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FRANZ NEUMANN.
* 11. SEPTEMBER 1798, f 23. MAI 1895.
EIN BEITEAG
ZUB
GESCHICHTE DEUTSCHER WISSENSCHAFT.
DEM ANDENKEN
AN DEN ALTMEISTER DER MATHEMATISCHEN PHYSIK
GEWIDMETE BLÄHER
VKIER BENUTZUNG EINER BEIHE TON AUTHENTISCHEN QUELLEN
GESAMMELT UND HEBACSGEGEBEN
v/a. i ^ L/
P. VOLElLAlfN,
OBD. PBORSBOR AN DXB VKIVSBSIT&T KÖKIOSBSBO I. PB.
MIT EINEM BILDNISS FRANZ NEUB£ANN'S.
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEÜBNER.
1896.
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ölP 17 1837
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ALLE RECHTE,
BINSOHLITSSSLIOH DES ÜBEBSETZUN6SBE0HTS, VORBEHALTEN
Vorbemerkungen.
Den Ausgangspunkt der Sammlung der folgenden Blätter
bildete der Wunsch einiger Freunde, die Reden, welche ich
im Namen der Universität am Sarge des Verewigten und bei
der in der Aula veranstalteten Gedächtnissfeier gehalten habe,
möglichst getreu gedruckt zu sehen.
Es lag mir nahe, an die beiden Reden eine Reihe loser
Blätter zu knüpfen, welche mit geeignet erschienen, eine An-
schauung von F. Neumann's Leben und Wirken der Nachwelt
zu erhalten. Als solche boten sich mir ausser den Resultaten
eines umfangreichen Literatur- und Acten-Studiums eine Reihe
persönlicher Erinnerungen dar, die ich grösstentheils der Mit-
theilung von Frl. Louise Neumann verdanke, und eine Reihe
historischer und wissenschaftlicher Bemerkungen, welche Herr
Geheim-Rath Professor Dr. Carl Neumann meiner Gedenk-
schrift beizufügen die Güte hatte; die betreffenden Abschnitte
geben durch die Zeichen [L. N] und [C. N.] ihre Herkunft an.
XJeber die Gesichtspunkte, von denen ich mich bei der
Abfassung der Reden habe leiten lassen, möchte ich folgende
Bemerkungen vorausschicken: Ich habe geglaubt, mir die Auf-
gabe in der Weise theilen zu dürfen, dass ich am Sarge die
wissenschaftlichen Verdienste des Verewigten nur eben berührte,
dagegen die Persönlichkeit und das mehr Biographische in den
Vordergrund rückte, dass ich in der Aula dagegen die Persön-
lichkeit mehr streifte und die dauernde wissenschaftliche Be-
deutung zum fast ausschliesslichen Gegenstand der Betrachtung
wählte. War am Sarge eine allgemein verständliche Ausdrucks-
a*
VI Vorbemerkungen.
über welche Voigt gleich aofangs berichtet. Dass es eine
Zeit gab; in der Neumann über Priorität anders dachte und
anders denken musste, braucht wohl nicht besonders hervor-
gehoben zu werden (man vergl. die Prioritätsreclamation gegen
Mac Cullagh; siehe 5. Titelverzeichniss 1838). — Uebrigens
lag meine Gedächtnissrede abgeschlossen vor^ als die Publication
von W. Voigt erschien.
In Aussicht steht noch, soweit ich erfahren habe, ein Vor-
trag von Prof. Wanger in über Neumann als Mathematiker
auf der diesjährigen Naturforscher-Versammlung zu Lübeck.
Sehr wünschenswerth wäre eine Würdigung der Verdienste
Nüumann's als Mineraloge bezw. Erystallograph.
Noch möchte ich die Bitte an ehemalige Schüler und
Viirohror des Verewigten richten, mir etwaige Berichtigungen
und Ergänzungen freundlichst zukommen zu lassen; ich würde
Molcho in den Schriften der physikalisch -ökonomischen Gesell-
Mchaft zu Königsberg im Zusammenhange veröffentlichen.
Königsberg i/Pr., im September 1895.
F. Yolkmann.
Inhaltsverzeichniss.
Seite
1. Rede am Sarge F. Neumann's im Sterbehause am 27. Mai 1895 1
2. Persönliche Erimierungen aus dem Leben F. Neumann's. . . 5
3. Rede bei der von der Universität in der Aula am 23. Juni 1895
veranstalteten Gedächtnissfeier 13
4. Historische und wissenschaftliche Bemerkungen zur Aularede . 29
5. Titelverzeichniss sämmtlicher Veröffentlichungen Ä>n F. E. Neu-
mann *. 39
6. Geschichte und Titelverzeichniss der bisher von seinen Schülern
herausgegebenen „Vorlesungen über mathematische Physik, ge-
halten an der Universität Königsberg von Franz Neumann". 44
7. Verzeichniss der auf Neumann zurückzuführenden Königs-
berger Doctor-Dissertationen nach den Acten der philosophischen
Facultät 46
8. Zur Geschichte des mathematisch -physikalischen Seminars der
Albertus -Universität in Königsberg i/Pr. 1834—1875 49
9. Verzeichniss sämmtlicher von F. Neumann an der Universität
Königsberg gehaltenen Vorlesungen mit Angabe der Zuhörer-
zahl 55
10. Liste der Schülfer von F. E. Neumann 59
FRANZ NEUMANN.
* 11. SEPTEMBER 1798, f 23. MAI 1895.
EIN BEITEAG
ZUB
GESCHICHTE BEUTSCHER WISSENSCHAFT.
DEM ANDENKEN
AN DEN ALTMEISTER DER MATHEMATISCHEN PHYSIK
GEWIDMETE BLÄTTER
UNTER BENÜTZUNG EINES REIHE TON AUTHENTISCHEN QUELLEN
GESAMMELT UND HERACSOEOEBEN
P. VOLEBCANN,
OBD. PBORSBOR AN DEB VKIYFRSIT&T KÖKiaBBSSG I. PB.
MIT EINEM BILDNISS FRANZ NEUMANN'S.
LEIPZIG,
DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEÜBNER.
1896.
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ALLE RECHTE,
£INSCHLp:SSLICH DES ÜBEBSETZUNGSBECHTS, VORBEHALTEN
Yorbemerkungen.
Den Ausgangspunkt der Sammlung der folgenden Blätter
bildete der Wunsch einiger Freunde, die Reden, welche ich
im Namen der Universität am Sarge des Verewigten und bei
der in der Aula veranstalteten Gedächtnissfeier gehalten habe,
möglichst getreu gedruckt zu sehen.
Es lag mir nahe, an die beiden Reden eine Reihe loser
Blätter zu knüpfen, welche mit geeignet erschienen, eine An-
schauung von F. Neumann's Leben und Wirken der Nachwelt
zu erhalten. Als solche boten sich mir ausser den Resultaten
eines umfangreichen Literatur- und Acten-Studiums eine Reihe
persönlicher Erinnerungen dar, die ich grösstentheils der Mit-
theilung von Frl. Louise Neumann verdanke, und eine Reihe
historischer und wissenschaftlicher Bemerkungen, welche Herr
Geheim-Rath Professor Dr. Carl Neumann meiner Gedenk-
schrift beizufügen die Güte hatte; die betreffenden Abschnitte
geben durch die Zeichen [L. N.] und [C. N.] ihre Herkunft an.
Ueber die Gesichtspunkte, von denen ich mich bei der
Abfassung der Reden habe leiten lassen, möchte ich folgende
Bemerkungen vorausschicken: Ich habe geglaubt, mir die Auf-
gabe in der Weise theilen zu dürfen, dass ich am Sarge die
wissenschaftlichen Verdienste des Verewigten nur eben berührte,
dagegen die Persönlichkeit und das mehr Biographische in den
Vordergrund rückte, dass ich in der Aula dagegen die Persön-
lichkeit mehr streifte und die dauernde wissenschaftliche Be-
deutung zum fast ausschliesslichen Gegenstand der Betrachtung
wählte. War am Sarge eine allgemein verständliche Ausdrucks-
a*
IV Vorbemerkungen.
weise geboten, so erschien eine solche durch den wissenschaft-
lichen Charakter, welchen die Aularede gewiss im Sinne des
Verewigten forderte, ausgeschlossen; es konnte nur der Versuch
übrig bleiben, das Interesse der weiterabstehenden Zuhörer
durch einige Formulirungen allgemeineren Inhalts rege zu
halten, zu welchen Charakter und Forschung des Verewigten
wiederholt Anhaltspunkte boten.
Was den wissenschaftlichen Standpunkt betrifft, von dem
aus die Aularede gehalten wurde, so mögen darüber noch
folgende Bemerkungen gestattet sein: Da die Forschungen
Neumann's, über welche zu berichten war, zum grossen
Theile fünfzig Jahre und mehr zurückliegen, bot sich mir
um so mehr die Aufgabe, diese Forschungen im Rahmen der
Entwicklung der Wissenschaft zur Anschauung zu bringen, als
ich mich kaum mehr als unmittelbaren Schüler Neumann's
bezeichnen kann — habe ich doch nur noch die letzte Vor-
lesung, welche Neumann Winter 1875/6 gehalten hat, hören
können; ich konnte mich daher auch nicht berufen fühlen, die
Anschauungen und Absichten, welche Neu mann bei seinen
Forschungen vor fünfzig Jahren leiteten, allzusehr in den
Vordergrund zu rücken.
Nach dieser Richtung — wenn man es so ausdrücken will,
nach der Seite der historischen Berichterstattung — weist also
meine Rede einen Mangel auf. Aber dieser Mangel dürfte in
den folgenden Blättern um so weniger empfunden werden, als
ihm von dem Sohne des Verewigten, Herrn Geh.-Rath Prof.
Dr. C. Neumann in Leipzig abgeholfen ist, der die Güte hatte,
mein Manuscript durchzusehen und mir eine Reihe von aus-
führlichen Bemerkungen zur Verfügung zu stellen, in welchen
die Ansichten von F. Neumann ihren jedenfalls authentischen
Ausdruck finden. Eine getrennte, getreue Wiedergabe dieser
Bemerkungen glaubte ich um so mehr anfügen zu müssen, als
die Beilagen ohnehin den Charakter von Urkunden und Quellen
tragen sollen.
Es ist ebenso misslich . wie gefährlich, auch nur den Ver-
such zu machen, Forschungen theilweise in einem anderen Lichte
Vorbemerkungen. V
darstellen zu wollen, als sie ursprünglich unternommen wurden,
und in der Mehrzahl der Fälle würde dem Autor ein solcher
Versuch nicht genehm sein. Aber das scheint mir der Vorzug
classischer Leistungen, dass sie eine verschiedene Beleuchtung
zulassen, ja unter Umstanden bei einer solchen nur immer ge-
winnen. Neumann's Entdeckimgen, z. B. die in der Elektro-
dynamik, sind classische Leistungen; so merkwürdig sie zur
Zeit selbst dem Entdecker erschienen, sie sind heute so sehr
Allgemeingut geworden, die Wissenschaft hat sich diesen
Entdeckimgen so sehr angepasst, dass die Merkwürdigkeit der
Resultate für den Physiker aufgehört hat, dass der Physiker
sich daran gewöhnt hat, mit diesen Resultaten wie mit ge-
läufigen Vorstellungen und Anschauungen umzugehen. Grerade
darin liegt ein sehr grosser Erfolg der Arbeiten Neumann's,
der bei der von mir gewählten Form der Darstellung zum
Ausdruck und auch den Fachgenossen im weiteren Kreise damit
zum Bewusstsein kommen dürfte.
Es liegt in der Aufgabe meiner Publication, auf andere
Veröffentlichimgen hinzuweisen, die gleichfalls dem Gedächt-
nisse F. Neumann's gewidmet sind.
Da habe ich zunächst eine bereits fünf Tage nach dem
Heimgange des Verewigten bei der von dem mathematischen
Verein in Göttingen veranstalteten Trauerfeier von Professor
Dr. W. Voigt gehaltene Gedächtnissrede zu erwähnen (Nach-
richten der k. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen,
Math.-phys. Klasse 1895 Heft 2). Der Verfasser war durch
jahrelangen fast täglichen Verkehr mit dem Verewigten in der
Lage, eine Reihe persönlicher, charakteristischer Züge ver-
werthen zu können. Es wird zu berücksichtigen sein, dass
die persönlichen Eindrücke, auf welche sich der Verfasser be-
zieht, aus einer Zeit stammen, in der Neumann bereits das
siebzigste Lebensjahr überschritten hatte, in der also Neu-
mann's Entwicklung als abgeschlossen aufgefasst werden kann,
in der seine Persönlichkeit bereits die erhabene Klärung ge-
funden, in der er in Prioritätsfragen jener grossartigen Auf-
fassung über Anerkennimg von Verdiensten Ausdruck gab,
VI Vorbemerkungen.
über welche Voigt gleich anfangs berichtet. Dass es eine
Zeit gab, in der Neumann über Priorität anders dachte und
anders denken musste, braucht wohl nicht besonders hervor-
gehoben zu werden (man vergl. die Prioritätsreclamation gegen
Mac Cullagh, siehe 5. Titelverzeichniss 1838). — Uebrigens
lag meine Gedächtnissrede abgeschlossen vor, als die Publication
von W. Voigt erschien.
In Aussicht steht noch, soweit ich erfahren habe, ein Vor-
trag von Prof. Wanger in über Neu mann als Mathematiker
auf der diesjährigen Naturforscher -Versammlung zu Lübeck.
Sehr wünschenswerth wäre eine Würdigung der Verdienste
Neumann's als Mineraloge bezw. Krystallograph.
Noch möchte ich die Bitte an ehemalige Schüler und
Verehrer des Verewigten richten, mir etwaige Berichtigungen
und Ergänzungen freundlichst zukommen zu lassen; ich würde
solche in den Schriften der physikalisch -ökonomischen Gesell-
schaft zu Königsberg im Zusammenhange veröffentlichen.
Königsberg i/Pr., im September 1895.
F. Yolkmann.
Inhaltsverzeichniss.
Seite
1. Kede am Sarge F. Neumann'sim Sterbehause am 27. Mai 1895 1
2. Persönliche Erimierungen aus dem Leben F. Neumann's. . . 5
3. Rede bei der von der Universität in der Aula am 23. Juni 1895
veranstalteten Gedächtnissfeier 13
4. Historische und wissenschaftliche Bemerkungen zur Aularede . 29
5. Titelverzeichniss sämmtlicher Veröffentlichungen Ä)n F. E. Neu-
mann '. 39
6. Geschichte und Titelverzeichniss der bisher von seinen Schülern
herausgegebenen „Vorlesungen über mathematische Physik, ge-
halten an der Universität Königsberg von Franz Neumann". 44
7. Verzeichniss der auf Neumann zurückzuführenden Königs-
berger Doctor-Dissertationen nach den Acten der philosophischen
Facultät 46
8. Zur Geschichte des mathematisch -physikalischen Seminars der
Albertus-Universität in Königsberg i/Pr. 1834—1875 49
9. Verzeichniss sämmtlicher von F. Neumann an der Universität
Königsberg gehaltenen Vorlesungen mit Angabe der Zuhörer-
zahl 55
10. Liste der Schüler von F. E. Neumann 59
1. Rede am Sarge F. Nenmann's im Sterbehanse
am 27. Mai 1895.
Hochansekoliche Trauerversammlung! Mir ist die Aufgabe
zu Theil geworden, den Empfindungen Ausdruck zu geben,
welche die Albertus-Universität und mit ihr die philosophische
Facultät an dieser Stelle bewegen, in diesen sonst so stillen
Räumen, in denen der mächtige Geist waltete, dessen irdische
Hülle wir der Erde zu übergeben im Begriff stehen.
Ein anderes Maass ist uns heute gegeben, als sonst bei
akademischen Trauerfeiem, ragt doch das abgeschlossen vor
uns liegende Leben des Verewigten, jetzt wo wir an der Schwelle
eines neuen Jahrhunderts stehen, noch in ein anderes Jahr-
hundert, und war doch dieses lange Leben in einer Weise reich
gesegnet, wie es die Geschichte einer Universität, die selbst
nach Jahrhunderten zählt, nur von sehr wenigen ihrer Ver-
treter wird aufweisen können.
Das Jahrhundert hatte für unsere Hochschule unter keinen
ungünstigen Auspicien begonnen, hatte doch Kant 's Ruhm
unsere Albertina Ende des vorigen Jahrhunderts auf eine bis
dahin nicht erreichte Stufe gehoben. Aber Kant hatte den
anderen zeitgenössischen Lehrern der Albertina gegenüber mehr
auf vereinsamter Höhe gewandelt. Was einer Universität frommt,
ist, dass sich eine Reihe auf gleicher Höhe stehender Kräfte
finden, die fähig sind, den Gedanken Ausdruck zu geben, die
emer universitas literarum atque artium in der Worte weitester
Bedeutung zu Grunde liegen.
Hochansehnliche Trauerversammlung! Ich weiss, dass ich
im Sinne des Verewigten handle, wenn ich an dieser Stätte
Volkmann, Franz Neumann. 1
2 1. Bede am Sarge F. Neumann's
eiuesBessel undJacobi gedenke, mit denen zusammenzuwirken
Neumann eine Freude war, wenn ich daran erinnere, dass mit
Neumann Lobeck eine Zierde unserer Universität war, —
versenkte sich doch die Erinnerung des greisen Gelehrten so
gerne in jene für unsere Albertina so überaus glückliche Epoche
in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, wenn unsere Zeit ihm
in fremden Erscheinungen entgegentrat.
Franz Ernst Neumann ward geboren am 11. September
1798 zu Joachimsthal in der Uckermark. Kaum dem Baiaben-
alter entwachsen, machte er den Freiheitskrieg 1815 mit. In
der Schlacht bei Ligny wurde er schwer verwundet, eine Narbe
erinnerte noch später daran, dass er für Vaterland und König
geblutet. Auf den Universitäten Jena und Berlin mangelhaft
vorgebildet, wie es in den damaligen durch die langen Kriege
am Anfang dieses Jahrhunderts bedingten Verhältnissen lag,
hat er wesentlich durch eigene Arbeit die Grundlagen zu seinem
späteren Können gelegt. Hervorragend war unter seinen Lehrern
nur der Mineraloge Weiss, und diesem hat Neumann dauernd
ein dankbares Andenken bewahrt.
Die Doctordissertation „De lege zonarum'^ Berlin 1826
war nicht die erste wissenschaftliche Leistung Neumann's,
sie war wie die krystallonomischen Beiträge vom Jahre 1823
für die geometrische Aufhellung der Krystallverhältnisse epoche-
machend. Von Berlin nach Königsberg übersiedelnd, wurden
ihm hier von der philosophischen Facultät die Habilitations-
acte erlassen. 1828 wurde Neumann zum ausserordentlichen,
1829 zum ordentlichen Professor für das Fach der Physik und
Mineralogie ernannt. Und nun vollführte er in aufsteigender
Linie jene Grossthaten, welche als dauernde Marksteine in den
Annalen der Wissenschaft ihre Stellung behalten werden, nim
deckte er jene Gesetze auf, welche die Natur bis dahin mensch-
lichem Scharfsinn verschleiert hatte, jene Gesetze, welche in
den Gebieten der Optik, Elektrodynamik und Wärme dauernd
mit seinem Namen verknüpft sein werden, nun wurde er jener
unvergleichliche Lehrer, der aus allen Theilen Deutschlands
Schüler zu seinen Füssen sammelte, das Haupt einer besonderen
im Sterbehause am 27. Mai 1896. 3
Schule, der Altmeister der mathematischen Physik, die, bis
dahin nnvertreten, jetzt an der Mehrzahl deutscher Universitäten
ihre Vertreter hat.
Bei solchen Leistungen mussten sich äussere Ehrungen
auf die Person des Verewigten in einem Umfang imd in Formen
häufen, wie sie nur wenigen Sterblichen zu Theil werden. Als
1843 das Concilium generale die höchste akademische Würde
zum ersten Mal aus eigener Wahl zu verleihen hatte, bekleidete
es Neumann mit dem Purpur. Gelegentlich der dreihimdert-
jährigen Jubelfeier der Albertina 1844 ernannte ihn die medi-
cinische Facultät zum Doctor honoris causa. Einen glänzenden
Ruf nach Petersburg schlug er aus. Zahllose Akademien und
Gesellschaften ehrten ihn durch ihre Mitgliedschaft. Er war
Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Ehren-
mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Wien, correspon-
direndes Mitglied der Akademien zu Petersburg, London, Paris,
Rom, Bologna, München, Göttingen. Die höchsten Orden
schmückten seine Brust.
Am 16. März 1876 feierte der Verewigte, fast achtzig-
jährig, in voller Kraft sein fünfzigjähriges Doctorjubiläum, um-
geben von einem grossen Kreise von Verehrern und Freunden;
aus Berlin waren seine Schüler Kirchhoff und Borchardt
gekommen, hier in Königsberg beeiferten sich seine Schüler
Hl Weber imd W. Voigt, die Feier zu einer erhebenden zu
machen. Die höchsten Ehrungen wurden ihm zu Theil. Am
16. März 1886 wiederholten sich solche Ehrungen zum sechzig-
jährigen Doctorjubiläum. Auf allerhöchsten Erlass wurde 1886
die Aufstellimg eines grossen Oelgemäldes des Verewigten in der
königlichen Nationalgallerie in Berlin, auf Erlass Sr. Excellenz
des Unterrichtsministers wurde 1887 die Aufstellung eines anderen
grossen Oelgemäldes im Senatszimmer der Universität angeord-
net. Gelegentlich der 35(>jährigenUniversitäts-JubeKeier, die noch
in unser aller Erinnerung ist, ernannte ihn des Kaisers Majestät
zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz.
Einen anderen Sterblichen hätte eine solche Ueberfülle
menschlicher Anerkennung erdrückt und verwirrt, unser gott-
4 1. Hede am Sarge F. Neumann's im Sterbehause am 27. Mai 1895.
begnadeter grosser Todte bewahrte den schlichten, einfachen
Sinn, der ihm von jeher eigen gewesen.
Wie sein äusseres Leben reich gesegnet war, so auch sein
Familienleben. Drei Söhne, die mit uns an diesem Sarge
trauern, nehmen hervorragende Stellen an deutschen Univer-
sitäten ein. Seine Tochter hat in kindlicher Treue seinen Lebens-
abend erhellt, hat den Vater bis in die letzten Jahre auf Reisen
in das Gebirge begleitet, für dessen Naturschönheiten er so
empfänglich war, hat ihn bis zum letzten Augenblick in der
aufopferndsten Weise gepflegt.
Hochansehnliche Trauerversammlung! Die Grundvoraus-
setzung aller menschlichen Grösse, die höchsten Anforderungen
immer nur an sich zu stellen, die Anforderungen an Andere
bei aller Strenge zu mildem und zu massigen, fanden in imserm
grossen Todten eine vollendete Gestaltung; sie bargen in sich
das Geheimniss der Wirkung, die nicht beabsichtigt, aber darum
um so tiefer von ihm als Lehrer und als Mensch ausging. Diese
Grundlagen seiner menschlichen Grösse mussten in dem Maasse
ihre Verklärung finden, je ehrwürdiger sein Alter und seine Ge-
stalt sich von seinen Mitmenschen abhob. Mochte die Körper-
hülle gebrechlich werden, dieser gebrechliche Körper umschloss
bis zuletzt einen durchaus klaren,46tarken Geist. Mochten körper-
liche Beschwerden das geistige Können in Mitleidenschaft ziehen,
dieser Geist spiegelte bis zuletzt eine Ruhe der Auffassung und
eine Lauterkeit der Gesinnung wieder, wie sie nur das Resultat
eines langen, unimterbrochen der Erforschimg der Wahrheit
und Wirklichkeit gewidmeten Lebens sein kaim.
2. PersSnliche Erinneriingeii ans dem Leben F. Nenmann's.
„Im Jahre 1815 trat Neumann als freiwilliger Jäger unter
Lieutenant von Bagensky ins Colberger Regiment. Li der
Schlacht bei Ligny wurde er schwer verwundet, eine Kugel
zerriss ihm die Zunge und ging durch den Oberkiefer in die
Wange hinein, an der Nase heraus. Ein Freund (der spätere
Gas-Anstalts-Director Bärwald in Berlin) zog den Nieder-
gestürzten bis zu einem trockenen Graben bei Seite. Die Ver-
wundeten schleppten sich zum Theil zu Fuss fort, zum Theil
wurden sie auf Pulverwagen aufgenommen; über Maasstricht
und Roermond ziehend kam Neumann erst nach 14 Tagen
in geordnete Pflege, wurde richtig verbunden und mit rühren-
der Sorgfalt in Düsseldorf behandelt, woselbst der Frauen-
verein unter Leitung der drei Damen, Frl. Wilhelmi, Frau
Staatsrath Jacoby und Frl. Carnot im Lazareth die Pflege
übernahm."
„Nach sechs Wochen war Neumann soweit hergestellt,
dass er zur Armee zurückkehren und die Belagerimg von Givet
mitmachen konnte." [L. N.]
„Die erste Vorbildung erhielt Neumann in Berlin auf
dem Werder'schen Gymnasium, dessen Director damals Bern-
hardi war. Nach beendetem Kriege ging Neumann auf
das Gymnasium zurück und studirte dann 1817 — 20 auf den
Universitäten Berlin, Jena, Berlin. Sein Studium war zuerst
der Theologie zugewandt, er hat Vorlesungen bei Neander
und Schleiermacher gehört." [L. N.]
6 2. Persönliche Erinnerungen
Aus der Jenaer Studentenzeit hat der spätere Kunstschrift-
steller und Maler Ernst Förster (1800 — 1885) in seiner nach-
gelassenen Selbstbiographie „Aus der Jugendzeit", Stuttgart
1887, eine kurze Charakteristik von F. Neumann hinterlassen;
Seite 140 heisst es:
„Besonders werth um ihrer naturwissenschaftlichen Studien
willen waren mir zwei Studenten Der Andere war der
Mineralog Neumann, dessen äussere Erscheinung den reichen
Inhalt seines Innern nicht verrieth, wie denn auch sein stets
bereiter offener Humor nicht entfernt ahnen liess, mit wie
bittrer Noth er zu kämpfen hatte. Als Andenken an den Be-
freiungskrieg, in welchem er als Freiwilliger mitgekämpft, trug
er die Spuren einer französischen Kugel im Gesicht, die ihm
die obere Kinnlade zerschmettert hatte, und ausserdem einen
alten grauen Mantel, den er im Sommer und Winter anstatt
eines Rockes trug, den er nicht hatte. Von seiner stets guten
Laune gab es viel ergötzliche Proben, deren wohl manche an
den alten Studentenstil erinnern mochten; aber ohne die Grenzen
eines guten und kecken Humors zu verletzen."
Von E. Förster rührt aus dieser Zeit eine im Besitz der
Familie Neumann befindliche kleine Bleistiftskizze (Brustbild)
her, welche F. Neumann in über die Schulter wallendem Haar
mit Soldatenrock und Freiheitsmedaille darstellt.
Die mathematischen Vorlesungen in Jena trugen einen
geschmacklos declamatorischen Charakter, ohne einen fordern-
den Inhalt zu enthalten. Die äussere Veranlassung, Jena zu
verlassen, gab die Unthat Sandys. Im Jahre 1819 nach Berlin
zurückgekehrt fand Neumann bei dem Mineralogen Weiss
Anregung zu eigenen Beobachtungen und Studien. Durch eine
neue Berechnungsmethode der Krystallwinkel fiel er bald seinem
Lehrer auf, so dass dieser sich für seinen Schüler lebhaft zu
interessiren anfing und im Jahre 1823 einen Zuhörerkreis zu-
sammenbrachte, vor dem Neumann Vorlesungen halten sollte.
Zu diesen Zuhörern gehörten einige der ersten Capacitäten
aus dem Leben F. Neumann^s. ^
Berlins, unter Anderen Leopold von Buch. Dieser liess es sich
nicht nehmen, am Ende der unentgeltlich gehaltenen Vorträge
dem unbemittelten Docenten 30 Thaler Honorar zu schicken.
Im Besitz dieser Summe unternahm Neumann eine
Studienreise in das Riesengebirge. An diese Reise knüpften
Neumann*s schönste Jugenderinnerungen, und das war wohl
der Grund, weshalb Neumann in seinem späteren Alter immer
wieder so gerne gerade das Riesengebirge aufsuchte.
„Neumann verehrte in wissenschaftlicher Beziehung ganz
besonders die Franzosen und bezeichnete geradezu einige der-
selben (insbesondere z. B. Fourier) als seine Lehrer. Er stellte
Fourier fast neben Newton, und erzählte häufig, wie er
durch das Studium von Fourier 's Wärmetheorie erst in die
Mathematik eingeführt worden sei.'^ [C. N.]
Concept eines Briefes von Bessel an den Unterrichtsminister
von Altenstein, datirt vom 7. Octöber 1828.
E. E.
Bitte sehr unterthänigst um Erlaubniss, eine Fürbitte
äussern zu dürfen für einen jungen Mann, dessen ausgezeich-
neter Werth mir durch seine hiesige Anstellung so deutlich
geworden ist, dass ich das lebhafteste Literesse für ihn fühle.
Dieses ist der Prof. extr. Neumann. Sein Reichthum an
Kenntnissen, die Umsicht, womit er seine wissenschaftlichen
Untersuchungen führt, der Eifer und die Ausdauer, welche er
darauf verwendet, sind so gross, dass ich sicher vorauszusehen
glaube, dass er unter den mathematischen Physikern bald eine
der ersten Stellen einnehmen wird. Lizwischen geniesst er hier
200 Thaler Gehalt, eine Summe, womit ein Student nicht un-
abhängig leben kann.
Ein Mann dieser Art würde nicht unter so kärglichen Ver-
hältnissen leben, wenn Ew. Excellenz nicht für Viele zugleich
8 2. Persönliclie Erinnerungen
zu sorgen hätten und wenn sein Werth sich nicht bisher hinter
seiner Bescheidenheit versteckt hätte. Mir selbst ist nur nach
längerem Umgange gelungen, völlig deutlich zu erkennen, was
Neumann zu leisten vermag; aber ich habe zugleich seinen
Charakter erkannt, dessen Festigkeit sich auch darin zeigt, dass
er der Versuchung Privatunterricht zu ertheilen widersteht und
vorzieht, wissenschaftlichen Untersuchungen seine Zeit allein zu
widmen. Was dieses aber in Beziehung auf seine eigenen Ver-
hältnisse für eine Folge hat, ist leicht zu ermessen.
Ich weiss zwar wohl, dass auch in anderen Zweigen des
Staatsdienstes junge Leute mehrere Jahre unentgeltlich dienen,
und ich bin weit entfernt dieses zu tadeln oder voreiligen An-
stellungen bei den Universitäten das Wort zu reden. Allein
Neumann ist nicht mehr jung; er hat viele Zeit angewandt, um
eine Reife zu erlangen, welche oft auch nach den Probejahren
sich nicht einfindet. Jeder, der als Universitätslehrer auftritt,
sollte eine ähnliche Reife mitbringen, imd ähnliche entschiedene
Vorliebe für seine Wissenschaft, Wenn dieses ist, so gestehe
ich Ew. Excellenz freimüthig, dass ich ihm ein für seine Bedürf-
nisse hinreichendes Einkommen desto eher wünsche, je weniger
eine spätere Zeit ihn für das entschädigen wird, was er mit
geringerer Anstrengung hätte erlangen können, wenn er einen
anderen Wirkungskreis gewählt hätte; oder für das, was er noch
erlangen könnte, wenn er sich entschliessen wollte, seine Kräfte
zwischen der Wissenschaft und einer anderen Beschäftigung zu
theilen, welche den Erwerb leider! oft in demselben Maasse
vermehrt, in welchem sie die Anstrengung vermindert.
Ew. Excellenz bitte ich unterthänigst meine Fürbitte und
die dadurch veranlassten vielleicht zu freimüthigen Aeusserungen
gnädigst aufzunehmen und diese letzteren nicht auf das All-
gemeine, sondern auf unsere Universität besonders zu beziehen,
deren gegen andere ähnliche Anstalten ungünstige Verhältnisse
Fälle herbeigeführt haben, welche wie ich glaube Ew. Excellenz
väterlicher Vorsorge besonders würdig sind.
Mit der höchsten Verehrung
aus dem Leben F. Neumann's. 9
Geschichte des mathematischrphysikdlischen Laboratoriums m
Königsberg i. Pr,
Neumann's lebenslanger Herzenswunsch, ein physikalisches
Laboratorium zur Forschung und zum Unterricht zur Verfügung
zu haben, ist ihm leider nicht erfüllt worden. Die- wissen-
schaftliche Tragweite, welche ein solches Laboratorium unter
seiner Leitung gehabt haben würde, ist heute nicht abzusehen.
Die Geschichte des Laboratoriums ist kurz folgende:
Die Nothwendigkeit der Errichtung eines neuen Universi-
tätsgebäudes war schon 1834 allseitig anerkannt. Li einer
Aeusserung des Senats, zu welcher derselbe an der Hand eines
vom Ministerium entworfenen Projectes aufgefordert war, nimmt
die Auseinandersetzung der Bedürfoisse des physikalischen Ca-
binets bereits einen grossen Raum ein, und es wird auf die
Nothwendigkeit hingewiesen, mit dem Cabinet die Wohnung
des Directors zu verbinden. „In der Wissenschaft arbeitet man
nicht wie in einem Geschäft zu bestimmten Stunden, wo man
nach dem Arbeitslokal hingehen kann, man muss darin wohnen.''
Das Ministerium sieht von einer Dienstwohnung zunächst
ab, das giebt dem Senat Veranlassung, sehr ausführlich darauf
zurückzukommen: „Wenn der Staat die Litention hat, dem
wissenschaftlichen Betrieb in dem gedachten Unterrichtszweige
sich fordersam zu zeigen, kann er eine Trennung des Lehrers
von seinem Arbeitszeuge nicht anordnen. Die Gedanken, welche
der Gelehrte reifen lassen soll, sind an keine bestimmte Zeit
gebunden; er kaim sie nicht auf bestimmte Stunden des Tages
fixiren, in welchem er sich nach seinem Arbeitslokale begiebt,
und in anderen sie von sich weisen. Wie ihn seine Gedanken
nie verlassen, und wie es seine Untersuchungen erfordern, Tag
und Nacht muss er seine Hülfsmittel in der Nähe haben."
Die weiteren Verhandlungen ergaben als im Literesse beider
Wissenschaften der Physik und Chemie am zweckmässigsten
ein besonderes Gebäude, das die Sammlungen, Apparate, La-
boratorien und die Amtswohnung beider Directoren umfasste.
Die dem König 1840 in Audienz zu Königsberg überreichte
10 2. Persönliche Eriimerungen
Denkschrift der Universität bittet um die Gewährung eines
Universitätsgebäudes und gleich an zweiter Stelle eines Ge-
bäudes für die physikalischen und chemischen Institute und
Laboratorien nebst Einschluss der Wohnungen der Directoren.
Neumann äussert in der Audienz: „Manches Problem, welches
mir am Herzen lag, habe ich wegen der unzureichenden Lo-
kalität einer gemietheten Privatwohnung aufgeben müssen."
Der König anerkannte nicht nur die Bedürfiiisse für Phy-
sik und Chemie, er ging auch auf Einzelheiten ein und schloss
seine Erwiderung mit den Worten: „Ihre Bedürfiiisse werden
sich vollständig erreichen lassen, ihre Laboratorien müssen mit
Dienstwohnungen versehen sein, wie es Mitscherlich in Berlin
hat; es wird in Königsberg nicht schwer fallen, Lokalitäten
zu ermitteln, welche gegen Erschütterungen hinlänglich ge-
schützt sind/'
Der Grundstein zum neuen Universitätsgebäude wurde 1844
anlässlich der 300 jährigen Jubelfeier der Albertus-Universität
gelegt, ohne dass die Inangrifibiahme der projectirten Bauten
als baldig bevorstehend angesehen werden konnte (das Uni-
versitätsgebäude wurde Anfang der 60er Jahre vollendet). Leider
koimte das solang ersehnte physikalische Laboratorium erst
1884 — 86 (ohne Dienstwohnung) erstehen, als Neumann fast
neunzigjährig nicht mehr in der Lage war, eine Lehrthätigkeit
auszuüben.
Seiner Zeit hatte er keine Mühe und Opfer gescheut, um
seinen Zuhörern ein Studium der Physik zu ermöglichen; er
hatte im Jahre 1847 aus eigenen Mitteln ein einsam gelegenes
Haus auf dem Hintertragheim gekauft und dort ohne Rück-
sicht auf eigene Bequemlichkeit imd auf die Bequemlichkeit
seiner Familie die Haupträume sowie den Garten den Studi-
renden, die damals in grösserer Zahl von auswärts kamen, zur
Disposition gestellt. Ungestört konnten sie hier ihren Studien
obliegen.
„Neumann war bis September 1894 noch sehr frisch, so
dass er sich wissenschaftlich beschäftigen konnte; er war bis
aus dem Leben F. Neumann's. 11
dahin noch so rüstig, dass er täglich Spaziergänge von ein
bis drei Stunden unternehmen konnte, gut hörte und ohne
Brüle las."
„Er verfolgte bis zuletzt alle Wandlungen, die sich auf
politischem Gebiet vollzogen haben und vollzogen, mit grösstem
Interesse und war bis an sein Ende wie früher bereit, sein
Bestes für König und Vaterland hinzugeben. Das Feuer der
begeisterten Ideen der Jahre 1813 — 15 hat sein ganzes Leben
durchglüht.'' [L. N.]
F. Neumann war in erster Ehe mit Louise Florentine
Hagen (geb. 1800 in Königsberg), der zweiten (jüngsten) Tochter
des Medicinalraths Prof. Dr. Carl Gottfried Hagen (eines
Tischgenossen von Kant) verbunden. Die Kinder dieser ersten
Ehe sind:
Carl N., Prof. der Mathematik in Leipzig, geb. 1832;
Ernst N., Prof. der pathologischen Anatomie in Königs-
berg, geb. 1834;
Julius N., Prof. der Nationalökonomie in Tübingen,
geb. 1835.
Louise N., geb. 1837;
Gustav N., f 1876 als Reg.-Baumeister in Posen, geb. 1838.
Florentine Neumann geb. Hagen starb 1888. In
zweiter kinderloser Ehe war Neumann mit Wilhelma Ku-
nigunde Hagen (geb. 1802, gest. 1877), Tochter des Consisto-
rialrath Ludwig Hagen (eines Bruders von Carl Gottfried
Hagen) verbunden.
Die ältere Schwester der ersten Frau mit dem Vornamen
Johanna war seit 1812 mit F. W. Bessel verheirathet. Der
Aesthetiker August Hagen, Professor der Kunstgeschichte in
Königsberg, war ein Bruder der ersten Frau.
Ein Bruder der zweiten Frau war Gotthilf Hagen, der
Erbauer des Pillauer Hafens, gestorben als Geheimer Baurath
und Excellenz in Berlin.
12 2. Persönliche ErinnerungeiL aus dem Leben F. Neumann's.
Amzeichmmgm.
1826, 16. März: Doctor der Philosophie.
1828, 10. März: Ausserordentlicher Prof. (200 Thaler Gehalt).
1829, 17. Mai: Ordentlicher Prof. der Physik und Mineralogie
(500 Thaler Gehalt).
1833: Corresp. Mitglied der Akademie der Wissensch. zu Berlin.
1838: Corresp. Mitglied der Akademie der Wissensch. zu Peters-
burg.
1843: Prorector Magnificus.
1844, zum 300jähr. Universitätsjubiläum: Dr. med. honoris causa.
1854: Rother Adlerorden III mit Schleife.
1856: Corresp. Mitglied der Akademie d. Wissensch. zu Wien.
Ausw. Mitgl. der Societät d. Wissensch. zu Göttingen.
1858: Ausw. Mitgl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin. Ge-
heimer Regierungsrath.
1860: Ehrenmitglied der Akad. d. Wissensch. zu Wien. Stimm-
fähiger Ritter der Friedensciasse des Ordens pour
le merite.
1862: Ausw. Mitglied der Royal Society in London.
1863: Corresp. Mitglied der Akad. der Wissensch. zu Paris.
1864: Rother Adlerorden 11 mit Eichenlaub.
1865: Corresp. Mitglied der Academia dei Lincei zu Rom.
1869: Kronenorden ü.
1872: Ausw. Mitgl. der bayer. Akademie d. Wiss. zu München.
Mitglied d. Bayer. Maximilians-Ordens für Wissensch.
und Kunst.
1873: Corresp. Mitglied der Akad. zu Bologna.
1876, 50jähr. Doctorjubiläum: Stern zum Kronenorden ü.
1886, 60jähr. Doctorjubiläum: Stern zum rothen Adlerorden ü.
1887: Verleihung der Copley Medal der Royal Society.
1888, zum 90. Geburtstag: Kronenorden I mit Stern.
1894, zum 350jähr. Universitätsjubiläum: Wirklicher Geheimer
Rath, Excellenz.
3. Rede bei der von der Universität in der Aula am
23. Juni 1895 veranstalteten Gedäclitnissfeier.
Excellenz! Hochgeehrte Amtsgenossen! Commilitonen!
Hochansehnliche Versammlung!
Die Albertus-Universität hat nicht die Gepflogenheit, das
Andenken ihrer Todten festlich zu begehen, und sie thut Recht
daran. Mag sie so manchen gefeierten Lehrer aus ihrer Mitte
haben scheiden sehen, es geziemt einer Hochschule, die im
Dienste der Erforschung der Wahrheit steht imd daher stets
nur den höchsten Maassstab anzulegen hat, nicht. Feste zu
veranstalten, welche dazu verführen möchten, die Pflicht als
Verdienst zu preisen oder, wo wirklich Verdienste vorliegen,
diese in allzu glänzendem und daher unwahrem Gewände zur
Anschauung zu bringen.
Aber heute macht unsere Albertus-Universität eine Aus-
nahme, heute ist es eine Ehrenpflicht, welche zum Fest ruft,
gilt es doch das Ajidenken eines Fürsten im Reiche der Wissen-
schaft zu feiern, wie das Jahrhundert solche der Menschheit
nur wenige spendet. Heute liegt keine Gefahr vor, der Bered-
samkeit Opfer zu bringen.
Das Gegentheil ist der Fall. Es liegt Gefahr vor, der
Grösse des Gegenstandes nicht gerecht werden zu können. Wie
der geistige Gehalt jeder bedeutenden Persönlichkeit im Auge
der Zeitgenossen eine Spiegelimg imd Brechung erfährt, deren
Mannigfaltigkeit nur ein Zeugniss von dem inneren Reichthum
der Persönlichkeit ablegt, so wird auch meine Würdigung der
Verdienste von Franz Neumann nicht allen Anforderungen
genügen köimen. Ich werde ohnehin als Physiker um Ihre Nach-
14 3. Bede bei der von der Universität in der Aula
sieht zu bitten haben, greifen doch Neumann's Forschungen
abgesehen von der theoretischen Physik tief in die Gebiete der
geometrischen Krystallographie^) und reinen Mathematik hinein.
Der Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Forschung Neu-
mann's, grundlegend für seine ganze Entwicklung, ist ein
krystallographischer. Die geometrische Erforschung der Krystall-
verhältnisse stand am Anfang dieses Jahrhunderts im Vorder-
grund des mineralogischen Interesses. An sie knüpfte Neu-
mann in seinen Beiträgen zur Krystallonomie vom Jahre 1823,
in seiner Doctordissertation: De lege zonarum 1826 und in
seiner grossen Arbeit: Das Krystall-System des Albits imd der
ihm verwandten Gattungen 1830 an. Es würde als Anmassung
erscheinen, wollte ich hier auch nur den Versuch machen,
diese Leistungen im Rahmen der Entwicklung der Wissenschaft
zur Anschauung zu bringen, aber das werde ich sagen dürfen,
dass schon in diesen ersten Arbeiten Neumann's jenes geo-
metrische Anschauungs- Vermögen glänzend hervortritt, welches
ihm später bei der Erfassung und Gestaltung physikalischer
Thatsachen so ausserordentliche Dienste leisten sollte.
Für die nächsten 10 Jahre dürften seine geometrisch
krystallographischen Arbeiten im Besonderen als Ausgangs-
punkt der physikalischen Erforschung der Ejrystalle mit ihrem
elastischen, optischen und thermischen Verhalten anzusehen
sein. Es ist damit zugleich ein charakteristischer Zug in der
Erfassung des Problems der Materie für Neumann und seine
Schule angedeutet: Der Schwerpunkt wird in die Erforschimg
des krystallinischen Verhaltens der Materie gelegt, aus dem
durch Specialisirung auf das Verhalten der isotropen Materie
geschlossen wird.
Im Vordergrund des Interesses stehen die grossen optischen
Arbeiten, mit denen ich zu beginnen habe:
Die Theorie des Lichts hatte durch die Arbeiten von
Thomas Toung, Malus und insbesondere Fresnel am
Anfang dieses Jahrhunderts im Sinne der Wellenvorstellung
am 23. Juni 1895 veranstalteten GedäcMnissfeier. 15
einen glänzenden Aufschwung genommen. Die Transversa-
lität der Wellenbewegung war von Fresnel klar erkannt, es
handelte sich um ihre physikalische Deutung. Transversale
Wellen im Innern eines ausgedehnten Mediums waren bis dahin
nur für feste Körper bekannt, sie waren im Wesentlichen be-
dingt durch die elastischen Eigenschaften fester Körper. So
war es naturgemäss, dass von Fresnel an zunächst allen Vor-
stellungen über die Natur des Lichtes eine elastische Anschauung
zu Grunde gelegt wurde.
Fresnel fand noch keine festgegründete Elasticitätstheorie
vor, an welche er hätte anknüpfen können, so musste er durch
Anschauung und Speculation das zu ersetzen suchen, was durch
eine strengere Theorie zu erlangen ihm nicht beschieden war.
So entwickelte sich bei ihm die unbestimmte Vorstellung von
der verschiedenen Elasticität in verschiedenen Richtungen der
KrystaJle, so die Anschauung, dass das Licht senkrecht zur
Polarisationsebene schwinge, so femer die Meinung, dass in
verschiedenen isotropen Medien die Elasticität des Lichtäthers
die gleiche, die Dichte eine verschiedene sei.
Der Lnpuls, welchen Fresnel der Mechanik damit gegeben
hatte, nahmen Männer vde Navier, Poisson, Cauchy auf,
sie entwickelten imter mehr oder minder speciellen Voraus-
setzungen eine Elasticitätstheorie. Navier und Poisson legten
hierbei die atomistische Anschauung der Materie zu Grunde.
Die damalige Physik bevorzugte die auf atomistischer An-
schauung aufgebauten Theorien, und so schloss sich denn Neu-
mann 1832 der Theorie von Na vier an, um aus den Glei-
chungen der Mechanik die Art der Lichtbewegung abzuleiten.
Neumann erweitert die Navier'schen Betrachtimgen, welche
sich zunächst auf unkrystallinische Medien bezogen, aufKJrystalle
und geht hierbei von der ebenso richtigen wie wesentlichen
Voraussetzung aus, „dass die gegenseitige Wirkung zweier
Theilchen zugleich eine Function der Winkel ist, die die
Richtung der Entfernung mit gewissen in der krystallinischen
Structur gegebenen Linien bildet^^, mit anderen Worten, dass in
einem Krystall die thätigen Kräfte einen polaren Charakter tragen.
16 3. Rede bei der von der Universit&t in der Aula
Die elasticitätstheoretischen Resultate der Neumann'schen
Reclmung kommen übrigens auf dieselben Constanten heraus,
die wenige Jahre später Poisson (vielleicht auch Cauchy?)
auf Grund der Anschauung ableitet, dass die Moleküle in einem
Krystall sich den Symmetrieverhältnissen entsprechend an-
geordnet finden, sonst unterschiedslos nach allen Richtungen in
gleicher Weise wirken.
Es kommt hier nicht in Betracht, dass diese molekular-
theoretischen Methoden im Laufe der Entwicklung der Wissen-
schaft durch andere Methoden verdrängt worden sind, die an
die Namen Cauchy, Green, Lame und Neumann knüpfen,
die man füglich als interpolatorische bezeichnen könnte und
die sich als leistungsfähiger erwiesen haben ^); Thatsache ist,
dass es bereits 1832 Neumann gelang, aus den Gleichungen
der Mechanik die von Fresnel durch Beobachtung festgestellten
Gesetze von der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts in
verschiedenen Richtungen abzuleiten und dass Neumann der
FresneTschen Vorstellung, nach der das Licht senkrecht zur
Polarisationsebene schwingt, die aus der Elasticitätstheorie
folgende Vorstellung entgegenstellen konnte, nach der das Licht
in der Polarisationsebene schwingt.^)
Ich habe hiermit eine Streitfrage berührt, die durch das
ganze Jahrhundert hin- und herwogen sollte; vergeblich wurden
Experimente für und wider in's Feld geführt. Weim heute
die elektromagnetische Anschauung von der Natur des Lichtes
der FresneFschen Vorstellung eine gewisse Grundlage bietet*),
so haben wir nicht zu vergessen, dass damit die Inconse-
quenzen des FresneFschen elastischen Systems in keiner
Weise aufgehoben sind. In der That Neumann war der
consequente und erfolgreiche Systematiker: War die Natur
des Lichtes elastischer Art, dann musste das polarisirte
Licht in der Polarisationsebene schwingen, dann musste
bei isotropen ebenso wie bei anisotropen Medien die Ver-
schiedenheit der Elasticität des Lichtäthers, nicht die der
Dichtigkeit die Mannigfaltigkeit der optischen Phänomene be-
dingen.^)
am 23. Juni 1895 veranstalteten Gedächtnissfeier. 17
Der systematische Vorzug der Neumann'schen Auffassung
äusserte sich auch weiter darin, dass das Problem der Re-
flexion und Brechung des Lichts an der Grenze verschiedener
Medien, welches Fresnel nur für isotrope Medien gegeben
hatte, eine Uebertragung auf krystallinische Medien in der
ungezwungensten Weise zuliess. Ich habe damit schon zu
der grossen Arbeit Neumann's vom Jahre 1835 aus den Ab-
handlungen der Berliner Akademie übergeleitet: „Theoretische
Untersuchungen der Gesetze, nach welchen das Licht an der
Grenze zweier vollkommen durchsichtiger Medien reflectirt und
gebrochen wird^^
Wie es bisweilen in der Geschichte der Naturwissenschaften
vorgekommen ist, dass sich gleichzeitig und unabhängig von
einander zwei Forscher mit demselben Gegenstande beschäftigten,
so sollte Neumann bei der zuletzt erwähnten grossen optischen
Arbeit in dem irischen Forscher Mac CuUagh einen Rivalen
finden. Die Welt pflegt solchen Erscheinungen gegenüber die
Prioritätsfrage aufzuwerfen; wollen wir es thun, so werden wir
die Priorität Neumann zuzusprechen haben. Aber die Er-
fahrung hat bisher immer dem tiefer blickenden wissenschaft-
lichen Zuschauer in solchen Erscheinungen einen Gegenstand
voll des Reizes aufgewiesen. Dasselbe Problem, dasselbe Re-
sultat, — aber wie verschieden behandelt, durchgeführt, auf-
gefasst! Es verliert nicht der eine oder andere Forscher. Beide
gewinnen.
Hand in Hand mit diesen tiefen theoretischen Unter-
suchungen in den dreissiger Jahren — eine theoretische Be-
handlung der Metallreflexion und der totalen Reflexion®) sei
nur nebenbei genannt — gingen Beobachtungen zur empirischen
Prüfung der von Neumann gefundenen theoretischen Gesetze.
Es kann bei dieser Gelegenheit nicht genug hervorgehoben
werden, dass die Neumann'sche Beobachtungskunst sich an
durchaus einfachen Vorrichtungen und Instrumenten entwickelt
hat, eine gewiss beherzigenswerthe Mahnung an die heutige
junge Generation, der dadurch ein wesentliches Moment wissen-
schaftlicher Ausbildung verloren geht, dass sie oft Instrumente
Volkmann, Franz Neumann. 2
18 3. Eede bei der von der Universität in der Aula
in die Hand nimmt, deren Werth sie nicht zu schätzen weiss,
und dass sie oft glaubt den Standpunkt einnehmen zu dürfen,
dass das Beste gerade nur gut genug für sie sei.
Hochansehnliche Versammlung! Weim ich die optischen
Arbeiten Neumann's aus den dreissiger Jahren kurz charakteri-
siren soll, daim stellen sie sich dar als der Ausbau imd die
Vollendung der Fresnerschen Optik; den Höhepunkt der
Neu mann 'sehen Forschung kennzeichnen sie noch nicht, dieser
wird in den Leistungen der vierziger Jahre erreicht.
Zunächst bleibt Neumann noch bei der Optik stehen.
Es handelt sich um die grosse Arbeit aus den Abhandlungen
der Berliner Akademie vom Jahre 1841: „Die Gesetze der
Doppelbrechung des Lichtes in comprimirten oder ungleich
erwärmten unkrystallinischen Körpern '^"^
Die Arbeit ist in jeder Beziehung ein Muster einer mathe-
matisch-physikalischen Darstellung; Experiment und Theorie
durchdringen sich in der Weise, dass sie sich gegenseitig be-
fruchten und anregen. Ein gleichförmig dilatirter oder com-
primirter Körper wird doppelbrechend, verhält sich also optisch
wie ein Krystall. Es ergiebt sich, dass der vorzüglichste Theil
der Doppelbrechung des Lichts durch eine veränderte Anord-
nung der Aethertheilchen hervorgebracht wird, welche dieselbe
Symmetrie wie die festen Theile des Körpers besitzt. Eine sinn-
reiche Combination zweier ganz verschiedener Beobachtungen:
der Lage der Farbencurven, welche ein gekrümmter Glas-
streifen im polarisirten Licht zeigt, und der Verschiebung des
Diffiractionsbildes, wie sie bei zwei gleichen Oeffiiungen eines
Schirmes durch die Krümmung eines Glasstreifens hervor-
gerufen wird, gestatten für Glas die beiden Constanten zu be-
stimmen, von denen alle hier einschlägigen Erscheinungen ab-
hängen. Vor allem folgt das überraschende Resultat, dass das
Licht in einem gleichförmig dilatirten Glaskörper sich lang-
samer, in einem gleichförmig comprimirten Glaskörper sich
schneller bewegt.
am 23. Juni 1895 veranstalteten Gedächtnissfeier. 19
Ein ungleichförmig dilatirter Körper entspricht optisch
einem Aggregat von unendlich vielen, sehr kleinen Kiystall-
individuen, deren Lage sich stetig mit dem Ort ändert. Ein
tordirter Cylinder bietet ein Beispiel für eine ungleichförmige
Dilatation.
Solche ungleichförmigen Dilatationen können nun auch
durch eine ungleiche Temperaturvertheilung im Innern hervor-
gerufen werden. Eine Glaskugel zeigt im polarisirten Licht
während einer Erwärmung Ringe, die gleichen Charakter mit
denen des Bergkrystalls, während einer Abkühlung Ringe,
die gleichen Charakter mit denen des Kalkspaths besitzen.
Analoge Resultate folgen für eine kreisförmige Platte. Das
Problem der Farben, welche eine rechtwinklige Platte im
polarisirten Licht zeigt, wenn sie mit einer ihrer Rand-
flächen auf eine erhitzte Metallplatte gestellt wird, oder selbst
erhitzt mit diesem Rande auf eine kalte Unterlage gestellt
vrird, kann nur theilweise durchgeführt werden, der voll-
ständigen Lösung stellen sich analytische Schwierigkeiten
entgegen.
Die bei ungleicher Temperaturvertheilung auftretenden
Farbenerscheinungen im polarisirten Licht sind vorübergehende,
analoge aber bleibende Farbenerscheinungen entstehen durch
Härtung fester durchsichtiger Körper, wie sie durch rasche
Abkühlung erzielt wird. Auch für ihre Behandlung giebt
Neumann die Principien, die mit dem Vorhergehenden durch
den Satz auf das Engste in Zusammenhang gebracht werden:
Das System von Spannungen und Dilatationen, welches in
einem Körper durch seine Härtung hervorgebracht wird, kann
immer auch durch eine bestimmte Temperaturvertheilung her-
vorgebracht werden.
Die grosse umfangreiche Arbeit, über welche ich soeben
berichtet, enthält auch sonst noch eine Fülle fundamentaler
Behandlungen, auf welche man aus dem optischen Titel der
Arbeit nicht schliessen möchte. Um nur eins hervorzuheben,
sie löst die für die Beobachtungskunst so wichtige Frage nach
der Bestimmung der Fehler, welche beim Winkelmessen aus
2*
20 3. Bede bei der von der Universität in der Aula
der ungleichen Erwärmung des zum Messen dienenden Kreises
entstehen, sowohl für den Fall, dass der Kreis frei wie für
den, dass er von Speichen getragen wird. Hiebei sind nicht
blos die Ausdehnungen jedes Theiles des Kreises der Tem-
peratur proportional zu setzen, sondern auch die Modificationen
zu berücksichtigen, welche aus dem Zusammenhang mit den
umgebenden Theilen entstehen.
Mit der grossen Arbeit vom Jahre 1841 verlässt Neu-
mann im Wesentlichen das Gebiet der Optik, welches ihn
10 Jahre hindurch so intensiv in Anspruch genommen. Er
wendet sich dem Gebiet zu, welches man heute imter der Be-
zeichnung Elektrodynamik zusanmienzufassen pflegt. Es handelt
sich um die beiden grossen Arbeiten aus den Abhandlungen
der Berliner Akademie von den Jahren 1845 und 1847: „Die
mathematischen Gesetze der inducirten elektrischen Ströme" und
„Uebef ein allgemeines Princip der mathematischen Theorie in-
ducirter elektrischer Ströme".
Die inducirten Ströme, welche heute die gesammte Elektro-
technik beherrschen, waren in den dreissiger Jahren von Fara-
day entdeckt. Es kam darauf an, dem zu Grunde liegenden
Naturgesetz einen mathematischen Ausdruck zu geben; diese
Aufgabe hat Neu mann gelöst. Wie das Newton'sche Gra-
vitationsgesetz, welches das Universum beherrscht, auf die
Elementarwirkung zurückgeht, so hatte auch die durch Ampere
inaugurirte Elektrodynamik geglaubt, auf die Wirkimg von
Stromelementen zurückgehen zu müssen. Dieser Auffassung
sehen wir auch Neumann sich anschliessen.
Er beginnt mit der Aufstellung eines Elementargesetzes
der inducirten elektrischen Ströme und leitet durch Summation
über die vorhandenen Elemente daraus eine B/cihe Ausdrücke
her, welche geeignet erscheinen, die theoretische Grundlage
experimentell zu stützen. Die Grundsätze, nach denen die
elektrodynamische Induction vor sich geht, werden ebenso
entwickelt wie die für die elektromagnetische Induction. Im
am 23. Juni 1895 yeranstalteten Gedächtnissfeier. 21
Besonderen giebt er eine Theorie der unipolaren Induction,
welche durch die Arbeiten von W. Weber damals ein sehr
grosses Interesse erregte, eine Theorie des Erdinductors und
einer elektromagnetischen Rotations -Maschine.
Die erste Arbeit hatte die Fälle von linearer Induction
behandelt, in welchen nur die Lage der Stromleiter, nicht ihre
Form eine Aenderung erfährt. Die zweite Arbeit erweitert die
Betrachtung auf Fälle, in denen sich auch die Form der Leiter
ändert, in denen z. B. auch die Leiter mit Gleitstellen behaftet
sind. Es ergiebt sich das bedeutsame Resultat, dass, im Falle
nur geschlossene Strombahnen in Betracht kommen, es erheb-
lich einfacher ist, nicht mehr an das Elementargesetz an-
zuknüpfen, sondern an das von Neu mann aufgestellte Integral-
gesetz: „das Princip der inducirten Ströme".
Die Entwickelung, welche neuerdings die Elektrodynamik
genommen hat, legt bekanntlich die Auffassung nahe, dass
in der Natur überhaupt nur geschlossene Strombahnen vor-
kommen, dass die Zerlegung eines geschlossenen Stromes in
Strom-Elemente nichts weiter als eine mathematische Operation
sei, die nur dazu verführen könne, von einer physikalischen
Erfassung der elektrodynamischen Naturgesetze zu entfernen,
dass physikalisch betrachtet ein Stromelement keine Bedeu-
tung habe.
Weim diese Anschauung auch Neumann durchaus fremd
ist, wenn im Gegentheil Neumann die Vorstellung der Ele-
mentarwirkungen von Stromelementen und die Nothwendig-
keit, dieselbe zu ermitteln, niemals aufgegeben, sondern dauernd
festgehalten hat;^) die Einfachheit des Princips der inducirten
Ströme für geschlossene Bahnen dürfte einen nicht geringen
Antheil gehabt haben, jene moderne Auffassung nahezulegen®)
und vielleicht auch vorzubereiten.
Welche Stellung man aber auch diesen Fragen gegenüber
einnehmen mag, die Behandlung der Wirkung geschlossener
Ströme auf Grund des Neumann'schen Princips weist der Be-
handlung der Wirkung von Stromelementen gegenüber eine for-
male Ueberlegenheit thatsächlich auf, und diese entdeckt zu haben
22 3. Rede bei der von der Universität in der Aula
wird immer zu den grössten Verdiensten der Neumann'schen
Forschung zählen.
So sehen wir denn auch dem Ausdruck für das Neu-
mann'sche elektrodynamische Potential zweier geschlossener
Ströme aufeinander in dem Anhang zur zweiten Arbeit eine
besonders ausführliche Behandlung zu Theil werden. Es wird
gezeigt, wie eine einfache Differentiation des Ausdrucks nicht
nur zu den ponderomotorischen Kraftcomponenten, sondern
auch zu den ponderomotorischen Drehungsmomenten führt.
Dieses Potential ist es, welches gestattet, dem Princip der in-
ducirten Ströme einen so einfachen Ausdruck zu geben.
Die formale Ueberlegenheit des Neumann'schen Princips
sollte sich schon in den vierziger Jahren zeigen. W. Weber
hatte das nach ihm benannte elektrodynamische Grundgesetz
aufgestellt, welches alle elektrischen Gesetze, also auch das der
Induction, in einem Ausdruck zusammenfassen sollte. Ein von
Neumann angestelltes Experiment schien nicht sogleich zu
einer Uebereinstimmung mit Web er 's Theorie zu führen. Es
bedurfte erst einiger Ueberlegungen in der Anwendung des
Weber'schen Gesetzes die Uebereinstimmung herbeizuführen.
Neumann 's Princip ergab in der einfachsten Weise unmittel-
bar das richtige Resultat.
Das allgemeine Princip der inducirten Ströme und das
Potentialgesetz der ponderomotorischen Wirkungen gehören zu
den „grossartigsten und wichtigsten Schöpfungen im ganzen
Gebiet der mathematischen Physik". Welche Wandlungen auch
die Elektrodynamik seit fünfzig Jahren durchgemacht hat und
noch durchmachen wird, diese beiden Neumann 'sehen Gesetze
haben sich bewährt und werden sich weiter bewähren als zwei
unerschütterliche Pfeiler, ohne welche das Gebäude der Elektro-
dynamik undenkbar erscheint.
Hochansehnliche Versammlung! Ich habe geglaubt, die-
jenigen Leistungen Neumann 's, in die er seine grösste Kraft
gelegt, und die schon aus diesem Grunde als Höhepunkt seines
am 23. Juni 1895 veranstalteten Gedächtnissfeier. 23
Schaffens anzusehen sein werden, an die Spitze stellen zu müssen.
Unbehelligt vom Streit der Theorieen stehen sie in ihrer Grösse
da und werden ihre Stelle behalten, möchten unsere An-
schauungen auch in manchen Punkten eine Aenderung erfahren
haben oder noch erfahren. Nur Unreife oder Unkeimtniss oder
Unverstand kann sich die Vorstellung bilden, als ob neuere
und vielleicht auch richtige Theorieen ihren Werth in irgend
etwas berühren. Dass die Wissenschaft lebendig und nicht
todt ist, dass sie in beständiger Entwicklung und Erweiterung
begriflfen ist, möchten diejenigen am meisten übersehen, auf
welche immer gerade nur das Neue den grössten Eindruck zu
machen pflegt. Ich glaube nun verstanden zu werden, weim
ich sage, Neumann's Leistungen sind nicht blos im Rahmen
der Entwickelung der Wissenschaft, sondern darüber hinaus
Werke ersten Ranges!
Ich komme zu einer Reihe andersartiger Leistungen, deren
Darstellung Neumann entweder selbst nur im Umriss skizzirt
oder seinen Schülern zur Darstellung überlassen hat, an jeder
erkennt man den Meister. Schon im Jahre 1831 bestimmt er
mit einem eigens construirten Instrument — dem sogenannten
Neumann'schen Hahn — die specifische Wärme einer Reihe
chemisch ähnlich zusammengesetzter Mineralien und erweitert
ein von -Du long und Petit für chemische Elemente auf-
gedecktes Gesetz auf zusammengesetzte StoflFe. Das Product
aus dem chemischen Aequivalentgewicht in die specifische
Wärme hat danach für einzelne Klassen denselben numerischen
Werth. 1834 erweitert er diese Beobachtungen, aber erst
30 Jahre später finden sie durch einen seiner Schüler ihre
Veröffentlichung.
Schon 1832 ist Neumann im Besitz der Kenntniss der
Gesetze, nach denen die Winkeländerungen der Krystalle bei
einseitigem und allseitigem Druck vor sich gehen — ein Zeichen,
wie früh er in die Tiefen der elasticitätstheoretischen Forschung
eingedrungen. Noch in den siebziger Jahren beschäftigt ihn
24 3. Bede bei der von der Universität in der Aula
diese, und die Anregung zur experimentellen Untersuchung
der Elasticitätsverhältnisse der Krystalle nimmt festere Ge-
stalt an. 10)
1862 werden von Neumann in den Annales de chimie
et de physique Methoden und Beobachtungen besprochen, welche
die Bestimmung der Wärmeleitungsfähigkeit fester Körper für
schlechte und gute Wärmeleiter zum Gegenstand haben. Es
sind Methoden, welche alle anderen bis dahin ersonnenen an
Genauigkeit, Einfachheit und Eleganz übertreJßfen. Für schlecht
leitende Substanzen bieten dabei Kugel und Würfel, für gut
leitende Substanzen Ring und Stab die geeigneten geometri-
schen Formen, an denen die Methode einsetzt.
Aus der Capillaritätstheorie rührt von Neumann der Satz
her, nach dem die Winkel, unter denen im Zustand des Gleich-
gewichts drei Flüssigkeiten längs einer Kante zusammenstossen,
vollständig durch ihre Capillaritäts-Constanten ihre Bestimmung
finden. ^^)
Für den Poisseuille 'sehen Satz aus der Theorie der
inneren Reibung hat Neu mann eine strenge Ableitung ge-
geben, i^)
Ein besonderes Resultat seiner elektrodynamischen For-
schungen war die Construction einer Reihe von Messinstru-
menten. Das Dijßferentialgalvanometer, welches heute so vielfach
Verwendung findet, rührt von Neumann her; den Web er 'sehen
Erdinductor erweitert Neumann zum Dijßferential-Erdinductor
imd bestimmt mit ihm in einfachster Weise die magnetische
Inclination. Das Rheometer zur Messung von starken Strömen
in absolutem Maass ist von Neumann ersonnen. Neumann
hat zuerst die Aufgabe gelöst, durch Kreisströme ein constantes
magnetisches Feld herzustellen, und diese Lösung hat ihn zu
einer Verbesserung der Construction der Tangentenboussole
geführt.
In weiteren Kreisen bekannt ist die von ihm und Bessel
herrührende Methode der Thermometer -Calibrirung.
Endlich habe ich noch der mehr mathematischen Arbeiten
zu gedenken, welche die Theorie der Kugelfunctionen betreflfen,
am 23. Juni 1895 veranstalteten Gedächtnissfeier. 25
aus den Jahren 1838, 1847 und 1878. Noch achtzigjährig
giebt Neu mann ein Werk „Beiträge zur Theorie der Kugel-
functionen^' heraus.
Hochansehnliche Versammlung! Indem ich den Versuch
mache, hier aus der Fülle der Leistungen, welche Neumann
zu einem grossen Theil nicht zum Gegenstand üblicher Publi-
cationen gemacht hat, auch nur das Wesentliche hervorzuheben,
stellt sich mir eine unmögliche Aufgabe entgegen.
Der Reichthimi und die Fülle der Neu mann 'sehen Ideen
war eine so grosse, dass er glaubte, darauf verzichten zu können,
sich Prioritäten auf die Weise zu wahren, auf welche andere
Sterbliche das grösste Gewicht gelegt hätten. ^^) Um so mehr
schöpfte er in seinen Vorlesungen und Seminaren aus jener
unermesslichen Quelle, ohne dass er es seinen Schülern zum
Bewusstsein kommen liess, dass es sich beständig um ureigenste
Ideen handelte. Aber er konnte so seinen Vorlesungen imd
Seminaren eine Frische, Anschaulichkeit und Lebendigkeit auf-
prägen, welche ihre Wirkung auf den Zuhörer nicht verfehlten.
Es war ihm auf diese Weise möglich, in dem Königsberger
Seminar Forscher heranzubilden und Erfolge zu erzielen, die in
den Kirchhoff'schen Sätzen über Stromverzweigung ihren
bekanntesten und schönsten Ausdruck gefunden haben.^*)
Die Vorlesungen, wie sie von einer Reihe seiner Schüler
herausgegeben sind und noch weiter herausgegeben werden,
können nur in geringem Grade die Wirkung wiederspiegeln,
die sie auf die zeitigen Zuhörer ausübten, fehlt ihnen doch
schon das so schlicht, einfach und klar gesprochene Wort; ist
es doch beim besten Willen nicht zu vermeiden, eigene An-
schauungen und Auffassungen hineinzubringen, die nicht immer
der Darstellung zum Vortheil gereichen möchten. Wenn es
mir gestattet ist, einem Wunsche Ausdruck zu geben, wäre es
der, dass durch Herausgabe einer Sammlung der von Neumann
in den Seminaren gestellten Aufgaben und der von dem Meister
gegebenen Lösungen der Nachwelt eine lebendige Anschauung
26 3. Rede bei der von der Universität in der Aula
davon erhalten bliebe, wie Neumann lehrte, wirkte, zum
Forscher erzog. Jede solche gestellte Aufgabe und ihre Lösung
war ein in sich abgeschlossenes Kunstwerk.
Hochansehnliche Versammlung! Die intensive Verstandes-
arbeit, wie sie nun einmal eine der Grundbedingungen für
akademisches Lehren und Lernen ist und sein muss, knüpft an
Voraussetzungen an. Solche Voraussetzungen sind ebenso in
der Natur der Sache begründet, mit der die Forschung zu
thun hat, in der Natur des menschlichen Geistes, welcher die
Forschung anstellt, wie in der Lidividualität des Forschers und
seiner Lebensverhältnisse.
Wenn eine Wissenschaft in diesem Jahrhundert in hervor-
ragender Weise dazu beitragen durfte, die Forschung mit auf
das Studium der Voraussetzungen zu verlegen, war es die
Naturwissenschaft in ihren grundlegenden Disciplinen. Die
Geschichte der physikalischen Disciplin weist im Besonderen
das interessante psychologische Moment auf, dass die leiten-
den Führer sich unter verhältnissmässig schweren Bedingungen
zum Forscher zu entwickeln hatten. Das trijßft auch für Neu-
mann zu. Neumann's Jugend war keine leichte, aber an
den Hindernissen, die seiner Ausbildung entgegenstanden, ent-
wickelte er als Jüngling die Kraft, die er als Mann bedurfte,
die Schwierigkeiten der Forschung zu überwinden.
Darin liegt das sittlich erhebende Moment, dessen eine
akademische Gedächtnissfeier nicht wohl entbehren darf, dass
es sich nicht blos darum handeln kann, dem Cultus des Genius
ein Opfer zu bringen, sondern dass mit auf die Bedingungen
hinzuweisen ist, unter denen sich nicht nur intellectuelle,
sondern auch sittliche Grössen entwickeln. Es wird um so
nöthiger sein, diesem Gedanken in einer Zeit Ausdruck zu
geben, welche sich auf ihren Litellect soviel zu gute hält,
dass sie glaubt der Voraussetzungen entbehren zu können, an
welche die Erkenntniss der Natur ebenso wie die der Geschichte
gebunden ist.
am 23. Juni 1895 Yeranstalteten Gedächtnissfeier, 27
Die inneren Bedingungen zur Entfaltung eines Genius zu
gestalten, hat Niemand einen Einfluss, hier handelt es sich
um göttUche Gnadengaben. In diesen inneren Bedingungen
pflegt bei wissenschaftlichen Grössen eine sehr grosse Ver-
schiedenheit obzuwalten, die sich innerhalb der denkbar grössten
Extreme bewegt. Diese inneren Bedingungen sind auf das
Innigste an Bedürfiiisse des Gemüths gebunden, die sich um
so seltener zu äussern berufen fiihlen, je tiefer, je heiliger sie
sind. Neumann's Natur war eine derartig tief angelegte.
Soweit sie sich äusserte, fand sein Gemüth das Gleichgewicht
und damit die Kräftigung zur harten Yerstandesarbeit in der
Liebe und Treue für Vaterland und König, für welche er als
Jüngling Blut und Leben zu opfern bereit war, for welche er
als Mann in den Zeiten der Unruhe mit dem ganzen Gewicht
seiner Persönlichkeit eingetreten ist.^) Auch seiue protestan-
tische Gesinnung wird hier zu erwähnen sein, die in seiner
Theilnahme an der Gründung des Gustav-Adolf- Vereins vor
50 Jahren seinen Ausdruck fand, dessen erstem Vorstand er
angehörte.
Die äusseren Bedingungen, unter denen wissenschaftliche
Arbeit, wissenschaftliches Forschen und Lehren zu Stande
kommt, sind veränderlich, sie waren vor fun£dg Jahren
wesentlich andere als heute. Die Schwierigkeit und Lang-
samkeit des Verkehrs legte dem Pulsschlag des wissenschaft-
lichen Lebens Schranken auf, die mehr als heute zur Ver-
tiefung wissenschaftlicher Problemstellung und innerer Samm-
lung auffordern mussten. So gediehen jene grossen Arbeiten
Neumann's, von denen ich berichtet, und erhielten einen Um-
fang, wie er seither in der einschlägigen physikalischen Lite-
ratur auch nicht annähernd wieder erreicht worden ist. Wo
kommt es heute noch vor, dass ein Forscher Arbeiten Jahre
lang liegen lässt, um ihnen die Reife angedeihen zu lassen,
die der Wissenschaft so wohl ansteht; wo kommt es vor, dass
ein Gelehrter sich darauf beschränkt, in Vorlesungen seine
Ideen zu veröffentlichen, dass ein Gelehrter Vorlesungen und
Seminaren überhaupt die Kraft zuwendet, die ein Neumann
28 3. Rede bei der von der Universität in der Aula u. s. w.
ihnen zuwandte — heute, wo dem Wandertriebe des akademischen
Lehrers ohnehin noch ein gewisser Vorschub geleistet erscheint.
Die äusseren Bedingungen wissenschaftlichen Lebens und
Forschens haben sich so zum Theil von selbst anders gestaltet,
zum Theil sind sie anders gestaltet worden. Der historisch über-
kommenen Decentralisation der Wissenschaft, welche der glück-
lichste Ausdruck der sonst so unglücklichen deutschen Klein-
staaterei war, ist eine Art Centralisation in der Universität der
Hauptstadt gefolgt, welche bei ihrer Gründung jedenfalls nicht
beabsichtigt war. Es sind nicht ausschliesslich wissenschaftliche
Gründe, welche die Massen der Studirenden nach der Hauptstadt
treibt. Fordert die Hauptstadt schon von vorneherein nicht zu
der inneren Sammlung auf, unter der wissenschaftliches Leben
gedeiht, so schliesst sie mit ihren mannigfachen zerstreuenden
Anforderungen eine persönliche Einwirkung des Lehrers aus
oder macht solche bei den Massen ungleichwerthiger Schüler
fast zur Unmöglichkeit.
Die Geschichte unserer in der äussersten Ostmark Deutsch-
lands gelegenen Albertus-Universität entwirft ein anderes — mir
scheint — viel reizvolleres Bild. Wir sehen über die erste Hälfte
des Jahrhunderts hinaus trotz der Schranken des Verkehrs, trotz
der Abgelegenheit unserer Hochschule wissbegierige Jünglinge
aus allen Theilen Deutschlands, aus der Schweiz, aus Russland
ihren Wanderstab hierher lenken und sich mit den Jünglingen
der Provinz zu den Füssen gefeierter Lehrer setzen. Ihre Schaar
ist nicht gross, aber desto erlesener, desto gleichwerthiger; das
hebt das Niveau der Vorlesung und des Unterrichts. Das giebt
dem Lehrer einen fesselnden Wirkungskreis, die verlockendsten
Anerbietungen nach auswärts machen keinen Eindruck und
werden abgeschlagen.
Welcher Werth und welcher Segen hat nicht nur für unsere
Albertus -Universität, sondern für die Wissenschaft überhaupt
darin gelegen, dass die Männer, welche den Ruhm unserer Hoch-
schule begründet, hier blieben, wo sie sich ihren Wirkimgs-
kreis geschaflFen, welchen Werth haben sie selbst darauf gelegt:
Kant, Bessel, Neumann!
4. Historisclie und wissenschaftliche Bemerkungen
zur Anlarede.
Die nachfolgenden Bemerkungen sind zwar als Noten zu der Aularede (3)
gedruckt, hängen aber zu einem grossen Theile doch nur lose mit dem
Text zusammen und dürften für sich ein gesondertes Interesse beanspruchen.
1) Es mögen hier die Worte aufgeführt werden, mit
denen der Mineraloge Weiss in den Abhandlungen der Berliner
Akademie vom Jahre 1834 im Anschluss an Neumann's Arbeit:
„Die thermischen, optischen und krystallographischen Axen des
Kjystallsystems des Gypses^' (1833 Pogg. Ann. 27) seine Arbeit
über das Gypssystem beginnt:
„Die Originalität und Gediegenheit, welche jeder der bis-
herigen literarischen Leistungen des Herrn Neu mann ihren
Stempel aufgedrückt, und sie, nur in innigem Zusammenhang
unter sich, in der übrigen krystallographischen Literatur bei-
nahe einsam dastehend gemacht hat, giebt auch dieser Abhand-
lung durchweg das Gepräge einer bis jetzt ausschliesslich diesem
Kjystallonomen eigenen Höhe des theoretischen Standpunkts
und der ganzen Behandlung.^'
Th. Liebisch äussert sich in dem Werk „Die deutschen
Universitäten", Berlin 1893, H S. 56:
„Besonders reich an Ergebnissen auf dem Gebiet der geo-
metrischen Krystallographie war das dritte Jahrzehnt dieses
Jahrhunderts. F. E. Neumann begann seine ruhmvolle wissen-
schaftliche Laufbahn mit der Entwickelung graphischer Metho-
den zur Darstellung des Zonenzusammenhanges der Flächen
eines Krystallformencomplexes (1823). Noch heut sind die
Linearprojection des Flächenbündels und die stereographische
Projection der Polfigur eines Krystallpolyeders unentbehrliche
30 4. Historische und wissenschaftliche Bemerkungen
Hülfsmittel, jene für die Entwerfung perspectivischer Krystall-
zeichnungen, diese für die Krystallberechnung und die über-
sichtliche Darstellung der Symmetrieeigenschaften. Nachdem
Neu mann den Zusammenhang zwischen dem Gesetz der Zonen
und dem Gesetze der rationalen Indices dargelegt und eine
Reihe mineralogischer Studien ausgeführt hatte, wandte er sich
mit herrlichen Erfolgen zur Untersuchung der physikalischen
Eigenschaften der Krystalle und zu den Beziehungen zwischen
diesen Eigenschaften und der Krystallform."
S. 58 ebenda:
„In das vierte Jahrzehnt fallen die Arbeiten von F. E. Neu-
mann, welche die physikalische Krystallographie auf eine höhere
Stufe gehoben haben. Im Jahre 1823 hatte E. Mitscherlich
entdeckt, dass die durch Temperaturveränderungen hervor-
gerufenen Volumenänderungen des Kalkspaths von Gestalts-
änderungen begleitet sind; Neumann formulirte das allgemeine
Gesetz für die theoretische Ausdehnung der Krystalle und gab
eine Methode zur Ermittelung der thermischen Axen in mono-
klinen Krystallen (1833) .... Er entwickelte die Grundlage
für eine allgemein gültige Theorie der überaus mannigfachen
Interferenzerscheinungen, welche planparallele Platten doppelt-
brechender Krystalle im convergenten polarisirten Lichte dar-
bieten; insbesondere ergab sich hieraus die bis dahin zweifel-
hafte Bedeutung der optischen Axen zweiaxiger Ejrystalle
(1834). — Seine Beobachtungen über die Dispersion der opti-
schen Symmetrieaxen in monoklinen Krystallen führten ihn zu
einer praktisch ungemein wichtigen physikalischen Charakteristik
dieser Körper (1835) .... Schon in seiner ersten Arbeit über
die Elasticität der Krystalle entwickelte er die Gleichung für
die Oberfläche der Dehnungscoefficienten, die am geeignetsten
erscheint, die unterschiede in dem elastischen Verhalten kry-
staUisirter Körper von verschiedenen Symmetrieeigenschaften
zu veranschaulichen (1834). Zur Bestimmung dieser Oberfläche
schlug er die Methode der Biegung dünner prismatischer Stäb-
chen vor, die später auf seine Veranlassung von G. Baumgarten
und W. Voigt erfolgreich angewendet wurde."
zur Aularede. 31
2) Dieser Nachweis ist vom Jahre 1884 an durch W. Voigt
in seinen experimentellen Arbeiten über die Elasticität der Kry-
stalle geführt. Es wird dadurch dem Green'schen Ausdruck
zur Ableitung der Fr esnel -Neumann 'sehen Gesetze der Licht-
bewegung in Ejrystallen ein gewisses üebergewicht verliehen.
Aus dem Green 'sehen Ausdruck folgt eine strenge Transversa-
lität der Lichtwellen in Krystallen, während sich aus der Ab-
leitung von Neumann die elastischen Lichtwellen in Krystallen
nur als sehr nahe transversal ergeben.
1887 ist dann von W. Voigt der Versuch gemacht worden,
die molekulartheoretischen Theorieen durch Ausarbeitung der
Anschauung, dass die mit polaren Kräften ausgestatteten Mole-
küle auch Drehungsmomente aufeinander ausüben, wieder auf
gleiche Stufe mit den interpolatorischen Theorieen zu erheben.
3) Da es mir darauf ankam, die Entwickelung der Wissen-
schaft, wie sie durch Neumann inaugurirt ist, zur Anschauung
zu bringen, so habe ich gerade diesen Theil der Neumann'schen
Optik in meiner Rede gestreift. Wäre es mir auf eine genaue
historische Berichterstattung angekommen, so hätte noch die
den älteren theoretischen Arbeiten charakteristische räthsel-
hafte longitudinale Welle Erwähnung verdient.
4) Dem gewöhnlichen Einwände gegen die elastische Licht-
theorie, dass sich der Aether trotz seiner geringen Dichte wie
ein fester Körper verhalten soll, ist schon von Neumann 1832
Pogg. Ann. 25, S. 421 begegnet:
„Feste Körper unterscheiden sich von flüssigen und gas-
förmigen Medien in Hinsicht der inneren Beweglichkeit und
Verschiebbarkeit ihrer Theilchen erst dann, wenn die Bewegung
oder Verschiebung ihrer Theilchen so gross ist, dass eine neue
Gleichgewichtslage eintritt; so lange die Verschiebungen kleiner
sind als die Sphäre des stabilen Gleichgewichts, fällt der Unter-
schied zwischen Festem, Flüssigem und Gasförmigem weg. Für
diese Arten von Bewegungen gelten also dieselben Gleichungen,
welches auch der Cohäsionszustand des Mediums ist. Es ist
mehr als wahrscheinlich, dass zu dieser Art innerer Bewegungen
diejenigen gerechnet werden müssen, worin nach der ündulations-
^
32 4. Historische und wissenschaftliche Bemerkungen
theorie das Licht besteht. Für die Lichtimdulation ist dem-
nach ein Unterschied der Cohäsionszustände nicht vorhanden,
wie dies z. B. für die Schallschwingungen der Fall ist, sondern
es gelten für jene ündulationen nur die Gleichungen, welche
sich auf die innere vibrirende Bewegung eines festen Mediums
beziehen, da diejenigen für vibrirende Bewegungen in flüssigen
Medien, die hydrodynamischen Gleichungen, wesentlich die Ver-
rückung der vibrirenden Theilchen grösser als die Sphäre des
stabilen Gleichgewichts voraussetzen."
Später ist dieser Gedanke von G. Kirchhoff von Neuem
angedeutet worden; man vergl. seine Heidelberger Rectorats-
rede 1865 S. 11 und seine Vorlesungen über Optik S. 4.
5) In dem ursprünglichen Entwurf meiner Rede hatte ich
den Gedanken zum Ausdruck gebracht, dass die Annahme von
der Incompressibilität des Aethers, welche ja gewisse Vorzüge
bietet, ohnehin einer verschiedenen Dichte desselben keinen
Raum lässt. Dazu hatte Herr Prof C. Neu mann bemerkt:
„Mein Vater hatte durchaus nicht die Ansicht, dass der
Aether incompressibel d. h. der Bedingung ö — h ^ — f" ^ ""^ ^
unterworfen sei, wenigstens damals (1832) nicht."
„Später ist im Jahre 1858 eine derartige Hypothese von
mir gemacht, auf welche mein Vater auch versuchsweise eia-
gegangen ist, und die er (wenn ich nicht irre) gelegentlich
dann auch in seiuen Vorlesungen verfolgt hat. Im Allgemeinen
aber hat sich diese Hypothese wohl nicht besonders bewährt
(wenn ich sie meinerseits auch einstweilen noch nicht ganz
fallen lassen möchte). Jedenfalls aber würde dieser BegriflF
nicht IQ jene Zeit (1832—1835) hineingehören. Hätte mein
Vater damals diesen BegriflF gehabt und in seiner Theorie be-
nutzt, so würde seine Theorie wesentlich anders gestaltet ge-
wesen sein. Es würde dann jene dritte (longitudinale) Welle
in seiner Theorie gar nicht aufgetreten sein " [C. N.]
6) In der grossen Arbeit vom Jahre 1835 handelt es sich
vornehmlich um partielle Reflexion und Brechung; in Fragen
der totalen Reflexion sehen wir darin Neumann zunächst noch
zur Aularede. 33
ganz den Fussstapfen Fresners folgen mit jener so kühnen
Interpretation des Imaginären, von der Fresnel wohl nie
gesprochen hätte, wäre sie nicht durch üebereinstimmung mit
der Erfahrung gekrönt worden. 1837 bringt Neumann auch
diesen Theil der Fresnerschen Optik zum befriedigenden Ab-
schluss. Er zeigt, dass die Dijßferentialgleichungen der Licht-
bewegung im Falle der totalen Reflexion eine gebrochene Welle
in Ansatz zu bringen gestatten; diese gebrochene Welle ver-
schwindet aber -vermöge des Exponentialfactors, mit dem der
analytische Ausdruck behaftet erscheint, schon in sehr geringer
Tiefe. Die Ausdrücke für die reflectirte Welle bleiben reeU
und führen zu den durch Beobachtung erhärteten Ausdrücken,
welche Fresnel durch Interpretation des Imaginären gewonnen.
7) Der Gedankengang, der Neumann zu dieser Arbeit
leitete, mag folgender gewesen sein: Wenn das Licht eine
Erscheinung ist, für deren Existenzbedingung wir ein beson-
deres elastisches Medium, den Lichtäther anzunehmen haben,
dann wird das Studium der Natur dieses Lichtäthers von
Interesse sein; es wird zu untersuchen sein, wie elastische Zu-
stände der ponderablen Materie, hervorgerufen durch äussere
mechanische oder thermische Einwirkungen den Lichtäther be-
einflussen und damit zu optischen Erscheinungen Veranlassung
geben.
8) Herr Prof. C. Neumann theilte mir brieflich mit, dass
Neumann stets der Ansicht geblieben ist, dass das Elementar-
gesetz der ponderomotorischen Wirkungen seinen wahren Aus-
druck im Ampere'schen Gesetz finde. Ueber F. Neumann's
Entdeckung der beiden Integralgesetze äussert er sich:
„Es war ihm vergönnt, in diesen weiten Regionen zu einem
Gesetz von ähnlicher Universalität zu gelangen, wie sie etwa
das berühmte Princip der lebendigen Kraft besitzt, nämlich
zu seinem ^allgemeinen Princip der inducirten Ströme'. Und
hiemit Haud in Hand glückte es ihm, noch ein zweites, nicht
minder wichtiges Gesetz zu entdecken, nämlich das die pondero-
motorischen Wirkungen der elektrischen Kräfte beherrschende
Gesetz des Potentials."
Volk mann, Franz Neumann. 3
34 4. Historische und wissenschaftliche Bemerkungen
„Mit besonderer Freude begrüsste dabei Neumann die
gleichzeitigen Untersuchungen seines Freundes Wilhelm We b e r
und hoffte in diesen den Weg zu erblicken, der uns hinüber-
führen könnte *über die Kluft zwischen unseren Kenntnissen
der elektrostatischen und der elektrodynamischen Wirkungen*.
Zugleich geht aus Neumann's sorgfältiger Untersuchung des
Web er 'sehen Gesetzes und namentlich aus seinen Betrachtungen
über die mit Gleitstellen behafteten Ströme deutlich hervor,
welches Gewicht er der Auffindung der eigentlichen Elementar-
gesetze beilegte. Noch deutlicher würde solches zu Tage ge-
treten sein, wenn er seine Forschungen über die Induction in
körperlichen Leitern veröffentlicht hätte — was leider nicht
geschehen ist. Allerdings hat Neu mann diesen Gegenstand
hin und wieder in seinen Vorlesungen behandelt, aber in Vor-
lesungen, die ebenfaUs noch der Veröffentlichung harren.^
„Neumann hat sein Potentialgesetz und ebenso auch sein
allgemeines Princip der inducirten Ströme immer nur als In-
tegralgesetze betrachtet, nur als gültig für geschlossene Ströme,
nicht aber als anwendbar auf einzelne Stromelemente. Dabei
war er indessen überzeugt von der Nothwendigkeit der näheren
Erforschung der eigentlichen Elementargesetze. Denn nach
seiner Ansicht sind jene Integralgesetze für sich allein zur
völligen Erfassung der elektrischen Erscheinungen ebenso un-
zureichend, wie etwa das Princip der lebendigen Kraft, für
sich allein genommen, unzureichend sein würde zur Erklänmg
der himmlischen Bewegungen."
„Wir werden sicherlich in Neumann's Sinn handeln, wenn
wir seine berühmten Gesetze in derjenigen Einschränkung be-
lassen, in welcher er dieselben verstanden wissen wollte. Aber
trotz dieser Einschränkung oder (ich möchte vielmehr sagen)
gerade in Folge dieser Einschränkung gehören jene beiden
Neumann'schen Gesetze zu den grossartigsten und erhabensten
Entdeckungen im ganzen Gebiete der Elektricität. Verglichen
mit jenen beiden Neumann'schen Gesetzen erscheinen alle
übrigen Gesetze der Elektrodynamik und Elektrostatik als mehr
oder weniger imsicher. Und wie viele Jahrzehnte oder Jahr-
zur Aularede. 35
hunderte unsere heutige Unsicherheit in diesen weiten und
hohen Regionen auch noch fortdauern mag, wie lange wir
auch noch zu kämpfen haben werden, um zur reinen und
vollen Wahrheit zu gelangen, — stets werden die beiden
Neumann 'sehen Gesetze uns dabei voranleuchten als zwei
feste und nimmer erlöschende Sterne." [C. N.]
9) Nach meinem Dafürhalten wird durch das Neumann'sche
Princip umsomehr die moderne Auffassung von der Ausnahms-
losigkeit geschlossener Strombahnen nahegelegt, als Carl Neu-
mann die Unzulänglichkeit des Neumann'schen Elementar-
gesetzes im Falle von Gleitstellen erwiesen hat (man vergleiche
die Anmerkungen zu Nr. 36 von Ostwald's Klassikern). Nach
diesen Untersuchungen wäre das Elementargesetz der Induction
im Sinne der älteren Theorie noch immer als nicht ganz er-
kannt zu bezeichnen.
10) Die Arbeiten von L. Sohncke, G. Baumgarten- und
W. Voigt sind eine Folge dieser Anregung.
11) Der Neumann'sche Satz aus der Capillaritätstheorie
wurde zuerst durch seinen Schüler Paul du Bois-Reymond
in seiner Berliner Dissertation 1859: „De aequilibrio fluido-
rum'^ veröffentlicht; später noch einmal in der Abhandlung
desselben Verfassers: „Ueber den Antheil der Capillarität an
den Erscheinungen der Ausbreitung der Flüssigkeiten" Pogg.
Ann. 139. S. 262. 275. 1870.
12) Man vergl.: „Zur Einleitung in die Hämodynamik"
von H. Jacobson. Amtlicher Bericht über die Versanmilung
deutscher Naturforscher und Aerzte in Königsberg Sept. 1860
insbes. S. 150 u. f.
13) „Leider ist Neumann auf diese Weise mancher An-
spruch auf Priorität verloren gegangen."
„So hat z. B. Neumann mehrfach geäussert, jene Ge-
danken, welche Clausius 1850 zu publiciren begann, und
welche heut zu Tage in ihrer Gesammtheit kurzweg als „die
mechanische Theorie der Wärme" bezeichnet werden, seien von
ihm schon vor 1850 in einer Vorlesung in eingehender und
systematischer Weise entwickelt worden. Neumann wusste
3*
36 '^- Historische und wissenschaftliche Bemerkungen
sich leider nicht mit Bestimmtheit an die Jahreszahl seiner
Vorlesung zu erinnern, glaubte aber, dass Schinz (aus der
Schweiz) zu seinen damaligen Zuhörern gehört habe. Auch
sprach er, seinem Sohne C. Neumann gegenüber, den Wunsch
aus, dass diese Vorlesung, falls noch ein passendes Heft eines
seiner damaligen Zuhörer aufzufinden sei, gedruckt werden
möchte. Leider ist es bisher nicht gelungen, ein solches Heft
zu finden. Schinz ist todt. Auch lässt sich aus den Vorlesungs-
Verzeichnissen der Königsberger Universität nicht einmal die
Jahreszahl der betreJßfenden Vorlesung feststeUen, schon des-
wegen nicht, weil die Themata der Neumann 'sehen Vor-
lesimgen in jenen Verzeichnissen häufig zu unbestimmt (z. B.
nur als ausgewählte Capitel der mathematischen Physik) an-
gegeben sind.'^
„Wenn es daher auch recht schwer erscheint, dem Neu-
mann 'sehen Wunsche zu entsprechen, so dürfte ein solches
Bestreben doch noch nicht ganz aufzugeben sein. Demgemäss
erlaube ich mir an Neu mann 's Schüler aus älterer Zeit die
Bitte zu richten, auf die Auffindung eines solchen Vorlesungs-
heftes, soweit es in ihren Kräften steht, bedacht zu sein, und
eventuell mir ein solches zur Veröffentlichung übersenden zu
wollen." [C. N.]
Auf eine briefliche Anfrage über Neumann's Stellung
zum Princip der Energie in den vierziger und fünfeiger Jahren
hatte Herr Prof. C. Neumann die Freundlichkeit Folgendes
zu antworten:
„Was Ihre Anfrage über das Princip der Energie betrifft,
so brauche ich wohl kaum zu erwähnen, dass das Wort ^Energie'
erst nach 1850 in die Wissenschaft hineingetreten ist. Soviel
ich weiss, hat mein Vater auch bis in die letzte Zeit in seinen
Vorlesungen stets an seiner Ausdrucksweise 'Arbeits -Vorrath'
festgehalten."
„Dieser Begriff des Arbeits -Vorrathes war in seinen Vor-
lesungen über die mechanische Wärmetheorie der eigentliche
Angelpunkt seiner ganzen Untersuchung. Und da mein Vater
eine solche Vorlesung (nach seiner Angabe) schon vor 1850
zur Aularede. 37
gehalten hat, so unterliegt es für mich keinem Zweifel, däss
sein Name in der Geschichte des Princips des Arbeits- Vorrathes
oder der Energie eine ganz hervorragende Stellung einnimmt.
Dabei sei bemerkt, dass mein Vater dieses Princip in seinen
Vorlesungen über die mechanische Wärmetheorie nicht nur
auf die Wärme allein, sondern gleichzeitig auf Wärme^ und
Elektricität angewandt hat. Ob solches allerdings schon in
jener Vorlesung vor 1850 geschehen ist — weiss ich nicht.^
„Noch möchte ich hervorheben, dass mein Vater in persön-
lichen Unterredungen jenes Princip sehr hoch stellte, anderer-
seits aber auch vor seiner zu hastigen Anwendung warnte.
Diese Warnung bezog sich darauf, dass man jenes Princip nur
dann brauchen könne, wenn man sicher sei, alle Actionen zu
erfassen, und dass man in Fehler verfallen müsste, wenn man
eine dieser Actionen (aus Unkenntniss) ausser Rechnung liesse.^'
[C. N]
14) Auch dem Titel nach als aus dem Seminar hervor-
gegangen kommen in Betracht: „Ueber den Durchgang eines
elektrischen Stromes durch eine Ebene, insbesondere durch eine
kreisförmige"; von Studiosus Kirchhoff, Mitglied des physi-
kalischen Seminars zu Königsberg, Pogg. Ann. 64 S. 497 — 514.
1845, imd „Nachtrag zu dem Aufsatz: üeber den Durchgang ";
von Stud. Kirchhoff, Mitglied des physikalischen Seminars zu
Königsberg, Pogg. Ann. 67 S. 344 — 349, 1846. „üeber ein neues
Photometer und Polarimeter nebst einigen damit angestellten
Beobachtungen" von H. Wild aus Zürich, Mitglied des physikal.
Seminars zu Königsberg, Pogg. Ann. 99 S. 235 — 274, 1856.
15) „Mit demselben Eifer, mit dem er damals als Jüngling
für die heiligsten Güter unseres Volkes eintrat, mit demselben
Eifer und mit derselben jugendlichen Frische ist er in seinen
späteren Jahren bis in sein hohes Greisenalter hinein, in uner-
müdlicher Arbeit, mit wunderbarer Ausdauer, thätig gewesen
für die idealen Aufgaben des menschlichen Lebens, für die Er-
kämpfung der Wahrheit, für die Entdeckung und Erforschung
jener ewigen und uns noch so wenig bekannten Gesetze, von
denen die Naturerscheinungen beherrscht werden.^'
-»
38 4' Historisclie und wisBenschaffcliche Bemerkungen zur Aularede.
„Und was er selber in diesen Gebieten der Forschung in
heissem Bemühen und harter Anstrengung errungen hatte^ das
wusste er in majestätischer Einfachheit, Anschaulichkeit und
Klarheit in seinen Vorlesungen seinen Freunden und Zuhörern
mitzutheilen."
,,Die Zuhörer hingen an seinen Blicken und lauschten
seinen Worten. Sie sahen vor sich einen begeisterten, aus den
tiefsten Tiefen schöpfenden Lehrer. Aber nur wenige von ihnen
ahnten, wie viel Zeit ihr hochverehrter Lehrer ihnen opferte,
wie gross die Masse der Arbeit war, die derselbe Tag für Tag
auf seine Vorlesimgen verwandte, imd wie er — in Folge
dieser fast gar zu grossen Hingabe an seinen Beruf — für
die Fortsetzung seiner eignen ihm doch so sehr am Herzen
liegenden Forschungen sich mehr oder weniger auf die Zeit
der Ferien beschränkt saL^'
„Dieser hohe ernste Sinn, der Neumann als Lehrer aus-
zeichnete, durchströmte sein ganzes Leben, sein ganzes Fühlen
und Denken, sein politisches Handeln und seine religiösen An-
schauungen." [C. N.]
5. Titelyerzeicbniss sämmtlielier Yerfiffentliclinngeii
von F. E. Nenmann.
1823. Beiträge zur Krystallonomie. Erstes Heft. Mit 12 Tafeln
in Steindruck. Berlin und Posen. Bei Ernst Siegfried
Mittler. (XVI u. 152 S.)
1825. Wegen Haidinger's Aufsatz über axotomen Bleybaryt
Isis von Oken, S. 424— 428.
1825. Ueber das Krystallsystem des Axinit's. Poggend. Ann.
Bd. 4, S. 63-78.
1826. De tactionibus atque intersectionibus circulorum et in
piano et in sphaera sitorum, sphaerarum atque conorum
ex eodem vertice pergentium. Commentatio geometrica
auctore F. E. Neumann. Berolini mens. Sept. 1825 Isis
von Oken, S. 349—367, 466—489.
(Diese geometrisclie Arbeit soll der Berliner philosophischen
Fakultät vor der krystallographischen „De lege zonarum" als
Dissertation präsentirt sein. Weierstrass hat mit Bezug hier-
auf gelegentlich geäussert: „wenn heute diese Arbeit eingereicht
wäre, sie wäre angenommen worden".)
1826. De lege zonarum principio evolutionis systematum cry-
stallinorum. Pars prior. Dissertatio inauguralis scripsit
atque amplissimi philosophorum ordinis auctoritate pro^
summis in philosophia honoribus in universitate litteraria
Berolinensi rite adipiscendis publice defendit d. XVI.
M.Martii 1826 Franciscus Ernestus Neumann Ukero-
Marchicus. Opponentibus Carol. Reuter, Stud. Tbl.
Herrn. Franke, Cand. Phil. Berolini Typis Academiae
regiae scientiarum. 24 S. (4®.)
1830. Das Krystall-System des Albites und der ihm verwandten
40 ß- Titelverzeichniss sämmtli^cher Veröffentlichungen
Gattungen. Abhandlungen der königlichen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, S. 189 — 230.
1831. Untersuchung über die specifische Wärme der Mineralien.
Poggend. Ann. Bd. 23, S. 1—39.
(Ein Sendschreiben an Herrn Prof. Weiss in Berlin.)
1831. Bestimmung der specifischen Wärme des Wassers in der
Nähe des Siedpunkts gegen Wasser von niedriger Tem-
peratur. Poggend. Ann. Bd. 23, S. 40 — 53.
1832. Auszug eines Schreibens des Hm. Prof. Neumann an
Prof. Weis\ Poggend. Ann. Bd. 24, S. 390—392.
(Behandelt unter Anderem das Problem der Winkeländerung
der Krystalle bei einseitigem und allseitigem Druck.)
1832. Theorie der doppelten Strahlenbrechung, abgeleitet aus
den Gleichungen der Mechanik. Poggend. Ann. Bd. 25,
S. 418—454.
1832. Theorie der elliptischen Polarisation des Lichtes, welche
durch Reflexion von Metallflächen erzeugt wird. Poggend.
Ann. Bd. 26, S. 89—122.
1833. Die thermischen, optischen und krystallographischen Axen
des Krystallsystems des Gypses. Poggend. Ann. Bd. 27,
S. 240—274.
1834. Ueber das Elasticitätsmaass krystallinischer Substanzen
der homoedrischen Abtheilung. Poggend. Ann. Bd. 31,
S. 177-192.
1834. Ueber die optischen Axen und die Farben zweiaxiger
Krystalle im polarisirten Licht. Poggend. Ann. Bd. 33,
S. 257—281.
1834. Commentatio de emendanda formula, per quam calores
corporum specifici ex experimentis methodo mixtionis
institutis computantur.
Quam auctoritate a. ordinis philosophorum pro loco
in eo rite obtinendo die VI Maji 1834 H. L. Q. C. publice
defendet F. E. Neu mann, ph. Dr., Mineralogiae et phy-
sices P. P. 0., Academiae Berolinensis Sodalis. Assumpto
ad respondendum socio Julio Eduardo Czwalina, Toi-
kensi. Opponentibus Hermanno Henrico Haiden-
Yon- F. E. NeomaniL 41
kamp^ Guestphalo et Carolo Guilhelmo Bessel, Re>
giomontano. B^imonid, Typis aeademicis Hartiuigiam&
(4^) 26 S.
1835. Theoretische Untersuchung der Gesetze, nach welchen
das Licht an der Grenze zweier ToUkommen durch-
sichtigen Medien reflectirt und gebrochen wird. Abhand-
lungen der königlichen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, S. 1—160.
1835. XJeber die optischen Eigenschaften der hemiprismatischen
oder zwei- und eingliedrigen Krystalle. Poggend. Ann.
Bd. 35, S. 81—95.
(Ans einem Schreiben des Prof. F. E. Naumann an den
Herausgeber.)
1835. Nachtragliche Beobachtungen in Betreff der optischen
Eigenschaften hemiprismatischer Krystalle. Poggend.
Ann. Bd. 35, S. 203—205.
(Aus einem Schreiben an den Herausgeber.)
1835. Ueber die optischen Eigenschaften hemi- und tetarto-
prismatischer Krystalle. Poggend. Ann. Bd. 35, S. 381 — 383.
(Aus einem Schreiben an den Herausgeber.)
1837. Photometrisches Verfahren die Intensität der ordentlichen
und ausserordentlichen Strahlen, sowie die des reflectirten
Lichtes zu bestimmen; Bemerkungen zu Hm. Cauchy's
Vervielfältigung des Lichtes in der totalen Reflexion;
Reproduction der FresneFschen Formeln über totale Re-
flexion u. s. w. Poggend. Ann. 40,. S. 497 — 514.
(Aus einem Schreiben an den Herausgeber.)
1837. Beobachtungen über den Einfluss der Krystallflächen auf
das reflectirte Licht, und über die Intensität des ordentlichen
und ausserordentlichen Strahls. Poggend. Ann. 42, S.l — 30.
1838. Ueber eine neue Eigeuschaft der Laplace^schen Y^^^ und
ihre Anwendung zur analytischen Darstellung derjenigen
Phänomene, welche Functionen der geographischen Länge
und Breite sind. Schumacher^s Astr. Nachrichten Bd. 15,
S. 313 u. f.
(Von Neuem abgedruckt in den Mathem. Ann. Bd. 14, S. 667
—676, Leipzig 1879.)
42 5. Titelyerzeichniss sämmtlicher Veröffentlichungen
1838. Laws of crystalline reflexion. — Question of priority.
Proceedings of the Royal Irish Academy Nov. 30. 1838.
(Von Neuem abgedruckt in „The coUected Works of James
Mac Cullagh" Dublin London 1880 S. 140—144. Enthält einen
Brief in französischer Sprache, datirt Königsberg 6. October 1838,
in dem Neumann seine Prioritätsansprüche betreffend die Gesetze
der Ery Stallreflexion gegenüber Mac CuUagh geltend macht.)
1841. Die Gesetze der Doppelbrecliiing des Lichts in compri-
mirten oder ungleichförmig erwärmten unkrystallinischen
Körpern. Abhandlungen der königlichen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, ü, S. 1 — 254.
1841. Die Gesetze der Doppelbrechung des Lichts in compri-
mirten oder ungleichförmig erwärmten unkrystallinischen
Körpern. (Ein dem Novemberberichte der Akademie ent-
nommener Auszug von der Abhandlung.) Poggend. Ann.
Bd. 54, S. 449—476.
1845. Die mathematischen Gesetze der inducirten elektrischen
Ströme. Abhandlungen der königlichen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, S. 1 — 87.
(Von Neuem abgedruckt in Ostwald's Klassiker der ex-
akten Wissenschaften No. 10, herausgegeben von C. Neumann.
Leipzig 1889.)
1846. Allgemeine Gesetze der inducirten elektrischen Ströme.
(Auszug aus einer der königl. Akad. zu Berlin über-
sandten und nächstens in deren Denkschriften erscheinen-
den Abhandlung.) Poggend. Ann. Bd. 67, S. 31—44.
1847. Ueber ein allgemeines Princip der mathematischen Theorie
inducirter elektrischer Ströme. Abhandlungen der könig-
lichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, S. 1 — 71.
(Von Neuem abgedruckt in Ostwald's Klassiker der ex-
akten Wissenschafben No. 36, herausgegeben von C. Neumann.
Leipzig 1892.)
1848. Entwickelung der in elliptischen Coordinaten ausge-
drückten reciproken Entfernung zweier Punkte in Reihen,
welche nach den Laplace'schen 3r('*> fortschreiten; und An-
wendung dieser Reihen zur Bestimmung des magnetischen
Zustandes eines Rotationsellipsoides, welcher durch ver-
von F. E. Neumann. 43
theilende Kräfte erregt ist. Journal für reine und an-
gewandte Mathematik, hrsg. von Grelle, Bd. 37, S. 21 — 50.
1862. Experiences sur la conductibilite calorifique des solides.
Annales de chimie et de physique (3) Bd. 66, S. 183 — 187.
1865. Beobachtungen über die specifische Wärme verschiede-
ner, namentlich zusammengesetzter Körper [veröffentlicht
durch Dr. Carl Pape in Göttingen]. Poggend. Ann.
Bd. 126, S. 123—142.
(Enthält Beobachtungen Neumann^s aus dem Jahre 1834.)
1878. Beiträge zur Theorie der Kugelfunctionen. Erste und
zweite Abtheilung. Leipzig. (4P.) 156 S.
[„Veröffentlicht von C. Neumann."] „Dieser [ ] Zusatz
dürfte nothwendig sein, weil das Manuscript meines Vaters von
mir zum Druck umgearbeitet wurde, und ich also auch für die
Form der Darstellung verantwortlich bin. Eigentlich hätte das
auch auf dem Titel des Werks oder in einem Vorwort bemerkt
werden müssen, — was leider nicht geschehen ist.** [C. N.]
6. ßescliichte nnd Titelverzeicliniss der bisber von seinen
Sebfllern beransgegebenen „Vorlesungen Aber matbematisebe
Pbysik, gebalten an der Universität Königsberg
von Franz Nenmann'^
„Schon im Jahre 1856 war bei Neumann's Schülern,
namentlich bei P. du Bois-Reymond, der Gedanke aufgetaucht,
die Vorlesungen ihres hochgeehrten Lehrers zu veröffentlichen,
wozu Neumann aber damals seine Erlaubniss nicht geben
wollte, weil er in seiner gewöhnlichen Bescheidenheit der
Meinung war, dass seinen Vorlesungen kein so besonders hoher
Werth beizulegen sei. Später, im Jahre 1880, als derartige
Bitten von Seiten seiner Schüler von Neuem an ihn heran-
traten, entschloss er sich, diesen Bitten nachzugeben, und
seinen Sohn C. Neumann zur Herausgabe sämmtlicher Vor-
lesungen zu ermächtigen und demselben die Leitung der ganzen
Sache zu übertragen."
„Prof. C. Neumann hat alsdann zwei Vorlesungen, die
ihm der Materie nach vorzugsweise nahe lagen, selbst heraus-
gegeben, ausserdem aber zur Herausgabe anderer Vorlesungen
jedesmal nach Einholung der Erlaubniss seines Vaters, die
Herren Prof. Pape, Prof. Vondermühll, Prof. Dorn, Prof.
0. E. Meyer und Prof. Wangerin aufgefordert. Noch sei
bemerkt, dass Prof. C. Neumann es für angemessen gehalten
hat, den einzelnen Mitarbeitern — wenn auch vielleicht auf
Kosten einer gewissen äusseren Gleichförmigkeit — völlig freie
Hand zu lassen, so dass jeder derselben in der Lage war,* völlig
unbehindert in Bezug auf Lihalt und Form sein Bestes zu
leisten." [C. N.J
6. Geschichte und Titelverzeichniss der bisher von seinen u. s. w. 45
Aus dieser authentischen Entstehungsgeschichte des Unternehmens
geht hervor, was ich besonders zu bemerken für nothwendig erachte,
dass für die Art und Form in Ausführung und Gliederung des Stoffes
durchaus die einzelnen Herausgeber verantwortlich sind.
1881. Vorlesungen über die Theorie des Magnetismus, nament-
lich über die Theorie der magnetischen Induction (hrsg.
von Carl Neumann nach Vorlesungen im Sommer-
Semester 1857). 116 S.
1883. Einleitung in die theoretische Physik (hrsg. von C. Pape
nach Vorlesungen im Winter-Semester 1858/9). 291 S.
1884. Vorlesungen über elektrische Ströme (hrsg. von K. Von-
dermühll nach Vorlesungen im Winter-Semest. 1864/5).
308 S.
1885. Vorlesungen über theoretische Optik (hrsg. von E. Dorn
nach Vorlesungen im Sommer-Semester 1866 und Winter-
Semester 1866/7 mit Ergänzungen aus den Seminaren
Winter 1866/7 und Sommer 1867. 310 S.
1885. Vorlesungen über die Theorie der Elasticität der festen
Körper und des Lichtäthers (hrsg. von 0. E. Meyer nach
Vorlesungen in den Winter-Semestern 1857/8, 1859/60,
1869/70, im Sommer -Semester 1870 und im Winter-
Semester 1873/4). 374 S.
1887. Vorlesungen über die Theorie des Potentials und der
Kugelfunctionen (hrsg. von C. Neumann nach Vor-
lesungen in den Winter-Semestern 1852/53 und 1856/57).
864 S.
1894. Vorlesungen über die Theorie der Capillarität (hrsg. von
A. Wangerin nach Vorlesungen und Seminaren im
Sommer -Semester 1864, im Sommer 1857, im Winter
1861/2, 1863/4, 1872/8). 234 S.
„Hiemit aber ist die Herausgabe der Ne um an naschen Vorlesungen
noch keineswegs beendet. Indessen dürfte es nicht rathsam sein, über Dinge,
die noch nicht fertig sind, hier nähere Mittheilungen zu machen/^ [C. N.]
7. Yerzeicbniss der anf Nenmann
znrfickznfährenden KSnigsberger Doctor- Dissertationen nach
den Acten der philosophisclien Facnltät
Es wird vielleicht überrasclien, dass die Zahl der auf Neu-
mann zuriickzuführenden Königsberger Doctor -Dissertationen
eine keineswegs grosse ist. Es g^ht daraus deutlich hervor,
dass Neumann wie an sich selber ebenso auch an seine Schüler
recht grosse Anforderungen stellte — ähnlich wie seiner Zeit
Bessel.
Zu wenig bedeutenden Dissertationen hat jedenfalls Neu-
mann niemals Anregung gegeben, aiidererseits hat er Disser-
tationen, denen er fern stand und denen er einen wissenschaft-
lichen Werth nicht beimessen konnte, auch keine unbedingten
Hindemisse in den Weg gelegt, wenn sonst den vorgeschriebenen
Forderungen nach Recht und Billigkeit genügt war.
Eine Reihe von Dissertationen, die auf Neumann zurück-
zuführen sind, ist bei anderen Facultäten eingereicht worden,
z. B. die von Paul du Bois-Reymond Berlin 1859: „De
aequilibrio fluidorum". Andere bekannte Schüler, deren Namen
man in der folgenden Liste vielleicht vermissen wird, haben
auf mathematische Dissertationen promovirt, z. B. C. Neumann
1856 und E. Dorn 1871.
Auf folgende Dissertationen, die von ihm an erster Stelle
begutachtet sind, ist Neumann wohl ohne Einfluss gewesen:
J. A. Friedrich. Sept. 43 (Thema nicht festzustellen). F. J. G.
EUinger Dec. 47 (De magnetismo et electricitate fluente).
F. H. A. Klütz Dec. 53 (De atomis physicorum).
Die auf Neumann zurückzuführenden Konigsberger Dis-
sertationen sind folgende 13:
7. Verzeichn. der auf Neumaim zurückzuführ. Doctor-Dissert. u. s. w. 47
Ph. W. Brix. November 1841. De vaporum etc. (Der genaue
Titel ist nicht mehr festzustellen, das Diplom giebt keinen
Titel). Nach den Kuratorial- Acten lautet das Thema: über
die latente Wärme der Dämpfe; es handelt sich dabei jeden-
falls um die später in Poggend. Annalen 55, 1842, erschienene
Arbeit: über die latente Wärme der Dämpfe verschiedener
Flüssigkeiten bei deren Siedetemperatur.
A. E. Schinz. Juni 1843. üeber den Einfluss der Temperatur
auf die Steighöhen in capillaren Röhren. (Ein Diplom war
nicht aufzufinden.) Die Arbeit ist aus einer von Neu mann
für das Jahr 1842 gestallten Preisaufgabe hervorgegangen:
Altitudines, ad quas fiuida adscendunt in tubulis capillaribus
observationibus accuratis determinentur atque indagentur re-
lationes quibus hae altitudines cohaereant et cum fluidorum
temperatura et cum elementis iis emixtis.
J. E. F. Th. Ebel. Dec. 45. De natro boracico.
[Wohl nur eine abgekürzte Bezeichnung.]
G. R. Kirchhoff. Sept. 47. De valore constante experimentis
determinato, a quo electricitatis motae pendet intensitas in-
ductione eflfectae. Die Arbeit ist aus einer von Neu mann
für das Jahr 1846 gestellten Preisaufgabe hervorgegangen:
„üeber die Constanten, von welchen die Intensität der indu-
cirten Ströme abhangen". Es handelt sich hiebei offenbar
um die zuerst Pogg. Ann. 76 veröfiFentlichte Arbeit.
Neu mann erklärt bei der Beurtheilung der Doctor-
arbeit, „dass dieselbe wissenschaftlichen Werth besitzt und
publicirt dieselbe Anerkennung finden wird, als die früheren
in Pogg. Ann. der Physik abgedruckten Arbeiten des Ver-
fassers. Sie berechtigt von Neuem zu grossen Erwartungen
über die künftigen wissenschaftlichen Leistungen desselben".
Neumann erklärt bei der Beurtheilung der Preisarbeit:
„Ich halte die Arbeit des Preises werth. Es geht aus der
Arbeit hervor, dass der Verfasser ihr noch eine weitere Aus-
dehnung zu geben gedenkt, aber schon in der jetzigen Ge-
stalt hat sie die eigentliche Aufgabe, welche gestellt war,
gelöst. Abgesehen von der mühevollen Ausführung zeigt
48 7. Verzeichn. der auf Neumann zurückzuftihr. Doctor-Dissert. u. s. w.
diese Arbeit von solcher Reife des ürtheils und Erfindung
in der Anwendung von Beobachtungen, dass ich, wenn es.
sich thun liesse, für einen erhöhten Preis stimmen würde/^
A. Clebsch. März 54. De motu ellipsoidis in fluido incom-
pressibili viribus quibuslibet impulsi. 4®.
0. E. Meyer. Nov. 60. De mutua duorum fluidorum frictione. 4P,
L. Saalschütz. Juli 61. De non periodica mutatione caloris
terrae. 8^.
F. Just. Dec. 62. De arcubus supemumerariis, qui in iride ob-
servantur. 4^.
T. A. Mültrich. Dec. 63. Quid valeat temperatura ad variandos
constantes opticos tartari natronati. 8®. Cf. Pogg. Ann. 121.
1864.
A. Wangerin. März 66. De annulis Newtonianis. 8®. Cf. Pogg.
Ann. 131. 1867.
C. Vondermühll. Aug. 66. Ex ispis praeceptis mechanicis
ducantur leges, quibus lucis undae in piano, quod finis
sit duorum pellucidorum mediorum reflexae et refractae
pareant. 4^.
0. Frölich. Juni 68. Ueber den Einfluss der Absorption der
Sonnenwärme in der Atmosphäre auf die Temperatur der
Erde. 4^.
W. Voigt. März 1874. Untersuchung der Elasticitätsverhält-
nisse des Steinsalzes. 4®.
8. Znr Gescliiclite des mathematiseli-pliysikalisclieii Seminars
der Albertus -Universität in Königsberg i/Pr. 1834—1875.
Die Bedeutung des Königsberger mathematiscli -physika-
lischen Seminars war während mehrerer Jahrzehnte dieses Jahr-
hunderts für eine belebende Förderung der schlummernden
productiven Kräfte im Besonderen und für eine gründliche
wissenschaftliche Durchbildung der Studirenden überhaupt eine
grosse und einzigartige. Wenn thatsächlich Königsberg Jahr-
zehnte hindurch in erster Linie andere Hochschulen bei der
Besetzung mathematischer und physikalischer Lehrstühle mit
geeigneten Lehrkräften versorgte, so hat die von Neumann
und Jacob i geschaffene Einrichtung des mathematisch -physi-
kalischen Seminars hierbei ihren hervorragenden Antheil. Es
dürften daher einige Mittheilungen aus der Geschichte des
Seminars nicht ohne Interesse sein, die ich den einschlägigen
Kuratorial-Acten entnommen habe. Diese wurden mir in dankens-
werthem Entgegenkommen der Behörde auf einige Tage zur
Durchsicht anvertraut.
Einen äusseren Anstoss zur Begründung bot die Auf-
lösung des früheren Herb ar tischen pädagogischen Seminars
Ende 1833 und die Frage nach Verwendung der damit zur
freien anderweitigen Verfügung kommenden Mittel. Allerdings
sind diese Mittel schliesslich dem mathematisch-physikalischen
Seminar nicht zu Gute gekommen, und unter dem 29. De-
cember 1836 müssen Jacobi und Neumann der Behörde
anzeigen, dass das mathematisch -physikalische Seminar das
einzige ist, welches aller Fonds entbehrt, und dass dadurch
Uebelstände herbeigeführt sind, welche veranlasst haben, das
Volkmann, Franz Nenmann. 4s
50 8. Zur Geschichte des mathematisch -physikalischen Seminars
Seminar während des Winter-Semesters 1836/7 zu suspendiren.
Ebenso wird noch unter dem 29. August 1837 von den Dirigenten
berichtet: „Im Laufe des Sommer-Semesters gewannen wir die
üeberzeugimg, dass, um nicht eine eingeschränkte Thätigkeit
in unserem Seminar zur Gewohnheit werden zu lassen, dasselbe
eine Unterstützung wie die übrigen Seminare hiesiger Univer-
sität bedürfe, wie wir auf eine solche auch ursprünglich an-
getragen haben, und dass in Erwartung einer solchen Unter-
stützung wir besser thäten, bis dahin das Seminar nicht wieder
zu eröflfaen". Endlich werden unter dem 19. April 1839 vom
Ministerium 350 Thaler jährlich bewilligt.
Als Gründer des mathematisch - physikalischen Seminars
sind ausser Neumann und Jacobi noch der damalige Privat-
docent Sohncke zu betrachten (Sohncke wurde allerdings
schon ein Jahr nach der Begründung als Professor der Mathe-
matik nach Halle a/S. berufen). Von diesen drei werden der
Behörde vorläufige Statuten eingereicht, welche nach dem
Ministerialschreiben vom 8. Juni 1834 für zweckmässig be-
funden und auf ein Jahr genehmigt werden. Die weitere
Aeusserung: „Dem Ministerium scheint die Errichtung eines
-mathematisch-physikalischen Seminars nicht nur für die dortige
Provinz, sondern auch für den öffentlichen Unterricht in den
königlichen Staaten überhaupt sehr wünschenswerth", enthält
bereits die Keime zu der Bevorzugung seitens des Ministeriums,
welche die Institution des Königsberger mathematisch -physika-
lischen Seminars bis 1875 vor allen anderen ähnlicheA Instituten
preussischer Universitäten thatsächlich genossen hat. Das Mini-
sterium dringt jährlich auf Berichte über den Fortgang des
Seminars. Neumann und Jacobi beobachten bei diesen Be-
richten eine gewisse Kürze und Zurückhaltung. Richelot wird
von Jahr zu Jahr eingehender und ausführlicher, alle Theil-
nehmer des Seminars werden von ihm genau charakterisirt
und beurtheilt.
Die Arbeiten der Theilnehmer des Seminars werden jähr-
lich dem Ministerium eingereicht und dort von einem Sach-
verständigen geprüft. Die anfänglichen Bemerkungen dieses
der Albertus -Universität in Königsberg i/Pr. 1834—1875. 51
Sachverständigen, dass die Arbeiten bisweilen Wesentliches nur
flüchtig streifen und Unwesentliches ausführlich behandeln,
werden damit zurückgewiesen, dass das Seminar des Oefteren
an Theile der Vorlesung anknüpft, in denen das Wesentliche
bereits behandelt und gegeben sei, die Arbeiten in diesem
Falle also mehr auf Ergänzung der Vorlesung gerichtet sein
mussten. Die Aeusserungen des Sachverständigen verstummen
bald und ihnen folgen Jahr für Jahr Worte der höchsten An-
erkennung. „Der Minister überzeugt sich von dem befriedigen-
den Fortgang und der zweckmässigen Leitung des Instituts"
(1850). „Dieses Seminar verdient wohl anderen Anstalten ähn-
licher Art als Muster vorgestellt zu werden" (7. November 1859
von Bethmann-Hollweg). „Anerkennung für aufopfernde
und einsichtige Leitung" (1862). „Die grossen Verdienste,
welche sich die Directoren um die Wissenschaft und um die
Ausbildung künftiger Lehrer erwerben, werden wiederholt an-
erkannt" (1865).
Das Seminar beginnt seine Thätigkeit mit dem Winter-
Semester 1834/5. Die ersten Mitglieder mögen hier aufgeführt
werden: Czwalina, Kade, Busolt, Schönemann, Schu-
mann, Pahlau, Hesse. — Schumann ist der nachmalige
hervorragende Lehrer am Altstädtischen Gymnasium in Königs-
berg i/Pr., Hesse der berühmte in München verstorbene Geo-
meter. Nach dem Statutenentwurf, der aber nur anfänglich
innegalten wurde, durfte ein Mitglied sich nicht ausschliesslich
nur in einer der drei Abtheilungen bethätigen. So sehen wir
denn Hesse sich bei allen drei Dirigenten (Jacobi, Neu-
mann, Sohncke) auszeichnen. Neumann erhält eine selbst-
ständige Arbeit von Hesse „über die Interferenz des Lichtes,
welches von dünnen Lamellen reflectirt und gebrochen wird,
wo sämmtliche Reflexionen und Refractionen berücksichtigt
werden". Die Thätigkeit der übrigen Mitglieder beschränkte
sich darauf, einzelne proponirte Kapitel der Physik zu münd-
lichen freien Vorträgen zu bearbeiten.
Im Winter 1836/7 hat Schumann eine mathematisch-
physikalische Arbeit über Elasticität eingereicht. „Die Arbeit
4*
52 B. Zur Geschiclite des mathematisch -physikalisclien Seminars
von Schumann zeichnet sich um so mehr durch eigenthüm-
liche Auffassung und Selbständigkeit aus, als der Verfasser von
den neueren Arbeiten Poisson's und Anderer über denselben
Gegenstand erst späterhin Kenntniss erhielt; auch findet man
in ihr von der Coexistenz kleiner Schwingungen in' einem be-
sonders schwierigen Fall zuerst einen strengen Beweis." Es
wird für Schumann ebenso wie für Hesse (bei diesem für
seine Thätigkeit in der mathematischen Abtheilung) eine Re-
muneration von je 30 Thalem beantragt.
Unter dem 11. Juni 1845 berichtet Neumann: „Die Arbeiten
des Herrn Kirchhoff lassen ein wahres, sich durchbildendes
Talent erkennen, auf welches Seine Excellenz den Herrn Staats-
minister aufmerksam zu machen, ich für meine Pflicht halte",
und unter dem 4. Juni 1846: „Es würde überflüssig sein, darauf
aufmerksam zu machen, wie vortheilhaft die Arbeiten von
Kirchhoff sich auch diesmal wieder auszeichnen".
Zur Charakteristik der Seminar-Thätigkeit mögen folgende
Aeusserungen Neumann 's aus den Kuratorialacten mitgetheilt
werden:
13. Juni 1849: „Bei der Leitung des Seminars ist die An-
sicht von mir festgehalten, dass der Zweck desselben ein drei-
facher sei. Einmal soll dasselbe den Studirenden die Lücken in
ihren Kenntnissen zum Bewusstsein bringen, besonders den-
jenigen, welche dem Gymnasial-Unterricht näher stehen als den
Universitätsstudien. Dann soll das Seminar diejenigen, welche
schon mehr fortgeschritten sind, anleiten, physikalische Fragen
selbstständig einer mathematischen Behandlung zu unterwerfen.
Hierbei werden die jungen Männer genöthigt, sich auf das,
was sie gelernt haben, zu besinnen, dasselbe anzuwenden imd
so zum wirklichen Eigenthimi sich zu machen — zugleich
aber erhalten sie auch die nach meiner Ansicht zweckmässigste
Vorbereitung, um physikalische Phänomene durch messende
Beobachtungen zu bestimmen. Die Anstellung solcher Be-
obachtungen ist der letzte Zweck und das eigentliche Ziel,
wohin die Mitglieder des Seminars zu führen ich mir zur Auf-
gabe gemacht habe."
der Albertus -Universität in Königsberg i/Pr. 1834—1876. 53
1850: „Die Absicht war eine doppelte: Einmal woUte ich
dahin wirken, dass die Mitglieder sich dasjenige, was die Vor-
träge ihnen dargeboten hatten, durch selbstthätige Anwendung
desselben zu einem wirklichen Besitz aneigneten, und dann
wollte ich dieselben anleiten, in den physikalischen Thatsachen
diejenigen Gesichtspunkte aufzufinden und zu verfolgen, welche
eine mathematische Behandlung zulassen."
1851: „Da nur ältere Mitglieder vorhanden waren, so
wurden die Gegenstände der Beschäftigungen so gewählt, wie
sie geeignet schienen, die Kluft zwischen theoretischer Ein-
sicht und praktischer Ausführung bemerklich zu machen und
darüber wegzuleiten."
1852: „Bei der Auswahl der Probleme war die Rück-
sicht leitend, entweder, dass sie sich auf Gegenstände von
praktischem Interesse bezogen, wie dies z. B. bei der Behand-
lung der Gau SS 'sehen Theorie der Hauptpunkte und Ebenen
eines Linsensystems der Fall war — oder dass die gewählten
Aufgaben das Interesse erwecken sollten, die theoretisch
geführte Untersuchung zur experimentellen Anwendung zu
bringen."
1853: „Es liegt in der Natur solcher Beschäftigungen,
dass das objectiv aufweisbare Resultat oft gering ist, während
doch der subjective Gewinn wichtig werden kann."
1854: „Für Anfänger wandte ich folgendes Verfahren an:
Ich liess an einem einfachen Instrument Beobachtungen an-
stellen und daraus durch Berechnung Resultate ziehen, dann
mussten die verschiedenen Voraussetzungen, welche in dem
Instrument möglicherweise nicht ganz erfüllt waren, einzeln
berücksicht werden, ihr Einfluss auf das Resultat berechnet
werden."
1856: „Es wurden die Theilnehmer veranlasst, auf jeden
Umstand bei der Beobachtung zu achten, der möglicherweise
Einfluss auf das Resultat haben konnte, und diesen in Rech-
nung zu ziehen."
1862: „Es kam darauf an, die ganze Untersuchung soweit
durchzuführen, dass ihre Resultate unmittelbar die Vorschriften
54 3- Zur Geschichte des mathematisch-physikalischen Seminars u. s. w.
zu den Beobachtungen enthielten, die dann auch von den
Seminaristen ausgeführt wurden."
Der Fleiss und die Thätigkeit der Mitglieder wird be-
sonders in zwei Berichten hervorgehoben:
1859: „leb kann diesen Bericht nicht schliessen, ohne die
andauernde und angestrengte Thätigkeit der Mitglieder des
Seminars lobend zu erwähnen."
1864: Neumann hebt „den Fleiss und die angestrengte
Thätigkeit der Mitglieder des Seminars lobend hervor".
Es geht aus der Geschichte des Seminars hervor, wie wesentlich
die Thätigkeit der Seminarmitglieder durch einen verhältnissmässig ge-
ringen staatlichen Aufwand von Seminarprämien gefördert wurde. Mit
Aufhebung der Seminarprämien in den achtziger Jahren hat auch die
Seminarthätigkeit erheblich abgenommen, und doch möchte in einer
derartigen Thätigkeit der Kern des Universitätsstudiums liegen. Es be-
darf die Seminar -Thätigkeit der Studirenden um so mehr einer mate-
riellen Nachhilfe, als dabei „das objectiv aufweisbare Resultat gering
ist", der bedeutende subjective Gewinn aber erst später voll zum Bewusst-
sein durchbrechen kann.
9. Yerzeichniss sämmtliclier von F. Nenmann
an der Universität Königsberg gehaltenen Vorlesungen
mit Angabe der ZnliSrerzahl.
Das folgende Yerzeichniss beruht nicht auf den halbjährlich
erscheinenden Vorlesungs- Ankündigungen, die z. B. W. Voigt
bei seiner Rede (S. 9) vorgelegen haben, sondern auf den jeden-
falls zuverlässigeren am Schluss jedes Semesters in Umlauf ge-
gebenen Listen, in denen von der Quästur die Zahl der Zu-
hörer, von den Docenten Anfang und Schluss der Vorlesung
und Bemerkungen über nicht zu Stande gekommene Vorlesungen
eingezeichnet werden. Eine willkommene Vergleichung und zum
Theil Berichtigung boten die Acten der Quästur, in denen für
die Privatvorlesungen die einzelnen Namen der Zuhörer auf-
geführt sind.
Die abkürzende Bezeichnung: Ausg. Capit. bedeutet: Aus-
gewählte Capitel der mathematischen Physik; sie kehrt in den
Ankündigimgen stereotyp wieder, konnte aber in vielen Fällen
nach den am Schluss jedes Semesters circulirenden Listen und
den im Druck erschienenen Vorlesungen eine nähere Bestim-
mung finden. Die Bezeichnung Oryktognosie und Mineralogie
schwankt zwischen den einzelnen Listen regellos, ich habe da-
für überall Mineralogie gesetzt.
In den Klammem bezieht sich die vor st. stehende Zahl
auf die Zahl der festgesetzten Stunden für die Woche; Neu-
mann pflegte übrigens jede Vorlesung oft erheblich über die
festgesetzte Zeit auszudehnen. Die hinter st. stehende Ziffer
bedeutet die Anzahl der Zuhörer. Nicht aufgenommen ist das
durchschnittlich in jedem Semester abgehaltene Seminar, über
welches im vorigen Abschnitt berichtet ist.
56 9- Verzeichniss Bämmtlicher von F. Neumann an der Universität
Wo zwei Vorlesungen aufgeführt sind, ist die erste öflFent-
lich, die zweite privatim gehalten. Die Privatvorlesungen finden
bis 1864 4 stündig, von da ab 3 stündig statt. Die Vorlesungen
finden eine Unterbrechung im Sommer 1834, in dem Neu-
mann eine wissenschaftliche Reise nach den Alpen unternahm
und unterwegs Wien und Tübingen berührte; dort suchte
er Ettinghausen, hier Nörrenberg auf. Sommer 1868,
1872, 1874 und die späteren Sommer hat Neumann nicht
mehr gelesen. Winter 1876/7 stellte Neumann definitiv seine
Vorlesungen ein, nachdem er August 1874 von der Haltung
mineralogischer Uebungen, Mai 1876 überhaupt von der Ver-
pflichtung Vorlesungen zu halten entbunden war.
Es ist vielleicht von Interesse zu sehen, wie der Kreis
der Neumann^schen Vorlesungen im Lauf der Zeit sich mehr
und mehr erweitert hat. Um Solches deutlich hervortreten zu
lassen, ist in dem folgenden Verzeichniss jede 0um ersten Mal
auftretende Vorlesung cursiv gedruckt.
W. 26/27: KrystaUographie (3).
W. 27/28: Fhysik der Erde (2 st. 25). Mineralogie (48t. 5).
S. 28: Erystallographie (2 st. 8). Mineralogie (4).
W. 28 29: Ueher die physikalischen Eigenschaften der Mineralien (2 st. 2).
Mineralogie (48t. 14).
W. 20/30: Experimentalphysik (5 st. 8).
S. 30: Die Lehre vom Licht (38t. 12). Mineralogie (48t. 6).
W. 30/31: Krystallograpliie (28t. 2). Physik der Erde (48t. 6).
S. 31: Analytische Theorie der Wärine (28t. 10).
W. 31/32: Die Lehre vom Licht (8 st. 4). Mineralogie (4 st. 4).
S. 32: Ausg. Capit. (2 st. 10).
W. 32/33 : Ausg. Capit. (2 st. 4).
S. 33: Theorie des Lichts (2 st. 4). Allgemeine Physik (48t. 12).
W. 33/34: Mineralogie (48t. 10).
W. 34/36: Theorie des Lichts (4 st. 3).
S. 35: KrystaUographie (28t. 6).
W. 35/36: Lehre von der Wärme (2 st. 6). Mineralogie (4 st. 8).
S. 36: Theorie des Lichts (4 st. 12).
W. 36/37: Ausg. Capit. (2 st. 6). Mineralogie (48t. 6).
S. 37: Theorie der Wärme (2 st. 6).
W. 37/38: KrystaUographie (2 st. 4). Die Lehre vom Licht (48t. 8).
S. 38: Ausg. Capit. (28t. 10). Mineralogie (4 st. 2).
Königsberg gehaltenen Vorlesungen mit Angabe der Zuhörerzahl. 57
W. 88/39: Capillarität (2 st. 8). Theoretische Physik (4 st. 10).
S. 39: Krystallographie (2 st. 16). Theorie des Lichts (4 st. 12).
W. 39/40: Lehre von der Mastidtät (28t. 5). Mineralogie (4 st. 8).
S. 40: Theoretische Physik (4 st. 16).
W. 40/41: Ausg. Capit. (6). Theorie des Lichts (48t. 6).
S. 41: Theorie der Wärme (2 st. 8). Mineralogie (48t. 17).
W. 41/42: Ausg. Capit. (2 st. 9). Theoretische Physik (4 st. 14).
S. 42: Ausg. Capit. (2 st. 14). Theorie des Lichts (4 st. 7).
W. 42/48: Ausg. Capit. (28t. 12). Mineralogie (48t. 7).
S. 43: Ausg. Capit. (28t. 12). Theoretische Physik (4 st. 12).
W. 43/44: Theorie des Magnetismits (28t. 12). Theorie des Lichts (4 st. 9).
S. 44: Theorie der Elektrodynamik (28t. 14). Mineralogie (4 st. 8).
W. 44/45: Ausg. Capit. (28t. 12). Theoretische Physik (4 st. 7).
S. 45: Ausg. Capit. (28t. 6). Theorie des Lichts (4 st. 5).
W. 45/46 : Ausg. Capit. (2 st. 5). Mineralogie (4 st. 4).
S. 46: Ausg. Capit. (2 st. 5). Theoretische Physik (48t. 8).
W. 46/47: Ausg. Capit. (28t. 4). Theorie des Lichts (48t. 7).
S. 47: Theorie der Elektrodynamik (2 st. 10). Mineralogie (4 st. 7).
W. 47/48: Hydrodynamik (2 st. 10). Theoretische Physik (48t. 7).
S. 48: Theorie des Lichts (4 st. 7).
W. 48/49: Ausg. Capit. (28t. 8).
S. 49: Ausg. Capit. (2 st. 8).
W. 49/50: Theorie der elektrischen Ströme (2 st. 4). Theoretische Physik
(4 st. 6).
S. 50: Ausg. Capit. (2 st. 4). Mineralogie (48t. 4).
W. 50/51: Theoretische Physik (4 st. 6).
S. 51: Ausg. Capit. (2 st. 4). Theorie des Lichts (48t. 3).
W. 51/52: Theorie der elektrischen Ströme (2 st. 5). Mineralogie (4 st. 7).
S. 52: Ausg. Capit. (28t. 2). Theoretische Physik (48t. 6).
W. 52/63: Potentiältheorie (28t. 8). Theorie des Lichts (4 st. 6).
S. 53: Ausg. Capit. (2 st. 6). Mineralogie (4 st. 7).
W. 53/54: Ausg. Capit. (2 st. 7). Theoretische Physik (48t. 4).
S. 54: Ausg. Capit. (2 st. 8). Theorie des Lichts (48t. 9).
W. 54/55: Ausg. Capit. (28t. 7). Theoretische Physik (4 st. 11).
S. 55: Ausg. Capit. (2 st. 6). Mineralogie (4 st. 10).
W. 55/56: Ausg. Capit. (2 st. 8). Theorie des Lichts (4 st. 4).
S. 56: Ausg. Capit. (2 st. 8). Theoretische Physik (48t. 7).
W. 56/57: Ausg. Capit. (2 st. 9). Potentialtheorie (48t. 5).
S. 57: Theorie des Magnetismus (28t. 9). Theoretische Physik (48t. 6).
W. 57/58: Theorie der Elasticität (28t. 8). Theorie des Lichts (48t. 4).
S. 58: Ausg. Capit. (28t. 8). Mineralogie (4 st. 13).
W. 58/59: Ausg. Capit. (2 st. 10). Theoretische Physik (4 st. 10).
S. 69: Ausg. Capit. (2 st. 8). Theorie des Lichts (4 st. 11).
58 9. Verzeichniss sämmtl. v. F. Neumann an d. ünivers. Königsb. u. s. w.
W. 59/60: Theorie der Elasticität (2 st. 10).
S. 60: Lehre von der Wärme (2 8t. 20). Theoretische Physik (ist. 18).
W. 60/61: Theorie des Potentials (2 st. 12). Theorie des Lichts (4 st. 11).
S. 61 : Forts, d. Theorie des Lichts (2 st. 8). Theorie der elektrischen
Ströme (4 st. 12).
W. 61/62: Ueher inducirte elektrische Ströme (2 st. 8). Theoretische Physik
(4 st. 10).
S. 62: Theorie der Elasticität (4 st. 10).
W. 62/63: Potentialtheorie (28t. 8). Theorie des Lichts (4 st. 15).
S. 63: Forts, der Optik (2 st. 12). Mineralogie (4 st. 22).
W. 63/64: Theorie der Elasticität (2 st. 12). Theoretische Physik (4 st. 14).
S. 64: Fortsetzung der Theorie der Elasticität (2 st. 12).
W. 64/65: Theorie der elektrischen Strömungen (3 st. 18).
S. 65: Mineralogie (3 8t. 19).
W. 66/66: LehrevonderWärme(l— 2st. 15). Theoretische Physik (3 st 21).
S. 66: Lehre vom Potential (Ist. 15). Theorie des Lichts (38t. 27).
W. 66/67: Forts, d. Theorie des Lichts (Ist. 15). Theorie der Elasticität
(3 st. 18).
S. 67: Ausg. Capit. (Ist. 15). Mineralogie (3 st. 29).
W. 67/68: Theorie der elektrischen Strömung (3 st. 18).
W. 68/69: Potentialtheorie (Ist. 12). Theoretische Physik (3 st. 25).
S. 69: Elektrostatik (Ist. 16). Theorie des Lichts (3 st. 23).
W. 69/70: Ausg. Capit. (Ist. 15). Theorie der Elasticität (38t. 27).
S. 70 : üeber einige Capitel der Theorie der Elasticität (1 st. 11). Theorie
der elektrischen Ströme (3 st. 20).
W. 70/71: Ausg. Capit. (Ist. 5). Theoretische Physik (3 st. 16).
S. 71: Ausg. Capit. (Ist. 12). Mineralogie (3 st. 21).
W. 71/72: Ausg. Capit. (Ist. 7). Lehre vom Licht (38t. 23).
W. 72/73: Ausg. Capit. (Ist. 17). Theorie der strömenden Elektricität
(38t. 24).
S. 73: Ausg. Capit. (Ist. 14). Inducirte elektrische Ströme (3 st. 15).
W. 73/74: Ausg. Capit. (Ist. 4). Theorie der Elasticität (3 st. 17).
W. 74/75: Theoretische Physik (3 st 21).
W. 75/76: Lehre vom Licht (3 st. 18).
W. 76/77: Potentialtheorie (2 st. 18) — (nur angefangen!).
10. Liste der Schaler von F. E. Neamann.
Die jedesmalige Zahl der Zuhörer einer Vorlesung Neu-
mann's war keineswegs eine grosse (siehe 9.), sie hielt sich
in den Jahren grösster Kraft in der Nähe von 10; es war ein
kleiner, aber erlesener Kreis. Erst von den sechziger Jahren
dieses Jahrhunderts an wird sie grösser, erreicht aber niemals
die Zahl 30. Die Zahl der von auswärts kommenden Schüler
möchte Ende der fünfziger und in den sechziger Jahren den
Höhepunkt erreicht haben.
Unter diesen Umständen, die die Gefahr, eine zu sehr in's
Weite führende Aufgabe zu unternehmen, ausschlössen, schien
der Versuch lohnend, eine Schülerliste aufzustellen, ist doch
in dieser trockenen Liste zugleich ein gutes Stück deutscher
Uuiversitätsgeschichte enthalten.
Es liegt in der Natur des Gegenstandes, dass die nach-
folgende Liste mit mancherlei fehlerhaften Angaben behaftet
sein, auch wohl Lücken enthalten wird. Zu Grunde gelegt
habe ich die Quästur- Manuale der Universität, in der die Zu-
hörer der Privatvorlesungen namentlich aufgeführt sind; die
Zuhörer der öffentlichen Vorlesungen, auf deren Abhaltung
Neumann dieselbe Sorgfalt verwandte wie auf Privatvor-
lesungen, führte die Quästur bis vor kurzer Zeit nicht nament-
lich auf.
Ausgeschlossen habe ich als ausserhalb des Zwecks der
Liste liegend die Zuhörer anderer Facultäten, welche sich auf das
Hören der Vorlesung über Mineralogie zu beschränken pflegten,
ebenso die Zuhörer der ersten Jahre, deren Namen aufzuführen
nach meiner Durchsicht kein Interesse zu haben schien.
60 10. Liste der Schüler von F. E. Neumann.
Einige Zuhörer, welche ohne immatriculirt zu sein, Privat-
vorlesungen von Neumann belegt haben, sind zum Schluss
noch hinzugefugt; ebenso einige Zuhörer, die nach den Manualen
der Quästur zwar nicht Privatvorlesungen belegt haben, aber
gelegentlich des 50 jährigen Doctorjubiläums Neumann's(1876)
ihre Photographie mit Angabe der Jahre einschickten, in denen
sie bei Neumann gehört; endlich noch ein kleiner Rest, der
sich zufällig darbot und zur Vervollständigung der Liste noth-
wendig erschien.
Die Angaben in Klammem hinter dem Namen beziehen
sich auf den Geburtsort. Als Doctoren sind nur die Schüler
aufgeführt, die schon promovirt hierherkamen. Wiederholte Im-
matriculationen nach vorübergehender Abwesenheit von Königs-
berg (z. B. bei Quincke, Zöppritz) sind nicht berücksichtigt,
die betreffenden Namen sind nach der ersten Immatriculation
geordnet. Die häufig wiederkehrende Abkürzung Kgb. bedeutet
Königsberg i/Pr.
1. Die in den Quästur -Ma/imalen aufgeführten Schüler nadi der
Immatriculation (von Ostern 1834 a/n) geordnet
0. 34. G. Eosenhain (Kgb.), f als Prof. extr. der Mathematik der
Univ. Kgb., Mitglied der Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
A. W. F. G. C. von der Oelsnitz (Ostpr.), f a^s Bector der
Priedrichsrealschule zu Marienwerder.
M. 34. C. 0. Meyer (Kgb.), f als em. Prof. des städt. Realgynm. zu Kgb.
A. Wiehert (Frauenburg), f als Oberlehrer am Gymn. zu Konitz.
0. 35. G. S. H. von Behr (Westpr.), em. Prof. des Bealgymn. auf der
Burg zu Kgb.
M. 35. C. Lange (Kgb.), em. Gymn.-Prof. in Berlin.
F. H. Albrecht (Kgb.), ehem. Dir. d. Gewerbeschule zu Kgb.
0. 36. J. Socoloff (Wobagda in Bussland).
M. Spassky (Orel in Eussland).
A. Tichomandritzky (Twer in Russland).
M. 36. R. A. Hahnried er (Ostpr.).
0. 37. P. W. G. E. Ebel (^b.).
C. G. Flemming (Danzig).
M. 37. H. 0. Ho ff mann (Mewe), f in Rudolstadt als em. Prof. des
Friedrichs-Collegiums zu Kgb.
0. 88. A. Krüger (Westpr.).
10. Liste der Schüler von F. E. Neumann. 61
C. L. A. Böttcher (Ostpr.), f als Oberlehrer d. städt. Realgymn.
zu Kgb.
E. R. Jänsch (Kgb.), t als em. Prof. des Gymn. zu Rastenburg.
F. J. G. Ellinger (Kgb.), f als Oberl. des Gymn. zu Tüsit.
F. Joachimsthal (Schlesien), f als Prof. extr. d. Mathematik
an der Univ. Breslau.
F. Ch. Th. Brandis (Kiel).
E. Luther (Hamburg), f als Prof. ord. d. Astronomie in Kgb.
M. 38. A. Haveland (Potsdam), f als Oberl. des Gymn. zu Schwedt a/0.
Ph. W. Brix (Berlin), Geheimer Regierungsrath in Charlottenburg.
C. W. Benwitz (Konitz).
H. Schlüter (Hamburg), f als Astronom in Kgb.
0. 39. A. Friedrich (Kgb.), Oberl. am städt. Realgymn. zu Kgb., dann
Gutsbesitzer, f als Rentner in Kgb.
J. F. Kischke (Ostpr.).
C. W. Borchardt (Berlin), f als Mitglied der Ak. der Wissensch.
zu Berlin.
E. Schinz (Zürich), f als Lehrer der Physik in Basel.
F. H. Siebeck (Eisleben).
G. C. Schweizer (Schweiz), f als Astronom in Moskau.
M. 39. E. F. J. Th. Ebel (Kgb.), promovirte 1845 in Kgb.
0. 40. H. A. Nagel (Danzig), f als Director eines Musikinstituts in
Dundee (Schottland).
M. 40. J. G. M. Füldner (Neu-Brandenburg).
C. Kirchstein (Neu-Brandenburg).
G. von Höslin (Augsburg).
C. F. Böhm (Kgb.).
H. G. Böhm (Kgb.).
H. Weckeser (Hottingen, Schweiz).
A. B. A. Ohlert (Westpr.), f als Dir. d. Realgymn. zu Danzig.
C. E. Passarge (Bartenstein).
0. 41. F. Wenzlaff (Friedland i/M.).
E. G. F. Grisanowski (Kgb.), wohnte 1876 in Florenz.
M. 41. R. Keller (Hamm).
B. 0. Lehmann (Rossbach).
S. Aronhold (Angerburg), f als Prof. der Mathematik an der
Bauakademie in Berlin.
A. V. Krause (Westpr.).
0. 42. S. Brand eis (Hamburg).
G. R. Kirchhoff (Kgb.), f als Prof. der Physik und Mitglied
der Akad. der Wissensch. zu Berlin.
R. H. Peters (Pommern).
M.42. J. Stadion (Culm).
62 10. Liste der Schüler von F. E. Neumann.
H. L. Westphalen (Hamburg), f als Astronom in Kgb.
G. Krause (Elbing).
F. V. A. Wahl (Ostpr.).
0. 43. J. F. H. Härtung (Kgb.), f ^^^ Geologe in Madeira.
M. 43. M. L. G.Wi chmann (Celle), f als Observator der Sternwarte zu Kgb.
C. E. W. Sachse (Fraustadt).
J. H. C. Dur^ge (Danzig), f als Prof. ord. der Mathematik in Prag.
0. 44. G. H. Micks (Kgb.), ehem. Betriebsdirector der ostpr. Südbahn,
t in Erfurt.
H. R. Gieswald (Kgb.), f als Oberl. in Danzig.
J. H. Koosen (Lübeck), Verf. vieler Aufsätze in Pogg. Ann., in
Dresden wohnhaft.
J. Am s 1er (Schweiz), nennt sich jetzt Amsler-Laffon. Erfinder
des Polarplanimeter. 1894 von der phil. Facultö.t zu Kgb. zum
Ehrendoctor promovirt, lebt in Schaff hausen.
G. A. Lundehn (Danzig).
M. 44. C. H. F. Eggers (Mecklenburg), lebt in Milwaukee (Amerika).
0. 45. A. F. Hoffmann (Kgb.).
J. Tietz (Ostpr.), f als Prof. em. des Gymn. zu Braunsberg.
C. J. G. von Tyszka (Kgb.).
M. 46. H. F. Tolksdorf (Memel).
A. Behlau (Ostpr.).
E. Brandt (Ostpr.), f als Oberlehrer am Gymnasium zu Listerburg.
A. J. E. Blümel (Westpr.), f als Prof. des Gymn. zu Hohen-
stein, Ostpr.
0. 46. W. Kuhn (Kgb.).
C.H. Schmidt (Ostpr.).
M. 46. G. Th. Dumas (Rastenburg).
W. A. D u m a s (Rastenburg), f als Prof am grauen BQoster in Berlin.
C. F. F. Hagen (Kgb.), Justizrath in Kgb.
0. 47. M. A. Thiel (Ostpr.), Geheimer Medicinalrath in Bartenstein.
F. A. Fischer (Kgb.).
H. Monich (Labiau).
M. 47. R. 0. S. Lipschitz (Kgb.), Prof. ord. der Mathematik a. d. Univ.
in Bonn und Mitglied der Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
0. 48. G. R. E. Kreyssig (Kgb.).
H. E. Schröter (Kgb.), f als Prof. ord. der Mathematik a. d.
Univ. in Breslau u. Mitglied der Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
0. 49. A. E. G. Marth (Colberg), Astronom in Markree in Lrland.
M. 49. F. H. Volkmann (Insterburg), f als Astronom in Santiago (Chile).
0. 60. C. Neumann (B[gb.), Sohn von F. Neumann. Prof. ord. der
Mathematik in Leipzig und Mitglied der Akad. der Wissen-
schaften zu Berlin.
10. Liste der Schüler von F. E. Neumann. 63
R. F. A. Clebsch (Kgb.), t als Prof. ord. der Mathematik in
Göttingen u. Mitglied der Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
L. F. H. Schröder (Labiau), f.
M. 50. J. Behrendt (Ostpr.).
E. L. von Koss (Westpr.), lebt in Amerika.
0. 51. A. G. Müttrich (Kgb.), Prof. a. d. Forstakademie in Eberswalde.
M. 51. J. Matern (Ostpr.), f als Ziegeleibesitzer in Rothenstein bei Kgb.
0. 52. E. Bardey (Mecklenburg), Privatlehrer in Brandenburg a/H.
J. C. R. Radau (Angerburg), Astronom in Paris.
0. 53. C. 0. von Schlemmer (Westpr.).
C. J. H. Lampe (Danzig), Prof. a. städt. Gymn. in Danzig.
G. H. Quincke (Frankfurt a/0.), Prof. ord. der Physik a. d. Univ.
in Heidelberg u. Mitglied der Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
W. Seh och (Schweiz), Lehrer an der techn. Schule in Winterthur.
M. 53. L. Lindenblatt (Westpr.).
F. W. Fuhrmann (Burg i. Sachsen), Prof. a. Realgymn. auf der
Burg i. Kgb.
A. von Gizycki (Kgb.), Prof. am Polytechn. in Aachen.
C. Slevogt (Burg i. Sachsen), f als Hauptmann im amerikani-
schen Bürgerkriege.
F. E. Kays er (Danzig), Astronom in Danzig.
0. 54. H. Lütken (Kopenhagen), f als Baumeister in Elbing.
L. Saalschütz (Kgb.), Prof. extr. d. Mathematik a. d. Univ. Kgb.
H. Wild (Zürich), Russischer Wirklicher Staatsrath, Excellenz
in Petersburg. Mitglied der Akad. d. Wissenschaften zu Berlin
und Petersburg.
J. Bächler (Oberkirch i. d. Schweiz).
W. D. A. de Witt (Emmerich, Rgbz. Düsseldorf).
M. 54. C. H. Dan eil (Landsberg i. Brandenburg).
P. du Bois-Reymond (Berlin), f als Prof. der Mathematik am
Polytechnicum zu Charlottenburg.
M. 55. 0. H. Hagen (Berlin), f bald nach seinem Doctor-Examen.
0. 56. E. F. H. Kaul (Kgb.), f-
R. J. Müller (Ostpr.).
0. A. E. Meyer (Varel, Oldenburg), Prof. ord. der Physik a. d.
Univ. Breslau.
M. 56. F. E. Gehring (Nordhausen), f? ehem. Privatdocent für Physik
in Bonn, später Musikkritiker in Wien.
0. E. J. Reichel (Ebers walde) , Prof. a. d. landwirthschaftlichen
Hochschule in Berlin.
0. 57. A. Poschmann (Ostpr.).
E. G. H. Schindler (Kgb. i. d. Neumark), Prof. a. Joachims-
thalschen Gymn. in Berlin.
64 10. Liste der Schüler von F. E. Nemnann.
M. 57. C. G. A. Milinowski (Westpr.), f als Oberl. a. Gymn. inWeissen-
burg i/E.
L. B. Minnigerode (Darmstadt), Prof. ord. d. Mathematik a. d.
Univ. Greifswald.
0. 58. B. Rathke (Kgb.), 1876 in Cassel wohnhaft.
F. J. Krakow (Kgb.), war Privatlehrer.
F. G. A. Just (Czamicow, Rgb. Bromberg), f als Gymn.-Lehrer
in Marienburg.
F. J. Allemann (Schweiz).
Dr. C. J. W. Th. Pape (Hannover), Prof. ord. der Physik in Kgb.
J. C. Zöppritz (Darmstadt), f als Prof. ord. d. Geographie in Kgb.
M. 58. L. 0. Bock (Marienwerder), Prof. am Friedrichs-Collegium in Kgb.
H. St. Neumann (Culm).
G. Arnold (Offenbach), f.
M. 59. E. A. M. Kossak (Westpr.), Prof. am Polytechnicum in Char-
lottenburg.
G. F. J. A. Au wer 8 (Göttingen), ständiger Secret'är der Akademie
der Wissensch. zu Berlin.
0. E. F. Tischler (Breslau), f als Archäologe des Provinzial-
museums in Kgb.
H. L. Lops (Ostpr.).
0. 60. Dr. C. Kohn-Akin (Pest, Ungarn).
A. E. Cherbuliez (Genf), 1876 in Mühlhausen i/E. wohnhaft.
G. Heusler (Basel), f ^^^ Student in Kgb.
A. Steiner (Zürich).
J. C. Kiessling (Culm, Westpr.).
C. J. R. Schreiber (Ostpr.).
A. Momber (Danzig), Prof. am königl. Gymn. in Danzig.
A. E. F. vonMorstein (Elbing), Prof. am Wilhelmsgymn. in Kgb.
M. 60. C. G. L autsch (Mark Brandenburg), Prof. am Gymn. in Insterburg.
0. H. Wie sing (Danzig), Dir. d. Realgymn. in Nordhausen.
F. C. A. Tischler (Breslau), f als Observator d. Sternwarte zu Kgb.
M. R. Zimmermann (Ostpr.).
E. W. Feyerabendt (Bromberg), Prof. am Gymn. in Thom.
0. 61. 0. C. R. Nicolai (Labiau). Ende der sechziger Jahre am Gynm.
in Elbing thätig.
H.A. W.Krüger (Augustowo, Polen), Prof. a. Realgymn in Tilsit.
M. 61. H.A. E.Hossenfelder (Schlesien), Prof. a. Gymn. in Strassburg i/W.
J. F. Hutt (Culm), Dir. d. Gynm. in Bemburg.
0. 62. G. 0. R. Matthias (Kgb.), f als MittelschuUehrer in Kgb.
H. J, Fritsch (Kgb.), Prof. am städt. Realgymn. in Kgb.
F. 0. Ruppel (G^isenheim, Nassau).
M. 62. G. 0. E. Rumler (Culm), Prof. am Gymn. in Gumbinnen.
10, Liste der Schüler von F. E. Neumann. 65
H. Kraz-Barkany (Würtemberg).
L. Sohncke (Halle), Prof. am Polytechnicum in München.
C. Th. G. Vorbringer (Insterburg), Buchhalter an d. landw. Dar-
lehnskasse zu Egb.
Dr. F. W. C. E. Schröder (Mannheim), Prof. am Polytechnicum
in E[arlsruhe.
0.68. C.Vondermühll (Basel), Prof. ord. d. theor. Physik an d. Univ. Basel.
Dr. H. Weber (Heidelberg), Prof. ord. der Mathematik an der
Univ. Strassburg i/E.
M. 63. C. G. F. A. Kostka (Lyck), Prof. am Gymn. in Insterburg.
E. A. Radicke (Kgb.).
F. H. A. Wangerin (Pommern), Prof. ord. der Mathematik an
der Univ. Halle a/S.
E. Schumann (Ostpr.), Prof. a. Bealgymn. zu St. Johann in Danzig.
J. A. H. von Schäwen (Ostpr.), Prof. amGynm. in Marienwerder.
0. 64. F. E. Lorek (B[gb.), f als Observator an d. Sternwarte in Kgb.
A. Erdmann (Egb.), praktischer Arzt in Egb.
E. Haub (Conitz), f als Oberlehrer in Rössel.
J. J. H. Th. Meyer (Stettin).
M. 64. A. W. Eapp (Egb.), Prof. am Gymn. in Bartenstein.
A. J. W. Münch (Egb.), Geheimer Postrath und Vortragender
Rath im Reichspostamt Berlin.
W. F. Ch. Pietzker (Naumburg), Prof. am Gymn. in Nordhausen.
0. 65. E. S. L. Bolle (Ostpr.).
E. Mischpeter (Egb.), Prof. a. Realgymn. auf der Burg in Egb.
F. E. Dorn (Ostpr.), Prof. ord. der Physik a. d. Univ. Halle a/S.
E. J. Sierke (Ostpr.), Chefredacteur in Breslau.
J. Hennig (Ostpr.).
0. R. Müller (Ostpr.).
M. 65. C. G. H. Eleiber (Ostpr.), f als Dir. d. städt. Realgymn. in Egb.
F. V. Reuter (Egb.), f als wiss. Hülfsl. am Gymn.. in Tilsit.
E. Mägis (Schweiz), war 1873 unter Wild in Petersburg thätig.
0. Frölich (Bern), Abtheilungs-Chef der Firma Siemens und
Halske in Berlin.
0. 66. J. H. G. Hermes (Egb.), Prof. a. Gymn. in Lingen (Hannover).
0. H. J. E. Hübner (Ostpr.), Prof. a, Eneiphöf. - Gymn. in Egb.
J. H. W. Euck (Egb.), Prof. am Gymn. in Insterburg.
S. Gundelfinger (Würtemberg), Prof. am Polytechnicum in
Darmstadt.
F. W. Sucker (Ostpr.), wurde Landwirth.
W. P. Heideprim (Marienwerder), Oberl. a. d. Elingerschule in
Frankfurt a/M.
H. F. L. Möller (Ostpr.), f.
Yolkmann, Franz Kenmann. 5
66 10. Liste der Schüler von F. E. Neumann.
J. A. E. Heinemann (Rawitzsch), Prof. am Gymn. in Ljck.
C. E. G. Mix (Pommern), Prof. am Gynm. in Schleswig.
C. Besch (Stettin), Prof. am Friedrichs-Gollegium in Kgb.
P.C.A.vonSchäwen (Westpr.), Prof. a. Wilhelmsgymn. in Breslau.
M. 66. A. C. R. Wegner (Kgb.), f als Privatlehrer in Kgb.
C. H. Scherwinski (Tilsit).
M. Pauly (Rgbz. Bromberg), f als Privatlehrer.
Th. A. Ehlert (Danzig), Oberlehrer am Realgymn. in Frankfurt a/0.
F. Fischer (Pommern).
M. 67. G. Th. Sanio (Kgb.).
F. A. Powel (Kgb.), Oberlehrer am Realgymn. in Gumbinnen.
M. F. Thiesen (Ostpr.), Prof. u. Mitglied der phys.-techn. Reichs-
anstalt in Charlottenburg.
H. A. E. Dolega (Ostpr.), Prof. am Gymn. in Allenstein.
0. 68. P. C. Schlicht (Kgb.), Oberl. am Gymn. in Rastenburg.
J. E. G. Thalmann (Kgb.), Prof. am Realgymn. in Tilsit.
L. Hübner (Ostpr.), Prof. am Gymn. in Schweidnitz.
J. P. G. Peters (Tilsit), Prof. am Wilhelmsgymn. in Kgb.
M. 68. J. Pernet (Schweiz), Prof. am Polytechnicum in Zürich.
E. J. Jackwitz (Stuhm), Prof. am Gymn. in Schrimm.
G. Kelterborn (Moskau).
0. 69. G. A. Friedrich (Kgb.), Prof. am Gynm. in Tüsit.
G. F. F. Fleischer (Tilsit), Prof. am Gymn. in Mühlhausen i/E.
E. G. Lentz (Tilsit), f als Redacteur.
R. Crüwell (Prov. Posen), prakt. Arzt in Berlin.
R. von Eötvös (Ungarn), Prof. d. Physik a. d. Univ. Budapest.
Präsid. d. ungar. Akad. d. Wissensch., ehem. ünterrichtsminister.
M. 69. 0. Kort mann (Barmen), 1876 in Utrecht wohnhaft.
Ch. G. E. F. Schwarz (Berlin), f als Student.
J. Bahmann (Coburg -Gotha).
0. 70. P. Sanio (Kgb.), Oberl. am Realgymn. auf d. Burg in Kgb.
A. Michelis (Kgb.), Prof. am städt. Realgymn. in Kgb.
M. Krause (Ostpr.), Prof. am Polytechnicum in Dresden.
E. Scheeffer (Kgb.), Oberl. am Realgymn. St. Johann in Danzig.
F. Laupichle r (Ostpr.).
H. Reuter (Kgb.), Rivatlehrer in Kgb.
J. Hölnigk (Ostpr.), f als Redacteur.
G. Kern (Os^r.).
A. Peter (Gumbinnen).
M. 70. C. J. E. Schwarz (Rathenow).
0. 71. 0. Wittrien (Kgb.), Dir. d. städt. Realgymn. in Kgb.
R. Noske (Westpr.), Oberl. am Friedrichs - Collegium in Kgb.
W. Skrodzki (Tüsit).
10. Liste der Schüler von F. E. Neumann. 67
H. Eohde (Alienstein), Bechtsanwalt in AUenstein.
E. Franck (Tilsit).
C. Prophet (Lötzen), f als Student.
A. F. 0. Retowski (Danzig).
M. 71. J. Jacobson (Kgb.), Arzt in London.
J. Fi sahn (Rössel), Redacteur in Gera.
W. Voigt (Leipzig), Prof. ord. d. theor. Physik a. d. Univ. Göttingen.
0. 72. B. Weiss (Kgb.).
C. J. A. Polixa (Kgb.).
F. Luther (Kgb.), f ^-Is Gehülfe an der Sternwarte in Kgb.
J. Rahts (Kgb.), Privatdocent an der Univ. Kgb.
A. Paulini (Kgb.), Realschullehrer in Kgb.
C. Fritsch (Elbing), Oberl. am Realgymn. in Osterode, Ostpr.
G. Erdmann (Westpr.), f als wissensch. Hülfsl. in Listerburg.
G. Momber (Westpr.), f als Oberlehrer amGymn. in Marienburg.
P. Witz eck (Berlin).
M. 72. E. Bylda (Ostpr.), f als Student.
0. 73. C. Prang (Ostpr.), Oberl. am Realgymn. in Charlottenburg.
C. Söcknick (Ostpr.), Oberl. am Realgynm. in Tilsit.
0. 74. E. Geffroy (Insterburg), Oberl. am städt. Realgymn. in Kgb.
J. Landau (Minsk, Russland).
M. 74. F. Bieszk (Westpr.).
0. Muhlack (Kgb.), Oberl. am Gymn. in Rastenburg.
B. Mecklenburg (Fehrbellin), Bibliothekar in Berlin.
0. 75. P. Fri edländer (Kgb.), Prof. d. Chemie a. Polytechn, in Karlsruhe.
P. Volkmann (Ostpr.), Prof. ord. der Physik an der Univ. Kgb.
G. Schulz (Insterburg), Oberl. am Realgymn. in Pillau.
A. von Homeyer (Swinemünde), Kreisschulinspector in Mewe.
M. 75. H. Dobriner (Ostpr.), Oberl. am Philanthropin in Frankfurt a/M.
E. Borchert (Ostpr.), Oberl. am Gymn. in Lyck.
-?. Die in dm Quästur-MamuHen aufgeführten nidit immatriculirten
Schüler.
Dr. L. Meyer, W. 56/57 u. S. 57, damals Privatdocent in Breslau, f als
Prof. ord. der Chemie a. d. Univ. Tübingen, Mitglied der Akad. der
Wissensch. zu Berlin.
Dr. P eb al , S. 57, damals Prof. in Lemberg, f als Prof ord. der Chemie in Graz.
Dr. A. Mayer, W. 62/63, S. 63, W. 63/64, Prof. ord. der Mathematik
an der Univ. zu Leipzig.
Dr.H. Weber, W. 63/64, Prof. der Physik am Polytechnicum in Braunschweig.
G. Baum garten, W. 69/70, S. 70, Gymnasialprof. in Dresden.
Böttcher, W. 69/70, S. 70, Prof. und Rector des Realgymnasiums zu
Leipzig.
5*
68 10. Liste der Schüler von F, E. Neumann.
3. Einige dem 1876 dedicirten 8chülei''Al'bmn entnommene wid bisJier
noch nicht aufgeführte Namen.
J. E. Czwalina, Mitglied des ersten Seminars W. 34/35, Prof. in Danzig.
E. Heine, 42 — 43, f als Prof. ord. d. Mathematik a. d. Univ. Halle a/S.
und Mitglied der Akad. der Wissensch. zu Berlin.
0. J. Broch, 42, f. Prof. a. d. Univ. Christiania, 1869 — 72 Minister des
Marine- und Postdepartements von Norwegen, langjähriger Director
des bureau international des poids et des mesures in Sävres bei
Paris, Mitglied der Akad. der Wissensch. zu Berlin.
Th. Hirsch, 43, f als Sanitätsrath in Kgb.
M. Okatow, 63, 1876 Prof. extr. in St. Petersburg.
R. Börnstein, 72—73, Prof. a. d. laadwirthsch. Hochschule in Berlin.
H. 0. Salkowski, 73—75, Prof. der Chemie in Münster i/W.
4. Eimge weitere Schüler.
L. Strümpell, Prof. ord. hon. der Philosophie an der Univ. Leipzig.
Russischer Wirklicher Staatsrath, Excellenz. [C. N.]
Dr. C. E. Senff , f als Prof, in Dorpat, hielt sich 1833/34 Studien halber
in Kgb. auf. [Cf. Experimentelle u. theoretische Untersuchungen über
die Gesetze der doppelten Strahlenbrechung u. Polarisation des Lichts
in den Krystallen des zwei- und eingliedrigen Systems. Dorpat 1837.]
J. H. C. E. Schumann, f als Prof. d. Altstädtischen Gynmasiums in
Kgb. [Mitglied des ersten Seminars W. 34/35.]
L. 0. Hesse (Königsberg), f als Prof. der Mathematik am Polytechnicum
zu München, Mitglied der Akademie der Wissensch. zu Berlin. [Mit-
glied des ersten Seminars W. 34/35.]
Ph. L. Seidel (Zweibrücken in der Pfalz), Anf. der vierziger Jahre Zu-
hörer, Prof. der Mathematik an der Universität zu München, Mit-
glied der Akademie der Wissensch. zu Berlin.
J. Chr. Heusser (Schweiz), f, Verfasser zahlr. krystallogr. Aufsätze in
Pogg. Ann. 1861—56, in Kgb. W. 52/53 [cf. Pogg. Ann. 91, S. 498].
H. Jacobson, f als prakt. Arzt und Prof. extr. der Medicin in Berlin
[cf Bemerkungen 4 unter 12), S. 35].
P. A. Gordan, Professor der Mathematik an d. Univ. Erlangen. Zuhörer
Ende der fünfziger Jahre. [C. N.]