurch, dass man den Arzt einer Aufsichtsbehörde 
unterstellt, — die nach den Reformbestrebungen mehr zur Anklagebehörde 
sich gestalten würde, — wird das Ansehen des Arztes beim Publikum sich 
heben lassen. Der Ruf und die Tüchtigkeit des Arztes wird dadurch nicht 
grösser werden beim Publikum, wenn dieses weiss, dass alles ärztliche 
Thun der Begutachtung eines Ehrengerichtshofes unterliegt. Genau ebenso 
wie jetzt, trotz der Rechtsanwaltsordnung zwischen tüchtigen und unzu¬ 
verlässigen Anwälten das Publikum einen Unterschied zu machen weiss, 
würde es auch trotz der ärztlichen Standesordnung nach wie vor zwischen 
guten und weniger guten Aerzten zu unterscheiden wissen und sich 
danach die materielle Lage der einzelnen besser oder schlechter gestalten. 
Ebensowenig würde das Bestehen des Ehrengerichtshofes für Aerzte 
im Stande sein, all’ und jeden Verstoss gegen ehrenhaftes Verhalten der 
Aerzte zu beseitigen, da ja auch heute noch trotz der Anwaltsordnung, die 
in ihrem Einflüsse auf die Anwälte so stark überschätzt wird, unter den 
Anwälten Verstösse gegen das, was nach der Standesordnung als gentleman- 
lique gilt, Vorkommen sollen! Und ob der Ehrengerichtshof der Aerzte- 
kammern im Stande sein würde, die materielle Lage der Aerzte zu bessern, 
dies zu beweisen hätten die Aerztekammern als erste Etappe der Neuordnung 
der ärztlichen Standes Verhältnisse bereits seit Jahren Gelegenheit gehabt, 
gerade bei den entscheidenden Fragen über die veraltete Honorartaxe und 
das Krankenkassen wesen und Altersversicherungsgesetz; beide Fragen sind 
bisher durch die Aerztekammern noch nicht im Interesse der Aerzte in Fluss 
und noch weniger zu einer befriedigenden Lösung gebracht worden; die bis¬ 
herigen Leistungen der Aerztekammern sind im Gegentheil nur allzu gering¬ 
fügige gewesen. Der ärztliche Stand hat auch bisher, wie selbst von den 
Fürsprechern der Reformbestrebung zugegeben wird, keinerlei absonderliche 
Schäden gezeigt, die eine strengere Beaufsichtigung der Aerzte verlangten. 
Unter der Gesammtzahl der preussischen Aerzte ist seit Einrichtung der 
Aerztekammern bisher nur 52mal (und nur in der Hälfte der Fälle ist eine 
Ahndung nöthig gewesen) eine Untersuchung bei den Aerztekammern an- 


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191 


hängig gemacht worden: ein Beweis, wie selten im Ganzen die Disciplinar- 
befugniss der Aerztekammern uothwendig gewesen. 

Eine Selbstbezichtigung des ärztlichen Standes, nichts sonst, würde es 
sein, wenn dieser eine Disciplinargerichtsbarkeit von Staatswegen für sich 
verlangte. So lange der Staat den staatlich geprüften Medicinern seine 
Hilfe so wenig angedeihen lässt, dass er Aerzte und Curpfuscher gesetzlich 
auf dieselbe Stufe stellt und mit den Rechten zur Ausübung der Praxis aus¬ 
stattet, so lange kann auch der Staat nicht das Recht für sich beanspruchen, 
dass ausser der schon bestehenden Aufsichtsbehörde der Arzt noch einem 
besonderen Gerichtshöfe unterstellt werde, der sein Thun und Lassen begut¬ 
achtet. Der Kampf ums Dasein und die vielen Interessen des Lebens werden 
durch Institutionen und Sonderbestimmungen nicht aus der Welt geschafft, 
und nachdem der Arzt durch die Gewerbeordnung vom Jahre 1869 ein 
Gewerbetreibender geworden ist, muss der Staat ihm das Recht zuerkennen, 
sein Gew r erbe so auszuüben, wie es ihm am nutzbringendsten erscheint, gleich 
jedem andern Ge werbtreibenden, der nicht dem Codex eines eignen Gerichts¬ 
hofes unterworfen ist. 

Wem soll denu auch eigentlich durch die Neuordnung der ärztlichen 
Standesverhältnisse genutzt werden? Soll durch die Ehrengerichtshöfe das 
Recht und das Interesse des Staatswesens, des Publikums oder der Arzt in 
Schutz genommen werden. Seit Einführung der Gewerbeordnung im Jahre 
1869 erkennt der Staat formenrichtig die Freiheit des Berufes an. Nur darf 
man sich unter dieser staatlich anerkannten ärztlichen Freiheit nicht das 
Ideal der Freiheit als ein nacktbusiges Weib mit phrygischer Mütze und 
leuchtender Fackel denken, sondern eine wohleingegrenzte, Freiheit, wie 
sie sich für unser Klima und unsere Erziehung schickt. Wer so frei 
sein will, Arzt zu sein, muss der Regel nach den Schatz seiner erworbenen 
Kenntnisse durch mehrfache Prüfungen ausreichend feststellen lassen. So 
sichert der Staat sich schon im Vornherein die Bürgschaft, dass in den 
Stand der Aerzte, auf dessen vorzügliche Bildung er zur Erfüllung seiner 
Aufgaben ein besonderes Gewicht zu legen berechtigt ist, nicht untüchtige 
Elemente hineindringen wenn schon nach dem Reichsgesetz, entgegen 
dem Sinne des § 29 der Gewerbeordnung, bei der Krankenkassengesetzgebung 
minderwerthige Heilkünstler, wie Schuster, Schneider und Pastoren, zur 
Ausübung der ärztlichen Praxis zugelassen werden. 

Durch allerhand gesetzliche Beschränkungen und Verpflichtungen, welche 
sich auf die Ausübung des ärztlichen, wie kaum noch eines anderen Berufes 
beziehen, sind wir ohnedies bevormundet genug. Wozu noch diese weitere 
Bevormundung? Ist man an maassgebender Stelle mit den Leistungen 
und dem Gebahren der Aerzte nicht zufrieden, oder halten die Aerzte an 
Bildung und Sittlichkeit, an Berufstreue und Opferfreudigkeit den Ver¬ 
gleich mit anderen Ständen nicht aus? 

Es ist nicht recht ersichtlich, inwiefern die Erweiterung der Macht¬ 
vollkommenheit der Aerztekammern dem Staatswohl förderlich sein würde. 
Der Staat hat einen Ehrengerichtshof für Aerzte bisher entbehren können 
und wird es auch fernerhin; aus dem Publikum selbst, das ja am unmittel- 


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192 


barsten mit den Aerzten in Berülirung kommt, ist niemals eine Stimme laut 
geworden, die die Nothwendigkeit einer ärztlichen Standesordnung zum 
Schutze des leidenden Publikums gepredigt hätte. Wenn von 11000 preu- 
ssischen Aerzten in 4 Jahren nur 25 auf dem Disciplinarwege sich eine Ver- 
urtheilung ihrer Haltung und Handlungsweise zuzogen, so macht dies 6'/ 4 pro 
Jahr oder ungefähr 1:2000! Eine recht homöopathische Dosis von Corruption 
im Aerztestande! Ehre und Ansehen beim Publikum und Ehrgefühl an 
sich würde aber auch durch die neue Standesordnung den Aerzten nicht 
mehr verliehen werden können, als jeder unter den jetzigen Verhältnissen 
sein eigen nennt und durch sein Verhalten und Können zu erwerben und zu 
erhalten weiss. 

Wie sollten ferner durch eine Erweiterung der Disciplinarbefugniss die 
Aerztekammern in den Stand gesetzt sein, den Aerzten selbst im Kampfe ums 
Dasein zu helfen? Und wenn sie dies nicht zu thun im Stande sind, wer 
giebt dann den Leuten, die iu die Aerztekammern gewählt werden das Recht, 
darüber abzuurtheilen, ob sich jemand standesgemäss beträgt, ob er sich 
Spezialist nennen, ob er eine Poliklinik einrichten darf. Nur dann, wenn der 
Staat den Aerzten wie den Anwälten, als einer staatlich approbirten Gesell¬ 
schaftsklasse, grosse Rechte einräumt — das Publikum ist ja in seinem Ver¬ 
kehr mit dem Gericht in bestimmten Sachen von Gesetzeswegen ausschliess¬ 
lich auf die bei dem Gericht domilicirten, mit dem Privilegium ausgestatteten 
Anwälte angewiesen — nur dann, wenn den approbirten Aerzten ähnliche 
Vorrechte eingeräumt werden, dürfte eine staatliche Bevormundung als 
Aequivalent für besondere Vorrechte der Aerzte am Platze sein. Heut sucht 
aber jeder aus dem Publikum zwanglos seinen Arzt, nicht so seinen Anwalt 
bei Gericht. 


Dass mit Rügen, Verweisen und Geldstrafen das Ehrgefühl des Standes 
absolut gehoben werden müsste ist eine Behauptung, die der thatsächlichen 
Begründung entbehrt. Gott sei Dank wohnt unserem Stande, auch ohne die 
projektirte Standesordnung, immer noch so viel Ehrgefühl inne, dass wir uns 
nicht zu schämen haben Mitglieder desselben zu sein, und was weiter würde 
die Staudesordnung in ihren letzten Consequenzen zeitigen, als eine uugesunde 
Hypertrophie und Hyperaesthesie des Ehrgefühls und Kastengeistes, wie sie 
iu gewissen Kreisen, die eine Standesorduuug und Ehrengerichte haben, be¬ 
steht und die offenbar von Heissspornen auch für uns angestrebt wird. Be¬ 
gnügen wir uns in dieser Beziehung mit gut bürgerlicher Anschauungsweise 
und überlassen wir die Kastenordnung nach altindischen Mustern andern 
Kreisen. Wie wirken denn auch die Ehrengerichte bei andern Ständen und 
Berufsarten, bei den Rechtsanwälten, Officieren, in Börsenkreisen. Wie würde 
es sich auch ausnehmen, wenn der Arzt gleich dem Anwalt, für seine Mühe¬ 
waltung, sich eine Vorausbezahlung, die nach der Standesordnung der An¬ 
wälte ja gestattet ist, verlangte und andernfalls seine Hilfe versagte? 

Man hat auch wie Herr Geh. Med.-Rath Dr. Schwartz in No. 12 der 
deutsch. Med. Wochenschr. ausführt in der Zeit, wo die staatliche Disciplinar- 
gewalt gesetzlich über alle Aerzte ausgeubt werden konnte, von einer bemer- 


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193 


ienswerthen Dlsciplinirung Nichtbeamteter — unter staatlicher Aufsicht 
stehender — Aerzte gehört; es war demnach damals wie heut eine Standes¬ 
ordnung mit Aerztekammern und Disciplinarbefugniss ebenso wenig nöthig 
wie hent — weil nichts oder verschwindend wenig Fälle zum Einschreiten 
der Displinarbehörde Anlass gegeben. 

Die vom Cultusminister zur Frage gestellte, ärztliche Disciplinargerichts- 
barkeit brächte uns heut, wenn sie zur Wahrheit werden könnte, an einen 
Wendepunkt iu der Entwickelung unserer Verhältnisse, wir würden aufhören 
ein unabhängiger Stand zu sein. Von den Privatärzten aber kann man nicht 
verlangen, dass sie ohne sachliche Nothwendigkeit und ohne entsprechendes 
Aequivalent von Seiten des Staates ihre Unabhängigkeit aufgeben. Die durch 
die Standesgerichtsbarkeit erstrebte Purificirung unseres Standes würde sich 
in Wirklichkeit reduciren auf die Bestrafung oder Behinderung einiger grober 
Vergehen, die ja auch heute schon geahndet werden können bei solchen 
Aerzten, die ausserhalb jedes ärztlichen Verbandes stehen — ein weiterer 
Vortheil würde uns kaum erwachsen. 

Ein derartiger Gewinn steht aber in keinem Verhältniss zu der von uns 
geforderten Preisgabe der persönlichen Freiheit im Beruf. Die persönliche 
Freiheit der Aerzte ist als ideales Moment von wesentlicher Bedeutung für 
den in unserem Stande herrschenden Geist. Es ist auch für das Leben der 
Gesammtlieit von Werth, dass es wenigstens einen gelehrten Erwerbsstand 
giebt, dessen Mitglieder persönlich vollständig unabhängig sind; und damit 
dieser unabhängige Stand nicht durch Einführung der fraglichen Institution 
als solcher verschwinde, bleibe es mit der ärztlichen Standesordnung auch 
fürderhin beim Alten — lassen wir es uns genügen an der Institution der 
Aerztekammern bis deren nutzbringende Thätigkeit uns hat überzeugen können 
von der Nothwendigkeit und Nützlichkeit einer weiteren Beschränkung unserer 
persönlichen Freiheit im Beruf — zum Wohle des Staates, zum Schutze des 
Publikums, zu unserem eigenen Besten! 

Nahrungsmittel. 

Fleischconservirung. Villon brachte in Stücke zerlegtes Fleisch in Ge- 
fässe von genügender Widerstandsfähigkeit, um den Innenraum luftleer machen 
zu können und sie dann mit flüssiger Kohlensäure unter einem Druck von 
5 Atmosphären zu füllen. Kühl aufbewahrt soll sich das so präparirte Fleisch 
2—3 Monate ohne die geringste Veränderung, nicht einmal die, welche das 
längere Zeit auf Eis gelegene Fleisch erleidet, erhalten. 

Rdsch. f. Pharm. 12/92. 

Genuss kranker Hummern veranlasste eine Erkrankung, welche sich durch 
profuse Diarrhoen, wüsten Kopfschmerz, Kolik, Uebelkeit, Erbrechen, Schwere 
in den Gliedern, bläuliche Gesichtsfarbe, Ohnmachtsanfälle, Wadenkrämpfe 
und unfühlbaren Puls charakterisirte. Die Fälle gingen in Genesung aus. 
Die Hummern sollen an einer acuten infectiösen Darmentzündung gelitten 
haben. 

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194 


KafTeesurrogate (sog. Malzkaffee) nach Untersuchungen im Laboratorium 
Gawalowski, Brünn: 


Aufschrift 

o 

o 

ki 

5 

i 

1 

c 

£ 

t> 

ca 

< 

Kohlensäure 
Alkalien in dor i 
Asche. 

Bei 5 Mlnut. 
langer Koch¬ 
ung resultirt 

L» O -51 ♦» c 

sr* §3? 

a|= 

D.a. lOOgr Waare 
erzielte Decoct 
reduclrt gr. Cu 

Geruch ^ Form und 

Farbe der 

der | des 1 Waare 

Waare Decoct; 

Preis 

Kathreiner’s 
Kneipp’s Malz¬ 
kaffee München 

5,24 

2,76 

Spur 

45,58 49,18 

7,17 

kaffeeähnlich, 
cichorien - 
artig. 

Welsses Päckch. 
Ganze Malzkör- 
( nor. Glänzend 

hollbraun. 

100 gr 

10 Pfg. 
D. R. W. 

Kathreiner’s 
Kneipp’s Malz- 
Kaffee. München — 
Wien. 

4,00 

2,80 

— 

52.14 43,86 

0.72 

Cichorien¬ 

artig. 

Welsses Päckch. 
Ganze Malzkör¬ 
ner. Glänzend 
hellbraun. 

100 gr 

5 kr. 
ö. W. 

Allein ächtet* 
Kneipp’s Malz¬ 
kaffee. Gebr. Oelz, 
Bregenz. 

5,66 

2,86 

— 

63,42 31,92 

1,30 

Anfangs kaffee- 
artig dann brenz¬ 
lich malzig. 

Kaffeeartig. 

Rothes Päckch. 
Sprelig gemah¬ 
len, hellbraun. 

230 gr 

12 kr. 
ö. W. 

Dr. Schneiders Fat. 
Marke schwarz. 
Farbmalzfabrik. 

L. Schmied, Prag. 

6,96 

3,24 

Spur 

37,44 55,60 

0,14 

Kaffeeartig. 

Ganze Malzkör¬ 
ner. Glänzend 
schwarzbraun. 

100 k. 
23*L fl. 
ö. W. 

1 

Dr. Schneiders Pat. 
Marke No. 1 dunkel. 

Farbmalzfabrik. 

L. Schmied, Prag. 

5,30 

2,64 

_1 

41,18 53,57 

1 1 

0,28 ' 

Kriift ig 
kaffeeartig. 

Ganze Malzkör- 
ner. Mattglänzd. 
hellbraun. 

100 k. 

18 */ 9 fl- 
ö. w. 

Dr. Schneiders Pat. 
Marke No. 1. hell. 

Farbmalzfabrik. 

L. Schmied, Prag. 

4,48 , 

2,56 | 

— 

38,50 56,84 

; | 

0,71 

Cichorien und j 
röstmalzartig. 

Ganze Malzkör¬ 
ner. Mattglän¬ 
zend , sehr hell¬ 
braun. 

100 k. 
18*/, fl. 

5. W. 

Dr. Schneiders Pat. 
Marke Patent. 
Farbmalzfabrik. 

L. Schmied, Prag. 

5,08 

2,30 


52,74 47,30 

0,73 1 

Kräftig röst¬ 
mal zart ig. 

Ganze Malzkör- ' 
ner. Glänzend 
goldbräunlich, 1 
tiefgelb. 

100 k. 

22 fl. 
ö. W. 


Frauenmilch stellt Dahm aus Kuhmilch her, indem er letzterer den Mehr¬ 
gehalt an Kasein durch Albumin in einer Gestalt zusetzt, in welcher das¬ 
selbe nicht mehr gerinnt. Solches nicht mehr coagulirbare Eiweiss erhält 
er dadurch, dass er Albumin (Hühnereiweiss, Bluteiweiss, Legumin o. dergl.) 
mit dem im Hühnereiweiss enthaltenen oder einem grösseren Wassergehalt 
auf eine höhere Temperatur (etwa 150° C.) erhitzt, wobei das anfangs gerin¬ 
nende Albumin sich verflüssigt und bei weiterem Erhitzen nicht mehr coagulirt. 

Rdsch. f. Pharm. 13/92. 


Genuss von gekochten Miessntuscheln , deren Lebern vergrössert, deren 
Schaalen brüchig waren, rief bei mehreren Personen Erbrechen, Dyspnoe, Ge¬ 
sichtsschwellung, Coordinationsstörungen und Muskclspasmen in der Stärke 
hervor, dass der grösste Theil der Erkrankten in wenigen Stunden starben. 
Der Standort der Muscheln war durch Abwässer verunreinigt. 


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195 


Conservebrod. Chardin stellte aus einem Gemisch von Mehl und Rinder¬ 
blut, theils in ursprünglichem, theils in defibrinirtem Zustande unter Sauer- 
teigznsatz ein haltbares, nahrhaftes, billiges Brod her, welches frei von jedem 
spezifischen Beigeschmack war. Hyg. Rdsch. 5/92. 


Verband und Desinfectionsmittel. 

Gepresste Watte. Wattestückchen von 10 gr. und Mull in Stücken von 
4 m in entsprechender Anzahl aufeinandergelegt, werden zu einem Packete 
zusammengepresst. Beim Gebrauch entnimmt man die einzelnen Stücke nach 
Bedarf, während die anderen unberührt und antiseptisch bleiben. 

Rdsch. f. Pharm. 10/92. 

Holzwolle in Kuchenform gepresst empfiehlt Prausnitz zu Einlagen in 
Spucknäpfen. Dieselben sollen Nässe leicht einsaugen, verhindern, dass das 
Sputum verstäubt, dem Spucknapf ein appetitlicheres Ansehen geben. Nach 
Abnutzung werden die Ballen durch Verbrennen ungefährlich gemacht. Im 
Anschluss hieran verweisen wir auf den Artikel: Gesundheits-Spuckteller von 
Knöffler Seite 396 des letzten Jahrganges dieser Zeitschrift. 

Die wichtigsten und gebräuchlichsten der imprägnirten Verbandstoffe und 
Verbandmittel sowie die Vorschriften für deren Herstellung. (Fortsetzung.) 

Jodoformtorfmull (Neuber) 2-, 5- und 10°/ o : Gereinigter Torfmull 10000 
werden mit einer Lösung von Colophonium 10,0, Glycerin 2,5 und Spiritus 90°/ 0 
1000,0 gemengt und mit feinst präparirtem Jodoform 20 bezw. 50 oder 100,0 
unter Einstreuen desselben nochmals gemischt. Durch Ausbreiten an der 
Luft wird das Gemisch getrocknet. 

Jodoformwatte (v. Mosetig) 4- und 5°/ 0 : Jodoform 60,0 bezw. 75,0, 
Aether 600,0 bezw. 750,0, Spiritus 94°/ 0 , 2340,0 bezw. 2175,0, entfettete Watte 
1000,0 — 10°/ 0 : Jodoform 150,0, Colophonium 50,0, Ricinusöl 50,0, Aether 
1250,0, Spiritus 94°/ 0 1500,0, entfettete Watte 1000,0. — 20°/ 0 : Jodoform 
300,0, Colophonium 100,0, Ricinusöl 100,0, Aether 2000,0, Spiritus 94 °/ 0 500,0, 
entfettete Watte 1000,0. 

Jodoformwatte 5 °/ 0 : Entfettete Watte 90,0 werden mit einer Lösung von 
Jodoform 5,0. Paraffinöl 5,0, Aether 90,0 gleichmässig besprüht. 

Jodwatte (Dieterich) 10°/ o : Jod 10,0 werden auf dem Boden einer Weit¬ 
halsglasbüchse ausgebreitet, die Büchse mit glycerinirtem Pergamentpapier 
zugebunden und im Wasserbade (bei 50—60°) so lange erhitzt, bis sich 
sämmtliches Jod verflüchtigt und die Baumwolle gleichmässig durchzogen hat. 

Jodwatte 10°/ o : Entfettete (vorher getrocknete) Watte 90,0 werden in 
ein Glasstöpselgefäss gebracht und mit diesem auf 80° erhitzt; hierauf w'erden 
Jod 10,0 (in ein Stückchen Filtrirpapier gewickelt) oben daraufgelegt und 
im geschlossenen Gefäss weiter erhitzt, bis die Jodwatte eine gleichmässig 
braune Farbe angenommen hat und sämmtliches Jod verdampft ist. 

Juniperuscatgut (Kocher): Rohcatgut wird auf Glasrollen gewickelt, 
24 Stunden lang in Wachholderholzöl eingelegt, hierauf bis zum Gebrauch 
in Wachholderholzöl oder in einer Lösung von Sublimat 0,5 in Glycerin 100,0 
und Spiritus 90°/ o 900,0 aufbewahrt. 


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196 


Kautschukpflaster. Die Kautschnkpflaster werden in Amerika mittelst 
Maschinen hergestellt, indem der Kautschuk durch geheizte Knetwalzen zu¬ 
nächst in eine plastische Masse umgeformt wird. Dann werden Harze (Oliba¬ 
num, Colophonium) und schliesslich die Arzneistoffe (Zinkoxyd, Quecksilber 
mit Kreide verrieben, Opium, Extrakte usw.) auf gleiche Weise darunter 
gearbeitet. Schliesslich wird die fertige Pflastermasse auf appretirten Baum¬ 
wollstoff (Shirting) gestrichen, und um das Zusammenkleben des gerollten 
Pflasters zu verhüten wird die Pflasterseite mit appretirter Gaze bedeckt; 
diese Mullauflage lässt sich besser vom Pflaster abziehen, wenn sie vorher 
befeuchtet wird. Durch Einschlagen kreisrunder Löcher in das gestrichene 
Pflaster werden die sogenannten „porösen Pflaster“ erzeugt. 

Kautschukheftpflaster (Grüning): Kautschuk 4, Benzin 16, Mineralöl 3, 
Colophonium 8, Japanwachs 6. 

Cantharidenkautschukpflaster (Grüning); Kautschuk 2, Benzin 8, Vaselin 2, 
Japan wachs 2, Canthariden 4, Campher 1. 

Quecksilberkautschukpflaster (Grüning): Kautschuck 6, Benzin 24, Mineral¬ 
öl 5, Colophonium 8, Japan wachs 6, Quecksilber 6. 

Kautschukpflaster (Grüning): Kautschuk 1, Benzin 5, Mineralöl 3. 

Zinkoxydkautschukpflaster (Grüning): Zincnm oxydatum 1, Mineralöl 7. 
Kautschuk 2, Benzin 10. 

Borsäurekautschukpflaster (Schneegans und Corneille) 20°/„: Resin. Dam- 
mar20, Seb. benzoin. 25, Cer. alb. 15, Kautschuk 8, Lanolin 12, Borsäure 20. 

Ichtyolkautschukpflaster (Schneegans und Corneille) 20°/ o : Resin. Dam- 
mar 20, Seb. benzoin. 20, Cer. flava 20, Kautschauk 8, Lanolin 12. Ichthyol 
(Ichthyolnatrium) 20. 

Jodoformkautschukpflaster (Schneegans und Corneille) 20°/ o : Resina Dam- 
mar 15, Sebum benzoinatum 30, Lanolin 20, Kautschuk 5, Glycerin 10. 
Jodoform 20. 

Quecksilberkautschukpflaster (Schneegans und Corneille) 20°/ o : (für käl¬ 
tere Witterung): Resina Dammar 20, Sebum benzoinatum 34, Lanolin 20, 
Kautschuk 6, Hydrargyrum 20. 

Quecksilberkautschukpflaster (für wärmere Witterung): Resina Dammar 25. 
Sebum benzoinatum 12, Cer. flav. 15, Kautschuk 8, Lanolin 20, Hydrargyrum 20. 

Salicylsäurekaut8Chukpflaster wird dem Borsäurepflaster analog hergestellt 

Zinkoxydkautschukpflaster (Schneegans und Corneille) 20°/ 0 (für kältere 
Witterung): Resina Dammar 15, Sebum benzoinatum 25, Lanolin 15, Kaut¬ 
schuk 5, Glycerin 20, Zinkoxyd 20. 

Zinkoxydkautschukpflaster 20°/ o (für wärmere Witterung): Resina Dam¬ 
mar 20, Sebum benzoinatum 25, Lanolin 15, Kautschuk 8, Glycerin 12. 
Zinkoxyd 20. 

Zinkoxydquecksilber-Kautschukpflaster (Schneegans und Corneille 10: 20°/ o ). 

Resina Dammar 20, Sebum benzoinatum 12, Cer. flav. 10, Kautschuk 8 
Lanolin 20, Quecksilber 20, Zinkoxyd 10. 

Perubalsamemulsion (Länderer): Perubalsum 1,0, Gummischeim 1,0, Mandel¬ 
öl 2,0, Chlornatrium 0,7, Wasser 100,0, 


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197 


Perubalsamemulsion (Bräutigam): Gummi 1,0, Wasser 1,0, Perubalsam 2,0, 
Wasser 4,5, Chlornatriumlösung (0,6°/ 0 ) 1,5, Natriumbicarbonatlösung (1:25) 
einige Tropfen bis zur Neutralisation; hierauf wird in Dampf sterilisirt. 

Quecksilberjodidwatte (Voigt): Quecksilberjodid 8,0, .Todkalium 3,0, Gly¬ 
cerin 120,0. Wasser 2400,0, entfettete Watte 1000,0; zu tränken und auf ein 
Gesammtgewicht von 3000,0 abzupressen. 

Resorcinsalbe (Anders): Resorcin 5,0 bis 8.0, Paraffinsalbe lo.O. 

Rotters antiseptische Pastillen: Sublimat 0,05, Chlornatrium 0,25, Karbol¬ 
säure 2,0, Chlorzink 5,0, Karbolschwefel saures Zink 5,0, Borsäure 3,0, Salicyl- 
säure 0,6, Thymol 0,1, Citronensäure 0,1; in 10 Pastillen gepresst. Eine 
Pastille kommt auf 1 1 Wasser (entsprechend einem Verhältniss des Sublimats 
zur Lösung wie 1:20,000). Aus dieser ursprünglich gegebenen Formel liess 
Rotter später Sublimat und Karbolsäure weg. 

Salbenmull von Unna und Mielck eingeführt, ist ein- oder zweiseitig mit 
Salbenmasse dünn bestrichener entfetteter Mull, dessen Maschen ebenfalls 
mit Salbe gefüllt sind. 

Salicyl(8äure)gaze, (von Bruns junior) 5°/ 0 : Salicylsäure 60,0, Ricinusöl 12.5, 
Colophonium 12,5, Spiritus 1415,0, entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m); man 
presst bis zu einem Gesammtgewicht von 2250,0 ab und trocknet. — 10°/ 0 
Salicylsäure 120,0, Ricinusöl 25,0, Colophonium 25.0, Spiritus 1330,0, entfettete 
Gaze 1000,0; man verfährt wie im vorstehenden Falle. 

Salicylgaze (Thiersch) 4 °/ 0 : Salicylsäure 48,0, Spiritus 450,0, heisses 
Wasser 1000,0, entfettete Gaze 1000,0 (22—25 m); nach dem Tränken wird 
auf 2250,0 Gesammtgewicht abgepresst. — 10°/ o : Salicylsäure 120,0, Spi¬ 
ritus 680,0, heisses Wasser 700,0, entfettete Gaze 1000,0; wie vorstehend zu 
behandeln. 

Salicyljute (Thiersch) 3°/ 0 : Salicylsäure 30,0, Glycerin 200,0, heisses 
Wasser (80°) 1800.0, gebleichte Jute 1000,0 unter Beschweren zu tränken. 

Salicylsalbe (Lister); Salicylsäure 1,0, weisses Wachs 6,0, Paraffin 12,0, 
Mandelöl 12,0. 

Salicylwatte (Tiersch) 4°/ 0 : Salicylsäure 60,0, Glycerin 10,0, Spiritus 430,0, 
heisses Wasser 2500,0, entfettete Watte 1000,0; zu tränken, auf ein Gesammt¬ 
gewicht von 3000,0 abzupressen und bei 25—30° zu trocknen. — 10°/ 0 : 
Salicylsäure 150,0, Glycerin 25,0, Spiritus 825,0, heisses Wasser 2000,0, ent¬ 
fettete Watte 1000,0; wie vorstehend zu behandeln. 

Schwämme werden in Sodalösung gereinigt, dann 24 Stunden in einer 
Lösung von übermangansaurem Kalium 1:500 belassen; hierauf werden die 
nunmehr braun gewordenen Schwämme mit Wasser behandelt und in einer 
Flüssigkeit, bestehend aus Salzsäure 10,0, Wasser 100,0. unterschwefligsaurem 
Natrium 5,0, durch Einlegen gebleicht. 

Silk protective Listeri: Wachstaffet (meist von grüner Farbe) wird auf 
beiden Seiten mit einem Kleister von Dextrin 1,0, Amylum 2.0, 5°/ 0 Karbol¬ 
lösung 16,0 bestrichen. 

Spongia pressa. Feine Badeschwämme werden durch 24 ständiges Ein¬ 
legen in 10°/ o Salzsäure, hierauf folgendes Auswachsen und Einlegen in ein 
Gemisch von 10,0 Salmiakgeist und 100,0 Wasser gereinigt. 


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198 


Sublimatcatgilt (Bergmann): Rohcatgut wird in eine öfters zu erneuernde 
Lösung von Sublimat 4,0, Spiritus 800,0, Wasser 200,0 eingelegt und in einer 
Lösung von Sublimat 1,0, Spiritus 800,0, Wasser 200,0 aufbewahrt. 

Sublimatcatgut (Brunner): Rohcatgut wird mit Kaliseife abgewaschen, dann 
12 Stunden in Aetlier gelegt, eine Zeitlang in einer wässerigen Sublimaslösuug 
1:1000 liegen gelassen und in einer Lösung von Sublimat 1,0, Glycerin 100,0, 
absoluter Alkohol 900,0 anfbewahrt. Vor dem Gebrauch wird der Sublimat¬ 
catgut in eine wässerige 0,1 °/ 0 Sublimatlösung eingelegt. 

Sublimatcatgut (Schede-Kümmel, Dronke): Rohcatgut wird 8—12 Stunden 
in eine l°/ 0 Lösung von Sublimat iu Wasser eingelegt, dann in einer Lösung 
von Sublimat 0,5, Glycerin 100,0, Spiritus 900,0 aufbewahrt. 

Sublimatgaze (Bergmann) 0,33°/ 0 : Sublimat 4,0, Glycerin 150,0, Spiritus 
150,0, Wasser 1200,0, entfettete Gaze 1000,0; zu tränken und auf 2250,0 Ge- 
sammtgewicht auszupressen. 

Sublimatgaze (Maas) 5°/ 0 : Sublimat 5,0, Kochsalz 500,0, Glycerin 100,0, 
Wasser 1300,0, entfettete Gaze 1000,0; zu tränken und zu beschweren. 

(Schluss folgt.) 


Therapeutische Mittheilungen. 

Acne behandelt Hilles durch täglich zweimaliges Waschen mit heissem Wasser 
und Auflegen einer Salbe von 

Sulfur, jod. 0,6 

Lanolin. 30,0. Dt. med. W. 11/92. 


Bandwürmer will Labor de mit bestem Erfolge durch 

Stront. lact. 4,0 
Aq. dest. 24,0 
Glycerin 3,0 
5 Tage tgl. 2 Esslöffel 

abtreiben. Rdsch. f. Pharm. 13/92. 

Furunkel sollen wirksam durch energische Bepinselung mit starker Jodtinktur, 
bis die Stelle schwarz aussieht, behandelt werden. 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 5/92. 

Gegen Gallensteine empfiehlt Ferraut Glycerin, welches auf dem Wege der 
lymphatischen Bahnen, nach den Gallengängen transportirt, direct cholagog 
wirken soll. In Dosen von 20—30 gr. beschleunige es die Beseitigung 
des Kolikanfalles, in Dosen von 5—15 gr. tgl. in alkalischem Wasser 
angewandt, verhüte es neue. Dt. med. W. 11/92. 


Gastroenteritis der kleinen Kinder behandelte Demieville, Lausanne, mit 
Infusionen unter die Haut beider Oberschenkel von 120—150 gr. einer 
6°/^, Chlornatriumlösung mittelst Ii-rigator und Hohlnadel nach Dieulafoy 
aus der Höhe von l‘/ 2 m. Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 5/92. 


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199 


Haarwasser: Extr. fluid. Jaborand. 30,0 
Chinin, sulf. 1,0 
Glycerin. 60,0 
Spir. colomiens. 

Bay-Rum aä. 120,0 

Aq. Rosar. 600,0. Rdsch. f. Pharm. 10/92. 

Bei Influenza-Pneumonie coupirte Collier und Symonds, die bedrohlichsten 
Collaps-Erscheinungen (Cyanose, schwacher Puls, beschleunigte Respi¬ 
ration etc.), durch Sauerstoffinhalationen. Dt. med. W. 11/92. 

Magencatarrhe kleiner Kinder, die noch kräftig sind, empfiehlt Troitzky 
durch Magenausspiilungen mit warmen, vorher gut abgekochtem Wasser 
oder 1,5—2°/ 0 Lösungen von Natr. benzoicum mittelst eines Nölaton- 
Catheter und gläsernem Trichter zu behandeln. 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 5/92. 

Mundwässer, die gut antiseptisch wirken und auch die Zahnsubstanz nicht 
angreifen sollen, seien nach Dellevie Lösungen von Sublimat 1:1500, 
Betanaphtol 1:1000, Thymol 1:1000, Salicylsäure 1:350, Saccharin 1:250 
oder Benzoesäure 1:100. Rdsch. f. Pharm. 10/92. 

Schnupfen will Capitan durch folgendes Schnupfpulver mit gutem Erfolge 
behandelt haben: 

Salol 10,0 
Acid. salicyl. 2,0 
Tannin. 1,0 
Acid. boric. 40,0 

M. D. S. */ 2 Tag stdl. je eine Prise in jedes Nasenloch. 

Rdsch. f. Pharm. 13/92. 

Singultus, der jeder anderen Behandlung trotzt, soll nach Leloir durch digitale 
Compression des linken Phrenicus zwischen den zwei Insertionspunkten 
des Sternocleidomastoideus am Sternum und an der Clavicula zum 
schwinden gebracht werden können. 

Schweiz, ärztl. Corr.-Bl. 6/32. 

Ungezieferpomade: Acid. salicyl. 45,0 
Acid. boric. 15,0 
Vaselin. 360,0 
Bals. Peruv. 30,0 
01. Bergamott. 10,0 

01. Anis 2,0. Rdsch. f. Pharm. 12/92. 

Uterusblutungen der hartnäckigsten Art, bei den bereits exitus letalis drohte, 
stillte Dmitriow mit subcutanen Injectionen von Atropin, sulf. in Dosen 
von 0,0003 tgl. 2 mal. 


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200 


Gegen Uterusschmerzen post partum empfiehlt Rutherford: 

Chin. sulf. 1,0 
Op. pur. 0,5 

Extr. Trifol. q. s. ut f. pilul. No. XV 

S. 2—3 stdl. 1 Pille. Ther. Mtshft. 3/92. 


Bei Verbrennungen empfiehlt Siebei: 

Europhen 3,0 
01. olivar. 7,0 
Vaselin. 60,0 
Lanolin. 30,0 
M. f. unguent. 


Berl. klin. W. 8/92. 


Zahnpulver: Resorcin. 1,0 
Salol. 2,0 
Rhiz. irid. 20,0 
Calc. carbon. 4,0 

01. menth. pip. q. s. Rdsch. f. Pharm. 10/92. 


— 2 Thymol und 4 Kampfer werden zusammengeschmolzen, nach und nach 
920 Kalciumcarbonat, 80 Seifenpulver, 1 Saccharin, 0,5 Vanillin zugemischt 
und mit Rosenöl parfümirt. Rdsch. f. Pharm. 11/92. 


Kleine Notizen, 

LölPelflaschen bringt die Firma Siegwart & Co., Stollberg, in jüngster 
Zeit in den Handel. Dieselben sind in folgender Weise eingerichtet: Der 
Stöpsel der Flasche ist löffelartig verlängert und die Höhlung dieser Ver¬ 
längerung repräsentii t das genaue Maas eines ganzen oder halben Ess- oder 
Theelöffels. Der Griff des Stöpsels, welcher genau in den Hals der Flasche 
eingeschliffen ist, trägt die enstprechende Aufschrift. Der Hals ist mit einem 
kleinen Ausguss versehen. — Die Einrichtung scheint besonders practisch für 
Patienten die ihre Medizin mit sich führen müssen, wie für Reisende, für 
ambulante Kranke etc. Rdsch. f. Pharm. 11/92. 

Aluminium, das eine so ausgedehnte Verwendung findet ist für medicinisch- 
chirurgische Verwerthung nicht brauchbar. Nach den bisherigen Erfahrungen 
ist das Aluminium nicht verwendbar für Gegenstände, welche mit Seife oder 
Soda gereinigt oder in Berührung gebracht werden müssen, da genannte 
Körper dem Metalle gegenüber nicht indifferent sind, was bei Sublimat, Carbol- 
säure, Salicyl- und Borsäure in noch erhöhtem Grade der Fall ist. Chirur-< 
gische und andere medicinische Instrumente und Apparate dürfen deshalb aus 
diesem Metalle nicht gefertigt werden. 

Neubau des Kgl. Charitekrankenhauses zu Berlin ist nach den Ausführungen 
in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 8. März d. J. in kürzester Zeit 
in Aussicht genommen. 


Verantwortlich: Flscher’s medlcln. Bachhandlaag, H. Kornfeld, Berlin NW., ChariteStr. 6. 
Fürstlich prtv. Hofbnchdrnckerel (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 

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Juni 


1892 


JVs 6 . 


Inhalt: Bauliche Einrichtungen: Drehbare and ausziehbare Gebende 201. — Heizung und 
LSftwur: Centralheizung 202. — Wasserversorgung: Reinigung der Abwässer durch Fällung 204. — Kanalisation: 
Geruchsverschluss für Ausgussbecken 204. — Becken mit Doppelwänden 206. — DesinrVction: Desinfectlons- 
apparat 206. 

Aeratllche Polytechnik: Chloroformfrage 209. — Apparat zur Prüfung der Sehschärfe 211. — 
Massage-Instrumente 215. — Klebende Electrode 216. — Electromikroscopischer Objecttisch 217. — Kueif- 
scheere 218. — Schlingenträger 218. — Mikrotom 218. — Dunkelraum für Aerzte 220. — Skioskop 220. — Apparat 
zum Ersatz eines Versuchsbrillenkastens 221. — Trachompincette 221. — Mundspiegel 222. — Kehlkopf¬ 

gaslampe 221 — Empyemröhre 223. — Instrumente zur Entfernung von Projektilen 224. — Pyrophore Cautere 226. 

- Bandage 228. — Öcrotalbruchband 228. — Für Bruchbandpelotten 229. — Patentberlcht: 230. 

Mpccldlc Krankenpflege: Die Erweiterung der Dlsciplinargewalt der Aerztekammern 231. — 
Wahrnngsmlttel: Analyse bairischer Biere 235 — Nährwerth des Bieres 235. — Analyse von Bordeaux-Weinen 235. 

— Muschelvergiftungen 236. — Künstliche Butter 236. — Bierdruckapparate 236. — Verband- und Beslnfeetlons- 
infttel: Salpetrige Säure 236. — Desinfection der Hände 236. — Epidldymltisbandage 236. — Qypswatte 237. — 
Subltmatlösung. — S.-pastilen. — S.-pulver. — S.-sand. — S-.torfmull. — S.-watte. — S.-wattebäusche. — Tannin¬ 
gaze 237. — Thymolgaze. — T.-lösung. — T.-watte. — Verbandpäckchen. — V.-pulver. — Wismutgaze. — Zink¬ 
gaze. - Z.-paste 238. — Therapeutische Mittheilungen : Geg. Abortus. — Bei Anaemie. — Asthma 238. — Geg. 
Bleichsucht. — Carcinom. — In Collapszuständen. — Bei Coryza. — Geg. Darmkatarrh. — Filzläuse. — Bei 
Haemorrholden. — Pityriasis. — Pruritus ani 239. — Bel Spulwürmern — Geg. Taenia. — Tetanus. — Tuber- 
culose 240. — Kleine Xotlzen : Für weltliche Krankenpfleger. — Müllverbrennung. — Wohnungsdesinfection 240. 


—H- Bauliche Einrichtungen. 4+— 

Redacteur: Regierungnrath Grundke. 


Drehbare und ausziehbare Gebäude von Oskar Rocholl in Cassel 
Einen interessanten Vorschlag für Gebäude wurde von 0. Rocholl gemacht, 
indem er Gebäude oder Theile von solchen auf Rollen setzte, die ihre Lauf¬ 
bahn auf festem Fundament finden, nm so entweder das ganze Gebäude mit 
seinen Wohnräumen der Sonne oder der geschützten Windrichtung entsprechend 
drehen und dadurch eine der Gesundheit und Pflege günstige Lage bewirken 
za können oder Zimmer für bestimmte Zwecke und für vorübergehende Zeiten 
durch ausziehbare, ebenfalls auf Rollen gelagerte Wände vergrössern zu können. 
Diese Einrichtung kann für Krankenhäuser und Baracken Anwendung finden 
und Vortheile haben, weshalb hier darauf die Aufmerksamkeit unserer Leser 
gelenkt werden soll. Falls sicli dieselbe bewähren sollte, werden wir später 
wieder darauf zurückkommen. 

Vorläufig seien noch einige Bemerkungen über die letztere Construction 
hier gemacht, welche besonders für unsere Zwecke geeignet erscheinen können. 
Der bei Baracken u. a. beschränkte Raum kann durch die ausziehbare An¬ 
ordnung einzelner Wände, z. B. bei geeignetem Wetter, für Reconvalescenten 
zum Ergehen und zur Erholung vergrößert werden und als geschützter 
Aufenthaltsraum Anwendung finden. 

Die Einrichtung ist folgende: 

Die Fläche neben dem Gebäude liegt in der Höhe des Fussbodens des¬ 
selben und wird mit Cementplatten, oder in anderer Art und Weise abge¬ 
deckt. Der ausziehbare Gebäudetlieil wird in das feststehende Gebäude ein¬ 
geschoben und bildet auf diese Weise den Ersatz der am festen Hause feh¬ 
lenden äusseren Wandfläche. Die Wände des ausziehbaren Gebäudetheiles 
bestehen am besten aus mit Cement bekleideten Drahtnetzen. Die Fenster 
desselben sind derartig angeordnet, dass sie sich bei dem in das Gebäude ein¬ 
geschobenen Gebäudetheil mit den Fenstern des ersteren vollständig decken. 
Der Ofen des Zimmers wird an die feststehende Wand verlegt, muss daher 
die Heizkraft für den durch Auszug erwirkten Doppelraum besitzen, durch 
Regulirung jedoch muss ebenso das zur Hälfte verkleinerte Zimme ebenfalls 


16 


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202 


nur nach Bedarf zu heizen sein, wodurch sicli im Laufe der Zeit grosse 
Mengen Heizmaterialien sparen lassen. 

Heizung und Lüftung. 

Centralheizung von E. Henn in Kaiserslautern. In der neuesten Zeit 
hat der Heiztechniker E. Henn in Kaiserslautern ein Warmluft-Heizungs- 
System construirt und in den grösseren Staaten Europas patentiren lassen, das 
die Mängel der seitherigen Luftheizungen vermeidet und in erfolgreiche Con- 
kurrenz mit den Niederdruckdampfheizungen getreten ist. Dabei stellt sich 
dieses System in der Anlage um 60—70°/ 0 billiger, wie Niederdruckdampf¬ 
heizung. 

In dem Grundriss (Fig. 158) ersehen wir drei Oefen A , die mit einander 
zu einem Ganzen verbunden sind. Die Anzahl der Oefen richtet sich jeweils 
nach dem Cubikinhalt, der beheizt werden soll. Es hat dieses den grossen 
Vortheil für sich, dass niemals mehr Wärme entwickelt wird, als erforderlich 
ist. Bei mildem Wetter wird z. B. nur ein Ofen in Verwendung genommen 
und nur bei strengster Kälte sämmtliche. Hätten wir z. B. nur einen 



Fig. 158. 


Feuerheerd, so lässt es sich gar nicht vermeiden, dass bei Forcirung der 
Heizung eine Stichflamme entsteht und die reine Luft darunter leidet. 

Bei den Henn’schen Oefen gibt es aber nur immer ein gleichmässiges 
Feuer, ob ein Ofen brennt oder alle. Der Ofen darf bei strenger Kälte nicht 
überhitzt werden, dann muss die Beserve ins Feld. Dadurch erleidet die Luft 
keine Veränderung, sie gelangt in derselben Reinheit in die Zimmer, wie sie 
aus dem Freien entnommen wird. 

Was die Ausnützung der Rauchgase betrifft, so ist dieselbe die denkbar 
grösste. Es liegen drei Sammelrohre E theils über, theils neben einander, 
welche die Rauchgase vor dem Eintritt in den Rauchkamin durchstreichen 
müssen. Der Erfinder erklärt, wenn die Höhe der Heizkammer es erlaubt, 
legt er 4 und 5 Rohre ein, ohne dass der Zug dadurch beeinträchtigt wird. 


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203 


Der Ofen ist bis oben herauf mit starken Chamottplatten ausgefüttert; 
er kann dadurch niemals in Gluth gerathen und können die organischen Be- 
standtheile der Luft an überhitzten glühenden Eisenflächen nicht verbrannt 
werden, was bei den alten Luftheizungen leider der Fall war und wegen der 
zu trockenen Luft dieses Heizsystem in Misskredit brachte. In der Mitte 
des Ofens ist eine Zunge eingemauert. Aller Rauch der sich bildet, wird 
dadurch gezwungen, durch die Feuergluth durch zu ziehen, wodurch eine 
rauchverzehrende Verbrennung erzielt wird. 

Die Bedienung des Ofens ist sehr einfach. Der Stehrost 0 wird ange¬ 
zogen und eingehängt, der liegende Rost C herausgezogen und alle Asche 
fällt in den Aschekasten D. Dieser wird dann herausgezogen und der Ofen 
ist gereinigt. Beim Anfeuern wird der liegende Rost herausgezogen, das An¬ 
zündmaterial aufgegeben und dann durch die Füllthüre bei B der Ofen auf¬ 
gefüllt. Eine einmalige Füllung mit jeder beliebigen Grubenkohle genügt 
für gewöhnlich für den ganzen Tag. Dabei ist die Wärme durch die Aus¬ 
mauerung — ein Ofen fasst ca. 225 kg Chamottesteine — über Nacht eine 
so anhaltende, dass die Temperatur in den Wohnräumen, wenn z. B. des 
Abends 8 Uhr das Feuer erloschen ist, nicht unter -+- 10—12° R. herunter geht. 

Die Luftbefeuchtung ist sehr einfach und sehr zweckmässig. Die Rück¬ 
wand der Heizkammer K wird durch einen ausserhalb der Heizkammer ange¬ 
brachten Wasserbehälter mit Wasser berieselt und letzteres durch die Wärme 
verdunstet. Diese Berieselung ist regulirbar und dadurch auch die Befeuch¬ 
tung der Luft. Das Abwasser wird in einen ausserhalb der Kammer befind¬ 
lichen Behälter geleitet. 



Fig. 159. 

Die Heizkammer (Fig. 159) ist aufrecht stehend betretbar und muss der 
reinlichste Raum im ganzen Hause sein. Mit der Henn’schen Heizung dürfte 
ein weiterer Fortschritt in der Heiztechnik zu verzeichnen sein, ganz speziell 
im Kostenpunkt. 

16* 


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204 


Für Krankenhäuser ist diese Heizung von nicht zu unterschätzen¬ 
dem Werthe, weil, wenn auch das Feuer erloschen ist, die Temperatur nicht 
wesentlich über Nacht sinkt, und dabei nicht konstant Tag und Nacht ge¬ 
heizt zu werden braucht, wie dieses bei den Niederdruckdampfheizungen der 
Fall ist. Auch eine zweckmässige Ventilation ist mit dieser Heizung ver¬ 
bunden. 

Wasserversorgung. 

Die Reinigung der Abwässer durch Fällung von J. Barrow. Durch Ver¬ 
suche von J. Barrow wurde nach Chem. Centralbl. 11 die Wirksamkeit eines 
neuen Mittels zur Reinigung der Abwässer durch Fällung, welches Clarine 
genannt wird, verglichen mit der Wirksamkeit von Ferrosulfat, Aluminium¬ 
sulfat und Kalk. Die Substanz Clarine ist eine Lösung von Ferrichlorid, die 
frei von Oxydulverbindungen und mit Eisenoxydhydrat übersättigt ist. Als 
Mass der erzielten Reinigung diente die Menge des Albuminoidammoniaks im 
Abwasser vor und nach der Behandlung mit den vier Mitteln und es zeigte 
sich bei Anwendung äquivalenter Mengen von ihnen, etwa 15 Grain auf die 
Gallone, dass, während das Abwasser 12 Theile Albuminoidammoniak auf 
100000 Theile enthielt, dasselbe reduzirt wurde durch Ferrosulfat auf 0,045, 
durch Albuminsulfat und Kalk auf 0,03, durch Kalk auf 0,03 und durch Clarine 
auf 0,02 Theile. — Die unreinsten Abwässer werden verhältnissmässig schneller 
gereinigt; die Reinigung erfolgt manchmal am besten in neutraler, manchmal 
in alkalischer und manchmal in saurer Lösung. Das Absetzen des Nieder¬ 
schlages erfolgt bei Zusatz von Clarine, wohl in Folge des grossen Eisen¬ 
gehaltes, sehr rasch. 

Ueber die Kosten einiger Processe zur Behandlung von Abwässsern hat 
Harry Grimschaw Berechnungen angestellt, welche a. a. 0. auszugsweise 
mitgetheilt sind. Dieselben betragen für die Reinigung von 1 Mill. Gallonen 
an einem Tage bei der Behandlung mit Kalk 37 Schilling, bei der Behand¬ 
lung mit unreinem Albuminiumsulfat 75 Schilling, beim Barryprocess mit 
Eisenoxydsalzen und Kalk 116 Schilling, bei dem elektrolytischen Ver¬ 
fahren (Webster) 70 Schilling, bei dem internationalen Process (Caster Bell) 
90 Schilling und beim Clarineproccss 54 Schilling. Abgesehen von dem Kalk- 
procesB, durch den aber nur eine unvollkommene Reinigung erfolgt, ist dem¬ 
nach der Clarineprocess der billigste und zu seiner Empfehlung kommt noch 
hinzu, dass die Menge des durch denselben abgeschiedenen Schlammes ge¬ 
ringer ist als bei den anderen Methoden. 

Kanalisation. 

Neuer Geruchsverschluss für Ausgussbecken, Waschbecken u. a. von 

Budde & Göhde in Berlin, Oranienstr. 56. Die bisher allgemein in Ver¬ 
bindung mit Ausgüssen aller Art im Gebrauch befindlichen Geruchverschlüsse 
(Traps) siehe Fig. 160 verwehren zwar den in den Abflussleitungen und 
Kanälen befindlichen Gasen den Eintritt in die Wohnungen etc., haben aber 
den grossen Mangel, dass sich in ihnen selbst Abgangstoffe c' ablagern, welche 
in Fäulniss übergehen und die sich hierbei entwickelnden, übelriechenden 


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205 


Gase durch das Sieb oder die sonstige Abflussöffnung des Ausgusses in die 
Wohnräume emporsteigen lassen. Dieser Uebelstand wird in den meisten 



lr 

Fig. 160. 


Küchen und in den Bäumen, in denen sich Ausgüsse oder Waschbecken etc. 
befinden, auf das Unangenehmste empfunden und ist der Gesundheit sehr 
nachtheilig. 



Fig. 161. 


Es ist nun gelungen, in der nebenstehend im Längsschnitt dargestellten 
Construction Fig. 161 einen Geruchverschluss herzustellen, welcher die ge¬ 
schilderten Mängel nicht hat und wirklich absolut geruchlos ist. Es werden 
sich zwar in ihm ebenfalls Stoffe c c absetzen, wie in anderen dergl. Wasser¬ 
verschlüssen, unter der ins Wasser tauchenden Einströmungsöffnung a ist aber 
ein kegelförmiger Körper b so angebracht, dass die sich entwickelnden übel¬ 
riechenden Gase bei ihrem Aufsteigen neben dem Eintrittsstutzen nach d, e, f 
geleitet, und so an dem Entweichen durch das Ausguss- etc. Becken, ge¬ 


hindert werden. Das Weitere ergiebt sich aus der Zeichnung. 


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206 


Der Geruchverschluss ist aus Gusseisen, innen emaillirt, die Reinigungs- 
schrauben aus Messing hergestellt. Das Auslauf-Ende A wird zum bequemeren 
Anschluss an vorhandenen Rohrleitungen auf Wunsch auch mit einem passend 
verbundenen Stück 50 mm Blei-Abflussrohr geliefert. Der Preis pro Stück 
stellt sich auf 10 Mark. 

Dieser Geruchverschluss kann besonders für Küchen, Bureaux, Kranken¬ 
häuser, Restaurationen etc. empfohlen werden und ist derselbe schon in vielen 
Fällen mit bestem und sicherem Erfolge angewendet worden. Der Verschluss 
ist unter No. 62221 patentirt worden. B. 

Becken, Rohr oder dergl., welches behufs Unterbringung von desinficiren- 
den Stoffen mit Doppelwänden versehen ist, von H. Krentzien in Rostock 
i. M. (D. R.-P. 60 087). Die Einrichtuug bezweckt eine Desinfection der mit 
Fäcalstoffen in Berührung kommenden Gefässwände von Pissoirs, Rinnen und 
Röhren aus porösem Material, durch dessen Poren eine desinficirende Flüssig¬ 
keit oder ein flüssiges Fett vermöge der Capillarität des Materials oder des 
hydrostatischen Druckes der Flüssigkeit hindurchgetrieben wird. 

Jedes Gefäss ist doppelwandig; die inneren zu desinficirenden Wände sind 
aus porösem Material und die äusseren Wände sind aus dichtem, undurch¬ 
lässigem Material hergestellt. Zwischen den beiden Wänden bleibt ein Zwi¬ 
schenraum zur Aufnahme der desinficirenden Flüssigkeit, und sind diese Wände 
an ihren Rändern auf irgend eine Weise verbunden und gegen einander ab¬ 
gedichtet. Sämmtliche Wände sind aus gebranntem Thon oder ähnlichem 
Material gedacht, und die äusseren Wände entweder durch Glasur oder ge¬ 
eigneten Anstrich undurchlässig gemacht. 

Rohrstutzen dienen zum Ableiten des Urins und zum Füllen des zwischen 
den Wänden bleibenden Zwischenraumes mit desinficirender Flüssigkeit. Kommt 
für die innere Wand ein weniger poröses Material zur Verwendung, oder ist 
die Flüssigkeit nicht dünnflüssig genug, um in genügender Menge durch die 
Poren zu dringen, so wird die Flüssigkeit aus einem höher angebrachten Be¬ 
hälter mittelst eines Rohres eingeleitet und somit ein Druck erzeugt, der das 
Durchdringen der Flüssigkeit erleichtert. 


Desinfection. 

Desinfektionsapparat System Cornet-Krohne von A. Senking in Hildes¬ 
heim. Wir haben schon früher diesen besonders für kleinere Orteverbände, 
kleinere Krankenhäuser, Gefängnisse, Nachtherbergen etc. empfehlenswerthen 
und billigen Desinfektionsapparat erwähnt und kommen jetzt nochmals kurz 
auf denselben zurück, weil sich derselbe bei neueren Versuchen wieder bestens 
bewährt hat. 

In dem unteren Körper A (Fig 162) befindet sich der offene Dampfent¬ 
wickler, mit Wasserstand c und Wasserablasshahn d versehen, während der 
obere cylindrische Theil B den Desinfektionsraum darstellt. Derselbe besteht 
aus galvanisirtem Eisenblech, ist innen sorgfältig isolirt, gegen den Dampf¬ 
entwickler durch einen weitmaschigen Einlagebogen abgeschlossen und enthält 
an der oberen Decke das Dampfabströmungsrohr mit einem Kondensations- 


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207 


Wasserabscheider g und das Thermometer h. An den Stutzen g ' ist das 
Dampfabfiihrungsrohr anzusch Hessen, an g u das Kondenswasser-Ableitungsrohr. 
Ventile, Hähne, Drosselklappen etc. sind nicht erforderlich. 



Fi g. 162. 

A Dampfentwickler, B Desinfektionsraum, a Heizthür, b Aschenkasten, 
c Wasserstand, f Verschluss-Schrauben, g Kondensationswasser-Abscheider, 
g' Stutzen für das Dampfabgangsrohr, g" Stutzen für das Condens- 
wasser-Ableltungsrohr, h Thermometer. 


Die Anwendung des Apparates geschieht in folgender Weise: Die zu 
desinficirenden Gegenstände werden in Säcke gesteckt (Matratzen, Decken 
und sonstige Bettstücke können zusaramengerollt werden, damit sie weniger 
Raum einnehmen); durch die geöffnete Thür des oberen Cylinders wird der 
Kessel bis zur Marke des Wasserstandsglases mit Wasser gefüllt; die Säcke 
und sonstigen Gegenstände werden im oberen Cylinder auf das Gitter ge- 

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208 


stellt, und dann Feuer unter dem Kessel angemacht Als Feuerungsmaterial 
kann Holz, Braunkohle, Steinkohle, Torf zur Verwendung kommen. Nach 25 
bis 30 Minuten wird das äussere Thermometer 98 bis 100° C. zeigen, und 
der Dampf rasch und heftig ausströmen. Das Feuer ist nunmehr so zu unter¬ 
halten, dass das äussere Thermometer niemals unter 98° C. sinkt. — Wenn¬ 
gleich zur Abtötung von Ungeziefer und weniger widerstandsfähigen Krank¬ 
heitserregern es genügt, die Gegenstände 30 Minuten im Desinfektionsapparat 
zu lassen, so ist es sicherer, um auch etwa vorhandene widerstandsfähigere 
Mikroorganismen abzutöten, alle Gegenstände eine Stunde dem strömenden 
Dampfe auszusetzen. Nach Ablauf dieser Zeit werden sie herausgenommen, 
ausgebreitet, damit sie abdampfen, und dem Luftzuge ausgesetzt, worauf Bie 
in kurzer Zeit die während des Dämpfens angesogene Feuchtigkeit verlieren. 

Bei einem neueren Versuch wurde das Wasseiveservoir mit 36 1 Wasser 
gespeist, die ganze, einem Gefangenen zukommende Garnitur, nämlich: eine 
grosse und eine dreitheilige Matratze, drei wollene Decken, Strümpfe, Unter¬ 
hosen, Hemd, Halstuch, Jacke, Hose, Mütze, Taschentuch fest zu einem Bün¬ 
del geschnürt, in dasselbe an verschiedenen Stellen, von innen nach aussen, 
10 Packete mit Milzbrandfäden eingelegt, und zum Schluss das Bündel in 
einen Sack gesteckt und in den Desinfectionsofen eingestellt. Die Anheizung 
des Ofens geschah um 10 Uhr 40 Min., und zeigte das Thermometer 

um 10 Uhr 50 Min. 12° R. 


10 „ 

55 


13° 

11 „ 

15 


77° 

11 „ 

18 


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00 

11 „ 

45 

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00 

11 „ 

52 


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00 


Um 11 Uhr 52 Min. wurde die Desinfektion unterbrochen und das Bün¬ 
del dem Desinfectionsraum entnommen; die Gegenstände erwiesen sich als 
sehr trocken. Die Milzbrandfäden wurden sowohl auf 10 weisse Mäuse ver- 
impft, als in Gelatine ausgegossen. In beiden Fällen blieb eine Entwicklung 
der Milzbrandsporen und Bacillen aus. 

Der Rauch wird in einem gewöhnlichen Schornstein abgeführt, in Er¬ 
mangelung desselben genügt auch ein eisernes Rauchrohr von 2 bis 3 m Länge. 
Der ausströmende Dampf wird durch ein Rohr ins Freie geleitet. Die Be¬ 
dienung ist so einfach, dass sie keine sachkundigen Personen erfordert. Der 
Feuerungsverbrauch für eine einmalige Desinfection beträgt ca. 6 bis 10 kg 
Steinkohlen und vermindert sich natürlich entsprechend, wenn heisses Wasser 
in den Kessel gegeben wird, oder mehrere Desinfektionen nach einander ge¬ 
macht werden. In dem Apparat kann auch Wasch-, Spül- und Badewasser 
erwärmt werden, das nach Fortnahme des eingelegten Gitters leicht ausge¬ 
schöpft werden kann. Der Preis der Apparate beträgt bei einem Durchmesser 
von 500, bezw. 620 und 800 cm und einer Höhe von 1750 bis 1850 cm, 
d. h. bei einem Desinfektionsraum 0,2, bezw. 0,3 und 0,5 cbm: 190, 280 uud 
450 Mk. 


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209 


—4- Aerztliche Polytechnik. -k— 

Redacteur: Dr. G. Beck. 


Die Chloroform-Frage. 

(Originalbericht der Firma Krohne & Lesemann in London.) 


In den „Fortschritte der Krankenpflege“ 1891, Seite 292—296 und 371 
machten wir einen kurzen Rückblick über die Anwendung des Chloroform 
als Betäubungsmittel von dem Tage seiner Entdeckung bis auf die Gegen¬ 
wart, mit Beschreibung unserer letzten Verbesserungen an Apparaten zur ge¬ 
nauen Dosirung des Chloroforms und zur genauen Ueberwachung der Respi¬ 
ration. 

Da Letztere auf die Beschlüsse der Hyderabad Chloroform-Commission 
gegründet sind, so möchte ein kurzer Bericht dieser Commission deren Zweck 
mehr verständlich machen. 

Wie allgemein bekannt, sind die medicinischen Autoritäten unter sich in 
der Betäubungsmethode noch nicht einig geworden. Nicht allein werden ver¬ 
schiedene und immer wieder neue Präparate, die das Chloroform ersetzen 
sollen, mit oder ohne Apparate angewendet, sondern auch die Art der Ver¬ 
abreichung zeigt wesentliche Verschiedenheiten. Die eine Partei überwacht 
die Respiration, die andere die Circulation und eine dritte beide, die Respi¬ 
ration und die Circulation zum Zwecke, bevorstehende Gefahren rechtzeitig 
zu erkennen. Dieser Zustand kann wohl als klarer Beweis der Unvollkommen¬ 
heit der bisher bestehenden Betäubungsmethoden gelten; denn wir glauben 
mit Bestimmtheit annehmen zu können, dass die Gefahren meist den fehler¬ 
haften Methoden der Verabreichung des Chloroforms, und weniger der Qualität 
des Chloroforms zuzuschreiben sind. Denn selbst von Pictets reinem Chloro¬ 
form wird bereits ein Tod in den ersten fünfundzwanzig Fällen seiner An¬ 
wendung berichtet. 

Simpson und Symes lehrten, dass zum sicheren Chloroformiren zwei 
Hauptpunkte zu beobachten sind: a) freie Mischung der Luft mit Chloroform¬ 
dampf und b) regelmässige Athmung. 

Dr. E. Lawrie, ein Schüler vonSymc, giebt an, dass die Praxis seines 
Meisters und seine eigene eine fast ununterbrochene Reihe von 40 000 Chloro¬ 
form-Administrationen, in welchen die Respiration allein beobachtet wurde, 
keinen einzigen Todesfall aufweist und hält sich daher für wohlberechtigt, 
zu behaupten, dass die Beobachtung der Respiration der beste Schutz gegen 
Chloroformtod sei. — Dessenungeachtet wird in anderen Schulen, besonders 
in London, gelehrt, dass es nothwendig sei, den Puls (die Circulation) als 
Warnungszeichen zu überwachen, im Gegensatz zu Dr. Lawrie, der behauptet, 
dass dies kein Schutz gegen Chloroformtod sein könne. 

Um eine Einheit in der Betäubungsmethode zu schaffen, veranlasste daher 
Dr. Lawrie den Nizam von Hyderabad eine Commission zu bestimmen, um 
durch Experimente zu beweisen, dass die Respiration ein Schutz gegen 
Chloroformtod ist. So entstand die erste Hyderabad-Commission im Jahre 1888. 
Unter Vorsitz von Dr. Lawrie wurden über zweihundert sorgfältige an 


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210 


Hunden ausgeführte Experimente gemacht, die es bestätigten, dass Chloroform 
keine direkte Wirkung aufs Herz habe, sondern dass die Respiration immer 
zuerst leide und unausbleibliche Warnungszeichen einer bevorstehenden Gefahr 
gebe, die durch genaue Ueberwachung der Respiration immer abgewendet 
werden können. 

Die Resultate dieser Commission waren jedoch so abweichend von den 
von vielen anderen Experimentatoren in Europa und Amerika gemachten Be¬ 
obachtungen, dass die Lancet zögerte, deren Schlüsse anzunehmen, so dass die 
erste Hyderabad-Commission nur wenig Beachtung fand. Diese Nichtbeachtung 
entmuthigte jedoch Dr. Lawrie nicht. Auf seine Veranlassung wurde eine 
zweite Chloroform-Commission gebildet, deren Unkosten der Nizam sogleich 
bereit war zu tragen, und die Redaction der Lancet vom Nizam eingeladen, 
einen eigenen Vertreter für diese Commission zu bezeichnen. Infolgedessen 
wurde Lauder Brunton, der weltbekannte Autor des grossen Werkes 
„Pharmacology und Therapcutics“ mit der Aufgabe betraut, den gegenteiligen 
Standpunkt der Lancet in der Hyderabad-Commission zu vertreten. Die Ver¬ 
handlungen und Arbeiten dieser Commission wurde durch Surgeon Major 
E. Lawrie, dessen Energie und Ausdauer dieselbe ihr Dasein verdankte, 
in ausgezeichneter Weise präsidirt und geleitet. Gelegentlich der Anzeige, 
dass Dr. Lauder Brun ton die Lancet in der Commission am würdigsten 
vertreten würde, machte das Journal darauf aufmerksam, dass Dr. Brunton 
in dem obengenannten Werke sich entschieden dahin ausgesprochen habe, 
dass eine der durch Chloroform bewirkte Gefahren Tod durch Stillestehen 
des Herzens sei“. Es sei daher nach dem Sprichwort „Audi alteram partem“ 
ein ausserordentlich günstiger Umstand für die Ergebnisse der Commission, 
dass der Standpunkt des Chloroform-Herztodes gerade L. Br. als Vertreter 
gefunden habe. Die Frage, ob Chloroform das Herz paralysirt oder nicht, sei 
von allergrösster Bedeutung, denn von ihrer richtigen Lösung hänge das 
Leben vieler tausenden Personen und das Glück von tausenden Familien ab. 
In Europa sowohl wie in Amerika hätten klinische Erfahrungen und physio¬ 
logische Experimente zu dem Urtheil geführt, dass Chloroform eine direkte 
Wirkung aufs Herz habe, während Aether solche Wirkung nur im geringsten 
Grade oder gar nicht besitze. (Lancet, September 21/89). 

Infolge der Arbeiten der Commission war die Lancet am 7. Dec. 1889 
im Stande, ihren Lesern das folgende von Lauder Brunton eingesandte 
Telegramm mitzutheilen: „Vierhundertundneunzig Hunde, Pferde, Affen, Ziegen, 
Katzen und Kaninchen benutzt. Einhundertundzwanzig mit Manometer. Alle 
Ergebnisse photographirt. Eine Menge Beobachtungen an jedem einzelnen Thier. 
Resultate höchst belehrend. Gefahr von Chloroform ist Asphyxie oder Ueber- 
dosirung; durchaus keine directe Herzgefahr“. 

Die Ergebnisse der Experimente der Hyderabad Chloroform-Commission 
1889—90 wurden in folgenden Beschlüssen formulirt: 

1) dass Chloroform ohne die geringste Gefahr gegeben werden kann, 
wenn die Athmung regelmässig und normal gehalten wird, und das 
Chloroform entzogen wird, sobald die Narkose vollständig erzeugt ist; 

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2) dass Chloroform-Tod immer das Resultat zu starker und übermässigen 
Dosirung ist; 

3) dass Chloroform niemals Tod durch plötzlichen Stillstand des Herzens 
verursache; 

4) dass Syncope durch Chloroformwirkung überhaupt nicht vorkomme, 
und dass bei Chloroform-Tod die Athmung immer vor der Circulation 
aufhört; 

5) dass das Herz das allerletzte Organ sei, welches durch die Wirkung 
des Chloroforms beeinflusst wird und ihr unterliegt. 

Die Hyderabad-Commission hat ferner demonstrirt, dass, sofern der Re¬ 
spiration die gehörige Aufmerksamkeit gewidmet wird, Chloroform in allen 
Theilen der Welt mit absoluter Sicherheit in allen operativen Fällen gegeben 
werden kann. 

Es sei beiläufig erwähnt, dass die vom Nizam übernommenen Kosten 
dieser Commission mit Inbegriff des Druckes der Verhandlungen die Summe 
von ca. 10000 j f Sterling betrugen. (Schluss folgt.) 

Referate. 

Neuheiten der Firma Blansdorf, Nach!', in Frankfurt a. M. *) 

Apparat zur Prüfung der Sehschärfe nach Dr. A. Carl in B'rankfurt a. M. 
(D. R.-P. 56447). Der Apparat dient dem Zweck, die Sehschärfe-Bestimmung 
nach Snellen’schem Prinzipe auf schnellere und bequemere Art auszuführen, 
als es mit Hülfe der üblichen Tabellen geschieht. Je mehr Reihen und je 
mehr Buchstaben in den Reihen vorhanden sind, um so umständlicher und 
zeitraubender wird die Verständigung mit dem zu Untersuchenden. Deshalb 
hat C. sich bemüht, eine Einrichtung zu treffen, die gestattet, dass im ge¬ 
gebenen Moment immer nur ein einziger Buchstabe dem zu Prüfenden gezeigt 
werde. Nach dem Vorgänge von Monoyer und Magawly lässt C. die Seh¬ 
schärfe bei constanter Distanz von 5 Meter an Buchstabengrössen messen, 
welche den 10 verschiedenen Graden von 0,1; 0,2 bis 1,0 entsprechen, und 
zwar sind für 0,1 und 0,2 je 1 Buchstabe vorhanden (aus technischen Gründen 
konnten nicht mehr angebracht werden), während für 0,3 bis 1,0 je 10 — im 
Ganzen also 82 Buchstaben vorhanden sind. 

Die Einrichtung des Apparates ist Folgende: 

Figur 163 zeigt die Vorderansicht des Apparates. Eine weisse Scheibe 
von etwa 40 cm Durchmesser trägt oben und unten je einen Ausschnitt, in 
denen die Buchstaben erscheinen. Hinter dieser feststehenden Scheibe be¬ 
finden sich zwei weitere um ihre Mittelpunkte drehbare Scheiben. Die erste 
derselben, Ä benannt (Fig. 164), trägt acht auf zwei Spiralzügen liegende 
kreisförmige Oeffnungen und die beiden grossen Buchstaben T und A als 
Vertreter für S 0,1 und 0,2. Unter jedem Kreise ist die betreffende Seh¬ 
schärfe in feinem Drucke bezeichnet. 


*) Hierher gehören auch die folgenden im Maiheft aufgeführten Apparate, bei welchen 
durch ein Versehen die Benennung der Fabrikations-Firma weggeblieben ist: 

1) Accumulatoren p. 174. 2) Anschlussapparate. 3) Reostate p. 176. 4) Schlitten- 

inductionsapparat p. 177. 5) Electroden p. 178. 6) Electrische Hamcentrifuge p. 185. 

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212 


Hinter A liegt B : die „Buchstabenscheibe“ mit den alternirend auf oberen 
und unteren Halbkreisen angeordneten Buchstabenreihen, welche sich auf 
S == 0,3 bis zu S = 1 beziehen (Fig. 165). Die Einstellung von A, falls sie 



nicht gerade einen der beiden grössten Buchstaben bietet, deckt mit einer 
ihrer Oeffimngen einen Buchstaben der dahinter liegenden Scheibe B auf; 



Fig. 164. 


wird A weiterbewegt, so erscheinen je nach dem Sinne der Drehung die 
nächstfolgende grössere oder kleinere Buchstabenreihe von B in je einem 
einzigen Buchstaben aufgedeckt abwechselnd im oberen und unteren Aus- 


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schnitt der feststehenden Vorderscheibe. Die Bewegung von B bringt nun 
in der gerade einstehenden Oeffnung der jetzt ruhend gedachten Diaphragmen¬ 
scheibe A die zehn Vertreter der betreffenden Sehschärfe zum Vorschein. 
Die Bewegung jeder der beiden Scheiben umfasst 180°. 

Die Einstellung der Buchstaben besorgen zwei Contacte. Der erste 
Contact bringt die 10 verschiedenen Buchstaben-Grössen in je einem Vertreter 



alternirend in dem oberen oder unteren Ausschnitt zur Erscheinung; der 
zweite Contact liefert an jeder Stelle (ausgenommen 0,1 und 0,2) die übrigen 
neun Vertreter der durch den ersten Contact gerade eingestellten Sehschärfe. 
Zwei verschiedene momentan zu wechselnde Positionen des ersten Contactes 



Fig. 166. 


ermöglichen, von einer bestimmten Sehschärfe sowohl auf die nächst höhere 
als auch auf die nächst niedere unmittelbar überzugehen. (Drehungsrichtung 
der Scheibe A.) — Bezüglich der Scheibe B aber ist die Einrichtung so ge¬ 
troffen, dass deren Umsteuerung, nachdem 180° durchmessen sind, selbstthätig 


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erfolgt, so dass also nur das leichte Niederdrücken des zweiten Contactes 
einen der 10 Buchstaben für eine Sehschärfe nach einander zum Vorschein bringt. 

Der elektromotorische Mechanismus ist in Fig. 166 zur Darstellung ge¬ 
bracht. Zu seiner Inbetriebsetzung sind nur zwei grössere Leclanchö-EIemente 
erforderlich; wo ein Accumulator vorhanden, kann natürlich auch dieser ge¬ 
braucht werden. Die Einrichtung selbst ist folgende: 

E stellt einen Elektromagneten und H den zugehörigen Anker dar; 
dieser Anker in Gestalt eines Hebelarms trägt am einen Ende den beweg¬ 
lichen Doppelhaken R, am andern Ende in A ist er um einen fixen Punkt 
drehbar und durch eine Spiralfeder vom Magneten abgezogen. Wird ein 
Strom in den Elektromagneten E eingeführt, so wird H angezogen und der 
Haken R stösst das die Bewegung der Scheibe vermittelnde Zahnrad Z um 
einen Zahn weiter. Soll nun eine Bewegung des Zahnrades Z (und somit 
der Scheibe A) in entgegengesetztem Sinne erfolgen, so schickt man einen 
Strom in den liegenden Magneten E‘, wodurch dessen Anker a mit der Feder¬ 
verlängerung f angezogen und in dieser Stellung durch den einfallenden 
Widerhaken des zu E“ gehörigen Ankers N festgehalten wird. Die so ver¬ 
änderte Stellung der Feder f, welch’ letztere an der Hinterfläche des Doppel¬ 
hakens R Führung zwischen zwei Stiften rr hat, bewirkt, dass R auf der 
entgegengesetzten Seite in das Zahnrad Z eingreift und somit dasselbe bei 
erneuerter Stromzuführung in E, dieses Mal in entgegengesetzter Richtung, 
um einen Zahn weiter bewegt. Soll zur ursprünglichen Bewegungsrichtung 
zurückgekehrt werden, so bewirkt die nunmehr beanspruchte Thätigkeit des 
Magneten E u die Stellungsänderung des Ankers N und damit die Auslösung 
seines Widerhakens. Die befreite Feder f führt nunmehr den beweglichen 
Doppelhaken R in seine ursprüngliche Lage wieder zurück. 

Während also E den Stoss bewirkt, dienen E‘ und E“ vermittelst ihres 
richtenden Einflusses auf R lediglich der Veränderung des Drehungssinnes 
von Z und somit der Scheibe A. Der diese Scheibe regierende Taster hat 
wie erwähnt, zwei Positionen; bei Uebergang von einer derselben in die 
andere schleift er Uber zwei kleine Contactflächen und schliesst hierdurch 
ohne Weiteres jeweilig den Strom für E‘ und E“. Die Theile m und p 
sichern die Feststellung von Z, in in der Ruhelage, p nach erfolgtem Stosse. 

Die Bewegung der Scheibe B erfolgt durch einen gleichen Mechanismus 
auf der andern Seite, wie die entsprechenden kleinen Buchstaben h, o', e, e 1 
und e“ andeuten. — 

„Die Hauptleistung des Apparates“, sagt Dr. Carl im Archiv für Augen¬ 
heilkunde, Band XXIV, „besteht in der wesentlichen Zeitersparniss beim Ge¬ 
schäfte der Sehprüfung. Die Buchstaben sind ferner in erheblich grösserer 
Anzahl zur Verfügung, als es auf den meisten Tabellen der Fall ist. Die 
bei wiederholten, mittelst der letzteren vorgenommenen Prüfungen des näm¬ 
lichen Individuums sich einstellenden Fehlerquellen, soweit dieselben aus all¬ 
mählich gewonnenen Erinnerungen bezüglich der Anordnung der Reihen und 
der ungefähren Gruppirung der Buchstaben daselbst fliessen, sind bei Be¬ 
nutzung des Apparates durchaus vermieden. Die Aufmerksamkeit des Unter¬ 
suchten wird durch den Bewegungsvorgang des einspringenden Buchstaben 


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in verschärfter Weise rege gehalten. Endlich dürfte der Apparat bei zweck¬ 
entsprechender Verwendung auch Dienste bei der Diagnose der Aggravation 
zu leisten im Stande sein“. 

Apparate und Instrumente zur Massage, Selbstmassage und electrischen 
Massage. Verfertiger: Carl Wendschuch, Dresden, Trompeterstrasse 8. 
Figur 167. Apparat zur Bauchmassage besteht aus einer mit weichem 
Wildleder bezogenen Eisenkugel von ca. 4 Pfund Gewicht von einer zu einer 
Schlinge verknüpften starken Schnüre durchzogen, welche beim Massiren mit 
dieser Kugel als Halter dient. Preis: 6 Mark pr. Stück. 



Fig. 1G7. Fig. 168. Fig. 169. 

Figur 168, derselbe Apparat und für denselben Zweck, nur bewegt 
sich bei diesem Modelle die Massagekugel in einem mit Handgriff versehenen 
Metallbügel und auf einem Metallbolzen laufend beim Massiren um ihre 
eigene Achse. Preis: 10 Mark pr. Stück. 



Figur 169, der nämliche Apparat, jedoch an Stelle der Kugel eine 
mit Leder bezogene, 4 Pfund schwere Eisen walze von 8 cm Länge und 7 cm 
Durchmesser. Preis: 10 Mark pr. Stück. 

Figur 170 und 171. Apparate zur Rückenmassage, speciell zum 
Massiren der Dornfortsätze auf beiden Seiten der Wirbelsäule, werden, wie 
aus der Abbildung ersichtlich ist, entweder mit Kugeln oder Walzen versehen 
angefertigt und zwar werden diese Kugeln oder Walzen aus sehr verschie¬ 
denem Material hergestellt und sind entweder von ganz glatter Form oder 
mit wellenförmigen Erhöhungen versehen. Dergleichen Kugeln und Walzen 


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werden entweder massiv aus Hart- oder Weichgummi, oder auch aus mit 
Leder oder Weichgummi bezogenem Holze hergestellt. Preis: 10 Mk. pr. Stück. 

Eben angeführte Apparate werden auch für Electro-Massage eingerichtet 
geliefert und zwar sind in diesem Falle an Stelle der Gummiwalzen oder 
Kugeln, solche aus galvanischer Kohle gefertigte und mit Leder bezogene 
eingeschalten; auch der Handgriff eines solchen Apparates ist behufs Isolation 
nicht wie bei den vorstehenden Apparaten aus Metall, sondern aus Hartgummi 
angefertigt, auch besitzen dergl. Apparate für Electro-Massage des Rückgrates 
die nöthigen Klemmschrauben zum Anbringen der Leitungsgabeln eines In- 
ductions-Apparates. Preis: 15 Mark pr. Stück. 

Figur 172 und 173. Apparat zur Selbstmassage der Fusssohlen etc., 
besteht, wie aus der Abbildung ersichtlich ist, aus einem eisernen Kasten 
mit Holzunterbau, in welchem auf Metallbolzen um ihre eigene Achse laufend 
12, 15 oder mehr polirte Holzkugeln eingescbalten sind. 



Fig. 172. Fig. 173. 


Die einzelnen Kugeln in dergleichen Kugelkästen haben einen Durch¬ 
messer von 8 bis 10 cm. 

Für die Massage (Selbstmassage) der Handfläche und einzelner Finger, 
wie z. B. solche bei Schreib-, Klavier- oder Violinenkrampf von Wichtigkeit 
ist, wird ein dergl. Apparat in kleinerem Maassstabe mit Kugeln von 3 bis 4 cm 
Durchmesser angefertigt. 

Der Preis derartiger Kugelkästen beträgt 30 Mark für die grösseren und 
20 Mark pr. Stück für die kleineren. 

Klebende Elektrode von Henry Nehmer in London. (D. R.-P. 60 544). 
Dünn gewalztes Metall oder ein Gewebe, welches aus Metallfasern allein oder 
einer Mischung aus Metall und anderen Fasern besteht, wird in eine warme 
Lösung von 10 Theilen Gelatine und 20 Theilen Glycerin in 30 Theilen 
Wasser getaucht, so dass die anklebende Masse sich gleichmässig über die 
Oberfläche vertheilt und nach dem Erkalten einen weichen, gummiähnlichen, 
bei Erwärmung haftungsfähigen Ueberzug bildet. 

Aus dieser so erhaltenen Masse werden Elektroden jeder beliebigen Form 
gebildet, und können dieselben auf die gewöhnliche Art mit einem Elektrieität 


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erzeugenden Apparat verknüpft werden, um, an die Haut geklebt, den elek¬ 
trischen Strom durch den Körper zu leiten. 

Die Anwendung der Electricität bei Kehlkopfaffectionen stösst bei der 
bisher üblichen Form der Electroden auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten, 
da sie selbst unter Zuhülfenahme des Cocains in solchem Masse Stimmritzen¬ 
krämpfe oder Schmerzen hervorruft, dass die Application nur wenige Sekunden 
dauern kann und fernere Sitzungen vom Patienten daher meist verweigert 
werden. Mount-Bleyer verfiel daher auf die 
Idee die Tubagc des Kehlkopfs mit der Anwen¬ 
dung der Electricität zu verbinden und scheint 
damit sehr günstige Resultate erzielt zu haben. 

Seine Kehlkopfelectroden bestehen demnach aus 
O’Dwyer’schen Hartgummi-Röhren, welche auf die 
aus Figur 171 ersichtlichen Weise mit dem Lei- 
tnngsdrahte in Verbindung gebracht werden. 

Dasselbe kann auch mit dem metallenen Ein¬ 
führungsstift geschehen. Immerhin muss der 
Einführung der Electrode eine Cocaininjection 
in die den Kehlkopf und die Trachea unmittel¬ 
bar umgebenden Gewebe vorausgehen. Nach 
Einführung der Tube sind jedoch keinerlei wei¬ 
tere Zufälle zu befürchten und nimmt die Re¬ 
spiration während der Sitzung, die nach Erfor¬ 
derniss ausgedehnt werden kann, ihren ruhigen Fortgang und ist auch die 
Anwendung des Kehlkopfspiegels während derselben vollständig überflüssig. 
Die Tube wird an dem Leitungsdrahte, der zur Isolirung von den Mund¬ 
flüssigkeiten, in Kautschuk gehüllt ist, nach Beendigung der Sitzung heraus¬ 
gezogen. 

Die Tuben-Electroden werden, wieFig. 174 zeigt, in drei Formen für rechtes 
und linkes Stimmband, sowie für beide Seiten zugleich von der fabricirenden 
Firma: Gebrüder Meyrowitz in New-York vorräthig gehalten. 

Elektromikroscopischer Objecttisch zur Untersuchung der zur Mikroben- 
Vernichtung erforderlichen Stromstärke. Das vonWatkins (New-York) an- 


\ VT . 



Fi g. 174. 



Fig. 175. 

gegebene Instrument, besteht aus einer Glasplatte, deren Mitte eine tiefe zur 
Aufnahme der zu untersuchenden Flüssigkeit bestimmte Aushöhlung besitzt. 

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Zwei je s / 4 Zoll lange Binnen führen jederseits unter kupfernen Fassungen, 
welche durch Klemmschrauben die Verbindung mit der Batterie herstellen. 
Die abgerundeten, an ihren freien Flächen mit Platina überzogenen Kupfer¬ 
lamellen dürfen die Glasplatte nicht berühren, sondern müssen circa 4 mm 
von ihr entfernt bleiben. In diesem Zwischenräume gelangen die mit der zu 
untersuchenden Flüssigkeit getränkten Schwämme. Die zur Vernichtung der 
Bakterien erforderliche Stromstärke wird mit einem Milliamperemeter gemessen. 

Der elekro-mikroscopische Objecttisch wird von der Firma Gebrüder 
Meyrowitz in New-York angefertigt. 

Hortyes, Galveston bedient sich der nachstehend abgebildeten Kneif- 
scheere zur Abtragung der Nasenrachentumoren. Namentlich bei Kindern, 
bei welchen es oft schwierig ist, einen Velum-Heber anzuwenden, leistete 



Fig. 176. 


ihm dieselbe treffliche Dienste. Die jenseits der Kreuzung der Branchen be¬ 
findliche Ausbuchtung derselben beseitigt zugleich die Gefahr einer Verletzung 
der Uvula. Als fernerer Vortheil des Instruments wird von H. die Breite 
der aufgekrümmten Bisse angeführt. Das Instrument wird von der Firma 
Meyrowitz, Brothers in New-York angefertigt. 

Bishop (Chicago) bringt den nachstehend abgebildeten Schlingenträger 
als Applicator für Chromsäure in den Respirationsatrien. Das Instrument ist 
9 Zoll lang und kann leicht nach jeder beliebigen Richtung gebogen werden 


Fig. 177. 

und dient daher ebensowohl zu Aetzungen im Larynx, als in der Nasen- 
und Nasenrachenhöhle. Die Chromsäure wird an die nach Belieben zu ver¬ 
engernde oder zu erweiternde Schlinge angeschmolzen und bleibt an ihr in 
kleinen Perlchen hängen. 

Das Instrumentchen, das Stärke, Biegsamkeit und Feinheit in sich ver¬ 
einigt, wird von der Firma Truax & Co. in Chicago angefertigt. 

Die allen mikroscopischen Instituten durch ihre trefflichen Mikrotome 
wohlbekannte Firma R. Jung in Heidelberg kommt dem heutzutage immer 
dringender werdenden Bedürfniss des praktischen Arztes sich dieses fast 
unentbehrliche Hülfsinstrument anzuschaffen, in äusserst dankenswerther 
Weise dadurch entgegen, dass sie ein Mikrotom construirt hat, das sich nebst 
seiner übrigen aus nachfolgender Beschreibung hervorgehenden Vorzüge durch 
einen relativ sehr mässigen Preis (Mk. 25 ohne, Mk. 38 mit selbstthätiger 
Hebung des Objects) auszeichnet. 


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An das gusseiserne Gestell 0, das durch die Schraube d am Tisch be¬ 
festigt wird, ist das Stück b angeschraubt, das nach oben die Führung für 
die Objectträger c und e 1 bildet, während es in seinem unteren Theil als 
Mutter für die Mikrometerscheibe M dient. 



Fig. 178. 


Zwischen den Spitzen s bewegt sich das Stück a, iu das einerseits das 
Messer m eingespannt wird, während andererseits sich ein Hebel mit der 
Kugel k befindet, die als Handhabe zur Bewegung des Messers dient. 

Soll das Instrument als Gefriermikrotom gebraucht werden, so legt man 
das Object auf die obere Fläche von e, benetzt es reichlich mit Wasser, dem 
ein wenig Gummischleim beigemischt werden kann*) und zerstäubt den in 
dem Gefäss bei h befindlichen Schwefeläther unter der Platte, w r elche das 
Objekt trägt, indem mau die Rörchen t in der angegebenen Weise verbindet 
und das Gebläse in Thätigkeit setzt. 

In Spiritus gehärtete Präparate werden zuvor je nach Grösse eine 
oder mehrere Stunden in Wasser gelegt. 

In Paraffin eingebettete Präparate werden auf einem Paraffinblock 
oder Kork befestigt und in den Halter c' eingespannt und mit diesem an 
die Stelle des Cylinders c gebracht, der sich leicht herausnehmen lässt. 

Ist das Objekt eingesetzt und durch M so hoch geschraubt, dass es das Messer 
eben berührt, so fasst die rechte Hand lc und lässt das Messer seine Bewegung 
machen, während die linke das Objekt nach jedem Schnitt durch eine kleine Dreh¬ 
ung der Mikrometerschraube nach oben rückt; wieviel zu bewegen, d. h. wie fein 
die Schnitte in jedem einzelnen Fall gemacht werden können, ergiebt die 
Erfahrung rasch. Eine Umdrehung der Schraube entspricht */ 8 mm. 


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220 


Zur weiteren Bequemlichkeit ist das Instrument aucli mit selbsttätiger 
Hebung des Objekts eingerichtet und zwar so, dass zwischen 1 und ,0 / I00 jede 
beliebige Dicke von Hundertstel zu Hundertstel eingestellt werden kann. 

Ein kleines Räumchen erleichtert das Einbetten der Objekte in Paraffin. 

Einen Dunkelraum fürs ärztliche Sprechzimmer, der in Form eines ge¬ 
fälligen Möbelstückes gebaut, leicht auseinander zu nehmen und zu transpor- 
tiren ist und sowohl in der Ecke wie auch an der freien Wand eines Zimmers 
Aufstellung finden kann, beschreibt Dr. Eduard Müller in Hagen i. W. 

Der Dunkelraum setzt sich in einfacher Weise zusammen aus zwei Sei¬ 
tenwänden, die durch 2—3 zum Ein- und Aushaken eingerichtete Eisenstangen 
oder Holzleisten selbstständig zusammengehalten werden und der oberen Wand, 
die mit Kreuz und Krone verziert ist. Vorn wird er abgeschlossen durch ge¬ 
schmackvolle Draperie und Portiere, hinten durch die Zimmerwand, gegen 
welche er gestellt wird. 

er. 2,33 m hoch, 1,42 m breit und 1,12 m tief, bietet er zu dem Zwecke, 
für welchen er bestimmt ist, genügenden Platz und doch nicht mehr als un¬ 
bedingt nöthig ist, um nicht den Raum des Sprechzimmers zu sehr einzu¬ 
engen. Ein schmales Tischen, 2 Stühle für den Arzt und den Patienten und 
einer Batterie für Galvanokaustik oder Beleuchtung sind bequem an ihm unter¬ 
zubringen. 

Bei der grossen Wichtigkeit und Bedeutung, welche genaue Spiegelun¬ 
tersuchungen bei künstlicher Beleuchtung für den pract. Arzt gewonnen haben, 
muss es beinahe wunderbar erscheinen, dass der Handel für ein dazu so un¬ 
umgänglich nothwendiges Möbelstück nicht schon längst gesorgt hat, wie es 
durch den Dunkelraum als Ersatz für ein besonderes Dunkelzimmer in ele¬ 
ganter Form geboten wird. 

Der Dunkelraum ist sub No. 3278 in die Rolle für Gebrauchsmuster ein¬ 
getragen. Herstellung und Vertrieb hat die Möbelfabrik Gebr. Anger 
& Edert zu Elbingerode im Harz übernommen. 

Ein einfaches Skioskop wird von Würdemann (Milwaukee) beschrieben. 
Dasselbe besteht in einer Ebonit-Platte, iu welcher 12 Plus- und 12 Minus- 
Linsen eingesetzt sind. Der Patient bringt zuerst die Plus-0,75-Linse vor 



Fig. 179. 


das Auge, welche die Bewegung des beleuchteten Retina-Bezirkes vollständig 
neutralisirt., wenn der Patient emmetrop ist. Ist seine myopische oder hypero- 
pische Refraction bekannt, so kann man sogleich mit der berechneten Linsen- 
numraer die skioskopische Untersuchung beginnen. Dieselbe wird sich dann 
als corroborirendes oder amendirendes Hülfsmittel der Refractionsbestimmung 
erweisen. Wenn die neutralisirende Linse convex ist, so ist die Refraction 


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des Auges um 75 D. schwächer, wenn concav, um ebensoviel stärker. Man 
wird daher 75 D. bei Myopie hinzufugen, bei Hyperopie abziehen. 

Der Ophthalmologe, der in den Fall kommt, in ambulanter 
Praxis rasch Bestimmungen der Sehweite zu machen, befindet sich 
häufig in nicht geringer Verlegenheit, da ein Mitführen des für 
das Sprechzimmer dienlichen Brillenkastens kaum tliunlich ist. 
Die bisherigen Versuche, diesem Uebelstande abzuhelfen, z. B. der¬ 
jenige von Sehulek in Budapest (Szemfezet p. 79—103) haben zu 
keinem befriedigenden Resultat geführt. Besseren Erfolg darf man 
sich wohl von der in Fig. 180 abgebildeten höchst compendiösen 
und einfachen Vorrichtung versprechen, die unter dem Titel: Ein 
den Versuchsbrillenkasten ersetzender Apparat von Dr. Berger 
in Paris in dom Januarheft der „Revue de Polytechnique illustree“ 
beschrieben wird. Wie man sieht, besteht derselbe aus einer Vor¬ 
richtung, vermöge derer eine Palette über einer anderen sich hin- 
und herschieben lässt. In die hintere Palette sind von oben nach 
unten Gläser der Dioptrieen 0, -+-1, -t- 2, -+- 3, — 3, — 2, — 1, in die 
vordere solche der Dioptrieen -F- 0,5 + 7, +14, — 21, —14, — 7 
eingesetzt. Die Gläser sind plan-convex und plan-concav und der¬ 
art eingesetzt, dass die Planflächen sich beim Verschieben be¬ 
gegnen. Für den Fachmann ergiebt sich der Gebrauch des Apparats 
eo ipso aus seiner Oonstruction, weshalb wir von weiterer Er¬ 
läuterung desselben Umgang nehmen. 

Hat man die für den jeweiligen Fall erforderliche Dioptrie 
Fig. 180. bestimmt, so genügt ein Druck auf die Gläser, um sie aus dem 
Apparat zu lösen und sie in eine Probirbrille einzusetzen. 

Dem Apparat, der von Bouzendroffer, Rue du Bac 130 in Paris bezogen 
werden kann, sind noch eine optometrische und eine dioptrische Scala, eine 
stenopäische Spalte und ein Prisma von 12° als weitere diagnostische Hülfs- 
mittel beigegehen. 



Knapp, der bekannte New-Yorker Ophtalmologe, demonstrirte am Con- 
gress der amerikanischen Aerzte (Sept. 1891) die neue hier dargesteUte 



Fig. 181. 


Trachompincette. Das charakteristische Merkmal bilden die zwei von den 
Bissen gebildeten Röllchen, welche einer Waschmange ähnlich die tracho- 
matöse Conjunctiva ohne Verletzung ausringen. K. hat das Instrument in 
58 Fällen benutzt und behauptet, mit der Hülfe seines Instrumentes in un- 
complicirten Fällen stets in einer einzigen Sitzung Heilung erzielt zu haben. 


Das Instrument wird von der Firma Tiemann & Co. in New-York angefertigt. 

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222 


Am Kinn des Kranken zu befestigender Mundspiegel von Hermann Owert 
in Hamburg. (D. R.-P. 61306.) Diese Neuerung bezweckt eine bequeme Be¬ 
lichtung und Besichtigung der Mundhöhle, wobei der Spiegel, am Kopf des 
betreffenden Patienten beweglich und verstellbar befestigt, dem Operateur 
beide Hände zur Arbeit freigiebt. 

Ein Kissen c, Fig. 182, hat auf den beiden Längsseiten je ein Band b, 
welche mit einander durch eine Schnalle befestigt werden. In der Mitte des 
Kissens befindet sich auf der äusseren Seite ein fester Arm p, welcher, nach 
vorn und oben gekrümmt, am oberen Ende ein geschlitztes Kugellager n und 
darunter eine dieses Lager zusammenziehende Schraube o hat. Ein leicht 
biegsamer Arm a hat auf beiden Seiten je eine Kugel k\ und k t von denen 



die erstere im Lager n befestigt wird. Der Spiegel s, hat unten in der 
Mitte ein geschlitztes und federndes Kugellager m, welches über die Kugel 
k des Armes a geschoben oder geklemmt wird. Der Arm a kann auf diese 
Weise in jede beliebige Form gebogen werden. Die Beweglichkeit oder 
Verstellbarkeit des Armes a und des Spiegels s ist als Beispiel durch die 
punktirt eingezeichnete Stellungen veranschaulicht. 


Ist der Spiegel am Kopf des Patienten befestigt, wie dies in Fig. 183 
erklärt wird, so kann derselbe in jede erforderliche Stellung gebracht und 
darin gehalten werden, ohne dass der betreffende Operateur die zur Arbeit 
benöthigten Hände hierzu gebraucht, wie es bisher der Fall war. 


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223 


Neue transportable Kehlkopf etc. Gaslampe (Brit. med. journ. Oct. 19.1891.) 
Die leicht auseinandergenommen und zum Patienten mitgenommen werden 



kann, die beliebig hoch oder tief gestellt werden, auch am Bett des Kranken 
von einem Wärter gehalten werden kann, wurde von C. Niel Griffith an¬ 
gegeben und ist aus Fig. 184 ersichtlich. Sehr. 

H. Higgins hat Fig. 185 eine neue Empyemröhre angegeben, die aus 
einem etwa 4—5" langen Silberrohr besteht und mittelst Seide mit einem 
gleichkalibrigen Gummidrainrohr verbunden ist. Beim Verband wird anti¬ 



septische Gaze um die Ausmündungsstelle gewunden, damit letztere nicht die 
Haut berührt. Die dem Instrument nachgerühmten Vortheile sind, dass es 
nicht herausfallen kann, dass es einen Druck von Seite der Rippen verhin¬ 
dert und hierdurch Resection unnöthig macht und dass es auch nicht in die 
Thoraxhöhle hineinschlüpfen kann. (Brit. med. journ. Oct. 17. 1891.) 

Sehr. 


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224 


Im „Militärarzt.“ (Wr. Med. Wochenschr. Nr. 5, 1892) publicirt die Firma 
H. Reiner in Wien einen für Militärärzte äusserst beaclitenswerthen Artikel 
über neue Instrumente zur Entfernung von Projektilen, den wir seines Inter¬ 
esses halber, wie folgt, in extenso wiederzugeben uns veranlasst finden. 

„Die Projektile der neuesten Handfeuerwaffen dürften zu ihrer Extraktion 
anders geformte Instrumente erfordern, als die bisher in der Kriegschirurgie 
gebräuchlichen; denn zu der Formverschiedenheit des neuen Projektiles tritt 
noch der Umstand hinzu, dass diese mit einem Stahlmantel umgeben sind, 
während die früheren aus Blei oder einer Bleikomposition allein bestanden 
haben. 

„Es liegt ausser dem Bereiche des Schreibers dieser Zeilen, über die 
Wirkungen dieser neuen Geschosse und über die Wandlungen, welche diese 
eventuell beim Einschlägen in den Körper durchmachen, Betrachtungen an¬ 
zustellen. Wenn aber auch die bisherigen Versuche und Erfahrungen bei 
Schüssen von näherer oder mittlerer Distanz gezeigt haben, dass die Geschosse 
infolge ihrer enormen Rasanz einerseits meist durchschlagen, andererseits beim 
Aufschlagen auf stärkere Knochen deformirt, sogar zerrissen werden, wobei 
im ersteren Falle überhaupt nichts zu extrahiren ist, im letzteren Falle bei 
der weitgehenden Zerstörung ein anderes operatives Eingreifen nöthig sein 
wird, so dürften bei einem nächsten Kriege in Anbetracht der voraussichtlich 
grossen Zahl von Schussverletzungen doch immerhin ziemlich viele Fälle Vor¬ 
kommen, bei denen das Projektil im Körper steckt, sei es durch Schüsse aus 
grosser Entfernung oder durch solche, deren Lauf durch irgend eine Ursache 
(Abprallen) abgeschwächt wurde, und Indikation für Extraktion oder Extrak¬ 
tionsversuche abgeben. 

„Die Kugelzange dürfte daher nach wie vor ein unentbehrliches Instrument 
in der Kriegschirurgie bleiben; ebenso sicher aber ist es, dass die bisherigen 
Formen dieses Instrumentes, wie oben erwähnt, ihrer zukünftigen Verwendung 
nicht gut entsprechen, denn dieselbeu haben Bleiprojektile zur Voraussetzung; 
am harten Stahlmantel gleiten sie leicht, besonders seitlich, ab; ferner setzt 
das neue Projektil sehr enge Schusskanäle. 

„Es sind also bei Konstruktion von neuen Formen dieses Instrumentes 
hauptsächlich zwei Forderungen zu erfüllen; erstens soll das Gebiss desselben 
das Projektil trotz des harten Materiales festhalten und von demselben mög¬ 
lichst schwer abgleiten; zweitens soll dasselbe des engen Schusskanales wegen 
bei genügender Festigkeit möglichst schlank gebaut sein und auch beim 
Oeffnen wenig Raum beanspruchen. 

„Durch Anfertigung der nachfolgend abgebildeten und beschrieben Zangen 
glaube ich diesen Forderungen soviel als thunlich entsprochen zu haben; von 
der Erwägung ausgehend, dass sich die sogenannte amerikanische Kugelzange 
bisher fast stets als das brauchbarste Instrument erwiesen hat, und zwar 
wegen deren Prinzip des Hakenfassens, habe ich dieses Prinzip, jedoch in 
modificirter Form, angewendet. 

„Fasst man mit der alten amerikanischen Kugelzange ein neues Projektil 
fest an, so bemerkt man, dass erstens die beiden vorderen Zangenarme sich 


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225 


leicht verschränken; bei Rotationsversnchen am festgehaltenen Projektile 
wird diese Verschränkung so stark, dass leicht Bruch der Zange oder Ver¬ 
biegung eintreten kann; zweitens dass die Spitzen viel zu lang sind, die 
Branchen infolgedessen weit abstehen und unnütz Baum beanspruchen; 
im Blei dringen die Spitzen eben tief ein, am Stahl greift nur die 
äusserste Spitze. 

„Ich habe deshalb Zangen gemacht, die beiderseits mindestens zwei Spitzen 
haben, wodurch ein Verschränken nicht Vorkommen kann, und gleichzeitig 
mehr Fixirungspunkte gegeben sind, was bei der geringen Eindrucksfähigkeit 
des Stahlmantels ebenfalls von Nutzen ist; ferner sind letzteren Umstandes 
wegen die Spitzen sehr kurz gehalten. 

„Sämmtliche Zangen sind zerlegbar und leicht zu reinigen, ein Erfordemiss, 
welches heutzutage an jedes Instrument gestellt werden muss; sie sind bei 
genügender Festigkeit so schlank gebaut, dass sie auch enge Schusskanäle 
passiren können. 

„Nach diesen allgemeinen Bemerkungen erübrigt noch die 
detaillirte Beschreibung der einzelnen Modelle, deren Formen 
übrigens deutlich aus den Zeichnungen ersichtlich sind. 

Fig. 186 zeigt die Form der Zange überhaupt; davon wurden 
drei verschiedene Modelle, a, b, c, verfertigt; n endigt in 
eine kleine Verbreiterung, welche ihrerseits in zwei ganz 
kurze, scharfe, an der Basis jedoch starke Spitzen ausläuft; 
bei dieser Form greifen bloss vier Spitzen an, während die 
Form b in einer Aushöhlung eine breitere Reihe kurzer, 
spitzer Zähne, am Ende eine schmälere Reihe ebensolcher 
Zähne trägt; die Zähne sind vertieft, kreissegmentformig so 
angeordnet, dass sie alle genau an das Projektil anliegen; 
zum Festhalten des letzteren genügt schon, wenn nur die 
vordere Zahnreihe gefasst hat; gelingt es, die Zange soweit 
vorzuschieben, dass auch die rückwärtige Zahnreihe anfassen 
kann, so ist die Fixirung natürlich noch sicherer. Zu er¬ 
wähnen ist zu Fig. b noch, dass die vordere Verbreiterung 
konisch zuläuft behufs leichterer Passirung des Schuss¬ 
kanales. 

„Fig. 186 c ist eine Kombination einer schmalen Korn- 
zangenform und der Form a, d. h. die schmalen, ausgehöhlten Flg ' 186- 
und innen fein, aber scharf gezähnten Branchen laufen in zwei scharfe 
Spitzen aus; diese Spitzen allein fassen schon ziemlich sicher an, beim 
Vorschieben greifen dann ebensowohl die Spitzen, als auch die in der Aus¬ 
höhlung befindlichen scharfen Riffen. 



„Um die zum Oeffnen dieser Zangen nöthige Raumentfaltung, der gegebenen 
engen Schusskanäle wegen noch mehr herabzumindern, habe ich daran ge¬ 
dacht, für diese Instrumente das System der Collin’schen Gelenkzangen an¬ 
zuwenden, welches bei geringer Entfaltung der Hebelarme grössere Oeffnung 
der Fassenden zulässt; da diese Zangen aber bisher nicht zerlegbar waren, 


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so habe ich mich bemüht, selbe zerlegbar zu gestalten, und ich glaube, das 
mir dieses in sehr einfacher und sicherer Weise gelungen ist. 

In Fig. 187 ist diese Zange abgebildet, neben 
ihr sind deren einzelne Theile ersichtlich. Die Bisse 
können in beliebiger Weise geformt sein; das abgebildete 
Instrument ist nach Form a gefertigt, die wohl die zweck- 
mässigste sein dürfte. 

Behufs Zerlegung hat man nichts weiter zu thun, 
als die Zange mit Daumen und Mittelfinger der rechten 
Hand, in den Bingen, wie zum Gebrauche geöffnet zu 
halten, während gleichzeitig der Daumen der linken Hand 
den kurzen Hebelarm b vom Hauptarme der Zange weg¬ 
drängt, wobei der Nagel des Daumens durch Eindringen 
mithilft; es muss die Branche b soweit abgehoben werden,. 
dass sie aus dem Stift bei b los wird; dann lässt sich 
sowohl b als c durch Drehung und Querstellung in der 
bekannten Weise auslösen und die ganze Zange in die 
einzelnen Theile d, b 1 und c 1 zerlegen. Die Zusammen¬ 
setzung geschieht in umgekehrter Reihenfolge ebenso. 

Ein viertes Instrument mit einem Gebisse, ähnlich 
dem in Fig. 187 c abgebildeten, welches jedoch statt 
der Zangenform aus zwei federnden Branchen besteht, 
die durch Verschieben in einer Röhre geschlossen werden, 
habe ich ebenfalls konstruirt, doch dürfte bei der herrschenden Abneigung 
gegen derlei röhrenförmige Instrumente den hier abgebildeten Zangen der 
Vorzug gegeben werden. ' 



Fig. 187. 


Ein neuer Thermokauter von Dr. Bay in Paris, vom Erfinder Pyrophore- 
Cautere genannt, wurde von Prof. Marey in der Sitzung der Akademie der 
Wissenschaften in Paris am 19. Aug. 1891 demonstrirt und wurde in Folge 
dieser Demonstration mit dem Prix Mouthyon bedacht. Man darf daher wohl 
annehmen, dass seine Vorzüge vor den bisherigen Modellen das Feuer sorg¬ 
fältiger Prüfung bestanden haben. 

Der in den zwei hier abgebildeten Modellen angefertigte Apparat zeigt 
an der Stelle des bisherigen Bougie-Behälters einen metallenen kugelförmigen 
Heizkessel, in welchem Alcohol erwärmt wird, dessen unter hohem atmos¬ 
phärischen Druck stehende Dämpfe den brennbaren Bestandteil der den 
Brenner erhitzenden Gasmischung liefert, und eine zweite im Kessel selbst 
angebrachte Platinspirale, die dazu dient, den darin befindlichen Alcohol 
automatisch in Siedehitze zu erhalten. Das letzte Tempo der Manipulation 
besteht wie bei dem ersten Paquelin’schen Modell in der Anheizung des 
Brenners mittelst der Alcoholflamme. 

Das Modell Fig. 189 unterscheidet sich von Fig. 188 nur durch die An¬ 
bringung des Heizkessels auf einem eigenen Stativ, wodurch eine veränderte 
Stellung der Capillarspitze f und des Obturators O bedingt wird, sowie durch 
die Einschaltung eines Schlauches zwischen den Brenner HM und den Kessel A. 


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227 


Die Manipulation des Apparats ist folgende: 

Die Einfüllung des Alkohols geschieht durch die OefFnung, welche durch 
die Schraube D verschlossen ist und mittelst des Hebels auf- und zugedreht 
wird. Ein dem Apparat beigegebenes Messglas, das nachher als Feuerungs¬ 
lampe dient, wird zur Abmessung der genau bestimmten Menge des einzufüllenden 
Alcohols benützt. Der mittelst dieser Lampe erzeugte Alcoholdampf gelangt 
durch den bei E im Centrum des Kessels A sich öffnenden Kanal zur Capil- 




Fig. 188. 


laröffnung f, wo sich sein Austritt durch ein feines pfeifendes Geräusch zu 
erkennen giebt. Sobald dieses eintritt wird durch Kurbel 0 eine den Kanal 
J obturirende Platte gedreht, wodurch dem mit atmosphärischer Luft ge¬ 
mischten Alcoholdampf der Weg zu dem den Innenraum des Heizkessels 
durchsetzenden Kanal R eröffnet wird. Gleichzeitig wird der Kessel vom Feuer 



abgesetzt. Durch eine Seitenöffnung dieses Kanals gelangen die Brenngase in 
die Röhre B, welche der Platinaspirale C als Hülse dient. Diese Spirale 
längt nun an zu glühen und erhält einerseits den Alcohol bei Siedhitze, 
während sie auch zur Erhitzung der nach dem Brenner hinströmenden 
Brenngase dient. 


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228 


Das Pyrophore-Cautöre wird von der Firma Collin (Charri ere), 
Rue de l’Ecole de Medecine No. 6 in Paris angefertigt. 


Die hier abgebildete Bandage der Firma W. F. Ford, Surg. Instr. Co. 
315, fifth Av. Ncw-York, bezweckt, nach Laparatomie die abdominale Narbe 
zu schützen und die Bildung von Bauclibiiichen zu verhindern. Die Ebonit- 



Fig. 190. 

Pelote misst in Länge und Breite bezw. 5 1 /., und 2 7 / 8 Zoll. Die Befestigungs- 
bänder sind elastisch und werden mittelst metallenen Strippen an die Pelote 
geknüpft. Das Uebrige ergiebt sich ans der Abbildung. 


Ein Scrotalbruchband von Friedrich Jurschitzka, Bandagist, Graz, 
Steiermark. Seit mehr als 3 Jahren wende ich in meiner Praxis nicht allein 
für leichtere Scrotalhernien, sondeni hauptsächlich für Fälle der schwersten 
Art ein von mir konstruirtes Bruchband an, welches von allen übrigen be¬ 
stehenden Systemen mir noch am besten'zum'Ziele verhalf. 



Fig. 191. 


Dieses Bruchband unterscheidet sich von anderen durch seine Pelotten- 
form und Riickeukissen. Die erstere ist eigenartige keilförmig gepolstert, 
wobei der obere Theil sich über den horizontalen Ast des Schambeines neigte 


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229 


während der untere kantig vorragende Theil den Kanal entlang gegen das 
Scrotum fest eingreift und gleichsam den Weg, welchen die Darmschlingen 
nehmen, zusammenpresst, d. h. absperrt. 

Den Schenkelwulst selbst lasse ich in besonders schwierigen Fällen über 
das Perinäum gleiten, um denselben au dem Schenkel der gesunden Seite 
einzuhängen; bei Doppelbruchbänder werden die Schenkelwulste gekreuzt. 

Das Keilkissen der Pelotte mache ich in der Regel regulirbar, man 
kann den Druck oder Spannung auf Bauchpforte und Kanal verstärken oder 
abschwächen, indem man mittelst Drehung an der Flügelschraube am vorderen 
Theil des Keiles hebt oder senkt, und ist das Aussehen sowie Handhabung 
des Ganzen genau so einfach wie bei einem gewöhnlichen Bruchband mit 
Drehpelotte, ein Vortheil, mit dem der Arzt, sowie Patient sicher einver¬ 
standen ist. 

Weiter habe ich ein rinnenartiges Rückenpolster konstruirt, welches, 
wenn der Gebrauch von starken Federn sich als nothwendig erweist, sich als 
wirklich praktisch bewährt hat, indem der Gegendruck auf eine grössere 
Fläche vertheilt wird, die Feder die Wirbeltheile gar nicht berührt, was 
bisher bei den verschiedenartigen Polsterungen immer der Gegenstand ver¬ 
schiedener Klagen war. Dieses Bruchband habe ich bei meiner ausgedehnten 
Praxis häufig erprobt und hat mir, wenn alles Uebrige versagte, immer noch 
den besten Dienst erwiesen. 


Einstellvorrichtung an Bruchbandpelotten und dergl. von J. Schwarz in 
Mainz. (D. R.-P. 61325.) Dieselbe besteht aus dem mit der Druck¬ 
kissenplatte durch einen bajonnetförmigen Haken, sowie durch eine Schraube 



Fig. 192. 


abnehmbar verbundenen Bügel A mit dem Kugelgelenk B, in dessen gezahntem 
Halse das gleichfalls gezahnte Ende des Federhalses D durch Anziehen einer 
das Kugelgelenk durchdringenden Schraube in jeder gewünschten Lage fest¬ 
gestellt werden kann. 


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230 

Patentbericht. 

Deutschland. 

Patentanmeldungen. 

19. April. Kl. 30. H. 11453. Tropf kork für Medicinflaschen. — Frz. Ludwig v. Hirsch 

in Düsseldorf. 

— — K. 9188. Vorrichtung zum Aufsuchen von Geschossen im menschlichen 

Körper. — Alb. Klein in Genf. 

28. April. — B. 12728. Verfahren zur Herstellung von Heftpflaster aus Nitrocellulose. 
— C. Bensinger in Mannheim. 

— Kl. 30. P. 5572. Tragbarer Ofen und Fusswärmer. — K. Piepenburg in 

Vierraden. 

9. Mai. Kl. 4. R. 0788. Nachtlichtschwimmer ohne Docht. — Louis Rueff in Basel. 

— Kl. 42. L. 7044. Hygrometer. — Ad. Laacke in Leipzig-Eutritzsch. 

— — R. 7109. Thermometer. — Al fr. Thomas Rapkin in London. 

Patenteinteilungen. 

20. April. Kl. 27. No. 62712. Luftanfeuchtungsapparat. — M. A. Lutzner in Berlin. 

— Kl. 30. No. 62765. Electro - telephonischer Apparat zur Diagnose der Hera- und 

Pulsbcwegungen. — A. von Holowinski in Warschau. 

27. April. — No. 62846. Instrument zur Geburtshilfe. — P. Mc. Cahey in Philadelphia. 

— — No. 62861. Bruchband mit verstellbarer Pelotte. — A. Bünger in Ritters¬ 

hausen-Barmen. 

— Kl. 42. No. 62796. Thermometer. — H. L. Cal len dar in Cambridge. 

— Kl. 85. No. 62791. Mischventil für Brausebäder (Zusatz zum Patent 56056). — 

H. Bindemann in Altona. 

4. Mai. Kl. 30. No. 62915. Ventilanordnung bei durch Zusammendrücken eines Kautschuk¬ 
balles zu betätigenden Spritzen. — G. Whyte in North-View. 
Eigin. 

— — No. 62929. Operationstisch. — A. M. Stille in Stockholm. 

— — No. 92930. Bruchband. — J. Tureck in Wien. 

— Kl. 34. No. 62872. Spucknapf. — C. Thur mann in Heidelberg. 

11. Mai. Kl. 34. No. 62988. Sargverschluss. (Zusatz zum Patent No. 61678). — F. Schmidt 

und H. Wolff in Zittau i. S. 

— Kl. 37. No. 63060. Zerlegbare Baracke. — Dr. O. Berggruen in Paris. 

— Kl. 42. No. 62980. Brillenfeder. — G. Jüch in Rathenow. 

Geb raachsmnster. 

Nr. 3615. Tourenapotheken für Radfahrer. — K. Schleiffer in Karlsruhe i. B. 

* 3616. Haus- und Taschenapotheken. — A. B. Lehmann in Berlin. 

* 3668. Jodoform-Zerstäuber. — H. M. Anton in Berlin. 

„ 3700. Behälter zum Aufbewahren von Lösungen. — Marpmann in Leipzig. 

„ 3703. Hörrohr. — Hompesch & Co. in Berlin. 

* 3705. Transportabler Desinfectionsapparat. — W. Budenberg in Dortmund. 

* 3711. Nothverband für Alpenführer. — C. Stiefenhofer in München. 

* 3702. Spucknapf. — Wilh. Storr in Gmünd. 

„ 3797. Metallspirale zur Herstellung von Antrophoren. — Dr. Kade’s Oranienapotheke 

in Berlin. 

„ 3814. Saugrohr für Saugflaschen. — Emanuel Merkle in Cannstadt. 

„ 3823. Hydro-Thermostat. — Knoke & Dressier in Dresden. 

„ 3825. Barackenzelt. — A. Icke in Leipzig. 

* 3923. Verbandmittel zur Uterustamponade. — Dr. A. Mylius in Berlin. 

„ 3924. Behälter mit sterilisirter Wundwatte. — Derselbe. 

„ 3925. Behälter mit Jodoformgazecompressen. — Derselbe. 

„ 3926—3935. Verbandmaterial. — Derselbe. 

„ 3936. Behälter mit sterilisirten Cambric- und Stärkebinden. — Derselbe. 


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231 


-*€28 Specielle Krankenpflege, 

Redacteur: Dr. C. Heimann. 


Die Erweiterung der Disciplinargewalt der Aerztekammern. 

Von 

Dr. Martin Anker. 

Durch den bekannten Erlass des Herrn Ministers der geistlichen etc. An¬ 
gelegenheiten vom 13. Jan. d. J. betreffs Erweiterung der Disciplinarbefugnisse 
der Aerztekammern ist in den medicinischen Gesellschaften, Vereinen und 
Zeitschriften eine Fülle von mündlichen und schriftlichen Meinungsäusserungen 
zum Theil der widersprechendsten Art hervorgerufen worden. Mit Scharf¬ 
sinn und Beredsamkeit werden die Gründe, die für oder gegen eine solche 
Erweiterung sprechen, auseinandergesetzt und gegen einander ins Feld ge¬ 
führt. Auch die „Fortschritte der Krankenpflege“ haben sich an der Dis- 
cussion betheiligt: nachdem Herr College Fröhlich in der Mainummer dieser 
Zeitschrift sich gegen die Erweiterung der Disciplinargewalt erklärt hat, 
soll in den folgenden Ausführungen die Angelegenheit auch von dem ent¬ 
gegengesetzten Standpunkte aus beleuchtet werden. 

Bei der Entscheidung darüber, ob die Disciplinarbefugniss der Aerzte¬ 
kammern erweitert werden soll oder nicht, spitzt sich meiner Ansicht nach 
alles auf die Frage zu: Welchen Zweck soll diese Erweiterung haben? 
Darauf giebt es nur eine Antwort: Um den Stand der practischen 
Aerzte in den Augen des Publikums zu heben. 

Dass eine solche Hebung durchaus nöthig ist und längst nötliig gewesen 
ist, wird jeder practische Arzt zugeben, der nicht alles durch die Brille des 
Optimisten und Idealisten sieht, sondern mit offenen Augen die Verhältnisse, 
wie sie in Wirklichkeit liegen, betrachtet. Und da ist manches anders, 
als es sein sollte, ganz anders, als man für „selbstverständlich“ annimmt. 
Wenn heute junge Aerzte bei Hebeammen officielle Visiten machen, ja sogar 
ihre Karten abgeben, wenn sie dieselben nicht zu Hause antreffen, wenn 
heute die Berichte über medicinische Entdeckungen oder Versammlungen, 
selbst ganze Abhandlungen über medicinische Themata, z. B. über Emphysem, 
über Keuchhusten etc., in den politischen Tageszeitungen, ja sogar in illustrirten 
belletristischen Wochenschriften mit einer Ausführlichkeit von Aerzten ver¬ 
fasst werden, dass die Fachorgane fast überflüssig erscheinen — nicht einmal 
die medicinische Nomenclatur oder die graphische Pulscurve wird dem er¬ 
staunten Laien geschenkt — oder wenn ein geschlossenes Vorgehen den 
Krankenkassen gegenüber immer wieder durch einzelne Aerzte, die sich 
wiederum gegenseitig unterbieten, unwirksam gemacht wird,*) — so sind das 
Thatsaclien, die den ganzen Stand des practischen Arztes dem Publikum 
gegenüber tief schädigen und eine energische Remedur verlangen. Der 


*) Cfr. auch die Rede des Herrn Dr. Kleist in der Berl. med. Ges. am 23. März d. J. 
Berl. kl. Wochenschr. 16/92. 


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232 


Concurrenzkampf wird häufig in einer Weise geführt, die eines wissenschaft¬ 
lich gebildeten Mannes geradezu unwürdig ist, die ihn in eine Linie mit dem 
ersten besten Gewerbetreibenden stellt, der keine Standesrücksiclit kennt, 
bei dein der Gelderwerb allem anderen vorangeht. Solche Auswüchse müssen 
beseitigt werden, wenn nicht das Ansehen des ganzen Standes in den Augen 
des Publikums sinken soll; denn gerade weil das uncollegialische oder un¬ 
würdige Benehmen eines einzelnen Arztes unbestraft bleibt, wird dafür der 
ganze Stand mit verantwortlich gemacht. Dass für solche Aerzte die Ent¬ 
ziehung des Wahlrechts oder die Nichtaufnahme in einen Verein eine Strafe 
wäre, wird wohl Niemand im Ernste behaupten wollen: beides schädigt sie 
nicht in ihrem Gelderwerbe, ist ihnen also gleichgültig. Die Folge der 
Straflosigkeit für diese Vergehen gegen die Standesrücksicht ist denn auch 
bereits eingetreten: die Beispiele für das standesunwürdige Benehmen von 
Aerzten mehren sich in erschreckender Weise und das Publikum, und zwar 
nicht bloss der gebildeten Kreise, beginnt allmählich den jungen practischen 
Aerzten ungefähr dasselbe Maass der Achtung entgegenzubringen wie etwa 
einem Weinreisenden. Der Ton und das Urtheil, das sich heute selbst der 
Handwerker speciell über den jungen practischen Arzt erlaubt, muss jeden 
Collegen, der stolz auf seinen Stand ist, tief verletzen. Dagegen helfen 
freilich keine tönenden Worte wie z. B. „wir sprechen einen Verdacht gegen 
unsere Collegen aus, wenn wir eine grössere Disciplinargewalt für Ehren¬ 
gerichte verlangen“*) oder „die persönliche Freiheit des Arztes ist als ein 
ideales Moment von wesentlicher Bedeutung für den in unserem Stande 
herrschenden Geist“**) u. dergl., wohl aber meiner Ansicht nach empfindliche 
Strafen, die den „Herrn Collegen“ darüber belehren, dass er einem Stande 
angehört, auf dessen Ansehen jedes einzelne Mitglied in seinem Auftreten 
dem Publikum gegenüber gewisse Rücksichten zu nehmen hat, Strafen, die 
den „Herrn Doctor“ verhindern, z. B. in Frack und weisser Binde bei Schustern 
und Schneidern zu antichambriren und dort womöglich in wegwerfendem 
Tone über Collegen zu sprechen. 

Die Missachtung aber, die ein solcher Arzt durch sein unwürdiges Be¬ 
nehmen selbst bei diesen Handwerkern sich zuzieht, fällt auf den ganzen 
Stand, dem er angehört, zurück. Es ist eine alte Erfahrung, dass kein Stand 
beim Publikum angesehener ist, als der, welcher der grossen Menge als ein 
festgeschlossenes Ganze entgegen tritt, dessen Mitglieder ausser dem Straf¬ 
gesetzbuch noch einen anderen Codex anerkennen, welcher bei strenger Strafe 
Handlungen verbietet, die zwar gerichtlich nicht geahndet werden, 
aber eines Mitgliedes dieses Standes unwürdig sind.***) In dieser Beziehung 


*) Rede des Herrn Dr. Langerhaus in der Berl. Med. Ges. am 23. März d. J. Berl. 
kl. W. 16/92. 

**) Rundschreiben des Frankfurter Aerztlichen Vereins. 

***) Cfr. auch Correspondenzblatt d. Aerztekammer 3/92: Ein Arzt und Hausbesitzer über¬ 
redete eine ältere Wittwe, bei der er Jahre lang Arzt war, ihr kleines Vermögen, von dessen 
Zinsen sie lebte, als Hypothek auf sein Haus eintragen zu lassen, um eine höhere Rente zu 
erzielen. Vertrauungsvoll und dankbar folgte sie diesem Rathe, nach wenigen Monaten 
wurde das Haus subhastirt, ihre Hypothek fiel aus, sie war Bettlerin. Der „College“ konnte, 
obwohl er ihm sehr nahe stand nicht ganz vom Strafrichter erreicht werden. 


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233 


will ich nur auf die Offiziere und die Rechtsanwälte verweisen. Man braucht 
ja nicht gleich so weit zu gehen, das Tragen unsauberer Wäsche für discipli- 
narisch strafbar zu erklären, obgleich ein wenig Achtung auf den äusseren 
Menschen nach meiner Ansicht ebenfalls mit zu den „Standesrücksichten“ 
gehört und eine diesbezügliche Vorschrift bei manchen Aerzten leider nicht, 
wie man denken sollte, überflüssig ist. 

Damit komme ich gleich auf das „Selbstverständliche“, das in den Aus¬ 
führungen vieler Collegen eine so grosse Rolle spielt. Gewiss sollte man es als 
„selbstverständlich“ annehmen, dass ein wissenschaftlich gebildeter Mann, der das 
Gymnasium absolvirt, die Universität besucht und so und so viele Examina be¬ 
standen hat, sich und seinen Stand so hoch achtet, dass er nicht bei Hebeammen 
Visite macht, bei Schuhmachern demütliig antichambrirt oder andere Collegen 
oder gar Aerztevereine unterbietet; in Wirklichkeit liegt die Sache anders: 
es kommen solche UnWürdigkeiten nicht nur vor, sondern sie ereignen sich so 
häufig, dass wohl jeder practische Arzt Beispiele dafür anführen kann. Ich sage: 
jeder practische Arzt, nicht der berühmte Consiliarius oder Universitätspro- 
fessorvon Weltruf: zur Beurtheilung dieser Verhältnisse eignen sich die Letzteren 
nicht. Wie angesichts dieser Thatsachen der Frankfurter Verein, der doch 
ausschliesslich aus practischen Aerzten bestellt, in seinem Rundschreiben be¬ 
haupten kann, dass man „von den Privatärzten ein gleiches Opfer, d. h. eine 
Unterstellung unter eine Disciplinargewalt, ohne sachliche Nothwendig- 
keit nicht verlangen könne“, ist mir unerfindlich. Die Nothwendigkeit 
der Hebung des Standes wird wohl von Allen ohne Ausnahme anerkannt, 
nur über die Mittel und Wege gehen die Ansichten auseinander, die meisten 
halten die vorgeschlagenen dazu nicht für ausreichend. Mit Warnungen, 
Verweisen und Entziehungen des Wahlrechts richtet man aus bereits ange¬ 
führten Gründen nichts aus, das Ehrengericht muss die Befugniss haben, 
auch Geldstrafen zu verhängen und nötigenfalls einen Unwürdigen aus dem 
ganzen Stande auszuscliliessen, d. h. ihm die Approbation zu entziehen. Um 
dieser letzten, schwersten Strafe einen gehörigen Nachdruck zu verleihen, 
müssen ferner die Aerzte auf gesetzlichem Wege aus der Gewerbeordnung 
ausgeschieden werden. Es ist endlich Zeit, bei dem vorliegenden Thema 
gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass durch das Einreihen der Aerzte in 
die Zahl der Gewerbetreibenden der Stand erniedrigt wird.*) Stehen 
doch, wie Dr. G. E. H. Sander in einem Aufsatze „über Gewerbesteuer der 
practischen Aerzte im Königl. Preuss. Staate“ höhnisch bemerkt, in der 
alphabetischen Gewerbesteuerliste dicht hinter den Abdeckern die Aerzte. 
Die Aerzte treiben kein Gewerbe, sondern sind Jünger einer Wissenschaft, 
die nicht bloss ein Talent zum Geldverdienen erfordert. 

Ein weiteres Bedenken, das in den citirten Rundschriften des Frank¬ 
furter Vereins ins Feld geführt wird, dass nämlich nach Einführung der ärzt¬ 
lichen Disciplinargerichtsbarkeit „wir auf hören würden, einem unabhängigen 
Beruf anzugehören“, bedarf kaum der Widerlegung, Wenn diese „Unabhängig¬ 
keit“ dazu führt, dass jedem alles erlaubt ist, so verzichte ich gern darauf. 


*) Aerztl. Central-Anz. 1892/17. 


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234 


Eine solche „Unabhängigkeit“ passt für Schuster und Schneider, nicht aber 
für Angehörige eines Standes, der auf die allgemeine Achtung Anspruch 
macht und sich unter die ersten des Staates rechnet; soll diese Position nicht 
verloren gehen, so muss durchaus verlangt werden, dass die Mitglieder nicht 
bloss ihre materiellen Vortheile ohne Rücksicht auf die Standesinteressen 
verfolgen. Wenn Herr Dr. Langerhans in seiner in der Berliner med. Ge- 
sellscli. gehaltenen Rede meint, „dass jeder gebildete Mensch bei seinen 
Handlungen stets den Gesetzen der Ehre folgen wird“, oder Herr Dr. Jacu- 
siel glaubt, „der Bildungsgang und die Examina gäben dem Staat die Bürg¬ 
schaft, dass in den Stand der Aerzte nicht Krethi und Plethi hineindringen“, 
so sind das einfach — ich wiederhole cs — ideale Anschauungen, die den that- 
sächlichen Verhältnissen, mit denen der practische Arzt zu rechnen hat, nicht 
entsprechen, es giebt eben „Gebildete Menschen und Collegen“, die studirt 
und die vorgeschriebenen Examina abgelegt haben, deren Treiben das Ansehen 
des ganzen Standes schädigt. Das steht unumstösslich fest. Diese rauhe und 
allerdings hässliche Wirklichkeit wird durch schöne Worte nicht aus der Welt 
geschafft und nichts ist meiner Ansicht nach weniger angebracht, als sich in 
dieser so eminent practischen Sache mit vornehmer Verachtung der realen 
Verhältnisse auf den Standpunkt des Idealisten zu stellen oder gar darüber 
wohlfeile Witze zu machen. Hat vielleicht unser „schöner, freier Beruf*, 
unsere „Bildung, Sittlichkeit, Berufstreue und Opferfreudigkeit“, „der Feld¬ 
ruf: Hie Virchow uud die preussischen Aerzte!“*) bisher „Collegen“ ver¬ 
hindert, die angeführten, doch gewiss standesunwürdigen Handlungen zn 
begehen? 

Dass die Disciplinargewalt missbraucht werden könnte, ist eine Be¬ 
fürchtung, die jeder Wahrscheinlichkeit entbehrt. Wenn die Aerzte ihren 
Ehrengerichtshof fürchten, so müsste auch jedem Staatsbürger die Angst vor 
dem Staatsanwalt die Nachtruhe rauben; ebensowenig wie der ruhige Bürger 
sich vor der Behörde ängstigt, die das Recht hat, ihn jederzeit vor ihr Forum 
zu fordern, braucht der anständig denkende Arzt die Collegen zu fürchten, 
die über sein Verhalten dem Publikum gegenüber zu urtheilen haben. 

Die möglichst weitgehende Erweiterung der Disciplinarbefuguisse der 
Aevztekammern ist daher eine Notliwendigkeit. Kann die härteste und 
wirksamste Strafe, die Aberkennung der Approbation, zur Zeit aus anderen 
Gründen noch nicht eingeführt werden, so muss mit allen Mitteln angestrebt 
werden, dass Staat und Gesetzgebung sich endlich unseres so lange vernach¬ 
lässigten Standes annehmen, dass die Aerzte aus der Gewerbeordnung aus- 
geschieden, und dass u. A. die ärztlichen Taxen und die Gehälter der Medicinal- 
bearaten in angemessener Weise normirt werden. Nur auf diese Weise wird 
es gelingen, das gesunkene Ansehen des ärztlichen Standes beim Publikum 
wieder zu heben; bis zum Einschreiten vom Staat und Gesetzgebung soll 
dieser Zweck durch eine Erweiterung der Disciplinarbefugnisse der Aerzte- 
kammern erfüllt werden. Ich kann meine Ausführungen nicht besser schliessen 
als mit den treffenden Worten des Herrn Dr. Kleist: „Wir Aerzte müssen 


*) Dr. Jacusiel in der Berl. med. Uesellsch. am 23. Marz d. J. Berl. kl. Wochenschr. 16/92. 


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286 


das Recht haben, durch eine selbstgewählte Behörde jeden unserem Stande 
Zugehörigen zu zwingen, sich dem Ehren- und Tactcodex zu fügen, den wir 
im Interesse des Standes und unserer eigenen Ehre für nothwendig halten“.*) 

Nahrungsmittel. 

Analysen bayerischer Biere nach Untersuchungen von Bertschinger: 



Farbe. Spec.-Gew. 

Alkohol. 

Kxtract. 

Maltose. 

Vergährungs- 



bei 15® 

Gew. ®/ 0 

# /o 

°io 

grad ®/ 0 

Bürgerbräu, München 

braun 

1,0242 

3,45 

7,63 

3,00 

47,5 

Hackerbräu, „ 


1,0201 

3,87 

6,87 

1,95 

53,0 

Lewtbräu, „ 


1,0230 

3,57 

7,44 

2,55 

48,9 

Löwenbräu, „ 


1,0234 

3,41 

7,44 

2,70 

47,8 

Metzgerbräu, „ 


1,0197 

3,87 

6,75 

1,95 

53,4 

Pschorrbräu, „ 

dunkelbr. 

1,0189 

3,87 

6,56 

1,20 

54,1 

Actienbrauerei, Culmbach 


1,0262 

3,38 

8,49 

2,85 

50,8 

dieselbe, „ 

gelb 

1,0155 

4,92 

6,11 

1,05 

61,7 

Actienbrauerei, Pilsen 


1,0120 

3,84 

4,85 

1,20 

61,3 

Bürgerl. Brauhaus, „ 

» 

1,0146 

2,60 

5,33 

1,50 

57,5 

Henningen Erlangen 

dunkelbr. 

1,0203 

3,87 

6,89 

1,80 

52,9 


Ueber den Nährwerth des Bieres schreibt von der Planitz, dass es 
nicht nur als ein Genussmittel, sondern als ein vollwerthiges Nahrungsmittel 
zu gelten habe, es sei ein gesundes und anregendes Getränk und berufen, den 
Branntweingenuss zu verdrängen. 

Analysen von Bordeaux-Weinen gleicher Herkunft und Behandlung nach 
Untersuchungen von Bertschinger: 




Spec.-Gew. Alkohol. Extract. 

Zucker. 

Asche. 

k 2 so,. 

Aci¬ 

Wein¬ 



15® C. 

Vol. ®/ 0 

gr. i. L. 

gr. i. L. 

gr. i. L. 

gr. i. L. 

dität, 

stein. 

Pontet Canet 

1887 

0,9955 

10,73 

22,74 

1,8 

2,81 

0,72 

5,1 

3,02 

1887. 

1888 

0,9954 

10,30 

21,30 

1,5 

2,57 

0,58 

5.25 

2,45 

1888. 

1889 

0,9952 

10,21 

21,10 

1,2 

2,65 

0,52 

4,8 

2,83 

1889. 

1890 

0,9952 

11,70 

24,65 

2,5 

2,67 

0,44 

4,65 

1,89 

Chateau des 
Ambroises 

1887 

0,9958 

10,73 

23,45 

1,8 

2,50 

0,78 

5,4 

2,45 


1888 

0,9958 

10,56 

22,75 

1,5 

2,42 

0,60 

5,6 

2,45 


1889 

0,9943 

11,08 

20,85 

2,0 

2,31 

0,43 

4,8 

3,92 


1890 

0,9956 

11,26 

22,95 

1,8 

2,07 

0,37 

5,4 

3,49 

Fronsac. 

1887 

0,9970 

10,38 

25,40 

1,8 

2,70 

0,81 

5,55 2,74 


1888 

0,9969 

10,73 

25,80 

1,5 

2,73 

0,80 

5,7 

3,58 


1889 

0,9957 

10,65 

22,95 

1,7 

2,55 

0,57 

5,7 

3,92 


1890 

0,9951 

11,61 

24,20 

1,9 

2,51 

0,36 

4,8 

3,20 


Der relative Werth und die Qualität der angeführten Weine entsprechen 


nicht den Resultaten der chemischen Untersuchung. Hyg. Rdsch. 7/92. 


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♦) 1. c. 



236 


Chronische Muschelvergiftungen, die sich durch Erscheinungen von Seiten 
der Leber, Icterus, Schwellung, Leberatrophie, Lebercirrhose, Schleimhaut¬ 
blutungen u. dergl. charakterisiren und dann rasch zum Tode führen, hat 
Segers bei den Feuerländein, die sich fast ausschliesslich von Muscheln 
nähren, häufig gefimden. Derselbe hat beobachtet, dass namentlich beim 
Mondwechsel eine massenhafte Sterblichkeit unter diesen Thieren stattfindet 
und nimmt nun an, dass die Fäulnissproducte derselben von den überlebenden 
aufgenommen und aufgespeichert werden. Es gelang ihm, Thiere mit der¬ 
gleichen Muscheln und mit aus Lebern gewonnenen Extracteu zu vergiften. 
(Vid. Pag. 194 dieses Jahrgangs: „Genuss von Miessmuscheln“.) 

Künstliche Butter enthält nach Scala und Messi, wenn zur Herstellung 
derselben Fette verwendet werden, welche von an Infectionskrankheiten ver¬ 
storbenen Thieren stammen, gesundheitsschädigende Keime und Sporen. Er 
räth daher, Margarine erst 40 Tage nach ihrer Fabrikation zur Herstellung 
von Butter zu verwenden, da dann die Keime abgestorben zu sein pflegen. 


Bierdruckapparate, die mit athmosphärischer Luft arbeiten, hat die 
Sanitätscommission des Kanton St. Gallen verboten. Alte in gutem Zustande 
befindliche dürfen noch zwei Jahre benutzt werden. Empfohlen werden 
Appaiate, die mit comprimirter Kohlensäure arbeiten und bei denen das Bier 
nicht durch Kautschukröhren, sondern durch verzinnte Sy phonrühren ausfliesst. 

Hyg. Rdsch. 8/92. 


Verband- und Desinfectionsmittel. 

Salpetrige Säure benutzt Bornträger folgendermassen als Desinfections¬ 
mittel: Gleiche Theile Natriumnitrit und Gyps, andererseits Natriumbisulfat 
2 : 1 Gyps werden, jede Mischung für sich zusammengeschmolzen und als voll¬ 
ständig trockene Pulver gemischt, gut verschlossen aufbewahrt. Die Mischung 
zum Gebrauch mit Wasser zubereitet entwickelt salpetrige Säure, welche 
alle oxydirbaren und reducirbaren Stoffe angreift. 

Zur Desinfection der Hände empfiehlt Kelly: 1. Büreten und Seifen der 
Hände in warmem Wasser von 40° C. 10 Minuten lang. 2. Eintauchen der 
Hände in eine Kali-Permanganat-Lösung von 25 °/ 0 , so lange bis sie ein 
dunkles Kolorit angenommen haben. 3. Entfärbung der Hände durch eine 
gesättigte Oxalsäurelösung. 4. Schliesslich Waschen mit warmem, sterilisirtem 
Wasser. Rdsch. f. Pharm. 14/92. 


Bandage zur ambulanten Behandlung der Epididymitis nach Philippson, 
Hamburg. Das Anfangsstück einer 3 m langen und 3 cm breiten Binde 
wird oberhalb der Symphyse vom Patienten durch Andrücken der Bindentour 
auf dieselbe mit einem Finger festgehalten. Der Arzt comprimirt nun den 
Hoden durch Zirkel und Spiraltouren der Binde um den Hodensack in der 
Quer- und Längsrichtung bis das Ende der Binde wieder an das Anfangs¬ 
stück derselben angelangt ist und steckt nun beide Enden durch eine Sicher- 


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237 


heitsnadel zusammen. Damit die Touren gut erhalten bleiben, wird über die 
Bandage ein Suspensorium gezogen. Der Verband muss täglich neu angelegt 
werden. Ther. Mtshft. 4/92. 

6ypswatte ist entfettete Verbandwatte, in welche die erforderliche Menge 
von Verbandgyps eiDgearbeitet ist und wird in Form von Tafeln oder auf- 
rollbaren Streifen hergestellt. Zum Gebrauch lässt man die Verbandwatte 
sich entweder unter allmählichen Auf- und wieder Zurollen oder im ganzen 
Stück voll Wasser saugen. Das Material schmiegt sich in diesem feuchten 
Zustande leicht allen Körpertheilen an und ist, da es in 5—10 Minuten so 
hart und fest wie Gyps wird, bei allen Fracturen als Schienen verband recht 
brauchbar. Rdsch. f. Pharm. 17/92. 


Die wichtigsten und gebräuchlichsten der imprägnirten Verbandstoffe 
und Verbandmittel, sowie die Vorschriften für deren Herstellung. (Schluss.) 

Sublimatlösung (Laborde): Sublimat 0,55, Chlornatrium 1,0, Kupfervitriol 
1.0, Weinsäure 0,5, Glycerin 10,0‘ Blau Poirier 0,01, Wasser 10,0; mit Wasser 
zu verdünnen. 

Sublimatlösung (Keller, v. Meyer und Krönlein): Sublimat 5,0, Chlornatrium 
2,5, Essigsäure 2,5, Wasser 40,0. Mit Wasser zu verdünnen. 

Sublimatpastillen (Angerer): Sublimat 1,0, Chlornatrium 1,0; zusammen¬ 
gerieben und trocken gepresst. Eine Pastille entsprechend 1,0 g Sublimat 
auf 1 1 Wasser. Zur Unterscheidung von anderen unschädlichen Pastillen sind 
die Sublimatpastillen mit Karmin oder Malachitgrün gefärbt. 

Sublimatpulver: Sublimat 0,25; Weinsäure 1,0, Bordeauxrot 0,001 oder ein 
Tropfen einer 5°/ 0 alkoholischen Lösung von Indicocarmin. 1 Pulver auf 11 Wasser. 

Sublimatsand (Schede), 0,2°/ o : Sublimat 2,0, Glycerin 20,0, Spiritus 100,0 
ausgeglühter, wieder abgekühlter Sand 1000,0, Man mischt. 

Sublimattorfmull (v. Bruns jun.), 0,5°/ 0 : Sublimat 5,0, Glycerin 50,0, Spi¬ 
ritus 1000,0, gereinigter Torfmull 1000,0, vorher mit Wasser angefeuchtet, 
werden gemengt und bei 30° getrocknet. 

Sublimatwatte 0,25°/ o : Entfettete Watte 379,0 werden mit einer Lösung 
von Sublimat 1,0, Paraffinöl 20,0 in Aether 400,0 gleichmässig besprüht und 
in eine Glasbüchse eingedrückt, bis das Präparat gleichmässig geworden ist. 

Subiimatwatte (Schede) 0,5°/ 0 : Sublimat 7,5, Glycerin 300,0, Spiritus 700,0, 
Wasser 2000,0, entfettete Watte 1000,0; zu tränken und auf 3000,0 Gesammt- 
gewicht abzupressen. 

Sublimatwattebäusche. Kleine Bäusche von entfetteter Watte werden 
auf Glasplatten liegend mit höchstkonzentrirter wässeriger (mit Kochsalz 
bereiteter) Sublimatlösung mittels einer Messpipette betropft, so dass jeder 
Bausch 0.1 g, 0,5 g, 1,0 g u. s. w. Sublimat bekommt, so dass er zur Be¬ 
reitung von 100,0 g, 500,0 g 1 1 Sublimatlösung (0,1 °/ 0 ) dient. 

Tanningaze 50°/ 0 : Tannin 500,0, Spiritus 000,0, Wasser 600,0, entfettete 
Gaze 1000,0; zu tränken und 3—4 Stunden zu beschweren (alles bei mög¬ 
lichster Abhaltung von Licht und Luft). 


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238 


Thymolgaze (Ranke) 1,6° 0 : Thyriol 10,0, Colophonium 50,0. Walrat 500,0 
Spiritus 1500,0 entfettete Gaze 1000,0; in der Wärme zu lösen und zu tränken 
und die Thymolgaze einige Stunden in der Wärme zu beschweren. 

Thymollösung (Ranke): Thymol 1,0, Spiritus 10,0, Glycerin 20,0, Wasser 

1000 , 0 . 

Thymolwatte (Ranke) 2,0°/ 0 : Thymol 30,0, Colophonium 60,0, Walrat 410,0, 
Spiritus 2500,0, entfettete Watte 1000,0; zu tränken und auf 3000,0 Gesammt- 
gewicht abzupressen. 

Verbandpäckchen (Esmarch) enthält: 1 Cambric-Binde 2 m lang, 10 cm 
breit; 2 Mullkompressen 50 x 50 cm mit Sublimatlösung imprägnirt; 1 drei¬ 
eckiges Verbandtuch mit Abbildungen; 2 versilberte Sicherheitsnadeln; 1 Strei¬ 
fen wasserdichten Verbandstoff 25 x 25 cm. 

Verbandpäckchen (Kriegs-Sanitäts-Ordnung) enthält: 1 Cambric-Binde 3 m 
lang, 3 cm breit (mit Sublimat imprägnirt); 2 Mullkompressen 20 x 40 cm 
(mit Suplimat imprägnirt); 1 Sicherheitsnadel; 1 Streifen wasserdichten Ver¬ 
bandstoff 18 x 28 cm. 

Sublimatgaze 0,25°/ 0 : Entfettete Gaze 379,0 werden mit einer Lösung von 
Sublimat 1,0 und Paraffinöl 20,0 in Acther 200,0 möglichst gleichmässig besprüht 
und in eine Glasbiichse eingedrückt, bis die Durchtränkung gleichmässig ist. 

Sublimatlösung Sublimat 2,0, Chlornatrium 1,0, Wasser 7,0; 1,0 g = 0,2 g 
Sublimat (— 16 Tropfen). Mit Wasser zu verdünnen. 

Verbandpulver (Bottini): Mangnesia oder Zuckerpulver 90,0, carbolschwefel- 
saures Zink 10,0. 

Wismutgaze (Kocher): Entfettete Gaze wird mit einer zur Tränkung ge¬ 
nügenden Menge einer Verreibung von 10,0, Bismutsubnitrat mit 90,0 Wasser 
durchgeknetet. 

Zinkgaze (Socin): Entfettete Gaze wird mit einer zur Durchtränkung ge¬ 
nügenden Menge einer Verreibung von 1,0 Zinkoxyd in 100,0 Wasser durch¬ 
geknetet. 

Zinkpaste (Socin): Zinkoxyd 50,0, Chlorziiik 5—6,0, Wasser 50,0. Un¬ 
mittelbar vor dem Gebrauch zu fertigen, da die Paste sehr rasch erhärtet. 


Therapeutische Mittheilungen. 

Gegen habituellen Abortus ohne bekannte Ursache wird folgende Ver¬ 
ordnung warm empfohlen: 

Gummi resinae asae foetidae 6,0. pil. No. 60., sobald Schwanger¬ 
schaft vermnthet wird 2 Pillen pro die und Steigerung bis 10 
Pillen pro die, dann wieder allmähliger Verminderug bis zur Geburt. 

Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 7/92. 

Bei perniciöser Anaemie erzielte Barton, London durch eine vierwöchent¬ 
liche Arsenkur eclatanten Erfolg. Ther. Mtshft. 4/92. 

Asthma, das auf Emphysem beruhte, behandelte Goebel, Wiesbaden mit 
erfreulichen Resultaten folgendermassen: er beklopfte den ganzen 
Thorax und besonders die hintern untern Partieen systematisch 
und ziemlich heftig in der Weise, dass der ganze Brustkorb in 
Erschütterung gerieth. Dt. med. W. 14/92. 


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289 


Gegen Bleichsucht, besonders wo Eisen ohne Wirkung blieb, empfiehlt 
Schulz: Sulf. depur. 1,0> 

Sacch. lact. 2,0 

M. D. S. 8 mal tgl. eine Messerspitze. 

Rdsch. f. Pharm. 16/92. 

Carcinom des cervix nteri behandelt Schultz, Budapest durch Injectionen 
von 5 ccm absoluten Alkohols in die Geschwulst mittelst einer Pra- 
vaz’schen Spritze und nachherigem Einfahren eines Jodoformstrei¬ 
fens. Die Injectionen wurden täglich wiederholt. Nach 40—50 
Sitzungen sollen die Blutungen aufhören, die Schmerzen schwinden, 
die Geschwulst schrumpfen. 

Schweiz, ärztl Corr. Bl. 8/92. 

In Collap8zuständen will Wood durch Anwendung des mit heissem Wasser 
gefüllten Wasserbettes gute Resultate erzielt haben. 

Dt. med. W. 15/92. 

Bei Coryza empfiehlt Ledermann den Spray mit Cocain und Menthol ££ 
100,0 auf 01. benzoic. 30,0. Prag. med. W. 16/92. 

Gegen Darmcatarrh erwies sich nach Schulz Colombotinctur, (hergestellt 
durch Extraction aus der gepulverten Colombowurzel mit reinem 
Alkohol im Verhältniss 1:10) theelöffelweise 2—3 mal tgl. verab¬ 
reicht, als ein gutes Mittel. 

Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 8/92. 


Zur Vertilgung von Filzläusen sowie deren Eier empfiehlt Brocq Wasch¬ 
ungen mit einer Lösung von 1 Theil Sublimat auf 500 Theile Essig. 

Dt. med. W. 17/92. 


Bei entzündeten' Haemorrhoiden rühmt Brindley James die Wirkung des 
auf dieselben applicirten Calomels in geringen Dosen. 

Ther. Mtshft. 4/92. 


Bei Pityriasis versicolor verwendet Langdon nach vorherigen Waschungen 
mit Carbol oder Sublimat Benzin auf Watte aufgetragen und drei 
Tage liegen gelassen. 

Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 7/92. 


Bei Pruritus ani verordnet Ohmann — Dumesnil, St. Louis: 

Hydrarg. bichlorat. 0,03 
Ammon, chlorat. 0,12 
Acid. carbol. 4,0 
Glycerin. 60,0 
Aq. Rosar. 115,0 

M. D. S. Mrgs. und Abd. auf die Analgegend zu 
appliciren. Ausserdem innerlich Arsen, Strychnin etc. 


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240 


Zur Abtreibung von Spulwürmern empfiehlt Demme ausser dem Santonin 
Oleum Ricini oder Calomel in sicher abführender Gabe, bei kleinen 
Kindern auch Olivenoel zu verordnen, da das Santonin die Spul¬ 
würmer nicht tödtet, sondern nur ein Abwärtswandern in die unteren 
Darmabschnitte veranlasst. 

Gegen Taenia mediocanellata erwies sich nach Baumei bei einem Kinde, 
nachdem verschiedene Mittel vergeblich angewandt waren', das 
aetherische Oel von Rhizoma filicis erfolgreich. 

Ther. Mtshft. 4/92. 

Tetanus soll in vier bis jetzt veröffentlichten Fällen von Gagliardi, Alessio. 
Pacini und Nicoladomi durch 24 Tage fortgesetzte Injection des 
sog. Antitoxin in Dosen von 0,15 bis 0,25 gr der Trockensubstanz 
geheilt worden sein. Schweiz, ärztl. Corr. Bl. 8/92. 

Tuberculose der Harnblase hehandelt Petit folgendermassen : 

Er injicirt in die Harnblase eine Lösung von 150 gr lauwarmen 
Wasser, dem 10 Tropfen Tinct. Op. eroc. beigegeben sind, und der 
ein Kaffeelöffel einer Mixtur von: 

Jodoform. 20,0 
Glycerin. J0,0 
Aqu. dest. 6,0 
Tragacanth 0,25 

hinzugesetzt ist. Nachdem die Flüssigkeit 2 Minuten in der Blase 
verweilt hat, lässt er die Hälfte durch den Katheter abfliessen 
und den Rest möglichst lange von dem Patienten zurückhalten. 

Ther. Mtshft. 4/92. 


Kleine Notizen. 

lieber die Ausbildung weltlicher Krankenpfleger trifft eine Verfügung 
des Regierungspräsidenten in Breslau Bestimmungen, wonach dieselbe im 
Allerheiligenhospital zu Breslau, in der Kreiskrankenanstalt zu Baumgarten 
bei Ohlau und im evangelischen Krankenhause in Schweidnitz erfolgen soll. 
Die Ausbildung dauert 6 Monate, für geprüfte Heilgehilfen 3 Monate. Nach 
ihrer Beendigung findet eine Prüfung vor dem Kreisphysikus und chirurgischen 
Krankenhausdirektor statt. 

Systematische Versuche über Müllverbrennung im Sinne der Vorschläge 
von Dr. Th. Weyl sollen nach Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 
in Berlin angestellt werden. (Vid. Pag. 80 dieses Jahrganges: „Vernichtung 
des Unraths“.) 

Zur Desinfektion von Wohnungen empfiehlt Cromberg als zweckmässig 
das Abreiben der Wände mit feuchtem Schwamm und dasTünchen mit Kalk¬ 
milch. (Vid. Pag. 129 dieses Jahrganges: „Desinfektion der Wände“.) 


Verantwortllo^: Flacher’« medlcln. Bachhandlaug, H. Kornfeld, Berlin NW., Charit<*str. 6. 
Fürstlich prlT. Hofbuchdruckerei (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 


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Juli, 


1892 


M T. 


*■*»16* Raaliehe Elnrlehtuncen: Heizung and LtUtung: Schornstelnaufsätze 241. — Frage 
über übelriechende Schornsteine 242. — Ventilation mittelst Druckluft 243. — Lönkol'schen Sturzflammenöfen 
245. — Zimmerkochofen 245. — Innere Einrichtungen von KninkenhKnsern : Spucknapf 248. 

AerKtllehe Polytechnik: Chloroformfrage (Schluss) 249. — Besteck mit Spritze 251. — Hypoder- 
matische Spritze 251. — Medicinische Spritze 252. — Electrolytlsche Acupuncturnadel 252 — Neptun-Klemme 253. 

— Intubationsbesteck 255. — Universalschlinge für Respiratlonsatrien 258. — Instrument zur inneren Nasen¬ 
massage 259. — Instrumentarium 260. — Wundhaken 261. — Amputationssäge 261. — Taschen-Instrumente 261. 

— Nadelhalter 262. — Behälter für Verbandwatte 262. — Krumme Nadel für Hernien 263. — Urethral-Speculum 
und Endoscop 264. — Urethrotom 264 u. 265. — Zahnklammer 266. — Bückenverschluss für Doppelbruchbänder 
267. — Krücke 268. — Vorrichtung zum Erleichtern des Gehens etc. 269. — Amerikanischer Patent bericht: 270. 

Mpcdrlle Kr««ikenpfle*e: Kurze Notizen zur Leichenbestattungs-Frage 271. — Ueber die erste Ver¬ 
sorgung Leichtverwundeter auf dem Schlachtfelde 274. — Nahrungsmittel: Fette — Pepsin — Ellxlr — Leber- 
thran — Thee 275. — Nahrungsmittel im Magen 276. — Verband* und Desto fectlonsmlttel : Diaphtherin 276. — 
Desinfections-Pulver — Desinfectionsessig — Desinflcirendes Tünchmittel 277. — Therapeutische Mltthetluugen: 
Aotirheumaticum — Bandwurmmittel 277. — Bei Brandwunden — Gegen Brustwarzenschrunden — Gegen 
Cystitis — Gegen Diphtherie — Bei Erysipel — Frostsalbe — Bei Gastralgieen — Gegen Haarausfall 278. — 
Mundwasser — Gegen Mückenstiche — Gegen Schinnenbildung — Bei Singultus 279. — Bledieinal-Geaetzgebnng : 
Ueber Verwerthung des Fleisches perlsüchtigen Schlachtviehs 279. — Kleine Notizen : Zimmer-Koch-Ofen — 
Zungenspatel 280. 


--*+• Bauliche Einrichtungen. 4*— 

Redacteur: Regierungsrath Grundke. 


Heizung und Lüftung. 

Verbesserte Schornsteinaufsätze von H. Kori, Berlin W., Königin- 
Augusta-Strasse 13. 

1. Verbesserter Deflector für Abluftschlote, Schornsteine etc. Dieser 
Apparat ist eine Verbesserung des bekannten Abluftdeflectors vom Jahre 1886. 
Die Aenderungen ergeben sich aus Vergleich der hier einander gegenüber 
gestellten Profile. Es hatte sich gezeigt, 
dass das weitausladende Schutzdach 1 
(Konstruktion 1886) bei von unten 
kommendem Winde, denselben zu sehr 
auffängt und dadurch einen gleich- 
massigen Austritt der Luft oder des 
Rauches erschwert. Es ist daher bei 
der neuen Konstruktion dem oberen 
Schutzdach eine geringere Ausladung 
gegeben und zwischen diesem und dem 
Bleche 2 ein Ablenkblech 1 a einge¬ 
schaltet. Der von unten kommende und 
vom Bleche 1 a aufgefangene Wind gleitet 
an diesem entlang und entweicht auf der 
gegenüberliegenden Seite zwischen den 
Blechen 1 und 1 a, während der Zwischen¬ 
raum zwischen 1 a und 2 für den un¬ 
gehinderten Abfluss der Luft, bezw. des 
Rauches frei bleibt. 

Ferner werden beim Profil 91 die im unteren Theil des Deflektors eiu- 
tretenden Winde durch den Trichter 4 besser saugend auf die Mündung des 
Schachtes einwirken als beim Profil 86. 

Zahlreiche Ausführungen haben bewiesen, dass die Wirkung des ver¬ 
besserten Deflektors eine durchaus zuverlässige ist und dass derselbe absoluten 
Schutz vor allen irgendwie gerichteten schädlichen Windströmungn gewährte. 

19 



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242 


Die Anbringung der Deflektoren empfiehlt sich für Ventilationskanäle, 
Rauchschlote, Dunst- und Wrasenrohre etc. überhaupt überall da, wo es auf 
glcichmässige und ungestörte Abführung verdorbener oder feuchter Luft an¬ 
kommt. Der Preis des Deflektors stellt sich je nach der Ausführung in Eisen¬ 
blech mit Anstrich, verzinkt und Zinkblech und je nach dem Durchmesser des 
Schlotes von 150 bis 600 mm von 15—124 Mk. 

2. Russ- und Funken-Fänger. Die Konstruktion dieser Apparate ist 
aus der Figur 194 ersichtlich. Die Rauchgase werden durch die Bleche 1 
und 2 in den erweiterten Theil der Haube 3 abgelenkt, wo infolge der ver¬ 
langsamten Geschwindigkeit die Russflocken und Funken aus dem Rauchstrome 
herausfallen und sich im unteren Theil der Haube sammeln. Die Entfernung 



des Russes erfolgt entweder vom Dache aus durch die Schieber 4, oder durch 
Anziehen der Kette 5, wodurch die Stange 6 und die mit dieser fest ver¬ 
bundenen Schieber 7 nach oben bewegt werden. Der angesammelte Russ fällt 
dann nach unten in den Schlot zurück. Die Eisen 8 dienen zum Auf lockern 
des Russes. Behufs Reinigen des Schlotes kann das Blech 1, nach Oeflhen 
des Deckels 9, abgehoben werden. Der Preis stellt sich mit Anstrich bei 
einem Durchmesser des Schlotes von 20 bis 50 cm 50 bis 175 Mk. K. 


Die Frage der übelriechenden Schornsteine hat auch die Vereinigung der 
Berliner Architekten zum Gegenstände der Erörterung gemacht und die weitere 
Untersuchung der Angelegenheit ihrem technischen Ausschuss überwiesen. Aus 
den bisherigen Erörterungen hat der Kgl. Bauinspector Eger in dem Centrbl. 
d. Bauverw. II Folgendes als unbestritten zusammengefasst. 


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243 


1) In den zahlreichen Berliner Wohnungen wird durch die Heizvorrich¬ 
tungen zeitweilig oder dauernd die Luft verpestet. 

2) Die Art der Entstehung dieses Uebelstandes ist nicht immer dieselbe, 
in sehr vielen Fällen aber ist die Quelle nachweisbar auf das Durchdunsten 
durch das Schornsteinmauerwerk zurückzuführen. 

3) Der schlechte Geruch der Schornsteine und der Verbrennungsgase wird 
vielfach der Anwendung schlechter Presskohlen, der missbräuchlichen Be¬ 
nutzung luftdichter Ofenthüren, der mangelhaften Bauart der Oefen, welche 
entweder zu guten oder zu schlechten Zug haben, dem Eindringen von Nässe 
in die Schornsteine u. dergl. m. zugeschrieben. 

4) Zum Uebelstande wird dieser schlechte Geruch nur dadurch, dass er 
Gelegenheit findet, in die Wohnräume zu dringen, was in den meisten Fällen 
durch undichtes Mauerwerk geschieht. 

Hoffentlich wird es gelingen, durch genaue Untersuchung verschieden¬ 
artiger Fälle die mannigfachen Ursachen festzustellen und Mittel zu ihrer 
Verhütung anzugeben. Von praktischem Werthe wird das nur sein, wenn die 
Mittel auch durchführbar sind. Die Anwendung der Presskohlen ist in Berlin 
so verbreitet, dass eine Einschränkung kaum möglich sein wird, ausserdem 
verdankt man denselben vielleicht aber auch die Erkenntniss eines schon 
lange bestehenden Uebelstandes durch die Entwicklung des üblen Geruches 
da doch wahrscheinlich auch schon früher durch undichtes Mauerwerk schäd¬ 
liche Dünste in die Wohnungen gedrungen sind, ohne deutlich genug wahr¬ 
genommen und erkannt zu werden. Die Krankheiten die aus solchen Ursachen 
entstehen, sind vielleicht zahlreicher und bedenklicher, als man vermuthet, 
da ihre Quelle unbekannt bleibt. Deshalb ist es dringend zu wünschen, dass 
der genannte Ausschuss sich vor allem auch mit der Frage beschäftigt, ob 
es nicht in erster Linie darauf ankommt, anstatt die Entstehung schlecht 
riechender Gase zu verhüten, lieber ihr Eindringen in die Wohnräume thun- 
lichst auszuschliessen, indem man die Ableitungswege mit dichten Wandungen 
versieht. Wenn es wirklich zu umständlich sein sollte, dazu Röhren von Thon 
oder Metall zu verwenden, so giebt es doch noch andere Mittel, um Mauer¬ 
werk gegen mässige Luftspannungen undurchdringlich zu machen indem man 
es entweder mit einem dazu geeigneten Mörtel herstellt, oder in den Ober¬ 
flächen mit dichten Anstrichen oder Ueberzügen versieht. Eger empfiehlt 
hierzu einen guten Oelfarbenanstrich. 


Ventilation mittelst Druckluft von A. Riedinger & Cie. in Augsburg. 
Trotzdem schon seit dem Jahre 1858, seit dem berühmten Berichte Petten- 
kofers über die Ventilation einiger Krankenhäuser in Paris und München, 
fortwährend auf diese Nothwendigkeit hingewiesen wird, so ist doch selbst 
bei öffentlichen Gebäuden nur in seltenen Fällen und auch da nicht immer 
in rationeller und ausgiebiger Weise für Lüftung gesorgt worden, geschweige 
denn, dass das Privathaus dieser wichtigen hygienischen Forderung nachge¬ 
kommen wäre. Den hauptsächlichsten Grund für diesen Mangel darf man wohl 
in der Schwierigkeit suchen, welche die Durchführung einer Centrallüftung 
mittelst Ventilatoren bietet. 


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244 


Der Ventilator bedarf eines Motors, der ihn mit der nöthigen Geschwindig¬ 
keit in Bewegung setzt und eines Kanalsystems, welches sich durch das ganze 
Gebäude hin verzweigt und so geführt und durch Klappenstellung regulirt 
werden muss, dass jedem Raume stets der bemessene Antheil an der ganzen 
geförderten Luftmenge zugeführt wird, während zugleich Abzüge, welche von 
jedem Raume besonders über Dach geführt werden müssen, die Entfernung 
der verbrauchten Luft ermöglichen. Indem der Ventilator sowohl die Luft¬ 
zufuhr bewältigen, als auch die in den Zimmern zur Ruhe gekommene Luft 
von neuem durch die Abzüge bewegen und durch die zahlreichen Knicke und 
Abbiegungen der Leitung führen muss, sinkt seine für freie Strömungen be¬ 
rechnete Leistung erfahrungsgemäss oft ganz bedeutend. 

Es ist demnach selbst für grosse Lüftungsanlagen wünschenswert, ein 
Ventilationssystem zu besitzen, welches die grossen Dimensionen und die hohe 
Spannung im Hauptkanal sowie die Abdichtung des Kanainetzes überflüssig 
macht, indem es eine Decentralisation der Luftentnahme ermöglicht, und jedes 
Lokal mit einer seinem besonderen Luftbedürfnisse angepassten Ventilations- 
Vorrichtung versieht. Für solche Locale, welche nur zeitweise energisch ge¬ 
lüftet werden müssen, ist es ferner als ein Bedürfniss zu bezeichnen, ein 
Ventilationssystem zu besitzen, welches ohne alle maschinelle Vorrichtung 
grosse Luftmengen zu bewegen im Stande ist. 

Diese Aufgaben werden gelöst durch die Strahlen komprimirter Luft 
welche aus engen Röhren ausströmen. Lässt man nämlich einen feinen Strahl 
komprimirter Luft in einen Luftkanal ausströmen, so setzt derselbe die im 
Kanal ruhende Luft in lebhafte Bewegung und zwar in der Richtung, in welcher 
der Druckluftstrahl selbst vordringt und veranlasst so auch die äussere Luft 
in den Kanal nachzuströmen. Denkt man sich nun irgend einen vertikalen 
oder horizontalen Kanal, der das Innere eines Zimmers mit der freien äusseren 
Luft verbindet, so lässt sich derselbe mit Hilfe einer Druckluftdüse entweder 
als Zufuhrkanal oder als Abzug benützen, je nachdem man die Düse in das 
Zimmer hinein oder aus dem Zimmer hinaus blasen lässt. Die geförderten? 
Luftmengen können durch Erhöhung des Druckes und passende Auswahl der 
Düsen- und Kanal weite beliebig gesteigert werden. 

Wollte man z. B. einem Krankenzimmer, in welchem 10 Kranke liegen, 
stündlich 800 cbm frische Luft zuführen, so könnte man dieses in voll¬ 
kommenster und sicherster Weise dadurch bewirken, dass man zwei vertikale 
Schächte anlegt, deren Weite auf je 0,12 Quadratmeter anzuschlagen wäre 
(z. B. 40/30 cm). Beide führen über Dach. Der Zuluftkanal etwa in einer 
äusseren Ecke des Zimmers, der Abluftkanal in einer inneren; doch kann auch 
der Zuluftkanal in einer der beiden inneren Ecken angebracht sein. Die zu¬ 
geführte Luft kann behufs Vorwärmung über einen Heizkörper gefühl t werden, 
oder auch (z. B. im Sommer) längs der Zimmerdecke durch einen Vertheilungs¬ 
fächer ausströmen. Die Einmündung des Abluftkanals ist unten am Fussboden. 

Dieses System würde man, wenn ein Ueberdruck von 4 Atmosphären in 
der Druckluftleitung zur Verfügung steht, mit zwei Düsen von je 1 mm 
Oeffnung betreiben. Die eine derselben steht im Zuluftkanal, die andere im 
Abluftkanal. Jede fördert stündlich die verlangten 800 cbm Luft mit ca. 2 m 


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245 


Geschwindigkeit und verbraucht dabei ca. 2,5 kg. Druckuft, sodass die Lüftung 
einen stündlichen Aufwand von 5 kg. Druckluft erfordert. 

Es ist dann noch dafür zu sorgen, dass die äussere Mündung des Zuluft¬ 
kanals vor der saugenden Wirkung des Windes geschützt und dass die ein¬ 
strömende Luft so vertheilt wird, dass sich Niemand im Zimmer durch kalten 
Zug belästigt fühlt. Ersteres geschieht durch einen dem Zuluftkanal aufge¬ 
setzten Inflector, welcher den Wind fängt und an gekrümmten Flächen abwärts 
leitet. Die Vertheilung der Luft wird im Sommer, wenn dieselbe ohne Vor¬ 
wärmung einströmt, durch einen Fächer bewirkt, welcher mit OefFnungen von 
verschiedener Weite versehen, den Luftstrom strahlenförmig über den Plafond 
hin ausstreut. Im Winter strömt die Luft über den Ofen aus und mischt 
sich mit dem Strom warmer Luft, welcher ohnedies um den Ofen herum auf¬ 
steigt und seinen Kreislauf durch das Zimmer macht. Das ganze System ist 
überaus einfach zu handhaben, da es genügt, den Hahn der stets bereiten 
Druckluftleitung zu öffnen, um die gewünschte Luftströmung zu erzeugen. 

In Luftheizungen und solchen Oentrallüftungen, welche mittelst eines 
Ventilators betrieben werden, wird man durch eine im Abzugskanal ange¬ 
brachte Düse in den Stand gesetzt, die Luftbewegung und somit auch den 
Wärmezufluss in dem einen oder anderen Zimmer zu verstärken und auf diese 
Weise den Unregelmässigkeiten zu begegnen, welche sich bekanntlich je nach der 
Windrichtung in der Heizung oder Lüftung einzelner Locale einzustellen pflegen. 

Die Vortheile des Riedingcr’schen Systems der Ventilation mit Druck¬ 
luft waren Ursache, dass die obige Firma mit den Vorarbeiten zur Einführung 
derselben in das neue Offenbacher Krankenhaus, wo Ventilatorenbetrieb pro- 
jectirt war, betraut wurde. 

Besonders leicht wird dieses System Anwendung finden an Orten mit 
einer Centralstation für Druckluftherstellung. Die vielfach isolirte Lage von 
derartigen öffentlichen Gebäuden lässt es aber nothwendig erscheinen, die zur 
Ventilation nöthige Druckluft selbst zu erzeugen und dienen dazu besondere 
kleine Compressoren, die ohne Aufsicht zu erfordern, den ganzen Tag über 
laufen. Die Compressoren w r erden von derselben Firma hergestellt. Diese 
können in einer in der Nähe befindlichen Mühle oder sonst in einer mit 
Motorenbetrieb versehenen Brauerei oder Werkstätte aufgestellt werden, 
während eine Rohrleitung zur Verbindung des Compressors mit dem zu ven- 
tilirenden Gebäude dient. Bei grösseren Anlagen von Irrenhäusern und Kranken¬ 
häusern, die durch den Betrieb ihrer Waschanstalten u. a. schon mit Motoren 
versehen sind, wird durch Anhängen des kleinen Compressors an die bestehende 
Transmission die Einrichtung der Ventilation eine sehr einfache. R. 

Der Constructeur der Lönkoldt’schen Sturzflammenöfen, die wir früher 
empfehlend beschrieben haben, hat auf der internationalen Ausstellungdes Rothen 
Kreuzes in Leipzig den Ehrenpreis der Stadt Leipzig und die Warsteiner Gruben- 
und Hüttenwerke, die Fabrikanten der Oefen, die goldene Medaille erhalten. 

Der deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege und der Verein zur 
Förderung des Wohles der Arbeiter „Concordia“ haben eine Preisbewerbung 

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246 


ftir die beste Construction eines in Arbeiterwohnungen zu verwendenden 
Zimmerofens unter folgenden Bedingungen ausgeschrieben: 



Der Ofen soll so eingerichtet sein, dass Arbeiterfamilien innerhalb ihres 
Wohnzimmers Speisen zubereiten können, ohne dass Wasserdampf-, Koch- und 
Heizgase in die Zimmerluft treten und ohne dass die Temperatur in einer der 

Gesundheit nachtheiligen Weise ge¬ 
steigert wird. Demnach muss der Ofen 
hauptsächlich folgenden Anforderungen 
entsprechen: 

a. Er muss je nach Bedarf nur zum 
Kochen, oder nur zum Heizen, oder 
für Beides gleichzeitig dienen kön¬ 
nen. Die hierdurch gebotene Ein¬ 
richtung muss einfach, solid nnd 
für Jedermann leicht zu verstehen 
und zu behandeln sein; 

b. er muss den Raum, in welchem er 
steht, lüften; insbesondere muss er 
die aus den Speisen während des 
Kochens sich entwickelnden Dämpfe 
und Destil lationsproducte, ohne dass 
sie sich zuvor mit der Zimmerluft 

Fig. 195 vermischen, mit Sicherheit ab- 

ftihren; 


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Fig. 196. 


c. die Wahl des Materials, aus 
welchem der Ofen herzustellen 
ist, bleibt dem Bewerber an¬ 
heimgestellt; 

d. die Aussenfläche des Ofens muss 
möglichst wenig Gelegenheit zur 
Staubablagerung bieten undmuss 
leicht zu reinigen sein; 

e. er muss das Brennmaterial mög¬ 
lichst ausnutzen; 

f. er muss so billig herzustellen 
sein, dass der Preis seiner wei¬ 
teren Verbreitung in den unbe¬ 
mittelten Klassen nicht im Wege 
steht. 

Beschreibung des preisgekrön¬ 


ten Zimmerkochofens: *) Wie aus Figuren 195, 196, 197, 198 ersichtlich, 
ist der Ofen von 2 Seiten ummantelt, wodurch die strahlende Wärme abgehalten, 


') Vid. Seite 280. 


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eine gleichraftssige Wärmevertheilung im Zimmer erreicht und die Zufuhr frischer 
Luft, sowie die eventuelle Beheizung zweier Zimmer ermöglicht wird. 

Um das Kochen im geschlossenen 


eSc&n-vtt 61 ' 28 . 



Fig. 197. 


Raume vornehmen zu können, ohne - 
dass die Kochdünste (Wrasen) ins 
Zimmer zu treten vermögen, ist der 
Ofen mit einem Aufsatz versehen. 

Behufs Beobachten des Kochens sind 
die Thüren desselben mit Glas aus¬ 
gelegt. Unten sind dieselben mit S 
Oeffnungen versehen, durch welche 
frische Luft eingeführt wird, welche 
erwärmt, den Wrasen mit sich fort¬ 
führt und durch die Oeffnung n 
Fig. 196 in den Kamin leitet. 

Sehr erleichtert wird die Hantirung des Kochens durch Anbringung der 
Schieber i i in der Abdeckplattte des Kochofens. Fig. 196 und 198. 

Durch die Ummantelung werden 2 Kanäle v und v 1 Fig. 196 und 197 gebil¬ 
det, die mit Schiebern abgedeckt sind. Der grosse Kanal v reicht bis zum Fussboden 
und besitzt daselbst den Schieber s Fig. 196 und 198. Je nach Stellung desselben 
kann frische Luft von Aussen, oder Zimmerluft nach dem Kanal v geleitet werden. 
Der Abdeckschieber des Kanals v ist mit einer Klappe k Fig 196, die nach 
dem Kamin führt, derart verbunden, dass, wenn der Schieber v geschlossen, 
die Klappe lc geöffnet ist und umgekehrt, wenn der Schieber v geöffnet, die 
Klappe k geschlossen ist. Hierdurch wird erreicht, dass bei geschlossenem 
Schieber v, daher geöffneter Klappe k, alle Luft, die durch den Kanal v strömt, 
nach dem Kamin geführt wird und bei umgekehrter Stellung alle Luft erwärmt 
ins Zimmer eintritt. 


Der Bratofen ist oben mit einer abgedeckten 
Oeffnung behufs Abfuhr des Wrasens versehen. 
Auch die Bratofenthüre hat unten Oeffnungen 
um frische Luft zuzuführen, wodurch ein kräftiges 
Abführen der Bratendünste bewirkt wird. 

Die vom Feuerherd kommenden Gase streichen 
um den Bratofen herum und gelangen dann zum 
Kanal r Fig. 197, der sie durch das Rauchrohr nach 
dem Kamin führt, wie die Pfeile der Figuren näher 
angeben. Die Reinigung der Rauchzüge erfolgt 
durch Abnahme der Ringe in der Kochplatte, sowie 
durch das Putzthüreben p Fig. 197. 

Der Feuerraum ist so hoch gewählt, dass er 
bei langsamem Brennen, wenn nicht gekocht wird, 
den Brennstoff für mehrere Stunden aufnehmen 
kann; er ist jedoch nur so hoch, dass die tiefere 
Lage des Rostes das Kochen nicht beeinträchtigt. 

Der Zimmerkochofen ist ausserdem als Re- 





Fig. 198. 


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248 


gulierofen construirt, indem der Zutritt der Verbrennungsluft leicht geregelt 
werden kann. Mittelst der Stellschraube der Aschenkastenthttr kann der 
Spalt für den Zutritt der Verbrennungsluft nach Belieben gross oder klein 
gestellt und demnach die Verbrennung mehr oder weniger forciit werden. 

Die Bedienung des Ofens ist eine sehr einfache. Bevor der Schieber des 
Kanals v geschlossen ist, also noch keine Verbindung des letzteren mit 
dem Kamin besteht, legt man Späne und Holz auf den Rost und zündet hei 
nur wenig geöffneter Regulierthüre an. 

Ist das Anzündematerial gehörig in Brand, so giebt man Kohlen auf und 
lässt etwas mehr Verbrennungsluft zu. Sind auch die Kohlen ordentlich an¬ 
gebrannt und ist das Feuer zur vollen Entwickelung gelangt, so kann man 
den Schieber des Kanals v auch schliessen und die Verbindung desselben mit 
dem Kamin hersteilen. 

Um den Ofen bequem von Asche reinigen zu können, ist der Rost zum 
Herausziehen eingerichtet. 

Die Heizung zerfällt in Sommer- und Winterheizung. 

Im Sommer will man nur kochen und nicht heizen; der Ofen soll daher 
die zum Kochen nöthige Wärme erzeugen, von derselben aber dem Zimmer 
möglichst wenig abgeben. Dieses erreicht man einfach dadurch, dass man die 
Schieber der Kanäle v und i\ nach der Entwickelung des Feuers geschlossen 
hält; die erwärmte Luft wird durch die geöffnete Klappe k dem Kamin zu¬ 
geführt und dadurch einer unerwünschten Steigerung der Zimmertemperatur 
vorgebeugt. 

Im Winter will man dagegen alle erzeugte Wärme nutzbar machen, zu 
welchem Zweck man nur die Schieber der Kanäle v und i\ zu öffnen hat. 

K. 

Innere Einrichtungen von Krankenhäusern. 

Spucknapf von Hugo Rottsieper in Berlin. (D. R.-P. 60679). Bei 
Spucknäpfen mit Wasserfüllung ist man mehr als bei gewöhnlichen Spuck¬ 
näpfen aus ästhetischen Gründen gezwungen, den Inhalt der Näpfe dem Auge 
zu entziehen, d. h. den Auswurf unsichtbar zu machen. Da nun derartige 
Näpfe mit grösserem Durchmesser einen Einlauftrichter nöthig haben, der bei 
genügender Steilheit der Wände eine ungewöhnliche Höhe erreicht und man 
so hohe Gefässe nicht gut im Zimmer aufstellen kann, so begnügt man sich 
gewöhnlich mit Näpfen, deren Trichter flach und demzufolge nicht zweck¬ 
entsprechend ist. 

Diesem Uebelstande wird dadurch abgeholfen, dass der Trichter in ge¬ 
wisser Höhe abgeschnitten und mit einer kegelförmigen Aussenwand versehen 
ist, d. h. der Einsatz besteht aus einem Trichter mit nach einwärts gedrückter 
Spitze, so dass der Einsatz sowohl eine nach innen gerichtete trichterförmige 
Speifläche, wie auch eine entgegengesetzt hierzu laufende äussere Speifläche 
bildet. Zwischen dieser äusseren Speifläche und der Wand des Napfes ist 
natürlich Spielraum zum Abfliessen des Auswurfs vorgesehen. 


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-+4 Aerztliche Polytechnik. -f+- 

Redacteur: Dr. G. Beck. 


Die Chloroform-Frage. 

(Originalbericht der Firma Brone & Sesemann in London.) 


(Schluss.) 

Die in den Beschlüssen der „Hyderabad-Chloroformcommission“ nieder¬ 
gelegten Ansichten widersprechen zum Theil der namentlich von Sir James 
Simpson verfochtenen Annahme, dass der Chloroform-Tod sich nur im Beginn 
der Anästhesirung und nur im Stadium halber Bewusstlosigkeit ereigne, auf 
welcher er den Rath begründet, das Stadium ganzer Bewusstlosigkeit so 
schnell als möglich durch Zuführung einer grossen Menge unvermischter Chloro- 
dämpfe herbeizuführen. Dr. Gudd in London dagegen äussert. sich in fol¬ 
gender Weise über das Simpson’sche Anästhesirungsverfahren. 

„Es ist wahr, dass die meisten Todesfälle, jedoch nicht alle, nach den 
ersten wenigen Athemzügen stattfinden, aber die tödtliclie Wirkung kann in 
solchen Fällen ebensowohl durch den durch Athmung zu starker Chloroform¬ 
dämpfe verursachten Schreck, oder direkt durch die Wirkung zu starker 
Dosirung auf die Nerven-Centren, als durch eine angenommene, aber nicht be¬ 
wiesene Möglichkeit von Syncope während des ersten Stadiums der halben 
Bewusstlosigheit entstanden sein. Wenn wir ein giftiges Mittel dem Orga¬ 
nismus zuführen, so ist doch die natürlichste Vermuthung diese, dass das un¬ 
erwartete Resultat durch zu starke Zufuhr von Chloroformdämpfen und Ueber- 
dosirung bewirkt worden sei. Unglücklicherweise ist aus den Berichten über 
diese Todesfälle nicht zu erfahren, in welcher Stärke die Dose gegeben wurde, 
da der Chloroformgeber, der den Tod eines Patienten verschuldet hat, stets 
geneigt sein wird, die verbrauchte Chloroform-Menge so gering als möglich 
anzugeben. In den meisten Fällen jedoch wird er gar nicht im Falle sein, 
hierüber etwas bestimmtes aussagen zu können. Er weiss mehr oder 
weniger, wie viel er aufs Tuch oder auf das Flanell gegossen hat, aber was 
davon inhalirt wurde, weiss er nicht und kann es auch nicht wissen. Die 
Stärke der Dose hängt natürlich nicht von der Menge ab, die auf das Tuch 
gegossen oder getropft wurde, sondern von der Menge, die von den Lungen 
aufgenommen wurde, so dass eine Drachme unter gewissen Umständen eine viel 
gefährlichere Dose sein kann, als viermal so viel unter anderen. 

„Es ist hier nicht der Ort, die Dosirungsweise des Chloroforms zu be¬ 
sprechen, was ich jedoch besonders zu betonen wünsche, ist die Nothwendig- 
keit, Chloroform in solcher Weise zu geben, dass wir die Menge, die wirklich 
eingeathmet wird, controlliren können, bezw. jene Menge zu messen, die wirk¬ 
lich in die Circulation kommt. Diesen Zweck suchen viele der neuern Appa¬ 
rate zu erreichen, die ich alle versucht habe. Keiner indessen leistete Vor¬ 
züglicheres, als der kürzlich von Krohne und Sesemann gefertigte Apparat. 

„Einzig mit diesem Apparat wird der Chloroformdampf während jeder Ein- 
athmung zu solcher Zeit und nur in solcher Menge gegeben, wie es der Chloroform¬ 
geber für angemessen hält. Ein gänzliches Zusammendrücken des Ballon er¬ 


zeugt in einer Temperatur von 20° Reaumur etwas mehr als einen Cubik-Zoll 

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Chloroformdampf, welche Menge man nach Belieben durch schwächeres Zu- 
sammendrücken des Ballon verringern kann, so dass, wenn vollständige Be¬ 
täubung erzeugt ist und die Operation verlängert werden soll, eine viel 
kleinere Dosirung genügt, dieselbe zu erhalten. 

„Die Dosiruug befindet sich unter genauer Controlle, ist regelmässig und nicht 
den Schwankungen unterworfen, die durch zeitweiliges Auftropfen auf das Tuch 
unvermeidlich sind. Es existirt bei diesem Apparat nicht die geringste Be¬ 
hinderung der Respiration, die Maske oder das Gesichtstück ist ganz offen, 
so dass dem Patienten die zur regelmässigen normalen Athmung nöthige Luft 
gesichert ist. Sowohl der Rhythmus als die Stärke der einzelnen Athemzüge 
werden durch das Steigen und Fallen einer sich leicht bewegenden Feder, 
die an der oberen Oeflfnung angebracht ist, angedeutet, bo dass die schwächste 
Athmung bemerkbar ist. Das Chloroform wird nur während der Einathmung, 
die durch das Fallen der Feder gezeigt wird, gegeben. 

„Wer den Apparat zum ersten Male anwendet, ist von der ausserordent¬ 
lichen Ersparniss an Chloroform überrascht. Es hat dieselbe nicht nur eine 
finanzielle, sondern auch eine physiologische Bedeutung; denn man kann mit 
Recht annehmen, dass es dem Patienten von grossem Vortheil sein muss, die 
geringste Menge des toxischen Agens einzuathmen, die zur völligen Be¬ 
täubung erforderlich ist, nicht allein nur wegen der Lebensgefahr, sondern 
auch wegen der Nachwirkung, deren unangenehme Folgen im Verhältniss 
zur inhalirten Menge des Chloroforms sich geltend machen müssen. Es war mii 
mehrmals möglich, einen Patienten während einer halben Stunde bis zu einei 
Stunde in vollkommener Bewusstlosigkeit mit ein bis zwei Drachmen Chloro¬ 
form zu erhalten, während ich unter gewöhnlichen Umständen nicht wenige? 
als eine halbe bis eine Unze verbraucht haben würde. 

„Der Apparat ist handlich und bequem und enthält nichts, was ausser Ord= 
nung kommen könnte. Er ermöglicht es, die Respiration fortwährend mit Leichtig¬ 
keit genau zu überwachen und die Dosirung mit grösster Genauigkeit zu reguliren.“ 

Die Gebrauchs-Anweisung des Apparates ist folgende: 

1) Man fülle die Flasche mit vier bis sechs Drachmen Chloroform, 
schraube den Deckel fest auf und hänge die Flasche ins erste Knopf¬ 
loch des Rockes. Man vermeide das Umstülpen der Flasche. 

2) Man drehe den zwischen Flasche und Ballon eingeschalteten Hahn 
theilweise ab, so dass ein beinahe ununterbrochener Luftstrom durch¬ 
gehe, wenn man den Ballon circa zwanzig Male in der Minute 
vollständig zusammendrückt. 

3) Man nehme die Schutzkappe der Feder ab. 

4) In allen Fällen gebe man zuerst sehr verdünntes Chloroform indem 
man den Ballon nur zum kleinen Tlieil zusammendrückt und ver¬ 
stärke die Dosen allmählig, sobald sich der Patient daran gewöhnt 
hat und die Wirkung sich geltend zu machen beginnt, bis zu den stärksten 
Dosen, die unter regelmässiger normaler Athmunginhalirt werden können, 
was gewöhnlich bereits am Ende der ersten Minute der Fall ist. 

5) Man drücke den Ballon nur während der Einathmung. 

6) Sobald die Feder unregelmässiges Athmen anzeigt, so höre man so- 


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251 


gleich auf, Chloroform zu geben und lasse die darauf folgenden tiefen 
Athemzöge ohne Chloroform machen, bis die Athmung wieder regel¬ 
mässig geworden ist, worauf man das Chloroform wieder in kleinen 
und allmählig zunehmenden Dosen geben darf. 

Wenn stets auf Regelmässigkeit in Stärke und Rhythmus der Athmung 
geachtet wird, so wird die unwillkommene Gelegenheit zur Anwendung künst¬ 
licher Respiration niemals eintreten. 

Nichols (New-York) beschreibt ein niedliches von der Firma Tie- 
mann & Co. angefertigtes Besteck mit hypodermatischer Spritze. Letztere 
unterscheidet sich von gewöhnlichen Spritzen nur dadurch, dass dem Kolben 







Fig. 199. 


eine Oelkammer beigefügt ist, wodurch der Kolben vor dem Eintrocknen bewahrt 
wird. Die übrige Einrichtung des Instrumentes ist leicht aus der Abbildung ver¬ 
ständlich. Die 4®/ 4 Zoll lange und 7 / ia Zoll durchmässigeist aus vernickeltem Metall 
angefertigt. N.-Y. med. Journ. July 25.1891. 

Ly man (Baltimore) beschreibt eine hypodermatische Spritze, deren Vor¬ 
bild er i. J. 1870 bei einem Arzte der Belagerungsarmee vor Metz gesehen 
hat. Der Hohlraum der Spritze ist ähnlich wie derjenige der auf pag. 131 
beschriebenen in Recipient und Spritzenstiefel getrennt, letzterer ebenfalls ein 
breiteres Kaliber als der Recipient besitzend. Hingegen ist der Stiefel nicht 
aus Glas, sondern aus Metall angefertigt, wodurch allerdings für die richtige 
Function des Kolbens bessere Garantie geleistet wird, da nur Metallröhren 



Fig. 200. 


mit mathematischer Genauigkeit callbrirt werden können, jedoch der Vortheil 
der Durchsichtigkeit des Materials verloren geht. Mit Recht macht L. auf 
den dieser Spritze eigenen Vortheil (den dieselbe mit der obenerwähnten theilt) 
aufmerksam, dass der Kolben von der Injectionsliüssigkeit gar nicht berührt 
wird. Dagegen wird in der Beschreibung über die Art der Communication 
der beiden Hohlräume (des Recipienten und Spritzenstiefels), sowie über die 
Verbindungs weise der Wandungen dieser beiden Bestandtheile leider nichts 
mitgetheilt. Von einer Auswechslung des Recipienten, wie sie die Spritze von 
pag. 131 darbietet, kann wohl kaum die Rede sein. 


N.-Y. med. Journ. 

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July 1891. 

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252 


Medicinische Spritze von Max Bendig in Berlin D. R.-P. Fig. 201 
Bei den meisten bekannten chirurgischen Spritzen befindet sich im Innern des 
Spritzencylinders ein Spritzenstempel, der an seinem unteren Ende einen 
Kolben mit Dichtung trägt, die zwecks besseren Gleitens und besseren Luft¬ 
abschlusses eingeölt oder sonst wie behandelt wird. 

Benutzt man eine solche Spritze z. B. zum Einspritzen von Aether, so 
wird das Oel aufgelöst und dadurch nicht nur die einzuspritzende Flüssig¬ 
keit verunreinigt, sondern auch das luftdichte Schliessen der Spritze aufge¬ 
hoben. Bei anderen Flüssigkeiten muss ihrer empfindlichen Natur wegen jede 
Berührung mit der Lederdichtung vermieden werden. 

Diesen Uebelstand soll die Bendig’sche Einrichtung dadurch beseitigen, 
dass sich, entgegengesetzt wie bei den gebräuchlichen chirurgischen Spritzen, 



Fig. 201. 


die Kolbendichtung c an der äusseren Wand des Spritzencylinders a befindet, 
wodurch dieser wie ein Spritzenkolben wirkt. Der im Innern des Pumpen¬ 
stiefels befindliche Spritzenkolben fällt also fort, während die Handhabung 
der Spritze dieselbe geblieben ist. Ferner hat man es durch eine passende 
Auswahl der Grösse des äusseren Cylinders b vollständig in der Hand, dass 
durch Aufziehen des äusseren Cylinders nur der Spritzencylinder gefüllt wird. 
d bedeutet die Verschraubung des äusseren Cylinders, durch welche das un¬ 
erwünschte Herunterziehen des äusseren an dem Spritzencylinder verhindert 
werden soll. 

R. Newman (New-York) bespricht die Mangelhaftigkeit der bisher be¬ 
nutzten elektrolytischen Acupuncturnadeln und rühmt ausserordentlich die 
neuerlichst aus der Werkstätte der Firma Tiemann & Co. hervorgehenden, 
indem sie die nachfolgenden an solche Instrumente zu stellenden Anforde- 
i ungen nach jeder Richtung erfüllen. Eine electrolytische Nadel muss nach 
N.: 1) sehr feines Kaliber besitzen, um überall eindringen zu können, ohne 
wichtige Blutgefässe zu verletzen; 2) hinlänglich stark sein, um ohne Ver¬ 
biegen durch Haut, Fascien und sonstige resistentere Gewebe durchgeführt 


Fig. 202. 


werden zu können; 3) eine sehr scharfe Spitze besitzen; 4) Die Isolirung des 
Schaftes der Nadel muss in elektrischer Beziehung eine vollkommene sein und 
eine durchwegs ganz glatte Oberfläche darstellen. Das Material der Tie- 
mann’schen Elektrolyse-Nadel besteht aus Platin-Iridium, das in neuerer Zeit 
seiner Unangreifbarkeit und stahl ahn liehen Härte wegen vielfach zu feinen 
chirurgischen Instrumenten verwendet wird. Für Fälle, welche sogar für 


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253 


dieses Material zu viel Restistonz darbieten, liess N. eine in der ganzen Länge 
gerinnte Stahlnadel mit lancettförmiger Spitze anfertigen, welche zuerst ein¬ 
gestochen wird und nachher für die Elektrolyse-Nadel als Leitrinne dienen 
muss. Die Leitrinne wird selbstverständlich herausgezogen, bevor die elek¬ 
trolytische Sti omleitung in ? s Werk gesetzt wird. 

„Neptun-Klemme“ oder verschiebbare Schlauchklemme mit drehbaren 
Klammerwalzen f. Taschen-Irrigations-Vorrichtungen u. d. g. von Dr. L. Vor¬ 
st aeder in Bialystock. Zu den im allgemeinen Gebrauche am meisten ver¬ 
breiteten medicinischen Apparaten gehören zweifellos die zu verschiedenen In- 
jectionen benutzten Vorrichtungen resp. Irrigatoren, Douchen, Clysmen etc. 
wesshalb vielfach dafür gesorgt wurde diese Apparate möglichst einfach und 
zweckmässig herzustellen. Man findet jedoch noch keine Vorrichtung, welche 
alle erforderlichen Bedingungen erfüllt; die Vorzüge finden sich in den ver¬ 
schiedensten Apparaten dieser Art nur vereinzelt. Die Aufgabe, also eine 
Irrigations-Vorrichtung hersteilen zu können, welche sämmtlichen Anfor¬ 
derungen entspricht, scheint jedoch mit der Anwendung der „Nepun-Kiemme“ 
gelöst zu sein. 

Die Neptun-Klemme besteht aus zwei gegenseitig verschiebbaren Bügeln 
a und b (Fig. 203, 204), welche an den Enden ihrer Arme, je eine drehbare 
Walze c und d tragen, und führen sich mit den Schlitzen e und f wechsel¬ 
seitig an den Enden der Walzenachsen in der Weise, dass beim Ineinander¬ 
drücken der Bügel die Walzen sich von einander entfernen d. h. die 
Klemme wird geöffnet. Die Feder g drückt beständig die Bügel aus¬ 
einander, wodurch beide Walzen gegen einander gepresst werden d. h. die 




Klemme schliesst. An den Schlitzen c des innern Bügels// (Fig. 2) sind 
Sperrlücken h und h ' angebracht, um die aus einander gespreizten Walzen 
resp. um die Klemme in geöffneter Lage, feststellen zu können 1 ). Diese Haupt- 
bestandtheile der Klemme sind zum Schutze, in einer Metallkapsel t (Fig. 203,205) 
angebracht, derer Oeffnungen k und k für den Gummischlauch dienen, welcher 
innerhalb der Kapsel, zwischen beiden drehbaren Walzen läuft. Bestimmung 

J ) Es sind jederseits zu zwei Sperrlücken angebracht, um die Walzen verschieden weit 
aus einander feststellen zu können resp. um einen grösseren oder geringeren Durchfluss zu 
erzielen, auch kann aus diesem Grunde, die Klemme, für verschieden weite Schläuche 
gebraucht werden. 


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254 


und Anwendungsweise der Neptun-Klemme. Sie dient, wie jeder ein¬ 
fache Quetsclihahn, zum Schliessen elastischer Schläuche, erfüllt jedoch da¬ 
bei noch einen ganz besonderen Zweck: die Flüssigkeit vom Behälter 
in den Schlauchheber zu saugen d. h. den Heber in Betrieb zu setzen. 



Fig. 205. 


Nachdem das kurze Ende eines Guromischlauch¬ 
hebers in das mit Flüssigkeit gefüllte Gefäss einge¬ 
hängt ist, wird die Klemme am oberen Theile des 
Schlauchhebers geschlossen und mit der einen Hand 
nach unten verschoben, wobei die Flüssigkeit vom 
Behälter in den Heber resp. Schlauch angesaugt 
wird. Durch einen geringen, etwas seitlichen Druck 
auf den gerieften Theil der Platte l (Fig. 203,204,205) 
wird die Klemme geöffnet und der Abfluss der an¬ 
gesaugten Flüssigkeit dauernd freigegeben; durch 
einen gegenseitigen Druck, auf den glatten Theil 
der Platte, wird die Sperrvorrichtung befreit und 
die Klemme schliesst. Es ist zu bemerken, dass 
auch im geöffneten Zustande, die Klemme auf den 
Schlauch einen gewissen Druck ausübt und daher an 
jeder beliebigen Stelle des Schlauches stehen bleibt 
Um nun einen vollständigen Irrigator u. d. g. 
auf die einfachste Weise herzustellen genügt ein 
beliebiger Gummischlauch mit Neptun-Klemme, wozu 
als Behälter, jedes beliebiges Gefäss dienen kann. 
Der Schlauch wird als Heber für jeden Behälter 


passen, indem man das eine Ende, der Tiefe des Gefässes entsprechend, 


länger oder kürzer, in die bogenförmige Drathspirale m (Fig. 206) durchführt, 


und ist es rathsam, einen in der Mitte durch ein 



Glasröhrchen n verbundenen Schlauch zu gebrau¬ 
chen, um denselben am Glasröhrchen mit der einen 
Hand (wie bei Fig. 206) fixiren zu können, während 
die zweite die geschlossene Klemme o nach unten 
bis zur Canüle verschiebt. 

Eine solche Heber - Irrigations - Vorrichtung 
vereinigt in sich folgende Vortheile: 

1) Die abgelassene Flüssigkeit wird gleich- 
mässig, nicht ruckweise, befördert. 

2) Der Druck der Flüssigkeit ist ein absolut 
objectiver, kann also genau abgeschätzt 
und nach Bedürfniss modificirt werden. 

3) Erfordert kein specielles Gefäss auch 
keinen speciellen Schlauch, kann also 
ohne Umstände, überall improvisirt werden. 


Fi K- 206 - 4) Jede Umständlichkeit den Schlauchheber in 

Betrieb zu setzen ist ausgeschlossen 


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255 


5) Die abgelassene Flüssigkeit kann auf die Klemme gar keinen Ein¬ 
fluss haben, während ein Hahn durch die oft ätzend wirkende Flüssigkeit, 
oder durch Ablagerung von Krystallen etc. leicht verderben würde. 

6) Die Handhabung der Klemme erfordert nur eine Hand, während 
die zweite zum Bedienen der Canüle etc. ungestört frei bleibt, was 
beim gewöhnlichen Hahne nicht der Fall ist. 

7) Die Neptun-Klemme kann auch während des Gebrauchs des Irriga¬ 
tors — offen oder zu — auf die bequemste Stelle des Schlauches, 
momentan verschoben oder fixirt werden; diese wesentliche Be¬ 
quemlichkeit ist beim Hahn nicht vorhanden. 

8) Die Construction einer solchen Vorrichtung ist möglichst einfach, 
resp. dem Verderben am wenigsten ausgesetzt. 

9) Der Heber-Irrigator resp. der Gummischlauchheber mit Neptun-Klemme 
ist möglichst tragbar, indem jeder vorräthige Behälter ganz 
überflüssig wird, und kann deshalb als wirkliche Taschen-Irriga- 
tions-Vorrichtung betrachtet werden, was in vielen Fällen als 
für Reisen, Militär, auch für Aerzte etc. seine Bedeutung hat. 

Die Neptun-Klemme kann selbstverständlich, für jede Art Gummi¬ 
schläuche und zu chemischen und technischen Zwecken, auch als einfacher 
Quetschhahn, mit Vortheil dienen. 

Die Fabrikation der „Neptun-Klemme“, hat die Firma Heidt u. Wien, 
Fabrik Chirurg. Instrumente zu Königsberg in Pr. übernommen. 

D. G. Baer, Assistenzarzt des Zürcher Kantonspitals, beschreibt in seiner 
Inaug.-Dissertation eine Modification des 0. Dwyerschen Intubationsbestecks, 
bei welcher die in der dortigen Klinik gemachten Erfahrungen an letztem 
angebracht werden. Sie bezwecken, dem Operierenden ein Instrument in die 
Hände zu geben, das nicht nur auf grosse Solidität und Sicherheit beim Gebrauch 
Anspruch erheben darf, sondern das auch, allen Anforderungen der Aseptik 
entsprechend, äusserst leicht und gründlich gereinigt werden kann. 

Das Etui ist aus Neusilberblech hergestellt und kann mittelst des aus 
hebbaren Trägers für die Instrumente jeden Augenblick bereit gemacht und 
so zur Desinfektion der Instrumente benützt werden. Anderseits kann das 
Besteck in toto in den Sterilisierapparat gebracht werden, ohne irgend wel¬ 
chen Schaden zu nehmen. 

Die Tuben sind den Originalmodellen O’Dwyer’s genau nachgebildet und 
zeichnen sich durch peinliche Vermeidung aller scharfen Kanten aus. *) 

Die Mandrins des O’Dwyer'schen Originalmodells zeigen darin eine grosse 
Unvollkommenheit, dass dieselben in den Tuben, namentlich in den grös- 


*) Ueber eine besondere Form von Tuben, die zur Vermeidung des Verschluckens con- 
strairt und im Kinderspital erprobt wurden, wird im Verlaufe des Sommers eine Publication 
erscheinen. Wir können hier vorläufig nur mittheilen, dass dieselben sich ganz gut be¬ 
währt haben. 


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seren, stark hin und her wackeln; ferner überdrehen sich die Schraubenge¬ 
winde, auch die aus besten Stahl gearbeiteten und aufs sorgfältigste ge¬ 
schnittenen, nach kurzer Zeit so, dass die Tuben zur Einführung nicht mehr 



Kig. -!u7 


richtig gestellt werden können. Dadurch entsteht nicht nur eine Erhöhung 
der Schwierigkeiten für den Intubierenden, sondern eventuell auch Schaden 


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durch Verletzung der Stimmbänder des Kranken. Um diese Uebelstände zu 
vermeiden, werden die Mandrins, wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, aus 



Fig. 208. 


einem continuirlichem Stück Metall gearbeitet und an die Tuben ge¬ 
nau angepasst, so dass die letztem in keiner Weise während des Intubieren 


20 


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258 


ihre Lage ändern können. Am Neigungswinkel sind die Mandrins so ansge¬ 
glüht, das mit stärkerem Drucke der Neigungsgrad eventuell abgeändert 
werden kann. Da einmal im Kinderspital beim Intubieren mit dem amerika¬ 
nischen Instrumentarium (Tiemann), der Mandrin am Kniegelenk abbrach, ist 
bei unsern Mandrins das Kniegelenk extra verdickt und sehr solide ver¬ 
nietet worden. 

Der Intubator ist in eine leicht zn reinigende Form gebracht, der 
Extubator mit Stellfeder versehen und so das Abgleiten der Tuben bei, 
der Extraction verunmöglicht. 

Die Mundsperre O’Dwyer’s hat sich in ihrer ursprünglichen Form als 
sehr praktisch bewährt. Sie wurde vielerseits wieder beseitigt, es hat dies je¬ 
doch nur darin seinen Grund, dass die Zahnplatten bei den Nachahmungen 
nicht parallel zur Instrumenten-Axe liegen, was bewirkt, dass die Hebelarme 
vom Gesichte des Patienten abstehen, so dass das Instrument nur schwer 
und unbequem zu halten ist. Bei richtiger Ausführung der Mundsperre liegen 
die Hebelarme der Wange des Patienten an und können von derselben Per¬ 
son, die den Kopf hält, fixirt werden. 

Am ganzen Instrumentarium sind scharfe Ecken und Kanten sorgfältig 
vermieden, so dass mit demselben keinerlei, Verletzungen gemacht werden 
können. Wir heben dies ganz besonders für das untere Tubenende hervor. 

Die Bezeichnung des Alters ist in arabischen Cliiffern sowohl auf Man¬ 
drins wie Tuben angebracht und desshalb der Masstab fortgelassen. 

Die Construktion und Ausführung des Instrumentariums hat die Firma 
Hanhart u. Ziegler, Löwenstrasse 47, Zürich, übernommen. Die letztere 
garantirt unter Berücksichtigung obiger Angaben für exacteste Ausführung. 


Bucklin (New-York construirt eine neue Universalschlinge für die Re¬ 
spirationsatrien (Nase, Bachen und Kehlkopf), deren Mechanismus dahin zielt, 
die Tumoren sowohl durch graduelles Zuschnüren der Schlinge, als mittelst 
raschen Durchschneidens abtragen zu können. 

Zu diesem Zwecke ist die Schlinge an einem soliden Stilet befestigt, das 
sowohl mittelst einer kraftvollen Sperrklinge, als mit einem Zahnstangen¬ 
mechanismus sich iu Verbindung bringen lässt. Den letztem wird man na¬ 
mentlich in jenen Fällen verwenden, wo Hämorrhagie zu befürchten ist. Je 
nach der Localität der Operation ist die Form der Canüleneinsätze eine gerade 
oder gekrümmte, erstere für Operationen per vias nasales, letztere für solche 
im pharynx und larynx. 

Das Instrument leistet auch alle Dienste des Störck’schen Drahtecraseurs 
und dient in manchen Fällen auch zur Entfernung von im Kehlkopf oder 
dessen Nähe sitzenden Fremdkörpern. Hat man dasselbe verlässlich zuge¬ 
richtet und ist der Spielraum der Sperrklinke auf 1 / 32 Zoll eingestellt, so ist 
man sicher, damit jeden Tumor abtragen zu können, der überhaupt von der 
Schlinge gefasst wird. 

Wie das Instrument mit der Schlinge armirt werden soll, lässt sich aus 
der Abbildung ungefähr errathen. Die Beschreibung, die B. davon giebt, 


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macht indessen die Sache nicht deutlicher, wesshalb wir auf deren Reproduction 
verzichten müssen. 



Fig. 209. 


Das allem Anschein nach sehr zweckentsprechende Instrument wird von 
der Firma Hazard, Hazard & Co. in New-York angefertigt. 

N.-Y. med Record. July 4. 1891. 

Instrument zur inneren Nasenmassage nach Dr. Lahmann auf Sanato¬ 
rium „Weisser Hirsch“ bei Dresden. Dieses kleine Instrument, von Carl 
Wendschuch, Dresden, Trompeterstrasse 18, im Aufträge L.’s besteht, wie 
aus der Abbildung ersichtlich ist, aus einem mit Hohlriefen versehenen Metall¬ 
heft, an dessen oberen Ende ein Doppelscharnier angebracht ist, in dessen 
einem Gelenkpunkt eine vernickelte Kupfersonde von beliebiger Knopfstärke 
(in der Regel No. 6 der Charierschen Filliere), mittelst einer kleinen Schraube 
beweglich, eingeschaltet ist. 

Mit dem angelötheten stählernen Schafte ebenerwähnten Kupfersonde 
steht wiederum ein kleiner Hebel, welcher seinen Stützpunkt auf den zweiten 
am Handgriffe befindlichen Scharnier hat, in correspondirender Verbindung. 

Drückt man nun mit dem Daumen der das Instrument haltenden rechten 
Hand den eben erwähnten Hebel, so wird die eigentliche Massirsonde in 



Fig. 210. 


Schwingungen versetzt und man kann je nachdem man in raschen oder lang¬ 
samen Tempo den kleinen Hebel niederdrückt, die Massirsonde in langsamere 
oder raschere Intervalle (Schwingungen) versetzen. 

Die Sonde hat von ihrem Gelenkpunkt aus gerechnet, eine Länge von 

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260 


12 l / g cm. und ist das Instrument derartig eingerichtet, dass man Sonden von 
beliebiger Knopfdicke durch einen einzigen Handgriff aus- und einschalten kann. 

Der Preis des (ges. geschützten) Instruments beträgt einschliesslich einer 
Sonde 12 Mark. 

Näheres über die innere Nasenmassage, die Anwendungsweise obigen 
Instrumentes und die damit erzielten Heilerfolge, in No. 38 und 39 der 
Allgem. med. Centralzeitung. 

A. Braz, Instrumentenmacher in Graz beschäftigt sich viel mit Ver¬ 
besserungen der allgemeinen chirurgischen Intrumentariums und bringt fol¬ 
gendes in den Handel: 

1) Ein Instrumentarium für Amputation, Resection, Herniotomie, Tracheo¬ 
tomie etc. überhaupt urgente Operationen. Dasselbe misst 25—15 cm in der 
Fläche bei 5 1 /., cm Höhe und ist mit zwei Einsätzen versehen, in welche 



Fig. 211. 


die Instrumente eingepasst sind. Die metallene Cassette selbst besteht aus 
zwei ineinander geschachtelten Behältern, deren innerer zum Einlegen der In¬ 
strumente in desinflcirende Lösungen, deren äusserer, um 2 cm höhere, zum 
Auskochen der Instrumente dient. An den Kanten der untern Fläche dieses 
äussern Behälters, bezw. der Cassette befinden sich Metall Schlaufen, welche 
auf 4 Füsschen gestellt werden, so dass unter die Cassette eine von Br. eigens 
zu diesem Zwecke construirte, zusammenlegbare Spirituslampe gebracht 
werden kann. 

Ausser den 36 Instrumenten, den 4 Füsschen und der Lampe, welche 
sämmtlich im allgemeinen Behälter untergebracht sind, ist darin noch Raum 
übrig für die nöthigsten Verbandsstoffe, Watte, Binden etc. 

Für dieses patentirte Instrumentarium erhielt Br. an der „Exposition du 


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261 


Travail.“ in Paris (1891) einen I. Preis. Unter den dariu befindlichen Instru¬ 
menten sind als Novitäten hervorzuheben: 

2) Ein Wundhaken mit abnehmbaren Griff, der für mehrere scharfe oder 
stumpfe Haken zu verwenden ist, die ihrerseits so construirt sind, dass man 



Fig. 212. Fig. 213. 

aus einem einfachen einen Doppel- oder dreizinkigen Haken machen kann, 
dessen Zinken sich mittelst abnehmbarer Zwinge in beliebige Breite spreizen 
lassen. 

3) Eine Amputationssäge in deren Griff sich Phalangen-, Stich- und 
Blatt-Sägen mit Leichtigkeit einsetzen lassen. Derselbe Verschluss ist auch 
an Amputations- und Resections-lnstrumenten angebracht. Nur vermöge dieser 



Fig. 214. 


Construction war es möglich, das oben beschriebene Instrumentarium in so 
compendiöser und leicht transportabler Form einzurichten. 


4) Ausserdem giebt Br. noch die hiernach abgebildete Vereinfachung seiner 
früher in dieser Ztsch. beschriebenen Taschen-Instrumente zum Besten und 



Fig. 215. 



Fig. 216. 


vermehrt hiermit wieder die bald nicht mehr zählbaren Constructionsexemplare 
dieser Kategorie 


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262 


Von Warbasse (Brooklyn) wird ein neuer Nadelhalter, der für Hage- 
dorn’sche, wie für alle anderen Nadeln dienen soll, angegeben. Construction 
aus Fig. 217 ersichtlich. Der Unterkiefer der Zange zeigt einen Vorsprung, 
der in eine am Oberkiefer befindliche Nuth sich einlegt. W. meint, dass hier¬ 
durch gleichsam zwei Abtheilungen am Biss entstehen, deren obere für das 



Fig. 217. 


Nähen in resistenten Geweben, die untere zu feinerer Arbeit geeignet sein 
soll. Auch soll jede Nadel, sowohl senkrecht, als parallel zur Längsaxe des 
Nadelhaiters gefasst werden können. Die Richtigkeit seiner Angabe lässt sich 
indessen aus der Anschauung der Figur nicht beurtheilen. 

N.-Y. med. Journ. May 9. 1891. 

Einen sehr praktischen Behälter für Verbandwatte giebt Wendell Phi¬ 
lipps (New-York) zum Besten. Wie aus Fig. 218 und 219 ersichtlich, wird 



Fig. 218. 

die in demselben gebrachte Baumwolle, welches auch ihre Menge sei, durch 
eine starke auf dem abnehmbaren Boden angebrachte Feder gegen die gitter¬ 
förmige Decke des Behälters gedrückt, so dass man die erforderliche Watte- 


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263 


menge stets an der Oberfläche abzupfen kann, ohne je in den Behälter hin¬ 
einlangen zn müssen. Auch giebt der Boden dem Behälter hinlängliche 
Stabilität, um ihn nicht mit der linken Hand halten zu müssen, wäh- 



Fig. 219. 


rend mau mit der rechten die Wolle benutzt. Der Behälter ist mit dem 
Boden durch Bajonettverschluss vereinigt und kann daher äusserst leicht 
von letzterem abgenommen und wieder mit Watte gefüllt werden. Dieser 
Behälter wird von der C. W. Ford surgical instrument Co. in New-York 
angefertigt. 

H. Higgins benutzt eine neue krumme Nadel zur Radicalkur der Hernien. 

Der Winkel wird in den Kanal eingeführt, die Spitze durch eine Seite des 



Rings durchgeführt und dann eingefädelt, sodann zurückgezogen und einge¬ 
fädelt durch die andere Seite geführt. Die Nähte sollen erst geknüpft werden, 
nachdem alle Fäden angelegt sind. Auch zur Nahtanlegung bei Colotomie 
fand H. das Instrument nützlich. Brit. med. joum. Oct. 17. 1891. 


Sehr. 


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264 


Das Urethral-Speculum von Tilden Brown, Fig. 221 und 222, Modifi- 
cation eines frühem desselben Erfinders (vergl. Jahrg. 1889 dieser Ztschr.) 



Fig. 221. Fig. 222. 


und das Urethral-Endoskop von G. Alexander, Professor am Bellevue- 
Hospital med. College in New-York Fig. 223 sind ohne weiteres aus Fig. ver- 



Fig. 223. 


stündlich. T. Brown hat seinem Speculum noch eine hier nicht abgebildete 
Vorrichtung beigefügt, welche, in nämlicher Weise wie die A.’sche Vorrichtung 
die Beleuchtung des Untersuchungsobjects mit Glühlicht ermöglicht. 

Rand (Chirurg am St. John’s Hospital-Brooklyn) niodificirt das bekannte 
Otis’sche Urethrotom in der Weise, dass er den Schaft der Führungssonde in 
einer „Schulter“ endigen lässt, in welcher die Messerklinge geborgen wird. 





Fig- 224. 


Der dilatirende Mechanismus soll nach R. bei diesem Instrument nicht 
zur Erweiterung der Strictur, bevor der Schnitt vollzogen wird, sondern nur 
soweit benutzt werden, dass die Strictur das Kaliber der hindurchgeführten 
Schulter behält. Med. Record. Sept. 12. 1891. 


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265 


Fl uh rer’s (Chirurg am Bellevue u. Mt. Sinai Hospital, Ne w-York) neues 
Urethrotom besteht aus zwei Hauptbestandtheilen, einer 10 Zoll langen ka- 
theterförmigen Urethralsonde mit schwacher Krümmung und dem von ihr ge¬ 
borgenen, den Schnitt vollziehenden Mechanismus. 

Erstere ist in Fig. 225 im Längsdurchschnitt in d, im Querdurchschnitt 
e dargestellt, und zeigt somit eine im Innern des Katheters im grössten Theil 
ihrer Länge kreisförmig ausgerundete Rinne, welche vom proximalen Ende 



Fig. 225. 


des Katheters hinweg 8 Zoll weit gegen das distale Ende hin sich erstreckt. 
An dem ausgehöhlten Boden der Rinne, der am Ende derselben mit abge¬ 
rundeten Winkel schräg nach der Oberfläche aufsteigt, sind behufs leichter 
Reinigung alle Winkel vermieden. Die obere Fläche des Katheters ist et¬ 
was abgeflacht, um die Schärfe der Ränder der Rinne zu mildern, ohne sie 
abzurunden. Der Lichtung dieser Rinne genau entsprechend ist der bei c 
dargestellte sog. Obturator gebildet, mit welchem versehen, der Katheter vor 
der Operation ein- und durch die Strictur hindurchgeführt wird. 

Nachdem der Obturator wieder herausgezogen worden, wird der zweite 
Hauptbestandtheil, der wie bei anderen Instrumenten dieser Art, aus einer 
Berge-Klinge und einer Schnitt-Klinge besteht eingeführt. Erstere dient nicht 
nur der letztem als Führung, sondern wird auch als sog. Detector benützt, 
um die Operationsstelle genau zu localisiren. Da beide Klingen unabhängig von 
einander mittelst der aus Fig « ersichtlichen Schrauben vorgeschoben und aus der 
cachirenden Rinne emporgehoben werden können und der Schaft der Berge- 
Klinge eine Scala trägt, so ist leicht ersichtlich, dass sowohl das proximale 






Fig. 226. 


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als das distale Ende einer Strictur von messbarer Länge genau bestimmt 
werden kann, sofern das Durchführen des Instruments durch dieselbe, über¬ 
haupt möglich ist. Beide Schrauben führen eine dreigängige Schraubenspindel. 
Hierdurch wird der Vortheil erzielt, das ein einziger Umgang der Schraube, 


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266 


nach welchem ohnedies deren Bewegung durch einen Stift sistirt wird, beide 
Klingen soweit zu erheben vermag, dass der diagnostische, bezw. operative 
Zweck derselben erreicht wird. 

Für Stricturen von kleinerem Kaliber benutzt Fl. eine in Construction 
und Manipulation einfachere, in Fig. 226 abgebildete Modification des vorigen. 
Das Instrument wird hier über einer Gouley’schen Walfischbougie eingeführt 
und besitzt daher an seiner Krümmung den zur Durchführung derselben er¬ 
forderlichen Kanal. 

Die äussert delicate Anfertigung und Construction des Fluhrer’schen 
Instruments wurde von Herrn Julius Pfarre, dirigirendem Constructeur der 
Firma Tiemann & Co. in gewohnter ausgezeichneter Weise durchgeführt. 


Zahnklammer für zu plombirende Zähne von Albin Lehnhardtson in 
Stockholm. (D. R.-P. 61470.) Die wesentlichen Zwecke und Vortheile 
dieser Neuerungen bestehen darin, dass durch eine zweitheilige und federnde 
Matrize (Formzange) der einzudrückenden Füllung 
(Plombe) die natürliche Zahnform gegeben werden 
kann, ohne dass hierdurch unbetheiligte Stellen ver¬ 
schmiert werden. Ferner wird durch diese Anordnung 
beabsichtigt und auch erreicht, dass das Verfahren des 
Füllens (Plombirens) schneller von Statten geht und 
die Plombe überhaupt viel fester bezw. dauerhafter 
wird, weil die Wandungen der Pressbacken (Matrize) 
beim Eindrücken der Füllung diese seitlich festhalten und hierduch die 
eingedrückte Masse bedeutend dichter wird, als es vordem der Fall sein 
konnte. 

Eine ösen- oder bügelförmig gebogene federnde Klammer k, deren Enden 
zu der Umbiegung rechtwinklig und flach verlaufen, hat nach den inneren 
Seiten auf jedem dieser beiden Enden eine Pressbacke (halbe Matrize), welche 
auf der einen schmalen Endseite (entweder nach innen oder nach aussen) 
offen ist, d. h. deren Enden nicht Zusammenkommen. Auf der geschlossenen 
Endseite der Matrize, welche also der offenen Seite gegenüber liegt, greifen 
die federnden Enden der Pressbacken, dicht zusammenliegend, einige Milli¬ 
meterbreit über einander. Die Pressbacken sind aus sehr dünnem und federndem 
Metall hergestellt; dieselben stehen zu den waagrechten Schenkeln von k 
senkrecht. Die Stellungen der geschlossenen Endseite der Matrize mm 1 
zum Bügel oder zur Klammer k, richten sich nach den jeweiligen Bedürf¬ 
nissen. Die geschlossene Seite der Matrize wird aber auf die kranke Seite a 
des Zahnes gebracht. Auch wird sich die Lage der geschlossenen oder 
offenen Endseite der Formzange (Matrize) mm 1 zum Bügel oder zur Klammer 
k nach der Lage des Zahnes richten, ob derselbe im rechten oder linken Kie¬ 
fer sitzt. 

Soll z. B. ein Zahn * mit einer Füllung versehen werden, so wird mittelst 
einer geeigneten Zange die Klammer k oder Matrize mm 1 aus einander ge- 

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Fig. 227. 



267 


zogen und die letztere über den Zahn z, gebracht und hiernach der Zahn 
gefüllt. 

Rückenverschluss für Doppel-Bruchbänder von Franz Bingler in Lud¬ 
wigshafen a. Rh. (D. R.-P. 61349.) Die Federn der beiden Peloten a 
und b sind auf dem Rücken in eine bogenförmige, den Bruchbandfedern ent¬ 



sprechend flache Stahlblechhülse c geführt, an deren beiden Enden je ein 
federndes Sicherheitsstützpolster d angebracht ist, welche veranlassen, die 
Stahlblechhülse c vom Rückgrat freizulegen, bei jeder Bewegung das Bruch¬ 
band in ruhiger sicherer Lage zu erhalten und dadurch Rückenschmerzen 
und Wundreibungen zu verhüten. 



Ebenso wird hierdurch eine entsprechende Lüftung am Rücken des 
Körpers erzielt, was von grossem Vortheil ist, da der ganze Rückenverschluss 
freiliegt. Bei allen bisher bekannten Bruchbändern war dies nicht der Fall. 
Die Feststellung der beiden Bruchbandfedern in ihrer gegenseitigen Lage 
bezw. Verlängerung und Verkürzung des Doppel-Bruchbandes geschieht durch 
zwei Riemen e und f mit Haken und Oesen besetzt. Der Haken ist so ge¬ 
formt, dass nur die. Hand denselben lösen kann, also eine jede unfreiwillige 
Aushakung nicht Vorkommen kann. Selbstredend kann statt dieses Haken¬ 
verschlusses irgend ein beliebiger anderer in Anwendung kommen. Die 
Federn werden dem Körperumfang entsprechend aus der Stahlblechhülse c 
ausgezogen oder eingeschoben und hierauf der Haken in die entsprechende 
Oese eingehängt. 

Das Sicherheitsstützpolster d kann ebenso auch bei einseitigen Bruch¬ 
bändern angeordnet werden. 


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268 


Krücke von HansTreuleben inBabenhausen(Bayern). (D.R.-P.61103.) 
Die Vorrichtung soll gelenkkranken Personen das Gehen ermöglichen bezw. 
in der Weise erleichtern, dass der Kranke unter möglichst geringen Schmerzen 
gehen kann. Ihre Aufgabe geht aber insofern noch weiter, 
als sie minder schwer Erkrankte allmälig wieder an das 
selbständige Gehen gewöhnen soll, indem der Kranke bei 
Anwendung derselben den Fuss langsam wieder gebrauchen 
lernt. 

Sie besteht aus einer krückenartigen Stütze, die aus 
zwei durch einen senkrechten Bolzen gegen einander be¬ 
weglichen Theilen gebildet wird und eine schwingende Auf¬ 
lageplatte für den Fuss besitzt. Der erkrankte Fuss ist 
demnach gegen die Stütze oder auch umgekehrt die Stütze 
gegen den Fuss in zwei zu einander senkrechten Ebenen 
innerhalb gewisser Grenzen frei beweglich, und es kann 
deshalb die Bewegung der Stütze beim Gehen auf den Fuss 
nicht schmerzend einwirken; andererseits kann aber der 
Kranke die Fusspitze beim Gehen mit benutzen, um so den 
Fuss durch Uebung allmälig wieder zu stärken und bei 
Besserung seines Zustandes zum Gehen wieder tauglich 
zu machen. 

Die zur Unterstützung des Körpers und zum Tragen 
des kranken Fusses dienende Stütze besteht demnach aus 
zwei Theilen: einem längeren oberen A und einem kurzen 
unteren B. Beide Theile sind mit angebogenen Knaggen 
a und b versehen, durch welche der Bolzen c hindurchgeht. 
A kann deshalb gegen B frei gedreht werden. Um eine 
Verstellung der Länge der Stütze zu ermöglichen, ist A aus 
zwei gegen einander verschiebbaren Schienen a 1 und a- zu¬ 
sammengesetzt. Die Einstellung beider Theile gegen ein¬ 
ander erfolgt durch Schrauben d, welche sich entweder in Schlitzen des einen 
Theiles a 1 führen oder bei Verstellung herausgenommen und durch ein 
anderes Loch in a l hindurchgesteckt werden, e ist ein Auflagepolster für 
die Achsel, f pin Griff für die Hand, welcher zweckmässig ebenfalls verstell¬ 
bar ist. 

In dem unteren bügelförmigen Theil B ist um einen waagrechten Bol¬ 
zen g l schwingend die Auflageplatte g für den Fuss gelagert. Um dem Fuss 
einen sicheren Halt zu geben, ist es zweckmässig, die Platte g mit einer 
Sohlplatte h auszurüsten und diese mit der Sohle eines Schuhes fest zu ver¬ 
binden oder an derselben Ansätze oder dergleichen anzubringen, gegen welche 
sich die Schuhsohle stützen kann. Der waagrechte Steg B l wird zweck¬ 
mässig mit elastischem Stoff belegt, um das Ausgleiten zu verhindern und 
ein geräuschloses Gehen mit der Vorrichtung zu ermöglichen. 

Beim Gebrauch kann der Körper, mit ihm der Theil A beliebig gedreht 
und gewendet werden, ohne den kranken Fuss in eine gezwungene Stellung 
zu bringen. 



Fig. 230. 


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2C9 


Vorrichtung zum Erleichtern des Gehens, Laufens und Springens von 

Nicolaus Yagn in St. Petersburg (Russland). (D. R.-P. 61661.) Die Vor¬ 
richtung besteht aus zwei senkrechten Stangen A, deren obere Enden in Füh¬ 


rungen a gleiten, welche mittels eines Riemens 
oder Bandes 13 an dem Bein unterhalb des Knies 
befestigt sind. Die unteren Enden der Stangen A 
haben kugelförmige Zapfen b erhalten, welche in 
entsprechenden Lagern eines aus Holz oder einem 
anderen geeigneten Stoff hergestellten Schuhes C 
ruhen. Die untere Fläche des letzteren ist ab¬ 
gerundet und mit Kupfer, Kautschuk oder 
Eisenblech bedeckt. 

Jede der Stangen A trägt ein festes Quer- 
stück D, an welchem einer Anzahl von Schrauben¬ 
federn E befestigt sind, deren unteren Enden 
an einer Metallplatte 0 angebracht sind, die 
dem Fuss eine Stütze gewährt und zum Ver¬ 
hindern des Verschiebens desselben an dem 
Zehen- und Fersenende mit kupfernen Bändern g 
und g l versehen ist. 

Die Platte O wird längs der Stangen A 
mittelst zweier Ringe h geführt, welche einen 
Theil eines an der Platte O durch Klammern k 
oder in anderer Weise befestigten Achse bilden. 
Um das Verschieben der Platte 0 längs der 
Stangen A zu begrenzen, ist dieselbe mit dem 
festen Schuh C durch Schnüre oder dergleichen 
verbunden. 

Da während des Gehens oder Laufens das 



Körpergewicht abwechselnd auf dem einen oder 231 . 

anderen Beine ruht, so unterstützt die Spannung 

der Federn E , welche während des Falles des Körpers lebendige Kraft auf¬ 
sammeln, den Körper bei jeder Hebung, wobei sie auf diese Weise bewirken, 
dass derselbe bei jedem Schritt um eine beträchtlichere Entfernung als bei 
dem gewöhnlichen Gang vorzurücken vermag. 


Vom Büchertisch. 


Der jüngst zur Ausgabe gelangte II. Band des Brockhaus-Conversations- 

Lexicons bekräftigt in vollem Masse unsere bereits dem I. Bande gewidmete 
Empfehlung für medicinische, und die zur Medicin in Beziehung stehenden 
Leserkreise. U. A. schmücken denselben zwei speciell den Mediciner interes- 
sirende trefflich ausgeführte Farbentafeln, die eine den anatomischen Bau des 
Auges, die andere die Bänder sämmtlicher Gelenke darstellend. Der Techniker 
wird sich für die durch Holzschnitte erläuterten Artikel: „Audiometer“, „Augen¬ 
spiegel“ und „Beleuchtungsapparate“ interessiren. Dieser letztere Artikel 


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270 


freilich ist dürftiger, als wir erwarteten, ausgefallen. Namentlich hätte hier 
der Fortschritte gedacht werdeu sollen, welche die hierher gehörigen Appa¬ 
rate gemacht haben, seit Nitze die Leiter’schen Abkühlungskanäle in zweck¬ 
mässiger Weise zu beseitigen verstanden hat. G. B. 

Boriohti|pu n j?. 

Firma H. Walb in Heidelberg macht uns darauf aufmerksam, dass 
die auf pag. 216 abgebildete Kneifscheere für Adenome die genaue Nachbil¬ 
dung ist der von Prof. Jurasz schon vor 5 Jahren angegebenen und von obgen. 
Firma bereits in mehr als 400 Exemplaren fabricirten Adenomzange ist. 
Auch dem bekannten Michael’schen Instrument ist dieselbe sehr ähnlich und 
unterscheidet sich von ihr nur durch die Fensterung der Bisse. 

Nnohtrinf -von pag. ISS. 

Amerikanische Patente. 

5. Januar. 

466449. Bettgeschirr. — Lydia Stockwell; Atchison, Eans. 

466462. Handstück für zahnärztliche Maschinen. — J. F. Hammond; New-York. 

466517. Bruchband. — G. S. Ross; Rochester, Mich. 

466524. Verfahren zur Aufbewahrung von Leichen. — Graham H. HamrickPhilippi W. Va. 
466531. Hörrohr. — Fr. W. Aschendorf; Wiesbaden. 

466587. Spritze. — V. C. Vantwoud; Brooklyn, N.-Y. 

466621. Aerztlicher Operationstisch. — Grant B. Nichols; Wapakoneta, Ohio. 

466686. Elektrometer. — Ch. K. Huguet; New-Orleans. 

466718. Inhaler. — Roland E. Woodward; Chicago. 

12. Januar. 

466961. Plombir-Hammer. — Ch. P. Gray; Madisonville, Ohio. 

466978. Zerstäuber. — J. G. Garland; Biddeford, Me. 

467017. Krankenbett. — C. Olsen; Long Island City, N.-Y. 

467075. Elektrischer Thermokauter. — A. E. Appleyard; Boston. 

467078. Rheostat. — Fr. O. Black well; Boston. 

. 19. Januar. 

467187. Chirurgisches Instrument (Cüretto). — Aug. Mc Shane; New-Orleans. 

467255. Flüssigkeits-Rheostat. — Herrn. Lemp; Lynn, Mass. 

467398. Rheostat. — Ch. Willms; Baltimore. 

467479. Operationsstuhl. — J. H. Doyla; Goinesville, Fla. 

25. Januar. 

467552. Bruchband. — Ch. Cluthe; Toronto, Canada. 

467599. Spritzendes Suppositorium. — Roland Abundi, Th. Ellis jr. & Jos. P. Sacket t; 
Kansas-City, Mo. 

467630. Pincette für mikroskopische Objecte. — R. E. Roland; Decatur, 111. 

467675. Krücke. — J. Mc Grain; Cleveland, Ohio. 

467738. Applications-Elektrode f. zahnärztliche Zwecke. — W.P. Horton jr.; Cie vel and Ohio. 
467798. Zahnbohrer. — D. Genese; Baltimore. 

463409. Apparat zum Verhüten von Irrthümern beim Dispensiren von Arzeneien. — E. P. 
Roberts; Cleveland, Ohio. 


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271 


Specielle Krankenpflege, 

Redacteur: Dr. C. Heimann. 


Kurze Notizen zur Leichen-Bestattungs-Frage. 

Von Ferdinand Pritzel, prakt. Arzt. 


Zu allen Zeiten und bei allen Völkern bat die Frage der Leiehenbe¬ 
stattung ein grosse Rolle gespielt, und je nach der Verschiedenheit ihrer 
religiösen Anschauungen sehen wir die einen die Leiber ihrer Verstorbenen 
verbrennen, wie es die Jnder schon seit Jahrtausenden bis auf den heutigen 
Tag thun; andere wieder, so die alten Aegypter, wussten ihre Todten mit Hülfe 
von Harzen derartig zu conserviren, dass ihre Mumien uns jetzt noch in 
ihrer vollen Ursprünglichkeit vor Augen treten, andere Völker wieder haben 
ihre Todten von jeher beerdigt; manche Völker, wie die Griechen, zeigen 
einen Wechsel in der Art ihrer Leichenbestattung, indem sie von ihrer ur¬ 
sprünglichen Sitte der Beerdigung ab und mit dem Fortschreiten ihrer Cultur 
zur Verbrennung übergingen. 

Derselbe Prozess scheint sich zur Zeit auch bei nnsern modernen Cultur- 
völkern vollziehen zu wollen, wenn auch nicht schnell und plötzlich, so doch 
allmählich und in absehbarer Zeit. Denn wie sehr man sich auch von mancher 
Seite dagegen sträuben mag, der rapide Fortschritt unserer Cultur, das un¬ 
geheuerliche Anwachsen unserer Städte zwingt uns von Jahr zu Jahr mehr, 
der praktischen Lösung dieser Frage näher zu treten. Lässt sich doch in 
der allernächsten Nähe unserer grösseren Städte kaum trotz des grössten 
Kostenaufwandes zur Zeit das zur Anlage von Friedhöfen nötige Areal auf¬ 
treiben ; dabei sind selbst die grössten Beerdigungsplätze durch die jährlich 
zunehmende Mortalitätsziffer — ich meine natürlich die absolute, hervorge¬ 
rufen durch das colossale Wachsthiun der Bevölkerungszahl — in kürzester 
Frist bald derartig überfüllt, dass neue Anlagen erforderlich werden, die 
naturgemäss immer weiter vom Weichbilde der Städte abrücken müssen. Die 
Wege nach den Begräbnissplätzen stellen jetzt schon in Städten mittlerer 
Grösse förmliche Tagereisen vor, während gar in den grossen Metropolen, wie 
in London und Paris dieselben so fern abliegen, dass sie nur mit der Eisen¬ 
bahn in längerer Fahrt erreichbar sind. Dass unter solchen Verhältnissen 
die Beförderung der Leichen und deren Begleitung für viele Angehörige zu 
kostspielig wird, liegt auf der Hand. Diesem Uebelstand würde die Feuer¬ 
bestattung mit einem Male ein Ende machen. 

Abgesehen hiervon ist der Feuerbestattung auch von sanitär-hygienischem 
Standpunkte entschieden der Vorzug zu geben. Allerdings ist man jetzt 
weniger wie früher geneigt, die Friedhöfe für eine Gefahr der in ihrer Nähe 
befindlichen menschlichen Wohnungen und der benachbarten Brunnen anzusehen, 
da nach den neueren Untersuchungen, die man an Boden, Luft und Wasser an¬ 
gestellt hat, ein Vergiften dieser unmöglich erscheint, allerdings, was nicht 
ausser Acht gelassen werden muss, wenn die Beerdigungsplätze allen An- 


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272 


forderungen entsprechen; genügen sie denselben nicht oder doch nur theilweise, 
so werden sich auch mehr oder weniger Uebelstände, selbst Gefahren, einstellen. 
So können leicht durch die Verwesungsprodukte Verunreinigungen des Grund¬ 
wassers erfolgen, wenn das Grundwasser einen zu niedrigen Abstand von der 
Bodenoberfläche hat; ebenso können in Lehmboden mit eingesprengten Sand¬ 
adern Verwesungsprodukte in grösserer Menge leicht benachbarten Brunnen 
zugeführt werden. Besonders beim Auftreten von Infektionskrankheiten ist 
in solchem Falle bei nicht allseitig genügender Anlage der Friedhöfe die 
Gefahr eine grosse, abgesehen ganz davon, dass bei dieser Art von Krank¬ 
heiten ein Transport auf weitere Entfernung ein sehr missliches Ding ist Alle 
diese Gefahren werden durch allgemeine Einführung der Feuerbestattung ver¬ 
mieden, ebenso wie auch durch das Eingehen der Friedhöfe ein Areal gewonnen 
werden dürfte, das eine bessere Verwendung finden würden 

Soweit die allgemein anerkannten Vorzüge und Vortheile der Verbrennung 
vor der Beerdigung. 

Von den Gegnern der Leichenverbrennung wird vor Allem gegen dieselbe 
der Einwurf erhoben, dass es hierbei vollständig unmöglich sei, etwaigen 
verbrecherischen Handlungen noch nachträglich auf die Spur zu kommen; 
denn bei Vergiftungen sei es noch nach Jahren öfters gelungen, in Leichen- 
theilen Spuren von Gift bequem auf chemischem Wege nachzuweisen. 

Unbedingtes Postulat bei Einführung der Feuerbestattung ist naturgemäss 
die Einführung obligatorischer Leichenschau resp. Leichenobduktion. Dabei 
wird es von vorn herein in den meisten Fällen möglich sein, eine gewaltsame 
Todesursache sofort an der frischen Leiche wahrzunehmen; liegt dabei der 
Verdacht einer Vergiftung vor, so wird der mit der Sektion beauftragte Arzt 
natürlich Magen- sowie Darm-Inhalt einer genauen chemischen Untersuchung 
unterziehen lassen. Zu vergessen ist dabei nicht, das ein Nachweis jedoch 
fast nur bei Giften anorganischer Natur möglich ist, wobei das Arsen noch 
immer die Hauptrolle spielt. Pflanzliche Gifte dagegen entziehen sich zum 
weitaus grössten Theile leider dem direkten chemischen Nachweise, wie zum 
Beispiel das Strychnin, Morfium etc.; und eine nachträgliche Exhumirung und 
chemische Untersuchung der Leichentheile ist also im Falle einer Vergiftung 
mit Giften organischen Ursprunges vollständig unnütz, da das Resultat ein 
durchaus negatives ist. 

Somit erscheint mir dieser Vorwurf, der von gegnerischer Seite erhoben 
wird, völlig grundlos, zumal da nicht gar selten bei nachträglicher chemischer 
Untersuchung von Leichen, die schon längere Zeit in der Erde gelegen, in den 
Leichentheilen sich giftige Bestandtheile vorfinden, die theils aus den Eisen- 
theilen der Särge, theils aus der Kleidung herrühren, theils durch postmortale 
Fäulniss entstanden sind; dadurch wird leicht Veranlassung zu Täuschungen 
gegeben, sodass sich häufig, wie in einem der letzten grossen Vergiftungs¬ 
prozesse, die Ansichten der Sachverständigen schroff gegenüber stehen. 

Ein anderer Ein wand, der gegen die Feuerbestattung geltend gemacht 
wird, erklärt dieselbe für unästhetisch, für unschön, während die Beerdigung 
dagegen als Ideal der Leichenbestattung angesehen wird. 


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273 


Allein jedem, der jemals Gelegenheit gehabt, eine verwesende Leiche zu 
sehen, wird eine solche Behauptung denn doch gar zu lächerlich erscheinen. 
Mir wenigstens erscheint der Gedanke, — und wie ich, werden wohl viele 
andere denken — meinen Leib durch des Feuersgewalt zerstört zu sehen, 
viel ästhetischer, als die Vorstellung, dass sich die mannigfachsten Bakterien, 
Schimmelpilze und Würmer um meine sterblichen Ueberreste einen harten 
Kampf liefern, einen Kampf bis auf das Messer der schliesslich mit der 
völligen Vernichtung meines früheren „Ich“ endet. 

Ebenso pervers erscheint mir der Vorwurf der Unchristlichkeit, der von 
kirchlicher Seite gegen die Feuerbestattung erhoben wird. Nichts anders wie 
die alten Griechen und Börner ihre Todten beerdigten oder verbrannten, je 
nach dem es gerade bei ihnen Mode war, so haben auch die Juden in älterer 
Zeit speciell die Feuerbestattung kultivirt, während sie sich späterhin der 
Beisetzung der Leichen in Grüften zuwandten. Die ersten Christen, die aus 
Juden hervorgegangen, nahmen natürlich auch die jüdische Bestattungsart an. 
Jedoch sind aus der ältesten Zeit der christlichen Kirche auch Fälle von 
Feuerbestattungen bekannt, und der Stifter der christlichen Religion hat meines 
Wissens niemals eine Aeusserung gethan, die hierauf Bezug haben könnte. 
Erst die Papstkirche hat die Beerdigung der Todten allmählich zum Dogma 
erhoben und über die Leichenverbrenner ihr Interdikt ausgesprochen. Diese 
Auffassung der Kirche beruht lediglich auf der Vorstellung von der Aufer¬ 
stehung des Leibes am jüngsten Tage; nichts desto weniger hat dieselbe Kirche 
ihre Märtyrer, deren Leib durch die Flammen zu einem Häuflein Asche ver¬ 
nichtet, zu Heiligen erklärt. Und der Process, den die Leiche in der Erde 
erfährt, ist derselbe, wie ihn das Feuer, wenn auch etwas schneller, besorgt; 
es ist die vollständige Oxydation in beiden Fällen zu den einfachsten Pro¬ 
dukten, zu Wasser, Ammoniak und Kohlensäure; diese Endprodukte wieder 
gehen nicht verloren, sondern dienen zum Aufbau und zur Ernährung der 
Pflanze, die wieder dem Thiere und dann dem Menschen zur Nahrung ge¬ 
reicht. 

Kirchliche Cermonien sind bei der Feuerbestattung eben so wohl angängig 
wie bei der Beerdigung; mit vollem Pomp kann die Leiche bis zum Krema¬ 
torium geschafft werden, um in die Versenkung hinunter gelassen zu werden, 
während der Geistliche davor seines Amtes waltet. Ist der Leib zu Asche 
verbrannt, so steht es der Kirche frei, dieselbe in geweihter Erde zu bestatten 
oder sie womöglich in der Kirche selber aufzubewahren. 

Zu erwarten und zu erhoffen steht jedenfalls, dass auch die Kirche ihren 
Widerstand gegen die Feuerbestattung in absehbarer Zeit als für unsere 
modernen Culturverhältnisse nicht mehr zeitgemäss aufgeben wird, wie sie 
sich schon in manches andere gefügt hat, und dass dann auch die Staaten 
Anlass nehmen, auf die allgemeine Einführung der Feuerbestattung, verbunden 
mit obligatorischer Leichenschau resp. obligatorischer Obduktion, hinzuwirken. 


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274 


lieber die erste Versorgung Leichtverwundeter auf dem Schlachtfelde 

spricht Prof. Langenbuch in der P. M. W. sich folgendermaßen aus: Das 
neue Gewehr zeichnet sich besonders durch sein Schnellfeuer, die enorme 
Tragkraft, die rasante Flugbahn, die vermehrte Penetranz der Kugel sowie 
deren geringen Durchmesser und Undeformirbarkeit sowie die daraus resul- 
tirende erheblich verminderte Sprengkraft aus. Die Verwundungen werden 
daher leicht sein, weil die Hautöffnungen nur klein und etwa getroffene 
Knochen nicht zerschmettert sondern glatt durchlocht oder angerillt sein 
werden. Ausserdem sind die modernen Mantelgeschosse beim Aufschlagen 
so heiss, dass mithineingerissene Mikroorganismen abgetötet werden. 

Die bisher durchgeführte Vorbereitung für die erste Wundpflege, der 
Verband mittelst Cambricbinde von Compressen ist unzweckmässig, da er sich 
zu leicht lockert oder verschiebt und an manchen Körpertheilen die Wunde 
nicht vollständig abschliessen kann. Daher will L. die Wunden sofort durch 
die Naht schliessen. Ueber die genähten Puncte wird ein kleines Stück 
Gaze mit sog. Kautschukpflaster befestigt. Letzteres braucht nur einigemale 
angehaucht zu werden um 5 Wochen und länger fest zu haften; es löst 
sich sogar nach warmen Bädern nicht. 

Die Wunde mit Wasser in Berührung zu bringen ist unnöthig und oft schäd¬ 
lich. Abgesehen davon dass dasselbe auf dem Schlachtfelde schwer zu be¬ 
schaffen und häufig infectiös sein dürfte, ist es zur Blutstillung nicht zu verwer- 
tlien, und das auf der Haut befindliche Blut kann auch trocken weggenommen 
werden. Eine Reinigung der Haut und der Umgebung der Wunde ist zu 
zeitraubend, kann auch leicht Infectionskeime in die Wunde spülen. 

Bei einer Wundlänge unter 1 cm und bei geringfügigen Stichwunden 
lässt sich der vollkommene Abschluss auch ohne Naht nur durch die Bedeckung 
mit dem Pflaster erreichen. Das Princip der directen Wundocclussion ist 
also anstelle des bisher gültigen Princips der occludirenden Wundbedeckung 
zu setzen. 


Das von L. vorgeschlagene Verfahren lässt sich auf dem Schlachtfelde 
leicht durchführen. In jedem Verbandpäckchen müsste eine krumme Nadel 
, mit langem eingefädeltem im Oehre schon geknoteten Seidenfaden vorhanden 
sein; ferner müssten alle im Felde zur Hilfeleistung legitimirten Personen 
in einer nach aussen offenen linkseitigen Brusttasche eine Scheere und einen 
Nadelhalter tragen, und ebenso wie auch die Laienelemente des Kriegspflege¬ 
personals zum Nähen von Wunden ausgebildet werden. Ueber die angelegte 
Nath wird das im Verbandpäckchen etwa 4 cm im Durchmesser haltende 
kreisförmige Pflaster nach energischer Anhauchung gelegt. 


Bei rissförmigen Hautöffnungen ist die Naht anzulegen, sonst ist, wenn 
irgend angängig, die einfache Bedeckung der Wunde mit dem Pflaster vorzuziehen. 
Wir kommen auf diese Weise zu dem früher so streng verpönten Verschluss 
frischer Wunden durch die Naht oder das Pflaster zurück: es kann dies 
jetzt ohne Gefahr geschehen, da die Wunde primär aseptisch ist und unsere 
Verbandmittel es in der Mehrzahl der Fälle auch sein werden. Der sofortige 
absolute Wund Verschluss macht sogar jede spätere Antisepsis unnöthig. 


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275 


Das L’sclie Verfahren erreicht also seineu Zweck, die Leichtverwundeten 
für die erste Zeit gleich auf dem Schlachtfelde zu versorgen, vollständig und 
lässt sich — ein nicht zu unterschätzender Vorzug — selbst bei Hundert¬ 
tausenden von Verwundungen schnell und ohne viele Vorbereitungen an¬ 
wenden. Da die Verbandpäckchen nicht schnell genug zu öffnen sind, so 
construirte L. zur bequemeren Aufbewahrung von Kautschukpflaster und der 
Nadeln kleine kreisförmige Weissblechdosen von 4 1 /*— 5 cm Durchmesser 
und 1V 4 cm Höhe, welche in der linken Hosentasche jedes Soldaten mittelst 
Faden reglementsmässig befestigt werden sollen. Der Gesammtpreis der 
Dose nebst Inhalt stellt sich bei Massenherstellung auf 10—15 Pfennige. 

Anker. 


Nahrungsmittel. 

Ueber die therapeutischen Leistungen der Fette und die Ausnutzung der¬ 
selben hat Hauser in der Henochschen Klinik ausgedehnte Versuche ange¬ 
stellt, um festzustellen welchem der in der Praxis gebräuchlichen Präparate 
der Vorzug gebühre. Am günstigsten waren die mittelst Kraftchocolade und 
Lipanin erreichten Resultate, Beide wurden stets gern genommen, sehr gut 
verdaut und sehr gut ausgenutzt, hoben das Allgemeinbefinden und das Kör¬ 
pergewicht. Beide verursachten in keinem Falle Verdauungsstörungen — ein nicht 
hoch genug anzuschlagender Vorzug. Beim Lipanin ist ausserdem von allen 
Fetten die Ausnutzung die vollständigste und die Kraftchocolade besitzt den 
grossen Vortheil, bei mässigen Diarrhoeen stopfend zu wirken. Der unge¬ 
reinigte sog. Berger Thran sowie 01. olivarum erzielen zwar gleichfalls gute Er¬ 
folge, werden gut vertragen und ausgenutzt, haben aber den grossen Nach¬ 
theil dass sie häufig ungern genommen werden und vor allem dass sie Stö¬ 
rungen von seiten des Magens und Darms selbst ernsten Characters verur¬ 
sachen. Als das entbehrlichste Präparat erwies sich der Dampfthran: er 
wird ungern genommen, wird schlecht rosorbirt, ist theuer und macht Ver¬ 
dauungsstörungen. In der Armenpraxis ist des billigen Preises wegen der 
Berger Thran am meisten zu empfehlen. Berl. Kl. W. 19/92. 

Pepsin-Elixir zu aromatisiren: 01. aurant, cort. amar. 50,0 — 01. citr. 
10,0 — 01. Coriandr. 5,0 — 01. anis. 1,0 — Spirit, dilut. 4000,0 — Syr. 
simpl. 500,0 — Aq. fönt. 7000,0. Das Filtrat mit Syrup auf 2000,0 ergänzt. 

Rdsch. f. Pharm. 19/92. 

Eine Mischung von Leberthran und Kalkwasser wird als ein Mittel em¬ 
pfohlen, dass vom schwächsten Magen gut vertragen wird. Dieselbe giebt 
eine milchige, syrupartige, geruchlose Flüssigkeit, die nicht ranzig wird und 
keinen widerwärtigen Nachgeschmack hat. Dt. ined. W. 19/92. 

Theingehalt im Thee bestimmt Cazeneuve und Bifetrix, indem sie den Thee 
mit der Hälfte seines Gewichtes an Kalk mischen, mit Wasser befeuchten 
und auf dem Wasserbade ein trocknen. Darauf wird diese Masse 2 Stunden im 




276 


Fettextractiongapparat mit reinem Chloroform erschöpft und bis zur Trockne 
destillirt. Der Rückstand wird mit siedendem Wasser und wenig Thierkoble 
aufgenommen und die Flüssigkeit filtrirt. Das im Wasserbade concentrirte 
Filtrat liefert alles Thein des Thees in grosser Reinheit. Der Werth des 
Thees hängt im übrigen nicht allein vom Gehalt an Thein ab, sondern viel¬ 
mehr von dem an aetherischen Oelen. 



(Jeher die Dauer des Aufenthaltes von Nahrungsmitteln im Magen bringen 
wir folgende Tabellen: 









277 


als Pulver oder in Pastillen leicht transportabel, sich in Wasser mit grösster 
Leichtigkeit vollkommen klar löst und relativ ungiftig ist. Eine l°/ 0 Lösung 
sei die zweckmässigste. Nach Emmerich wirke es stark bacterienvernichtend, 
doch sei es zur Desinfektion von nicht vernickelten Instrumenten nicht ge¬ 
eignet, da solche in demselben schwarz anlaufen. Kronacher rühmt noch, 
dass das Mittel die Hände nicht angreife, die Wunden nicht reize, keine 
Eczeme erzeuge, mit den Wundsecreten leicht Gerinsel bilde und vor Allem 
seine günstige Wirkung auf Beingeschwftre. Berl. Klin. W. 22/92. 

Deslnfections-Pulver : 50 rohe Carbolsäure, 25 zerfallenes Eisenvitriol, 
150 gelöschter Kalk, 775 Gips. 

50 Theeroel, 70 Schlemmkreide 80 trockne Kleie. 

15 Schwefelsaurer Kalk, 10 Aetzkalk gepulvert, 10 Magnesia, 15 rohe 
Carbolsäure, 7 Infusorienerde. 

35 gebrannter Aetzkalk, 5 trocknes Holzkohlenpulver, 3 rohe Carbol¬ 
säure, 5 Chlorzink, 2 1 /* unterchlorigsaures Zinkoxyd, 2'/, Infusorienerde. 

34 Schwefelsaurer Eisenoxyd, 3 Gips, 2 1 /, carbolsaurer Kalk, 2 1 /, Infuso¬ 
rienerde. 

100 gelöschter Kalk, 25 Steinkohlentheer und soviel Infusorienerde, dass 
ein trocknes Pulver entsteht. 

300 Eisenvitriol, 300 gelöschter Kalk, 400 TorfmnlL für Stallungen etc. 

500 Zerfallnes Eisenvitriol, 475 Gips, 25 rohe Carbolsäure. Für Gruben etc. 

200 rohe Carbolsäure, 300 gelöschter Kalk, 500 Torfmull. 

1000 Ziegelmehl, 80 gelöschter Kalk, 15 kalcinirte Soda, 50 Theer, 
12 rohe Carbolsäure. 

8 Ziegelmehl, 10 gelöschter Kalk, 1 */„ kalcinirte Soda, 1 Theer, */ 4 rohe 
Carbolsäure. Für Pferdestelle. 

Desinfectionsessig: 10 reine Carbolsäure gelöst in 10, Spiritus 95°/ 0 mit 
180 Essig gemischt. 

Desinflclrendes-Tünchmittel für Wände und Decken von Krankenzimmern: 
1 krystallisirte Carbolsäure mit 100 gewöhnlicher Kalkmilch vermischt. 

Rdsch f. Pharm. 19/92. 

Therapeutische Mittheilungen. 

Als Antirheumaticum lobt Bechtine eine Abkochung der Wurzel und 
Zweige von Epliedra vulgaris 1 : 60, wovon er 2 stdl. 1 Ess¬ 
löffel verordnet. Bei acutem Gelenk- und Muskelrheumatismus 
sollen schon nach kurzem Gebrauch die Schmerzen und nach 
wenigen Tagen die Gelenkanschwellungen schwinden. 

Als Bandwurmmittel wird von Steffens eine Lösung des Fluidextraktes 
von Sagrada 1 : 5 Wasser empfohlen. Das Mittel verdiene vor 
den andern den Vorzug, dass es keine Leibschmerzen, Uebelkeiten, 
Brechreiz verursache und dem Einnehmen desselben kein Fasten 
voranzugehen braucht. 


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278 


Zur Behandlung von Brandwunden empfiehlt Capitain folgendes Ver¬ 
fahren: Man wäscht die Wunde mit einer Borsäure oder Sublimat¬ 
lösung (2 : 1000,0), sticht die Blasen auf, bedeckt sie mit einer 
Salbe aus Coce'in. mur. 1,0 

Salol 16,0 
Vaselin. 200,0 

und verbindet mit Sublimatwatte und Guttaperchapapier. Der 
Verband wird nach 3 Tagen erneuert. 

Rdsch. f. Pharm. 21/92. 

Zur Verhütung von Brustwarzenschrunden empfiehlt Thomas folgende 
Salbe nach jedesmaliger Saugung auf die Brustwarze zu appliciren: 
Tinct. Benzoes. comp. gtt. XV. 

01. oliv. 8,0 

Lanolin. 24,0 Dt. med. W. 19/92. 

Gegen Cystitis bei Frauen wird die Einführung eines mit einer Salbe 
von Lanolin, camphor. 30,0 
Ertract. Belladon. 2,0 

umgebenen Wattetampons empfohlen. Dt. med. W. 21/92. 

Diphtherie behandelt Ozegowski, von der Annahme ausgehend, dass die 
Erkrankung stets primär eine locale sei, indem er mit einem 
Wattebausch auf Federpose zweistündlich eine Lösung von 
Acid. carbol. cryst. 

Acid. citr. cryst. 

Tinct. Jod. £a 3,0—5,0 
Cognac 100,0 

aufträgt und will bei dieser Methode in langjähriger Praxis nie 
einen Sterbefall gehabt haben. Dt. med. W. 20/92. 

Zur mechanischen Behandlung des Erysipels empfiehlt Kröll-Strassburg 
Kautschukringe von circa 3 cm Breite und 2 mm Dicke. Beim 
Gesichtserysipel hätten sich solche, die einem um 14—18 cm ge¬ 
ringeren Umfang haben, als der des betr. Kopfes sei, am besten 
bewährt. Prag. med. W. 20/92. 

Frostsalbe nach Lassar: Acid. carbol. 2,0 

Ung. plumb. 

Lanolin, üa 40,0 
01. olivar. 20,0 

01. Lavandul. 1,0 Rdsch. f. Pharm. 21 92. 

Bei Gastralgieen leistete nach Desnos’ Mittheilungen in der Academie 
Solanin in Form von Pillen, welche er eine halbe Stunde vor den 
Mahlzeiten gieht und zwar in Dosen von 0,05—0,15 vorzüglichste 
Dienste. Dt. med. W. 17/92. 

Gegen Haarausfall empfiehlt Busquet Pinselungen von 

01. Ciunam. chin. 1,0 
Aeth. sulf. 3,0. 


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i 



279 


Die Haare sind während der Behandlung möglichst kurz zu schnei¬ 
den, und ist jede Waschung des Kopfes zu vermeiden. 

Rdsch. f. Pharm. 20/92. 


Mundwasser: Thymol 0,1 

Acid. carbol. — Kalmusoel aa gtt. V. 

Sassafrasoel - Rosengeraniumoel - NVintergreenoel aa gtt. VIII 

Eukal yptusoel gtt. III 

Latschenkieferoel 1,0 

Glycerin 55,0 

Alkohol 125,0 

Olivenoeiseife 7,0 

Aq. dest. ad 500,0. 


Gegen Mückenstiche: Bestreichen der unbedeckten Körpertheile mit: 
Camphor. 30,0 Speckstein 30,0 

Eukalyptusoel 3,0 Karmin 0,03 

Seifenliniment ad 50,0 oder Euklyptusoel gtt. X. 

Rdsch. f. Pharm. 21/92. 


Gegen Schinnenbiidung der Kopfhaut empfiehlt Saalfeld die Kopfhaut 
mit alkalischen Seifenspiritus einzureiben, hierauf lauwarmes Was¬ 
ser zu giessen und den entstehenden Seifenschaum genügend zu 
verreiben, worauf derselbe mit lauwarmen Wasser abgespiilt wird. 
Nach guter Abtrocknung wird die Kopfhaut mit einer Salbe von: 
Sulfur, praec. 3,0—5,0 
Lanolin. 3,0 
Adip. benzoic. ad. 30,0 

eingerieben. Sollte Jucken darnach auftreten so setzt man etwas 
in Spiritus gelöster Salicylsäure 0,3—0,5 zu. Diese Procedur 
wird zuerst allabendlich, später alle 8—14 Tage wiederholt. 

Rdsch. f. Pharm. 20/92. 


Singuitus: beseitigt Browne in erfolgreichster Weise durch Magenaus¬ 
spülungen. Leloir durch Druck von wenigen Minuten auf den 
Nervus phrenicus zwischen den beiden Ansätzen des Sternocleido- 
mastoideus. Dt. raed. W. 21/92. 


Medicinal-Gesetzgebung. 

Beurtheilung der Geniessbarkeit und Verwerthung des Fleisches von perlsüch¬ 
tigem Schlachtvieh. Runderlass der Minister des Innern (gez. Herrfurth), der Landwirt¬ 
schaft u. s. w. (gez. v. Heyden), der u. s. w. Medicinalangelegenheiten (gez. Bosse) und für 
Handel und Gewerbe (gez. in Vertr. Magdeburg) vom 26. März 1892 an sämmtliche Königliche 
Regierungspräsidenten. 

Die über die Beurtheilung der Geniessbarkeit und Verwerthung des Fleisches von perl¬ 
süchtigem Schlachtvieh erlassenen Bestimmungen vom 15. September 1887 (Min.-Bl. f. d. inn. 
Verw. 204) haben in neuester Zeit wiederum zu irrthümlicher Auffassung Veranlassung gegeben. 
Wir ordnen desshalb unter Aufhebung dieses Erlasses sowie der in Fachzeitschriften ab¬ 
gedruckten Verfügungen vom 22. Juli 1882 und 27. Juni 1885 und des Erlasses vom 
11. Februar 1890 (Min.-Bl. f. d. inn. Verw. S. 94) zur Nachachtung für die Betheiligten 
Folgendes an: 


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280 


Eine gesundheitsschädliche Beschaffenheit von perlsüchtigem Rindvieh ist der Regel 
nach dann anzunehmen, wenn das Fleisch Perlknoten enthält oder das perlsüchtige Thier, 
ohne dass sich in seinem Fleisch Perlknoten finden lassen, abgemagert ist. 

Dagegen ist das Fleisch eines perlsüchtigen Thieres für geniessbar (nicht gesundheits¬ 
schädlich) zu halten, wenn 

das Thier gut genährt ist und 

1. die Perlknoten ausschliesslich in einem Organ vorgefunden werden, und 

2. falls zwei oder mehrere Organe daran erkrankt sind, diese Organe in derselben 
Körperhöhle liegen und mit einander direkt oder durch Lymphgefässe oder durch solche 
Blutgefässe verbunden sind, welche nicht dem grossen Kreislauf, sondern dem Lungen- oder 
dem Pfortader-Kreislauf angehören. 

Da nun in Wirklichkeit eine perlsüchtige Erkrankung der Muskeln äusserst selten vor¬ 
kommt, da ferner an der Berliner Tbierärztlichen Hochschule und an mehreren preussischen 
Universitäten in grossem Massstabe Jahre lang fortgetzte Versuche, durch Fütterung mit 
Muskelfleisch von perlsüchtigen Thieren Tuberkulose bei andern Thieren zu erzeugen, im 
Wesentlichen ein negatives Ergebniss gehabt haben (Gutachten der Wissenschaftlichen De¬ 
putation für das Medicinalwesen vom 1. Dezember 1886, Eulenberg’s Vierteljahrschrift für 
gerichtliche Medicin und öffentliches Sanitätswesen Bd. 47, S. 307 ff), somit eine Uebertrag- 
barkeit der Tuberkulose durch den Genuss selbst mit Perlknoten behafteten Fleisches nicht 
erwiesen ist, so kann das Fleisch von gut genährten Thieren, auch wenn eine der unter 
Ziffer 1 und 2 bezeichneten Erkrankungen vorliegt, in der Regel nicht als minderwerthig 
erachtet und der Verkauf desselben nicht unter besondere polizeiliche Aufsicht gestellt werden. 

Vom nationalökonomischen Standpunkte ist es wünschenswerth, derartiges Fleisch, 
welches einen erheblich höheren Nährwerth, als dasjenige von alten abgetriebenen und 
mageren etc. Rindern hat, dem freien Verkehr zu überlassen, und zwar um so mehr, als eine 
gleichmässige Beurtheilung solchen Fleisches aller Orten mit Rücksicht auf die zur Zeit nur 
mangelhafte Fleischschau in vielen Gegenden und bei dem Mangel jeglicher Fleischschau in 
einem grossen Theile des Landes nicht möglich ist. 

Solches Fleisch ist daher in Zukunft dem freien Verkehr zu überlassen; in zweifelhaften 
Fällen wird die Entscheidung eines approbirten Thierarztes einzuholen sein. 

Ob das Fleisch von perlsüchtigem Vieh für verdorben zu erachten ist und der Verkauf 
desselben gegen die Vorschrift des § 367, Ziffer 7 des Strafgesetzbuchs oder gegen die Be¬ 
stimmungen des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 (R.-G.-Bl. S. 145) verstösst, fällt 
der richterlichen Entscheidung anheim. 


Kleine Notizen. 

Den 1. Preis für die beste Konstruction eines in Arbeiterwohnungen zu ver¬ 
wendenden eisernen Zimmer-Hochofens hat das Eisenwerk Kaiserslautern vom 
Deutschen Verein für öffentliche Gesundheitspflege und des Verein zur För¬ 
derung des Wohles der Arbeiter „Concordia“ erhalten. Der 2. Preis wurde 
W. Werneier, Berlin für seinen Kachelofen zugesprochen. 

Zungenspatei zum nur einmaligen Gebrauch fertigt die Firma J. Har ra¬ 
sen in Hamburg in gefälliger Form aus Holz zum Preise von 35 Pfg. per 
Dutzend an. Die Zweckmässigkeit dieser einmaligen Anwendungsweise, wo¬ 
durch eine Uebertragung von ansteckenden Krankheiten ausgeschlossen wird, 
ist einleuchtend. 


Verantwortlich: Fischer'* medicin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Gharitdstr. 6. 
Fürstlich priv. Hofbnchdrnckerel (F. Mltslaff), Bndolstedt. 


M 8. August. 1892. 


Inhalt: llaullche Einrichtungen: Allicomeines: Herstellung von Decken, Fussböden, Wänden 
u. s. w. aus durchlochten Metallplatten 281. — Heizung und Lüftung: Volkskochofen 282. — Wasserversorgung: 
Drehbarer Apparat zur Reinigung von Flusswasser 284. — Bäder und Badeeinrlchtung: Mischhahn für an Hoch¬ 
druckwasserleitungen angeschlossene Badeeinrichtungen 284. — Strahlrohr 285. — Bade-Matratze 285. — Kanali¬ 
sation: Abflussrohr für Abwasser 286. — Glockenheber-Spülvorrichtung für Abtritte 286. — Deslnfeetlon: Ver¬ 
fahren zum Deslnflciren mittelst Wasserdampfes 287. — Innere Einrichtungen von Lazarethen: Hyglen. Wasser- 
Spucknäpfe 287. 

Aermtllehe Polytechnik: Chirurgische Instrumente: Transport Dampf- u. Wasser-Sterilisator 289. 
Wasch-, Verband-, Reagentien- und Instrumenten-Konsole 290. — Apparat zum gleichzeitigen Massiren und Frot- 
tiren 295. — Horizontal-Galvanometer mit schwimmendem Anker 295. — Vorrichtung zum Ein- u. Ausschalten 
der Widerstände bei Rheostat-Electroden 297. — Verstellbare Krankenbett-Ampel 299. — Heissluftinhalator 299. 
— Injectionsspritze in Aluminiumetuis 299. — Transportabler Ständer-Irrigator 299. — Modiflc. Barnes’sches 
Kautschuk-Dilatationsinstrument 301. — Uterindilatatoren 301. — Dermatologisches Besteck 302. — Nadel mit 
Suturenbehälter 302. — Aseptischer Universalgriff 303. — Hagedorh’scho Nadeln 303. — Gynäcol. Ligaturenführer 
304. — Torsionspincette 304. — Nasensäge 305. — Augenärztliche W r atteträger 306. — Daumenschiene 306. — 
Schiene f. Wirbelleiden m. Hüfterkrank. 307. — Schiene f. genu valgum 307. — Vorr. z. Beseitig, v. Hühneraugen 
308. — Pfeifenkopf zum Verdampfen medicin. Stoffe 308. — Bflehertlseh: 309. — Patent bericht : 309. 

hpcclcllc Krankenpflege: Prohibitlvmassregeln gegen die Cholera 311. — Cholera in Paris 314. — 
Nahrungsmittel: Albumose-Pepton 314. — Alkohol als Eiweisssparer 315. — Kieselguhrfilter 315. — Therapeu¬ 
tische Mittheilungen: catarrh. Gelbsucht 316. — Zur Diagnose u. Therapie des Trippers 316. — Wiederbelebung 
Ertrunkener 316. Preisausschreibung 316. 


—*-§- Bauliche Einrichtungen. 4«~- 

Redacteur: Regierungsrath Grundke. 

Allgemeines. 

Herstellung von Decken, Fussböden, Wänden u. s. w. aus durchlochten 
Metallplatten mit Cement- und Kalkmörtelumhüllung von J. Donath & Co. in 
Berlin. Die Bauzeitung schreibt hierüber: Die Verbindung von Eisen mit 
Cement- bezw. Kalkmörtel ist durchaus nicht neu und wird sich wohl schwer¬ 
lich mit Sicherheit feststellen lassen, wie lange diese Construktionsweise be¬ 
reits angewandt ist. So viel steht wohl fest, dass man schon in früherer 
Zeit durch Einlegen von schwachen Bandeisen die kittende Kraft des Mörtels 
erhöht und mit dieser Construktion schwächere Mauern von grosser Halt¬ 
barkeit ausgeführt hat. Die in dieser Weise von obiger Firma bereits 1886 
hergestellten Arbeiten, welche also deutschen, nicht amerikanischen Ursprungs 
sind, sind vom Königlichen Polizei-Präsidium als feuerfest anerkannt worden. 

Was nun diese Construktion überhaupt betrifft, so besteht der Kern der¬ 
selben aus dünnen, zusammengenieteten Metallplatten, welche derartig gelocht 
und aufgerauht sind, dass der beim Lochen der Platten entstehende Grad 
wechselweise zu beiden Seiten der letzteren hervortritt. Die Durchlochungen 
werden in geringen Zwischenräumen angebracht, sodass eine innige Verbin¬ 
dung des von beiden Seiten auf die Platten gebrachten Mörtels stattfindet, 
dessen Anhaften durch die Aufrauhung unterstützt wird. Diese aus einzelnen 
zusammengenieteten, gelochten und aufgerauhten Metallplatten bestehenden 
Wände und Decken werden bei grösseren Flächen durch aufgenietete Winkel¬ 
eisen versteift, sodass also eine grössere Wandfläche stärker ausfallen wird, 
wie eine Wandfläche geringerer Abmessung. 

Um nach dieser Methode hergestellte Wände mit Anstrich, Tapete oder 
dergl. zu versehen, ist es nothwendig, besonders in Wohnräumen, auf den 
noch nicht vollständig erhärteten Cementmörtel einen Kalkputz von genügen¬ 
der Stärke aufzutragen, weil in Folge der chemischen Eigenschaften des 
Cementmörtels auf demselben nicht sofort Oelanstrich oder Tapeten festhaften. 
Ausser absoluter Feuersicherheit bieten diese Wände auch einen vollständigen 
Schutz gegen Durchdringen von Feuchtigkeit und sind daher überall an- 

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wendbar, wo Schutz gegen Feuer oder Feuchtigkeit verlangt wird. Die Be¬ 
festigung der aufgestellten Metallplatten geschieht durch Bolzen, welche durch 
die an den Bändern zur Verstärkung befestigten Winkeleisen in die um¬ 
gehenden Wand- oder Deckentheile gehen oder durch Einschieben der Metall¬ 
wand in eingestemrate Schlitze der anstossenden Wände. 

Diese Wände eignen sich, nach einer uns zugegangenen Mittheilung der 
Firma J. Donath & Co, für Baracken und ähnliche Bauten schon deshalb, 
weil sie dauerhaft, wetterbeständig und feuersicher sind; nach der inneren 
Fläche müssten aber bei derartigen Bauten gewöhnliche Dachlatten ange¬ 
bracht und auf diese 5—7 cm starke Gypsdielen befestigt werden, sodass ein 
Hohlraura (Isolirung) geschaffen würde; die Gypsdielen sind ebenfalls feuer¬ 
sicher und werden nach der inneren Seite des Baumes auf gewöhnliche Art 
verputzt. Die Firma liefert eventuell vollständige, fertige Ausführungen. 


Heizung und Lüftung. 


Bei dem Artikel über den preisgekrönten Zimmerofen auf Seite 245 der 
vorigen Nummer ist versehentlich die Überschrift fortgelassen worden. Dieser 
Ofen, welcher also den ersten Preis erhalten hat, wird von dem Eisenwerk 
Kaiserslautern hergestellt. 

Volkskochofen von Töpfermeister W. Werneyer in Berlin, Brunnen¬ 
strasse 96. Dieser ebenfalls preisgekrönte Zimmerkochofen ist hauptsächlich 
für Arbeiterwohnungen bestimmt und derart eingerichtet, dass die Feuergase nur 
zu Kockzwecken oder lediglich zu Heizzwecken oder zugleich zu beiden 
Zwecken nutzbar gemacht werden können. 

Der Ofen ruht auf einem | | - förmigen Sockel, welcher einen von der 

Vorderseite des Ofens aus zugänglichen Hohlraum umschliesst, der als Vor¬ 
rathsbehälter für das Brennmaterial dienen soll. 

Oberhalb der auf dem Sockel liegenden Grundplatte ist der Aschenfall, 
der Bost und der Feuerraum angeordnet. Den Feuerraum deckt oben eine 
Herdplatte ab, über welcher eine genügend grosse Kammer vorgesehen ist, 
um den Herd in der erforderlichen Weise benutzen zu können. Die die Herd¬ 
kammer abschliessende Kochthür wird zweckmässig in ihrem unteren Theile 
mit Luftlöchern versehen. 

Zwischen der den Aschenfall hinten anschliessenden Wand, dem hinteren 
Bostträger und der linken Seitenwand der Herdkammer einerseits und der 
äusseren Seitenwand des Ofens andererseits ist ein Kanal gelassen, den eine 
mittlere, senkrechte Scheidewand, in zwei Züge theilt. Der eine Zug steht 
mit dem Feuerraum in Verbindung, während beide Züge unten durch eine 
rechteckige Oeffuung der Scheidewand miteinander communiciren. Die Scheide¬ 
wand erstreckt sich etwa bis zur halben Höhe der Herdkammer und trägt 
auf ihrem oberen Bande eine Winkelklappe, welche durch Drehen ihrer aus 
der Seiten wand des Ofens vorstehenden Achse, so umgelegt wird, dass sie 
entweder den ersten Zug, oder den zweiten Zug oben abschliesst. Der je¬ 
weilig waagrechte Flügel der Klappe ruht mit seinem freien Ende entweder 
links auf einer aus der Innenseite der Vorderwand vorstehenden Eisenplatte 


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oder rechts auf dem von der Grundplatte hochgezogenen Mauerwerk. Ist der 
zweite. Zug oben abgeschlossen, so begeben sich die Feuergase, nachdem diese 
die Kochgefässe umspielt haben, beim Austritt aus dem Kanal durch den 
ersten Zug nach oben und ziehen in den Schornstein, sodass die Feuergase 
nur zum Kochen nutzbar gemacht werden. Nimmt dagegen die Winkelklappe 
die entgegengesetzte Stellung ein, so wenden sich die Feuergase, wie bei 
einer Niederdruckfeuerung, nach Verlassen des Kanals in dem ersten Zug 
nach unten und treten durch eine Oeffnung der Scheidewand in den vorderen 
zweiten Zug. In diesem Zug steigen die Feuergase nach oben und gelangen 
schliesslich in den Zug, welcher sich in bekannter Weise um die Wärmeröhre 
herum nach oben windet. Während aber bei den früheren Ofeneinrichtungen 
die Feuergase nach Durchströmen des Zuges oben aus dem Ofen austreten, 
um in den Schornstein zu ziehen, ist hier behufs besserer Ausnutzung der den 
abziehenden Gasen innewohnenden Wärme dieser zickzackförmig gewundene 
Zug durch eine mittlere Scheidewand in zwei Züge getheilt, welche oben mit 
einander in Verbindung stehen. Die Verbrennungsgase sind daher gezwungen, 
durch diese Oeffnung in den hinteren Theil des Zuges zu treten und in diesem 
abwärts zu ziehen, um schliesslich dann in den Schornstein zu entweichen. 

Das untere Ende der oberen Scheidewand ist so gestaltet, dass an dieser 
Stelle der jeweilig senkrecht stehende Flügel der Winkelklappe die Ver¬ 
bindung zwischen dem vorderen Zug und dem hinteren Zug absperrt, also den 
Uebertritt der Feuergase aus dem vorderen in den hinteren Zug verhindert. 

In beiden Fällen, d. h. wenn der Ofen nur zum Kochen oder zum Kochen 
und Heizen verwendet wird, ist für den Abzug der in der Herdkammer sich 
ansammeluden Wrasen in den Schornstein zweckmässig gesorgt. 

Soll der Ofen nur zum Heizen dienen, so wird der Aschenfall als Feuer¬ 
raum benutzt. In diesem Falle wird aus der Hinter wand des Aschenfalles 
ein Stein herausgenommen, sodass die Feuergase unmittelbar in den vorderen 
Zug gelangen. Die Löcher der Herdplatte sind dann mit Ringen zugesetzt., 
die Thür der Herdkammer und die Wrasenklappe geschlossen. 

Um den Ofen leicht reinigen zu können, ist oben in die Decke des Ofens 
ein Stöpsel abnehmbar eingesetzt, nach dessen Abnehmen es genügt, einige 
Liter Wasser in die Züge des Ofens zu giessen, um die Züge von den Ver¬ 
stopfungen zu befreien. 

Damit der Ofen auch eine Lüftung des Zimmers herbeiführt, kann in die 
Decke des Ofens an Stelle des Stöpsels ein oben offener Trichter eingesetzt 
werden, dessen oberer Rand von der Zimmerdecke um eine hinreichende 
Strecke absteht und dessen unteres Ende durch einen Lüftungsdrehschieber 
abgeschlossen ist, welcher vom Innern der Röhre aus nach Bedarf eingestellt 
werden kann. Die durch den hinteren Zug abwärtsziehenden Verbrennungs¬ 
gase saugen dann die unterhalb der Zimmerdecke befindliche schlechte Luft 
durch den Trichter nach dem Schornstein ab. 

Der prämiirte Zimmerkochofen ist aus braunglasirtem Kachelzeug her¬ 
gestellt ; der Ofen kann jedoch auch aus jedem anderen Kachelmaterial gesetzt 
werden. 

Der Ofen heizt einen Zimmerraum von 30 bis 100 cbm reichlich. Der 

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Ofen kann auch so gesetzt werden, dass er zwei Zimmer genügend heizt. 
Die Setzart ist für jeden Ofensetzer leicht begreiflich. 

Gegenüber einem eisernen Ofen gewährt der neue Kachelofen folgende 
Vortheile: Er liefert schnell eine andauernde, gesunde und angenehme Wärme; 
grosse Ersparniss an Brennmaterial beim Kochen. Vollständiger Abzug der 
Wrasen und Gase; im Sommer keine Ofenhitze im Zimmer; jedes, auch das 
geringste Brennmaterial wird vollständig ansgenutzt; der Ofen bleibt auch 
während des Gebrauches sauber und behält immer ein gefälliges Aussehen. 

Auf die Dauer stellt sich dieser Kachelofen um das Dreifache billiger 
als ein eiserner Ofen, denn der Kachelofen kann bei jährlich kleiner Reparatur 
und einmaligem Umsetzen mindestens 50 Jahre lang benutzt werden, wohin¬ 
gegen ein eiserner Heiz- und Kochofen innerhalb dieser Zeit wohl 6—7 mal 
erneuert werden muss. 

Der Erfinder theilt mit, dass er bereit ist, an Töpfermeister bezw. Ofen¬ 
setzer Licenz abzugeben. W. 


Wasserversorgung. 

Drehbarer Apparat zur Reinigung von Fiusswasser. Ges. Ing. 5. Dieser 
Apparat ist 1884/85 von Dr. Anderson in Anbetracht der Schwierigkeiten 
construirt worden, welche beim Gebrauch der Eisenschwammfilter der Wasser¬ 
werke zu Antwerpen auftraten. Derselbe besteht aus einem durch zwei hohle 
Zapfen getragenen, rotirenden Cylinder; einer der Zapfen dient als Wasser¬ 
zuleitung, der andere als Ableitung. Der Cylinder enthält eine bestimmte 
Menge von Gusseisenbohrspähnen oder noch besser von Schabeisen, wie solches 
von Kesselplatten gewonnen wird. Bei den Drehungen des Cylinders wird 
das Eisen mit dem Wasser durch bewegliche Schaufeln untereinander und mit 
den Wandungen des Gefässes in fortwährende Berührung gebracht und auf 
diese Weise gereinigt. Das austretende Wasser nimmt dabei 1,4 bis 2,8-g 
für 1 cbm auf, und dieser Bestand wird durch Lüftung ausgeschieden, indem 
man das Wasser entweder durch die Luft sprühen, oder besser, eine offene 
Rinne durchlaufen und es dann ablagern lässt. Nach einigen Stunden hat 
sich der grössere Theil des Eisens auf dem Boden gewöhnlich in Form von 
losen Flocken von Eisenoxyd, verbunden mit organischen Stoffen und anderen 
Verunreinigungen, abgesetzt, worauf die Filtration erfolgt. In den meisten 
Fällen genügt eine rasche Filtrirung durch eine dünne Sandschicht, auf welcher 
sich das Eisen ablagert, während das Wasser den Filter frei von Eisen, be¬ 
deutend von organischen Stoffen und gänzlich von Mikroben befreit, verlässt 
Es ist behauptet worden, dass der Betrag von freiem im Wasser aufgelöstem 
Sauerstoff bedeutend durch den Process verringert wird, allein Dr. Anderson 
bestreitet solches unter Anführung chemischer Nachweise. 


Bäder und Badeeinrichtungen. 


Mischhahn für an Hochdruckwasserleitungen angeschiossene Badeeinrich¬ 
tungen von Louis Knoch in Dresden. (D. R.-P. 59886). Viele der bisher 
üblichen und gebräuchlichen Badehahnbatterien sind sehr umständlich, un¬ 
sicher nnd theuer und können an Hochdruckwasserleitungen nicht angelegt 


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werden, weil sie sonst stets laufen und nässen würden, da an ihnen zur Ver¬ 
hinderung dieser Uebelstände dienende Vorrichtungen nicht vorgesehen sind. 
Der leicht und bequem zu handhabende Mischhahn von Enoch eignet sich 
dagegen zur Anlegung an Hochdruckwasserleitungen, da durch denselben, 
wenn er auf Schluss gestellt ist, auch gleichzeitig die Hochdruckwasserleitung 
abgesperrt wird, so dass dann ein Druck von dieser Seite nicht mehr auf 
ihn stattfinden kann. Ausserdem gestattet dieser Mischhahn nur die Ver¬ 
bindung der verschiedenen Ein- und Ausflüsse in der Art, dass ein Verbrühen 
durch das Brausewasser nie stattfinden kann, und wenn die Kaltwasser¬ 
leitung vom Ofen abgesperrt ist, die sich im Ofen bildenden Dämpfe, sowie 
das etwa überkochende Wasser stets freien Abfluss durch den Hahn nach 
der Wanne haben, so dass demnach ein Platzen des Ofens nie erfolgen kann. 


Strahlrohr von H. Evertsen und H. Jordt in Unewatt bei Langballig, 
(Kr. Flensburg). (D. R.-P. 61072). Durch dieses Mundstück wird bezweckt, 
dass man mit demselben beim Gebrauch den Durchmesser des Strahles je nach 
Bedarf kleiner oder grösser einstellen kann, womit gleichzeitig eine grössere 
oder kleinere Strahldicke verbunden ist. 

In dem oberen Eude des Strahlrohres sind durch eine Muffe ein Gummi¬ 
schlauch und auf deren äusserer Seite acht Segmente befestigt. Die acht 
Segmente gehen verjüngt zu und umschliessen den Gumraischlauch und bilden 
mit diesem das eigentliche Mundstück. Die Segmente können federnd aus 
einander gehen und so die Lochweite des Mundstückes vergrössern, wenn 
durch den Druck des Wassers im Gummischlauch der letztere das Bestreben 
hat, sich auszuweiten. Damit der Gummischlauch nicht in die Spalten 
zwischen den einzelnen Segmenten gepresst wird, sind auf der Innenseite der 
Segmente Blattfedern angebracht, von denen jede nach der einen Seite über 
die Spalte und über eineu Theil der benachbarten Blattfedern überragt, so 
dass auch beim weitesten Auseinanderstehen der Segmente die Blattfedern 
immer noch nach einer Seite über je eine Spalte überragen. 

Ein verstellbarer Druckring begrenzt das Auseinandergehen der Segmente, 
indem derselbe an den konischen Theil der Segmente weiter vor- oder rück¬ 
wärts gezogen werden kann. 

Der Druckring ist durch Stege mit dem auf und nieder schraubbaren 
Führungsring verbunden. 


Bade-Matratze von Ed. Weigel in Greiffenberg i. Schl. (Gebr.-Muster 
2720). Diese Matratze wird dadurch hergestellt, dass man gut gereinigten, 
gebleichten und zerkleinerten Badeschwamm mit einem porösen gewebten 
Stoff umgiebt, diesen matratzenartig formt und abnäht. Die so erhaltene 
Matratze wird nun in ein beliebig angewärmtes Bad gelegt, dieselbe füllt 
sich sofort mit Wasser und bietet in diesem Zustande dem zarten Säuglinge, 
wie dem schwachen Kranken eine sehr weiche, reinliche und zugleich ange¬ 
nehme Unterlage. Gleichzeitig gewährt sie dem badenden Kinde, wenn die¬ 
selbe am Kopfende der Badewanne hochgezogen wird, Schutz gegen das 
häufige und schädliche Anstossen mit dem Köpfchen gegen die Wand der 
Badewanne. Dieselbe bietet ausserdem grössere Reinlichkeit und Bequem- 


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lichkeit als die gegenwärtig benutzten Unterlagen von Watte, Federn und 
Wäschestücken, da dieselbe nach dem Auswinden niemals zusammenklumpt 
oder üblen Geruch annimmt und an der Luft in kürzester Zeit trocknet. Die¬ 
selbe kann auch im trockenen Zustande als Unterlage im Tragebettchen 
sowie im Kinderwagen Verwendung finden. Besondere Verwendung soll jedoch 
die Matratze für Kinder- (Säuglinge) und Sitzbäder erhalten. W. 


Kanalisation. 

Abflussrohr für Abwasser von der Gewerkschaft Carl Otto in Köln a. Rh. 
(D. R.-P. 61071). Bei der Entwässerung und Reinigung eines jeden Bodens, 
sei es einer Waschküche, eines Bade- oder Desinfectionsraumes, ist es von 
der grössten Wichtigkeit, dass die Abwasser beim Ablaufen nicht aufgehalten 
werden oder an solchen Stellen haften bleiben, wo sie später austrocknen 
und wo dann die darin enthaltenen schädlichen Pilze sich weiter verbreiten 
und entwickeln können. 

Dieses neue desinficirbare Abflussrohr soll diesen Bedingungen entsprechen. 
Dasselbe bildet einen in seinem unteren Theil gekrümmten, nach oben keil¬ 
förmig zulaufenden Mantel, welcher einen aushebbaren, eingesetzten Deckel 
besitzt, der mit Schlitzen versehen ist. Die Innenflantschen des Mantels, 
welche den Deckel tragen, bilden nach unten führende vorspringende Leisten, 
und der Deckel ist an seiner unteren Fläche ebenfalls keilförmig gestaltet, 
so dass er im Verein mit den Schlitzöffnungen Vorsprünge bildet. Da die 
Abwässer von der Oberfläche aus in Ablaufrinnen geführt werden, so erreicht 
vorliegendes Abflussrohr den beabsichtigten Zweck in vollkommenster Weise, 
indem die von der Oberfläche aus ablaufenden Flüssigkeiten nicht an den 
Wandungen des Rohres hängen bleiben können, sondern durch die Vorsprünge 
nur allein auf den Boden des Ablaufrohres tropfen, ohne die seitlichen Innen¬ 
wandungen des Rohres zu berühren. 

Auf dem Boden selbst können die Abwasser durch reines Wasser, welches 
die gelösten Desinfectionsmittel enthalten kann, fortgespült werden. 

Sollten Unreinlichkeiten in fester Form in das Ablaufrohr kommen und 
nicht mit den Spülwassern entfernt werden können, so wird der Zugang 
zum Abflussrohr behufs mechanischer Reinigung desselben durch Abheben des 
Deckels wesentlich erleichtert. 

Glockenheber-Spulvorrlchtung für Abtritte von Ludw. Th. Meyer & Co. in 
München. (D. R.-P. 59927.) Diese Vorrichtung bezweckt ein rasches, kräftiges 
Durchspülen von Abtritten mit bemessenem Spülwasserquantum unter Ver¬ 
meidung der bisher gebräuchlichen Ansaugeventile. Sie besteht aus der sich 
nach oben verjüngenden konischen Heberglocke, welche, durch einen Hebel 
gezogen, sich in einem Cylinder auf- und abbewegt. In den Cylinder ist am 
Boden eine Einströmöffnung für das Wasser ausgeschnitten. Im Innern der 
Heberglocke befindet sich das Absaugerohr. Unterhalb des Ganzen ist noch 
der Wasserkasten angebracht, der im Innern ein durchbohrtes Ablaufrohr trägt. 

Der Vorgang bei Benutzung des Apparates ist folgender: 

Durch einen Schwimmkugelhahn füllt sich der äussere Wasserkasten, ferner 
der Cylinder sowie die Heberglocke mit Wasser, und zwar stellt sich das Wasser 


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in allen Theilen gleich hoch, indem die Luft aus der Heberglocke durch die Rohre 
unten beim Abtritt ausströmen kann. Der Schwimmkugelhahn schliesst sich 
hierauf und das Wasser gelangt in allen Theilen zur Ruhe. Wird nun ver¬ 
mittels des Hebels die spitz zulaufende Heberglocke gehoben, so strömt sofort 
Wasser nach; lässt man nun die Heberglocke plötzlich fallen, so drängt die¬ 
selbe durch ihre Form einen Theil des im Cylinder und in der Heberglocke 
stehenden Wassers nach oben, dasselbe wird durch die spitz zulaufende 
Heberglocke gewissermassen in das Heberrohr gepresst und gelangt darin zum 
Ablauf. Hierdurch ist der Heber angesaugt und das ganze Gefäss entleert 
sich sehr schnell und continuirlich durch die Rohre, um den Abtritt zu spülen, 
und zwar so lange, als der Wasservorrath im Reservoir reicht. 

Der untere Wasserkasten hat folgenden Zweck: Zwischen dem Absauge- 
und Ablaufrohr ist ein Zwischenraum. Am Eingang des letzteren ist eine düsen¬ 
artige Verengung angebracht; hierdurch gelangt nicht alles aus dem Ab¬ 
saugerohr fallende Wasser zum Abfluss, sondern es strömt ein kleiner Theil, 
aufgehalten durch die Verengung des Rohres, über und gelangt in das Gefass, 
wo es durch eine kleine Oeflhung nach der Spülung in den Abtritt nachläuft und 
bei englischen Abtritten die in der Schüssel angebrachte Vertiefung wieder mit 
Wasser füllt, wodurch die Nachspülvorrichtung in den Abtritten selbst wegfällt. 

Die Zeitdauer dieses Nachlaufens hängt von der Grösse der Oeffnung ab. 
Meist wird der Heberspülapparat für sich allein ohne die Nachlaufvorrichtung 
verwendet werden. 


Desinfection. 

Verfahren zum Desinficiren mittelst Wasserdampfes und zum Durchdämpfen 
von Gegenständen von Dr. Hermann Rohrbeck in Berlin (D. R.-P. 61448). 
Dieses Verfahren zum Desinficiren mittelst Wasserdampfes, überhaupt zum 
Durchdämpfen von Gegenständen bei beliebig hoher Temperatur, besteht darin, 
in dem mit Dampf gefüllten Durchdämpfungsraum beliebig grosse und schnell 
erfolgende Druckunterschiede hervorzurufen, mit Hülfe künstlicher Kühlung 
und darauf erfolgendem Wiederzuleiten von Dampf oder unter Anwendung 
einer Luftpumpe, um: 1. die Luft, das störendste Hinderniss der Durchdämpfung, 
zuverlässig aus den Gegenständen zu entfernen, 2. den Dampf sicher und mög¬ 
lichst schnell in das Innere selbst der grössten Gegenstände hineinzutreiben, 
3. eventuell die gebundene Wärme des Dampfes möglichst zu benutzen. 

Das Verfahren eignet sich auch besonders zum Kochen, Extrahiren u. s. w. 
indem man damit weit zuverlässiger, schneller und sparsamer arbeitet, besonders 
aber auch die Wärme in verhältnissmässig kurzer Zeit im Innern der Gegen¬ 
stände weit höher steigert, als bei den bisherigen Verfahren. 


Innere Einrichtung von Lazarethen. 

Hygienische Wasser - Spucknäpfe der Eisenwerke Gaggenau. 

Stand-Spucknapf. Bei diesem »Spucknapf sind folgende Punkte berücksichtigt 
worden: 1) Die Wahl des Materials ist eine richtige, nämlich nur Glas, Porzellan 
oder emaillirtes Metall. 2) Es ist für eine möglichst grosse Oeflhung gesorgt, 
um das Sputum auch leicht und bequem in den Spucknapf zu bringen. 3) Die 
ausgeworfenen Massen sind unsichtbar gemacht und 4) die Construction ist einfach, 


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um den Spucknapf leicht reinigen und’wieder neu mit Wasser füllen zu können. 
So einfach diese vier Punkte zu erreichen scheinen, so schwer ist es 
aber, sie alle vier gleichzeitig zu vereinigen. Gerade um den Punkt 3 zu 



Fig. 232. 

lösen, wurden unzählige Constructionen zu Tage gefördert, aber alle verfehlen 
ihren Zweck vollständig, da sie den Punkt 2 oder 4 nicht berücksichtigen konnten. 

Der Stand-Spucknapf (Fig. 232). besteht nur aus drei lose ineinander 
gelegten Theilen, die mit einem Griff zum Reinigen und Füllen auseinander 
und wieder zusammen gelegt sind. 

Die Oeffnung nimmt drei Viertel des ganzen Spucknapfes ein und ein 
Tritt auf das Pedal lässt das Sputum verschwinden, so dass man immer nur 
klares Wasser vor Augen hat. 

Wancl-Spucknapf. Derselbe lässt sich wie ein kleines Schlüsselschränk¬ 
chen überall aufhängen, wo man sonst keinen Platz für einen Stand Spucknapf hat. 

Das Kästchen ist ebenfalls mit Wasser gefüllt und durch eine Wand 
in zwei Hälften getheilt. Beim Gebrauch zieht man einfach an einem Griff 
ein Gummituch heraus, welches sich, nachdem man darauf gespuckt hat, wieder 
automatisch durch ein Belastungsgewicht zurückzieht und sich dabei gleichzeitig im 
Innern durch ein Messer wieder reinigt. Man hat also auch hier immer eine saubere 
Fläche vor Augen und ist diese allerdings jetzt noch ungewohnte Methode doch 
bestimmt reinlicher als das Spucken in Taschentücher und da sich das kleine 
Kästchen überall anbringen lässt, wird jene Unsitte hoffentlich bald verschwinden. 

Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass bei beiden Constructionen das 
Wasser ohne Nachtheil für die Apparate mit Carbol oder Sublimat in belie¬ 
bigen Prozenten vermischt werden kann. 

Teller-Spucknapf. Für gewöhnliche Zwecke in Kranken- und Schulhäuser, 
Bahnhöfe, Wartesäle, Wandelhallen, Kasernen, Gerichtsgebäude, Bureaux etc. 
ist der einfache tellerartige, in Emaille hergestellte Wasser-Spucknapf wohl 
deshalb der Beste, da er keine Ecken hat, also leicht zu reinigen ist und 
absolut nicht umgeworfen werden kann. Das Entleeren ist durch angebrachte 
Grifflöcher sehr erleichtert, während man durch die eigentümliche innere 
Wandform das Wasser beim Tragen nicht ausschüttet. 

Die Preise und Dimensionen der einzelnen Ausführungen sind folgende: 
Der Stand-Spucknapf wiegt 2,3 kg und kostet Mk. 7.—. Der Wand-Spucknapf 
wiegt etwa 1,5 kg und kostet Mk. 6.— und der Teller-Spucknapf wiegt etwa 
0,(5—0,8 kg und kostet Mk. 2.— bis 2.50. 


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—►+■ Aerztliche Polytechnik. ++- 

Redacteur: Dr. G. Beck. 


Chirurgische Instrumente. 

Ein transportabler Dampf-und Wasser-Sterilisator von Jvar Sternberg, 
Cand. Philos. et Medicin (Helsingfors). Der von mir construirte Sterilisator 
beabsichtigt die Sterilisirung sowohl von Verbandstoffen als von Instrumenten. 
Der Apparat kann direkt als Verbandkasten benutzt werden und ist für den 
Transport leicht zusammenlegbar. (Fig. 233). Die Erwärmung kann über 
einer Gasflamme, einem Petroleumkochapparat und auf dem Feuerherd geschehen. 

Der Sterilisator besteht aus 3 rektangulären Kasten (Fig. 233, A, B, C.), 
einem Instrumentkorb (Fig. 234, E.), und einem Deckel (Fig. 233, D.) Der Kasten 
A (der Kessel) aus inwendig verzinntem Kupferblech gefertigt, wird zum 
Kochen von Metallinstrumenten und zum Hervorbringen des erforderlichen 
Dampfes angewandt. — Der Kasten B aus Zinkblech gefertigt ist zum grössten 
Theile mit Doppelwänden versehen und dient zur Sterilisirung des Verbands¬ 
stoffes und ist auch als Verbandkasten anwendbar. Die äussere Wand über¬ 
ragt die innere und der doppelwandige Theil des Kasteus wird durch zwei 
mit Riegeln versehene Klappen verschlossen. (Fig. 234, B das Obere nach 
Unten gekehrt.) Vier Röhren, eine in jeder Ecke, nach aussen mit zwei ver¬ 
schiebbaren Platten verschliessbar, münden in der Nähe des Bodens des 
doppelwandigen Kastens. Einige Löcher, welche direkt unter dem Ver¬ 
schlussklappen angebracht sind, verbinden den Raum zwischen den Doppel¬ 
wänden mit dem Sterilisirungsraum. (Fig. 234, B), und ein seitliches Loch an 



Fig. 233. 



der äusseren Wand des Kastens mit der umgebenden Luft. Am Boden ist 
eine Oeffnung zum Einfuhren eines Thermometers. — Der Kasten C, ebenfalls 
aus Zinkblech, kann als Instrumentenschaale angewandt werden. — Der In- 
8trumentenkorb E aus Drahtgewebe ist mit Füssen versehen um das Auf- und 
Niederhüpfen der Instrumente beim Kochen zu verhindern. — Der Kupfer¬ 
deckel D ist hauptsächlich für den Kasten A abgesehen. 

Zur Sterilisirung fülle man den Kasten A mindestens 2 cm hoch mit 
Wasser. Der Kasten B wird mit Verbandstoffen gefüllt, die Klappen durch 


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die Riegel verschlossen und vermittelst der Schieberplatten werden die Röhren 
geöffnet. Der Kasten B wird nun auf- und niedergekehrt in den Kessel ein¬ 
geschoben, wobei ein Wasserabschluss gebildet wird. Erhitzt man das Wasser, 
so strömt der Dampf durch die vier Röhren gegen den Boden des Sterilisators 
und tritt durch die genannten Oeffnungen in den Zwischenraum der Doppel¬ 
wände um durch das seitliche Dampfabschlussrohr zu entweichen. Vermittelst 
eines Schlauches, den man jedoch nicht tiefer als einige cm unter Wasser 
lege, wird das Ausströmen des Dampfes im Zimmer verhütet. — Ist die Steri- 
lisirung beendet, so wird der Kasten B herausgehoben und mit der Seite 
auf den Kessel gelegt, sodann öffnet man die Klappen und lässt den Dampf 
herausströmen. Der Verbandstoff ist fast ganz trocken, doch wird eine voll¬ 
ständigere Trocknung erreicht, wenn der Kasten B eine kurze Zeit in dieser 
Lage durch den vom Kessel ausströmenden Dampf erwärmt wird. Der steri- 
lisirte Verbandstoff kann jetzt vollständig von der Luft abgeschlossen werden, 
wenn der Kasten B geschlossen wird. — Hierauf senkt man den Instrument¬ 
korb in das mit Soda versetzte Wasser im Kessel A. Nach erforderlicher 
Dauer des Kochens setzt man den Instrumentenkorb in den Kasten C. 

Der Dampf, welcher den Sterilisator passirt hat, dient als Isolator 
zwischen den Wänden und hält sich die Temperatur dadurch äusserst constant 
auf 100° C. Diese Temperatur erreicht man in circa 15 Minuten auf einem 
mit 4 Brennern versehenen Petroleumkochapparat, nach welcher Zeit Dampf 
kräftig ausströmt Hiernach ist nur noch eine unbedeutende Wärmemenge 
erforderlich um die Sterilisirung fortzusetzen. Sterilisationtversuche mit 
Staphylo- und Streptococcen haben die Zuverlässigkeit des Apparates erwiesen. 

Der Apparat kann in verschiedenen Grössen angefertigt werden. Ein 
solcher, geburtshülflichen Zwecken- entsprechend, ist zusammengelegt 37 cm 
hoch, 46 cm lang, 24 cm breit und wiegt 9,5 kg. — Instrumentenmacher 
Paul Deumann in Helsingfors verfertigt diese Apparate mit allem Zubehör 
zu einem Preise von 32 Rmk. 


Eine practische Wasch-, Verband-, Reagentien- und Instrumenten-Konsole, 

der Kürze wegen „Ordo“ genannt, (eingetr. in die Rolle für Gebrauchsmuster) 
wird nach den Angaben des Herrn Dr. med. Ed. Müller in Hagen i. W. für 
das ärztliche Sprechzimmer von der Möbelfabrik mit Dampfbetrieb Gebr. 
Anger & Edert zu Elbingerode im Harz hergestellt. Sie soll in erster Linie 
der Schaffung und Aufrechterhaltung der Ordnung im Sprechzimmer dienen; 
sie soll den sich leicht einschleichenden Missstand beseitigen, dass zwischen 
Arzneiflaschen und Gläsern auf Schreibtisch, Stühlen etc. Instrumente und Ver¬ 
bandstoffe herumliegen und sich verlieren, und soll in möglichster Voll¬ 
kommenheit den Zweck erfüllen, dem Arzte das, was er für gewöhnlich 
in der Sprechstunde gebraucht, auf kleinem Raume, in gedrängter 
Zusammenstellung, jeden Gegenstand an bestimmtem Platze, bequem und über¬ 
sichtlich zur Hand zu bieten. 

Bei der Oonstruction ist besonders Gewicht darauf gelegt worden, dass, 
entsprechend den Forderungen der Antiseptik eine gründliche Reinigung vor¬ 
genommen werden kann; andrerseits ist nach Möglichkeit alles vermieden 
worden, was als Ansatzstelle für Staub dienen könnte. 


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Die Konsole besteht ans zwei Haupttheilen: 1) aus der Waschtoilette 
2) aus dein Schrank für Verband-Material, Schalen, Reagenz- und Medica- 
mentengläser, Instrumente etc. 

Die Waschtoilette besteht 1) aus einem oberen, durch Klappdeckel 
verschliessbaren Raum, welcher Waschbecken und Schalen für Seife, Schwamm 
und Nagelbürste enthält. Der obere Rand der Waschschale liegt ca. 9 cm 
tiefer als der obere Rand der Konsole; es wird damit ein Ueberspritzen des 
Wassers auf die Umgebung beim Waschen verhindert, andererseits ein An¬ 
schluss an eine Wasserleitung ermöglicht. In der Tiefe des Waschbeckens 
befindet sich ein durch einen eisernen conischen Zapfen verschliessbares Loch 
zum Ablassen des schmutzigen Waschwassers. 2) aus dem darunter liegenden 
Fussschränkchen, dessen Raum den Eimer zur Aufnahme des abfliessenden 
schmutzigen Wassers und im unteren Theil ein Becken mit reinem Wasser 
enthält. Für den Fall der Verbindung mit Wasserleitung kann der untere 
Theil auch zu einem Schubfach für Handtücher eingerichtet werden. Selbst¬ 
verständlich kann das schmutzige Wasser durch ein Abflussrohr auch direkt 
nach aussen geleitet werden; doch dürfte sich das beim Arzte weniger em¬ 
pfehlen, weil vielfach Verbandstoffe in das Waschbecken gelangen und das 
Abflussrohr verstopfen können. 

In den Abbildungen zeigt die Waschtoilette eine abweichende Construction 
die noch besonders in die Rolle für Gebrauchsmuster eingetragen ist. In dem 
Raum unterhalb des Schmutzeimers befindet sich ein Zinkbassin für reines 
Wasser. Aus diesem wird das Wasser mittels einer kleinen im hinteren 
Raum des Schrankes liegenden Flügelpumpe durch ein leichtes Hin- und Her¬ 
bewegen des oben im Waschraum sichtbaren Hebels gehoben und in das 
Waschbecken gebracht. Die Füllung des Bassins geschieht von vorn jedes 
Mal bei Gelegenheit des Austragens des schmutzigen Wassers. Die Pumpe 
ist derart befestigt, dass sie mühelos aus dem Schranke herausgehoben werden 
kann. Da von einer Kraftanstrengung bei Handhabung des Hebels nicht die 
Rede sein kann, so dürfte diese Einrichtung der Waschtoilette sogar da vor¬ 
gezogen werden, wo ein Anschluss an eine Wasserleitung möglich gemacht 
werden kann, weil der letztere den Nachtheil an sich haften hat, dass das 
Möbelstück nicht von der Stelle gerückt werden kann und damit die Zimmer¬ 
reinigung beeinträchtigt. 


Der Schrank für Verbandmaterial, Schalen, Reagenz- und 
Medicamentengläser, Instrumente etc. hat die doppelte Breite der 
Waschtoilette und besteht nebst zwei Fussschränkchen, die durch verlegbare 
Brettchen abgetheilt sind und zum Auf bewahren von Verbandmaterial und 
Medicamenten dienen können, aus dem oberen, ebenfalls durch Klappdeckel 
verschliessbaren Raum, den uns Fig. 235 mit den für ihn bestimmten Gegen¬ 
ständen gefüllt zeigt. — Die eine Hälfte dieses Raumes ist durch heraus¬ 
nehmbare Scheidewände in vier Abtheilungen getheilt, in welchen lose Gaze,’ 
Watte, Gaze- und andere Binden liegen. In den Ecken sind ca. 4 cm von 
oben Böckchen angebracht, auf welchen 3 Glasschalen (16x23 cm) Platz 
finden zur Aufnahme von desinfizirenden Flüssigkeiten, Instrumenten oder zur 
Verwendung als Eiterbecken. Es ist eine Schale weniger gewählt, als sich 


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Platz bietet, damit, wenn aus einem Raume, sei es Watte, sei es eine Binde, 
herausgeliolt werden soll, für die wegzunehmende Schale immer ein freies 
Feld vorhanden ist. Damit die Schalen leicht zu greifen sind, ist aus dem 
oberen Theile der Scheidewände ein halbkreisförmiges Segment ausgeschnitten. 

In der auderen Hälfte des Raumes sehen wir untergebracht einen kleinen 
Messcylinder, mehrere Reagenzgläser, Trichter, Spritzflasche, Albuminimeter 
nach Esbach, ein Urinprober fürs spez. Gew., 6 Tropfgläser mit einge¬ 
schliffener Pipette für Cocain, Atropin, Zinc. sulf., Arg. nitr. (2 °/ 0 ), Natr. 


Fig. 235. 

chlorat. etc. — weiter nach vorn eine Spirituslampe, die beim Gebrauch aus 
der Vertiefung herausgenommen und auf die davor liegende Erhöhung gestellt 
werden kann. Letztere wird durch einen Deckel gebildet, der einen Raum 
bedeckt, der sich zum Aufbewahren von kleinen Gegenständen, Nadeln, Zünd¬ 
hölzern etc. eignet. 

Weiter rechts sehen wir in der hinteren Abtheilung in vier Reihen 19 
Fläschchen resp. Pulvergläser, davon vier mit ca. 90 gr Inhalt, fünfzehn mit 
ca. 40 gr Inhalt. Sie sind bestimmt für die verschiedenen Reagentien und 
Chemikalien, die der Arzt zu seinen Untersuchungen und zum Verbinden am 
häufigsten zu gebrauchen pflegt. Es wurde dabei gedacht an Aether, 



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Terpentin, Spiritus, Pikrinsäure, Acid. acet., Acid. hydrochlr., Acid. nitr. 
pur., Acid. nitr. fum., Acid. sulf., Acid. lact., Liq. kal. caust., Sol. cupr. sulf. 
Liq. ferr. sesquichlr., Sol. arg. nitr., (10 °/ 0 ), Jodoform, Sozojodol, Dermatol, 
Acid. boric., 01. oliv. Die dünnen Holzgestelle, in welchen die Gläser stehen, 
lassen sich ebenfalls herausnehmen (Fig. 236) und gestatten gründliche 
Reinigung. Bei den Augen tropfgläsern lassen sich am Gummi der Pipetten 
kleine Etiquetten anbringen, die übrigen Flaschen und Gläser tragen auf den 
grossen flachen Glasstöpseln die Bezeichnung dessen, was sie enthalten. 



Fig. 236. 

Weiter nach vorn stossen wir auf ein abgetheiltes Kästchen, welches 
ausgehoben werden kann und unter sich einen ihm gleich grossen Raum birgt 
In letzterem und in dem Kästchen lassen sich unterbringen Stethoscop, Lap. 
infern., Glasstäbchen, Pinsel, Tropfgläser, Rollmass, Lupe, Pravaz-Spritze, Empl. 
adhaes. etc. Der ganz vorn, vor dem Kästchen liegende tiefe Raum ist für 
zwei cubische Standflaschen bestimmt, welche je 1 Liter Inhalt haben und 
Karbolwasser und Sublimatlösung enthalten sollen. Um diese Flaschen direct 
von Ort und Stelle aus, dem Irrigator gleich gebrauchen zu können, hat M. 
einen besonderen Gummiapparat construirt und diesen in Verbindung mit der 


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Flasche als Standirrigator bezeichnet. Die nebenstehende Zeichnung dürfte den 
Apparat leicht erklären. Es wäre nur zu erwähnen, dass in dem Gummiball 
sich Ventile befinden, dass sich derselbe beim Zusammendrücken nach der 
Canüle entleere, bei der darauf folgenden Ausdehnung 
von der Flasche aus sich wieder füllen muss. — Der 
dann noch übrig gebliebene Raum ist zu den 2 Schieb¬ 
laden ausgenutzt worden, in welchen noch viele andere 
kleinere Gegenstände, die der Arzt gern zur Hand hat, 
Filtrirpapier, Lacmus-Papier etc. untergebracht werden 
können. 

Die gebräuchlichsten Instrumente sind unter dem 
hohl gehaltenen Klappdeckel befestigt. Wir finden 
Fig. 237. da verschiedene Scheeren, Pincetten, Nadelhalter, 

Rasirmesser, Abscesslancetten, in kleinen Gläschen Dr. Vömels Nähseide und 
Catgut, Zungenhalter, Sonden, Rachenpinsel etc. — und endlich in einem in 
der Mitte des Deckels gelegenen besonderen Kästchen eine Menge Nadeln, 
die in Gaze lose eingesteckt sind. Letztere ist durch Heftzwecke befestigt 
und kann also leicht durch neue ersetzt werden. Die Instrumente hängen 
fest in kleinen Häkchen und können mühelos ausgehoben und wieder einge¬ 
hängt werden. Die Häkchen kann sich ein Jeder selbst je nach den In¬ 
strumenten, welche er unter dem Deckel untergebracht wünscht, einschrauben. 

In der Abbildung ist das mittlere Fussschränkchen mit Thür versehen 
und durch ein verlegbares Brettchen in 2 Räume getheilt. Durch eine andere 
Konstruction soll es dazu geeignet gemacht werden, das ganze übrige Instru¬ 
mentarium des Arztes in sich aufzunehmen. Das kann in der Weise erreicht 
werden, dass in dem Raum eine grössere Reihe übereinanderliegender niedriger 
Schiebladen angebracht wird, in welchen die Instrumente auf Verbandwatte 
liegen sollen. Durch solche Abänderung dürfte der practische Werth der 
Konsole noch um ein Bedeutendes gesteigert werden. 

Das Eigenartige der Konsole besteht 

1) in der Vereinigung der Waschtoilette mit dem anderen Haupttheil zu 
einem eleganten Möbelstück, das einem jeden ärztlichen Sprechzimmer zur 
Zierde gereichen dürfte. 

2) in der Form des Möbelstückes und dem aufklappbaren hohlen Deckel. 
Wird der Deckel geöffnet, so fällt das volle Licht auf die in so grosser Menge 
nebeneinander untergebrachten Gegenstände und auf die unter dem Deckel 
befindlichen Instrumente. Der Arzt findet ungefähr Alles, was er in der 
Sprechstunde für gewöhnlich zu gebrauchen pflegt, in einer dem Körper an¬ 
gemessenen bequemen Höhe schön geordnet vor und braucht nicht lang zu 
suchen, um das zur Hand zu haben, was er wünscht. Das einfache Zuklappen 
des Deckels genügt, um den ganzen Inhalt zu verdecken und zu verschliessen. 

3) darin, dass in Folge der Theilung der Deckplatte beide Haupt- 
tlieile getrennt gebraucht werden können. 

4) in der besonderen Eintheilung und Ausnutzung des oberen Raumes 
der Konsole bezw. in der Unterbringung der Glasschalen, und der Unter¬ 
bringung der Gläser in herausnehmbaren Gestellen. 



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5) in der Verwendung des hohlen Deckels zur Unterbringung der In¬ 
strumente etc. und Nadeln. 

6) in der Art der Befestigung der Instrumente und der Art der Unter¬ 
bringung der Nadeln. 

7) in der Anbringung der Signaturen bei den Tropfgläsern am Gummi 
der Pipette, bei den Gläsern und Flaschen auf den breiten, platten Glas¬ 
stöpseln. 

Ein kleiner, vom Hofliefer. Carl Wendschuch (Dresden, Trompeter¬ 
strasse 8) angefertigter Apparat zum gleichzeitigen Massiren und Frottiren be¬ 
steht aus einem vernickelten Metallgestelle, in welches nach Art der beistehen¬ 
den Abbildung eine beliebige Anzahl kleiner Walzenbiirsten und massiver Weich¬ 
gummiwalzen auf Stiften beim Massiren um ihre eigene Achse laufend, aus¬ 
wechselbar eingeschaltet sind. 

Als Handgriff dient ein aufgeschraubter Querbiigel, wie derselbe bereits 
bei den früher beschriebenen Massage-Apparaten des gen. Verfertigers An¬ 
wendung gefunden hat. An Stelle der gewöhnlichen ans weissen oder schwarzen 
kräftigen Pferdehaaren hergestellten kleinen Walzenbiirsten kann man auch 
aus feinem Messingdraht gefertigte derartige kleine Walzenbiirsten einschalten 
und auf diese Weise gleichzeitig den elec- 
trischen oder Inductionsstrom etc. mit auf 
die zu massirende und frottirende Körper¬ 
stelle appliziren. 

Diese Apparate werden iu verschiedener 
Form angefertigt. Soll mehr Werth anf 
die Massage gelegt werden, so werden 
mehr Gummi- als Borstenwalzen einge¬ 
schaltet, wie auch wieder umgekehrt. Die 
am meisten verlangten Apparate sind die¬ 
jenigen, wo sich je zwischen einer gefurch¬ 
ten und einer glatten Gummiwalze eine 
Borstenwalze befintde, doch werden auch 
Apparate, in welche bis zu 6 Gummi- oder Borstenwalzen eingeschaltet werden 
können, angefertigt. Die für dergl. Apparate benutzten kleinen Borstenwalzen 
sind nach Art der sogenannten Kopfwalzen, wie solche schon seit Jahren in den 
Friseurläden zum Kopfhaar-Walzen benützt werden angefertigt. Man kann 
mit diesen Apparaten, indem man dieselben mit mehr oder weniger Druck auf 
die zu behandelnde Körperstelle hinrollt, gleichzeitig eine ebenso kräftige 
Effleurage als auch Petrissage ausüben. Als Apparat zu einfachen Körper- 
frottirungen wird dieser Apparat auch ohne Gummiwalzen, also nur mit Borsten¬ 
walzen versehen, geliefert. 

Derartige Apparate sind bereits seit Anfang Februar dieses Jahres in 
Dr. Lahmann’s Sanatorium auf Weisser Hirsch bei Dresden in Benutzung. 
Preis 10 Mk. 



Fig. 238. 


Horizontal-Galvanometer mit schwimmendem Anker von W. A. Hirsch¬ 
mann in Berlin N., Johannisstr. 14—15. Das in verschiedenen Grössen zur 


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Ausführung gelangende Instrument besitzt einen stabförmigen, von einem 
unoxidirbaren Metallmantel umgebenen Anker und 2 cm oberhalb des Ankers 
einen mit diesem fest verbundenen kleinen geschlossenen dünnwandigen Me¬ 
tallballon, der, nach unten, zum Centrum des Ankers zeigend, eine Achat¬ 
spitze trägt, und parallel zum Anker mit einem — je nach Grösse des Instru¬ 
ments 6—10 cm langen — Zeiger versehen ist, Anker und Zeiger befinden 
sich in einem dicht geschlossenen Metallgefäss, das an seiner Fläche mit Glas 
überdacht ist. Dieses Metallgefäss ist mit einer Mischung von Wasser und 
Alkohol von geeignetem specifischem Gewicht gefüllt, so dass das in der 
Mischung schwimmende System eben zum Untersinken gebracht wird. Der 
Anker ruht mit seiner Spitze in einem Achatlager und kann sich in der 
Flüssigkeit bewegen. Der Druck, mit dem der Anker das Lager belastet, 
und somit das Uebergewicht, womit er in die Flüssigkeit einsinkt, beträgt je 
nach Grösse des Instrumentes ein bis nur einhalb Decigramm. Die mögliche 
Reibung ist daher so verschwindend gering, dass sie irgend welchen Einfluss 
auf die Ausschläge der Nadel nicht ausübt. Auch eine Beschädigung der 
Spitze ist der so geringen Belastung halber undenkbar. Die Dauerhaftigkeit 
und Haltbarkeit dieses Instrumentes ist in Folge dieses Umstandes unver¬ 
gleichbar mit der aller früheren Galvanometer, bei denen, je nachdem es sich 



Fig. 239. 


um Faden- oder Spitzensuspension handelte, bald eine Beschädigung des Co- 
confadens, bald ein Schadhaftwerden der Suspensionsspitze befürchtet werden 
musste. Die bei weitem wichtigste Verbesserung besteht jedoch darin, dass 
die hier befolgte Art der Aufhängung und Bewegung in der Flüssigkeit eine 
völlige Aperiodicität des Instrumentes ermöglicht. Die Nadel geht 
stets gleichraässig vorwärts und kommt ohne Einschwingungen 
sofort zur Ruhe. 


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Vorrichtung zum Ein- und Auaachalten der Widerstände bei Rheostat- 
Elektroden von A. R. Eck in Berlin. (D. R.-P. Gl698.) Die Stromregelungs- 
Elektrode besteht im wesentlichen aus einem Griff a, einem Ansatzstück c und 
einem nicht leitenden Cylinder b mit 31 Widerständen, welche in gleichen 
Abständen vertical hindurchgehen. Diese Widerstände sind in Ohm’sche 
Einheiten eingetheilt, und zwar von links nach rechts zählend. 8 Wider¬ 
stände geben je 500 Ohm, 6 Widerstände je 1000 Ohm, 4 Widerstände je 
1500 Ohm, 2 Widerstände je 2000 Ohm, 2 Widerstände je 2500 Ohm, 2 Wider¬ 
stände je 3000 Ohm, 2 Widerstände je 3500 Ohm, 2 Widerstände je 4000 Ohm. 
Die Widerstände sind unter einander innen im Cylinder durch schwache, 



versilberte Kupferstreifen leitend verbunden. Der 31. Contact ist ohne Wider¬ 
stand und mit dem ersten Widerstand, infolge dessen auch mit den übrigen, 
durch ein Galvanoskop A leitend verbunden. 



Der Vorgang bei Benutzung der beiden Elektroden ist folgender: Durch 
die Klemmen i und k (Fig. 240) kommt der elektrische Strom von einer 
Batterie in die Stromwende-Elektrode und gelangt vermittelst der Feder mit 

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Rolle k 1 oder k 2 durch den Arm l l in die Klemme d der Stromregelungs- 
Elektrode. Mit der Klemme d ist das Zahnrad e leitend verbunden, und von 
diesem geht der Strom durch die Feder f und das damit 
verbundene Rädchen durch die Widerstände des Cylinders b 
weiter in das Ansatzstück c. 

Der Zweck der Regelungs-Elektrode ist nun, den 
Strom durch Einschalten von weniger oder mehr Wider¬ 
ständen nach Bedarf stärker oder schwächer weiter zu 
leiten. Dies letztere geschieht folgendermassen: Am Hand¬ 
griff a ist ein Hebel n drehbar befestigt, der wiederum 
mit dem Hebel o verbunden ist; letztere steht durch eine 
nicht leitende Stange p mit dem Schieber q in Verbindung. Dieser hat an 
beiden Enden einen Sperrkegel u, die zum Drehen des mit 31 Zähnen ver¬ 
sehenen Metallrades e dienen. Bewegt man nun den isolirten Hebel n nach 
oben oder unten, so dreht sich das Zahnrad e jedesmal um einen Zahn vor¬ 
wärts oder rückwärts und mit ihm die Feder f und den Zeiger g, so dass 
stets ein anderer Widerstand berührt und vermittelst des Zeigers g auf der 
Scala h angezeigt wird. Die Rolle an der Feder f berührt jedesmal beim 
Weiterschalten den zweiten Widerstand, ehe sie den ersten verlässt, so dass 
keine Unterbrechung des Stromes eintritt. Der Cylinder b ruht auf einer 
nicht leitenden Platte r, die auf der Metallplatte s befestigt ist. 

Es ist also durch diesen Apparat ermöglicht, jede beliebige Anzahl 
Widerstände bequem einzuschalten. 

Z ist eine Messingkapsel mit Glasplatte, um das Eindringen von Staub 
u. s. w. zu verhindern. 

Der Zweck der Stromwende-Elektrode ist, nach Bedarf den positiven 
oder negativen Strom durch die Regelungs-Elektrode gehen zu lassen. 

Zu dem Zwecke lässt sich der Griff B mit den Klemmen i und k, die 
den Strom von der Batterie erhalten, gegen das nicht leitende Stück D mit 
den Armen l l und l 2 um 180° drehen, so dass einmal der positive, das andere 
Mal der negative Strom durch den Arm l l geht. Die Arme l l und l 2 sind 
durch die halbrunden Metallplatten t x und t 2 mit dem nicht leitenden Stück D 
verbunden. Diese halbrunden Platten stossen nicht zusammen, sondern haben 
einen gewissen Abstand von einander, so dass, wenn der Griff B nur um 90° 
gedreht wird, die Rollen an den Federn k 1 und k 2 , welche den Strom von 
den Klemmeu i und k in die Platten t x und t 2 und von da in die Arme l l 
und l 2 leiten, auf dem nicht leitenden Stück D stehen und dadurch den Strom 
unterbrechen. 

Die Vorzüge der Elektrode bestehen in folgendem: 

Da der Arzt zwei Elektroden gebrauchen muss, um den Strom zu regeln 
bezw. nach Bedarf zu wenden, und man die Elektrode aus gewissen wissen¬ 
schaftlichen Ursachen nicht immer und überall dem Patienten anvertrauen 
kann, so muss der Arzt in den meisten Fällen einen Assistenten bei der 
elektrischen Behandlung zugegen haben. In den meisten Fällen steht dem 
Arzt ein solcher nicht zu Gebote, in manchen Fällen wieder ist die Anwesen¬ 
heit des Assistenten unerwünscht, und infolge dessen ist eine Elektrode in 



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compendiöser Form mit vielen Widerstandseinheiten, die genügend sind, den 
Strom beliebig zu regeln, von grosser Wichtigkeit. 

Die Elektrode bietet also sämmtliche Vortheile eines Rheostaten und 
macht dazu die Hülfe einer anderen Person entbehrlich. 


Eine verstellbare Krankenbett-Ampel (Musterschutz No. 4086) der Firma 
Kröning in Berlin, Gerichtsstrasse 29, hilft dem Bedürfniss ab, dem Patienten 
sowohl genügendes Licht zum Lesen oder Schreiben, 
als auch andererseits die gewünschte Dämpfung 
des Scheines zum Ruhen und Schlafen, ohne Ge¬ 
fahr des Umwerfens am Bett, zu gewähren. In 
einem leicht gebogenen Träger, der am Kranken¬ 
bett selbst angeschraubt wird, hängt pendelnd nach 
Art der SchitFslampen eine Ampel, deren Glocke 
auf einer Seite mattweis, auf der anderen dunkel¬ 
farbig belegt ist. Durch eine einfache Drehvor¬ 
richtung kann der Patient selbst mittelst einer 
Schnur den ganzen Arm mit der Ampel entweder 
über das Bett stellen oder abgewandt in das 
Zimmer hinein hängen lassen. Die Drehung voll¬ 
zieht sich auf dem Fussende der Bettstelle so, 
dass zugleich je nach Wunsch die helle oder dunkle 
Seite den Kranken trifft. 

Ein neuer Heissluftinhalator, von Morcll Mackenzie angegeben und von 
Burroughs & Wellcome eingeführt, soll eine Verbesserung der Weigertschen Idee 
darstellen. Der Kessel wird theilweise mit Wasser, Glycerin oder Oel gefüllt, 
je nach der gewünschten Temperaturhöhe der zu inhalirenden Luft. Eine dem 
Kessel vorgelegte mit zwei Oeffnungen versehene Büchse enthält einen Schwamm, 
der mit einem beliebigen flüchtigen Medicament gesättigt werden kann, die 
durch die eine Oeffnung eingesogene Luft streicht durch im Kessel befind¬ 
liche Windungen eines Metallrohrs, so dass sie, bevor sie zum Mundstück 
herauskommt, ganz auf die Temperatur der kochenden Flüssigkeit gebracht 
ist. Der Apparat ist aus sehr starkem Material gefertigt mit Sicherheits¬ 
ventil versehen, sodass sehr wenig Gefahr damit verbunden ist. Sehr. 

Brit. med. Journ. 3. Oct. 91. 

Allen und Hanbury, die eine Reihe von hübschen Taschenverband¬ 
zeugen in Aluminium hergestellt, haben auch für subcutane Injectionen ein 
eigenes kl. Aluininiumetuis zusammengestellt von 3^—2 8 / 4 " Grösse und 
*/ 4 " Dicke, das 12 Mittel zu subc. Inj. in 12 Röhrchen, eine graduirte Spitze, 
2 Nadeln, steril. Wassergefäss, Pipette etc. enthält und Leichtigkeit mit 
Vollständigkeit vereinigt.. Brit. med. joum. oct. 24. 91. Sehr. 



Der transportable Ständer-Irrigator von Carl Wendschuch (Dresden, 
Trompetertrasse 8) eignet sich besonders zum Gebrauche für das ärztliche 
Sprechzimmer in Privatkliniken etc. 

23* 


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800 


Die Con8truction des auf einem Dreifuss ruhenden Irrigators ist leicht 
aus Fig. 244 und 245 ersichtlich. Durch eine einfache Schraubvorrichtung 





Fig. 244. 


Fig. 245. 


lassen sich dergl. Irrigatorständer in beliebiger Höhe einstellen, je nachdem 
man den Wasserstrahl stärker oder schwächer wünscht. Fig. 245 zeigt einen 
dergl. Ständer mit aufsteckharem Irrigator montirt, während bei Fig. 244 der 
Irrigator zum Aufhängen eingerichtet ist. Die Grösse des Ständers richtet 
sich nach der Grösse des bezw. 1—2 Liter haltenden Wasserbehälters. Preis 
je nach Ausstattung 20 bis 50 Mark. 


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301 


Ke'ilLer empfiehlt ein modificirtes Barnes’sches Kautschuk-Dilatations- 
Instrument (Fig. 246 u. 247), bei dem das Auge (a) zur Erleichterung der Ein¬ 
führung in der Grösse so reducirt ist, dass es für eine Uterussonde passt, auf 
der andern Seite aber so stark gearbeitet ist, dass eine Perforation unmöglich. 





Fig. 246. 

Auf diese Weise kann das kleinste Instrument benutzt werden, um Wehen 
hervorzurufen, sobald der cervix für den Zeigefinger zugänglich. Ein Hahn 
mit bulbösen Enden (6) soll die Anwendung eines gewöhnlichen Higginson 



Fig. 247. 

gestatten und so einen speciellen Adaptor unnöthig machen. Der Vaginaltheil 
des Dilators ist durch besonders starke Kautschukwand verstärkt, so dass sich 
nicht der Vaginaltheil überaus dehnt, vielmehr (Fig. 6) das Instrument gut 
in seiner Lage bleibt und besonders den cervix dilatirt. Sehr. 

(Brit. med. journ. 18. July 1891.) 


Dr. Godson liess von Mawson nach den Hegar’schen Mustern Uterin¬ 
dilatatoren anfertigen, die (Fig. 248) mehr conisch an der Spitze, weniger schwer 
und desshalb leicht mitzunehmen sind. Die ganze Serie (17) wiegt nur 7*/ s Unze 





^-Tfll DCO 

Fig. 248. 

und sind in einem leichten Etui untergebracht, sie bestehen aus Vulcanit, 
sind hohl und passen alle genau in denselben Handgriff, mit letztem sind sie 


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302 


ca. 9" lang, so dass sie eventuell leicht eingeführt werden können, ohne dass 
man den Uterus herabzerren müsste. Sehr. 

(Brit. med. journ. 31. Oct. 1891.) 

Ein von Morrow (New-York) zusammengestelltes, von der Firma Hazard, 
Hazard & Co. in New-York angefertigtes dermatologisches Besteck enthält 
folgende Instrumente: 1 Scalpell, 1 zweischneidige Lancette, 1 combinirte 
Acne-Lanze und Comedonenquetscher, 1 mit zweischneidiger Lancette com- 
binirten Scariflcator, combinirte Hcbra’sche und Vidal’sche Cüretten von 



Fig. 249. 

zweierlei Grössen, 1 Schieberpincette, 1 Nadelhalterzange, 1 Milium-Nadel, 
1 gerade spitze Scheere, 1 Applicator aus Aluminium, 1 Epilations-Pincette. 
Als Behälter dieser Instrumente dient ein aus inwendig, wie auswendig 
polirtem Mahagoniholz gefertigtes Kästchen, das somit vollste Gewähr zu 
aseptischer Reinhaltung der Instrumente bietet. 

Crile (Cleveland) construirt eine speciell für unterbrochene Abdominal- 
suturen geeignete mit Suturenbehälter vereinigte Nadel, deren ganze Be¬ 
schaffenheit sehr deutlich aus der Abbildung ersichtlich ist. Der aus zwei 
verschraubten Hälften bestehende Griff, der als Suturenbehälter für zwei 



Fig. 2H0. 

Spulen dient, füllt die Hand auf sehr passende Weise und muss das Nähen 
mit demselben unstreitig viel angenehmer sein, als mit den bisher bei dieser 
Kategorie von Nadelhaltern üblichen dünnen cylindrischen oder prismatischen 


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303 


Griffen, weshalb wir diese Form überhaupt zur Nachahmung empfehlen möchten. 
Der Nadelschaft hat die Krümmung einer elliptischen Peripherie, welche Cr. 
für die beste Richtung des Suturenweges hält, in dem hierdurch beim Zu¬ 
sammenziehen der Sutur das Maximum der Constriction am Mittelpunkt des 
Dickendurchmessers der Abdominalwandungen ausgeübt wird. Cleveland med. 
Gaz. Sept. 1891. 

Ein zweckmässiger von SidneyJankauer (New-York) construirter 
aseptischer Universaigriff für chirurgische Instrumente wird von der Firma 
W. F. Ford Surgical Co. in den Handel gebracht. Die abnehmbare Klinge, 
welche durch das sog. Charriere’sche Gelenke mit dem Griff verbunden wird, 
endigt in einem flanschenartig ausgehöhlten Schaft mit diagonal gestelltem 



Fig. 251. 

hinteren Rande, der seinerseits sich in die entsprechend ausgehöhlte Endigung 
des Griffes hineinlegt. Die Abwesenheit von Kantenwinkeln ermöglicht in 
vorzüglicher Weise die Reinigung des Instruments. Alle möglichen Klingen, 
mit Einschluss zahnärztlicher und augenärztlicher Instrumente lassen sich 
mit diesem Griffe vereinigen, selbstverständlich nur bei bezw. entsprechender 
Anfertigung des Schaftes der Klinge. N -Y. med. Record 1891. Oct. 24. 

Elliot (Savannah) benützt Hagedorn’sche Nadeln von der Form und 
Grösse der in Fig. 252 abgebildeten, ohne Nadelhalter. Der Schliff der Spitzen 



ist relativ länger als es sonst bei H.’schen Nadeln der Fall ist. Die rund¬ 
lichen Schäfte der Nadeln zeigen eine obere und untere Abflachung, wodurch 


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304 


eine angenehmere und verlässliche Führung erzielt wird. Die kreisrunden 
Oehre der Nadeln eignen sich am besten für Catgut - Suturen. Die Nadeln 
sind in vorzüglicher Qualität von der Firma Tiemann & Co. zu beziehen. 
N.-Y. Med. Journ. Oct 31. 1891. 

Janvrin demonstrirte in der geburtshilflichen Gesellschaft von New-York 
(5. May 1891) einen von ihm construirten gynäkologischen Ligaturenffihrer, 
der ihm bei der Exstirpation eines die ganze linke Seite des Cervix ein¬ 
nehmenden Epitheliom’s ausgezeichnete Dienste leistete. Aus Fig. 253 der 



Fig. 253. 



Fig. 254. 

Abbildung ersieht man, wie die Nadelklinge in beliebigem Winkel zur Rich¬ 
tung des Schaftes verstellt werden kann. In Fig. 254 ist der leicht ablös¬ 
bare Schieber dargestellt, mittelst dessen diese Verstellung in einem kleinen 
Zahnrade bewirkt wird. Von W. F. Ford, S. T. Co. in New-York gefertigt. 


Ein Instrument, das vielleicht berufen sein dürfte, die Torsion durch¬ 
schnittener Arterien bei den Chirurgen wieder in Aufnahme zu bringen, ist 
die nachstehend abgebildete, sehr ingeniös construirte Torsionspincette von 
Briggs (Boston). Die Grundlage des Instrumentes beruht auf dem bekann¬ 
ten Mechanismus der Drehung einer Schraubenspindel, wenn die Schrauben¬ 
mutter g an der Drehung verhindert ist. 



Fig. 255. 


Zum Gebrauche ist das Instrument fertig, wenn die Finger bei geöffneter 
Hand, somit bei tiefstem Stande der Hülse g , welche zugleich die Schrauben¬ 
mutter enthält, in den Ringen liegen und die Bisse der Pincette a geöffnet 
sind, wie auf der kleinen Detailzeichnung ersichtlich. Die geöffnete Pincette 
wird nnn an die spritzende Arterie gebracht Die Ringe werden in die Höhe 
gezogen, wobei die Hebel f den Ring c fassen, der den Schluss der Bisse 
bewirkt. Bei weiterem Aufziehen schlägt der Ring c an die Flansche d, er 
bleibt hier liegen und hält somit die Pincette während der weiteren Mani¬ 
pulation der Mutter g geschlossen. Durch drei bis viermaliges Aufziehen 


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305 


derselben wird die Torsion vollendet Die Bisse können nur dadurch geöffnet 
werden, dass die Arme f wieder in den Ring c einfallen und dieser wieder 
stark nach b hin gedrückt wird. Die ganze Operation nimmt nur 3 bis 4 
Sekunden in Anspruch. 

Es ist zu bemerken, dass die Drehung der Spindel nur nach einer Rich¬ 
tung, somit nur beim Aufziehen der Hülse g stattfinden kann. Beim Nieder¬ 
gang derselben bleiben daher die Bisse ruhig in ihr liegen. Das Oeffnen und 
Schliessen der Bisse, deren Drehpunkt bei b sich befindet und welche durch 
Federkraft sich öffnen, geschieht ganz automatisch. Der bei b befindliche 
Drehstift ist laut der Original-Beschreibung auf einer Platte befestigt durch 
deren halbe Drehung er herausgenommen werden und sodann das ganze In¬ 
strument in seine Bestandteile behufs Reinigung zerlegt werden kann. 
Boston med. and surg. Journ. 1891. Nov. 10. 

Nebst der oben beschriebenen Schlinge giebt Bucklin eine neue Nasen¬ 
säge an, deren charakteristisches Merkmal in dem Einsatz dreier Klingen 
besteht, deren jede verschieden gerichtete Zähne besitzt. 

Sämmtliche Einsätze sind 6 Zoll lang, von welchen 3 1 /, Zoll auf den 
gezähnten Theil kommen. Die erste dieser Klingen, die dünnste von allen 
ist mit gerade aufwärts gerichteten konischen Zähnen, von welchen 30 auf 
einen Zoll kommen, versehen. Sie wird sich trotzdem nicht verbiegen, sofern 
die Bewegung nach entgegengesetzten Richtungen den nämlichen Widerständen 
begegnet. Wenn die Säge nun im Yorstoss wirken soll, so ist der Gebrauch 
der zweiten etwas dickeren Klinge indicirt, bei welcher 32 Zähne auf einen Zoll 





BLADE, I. 


BLADE.Z. 




BLADE,3. 


Fig. 256. 


kommen. Diese Klinge leistet sehr oft vorzügliche Dienste, weil 1) wenn der 
Hinterkopf des Patienten auf einem festen Stützpunkt ruht, diese Klinge beim 
Vorstoss ihre schneidende Wirkung ausübt, während das Zurückziehen der¬ 
selben keinen Widerstand findet. 2) Weil beim Abtragen der untern Muschel 
die Federkraft des hinteren Theiles der Klinge diese bei anders gerichteten 
Zähnen häufig zum Biegen veranlasst, wodurch der Erfolg der Operation 
beeinträchtigt wird. 3) Weil die Deformitäten des Septum’s häufig nach 
hinten einen feinen Vorsprung aufweisen, der bei Zähnen welche auch beim 
Zurückziehen schneiden sich darin fängt, was die gänzliche Trennung des 


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306 


Septum’s zur Folge haben kann. Dieser Gefahr wird bei der vorliegenden 
Klinge ausgewichen. 

Die dritte Klinge, deren Zähne beim Zurückziehen schneiden ist nur für 
jene seltenen Fälle geeignet, wo die zweite bei besonderer Beschaffenheit der 
Muscheldeformität nicht benützt werden kann. Es muss beim Gebrauch der 
Klinge mit grosser Vorsicht zu Werke gegangen werden, da die oben er¬ 
wähnte Gefahr der Trennung des Septum’s hier in vermehrtem Masse eintritt. 

B. ist der Meinung, dass die Deformitäten der Nasenknochen im Allge¬ 
meinen mit keinem andern Instrument besser gehoben werden können, als mit 
dem soeben beschriebenen. B. erinnert schliesslich daran, dass alle Sägen 
nur durch kochendes Wasser ausreichend desinflcirt werden können. N.-Y. 
med. Record. 1891. Oct. 24. 

Ein augenärztlicher Watteträger nach Pautinsky (Dresden) besteht aus 
einem ca. 12 1 /» cm langen und 4 mm dicken Crystallglasstäbchen, welches 
an beiden Enden in der Länge von ca. 2 cm mit einem korkzieherähnlichen 


<55S 



o 

a 

u 




Fig. 257. 


Gewindegang versehen ist, auf welches die zur Verwendung kommende Charpie- 
Baumwolle durch einfaches Aufdrehen befestigt wird. 12 solche Crystallglas¬ 
stäbchen, in einer Holzbüchse untergebracht, sind zum Preise von 2 Mk. per 
Büchse bei Carl Wendschuch (Dresden, Trompeterstr. 8) zu beziehen. 


Eine neue Daumenschiene von Joel E. Goldtwait (Boston med. and 
surg. journ. CXXV No. 21), soll den Vortheil haben, dass sie eine Fixation 
des Daumens gestattet, ohne die Bewegungen der Finger und des Handgelenks 


zu hemmen, und aus Ziu 
geschnitten werden kann, 
theil, der (zurechtgebogen) 
die Mittelhand umfasst, 
einem dazu im | Winkel 
stellbaren, 2" langen, 8 / 4 " 
breiten Daumenstück, das 
rinnenartig umgebogen den 
Daumen umfasst und aus 
einem an letzterem be- 


a bestehend, leicht von 
sie besteht aus einem 7' 



Fig. 258. 


Jedermann rasch zurecht 
langen, V 2 " breiten Basis- 
findlichen 4" langen, *1“ 
breiteif Streifen, der her¬ 
abgebogen und um die 
Basis herumgelegt, die 
nöthige Festigkeit giebL 
Zur Befestigung genügen 
2 Heftpflasterstreifen, einer 
um die Mittelhand, einer 


um den Daumen. Die Ränder sind mit etwas Heftpflaster geschützt, sodass eine 
weitere Polsterung nicht nöthig ist. Sehr. 


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307 


Einen Spiral-Hüftsupport, d. h. eine Schiene bei gleichzeitigem Wirbelleiden 

mit Hüfterkrankung, wie dies durchaus nicht selten vorkommt, hat Mayo Robson 
empfohlen, der aus einer Verbindung eines Corsets mit der Thomas’schen 



Fig. 259. 

Hüftschiene besteht und dem Pat. das Herumgehen mit Krücken gestatten soll, 
sodass der Nachtheil der Bettlage (die nur während der acuten Symptome ein¬ 
gehalten wird) nicht zu fürchten ist (Fig. 259). Sehr. 

(Brit. med. journ. 6. Juni 1891.) 

Eine Schiene zur Behandlung beginnenden genu valgum’s hat W. Horrocks 
angegeben. Dieselbe besteht (Fig. 260) aus einem Schenkeltheil und Unter- 
schenkeltheil, die durch ein Charnier hinter dem Knie verbunden sind, ersteres 
passt an die Hinterfläche und beiden Seitenflächen des Schenkels und reicht 
bis an die Gesässfalte herauf und innen bis an den Damm. Unten reicht die 



Fig. 260. 

Schenkelhälse bis über den prominenten innem Condyl herab, aussen ist sie 
abgekürzt, um sich der Muskelmasse der Aussenseite des Schenkels anzupassen. 
Nach abwärts reicht die Schenkelschiene unterhalb der Vereinigung mit dem 
Unterschenkeltheil hinter dessen Rückfläche entlang als flache Schiene (Stab) 


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308 


herab. Die Unterschenkelhülse nimmt Unterschenkel und hinteren Theil des 
Fusses auf und hat einen Ausschnitt für die Ferse. Ueber dem Unterschenkel 
und dem Schenkeltheil sind 2 Kiemen mit Schnallen zu befestigen. Am Ende 
des dachen geraden Stabs ist ebenfalls ein Kiemen befestigt. Die Schiene 
wird in der gewöhnlichen Stellung adaptirt, der dache Stab steht dann nach 
innen an dem Unterschenkeltheil vor, letzterer wird dann dadurch gestreckt, 
dass man den Stab hinter den Unterschenkeltheil bringt und in dieser Stellung 
mittelst des um den Unterschenkel gelegten und an einen Knopf an der Innen¬ 
seite desselben befestigten Riemen fixirt. An der Ferse etwas breite Schuhe 
können getragen werden. Sehr. (Brit. med. journ. 31. Oct. 1891.) 

Vorrichtung zur Beseitigung von Hühneraugen von Reinhard Viol in 
Frankfurt a. M. (D. R.-P. 61605.) Durch diese Vorrichtung sollen die 
Hühneraugen auf mechanisch-chemischem Wege von den anliegenden Fleisch- 
theilen abgesondert und schliesslich ganz entfernt werden. 

Dieselbe besteht aus folgenden Theilen: den Heber A, den Deckel B 
und die Einfettungsmasse C. 



Fig. 261. Fig. 262. 


Der Heber A ist ein elastischer, nach unten sich verjüngender King, 
dessen untere Ränder b 1 sich rings um das Hühnerauge legen, dasselbe bei 
Ausübung eines Druckes auf den oberen, gegen seitliches Ausweichen und 
Ausdehnung bei a gesicherten Ringtheil immer inniger umschliessen, von den 
anstossenden Fleischtheilen absondern und schliesslich herausheben. 

Der Deckel B liegt im Querschnitt flach oder gewölbt auf den Rändern o 
des Hebers auf, und ist mit denselben entweder durch einen Klebstoff fest 
verbunden. Zu diesem Zwecke wird derselbe aus einer unelastischen bezw. 
Metallmasse hergestellt und bildet zwischen sich und dem Heber einen Hohlraum. 

Die Einfettungsmasse C wird zwischen Deckel und Heber eingebracht. 
Sie soll dazu dienen, die um das Hühnerauge herumliegenden Fleischtheile 
weich zu machen und für die Einwirkung des Hebers zu präpariren. 

Pfeifenkopf mit Vorrichtung zum Verdampfen medicinischer Stoffe von 

Leopold Scholl in Elberfeld. (D. R.-P. 61506.) Mit diesem Pfeifenkopf 
wird bezweckt, den zu verbrauchenden Tabak durch Dämpfe von dem Ge¬ 
schmack und der Gesundheit zuträglichen Stoffen zu veredeln und zu verbessern. 

Um den Brennraum a sind noch kleinere Behälter c angebracht, welche 
durch die Röhrchen f mit dem Abzugsrohr b des Brennraumes a verbunden 
sind. Diese Röhrchen reichen fast durch die ganze Höhe der Behälter c. 
Die unteren Austrittslöcher für die medicinischen Dämpfe können zum 
Zweck des Einathmens (Inhalirens) der Dämpfe einzeln abgesperrt werden. 
Zum Füllen der Behälter c sind Oeffnungen d angebracht, welche durch Stöpsel 
luftdicht verschlossen werden können. 


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309 


Der Gebrauch dieses Pfeifenkopfes geschieht in folgender 
Weise: Durch die Oeffnungen d werden die Behälter c mit 
entsprechenden Stoffen gefüllt, (z. B. mit Wein). Der Brenn¬ 
raum a wird mit Tabak, wie immer, gefüllt. Nachdem die 
Oeffnungen a wieder gut luftdicht geschlossen sind, erfolgt 
das Anbrennen des Tabaks. Es entwickeln sich nun in 
den Behältern c Dämpfe, und zwar durch die im Brenn¬ 
raum enstehende Hitze. Diese Dämpfe steigen nach oben, 
können dann aber nicht anders entweichen, als durch 
die Böhrchen f. Diese führen dann die Dämpfe in den 
Kanal b, wo eine Verbindung mit dem Bauch des Tabaks 
entsteht, um von hier aus auf dem gewöhnlichen Wege nach aussen 
zu gelangen. 

Vom Büchertisch. 

Indem soeben erschienenen 3. Bande der XIV, Auflage des Brockhaus’ Conversations-Lexikon 

sind die medicinisch-pharmaceutischen Wissenschaften wieder in reichem Maasse bedacht. 
Es schmücken ihn in dieser Beziehung eine sehr fein ausgearbeitete, den Blutumlauf im 
menschlichen Körper darstellende Chromo-Tafel, sowie eine Darstellung der Brusteingeweide 
in situ. Den Artikel „Bruch (Hernie)“ hätten wir gern durch Holzschnitte illustrirt gesehen. 
Das Wort „binanreles Hören“ statt „binanrales“ will uns in philologischer Hinsicht gar nicht 
gefallen. Abgesehen von diesen kleinen Ausstellungen, kann das wohlverdiente Lob, das die 
gesammte Presse diesem Unternehmen spendet, wie früher schon nur bestätigt werden. 

Patentbericht. 



16. Mai. 


19. Mai. 
23. Mai. 


27. Mai. 


30. Mai. 
2. Juni. 


Deutschland. 

Patentanmeldungen. 

Kl. 30. H. 11814. Feder für künstl. Gebisse. — A. Holder Egger und Max 
Kneiff in Berlin. 

— K. 9227. Verfahren zur Herstellung von Watte aus Papierstoff. — Carl 

Kellner in Wien. 

— S. 6245. Desinfektionsschrank. — Carl Sacht in Süd er brarup, Schleswig. 

— T. 3319. Pneumatischer Hammer. — Hofrat Dr. Delschow in Berlin. 
Kl. 85. R. 7059. Badewasser-Mischvorrichtung. — Aug. Roecker in Görlitz. 
Kl. 30. B. 12651. Vorrichtung zum Entfernen von Hühneraugen. — Bertel und 

Wagner in Dresden. 

— H. 11791. Mess- und Füllvorrichtung für medicinischo Pulver u. dgl. — 

C.’Fr. Hausmann in St. Gallen. 

— R. 7143 Behälter für Giffcflaschen. — George Lester Rands in 

Borough, Surrey. 

— T. 3293. Kopfwalze. — Leopold Thiele in Quedlinburg. 

Kl. 53. C. 3590. Verfahren und Apparat zum Sterilisiren von Flüssigkeiten. — 
Gesellschaft Calberia, Fitz und Consorten in Berlin. 

Kl. 30. F. 5889. Vorrichtung zur Verhütung des Schnarchens. — Otto Francke 
in Cottbus. 

— P. 5461. Fussschoner. — Hermann Pincus in Königsberg i. Pr. 

— V. 8050. Kerze für Räucherungs- oder Verdampfungszwecke. — Ernst 

Weidemann in Liebenburg a. Harz. 

— T. 3404. Massir- und Frottirgeräth. — P. Tiemann in Feldberg i. M. 
Kl. 15. S. 6380. Schreibmaschine für Blindenschrift. — F. W. Smith in Brigh¬ 
ton, England. 

Kl. 85. Sch. 7959. Vorrichtung zur Erzeugung einer Brause von veränderlicher 
Temperatur. —■ Dr. med. Tobias Schulmann in Berlin. 


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310 


7. Juni. Kl. 30. C. 3896. Sicherheitsvorrichtung für Dampf-Desinfektionsapparate. — E. 

Clarenbach in Berlin. 

— — T. 3362. Tropfenzähler. (Zusatz zum Patente No. 56919). — Dr. J. Traube 

in Berlin und August Kattentidt in Gifhorn. 

— — V. 1770. Vorrichtung zur Beseitigung von Hühneraugen (Zusatz zum 

Patente No. 61665). — Reinhard Yiol in Frankfurt a. M. 

Patenterteilungen. 

18. Mai. Kl. 30. No. 63076. Dampfstrahlapparat. — P. Ammendörfer in Stuttgart. 

— — No. 63142. Corset mit Geradehalter. — A. Schaefer in Hamburg. 

25. Mai. — No. 63184. Hörröhr (Zusatz zum Patent No. 56402). — Dr. med. Aschen - 

dorf in Wiesbaden. 

— — No. 63185. Pastillenpresser. — W. Kilian in Berlin. 

— — No. 63221. Zughalter zur Behandlung von Rückgratsverkrümmungen. — 

Fräulein A. Triest in Schwerin i. M. 

— — No. 63221. Tragbarer an einem Stuhle zu befestigender Kopfhalter. — 

H. Wild in Wehlheiden-Cassel. 

— Kl. 34. No. 63226. Verstellbares Krankenbett. — F. Katzschke in Weissen- 

fels a. d. S. 

— Kl. 36. No. 63258. Badeofen. — P. Gosch in Zürich. 

— Kl. 85. No. 63239. Einrichtung zum Verzehren der von geöffneten Abortgruben 

ausgehenden Gase durch Feuer. — A. v. Kister in Weisser Hirsch 
bei Dresden. 

1. Juni. Kl. 34. No. 63447. Speigefäss. — H. Ziegler in München und C. Stiefel in 
Dietenheim. 

— Kl. 37. No. 63401. Gebäude aus in einander verschiebbaren Theilen. — O. Rocholl 

in Cassel. 

8. Juni. Kl. 30. No. 63500. Mundstück mit selbstthätigem Verschluss für Saugflaschen. 

— F. Freese in Hambergen bei Bremen. 

— — No. 63614. Biegsamer Katheter oder biegsame Sonde. — Dr. O. de Pezzer 

in Paris. 

— Kl. 34. No. 63512. Badewanne mit Douche-Einrichtung. — Stiel und Ober- 

hÖssei in Düsseldorf. 

Gebrauchsmuster. 

Nr. 4086. Krankenbett-Ampel. — Dr. med. Max Küster in Freienwalde a. O. 

„ 4089. Resorptionsbinde. — Schwester Hulda von Levetzow in Berlin. 

* 4100. Bruchband. — Victor Marie in Lille. 

„ 4109. Finger- und Handbinde. — Ang. Nell in Chemnitz. 

„ 4118. Heil gymnastischer Apparat. — W. Kumpfmiller u. F. H. Brandei in München 

„ 4121. Zahnärztlicher Operationsstuhl. — Otto Rothe in Berlin. 

* 4182. Zahnpulverflasche. — Gustav Boehm in Offenbach a. M. 

„ 4200. Tanninisirter Talg für Fussleidende. — Carl Oertlein Stuttgart. 

„ 4371 u.4376. Deckel für Glasgefässe für Irrigatoren. — Ernst Kleemann in Erfurt. 

* 4389. Vorrichtung zur Abscheidung von Gallensteinen. — Franz Pretzel & Co. in 

Berlin. 

„ 4444. Bruchband. — Diederich Martens in Bremen. 

„ 4445. Porös-elastische Binde. — Gustav Washington Bartels in Hildesheim. 

„ 4482. Wasserspucknapf. — Eisenwerke Gaggenau in Gaggenau. 

* 4558. Saugflasche. — Herrn. Dittmann in Erfurt. 

„ 4568. Desinfektionsapparat. — Karl Köckert in Dessau. 

a 4636. Zerstäuber. — Paul Risch und Emil Risch in St. Petersburg. 

a 4733. Maassglas für Inhalationsapparate. — M. Mechnig in Berlin. 

a 4754. Inhalationsapparat. — Anton Wilcke in Reichenhall. 

a 4758. Subcutanspritze. — Jetter & Scheerer in Tuttlingen. 

a 4873. Instrumentenkasten für Geburtshilfe. — W. Deicke Nachf. in Dresden A. 

a 4878. Ein in einen Operationstisch um wandelbares Ruhebett.—H. Bundermannin Berlin. 


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311 


-=€2S Specielle Krankenpflege. 3£=- 

Redacteur: Dr. C. Heimann. 


Prohibitivmassregeln gegen die Cholera publicirt der „Reichsanzeiger“ 
die wir hier im Auszug wiedergeben: 

1. Der Ansteckungsstoff der Cholera befindet sich in den Ausleerungen 
der Kranken, kann mit diesen auf und in andere Personen und die mannig¬ 
fachsten Gegenstände gerathen und mit denselben verschleppt werden. 

2. Die Ausbreitung nach anderen Orten geschieht daher leicht zunächst 
dadurch, dass Cholerakranke oder solche, welche mit denselben in Berührung 
gekommen sind, den bisherigen Aufenthaltsort verlassen, um vermeintlich der 
an ihm herrschenden Gefahr zu entgehen. Hiervor ist zu warnen. 

3. Jeder, der sich nicht der Gefahr aussetzen will, dass die Krankheit 
in sein Haus eingeschleppt wird, hüte sich, Menschen, die aus Choleraorten 
kommen, bei sich aufzunehmen. 

4. In Cholerazeiten soll man eine möglichst geregelte Lebensweise führen. 
Die Erfahrung hat gelehrt, dass alle Störungen der Verdauung die Erkrankung 
an Cholera vorzugsweise begünstigen. Man hüte sich deswegen vor allem, 
was Verdauungsstörungen hervorrufen kann, wie Uebermass von Essen und 
Trinken, Genuss von schwerverdaulichen Speisen. Ganz besonders ist alles 
zu meiden, was Durchfall verursacht oder den Magen verdirbt. Tritt dennoch 
Durchfall ein, dann ist so früh wie möglich ärztlicher Rath einzuholen. 

5. Man geniesse keine Nahrungsmittel, welche aus einem Hause stam¬ 
men, in welchem Cholera herrscht. Solche Nahrungsmittel, durch welche die 
Krankheit leicht übertragen werden kann, z. B. Obst, Gemüse, Milch, Butter, 
frischer Käse, sind zu vermeiden oder nur in gekochtem Zustande zu ge¬ 
messen. Insbesondere wird vor dem Gebrauch ungekochter Milch gewarnt. 

6. Alles Wasser, welches durch Koth, Urin, Küchenabgänge oder sonstige 
Schmutzstoffe verunreinigt sein könnte, ist strengstens zu vermeiden. Den 
besten Schutz gegen Verunreinigung des Brunnenwassers gewähren eiserne 
Röhrenbrunnen, welche direkt in den Erdboden und in nicht zu geringe Tiefe 
desselben getrieben sind (abessinische Brunnen). 

7) Ist es nicht möglich, sich ein unverdächtiges Wasser zu beschaffen, 
dann ist es erforderlich, das Wasser zu kochen und nur gekochtes Wasser 
zu gemessen. 

8. Was hier vom Wasser gesagt ist, gilt aber nicht allein vom Trink¬ 
wasser, sondern auch von allem zum Hausgebrauch dienenden Wasser, weil 
im Wasser befindliche Krankheitsstoffe auch durch das zum Spülen der Küchen- 
geräthe, zum Reinigen und Kochen der Speisen, zum Waschen, Baden u. s.w. 
dienende Wasser dem menschlichen Körper zugeführt werden können. Ueber- 
haupt ist dringend vor dem Glauben zu warnen, dass das Trinkwasser allein 
als der Träger des Krankheitsstoffes anzusehen sei und dass mau schon voll¬ 
kommen geschützt sei, wenn man nur untadelhaftes Wasser oder nur gekochtes 
Wasser trinkt. 


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9. Es ist rathsam, die Cholerakranken, soweit es irgend angängig ist, 
nicht im Hause zu pflegen, sondern einem Krankenhause zu übergeben. Ist 
dies nicht ausführbar, dann halte man wenigstens jeden unnöthigen Verkehr 
von dem Kranken fern. 

10. Es besuche niemand, den nicht seine Pflicht dahin führt, ein Cholera¬ 
haus. Ebenso besuche man zur Cholerazeit keine Orte, wo grössere An¬ 
häufungen von Menschen stattfinden (Jahrmärkte, grössere Lustbarkeiten etc.). 

11. In ßäumlichkeiten, in welchen sich Cholerakranke befinden, soll 
man keine Speisen oder Getränke zu sich nehmen, auch im eigenen Interesse 
nicht rauchen. 

12. Da die Ausleerungen der Cholerakranken besonders gefährlich sind, 
so sind die damit beschmutzten Kleider und die Wäsche entweder sofort zu 
verbrennen oder zu desinficiren. 

13. Man wache auch auf das sorgfältigste darüber, dass Choleraaus¬ 
leerungen nicht in die Nähe der Brunnen oder der zur Wasserentnahme dienen¬ 
den Flussläufe etc. gelangen. 

14. Alle mit dem Kranken in Berührung gekommenen Gegenstände, 
welche nicht vernichtet oder desinficirt werden können, müssen in besonderen 
Desinfectionsanstalten vermittels heisser Dämpfe unschädlich gemacht oder 
mindestens sechs Tage lang ausser Gebrauch gesetzt und an einem trockenen, 
möglichst sonnigen, luftigen Ort aufbewahrt werden. 

15. Diejenigen, welche mit dem Cholerakranken oder dessen Bett oder 
Bekleidung in Berührung gekommen sind, sollen die Hände alsbald desinficiren. 
Ausdrücklich wird noch gewarnt, mit ungereinigten Händen Speisen zu be¬ 
rühren oder Gegenstände in den Mund zu bringen, welche im Krankenraum 
verunreinigt sein können, z. B. Ess- und Trinkgeschirr, Cigarren. 

16. Wenn ein Todesfall eintritt, ist die Leiche sobald als irgend mög¬ 
lich, aus der Behausung zu entfernen und in ein Leichenhaus zu bringen. 
Kann das Waschen der Leiche nicht im Leichenhause vorgenommen werden, 
dann soll es überhaupt unterbleiben. 

Das Leichenbegängniss ist so einfach als möglich einzurichten. Das Ge¬ 
folge betrete das Sterbehaus nicht und man betheilige sich nicht an Leichen¬ 
festlichkeiten. 

17. Kleidungsstücke, Wäsche und sonstige Gebrauchsgegenstände von 
Cholerakranken oder -Leichen dürfen unter keinen Umständen in Benutzung 
genommen oder an Andere abgegeben werden, ehe sie desinficirt sind. Nament¬ 
lich dürfen sie nicht undesinficirt nach anderen Orten verschickt werden. 
Den Empfängern von Sendungen, welche derartige Gegenstände aus Cholera¬ 
orten enthalten, wird dringend gerathen, dieselben sofort womöglich einer 
Desinfectionsanstalt zu übergeben oder unter den nöthigen Vorsiclitsmass- 
regeln selbst zu desinficiren. Cholerawäsche soll nur dann zur Reinigung 
angenommen werden, wenn dieselbe zuvor desinficirt ist. 

18. Andere Schutzmittel gegen Cholera, als die hier genannten, kennt 
man nicht, und es wird vom Gebrauch der in Cholerazeiten regelmässig an¬ 
gepriesenen medikamentösen Schutzmittel (Choleraschnaps etc.) abgerathen. 


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313 


Als Desinfectionsmittel werden empfohlen: Kalkmilch, Chlorkalk, Lösung 
von Kaliseife, Lösung von Karbolsäure, Dampfapparate und Siedehitze. 

Zar Herstellung der Kalkmilch wird ein Liter zerkleinerten reinen ge¬ 
brannten Kalks, sogenannten Fettkalks, mit 4 Liter Wasser derart gemischt, 
dass von dem Wasser etwa s / 4 Liter in das zum Mischen bestimmte Gefäss 
gegossen und dann der Kalk hineingelegt wird. Nachdem der Kalk das 
Wasser aufgesogen hat und dabei zu Pulver zerfallen ist, wird er mit dem 
übrigen Wasser zu Kalkmilch verrührt. Dieselbe ist, wenn sie nicht bald 
Verwendung findet, in einem gut geschlossenen Gefässe aufzubewahren und 
vor dem Gebrauch umzuschütteln. 

Der Chlorkalk hat nur dann eine ausreichende desinfizirende Wirkung, 
wenn er frisch bereitet und in wohlverschlossenen Gef&ssen aufbewahrt ist. 
Die gute Beschaffenheit des Chlorkalks ist an dem starken, dem Chlorkalk 
eigenthümlichen Geruch zu erkennen. Zur Herstellung von Kaliseife (soge¬ 
nannter Schmierseife oder grüner oder schwarzer Seife) werden 3 Theile Seife 
in 100 Theilen heissen Wassers gelöst (z. B. 1 / s Kilogramm Seife in 17 Liter 
Wasser). Die rohe Carbolsäure löst sich nur unvollkommen und ist deswegen 
ungeeignet. Zur Verwendung kommt die sogenannte „lOOprozentige Karbol¬ 
säure“ des Handels, welche sich in Seifenwasser vollständig löst. Man bereitet 
sich die bereits beschriebene Lösung von Kaliseife. In 20 Theile dieser noch 
heissen Lösung wird ein Theil Carbolsäure unter fortwährendem Umrühren 
gegossen. Diese Lösung ist lange Zeit haltbar und wirkt schneller desin- 
fizirend als einfache Lösung von Kaliseife. Siedehitze. Die zu desinfizirenden 
Gegenstände werden mindestens eine halbe Stunde lang mit Wasser gekocht. 
Das Wasser muss während dieser Zeit beständig im Sieden gehalten werden 
und die Gegenstände vollkommen bedecken. 

Ueber die Anwendung der Desinfektionsmittel wird Folgendes bemerkt: 
Die flüssigen Abgänge der Cholerakranken (Erbrochenes, Stuhlgang) werden 
möglichst in Gefässen aufgefangen und mit ungefähr gleichen Theilen Kalk¬ 
milch gemischt. Diese Mischung muss mindestens eine Stunde stehen bleiben, 
ehe sie als unschädlich beseitigt werden darf. Zur Desinfektion der flüssigen 
Abgänge kann auch Chlorkalk benutzt werden. Von demselben sind mindestens 
zwei gehäufte Esslöffel voll in Pulverform auf 1 / 2 Liter der Abgänge hinzu¬ 
zusetzen und gut damit zu mischen. Die so behandelte Flüssigkeit kann bereits 
nach 15 Minuten beseitigt werden. Hände und sonstige Körpertheile, welche 
mit inficirten Dingen in Berührung gekommen, sind durch gründliches Waschen 
mit Chlorkalklösung oder mit Karbolsäurelösung zu desinficiren. Bett- und 
Leibwäsche, sowie andere Kleidungsstücke, welche gewaschen werden können, 
sind sofort, nachdem sie beschmutzt sind, in ein Gefäss mit Desinfektions¬ 
flüssigkeit zu stecken. Die Desinfektionsflüssigkeit besteht aus einer Lösung 
von Kaliseife oder Karbolsäure. In dieser Flüssigkeit bleiben die Gegenstände, 
und zwar in der ersteren mindestens 24 Stunden, in der letzteren mindestens 
12 Stunden, ehe sie mit Wasser gespült und weiter gereinigt werden. Auf 
jeden Fall muss deijenige, welcher solche Wäsche u. s. w. berührt hat, seine 
Hände desinfiziren. Kleidungsstücke, welche nicht gewaschen werden können, 
sind in Dampfapparaten zu desinfiziren. Gegenstände aus Leder sind mit 

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Karbolsäurelösung oder Chlorkalklösung abzureiben. Holz- und Metalltheile 
der Möbel, sowie ähnliche Gegenstände werden mit Lappen sorgfältig und 
wiederholt abgerieben, die mit Carbolsäure oder Kaliseifelösung befeuchtet 
sind. Die gebrauchten Lappen sind zu verbrennen. Der Fussboden kann 
auch durch Bestreichen mit Kalkmilch desinfizirt werden, welche frühestens 
nach zwei Stunden durch Abwaschen wieder entfernt wird. Die Wände der 
Krankenräume, sowie Holztheile, welche diese Behandlung vertragen, werden 
mit Kalkmilch getüncht. Nach geschehener Desinfektion sind die Kranken¬ 
räume, wenn irgend möglich, vierundzwanzig Stunden lang unbenutzt zu lassen 
und reichlich zu lüften. Durch Cholera-Ausleerungen beschmutzter Erdboden 
wird durch reichliches Uebergiessen mit Kalkmilch desinfizirt. In Klosets 
wird täglich in jede Sitzöffnung ein Liter Kalkmilch gegossen. Tonnen, Kübel 
und dergleichen, welche zum Auffangen des Unraths in den Klosets dienen, 
sind nach dem Entleeren reichlich mit Kalkmilch aussen und innen zu be¬ 
streichen. Die Sitzbretter werden durch Abwaschen mit Kaliseifen gereinigt 
Wo eine genügende Desinfektion in der bisher angegebenen Weise nicht 
ausführbar ist (z. B. bei Polstermöbeln, Federbetten in Ermangelung eines 
Dampfapparats, auch bei anderen Gegenständen, wenn ein Mangel an Desin¬ 
fektionsmitteln eintreten sollte), sind die zu desinfizirenden Gegenstände 
mindestens 6 Tage lang ausser Gebrauch zu setzen und an einem warmen, 
trockenen, vor Regen geschützten, aber womöglich dem Sonnenlicht ausge¬ 
setzten Orte gründlich zu lüften. Gegenstände von geringerem Werthe 
namentlich Bettstroh, sind zu verbrennen. 

Jeder Arzt soll jeden choleraverdächtigen Fall unverzüglich dem zu¬ 
ständigen Kreis-Medizinalbeamten und der Ortspolizeibehörde melden. Der 
Kranke ist möglichst zu isoliren und mit geeigneter Wartung zu versehen. 
Ist bei der Ankunft des Arztes bereits der Tod ein getreten, dann sind die 
Leiche und die Effekten derselben unter Aufsicht und Verschluss zu halten 
bis zum Eintreffen des Medizinalbeamten oder bis seitens der Orts-Polizei¬ 
behörde weitere Bestimmungen getroffen werden. 

Die Gerüchte über das Auftreten der Cholera in Paris sind, wie die 
Deutsch, med. Wochenschr. Nr. 29 mittheilt, keineswegs gegenstandslos. In 
den letzten Tagen kamen auf behördliche Anordnung elf verdächtige Er¬ 
krankungsfälle aus Paris selbst zur bacteriologischen Untersuchung; zehn 
Fälle erwiesen sich hierbei als Cholera nostras, in einem Falle wurden jedoch 
mit SicherheitKoch’scheKommabacillennachgewiesen, wovon unser Gewährsmann 
sich durch Autopsie überzeugt hat. Dieser Fall stammte aus dem Krankenhause 
Lariboisiöre; bei näherer Nachforschung wurde festgestellt, dass die Trägerin 
der Krankheit in dem Theile der Bannmeile von Paris gewesen war, wo 
vorher bereits Choleraerkrankungen nachgewiesen worden waren. 


Nahrungsmittel. 


Ueber die Ernährung mit Albumose-Pepton handelt die unter Leitung 
von C. v. Noorden auf der Gerhardt’schen Klinik gearbeitete Dissertation 
von 0. Deiters. Der Verf. verfolgt den Zweck, durch Ernährungsversuche 


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am Menschen zu ermitteln, ob man mit Pepton resp. Pepton und Albumosen 
den Organismus bei ungenügender Eiweisszufuhr auf seinem Stickstoffbestand 
erhalten kann. Zu seinen Versuchen verwandte der Verf. das Denayer’Bche 
sterilisirte Fleischpepton. (Dasselbe wird mittelst Salzsäure und Pepsin 
aus Rindfleisch dargestellt). Die Analyse desselben ergiebt 19,8 Proz. Trocken¬ 
rückstand und 80,2 Proz. Wasser. Die Trockensubstanz enthält 18,14 g 
organische Substanz und 1,66 g Salze. Der Gesammtstickstoff beträgt 2,782 g. 
Als Versuchspersonen dienten 2 Patientinnen (55 bezw. 58 kg schwer). Beide 
lagen während der 12tägigen Versuchszeit im Bett. In der ersten 4tägigen 
Versuchsperiode war die Nahrung folgende: 175 g Fleisch, 30 g Liebig’s 
Fleischextract, 250 g Reis, 25 g Cacao, 300 g Bouillon mit Ei, 300 ccm Suppe, 
40—50 g Butter, 100 g Zucker, 15—25 g Salz, 1 Flasche Selters und 
120 ccm Wein. 

In der zweiten Periode wurden Fleisch und Extract durch 300 ccm des 
Peptonpräparats ersetzt. In der 3. Periode war die Nahrung dieselbe, wie 
in der ersten. 

Stets wurde die Nahrung genau analysirt, der Harn täglich untersucht, der 
Koth der einzelnen Perioden durch Kolde abgegrenzt und trocken verarbeitet. 

Bei Versuch I stellte sich in der Fleischperiode am 4. Tage N-Gleich- 
gewicht ein. In der Peptonperiode gingen am 3. Tage 0,74 g N verloren. 
An den 3 folgenden Tagen trat jedoch N-Gleichgewicht ein. In der 2. Fleisch¬ 
periode wurde etwas N angesetzt. 

Bei Versuch II bestand bei Beginn N-Gleichgewicht. In der Pepton¬ 
periode hielt sich der Körper im N-Gleichgewicht. Als dann wieder Fleisch 
gegeben wurde, setzte die Versuchsperson wieder N an. 

Während demnach im I. Versuch das Peptongemisch den Organismus 
mit seinem Eiweissbestand ebensogut erhalten hatte wie das Fleisch, konnte 
im II. das Denayer’sche Präparat das Eiweiss nicht ganz ersetzen. Immer¬ 
hin hat das Präparat den Körper vor N-verlust bewahrt und damit nach 
des Verf.’8 Ansicht den Zweck erfüllt, den man in der Krankendiät von ihm 
beanspruchen kann. 

Ueber die Bedeutung des Alkohols als Eiweisssparer in der Ernährung 
des gesunden Menschen hat K. Miura auf Veranlassung v. Noorden’s auf 
der Gerhardt’schen Klinik an sich selbst Versuche angestellt. Er kommt 
zu dem Schluss, dass bei eiweissarmer, wie eiweissreicher Kost mässige 
Mengen Alkohol bei ihm nicht im Stande waren, im Sinne der Kohlehydrate 
eiweisssparend zn wirken. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XX. 

Zwei Nordtmayer - Berkefeld’sche Kieselguhrfilter, welche an die 
Wasserleitung angeschlossen und 4 Monate lang Tag und Nacht unter einem 
Druck von 3 1 /,—4 Atmosphären im Betrieb waren, hat Th. Weyl geprüft. 
Der Verf. kommt zu dem Schluss, dass dieselben sowohl nach ihren Lei¬ 
stungen hinsichtlich der Keimfreiheit und Menge des gelieferten Wassers, wie 
auch wegen der Leichtigkeit, mit welcher sie wieder gebrauchsfähig gemacht 
werden können, wegen der Einfachheit ihrer Zusammensetzung und wegen 
ihres Preises alle anderen bisher bekannten Filter übertreffen und als 
Haus-Filter zu empfehlen sind. Berl. klin. Wochenschr. No. 23. 




316 


Therapeutische Mitteilungen. 

Zur Behandlung der catanrhalischen Gelbsucht empfiehlt Niececi das 
Argent. nitricum. Dasselbe soll in kurzer Zeit die Erankheitserscheinnngen 
beseitigen und eine sehr rasche Heilung herbeiführen. Er verordnet: Arg. 
nitric. 0,06 Aq. dest. 180, in 24 Stunden 3—4 Esslöffel. 

Beiträge zur Diagnose und Therapie des Trippers. Goldenberg be¬ 
ginnt bei der Gonorrhoea ant. acuta seine Behandlung, sobald sich die ersten 
objectiven Anzeigen des Trippers eingestellt haben. Nachdem der Patient 
urinirt hat, fuhrt er einen weichen, dünnen, geknöpften Katheter mit vier 
rückläufigen Oeffnungen 1—1 x / a Zoll weit in die Harnröhre und irrigirt die¬ 
selbe mit einer möglichst warmen Lösung von Sublimat (1:30 000 — 20 000) 
oder Argent. nitr. (1:2000—1000) oder Kalium hypermangan. (1:2000—1000). 
Nach einer Weile führt er den Katheter allmählig tiefer in die Harnröhre 
ein, schliesslich bis zum Bulbus derselben und berieselt so in langsamem, 
rückläufigem Strome die ganze vordere Harnröhre. Bei der hinteren acuten 
Urethritis tritt dieselbe Behandlung in ihr Recht. Mit einem weichen, dünnen 
Katheter fliesst unter mässigem Druck die Flüssigkeit durch die ganze hintere 
Harnröhre hindurch in die Blase, und darauf urinirt der Patient — nach 
Zurückziehung des Katheters. Auch den im Gefolge der Gonorrhoea post 
acuta häufig auftretende Harndrang bekämpft die Irrigation der hinteren 
Harnröhre mit einer Höllensteinlösung. 

(Dtsch. med. W. Nr. 28.) 

Zur Wiederbelebung Ertrunkener empfiehlt Labor de die erloschene Re- 
spirationsthätigkeit durch rhythmische Züge an der Zunge anzuregen. Eine 
Hand hält den Mund weit offen und drückt mit einem Löffel gegen den 
Zungengrund, die andere fasst die Zungenspitze mittels eines Taschentuches 
und macht im Tempo der Respiration starke Bewegungen nach vorn und rück¬ 
wärts. In zwei Fällen, in denen die üblichen Versuche im Stich liessen, 
soll dieses einfache Vorgehen Rettung gebracht haben. 

(Berl. Klin. W. No. 30.) 


Preis-Ausschreibung. 

Fünfzig Gulden Ö. W. oder 100 Mark Demjenigen, welcher mir ein Paar 
wasserdichte Handschuhe liefert, die nachfolgende Eigenschaften besitzen: 

1) Müssen sie glatt anliegen, ohne zu pressen. 

2) Müssen sie aus einem dünnen Stoffe gearbeitet sein. 

3) Dürfen sie nicht zerreisslich sein. 

Zur Ertheilung weiterer Auskünfte bin ich gerne bereit. Falls sie 
sich als geeignet erweisen, verpflichte ich mich, eine grössere Anzahl zu 
zu einem vereinbarten Preise zu bestellen. 

Graz, im August 1892. 

Prof. Dr. Wölfler, 

Vorstand der chirurgischen Klinik. 


Verantwortlich: Flscher’s medlcln. Buchhandlung. H. Kornfeld. Berlin MW.. Charitdstr: 6. 
Fürstlich prlv. Hofbuchdmckerei (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 

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M 9. September. 1892. 


Inhalts Ranllclte Einrichtungen: Heizung: und Lüftung: Rauchbelästigung auf Eisenbahn« 
zögen 317. — B&der und Badeeinrtchtungen: Badewanne mit Douche-Einrlchtnng 319. — KanallsHtlou s Abtritt- 
Spülvorrichtung 319. — Einrichtung zum Verzehren von Abortgasen durch Feuer 320. — Sitzbrett für Aborte 320. 

— Desinfektion: Dampf-Desinfectionsapparat 321. — Einrichtung von Lazaretheu: Verstellbares Krankenbett 323. 

— Zusammenlegbare Bettstellen 824. — Bettschiene 324. — Spucknapf 324. — Speigefäss 325. — Turnhallen 326. 

Aerstllrhe Polytechnik: Operation*- und TransportmObel: Gynäkologischer Operationstisch 327. — 
Operationstisch 832. — Beinhalter 333. — Krankentransportwagen mit zugehöriger Tragbahre 334. — Ortho¬ 

pädische HfUfrmittel. Bruchbänder: Das Princip der Ellipse in Verbindung mit einer langen Aussenschiene 336. 

— Corset mit Geradebalter 336. — Bruchband mit verstellbarer Pelotte 337. — Bruchband 338. — Operations- 
Instrumente: Anästheslrungsapparat 339. — Operatlons-Pincette 340. — Aseptischer Patent-Verschluss 340. — 
Pincette zur Expression und Entfernung Meibom’scher Drüsen 342 — Gehörgangscheere 343. — Haken zur Ent¬ 
fernung von Fremdkörpern aus dem Gehörgang 343. — Zahnärztliche Instrumente. Handstück für zahnärztliche 
Werkzeugmaschinen 343. — Verschiedene Vorrichtungen. Zerstäuber 344. — Ventll-Anordnnng bei durch Zu¬ 
sammendrücken eines Kautschuk-Balles zu betätigenden Spritzen 344. — Mundstück mit selbsttätigem Ver¬ 
schluss für 9augflaschen 346. — Berichtigung. 346. — Druckfehler-Berichtigung. 346. — Amerikanische Patente 347. 
Patentbericht: 348. — 

Npcclelle Krankenpflevc: Zur Behandlung der Sommerdiarrhoen 349. — Zur Behandlung Ertrun¬ 
kener 350. — Therapeutische Notizen: Carcinoma Uteri. — Creosotpillen. — Ungefährliches Enthaarungsmittel 351. 

— Beunruhigendes Nasenbluten. — Gegen Erbrechen durch Chloroformnarkose. — Erysipel. — Gallenstein. — Gicht 352. 


->+ Bauliche Einrichtungen. +♦— 

Redacteur: Regierungsrath Grundke. 


Heizung und Lüftung. 


Ueber Rauchbelästigung auf Eisenbahnzügen und Mittel zur Abhülfe hat 

Dr. Knoblauch in Blasewitz in Ges. 3 eine Abhandlung geschrieben, der 
wir Folgendes entnehmen. 

Bei der Frage der Lufterneuerung in Eisenbahnwaggons, die nicht 
nur für das gesammte reisende Publikum, sondern auch ganz besonders 
im Kriege bei Transporten von Verwundeten ode'r von 
Kranken von hervorragender Bedeutung ist, hat sich unter mehrfachen 
Schwierigkeiten als die grösste wohl die erwiesen, dass rauch- und staub¬ 
freie Luft während der Fahrt in der Umgegend des Zuges nicht vorhanden 
ist. Was nun den Staub anbelangt, so scheint man diesem Uebelstande 
öfters eine übertriebene Bedeutung beigelegt zu haben. Unzweifelhaft 
wird häufig als Staub angesehen, was bei genauer Untersuchung sich als 
Flugasche erweist. Staub kann in nennenswerter Menge doch nur an den 
Uebergängen der Landstrassen über die Bahn aufgewirbelt werden und auch 
da steigt er gewöhnlich nicht so hoch, dass er die Luft über den Dächern 
der Waggons erfüllt. Es gelingt daher selbst bei trockenem Wetter eine 
ziemlich staubfreie Luft zu erhalten, wenn man die Fenster schliesst und die 
frische Luft nur von den Dächern der Waggons bezieht. In dieser Beziehung 
sind, wenn man von den luftaussaugenden absieht, die jedoch für sich allein 
selbst im Winter den Forderungen der Hygiene kaum genügen können, die 
Oberlichtklappen wohl die einfachste und beste Ventilations-Vorrichtung. 


Von weit einschneidenderer Bedeutung ist die Belästigung und gesund¬ 
heitliche Gefährdung durch den Bauch. Der Umstand, dass der von der Loco- 
motive abziehende Rauch während der Fahrt gewöhnlich sämmtliche Wagen 
des Zuges bestreicht, macht in der That die Wirkung selbst der besten Ven¬ 
tilationseinrichtungen illusorisch, da die von aussen zugeführte, Rauch, Aschen- 
theile und Verbrennungsgase in Menge enthaltende Luft sicher nicht geeignet 
ist, die Luft innerhalb der Wagen zu verbessern. Durch Versuche (von Koch, 
Wolffhügel, Lang, Port u. a.) ist festgestellt, dass der Kohlensäuregehalt der 


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den Zug umgebenden Luft je nach Stärke und Sichtung des Windes während 
der Fahrt zwischen 0,4 und 3,6 pro mille schwankt. Doch ist zu bedenken, 
dass bei Kohlenfeuerung dem Kohlensäuregehalt im Bauch eine sicher nicht 
hygienisch gleichgültige Menge anderer direkt schädlicher Gase (Kohlenoxyd, 
Schwefelwasserstoff, schweflige Säure und verschiedene brenzliche Stoffe) ent¬ 
spricht. Hierzu kommen dann noch die festen Bestandtheile des Rauchs, Russ 
und Flugasche, welche, ausser ihrer schädlichen Einwirkung auf die Athmungs- 
organe, besonders die oberen Luftwege, nicht selten hartnäckige Augenentzün- 
dungen veranlassen. 

Eine chemische und mechanische Reinigung der Luft durch filtrirende und 
gasabsorbirende VentilationsVorrichtungen ist praktisch nicht ausführbar. Ein 
anderes, in dieser Beziehung günstigeres Feuerungsmaterial für die Locomotive 
ist wenigstens für Deutschland unthunlich. Eine sicher funktionirende Rauch¬ 
verbrennung gehört aber vorläufig noch zu den frommen Wünschen. 

Zur Vermeidung aller dieser, den Rauch betreffenden Uebelstände schlägt 
Dr. Knoblauch eine Einrichtung anZügen vor, welche wohl den angestrebten Zweck 
in hohem Grade erreichen und, was die Hauptsache ist, praktisch einführbar sein 
wird. Dieselbe besteht aus einer Rohrleitung, welche von dem Schornstein 
der Locomotive aus sich über die Wagen des ganzen Zuges erstreckt und den 
Rauch nach dem hinteren Ende des Zuges ableitet. Eine ähnliche Einrichtung 
ist zwar schon früher in Amerika vorgeschlagen worden, welche aber den 
grössten Uebelstand besass, dass sie im Betriebe z. B. beim Zusammen¬ 
stellen des Zuges, zu umständlich und kostspielig war, diese Mängel haften 
der Knoblauch’schen Anordnung nicht an. 

Diese besteht aus einer Zusammenstellung von Blechröhren, die an einem 
Ende sich konisch verengen, am anderen tubenförmig erweitert sind. Jeder 
Wagen trägt auf seinem Dach ein solches Rohr, so zwar, dass es um eine 
kräftige Stütze drehbar und in der Längsrichtung durch Schnappfedern o. ä. 
feststellbar ist. Jedes Rohr ist dreitheilig und teleskopartig zusammenschieb- 
bar, in ausgezogenem Zustande ragt es nach beiden Seiten etwas über die 
Puffer des Wagens hinaus. Beim Zusammenstellen des Zuges ist zu beachten, 
dass ein konisches Rohrende des einen Wagens in das tubenförmige Ende des 
anderen Wagens hineinragt und zwar ist hierbei der nothwendige Spielraum 
vorgesehen. Die Locomotive hat ein festes, an den Schornstein anschliessendes 
Horizontalrohr, dessen hinteres konisches Ende in das erweiterte Ende des 
folgenden Rohres hineinragt. An der Verbindungsstelle dieses Rohres und 
des Schornsteins ist ein stark erweiterter Rauchfang vorgesehen, welcher nach 
vorn zu einen offenen Tubus besitzt, dessen spitzes Ende so weit nach innen 
reicht, dass nicht nur ein Abwärtsdrücken des durch den Tubus eintretenden 
Luftstromes, sowie ein Hineinfallen von Regen und Schnee in den Schornstein 
ausgeschlossen ist, sondern im Gegentheile meist ein injektorartiges Saugen 
eintreten wird, welches das Inbetriebsetzen des Dampfblasrohres unnöthig 
machen kann. Eine ähnliche injektorartige Saugwirkung wird an jeder Rohr¬ 
verbindungstelle eintreten, welche die Fortleitung des Rauches in der Rohr¬ 
leitung unterstützt und beschleunigt. Für den Stillstand des Zuges und für 
ungünstigen Wind ist eine vom Führerstande zu betätigende Klappe an dem 


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Rauchfang angeordnet, welche den Rauch direkt aus dem Schornstein in’s 
Freie aastreten lässt. 

Bei der Länge der Rohrleitung und der schon innerhalb derselben be¬ 
wirkten Abkühlung des Rauches ist kaum anzunehmen, dass demselben noch 
Funken entfliegen werden. Sollte das bei kurzen Zügen dennoch der Fall sein, 
so kann an das freie, hintere Ende noch ein besonderer Funkenfänger ange¬ 
bracht 'werden, der mit voller Sicherheit wirken würde. 


Bäder und Badeeinrichtungen. 

Badewanne mit Douche-Einrichtung von Stiel & Oberhössel in Düssel¬ 
dorf (D. R.-P. 63512). Die Feuerung ist unter der Wanne angebracht und 
die Heizgase werden in einem Zugkanal unter der Wanne hingeführt. 
Letzterer ist mitsammt der Feuerung mit einem Mantel umkleidet. Dieser 
Mantel ist durch ein kleines Wasserzuleitungsrohr mit einem seitlich am 
Mantel angeordneten Kasten verbunden In diesem ist das Wasserleitungs¬ 
rohr von unten und das Brauserohr von oben eingeführt. Letzteres ist durch 
eine Stopfbüchse geführt und kann auf- und abgeschoben werden. Das 
Brauserohr ist mit einem Thermometer versehen. Dieses Rohr kann auch 
mit einer Schlauchdouche verbunden werden. 

Die Wirkungsweise der Einrichtung ist folgende: Wird das Wasser bei 
geschlossenem Brauserohr in den seitlichen Kasten gelassen, so tritt- es durch 
das kleine Wasserzuleitungsrohr zwischen den Mantel und den Kanal uud 
umspült die Feuerung und den Zugkanal, sodass es sich schnell erwärmt 
und von dem nachströmenden Wasser durch siebartige Oeflhungen des Mantels 
und des Wannenbodens nach der Wanne gedrückt wird. Die Wanne wird 
so in kürzester Zeit mit Wasser gefüllt. Wird der Hahn für das Brauserohr 
geöffnet, welches unten mit einer trichterförmigen Erweiterung versehen ist, 
so tritt das gerade unter dem Trichter einströmende Leitungswasser in das¬ 
selbe ein, steigt in die Höhe und gelangt so nach der Brause. Wird nun 
das Brauserohr in die Höhe gezogen, so nimmt der eindringende Wasserstrahl 
in dem Kasten befindliches warmes Wasser mit, und zwar umsomehr, je höher 
das Rohr gestellt wird. Zeigt also das angebrachte Thermometer zu viel 
oder zu wenig Grade, so braucht das Rohr nur nach unten geschoben oder 
in die Höhe gezogen zu werden. Durch den Schlauchbrausehahn kann, falls 
das Badewasser zu warm geworden ist, der Wanne kaltes Wasser zugeführt 
werden, indem das Brauserohr, nachdem der Brauserohrhahn geschlossen ist 
so nach unten geschoben wird, dass nur kaltes Wasser einströmen kann. 


Kanalisation. 


Abtritt-Spülvorrichtung mit Doppelheber von Julius Fleischmann in 
München (D. R.-P. 63004). Die Spülvorrichtung besteht aus einem Wasser¬ 
behälter, in welchem ein Doppelsyplion so angebracht ist, dass er nach oben 
einen Luftrohrbogen besitzt, welcher ausserhalb des Behälters mit einem Blei¬ 
oder Eisenrohr verbunden ist, an dessen Ende sich ein in bekannter Weise 
angeordneter Luftverschluss befindet. Nach unten ist der Doppelsyphon mit 


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Gewindestutzen versehen, welcher ausserhalb des Behälters mit dem Spülrohr 
verbunden wird. 

Soll gespült werden, so drückt man auf den Luftknopf des Luftver¬ 
schlusses; hierdurch entweicht die gepresste Luft aus dem Syphonsclienkel, 
der ganze Syphon füllt sich mit Wasser und entleert nun durch Heberwirkung 
den ganzen Behälter. Ist das Wasser bis zur Einströmung des Syphons 
gesunken, so tritt Luft in den letzteren ein, wodurch die saugende Function 
derselben beendet wird. Durch den angebrachten Schwimmkugelhahn wird 
nun der Wasserbehälter wieder gefüllt; sobald das Wasser so hoch gestiegen 
ist, dass der Luftzutritt in den Syphon verhindert wird, beginnt die Pressung 
der Luft, die nicht entweichen kann, da der Durchgang nach dem Spülrohr 
von dem im unteren Bogen des Sy phonschenke ls zurückbleibenden Wasser 
abgeschlossen wird. Das Wasser steigt nun im ersten Syphonschenkel bis 
zum Uebergang in den zweiten Schenkel; da derselbe aber mit Luft gefüllt 
ist, wird das Wasser in den dritten Schenkel gedrückt. Je höher nun das 
Wasser in diesem Schenkel steigt, desto grösser wird der Druck auf die ein¬ 
geschlossene Luft, und das Wasser steigt im ersten Schenkel so hoch wie im 
dritten. Ist die grösste Höhe erreicht, so läuft das Wasser einfach durch den 
Syphon ohne Saugwirkung ab. Der Schwimmhahn wird so eingestellt, dass 
sich derselbe schliesst, bevor die höchst zulässige Wasserlinie erreicht ist; 
dann bleibt das Wasser so lange in dem Behälter, durch die Luft im Schenkel 
gehalten, bis wieder auf den Knopf gedrückt wird. 


Einrichtung zum Verzehren der von geöffheten Abortgruben ausgehenden 
Gase durch Feuer von Alexander von Kieter in Weisser Hirsch bei Dresden. 
(D. R.-P. 63239). Das Verfahren besteht darin, dass über der behufs Räumung 
geöffneten Grube eine zusammenlegbare und leicht aufstellbare zeltartige Ab¬ 
deckung aufgestellt wird, in welcher am zweckmässigsten ein Ofen oder eine 
andere Heizquelle so aufgehängt ist, dass die aus der Grube aufsteigenden 
Gase, um entweichen zu können, die Heizquelle durchstreichen müssen und 
somit verbrannt werden, demzufolge eine Verbreitung derselben ausserhalb 
der Grube vollständig ausgeschlossen ist. Statt der zeltartigen Abdeckung 
kann aber auch ein mit seiner zweiten Oeffnung nach unten gerichteter 
Trichter, der ein Kohlenbecken oder eine Spirituslampe mit Schornstein trägt, 
mit gleich gutem Erfolg zur Anwendung kommen. 


Sitzbrett für Aborte von Frau Anne Gurley Cliadbourne in Roxbury, 
V. St. A. (D. R.-P. 63128). Der Sitztheil ist an Scharnieren befestigt, sodass 
derselbe je nach Wunsch festgelegt oder aufgehoben werden kann. Die 
Neuerung besteht in einer veränderlichen Construction des Beckens und der 
Vorderseite des Sitzes. Zweck der Erfindung ist, eine grössere Reinlichkeit 
des Abortes zu erreichen und ferner die Berührung des Körpers mit dem 
vorderen Rand des Sitzes unmöglich zu machen. 

Die hauptsächlichsten Umrisse des Beckens entsprechen der allgemein 
gebräuchlichen Form; auch die Umrisse der Sitzöffnung sind denen anderer 
Closets ähnlich, beide Theile zeigen jedoch eine besondere und eigentümliche 


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321 


Gestaltung der Vorderseite. Diese Vorderseite des Beckens geht in ziemlicher 
Breite und Tiefe bis an die Vorderwand des Sitzes und legt sich hier mit 
einem Flantsch auf, welcher eine gleiche Höhe mit dem Sitzbrett hat. Das 
Sitzbrett weist eine Oeffnung auf, welche vorn in einen Schlitz ausläuft. 
Dieser Schlitz ist nicht so breit als die Erweiterung des Beckens, über welche 
er zu liegen kommt, wenn der Sitz geschlossen ist, er mündet aber vorn in 
eine Queröffnung, in welche genau der Flantsch des Beckens hineinpasst, so- 
dass bei geschlossenem Sitz eine luftdichte Verbindung zwischen diesem und 
dem Becken geschaffen ist. Der Deckel dient zum luftdichten Verschluss des 
Closets. 

Bei dieser Construction können Becken und Vordertheil des Sitzes nicht 
beschmutzt werden, der Körper der betreffenden Person ist davor geschützt, 
mit dem Becken oder Vordertheil des Sitzes in Berührung zu kommen; 
ausserdem ist der Sitz stets rein und trocken, ohne dass es nöthig ist, den¬ 
selben stets unter Beobachtung zu halten. 

Das Fortlassen des Holztheiles an der Vorderseite des Sitzes beeinträchtigt 
in keiner Weise die Bequemlichkeit des letzteren. 


Desinfecüon. 

Oampf-Desinfections-Apparat C. von W. Budenberg, Dortmund. Schon 
auf dem 10. internationalen Congresse in Berlin wurde von obiger Firma 


'ftfcuttee’tffiMcftt Qjuvt-cUKM 



Fig. 264. 


zum Gebrauch für Aerzte ein kleiner Apparat zum Sterilisiren von Verband¬ 
stoffen, Instrumenten und dergl. vorgeführt, der solche Anerkennung fand, dass 
seitdem an Krankenhäuser und Aerzte aller civilisirten Länder der ganzen 
Erde tausende solcher Apparate geliefert wurden. Das diesen Sterilisatoren 
zu Grunde liegende Princip ist weiter verfolgt worden und schliesslich fol¬ 
gender Apparat construirt worden, (vgl. Fig. 264.) 


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322 


In den für den Versand zerlegbaren Ofen A, der an jeden vorhandenen 
Schornstein angeschlossen oder auch im Freien aufgestellt werden kann, er¬ 
zeugt man mittelst des an Ort und Stelle üblichen Brennmaterials, Holz, 
Kohlen, Torf u. s. w., die Heizflamme, welche das aus der Schale efgh, durch 
die Oeifnungen d d in die Behälter a b ununterbrochen eintretende Wasser 
schnell zum Kochen bringt, worauf dasselbe als Dampf durch das Rohr e in 
den Desinfections-Raum B tritt. Dieser besteht aus einem horizontal gelegten 
mittelst Thür verschliessbaren Cylinder mit doppelten Wandungen. Zwischen 
diesen circulirt in der durch Pfeile angegebenen Richtung der Dampf i. Das 
durch Abkühlung an der äusseren Wandung condensirte Wasser fliesst direct 
in die Schale efgh zurück, und die innere Wandung wird ebenso wie das 
ganze Innere des Apparates auf 100® C. erhitzt. Da bei dieser Temperatur 
das Wasser nur in Dampfform existiren kann, so muss nothwendig die dem 
Innern des Apparates zugekehrte Wandung, ebenso wie das Innere selbst, 
völlig trocken bleiben. Eine Benetzung der Desinfections-Objecte mit Con- 
den8wasser ist demnach nicht möglich. 

Das Thermometer zeigt bereits kurze Zeit nach Inbetriebsetzung dauernd 
100® C. Zahlreiche Versuche mit Maximalthermometern, die im Innern des 
Apparates vertheilt wurden, haben bewiesen, dass auch hier überall und 
dauernd 100® C. herrschten. 

Bei Inbetriebsetzung wird die Schale efgh mit Wasser gefüllt, der 
Desinfections-Raum mit den inficirten Objecten beschickt, die Thür geschlossen 
und darauf das Feuer angezündet. Ein Ueberhitzen des Apparates während 
des Betriebes ist unmöglich. Man hat nur nöthig das Feuer zu unterhalten 
und kann also sogar solchen Personen, welche gar nicht wissen, um was es 
sich handelt, und welche gar keine Ahnung davon haben, was bezweckt 
wird, die Bedienung mit der allergrössten Ruhe überlassen. 

Die in den Apparaten behandelten Gegenstände können nur eine ausser¬ 
ordentlich geringe Gewichtsmenge Feuchtigkeit in Dampfform aufnehmen. 
Um aber weiter gehenden Wünschen nach völliger Trocknung der desinficirten 
Sachen zu genügen, ist noch folgende Einrichtung getroffen: 

Nach beendeter Desinfection wird der Dampf durch eine einfache Vor¬ 
richtung so geleitet, dass er nur noch zwischen den Wänden circulirt und 
dann in’s Freie tritt, also nur noch von aussen das Innere heizt. Gleich¬ 
zeitig wird an dem vorderen und hinteren Verschluss des Cylinders je eine 
oben und unten befindliche bis dahin verschlossene Drehscheibe p q geöffnet 
Der nun entstehende kräftige Luftzug entfernt den Dampf aus dem Innern 
des Apparates, und die Gegenstände werden durch die warme Luft völlig 
getrocknet. Die Vorrichtung zum Absperren bezw. Umschalten des Dampfes 
ist auf der Zeichnung durch eine Erläuterung dargestellt. 

Diese neue Konstruction ist den altbewährten und weit verbreiteten, 
von einem Dampfkessel mit Dampf gespeisten Apparaten in der Wirkung 
vollständig gleichwertig, es wird deshalb auch bei diesem Desinfector von 
der Firma die Garantie übernommen, dass derselbe den höchsten Anforde¬ 
rungen der heutigen Wissenschaft voll und ganz entspricht. 


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323 


Id einem Apparat von 700 mm Durchmesser und 1000 mm Länge können 
3—4 vollständige Anzüge oder eine zusammenrollbare Matratze, in einen 
Apparat von 1000 mm Durchmesser und 1000 mm Länge können aber zu 
gleicher Zeit zwei Matratzen oder ein vollständiges Bett, bestehend aus Ober¬ 
hett, Unterbett, Kopfkissen, Pfühl, Bettbezügen u. s. w., oder gleichen Baum 
einnehmende Sachen untergebracht werden. 

Der Preis der neuen Apparate wird es jedem Krankenhause und jeder 
Gemeinde, seien sie auch noch so klein, ermöglichen, sich einen eigenen 
Desinfections-Apparat anzuschaffen. Wo mehrere Ortschaften zu einer Ge¬ 
meinde oder einem Kreise gehören, können mit verhältnissmässig geringen 
Mitteln mehrere Apparate beschafft und an verschiedenen Orten aufgestellt 
werden. 

Es kostet ein vollständiger Apparat in kleinster Ausführung bei 500 mm 
Durchm., 800 mm Länge und 196 1. Inhalt 185 Mk. und in grösster Aus¬ 
führung bei 1000 mm Durchm-, 1000 mm Länge und 785 1. Inhalt 385 Mk. 

B. 


Einrichtung von Lazaretten. 

Verstellbares Krankenbett von Franz Katzschke in Weissenfels a. S. 
Der Zweck dieses Krankenbettes ist der, Schwerkranke oder Verwundete 
mit geringem Kraftaufwand und ohne den Patienten zu belästigen, in die 
verschiedensten bequemen oder nothwendigen Körperlagen bringen zu können. 
Dabei soll das Aenssere des Apparates sich für den Kranken wenig von dem 
Ansehen eines gewöhnlichen Bettes unterscheiden. 

An einem Bettgestell aus Eisen oder sonstigem Material, in welches eine 
Matratze oder ein Unterbett eingelegt ist, sind die Ecksäulen verlängert. 
Sie dienen zur Führung eines besonderen Rahmens. Dieser Rahmen ist mit 
Segel- und Leintuch überspannt und liegt als directe Unterlage zwischen dem 
Körper und dem Unterbett. 

Der Rahmen ist an seinen vier Ecken mittelst Haken an Seilen auf¬ 
gehängt, die auf Windetrommeln aufgewickelt werden können. 

Die Windetrommeln sitzen zu beiden Seiten des Bettes auf einer gemein¬ 
schaftlichen Welle, die mittelst Kurbel und Schneckengetriebe gedreht werden 
kann. Die so gebildete Winde ist an zwei Ecksäulen des Bettes festgelagert. 
Infolge der Selbstsperrung des Schneckengetriebes ist der Rahmen ohne 
Zwischenschaltung einer Sperrung in jeder Lage gesichert. 

Durch diese Einrichtung kann der Rahmen mit dem darauf ruhenden 
Patienten leicht und sanft von dem Bett emporgehoben und in der Schwebe 
gehalten werden, und zwar in waagrechter Lage, wenn alle vier Seile in die 
Haken des Rahmens eingehängt sind. Je nachdem aber die Zugseile auf einer 
oder der anderen Seite oder hinten und vorn ausgehängt und die entgegen¬ 
gesetzten eingehängt werden, kann der Rahmen an allen vier Seiten einseitig 
aufgehoben werden. Es kann somit der Patient in jede beliebige, durch den 
Hub der Seile bedingte gerade oder schräge Lage gebracht werden, ohne 
selbst seine Lage verändern zu brauchen. 


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324 


Der Rahmen hat ausserdem noch besondere Einrichtungen, um sowohl die 
Lage des Oberkörpers wie diejenige der Beine beliebig ändern zu können; 
das Kopfstück wird mittelst Stützen und Zahnstangen, das Fussstück mittelst 
einer Gliederkette und Einhängestift in der jeweilig einzustellenden Lage 
festgestellt. 

An den Rahmen können noch besondere Halter mit Kissen für Einzel-, 
Fuss- oder Armlagerung beliebig verstellbar angesteckt werden. Ein Aus¬ 
schnitt des ausgespannten Lein- oder Segeltuches an geeigneter Stelle gestattet, 
dem Patienten nach Emporwinden und Unterschieben eines Gefässes die Be¬ 
friedigung der Bedürfnisse in jeder Körperlage, ohne aufgehoben werden zu 
müssen. 


Zusammenlegbare Bettstellen von Westphal & Reinhold in Berlin. 
(D. R.-P. 59968.) Die flach zusammengelegte Bettstelle ist nicht umfangreicher 
als ihre Lagerfläche oder halb so gross, wenn diese auch in ihrer Mitte zu¬ 
sammenlegbar ist. Um dieses zu erreichen, müssen die Häupter sich derart 
auf die Lagevfläche legen lassen, dass die Füsse nicht über diese vorstehen. 

Die Häupter und die Holme sind zu diesem Zweck durch in Gelenken 
befestigte Stangen verbunden, womit gemeinsam mit Einklinkungen der Holm¬ 
enden in die Querleiste oder in entsprechende Knaggen für die stehende Bett¬ 
stelle verriegelbare starre Dreieckverbindungen gebildet werden, zum Zu¬ 
sammenlegen aber die Bettstellenhäupter an den Koppeln um die Holmenden 
herumgeschwungen und auf oder unter die Lagerfläche so gelegt werden 
können, dass über diese ringsum von den Häuptern nichts vorsteht. 


Bettschiene von Kollarits & Meyerweck in Wien (D. R.-P. 63187). 
Diese Bettschiene bezweckt, eine einfache, feste und leicht lösliche Verbindung 
zwischen dem Kopftheil und dem Längentheil der Bettstelle zu ermöglichen, 
derart, dass eine Fuge zwischen den beiden Theilen nicht entsteht und somit 
die Einnistung von Ungeziefer verhütet wird. 

Die Bettschiene besteht aus zwei Flacheiseu, wovon das eine oben und 
unten mit einem konischen Schlitz versehen ist, dessen innere Seitenflächen 
ebenfalls konisch abfallen. In diesen doppelt konischen Schlitz passt ein 
entsprechend konisch geformter Knopf, welcher an dem zweiten Flacheisen 
befestigt ist. 

Der erste Schienentheil wird an dem Kopftheil, der zweite Theil an dem 
Längentheil des Bettes befestigt. Behufs Verbindung dieser Theile mit ein¬ 
ander steckt man die Knöpfe des einen durch den erweiterten Theil des 
Schlitzes des anderen Theils. 

Durch das Eigengewicht des eingehängten Seitentheiles drücken sich die 
Knöpfe in die Verengung des Schlitzes, durch dessen konische Flächen die 
Knöpfe nicht nur festgehalten, sondern auch gleichzeitig die Theile gegen 
einander gepresst werden, wodurch die Bildung einer Fuge verhütet ist. 


Spucknapf von Clemens Thurmann in Heidelberg. (D. R.-P. 62872.) 
Der Spucknapf besteht aus einem mit Wasser gefülltem Behälter zur Auf- 


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nähme des Auswurfes und einem auf diesen Behälter aufgesetzten Trichter. 
An dem Napf sind zwei in eigenartiger Wechselwirkung stehende Deckel an¬ 
gebracht, und zwar wird der Trichter am oberen Ende sowohl wie am unteren 
Ende durch einen Deckel abgeschlossen, welche mit einem Trittbrett derartig 
in Verbindung Btehen, dass der Trichter im Ruhezustand durch den oberen 
Deckel abgeschlossen ist, während der untere Deckel die Oeifnungsstellung 
einnimmt, um den bei einer voraufgegangenen Benutzung aufgenommenen 
Auswurf in den Behälter abfliessen zu lassen. Wird das Trittbrett herunter 
gedrückt, so öffnet sich der obere Deckel und giebt den Trichter zur Be¬ 
nutzung frei, während sich der untere Deckel schlicsst, und den Wasser¬ 
behälter verdeckt. Auf diese Weise ist immer ein Deckel geschlossen, sodass 
sich etwa verdunstende Auswurfsstoffe, welche Krankheitskeime enthalten, der 
Zimmer luft nicht bei mischen können. 

Die Einrichtung des Spucknapfes ist nun folgende. Auf den Behälter 
ist der Trichter behufs bequemer Reinigung abnehmbar aufgesetzt, die Ver¬ 
bindung beider Theile erfoigt durch Bayonnettverschluss. Der obere Deckel 
ist um einen Zapfen drehbar und steht durch einen Hebel mit einer Stange in 
Verbindung, an deren unteres Ende das Trittbrett angreift. Eine unter dem 
Trittbrett liegende Feder ist bestrebt dasselbe stets in der höchsten Stellung 
zu erhalten; der die untere Oeffnung des Trichters verschliessende Deckel 
ist an einem schwingenden Hebel gelagert, welcher durch einen Schlitz in den 
Trichter hindurchgeht. 

In der Ruhestellung ist der obere Deckel geschlossen und der untere 
Deckel geöffnet. Bei Belastuug des Trittbrettes hebt sich der obere Deckel 
und öffnet den Trichter, während der untere Deckel, der ebenfalls in die Höhe 
geht, die untere Oeffnung des Trichters schliesst. Der letztere Deckel ist 
gewölbt, so dass der Auswurf von demselben leicht ablaufen und in den Be¬ 
hälter gelangen kann. 

Der Erfinder erklärt sich zur Abgabe von Licenzen bereit. Th. 


Speigefäss von Heinrich Ziegler in München und Carl Stiefet in 
Dietenheim (D. R.-P. 03447). Bei dem Speigefässständer ist ein beliebig 
geformtes Gefäss, welches, zur Aufnahme der Auswurfsstoffe bestimmt, ent¬ 
weder leer oder mit anfsaugendem oder keimvernichtendem Material gefüllt, 
auf einem zweckmässig geformten Träger gelagert. Ein senkrecht auf Trag¬ 
fussen stehender Ständer besitzt eine Längsnuth, in welcher mittelst Ansätze, 
der ersterwähnte Träger Führung hat. Eine endlose Schnur oder Kette, welche, 
von dem Spucknapfträger ausgehend, über zwei am oberen und unteren Ende 
des Ständers angebrachte Trommeln oder Rollen geführt, wieder in den Träger 
ausläuft, vermittelt eine Aufwärtsbewegung des letzteren und somit des Spei- 
gefässes. An der oberen Schnurtromniel ist ein Zahnrad befestigt, in welches 
eine im Ständer in der Längsrichtung verschiebbar geführte Zahnstange ein¬ 
greift. Wird diese Zahnstange, welche am oberen Ende mit einem Knopf oder 
Griff versehen ist, nach unten gedrückt, so bethätigt sie das Zahnrad und 
veranlasst eine ansteigende Bewegung des Speigefässes. Letzteres bleibt, 
so lange die Zahnstange festgehalten wird, in der gewünschten Höheulage 


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326 


und sinkt nach Freigabe derselben in die Anfangsstellung vermöge der eigenen 
Schwere zurück. Eine an einer entsprechenden Verlängerung des Ständers 
mit Scharnieren befestigte Deckelplatte, welche, im Buhestande dicht schliessend, 
auf der Gefässmündung liegt, dreht sich beim Aufsteigen des Speigefässes 
nach oben bis in die senkrechte bezw. schräg nach hinten gerichtete Lage. 
Beim Niedersinken des Speigefässes stösst ein an demselben befestigter An¬ 
schlag gegen einen hebelartig wirkenden Ansatz der Deckelplatte, diese da¬ 
durch aus der aufrecht gerichteten Stellung soweit herausdrehend, bis sie, der 
eigenen Schwere folgend, zuklappt. 

Um die Vorrichtung auch Personen in liegender oder sitzender Stellung 
zugängig zu machen, sind einige constructive Abänderungen vorgesehen. 

An der Wand oder einem Bock wird ein Arm horizontal drehbar be¬ 
festigt, welcher mit einer Längsdurchbohrung zur Aufnahme eines Zugseiles 
versehen ist und das in einer Traggabel gelagerte Speigefäss trägt. Mittelst 
des Zugseiles kann das Speigefäss, auf dem Arm gleitend, herangezogen werden, 
während die Rückwärtsbewegung durch ein anderes Zugseil erfolgt. 

Der Reichs- u. Staats-Anz. schreibt: Begründete Klagen, welche über 
die in manchen Turnhallen herrschende ungesunde Luft immer wieder und 
von verschiedenen Seiten mit dev Bitte um Schutz für die Gesundheit der 
turnenden Jugend laut geworden sind, lassen keinen Zweifel darüber, dass 
für die nothwendige Lüftung und Reinhaltung der Turnräume mehrfach nicht 
mit der Regelmässigkeit und Gründlichkeit gesorgt wird, welche nach den 
Ausführungen des Erlasses vom 30. Juli 1883 und nach den betreffe der 
Reinigung und Sauberkeit in den Schulräumen, insbesondere auch in den 
Turnhallen, von den einzelnen Aufsichtsbehörden getroffenen Bestimmungen 
erwartet werden darf. Durch einen Erlass des Ministers der geistlichen, 
Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 24. December 1891 ist den 
Schulaufsichts-Behörden wiederholt zur Pflicht gemacht worden, mit aller 
Entschiedenheit darauf zu halten, dass durch gewissenhafte Ausführung der 
bereits gegebenen oder in Anlass dieser Verfügung etwa noch zu gebenden 
Weisungen ein Zustand der Turnhallen gesichert werde, der zu berechtigten 
Klagen über gesundheitsschädigende Folgen des Aufenthalts in ihnen auch 
dann keinen Grund giebt, wenn sie — wie es in den Wintermonaten in der 
Regel nicht zu vermeiden sein wird — mehrere Stunden hintereinander be¬ 
nutzt werden müssen. Was zur Lüftung und Reinhaltung der Turnhallen im 
einzelnen zu geschehen hat, findet sich kurz zusaramengestellt in der „Schul¬ 
gesundheitslehre von Dr. Eulenburg und Dr. Bach (Berlin 1891) Seite 515ff. 
auf welche, wie auch auf die Schrift des Dr. F. A. Schmidt („Die Staub¬ 
schädigungen beim Hallenturnen und ihre Bekämpfung“ (Leipzig 1890. Sonder¬ 
abdruck aus den Jahrbüchern für deutsche Turnkunst), in dem Erlasse ver¬ 
wiesen wird. Nach den gemachten Beobachtungen wird u. a. auch darauf 
strenger zu halten sein, dass die Matratzen nicht bloss sorgsam gereinigt, 
sondern auch nicht ohne Noth benutzt und, sobald sie zur Anwendung kommen, 
weder auf dem Fussboden geschleift, noch auf ihn niedergeworfen werden. 


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—4- Aerztliche Polytechnik. ++- 

Redacteur: Dr. G. Beck. 

Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik * bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzflge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik* in Bern (Schweiz) — hiezu gehörige Figurenstöcke 
dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dgl. m.) — an die Exped. „Fischer’s 
medic. Buchhandlung in Berlin* zu adressiren. Desgleichen sind an letztere alle auf 
Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


Operations- und Transportmöbel. 


Gynäkologischer Operations- und Laparotomie-Tisch von M. Edebohls 
(New-York). Ein, allen Ansprüchen der modernen abdominalen und gynä¬ 
kologischen Chirurgie entsprechender Operationstisch muss nach E. folgende 
Eigenschaften besitzen: 

1. Die Construction muss einfacher Art und der Tisch zerlegbar sein, 
so dass alle Theile, und der ganze Tisch wenn erforderlich, leicht gereinigt 
und steril gemacht werden können. 

2. Muss Fürsorge getroffen sein um Irrigation ad libitum vornehmen zu 
können, ohne die Kleidungen der Patientin, des Operateurs oder der Assistenten 
zu benässen. 

3. Muss er für die Trendelenburg’sche Hochlagerang des Beckens einge¬ 
richtet sein. 

4. Muss er drehbar sein um das Licht nach Belieben auf verschiedene 
Theile des Operationsfeldes fallen lassen zu können — besonders wichtig in 
der Beckenchirurgie. 

5. Muss er die Vornahme multipler gleichzeitiger Operationen erleichtern, 
wie Laparotomie und Uterus, Vagina und Perinaeum betreffende Encheiresen, 
erleichtern. 


6. Soll er uns in Stand setzen den Operationsakt selbst, durch Ab¬ 
schaffung überflüssiger Assistenz und unnöthiger Nebeuapparate, möglichst zu 
vereinfachen. 


Diesen Bedürfnissen soll der hier zu beschreibende Operationstisch ge¬ 
nügen, den E. seit dem 6. Februar 1891 in stetem Gebrauch hält. Auch dient 
derselbe für die meisten Operationen der allgemeinen Chirurgie und könnte 
leicht für die Vornahme aller solcher Operationen modificirt werden. 


Polirte Glasplatten und galvanisirtes Metall bilden die einzigen Construc- 
tions-Materialien des Tisches. Galvanisirtes Eisen und Messing sind rostun- 


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fähig und widerstehen sogar der längeren Einwirkung concentrirter Sublimat¬ 
lösungen. Ein über Nacht in 1-500 Sublimatlösung gelegenes Stück erweist 
sich am Morgen hell und glänzend. Alle Theile des Tisches können somit 
in starker Sublimatlösung getränkt und abgebürstet werden. 

Das Metallgerüst A der Tischesoberfläche ist in einem Stück gegossen. 
Alle Ecken und Winkel sind zur bequemen Reinigung abgerundet. Nachdem 
die Metalltheile des Tisches zusammengefügt und geglättet, wird der Tisch 
als Ganzes galvanisirt. Dadurch werden etwaige Risse ausgefüllt, so dass der 
Tisch allerorts eine intakte Oberfläche präsentirt. 

Die Oberfläche des Tisches hat 125 cm Länge bei 50*/ 4 cm Breite und 
besteht aus zwei polirten Glasplatten B, C, 1 1 / 4 cm dick, mit gerundeten 
polirten Ecken und Kanten, und einer glatten Metallplatte D. Glasplatte B 



Fig. 265. Oberfläche des Tisches. 


A. Metallgerüst. B. Polirte Glasplatte fiir Kopf und Schulter. G. ditto, für den Rumpf. 
D. Metallplatte. E. Trog. N. Oeffnungen für Füsseträger. 


49V a cm lang an jeder der vier Seiten, trägt Kopf und Schulter der Patientin, 
Rumpf und Hüften ruhen auf Glasplatte C, 48‘/ 4 cm x 42 cm gross. Beide 
Glasplatten werden zum Reinigen einfach ausgehoben. Die Metallfläche D 
hat 38 cm Breite; der horizontale Theil misst 18 cm, der senkrechte Theil 
30 cm in Länge. Im Gebrauch kommen die unteren Partieen der Oberschenkel 
gegen den horizontalen Theil, die Waden gegen den vertikalen Theil der 
Metallfläche zu liegen. Die Glasplatte C wird durch zwei Metallbarren in 
der Schwebe gehalten. Diese Barren sind in einem Stück mit D gegossen 
und angeln an ihren oberen Enden auf einem quer über den Tisch, zwischen 
den zwei Glasplatten, verlaufenden, runden, entfernbaren Eisenstab. Durch 
Entfernung dieses Stabes wird der Tisch in seine Einzeltheile behufs Reinigung 
zerlegt. Vier Metallstifte sind auf der Oberfläche der Metallbarren angebracht 
Dieselben passen iu die Oeffnung O der Glasplatte C, und verhindern das 
Gleiten letzterer in der Hochlagerung. Ein freier Zwischenraum, etwa 3 cm 
breit, umläuft die Glasplatte C und trennt dieselbe von B, D und den Seiten 
des Tisches. Er dient zum allseitigen Abfluss der Irrigationsflüssigkeiten, 
welche vom Troge E gesammelt und in den Behälter F geleitet werden. 
Letzterer steht auf der Glasplatte G und folgt somit allen Bewegungen des 
Tisches. (Fig. 266). Diese Einrichtung ermöglicht es, ohne die Kleidung der 


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A 

K 



Fig. 266. 

Completer Tisch, mit Fussträger K, und Fussriemen L. 


Patientin oder des Operateurs zu benässen, die Haut des Leibes vor der 
Operation gründlich zu reinigen und abzuspülen, sowohl wie während der Ope- 



Fig. 267. 


Die Becken hoch!agerung nach Trendelenburg. Irgend eine Lagerung von der horizontalen bis 
hinauf zu einem planum inclinatum von 45°, kann leicht und prompt hergestellt werden. 


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ration die Peritonealhöhle mit beliebigen Mengen sterilisirten Wassers oder 
Lösungen ausznspülen. 

Der Tisch steht auf Rollen und hat eine Höhe von 81 cm. Die Höhe 
mag je nach Grösse oder Liebhaberei des Operateurs wechseln. Wer sie nicht 
mag, kann auch die Rollen weglassen. 

Mit der Patientin in Position auf dem Tische wird die Trendelenburg- 
sche Hochlagerung (Fig. 267), durch Emporheben von D hergestellt. Durch 
Eingreifen des Rundeisenstabes J in die Einschnitte der entsprechend gezahnten 
Barren H kann irgend eine beliebige Höhe erhalten und beinahe eine augen¬ 
blickliche Aenderung in der Lage erzielt werden. 

Soll eine Laparotomie vorgenommen werden, so wird die Patientin auf 
den Tisch gelegt und narcotisirt. Nachdem die Kleider der Patientin auf B 
herauf- und auf D heruntergezogen, wird die Haut des Abdomens mit Seife 
und Wasser abgebürstet, mit Schwefelaether abgerieben und mit Sublimat¬ 
lösung berieselt. Alle Flüssigkeiten fliessen über die Kanten der Glasplatte C 
ohne die Kleidung der Patientin zu benässen. Geht man mit ein wenig Vor¬ 
sicht vor, so kann die Patientin ohne Kleiderwechsel trocken in’s Bett ge¬ 
bracht werden. Diese Vordesinfection, sowie irgend welche Ausspülung der 
Bauchhöhle während der Operation wird immer in horizontaler Lage der 
Patientin vorgenommen. Wenn Alles zum Beginn der Operation bereit, so 
wird das Becken durch einen Assistenten erhöht. Letzterer kann so oft als 
während der Operation nothwendjg oder wünschenswerth erachtet, beinahe 
augenblicklich die Patientin entweder horizontal lagern, oder irgend einen 
Winkel bis zu 45° einnehmen lassen Der Operateur mag zur Rechten oder 
zur Linken seiner Patientin stehen; E. zieht die rechte Seite vor. 

Der Tisch hat sich dem Verfasser auch vorzüglich bei der Exstirpation 
des carcinomatösen Rectums nach der sacralen Methode von Kraske bewährt 
Die Patientin wird auf den Bauch gelagert; Oberschenkel und Beine hängen 
über das Ende des Tisches, bei D, herunter. Nun wird D bis zur bequemen 
Höhe für den Operateur erhöht. Dadurch wird nebenbei eine artificielle Is- 
chaemie des Operationsfeldes hergestellt, indem Kopf, Rumpf und untere Ex¬ 
tremitäten bedeutend unter dem Niveau der Sacralgegend zu liegen kommen. 

Beim Gebrauch des Tisches zu Operationen an Uterus, Scheide und 
Damm kommen die Nates auf D, dicht am oder sogar etwas über den 
Tischrand zu liegen. Die Füsse werden ober- und unterhalb der 
Fersen durch die Fussriemen L umgürtelt und durch die entfernbaren 
Fussstützen K etwa 55 bis 60 cm über dem Niveau des Tisches schwebend 
erhalten. E. giebt dieser Methode der Oberschenkelflexion vor allen anderen 
den Vorzug. Durch sie fallt die Nothwendigkeit der verschiedenen Beinhalter 
weg, und werden die Füsse dem Operateur schön aus dem Wege gehalten. 
Die aufrechten Stützen dienen auch dem weiteren Zwecke, dass sie die Assis¬ 
tenten verhindern sich mit dem Oberkörper auf die Beine der Patientin zu 
legen. Dadurch werden so manche postoperative Klagen der Frauen ver¬ 
hindert. Die Kleider der Patientin werden in der Steissrückenlagerung 
durch Heraufziehen auf C trocken gehalten. 


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Die übliche Unterlage dgs Perinaeumkissens aus Gummi wird durch die 
Metallplatte D überflüssig gemacht. Letztere geleitet sämmtliche Irrigations¬ 
flüssigkeiten in die Wannen F und M. Auch wird der Operateur den Yortheil zu 
schätzen wissen, mittels Erhöhung von D das Operationsfeld in irgend eine 
beliebige oder bequeme Höhe bringen zu können. 

Die moderne Gynäkologie fordert oft die gleichzeitige Vornahme mehrerer 
Operationen an der Patientin, wobei die Anforderung entsteht, rasch und 
bequem die Steinschnittlagerung mit der Trendelenburg’schen Hochlagerung 
und vice versa zu verwechseln. Diese erfüllt der Tisch ebenfalls in aus¬ 
gezeichneter Weise, wie E. an mehreren Beispielen erläutert. 

Auch als gynäkologischer Untersuchungstiseh hat sich der Tisch verwerth- 
bar erwiesen. Mit der Patientin in Steissrücken - Lagerung kann D soweit 
beliebig erhöht werden. Die Contenta abdominis gravitiren nun nach oben 
und die Bauchmuskeln werden möglichst entspannt. Die nöthigen Vorbe¬ 
dingungen zur genauen Palpation der Beckenorgane werden auf diese Weise 
in vollstem Masse erreicht Es bedarf nur des Versuches, um die Vor¬ 
theile dieser Lagerung in der Untersuchung schwieriger Fälle schätzen 
zu lernen. 

Zum Schluss recapitulirt E. die Vorzüge des Tisches kurz in folgen¬ 
der Weise: 


Er dient als completer Operationstisch für Laparotomien und alle gynä¬ 
kologischen Eingriffe sowohl wie als brauchbarer Untersuchungstisch. 

In Material und Construction genügt er den strengsten Ansprüchen der 
modernen Antisepsis. 

Als Laparotomietisch ermöglicht er die ausgiebigste Anwendung der 
Irrigation, ohne Kleider der Patientin, des Operateurs oder der Assistenten 
zn benässen. 

Bei Anwendung der Beckenhochlagerung nach Trendelenburg bietet er 
die Möglichkeit den Grad der Hochlagerung prompt zu wechseln. Seine Capa- 
cität in dieser Beziehung schwankt zwischen der horizontalen Ebene und einer 
solchen von 45°. Seine leichte Drehbarkeit ermöglicht die beste Ausnützung 
des jeweilig vorhandenen Lichtes. 

Als gynäkologischer Operationstisch bietet er, in der Rückenlagerung, 
dem Operateur den Vortheil, das Operationsfeld nach Belieben erhöhen zu 
können. Alle Nebenapparate wie Beinhalter, Schulterriemen, Gummikissen für 
Perinaeum, fallen weg. 

Die Leichtigkeit und Bequemlichkeit der Verwechselungen der Steissrücken- 
und Trendelenburg’schen Hochlagerung bilden bei der Vornahme gleichzeitiger 
multipler Operationen entschiedene Vortheile. 

An der Construction dieses gynäkologischen Operations- und Untersuchungs¬ 
tisches hat sich die Firma John Reynders & Co., 303 Fourth Avenue, New- 
York, in hervorragender Weise betheiligt. 

New-Yorker med. Monatsschr. Dec. 1891. 


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Operationstisch von Albert Max Stille in Stockholm. (D. R.-P. 62929). 
Durch die Neuerung wird theils eine leichtere und bequemere Reinigung, 
sowie auch die Erwärmung derselben ermöglicht, theils werden auch die 
erforderlichen Handgriffe, um dem Kranken die für die Operation am besten 
passende Stellung zu geben, erleichtert. 

Die Füsse, sowie auch die Verbindungstlieile desselben sind aus Röhren 
zusammengesetzt und sämmtliche Vereinigungsstellen behufs einer leichteren 
Reinigung genau abgerundet. Die Füsse sind nach oben zu in einem mit 
abgerundeten Enden verse henen Rahmen c festgeschraubt, welcher ebenfalls 
aus Röhren gebildet wird. Dieser Rahmen trägt den lose aufliegenden mul¬ 
denförmigen Boden rf, dessen Ränder derart umgebogen sind, dass sie den 
Rahmen c umfassen. An der tiefsten Stelle des Bodens d befindet sich der 
Abfluss e. An einem der vorderen oder hinteren Füsse kann eine drehbare 


Fig. 268. 

Armstütze e l lösbar befestigt werden. Oben über dem Boden ist ein aus 
längs- und quergehenden Flacheisenstäben gebildetes loses Gitter f aus¬ 
gespannt. 

In dem Rahmen c sind Krampen g befestigt, in welchen Gestelle i und k 
aus eisernen Röhren, die in die Haken h auslaufen, drehbar eingelegt sind. 
Das erstere dieser Gestelle, das eine Stütze des Kopfpfühles bezweckt und 
das aus einer kreisförmig gebogenen eisernen Röhre besteht, kann vermittelst 
eines in einer Hülse m verschiebbaren Bogens / in die passende Lage ge¬ 
bracht und durch eine an der Hülse befestigte Schraube n festgelegt werden. 
Das Gestell k besteht aus zwei mit einer halbkreisförmig gebogenen eisernen 
Röhre p beweglich vereinigten geraden Stäben oder Röhren o 1 . 

An der Röhre p ist eine Gabel befestigt, zwischen deren Armen eine 
kleine Rolle q sitzt, deren Zapfen von den beiden Schenkeln eines Hakens r 
umschlossen sind. 


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333 


Vermittelst des Hebels s können die Gestelle oo 1 und p derartig erhöht 
oder gesenkt werden, dass sie gegen einander in bestimmten Winkeln liegen 



(s. Fig. 269). Die Rolle q rollt dabei über das Flacheisenstück t, welches mit 
mehreren Vertiefungen u versehen ist, in welche das spitze Ende des daumen- 
förmigen Hakens r eingreifen kann, so dass das Gestell in einer gewissen 
Lage durch Eingreifen des Hakens in eine Vertiefung festgestellt wird. Hier¬ 
durch kann also der Operirende selbst mittelst einer einzigen Handbewegung 
das Gestell heben und senken. Der Kranke wird auf das Gestell so gelegt, 
dass der Winkel v in die Kniekehlen zu liegen kommt. 



Beinhalter von Prof. Duplay in Paris. In einer von den üblichen Bein¬ 
haltern ganz verschiedenen Weise bewerkstelligt D. dieJJnbeweglichkeit des 
gynäkologischen Operationsfeldes. Es 
geschieht dies, wie aus nachstehender 
Abbildung ersichtlich, mittelst zweier 
Hebel erster Ordnung, deren Drehaxen, 
bezw. Axenlager am Tischrande be¬ 
festigt sind. Nach geeigneter Opera¬ 
tionslagerung der Patientin werden 
deren Füsse in Sandalen gelegt, wel¬ 
che mit den Hebeln in feste Verbin¬ 
dung gebracht werden. Ein Sperrklin¬ 
kenmechanismus, der mit den Hebeln 
verbunden ist, fixirt alsdann die Lage 
der Patientin, sobald der Arzt den 
federnden Griff der Sperrklinken ver¬ 
lässt. Diese fällt nämlich in eines der 
Löcher ein, welche in Abständen von 
4 Millimetern auf dem Rande der 
Scheibe angebracht sind, an welcher 
der Hebel vorbeistreicht. Die Vor¬ 
richtung wird von Firma Rainal 
Fröres in Paris angefertigt. 

Revue ill. de Polytechn. med. 

Fevr. 1892. 


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Ein sehr zweckmässig construirter Krankentransportwagen mit zugehöriger 

Tragbahre wurde von der Firma J. G. Lieb in Biberach a. d. Biss auf der 
diesjährigen Ausstellung für das rothe Kreuz etc. in Leipzig ausgestellt und 
daselbst mit der goldenen Medaille prämirt 

Die einfachste Tragbahre besteht bekanntlich aus einem entsprechend 
langen, breiten, festen Segeltuch, welches an seinen Längsseiten an zwei noch 
längeren und aus hartem Holze geschnittenen Stangen befestigt ist. Zum 
Aufstellen der Tragbahre genügen 4 Füsse, welche zur leichteren Aufbewah¬ 
rung der Tragbahre sich Zurückschlagen lassen. Als Kopfunterlage kann ein 
Kissen oder ein zusammengerolltes Kleidungsstück benützt werden. Eine solche 
Bahre zeigt Figur 271. Wird die Bahre nicht gebraucht, so werden die 




Fig. 271. 


Fig. 272. 


Stangen aneinander gerollt und mit einem Riemen zusammengerollt, wie in 
Fig. 272 dargestellt ist. 

Zum Gebrauche weiden die Riemen, welche die Bahre Zusammenhalten, 
losgeschnallt; der eine Mann breitet die Längsstücke und damit das Tuch 
aus und hält sie, während der andere die 3 theiligen, mit Charnieren versehe- 



Fig. 273. 


neu Kopf- und Fussstücke nach der Seite umklappt, auf welche die Anschläge 
passen, d. h. die Füsse winkelrecht stehen; er schiebt dann Kopf und Fuss¬ 
stücke an die Grifte, die verstärkten Augen (Löcher) nach aussen gerichtet. 
Das Kopf- und Fassende des Tuches wird schliesslich in die Knopfnägel 
eingeknöpft. Der Transport des Patienten auf einer solchen Bahre ist in 
Fig. 273 dargestellt. 


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335 


Eine verbesserte, auch für Feuerwehren gut geeignete Tragbahre ist die 
in Fig. 274 dargestellte sogenannte Sanitäts-Colonnen-Tragbahre der 
Firma Lieb. Dieselbe unterscheidet sich von anderen zerlegbaren Tragbahren 
durch ihre vereinfachte Art der Zusammensetzung, welche 
sie besonders für den Nachtdienst wesentlich vortheilhafter erscheinen 
lässt. Während nämlich die seitherige Construction eine Reihe Steck¬ 
verschlüsse, Daumenschrauben u. s. w. hat, ist hier zum Zusammen¬ 
setzen der Tragstangen der Bayonnetschluss verwendet und zwar 
so, dass weder Schmutz noch Sand oder kleine Kiesel dessen Func- 
tioniren zu stören vermögen. Kopf- und Fusstheil — jeder als zusammen¬ 
klappbares Ganzes dargestellt — brauchen nur direkt auf die Tragstangen 
eingeschoben zu werden. 



Fig. 274. 


Das Kopflager wird in einfachster Weise durch Nachrücken an den am 
Kopftheile angebrachten Verzahnungen verstellt, dagegen vermag es von selbst 
seine Stellungen nicht zu verändern; auch wird es bei dieser Anordnung von 
selbst etwas breiter, als bei jeneu und bietet daher dem Oberkörper mehr den 
erforderlichen Raum. 


Die Benützung der Bahre wird nicht durch den Verlust von Theilen in 
Frage gestellt, wie dies bei den Steckverschlüssen der Fall ist. 

Ausserdem ist der Fusstheil verstellbar, d. h. er kann mittelst eines 
Riemens niedergelassen werden; ebenso ist eine Leib-Bandago vorgesehen, 
welche in zweierlei Richtung verstellbar ist. 


Die ganze Trage ist 
entsprechend leichter, 
so dass sie, selbst mit 
einer abnehmbaren, 
wasserdichten Ueber- 
decke versehen, kaum 
so schwer ist als jene. 

Der eingangs er¬ 
wähnte Krankentrans¬ 
portwagen der Firma 
Lieb mit von unten in 
Federn aufzuhängender 
Trage bezwecktnament¬ 
lich das für manchen 
Kranken gefahrvolle 
und schmerzhafte, für 



Fig. 275. 


die Bedienung oft mühe- 
volle Heben über die 
Räder zu vermeiden. 
Beim Gebrauch wird 
hier die Trage, wie 
Fig. 275 zeigt, auf den 
Boden gestellt, der 
Wagen darüber gefah¬ 
ren und die Stellfüsse 
werden durch Ziehen 
der beiden vorn in Fig. 
275 sichtbaren Griffe 
ausgezogen und aufge¬ 
stellt. Um den Wagen 
mit Trage transport¬ 
fertig zu machen ist 


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336 


es dann nur nöthig, die Griffe oben an den in Federung hängenden Haken 
nach aussen zu stellen und die Trage in die Haken einzuhängen. Auch dieses 
neueste Geräth kann natürlich mit Dach von wasserdichtem Stoff versehen 
werden. — 


Orthopädische Hülfsmittel. Bruchbänder. 

Das Princip der Ellipse in Verbindung mit einer langen Aussenschiene 

verwendete Willoughby Furner im dem Falle einer an stark eiternder 
Hüfterkrankung, grossem Decubitus und Lungentuberculose mit mehrfacher 
Haemoptoe leidenden Dame in der Weise an, dass er eine 9*/ 4 " lange 9" breite 
Eisen-Ellipse mit einem an dem einen Ende des langen Durchmessers ange¬ 
nieteten gebogenen Stab von der in Fig. 1 ersichtlichen Form machen liess, 
welch letzteres in das unten an einer nach dem Glied geformten Eisenschiene 
befindliche Zapfenlager passte. 



Fig. 276. 

Die Schiene ist mit biegsamen Metallhülsen, die */* des Oberschenkels 
und Unterschenkels umgeben, versehen während ihr oberes Ende mittelst 
einer Daumenschraube an einem die Taille theilweise umgreifenden Metallgürtel 
befestigt ist. Die betr. Patientin fühlte durch die Schienen grosse Erleichte¬ 
rung, die entspr. Pflege der aufgelegenen Stelle führte bald zur Heilung. Der 
Vorzug der Schiene, eine Rotation des an einer langen Schiene befestigten 
Gliedes zu gestatten, könnte ausser bei Hüftaffectionen auch bei Fracturen 
in Betracht kommen und schliesst eventuelle Anwendung einer Gewichtsei¬ 
tension nicht aus. Sehr. (Brit. med. journ. 7. Nov. 1891.) 

Corset mit Geradehalter von Adam Schäfer in Hamburg. (D.R.-P. 63142) 
In der Patentschrift No. 59561 ist ein Corset mit Geradehalter dargestellt, 
bei welchem zwei aufrechte Schienen (je eine in einem der hinteren Corset- 
enden befindlich) oberhalb des Gorsets durch eine Querschiene verbunden sind, 
welch letztere an den Schienen gleitend gelagert ist und verhindert, dass 
die eine Schiene gegen die andere zurückweichen kann, die jedoch gestattet, 
dass die Schienen sich einander nähern bezw. von einander entfernen und in 
der Höhenlage gegen einander verschieben können. 

Diese Einrichtung ist nun vereinfacht worden. Es ist nämlich die oben 
erwähnte Querschiene dadurch vermieden und ersetzt, dass die beiden auf¬ 
rechten Schienen s und s l , welche oben das Halsband k tragen, oberhalb des 


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tungen verstellbar, nämlich in der Längenrichtung der Pelottenachse, anf 
letzterer drehbar und zugleich um die senkrechte Achse derPelotte drehbar. 
Diese Einrichtung, welche gestattet, das Bruchband genau nach der örtlichen 
Beschaffenheit des Bruchschadens einzustellen, also jedem Bruch so, wie dessen 
Behandlung es erfordert, völlig und bequem anzupassen, ist durch eine sehr ein¬ 
fache Construktion erzielt, welche zu einem Preise geliefert werden kann, 
der es auch dem weniger bemittelten Bruchleidenden gestattet, sich ein 
solches, allen Anforderungen der Heilkunde entsprechendes Bruchband zu 
verschaffen. 

An der Beckenfeder A ist vorn ein Stift a befestige, auf dem das Druck¬ 
kissen B sowohl in der Längenrichtung verschiebbar, als auch vor- und rück¬ 
wärts drehbar ist. Die Befestigung der Pelotte B auf 
dem Stift a geschieht in folgender Weise. (Fig. 279.) 
Unter der Pelottenplatte B liegt eine Platte C, welche 
eine halbcylindrische Hülse c bildet, die mit der offenen 
Seite gegen die Druckkissenplatte C anliegt. Diese Platte 
C ist mit einem Muttergewinde versehen, in welches ein 
Drehzapfen D eingeschraubt wird. Letzterer geht von 
der Oberseite des Pelottenbleches B durch letzteres 
hindurch und das Blech B kann sich um diesen Zapfen 
drehen. Ueber dem Blech B hat der Zapfen eine gegen 
letzteres andrückende Klemmplatte oder Scheibe d und 
einen geeigneten Griff (Knopf oder dergleichen) d l zum 
Drehen des Zapfens. 

Es ist nun leicht ersichtlich, dass durch Drehung des Zapfens D nach 
rechts die Platte C gegen die Platte B fest angezogen wird, mithin die Hülse c 
sich auf den Stift a festklemmt und so die ganze Pelotte in ihrer bestimmten 
Lage festgehalten wird. Löst man die Klemmwirkung der Platte C gegen 
die Platte B durch Zurückdrehen des Gewindezapfens D, so kann die Pelotte 
bezw. die Hülse c auf dem Stift a vor- oder zurückgeschoben oder auf dem 
Stift a vor- oder zurückgedreht werden; gleichfalls ist das Pelottenblech B 
auf der vom Stift D gebildeten Achse vor- und rückwärts drehbar und kann 
mithin in jeder gewünschten Lage durch Wiederanziehen des Schraubstiftes D 
befestigt werden. 

Die Bekleidung der Pelotte mit weichem oder hartem Material wird 
durch diese Einrichtung nicht behindert. 



Fig. 279. 


Bruchband von Johann Turek in Wien. (D. R.-P. 62930). Dieses 
Bruchband besitzt gegenüber anderen Bruchbändern den Vortheil, dass beim 
Tragen desselben das Druckkissen (Pelotte) festsitzen bleibt, wenn auch der 
Träger des Bruchbandes alle möglichen Körperbewegungen macht Ein wei¬ 
terer Vortheil dieses Bruchbandes besteht darin, dass dasselbe ohne das lästige 
Schenkelband getragen werden, und dass die Form der Pelotte sowohl drei¬ 
eckig, als auch oval sein kann. 

Die Feder ist in dem Bande B eingebettet bezw. eingenäht. An dieselbe 
schliessen sich mehrere Federglieder C an, welche an einander mittelst Niete 


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339 


oder Zapfen c befestigt sind, um die sie sich drehen können. Zur Begrenzung 
der Verstellung bezw. der Verdrehung gegen einander besitzt jedes Feder¬ 
glied einen Ausschnitt d, in welchen ein Zapfen D des darunterliegenden Feder¬ 
gliedes eingreift. 



An die Federgliederkette wird die Pelotte F, welche bei den gewöhn¬ 
lichen Bruchbändern direct an der Feder befestigt wurde, angebracht. An 
der Pelotte befinden sich zwei Stifte ff, an welchen ein am Bande B ange¬ 
nähter Doppelriemen gg zum Festhalten des Bruchbandes befestigt wird. 

Bei jeder beliebigen Körperbewegung verstellen sich dementsprechend 
die Federglieder CG gegen einander, während die Pelotte immer an der ein¬ 
mal fixirten Stellung ruhen bleibt. Ausserdem kann hierdurch das Bruchband 
rechts und links, sowie in allen beliebigen Körperstellungen gebraucht wer¬ 
den, wodurch seine Anwendung eine allgemeine ist. 


Operationsinstnuuente. 



Wight (Brooklyn) beschreibt eine von der Firma Tiemann & Co. an¬ 
gefertigte Modification des Allis’schen Anästhesirungsapparates. Letzterer 
besteht bekanntlich aus einer Büchse, in deren Hohlraum sich ein Drahtgeflecht 
befindet, das von einer mehrere Ellen langen Fianellbinde umwickelt ist, auf 
welche Aether oder Chloroform gegossen wird. Der Mantel dieser Büchse 
hatte eine solche Form, dass diese selbst als Gesichtsmaske dienen konnte. 
Die Modification besteht nun 
darin, dass die nunmehr cy- 
lindrische Aether-Büchse A in 
eine andere B eingesetzt wird, 
welche einen untern freien 
Hohlraum besitzt. Dieser Hohl¬ 
raum steht durch den Gang E 
mit dem Hohlstück B, das die 
Gesichtsmaske C trägt, in 
Verbindung. Sowohl B mit 
E , als E mit D sind durch 
Zapfengelenke hergestellt, 
welche den Stücken B und D 

eine Drehung nach jeder Rieh- Fig. 281. 

tung gestatten, wodurch der 

Vortheil erreicht wird, dass der Apparat in jeder Lage des Patienten bequem 
manipulirt werden kann. Dir Stücke E und D sind mit Ventilen eigenartiger 
Construction versehen, so dass das Ventil E sich bei jeder Inspiration, das 


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Ventil D bei jeder Exspiration öffnet. Die Ventile sind so beschaffen, dass 
sie leicht herausgenommen und gereinigt werden können. Das Anästhesirungs- 
mittel wird nur während der Inspiration auf die Binde gegossen. Die von W. 
.Evaporator“ genannte Aether-Büchse A muss nach Gebrauch jedesmal aus 
der Büchse B zum Trocknen herausgenommen werden, um den Apparat in gutem 
Zustande zu erhalten. N.-Y. med. Journ. May 16. 1891. 

Phelps (New-York) demonstrirte vor der Academy of Medicine in 
New-York eine neue Operations-Pincette, für welche er die Form der Bisse 
der bekannten Bergmann’schen Schieberpincette beibehielt, jedoch die Schieber- 
construction verliess und an deren Stelle die bei weitem zweckmässigere be¬ 
kannte französische Scheerenconstruction der P6an-Köberle’schen Pincette setzte 



Fig. 282. 


und dieselbe zugleich mit der aus der Abbildung ersichtlichen, sehr elegant 
aseptischen Schlossverbindung der Branchen ausstattet. 

N.-Y. med. Journ. April 25. 1891. 

Der aseptische Patent-Verschluss der Firma Jetter & Scherer in 
Tuttlingen (D. B.-P. No. 59030) nach Dr. Wal eher, Dir. der kgl. Landes- 



Fig. 283. 

hebammenanstalt in Stuttgart bezweckt chirurgische Instrumente jeder Art 

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auf einfachste Weise zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen, womit eine 
gründliche Reinigung bezw. Schärfung der auseinandergenommenen Theile 
ermöglicht ist. Ihre Anordnung ist aus Fig. 283, in welcher die Zerlegung 
einer einfachen Zange dargestellt ist, leicht ersichtlich. Die eine Zangenhälfte 
A enthält einen festen Stift o, dessen freies Ende nietkopfartig angestaucht 
ist. Die andere Zangenhälfte B hat anstatt eines Loches einen Schlitz b, 
wodurch die Hälfte B in den Stift a der Hälfte A geschoben werden kann. 
Damit nun beide Zangenhälften nur in einer bestimmten Lage auseinander¬ 
genommen werden können, hat die mit Schlitz b versehene Hälfte B auf der 
Innenseite einen in der Regel quer durchlaufenden Einschnitt b 1 von der 
Breite der Hälfte A Der Schlitz b ist ausserhalb kegelförmig erweitert, wo¬ 
durch, nachdem beide Hälften B und A in der in Fig. 283 punktirt angege¬ 
benen Lage zusammengesteckt sind, beim Schliessen der Zange die nietkopf¬ 
artige Verdickung des Zapfens a in die obere conische Erweiterung des Schlitzes b 
eingedrückt wird, und das Anseinanderfallen oder Auseinandernehmen der Zangen¬ 
hälften verhindert, lo lange nicht wiederum die punktirt gezeichnete Lage der 



Fig. 284. 



Fig. 287. 


Fig. 286. 



Zangenhälften erreicht ist. Bei den übrigen durch Fig. 284—287 dargestellten In¬ 
strumenten ist der Patentverschluss, wie oben erwähnt, sowohl am Schloss, als bei 
der Zange an der Feder zur Anwendung gebracht, so dass die letztere eben¬ 
falls mit dem Schlitze b und dem Einschnitte b l versehen, leicht herausge¬ 
nommen und gereinigt werden kann. Dies geschieht, wie bei der anfangs 
beschriebenen Zange dadurch, dass man die Feder um 90° dreht und sodann 
seitwärts herauszieht. Bei der durch Zeichnung dargestellten Pincette ist die 
eine Hälfte von der andern in gleicher Weise abzunehmen. Zum Feststellen 


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in geschlossenem Zustande hat die mit Schlitz und Loch versehene Hälfte 
einen Ansatz, der in eine Ausfeilung der andern Hälfte eingreift. 

Instrumente, welche mit diesem patentirten Verschluss' versehen sind, 
haben in Folge des durchweg glatten Schlitzes und runden Schraubzapfens 
den grossen Vortheil des leichten Reinigens, was bei dem heutigen Stand der 
Antiseptik vod enormem Werth ist. Um das Auseinandernehmen und Zu¬ 
sammensetzen der abnehmbaren Theile zu erleichtern, fasst man dieselben 
nicht hinten, z. B. an den Ringen, sondern möglichst nahe am Schluss. 

Bei sämmtlichen bis jetzt zerlegbaren Instrumenten, welche mit Kreuz¬ 
nägeln versehen sind, kommt es fast täglich, selbst bei geübter Hand vor, 
dass diese Nägel, wenn nur verschraubt, verdreht, und wenn vernietet, gänz¬ 
lich abgerissen werden, wodurch das Instrument für den Operateur unbrauch¬ 
bar wird, ein Uebelstand, welcher bei dem neuen patentirten Verschluss selbst 
bei unvorsichtiger Behandlung nicht mehr Vorkommen kann. 

Von nicht zu unterschätzendem Werthe ist vorstehender Verschluss auch 
für Scheeren, deren Schärfen (Schleifen) bei dem alten Verschluss nur schwer, 
sehr häufig unter Verlust des einen Scheerentheils (in welchem der Kreuz¬ 
nagel befestigt war) vorgenommen werden konnte; öfter noch war ein neuer 
Nagel erforderlich, wenn die Scheere wieder brauchbar hergestellt sein sollte. 
Diesen Mängeln ist nach unserem neuen System mit dem Schraubzapfen ab¬ 
geholfen, da der Nagel nicht vernietet ist und wie eine Schraube herausge¬ 
nommen bezw. regulirt werden kann. 

Die mit Walcher’schen Patent-Verschluss versehenen Instrumente sind in 
allen guten chirurgischen Geschäften erhältlich. 

Die Firma Schollar & Simsky in London W. 64 Praed-Street bringt 
eine nacli Angabe von Dr. Griffith von ihr angefertigte Pincette zur Ex¬ 
pression und Entfernung Meibom’scher Drüsen des untern Augenlides in den 
Handel. Construction und Zweck derselben werden von G. mit der Schlaff¬ 
heit des untern Augenlides im Vergleich zum obem motivirt. 

Die Branchen des scheerenartigen Instruments endigen in zwei scheiben¬ 
förmige Bisse, deren einer gefenstert ist. Der Durchmesser dieses Fensters 
beträgt 8 mm. 



Das Instrument wird von der linken Hand des dem Patienten gegenüber 
stehenden Operators gehalten, während der Kopf des erstem fixirt wird. Das 
untere volle Blatt wird nun gegen den Hautrand des vorher cocainisirten 
Augenlides gepresst, wodurch sich dasselbe umstülpt, so dass das gefensterte 
Blatt über den auf der Conjunctiva zum Vorschein kommenden kleinen Tumor 


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gelegt werden kann. Innerhalb des Fensters macht nun der Operator eine 
Incision in die Cyste, wonach sich deren Inhalt auspressen lässt. Die Höhlung 
der Cyste wird sodann mit einem kleinen Volkmann’schen Löffel ausgekratzt. 
Eventuelle kleine Blutungen erfolgen erst nach Entfernung des Instruments. 


Alvin Hubbell (Buffalo) empfand das Bediirfniss nach einem Instrument, 
mit welchem Schnitte in senkrechter Richtung zur Axe des Gehörgangs aus- 
gefiihrt werden könnten. Eine solche Gehörgangscheere, welche sich in aus¬ 
gezeichneter Weise bewährte, wurde ihm von der Firma Tie mann & Co. in 
New-York angefertigt. Die Klingen dieser Scheere sind an der Spitze recht¬ 
winklig abgebogen und beträgt die Länge dieses abgebogenen Theils circa 
5 Millimeter. Die Scheere schneidet jedoch nicht nur in dieser, sondern auch 



Fig. 289. 

in der axialen Richtung des Instruments, bezw. des Gehörgangs. Die Ab¬ 
bildung zeigt die natürliche Grösse, Form und Construction des Instruments, 
wonach der Specialist sich leicht ein Urtheil über seine Zweckmässigkeit 
bilden kann. N.-Y. med. Joum. Aug. 22. 1891. 

Beiläufig sei hier auch ein neuer Haken zur Entfernung von Fremd¬ 
körpern aus dem Gehörgang erwähnt, 
den 


die beistehende Figur darstellt. 

Derselbe, von Meierhof angegeben, Fig. 290. 

wird von der Firma Reynders & Co. in New-York angefertigt. 


Zahnärztliche Instrumente. 

Handstück für zahnärztliche Werkzeugmaschinen von H. Hampel und 
•1. Weber in Berlin. (D. R.-P. 60956). Das Universalhandstück bezweckt 



der Hauptantriebswelle zu ermöglichen. 


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344 


Die Antriebsachse a, welche mit der Maschine auf bekannte Weise in 
Verbindung steht und von dieser in Umdrehung versetzt wird, trägt auf ihrem 
vorderen kegelförmigen Zapfen einen gezahnten Drehungskörper c, welchen 
die Erfinder „Kugelrad“ nennen. Dieses Kugelrad greift in einen anderen 
gezahnten Rotationskörper e, „Hohlkugelrad“ genannt. Die hohle Achse e' 
desselben läuft in der Kappe f bezw. dem damit starr verbundenen Bügel f l . 
Die Kappe f ist um zwei Schraubenbolzen g x u. c* drehbar, deren geometrische 
Achse genau durch die unterste Zahnspitze des Hohlkugelrades e geht. In¬ 
folge dessen kann der Bügel beliebig schräg gestellt werden, während die 
entsprechend geformten Rotationskörper c und e immer in Eingriff bleiben. 

Das Feststellen der Kappe f geschieht folgendermassen: Am Obertheil 
der Kappe ist eine flache, federnde oder gelenkige Zugstange h l verbunden, 
welche in dem Körper des Handstückes durch eine Schraube h 4 festgeschraubt 
werden kann. 

Damit kein Staub u. s. w. von der unteren offenen Seite des Halters in 
das Triebwerk eindringen kann, wird die Oeffnung durch einen Schutzdeckel 
i verschlossen gehalten, dessen vordere Kante sich immer wegen der Feder i* 
gegen den unteren Rand der Kappe f anlegt. 

Verschiedene Vorrichtungen. 

Der nachstehend abgehildete Zerstäuber von Stouse, New-York ist 
speciell für ölige Flüssigkeiten oder verflüssigte Fettkörper construirt. Der 
in stumpfem Winkel zur Richtung der Zerstäubungsröhren angebrachte Griff 
ist mittelst Bayonettverschluss mit der Fassung ersterer verbunden und kann 
somit leicht durch halbe Drehung abgenommen und mit einer anderen Zer¬ 
stäubungsröhre verbunden werden. Der Medicamentenrecipient lässt sich 
leicht erwärmen, da derselbe während der Zerstäubung nicht angefasst zu 
werden braucht. An die Fassung wird gewöhnlich ein Richardson’sches Ge¬ 
bläse angefügt. Indessen liefert die Firma Reynders & Co. in New-York 



welche den Apparat fabricirt, auch kleine solide Dampfkessel, falls der Zer¬ 
stäubungstrieb per Dampf vorgezogen wird. N.-Y. med. Jonrn. July 11. 1891- 

Ventil - Anordnung bei durch Zusammendrücken eines Kautschuk - Balles 
zu bethätigenden Spritzen von George Whyte in North View, Eigin 
(Schottland). (D. R.-P. 62915). Der Kautschuk-Ball a besitzt am oberen 


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Ende eine grössere Wandstärke als an dem unteren, an seiner stärkeren 
Seite ist derselbe mit einem ebenfalls aus Kautschuk bestehenden Stöpsel b 
versehen, welcher kegelförmig gestaltet und mit einer centrischen Lochung c 
versehen ist, in die ein Röhrchen e eingesetzt ist. Durch dieses Röhrchen 
geht eine vierkantige Stange d hindurch, welche sich beim Gebrauch der 
Spritze in dem Röhrchen hin und her verschiebt. An der dem Stöpsel b ent¬ 
gegengesetzten dünneren Seite ist in dem Kautschuk-Ball a eine Oeffnung k 
angebracht, durch welche eine Schraube i hindurchgeht, die eine äussere 
Scheibe h und eine innere Scheibe g mit einander verbindet Die letztere 
Scheibe ist an ihrem Umfang mit vorstehenden Zähnen versehen, damit sie 
sich fest über die Oeffnung k legt. Die Scheibe g schliesst die Oeflhung k 
nach aussen hin ab, sie ist auf ihrer concaven Seite an der Stange d be¬ 
festigt, welche durch das Röhrchen e hindurchragt und in einen Knopf /"endigt. 
Durch diesen Knopf wird unter Beihülfe der Scheibe h, mit welcher ersterer 
durch die Stange d und Schraube i starr verbunden ist, der Kautschuk-Ball a, 
so lange er nicht zusammengedrückt wird, luftdicht verschlossen. In der 
Ruhestellung bewirkt nämlich die Federkraft des Kautschuk - Balles a ein 
dichtes Aufliegen des als Abschlussklappe dienenden Knopfes f. Drückt man 



auf die Scheibe h, so wird die Stange d mit dem Knopf f vorgeschoben, so 
dass die Luft aus a durch c entweichen und folglich der Kautschuk-Ball zu- 
sammengedrückt werden kann. Hält man jetzt die Spitze des Ausflussrohres m 
in die betreffende Injectionsflüssigkeit und lässt den Druck auf die Scheibe h 
geringer werden, so geht der Ball a wieder in die Kugelform zurück und das 
Rohr m, welches grösseren Rauminhalt besitzen muss als der Ball a, füllt 
sich mit der Flüssigkeit, ohne dass dieselbe in den Ball a steigt. Ist Ball a 
vollständig aufgebläht, so legt sich auch Knopf f auf den Kautschukpfropfen b 


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and lässt keine Flüssigkeit nach a hineinfliessen. Bei Vornahme einer Ein¬ 
spritzung muss die Spitze des Rohres m nach unten stehen, so dass die 
Flüssigkeit durch Zusammendrücken des Balles a durch den Luftdruck, wel¬ 
cher sich aus a nach m fortpflanzt, an den Bestimmungsort getrieben wird. 
Das Ausflussrohr ist mit Mundstücken von irgend einer gewünschten Form 
versehen. Die Stange d kann sich infolge ihrer kantigen Form leicht in dem 
Röhrchen e hin und her verschieben und die Luft strömt beim Gebrauch frei 
in den und aus dem Druckball a. 

Mundstück mit selbsthätigem Verschluss für Saugflaschen von Friedr. 
Freese in Hambergen bei Bremen. (D. R.-P. 03500.) Die seither gebräuch¬ 
lichen, aus elastischem Material (Gummi etc.) hergestellten Sauger, wie sie 
namentlich an den Saugflaschen zur Ernährung der Kinder be¬ 
nutzt werden, leiden an dem Uebelstand, dass der Sauger nicht 
in jeder Lage die Flüssigkeit darin zurückhält, so dass eine 
stete Ueberwachung nothwendig ist, wenn die Flüssigkeit nicht 
herauslaufen und die Kleidungs- oder Bettstücke durchnässen soll. 

Der in der Fig. 294 veranschaulichte Sauger vermeidet 
diesen Uebelstand dadurch, das in den vorderen Theil des Saugers, 
der in den Mund genommen wird, ein halbkugelförmiges Ver¬ 
schlussstück s eingesetzt ist. 

Dieses Verschlussstück ist mit drei in der Mitte zusammen¬ 
treffenden Einschnitten n b und c versehen. Die Einschnitte 
sind verschlossen, so lange die Flüssigkeit auf den Sauger drückt 
und der Sauger die kreisrunde Form im Querschnitt beibehält, 
halten also in diesem Zustande die Flüssigkeit in der Flasche 
zurück; sobald aber der Sauger an den Mund genommen und 
die kreisrunde Form etwas geändert wird, öffnen sich die Ein¬ 
schnitte und gestatten der Flüssigkeit den Austritt. 

Das Verschlussstück s verhindert also das unbeabsichtigte Auslaufen der 
Flüssigkeit, ohne die Entnahme durch Saugen zu erschweren. Dieses Ver¬ 
schlussstück kann in Wirklichkeit mit dem Sauger fest verbunden werden; auf 
der beiliegenden Zeichnung ist es lose eingesetzt. 



Berichtigung. 

Herr Dr. Gustav Baer in Zürich ersucht uns, bezüglich seiner Modifikation desO'Dwyer¬ 
sehen Intubationsbestecks (v. pag. 255 u. ff.) bemerken zu wollen, dass die Construction der¬ 
selben, wie auch seine über diesen Gegenstand geschriebene Dissertation den Krfahrungen zu 
verdanken sind, welche derselbe als früherer Assistenzarzt am Kinderspital in Zürich zu machen 
Gelegenheit hatte, wo das Besteck noch jetzt als einzig benütztes Modell im Gebrauch steht 


Druckfehler-Berichtigung, 

In dem Artikel „vom ßüchertisch“ pag. 309. Zeile 6 des Alinea's lese mun „binaureaW, 
und „binaurales“ statt ,,binanreles“ und „binaurales“. 


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347 


470184. 

470211. 

470316. 

470332. 

470430. 

470431. 

470670. 

470811. 

470044. 

471252. 

471602 

471647. 

471850. 

471865. 

471877. 

471887. 

471990. 

472004. 


472176. 

472238. 

472258. 

472334. 

472443. 


472776. 


473040. 

473065. 

473097. 

473133. 

473225. 


473526. 

473608. 

473671. 

473807. 


473935. 

474011. 

474088. 

474104. 

474130. 

474131 


Amerikanische Patente. 

1892. Fortsetzung von pag. 270. 

8. März. 

Zahnplombirer. — E. Ebi; Cedar Rapids, Jowa. 

Zahnärztlicher Mundspiegel. — R. F. Philips; San Diego, Cal. 

Schuh für chirurgische Applicationen. — Clyde B. Brown; London, Middlesex- 
County. 

Künstlicher Zahn. — Ch. E. Friel; Boston. 

Birnschlauchspritze. — Ch. E. Longden; New Haven, Conn. 

Künstliches Bein. — G. E. Marks; New-York. 

15. März. 

Zahnärztlicher Discushalter. — Steele F. Gilmore; Princeton, Ind. 
Medicinische Glasspritze. — H. J. Maris; Philadelphia. 

Krankenheber. — H. G. Monkhouse; London. 

22. März. 

Chirurgische Schiene. — P. F. Hanley; Homestead, Pa. 

29. März. 

u. 3. Desinfections-Apparat. — N. M. Dyer; Foledo, Ohio, 
lrrigirendes Speculum. — A. E. Magoris; Bingliampton, N.»Y. 
Elektrotherapeutische Elektrode. — H. Bonis; Blanchard, Ontario, Can. 
Pulverstäuber für die Vagina. — W. A. Howard; Chicago. 

Zahnärztliche Maschine. — A. C. Miller & Gardner F. Wells; Auburn, N.-Y. 
Zahnärztlicher Discushalter. — E. E. Park; San Francisco. 

Elektrisches Endoskop.-Speculum. — J. W. Daily; Denver, Colo. 

Zahnärztliches Instrument. — D. F. Sweet & J. B. Parker; Grand Rapids, Mich. 

5. April. 

Inhaler. — C. D. Mc Grath; Anthony, Ohio. 

Inhaler. — J. M. Van Orden; New-York. 

Chirurgische Nadel und Nadolhalter. — Fr. Eissner; New-York. 

Metallene Zahnkrone. — G. Evans; New-York. 

Künstliches Bein. — Ch. E. Ervin; Princeton, Ind. 

12. April. 

Zahnärztliche Maschine. — W. W. Williamson; Syracuse, N.-Y. 

19. April. 

Gebiss-Regulator. — Deel R. Wilder; Los Angeles, Cal. 

Bettschützer gegen unwillkürliche Entleerungen. — J. P. Duval; Richmond, Mo. 
Künstliches Bein. — Ul. Tanner; Mineapolis, Minn. 

Elektro-therapeutische Wärmplatte. — Fr. H. Soden: Chicago. 

Inhaler und Zerstäuber. — L. B. Hilborn; Milwaukee, Wis. 

26. April. 

Combinirter Inhaler und Arznei-Applicator. — J. J. Senkenbaugh; Chicago. 
Hutförmiges Höhrrohr. — W. G. A. Bonwill; Philadelphia. 

Künstliches Bein. — J. Schmid; Eatontown, N.-Y. 

Bruchband. — W. A. Adair; Moline, Kans. 

3. Mai. 

Dampfbad-Apparat. — R. Lange; Columbus, Ohio. 

Zahnärztliches Instrument. — Almer H. Harrison; Columbus, Ohio. 

Bruchband. — Th. Y. Kayne; Chicago. 

Künstliches Gebiss. — J. J. Stedmann; La Porte, Ind. 

Verschluss für chirurgische Iustrumente. — P. Henger; Stuttgart, 
u. 2. Zahnklammer und Matrixhalter. — J. W. Joory; Philadelphia. 


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348 


474267. Sediment-Filter für mikroskopische Präparate. — Porter W. Shimer; Easton, Pa. 

10. Mai. 

474402. Bruchband. — Ch. Pence; Galena, Kans. 

474486. Streckapparat für die Wirbelsäule. — C. Schmid; Seeburg, Deutschland. 

474506. Vaginal-Douche. — W. B. Spencer; Chicago. 

474526. Zerstäuber-Mundstück. — W. Hugershoff & Fr. Lipp; New-York. 

474605. Zerstäuber. G. Laubensdorfer & Fr. Lipp; New-York. 

17. Mai. 

474828. Elektrische Batterie für medicinische Zwecke. — Ph. Hathaway; New-York. 
474967 u. 8. Verfahren und Maschine zur Gebissanfertigung. — J. Payne; Dwight, 111. 
474972. Halter für Ignipunctur. — C. Sack; Berlin. 

475141. Künstlicher Zahn. — D. B. McHenry; Grenada, Miss. 

24. Mai. 

475362. Zusammengesetztes Mikroskop. — Lancaster Thomas; Philadelphia. 

475453. Pessar. — Eli za Kirwin; Indianopolis. 


13. Juni. Kl. 30. 
20. Juni. — 

— Kl. 34. 

23. Juni. Kl. 30. 


30. Juni. — 


— Kl. 34. 
7. Juli. Kl. 30. 

15. Juni. Kl. 30. 


29. Juni. — 


— Kl. 30. 

6. Juli. Kl. 30. 

— Kl. 34. 
13. Juli. Kl. 30. 


— Kl. 36. 


Patentbericht. 

Deutschland. 

Patentanmeldungen. 

Sch. 7665. Zahnzwickzange. — J. Schultze in Reichenbach i. V. 

D. 5138. Speculum. — Talton T. Davis in Marion, Kansas, V. St. A. 

I. 2753. Rückenstütze für Krankenbetten. — Alfr. Herdner Jessop 
in London. 

H. 6894. Stuhl mit verstellbarer Sitzhöhe.— Thomas Harry Gardner 
und Edn. Gardner in Cornbrook, England. 

S. 6486. Tragband. — William Sachs in Berlin. 

D. 5164. Endoskopisches Instrument. — John W. Daily in S&lina, 
Jos. J. Crippen in Denver, Marion, J. Wellslager in Salina und 
Freedorn K. Growes in Le Cross, Kansas. 

P. 5652. Fahrbare Kranken tragbahr e. — Dr. P a 1 m e r in Biberach a. d. Riss. 

Sch. 7927. Vorrichtung zur Einführung von Flüssigkeiten in die männliche 
Harnröhre. — Dr. Joh. Schmidt, prakt. Arzt in Stockholm. 

S. 6344. Nachtstuhl für Krankenbetten. — Ernst Lev er in in Hagen i.W. 

Sch. 7566. Speiglas, — Dr. med. E. Schulz in Stadthagen. 

B. 12850. Saugkammer für künstliche Gebisse. — Beutelrock & Rande- 
wich in München. 

Patenterteilungen. 

No. 63645. Bruchband. — Dr. S. Neumeyer in München. 

No. 63709. Tornister mit Geradehalter. — A. Herzberg in Kulm. 

No. 65713. Verfahren zur Herstellung eines Amulgams für zahntechnische 
Zwecke. — C. Jüterbock in Berlin. 

No. 63847. Impfapparat. — Dr. F. Raab in Ludwigshafen a. Rh. 

No. 63871. Elektrischer Kamm. — I. M. Riley in Harrison, V. St. A. 

No. 63885. Scheere für chirurgische Zwecke u. dgl. — L. Empferpeda 
in München. 

No. 63957. Vorrichtung zum Ausschneiden von Hühneraugen. — F. Thomas 
in Chemnitz. 

No. 64070. Betäubungsvorrichtung. — A. von Czarnowski in Berlin. 

No. 63976. Krankensitz wagen. — C. Nissen in Leipzig-Reudnitz. 

No. 64152. Bruchband. — A. Neuschäfer in Bebra und H. Rendel 
in Frankfurt a. M. 

No. 64156. Verfahren zur Herstellung von Räucherbändern. — J. Zigan 
in Berlin. 

No. 64189. Lungenschoner. — F. W. Hebrock in Hamburg. 

No. 64154. Transportabler Badeofen. — F. Thomson in Bremerhafen. 


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-=S§ Specielle Krankenpflege. IMS*- 

Redacteur: Dr. C. H eimann. 

Zur Behandlung der Sommerdiarrhoen. 

Von Prof. Dr. Liebreich-Berlin.*) 

Trotz vieler Warnungen werden die durch Infection verursachten katar¬ 
rhalischen und entzündlichen Erscheinungen des Darmcanals, sei es Brech¬ 
durchfall der Kinder, Cholera nostras, Dysenterie etc. im Beginne mit Opium¬ 
präparaten behandelt, welche besonders schädlich wirken, wenn wie es bei 
Kindern der Fall ist die Allgemeinwirknng des Opiums noch hinzutritt. 

Die erste Regel, die zu befolgen ist, bezieht sich auf die Entleerung des 
Darms. Grössere Dosen Ricinusöl sind zweckmässig, von vielen Patienten 
wird jedoch dieses zähe Oel schlecht vertragen, statt dessen verordne man 
Pulv. aerophorus laxans oder man wende sich zum Calomel, dessen abführende 
Wirkung sicherer ist als die desinficirende, welche bei der Anwendung des 
Calomels zugleich beabsichtigt wird. Erst nach einer solchen Vorkur würde 
das Opium als Mittel, um die vermehrte Peristaltik zu hemmen, in Betracht 
kommen. Man überzeugt sich jedoch, dass in den meisten Fällen bittere und 
aromatische Mittel dem beabsichtigten Zweck besser entsprechen. Es empfiehlt 
sich die 

Tinct. Colombo 
Tinct. Cascarillae ^ 30. 

S. alle Stunde 10—20—30 Tropfen. 

Auch sehr zweckmässig ist der Zusatz dieser Tinctur zum Thee zu ge¬ 
brauchen. Ebenso, aber schwächer wirkend, Tinctura Chinae composita. Man 
nehme Abstand von den vielen als Choleramittel, besonders von Frankreich 
her empfohlenen Recepten, welche meistens Opium in irgend einer Form ent¬ 
halten. — Die schwierigste Frage bleibt die zweckmässige Diät. Der Gebrauch 
von schleimigen Substanzen wie Salep, Sago, Arrowroot sind Dinge von sehr 
zweifelhaftem Werth, da die leichte Zersetzlichkeit derselben und die aus 
ihnen entstehenden den Darm reizenden Producte nicht zu dem beabsichtigten 
Ziel, reizmildernd zu sein führen, sobald dieselben in einfachen Abkochungen 
gegeben werden. — Wenn dagegen diese Dinge mit adstringirenden Weinen 
gekocht werden, so ist einmal die Gelegenheit zur Zersetzung eine geringere 
und ferner wird hierdurch eine milde adstringirende Wirkung hervorgerufen, 
welche durch Tannin allein nicht erreicht wird. Die Vorstellung, dass Tannin 
als ein Ersatz für die in den Nahrungsmitteln natürlich vorkommenden Gerb¬ 
säuren zu betrachten sei, muss als vollkommen irrig beseitigt werden. Tannin 
ist durch seine chemische Eigenschaft ein Gift und verhält sich in dieser 
Beziehung anders als die gewöhnlichen Gerbsäuren der Nahrungsmittel, so 
ist in der Eichenrinde und Eichel die Gerbsäure wesentlich verschieden von 
dem Tannin, welches in den Galläpfeln enthalten ist. 


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) Therap. Monatehefte Aug. 1892. 



350 


Die Gerbsäure des Rothweins, der Beerweine, der gerösteten Eicheln, 
deren adstringirende Bestandtheile in dem Michaeli’schen Eichelcacao ent¬ 
halten sind und die täglich genossen vortrefflich vertragen werden und Ka¬ 
tarrhen Vorbeugen oder diese beseitigen helfen, werden nie durch die Gerb¬ 
säure einen schädlichen Effekt ausüben, wie es selbst kleine Dosen Tannin 
schon oft zeigen. 


Zur Behandlung Ertrunkener. 


In einer Discussion über die vorliegende Frage erinnerte Brouardel 
daran, dass der Tod durch Ertrinken sich nicht immer auf dieselbe Weise 
vollzieht und dass eine Behandlung, welche in dem einen Falle zweckmässig ist, 
in anderen Fällen weniger zweckmässig oder unzulänglich sein kann. Es 
giebt eine dreifache Art des Ertrinkungstodes. In einigen Fällen tritt der 
Tod plötzlich ein in dem Moment des ins Wasser Fallens. Es ist wahrschein¬ 
lich, dass in diesen Fällen der Tod eintritt unter der gewaltigen Erregung, 
welche das kalte Wasser auf Haut und Schleimhäute ausübt, insbesondere 
auf die vom N. laryngeus snperior innervirte Schleimhaut. Diese Erregung 
bewirkt einen augenblicklichen Stillstand der Athmung und selbst der Cir- 
culation. In diesen Fällen stirbt das Individuum, ohne dass ein einziger 
Tropfen Wasser in seine Athmungsorgane eindringt. In solchen Fällen wird 
sicher jedes Verfahren, jedes neue Reizmittel, sei es nun die Sylvester’sche 
Methode oder die von Laborde empfohlene, den Ertrunkenen zum Leben 
bringen, wenn es nur gelingt, die für einen Augenblick unterbrochenen Func¬ 
tionen wieder in Gang zu bringen. In anderen Fällen ist der Tod nicht wie 
hier durch einen Reflexvorgang bedingt; es handelt sich um eine Person, 
welche in die Tiefe fährt und sich nicht mehr zur Oberfläche herausarbeiten 
kann, — z. B. weil selbe durch einen Stein daran gehindert ist. Unter¬ 
suchungen an Thieren, welche in dieser Weise ertränkt wurden, haben gelehrt, 
dass im ersten Moment des Untertauchens nichts in die Athmungswege eindringt, 
indem die Stimmritze und die Athmungswege sich in einem heftigen Krampf¬ 
zustande befinden, welcher ein Eindringen von Flüssigkeit verhindert Bald 
aber folgt dem Krampf eine Erschlaffung, und das Wasser dringt massenhaft 
ein. Unter diesen Verhältnissen hat ein Hund in einer Minute bis 400 gr. Wasser 
aufgenommen. Ein in diesem Moment aus dem Wasser gezogenes Individuum 
kann noch gerettet werden, wenn es durch die Einleitung der künstlichen 
Athmung gelingt, das in den Lungen enthaltene Wasser aus den Lungen zu 
entleeren. Aber in der Mehrzahl der Fälle vollzieht sich der Eintritt des 
Todes unter einem anderen Mechanismus. Wenn der Ertrinkende mit dem 
Wasser kämpft, taucht er unter, erscheint wieder an der Oberfläche und 
taucht von neuem unter, um endlich für immer zu verschwinden. In diesem 
Kampfe lassen die Anstrengungen des Ertrinkenden nicht nur Luft mit Wasser 
vermischt in die Athmungswege dringen, sondern auch Speisereste, welche 
durch Contractionen des Zwerchfelles aus dem Magen getrieben wurden. Dass 
die Athmungsanstrengungen in solchen Momenten keine geringen sind, sondern 
im Gegentheil äusserst heftige, beweisen die Fälle, wo Kloakenarbeiter durch 
herabstürzende Fäcalmassen überrascht wurden, während sie in der Kloake 


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351 


arbeiteten. Die respiratorischen Anstrengungen waren so heftig, dass man 
Fäcalmassen bei ihnen fand in den feinsten Verzweigungen der Luftwege. 
Man fand selbst bei einem dieser Unglücklichen einen kleinen Kiesel von der 
Grösse einer Bohne, welcher den Eingang zu den Athmungsorganen verstopfte. 
Man beobachtete dasselbe bei Neugebornen, welche in Abortgruben geworfen 
wurden. Bei der Autopsie lässt ein Druck auf die feinsten Bronchialver¬ 
zweigungen Fäcalmassen aus diesen austreten. Um auf die im Wasser und 
zwar nach der oben beschriebenen Art Ertrinkenden zurückzukommen, so 
haben die gewaltigen Athmungsanstrengungen zur Folge, dass eine Wasser¬ 
menge in den Kreislauf eintritt, gleich ein Viertel bis ein Drittel der ge- 
sammten Blutmenge. Man kann sich davon überzeugen, indem man die Blut¬ 
körperchen der Versuchsthiere vor und nach dem Ertrinken zählt. Dazu 
kommt noch, dass das Eindringen des Wassers in die Lungenalveolen schleu¬ 
nigst das Pflasterepithel, welches ihre Wände auskleidete, zerstört und in 
demselben Maasse die Function dieser Alveolen vernichtet. Es erklärt sich 
daraus, dass die Ertrinkenden, welche in dieses letzte Stadium eingetreten 
sind, wenn man sie aus dem Wasser befreit, in viel grösserer Gefahr schweben, 
als die der ersten beiden Kategorien. Der Zustand ihrer Lungenalveolen, 
die Zerstörungen in ihren Respirationsorganen, die hochgradige Hydraemie 
ihres Blutes sind die Verhältnisse, welche bekämpft werden müssen, und leider 
sind die Mittel, über welche wir in diesen Richtungen verfügen, nur wenig 
wirksam. Allgem. Wr. med. Ztg. Aug. 92. 


Therapeutische Notizen. 

Eine palliative Behandlung des Caneinoma uteri mit Alkohol hat H. 
Schultze in 10 Fällen versucht. Täglich oder jeden 2. Tag werden 5—10 ccm. 
Alkohol, absolut, direkt in die Substanz des Uterus injicirt und nach 45 resp. 
48 Sitzungen eine bedeutende Schrumpfung der Geschwulst constatirt. Vor¬ 
handene Ulcerationen sind geheilt, Blutungen sind nicht mehr aufgetreten. 

Centralbl. f. Gynäk. No. 13. 


Creosotpillen. Als zweckmässige Vorschrift für Creosotpillen giebt 
Schmidt-Beerfelden (Apotheker-Zeitung 1892, No. 42. —Pharm. Centralh. 
No. 27) folgende an: 


Creosoti 

20,0 

Glycerini 

4,0 

Succ. Liquiritiae pulv. 

25,0 

Rad. Liquirit. et 


Rad. Althaeae äa 

12,5 

Gelatinae Glycerinis q. 

s. 


ut f. pil. No. 200. 

Consp. Pulv. Rhiz. Iridis. 


Als ein ungefährliches Enthaarungsmittel wird von Unna ein Gemisch 
aus gleichen Theilen Baryumsulfat, Zinkoxyd und Stärkemehl angegeben. 
Das Pulver wird vor dem Gebrauch mit Wasser zu einer Paste angerührt 
und diese auf die betreffende Stelle gestrichen. Beim Abnehmen der einge- 


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27 * 

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352 


trockneten Paste, was angeblich schon nach 10 Minuten geschehen kann, soll 
man die darunter befindliche Haut vollkommen enthaart finden, ohne dass eine 
schmerzhafte Reizung derselben stattgefunden habe. Nur muss man sich hüten, 
die Paste zwei Tage hintereinander auf dieselbe Stelle zu appliciren. 

(Ther. Monatsh. Aug. 92.) 

Bei intensivem, beunruhigendem Nasenbluten hat Hutchinson häufig heisse 
Hand- und Fussbäder mit sehr gutem Erfolge angewendet. 

(Ther. Monatsh. Aug. 92.) 

Gegen das Erbrechen durch Chloroformnarkose empfiehlt Passet als ein¬ 
ziges und rationellstes Mittel, das Chloroform nicht verschlucken zu lassen. 
Dies ist auch bei der grössten Zahl von Patienten durch Ermahnung, den 
reichlich gebildeten Speichel auszuspeien, ziemlich leicht zu erreichen. 

(Ther. Monatsh. Aug. 92.) 

Erysipel behandelt Cavazzani, indem er die afficirten Theile drei- bis 
vierstündlich mit folgender Mixtur bepinselt: 

Rp. Acid. tannic. 

Campliorae aü 2,0 
Aether. 15,0 

M. D. S. Aeusserlich. 

Ueber 100 in dieser Weise behandelte Fälle kamen in 2 oder 3 Tagen 
zur Heilung. (Ther. Monatsh. Aug. 92.) 

Bei Gallensteinen hat Strisower (Medizinsk. obsorenije und St. Petersb. 
med. Wochenschr. 1892 No. 13) mit Natrium salicylicum und Salol so gute 
Erfolge erzielt, dass die Anwendung des Morphins eingeschränkt werden konnte. 
In der Periode der Koliken verordnet er 2 mal stündlich Antipyrin 0,6. 
Sind die Koliken vorüber, so giebt S. 3—4 mal täglich Natrium salicylicum 
zu 0,6. Bei dieser Behandlung wurden die einzelnen Kolikanfälle immer 
seltener und schwanden schliesslich gänzlich. (Ther. Monatsh. Aug. 92.) 

Gegen die Gicht empfehlen Foucaut und Beranger-F6rand folgende 
Getränke: Acid. lact. Aq. dest. aa 40'. Von dieser Lösung ist alle Morgen 
ein Theelöffel voll auf 3 oder 4 Gläser Wasser zu vertheilen und diese 
Mischung, wenn nöthig, versüsst, im Laufe des Tages zu nehmen. Am Ende 
des 20. Tages, nachdem der Vorrath des Acid. lact. erschöpft ist, hört man 
mit dieser Medication während 10 oder 11 Tage auf, um dann mit derselben 
Behandlung wieder zu beginnen und dieselbe während mehrerer Jahre fort¬ 
zusetzen. Nach Foucaut und B6ranger-Ferand vermindert sich die Häu¬ 
figkeit der gichtischen Anfälle, um schliesslich ganz zu verschwinden (? Ref.) 
Andererseits übt der längere Gebrauch des Acid. lact. durchaus keinen schäd¬ 
lichen Einfluss auf den Digestionsapparat und die Ernährung aus. 

(Deutsch, med. Wochenschr. No. 25. 


Verantwortlich: Fischer’« medlcln. Bachhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charlt&tr. 6. 
Fürstlich prlY. Hofbuchdruckeret (F. Mltrlaff), Rudolstadt. 


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M 10 


October. 


1892 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Iahftlii Einleitung. Orlginallen: I. Zar Ernährung der Typhuskranken. Von Prof. Dr. Für- 
brInger In Berlin. — II. Einige Beobachtungen über die Cholera. Von Prof. Dr. 8. Lewaschew in Kasan, 
in. üeber Wasserversorgung. Von Docent Dr. Th. Weyl in Berlin. 

Referate: Speclelle Krankenpflege und Krankenbehandlnng: Ueber die Pflege ansteckender Kranken. — 
Traltement de la phthisie pulmonalre. — Therapeutique du cholöra. — Die Behandlung der Cholerakranken ln den 
Pariser Hospitälern. — Die subcutane Infusion bei der Cholera. — Demonstration einer neuen Oesophaguasonde. 
— Diätetik : üeber die Sftugung der Neugeborenen. — Das Grauwerden von Wurst und Fleisch. — Klimatologie : 
The health resorts of the Riviera (Monaoo und Monte Carlo, San Remo). — Wintering in Egypt. — Sanatorium 
auf See. — Krankcneomfort : Zusammenlegbares Zlmmer-Badegefäss. — Verstellbare Matratze. — Hygiene des 
Hauses and der Familie: Koohvorrichtung für Wasser im Grossen. — Hygiene des Krankenhauses and Kranken¬ 
zimmers: Geruchloses Pissoir. — Ofen zum Trocknen und Verbrennen von Fäcalstoffen. — Spucknapf mit 
Wasserfüllung. — Therapeutische Notizen. 


„Man kann getrost sagen, dass in einer grossen An¬ 
zahl von Krankheitsfällen die Pflege den halben Antheil 
an der Genesung hat.* 

E. Leyden, Die häusliche Krankenpflege der Armen. 


Bei dem durch äussere Gründe bedingten Redactionswechsel habe ich 
die Gesammtleitung der „Fortschritte der Krankenpflege“ übernommen, 
und ich ergreife hierbei die Gelegenheit, die erweiterten Aufgaben und Ziele, 
welchen die „Fortschritte der Krankenpflege“ dienen sollen, kurz zu 
beleuchten. 


Die grundlegende Tendenz dieser Zeitschrift ist darauf gerichtet, 
den praktischen Arzt in der Erfüllung seiner alltäglichen Berufspflichten, in 
seinem Schaffen und Wirken am Krankenbette mit nützlichen und frucht¬ 
bringenden Rathschlägen zu unterstützen. 

Bei der Lösung dieser Aufgabe sollen vorwiegend diejenigen Vorschriften 
und Massnahmen, welche die Kräfte des Patienten zu schonen und zu stärken 
und damit die Heilung der Krankheit zu begünstigen geeignet sind, alle 
Quellen der sogen. Allgemeintherapie, nämlich die Diätetik, die Klimato¬ 
logie, die Krankenpflege im engeren Sinne, eine eingehende Würdi¬ 
gung erfahren. 

In gebührender Weise, wenngleich — dem Princip unserer Zeitschrift 
gemäss — in beschränkterem Umfange, werden auch die medicamentösen 
und chirurgischen Therapeutica von uns berücksichtigt werden. 

Der Bedeutung der von Arzt und Pflegern häufig noch unterschätzten 
Anordnungen, welche dem Patienten Annehmlichkeiten verschaffen, den kleinen 
Fürsorglichkeiten des Krankencomforts, welche, um ein Wort meines hoch¬ 
verehrten Lehrers Leyden zu gebrauchen, als „eine in das ganz berechtigte 
Bereich einer wissenschaftlichen Therapie gehörige Ausschmückung der ärzt¬ 
lichen Kunst“ das Krankenlager freundlicher und erträglicher gestalten, wollen 
wir in vollem Umfange gerecht zu werden suchen. 

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354 


Nicht zum Mindesten endlich werden die Fortschritte auf dem Gebiete 
der Hygiene des Hauses und der Familie, des Krankenhauses und 
des Krankenzimmers einer ausführlichen Erörterung unterzogen werden. 

Als ein günstiges Omen für unsere Bestrebungen dürfen wir den Eintritt 
der Herren Geheimrath Leyden und Hofrath Nothnagel in die Reihe der 
Herausgeber dieses Blattes begrüssen. 

Berlin, den 1. October 1892. 

Dr. Julius Schwalbe. 


I. Zur Ernährung der Typhuskranken. 

Von P. Fürbringer in Berlin. 

Hat auch das einmüthige Wirken der Aerzte aller civilisirten Nationen 
in Bezug auf die Grundzüge der Ernährung beim Darmtyphus eine erfreu¬ 
liche Uebereinstimmung seit Jahrzehnten gezeitigt, so würden wir doch irren, 
wollten wir dies nimmer alt werdende Thema als ein für die Bedürfnisse des 
Praktikers abgeschlossenes ansehen. 

Man sehe nur einmal unsere neuesten gangbaren Lehrwerke ein, man 
schaue in Kliniken und Krankenhäuser und wird bald inne werden, dass 
von einheitlichen Vorschriften im Detail nicht gut die Rede sein kann. Dass 
während des floriden Fieberstadiums, insbesondere auf der Höhe des Infects 
nur flüssige Diät zugelassen wird und hier wieder der Schleimsuppe, der 
Fleischbrühe, der Milch, dem Ei der erste Rang eingeräumt wird, darüber 
keine Erörterung mehr, obwohl die Zeiten, in denen unsere nordwestlichen 
Nachbaren der selbst forcirten Darreichung von Fleisch und Fleischpräparaten 
in dieser Phase der Krankheit das Wort geredet, keineswegs als längst über¬ 
wunden gelten dürfen. Wir selbst haben vor Jahren den vorsichtigsten 
Versuch unternommen, in der Kostration für akutfieberhafte Kranke überhaupt 
dem Schabefleisch, dem sorgfältig zerkleinten, weichen, zarten Kochfleisch 
eine wichtigere Rolle zuzuertheilen — nur auf kurze Frist. Einmal mochten 
die meisten Patienten die Fleischgerichte überhaupt nicht — dass Pneumoniker 
die saftigen englischen Beefsteaks einfach stehen lassen, ist eine vielfach re- 
gistrirte Erfahrung — und da, wo die Nahrung aufgezwungen oder aber als 
weniger verhasste in grösseren Mengen ohne Widerwille genommen wurde, 
ergab sich im Durchschnitt kein Vortheil. Im Gegentheil, oft genug stieg 
die Dyspepsie und — die Kurve zu bedeutenderen Höhen als früher an, so 
dass man den Eindruck nicht zu verwinden vermochte, als ob hier unmittel¬ 
bare Konsequenzen der Ernährungsart vorlägen. Darmperforationen hat 
es freilich nicht gesetzt, wie denn überhaupt erfahrene und denkende Aerzte 
gerade dieses in den Büchern noch immer vorgeführte Gespenst kaum noch als 
Folge konsistenterer Nahrung fürchten dürften. Gern räumen wir ein, dass 
brutale Diätfehler, das Verschlingen von harten Fleischstücken, Brodkrusten, 
halbgaren Rüben und Krautstrunken, hartem Obst — alles das ist schon da¬ 
gewesen — den unheilvollen Durchbruch dünner Geschwürsstellen direkt ver- 


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anlassen kann, allein Dasjenige, was der Praktiker von den gangbaren 
„Diätfehlern“ der Typhuskranken (zu denen eben auch unter Umständen der 
Fleischgenuss überhaupt zählt) mit Recht zu besorgen pflegt, liegt auf an¬ 
derem Gebiet: Der Kranke verdirbt sich den Magen, oder das Fieber 
steigt wieder an. Ersteres erklärt sich ohne Weiteres, eine plausible Exe¬ 
gese für das zweite, so überaus häufig in Krankenhäusern und der Privat¬ 
praxis beobachtete Ereigniss ist weniger vorhanden, als man vermeinen sollte. 
Wir glauben, dass immer noch die von uns von jeher vertretene Anschauung 
die grösste Wahrscheinlichkeit für sich hat, welche eine lebhaftere Bazillen¬ 
wucherung im Darm unter dem Einfluss des besonders günstigen Nährbodens 
(Fleischpepton!) annimmt. 

Aber mag dem sein, wie ihm wolle, eine breite und unbefangene Er¬ 
fahrung muss uns lehren, während des fieberhaften Stadiums des Typhus uns 
im Allgemeinen auf flüssige Diät zu beschränken und von der Darreichung 
des Fleisches Abstand zu nehmen. 

Wie aber, wenn das Fieber ungebührlich lange währt, wenn Monate 
dahingehen, ohne dass die Kurve sich anschickt, nachhaltig abzusinken, wenn 
von Darmerscheinungen längst nicht mehr die Rede, wenn lentescirende Ent¬ 
zündungen innerer Organe, Dekubitus als Erklärungsursache des Fiebers her¬ 
halten müssen, oder aber wenu überhaupt keine plausible Grundlage für den 
verhassten Hochgang der Kurve vorhanden ist? Wenn der Kranke seine 
flüssige Diät gründlich überdrüssig geworden, mehr und mehr abmagert, drin¬ 
gend nach Konsisterem verlangt? 

In solchen Fällen handeln die Praktiker wenig einheitlich. Der Eine 
fürchtet noch immer das Vorhandensein von typhösen Darmläsionen, erblickt 
in dem Gange der Dinge eine Kette von Recidiven und scheut sich dem¬ 
gemäss, von der strengen Typhusdiät abzugeheu, der Andere verordnet muthig, 
was der Erste streng gemieden. Wo liegt das Richtige? Wir glauben nur 
in einem vorsichtigen Versuch. Hier geht in der That das „Probiren 
über das Studiren.“ Wir wagen also in solchen Fällen das vorsichtige Ein¬ 
schieben von Fleisch in den verschiedensten zarten Zubereitungen, Weissbrod, 
Zwieback, Cakes u. dergl. Zeigt es sich, dass die Kurve ebenso wenig wie 
der Allgemeinzustand ungünstig beeinflusst wird, so geheu wir sorglich Schritt 
für Schritt weiter und scheuen uns endlich nicht, trotz Fortdauer eines aus- 
sprochenen Fiebers den Kranken ähnlich zu ernähren, wie etwa einen Phthisiker. 
Machen sich aber unliebsame Störungen bemerkbar, hebt sich die Kurve zu be¬ 
deutenderen Höhen, dann brechen wir das neue Regime ab, um zur strengeren 
Typhusdiät zurückzukehren. Wir sollen auch nicht vergessen, dass die flüssige 
Diät bei richtigem Arrangement*) doch mehr zu leisten vermag, als das Gros der 
Aerzte noch anzunehmen scheint. Freilich in vollständig ausreichendem Masse 


*) Anm. Ich kann nicht umhin, hier mit besonderem Nachdruck des hohen Nähr- 
werthea der neueren eiweissreichen Leguminosensuppen zu gedenken. Das unter dem 
Namen der Liebe’schen Leguminose gehende „lösliche“ Kraftsuppenmehl gestattet bei Ver¬ 
wendung von Fleischbrühe und Eigelb die Herstellung einer ungemein kräftigen, relativ 
leicht verdaulichen, flüssigen Nährform. 


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den Ersatz ftir den Verlust an Stickstoff- und kohlenstoffhaltiger Substanz zu 
bieten, wird bei Typhuskranken überhaupt nur selten gelingen. Aber in der 
Mehrzahl der Fälle ist das auch keine unerlässliche Forderung, und besser 
eine Abmagerung auf Zeit ohne verdorbenen Magen, als die Forcirung der 
Ernährung auf die eminente Gefahr der Revolte dieses wichtigen Organs hin. 


II. Einige Beobachtungen über die Cholera. 

Von Prof. Dr. S. Le wasche w. 

Direktor der I. Medicinischen Klinik an der k. Universität zu Kasan (Russland). 

Dem Wunsche des Herrn Redacteurs dieser Zeitschrift Folge leistend, 
entschliesse ich mich die Ergebnisse der Beobachtungen, die ich bis jetzt über 
die Cholera-Epidemie, welche diesen Sommer in den östlichen Provinzen 
Russlands wüthet, sammeln konnte — theils nach meinen eigenen Erfahrungen 
theils nach den Erfahrungen der hiesigen Choleraspitäler — in Kürze mit- 
zutheilen. 

Diese Epidemie, von der persischen Stadt Meschcbed aus Ende Mai in 
das Transkaspische Gebiet eingeschleppt, breitete sich, dank der neuen Trans¬ 
kaspischen Eisenbahn und dem jetzt höchst lebhaften Scbiffverkehr auf dem 
Kaspischen Meer und auf der Wolga, mit ungeheurer und früher nie ge¬ 
sehener Schnelligkeit über das ganze Ostrussland aus. In der kurzen 
Frist eines Monats hatte sie die Wolga-Gouvernements bis Nischni-Nowgorod, 
Kaukasus, Gebiet der Don’schen Kosaken und Woroneschen Gouvernements, be¬ 
zogen, Mitte Juli brach sie schon in Tomsk in Sibirien aus. Im Juli erlangte 
die Epidemie im Osten des Europäischen Russlands ihre volle Entwickelung, 
dauerte aber sehr kurze Zeit; Ende Juli und Anfang August liess sie 
überall nach und jetzt neigt sie sich wahrscheinlich vollständig zum Ende. 
In den südlichen Wolga-Gouverneinents, Kaukasus und in dem Distrikte Don, 
die bei früheren Epidemien meistens sehr schwer heimgesucht wurden, wü- 
thete die Cholera auch diesmal ungemein heftig; in anderen Gebieten erwies 
sie sich ungewöhnlich mild. Besonders gutartig in obenerwähntem Sinne trat 
die Epidemie in einzelnen grösseren Städten, wie Kasan, Nischni-Nowgorod 
usw. auf, w r as zweifellos durch bessere hygienische Verhältnisse dieser Orte und 
die frühzeitig getroffenen, sehr strengen Vorbeugungs-Massregeln zu erklären 
ist. Die Mittelzahl der Sterblichkeit der Erkrankten war doch überall sehr 
hoch — von 50 °/ 0 bis 70°/ 0 . Im Grossen und Ganzen, nach der Gesammt- 
betrachtung der sämmtlichen bis jetzt bekannt gemachten Angaben muss man 
den Charakter der diesjährigen Choleraepidemie dahin definiren, dass sie sich 
ausserordentlich rasch ausbreitet und entwickelt, sehr kurze Zeit andauert, 
unter guten hygienischen Verhältnissen nur wenige Opfer fordert, aber überall in 
ihrem Verbreitungsgebiete verderblich wirkt. 

Bei dem Vorschreiten der Epidemie konnte man grösstentheils mehr 
weniger genau die Art der Einschleppung auffinden und in mehreren einzelnen 
Ortschaften wurde mit Evidenz konstatirt, dass der Ausbruch der Cholera un¬ 
mittelbar dem Waschen in den Flüssen, Teichen u. s. w. der Effekten folgte, 


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welche die Personen, die nachweisbar vorher an anderen inficirten Orten waren, 
getragen hatten. 

Von mehreren Untersuchern wurde die Anwesenheit der typischen Koch’- 
schen Kommabacillen in den Dejectionen der Kranken constatirt. 

In die Stadt Kasan wurde die Cholera durch die Schiff- und Dampfer¬ 
reisenden eingeschleppt, und kamen die ersten Erkrankungen gerade im 
Hafen zwischen den Schiffarbeitern, Ausl adern und den Einwohnern, die mit 
denselben in Berührung kamen, vor. Von da an häuften sich die Erkran¬ 
kungen in den nächsten niedrigen Theilen der Stadt. Fast ausnahmlos befiel 
die Cholera die niederen armen Classen, besonders, — nach den Angaben der 
Kranken selbst und ihrer Angehörigen — die Personen, die grobe Diätfehler 
begangen hatten. Aber während der höchsten Intensität der Epidemie be¬ 
obachtete man auch zwischen wohlhabenden Classen sehr hartnäckige, 
ohne jede deutliche Ursache erscheinende, manchmal von Muskelkrämpfen 
und Heiserkeit oder Klanglosigkeit der Stimme begleitete Diarrhöen, welche 
in einen eigentlichen Choleraanfall wahrscheinlich nur deshalb nicht über¬ 
leiteten, weil die nothwendigen therapeutischen Massnahmen sehr rasch er¬ 
griffen wurden. 

Im Ganzen kamen während der Monate Juli und August in der Stadt 
Kasan beinahe 600 vollentwickelter Cholerafälle, die fast ausnahmslos in 
Choleraspitälern behandelt wurden, mit einer Gesammtsterblichkeit von 51 
Procent, vor. 

Was die Ergebnisse verschiedener therapeutischer Versuche anbetrifft, 
so haben uns dieselben in vollkommener Uebereinstimmung mit den Schluss¬ 
folgerungen früherer Untersucher gezeigt, dass als die wichtigste und that- 
sächliche Erfolge am sichersten versprechende Aufgabe der Therapie mög¬ 
lichst frühzeitige und sorgfältigste Behandlung der ersten Erscheinungen der 
Cholera zu betrachten ist. 


Von den vielen dazu vorgeschlagenen Mitteln haben sich die kürzlich, 
mehr vom theoretischen Standpunkte viel gepriesenen bakterientödtenden, 
desinficirenden Arzneien — Salol, Creolin (Pearson), Naphtalinum purissimum 
resublimatum und dessen Derivate — nicht gut bewährt Aller Wahrschein¬ 
lichkeit nach sind diese Mittel nicht im Stande, den inficirten Darmcanal, 
selbstverständlich in Folge seiner anatomischen und physiologischen Ver¬ 
hältnisse, in kurzer Frist gründlich zu desinficiren. Gerade aber bei Cholera 
ist keine Zeit zu versäumen. Je mehr Zeit vom Beginn der Erkrankung 
verstreicht, desto rascher kann, wie bekannt, die vollkommene Ausbildung 
der Krankheit und sogar der tödtliche Ausgang eintreten — so weit die 
bacteriologischen Untersuchungen lehren, in Folge der massenhaften Ver¬ 
mehrung der Kommabacillen und der Vergiftung des Organismus mit den 
von ihnen producirten Substanzen. Naphtalinum und besonders Creolin konnte 
ausserdem nur eine sehr kleine Menge von Kranken in genügend grossen 
Dosen vertragen; in der Mehrzahl der Fälle rief das Creolin unstillbares 
Erbrechen hervor, und man wurde gezwungen, sehr rasch die Einverleibung 
dieses Mittels auszusetzen. Dagegen gab die besten Erfolge die möglichst 
frühzeitige und ausgiebige Anwendung der am promptesten purgirenden und 


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die Darmschleimhaut nicht reizenden Laxantia: Calomel, Calomel mit Ricinusöl 
oder sogar bloss Ricinusöl in voller Gabe — längere Zeit hindurch dauernde 
Bettruhe und strengste Diät. Ueberhaupt schien das Ricinusöl dem Calomel 
überlegen zu sein, wirkte viel rascher und stellte sehr oft, ohne jede weitere 
Behandlung die Verdauungsstörungen ein. In denjenigen Fällen, in denen 
die Durchfälle lange anhielten, ging man zu den Opiaten über. 

Die unzweifelhafte, sich auf diese Weise erwiesene Zuverlässigkeit und 
Nützlichkeit einer solchen Therapie im Vergleich mit anderen Behandlungs¬ 
methoden lässt nur den einen Schluss zu, dass wir durch frühzeitige rasche 
Entleerung des Darminhaltes in der That im Stande sind, dem Gedeihen der 
in den Darmkanal eingedrungenen Kommabacillen und dem Auftreten des Cho¬ 
leraanfalles, d. h. der Vergiftung des Organismus, entgegenzuwirken. Berück¬ 
sichtigt man dabei auch, dass die Darmschleimhaut, wie es keinem Zweifel 
unterliegen kann, einen bestimmten Schutz gegen die verderbliche Wirkung 
der Bacillen besitzt, und dass die von den Bakterien producirton Gifte und 
die Bacillen selbst gerade durch die massenhaften Ausleerungen hinausbe¬ 
fördert werden, so wird hierdurch die Richtigkeit der obigen Schlussfolgerung 
noch mehr erklärt. 

Ist die nothwendige Zeit versäumt und hat die Krankheit ihre volle 
Entwickelung erreicht, so hat die von uns erlebte Epidemie leider gezeigt, 
dass wir, trotz der zahllosen kürzlich warm empfohlenen neuen Methoden, 
den schweren Choleraanfallen, wie früher, ganz ohnmächtig gegenüberstehen. 
Bei der Anwendung von mittleren und grössten Dosen der viel gepriesenen 
desinfleirenden Mittel trat nur ganz ausnahmsweise eine vorübergehende, 
vielleicht sogar rein zufällige, aber nie dauerhafte Besserung ein. Keine 
günstigeren Ergebnisse konnte man auch durch die sogenannte Hypodermoklyse 
erzielen, die man anfangs sehr eifrig verwandte, aber nach mehreren voll¬ 
kommen nutzlosen Versuchen, in Folge des beständigen Widerwillens der 
Kranken und ihrer Angehörigen gegen dieses Verfahren meistens bei Seit« 
gelassen hat. 

Sämmtliche Patienten erhielten mehrere Male täglich Darmeingiessungeu 
von Acid. tannicum: die Sterblichkeitsziifer war doch immer ungeheuer hoch 
— nicht weniger als 51 Procent, — und es ist uns mehr als zweifelhaft ge¬ 
blieben, ob diese Enteroklysen den Verlauf gutartiger zu machen im Stande 
sind. 

Neben diesen Behandlungsmethoden kamen natürlich in Anwendung alle 
anderen üblichen Maassnahmen je nach der Indication des beobachteten 
Falles; auch sie waren nur zeitweise von günstiger Wirkung. 

War der Choleraanfall vorüber, so verfiel die Mehrzahl der Erkrankten 
in einen Status typhosus; die Art des Auftretens eines solchen Zustandes liess 
nur den einen Schluss zu, dass es sich hier meistens nicht um eine eigent¬ 
liche Renal-Urämie, sondern um die Vergiftung des Organismus mit den im 
Darmsafte aufgelösten Substanzen handelte, die während des Anfalles in 
Folge der Stockung der Blut- und Lymphecirculation nur sehr wenig resorbirt 
wurden, nach der Hebung der Herzthätigkeit und Wiederherstellung des 
Kreislaufes aber in massenhaften Mengen in den Organismus einströmten. 


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Dieser Umstand hebt noch evidenter die Wichtigkeit der Massnahmen 
hervor, die möglichst frühzeitig, wo es noch thunlich ist, den Darm von 
seinem infleirten Inhalt gründlich entleeren; um so mehr, als dadurch das 
compensatorische Streben des Organismus zur Seihst - Heilung befördert 
wird. Sonst bleibt uns nur eine rein symptomatische, sehr wenig verspre¬ 
chende Behandlung übrig. Es scheint aber doch, nach den unzweifelhaften grossen 
Erfolgen, die jetzt in den Massnahmen zur Abwehr der Seuche erreicht 
wurden, die Hoffnung begründet, dass auch die Therapie der schweren Cho¬ 
lera-Anfalle Fortschritte machen wird. 

Kasan, den 3./15. September 1892. 


Hl. lieber Wasserversorgung. 
Von Th. Weyl (Berlin). 


Die grauenvolle Seuche, welche unserer grössten Handelsstadt bisher 
schon mehr als 6000 Menschen — also mehr als 1 Procent der Bewohner — 
kostete, hat die Aufmerksamkeit weitester Kreise auf das Problem der 
Versorgung der Städte mit Trinkwasser gelenkt. Die Furcht vor der 
Cholera, die Ueberzeugung, dass Cholera ebenso wie Typhus und Ruhr durch 
das Wasser verbreitet werden können, hat manchen, der sich seinen Pflichten 
durch die Redensart entzog: „Ich trinke kein Wasser, thnet desgleichen!“ 
sich zu überlegen veranlasst, ob seine Stadt reines Wasser besitzt, oder, wenn 
dies nicht der Fall ist, die besten Methoden der Wasserreinigung aufzu¬ 
suchen gedrängt. 

Nun: es giebt keine „besten“ Methoden der Wasserreinigung. Es gilt 
vielmehr in jedem einzelnen Falle festzustellen, welche von den vor¬ 
handenen Methoden für den betreffenden Fall die beste Methode ist. 

Zunächst kann als hygienischer Grundsatz gelten, dass eine Quell¬ 
wasserleitung im Allgemeinen jeder anderen Wasserversorgung vorzuziehen 
ist, wenn die Berechnungen ergeben haben, dass die Menge des Quellwassers 
eine genügende ist. Bekanntlich werden aber in diesen Berechnungen oft 
auch von erfahrenen Technikern unheilvolle Fehler gemacht. Bei grosser 
Hitze oder bei ungünstigen Schneeverhältnissen kann — wie sich dies in 
Wien und Paris gezeigt hat — ein bedrohlicher Wassermangel auftreten. 
Andererseits aber darf auf das Beispiel von Rom verwiesen werden, welches 
ausschliesslich durch Quellwasser versorgt wird und durch seinen Wasser¬ 
reichthum sprüchwörtlich geworden ist. 

Weiter kommt das Brunnenwasser in Betracht. Wird dieses unter 
Vermeidung der Culturschichten den tieferen Bodenschichten ent¬ 
nommen, so erhält man in den meisten Fällen ein keimfreies oder wenigstens 
äusserst keimarmes Wasser, wenn die Brunnen vor Verunreinigung geschützt 
werden. Leider ist dieses Wasser der Tiefbrunnen, wenigstens in der 
Norddeutschen Tiefebene, meist stark eisenhaltig und muss, wenn es nicht 
die Röhren verstopfen und durch den sich beim Stehen bildenden Eisennieder- 




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schlag unansehnlich, also ungeniessbar werden soll, einem umständlichen 
Reinigungsverfahren unterworfen werden. 

Endlich ist das Wasser der Flüsse und Seen zu besprechen, da 
dieses oftmals in grösster Menge zur Verfügung steht. Glücklicherweise 
ist die Anzahl derjenigen deutschen Stadtvertretungen äusserst klein, welche 
die Stirn besitzen, dieses Flusswasser den Bürgern allen Erfahrungen der 
Hygiene zum Trotz ungereinigt vorzusetzen. 

Aber wie ist dieses Wasser zu reinigen, welches die Abwässer des 
menschlichen Haushaltes, der Familien und der technischen Betriebe Jahr 
aus, Jahr ein aufnimmt? An eine Desinfection durch chemische Mittel ist 
nicht zu denken, da dieselben den Geschmack des Wassers verändern und 
auf einfache Weise aus dem Wasser nicht eutfernt werden können. 

Man hat für den gedachten Zweck auch das auf electrischem Wege 
erzeugte Ozon und sogar hochgespannte Wechselströme verwendet: 
aber alle diese Versuche ergaben ungenügende Resultate, theils weil die 
Methoden bisher nicht genügende Ausbildung erfuhren, theils weil die Kosten 
im Grossbetriebe sich als unerschwinglich erwiesen. 

Man reinigt das Flusswasser daher ausschliesslich heute noch genau so, 
wie es vor nun 50 Jahren englische Ingenieure lehrten: Durch Sand- 
filtration. 

Das Wasser wird zu diesem Zwecke in grosse, aus Granitquadern her¬ 
gestellte Bassins mit Hülfe riesiger Dampfpumpen gedrückt, deren Sohle das 
aus Sand hergestellte Filter, ausserdem aber die zur Aufnahme und Fort¬ 
leitung des Reinwassers bestimmten Röhrensysteme enthält. 

Ein derartiges Filter bedeckt in den Anlagen der Stadt Berlin die Grund¬ 
fläche eines Hauses, in welchem bequem 500 Personen Unterkommen finden 
würden. Das Sandfilter besteht aus Sandschichten verschiedener Korngrösse. 
Jede tiefere Schicht stützt die nächst höhere. Zu unterst liegen grobe Feld¬ 
steine, zu oberst feinster Sand. Das Wasser hat alle Schichten vom feinsten 
Sande angefangen in nicht zu schnellem Tempo zu durchsetzen, sammelt sich 
in den beschriebenen Röhrensystemen an und wird von hier in die Vorraths¬ 
bassins, von dort in die Stadt gedrückt. 

Nach einiger Zeit muss jedes Sandfilter gereinigt werden. Man entleert 
das Bassin zu diesem Zwecke und hebt die oberste Sandschicht, welche dicht 
mit Bakterien durchsetzt ist, ab. Das „widerbelebte“ Filter kann so oft 
benutzt werden, bis die zuletzt übrig bleibende Sandschicht nur noch circa 
V 2 Meter beträgt. Natürlich bedarf der Betrieb einer Sandfiltration im 
grossen Maassstab einer fortgesetzten, sachgemässen Beaufsichtigung, die nur 
von besonders geschulten Ingenieuren ausgeübt werden kann. 

Diese Ueberwachung muss eine um so sorgfältigere sein, als genaue Unter¬ 
suchungen zeigten, dass die Sandfilter nicht absolut „keimdicht“ arbeiten, 
dass dieselben also — anders ausgedrückt — Bakterien durchlassen. 

Natürlich ist die Anzahl der Bakterien, welche das Filter passiren, bei 
richtigem Betriebe keine bedeutende. Andernfalls wäre ja die Sandfiltration 
überhaupt hinfällig. Es kann aber als ausgemacht gelten, dass die älteren 
Anlagen zur Sandfiltration der Erweiterung bedürfen, damit die filtrirende 


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Fläche gross genug ist, um bei der gegen früher bedeutend verlangsamten 
Filtrationsgeschwindigkeit genügende Mengen reinen Wassers liefern zu können. 

Aber wäre es nicht am einfachsten, jeden Brunnen, jeden Wasserleitungs¬ 
hahn, der Reinwasser spendet, mit einem Hausfilter zu versehen, wie sie 
dem Publikum in grosser Zahl angeboten werden? 

Die experimentelle Forschung muss diese Frage zur Zeit verneinen, 
weil selbst die besten derartigen Filter, die von Piefke, Chamberland- 
Pasteur, Berkefeld und Breyer nur kurze Zeit, nur wenige Tage 
bakterienfreies Wasser liefern. Nun können zwar derartige Filter wieder 
regeneriert werden. Aber diese Reinigung ist bei manchen Construktionen 
nicht gerade einfach, bei auderen Systemen liefert das mehrmals gereinigte 
Filter eine bedeutend geringere Wassermenge als vor der erstmaligen 
Reinigung. Bei dem heutigen Stande der Technik liefern die Hausfilter nur 
in geschulten Händen brauchbare Resultate. 

Vorstehende Zeilen werden gezeigt haben, dass über die beste Art der 
Wasserversorgung das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Die ver¬ 
schiedenen Methoden haben eben Vorzüge und Nachtheile. Der Techniker 
muss entscheiden, welche Form die Wasserversorgung in dem 
concreten Falle anzunehmen hat. 


Referate. 


SpecieUe Krankenpflege und Krankenbehandlung. 


Ueber die Pflege ansteckender Kranken. Von Dr. F. Cramer (Wiesbaden). 
Wir wissen von einer grossen Reihe von wichtigen Infectionskrankheiten, dass ihre Erreger 
sichtbare körperliche Gebilde mit ganz bestimmten Lebensbedingungen sind. Bei anderen an¬ 
steckenden Krankheiten kennen wir wenigstens den Ort, in welchem der ansteckende Stoff 
enthalten ist, und den Weg, auf welchem er sich verbreitet. Die Bakteriologie hat ferner 
gelehrt, dass die Luft noch am wenigsten und erst indirekt die Ansteckung bewerk¬ 
stelligt, dass eine Reinhaltung derselben zwar von grossem Nutzen ist, dass aber die 
Infection meist auf dem Wege des direkten Contactes zu Stande kommt, des Contactes 
mit festen Gegenständen, an welchen die Infectionskeime haften. Die Luftinfection 
spielt also erst eine zweite Rolle, unser Hauptaugenmerk muss darauf gerichtet sein, 
die Contactinfection zu verhüten. Die moderne Chirurgie steht ganz und gar auf 
dem Boden dieser Erfahrung, und bei ihr gehört die Uebertragung von Infektions¬ 
krankheiten bereits zu den grössten Seltenheiten. Wenn wir uns fragen, warum hier 
die Chirurgie der inneren Medicin so weit voraus ist, so ergiebt sich die Antwort 
leicht: In der Chirurgie ist ein kleiner Raum, eine begrenzte Körperoberfläche zu 
schützen gegen die Infectionskeime, welche aus der Aussenwelt kommen. In der 
inneren Medicin ist im Gegensatz dazu die gesammte Aussenwelt zu schützen gegen 
eine durchaus nicht so begrenzte Infectionsquelle. Während demnach die Chirurgie 
leicht streng nach dem Princip handeln kann: mit der Wunde, mit dem Operations¬ 
terrain darf nichts in Berührung kommen, was nicht desinficirt ist, giebt es ein der¬ 
artiges Prinzip in der inneren Medicin bislang noch nicht. Und doch, meint Verf., 
lässt sich ein solches auch in der inneren Medicin, wenigstens bis zu einem gewissen 
Grade durchführen. Den Kranken vollkommen zu isoliren, seine Geschwister zu 
evaeuiren, seine Kleidungsstücke, die De.jectionen und das Krankenzimmer während 


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und nach der Krankheit sorgfältig zu desinficiren, die Befolgung dieser Regeln galt 
bisher als das höchste Hass der Vorsicht gegen die Weiterverbreitung der Infection. 
Diese Massregeln genügen aber nicht. Die Tausend Keime, die die pflegende Mutter, 
ihre Kleider, das von dem Kranken gebrauchte Geschirr und was sonst mit dem 
Kranken in Berührung gekommen ist, verbreitet haben, reichen hin, um all’ die 
schönen Vorsich tsmassregeln erfolglos zu machen. „Mit der Aussen weit darf 
nichts in Berührung kommen, was nicht desinficirt ist.“ Die Thür des 
Krankenzimmers stellt die Grenze dar zwischen der Infectionsquelle, als welche alles 
in dem Krankenzimmer befindliche betrachtet werden muss, und der Aussenwelt. 
„Aus dem Krankenzimmer darf nichts heraus, was nicht desinficirt ist,“ 
Das sei das Princip, nach welchem jeder Infectionskranke behandelt werden muss. 
Zur leichteren Durchführung desselben hat C. eine Reihe von Vorschriften in Placatform 
zusammengestellt und dieselben an die Thür des Krankenzimmers aufhängen lassen. 

1) Der Zutritt zu dem Krankenzimmer ist möglichst zu beschränken. 

2) Jede Person muss für die Dauer des Aufenthaltes in demselben Ueberkleider anlegen, 
jedesmal vor dem Herausgehen sie ablegen und sich desinficiren. Der ThürgrifF darf 
nur mit desinficirten Händen angefasst werden. 

3) Aus dem Zimmer dürfen nur Gegenstände entfernt werden, wenn dies unbedingt noth- 
wondig ist und nachdem sie desinficirt sind. Ausnahmen sind höchstens in den ersten 
Stunden nach Ausbruch der Krankheit gestattet, wenn es sich um Sachen handelt, 
welche mit dem Kranken bis dahin in keine Berührung gekommen sind, wie z. B. 
Wäsche und Kleider aus verschlossenen Schränken. 

4) Die Abgänge des Kranken (Stuhl, Urin, Auswurf), sowie Speisereste werden in mit 
Desinfectionsflüssigkeit (Kaliseifonlösung) gefüllte Gefässe aufgonommen. Diaselben 
worden, ehe sie hinausgebracht werden, was erst nach einer halben Stunde geschieht, 
aussen mit Seifenlösung abgewaschen und in den Abtritt entleert, dessen Sitzbrett 
dann sofort gereinigt wird. 

5) Ebenso wird die abgelegte Wäsche sofort in Desinfectionsflüssigkeit gelegt und in der¬ 
selben liegen gelassen, bis sie gewaschen wird. 

6) Das Essgeschirr bleibt möglichst im Zimmer und wird in demselben gespült. 

7) Dqr Boden wird dreimal täglich feucht aufgenommen, und der Staub mit feuchten 
Tüchern gewischt, welche wie Wäsche behandelt werden. 

8) Niemand ausser den Kranken darf in dem Zimmer etwas geniessen. 

9) Der Kranke darf das Zimmer nicht eher verlassen, bis er zweimal gebadet oder 
gründlich am Körper gewaschen ist, sowie frische Wäsche und Kleider angelegt hat. 

10) Nachher erfolgt die Desinfection des Zimmers, am besten durch einen angestollten 
Desinfector. 

Im Grossen werden diese Massregeln im Kaiser- und Kaiserin Friedrich-Kinder¬ 
hospital zu Berlin durchgeführt. Für Fälle, in welchen eine so strenge Isoliruug 
nicht möglich ist, schlägt Verf. die obligatorische Ueberführung in ein Krankeuhaus 
vor. Zum wenigsten soll es immer unsere Aufgabe bleiben, die Krankheitskeime 
möglichst an der Quelle d. h. beim Abgänge vom kranken Körper zu zerstören, ehe 
sie Gelegenheit gehabt haben, nach allen Richtungen sich zu verbreiten. 

Berl. klin. Wochenschr. 1892 Nr. 33. A. Neumann (Berlin). 

Traitement de la phthisie pulmonaire par G. Daremberg. Angesichts 
der Ernüchterung, welche wenigstens in praktischer Hinsicht auf die enthusiastische 
Aufnahme des Koch’schen Specificums gegen die Tuberkulose bei der Aerztewelt ge¬ 
folgt ist, haben alle Rathschläge, welche daraufhinausgehen, durch allgemeine diäte¬ 
tische und gegen die Hauptsymptome gerichtete therapeutische Massnahmen diese Volks¬ 
krankheit zu bekämpfen, wieder von neuem eine erhöhte Bedeutung. Die Arbeit des 
Verf. giebt im grossen Ganzen die Principien wieder, wie sie zur Zeit von der Mehr¬ 
zahl der Phthiseotherapeuten mehr oder minder vertreten werden; ihr besonderer 
Werth liegt in der präcisen Darstellung und in dem Eingehen auf anscheinend neben¬ 
sächliche und doch praktisch wichtige Einzelheiten. 


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Was die allgemeine Diätetik der Phthisiker anbetrifft-, so stellt Verf. mit Recht 
als Haupterforderniss derselben eine gesunde und zweckmässig eingerichtete Wohnung 
hin. Eine der Aussenwärme angemessene Zimmertemperatur durchschnittlich von 
etwa 15—16° C. hat den Kranken vor Erkältung zu schützen. Die Heiz Vorrich¬ 
tung muss so beschaffen sein, dass nicht Verunreinigung und sonstige Verschlechterung 
der Luft durch dieselbe herbeigeführt wird. Eine zu trockene und dabei warme Luft, 
welche die Expectoration hintanhält und dahin führt, dass eine grosse Menge schäd¬ 
licher, toxischer Stoffe in den Lungen zurückgehalten und aufgespeichert werden, muss 
durch Aufhängen feuchter Tücher in den Zimmern und durch Zerstäuben heisser 
Wasserdämpfe verbessert werden. Aus demselben Grunde empfiehlt es sich Kamin¬ 
öfen anzuwenden, Heissluftheizung entweder aber ganz zu vermeiden, oder so anzu¬ 
legen, dass die Zufuhrcanäle sich nicht direkt in die Wohn-, Schlaf- und Speiseräume, 
sondern womöglich in mit letzteren communicirende Nebenräume, wie z. B. in die 
Corridore, öffnen. — Zu achten hat man auch darauf, dass die Beleuchtungs¬ 
körper nicht zu nahe über dem Haupte des Patienten angebracht werden, um so etwa 
schädliche Congestionen zu vermeiden. 

Die Pflege der Haut ist ein zweites Haupterforderniss bei der Allgemeinbe¬ 
handlung. Regelmässige Abreibungen sollen die Function der Haut und mit der¬ 
selben die Gesammtfunction des Organismus regeln und stärken. Zweckmässig werden 
diese Abreibungen jeden Morgen und Abend vorgenommen, aber auch dann, wenn der 
Patient nach Fusspartien oder Wagenfahrten seine Körperoberfläche stärkerer Abküh¬ 
lung ausgesetzt hat. Die Abreibungen werden mit Spirituosen, eventuell mit aro¬ 
matischen Flüssigkeiten so vorgenommen, dass die Körpertheile von oben nach unten 
successive entblösst und trocken gerieben werden. Kalte Abreibungen empfiehlt 
D. besonders bei Patienten mit subfebrilen Abendtemperaturen bei gleichzeitig be¬ 
stehender allgemeiner Atonie. Er räth dieselben so auszuführen, dass über den Nacken 
und den Rumpf des Kranken, welcher in einer Wanne kniet, grosse Schwämme mit 
Säure- oder Salz-haltigem Wasser von einer Temperatur, die allmählich von 22—12° 
abgestuft w r erden kann, ausgedrückt werden. Nach dieser Procedur wird der Patient 
trocken gerieben, in Decken eingehüllt und für einige Stunden in das Bett gebracht. 
Von letzterer Therapie auszuschliessen sind die an Rheumatismus oder Gicht leidenden 
Phthisiker, sowie solche mit weit vorgeschrittenen Krankheitsprocessen und hohem 
Fieber. Auch soll die Cur unterbrochen werden, wenn sich nicht sofort nach den 
ersten Anfängen derselben sichtliche Erfolge zeigen. Als theilweises Ersatzmittel 
für dieselben werden die feucht-warmen Compressen warm empfohlen. 

Zur Hebung des Allgemeinzustandes und zur Kräftigung der Muskeln des Thorax, 
sowie zur Bekämpfung von Raumanomalien an demselben werden rationelle gymnas¬ 
tische Uebungen angerathen. Dieselben verbieten sich von selbst bei zu Hämoptoe 
neigenden, sowie bei hochfiebernden und zu elenden Patienten. Sie sind von vortreff¬ 
licher Wirkung bei Kranken mit Schrumpfungsprocessen in den Lungen, bei denen 
durch vicariirendes Emphysem die mangelhaften Evolutionen des Thorax eine genügende 
Circulation der Respirationsluft unmöglich machen. Die gymnastische Therapie der 
Lungen hat einen um so grösseren Werth, weil dieselbe auch in kleinen Verhältnissen 
ohne alle Apparate ausgeführt werden kann. Der Kranke macht in regelmässigen 
Intervallen von etwa einer Viertelstunde einige tiefe Inspirationen und Exspirationen 
durch die Nase. Die nasale Respiration empfiehlt sich deswegen, weil bei derselben, 
meist langsamer und weniger frequent, aber dafür tiefer ausgeführt, mehr Sauerstoff 
eingeathniet wird, als bei der Athmung durch den Mund und so an die Kräfte des 
Kranken relativ geringere Anforderungen gestellt werden. Der Effekt dieser metho¬ 
dischen Athmungsgymnastik kann verstärkt werden, wenn dieselbe durch Bewegungen 


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der Arme unterstützt wird. Der Phthisiker stellt sich mit seitwärts ausgebreiteten 
Armen mit dem Rücken gegen die Wand und bewegt die Arme in Schulterhöhe rhyth¬ 
misch so, dass dieselben mit jeder Exspiration nach vorn geführt werden, bis sie sich 
vor der Brust kreuzen, bei der Inspiration wieder in die ursprüngliche Haltung zu¬ 
rückkehren. Eine Forcirung dieser Massnahmen, eben so wie andere anstrengende 
Gymnastik, (Reiten, Rudern und dergl.) ist zu vermeiden. 

Grosse Sorgfalt hat der Phthisiker auf seine Kleidung zu verwenden. Dieselbe 
soll einmal verhindern, dass der Körper zu viel Wärme abgiebt, auf der andern Seite 
aber auch, dass denselben strahlende Wärme von aussen allzu arg belästigt. Die 
Kleidung muss ein schlechter Wärmeleiter sein, welcher plötzliche Temperaturver¬ 
änderungen an der Körperoberfläche verhindert; sie darf daher weder im Winter, noch 
im Sommer zu dünn gewählt werden. Dieselbe Vorsicht darf man auch nicht ausser 
Acht lassen in den wärmeren Klimaten; die Kranken sollen auch hier nie ohne Ueber- 
zieher, ohne Halstuch oder eine weite Pelerine ausgehen, sei es um sich gegen den 
Temperaturwechsel, wenn man aus der Sonne in den Schatten kommt, sei es um sich gegen 
Zugluft zu schützen, sei es auch, um durch diese Kleidungsstücke beim Niedersetzen 
die Feuchtigkeit des Erdbodens abzuhalten. Besonders wenn der Kranke von einem 
sonnigen Spaziergange in sein Zimmer zurückkehrt, soll er für einige Minuten den 
Ueberzieher tragen, bis er sich an die dann immer kühlere Zimmertemperatur ge¬ 
wöhnt hat. — Als am zweckmässigsten sind flanellene und leichte wollene Kleider 
zu empfehlen, und zwar weil durch diese Stoffe die Verdünstung von der Körperober¬ 
fläche langsamer und gleichmässiger von statten geht, eine allzu rasche Verdünstung 
des Schweisses aber zumal in bewegter und kühler Luft leicht Congestionen nach den 
Lungen zur Folge hat. Die Kleider haben den Körper ganz zu bedecken, besonders 
die Schultern müssen gut, womöglich durch doppelte Lage von Flanell geschützt sein, 
wogegen das Tragen von gestärkten Vorhemdchen oder Katzenfellen auf der Brust 
leicht die Transpiration und somit die Gefahr der Erkältung vermehrt. 

Es ist schwer all’ diese Massnahmen in Privatwohnungen streng durchzuführen; 
Daremberg tritt daher warm für die eigens für die Behandlung der Schwindsüch¬ 
tigen eingerichteten Sanatorien ein. Hier ist der Kranke den oft schädlichen Ein¬ 
flüssen seiner Angehörigen entrückt, gegen die Einflüsterungen und falschen Vor¬ 
stellungen, gegen phantastische Wundermittel gewissenloser Scharlatans geschützt. Alle 
oben angeführten allgemein diätetischen Massnahmen werden auf das peinlichste über¬ 
wacht; die strenge Anstaltsdisciplin und das Beispiel, welches die Kranken sich gegen¬ 
seitig geben, stählt die Energielosen und macht den Verzweifelnden neue Hoffnung. — 

In dem zweiten Theile seiner Arbeit hebt Verf. die Punkte hervor, in denen 
die Behandlung der Schwindsüchtigen besonders genau individualisirt werden muss, 
Er teilt in dieser Hinsicht die Phthisiker in acht Kategorien. Die erste Gruppe 
umfasst die Kranken im Anfangsstadium der Lungenschwindsucht ohne Fieber 
und ohne Hämoptoe. Beschäftigungsfreier Aufenthalt auf dem Lande, zwei bis 
drei Stunden tägl. spazieren gehen, in der Zwischenzeit wohlverwahrt bei offenem 
Fenster in dem Zimmer sich ausruhen, kräftige Ernährung, welche passend durch Dar¬ 
reichung von Leberthran ergänzt wird, alkoholische Abreibungen, das sind die Mass¬ 
nahmen, welche diese Art von Kranken so lange befolgen sollen, bis jeder Auswurf 
verschwunden ist. Dann sollen sie eine Profession ergreifen, welche möglichst unein¬ 
geschränkt den Aufenthalt in freier Luft gestattet. Bei Kranken mit fibrösen 
Veränderungen tritt hinzu Lungengymnastik, Athmen in comprimirter Luft. Kranken, 
welche Hämoptoe und fieberhafte Attaquen gehabt haben, ist in der Zeit 
der Apyrexie im Winter der Aufenthalt im Süden, im Sommer in klimatischen Höhen- 
curorten anzurathen. Hier haben die Patienten ausser der Befolgung der obigen all- 


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gemein diätetischen Vorschriften reichlich Leberthran, oder an seiner Stelle Fleisch¬ 
pulver, ferner in steigender Dosis innerlich Kreosot und Guajakol zu nehmen, sie 
haben ferner ihre Lebensweise je nach der Köpertemperatur, welche regelmässig ge¬ 
messen werden muss, nach dem Körpergewicht, die Frauen nach der Zeit ihrer Menses 
zu modificiren. Zur Zeit der Einschmelzung des Lungengewebes und der 
Bildung von Cavernen werden Inhalationen einer alkoholischen Lösung von Thymol, 
Menthol, Camphor und Guajakol empfohlen. Patienten mit täglichem Fieber ist 
während der Zeit des Fiebers strenge Bettruhe möglichst bei offenem Fenster, in der 
Apyrexie jedoch mässige Körperbewegung in freier Luft anzurathen. Gegen das Fieber 
selbst empfiehlt D. mässige Gaben von Antifebrin. Während der Hämoptoe ist 
Stillschweigen, absolute Kühe geboten, daneben stündlich die Verabreichung eines 
Weinglases voll kalter Milch oder kalter Bouillon, halbstündlich ein Esslöffel Citronen- 
limonade, täglich ein Decigramm Extract opii, eventuell subcutane Injection von Er- 
gotin und Eis zu verordnen. Bei gleichzeitigem Diabetes ist auf eine ent¬ 
sprechende Kost, auf etwaige Hautekzeme zu achten, ferner die gesteigerte Phosphor¬ 
ausscheidung durch den Urin durch Darreichung von Phosphorpräparaten zu ersetzen. 
Gichtische Phthisiker haben rotes Fleisch, Wein und Liqueur zu vermeiden und 
für Körperbewegung zu sorgen; von Medikamenten werden Phosphor- und Arsen¬ 
präparate neben Kreosot und Tannin empfohlen. 

La medecine moderne 1892 N. 27. A. Neumann (Berlin). 


Thärapeutique du Cholera. Von G. Daremberg. 

Den Hauptinhalt der vorliegenden Arbeit bildet die Prophylaxe der Cholera; der 
Behandlung selbst ist am Schluss ein kurzer Raum zugemessen. Der hauptsächlichste 
Träger des Krankheitsstoflfes ist, — wie leider die augenblickliche Epidemie in der 
Heimath des Ref. bestätigt — das Wasser. Ist dieses durch die Dejectionen Cholera- 
kranker verunreinigt, so stehen drei Wege offen, um es vollständlich unschädlich zu 
machen, die Filtration, Erhitzen bis zur Siedehitze oder Sterilisiren durch Er¬ 
wärmen bis auf 100° und Zusetzen von Desinficientien, welche die Cholerakeime 
tödten, für den Menschen aber unschädlich sind. Kohlenfilter sind für diesen Zweck voll¬ 
ständig unbrauchbar, da sie die Microben passiren lassen; die vielfach angewandten 
Sandfilter lassen dieselben im Anfang ebenfalls hindurchgehen, später bildet sich auf 
der Oberfläche des Sandes eine glasige Masse aus den festen Bestandteilen des 
Wassers, welche fast alle Microorganismen zurückhält. Dies natürliche Filter verstopft 
sich aber bald und lässt nur bei sehr erhöhtem Druck Wasser hindurchlaufen, dabei 
wird die erwähnte oberflächliche Schicht leicht brüchig, und es finden sich dann im 
filtrirten Wasser wieder reichlich Microben. Demnach sind derartige Filter in den 
ersten 14 Tagen nicht zu brauchen und nach 2—3 Monaten muss die oberflächliche 
Sandschicht erneuert werden. Porcellanfilter verlangen ebenfalls eine sehr sorgfältige 
Behandlung, da sie sonst ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Es empfiehlt sich, zur 
Reinigung derselben die Filtermasse bei Epidemien durch Kochen in angesäuertem 
Wasser zu reinigen. Kochen des Wassers ist ein Mittel, um mit Sicherheit alle schäd¬ 
lichen Stoffe zu vernichten. Das Verfahren ist aber teuer, es verflüchtigen sich da¬ 
bei die Gase und das Wasser schmeckt nicht mehr so angenehm, es wird ein Teil 
der Carbonate gefällt, und die Flüssigkeit wird trübe. Den Verlust der Gase kann 
man vermeiden, wenn man das Kochen in hermetisch verschlossenen Gefässen vor¬ 
nimmt, da dieselben dann bei dem Erkalten wieder absorbirt werden. Das Wasser 
soll hiernach nicht den unangenehmen faden Geschmack annehmen, Sterilisiren des 
Wassers ist teuerer und hat dieselben Nachtheile wie das einfache Kochen. Filtrirtes 
Wasser ist haltbarer als abgekochtes oder sterilisirtes. Zur chemischen Reinigung 


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wird im Orient schon lange ein Zusatz von Alaun benutzt. 15—20 ctg genügen 
für einen Liter Wasser, nach 24 Stunden wird dasselbe klar und enthält keine 
Microben mehr; der sich bildende Bodensatz ist nicht zu verwenden. Noch empfeh- 
lenswerther ist das Hinznfiigen von 60—80 ctg Citronen- oder Weinsteinsäure zu 
einem Liter Wasser. — Selbstverständlich beziehen sich die angegebenen Vorsichts¬ 
maassregeln zu Zeiten von Epidemien nicht nur auf das Trinkwasser, sondern auch 
auf alles Wasser, welches im Hausstand und zum Waschen des Gesichts oder der 
Hände verwandt wird. Da die Kälte die Mikroorganismen nicht vernichtet, so ist zu 
solchen Zeiten nur Eis zu gestatten, welches aus gereinigtem Wasser hergestellt ist. 
Prophylaktisch ist dafür Sorge zu tragen, dass die Faecalien nicht in die Flüsse ge¬ 
leitet werden oder in den Boden dringen, ungesunde Wohnungen sind zu räumen 
und Cholerakranke in isolirten Krankenhäusern zu behandeln. Wäsche oder sonstige 
Gegenstände, die mit ihnen in Berührung gekommen sind, müssen mit Desinficientien be¬ 
handelt oder durch Hitze desinficirt werden. Zum Trinken nur Quellwasser zu be¬ 
nutzen, wie Verf. vorschlägt, wird meistens nicht durchführbar sein, gekochtes Wasser 
ist auch völlig genügend. Die Milch ist als Träger der Krankheit, besonders da sie 
häufig mit Wasser versetzt wird, verdächtig und darf daher nur gekocht oder sterilisirt 
(Soxhlet) genossen werden, ebenso bietet die Butter den Microorganismen einen guten 
Nährboden; rohe Früchte und Gemüse können mit inficirter Erde beschmutzt sein 
und sind daher gefährlich. [Dass auch eine Verschleppung durch Brod stattfinden 
kann, erwähnt Verf. nicht, es ist dies aber sehr leicht möglich, und Ref. möchte 
daher empfehlen, demselben anhaftende Keime durch starkes Erhitzen, Rösten 
oder Abbrennen in einer Spiritusflamme zu vernichten.] Die persönliche Prophylaxe 
erfordert, dass man zu Zeiten einer Epidemie alle Excesse vermeide, für regel¬ 
mässige Ernährung sorge, damit die normale Acidität des Magensaftes erhalten bleibe, 
zur Verhütung von Erkältungen womöglich Flanellleibbinden trage, und da die 
Aufnahme der Keime durch den Mund stattfindet, diesen sowie die Zähne häufig zn 
reinigen. Auf den Zustand der Aborte ist das Hauptaugenmerk zu richten, da diese 
Heerde der Infektion werden können. Bei Spaziergängen vermeide man das Ufer 
von Flüssen, in die die Siele der Stadt geleitet werden. 

Ist eine Person an der Cholera erkrankt, so sind selbstverständlich alle Gegen¬ 
stände, die mit ihr in Berührung gekommen sind, besonders die Wäsche gründlich 
zu desinficiren, nach der Beendigung der Krankheit sind alle im Zimmer befindlichen 
Möbel, Betten, Matratzen demselben Process zu unterziehen. (Bei der z. Z. in der 
Vaterstadt des Ref. herrschenden Epidemie wird in der Weise verfahren, dass zu 
diesem Zweck eine Colonne von 3 Mann unter Führung eines Schutzmannes ausrückt, 
die auf einem Handwagen die zur Reinigung notwendigen Utensilien sowie Carbol- 
seifenwasser mit sich führt. Alle im Zimmer befindlichen Bettstücke, freihängenden 
Kleider etc. werden auf dem Wagen in Säcken nach der Desinfektionsanstalt ge¬ 
schafft und durch Dampf sterilisirt, sämmtliche im Krankenzimmer vorhandenen Möbel, 
besonders das Bett, das abgeschlagen wird, die Thüren, Wände, Fenster etc. sowie 
das Closet werden mit Carboiseifenwasser gründlich gereinigt, Polstermöbel durch 5 w / 0 
Carboisäurelösung desinficirt.) 

Zur Behandlung von Diarrhoen während der Cholera empfiehlt der Verf. Pulver 
aus Bismuth subnitr. 1,0 Benzo-Naphthol 0,75; genügt dies nicht, so soll 3 X tgl. 1 
gr. Salol genommen werden. Die Diät darf nur aus Eiern und Fleisch bestehen. 

[Die Erfahrungen, die jetzt vom Ref. sowie einer Reihe von Collegen gemacht sind, 
sprechen nicht für das zuletzt genannte Medicament, die Erfolge waren vollständig 
negativ. Die Diarrhoe muss auf alle Fälle bekämpft werden, wir glauben aber durch 
Bettruhe, feuchte Umschläge auf den Leib, Ricinusoel mit späterer Opiumverordnung 


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und absolut flüssige Diät mit vollständiger Vermeidung der Milcli, die auch im ge¬ 
kochten Zustand schlecht vertragen wird, die besten Resultate erzielt zu haben.] 

Ist die Cholera ausgesprochen, so verordnet Verf. 6—7 gr. Ac. lactic. in a / 4 Liter 
Zuckerwasser während 24 Stunden auszutrinken, gegen das Erbrechen leisten Eispillen, 
Champagner und Cognac gute Dienste (oft auch nicht Ref.), gegen den Durst giebt 
man Kaffee, Thee, Citronenwasser in kleinen Quantitäten. Nach ConstantinPaul will 
der Verf. die Opiate ganz aus der Cholerabehandlung verdrängen, doch dürfte es 
wie Ref. glaubt, kaum möglich sein, sie vollständig zu entbehren. Die intravenösen 
Infusionen von Kochsalzlösung, auf die Daremberg hinweist, sind jetzt in Hamburg- 
vielfach verwandt worden; in zahlreichen Fällen gelang es dadurch die Kranken aus 
dem schweren Collaps zu erwecken; ob die Erfolge dauernde sind, wird aber erst 
eine spätere Statistik lehren. 

La m&lecine moderne 18. August. Reunert (Hamburg). 

Die Behandlung der Cholerakranken in den Pariser Hospitälern. 

Von Dr. R. Kutner. K. berichtet über die in den Hospitälern „Bastion Trente-Six“, 
Beaujon und Necker behandelten Cholerakranken, deren Mehrzahl in der erster¬ 
wähnten Anstalt untergebracht sind, welche, eine alte in der Nähe der Fortiftcations- 
wlille von Paris gelegene Kaserne, hinsichtlich der hygienischen Einrichtungen weit 
davon entfernt ist, ein modernes Krankenhaus genannt zu werden. Dasselbe birgt 
in einzelnen kleinen Zimmern 108 Betten, von denen die Hälfte für wirklich Cholera¬ 
kranke reservirt wird. 

Die innere Behandlung in diesen Krankenhäusern ist in erster Linie gegen die 
Erscheinungen von Seiten des Darmtractus gerichtet. Vortreffliche / Resultate sind 
mit Milchsäure erzielt worden, von welcher in einer 5°/ 0 igen zu einem Drittel 
mit Syrup versetzen wässerigen Lösung im acutesten Stadium der Krankheit 3 mal 
hintereinander in halbstündigen Intervallen und später 2 stdl. ein Esslöffel oder 15 gr 
in einem Liter abgekochten, entsprechend versüssten Wassers pro die in refracta dosi 
verabreicht werden. An Stelle der Milchsäure ist auch Benzo-Naphthol, 4gr pro 
die in Kapseln, angeblich mit gutem Erfolge gegeben worden. Den Opium Präpa¬ 
raten wird, aufser im Hospital Necker, auch nur die geringste Wirkung ab¬ 
gesprochen. Auch Bismut und Salol werden übereinstimmend als wirkungslos be¬ 
zeichnet. Um dem erkrankten Darm einen schützenden Ueberzug zu geben (?), ist 
im Krankenhause Beaujon vom 3.—4. Tage der Erkrankung ab 56—60 gr. pro die 
Tal cum in Milch verabreicht worden. 

Gegen das Erbrechen wurde Eis, auch in der Form der Chapmann’schen Eis¬ 
beutel auf die Wirbelsäule, Cocain, letzeres mit gutem Erfolge zu 2—3 cgr. pro 
die subcutan, und Chloroformwasser Esslöffel-w r eise angewendet. 

Als Tonicum und Exitans hatte die besten Erfolge die subcutane Verabreichung 
von Coffeinum natro-salicylicum, daneben Aether und besonders die subcutane Koch¬ 
salztransfusion. Von letzterer werden „geradezu überraschende Erfolge“ berichtet. 
Es wurden mittelst des Collin’schen Transfuseurs pro Transfusion 2—2*/ 2 Liter einer 
0,5 °/ 0 igen Kochsalzlösung von 37°—38° C., welche daneben l°/ 0 Natrium sulfuricum 
enthielt, in die Vena saphena ant. dicht über dem Malleolus int. injicirt, ohne dass 
je üble Folgen beobachtet worden sind. — Ausserdem gab man Champagner, Brown- 
Sequard’sche Injectionen ohne Erfolg. 

Aeusserlich wurden die Kranken mit Wärmflaschen und Frictionen, in „Beaujon“ 
auch mit Borwasser-Lavements behandelt. 

In den ersten beiden Tagen der Erkrankung erhielten die Patienten nur sehr 
wenig Milch als Nahrung, in der Folgezeit lediglich Milch, Thee mit Rum in grossen 
Mengen, in „Bastion Trente-Six“ ad libitum weinsaure Limonade. 


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Die Wäsche wurde in Sterilisationsöfen, die Faeces in 5°/ 0 iger Cuprum sulfuricum- 
Lösung desinficirt. 

Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 35. A. Neumann (Berlin). 

Die subcutane Infusion bei (1er Cholera. Von Dr. H. Neumann. 

Der subcutanen Kochsalzinfusion, von Cantani während der italienischen Cholera¬ 
epidemie im Jahre 1884, und schon vorher geübt, hat Verf. eine kurze Abhandlung 
gewidmet. Bei jeder Art starken Wasserverlustes des Körpers durch Blutungen, un¬ 
stillbares Erbrechen, profuse Diarrhoeen, besonders aber bei der Cholera asiatica soll 
diese Methode nicht unbenutzt bleiben, sobald die Haut ihren Turgor verliert; aber 
auch dann noch, wenn der Puls nicht mehr zu fühlen ist. Die Infusion wirkt oft 
lebensrettend, sie muss aber nicht nur rechtzeitig, sondern auch reichlich und unter 
Umständen wiederholt ausgeführt werden. 

Bei kleinen Kindern sollen 100—300 gr, bei Erwachsenen 1000—1500 gr auf 
einmal infundirt werden. Diese Gaben sollen wiederholt werden, sobald der Puls, 
der sich gewöhnlich während oder bald nach der ersten Infusion gehoben hat, wieder 
schlechter wird. Als Infusionsflüssigkeit ist zu benutzen sterilisirte 0,6—0,7°/ o ige 
Kochsalzlösung, die man sich in der Privatpraxis leicht in der Weise herstellen kann, 
dass man in einem sauberen Kochgetasse eine abgemessene Menge Wasser 10—15 
Minuten lang sieden lässt und soviel Kochsalz hinzusetzt, dass etwa ein gehäufter 
Theelöflel auf ein Liter Wasser kommt. Dieser Lösung kann man zweckmässig 0,l°/ o 
Natrium carbonicum und eventuell 1 °/ 0 Alkohol absolutus zusetzen. Als Instrumen¬ 
tarium empfiehlt Verf. eine Punctionsnadel oder einen Troicart, welcher an einen ge¬ 
wöhnlichen Heberschlauch befestigt wird, oder eine Glasflasche mit doppelt durch¬ 
bohrtem Gummipfropfen, durch dessen eine Oeffhung ein mit Watte verpfropftes Glas¬ 
rohr der Luft den Eintritt gestattet und durch dessen zweite Oeffnung ein anderes 
bis auf den Boden der Flasche reichendes Glasrohr einem 1—1,5 Meter langen, am 
Ende mit einem Troicart oder einer Hohlnadel armirten Gummischlauch zum An¬ 
satz dient (ein Apparat, der als Fiirbringer’scher Aspirator in jeder Instrumenten¬ 
handlung zu haben ist. Ref.). Der Flüssigkeitsbehälter muss natürlich in der nöthigen 
Höhe über dem Kranken angebracht sein, die Flüssigkeit selbst muss Körperwärme 
haben, kann aber auch bei subnormaler Körpertemperatur des Patienten höher, bis 
42° temperirt werden An Stelle des Heber-Irrigators Spritzen zu benutzen, empfiehlt 
sich nur dann, wenn geringe Mengen zu infundiren sind, also eigentlich nur bei 
Kindern. Verf. empfiehlt die Injection in der Weichengegend an einer oder zwei ver¬ 
schiedenen Stellen vorzunehmen. Die Canüle wird parallel der Hautoberfläche — die 
Spitze nach der Medianlinie zu gerichtet — in das subcutane Gewebe eingestossen; die 
beim Einlaufen der Flüssigkeit sich bildende Beule knetet man mit den Fingern der 
einen Hand, während man mit der andern die Canüle fixirt. Nachher wird die Sticb- 
öttnung mit Heftpflaster geschlossen. 

Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 35. A. Neumann (Berlin). 


Rosenheim: Demonstration einer neuen Art von Dilatations-Sonden 
zur Behandlung von Stricturen des Oesophagus. Berliner medicinische 
Gesellschaft, Sitzung vom 6. Juli 1892. 

Unter den bekannten, zur Erweiterung von Oesophagus-Stricturen dienenden Dila¬ 
tatoren erwähnt R. besonders die von Senator angegebenen Qnellsonden, die 
in einer Reihe von Fällen gute Dienste geleistet haben. Sämmtliche bisher im Ge¬ 
brauch gewesenen Sonden haben entweder den Nachtheil, leicht abzuknicken, oder 


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sie wirken, wie die von Senator angegebenen, nur wenn sie längere Zeit liegen 
bleiben. 

R. hat nun flexible hohle Metallsonden nach demselben Princip anfertigen lassen 
wie Crawcour im Jahre 1880. Der 44 cm lange biegsame Theil der Sonden wird 
aus gewalztem Blech hergestellt, das in Spiralen geschnitten ist. Unten befindet 
sieb ein l l j 9 cm langes, knopfförmiges Ansatzstück, oben ein 10 cm langer solider 
Stahlgriff. Die Vortheile dieser Sonden gegenüber den von Crawcour angefertigten 
bestehen erstens in ihrer genügenden Länge. Während die von C. angefertigten 
Sonden nnr 13 cm lang sind und nur den obern Theil des Oesophagus passiren, 
reichen die R.schen bis über den Magenmund hinaus. Zweitens klaffen die einzelnen 
Ringe der R.'schen Sonden nur wenig — es wird dies ermöglicht durch eine im 
Innern angebrachte, durch Draht hergestellte Vorrichtung, — sodass ein Einklemmen 
von Schleimhautfalten oder ein Ritzen der Schleimhaut durch die Ränder der Spiralen aus¬ 
geschlossen ist. Die hohle Beschaffenheit der Sonden ermöglicht endlich, dass alle durch die 
zwischen den Spiralen befindlichen Spalten eindringenden Schmutztheilchen leicht durch 
einen Wasserstrahl, der durch das Innere der Sonden geleitet wird, entfernt werden können. 

Zu beziehen sind die Sonden durch Windler, Berlin, Dorotheenstrasse. 

Berl. klin. Wochenschr. 1892, No. 32. Brandt (Hamburg). 


Diätetik. 


Heber die Säugling der Neugeborenen. Von Bon di n und Charanne. 


In jüngster Zeit sind eine ganze Anzahl von Arbeiten veröffentlicht worden, 
welche von dem Gebrauch der sterilisirten Kuhmilch für die Ernährung der Säug¬ 
linge abraten, weil durch das angewandte Verfahren die Verdauungsfähigkeit der 
Milch beeinträchtigt, wenn nicht gar vollständig verloren gegangen sei. Es scheint 
indessen bei diesen Versuchen das von Soxhlet angegebene Verfahren nicht mit der 
vorgeschriebenen Genauigkeit innegehalten zu sein, denn in der vorliegenden Arbeit 
kommen die Verfasser zu einem ganz anderen Resultat. Die Kriterien für die Be- 
urtlieilung der verschiedenen Ernährungsarten bilden eine stetig fortschreitende Ge¬ 
wichtszunahme und eine fortgesetzte normale Thätigkeit des Darmes. Die Schwankungen 
des Körpergewichts werden durch Kurven veranschaulicht. Es werden drei Kate¬ 
gorien der Ernährung in Anwendung gebracht: 

1) Säugung durch die Mutter, 

2) »Säugung theils durch die Mutter, theils durch sterilisirte Milch; gemischte 
Nahrung. 

3) Säugung nnr durch sterilisirte Milch. 


Die sterilisirte Milch wurde anfangs käuflich bezogen. Da sich hierbei aber 
bald Unzulänglichkeiten in der Wirkung herausstellten, so schlugen die Verf. das 
empfehlenswerthe Verfahren ein, die sterilisirte Milch aus vorher chemisch untersuchter 
Kuhmilch im Laboratorium des Hospitals bereiten zu lassen. Es wurde hierbei der 
geniale, von Soxhlet erfundene Apparat in Anwendung gebracht. Als Säuglings¬ 
flaschen dienten diejenigen neuester Konstruction, bei denen die Luftzuführung durch 
ein enges, mit controlirbarer Oeffnung versehenes Röhrchen statttindet. Die sterili¬ 
sirte Milch wurde unverdünnt verabreicht. — Es wurden im Ganzen 191 Neuge¬ 
borene vom ersten bis zum vierzehnten Tage beobachtet. Dieselben zeigten eine 
durchschnittliche Gewichtszunahme von 22,58 Gramm. Von 89, von der Mutter ge¬ 
säugten Kindern, bekamen 6, von 91, welche gemischte Nahrung erhalten hatten, 
bekamen 7 Diarrhoe, während 11 nur mit sterilisirter Milch ernährte vollständig in- 


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takt blieben. Die Verf. betonen, das in allen Fällen die Ernährung des Kindes 
durch die Mutterbrust die grössten Vortheile bietet, weil hierbei die keimfreie Frauen¬ 
milch unmittelbar dem Munde der Kinder zugeführt wird, andererseits besitzen wir 
in der Sterilisirung der Milch das einzige Mittel, um sowohl dem Mangel an Frauen¬ 
milch abzuhelfen, als auch den schädlichen Einflüssen, welchen die Kuhmilch, der 
vorzüglichste Nährboden für Microorganismen, ausgesetzt ist, in wirksamster Weise 
zu begegnen. Die Verff. bemerken, dass eine durchaus exacte Ueberwachung des 
Sterilisirverfahrens zur Erreichung guter Resultate absolut nothwendig ist. Es würde 
durch weitere Versuche festzustellen sein, in welcher Weise sich die sterilisirte Milch 
bei 1—6 Monate alten Kindern bewährt. 

Le progres medical 1892, XX, 57. Lüdtke (Altona). 


Das Grauwerdeu von Wurst und Fleisch. Von Falk und Oppermann. 

Durch eine Anzahl von Versuchen haben die Verf. ermittelt, dass das Grau¬ 
werden der Wurst erstens dadurch hervorgebracht wird, dass Fleisch von zu hohem 
Wassergehalte zur Verwendung gelangt, zweitens durch Fehler, welche beim Trocknen 
und Räuchern begangen werden und drittens durch Anwendung schlechter Gewürze. 
Einen hohen Wassergehalt besitzt das Fleisch schlecht gefütterter Tliiere und ferner 
dasjenige , welches vor Vollendung der Todtenstarre zur Verarbeitung gelangt. 
Hierbei ist zu bemerken, dass ein derartiges Fleisch auch nicht die erforderliche Kau¬ 
barkeit besitzt. Wie weitere Versuche gezeigt haben, ist nicht die Electricität (z. 
B. bei Gewittern) die Ursache des schnellen Verderbens von frischem Fleisch, sondern 
ein schroffer Temperaturwechsel, welcher sowohl bei der Fabrikation, als auch beim 
Trocknen und Räuchern durchaus vermieden werden muss. Als eine günstige Tem¬ 
peratur wird diejenige zwischen + 8° und -|- 20° C. angegeben. — Die Ein¬ 
wirkung von dem aetli. Oel des Pfeifers auf die Fleischschichten dürfte indessen 
noch näher zu beweisen sein, jedenfalls ist das Oel in intakten Pfefferkörnern selbst 
bei jahrelanger Aufbewahrung unveränderlich. 

Zur Wiederherstellung grau gewordener Wurst empfehlen die Verf. ein minuten¬ 
langes Einlegen solcher Wurst in siedend heisse Kochsalzlösung. Derartig behan¬ 
delte Wurst ist jedoch nicht mehr lange haltbar. Eine zweite Methode besteht in 
dem Einlegen der Wurst in i räparirten Torfmull, Erwärmen desselben auf 65° C. 
und Wiederabkühlen auf Normaltemperatur. Der Torfmull wird aus dem Sphagnum¬ 
torf der Hochmoore unter Zusatz von etwas Tafelsalz und sehr wenig borsaurer Mag¬ 
nesia hergestellt. Derselbe besitzt in gut getrocknetem und gepulvertem Zustande in 
hervorragender Weise die Eigenschaft, Wasser zu entziehen und Gase zu absorbiren. 
Durch vorsichtiges Einlegen von Wurst etc. in derartig präparirten Torfmull soll einem 
Grauwerden überhaupt vorgebeugt und ausserdem eine vorzügliche Conservirung her¬ 
vorgebracht werdeu. Bezüglich der Conservirung von Fleischwaaren verweisen wir 
auf die Ausführungen von Prof. Löbiscli: Beschlüsse der Nahrungsmittelchemiker und 
Mikroskopiker. Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchung, Hygiene und Waren¬ 
kunde 1891, V, 291. Den Vorschlag der Verf., eine Cochenillefärbung grauer Wurst 
zuzulassen, können wir nicht billigen, selbst wenn es feststeht, dass minderwerthiges 
Fleisch diesen Farbstoff nicht aufnimmt, da durch eine solche Manipulation stets eine 
gewisse Täuschung hervorgerufen wird. — Bei diesen Versuchen hat sich ferner her¬ 
ausgestellt, dass durch Borsäurelösung der üble Geruch der Därme nicht beseitigt werden 
kann, sondern, dass für diese Zwecke nur Kaliumpermanganat zufriedenstellende 
Resultate liefert. 

Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchung, Hygiene u. Warenkunde 1892, VI, 329. 

Lüdtke (Altona). 


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Klimatologie. 

The health resorts of the Riviera. — Monaco und Monte Carlo. 

Monte Carlo ist der wärmste Platz an der ganzen Küste und würde sich daher 
am besten zum Winteraufenthalt für Kranke eignen. Die Temperatur ist hier gleich- 
m&ssiger als an den anderen Punkten der Riviera, doch gehören auch plötzliche 
Schwankungen des Thermometers nicht zu den Seltenheiten, daher ist besonders nach 
Sonnenuntergang Vorsicht geboten. Die Witterungsverhältnisse sind im allgemeinen 
dieselben wie in Mentone und Nizza, nur Nebel kommen selten vor. Die sanitären 
Einrichtungen Monaco’s befinden sich im Grossen und Ganzen in einem guten Zustand, 
doch lässt die Canalisation viel zu wünschen übrig. Das Wasser, welches bis jetzt 
von Nizza hergeleitet wurde, muss als vollständig unbrauchbar bezeichnet werden, 
und es wird zur Zeit eine neue Wasserleitung gebaut. 

Trotzdem die Aerzte Monaco’s und das Comite d’ Hygiene publique et de Salu- 
brite — eine Behörde, die eigentlich nur dem Namen nach existirt — es läugnen, 
kommen Erkrankungen an 7 Typhus vor, doch treten weder diese noch andere Infec- 
tionskrankheiten epidemisch oder sehr bösartig auf. Wie in anderen Plätzen der 
Riviera sind leichte fieberhafte Erkrankungen mit Tonsillaraffectionen auch hier nicht 
selten. Die schlecht ventilirten Räume des Casinos sind ein wenig empfehlenswerther 
Aufenthalt für Halsleidende, ausserdem bildet sich bei den ständigen Besuchern desselben 
leicht ein krankhafter Zustand aus, der sich in Kopfschmerzen, allgemeiner Depression, 
Anorexie, Uebelkeit, Schlaflosigkeit und Verstopfung äussert. Rascher Klimawechsel 
ist hier geboten. Schliesslich ist noch zu bemerken, dass die mit grossen Kosten 
angelegte Badeanstalt sich nur für die Sommermonate eignet und daher für Fremde 
nicht in Frage kommt. Es erhellt aus diesen Mitteilungen, dass Monte Carlo sich 
vorzüglich zu einem Wintersanatorium eignen würde, wenn eine Reihe leicht zu 
schaffender Verbesserungen angebahnt würden. 

San Remo. 

Die Vorzüge, die das Klima San Remo’s bietet, und die es daher besonders 
zur Ueberwinterung für Kranke empfehlen, sind so allgemein bekannt, dass hierüber 
kein Wort mehr verloren zu werden braucht. Wir referiren daher nur über die 
sanitären Einrichtungen, die nach den Mitteilungen des Correspondenten des Medical 
Record teilweise mangelhaft sind. Das Abfuhrwesen befindet sich in gutem Zustand, 
dagegen ist die Canalisation durchaus ungenügend und das Wasser der durch die 
Stadt fliessenden Ströme ist verunreinigt und daher nicht einmal zum Waschen 
brauchbar. Die Wasserversorgung findet durch eine sehr kostspielige Leitung von den 
Argallo-Quellen aus statt; dies Wasser ist vortrefflich; die Leitung in die Häuser 
hinein ist aber ungenügend. Eine neuerdings eröffnete Badeanstalt giebt den Fremden 
die Möglichkeit, warme Seebäder zu nehmen. 

Med. Record. 23. Juli und 20. August. Reunert (Hamburg). 


Wintering in Egypt. Von F. Peterson. 


Aegypten ist ein passender Aufenthalt für Kranke, weil die nahe Nachbarschaft 
der Küste die Entstehung von Wolken und Nebel verhindert und die Luft von allen 
Krankheitskeimen reinigt. Ausgenommen hiervon ist die Gegend des Nildelta, speciell 
Cairo, das wegen seiner wenig günstigen sanitären Verhältnisse, der hohen Mortalitätsziffer 
seiner Einwohner, des grösseren Feuchtigkeitsgehalts der Luft und der zuweilen vor¬ 
kommenden kalten Wintertage sich nicht zum ständigen Aufenthaltsort der Kranken 
empfiehlt. Die angenehmsten Monate in Aepypten sind October bis April, ev. kann 
auch der Mai hinzugezogen werden, später machen die Hitze und die Nilüberscliwem- 


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mungen ein Verweilen dort unmöglich. Die Kranken können ihr Hauptquartier 
entweder in Helouan, Gizeh oder Luxor aufsclilagen, eine raehrmonatliche Nilreise unter¬ 
nehmen oder ein Lagerleben in der Wiiste führen. Die drei zuerst erwähnten 
Orte sind Sanatorien, von diesen eignet sich Helouan wegen seiner Schwefel- und 
eisenhaltigen sowie salinischen Quellen besonders für Kranke, die an Gicht und chro¬ 
nischem Rheumatismus leiden. Wie Gizeh, das den meisten Comfort bietet, liegt es äusserst 
günstig und ist von Cairo leicht zu erreichen. Luxor ist weiter entfernt aber der 
trockenste, wärmste und sonnigste Platz in der Umgebung der Hauptstadt. Die Nil¬ 
fahrt bietet ausser den Vortheilen, die ein ständiger Aufenthalt in einem der Sana¬ 
torien gewährt, die Möglichkeit, sich in dem zu diesem Zweck gemictheten Schiff 
häuslicher einzurichten als es in den Hotels möglich ist, und lässt an dem Reisen¬ 
den die buntesten und wechselvollsten Bilder vorüberziehen, so dass die Zeit im 
Fluge vergeht. Bei dem andauernd schönen und regenlosen Wetter ist das Zeltleben 
in der Wüste ein wahres Vergnügen; man kann sich als Ziel eine der Oasen setzen 
oder wenn die Wüste zu monoton erscheint, südwärts dem Nil folgend reisen. 
Jagdliebhaber können dabei ihrer Passion im vollsten Masse genügen. 

Von Krankheiten, die in Aegypten herrschen, sind zu erwähnen: Diarrhöen, die 
mehr die Eingeborenen als die Fremden befallen; Typhus abdominalis und exanthematicus, 
Masern, Rückfallfieber, Pocken kommen in den dicht bevölkerten Stadttheilen Cairos 
vor, ebenso Diphtherie, während Scharlach, Keuchhusten und Mumps sehr selten sind. 
Pleuritis, Bronchitis und Pneumonie sind häufig aber zumeist die Folge von Unvorsich¬ 
tigkeiten, Malaria tritt in den Sommermonaten in einer milden Form an den Ufern 
des Nils auf. Tuberculose kommt bei Aegyptern uicht vor, wohl aber parasitäre Er¬ 
krankungen (Anchylostoma duodenale). Von der bekannten Ophthalmie werden 
Fremde selten befallen, und auch die schädliche Wirkung der Hitze (Sonnenstich) 
ist durch geeignete Vorsichtsmassregeln zu vermeiden. 

Das Klima Aegyptens eignet sich besonders für chronische Erkrankungen der 
Respirationsorgane speciell für beginnende Phthisen, für rheumatische Erkrankungen 
und für Reconvalescenten von acuten Leiden, ebenso für eine grosse Reihe Nerven¬ 
krankheiten (Hypochondrie, Hysterie etc.) wie auch für Neuralgien, die jeder sonstigen 
Behandlung gespottet haben. 

Medical Record 20. August. Reunert (Hamburg). 


Sanatorium auf See. Ein Vorschlag von Dr. W. Baiser. Die günstigen 
Einflüsse, welche Verf. an seinem eigenen Körper und Geist auf Seefahrten, namentlich 
auf einem der vorzüglich eingerichteten Schilfe des Norddeutschen Lloyds erfahren 
hat, haben ihm den Gedanken nahe gelegt, „Seereisen aus Gesundheitsrücksichten“ 
in unseren Heilschatz einzufügen. 

Der Gedanke ist nicht neu; wie er bei den seefahrenden Nationen schon seit 
langem mit gutem Erfolge realisirt wird, so ist derselbe auch bei uns Deutschen schon 
1890 von Valentin zum Gegenstand einer wissenschaftlichen Abhandlung gemacht 
worden. Ausgehend von der Erfahrung, „dass die mit dem Besuch des Curortes ein¬ 
geleitete günstige klimatische und Curwirkung in den meisten Fällen sich mit einer 
Periode von 5—6 Wochen in gewissem Sinne erschöpft,“ wird als fortgesetzt« Cur 
mit intensivem Orts- und Klimawechsel, wie er auf dem Lande und zumal im Winter 
mit grossen Gefahren verknüpft sein würde, die Seereise vorgeschlagen. Ein hier 
in Frage gezogenes Seeschiff mit all’ seinen schon durch den Ortswechsel be¬ 
dingten Anregungen, seiner vortrefflichen Verpflegung, seinen vorzüglichen hygienischen 
Einrichtungen erfüllt nicht nur die weitgehendsten Anforderungen, die man an einen 
Curort stellt, es kann auch ohne grosse Schwierigkeiten in ein „Sanatorium auf See“ 


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amgewandelt werden. Die gewandten Stewards nnd Stewardesses unter der Leitung 
einer geeigneten Oberaufsicht ersetzen das Personal, ein Heilgehilfe, den Badediener 
und Masseur der Anstalt, Die jetzt schon bestehenden Bade-, Apotheken- und ähnlichen 
Einrichtungen auf den Dampfern genügen für einen geübten Arzt, um die nötliigen 
therapeutischen Massnahmen durchzuführen. Selbstverständlich sind ernste und vor 
allem ansteckende Krankheiten von einem solchen fliegenden Sanatorium fernzuhalten. 
Als besonders geeignet für dieselben bezeichnet Verf. Patienten mit Blutarmuth, Neur¬ 
asthenie, mit gewissen Formen von rheumatischen und gichtischen Erkrankungen, mit 
chronischer Nephritis, mit Malaria-Kachexie und Convalescenten nach schweren opera¬ 
tiven Eingriffen. Für sie würde z. B. eine Beise nach dem La Plata oder eine Ost¬ 
asienreise, welche die Monate von Oktober bis Mai ausflillen und den Passagieren in 
Stationen, wie Ceylon, Aden, Aegypten, Italien, Corfu genügend Rast gestattet, von 
unübertrefflicher Wirkung sein. 

Berlin, klin. Wochenschr. 1892 N. 31. A. Neu mann (Berlin). 


Krankencomfort. 

Zusammenlegbares Zimmer-Badegefäss von Louis Grambow in Berlin 
(I). R.-P. 62472). Dieses Zimmer-Badegefäss ist in Form einer Wanne oder 
eines Badestuhles derart hergestellt, dass die Wanne oder der Stuhl leicht 
und schnell aufstellbar ist, ebenso leicht nach dem Gebrauche zusammengelegt 
werden kann, infolge dessen leicht transportabel ist und zu seiner Unter¬ 
bringung wenig Platz erfordert. 

Diejenigen Theile des Badegefässes, welche der Form die Festigkeit 
geben, wie der obere Band, der Boden, der Sitz, können aus Holz oder Metall 
hergestellt sein und werden mit einem wasserdichten Stoff z. B. Gummi, 
Oelleinwand, geöltem Segeltuch u. s. w., so verbunden, dass derselbe die 
Wandungen des Badegefässes bildet. 

Die Wandungen werden bei Benutzung des Gefässes durch am oberen 
Bande desselben abnehmbar angebrachte Versteifungsstangen, welche zugleich 
als Füsse dienen, straff gehalten. Letztere haben an den am Boden der 
Wanne oder am Sitzrahmen des Stuhles befindlichen Riegeln ein festes Wider¬ 
lager, so dass hierdurch das ganze Gefass eine sichere, zweckentsprechende 
Aufstellung erhält. 

An einem geeigneten Punkte kann ein Hahn zur Entleerung des Ge¬ 
fässes angebracht werden. Grundke (Berlin). 


Verstellbare Matratze von Gustav Fudickar in Merscheid bei Solingen. 
(D. R.-P. 60770). Die bisher üblichen Sprungfedermatratzen zeigen im Ge¬ 
brauch manche Unbequemlichkeiten und Mängel. Gewöhnlich enthalten die 
Kopftheile ebenfalls Sprungfedern, oder es werden besondere Keilkissen da¬ 
aufgelegt. Ferner können die Kopftheile meistens nicht als Rückeustütze 
beim Sitzen im Bett benutzt werden, und endlich, da die Federn nur oben 
nachgeben, entsteht nicht selten, insbesondere an den meistbelasteten Stellen, 
Erlahmung einzelner Federn und infolge davon treten Verflachungen oder gar 
Vertiefungen auf der Matratze ein. 

Fudickar will diese Uebelstände durch eine verstellbare Gurtsprungfeder¬ 
matratze mit selbstthätiger doppelter Federwirkung beseitigen. 


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Dieselbe hängt schwebend in dem Matratzenrahmen, indem die Längs¬ 
gurte über an den Kopftheilen des äusseren Matratzenrahmens angeordneten, 
lose gehenden Rollen geführt und unterhalb an dem Lattenboden, worauf die 
Sprungfedern ruhen, befestigt sind; nur die Quergurte sind mit dem Rahmen 
fest verbunden. Diese Einrichtung hat insofern eine Doppelwirkung der 
Sprungfedern zur Folge, als die letzteren bei Belastung der Matratze nicht 
nur von oben, sondern auch von unten her beansprucht werden; dadurch er¬ 
halten auch die über die Rollen laufenden Längsgurte eine gleichmässige 
Spannung, so dass besondere Federn in den Kopftheilen nicht nöthig sind. 
Die Einrichtung bewirkt ferner, dass die Sprungfedern stets in ihrer Gesammt- 
heit belastet werden und infolge dessen einzelne Federn nicht erlahmen 
können und erheblich weniger Federn als bei den gewöhnlichen Matratzen 
erforderlich sind. 

Durch die keilkissenförmig aufstehenden Kopftheile des Matratzenrahmens 
und die darüber gespannten Längsgurte werden ferner besondere Keilkissen 
ersetzt; sodann können die Kopftheile, welche mit dem Rahmen nur durch 
Scharniere verbunden sind, leicht hochgezogen und zu einer bequemen Rücken¬ 
stütze beim Sitzen benutzt werden, in welcher Stellung dieselben, da alsdann 
die Längsgurte sich infolge einer vortretenden Leiste des Kopftheiles straff 
ziehen, durch das Gewicht des Aufsitzenden selbst gehalten werden; endlich 
gestattet die Zusammenklappbarkeit der ganzen Matratze deren leichten 
Transport. Grundke (Berlin). 


Hygiene des Hauses und der Familie. 

Kochvorrichtung für Wasser im Grossen. 

Herr Werner v. Siemens hat nachstehende Zuschrift an die „Nat.- 
Ztg.“ gerichtet: Nur gekochtes Wasser zu trinken und in der Haus- 
wirthschaft zu benutzen, wird allgemein als das beste Schutzmittel gegen 
die Cholera empfohlen. Es ist aber nicht immer leicht, selbst mit den besten 
häuslichen Einrichtungen dieser Empfehlung Folge zu geben, da das Erhitzen 
des Wassers viel Heizmaterial und die darauf zu bewirkende Abkühlung des 
kochenden Wassers viel Zeit und Raum erfordert. Es ist jedoch nicht 
schwer, Einrichtungen zu treffen, durch welche der Brennmaterial - Aufwand 
ausserordentlich verringert wird und bei deren Anwendung man das Wasser 
sogleich im abgekühlten Zustande erhält. Man hat hierzu nur nöthig, irgend 
ein hinlänglich grosses Kochgefäss mit zwei Rohransätzen zu versehen, von 
denen der eine nahe dem Boden und der andere möglichst hoch angebracht 
ist und diese Ansätze mit den Rohrenden eines aus zwei ineinandergeschobenen 
Röhren bestehenden Doppelrohres zu verbinden. Wenn man nun durch das 
mit dem unteren Rohransätze verbundene Rohr durch die Wasserleitung oder 
von einem Reservoir aus Wasser in das Kochgefäss eintreten lässt, so wird 
dasselbe nach Füllung des Gefässes aus dem anderen Rohre austreten, nach¬ 
dem es das Kochgefäss durchlaufen hat. Wird nun das Wasser in diesem 
zum Sieden gebracht und dauernd in diesem Zustand erhalten, so muss das 
aus dem Kessel austretende siedende Wasser an das eintretende kalte seine 
Wärme durch die Rohrwand hindurch abgeben. Ist das Doppelrohr lang 


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genug und das innere Bohr aus gut leitendem Material, z. B. Kupfer gemacht, 
so wird das kalte Wasser schon nahezu siedend in den Kessel eintreten imd 
aus dem anderen Bohre nahezu vollständig abgekühlt wieder ausfliessen. 
Die Heizung hat dabei nur die unvermeidlichen Wärmeverluste zu ersetzen, 
die bei einer grösseren, gut gemachten Einrichtung sehr gering werden. 
Jeder geschickte Schlosser oder Klempner wird einen solchen Erhitzungs¬ 
apparat in kurzer Zeit herstellen und jede Köchin wird mit seiner Hülfe fast 
ohne Mühe und Kosten den Wasserbedarf des Hauses von allen gesundheits¬ 
schädlichen Keimen befreien können! Wenn aber auch auf diese Weise noch 
Hülfe gegen die schnelle Verbreitung der gegenwärtig grassirenden Seuche 
gebracht werden kann, so tritt nun doch auch die Frage an uns heran, ob 
nicht regelmässig alles durch Böhrenleitung den städtischen Bevölkerungen 
zugeführte Wasser vor dem Eintritt in die Leitung durch Siedetemperatur 
sterilisirt werden sollte. Eine solche Einrichtung wird kaum wesentlich ins 
Gewicht fallende Anlagekosten und auch nur geringe Unterhaltungs- und Betriebs¬ 
kosten verursachen, da der Wärmeverlust sich bei grossen, rationell angefer¬ 
tigten Anlagen auf ein Minimum reduziren lassen würde. Grundke (Berlin). 


Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 


. Geruchloses Pissoir vom Klempnermeister H. Krentzien in Bostock. 
Bei allen derartigen Anlagen hat man stets mit üblen Gerüchen zu kämpfeu. 
Ist keine reichliche Wasserspülung vorhanden, so trocknen Theile des Urins 
an den Wänden des Beckens schnell an und erzeugen unangenehme Gerüche. 
Die Steingutbecken und mit glasirten Kacheln und Steine belegten Wände 
haben ebenfalls mancherlei Nachtheile, wenn deren Glasuren nicht vollständig 
dicht sind und dieselben nicht aus einem Bohstoff hergestellt sind, welcher 
sich nicht glasig brennt und Flüssigkeiten schwer aufsaugt. Aus schlechtem 
Rohstoff gefertigte Kacheln und Fliesen saugen bei nicht dichter Glasur bekanntlich 
die Flüssigkeiten auf. Ganz geruchlos sind übrigens die Pissoirs mit ausreichender 
Wasserspülung auch nicht und bedürfen dieselben neben der Wasserspülung noch 
einer öfteren Beinigung durch heisses Wasser oder verdünnte Salzsäure. 

Bei dem geruchlosen Pissoir von Krentzin (D. B.-P. 60087) werden die 
mit dem Urin in Berührung kommenden Gefässwände von Pissoirs, Binnen 
und Böhren aus porösem Material, durch dessen Poren eine desinficirende 
Flüssigkeit oder ein flüssiges Fett vermöge der Cappilarität des Materials 
oder des hydrostatischen Druckes der Flüssigkeit hindurchgetrieben wird, 
durch letztere gereinigt. — Jedes Gefäss ist also doppelwandig; die inneren 
zu desinficirenden Wände sind aus porösem Material und die äusseren Wände 
sind aus dichtem undurchlässigen Material hergestellt. Zwischen den Wänden 
bleibt ein Zwischenraum zur Aufnahme der desinficirenden Flüssigkeit und 
sind diese Wände an ihren Bändern durch Niete, Schrauben oder auf andere 
Weise verbunden und gegeneinander abgedichtet. Die Flüssigkeit zur Bei¬ 
nigung dieses Pissoirs besteht meistentheils aus Oel und Carbolsäure, dieselbe 
hat sich in der Praxis gut bewährt und ist deren Verbrauch nur gering. 
Diese Pissoirs haben sich aber auch sehr haltbar bei Kältegraden bis zu 
16° B. erwiesen. Grundke (Berlin). 


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Ofen zum Trocknen und Verbrennen von Fäcalstoffen von Isaac David 
Smead in London. (D. R.-P. 61810) Die Einrichtung dieses gesundheitsun¬ 
schädlichen Abtrittes oder einer Anzahl solcher in Wohnräumen und beson¬ 
ders da, wo viele Personen sich anfhalten, wie in Gasthöfen, Krankenhäusern, 
Schulräumen und öffentlichen Gebäuden aller Art, wie auch in Privatwoh¬ 
nungen ist derart, dass die Entwickelung von gesundheitsschädlichen und 
krankheitserregenden Gasen aus Fäulnissbildungen wirksam verhindert wird, 
und zwar durch die zerstörende Wirkung der Wärme. Hierbei werden die 
Fäcalien zugleich getrocknet und carbonisirt oder verbrannt, anstatt mittelst 
Wassers in Flüsse oder Ströme oder auf Rieselfelder abgeführt zu werden, 
aus welchen sie krankheitserregende Gase und Stoffe verbreiten. 

Die Einrichtung enthält zu diesem Zweck einen grossen gusseisernen 
Ofen in welchem ein grosser gusseiserner Herd angeordnet ist, welcher mit 
zwei waagrechten Kammern versehen ist. von welchen die obere zur Auf¬ 
nahme von Fäcalien oder schädlichen Ablagerungen dient und Trockenkammer 
genannt werden soll. Die untere Kammer ist die Verbrennungskammer und 
diese ist mit einem Feuertopf versehen, der am vorderen Ende liegt Der 
Aschenraum ist vom Feuerraum durch eine dichte Querwand an allen Punkten 
abgetrennt, mit Ausnahme da, wo der Rost liegt, so dass alle Luft und Gase, 
die in den Aschenraum gelangen, gezwungen sind, auf dem Wege nach der 
Verbrennungskammer hin durch das Feuer zu streichen. 

Die Trockenkammer ist mit dem Abtritt im gleichen Stockwerk oder in 
darüber oder darunter liegenden Stockwerken durch weite Metallrohre ver¬ 
bunden. Dieselbe besitzt am vorderen Ende eine Thür und an dieser ist ein 
Schieber angeordnet, um den Eintritt von Luft in die Kammer regeln zu 
können. Am hinteren Ende ist die Kammer durch ein oder mehrere weite 
Rohre mit dem Aschenrauin in Verbindung. 

Der Boden der Trockenkammer setzt sich zusammen aus einer Metall¬ 
pfanne, die sich unter sämmtliche Abtritte erstreckt, und einer Platte, die 
den Raum zwischen ihrem vorderen Ende und der Vorderwand des Ofens 
ausfüllt. Diese Platte ist mit einer Oeffnung versehen und besitzt einen 
Schieber zum Schliessen derselben, woran sich eine Handhabe befindet, die sich 
durch die Vorderwand erstreckt, so dass man den Schieber nach Bedarf stellen kann. 

Der Boden der Pfanne ist nach dem Vorderende hin geneigt, so dass die 
Flüssigkeit aus den Ablagerungen an dem dem Feuer zunächst liegenden Ende 
sich sammeln kann und der zur schnellen Verdampfung führenden stärksten 
Hitze ausgesetzt ist. Zum Entleeren der Pfanne dient eine von aussen zu 
bedienende Abkratzvorrichtung. 

Um den Austritt von Rauch und Verbrennungsprodukten zu ermöglichen, 
ist die untere Verbrennungskammer mit dem Abzugsrohr verbunden, das über 
dem Dach ausmündet. Dasselbe erhält passende Einrichtungen zur Erzeugung 
eines starken Zuges. In grösseren Gebäuden ist dieser Abzug zweckmässig 
aus Stein auszuführeu, und unten in demselben befindet sich ein kleiner Herd zur 
Erzeugung eines Zuges, doch kann zu diesem Zweck auch ein Ventilator dienen, 
ln kleinen Gebäuden kann der Abzug aus einem Metallrohr bestehen, und zur Er¬ 
zeugung eines Zuges kann ein Bunsen-Brenner oder eine andere Heizquelle dienen. 


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Um zu hindern, dass die übelriechenden Gase aus der Trockenkammer 
in und durch die Abtritte streichen, wenn die Heiz- oder Aschenthür offen 
ist, ist der Trockenraum mit dem Abzugsrohr durch ein Rohr verbunden und 
in diesem ist eine Klappe oder ein Schieber angeordnet, derart, dass er für 
gewöhnlich das Rohr sperrt und die Gase aus dem Trockenraum zwingt, nach 
dem Aschenraum und von da durch den Verbrennungsraum zu streichen. 

Diese Klappe ist ausserdem durch geeignetes Hebelwerk mit dem Deckel 
der Abtritte derart verbunden, dass, wenn einer der Deckel geöffnet wird, 
sie geöffnet wird, so dass Luft und Gase aus der Trockenkammer direct nach 
dem Abzugsrohr gelangen. Wird der Deckel geschlossen, so schliesst sich 
auch die Klappe selbstthätig, und dadurch werden Luft und Gase gezwungen, 
aus der Trockenkammer in und durch das Feuer zu streichen. Letzteres ist 
also immer der Fall, ausgenommen, wenn ein Deckel gehoben oder der Ofen 
geöffnet wird. Die Abtrittsitze können natürlich zum Tbeil in einem Stock¬ 
werk, zum Theil im anderen angeordnet werden, nöthig ist nur, von jedem 
Abtritt ein Rohr in die Trockenkammer abwärts zu führen. Diese Rohre 
werden am besten gerade ausgeführt und von grossem Durchmesser, so dass 
die Abgänge direct in den Trockenraum fallen und nicht an den Wänden 
der Rohre haften. 

Die Wirkungsweise der Einrichtung ist folgende: 

Nachdem im Verbrennungsraum ein Feuer angelegt ist, wird die Luft in 
üblicher Weise durch die Aschenfallthür zugelassen, bis der Apparat sich er¬ 
hitzt hat und ein guter Zug hergestellt ist. Sodann wird der Schieber in 
der Thür der Trockenkammer geöffnet und die Aschenfallthür geschlossen, 
worauf Luft durch die Trockenkammer streicht und von hier zurück in den 
Aschenraum und aufwärts durcli das Feuer, während die Verbrennungspro- 
ducte vom Feuer durch die Verbrennungskammer und weiter durch den Ab¬ 
zug entweichen, in welchem, wie beschrieben, ein Zug erzeugt wird. 

Wenn dann die Abtritte benutzt werden, so werden die Abgänge von 
der Pfanne aufgenommen, woselbst sie der Wirkung der Wärme und eines 
beständigen Luftstromes unterliegen, diese vereinigte Wirkung trocknet die 
Abgänge derart aus, dass nach kurzer Zeit ein Oarbonisiren oder gar ein 
Verbrennen zu Asche eintritt, falls nur genügende Wärme vorhanden ist. 
Wenn nöthig, kann man, wenn die Pfanne gefüllt ist, ihren Inhalt in das 
Feuer abführen; die daraus entstehende Asche mischt sich dann mit der übri¬ 
gen nnd wird mit dieser entfernt. 

Die Vortheile einer solchen Behandlung von Fäcalien in gesundheitlicher 
Hinsicht sind bedeutend. Einer der Hauptvortheile ist, dass durch das schnelle 
Trocknen der Abgänge die Bildung von krankheitserregenden Keimen gehin¬ 
dert ist, da bekanntlich zu deren Bildung Feuchtigkeit nothwendig ist, und 
ferner, dass Hitze von dem nöthigen Grad immer erzeugt wird, welche das 
wirksamste bekannte Mittel zum Zerstören solcher Keime ist. 

Dies Verfahren macht es auch unnöthig, Wasser zu benutzen und die 
damit zusammenhängende Anordnung von Wasserleitungsröhren, Hähnen und 
Zubehör, und endlich wird durch das Verfahren die Abführung der Abgänge 
in Kanäle vermieden, woselbst sie sich zersetzen und faulen und gesundheits- 


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schädliche Gase abgeben, die in Wohnräume eindringen und die Luft zum 
Schaden der Gesundheit verunreinigen. Auch dadurch wird eine Verunreini¬ 
gung von Flüssen und Bächen vermieden, in welche sonst die Abgangsstoffe 
eintreten würden. Grundke (Berlin). 

Spucknapf mit Wasserfüllung von Fritz von Hagen in Berlin. (D.B.-P. 
62359.) Die Auffangeplatte dieses Spucknapfs liegt unter dem Wasserspiegel 
des Napfes, sie wird beim Gebrauch über den Spiegel gehoben und nimmt 
in dieser Lage den Auswurf auf, nach Gebrauch aber geht sie wieder in das 
Wasser des Napfes zurück. Der letztere findet in einem besonderen Behälter 
Aufnahme; die Bewegung der Platte wird durch einen Tritthebel vermittelt 
welcher mit dem inneren Ende unter einen Stift greift, der am oberen Ende 
den die Aufnahmeplatte haltenden Arm trägt. Wird der Hebel herunter¬ 
gedrückt, so hebt das innere Ende die Platte über den Wasserspiegel; in 
dieser Lage nimmt sie den Auswurf auf und bringt denselben bei dem nach 
Aufhören des Drucks auf den Hebel von selbst erfolgenden Abwärtsgange 
unter das Wasser des Napfes. Die Platte ist durchlöchert und nach oben 
gewölbt; die Durchlöcherung lässt das Wasser sogleich durchtreten und der 
Widerstand, den eine geschlossene Platte finden könnte, ist aufgehoben, ausser¬ 
dem verursacht das Wasser beim Durchtreten durch die Löcher eine Spülung, 
welche den Auswurf ablöst. Die Wölbung der Platte hat den Zweck, dass 
das Wasser und etwa in demselben schwimmende Auswurftheile beim Aus¬ 
tritt der Platte nach dem Band hin ab- bezw. in die Flüssigkeit zurücklaufen. 

Das den eigentlichen Spucknapf enthaltende Gehäuse ist zweckmässig 
mit einem Deckel abgeschlossen und derselbe mit der Vorrichtung zum An¬ 
heben der Aufnahmeplatte so in Verbindung gebracht, dass durch diese Vor¬ 
richtung auch das Oeffnen und Schliessen des Deckels vermittelt wird. 

Um die Bewegung des Hebels auch von Hand zu ermöglichen, wenn bei¬ 
spielsweise der Spucknapf vor dem Krankenbett Aufstellung findet, kann an 
dem Ende des Hebels in geeigneter Weise eine verticale Druckstange von 
entsprechender Länge angebracht werden, die am oberen Ende dem Kranken 
zugänglich ist, so dass durch Abwärtsdrücken der Stange der Deckel geöffnet 
und die Aufsaugeplatte gehoben wird. Grundke (Berlin). 

Therapeutische Notizen. 

Pigment liypertrophieen (,Sommersprosseu, Chloasma etc.) werden nach Saa 1 fe 1 d 
mit l°/ 0 iger Sublimatlüsung, mit Sapo kalinus, 30—50°/ o igen Schwefelsalben (darin 
5—10°/ o Natron), ferner Hydrargyr. praecip. alb., Bismuth. snbnitr. ää 2,5, 01. 
olivar. 1,0, Ungt. Cflycerini 4,0, ferner einer Naphtholpaste (ß — Naphtol 5,.—10,., 
Zinc. oxvdat., Amyli ää 12,5, Vaselin, flav. ad 50,.) behandelt. 


Taenien bekämpft Laborde mit Strontium lacticum 20, Aq. dest. 120, Glycerin, 
q. s. An 5 Tagen jeden Morgen 2 Esslöffel zu nehmen. 

Gegen Seborrhoea capitis: 

Resorcin. 0,9—1,2, Glycerini gtt. X—XX, 

Acet. cantharidat. 12,0, 01. amygdal. 16,0, 

Aq. coloniens. 30,0, Alcohol rft. 90,0—150,0, 

Aq. dest. ad 240,0. (Unna — Eddowes) 


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—<+ Aerztliche Polytechnik. 4+ 

Redacteur: Dr. G. Beck. 

Inhall: Operationsinstmment«: für Resectionen und andere Operationen am Knochen. — Elcctro-medl- 
cinfcehe Apparat«: Electro-telephonischer Apparat zur Diagnose der Herz- und Pulsbewegungen. — Benützung 
der städtischen Elektricltätsleitung für alle möglichen electro-therapeutlschen Zwecke. — Geburtshilfliche nml 
gynäkologische Instrumente: Zur Geburtshilfe. — Achsentractionsvorrichtung. — Intranterlnpesso. — Vaginal- 
Specula. — Verschiedene Vorrichtungen: Raslrkopfhalter. >— Dampfstrahlapparat. — Pastillenpresse. — Patent- 
hericht. 


Operationsinstramente. 


Ollier, Tratte des resections et des operations conservatrices qu’on peut 
pratiquer sur le Systeme osseux. 3 vol. 6. Masson Ed. Paris. Mit dem 
3. Band des Oliier’schen Werkes ist ein imponierendes, das Gesammtgebiet 
der ßesectionen darstellendes Buch vollständig geworden, das wohl für lange 
für dieses Gebiet der Chirurgie, (auf dem allerdings nicht alle Autoren in 
ihren Meinungen übereinstimmen), massgebend sein wird. Indem Ollier den 
heutigen Stand dieser Operationen darstellt, nicht allein die Indicationen und 
Operationsmethoden, sondern auch die physiologischen Grundlagen dieser Ein¬ 
griffe, pathologische Befunde, Endresultate eingehend bespricht, wird die 
gerade hier wichtige historische Seite des Gebietes, die ausgedehnte Literatur 
desselben vollauf gewürdigt und, wie es bei einem Kliniker von der Bedeu¬ 
tung Olliers nicht anders zu erwarten, erhalten wir in vielem die auf aus¬ 
gedehnte Erfahrungen und Studien basirten individuellen Anschauungen und 
Methoden Olliers ausführlich vorgeführt, begründet und durch zahlreiche Fälle 
illustrirt. Zahlreiche gute Holzschnitte, sowohl von pathologischen Befunden als 
von Endresultaten — wobei meist die Position so zweckmässig gewählt, dass 
auch das functionelle Resultat gewissermassen aus den Abbildungen ersichtlich 
wird — tragen zu den Vorzügen des Werkes wesentlich bei. Es kann hier 
nicht Aufgabe des Ref. sein, einen Auszug aus dem Werk zu geben, um so 
mehr als im -Centralbl. für Chirurgie sich ein ausführlicheres Referat findet, 
aber wie es bei einem Besuch einer Klinik oft nicht uninteressant ist, auch 
das Instrumentarium etwas zu mustern, sich zu überzeugen, welche Instrumente 
speciell bevorzugt werden, welche Modificationen der Kliniker in specie für 
wesentlich hält — so möge hier eine kurze Darstellung der von Ollier nach 
seiner ausgedehnten Erfahrung besonders empfohlenen resp. bevorzugten In¬ 
strumente auszugsweise angeführt sein. 

Bei dem grossen Gewicht, das 0. auf die subperiostalen Resectioneu legt, 
kommen die Raspatorien natürlich wesentlich in Betracht. Die Schabeisen 
(Fig. 295) O’s. bestehen aus einem Stahlstab dessen Ende 4eckig abgeplattet eine 
schräge Schneide hat und dessen Handgriff gut in der vollen Hand liegt. 0. betont 
besonders, dass die Schneide gut geschärft sein müsse, damit das ganze Periost, 
nicht bloss die oberen Schichten abgelöst werden; (leicht concave Schneide¬ 
fläche empfiehlt sich besonders bei cylindrischen Knochen), während das Ende 
an der untern Fläche glatt ist, ist es wieder oben leicht gerippt, um dem 
Finger einen festeren Stützpunkt zu geben. Es kommen verschiedene Formen 


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gekrümmter Raspatorien zur Anwendung, nur ausnahmsweise aber (wie am 
Gaumen) halbschueidende oder stumpfe. Die frühere Sonde rugine kommt nur 


j.aiAMAOcr 



Fig. 295. 

noch als Sonde bei den Resectionen in Anwendung, die Resectionssonde von 
Blandin wird in derartiger Modification benützt, dass dieselbe solid mit dem Hand¬ 
griff verbunden und auf der Concavität cannelirt ist. Als Retractoren kommen, 
um die Weichtlieile zu schützen, dürre Holzplatten, Zinn- oder Guttaperchablätter 
in Anwendung. Betr. der Wundhaken (Fig. 296) hebt 0. speciell hervor. 



Fig. ‘206. 


dass ihre Krümmung hoch genug sein muss, damit sie nicht bloss die Haut, 
sondern die gesainmten Weichtlieile umfassen, an ihrem umgebogeneu Ende 









381 


tragen sie ein stumpfes Häkchen, damit sie die gefassten Gewebe nicht zer- 
reissen. BetreiFs der Instrumente zum Erfassen und Festhalten der Knochen 
unterscheidet 0. solche für harte und solche für mehr weiche osteoporo- 
tische Knochen. Von den Fasszangen für feste Knochen (Fig. 297) 
muss man solide Fixation verlangen., die bei Ablösung des Periosts, bei An¬ 
wendung des Meisseis oder der Säge ein wichtiges Hilfsmittel ist. Von den 
zahlreichen geraden oder gekrümmten Zangen (Langenbeck, Fergusson) em¬ 
pfiehlt 0. besonders die Faraboeufsche Zange (Fig. 298), die sich vermittelst 



des doppelten Zapfenlochgelenks verschieden weit stellen lässt und durch die 
an der Spitze stark vorspringenden weiter nach hinten flacher (Fig. 299) 




Fig. 299. 

werdenden Zähne ein festes Fassen ermöglicht. Mit O.’s vielzahniger 
Zange, einer grossen gefensterten Löwenzange, lassen sich auch die festesten 
und härtesten Knochen solid fassen. Hat man es mit weichen Knochen zu 
thun, so müssen tiefer eindringende Instrumente benutzt werden und es 
kommen da an starke Museuxzangen erinnernde Hakenzangen (Davies erignes) 
(Fig. 300) die an ihrer Basis mindestens 3—4 cm Entfernung bieten sollen, 



Fig. 300. 

in ihre Rechte. Eine Klauenzange (Fig. 301) mit abnehmbaren Griffen und 
Stellschraube empfiehlt 0. für subcut. Patellarfracturen (bei denen er die 
blutige Naht nicht unbedingt indicirt erachtet) zur Fixation der Bruchflächen 


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aneinander, über dieselben und den umwickelten Verbandstoff wird dann zur 
weiteren Fixation ein entspr. Gypsverband angelegt. Für manche Fälle 



passen drehbare Zangen (Collin’sche daviers tournants) deren Branchen sirli 
drehen lassen, ohne dass die fest fassenden Zähne ihrem Griff nachgeben: 
letztere sind sehr spitzig 8—9 mm hoch, dringen leicht in den Knochen ein 



Fig. 302. 

und fassen so einen Gelenkkopf, ohne ihn zu zerdrücken. 0. konstatirt, dass 
die Fasszangen der meisten Fabrikanten zu schwer seien und die Hand leicht 



Fig. 303. 

ermüden, er wendet jetzt Instrumente von 150—200 g statt der früheren 
300—400 g schweren an. Zur Entfernung von Splittern oder Sequestern 



Fig. 304. 


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aus der Tiefe von Knochenhöhlen kommen specielle Sequesterzangen (wie sie 
Fig. 302 u. 303 als gerade und gekrümmte nach Collin’s Modell zeigt) zur 
Anwendung, die an ihren Griffen leichte Furchen tragen, um nicht abzugleiten 
Zum Abschaben und Ausschaben der Knochen dienen schar feLöffel, von welchen 
0. sowohl den perforirten scharfen Löffel von Luer (Fig 304) als den nicht per- 
forirten Yolkmanu’schen anwendet. Um spongiösen Knochen auszuräumen dient 
besondere auch ein von 0. warm befürwortetes Meisselmesser (couteau gouge) 
ein auf die Fläche gekrümmtes meisselartig excavirtes Knochenmesser mit 
breitem Rücken, stumpfer Spitze und solidem Handgriff, mit diesem einfachen 
und soliden Instrument, mit dem sich grosse Kraft entwickeln lässt, lässt 
sich Knochen ohne Erschütterung ausräumen, eine Sägefläche zurunden, Furchen 
in einen Knochen schneiden, kurz das Instrumentchen entspricht verechiednen 
Indicationen. 



Fig. 305. 


Harte Knochen erheischen Meissei und Hammer, betreffs des letzteren 
empfiehlt 0. sowohl den Bleihaminer, als den von hartem Holz, von den 
Meissein werden besonders solche mit solidem Griff' (aus Metall oder Hart¬ 
holz) (Fig. 305) und von genügender Länge empfohlen (20 cm), mit Recht 
betont 0. dass schlecht schneidende Meissei grösseren Schaden tliun können. 



als ein schlecht schneidendes Bistouri, indem sie nicht nur den Knochen er¬ 
schüttern, sondern auch Fissuren und Depressionen hervorrufen. Zu ver- 


Fig. 307. 

schiedenen Zwecken, wie Abtragen hervoretehender Knochentheile, Erwei¬ 
terung von Oeffnungen etc. wird auch die Luer’sche Hohlmeisseizange sehr 




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empfohlen, da sie keine Erschütterung macht und entgegen den gewöhnlichen 
Meissein nur durch Druck wirkt. 

Von den zur Perforation und Trepanation von Knochen construirten In¬ 
strumenten genügen die einfachen Pfriemen für weiche Knochen, die Per- 
forationspince von Nelaton (Fig.306) ist gut dirigirbar, sie dient zur Her¬ 
stellung von Zugangskanälen für dünne Stichsägen, Kettensägen etc. ist aber 
auch nur für spongiöses Gewebe zu benutzen, da sie compactes sprengt. Von 
den für Knochennaht etc. construirten Perforateuren wird besonders der 
Kurbelbohrer (Fig. 307) (perforateur ä manivelle) von Collin empfohlen. Bei 
seiner Anwendung zur Naht empfiehlt sich, die Bohrspitze perforirt zu wählen, 
damit gleich der Faden (Draht) eingefädelt werden kann und nicht extra 
durch den Bohrkanal durchgeführt werden muss, was oft auf Schwierigkeiten 
stösst. Die Trepliine ist ein Instrument, das weniger mehr angewandt wird 
und wohl nur mit den Poulet’schen Verbesserungen handlich ist. 

Zur Durchtrennung dünner besonders vorstehender Knochen eignen sich 
die Knochenzangen, deren Kraft zum grossen Theil von der Länge ihrer 
Branchen abhängt, besonders kleine Lister’sche Zangen (Fig. 308) mit 30—35° 



Fig. 308. 


Neigungswinkel zu den Branchen auf die Fläche hält 0. für sehr praktisch 
zum Egalisiren von Knochenenden etc. Durch excentrisches Schloss erreicht 
man eine mehr schneidende Modification. 

Zum Durchtrennen z. B. der fibula, ulna, metacarpi, Rippen etc. empfiehlt 
sich besonders eine gekrümmte Knochenzange (Fig. 309 u. 310) mit einer 



Fig. 309. 

concaven und einer convexen Schneide, von denen erstere unter dem zu durch¬ 
schneidenden Knochen durchgeführt wird und ihn hält während die convexe 
Klinge ihn durchschneidet. Von den Meissein dient der Tischlermeissel 



Fig. 310. 


(ciseau ä un biseaw) zum Egalisiren des Knochen oder zum Ausmeisseln in 
successiver Weise, indem man mehr oder weniger dicke Späne nach und nach 


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ab trägt, der Bildhauermeissei ist das eigentliche Osteotom (Macewen) trennt 
den Knochen bis zu bestimmter Tiefe oder ganz durch. 

Von den Sägen vindicirt 0. der Stichsäge (Fig. 311) besonders der 



Fig. 811. 


scie passe partout (ä guichet) die Bedeutung eines ausgezeichneten Instru¬ 
ments, das den Knochen in allen Tiefen durchtrennen lässt, ohne die Weich- 
theile sehr zu schädigen. Der Langenbeck’schen, Baimbaud’schen etc. Stich¬ 
säge zieht 0. die Adams’sche vor, bei der bloss der obere Theil der Klinge 



Fig. 812. 


die Sägefläche trägt, wodurch diese weniger zerbrechlich ist, während stumpfes 
Ende weiterhin befürwortet wird. Bei Abwägung des Werthes von Säge und 
Meissei wird im allgemeinen letzteres Instrument empfohlen, wenn es sich 
um Knochendurchtrennung in der Nähe der Epiphysen, im spongiösen Theil 
des Knochens handelt, während im compacten Gew r ebe an der Diaphyse die 
Säge in ihre Rechte tritt, von der solche mit breiter Klinge allerdings nur 
bei vorstehenden Knochen zur Verwendung kommen. Stets ist auf guten 
Stoff, Schärfe und Gleichmässigkeit der Zähne sorgfältig zu achten. 



Fig. 318. 


Von den Bogensägen (Fig. 312) wird die Burdeaux’sche, ganz ähnlich von 
Butcher (Fig. 313) angegeben, in jeder Neigung stellbare bevorzugt. 

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Ein grosser Bogen ist oft nöthig, wenn die Weichtheile nicht 1 ? geniren 
sollen. Filiforme schmale Sägeblätter, die durch eine vorher angelegte Bohr- 





Fig. 31 a. 


Öffnung eingeführt werden, empfehlen sich besonders wenn man eine V oder 
Aförmige Sägefläche bezweckt. Sicher werden die meisten Chirurgen 0. bei¬ 
stimmen, wenn er sagt „la scie ä guichet peut, ii la rigeur, remplacer toutes 
les autres, mais eile agit plus lentement et exige, pour etre bien maniee. une 
certaine habitude.“ 

Die Kettensägen werden von 0. trotz ihrer betr. der Asepsis zu 
hegenden Bedenken doch nicht ganz verworfen, vielmehr das ingeniöse des 
Instruments anerkannt; mit dem Handgriff (porte scie) von Mathieu ist die 
Führung des Instruments insofern erleichtert, als eine Hand die Säge führen 
kann und dadurch nicht so leicht die Richtung der letzteren geändert wird, 
mehr Harmonie in der Bewegung ist und die freie Hand den zu durchsägen¬ 
den Knochen mittelst Fasszange etc. halten kann. Auch die Strangsäge (scie 
funiculaire) wird für Knochen von geringer Consistenz wenigstens für brauch¬ 
bar erklärt, vorausgesetzt, dass der Strang nach jedesmaligem Gebrauch durch 
einen neuen ersetzt wird, was bei dem Preise desselben angeht. 


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Von [den mechanischen Sägen wird das Heine’sche Osteotom, die Charrtere- 
sche scie ä molettes und andere Scheibensägen näher beschrieben, besonders 



Fig. 315a. 


die Martin’sche Säge (Fig. 314) mit verschieden grossen pilzförmigen und 
platten Sägescheiben K K, dem vom Operateur mit beiden Händen geführten 
Griffe A, dem vom Assistenten geführten Trepanbogen B und dem bei D 
angebrachten Gelenk werden besprochen, wirkliche Vorzüge aber nur der 
Collin’schen Scheibensäge mit elastischer Transmission zuerkannt. 
Der Handgriff dieser scie ä volant besteht aus 2 Abtheilungen für beide 


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Hände (Fig. 315) des Operateurs, durch den Griff verläuft die centrale Axe, 
an der die Rolle angebracht, um die die elastische Transmission wirkt. Das 
Schwungrad von etwa 60 cm Durchmesser vermittelt eine grosse Geschwin¬ 
digkeit, die elastische Transmission mittelst eines Kautschukstranges gestattet 
dem Chirurgen die Stellung zu wechseln und in allen Directionen zu sägen 
und sind zu diesem Behufe 2 Reflexionsrollen am Handgriff angebracht. Die 
Platte am obern Ende des Handgriffs dient als Unterstützungspunkt gegen 
die Brust des Operateurs. Diese Collin’sche scie ä volant et ä transmission 
elastique, die Fig. 315 a in der Anwendung zeigt, erleichtert und vereinfacht 
besonders die Resection an Knochen, die man nicht deplaciren kann, sie ist 
u. a. besonders z. B. am Kiefer am Platz, w r enn man z. B. eine schmale 
Brücke des Unterkiefers erhalten will oder wenn man halbe Knochen, wie 
bei gewissen osteoplastischen Operationen gewissermassen halbiren will. Eine 
besonders interessante und neue Anwendung macht 0. von Nägeln resp. 
Knochenschrauben z. B. bei Disformitätcn durch ungleiches Wachsthum etc. 
Betreffs der Nachbehandlung hat 0. früher specielle Schienenapparate benutzt, 
ist aber mehr und mehr zu den einfachen Gypsschienen gekommen, die sich 
leicht für den speciellen Fall über den antiseptischen Verband appliciren 
lassen; circulaire Gypsverbände werden ganz veiworfen, w r enn der Patient 
nicht ganz überwacht werden kann. Für die besonders im Anfang indicirte 
Suspension eignen sich Drahtschienen, die speciellen Suspensionsschienen 
(Esmarch, Watson) doch lassen sich sehr einfache Vorrichtungen zu diesem 
Behufe anbringen, z. B. Ringe, Vorhangringe, Drahtbögen etc. in die Gyps- 
schiene mit einschliessen, in die die Suspensionsstränge (mit Haken versehen) 
eingehängt werden. Apparate für specielle Lagerung, continuirliche Extension 
etc. sind oft indicirt und möge hier zunächst ein zweckmässiger Stützapparat 
zum Verbandwechsel bei Hüftresection, (wie ein ähnlicher Apparat auch von 
dem Bandagisten Müller in München hergestellt wird) hervorgehoben sein, 
da er einer sehr vielseitigen Verwendung auch bei Fracfuren etc. fähig ist 
und viel Schmerz ersparen kann. 

Auch Vorrichtungen für permanente Extension lassen sich gut mit Im¬ 
mobilisation des Glieds, wie an der Hüfte, am Fuss etc. combiniren. Am 
Fuss z. B. nach Resection von Melatarsalknochen benutzt 0. eine zw-eok- 
mässige Combination von Fixation und Extension mittelst elastischen Zuges 
nach einem von der Sohle nach vorn abgehenden Stab — eine Vorrichtung 
wie sie in ähnlicher Weise Ref. besonders bei Hand Verletzungen mit Frac- 
turen oder Gelenkverletzungen bewahrt gefunden hat. Die Kapitel über die 
postoperative Behandlung der Resection enthalten viel wichtige praktische 
Winke und betont 0. sicher mit Recht auch hier, dass das Improvisiren von 
entsprechenden Hülfsmitteln von der grössten Bedeutung ist und der Arzt 
möglichst auf den Bandagisten nicht angewiesen sein soll; als Beispiel mag 
hier nur die einfache Art, eine Extension an der unteren Gliedmasse mittelst 
einer Bleisandale zu bewerkstelligen, angeführt sein. 

Wir zweifeln nicht, dass das im allgemeinen und speciellen Theil gleich 
erschöpfende Werk überall rasche Anerkennung finden wird und mögen die 
vorstehenden nur auf den instrumentellen Theil bezüglichen Bemerkungen 


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auch die Leser unserer Zeitschrift auf das schöne Werk aufmerksam machen, 
um so mehr, als ja nicht bloss die Resectionen, sondern die mannigfachen 
Conservativoperationen am Knochensystem ihre eingehende Darstellung finden. 

Sehr. 


Elektro-medioinische Apparate. 

Electro-telephonischer Apparat zur Diagnose der Herz- und Puisbewegungen 

von Dr. phiJ. Anton von Holowinski in Warschau. (D. R.-P. 62765). 
Gegenstand dieser Erfindung bildet ein mikrophonisches Instrument, welches 
„Rhytmophon“ genannt werden soll, und welches dazu bestimmt ist, jede 
physiologische Welle (z. B. Herz-, Puls-, Athmungscurven etc.) vermittelst des 
Telephons in einzelne, künstlich erzeugte Töne („Rhythmen“) aufzulösen. 








Fig. 316. 


Diese Töne sind genau synclironisch mit den Fusspunkten der auscultirten 
Wellen und gestatten also dem praktischen Arzt, die Herz- und Kreislaufs- 
kranklieiteu zu prüfen. Infolge einer besonderen mechanischen Einrichtung 
der raikrophonischen Kohlencontacte wirkt das Rhythmophon unabhängig von 
der Schwere und bewahren die Contactc ihre Tonempfindlichkeit ohne jede 
mikrometrische Regulirung ihres Druckes in allen Lagen und für mehrere 
Millimeter hohe Amplituten der Welle. 

Der mikroplionische Contact dieses Rhythmophons (Fig. 316) besteht aus 
zwei leichten Kohlenplatten x und r, welche vermittelst eines Platinhakens y 
sich gegenseitig berühren. Die Platten x und x, sowie der Haken y sind je 
an dem Ende einer metallischen Feder 1, 3 bez. 2 befestigt. Die Feder 3 
des Contactes£ ist mit der Röhre r des Gehäuses fest verbunden und wird für 
beständig vermittelst der Schraube e eingestellt. Die zwei anderen Federn 
1 und 2 sind an einem schaufelförmigen Ansatz M , von einander elektrisch 
isolirt, befestigt und mittelst dieses Ansatzes an einem •Metallplättchen b , in 
dem Mittelpunkt desselben (oder an irgend einer anderen federnden Auf¬ 
hängung) derart festgemacht, dass die Federn 1 und 2 sich in gerader Ver- 


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längerung eines in eine Pelote P endigenden Stäbchens N befinden, das eben¬ 
falls an b befestigt ist und zweckmässig auf eine an M sitzende Stiftschranbe 
aufgeschraubt wird. Die federnde Metallplatte b ist an den metallischen 
Ring k durch eine Ringmutter fest angedrückt und von der Röhre r durch 
einen Ring p aus isolirendem Material elektrisch isolirt. 

Das Gehäuse r des Rhythmophons ist an einer festen Achse f vermittelst 
eines Kautschukringes T und einer Feder S aufgehängt und in das Stativ 
(Fig. 316), welches zur bequemen Handhabung des Instrumentes dient, eingesetzt 

Die beiden Hauptmerkmale des Rhythmophons sind: 

1. Verlegung desjenigen Punktes, an welchem die Schwingungen aufge- 
nommen werden (P), an das eine Ende eines in seinem Drehpunkt B wenig 
federnden Hebels, dessen anderes Ende in dem gleichfalls federnden Doppel- 
contact x und y endet, und 

2. die federnde und relativ nachgiebige Aufhängung des geneigten Ge¬ 
häuses r selbst im Stativ. 

Wirkt nämlich eine Kraft/' 1 , Fig. 317, auf die Pelote P des Instrumentes, 
so verursacht 

1. die Kraftcomponente A, dass die Contacte x und y sich in der Rich¬ 
tung des Pfeiles vom Contact x zu entfernen bestreben, und 

2. die andere Kraftcomponente A*, dass gleichzeitig das Gehäuse r im 
Stativ in der Richtung des Pfeiles A 1 verschoben wird. 

Bei entsprechenden und relativen Elasticitäten der obigen beiden federn¬ 
den Aufhängungen werden also grosse Amplituden der Pelote P nur sehr 
kleine, aber proportionale Verschiebungen der beweglichen Contacte x y her¬ 
vorbringen, wodurch der gegenseitige Druck der Kohlen die Grenzen der er¬ 
forderlichen Empfindlichkeit für schallerzeugende Widerstandsänderungen nicht 
überschreitet. Die minimalen mechanischen Erschütterungen bei einer gehen¬ 
den Taschenuhr werden ebenso leicht durch einzelne Töne wiedergegeben, 
wie die Wellen eines Pneumogramms von mehr als 3 mm Amplitude, ohne 

dass man die erstmalige Regulirung zu ändern 
brauchte. Das Rhythmophon erübrigt dem 
Arzt die mühsame graphische Analyse phy¬ 
siologischer Wellen und gestattet ihm, einen 
raschen Schluss über die relative Lage der 
Fusspunkte beliebig langsamer Schwingnngen, 
welche dem Rohr unmittelbar gar nicht zu¬ 
gänglich wären, auf acustischem Wege mit 
Präcision zu ziehen. 

In den Fig. 316 und 317 ist als Beispiel das 
Modell eines Stativs gegeben, welches mit 
dem Rhythmophon verbunden werden kann. 
u bezeichnen die Haken zum Befestigen des 
Instrumentes. Die Höhe der Aufhängung der 
Pelote kann mit Hülfe der Muttern G be¬ 
liebig geändert werden. 

Das beschriebene Instrument wird in einen Stromkreis, welcher ein oder 



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mehrere Telephone und ein Element oder eine Batterie enthält, in folgender 
Weise eingeschaltet: 

Der eine Draht d' dieses Stromkreises führt zur isolirten Schraube H 
des das Instrument tragenden Stativs und von da zum Ring k, welcher mit 
der federnden Metallplatte b bezw. dem federnden Drehpunkt B des Hebels 
N M und dem Contactstück x leitend verbunden ist. Der andere Draht des 
Telephonstromkreises steht bei 0 mit einer Unterbrecherfeder 0 J in Ver¬ 
bindung, welche, so lange kein Druck auf den Knopf J ausgeübt wird, an 
der Schraube L anliegt, die durch einen Draht d* bei r 1 mit der Röhre r 
und dadurch mit dem Contactstück z in leitender Verbindung ist. 

Piffard (New-York) beschreibt seine Einrichtung zur Benützung der 
städtischen Elektricitätsleitung für alle möglichen elektrotherapeutischen Zwecke, 

welcher er den Namen „Adapter“ giebt. Das Schema derselben ist in Fig. 318 
dargestellt: 



Fig. 318. 


A. Polklemmen zur Verbindung mit der städtischen Dynamo-M. 

B. Applicationselektroden mit eingeschaltetem Patient. 

C. Rheostat. 

D. Milliamperemeter. 

E. Glühlampe von 16 N. K. Stärke mit approximativem Widerstand von 
240 Ohms. 

F. Glühlampe von 16, 32 oder 50 N. K.-Stärke, deren Widerstand bezw. 
240, 120 oder 80 Ohms betragen. Lampen von noch niedrigem Widerständen 
oder ein Stöpselwiderstand, der nur einen Bruchtheil von 1 Ohm beträgt, 
lassen sich ebenfalls benutzen. 

G. Gewöhnliche Telegraphen-Klopfer. 

H. Gewöhnliche faradische Spule. 

7. Polklemmen dieser Spule. 

J. Klemmen zur Ladung einer Accumulatoren-Batterie oder zur Ein¬ 
schaltung einer Glühlampe. 

K. Ein Wassergefass zum Benetzen der Elektroden. 


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Man hat somit 6 verschiedene Stromleitungen, welche entweder unabhängig 
von einander oder deren zwei eventuell gleichzeitig benutzt werden können, 
nämlich 

1. Den directen Strom, der von -1- A nach der einen Polklemme bei F, 
von hier seinen Weg über /», (\ I), E nimmt, um bei — A wieder auszutreten. 

2. Wird die im vorigen Fall zwischen den bei V befindlichen Polklemmen 
aufgehobene Verbindung durch den aus der Figur ersichtlichen Taster ge¬ 
schlossen, so erhalten wir einen in F abzweigenden Nebenstrom, der von F 
nach E geht und mit dem Hauptstrom bei — A austritt. Es ergiebt sich 
hieraus eo ipso, dass die Stärke des Hauptstroms um so mehr vermindert wird, 
je geringer der Widerstand der Glühlampe F, und dass bei Oeffnung und 
Schluss des Tasters bei F der Patieut in B je nach der Grösse des Wider¬ 
standes der Lampe F kleinere oder grössere Oeffnungs- und Schliessungsreize 
erhalten wird. 

3. Der Telegraphentaster in G hat die nämliche Wirkung wie der Taster 
in F mit dem Unterschiede, dass sich hier ein constanter Widerstand von 
20 Ohms befindet. Die gleichzeitige Anordnung dieser beiden Widerstände 
fand statt zur Ausprobirung ihrer relativen Zweckmässigkeit und glaubt P. 
hiernach schliesslich der Vorrichtung in G den Vorzug geben zu sollen; es 
könnte somit die Vorrichtung in F wohl cassirt werden. 

4. Ein rasch oscillirender Strom wird bewirkt, wenn die färadische Spule 
auch in den Stromkreis geschaltet wird, wobei wieder ein durch letztere 
gehender Nebenstrom entsteht, sofern der Hauptstrom durch den Körper des 
Patienten in B geleitet wird. Da der Widerstand in der faradischen Spule 
äusserst gering ist, so wird der Unterbrecher des Inductionsapparats beinahe 
die Totalität des Stroms nach dieser oder jener Seite und somit die physio¬ 
logische Wirkung rasch sich folgender Stromaltemirungen hervorbringen. 

6. Die Ladung einer Accumulatorenbatterie findet statt durch deren Ein¬ 
schaltung bei J und Ersetzung der Glühlampe von 16 N. K. Stärke bei E 



Fig. 319. 


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durch eine solche, welche der Capacität der zu ladenden Batterie entspricht. 
Erstere würde wohl für eine 10- oder 15-Amperes-Stunden-Batterie genügen, 
für grössere Batterien jedoch müssen Lampen von 32, 50 oder 100 N. K. 
Stärke benützt werden. Als Regel kann hierbei gelten, dass der Strom für 
je 20 Amperes-Stunden-Capacität der Batterie die Intensität von 1 A. nicht 
übersteigen soll. 

Diagnostische Miniatur-Lampen von 2 bis 6 N. K. Stärke können eben¬ 
falls zwischen den Polklemmen bei I eingeschaltet werden, sofern bei E eine 
Glühlampe von genügender Stärke eingesetzt ist. Solche Untersuchungslämp¬ 
chen erfordern gewöhnlich einen Strom von 1 A, der eine 32 N. K. Lampe 
bei E benöthigen würde. 

Der ganze Apparat ist in Fig. 319 abgebildet. 

Bezüglich der Rheostaten bemerkt P., dass sich sowohl der Gaertner- 
Leiter’sche, als der Lewandowsky'sche für seine Zwecke als unbrauchbar er¬ 
wiesen. Dagegen wurde ihm von der Firma Ford ein guter Wasser-Rheostat 
(modificirter Bayley’scher Rheostat) geliefert. Als Milliamperemeter benutzt 
er amerikanische Instrumente, die unsern Lesern kaum bekannt sein werden. 

Weitere hier beigefügte construirte Details, sowie P.’s Bemerkungen über 
Kataphorese, über den Widerstand des menschlichen Körpers übergehend sei 
hier noch der Beschreibung seines galvanokaustischen ebenfalls durch die 
städtische Electricitätsleitung betriebenen Apparats gedacht. 



Fig. 320. 


Die Erfahrung lehrte nämlich P., dass es besser sei, den Strom der 
städtischen Leitung in mechanische Bewegung als in chemische Wirkung zu 


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transformiren, und sodann diese Bewegung in Elektricität eines niedrigen» 
Potentials zu verwandeln, wobei der gelieferte Strom die approximative Stärke 
desjenigen einer Accumulatorenbatterie erhält. Der hierzu dienende Apparat 
ist in Fig. 320 dargestellt. 

1. Aus einem Elektro-Motor von 1 j s H P, der in einen städtischen Strom 
von 110—120 Volts eingeschaltet ist. 

2. Neben dem Motor befindet sich eine kleine Dynamo, welche mit ihm 
mechanisch mittelst einer Axe verbunden ist, die beide Armaturen dreht. 
Desgleichen ist der Motor mit der Dynamo elektrisch so verbunden, dass einem 
Tlieil des ursprünglichen Stroms gestattet wird durch die letztere zu circuliren. 
Diese Verbindung lässt sich leicht unterbrechen, wenn der Motor nur mecha¬ 
nischen Zwecken dienen soll. P.’s Maschine ist für 2 V. und 30 A., demnach 
für 60 W. berechnet, allein sie liefert in Realität sogar über 70 W. elek¬ 
trischer Energie. 

3. Die Galvanokauter erfordern im Allgemeinen je nach ihrer Grösse 
20—40 A. für Weissglühhitze. Zur Mässigung der Stromstärke wird daher 
für kleinere Kauterien ein geeigneter Rheostat benöthigt. P. bedient sich 
hierzu eines 108 Zoll langen Neusilberdrahts No. 12, dessen Unterbrechung 
in bekannter Weise regulirt wird. 

4. Dem vorstehenden Ende der Dynamo-Axe kann ein Fächer angefiigt 
werden, dessen ventilirende Wirkung zur Sommerszeit äusserst angenehm ist. 
Während seines Spiels ist die elektrische Verbindung zwischen dem Motor 
und der Dynamo unterbrochen. 

5. Die Drehungsgeschwindigkeit des Fächers lässt sich leicht reguliren, 
wenn der den Stromschluss in der (nicht abgebildeten) Lampe bewirkende 
Stöpsel entfernt und statt seiner eine Glühlampe eingesetzt wird, welche ver¬ 
möge ihres Widerstandes die Stromstärke herabsetzt; je geringer die Leucht¬ 
kraft der Lampe, desto langsamer wird sich der Fächer drehen. So bewirkt 
z. B. eine 16 N. K. Lampe einen leichten Zephyr, eine 32 oder 50 N. K. 
Lampe einen ziemlich starken Wind, während ein wahrer Cyclon entsteht, 
wenn der Stöpsel eingeschaltet bleibt. 

6. Soll der Motor hingegen mechanisch chirurgische Arbeit verrichten, 
Messer, Meissei, Sägen etc. bewegen, wobei keine mechanische Kraft verloren 
gehen darf, so muss die Bewegung durch ein Zahnrad vermindert werden, 
wodurch bezw. die Schnelligkeit von 2200 Drehungen auf 1 / i oder '/« dieser 
Zahl ohne nennenswerthen Kraftverlust reducirt wird. 

7. Mittelst eines Uebertragungs-Riemens kann der Motor mit einer Noltz- 
Maschine zur Erzeugung statischer Elektricität und diese ihrerseits wieder als 
Elektricitätsquelle zur Erzeugung von Ozon benutzt werden. Es ist dies nach 
P.’s langjährigen Versuchen in allen möglichen Richtungen das beste Mittel, 
um den hierzu erforderlichen primären elektrischen Strom zu erhalten. Der 
beste Ozon-Generator ist nach P. derjenige von Siemens. 

Sämmtliche hier beschriebenen, von P. construirten Apparate werden in 
ausgezeichneter Weise von der W. F. Ford Surgical Co. in New-York ange¬ 
fertigt. N.-Y. med. Journ. July 11. 1891. Separatabdrnck. 


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Geburtshilfliche und gynäkologische Instrumente. 

Instrument zur Geburtshilfe von Peter Mc. Cahey in Philadelphia 
(V. St. A.). (D. R.-P. 62846). Dieses Instrument verfolgt den Zweck, an dem 
Kopf oder einem anderen Körpertheil des Kindes einen festen Halt zu ge¬ 
winnen, ohne irgend welche metallene Instrumente, wie Zangen und dergl. 
zu benutzen Es besteht darin, dass durch dasselbe ein leerer Raum zwischen 
dem Kopf oder einem anderen Körpertheil des Kindes und einem geeigneten 
Gelass hergestellt wird, das so gebildet ist, dass es nach Herstellung der 
Luftleere an dem Kopf oder dem betreffenden Körpertheil haftet, von dem 
Geburtshelfer ergriffen und so dem Kinde die erforderliche Hülfe gegeben 
werden kann. In Fig. 321 ist ein solches Gefäss und die Art und Weise, 
wie die Luftleere zwischen ihnen und dem betreffenden Körpertheil des Kin¬ 
des geschaffen wird, zur Anschauung gebracht. 



Fig. 321. 


A bezeichnet die eigentliche Schale, welche ganz aus nachgiebigem 
Material, wie Gummi hergestellt sein kann, an dieser Schale ist das Rohr B 
befestigt, welches mit einem Hahn C versehen ist, der zwischen dem Rohr 
und der Schale angebracht sein kann. D ist eine mit Kolben und innerem 
Ventil versehene Säugpumpe bekannter Art, deren Ventil den Rücktritt der 
Luft, nachdem der Kolben vorgetrieben ist, verhindert. Die Anordnung kann 
auch derart getroffen werden, dass die Luft durch eine Schlauchleitung ab¬ 
gesaugt wird und dass ein besonderer Griff vorgesehen ist. Der Gebrauch 
des Instruments ist einfach und handlich. 

Ly man (Baltimore) schlägt eine neue Achsentractionsvorrichtung vor, 
welche an jeder Geburtszange angesetzt werden kann. Die Bestandtheile 
dieser Vorrichtung sind: I) die Zugstange c, 2) der Hebel c und 3) der Griff f. 

1) Die Zugstange c wird mit ihrem distalen hakenförmigen Ende d in 
den Schlosswirbel eingesetzt, das proximale, mit dem Hebel e charniermässig 
articulirende Ende ist mit der Lasche j versehen, mittelst deren die Zug¬ 
stange durch einen einfachen Tuchstreifen sich so mit den Zangengriffen ver¬ 
binden lässt, dass nicht nur sie selbst an jeder Seitenbewegung verhindert 
wird, sondern auch die Zangengriffe wie durch eine Klammer zusammenge¬ 
halten werden. 


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2) Der Hebel e , der die Richtungsveräudtrung des vorzuuehmenden 
Zuges vermittelt, stellt eine Schraubenspindel dar, auf welchen die mit dem 
Durchlass h versehene Schraubenmutter y sich an jede beliebige Stelle 
bringen lässt. 



Fig. 324. 


3) Ist schliesslich der Griff f durch den Ring h durch gesteckt, so ist ans 
Fig. 324 leicht ersichtlich, in welcher Weise operirt wird. Je stärker die 
Beckenkrümmung ist, welche die benutzte Zange besitzt, desto weiter muss 
das Verbindungsstück g von der Articulationsstelle des Hebels e entfernt 
werden, und vice versa. Fig. 323 zeigt in welcher Weise die Vorrichtung 
compendiös verpackt werden kann. Sie wird von der Firma Tiemann & Co. 
107. Park Row in New-York angefertigt. 

Der geburtshülfliehen Gesellschaft wurde von Dr. Hanks ein neuer 
Intrauterinpessar vorgelegt, das zugleich als Drain-Rohr dienen kann, da 
dasselbe, wie Fig. 325 zeigt, eine beidseitig geschlitzte Röhre mit geschlossenem. 



Fig. 325. 

abgerundeten Ende darstellt. Material: Hartgummi, Nummernsatz in 3 Grösseu 
von Vj 2 bis 2 1 /., Zoll Länge, Durchmesser circa 1 / 10 Zoll, Schlitze 1V 3 Zoll 


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397 


lang, Flansche circa */ 8 Zoll breit. Das Pessar wird in seiner Lage durch 
einen Silberdraht fixirt, der ’/» Zoll hinter der Flansche und */„ Zoll über 
dem äusseren Muttermund durch den Cervix und durch die Schlinge des 
Pessars hindurchgeführt und dessen Enden über die auf der Flansche sicht¬ 
baren ltinnen hinüber nach dem Innenraum des Pessars gezogen werden. 
Verschiedene Patientinnen trugen solche Pessare 3 und 4 Monate lang ohne 
irgend welche Beschwerde. (Amer. Journ. of Obstetrics 1891. April.) 

Zwei neue Vaginal-Specula von W. A. Stil lmann, Albany. St. erblickt, 
namentlich mit Bezug auf einen virginalen oder soust kleinen Introitus vaginae, 
einen grossen Vortheil in der Construction eines Speculum’s, das gestattet 
die obere resp. die vordere Wand der Vagina zu heben, ohue den Introitus 
hierfür in Anspruch nehmen zu müssen. Nach vielfachen Versuchen in dieser 
Richtung erreichte er diesen Zweck endlich dadurch, dass er den Drehpunkt 
des obern resp. kürzeren Speculum-Blattes einen Zoll weit in distaler Rich¬ 
tung zurücksetzte, so dass derselbe sich innerhalb des Introitus befindet, wie 
dies aus Fig. 320 ersichtlich ist, und demSpeculmn im Uebrigen eine unver- 



Fig. 326. 


änderliche fiir die meisten Fälle hinreichende Lichtweite ertheilte, somit jene 
Vorrichtungen bei Seite Hess, welche die Vergrösserung der Lichtweite am 
Introitus bezwecken. Nebstdem erwähnt St. noch als Vorzüge seines In¬ 
struments seine leichte Zerlegbarkeit und Reinigungsmöglichkeit, sein geringes 
Gewicht, da dasselbe aus Aluminium gefertigt ist, die flache nach hinten 
verbreiterte Form der Blätter, welche leichte Einführung gestattet, ohne die 
Erweiterung des Innenraums der Vagina zu beeinträchtigen u. a. m. 

Den oben erwähnten Zweck verfolgt auch das in Fig. 327 abgebildete 
röhrenförmige Speculum, bei welchem ein Tlieil der oberen Wand durch einen 
Schraubenmechanismus sich so heben lässt, dass das Gesichtsfeld bedeutend 



Fig. 327. 


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398 


erweitert wird. Dasselbe theilt mit obigem den Vorzug leichter Einführung, jedoch 
kann es nicht als „aseptisches“ Instrument gelten, da es nicht zerlegbar ist. 

Die Firma Tiemann & Co. war dem Erfinder bei der Construction dieser 
Instrumente in vorzüglicher Weise behülflich. 

(Boston med. und surg. Journ. 1891, Julj r 23.) 

Verschiedene Vorrichtungen. 

Ein transportabler an jedem beliebigem Stuhle zu befestigender Rasir- 
kopfhalter (I). R.-P. 63234) welcher so konstruirt ist, dass er zusammengelegt 
(in der Tasche) überallhin mitgeführt werden kann, um ein leichtes und an¬ 
genehmes Rasiren auf einem gewöhnlichen Stuhle zu ermöglichen, wird 
von Hans Wild in Cassel angefertigt. 



Fig. 328. 


Namentlich dürfte sich diese Vorrichtung für Spitäler und Bazar ethe 
eignen, um schwachen Patienten beim Rasiren die zuvor erwähnte Erleich¬ 
terung zu gewähren. 


Dampfstrahlapparat von PaulAmmensdörferin Stuttgart (D. R.-P. 63076). 
Die Vorrichtung besteht aus einem Kessel o, welcher die zu verdampfende 
Flüssigkeit enthält. Der durch Einwirkung der Flamme erzeugte Dampf zieht 
durch ein Rohr n ab, welches derartig gebogen ist, dass es in gewisser, nicht 
zu grosser Entfernung beim Boden des Kessels vorüberzieht und dann senk¬ 
recht aufsteigend aus dem Kessel austritt. 

Der Zweck dieses Rohres ist, den feuchten Dampf, welcher sich in dem 
oberen Tlieil des Kessels sammelt, nach Möglichkeit zu trocknen. Das Dampf¬ 
ableitungsrohr n, welches schliesslich in die Spitze l ausmündet, ist durch 
Bänder p an der Kesselwandung befestigt. Eine Stopfbüchse r sorgt für 
luftdichten Abschluss gegen den oberen Kesselboden. Der Kessel a ist mit 
dem Mantel des Dampfstrahlapparates durch ringförmige, vertical durchbohrte 
Stützen i verbunden, so dass zwischen der Kesselwandung und dem Umhüllungs¬ 
mantel m des Apparates ein Abzug d für die Heizgase frei bleibt, welche 
durch Oeffnungen s entweichen. 

Die Erwärmung des Kessels kann durch eine gewöhnliche Spirituslampe </ 
bewirkt, werden, welche in irgend einerWeise mit dem Boden b der Vorrich- 


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399 


tung dauernd oder abnehmbar verbunden ist. Der Boden b trägt Luftzufiih- 
rungslöcher c c x . Ein Griff h gestattet, das Gefäss beliebig zu transportiren. 
Um Explosionsgefahr zu verhüten, dient ein 
kleines Ventil v, welches in den Gewinde¬ 
stopfen f der Füllöffnung eingelassen ist. Das 
Ventil wird durch eine regulirbare Feder r, 
auf seinen Sitz gepresst. 

B Ueber den Zweck sowie über die Vor¬ 
züge des neuen Apparates ist zu bemerken, 
dass derselbe zunächst für die Erzielung eines 
trockenen Dampfstrahles sich vortrefflich 
eignet. Derselbe kann jedoch auch ange¬ 
wendet werden, um Salmiakwasser, Carbol- 
wasser oder mit anderen Flüssigkeiten bezw. 
ätherischen Stoffen versetzte Mischungen zu 
verdampfen. Die Wahl dieser Stoffe richtet 
sich nach dem besonderen Zweck, welchem 
der Apparat jeweilig dienen soll. Vorzüglich 
geeignet ist derselbe zur Vertilgung von Un¬ 
geziefer zur Desinficirung von Kranken¬ 
zimmern u. s. w. Fig- 329. 

Pastillenpresse von W. Kilian in Berlin (D. R.-P. 63185). Die zur Auf¬ 
nahme der zu pressenden Masse dienende, auf einem feststehenden Stempel 
verschiebbar angeordnete Stempelhülse kann durch eine Kupplungsvorrichtung 
derart mit der Druckspindel verbunden werden, dass sie am Stempel entlang 
zur Bildung des Aufnahmeraumes für die Masse nach oben bewegt werden 
kann. Es wird durch diese Einrichtung die leichte und schnelle Herstellung 
sowohl eines beliebig grossen Hohlraumes für die Pastillenmasse als auch die 
Fabrikation tadelloser Pastillen selbst ermöglicht, da letztere nach der Pressung 
aus der Stempelhülse durch die dann von der Maschine aus bewirkte Abwärts¬ 
bewegung der letzteren glatt herausgedrückt werden, so dass sie frei oben auf 
dem Stempel liegend zum Vorschein kommen und abgenommen werden können. 
Besonders vortheilhaft ist diese Einrichtung für die Verwendung pulverförmiger 
Pflanzenstoffe, aus denen nunmehr feste und vollkommen glatt aussehende 
Pastillen ohne den Zusatz besonderer Bindemittel hergestellt werden können. 



Literal ur. 

Anleitung 1 zur Sparsamkeit beim Verordnen von Heilmitteln. Herausgegeben vom Allg. 
Deutsch. Knappschaftsverbande. Berlin SW., Königgrätzerstr. 85a, aufgestellt von Dr. Oscar 
Liebreich, Geh. Med.-Rath o. ö. Prof, der Königl. Friedrich Wilhelms Universität zu Berlin. 

In dieser Anleitung sind diejenigen Vorschriften gegeben, welche für billige Arzneiverord¬ 
nung unbedingt befolgt werden müssen. Jeder Arzt, welcher sich der Mühe unterzieht, nach 
diesen Vorschriften und dem ebenfalls im selben Verlage erschienenen Werke „Berechnung und 
Verordnung von Arzneien“ einige Rezepte zu berechnen, wird sehr bald die genügende Uebung 
erlangen können, um jede Uebertretung der erforderlichen Vorschriften zu vermeiden. 

Preis pro Exemplar der Schrift : 

„ Berechnung und Verordnung von Arzneien“ 1,10 M. 

„Anleitung zur Sparsamkeit beim Verordnen von Heilmitteln“ 0,43 M. incl. Porto. 


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400 


Patentbericht. 

Deutschland. 

Patentanmeldungen. 

Nr. 4882. Frottierapparat. — Fr. Mager in Frankfurt a. M. 

„ 4888. Artikulator. — C. Ash & sons in Berlin. 

„ 4903 u. 4904. Sterile Verpackung. — Paul Hartmann in Heidenheim. 

„ 4905. Kugelförmige Saugflasche. — Rieh. Schelies in Hamburg, 
ii 4976. Binde aus Baumwollensammt. — Dugald Scott in Manchester, 
ii 4977. Saugflasche. — Maischhöfer, Höll & Co. in Pforzheim. 

„ 4980. Sport-Suspensor. — W. J. Teufel in Stuttgart. 

i, 4989 u. 4990. Gestrikter Leibwärmer. — S. G. Seifert in Taura b. Burgstädt. 

„ 4998. Rhabarber in Würfelform gepresst. — Dr. H. Remmler in Berlin, 
n 5000. Luftpumpen — Rafraichisseur. — O. Köttner in Berlin, 
n 5118. Flacon aus Hartgummi. — Jac. Biorlein in Berlin. 

ii 5125. Dampfstiefel. — Marg. Keidel in Zehlendorf. 

* 5200. Instrument zum Entfernen eingewachsener Nägelteile. — M. Trebin in Berlin. 
r 5201. Schleifapparat für Hühneraugen und Hornhäute. — P. R. Magnus in Lübeck. 

, 5207. Stauberohr aus einem Stück. — Leipziger Gummiwaarenfabrik vorm. Jul. Marx. 
Heine & Co. in Leipzig. 

B 5211. Zerßtäubungsapparat. — I. P. Schnitzler in München. 
n 5213. Kissen für Frauenbinden. — C. F. Schramm & Sohn in Heidenheim, 
n 5267. Notverband. — Th. Köllicker & Th. Canz in Leipzig. 

B 5277. Feststellung für Spekulum. — Jetter & Scheeler in Tuttlingen. 

„ 5279. Schale oder Heft für Instrumente. — Ver. Fabriken Erberscher Stahlwaaren 
in Neustadt i. S. 

„ 5325. Zerstäuber flasche. — Herrn. Kautz in Leipzig-Gohlis. 

B 5366. Handbrause. — Xaver Zinoni in München. 

* 5373. Watterollenhalter. — Fr. Gross in Oppeln. 

ii 5381. Operationstisch. — Herrn. Kayon in Leipzig. 

n 5420. Kauscher Zinntuben-Ansatz für Katheter. — C. Stephan in Dresden. 

„ 5421. Sterilisirungsapparat. — Ed. Capelle in Berlin. 

* 5488. Zerstäuber. — Will. Lühr in Cassel. 

n 5540. Gipstafel verband. — Dr. Fr. Fickert in Schwerin und P. Hart manu in 
Heidenheim. 

„ 5575. Doppelspatel zum Ooffnen des Mundes. - Ludoviea Walleiser in Dresden. A. 
i, 5576. Spaltbares Spatelende. — Dieselbe. 

B 5581. Glas mit Schnauzenrohr zum Einnehmen. — William Coabes in South Woodford. 
B 5603. Oblaten Füll- und Verschlussapparat. — K. Mörstadt in Prag. 

B 5645. Zahnbürste. — Max Stern in Mannheim. 

„ 5655 u. 5656. Sterilisirungs-Apparat. — Th. Schmudker in Heidelberg. 

„ 5716. Räderbahre. — P. Sch mahl in Biberach. 

„ 5767. Zange zum Zahnziehen. — C. Rauhe in Düsseldorf. 

„ 5771. Vorrichtung zum Sterilisiren von Wasser. — Ehrenreich Klees und Herrn. 
Schmidt in Hamburg. 

B 5774. Taschenverbandzeug. — Aug. Aubry in München, 
n 5836. Glaskörper mit sterilisirter Flüssigkeit. — G. Marpmann in Leipzig. 

,, 5838. Elektrotherapeutischer Apparat. — Dr. Armin Grimm in Wien. 

B 5865. Apparat zum Verdampfen von Mentholin. — F. Schwabe in Moskau. 


Verantwortlich: Flscber's mediciu. Buchliandlung, U. Kornfeld, lierlln NW., Charlteatr. 6. 
Fürstlich prlY. Hofbuchdruckerel (F. Mitzlaff), Rudolstadt. 


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M 11. November. 1892. 

Inhalt: Orlginallen s L Feber Handelspeptone. Von Dr. J. Blass In Dalldorf. - n. Ueber neuere 
Desinfektionsmittel Von Dr. Franz Lüdtke in Altona. — HL Leber die Hellstitte flr unbemittelte Lungen¬ 
kranke In Falkenstein im Taunus. Von Dr. Karl Hess In Falkensteln. 

Referate: Speeielle Krankenpflege und Krankenbehandlung: Die Behandlung der Cholera im Neuen 
Allgemeinen Krankenhause zu Hamburg. — Ueber Arlstol-Behandlung der Lungentuberculose. — Ueber Vibra¬ 
tions-Behandlung. — Chloroform-Inhalation. — Zur Verhütung des Kindbettfiebers. — Diätetik: Zur diätetischen 
Behandlung der Herzkrankheiten. — Ueber die Ernährung und Behandlung Nierenkranker. — Die Ernährung 
mit Kohlehydraten und Fleisch oder auch mit Kohlehydraten allein. — Ueber physikalische und diätetische 
Schlafmittel. — Klimatologie: Zur Klimatologie des Südens. — Einige Bemerkungen zu den klimatischen Kuren 
in den Alpen. — Krankeneomfort: Speibehälter in Taschenform. — Verfahren zur Herstellung von Räucher¬ 
bändern. — Hygiene des Hauses und der Familie: Zur Frage der Trinkwasserversorgung. — Ueber eine neue 
Methode zur Bestimmung der Wandfeuchtigkeit — Hock-Abort mit selbsttätigem Verschluss. — Sicherheits¬ 
ofenklappe gegen Erstlckungsgofahr. — Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers: Technische oder 
Gross-Desinfection durch Saprol. 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


I. Ueber Handelspeptone. 

Von Dr. J. Blass (Dalldorf). 

Seit einigen Jahren bilden diejenigen Erzeugnisse des Handels, welche 
den Namen „Peptone* führen, einen wichtigen Gegenstand der Krankenpflege. 
Wenn auch anfangs der Werth der Peptone überschätzt und die ihnen nach¬ 
gerühmten Eigenschaften auf ein bescheidenes Mass zurückgeführt worden 
sind, so haben dieselben sich im Arzneischatz doch eine solche Stellung er¬ 
obert, dass eine Besprechung der gegenwärtigen Handelspeptone nicht über¬ 
flüssig erscheint. Es wird beabsichtigt, zunächst einen kurzen Ueberblick 
der chemischen Eigenschaften sowie der Darstellungsmethoden zu geben und 
alsdann die einzelnen Handelssorten unter Berücksichtigung der bisher über 
dieselben veröffentlichten Arbeiten und Untersuchungsergebnisse näher zu 
besprechen. 

Unter Peptonen versteht man im Allgemeinen Eiweissstoffe, die durch Ein¬ 
wirkung von Fermenten und Salzsäure in lösliche Form übergeführt worden sind, von den 
Eiweissstoffen par excellence sich aber abweichend verhalten, indem sie durch Erhitzen nicht 
mehr coagulirt und durch die meisten Reagentien nicht mehr gefällt werden. Der Name 
„Peptone“ stammt von C. G. Lehmann her, der schon im Jahre 1850 mit dieser Materie 
sich beschäftigt hat. Weiter waren es W. Kühne, Salkowski, Wenk, Chittenden und 
Neumeister, denen wir die Kenntniss der Peptone verdanken. — Die Umwandlung des 
Eiweisses in Pepton denkt man sich in der Weise, dass in dem grösseren Eiweissmolekül 
mehrere kleine Peptonmoleküle condensirt sind, welche durch die Wirkung des Ferments 
auseinanderfallen und als selbständige Massentheilchen auftreten. Diese Ansicht ist von 
R. Herth zuerst ausgesprochen worden und fand ihre Bestätigung durch die Untersuchungen 
von Henniger, dem es gelang, aus dem Pepton durch wasserentziehende Mittel ein dem 
„Syntonin“ ähnlichen Eiweisskörper zu regeneriren. Auch Hofmeister und Hoppe-Seyler 
sind der Ansicht, dass das Pepton aus dem Eiweiss durch Wasseraufhahme entsteht. Indessen 
gehen die Eiweissstoffe, wie Kühne und Chittenden gezeigt haben, bei der Verdauung 
mit Hülfe von Fermenten (Pepsin, Papayotin) nicht direct in Peptone über, sondern bilden 
zunächst ein Zwischenproduct, die sogen. Albumosen 1 ) (Propeptone). Bei der chemischen 
Untersuchung eines Peptonpräparates würde es also ankommen auf die Feststellung des 


') Kühne unterscheidet Protalbumose, Deuteroalbumose, Heteroalbumose und Dysalbu- 
mose, was aber in praktischer Hinsicht belanglos ist. 

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402 


Gehalts an unverändertem Eiweiss, Albumose und Pepton. Eiweiss wird nachgewiesen durch 
die bekannten Reagentien (Salpetersäure, Essigsäure und Ferrocyankaliumlösung etc. etc.). 
Albumose wird ebenfalls durch die Eiweissreagentien gefällt, unterscheidet sich aber vom 
Eiweiss dadurch, dass es auf Zusatz von Salpetersäure in der Hitze sich löst, während Eiweiss 
auch in der Hitze ungelöst bleibt. — Eine empfindliche Reaction auf Pepton ist die Biuret- 
reaction: Jede Peptonlösung giebt nach Zusatz von Kali oder Natronlauge bei vorsichtigem 
Zutröpfeln von schwefelsaurer Kupferoxydlösung (1 : 200) in der Kälte eine purpurrothe bis 
purpurviolette Färbung. Ausserdem wird Pepton gefällt durch Gerbsäure und Phosphor- 
wolfrani8äuro in saurer Lösung. — Die ßiuretreaction und die Fällung durch Gerbsäure und 
Phosphor wolframsäure zeigt auch die Albumose, dagegen wird das Pepton weder von Salpeter¬ 
säure noch von Essigsäure und Ferrocyankalium, noch von Ammoniumsulfat gefällt, was bei der 
Albumose der Fall ist. Ein zweckmässiges Unterscheidungsmittel des Eiweiss vom Pepton 
ist nach Palm das xanthogensaure Kalium, das mit neutraler Eiweisslösung erst auf Zusatz 
von Säuren, mit Peptonen dagegen ohne Zusatz derselben Niederschläge giebt. — 

Von den physikalischen Eigenschaften des Peptons ist besonders ihr intensiv 
bitterer, brenzlicher Geschmack hervorzuheben, der in manchen Fällen ihre Anwendung zor 
Unmöglichkeit macht. 

Bernous 9 ) schlägt zur Verbesserung r des Geschmackes vor, 50,0 Pepton mit 100,0 
Kaffeepulver und 2,5 Zucker zu mischen und das Gemisch mit einem Liter kochenden Wassers 
auszuziehen, so dass die Lösung 5 °/ 0 Pepton enthält. 

Nach Catillons 2 3 ) Vorschlag soll Zucker und Vinum aurantii ein gutes Geschmack a- 
corrigens sein. — 

In Wasser ist Pepton leicht löslich, ebenso in Alkohol, dagegen kaum löslich in absolutem 
Alkohol und vollständig unlöslich in Aether. Aus neutraler wässriger Lösung werden die 
Peptone durch absoluten Alkohol gefällt. Die wässrigen Lösungen diffundiren im Gegensätze 
zu den Eiweisskörpern leicht durch thierische, schwer durch pflanzliche Membran. Da* 
polarisirte Licht wird von Peptonlösung nach links abgelenkt. — 

Da die Versuche, die Adamkiewicz 4 ), Plosz, Gyergai 5 * ) undMaly 0 ) mit Tliieren, 
die sie wochen- und monatelang lediglich mit Pepton, Fett und Kohlehydraten fütterten, 
sicher erwiesen haben, dass die Ernährung mit Pepton vollkommen genügt, um alle Be¬ 
dürfnisse des Organismus an Eiweissstoffen zu decken, so hat man alsbald verschiedene 
Peptonpräparate zur Ernährung von Kranken in Anwendung gebracht. Die Darstellung 
solcher Präparate wurde von einigen chemischen Fabriken mit grosse Energie ins Werk 
gesetzt. — 

Zuerst war es Dr. Witte in Rostock, der nach der Vorschrift von 
Adamkiewicz durch Digeriren von Fibrin mit künstlichem Magensaft ein 
Präparat herstellte, das bis 60 °/ 0 aus Albumosen bestand, aber nur sehr 
wenig Pepton enthielt. (Peptonumsiccum Witte.) Es wird von den 
Patienten nur sehr ungern genommen, da der überaus schlechte Geschmack 
durch die oben angeführten Corrigentien nur unwesentlich gebessert wird. — 
Dagegen sind die Peptone von Kemmerich und Kochs, welchen beiden 
nach Pfeiffer’s 7 ) Untersuchungen ein hoher Nährwerth zukommen soll, 
schmackhafter und lassen sich besser nehmen. — 

Das Kemmerich’sche Fleischpepton wird in Santa Elena in Argen¬ 
tinien (Süd-Amerika) aus Fleisch mit Hilfe von überhitztem Wasserdampf 
dargestellt. — 


2 ) Repert. de Phannacie I. 

3 ) Munk & Uffelmann, Ernährung des gesunden und kranken Menschen S. 454. 

4 ) Archiv für pathol. Anatomie 1879 S. 144. 

5 ) Archiv für die ges. Phys. Bd. 9 S. 325. 

<*) Ebendaselbst. Bd. 9. S. 385. 

1 ) Berliner klinische Wochenschrift 1885, No. 30. 


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403 


Für den Export wird dasselbe in grosse, ca. 50 Kilo fassende Blechkästen gefüllt, welche 
mit aller Sorgfalt verlöthet werden. Diese Behälter werden alsdann in der chemischen Fabrik 
von Schülke und Mayr in Hamburg, welche Firma das Generaldepöt für Deutschland besitzt, 
geöffnet und das Pepton in die für den Handel nothwendigen und allbekannten Packungen 
übergeführt. Dass hierbei die allergrösste Vorsicht und Sorgfalt angewendet werden muss, 
liegt auf der Hand. Das Pepton wird zunächst in sinnreich construirte Heisswassertrichter 
gebracht und dort nur so gelinde angewärmt, dass es dickflüssig wird, um alsdann durch 
eine einfache Hahnvorrichtung in das zum Versand bestimmte, auf einer Tarirwage befindliche 
Gofäss abgefüllt zu werden. Das Haupterfordemiss für die Haltbarkeit des Präparates aber 
ist zunächst eine Sterilisation des leeren und später diejenige des gefüllten Behälters. Mit 
welchem Erfolge diese einfache Manipulation angewendet wird, beweist vollkommen die 
Thatsache, dass sich selbst nach jahrelanger Aufbewahrung unter den ungünstigsten Bedingungen 
das Präparat in tadelloser Beschaffenheit befindet. In Parenthese sei bemerkt, dass die kleinen 
im Handel vorkommenden Blechbüchsen, welche 125 g Pepton enthalten, nicht verlöthet 
werden, weil an den Löthstellen leicht Metall abgegeben wird, sondern der Boden mittelst 
complicirter Maschinen nach erfolgter Füllung unter Einlage eines Gummiringes umgekrempt 
wird, sodass ein vollkommen hermetischer Verschluss stattfindet. — 

Das Kemmerich’sche Handelspepton bildet eine hellbraune, bei ge¬ 
wöhnlicher Temperatur feste Substanz von dicker Honigconsistenz, von an¬ 
genehmen Geruch und Geschmack. Beim Stehen an der Luft zieht es leicht 
Feuchtigkeit an und zerfliesst in den oberen Schichten. In warmen Wasser 
ist es leicht zu einer angenehm schmeckenden Flüssigkeit löslich. Dieses 
Pepton enthält nach den Untersuchungen von Fresenius, Stutzer und 
König 10—18 °/ 0 Eiweiss und 35—39 °/ 0 Albumosen und Pepton. — 

Das Kochs’sche Fleischpepton wird wie das Kemmerich’sche in Süd- 
Amerika aus Rindfleisch mit Hilfe von überhitztem Wasserdampf hergestellt. 
Es stellt eine dunkelbraune, beinahe schwarze Masse von der Consistenz einer 
weichen Gallerte dar. Nach J. König enthält das Kochs’sche Präparat 17°/ 0 
Eiweiss und 24 °/ 0 Albumosen und Pepton, letzteres nur in geringer Menge. — 

Pfeiffer giebt dem Kemmerich’schen Pepton den Vorzug; es löst sich 
leichter, als das Kochs’sche, ausserdem besitzt letzteres die unangenehme 
Eigenschaft, in grösseren Dosen Darmreizung und Durchfall zu erzeugen. — 

Das Antweiler’sche Albumosepepton ist nach J. Munk 8 ) den besseren 
Peptonen an die Seite zu stellen. Dr. Antweiler kocht das fein zerkleinerte 
Fleisch mit viel Wasser und laugt es dann in der Filterpresse aus, bis Tannin 
in dem ablaufenden Wasser keine Trübung mehr erzeugt. Alsdann erfolgt 
die Peptonisirung mit dem Safte von Carica Papaya (Papayotin). Zur besseren 
Conservirung wird noch Kochsalz hinzugesetzt. Das gelbe bis gelbbraune 
Pulver, das man durch ein complicirtes Verfahren schliesslich erhält, ist in 
Wasser, Milch und Fleischbrühe ziemlich gut löslich und schmeckt mässig 
bitter. Nach König enthält es 8,15 °/ 0 Wasser, 71,73°/ 0 Stickstoffverbindungen, 
davon kommen 27,75°/ 0 auf Albumosen und 40,8°/ 0 auf Pepton; ferner sind 
V* 7o Fett und 19,6 °/ 0 Mineralstoffe, davon 17 °/ 0 Kochsalz enthalten. 
Munk 9 ), der das Präparat ebenfalls untersucht hat, ist zu einem anderen 
Resultat gelangt. Er stellt sich auf den von Wenz und Kühne vertretenen 
Standpunkt, dass nur das als Pepton anzusehen ist, was aus der Lösung beim 


8 ) Deutsche medicin. Wochenschr. 1889 S. 133. 
B ) Therapeut. Monatshefte 1888 S. 277. 


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Sättigen mit neutralem Ammoniumsulfat nicht ausfällt. Er erhielt einen Ge- 
sammtgehalt von 10,974 °/ 0 Stickstoff (nach Kjeldahl bestimmt), entsprechend 
68,59 Eiweisssubstanzen, darunter 58,73 °/ 0 Albumosen und nur 5,1 °/ 0 Pepton. 
Ausserdem fand er 5,9 °/ 0 Chlornatrium und 0,6 °/ 0 phosphoreauree Kalium. 
100 g von diesem Pepton entsprechen 350 g magerem Rindfleisch. 

(Schluss folgt). 


n. Ueber neuere Desinfektionsmittel. 

Von Dr. Franz Lfldtke (Altona). 

Die chemische Industrie ist in der Darstellung von Stoffen, welche den 
Zwecken der Desinfektion dienen sollen, unermüdlich; sie hat uns namentlich 
in jüngster Zeit eine so reiche Anzahl von derartigen Körpern zur Verfügung 
gestellt, dass den Lesern dieser Zeitschrift eine Besprechung der wichti¬ 
geren neueren chemischen Desinfektionsmittel nicht unwillkommen sein wird. 
Von den überaus zahlreichen angepriesenen Chemikalien hat doch nur eine 
verhältnissmässig kleine Anzahl das Feld behaupten können, und dies ist 
vor allen Dingen dem Umstande zu danken, dass sowohl Bakteriologen als 
auch Analytiker sich an der Prüfung der in Frage kommenden Stoffe gemein¬ 
schaftlich betheiligt haben. 

Im Vordergründe stehen natürlich diejenigen Präparate, welche durch 
fractionirte Destillation des Steinkohlentheers erhalten werden, und dies ist 
schon deswegen von grosser Bedeutung, als uns für diese Körper eine uner¬ 
schöpfliche Quelle des Allsgangsmaterials zur Verfügung steht. In der nach¬ 
stehenden Tabelle habe ich es versucht, die in Betracht kommenden Körper 
übersichtlich anzuordnen. 

Uebersicht der aus Theerölen dargestellten Desinfektionsmittel. 

A. Unvermisclite Rohkresole (sog. 100°/ 0 Karbolsäure): 

I. Man gewinnt durch Reinigung der Kresole: Ortho-, Meta- u. Parakresol. 

II. Durch Behandlung der Rohkresole mit Schwefelsäure: Kresolsulfonsäure 

(Karbolschwefelsäure Laplace). 

III. Durch Behandlung der Rohkresole mit Seifenlösungen: 

a) Lösungen von Seifen in Kresolen: Kreolin, Desinfectol, Sapocarbol I. 

b) Lösungen von Kresolen in Seifen: Lysol, Sapocarbol II. 

IV. Durch Behandlung der Rohkresole mit Natronlauge: 

a) neutrale Lösungen: Solveol. 

b) alkalische Lösungen: Solutol. 

B. Mit Pyridinbasen und Kohlenwasserstoffen vermischte Rohkresole: Saprol. 

Von den in dieser Tabelle angeführten Körpern möchte ich nun in erster 
Linie die rohe, sogenannte lOOprocentige Karbolsäure hervorheben. 

Dieselbe führt diesen Namen eigentlich mit Unrecht, denn die für die Darstellung der reinen 
Karbolsäure werthvollen Phenole sind diesem Handelsprodukt bereite entzogen, und dasselbe 
besteht nur aus Kresolen. Es sind dies Homologe des Phenols, welche man sich aus dem 
letzteren durch Eintritt einer .Methylgruppe an die Stelle eines Wasserstoffatomes in den Ben¬ 
zolkern entstanden denken kann, die also die Formel C 6 H 4 = C H 3 0 H besitzen. Die 
Kresole sind ölige Flüssigkeiten, welche in Wasser unlöslich sind und bei 185 bis 210° C 
überdestilliren. Die Trennung der Phenole von den Roh-Kresolen ist in der That eine voll- 


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ständige, indem man mittelst Dephlegmatoren bewirkt, dass nur die Phenoldämpi'e über- 
destilliren, die Kresole aber condensirt werden und wieder in die Blase zuräckfliessen. Es 
wäre also sehr zweckmässig, für dieses Produkt den Namen „rohes Kresol“ einzuführen. 

Von den drei chemisch möglichen Kresolen: Ortho-, Meta- und Para- 
kresol ist namentlich das letztere von Quiring 1 ) empfohlen worden. 

Das Parakresol C a H 4 (CH g ) wird aus dem Holztheer, ähnlich 

wie Acid. salicylic. aus dem Phenol, dargestellt. Der Entdecker beabsichtigt, 
sich das Verfahren patentiren zu lassen. Das Parakresol soll Chlor, Brom 
und gewöhnliches Kresol an Wirksamkeit weit übertreffen und mit Wasser 
eine in jedem Verhältniss neutral reagirende, nicht ätzende, fast geruchlose 
Lösung geben, deren desinfektorische Kraft auch in Eiweisslösungen nicht 
vermindert wird. In diesen Eigenschaften würde der Schwerpunkt des neuen 
Mittels liegen, welches sich von einer gleich starken Phenollösung durch eine 
stärkere Wirkung, Billigkeit und geringere Giftigkeit angeblich sehr vor- 
theilhaft unterscheidet. 

Für eine wirksame Desinfektion können aber nur wasserlösliche Körper 
angewendet werden, es war daher das Bestreben der Chemiker darauf ge¬ 
richtet, lösliche Kresole, d. h. lösliche Kresolverbindungen, herzustellen. Dieser 
Zweck wird unschwer durch Behandlung mit Säuren, Seifenlösungen oder 
Alkalien erzielt. In erster Reihe ist hier die sogenannte Karbolschwefel¬ 
säure zu erwähnen. 

Die nach Laplace's Versuchen zur Desinfektion geeignete Karbolschwefelsäure ist 
nach folgender Vorschrift leicht darzustellon: 10 Liter Karbolsäure (sog. rohe 100°/ o ) werden 
in ein etwa 30 Liter fassendes Gefäss gebracht; dasselbe kann von Steingut, emaillirtem 
Eisenguss, im Nothfalle auch eine gebrauchte Holztonne sein. Das Gefäss wird zweckmässig 
in kaltes Wasser eingesetzt, worauf man nach einiger Zeit der Abkühlung 5*/ 2 Liter roher 
Schwefelsäure in dünnem Strahle unter beständigem Umrühren mit einem Glas- oder Por¬ 
zellanstabe oder Holzscheite eintragt. Im Allgemeinen verläuft die Reaktion sehr ruhig. 
Sollte das Gemisch sich jedoch wider Erwarten zu stark erhitzen, was sich durch Auftreten 
von Schäumen oder von grösseren Mengen schwefliger Säure zu erkennen giebt, so muss mit 
dem Einträgen einer weiteren Menge von Schwefelsäure einige Zeit gewartet bezw. mit 
kaltem Wasser stark gekühlt werden. Nachdem die Mischung vollzogen ist, wird das Ge¬ 
misch entweder unter bisweiligem Umrühren auf Wasserbadtemperatur (nicht höher!) er 
wärmt. Diese Operation lässt sich auch in der Weise ausführen, dass man Quantitäten der 
Mischung von etwa 10 bis 20 Liter in einem emaillirten eisernen Topfe auf einer Herdplatte 
oder über einem schwachen Kohlenfeuer bis auf ca. 100° erhitzt. Bei lebhaftem Bedarf 
wird es sich empfehlen, zwei solcher Töpfe in Betrieb zu nehmen. Der eine wird alsdann 
erwärmt, während man das fertige Präparat in dem anderen halb erkalten lässt, um es 
alsdann in den Vorrathsbehälter, welcher gleichfalls eine gebrauchte Tonne sein kann überzu¬ 
füllen. Die Einwirkung der Hitze hat lange genug gedauert, wenn eine gezogene Probe beim 
Umschütteln homogen ist und kein Schlieren mehr zeigt. 

Die Darstellung dieses Präparates habe ich aus dem Grunde so ausführ- . 
lieh angegeben, weil der chemische Prozess häufig sehr stürmisch verläuft 
und daher die angegebenen Vorsichtsmaßregeln genau innegehalten werden 
müssen und weil ferner die Versuche von Carl Frankel 2 ) gezeigt haben, 
dass nur bei einer unter beständiger Kühlung dargestellten Kresolsulfonsäure 
von hervorragender Desinfektionskraft die Rede sein kann. 5 °/ 0 Lösungen 


*) Gyögysz. Hotil 1892, 19. 

*) Zeitschr. f. Hyg. Bd. 6, 1889, 530. 


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406 


des Gemisches zerstörten die benutzten Milzbrandsporen bereits innerhalb 
eines Tages sicher. — 

Eine weitere Methode zur Löslichkeitsmachung der Kresole beruht in der 
Behandlung derselben mit heissen Seifenlösungen. Versuche dieser Art sind 
zuerst von Nocht 3 ) angestellt und 'die entstehenden Präparate zu Desin¬ 
fektionszwecken empfohlen worden. C. En gl er 4 5 ), welcher zahlreiche der¬ 
artige Präparate untersucht hat, theilt die Theerölseifenmischungen folgen- 
dermassen ein: 

1) Lösungen von Seifen in Theerölen. Dieselben werden mit Wasser 
gemischt milchig: Pearsons Creolin, Kresolin, Littles soluble Phenyl, 
Desinfectol, gewisse Sorten von Schenkels Sapocarbol. 

2) Lösungen von Theerölen in Seifen. Dieselben geben mit destillirtem 
Wasser eine klare Lösung: Lysol und gewisse Sorten von Schenkels 
Sapocarbol. 

Das Creolin, welchem von Seiten der Fabrikanten die unschätzbarsten 
Eigenschaften nachgerühmt wurden, hat seine Bedeutung eingebüsst, nachdem 
seine Zusammensetzung aufgeklärt und seine zweifelhafte Wirksamkeit als 
Desinfektionsmittel festgestellt ist. Die sämmtlichen fünf im Handel befind¬ 
lichen Creoline enthalten als Bestandtheile: Kohlenwasserstoffe, Phenole, Säuren 
und wechselnde Mengen von Harzseifen, welche dem Präparat die emnlgirende 
Eigenschaft verleihen. Diese verschiedenen Bestandtheile sind in den ein¬ 
zelnen Creolinen in wechselnden Mengen enthalten und bleiben innerhalb der 
einzelnen Handelsmarken nicht constant, so dass diese Theerölproducte au Un¬ 
sicherheit in der Wirkung nichts zu wünschen übrig lassen. Von ihrer An¬ 
wendung ist daher abzurathen, um so mehr da wir über eine grosse Anzahl von 
Desinfektionsmitteln mit constanter Zusammensetzung verfügen. Aus HenleV) 
Untersuchungen über das Creolin geht hervor, dass das Zusammenwirken von 
Phenolen, indifferenten aromatischen Kohlenwasserstoffen vereint mit der emul- 
girenden Eigenschaft der Harzseife dem Creolin seine antiseptische Eigen¬ 
schaft verleiht und dass sämmtliche Stoffe des englischen Creolins durch 
andere bekannte und im Handel käufliche Stoffe zu ersetzen sind, so dass ein 
Jeder im Stande ist, ein solches Präparat selbst zusammenzusetzen, wodurch 
der Vorwurf des Geheimmittels in Zukunft hinfällig wird. 

Henle empfiehlt das Creolin nur für die Zwecke der Desinfektion leb¬ 
loser Substanzen, bei welchen die vielfach bestätigte Giftigkeit®) ohne Belang 
ist. Hühnermann kommt in einer in der deutschen militärärztlichen Wochen¬ 
schrift publicirten Arbeit auf Grund seiner Versuche über das Pearson’sche 
Creolin zu dem Schluss, dass dasselbe nicht den geringsten Anspruch darauf 
machen kann, als ein wirksames und brauchbares Desinfektionsmittel bezeichnet, 
zu werden. Es könne das im allgemein sanitären Interesse, im Hinblick auf 
die schwunghafte Reklame, mit der das Creolin von den Fabrikanten als vor- 


3 ) Zeitscbr. f. Hygiene 1891, 521. 

4 ) Pharm. Centralhalle 1890, 449 und 649. 

5 ) Archiv für Hygiene Bd. IX, 188. 

°) Th. Weyl. Ueber Creolin. Zeitschr. f. Hyg. Bd. 6, 1889, 151. 


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züglichstes Desinfectionsmittel allerorts angepriesen wird nicht nachdrücklich 
genug betont werden. 

Von den in der Uebersicht weiterhin angeführten Körpern erwähnen wir 
feiner unter Uebergehung des Kresolins und des soluble Phenyl von Little, 
welche keine weitere Bedeutung erlangt haben, das Desinfectol. Dasselbe 
ist eine dem Creolin Pearson ähnliche Mischung von Harzseife, Alkaliphenol- 
aten und Kohlenwasserstoffen, und ist nur zur Ausführung grober Desinfektion 
geeignet. (Fortsetzung folgt). 


HL Ueber die Heilstätte für unbemittelte Lungenkranke 
in Falkenstein im Taunus. 

Von Dr. Karl Hess. 

II. Arzt der Heilanstalt Falkenstein i. T. 

Ein in den letzten Jahren vielfach erörtertes Thema behandelt die erfolg¬ 
reiche Bekämpfung der Lungentuberculose als Volkskrankheit. Kliniker, 
Hygieniker, Verwaltungsbeamte, Menschenfreunde aus Laienkreisen arbeiten gemein¬ 
sam, jeder von seinem Standpunkte aus, an der Lösung der Fragen, wie der Weiter¬ 
ausbreitung der Schwindsucht vorgebeugt, und wie wenigstens ein Theil von der 
grossen Anzalil der Erkrankten wieder hergestellt oder doch erwerbsfähig gemacht 
werden könne. 

Was den ersten Punkt, die Prophylaxe, betrifft, so tappte man, wenn auch 
schon seit Villemin die Ansteckungsfähigkeit der Tuberculose sicher bewiesen war, 
doch noch im Dunkeln, bis durch die grosse Entdeckung Robert Koch’s der Infections- 
erreger erkannt und damit ein positiver Angriffspunkt für Erfolg versprechende Ver- 
liütungsmassregeln gegeben war. Die Verdienste Koch’s und seiner Schüler, insbe¬ 
sondere Cornet’s, auf diesem Gebiete sind allgemein bekannt und bedürfen kaum der 
Erwähnung, doch möchte ich hier auf das ausführliche, bereits in 2. Auflage heraus¬ 
gegebene Referat von Heller 1 ) über die Verhütung der Tuberculose hin weisen. 

Als Frucht aller dieser Bemühungen, welche seitens der Regierungen aufmerksam 
verfolgt wurden, ist denn auch bereits eine ganze Anzahl zweckmässiger sanitärer 
Verordnungen entstanden. 

In der That ist durch diese Bestrebungen das Verständniss für die Sache nicht 
nur in ärztlichen, sondern auch in Laienkreisen ein recht ausgebreitetes geworden; 
weit mehr wird es aber in die breiten Schichten der Bevölkerung dringen, wenn die 
an Lungentuberculose Erkrankten einer strengen, disciplinirenden Anstaltsbehand¬ 
lung unterworfen werden können. Ich komme hiermit schon zu einer der wichtigsten 
Nebenaufgaben der Volksheilstätten, deren Hauptziel ja natürlich die Heilung oder 
Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit der Erkrankten bildet, die aber nebenbei die 
erziehliche Aufgabe haben müssen, den Kranken zu lehren, wie er es vermeidet für 
seine Mitmenschen eine Quelle der Ansteckungsgefahr zu werden, und wie er sich 
später die mühsam wiedergewonnene Gesundheit erhält. — 

Ueber den Nutzen oder vielmehr über die NotliWendigkeit der Errich¬ 
tung von Volksheilstätten herrscht heut zu Tage wohl nur eine Stimme. Bildet doch 
die Lungentuberculose bei Weitem die häufigste Todesursache, und bringt sie doch schon 
durch ihren meist chronischen Verlauf oft grenzenloses Elend in die Familien. Stirbt 


*) Referat erstattet auf der XV. Versammlung des „Deutschen Vereins für öffentliche 
Gesundheitspflege“ zu Strassburg i. E. am 16. Sept. 1889. — 2. Aufl. 1891. 


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ein Patient an einer acuten Infectionskrankheit nach kurzem Krankenlager, so sind 
eben ein Menschenleben, eine Arbeitskraft und die für die Ausbildung verwendeten 
Mittel für die Angehörigen und das Gemeinwohl verloren. Bei dem langsamen Siech¬ 
thum der Phthisiker hört aber zunächst der Erwerb auf, die Pflege wird kostspieliger 
und verschlingt die Ersparnisse, und nicht selten fällt, wenn nach Monate langem 
Krankenlager der Tod eintritt, die Familie des Verstorbenen der Armenpflege zur 
Last. Bedenkt man nun, dass — nach den Angaben von Finkelnburg und Dett- 
w eil er — im Deutschen Reich jährlich 160—180000 Menschen an Lungen¬ 
schwindsucht zu Grunde gehen, dass etwa 1200000 Lungenkranke in Deutschland 
leben, von denen höchstens ein kleiner Procentsatz in der Lage ist kostspielige und 
langwierige Kuren durchzumachen, so lässt sich leicht ermessen, welches Familienelend, 
und welche sociale Schädigung durch die mörderische Krankheit verursacht wird. 
Dazu kommt noch, dass ein grosser Tlieil der Schwindsüchtigen an intercurrirenden 
Krankheiten stirbt, also in den obigen kurzen statistischen Angaben ungenügend be¬ 
rücksichtigt ist, aber wegen der doch wahrscheinlichen zeitweisen Erwerbsunfähigkeit 
nicht übersehen werden darf. Deutlich sprechen hier die Angaben von Bollinger*), 
wonach aus den Beobachtungen an dem reichen Material des Münchener pathologischen 
Instituts sich ergiebt, dass in 40—50 °/ 0 aller Sectionen entweder Tuberculose ala 
Todesursache gefunden, oder doch Spuren von latenter oder älterer ausgeheilter Tuber¬ 
culose sich erkennen lassen. Und am häufigsten unter allen Organen ist ja die Lunge 
an Tuberculose erkrankt. 

Nimmt man nun bei rationeller Anstaltsbehandlung eine — absolute und relative 
— Heilung von 25—28 °/ 0 im Durchschnitt an, so ist leicht zu berechnen, wie viele 
Menschenleben und wie viel Arbeitskraft gerettet werden könnten. Im Königreich 
Preussen sterben alljährlich 91500 Menschen an der Schwindsucht, von denen also 
22900 erhalten werden könnten (Lohmann), und wie viele andere Existenzen würden 
mit diesen vor Verderben bewahrt bleiben! Ich beschränke mich auf diese kurzen 
Angaben, um nicht zu ausführlich zu werden, zumal da sonst Vieles, wiederholt von 
anderen Autoren schon Erwähntes vorzubringen wäre. — 

Die Literatur über Volksheilstätten behandelt gerade diese Punkte in gründlichster 
Weise. Man vergleiche die Arbeiten von Driver 8 ), Finkelnburg-Zimmermann 4 ). 
Leyden 6 ), Lohmann 6 ), Schrötter 7 ), Meissen 8 ), Hermann Weber 9 ), die 
Sitzungsberichte des Vereins für innere Medicin in Berlin vom 20. Januar, 3., 10. und 24. 
Februar 1890 10 ) und die Verhandlungen des erweiterten Obermedicinalausschusaes von Bayern 


*) Ueber Entstehung und Heilbarkeit der Tuberculose. Münchener med. Wochenschrift 
1888 No. 29. 

;l ) Die Nothwendigkeit der Errichtung von zahlreichen Volksheilstätten für Lungen¬ 
kranke. Denkschrift an S. M. d. König von Sachsen, (cit. von Moritz.) 

4 ) Ueber die Errichtung von Volkssanatorien für Lungenschwindsüchtige. Vortrag und 
Referat in der Generalversammlung des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheits¬ 
pflege am 2. December 1889 zu Düsseldorf — Bonn 1890. 

ö ) Vortrag über Heilstätten für Lungenkranke, gehalten in der Deutschen Gesellschaft 
für öffentliche Gesundheitspflege in Berlin. 

6 ) Die Gründung von Heilstätten für unbemittelte Lungenkranke. Im Aufträge der 
Aerztekammer der Provinz Hannover besprochen. — Hannover 1890. 

7 ) Ueber die Lungentuberculose und die Mittel zu ihrer Heilung. — Wien. Selbstverlag. 
s ) Betrachtungen über eine neue Heilanstalt für Lungenkranke. Centralblatt f. allg. 

Gesundheitspflege 1889, Heft 7 u. 8. 

°) Ueber die Behandlung der Lungenschwindsucht, besonders in den Hospitälern für 
Schwindsüchtige. Verh. des X. internat. Congresses für Medicin in Berlin. Abth. V, pag. 16. 
(Sehr bemerkenswerth ist auch die Discussion.) 

,0 ) Berliner klin. Wochenschrift 1890 No. 6, 8, 10, 12. 


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im December 1889 ,, ) f die Referate von Heller 12 ), Moritz 13 ), nebst der angesclilossenen 
Discussion, und von Dettweiler 14 ) denen die demnächst in der Deutschen med. Wochen¬ 
schrift erscheinenden Mittheilungen von Dettweiler 15 ) und Wasserfuhr 16 ) beizufügen 
sein werden, um ein, wenn auch nicht ganz vollständiges, so doch die ganze Frage er¬ 
schöpfendes literarisches Material zu gewinnen. 

Fast übereinstimmend betonen die meisten der genannten Autoren die Notli- 
wendigkeit der Errichtung von Volksheilstätten, können sich aber freilich den Schwie¬ 
rigkeiten, die der Ausführung eines solchen Planes entgegenstehen, nicht verschliessen. 
So kam man bisher practisch kaum weiter, als dass man befürwortende Resolutionen 
fasste, und Commissionen oder Localvereine resp. Comites bildete, welche die Grün¬ 
dung von Heilstätten fördern sollen, wie sie jetzt z. B. in Berlin, Hannover, Bremen, 
Braunschweig und Cöln bestehen. Einzelne Vereine schickten vorläufig unbemittelte 
Lungenkranke in benachbarte Kurorte. 

Weit voran ist uns in dieser Beziehung England, wo im Anschluss an die 
segensreiche Einrichtung der Reconvalescentenhäuser auch, Sanatorien für unbemittelte 
Lungenkranke bestehen. Die wichtigsten und grössten sind das National Sanatorium 
for consumption in Ventnor auf der Insel Wight und das Brompton Hospital mit seinen 
beiden ländlichen Zweigstationen in B mrnemouth und Sandgate. Diese Krankenhäuser 
sind gut eingerichtet und durch mildthätige Beiträge und Stiftungen reichlich dotirt. 
Auch in Nordamerika soll im Adirondack Cottages Sanatorium für wenig Bemittelte 
Aufnahme möglich sein. 

Aus den Verhandlungen der XVII. Versammlung des Deutschen Vereins für 
öffentliche Gesundheitspflege zu Leipzig 1891 (Referent Dr. Moritz) geht überall die 
Ansicht hervor, dass man bei uns in Deutschland mit Kleinem beginnen und 
daraus allmählich Grosses heranwachsen lassen solle. Der gleiche selbständige Ge¬ 
danke lag auch bei der Einrichtung der Heilstätte in Falkenstein zu Grunde; man 
musste mit verhältnissmässig geringen Mitteln auskommen und beschränkte sich daher 
vorläufig auf die Eröffnung eines kleinen Sanatoriums. Da dieses ausser seinem 
eigentlichen menschenfreundlichen Zweck auch die Aufgabe hat den Gewinn positiver 
Erfahrungen auf diesem Gebiete zu ermöglichen, um später in geeigneter Weise er¬ 
weitert werden zu können und als Vorbild für gleichartige Unternehmungen an anderen 
Orten zu dienen, so komme ich der für mich ehrenvollen Aufforderung der Redaction 
dieser Zeitschrift um Mittheilungen über unsere Heilstätte gern nach. 

Die Vorgeschichte der Anstalt ist kurz folgende. Der Frankfurter Verein 
für Reconvalescenten-Anstalten hatte vor etwa einem Jahre in Neuenhain bei Soden 
eine Heimstätte für Genesende eingerichtet. Ursprünglich waren dort chronische 
Lungenkranke von der Aufnahme nicht direct ausgeschlossen, doch machte man alsbald 
die Erfahrung, dass das Zusammenleben derselben mit Reconvalescenten von anderen 
Krankheiten nicht zweckmässig war, ganz abgesehen davon, dass die vorhandenen 
Räumlichkeiten dann auch nicht annähernd ausgereicht hätten. Der Vorstand des 
Vereins, insbesondere die Herren Roth und Stadtrath Flinsch setzten sich daher 
mit Herrn Geh. Sanitätsrath Dr. Dettweiler wegen der Errichtung einer speciell 


1! ) Centralblatt für allg. Gesundheitspflege X. 

”) 1. c. 

13 ) Sanatorien für Lungenkranke. Referat auf der XVII. Versammlung des Deutschen 
Vereins für öffentliche Gesundheitspflege zu Leipzig am 17. Sept. 1891. (Deutsche Viertel¬ 
jahr sschrift. für öffentliche Gesundheitspflege XXIV. 1.) 

14 ) Referat für die nassauische Aerztekammer; erscheint demnächst auszugsweise mit dem 
Jahresbericht des Frankfurter Vereins Für Reconvalescenten-Anstalten. 

,ö ) Das Manuscript stand mir zur Verfügung. 

1Ä ) Die Arbeit erscheint nach privaten Mittheilungen gleichzeitig mit der vorigen. 


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für Lungenkranke bestimmten Heilstätte in Falkenstein in Verbindung, und die Idee 
fand bei letzterem lebhafte Zustimmung und Unterstützung. Die früher von Dr. 
Hirsch geleitete Anstalt für lungenkranke Israeliten konnte miethweise übernommen 
werden, und nach vielen gemeinsamen Bemühungen war das Unternehmen so weit 
gediehen, dass die ersten Patienten am 15. August d. J. aufgenommen werden konnten- 
Die offic-ielle Eröffnung fand am 10. September statt. 

Die Heilstätte liegt am südöstlichen Abhang des Taunus, ca. 370 m über dem 
Meere, */ 4 Stunden von der Bahnstation Cronberg, 1 Stunde von Soden entfernt. Die 
grosse Strasse von Königstein nach Homburg läuft etwa 10 Minuten unterhalb der 
Anstalt, der weniger benutzte Weg von Königstein nach Falkenstein direct an dem¬ 
selben vorbei. Allein durch letzteren ist sie von dem Laubwald des Falkensteiner 
Burgbergs getrennt. Auf den anderen Seiten schliessen sich Wiesen, Felder und 
Obststücke an, über welche hinaus ein ausgedehnter Blick nach Cronberg, auf die 
Mainebene bis weit über Frankfurt und Hanau sich öffnet und erst durch die Berge 
des Spessarts und Odenwalds begrenzt wird. Schon die Lage am Bergabhang, dann 
aber auch das vorzugsweise aus Schiefer bestehende Gestein bedingen die Trockenheit 
des Untergrundes. Windschutz gewähren nach W. der Falkensteiner Burgberg, nach 
N. und NO. der Feldberg und Altkönig mit ihren Ausläufern. Frei steht das Gebäude 
nach S. und 0. Es ist solide erbaut, hat 3 Stockwerke und Mansarden, 16 Kranken¬ 
zimmer mit 26 Betten, einen grossen Speisesaal mit geschütztem Balcon, einen An¬ 
richteraum, ein ärztliches Untersuchungszimmer, Wohn- und Schlafzimmer für die 
Schwester, Kammern für das Personal und Yorrathsräume. Im Erdgeschoss liegen 
Küche und Speisekammer, der Raum für die bis jetzt noch unvollendete Bade- und 
Doucheeinrichtung und ein kleiner Gartensaal, an welchen sich die in den Garten 
eingebaute gedeckte Liegehalle anschliesst. Letztere ist leicht aus Holz hergestellt 
und öffnet sich direct nach S.; sie biegt an der Grenze des kleinen Gebietes recht¬ 
winklig um, so dass durch den vorstehenden Flügel die Ostwinde abgehalten werden. 
Unter derselben bleiben noch kleine Räume für Holz, Kohlen, Petroleum u. s. w. In 
der Halle steht für jeden Patienten ein bequemer aus Rohr geflochtener und mit 
Lederpolsterung versehener Liegesessel, sowie Tisch und Stühle. — 

Die Zimmer enthalten meist je ein Bett, nur die grösseren je zwei. Die übrige 
Einrichtung besteht aus Waschtisch mit vollständiger Ausrüstung, Nachttisch, Kleider¬ 
schrank, Stuhl und Tisch. Natürlich sind überall im Haus und in der Liegehalle 
Spucknäpfe in genügender Anzahl aufgestellt. Ein Exemplar der allgemeinen Haus¬ 
ordnung ist in jedem Zimmer und in den Fluren aufgehängt. Im Ganzen ist das 
Mobiliar eleganter als für ein derartiges Krankenhaus nothwendig und zweckmässig, 
was daher kommt, dass ein grosser Theil des früheren Inventars übernommen wurde. 
Die Fussböden der Krankenzimmer sind ebenso wie die Treppen mit Oelfarbe ge¬ 
strichen, der des Speisesaals ist mit Linoleum belegt. Die Wände sind glatt 
tapezirt. 

Der kleine schattige Garten, an den ein Trockenplatz sich anschliesst, ist für 
die Patienten ausreichend, weil sie in wenigen Schritten den Wald erreichen können. 

Das nöthige Wasser muss leider vorläufig noch aus Brunnen beschafft werden, 
doch ist der Anschluss an die im Bau befindliche Wasserleitung der Gemeinde in 
Aussicht genommen. 

Zur Aufnahme der Abwässer dient ein auch noch zu verbesserndes Gruben- 
system. Für die Desinfection kann der in der grossen Anstalt vorhandene Des- 
infectionsapparat benutzt werden. Die Heizung erfolgt durch eiserne Oefen, zur Be¬ 
leuchtung dient Petroleum, die Ventilation der Räume geschieht nur durch die 
Fenster. 


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Die Aufsicht im Haus führt eine Victoriaschwester, welche mit den Kranken 
zusammenlebt, auch mit ihnen speist. Sie sorgt für die Ausführung der ärztlichen 
Verordnungen und für die Aufrechterhaltung der Hausordnung. Ausserdem leitet sie 
den wirthschaftliclien Betrieb. An weiterem Personal sind eine Köchin und zwei 
Hausmädchen, sowie ein Diener, der zugleich als Abreiber fungirt, angestellt. Auch 
werden die kräftigeren und anstelligen Patienten zu Hülfeleistungen im Haus heran¬ 
gezogen. 

Die ärztliche Leitung haben wir Aerzte der grossen Heilanstalt übernommen. 
Dirigirender Arzt ist Herr Geh. San.-Rath Dr. De tt weil er, eigentlicher Hausarzt 
Herr College Engelbrecht. Täglich finden mindestens zwei, oft auch drei ärztliche 
Visiten statt. Zur Erleichterung des Verkehrs zwischen der Heilstätte und den in der 
sieben Minuten entfernten grossen Anstalt wohnenden Aerzten ist eine Telephonverbin¬ 
dung hergestellt. Der Bedarf an Medicamenten wird aus der Apotheke zu Cronberg 
gedeckt, eine kleine Hausapotheke enthält jedoch einen Vorrath der am häufigsten 
gebrauchten Arzneimittel. 

Im Wesentlichen ist die Behandlung eine hygienisch-diätetische und 
richtet sich genau nach den in der grossen Anstalt gültigen, wohl genugsam bekannten 
Grundsätzen. — Die Patienten halten sich fast den ganzen Tag über in frischer 
Luft liegend oder spazierengehend auf und bekommen eine reichliche Kost. Von 
etwa besonders zu verordnenden Extradiäten für sehr schwache oder mit Störungen 
der Verdauungsorgane behaftete Patienten abgesehen, ist dieselbe im Allgemeinen 
folgende: Morgens x / 2 8 Uhr Milchkaffee mit Brod, Semmel und Butter sowie ein Glas 
Milch; um 10 Uhr ein Glas Milch mit Butterbrod, zum Mittagessen Suppe, Fleisch 
und Gemüse, L / 2 Flasche Bier oder 1—2 Gläser Beerwein; Nachmittags 4 Uhr Kaffee 
mit Butterbrod, zum Abendessen um 7 Uhr Suppe, kalter Aufschnitt, Salat oder Käse 
mit Butter, oder Aehnliches, dazu 1 / 2 Flasche Bier oder Thee. Einzelne Patienten, 
namentlich an Nachtschweissen leidende, erhalten vor dem Schlafengehen noch ein 
Glas Milch mit Zusatz von einigen Theelöffeln Kornbranntwein. (Schluss folgt.) 


Referate. 


Specielle Kankenpflege und Krankenbehandlung. 

Die Behandlung der Cholera im Neuen Allgemeinen Krankenhause 

zu Hamburg. Vorläufige Mittheilung von Prof. Dr. Rumpf. 

Um die reichen, leider so theuer erkauften Erfahrungen, welche Verf. während 
der letzten Cholera-Epidemie gesammelt hat, der deutschen Aerztewelt zugänglich zu 
machen, zugleich aber auch, um die vielfach als Panaceen angepriesenen neueren 
chemischen Präparate auf ihren wahren Werth rechtzeitig zurttckzuführen, hat sich 
R. zu dieser „vorläufigen Mittheilung“ entschlossen. 

Die ersten der ca. 3000 Fälle, welche der Arbeit als Substrat dienen, boten fast 
durchgängig das Bild einer typischen, wohl charakterisirten Vergiftung: Grau-cyano- 
tische Farbe der Haut, eingesunkene Augen, kleinen beschleunigten Puls, oberflächliche, 
beschleunigte Respiration, Convulsionen, beträchtliche Herabsetzung der Körpertempe¬ 
ratur, heisere Stimme, Präcordialangst, Durst, rapiden Verlauf, der meist, oft unter 
Erbrechen, bei vollkommener Anurie und Benommenheit mit dem Tode endigte. Erst 
in einer späteren Periode der Epidemie sind auch leichtere und weniger rapid verlaufende 
Fälle erkannt und in das Krankenhaus eingeliefert worden. Die klinische Beobach¬ 
tung dieser liess im grossen Ganzen vier Stadien unterscheiden: 1) die einfache 
Choleradiarrhoe; 2) das Stadium der Intoxication; 3) das Stadium algidum; 


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4) die Nachkrankheiten. Auch bei den leichteren Fällen, welche von dem Un¬ 
kundigen als einfache Diarrhoe mit ein- oder mehrmaligem Erbrechen gedeutet werden 
können, wird, abgesehen von der auch hier meist schon bestehenden Anurie, das leicht 
in das Aschgraue gehende Colorit der Haut den geübten Beobachter nicht übersehen 
lassen, dass das Stadium der Jntoxication im Anzuge ist. Die ganze Reihe der oben 
erwähnten schweren SjTnptome dieses zweiten Stadiums weisen die Annahme, dass 
lediglich der Wasserverlust die Ursache sei, weit zurück, zumal gerade die schwersten 
Fälle oft ohne erhebliche Dejektionen, auch ohne Erbrechen einhergehen. Das Stadinm 
aspliycticum, welches nur allzu rasch dem der Intoxication zu folgen pflegt und in 
welchem die Haut immer kälter, der Puls unfühlbar, die Herztöne immer leiser werden, 
lässt den Patienten in tiefem Coma, unter den Zeichen der Respirationslähmung in 
der Mehrzahl der Fälle zu Grunde gehen. Doch kann sich auch jetzt noch unter 
entsprechender Behandlung der Puls heben, die bleigrau-cyanotische Farbe schwinden, 
Athmung und Psyche wieder normal werden und der Patient genesen. In der zweiten 
Krankheitswoclie treten dann auch w r ohl Urticaria- oder Masern- oder Roseola-ähnliche 
Exantheme auf, die prognostisch als nicht ungünstige Zeichen zu betrachten sind. 
Doch auch nach längerer Krankheitsdauer drohen noch die Nachkrankheiten, als deren 
gefährlichste das septische Fieber und das Stadium comatosum hervorzuheben 
sind. Die erstere Nachkrankheit ist w T enig zutreffend als Choleratyphoid bezeichnet 
worden. Es fehlt regelmässig der Milztumor, der Puls ist beschleunigt, nicht dichrot, 
es fehlt der charakteristische Fieberverlauf, die Curve zeigt theils einen continuirlichen, 
theils einen intermittirenden Typus; der Leib ist dabei empfindlich und aufgetrieben. 
Der Zustand, der dem Bilde bei septikämischen Processen nahe kommt, geht, ebenfalls 
abweichend vom Typhus, häufig mit raschem Temperaturabfall in Genesung über. Oft 
stellt sich in der Folge, aber auch unvermittelt das Stadium comatosum ein, häufig 
angekündigt durch einen höheren Eiweissgehalt des Urins. Der Urin zeigt reichlich 
Cvlinder, ist bald mehr, bald weniger vermindert; die Wangen sind geröthet, der 
Puls gespannt; die Respiration ist meist tief und dyspnoisch; ohne voraufgegangene 
Krämpfe, ohne Oedeme, ohne nachweisbare Anschwellung von Leber und Milz, manch¬ 
mal unter Delirien tritt mit wenigen Ausnahmen der Tod ein. — Bei der Section 
werden schwere Veränderungen des Darmcanals, speciell des Dünndarms mit Nekrose 
der Epitheldecke und eine wohl charakterisirte Erkrankung der Nieren gefunden, 
Folgen der Intoxication mit dem Gifte der in den Darmtractus enthaltenen Komma¬ 
bacillen. 

Nach dieser Richtung hin hat auch in erster Linie die Therapie anzugreifen. 
Sie kann darauf hinausgehen, die Kommabacillen aus dem Darme zu entfernen, oder 
dieselben durch chemische Mittel abzutödten und unschädlich zu machen. Namentlich 
in letzterer Beziehung sind im Hamburger Krankenhause zahlreiche Versuche gemacht 
worden. Salol innerlich sowohl, wie subcutan angewendet, ebenso Creolin erwiesen 
sich als vollkommen erfolglos. Von der Verabreichung von Salzsäure, Milchsäure 
und den Kresolpräparaten sind günstige Erfolge ebenfalls nicht zu notiren ge¬ 
wesen. Die Wirkung von Chlorwasser wird direkt eine schädliche genannt Die 
Cantani’sclien gerbsauren Darmeingiessungen bewährten sich auch nur in den 
leichteren Fällen der späteren Zeit. Die mangelhafte Wirksamkeit der letzteren wird 
auf den Umstand zurückgeführt, dass dieselben den Hauptort der Erkrankung, den 
Dünndarm garnicht erreichen, während die Unwirksamkeit der ersteren Mittel so er¬ 
klärt werden kann, dass entweder das Gift der abgestorbenen Kommabacillen von der 
ihrer Epithelschicht beraubten Darmschleimhaut mindestens ebenso gut absorbirt wird, 
wie dasjenige der lebenden, oder dass ein grosser Theil des Giftes schon jenseits der 
Darmwand sich befindet und für die eingeführten Medicamente unzugänglich ist. — 


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Die andere der Indicatio causalis genügende Behandlung, die Elimination der Komma¬ 
bacillen aus dem Darme, hat sich schon besser bewährt. Namentlich die Verabreichung 
von Calomel, anfangs in täglichen Dosen von 0,3, später häufiger in kleineren Dosen 
von 0,02—0,05, bei Erwachsenen zweistündlich, hat bei der einfachen Choleradiarrhoe 
und im ersten Stadium der Intoxication gute Erfolge gezeitigt. Wenn der Calomel- 
Therapie das Erbrechen im Wege stand, wurde letzteres durch einige Tropfen einer 
l°/ 0 igen Cocain-Lösung eingeschränkt, 1 ) 

Um die abnorm niedrige Körpertemperatur zu heben, die Athmung zu vertiefen, 
den Puls zu stärken, sind neben der Calomeltherapie heisse Wasserbäder mit gutem 
Erfolge angewendet worden. Heisse Luft- und Dampfbäder haben sich nicht bewährt. 
Mit Excitantien, wie heisser Kaffee, Thee, Wein, Champagner, Injectionen von Kamplier- 
öl ist nicht gespart worden. Gegen die Schmerzen im Epigastrium, in den Annen 
und Beinen wird Morphium empfohlen, während vor der Opiumbehandlung wegen 
der meist schädlichen Ruhigstellung des Darmes und der dadurch bedingten Retention 
giftiger Substanzen gewarnt wird. 

Im Stadium der schweren Choleraintoxication und im Stadium algidum 
haben alle medicamentösen Mittel, ausgenommen Kampher und Morphium, im Stiche 
gelassen. Dagegen haben hier die subcutanen und noch mehr die intravenösen Kocli- 
salzinjectionen vortrefflich gewirkt, (cf. auch die Referate in No. 10 dieser Zeitschrift, 
Ref.). Die intravenöse Injection wurde in der Regel auf solche Patienten beschränkt, 
bei welchen andere Behandlungsmethoden nutzlos geblieben waren. Es wurde eine 
0,6°/ o ige Kochsalzlösung von 42° C verwendet und in der üblichen Weise aus einem 
Irrigator in die Vena mediana oder saphena eingeführt. Bei einer grossen Reihe von 
Fällen trat sofort und dauernd Besserung ein, bei anderen war die Wirkung vorüber¬ 
gehend oder erst bei Wiederholung von definitiv gutem Erfolge, bei etwa 75°/ 0 dieser 
Kranken blieb jeder Erfolg aus. Was die Art der Wirkung der Infusion anbetrifft, 
so sieht Verf. den Hauptwerth derselben einmal in der Erwärmung des Herzens und 
des Gefässsystems und der dadurch bedingten Anbahnung einer normalen Circulation, 
in zweiter Linie in der Verdünnung der Toxine. Der Verdünnung des Blutes wird 
eine untergeordnete Rolle zugewiesen. 

„Eine specifische Therapie der Cholera,“ so schliesst Verf., „giebt es bis jetzt 
nicht. Sollte es gelingen, ein Mittel zu finden, welches das Gift im Innern des Körpers 
vernichtet, ohne die Thätigkeit des Körpers zu schädigen, so wäre ein wesentlicher 
Fortschritt in der Cholera-Therapie zu verzeichnen. Einstweilen bleiben wesentlich 
die grossen Gesichtspunkte der allgemeinen Therapie der Schwerpunkt der Cholera¬ 
behandlung.“ 

Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 39. A. Neumann (Berlin). 

lieber Aristol-Behandlung der Lungentuberculose. (Aus der med. Klinik 
des Prof. v. Jaksch). Von Dr. Joseph Ochs. 

Es wurden im Ganzen 6 Patienten der Aristol-Behandlung nach Nadaud (Ein¬ 
spritzung einer l°/ 0 igen oeligen Lösung zwischen die Schulterblätter) unterworfen. 
Die grösste Zahl der Injectionen betrug 11, die jedesmalige Menge 0.01 gr Aristol. 
Eine Besserung oder auch nur Milderung der Tuberculose wurde in keinem Falle 
beobachtet, weder was den Lungenbefund noch die Bacillen-Menge anbetrifft. Dage¬ 
gen schienen die Einspritzungen auf Schweiss-Secretion, Husten und Auswurf mildernd 
einzuwirken. Besondere Reactionen wurden, abgesehen von localer Schmerzhaftigkeit 


*) Die in dem ganzen Abschnitt niedergelegton Erfahrungen stimmen im wesentlichen 
mit denjenigen Prof. Le wasch ew’a (s. October-Heft dieser Zeitschrift) überein. Red. 


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der Injections-Stelle, nicht hervorgerufen. Toxische Wirkungen wurden nicht beob¬ 
achtet. Man wird dem Verf. beistimmen, wenn er die besprochenen Resultate der 
Aristol-Behandlung nicht für geeignet hält, zu weiteren Versuchen zu ermuntern. — 

Prager med. Wockensclir. 1892 No. 36. H. Citron (Berlin). 

lieber Vibrations-Behandlung. Von Prof. Charcot. 

Nachdem bereits im Jahre 1887 ein Schüler Charcofs, Vigouroux, interessante 
Ergebnisse durch die Application vibrirender Instrumente bei Hysterischen erzielt hatte, 
hat vor Kurzem ein anderer Schüler Ch‘s., Gilles de la Tourette, diese Versuche wieder 
aufgenommen. Er experimentirte mit einem Apparat, der der Formmaschine der Hut- 
macher glich, dem Kopf fest angelegt und durch einen kleinen electrischen Motor in 
Vibration versetzt wurde. In 3 Fällen von Migräne wurde der Anfall durch dieses 
Verfahren coupirt; von 3 Neurasthenikern wurden 2 geheilt und einer gebessert. 
Kopfschmerz und Schwindel hörten sehr rasch auf. Bei einem derselben, der an 
Sacrodynie, Schwäche in den Beinen und relativer Impotenz litt, verschwanden diese 
Symptome, trotzdem die Vibrationen nur am Schädel und nicht längs der Wirbelsäule 
vorgenommen werden. — 

Progres medical 1892 No. 25. H. Citron (Berlin). 

Chloroform-Inhalation. Von H. Mc. Callum. 

Der erste Tlieil der vorliegenden Arbeit w r endet sich gegen den Bericht der 
Hyderabad-Commission. In demselben wird behauptet, dass bei den gewöhnlichen 
Einatlimungen das Chloroform keinen schwächenden Einfluss auf das Herz ausübe, dass 
aber constant eine allmähliche Erniedrigung des Blutdrucks stattfände, die ev. gefähr¬ 
lich werden könne. Der Verf. ist dagegen der Ansicht, dass diese letztere Erschei¬ 
nung nur eine Folge der herabgesetzten Herzthätigkeit sei und stützt sich dabei auf 
die interessanten Versuche von Shore und Gaskell, die er ausführlich mittheilt. 
Ebenso wenig kann er sich mit der Behauptung der Commission, dass Personen mit 
Fettherz durch die Chloroformnarcose nicht gefährdet werden, einverstanden erklären, 
da nach seiner Ansicht durch diese pathologische Veränderung eine Prädisposition zur 
Dilatation sämmtlicher Herzkammern bei Anwendung des Anästheticums gegeben sei. 

Die relative Gefahrlosigkeit der Chloroformnarcose bei der Geburt findet der Verf. 
in der physiologischen Herzhypertrophie während der letzten Schwangerschaftsmonate 
begründet. Dazu kommt, dass der erhöhte intraabdominelle Druck, welcher auf das 
vom Splanchnicus versorgte Gebiet einwirkt, eine plötzliche Syncope verhindert. 

Die Gefahren während des Excitationsstadiums der Narcose sind Asphyxie und 
Syncope. Die erstere kann durch Verlegung der oberen Luftwege hervorgerufen werden; 
bei der Verwendung von Aether ist an die dadurch entstehende Schwellung der Nasen¬ 
schleimhaut zu denken, die durch Cocain zu verhindern ist. Kann die Luft nicht in 
den Larynx eintreten, so legt man den Pat. auf die Seite und öffnet den Mund, ein 
Hervorziehen der Zunge soll dabei nicht nötliig sein, ebenso glaubt der Verf. nicht, 
dass es auf das Procentverhältniss der Chloroformdämpfe zu der Inspirationsluft an¬ 
kommt. Syncope tritt am ehesten ein, wenn der Kopf des Pat. erhöht ist — daher 
die relative Häufigkeit bei zahnärztlichen Operationen — und wird vermieden, w’enn 
man eine vollständig horizontale Lage wählt Bei dieser Complication ist der Kopf 
möglichst niedrig zu legen, künstliche Athmung einzuleiten und Digitalin zu injiciren. 
Dass vom Vagus aus reflectorisch dauernder Herzstillstand ausgelöst wird, hält Verf. 
nach seinen Thierversuchen für ausgeschlossen. Die Herzaction setzt nur für kurze 
Zeit aus, um sofort wieder mit erneuter Energie in Gang zu kommen. Bei einigen 
Personen ist das zweite Stadium, die Anaesthesie, w T enig ausgesprochen, und sie be- 


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linden sich sehr bald im Zustand tiefster Narcose. Hier begnügt man sich besser mit 
sehr geringen Mengen Chloroform, sodass der Pat. nicht vollständig gefühllos ist. Die 
Gefahren des dritten Stadiums, der tiefen Narcose, sind durch eine etwa eintretende 
Lähmung der Respirations- und Circulationscentren gegeben. Tritt dieser Fall ein, 
so ist die künstliche Athraung einzuleiten und Strychnin subcutan zu injiciren: Nach 
dem Erwachen aus der Narcose kann es besonders bei dilatirtem und geschwächtem 
Herzen zur beträchtlichen Erniedrigung des Blutdrucks und dadurch zur Syncope 
kommen. In diesem Falle lagert man den Kranken mit niedrig gestelltem Kopf auf 
den Bauch, injicirt Strychnin und Digitalin und macht künstliche Athmung. 

Beim Shock ist Morphium und die Anwendung von Hitze indicirt; Alcoliol nach 
der Narcose ist gefährlich. Treten zu der Asphyxie die Erscheinungen ungenügender 
Circulation, so verfährt man, wie für die Syncope vorgeschrieben. Von einigen Seiten 
wird empfohlen, Digitalis und Strychnin prophylaktisch zu geben, um einer Erniedri¬ 
gung des Blutdrucks während der Narcose vorzubeugen. Es ist nicht zu bestreiten, 
dass dies dadurch erreicht wird und dass auch die unangenehmen Nachwirkungen des 
Chloroforms dadurch abgeschwächt werden, doch ist vom Strychnin abzusehen, da es 
dem Anästheticum entgegenwirkt und daher grössere Mengen desselben erforderlich 
macht. Die wichtigsten Vorschriften für die Narcose sind: aufmerksame Beobachtung 
des Gesichts und der Athmung, Unterbrechung bei etwa eintretender Gefahr und tiefe 
Kopflage. (Eine Contraindication hierfür giebt nur ein durch Ascites oder einen Tumor 
stark ausgedehntes Abdomen.) 

Med. News 24. Sept. Reunert (Hamburg). 

Zur Verhütung des Kindbettfiebers. Von Prof. Leopold und Dr. Goldberg. 
(Aus der königl. Frauenklinik in Dresden.) 

Während der letzten 6 Jahre haben die Verfasser Versuche angestellt, dahin 
zielend, die Ursache des Puerperalfiebers zu ergründen und ein Auftreten desselben 
nach Möglichkeit fernzuhalten. Vom Jahre 1886 bis April 1889 wurden in der 
Klinik bei sämmtlichen Gebärenden Auswaschungen der Scheide vorgenommen, vom 
Mai 1889 bis Ende des Jahres 1891 wurden die Desinfectionen der Scheide bei regel¬ 
mässigen Geburten unterlassen, und es zeigte sich bei einer grossen Versuchsreihe, 
dass die Zahl sämmtlicher Unregelmässigkeiten im Wochenbette mit dem Unterlassen 
der Desinfectionen sprungweise um ein Bedeutendes geringer geworden war. — Es 
wurde dann die Beobachtung gemacht, dass von einem schon ausserhalb der Anstalt 
inficirten Falle zuweilen mehrere Gebärende in der Klinik trotz sorgfältigster sub- 
jectiver Desinfection des Arztes resp. der Hebeamme inficirt wurden. Daher wurde 
der Versuch gemacht, bei durchaus normal Gebärenden die innere Untersuchung mög¬ 
lichst einzuschränken — soweit sich dieses eben mit den Unterrichtszwecken der An¬ 
stalt vereinigen liess — und die äussere Untersuchung bis zu einem möglichst hohen 
Grad der Vollkommenheit auszubilden. Bei dieser Methode wurde die Zahl der Er¬ 
krankungen auf ein Minimum reducirt. — Zur Zeit der Scheidenausspülungen erkrankten 
von den innerlich untersuchten Normalgebärenden 1,26°/ 0 an puerperaler Infection, es 
starben 0,2°/ 0 ; in der Zeit der Nichtausspülung erkrankten 0,88°/ 0 und starben 0,15°/ o . 
Von den innerlich nicht Berührten erkrankten 0,65°/ o und starben 0,07°/ 0 . Dass 
das Scheidensecret nicht unschädlich gemacht werden muss, geht aus einer Reihe von 
Doederlein angestellter Untersuchungen hervor. Nur in 3°/ 0 aller von ihm unter¬ 
suchten Schwangeren wurden in dem Scheidensecret Microorganismen gefunden, die 
die Gebärende ohne äussere Infection an Kindbettfieber erkranken lassen konnten. 
Die mangelhaften Aufsaugungsverhältnisse in der Scheide der Gebärenden bedingen 
es aber, dass die Zahl der Erkrankten weit hinter 3°/ 0 zurückbleibt. Doederlein 


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kommt daher auch zu dem Schluss, dass die innere Untersuchung mit ihren Gefahren 
möglichst einzuschränken und thunlichst durch die äussere zu ersetzen ist. Besonderes 
Erforderniss für den Geburtshelfer ist und bleibt aber: Strengste subjective Antisepsis, 
vollkommene Fernhaltung jeder Verunreinigung von den äusseren Geschlechtstheilen 
während der ganzen Dauer der Entbindung und des Wochenbettes, ganz besonders 
peinliche Reinigung und Desinfection der äusseren Gesclilechtstheile und ihrer Umge¬ 
bung vor jeder innem Untersuchung. 

Verf. geben ausser den angeführten Zahlen noch eine Reihe statistischer Daten, die 
pathologischen Geburten, geburtshiilfliehen Operationen u. s. w. aus dem Jahre 1891 
betreffend, bezüglich derer auf das Original verwiesen werden muss. 

Deutsche med. Wochenschrift 1892, No. 13. Brandt (Hamburg). 


Diätetik. 

Zur diätetischen Behandlung der Herzkrankheiten, n. Teil. Von Dr. 
F. Hirschfeld (Berlin). Verf. hatte in einer früheren Abhandlung darauf hin¬ 
gewiesen, dass eine Verminderung der Ernährung eine Erleichterung der Herzarbeit 
bedingen kann. Als Erklärung hierfür führte er an, dass, während bei verminderter 
Nahrungszufuhr das Herz selbst noch eine Zeit lang seine volle Leistungsfähigkeit 
beibehält, die von demselben zu befördernde Blutmenge geringer wird, weil einmal 
die bei der Verdauung zuströmende Lösung von Nährstoffen abnimmt und die Thätig- 
keit der Verdaungsdrüsen und Muskeln eingeschränkt wird. — Die Erfolge der 
Kar eil’ sehen Milchdiät, bei welcher zuerst immer nur 500 ccm Milch täglich ohne 
jede andere Nahrung gegeben werden, meint Verf., sind auf diese Weise zu erklären, 
und die diesbezüglichen Beobachtungen, welche er an drei Patienten gemacht hat, 
scheinen für diese Annahme zu sprechen. Bei allen drei Patienten waren mehr oder 
weniger ausgesprochene Compensationsstörungen von seiten des Herzens vorhanden: 
Oedeme an den Extremitäten, Herzklopfen, gesteigerte Pulsfrequenz, Anfälle von 
Atliemnoth, herabgesetzte Diurese, alle drei Patienten waren aber dabei bei sehr 
gutem Appetit; der Nährwerth der von ihnen täglich eingenommenen Nahrung 
schwankte zwischen 2500 und 3800 Calorieen. Wurde bei diesen Patienten plötz¬ 
lich die Nahrungszufuhr herabgesetzt, sodass der täglich zugeführte Nährstoff nur 
etwa 600—700 Calorieen entsprach, so hob sich sofort die Diurese, die Oedeme ver¬ 
schwanden allmählich, der Puls wurde langsamer, das übrige Befinden besserte sich 
mit progressiver Abnahme des Körpergewichtes; und zwar trat diese Besserung ein, 
gleichviel ob diese verminderte Nahrung in Form von Milch oder als Schabefleisch 
und Cognac gereicht wurde. Also nicht die Milch an sich, sondern die Verminde¬ 
rung der Nahrungszufuhr ist das wesentliche bei der Karelischen Milchdiät In 
ähnlicher Weise hatten schon Tarnier und Budin bei Frühgeburten beobachtet, 
dass die Patientinnen bei reichlicher Ernährung Knöchelödeme bekamen, welche bei 
Verminderung der Nahrungszufuhr wieder verschwanden. Reichliche Ernährung 
kann also ebenso wie gesteigerte Muskelthätigkeit bei einem geschwächten Herzen, 
Compensationsstörungen bedingen. Eine weitere therapeutische Früfung dieses Satzes 
erzielte bei einzelnen Patienten für längere Zeit eine Wiederherstellung der Compensation 
des Herzens, bei anderen gingen die Compensationsstörungen nur auf kurze Zeit und 
zum Teil zurück. Bei den sehr schweren Kreislaufstörungen, bei welchen auch die 
medicamentöse Therapie im Stich liess, blieb jeder nennenswerthe Erfolg aus. Verf. 
fand, dass bei fast allen Fällen letzterer Kategorie die Nahrungsaufnahme ausser¬ 
ordentlich beschränkt war, dass also gewissermassen schon die Natur selbst die Re¬ 
gulation, die Verf. an wendet, versucht hatte. 


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Sehr nahe lag es bei diesen Patienten, bei denen eine weitere Verminderung 
der Nahrungszufuhr nicht mehr möglich war, die Flüssigkeitszufuhr herabzusetzen, 
sowie dies Oertel empfohlen hat, um so mehr, als meist zugleich als hervor¬ 
stechendes Symptom ein quälendes Durstgefühl zu bestehen pflegt. Es ergab sich 
aber, wenn bei diesen Schwerkranken die Flüssigkeitszufuhr vermindert wurde, dass 
dann die an sich schon geringe Esslust so minimal wurde, dass der tägliche Stoff¬ 
bedarf des Organismus auch nicht annähernd mehr gedeckt w r erden konnte. Aber auch 
bei den Kranken mit leichteren Compensationsstörungen ist verminderte Flüssigkeits¬ 
zufuhr ohne Erfolg, es tritt keine vermehrte, sondern verminderte Diurese ein. 

Wenn man nun durch verminderte Nahrungszufuhr eine Erleichterung der Herz¬ 
arbeit herbeiführen kann, so liegt die umgekehrte Anwendung dieses Satzes auf die 
sogenannte Luxusconsumption sehr nahe, dass auch hier die Herzhypertrophie und die 
in ihrem Gefolge auftretenden Kreislaufstörungen bedingt seien durch die fortgesetzte über¬ 
mässige Nahrungszufuhr und den reichlichen Alkoholgenuss. Dass eine gesteigerte Muskel- 
thätigkeit eine Herzhypertrophie bedingen kann, ist leicht erklärlich, dass aber bei 
geringer Muskelthätigkeit, wie das bei den hier in Frage kommenden Personen der 
Fall zu sein pflegt, und bei reichlicher Ernährung eine Herzhypertrophie entstehen 
soll, ist von vorn herein nicht einleuchtend. Die Steigerung des Blutdruckes allein 
kann hier nicht die Ursache sein, weil diese Steigerung ohne jede nachtheilige Folgen 
bei allen möglichen physiologischen Zuständen beobachtet wird. Die von Traube 
hier herangezogene, gerade bei derartigen Individuen vorkommende Arteriosklerose, 
welche einen Theil der Herzarbeit durch mangelhafte Fortleitung der Blutwelle zu 
nichte machen soll, hat Traube selbst nachher in der Weise gedeutet, dass dieselbe 
nicht die Ursache für die Herzhypertrophie sei, sondern ebenso wie letztere durch 
die abnorme Spannung im Aortensystem bedingt sei. Fräntzel nahm eine venöse 
Hyperämie im Darm und eine secundäre Stauung im Capillar- und Arteriensystem 
an, wodurch dem Herzen eine Mehrarbeit verursacht werden sollte. Demgegenüber 
hat Cohnheim beobachtet, dass aus einer venösen Stauung in einem Gefässgebiete 
keine Steigerung des arteriellen Druckes resultirt. Verf. nimmt nun an, dass die 
Hypertrophie des Herzens bei der sogenannten Luxusconsumption vor allem durch 
die überreiche Blutmenge, „die Plethora“ der alten Aerzte bedingt sei. 


Dass eine solche Plethora überhaupt und gerade bei reichlicher Ernährung mit 
übermässigem Biergenuss vorkommt, glaubt Verf. durch die Beobachtung beweisen zu 
können, dass jedesmal, wenn bei reichlicher Nahrung ein Fettansatz herbeigeführt 
wird, sofort auch etwas Eiweiss vom Körper zurückbehalten wird, und zw r ar ent¬ 
spricht einem Ansatz von 100 gr Fett ein Ansatz von 1—1,5 gr Stickstoff, einer 
Gewichtszunahme von 5—10 Kilo ein Ansatz von ca. 1000 gr Blutes, resp. eiw r eiss- 
haltigen Gewebes. Dass die Blutmenge bei diesem Stickstoffansatze wachse, sei schon 
deswegen wahrscheinlich, weil man nicht annehmen könne, dass die Gewebssäfte fort¬ 
während concentrirter würden. Zu dieser absoluten Vermehrung der Blutmenge 
kommt in Rumpf nnd Kopf noch eine relative Vermehrung, w r eil die für die weniger 
arbeitenden Extremitäten notliwendige Blutmenge relativ gering ist. Um diese 
grössere Blutmenge zu befördern, wird das Herz eine grössere Arbeit leisten müssen, 
um so mehr als ein Theil seiner Arbeit, wie schon oben erwähnt, w f egen der meist 
bestehenden Arteriosklerose praktisch verloren geht und die sonst wenigstens zeit¬ 
weise von dem Muskelsystem geleistete Hilfe bei der Beförderung des Blutes im Venen¬ 
system wegfällt. Das Herz arbeitet also meist unter immer ungünstiger werdenden 
Bedingungen, wird dadurch schliesslich zur Hypertrophie angeregt und wegen des 
gleichzeitigen Fettansatzes auch am Herzen der Gefahr der Erschlaffung näher 
geführt. 


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Die Plethora an sich braucht nun eine Steigerung des Blutdruckes nicht zu be¬ 
dingen, weil durch compensatorisches Nachlassen der Contraction der kleinen Gefasst* 
für die grössere Blutmenge ein grösserer Raum geschaffen wird; doch werden bei 
grösseren Anstrengungen die auch sonst eintretenden Blutdrucksteigerungen bei den 
„Vollblütigen“ viel stärker ausfallen. Daher machen sich bei ihnen leicht all’ jene 
Zeichen einer vorübergehenden Insufftcienz des Herzens, wie Herzklopfen, Athemnoth, 
Gefühl von Völle auf der Brust bemerkbar. In diesem Zustande constatirt dann der 
Arzt neben den Zeichen der Herzinsufficienz die Symptome des gesteigerten Blut¬ 
druckes. Dass aber für diese beiden Erscheinungen die Plethora die Ursache ist, 
hat Verf. experimentell festgestellt. Bei diesen Versuchen, die in einer späteren 
Arbeit veröffentlicht werden sollen, ist es ihm gelungen, durch Verminderung der 
Nahrungszufuhr die Zeichen der Blutdrucksteigerung zu beseitigen. „Wenn es uns 
aber gelungen ist“, schliesst Verf., „den Blutdruck herabzusetzen, und der Patient 
sich dauernd wohl befindet, können wir mit Sicherheit den Schluss ziehen, dass wir 
mit unserer Therapie auch die Ursachen der betreffenden Störungen, d. i. also die 
abnorm grosse Menge von Blut beseitigt haben.“ 

Die diätetische Behandlung der Herzkrankheiten hat also in erster Linie: eine 
Verminderung der Nahrungszufuhr einzuleiten, um so eventuell die Herz¬ 
arbeit zu verringern und bei Kranken mit Compensationsstörungen Diurese einzuleiten, 
bei anderen um die reichliche Blutmenge zu beseitigen, — in zweiter Linie für 
mässige Muskelbewegung zu sorgen, um den Extremitäten mehr Blut zu¬ 
zuführen und so Kopf und Rumpf zu entlasten und Stauungen in einzelnen Gefass- 
gebieten entgegenzuarbeiten. Starke Muskelbewegungen, wie bei der jetzt üblichen 
Marienbader Kur, sind besonders wegen der Gefahr der Herzdilatation und der Ruptur 
der sklerosirten Gefässe zu widerrathen. 

Berl. klin. Wochenschr. 1892 No. 35. A. Neumann (Berlin). 

Ueber die Ernährung und Behandlung Nierenkranker. Von G. See. 

S6e sieht in der Milch durchaus nicht dasjenige Universalmittel für Nierenkranke, 
das man aus ihr hat machen wollen. Er betrachtet sie als ein einfaches Diureticum, 
das sehr wohl durch Lactose ersetzt werden kann, im übrigen als ein ziemlich un¬ 
vollkommenes gemischtes Nahrungsmittel, gegen dessen Darreichung indessen nichts 
einzuwenden ist. Von anderen Nahrungsmitteln gestattet er gekochte Eier, weisses 
Fleisch, Fische, trockene Gemüse (Hülsenfrüchte), gekochtes Obst, Butter, Kaffee, Thee. 
Verboten sind schwere Fleischsorten, grüne Gemüse (?), Bouillon, Spirituosen. 

Was die medicamentöse Behandlung betrifft, so verwirft See alle eingreifenden 
Massnahmen wie Aderlässe, Vesicantien, Schwitzkuren vollkommen. Er bedient sich 
mit gutem Erfolge der Jod-, Strontium- und Calciumpräparate, letzterer als Brom-, 
Milchsäure- oder Chlorsalze. — 

Revue m6d. 1892 No. 6. H. Citron (Berlin). 

Die Ernährung mit Kohlehydraten und Fleisch oder auch mit Kohle¬ 
hydraten allein. Von Eduard Pflüger. In einer sehr ausführlichen Arbeit über 
obiges Thema kommt Pflüger u. a. zu folgenden Ergebnissen: 

Mastfett entsteht nicht bei noch so grossem Ueberschuss von Eiweissnahrung, 
wenn keine Kohlehydrate gleichzeitig gereicht werden. 

Bei Ernährung mit Fleisch und Stärke oder allgemein mit ihr gemischtem 
Futter hängt die Menge des neugebildeten Fettes in keiner Art davon ab, wie viel 
Eiweiss sich zersetzt, sondern nur wie gross der aus Kohlehydraten bestehende Nahrungs- 
Überschuss ist. 


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Selbst dann findet noch Fettmast aus Kohlehydraten statt, wenn gar kein Ei- 
weiss gefüttert wird und der Stoffwechsel deshalb auf Kosten eines Theiles des Körper- 
eiweisses mit unterhalten wird. (Arch. f. Physiologie, Bd. 52, Heft 5 und 6.) 


Ueber physikalische und diätetische Schlafmittel. Von Dr. B. Buxbaum 
(Wien). 

Den pharmakologischen Hypnoticis gegenüber mit ihrer bald unsicheren, bald 
toxischen Wirkung auf das Nerven- und Gefässsystem und auf die Respiration, mit 
ihrer Gefahr der Gewöhnung bei längerem Gebrauch haben die physikalischen und 
diätetischen Schlafmittel lediglich schon, wenn man das Princip des „nil nocere“ im 
Auge hat, vieles voraus. Wenn wir den am meisten anerkannten Theorieen für die 
Entstehung des Schlafes folgen wollen, so werden wir von zwei Gesichtspunkten aus 
die Indicatio causalis für unsere therapeutischen Massnahmen zu stellen haben, einmal 
eine gehörige Quantität von Ermüdungsstoffen, von Arbeitsprodukten in den Geweben 
anzuhäufen, und dann für eine ausgiebige Depletion der Schädelhöhle, eine Vermin¬ 
derung der Congestion des Blutes zu Gehirn und Meningen herbeizuführen. Der 
ersteren Indication, welche hauptsächlich bei Personen, die überhaupt nicht zu arbeiten 
gewöhnt sind, in Frage kommt, werden wir oft dadurch genügen können, dass wir 
durch methodische Muskelbewegungen, durch gesteigerten Stoffwechselumsatz reichlichere 
Ermüdungsprodukte zu bilden suchen, wenn wir nicht, rein von theoretischer Erwägung 
geleitet, von dem Befunde, dass diese Ermüdungsprodukte als Milchsäure in den Mus¬ 
keln angehäuft werden, sogleich diese Milchsäure selbst, unter Ersparung der Arbeits¬ 
leistung, in der Form von saurer Milch in den Organismus einführen wollen (?! Red.). Der 
Stoffwechsel und somit die Menge der Ermüdungsprodukte kann aber auch gehoben 
werden durch Massage und Electricität. Bei allgemeiner Nervosität, nervöser Atonie 
von Magen- und Darmkanal, bei chronischem Gastro-Intestinalkatarrh haben streichende 
Bewegungen, bei allgemeiner Schwäche die Faradisation, Franklinisation und Galvanisa¬ 
tion oft in wunderbarer Weise schlaf bringende Wirkung. — Mannigfaltig sind die 
Mittel und Wege, um nach der zweiten Theorie eine Depletion des Gehirns herbei- 
zuführen, schlafbringend zu wirken. Durch thermische und mechanische Actionen, 
meint Verf., sind wir fast immer im Stande, diese Indication zu erfüllen. Obenan 
steht in dieser Hinsicht die feuchte Einpackung. Der blutwarme Dunst, sobald das 
Leinentuch bis zu Körpertemperatur erwärmt ist, hat in erster Linie eine Erweiterung 
der peripherischen Arterien an Rumpf und Extremitäten und somit eine Ableitung des 
Blutes aus dem Schädelraum zur Folge, in zweiter Linie aber werden durch die Gleich- 
mässigkeit der Temperatur der Kürperoberfläche thermische, mechanische und dyna¬ 
mische Reize von der Peripherie nach dem Centrum hin, welche geeignet sind, den 
Eintritt des Schlafes zu hindern, in Wegfall gebracht. Auf diese Weise will Verf. 
die meist vortreffliche Wirkung dieser Einpackungen bei Geisteskranken, bei Alkoho- 
listen im Delirium, bei Neurasthenikern und fiebernden Kranken erklären. Neben 
den feuchten Einpackungen kommen von physikalischen Mitteln in Betracht: die Leib¬ 
binde — diese namentlich in der Kinderpraxis, — Abreibungen, protrahierte laue 
Halbbäder, Regenbäder, länger dauernde und öfter wiederholte kühle Sitzbäder, flies¬ 
sende Fussbäder und Wadenbinden. Die Sitzbäder von einer Temperatur von 16—18° 
sollen gelegentlich dadurch in ihrer Wirkung erhöht werden, dass man die Patienten 
nicht abtrocknet und so die mechanische Friction vermeidet. Für Störungen in der 
vegetativen Sphäre und sexuelle Reizzustände wird diese Therapie besonders empfohlen. 
Für letztere Leiden wird auch der Psychrophor in Vorschlag gebracht. Schliesslich 
erwähnt Verf. als nicht pharmakologisches Mittel die Suggestiv-Therapie. 


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„Wenn auch das eine oder das andere dieser Mittel,“ schliesst Verf., „beim ersten 
Versuche seine Dienste versagt, wenn auch die Anwendungsweise einer der genannten 
Proceduren eine ziemlich complicirte ist, so lohnt es sich doch immer der Mtihe, die 
physikalischen Hypnotica vor den pharmakologischen zu versuchend 

Blätter für klinische Hydrotherapie 1892, 4. A. Neumann (Berlin). 


Klimatologie. 

Zur Klimatologie des Südens von Dr. Conrad Clar, Docent an der Wiener 
Universität. Von den vier möglichen Combinationen der Wärme und Feuchtigkeit 
der Luft — trockenwarm, feuchtwarm, trockenkalt, feuchtkalt — ist die letzte für 
die Klimatotherapie vollkommen unbrauchbar. Trockenkalte Atmosphäre zeigt das 
Hölien-Klima. Infolge mehr oder minder erheblicher Luftverdünnung ist die Atmo¬ 
sphäre nicht im Stande, einen Wärmefond in sich aufzuspeichern. Es wirken also 
nur die directen Sonnenstrahlen, die den betreffenden Körper treffen. Hierdurch 
wird ein scharfer Gegensatz zwischen Sonnen- und Schattenseite geschaffen, auf 
welchem die für manche Zwecke recht brauchbaren Heilpotenzen des Höhen-Klimas 
beruhen. Dem excitirenden Charakter des trockenkalten Klimas gegenüber stellt 
der sedative des feuchtw r armen, wie er für subacut entzündliche Prozesse des 
Respirations-Tractus gebraucht wird, gegenüber. Trockene Wärme ist da erforder¬ 
lich, wo das uropoetische Organ durch vicariirende Thätigkeit der Haut entlastet 
werden soll. Ersterer Bedingung genügt das insulare, letzterer das Wüstenklima. 
Zieht man zum Vergleich eine Reihe von Stationen heran, auf welchen meteorologische 
Beobachtungen gemacht werden, so ergiebt sich für die hervorragend wichtigen Monate 
Januar, Februar, März innerhalb eines ganz Mitteleuropa umfassenden, südlich bis 
jenseits des Atlas reichenden Bezirkes eine ziemlich genaue Uebereinstimmung der 
barometrischen Bedingungen. Zu Beginn des Jahres liegt hoher Luftdruck über 
Mitteleuropa, der das Abströmen von Nordluft nach dem Süden bedingt und durch 
cyklonisclie Wirbelbewegung abnorme Kühle bis in den afrikanischen Kontinent 
hineindringen lässt. Im Februar erscheinen diese Strömungen ausgeglichen und 
bedingen normale Temperatur-Verhältnisse. Im März kehrt sich das Verhältniss 
um durch das Auftreten eines Maximum über dem Mittelmeer und eines Minimum 
über Finnland und erzeugt Abströmen von Südluft nach dem Norden, Nachdringen 
von Südluft in den Continent und abnorm hohe Temperaturen in Mitteleuropa. Dieser 
Wärmefluth folgt in der Mitte des Monats eine Abkühlung durch Rückkehr des Mini¬ 
mum ins Mittelmeer, zum Schlüsse folgt dasselbe Spiel wie zu Anfang des Monate. 
Verf. erläutert nun an der Hand von Temperatur-Curven den Einfluss, den insulare 
und Wüstenlage auf die durch den Luftdruck gegebenen Verhältnisse austiben. Wäh¬ 
rend das Curvenband von Wien ganz enorme Temperaturschwankungen, das von Nizza, 
Abbazzia und Algier wenn auch geringere, so doch immer noch bedeutende Differen¬ 
zen innerhalb weniger Tagesstunden aufweist, zeigen Ajaccio und Biskra eine Curve, 
die mit grosser Regelmässigkeit verläuft und von hohen Werthen nach oben und unten 
nahezu frei ist. Im Januar z. B. bewegt sich in Ajaccio die Wärme zwischen 6 und 
16° C (Monats-Intervall 10°), in Wien zwischen —20 und -h 12° C (M. J. 32° C). 
Dieser Umstand ist es namentlich, der jenen beiden Plätzen, oder, da aus äusseren 
Gründen Biskra vorläufig noch wenig in Betracht kommen kann, speciell Ajaccio einen 
hohen klimatischen Werth verleiht. Die Stadt liegt auf einer in den Golf hinein¬ 
ragenden Landzunge, im Hintergründe von welligem Hügelland und Hochgebirge um¬ 
rahmt. Das im Aufblühen begriffene Villenviertel ist durch einen reich bewaldeten 


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Bergzug nach Norden geschützt. — Zwei beigegebene Phototypien unterstützen die 
Ausführungen des Verf.’s in wirksamer Weise. 

Wiener klin. Wochensclir. 1892 No. 35. H. Citron (Berlin). 

Einige Bemerkungen zu den klimatischen Kuren in den Alpen. Von 
Dr. A. Hoessli in St. Moritz, Engadin. 

Verf. hatte früher einmal einen kurzen Aufsatz über die Erfolge der Winter¬ 
kuren in den Alpen bei kleinen Kindern veröffentlicht. In der vorliegenden Arbeit 
weist H. auf die Vortheile hin, die auch ältere Kinder und Erwachsene von diesen 
Kuren haben können. Haupterforderniss ist dabei, dass die Kuren nicht durch einen 
kurzen etwa 4—6 Wochen dauernden Aufenthalt noch dazu an verschiedenen Orten 
beschränkt werden, sondern dass dieselben auf mehrere Monate ausgedehnt, an ein 
und demselben Kurorte und hauptsächlich von dem Gesichtspunkte aus unternommen 
werden, die Patienten unter möglichster Ausnutzung der klimatischen und sonstigen 
Vorzüge der Höhenkurorte zu einer naturgemässen, die Functionen des Körpers und 
Geistes in gehörigem Masse in Anspruch nehmenden und übenden Lebensweise erzogen 
werden. So ist es gelungen, kranke und elende Kinder im Alter von 5—15 Jahren, 
die jahrelang eine kümmerliche Existenz fristeten, wieder zur Gesundheit und normalen 
Entwickelung zurückzuführen. Verf. führt ein klassisches Beispiel für diese Fälle in 
einer ausführlichen Krankengeschichte an. Gerade in der Möglichkeit, diese Kinder 
ohne Gefahr für Leben und Gesundheit abzuhärten, dabei gut zu ernähren und ihre 
Kräfte zu befestigen, liegt der Vorzug des Alpenkurortes, ein Vorzug, den z. B. ein 
Aufenthalt in den südlichen Kurorten nicht bietet. — In zweiter Linie kommen in 
Betracht schwere Anämieen bei Erwachsenen, namentlich Mädchen und Frauen, die 
in der aufreibenden, unnatürlichen Lebensweise, wie sie Genusssucht und die auf das 
Aeusserste gesteigerten Anforderungen des modernen Gesellschaftslebens in den Städten 
stellen, nicht recht gedeihen können. In Betracht kommen aber auch alle diejenigen, 
welche in ihrer gewohnten Lebensweise keine Gelegenheit finden, ihre Muskeln und 
unter diesen auch den Herzmuskel in der gehörigen Weise zu gebrauchen. In rich¬ 
tiger Weise überwacht und geleitet werden auch Neurastheniker und, analog den Lungen¬ 
tuberkulosen, andere Tuberkulosen, wie die tuberkulösen Knochenerkrankungen in den 
Alpenkurorten schneller als anderswo, Besserung und Heilung finden. 

Deutsche med. Wochenschr. 1892 No. 35/37. A. Neumann (Berlin). 


Krankencomfort. 

Speibehälter in Taschenform von Dr. Jean Köhler in Freiburg i. B. 
(D. R.-P. 62477.) Die Vorrichtung besteht aus einem Gehäuse, ähnlich einer zwei¬ 
theiligen Cigarrentasche. Der innere Gehäusetheil hat einen gegen das Innere ge¬ 
richteten Trichter, welcher sich unten etwas öffnet, wenn dieser Theil der Breite 
nach zusammengedrückt wird; dann kann der Auswurf hineingespuckt werden. 

Lässt der Druck nach, so schliesst sich die Spalte wieder, dann wird der äussere 
Gehäusetheil übergestülpt und die ganze Vorrichtung kann in die Tasche gesteckt 
werden. Das Gehäuse selbst ist aus einem Stoff gemacht, der so imprägnirt ist, dass 
er wasserdicht ist und doch verbrennbar bleibt. Am besten eignet sich braune Holz¬ 
pappe dazu, welche mit einem brennbaren Lack bestrichen ist. 

Der Behälter hat das Aussehen einer Cigarrentasche, so dass das Mitführen und 
der Gebrauch unauffällig ist. 

Des Weiteren fällt die der Verbreitung der Bacillen förderliche Reinigung w r eg, 
da der innere Behälter möglichst nach jedesmaligem Gebrauch verbrannt wird. 

Der äussere Theil dagegen kann längere Zeit gebraucht werden, da der innere Trichter 
das Austreten des Auswmrfes in den äusseren Theil verhindert. Grundke (Berlin). 


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422 


Verfahren zur Herstellung von Räucherbändern von J. Zigan in Berlin 
(D. R.-P. 64156). Mittelst des im Nachstehenden beschriebenen Verfahrens gelingt 
es, ein Räucherband von sehr kräftiger Wirkung zu erhalten. 

Ein reines Baumwollenband wird mit einer Salpeterlösung getränkt, wodurch 
dasselbe die Fähigkeit erhält, glimmen zu können. Alsdann wird es getrocknet, und 
hierauf mit einer Lösung getränkt, welche aus folgenden Stoffen besteht: Patschuliöl, 
Styrax, Alkohol, Rosenöl, Moschnstinctur, Nelkenöl, Lavendelöl, Cassiaöl. 

Am besten lässt man das in der oben angegebenen Weise behandelte Baum¬ 
wollenband ungefähr 12 Stunden in der genannten Lösung liegen, trocknet hierauf 
an der Luft und bringt das Räucherband in Blechdosen verpackt in den Handel. 

Grund ke (Berlin). 


Hygiene des Hauses und der Familie. 

Zur Frage der Trinkwasserversorgung.*) Von Prof. Dr. C. Fränkel (Mar¬ 
burg). Eine Frage, welche in Folge der Hamburger Choleraepidemie Gegenstand viel¬ 
seitiger Aufmerksamkeit geworden ist, ist die der Wasserversorgung unserer Gemein¬ 
wesen. Ueberall, wo die Cholera auftrat, war sie dem Wasserwege gefolgt, und der 
Umstand, dass in Hamburg und Altona, zwei unzertrennbar mit einander verwachsenen 
Städten das Verhalten der Cholera ein so verschiedenes war, ist darauf zurückzuführen, 
dass in Hamburg unfiltrirtes, in Altona durch Sandfilter gereinigtes Elb-Wasser als 
Trinkwasser dient. Das aus Flössen stammende Wasser ist stets verdächtig und darf 
nur mit besonderen Vorsichtsmassregeln benutzt werden. Sandfiltration allein genügt 
nicht, um das Wasser von Bakterien zu befreien, wie Verfasser und Piefke, Ingenieur 
der Stralauer Wasserwerke, im Jahre 1889 durch sorgfältige Versuche bewiesen haben. 

Wenn auch das durch Sand filtrirte Wasser dem unfiltrirten gegenüber von be¬ 
deutendem Werth ist, so ist doch erwiesen, dass der tausendste Theil der im Schmutz¬ 
wasser enthaltenen Mikroorganismen durch die Filter hindurchgeht; durch die Filtra¬ 
tion wird die Gefahr verringert, aber nicht aufgehoben. 

Entgegen der Ansicht von Gill, dem Director der Berliner Wasserwerke, spricht 
sich Verf. dahin aus, dass, wenn selbst die Schöpfstellen der Wasserwerke gegen 
Verunreinigungen und menschliche Ansiedelungen geschützt bleiben und die Landes¬ 
gesetze gegen die Verunreinigung der Flüsse aufrecht erhalten werden, eine Infection 
des Rohwassers durch die Schiffsbevölkerung sehr leicht möglich ist, wie uns die Er¬ 
eignisse der letzten Wochen bewiesen haben. — Der Vorschlag von Werner v. Siemens, 
das Wasser vor dem Eintritt in die Leitungsröhren einer centralen Abkochung zu 
unterwerfen, hält Verf. wegen der unermesslichen Anlage und Betriebskosten für un¬ 
ausführlich, ebenso die Desinficirung und Klärung des Wassers durch chemische 
Mittel, wie Kalk, Cement, Salzsäure etc. Um erhebliche Quantitäten Oberflächen¬ 
wasser gebrauchsfähig zu machen, bleibt nur die Sandfiltration übrig, durch welche 
das Wasser nicht völlig bakterienfrei gemacht werden kann, ein Uebelstand, zu dem 
sich noch ein weiterer gesellt, nämlich der, dass die Temperatur des Oberflächen¬ 
wassers abhängig ist von der Luftwärme. Im Sommer wird man ein sehr warmes, 
im Winter ein sehr kaltes Wasser geliefert erhalten, und da die Temperatur des 
Wassers das entscheidende Moment für seinen Wohlgeschmack ist, so ist dieser Um¬ 
stand von nicht zu unterschätzender Bedeutung. — Von allen diesen Mängeln frei 
ist unser Grundwasser, das schon in geringer Tiefe völlig steril und wegen der stets 
gleichbleibenden Temperatur des Entnahmeortes (bei uns 9° C) überaus wohlschmeckend 
ist. Die alte Ansicht, dass Grundwasser in ursächlichem Zusammenhang mit Infections- 


*) Vgl. dazu den das gleiche Thema behandelnden Originalartikel von Weyl in der 
vorigen Nummer dieser Zeitschrift. D, Red. 


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krankheiten steht, ist durch nichts begründet, und die Befürchtungen von Gill, dass 
das Grundwasser auf die Dauer den Bedarf nicht zu decken vermag, sind widerlegt 
durch die Thatsache, dass Leipzig aus den 140 Brunnen seiner Grundwasseranlage 
täglich 30,000 cbm und Frankfurt a. M. 15,000—18,000 cbm ohne Schwierigkeit 
entnehmen. Der einzige Uebelstand des Grundwassers ist sein Eisengehalt. Das 
Eisen ist als Oxydulsalz in dem Wasser gelöst. Kommt das Wasser nun an die 
Oberfläche, so verwandelt sich durch den Sauerstoff der Luft das Eisenoxydul zu 
Eisenoxyd, das sich als Schlamm aus der Flüssigkeit ausscheidet und die Röhren ver¬ 
stopft; ausserdem ist dieser Eisenschlamm ein günstiger Boden für die Entwicklung 
der Crenothrix. Um das Wasser vor Eintritt in die Leitungsröhren vom Eisen zu 
befreien, hat Piefke ein Verfahren in Anwendung gebracht, indem er das Wasser 
über Coaksthürme fliessen lässt. Ein Versuch nach dieser Richtung hin wird augen¬ 
blicklich in Charlottenburg gemacht, und wenn dieser Versuch für grosse Wasser¬ 
massen technisch und finanziell gelingt, dann sind wir auf dem Wege der Emanzi¬ 
pation von dem nach vielen Richtungen hin mangelhaften Oberflächenwasser, w r as als 
ein bedeutender hygienischer Gewinn anzusehen wäre. 

Deutsch, med. Wochenschrift No. 41. Blass (Dalldorf). 

lieber eine neue Methode zur Bestimmung der Wandfeuchtigkeit 

Von Prof. Dr. Rud. Emmerich. 

Die bisher gebräuchlich gewesenen Methoden (Betasten, Beklopfen mit einem 
Schlüssel u. s. w.), die Feuchtigkeit der Wände in Neubauten zu bestimmen, sind 
durchaus primitiv und trügerisch. 

Unter v. Pettenkofer’s Leitung stellte Dr. Glässgen zunächst Untersuchungen 
an, um zu finden, w r ann eine Mauer in der Weise trocken zu nennen sei, dass die Wohnung 
bezogen werden könne. Er stellte fest, dass der innere Mörtelbewurf der Wände nicht 
mehr als 1 °/ 0 Wasser im Feinmörtel enthalten dürfe. Die von ihm benutzte Methode 
hat vor Allem den grossen Fehler, dass bei ihr nur wenig Mörtel verwendet werden 
kann, während es erforderlich ist, grössere Mengen auf ihren Wassergehalt zu prüfen. 
Emmerich empfiehlt folgende Methode: Von jeder Wand eines Zimmers werden mittels 
einer 0,5 qdm grossen, eigens dazu construirten Stanze Proben von der ganzen Dicke 
des Mörtelbewurfes entnommen. Dieselben werden gleich in der Stanze zerrieben, dann 
in einem luftdicht schliessenden Gefäss in das Laboratorium transportirt, um hier gewogen 
und ohne vorheriges Sieben in flachen Nickelschalen in einen vorher geheizten doppel¬ 
wandigen Vacuumschrank gebracht zu werden. Die Trocknung bei 100° C ist nach 
—1 Stunde vollendet, und nach Erkalten der Probe wird ihr Wassergehalt durch 
Zurück wägen im Exsiccator ermittelt. Der Wassergehalt des ganzen Zimmers lässt 
sich dann leicht berechnen. Verf. nimmt 2°/ 0 Wassergehalt des Gesammtmörtels eines 
Zimmers als Norm der Trockenheit und zulässige Grenze der Bew ohnbarkeit des Zimmers an. 

Münchener mediz. Wochenschrift 1892. No. 18. Brandt (Hamburg). 

Hock-Abort mit selbsttMtigem Verschluss von W. Eckstein in Schweinau 
bei Nürnberg. (D. R.-P. 61508.) Diese Aborteinrichtung ist vorzugsweise für öffent¬ 
liche Orte geeignet. Der Abortspiegel liegt in FussbodenhÖhe, so dass die den Abort 
benutzende Person eine hockende Stellung einnehmen muss; der Körper hat somit 
keine Sitzfläche zu berühren, wodurch die Gefahr von Krankheitsübertragungen aus¬ 
geschlossen ist. Die Excremente fallen in einen Trichter, der in eine Grube mündet 
und bei Nichtbenntzung des Aborts von unten durch einen Deckel, und zwar vermittelst 
eines Gegengewichts selbstthätig geschlossen ist. Dieser Verschluss wird sofort aufgehoben, 
wenn Jemand den Abort benutzt. 


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Die Hockaborte können, wo es verlangt wird, mit selbsttätiger Spülung versehen 
werden, wozu nur ein Hebel mit einer Wasserleitung in Verbindung gebracht werden 
müsste. 

Durch den genannten Verschluss wird die Entweichung schädlicher Gase ver¬ 
hindert und leichte und bequeme Reinigung erzielt. 

Die Vorrichtung wirkt, indem die Person mit den Füssen sich auf niederdrück- 
bare Klappen stellt, die mit einem Hebelarm in Verbindung steht. Der Hebel bewirkt 
die Auf- und Niederbewegung des Gegengewichtes und somit auch des Deckels. 

Grundke (Berlin). 


Sicherheitsofenklappe gegen Erstickungsgefahr von Oberstabsarzt Dr. 
Kappesser in Darmstadt. Von Herrn Dr. Kappesser erhalten wir eine Zu¬ 
schrift, welche einen Beitrag zur Ofenklappenfrage liefert. Obwohl die von 
ihm herrührende Einrichtung der Ofenklappe schon seit langen Jahren in 
Gebrauch ist, so gehen wir doch hierauf näher ein, weil mit derselben wäh¬ 
rend dieser Zeit sehr gute Erfolge erzielt worden sind. Die Einrichtnng, 
welche für Kachelöfen bestimmt ist, ist wie folgt construirt: Senkrecht 
unter dem gewöhnlichen Rauchrohr, und genau parallel mit diesem, geht ein 
zweites ebenfalls horizontales Rohr direkt aus dem Feuerraum in den Schorn¬ 
stein. Jedes Rohr enthält je eine gut eingepasste Klappe; letztere sind an 
einer gemeinsamen Führungsstange so befestigt, dass ihre Ebenen rechtwinklig 
übereinander stehen, so dass also, wenn die eine geschlossen, die andere ganz 
offen ist und umgekehrt. Der genannten Führungsstange ist in bequemer Höhe 
ein querer Handgriff aufgenietet, welcher, parallel mit der oberen Klappe, 
stets deren augenblickliche Stellung erkennen lässt. Auf dem oberen, ca. 
3 cm hervorragenden Ende der Stange ist ein rechtwinklig dreieckiges Eisen¬ 
plättchen, ca. 4 mm dick, mittelst passender viereckiger Oeffnung in der Mitte, 
aufgesetzt. Die beiden, etwas ungleich langen Schenkel des rechten Winkels 
sind etwas tiefer abgefeilt bis auf einen kleinen vorstehenden Rand am spitz¬ 
winkeligen Ende. Ein aussen um das Rohr befestigter federnder Blech¬ 
streifen legt sich mit passend gebogenem Ende gegen je einen Schenkel des 
genannten Winkels und bei einer Drehung des Stabes um einen Viertelkreis 
gegen den anderen, und bewirkt also, wie beim Umdrehen des Schlüssels im 
Schloss, dass die an dem Stab unbeweglich befestigten beiden Klappen ab¬ 
wechselnd in die Stellung: „ganz offen“ oder „ganz geschlossen“ mit einem 
hörbaren Knacken einspringen. Eine weitere Drehung ist auch für den, mit 
der einfachen Einrichtung nicht Vertrauten unmöglich, weil die Feder an 
den vorspringenden Rändern des dreieckigen Plättchens aufgehalten wird, 
wodurch jede Gefahr, namentlich von Seiten unachtsamer Dienstboten, weg¬ 
fallt. Um eine seitliche Verschiebung der Feder zu hindern, ist auf der con- 
caven Seite derselben ein kleines Blechstückchen senkrecht aufgenietet, welches 
durch einen Einschnitt in das Innere des Rohres ragt und der zufahrenden 
Klappe als fester Anschlagspunkt dient. Zu beachten ist, dass beide Rohre 
genau parallel und horizontal und die vier Durchgangsöffnungen für die 
Stange senkrecht übereinander liegen, damit letztere sich leicht und frei 
bewegen lässt. 


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425 


Genaue Beobachtung hat gezeigt, dass stets, auch im Momente der 
stärksten Feuerung bei Schluss der oberen Klappe sofort die Verbrennungs¬ 
produkte so vollkommen durch das gleichzeitig geöffnete untere Rohr in den 
Schornstein abziehen, dass ein Rückstoss auch durch die geöflnete Feuer- 
thüre niemals stattfindet, und mit Hülfe dieser Vorrichtung es möglich ist, 
jeder Zeit und bei jedem möglichen Brennmaterial den Zug im Ofen voll¬ 
ständig abzuschliessen, sobald der höchste gewünschte Grad der Erwärmung 
erreicht ist, und damit die producirte Wärme dem Zimmerraume möglichst 
ungeschmälert zuzuführen. Dass in der Periode des Einheizens durch relative 
Undichtigkeit der unteren Klappe ein Theil der erwärmenden Gase verloren 
gehen könnte, ist bei dem grossen Uebergewichte des oberen Zuges nicht 
wahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass auch durch andere Ritzen und 
Lücken, durch welche man selbst das Feuer im Inneren sehen kann, keine 
Gase oder Rauch entweichen. Wohl aber muss schwer ins Gewicht fallen, 
dass auch bei geschlossener oberer Klappe die Zimmerventilation durch Luft¬ 
abfuhr in den Schornstein keinerlei Unterbrechung erleidet. 

Grundke (Berlin). 


Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Technische oder Gross-Desinfection durch Saprol. Die bisherigen Des- 
infectionsmittel, so vorzüglich sie in der medicinischen Desinfection wirken, 
sind für die Grossdesinfection werthlos, weil es unmöglich ist, sie gleich- 
massig mit den Fäkalien, Abwässern etc. zu mischen und weil sie in Folge 
ihres specifischen Gewichts beim Einwerfen in die Gruben etc. durch deren 
Inhalt hindurch zu Boden sinken (wie Sand oder Quecksilber) und am Boden 
grösstentheils liegen bleiben, ohne ausgenützt zu werden. 

Das Desinfectionsmittel lagert nun über der Mauerung und Cementirung 
des Bodens, wo bei ordnungsmässigem Zustand der Grube ein besonderer 
Schutz gar nicht erforderlich ist. Ueber die Desinfectionsmittel schichten 
sich die zu desinficirenden Massen, aber die Oberfläche der Letzteren, die 
einzige Stelle, von welcher Belästigungen der Aussenwelt ihren Ausgang 
nehmen können und an welcher die günstigsten Bedingungen zur Zersetzung 
und Pilzentwicklung gegeben sind, liegt völlig frei und unbeschützt da. 
Wegen der Unmöglichkeit, den wirksamen Procentsatz der Desinfektionsstoffe 
mit den zu desinficirenden Massen mechanisch zu mischen, ist es daher für 
die Desinfection gleichgiltig, ob man eine grössere oder geringere Menge der 
bisherigen Desinfectionsmittel in die Grube wirft, nur das Niveau der Fäkalien 
hebt sich dadurch etwas stärker oder schwächer. Scheinbar desinficirend, 
weil sie kurze Zeit zu riechen sind, wirken nur diejenigen Theile des Des- 
infectionsmittels, welche beim Einwerfen oder Eingiessen zufällig an den 
Wandungen der Fallrohre etc. hängen bleiben, und auch diese Wirkung 
dauert nicht länger, als bis die Reste vollends in die Grube hinuntergesptilt 
sind. 

Deshalb können die bisherigen Desinfectionsmittel bei der Grossdesin¬ 
fection nur äusserst kurze Zeit, höchstens Tage wirken. Auf nachträglich 
hinzutretende Fäkalien wirken sie überhaupt nicht ein. 


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426 


Eine andere Wirkung erhält man dagegen bei Anwendung von Saprol 
einem ölartigen Desinfectionsmittel, welches auf den Fäkalien schwimmt, und 
an diese seine wasserlöslichen Theile, Phenol, Kresole und andere stark des- 
inficirend wirkende Körper abgiebt. 

Giesst man etwas Saprol in die Grube, so überzieht es einerseits die 
Fäkalien etc. sofort, selbstthätig mit einer gleichmässigen Decke und schliesst 
dieselben vollständig gegen die Atmosphäre hin ab. Eine äusserst feine Haut 
ist auch dann vorhanden und verbindet die sichtbaren Theile untereinander, 
wenn das blosse Auge nur noch einzelne Fetttropfen herumschwimmen sieht. 

Von der Saproldecke aus erfolgt anderseits eine allmählige Auslaugung 
der desinflcirend wirkenden wasserlöslichen Bestandtheile des Saprols durch 
die unten stehenden Fäkalien, indem die gesättigte Lösung in Strömungen 
zu Boden sinkt und die Fäkalien auf diese Weise von oben bis unten gleich- 
mässig durchdringt. 

Die Saproldecke absorbirt ausserdem übelriechende Gase und hindert sie 
am Austritt in die Atmosphäre. 

Neu hinzutretende Fäkalien sinken unter die Saproldecke und werden 
ebenfalls deren Wirkungen ausgesetzt. Einmalige Desinfection mit Saprol 
genügt daher im Gegensatz zur Wirkungsdauer der bisherigen Mittel auf 
lange Zeit; das Saprol bleibt solange auf der Oberfläche der Fäkalien, bis 
es vollständig ausgelaugt resp. verharzt ist, dann erst sinken die letzten 
Reste desselben zu Boden. 

Desshalb hat Saprol als Grossdesinfectionsmittel vor allen anderen Mit¬ 
teln folgende Vorzüge: 

Das Saprol vertheilt sich selbstthätig und gleichmässig über die Fäkalien 
es bildet eine dichtschliessende Decke auf den Fäkalien; es wird nach allen 
Richtungen hin vollständig ausgenützt und zwar chemisch mit seinen lös¬ 
lichen Bestandtheilen und physikalisch mit seinen unlöslichen Bestandtheilen 
(Gase absorbirend und als Decke); die Wirkung keines anderen Mittels hält 
so lange nach wie die des Saprols; 1 Kgr. Saprol genügt bei Grossdesin- 
fection in Fällen, wo 50 und 100 Kgr. anderer Mittel nicht ausreichten; 
die mit Saprol desinficirten Fäkalien behalten für die Landwirthschaft ihren 
vollen Werth, weil eine Ueberladung der Fäkalien mit Chemikalien bei An¬ 
wendung des Saprols ausgeschlossen ist; die Handhabung des Verfahrens ist 
denkbar einfach und billig und Tonnen- und Grubenwandungen werden durch 
Saprol nicht angegriffen. 

Das Saprol wird fabricirt von der Chemischen Fabrik von Dr. H. Noerd- 
linger in Bockenheim-Frankfurt a/M. Grundke (Berlin). 


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MT Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figurenstöcke 
dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dgl. ni.) — an die Exped. „Fischer’s 
medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adrossiren. Desgleichen sind an letztere alle auf 
Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


~Hh Aerztliche Polytechnik. -H- 

Redacteur: Dr. G. Beck. 


Inhalt.: Operatlonslnstnunente: Lappen-Retractor. — Biegsamer Katheter oder biegsame 8oode. — Epi- 
cystlscher Fistel-Stöpsel. — Lingual- Amygdalotom. — Uterines Tenaculum. — Instrument für Tracheotomie. 

— Lacrymaler Drillbohrer. — Augenlidpincette. — Augenlld-Eversionsplncetto, Augenlld-Seariflcator. — Selbst- 
haltender-Augenlldhalter, Klemmpincette für die Conjunctlva Bulbi. — Beslnfectlon: Transportabler Desinfectlona- 
apparat. — SterilIslrungsapparat. — Orthopädische Apparate. Bandagen: Verfahren und Apparat zur Herstellung 
künstlicher Glieder oder orthopädischer Apparate. — Zughalter zur Behandlung von Rückgrats-Verkrümmungen. 

— Bruchband. — Massage: Electro-Massage der Nasenschleimhaut. — Apparat zum 8elbstmassiren der Rücken- 
parthien. — Massage-Apparat zum gleichzeitigen Streichen, Kneten und Klopfen. — Verschiedene Vorrichtungen: 
Perkussionshammer. — Verfahren zur Herstellung eines Amalgams für zahntechnische Zwecke. — Flüssigkeits¬ 
fänger für Ausspülungen. — Cholera-Respiratoren. — Patentbericlit. 


Operationsinstrumente. 

An einen Lappen-Retractor von Medini erinnernd, den wir im Jalirg. 1888 dieser 
Zeitschrift beschrieben, der aber nur auf den Ersatz der zweiköpfigen Compresse 
gerichtet war, lassen wir hier einen neuen Lappen-Retractor von McCnrdy (Dennison, 
Ohio) folgen, der auch für die Absetzung zweiknochiger Extremitäten berechnet ist, 
hezw. auch die dreiköpfige Compresse ersetzt. Wie aus Fig. 330 ersichtlich, besteht 



Fig. 330. 


derselbe aus einem zweigeteilten Metallschilde, an dessen hinterer Fläche eine 
metallene Zunge (z. Th. durch Punctirung angedeutet) angefügt ist, welche den dritten 
Kopf der Compresse ersetzt. Die untere oder männliche Hälfte des Instruments be¬ 
sitzt 2 Stifte, welche in entsprechenden Schlitzen der oberen Hälfte hin- und hergleiten. 
Der eine der Schlitze öffnet, sich am Rande des Halbschildes, so dass eine diesseitige 
Oeffnung des Schildes stattfinden kann, wenn dies während der Amputation erforderlich 
wird. Die Verbindung der Stifte mit dem obern Halbschild ist die aus der Tischlerei 
bekannte sog. scliwalhenschwanzförmige, wodurch die Stifte aus dem Bereiche der Säge- 
ebene gebracht werden. Gleichviel, oh ein oder zwei Knochen zu durchsägen sind, 


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so werden sie stets von den Halbschilden genau eingefasst, so dass sämmtliche Weich- 
tlieile sauber dahinter liegen. Die Griffe der Halbschilde sind nach hinten gebogen, 
so dass auch die Finger des Assistenten nicht mit der Sägeebene in Konflikt kommen. 
Das Instrument kann leicht zerlegt und seine Bestandtheile aseptisch rein gehalten 
werden. Verfertiger: die Firma Tiemann & Co. in New-York. 

N.-Y. med. Journ. Nov. 28. 1891. 

Biegsamer Katheter oder biegsame Sonde von Oscar de Pezzer, in 
Paris. (D. R.-P. 63614.) Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bilden 
Katheter oder Sonden, welche grosse Schmiegsamkeit besitzen und sich 
dauernd in den Leibeshöhlungen halten können, ohne auf irgend eine Art 
befestigt werden zu müssen. 

Das Festhalten der Sonde bezw. des Katheters a wird hier durch An¬ 
ordnung einer Erweiterung b an dem vorderen Ende dieser Vorrichtung er¬ 
reicht. Diese Erweiterung wird beim Einfuhren des Katheters in die be- 




Fig. 331. 


treffende Leibeshöhlung mit Hülfe eines in die Hohlsonde eingebrachten Stab¬ 
domes langgezogen; sobald nun die Sonde an ihrer richtigen Stelle sitzt, 
wird der Stabdorn herausgezogen und die Erweiterung dehnt sich zu ihrer 
ursprünglichen Gestalt wieder aus, wodurch die Sonde sich dem Heraus¬ 
gedrücktwerden widersetzt. 

Die Erweiterung besteht gewöhnlich aus gleichem Material wie die Röhre, 
so vorzüglich aus Kautschuk, und ist zur Ableitung von Flüssigkeiten mit 
einem oder mehreren Löchern c versehen. 

„Epicystischer Fistel-Stöpsel“ nennt Davis (Birmingham, Alabama) eine von 
ihm angegebene Bougie, welche dazn dient, eine künstliche snprapnbisclie Blasenfistel 
offen zu halten. Früher glaubte D. eine solche Bougie */« Zoll unterhalb ihrer 



Fig. 332. 


(irundfläclie mit einer Schulter versehen zu müssen, um das durch den Druck der 
Bauchmuskeln zu erwartende Ausstossen derselben zu verhindern. Seitherige Er¬ 
fahrungen belehrten ihn, dass diese Schulter überflüssig sei, da der nämliche Zweck 
am besten durch einen guten Bauchgurt erreicht werde. Er erwähnt ferner, dass 


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die Bougie überhaupt überflüssig wird, wenn der Abfluss des Urins auf dem natür¬ 
lichen Wege durch einen pathologischen Zustand der Urethra ohnehin verhindert ist. 
Die D.’schen Fistel-Stöpsel werden in 2 Grössen angefertigt, deren kleinere die Ab¬ 
bildung in nat. Gr. darstellt. D. hält es für vortheilhaft, der freien Oberfläche der 
Grundfläche eine schwache Wölbung zu geben mit entsprechender Concavität der der 
Haut anliegenden Fläche. Bezugsquelle: Tiemann & Co. in New-York. 

The Times and Register. June 20. 1891. 

Nur höchst selten wird das Instrument Anwendung Anden, das der bekannte 
Laryngologe Roe in der XII. Sitzung der Amer. Laryngol-Assoc. unter dem Namen 
Lingual-Amygdalotom demonstrirte. Dasselbe bezweckt die Entfernung der allfällig 



an der Zungenbasis wuchernden glandulären Hypertrophien und unterscheidet sich in 
seiner Construktion von dem Mackenzie’schen Amygdalatom wesentlich nur durch die 
Krümmung des Schaftes, welcher beim Operiren über den Zungenrücken geführt wird. 
Das Uebrige ergiebt sich aus der Abbildung. 

New-York raed. Journ. Jan. 24. 1891. 

Ein neues uterines Tenaculum zur Bildung von Oesen bei Drahtsuturen wird 
von Arango angegeben. Namentlich bei der Traclielorrhaphie begegnet man oft 
der Schwierigkeit, den Draht über die Wundränder hinüber zu biegen, bevor der 
Knoten geschürzt wird. Auf der einen Seite geschieht dies gewöhnlich leicht mittelst des 



*.S.CO.NX 


Fig. 334. 


gewöhnlichen Tenaculums. Auf der andern Seite dagegen wird man durch die er¬ 
forderliche Kreuzung der Hände oder das Wechseln der Instrumente von einer Hand 
in die andere an dem nöthigen Gegendruck oft recht penibel verhindert. Diesem 
Uebelstande soll das A.’sclie, mit 2 Knickungen versehene Tenaculum abhelfen. Die 
erste, nach unten gerichtete dient für Zug- und Gegendruck bei Bildung der Draht- 


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umbiegung zur Linken des Operateurs oder am obern Wundrande, die zweite er¬ 
leichtert die Drahtbildung am untern Wundrande zur rechten Seite des Operateurs, 
indem man das Instrument gegen den Draht andrückt, während man ihn umbiegt. 
Im Uebrigen gleicht das Instrument ganz dem gewöhnlichen Tenaculum und dient 
den nämlichen Zwecken. Verfertiger: W. F. Ford surg.-instr. Co. 

N.-Y. med. Journ. March 22. 1800. 

Ein neues Instrument für Tracheotomie von J. Roane (Yankton, South 
Dakota). R. beschreibt ein neues Verfahren, bei welchem er sich des genannten 
Instruments bedient, das eine scharf abgekniete starke Nadel darstellt, welche mit 
einer Längsrinne versehen ist. Der Schaft der Nadel bis zu ihrem Knie misst 2 Zoll, 
von da bis zur Spitze 8 / 4 Zoll. Zur Linken des Patienten stehend, die Trachea mit 
Daumen und Zeigefinger erfassend, den Griff des Instruments parallel zur Längsaxe 



Fig. 335. 


des Patienten gerichtet, versenkt der Operateur die Spitze rasch bis zum Knie hinauf 
in die Trachea, erhebt sodann den Griff bis zur Verticalstellung und iibergiebt ihn 
einem Assistenten. Die Trachea wird somit vor dem Beginn des Hautschnittes pene- 
trirt, fixirt und elevirt, wodurch nach Ansicht R.’s die nachfolgenden Operations- 
Tempi ungemein erleichtert werden. Der Trachealschnitt wird von dem nun zur 
rechten Seite des Patienten sich stellenden Operateur entweder wie gewöhnlich graduell 
oder der Rinne des Instruments folgend durch einen durch alle Integumente geführten 
raschen Stoss ausgeführt. Die Kanüle wird eingesetzt, bevor der soeben beschriebene 
Trachealhaken entfernt wird. N. Amer. Practitioner. June 1891. 

Eines von der Firma Tiemann & Co. construirten lacrymalen Drillbohrers 
bedient sich Holland Wilmer (Washington) in jenen seltenen Fällen, wo der 
Thränenweg durch eine Exostose verlegt wird. Nach der von ihm gegebenen Be- 



Fig. 336. 

Schreibung besteht der mit dem Hartgummigriff durch Vulkanisirung (nach Tiemann’schem 
Patentverfahren) verbundene Schaft des Instruments aus einer starken Stahldrahtspirale, 
die in einer scharfen Bohrerspitze endigt. Wird der auf der Abbildung ersichtliche 
gerippte Hebelgriff, der mit der Drahtspirale fest verbunden ist, um die Längsaxe des 
Instrumentes hin und her gedreht, so muss die Spitze dieser Bewegung folgen, durch 


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welche schliesslich die Perforation der kleinen Exostose zu Wege gebracht wird. 
Das übrige Verfahren unterscheidet sich dann nicht mehr von der gewöhnlichen Be¬ 
handlung künstlicher Lacrymalfisteln. Die Drillspitze kann von der Drahtstelle behufs 
Reinigung abgenommen werden. Das Instrument ist hier in halber natürl. Grösse 
abgebildet. Med. Record. Sept, 26. 1891. 

Weeks, Chirurg am Augen- und Ohrenspital in New-York schlägt für die Be¬ 
handlung des Trachoms, namentlich im 2ten Stadium, ein Verfahren vor, das ihm in 
mehr als 20 Fällen, über welche Details raitgetheilt werden, vorzügliche Dienste ge¬ 
leistet hat. Dasselbe besteht darin, dass der Boden der Trachomfollikel der Wirkung 
energischer Antiseptika durch Scarification der Schleimhaut zugänglich gemacht und 
diese Wirkung durch Reiben der scariticirten Schleimhaut mit einer in das Medicament 
getauchten Zahnbürste erzielt wird. Für diese Operation bedient er sich der zwei 
nachstehend abgebildeten Instrumente: 




Fig. 338. 


Das erste derselben ist eine nach dem Vorbilde der Pean’schen Arterienklammer 
construirte Augenlidpincette (Fig. 337): Länge des ganzen Instruments 4 Zoll^ 
Länge der Bisse 5 / s Zoll, der eine derselben 2 / 1<{ , der andere 3 / 10 Zoll breit, beide 
mit 5-6 Längsrinnen versehen. Beim Gebrauche kommt das schmale Blatt auf die 
Schleimhaut, das breite auf die Hautseite des Augenlidrandes. Ueber das letztere 
wird das Augenlid umgerollt, wonach der Augenlidscariflcator (Fig. 338) zur An¬ 
wendung gezogen wird. Die auswechselbaren, lancettförmigen Klingen desselben sind 
J / 2 Zoll lang, 8 / 16 Zoll breit und 1 / S2 Zoll von einander distancirt. 

N.-Y. med. Journal. Oct. 24. 1891. 

Den nämlichen Zweck wie die vorhin beschriebenen Instrumente von Weeks 
verfolgen die beiden nachfolgenden von Darrall Harvey (ebenfalls Chirurg am 



Fig. 339. 

Augen- und Ohrenspital in New r -York). Seine Augenlid-Eversionspincetttf gleicht 
jedoch einem Reiner’schen Nadelhalter aus langen schmalen Bissen. Der eine der- 


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selben, der mit einer Reihe feiner Zähne besetzt ist, wird auf den Conjunctivalrand 
aufgesetzt, während das andere auf dem Hautrand liegt. Der H.’sclie Augen!id- 


Fig. 340. 


Scarificator besteht aus 4 messerfurmigen Klingen von je */ 4 Zoll Länge, Form 
ans Fig. 340 ersichtlich. 

N.-Y. med. Journ. Sept. 26. 1891. 


Pvle (Canton, Ohio) findet im Allgemeinen die Augenlidhalter viel zweck¬ 
mässiger als die Augenlidsperrer und construirt, um dieses Instrument überflüssig zu 
machen, einen sei bstlia! lenden Allgenlidhalter (Fig. 341). Diesen Zweck erreicht 



Fig. 341. 


er durch eine um den Kopf des Patienten gelegte Stirnbinde, eine auf derselben 
befestigte Klammer und einen im Griffe des Augenlidhalters angebrachten Schlitz, 
vermöge dessen und einer Stellschraube das Augenlid je nach Erfordemiss gehoben 
werden kann. 

Ferner demonstrirt P. eine Klemmpincette für die Conjunctiva Bulbi 
(Fig. 342), als Schieberpincette sich darstellend, deren Bisse höchst zweckmässiger 
Weise wie zwei auf die Branchen quer aufgesetzte Halbmonde geformt sind. Dass 
hiermit der Linsen- oder Iris-Operationen ausführende Operateur eine viel höhere 



Fig. 342. 


Unbeweglichkeit des Bulbus erzielt, als mit den gewöhnlichen anatomischen oder 
chirurgischen Pincetten dürfte wohl keinen Zweifel unterliegen. (In HärteFs Katalog 
ist unter No. 1989 ein ähnliches, jedoch mit gekrümmten Branchen versehenes In¬ 
strument unter der Bezeichnung „Fixir-Pincette nach Monnayer“ abgebildet. Die 
gezähnten Bissränder und die Schiebervorrichtung der IVschen Pincette dürften letzterer 
den Vorzug sichern). 


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433 


In Fig. 343 ist die Anwendung beider Instrumente dargestellt. Die Haltung 
der Pincette ist jedoch eine irrige, da Fixirpincetten bekanntlich stets ausserhalb des 
Limbus Corneae anzusetzen sind. 

• Med. Record. Aug. 1. 1891. 



Kig. 348. 


Desinfection. 


Transportabler Oesinfectionsapparat, System Tilger, a Feuerung, b Asch¬ 
kasten, c Wasserkessel, d Desinfectionsraum, e Dampfausströmrohr, f Züge 
fiir die Feuergase, g Schornstein, i Wasserstandsglas, k Wasservorwärmer, 
tn Wasserableitungsrohr, aus k durch n 
in den Kessel c, o fahrbares auf Schienen 
laufendes Gestell. Fig. A hat die Thliren 
H und J, bei H werden die infiscirten 
Sachen mit dem Gestell n hereingebracht, 
und bei J die desinficirten Sachen wieder 
herausgenommen. Die Thüren H J sind 
hohl und werden auch durch diese die 
Feuergase geleitet, beim Oelfnen der 
Thüren werden die Züge für die Feuergase 
an den Punkten h durch eine mechanische 
Vorrichtung (Klappe) geschlossen. 

Der Wasserkessel wird durch n bis 
an die Marke des Wasserstandsglases mit 
Wasser gefüllt; die Feuerung in Betrieb 
gesetzt. Nach 15—20 Minuten beginnt 
der Dampf zu strömen, das Gestell mit den zu desinlicirenden Sachen in 
den Desinfectionsraum geschoben. Die Temperatur wird durch das Thermo¬ 
meter C controllirt. Von dem Zeitpunkte ab, an dem dasselbe „100“° Celsius 
zeigt, verbleiben die Gegenstände noch eine halbe Stunde im Desinfections- 
raume. Die Temperatur im Innern desselben soll nicht über 150° betragen. 

33 



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434 


Die Regulirung der Temperatur geschieht durch Oeffnen der Thüre an der 
Feuerung. Sobald die Thüre geöffnet ist, strömt die kalte Luft in den Mantel { 
und bewirkt so fast augenblicklich das Sinken derselben im Desinfectionsraume. 

Der Apparat ist den Gemeinden etc. wegen seiner Billigkeit und sonstigen 
Vorzüge durch die Königl. Regierung zu Düsseldorf in ihrer Polizei-Verordnung 
vom 1/8. 87, Amtsblatt pro 1887 S. 334 bei II. Anweisung zur Desinfection 
zur Beschaffung empfohlen. 

Desgleichen hat die Königl. Regierung zu Hildesheim in einer besonderen 
Verfügung vom 12/8. 87, Journal-No. 14 960 V, den Krankenhäusern etc. den 
Apparat zur Beschaffung dringend empfohlen. 

Der Kostenpunkt regelt sich nach der Grösse des Apparats. Ein Apparat, 
der ca. 4 cbm Desinfectionsraum hat, kostet 1500—2000 M. Die Apparate 
werden von der Firma A. Weyergans, Düsseldorf-Oberbilk, Linienstrasse 32. 
angefertigt. T. 

Die Firma Ed. Capelle N. Berlin, Friedrichstrasse 131 1 » bringt eine 
transportable Modification des bekannten Sterilisirungsapparats nach Dr. 
Schimmelbusch für Verbandstoffe und Instrumente in den Handel (man ver¬ 
gleiche hiermit den auf pag. 434 Jahrg. 1891 dieser Zeitschrift beschriebenen 
Apparat nach Dr. Braatz). 

Fig. 345 zeigt den Apparat zusammengesetzt zur Sterilisirung der Ver- 



Fig. 345. Fig. 346. 


bandstoffe durch strömenden Wasserdampf, n Wasserkasten, wird zur Dampf- 
Entwickelung mit 2 Liter Wasser gefüllt, b Mantel mit Deckel c der Büchsen 
1, 2 u. 3, die oben und unten durch Abnahme der Deckel geöffnet sind und 
die zu sterilisirenden Verbandstoffe enthalten. Die Deckel zum Verschluss 


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435 


der Büchsen 1, 2 u. 3 finden an beiden Seiten derselben beim Sterilisiren 
unter dem Mantel bc Platz. Der in a entwickelte Dampf strömt durch die 
Büchsen 1, 2 und 3, condensirt an den Wänden des Mantels bc und fliesst 
als Wasser in a zurück. 




Fig. 347. 



Fig. 348. 


Fig. 347(zeigt den Apparat zum Auskochen der Instrumente in l°/ 0 Sodalösung. 
Fig. 348 zeigt den Apparat im Durchschnitt, zusammengelegt für den 
Transport und zwar: No. 4, bei Fig. 348. Wasserkasten n dient zur Unter¬ 
bringung der 4 Füsse, Spirituslampe, Sublimat- und Soda-Tabletten, Irri- 



Fig. 349. 


gator etc. No. 5 enthält die zum Gebrauch mitzunehmenden geschlossenen, 
mit sterilisirtem Verbandstoff gefüllten Büchsen 1, 2 oder 3. No. 6 Einsatz 
zum Transport der nöthigen Instrumente und während der Operation zum 
Einlegen der gebrauchten Instrumente. 

33* 


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436 


Fig. 349 zeigt den geschlossenen Apparat mit Ueberzug und Plaidriemen 
für den Transport. 

Die vollständige Sterilisirung der Verbandstoffe nimmt ®/ 4 Stunden in 
Anspruch. Ist diese beendet, so wird der Deckel c vom Mantel b abge¬ 
nommen, die Büchsen 1, 2 und 3 herausgenommen und mit den zugleich 
sterilisirten Deckeln verschlossen. Das Auskochen der Instrumente von dem 
Zeitpunkte hinweg wo das mit den Sodatabletten versetzte kalte Wasser 
aufs Feuer gesetzt wird bis zur Herausnahme des die Instrumente enthal¬ 
tenden Drahtkorbes, dauert 10 Minuten. 

Der Preis des ganzen unter No. 6383 gesetzlich geschützten Apparates 
beträgt, je nachdem derselbe ganz oder theilweise aus Weissblech oder Nickel¬ 
blech gefertigt ist, 25 bis 50 Mark. 


Orthopädische Apparate. Bandagen. 

Verfahren und Apparat zur Herstellung künstlicher Glieder oder ortho¬ 
pädischer Apparate von Franz Bingler in Ludwigshafen a/Rh. (D. R.-P. 62157.) 
Das neue Verfahren und der zugehörige Apparat bieten den Vortheil, dass 
letzterer den Körperformen genau entsprechend angepasst werden kann, und 
dass der einmal fertige Apparat für nachträgliche Veränderungen der Körperform 
der Kranken in einfachster Weise nachgestellt oder abgeändert werden können. 

Die künstlichen Glieder und der orthopädische Apparat werden aus 
Celluloid hergestellt. 

Wie bekannt, hat das Celluloid die Eigenschaft in siedendem Wasser 
weich zu werden und sich formen zu lassen, so dass Celluloidplatten mit 
Leichtigkeit um ein vorhandenes Modell herumgelegt und auf diese Weise 
ein Mantel hergestellt werden kann, dessen innere Form genau der äusseren 
Form des Modells entspricht. 

Der wesentlichste Apparat, welcher bei der vorliegenden Erfindung zur 
Herstellung der künstlichen Glieder und orthopädischer Apparate benutzt 
wird, ist in Fig. 350 dargestellt. 

Der Formapparat besteht aus einem Behälter A, bei welchem zwei gegen¬ 
überliegende Seiten die vertical verstellbaren, feststellbare Lagerarme a und 
b tragen. 

Einer der Lagerarme trägt eine Achse d, deren äusseres Ende mit einer 
Kurbel e versehen ist, während das innere Ende in drei divergirende Arme d l 
ausläuft, welche an den Enden zugespitzt sind. 

Der zweite Arm b trägt eine nach innen zugespitzte Welle g, welche in 
einer Büchse des Lageraums in der Längsrichtung verschoben und durch eine 
Klemmschraube f in der jeweiligen Lage festgestellt werden kann. 

Der Behälter A ist mit einer beliebigen, in der Figur nicht dargestellten 
Heizvorrichtung versehen, um das in demselben befindliche Wasser bis auf 
Siedetemperatur erwärmen zu können. 

Handelt es sich nun z. B. um die Herstellung eines künstlichen Bein¬ 
trichters, so verfährt man wie folgt: 


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Nachdem ein passendes Modell in der bekannten Weise hergestellt wor¬ 
den ist, wird dasselbe zwischen den Wellen d und g der Formvorrichtung 
derart befestigt, dass die Spitzen der genannten Wellen in die Stirnflächen 
des Modells M eingetrieben werden. Alsdann wird eine Platte Celluloid 
von etwa 1 bis 2 mm Stärke zugeschnitten, und zwar nach einem Papier¬ 
muster, welches vorher auf das Modell M aufgepasst worden war. 

Die so zugerichtete Celluloidplatte wird alsdann an einem Ende mittelst 
eines Stiftes auf dem Modell M befestigt, während die übrigen Enden der 
Celluloidplatten mittelst flacher Zangen erfasst und gehalten werden. Als¬ 
dann werden die Lagerarme n und b gesenkt, so dass die Celluloidplatte in 
das siedende, im Behälter A befindliche Wasser eintaucht. Die Eintauchung 
der Celluloidplatte wird so lange bewirkt, bis dieselbe weich geworden ist. 



Nachdem dieses geschehen ist, werden die Arme a und b mit dem Modell M 
gehoben und darauf die weiche Celluloidplatte um das Modell M mittelst der 
Zange straff angezogen und mit einem Gurte fest umwickelt, welches die 
Celluloidplatte überall fest an das Modell anpresst. 

Man beginnt mit der Umwickelung des Gurtes an dem einen Ende des 
herzustellenden Trichters, indem man das Ende des Gurtes an dem Modell 
festheftet und alsdann weiter wickelt. Damit der Gurt sicher und straff sitzt, 
kann nach jeder oder auch nach mehreren Windungen der Gurt an das Modell 
angeheftet werden, und zwar auf der Längsnaht der Celluloidplatte. 

Ist auf diese Weise die Celluloidplatte auf das Modell M aufgebracht 
worden, so wird das letztere mit dem Celluloidmantel abgehoben und abge- 
kiihlt, worauf alsdann nach Lösen der Gurte der Mantel abgeschoben werden 
kann. 

Die an dem Mantel entstehende Naht wird nun mittelst eines Metall¬ 
streifens, zweckmässig ist hier wegen seiner Leichtigkeit Alluminiumblech zu 


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verwenden, geschlossen, indem die beiden Enden der Celluloidplatte an dem 
Metallstreifen angenietet oder in anderer Weise befestigt werden. 

Sollten beim Heilungsprocess die kranken Körpertheile allmählig eine 
andere Form annehmen, so dass dadurch auch eine Abänderung der ortho¬ 
pädischen Apparate bedingt ist, so kann nach dem vorliegenden Verfahren 
die Abänderung der betreffenden Apparate in einfachster Weise dadurch 
erfolgen, dass die betreffenden Stellen von neuem auf die den Gliedern ent¬ 
sprechende Form eingewalkt werden. 


Zughalter zur Behandlung von Rückgrats-Verkrümmungen von Fräulein 
A. Triest in Schwerin i. M. (D. K.-P. 63211.) Die bisher üblichen Be¬ 
festigungsweisen der zu diesem Zweck angewandten Vorrichtungen mussten 
über Brust und Bauch fest zusammengeschnallt werden. 

Durch diese Zusamraenschual lung aber wird Bru6t und Bauch sehr 
bedrückt. Es werden Lungenkrankheiten und Magenaffectionen bei schwachen 
Körpern sehr häufig hervorgerufen, und hatte die Erfinderin in ihrer Heil¬ 
anstalt mehrfache Gelegenheit in dieser Art erkrankte Personen zu behandeln. 

Ferner verunstalten die Geradehalter den Kranken noch mehr, da die 
Stahlbügel mit den Druckkissen (Pelotten) sich nie so fest anlegen lassen, 



Fig- 351. ■ Fig. 352. 


ohne den Körper des Kranken noch mehr zu verunstalten Ferner hat der 
Kranke einen sehr intensiven, fortwährenden Schmerz durch den Bügeldruck 
zu ertragen. 

Alle diese Uebelstände sollen nun durch den neuen Zughalter beseitigt 
werden. Brust und Bauch bleiben hierbei völlig frei und unbelästigt. 

Diese Wirkung liegt in der Anordnung von vier vertikalen, genau für 
den Körper gearbeiteten Stangen nbed. die als Befestigungspunkte für die 
anzuwendenden Züge z l x 2 s 3 dienen. 

Vermöge dieser Art der Befestigung ist es möglich, durch die nunmehr 


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rückwärts gezogenen Gurte z 1 z* z 8 einen so kräftigen schmerzlosen Zug gegen 
den bei Rückgrats-Verkrümmungen hervorgewölbten Theil des Brustkorbes 
auszuüben, wie es bisher von keinem Apparat möglich gewesen. 

Die Wirbelsäule wird durch den dauernden, milden, schmerzlosen Zug 
allmählich gerichtet, und ist somit der erste Schritt zur Herstellung ge¬ 
schehen, welche nunmehr bei richtiger gymnastischer Behandlung bestimmt 
erfolgt. 

Die eingefallene Brust wird durch die auf dem Rücken liegenden Gurte 
ergiebig vorgedrückt, die Lungen können sich nunmehr kräftig ausbilden, der 
Kopf wird durch eine Halsfeder gerichtet, der gewölbte Rücken nach und 
nach abgeflacht, die ausgebogene Seite gleichmässig fest angezogen. 

Es brauchen auch keine besonderen Anzüge für diesen Zughalter gemacht 
zu werden; er kann unter jeder nicht zu engen Bekleidung getragen werden. 
Von grossem Werth ist auch noch die Billigkeit des Zughalters, da die sehr 
einfache Einrichtung desselben sich leichter hersteilen lässt. 

Das Neue und Wesentliche bei diesem Zughalter ist also die Anordnung 
der vier Stangen ab c d in Verbindung mit den drei Gurten z 1 z 2 z 3 , wobei 
eine für den Körper gebogene Rückeustange e von gehärtetem Eisen sich 
oben unter das Rückenbrett legt, an welchem die Armstützen befestigt sind. 
Am oberen Ende ist eine Stahlfeder angenietet, um dem Halsgurt als Be¬ 
festigung zu dienen. 

Die vier Stangen sind mit ihren unteren Enden an dem üblichen und 
bekannten Beckengürtel befestigt. Die Stangen c und d liegen an der 
Rückenstange oben, und a und b liegen vorn in den Stützhaken oder üblichen 
Armstützen. 

Bruchband von Dr. Seb. Jos. Neumeyer in München. (D. R.-P. 63645.) 
Vorliegende Regulirungsbruchbinde hat den Zweck, jeden Unterleibsschaden 
in seinen verschiedenen Lagen zu bannen und zurückzuhalten uud zugleich 
auch die bei solchen Schäden sich häufig einstellenden, das Leben bedrohen¬ 
den Momente, wie u. a. eine Einklemmung und Incarcerationserscheinungen, 
für die Folge völlig fernzuhalten. 

Durch das Auf- und Abstellen der Pelottenschraube c kann sowohl eine 
leise, wie vermehrte Druckwirkung auf die Pelotte und damit auf die Bruch¬ 
pforte nach vorhergegangener genauer Repositiou der vorgefallenen Eiugeweide- 
stücke erzeugt werden. Diese Druckwirkung und ihre Anbringung an die 
geforderte Stelle ist mit dieser Einrichtung also in die Hand des Presshaften 
gelegt. Ueberdies gestattet das im Hebel b gleitende, in seiner unteren 
Hälfte etwas verstärkte metallene Schieberchen s keine Selbstsenkung dieses 
Hebels und kann noch mit zur Vermehrung und Concentrirung des Druckes 
benutzt werden. 

Durch den Hebel b wird also jener Druck auf alle oder jeden Punkt 
der Pelottenoberfläche nach ihrer Peripherie, wie jeder ihrer radialen Aus¬ 
dehnungen übertragbar gemacht, wie solches annähernd die Punktkreise und 
solche nach Radienlängen auf Fig. 353 etwa andeuten, so dass also je nach 
den verschiedenen Lagen der jeweiligen Bruchöffnungen und in den verschie¬ 
densten Altersstadien hierdurch jedem Eingeweidevortritt dauernd nunmehr * 


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vorgebeugt werden kann, indem insbesondere die Druckwirkung von Seiten 
des Trägers der Bandage durch dieses neue mechanische Mittel von Ver¬ 
bindung der Schraube mit dem Hebel sich in jedem Augenblick sicher und 
bequem nach dem jeweiligen Fall selber reguliren und nach dem geforderten 
Punkt übertragen lässt, Voltheile, die lediglich durch die Anbringung von 
einer Anzahl von Einfügeknöpfen auf der Pelottenplatte, durch Federvor¬ 
richtungen u. dergl. auf ihr sicherlich nicht zu erwarten stehen. Der Prest- 




hafte hat nach Zurückführung seines Schadens blos den Schraubenkopf bei 
der Senkung desselben zu drehen, wie entgegengesetzt bei der Hebung, und 
den Eiegel b an die Bruchöffnung dann zu führen. 

Diese Druckwirkungen bedeuten dasselbe, was willkürlich manchmal der 
nur kurz anhaltende Fingerdruck des Bruchleidenden an besagter Stelle für 
die Retention seines Schadens zu bewirken versucht. Um sich des Druckes 
noch mehr zu versichern, verschiebt er auch noch dorthin den Metallschieber s 
und führt dann ihm zur Seite über den Hebel oder noch über dieses Schieber¬ 
chen selber das Bindenende a, das er schliesslich an einen der gelegensten 
Pelottenknöpfe zuletzt, wie bei den übrigen Bandagen, einknüpft. 

Statt der bisherigen einen Metallfeder sind deren drei übereinander 


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angeordnet, von denen die mittleren nicht von Stahl, sondern aus einem 
anderen weicheren Metall z. B. einer Zinklegirung hergestellt ist. Diese 
Anwendung hat den Zweck der Ausgleichung des Temperaturwechsels. Die 
mittlere Feder liegt lose zwischen den letzteren und kann, dem jeweiligen 
Temperatur- und Conservirungsgrad sich anpassend, infolge zweier an ihren 
Enden befindlichen, mit Plattknöpfchen versehenen kurzen Stiften vor- und 
rückwärts, wie auch seitlich sich frei bewegen. Mit der inneren, dem Leib 
zugewendeten zweiten Feder hat diese Zink- bezw. Legirungsfeder nirgends 
eine feste Verbindung, sondern liegt an derselban nur lose an. Die beiden 
Stahlfedern sind in Länge wie Breite einander gleich; die mittlere, aus der 
Zinklegirung bestehende ist etwas schmäler und kürzer an ihrem vorderen 
wie hinteren Ende. 

Die weitere Verbindung und Festigung dieser sich als selbst compen- 
sirenden Federanordnung erfolgt wie auf bisher allgemein übliche Weise 
durch die äussere Lederumkleidung. 


Massage. 

Das auf pag. 239 beschriebene In¬ 
strument zur inneren Nasenmassage von 
Dr. Lahmann wird von Carl Wend¬ 
schuch in Dresden (Trompeterstr. 8) 
in verschiedenen Modificationen zur 
Elektro-Massage der Nasenschleimhaut 
zugerichtet: 

Fig. 354 stellt einen derartigen 
Apparat vor, welcher mittelst eines 
Flaschenelementes in der aus der Ab¬ 
bildung leicht ersichtlichen Weise in 
Bewegung gesetzt wird. Das Ganze 
besteht aus einer auf einem Celluloid¬ 
oder Hartgummi-Handgriffe aufgesetzten 
Neusilberkapsel mit abhebbarem Deckel. 

In dieser Kapsel ist nach Art der 
electrischen Klingeln eine kleine In- 
ductionsrolle mit Hammerwerk fest¬ 
stehend angebracht und am Hammer¬ 
werk selbst wiederum die eigentliche Massirsonde (oder auch kleiner Massir- 
hammer) aufgeschraubt. 

Sobald man nun auf einen an der Kapsel angebrachten kleinen Knopf 
drückt, wird der Stromschlnss hergestellt und die Sonde geräth je nachdem 
man den Strom stärker oder schwächer applicirt, in grössere oder kleinere 
Schwingungen. Um die einzelnen Intervalle dieser schwingenden Sonde zu 
begrenzen, ist ein kleines Laufgewicht auf dieselbe aufgeschoben (ähnlich wie 
bei den Stimmgabeln mit Tonbegrenzung). Um der schwingenden Sonde den 
genügenden Raum zur freien Hin- und Herbew egung zu gewähren, ist in der 
Kapsel selbst ein schlitzartiges Fenster für dieselbe angebracht. 



Fig. 354. 


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442 


Die Regulirung der Stromstärke geschieht hei diesem Apparate durch 
mehr oder weniger Eintauchen des Zinkes in das Flaschenelement. 

Fig. 355. Der nämliche Apparat, nur ist bei dem¬ 
selben das Schiebegewicht an der Sonde fortgelassen 
und dafür bei S an der Gehäusetrommel T ein verstell¬ 
barer Schieber angebracht, mittelst dessen man die für 
die Bewegung der Sonde nöthige schlitzförmige Oeff- 
nung nach Belieben mehr oder weniger schliessen kann, 
was den Zweck hat, die Sonde grössere oder kleinere 
Schwingungen machen zu lassen. Ferner ist bei diesem 
Apparat das Element (Trocken- oder gewöhnliches Ele¬ 
ment) direct in die den Handgriff bildende Hartgummi¬ 
röhre E eingeschaltet und steht von hier aus durch 
Leitung mit dem in der Trommel T befindlichen Trieb¬ 
werk in Verbindung. 

Durch Druck mittelst des Daumens, der das Instru¬ 
ment haltenden rechten Hand auf einen an dem Apparat 
angebrachten Knopf wird der Stromschluss hergestellt 
und die Sonde geräth sofort in Schwingung. Aus der 
Abbildung ist der Druckknopf nicht ersichtlich, da sich 
Fig. 355. derselbe auf der rechten Seite unterhalb der Trommel 

befindet. Bei beiden eben angeführten Instrumenten 
dient die Electrizität nur als treibende Kraft für die Sonden, eine Application 
derselben auf die zu massirende Stelle findet bei diesen Instrumenten nicht statt. 
Apparat 354 kostet ohne Flaschenelement 30 Mark. 

Apparat 355 mit Trocken- oder gewöhnlichem Element 40 Mark. 

Fig. 356 stellt eine Massirsonde nach Art der für Herrn Dr. Lahmann 
angefertigten Instrumente für innere Nasenmassage dar, nur ist dieses In¬ 
strument mit einem Hartgummi-Handgriff behufs Isolation versehen, da das- 



Fig. 356. 


selbe berechnet ist, mit dem Kabel eines Inductionsapparates verbunden zu wer¬ 
den, um den Apparat für die innere Electro-Nasenmassage benützen zu können. 
Preis dieses Apparates 15 Mark. 




Fig 357. 


Den vorigen ist noch die folgende, nicht elektro-therapeutischen Zwecken 
dienende Modifikation des Lahmann’schen Instruments anzureihen: Fig. 357. 


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443 


Kleines hammerförmiges Massage-Instrument mit Neusilberheft, auf derselben 
Construktion beruhend. Durch Auf- und Niederdrücken des aus der Zeichnung 
leicht ersichtlichen Hebels wird der kleine Hammer in Bewegung gesetzt. 

Preis 12 Mark. 

Andere Massage-Instrumente werden von dem nämlichen Verfertiger in 
den Handel gebracht. Fig. 358. Apparat zum Selbstmassiren der Rücken- 
parthien. Besteht ans einem ca. 50 cm langen, starken, federnden, gebogenen 
Draht, auf welchem 10 bis 12 dreifach gefurchte, kleine, polirte Holz- oder 



Fig. 358. 


Gummiwalzen aufgeschoben, sich beim Massiren um ihre eigene Achse drehen. 
Das Ganze ist auf jeder Seite durch einen Handgriff abgeschlossen. Die Art 
der Benutzung ergiebt sich für den Fachmann ohne Weiteres aus der Ab¬ 
bildung. Dieser Apparat kostet mit polirten Holzrollen 10 Mark, mit Gummi¬ 
rollen 18 Mark per Stück 

Massage-Apparate zum gleichzeitigen Streichen, Kneten und Klopfen. Der 

erste derselben zerlegbar (Fig. 359) besteht aus 4 verschiedenen Theilen, 
und zwar einer massirenden Kugel von Gummi mit durchgehendem Messing- 



Fig. 359. 


rohre, dem Führungsstifte mit Schraubgewinde, der abschraubbaren Gabel 
und dem neusilbernen Handgriffe mit Gewinde. Die Zusammenstellungsweise 
ist ohne Weiteres aus den Abbildungen ersichtlich, welche den Apparat so¬ 
wohl in völlig zerlegter Construction als auch als Klopfer und Roller (Kueter) 
zeigen. Preis 12 Mark per Stück. 


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Bei den in Fig. 360, 361, 362 dargestellten, nicht zerlegbaren Apparaten 
sind die Handgriffe aus einem Stück vernickelten Neusilber hergestellt, die 
Kugeln massiv aus Weichgummi gefertigt. 



Fig. 860. Fig. 361. Fig. 362. 

Ein Satz (3 Stück) dieser Apparate kostet 15 Mk., im Einzelnen 6 Mk. 
per Stück. 

Verschiedene Vorrichtungen. 

Perkussionshammer von Albert Salz in Freiburg i. B. (D. R.-P. 62518.) 
Die Neuerungen betreffen Hammerkopf d und Hammerstiel e. Die ersteren 
bestehen in der Ersetzung des massiven Schlägers durch eine eichelformig 
gebogene Stahlbandfeder a und in der Ersetzung des Gummistopfens durch 
einen Belag b der Feder von Tuch und Filz. Die letzteren bestehen in 
Zusammenklappbarkeit des Stieles nach Art eines Taschenmessers. 



Fig. 363. 

Der Hammerkopf bestellt aus einem massiven Stahlcylinder, welcher sich 
in eine Glocke erweitert, und aus einer mit Tuch und Filz belegten, 7 mm 
breiten, eichelförmig gebogenen Stahlbandfeder a . deren beide Schenkel, je 
25 mm lang, sammt dem Belage an den freien Enden mit dem Stahlcylinder 
verbunden sind. Tuch- und Filzbelag sind durch Stifte und Klebmittel unter 
sich mit der Feder fest verbunden. 

Der Belag b von Klavierhammerfilz hat vor dem Kautschukstopfen der 


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445 


bestehenden Hämmer den Vorzug, dass er den Temperatureinflüssen sehr 
wenig unterliegt und sehr dauerhaft ist, während dieser, bei starker Kälte 
spröde und rissig, bei Hitze weich und klebrig, sich leicht abnutzt oder sogar 
aus der Durchbohrung der Kapsel ausspringt. 

Die gleichmässige Elasticität der Feder, verbunden mit der Dämpfung 
durch den Filzbelag, sichert einen gleichmässigen und weichen, für den 
Kranken auch weniger schmerzhaften Schlag. Daher bringt der Federper¬ 
kussionshammer die Unterschiede in den Schallarten genauer und in feinerer 
Färbung zum Ausdruck und macht ferner den Unterschied in dem Wider¬ 
stande des untersuchten Organes deutlich fühlbar, besonders wenn man bei 
zusammengeklapptem Stiele den Zeigefinger auf der Oberseite des Hammer¬ 
kopfes aufruhen lässt. Der Hammer ist sowohl für mittel- wie für unmittel¬ 
bare Perkussion brauchbar. Ferner lässt sich die Stärke des Schlages nach 
Erforderniss verändern, indem man das Instrument unter beliebigem Winkel 
aufschlagen und so eine mehr oder minder grosse Componente der lebendigen 
Kraft des geschwungenen Hammers wirken lässt und indem man durch Zu¬ 
sammenklappen des Stieles die Oentrifugalwirkung verringert 

Der Hammerstiel e besteht aus dem 70 mm langen, schlanken massiven 
Theile und dem 80 mm langen Schalentheil f. Der erstere ist mit seinem 
einen verbreiterten Ende in den Hammerkopf fest eingefalzt. Mit dem an¬ 
deren Ende sind zwei geriefte Schalen aus Stahl, zwischen denen sich auf 
der einen Seite der ganzen Länge nach eine schmale, gehärtete kräftige 
Feder g befindet, durch einen Achsenstift verbunden. Der Schalentheil ist, 
wie bei einem Taschenmesser, nach unten umklappbar und nimmt dann den 
vorderen Theil des Hammerstieles in sich auf. 

Die Zusammenklappbarkeit erzielt Abschwächung der Schlagstärke durch 
Verkürzung des Hammerstieles um die Hälfte; bequeme Lagerung des pal- 
pirenden Zeigefingers und bequeme Tragbarkeit des Werkzeuges. 

Verfahren zur Herstellung eines Amalgams für zahntechnische Zwecke 
von Gustav Jiiterbock in Berlin. (D. R.-P. 63713.) Die Güte und Halt¬ 
barkeit der zur Zeit in Gebrauch befindlichen Plomben leidet nun wesentlich 
dadurch, dass das Amalgam bei den bisherigen Zerkleinerungsverfahren sich 
nicht frei von schädlichen Beimischungen, wie Eisen und Staub, darstellen 
lässt, auch sind diese Späne mehr öder weniger der Oxydation unterworfen, 
wodurch die Homogenität der Plombe beinträchtigt wird. 

Diese Oxydirung der Amalgamtheilchen und das Vorhandensein anderer 
Verunreinigungen ist bei den jetzigen Amalgamen unvermeidlich, da die Zer¬ 
kleinerung des Amalgammetalls durch Feilen oder Schaben geschieht, bei 
welchem Schaben und Feilen nicht nur Schmutz, sondern Theile der Feile 
also Eisen, in das Amalgampulver gelangt. 

Das Jüterbock’sche Verfahren bezw r eckt eine vollkommene Reinheit des 
Amalgams dadurch, dass die feine Zertheilung desselben nicht in Kornform 
wie bisher erfolgt, sondern dass man diese Legirung zu dünnen Plättchen 
(Folie) auswalzt und diese Folie auf galvanischem Wege mit einem starken 
Feingoldüberzuge versieht, um sie vor Oxydation zu schützen und dem Amal¬ 
gam einen Feingoldgehalt zu geben. 


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446 


Es bietet das dünngewalzte, vergoldete Amalgamplättchen bei der Lösung 
in Quecksilber zum Gebrauch die besten Angriffsoberflächen, da Feingold eine 
grosse chemische Verwandtschaft zu Quecksilber besitzt; die galvanische 
Feingoldhaut wird schnell gelöst, und das darunter sich befindende Amal¬ 
gammetall amalgamirt sich sofort. 

Zum handlichen Gebrauch werden die vergoldeten Amalgamplättchen in 
entsprechend kleine Stückchen zerschnitten und in Fläschchen aufbewahrt. 


Dr. Engelhard t „Flüssigkeltsfiinger für Ausspülungen* (D. R.-P. a.) 
dient als Unterlage für gynäkologische Untersuchungen bezw. Operationen auf dem Uuter- 
suehungsstuhl des Arztes, sowie für Ausspülungen, welche von Hebammen im Wochenbett 

vorgenommen werden. — Er besteht aus bestem 
schwarzem Patentgumrai, zeigt ein durch Lufthahn 
auf blähbares, nierentormiges Luftkissen A und 
eine mit diesem zusammenhängende, von zwei 
Indien Leisten eingefasste Gleitfläche B , welche 
in einem Rohre C endigt, an welches sich ein 
beliebig langer Schlauch zum Aufnehmen und 
Abführen der Spülflüssigkeiten ansetzen lässt. — 
Das Luftkissen wird aufgeblasen, zwischen dem 
Beinkleiderschlitz unter das Gesäss der Patientin ge¬ 
schoben, der Verläugerungschlauch von C in einen 
Behälter gehängt, und die Operation kann beginnen. 

Die erprobten Vorzüge des Apparates sind 
folgende: 

1. Durchaus schnelle, leichte und bequeme 
Handhabung. 

2. Weiche und bequeme Lagerung für die 
Patientin. 

3. Vollkommene Ableitung aller Spülflüssig¬ 
keit. 

4. Ein Durchnässen der Kleidungsstücke 
der Patientin ist ausgeschlossen; ebenso 
eine Beschmutzung oder Anätzung der¬ 
selben. 

5. Der Fussboden bleibt trocken und rein. 

6. Jede herausgespülte Substanz ist auf 
der dunklen Gleitfläche sofort sichtbar. 

7. Der Apparat ermöglicht durch seine Auf- 
blähbarkeit jede für den Arzt wünschens- 
werthe Beckenhochlagerung. 

8. Die Reinigung des Apparates ist ausser¬ 
ordentlich leicht; antiseptische Flüssig¬ 
keiten greifen das Gummi nicht an. 

0. Die Haltbarkeit des Fliissigkeitsfängers 
i<ig. ;tö4. ist, selbst hei häufigster Benutzung, von 

jahrelanger Dauer. 

Der Apparat wird von der Leipziger Gummiwaaren-Fahrik (Jul. Marx, 
Heine & Co.) angefertigt und kann durch alle Instrumenten-Geschäfte bezogen werden. 



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447 


Von der Ansicht ausgehend, dass die alleinigen Eingangspforten für den Komma- 
Bacillus im Intestinaltractus sich befinden müssen, wohin derselbe nur von der Mund- 
öffnung und vielleicht in seltenen Fällen auch von der NasenÖffnung her gelangen 
kann, macht Paul Lazarus, cand. med. in Czernowitz den Vorschlag, diese Oeft- 
nungen durch eine dem gewöhnlichen Jeffrey’schen Drahtrespirator ähnliche Vorrich¬ 
tung vor Berührung mit Infectionsträgern, wie z. B. den eigenen, durch Berührung 
Cholerakranker oder deren Leibwäsche inficirten Händen, welche oft genug unwissentlich 
reflectorisch zum Munde geführt werden, mit Stubenfliegen oder anderen Insecten etc. 
zu schützen. Solche Cholera-Respiratoreu, leichte Drahtkörbchen darstellend, sind 
von der Firma Carl Wendschuch in Dresden, Trompeterstrasse 18 zu beziehen. 
Sie sind mit einem aus 2 Lagen 1°/^ Suhlimatgaze und dazwischen befindlicher 
feiner Lage l°/ 00 Sublimatwatte bestehenden Ueberzug versehen, der durch eine 
Klemmvorrichtung sehr leicht erneuert werden kann, und werden wie die gewöhn¬ 
lichen Respiratoren durch elastische Bändchen, welche um die Ohrmuscheln gelegt 
werden, getragen. Sie werden in 2 Formen, die eine nur zum Mund Verschluss, die 
andere zu gleichzeitigen Mund- und Nasenverschluss dienlich, angefertigt. 


20. Juli. Kl. 30. No. 64272. 

— — No. 64328. 

__ _ No. 64331. 

27. Juli. — No. 64399. 

17. August. Kl. 34. No. 64506. 

— Kl. 53. No. 64485. 

24. August. Kl. 36. No. 64598. 

7. Septbr. Kl. 30. No. 64753. 

_ _ No. 64814. 

— — No. 64820. 

— Kl. 3t. No. 64748. 

— — No. 60667. 

— — Sch. 7483. 

— Kl. 85. T. 3175. 

— No. 20497. 


Patentbericht. 

Deutschland. 

Patente rtheilongen, 

Operationsstuh]. — A. P. Gould in Canton, V. St. A. 

Betäubungsvorrichtung. — G Schroeder in Cassel. 

Transportabler gynäkologischer Untersuchungsapparat mit 
Speculum. — Dr. F. Strone in Neusatz, Ungarn. 

Spritze. — M. Risch in Neu-Weissensee b. Berlin. 

Spucknapf. — Eisenwerke Gaggenau. 

Verfahren zur Herstellung einer der Frauenmilch ähnlichen 
Säuglingsnahrung. — Dr. K. Freiherr von Besser in 
Warschau. 

Tragbarer Ofen und,Fusswärmer in Kastenform. — K. Pie¬ 
penburg in Vierraden. 

Verfahren zur Herstellung von Heftpflaster aus Nitro-Cellu- 
lose. — C. Bensinger in Mannheim. 

Desinfektionsschrank. — C. Sacht in Lüderbrarup, 
Schleswig. 

Feder für künstliche Doppelgebisse. — A. Holder-Egger 
und M. Kneif in Berlin. 

Vorrichtung zum Abwaschen u. Scheuern von Wänden, Decken 
u. dgl. — F. Giessinann in Striessen bei Dresden. 

Kinderstuhl mit Bett. — Ver. Sägewerke und Holz- 
waarenfabriken Haarmann in Holzminden. 

Kinderstuhl zum Selbstfahren. — (Zusatz zu P. R. 59437). — 
Ernst Schreyer in Hamburg. 

Abfuhrwagen. — Otto Türcke in Dresden-A. 

Gummihut für Zeigefinger gegen Rauhwerden beim Nähen. 
— E. Grimes; North Walsham. 


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448 


Patentanmeldungen. 

14. Juli. Kl. 30. B. 13074. Elektrische Bürste. — H. Th. Burmanns in Aachen. 

18. Juli. — B. 12538. Verfahren zur Herstellung von Gypswatte. — Dr. Breiger 

in Osterode a. H. 

— — L. 6779. Vorrichtung, durch welche Tropfenzähler der durch das 

Patent No. 36587 geschützten Art septisch gemacht 
werden. — R. Laniprecht in Marienhütte bei 
G narrenberg. 

— — M. 8302. Zahnärztliche Werkmaschine. — J. Moeller in Würzburg. 

21. Juli. — B. 13182. Messvorriihtung für Flaschen. — E. Buchau in Toronto. 

Canada. 

— K. 9688. Zerstäuber. — H. Kautz in Leipzig-Gohlis. 

25. Juli. — K. 9527. Kehlkopfspiegel. — Dr. G. Kill i an in Fr ei bürg i. B. 

— — 8. 6558. Befestigungseinrichtung der Schleifscheiben zahnärztlicher 

Werkzeugmaschinen. — Dr. W. Sachs in Breslau. 

28. Juli. — S. 6416. Polsterung, insbesondere für chirurgische Zwecke. — Firma 

Salzmann & Co. in Cassel. 

— — 8 h. 7892. Instrument zum Ausschneiden der Rachenmandeln. — Dr. 

G. Schütz in Mannhe i m. 

4. August. Kl. 30. G. 7347. Flaschenverschluss. — Fr. Grüsche in Ilmenau. 

—- — P. 5707. Apparat zur Abscheidung von Gallensteinen für diagnostische 

Zwecke. — Firma Fr. Pretzel & Co. in Berlin. 

8. August. — E. 3479. Flüssigkeitsfänger für Ausspülungen. — Dr. A. Engelhard 

in Berlin. 

— — K. 9459. Verfahren zur Herstellung von Pastillen aus stark reizenden 

Medicamenten. — W. Kirchmann in Ottensen. 

— — K. 9729. Chloroformmaske. — J. Kneer in Bunzlau. 

— — M. 8195. Befestigung künstlicher Gebisse. — W. H. Mars hall in 

Oxford, V. St. A. 

— — M. 8894. Gliederstreck-Apparat. — E. Müller in München. 

— T. 3458. Medicamentenflatfche m. Al arm Vorrichtung. — J. A. Trottier 

in Volley field, Can. 

— — V. 1689, Verfahren zur Herstellung von Kautschukgebissplatten. — 

Dr. C. Vadas in Wien. 

11. August. — St. 3126. Tropfpipette. — Dr. E. A. Stroschein in Würzburg. 

— -- W. 8077. Skoliosenapparat. — Dr. H. J. Wolfermann in St rassburg 

15. August. — B. 13144. Bruchband. — G. Beuthel sen. in Barmen. 

F. 5907. Steckbecken. — C. Fischer in Bremen. 

— — L. 7297. Zerstäubeapparat. — Leipziger Gummiwaarenfabrik Heine 

& Co. in Leipzig. 

— R. 7362. Kopfhangvorrichtung. — R. Rauhut in Bromberg. 

24. August. — K. 8799. Sicherheit*- und Controlvorrichtung für Giftschränke. (Zus. 

zum Patent No. 58564). — E. G. Kubier in Akron, V.St. A. 

— — K. 9667. Vorrichtung zur Erleichterung des Gehens. — O. Kessner 

in Bornküred, Holst. 

— — Sch. 7716. Chirurgisches Messer. (Zus. zum Patent No. 59509). — 

Schloss & Stern in Solingen. 

5. Septbr. — G. 7413. Skoliosenapparat. — G. Gerlitz in Gratz. 


Verantwortlich: Flacher’s medlcln. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charltestr. G. 
Fürstlich prlT. Hofbuchdruckerei (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 


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M 12 


December, 


1892 


Inhalt: Originaltons L Warmwasserheizung vom Küchenherd. Von Regierungsrath Grundke in 
Berlin. — II. Feber Handelspeptone. Von Dr. J. Blass in Dalldorf. (Schluss). — III. lieber neuere Desinfek¬ 
tionsmittel. Von Dr. Franz Lüdtke in Altona. (Schluss). — IV. lieber die Heilstätte für unbemittelte Lungen¬ 
kranke ln Falkensteln Im Taunus. Von Dr. Karl Hess in Falkensteln. (Schluss.) 

Referate: Speeielie Krankenpflege und Krankenbehandlung: The treatement of typhold fever. — Treate- 
ment of yellow fever in Brazll. — Ueber locale antiseptische Behandlung der Lungentuberculose durch Eln- 
athmen von Terpentin-Jodoform-Dämpfen. — Observation on the hypodermic use of gold and manganese ln 
tuberculosis. — Behandlung der profusen Schweisse der Phthisiker. — Chronic heart diseases. — Ueber Spar- 
teinum sulphurlcum als Herztonlcum und Diureticum. — Blasencatarrh. — Bonuzzi’s treatment of locomotor 
ataxla. — Ueber Cocain-Vergiftung und deren Behandlung. — Ueber Bromaethyl-Chloroformnarkose. — Behand¬ 
lung der Chloroform-Synkope. — Biegsame Tracheal-Canüle. — Zur Behandlung des Gebärmutterkatarrhs. — 
Diätetik: Mittlere Zusammensetzung der Miloh. — Fleischpräparate. — Flelsebgallerte. — Conservlrung von 
Fleisch. — Stärkefreie Blscuits. — Ueber 8chülermahlzeiten. — Klimatologie : Algerien als Winteraufenthalt für 
Leidende. — Phthisis ln Egypt. — The health resorts of the Riviera, Bordlghera and Ospedaletti. — Kranken¬ 
romfort: Gurtspanner. — Zelt aus Rollwand. — Fuss-Schützer und -Wärmer. — Hygiene des Hauses und der 
Familie: Luftbefeuchtungsapparat. — Sandfilter. — Filters and flltratlon. — Torfmull-Closet — Hygiene des 
Krankenhauses und Krankenzimmers: Spucknapf mit Wasserspülung. — Apparat zur Sterilisirung der Auswurf¬ 
stoffe (Fäcallen etc.) der Cholerakranken. — Die Behandlung der Cholera-Dejectionen im Städtischen Kranken¬ 
hause Moabit-Berlin. — Varia: Neuere Arzneimischungen. — Therapeutische Notizen. — Bücheranzelgen: Leit¬ 
faden für die Unterrichtscurse der Pfleger im Neuen Allgemeinen Krankenhause zu Hamburg-Eppeudorf. — Das 
neue allgemeine Krankenhaus In Hamburg-Eppendorf. — Der kleine Liebreich. 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


I. Warmwasserheizung vom Küchenherd. 

Eine zweckmässige Heizung für Krankenhäuser nach dem Pavillonsystem. 
Von Regiemngsrath Grnndke in Berlin. 


Seit in den letzten zehn Jahren die Centralheizungs-Industrie eine wissenschaft¬ 
liche Grundlage erhalten hat und durch Verallgemeinerung ihrer Erzeugnisse über 
reichere Erfahrungen verfügt, sind auch eine Reihe wichtiger Verbesserungen an 
älteren Systemen gemacht worden. Einige von diesen Neuerungen haben den ausge¬ 
sprochenen Zweck, die Centralheizungsanlagen so zu vereinfachen, dass diese sich nicht 
nur für grosse öffentliche Gebäude bei sachverständiger Bedienung durch einen be¬ 
sonderen Heizer, sondern vielmehr auch für Privatgebäude jeder Art und Grösse eignen und in 
diesen durch das vorhandene Hauspersonal ohne Schwierigkeit mitbedient werden können. 

Eine beaclitenswerthe Neuerung auf diesem Gebiete ist die von den Berliner In¬ 
genieuren Ja neck & Vetter, Berlin Teltowerstrasse 17 seit mehreren Jahren aus¬ 
geführte Warmwasserheizung vom Küchenherd und lassen die — zum Theil nach 
mehrjährigem Gebrauch — ertheilten Atteste darauf schliessen, dass mit den Anlagen 
recht günstige Betriebsresultate erzielt worden sind. 

Eine solche Warmwasserheizung vom Küchenherd ist eine normale Warmwasser¬ 
heizung, deren Kessel aber nicht wie sonst einen eignen Heizraum und besondere Be¬ 
dienung erfordert, sondern bei welcher der Kessel — und zwar in normaler Grösse 
— in dem sonst unbenutzten unteren Theil des Küchenherdes angeordnet ist. 

Die Form des Kessels ist so gewählt, dass ein Kessel von der vollen theoretisch 
^forderlichen Feuerfläche in dem Herde Platz findet, ohne dass Letzterer die übliche 
Grösse und Form eines gewöhnlichen Küchenherdes, wie er eben für die betreffende 
Haushaltung erforderlich ist, überschreitet. 

Zu möglichster Einfachheit des Betriebes und zur Ersparniss von Brennmaterial 
ist alsdann noch die Einrichtung getroffen, dass man mit den Feuergasen, welche von 
der Feuerung der Centralheizung nach dem Schornstein abziehen, noch die Herdplatte 
erwärmen und darauf kochen kann, ohne ein besonderes Feuer anzumachen. 

Da von einer derartigen Anlage nur der Herd Neues bietet, so beschränken wir 
uns darauf, diesen sogenannten Heiz-Kochherd unter Beifügung dreier Durchschnitte 
nachstehend zu beschreiben. 

34 


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Wie aus dem Längensclmitt ersichtlich, ist im unteren Theil des Herdes die 
Feuerung der Centralheizung: der Kessel mit seinem Füllschacht, Rost, dem Aschen¬ 
fall und der den Aschenfall verschliessenden Zug-Regulirthür angeordnet. Im oberen 
Theil des Herdes hat die Kocheinrichtung Platz gefunden, zu dieser gehört die Herd¬ 
platte mit zwei rechts darunter liegenden sogenannten Sommerrosten. Kesselfeuerung 
und Kocheinrichtung kann getrennt oder verbunden benutzt werden. Die Einschütt¬ 
öffnung 0 des Kessels ist nämlich durch einen sogenannten Kochschieber verschliess- 
bar, welcher, wie die Oeffnung, von länglicher Form ist (s. d. Horizontalschnitt) und 
welcher von der Herdplatte aus durch den Hebel K bewegt wird. 



Thermometer 


Warmwassers 


Brotkasten 


} *T Sommerrosi 


Brotkasten 


FiÜhchacht\ 


Brutofen 

beul iinu 


Aschen full 


Fusshd 


Fig. 365. Längenschnitt. 

Ist der Kochschieber geschlossen, so ist die Feuerung der Centralheizung von 
der Kocheinriclitung ganz getrennt und man kann alsdann: 

a) unten den Kessel der Centralheizung feuern, ohne die Herdplatte zu heizen, oder: 

b) oben auf der Herdplatte vom Sommerrost aus kochen, ohne den Kessel 
der Centralheizung zu feuern, oder 

c) unten den Kessel feuern und gleichzeitig oben auf der Herdplatte vom 
Sommerrost aus kochen. 

Ist aber der Kochschieber geöffnet, so schlagen, wenn der Kessel gefeuert wird, 
die Feuergase aus dem Kessel durch die längliche Oeffnung 0 gegen die Herdplatte, 
und heizen diese, so dass man darauf kochen kann. 

Wenn die Feuerung der Centralheizung nur zum Erwärmen der Räume, nicht aber 
zum Kochen von Speisen gebraucht wird, der Kochschieber also geschlossen ist, so 
durchziehen die im Füllschacht des Kessels sich bildenden Feuergase zunächst die 
Züge, also die Innenfeuerfläche des Kessels, bestreichen alsdann noch einen Theil seiner 
Aussenfeuerfläche und entweichen durch die Oeffnung R 1 in den Schornstein. 

Diese Einrichtung hat einen doppelten Zweck: Erstens werden die Feuergase gut 
ausgenutzt, so dass ein sparsamer Betrieb erzielt wird, und zweitens wird dadurch, 
dass die Feuergase die Herdplatte nicht berühren, eine Ueberheizung der Küche vermieden. 


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Im Sommer und wenn nicht geheizt werden soll, sehliesst man den Kochschieber 
und lässt die Feuerung der Centralheizung im Untertheil des Herdes unbenutzt, das 
Kochen der Speisen geschieht alsdann nach Bedarf von dem Grösseren oder dem 
Kleineren der beiden Sommerroste. 



Fig. 36ö. Horizontalschnitt durch den Herdkasten. 


An den Herd angebaut ist ein selbstständiger Doppelbratofen mit besonderer 
Feuerung. Um diesen, wenn seine Feuerung nicht in Betrieb ist, auch als Wärme¬ 



spind benutzen zu können, ist derselbe durch eine seitliche Oeffnung mit dem Herd 
verbunden, durch welche die Feuergase des Kochherdes in die Ziige des Bratofens 


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gelangen. Soll der Bratofen kalt bleiben oder wird in demselben gebraten, so wird 
diese Oeffmmg geschlossen. 

Die Rolirleitnngen, die Heizkörper und ihre Regulir- und Absperrvorrichtungen, 
also sämmtliclie übrigen Constructionstheile der Anlage gleichen denen der gebräuch¬ 
lichen Warmwasserheizung und werden nach den für Letztere massgebenden Berech¬ 
nungen bemessen und angeordnet. 

Naturgemäss besitzt die Warmwasserheizung vom Küchenherd auch alle Vorzüge 
der gewöhnlichen Warmwasserheizung, durch welche dieselbe, ganz besonders in hygie¬ 
nischer Beziehung als beste Centralheizung gilt. 

Mit der Warmwasserheizung vom Küchenherd leicht in Verbindung zu bringen 
ist die Bereitung von Warmwasser für Bäder, Wasch- und Spültische, sowie die Vor¬ 
wärmung der einzuführenden Ventilationsluft für die Krankenräume. Desgleichen kann 
hiermit zweckmässig die Lüftung verbunden werden, worauf vielleicht in einem späteren 
Artikel spezieller eingegangen werden soll. 

Die Vereinigung der Herdfeuerung mit derjenigen der Centralheizung bietet für 
Krankenhausbauten insofern grosse Vortheile, als die Bedürfnisse der Krankenpflege 
eine dauernde Unterhaltung der Herdfeuerung bedingen und das vorhandene Feuer 
zum kostenlosen Betriebe der Heizung verwendet werden kann, ohne das Bedienungs¬ 
personal mehr zu belasten, als der Betrieb des Krankenhauses es erfordert. 

Nach Lage der Sache wird sich das beschriebene System ganz besonders für 
Krankenhausbauten nach dem Einzel-Pavillon-System eignen, in welchem Falle alsdann 
jeder Pavillon eine besondere, von seiner Küche aus bediente Warmwasserheizungs- 
Anlage erhält. 

Dabei scheint es vortheilhaft, dass der Betrieb der Heizung nicht mehr aus 
grosser Entfernung, wie etwa bei ganz centralisirten Krankenhaus-Heizungen, ge¬ 
schehen muss, dass er vielmehr von der Küche aus den Betriebsbedürfnissen des 
Pavillons viel besser angepasst werden kann. 

Die Anlagekosten sind im Allgemeinen die einer normalen Warmwasserheizung 
und eines entsprechenden Küchenherdes. Bei Pavillon-Krankenhäusern dürfte sehr für 
das neue System sprechen, dass die bei ganz centralisirten Krankenhaus-Heizungen 
sonst erforderlichen bedeutenden Kosten für die sämmtliehen unterirdischen Dampf¬ 
leitungen, Dampfwasser-Rückleitungen und die für beide Leitungen erforderlichen meist 
sehr kostspieligen gemauerten Kanäle und Wärme-Isolirungen gespart werden. 

II. Ueber Handelspeptone. 

Von Dr. J. Blass (Dalldorf). 

(Schluss aus No. 11.) 

Das Sander-Enze’sche Pepton, durch Pancreasverdauung hergestellt, 
enthält keine Albumosen, sondern nur Pancreaspeptone neben fäulnissartigen 
Zersetzungsproducten der Eiweissstoffe (Indol, Scatol). Nach Maly 1 ) ist es 
vollständig werthlos. 

Das Caseinpepton von Th. Weyl wird von Merck in Darmstadt aas 
dem Casein der Milch hergestellt. Es stellt ein weisses Pulver dar und soll 
nach Weyl nur Spuren von Eiweiss und Albumosen, dagegen 68°/ 0 Pepton, 
13°/ 0 Salze und 4°/ 0 Wasser enthalten. Diesen ungemein hohen Procentgehalt 
an Pepton stellt Krukenberg entschieden in Abrede; 7 / 0 davon seien Albu¬ 
mosen. Das Präparat, das nach altem Käse riecht und unangenehm schmeckt. 

l ) Mittheilung des Vereins der Aerzte Steiermavks 1879. 


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ist von ■wechselnder Zusammensetzung, aus welchem Grunde seine Anwendung 
von Ewald*) und Fürbringer*) nicht empfohlen wird. 

Ich komme nun auf ein Pepton zu sprechen, das in der letzten Zeit 
Gegenstand heftiger Zeitungspolemiken gewesen ist: das Denayer’sche Pepton. 

Denayer in Brüssel stellt zw'ei Präparate her: 

1) Peptone de viande liquide sterilisee; dasselbe kommt in 
Flaschen von 150 Gramm Inhalt in den Handel und besteht aus einer 
klaren, gelben, in der Kälte gelatinös erstarrenden Flüssigkeit von 
salzigem, etwas bitterem Geschmack und schwach saurer Reaction. 
150 Gramm sollen 30 Gramm reines Pepton enthalten, die einem 
Nährwerth von */ 8 Fleisch entsprechen würden; der Preis eines 
Fläschchens beträgt 2 Mark. 

2) Peptonate de fer liquide soll 30°/ 0 Pepton und 2°/ 0 Eisenver- 
bindung (fer combine) enthalten. Es wird gegen Anämie, Chlorose 
und Gicht empfohlen. Ein Fläschchen von 75 Gramm Inhalt kostet 
4 Frcs. Es stellt eine dunkle, nicht ganz klare Flüssigkeit von 
recht unangenehmem Geschmack dar. — 

Dr. Niederhäuser im Schmidt’schen Laboratorium in Wiesbaden hat 
ersteres Präparat einer Controluntersuchung unterzogen und ist zu Resultaten 
gelangt, welche mit den Angaben des Darstellers in äusserstem Widerspruch 
stehen. Statt der versprochenen 20°/ o Pepton w’urden nur Spuren gefunden, 
ausserdem wies Niederhäuser einen nicht unbeträchtlichen Gehalt an Borsäure 
nach. Auch Martenson 8 ) hat sich auf Grund seiner Untersuchungen gegen 
das Präparat ausgesprochen und nennt die Denayer’schen Präparate „einen 
tüchtigen Schwindel.“ Es lässt sich freilich nicht leugnen, dass Denayer 
sich Widersprüche hat zu Schulden kommen lassen, durch die seine Präparate 
entschieden in Misscredit kommen mussten. Zuerst bestritt er, dass das Pep¬ 
ton borsäurehaltig sei. Die Borsäure könne nur durch die Korken, die in 
Borsäurelösung gekocht würden, in das Pepton gekommen sein. Diese Behaup¬ 
tung wurde dadurch widerlegt, dass Borsäure am Korken nur dort nachge¬ 
wiesen werden konnte, wo der Kork mit der Flüssigkeit in Berührung war. 
Schliesslich gab Denayer auch zu, einen Borsäurezusatz der besseren Halt¬ 
barkeit wegen gemacht zu haben. Jetzt jedoch will er in der Lage sein, ein 
haltbares Pepton auch ohne Borsäure herstellen zu können. UndinderThat 
scheint es, als ob das Präparat, das Denayer jetzt in den Handel bringt, 
sich wesentlich von dem unterscheidet, das Niederhäuser und Martenson 
untersucht haben. Dr. von Noorden 2 * 4 ) hat in Uebereinstimmung mit den 
Untersuchungen von Stnzer 5 ) ca. 20°/ 0 Trockensubstanz mit 10.5°/,, Albumose 
und l,3°/ 0 Pepton gefunden, w r as also den Angaben von Denayer vollständig 
entsprechen würde. Auch die Ernäluungsversuche, die Dr. Deiters und 
Dr. von Noorden in der medicinischen Klinik des Herrn Geheimrath 
Gerhardt in Berlin gemacht haben, haben zu dem Ergebniss geführt, dass 


2 ) Deutsch, med. Wochenschr. 1888 S. 1033. 

8 ) Pharmazeut. Ztg. für Russland 1890 S. 337. 

4 ) C. von Noorden’s Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels H. I. 

ö ) Pharmaceut. Centralhalle, Dresden 1892 No. 18. 


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das Denayer’sche Pepton dem Zwecke genügt, den man durch Einführung von 
Albumose-Pepton in die Krankendiät zu erreichen sucht. 

Den eigentlichen Peptonpräparaten nahe steht die Leube-Rosenthal’- 
sclie Fleischsolntion, deren Herstellung folgendermaassen geschieht: 
1000 Gramm fettfreies Ochsenfleisch werden fein zerhackt mit einem Liter 
Wasser und 20 Gramm reiner Salzsäure im Papin’schen Topfe zehn bis fünf¬ 
zehn Stunden gekocht; der feste Rückstand wird im Mörser zerrieben und 
nochmals fünfzehn Stunden gekocht. Nun wird mit kohlensaurem Natron 
fast neutralisirt und bis zur Breiconsistenz abgedampft. Nach König soll 
sie 1,8-6,5°/ 0 Pepton und 9-11 °/ 0 Eiweiss, nach Stütz uud Hüffner nur Spuren 
Pepton und 2°/ 0 Eiweiss enthalten. Da der Geschmack ein sehr unangenehmer, 
der Preis im Yerhältniss ein sehr hoher ist, so findet sie wenig Anwendung. 

Dasselbe istderFall bei Darby’s „Fluidmeat“ und Johnston’s „Fluid 
b e ef “, z wei engl i sehen Präparaten, die sich nur durch ihren hohen Preis auszeichnen. 

In der letzten Zeit hat Dr. Brunnengräber in Rostock einen „Fleischsaft“ 
hergestellt, der neben unverändertem Eiweiss Pepton in grösserer Menge ent¬ 
halten soll. Das Präparat bildet eine fast klare, gelbliche Flüssigkeit von 
etwas dicklicher Consistenz. Der Geschmack ist nach Zusatz von Kochsalz 
ein sehr angenehmer. Die chemische sowie die physiologische Untersuchung, 
welche beide noch ausstehen, werden zeigen, in welcher Weise der Darsteller 
seinen Versprechungen nachkommt. Jedenfalls lässt sich heute schon sagen, 
dass dieses Präparat vielleicht in Folge seiner Wohlfeilheit die weiteste Verbrei¬ 
tung finden wird. — 

Endlich wäre noch anhangsweise zu erwähnen, dass die Firma E. Merck 
in Darmstadt in jüngster Zeit vier Peptonpräparate in den Handel bringt, zu 
denen Adamkiewicz die Vorschrift gegeben hat. 

Das erste, Peptonum siccum pulv., soll fast 100°/ o Pepton enthalten. 
Es bildet ein gelbliches Pulver, von schwachem und angenehmem Geschmack 
und ist im warmen Wasser leicht löslich. Besonders für wissenschaftliche 
Zwecke (Darstellung von Nährböden etc.) soll es sich vorzüglich eignen. — 

Das zweite Präparat ist ein Fleischpepton, das ca. 38°/ 0 Peptonum 
siccum, etwas Kochsalz und 5°/ 0 Fleischextract enthält. Nach Adamkiewicz*) 
bringt man dasselbe in eine zur Ernährung taugliche Form auf folgende Weise: 
Man wägt 270 gr Fleischpepton ab, setzt 300 gr Stärke, 90 gr Oel, Butter 
oder Schmalz, auch genügend Kochsalz hinzu und bringt das Ganze in ein 
Liter Fleischbrühe. Das Gemenge wird tüchtig umgerübrt, vorsichtig erwärmt 
und dann mehrere Male aufgekocht. Diese so dargestellte Flüssigkeit genügt 
den Erfordernissen der Ernährung für einen Tag für einen erwachsenen 
Menschen von mittlerem Körpergewicht. — 

Die beiden anderen Präparate „Hydropepton“ und ca. 40°/ 0 Peptonum 
siccum, das sich besonders zur Ernährung per Klysma eignet und die Pepton- 
chocolade mit 25°/ 0 Peptonum siccum, sind von geringerer Bedeutung. — 

In wieweit diese Präparate den Ansprüchen genügen werden, muss ab¬ 
gewartet werden, da sie eben erst in den Handel gekommen sind und Con¬ 
trolversuche noch ausstehen. — 

*) Pharmazeut. Post, Wien 1892 S. 879. 


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455 


In der nachstehenden Tabelle habe ich es versucht, eine übersichtliche 
Darstellung der Analysenberichte der Peptone zu geben. Wir ersehen daraus, 
dass wir um wirklich gute Anhaltspunkte in der Beurtheilung eines Peptons 
verlegen sind, da unsere chemischen Kenntnisse eine scharfe gewichtsanaly¬ 
tische Scheidung der einzelnen Bestandtheile eines so complicirten Körpers 
noch nicht ermöglichen lassen. Das Hauptkriterium bleiben unter allen Um¬ 
ständen die Stoffwechseluntersnchungen. Dieselben werden in der Weise vor¬ 
genommen 7 ), dass man das Versuchsindividuum hungern lässt, bis es auf die 
gleichmässige Stickstoffausscheidung der späteren Hungertage gelangt, oder 


Handels- 

Aeussere 

■ ■ 1 i 

Was- | 


ün- 

Ge- 

Löslich- 


Beschaf¬ 

Asche 

I Pepton 

Albumose 

verändert 


keit in 

peptone 

fenheit 


ser | 


Eiweiss 

schmack 

Wasser 


l)Peptonum 

siccum 

Witte 


Trockenes 

gelbes 

Pulver 


M™ e ”; ««•/. 

Mengen 


Sehr un¬ 
angenehm 
bitter 


Leicht 

löslich 


2) Kemme¬ 
rich’s 
Pepton 


3) Koch’s 
Pepton 


4) Antwei- 
ler’s 

Albumose-I 

pepton 


5) Weyl’s 
Casein¬ 
pepton 


g) Denayer’s 
flüssiges 
Pepton 


7 ) Leube- 
Rosen- 
thal’s 
Fleisch¬ 
solution 


Bräunlich, 

Consistenz 

von 

dickem 

Honig 

Dunkel¬ 

braune, 

beinahe 

schwarze 

weiche 

Gallerte 

Gelbes bis] 
gelb¬ 
braunes 
Pulver 


Woisses 

Pulver 


Klare, 
gelbe, in 
äer Kälte 
erstar¬ 
rende 
Flüssig¬ 
keit 


Brei- 
consistenz! 


7,707°/ o 


6,76% 


5 , 9 °;« 

( 0 , 6 % 

phos- 

phors. 

Kal.) 


33,400 


40,44 


6 % 


I 

13% I 3,87 


2 54° L 


78,45 

0 / 

10 


35—390 


Geringe 

Mengen 


Nach 

König: 

40,8°/ o 

Nach 
Munk: 

5,1% 

Nach 

Weyl: 

68 % 

Nach Kru¬ 
kenberg : 

3% 


1,33% 


Nach 

1 König: I 
1 1,8—6,5%, 

Nach 
Stütz: 
Spuren 


24% 


Nach 

König: 

27,75% 

Nach 
Munk : 
58,73 

56% 

nach 

Kruken- 

berg 


10,58 


10—18% 


17 % 


Erinnert 


Nach 

König: 

9-11% 

Nach 

Stütz: 2% 


tenes 

Fleisch 


Nicht un¬ 
angenehm 


Mässig 

bitter 


Scharf 

und 

widerlich 


Mässig 

bitter 


Sohr un¬ 
angenehm 


In 


an gebra- warmem 
1 Wasser 


leicht 

löslich 


Ziemlich 

schwer 

löslich 


Ziemlich 

leicht 

löslich 


Leicht 
löslich 
schon in 
kaltem 
Wasser 


Ziemlich 

leicht 

löslich 


7 ) MunkundUffelmann, die Ernährung des gesunden und kranken Menschen 1887, S. 15, 


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456 


es so ernährt, dass es sich annähernd im Stickstoffgleichgewicht befindet, 
d. h. durch Harn und Koth ungefähr ebensoviel Stickstoff ausscheidet, als es 
mit der Nahrung zu sich nimmt. Ist nun die gleichmässige Stickstoffaus¬ 
scheidung im Hunger oder das Stickstoffgleichgewicht bei Fütterung erreicht, 
und man ernährt nun mit Pepton, so spricht eine dann erfolgende Vermehrung 
der Stickstoffausscheidung dafür, dass der Eiweissumsatz gesteigert wird. Ist 
die Stickstoffausscheidung geringer, so hat das Pepton ersparend auf den Ei¬ 
weissumsatz im Körper gewirkt. Nur derartige Bilanzversuche sind im Stande? 
ein richtiges Urtheil über den Nährwerth abzugeben. Früher begnügte man 
sich damit, das Resultat einer Fütterung durch Körperwägungen festzustellen. 
Diese Methode hat sich aber als sehr unsicher erwiesen, da man nicht weiss, 
ob eine Zu- oder Abnahme des Körpergewichts auf Rechnung des Fleisches 
oder des Fettes zu setzen ist. Auch kommt es vor, dass, obwohl der Körper 
au Fleisch und Fett verarmt, er schwerer erscheint, weil die Gewebe wasser¬ 
reicher werden. — 

Bevor wir dies oder jenes Präparat für besonders gut erklären, müssen 
wir uns zunächst klar machen, welche Anforderungen an ein Medikament von 
so hoher Bedeutung zu stellen sind. — Zunächst ist es ein Haupterforderniss, 
dass die Peptonpräparate, die in den Handel kommen, stets eine gleich¬ 
mässige Beschaffenheit zeigen. Dann ist es wesentlich, dass das Pepton, sofern 
es nicht flüssig ist, in Wasser sich leicht löst, damit die Herstellung einer 
Peptonbouillon leicht und schnell von Statten geht. Grosser Werth ist auf 
den Wohlgeschmack zu legen; ein schlecht und widerlich schmeckendes Pep¬ 
ton wird sich niemals einführen können. Damit ein Pepton auch Jedermann 
zugänglich ist, darf der Preis kein so hoher sein, was leider bei den meisten 
Peptonen des Handels der Fall ist. — 

Den oben angeführten Ansprüchen am meisten entsprechend, wäre in 
erster Linie das Kemmerich’sche, dann das Antweiler’sche Albumose-Pepton 
und das Denayer’sche Pepton, von der Zusammensetzung, wie es von Noorden 
und Deiters untersucht haben, rühmend hervorzuheben. Allerdings ist der 
Preis des letzteren ein so enorm hoher, dass sich seine Anwendung recht oft 
von selbst verbieten dürfte. — 

Die Sucht nach fremdländischen Präparaten mit hochklingenden Namen 
muss unterdrückt werden. Die deutsche chemische Industrie nimmt eine hohe 
Stelle ein, sie ist in allen ihren Zweigen ausserordentlich leistungsfähig und 
um Ausgangsmaterial nicht verlegen. Die gute Beschaffenheit des letzteren, 
die peinlichste Innehaltung der Darstellungsmethoden liefern nur bei derar¬ 
tigen Erzeugnissen die einzige Bürgschaft der constanten Zusammensetzung. 
Nur von solchen Präparaten kann sich der Arzt in allen Fällen einen sicheren 
Erfolg versprechen. 

in. Ueber neuere Desinfektionsmittel. 

Von Dr. Franz I.lldtke (Altona). 

(Schluss statt Fortsetzung aus No. 11.) 

Die bei Weitem grösste Wichtigkeit der Körper dieser Kategorie besitzt 
aber das Lysol, über welches jetzt eine grosse Anzahl von Untersuchungen 
sowohl in chemischer als bakteriologischer Hinsicht vorliegen. Dasselbe wird 


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467 


hergestellt, indem man die zwischen 19Q und 210° C. siedenden Antheile der 
Theeröle, welche die für die Zwecke der Desinfektion wirksamsten Kresole 
derselben enthalten, in Fett löst und wenn erforderlich, unter Zusatz von 
Alkohol verseift. Das Lysol besteht sonach im Wesentlichen aus neutraler 
Kaliseife von Fettsäuren (Leinölsäure), etwas Wasser (8—10 °/ 0 ) und Kresolen 
(ca. 50 °/ 0 ). Bei richtiger Wahl der Materialien und Verhältnisse erhält 
man so die braune, ölartig aussehende, klare Flüssigkeit von schwach 
aromatischem, kreosotartigem Geruch, welche die Erfinder Lysol genannt 
haben. Die Eigenschaften dieses Präparates sind von W. Lenz 8 ) ein¬ 
gehend und erschöpfend geschildert worden. Giesst man Wasser in kleinen 
Portionen zu Lysol, so tritt sofort klare Lösung ein. Bei weiterem Wasser- 
zusatz bleibt die Mischung klar, verdickt sich aber, um durch mehr Wasser 
wieder dünnflüssig zu werden. Die mit destillirtem Wasser dargestellten 
Lösungen trüben sich, in verschlossenen Gefässen aus hartem Glase aufbe¬ 
wahrt, auch bei längerem Stehen nicht. Kalkhaltige Wässer scheiden natür¬ 
lich mit Lysol Kalkseife aus, die übrigens die desinficirende Wirkung nicht 
beeinträchtigen soll. Die wässerige 1— 5°/ 0 Lösung des Lysols fühlt sich 
seifig an, schäumt beim Waschen und reinigt die Haut ganz vorzüglich. 
Schleimhäute werden von einer 0,5°/ 0 Lösung nicht angegriffen; stärkere 
Concentrationen bewirken Brennen, welches jedoch nach dem Abspülen mit 
Wasser wieder verschwindet. Mit Alkohol, Aether, Chloroform, Glycerin, 
Benzol ist das Lysol fast in jedem Verhältnis klar mischbar. Auch in 
fetten Oelen und Fetten lösst sich Lysol; diese Lösungen bezw. Mischungen 
vermögen bei nicht zu hohem Gehalte an Fett Wasser so ziemlich in allen 
Verhältnissen aufzunehmen, wobei die Konsistenz der Mischung von derjenigen 
einer Seife bis zu der einer Emulsion wechselt. Metall greift Lysol im All¬ 
gemeinen nicht an. Das Lysol ist neutral. Wässerige Lösungen reagiren 
auf Phenolphtale'in, doch entspricht diese Reaktion mehr der bekannten Spal¬ 
tung der vorhanden gewesenen neutralen Seife in saures Salz und Alkali. 
Die Untersuchungen über die desinficirende Wirkung des Lysols, welche von 
Gerlach, Schottelius, Simmonds, Haenel u. A. ausgeführt sind, dürften 
allgemein bekannt sein. Es geht aus denselben hervor, dass das Lysol durch 
seine gleichzeitig hervorragend reinigende und desinficirende Wirkung bei 
verhältnissmässiger Ungiftigkeit den üblichen Desinfektionsmitteln (Sublimat, 
Phenol, Kreolin etc.) bei Weitem überlegen ist. Schon 1 °/ 0 Lösungen dürften 
nach vorliegenden Untersuchungen 5°/ 0 Karbol bezw. l°/oo Sublimatlösungen 
an desinficirender Wirkung gleichkommen. Die Anwendung des Lysols ist 
sicherer, bequemer und gefahrloser, als diejenige der anderen Desinfektions¬ 
mittel. Für die Zwecke der Krankenpflege ist das Lysol, wie kein anderes 
Präparat geeignet, allen Anforderungen des Arztes zu genügen. Im Vorder¬ 
gründe steht die leichtd Löslichkeit, welche es ermöglicht, Lösungen von jeder 
Concentration sicher und gefahrlos in kürzester Frist selbst von der Hand 
des Laien herstellen zu lassen. Wer die Schwierigkeiten kennen gelernt hat, 
welche die Herstellung von Karbol- und namentlich Sublimatlösungen dem 
Ungeübten verursacht, wird gerade diese Eigenschaft zu schätzen wissen. 


8 ) Pharm. Ztg. 1891, 493. 


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458 


Ferner bildet die gleichzeitige Anwesenheit der Seife, welche unmittelbar in 
Wirksamkeit tritt, einen besonderen Vortheil, sowie der Umstand, dass Gewebe 
jeglicher Art selbst bei tagelangem Liegen in Lysollössungen nicht verändert 
■werden. Die vielfach noch für die Desinfektion von Wäsche und Verband¬ 
stoffen verwendete 1 °l 00 Sublimatlösung ist für diese Zwecke ganz ungeeignet, 
da die Stoffe durch Einlagerung von Quecksilber grau werden und die Elas¬ 
tizität der Faser in Folge der zerstörenden Einwirkung des Sublimats in 
hohem Masse leidet. 

Für die Desinfektion der Hände verwendet Fürbringer fast nur noch 
Lysol, da es nach seinen Erfahrungen genügt, den Schmutz unter den Nägeln 
zu entfernen und die Hände dann 2—3 Minuten lang in , / 2 —1 °/ 0 Lysol¬ 
lösung mittelst Bürste zu bearbeiten, um vollständiger Desinfektion sicher zn 
sein. Dieses Verfahren greift zudem die Hände nicht an, sondern macht die¬ 
selben geschmeidig. Zur Sterilisirnng der Instrumente dient eine 1 / 4 °/ 0 Lösung 
des Lysols, doch steht hier die entstehende Schlüpfrigkeit der Instrumente 
einer allgemeinen Anwendung entgegen. Um Geräthe und Möbel zu desinfi- 
ciren genügt es dieselben einfach mit einer 3°/ 0 Lysollösung abzureiben, an¬ 
statt dieselben erst abzuseifen und dann noch einem weiteren Desinfektions¬ 
verfahren zu unterwerfen. Das Gutachten 9 ) des österreichischen obersten 
Sanitätsrathes über Wirkung und Anwendbarkeit neuer Desinfektionsmittel 
schliesst mit den Worten: 

„Nach Allem kann kein Zweifel darüber bestehen, dass das Lysol durch¬ 
aus verdient unter die Zahl der officiell empfohlenen Desinfektionsmittel auf¬ 
genommen zu werden.“ — Leider sind auch schon Nachahmungen des in 
Deutschland und in einer grossen Anzahl anderer Staaten patentirten Lysols 
versucht worden. So berichtet van Ledden-Hulsebosch 10 ) über zwei aus 
Holland stammende Präparate, deren wässerige Lösungen stark alkalisch 
reagirten und welche nach kurzer Zeit einen Bodensatz erkennen Hessen, 
wodurch eine Unterscheidung von dem echten Präparat leicht ermöglicht war. 

Von Theerölseifenlösungen muss schliesslich noch das Sapocarbol von 
Schenkel erwähntwerden. Von diesem Desinfektionsmittel zeigen einigeFabrik- 
marken, wie aus den Versuchen von C. Engler hervorgeht, das Verhalten desCreo- 
lins, andere dasjenige des Lysols, so dass sich ein sicheres Urtheil über diese 
Präparate, zumal die Herstellungsweisen unbekannt sind, nicht fällen lässt,— 

Bei der Behandlung der Kresole mittelst Natronlauge entstehen ebenfalls 
lösliche Verbindungen, von denen zwei bereits mehrfach erwähnte, das Solveol 
und Solutol, von Hneppe 11 ) und Hammer 12 ) näher untersucht sind. 

Das Solveol ist eine neutrale Lösung von Kresol in Kresolnatrinm. 
welche mit Wasser klar mischbar ist. Vor der sog. rohen Karbolsäure zeich¬ 
net es sich durch grössere Wirksamkeit und geringere Giftigkeit aus. Ver¬ 
gleichende Versuche zeigten, dass Kresol etwa viermal stärkere Wirkung auf 
Mikroorganismen äussert als die reine Karbolsäure, so dass eine 0,5°/ o neutrale 

°) Das österreichische Sanitätawesen 1892, No. 32. 

10 ) Pharm. Zeit. 1891. 636. 

n ) Therap. Monatsh. 1892, 139. 

12 ) Archiv f. Hyg. 1891, XII, 359, 


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459 


Kresollösung annähernd so wirksam ist, wie eine 2°/ 0 Phenollösung. Für die 
Zwecke der Asepsis erwiesen sich 0,3°/ 0 , für die der Antisepsis 0,5°/ 0 Kresol- 
lösungen als vollkommen ausreichend. Letztere Lösung vernichtete in den 
Versuchen bereits innerhalb 5 Minuten auch die resistentesten vegetativen 
Infektionszellen. In stärkeren Concentrationen bewirkt Solveol ein ähnliches 
Kribbelgefühl auf der Haut, wie starke Karbollösungen. Hammer schlägt für 
chirurgische Zwecke Lösungen von 37 ccm Solveol in 2000 ccm Wasser vor; für 
Zerstäubungen im Krankenzimmer Lösungen von 37 ccm Solveol in 480ccmWasser. 

Das als Solutol bezeichnete Präparat ist eine alkalische Lösung von 
Kresol in Kresolnatrium. Es w’ird in der Weise dargestellt, dass man Kresol 
in einen Ueberschuss von Natronlauge einträgt und in dem so entstehenden 
Kresolnatrium weitere Mengen von Kresol in Lösung bringt. 20°/ o Lösungen 
des Solutols tödteten Milzbrandsporen und Rotzbacillen in kurzer Zeit; durch 
Anwendung warmer Lösungen konnte die Zeit auf wenige Minuten abgekürzt 
werden. Für die Ausführung von Desinfektion der Zimmer, Aborte etc. genügt 
ein aus Rohkresolen hergestelltes Solutol. 

Ueber das Desinfektionsvermögen der Kresole ist neuerdings von 
Buttersack 18 ) eine umfangreiche Arbeit erschienen. Der Verf. untersuchte 
die desinficirenden Eigenschaften von Präparaten, welche zum grössten Theil 
der Fabrik von E. von Heyden (Radebeul-Dresden) entstammten: 

1) Ortlio-Kresol in wäss. Lösung. 

2) Meta-Kresol „ „ * „ 

3) Para-Kresol ,, „ „ 

4) Hochsiedendes Kresol in metakresotinsaurem Natrium. 

5) Kresol von mittlerem Siedepunkte. 

6) Niedrigsiedendes Kresol in metakresotinsaurem Natrium. 

8) Eohkresol in rohkresotinsaurem Natrium. 

9) Rohkresol in Rohkresol-Natrram. 

10) Dasselbe von Pyridin und Naphtalin gereinigt. 

11) Gereinigtes Kresol in naphtalinsulfonsaurem Natrium. 

Ferner zwei von Krämer dargestellte Präparate, welche in Wasser 
klar löslich waren: 

ein Kresolin und 

eine 33°/ 0 Kresollösung, in neutralen Sulfonsalzen. 

Von diesen Präparaten soll sich besonders das niedrigs. Kresol in meta- 
kresols. Natr. (6) zu chirurgischen, das Rohkresol in rohkresotins. Natr. (8) 
zu Veterinär- und das Rohkresol in Rohkresol-Natr. (9) zu gröberen Desin¬ 
fektionszwecken eignen. Sämmtliche Präparate gestatten eine klare 10°/ o 
Verdünnung; darüber hinaus trüben sich die meisten unter Bildung von Emul¬ 
sionströpfchen, welche schliesslich am Gefässboden zu einer braunen, öligen 
Masse sich sammeln. Bezüglich der Einwirkung dieser Präparate kommt 
der Verf. zu dem Resultate, dass gegen Staphylococcus aureus 1 °/ 0 , gegen 
Milzbrandsporen 10°/ o und gegen Tuberkelbacillen G,6—10°/ o Lösungen wirk¬ 
sam waren. Carbollösungen wurden bei Weitem und in einigen Fällen sogar 

13 ) Beiträge zur Desinfektionslehre und zur Kenntniss der Kresole. Arbeiten aus dem 
Kaiserl. Gesundhoitsarate 1892 Bd. VILL 


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Lysollösung übertroffen. Von prompter Wirkung war in allen untersuchten 
Fällen das pyridin- und napbtalinhaltige Rohkresol in Rohkresol-Natrium. 

In gewisser Beziehung mit diesem Körper verwandt ist eine längst be¬ 
kannte Verbindung: das jS-Naphtol-a-monosulfonsaurc Calcium, von der Zu¬ 
sammensetzung: Ca -4- 3 H„ 0, deren Lösungen in gewissen 

OxiOio -Hg öt/g 

Concentrationen im Stande sind, die Entwickelung einer Anzahl von Bakterien¬ 
arten zu hemmen und in stärkeren Lösungen sogar zu verhindern. Dieser 
neuerdings von Stackler und Dulief (Bull. gen. de Therap.) Asaprol 14 ) ge¬ 
nannte Körper krystallisirt in kleinen Blättchen, ist leicht löslich in Wasser, 
schwieriger in Alkohol, zersetzt sich bei 100° und wird nach Claus darge¬ 
stellt durch zweistündiges Erhitzen von 1 Th. ß Naphthol mit 2 Th. Vitriolöl 
auf 100° und Binden der entstandenen freien Säure an Calcium bezw. Um¬ 
setzen des vorher durch Umkrystallisiren zu reinigenden Bleisalzes. Der 
Körper soll in Dosen von 0,1 pro die ungiftig für Kaninchen sein und 2 ccm 
einer 5°/ 0 Lösung soll das Wachsthum von Typhus, Cholera asiatica und 
und Herpes tonsurans-Kulturen hemmen, diejenigen der beiden letzteren sogar 
ganz verhindern. Zur absolut sicheren Abtödtung der Mikroben waren in¬ 
dessen 15°/ 0 Lösungen erforderlich, welche mit den zahlreichen antiseptiscben 
Mitteln des Arzneischatzes nicht erfolgreich in Konkurrenz treten können. 

Zur Gruppe der Theerölprodukte gehörig ist nun noch ein Präparat an¬ 
zuführen, welches unter dem Namen Saprol 15 ) in den Handel kommt. Das¬ 
selbe wird in der chemischen Fabrik von Dr. Nördlinger in Bockenheim bei 
Frankfurt a. M. hergestellt und besteht aus einem Gemisch von rohenKresolen, 
denen noch grosse Mengen Pyridinbasen beigemengt sind, mit Kohlenwasser¬ 
stoffen, welche wahrscheinlich der Petroleumraffinerie entstammen. Durch 
den Zusatz der letzteren ist das spec. Gewicht der im W T asser untersinkenden 
Kresole soweit erniedrigt, dass das Gemisch auf Wasser schwimmt. Das 
Saprol dient nur zur groben Desinfektion, zur Geruchloshaltung von Aborten, 
Ab Wasserbehältern, Sammelgruben, Schlammfängern, überhaupt allen Ansamm¬ 
lungen von leicht zersetz liehen dick- oder dünnflüssigen Abfallstoffen, ferner 
zur Sanirung von sumpfigem Untergrund bei Bauten u. s. w. Das Verfahren 
der Desinfektion mit Saprol hat nach Angabe der Fabrikanten folgende Vor¬ 
züge: Das Desinfektionsmittel vertheilt sich selbstthätig und gleichmäßig 
über die Fäkalien und bildet eine dicht schliessende Decke auf denselben. 
Die Fäkalien behalten für die Landwirtschaft ihren vollen Werth und die 
Tonnen und Gruben Wandungen werden durch das Mittel nicht angegriffen. 
Gegen die Brennbarkeit des Saprols wird geltend gemacht, dass die Schicht, 
in der sich das Saprol in normalen Zeiten wirksam erweist, viel zu dünn 
ist, als dass sie einen Docht ernähren könnte, und dass in Folge dessen Ab¬ 
trittsbrände nicht leichter entstehen, als unter gewöhnlichen Verhältnissen. 
Ausserdem vermindern sich die dünnen Schichten sehr bald durch Auslaugung 
und Oxydation (Verharzung). Wenn das Saprol wirklich die ihm nachge¬ 
rühmten Eigenschaften besitzt, dann wäre einem grossen Uebelstande abge- 


w ) Pharm. Zeitg. 1892, 324. 
>») Pharm. Zeitg. 1892, 400. 


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hülfen; denn die Untersuchungen von Gerlöczy 17 ) haben gezeigt, dass eine 
völlige Desinfektion, d. h. Sterilisation gewisser Abfälle überhaupt nicht 
möglich, wenigstens praktisch nicht durchführbar ist. Eine wesentliche Wirk¬ 
samkeit und praktische Verwendbarkeit zeigte von den angewendeten Mitteln 
nur Kupfersulfat, siedende Holzaschenlauge und Kalkmilch, während mit 
Sublimat, Zinksulfat, Eisensulfat, Carbolsäure, Kreolin, roher Schwefelsäure 
der beabsichtigte Zweck nicht erreicht werden konnte. In allen Fällen bildet 
die gute Durchmischung die erste Bedingung und dies wird bei Anwendung 
der vorgenannten Chemikalien nur mit grossen Schwierigkeiten durchführbar 
sein, während sich dieselbe bei Verwendung von Saprol von selbst vollzieht. 

Die neuerdings von Hugo Laser 18 ) über Saprol, als neues Desinfektions¬ 
mittel für Fäkalien, ausgeführten Untersuchungen haben recht befriedigende 
Resultate ergeben. 

Von anorganischen Verbindungen sind in letzter Zeit die flüssige Kohlen¬ 
säure und das Jodtrichlorid eingehender auf ihre Brauchbarkeit als Des¬ 
infektionsmittel untersucht worden. Ueber erstere liegt eine Arbeit von 
Arsonval (Cornpt. rend. 1891, 667) vor, aus welcher hervorgeht, dass Kohlen¬ 
säure bei hohem Druck ausserordentlich stark sterilisirend wirkt. Der Wider¬ 
stand der Mikroben ist gegen diese Wirkung sehr ungleich. Verlängert man 
die Zeitdauer der Druckwirkung und vergrössert letztere durch Erhöhung 
der Temperatur auf 40°, bei welcher die Albuminoide noch nicht koaguliren, 
so vermag kein Lebewesen zu widerstehen. Durch beliebige Aenderung von 
Zeit und Druck kann man gewisse Kulturen schwächen, in der Entwickelung 
zurückhalten u. s. w. Arsonval benutzt sein Verfahren zum Sterilisiren von 
organischen, für subcutane Injectionen bestimmte Flüssigkeiten in der Kälte. 

Die erste Anwendung des Jodtrichlorids als Desinfektionsmittel stammt 
von 0. Riedel, welcher die Ergebnisse seiner Untersuchungen in der Arbeit : 
Versuche über desinflcirende und antiseptische Eigenschaften des Jodtri¬ 
chlorids, wie über dessen Giftigkeit 1 *), niedergelegt hat. Weitere Versuche, welche 
mit den durchaus günstigen Erfolgen Riedel’s übereinstimmen, sind von 
Behring 40 ) ausgeführt worden. Es geht aus denselben hervor, dass verhält- 
nissmässig schwache Lösungen des Jodtrichlorids von starker Wirksamkeit 
sind, und dass wir also in dem Jodtrichlorid ein Desinfektionsmittel von 
hoher Bedeutung besitzen. Ueber die in der wässerigen Lösuug vor sich 
gehende Zerlegung sowie über die Grenzen der bakterientödtenden Eigen¬ 
schaften haben neuerdings Tschirch und Tavel 41 ) Untersuchungen angestellt. 
Dieselben sind zu folgenden Ergebnissen gelangt: 

1) Jodtrichlorid kann nicht in wässeriger Lösung bestehen. Es zer¬ 
fällt beim Auflösen in Jodmonochlorid, Salzsäure und Jodsäure. 

2) Da Jodsäure und Salzsäure, wie angestellte Versuche mit den 
Bakterien des grünen Eiters, Staphylococcus citreuB und Milzbrand- 

1J ) Versuche über die praktische Desinfektion von Abfallstoffen. Deutsche Vierteljahrs¬ 
schrift für öffentl. Gesundheitspflege Band XXI, 433. 

,9 ) Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. XII. Band 1892 No. 7/8. 

, ") Arb. aus d. Kaiserl. Gesundheitsamt. 1887. 

*°) Ueber Desinfektion, Desinfektionsmittel und Desinfektionsmethoden, Zeitschrift f. Hyg. 
1890 IX, 438 und 454. 

4I ) Schweiz. Wochenschrift f. Chemie u. Pharm. 1892, 229. 


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sporen zeigten, eine nur sehr geringe antiseptische Wirkung besitzen, 
so istalso die antiseptische Wirkung der wässerigen Jodtrichloridlösung 
auf das in derselben vorhandene Jodmonochlorid zuriickzufiihren. 

3) Die Vorstellung, dass Jodtrichlorid durch abgespaltenes Chlor in 
statu nascenti antiseptisch wirke, ist unrichtig. Die wässerige 
Jodtrichloridlösung enthält kein Chlor, sondern Salzsäure. 

4) Da sich das Jodtrichlorid in Berührung mit Wasser sofort in Jodmono¬ 
chloridverwandelt, so istesgleichgiltig, ob man chemisch reines, orange¬ 
gelbes oder monochloridhaltiges, braunes Handelsprodukt verwendet. 

5) Vergleichende bakteriologische Versuche mit dem chemisch reinen 
Monochlorid und dem Handelsprodukte haben dann auch keinerlei 
wesentlichen Unterschied ergeben, wenn Reinkulturen der Bakterien 
des grünen Eiters, von Staphylococcus citreus und Milzbrandsporen 
damit 1 Minute bis 2 Stunden behandelt wurden. Um die Zeit 
der Einwirkung des Antisepticums genau zu fixiren, wurde sowohl 
bei den Versuchen mit den drei genannten Körpern, wie bei den 
Vergleichs versuchen mit absolut reinem Chlorwasser, jodwasser¬ 
stofffreiem Jodwasser und titrirter Salzsäure, die sämmtlich in den¬ 
selben Stärkegraden (7 BOO , 7 1000 , 7 2000 , 7 6000 ) angewendet wurden, 
nach Verlauf der gewünschten Zeit die Reincultur in sterilisirte 1°/^ 
Natriumthiosulfatlösung getaucht, die selbst nicht antiseptisch wirkt. 

6) Jodtrichlorid bezw. Jodmonochlorid ist ein ausserordentlich ener¬ 
gisches Antisepticum, das den besten Antisepticis an die Seite ge¬ 
stellt werden kann: sie tödten in einer Verdünnung 7»ooo Milz¬ 
brandsporen schon nach Einwirkung von zw r ei Minuten. 

7) Chemisch reines, durch Erhitzen von Jod im trockenen Chlorstrom 
undSublimiren des Produktes im Chlorstrom erhaltenes Jodtrichlorid 
ist orangegelb, aber nur im zugeschmolzenen Rohre haltbar. An 
der Luft, besonders warmer und feuchter, zerfliesst es leicht und 
geht in braunes Monochlorid über. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass Lösungen des Jodtrichlorids ein schätz¬ 
bares Desinfektionsmittel für Kleidungsstücke, Wäsche, Verbandstoffe etc. 
abgeben; nur muss man sich hüten, stärkere Lösungen als 1:2000 anzuwen¬ 
den, da andernfalls durch Ablagerung von Jod in der Faser, namentlich iu 
wollenen Geweben, eine Zerstörung der Stoffe herbeigeführt wird. 

Die Besprechung der neueren Desinfektionsmittel beweist, dass die 
chemische Industrie unausgesetzt thätig gewesen ist, unseren Reichthum an 
diesen wichtigen Stoffen zu vermehren. Jedes unserer Desinfektionsmittel 
ist bei seiner Anwendung in der Praxis in vieler Beziehung beschränkt. Eine 
Anzahl dürfen wegen ihrer enormen Giftigkeit dem Laien nicht in die 
Hände gegeben werden, andere sind in concentrirtem Zustande ätzend oder 
es steht der hohe Preis einer allgemeinen Anwendung entgegen. Daher ist 
es von hoher Bedeutung, wenn dem Arzte in den zahllosen Fällen, in denen 
er die Anwendung eines Desinfektionsmittels verordnet, eine grosse Anzahl 
dieser Stoffe zur Verfügung steht. Das Ziel, welches durch die empfohlenen 
Mittel und Verfahren erreicht werden soll, ist im Allgemeinen immer dasselbe: 


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463 


die Abtödtang der Krankheitskeime. Das Verhalten der verschiedenen Bak¬ 
terien in ihren vegetativen Formen den vorhandenen Desinfektionsmitteln 
gegenüber ist durch zahlreiche Versuche festgestellt, und unter Berücksichti¬ 
gung der dabei zu Tage getretenen Resultate wird es in jedem gegebenen 
Falle nicht schwer fallen, das wirksamste Desinfektionsmittel zu treffen. Zu 
gleicher Zeit wird aber auch die chemische Einwirkung der angewendeten 
Mittel auf zu desinficirende Stoffe in Betracht zu ziehen sein, wenn man 
sich von der eingeschlagenen Methode einen wirksamen Erfolg versprechen will. 

IV. Ueber die Heilstätte für unbemittelte Lungenkranke 
in Falkenstein im Taunus. 

Von Dr. Karl Hess, 

II. Arzt der Heilanstalt Falkenstein i. T. 

(Schluss aus No.* 11.) 

Eine nickt ausser Acht zu lassende Frage war die, wie die Kranken, insbesondere 
die Kräftigen unter ihnen in geeigneter Weise beschäftigt werden könnten. Sogar 
Leute aus gebildeten Ständen können durch Lesen oder Schreiben sich die Zeit oft 
schwer vertreiben, die dem Arbeiterstande angehörigen natürlich noch weniger. Die Arbeit 
im Haus und Garten, zu der die Patienten herangezogen werden könnten, ist nicht aus¬ 
reichend oder ungeeignet, und wir müssen daher ausser zu ruhigen Spielen auch zu leichten 
Handarbeiten, wie Schnitzereien, Schreiner- oder Flechterarbeiten unsere Zuflucht nehmen. 

Ich komme nun noch auf einen wichtigen Punkt, den Geldpunkt zu sprechen. 
Die ersten zur Einrichtung der Heilstätte erforderlichen Mittel wurden durch Schen¬ 
kungen menschenfreundlicher Förderer des Unternehmens in Frankfurt und Umgebung 
und durch einen Zuschuss seitens der Stadt Frankfurt aufgebracht. Für die Miethe 
des Hauses und die erste Instandsetzung waren rund 10000 Mark erforderlich. Die 
Kosten des weiteren Betriebes sind auf ungefähr 5600 Mark pro Jahr taxirt. Um 
diese Summe zu beschaffen wird die Heilstätte auch weiterhin die Beihülfe grossherziger 
Gönner kaum entbehren können, doch ist ein weiterer Zuschuss seitens der Stadt 
Frankfurt zu erwarten, und ein grosser Theil der Unkosten wird durch die Zahlungen 
der Krankenkassen gedeckt, für deren Mitglieder die Heilstätte in eister Linie be¬ 
stimmt ist. Es bestehen nämlich mit 14 Krankenkassen in Frankfurt und Bornheim 
und in ähnlicher Weise mit dem Hospital zum heiligen Geist in Frankfurt Verträge, 
wonach für die eingewiesenen Mitglieder täglich 2 Mark entrichtet werden. Die bis 
jetzt gewonnenen Erfahrungen machen es wahrscheinlich, dass 2,50 Mark pro Kopf 
und Tag ausreichend sein werden. Die von Seiten des Vereins beizulegende Summe 
beläuft sich also auf 50 Pfennig. Ausführlicher behandeln dieses Capitel die demnächst 
erscheinenden Mittheilungen von Dr. De tt weil er 22 ), eine weitere die Verwaltungs¬ 
und Geldfragen gründlich erschöpfende Abhandlung wird in dem in nächster Zeit erscheinen¬ 
den Jahresbericht des Frankfurter Vereins für Reconvalescenten-Anstalten zu finden sein. — 

Der Geschäftsgang bei der Einweisung und Aufnahme von Patienten 
wird durch practisch eingerichtete vorgedruckte Formulare sehr vereinfacht. Wie 
schon erwähnt, ist die Heilstätte zunächst nur für die Mitglieder der Kassen be¬ 
stimmt, mit welchen der Verein in Vertrag steht. Einer solchen Kasse nicht ange- 
hörige, selbst zahlende Kranke können natürlich bei der beschränkten Anzahl von 
Betten vorläufig nicht, oder wenigstens nur ganz ausnahmsweise aufgenommen werden 
(für 2,50 Mark täglich). 

In einem Rundschreiben wurden die Kassenärzte ersucht nur leichte oder stationäre 
1. c. 


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464 


Fälle von Phthise, bei denen die Kur auch Aussicht auf Erfolg bietet, der Heilstätte 
zuzuweisen, und zwar recht frühzeitig, so dass die dem Kranken seitens der Kasse 
zustehende Summe zu einem möglichst lange dauernden Aufenthalt ausreicht. Ueber 
die Einweisung der von den Kassenärzten vorgeschlagenen Patienten entscheidet de¬ 
finitiv die Superrevision des Vertrauensarztes des Vereins Herrn Dr. Lachmann in 
Frankfurt. Die Aufnahme erfolgt zunächst auf drei Wochen. Nach Ablauf dieser 
Frist kann aber der Anstaltsarzt nach den Vertragsbestimmungen für die geeigneten 
Fälle eine Verlängerung um weitere 9 Wochen beantragen. Die Kassen entrichten 
mit dreiwöchentlicher Vorausbezahlung die genannte Summe von 2 Mark an den Verein, wo¬ 
für dem Patienten ärztliche Behandlung, vollständige Verpflegung und Wäsche zu Theil wird. 

Hiermit ist in grossen Zügen die Entstehungsgeschichte und die Organisation der 
ersten 28 ) deutschen Heilstätte für unbemittelte Lungenkranke gegeben. Ein weiteres 
Eingehen auf einzelne Punkte würde wohl zu weit führen; der sich dafür interessirende 
Leser wird in der angeführten Litteratur hinreichende Auskunft finden. Mit der Er¬ 
richtung dieser Heilstätte ist aber * die Frage, wie man am z weckmässi gsten 
derartige Anstalten organisirt noch keineswegs abgeschlossen. 

Täglich machen wir neue Erfahrungen, fast täglich sind wir in der Lage grössere 
oder kleinere Verbesserungen zur Ausführung zu bringen oder auf Vervollkommnungen 
sinnen zu müssen, stets mit Rücksicht auf beschränkte Mittel. Aber ein Anfang ist 
gemacht, und wie ich glaube, ein guter. 

Die in der kurzen Zeit von der Eröflhung bis heute erzielten Heilerfolge sprechen 
dafür, und ich hoffe, wir werden den wissenschaftlichen Beweis nach Ablauf einer 
längeren Frist beibringen können. Uns selbst eifern sie an, nicht nur auf Verbesser¬ 
ungen, sondern auch auf allmähliche Vergrösserung der Anlage hinauszuarbeiten. 
Leider kann ja bis jetzt nur eine kleine Anzahl männlicher Kranker aufgenommeu 
werden. Die weiblichen Kranken mussten ausser Acht bleiben. Die Vermehrung der 
Betten für Männer und die Einrichtung einer Abtheilung für Frauen, vielleicht auch 
für Kinder steht aber voraussichtlich in nicht allzuweiter Ferne. Das Interesse, 
welches in stets wachsendem Maasse der Sache entgegengebracht wird, berechtigt zu i 
dieser Annahme. Mit der Zunahme der verfügbaren Geldmittel wird dann allmählich 
auch die Aufnahme von ganz Armen, die keiner Kasse angehören, ermöglicht werden. 

Für andere Städte und Gemeinden mag das Vorbild zunächst darin liegen, wie 
mit nicht allzugrossen Mitteln ein schönes Resultat erzielt werden kann. In den 
meisten Gegenden Deutschlands werden sich die oben und namentlich in den citirten 
Arbeiten angegebenen Kosten eher noch niedriger stellen als hier in der theuren 
Gegend von Frankfurt. Freilich werden an den meisten Orten auch mancherlei Vor¬ 
theile, die dem hiesigen Unternehmen aus der Nachbarschaft der grossen Anstalt er¬ 
wachsen — ich nenne nur die kostenfreie ärztliche Behandlung — in Wegfall kommen. 

Die Wahl eines geeigneten Platzes wird im Allgemeinen keine unüber¬ 
windlichen Schwierigkeiten machen. Von der unbedingten Förderung eines Höhen¬ 
klimas ist man mit Recht ebenso zurückgekommen, wie von der einer schwindsuchts- 
immunen Zone. Verlangt muss nur werden eine möglichst reine Luft, also die Lage 
auf dem Lande, entfernt von grösseren Städten, insbesondere solchen mit grossen 
Fabrikbetrieben, jedoch so, dass der Verkehr mit der Stadt nicht allzu schwer wird. 
Eine schöne hügelige und waldige Gegend in mässiger Höhe, die auch gegen rauhe 
Nord- und Ostwinde geschützt ist, gutes Quellwasser und dabei trockenen Untergrund 
hat, wird den Vorzug verdienen. Die klimatischen Verhältnisse sind jedenfalls in 

n ) In der Berlin, klin. Wochenschrift 1892 No. 41 ist durch Dr. Ladendorf in St. Andreas* 
berg im Harz mitgetheilt, dass daselbst bereits seit längerer Zeit eine nur aus Mitteln df*r 
Wohlthätigkeit erhaltene Heilanstalt für bedürftige Lungenkranke besteht. 


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einem grossen Theil von Deutschland dafür durchaus günstig 24 ). Speciell darf auch 
der Einfluss des Wetters auf den Verlauf der Lungenschwindsucht nicht zu hoch 
angeschlagen werden. Neuere Untersuchungen, die von Bin men fehl 25 ) in der hiesigen 
Heilanstalt ausgeführt wurden, haben ergeben, dass Temperatur, Luftdruck, Bewölkung, 
Temperaturdifferenzen keinen, die Niedersclilagsmenge einen kaum nachweislichen Ein¬ 
fluss auf das Befinden der Kranken haben. Die Winde hingegen, soweit sie inten¬ 
siver auftreten, besonders aber die Ostwinde wirken nachtheilig auf das Befinden der 
Kranken ein. Schutz gegen diese werden aber Hügel oder Wälder vielfach bieten. 

Was die bauliche Anlage eines Sanatoriums betrifft, so mussten wir ja 
hier, wie dies auch anderwärts bei ersten Anfängen vielleicht der Fall sein wird, mit 
gegebenen Verhältnissen rechnen. Wo Neubauten aufgeführt werden, möchte ich die 
Annahme der von Moritz 26 ) hierfür angegebenen Principien im Allgemeinen für das 
Richtigste halten: 

„Hohe und weite Räume müssten die ausgiebigste Versorgung der Kranken mit reiner 
Luft bewerkstelligen. Ueberdies sollte eine Anhäufung von Patienten in einem Raume mög¬ 
lichst vermieden werden. Desshalb wären die Schlafräume nur mit drei bis vier, höchstens 
sechs Kranken zu belegen, fiebernde und besonders schwere Kranke müssten wo möglich ein 
eigenes Zimmer bekommen. Als Speise- und Wohnzimmer müssten eigene grosse Räume be¬ 
stimmt sein. 

„Um Bewegung auch bei schlechtem Wetter zu ermöglichen, wäre die Anlage einer gut 
ventilirbaren, gedockten Wandelbahn wünschenswerte Balcons und Veranden müssten es 
erlauben, fiebernde Kranke in ihren Betten leicht an die freie Luft zu bringen, und es müsste 
auch sonst durch gedeckte Sitze mit drehbaren Schutzwänden, durch Mauern, welche den 
Wind abhalten und die Sonnenwärme refleotiren, und ähnliche Vorrichtungen mehr der Auf¬ 
enthalt im Freien möglichst unter allen Witterungsverhältnissen gestattet sein.“ — Sehr ein¬ 
fach und zweckmässig wird dies eimöglicht durch Errichtung von Liegehallen, in welchen be¬ 
queme Liegesessel für die Freiluftkur aufgestellt siud. — „Ausreichende Bade- und vor Allem 
Brausevorrichtungen würden der für die Abhärtung der Kranken besonders werthvollen Haut¬ 
pflege zu dienen haben.“ 

Sodann betont Moritz die Wichtigkeit grösster Reinlichkeit, namentlich in der Behand¬ 
lung des Auswurfs, und die der JDesinfection. Die Zimmerböden sollen aus fugenfreiem Eichen¬ 
holz hergestellt, die Flure mit Terrazzo oder Linoleum belegt, die Zimmer bis in Mannshöhe 
mit Oelfarbe gestrichen sein. Für Heizung, Wasserversorgung, Aborte, Beseitigung der Ab¬ 
fälle u. s. w. sind die für jedes gute Krankenhaus geltenden Gesichtspunkte massgebend. 

Für die Art, wie die erforderlichen Geldmittel zusammengebracht 
werden können, sind oben bei der Beschreibung der Falkensteiner Heilstätte schon 
Anhaltspunkte gegeben worden. An andern Orten werden sich die Verhältnisse kaum 
wesentlich anders gestalten können. Die erste Aufgabe wird meist der Privatwohl- 
thätigkeit zufallen, die aber bald die Unterstützung der Krankenkassen, grosser Fabrik¬ 
betriebe u. s. w. finden wird. Die Gemeinden, die Armenverbände, die Provinc.ial- 
verwaltungen, schliesslich auch der Staat werden die Bedeutung des neuen Unter¬ 
nehmens anerkennen müssen und ihm auf die Dauer ihre Beihülfe kaum versagen 
können. Liegt es doch nicht zum Wenigsten in ihrem eigenen Interesse. Denn be¬ 
rechnet man die Summen, welche aus öffentlichen Mitteln für die Kranken und Hinter¬ 
bliebenen jetzt verbraucht werden, so kommen Millionen heraus, die alljährlich ge¬ 
opfert werden müssen, und das erforderliche Opfer würde im Laufe der Zeit eher 
geringer werden, wenn einmal geeignete sanitäre Maassregeln getroffen sind, und eine 
hinreichende Zahl von Heilstätten für Lungenkranke geschaffen sein wird. — 


24 ) Vergl. Weber, Verhandlungen de« X. internation. med. Congresses 1890, a. a. 0. 
und ebenda Abth. XVI. p. 20, sowie Dettweiler. ebenda p. 28. 

Ueber den Einfluss meteorologischer Vorgänge auf den Verlauf der bacilläron Lungen¬ 
schwindsucht, Inaug. Diss. Würzburg 1892. 

*®) 1. c. — Auch die Beachtung der interessanten Arbeit von Ros in über die englischen 
Schwindsuchtshospitäler und ihre Bedeutung für die deutsche Schwindsuchtspflege (Deutsche 
Vierteljahrsscbr. f. off. Gesundheitspflege Bd. XXIV, 2) möchte ich hier besonders empfehlen. 


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Ich schliesse mit den Worten in Heliers Referat: „Wer täglich mit diese! 
Krankheit zu tlinn hat, wer sieht, welche Fülle von Schmerzen und Thränen, welches 
hohe Mäass von menschlichem Leid und Elend gerade durch diese Krankheit, wie 
durch keine andere verursacht wird, wer weiss, welche Schädigung durch diese Krank¬ 
heit der nationalen Wehrkraft zugefügt wird, der wird eine ernstliche Bekämpfung 
dieser Seuche für eine unabweisbare Pflicht erklären müssen.“ 

Falkenstein i. T., im October 1892. 

Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

The treatinent of typhoid fever. 

Ein redaktioneller Artikel der Medical News tritt aufs Entschiedenste filr die 
Befolgung der Br and’sehen Vorschriften in der Typhusbehandlung ein. Die Dis- 
cussion über diesen Gegenstand darf in Deutschland wohl als abgeschlossen betrachtet 
werden, und wir glauben nicht, dass die in Philadelphia und New-York erzielten Er¬ 
folge bei uns neue Anhänger für die rigoros durchzuführende Methode gewinnen wird. 
Der besonders hervorgehobene Einfluss solcher kalten Bäder auf das Nervensystem 
wird nach unseren Erfahrungen ebenso gut durch lauwarme Bäder mit kalten An- 
spritzungen ev. Uebergiessungen erreicht, die für den Kranken in keiner Weise un¬ 
angenehm sind. Das subjective Wohlbefinden nach dem Bad ist hier in demselben 
Maasse vorhanden, und die Kranken sträuben sich sicherlich weniger gegen diese 
Procedur. Wir möchten billiger Weise bezweifeln, ob es viele starke Naturen giebt, 
die, wie von einem Patienten mitgetheilt wird, sich mit besonderer Vorliebe in das 
kalte Wasser setzen lassen. Diese Therapie soll zugleich die Häufigkeit der Com- 
plicationen — Pleuritis, Pericarditis, Perforation, Peritonitis etc. — herabsetzen; sind 
sie einmal entstanden, so geben sie eine Contraindication gegen das kalte Bad. Dies 
gilt nicht für die Albuminurie bei infectiöser Nephritis, wenn nicht sehr beträchtliches 
Anasarca besteht, da durch das kalte Bad die Diurese gefördert werden soll. Kann 
dieses äusserer Umstände halber nicht angewandt werden — was nach unserer Ansicht in 
der Privatpraxis aus leicht erklärlichen Gründen die Regel ist — so setzt man an deren 
Stelle kalte Einpackungen, kalte Abwaschungen u. A. Da aber hierdurch kein voller Er¬ 
satz geboten ist, so wird daneben eine Desinfection des Darms durch Salol oder sali- 
cyl saures Wismuth zu versuchen sein. Terpentin findet’seine Indication bei trockner 
brauner Zunge und starker Tympanie sowie bei protrahirter Reconvalescenz mit an¬ 
dauernden Diarrhöen. Die Ursachen der letzteren soll ausgebliebene Heilung von 
Darmgeschwüren sein. Antipyretica sind in keinem Stadium der Krankheit zu ge¬ 
brauchen; bei eintretender Herzschwäche ist Strychnin und Alkohol in ausgiebigster 
Weise zu verordnen. Patienten mit Darmblutungen werden besser nicht mit Milch 
sondern mit Beef-tea, Fleischsaft, Pepton und ähnlichen Mitteln, die vom Magen ab- 
sorbirt werden, ernährt. Von Medicamenten werden Opium mit oder ohne Tannin 
oder Acid. gallic. sowie Terpentin in verhältnissmässig grossen Dosen, ferner die locale 
Application der Kälte auf das Abdomen empfohlen. 

Med. News 16. Sept. Reunert (Hamburg). 

Treatment of yellow fever in Brazil. Von R. Whiteliead. Die Behand¬ 
lung des gelben Fiebers mit Calomel, die früher fast ausschliesslich üblich war, hat 
ebenso wenig Erfolge aufzuweisen wie die jetzt in der Hauptsache gebräuchliche Chinm- 
therapie, die in schweren Fällen vollständig versagt. Die in Verbindung hiermit ein¬ 
geleitete Diaphorese verschlechtert den Zustand der Kranken, und man hat daher A er¬ 
suche mit Application der Kälte in Form von Bädern, Abwaschungen etc. gemacht. 


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Es ergiebt sich daraus ein Verfahren, wie es bei uns für Typhus üblich ist, dabei 
werden im Beginn Calomel und Bicinusöl gegeben. Opiate sind trotz der heftigen 
Rücken- und Kopfschmerzen wegen der Wirkung auf die Nieren zu vermeiden; kalte 
Eingiessungen in den Darm scheinen günstig zu wirken, während eine antiseptische 
Behandlung des Intestinaltractus ganz erfolglos bleibt. Gegen das andauernde heftige 
Erbrechen versucht man Eis, geeisten Champagner, Chloroform oder Cocain innerlich, 
subcutane Injectionen von Coffein, citr., Application von Eis auf das Epigastrium. Die 
Suppressio urinae soll durch Digitalis, Spiritus nitrosus, die Congestion der Nieren 
durch trockene Schröpfköpfe in der Lumbalgegend bekämpft w r erden. In der Recon- 
valescenz ist eine vorsichtige Typhusdiät zu beachten, auf der Höhe der Krankheit 
ist die Nahrung gänzlich zu entziehen, da fast Alles erbrochen und jedenfalls nichts 
resorbirt wird. 

Med. Record 3. Sept. Reunert (Hamburg). 

lieber locale antiseptische Behandlung der Lungentuberculose durch 
Einathmen von Terpentin-Jodoform-Dämpfen. Von Dr. Delthil. 

Verf. hält eine local-antiseptische Behandlung der Lungenphthise für geboten 
und möglich. Er will dieselbe erzielen durch Einathmen von Jodoform-Terpentin¬ 
dämpfen mittelst eines kleinen Apparates ähnlich dem Siemon’schen Inhalations-Fläsch¬ 
chen. Statt des Jodoform kann dem Terpentin auch Jodol zugesetzt werden. Dass 
bei diesem Verfahren Jod resorbirt wird, bewies das Uebertreten desselben in den 
Harn der Kranken. Unter dem Einflüsse der Inhalationen sah Verf. Auswurf und 
Husten abnehmen, den Appetit sich heben und einen Stillstand des ganzen Krank¬ 
heitsprozesses eintreten. Die Bacillen im Sputum zeigten häufig ein „olivenartiges“ 
Aussehen, das Verf. als Degenerations-Erscheinung deuten möchte. Im Uebrigen lässt 
die Jodoform-Terpentinbehandlung für alle andern therapeutischen Massnahmen voll¬ 
kommen freien Spielraum. — 

Journal de M6dec. de Paris, 1892. 37. H. Citron (Berlin). 


Observations on the hypodermic use of gold and manganese in 
tuberculosis. — Report of cases of recovery. Von J. White (New-York). 
Der Verf. berichtet im Anschluss an frühere Publikationen über die Erfolge, die er 
und Andere beiTuberculose durch die Injection derGold-Mangansalze erzielt hat. Die Ansicht, 
dass dadurch ein Antidot gegen die Krankheit gefunden sei, dürfte wohl etwas optimistisch 
erscheinen, immerhin sind bemerkenswerthe Resultate besonders im Frühstadium erreicht. 
Die Injectionen wurden in der Dorso-Lumbalgegend gemacht, die Anfangsdose betrug 
2 Tropfen des Doppelsalzes, etwa gleich 0,0024. 

Med. Record 10. Sept. Reunert (Hamburg). 


Behandlung der profusen Schweisse der Phthisiker. Von Dr. 

S. Bernheim. 

B. nimmt an, dass die Schweisse der Phthisiker auf einer Lähmung der vaso¬ 
motorischen Nerven beruhen, die durch die Resorption giftiger Stoffwechsel-Producte 
zu Stande komme. Während nun Mittel wie Atropin und Agaricin nur symptomatisch, 
nämlich der Lähmung der Vasomotoren entgegen wirken und nicht ohne Gefahren in 
der Anwendung sind, glaubt Verf. in der Salicylsäure ein Mittel gefunden zu 
haben, das die Intoxication selbst beseitigt. Er bedient sich folgender Lösung: Acid. 
salicyl. 1.5. Aether. sulfur. 3.0. 01. amygdal. dulc. 10.5, jeden Abend 2—4 ebem 
zu injiciren. Die Schweisse sollen danach spätestens am 5. Tage verschwinden. — 
Rev. mßdicale. 1892/8. H. Citron (Berlin). 


Chronic heart diseases. Von J. Little. In der Birmingham Med. Revue 
gruppirt Little die Ursachen der Herzerkrankungen folgendermassen: 1) Uebermässige 


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Ausdehnung der Herzhöhlen, insbesondere des rechten Ventrikels und des rechten 
Vorhofs. 2) Ungenügende Systole durch verminderte Kraft oder irreguläre Con- 
tractionen in einem oder beiden Ventrikeln. 4) Erkrankungen anderer bei der Cir- 
culation in Frage kommender Organe. 3) Innervationsstörungen des Herzens in Folge 
centraler Erkrankung, übermässiger Ausdehnung der Verdauungsorgane oder Affectionen 
des Uro-Genitalapparats. 5) Bluterkrankungen durch Ueberladung desselben mit ab¬ 
normen Bestandtheilen (Gicht, Bright’sche Krankheit) oder durch zu starken Wasser¬ 
gehalt (Anaemien). Bei den unter 1 genannten Ursachen empfiehlt er Blutentziehungen 
durch Aderlass, Calomel und Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme. Bei ungenügen¬ 
der Contraction sind die Herztonica speciell Digitalis am Platz, welches gewöhnlich 
günstiger wirkt als Strophanthus. Ist die Herzaction durch Digitalis gekräftigt und 
verlangsamt, so thut man gut, zeitweise den Gebrauch wieder aufzunehmen. In 
einigen Fällen wird das Mittel allerdings nicht vertragen oder bleibt wirkungslos, 
hier — so besonders bei Arteriosclerose der kleinen Gefässe — ist Strophanthus oft 
von Nutzen. Die Wirkung desselben soll rascher ein treten, es eignet sich aber nicht 
für längeren Gebrauch, dagegen hat es einen vorzüglichen und raschen Effect bei 
Herzschwäche. 

Nach Med. Record 24. Sept. Reunert (Hamburg). 

lieber Sparteinum sulphuricum als Herztonicum und Diureticnm. 

Von Dr. Roh de. Das seit vielen Jahren gänzlich in Vergessenheit gekommene 
Alkaloid von Spartium genistae wurde im Jahre 1885 zuerst durch Germain See 
als Diureticum wieder empfohlen. Wegen der geringen Löslichkeit des Sparteins in 
Wasser kommt das Sparteinum sulpli. zur Anwendung. Die Einzeldosis betragt nach 
Nothnagel 0,01—0,4 (V), die Tagesdosis nach Laborde 0,25. Die Wirksamkeit 
soll nach Rosenheim die der Coffein Verbindungen, der Adonis vernalis und der 
Convallaria übertreffen. Nach ihm beträgt die mittlere Tagesdosis 0,1, die mittlere 
Einzeldosis 0,02, bei stenocardischen Anfällen ist zgl. mehrere Male 0,1 zu verordnen 
(Beiheft zu Börners Medicinal-Kalender). Bei einer Maximaldosis von 0,05 pro die 
fand Roh de stets eine harntreibende Wirkung, die besonders hervortrat, wenn S. in 
Verbindung mit Digitalis, Convallaria und Strophanthus gegeben wurde. Bradycardie 
wurde nie beobachtet, wohl aber die Wiederherstellung einer normalen Herzaction 
wo dieselbe durch Schwächezustände, Folge von Influenza u. a. m. beschleunigt war. 
Als besonderen Vorzug des Spart, sulph. betrachtet R. seine leichte Löslichkeit in 
Wasser und seine Indifferenz im und zum subcntanen Gew r ebe. 

Die Eiweissausscheidung wird geringer, reines Stauungseiweiss schwindet oft 
gänzlich zugleich mit den bestehenden Oedemen. Bei einem 10jährigen Mädchen 
mit chronischer, oft recidivirender, leichter Nephritis war das Albumin nach 24 stdg. 
Gebrauch des Sparteins verschwunden. 

Es scheint jedenfalls angezeigt, da, wo die vielen anderen erprobten Diuretiea 
im Stiche lassen, einen Versuch mit Spartein zu machen. 

Berl. klin. Wochenschr. 1892. No. 32. Brandt (Hamburg). 

Gegen Blasencatarrh empfiehlt Desnos Retinol-Salol in 6 °/ 0 iger Lösung. 
Die Blase wird mit Borsäure ausgespült und 5—30 gr der Lösung, die solange als 
möglich darin belassen werden soll, eingespritzt. Das Verfahren, das sich nur für 
subacute (auch tuberculöse), nicht aber für frische, starkentzündliche Formen eignet, 
bewirkt Abnahme der Eiterung, der Schmerzen und des Harndranges. — 

Journ. de Medecine de Paris. 1892/38. H. Citron. (Berlin). 

Bonuzzi's treatment of locomotor ataxia. Die im Dublin Journal ofMed. 
Science uiitgetheilte Behandlungsw'eise wird in der Rückenlage des Pat. ausgeführt 


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Der Arzt umfasst die Knöchel und führt möglichst ausgiebige Beugungen in den 
Hüftgelenken unter vollständiger Streckung der Kniegelenke aus. Die Wirkung auf 
die Wirbelsäule und dadurch auf das Rückenmark ist beträchtlich grösser als die durch 
Suspension erreichte. Man bedarf keines Apparates und kann die anzuwendende Kraft 
genau bestimmen. Eine zu starke Biegung der Hüftgelenke ist zu vermeiden, da 
sonst intramuskuläre Blutungen und Rückenschmerzen auftreten können. 

Med. Rec. 24. Sept. Reunert (Hamburg). 

Ueber Cocain-Vergiftung und deren Behandlung. 

Als bestes Vorbeugungsmittel wird die Anwendung 1—2 °/ 0 iger Lösungen, wo¬ 
bei die Gabe von 5—8 cgr nicht überschritten werden soll, empfohlen. Reichen wegen 
der Grösse der zu anaesthesirenden Fläche diese Mengen nicht aus, so greife man 
lieber zum Chloroform. Besondere Kennzeichen der Cocain-Vergiftung sind: Bewusst¬ 
losigkeit, Anaesthesie, Krämpfe, Zittern, Collaps, Pupillen-Erweiterung, Herzschwäche. 
Hiergegen empfehlen sich: Horizontale Lage, starke Hautreize, künstliche Athmung, 
Aether-Injection, Chloroform-Inhalationen (gegen die Krämpfe), Amylnitrit, innerlich 
wenn möglich starker Kaffee. Da Morphin ein Antagonist des Cocain ist, wäre auch 
dieses zu versuchen (wohl noch nicht erprobt. Ref.). — 

Journal de Medic. de Paris 1892/41. H. Citron (Berlin). 

Ueber gemischte Bromaethyl-Chloroformnarkose berichtete M. Terrier 
in der SociSte de Chirurg, vom 19. October 1892. Die Narkose wird mit Brom- 
aetliyl begonnen, bis zur Anaesthesie der Cornea — etwa 1 Minute lang — fortgeftihrt, 
von da an mit Chloroform unterhalten. M. Richelot kann die günstigen Erfahr¬ 
ungen Terrier’s, besonders was den Fortfall des Excitations-Stadiums betrifft, be¬ 
stätigen. M. Terrillon hat vom Bromaethvl soviel unangenehme Zufalle gesehen, 
dass er zum Chloroform zurückgekehrt ist, M. Richelot bemerkt, dass Terrillon 
von der reinen Bromaethyl-Narkose spreche, während er die gemischte Narkose meine. 
(Ein kürzlich in Deutschland vorgekommener Todesfall wurde gerade darauf zurück¬ 
geführt, dass die Narkose wegen ungenügender Wirkung des Bromaetliyl mit Chloro¬ 
form zu Ende geführt worden war. Ref.). 

Progres medical. 1892/43. H. Citron (Berlin). 

Behandlung der Chlorofornt-Synkope. Von P. Bobrof. 

Neben den alten Methoden, unter denen die künstliche Athmung nur ganz bei¬ 
läufig erwähnt wird, werden zwei neue, nämlich die Blut- und Kochsalztransfusion 
genannt. Was dieselbe bei Schwäche des Herzens, das nicht einmal für die vor¬ 
handene Blutmenge genügend Triebkraft besitzt, helfen soll, ist nicht recht einzusehen. 

Journ. de Med. de Paris. 1892/41 — nach Medic. Oboh z. d. russ. 

H. Citron (Berlin). 

Ueber eine biegsame Tracheal-Caniile berichtete M. Verneuil in der 
Society de Chirurgie vom 19. October 1892. Das Rohrstück besteht aus einer 
elastischen Spirale, die sich allen Biegungen der Trachea in vollkommenster Weise 
anschmiegt und daher bei Compression der Trachea durch Geschwülste besonders zu 
empfehlen ist. Das Spiral-Rohr lässt sich durch einen Scheerenschnitt beliebig ver¬ 
kürzen. — In der Debatte bemerkt M. Perier, dass er vor 4 Jahren einen ganz 
gleichen Apparat zusammen mit Herrn Gouguenheim angegeben habe. — 

Progres medical. 1892/43. H. Citron (Berlin). 

Zur Behandlung des GebUrmutterkatarrhs. Von Dr. Abel (Berlin). 
Verfasser verwirft bei der Behandlung des eigentlichen Gebärmutterkatarrhs, des 
Katarrhs des Gebärmutterkörpers, die Auskratzung imd will an deren Stelle das Aus¬ 
stopfen d. li. das Drainiren der Uterushöhle mit Jodoformgaze setzen. Er legt dabei 


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den Hauptwerth nicht auf die Wirkung des Jodoforms, sondern auf die drainirende 
Wirkung der Jodoformgaze, die der eitrigen Secretion aus dem Uterus Abfluss ver¬ 
schafft; er nimmt dabei Abstand von irgend einer anderen medicamentösen Therapie, 
wie Ausspülungen, Aetzungen und dergleichen. Die Tamponade, welche in der Regel 
mit 10°/ 0 , nur in veralteten schweren Fällen mit 20°/ 0 Jodoforragaze ausgeführt wird, 
muss alle 24 Stunden erneuert werden. In der Regel genügt eine Behandlung von 
6-8 Tagen, um den eitrigen Ausfluss in einen schleimigen zu verwandeln und die 
Secretion auf ein Minimum herabzusetzen. Die Behandlung kann ambulatorisch ge¬ 
leitet werden, nur ist in diesem Falle den Patienten möglichst Ruhe und Schonung 
anzuempfehlen. Verfasser giebt eine genaue Beschreibung der Technik der Tamponade 



Fig. 368. 


lind des nothwendigen Instrumentariums. Mit Vortheil hat er sich zur Fixation der 
portio anstatt der meist gebräuchlichen Kugelzange eines von ihm „Uterusklemme** 
(s. Fig. 368) benannten Instruments bedient, welches anstatt der scharfen Zinken der 
Kugelzauge zwei Halbkugeln hat, die auf ihrer planen Seite mit Riefen verseheu 
sind. Recht brauchbar scheint auch der von ihm beschriebene Jodoformgazebehälter 
(s. Fig. 368) zu sein, in dem die Gaze sterilisirt und auf bewahrt werden kann. Pein¬ 
liche Antisepsis bei der Ausführung der Tamponade ist selbstverständlich. Die 
Methode hat in 50 Fällen zu befriedigenden Resultaten geführt. 

Berliner Klinik, 1892, November. Hermes (Berlin). 


Diätetik. 

Mittlere Zusammensetzung der Milch. Von P. Vieth. 

Verf. giebt in diagrammatischer Uebersicht die Resultate von 120540 Analysen 
von Londoner Milch, welche in den Jahren 1880—1891 von ihm ausgeführt worden 
sind. Von jeder Probe wurde das spec. Gewicht bei 15°C, die Trockensubstanz von 
5 g Milch bestimmt und der Fettgehalt aus der Formel von Hehner und Rich- 
mond berechnet. Die Monatsmittel der Milch schwankten in der elfjährigen Beob¬ 
achtungszeit zwischen 11,4—13,6 °/ 0 Trockensubstanz, 3,6 —4,6 °/ 0 Fett, 8,6—9,1 0 0 
fettfreier Trockensubstanz. Die mittlere Zusammensetzung der 120540 Proben er¬ 
gab sich zu 12,9 °/ 0 Trockensubstanz, 4,1 °/ 0 Fett, 8,8 °/ 0 fettfreier Trockensubstanz. 


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Die Abendmilch ist reicher an Trockensubstanz; die Menge der Morgenniilch ist hier¬ 
gegen grösser, als die der Abendmilch. 

The Analyst 1892, 84; Ref. in Zeitschrift für Nahriingsmittel-Untersuchung, 
Hygiene und Waarenkunde. Liidtke (Altona). 

Fleischpräparate der Pure Beef Company. 

Die zahllosen Präparate dieser Art, welche einen nicht unbedeutenden Handels¬ 
artikel bilden, sind von dieser Firma um folgende vermehrt worden: Fleischessenz, 
concentrirtes Beeftea, Fleischextract von gelatinöser Beschaffenheit „Brole“, 
ein Fleischextractpulver mit einem Zusatz von Gewürzkräutern, concentrirtes Beef 
ä la mode, eine Mischung von gekochtem Fleisch mit verschiedenen gekochten Vege- 
tabilien, Fleischpastillen etc. (Es ist nicht zu leugnen, dass die Bemühungen, der 
Fabrikanten, die Anzahl der diätetischen Mittel zu vermehren, dankbar anerkannt 
werden müssen, allein es kommt auch darauf an, für die gute und constante Zusam¬ 
mensetzung derartiger Mittel eine Garantie zu besitzen. In dieser Beziehung würden 
die Ernährungsversuche allein ausschlaggebend sein. Ref.) 

British med. Journal 1892 No. 1656. Lüdtke (Altona). 

Fleischgallerte von „Liquor Carnis Co.“ Dieselbe soll nach den Angaben der 
Darsteller aus Caffyn’s Liquor Carnis mit einem Zusatz von Citrone und Ananas 
bereitet werden und sicli als ein sehr wohlschmeckendes Fleischpräparat erw f eisen. 
Es ist reich an stickstoffhaltigen Extractiv- und löslichen Eiweissstoffen. Behufs Con- 
servirung ist ein geringer Zusatz von Borsäure gemacht worden, welcher indessen für 
eine allgemeine x4nwendung nicht gerade besonders empfehlend sein dürfte. 

British med. Journal 1892 No. 1656. Lüdtke (Altona). 

Conservirung von Fleisch. Rohes, frisches Fleisch wird in geschmolzenes 
geruch- und geschmackloses Paraffin getaucht und erhält dadurch einen rasch er¬ 
härtenden Ueberzug, der durch wiederholtes Eintauchen noch verstärkt werden kann. 
Soll das Fleisch gebraucht werden, so legt man es in heisses Wasser; das Paraffin 
löst sich sofort, kann abgeschöpft und wieder verwandt werden. 

Das Rothe Kreuz August 1892. 

Van Hutshoff berichtet in dem Weekblad von hct Nederlandsche Tydsschrift 
vor Geneeskunde No. 4 über guten Erfolg der Schlundsondenernährung bei Säuglingen, 
die nicht freiwillig die genügende Nahrungsmenge aufnehmen. Die Einführung des 
Katheters ist die gewöhnliche, nur muss man die Epiglottis möglichst rasch passiren. 
Nach der Einführung der Nahrung ist das Kind in sitzender Stellung ruhig zu halten. 

R e u n e r t (Hamburg.) 

Stärkefreie Biscuits von Clark, Gladstone Bread Factory (West- 
Brighton) für Personen, welche an Diabetes, Fettleibigkeit und anderen Krankheiten 
leiden, bei denen eine stärkefreie Diät indicirt. ist. Nach der Untersuchung haben 
sich die Biscuits frei von Stärke, Kleie und Fasern erwiesen, enthielten aber einen 
hohen Procentgehalt von mineralischen Stoffen und Phosphaten, sowie 0,5 °/ 0 reducir- 
baren Zuckers. Die Biscuits besitzen den Vortheil, dass sie sich von den gewöhn¬ 
lichen nicht unterscheiden und daher ohne Aufsehen an der Tafel gereicht werden 
können. Sie sind etwas hart und von nicht unangenehmem Geschmack. Das Dar¬ 
stellungsmaterial wird leider nicht erwähnt, und das ist ein Uebelstand, welcher der 
Anwendung hindernd im Wege steht, da nur solche als stärkemehlfrei bezeichnete 
Erzeugnisse empfohlen werden können, deren Rohstoffe, wie z. B. beim Aleuronat, 
vom Fabrikanten genau bezeichnet werden. 

British med. Journal 1892 No. 1656. Lüdtke (Altona). 


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Leber Scluilermalilzeiten. (Leitartikel des British med. Journal). 

Neben der körperlichen Erziehung der Jugend, welcher neuerdings durch Ver¬ 
mehrung des Turn- und Spielunterrichts eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet 
wird, solle man, so führt der Verf. aus, auch die Ernährung derselben nicht vernachlässigen. 
Namentlich in den Volksschulen würden sich solche Einrichtungen als sehr segens¬ 
reich erweisen, welche es dem Schüler ermöglichten, eine zweckentsprechende Mahl¬ 
zeit einzunehmen, da der Zeitraum von der Frühstücks- bis zur Mittagsmahlzeit für 
den im stärksten Wachsthum begriffenen Körper als ein allzulanger bezeichnet w'erden 
muss. Nicht zu karg bemessene, gut zubereitete Fleischportionen neben gekochten 
Eiern, welchen als Getränk Milch, Kaffee, Cacao und Thee hinzuzufügen wären, werden 
besonders empfohlen. Die Kinder müssten sorgsam überwacht werden, damit sie auch 
auf das Kauen der Speisen die nöthige Zeit verwendeten, da gerade gegen diese 
Vorschrift am meisten gefehlt werde. Vor allen Dingen aber müssten periodische 
Untersuchungen der Zähne sämmtlicher Schüler angeordnet werden. Natürlich dürfte 
die Verabreichung der Speisen nicht gegen Bezahlung erfolgen, damit allen Kindern 
derartige Einrichtungen zu Gute kämen. 

British med. Journal 1892. No. 1656. Lüdtke (Altona). 


Klimatologie. 

Algerien als Winteraufentlialt für Leidende. Von Med.-Rath Dr. 
H. Reimer (Stuttgart). 

Durch die höhere Bedeutung, welche Algerien wegen der neuerdings erleichterten 
Schiffsverbindung mit Marseille, wegen der besseren Unterkunft und Verpflegung der 
Reisenden daselbst erlangt hat, ist Verf. veranlasst worden, die Vorzüge dieses Lan¬ 
des als Winteraufenthalt für Leidende einer kurzen Besprechung zu unterwerfen. 
Wenn man auf die auch hier, wie überall im Süden, sehr bedeutenden Differenzen 
von Sonnen- und Schattentemperatur Rücksicht nimmt, so sind die Temperaturverhält¬ 
nisse als die denkbar günstigsten zu bezeichnen. Die durchschnittliche Wintertem¬ 
peratur beträgt 12,5° C, die durchschnittliche tägliche Wärmeschwankung 7° U. 
Hinsichtlich des Feuchtigkeitsgehaltes nimmt Algerien eine Mittelstellung zwischen 
Cairo und Funehal ein. In Betreff des Windschutzes, des Zutrittes des Windes 
und der damit zusammenhängenden Niederschlagsformen hat es Aehnlichkeit mit 
Palermo; wie hier treten auch in Algerien nachmittags,, wenn die Meerestemperatur 
die des Landes übertrifft, gern plötzliche und schnell vorübergehende Platzregen, aber 
nie länger anhaltende Regen auf. Nichtsdestoweniger sind gegen Regen geschützte 
breite Arkaden vorhanden. — Für Pferdebahn- und Omnibusverbindung ist gesorgt. 
Die Kost betreffend, sind alle Fleischsorten, Fische und Gemüse in reichlicher Aus¬ 
wahl vorhanden. Die Butter ist mangelhaft. Ebenso versagt zu Zeiten die noch 
aus maurischer Zeit herrührende Wasserleitung. Dafür ist der Landwein trinkbar 
und ausserordentlich billig, der Kaffee vortrefflich. 

Von den vielen Thermen ist die grossartigste Hammam Meskhontiu, aber 
schwer zu erreichen und mangelhaft eingerichtet. Besser eingerichtet und durch drei 
Stunden Eisenbahn- und 1 Stunde Omnibusfahrt durch anmuthige Gegend zu er¬ 
reichen ist Hammam R’irha. In letzterem Orte, 350 m hoch und geschützt gele¬ 
gen, befindet sich neben einem Militairhospital ein für Araber bestimmtes Bad und 
zwei für Fremde mit allem (Ymifort erbaute Badehötels. Die daselbst in grösseren 
und kleineren Piscinen, doch auch in Einzelbädern zu benutzenden Quellen haben eine 
Temperatur von 42-44° C und einen ziemlich hohen Gehalt an Gips und Chloralkalieu. 
Daneben liefert eine 19° C warme Eisenquelle mit Wein gemischt ein beliebtes Tafel¬ 
getränk. Grossartige Anlagen im Besitz eines fertig deutsch sprechenden Elsässers, 


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ein deutsch-österreichischer Arzt, die grösstentheils deutsche Bedienung machen den 
Aufenthalt daselbst gerade für Deutsche geeignet. Die angenehmsten Monate sind 
Oktober, November und Anfang December, die schönsten April und Mai. Hammam 
R’irlia ist besonders für Rheumatiker, Arthritiker, an Neuralgie leidende, aber auch 
für Blutarme und Nervöse geeignet. Relativ Gesunde, die den Winteraufenthalt in 
einem milden Klima als Wohlthat empfinden, und dem vollen Reize des orientalischen 
Lebens und Treibens sich hingeben wollen, logiren am besten in den am Meeres¬ 
strande gelegenen Hotels. Brustkranken ist als Aufenthaltsort zu empfehlen Mustapha 
superieur, eine südöstlich von Algier gelegene Villen Vorstadt, in luftiger Lage mit 
prachtvoller Aussicht auf die untere Stadt und das Meer. 

Die Ueberfahrt von Marseille nach Algier kostet 100 Franca, Pension einschliess¬ 
lich Wohnung 10-15 Francs täglich. 

Deutsche med. Wochenschrift 1892, No. 42. A. Neu mann (Berlin). 

Phthisis in Egypt. Von Dr. Sandwith (Cairo). In einem Vortrag vor der 
British Med. Association theilte S. mit, dass er in Egypten 400 Fälle von Tuber¬ 
kulose gesehen habe und dass nach den dabei erzielten Erfolgen das dortige Klima 
besonders für das Frühstadium als sehr günstig zu bezeichnen sei. Dagegen empfiehlt 
es sich nicht für vorgeschrittene Fälle. Ein Viertel sämmtliclier Kranken eines 
Hospitals Cairos litt an Tuberkulose; unter diesen waren zahlreiche Neger, deren 
Erkrankung besonders infectiös zu sein schien. Sehr häufig war auch in Cairo die 
Darmtuberkulose. 

Med. Record 10. Sept. Reunert (Hamburg). 


The health resorts of the Riviera — Bordighera and Ospedaletti. 

Das palmenreiche Bordighera ist eine Winterstation, deren Vorzüge noch nicht 
allgemein bekannt sind. Auf einer Landzunge gelegen aber geschützt vor rauhen 
Winden, auf der anderen Seite von Olivenbäumen tragenden Hügeln umkränzt, bietet 
es neben dem der ganzen Riviera eigenthümliclien Klima zugleich die Annehmlich¬ 
keiten eines See- und Bergaufenthalts. Wer an ruhigem Landleben Gefallen findet, 
nicht gar zu hohe Ansprüche an die Hotels stellt und nicht die Vergnügungen Nizzas 
und ähnlicher Plätze beansprucht, wird in dem pittoresk gelegenen Bordighera einen 
ganz vorzüglich zur UeberWinterung geeigneten Ort finden, in dem es sich be¬ 
trächtlich billiger leben lässt als in dem benachbarten San Remo, Nizza, Cannes und 
Ment-one. Die Temperatur im Winter ist durchschnittlich dieselbe wie in den ge¬ 
nannten Plätzen, doch im Frühling und Herbst kühler und in der Mitte des Winters 
gewöhnlich wärmer; das Maxiraum und Minimum derselben ist ein geringeres als in 
Mentone. Durch seine südwestliche Lage erfreut sich Bordighera zweier weiterer 
Vorzüge. Der Sonnenuntergang beginnt später (die Nachmittage sind daher länger 
und die Abendkälte tritt nicht so plötzlich ein), und es ist vor den Ost- und Südost¬ 
winden besser geschützt als irgend ein anderer Ort der Riviera. Die schon erwähnten 
Hügelketten, welche eine Höhe von 500—1000 Fuss besitzen, fangen diese wie auch 
die Nord-Ost winde auf; heftige Nord- und Nord-Westwinde sind dort fast ganz unbe¬ 
kannt und der Mistral bläst dort nicht mit der Kraft wie in Hy eres, Cannes und 
Nizza. Die durchschnittliche Feuchtigkeit ist gering, doch herrscht nicht die in Cannes 
gewöhnliche Trockenheit; langdauernder Regen gehört zu den Seltenheiten, dagegen 
sind heftige, rasch vorübergehende Regenschauer ziemlich häufig. 

Eine Drainage existirt in Bodighera nicht; die meist ausserhalb der Häuser 
liegenden Aborte sind aber in gutem Zustand. Das Wasser wird aus Brunnen ge¬ 
wonnen, ist nicht besonders zu empfehlen; voraussichtlich wird bald durch Anschluss 
an die Argallo-Leitung hierin Wandel geschaffen w r erden. Die Gesundheiteverhältnisse 


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sind gut, die Sterblichkeit schwankt zwischen 22 und 23 °j 00 . Infektionskrankheiten 
speciell Typhus sind fast ganz unbekannt. Bordighera eignet sich besonders für 
chronische Bronchitiden, Asthma, nicht fiebernde Phthisiker, Neurasthenie, Anaemie. 
chronische Nierenleiden, Rheumatismus, Gicht und alle Schleimhauterkrankungen sowie 
für Diabetes. Eine Contraindication bieten Bluthusten, Hysterie und Nervenleiden mit 
Tendenz zu Erregungszuständen. 

Ungefähr auf der Mitte des Weges zwischen San Remo und Bordighera liegt 
das kleine Ospedaletti, das sich für Denjenigen, welcher'Ruhe in sonnigem Klima 
gemessen will, besonders eignet. Es ist fast nur den warmen westlichen Seewinden 
ausgesetzt und erfreut sich eines frühen Aufgangs und späten Untergangs der Sonne. 
Der Versuch, in einem Casino einen Anziehungspunkt für Fremde zu schaffen, ist 
gescheitert; hätte man statt dessen sein Augenmerk auf die vorhandenen heissen 
Schwefelquellen gerichtet, so würde Ospedaletti für Gichtleidende und Rheumatiker ein 
Sammelplatz geworden sein. Das Trinkwasser stammt wie das von San Remo au* 
den Argallo-Quellen. 

Med. Record 10. Sept. Reunert (Hamburg). 


Krankencomfort. 

Gurt Spanner von Theodor Perls und Max Weegmann in Wurzburg. 
Diese einfache Vorrichtung dient zum Spannen der Gurte für Matratzen und Pol¬ 
sterungen. Nachdem man den Gurt durch Nägel an einer Seite des Rahmens be¬ 
festigt hat, wird derselbe an der gegenüberliegenden in die Klemmvorrichtung eiu- 
geführt und durch einen Hebeldruck eingeklemmt ; hierauf setzt man den Spanner au 
den äussersten Rand der Leiste und legt ihn nach aussen um, wodurch die nöthige 
Spannung erzielt wird. Grundke (Berlin). 

Zelt, welches aus einer Rollwand hergestellt wird, von C. Behrens, 

Alfelder Schuhleisten-Fabrik in Alfeld a. L. An einzelnen Stäben der Rollschutz wand 
sind aussen oder innen Röhrchen befestigt, worin sich Dachsparren und zwar beim 
Gebrauch als Schutzwand in der tiefsten eingeschobenen Lage, beim Zelt aber in der 
höchsten herausgezogenen Lage befinden. Jeder Sparren besitzt ein Gelenk, welches 
in der ersteren Stellung ebenfalls in dem Rohre sich befindet, dagegen bei dev 
Bildung eines Zeltes, zu welchem Zweck die Rollwand in einem Kreise aufgestellt 
wird, aus dem Rohre heraustritt und dadurch gestattet, die einzelnen Sparren im First 
zu vereinigen. Hier werden die freien Enden zwischen zwei Platten mit einander 

befestigt d. h. eingeklemmt. Ueber die Sparren wird die Bedachung eines wasser¬ 

dichten Stoffes ausgebreitet und oben an der Holzw r and durch Knöpfe befestigt. 
(D. R.-P. 62281). Grundke (Berlin). 

Fuss-Schützer- uud -Wärmer. Von H. R. Greene. 

Der Apparat soll den Zweck haben, die Füsse und Zehen vor dem Einfluss der 
Bettdecke zu schützen, was namentlich bei krampfartigen und anderen Fussleiden sehr 
erwünscht ist. Die Vorrichtung bestellt aus einem Rahmen von Holz, Metall oder 
anderem passenden Material mit einer horizontalen Leiste, welche auf vertikalen 
Trägern ruht, die ihrerseits mit einem horizontalen Querstück verbunden sind. I>as 
letztere wird unter der Matratze gelagert und verleiht dadurch dem ganzen Apparate 
den nothwendigen Halt. An dem oberen Theile lässt sich leicht eine Wärmflasche 
derart anbringen, dass die Füsse sich stets in einem Luftbade befinden. Durch An¬ 
bringung von Charniren wird der Apparat zusammenlegbar und durch eine Auszieh¬ 
vorrichtung der horizontalen Theile für jedes Bett passend gemacht. 

British med, Journal 1892 No. 1656. Lüdtke (Altona). 


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Hygiene des Hauses und der Familie. 

Der Luftbefeuchtungsapparat von Lutzner. Derselbe besteht aus eiuem 
V-förmig gebogenen Metallrohre, in dessen Sehenkelachsen sich eigenartig construirtc 
Wasserzerstäuber befinden, welche mit der Wasserleitung oder mit einer Druckpumpen¬ 
leitung in Verbindung gebracht werden. Sobald der Wasserdruck in die Zerstäuber 
gelangt, zerstäuben dieselben das Wasser zu Atomen und zwar innerhalb des sie 
umgebenden Metallrohres. Die Luft wird hierdurch in der Richtung der feinen 
Wasserstrahlen fortgerissen, in sehr schnelle Bewegung versetzt und verlässt den 
Apparat wieder am anderen Ende der V-förmigen Röhre. Durch Oeffnen des Hahnes 
in dem einen oder dem anderen Schenkel wirkt der Apparat derart, dass er die 
verdorbene Luft aus dem betreffenden Lokal absaugt oder frische Luft von aussen zuführt. 

Die Luft nimmt durch das Passiren des sehr feinen Wasserstaubes folgende 
Eigenschaften an, sie wird: 

1) durch Waschen vom Staube gereinigt, 

2) durch die Wassertemperatur bedeutend abgekühlt, bezüglich im Winter, wenn 

sie kälter als das Wasser ist, durch die wärmere Temperatur desselben 
angewännt, und 

3) mit Wasserdämpfen gesättigt. 

Je nach der Höhe des zu ventilirenden Raumes leistet der Apparat, welcher 
Viktoria-Ventilator genannt wird, bei 3—4 Atmosphären Wasserdruck 140—8000 cbm 
Luft, bei stärkerem Wasserdruck entsprechend mehr. 

Dieser Apparat scheint also Aehnlichkeit mit dem Riedinger’schen Lüftungsver¬ 
fahren zu haben, welches wir in einer der früheren Nummern ausführlich beschrieben haben. 

Fortschr. d. öffentl. Gesundheitspflege No. 1. Grundke (Berlin). 

Sandfllter von F. Engel in Hamburg. (D. R.-P. 61755.) Die Neuerung 
besteht darin, bei Sandfilteranlagen den Haupt- oder Sammelkanal über den unten 
offenen, rinnenförmigen oder röhrenförmigen Zweigkanälen im Filtersande zu lagern. 
Der Zweck der Einrichtung ist einmal, das bei der seitherigen Anordnung des Sammel¬ 
kanals unterhalb der Zweigkanäle nöthige tiefe Fundament für das Hauptrohr unter¬ 
halb des Filterbodens zu ersparen und weiter zu ermöglichen, die volle Höhe des 
Filters mit Filtersand auszufüllen und das seither stets erforderliche Auflager für den 
Filtersand, die groben Kies- oder Steinschichten zu beseitigen, indem bei oben genannter 
Anordnung kein Filtersand in das Sammelrohr gelangen kann. Grundke (Berlin). 


Filters and filtration. Als eine ausreichende Filtration ist nur eine solche 
zu bezeichnen, welche die im Wasser suspendirten festen Bestandtheile zurückhält 
und zugleich durch Oxydation den grössten Theil der darin enthaltenen organischen 
Substanzen vernichtet. Sandfllter erfüllen in gewöhnlichen Zeiten diese Ansprüche, 
wenn die nöthigen Cautelen getroffen sind und wenn sie nicht übermässig in Anspruch 
genommen werden, doch ist zu beachten, dass hierdurch ein absolut sicherer Schutz 
nicht gegeben ist und speciell bei einer Epidemie diese Vorsichtsmassregel nicht als 
genügend betrachtet w r erden kann. So lange das Trinkwasser aus Flüssen geschöpft 
wird, welche die Abzugscanäle der Städte aufnehraen, ist freilich eine andere Methode 
zur Reinigung praktisch nicht durchführbar. Je mehr organische Substanzen dadurch 
vernichtet w r erden, desto weniger bedenklich ist der Genuss des Wassers. Die ge¬ 
wöhnlichen in den Haushaltungen gebräuchlichen Filter sind mit Ausnahme des 
Pasteur’schen Filters nicht ausreichend. (Es bleibt daher vorläufig zu Zeiten von 
Epidemien nichts übrig als alles Wasser zu kochen Ref.) 

Brit. med. Journ. 1892 10. Sept. Reunert (Hamburg). 


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Dr. GehringsT orfmull-Closet (D. R.-P. 57224). In denjenigen Städten, welche 
keine Abfuhr-Kanäle haben, ist die Anwendung der Wasserclosets dadurch er¬ 
schwert, dass der Grubeninhalt durch die Wasserbeiinischung zu sehr verdünnt wirf, 
als dass der Landwirth aus der Abfuhr desselben einen wesentlichen Nutzen zu 
ziehen wüsste. 

Das in der Figur 369 abgebildete neue Torfmullcloset erfüllt alle 
Anforderungen der Hygiene und Landwirtschaft. Da weder Urin noch 
Closetspülwasser in die Gruben oder Tonnen gelangen können und die festen 
frischen Fäkalien sogleich in Torfmull eingebettet werden, tritt auch kein 
Gährungsprozess mehr ein. Die Grubenwände werden nicht mehr angegriffen, 
durchlässig und den umliegenden Grundstücken und Brunnen schädlich. Jeder 
üble Geruch ist durch die Mullvermischung beseitigt. Gruben und Tonnen 
lullen sich nicht mehr so rasch und brauchen erst in längeren Zwischen¬ 
räumen entleert zu werden. Da keine Flüssigkeiten aus den Gruben nnd 
Tonnen zur Fortschaffung gelangen und die in den Gruben oder Tonnen ge¬ 
sammelten mullisirten festen Fäkalien trocken und geruchlos sind, ist auch 
die Räumung der Aborte jeder Zeit ohne Belästigung oder Verunreinigung 
möglich. Die Abfälle können auf Grundstücken oder in Sammelorten gelagert 
aufbewahrt und überall hin ohne Schwierigkeit verfrachtet werden. 

Das neue Closet kann mit oder ohne Wasserspülung gebraucht, auch in 
Städten oder Anstalten ohne Kanalisation und Wasserleitung verwendet und sowohl 

für bes tehendeGruben alsTonnen 
benützt werden. Der Verbrauch 
an Torfmull ist unbedeutend. 

Zur Erklärung des hier ab¬ 
gebildeten Apparates wird Fol¬ 
gendes bemerkt: Aufdemovalen 
Trichter von emaillirtem Guss¬ 
eisen ist der Closetsitz seihst 
angebracht. Der Trichter hat 
eine senkrechte Rückwand und 
ist mit einem Wasserspülrande 
versehen, einerlei ob Wasser¬ 
spülung angewendet nnd der 
Spiilrand in Benützung genom¬ 
men wird oder nicht. Der 
Trichter ist so eingerichtet, 
dass eine sofortige Trennung 
der festen und flüssigeu Stoffe 
stattfindet. Der Trichter ist 
am unteren Auslasse mit einer 
emaillirten Kappe abgeschlos¬ 
sen, welche so beschaffen ist. 
dass alle auf sie niederrinnen¬ 
den Flüssigkeiten uud Wässer seitlich abgeführt werden und zwar in das¬ 
selbe Wasserabführungsrohr, in welches schon der Trichter seine flüssigen 



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Stoffe abgiebt. Dadurch werden die Flüssigkeiten getrennt und vermittelst 
des sichtbaren engeren Wasserrohres entweder einem Rinnsale oder Kanäle 
zugeführt, während die festen Fäkalien, eingebettet in Torfmull, zur Grube 
oder Tonne gelangen. Auf Verlangen wird auch ein sehr einfach construirter 
Torfmullfilter beigegeben, in welchem die Flüssigkeiten vollständig geruchlos 
gemacht werden und dann als unschädliche Abzugswässer in Kanälen oder 
Abzugsgräben weiterfliessen können. 

Der Vorgang vollzieht sich mechanisch. Der Closetsitz hat einen be¬ 
weglichen Deckel, welcher in der Regel geschlossen ist. Wird behufs Be¬ 
nützung des Closets der Deckel geöffnet, so öffnet sich gleichzeitig der untere 
Klappenteller nach abwärts und öffnet das Abfallrohr zur Mullgrube. Gleich¬ 
zeitig mit dem Oeffnen des Tellers fällt ans einem unter dem Sitze ange¬ 
brachten Torfmullkasten durch Viertelsdrehung einer Trommel ein bestimmtes 
Quantum Torfmull in die Grube oder Tonne als möglichst trockene Unter¬ 
lage für die nachfolgenden festen Fäkalien. Der Urin gelangt in das Wasser¬ 
rohr. Nach der Benützung wird der Deckel wieder zugelegt. Der Abschluss- 
teller schliesst den Trichter wieder ab und die Mulltrommel streut durch 
eine zweite Viertelsdrehung wiederholt ein bestimmtes Quantum Torfmull 
über die frischen Abfallstoffe, welche auf diese Weise in Mull eingebettet, 
sofort geruchlos gemacht werden. 

Soll bei dem Closet eine Wasserspülung angewendet werden, so wird 
ein Spülapparat beigegeben, welcher auf Anzug seinen ganzen Wasser¬ 
inhalt — 5, 10 oder 15 Liter — in den Trichter entleert. Der Spülapparat 
wird mechanisch von dem niedergehenden Closetdeckel ausgelöst. Bis das 
Spülwasser den Trichter erreicht, ist der untere Teller bereits geschlossen, 
das spülende Wasser wird von der schüsselförmigen Tellerklappe seitlich 
dem Wasserabzugsrohre zugeführt und durch dasselbe, wie oben bemerkt, 
fortgeleitet. Durch die zweihundert Millimeter weite Ablassöflhung des 
Trichters gelangen alle mehr Masse enthaltenden Stoffe durch das Fallrohr 
in die Mullgrube oder Tonne. 

Dr. Gehring’s Torfmull-Closet wird von Kullmann & Lina (August Faas 
Nachfolger) in Frankfurt a/M. hergestellt. Grundke (Berlin). 

Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Spucknapf mit Wasserspülung von Friedr. Willi. Schmitz in Elberfeld. 
Der Spucknapf besteht aus einem auf einem Gestell stehenden Gehäuse, welches nach 
oben durch einen Deckel abgeschlossen und mit einer Thür versehen ist. In diesem 
Gehäuse ist ein den Auswurf aufnehmender Napf, ein Wasserbehälter und ein Eimer, 
welcher durch die Thür des Gehäuses eingesetzt und herausgenommen werden kann, 
untergebracht. In dem Wasserbehälter ist eine kleine Pumpe angeordnet, deren 
Kolben durch ein Gelenk mit dem Deckel so verbunden ist, dass bei geschlossener 
Lage des letzteren der Kolben in seiner tiefsten Stellung die im Pumpenstiefel am 
unteren Ende angebrachten Einflusslöcher verschliesst, so dass kein Wasser ans dem 
Behälter über den Kolben treten kann, dass beim Oeffnen des Deckels aber der 
Kolben eine bestimmte Menge Wasser in die Pumpe durch die genannten Löcher ein¬ 
saugt. Aus dem Boden der Pumpe führt ein Drnckrolir über den Band des Napfes 


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und mündet, in ein kreisförmiges, dicht am Rand und der Wandung des Napfes 
entlang laufendes durchlöchertes Rohr. Wird also der Deckel geschlossen, so drückt 
der hierbei abwärts bewegte Kolben das in die Pumpe eingetretene Wasser durch 
das Rohr in den Napf und hier verrichtet das Wasser infolge des beim Zumacheu 
des Deckels ausgeübten starken Druckes eine energische Spülung, wodurch der etwa 
an der Wandung des Napfes hängende Auswmrf nach unten auf den Boden getrieben, 
der auf diesem liegende Auswurf aber losgelöst wird. Der Boden ist mit dem Napf 
durch ein Scharnier verbunden und etwas vertieft, so dass er eine gewisse Menge des 
eingespritzten, mit Auswurf vermischten Wassers aufnehmen kann, und zwar so viel, 
wie ein am Boden angebrachtes Gegengewicht gestattet. Nach jedesmaligem Gebrauch 
wird der Boden so beschwert, dass er das Gegenwicht an Gewicht tibertrifft, er kippt 
nach abw r ärts und entleert hierbei seinen Inhalt in den Eimer, welcher von Zeit zu 
Zeit aus dem Gehäuse herausgenommen und entleert w r erden muss. 

Durch die beschriebene Einrichtung wird der in dem Napf befindliche Auswurf 
sofort unter Wasser gesetzt, also unschädlich gemacht, der Napf an seiner ganzen 
Innenfläche und am Boden ausgespült und selbstthätig entleert, so dass er stets rein 
erscheint; da sich der Boden gleich wieder schliesst, so wird der Auswurf dem 
Anblick gänzlich entzogen. (I). R.-P. 62387). Grundke (Berlin). 

Apparat zur Sterilisirung der Auswurfstoffe (Fäcalien ete.) der Cholera- 

kranken. Von San gal li (St. Petersburg). 

Die Behandlung der Cholera-Dejectionen im Städtischen Krankenhanse 

Moabit-Berlin. Von H. Merke. 

S. hat einen Apparat construirt, mit welchem die Dejectionen einmal mit einem 
Desinficienz, in specie Kalkmilch innig gemischt, zugleich aber auch durch Kochen 
sterilisirt werden, ohne dass die Umgebung durch den Kochprocess selbst in erheb¬ 
licher Weise belästigt wird. — Ein geräumiger, aufrecht stehender, hermetisch ver- 
schliessbarer Kessel mit der gewöhnlichen Kesselarmatur ist durch ein herausnehm¬ 
bares, gelochtes Blech in einen unteren kleineren Raum, welcher mit Kalkmilch an¬ 
gefüllt wird, und in einen oberen grösseren Raum geschieden, in welchen die Dejec¬ 
tionen hineingebracht werden. Durch zugeleiteten Dampf wird die Kalkmilch zum 
Kochen erhitzt, gleichzeitig in rotirende Bewegung gebracht und durch an den Seiten 
aufsteigende Röhren, welche den oberen mit dem unteren Kesselraum verbinden, über 
die Auswurfmasse hinausgeworfen. Das durch diese Röhren nach oben abströmende 
Kalkwasser wird durch die durch den gelochten Boden fliessenden Auswurfmassen 
immer wieder ersetzt. Dann wird die Luft durch einen Hahn soweit aus dem Apparat 
herausgelassen, bis ein Ueberdruck von 8 / 4 Ckm. übrig bleibt, welcher genügt, um 
die desinficirten und sterilisirten Dejectionen durch ein im unteren Kesselraum befind¬ 
liches Abflussrohr hindurch zu pressen. — 

M. hat ebenfalls zum Desinficiren und Kochen der Dejectionen einen Apparat 
construirt. Er modificirte zu dem Ende einen auch von ihm früher angegebenen 
Apparat, welcher dazu bestimmt war, Dejectionen, bevor sie der allgemeinen Canali- 
sation zugeführt wurden, durch Chemikalien unschädlich zu machen. Zwei gusseiserne, 
innen emaillirte, viereckige Becken, das eine flacher, das andere tiefer, der Boden 
des letzteren unter dem Niveau des Bodens des ersteren stehend, waren so neben¬ 
einander angebracht, dass sie durch einen zwischen dem Boden des flacheren Beckens 
und der gemeinschaftlichen Scheidewand befindlichen Spalt miteinander communicirten. 
In dem flacheren Becken wurden die (mit Blut, Kot, Eiter und dergl. verunreinigten) 
Wäschestücke, bevor sie dem Desinfectionshause überwiesen wurden, gespült, die Spül¬ 
flüssigkeit floss durch den oben erwähnten Spalt in das tiefere Becken; in letzterem 


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\vurden die Dejectionen selbst gesammelt und zusammen mit der .Spülflüssigkeit mit 
Kalkmilch gemischt aus einer grossen verschliessbaren Abflussöffnung entfernt. Neuer¬ 
dings hat nun M. dadurch, dass er ein Zweigrohr von der allgemeinen Dampfleitung 
durch den Boden des tieferen Gefässes in Spiralen hindurcbleitete, die desinficirten 
Dejectionen zum Kochen gebracht. Um die beim Kochen sich entwickelnden Dämpfe, 
welche bei Benutzung von Kalkwasser einen penetrirenden Geruch verbreiteten, mög¬ 
lichst geruchlos zu machen, benutzte er als Desinficienz eine 5°/ 0 ige Lösung von 
Kalium permanganicum. 

In Zukunft sollen im Moabiter Krankenhause alle Se- und Excrete bei Infections- 
kranklieiten, bevor sie in die Canäle abgelassen werden, auf diese Weise sterilisirt 
und unschädlich gemacht werden. 

Berliner klin. Woch. 1892. No. 38. A. Neumann (Berlin). 


Varia. 

Neuer© Arzneimischungen. 

Von folgenden, neuerdings in den Handel gebrachten Arznehnischungen ist durch Ana¬ 
lyse festgestellt worden: 

1) Phenosalyl wird von Christmas, Paris, hergestellt und besteht aus einer Mischung von: 

9 Th. Carbolsäure 

1 * Salicylsäure 

2 „ Milchsäure 

0,1 „ Menthol. 

Diese Mischung soll antiseptisch wirken, und zwar soll sie dem Quecksilberchlorid 
nachstehen, aber bei Staphylococcus aureus eine doppelt so grosse antiseptische Kraft entfalten, 
wie in gleicher Menge ein jeder der Einzelbestandtheile. 

2) Kalodont. Unter diesem Namen kommt ein Zahncreme in den Handel mit folgen¬ 
der Zusammensetzung: 

Calcar. carb. praecip. 250,0 


Magnes. ust. 80,0 

Glycerin 500,0 

Sapo. medicatus 150,0 

Ol. cinnamomi 2,0 

* Menth, pip. 2,0 


Die rothe Farbe rührt von einem Carminzusatz her und dürfte besser durch eine blaue 
z. B. Lackmustinktur zu ersetzen sein, da dieselbe viel eher im Stande ist, gelbe Zähne weiss 
erscheinen zu lassen. 

3. Jodozon. Unter diesem Namen wird nach Gazett. med. de Liöge eine nicht näher 
gekennzeichnete Flüssigkeit als ausgezeichnetes Antisepticum genannt, welche zur Grundlage 
eine Verbindung von Jod und Ozon haben soll, wie sie sich in der Luft hauptsächlich am 
Ufer des Meeres, wo sich stets Jod und Ozon vorfinden, bildet. Das Jodozon soll zur Wund¬ 
behandlung, zur Antisepsis des Mundes und zu Inhalationen für Phthisiker Anwendung finden. 

4. Das Antinonnin, von den Elberfelder Farbenfabriken, vorm. Friedr. Bayer & Co. 
hergestellt, ist ortho-Dinitrokresolkalium in Form einer Paste von 50°/ o Reingehalt. Zur 
Vermeidung des Austrocknens dieses leicht explosiven Körpers ist ein Zusatz von Seife ge¬ 
macht worden. Eine Lösung dieses Körpers von 1 : 1000 wird zur Vernichtung der Nonnen¬ 
raupe: Liparis monacha, sowie anderer schädlicher Insekten: Milben, Blattläuse, Spinnen, 
Fliegen etc. angewendet. Die mit dieser Lösung besprengten Pflanzentheile werden nicht 
angegriffen. Pilze aus der Ordnung der Hyinenomyceten, wie der Hausschwamm, Merulius 
lacrimans, Polyporus vapovaricus, P. destructor, Trametes cryptarum etc. werden ebenfalls zum 
Absterben gebracht. Für Ratten und Mäuse ist eine Dosis von 0,001—0,02 bereits tödtlich. 
— Es mag hierbei erwähnt werden, dass die Malayen und chinesischen Gärtner zur Vertilgung 
von Insekten, welche Pflanzen heimsuchen, den milchigen Wurzolsaft von Derris ellipticta 
Benth. unter dem Namen Akertuba mit grossem Erfolg anwenden. Es ist dies dieselbe Pflanze, 
aus welcher das malayische Fischgift dargestellt wird. Es dürfte sich jedenfalls empfehlen, 
auch in Europa mit dieser Pflanze diesbezügliche Versuche anzustellen. 

Phurmac. Centralb. 1892, No. 31/32. Lüdtke (Altona). 


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480 


Therapeutische Notizen. 

Gegen Haemorrhoiden: 

Extr. Hamamel. virgin. 0 rl 
Butyr. Cacao 10 w 

Aq. amygdal. 7,* 

M. f. ung. 

Locales Anästheticura: 

Chloroform 10, 0 

Aether. sulfur. 15, 0 

Menthol 1, 0 

M. D. S. Mittels Sprays auf die Haut zu spritzen. 

Gegen Tripper: 

Tannin 

Jodoform pulveris. äa 2, r , 

Glycerin 81, 0 

Aq. rosar. 94, 0 

M. D. S.. zur Injection * 

Zur Behandlung tuberculoser Fisteln bedient sich Zippel elastischer Bou- 
gies, welche folgende Zusammensetzung haben: 

Gelatin., Acid. lactic., Aq. aa 50,°, adde Mentholi 30,0. 


Bücheranzeigen. 

Leitfaden für die Unterrichtscurse der Pfleger im Neuen Allgemeinen Krankenhause 
za Hamburg-Eppendorf. Zweite Auflage. Leipzig. F. C. W. Vogel. 1892. Preis 1,80 M. 

Die Vorzüge, welche den von Assistenzärzten des Hamburger Krankenhauses verfassten 
,,Leitfaden“ auszeichnen, lassen es begreiflich erscheinen, dass derselbe binnen kurzer Frist 
eine zweite Auflage erlebt hat. Die knappe und präcise Form der Darstellung, die Be¬ 
grenzung des Inhalts auf das Wesentliche und die Vermeidung aller Bemerkungen, welche 
für den lornenden Krankenpfleger nur überflüssigen Ballast bilden, die Basirung der Lehr¬ 
methode auf eigene langjährige Thätigkeit im Dienste eines grossen Krankenhauses — alle 
diese Eigenschaften lassen das handliche Büchlein als eins der besten auf dem Gebiete des 
Pfleger-Unterrichts erscheinen. — Kleine Mängel werden jedenfalls bei der 3. Auflage noch 
ausgemerzt werden. U. a. möchte Ref. gern „die rohe, kuhwarme Milch“ unter den Diät¬ 
formen als durchaus unhygienisch verworfen sehen. Rd. 

Das neue allgemeine Krankenhaus in Hamburg-Eppendorf. Nach amtlichen Quellen 
dargostellt von Baudirector Zimmer mann und Bauinspector Ruppel. 

Das vorliegende Werk giebt im Text und sieben angefügten Kupfertafeln eine ausführ¬ 
liche Beschreibung der gesammten baulichen und maschinellen Einrichtungen sowie des 
Mobiliars der im Jahre 1890 vollendeten neuen Anstalt. Ausser 6 provisorisch aufgeführten 
Holzbaracken umfasst dieselbe 73 massive Gebäude, darunter 55 Pavillons verschiedener 
Grösse zur Aufnahme der Kranken. Die Kosten der ganzen Anlage oinschliesslich des 
Mobiliars beliefen sich auf 4830000 M., so dass sich bei einer Gesammtzahl von 1500 Betten 
der Einheitspreis für ein Krankenbett auf 3220 M. stellt. In Betreff* der Details müssen wir 
auf das Original verweisen, das für Aerzte nicht weniger interessant ist als für die Faeh- 
genossen der Verfasser. 

►Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Bauwesen 1892. Reunert (Hamburg). 


Der kleine Liebreich. Von Otho Aquila. Berlin, Fischer’s medicin. Buchhandlung 1892. 
Diese Pharmacopoea jocosa, die „luetigenMaximaldosen in Versen mit mnemotechnischen Regeln“ 
sind in erster Linie für den Staatsexamenscandidaten bestimmt. Wie der „kleine Schroeder,“ der 
„kleine Hyrtl“ und andere derartige Bücher, soll das Werkchen dazu beitragen, einen im einzelnen 
gewiss interessanten, in toto etwas trockenen und ermüdenden Lernstoff*, zumal wenn er in der 
meist kurz bemessenen Zeit vor dem Staatsexamen genossen und verdaut werden soll, in das 
Gedächtniss einprägen zu helfen. Aber auch der fertige Medicus practicus wird manches brauch¬ 
bare Sprüchlein herauszufinden wissen. 

A. Neumann (Berlin). 


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481 


0/T Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge , sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separat abzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figurenstöcke 
dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dgl. m.) — an die Exped. „Fischer’s 
medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an letztere alle auf 
Insertionen bezügliche Einsendungen und Anträgen zu richten. 


—►+- Aerztliche Polytechnik. -&■— 

Redacteur: Dr. G. Beck. 


Inhalt: Einige nene Vorrlchtnngen: Apparat zum Sterilisiren von Gatgnt. — Stertltsationsgefäss für 
Nähseide. — Gypsschienen. 

Referate: Orthopädische Apparate nnd Bandagen: Transportabler Extenslons-Apparat zur Herstellung von 
Verbänden. — Herstellung der Mull- und Leder-Gamasche am Fussgelenk. — Pendelapparate zur Behandlung 
ancbylotlscher Gelenke. — Portativer Extensionsapparat für das Hüftgelenk. — Heftpflaster. — Bruchband. — 
Operations-Instrumente und -Apparate. Belnhalter. — Bet&ubungsvorrichtung. — 8cheere für Fracturverbände. 
— Ringmesser zur Entfernung hypertrophlrter Gewebe von der Zungenbasis. — Sehlingenschnürer für Nasen¬ 
rachenpolypen. — Mlttelohrspritzen. — Strlkturen - Katheter. — Verschiedene Vorrichtungen. Chirurgisches 
Spritzrohr mit Abdichtungs-Ballon. — Elektrischer Kamm. — Bücherbesprechung. — Amerikanische Patente. 


Einige neue Vorrichtungen 
von Dr. Egbert Braatz in Heidelberg (Original-Mittheilung). 


1) Apparat zum Sterilisiren von Catgut mit trockener Hitze. In 
einem gewöhnlichen Trockenkasten schwankt die Temperatur derart, dass 
man nie mit Sicherheit auf ein gutes, gleichmässiges Material rechnen kann. 
Mit einem Oelbad und dem Reichert’sclien Regulator gelingt es zwar sehr 
gut die Temperatur constant zu halten, derselbe muss aber jedesmal von 
Neuem regulirt werden und dann ist der Quecksilberregulator auch leicht 
zerbrechlich. Deswegen veranlasste ich Herrn Schmucker, das Oelbad mit 
einem einfachen und dauerhaften Membranregulator zu versehen. 

Der obengenannte Apparat bietet nun folgende Vortheile: Wenn der 
Regulator auf eine Temperatur eingestellt ist, so braucht man in der Folge¬ 
zeit bei jedem neuen Sterilisiren nur die Flamme anzustecken und die Tem¬ 
peratur steigt immer wieder auf dieselbe Höhe. Das Catgut wird in einem 
von mir angegebenen Einsatz-Gefäss, ganz wie Seide auf Rollen gewickelt 
sterilisirt. Das Gefäss ist so construirt, dass das Catgut vollständig gegen 
Verunreinigung durch Staub etc. geschützt ist. Man rollt durch Anziehen 
des Fadens ein so grosses Stück als man nöthig hat, ab und taucht es, 
nachdem man es mit der Scheere abgeschnitten, in steriles Wasser oder ev. 
in Sublimatlösung 1:5000, um es etwas geschmeidiger zu machen. Da man 
von Catgut nicht so lange Fäden wie von Seide bekommen kann, müssen 
die einzelnen Fäden beim Auf bringen auf die Rolle aneinander geknüpft 
werden. Besonders lange Fäden liefert zu diesem besonderen Zweck die 
bekannte Firma Dronke in Berlin, nämlich solche von 6 Meter Länge. 

2) Einsatzgefäss zum Sterilisiren von Nähseide. Der Vorzug dieses 
Kästchens vor anderen, die einem gleichen Zweck dienen, besteht darin, dass 
die Seide doppelt sicher gegen Verunreinigung geschützt ist, was dadurch 
ermöglicht ist, dass die Rollen senkrecht gestellt sind. 

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482 


Bezugsquellen dieses sowie des vorigen Apparates: Th. Schmucker in 
Heidelberg. 

3) Neben Gyps-Tricot-Schienen verwende ich jetzt mit Vortheil Schienen, 
die man leicht dadurch erhält, dass mau 4—öfache Streifen eines klaren 
Gewebes, das unter dem Namen „Chester“ als Zwischenfutter beim Möbel¬ 
polstern gebraucht wird, in Gypsbrei taucht. 

Referate. 

Orthopädische Apparate. Bandagen. 

In der Münchner chirurgischen Klinik wird mit grossem Vortheil ein von der 
Firma Edmund Müller, Sendlingerthorplatz, München, construirter, patentirter 
transportabler Extensions-Apparat zur Herstellung von Verbänden benützt, 
welcher es ermöglicht, Knochenbrüche der unteren Extremitäten in schonendster 
Weise auch ohne geschulte Assistenz einzurichten und im Gipsverband zu fixiren. 

Die Lagerung des Patienten am Apparate ist aus der Zeichnung ersichtlich und 
ist nur hervorzuheben, dass der Beckenträger in einer Führung läuft und an jeder 
Stelle fixirt werden kann (in der Zeichnung übersehen), ferner, dass der Mechanismus 
jeder abnormen Stellung der Extremitäten Rechnung trägt, wie bei Innen- und Aussen- 
rotation, Winkel- oder Spitzfassstellung. Ferner ist der Mechanismus am Fussende 
nach der Seite verschiebbar, um auch in Fällen von Adduction oder Abduction. die 
Extension in der Längsrichtung der Extremität vornehmen zu können. Die Gamasche 
am Fussgelenk wird aus einer einfachen Mullbinde gebildet, indem man ein Stuck, 
120 cm lang, an beiden Enden mittelst Knotern vereinigt. Diese Schlinge legt man 
im Mittel auf die Fusssohle und lässt beide Enden an den Seiten des Unterschenkel 
emporsteigen, wonach man Fussgelenk und Schlinge ein paar mal mittelst Binde um¬ 
wickelt und dann die Schlinge zurückschlägt, um sie im Bügel einzuhängen. Für 
solche Fälle, bei denen es sich bei dem Gips verband um eine genaue Fixirung des 
Tuber ischii handelt (Coxitis), wird am Apparat der Rahmen oberhalb des Becken- 
trägers eingesetzt. Derselbe besteht aus zwei durchlöcherten Holzsä ulen und zwei 
Stahlstäben, welche ober und unter dem Körper durch die Löcher geschoben werden. 
Beim Anlegen des Verbandes beginnt man damit, dass man die Binde am oberen 
Stabe befestigt und von hier aus zuerst die Touren über dem Tuber ischii hinweg 
zum unteren Stabe führt, was, wenn einigemale wiederholt, einen sicheren Sitz für 
das Becken abgiebt. Um bei Kniegelenk-Contracturen auch einen Zug vom 
Knie zur Tischlläche ausüben zu können, ist letztere an beiden Seiten mit einer Reihe 
von Löchern versehen, welche zur Aufnahme eines im Winkel gebogenen Stahlstabes 
dienen, unter dem hinweg Gummibindentouren gezogen werden können. Aehnlich wird 
verfahren in Fällen von Genu valgum mittelst aufrechtstehender Stahlstäbe. 

Der Apparat 1 hat zusammen gelegt die Kastenform (4) und sind in demselben 
alle Th eile untergebracht. 

Die Tragbahre, Apparat 2, ist in der Mitte zusammenlegbar und deshalb leicht 
transportabel. Hier sind die einzelnen Theile in einem Kästchen untergebracht. 

Der Apparat 3 dient als Ergänzung eines bereits vorhandenen Operationstisches, 
kann auch, mit einer Matratze belegt, zur permanenten Extension verwendet werden, 
In diesem Falle wird der Beckenträger durch Schenkelriemen ersetzt. 

Die Apparate werden auch für einseitigen Extensionsmechanismus angefertigt. 
Die Preise sind aus dem von der Firma zu beziehenden Prospecte zu ersehen. 

Um auch den einzelnen kleineren Anstalten die Beschaffung dieses praktischen 
Extensionsmittels zu ermöglichen, wird der Extensions-Mechanismus auch noch getrennt 


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Gesetzlich geschützt. 



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484 


von allen Uebrigen so hergestellt, (lass derselbe an jedem Tische oder Brette befestigt 
werden kann, wie dieses aus Fig. 371 ersichtlich ist. — Die Contra-Extension wird 



Fig. 371. 


durch eine einfache Schenkelschlinge, welche mittelst einer festen Schnur nach oben 
zu befestigen ist, hergestellt. 

Zur Herstellung der Mull - Gamasche am Fussgelenk, wie sie im vorher¬ 
gehenden bereits beschrieben wurde, ist noch zu bemerken, dass Fussrücken und 
Achillessehne vorher etwas zu polstern sind, weil sonst der 
Druck der Binde Anschwellung des Fusses und Schmerz er¬ 
zeugt. Bei stärkerer Extension empfiehlt es sich, den Fuss¬ 
rücken, Achillessehne, sowie die beiden Malleolen gut mit 
Watte etc. etc. zu belegen und über dieselbe einige Gipsbinden¬ 
touren so zu schlingen, dass daraus ein Gipsschuh entsteht, 
wie er in Fig. 372 dargestellt ist. Nach ungefähr 10 Minuten 
ist derselbe soweit erstarrt, dass die Extensionsschlinge über 
denselben angelegt und die Extension vorgenommen werden 
kann. 

Auf diese Weise erträgt Patient die grösste Extension lange 
Zeit ohne Anschwellung oder Schmerz und wird der hierdurch veranlasste Zeitaufwand 
reichlich ausgeglichen durch den Umstand, dass der Arzt nach Anlegung des Ver¬ 
bandes den Patienten sofort verlassen kann, ohne die Erstarrung des Verbandes ab¬ 
zuwarten. Der GipssclmlL wird dann mit in den Verband aufgenommen. 

Denselben Dienst wie dieser Gipsschuh leisten gut geformte Ledergamascheil, 
wie aus Fig. 372 ersichtlich ist und welche in allen Grössen bei mir vorräthig zu 
haben sind. 

Will man einen Verband unter Extension im Bette des Patienten herstellen, so 
genügt es, ein einfaches Brett, ungefähr l 1 / 2 m lang, so in das Bett zu legen, dass 
der Patient am oberen Theile mit dem Becken auf liegt, während der untere Theil 
neben der Bettstelle aus derselben hervorragt, um hier den Extensiousapparat fest¬ 
schrauben zu können. Der Preis dieses Apparates beträgt 40 Mark. 



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485 


Von der Firma Hoch & Hunzinger in Köln werden Pendelapparate zur 
Behandlung anchylotischer Gelenke angefertigt, die im Verlaufe der letzten 
Monate unter Leitung des Herrn Prof. Dr. Bardenheuer, unter Verwendung des 
Krukenberg’schen Princips construirt und auf der chir. Abtheilung des Kölner Bürger¬ 
spitals mit Erreichung trefflicher Resultate benützt wurden: 

Das Hauptaugenmerk wurde dabei gerichtet: 



Fig. 373. Fig. 374. 


1) auf ruhigen gleichmässigen Gang der Apparate, der durch die Transmissions¬ 
räder, die auf beiden Seiten augreifenden Hebel des Pendels und die Schwere 
desselben ermöglicht wird. 

2) auf Verwendung je eines Apparates für das betreffende Gelenk aller Er¬ 
wachsenen, mittels leicht zu ersehender, zum Verstellen eingerichteter Vor¬ 
richtungen, sodass sie für Gliedmaassen aller Grössenunterschiede leicht zu 
verwenden sind. 

3) auf die Adaptirung des betreffenden Apparates an die Gliedmaassen in jeder 
Winkelstellung. Dies wird durch Verstellung der Kammräder erreicht, 
welche so einen Angriff des ruhenden, senkrechten Pendels auf die ver¬ 
schiedensten Winkelstellungen der betreffenden Extremitäten ermöglichen. 

Besonders empfehlenswert!! ist die Behandlung mittelst dieser Apparate bei An¬ 
kylose und Hemiankylose des Ellenbogen- und Handgelenks nach Gelenkfracturen, 
im Zusammenhang mit den Bardenheuer’schen Stabübungen. 


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486 


Die Preise stellen sieh für das Handgelenk (Fig. 373) auf Mk. 75, für das 
Fussgelenk (Fig. 375) auf Mk. 84, für das Kniegelenk (Fig. 376) auf Mk. 96, für 
das Ellenbogengelenk (Fig. 374) auf Mk. 110. 



Fig. 376. 


Von gleicher Finna werden auch die portablen Feder-Armextensions-Maschinen 
nach Prof. Dr. Bardenheuer hergestellt, deren Preise folgende sind: Radiusfracturen 


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Mk. 24; Fracturen ira Vorderarm, Mk. 45: Fracturen im Oberarm, Mk. 45; Schiene 
für Bewegungshindernisse im Ellenbogen-Gelenk, Mk. 54. 

Henry Ling Taylor beschreibt im New-York medical Journal (July 11, 
1891) einen neuen portativen Extensionsapparat für das Hüftgelenk. 



Fig. 377.. 




Fig. 378. 


Fig. 379. 


Fig. 377 stellt den Apparat dar. Oben befindet sich, ebenso wie bei dem alten 
Taylor’sehen Apparat, ein Perinealriemen, auf welchem die Körperlast aufruht. 

Unten ist die Schiene an einem gewöhnlichen Schuh befestigt. 

Letzterer kann an- und ausgezogen werden, während der Apparat liegen bleibt. 

Fig. 378 zeigt die Anordnung der Heftpflasterstreifen, welche zur Extension be¬ 
nutzt werden. 

Der Apparat muss so leicht als nur irgend möglich gearbeitet sein und doch 
eine absolut sichere Stütze darbieten. Bei schweren Patienten empfiehlt es sich daher, 
den beweglichen Kniegelenktheil in der auf der Fig. 379 ersichtlichen Art und Weise 
herzustellen. 

Der Apparat muss etwas länger als das Bein sein; die Fusssohle soll ca. s j 4 
Zoll über dem horizontalen, in die Schuhsohle eingelassenen Fussstück stehen. 

Fig. 380 zeigt eine einfachere und erheblich billigere Form desselben Apparates. 


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Die Beinkleider können bei beiden Formen in gewöhnlicher Weise angezogen 
werden, sodass das Tragen des Apparats völlig unauffällig ist. E. K. 

Nach einem von Karl Ben sing er in Mannheim erfundenen Verfahren (64573 
D. R. P.) ist es gelungen, Collodium in fester Form, und zwar in Blättern von be¬ 
liebiger Länge, von O >0 * bis 0, O5 mm Dicke auf folgendem Wege herzustellen und 

in dieser Weise als Heftpflaster zu ver¬ 
wenden. 

ca. 100 g ansgetrocknete Nitro-Cellu¬ 
lose, Schiefsbaumwolle, Celluloid werden in 
einem ihrer bekannten Lösungsmittel, als 
Campher-Spiritus, Schwefeläther, Essigäther, 
Aceton u. s. vv. gelöst, und zwar derart, 
dafs durch öfteres Filtriren alle Knötchen 
entfernt werden. Zu dieser Lösung wird 
gewünschtenfalls eine geringe Menge irgend 
eines Antisepticums, wie Jodoform, Carbol, 
Sublimat u. s. w., in einem ihrer bekannten 
Lösungsmittel gelöst oder durch dieselben 
verdünnt hinzugefügt. 

Das so erhaltene reine Gemisch wird 
nun auf fein polirte Glas- oder Metallplatten 
gegossen oder die betreffende Glas- oder 
Metallplatte in das Gemisch eingetaucht 
und dann diese Platte in rasche Drehung 
versetzt. Ein grosser Theil der Flüssig¬ 
keit wird hierbei abgeschleudert, während 
ein gewisses Quantum sich gleichmässig 
vertheilt auf der Platte niederschlägt und 
an derselben an trocknet. Je öfter das 
Tauchen bezw. das Ueberziehen wiederholt 
wird, desto dichter und dicker wird die 
auf der Glas- oder Metallplatte sich bil- 
Fig. 380. dende Haut. Man lässt dieselbe vollkom¬ 

men trocken werden, worauf man sie leicht 
von der Glas- oder Metallplatte entfernen kann, indem man letzere in heisses Wasser 
taucht. Man erhält so eine vollkommen klare, silberartig glänzende Schicht von 
grosser Haltbarkeit und absoluter Dichtheit gegen Wasser. Bestreicht man dieselbe 
mit einem der in der Medicin verwendeten, unschädlichen Klebstoffe, wie Hanseu- 
blase u. s. w., so hat man zur Benutzung fertiges Heftpflaster. 



Bruchband von A. Neuschäfer in Bebra und Gustav Rendel in Frank¬ 
furt a, M. (D. R.-P. 64152). Das neue Bruchband ist nicht wie die bisherigen 
mit Leder überzogen, sondern besteht aus einem mit losem oder fest anliegendem 
Gummi überzogenen Stahlband A. An dasselbe schliesst sich die Pelote B an; diese 
ist nicht, wie bisher, massiv und mit convexer Oberfläche gebildet, sondern besteht 
aus einem Ring, dessen Oefthung C mit einem von hinten nachstellbaren Ueberzug 
von Gaze u. s. w. überzogen ist. 

Diese Einrichtung soll das Austreten des Bruches neben der Pelote verhindern 
und der Vergrösserung besser entgegenwirken als die bisherigen, weil letztere durch 


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den constant auf die Druckpforte wirkenden Druck daselbst eine Atrophie der Intre- 
gemente erzeugen. Ueberdies beseitigt der an die Stelle des früheren Lederüberzuges 



getretene Ueberzug aus Gewebestotf die unangenehme Anhäufung von Schweiss und 
Fett unter der Pelote. Endlich kann auch die Stärke der Feder ohne Uebelstand 
vermindert werden, weil die Bewachung des Bruches leichter ist, als bei den bis¬ 
herigen Bruchbändern. 


Operationsinstrumente und Apparate. 

Die amerikanischen Erfinder von Beillhalteril pflegen dieselben mit Nacken¬ 
sehlingen zu versehen, vermöge deren der Flexion der Oberschenkel gegen den Rumpf 



Fig. 382. 


eine beliebige fexirte Ausdehnung gegeben werden kann, während die deutschen Er¬ 
finder wohl mit Recht auf dieses Htilfsmittel meist verzichten. Der gebräuchlichste 


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dieser amerikanischen Beinhalter ist der schon aus dein Jahr 1882 stammende Clover- 
Peter’sche, der in Betreff des Knie Verbindungsstabes bereits dem Neugebauer’schen 
ähnlich construirt ist. Die aus einem einfachen gepolsterten Ledergurt bestehende 
Schlinge dieses Beinhalters, die mit am Beinhalter befindlichen Schnallen verbunden 
wird, übt indessen einen die Respiration oft sehr beeinträchtigenden Druck auf den 
Nacken aus, den Lemoyne Hupp (Wheeling, Va) durch die hier abgebildete etwas 
complicirtere Vorrichtung beseitigt hat. Man ersieht aus der Figur sofort, dass der 
Nacken entlastet ist, da der Stützpunkt auf den Rücken des Patienten verlegt, wird, 
von wo die Verbindungsriemen über die Schultern und an den Oberschenkeln vorbei 
zu dem Beinhalter-Stab gelangen. Dieser neueste Beinhalter wird von der VV. F. 
Ford surg. instr. C° in New-York angefertigt. N.-Y. med. Record. March. 26. 1892. 

BetäubungsVorrichtung von A. von Ozarnowski in Berlin. Die Vor¬ 
richtung hat den Zweck, die Verwendung reinen Aetherbromats zu Narkosen möglich 
zu machen. Dieses Präparat muss rein und frisch sein. Präparate, zu denen helles 
Licht oder Luft kommen, sind nicht mehr zu brauchen. Die zur Narkose verwendeten 



Masken, Tücher etc. sollen erst nach gehöriger Lüftung wieder benutzt werden. I )as 
Präparat soll in kleinen Dosen verabreicht werden und womöglich tropfweise aut die 
vor Mund und Nase gehaltene Maske aufgegossen werden. 

Alle diese Bedingungen sollen hier erfüllt werden. 

Die Bromäthylmaske wird aus Stoffen angefertigt, welche keine Affinität zn 
Aetherbromat zeigen, also ans Glas, Porcellan, Thon u. s. w. Sie trägt dein Mund- 
theil gegenüber den Tubus B. Im Boden d desselben befindet sich ein länglicher 
Schlitz, der auch durch die Wandung der Maske geht. In den Tubus wird die Flasche f 
mit eingeschliffenem Glasstöpsel p leicht hineingesteckt, und zwar so, dass der ant* 
gesteckte Gummiring den Tubus luftdicht verschliesst und zugleich die Flasche nn 
Tubus festhält. Der Kopf des Glasstöpsels ist so geformt, dass er in den Schlitz des 


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Tubus hineinpasst und seine Lage bei Drehung der Flasche nicht verändern kann. 
Zwei Stäbchen r r aus Glas etc. dienen zum Halten der vor p gelagerten Glaswolle. 
Bei a hat der Hals der Flasche einen Ausschnitt und der Stöpsel bei b eine Nuth, 
die etwa bis zur Mitte des Stöpsels reicht. Kommt a mit b in eine Linie zu liegen, 
so dass sie sich zugleich etwas decken, so entsteht die OefFnung bezw. der Kanal n, 
welcher grösser oder kleiner durch Drehung eines Theiles der Flasche gemacht werden 
kann. Die Flasche ist mit Gradeiutheilung versehen und trägt auf der Ausschnitt¬ 
seite die Bezeichnung „Geschlossen“ und dieser gegenüber die Bezeichnung „Offen“. 
Die gleich in der Fabrik mit Bromäthyl gefüllte Flasche wird kurz vor der zu 
machenden Narkose mit dem Gummiring g versehen. Die Nuth b des Stöpsels p 
muss dem Ausschnitt a der Flasche gegenüberliegen. Die Flasche wird nun so in 
den Tubus B hineingesteckt, dass die Nuth b des Pfropfens nach unten und die Be¬ 
zeichnung „Geschlossen“ der Flasche nach oben zu liegen kommt. In dieser Lage 
kann die Flüssigkeit nicht ausströmen. Macht man aber mit der Flasche eine halbe 
Drehung, dass „Offen“ nach oben zu liegen kommt, so decken sich Ausschnitt a und 
Nuth b, und aus n fliesst nach m und auf die Glaswelle die Flüssigkeit heraus, uud 
der Patient kann eine beliebige Dose möglichst reinen Aetherbromats einathmen. 
Durch Drehung der Flasche wird der Kanal n nach der vollzogenen Narkose ge¬ 
schlossen und der Rest des Inhalts kann, da er mit der Luft gar nicht in Berührung 
kommt, ohne Gefahr für eine zweite Narkose benutzt werden. 

Die Maske kann ohne Schwierigkeit sofort nach jeder Benutzung vollständig 
gereinigt werden, da die Anwendung von Tüchern, Flanell etc. bei dieser Maske über¬ 
flüssig ist. 

Scheere für Fracturverbände u. dergl. von L. Empfenzeder in 
München. (D. R.-P. 63885). Die Scheere soll hauptsächlich in der Chirurgie zum 
Aufschneiden von Gyps, Wasserglasverbänden u. dergl. verwendet werden. Sie schneidet 
rückwärts, wobei durch Kröpfung des unteren Scheerenblattes a nach oben das Durch¬ 
schneiden beliebig grosser Flächen bei geringstem Widerstand ermöglicht ist. Durch 
zweckmässige Hebelübersetzung wird grössere Kraftäusserung erzielt. 



Die beiden Scheerenhebel s und s l sind bei x mit einander verbunden. Der 
untere Scheerenhebel $ trägt in starrer Verbindung das Scheerenblatt a, welches in 
der aus der Zeichnung ersichtlichen Weise sich nach oben abkröpft und rückwärts 
verläuft. Das zweite Scheerenblatt b ist ebenfalls am Scheerenhebel s, und zwar 
bei b 1 drehbar befestigt. Scheerenblatt b wird beim Schneiden gegen Scheerenblatt a 
durch den Scheerenhebel s 1 bewegt, welcher durch Vermittelung eines Gelenksttickes g 
mit dem ersteren verbunden ist. 


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Die Folge dieser Hebelübersetzung ist leichtere Ueberwindung der Scheeren- 
festigkeit des zu schneidenden Gegenstandes. 

Die Gelenkschrauben ;n Blatt und Hebel sind zweckmässig eingefräst. 

Ein Bingmesser zur Entfernung hypertrophirtcr Gewebe von der 
Zungenbasis wird von Wallis Cbappell (New-York) angegeben, dient somit einem 
ähnlichen Zweck, wie das in Fig. 333 abgebildete Instrument, das jedoch nur für 



Fig. 385. 


grössere Tumoren berechnet ist. Das vorliegende soll in den meisten Fällen die 
Thermo- resp. Galvanokaustik ersetzen, ist aber selbstverständlich bei dem häutig vor¬ 
kommenden varikösen Zustande der Zungenbasis nicht zu gebrauchen. Als Uvulotom 
dürfte dasselbe fast noch bessere und jedenfalls häutigere Dienste leisten, als zu dem 
ursprünglich vom Autor beabsichtigten obgenannten Zweck. Construction und Mecha¬ 
nismus sind aus der Abbildung leicht verständlich. 

Dem frühem Jar vis’ sehen Schlingenschnürer für Nasenrachenpolypen 
(aus zwei ineinandergeschobenen Kanülen bestehend, deren äussere auf der innern 
mittelst eines Schraubenmechanismus sich mess- und verstellbar verschieben lässt, 



Fig. 886. 



deren innere an ihrem Ende zwei kleine Stifte besitzt, um welche die Drahtenden 
gewunden werden. S. diese Zeitschr. Jahrg. 1882, p. 231) haftete der Uebelstand 
an, dass die operirende Hand sich in der Axe des Operationsfeldes befand. J. hat 


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nun denselben in vorliegenden Instrument in ingeniöser Weise dadurch beseitigt, dass 
er der äussern Kauüle C den gezähnten Metallstreifen C anfügte und mittelst der 
Schraubenmutter N einen schief abgeknieten Handgriff verband, der mit einer Sperr¬ 
klinke R und einem Versteller I) versehen ist und mittelst des Sattels S auf der 
äussern Kanüle eingehängt wird. Der Drücker T dient zur Ablösung des Hand¬ 
griffs, wobei auch die Schraubenmutter N zurückgedreht werden muss. Die Vor¬ 
richtung ist leicht an dem frühem Ecraseur von Jarvis anzubringen. Das Instrument 
wird von der Firma W. F. Ford surg. instr. C°. in New-York angefertigt. Med. 
Record. March s. 1892. 


Nachstehend abgebildete Mittolohrspritzen wurden von Andrews (New-York) 
angegeben, die eine D zum Auspumpen in der Trommelhöhle befindlicher Secrete oder 
Appliciren flüssiger, die andere F zum Appliciren pulverförmiger Medicamente, Canüle A 

*&/. 5)4 IN. LONG. A ^ 



Fig. 387. 

zum Einspritzen wird direct an den Verbindungsschlauch angeschlossen, Canüle B 
zum Auspumpen schliesst an die eingeschaltete Kammer C\ welche zur Besichtigung 
der ausgepumpten Flüssigkeit dient, Canüle 3 zum Einblasen von Pulvern schliesst 
an den Ohrtrichter E. Die Spritzen werden von der W. F. Ford surg. instr. C°, 
New-York. V Ave. 315 angefertigt, 

Schilling^ (Nürnberg) von der Firma Max Hofmann, Museumsbrücke in N? 
in den Handel gebrachter Stricturen-Katheter, dessen Zweck und Gebrauch aus 
nachstehender Abbildung ersichtlich ist, kann nicht als besondere Neuheit bezeichnet 



werden, wovon sich jedermann überzeugen kann, dem französische, englische und 
amerikanische Preiskataloge zur Verfügung stehen. Schon Leroy d’Etiolles und 
Thompson haben die Idee verwirklicht, die Passirung von Stricturen mit gleichzeitiger 
Katheterisirung zu verbinden; am idealsten hat dieselbe wohl Gouley erreicht, dessen 


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Instrument wir in einem der ersten Jahrgänge dieser Zeitschrift beschrieben haben. 
Der vorliegende Katheter insbesondere ist beinahe identisch mit dem auf pag. 349 
des neuen Tiemann’schen Kataloges abgebildeten Bumstead’schen Katheters. Der 
Preis des übrigens sehr empfehlenswerthen Schilling’schen Instruments, das von gen. 
Firma zu beziehen ist, beträgt Mk. 7.50. 

Verschiedene Vorrichtungen. 

Die Leipziger Gummiwaaren-Fabrik (Marx, Heine & Co.) bringt ein 
chirurgisches Spritzrohr mit Abdichtungs-Ballon (D. R.-P.-A.) von Dr. Lued- 
deckens in Liegnitz in den Handel. 

Der Abdichtungs-Ballon soll dem bei den bisherigen Irrigations-Kanülen oft sich 
fühlbar machenden Uebelstande abhelfen, dass man die Einführungsöffnung nicht ver- 
schliessen konnte und in Folge dessen die betr. Substanz wieder auszufliesseu begann, 
nachdem erst eine ganz geringe Menge §tur Anwendung gelangt war. Dies geschieht 
auf folgende Weise: 

Die Flüssigkeit durchströmt den Ansatz nur bis zur Mitte etwa, um hier durch 
eine seitliche Oeffnung in einen dünnen, die Röhre umschliessenden Gummiballon ein¬ 
zutreten, diesen aufzublähen (sodass er das ganze Lumen des Darmes ausfnllt) und 
erst dann durch eine andere Oeffnung in das Rohr zurückkehrend den Darm selbst 
zu füllen. Entsprechend dem zur Verwendung gelangenden Druck und dem ent¬ 
stehenden Widerstande bleibt natürlich der Ballon ausgedehnt und ist man so nicht 
nur im Stande, den ganzen Dickdarm mit Flüssigkeit zu füllen, sondern es wird die¬ 
selbe unzweifelhaft je nach der eingelaufenen Menge über die BauhiniVche Klappe 
hin auch noch einen grossen Theil des Dünndarms bespülen, ev. desinficiren und mit 
den tonisirenden Medicamenten unmittelbar beliebig lange in Berührung bringen. Wie 
ausserordentlich wichtig diese Errungenschaft bei der Behandlung von Cholera, Ruhr, 
Typhus, Tuberculose des Darmes und der etwaigen Blutungen desselben sein muss, 
wird ohne weiteres einleuchten. Dass auch die künstliche Ernährung durch Einfüh¬ 
rung von Eiweisslösung, Brühe etc., da dieselben stundenlang im Darm verbleiben 
können, wesentlich erleichtert wird, liegt wohl ebenfalls nahe, wie, dass auch ein 
künstliches Erwärmen oder Abkühlen des Körpers durch Flüssigkeit von entsprechen¬ 
der Temperatur bewirkt werden kann. In vielen Fällen wird eine Morphium-Ein¬ 
spritzung unter die Haut vorhergehen müssen, um die wurmförmigen Bewegungen 
jdes Darmes und den etwa entstehenden Stuhlzwang aufzuheben. 

Aber noch eine andere wichtige Aufgabe soll das Spritzrolir in anderer Form 
erfüllen, nämlich die, in der Frauenheilkunde als Scheidenspülapparat zu dienen. 
Die bisher angewandten Methoden w r aren mit den verschiedensten Mängeln behaftet; 
das vollkommenste Instrument, das durchlöcherte Speculum, konnte nur im Sitzbade 
mit Vortheil angewandt werden. Hier bewährt sich das Spritzrohr ebenso wie bei 
der Darmantisepsis. Der den Ansatz umgebende Gummiballon verschliesst den Schei¬ 
deneingang, sodass man durch gesteigerten Druck den Innenraum völlig mit Flüssig¬ 
keit erfüllen kann. Die vielfachen Falten verstreichen und die ganze Schleimhaut 
wird von der Flüssigkeit berührt. Gleichzeitig kann man auch die Flüssigkeit fort¬ 
während beliebig w echseln, sie nach Bedarf stets kühl oder warm erhalten, und können die 
Kranken, was nicht zu unterschätzen ist, während der Anwendung in Ruhelage verharren. 

Es ergiebt sich aus den besprochenen Punkten, dass die beschriebene Vorrichtung 
eine empfindliche Lücke in der Behandlung vieler Krankheiten ausfüllt und dass es 
sich in kurzer Zeit viele Freunde gewinnen dürfte. 

Anmerk, der Red. Durch die Gefälligkeit der obengen. Firma waren wir in den Stand 
gesetzt die Wirkung dieser neuen Irrigatio ns Vorrichtung practisch zu erproben und können 


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bezeugen, dass dieselbe -den angeführten Zwecken vollkommen entspricht. Dem compen- 
diösen Apparat wird eine Gebrauchs-An Weisung beigegeben. Preis? 

Elektrischer Kamm von Jolrti Matthew Riley in Harrison (Hudson 
County, New-Jersey, V. St. A.). (D. R.-P. 63871.) Der Zweck des Kammes besteht 

darin, dem menschlichen Haare eine grössere Stärke und Lebenskraft zu verleihen 
und ihm seine natürliche Farbe zu erhalten, sowie dem Ausfallen vorzubeugen. 



Fig. 3,89. 


An dem Handgriff a ist ein in der Längenrichtung mit einem Schlitz versehene« 
Rohr b befestigt, welches den Rücken des Kammes bildet und zur Aufnahme der ab¬ 
wechselnd gestellten Kupfer- und Zinkplatten c d dient; letztere sind von einander 
durch Zwischenlagen e isolirt und bilden eine galvanische Batterie. Ansätze dieser 
Platten bilden die Zähne des Kammes. 

Die scheibenartigen Köpfe der Platten c d sind central durchlocht, ebenso die 
die Platten trennenden Zwischenlagen, etwa Lederscheiben. Auf diese Weise entsteht 
in dem Rücken des Kammes ein Längskanal, welcher zur Aufnahme der stromerzeugenden 
oder Erregermasse dient, die von beliebiger Art sein kann, wie solche bei Trocken¬ 
elementen üblich. Da die Platten von einander isolirt sind, so bildet jedes Paar ein 
Element und der Strom geht von einer Platte zur anderen durch Vermittelung des 
Haares über. 

Die Batterie wird nach dem Einlegen der Platte zusammengepresst, so dass alle 
Tlieile fest an einander liegen. 

Nachdem die Erregermasse eingefüllt ist, schliesst man den mittleren Kanal durch 
den Deckel n, welcher sich jederzeit zum Zwecke des Nachfüllens oder Erneuerns 
der Füllung herausnehmen lässt. 

Um zu verhindern, dass sich die Platten in ihrer Lage zu einander verdrehen, 
kann man die Scheiben zweckmässig auf einer Seite mit Aussparungen, auf der anderen 
Seite mit entsprechenden Vorsprüngen versehen, so dass beim Zusammenpressen der 
Platten sich die Vorsprünge in die isolirenden Zwischenlagen und die Fasern der 
letzteren in die entsprechende Aussparung der nächsten Platte drücken. 


Bücherbesprechung. 

In dom kürzlich erschienenen, wie immer splendid mit schwarzen nnd Chromotafeln, 
zahlreichen Holzschnitten u. s. f. ausgestatteten IV. Bande des Brockhaus’ Konversations- 
Lexicon findet der Mediciner zufälligerweise keine sehr reiche Ausbeute. Immerhin ist auf 
den leider besonders zeitgemässen Artikel „Cholera“ und der sich daran anschliessenden 
„Desinfection“ zu verweisen, in welchem sich auch schon der Hinweis auf das beabsich¬ 
tigte Reichs-Seuchengesetz findet. Den ausstellungs- und congresssüchtigen Aerzten 
werden die eingehend und zuverlässig behandelten Artikel über Chicago und die Welt¬ 
ausstellung, denen ein grosser Plan von Chicago und eine Gesammtansicht der Weltaus¬ 
stellung aus der Vogel perspective beigegeben sind, äusserst willkommen sein. Diese Besucher, 
sowohl als den Schiffsärzten oder den jungen Aerzten, deren Thatendrang sie „von Muttern“ 
wegführt, ist das Studium der trefflichen Chromotafeln über sämmtliche Dampfschiff¬ 
fahrtsverbindungen des Weltverkehrs im Atlantischen Ocean zu empfehlen. B. 


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496 . 


Wir haben vor Ablauf des Jahres noch die Versäumnis s der Erwähnung des IV. Jahr¬ 
gangs des berühmten von uns bereits mehrmals recensirten Sajous’schen Jahresberichts nacli- 
zu tragen, der unter dem Titel: Annals of the universal medical Sciences, eine Registratur der 
gesammten medicinischen Literatur darstellt, wie sie vollständiger und glänzender ausge¬ 
stattet nicht gedacht werden kann. Das Werk sollte in keiner Bibliothek eines englisch 
lesenden Arztes und namentlich in keiner Facultäts- oder Spitalsbibi io thok fehlen. Rüeksicht- 
lich näherer Characterisirung des Werkes verweisen wir auf die Recensiunen früherer Jahr¬ 
gänge in dieser Zeitschrift. 

Amerikanische Patente. 

1892. Fortsetzung von pag. 348. 

May 31. 

475820. Periodentasche. — H. Smith; London. 

475896. Rheostat. — Fr. W. A. Schneider; Toronto, Canada. 

475909. Spritze. — Th. B. Wilcox; Newark, N. I. 

475975. Speculum. — W. E. Clough; C incinnati. 

476088. Zahnärztlicher Formkasten. — W. E. Stiles; Philadelphia. 

476125. Zahnärztlicher Formkastenhalter. — Emory A. Bryant; Aspen, Colo. 

476131, 476132. Inhaler. — H. D. Cushman; Three Rivers, Mich. 

476190. Inhaler*— Al. Dow; Wooster, Ohio. 

June 7. 

476272. Chirurgisches Messer. — 0. A. Iloeller; Cincinnati. 

476402. Irrigator und Irrigatorbehälter. — Lucy R. Meier; Chicago. 

476496. Handgriff für zahnärztliche Instrumente. — W. M. Speakman; Philadelphia. 
476516. Chirurgisch-gynäkologischer Operationstisch. — Josiah E. Chemberlin; Scran- 
ton, Pa. 

476571. Thermometerbüchse. — W. A. Spurgeon; Muncie, Ind. 

476676. Periodentasche. — Roza J. Odell & Clara S. Howell; Baltimore. 

476704. Astigmaskop. —• J. K. Underwood; Geneva, N.-Y. 

476733. Galvanische Batterie. — M. M. Clark; Chicago. 

June 14. 

476853. Künstliches Trommelfell. — G. H. Wilson; Louisvillc, Ky. 

476944. Zahnärztliches Werkzeug. — R. M. Hunter: Philadelphia. 

476957. Ventil für Luftkissen. — David Haie; Boston. 

477044. Bruchband. — Ch. Colves; Beardstown, 111. 

477076. Zahnärztliche Maschinenverbindung. — H. E. Spencer; Spencer, Miss. 

June 21. 

477225. Zahnärztlicher Bohrer. — C. Rauhe; Düsseldorf. 

477251. Bruchband. — Herbort P. Ewell; Kochestor, Mich. 

477335. Bruchband. — Griff in Reno; New-York. 

477342. Inhalations- und Desinfections-Vorrichtung. — Ludovica Walleiser; Dresden. 
477411. Pneumatisches Plombivinstrument. — A. J. Harris; Chicago. 

477433. Zusammenlegbare Badwanne. — Elis. A. O’Brien; Kansas City, Mo. 

477515. Tragbares Bad. — A. H. Cox & Js. N. Haley; New-York. 

477619. Ploinbirhainmer. — M. L. Bosworth; Warren, R.-I. 

June 28. 

477791. Zahnärztlicher Reflector und Zungenschützer. — W. K. Andrews; New-York. 
477961. Vorrichtung zum Füllen von Birnspritzen. — Lewis S. Riggs; Selma, Ala. 
477975. Electrischer Bade-Apparat. — H. E. Waite; New-York. 

478053. Periodentasche. — Nelson M. Dy er; Louisvillc, Ky. 


Verantwortlich: Flsclier's medlcin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charitestr. 6. 
Fürstlich prlv. Hofbuchdruckerei (F. Mltzlaff), Rudolstadt 


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