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Full text of "Französische Grammatik mit besonderer Berücksichtigung des Lateinischen"

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LpuF.yr 


FEAl^ZÖSISCHE  &EA11ATIK 


MIT  BESONDERER  BERÜCKSICHTIGUNG 


LATEINISCHEN 


EDUARD  MÄTZNER. 


DRITTE  AUFLAGE. 


Berlin. 

Weidmannsche    Buchhandlung 
1885. 


'A' 


MEINEM  LIEBEN  FREUNDE 


PROF.  DR.  HUGO  BIELING 


ZUGEEIGNET. 


Zur  zweiten  Auflage. 


Das  Geschick  der  Bücher  hat  dem  vorUegenden  nach 
mehr  als  zwei  Jahrzeh enten  eine  Wiederholung  beschieden. 

Seine  neue  Auflage  widme  ich  dem  treuen  jüngeren 
Freunde,  welcher  sich  in  dies  Buch  eingelebt  und  für  die 
Erneuerung  desselben  Mühe  und  Arbeit  mit  mir  getheilt  hat. 

So  übergebe  ich  Dir,  was  Du  in  mehr  als  einem  Sinne 
Dein  Eigen  nennen  kannst. 

Berlin,  den  28.  Oktober  1877. 

Eduard  Mätzner. 


Zur  dritten  Auflage. 


Nimm  es  aufs  Neue  in  gleichem  Sinne  hin. 
Berlin,   den  3.  Juni  1885. 

Eduard  Mätzner. 


Inhalt. 


Einleitung. 

Seite 

Die  französische  Sprache.    §1 1 

Das  Provenzalische  und  das  Französische.    Die  Sprachstoffe.     §  2 1 

1.  Das  Provenzalische.     §3 3 

2.  Das  Französische.    §4 3 

a.  Das  Altfranzösische.     §5 4 

b.  Das  Neufranzösische.     §6 5 

Eintheilung  der  französischen  Grammatik.    §7 6 


Erster  Theil.     Die  Lautlehre  der  französischen 
Sprache. 

Erster  Abschnitt.     Das  Wort  nach  seinen  Bestandtheilen. 

Das  Alphabet.    §§8.9 6 

Abzeichen  des  Alphabets.     §  10 7 

1)  Die  cedille 7 

2)  Die  Accente:    accent  aigu,  accent  grave,  accent  circonflexe 7 

3)  Das  trema 8 

Vokale.     §  11 8 

a,  e,  i  (y),  o,  u;  ai  (ay),  ei  (ey),  au  (eau),  eu  (oeu,  ue,  ce),  ou 8 

Aussprache  der  Vokale.    §  12 9 

Diphthonge.     §  13 13 

ia,   iai,   tau,   ie,   ieu,   io,   iou  —  oa,  oe,  oi  —  oua,  ouai,  oue,  oui  —  ua,  ue, 

«j.     §  14 14 

Die  nasalen  Vokallaute.     §  15 16 

Die  nasalen  Vokale :    an,  am,  en,  em  —  in,  yn,  im,  ym,  ain,  aim,  ein,  eim  — 

Ort,  om  —  un,  um,  eun 16 

Die  nasalen  Diphthonge  ian,  ien,  ion,  oin,  ouen,  ouin,  uan,  uin 18 

Vokalisation  vor  dem  jotirten  Schmelzlaute  /.     §  16 19 

Verstummung  von  Vokalen.     §  17 19 

Konsonanten.     §  18 20 

1.  Die  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben  n,  m,  l,  r 21 

2.  Die  Lippenlaute  p,  h,  f  (ph),  v  (w) 22 

3.  Die  Zahnlaute  t  (th),  d,  s,  z  (x),  j 22 

4.  Die  Kehllaute  c,  k,  <j,  ch,  g,  h,  y 24 

Verstummung  von  Konsonanten.     §  19 28 

1.  Verstummung  der  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben 28 

2.  Verstummung  der  Lippenbuchstaben 29 


VIII  Inhalt. 

Seite 

3.  Verstummung  der  Zahnlaute 30 

4.  Verstummung  der  Kehllaute 32 

Die  Silbe  und  die  Silbentheilung.    §20 33 

Das  "Wort  und  seine  Bindung  mit  anderen  Worten.     §21 34 

Prosodie  und  Silbenmessung.    §§  22.  23 37 

Zweiter  Abschnitt.     Das  Wort  und  seine  Bestandtheile 
nach  ihrer  Abstammung. 

Verhältniss  des  Französischen  zum  Lateinischen.    §24 42 

Unorganische  Wörter.     §  25 43 

Organisation  des  Wortes  und  die  Tonsilbe.    §26 43 

Verkürzung  des  Wortes.    §  27 45 

a)  Wegfall  des  Vokales 45 

b)  Wegfall  des  Konsonanten 45 

c)  Wegfall  von  Konsonanten  und  Vokalen  zugleich 47 

Assimilation  der  Konsonanten.    §  28 49 

«71,  mm,  II,  rr,  ss,   tt. 

Versetzung  der  Laute.     §  29 50 

Erweiterung  des  Wortes,     §  30 » 51 

1.  durch  Vokale.     2.  durch  Konsonanten. 

Doppelformen  desselben  Wortes.     §  31 55 

Angleichung  mehrerer  Wörter.     §  32 56 

Entwickelung  der  einzelnen  erhaltenen  Laute.     §33 57 

Ursprung  der  französischen  Vokale.     §34 58 

1.  Die  einfachen  Vokale  a,  e  (e,  e,  e),  i,  o,  u 58 

2.  Die  zusammengesetzten  Vokale.     §  35 63 

a)  ai,  ei,  Ol,  ui 63 

b)  au,  eau,  eu,  oeu,  ou 67 

C)  ie,  ieu 70 

Ursprung  der  französischen  Konsonanten.     §36 71 

1.  Die  nasalen  und  flüssigen  Konsonanten  n,  m,  l,  r 71 

2.  Die  Lippenbuchstaben  p,  b,  f  (ph),  v  (w).    §  37 76 

3.  Die  Zahnbuchstaben  t  (th),  d,  s,  z,  x,  j.     §  38 80 

4.  Die  Kehlbuchstaben  c,  k,  q,  ch,  g,  h  und  3/.     §  39 88 

Zweiter  Theil.     Die  Formenlehre  der  französischen 
Sprache. 

Von  der  Formenlehre  im  Allgemeinen.    §  40 99 

Eintheilung  der  Redetheile 99 

Erster  Abschnitt.     Die  Wortbiegung  und  ihre  Erlöschung. 

Das  Nennwort  und  seine  Deklination.    §  41 102 

1.  Der  Numerus.    2.  Die  Kasus.    3.  Das  Geschlecht. 

Das  Hauptwort  und  seine  Deklinationsformen.     §42 105 

Altfranzösische  Deklination 106 

Neufranzösische  Deklination 106 


Inhalt.  IX 

Seite 

Eigenthümlichkeiten  des  Gebrauchs  der  Zahlformen.     §  43 111 

Geschlecht  der  Hauptwörter.     §  44 115 

1.  Durch  ihren  Begriff  bestimmt 115 

2.  Durch  ihre  Form  bestimmt 117 

3.  Vergleichung[    des    grammatischen   Geschlechtes  der  lateinischen  Wörter 

mit  den  entsprechenden  französischen 120 

Doppelgeschlechtigkeit  und  Geschlechtswandlung  durch  Veränderung  der  Wort- 
endung.    §45 123 

A.  Die  doppelgeschlechtigen  Wörter  im  engeren  Sinne  (communia)    .     .     .  123 

B.  Die  wandelbaren  Hauptwörter  (mobilia) 128 

Das  Eigenschaftswort,    sein  Geschlecht  und  seine   Deklinations- 
formen.    §46 133 

Altfranzösische  Deklination 133 

Neufranzösische  Deklination 133 

Steigerung  des  Eigenschaftswortes.     §  47 138 

Der  Artikel  (altfranz.  und  neufranz.  Deklination).     §  48 141 

a)  Der  bestimmte  Artikel 142 

b)  Der  unbestimmte  Artikel 143 

Das  Zahlwort.     §49 144 

a)  Das  Grundzahlwort 144 

b)  Das  Ordnungszahlwort 147 

c)  Eintheilungszahlwörter 148 

d)  Das  Fachzahlwort 148 

Das  Fürwort  (altfranz.  und  neufranz.  Deklination),     §50 148 

1.  Die  persönlichen  und  zueignenden  Fürwörter 149 

a)  Das  persönliche  Fürwort 149 

b)  Das  zueignende  Fürwort 151 

2.  Das  hinweisende  Fürwort 153 

3.  Das  fragende  Fürwort , 157 

4.  Das  bezügliche  Fürwort 160 

5.  Das  unbestimmte  Fürwort 162 

Das  Zeitwort  im  Allgemeinen  und  seine  Arten.    §  51 173 

Vertauschung  der  Arten  des  Zeitwortes.     §  52 178 

Biegungsformen  des  Zeitwortes  im  Allgemeinen.     §53 179 

1.  Die  Zeitformen 179 

2.  Die  drei  grammatischen  Personalformen 182 

3.  Die  Modalformen 182 

4.  Die  Mittelformen 183 

Starke  und  schwache  Konjugation.     §54 183 

Die  drei  regelmässigen  oder  schwachen  Konjugationsformen  im  Aligem.    §  55  184 

Die  französische  Verbalflexion  im  Vergleich  mit  der  lateinischen.     §  56.     .     .  187 

Tabelle  der  auf  lateinische  Formen  gegründeten  Verbalflexion    .     .     .      186.  187 

Die  Hülfszeitwörter  avoir  und  etre.     §  57 193 

Konjugationstabelle  derselben 194 

Die  regelmässigen  oder  schwachen  Konjtigations formen  inshesondere.     §  58  .     .  197 

Konjugationstabelle  des  Aktivum  der  drei  schwachen  Konjugationen    .     .     .  198 

Konjugationstabelle  des  passiven,  reflexiven  und  intransitiven  Zeitwortes     ,  204 

I.  Zur  ersten  Konjugation 208 

1.  Allgemeine  Bemerkungen 208 


X  Inhalt, 

Seite 

2.  Anomale  Zeitwörter 209 

aller^  envoyer. 

3.  Defektive  Zeitwörter 210 

ester,  puer,  iisser. 

II.  Zur  zweiten  Konjugation 210 

1.  Allgemeine  Bemerkungen 210 

2.  Anomale  Zeitwörter 211 

vetir;  ouvrir,  rouvrir,   couvrir,  decouvrir,   offrir,  souffrir;  hdir, 
benir,  fleurir. 

3.  Defektive  Zeitwörter 212 

faillir,  ferir,  issir,  ouir. 

III.  Zur  dritten  Konjugation 213 

1.  Allgemeine  Bemerkungen 213 

2.  Anomale  Zeitwörter 213 

suivre,  e'crire,  naitre,  -ndre,  -uire. 

3.  Defektive  Zeitwörter 215 

braire,  bruire,  frire,  tistre. 

Die  unregelmässigen  oder  starken  Konjugations formen.     §  59 215 

I.  Unregelmässige  oder  starke  Verba  der  ersten  Klasse 218 

tenir,  venir,  voir. 

n.  Unregelmässige  oder  starke  Verba  der  zweiten  Klasse 218 

-cire,   ehre,    dire,   faire,  mettre,  prendre,   rire,   sourdre,    traire, 
guerir,  seoir. 

III.  Unregelmässige  oder  starke  Verba  der  dritten  Klasse 221 

avoir,  -cevoir,  chaloir,  choir,  devoir,  falloir,  mouvoir,  pleuooir, 
pouvoir,  savoir,  valoir,  vouloir,  courir,  gesir,  mourir,  boire,  croire, 
croitre,    etre,    lire,   moudre,    connaitre,   pattre,    paraitre,  plaire, 
soudre,  taire,  vivre. 
Die  Partikeln  im  Allgemeinen.    §  60 227 

1)  Die  Adverbien.     §61 228 

A.  Ihrer  Form  nach 228 

1.  Einfache  Adverbien  ohne  Adverbialendung 228 

2.  Adverbien  mit  einer  besonderen  Adverbialendung 229 

3.  Zusammengesetzte  Adverbien 231 

4.  Präpositionale  Adverbien 231 

Steigerung  der  Adverbien 232 

B.  Ihrem  Begriffe  nach 232 

1.  Die  Adverbien  des  Ortes 232 

2.  Die  Adverbien  der  Zeit 233 

3.  Die  Adverbien  der  Art  und  Weise 234 

4.  Die  Adverbien  der  Kausalität 236 

2)  Die  Präpositionen.     §62 237 

1.  Ihrer  Form  nach 237 

a)  acht  lateinische;    b)  Zusammensetzungen  lateinischer  Präpositionen; 

c)  Zusammensetzungen  von  Präpositionen  mit  Adverbien,  Adjektiven 
und  Fürwörtern;  d)  Participien;  e)  Substantivkasus;  f)  Adjektive  und 
Adverbien;  g)  substantivirte  Präpositionen;  h)  Substantive  und  Ad- 
jektive mit  dem  Artikel. 

2.  Der  Konstruktion  nach 238 


Inhalt.  XI 

Seite 
a)  ächte  Präpositiouea ;  b)  unächte  Präpositionen. 

3.  Der  Bedeutung  nach 239 

a)  von  räumlicher  Bedeutung;  b)  von  zeitlicher  Bedeutung;  c)  in  ethi- 
scher Beziehung  verwendete. 

4.  Grammatische  Verbindung  derselben 240 

a)  mit  Nennwörtern;  b)  mit  Adverbien;  c)  mit  anderen  Präpositionen. 

3)  Die  Konjunktionen.     §  G3 240 

A.  Der  Form  nach 241 

B.  Der  grammatischen  Bedeutung  nach 242 

1.  beiordnende 242 

2.  unterordnende 242 

4)  Die  Interjektionen.     §64 244 

Nachahmungen  von  Lauten,  Spiel  mit  Lauten 245 

Zweiter   Abschnitt.     Die   Wortbildung. 

Von  der  Wortbildung  im  Allgemeinen.     §  65 246 

A.   Die  Ableitung.    §  66 247 

a.    A  b  1  e  i  t  u  n  g   d  e  r  N  e  n  n  \v  ü  r  t  e  r 248 

I.    Ableitung  des  Hauptwortes 248 

AA.    Uneigentliche  Ableitung  ohne  besonderes  Suffix.     §  67      ...     249 
a)  aus    Adjektiven;    b)  aus    Partieipien    des  Präsens;    c)  aus  dem 
Particip  des  Perfekt;  d)  aus  Infinitiven;  e)  aus  Verben. 
BB.    Ableitung  mit  Ableitungssuffixen.     §  68 250 

1)  Ableitungssuffixe  der  Hauptwörter  von  Zeitwörtern 250 

1.    teur,  tre,  eur,  seur  —  trice,  esse,  resse,  er  esse,  euse;   2.   age, 

ige  —  agine,  igine;  3.  aim,  ain,  en  —  ime,  ume;  4.  inent;  5.  ance, 
ence  (ange);  6.  ande,  ende;  7.  eur,  oiir;  8.  ton  (tion,  sion,  xion, 
son,  ^on) ;  9.  ure  —  ture,  sure,  eure  (ure,  eure);  10.  is;  11.  oir, 
oire  (toir,  toire,  soir,  soire) ;  12.  eile,  ele. 

2)  Ableitungssuffixe  der   Hauptwörter    von    anderen  Hauptwörtern. 

§69 255 

1.  aire,  ier,  iere,  er,  ere;  2.  ain  (aine),  en,  an,  aine,  enne,  ane 
(anne);  3.  ien,  ienne;  4.  isle  (laste);  5.  age;  6.  ay,  ale;  7.  agne, 
aigne,  ogne;    8.  al,  el,  il;    9.    at,  e:    10.  e'e,   ade;    11.  ie,  erie; 

12.  is7ne  (asme,  las  nie). 

Wörter  mit  Diminutiv-  und  Augmentativendungen.  §  70  .  .  ,  ,  261 
1.  ule;  2.  cule,  de,  all,  aille,  eil,  eille,  il,  ille,  ouil  (ou),  ouille; 
3.  eau,  eile;  4.  ceau,  seau,  sseau,  celle,  seile,  sselle;  5.  ol  (ole), 
eul,  euil,  ole,  e'ole,  iole,  eule;  6.  at,  el,  ot,  ate,  ette,  otte;  7.  on 
(ion),  onne  (ionne);  8.  in,  ine;  9.  as,asse,  ace,  ache,  iche,  isse,  oche, 
uche;  10.  ard,  arde;  11.  aud,  ald,  ault,  oud,  out,  aude;  12.  dlre 
(astre). 

Patrouymika.     §  71 269 

1.  ide,  eide,  ade,  lade;  2.  ien. 

Geographische  Namen.     §  72 270 

1.  Ländernamen 270 

a)  agne,  ogne,  aigne;    b)   aine,  oine;    c)  ie;    d)    ide;    e)  ique; 
f)  ais,  ois;  g)  is;  h)  an,  in. 


Xn  Inhalt. 

Seite 

2.  Volksnamen 271 

a)  ain,  en,  an,  aine,  enne,  ane  (anne);  b)  ien,  ienne;  c)  in,  ine; 
d)  ois,    als,    oise,    aise;    e)  on,    onne:    f)  ate,    at,   ite,  ote,    ot: 
g)  ique,  iaque,  esgue,  asque;  h)  eau,  ol,  ard. 
3)  Ableitungssuffixe  der  Hauptwörter  von  Beiwörtern.     §  73      .    .     272 
1.  te;  2.  ie;  3.  ice,  ise,  esse;  4.  tude  (ume). 
II.  Ableitung  des  Eigenschaftswortes 274 

1.  Uneigentliche  Ableitung  ohne  besonderes  Suffix.     §  74    .     .     .     .    274 

a)  Verwendung  des  Particip  des  Präsens. 

b)  Verwendung  des  Particip  des  Perfekt. 

2.  Ableitung  mit  Ableitungssuffixen ,     275 

a)  Ableitungssuffixe  der  Eigenschaftsw.  von  Zeitwörtern.     §  75    .    275 
a.  ace   (als,  ai);  ß.  ide;  y.  if,  ive;    6.  ile  (il,  ile) ;   f.  bile,  ble; 

f.  igue,  uc,  uque;  tj.  ice,  is;  r}.  u,  ite;  i.  bond,  bonde;  x.  cond, 
conde;  i..  ard,  arde. 

b)  Ableitungssuffixe  der  Eigenschaftsw.  von  Hauptwörtern.     §  76    277 
«.  e',  ee;  ß.  ace',  acee  (asse,  ace,  ais   ;    y.  al,  el,  ale,  eile,  ele,  il,  ile, 

ule;  6.  ain,  ein,  an,  aine,  enne,  ane  (anne);  f.  ien,  ienne;  ^.  ane, 
ane'e,  ain,  aine,  ange;  rj.  /n,  ine;  0.  aire,  ier,  iere,  er,  ere;  t.  oire 
(toire) ;  x.  eux,  euse,  oux,  ouse,  ou,  oute,  ose  (o<se) ;  l.  ique,  ic,  ique 
(atiqiie,  age,  iaque);  u.  esque,  asque;  v.  e,  u,  ee,  ue;  '4.  lent,  lente; 
0.  este,  estre,  etre;  n.  time. 

c)  Ableitungssuffixe    der    Eigenschaftswörter    von  anderen  Eigen- 
schaftswörtern.   §  77 282 

K.  ieme  (esime,  esimal) ;  ß.  dtre;  y.  et,  ette;  6.  ot,  otte  (ote); 
f.  cule ;  C-  ßdu,  eile;  rj.  aud,  aude. 

d)  Von  Partikeln  abgeleitete  Adjektive 283 

b.    Ableitung   der  Zeitwörter 283 

I.  Ableitung  des  Zeitwortes  von  Nennwörtern 283 

1.  Ableitung  durch  die  einfache  Flexionsendung.     §  78 284 

a)  aus  einfachen  Nennwörtern;    b)  aus  abgeleiteten  Nennwörtern. 

2.  Ableitung  mit  besonderen  Suffixen.     §  79 287 

a)  iquer,  eher,  ger  (guer),  ier,  oyer,  ayer,  eyer,  iguer,  iger,  ger,  ier; 

b)  iser;  c)  cir;  d)  eler;  e)  uler,  Ier;  f)  ailler,  Hier,  ouiller; 
g)  eter,  oter;  h)  iter. 

II.  Ableitung  der  Zeitwörter  von  primitiven  Zeitwörtern.     §  80  .     .    .    290 
1.  auf  ter,  ser,  xer;  2.  iter,  eter;  3.  eher,  oyer;  4.  uler,  Ier;  5.  Hier, 
eler;    6,    ailler.   Hier,    ouiller;    7.    eter,   oter;    8.    onner;    9.    asser; 

10.  iner,  ousser,  ocher. 

B.   Die  Ziisaminensetzung-.    §  81 292 

I.    Zusammensetzung    des    Zeitw.    und    Nennw.  mit  Partikeln. 

§82 293 

a)  Zusammensetzung  mit  präpositionalen  Partikeln 294 

a,  ab,  abs  —  a,  ad  —  ante,  anti  —  eircon,  cireom  —  apres  — 
arriere  —  com,  eon,  co  —  contre  (contra,  contra)  —  de,  de  —  dis, 
di,  des,  de  —  ex,  e  (es,  ess,  ef)  —  extra  —  for,  four,  hör  —  in 
(im,  il,  ir),  en,  eni  —  en,  em  (aus  inde)  —  inter,  entre  —  intro  — 
ob  —  outre  (ultra)  —  per,  par  —  post  (puis)  —  pre  —  preter  —  pro, 
pour  —  re,  re  (red)  —  retro,  arriere  —  sans  —  se,  se  —  sous,  sou  — 


Inhalt.  Xm 

Seite 
sub  (sou,  souf,  SU,  se,  se)  —  sous,  sou  (für  sub)  —  sus,  sou  —  soubre, 
subre  —  super,  sur  —  trans,  tra,  tre  —  vice,  vi;  —  amphi  —  ana  — 
anti  —  apo  —  cata  —  diu  —  ec,  ex  —  en,  em  —  e'pi  (ep,  eph)  — 
hyper  —  hypo  —  meta,  met,  me'th  —  para  —  peri  —  pro  — 
pros  —  syn  (sym,  syl,  sy). 
b)  Zusammensetzung  mit  anderen  adverbialen  Partikeln 303 

1.  mit    qualitativen    Partikeln:     bien,    bene    —    mal,    mau   —    mes, 
me  —  bis,  bes,  be  —  pe'n  —  presque  —  quasi;  —  archi,  arch  —  dys. 

2.  mit  quantitativen  Adverbien:  bis,  bi — de7ni  —  mi — semi  —  plus. 

3.  mit  negativen  Partikeln:   in  (im,  il,  ir)  —  non;  —  o  (an). 

II.   Zusammensetzung  des    Nennwortes  insbesondere.     §83  305 
AA.    Zusammensetzung  des  Hauptwortes. 

a)  aus  zwei  Hauptwörtern 305 

b)  aus  einem  Substantiv  und  einem  Adjektiv 308 

c)  Substantive  durch  Verbindung  eines  Zeitwortes  mit  einer  ob- 
jektiven Bestimmung 309 

d)  Verdoppelung  von  Naturlauten 310 

BB.    Zusammensetzung  des  Eigenschaftsioortes. 

a)  aus  zwei  Eigenschaftswörtern 310 

b)  aus  einem  Substantiv  und  einem  Adjektiv 312 

III.    Znsammensetzung  des  Zeitwortes    insbesondere.     §84.    311 

a)  aus  einem  Zeitworte  mit  einem  anderen  Verbaktamm 312 

b)  aus  einem  Zeitworte  mit  einem  Jlauptworte 312 

c)  aits  einem  Zeitworte  mit  einem  Adjektiv 313 


Dritter  Theil.     Die  Lehre  von  der  Wort-  und  Satz- 
fügung oder  die   Syntax. 

Von  der  Wort-  und  Satzfügung  im  Allgemeinen.     §  85 314 

Erster  Abschnitt.     Die  Lehre  von  der  Wortfügung  oder 
vom   einfachen   Satze. 

Der  einfache  Satz  im  Allgemeinen  und  seine  Arten.     §  86 314 

I.  Kapitel.    Die  Grundbestandtheile  des  Satzes  imd  ihre 
Beziehung  zu  einander. 

Das  Subjekt  und  seine  Formen.     §87 316 

A.  Persönliche  Sätze 316 

B.  Unpersönliche  Sätze 318 

Verdoppelung  des  Subjekts.     §  88 318 

Nichtbezeichnung  des  Subjekts.     §  89 322 

Auakoluthisches  Subjekt.    §  90 322 

Das  Prädikat  und  seine  Formen.     §91 323 

1.  das  einfache  Zeitwort 323 

2.  Intransitives  und  passives  Zeitwort  mit  einer  prädikativen  Bestimmung 
(Adjektiv  oder  Particip,  Hauptwort,  Infinitiv,  Zahlwort,  Fürwort)  .     .     .     323 


XIV  Inhalt. 


Elliptisches  Prädikat.     §  92 327 

Der  Thätigkeitsbegriff  im  Prädikate  nach  seinen  Zeitformen  und  Modalformen  328 

A.  Die  Zeitformen  des  Thätigkeitsbegriffes.     §  93 328 

a.  Die  Zeitformen  der  Gegenwart  oder  Präsentia 330 

aa)  Das  Präsens.     §  94 330 

bb)  Das  Perfekt  (Indefini).     §  95 332 

cc)  Das  erste  Futurum.     §  96 334 

dd)  Das  zweite  Futurum.     §  97 335 

b.  Die  Zeitformen  der  Verganprenheit  oder  Präterita 336 

aa)  Das  Imperfekt  und  das  Perfektum  definitum.     §  98 336 

«.  das  Imperfekt.     §  99 337 

ß.  das  Perfektum  definitum.     §  100 342 

y.  die  Konjunktivform  des  Imperf,  u.  Perf.  definitum.     §  101  .     .     .  343 

bb)  Die  beiden  Plusquaraperfekte.     §  102 345 

«.  das  erste  Plusquamperfekt 345 

ß.  das  zweite  Plusquamperfekt.     §  103 347 

y.  der  Konjunktiv  des  Plusquamperfekt.     §  104 348 

cc)  Die  beiden  Future  der  Vergangenheit.     §  105 348 

«.  das  erste  Futur  der  Vergangenheit 348 

ß.  das  zweite  Futur  der  Vergangenheit.     §  106 351 

üeberzählige  Zeitformen.     §  107 351 

Folge  der  Zeitformen.     §  108 352 

a)  der  Redende  bleibt  auf  demselben  Standpunkte.     §  109 352 

b)  der  Redende  verändert  seinen  Staudpunkt.     §  110 353 

B.  Die  Modalformen  des  Zeitwortes.     §  111 355 

a.  Gebrauch  des  Indikativ.     §  112 357 

1.   in  Hauptsätzen;  2.  in  Substantivsätzen;  3.  im  konditionalen  Neben- 
satze; 4.  im  reinen  Konsekutivsatze. 

b.  Gebrauch  des  Konjunktiv.     §113 358 

I.  in  Hauptsätzen.     §  114 358 

IL  in  Nebensätzen.     §  115 360 

aa)  in  Substantivsätzen 360 

tt.  in  Subjektsätzen 360 

ß.  im  Objekfsatze.     §  116  bis  118 361 

bb)  in  adverbialen  Nebensätzen.     §  119 365 

1.  in  Nebensätzen  der  Ortsbestimmung 365 

2.  in  Nebensätzen  der  Zeitbestimmung.     §  119  und  120    .     .     .  365 

3.  in  Nebensätzen  des  Kausalverhältnisses.     §  121 366 

tt.  im  kausalen  Satze 366 

ß.  im  konditionalen  Satze.     §  122 366 

y.  in  koncessiven  Sätzen.     §  123 368 

S.  in  Konsekutivsätzen.     §  124 369 

e.  in  Finalsätzen.     §  125 371 

cc)  im  adjektivischen  Nebensatze.     §  126  und  127 371 

c.  Gebrauch  des  Imperativ.     §128 373 

Beziehung  des  Subjektes  und  des  Prädikates  auf  einander.     §129  374 

A.  Kongruenz  des  Prädikates  im  einfachen  Satze  mit  einem  Subjekte.  §  130  375 

B.  Kongruenz  des  Prädikates   im    zusammengezogenen  Satze  mit   mehr  als 
einem  Subjekte.     §  131 379 

a)  hinsichtlich  der  Zahlform,  b)  der  Person,  c)  des  Geschlechtes. 


Inhalt.  XV 


II.  Kapitel.    Die  adverbialen  Satzbestimmiiugeu. 

Von  den  adverbialen  Satzbestimmnngen  im  Allgemeinen.     §  132 383 

A.  Die  Kasuslehre.    §133 - 883 

a)  Der  Nominativ  und  der  Vokativ.     §  134 383 

h)  Der  Akkusativ.     §  135 385 

1.  in  räumlicher  Beziehung 385 

2.  in  Beziehung  auf  die  Zeit 385 

8.    der  Akkusativ  des  Masses 386 

4.  als  Kasus  des  Objektes 386 

5.  unabhängiger  Akkusativ 390 

6.  absoluter  Akkusativ 390 

7.  elliptischer  Akkusativ 890 

8.  der  Akkusativ  mit  Partikeln 891 

c)  Der  Genitiv.     §  136 391 

1.  in  räumlicher  Beziehung 391 

2.  in  Bezug  auf  die  Zeit 893 

3.  Uebertragungen  auf  das  kausale  Gebiet 394 

4.  Genitiv  der  Art  und  Weise 397 

5.  der  possessive  Genitiv 397 

6.  der  qualitative  Genitiv 898 

7.  der  Genitiv  des  Masses 898 

8.  der  Genitiv  des  Werthes  und  der  Schätzung 398 

9.  der  Genitiv  des  Stoffes  oder  des  Inhaltes 399 

10.  der  partitive  Genitiv 401 

11.  elliptischer  Genitiv 405 

d)  Der  Dativ.     §  137 405 

1.  in  räumlicher  Beziehung 405 

2.  in  Bezug  auf  die  Zeit 407 

3.  der  Dativ  des  ümstandes 408 

4.  der  Dativ  der  Gemeinschaft 408 

5.  der  instrumentale  und  kausale  Dativ 409 

6.  der  Dativ  des  Masses,  der  Massgabe  und  Angemessenheit  ....  409 

7.  der  Dativ  der  Art  und  Weise 410 

8.  der  Dativ  der  Bestimmung  und  des  Zweckes 410 

9.  der  Dativ  der  BetheHigung 410 

10.  die  betheiligte  Person  im  Dativ  ist  eigentlich  das  thätige  Subjekt    .  413 

11.  der  ethische  Dativ 413 

12.  der  possessive  Dativ 413 

13.  der  Dativ  der  Rücksicht  in  allgemeinster  Fassung 413 

14.  elliptischer  Dativ 413 

e)  Die  Kasus  des  persönlichen  Fürv?ortes.     §  138 414 

1.  das  verbundene  Fürwort 414 

2.  das  unverbundeno  Fürwort 415 

8.    das  reflexive  Fürwort 416 

B.    Gebrauch   der  Präpositionen.     §139 417 

a.    Die  ächten  Präpositionen.     §  140 417 

I.    Präpositionen  zum  Ausdruck  räumlicher  Verhältnisse 417 

ä  travers;    chez;    de^a,    dela;    devant,  derriere;  joignant,    attenant, 


XVI  Inhalt. 

Seite 

jouxte,    lez,   rez,   prh,   procke;    outre,   hors   (dehors,    fors;   hormis, 
excepte,    sauf,  a  pari,   moins):    vers,    envers,   devers,  conire;    entre, 

parmi 417 

II.  Präpositionen,   welche  sich  a)  nur  auf  die  Zeit  und  b)  vorzugsweise 

auf  Raum  und  Zeit  beziehen.     §  141 423 

a)  durant,  pendant 423 

b)  depuis,  des;  avant,  apres .  423 

III.  Präpositionen,  welche  zum  Ausdruck  räumlicher,  zeitlicher  und  ethi- 
scher Verhältnisse  dienen.     §  142 424 

avec,  Sans;    en,  dam  (dedans) ;    par ;  pour;   sous,  dessous,  sus,  des- 

sus,  sur • 424 

IV.  Präpositionen,    welche    überhaupt  keine  Beziehung  mehr  auf  Raum 

und  Zeit  haben.     §  143 436 

moyennant ;    selon,    siiivant,    d' apres;    concernant,  touchant;  malgre, 

nonobstant;  excepte,  passe,  vu  etc.;  plein 436 

b.  Die  unächten  Präpositionen.     §  144 437 

1.  Substantive;  2.  Adjektive  und  substantivirte  Adjektive;    3.  substan- 
tivirte  Präpositionen  (au  delä;    au  dedans,  au  dehors;    au-dessus,    au- 

dessous;  au-devant;  aupres ;  au  travers) 437 

c.  Die  Verbindung  von  Präpositionen  mit  Adverbien    und    ihre  Verwen- 
dung als  Adverbien.     §  145 439 

d.  Die  Wiederholung    und    Auslassung  der  Kasuspräpositionen    und   der 
übrigen  Präpositionen.     §  146 439 

C.   Die  Mittelformen  des  Verb   oder  die  Participialien.     §  147     .     .  441 

AA.    Der  Infinitiv.     §  148 442 

I.    Der  reine  Infinitiv 442 

a)  als  Nominativ 442 

1.  als  Subjekt;  2.  als  prädikative  Satzbestimmung:  3.  anakoluthisch. 

b)  als  Akkusativ 443 

1.  nach  den  Verben  der  Sinnesempfindungen 443 

2.  nach  Verben  der  Vorstellung  und  Darstellung 443 

3.  nach  Verben  der  Willensäusserung 444 

4.  nach  faire,  laisser,  devoir,  pouvoir,  oser,  souloir,  daigner     .     .     .  444 

5.  nach  faillir  und  manquer 444 

6.  als  Apposition  eines  Substantivbegriflfes 444 

c)  nach  Verben   der  Bewegung  zum   Ausdruck    der    Bestimmung   und 

des  Zweckes 445 

d)  elliptischer  Infinitiv 446 

II.  Der  Infinitiv  mit  Kasuspräpositionen.     §  149 447 

a)  Der  Infinitiv  mit  c?e.     §  150 447 

1.  als  Subjekt  (logisches) 447 

2.  als  Objekt 448 

3.  im  Sinne  eines  Genitiv 448 

«.  bei  Hauptwörtern;  ß.  bei  Adjektiven;  y.  bei  Zeitwörtern;  6.  bei 

Partikeln 449 

4.  der  historische  Infinitiv 449 

5.  elliptischer  Infinitiv 450 

b)  Der  Infinitiv  mit  ä.     §  151 450 

1.  zum  Ausdrucke  der  Bestimmung  und  des  Zweckes 450 


Inhalt.  XVII 

Seite 

2.  zum  Ausdrucke  des  Stoffes  und  Inhaltes  der  Thätigkeit  ....  450 

3.  im  instrumentalen  und  kausalen  Sinne 450 

4.  absolut  an  der  Spitze  eines  Satzes 451 

5.  im  Sinne  eines  Gerundium  (prädikativ  —  attributiv) 451 

6.  bei  Adjektiven  (im  Sinne  eines  Gerundium  und  eines  Supinum)    .  451 

7.  nach  transitiven  Verben 451 

8.  bei  Partikeln 452 

c)  Der  Infinitiv  mit  de  und  ä  nach  demselben  Thätigkeitsbegriffe.   §  152  452 

1.  bei  transitiven  Verben  als  alleiniges  Objekt ,     .  452 

2.  bei  Verben,  die  ein  Objekt  ausser  dem  Infinitiv  haben    ....  452 

3.  bei  reflexiven  Verben 453 

4.  bei  Vervi'andlung  eines  transitiven  Verb  in  das  reflexive ....  453 
III.  Der  Infinitiv  mit  anderen  Präpositionen.     §  153 453 

a)  Zeitbestimmungen  (avant,  apres) 453 

b)  Kausalbestimmungen  (par,  pour) 453 

c)  Sans  mit  dem  Infinitiv 454 

d)  entre  mit  dem  Infinitiv 454 

Wiederholung  und  Auslassung  der  Präpositionen 454 

Vertauschung  des  Infinitiv  mit  einem  Nebensatze 454 

Der  substantivirte  Infinitiv 455 

BB.    Die  Participien.     §  154 455 

I.  Die  einfachen  Participialformen 455 

a)  Das  Particip  des  Präsens 455 

a)  das  gerundivische  Particip 455 

1.  bezeichnet  a)  Gleichzeitigkeit;  b)  Grund;  c)  Bedingung;  d)  Ein- 
räumung     455 

2.  absolut  mit  seinem  Subjekte  im  Akkusativ 456 

3.  von  en  begleitet,  bezeichnet  a)  Gleichzeitigkeit:  b)  Grund;  c)  Be- 
dingung; d)  Einräumung 457 

4.  mit  und  ohne  en  mit  dem  Begrifle  des  Gehens 458 

5.  Alterthümlich  mit  ä;  substantivirt  mit  anderen  Präpositionen    .  458 
ß)  das  Participialadjektiv 458 

b)  Das  einfache  Particip  des  Perfekt.    §  155 459 

1.  als  absolutes  Particip 459 

2.  die  Kongruenz  mit  einem  Substantivbegriff'e 460 

o.  das  attributive  Particip 460 

ß.  das  prädikative  Particip 460 

y.  das  Particip  in  Beziehung  zum  Akkusativobjekt 460 

II.  Die  zusammengesetzten  Participialformen.     §  156 463 

D.    Die  Adverbien  oder  Umstandswörter.     §  157 464 

a)  Die  Ortsadverbien.    §  158 465 

«.  auf  die  Zeitbestimmung  übertragen 465 

ß.  oii,  y,  dont  und  en 465 

y.  pleonastische  Verwendung  der  Ortsadverbien  y  und  en 467 

b)  Die  Zeitadverbien.     §  159 468 

c)  Die  Adverbien  der  Art  und  Weise.     §  160 468 

o.  Adverbien  der  Weise  im  engeren  Sinne 468 

1.  comme;  2.  comment 468 

ß.  Adverbien  der  Quantität  und  des  Grades 468 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  Jj 


XVIII  Inhalt. 

Seite 
1.  comme;  2.  si,  ausni,  tant,  autant;  3.  plus,  davantage;  4.  du  moiiis, 

au  moins:  5.  tres,  bien,  fort,  beaucoup 468 

d)  Die  Satzadverbien.     §  161 471 

oui,  si;  non,  nenni 471 

Die  Verneinung.    §  162 471 

«.  Verneinung  des  vollständigen  Satzes 471 

1.  ne  im  Allgemeinen  mit  Anlehnung  an  andere  Wörter.     §  163  .     .  473 
aa)  eigentliche  Füllwörter,  bb)  andere  Beziehungswörter. 

2.  ne  als  Satzverneinung  ohne  Füllwörter  etc.     §  164 475 

aa)  in  Hauptsätzen 475 

a)  in  Fragen 475 

b)  bei  savoir,  pouvoir,  oser,  cesser,  bouger  etc 475 

c)  vor  oder  nach  ni  —  ni 476 

d)  in  Verbindung  mit  non  plus  (que) 476 

e)  im  negativen  Satze,  dem  eine  modale  Beschränkung  folgt      .  476 
bb)  in  vollständigen  Nebensätzen 476 

a)  in  Substantivsätzen 476 

««.  nach    affirmativen    Hauptsätzen,    mit    dem    Begriffe    der 

Furcht  und  Besorgniss 476 

ßß.  nach  Hauptsätzen,    mit    dem  Begriffe  des  Verhütens  und 

Verhinderns 478 

yy.  nach  Hauptsätzen,   mit  dem  Begriffe  des  Leugnens,  Zwei- 
feins etc 478 

66.  nach  Hauptsätzen  mit  il  s'en  faul 479 

ff.  nach  einem  dem  Sinne  nach  negativen  Hauptsatze    .     .     .  479 

b)  in  adverbialen  Nebensätzen 479 

aa.  in  temporalen  Nebensätzen 479 

ßß.  in  Bedingungssätzen 480 

yy.  in  Konsekutivsätzen 480 

66.  in  Modalsätzen 480 

c)  im  Adjektivsatze 481 

ß.  Die  Verneinung  im  unvollständigen  Satze.    §  165 481 

1.  Unvollständige  Sätze  als  Antworten,  Fragen  etc 481 

2.  Unvollständige    Sätze    unmittelbar    an    einen    anderen    Satz     an- 
geschlossen    482 

3.  Der  unvollständige  Satz  hat  keine  Ergänzung 482 

4.  Verneinung  einzelner  Bestimmungen  etc 482 

y.  Die  Verneinung  eines  einzelnen  Wortes.    §  166 483 

6.  Die  absolute  Verneinung.     §  167 483 

f.  Beigeordnete  verneinte  Satzbestimmungen.    §  168 484 

III.  Kapitel.    Die  attributiyen  Satzbestimmungen. 

Die  attributive  Satzbestimmung  im  Allgemeinen.     §  169 486 

A.    Das  attributive  Satzverhältniss  im  engeren  Sinne.     §170      .  486 

a.  Determinative  Bestimmungen 486 

I.    Der  Artikel.    §  171 487 

1.    Der  bestimmte  Artikel 487 

Der  bestimmte  Artikel  bei  den  verschiedenen  Klassen  der  Haupt- 
wörter.   §  172 488 


Inhalt.  XIX 

Seite 

Gebrauch    des    bestimmten    Artikels   im   partltiven   Verhältnisse. 

§173 494 

Verbindung    des    bestimmten  Artikels   mit  einer  anderen  deter- 
minativen Bestimmung.     §  174 496 

Wiederholung  des  bestimmten  Artikels.     §  175 497 

2.    Der  unbestimmte  Artikel.     §  176 498 

Wiederholung  des  unbestimmten  Artikels 499 

Der  Wegfall  des  Artikels  überhaupt,     §  177 499 

a)  im  prädikativen  Verhältnisse 500 

b)  im  adverbialen  Satzverhältnisse 501 

c)  im  attributiven  Satzverhältnisse 501 

d)  neben  demonstrativen,  fragenden  und  unbestimmten  Fürwörtern  502 

e)  bei  der  Aufzählung 502 

/)  bei  der  Verbindung  entgegengesetzter  Begriffe 502 

g)  bei  der  Wiederholung  desselben  Substantivbegriffes     ....  502 

Ji)  bei  Aufschriften,  Ueberschriften  etc 503 

i)  in  alterthümlicher  Redevreise 503 

IL  Das  Zahlwort.     §  178 503 

Kardinalzahlen  an  Stelle  der  Ordinalzahlen 504 

III.  Die  Pronominaladjektive    §  179 505 

1.  das  zueignende  Fürwort 505 

2.  das  hinweisende  Fürwort 505 

3.  das  fragende  Fürwort  guel 506 

4.  das  bezügliche  Fürwort  lequel 506 

5.  die  unbestimmten  Fürwörter 506 

b.  Qualitative  Bestimmungen.     §  180 506 

I.  Das  Eigenschaftswort 506 

1.  Das  Eigenschaftswort  und  seine  Kongruenz  im  Allgemeinen    .     .  506 

a)  beim  Substantiv;    b)   beim    substantivirten  Infinitiv;    c)  beim 
substantivirfen  Adjektiv. 

2.  Beziehung  mehrerer  Eigenschaftswörter    auf   dasselbe  Substantiv. 
§181 508 

a)  Prädikate,  welche  demselben  Subjekte  zukommen      ....  508 

b)  Prädikate,  welche  verschiedenen  Subjekten  zukommen    .     .     .  508 

3.  Beziehung  desselben  Eigenschaftswortes  auf  mehrere  Substantive. 
§182 509 

a)  die  Substantive  sind  synonym 509 

b)  die  Substantive  bezeichnen  verschiedene  Gegenstände    .     .     .  509 

4.  Weitere  Bestimmbarkeit  des  attributiven  Eigenschaftswortes.  §  183  .509 
IL  Das  Adverb.    §  184 510 

a)  das  blosse  Adverb;  b)  das  Adverb  mit  (/e 510 

III.  Der  Infinitiv.    §  185 510 

1.  der  Infinitiv  mit  de;  2.  der  Infinitiv  mit  a 510 

IV.  Das  Hauptwort.     §  186 511 

1.  Der  attributive  Genitiv.    §  187 511 

a)  zur  Bezeichnung  räumlicher  Verhältnisse 512 

b)  zur  Bestimmung  der  Zeit 512 

c)  zur  Bezeichnung  des  Grundes,  Ursprunges  etc 512 

d)  possessiver  Genitiv 512 


XX  Inhalt. 

Seite 

e)  Genitiv  der  Eigenschaft,  des  Werthes  etc 513 

f)  Genitiv  des  Stoffes  und  Inhaltes 513 

g)  partitiver  Genitiv 513 

ünbezeichneter  Genitiv 514 

2.  Der  attributive  Dativ.     §  188 514 

a)  zu  räumlicher  Bestimmung 514 

b)  zur  Bezeichnung  der  Zeit 514 

c)  Dativ  der  Gemeinschaft 514 

d)  Dativ  der  Bestimmung  und  des  Zweckes 515 

e)  Dativ  der  betheiligten  Person  oder  Sache 515 

/)  possessiver  Dativ 515 

g)  instrumentaler  Dativ 515 

h)  Dativ  des  Masses  und  der  Angemessenheit 515 

3.  Das  Substantiv  mit  Präpositionen.     §  189 515 

B.   Die  Apposition.    §190 517 

a.  Das  appositive  Hauptwort.     §  191 517 

b.  Das  appositive  Eigenschaftswort.    §  192 518 

c.  Das  appositive  Fürwort  und  Zahlwort.    §  193 518 

Zweiter  Abschnitt.     Die  Lehre   von   der   Satzfügung. 

Die  Satzfügung  im  Allgemeinen,     §  194 520 

I.  Kapitel.    Von  der  Beiordimng  der  Sätze.    §  195. 

A.  Die  Zusammenziehung  beigeordneter  Sätze.    §  196    .     .    .    .  520 

1.  Verschiedene  Subjekte  unter  einem  Thätigkeitsbegriff 520 

2.  Ein  Thätigkeitsbegriff  enthält   verschiedene  erweiternde  Bestimmungen  521 
a)  prädikative  Bestimmungen;  b)  adverbiale  Bestimmungen      ....  521 

3.  Mehrere  Thätigkeitsbegriffe  auf  ein  gemeinsames  Subjekt  bezogen     .     .  521 

4.  Verschiedene  Thätigkeitsbegriffe  auf  dieselben  prädikativen  oder  adver- 
bialen Bestimmungen  bezogen 522 

5.  Ein  negatives  Satzglied  im  unvollständigen  Satze  affirmativ  gedacht    .  522 

B.  Die  syndetische  Beiordnung.    §197 522 

a.  Die  kopulative  Beiordnung 522 

1.  durch  et 522 

f(.  harmonirende  Theile  eines  Ganzen 522 

ß.  nach  dem  Inhalte  betrachtet 523 

an.  ein  Gegensatz;    ßß.    eine  erläuternde   und  steigernde  Bestim- 
mung; yy.  eine  Folge 523 

y.  Wechselbeziehung 523 

2.  durch  ni.     §  198 524 

«,  anknüpfend  nach  einem  verneinten  Satze 524 

ß.  Wechselbeziehung  durch  ne  .  .  ni  (ne)  und  ni  .  .  ni 524 

3.  durch  aussi,  non  plus  und  encore.    §  199 524 

4.  durch  non  (pas  etc.)  seulement  .  .  mais.     §  200 526 

b.  Die  disjunktive  Beiordnung.     §  201 526 

1.  durch  ou 526 

2.  soit  .  .  soit  (ou) 527 

c.  Die  adversative  Beiordnung.    §  202 527 


Inhalt.  XXI 

Seite 

1,  eine  im  vorangehenden  Gliede   mitenthaltene  Folge  wird  aufgehoben  528 
a.  cependant ;  ß.  pourtant ;  y.  taute fuis ;  ö.  neanmoins ;  s.  inais  .     .     .  528 

2.  das  entgegengesetzte  Glied  hat  allein  Geltung.     §  203 529 

ß.  mais;  ß.  plutot 529 

d.  Die  kausale  Beiordnung.     §  204 530 

1.  das  begründende   Glied    drückt   einen    sachlichen  Beweis   oder   eine 
subjektive  Erklärung  aus 530 

«.  car  knüpft  einen  beweisenden  Satz  unmittelbar  an 530 

ß.  der  erklärende  Satz  giebt  eine  nähere  Erläuterung 530 

2.  eine    Folgerung    wird    durch    eine    konklusive    Partikel    eingeleitet. 

§205 530 

«.  partant;  ß.  doiic;  y.  alors;  J.  ainsi;  s.  or 531 

C.    Die  asyndetische  Beiordnung.    §  20G 532 

a.  Die  kopulative  Beiordnung 532 

b.  Die  disjunktive  Beiordnung.    §  207 534 

c.  Die  adversative  Beiordnung.    §  208 535 

d.  Das  kausale  Verhältniss.    §  209 535 

II.  Kapitel.    Von  der  Unterordnung-  der  Sätze. 

A.  Von  der  Unterordnung  im  Allgemeinen.     §210 536 

1.  Vorder-  und  Nachsatz.    §  211 536 

a)  der  Nachsatz  durch  alors,  b)  durch  st  eingeleitet 536 

2.  der  Hauptsatz  und  der  Zwischensatz.  —  Die  Parenthese.    §  212     .     .  537 

3.  Umfang  des  Satzgefüges.    §  213 538 

4.  Ausdruck  der  Beziehung  des  Hauptsatzes  auf  den  Nebensatz,     §  214  .  540 

5.  Zusammenziehung  des  Hauptsatzes  mit  seinem  Nebensatze.    §  215      .  541 

6.  Die  Satzellipse.     §  216 542 

B.  Von  der  Unterordnung  der  Sätze  insbesondere.     §217     .     .     .  543 
I.    Der  Nebensatz  als  Subjekt  und  als  prädikative  Bestimniung.     §  218  .  544 

1.  der  Nebensatz  als  Subjekt 544 

2.  der  Nebensatz  als  prädikative  Bestimmung 545 

IL    Der  Nebensatz  als  adverbiale  Satzbestimmung.     §  219 546 

1.  Der  Kasussatz 546 

a)  der  Substantivsatz 546 

«.  als  Akkusativ-  oder  Objektsatz 546 

ß.  als  Genitivsatz 546 

y.  als  Dativsatz 547 

b)  der   mit    comment   (früher    auch   comme,   comme  (juoi)  eingeführte 
Fragesatz,  der  Konditionalsatz  und  der  Temporalsatz 547 

c)  der  indirekte  Fragesatz 547 

d)  der  substantivirte  Adjektivsatz  ....          548 

2.  Der  präpositionale  Nebensatz.     §  220 548 

a)  der  Substantivsatz;  b)  der  substantivirte  Adjektivsatz 548 

3.  Der  Adverbialsatz.     §  221 549 

a)  Der  Adverbialsatz  der  Ortsbestimmung 549 

b)  Der  Adverbialsatz  der  Zeitbestimmung.     §  222  bis  226     ...     .  549 

c)  Der  Adverbialsatz  des  Kausalverhältnisses.    §  227 555 

a.  Nebensätze  des  Grundes 555 

a)  Der  Kausalsatz  im  engeren  Sinne 555 


XXII  Inhalt. 

Seite 

au.  Ursache  und  Beweggrund 555 

ßß.  Erkenntnissgrund  oder  Erklärungsgrund.     §  228  ....  556 

b)  Der  Konditionalsatz.     §  229 556 

««.  mit  si  in  seiner  grammatischen  Reinheit  oder 

aa.  statt  eines  Temporalsatzes 557 

bb.  statt  eines  Kausalsatzes 558 

cc.  zur  Bezeichnung  eines  Gegensatzes  etc 558 

ßß.  der  verneinende  Konditionalsatz.     §  230 558 

yy.  andere  Nebensätze,    welche    eine  Voraussetzung   oder  An- 
nahme andeuten.     §  231 559 

66.  Nebensatz  mit  pourvu  gue  etc.     §  232 560 

c)  Der  Koncessivsatz.    §  233 561 

««.  der  Konditionalsatz  wird  zum  Koncessivsatz 561 

ßß.  der  Koncessivsatz  mit  guoique,  bien  que  etc.     §  234      .     .  561 

yy.  andere  Nebensätze  statt  des  Koncessivsatzes.     §  235     .     .  562 

aa)  der  Nebensatz  mit  que  und  dem  Konjunktiv     ....  562 

bb)  der  Imperativsatz 562 

cc)  der  Fragesatz 562 

dd)  der  behauptende  Hauptsatz 562 

ee)  Temporalsätze 563 

ff)  Adjektivsätze 563 

Sä.  ein  einzelner  Begriff  im  Koncessivsatz  eingeräumt.    §  236  563 

ff.  Sätze  mit  relativen  verallgemeinernden  Fürwörtern  etc.  §  237  564 

ß.  Nebensätze  der  Folge.     §  238 564 

a)  Der  Konsekutivsatz 564 

««.  auf  Adverbien  wie  si,  iellement  etc.  bezogen 564 

ßß.  auf  pronominal-adjektivische  Korrelate   wie  ce  und  iel  etc.  565 

yy.  er  hat  sein  Korrelat  an  einem  Substantive 565 

66.  ohne  jedes  Korrelat 565 

aa)  nach  affirmativen  Hauptsätzen 565 

bb)  nach  negativen  Hauptsätzen 565 

se.  die  Folge  nach  ihrem  Verhältnisse  etc.    zum  Prädikat  des 

Hauptsatzes 566 

b)  Der  Finalsatz.    §  239 566 

««.  afin   que,   pour   que;    ßß.   que;    yy.    mit    Beziehung   auf 

Korrelate;  66.  durch  den  Adjektivsatz  vertreten    .     .     .     .  566 

d)  Der  Adverbialsatz  der  Modalbestimmung  oder  Modalsatz.     §  240    .  566 

ce.  der  Nebensatz  mit  comme 567 

a)  Nebensätze  der  Gleichheit  oder  Aehnlichkeit  mit  dem  Thätig- 
keitsbegriffe 567 

b)  im  Nebensatze  wird   eine  angenommene  Thatsache  mit  einer 
existirenden  verglichen 568 

c)  der  Nebensatz  auf  Quantitäts-  und  Gradbestimmungen  bezogen  568 
ß.  der  Nebensatz  mit  que.     §  241 569 

a)  zum  Ausdruck  der  Gleichheit 569 

ß«.  tel  que,  le  merne  gue,  tant  gue,  autant  gue 569 

ßß.  si  que,  aussi  que,  ainsi  que,  de  meme  que 570 

yy.  auf  einen  Superlativ  bezogen 571 

b)  mit  Bezug   auf  einen  die  Verschiedenheit  bezeichnenden  Be- 
griff. §  242 571 


Inhalt.  XXni 

Seite 

««.  nach  einem  Komparativ  im  Hauptsätze 571 

ßß.  nach  komparativen  Begriffen  im  weiteren  Sinne    ....  571 

yy.  nach  verneinenden  und  fragenden  Hauptsätzen    ....  571 

III.  Der  Nebensatz  als  attributive  Bestimmung.     §  243 572 

a)  Der  Adjektivsatz 572 

1.  der  Adjektivsatz  und  sein  Beziehungswort -  .     .  572 

2.  Kongruenz  des  Nebensatzes.    §  244 573 

3.  der  Adjektivsatz  als  Bestimmung  von  Sätzen.     §  245 576 

4.  die  Attraktion  des  Adjektivsatzes.     §  246 577 

5.  Verdoppelung  des  Beziehungswortes  des  Nebensatzes.     §  247    .     .  578 

6.  der  Adjektivsatz  als  Substantivsatz,     §  248 578 

7.  Adverbialsätze  als  Vertreter  des  Adjektivsatzes.     §  249    ....  579 

8.  logische  Beziehung  des  Adjektivsatzes  zum  Hauptsatze.     §  250     .  580 

9.  Folge  von  Adjektivsätzen.    §  251 580 

b)  Der  Substantivsatz.     §  252 582 

1.  als  attributive  Bestimmung  im  engeren  Sinne 582 

2.  als  Apposition 582 

Dritter   Abschnitt.     Die  Lehre  von   der   "Wort-   und 
Satzstellung. 

Die  Stellung  der  Bestandtheile  der  Rede  im  Allgemeinen.     §  253 583 

I.  Kapitel.    Von  der  Wortstellung  im  Satze. 

A.  Die  Stellung  des  Subjektes  und   des  Prädikates.     §  254    .    .     .  583 

a)  Subjekt  und  Prädikat  im  Hauptsatze 583 

1.  im  behauptenden  Hauptsatze 583 

2.  im  fragenden  Hauptsatze 585 

3.  in  Heischesätzen 586 

b)  Subjekt  und  Prädikat  im  Nebensatze.     §  255 587 

1.  im  Substantivsatze 587 

2.  im  Adverbialsatze 587 

3.  im  Adjektivsatze 588 

B.  Die  Stellung  der  adverbialen  Satzbestimmungen.     §256      .    .  589 

a)  Die  einzelne  adverbiale  Satzbestimmung 589 

1.  der  Kasus  des  Hauptwortes  und  Fürwortes 589 

2.  der  Kasus  mit  einer  Präposition  verbunden.    §  257 591 

3.  die  Mittelformen  des  Zeitv^ortes.    §  258 592 

«.  der  Infinitiv 592 

ß.  das  Particip 593 

4.  die  Adverbien.     §  259 594 

ß.  fragende  und  relative  Adverbien 594 

ß.  Orts-  und  Zeitadverbien 594 

y.  Modaladverbien 595 

b)  Reihenfolge  adverbialer  Satzbestimmungen.     §  260 597 

1.  unmittelbare  Aufeinanderfolge 597 

2.  Auseinanderrückung  der  verschiedenen  Satzglieder 600 

C.  Die  Stellung  der  attributiven   Satzbestimmungen.     §261      .     .  600 

a)  Das  attributive  Adjektiv 600 


XXIV  Inhalt. 

Seite 

1.  das  determinative  Adjektiv 600 

«.  der  bestimmte  und  unbestimmte  Artikel 600 

ß.  das  Zahlwort 601 

y.  das  attributive  Fürwort 601 

2.  das  Eigenschaftswort  im  engeren  Sinne 603 

«.  im  Allgemeinen 603 

ß.  im  Einzelnen 604 

aa)  nach  dem  Substantiv 604 

bb)  vor  und  nach  dem  Substantiv 605 

y.  mehrere  Eigenschaftswörter  bestimmen  das  Substantiv    ....  606 
aa)  Verhältniss  der  Beiordnung;  bb)  Verhältniss  der  Einordnung. 

b)  Das  attributive  Adverb 607 

c)  Der  attributive  Infinitiv 607 

d)  Das  attributive  Substantiv 607 

e)  Die  Apposition 609 

n.  Kapitel.    Von  der  Satzstellimg. 

A.  Die   Stellung  der  beigeordneten  Sätze.     §262 611 

a)  die  kopulative  Beiordnung 611 

b)  die  disjunktive  Beiordnung 611 

c)  die  adversative  Beiordnung 612 

d)  die  kausale  Beiordnung 612 

Stellung  der  Bindewörter 612 

B.  Die  Stellung  der  untergeordneten   Sätze.     §263 612 

a)  Der  Nebensatz  als  Subjekt  und  als  prädikative  Bestimmung 612 

b)  Der  Nebensatz  als  adverbiale  Bestimmung.     §  264 613 

1.  der  Kasussatz 613 

2.  der  Adverbialsatz  im  engeren  Sinne 614 

a.  der  Adverbialsatz  der  Ortsbestimmung 614 

ß.  der  Adverbialsatz  der  Zeitbestimmung 614 

y.  der  Kausalsatz  im  engeren  Sinne 615 

ä.  der  Konditionalsatz  und  der  Koncessivsatz 615 

3.  der  Adverbialsatz  der  Modalbestimmung 616 

c)  Der  Nebensatz  als  attributive  Satzbestimmung.     §  265 617 

1.  der  attributive  Adjektivsatz 617 

2.  der  attributive  Substantivsatz 618 

Stellung  der  Fügewörter 618 

d)  Vereinigung  mehrerer  Nebensätze  im  Satzgefüge.    §  266 619 

Wort-  und  Sachregister 621 


Einleitung. 


1.  Die  französische  Sprache.  Die  französische  Sprache  gehört 
dem  romanischen  oder  neulateinischen  Spracbzweige  an,  welcher 
die  portugiesische,  die  spanische,  die  italienische,  die  jetzt  als 
litterarische  Sprache  erloschene  provenzalische  und  die  französische 
Mundart,  so  wie  die  beiden  minder  organisch  entwickelten,  die  rhäto- 
ro manische  und  die  walac bische,  begreift. 

Diese  Sprachen  sind  im  Wesentlichen  als  Entwickelung'eu  des  Lateinischen 
auf  einem  ihm  ursprünglich  fremden  Boden  durch  neue  Völkerindividuen  anzusehen, 
uud  nicht  als  Produkte  willküriicber  Verstiämmeluug  und  roher  Entartung  der 
römischen  Volkssprache  oder  als  Vermischung  der  lateinischen  mit  fremden  Mund- 
arten. Jene  Völker  standen  so  sehr  unter  dem  Einflüsse  der  ihnen  aufgedrungenen 
formell  durchgebildeten  und  gehaltreicheren  Sprache,  dass  sie  ihre  Volksthümlichkeit 
nur  in  der  eigenthümlichen  Aneignung  des  Sprachstofi'es  und  Abschleifung  seiner 
Formen,  nicht  aber  in  der  Vernichtung  derselben  bewähren  konnten. 

2.  Auf  dem  Boden  Frankreichs  haben  sich  zwei  romanische  Idiome 
entwickelt,  das  Provenzalische  und  das  Französische.  Obwohl  im 
Allgemeinen  aus  denselben  Sprachstoffen  erwachsen  und  nahe  mit 
einander  verwandt,  sind  sie  gleichwohl  nicht  bloss  als  zwei  Dialekte  einer 
ursprünglich  gemeinsamen  Landessprache  zu  betrachten.  Die  Gebiete,  auf 
deneji  sie  sich  ausgebildet  haben,  sind  eijiestheils  lange  Zeit  politisch  ge- 
trennt gewesen,  anderentheils  hat  der  Süden  unter  nachhaltigerer  Ein- 
wb-knng  des  römischen  Elementes  gestanden  als  der  Norden  Frankreichs. 

Die  Sprachstoffe,  aus  denen  sich  das  Provenzalische  und  das  Französische 
bildeten,  sind  aus  der  politischen  Geschichte  des  Landes  nicht  undeutlich  zu  er- 
kennen. 

1.  Das  keltische  Element.  Cäsar  fand  drei  an  Sprache  und  Gesittung  ver- 
schiedene Völkerschaften  in  Gallien,  die  Beigen  diesseits  der  Seine  und  Marne, 
die  Aquitanier  jenseits  der  Garonne,  und  die  Kelten  oder  Gallier  im  engeren 
Sinne  inmitten  der  beiden  anderen.  Diese  alten  Völker  sind  von  den  späteren  Ein- 
dringlingen überwuchert  worden  und  haben  sich  spurlos  in  der  Geschichte  verloren. 
Denn  die  armorikanische   oder  bretonische  Bevölkerung  der  Niederbretagne  mit 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  1 


2  Einleitung.     §  2.     Sprachstoffe  der  franz.  Sprache. 

ihrer  vielfach  von  lateinischen  und  romanischen  Elementen  durchzogenen  Kelten- 
sprache ist  grossentheils  später  aus  der  Fremde  eingewandert.  Die  wenigen  alt- 
keltischen Bestandtheile  im  Französischen  sind  an  Zahl  unerheblich,  wenn  man  etwa 
die  Eigennamen  abrechnet,  für  die  formelle  Sprachentwicklung  aber  von  gar  keiner 
Bedeutung.  Chevallet  (Origine  et  formation  de  la  langue  fr.  Paris  1853.  I.)  zählt 
etwa  240  keltische  Wörter  auf,  von  denen  indess  manche  mehr  als  zweifelhaft  sind. 
Man  vergleiche  A.  Brächet,  Grammaire  historique,  zuerst  Paris  1867,  Introd.  (be- 
sonders p.  21  ff.  der  13.  Ausg.),  und  über  das  Keltische  im  Allgemeinen  vorzüg- 
lich L.  Dieffenbach,  Celtica,  Stuttg.  1839,  und  Zeuss,  Grammatica  Celtica, 
ed.  2.  Berol.  1871. 

2.  Das  griechische  Element.  Das  von  den  Phokäern  599  v.  Chr.  gegründete 
Massilia  verpflanzte  griechische  Sprache  und  Gesittung  in  ein  enger  begrenztes 
Gebiet  Galliens:  auch  die  griechische  Handelssprache  des  Mittelmeeres  mochte  an 
Galliens  Küsten  verständlich  sein;  neue  griechische  Elemente  führte  das  Christen- 
thum  Gallien  zu.  Viele  griechische  Wörter  sind  indessen  erst  durch  Vermittelung 
des  Lateinischen  dahin  verpflanzt  worden,  abgesehen  von  denjenigen,  welche  später 
die  klassischen  Studien  eingeführt  haben. 

3.  Das  lateinische  Element.  Die  Römer  drangen  allmählich  in  Gallien  vor; 
seit  121  V.  Chr.  ward  in  Gallia  Narbonensis  ihre  Herrschaft  durch  Kolonien  fester 
begründet.  Julius  Cäsar  bezwang  (58—49)  ganz  Gallien.  Nun  verbreitete  sich  in 
einem  Lande,  dessen  politisches  Leben  ohne  kräftige  Entfaltung  geblieben  war, 
unter  den  mit  Ausnahme  der  Beigen  erschlafften  Volksstämmeu  schnell  römische 
Sprache  und  Gesittung;  die  lateinische  Sprache  ward  die  allgemeine  Sprache  der 
Gebildeten.  Bald  blühten  in  Gallien  Schulen  römischer  Beredsamkeit;  zwei  Jahr- 
hunderte hindurch  waren  Gallier  die  vorzüglichsten  Schriftsteller  in  lateinischer 
Sprache,  obwohl  nicht  ohne  nationales  Gepräge,  welches  sich  bei  gewandtem  Rede- 
flusse in  gesuchter  Eleganz,  rhetorischer  Spitzfindigkeit  und  schwerfälliger  Dunkel- 
heit gefiel.  Das  Lateinische  ist  der  wesentlichste  Bestandtheil  der  Sprachen  Frank- 
reichs geworden.  Indessen  würde  man  irren,  wenn  man  die  romanischen  Sprach- 
formen auf  die  korrekten  Sprachformen  der  römischen  Litteratur  zurückführen  wollte. 
Als  die  lebendige  Quelle  der  sich  herausbildenden  Idiome  Frankreichs  muss  die 
Sprache  des  allgemeinen  Verkehrs  angesehen  werden,  welche,  wie  sie  stets  als 
Vulgärsprache  neben  der  Schriftsprache  herging,  zu  einer  Zeit,  wo  die  alte  Urbani- 
tät der  Rede  überhaupt  geschwunden  und  die  Schriftsprache  tief  gesunken  war, 
namentlich  in  den  Provinzen  immer  ungebundener  walten  musste,  und  um  so  leichter 
mit  fremden  nationalen  Eigenthümlichkeiten  verschmelzen  konnte.  Diese  lingua 
vulgaris  oder  romana,  oft  als  rustica  bezeichnet,  ist  der  natürliche  Keim,  wie 
aller  romanischen  Idiome,  so  auch  der  französischen  Sprache.  Dass  diese  Vulgär- 
sprache sich  in  den  einzelnen  Gebieten  Frankreichs  dialektisch  färben  musste,  liegt 
in  der  Natur  der  Sache.  Das  Verhältniss  der  romanischen  Sprachen  zum  Lateini- 
schen ist  daher  ganz  dem  des  Englischen  zum  Angelsächsischen,  abgesehen  von 
dessen  Mischung  mit  dem  Französischen,  analog,  insofern  das  Englische  nicht  un- 
mittelbar auf  der  gesunkenen  angelsächsischen  Litteratursprache,  sondern  wesentlich 
auf  der  Volkssprache  beruht. 

4.  Das  germanische  Element,  Die  Völkerwanderung  führte  Frankreich  neue 
sprachliche  Elemente  zu.  Im  Norden  setzten  sich  seit  275  die  Franken  jenseit 
des  Rheines  fest;  Chlodio  eroberte  445  Cambray  und  Tournay  und  alles  Land  bis 
zur  Somme;  486  gründete  Chlodwig  das  grosse  Fraukenreich  bis  zur  Loire.  Die 
Burgunder  gingen  407  über  den  Rhein  und  setzten  sich  in  Helvetien  fest;  414 
ward   ihnen   das  Gebirgsland  bis  an  die   Rhone  eingeräumt;   436  drangen   sie  in 


§  n.     Das  Proveuzalische.     §  J.     Das  Französische.  3 

Savoyen  vor;  456  besetzten  sie  Dauphine,  Lyonnais  und  Franche-Comte.  An  der 
Spitze  eines  Gothenheeres  ging  Athaulf  411  nach  Gallien  und  bemächtigte  sich 
der  Verwaltung  der  römischen  Provinzen  zu  beiden  Seiten  der  Pyrenäen,  woraus 
sich  das  Wcstgothenreich  entwickelte;  unter  Wallia  (415—419)  ward  Toulouse  die 
Hauptstadt  des  Reiches;  zu  Theodoriclis  I.  Zeit  (419 — 51)  erstreckte  sich  dasselbe 
von  der  Loire  und  Rhone  bis  nach  Lusitanien.  Bei  dem  üebergewicht  der  Fi'änken 
ward  das  Westgothenreich  seit  507  auf  Languedoc,  seit  585  auf  Spanien  beschränkt. 
Vandalen  durchzogen  407 — 9  Gallien,  ehe  sie  in  Spanien  eindrangen;  Sueven 
drangen  unter  Hermanrich  (406— 41j  in  Gallien  ein  und  setzten  sich  dann  in 
Gallicien  fest.  Die  Einwirkung  aller  dieser  germanischen  Völker  auf  die  Sprache 
Galliens  ist  gleichwohl  von  untergeordneter  Bedeutung;  germanische  Sprache  hat 
sich  selbständig  in  einzelnen  Landstrichen  kaum  bis  zu  Ende  des  neunten  Jahrh. 
erhalten;  im  Allgemeinen  ordnete  sie  sich  bald  dem  Lateinischen,  als  der  politischen 
und  kirchlichen  Landessprache,  unter.  Was  an  germanischem  Sprachgehalte  der 
sich  fortbildenden  romanischen  Sprache  einverleibt  wurde,  fügte  sich  den  auf  das 
Lateinische  gegründeten  Formen.  Etwa  1000  germanische  Worter  wurden  im  Norden 
Frankreichs  heimisch,  kaum  500  im  Süden,  was  sich  aus  der  Machtstellung  der 
Germanen  im  Norden  erklärt.  Auch  die  Normannen  haben  bei  ihrer  späteren 
Festsetzung  in  der  Normandie  und  Bretagne  (911),  obwohl  nicht  ohne  Bedeutung 
für  die  dialektische  Färbung  eines  Idioms,  geringen  Einfluss  auf  das  Wesen  der 
romanischen  Sprache  geäussert:  sie  haben  sich  vielmehr  in  ungemein  kurzer  Zeit 
dem  fremden  Idiome  gefügt  und  bald  für  die  Verbreitung  desselben  jenseit  des 
Meeres  mächtig  gewirkt. 

5.  Das  arabische  Element.  Das  Arabische  hat  von  Spanien  her  den  lexi- 
kalischen Sprachvorrath  Frankreichs  allerdings  im  Einzelnen  vermehrt,  ohne  sich 
jedoch  organisch  der  fremden  Sprache  zu  assimiliren. 

3.  1.  Das  Pi-ovenzalische  war  nicht  nur  die  Sprache  des  süd- 
lichen Frankreichs;  es  reichte  über  die  Pyrenäen  und  die  Alpen  hinaus 
und  lebte  in  einem  Theile  Spaniens,  Italiens  und  der  Schweiz.  Seine 
Grenzscheide  gegen  das  Französische  zog  sich  durch  Dauphine,  Lyonnais, 
Auvergne,  Tiimousin,  Perigord  und  Saintonge.  Die  ältesten  litterarischen 
Denkmäler  dieser  Sprache,  welche  proensalesc,  lemozi  oder  romans^  von 
Neueren  die  langue  (Toc,  auch  die  occitanische  genannt  wird  und  in 
mehreren  Dialekten  littei'arisch  geworden  ist,  gehen  nicht  über  das  J.  960 
hinaus.  In  ihrer  Blüthezeit  die  Sprache  der  Troubadours,  ward  sie  seit 
dem  vierzehnten  Jahrhundert  vom  Französischen  überwältigt,  und 
lebt  nur  in  Volksmundarten,  den  südlichen  Patois,  fort. 

Im  Unterschiede  vom  Französischen  entfernt  sich  das  Provenzalische  weniger 
von  dem  Charakter  des  Lateinischen,  dessen  Lautsystem  es  nicht  in  demselben 
Grade  trübt.  Es  zeichnet  sich  deshalb  vor  jenem  durch  den  Wohllaut  reinerer 
Vokalisation  und  volltönender  Endungen  aus.  Die  Bejahungspartikel  uc  hat  der 
Sprache  den  Namen  langue  doc  gegeben,  so  wie  die  entsprechende  o'il  der  Sprache 
des  Nordens  den  Namen  langue  doli. 

4.  2.  Das  Französische,  ehemals  die  Sprache  des  nördlichen 
Frankreichs,  gegenwärtig  seit  Jahrhunderten  die  litterarische  Sprache  des 
ganzen    Landes    und    überall    die    Umgangssprache    der    Gebildeten,    trat 

1* 


4  Einleitung^.    §  .'S.  Das  Altfranzösische. 

schon  im  neunten  Jahrhundert  auf,  und  schied  sich  charakteristisch  vom 
Provenzalischen.  Das  älteste  Denkmal  derselben  ist  in  den  Strassburger 
Eidformeln  von  842  enthalten;  demselben  Jahrhundert  gehört  ein  Lied  auf 
die  h.  Eulalia  an.  Die  Eidformeln  bewahren  zwar  noch  treuer  das  latei- 
nische Gepräge,  sind  aber  gleichwohl  von  dem  provenzalischen  Charakter 
abweichend;  die  entschieden  französische  Färbung  bietet  schon  das  genannte 
Lied.  Die  geschichtliche  Entwicklung  dieser  Sprache  bedingt  den  Unter- 
schied des  Altfranzösischen  und  des  Neufranzösischen. 

Den  eigentlich  französischen  Charakter  bestimmt  das  üebergewicht  der  Kon- 
sonanz über  die  Vokalisation,  neben  einer  auffallenden  Veränderung  der 
ursprüngliehen  Vokale;  daher  die  grössere  Härte  des  Französischen  im  Ver- 
gleich mit  dem  Provenzalischen. 

5.  a.  Das  Altfranzösische  wird  die  langue  d'o'il,  oder  die 
oytanische,  auch  wohl  die  wallonische  Sprache  genannt.  Mit  diesen 
Namen  bezeichnet  man  nicht  sowohl  eine  einheitliche  Gesammtsprache  des 
Nordens,  als  vielmehr  eine  Anzahl  von  litterarisch  entwickelten  Dialekten, 
welche  übrigens  in  ihrem  grammatischen  Bau  vollkommene  Uebereiustim- 
mung  darbieten.  Französisch  ward  lu-sprünglich  der  Dialekt  von  Ile  de 
France  im  Gegensatz  zu  anderen  genannt;  seine  Bedeutsamkeit  knüpft 
sich  an  die  Erhebung  des  Hauses  der  Herzoge  von  Francien.  Schon  gegen 
das  Ende  des  zwölften  Jahrhunderts  hatte  er  eine  besondere  litterarische 
Bedeutung  erlangt.  Mit  der  Ausdehnung  der  Besitzungen  der  Kione  im 
dreizehnten,  und  des  Ansehens  der  Kapetinger  im  vierzehnten  Jahrhunderte, 
mit  der  allmählichen  Konzentrirung  der  Verwaltung  und  dem  Zusammen- 
fluss  der  wissenschaftlichen  und  litterarischen  Elemente  des  wachsenden 
Staates  zu  Paris  wuchs  das  Ansehen  dieses  Dialektes,  dessen  ausschliess- 
licher Gebrauch  in  allen  öiTentlichen  und  privaten  Akten  und  Dokumenten 
durch  gesetzliche  Verordnungen  im  sechzehnten  Jahihunderte  (1512.  1529. 
1559.)  geboten  wurde. 

Die  Zerklüftung  des  Feudalstaates  hat  nicht  wenig  zur  Ausbildung  der  Dia- 
lekte beigetragen;  der  Hof  der  Fürsten,  Grafen  und  Herren  gab  in  jedem  Gebiete 
den  sprachlichen  nnd  litterarischen  Ton  an,  und  so  traten  innerhalb  der  gemein- 
samen Sprache  enger  begrenzte  Idiome  mit  eigenthümlicher  Färbung  bisweilen  selbst 
scbrofif  einander  gegenüber.  Es  bedurfte  eines  mächtigen  politischen  Einflusses  und 
einer  selbst  durch  Aneignung  fremder  dialektischer  Elemente  bereicherten  und  ver- 
feinerten Sprache,  um  allmählich  andere  litterarisch  überwundene  Dialekte  auch 
aus  den  Kreisen  der  Gebildeten  zu  verdrängen  und  das  Dialektische  nach  und  nach 
auf  die  niederen  Volksschichten  zu  beschränken,  wo  es  noch  in  theilweise  verwilder- 
ten Resten  in  einer  grossen  Anzahl  unlitterarischer  Patois  fortlebt.  Die  litterari- 
scbe  Benutzung  der  Patois  zieht  sich  noch  bis  ins  fünfzehnte  Jahrhundert. 

Die  einzelnen  Dialekte  der  langue  d'o'il  sind  noch  wenig  der  Gegenstand  wissen- 
schaftlicher Untersuchung  geworden.  Indessen  hat  man,  von  den  zarten  Unter- 
schieden der  zahlreichen  Dialekte  absehend,  nach  gemeinsamen  Hauptzügen  drei 
Gruppen  von  Mundarten,  den  normannischen,  den  burgundischen  (welcher 
auch  das  Idiom  von  Ile  de  France  umfasst)  und  den  pikardischen  Dialekt,  unter- 
schieden (Fallot,  Recherches  sur  les  fornies  grammaticales  de  la  langue  fran^aise 


§  6.    Das  Neufranzösische.  5 

et  de  ses  dialectes  au  Xllle  siecle.  Paris  1839.),  und  Burguy  hat  in  seiner 
Grammaire  de  la  langue  d'oil,  Berlin  1853  sq.,  wieder  abgedruckt  in  drei  Bänden, 
Berlin  1869  sq.,  die  grammatische  Durchführung  des  von  Fallot  aufgestellten  Prin- 
zips unternommen.  Neben  Orelli's  altfranzös.  Grammatik,  zweite  Aufl.  Zürich  1848, 
ist  Burguy's  Arbeit  das  bedeutendste  Hülfsmittel  für  das  Studium  des  Altfranzösi- 
schen, dessen  umfassendste  Grundlagen  Diez  in  seiner  Grammatik  der  romanischen 
Sprachen,  Bonn  1836  sq.,  dritte  vermehrte  Aufl.  in  drei  Bänden,  Bonn  1870  sq., 
gelegt  hat. 

C».  b.  Das  Neufranzösische  ist  die  seit  fast  drei  Jahrhunderten 
herrschende  Schriftsprache  und  Umgangssprache  der  Gebildeten  des  ge- 
sammten  Frankreich,  die  unter  dem  Einflüsse  der  klassischen  Studien  und 
mit  Hülfe  der  Buchdruckerkunst  sich  zu  festeren  Formen  ausgeprägt  hat, 
welche  sie  wesentlich  vom  Altfranzösischen  unterscheiden.  Das  Streben 
nach  abstrakter  Regelrichtigkeit  und  Korrektheit,  der  Rückblick  auf  die 
Etymologie  und  die  Wiederannäherung  an  die  lateinischen  Stämme  mit 
Vernachlässigung  des  lebendigen  Lautes,  die  unorganische  Assimilirung 
lateinischer,  griechischer  und  italienischer  Elemente  bestimmen  zmiächst 
die  Physiognomie  der  allgemeinen  Sprache.  Im  siebzehnten  Jahrhundert 
reinigt  sich  zwar  die  Sprache  wiederum  durch  die  Ausscheidung  emes 
Theiles  dieses  zweifelhaften  Reichthuras,  doch  wird  auch  zugleich  von  dem 
alten  SprachstoiFe  manches  als  veraltet  ausgeschieden,  und  die  im  sech- 
zehnten Jahrhundert  noch  nicht  ohne  Schwanken  angestrebte  formelle 
Korrektheit  wird  durch  die  hervorragenden  Schriftsteller  des  Zeitalters 
Ludwigs  XIV.  im  Wesentlichen  festgestellt.  Indessen  ist  die  Sprache  in 
steter  Entwicklung  begriffen,  ihre  Verfeinerung  und  Abschleifung  hat  nicht 
aufgehört;  dies  zeigt  sich  insbesondere  auch  in  der  syntaktischen  Be- 
herrschung des  Sprachstoffes  und  der  Durchbildung  der  prosaischen  Dar- 
stellung unter  dem  Einflüsse  der  geistigen  Bewegungen,  welche  Frankreich 
und  Europa  seit  der  Zeit  Ludwigs  XIV.  erlebt  haben.  Die  neue  Ein- 
bürgerung vielfacher  fremder  Elemente,  welche  der  täglich  grossartigere 
Weltverkehr  nach  Frankreich,  wie  überallhin,  führt,  ist  zwar  der  Sprache 
unerlässlich  geworden,  hat  aber  auf  den  Charakter  derselben  keinen  stören- 
den Einfluss  mehr  geübt,  obwohl  diese  Eindringlinge  auch  ihrerseits  eine 
organische  Assimilirung  nur  in  besclnänktem  Masse  gestatten.  Dagegen 
beginnt  aber  auch  die  Sprache,  und  nicht  mit  Unrecht,  einen  Theil  ihres 
alten  vergessenen  Stoffes  wieder  aufzunehmen  und  bereichert  sich  so  auch 
aus  wahrhaft  volksthümlicher  Quelle. 

Die  Grammatik  der  französischen  Sprache  hat  es  vorzugsweise  mit  der  Sprache 
auf  ihrer  letzten  Entwickelungsstufe  zu  thun,  und  ihre  früheren  Gestaltungen  nur 
zur  Vergleichung  und  Begründung  herbeizurufen.  Was  übrigens  den  Umfang  des 
französischen  Sprachstoffes  letrilTt,  so  lässt  sich  die  Zahl  der  französischen  Wörter 
schwer  angeben,  wenn  man  die  volksmässigen  technischen  Ausdrücke,  sämmtliche 
noch  so  seltene  abgeleitete  Wörter  und  die  Fremdwörter,  welche  mehr  oder  minder 
assimilirt  erscheinen,  miteinbegreift.  Die  Lexikographen  haben  daher  den  Stoff  sehr 
verschieden  beurtheilt.  Fran^ois  und  Gharassin  nehmen  in  der  französischen 
Sprache   25,000  Wörter,    Stämme    und  Ableitungen    an;    die  Akademie  28,000; 


6  §  7.    Eintheilung  der  franzosischen  Grammatik.  —  Erster  Theil.    Die  Lautlehre. 

Laveaux  51,000;  dasDiction.  de  Trevoux  60,000;  Gattel  72,000;  Raymond 
80,000;  Boiste  111,000;  Napol,  Landais  140,000.  Für  die  Anzahl  der  auf 
französischem  Boden  erwachsenen  Wörter  des  Neufranzösischen,  welche  ihre  Wur- 
zeln im  Altfranzösisclien  haben,  dürfte  selbst  die  kleinste  der  angegebenen  Zahlen 
noch  zu  gross  sein. 

7.  Eintheilung  der  französischen  Grammatilc.  Die  Sprachlehre  oder 
Grammatik  ist  die  Lehre  von  den  Gesetzen  der  Rede,  und  hat  einerseits 
das  Wort  nach  Stoff  und  Form,  wie  es  sich  in  der  lebendigen  Sprache 
und  in  der  Schrift  darstellt,  andererseits  die  Verbindung  und  Beziehung 
der  Wörter  in  der  Rede  zu  ihrem  Gegenstande. 

Sie  handelt  daher:  1)  von  den  Bestandtheilen  oder  Elementen  der 
Wörter  und  ihrer  Abstammung,  in  der  Lautlehre;  2)  von  den  durch  den  Be- 
griff und  die  Beziehung  der  Wörter  in  der  Rede  bedingten  Formen  derselben,  in 
der  Formenlehre;  3)  von  der  Verbindung  der  Wörter  zu  einem  Redeganzen, 
in  der  Lehre  von  der    Wort-  und  Satzfügung  oder  Syntax. 


Erster  Theil. 

Die  Lautlehre  der  französischen  Sprache. 
Erster  Abschnitt. 

Das  Wort  nach  seinen  Bestandtheilen. 

8.  Das  Alphabet.  In  der  vernünftigen  Rede  bringt  die  des  Gehaltes 
derselben  bewusste  Thätigkeit  des  Sprechenden  vermittelst  der  Sprach- 
werkzeuge artikulirte  d.  h.  organisch  gegliederte  Laute  hervor.  Was  mit 
einem  Luftstosse  ausgesprochen  wird,  ist  eine  Silbe,  welche  für  sich 
oder  in  Verbindung  mit  anderen  der  Ausdruck  einer  Vorstellung  oder  eines 
Begriffes  d.  h.  ein  Wort  sein  kann.  Die  einfachen  Bestandtheile  der  Silbe 
heissen  Laute,  deren  sichtbare  Darstellung  die  Buchstabenschrift  giebt. 
Die  gesammten  Lautzeichen  einer  Sprache  sind  das  Alphabet  derselben. 

Die  Laute  zerfallen  in  Vokale,  welche  aus  dem  Kehlkopfe  ohne 
Zuthun  der  beweglichen  Sprachwerkzeuge  durch  die  verengerte  oder  er- 
weiterte Mundhöhle  hervortönen,  und  Konsonanten,  welche  vermittelst 
der  beweglichen  Werkzeuge  der  Kehle,  der  Zunge  und  der  Lippe  hervor- 
gebracht werden. 

Es  giebt  kein  Lautsystem,  welches  durch  ein  Alphabet  vollkommen  dargestellt 
würde;  die  Bezeichnung  der  Wörter  gebildeter  Sprachen  wird  trotz  der  Verwand- 
lungen, welche  die  Aussprache  erleidet,  gleichwohl  im  Wesentlichen  beibehalten : 
längst  verstummte  Laute  werden  oft  in  der  Schrift  aus  Gewohnheit  und  aus  etymo- 
logischen Gründen  erhalten.  Die  vielfach  abgestuften  vokalischen  Laute  werden  oft 
durch  ein  und  denselben  Buchstaben  bezeichnet,  und  die  Veränderungen,  welche 
die  konsonantischen  Laute  in  ihrem  Zusammentreffen  mit  anderen  erleiden  müssen 
oder  können  und  dem  Sprachgebrauche  gemäss  in  einzelnen  Fällen  erleiden,  werden 
meist  nicht  durch  die  Schrift  angedeutet.     Auch  das  gegenwärtig  angestrebte  all- 


§  9.     Alphabet.     §  10.     Abzeichen  des  Alphabets.  7 

gemeine  linguistische  Alphabet  wird  für  den  Ausdruck  der  zarteren  Schattirun- 
gea  der  Sprachen  ungenügend  bleiben  müssen.  —  Zu  bemerken  ist  ferner,  dass  oft 
in  einer  Sprache  dieselben  Laute  durch  verschiedene  Schriftzeichen  ausgedrückt 
werden,  wie  dies  sehr  häufig  im  Französischen  der  Fall  ist. 

9.  Das  französische  Alphabet  beruht  auf  dem  lateinischen  und  zählt 
25  Buchstaben: 

abcdefghijklmnopqrstuvxyz. 

ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTÜVXYZ. 
Die  Namen  dieser  Buchstaben  waren  und  sind  meist  noch  heute  a,  be,  ce,  de, 
e,  effe,  ge,  ache,  i  voyelle,  i  consonne  oder  ji,  ka,  eile,  eiinne,  enne,  o,  pe,  qu  oder 
ku,  erre,  esse,  te,  u,  ve,  ics,  i  grec,  zede,  von  denen  man  die  Namen  der  f  h  l  m 
n  r  s  als  weiblich,  die  der  übrigen  als  männlich  betrachtet:  une  effe  u.  s.  w., 
■an  a  u.  s.  w.  Gegenwärtig  nennt  man  jedoch  vielfach  die  Buchstaben,  wie  man 
sie  nach  der  Lautirmethode,  nämlich  mit  einem  nachtönenden  sogenannten  stummen 

e,  ausspricht,  und  betrachtet  sie  dann  substantivirt  alle  als  männlichen  (Jeschlechls: 
Uli  fe  u.  s.  w.  —  Die  Buchstaben  /  und  v  galten  früher  sowohl  für  Konsonanten  als 
für  Vokale;  seit  dem  siebzehnten  Jahrhundert  unterscheidet  man  i  und  /  nebst  u 
und  V  überall  genau  als  Vokale  und  Konsonanten.  Der  Buchstabe  iv  wird  im 
Neufranzösischen  in  einigen  Fremdwörtern  gebraucht;  das  Altfranzösische  gebrauchte 
ihn  vielfach  theils  anstatt  des  gu  oder  des  harten  g  (werredon  f.  guerredon,    Willaine 

f.  GaiUaume,  toerpir  f.  guerplr,  umrantir  f.  garantir)  oder  statt  v  (wieute  f.  vilte).  — 
Ä  war  im  Lateinischen  wenig  gebräuchlich,  seit  das  ursprünglich  wie  g  lautende 
c  sich  verhärtete  (vgl.  Gaius,  Caius);  im  Altfranzösischeu  vertritt  es  oft  das  harte 
c  oder  qu  (kar  f.  cur,  kl  f.  qui,  kel  f.  quel),  im  Neufranzösischen  beschränkt  es 
sich  auf  Fremdwörter. 

10.  Abzeichen  des  Alphabets.  Zur  Kennbarmachung  des  richtigen 
Lautes  solcher  Schriftzeichen,  welche  mehr  als  einen  Laut  darstellen, 
theilvpeise  aber  auch  ans  etymologischen  Rücksichten  und  zur  Unter- 
scheidung verschiedener  durch  dieselben  Laute  dargestellter  Begriffe,  hat 
man  in  neuerer  Zeit  einigen  Buchstaben  Abzeichen  beigegeben:  die  cedille, 
die  sogenannten  Accente,  den  accent  aigu  ('),  den  accent  grave  (')  und 
den  accent  circonflexe  {^),  sowie  das  trerna  (").  Das  Alt  französische  kennt 
diese  Zeichen  nicht;  sie  sind  erst  nach  Erfindung  der  Buchdruckerkunst 
und  mit  dem  Aufgeben  der  sogenaimten  gothischen  Buchstaben  seit  dem 
fünfzehnten  Jahrhunderte  allmählich  eingeführt  worden. 

1)  Die  cedille  ist  ein  Häkchen  unter  c  (g),  welches  dann  gebraucht  wird,  wenn 
der  Buchslabe  vor  a,  o  und  u  wie  ein  scharfes  s  lauten  soll,  wie  ehemals  in  Spanien 
die  cedilla  oder  zedilla  d.  h.  das  kleine  z  und  noch  jetzt  im  Portugiesischen;  so 
in  fa(^-on,  pronon(;a,  repis,  fran(^ais;  afr.  caindre,  cancon,  eou  (d,  i.  ce). 

2)  Die  sogenannten  Accente  werden  ohne  ein  durchgreifendes  Prinzip  an- 
gewendet. 

a)Der  accent  aigu  steht  auf  dem  geschlossenen  e  (fermc)  in  der  offenen  d.  h. 
nicht  von  einem  Konsonanten  geschlossenen  Silbe,  wie  in  bonte,  etc,  eternuer, 
aime-jef  desapprendre,  deshonorer;  doch  duldet  er  das  s  der  Flexion  nach  sich 
wie  in  les  des,  aimcs,  so  wie  das  stumme  e  in  aimee,  aime'es.  Man  setzt  ihn  bis- 
weilen nicht  auf  Fremdwörter,  wie  veto,  vade-mecum,  forte-piano  u.  dgl.'  Man 
schreibt  noch  heute  evenement  neben  avenement  (beides  Acad.  1878),  completement 
(Subst.)  neben  completement   (Adv.)   (beides  Acad,  1878)    u.  s.  w.,    und    schrieb 


8  Erst.  Tbl.     Lautlehre.    Erst.  Absein.     Das  Wort  etc. 

cortege,  colleije  u.  s.  w.  {Acad.  1835)  neben  cortege,  College  u.  s.  w.;  die  letztere 
Schreibweise  ist  1878  auch  von  der  Akademie  angenommen  worden.  Die  Akademie 
schreibt  jetzt  auch  orfevre  (früher  orfevre)  u.  dgl.  m.  Mit  der  Laune  der  Aus- 
sprache hängt  es  zusammen,  dass  man  religion  und  daneben  irreligion,  religieux 
und  daneben  irreligieux,  recevoir  und  reception  schreibt.  Zur  Begriffsunterschei- 
dung dient  er  zugleich  in  reformer  und  reformer  u.  a. 

b)  Der  accent  grare  steht  meist  auf  dem  offenen  e  {e  ouvert),  welchem  ein  ein- 
facher Konsonant  oder  mehrere  untrennbare  Konsonanten  mit  stummem  e  folgen, 
so  wie  auf  dem  e  in  der  mit  s  geschlossenen  vollen  Silbe:  premihre,  cinqvieine; 
pere,  celebre,  menerai,  succes,  acces,  tres,  es  (d.  i.  en  les) ;  doch  steht  er  nicht  in 
mes,  tes,  ses,  ces  u.  a.,  die  nicht  minder  ein  e  ouvert  hören  lassen.  Zur  Andeu- 
tung des  Begriffsunterschiedes  steht  er  in  des  (vgl.  des  Artikel);  aus  ähnlichem 
Grunde  auf  einigen  a,  wie  in  lä,  ga  (so  auch  deVa,  degh,  voila),  ä,  zum  Unter- 
schiede von  la,  pa,  a;  auch  auf  oii  im  Gegensatze  zu  ou;  endlich  in  ja,  dejä. 

c)  Der  accent  circonflexe  steht  auf  langen  Vokalen,  denen  grossentheils  früher 
ein  organisch  berechtigtes  oder  unberechtigtes  s  namentlich  vor  /,  m,  n  und  t 
folgte:  apre  (asper),  eveque  (episcopus),  govt  (gustus),  maitre  (magistrum),  croitre 
(crescere),  hole  (hospitem).  —  role,  afr.  rosle  (rotuhis) ;  flute,  afr.  fluste  (nhd. 
flöte);  ahie,  afr.  ainsne  (ante  natus) ;  aimät,  afr.  aimast;  fröne,  afr.  trosne;  doch 
wird  auch  der  Ausfall  anderer  Konsonanten  und  Vokale  die  Ursache  der  Längung: 
sur,  afr.  seur  (securus);  mür,  afr.  meur  (maturus);  und  so  oft  ouhlirai,  bakurai, 
türai  f.  oublierai  u.  s.  f.  bei  Dichtern,  galment  f.  gaiement,  während  anderswo  die 
etymologisch  begründete  französische  Länge  dadurch  angedeutet  ist:  Drome 
{Drama),  Guilletres  (Gallitae),  zone  (zöna),  thedtre,  extreme  u.  a.,  dagegen  un- 
zählige Male  die  ursprüngliche  Länge  nicht  bezeichnet  wird.  Auch  schwindet  im 
Neufranzösischen  häufig  der  Circumflex  ohne  nachweislichen  Grund,  so  in  äme, 
gräce,  dge,  vtte  (vite  Acad.),  nöce  (noce  Acad.)  u.  m.  a.  Als  Unterscheidungszeichen 
für  den  Begriff'  dient  der  Circumflex  zugleich  in  du,  plü,  tu,  im  Unterschiede  von 
du,  plu,  tu;  tächer  zum  Unterschiede  von  tacher,  pecher  von  pecher. 

3)  Das  tröma  dient  zur  Aufhebung  der  Verbindung  von  Vokalen  in  der  Aus- 
sprache, wie  in  Saül,  Antinoüs,  häir,  Mo'ise,  oui,  pa'ien  (auch  payen  geschrieben), 
wo  die  sonst  als  ein  Laut  gesprochenen  Vokale  gesondert  gehört  werden.  So  auch 
früher  in  poeme  und  poete,  wo  jedoch  jetzt  der  acce«^(/rat'e  gebräuchlich  ist:  poeme 
poete.  Nach  einem  auf  g  folgenden  sonst  nur  die  harte  Aussprache  des  g  an- 
zeigenden M,  über  i  oder  e  stehend,  lässt  es  auch  das  u  laut  werden:  ambigu'lte', 
contiguite,  obgleich  das  e  in  solchem  Falle  stumm  ist:  eigne,  aigue.  In  Israel, 
obwohl  hier  kein  Diphthong  vorhanden,  zeigt  es  an,  dass  nicht  etwa  einer  der 
beiden  vokalischen  Laute  verstummt,  wie  sonst  a;  nur  als  e  oder  e  gesprochen  wird. 
In  arguer  (d.  i.  arguer)  bezeichnet  die  Akademie  die  Trennung  der  Vokale  nicht. 
Die  Lauttrennung  wird  übrigens  auch  durch  den  Accent  zugleich  vermittelt,  wie 
in  Phaeton,  Briseis,  Danae,  ae'rien  u.  dgl. 

11.  Vokale.  Die  französischen  einfachen  Vokallaute  werden 
theils  durch  einfache  Zeichen,  theils  durch  Zusammensetzung  von  Vokalen 
dargestellt: 

a     e     i     (y)     u     ai     (ay)     ei     (ey)     au     (eau)     eu     (oeu,     ue     und 
selbst  ce)  ou. 

Schon  das  Lateinische  gewährt  Beispiele  der  blossen  Trübung  von  Lauten  ohne 
Diphthongirung  durch  Zusammensetzung  mehrerer  Vokale;  so  waren  ae  und  oe  ein- 
fache getrübte    Vokallaute,  die   oft  unter  einander  und  mit  e  wechselten:    maereo. 


§  12.     Aussprache  der  Vokale.  9 

moereo;  caecus,  coecus;  heres,  haeres;  frenum,  fraenum,  von  denen  ae  alterthümlich 
ai  lautet,  oe  aber  zum  Theil  aus  oi  hervorgegangen  war  (vgl.  coitus,  coetus).  Auch 
das  veraltete  ou  statt  u  (jousi  st.  jussi)  scheint  so  angesehen  zu  sein;  und  so  steht 
auch  der  eigentliche  Diphthong  au  schon  im  üebergange  zu  o.  Vgl.  Claudius  u. 
Clodius,  lautum,  loium,  caudex,  codex.  Die  französischen  Vokalzeichen  bezeichnen 
nicht  alle  verschiedene  Laute:  oft  treffen  sie  im  Laute  vollständig  überein,  wie 
z.  B.  e,  ai  und  ei;  dagegen  stellen  einzelne  Zeichen  verschieden  gefärbte  Laute 
dar.  Die  verschiedenen  Zeichen  für  denselben  Laut  verdanken  ihren  Ursprung  theils 
etymologischen  Gründen,  theils  der  Ueberlieferung  aus  einer  Zeit,  deren  grammati- 
sches Bewusstsein  in  der  Darstellung  der  Laute  überhaupt  noch  unklar  war. 

12.  Aussprache  der  Vokale.  Die  Grundsätze  der  Aussprache  des 
Französischen  sind  noch  nicht  hini-eichend  wissenschaftlich  erörtert,  wie 
etwa  die  des  Englischen,  so  dass  die  Grammatik  nicht  durchweg  auf  dem 
Boden  wissenschaftlicher  Ergebnisse  fusst.  Sie  kann  diesen  Gegenstand 
daher  nur  im  Allgemeinen  erörtern  und  sich  nur  des  ziemlich  allgemein 
Zugestandenen  zu  bemächtigen  suchen. 

Das  a  lautet: 

a)  wie  das  deutsche  a  in  Schale:  male,  aimdmes,  vase,  nation,  hasse. 

b)  wie  a  in  Schall:  ma,  ta,  lä,  glace,  aubade,  cocagne. 

c)  nach  Einigen  ausnahmsweise  wie  e  in  ouate  {Acad.  a);  so  auch  in  einigen  auf- 
genommeiiea  englischen  Wörtern,  wie  keepsake  (auch  Acad.  e),  lady  (Acad.  e), 
Shakespeare,  in  denen  Andere  e  sprechen. 

Das  e  hat  drei  Schattirungen,  welche  sich  in  ihrer  stärksten  Färbung  wesent- 
lich von  einander  unterscheiden;  zwischen  diesen  liegen  jedoch  Uebergangsstufen, 
welche  theils  durch  das  Zusammentreffen  mit  konsonantischen  und  vokalischen 
Lauten,  theils  durch  den  Wortton  und  Satzton  hervorgebracht  werden,  wodurch 
Vokale  nicht  bloss  quantitativ,  sondern  auch  qualitativ  verändert  werden  können. 
S.  unten  Prosodie.  Als  Hauptschattirungen  des  e  erscheinen:  das  geschlossene  e 
(e  fei-me),  das  offene  e  (e  ouvert)  und  das  sogenannte  stumme  e  (e  7nuet). 
a)Das  geschlossene  e  hat  im  Allgemeinen  den  Laut  des  deutschen  e  in  See, 
Weh  (wobei  jedoch  von  der  Länge  abzusehen  ist): 

1.  wo  es  mit  dem  accent  aigu  bezeichnet  ist:  the,  ete,  celehre;  puisse-Je  (doch 
wird  es  in  dem  letzteren  Falle  mehr  zu  einem  mittleren  offenen  e,  wie  früher 
bei  den  Wörtern  auf  -e'ge;  die  Akademie  schreibt  jetzt  cortege,  piege  etc.). 

2.  in  den  Verbalendungen  er,  ier,  ez,  iez,  den  Substantiv-  und  Adjektivendungen 
der  abgeleiteten  Wörter  auf  er,  ier:  tuer,  avez,  etiez,  clocher,  Beranger,  encrier, 
so  wie  in  den  Substantiven  nez,  pied,  trepied  und  in  assez,  chez  und  et. 

3.  zu  Anfang  und  im  Innern  des  Wortes  meistentheils  vor  x  und  Doppelkonso- 
nanten wie  cc,  ff,  tt,  II,  SS  (ausgenommen  ress-  s.  unt.)  und  mehr  als  einem 
Konsonanten  vor  einer  männlichen  d.  h.  nicht  mit  stummem  e  auslautenden 
Silbe:  exaucer,  extreme,  exces,  ecclesiastique,  effort,  essai,  necessite,  nettoyer, 
edda,  Edgar,  esclave,  Etna  u.  s.  f. 

Man  nimmt  hier  meist  auch  die  Verdoppelung  des  r  aus,  so  wie  die  Kom- 
binationen von  r  mit  anderen  Konsonanten,  denen  mau  den  Laut  eines  halb 
offenen  oder  mittleren  offenen  e  zuschreibt.  Auch  in  den  übrigen  angeführten 
Fällen  ist  ein  Schwanken  der  Aussprache  zwischen  geschlossenem  und  mehr 
oder  weniger  offenem  e  nicht  zu  verkennen. 

4.  in  lateinischen  und  einigen  anderen  fremden  Wörtern :  credo,  veto,  alleluia  (alleluia 
Acad.),  Te  Deum.  forte-piano  u.  a. 


10  Erst.  Thl.     Lautlehre.     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 

b)das  offene  e  hat  mehrere  Abstufungen,  die  sich  etwa  von  dem  deutschen  hell 
gesprocheneu  legen  bis  zu  lägen  ausdehnen. 

Leinen  mittleren  halb  offenen  Laut  schreibt  man  dem  e  vor  einem  Doppel- 
konsonanten mit  einer  folgenden  weiblichen  Silbe  in  mehrsilbigen  Wörtern  zu: 
pelleterie,  nettete,  cesserai,  so  wie  vor  einem  r,  dem  ein  anderer  Konsonant  folgt,  vor 
männlichen  Silben  überhaupt:  nerveux,  vertu,  verddtre,  chercher  u.  s.  w.,  und 
vor  II  in  Verbalformen  vor  stummem  e  überhaupt;  renouvelle,  chancellera, 
appellerez  u.  s.  w.  Diesen  Laut  legt  man  auch  dem  e  in  ähnlichen  Fällen  bei: 
preterons,  arreterais  etc.,  doch  nicht  vor  der  Endsilbe  mit  stummem  e. 

2.  einen  mittleren  offenen  Laut  hat  e  in  Endsilben,  die  mit  einem  oder 
mehreren  hörbaren  Konsonanten  auslauten,  wie  in  href,  eher,  cancer,  enfer, 
mer^  hiver,  Jupiter,  autel,  ciel,  Jerusalem,  Alep,  est,  ouest,  acquiers,  conguiert, 
sers,  offert,  perds,  perd,  Rodez,  Lopez,  ebenso  in  den  Silben  mit  stummem  s: 
iiies,  tes,  ses,  les,  ces,  des^  tu  es,  il  est,  so  wie  im  Innern  der  Wörter,  wenn 
der  Doppelkonsonanz  die  weibliche  Endsilbe  d.  h.  eine  Silbe  mit  stummem  e 
folgt:  Celle,  belle,  greffe,  renne,  messe,  cessent,  presgue,  peste,  texte,  Delphes, 
guelgue  u.  dgl.  m.;  ferner  in  err,  wenn  eine  männliche  Silbe  darauf  folgt: 
ferrer,  terrible,  derriere,  perroquet  u.  s.  w.  Einen  ähnlichen  Laut  giebt  man 
auch  dem  e  vor  der  männlichen  Silbe:  arretassiom,  fetons,  der  sich  aber  vor 
einigen  Vokalen,  wie  namentlich  e,  i,  u,  selbst  in  den  geschlossenen  Laut  des 
e  verwandelu  soll:  fete,  vetu,  preirise  etc.;  vor  dem  il  oder  ill  mouille:  soleil, 
abeille,  veiller,  meilleur  u.  dgl.  und  in  den  auf  et  mit  oder  ohne  s  schliessenden 
Wörtern:  decret,  gibet,  objet,  secret,  valet,  admets,  permets  u.  s.  w. 

3.  Das  offene  e  wird  mit  vollem  offenen  Laute  gesprochen,  wo  e  den  accent 
grave  hat:  acces,  des,  pere,  mere,  colere,  espece,  mene,  pese,  ebenso  mit  dem 
Circumflex,  mit  Ausnahme  der  oben  angeführten  Fälle:  tempete,  eire,  evegue, 
und  so  auch  in  den  einsilbigen  Wörtern  auf  ier-.  hier,  fier,  tiers,  und  in  err 
mit  folgender  weiblicher  Silbe:  verre,  vierre,  gi/erre,  il  ferre,  tu  serres,  ils 
serrent. 

c)  das  stumme  e  (e  muet)  oder  das  unaccentuirte  e,  womit  eine  Silbe  auslautet, 
führt  diesen  Namen  zum  Theil  mit  Unrecht,  und  lässt  dort,  wo  es  vernehmlich 
ist,  selbst  ebenfalls  mehrere  Schattirungeu  zu.  Im  Gesänge  zählt  es  als  volle 
Silbe;  im  Verse  ebenfalls,  wenn  es  nicht  wegen  eines  folgenden  vollen  Vokales 
elidirt  wird. 

1.  Ziemlich  vernehmlich  lautet  es  in  einsilbigen  Wörtern,  wenn  diese  sich 
nicht  proklitisch  oder  enklitisch  eng  an  andere  anlehnen,  wie  in  ce  gui  i,(^'ki), 
ce  de  guoi  (^ed^koua),  ne  suis-je  pas?,  gleich  einem  schwachen  eii  (ö),  wie  in 
je,  ine,  te,  se,  le,  gue  u.  dgl,  m. 

2.  Beim  Zusammenstosse  mehrerer  stummen  e  in  aufeinander  folgenden 
Silben  betont  man  die  erste  von  je  zwei  Silben  in  der  Regel  stärker  und 
elidirt  das  e  der  zweiten  u.  s.  w.,  wenn  das  erste  e  in  einem  einsilbigen  Worte 
steht,  wie  in  il  te  recevra,  je  ne  le  reprendrai  pas:  gehört  dagegen  die  erste 
Silbe  einem  mehrsilbigen  Worte  an,  so  übergeht  man  diese  und  betont  die 
nächstfolgende  u,  s.  f.:  il  pense  gue  je  te  le  rendrai.  So  lautet  auch  die  stumme 
Silbe  nach  donne  in  donne-le  stärker  als  in  der  Anlehnung  an  eine  männliche 
Silbe  in  permettez-le-moi.  Die  Schwierigkeiten,  welche  Konsonanten  bei  dieser 
Gliederung  bieten,  können  hier  Ausnahmen  begründen:  oü  est  ce  gue  je  votis 
demande? 


§  12.     Aussprache  der  Vokale.  H 

3.  Auch  lautet  e  noch  vernehmlich  am  Ende  eines  Wortes  in  einer  Silbe,  die 
mit  einem  Doppelkonsonanten  beginnt,  vor  einem  anderen  Konsonanten,  oder 
wenn  sie  selber  ein  s  enthält,  welches  mit  einem  folgenden  Worte  eine  Bin- 
dung eingeht:  un  angle  droit,  des  arbres  ahattus;  oder  wenn  eine  Silbe  mit 
stummem  e  einer  ähnlich  lautenden  vorangeht:  il  parle  lentement. 

4.  Am  Ende  der  Wörter  nach  Konsonanten  und  Vokalen  lässt  es  den  Kon- 
sonanten nur  voll  austönen,  den  Vokal,  den  es  verlängert,  gleichsam  ver- 
schweben:  sabre,  merk,  phoque  —  envie,  statue,  aimce;  die  stumme  Silbe  ent 
lässt  den  Konsonanten  länger  nachtönen:  re^oivent,  aiinent. 

5.1m  Innern  des  Wortes  ist  es  am  Wenigsten  vernehmbar,  indem  es  dort  nur 
den  üebergang  von  einem  Konsonanten  zum  andern  in  der  Weise  vermittelt, 
dass  der  Abbruch,  welcher  dem  ersten  von  beiden  durch  seine  unmittelbare 
Verbindung  mit  dem  zweiten  geschehen  würde,  abgewehrt  wird,  wie  auch  ein 
e  in  der  Endsilbe  den  Konsonanten  vor  Verstummung  schützt:  regret,  teeret, 
appeler,  jugement,  cela,  demain,  besoin,  brebis,  rebdtir,  hergeresse,  feuilleton.  In 
den  Wörtern,  in  welchen  einem  vollen  Vokale  oder  Diphthonge  ein  e  folgt, 
dient  es  lediglich  dazu  den  vorigen  Vokal  austöneu  zu  lassen  und  kann  für 
vollkommen  verstummt  gelten;  so  namentlich  in  Fnturformen  der  Verba  auf 
eer,  ier,  wer,  ouer,  ayer,  oyer,  uyer  und  anderen  Ableitungsformen  derselben: 
creeroi,  prieraient,  jouerez,  nettoiera,  appuierais. 

Als  stumm  betrachtet  man  übrigens  auch  das  e  in  der  Silbe  re  zu  An- 
fang der  Wörter  vor  ss:  ressort,  ressentir,  ressemer;  ferner  de  vor  ss  in 
dessus,  dessous,  auch  in  cresson  und  hesson;  doch  nimmt  man  ressusciter,  ressuyer, 
ressni  und  rexsif  (jetzt  meist  recif  geschrieben)  aus,  worin  ein  geschlossenes 
oder  halb  offenes  e  tönt, 
d) ausnahmsweise   lautet  e  gleich  a  in  femme  und  in  den  Adverben  auf  emment, 

so  wie  in  nenni,  hennir,  solermel  mit  seinen  Ableitungen,   in  denen  allen  m  und 

n  nur  einmal  lauten;   indemnite,  indenmiser  spricht  man  indanmiie  etc.,  dagegen 

wie  e  in  indemns. 

i  oder  y,  so  weit  dies  vokalisch  ist  (s.  unten),  ist: 
I))  langes  /  wie  in  siehe:  primes,  prie. 

b)  kurzes  i,  wie  in  dem  flüchtig  gesprochenen  die,  doch  ohne  Verdichtung  des 
Lautes  wie  in  Klippe  n.  a.:  ici,  me'rite,  livre,  style. 

O  erscheint: 

a)als  langes  geschlossenes  o,  welches  auch  zuweilen  gekürzt  wird,  wie  in  so: 
pole,  doiiie,  tröne,  pose,  arrosent,  motion,  dos,  gros,  pot. 

b)als  das  sonore  o,  welches  dem  Deutschen  fehlt,  nur  in  der  französischen  Ton- 
silbe vor  auslautendem  r  (rr)  mit  folgendem  stummem  e  oder  stummem  Kon- 
sonanten, einigermassen  dem  englischen  o  in  corps,  deport  zu  vergleichen:  en- 
core,  or,  cor,  fadore,  ils  lionorent,  hors,  alors,  je  dors. 

c)  als  das  kurze  offene  o  wie  in  offen:  soc,  orge,  carotte,  f'ol,  re'volte,  vorace, 
polt,  octobre. 

Das  u  ist: 
a) entweder  langes   u  wie  in  kühn,  jedoch   mit  hellerer  Aussprache  ebenso    wie 

das  kurze  u:  grue,  vue,  saluhre,  figure,  je  fusse,  fümes,  bruler. 
b)  oder  kurzes  «.-  phane,  rase,  minute,  ferule. 
c)in  lateinischen    Wörtern  wie  o  vor  m:    triumvir,  duumvir,  forum,  dictum,  le 

Latium  u.  a.,  ebenso  in  rhum  (s.  die  nasalen  Vokallaute). 
d)in  mameluk  (auch  mnmelouk  geschrieben)  spricht  man  es  wie  ou  (deutsches  u)  und 

so  in  Fremdwörtern  bisweilen. 


12  Erst.  Tbl.     Lautlehre.     Erst.  Abschn.    Das  Wort  etc. 

ai  und  ay,  insoweit  bei  dem  letzteren  nur  das  vokalische  i  in  Betracht  kommt, 

theilen  die  Laute  des  e: 

&)ai  (ay)  ist  gleich  dem  e  in  den  Verbalendungen  der  ersten  Person:  fai,  je 
fiiürai,  fallai  u.  s.  w.  (in  den  fragenden  Formen  aimai-je,  irai-je  etc.  wird  es 
dagegen  zu  einem  mittleren  offenen  e);  ferner  überhaupt  vor  männlichen  Silben: 
aimer,  aisement,  araignee,  faisandeau,  raisin,  faiblesse,  allaiter  —  auch  trainer, 
chatneau,  nattrai;  ausgenommen  in  der  Endung  aison.  In  geai,  gai,  gaie,  auch 
gaiment,  gaite  und  quai  spricht  man  ebenfalls  e. 

b)es  hat  einen  mittleren  halb  offenen  Laut  in  den  Silben  der  Zeitwörter, 
denen  eine  weibliche  Silbe  zu  Ende,  oder  der  vielsilbigen  Wörter,  denen  eine 
weibliche  Silbe  im  Innern  des  Wortes  folgt:  j'aime,  il  maltraite,  encaissement, 
aimeras  (das  lange  ai  soll  vor  weiblichen  Silben,  denen  noch  eine  andere  männ- 
liche folgt,  einen  ähnlichen,  jedoch  mittleren  offenen  Laut  annehmen:  fraichement, 
enchainera) ;  vor  r  mit  einer  männlichen  Silbe:  blaireau,  mairie,  je  plairai,  eclaire. 

c)  einen  mittleren  offenen  Laut  in  der  Nominalendung  ai:  Cambrai,  Douai,  bai, 
balai;  vor  s  und  t  in  Verbalformen:  j'avais,  il  etait,  combattrait,  il  fait,  qu'ilait. 

d)  einen  vollen  offenen  Laut,  wo  es  circumflektirt  ist,  mit  Ausnahme  der  oben 
angeführten  Fälle:  il  platt,  chatne,  fralche,  il  enchatne;  vor  allen  stummen  oder 
lauten  Endkonsonanten  in  nicht  verbalen  Formen:  laid,  clair,  frais,  jamais,  Calais, 
forfait,  paix,  Aix;  vor  einer  weiblichen  Endsilbe:  aide,  maigre,  doinaine,  chai.se, 
laiiie,  maire,  caisse  u.  s.  f.,  so  auch  in  craie,  aunaie,  baie  u.  s.  w.,  aie,  etaient, 
mangeraient,  paie  etc.;  doch  giebt  man  ihm  in  mehrsilbigen  Nominalformen  nur 
den  mittleren  offenen  Laut:  vinaigre,  mauvaise,  syllabaire.  Endlich  hat  es  den 
vollen  offenen  Laut  in  der  Endung  aison:  maison,  raison,  liaison,  welcher  jedoch 
beim  Fortschreiten  des  Tones  unentschiedener  wird:  raisonnement  etc. 

e)  zu  einem  stummen  e  ist  es  in  den  tonlosen  Silben  des  Zeitwortes  faire  und 
seiner  Zusammensetzungen  geworden:  faisons,  faisais,  faisiez,  so  auch  in  ab- 
geleiteten Nennwörtern:  bienfaisant,  faiseur,  infaisable  u.  a.,  obgleich  die  Aka- 
demie dies  nicht  überall  angiebt.  In  feierlicher  Rede  und  auf  dem  Theater 
spricht  man  ai  in  solchen  Fällen  wie  e. 

ei  und  ey  nehmen  in  ähnlicher  Weise  verschiedene  Laute  des  e  an: 
a)im  Innern  der  Werter  vor  männlichen  Silben  wie  geschlossenes  e:    treizieme^ 
neiger,  seigneur,  Aveyron. 

b)  mit  dem  mittleren  halb  offenen  Laute  im  Innern  der  Wörter  vor  einer 
weiblichen  Silbe:    pleinement,  peignerons. 

c)  als  mittleres  offenes  e  vorder  weiblichen  Endsilbe:  treize,  neige,  reine,  teigne, 
Leyde. 

an,  eau  lassen  das  lange  geschlossene  o  hören: 

a)  als  lang  vor  einer  weiblichen  Silbe:  autrement,  jaune,  taupe  —  Beauceron, 
(^peautre;  und  am  Ende  vor  Konsonanten:  sauf,  Despre'aux  —  Meaux,  rougeaud. 

b)  verkürzt  erscheint  dieser  0-Laut  vor  männlichen  Silben  und  am  Ende  des 
Wortes :  aurore,  Auguste,  automne,  auditeur,  auxiliaire,  noyau,  tuyau  —  Chdteaudun, 
beaucoup,  beaute,  eau,  veau,  peau,  chameau.  Doch  behaupten  Einige  die  Länge 
des  eau  im  Innern  des  Wortes. 

c)  ganz  wie  offenes  o  lautet  au  in  Paul,  Laure,  und  wie  sonores  o  in  Maure 
(auch  More  geschrieben). 

eu,  cen,  ue,  oe  (die  letzteren   beiden   nur  in  Verbindung  mit  il,  ill,  mouille); 
sie  haben: 
a)  den  Laut  des  geschlossenen  ü  sowohl  in  langer  als  kurzer  Silbe,  obwohl  meist 
lang,    wie  in    schön,    mit  dem  Circumflex:  jeüne,  jeunei':    in  der  Endsilbe   vor 


§  13.     ÜiphlhoDge.  13 

einem  oder  mehreren  stummen  Konsonanten:  rfewa:,  vieux,  je  meus,  il  peut,  hmufs, 
aufs;  vor  stummem  c:  Heue,  rjueue,  bleue;  im  Innern  der  Wörter  meistentheils  vor 
einer  männlichen  Silbe,  ausser  vor  Lippenbuchstaben  und  den  soffenannten 
liquiden,  jedoch  in  allen  mit  der  griechischen  Silbe  eu  beginnenden;  creuser, 
Deuteronome,  deuxicme,  neutralemcnt,  Teutons,  feudataire  —  Europe,  Eumenide, 
euphonie  u.  s.  w. ;  vor  einer  anderen  Silbe,  welche  eu  enthält:  peureux,  heureux, 
heureusement ;  vor  einer  weiblichen  Silbe,  welche  nicht  mit  liquiden  Buchstaben 
oder  mit  pl,  hl,  gl  oder  v  beginnt:  Dieuze,  erneute,  leude,  cheuse,  neutre,  Penta- 
teuquex  endlich  am  Ende  der  Wörter  oder  in  einsilbigen  Wörtern:  /e«,  Eu,  feu, 
allen,  Heu,  und  hier  immer  kurz. 
b)den  Laut  eines  offenen  ö  wie  in  köpfen  vor  Konsonanten,  ausser  den  TKS- 
Lauten:  neuf,  veuf,  seid;  ebenso  vor  weiblichen  Silben:  aveuyle,  meuble,  peuple, 
ffueule;  so  auch  vor  il,  ill  mouille:  cerfeuil,  deuit,  fauteuü,  accueil,  orgueilleux, 
ceil,  (BÜlade,  recueillir  etc. 

c)  den  Laut   eines   sonoren   ö  vor  r  und  rr,   nicht   bloss   in   der  Tonsilbe:    leur, 
honneur,  beurre,  guejemeure,  ils  pleurcnt,  cosur,  mmurs,  oeuvre,  leurrer,  effleurant. 

d)  einen  halb  offenen   Laut  vor  Liquiden  und  pl,  hl,  gl  oder  v  mit   männlicher 
Silbe:    ameublir,  heugier,  peuplade,  seulet,  veuvage. 

e)  den  Laut  des  u  («)  in  den  Formen  des  Verb  avoir:  feus,  feusse,  eu  etc. 

OU  ist  entweder 
a)lang  wie  in  Ruhe:   gotit,  deyoüt,  voüie,  roue,  je  couds,  pouls. 
b)oder  kurz  mit  einem  Laute,  der  nicht   wesentlich   in  der  Tonfarbe   von  dem  u 

in  Ruhe  abweicht:    pou,    coup,    mou,    fovdre    und   vor  il,  ill  mouille:    fenouil, 

hrouille,  grcnouille,  houilli. 

13.  Diphthonge.  Man  nennt  Diphthonge  die  zu  einer  Lauteiiiheit  ver- 
bundenen Vokale,  wobei  der  Laut  jedes  einzelnen  trotz  der  Verschmelzung 
erhalten  ist;  in  dieser  Verschmelzung  erscheinen  vorzugsweise  die  Vokale 
/  und  u  mitbetheiligt,  welche  auf  der  Grenze  des  Konsonantismus  stehen 
und  in  ihrer  Verbindung  mit  anderen  zum  Theil  als  konsonantisch 
empfunden  werden,  wie  z.  B.  im  lat.  qxii  (kwi).  Am  Vollkommensten  ist 
die  Verschmelzung,  wenn  die  Stimme  auf  dem  ersten  der  verbundenen 
Vokale  ruht,  wie  im  deutschen  Laut;  unvollkommener  im  umgekehrten  Falle. 
Mit  Rücksicht  hierauf  kann  man  dem  Französischen  die  vollkommenen 
Diphthonge  absprechen.  Im  Französischen  ruht  nämlich  die  Stimme,  nach- 
dem sie  den  ersten  Vokal  leicht  angeschlagen,  nachdrücklich  auf  dem  zweiten, 
wobei  die  Silbe  zum  Theil  fast  als  Doppelsilbe  empfunden,  oder  der  erste 
Vokal  mehr  oder  minder  auf  die  Stufe  des  Konsonanten  herabgesetzt  wird. 
Daher  findet  man  auch  bei  den  hierher  gehörigen  Lautverbindungen  Ab- 
weichungen in  der  Aussprache  unter  Gebildeten  und  Volk,  Unterschiede 
der  Behandlungen  derselben  in  der  Poesie  und  Prosa. 

Der  Ursprung  dieser  Diphthonge  ist  von  verschiedener  Art ;  zum  Theil  sind  sie, 
wie  auch  monophthongische  Kombinationen  (s.  unten),  nach  Auswerfung  eines  Kon- 
sonanten zwischen  Vokalen,  nach  Erweichung  eines  Konsonanten  nach  einem  Vokale, 
oder  aus  ursprünglich  ohne  Bindung  (im  Hiatus)  zusammenstehenden  Vokalen  u.  dgl.  m. 
erwachsen,  oder  sie  sind  als  Lautverstärkung  aus  einfachen  Vokalen  entstanden. 
Im  Lateinischen  waren  Diphthongen  aller  Art  überhaupt  selten;  dahin  gehören 
ausser  au  die  seltenen  eu  (seu,  eheu,  neuter),  ei  {hei!  eia!  heic!)  und  ui  (in  cui,  huic 


14  Erst.  Thl.     Lautlehre.     Erst    Abschu.     Das  Wort  etc. 

bei  Dichtern)  oder  yi  in  griechischen  Wörtern,  so  wie  die  "Verbindung  von  u  nach  q 
und  «7  mit  anderen  Vokalen:  aqua,  aiiyuis  u.  dgl.  m.;  oi  wird  wie  ei  in  proin,  dein 
wenigstens  von  Dichtern  einsilbig  gebraucht;  den  germanischen  Sprachen  dagegen 
sind  ähnliche  Kombinationen  geläufig.  Wie  weit  aber  die  Diphthongirung  im 
Französischen  sich  erstreckt,  ist  eine  schwer  zu  beantwortende  Frage.  Die  Flüchtig- 
keit der  Rede  im  gemeinen  Leben  tilgt  durch  Diphthongirung  gern  jeden  Hiatus; 
wie  weit  dies  zu  gestatten  ist,  darüber  haben  sich  die  Sprachforscher  in  Frankreich 
noch  nicht  einigen  können,  ja  oft  ist  das  thatsächliche  Verhältniss  in  der  Umgangs- 
sprache kaum  festzustellen.  Dichter  trennen  häufig  die  im  gemeinen  Leben  diph- 
thongirten  Vokale,  so  namentlich  in  Verbal-  und  Nominalendungen,  wie  in  den 
Verbalendungen  iez,  wenn  ihnen  ein  stummer  Buchstabe  mit  r  (br,  vr,  dr,  tr)  vor- 
angeht u.  a.  dgl. 

\/i.  Die  hierher  gehörigen  Verbindungen  von  Vokalen  sind 
mannigfach;  dahin  sind  zu  rechnen: 

ia,   iai,   iau,   ie,   ieu,   io,   iou  —  oa,   oe,   oi  —  oua,   ouai,  oue, 
Olli  —  ua,  ue,  ui, 
von  denen  manche  selten,    andere  gewöhnlich   diphthongiren.    Am  Meisten 
(ritt  die  übereinstimmende   Diphthongirung  in   Wörtern    ein,    wo    sie    ur- 
sprüngliche Lautverstärkung  ist;  iji  Aielen  Fällen  hat  Willkür  gewirkt. 

Es  versteht  sich,  dass  die  oben  aufgeführten  e  nicht  stumm,  sondern  ge- 
schlossen oder  offen  zu  denken  sind.  Ein  stummes  e  bedingt  nie  Diphthongi- 
rung, wenn  auch  ursprünglich  eine  vokalische  Silbe  vertretend.  — 

Wir  begnügen  uns  mit  der  Aufzählung  der  thatsächlich  am  Meisten  bewährten 
Diphthongirungen,  wie  sie  in  der  gebildeten  Rede  vorkommen,  zunächst  ohne  Be- 
rücksichtigung der  Nasalen. 

ia  diphthongirt  in  meist  ein-  und  zweisilbigen  Wörtern  mit  ihren  Ableitungen, 
wie  diable,  diacre,  fiacre,  liard,  Hasse,  fiaffe,  piastre,  piano,  bestial,  milKard, 
familiär ite'  u.  a. 

iai  in  hiais,  niais,  hiaiser,  niaiserie,  liaison  u.  a. 

ian  in  den  Endungen  iau,  iaux:  hacaliau,  But/iiau,  speciaux,  allodiaux  etc., 
in  den  Verben  miauler,  piauler  und  ihren  Ableitungen. 

ie  diphthongirt  mit  geschlossenem  e  in  den  Verbalendungen  mit  z,  d,  ds  (doch 
nicht  von  Verben  auf  ter  und  ire) :  aviez,  aimiez,  recevriez,  assieds,  messied;  in 
Nominalformen  vor  r,  d,  z:  sahlier,  cerisier,  fe'vrier,  pied,  biez;  in  den  Substantiven 
auf  iers:  Louviers,  und  dem  Adverb  volontiers;  in  den  abgeleiteten  Formen  von 
diphlhongirten  Wörtern  wie;  tiedir,  maniere,  pieion,  arrierer,  empieter;  in  piete,  so 
wie  in  den  Endsilben  von  pitie,  moitie,  amitie,  inimitie:  mit  offenem  e  in  fier,  tiers, 
hier;  vor  Doppelkonsonanten  mit  folgender  weiblicher  Silbe  und  den  abgeleiteten 
Formen:  cierge,  vierge,  sieste,  lierre,  pierre,  hardiesse,  Hesse,  Dieppe,  vielle,  tierfon 
u.  s.  w,;  in  der  Endsilbe  iel  und  den  abgeleiteten  Formen:  ciel,  fiel,  miel,  essentiel, 
essentielle,  il  emmielle;  überhaupt  in  Wörtern  mit  ie  vor  einer  weiblichen  Silbe: 
fiere,  Baviere,  lievre,  siede,  tiede,  huifiemement,  siege,  piege  u.  s.  f.,  doch  nicht  ohne 
mancherlei  Ausnahmen,  z.  B.  hrieve,  hieble,  diete  u.  a.  Auch  in  vieil  und  allen  ab- 
geleiteten ist  ie  theils  als  ie',  theils  als  ie  diphthongirt. 

ien  diphthongirt,  wo  es  Endsilbe  ist,  in;  Dieu,  Heu,  pieu,  milieu,  so  natürlich 
auch  in  der  Endung  ieux:  cieux,  dieux,  Lisieux,  Roumieux,  und  vor  stummem  e: 
Heue,  hanlieue. 


§  14.     Vokale.  15 

io  diphthongirt  in  wenigen  Wörtern,  wie  piot,  pioche,  viol,  Niort,  ßole,  viole, 
violon,  violet,  curiosite,  rational,  national,  ameliorer  \\.  a.  m. 

iou  sehr  selten,  wie  in  Olioulles  (Stadt),  la  Sioule  (Flecken),  cioutat,  coliou, 
Collioure  (Stadt). 

oa  und  oe  diphthongiren  mit  dem  Laute  des  oi  (d.  i.  ona),  das  crstere  nur 
in  joaillier  und  den  Ableitungen  desselben,  oe  dagegen  in  poele  und  seinen  Ab- 
leitungen, coeffe,  bol'te  mit  ihren  Ableitungen,  jetzt  gewöhnlich  coiffe,  hoite  ge- 
schrieben; in  moelle  und  seinen  Ableitungen:  Coesno7i,  foerre  (oder  foarre),  foeaw 
(jetzt  gewöhnlich  foiine  oder  fouane),  yoelctte  (Littrc  goiilette,  Acad.  goelette). 

oi  ist  mit  sehr  geringen  Ausnahmen,  welche  durch  das  Trema  auf  dem  «bezeichnet 
werden,  wie  in  egoiser,  Zo'ile,  htrdisme,  überall  diphthongirt,  entweder  mit  dem 
Laute  ouä,  wie  in:  holte,  croiire  und  vor  auslautenden  Konsonanten,  in:  doigt, 
poids,  bois,  droit,  autrefois,  croix,  froid,  poil,  espoir,  »liroir,  und  so  auch  vor 
stummem  e  im  Auslaut:  foie,  oie,  deploies,  soient,  aboient  u.  s.  w. ;  oder  wie  oua 
in:  aboi,  coi,  foi,  roi,  toi,  soi,  etoile,  moine,  oiseleur,  adroite,  eloignement,  roitelel, 
oiseau,  toiktte  u.  s.  w. 

oi  ist  im  neueren  Französischen  zum  Theil  zu  dein  einfachen  Laute  des  ai, 
dem  es  früher  dialektisch  gegenüberstand,  heruntergesunken,  und  hat  allmählich  in 
einzelnen  Verbal-  und  Nominalformen  dem  ai  weichen  müssen.  So  in  den  Verben 
auf  oitre:  paroitre,  connoitre  etc.,  jetzt  connaitre  etc.,  und  den  Ableitungen:  con- 
noissance  u.  s.  w.;  ebenso  in  foible,  foiblir  u.  s.  w.;  in  den  Verbalendungen  ois  etc., 
wo  es  jetzt  durch  ais  etc.  ersetzt  wird;  endlich  in  vielen  Nominalformen  auf  ois, 
wie  Anglois,  Ecossois,  Lyonnois  u.  s.  w.,  wo  jetzt  ebenfalls  ais  geschrieben  wird. 
Daneben  kommt  allerdings  noch  mit  alter  Aussprache  die  Endung  ois  vor,  wie  in 
Hongrois,  Vatidois,  Cartbaginois,  Chinois,  Ge'nois  u.  a.  Jene  sogenannte  Voltairo- 
sche  Schreibart  schlug  schon  1668  der  Grammatiker  de  L  es  dache  und  1675  der 
Parlamentsadvokat  Berain  zu  Rouen  vor;  auch  der  Grammatiker  Latouche  (Art 
de  bien  parier  fran^ais,  1694)  erklärte  schon,  dass  cbanlois,  chanterois  wie  chantais, 
chanterais  zu  sprechen  seien.  Die  Akademie  hat  1835  diese  Aenderung  in  ihrem 
Dictionnaire  sanktionirt.  —  Gegenwärtig  schreibt  man  noch  oft  barnois,  roide, 
roidir,  rotdeur,  neben  harnais,  raide,  raidir,  raideur,  und  spricht  sie  gleichwohl 
meist  mit  dem  Laute  ai". 

oua  diphthongirt  mit  dem  Laute  oua  in  pouah!  couard,  gadouard  u.  a.,  bivouac 
(volksthümlich  bivac),  gouache,  fouace,  ouate  (auch  ouete  gesprochen),  pouacre,  und 
im  Verb  fouailler. 

onais  wohl  nur  in  ouais!  ouaiche,  douairier. 

oue  (mit  den  Lauten  oud  und  oue  nach  den  für  e  geltenden  allgemeinen 
Regeln)  in  ouest,  fouetter  und  seinen  Zusammensetzungen,  pirouetter;  in  den  nicht 
nasalen  couenne,  couenneux,  rouennerie  lautet  es  wie  oua. 

oui  diphthongirt  in  der  Bejahung  oui,  in  Substantiven  auf  oui,  ouis:  coupoui, 
vambouis,  Evouis,  Louis,  auch  Louisbourg,  Louisiane,  und  in  einigen  Wörtern  vor 
einer  mit  n  beginnenden  Endsilbe:  fouine,  gouine,  drouine,  baragouiner  u.dgl.,  auch 
les  Malouines  (Inseln). 

na,  ue  und  ui  werden,  mit  Ausnahme  des  letzten  Diphthonges,  fast  nur  bei 
dem  Zusammentreifen  eines  u  nach  //  und  y  mit  einem  folgenden  a,  e  oder  i  mit 
dem  Laute  oua,  oue,  oui,  jedoch  mit  Hinneigung  des  ou  zu  u  vor  e  und  i,  diph- 
thongirt, und  zwar  meist  in  fremden  dem  Französischen  nicht  völlig  assimilirten 
Wörtern,  So  findet  sich  ua  diphthongirt  in  Alguazil,  Guadalquivir,  Guadeloupe, 
Guadiana,  Guatimala,  Guardafui,  couguard,  iguane,  Jaguar d,  lingual,  sublingual, 
linguatule,  —  c'quateur,  äquatorial,  aquatique,  loguace,  loquacite,  quadrupede, 


16  Erst.  Tbl.     Lautlehre.     Erst,  Abschn.     Das  Wort  etc. 

quartz,  sqiiale,  squammeux  und  manchen  mit  quadra-,  quadri-,  quatri-,  quater-, 
quinqua-  beginnenden  Wörtern,  so  wie  anderen  modernen  Wörtern  aus  dem  Latei- 
nischen; ue  nach  q  in  loqvele,  querimonie,  querquetulaires,  quinque,  quinquereme 
und  anderen  mit  quinque  beginnenden  Wörtern,  Uquefaction,  equestre,  questeur, 
questure;  ui  häufig  nach  g  und  q:  Guise^  Guizot,  le  Guide,  Aiguillon,  aiguille 
(acucula  f.  acicula)  mit  allen  abgeleiteten,  aiguillee  u.  s.  f.,  aiguiser  (von  aigu, 
acutus),  aiguisement,  comanguinite,  inguinal,  inextinguible,  Ungutste,  linguistique,  und 
in  anderen  lateinischen  Wörtern,  aqttilaire,  disquisition,  Aquile'e,  quiet,  quietisme, 
quietiste,  uhiquiste,  ubiquitaire,  quinaire,  quirinal,  equitation,  equiangle,  equidifferent 
und  anderen  mit  equi-  zusammengesetzten  Wörtern. 

Die  Diphthongirung  des  ui  ist  aber  ausserdem  nach  anderen  Konsonanten  sehr 
gewöhnlich,  mit  Ausnahme  der  Wörter,  in  denen  den  Endungen  ite,  itif,  isme,  isie 
unmittelbar  ein  «  vorangeht;  so  z.  B.  am  Ende  der  Wörter  celui,  ennui,  essui,  e'tui; 
ferner  vor  Konsonanten:  juif,  muid,  cuir,  fuir,  fruit,  huit,  minuit;  vor  einer  weiblichen 
Silbe:  iuile,  fluide,  ruine,  cuire,  nuire,  cutsse,  ensuite,  conduite,  fuite,  puisque,  und 
überhaupt  im  Innern  der  Wörter  auch  vor  einer  männlichen  Silbe:  puissant  u.  s.  w. 

15.  Die  nasalen  Vokallaute.  Schliessen  die  nasale  n  Konsonanten 
n  und  m  eine  männliche  Silbe,  wenn  auch  in  Verbindung  mit  nachfolgenden 
stummen  oder  hörbaren  Konsonanten,  so  entsteht  in  der  Regel  eine  Nasalirung 
des  vorangehenden  vokalischen  Lautes,  welche  jedoch  gewöhnlich  aufhört, 
weim  derselbe  nasale  Konsonant  verdoppelt  ist,  aber  nie  eintritt, 
wenn  der  dem  Vokale  folgende  nasale  Konsonant  die  folgende  Silbe  an- 
hebt. Es  giebt  sowohl  nasale  Vokale  als  nasale  Diphthongen;  sie  sind 
entweder  lang  oder  kurz. 

Die  nasalen  Vokale  sind:    an,  am,  en,  em. 

in,  yn,  im,  ym,  ain,  aim,  ein,  eim. 

on,  om. 

un,  um,  eun. 
Die  nasalen  Diphthonge:  ian,  ien,  ion,  oin,  ouen,  ouin,  uan,  ouin. 
Bei  der  Aussprache  dieser  Laute  ist  zu  bemerken,  dass  sie  zwar  durch  die 
Konsonanten  ursprünglich  gefärbt  werden,  aber  dennoch  keinen  Konsonanten  hören 
lassen,  sondern  rein  vokalisch  sind  und  daher  von  der  Stimme  getragen  und 
gedehnt  werden  können,  wie  jeder  andere  Vokal  und  Diphthong.  Vergleichen  mag 
man  hier  die  Verdunkelung  des  lateinischen  m  am  Ende  der  Wörter,  namentlich 
vor  einem  folgenden  Vokale,  so  dass  man  einen  wesentlich  vokalischen  Laut  selbst 
in  der  Prosa  vernahm.  Die  vier  ersten  vokalischen  Reihen  sind  als  Nasalirungen 
des  a,  des  e,  des  o  und  des  u  (dem  nasalen  Verhältnisse  des  e  zu  n  entsprechend, 
wie  des  eu  zu  o)  anzusehen,  und  jede  Reihe  stellt,  mit  den  unten  anzuführenden 
Ausnahmen,  denselben  nasalen  Laut  dar;  die  Lautfärbung  der  nasalen  Diphthongen 
ist  lediglich  durch  den  letzten  der  diphthougirten  Vokale  bestimmt.  Die  vier 
nasalen  Grundlaute  werden  wir  durch  an\  in,  on  und  un'  für  die  Aussprache  an- 
deuten. Theilweise  wird  die  Nasalirung  in  der  Bindung  der  Worte  aufgehoben, 
d.  h.  der  angeschlagene  Nasenlaut  kommt  nicht  zum  vollständigen  Auslauten,  son- 
dern verliert  sich  in  ein  schwaches  konsonantisches  n,  etwa  darstellbar  durch 
an'n  etc.  (s.  unten). 

an  lautet  an' :  ange,  manteau,  transport,  instance,  artisan,  brigand:  die  Nasalität 
fällt  jedoch  fort  im  Auslaute  einiger  Fremdwörter  auf  nn  oder  ■«.•  Kellermann, 
Humann,  landamman  u.  dgl. 


§  15.    Die  nasalen  Vokallaute.  17 

am  lautet  an':  crampon,  champ,  ambre,  Snmson;  die  Nasalität  hört  auf 
vor  einem  folgenden  n:  awnistie,  amnistier,  amnios  u.  s.  f.,  ebenso  in  einigen  Fremd- 
wörtern: Amsterdam,  /uanster,  Kamt(i>)chatka,  Ramses,  Samland,  Adams  u.  s.  vi.;  so 
wie  immer  am  Ende  des  Wortes-.  Ha7n  (Stadt),  Abraham,  Joram,  Priam,  Siain  u.  s.  w.; 
ausgenommen  jedoch  Adam,  dam  und  qutdam  (spr.  kidari). 

en  lautet  theils  wie  arC :  en,  cent,  gens,  encre,  encore,  enhardir,  calendrier, 
affluence,  Orient,  wgredient,  dient,  audience  (wo  ien  nicht  diphthongirt),  re'verend, 
Laurent,  eloquent,  souvent,  d'Aryens;  so  auch  gegen  die  allgemeine  Regel  in  ennui 
und  den  abgeleiteten  ennuyer,  ennuyeux  u.  s.  w. ,  so  wie  in  ennoblir,  enarbrer, 
enivrer,  enivrement,  desenivrer  und  enorgueillir  (spr.  an'-no-blir,  an'narbre  u.  s.  w.); 
in  solennel  und  seinen  Ableitungen  wird  en  nur  wie  a  gesprochen  (spr.  so-la-nele 
u.  s.  w.);  ebenso  in  hennir,  hennissement,  nenni; 

theils  wie  in'  in  einer  Anzahl  von  Eigennamen  und  Fremdwörtern  aus  dem 
Griechischen,  Lateinischen  und  neueren  Sprachen  im  Innern  des  Wortes:  Benjamin, 
Penthievre,  Mentor,  Genseric,  Bender,  Marengo,  agenda,  appendice,  pentateuque, 
pentametre,  pentelique,  spencer  und  vielen  anderen  unassimilirten  Wörtern;  im 
Auslaute  französischer  mehrsilbiger  Wörter  auf  en:  Agen,  Dupuytren,  Troyen, 
Jdume'en;  doch  hört  die  Nasalität  auf  in  unveränderten  Fremdwörtern,  wie 
abdomen,  hymen,  specimen,  amen,  Bautzen  u.  s.  f.;  examen  hört  man  gegenwärtig 
meist  examin'  sprechen,  während  die  früher  gebräuchliche  Aussprache  für  affectirt  gilt. 

em  spricht  man  nasal  wie  an':  embrasure,  rempart,  ememble,  de'cembre,  und 
so  auch  gegen  die  allgemeine  Regel  in  em  (lat.  in  und  inde)  vor  folgendem  m; 
emmancher,  emmener,  emmanteler,  emmieller,  emmiellure  u.  s.  w.,  nebst  remmener, 
remmancher  u.  s,  w.  Uebrigens  fällt  die  Nasalität  fort  vor  mm  in:  Emma, 
Emmanuel,  gemme,  dilemine,  gemmation  u.  s.  w.,  und  ebenso  vor  n:  Agamemnon, 
Clytemnestre,  belemnite,  Lemnos,  indemne,  lemming  etc.,  ferner  in  der  Endsilbe  em  in 
fremden  Wörtern:  Jerusalem,  Mathusalem,  Hartem,  Sem,  Sichem,  item,  requiein  etc., 
endlich  im  Innern  mancher  Fremdwörter,  wie  Emden,  Kremlin,  Nemrod,  Memphis, 
decemvir,  decemvirat  u.  dgl.  m.,  auch  in  hem! 

In  einigen  Wörtern  giebt  man  dem  em  den  nasalen  Laut  in',  wie  in:  sempiterne, 
sempiternel,  Nuremberg,    Wissembourg,    Wurtemberg  und  ähnlichen. 

In  indemniti',  indemniser  (spr.  in' -da-mni-te,  in'-da-mni-ze)  hat  em  den  nicht 
nasalen  Laut  am;  ebenso  in  den  Adverbien  auf  emment  und  in  femme. 

in,  yn  stellen  überall  den  nasalen  Laut  in'  nach  der  allgemeinen  Regel  dar: 
linceul,  vinmes,  matin,  fin,  lynx,  syntaxe;  selbst  das  lateinische  in  in  in-plano,  in- 
folio,  in-qvarto,  in-douze  u.  s.  f.  bleibt  nasal,  obwohl  nicht  in  in-octavo  und  in 
anderen  lateinischen  Formeln,  die  nicht  das  Bücherformat  angehen,  wie  in  pace  u.  s.  w. 
In  den  mit  in  zusammengesetzten  französischen  Wörtern  vor  Vokalen  und  stummem 
h  wird  das  n  zum  folgenden  Vokal  gezogen  und  deshalb  natürlich  nicht  nasalirt: 
inanime,  inhumain,  inhabile. 

im,  ym  bewahren  ebenso  den  Nasenlaut  in'  nach  der  Regel :  simple,  Cimbres, 
Edimbourg,  nymphe,  Olympe,  thym,  Joachim,  doch  bleibt  die  Endsilbe  im  in  Fremd- 
wörtern sonst  unnasal:  Ephraim,  Ibrahim,  Interim,  zäim;  auch  vor  folgendem  n  ist 
ym  nicht  nasalirt:    gymnase,  hymne. 

aiu,  aim,  eiu,  eim  haben  den  nasalen  Laut  in' :  sain,  ainsi,  vaincre,  Ame'ricain 
—  faim,  daim,  Paimbozuf  —  plein,  sein,  il  feint  —  Reims  (spr.  Rince) ;  so  spricht 
man  selbst  Fremdwörter,  wie  Holstein,  le  Mein;  doch  lässt  man  in  Namen,  wie 
Manheim,  eim  gleich  eme  lauten  (spr.  Maneme). 

on  ist  regelrecht  074';  bonhon,  jonc,  long,  bondir,rencontre,  Milton;  vor  stummem 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  2 


lg  Erst.  Thl.     Lautlehre.     Erst.  Abschii.     Das  Wort  etc. 

h  wird  es  natürlich  iinnasalirt  zur  folgenden  iSilbe  gezogen:  bonheur,  bonhomie  (spr. 
bo-neur  etc.). 

om  ist  ebenso   o«';     nom,  renom,   plomb,    Colomb,   ponipe,    denombrer,    comte, 
Dom  front,  Domremy;  vor  n  bleibt  es  unnasalirt:    somnambule^  automnal,  omnipotent, 
Omnibus;    auch  in  der  Interjektion  hom!    sowie   in  modernen  Fremdwörtern:    Tom, 
Epsom  etc.     In  mitomne  lautet  m  nicht. 
nn  hat: 

entweder  den  Nasallaut  «»':    un,  commun,  brun,  lundi,  emprunter; 

oder  den  Laut  on'  im  Innern  von  Fremdwörtern  aus   dem  Lateinischen  und 

modernen  Sprachen.-    unguis^  Dunquerque,  junte,  Tunquin,  nuncupatif  ii.  a.,  so  auch 

in  punch,  le  Sund,  Stralsund;  oder  den  unnasalen  m«:    tunnel,  Munchhausen,  Brunn; 

oder  den  nicht  nasalen  Laut  oun  (deutsch  un):    Salzbrunn,   Schoenbrunn,  Brunnen. 

um  lautet  ebenso: 

theils  un\  in  humble,  parfum; 

theils  ora',  meist  in  unassimilirten  Fremdwörtern:  lumbago,  resumpte  und 
resumption  (theologisch),  rumb,  Cumberland,  Norlhumberland,  Hunibert,  Humboldt, 
üumphroy  u.  a. 

ferner  unnasalirt  gleich  om  (ome)  in  lateinischen  Wörtern,  wie  centumvir, 
duumvir  u.  a.,  namentlich  am  Ende:  album.,  dictum,  factum,  factotum,  forum, 
maximwn,  museum,  opium,  pensum,  Latium  etc.;  ebenso  in  dem  englischen  rhum 
(oder  rum). 

euu,  wie  wi'  lautend,  ist  selten;   wohl  nur  in  a  jeun  und  Meun  (oder  Meung). 
Nasale  Diphthongiruugeu  sind  nur  in  einzelnen  Verbindungen  von  Vokalen 
geläuüg. 

ian  mit  dem  Laute  ian'  wird  selten  diphthongirt,wie  in  diantre,  viande,  viander, 
viandis,  den  Substantiven  ne'gociant,  mendiant,  mendiante,  dem  Adjektiv  confiant  und 
in  confiance,  während  sonst  in  diesen  Verbindungen  zwei  Silben  deutlich  gehört 
werden;  am  Ende  der  Wörter  ist  jedoch  ian  oft  diphthongirt:  pian,  Banian,  Saint- 
Chinian,  obwohl  Eigennamen,  wie  Florian,  Ossian  davon  ausgenommen  sind. 

ien  diphthongirt  selten  mit  der  Aussprache  ian\  so  nur  ausnahmsweise  in 
escient,  patient,  impatient,  assiente,  fiente,  und  demnach  auch  in  patience,  impaiience, 
patienter,  impatienter,  fienter,  science  und  conscience; 

dagegen  iin'  ausgesprochen,  diphthongirt  es  am  Ende  überall  in  einsilbigen 
Wörtern  und  in  der  Endsilbe  ien:  bien,  chien,  lien,  mien,  rien,  Athenien,  Chretien, 
Quintilien,  in  Zusammensetzungen,  wie:  bientot,  chiendent,  und  als  Lautverstärkung 
in  den  Zeitwörtern  tenir  und  venir:  tiens,  parvient,  retiendrez.  In  arien  und  einigen 
Eigennamen:  Gallen,  Adrien,  Mollien,  bildet  ien  zwei  Silben;  in  Enghien  spricht 
man  ien  gleich  m'  (An'-ghin').  Dichter  gebrauchen  die  Endung  ien  oft  zweisilbig 
(i-in^). 

ion  diphthongirt  mit  dem  Laute  ion'  in  den  Verbalformen  der  ersten  Person  Plur. 
auf  ions,  mit  Ausnahme  der  ersten  Person  Plur.  des  Präs.  Indik.  und  des  Imperativ 
der  Verba  auf  ier:  etions,  avions,  aimions,  finissions,  doch  diphthongiren  die  Präsens- 
formen des  Indikativ  wie  die  des  Imperativ  in  estropions,  negocions,  remercions; 
ebenso  diphthongirt  die  Substantivendung  io7i,  jedoch  nicht,  wenn  ihr  die  Laute  b, 
ph,  V,  einfaches  l,  r  und  d  vorangehen:  suspicion,  re'gion,  million,  billion,  opinion, 
pion,  espion,  confusion,  demission,  direction,  reflexion  —  also  nicht  in  Albion,  llion, 
curion,  ludion  etc.  Lion  ist  in  der  Umgangssprache  einsilbig,  wie  die  Endung  in 
gavion  und  gabion;  in  Endymion,  Boe'dromion,  Parmenion,  Scipion,  Sion,  Jxion, 
Jasion,  Ephestion  ist  die  Endung  zweisilbig. 

oin  diphthongirt  immer,  ouin'  lautend:    loin,   moins,  poindre,  accointance;  die 


§  16.  Vokalisatiou  v.  dem  jotirten  Schmelzlaute  /.    §  17.  Verstumm,  v.  Vok.      19 

Aufhebung  des  Diphthongs  nmss  immer  durch  das  Trema  bezeichnet  werden,  wobei 
übrigens  die  Silbe  in  nasal  bleibt:    Alboin,  coincider. 

onen,  wie  ouan'  zu  sprechen,  ist  Diphthong  in  Ronen,  Saint-Ouen,  Ecouen; 
die  Nasalität  fällt  fort,  doch  mit  Beibehaltung  der  Diphthongirung,  in  den  ab- 
geleiteten Rouennais,  rouenna'ie,  Ecouennais,  so  wie  in  couenne,  couenneux  (spr. 
roua-ne  u.  s.  w.). 

ouiu  (ouin')  ist  immer  Diphthong:    marsouin,  bahouin,  baragouin. 

uan  (ouan')  diphthongirt  nur  in  einigen  "Wörtern  nach  y  und  q:  guanches, 
paraguante,  quantum,  quanquam  (spr.  couan'tom,  couaij'couam). 

Hill  (ouin')  ist  in  den  Wörtern:  juin,  suin,  suint,  suinter,  suintement  und 
Zuingli  (oder  Zuingle;  auch  Zwingli,  Zwingle  mit  w  statt  «J  Diphthong,  ausserdem 
nur  nach  q  in  qvinque,  quinquennium,  quinquennal  und  abgeleiteten,  quinquagenaire, 
quinquagesime,  quinquangnle,  quinquerce,  quinqve'dente,  qiiinquereme,  quindecagone, 
quinde'cemvirs,   qiiintil,   quintuple,  quintupler,  Quinte-Curce,  Quintilien,  quintette  u.  a. 

Iß.  Vokalisation  vor  dem  jotirten  Schmelzlaute  1.  Steht  vor  einem  ein- 
fachen l  am  Ende,  oder  II  im  Imiern  des  Wortes  der  Vokal  i,  so  entsteht 
in  vielen  Fällen  (s.  unten  1)  der  jotiite  Schmelzlaut  des  l  (l  mouille),  welches, 
ursprünglich  als  Ij  aufgefasst,  jetzt  fast  allgemein  wie  deutsches  j  oder 
französisches  y  lautet,  und  vor  welchem  das  i  als  Vokal  gesprochen  wird. 
Geht  aber  dem  i  noch  ein  anderer  Vokal  oder  Diphthong  voran,  so  ist  i 
nur  die  Andeutung  des  verschmolzenen  konsonantischen  Lautes  und  jener 
Vokal  oder  Diphthong  lautet  allein  vor  demselben. 

ail,  detail,  soleil,  cerfeuil,  fenouil,  juillet,  bdiller,  abeille,  feuille,  bnrbouiller, 
vieiUard  (spr.  ay\  detay',  soleg'  u.  s.  w.). 

In  diesem  Falle  stehen  ce  und  ue  dem  eu  dem  Laute  nach  gleich-.  cb<7,  oiillei, 
cueillir,  orgueil,  orgueüleux. 

1 7.  Verstummung  von  Vokalen.  Die  völlige  Verstummung  eines  Vokales, 
welche  seiner  Abwerfung  gleich  kommt,  ist  eine  im  Französischen  alhnählich 
fortgeschrittene  Verkürzung  des  vokalischen,  etymologisch  berechtigten 
Elementes,  zum  Theil  durch  das  Uebergewicht  der  Tonsilbe  veranlasst,  zu 
welcher  die  Stimme  eilt  (vgl.  renard,  jugement,  appeler),  zum  Theil  durch 
eben  dies  Uebergewicht,  welches  dem  nachfolgenden  nnbetonten  Vokale 
mehr  oder  weniger  von  seinem  Werthe  entzog  (vgl.  aitne,  aiment.,  aimee, 
amie),  zimi  Theil  durch  die  Neigung  zur  Aufhebung  des  Hiatus  (vgl.  Jean, 
Jeanne  etc.,  afr.  Jehan  etc.,  aout,  clouerons,  appuierais),  endlich  durch  nach- 
lässiges Uebergehen  eines  Vokales  zur  bequemeren  Verbindung  mit  einem 
folgenden  Konsonanten  (wie  in  oignon  u.  dgl.). 

Das  Verstummen  des  e  ist  oben  ausführlicher  erörtert;  dahin  gehört  auch  die 
Verbindung  von  eau,  eou,  worin  e  nicht  lautet.  Auch  wird  e  in  Jean,  Jeanne  etc., 
so  wie  in  der  Verbindung  ae  nicht  gehört  in  Maestricht  (oder  Maestricht),  Maelstrom, 
a,\xch  in  Stael,  und  in  den  nasalen:  Caen,  Jaen,  Saint-Saen,  Decaen,  so  wie  in  dem 
nicht  nasalen  Caennais,  und  in  Enghien. 

<a  ist  in  (B  stumm;  ausserdem  in  aout  (aber  nicht  in  aoüter,  aoüteinent,  aoüteron; 
so  Littreu.  a.;  Acad.  1878  giebt  für  aoüi  beide  Aussprachen  und  spricht  a  in  aoüter, 
aber  nicht  in  aoüteron),  taon,  Saint-Laon,  Mon^aon,  auch  in  aoriste,  jedoch  von 
wissenschaftlich  Gebildeten  mit  den  beiden  Lauten  a-o-risl'  gesprochen,  ferner  in 
Saone,  Naours,  Chaource,  Faouet,  saoül,  saoüler  (jetzt  gewöhnlich  soül  etc.), 
curafao,  toast,  toaster  (auch  geschrieben  toste,  toster). 

2* 


20 


Erst.  Tbl.     Lautlehre.     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 


i  ist  stumm  in  Montaigne,  meist  in  moignon,  poignant,  poignee,  poignet,  ernpoigner, 
poignard  mit  seinen  Ableitungen,  immer  in  encoignure,  Coignet,  Coigny,  oignon,  poireau 
(auch  ognon,  porreau  geschrieben),  in  der  Umgangssprache  auch  in  douairiere. 

0  verstummt  in  ce,  in  faon,  paon,  Craon,  Craonne,  Laon,  Saint-Ilaon  und  den 
Ableitungen  faonner,  paonne,  paonneau  (doch  nicht  in  paonfnjace),  Laon(n)ais, 
Craonnais,  Demophoon,  Laocoon,  Berg-op-zoom. 

Stumm  sind  e  und  u  auch  da,  wo  sie  als  Hülfszeichen  zur  Bestimmung  der 
Aussprache  von  Gaumenbuchstaben  dienen,  wie  e  in  doucedtre,  niorceau,  monceau, 
geolier,  pigeon,  fatiguer;  ebenso  w  nach  q,  wo  es,  mit  Ausnahme  von  pi^wre,  immer 
auftritt  und  nur  in  einzelnen  Fällen  (s.  oben)  laut  wird.  Das  u  als  ursprüngliches 
Hülfszeichen  für  die  Aussprache  drängt  sich  aber  oft  auch  da  ein,  wo  es  nicht 
mehr  uothwendig  ist,  z.  B.  in  fatigua,  naviguais  etc.  als  Flexionsformen  von  fatiguer, 
naviguer;  doch  auch  in  aiguade,  aiguail,  aiguayer  (von  aigue  lat.  aqua),  Paraguay  u.  m. a. 

18.  Konsonanten.  Die  dem  lateinischen  Alphabete  entnommenen 
französischen  Konsonanten  sind  ihrem  lateinischen  Laute  bei  Weitem  nicht 
alle  treu  geblieben;  die  historische  Entwicklung  dieser  Abweichungen  ist 
bisher  nicht  aufgehellt,  doch  ist  sie  nicht  ohne  Analogie  in  anderen  Sprach- 
familien und  zum  Theil  aus  physiologisch  erklärlichen  Uebergängen  und 
Vertauschungen  der  Laute  zu  begreifen.  Da  hierbei  nun  die  überlieferten 
Schriftzeichen  theilweise,  und  zwar  namentlich  die  der  Kehllaute,  ihrer 
Stellung  im  Lautsysteme  entrückt  sind,  so  stellt  sich  das  französische  Laut- 
system in  seiner  Konsonantenschrift  in  folgender  Weise  dar: 


unterbrochene. 

harte       weiche  nasale 

continuirliche. 
harte      weiche     halbvokal. 

flüssige. 

Lippenlaute  oder  Labiale 

P             b 

m 

f(ph)      Y(w) 

Zahnlaute  oder  Dentale 

t(th)          d 

n 

s  (c)       z  (s) 
ch        j  (g) 

1  r 

Kehllaute  oder  Gutturale 

c(kqch)     g 

h             y 

X,  eigentlich  es  oder  gs,  ist  ein  zusammengesetzter  Laut,  der  im  Französischen 
die  doppelte  Natur  des  s  wie  des  c  (g)  theilt  und  in  welchem  der  c  {g)-hdi\xi  zum 
Theil  verstummt. 

Die  sogenannten  unterbrochenen  (explosiven)  Laute  haben  ihren  Namen  von 
der  Schliessung  und  Wiederöffnung  des  Mundes  bei  ihrer  Bildung;  die  continuir- 
lichen  (frikativen)  heissen  so,  weil  sie  durch  keinen  Schluss  unterbrochen  und  als 
fortdauernde  Reibung  (Geräusch)  empfunden  werden;  die  flüssigen  (liquiden)  nehmen 
an  beiden  Eigenschaften  in  gewisser  Weise  Theil. 

In  der  Erörterung  der  einzelnen  Buchstaben  werden  wir,  um  der  Wieder- 
kehr derselben  Buchstaben  an  verschiedenen  Stellen  vorzubeugen,  von  dem  Lautsystem 
in  so  weit  absehen,  dass  wir  folgende  Buchstabenreihen  nach  einander  betrachten: 

1.  die  nasalen  und  die  flüssigen  Buchstaben  (n,  m,  l,  r),  die  man  auch  wohl 
gemeinschaftlich  die  flüssigen  genannt  hat,  weil  auch  dem  n  und  m  in  ihrem 
Anheben  Kontinuität  des  Lautes  gestattet  ist  und  ihre  Beziehung  zu  /  und  r  durch 
theilweisen  Uebergang  und  Verwandlung  in  diese  thatsächlich  feststeht. 

2.  die  Lippenlaute:  p,  b,  f  (ph),  v  (w). 

3. die  Zahnlaute;    t,  d,  s,  z  (mit  dem  Mischlaute  x),  j. 

4.  die  Gaumenlaute  mit  ihren  Uebergängen  in  die  Reihe  der  Zahulaute: 
c,  k,  q,  ch,  g,  h,  y. 


§  18.     Konsonanten.     Aussprache  der  Konsonanten.  21 

Die  Aussprache  der  Konsonanten: 

1.  die  nasalen    und   flüssigen  Buchstaben  n,  m,  1,  r.     üeber  m  und  n  vgl. 
die  nasalen  Vokale  und  Diphthongen. 

n,  wo  es  nicht  in  den  nasalen  Vokal  aufgeht  (s.  oben),  steht  dem  deutschen 
n  gleich,  also  im  Allgemeinen  zu  Anfang  der  Silben,  zwischen  Vokalen,  und  vor 
n:  nid,  inegal,  ennemi.  In  dem  Worte  miniature  werden  ni  wie  sonst  gn  gehört 
(gleich  mignature),  oder  vielmehr  ia  diphthongiren  auch  hier  (s.  oben). 

m,  wenn  nicht  integrirender  Bestandtheil  eines  nasalen  Vokales  (s.  oben), 
lautet  wie  das  deutsche  m  im  Allgemeinen  zu  Anfang  der  Silbe,  zwischen  Vokalen, 
und  vor  n:    monde,  amitie,  Agamemnon, 

1  lautet: 

a)  wie  das  deutsche  /  überall,  wo  es  nicht  jotirt  verschmolzen  (mouillirt)  ist, 
zu  Anfange,  im  Innern  und  am  Ende  vieler  Wörter:  la,  lettre,  malade,  syllabe, 
Idylle,  nul,  seul,  calcul. 

b)  mit  dem  jotirten  Schmelzlaute  (s.  oben),  welcher  sich  etymologisch 
meist  auf  /  oder  //  vor  einem  1  (oder  e)  mit  folgendem  Vokale,  so  wie  auf 
Assimilation  eines  Kehl-,  Zahn-  oder  Lippenlautes  mit  /  gründet,  aber  auch 
über  diese  Sphäre  hinaus  gegangen  ist  (vgl.  Gavaillon  lat.  Cabellionem,  Marseille 
lat.  Massilia,  vaitle  lat.  valeat,  oreille  lat.  auricula,  seille  lat.  situla  u.  dgl.  m.; 
s.  unten). 

«.  am   Ende  einiger  Wörter   auf   il   mit    vorangehendem   Konsonanten:   connil, 

fenil,   gresil,   gril   (in  der  ünterhaltungssprache  verstummt  hier  das  l),    mit 

(Hirse),  yeril,  ^ri7(auch  trille  geschrieben);  oft  auch  avril,  bahil,  eil  (s.  unten). 

ß.  am  Ende  der  Wörter,   wenn  il  die  Laute  a,  e,  eu,  ce,  ue,   ou  vor  sich  hat: 

7nail,  conseil,  vieil,  fauteuil,  ceil,  accueil,  fenouil  etc. 
y.  im  Innern  der  Wörter  in  der  Silbe  ill,  der  ein  stummes  e  oder  ein  anderer 

Vokal  folgt:    fille,  cedille,  chenille,  cillement,  billard,  cabillaud. 
(T.  im  Innern  der  Wörter,  wo  dem  ///  ein  a,  e,  ie,  eu,  ce,  ue,  ou  vorangeht:  futaille, 

abeille,  vieillir,  bataillon,  meilleur,  feuillage,  grenouille,  bouillir,  fouailler. 
f.  am  Ende    und    im  Innern   der  Wörter  stellt  ilh  in  einigen   alterthümlichen 
Wörtern,    besonders    Eigennamen,    den   jotirten    Schmelzlaut    dar:     Vareilh, 
Ganilh,  Merilhou,  Pardailliac ;  ebenso  wird  Ih  in  gentilhomme,  gentilhommeau 
und  einigen  anderen  Ableitungen  gesprochen  (nicht  aber  in  Silhouette). 
Dagegen  lautet  (7  mit    dem    ächten  Laute  des  /  in  den  Wörtern  //,  fil,  111, 
mil  (Zahlw.),  Nil,   sil,  vil,  alguazil,   Abigäil,   beril,  bissextil,  Bresil,  civil,  exil, 
morfil,  octil,   langve  d'dil,  penil,  pistil,  profil,  pueril,  quintil,  sextil,  subtil,  viril, 
volatil  und  poil.   Nach  der  Akademie  (1878)  werden  avril,  babil,  eil  gleichfalls 
mit  dem  ächten  Laute  des  l  gesprochen  (nicht  jedoch,  wie  Einige  wollen,  peril; 
s.  oben).     So  ist  auch   il  in    dem  Plural   gentilshommes  nicht  mit  dem  jotirten 
Schmelzlaute  zu  sprechen  (/  verstummt  hier,  wie  auch  in  gentil,  heidnisch). 

Ebenso  wird  ille  im  Innern  mancher  Wörter  ohne  jotirten  Schmelzlaut  ge- 
sprochen, so  in  tranguille  mit  seinen  abgeleiteten  Wörtern,  ville  mit  den  ab- 
geleiteten und  Zusammensetzungen  village,  Joinville,  Granville  etc.,  vaudeville, 
codicille,  calville,  Gille,  Lille,  Achille,  sille,  seille,  papille,  pupille,  mille  (mit 
ihren  Ableitungen  und  Zusammensetzungen),  den  Zeitwörtern  osciller,  scintiller, 
vaciller,  titiller,  distiller,  instiller  mit  ihren  Ableitungen,  stillation,  cavillation, 
imbccillitc  (v.  imbecile),  pusillanime,  pusillanimite,  den  Adjektiven  auf  illaire, 
wie  axillaire,  mamillaire  etc.  Zu  Anfange  der  Wörter  ist  natürlich  ill  (vom 
lat.  assimilirten  in)  nie  mouillirt. 


22  Erst.  Tbl.    Lautlehre.    Erst,  Abschu.    Das  Wort  etc. 

r  ist  im  Französischen  wesentlich  als  Zahnlaut,  nicht  als  Kehllaut  zu  sprechen  ; 
das  sogenannte  grasseyement  der  Franzosen  ist  ein  Mittellaut,  wobei  vielmehr 
das  Gaumensegel  als  die  Zungenspitze  vibrirt;  es  ist  besonders  in  Paris  üblich. 
Das  r  lautet  als  dentaler  Konsonant  zu  Anfang,  im  Innern  und  meistentheils 
auch  zu  Ende  der  Wörter,  jedoch  besonders  mit  Ausnahme  der  auf  die  lateinischen 
Endungen  äre,  äris,  ärius  zurückgehenden  er,  zer,  worin  r  verstummt:  rigide, 
dore,  mer,  fier. 

2.  die  Lippenlaute  p,  b,  f,  (ph),  T  (w). 

p  lautet  wie  das  deutsche  p,  jedoch  ohne  das  Nachsummen  der  zu  seiner 
Hervorbringung  nothwendigen  Aspiration:  paln,  capiif,  Calypso,  Cecrops,  rapt, 
abrupt. 

b  gleich  dem  deutschen  6,  aber  mit  entschieden  an  einander  gepressten 
Lippen  gesprochen,  bleibt  auch  am  Ende  der  Wörter  und  Silben  weich:  bien, 
bombe,  absinthe,  Joab,  radoub. 

f  (ph)  lautet  dem  deutschen  scharf  artikulirten  /  gleich,  erweicht  sich  jedoch 
zum  Theil  in  der  Bindung  mit  anderen  Wörtern  (s.  unten)  zu  v.  faux^  fleurir, 
sauf,  chef,  nef,  bceuf,  if,  geograpkie. 

V  (w),  mit  mehr  genäherten  Lippen  als  das  deutsche  w  gesprochen,  kommt 
vor  stummem  e  dem  deutschen  w  ein  wenig  näher:  valoir,  vif,  vulgaire,  vivre, 
vivoter,  vivetnent,  re^oive;  Wolga.  In  englischen  Wörtern  spricht  man  w  vor  / 
mehr  wie  diphthongirendes  ou:     Whig,    Windsor. 

3.  die  Zahnlaute  t  (th),  d,  s,  z  (x),  j. 

t  (th)  hat: 

a)  den  deutschen  T-Laut:  tete,  tonneau,  theätre,  atlas,  athlete,  Bothnie,  poste, 
octobre,  corinihien,  fat,  dot,  but,  tact.  Ueber  den  T-Laut  kann  nur  vor  einem 
i  Zweifel  entstehen;  t  hat  aber  auch  dort  diesen  Laut: 

«.  wenn  dem  ti  kein  Vokal  folgt;    bäti,  optimisme. 

ß.  wenn  dem  ti  (man  vergleiche  die  ähnliche  lateinische  Aussprache),  welches 
vor  einem  Vokale  steht,  ein  s,  x  oder  t  vorangeht:  hosiie,  bestiole,  mixtion, 
Atiius,  flattions,  abattiez. 

y.  in  den  Endungen  der  Nennwörter  tie,  tier,  tiere,  tiers,  tieme:  pitie,  moitie, 
metier,  eniier  (ebenso  im  Verb  chätier  lat.  castigare),  litiere,  Foitiers  (ebenso 
im  Adverb  volontiers),  pe'nuUieme  und  aniepenultieme. 

6.  in  der  weiblichen  Participialform,  so  wie  den  daraus  hervorgegangenen  Sub- 
stantiven auf  tie  (entsprechend  dem  lat.  Ita) :  sende,  rötie,  —  sortie,  garantie, 
partie,  wie  auch  ortie  (uriica),  sofie  (v.  sot  mlat.  sottus),  e'pizooiie. 

i.  in  der  Verbindung  tien  mit  und  ohne  folgende  Konsonanten,  ausgenommen 
die  Endung  tien  von  Eigennamen  und  Völkernamen  (s.  unten):  tien,  maintien, 
chretien,  antienne,  abstienne;  nur  quotient,  patient,  impatient  und  mathem. 
Ausdrücke  wie  superpartiente,  bipartiente  (vgl.  die  lateinische  Aussprache) 
lassen  das  t  als  schaifes  s  (0  hören  (quocient  etc.). 
C.  in  den  Verbalendungen  tions,  tiez  (mit  Ausnahme  der  Wörter  balbutier,  initier, 
differentier,  transmbstaniier ,  in  denen  ti  überall  ci  lautet):  consentiom, 
achetions,  sentiez. 

b)  t  lautet  wie  scharfes  s  oder  p  vor  i  mit  einem  nachfolgenden  Vokale,  wie  das 
lateinische  t  vor  kurzem  i  mit  einem  folgenden  Vokale  seit  dem  siebenten 
Jahrhundert  entschieden  wie  zi  lautete,  wohl  aber  auch  schon  viel  früher,  da 
der  Lapidarstil  in  solchen  Fällen  auch  ci  für  ti  bietet.  Analog  ist  also  diese 
Aussprache,  wie  schon  oben  angeführte  Beispiele  zeigen: 


§  18.     Konsonanten.     3.  Zahnlaute.  23 

ct.  in    den    Endungen    tial,    tiel,    iiaire,    tion,    tium,    tius:    partial,    substantiel, 

penitentiaire,  ambäieux,  faction,  Actium,  Aetius,  Helvetim. 
ß.  in  den  Endungen  alle,   etie,  itie,  otie,  utie,  eptie,   eriie  (auch  mit  unanaloger 
Uebertragung  auf  griechische  Formen):  aristocratie,  peripetie,  Beotie,  minutie, 
inepCie,  inertie. 
y.  in  der  Endung  tien   von  Eigennamen  und  Völkernamen:    Qralien,  le  Titien, 

Helvetien. 
J.  in  den  selteneren  Verbindungen  tie,  tia,  tio  im  Innern  und  am  Ende  der 
Wörter:  satiete  (satietas),  insatiahle,  Spartiate,  Tatia,  Martian,  nicotiane, 
gentiane,  Miltiade,  petiole,  ratiociner  u.  dgl.  m.  In  wenigen  Wörtern  hält 
sich  der  T-Laut:  Critias,  galimatias,  so  auch  in  ceniiare,  elephantiasis  (doch 
auch  elepkaiiciasis  gesprochen),  eiiage,  etioler  u.  n.  a. 
c)  weich  wie  d  spricht  man  t  in  Fitz-James  u.  dgl.,  auch  in  Dantzick. 

d,  wie  im  Deutschen,  doch  auch  in  Verbindung  mit  anderen  Konsonanten 
und  am  Ende,  wo  es  lautbar  wird,  weich  lautend,  erhärtet  nur  in  der  Bindung 
zuweilen  zu  t  (s.  unten) :    dent,  dragon,  abdication,  adduction,  Alfred,  Cid. 

s  hat  den  zwiefachen  Laut  eines  scharfen  p  (ss)  und  eines  weichen  z  (dem 
deutschen  s  im  Anlaute  gleich);  auch  im  Lateinischen  war  es  zu  Anfang  und 
im  Innern  der  Wörter  schäiier  als  das  deutsche  s. 

a)  Es  wird  scharf  artikuiirt  (articulation  üf flaute) : 

«.  wenn  es  zu  Anfang  des  Wortes  vor  einem  Vokale  steht,  oder  in  Verbindung 
mit  den  harten  Konsonanten  p,  f,  ph,  t,  c,  q,  k  die  Silbe  beginnt,  so  wie 
am  Ende  der  Wörter,  in  denen  es  überhaupt  lautet  (abgesehen  von  der 
Bindung  der  Wörter;  s.  unten):  sable,  siede,  spirituel,  Sforce  (Sforza),  sphinx, 
Strophe,  scribe,  squelette,  —  ma'is,  fils,  laps.    Weich  ist  s  in  obus  (spr.  obuze), 

ß.  im  Innern  der  Wörter  nach  einem  Vokale  und  vor  einem  darauf  folgenden 
der  bezeichneten  harten  Konsonanten,  oder  nach  Konsonanten  und  vor  einem 
Vokale,  oder  zwischen  Konsonanten,  wenn  der  ihm  folgende  ein  harter  ist: 
espion,  mosgue'e,  —  Pkarsale,  absence,  transir,  —  substance,  perspective. 

y.  zwischen  Vokalen,  in  zusammengesetzten  Wörtern,  deren  Zusammensetzung 
noch  empfunden  wird,  wenn  s  den  zweiten  Bestandtheil  der  Zusammensetzung 
lieginnt:  Lesueur,  Lesage,  Lasalle,  cosinus,  coseigneur,  antisocial,  aposiopese, 
Desaint,  Desaix,  havresac,  entresol,  desuetude,  preseance,  pre'supposer, 
asymetrie,  monosyllabe,  i^rotosyncelle,  idiosyncrasie,  Melchisedech  n.  a.  Un- 
berechtigt lautet  es  in  einigen  Wörtern  scharf,  wie  gisons,  gisant  und  anderen 
Formen  vom  afr.  gire  und  gesir,  Brisach. 

b)  s  hat  den  weichen  Laut  des  z  (deutsch,  s  in  Anlaute): 

ß.  zwischen  Vokalen:  visage,  oiseau,  Louisen,  voisin,  auch  in  Zusammen- 
setzungen, die  nicht  mehr  als  solche  empfunden  werden:  presomption, 
resumption,  selbst  caquesangue. 

ß.  zu  Anfang  und  im  Innern  der  Wörter  vor  den  weichen  Konsonanten  b,  v, 
in,  d,  g,  h  (nicht  aspirirt)  und  l:  sbire,  svelte,  Sganarelle,  asbeste,  transverse, 
Lisbonne,  Strasbourg,  Malesherbe,  le'gislateur. 

y.  in  den  mit  trans  zusammengesetzten  Wörtern:  transalpin,  transitif  (doch 
nicht    in    transir  und  den  davon  abgeleiteten,    auch   nicht  in  Transylvanie) . 

J.  zwischen  /  und  a:    Alsace,  balsaiuine,  Montalsat. 

t.  weich  ist  es  endlich  auch  in  Arsace,  Israel,  Israelite,  Bethsabee,  asthme, 
isthme  und  ihren  Ableitungen. 

Vor  c  und  ch  lautet  s  überhaupt  nicht:  scene,  seience,  schisme;  in  schene, 
schenobate  ist  der  Anlaut  sk  gleich. 


24  Erst.  Thl.     Lautlehre.     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 

z,  ursprünglich  ein  griechischer  Doppelconsonant,  ds  oder  sd,  lautet  schon 
im  Lateinischen  oft  wie  ein  weiches  s,  und  im  Französischen: 

a)  wie  weiches  s  zu  Anfang  und  im  Innern  der  Wörter:  zenith,  gazon,  suzerain, 
und  am  Ende  des  Wortes  gaz,  wie  der  Eigennamen  Achaz,  Boz,  Buloz,  Vera- 
Cruz.    Im  Altfranzösischen  erscheint  es  oft  statt  s  im  Auslaute. 

b)  als  scharfes  s  ff,  ss)  am  Ende  der  Wörter,  in  denen  es  nicht  verstummt,  meist 
Eigennamen  und  Fremdwörter:  Metz  (spr.  mece),  Retz  (spr.  rece,  doch  nach 
And.  re),  Seez  (nach  And.  se),  Cortez,  guartz. 

Xj  ursprünglich  Doppelkonsonant,  im  Lateinischen  aus  es,  aber  auch  nament- 
lich aus  gs  hervorgegangen,  lautet: 

a)  wie  ks: 

a.  im  Allgemeinen  (s.  unten   die  Ausnahmen)   zwischen   zwei  Vokalen  und   am 

Ende  der  Wörter,  in  denen  es  nicht  verstummt :  axe,  luxe,  Alexandre,  Ajax, 

Gex,  prefix,  sphinx. 
ß.  vor  Konsonanten  im  Innern  der  Wörter,  namentlich  auch  in  der  Vorsilbe  ex: 

exclamation,  expansif,  inexpansif,  inexpugnable,  Sixte,  sextuple. 
y.  zu  Anfang  ungebräuchlicher  und  nicht  volksthümlicher  Wörter,  wie  Xiphias, 

xyste  u.  dgl. 

b)  wie  gz: 

«.  zu  Anfang  bekannter,  aus  fremden  Sprachen  entlehnter  Wörter,  wie  Xenophon, 
Xanthippe,  Xerxes  (auch  Xerces),  le  Xanthe,  Xavier,  Xe'res  (nach  And.  spr. 
ke'-),  Ximenes  (nach  And.  spr.  ki-),  auch  im  Innern  der  Wörter,  so  im  ersten 
X  von  Ariaxerxes  (auch  Artaxerces,  Artaxerce). 

ß.  in  den  Silben  ex  und  hex  vor  Vokalen  und  h:  exact,  examen,  coexister, 
hexanietre,  exhorter;  ausgenommen  wird  von  Einigen  execrer  mit  seinen 
Ableitungen  (lat.  exsecrari).  Auch  in  sexa-  lautet  x  wie  gz:  sexagenaire, 
Sexagesime. 

c)  wie  scharfes  s  (ss)  in  soixante  mit  seinen  Ableitungen,  Auxerre,  Auxerrois, 
Avxonne,  Aiixois,  Bruxelles,  üxelles,  Luxeuil,  Saint- Maixent,  Flexelles,  Fixier, 
le  Texel  (nach  And.  ks),  im  zweiten  x  von  Xerxes,  Artaxerxes,  und  am  Ende 
der  Wörter  six,  dix,  Beatrix,  Cadix,  coccyx;  oft  auch  in  Aix  (s.  unten). 

d)  wie  z  (weif hes  s,  vgl.  oben)  oder,  physiologisch  angesehen,  wie  ein  intonirtes, 
d.  h,  durch  das  Mittönen  der  Stimme  hervorgebrachtes  s  in  den  Ableitungen 
von  deux,  six,  dix,  wie  deuxieme,  sixieme,  dixaiiie,  dixieme,  dixeau  u.  s.  w.,  und 
zuweilen  in  der  Bindung  (s.  unten). 

e)  mit  quiescirendem  s  und  blossem  Laute  des  c  als  k  vor  einem  scharfen  c  (f) : 
exceder,  exciter  (spr.  ekceder  etc.). 

j  hat  stets  den  weichen  Zischlaut,  entsprechend  dem  g  vor  e  und  i,  und  ist, 
physiologisch  betrachtet,  ein  intonirtes  seh:  jambon,  rejeter.  Beide  wechseln 
oft  im  Altfranzösischen:    gager  und  gajer,  gesir  und  jesir. 

4.  die  Kehllaute  c,  k,  q,  ch,  g,  h,  y. 
C  hat: 
a)  den  gutturalen  entschiedenen  Laut  des  k  vor  a,  o,  u  und  vor  Konsonanten,  mit 
Ausnahme  des  h:  casser,  cause,  colere,  coin,  cuirasse,  Cneius,  sanctuaire,  enclume, 
czar,  accident,  wie  am  Ende  der  Wörter,  wo  es  nicht  überhaupt  verstummt: 
bloc,  caduc,  üognac,  lac,  la'ic,  echec,  Marc,  grec  etc.  Das  Wort  czar  (auch 
tsar,  tzar  geschrieben)  lautet  kzar,  ähnlich  czarine,  czarowitz;  doch  wird  von 
Einigen  tsar  oder  tzar,  von  Anderen  gzar  gesprochen. 


§  18.     Konsonanten.     4.  Kehllaute.  25 

In  einigen  Wörtern,  in  denen  es  sonst  am  Ende  stumm  ist,  wird  es  mit 
dem  i-Laute  in  folgenden  Verbindungen  wieder  hörbar:  franc-alleu,  franc- 
etable,  frane  etourdi,  franc  etrier^  du  blanc  au  noir,  de  bric  et  de  broc,  clerc 
ä  maiire,  cric  crac,  croc-en-jaml>e,  cela  fait  croc  sous  la  dent,  porc-epic,  porc 
a  eiigraisser  etc. 

b)  Es  wird  zu  g  erweicht  in  second  und  allen  davon  abgeleiteten  Wörter»,  wie 
secondaire,  seconder  etc.;  in  der  Umgangssprache  zuweilen  auch  in  secret, 
secretaire  \ind  den  Abgeleiteten,  so  wie  häufiger  noch  in  reine-Claude  (s.  Littre 
u.  a.;  die  Äcad.  schweigt  in  beiden  Fällen  und  entscheidet  sich  dadurch  wohl 
für  den  ^--Laut), 

c)  Es  wird  ganz  dental  und  lautet  wie  scharfes  s  oder  p  (ss)  vor  e,  «",  «/,  wie  seit 
dem  siebenten  Jahrhundert  und  wahrscheinlich  schon  in  früherer  Zeit  das  lat.  c 
vor  i  ebenfalls  zi  lautete,  woher  das  Schwanken  in  den  Endungen  itius  und  icius, 
itio  und  icio,  in  nuntius  und  nuncius:  ceci,  cite,  ceux,  douceur,  Corcyre.  Vor  den 
Vokalen  a,  o,  u  lautet  es  so  mit  der  untergeschriebenen  Cedille :  fafon,  gar^on 
(s.  oben).  Das  Altfranzösische  verwechselt  häufig  c  und  s:  sil  f.  c?7,  serixe  f. 
cerise,  und  so  schreibt  das  Neufranzösische  forcene'  f.  forsene. 

d)  Es  wird  tc/i  oder  ch  (tsch),  jedoch  auch  p  in  einigen  aus  dem  Italienischen  ent- 
nommenen Wörtern  gesprochen:    vermicelle,  violoncelle,  Crescentini  u.  dgl.  m. 

k  lautet  wie  das  harte  c  (k),  wechselt  im  Altfranzösischen  oft  mit  c,  g  (vgl. 
kar,  conkerre,  kuidierj  und  findet  sich  jetzt  nur  in  fremden,  der  französischen 
Sprache  nicht  assimilirten  Wörtern,  die  zum  Tbeil  auch  aus  dem  Griechischen 
entnommen  sind  (dem  ;;  oder  /  entsprechend):  kaleidoscope,  kilogramme,  Kain- 
t(s)chatka,  knout;  es  findet  sich  auch  in  Begleitung  des  c;    arack,  Stockholm. 

q,  ausser  in  piqure  und  am  Ende  einiger  Wörter  stets  vom  stummem  u  aus 
etymologischen  Rücksichten  begleitet,  welches  zuweilen  mit  einem  folgenden  Vokale 
diphtbongirt  (s.  oben),  lautet  ebenfalls  überall  wie  k  oder  gutturales  c;  ihm  geht 
auch  zuweilen  im  Innern  des  Wortes  wie  am  Ende  ein  c,  wie  dem  k,  voran, 
welches  für  die  Aussprache,  wie  dort,  gleichgültig  bleibt:  quai,  quintal,  quelconque, 
Jacques,  la  Mecque,  grecque,  cinq,  coq,  l'Ourcq,  Rufecq,    Vicq. 

ch,  im  Lateinischen  dem  griechischen  x  entsprechend,  während  das  Alt- 
lateinische kein  ch  kannte  (vgl.  Cetegvs,  pulcer),  tritt  im  Französischen  theils  als 
K-Laut,  theils  als  Zischlaut  auf;  als  sein  acht  französischer  Laut  erscheint  aber 
der  letztere,  obgleich  ihm  dialektisch  der  K-Laut  im  Altfranzösischen  gegenüber- 
steht (vgl.  chatel  und  catel,  chasti  und  casti,  clianter  und  canter). 

a)  Es  hat  den  K-Laut  vor  Konsonanten  und  Vokalen,  so  wie  am  Ende  der  Wörter, 
namentlich  in  den  aus  dem  Griechischen,  Ilebräischen,  Italienischen  und 
anderen  Sprachen  aufgenommenen  Wörtern,  welche  nicht  volksthümlich  ge- 
worden und  meist  der  gelehrten  Bildung  angehören,  obgleich  auch  in  einigen 
anderen:  Chlor is^  Chrysostome,  chorege,  chorographie,  Cli&once,  Chersonnese, 
Gracchus,  Antiochus,  archonte,  Chaldeen,  Cham,  inchoatif,  patriarchal,  Jericho, 
chretien,  Christ,  Christophe,  Zacharie,  Machabces,  nach  Einigen  auch  in  dem 
biblischen  Joachim  (jo-a-kime)  —  Munich,  Zürich,  Brisach,  Roch,  yacht  (spr.  iak). 

b)  den  Laut  des  seh  (articulation  chuintante)  in  allen  acht  französischen  meist 
dem  Lateinischen  entlehnten  Wörtern,  so  wie  in  einigen  aus  anderen  Sprachen 
aufgenommenen,  welche  jedoch  der  Nation  geläutig  geworden  sind,  ferner  in 
solchen,  die  aus  Sprachen  stammen,  in  denen  cJi  einen  ähnlichen  Laut  hat, 
wie  im  Spanischen  und  Englischen:  char,  cheval,  chien,  chose,  chute,  marche, 
plancher  —  cherubin,  Achille,  Acheron,  Michel  (dagegen  Michel  Angela,  Micfiel- 


26  Erst.  Tbl.     Lautlehre.     Erst.  Abschu.     Das  Wort  etc. 

Ange  spr.  Mikel) ,  Archimede,  archäecte,  archidiacre  (docb  in  archiepiscopat, 
archiepiscopal  spr.  arki-),  haehique  u.  a.;  selten  am  Ende:  Auch,  Puech,  Del- 
pech,  punch.  Das  seh  fremder  Sprachen  behält  diesen  ihm  ursprünglichen 
Laut:  Schaf fouse,  Schmitz,  Kirsch;  über  das  griech.  sc/t/s/ne  u  m.  a.  s.  oben  s. 
Manches  ist  hier  schwankend,  wie  natürlich. 

g  hat  wie  c  eine  gutturale  und  eine  dentale  Aussprache: 

a)  als  Kehllaut: 

1.  dem  deutschen  g  entsprechend,  lautet  es  zu  Anfang  und  im  Innern  der  Wörter 
vor  a,  0  und  u  und  Konsonanten  (ausser  vor  n) :  garde,  golfe,  goitre,  guttural, 
aigu,  grdce,  gland,  flegme;  so  auch  vor  einem  zweiten  (weichen)  g:  suggerer, 
Suggestion. 

2.  Ebenso  lautet  es  meist  wie  g  am  Ende  der  Wörter,  in  denen  es  nicht  verstummt: 
zigzag,  Zadig,  Gog,  Magog,  joug,  Zug,  grog,  pouding,    Young  u.  v.  a. 

3.  vor  e,  t  hat  es  diesen  Laut,  wenn  ihm  ein  stummes  u  als  Hülfszeichen  zur  Be- 
stimmung der  Aussprache  beigegeben  ist:  guere,  guide,  gueule,  orgue,  langue. 
Dies  stumme  u  ist  auch  sonst  ausnahmsweise  bei  g  zu  finden  (s.  oben);  über 
sein  Lautwerden  s.  oben  unter  den  Diphthongen.  In  einigen  Fällen  erscheint 
statt  gu  die  Verbindung  gh:  Daghestan,  Enghien,  Borghese,  Berghen.  In  Fremd- 
wörtern lautet  g  guttural  selbst  vor  e,  i:  Engelmann,  Gessner,  Wrangel.  Im 
Altfranzösischen  wechseln  oft  gu  und  gh:   guerredonner  und  gherredonner. 

4.  als  Kehllaut  verhärtet  es  sich  zuweilen  zu  k,  so  nach  Einigen  in  gangrene,  gan- 
greneux  (cangrena  ital.  span.)  (jetzt  meist  gan')  und  bourg  (jetzt  meist  bour), 
und  wo  es  in  der  Bindung  vor  Vokalen  hörbar  wird:    rang  eleve. 

5.  in  Verbindung  mit  n  (gn)  bildet  es  einen  nasal  gefärbten  Schmeizlaut  (articulatiun 
mouille'e),  der  sich  annähernd  durch  ng  (nj)  versinnlichen  lässt;  die  Darstellung 
desselben  ist  im  Altfranzösischen  sehr  verschieden:  gn,  ngn,  nni,  ni  (vor  Vokalen), 
auch  blosses  n  (dine,  disne  f.  digne) ;  er  beruht  seinem  Ursprünge  nach  haupt- 
sächlich auf  lat.  gn,  ng  und  ni  oder  ne  (s.  unten) :  Agnes,  signal,  ignorance, 
seigneur,  accompagner,  eigne,  montagne. 

Gleichwohl  bleibt  in  gn  das  g  bisweilen  unverschmolzen  und  behält  seinen 
gutturalen  Laut,  namentlich  in  Wörtern,  welche  als  unvolksthümlich  nicht  von 
der  Sprache  assimiürt  sind,  und  zwar  stets  im  Anfange  von  Wörtern:  gnome, 
gnostique,  Gnide  etc.,  ferner  in  agnat,  agnation,  agnatique,  agnus-castus,  cognat, 
cognation,  cognatique,  cognitif,  Cognition,  recognition,  diagnostic,  diagnostique, 
geognoste,  ge'ognosie,  igne,  ignicole,  ignition,  ignivore,  ignißre,  ignicolore,  in- 
expugnable,  magnificat,  magnat,  Progne,  paihognomonique,  physiognomonie,  regnicok, 
stagnant,  Stagnation,  stegnotigue,  syngnaihe  u.  a. 

b)  als  Zahnlaut: 

l.ganz  dem  französischen  j  gleichlautend,  erscheint  g  vor  e  und  /:  geler,  argile, 
fangeux. 

2.  vor  a,  o  und  u  wird  ihm,  wenn  es  denselben  Laut  haben  soll,  ein  stummes  e 
beigegeben,  welches  hier  nur  die  Bedeutung  eines  Hülfszeichens  hat:  obligeant, 
mangeons,  gageure. 

3.  in  ursprünglich  italienischen  Wörtern  lautet  es  vor  i  verdoppelt  wie  dj:  Reggio, 
arpeggio. 

h.  Dieser  Hauchlaut  ist  zum  Theil  im  Französischen  ganz  erloschen,  zum 
Theil  als  spiritus  lenis  erhalten.     So  entsteht: 

a)  das  rein  etymologische,  stumme  h,  welches  namentlich  in  den  aus  dem  Latei- 
nischen und  Griechischen  herübergenommenen  Wörtern  gefunden  wird;  es  wird 


§  18.     Konsonauten.     4.  Kehllaute,  27 

als  überhaupt  nicht  vorbanden  betrachtet  und  gestattet  daher  die  Bindung 
eines  ihm  vorangehenden  Konsonanten  mit  dem  ihm  folgenden  Vokale:  komme 
(l'homme),  honneur  (rhonneur)  etc.  Auch  nach  Konsonanten  ist  /<  im  Innern 
der  Wörter  stumm, 
b)  das  sogenannte  aspirirte  h,  welches  die  Elision  eines  vorangehenden  End- 
vokales und  die  Bindung  eines  Endkonsonanten  aufhebt,  indess  an  und  für  sich 
entweder  gar  nicht  oder  doch,  selbst  provinziell,  weit  schwächer  als  das  deutsche 
h  vernehmlich  wird,  wird  dem  Sprechenden  insbesondere  dann  in  seinem  Unter- 
schiede vom  stummen  h  klar,  wenn  demselben  ein  Vokal  vorangeht,  wie  in 
le  hazard.  Es  wird  nämlich  in  diesem  Falle  vor  dem  aspirirten  h  das  e  in- 
tonirt  und  ohne  Absatz  mit  dem  a  (in  ha)  durch  die  Aspiration  in  Kontinuität 
erhalten;  diese  sofort  mit  dem  Anschlagen  des  a  erlöschende  Aspiration  ist  der 
Spiritus  lenis,  welcher,  wie  in  der  Zeitdauer,  so  in  der  Lautfärbung  sich  vom 
deutscheu  /(  wesentlich  unterscheidet.  Dies  h  treflen  wir  vorzugsweise  in  Wörtern, 
welche  aus  den  germanischen  und  anderen  neueren  Sprachen  ins  Französische 
übergegangen  sind,  obwohl  auch  in  einigen  anderen,  so  z.  B.  in  Interjektionen: 
ha!  hahe!  kein!  hola!  u.  dgl.,  ferner  in  dem  griech.  heros  (während  in  dem 
abgeleiteten  heroine,  he'ro'ique  u.  s.  w.  stumm  ist),  hierarchie,  hierarchique, 
-iguement,  harpie,  dem  lat.  haleter,  hennir  u.  a.,  so  wie  in  Wörtern,  in  denen 
es  unorganisch  steht:  huis  (ostium),  huit  (oc(o),  mit  den  abgeleiteten  Formen, 
herse  (irpex,  hirpex),  haut  (altus),  hautain,  hurler  (ululare),  he'risson  (ericius), 
he'risser,  halener  (anhelare),  ferner  in  hors  (foras).  Die  hierher  gehörigen 
Wörter  giebt  übrigens  die  neuere  Lexikographie  gewöhnlich  durch  Bezeichnung 
des  h  als  'A  an.  An  einzelnen  Anomalien  fehlt  es  dabei  nicht:  so  gilt  Henri 
in  der  Umgangssprache  für  unaspirirt;  in  populärer  Sprache  sagt  man  regel- 
widrig toile  d Hollande,  fromage  d' Hollande,  cuir  d'Hongrie.  Huit  wird  überall 
nach  dix  als  unaspirirt  betrachtet:    dix-huit,  dix-huitieme  ii.  s.  w. 

Im  Innern  der  Wörter  bleibt  das  h  der  aspirirten  Primitiven  aspirirt: 
deharnacher,  rehasarder  a.  s.  w.  Einige  Grammatiker  betrachten  jedes  h  im 
Innern  der  Wörter  zwischen  Vokalen  als  aspirirt,  wie  in  cohorte,  trahir,  und 
wohl  mit  Recht;  doch  nimmt  man  souhail,  souhaiter  aus. 

Als  aspirirt  betrachtet  man  auch  oui,  ome,  omieme  u.  s.  w.,  uhlan  (auch 
hulan,  houlan  geschr.),  ouate,  ouir,  yacht,  yatagan,  yole,  bei  denen  auch  keine 
Bindung  stattfindet;  ebendarum  un,  «ne  in  gewissen  Zusammenstellungen,  wie: 
le  un  et  le  deux,  un  et  un,  un  h  un,  donnez-m'en  un,  siir  les  une  lieure. 

Am  Ende  wird  h  aspirirt  in  ah!  eh!  oh!  bah!  pouah! 

y,  obwohl  auch  als  Vokal  in  Monophthongen  und  Diphthongen  erscheinend, 
ist  daneben  konsonantischer  Natur  und  lautet  wie  das  deutsche  j.  Es  ist  aber 
entweder  rein  konsonantisch  oder  vokalisch  und  konsonantisch  zu- 
gleich. 

a)  als  reiner  Konsonant  steht  es  meist  in  Eigennamen,  so  wie  in  Gattungsnamen, 
besonders  von  Thieren  und  Pflanzen:  Aylaya,  Bayadere,  Bayard,  Fayel,  Lafayette, 
Lafaye  (auch  la-fe  gespr),  Levayer,  la  Bruyere  und  anderen  Personennamen, 
Andaye,  Ayen,  Bayeux,  Bayonne,  Biscaye,  Cayenne,  les  Cayes,  les  Lucayes,  Gruyere, 
Mayence,  Mayenne,  Mayet,  Royan  und  anderen  geographischen  Namen,  ayenne, 
bayart,  bayatte,  bayeur,  brayette,  bruyere,  cacaoyer,  cayapollin,  cipaye,  copayer, 
harpaye,  —  und  in  den  Wörtern  aigayer  (baigner),  bayer,  drayer,  regayer. 

b)  es  hat  zugleich  die  Funktion  eines  vokaiischen  i  und  eines  konsonan- 
tischen ^  in  Wörtern,  worin  es  nach  a,  e,  o,  u  auftritt:    balayer,   effrayant, 


28  Erst.  Tbl.     Lautlehre.     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 

grasseyer,  Pleyel,  croyance,  citoyen,  appuyer,   ecuyer,  essuyiez,  jedoch  nicht  vor 
einem  stummen  e. 
c)  als    doppeltes    vokalisches    i   wird    es  nur  in  pays  und   seinen  Ableitungen, 
paysan,  depayer  etc.  betrachtet. 

19.  Verstummung  von  Konsonanten.  Diu  Verstumniung  von  Konsonanten, 
theils  im  Innern  der  Wörter,  theils  und  besonders  am  Ende  derselben,  ist 
eine  im  Französisclien  sehr  häufige  Erscheinung,  welche  zum  Theil  in  die 
früheren  Epochen  des  Altfranzösischen  hinauft-eicht,  aber  im  Neufranzösischen 
viel  weiter  mn  sich  gegriffen  hat.  Am  Meisten  sind  die  Zahnlaute  der 
Verstummung  unterworfen,  zumal  als  Flexionsbuchstaben,  und  so  nament- 
lich t  und  s.  Die  nasalen  Vokale  dulden  am  Wenigsten  hörbare  auslautende 
Konsonanten.  Laut  werden  manche  dieser  verstummten  Buchstaben  erst 
wieder  in  der  Bindung  mit  den  Vokalen  der  Worte,  welche  ihnen  folgen. 
Im  Innern  der  Wörter  verstummen  Konsonanten  in  ihrem  Zusammentreffen 
mit  anderen,  namentlich,  wo  sie  selber  verdoppelt  erscheinen;  im  letzteren 
Falle  bewahren  die  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben  in  ihrer  Verdoppelung 
am  Häufigsten  den  gedoppelten  Laut.  Manche  Buchstaben,  welche  das 
Altfranzösische  auswarf,  hat  das  Neufranzösische  aus  etymologischen  Rück- 
sichten wieder  eingeschaltet  und  auch  dadurch  die  Zahl  der  stummen 
Buchstaben  vermehrt. 

Eine  neuere  wissenschaftlich  schwach  begründete  Ansicht  setzt  die  Verstummung 
aller  einfachen  Endkonsonanten  im  Altfranzösischen  voraus  (Gen in,  des  Variations 
du  langage  fvan^ais.  Paris  1845).  In  der  That  wäre  nichts  wunderbarer  als  das 
Wiedererwachen  der  von  der  Sprache  aufgegebenen  Laute.  Sicher  ist  das  frühe 
Verstummen  des  t  am  Ende,  da  es  oft  auch  ganz  abgeworfen  ist;  das  s  war  dagegen 
höchst  wahrscheinlich  im  13.  Jahrhundert  noch  nicht  verstummt. 
1.  Verstummung  der  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben  n,  m,  1,  r. 

n  ist  stumm  im  Innern  des  Wortes  monsieur,  im  Auslaute  nach  Einigen  in  Be'arn. 
Verdoppelt  lautet  es  gewöhnlich  nur  einfach:  den  Doppellaut  bewahren: 
annal,  annales,  annaliste,  annale,  annoter,  annotation,  annuaire,  annuel,  annuite, 
annuler,  annulation,  biennal,  Insannuel,  decennal,  quatriennal,  quinquennal,  quin- 
qiienniu7n,  septennal,  septennalite,  triennal,  triennalite,  triennat,  annexe,  annihiler, 
annihilation,  pennon,  pennage,  empenner,  penniforme,  conne,  inne,  enneagone,  enne- 
andrie,  innocuite,  innome,  innomine,  innover,  innovateur,  Innovation,  pinne,  pinnale, 
pinnee  (adj.  fem.)  u.  a.,  wie  die  Eigennamen:  Anna,  Annam,  Annapolis,  Annibal, 
Annonay  (in  Frankreich),  Brennus,  Cincinnaius,  Cinna,  Ennius,  Inn,  Linne, 
Porsenna,  Sennacherib,  meist  unvoiksthümliche  Wörter, 

m  ist  im  Innern  der  Wörter  stumm  vor  n  in  dem  Worte  solemnel  und  seinen 
Ableitungen,  worin  em  nur  wie  a  lautet,  jetzt  meist  solennel  u.  s.  w.  geschrieben 
(spr.  ebenfalls  so-la-nele  u.  s.  w.),  und  in  der  Silbe  am  vor  n:  damnation,  con- 
damner,  damnalile  etc. 

Verdoppelt  lautet  es  gewöhnlich  einfach,  jedoch  hat  es  den  doppelten  in- 
Laut  in  allen  mit  im  (lat.  im  f.  in)  vor  in  beginnenden  Wörtern:  immense,  immodeste, 
immortel  etc.,  so  wie  in  einigen  anderen :  Ammon,  Emma,  Emmanuel,  mammaire, 
mammißre,  gemmation,  sommite',  nummulaire,  rhummerie  u.  m.  a. 

1  ist  oft  vor  anderen  Konsonanten  verstummt,  wie  in  fils,  pouls  (spr.  poij), 
aulx  (v.  ail),  Saulnier,  und  so  auch  in  den  Endungen  auld,  ault,  ould,  oult,  eulx 
und  oulx,  oulf:    Arnauld,    Chätelleraidt,   Sainte- Menehould,    Lecouteulx,  Javoulx 


§  19.    Verstumm,  v.  Konson.     1.  Flüss.  Buchst.     2.  Lippenbuchst.  29 

(jedoch  lautet  es  in  Soult);  am  Ende  der  Wörter  in  baril,  chartil,  chenil,  courtil, 
coutil,  fournil,  fraisil,  fusil,  rncnil,  nombril,  outil,  penil,  persil,  sourcil,  fayol,  soiil 
und  einigen  Ei^rennamen,  wie  Dumenil,  Depremenil  etc.,  ebenso  in  gentil  vor 
Konsonanten  (sonst  mouiliirt),  in  gril  nur  in  der  Umgangssprache;  gentil  ist  in 
gentilhomme  uiouilliit,  in  gentilshommes  ist  /  stumm.  Das  /  in  cul  verstummt  in 
cul-de-sac,  cul-de-jatte  und  ähnlichen  Ausdrücken. 

Verdoppelt  ist  /  in  manchen  Wörtern  zwiefach  hörbar,  doch  gehört  die 
grösste  Zahl  derselben  nicht  dem  Volke,  sondern  der  gelehrten  Bildung  an.  Zu 
den  gebräuchlicheren  gehören:  allusion,  appellation,  helliqueux,  constellation, 
imbecüliti\  intelligent,  intelligence,  millimetre,  pvpillaire,  pusillanime,  pnsillanimite, 
und  einige  Verba,  wie  allecher,  allier,  alleguer,  interpeller,  mollifier,  instiller, 
osciller,  scintiller,  titiller,  vacilkr,  rebeller,  solliciter,  pulluler  u.  e.  a.  Ferner 
lautet  es  stets  doppelt  in  den  mit  assimilirtem  il  (lat,  il  -  in)  vor  /  beginnenden 
Wörtern,  wie  illegitime,  illuminer  u.  s.  w.  —  In  den  Endsilben  alle,  eile,  ille,  olle, 
ulle  ist  immer  nur  ein  Z  hörbar;  ebenso  in  Wörtern,  die  mit  II  endigen:  Teil, 
hill,  Saint- Gall  u.  dgl. 

r  verstummt  am  Ende  der  Wörter  in  den  Infinitiven  der  Verba  auf  er,  ier, 
so  wie  in  den  Substantiven  und  Adjektiven  aufgrund  ier  (lat.  aris,  ärius),  ferner 
in  vielen  Eigennamen,  wie  Beranger,  Berryer,  Cuvier  etc.,  auch  in  Alger,  Tanger, 
Royer,  Monsieur,  Messieurs. 

Verdoppelt  wird  es  gewöhnlich  nur  einmal  gehört;  doch  lautet  es  doppelt 
in  den  Wörtern,  welche  mit  assimilirtem  ir  (lat.  ir  -  in)  vor  r  beginnen,  wie 
irrecusable,  irreligion  u.  s.  w.,  in  den  Futurformen  von  choir,  cjuerir,  courir, 
mourir  und  ihren  Zusammensetzungen:  echerrai,  decherrait,  acquerrai,  conquerrait, 
s'enquerront,  mourrai,  courrais  (doch  pourrai  -  pourai),  ebenso  in  den  Verben 
errer,  narrer,  abhorrer,  corroder  und  damit  verwandten  Wörtern:  erreur,  errement, 
errone,  erratique,  errata,  aberration,  narration,  inenarrable,  horreur,  horribkment, 
corrosion,  wie  auch  in  arrogant,  concurrent,  concurrence,  intercurrent,  occurrence, 
recurrent,  terreur,  terrible,  torrent,  torride,  torrefier,  interregne  und  minder  volks- 
thümlichen  Wörtern,  doch  weicht  die  Sprache  des  gemeinen  Lebens  oft  davon  ab. 

2.  Verstu  mmung  der  Lippenbuchstaben  b,  p,  f,  (ph),  v  (w). 

p  verstummt  vor  t  in  sept,  septieme  (doch  nicht  in  anderen  abgeleiteten), 
cheptel,  exempt,  prompt,  bapteme,  baptismal,  baptiser,  compter,  dompter,  indomptable, 
indompte,  exempter,  sculpter  mit  ihren  verwandten  (ausgenommen  exemption, 
impromptu),  ferner  in  rompt,  romps,  temps,  corps.  Am  Ende  verstummt  p  in: 
drap,  galop,  trop,  sirop,  coup,  beaucoup,  cantaloup,  camp,  champ,  clamp,  Fecamp, 
Guingamp      l'rop,  coup  und  beaucoup  werden  bisweilen  in  der  Bindung  hörbar. 

Verdoppeltes  p  lautet  einfach;  doppelt  wird  es  nur  in  Fremdwörtern 
und  unvolksthümlichen  Gattungs-  und  Eigennamen  gehört,  wie  in  appeter,  appetence. 

b  ist  stumm  in  plomb  und  seinen  Zusammensetzungen  und  Colomb,  auch  in 
Doubs;  übrigens  ist  es  auch  am  Ende  laut,  selbst  nach  dem  Nasal  in  rumb. 

Verdoppelt  erscheint  es  überhaupt  selten;  zwiefach  wird  es  in  gibbeux, 
gibbosite  gehört,  sonst  nur  einfach. 

f  (ph)  ist  selten  im  Auslaute  stumm:  so  in  clef,  cerf,  eteuf,  in  chef  nur  in 
Verbindungen  wie  chef-doeuvre;  baiufm  bceuf  gras,  insbesondere  für  die  Karnevals- 
ochsen, sonst  gewöhnlich  mit  hörbarem  /'  bonif  sale;  muf  in  ceuf  dar,  frais,  feconde; 
nerf  in  nerf  de  hoeuf  und  in  den  Pluralformen  bmufs,  nerfs  und  cerfs;  desgleichen 
in  Neufclmteau,  Neufchätel,  Neufbrisack  und  in  der  Endung  oulf.  In  cerf  wird 
/  gehört,  wenn  es  isolirt  oder  am  Ende  des  Satzgliedes  oder  Salzes  steht;    eteuf 


30  Erst.  Tbl.     Lautlehre,     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 

lässt    in  der  Poesie  Bindung  des  /  zu.     In    der   älteren  Schreibweise    fv    für    v 
(briefve  u.  dgl.)  war  /  natürlich  stumm. 
Verdoppelt  lautet  es  stets  einfach. 

T  (w)  verstummt  nie  und  findet  sich  nie  im  Auslaute  französischer  Wörter. 
Das  in  fremden  Wörtern  erscheinende  w  ist  am  Ende  oft  stumm:  Bulow.  Bis- 
weilen monophtbongirt  es  mit  einem  vorangehenden  Vokale:  Glascow  (spr,  Glascou, 
doch  auch  Glasco)  neben  Glasgow  (spr.  Glazgo),  New- York  {spr.Neur);  Newton 
(spr.  Neu-ton');  doch  Pauw  wird  Pove  gesprochen. 
3.  Verstummung  der  Zahnlaute  t  (th),  d,  s,  z,  x,  j. 

t  (th)  verstummt  bisweilen  im  Innern  der  Wörter  zwischen  anderen  Konsonanten, 
in  postdate,  postdater,  postcommunion,  post-scriptum  und  postscript  (woriu  die  aus- 
lautenden pt  verstummen),  auch  vor  s  in  Potsdam,  mets,  entremets,  rets,  puits, 
Nuits,  je  mets,  bats,  vets  und  den  zusammengesetzten  Wörtern,  admets  etc.;  ebenso 
vor  z:  Retz,  Metz,  Fe'letz,  Cohlentz,  Seltz,  Hertz.  Doch  lautet  es  in  Austerlitz, 
Strelitz  und  ähnlichen  Wörtern,  wie  auch  in  quartz.  So  wird  auch  th  stumm  in 
asthme,  asthmatigue,  isthine,  isthinüjue. 

Stumm  ist  t  am  Ende  im  Allgemeinen  in  allen  Flexionsendungen  der  Zeit- 
wörter: aimait,  faut,  fandrait,  aient,  craint,  craignant,  feint  etc.,  so  wie  am  Ende 
der  Substantiva  und  Adjektiva  nach  Vokalen  und  Nasalen,  in  den  Endungen  at, 
et,  it,  ot,  ut,  ait,  aut,  oit,  uit,  ant,  ent,  int,  ont,  aint,  eint,  oint  \\.  s.  w.,  auch  in 
et.  Doch  bleibt  es  hörbar  in  lateinischen  Formen  wie  exeat,  vivat,  accessit,  et 
ccBtera,  debet,  deficit  u.  a.,  in  Eigennamen  wie  Achmet,  Albret,  Danet,  Huet,  Japet, 
Japhet,  Vouet,  le  Lot,  Belzebut,  in  fat,  mat,  pat  (Schachsp.),  fret,  net,  huit  (in 
dieser  Zahl  ist  t  stumm  vor  dem  von  ihm  bestimmten  Worte,  welches  mit  einem 
Konsonanten  oder  aspirirten  h  anfängt),  aoitt  (nach  Einigen;  jetzt  ist  t  in 
diesem  Worte  meist  stumm),  cout,  grout,  but,  chut,  lut,  rut,  rtt,  subit,  prurit, 
preterit,  net,  dot :  so  auch  in  fait  (Thatsache)  und  soit  (es  sei!).  Auch  nach 
anderen  Konsonanten  ist  es  gewöhnlich  am  Ende  stumm;  doch  lautet  es  in 
abject  (auch  abß  gespr.),  abrupt,  compact,  contact,  exact,  inexact,  tact,  intact, 
correct,  direct,  indirect,  infect,  intellect,  strict,  succinct,  moult,  apt,  rapt,  sept 
(jedoch  hier  stumm  in  dem  bei  huit  angegebenen  Falle),  concept,  hast,  est, 
ouest,  lest,  test,  zest,  le  zist  et  le  zest,  ost,  le  Christ  (doch  nicht  in  Jesus-Christ, 
nach  Littre  auch  nicht  in  anteehrist;  Acad.  1878  schreibt  ante'christ  und  scheint 
die  Aussprache  des  st,  wie  in  le  Christ  durch  ihr  Schweigen  anzudeuten),  und  in 
cobalt,  smalt,  Indult,  whist.  Ebenso  ist  es  in  manchen  Eigennamen  laut:  Ast, 
Bombast,  Brest,  Pest,  Saint- Priest,  Alost,  Aast,  Saint-Just,  Barneveit,  le  Belt, 
Soult.  —  Die  Wörter  auf  spect  lauten  nach  Einigen  alle  nur  auf  spec  aus,  wie 
respect  etc.  Doch  ist  die  Aussprache  in  Wirklichkeit  sehr  schwankend;  es  ver- 
stummen auch  beide  Endkonsonanten,  besonders  häufig  in  aspect  und  respect,  in 
anderen  Wörtern  werden  dagegen  nicht  selten  beide  hörbar. 

th  fällt  am  Ende  ab  in  Goth,  Ostrogoth,    Visigoth,  sonst  ist  es  überall  hörbar. 

Verdoppeltes  t  wird  gewöhnlich  nur  einmal  gehört;  in  Fremdwörtern  lautet 
es  bisweilen  doppelt,  wie  in  guintetto,  tutti,  Algarotti,  Gambetta,  Donizetti  u.  dgl., 
auch  in  einigen  minder  populären  Wörtern,  wie:  attique,  atticisme,  guttural, 
litteral,  litteraire,  litterature,  pittoresgue  und  ihren  Verwandten,  auch  in  battologie, 
guttifere  und  littorelle. 

d  verstummt  vor  auslautendem  s  in  fonds,  remords,  lods  und  in  der  zweiten 
Person  der  Verben  auf  dre;  am  Ende  verstummt  es  in  fast  allen  acht  französischen 
Wörtern,  mit  Ausnahme  von  sud.  In  fremden  Wörtern,  besonders  Eigennamen, 
wird   es  gehört,    wie  in  ephod  und  den   biblischen  Namen  Gad,   Nemrod,    Obed, 


§  19.    Verstummunjr  v.  Kousonanten.    3.    Die  Zahnlaute.  31 

David,  auch  in  Talmud,  Bagdad,  Alfred,  le  Cid,  Bonald,  Gothland,  George 
Sand,  Stralsund,  le  Sund  u.  dgl. 

In  der  seltenen  Verdoppelung  des  d  werden  beide  Laute  gehört,  doch  minder 
entschieden  in  der  Sprache  des  gemeinen  Lehens:    Edda,  addition. 

s  ist  iui  Anfang  und  im  Innern  der  Wörter  stumm,  wenn  es  vor  scharfem 
c  (p)  steht,  welches  ebendenselben  Laut  darstellt:  scene,  science,  obscene,  lascif, 
adolescent,  osctller  etc.;  ebenso  vor  dem  Zischlaute  ch,  welchem  das  englische  sh 
gleicht:  schisme,  Schaffouse,  meschef  (gewöhnlich  jetzt  mechef),  Shakespeare;  in 
der  Zusammensetzung  von  Eigennamen  mit  der  Silbe  des  (Artikel):  Descartes, 
Desmoulins,  Despre'aux,  Destouches,  von  anderen  Wörtern  mit  dem  Artikel  oder 
possessiven  Fürwort:  lesquels,  desquelles,  mesdames,  mesdemoiselles,  in  der  Silbe 
dis  vor  ;';  disjoindre  und  seinen  abgeleiteten,  in  der  Verbalform  est,  in  festoyer 
und  testonner,  in  Jurisdiction,  Jesus-Christ  (es  lautet  jedoch  immer  in  soustraire), 
so  wie  in  einer  grossen  Anzahl  von  Eigennamen,  In  denen  ein  etymologisch  be- 
gründetes oder  unbegründetes  s,  namentlich  vor  n,  m  und  /,  aber  auch  vor  p,  t, 
c,  q,  selten  vor  anderen  Konsonanten,  erscheint,  wie  es  in  den  entsprechenden 
Gattungsbegriffen  im  Altfranzösischen  üblich  war:  Asnieres,  Coesnon,  Duchesne, 
Le  Quesnoy,  Meusnier,  Rosny;  —  Belesme,  Nismes;  —  l'lsle,  Nesle,  Praslin;  — 
Crespy,  Lauhespine,  L' Hospital ;  -  La  Forest,  Le  Nostre,  Lestode,  Menestrier;  — 
T>uguesclin,  Levesque:  —  Vosges,  Hesdin,  während  das  Neufranzösische  eine 
Menge  von  verstummten  s  ausgeworfen  hat. 

Am  Ende  ist  das  s  der  Verbal-  und  Nominalfiexion  verstummt:  o.s,  avons, 
courus,  hovimes,  enfants  etc.,  bons,  grands,  mes,  ses  etc.,  lesquels,  plusieurs  etc., 
ausgenommen  in  den  Pluralformen:  us,  mosurs  und  gens  (dies  jedoch  wie  der 
Singular  sens  gewöhnlich  nur  bei  einer  Pause),  auch  in  tous,  wo  es  nicht  vor 
einem  von  ihm  attril)utiv  bestimmten  Worte  steht. 

Endlich  ist  es  in  der  grössten  Masse  der  Wörter  aller  Klassen  am  Ende 
stumm.  Indessen  ist  es  auch  in  einer  Anzahl  von  Wörtern  laut  geblieben,  so 
namentlich  in  einer  Menge  fremder  wie  französischer  Eigennamen,  wie  Amasias, 
Age'silas,  Athamas,  Atlas,  Blas,  Damas,  Ladislas,  Agnes,  Ceres,  Verres,  Adonis, 
Amadis,  Eleusis,  Semiramis,  Tanais,  Delos,  Lesbos,  Andalous  (nach  And.  spr.  lou), 
Atticus,  Germanicus,  Venus,  Arons  (auch  Aronce  geschr.),  le  Camoens,  Worms, 
Ge'crops,  Mars.  —  Bazas,  le  Calvados,  Lions,  Mens,  Nyons,  D'Argens,  Rheiins, 
Nuits,  Cloris,  Genlis,  Vaugelas,  Sieyes  oder  Sieyes  (spr.  ci-ese  oder  cie'-iesse), 
Ducis,  la  Lis;  ferner  in  manchen  wissenschaftlichen  und  technischen  Ausdrücken, 
wie  cholera-morhus,  rachitis,  lapis,  trichiasis,  forceps,  biceps  u.  dgl.  m.,  doch 
auch  in  manchen  dem  allgemeinen  Verkehr  angehörigen  Wörtern,  wie  aloes, 
angelus,  argus,  as,  atlas,  blocus,  burnous,  cens,  fils,  laps,  nia'is,  mars,  mons  (f. 
monsieur),  oasis,  ubus  (spr.  obuze),  omnibus,  os,  ours,  parisis  (sou),  pathos,  rebus, 
relaps,  sus,  vis  und  lis  (jedoch  nicht  in  fleur  de  lis);  ferner  in  helas!  jadis, 
gratis,  bis  (adv.,  lat.  bis),  es  (en  les),  plus  vor  einer  Pause  oder  mit  folgendem 
que  (plus  que  vous),  plus-que-parfait,  so  wie  in  plus-petitio7i  u.  a. 

Verdoppelt  ist  s  nur  einfach  hörbar,  etwa  ungeläufigere  Wörter  wie  intus- 
susception,  transsudation,  transsubstantiation  ausgenommen. 

z  ist  in  der  Regel  stumm  am  Ende  französischer  Wörter;  als  p  lautet  es  in 
Luz,  Rhodez,  Alvarez,  Cortez  u.  a.,  auch  nach  t,  wie  in  Metz,  quartz,  nament- 
lich in  fremden  Eigennamen;  als  z  (weiches  s)  in  gaz. 

Verdoppelt  ist  z  nur  in  italienischen  Wörtern:    lazzi  u.  dgl. 

X  verstummt  in  jouxte,  dixme,  dixiner,  in  Eigennamen  wie  Dixmude,  Sixfour, 
u.  s.  f.,    am  Küde  in  den  Wörtern  auf  aix,  aux,  eux,   oix,   oux,  wie  paix,  faux. 


32  Erst.  Thl.     Lautlehre.    Erst.  Abscbn.     Das  Wort  etc. 

chaux,  vietix,  jnieux,  voix,  noix,  epoux,  Morlaix,  Clairvavx,  Roncevmtx,  Bayeux, 
Dreux,  Foix  u.  a.,  so  wie  überhaupt,  wo  x  Flexionszeichen  des  Plural  ist: 
maux  etc.  Im  Namen  der  Stadt  Aix  (en  Provence)  lautet  x  wie  ks,  in  Aix-la- 
Chapelle  wie  scharfes  s,  in  Tlle-dÄix  gar  nicht,  nach  Malviu-Cazal;  nach 
Anderen  lautet  Aix  überall  wie  esse  (s.  auch  Lesaint  u.  a.). 

Als  Verdoppelung  eines  c-  oder  s-Lautes  ist  das  Zusammentreifen  von  x 
mit  p  zu  fassen,  insoweit  hier  der  letzte  Bestandtheil  des  ks  (x)  in  Betracht 
kommt;  daher  verstummt  dieser  Theil  des  x  vor  folgendem  p;    exciter  etc. 

j  verstummt  nie. 

4.  Verstummung  der  Kehllaute  c,  k,  q,  ch,  g,  h,  y. 

C  verstummt  im  Innern  der  Wörter  nach  Einigen  in  arctigue,  antarctique; 
entschieden  in  amici  und  instinct,  bisweilen  auch  in  distinct;  ferner  in  lacs,  entre- 
lacs,  echecs  und  in  je,  tu  vaincs,  convaincs  u.  s.  w. 

Am  Ende  verstummt  c  in  Wörtern  auf  anc:  baue,  hlanc,  flaue,  franc, 
Franc,  in  clerc,  mauclerc,  merc,  Ledere,  accroc,  raccroc,  escroc,  croc,  hroc 
(Schleifkanne,  nicht  in  broc  [Spiess]),  marc,  place  Saint-Marc,  coiignac  (aber 
nicht  in  Cotignac),  estomac,  cric  (Winde),  e'pic  in  porc-e'pic,  Jone,  ajonc,  tronc, 
caoutchouc,  porc,  vainc,  convainc  etc.,  die  jedoch  zum  Theil  in  einzelnen  Ver- 
bindungen wieder  laut  werden.  Tabac  und  arsenic  werden  im  gemeinen  Leben 
ohne  c  gehört;  in  bec  jaune  (auch  bejaune  geschrieben)  und  bec  d'äne,  so  wie  in 
arc-bouter  und  abgeleiteten,  arc-doubleau,  arc-droit,  arc-rampant  verstummt  c 
ebenfalls.  In  donc  lautet  c  namentlich  nur,  wenn  es  nachdrücklich  an  die  Spitze 
des  Satzes  tritt,  oder  in  der  Bindung  im  gemeinen  Leben. 

Das  gutturale  ch  (=  k)  verstummt  nur  in  almanach,  lautet  aber  in  der 
Bindung  (almanach  interessant). 

Das  entsprechende  q  verstummt  in  coq  d'lnde,  wie  nach  der  provinziellen 
jetzt  veralteten  Aussprache  im  Plural  coqs,  am  Ende  in  dem  attributiv  ge- 
brauchten cinq  vor  Konsonanten. 

Als  Verdoppelung  des  gutturalen  c  ist  nicht  bloss  cc,  sondern  auch  cq  und 
ck  zu  betrachten;  überall  wird  hier  nur  ein  Kehllaut  gehört:  accabler,  acquerir, 
Necker.  Ausnahmsweise  lauten  beide  Gutturale  nur  in  Fremdwörtern,  wie  dem 
lateinischen  peccata  u.  s.  w.,  auch  in  peccahle,  peccant,  peccadille,  Feccadilly. 

Wenn  in  der  Verdoppelung  cc  das  zweite  c  den  Sauselaut  p  (scharfes  s) 
darstellt,  so  sind  beide  verschiedene  Laute  (k  und  s)  hörbar:    accepter,  succeder. 

g  verstummt  im  Innern  der  Wörter  Magdeleine  (auch  Madeleine),  Magde- 
lonettes  (Gefäugniss  zu  Paris),  in  doigt,  vingt  und  ihren  Ableitungen,  Gingt,  legs 
(le),  prelegs,  sangsue,  tungstate,  tungstene,  tungstique:  vor  n  in  ülugny,  Regnard, 
Regnault,  signet,  Compiegne  und  in  Augsbourg  (ozbour). 

Am  Ende  verstummt  g  im  Allgemeinen,  namentlich  nach  Nasallauten  (wie 
auch  im  Innern  der  Wörter)  und  in  den  Endungen  erg  und  ourg,  mit  Ausnahme 
von  Berg;  hörbar  bleibt  es  in  den  Wörtern  auf  ag,  wie  zigzag,  in  joug,  whig,  in 
einigen  Eigennamen  und  Fremdwörtern  nach  Vokalen,  so  wie  in  Canning,  Young, 
pouding  und  einigen  anderen  nach  Nasallauten;  in  bourg,  rang  und  sang,  so  wie 
in  long,  wird  es  in  der  Bindung  wieder  laut. 

Verdoppelt  wird  das  gutturale  gg  nur  einfach  gesprochen:  agglutiner, 
agglomerer. 

Wenn  gg  aus  einem  gutturalen  und  einem  dentalen  g  (j)  besteht,  so  lautet 
es,  dem  cc  analog,  als  gh  mit  folgendem  j:    suggerer,  Suggestion. 

In  italienischen  Wörtern  lautet  gg  wie  dj:    Reggio,  arpcggio  etc. 


§  20.     Die  Silbe  und  die  Siibeatheilung.  33 

20.  Die  Silbe  und  die  Silbentheilung.  Die  Silbe,  welche  aus  einem 
Vokale  oder  melireren  Lauten  bestehen  kann,  entsteht  meist  aus  der  Ver- 
bindung des  vokalischen  und  des  konsonantischen  Elementes.  Sie  kann 
mit  einem  oder  dem  anderen  anlauten  und  ebenso  auslauten.  Die  mit 
einem  Vokale  oder  Diphthonge  auslautende  Silbe  heisst  die  offene,  die 
mit  einem  oder  mehreren  Konsonanten  auslautende  die  geschlossene  Silbe. 
Die  mit  dem  sogenannten  stummen  e  auslautenden  Silben  (oder  Halb-  und 
Scheinsilben)  werden  gewöhnlich  weiblich,  alle  übrigen  männlich  ge- 
nannt. Inlaut  ist  das  vokalische  Element  zwischen  Konsonanten;  man 
überträgt  die  Begriffe  des  An-,  In-  imd  Auslautes  auch  auf  das  melu-silbige 
"Wort  und  rechnet  zum  Inlaute  alle  zwischen  dem  Anfangs-  und  dem  End- 
laute mitten  inne  liegenden  Laute.  Die  Scheidung  der  Silben  mehrsilbiger 
"Wörter  in  der  Rede  und  meist  auch  in  der  Schrift  berücksichtigt,  namentlich 
in  neueren  Sprachen,  nicht  die  Trennung  von  Stamm  und  Flexion  oder, 
in  Zusammensetzungen,  von  "Wort  und  "Wort,  sondern  die  theils  physiologisch 
bedingte,  theils  durch  allgemeinere  Gewöhnung  überkommene  Bequemlich- 
keit der  Lautsprache.  Hinsichtlich  der  zusammengesetzten  "Wörter  folgt 
aber  die  französische  Schrift  in  den  noch  fühlbaren  Zusammensetzungen 
der  Etymologie,  vgl.  mal-honnete,  mal-heureuse^  in-octavo.  Bei  in  wie  bei 
ex  vor  Vokalen  meidet  man  die  Brechung  in  der  Schi-ift. 

Die  für  die  französische  Silbentheilung  geltenden  Grundsätze  sind  folgende: 

1.  ündiphthongirte  Vokale  bedingen  zwei  Silben:  Phaon  (P/ia-on),  Zndim 
(Zna-im). 

2.  Ein  Konsonant  zwischen  zwei  Vokalen,  welche  verschiedenen  Silben  angehören, 
wird  als  Anlaut  einer  Silbe  betrachtet;  das  stumme  h  wird  nicht  mit  in  Rechnung 
gebracht:  generosite  (ge'-ne-ro-si-te),  aveugle  (a-veugle  [lat.  ab-oculus]),  Inauguration 
(i-nau-gu-ra-tion),malheur  (ma-lheur),  hienheureux  (bie-nheu-reiix) ,  abweichend  vom 
Lateinischen  in  der  Zusanamensetzung  (vgl.  ad-amo,  inter-eram). 

3.  Die  verbundenen  stummen  und  flüssigen  Konsonanten  pl,  bl,  cl,  gl, 
pr,  br,  fr  (pltr),  tr,  dr,  er  (kr,  ehr),  gr  und  gn  werden,  wenn  sie  zwischen  zwei 
Vokalen  stehen,  zu  dem  folgenden  Vokale  gezogen:  eplucher,  eblouir,  Ephraim, 
eelair,  agreable.  agneau  u.  s.  w.  (e-plu-cher  u.  s.  w.,  a-gneau).  Das  Lateinische 
geht  hier  noch  weiter  in  der  Schrift,  z.  B.  in  a-gno-sco,  a-ptus,  a-etus,  mole-stus, 
a-sper  und  in  griechischen  Wörtern,  Aria-dne,  A-tlas  u.  dgl.  Wo  die  Buchstaben 
gn  nicht  den  verschmolzenen  Laut  darstellen,  trennt  man  natürlich  beide  Kon- 
sonanten:   Progne  (Prog-ne). 

4.  Uebrigens  wird  von  zwei  Konsonanten  oder  Doppelkonsonanten  zwischen 
Vokalen  der  eine  als  Auslaut,  der  andere  als  Anlaut  einer  Silbe  betrachtet:  ad- 
mirer,  protecteur,  atlas,  fermer,  aspeci,  ctourdi,  augmenter,  acces,  Emma,  mourrai 
u.  s.  w.  (ad-mirer,  pro-tec-teur  u.  s.  f.).  Das  x  als  zwiefacher  Konsonant  kann 
sich  natürlich  in  der  Schrift  nicht  getrennt  darstellen,  doch  trennt  es  sich  in  der 
Lautsprache:  examen  (eg-zamin').  Die  in  den  Nasallauten  cjuiescirenden  n  und  m 
werden,  als  integrirende  Theile  der  Vokalisation,  in  der  Zählung  der  Konsonanten 
nicht  mitgerechnet:  fonclion  (fonc-tion),  preaomption  (presomp-tion),  coemption 
(coemp-tion),  jnetempsycose  (metemp-syeose).  Hier  ist  die  Aussprache  mit  der 
Silbentheilung  oft  in  Widerspruch,  wie  auch  in  den  Wörtern,  in  denen  die  Buch- 
staben pn  zusammenstossen:    diapnöique  (diap-noique) . 

Mätzuer,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  3 


34  Erst.  Thl.     Lautlehre.     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 

5.  Von  drei  Konsonanten,  deren  beide  letzte  zu  den  oben  (unter  3.)  genannten 
Verbindungen  stummer  und  flüssiger  Laute  gehören,  bildet  der  erste  den 
Auslaut,  die  beiden  anderen  den  Anlaut  einer  Silbe:  arbrisseau,  perclus,  restric- 
tion  (ar-hrisseaa  u.  s.  w.). 

6.  Wenn  sonst  drei  Konsonanten  zwischen  Vokale  treten,  so  hängt  die  Ver- 
bindung der  beiden  letzten  als  Anlaut  der  zweiten  Silbe  wesentlich  davon  ab, 
ob  dieselben  überhaupt  als  Anlaut  eines  französischen  Wortes  auftreten  können; 
ist  jedoch  der  mittlere  Konsonant  ein  s,  so  wird  er  gewöhnlich  zum  Auslaut  der 
ersten  Silbe  gezogen:  abstenir  (abs-ienir),  obscur  (obs-curj,  doch  auch  bisweilen 
nicht:  ohscene  (ob-scene),  obstine  (ob-stine),  substance  (sub-stance)  (Acad.);  dagegen 
wird  natürlich  in  postcommunion  (post-communion)  st  zur  ersten  Silbe  gezogen. 

T.Vier  Konsonanten  bilden  in  der  Regel  zu  je  zweien  den  Auslaut  und  Anlaut, 
doch  auch  hier  herrscht  hinsichtlich  des  s  als  des  dritten  keine  Gleichmässigkeit: 
abstraction  (abs-iraction),  dagegen  obstruer  (ob-struer)  (Acad.). 

21.     Das  Wort  und  seine   Bindung   mit   anderen  Worten.     Das  Wort  wird 
als  eine  Eiuheit  an  seinem  Begriffe  erkannt,  aber  zugleich  auch  an  seiner 
Toneinheit,   in  welcher  es  sich  von   anderen   abscheidet.     Das  mehrsilbige 
Wort  giebt  seine  Einheit  durch  den  auf  einer  Silbe  ruhenden  Hauptton  zu 
erkennen.     (S.  unt.   Prosodie.)     Das    Französische    hat   jedoch    mehr    als 
irgend  eine  andere  Sprache  das   einzelne  Wort  und   seinen   Ton,    welcher 
hier  wesentlich   auf   der   letzten  vollen   oder  männlichen  Silbe  des  Wortes 
liegt,    herabgesetzt    und  in    den   Satz   oder    seine    einzelnen   geschlossenen 
Glieder  verschmolzen,   und   zugleich   diesen   geschlossenen  Gliedern  durch 
einen  Hauptton  auf  der  letzten  vollen  Silbe  ihrer  Endworte  so  sehr  einen 
einheitlichen   Charakter    gegeben,    dass    eine  Begriffsreihe  zu   einer  eben- 
massig  hinfiiessenden  Silbenreihe  wird,  welche  sich,  schwach  gegliedert,  mit 
dem   Hauptton    des    Endwortes    abschliesst.     Damit  hängt   die  sogenannte 
Bindung  der  Worte  zusammen,  in  welcher  sich  die  im  Innern  der  Wörter 
geltende    Vertheilung    der    Konsonanten    an   die    ihnen    folgenden    Vokale 
einigermassen  wiederholt,  und  worin  die  im  einzelnen  Worte  verstummen- 
den Konsonanten  zum  Theile  wieder  aufleben.    Diese  Erscheinung  gehört 
nachweislich  schon  dem   16.  Jahrhundert  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  an. 
Die  allgemeinen  Gesetze  für  diese  Bindung'  der  Worte  sind  die  folgenden: 
1.  Der  laute  Endkonsonant  eines  Wortes  wird  als  der  Anlaut  eines  folgenden 
mit  einem  Vokale  (dem  auch  ein  stummes  h  vorangehen  kann)  anhebenden  Wortes 
betrachtet:    II  fait  un  vent  douest  epouvantahle  (sjir.  d' oiies-f  e'pouvantable) . 
2  Geht   dorn  mit  einem  Vokale  anhebenden  Worte    ein    mit  einem   stummen  e 
endendes  Wort    voran,    so    wird    die    dem    e    vorangehende  Konsonanz    nach 
Massgabe    der   in    der  Silbentheilung  geltenden   Regeln    in    gleicher  Weise  zum 
Anlaut  des  folgenden  Wortes:    le  genre  humain  (le  gen-rliumain),    quatre  arbres 
(qua-tre -arbres) . 

Hiermit  hängt  auch  die  durch  einen  Apostroph  (')  angedeutete  Auswerfung 
(Elision)  von  Vokalen  vor  Vokalen  und  dem  stummen  h  zusammen,  welche  zwar 
insbesondere  das  stumme  e  trifft,  jedoch  auch  andere  Vokale  ergriffen  hat.  Die 
Elision  des  stummen  e  findet  in  den  einsilbigen  Wörtern  je,  ine.  te,  se,  ce,  le 
(Artik.  u.  Fürw.),  ne  und  que  (Fürw.  u.  Part.),  wie  in  de  (dahin  gehört  auch 
avjourdJmi)  statt,  in  beschränkterem  Masse  bei  quoique,  puisque,  lorsque,  jusque 
(jusqu'a,  jijsqu'ici  u.   dgl.),    entre  (in   entfnutres.,    entr'eux,    s'entr'aider  u.  ähnl.), 


§  21.     Das  Wort  und  seine  Bindung  mit  anderen  Worten.  35 

auch  in  conlre  (contr' amiral  etc.,  nach  der  Akademie:  contre-amiral),  presque 
in  fnsqiCile,  quelque  in  quelqu'un  u.  dpi.  ni.  In  si  (afr  se,  si)  wird  i  vor  «7,  «7«, 
in  dem  Artikel  und  Fürworie  la  wird  a  vor  anderen  Vokalen  aussjeworfen. 

Alle  diese  Elisionen  kommen  in  enger  Bindung  der  Worte  vor  (doch  z.  B.  nicht 
in  rends-le  avec  usure  u.  dgl.  m.),  sind  willkürlich  auf  eine  geringe  Anzahl  von 
Wörtern  beschränkt  geblieben  und  im  Uebrigen  nicht  einmal  gleichmässig  an- 
gewendet. In  der  That  ist  kein  unterschied  zwischen  diesen  Elisionen  und  der 
Tilgung  des  stummen  e  in  der  gewöhnlichen  Bindung. 

Das  Altfrauzösische,  welches  den  Apostroph  nicht  kennt,  elidirte  noch  in 
weiterem  Umfange  auch  andere  Vokale  und  rückte  die  Konsonanten  alsdann  ein- 
fach an  das  vokalisch  beginnende  Wort:  cent  (c'est),  quniiquele  ataint  (quanquele 
at.),  inestuet  (m'estuet),   commele  (conim'ele),    commest  (coininest),   mainie  (m'amie 

d.  i.  ma  amie),  samour,  sonneur  etc. 

In  der  Schreibung  grandmere,  grand' chambre  u.  dgl.  wird  der  Apostroph 
irrthümlich  angewendet ;  wir  finden  hier  einen  Rest  des  altfranzösischen  unflek- 
tirten  Adjektivs  (s.  unten).  Uebrigens  wird  hier  das  d  nicht  einmal  in  der 
Aussprache  laut. 

3.  Endigt  vor  einem  Worte  mit  vokalischem  Anlaute  ein  Wort  mit  einem  stummen 

e,  dem  ein  Vokal  vorangeht,  so  wird  die  Bindung  dadurch  angedeutet,  dass 
der  vorangehende  Vokal  zunächst  entschieden  intonirt  wird  und  dann  in  einer 
leichten  Abschwächung  unmittelbar  zu  dem  Anlaut  des  folgenden  Wortes  hinüber- 
gleitet: une  vie  ohscure  (vT-obscure),  on  joue  aux  cartes  (on  joiV-aux  c.J,  une 
joie  inconnue  (jot-'i/iconnue). 

Ein  Zusammenstcss  von  Vokalen  in  anderer  Weise  innerhalb  eines  geschlossenen 
Gliedes  der  Rede  wird  Hiatus  genannt  und  im  Allgemeinen  in  der  künstlerischen 
Rede  wie  in  der  Dichtung  vermieden,  während  die  Sprache  des  gemeinen  Lebens 
hierin  nachlässiger  verfährt. 

4.  Endet  ein  Wort  mit  einem  Nasenlaute  vor  vokalischem  Anlaute,  so  wird  jener 
mit  wenigen  Ausnahmen  für  bindungsunfähig  erachtet,  d.  h.  der  Hiatus  wird  nicht 
getilgt.  Dies  bezieht  sich  namentlich  auf  diejenigen  nasalen  Vokale,  welche  mit 
m  endigen;  bei  den  auf  n  ausgehenden  tritt  jedoch  die  Bindung  bei  einer  kleinen 
Anzahl  von  meist  attributiven  Wörtern  ein,  wenn  sie  in  engster  begrifflicher  Be- 
ziehung zu  dem  darauf  folgenden  Worte  stehen.  Dahingehören:  certain,  lointain, 
prochain,  sotidain,  souverain,  vain,  vilain,  plein,  ancien,  divin,  malin,  mon,  ton^ 
son,  bon,  un,  aucun,  commun,  importun,  opportun,  on,  rien,  bien,  en  und  non. 
Die  nasale  Aussprache  wird  alsdann  unentschieden,  und  der  Vokallaut,  welcher 
sich  in  ein  konsonantisches  n  zu  verlieren  sucht,  nimmt  eiuigermassen  die  Färbung 
des  dem  n  vorangehenden  Vokales  an,  in  on  die  des  o,  in  ain,  ein,  ien  die  des  e, 
in  un  die  des  eu  oder  selbst  die  des  u  (namentlich  auch  in  Paris)  (s.  oben): 
Certain  auteur  (certain  nauteur) ,  en  plein  air  (en  plein'nair),  c'est  un  enfant  bien 
eleve  (bien'neleve),  un  bon  epoux  (bon'nepoux),  non  occupe  (non'noccupe)  u.  s.  w. 

5.  Die  stummen  Endkonsonanten  werden  in  der  Bindung  als  auslautende  Kon- 
sonanten des  folgenden  Wortes  wieder  laut,  jedoch  nur  dann,  wenn  sie  in  engster 
begrifflicher  Verbindung  mit  diesem  Worte  stehen.  Im  Allgemeinen  kann  man 
hier  die  Bindung  der  attributiven  Bestimmung  mit  ihrem  Substantivbegritfe,  des 
Adverb  mit  dem  von  ihm  bestimmten  Verb,  Adjektiv  oder  Adverb,  der  Präposi- 
tion mit  ihrem  Kasus,  der  Konjunktion  (ausgenommen  et)  mit  dem  von  ihr  an- 
geknüpften Begrifte  oder  Satzgliede,  des  Verb  mit  seinem  Objekte,  des  Subjektes 
mit  seinem  Verb  als  durch  die  Natur  der  Sache  bedingt  ansehen. 

Das  Eingehen   in    die    hierher    gehörigen  Einzelheiten    geht    über  das  Ziel  der 

3* 


36  Erst.  Tbl,     Lautlehre.     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 

Grammatik  hinaus  und  gjehört  vielmehr  dem  rhetorischen  Gebiete  an.    Neben  der 
Beobachtung  des  Gebrauches   nuiss  aber  immer  die  logische  Gliederung  der  Rede 
vor  Allem  auch  hier  massgebend  werden. 
6.  In  dieser  Bindung  der  Worte  erfahren  die  auslautenden  Konsonanten,   -welche  zu 
Anlauten  werden,  zum  Theil  Veränderungen  in  der  Aussprache. 

a)  Unter  den  an  sich  lauten  Endkonsonanten  nimmt  alsdann  das  gutturale 
g  den  härteren  Laut  des  k  an:  un  joug  insupportable  (jou-k'insvpportablc); 
die  Sibilanten  s,  x  (=  s,  g)  lauten  wie  z;  x  (ks,  kf)  lautet  wie  gz;  doch  nimmt 
man  die  Wörter  fils,  lis,  vis  u.  dgl.  aus,  so  wie  six  und  dix,  wo  sie  substan- 
tivisch gebraucht  werden:  Beatrix  est  nee  en  Espagne  (Beatri-zest  etc.);  dix 
arpents  (di-z" arpents) ;  Pollux  etait  frere  de  Castor  (Pollu-gz'etait  etc.). 

b)  unter  den  stummen  Endkonsonanten  verhärtet  sich  d  meist  zu  t,  das  selten 
gebundene  g  zu  k,  die  Sibilanten  »,  x  (=  s,  g)  lauten  wie  z,  f  in  dem  Zahlwort 
neuf  als  attributive  Bestimmung  vor  seinem  Substantiv  lautet  wie«;  Entend-il? 
(enten-t'il) ,  un  profond  abime  (profon-fabime),  un  rang  eleve  (ran-k'eleve), 
depuis  un  siede  (depui-z'un  etc.),  deux  hommes  (deu-z'hommes) ;  neuf  enfants 
(neu-v' enfants) . 

Eine  Bindung  der  Worte  kennt  schon  das  Lateinische;    sie    wird    zur    Auf- 
hebung des  Hiatus  nachweislich  vielfach  in  der  Poesie  angewendet,  und  zwar  vor 
anlautenden  Vokalen,  selbst  wo  diesen  ein  h  vorangeht.    Dort  werden  nicht  bloss 
kurze,  sondern  auch  lange  Endvokale  (a,  e,  /,  o,  m,  auch  mit  folgendem  Nasal  m) 
elidirt,  und  in    Usque  adeö  turbätur  (Virg.,  Ecl.  1,  12.),  Tentdnda  via  est  (Georg. 
3, 8.),  Tollere  fiumö  (ib.  9.)  haben  wir  dem  Französischen  ganz  analoge  Erscheinungen. 
Das  Mass   der   einzelnen   unter   einem   Haupttone   befassten  Glieder 
der   Rede    ist    theils    nach   grammatischen,   theils   nach   rhetorischen  Ge- 
sichtspunkten zu  bestimmen;   im  Allgemeinen  wird  aber  die  grammatische 
Gliederung    der    Rede    den    wesentlichen    Massstab    dafür    abgeben.     Die 
Umgangssprache  bewegt  sich  natürlich   in   dieser  Beziehung  am  Freiesten, 
indem  sie  theils  in  flüchtiger  Rede  mehrere  Glieder  zusammenfasst,   theils 
innerhalb  jener  Glieder  nach  Zufall  oder  Laune  absetzt.    Der  künstlerische 
Vortrag,  die  öffentliche  Rede  wir-d  je  nach  ihrem  Charakter  sich  der  Frei- 
heit der  Umgangssprache  nähern,  oder  in  gemessener  Haltung  die  Kiarbeit 
des  Ausdrucks,  die  logische  Gliederung  des  Gedankens  und  den  Wohlklang 
des  Lautes  mit  der  Frische  und  Lebhaftigkeit  der  Darstellung  zu  vereinen 
streben.     Eine  Vorlesung  gehaltvoller  litterarischer  Erzeugnisse  wird  ihre 
Färbung  von  dem    Inhalte  erhalten.     Rhetorische  Rücksichten  werden  das 
bedeutsame  Wort  in  den  Vordergrund  stellen,  das  bedeutsame,  wenn  auch 
kurze  Glied   herausheben   und   damit  Pausen   eintreten   lassen,   welche  die 
grammatische  Gliederung  nicht  unmittelbar  andeutet.  Der  Vortrag  poetischer 
Schöpfungen  hat  aber  noch   das  rhythmische   Element  des  Verses   zu  be- 
rücksichtigen und  mit  der  logischen  Gliederung  zugleich  den  Vers  als  ein 
euphonisches  Ganze  zur  Erscheinung  zu  bringen. 

Für  die  Gliederung  der  Rede  giebt  im  Allgemeinen  die  in  der  Schrift  übliche 
Interpunktion  einen  Anhalt;  über  die  durch  die  Interpunktion  abgeschlossenen 
Glieder,  welche  mit  einer  betonten  Silbe  enden,  darf  die  Rede  nicht  hinausgehen 
und  durch  Bindung  an  ein  anderes  Wort  anknüpfen.  Doch  sind  auch  innerhalb 
der  durch  Interpunktion  begrenzten  Glieder  manche,  namentlich  adverbiale  Satz- 
bestimmungen oder  eingeschobene  Relativsätze  u.  dgl.  m.,  als  Tonganze  zu  fassen, 


§  22.     Prosodie  xind  Silbenmessunfj.  37 

welche    die   Interpunktion    nicht    abscheidet.     Die    Einsicht    in    den    syntaktischen 
Sprachbau  giebt  hierüber  den  sichersten  Aufschluss. 

In  dem  Vortrage  der  Verse  hat  jedoch  die  Interpunktion  nicht  dieselbe  Be- 
deutung, wie  in  der  Prosa.  Innerhalb  des  Verses  wird  nämlich  die  Interpunk- 
tion nicht  geachtet,  wenn  nicht  geradezu  eine  sinnstörende  Verbindung  der 
Worte  eintreten  würde.  Hier  geschieht  die  Bindung  theils  durch  die  an  sich  lauten 
Endkonsonanten,  theils  durch  die  an  sich  stummen,  aber  überall  vorzugsweise 
wieder  laut  werdenden  Endkonsonanten  s,  x  und  t.  Auch  die  metrische  Cäsur 
wird,  unter  gleicher  Bedingung,  unbeachtet  gelassen.  Die  Stimme  mnss  jedoch  bei 
der  Interpunktion  wie  bei  der  Cäsur  auf  dem  Vokale  vor  dem  gebundenen  Kon- 
sonanten ruhen,  um  nicht  den  grammatischen  oder  den  poetischen  Rhythmus  zu 
gefährden: 

Confondit  et  Mayenne,  et  la  ligue,  et  l'Ibere  .  . 

Toni  enfin,  lui  commanrZe  une  prompte  retraite  .  . 

A  disputer  des  prio;  indignes  de  ses  mains  .  . 
Eine  ähnliche  Nichtachtung  der  durch    die  grammatische  und  poetische  Form 
gegebenen  Ruhepunkte  in  der  Bindung  innerhalb  des  Verses  kennen  auch  die  latei- 
nischen Dichter: 

Monsi;-!/m  horrenrf«m,  infor7ne,  ingens,  cui  lumen  ademtum. 

ViRG.,  Aen.  3,  658. 

Mala  vino  lavere,  aut  exanimari  metuentes.     Hon.,  Od.  3,  12. 
Auch  die  Bindung  von  Vokal  mit  Vokal,  wenn  dem  Vokale  des  ersten  Wortes 
ein  stummes  e  folgt  (s.  oben  3.),  kann  an  denselben  Stellen  stattfinden: 

II  avoue  avec  foi,  que  la  religion  .  . 

Et  qui  de  sa  patrie  emporta  les  regrefs  .  . 
Vgl.  besonders  die  ausführliche  Darstellung  aller  hier  in  Betracht  kommenden 
Verhältnisse   bei    A.    Tobler,    vom   französischen    Versbau    alter   und    neuer    Zeit. 
Leipz.  1880. 

22.  Prosodie  und  Silbenmessung.  Die  Prosodie  hängt  nahe  mit  der 
Lehre  von  der  Bindung  der-  Worte,  wie  mit  der  Lehre  von  der  Silben- 
messung  zusammen.  Die  Prosodie  ist  die  Lehre  vom  Tone  oder  Accezite 
der  Wörter;  die  Silbe nmessung  betrifft  die  Quantität  oder  die  Länge 
und  Kürze  der  Silben. 

Jedes  mehrsilbige  Wort  hat  einen  Accent  auf  einer  seiner  Silben, 
d.  h.  eine  höhere  Betonung,  welche  bei  verschiedenen  Individuen  einer 
Nation  und  bei  verschiedenen  Nationen  verschieden  ist;  sie  ist  mehr  sin- 
gend, wenn  sie  über  einen  halben  Xon  steigt,  weniger  bei  einem  halben 
Ton  und  darunter.  Dies  ist  der  sogenannte  Wortaccent  oder  Wortton, 
welcher  die  Einheit  des  Wortes  für  das  Ohr  darstellt.  Eine  Reihe  von 
Wörtern,  welche  ein  Ganzes  für  die  Vorstellung  ausmachen,  also  nament- 
lich der  Satz,  wird  ebenso  als  Einheit  für  das  Ohr  durch  die  höhere 
Betonung  eines  der  Worte  sinnfällig  gemacht;  dies  bedingt  den  sogenannten 
Satzaccent  oder  Satzton.  Da  der  Satz  mehrere  Glieder  enthalten  kann, 
deren  innere  Verbindung  durch  einen  höheren  Ton  dem  Worttone  gegen- 
über kenntlich  gemacht  werden  soll,  so  wird  eins  der  Glieder  einen 
Hauptton  erhalten  müssen,  welcher  die  Reihe  der  Glieder  als  ein  Ganzes 
auffassen  lehrt. 


38  Erst.  ThI.    Lautlehre.     Erst.  Abschn.    Das  Wort  eto. 

So  wird  der  Wortton  dem  Tone  der  Satzglieder  und  Sätze  unter- 
geordnet, indem  dieser  um  ein  Bedeutendes  erhöht  werden  und  um  mehrere 
ganze  Töne  steigen  kann.  Das  Verhältniss  des  Worttones  zum  Satztone 
macht  einen  wesentlichen  Unterschied  in  der  Lautsprache  der  verschiedenen 
Nationen.  Das  Französische  hat,  bei  seiner  minder  scharf  ausgeprägten 
Silbenqnantität  und  dem  dadurch  ermöglichten  fast  gleichmässigen  Fortperlen 
der  Silben,  so  wie  bei  dem  Mangel  an  scharf  hervortretender  Position  (dem 
Zusamnienstosse  der  Konsonanten)  in  der  Tonsilbe,  mit  der  Ausgleichung 
der  Quantität  zugleich  den  Ton  der  einzelnen  Worte  herabgesenkt,  und 
dagegen  den  Ton  des  Satzgliedes  und  Satzes,  welcher  auf  dem  letzten  Worte 
der  Reihe  erscheint,  überhaupt  um  ein  Merkliches  erhöht,  und  dem  Affekte 
des  Redenden  noch  einen  weiteren  Spielraum  gelassen. 

Der  dialektische  Accent  der  französischen  Mundarten  beruht  zum 
Theil  auf  der  Erhöhung  des  Wortaccentes,  zum  Theil  auf  der  Neigung, 
den  Accent  von  der  Tonsilbe  auf  die  Stammsilbe  zu  ziehen,  so  dass  hierin 
einzelne  französische  Mundarten  dem  Deutschen  näher  kommen,  zum  Theil 
hängt  er  endlich  mit  der  Dehnung  der  Silben  oder  der  Kürzung  derselben, 
je  nach  dem  Phlegma  oder  der  natürlichen  Lebhaftigkeit  des  Volksstammes, 
zusammen. 

Der  Wortton,  wesentlich  begründet  auf  das  Verhältniss  des  französischen 
Wortes  zu  seiner  lateinischen  oder  latinisirten  Grundform  (vgl.  inviolable  lat.  invio- 
Idbilis,  omnipotent  lat.  omnipotentem,  pie'te'  lat.  pietätem,  envie  lat.  invidia,  Chardogne 
lat.  Catiirigae;  s.  unten),  liegt  im  Französischen  auf  der  letzten  vollen  Silbe  des 
Wortes,  wie  auch  der  erhöhte  Ton  der  Satzglieder  und  Sätze  auf  der  letzten  vollen 
Silbe  des  Endwortes  ruht.  Von  diesem  grammatischen  Worttone  weicht  bis- 
weilen der  rhetorische  Wortton  ab,  wo  eine  ausserhalb  der  nächsten  grammati- 
schen Verknüpfung  der  Worte  liegende  Beziehung  einer  Silbe  diese  nachdrücklich 
hervorzuheben  gebietet:  Oignez  vilain,  il  vous  poindra;  poignez  vilain,  il  vous 
oindra;  oder  der  Affekt  des  Redenden  betont  die  Silbe,  welche  den  Kern  des 
von  ihm  mit  Lebhaftigkeit  hervorgehobenen  Begriftes  enthält:  11  est  etrangement 
bizarre.  Quel  bonheur!  0  Dieu  terrible,  mais  juste!  Lacke  hypocrile!  Ambitieux 
mesquin!  wobei  das  so  betonte  Wort  meist  einen  Doppelton  erhält,  indem  auch  die 
letzte  volle  Silbe,  obwohl  schwächer  betont  wird. 

Wie  tief  der  Wortton  in  die  Gestaltung  des  Wortes  im  Französischen  ein- 
gegriffen hat  und  wie  klar  er  in  der  Sprache  empfunden  worden  ist,  darauf  deutet 
der  weit  verbreitete  Einfluss  der  Tonsilbe  beim  Wachsen  des  Wortes  auf  die 
Qualität  der  Vokale  ausserhalb  der  Tonsilbe,  eine  Erscheinung,  welche  im  Alt- 
französischen zwar  weit  allgemeiner  war  als  im  Neufranzösischen,  aber  auch  hier 
noch  vielfach  angetroffen  wird.  Sie  besteht  in  der  Lautschwächung  der 
Stammsilbe  beim  Fortrücken  des  Accentes  und  ist  nicht  bloss  in  der  Flexion 
des  Zeitwortes,  sondern  in  dem  Verhältniss  des  Stammes  und  seiner  Ablei- 
tungen überhaupt  vielfach  bemerkbar. 
Lautwechsel: 

von  eu  (oeu)  und  ou:  meurs,  meurent,  meure  etc.,  mourons,  inourez,  mourais, 
mourus,  mourir  etc.;  meus  etc.,  mouvons  etc.;  peux  etc.,  pouvons  etc.;  veux  etc., 
voulousetc;  feu  —  afltouage;  ceuvre  —  ouvrage;  —  coeur  —  courage;  bceuf  — 
bouvier;  noeud  —  nouer,  noueux;  neuf  —  nouveau;  jeu  —  jouer,  joueur; 
preuve  —  prouver;  deuil    -  douloir;  feurre  —  fourrager;  languear  —  langoureux; 


§  22.     Prosodie  und  Silbenmessun^.     Accent.  39 

aveii  —  avouer;  lieu  —  loner.  Afr.  pleiire  —  plourer,  plorer;  treiive  — 
trouver;  ceuvre  —  ouvrir;  cocuvre  —  couvrir;  deuls  —  douloir;  demeure  — 
demourer,  demorer. 

Tou  eu  und  o:  seul  —  solitude,  desoler;  nieuble  —  mobile,  mohilier;  odeur, 
odorat;  peuple  —  populaire,  populace,  populeux;  couleur  —  colorer,  colorier; 
feuille  —  exfolier;  fleur  —  floraison  (neb.  fleuraison);  oeuf  —  ovaire,  ovale, 
ovicule;  majeur  —  majorat. 

von  ai  (ain)  und  a:  sais,  sait  —  savons,  savoir;  braise  —  enibraser;  chair  — 
charnu,  carnivore,  carnaf^e,  carnassier;  clair  —  clarte ;  aime  -  amant,  amatear, 
aniour;  pain  —  apanage;  main  —  rnanege;  vain  —  vaiiite;  luimain  —  hunianile; 
gain  —  pagrier;  faini  —  faiuine,  affaiiie;  bain  —  Bagneres  (balnearia);  paitre  — 
päturer,  pacage;  paix  —  pacifique;  raire  —  rasoir. 

so  auch  von  e  und  a:    fiere  —  frateinel;  nef  —  naviguer. 
VOM  ie  (ie)  und  e,  6:  acqiiiers  —  acquerons,  acquerir;  bien  —  benin,  benir; 
siecie  —  seulier;    ciel  —  Celeste;    pied   —  pedestre,   pedale;    tiens,  tieniieut  — 
tenoiis,  tenir;  viens  —  venons,  venir;  assieds  —  asseyous,  asseoir. 

von  e  und  e,  e:  altere  -  alterer,  alterons;  begue  begayer;  regne  —  regner; 
regle  -  regier;  Boheme  —  Bohemien;  cbevre  —  chevreau,  chevieuii,  chevroter 
etc.;  mene  —  menous,  mener  u.  v.  a. 

von  oi  und  e,  e:  crois,  croire  —  creance,  creaiicier,  crediile;  loi  —  legal 
(neb.  loyal);  echoir  —  echeauce;  espoir  —  esperei;  re9ois  -  recevons,  recevoir; 
dois  —  devons,  devions. 

von  an(l)  und  a(l),  ou(l)  und  o(l):  vaux  —  valons,  valoir;  autre  —  alterer; 
chaud  —  chaleur;  chaux  —  calcaire;  resous,  resoudre  —  resolvons,  resolution. 

von  oi  und  i:  voie  —  devier  (neb.  eiivoyer);  poil  —  depiler;  froid  —  refri- 
gerant. 

von  ei  (ein)  und  e:  peine  —  penal,  penible;  plein  —  pleniere;  frein  —  re- 
frener. 

von  ie  und  i:    vierge  —  virginite. 
von  oi  und  u:    bois,  boire   -    buvons,  buveur. 
von  ui  und  u,  oi  und  o:    fruit  —  fructueux;  point  —  ponctuel. 
von  ui  und  o:    suis  —  sommes;  nuit  —   nocturne  u.  s.  w. 
Das  Französische  hat  allerdings  mit  der  Abschwächnng  des  Worttones  hier  ver- 
loren ux\(i  je  pleure  neben  pkurer,  irouve  neben  trouver^  o/we  neben  aimer  gestellt, 
aber  nichts  desto  weniger  äussert  auch  auf  die  scheinbare  Lautverstärknng  vordem 
Tone  der  Ton  seinen  schwächenden  Eiufluss,    wofür    die   verschiedene  Lautfärbung 
der  durch  dieselben    alphabetischen  Zeichen   dargestellten  Vokale   zahlreiche  Belege 
giebt,    so    wie    in   den  Zeitwörtern   der  ersten  Konjugation  mit   offener  Silbe  auf  e 
oder    e   vor    der  Tonsilbe  im  Infinitiv   die  Laulverstärkung  im   Präsens   durch   die 
veränderte  Orthographie  bezeichnet  wird.     Vgl.  mener  —  mene  u.  dgl. 

Ein  zusammengesetztes  Wort  wird  ebenso  unter  eine  Toneinheit  zu- 
sammengeiasst,  wie  ein  einfaches;  vgl.  place  und  reiitplacer,  publique  und  repuhlique. 
Indessen  ist  nicht  jede  Zusammensetzung  zugleich  eine  acht  lautliche  Verschmelzung 
der  Worte,  in  welcher  die  einzelnen  Bestandtheile  der  Vorstellung  nicht  mehr  vor- 
schweben. Die  lockere  Zusammensetzung  der  Worte  wird  im  Französischen  durch 
einen  Bindestrich  {tiret,  trait-dunion)  zwischen  denselben  augedeutet  und  lässt 
bisweilen  der  Bedtutung  des  ersten  Bestandtheiles  noch  einen  Spielraum:  tire-houchon, 
dix-sept,  quatre-vingt-deux,  trait-dunion,  moi-nieme,  celui-ci,  peut-etre,  vis-ä-vis, 
u.  dgl.,  lä-bas,  ci-joint.  Dies  Zeichen  ist  daher  mehr  als  ein  syntaktisches  an- 
zusehen, welches  übrigens  nicht  mit  Konsequenz  angewendet  wird,    wie  man  z.  B. 


40  Erst.  Thl.     Lautlehre.     Erst.  Abschn.     Das  Wort  etc. 

contrefaire,  contrefafon,  contrescarpe  neben  contre-balancer,  contre-amiral,  contre- 
ordre  findet,  und  wiederum  entr'acte,  s'entr''amer  u.  dg],  m.     Man  setzt  es  ferner: 

zwischen  das  Verb  und  sein  Pronominalsubjelit:  Irai-je?  Etait-ce  moi? 
Que  dit-onf    AT aime-t-ellel 

zwischen  den  Imperativ  und  sein  nachfolgendes  Pronominalobjekt  oder 
ne  und  y.  donne-moi,  dis-lui,  vas-y;  werden  zwei  dieser  Bestimmungen  auf  einen 
und  denselben  Imperativ  bezogen,  so  werden  beide  mit  ihm  durch  dieses  Zeichen 
verbunden:    rends-la-lui\  transportez-vous-y,  flattons-nous-en. 

auch  werden  ci  und  lä  in  Beziehung  auf  ein  vorangehendes  ce,  cet,  cette 
mit  dem  darauffolgenden  Hauptworte  dadurch  verknüpft:  cet  homme-ci,  cette  femme-la. 

endlich  fand  man  es  früher  ziemlich  allgemein  zwischen  tres  und  einem  fol- 
genden dadurch  qualificirten  Begriffe:  tres-grand,  tres-imparfait,  tres-sagement ;  die 
Akademie  hat  1878  diesen  Bindestrich  fallen  lassen  und  schreibt  jetzt  tres  bon, 
tres  esiinie',  tres  sageinent. 

Die  Betonung  der  Satzglieder  und  Sätze  ergiebt  sich  aus  dem,  was  über 
die  Bindung  der  Worte  oben  gesagt  ist. 

23.  Die  Silbenmessung  unterscheidet  lange  und  kurze  Silben; 
Silben,  welche  lang  oder  kurz  gesprochen  werden  können,  heissen  mittel- 
zeitig. Die  Länge  wie  die  Kürze  lassen  Abstufungen  zu;  die  kürzeste 
Kürze  ist  diejenige,  welche  einen  schwach  intonirten,  fast  nur  als  Ge- 
räusch hörbaren  Vokal  (das  stumme  e)  enthält,  jedoch  gleichwohl  selbst 
noch  nach  Qualität  und  Quantität  Unterschiede  zulässt. 

Die  lange  und  die  kurze  Silbe  sind  dies  nur  im  Vergleiche  ihrer 
Zeitdauer;  im  Französischen  ist  der  Unterschied  ihrer  Zeitdauer  geringer 
als  im  Lateinischen  und  Deutschen.  Eine  lange  Silbe  entsteht  entweder 
durch  die  Dehnung  ihres  Vokales  (Naturlänge),  oder  durch  das  Verweilen 
auf  der  Konsonanz  beim  Zusammenstoss  mehrerer  Konsonanten  (Positions- 
länge). Das  letztere  mangelt  dem  Französischen  insbesondere;  die  latei- 
nische Naturlänge  aber  wird  meist  und  namentlich  in  der  französischen 
Tonsilbe  geschärft  mid  dadm-ch  verkürzt.  Die  Anzahl  der  kurzen  Silben 
überwiegt  daher  bedeutend  die  der  langen. 

Bei  der  starken  Hebung  des  Tones  am  Ende  der  Satzglieder  oder  Sätze 
und  dem  Hindrängen  der  Stimme  zu  diesem  Abschlüsse  werden  die  langen 
Vokale,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  zum  Theil  in  ihrer  Qualität,  aber 
auch  namentlich  in  ihrer  Quantität  verändert,  imd  die  grössere  Menge 
der  sogenannten  langen  Silben  wird  dadurch  in  der  That  mittelzeitig. 

Zwar  unterscheidet  die  französische  Sprache  in  manchen  Fällen  ent- 
schieden die  Länge  und  Kürze  in  der  Aussprache,  wie  in  7ndtin  und  matin, 
tdche  und  tache,  bdiller  und  bailler,  jeüne  und  jeune^  scene  und  Seine,  craint 
und  crin,  wo  der  BegrifFsunterschied  die  Dehnmig  und  Kürzung  des 
Vokales  festhalten  lässt,  aber  nicht  nur  die  Grammatiker  sind  über  die 
leitenden  Grundsätze  für  die  Silbenmessung  im  Widerspruch  und  zeigen 
dadurch  die  Unfähigkeit  des  Französischen,  diu'chgreifend  als  quantitirende 
Sprache  gemessen  zu  werden;  die  französische  Poesie,  welche,  abgesehen 
von  einigen  vereinzelten  und  ganz  erfolglosen  Versuchen  (s.  bei  A.  Tob  1er, 
franz.  Versbau,  Einl.,  besonders  S.  4  ff.),  die  Sprache  seit  der  ältesten  Zeit 


§  23.     Länge  und  Kürze  der  Silben.  41 

nicht  nach  antik-rhythmischen  Gesetzen  zu  behandehi  gewagt  hat,  ist  der 
schlagendste  Beweis  dafür,  dass  in  der  lebendigen  Sprache  die  Silben- 
niessung  eine  untergeordnete  SteUung  einninnnt. 

Die  über  die  Quantität  der  Silben  des  Französischen  angestellten  Beobachtungen 
sind  indess  von  Bedeutung,  wenn  sie  auch  bis  jetzt  nicht  wissenschaftlich  ab- 
geschlossen sind. 

1.  Als  Grundsatz  darf  festgehalten  werden,  dass  der  Accent  für  das  Mass  der 
Silben  von  wesentlichem  Einflüsse  ist,  dass  mit  dem  Wachsen  der  Wörter  und 
dem  Fortrücken  des  Acceiites  die  Länge  mehr  oder  minder  gekürzt  wird,  und 
dass  nicht  bloss  der  Wortaccent  in  einzelnen  Silben  innerhalb  des  Wortes,  sondern 
auch  der  Accent  des  Satzgliedes  auf  Silben  vorangehender  Worte  zurückwirkt: 
man  vgl.  il  döre  und  dön\  ü  loiie  und  lofier,  augüre  und  augürer,  rase  und  rise, 
apaise  und  apatsons,  claJr  und  e'clairci,  dlx  und  dlx-sept,  il^  pese  und  pe$e-t-il? 
il  dehroiälle  und  il  dSroulllait,  un  komme  brave  und  un  brave  komme,  vouloir 
und  voulo'ir  fimpossible,  le  nolre,  la  votre  und  mtre  pere,  völre  mere,  clerc  und 
de  clerc  ä  maltre  u.  dgl.  m. 

2.  Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  hier  das  etymologische  Princip  von  unter- 
geordneter Bedeutung  ist  und  die  Willkür  weit  um  sich  gegriffen  hat;  so  ist  zwar 
a  in  fable  (fäbulä)  lang,  in  table  (tabula)  und  etable  {stäbulum)  kurz,  dagegen 
aber  in  diable  [diäbolus)  und  sable  {säbiilum)  laug  und  in  den  Adjektiven  auf 
able  (lat.  abilis)  kurz  u.  v    a.  dgl. 

3.1m  Innern  der  Wörter    hält    sich    die  Länge  am  Sichersten   vor  einer  weib- 
lichen Silbe  oder  stummem  e,  während  sie  vor  einer  männlichen  grossentheils 
dem  Einflüsse  des  Accentes   unterliegt;    die   Position    dagegen  bewiikt  im  All- 
gemeinen Kürzung   der  Silbe,   ohne   einem    folgenden   stummen  e  Einfluss  zu  ge- 
statten:   il  restaürera  und  restaiirateur,   cloüe,   cloüerai  und  cloüer  —  pataräffe-, 
jalUir,  malllet,  equärri,   Ajax,   täxe,   bättre,  greffe,  kerbe,  commerce,  ferme,  serpe, 
asperge,   arabesque,    sexe,    ecreuisse,    besögne,   epigrämme,  consonne,   össelet,  bösse, 
coiirrier,  fourre,  ömnivore  u.  s.  w. 
4.Die  meisten    auf  Konsonanten  oder  Konsonanten  und   stummes  e  aus- 
gehenden Wörter,  in  denen  nicht  der  Circumflex  eine  etymologisch  begründete 
Naturlänge  oder  Positionslänge  (wenn  auch    wegen   eines    unorganisch  eingescho- 
benen s,  s.  oben)  festhält,   haben  eine  kurze  Tonsilbe.     Von  den  auf  einen  F\on- 
sonanten    endenden    Silben  machen  Wörter  auf  s,  z  und  x,    wie    die  Endungen 
ewr,  olr,  so  wie  die  auf  lautes  r  ausgehenden  ar,  er  und  or,  auch  mit  folgendem 
Konstanten,  eine  Ausnahme;  von  den  mit  stummem  e  ausgehenden  die  Endungen 
äbre,  ühre.  ävre,  äfle,  ädre,  idre,  eme,  ausgenommen  meist  in  der  Endung  ieme,  ege, 
evre,  eüvre,  ire,  olre,  olvre,  iire,  ärre,  crre,  öre,  örre.  oüre,   oürre,  eure,   üre  und 
adle,  eüle,  eiible,  eüyle,  edtre,  wie  diejenigen,  in  denen  s  und  z  nacli  einem  Vokale 
vor  stummem  e  stehen,  und  die  Endungen  alsse  und  olsse. 
5.  die  lateinische  Regel,    dass  jede  Silbe  kurz  ist,  deren  Vokal   vor   dem  Vokal 
der  nächstfolgenden  Silbe  steht,  gilt  auch  im  Französischen,  ausser,  wo  der  letzte 
Vokal   ein    stummes  e  oder   der  Diphthong  io  und  ie  ist    (s.  unten):    häir.    Her, 
suppleer,  roüe,  joftons,  äoriste  etc. 
G.Ais  lange  Silben,    welche    zu  ihrer  vollsten  Geltung  dann  gelangen,    wenn  sie 
sich  in  der  Tonsilbe  erhalten  haben,  sind  im  Allgemeinen  zu  betrachten: 
a)  diejenigen,  in  denen  ein  circu  mflektir  ter  Vokal  steht.     Kürzungen  werden 
hier  beobachtet  in  Wörtern,    wie   ckdteau,   gäteau,    rdleau  u.  dgl.,    tktatral,  in 
hole  mit  den   Ableitungen,    höpital,  röti,  rotir  mit  ihren   Ableitungen,    bucher, 
bucheron,  buckelte,  croitter,  crouton,  croütelette,  deren  Erklärung  nicht  schwierig 


42  Krst.  Tbl.  Lautlehre.     Zweiter  Ahschnitt. 

ist;  doch  trifft  man  sie  auch  in  aumoiie  mit  seinen  Ableitungen,  in  Fentecöte,  in 
den  Participien  crü,  du,  in  etes.  so  wie  in  den  Verbalendungen  ät.  ames,  dies. 
h)  diejenigen,  in  denen  einem  Nasenlaute  ein  nicht  verwandter  Konsonant 
(also  nicht  7«  oder  n)  folgt:  tremhler,  chänter,  jolndre,  hümhle,  crainte,  enfänt, 
ainiänt,  defünt,  samt.  Kurz  sind  daher  die  Nasenlaute  in  romäii,  Adam,  mien, 
rieii,  parfuin,  aucün  u.  s.  w.  Nichts  desto  weniger  betrachtet  man  ent  als 
kurz  in  einzelnen  Substantiven  und  Adverben,  wie  Vf^nt,  etonnement,  longuement, 
jedoch  nicht  in  Adjektiven. 

c)  diejenigen,  in  welchem  einem  Vokale  oder  Diphthong  ein  stummes  e  folgt: 
v'ie,  lie,  pensce,  chantee,  theologle,  compagnle,  charrüe,  plale,  jole,  bleue,  Savole, 
plule,  que  tu  croles,  ils  tutoltnt. 

d)  diejenigen,  in  denen  Vokale  oder  Diphthongen  den  diphthongirten  Verbal- 
endungen ions,  iez  vorangehen:   priions,  voyions,  dechoyiez,  fuyiez. 

e)  diejenigen,  welche  auf  ein  stummes  s  nnd  x  endigen,  sind  im  Allgemeinen 
lang,  auch  lautes  s  und  z  längen  nach  a,  ai,  e,  0,  ou  die  Silbe;  iisl  iu  diesem 
Falle  lang  in  ftls,  dix,  u  in  obüs.  Vgl.  cäs,  bäs,  les,  mes,  tu  es,  avez,  assez, 
nez,  acces,  vernls,  dös,  ös,  cörps,  mors.  Auch  die  s  und  x  der  Pluralflexion 
machen  meist  die  Silbe  lang,  doch  nimmt  man  hier  manche  Nennwörter  aus, 
deren  Singular  auf  einen  Vokal  ausgeht,  wie  acacias,  ope'ras,  und  andere,  wie 
die  Verbalformen  aimas,  finiras,  recevras  und  selbst  ei/s. 

i)  diejenigen,  in  denen  s,  z  oder  rr  zwischen  Vokalen  stehen,  deren  letzter 
stummes  e  ist:  bäse,  phäse,  müse,  e'pouse,  recase,  bizarre,  guerre,  boürre. 
T.Ais  mittelzeitig  kann  man  eine  grosse  Anzahl  von  Silben  aufführen,  wenn 
man  die  verschiedene  Quantität  der  Sill^en  je  nach  ihrer  Stelle  im  Worte  und 
Satze  in  Betracht  zii-ht,  oder  die  Widei Sprüche  der  Grammatiker  über  viele 
Silben,  oder  die  mancherlei  Ausnahmen  von  der  Regel  berücksichtigt.  Zweifel- 
haft vielmehr  als  mittelzeitig  sind  nach  Einigen  die  Nnsallaute  ain,  aimund  oin, 
wie  in  sain,  etain,  faim,  essaim,  coin,  foin,  selbst  in  Joint  u.  dgl.,  der  Diphthong 
Ol,  wie  in  moi,  roi,  loi  u.  dgl.  m.,  die  Endungen  ige  und  uge,  wie  in  afflige, 
tige,  deluge  und  juge,  obwohl  Andere  alle  diese  Silben  am  Ende  der  Wörter  für 
lang  erklären. 

Anmerkung.  Die  Feststellung  der  Quantität  der  Silben,  ein  Gegenstand, 
welcher  die  schärfste  und  zarteste  Beobachtung  gerade  im  Französischen  erfordert, 
ist  Sache  der  französischen  Lexikographie,  welche,  indem  sie  der  Gebrauch  des  ge- 
bildeten Theiles  der  Gesellschaft  sorgfältig  verzeichnet,  wie  die  englische  Lexikographie 
seit  Kenrick,  Perry  und  Sheridan,  auf  die  Korrektheit  der  Aussprache  bedeutend 
zurückwirkt. 


Zweiter  Absclinitt. 

Das    Wort    und    seine    Bestandtheile    nach    ihrer 
Abstammung. 

24.  Verhältniss  des  Französischen  zum  Lateinischen.  Die  lateinische 
Sprache  hat  dem  Französischen  nicht  nur  den  bei  Weitem  umfangreichsten 
Theil  seines  Stoflfes  zugeführt,  sondern  es  hat  auch  woseiitlich  die  Formen 
desselben,  hinsichtlich  der  Flexion  wie  der  Eegriffserweiterung  durch  Ab- 
leitungen, und  seine  Wortfügungen   bedingt.     Selbst  der  fremde,  im  Yer- 


Das  Wort  u.  seine  Bestnndtheile  nach  ilirer  Abstammune^.  43 

gleich  zu  dem  ganzen  Wortvorrath  gering  anzuschlagende  Stoff  ist  von  der 
formellen  Gewalt  des  Lateinischen  beherrscht  worden,  so  dass  alles,  was 
in  der  Sprache  organisirt  erscheint,  mehr  oder  minder  latinisirt  worden 
ist.  Die  Gesetze,  nach  denen  sich  die  neue  Sprache  entwickelt,  sind  daher 
im  Wesentlichen  diejenigen,  nach  welchen  das  Lateinische  dem  Charakter 
eines  fremden  Volkes  angepasst  zu  werden  vermochte,  und  die  Lehre  von 
der  Abstanmiung  der  Worte  weiset  uns  daher  fast  ausschliesslich  auf  die 
lateinischen  Elemente  hin. 

Das  Französische  ist  als  eine  Verwandlung^  oder  Metamorphose  des  Lateinischen 
aufzufassen,  wobei  die  stete  Wirksamkeit  der  physiologischen  Gesetze  des  mensch- 
lichen Sprachorg;inismiis,  so  wie  Regelrichtigkeit  überhaupt  vorausgesetzt  werden 
muss.  Die  unbeschränkte  Willkür  ist  am  Wenigsten  in  der  Sprache,  dem  Abbilde 
alles  geistigen  Gehaltes,  anzutreflen  und  herrscht  dort  nur  in  den  äusserlichen  und 
gleichgültigen  Dingen  oder  in  Einzelheiten,  welche  gegen  das  Ganze  verschwinden. 

25.  Unorganische  Wörter.  Wenn  eine  Sprache  Wörter  aufnimmt,  ohne 
sie  nach  ihrem  eigenthümlichen  Organismus  in  Beziehung  auf  Laut- 
verhältnisse  und  Flexion  umzugestalten,  so  nennen  wir  solche  Wörter  un- 
organische, oder  insofern  sie  den  heimischen  Wörtern  unähnlich  sind, 
unassimilirte.  Das  Französische  enthält,  wie  alle  anderen  Sprachen, 
eine  Menge  solcher  Wörter,  welche  nur  zum  Theil  unter  dem  Namen  der 
Fremdwörter  aufgeführt  werden,  und  aus  Eigennamen  aller  Art,  kirch- 
lichen, wissenschaftlichen  und  Kunstausdrücken,  Gattungsnamen  von  Gegen- 
ständen des  Gewerbfleisses,  der  Mode,  endlich  aus  affektirten  Bezeich- 
nungen von  allerlei  Begriffen  bestehen 

Die  französische  Sprache  giebt  solchen  Wörtern  mindestens,  so  weit  sie  es  zu- 
lassen,  eine  französische  Färbung  durch  die  Aussprache.  Eine  geringe  Form- 
veränderung bessert  die  Organisation  solcher  Wörter  wenig;  doch  sind  manche  schon 
seit  Jahrhunderten  üblich  und  darum  nicht  mehr  als  Fremdwörter  aufzuführen. 
Unorganische  Wörter  sind  z.  B.  aster,  et/ier,  Cancer,  liymen,  album,  Ultimatum, 
geranium,  post-scriptum.  chorus,  liiatus,  prospectus,  uterus,  horax,  index,  phenix, 
forceps,  faetus,  elephantiasis,  pathos,  knout,  czar,  kiosque,  kopeck,  wliig,  tory,  s/ierif, 
yatagan,  yacht  u.  dgl.  unverändert  aufnenommetie.  Von  anderer  Art  sind  die- 
jenigen, in  welchen  fremden  Stämmen  lediglich  eine  assimilirte  Endung  gegeben 
wird,  während  der  fremde,  im  Französischen  verwandtschaftsiose  oder  in  anders 
organisirter  Form  vorhandene  Stamm  unverändert  bleibt,  wie  in  kaleidoscope, 
metempsycose,  iatrique,  quadratique,  quiddite,  guotite  u.  dgl.  Spätere  Bildungen 
unterscheiden  sich  überhaupt  oft  durch  oberflächlichere  Angleichung  der  blossen 
Endung  von  älteren  französischen  Wörtern:  vgl.  pousser  und  expulser,  freie  und 
fragile,  entier  und  integre,  raison  und  ration  u.  dgl.  m. 

26.  Die  Organisation  des  Wortes  und  die  Tonsilbe.  In  der  geschichtlichen 
Fortbildung  und  Umbildung  der  Sprachen  erscheint  der  Vokal  als  das 
beweglichere,  unfeste  Element,  der  Konsonant  als  der  festere  Bestand- 
theil.  Als  der  festzuhaltende  Kern  des  Wortes  ist  im  Allgemeinen  die 
Stammsilbe  anzusehen,  welche  oft  auch  die  Tonsilbe  ist;  bei  der  Trennung 
der  Stammsilbe  und  Tonsilbe  fesselt  aber  die  letztere  vorzugsweise  die 
Aufmerksamkeit,  weil  sie  eben  die  hörfälligste  ist. 


4:4       Erst.  Tbl.    Lautlehre.     Zweit.  Ahschii.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

Die  französische  Sprache  hat  die  ursprüngliche  Tonsilbe  im  Wesent- 
lichen festgehalten,  bisweilen  vorgerückt  (namentlich  in  Proparoxy- 
tonen),  selten  zuriickverlegt.  Mit  dieser  hörfälligsten  Silbe  endet  das 
französische  Wort;  die  etwa  folgende  ursprüngliche  Endsilbe  wird  meist 
ohne  ihren  anlautenden  Konsonanten  abgeworfen,  oder  kommt  nur  noch  in 
stummen  Endlauten  zur  Erscheinung  (e,  es,  eni).  Bei  der  Gewöhnung,  die 
letzte  volle  Silbe  als  Tonsilbe  zu  fassen,  erleiden  daher  hauptsächlich  die 
unverändert  aufgenommenen  Wörter  (wie  Cesar,  Darius,  Annibal,  Magde- 
bourg  u.  s.  w.)  die  gewaltsame  Verwandlung  in  Oxytona.  Die  anderweitigen 
Veränderungen  der  Wörter  im  Französischen  erklären  sich  zum  Theil  aus 
diesem  umstände. 

a)  1. Die  ursprünglich  einsilbigen  Wörter  kommen  hier  natürlich  nicht  in  Betracht. 

In  ursprünglich  zweisilbigen  und  mehrsilbigen,  welche  den  Ton  auf  der 
vorletzten  Silbe  hatten,  finden  wir  daher  im  Französischen  die  F.esthaltung 
des  Tones  mit  Abwerfung  oder  Verstummung  der  letzten  Silbe:  cinq  (quinque), 
chanle  (canto),  finir  (finire),  omnipotent  (omnipotentem),  ami  (amicus),  quarante 
(quadraginta). 
2.  In  Proparoxy tonen  oder  Wörtern,  welche  den  Accent  auf  der  drittletzten 
Silbe  hatten,  bleibt  der  Accent  im  Französischen  auf  der  ursprünglichen 
Silbe  mit  Auswerfung  und  Abwerfung  von  Lauten  in  den  Endsilben:  humble 
(humilem),  homme  (homTnem),  femme  (fenuna),  vendre  (vendere),  net  (nitidus), 
demi  (dimidius),  vierge  (virgTnem),  Jerome  (Hieronymus). 

b)  1.  Vorgerückt   findet    sich    oft    der  Accent  in  Proparoxytonen   da,    wo  die 

Position  eines  stummen  und  eines  flüssigen  Buchstaben  das  Sprachgefühl  irre 
leitete,  wie  schon  in  lateinischen  Wörtern  wie  tenebrae,  volucris,  assecla, 
Dichter  die  vorletzte  Silbe  lang  gebrauchen:  teuebres  (tenebrae),  entier 
(integrum),  allegre  (aläcrem),  penetre  (penetro),  Cleopatre  (Cleopatra),  tuunerre 
(touTtru),  couleuvre  (colübra,  colüber). 

2.  Irrthümlich  findet  eine  ähnliche  Vorrückung  bei  manchen  Ableitungs- 
endungen und  Flexionsendungen  statt,  indem  man  Uis  und  llis,  icus 
und  icus,  icem  und  Icem,  inus  und  Tnus,  ides  und  ides  verwechselt  und  in  ähnlicher 
Weise  weiter  fori  schreitend  die  kurze  Paenultiuia  vieler  anderer  Wörter  betont, 
ein  Verfahren,  welches  besonders  bei  späterer  Aufnahme  lateinischer  oder  la- 
tiuisirter  Wörter  beobachtet  wird:  facile  (facTüs),  agile  (agTlis),  fragile  (fmgilis), 
rustique  (rusticus),  portique  (portTcus),  celtique,  britannique,  musique  (muslca), 
souris  (sorTcem),  caiice  (callcem),  aimantin  (adamantinus),  cristallin  (crystallTnus), 
origitie  (originem),  maritime  (maritimus),  infime  (inlimus),  maxime  (maxima); 
in  Wörtern  auf  w/ms,  iolus,  eölus  u.  a.:  ridicuie  (ridicülus),  opuacule  (opusculum), 
lunule  (luuüla),  rcssignol  (lusciniula),  bestiole  (besiiöla),  boussole  (liuxüia), 
Hercule  (Hercules),  credit  (creditum),  Liban  (Libaiius),  philosophe  (philosöphus), 
in  Wörtern  auf  ins,  ia,  eus,  ea:  perfidie,  ItaÜe,  ros;icee  u.  v.  a.;  so  auch  in 
germanischen  Wörtern:  echevin  (scepeno),  ecrevisse  (krebiz),  lateinischem  An- 
klänge folgend. 

3.  Die  Vertauschung  von  Zeitwörtern  der  dritten  lateinischen  mit  denen  der 
ersten,  zweiten  und  vierten  Konjugation  rückt  oft  im  Infinitiv  dem  Accent 
vor:  savoir  (sapere),  recevoir  (recipere),  ravir  (rapere),  courir  (currere),  negliger 
(negligere),  resister  (resistere)  u.  a. 


§  27.     Verkürzung  des  Wortes.  45 

4.  Präsentische  Konj  iigationsformen  zwingen  den  Accent  vorzurücken: 
estime  (aesttmo),  pret'erent  (pmeferunt),  finis  (finTs)  und  finit  (finTt). 
c)  1.  Zurückverlegt  wird  der  Accent  im  lufiiiiiiv  der  mit  der  lateinischen  dritten 
Konjugationsform  vertauschten  Verba:  mordre  (mordere),  repondre  (re- 
spondPre),  tondre  (tondere),  rire  (ridere,  ridere,  rid're)  u.  a. ;  auch  bei  Elision 
von  Vokalen  in  der  lateinischen  dritten  selbst:  coudre  (consuere),  battre  (battuere). 

2.  Selten  findet  die  Verwechselung  von  Endungen  im  Gegensatze  zu  den  oben 
(b2.)  angeführten  statt,  so  dass  die  ursprüngliche  Länge  gekürzt  wird,  wie 
in  place  (platea  statt  platea,  dies  schon  im  Lateinischen  öfter);  doch  sind 
Kürzungen  mit  Zurückschiebung  des  Acceutes,  wie  in  Nimes  (Nemausus),  la 
Sone  (Solönium),  Nantes  (Namnetes),  oder  blosser  Zuiücks  hiebung,  wie  in 
Cormeilles  (Curmiliaca),  besonders  in  Eigennamen,  nicht  ungewöhnlich. 

3.  Nur  scheinbar  ist  die  Zurückverlegung  des  Accentes  in  Wörtern,  in 
denen  die  Tonsilbe  mit  einer  vorangehenden  in  der  Vokalisirung  verschmolzen 
ist,  wie  in  taire  (tacere),  Saöne  (Saucöna). 

27.  Verkürzung  des  Wortes.  Unter  den  Veränderungen,  welche  das 
Wort  in  seiner  neuen  Organisation  erleidet,  fällt  zunächst  seine  Verkürzung 
in  die  Augen,  welche  theils  durch  Einbusse  vokalischer,  theils  durch  Ver- 
lust konsonantischer  Bestandtheile  entsteht.  Bei  dieser  Ausscheidimg 
leidet  der  Anlaut  des  Wortes,  welcher  sich  neben  der  Tonsilbe  am  Sicher- 
sten einzuprägen  pflegt,  nur  selten,  häufiger  der  Inlaut  und  Auslaut. 

a)  Wegfall  des  Vokales: 

1.  der  anlautende  Vokal  ist  selten  abgeworfen,  wie  in  boutique  (apotheca), 
migraine  (nun'.nca'i'u),  Gil,  Gilles  (Aegidius),  Madebroye  (Amagetobriga),  Luzes 
(Eluso),  leur  (illorum),  le  (ille,  illuui),  cet  (ecce  iste),  celui  (ecce  ille);  in  Natolie 
(Anatolia),  Pouille  (Apulia)  u.  dgl.  ist  wohl  die  Verwechselung  des  a  des 
Artikels   und  des  Aus'autes  (l'Apouille  —  la  Pouille)  Ursache   der  Abwerfung. 

2.  Im  Inlaute  ist  dagegen  die  Auswerfung  des  tonlosen  Vokales  zwischen 
zwei  Konsonanten  sehr  gewöhnlich,  wodurch  im  Französischen  häufig  das 
Zusammentreffen  eines  stummen  und  eines  flüssigen  Konsonanten,  öfter  auch 
ein  Doppelkonsonant  entsteht:  ancre  (anchbra),  fable  (fabüla),  oracle  (oracülum), 
ongle  (ungüla),  vendre  (vendere),  manche  (manTca),  cercle  (circülus),  femme 
(femina),  poulpe  (polypus),  cervoise  (cerevisia),  bailler  (bajülare,  baj'lare);  — 
so  auch  in  Zusammensetzungen:  malfaire  (male  facere),  maltraiter  (male 
tractare).  —  Auch  vor  einem  Vokale  fällt  ein  tonloser  Vokal  bisweilen  aus: 
justice  (justitia,  gl.  justi(;a),  malade  (male  aptus),  chacun  (quiscjue  uuus). 
Vgl.  das  lateinische  periclum  f.  periculum,  hercle  f.  hercule,  tegmen  f.  tegimen, 
valde  f.  valide,  altum  f.  alitum  u.  dgl.  —  Zwei  Vokale  oder  ein  Diphthong 
fallen  aus  in  battre  (battf^ere),  Courseuil  (Cur/osolitae). 

3.  Der  auslautende  Vokal  ist  oft  getilgt,  obwohl  a  mit  einer  gewissen  Be- 
harrlichkeit durch  stummes  e  ersetzt  wird;  abdiquer  (abdicare),  finir  (finire), 
avoir  (habere),  avant  (ab-ante),  souvent  (subinde),  mer  (mare),  car  (quare,  qua-re), 
dont  (de-uude),  quand  (quando),  des  (de-ipso),  Gard  (Vardo),  or  (hora),  cbez  (casa), 
oü  (ubi),  vingt  (viginti). 

b)  Wegfall  des  Konsonanten: 

1.  Der  anlautende  Konsonant  erhält  sich  gewöhnlich.  Abgeworfen  wird 
jedoch  oft  das  frühe  zu  einem  leeren  Zeichen  gewordene  /*  in  lateinischen  und 
germanischen  Wörtern:    avoir  (habere),  on  (homo),  orge  (hordeum),  jusquiame 


46  Erst.  Thl.    Lautlehre.     Zweit.  Abschn.    Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

(byoscianins,  doch  auch  schon  jnsquiamus),  Jerome  (Hieronymus),  jacinthe 
(hyacintbus),  auberge  neben  heberge  (ahd.  heriberga),  so  namentlich  in  den 
perm.  hl  (ehl)  und  hr  (ehr):  'Louis  (ahd.  Hludowi.),  roiicin  (ahd.  hros).  — 
Auch  fällt  /  zuweilen  weg:  onoe  (lyncem),  azur  (pers.  lazur),  houblon  (lupula), 
so  wie  von  zwei  anlautenden  Konsonanten  hier  und  da  einer,  wie  von 
gl:  loir,  liron  (glis.  gliris),  vgl.  das  Inteinische  lac  f.  glac,  nosco  f.  gnosco, 
nascor,  nobilis  u.  dgl.;  von  'pt:  tisane  (ptisana);  sp:  pämer  (spasnius);  im 
Altfranzösischen  auch  von  ps,  pn  in:    neume  (ni'i-vui<%  sautier  (f.  psautier). 

2.  Im  Inlaute  fällt  der  Konsonant  sehr  oft  zwischen  Vokalen  aus,  wodurch 
häufige  Monophthongirung  und  Diphthongirung  zweier  Vokale  oder 
Verstummuiig  des  einen  entsteht,  wenn  auch  das  Altfranzösische  oft  noch 
beide  gesondert  lauten  Hess,  was  im  Neufranzösischen  seltener  der  Fall  ist. 

Dieser  Ausfall  trifft  die  weichen  und  harten  sogenannten  stummen  Kon- 
sonanten oder  die  b-,  d-  und  ^-Laute:  nue  (nubes),  faon  (tabanus),  viande 
(vivanda),  viorne  (viburnum),  nioelle  (medulla),  proie  (praeda),  louer  (laudare), 
noueux  (nodosus),  hui  (hodie),  geant  (gigantem),  nier  (negare),  nielle  (nigella), 
reine  afr.  roine  (regina),  tiede  (tepidus),  roue  (rota),  naif  (nativus),  saluer  (sa- 
lutare),  pie  (pica),  supplier  (supplicare). 

Der  Ausfall  eines  anderen  Konsonanten  ist  sehr  selten:  vgl.  proue 
(prora),  Greoux  (Griselum),  epier  (ahd.  spehon),  Bearn  (Keneharnum). 

Bisweilen  wirft  die  Tochtersprache  auch  vor  einem  Konsonanten  einen 
anderen  aus,  den  die  Muttersprache  unmittelbar  vor  demselben  duldete  und 
den  jene  selbst  anderweitig  in  dieser  Zusammenstellung  erträgt.  Namentlich 
wird  einer  der  Konsonanten  ausgeworfen,  wenn  der  letzte  das  Wort  schliesst, 
wie  von  ns:  mesure  (mensura),  maison  (mansionem),  mois  (mensis),  pris 
(prensus),  epoux  (sponsus),  tres  (trans),  vgl.  das  lateinische  quoties,  toties  f. 
quotiens  u.  s.  f.,  das  alterthümliche  castresis  f.  castrensis  u.  dgl.  —  nc: 
escarboucle  (carbunrulus),  coquille  (concha)  —  rs:  dos  (dorsum),  sus  (sursum, 
susum)  —  pt:  route  (rupta),  malade  (male  aptus),  chetif  (captivus),  noce  (nuptiae), 
niece  (gl.  neptia),  ecrit  (scriptum)  —  bt:  sous  (subtus)  —  ht:  fret  (ahd.  freht), 
caille  (ahd.  wahtala)  —  ps:  des  (de-ipso)  —  tr:  mere  (matrem),  pere  (patrem), 
frere  (fratrem),  arriere  (ad-retro),  Perigord  (Petrocorii)  -  et:  jeter  (jactare), 
roter  (ruetare),  effet  (efl'ectus),  nuit  (noctem),  lit  (lectus),  vgl.  das  lateinische 
frutetum  f.  frutectum  —  gel:  Madeleine  (Magdalena),  emeraude  (smaragdus)  —  gr: 
pelerin  (peregrinus),  flairer  (f'ragrare)  —  gn:  benin  (benignus),  malin  (malignus), 
diner  (dignare,  nach  And.  decoenare),  pronostic  (prognosticum).  -  d  wird  häufig 
vor  anderen  Konsonanten  in  der  Zusammensetzung  mit  ad  abgeworfen,  statt  assi- 
niilirt  zu  werden:  avenir,  aventure,  avent,  avenement  (advenire),  achever  (ad- 
caput),  ragoiit,  ragoiiter  (re-ad-gustare)  u.  dgl.  m.  —  Am  Häufigsten  ist  dies 
aber  der  Fall  in  den  Verbindungen  des  s  mit  anderen  Konsonanten,  wie  sc 
(k,  q),  Sek,  sp,  st,  sl,  sm,  sn,  worin  das  im  Innern  des  ursprünglichen  Wortes 
ausgefallene  s  oft  durch  einen  Circumflex  auf  dem  vorangehenden  Vokale  an- 
gedeutet wird.  Dem  ursprünglich  anlautenden  s  des  Wortes  ward  aber  e  vor- 
angesetzt, später  jedoch  oft  auch  nach  diesem  e  das  s  ausgeworfen.  So:  eveque 
(episcopus),  ecouter  (ausculfare),  apre  (asper),  gäter  (vastare  ahd.  wastjan), 
bete  (bestia),  Angoulerae  (Iculisma)  —  ecu  (scutum),  epine  (spina),  Epernay 
(Sparnacum),  etable  (stabulum),  emeraude  (smaragdus),  elingue  (ahd.  sliuga, 
slinka).  Dahin  gehört  auch  die  Auswerfung  von  s  in  den  mit  dis  und  minus 
(mes)    zusammengesetzten,    wie    von   x  in  Wörtern   mit  ex:    denaturer,    mefier 


§  27.     Verkürzung  des  Wortes  u.  Wegfall  v.  Konson.  u.  Vok.  47 

(minus  fidere),  ei)Ouvanter  (von  expavere  afr.  espoenter)  u.  a.;  in  tous:  toujours 
(tous  jours)  etc. 

Auch  zwischen  Konsonnnteu  fällt  ein  Konsonant   aus:    montrer  (mon- 
strare),  afr.  oscur  f.  obscur,  so  auch  in  oter  (obstare). 

Hierher  gehört  auch  der  hisweilen  ohne  feste  Regel  eintretende  Ausfall 
eines  Konsonanten  bei  ursprünglicher  Verdoppelung  desselben.  Im 
Allgemeinen  hält  sich  nämlich  der  für  die  Aussprache  meist  werthlos  gewordene 
Doppelkonsonant  mit  etymologischer  Treue,  und  die  Zahl  der  Doppelkonsonanten 
wächst  selbst  noch  aus  anderen  Gründen;  Beispiele  des  Ausfalles  kommen  aber 
bei  Lippen-,  Zungen-  und  Kehllauten  vor;  vgl  apercevoir,  apaiser,  aplanir, 
moufle  (afr.  uionffle  mlat.  uinff'iila),  pantoufie  (Pantoffel),  rote  (chrofta),  greciser 
(graecissare),  und  so  moraliser,  frateiniser,  temporiser  u.  v.  a.,  courir  (currere), 
serourir  (succurrere),  argile  (argilla),  cavalier  (caballarius),  appeler  (appeliare), 
pale  (pallidus),  secouer  (succutere),  bouche  (bucca),  secher  (siccare),  aj^randir 
(ad-grandis),  agreer  (ad-gratare  u.  v.  a.,  dah>  r  agraver  neben  aggraver,  agregcr 
neben  aggreger  u.  dgl.  m.  Das  Altfranzösische  war  hierin  nachlässiger,  litt 
aber  fast  grundsätzlich  die  Verdoppelung  der  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben 
nicht,  während  die  neufranzösische  Aussprache  gerade  diese  Laute  vorzugs- 
weise geminirt. 
3.  Auch  auslautende  Konsonanten  werden  zuweilen  abgeworfen,  obgleich  im 
Allgemeinen  der  Endkonsonant  einer  Stammsilbe  erhalten  ist:  si  (sie),  ci  (ecce- 
hic),  lä  (illac),  dru  (ahd.  trüt,  drüt),  GeofTroi  (ahd.  Godafrid),  quoi  ^quid,  quod), 
qui  (quis),  quoique  (quidquam),  onze  (undecim);  so  besonders  auslautendes  h: 
Baudry  (Baltiih),  Thierry  (Diotrih),  f  nach  /:  Arnoul  (Arnulf).  Hierher  ist 
auch  die  Abwerfung  des  t  der  dritten  Person  in  Verbalformen:  aime,  chante, 
aima,  aimera  zu  rechnen,  welches  in  der  Inversion  aime-t-il  wieder  zum  Vor- 
schein kommt  (afr.  auch  aimet,  chantet,  chanted,  chantat  u.  s.  w.). 

c)  Wegfall  Yon  Konsonanten  und  Vokalen  zugleich.    Dieser  hat  die  Umgestal- 
tung des  Wortes  bisweilen  sehr  aufiallend  gemacht  und  ist  namentlich  im  Inlaute 
durch    den    Zusammenstoss    unverträglicher    Konsonanten,    obgleich    auch    durch 
den  Zusjimmenstoss  von  Vokalen  motivirt.     Der  Ausfall   von  Silben  ist  auch  im 
Lateinischen  nicht  unerhört:  vgl.  undecim,  quindecim,  malle,  nolle,  subtemen  u.  dgl. 
1,  Im  Beginn  des  Wortes  ist  die  Tilgung  eines  Vokales  und  Konsonanten  oder 
einer  Silbe  selten,    doch    namentlich    in  Eigennamen,   die    sich    im   Munde   des 
Volkes  am  Leichtesten  abschleifen,  nicht  ungewöhnlich:  voler,  stehlen,  scheint 
Verkürzung  aus  lat.  involare,  courge  (Cucurbita),  Gary  (Incarus),   Rions  (Serio- 
nem),    Tilly  (Attiliacus),    Cherville  (Sicheri   Villa),    Cuzieux    (Segusianum),    La 
Linde    (Diolindum),    Bastien    (Sebastianus).      Bisweilen    gehen    selbst    mehrere 
Silben  verloren:    Mandeure  (Epamanduodurum),    Royan  (Novioregum),   espiegle 
(Ulespiegle  i.  e.   Ulenspiegel),    und    mit    Tilgung    eines    Wortes:    Seix    (Aquae 
Siccae). 

Im  Inlaute  des  Wortes  findet  die  Auswerfung  sowohl  mit  folgenden  als 
mit  vorangehenden  tonlosen  Vokalen  statt;  hier  wiederholt  sich  die  Aus- 
werfung der  oben  (27.  b  2)  erwähnten  Konsonanten. 

er.  Der  Konsonant  mit  folgendem  Vokale  fiel  aus,  und  hier  folgte  der  Konso- 
nant, weil  der  Vokal  wich,  und  jener  sich  nun  nicht  mit  dem  folgenden 
Konsonanten  vertrug:  Rhone  (Rhor/anus),  desirer  (desirferare),  role  (ro^ulus), 
Lezat  (Lafusätes),  cite  (ciüitatem),  nacelle  (nauicella),  dire  (dicere),  Orchaise 
(Orcv'casa),  source  (sur^/cia),  Didier  (De-^/derius),    bäume  (halsamum),    Nogent 


48  Erst.  Tbl.    Lautlehre.     Zweit.  Abschn.    Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

(Not'/geii,tiim),  äuae  (amma),  Semur  (Sinetmirum),  renard  (ahd.  re^mhart), 
vente  (venrf/ta),  Albert  (Arfalbert), 

5,  der  Konsonant  mit  vorangehendem  Vokale;  hier  fiel  der  Vokal  oft  fort,  nach- 
dem der  Konsonant  gewichen  war:  mür  (ma^urus)  afr.  laeur,  sür  (securus) 
afr,  seur,  rond  (roitundus)  afr.  reond,  prone  (praeconium),  semer  (semware), 
Melun  (Meloc/unum),  Tours  (Turowes). 

y.  mehrere  Konsonanten  fallen  dabei  aus:  temoin  (tesfj'monium),  meler  (misc«- 
lare),  böte  (hos;ntem),  mäeher  (mas/icare),  semaine  (se/j<mana),  metier 
(mirt/sterium),  Brion  (Br'tj^iosum),  prirent  (pre//enrferunt),  nicher  (nic?;^care). 
Grössere  Verluste  können  namentlich  Eigennamen  erleiden:  Ivilliers  {Idonis 
Villaris),  Alleville  (Alane«  Villa). 

3.  Der  Abfall  von  Konsonanten  mit  Vokalen  ist  am  Ende  des  Wortes  nach 
der  ursprünglichen  Tonsilbe  von  weitester  Ausdehnung. 

ß.  Zunächst  ist  hier  der  Wegfall  der  Flexions-  oder  Ableitungsendung 
mit  Ziirücklassnng  des  diese  Silbe  anlautenden  Konsonanten  zu  bemerken. 
Das  Wort  schwebt  der  Sprache  flexionslos  und  zum  Theil  ohne  Ableitungs- 
silbe vor,  und  sie  will  wesentlich  nur  die  Stammsilbe  wiedergeben.  Selten 
stellt  sie  entschieden  einen  bestimmten  Kasus  dar,  wie  z,  B.  den  Nominativ 
oder  Akkusativ,  welche  beide  ihrer  synt_aktischen  Natur  nach  übrigens  das 
erste  Recht  dazu  in  Anspruch  nehmen  dürfen.  Zur  Darstellung  des  Nominal- 
stammes wählen  wir  aus  nahe  liegenden  Gründen  meist  den  Akkusativ. 

So  fallen  Endungen  wie  ms,  U7n,  es,  is,  em,  en,  ins,  ium  und  selbst 

uus  und  ut  fort,    wobei    namentlich    ins,   ium   auch    oft  durch    stummes  e 

ersetzt  werden:    fleuve  (fluvius),    glaive  (gladius),  silence  (silentium),  obwohl 

hier  oft  das  i  versteckt  übrig  geblieben   ist;    stummes    e   tritt    freilich    auch 

dort    ein,    wo  Doppelkonsonanten    nicht   füglich    ohne  dieses  lautbar  werden 

könnten,  z.  B.  in  propre  (proprius),  ivre  (ebrius),  aigre  (acrem).    Var  (Varus), 

arc  (arcus),  cas  (casus),  lac  (lacus),  fruit  (fructus),  amer  (amarus),  venin  (vene- 

num),  Verdun  (Virodunum),  faim  (fames),  lundi  (lunae  dies),  Lezat  (Latusates), 

verd,  vert  (vir[i]dis),  nef  (navis),  sang  (sanguis),  quel  (qualis),  neuf  (novem), 

sept  (Septem),  duc  (ducem),  front  (frontem),  honneur  (honorem),  nom  (nomen), 

berger  (vervecarius),  verger  (viridarium),  Gisors  (Cesortium),  ecrin  (scrinium), 

sourcil  (superciliuui),  fat  (fatuus),  chef,  cap  (caput). 

ß.  Die  volle  Silbe  mit  anlautendem  Konsonanten  fällt  hinweg: 

aa.  wenn    das  Wort    sonst    mit   einem    verdoppelten  Konsonanten   auslauten 

würde:     nul    (nullus),    cheval    (caballus),    val    (vallis),   sec    (siccus),    gras 

(crassus),  fer  (ferrum),  trop  (troppus),  toux  (tussis),  pas  (passus). 

ßß.  zwx    Vermeidung    der    Häufung     verschiedener    Konsonanten, 

namentlich  nach  r -.  ver  (vermis),  cor  (cornu)  [com  Chans,  de  Roland  etc.], 

foiir  (furnus),  jour  (diurnum),    hiver   (hibernum),    en  (inde)  afr.  ent,    cour 

(chortem)  afr.  court,  cort. 

yy.  auch  nach  volltönenden  Vokalen,  namentlich  die  Silben,  welche  mit 

t,  d,  c  beginnen:  aigu  (acutus),  mari  (maritus),  chenu  (canutus),  Dauphine 

(Delphinatus),    coi  (quietus),    pre  (pratum),    aime    (amatus),   fini    (finitus), 

Conde  (Condate),  vertu  (virtutem),  ete  (aestatem),  glu  (gluten),  cru  (crudus), 

degre  (gradus),    demi  (dimidium),    parmi  (per  medium),    allen  (aliodium), 

ami  (amicus),  jeu  (jocus),   feu   (focus),  peu  (paucus).     Das  Altfranzösische 

lässt    die    Endkonsonanten    oft    noch    unangetastet,    das    Neufranzösische 

seltener,  wie  in  brut,  etat,  salut  u.  dgl. 


§  28.    Assimilation  der  Konsonanten.  49 

JJ.  Andere  Endsilben  findet  man  hei  stärkerer  Verkürzung  des  Wortes 
zuweilen  in  Proparoxytouen  abgeworfen,  in  denen  die  vorletzte  ursprüng- 
liche Silbe  nun  meist  mit  stummem  e  endigt:  eveque  (episcopum),  prince 
(principem),  pale  (pallidus),  terme  (teruiinus),  page  (pagiua),  dame  (domina), 
lame  (lamina),  souple  (supplicem),  ange  (aiigelus),  amande  (auiygdala), 
raipoiice  (rapum,  rapa  gl.  rapuncula  miat.  rapunoium,  rapontium),  Clichy 
(Clipiacum),  Soigny  (Sunniacum),  Attigny  (Attiniacum)  u.  dgl.  m.,  Archipel 
(Archipelagus),  Antibes  (Antipoiis). 

28.  Assimilation  der  Konsonanten.  Zu  den  Veränderungen,  welche  das 
Wort  im  Französischen  erlitten  hat,  gehört  auch  die  Assimilation  oder 
Angleichung  zweier  ursprünglich  verschiedener  Konsonanten,  wo- 
durch die  Zahl  der  Doppellaute  vermehrt  wurde,  welche  jedoch  durch  die 
Aussprache  mehr  und  mehr  getilgt  worden  ist.  Nöthig  wird  diese  An- 
gleichung oft  nach  dem  Ausfalle  von  Lauten  im  Innern  des  Wortes. 

Abgesehen  von  den  aus  der  lateinischen  Sprache  überkommenen,  meist  durch 
Assimilation  des  ersten  Konsonanten  mit  einem  zweiten  entstandenen  Doppel- 
konsonanten, hat  die  französische  namentlich  Verdoppelungen  der  nasalen  und 
flüssigen  Buchstaben  n,  m,  1,  r,  so  wie  des  s  und  t,  durch  Angleichung  erhalten. 

nn  findet  sich  zuweilen  für  mii:  solenne),  solennite  etc.  neben  dem  veralteten 
solemnel  (v.  solemnis),  Garonne  (Garumna),  colonne  (columna),  vgl.  das  lateinische 
connecto  f.  cumnecto  u.  dgl.,  bisweilen  statt  gn:  connaitre  (cognoscere),  so  wie  für 
dn,  nd  und  nt:    Rcnnes  (Rhedones),  plafonner  (v.  plafond),  Vannes  (Veneti). 

mm  entsteht  aus  mn:  femme  (femina),  homme  (hominem),  somuie  (somnus), 
sommeil  (somniculus),  nommer  (nominare);  ferner  aus  mn,  wie  in  allen  Adverbien, 
in  denen  t  nach  n  ausgestossen  ist,  wie  decemment,  patiemment,  constamment, 
couramment  u.  s.  w.  (decente  mente  etc.),  vgl.  das  lateinische  immenior  f.  in- 
memor  u.  dgl. 

11  steht  zuweilen  für  rl:  chambellan  (ahd.  chamarlinc,  chamerling  afr.  chambrelan), 
afr.  paller,  Challot,  huller  u.  a.  f,  parier,  Charlot  etc.,  vgl.  das  lateinische  tenellus  f. 
tener-lus,  puella  f.  puer-la,  peilucidus  f.  per-lucidus,  das  deutsche  Ballast  (Island. 
schwed.  barlast  dän.  baglast,  bailast  niederl.  engl,  ballast).  Sehr  gewöhnlich  ist 
aber  die  mouilürte  Assimilation  ///  für  c/,  gl,  pl,  bl,  tl,  dl,  chl,  hl,  wie  in  grenouille 
(ranicula),  oreille  (auricula),  corbeille  (corbicula),  veiller  (vigilare),  cailler  (coagulare), 
grouiller  (ahd.  grubilön),  afr.  guillot  (ahd.  weibil),  volaille  (volatilia),  seille  (situla), 
fouiller  (gl.  fodiculare),  treille  (trichila),  caille  (ahd.  wahtala  mIat.  quaquila),  touaille 
(ahd.  dwahilla,  dwehilla),  vgl.  das  lateinische  lapillus  f.  lapid-lus,  sella  f.  sed-la; 
auch  aus  Ih  und  lg,  Ic,  It:  Guillard  (ahd.  Wilihart),  cueille  (colligo),  Evreuil  (Evo- 
rolacum),  Corseuil  (Curiosolitae). 

rr  entsteht  oft  aus  tr:  pierre  (petra),  verre  (vitrum),  Serres  (Suetri),  Thierry 
(Diotrih),  tonnerre  (tonitru),  larron  (latronem),  merrain  (materiamen),  parrain,  marraine 
(patrinus,  matrina),  beurre  (butyrum),  Arras  (Atrebatae),  pourrir  (putrere),  pourrai 
(gl.  potere  habeo),  vgl.  das  lateinische  parricida  f.  patricida;  ferner  aus  dr :  das  ältere 
clorre  neben  clore  (claudere),  carro(quadratum),  lierre  (hedera),  l'Erre  (Kdra),  feurre  (ahd. 
fuotar  gotb.  altn.  födr),  fourrer  (ahd.  fuotarjan),  leurre  (mhd.  luoder),  arriere  (ad-retro), 
Auxerre  (Autesiodurum),  vgl.  das  lateinische  arrideo  f.  ad-rideo  u.  dgl, 

8S  tritt  bisweilen  an  die  Stelle  von  sc:  poisson  (piscis),  naissant  (nascentem), 
croissant  (crescentem),  rossignol  (v.  luscinia);  auch  nimmt  ss  die  Stelle  von  st  ein: 
Cassel  (Castellum),  huissier  (ostiarius),  angoisse  (angustia),  brosse  (ahd.  burst,  burstä 

Mälziier,  fr.  Gr.     3.  Aiili.  4 


50      Erst.  Thl.    Lautlehre.     Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

mhd.  borst,  börste),  daher  afr.  esse,  nesse  f.  est-ce,  n'est  ce;  xs  giebt  öfter  s«;  essuyer 
(v.  ex-sugere,  ex-sucare),  essarter  (v.  ex-sartutn);  wie  auch  x  =  cs  dadurch  ersetzt 
wird  (vgl.  Ulysses  und  ülyxes):  cuisse  (coxa),  laisser  (laxare),  essaim  (examen)  u.  a. 
Aus  ds  entsteht  es,  wie  so  häufig  im  Lateinischen,  in  assez  (ad-satis),  aussi  (aliud- 
sic)  u.  a. ;  aus  ps  in:  caisse  (capsa),  enchässer  (gl.  incapsare);  aus  Is  in:  pousser  (pul- 
sare)  und  aus  Ic  in;  saussaie  (salicetuin),  coussin  (v.  culcita),  poussin  (puUicenus); 
aus  rs  in:  massepain  (gl.  marcipanis  aus  it.  marzapane,  vielleicht  v.  gr.  lat.  niaza), 
vgl.  umgekehrt  Marseille  für  Massilia  und   das  lateinische  dossuaris  f.  dorsuarius. 

tt  entsteht  aus  bt  und  p(:  dette  (debita),  jatte  (mlat.  gabata),  recette  (recepta); 
aus  et:  Jette  (jacto),  datte  (afr.  dacte),  lutte  (lucta),  pittoresque  (v.  pictor),  afr. 
dottrine,  dotrine  (doctrina);  aus  kt:    guetter  (ahd.  wahten)  u.  dgl.  m. 

Andere  Assimilationen  sind  von  minderem  Beiauge,  wie  ff  in  Offroy  (Otfrid), 
Geoffroi  (Godafrid)   u.  s.  m. 

29.  Versetzung  der  Laute.  Die  Versetzung  oder  Umstellung  der 
Laute  innerhalb  des  Wortes  ist  ein  Vorgang,  welcher  nicht  nui-  im 
Verhältnisse  von  Tochtersprachen  zu  Stammsprachen,  sondern  auch  in 
einer  und  derselben  Sprache  zu  verschiedenen  Zeiten  oder  bei  verschiede- 
nen Individuen  und  Volksstämmen  angetroffen  wird.  Sie  wird  durch  un- 
sichere Auffassung  und  zugleich  durch  die  Wahlverwandtschaft 
der  Laute  veranlasst.  Abirrungen  dieser  Art  wirken  oft  in  Aveitera 
Bereiche  auf  die  Umbildung  der  Wörter  ein,  und  sind  im  Französischen 
nicht  ohne  Bedeutung  geblieben. 

Folgende  Versetzungen  der  ursprünglichen  Laute  kommen  hier  vor: 
I.Zwei  unmittelbar  auf  einander  folgende  Konsonanten  vertauschen  ihre  Stelle: 
Charf/ogne  (v.  Caturigae  gl.  Ca^'neae),  combZe  (cu/men,  nicht  cumulns);  so 
namentlich  gn  und  ng :  poing  (pii^nus),  etan^  (sta^ßum),  vin^t  {vig'nti),  und  um- 
gekehrt: plai^nons  (plaw^imus),  tei^nant  (tin^ens),  sai^ner  (gl.  sa«^uiuare),  joi^nant 
(jun^ens).     Vgl.  lat.  viscns  gr.  f^ug,  febris  (ferbui)  st.  ferbis,  vespa  ahd.  wefsä. 

2.  Ein  auslautender  oder  auch  ein  solcher  Konsonant,  welcher  eine  folgende  Silbe 
beginnt,  wird  von  dem  anlautenden  Konsonanten  angezogen  und  bildet 
mit  ihm  gemeinschaftlich  den  An  laut,  oder  umgekehrt  von  zwei  anlautenden 
Konsonanten  trennt  sich  der  zweite  und  bildet  den  Auslaut  oder  den 
Anlaut  einer  zweiten  Silbe.  Hier  kommt  namentlich  ein  flüssiger  Buchstabe  als 
der  versetzte  vor. 

a)  Äreloque  neben  Äerloque,  firebis  (uervex),  trouhler  (^urbulare),  /romage  (v. 
/brma),  ^reuil  (^orculus  gl.  froculus),  sanglot  (siu^u/tus),  escrimer  (ahd.  scirnian). 
Zuweilen  wird  der  zweite  Konsonant  der  die  nächste  Silbe  anlautenden  attra- 
hirt:    <remper  (^emp'rare),  aireuver  f.  a^euvrer  (v.  6ibere). 

b)  carneler  (v.  crena),  /ournir  (goth.  //-umjan),  pour  {pro),  Z)urauce  (Dyuentia), 
die  ältere  Form  guernon  neben  ^renon  (mhd.  gran).  Vgl.  lat  cerno  (gr.  xpiVw), 
porrigo  (prorigo),  pulmo  (gr.  Ti).tv/iio}p).  Nicht  nur  das  Altfranzösische,  sondern 
auch  die  heutige  Volkssprache  hat  oft  beiderlei  Versetzungen,  wie  fermer  und 
fremer,  berlan  und  brelan,  berloque  und  breloque;  noch  im  17.  Jahrh.  eprevier 
und  epervier;  in  der  Gbanipagne  freumi  f.  fourmi  u.  dgl.  m. 

3.  Die  Anlaute  zweier  Silben  vertauschen  ihre  Konsonanten:  reglisse  (glych- 
rÄiza),  h&leme  (gl.  anhe/a  d.  i.  a-nhe-Za};  auch  ändert  hierbei  von  zwei  anlauten- 
den Konsonanten  der  letzte  allein  seine  Stelle:  eiincelle  (sciu^iUa  gl.  stincilla). 
Vgl.  lat.  basium  und  suavium. 


§30.     Erweiterung  des  Wortes.     1.    durch  Vokale,  5] 

4.  Ein  Vokal  und  Konsonant,  welche  unmittelbar  auf  einander  folgen,  ver- 
tauschen ihre  Stelle:  Lot  (0/tis),  puput  xxnd.  pupuX^x  (v.  wpwpa,  neben  huppe). 

5.  Die  Attraktion  eines  Vokales  der  folgenden  Silbe  durch  einen  Vokal  der 
vorigen  bringt  die  Versetzung  eines  Konsonanten,  so  wie  eines  oder  beider  Vokale 
hervor.  Dies  geschieht,  wenn  der  Konsonant  ursprünglich  zwischen  Vokalen 
steht,  deren  letzter  ein  i  oder  e  ist,  das  selbst  wieder  vor  einem  Vokale  steht: 
raj'son  (raijoneni),  po/son  (po^ionem),  Raison  (Vasjonem),  glo/re  (gloria),  histo^'re 
(historia),  yiin  (junäis),  muiil  (modius),  temoin  (testimo/imm),  primatVe  (primarüis), 
contra/re  (coutraT-üis),  aire  (area),  huile  (oleum)  —  mit  Versetzung  beider  Vokale: 
Premier  (priman'us  gl.  primmrus),  concierge  (con-scher/o  v.  ahd.  scario,  scarjo, 
nach  Anderen  consergius,  con-servias  v.  servire).  Dies  geschieht  auch  in  Wörtern, 
deren  *  oder  e  kein  Vokal  folgt:   singul«er  (singularis). 

6.  Zu  den  Versetzungen  kann  man  auch  die  Scbnie  Izlaute  /,  II,  il  (ill)  und 
gn  rechnen,  insoweit  sie  aus  einer  Umkehrung  des  li  (lli),  le  (lle)  und  nü  ne 
vor  folgenden  anderen  Vokalen  entstanden  sind,  wobei  g  als  ein  zum  Konsonanten 
erhärteter  Vokal  anzusehen  ist,  so  wie  das  ursprünglich  dem  l  folgende  i  eben- 
falls im  üebergange  zum  Konsonantismus  begriffen  ist:  CavajY/on  (Cabe//jo), 
feu«7/e  (fo/i'a)  —  cigo^ne  (cicorej'a),  campa^«e  (campanj'a),  vi^ne  (vinea). 

J$0.  Erweiterung  des  Wortes.  Im  Gegensatze  zu  der  Verkürzung  des 
ursprünglichen  Wortes  steht  die  Erweiterung  desselben  durch  hinzugefügte 
und  eingeschobene  bedeutungslose  Laute.  Diese  haben  zum  Theil  die 
Erleichterung  der  Aussprache  zum  Zw^ecke,  zum  Theil  beruhen  sie  auf 
begrifflicher  Verwechselung,  zum  Theil  auf  Gewöhnung  oder  Verwöhnung 
der  Sprachorgaue.  Im  Französischen  sind  sie  nicht  selten;  weniger  üblich 
ist  indessen  die  Erweiterung  des  Wortes  durch  Vokale  als  durch  Konso- 
nanten, und  unter  diesen  durch  Kehllaute. 

I.Erweiterung  durch  Vokale: 

a)  die  Voranstellung  begriffloser  vokalischer  Laute  ist  in  allen  Sprachen  ein 
seltener  Vorj;ang.  Ein  bedeutungsloses  a  scheint  im  Altfranzosischen  öfter 
vorgesetzt,  doch  kann  dies  auch  die  Präposition  a  (ad)  sein;  ein  Beispiel  im 
Neufranzösischen  ist  Aveyron  (Veronius).  Dagegen  ist  die  Voranstellung  eines 
e  vor  die  mit  s  beginnenden  doppelten  Konsonanten  sp,  st,  sc,  seh,  sl,  S7)i  sehr 
gewöhnlich:  esperer  (sperare),  esprit  (Spiritus),  estomac  (stoniachus),  escalier 
(v.  scala),  esquif  (goth.  skip  ahd.  seif,  scef),  echanson  (ahd.  scencho);  doch  bat  das 
Neufranzösische  oft  hier  das  s  ausgeworfen:  epoux  (sponsus),  etable  (stabulum), 
ecrin  (scrinium),  ecole  (schola),  elingue  (ahd.  slinkä,  slingä),  emeraude  (smaragdus), 
während  allerdings  auch  sehr  häufig  das  ursprünglich  anlautende  s  ohne  Ver- 
kümmerung und  Zusatz  bleibt:  stabilite  (v.  stabilire),  spacieux  (spatiosus), 
scene  (scena),  scabieux  (scabiosus)  u.  s.  w.  Auch  hat  man  das  e  und  sogar 
das  unorganische  es  anderen  anlautenden  Konsonanten  als  dem  s  vorangestellt: 
ecrevisse  (ahd.  krebiz),  hier  vielleicht  mit  Rücksicht  auf  scarabaeus,  doch  auch 
in  ecorce  (corticem),  echafaud  (it.  catafalco),  escarboucle  (carbunculus)  u.  e.  a. 
Auffallend  scheint  Escousse  (v.  Segösa);  doch  hier  ist  sg  in  S'gosa  dem  sc 
gleich  behandelt.  —  Im  Altfranzosischen  findet  man  auch  i  zuweilen  vorgesetzt: 
isnel  (ahd.  snel).     Die  Erklärung  dieser  Erscheinungen  s.  weiter  unten. 

b)  Eingeschoben  wird  zuweilen  ein  Vokal  zwischen  zwei  Konsonanten,  die  dem 
französischen  Organe  fremd  waren,  z.  ß.  hanap  (ahd.  hnaph),   harangue  (ahd. 

4* 


52    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

hring),  cbeiiapan  (nbd.  Schnapphahn),  conif  (altn.knifr),  semale  (uhd.  Schmalschiff), 
semaque  (holl.  smak),  se'poule  (nhd  Spule);  auch  zwischen  sonst  dem  Franzosen 
geläufige  stumme  und  flüssige  Buchstaben  tritt  zuweilen  ein  Vokal:  Jubelins 
(Diablintes),  Gibelins  (Weiblingen).  Vgl.  das  lateinische  Alcumene  st,  Alcmene. 
c)  Im  Auslaute  erscheint  bisweilen  ein  nicht  etymologisch  begründetes  stummes 
e  zur  Erleichterung  der  Aussprache,  wie  in  quatre  (quatuor),  wohin  mau  -viele 
stumme  e  rechnen  müsste,  welche  in  Nominalformen  männlichen  und  sächlichen 
Geschlechtes  vorkommen,  ohne  im  Stamme  des  Wortes  enthalten  zu  sein,  wenn 
man  nicht  e  als  Kompensation  jedes  beliebigen  Vokales  in  den  Flexions-  oder 
Ableitungssilben  ansehen  will. 

2.  Erweiterung  durch  Konsonanten: 

a)  Die  Yo  ranstellung  von  Konsonanten  in  mehr  als  einer  Sprache  weiset  darauf 
hin,  dass  besonders  die  nasalen  und  flüssigen  n,  m,  /,  r,  so  wie  A,  «,  _/,  s  und 
überhaupt  die  Zischlaute,  welche  unter  dem  Namen  der  Halbvokale  bekannt 
sind,  sich  zu  diesem  Zwecke  darboten.  Im  Französischen  tritt  am  Häufigsten 
h  voran  :  heur  afr.  eür  (augurinm),  bonheur,  malheur  (bonum,  malum  augnrium), 
huit  (octo),  huitre  (ostrea),  huüe  (oleum),  houblon  (v.  lupula,  vgl.  jedoch  auch 
mlat.  hupa  uiederd.  hop),  haut  (altus),  hurler  (ululare),  huppe  (upupa),  von 
denen  die  vier  letzten  germanischen  Anklang  von  Hopfen,  hoch,  heulen, 
Wiede-hopf  verrathen  mögen,  harnois,  harnais  (nord.  iärn  ir.  iaran  kymr.  haiarn), 
hieble  (ebulum),  Houcilles  (Oscinejum),  houle  (oUa),  hazard  (mlat.  azardum),  huis 
(ostium).  —  Oefter  ist  /,  ursprünglich  vielleicht  überall  Artikel,  Wörtern  vor- 
gesetzt: Lille  (insula),  lierre  (hedera),  lambris  (ambrices),  luette  (uva),  lors,  alors 
(v,  hora),  lendemain  (le  en  demain).  —  n  findet  sich  in  nombril  (v.  umbilicus); 
die  Kehllaute  c  und  g  in  Colune  (OlTna?),  grenouille  (rauicula),  grivoise  (nhd. 
Reibeisen);  t  in  tante  (amita)  afr.  ante;  b  vielleicht  in  bruire  (rugire?)  und  in 
brusc  (ruscum). 

b)  Die  Einschiebung  von  Konsouauten  erstreckt  sich  im  Französischen  über 
alle  Lautklassen;  bisweilen  zeigt  sich  eine  unwillkürliche  Alliteration  oder 
Assonanz  bei  dieser  Einschiebung. 

«.  Die  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben  n,  m,  l,  r  sind  mehrfach  zu  diesem 
Zwecke  verwendet. 

n  wird  gerne  vor  Zahn-  und  Kehllauten,  aber  auch  sonst,  eingeschoben, 
häufiger  noch  im  Altfranzösischen:  amande  (amygdala),  rendre  (reddere), 
peintre  (pictorem),  lanterne  (laterna  und  schon  lanterna),  Anse  (Asa  Paulini), 
roncin  (v.  ahd.  hros).  Orange  (Arausio),  Angouleme  (Iculisma,  ob  etwa  auch 
Inculisma?),  Jongleur  (joculator),  langouste  (locusta),  cingler  (altn.  sigla)  afr. 
sigler,  pincer  (it.  pizzicare,  pfetzen),  ronfler  (ahd.  rofazön),  suinter  (ahd. 
swizzan).    Vgl.  die  lateinischen  jungo,  frango,  tango,  scindo,  fundo  u.  dgl.  m. 

ni,  schon  im  Lateinischen  vor  Lippenlauten  eingeschoben  (vgl.  rumpo,  in- 
cumbo),  erscheint  so  auch  im  Französischen:  tampon  (niederd.  tap),  empan, 
assonirend,  afr.  espan  (mhd.  span),  Sambre  (Sabis),  Embrun  (Eburodunum), 
lambruche  (labrusca). 

1  ist  im  Neufranzösischen  seltener:  euclume  (incudinem),  esclandre 
(scandalum);  im  Altfranzösischen  bis  zum  sechzehnten  Jahrhundert  hat  sich 
/  oft  nach  au  und  eu  eingedrängt,  indem  mau  irrthümlich  die  Schreibart  der 
Wörter,  in  denen  u  sich  aus  l  herausgebildet  hatte  und  gleichwohl  l  noch 
neben  sich  duldete  (vgl.  veulx,  aulcun,  Thibault,  Arnault),  auf  andere  über- 


§  30.     Erweiter,  des  Wortes.     2.  durch  Konsou.  53 

trug,    w'ie  amourenlx,    joyeulx,    fraulde,   peult  u.  dgl.     Im   Neufranzösiscben 
finden  wir  noch  Einiges  dieser  Art:    Jaulne  (Jonna). 

r  hängt  sich  öfter  an  Konsonanten  im  Inlaute,  mit  einer  Neigung  Silben 
zu  assimiliren,  wenn  schon  ein  r  im  Worte  vorkommt:  tresor  (thesaurus), 
perdrix  (perdix),  Guilletres  ((iallitae),  feiitre  (uhd.  filz),  Chartres  (Carnutes), 
hurler  (ululare)  —  epeautre  (spelta),  euere  (enraustum)  afr.  enche,  anche,  fronde 
(funda),  nombril  (umbilicus),  Sambre  (Sabis),  chanvre  (cannabis),  Vabres 
(Fabia),  fanfreluche  (pompholyx),  havre  (ahd.  havan);  auch  tritt  es  vor  Kon- 
sonanten: germandree  (chamaedrys),  Angers  (Andecavi),  öfters  vors:  Limours 
(Lemausus),  Garsanval  (Wasconis  Vallis). 
ß.  Die  Lippenhuchstaben  p  und  b  werden  nach  dem  verwandten  m  ein- 
geschoben (vgl.  lat.  sumpsi,  sumptum,  dempsi,  demptum),  p  namentlich  zwischen 
mt:  dompter  (domitare),  afr.  tempter  (teutare,  temptare)  nlr.  tenter;  b  zwischen 
ml,  inr:  sembler  (simulare),  comble  (culmen),  eiisemble  (in-simul),  humble 
(humilis),  chambre  (camera),  iiombre  (numerus),  Cambrai  (Camaracum),  auch 
in  chambellan  (ahd.  chamarlinc,  chamerling).  Oft  schrieb  man  bv,  wo  ur- 
sprüngliches b  sich  in  v  verwandelt  hatte,  wie  debvoir  u.  dgl. 

y.  Die  Zahnbuchstaben  <,  d  und  s  treten  ebenso,  meist  die  bequemere  Aus- 
sprache vermittelnd,  bedeutungslos  in  das  Wort.  So  tritt  t  zwischen  sr, 
wenngleich  später  s  selbst  wieder  ausgeworfen  ist:  paitre  (pasci),  naitre 
(nasci),  etre  (gl.  essere,  es're),  connaitre  (cognoscere),  aucetres  (antecessores), 
afr.  naistre,  paistre,  tistre  (texere),  distrent  (nfr.  dirent),  pristreut  (nfr.  privent) 
u,  dgl.  m.  Hierher  gehört  auch  coudre  (consuere  gl.  cons're).  Ebenso  schob 
man  c?  zwischen  /r,  auch  wo  dies  /  einem  u  wich:  faudia  (v.  fallere},  moudre 
(molere),  voudia  (gl.  v.  volere),  vaudra  (v.  valere),  afr.  moldre,  toldre  u.  dgl,, 
Coudray-sur-Seine  (Colridns),  worin  d  nur  umgestellt  scheint;  auch  zwischen 
rr  nach  ausgeslossenem  v,  g,  qu:  poudre  (pulverem),  absoudre  (ahsolvere), 
sourdre  (surgere),  foudre  (fulgura),  tordre  (torquere),  afr.  aerdre  (adhaerere); 
zwischen  nr:  moindre  (minorem),  tendre  (tenerum),  gendre  (generum), 
[dagegen  genre  (generis)],  cendre  (cinerem),  tiendrai  (v.  teuere),  vendredi 
(Veneris  dies),  pondre  (ponere);  auch  nach  ausgefallenem  ^;  peindre  (pingere), 
ceindre  (cingere),  feindre  (fingere),  enfreindre  (infringere),  eteindre  (extinguere), 
plaindre  (plangere),  oindre  (ungere),  joindre  (jüngere);  zwischen  mr,  wobei  m 
sich  in  n  verwandelt:  craindre  (tremere),  empreiudre  (imprimere).  —  In 
Dordogue  (Duranius)  ist  d  nach  r  gleichsam  alliterirend  wiederholt.  Jn 
faisanderie,  faisandeau  (v.  faisan)  und  Normandie  ist  es  aus  den  Formen 
faisand,  Normand  zu  erklären.     S.  unt.  c). 

Ni«hts  ist  im  Altfranzösischen  gewöhnlicher  als  die  Einschiebung  eines  s, 
besonders  vor  n,  /»,  l,  t,  eine  um  so  auffallendere  Erscheinung,  als  s  frühe 
im  Innern  des  Wortes  vor  Konsonanten  verstummt  zu  sein  scheint  und 
anderweitig  ein  etymologisch  begründetes  s  so  leicht  ausgeworfen  wurde,  wie 
auch  dies  eingeschobene  s  meist  im  Neufranzösischen  wieder  ausgeworfen  ist. 
Gleichwohl  hat  es  sich  als  stummes  s  noch  jetzt  in  manchen  Wörtern  erhalten, 
besonders  in  Eigennamen:  resne,  resgue  nfr.  rene  (v.  retinere),  fluste  nfr.  flute 
(it.  flauto  v.  flatus),  pasle  nfr.  pale  (pallidus),  cisne  nfr.  cygne  (cygnus  ralat. 
cecinus),  Nismes  und  Nimes  (Nemausus),  Nesle  (Nigella),  Bresle  (Braella)  u.  dgl. 

J.  Die  Kehlbuchstaben  sind  selten  eingeschoben,  doch  finden  sich  zuweilen 
c  und  g  so  verwendet;  c  in  esclave  (slave,  schon  früh  sclavus)  —  das  vor  t 
oft  im  späteren  Altfranzösischen  eingeschobene  c,  wie  in  mectre,   promectre, 


54    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

quicter  (quitter,  v.  quietus),  scheint  als  stummer  Buchstabe  nur  aus  falscher 
Analogie  mit  faict,  dict,  faictes  u.  dgl.  hervorgegangen  —  ;    g  findet  man  in 
epingle  (spinula)  zur  Erleichterung  der  Aussprache  eingefügt;   so  hat  es  sich 
auch  in  rognon  (gl.  renio  v.  ren)  eingedrängt;  anderswo  ist  gn  vielmehr  als  Ersatz 
anderer  Laute,   denn  als  durch  Einschiebung  eines  g  entstanden  zu  denken. 
f.  Insbesondere   ist    hier    noch    der    Einschiebungen  von   Konsonanten    zur 
Aufhebung  des  Hiatus  zu  gedenken,  selbst  wenn  dieser  erst  durch  Aus- 
werfung von  Konsonanten  entstanden  ist;  hier  sehen  wir  namentlich  v,  h  und 
g  verwendet:    pouvoir    (afr.    pooir   aus    potesse  gl.  potere),    glaive    (gladius), 
pleuvoir  (pluere)  —  envahir  (invadere),  trahir  (tradere),  trahison  (traditionem), 
Cahors  (Cadurci),  afr.  envair,  trair,  traisou  u.  s.  w.  —  aieul  (avolus  oder  aviolus), 
fayence,  fa'ience  (it.  faenza),  glayeul,  glaieul  (gladiolus). 
f.  Endlich  fordert  hier  noch  die  Verdoppelung   einfacher   Konsonanten 
unsere  Aufmerksamkeit.     Das  Neufranzösische    hat   in    der  Schrift  meist  die 
überkommenen    Üoppelkonsonanten    bewahrt,    aber,    neben    der    Vermehrung 
derselben  durch  Assimilation,  selbst  einfache  Konsonanten  häufig  verdoppelt. 
act.  Dies    geschieht  in   vielen  Fällen,    wenn    der    einfache    Konsonant    vor 
einem  auslautenden  stummen  e  stehen  würde:  Etienne  (Stephanus), 
chienne    (v.    canis),    Vannes    (Veneti),    Narboune    (Narbonem),    Anconne 
(Acunum),    pomme    (poma),    Somme    (Samara),    comme    (quomodo),    Cette 
(Setium),    bette    (beta),    Chabotte    (Stabatio),    carotte    (carota),    paresse 
(pigritia),    ecrevisse  (krebiz),    Ecosse  (Scotia),    Sobusse  (Sibuzates),    coflfre 
(cophinus),  goufi're   (y.6Xno<,).     Dies  tritt  namentlich  nach  einem  e  und  o 
ein,  aber  keineswegs  mit  Stetigkeit,   und  besonders  hinsichtlich  der  Kon- 
sonanten n,  m,  t  und  s. 
ßß.  An  anderen  Stellen  des  Inlautes  ist  noch  weniger  ein  Gesetz  der 
Verdoppelung  des  ursprünglichen  Konsonanten  zu  entdecken,    da    sie  so- 
wohl nach  ursprünglich  langem  wie  kurzem  Vokale  eintritt  und  sich  nicht 
etwa  wie  das  lateinische  litera  und  littera,  mile  und  mille  verhält.     Vgl. 
ennemi    (inimicus),    honnete    (honestus),    monnaie    (moneta),    legionnaire 
(legionariiis),    actionner  (v.  action),    pommier  (v.  pomme),   Allier  (Eiaver), 
Ollaus  (Olino),  Garris  (Carasae),  serrer  (serare),  dessous  (de-subtus),  dessiner 
(designare),    Crissay    (Crusinia),    frisson    (goth.    vriosan,     nach    Anderen 
frictionem  gl.  frigitionem  v.   lat.  frigere).     Ausser    dem    s    kommen    hier 
vorzugsweise  die  nasalen  und  liquiden  Buchstaben  in  Betracht, 
c)  Die  Anfügung    am   Ende  des  Wortes  geht  insbesondere  die  Konsonanz  an, 
und  auch  diese  nur  in  beschränktem  Masse,  da  die  Endsilbe  vielmehr  verkürzt 
als  durch  bedeutungslose  Zusätze   verstärkt  ist.     Die  Anfügungen,   welche   hier 
vorkommen,    betreffen   besonders  den  Zahnbuchstaben  s.     Zum  Theil  waren  es 
euphonische  Rücksichten,  welche  diese  Erweiterung  veranlassten. 

Bisweilen  findet  sich  d  dem  nasalen  n  angehängt,  wie  in  Allemand  (Ale- 
mannus),  Normand  (Normannus),  Flamand  (Vlaming),  Armand  (Herman), 
Bertrand  (Bertram),  Baudrand  (Baltram)  u.  v.  a. ,  auch  dem  r  in  tabard 
(taharrus),  beides  wohl  aus  Verwechselung  mit  anderen  häufig  vorkommenden 
Endungen.     Vgl.  marchand  (mercantem),  renard  (regiuhart). 

Die  Anhängung  eines  s  weiset  zum  Theil  auf  das  s  eines  lateinischen 
Nominativ  zurück  oder  ist  ein  üeberrest  der  altfranzösischen  Nominalflexion, 
wenn  auch  auf  lateinische  Wörter  ohne  s  übertragen.  Dahin  gehören  corps 
(corpus),  temps  (t^mpus),  lacs  (laqueus),  Jacques  (Jacobus),  Charles  (Garolus), 
Jules  (Julius),  Hugues  (Hugo),   Doubs  (Dubis),  fonds  (fundus),  fils  (filius),  rets 


§  31.     Doppelformen  desselben  Wortes.  55 

(retis),  legs  (legatum),  lis  (lilium)  u.  dgl.  m.  Das  s  am  Ende  vieler  Städte- 
namen ist  unstreitig  durch  die  häufige  Uebertragung  der  Volksnamen  im 
Plural  auf  Städte  zum  Gebrauche  geworden,  auch  wo  es  nicht  mehr  berechtigt 
war:  vgl.  Soissons  (Suessiones),  Langres  (Lingones),  Chartres  (Carnutes),  Troyes 
(Tricasses),  Cahors  (Cadurci),  Beauvais  (Beliovaci),  Avranches  (Abrincatui),  mit 
Uenes  (Genua),  Londres  (Londinium),  Arles  (Arelate)  u.  s.  w.  Auf  gleiche 
Weise  ist  natürlich  das  x  in  Namen  dieser  Art  zu  erklären:  Caux  (Caletes), 
Evreux  (Eburovices),  Meaux  (Mekli),  Greoux  (Griselum)  u.  a.,  so  wie  das  z  in 
Seez,  auch  Sees  (Saji).  Ein  unberechtigter,  aber  wohl  unzweifelhaft  euphoni- 
scher Zusatz  ist  8  in  den  Verbaleiidungen  suis  (sum),  rends  (reddo),  tiens 
(teneo),  sus  (sapui),  fus  (fui),  avais  (habebam),  vendrais  (vendere  habebam) 
u.  s.  w,,  in  donnes-eo,  vas-y  u.  dgl.,  wo  dies  s  übrigens  auf  das  s  der  zweiten 
Person  zurückweisen  kann;  ebenso  ist  das  s  in  Partikeln,  wie  alors  (ad  illara 
horam),  tandis  (tarn  diu),  jadis  (jam  diu),  Sans  (sine),  jusques  neben  jusquo 
(de-usque),  gueres  neben  guere  (it.  guari  ahd.  weigaro),  nagueres  neben  naguere, 
certes  (certe),  in  den  afr.  avecques,  ores,  doncques,  onques  neben  avec,  or, 
donc,  onc,  so  wie  in  aukes  (aliquid),  lediglich  als  ein  unorganischer  und  eupho- 
nischer Buchstabe  zu  fassen. 

Kehllaute,  wie  q  nach  c  in  Marcq,  Vicq,  Rufecq,  g  nach  Nasalbuchstaben  im 
Altfranzösiscben  in  tesmoing,  besoing,  tienjr,  vieng,  ung,  im  Neufranzösischen 
noch  in  Meung  (oder  Meun  =  Mehun),  seing  (signnm),  sind  orthographische 
Bezeichnungen  derselben  Laute,  welche  auch  ohne  diese  Anhängsel  gesprochen 
werden  würden  und  gehören  zu  den  Willkürlichkeiten  der  alten  Schrift,  welche 
einen  und  denselben  Laut  mehrfach  bezeichnete. 

31.  Doppelformen  desselben  Wortes.  Bei  der  Verschiedenartigkeit  der 
Mittel  das  fremde  Wort  umzugestalten,  so  wie  bei  der  zu  verschiedener 
Zeit  verschiedenen  Art  diese  Mittel  zu  verwenden  und  der  allmählich 
oberflächlicheren  Weise  der  Assimilirung  hat  die  französische  Sprache 
viele  Doppelformen  desselben  Wortes  aufzuweisen,  und  sie  hat  von  diesen 
vielfach  so  Gebrauch  gemacht,  dass  sie  an  die  unterschiedenen  Formen 
Begriffsunterschiede  geknüpft  hat. 
Man  vergleiche: 

avoue,  Schirmvogt;  avocat,  Sachwalter  (advocatus). 

apprendre,  lernen;  apprehender,  fürchten  (apprehendere). 

attacher,  anheften;  attaquer,  angreifen  (it.  attaccare  altn.  taka  engl.  take). 

besoin,  Bedürfniss;  besogne,  Geschäft  (zu  soin  gehörig). 

camp,  Lager;  champ,  Feld  (campus). 

carte,  Karte,  Pappe;  charte,  Urkunde  (charta). 

chetif,  armselig;  captif,  gefangen  (captivus). 

chez,  bei;  case,  Hütte,  Fach  (casa). 

chef,  Haupt;  cap,  Kopf,  Vorgebirge  (caput). 

chose,  Sache;  cause,  Ursache,  Rechtssache  (causa). 

contiance,  Vertrauen;  confidence,  vertrauliche  Mittheilung  (confidentia). 

creance,  Schuldforderung  etc.;  croyance,  Glaube  (credentia). 

droit,  recht,  gerade;  direct,  gerade,  unmittelbar  (directus). 

douer,  begaben;  doter,  ausstatten  (dotare). 

etinceler,  funkeln;  scintiller,  flimmern  (scintiilare). 

freie,  gebrechlich,  schwach;  fragile,  zerbrechlich  (fragilis). 


5G    Erst.  Tlieil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

böte],  Palast,  Gasthaus;  hopital,  Spital  (hospifale). 

JHStesse,  Richtigkeit;  justice,  Gerechtigkeit  (justitia). 

legal,  gesetzlich;  loyal,  bieder  (legalis). 

luajeur,  höher,  mündig;  major.  Major;  maire,  Schultheiss  etc.  (major). 

metier,  Handwerk,  Werkstuhl  etc.;  ministere,  Amt,  Ministerium  (ministerium). 

nager,  schwiuimen  (gl.  navgare);  naviguer,  schiffen  (navigare). 

naif,  unbefangen;  natif,  gebürtig  (nativus). 

natal,  heimisch,  Geburts-;  Noel,  Weihnacht  (natalis). 

papillon,  Schmetterling;    pavillon,    Lusthaus  (papilionem,  schon  im  Lateinischen 

in  beiderlei  Sinne), 
parole,  Wort;  parabole,  Gleichniss,  Parabel  (parabola). 
pätre,  Hirt;  pasteur,  Pastor  (pastor). 
pitie,  Mitleid;  piete,  Frömmigkeit,  Pietät  (pietatem). 
poison,  Gift;  potion,  Arzneitrank  (potionem). 
porche,  Vorhalle;  portique,  Säulengang  (porticus). 
sanglier,  Eber;  singulier,  einzig  (singularis). 
seing,  Unterschrift;  signe,  Zeichen  (Signum). 

(se)  soucier,  sich  bekümmern,  bekümmert  sein;  solliciter,  anregen,  anliegen,  bitten 
(sollicitare). 

sürete,  Sicherheit,  Zuverlässigkeit,  Bürgschaft  etc.;    securite,  Gemüthsruhe,  Sorg- 
losigkeit (securitatem)  u.  v.  a. 
Vgl.  auch  A.  Brächet,  Dictionnaire  des  doublets  ou  doubles  formes  de  la  langue 
fran(;aise,     Paris  1868. 

32.  Angleichung  mehrerer  Wörter.  Umgekehrt  geht  öfter  eine  und 
dieselbe  französische  Wort  form  aus  mehreren  Wörtern  hervor,  und  die 
Etymologie  derselben  wird  auf  diese  Weise  für  das  Sprachbewusstsein 
vollkommen  verwischt,  so  wie  eine  Unterscheidung  der  nunmehr  in  einem 
Worte  enthaltenen  Begriffe  oft  nur  durch  den  Zusammenhang  der  Rede 
möglich  wird,  wenn  nicht  die  Sprache  etwa  durch  das  grammatische  Ge- 
schlecht Nominalformen  dieser  Art  scheidet. 

Man  vergleiche: 
aune  m.  Erle  (alnus);  aune  f.  Elle  (ulna). 

carpe  m.  Handwurzel  (;f«y77oc);  carpe  f.  Karpfen  (ahd.  charpho  mlat.  carpio,  carpa). 
charme  m    Weissbuche  (carpinus);  charme  m.  Zauber  (carmen). 
chartre  f.  Gefängniss  (carcerem);  chartre  f.  Urkunde  (charta). 
coudre,  nähen  (consuere);  coudre  m.  Haselstrauch  (corylus). 
de  m.  Fingerhut  (digitale);  de  m.  Würfel  (datum). 
louer,  loben  (laudare);  louer,  vermiethen,  miethen  (locare). 
palais  m.  Palast  (palatium);  palais  m.  Gaumen  (palatum,    palatus,  wohl  nur  eine 

Verwechselung  mit  palatium). 
pecher,    fischen  (piscari);    pecher,    sündigen  (peccare);    pecher,    Pfirsichbaum    (v. 

peche,  persica). 
perche  f.  Barsch  (perca);  perche  f.  Stange  (pertica). 
queux  m.  Koch  (coquus);  queux  m.  Wetzstein  (cos). 
sanglot  m.  Schluchzen  (singultus);  sanglot  m.  Sattelgurt  (v.  cingulum). 
somme  m.  Schlaf  (soumus) ;    somme  f.  Summe  (summa);    somme  f.  Last  (sagma 

ahd.  soum). 
tendre,  spannen  (tendere);  tendre,  zart  (tenerum)  u.  v.  a. 


§  33.     Eutwickelung  der  einzelnen  erhaltenen  Laute.  57 

33.  Entwickelung  der  einzelnen  erhaltenen  Laute.  Wemi  wir  die  Laute 
einzeln  i)etrachten,  welche  der  Sprache  verblieben  sind,  so  begegnen  wir 
einer  theilweise  unveränderten  Herübernahme  und  einer  theilweisen 
Verwandlung  derselben. 

Die  Vokale  haben  in  dem  neuen  Idiome  grössere  Wandlungen  er- 
litten als  die  Konsonanten  und  sich  nach  festen  Gesichtspunkten  vorzugs- 
weise in  der  Tonsilbe  gestaltet,  während  die  tonlosen  Silben  eine  minder 
sichere  Behandlung  derselben  veranlassten  oder  zuliessen;  doch  hat  sich 
bei  zusammengesetzten  Wörtern  in  den  für  die  Bedeutung  des  Wortes 
charakteristischen  Vorsilben  im  Allgemeinen  eine  grössere  Festigkeit  des 
Vokalismus  bewährt. 

Die  Konsonanten  bewahren  im  Allgemeinen  ihren  Charakter  mit 
grösster  Entschiedenheit,  und  ihre  Wandlung  ist  innerhalb  wie  ausserhalb 
der  Tonsilbe  nach  stetigeren  Grundsätzen  eingetreten.  Diese  Wandlung 
erscheint  zum  Theil  als  Veränderung  der  Lautstufe  der  Konsonanten 
innerhalb  derselben  Lautklasse,  besonders  der  vorzugsweise  sogenannten 
stummen,  d.  h.  der  explosiven  &-,  d-  und  ^r-Laute,  zum  Theil  als  Üeber- 
tritt  einer  Lautklasse  in  die  andere,  z.  B.  der  Gutturalen  in  die  Den- 
talen (wie  des  c  [k]  in  ch,  d.  i.  .sc/?,  des  gutturalen  g  in  das  dentale  g 
oder  jf),  zum  Theil  als  Verwechselung  besonders  der  leichter  beweg- 
lichen und  nicht  abgestuften  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben  mit  einander. 

Für  die  Vokale  wie  für  die  Konsonanten  ist  aber  endlich  noch  die 
mannichfache  Lautverschmelzung  zu  bemerken,  welche  im  Vokalismus 
durch  den  Zusammenstoss  von  Vokal  und  Vokal  (vgl.  traitre  d.  i. 
ü-aditorem,  traitorem;  chaine  d.i.  catena,  caena)  und  durch  Erweichung 
eines  Konsonanten  zum  Vokale  neben  einem  Vokale  (vgl.  aurai  d.  i. 
habere  habeo,  averai,  avrai;  aune  d.  i.  alnus;  maire  d.  i.  majorem,  maj'- 
rem)  hervorgebracht  wird,  im  Konsonantismus  durch  den  Zusammenstoss 
von  Konsonant  und  Konsonant  (vgl.  peril  d.  i.  periculum,  pericl'; 
ecueil  d.  i.  scopulus,  gl.  scopl';  meche  d.  i.  myxa=mycsa),  so  wie  durch 
Vereinigung  von  Konsonant  und  Vokal  oder  wenigstens  Färbung 
des  Konsonanten  in  diesem  Zusammenstosse  (vgl.  vice  d.i.  vitium,  vi9'jum; 
ache  d.  i.  apium,  ap'jum;  bain  d.  i.  balneum,  ba'njum,  baj'num;  etrange 
d.  i.  extraneus,  extran'jus)  entsteht. 

Aehnliche  Vorgänge  kommen  schon  innerhalb  einer  und  derselben  Sprache 
vor;  so  hat  sich  im  Lateinischen  das  ae  des  Genitiv  der  ersten  Deklination  als 
ä  aus  aj,  ai  gebildet,  das  bei  Dichtern  dreisilbige  ariete  ist  wie  arjete  zu  sprechen, 
wie  sich  umgekehrt  Troja  in  Troia  verwandelt. 

Manche  Lautverwandlungen  im  Französischen  lassen  zweifeln,  ob  man  eine 
Lautverschmelzung  oder  die  Auswerfung  eines  von  mehreren  Lauten  an- 
nehmen soll,  ob  Verhärtung  eines  Konsonanten  zum  Vokal  oder  blosse  Dehnung 
und  Verstärkung  des  vorangehenden  Vokales  nach  Ausscheidung  des  Konsonanten. 
Gleichwohl  steht  die  Thatsache  der  Lautveränderung  unter  bestimmten  Bedingungen 
im  Allgemeinen  fest,  wenn  der  physiologische  Vorgang  oder  die  historische  Ent- 
wickelung auch  nicht  überall  klar  vorliegt. 


58    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschii.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

Bei  der  Betrachtung  der  Vokale  und  Konsonanten  nach  ihrem  Ursprünge  giebl 
die  Veränderung  der  Lautzeichen  oder  Buchstaben  nicht  immer  zugleich  den 
Unterschied  der  Lautfärbung  in  der  Aussprache  gleichmässig  an.  Die  Geschichte 
der  Aussprache  des  Fnmzösischen  und  ihrer  allmählichen  Veränderung  liegt  im 
Dunkeln  und  entbehrt  noch  bestimmter  Anhaltspunkte.  Auch  ist  diese  Seite  der 
Sprachentwickelung  nicht  frei  von  mancherlei  Zufälligkeiten  und  theilweise  von 
Einflüssen  abhängig,  welche  sich  nach  ihrer  zeitlichen  und  örtlichen  Entstehung  der 
Beobachtung  entziehen. 

34.  Ursprung  der  französischen  Vokale.  Indem  wir  die  gegenwärtige 
Vokalisation  des  Französischen  ihrer  Entstehung  nach  betrachten,  trennen  wir 
die  einfachen  Vokale  von  den  zusammengesetzten,  unter  denen  wir  die 
monophthongischen  nicht  strenge  von  den  diphthongischen,  die  nasalen 
nicht  von  den  nicht  nasalirten  absondern,  so  wie  wir  der  Diphthongirungen 
nicht  gedenken,  welche  durch  zufälliges  Zusammeusprechen  neben  einander 
stehender  Vokale  sich  im  Laufe  der  Zeit  festgestellt  haben.  Die  etymo- 
logische Betrachtung  hat  einerseits  die  Aussprache  in  den  Hintergrund  zu 
stellen,  und  andererseits  verwandte  Erscheinungen  nicht  zu  trennen.  Wir 
haben  besonders  die  lateinische  Tonsilbe  im  Auge;  unbetonte  Silben,  in 
denen  die  Willkür  neben  Bequemlichkeit  und  euphonischen  Rücksichten 
frei  waltete,  haben  meist  nur  ein  Interesse,  insofern  sie  mit  den  für  die 
Tonsilbe  geltenden  Grundsätzen  übereinstimmen. 

1.     Die  einfachen  Vokale  a,  e  (e,  e,  e),  ?,  o,  u. 

Obgleich  die  Lautverschiebung  und  Trübung  der  ursprünglichen  Vo- 
kale im  Französischen  weiter  als  in  anderen  romanischen  Sprachen  ge- 
gangen ist,  wovon  namentlich  die  Darstellung  der  zusammengesetzten  Vo- 
kale ein  Bild  gewährt,  so  haben  doch  unter  den  einfachen  Vokalen  des 
Französischen  manche  den  einfachen  und  zum  Theü  ungetrübten  Laut  be- 
wahrt. Am  Sichersten  weiset  das  i  auf  ?,  das  freilich  selbst  schon  getrübte 
u  auf  u,  weniger  schon  a  auf  ursprüngliches  a,  o  auf  o,  am  Wenigsten 
e  auf  ursprüngliches  e  zurück,  die  drei  letzteren  vorzugsweise  in  der 
Position. 

a  entsteht: 

1.  aus  lateinischem  a  in  ursprünglicher  Position,  so  wie  aus  dem  betonten  a 
ursprünglicher  Proparoxy tona,  in  denen  oft  eine  französische  Position  ent- 
standen ist: 

char  (carrus),  arbre  (arborem),  Vars  (Varcia),  Tarn  (Tarnis),  Bearn  (Beneharnum), 
art  (artem),  grand  (grandis),  plante  (planta),  ancre  (anchora),  ange  (angelusj,  vache 
(vacca),  flamme  (flamma),  apre  (asper).  — 

chambre  (camera),  manche  (manica),  cage  (cavea),  fade  (fatuus),  voyage 
(viaticum),  volage  (gl.  volaticus),  sauvage  (silvaticus),  aimable  (amabilisj,  auch  wo 
der  ursprüngliche  Ton  im  Französischen  zurückvevlegt  ist:  place  (platea,  doch 
auch  schon  platea),  battre  (battuere).  —  Das  Altfrauzösische  bietet  hier  vielfach 
Formen  wie  caige,  raige  u.  dgl. 

2.  zuweilen  aus  lateinischem  a  vor  einfachen  Konsonanten  in  der  Tonsilbe, 
ohne  Rücksicht  auf  Länge  oder  Kürze  des  Vokales; 


§  34.     Ursprung  der  französischen  Vokale.  59 

lac  (läcus),  mal  (mälum),  pave  (pävat  f.  pävit),  lave  (lävat),  car  (quäre),  Var 
(Värus),  rare  (rärus),  avare  (avärus),  eanal  (canälis),  nienibrane  (membräna),  Bazas 
(Vasätae),  Lezat  (Latusätes). 

3.  weit  häufiger    noch,   ohne  Rücksicht   auf  die  Tonsilbe,    aus    germanischem  a, 
■wenngleich  hier  schon  oft  ahd.  e  statt  a  eintritt: 

gage  (goth.  vadi  ahd.  wetti),  saile  (ahd.  sal),  marri  (goth.  niarzjan  ahd.  marrjan, 
merran),  rat  (ahd.  rato),  vague  (ahd.  wäg),  Conrade  u.  Conrad  (ahd.  Chuonrät, 
Cuonrät  mhd.  Kuonrät  [latinisirt  Conrädus]  nhd.  Konrad). 

4.  aus   tonlosem  a  oft,    namentlich    im  Anlaute  der  Wörter    und    in  vorgesetzten 
Partikeln,  wie  ai,  abs,  ac,  ad,  af,  ag,  al,  am,  an,  ap,  ar,  apo,  anii  u.  a. : 

arene  (arena),  Anduze  (Andusia),  Amboise  (Ambacia),  asperge  (asparagus),  ami 
(amicus),  auier  (amarus),  aheille  (apicula),  abonder  (abuudare)  u.  s.  w.,  paien  oder 
payen  (paganus),  janvier  (januarius),  sarment  (sarmentum)  u.  a. 

5.  aus  e  zuweilen  vor  r  und  n,  namentlich  bei  nasalirtem  Vokale: 

par  (per),  lucarne  (lucerna),  lezard  (lacerta,  lacertus),  marne  (ahd.  mergil), 
Terouanne  (Teruenna),  Durance  (Druentia),  Vande  (Venda),  Gaseran  (Gaserencus), 
seant  (sedendo,  sedentem),  courant  (currendo,  currentem),  Vannes  (Veneti);  so 
auch  in  tonloser  Silbe:  marchand  (mercantem).  In  der  nasalirten  Silbe  hat  dies 
wenig  Auffallendes,  da  an  und  en  schon  frühe  den  gleichen  Laut  darstellten;  so 
schreibt  man  im  Altfranzösischen  auoien  und  encien,  devantrien  und  deveutrien, 
sante  und  sente  (semita).     Den  umgekehrten  Fall  s.  unt.  e. 

6.  Auffallender  ist  die  Entstehung   des  a  aus  i  in   betonter    wie    in    tonloser  Silbe, 
vorzugsweise  in  nasalirter  Silbe. 

langue  (lingua),  sangle  (cingulum),  dans  (de  intus),  ceans  (ecce  intus),  Sans 
(sine),  Langres  (Lingones),  Moiran  (Morginnum),  harangue  (ahd.  bring),  Morsan- 
sur-Seine  (Murciuctus),  dimauche  (dominical,  Avranches  (Abrincatui)  und  Ollans 
(Olino)  mit  vorgerücktem  Accent;  Drac  (Tricus,  doch  auch  Tracus),  bombasin 
(bombycinus),  und  in  tonloser  Silbe:  balance  (bilancem),  Damigny  (Digmaniacus), 
Augouleme  (Iculisma),  Sancerre  (Sincerra),  sanglot  (singultus),  sanglier  (singularis). 
Hierzu  mag  man  den  umgekehrten  Fall  (i  für  a)  vergleichen:    Indre  (Andra). 

e  entsteht: 

1.  mit  verschiedener  Lautfärbung  aus  lateinischem  e  in  der  Position: 

fer  (ferrum),  cent  (centum),  vent  (ventus),  prudent  (prudentem),  Valence 
(Valentia),  sept  (septeni),  sexe  (sexus),  seeptre  (sceptrum),  perds  (perdo),  terre 
(terra),  Sancerre  (Sincerra),  hetre  (holl.  heester,  heister,  auch  nhd.  u.  niederd. 
bester,  heister),  fenetre  (fenestra),  fete  (festa);  so  zuweilen  auch  vor  stummem 
und  flüssigem  Buchstaben:  funebre  (funebris),  lepre  (li'pra),  während  es  sonst 
hier  in  ie  übergeht  (fievre  u.  s.  w.).  —  Doch  ist  es  auch  in  der  Position  zuweilen 
in  ie  übergetreten;  so  in  tiers  (tertius),  niece  (gl.  neptia),  wie  wir  es  im  Altfran- 
zösischen häufiger  noch  antreffen:  iestre  (etre),  biel  (bellus),  mundartlich  ia: 
biax,  noviax  (bei,  nouvel). 

2.  Selten    hat    das  kurze  e  vor  einem  einfachen  Konsonanten  in  der  Tonsilbe  sich 
dem  Uebertritt  in  ie  entzogen,  doch  ist  die  Erhaltung  des  e  nicht  ohne  Beispiele: 

bref  (brevis),  tu  es  (es),  et  (et),  cree  (crt-o),  ministere  (ministerium),  Sens 
(SenÖnes,  nach  Anderen  jedoch  Snnönes). 

3.  Aus  langem  e,  welches  meist  in  ei  und  oi,  auch  i,  ie  und  öfter  in  ai  übergeht, 
hat  sich  bisweilen  vor  n,  in,  l,  r,  doch  auch  vor  anderen  Konsonanten  e  erhalten: 

scene  (scena),  arene  (arena),  etrennes  (strenae),  blaspheme  (blasphrmia),  extreme 
(extremus),  Systeme  (systema),  diademe  (diadema),  cruel  (crudelis),  fidele  (fidelis), 


60    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

zele  (zelus),  cele  (celo),  espere  (spero)  —  College  (collegium),  regle  (regula),  cede 
(cedo),  rets  (retis),  bibliotheque  (bibliotheca),  Lodeve  (Luteva),  Geneve  (Geneva), 
Treves  (Treveri). 

4.  In  tonlosen  Silben,  namentlich  im  Anlaute  der  Wörter  und  in  vorangesetzten 
Partikeln,  hat  es  sich  ebenfalls  oft  erhalten,  so  namentlich  in  den  Vorsilben  e,  ef, 
ex,  re,  rfe,  se  u.  dgl.  m.: 

eglise  (ecclesia),  legume  (legumiua),  decembre  (decembris),  devouer  (devovere), 
denoncer  (denuntiare),  Vergous  (Vergummi),  devoir  (debere),  repentir  (re-poenitere), 
reuuir  (re-unire),  separer  (sepaiare)  u.  s.  w.  Es  vertritt  freilich  auch  Vokale  nnd 
Diphthongen  aller  Art,  wie  in:    secourir  (succurrere),  ecouter  (auscultare). 

5.  Für  ae  und  oe  ist  gleichfalls  e  eingetreten: 

grec  (graecus),  leces  (faeces),  chimere  (chimaera),  lese-majeste  (laesa  majestas), 
cene  (coena),  auch  ausser  der  Tonsilbe:  Enee  (Aeneas),  sevir  (saevire);  so  auch 
in  der  Vorsilbe  pre  (prae)  ii.  s.  w.  Wo  ae  und  oe  bleiben,  werden  sie  in  der 
Aussprache  dem  e  gleichgestellt. 
G.  Oft  entsteht  es  aus  a  vor  einfachem  Konsonanten,  ohne  Rücksicht  auf  die 
Quantität  des  Vokales,  ausgenommen  vor  n,  m,  wo  es  sonst  zu  ai  wird  oder  auch 
a  bleibt;  hier  hat  das  Altfranzösische  oft  ei,  ie,  ebenso  das  Neufranzösische  bis- 
weilen ie: 

chef  (cäput),  nez  (näsus),  mer  (märe),  sei  (säl),  degre  (v.  grädus),  ieve  (fäba), 
eher  (cärus),  Isere  (Isära),  frere  (frätrem),  pere  (pätrem),  mere  (mätrem),  allegre 
(aläcrem),  quel  (quälis),  tel  (tälis),  nef  (nävis),  gre  (grätum),  pre  (prätum),  mortel 
(mortälis),  autel  (altäre),  aimer  (amäre),  aimerent  (amärunt),  cheminee  (camminäta), 
volonte  (voluntätem),  Mayenne  (Meduana),  so  namentlich  in  den  Endungen  äre, 
ärunt,  ätus,  ätem,  älis. 

7.  Auch  a  in  lateinischer  Position  findet  sich  znweilen  in  e  verwandelt,  nament- 
lich vor  r  und  n,  zumal  bei  nasalirtem  Vokale: 

Erve  (Arvii),  Yenne  (Etanna),  ttes  (trans),  Charente  (Carantoniis),  Argenton 
(Argantomagus) ;  über  den  Nasallaut  s.  oben  a  5. 

8.  Aus  germanischem  a  ist  es  zuweilen  neben  den  diphthongirten  Formen  ei,  ai, 
oi,  ie  anzutreffen: 

gerbe  (garba),  alene  (alansa). 

9.  Aus  i  (y)  in  der  Position  geht  ebenfalls  meist  e  hervor: 

cep  (cippus),  sec  (siccus),  ferme  (firmus),  Nevers  (Nevirnumj,  aisseile  (axilla), 
mets  afr.  mes  it.  messo  (missum),  mettre  (mittere),  en  (inde),  souvent  (subinde), 
fendre  (Andere),  Vence  (Vintium),  trente  (triginta)  [neben  vingt  (viginti)],  crete 
(crista),  Angouleme  (Iculisma),  meche  (myxa).  Beispiele  des  Uebertritts  aus 
langem  i  sind  selten;  vgl.  Guilletres  (Gallltae). 

10.  Ebenso  aus  kurzem  i  vor  einfachen  Konsonanten,  in  lateinischen  Proparoxy- 
tonen,  in  denen  im  Französischen  der  Acceut  sich  erhält  nnd  durch  Auswerfuug 
eines  Vokales  Position  entsteht;  sonst  geht  i  in  ei  oder  oi  über: 

net  (nitidus),  verd,  vert  (viridis),  cendre  (cTnerem),  semble  (sTmulo),  tristesse 
(tristitia),  justesse  (justitia)  [neben  justice,  avarice  und  ähnlichen],  auch  zuweilen 
sonst  vor  einfachen  Konsonanten:  ensemble  (in-simul),  wie  aus  germanischem 
kurzen  i:    epeler  (goth.  spillon  ahd.  spellon.). 

11.  Auslautendes  stummes  e  vertritt  vorzugsweise  a,  doch  entspricht  es  auch 
anderen  Vokalen: 

porte  (poita),  aime  (amat),  vice  (vitium),  chantre  (cantorem),  centre  (centrum); 
ob  man  e  hier  als  eingeschobenen  Hülfsbuchstaben  für  die  Aussprache  oder  als 


§  34.     Ursprung  d.  französischen  Vokale.     1.  Die  einfachen  Vokale.  61 

Ersatz  abfrefallener    Konsonanten   betrachten   will,    kommt    im  Wesentlichen  auf 
dasselbe  hinaus. 

i  entsteht: 

1.  sehr  häufig  aus  ursprünglichem  lateinischen  und  germanischen  langen  /;  dieser 
entschiedene  Laut  wird  in  der  Aussprache  gleichwohl  vor  Nasalen  getrül)t: 

fils  (filius),  uiil  (nldus),  ris  (risus),  si  (sl  u.  sie),  vil  (vllis),  gris  (ahd.  gris),  if 
(ahd.  iwa),  canif  (altn.  knifr,  ags.  cnif,  niederd.  knif),  Nil  (Nilus),  avril  (aprTlis), 
ouir  (audire),  venir  (venire),  vie  (vita),  mie  (mica),  vessie  (vesTca),  ami  (amlcus), 
epi  (spica),  epine  (spina),  mime  (mTmus),  singe  (simius),  tige  (tibia),  livre  (libra), 
libre  (liberum),  rime  (ahd.  rim),  riebe  (ahd.  richi),  guise  (ahd.  wisä),  pipe  (altn.  pipa 
ahd.  pfifä  mlat.  pipa),  tin  (finis),  vin  (vinum),  Vervins  (Verblnum),  canin  (canrnus), 
Atride  (AtrTda),  und  so  überhaupt  in  den  Endungen  icws,  Icem,  tlis,  Tniis,  ivus, 
Ire,  igo,  ides  und  in  den  entsprechenden  icus,  icem  etc.,  in  welchen  der  Ton  auf  i 
fortgerückt  ist. 

2.  Aus  i  in  der  Position  erhält  es  sich  bisweilen  neben  e,  ei,  ai,  namentlich 
auch  vor  n,  gn: 

11  (ille),  mil  (niiile),  ville  (villa),  epitre  (epistola),  philtre  (philtrum),  Christ 
(Christus),  dentiste  (gl.  dentista),  prisme  (prisma),  simple  (simplex),  la  Linde 
(Diolindum),  Jubelins  (Diablintes),  quinze  (quindecim),  cinq  (quinque),  Inde 
(India),  instinct  (instinctus),  lynx  (lynx),  malin,  maligne  (malignus),  digne  (dignus), 
seing  u.  signe  (signum). 

3.  Auch  aus  kurzem  lateinischen  /  hat  es  sich,  neben  anderen  Formen,  besonders 
in  Proparoxytonen,  in  denen  der  Accent  durch  Auswerfung  gewahrt  ist,  und 
auch  sonst  erhalten: 

demi  (dimTdius),  mil  (mTlium),  eil  (cilium),  Digne  (Dinia);  sourcil  (supercTlium), 
sacrifice  (sacrifTcium),  avarice  (avarttia),  justice  (justttia),  disciple  (discTpulus), 
titre  (titulus),  arbitre  (arbTtrium),  envie  (invidia)  Tibre  (TVberis),  —  doch  auch 
in:  libre  (ITbrum),  nitre  (nitrum),  vitre  (vTtrum),  mitre  (mTtra),  tigre  (tTgris),  lie 
(ITgo),  plie  (plico),  Site  (situs)  u.  s.  w.  —  so  wie  in  germanischen  Wörtern  mit 
kurzem  i:  escrime  (ahd.  scirm),  elingue  (ahd.  slinkä,  slingä),  esquif  (ahd.  seif,  scef). 

4.  In  tonlosen  Silben  ist  auch  i,  wie  andere  Vokale,  namentlich  in  der  anlauten- 
den Silbe  des  Wortes,  vielfach  erhalten,  obgleich  sich  in  die  Vorsilbe  in  die 
Formen  in,  im  und  en,  ein  theilen,  und  dis  oft  dem  des,  de  weicht : 

image  (imago),  hirondelle  (hirundo),  histoire  (historia),  liaison  (ligationem),  litige 
(litigium),    bisaieul  (gl.  bis-avolus  oder  bis-aviolus),    fidele  (fidelis),   diable  (diabo- 
lus),  Dijon  (Divionem),  disgräce  (<lis-gratia),  civil  (civilis),  cite  (civitatem),  cigue 
(cicuta)  u.  s.  w. 
5  Aus  langem  e  ist  nicht  selten  französisches  ('  entstanden: 

pis  (pejus),    tapis  (tapes,    tapete),    brebis  (vervecem),    merci  (mercedem),  venin 
(venenum),  sarrasin  (saracenus),  raisin  (racemus),  poussin  (puUicenus). 
6.  Auch  bisweilen  (neben  ai  und  oi  oder  ei)  aus  e   in  der  Position,    namentlich 
vor  ns,  wenn  n  ausgeschieden  wurde,  und  vor  ursprünglichem  c; 

pris  (preusus),  marquis  (marchensis),  six  (sex),  issu  (v.  issir,  exire),  lit  (lectus), 
pis  (pectus). 
T.Selbst  aus  kurzem  e  vor  einfachem  Konsonanten  wird  zuweilen   i: 

ni  (neque)  afr.  ne,  mi  (medius),  lis  (lego),    nie  (nego),    scie   (seco),  prie   (precor), 
dix  (decem),  prix  (pretium),  Alise  (Alesia). 
8.  Auffällig  ist  die  Verwandlung  von  a  in  (": 

Indre  (Andra)  vgl.  a  Ü;   auch  in  unbetonter  Silbe:  girofle,  gerofle  (caryophyllum). 


62  Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

O  ist: 

1.  aus  hiteinischem  o  in  der  Position  geblieben: 

col  (collum),  cor  (cornu),  corps  (corpus),  orge  (hordeum),  mort  (mortem),  sort 
(sortem),  fort  (fortis),  dors  (dormio),  notre  (nostrum),  votre  (vostrum),  mont 
(montem),  pont  (poutem),  coiitre  (contra),  coque  (concha);  so  auch  aus  dem  viel- 
leicht ursprünglich  germanischen  o  in:    cotte  (chozzo?  miat.  cotta,  cottus). 

2.  In  wenigen  Fällen  ist  es  aus  langem  und  kurzem  o  erhalten,  beides  nament- 
lich vor  n  und  m; 

a)  non  (nön),  donne  (döno),  couronne  (corona),  personne  (persona),  pondre 
(pönere),  Vaison  (Vasiönem),  Boulogne  (Bonönia)  —  croc  (altn.  krokr)  —  nom 
(nömen),  pomme  (pöma),  Home  (Roma),  coinme  (quömodo),  or  (höra);  octobre 
(octöbrem). 

b)  on  (hömo),  bon  (hönus),  son  (sbnus),  ton  (tönus)  —  mode  (modus),  ecole 
(schüla),  rose  (rosa). 

3.  Aus  tonlosem  langen  und  kurzen  o  nicht  selten;  namentlich  in  der  an- 
lautenden Silbe  des  Wortes,  so  wie  besonders  in  den  Vorsilben  ob,  oc,  of,  co, 
col,  com,  con,  cor,  pro,  post  u.  dgl ,  hat  es  sich  oft  erhalten: 

omineux  (öminosus),  oraison  (örationem),  odeur  (ödorem),  origine  (öriginem), 
originaire  (öriginarius),  opaque  (öpacus),  olive  (öliva),  odieux  (ödiosns),  Olympe 
(Olympus),  Corbeil(CÖröbilium),  oter  (obstare)  obeir  (obedire),  obscur  (obscurus)u.s.w. 

4.  Aus  u  in  der  Position  entsteht  es  besonders  vor  nasalen  und  liquiden  Buch- 
staben : 

onze  (undecim),  ongle  (ungula),  onc,  onques  (unquam),  monde  (mundus),  furibond 
(furibundus),  orme  (ulmus),  Gabors  (Cadurci),  Sorgue  (Sulgas),  noces  (nuptiae); 
vgl.  in  tonloser  Silbe:    ortie  (urtlca). 

5.  Aus  langem  und  kurzem  u,  auch  germanischem  ii  stammt  es  zuweilen 
ebenfalls,  besonders  vor  nasalen  Konsonanten: 

Dröma  (Dröma),    Anconne  (Acünum),    Nyon    (Noviodünum),  Lyon  (Lugdünum), 
Yverdon    und    Yverdun   (Rburodünum)    —    nombre    (nijmerus),    ton    (tüus),   son 
(süus)  —  Alfonse,  Alphonse  (Adalfuns),  Raymond  (Hagimnnd). 
G.  Es  entspricht  auch   bisweilen  dem    lateinischen  au,    namentlich    vor  r  und  s, 
so  wie  dem  gothischen  au  (ahd.  meist  ou,  ö) : 

or  (aurum),  tresor  (thesaurns),  dos  (clausus),  chose  (causa),  ose  (v.  ausus), 
Chälons  (Catalauni);  vgl.  in  tonlosen  Silben:  Orleans  (Aureliani),  oreille  (auricula), 
orage  (v.  aura);  —  lot  (gotb.  hlauts  ahd.  hloz),  löge  (ahd.  loubä,  loubjä  mlat. 
laubia  v.  goth.  laufs  ahd.  mhd.  loup  nhd.  Laub),  galop  (v.  goth  hlaupan  ahd. 
hloufan).  —  Vgl.  das  lateinische  lautus  und  lötus,  fauces  und  sufföco,  plaudo 
und  plödo,  claustrum  und  clostrum  u.  dgl.  m. 
T.Aus  lateinischem  a  findet  man  es  bisweilen  in  französischer  Positions- 
silbe hervorgegangen: 

Orne  (Argenus),  Souime  (Samara),  Dordogne  (Duranius),  und  in  tonloser  Silbe: 
orteil  (articulus). 
8.  Seltsamer  Weise  steht  es  statt  i  in  ordonne  (ordino)   mit   vorgerücktem  Accente. 
Das  Verb  lautet  afr.    ordener    prov.   span.  port,    ordenar,  doch  frühe    schon    afr. 
ordoner  neben  ordener. 

u,  wahrscheinlich  schon  in  sehr  früher  Zeit  getrübt,  wird: 
1.  vorzugsweise  zur  Darstellung  des  langen  lateinischen,  so  wie  des  gothischen  und 
althochdenlschen  ü  verwendet: 

cul  (cülus),  sür  (secürus),  pur  (pürus),  Semur  (Sinemürum),  cuve  (cüpa),  ecu 
(scntnm),  vertu  (virtütem),  eure  (cüra),  enclume  (incüdem),  nue  (nübes),  sue  (südo). 


§  35.     2.  Ursprung  der  zusammengesetzten  Vokale.  63 

pue  (püteo),  mue  (müto),  un  (ünus),  Melun  (Melodünum),  Verdun  (Virodünum)  — 
sur  (ahd.  sür),  ure  (ahd.  ür,  lat.  iirus),  afr.  drut,  drud,  dm  (ahd.  trüt,  drüt), 
ecume  (ahd.  scüm),  brun  (ahd.  brün). 

2.  Selten  entsteht  es  aus  lateinischem  u  in  der  Position  oder  aus  kurzem  m  vor 
einfachen  Vokalen-. 

juste  (justus),  füt  (fustis),  nul  (nuUus)  —  duc  (dücem),  sur  (super),  rüde  (rüdis), 
humble  (humilis),  Luzes  (Kiiisio),  Anduze  (Andüsia);  in  seltenen  Fällen  auch  aus 
germanischem  kurzem  u:   hutte  (ahd.  hutta). 

3.  In  tonlosen  Silben  erhält  sich  u  häufig,    besonders    in   der  anlautenden  Silbe 
und  in  Vorsilben,  wie  sui,  suc,  suf,  sug,  sup  etc.: 

dache  (dücatus\  Uiysse  (Ulysses),  pueril  (piierilis),  ecuelle  (scütula,  scutella), 
süperbe  (süperbus),  humain  (hümanus),  usure  (iisura),  utilite  (ütilitatem),  nudite 
(uüditatem),  und  bei  vorgerücktem  Accente:  utile  (Citilis),  nubile  (nübilis),  rustique 
(rusticus)  —  subtil  (subtiiis),  suifire  (sufficere),  supplier  (supplicare)  u.  dgl.  m. 

4.  Zuweilen    entspricht    u    dem    gothischen    und    althochdeutschen    iu,   neu- 
hochdeutsch eu: 

butin    (nhd.  Beute  altn,  byti,    vom  md.  Zeitwort    büten    altn,   byta),    tudesque 
(ahd.  diutisk  nhd.  deutsch). 
5.«  ist  auch  ans  v  und  b   erweicht,    doch    meist    nach    einem  Vokale,    wodurch 
zusammengesetzte  Vokale  entstehen,  seltener  nach  einem  Konsonanten; 
resolus  (resolvi). 
6.  Der  seltene  Uebergang  aus  au  in  u  erklärt    sich    aus    der  Verwandtschaft  beider 
im  Lateinischen,  wie  in  Vaucluse  (Vallis  Clausi),  vgl.  das  lateinische  claudo  und 
reclüdo,  causa  und  incüso. 

33.     2.    Die  zusammengesetzten  Vokale. 

Hier  kommen  nur  diejenigen  Kombinationen  von  Vokalen  in  Betracht, 
welche  nicht  durch  den  Zusammenstoss  von  anderweitig  erklärbaren  ein- 
zelnen Vokalen  entstanden  sind,  oder  einzelnen  Anomalien  ihren  Ursprung 
verdanken;  wir  betrachten  demnach: 

a)  die  mit  i  schliessenden  ai,  ei,  oi,  ui; 

b)  die   mit  u   schliessenden  au,    eau,    eu,    oeu    und   ou   (mit  Inbegriff  der 
Kombinationen  eui,    uei,    cei  und  oui  vor  dem  jotirten  Schmelzlaute  /); 

c)  die  mit  i  begmnenden  Diphthongen  ie  und  ieu. 
a)  ai}  ei,  oi,  ai: 

ai  (ay)  steht  mit  ei  und  oi  in  naher  Verwandtschaft,  und  diese  drei  gehen 
oft  in  einander  über.  Das  Neufranzösische  hat  das  ai  des  Altfranzösischen  oft 
mit  e,  e  und  e  vertauscht.    Es  entsteht: 

1.  durch  Verbindung  eines  a  mit  einem  nach  Ausfall  des  folgenden  Konsonanten 
daran  stossenden  i  oder  e: 

aimai  (amavi),  sais  (sapio),  mais  (magis),  essai  (exagium),  glaive  (gladius), 
gaine  (vagina),  faine  (fagina),  maitre  (magistrum),  plaid  (placitum),  abbaye 
(abbatia),  afr.  fraile  nfr.  freie  (fragilis),  raire  (rädere),  faire  (facere),  abstraire 
(abstrahere),  chaire  (cathedra),  bai  (badius),  ai  (habeo),  plaire  (placere),  chaine 
(catena),  Varaye  (Varadetum),  trailre  (traditorem).  Da  die  Kehllaute  an  sich 
eine  Neigung  zur  Erweichung  zum  i  haben,  so  ist  bei  manchen  Wörtern  eine 
zwiefache  Erklärung  des  ai  möglich. 

2.  auch  aus  lateinischem  unmittelbar  verbundenen  ae  und  germanischem  di  (ahd. 


64    Erst.  Tbeil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.    nach  ihr.  Abstamm, 

ei):  air  (aer),  laid  (ahd.  leid),  afr.  hairou  nfr.  heron  (ahd.  heigir).    Vgl.  in  un- 
betonter Silbe  ai  statt  ae:   airain  (aeramen).     S.  auch  e  5. 

3.  durch  Versetzung  der  Vokale,  indem  das  tonlose  i  oder  e  meist  vor  an- 
deren Vokalen  in  einer  dem  a  folgenden  Silbe  von  dem  a  angezogen  wird;  so 
aus  den  Endungen  rius,  raus,  tius,  tio,  stus,  sio,  geus,  neiis  etc.,  doch  auch 
ans  tonlosem  ris: 

contraire  (contrarius),  volontaire  (voluntariup),  aire  (area),  glaire  (glarea), 
venaison  (venatioiiem),  liaison  (ligationem),  conjugaison  (conjugationem), 
Vaison  (Vasionem),  maison  (mansionem),  baiser  (basiare),  plaise  (placeat),  fraise 
(fragea),  soudain  (snbitaneus),  bain  (balneum),  Aquitaine  (Aquitania),  vulgaire 
(vulgaris);  dahin  gehört  auch  faisan  (phasianus). 

4.  aus  erweichtem  _;',  g  und  c  nach  a: 

mai  (niajiis),  maire  (majorem),  saie,  sayon  (v.  sagum),  plaie  (plaga),  Beauvais 
(Bellovaci),  Cambray  (Camaracum),  Tonrnay  (Turnacum),  Bavay  (Bagacum), 
baie  (bacca),  braie  (bracca),  haie  (mhd.  hac),  la  Haye  (s'Gravenhaag),  fait 
(factum),  lait  (lactis). 

5.  aus  a  vor  einem  einfachen  Konsonanten,  ohne  Rücksicht  auf  die  Quantität 
des  Vokales,  namentlich  vor  n  und  m,  doch  auch  vor  /,  r,  s,  c,  q,  so  wie  vor 
den  Doppelkonsonanten  ss,  sc  und  x: 

main  (mänus),  demain  (v.  mäne),  grain  (gränum),  nain  (nänus),  sain  (sänus), 
pain  (pänis),  romain  (romänus),  aubain  (alliänus),  semaiue  (septimäna),  maint 
(goth.  manags),  [auch  vor  nn:  etain  (staunum)],  daim  (v.  däma),  faim  (fämes), 
essaim  (exämen),  aime  (ämo);  —  alle  (äla),  chair  (cäro),  pair  (pär,  päris),  clair 
(clärus),  sanctuaire  (sanctnärium),  frairie  (v.  frater,  mit  ausgestossenem  t,  wie 
afr.  fiaire,  paire  s.  oben  e  6.),  haire  (ahd.  här),  braise  (fläm.  brase  vom  schwed. 
brasa  zum  altn.  brasa,  ferruminare  gehörig),  aise  (v.  goth.  azets),  aigre  (äcrem), 
maigre  (mäcrum),  aigle  (äquila),  aigue  (aqua);  —  baisse  (v.  bassus),  ais- (assis, 
axis),  naitre  (nasci),  paitre  (pascere),  paraitre  (gl.  parescere),  paix  (pax),  laisse 
(iaxo);  in  caisse  (capsa)  ist  caspa,  cassa  als  Grundform  zu  nehmen. 
G.  Vor  den  nasalen  Buchstaben  nc,  ng  und  gn  wird  nicht  bloss  a,  sondern  auch 
e  und  i  hier  und  da  in  ai  verwandelt,  während  sonst  in  diesen  Fällen  gewöhn- 
lich ei  gewählt  wird: 

Saint  (sanctus),  vaincre  (vincere),  plaindre  (plangere),  contraindre  (constringere), 
Thain  (Tegna),  daigne  (dignor). 
7.  Von  weiter  Ausdehnung  ist  die  Anwendung    des    ai   vor    dem   jetzt  mit  dem 
jotirten  Schmelzlaute  gesprochenen  /  oder  //.     Hier    entsteht  ai  aus  o,    wie  ei, 
eui,  uei,  oei,  oui  aus  anderen  einfachen  Vokalen: 
«.  theils  vor  II  ohne  Einfluss  eines  anderen  Lautes, 
ß.  theils  vor  /  mit   einem   vorhergehenden  Lippen-,    Zahn-  oder  Kehllaute,    der 

sich  ihm  assimilirl, 
y.  theils  unter  Einfluss  eines  dem  l  folgenden  i  oder  e,  welches  einerseits  kon- 
sonantisch erhärtet  (li  und  le  =  Ij),  andererseits  seine  Stelle  zu  vertauschen 
scheint  (vgl.  palea,  palja  und  paela,  pajla  =  paille)  und  so  den  Konsonanten 
schon  in  seinem  Anheben  vokalisirt. 
««..  Availlon  neben  Avalion  (Aballo),  faillir  (fallere). 

ßß.  baille  (bajulo,  baj'lo),  caille  (mlat.  quaquila  gl.  qnaq'la),  caille  (coagulo  gl. 

cag'lo),    maille    (macula,    mac'la).     Am   Seltensten    werden    überhaupt    in 

diesen  Schmelzlauten  im  Französischen  die  Lippenbucbstaben   assimilirt. 

yy.  bataille  (mlat.  batalia),  paille  (palea),  mail  (malleus),  hail  (mlat.  balium),  ail 

(allium). 


§  35.     2.    Ursprung  der  zusammengesetzten   Vokale.  65 

Zuweilen  wird  iu  diesem  Falle  e  wie  a  behandelt:   Cavaiilon  (Oabellionem). 
8    Aus  langem  e  entsteht  bisweilen  neben  ei  und  oi  auch  ai: 

dahin  gehören  namentlich  die  aus  dem  lateinischen  Him  entwickelten  Formen: 
saussaie  (saliceta),  bonlaie,  chenaie,  aunaie,  pommeraie,  roseraie  u.  s.  w.,  Her- 
meray (Helmoretum),  Fontenay  (Fontanetum),  craie  (creta),  faible  (flebilis)  afr. 
floible  u.  dgl.,  ingleicheu  die  aus  dem  lateinischen  ijbani  entstandene  Verbal- 
endung ais  statt  der  alten  ois,  wie  in  aimais,  aimerais  etc,  die  aus  dem  latei- 
nischen emis  (C'sis)  hervorgegangene  Nominalendung  ais  neben  ois:  fran^ais, 
anglais  u.  dgl.  m.  So  sind  auch  andere  Formen  durch  ähnliche  Vertauschung 
entstanden,  wie  connaitre  statt  des  alten  cognoistre  (cognoscere). 
9.  auch  aus  langem  ('  vor  dem  Nasal  m; 

parrain  (mlat.  patrinus),  marniine   (mlat.  matrina)  durch  Verwechselung  mit 
der  Endung  in,  welche  nasalirt  den  gleichen  Laut  darstellt. 
ei  (ey)  entsteht: 

1.  ähnlich  dem  of,  durch   Verbindung  eines  e  mit  einem   nach  Ausfall  des  folgen- 
den Konsonanten  daran  stossenden  i  oder  e; 

reine  (regina)  afr.  roine,  reine,  seize  (sedecira),  treize  (tredecim);  auch  aus  a 
und  e:    seine  (sagena). 

2.  aus  ae  und  oe: 

baieine  (balaena),  pleige  (v.  praebere),  peine  (poena),  Mein  und  Main  (Moenis, 
Moenus  altkeit.  Moinos,  Moginos  ahd.  Moin  nhd.  Main). 
3=  aus  langem  e  vor  n.  und  m; 

frein  (frenum),  plein  (plenus),  rein  (ren),  veiue  (vena),  haieine  (halena  st.  gl. 
anhela),  Reims  (Rpmi).  Hierher  gehört  auch  Seine  (Sequäna),  worin  die  Silbe 
qua  ausfällt. 

4.  aus  kurzem   e   und    /  vor  n  und  m,   so  wie  aus  /  und  e  vor  7ig,   gn,   nc,    cn 
(ein),  und  m,  ne,  worin  l  und  c-  konsonantisch  erhärten: 

Sein  (Sena),  sein  (sinus),  geindre  (gfimere),  empveindre  (imprimere);  — 
peindre  (pingere),  eteindre  (extinguerej,  teindro  (tingere).  feindre  (fingere), 
ceindre  (cingere),  etreindre  (stringere);  —  enseigne  (insigne),  seing  (signum);  — 
peintre  (pinctor  f.  pictor),  peigne  (pectinem);  —  seigneur  (seniorem),  teigne 
(tinea).     In  neige  (nivea,  nivja)  ist  derselbe  Vorgang  anzunehmen. 

5.  aus  /,  seltener  aus  e  vor  /  und  //  unter  den  oben  (bei  ai  7.)  angegebenen  Be- 
dingungen : 

treillis  (v.  trilix),  oreille  (auricula),  abeille  (apicuia),  corbeille  (corbicula), 
Corneille  (cornicula),  veille  (vigilo),  treille  (trichila),  seille  (situla),  merveille 
(mirabilia),  Cormeilles  (Curmiliaca),  meilleur  (meliorem),  conseil  (consilium),  Cor- 
beil  (Corobilium).  In  seigle  (secäle,  mit  zurückgezogenem  Accente)  ist  cl  als  gl 
erhalten,  übrigens  aber  wie  bei  der  sonstigen  Verwandlung  in  II  behandelt. 

Eine  Anomalie  ist  Charpeigne  (Scarponna);  Queyras  (Quariates)  u.  dgl.  be- 
ruht auf  Vertauschung  von  ei  mit  ai. 

oi  (oy),  eine  im  Französischen  oft  vorkommende  Vergröberung  vokalischer 
Laute,  war  dem  Normannischen  fremd  und  hat  auch  im  Neufranzösischen  wieder 
zum  Theile  anderen  Lauten  weichen  müssen;  gleichwohl  nimmt  oi  in  weitem  Um- 
fange noch  jetzt  die  Stelle  des  e  und  i,  so  wie  anderer  einfachen  Vokale  ein. 

1.  Es   entsteht   bisweilen,   nach  Ausfall  eines  Konsonanten    hinter  o,  au  oder  u, 
durch  Verbindung  mit  folgendem  i  oder  e  (vgl.  ni): 

Roye  (Rodium),  moyeu  (modiolus),  joie  (gaudium),  noise  (nausea),  Sigoyer 
(v.  Segugini),  Bourgoin  (Bergusium). 


88  Erst.  Thl.     Lautlehre.     Zweit.  Abschn.     Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Ahstanim. 

2.  selten  aus  ursprünglichem  oi  (oj)  und  ue: 

Troie  (Troja),  Soissous  (Suessiones). 

3.  durch  Umstellung  der  Vokale,  wobei,  besonders  nach  einem  s,  t  (=  f),  n 
oder  r,  das  i  oder  e  der  folgenden  Silbe  von  einem  vorangehenden  o  oder  u 
attrahirt  wird  (vgl.  ui): 

toison  (tonsionem  -  tösioiiem),  foisou  (fiisionem),  angoisse  (angustia  =  angussia), 
poisou  (potionem),  teiiioiu  (testimouium),  coin  (cuneus),  oignon  (unionem), 
mangeoire  (manducatoria),  oraloire  (Oratorium),  memoire  (memoria),  ivoire 
(eboreus),  Coire  (Curia),  coiffe  (miat.  cofea,  cuphia).  Zuweilen  findet  sich  a  wie  o 
behandelt:    Amboise  (Ambacia). 

4.  aus  0  und  m  ohne  Rücksicht  auf  Länge  und  Kürze  des  Vokales,  auch  aus  au 
vor  ursprünglichem  g  und  c,  welches  hier  zu  i  erweicht,  so  wie  vor  .9«, 
ng  und  nc  innerhalb  wie  ausserhalb  der  Tonsilbe: 

Moiran  (Morginnum  =  Mogrinnum),  foyer  (v.  focus  mlat.  focarium),  voix  (vöcem), 
voyelle  (vöcalis),  noix  (nücem),  noyer  (gl.  nucarius  v.  nux),  noyeau  (gl.  nücalis), 
oie  (auca);  —  accointe  (accognito),  poing  (pugnus),  poindre  (pungere),  oindre 
(ungere),  joindre  (jüngere),  loin  (longe),  point  (punctum).  Hier  greift  oi,  wie  in 
mehreren  Fällen,  in  das  Gebiet  von  ui  über. 

5.  ebenso  aber  auch  aus  e  und  i  vor  erweichtem  g  und  c,  ohne  Rücksicht  auf 
die  Quantität  des  Vokales: 

loi  (legem),  roi  (regem),  loyal  (legalis),  royal  (regalis),  toit  (tectum),  droit 
(directus),  poitrine  (gl,  pectorina),  poitrail  (pectorale),  doyen  (decanus),  soixante 
(sexaginta,  :e  =  cs_),  voiture  (vectura),  poix  (picem);  —  noir  (nigrum),  roide 
(rigidus),  Loire  (Liger),  Madebroye  (Amagetobriga),  courroie  (corrigia),  etroit 
(strictus),  emploie  (implTco),  verdoie  (verdifco),  Troyes  (Tricasses),  Poitiers  (v. 
Pictones),  broyer  (golh.  brikaii  ahd.  brechan;.  In  doigt  (digitus)  hat  g  selbst 
seine  Stelle  behauptet. 

6.  sehr  häufig  aus  langem  e  (auch  nach  ausgefallenem  n) : 

coi  (quietus),  moi  (me),  soi  (se),  Gerberoi  (Gerboredum),  trois  (tres),  crois 
(credo),  dois  (debeo),  avoir  (habere),  devoir  (debere),  soir  (serum),  avoine  (avena), 
voile  (velum),  toile  (telum),  mois  (mensis),  bourgeois  (gl.  burgensis),  toise  (tensa), 
poids  (pensum  mit  poudus  amalgamirt);  so  auch  in  den  Verben  mit  kurzem  e 
im  Infinitiv,  weiche  mit  vorgerücktem  Accente  in  die  zweite  lateinische  Kon- 
jugation übergehen:  percevoir  (percipere  gl.  percipere),  savoir  (sapere  gl.  sapere). 
In  seoir  (sedere)  ist  das  dem  oir  vorangehende  aus  dem  e  der  Silbe  se  erhaltene 
e  im  Neufranzösischen  verstummt.  —  Aus  e  vor  U  entsteht  oi  in  etoile  (stella). 

7.  ebenso  häufig  aus  kurzem  *  vor  einem  einfachen  Konsonanten: 

soit  (Sit),  quoi  (quid),  ibi  (fides),  soif  (sitis),  poil  (pilus),  vois  (video),  Loir 
(Lldericus),  boire  (bibere),  poire  (pira),  poivre  (piperis),  moins  (minus),  moindre 
(minor);  auch  vor  einem  Vokale;    voie  (vTa),  Broyes  (Briae). 

8.  Zuweilen  findet  sich  o«  aus  langem  i  vor  s,  so   wie  aus  i  vor  sc  entwickelt: 

pois  (pTsum),  Clairoix  (Clarlsius),  afr.  cervoise  (cerevTsia),  —  poisson  (v.  piscis), 
Frangois  (Franciscus). 

9.  auch  für  ursprüngliches  au: 

aboie  (ad-baubor),  cloitre  (claustrumX 
10.  für  au  und  oe: 

proie  (praeda),  foin  (faenum,  foenum). 
ui  (uy)  entsteht: 
1.  nach  Ausfall  eines  Konsonanten  hinter  u  oder  0,    durch  Verbindung    mit    fol- 
gendem i  oder  e  (wie  sonst  oi) ; 


§  35.     2.    Ursprung;  der  zus;imraengesctzten  Vokale.  ß7 

pluie  (plüvia),  pui,  piiy  (pudium),  hui  (hodie),  cuire  (cöquere),  fuir  (fügere),  luire 
(lücere  ^].  lücere),  duire  (dficere).  In  juif  (judaeus)  ist  ae  wie  e  behandelt.  Bei 
den  Kehllauten  c  (q),  ij  kann  auch  die  Erweichung  zu  i  Grund  des  Diphthongs 
sein.     Bei  cuivre  darf  man  ciipreum  statt  ciiprum  als  Grundform  annehmen. 

2.  aus  ursprünglichem  ui  (iij),  auch  wi  und  oi  (oj)  (vgl.  oi): 

pruine  (pruiua),  luine  (niina),  fluide  (fluidus),  lui  (ill-huic),  Suisse  (Schwyz), 
suinter  (ahd.  swizzan),  truie  (troja^  troia  sc.  sus),  bruyere  (mlat.  brueria  vom 
kymr.  brwg). 

3.  durch  Umstellung  der  Vokale,  wobei  von  u  oder  o  das  einem  Konsonanten 
folgende  i  oder  e  attrahirt  wird  (vgl,  oi) : 

aiguiser  (acutiare),  amenuiser  (ad-minutiare),  juin  (junius),  puits  (puteus), 
cuir  (corium),  muid  (modius);  bei  l  findet  diese  Umstellung  in  juillet  (Diminutiv 
von  Julius)  statt. 

4.  aus  u  und  o  vor  dem  zum  Vokal  erweichten  c  (vgl.  oi); 

conduit  (conductus),  truite  (mlat.  tructa),  huit  (octo),  biscuit  (biscoctus),  buis 
(buxus  d.  i,  bucsus),  cuisse  (coxa  d.  i.  cocsa),  suie  (v,  succus,  sucus).  Eine  Er- 
weichung des  c  vor  /  findet  sich  in  aiguille  mit  seinen  Derivaten  (acucula  f.  acicula). 

5.  aus  0  vor  si: 

puis  (post),  huis  (ostium),  huitre  (ostrea). 

6.  durch  Umstellung  eines  e  und  u  in  ue,  vi: 

tuile  (tegula  gl.  tugela,  tiiela),  suivre  afr.  sivir,  sivre  (v.  sequi  mit  doppelter 
Wirkung  des  u  gl.  sue[q]uere),  suif  (sevum  gl.  suev  mit  doppelter  Wirkung 
und  Umstellung  des  v).     Vgl.  Truyere  (v.  Triobris  gl.  Troibris). 

Eine  Anomalie  ist  Guilletres  f.  GallTtae  u.  dgl.,  verwandt  mit  dem  ander- 
weitig vorkommenden  Uebergange  von  a  in  /. 
b)  au,  eaii,  en,  oen,  ou. 

au  und  eau  sind  zum  Theil  ihrem  Ursprünge  nach  nicht  verschieden,  meist 
findet  sich  jedoch  eau  nur  da,  wo  ein  ursprüngliches  /  dem  u  gewichen  ist  und 
das  Altfranzösische  neben  el  die  Diphthongirung  ial  bietet,  welche  dann  als  iau, 
eau  oder  auch  iaul,  eaul  auftritt;  doch  findet  sich  auch  au  für  al,  el  und  iL 
Ursprüngliches  oder  aus  anderen  Lauten  entstandenes  /  treffen  wir  übrigens  noch 
häufig  nach  au  au.     Wir  können  daher  beide  gemeinschaftlich  behandeln. 

1.  au,  zuweilen  eau,  entsteht  aus  ursprünglichem  au,  welches  sonst  auch  in  o,  oi 
und  ou  übergeht: 

cause  (causa)  neben  chose,  Paul  (Paulus),  pauvre  (pauperem),  rauque  (raucus), 
Maure  neben  More  (Maurus),  Aleuume  (Alauna).  Hierher  gehört  auch  eau 
(aqua),  welches  aus  aua  nach  ausgeworfenem  Konsonanten  entstanden  scheint, 
afr.  aigue,  ewe,  iaue,  eaue  etc.  In  tonlosen  Silben  hält  sich  au  sehr  oft: 
automne  (autumnus),  aurore  (aurora),  audace  (andacia),  augmenter  (augmentare), 
auslere  (austerus),  cautele  (cautela)  u.  s.  w. 

2.  entspricht  es  ahd.  ö  (goth.  du): 

Jaubert  (ahd.  Gozbert),  Autriche  (Ostarrihi);  kaum  lateinischem  ö:  Chauny 
(Suecöni). 

3.  aus   ah,    ap,   ao    ist   zuweilen    durch    Erweichung    der  Konsonanten    au   ent- 
standen : 

aurai  (habere  habeo  it.  avro),  saurai  (sapcre  habeo),  autruche  (avis  struthio), 
afr.  paraule  (parabola)  nfr.  parole. 

4.  auch  erscheint  es  als  unorganischer  Ersatz  eines  einfachen  a: 

gaufre  (waffel  mlat.  gafrum),  taux  neben  taxe  (v.  taxare),  autour  (afr.  ostor, 
ostour  pr.  austor  it.  astoi  e  lat.  gl.  asturius  von  astur,  vgl.  mlat.  austorius).    In 

5* 


ßS    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamru. 

saule  (,ahci.  salahä,  salha)  uud  gaiile  (goth.  \alus  eugl.  wale)  ist  das  l  Ursache 
der  Laut  Verstärkung. 

5.  gewöhnlich  ist  es  der  Ersatz  eines  ursprünglichen  al  vor  Konsonanten: 

chaud  (calidris),  autre  (alter),  aune  (alnus),  aube  (alba),  bäume  (balsanium), 
sauce  (Salsa),  vaut  (valet),  faux  (falx),  sauf  (salvus),  saut  (saltus),  äuge  (alveus), 
Thibaut  (ahd.  Diotbald)  auch  Thibault,  Avchambaut  (Erchambald),  haubert  (ahd. 
halsperc),  Gautier  (Walthäri),  Gourgaudre  (Curtis  Waldradanae).  In  aumailles 
(animalia),  Äuvergue  (Arvernia)  findet  üebertritt  von  n  und  r  in  /  statt. 

6.  auch  el  und  //  vor  Konsonanten  werden  durch  au  und  eau  ersetzt: 

fleau  (flagellum),  Meaux  (Meldi),  beau  (bellus),  agneau  (agnellus),  anneau 
(annellus),  arbrisseau  (gl.  arboricellus)  u.  s.  w.,  heaume  (goth.  hilms  ahd.  heim), 
bedeau  (ahd.  butil),  sceau,  scel  (sigillum);  in  faisceau  (fascicuhis)  und  Bordeaux 
(Biirdigäla)  sind  d  und  gl  dem  II  gleich  behandelt.  —  In  tonlosen  Silben: 
aumöne  (eleemosyna  gl.  elmosna),  aunee  auch  aulnee  (gl.  helenata  von  helenium, 
inula),  säuvage  (silvaticus),  Sanvigny  (Silviniacus);  in  auberge  (ahd.  heriberga) 
afr.  auch  heberge,  herberge  ist  r  in  l  übergetreten;  vgl.  das  it.  albergo. 

Anomal  sind  Aude  (Edas  auch  Atax  bei  den  Alten),  Auray  (Herius),  Saulieu 
(Sedelaucus)  und  Aehnliches,  namentlich  in  tonloser  Silbe. 

en,  oeu  (ue  und  oe)  stehen  als  getrübte  o-Laute  einander  gleich,  nur  dass  ue 
und  OB  im  Neufranzösischen  nur  in  Verbindung  mit  i  vor  dem  jotirten  Schmelz- 
laute /,  II  vorkommen;  im  Altfranzösischen  finden  sich  die  Formen  puet,  Huedes, 
Hoedes,  juene,  joene,  noef  u.  dgl.  neben  peut,  Heudes  u.  s.  w.  Auch  hat  das 
Altfranzösische  namentlich  statt  des  aus  o  hervorgegangenen  neufranzösischen  eu 
sehr  häufig  o,  ou  und  u,  unter  denen  o  besonders  im  burgundischen,  u  im  nor- 
mannischen Dialekte  erscheint. 
eu  stammt: 

1.  zuweilen  von  ursprünglichem  eu,  namentlich  in  jüngeren  Wörtern: 

Europe  (Europa),  Eumenide  (Eumenidem),  eunuque  (eunuchus),  neutre 
(neutrum),  deuteronome  (deuteronomium),  Teutons  (Teutones)  u.  s.  w. 

2.  zuweilen  entsteht  es  nach  Ausfall  eines  Konsonanten  zwischen  e  oder  i  und  u: 

jeüne  (jejunium),  veuve  (vidua  vgl.  it.  vedova). 

3.  öfter  ist  es  für  au  (aw)  eingetreten  (vgl.  ieu): 

queue  (cauda)  afr.  coe,  coue,  peu  (paucus)  afr.  pau,  pou,  Eure  (Autära),  bleu 
(ahd.  bläo,  bläw),  meurtre  (goth.  maürpr,  doch  ahd.  niord).  -  In  peur  ent- 
spricht eu  dem  ao  (pavor)  afr.  paor,  peor,  peour. 

Das  ü  lautende  eu  in  den  Formen  von  avoir:  eus,  eümes,  eusse,  eu  etc.  war 
altfranzösisch  aü,  eu. 

4.  eu,  ceu  entspricht  sehr  gewöhnlich  dem  ursprünglichen  langen  o: 

seul  (sölus);  Seveux  (Segobodium),  aqueux  (aquösus),  neveu  (nepötem),  heure 
(höra),  leur  (illörnm),  Jongleur  (joculatörem),  douleur  (dolorem),  plenre  (plöro)  — 
vceu  (vötum),  nceud  (nödus),  oeuf  (övum),  moeurs  (mores). 

5.  ebenso  dem  kurzen  o  vor  einfachen  Konsonanten: 

neuf  (növem),  veux  (völo),  meurs  (mörior),  queux  (coqiius),  feu  (föcus),  jeu 
(jöcus),  Feurs  (Forum  Segusianorum),  jeudi  (Jövis  dies),  aveugle  (ab-bculus), 
peuple  fpupulus),  a'ieul  (avolus,  aviöUis),  lincenl  (linteölum),  ligneul  (lineolum), 
fiUeul  (filiclus),  Bailleul  (Baliölus),  boeuf  (bbvem),  cceur  (cor),  oeuvre  (öpera).  — 
Aus  0  in  der  Position  ist  peux  (possum)  neben  puis  entstanden.  — 

Hier  treten  auch  im  Neufranzösischen  neben  eu  die  Formen  ue  und  (b  (aus 
kurzem  o)  in  Verbindung  mit  i  ein;  sie  entstehen  theils  aus  o  mit  folgendem 
li,  /e,  oder  aus  iol,   eol  oder  od:    deuil  (v.   dbleo   gl   dölTum),   fenille    (föha); 


§  35.     2.  Ursprung  der  zusamuiengesetzieii  Vokale.  69 

ecureuil  (sciuriölus),  chevreuil  (capreblus),  cercueil  (sarciölus),  ceil  (öcülus), 
treuil  (torcülus  mit  Umstellung  des  r);  aus  o  vor  Ui:  cueille  (colligo);  —  auch 
aus  ahd.  uol:  fauteuil  (ahd.  faltstuol);  vgl.  leurre  (ahd.  luoder)  wie  deux  (lat. 
duos).  —  Aus  olc  ist  es  wie  aus  od  in  Evreuil  (Evorüläcum)  hervorgegangen; 
in  Corseuil  (Curiosölitae)  ist  das  lange  t  mit  folgendem  Konsonanten  wie 
kurzes  7  vor  Vokalen  behandelt;  in  Luxeuil  (Luxövium)  v  wie  /  angesehen;  vgl. 
Montreuil  (Monstrolium  f.  uionasteriolum).  —  Aus  oil  wird  ebenfalls  bisweilen 
euil:    Breuil  (Broilus),  Marueil  (Marogildis,  mit  ausgeworfenem  g). 

6.  aus  langem  u  ist  es  selten  entstanden: 

Deux  neben  Doubs  (Dübis),  Mandeure  (Epamauduodürum),  meugle  (v.  mügio 
gl.  mügülo),   beurre  (bütyrnm). 

7.  aus  kurzem  u  selten,  und  meist  unter  dem  Einflüsse  eines  folgenden  e  oder  i: 

pleut  (plüit),  jeune  (jüvenis),  fleuve  (flüvius),  gueule  (güla);  auch  aus  a-ü  in 
beur  (bonheur,  lualheur)  für  aür,  eür  (augurium). 

8.  bisweilen  aus  einem  i  vor  dem  zum  u  verwandelten  l: 

cheveu  (capillus),  ceux  (ecce  illos),  afr.  gueude  (ags.  gild  md.  niederd.  gilde), 
feutre  (ahd.  filz  mhd.  vilz  niederd.  filt  ags.  engl,  feit,  schon  mlat.  filtrum, 
feltrum  mit  euphonischem  r;  s.  oben  S.  53). 

OU  ist: 

1.  zuweilen  aus  langem  o  hervorgegangen: 

nous  (nös),  vous  (vüs),  pour  (pro  mit  umg3Stelltem  r),  tout  (totus),  proue 
(pröra),  couple  (cöpula),  Toulouse  (Tolosa),  doue  (döto),  noue  (nödo),  rouvre 
(röbur),  Rou  (altn.  Hrolfr);  auch  in  der  tonlosen  Silbe,  wo  es  überhaupt  statt 
ü  und  u  eine  bedeutende  Stelle  einnimmt:  soulager  (sOlatiari),  foiirreau  (v. 
goth.  fudr  ahd.  fuotar),  avouer,  devouer  (v.  votum). 

2.  auch  aus  kurzem  o  vor  einfachem  Konsonanten,  hier  vorzugsweise  in 
tonloser  Silbe,  obwohl  sich  auch  oft  o  erhalten  hat: 

roue  (röta),  eprouve  (ex-probo),  Vouroux  (Vorugium),  Lectoure  (Lectöra  mit 
vorgerücktem  Accent),  brout  (.ahd.  broz);  —  douleur  (dolorem),  couleur  (cblorem), 
moulin  (mölina),  couronne  (Corona),  souloir  (sölere),  courage  (mlat.  cöragium), 
Toulouse  (Tülösa),  boutique  (apotheca). 

3.  so  auch  aus  o  in  der  Position,  besonders  vor  r  und  n: 

tourne  (torno),  tourbe  (altn.  niederd.  nhd.  torf,  doch  ahd.  zurf),  tourte  (torta), 
cour  (chortem),  coüte  (consto),  couds  (consuo),  epoux  (sponsus),  —  fourmi  (for- 
mica),  Courtray  (Cortoriacum),  tourment  (tormentum),  coutume  (consuetudo), 
oublier  (gl.  oblitare  v.  oblitus),  Goudoin  (ahd.  Gotwin). 

4.  selten  entsteht  es  aus  langem  m,  welches  meist  franzosisches  u  erzeugte,  zu- 
weilen auch  in  o  überging: 

Doubs  (Dübis),  outre  (üter),  coupe  (cüpa,  doch  auch  cuppa),  glouton  (glütonem, 
auch  gluttonem),  Adour  (Atüris,  Atürus,  Aturrus),  lourd  (lüridus). 

5.  dagegen  geht  es  aus  kurzem  u  vor  einfachen  Konsonanten  und  besondersaus 
u  in  der  Position,  ausser  vor  nasakn  Buchstaben,  sehr  oft  hervor,  und  ist 
auch  in  der  tonlosen  Silbe  häufig: 

loup  (lüpus),  joug  (jügum),  couve  (cübo),  Tours  (Türönes),  Bourges  (Bitüriges)  — 
Terouanne  (Taruenna),  Angouleme  (Iculisma),  gouverne  (güberno),  souvent 
(sübinde),  jouvenceau  (v.  juvencus)  u.  s.  w.,  zum  Theil  wohl  unter  Einwirkung 
eines  folgenden  (>,  welches  selber  zum  Vokal  erweicht  zu  denken  ist:  oü  (übi), 
doute  (dübito),  coude  (cübitus),  soudain  (sübitaneus),  souvenir  (subvenire), 
soumettre  (submittere),  sourire  (subridere)  u.  a. 


70    Erst.  'I'heil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.     D.  Wertete,  nach  ihr.  Abstamm. 

goüt  (gustus),  cours  (curro),  four  (furnus),  sourd  (surdus),  jour  (diurnum),  ours 
(ursus),  tour  (turris),  Toul  (Tulliutu),  sourdre  (surgere),  bouche  (bucca),  fourche 
(furca),  goutte  (gutta),  joute  (v.juxta),  louche  (luscus),  sous  (subtus),  souffre(suffero), 
bourg  (ahd.  puruc,  pure,  bürg),  Arnoul  (Arnulf)  —  Tournay  (Turnacum),  etour- 
neau  (v.  sturuus),  fourbir  (ahd.  furban)  u.  s.  w. 
().  Häufig  verwandeln  sich  namentlich  ol  und  ul  in  ou,  worin  l  sich  in  u  auflöst 
oder  bei  Verwandlung  des  o  in  u  schwindet: 

mou  (mollis),  cou  (collum),  absous  (absolvo),  coup  (mlat.  colpus  f.  colaphus), 
moudre  (molere),  coudre  (corylus  gl.  colryus)  —  doux  (dulcis),  soufre  (sulfuris), 
poudre  (pulverem),  ecoute  (ausculto),  poussin  (pullicenus). 

Hier  tritt  bei  folgendem  U,  bl,  fl,  cl  u.  s.  w.  der  jotirte  Schmelzlaut  des  / 
mit  vorangestelltem  i  wiederum  hervor: 

mouille  (mollio),  fouille  (gl.  fodiculo),  bouillir  (bullire),  grenouille  (ranuncuhis), 
agenouiller  (v.  geniculum  gl.  genuculum),  fenouil  (foeniculum  mlat.  fenuclum), 
afr.  genouil,  verrouil  statt  des  neufranzösischeu  genou,  verrou  (veruculum). 

7.  ou  entspricht  auch  dem  lateinischen  a«,  av  und  gothischem  du  (ahd.  om,  ö)  : 

ou  (aut),  loue  (laudo),  ouir  (audire),  jouir  (gaudere),  alouette  (v.  alauda),  eleu 
(clavus),  Anjou  (Andegavi);  in  ouvre  (aperio)  ist  ap  wie  av  behandelt;  —  ecroue 
(deutsch  schrübe,  Schraube  engl,  screw),  houe  (ahd.  houwä  nhd.  Haue). 

8.  aus  germanischem  w  (u)  wird  namentlich  vor  anderen  Vokalen  ou,  welches 
zuweilen  mit  diesen  diphthongirt: 

ouest  (ahd.  west),  Hardouin  (ahd,  Hartwin),  Baudouin  (ahd.  Baldwin),  dagegen 
üoudoin  (ahd.  Gotwin). 
c)  die  Diphthongen  ie,  ien. 

Die  mit  *  beginnenden  neufranzösischen  Diphthongen  sind  grossentheils,  wie 
manche  andere,  aus  ursprünglich  neben  einander  stehenden  oder  durch  Ausfall 
von  Konsonanten  an  einander  gerückten  Vokalen  entstanden,  und  haben  daher 
kein  weiteres  etymologisches  Interesse.  Wir  betrachten  deshalb  nur  die  beiden 
ie  und  ieu,  welche  im  Wesentlichen  nur  als  Lautverstärkungen  anzusehen  sind. 
Die  moderne  Aussprache  tilgt  hier  und  da  die  Diphthongirung  im  Gegensatze  zu 
ihrer  sonstigen  Vorliebe  für  Diphthongenbildung;  so  gelten  z.  B.  die  unten  auf- 
geführten brief,  grief,  relief  gegenwärtig  für  undiphthongirt. 

ie  (ye)  entsteht  zunächst: 

L  aus  ursprunglichem  ie  und  ia,  von  denen  der  letzte  Vokal  ursprünglich  den 
Ton  hat;  doch  auch  in  einigen  Wörtern,  in  denen  der  Accent  auf  einen  ton- 
losen Vokal  fortrückt.    So  auch  unter  2. 

Gien  (Giemum),  Vienne  (Vienna);  Viniec  (Vinciäcum),  Amiens  (Ambiäni), 
Bastien  (Sebasti<inus),  chretien  (christiänus\  essentiel  (gl.  essentiälis),  veniel 
(veniälis)  u.  v.  a.  Auch  io  und  eo  findet  man  so  behandelt:  biere  (ahd.  bior, 
ags.  beör),  Thierry  (ahd.  Diotrih),  Liege  (Leodium),  afr.  liepard  (leopardus  nfr. 
leopard);  so  auch  eu  in  mien  (meum),  dem  auch  tien  und  sien  (tuum,  suum) 
assimilirt  wurden;  vgl.  afr.  diex  (deus). 

2.  nach  Ausfall  eines  Konsonanten  zwischen  i  und  a  oder  e  und  a: 

lien  (.ligämen),  Ambieres  (Ambibäri),  Etienne  (Stephänus);  vgl.  Yenne  (Etanna). 

3.  durch  Umstellung  der  Vokale  ai  oder  ei  in  den  Endungen  auf  ari-,  eri-: 

Premier  (primarius),  denier  (denarius),  sentier  (semitarium),  destrier  (dextrarius), 
sanglier  (singularis),  metier  (ministerium)  u.  v.  a. 

4.  übrigens  entwickelt  es  sich  selten  aus  langem  oder  kurzem  a  im  Neufran- 
zösischen, häufiger  jedoch  im  Altfranzösischen: 


§  36.     Ursprung  der  franzüsis'^hen  Konsonanten.  71 

biere  (ahd.  bära),  afr.  chier  (cärus),  nief  (nävis),  chievre  (cäpra)  u.  dgl.  m.  — 
chien  (cänis),  grief  (gravis);  afr.  chief  (cäput),  chiez  (casa)  u.  a, 

5.  oft  geht  es  aus  kurzem  e  vor  einfachem  Vokale  hervor: 

bien  (bene),  brief,  bref  (brevis),  relief  (v.  levo),  fiel  (fei),  fier  (ferus),  miel 
(mel),  pied  (pedem),  hier  (heri),  tient  (tenet),  vient  (venit),  sied  (sedet),  lierre 
(hedera),  lievre  (leporem),  fievre  (febris),  tiede  (tepidus),  entier  (integrum),  arriere 
(ad-retro),  pierre  (petra),  yeble  (ebulus).  Hierher  gehört  auch  vieil  (vetulus) 
mit  dem  jotirten  Schmelzlaute,  welcher  aus  tl  entstanden  ist.  In  Thievres 
(Teucera)  ist  u  zu  v  erhärtet. 

6.  selten  aus  langem  e,  dem  auch  ae  und  oe  gleichgestellt  sind: 

rien  (rem),  cierge  (cereus),  siege  (v.  sedes),  Rogier  (ahd.  Hruodger)  neben 
Beranger  u.  a.,  afr.  lie  (laetus),  ciel  (caelum,  coelum). 

7.  seltener  noch  aus  e  in  der  Position: 

tiers  (tertius),  niece  (gl.  neptia),  häufiger  im  Altfranzösiscben:  biel  (bellus), 
iestre  (it.  essere). 

8.  das  i  erhält  in  der  Position  ausnahmsweise  dieselbe  Lautverstärkung  in  dem 
Worte  vierge  (virgo).  Bievre  weiset  auf  altn.  bifr  ahd.  bibar  lat.  fiber,  vgl. 
jedoch  auch  das  vereinzelte  Adj.  bebrinus  in  Schoi.  Juv.  12,  34. 

ieu  ist  eine  seltene  Diphthongirung: 

1.  der  Doppelsilbe  io  (eio),  eu: 

sieur,  monsieur  (senior),  dieu  (deus), 

2.  für  eu,  nu,  o  in  einigen  Wörtern: 

lieue  (lat.  leuga,  leuca  kelt.  Urspr.),  Saulieu  (Sedelaucus),  Charlieu  (Carilocus), 
lieu  (locus),  Lisieux  (Lexovium),  selbst  Lieury  (Lubariacus). 

3.  in  denjenigen  Fällen,  in  welchen  narh  dem  französischen  Diphthong  ie  eiu  / 
sich  in  u  verwandelt: 

vieux  (vetulus),  mieux  (melius),  cieux  (v.  ciel);   in    ähnlicher  Weise  hat  sich 
aus    ursprünglichem    il,   icl  und   selbst    od   die  Diphthongirung  ieu  entwickelt: 
yeuse  (Tlicem),  epieu  (spiculum),  essieu  (axiculus),  yeux  (oculi)  afr.  iex,  ex. 
36.     Ursprung    der   französischen  Konsonanten.     Wir  betrachten  die  er- 
haltenen Konsonanten  der  französischen  Sprache  in  der  Reihenfolge,  welche 
wir  oben  aufgestellt  haben. 

1.  Die  nasalen  und  die  flüssigen  Konsonanten  n,  m,  l,  r. 
Diese  Konsonanten  haben  sich  neben  dem  s  in  ihrer  Stellung  zwischen 
Vokalen  am  Festesten  erhalten,  während  die  übrigen  leicht  elidirt  wurden. 
Bei  dieser  Festigkeit  sind  sie  gleichwohl  wandelbar  und  werden  mit  ein- 
ander vertauscht.  In  der  Assimilation  nimmt  namentlich  l  die  Stelle  von 
mehreren  Lippen-,  Zahn-  und  Kehllauten  ein,  so  wie  ?•  an  die  Stelle  von 
anderen  Zahnlauten  tritt  (s.  oben  S.  49),  und  selbst  einzeln  stehend  sind 
beide  bisweilen  aus  anderen  Zahnlauten  hervorgegangen. 

n  entsteht: 
1.  aus  ursprünglichem  n: 

a)  im  Anlaute  des  Wortes:  uavrer  (v.  ahd.  nabagt'r  nhd.  Näher  nord.  nafar, 
nach  And.  v.  ahd.  narwa  nhd.  Narbe),  nez  (nasus),  nice  (nescius),  uoces  (nuptias), 
nous  (nos),  nue  (nubes);  mit  g  verbunden,  wie  in  gnomon,  gnostique,  nur  in 
neueren,  meist  griechischen  Wörtern. 

b)  im  Innern  des  Wortes,  zwischen  Vokalen  :  tenir  (teuere),  general  (generalis), 
peine  (poena),  ruine  (ruina),  opinion  (opinionem),  monument  (monumentum), 
auch  nach  Ausfall  eines  Konsonanten:    Rhone  (Khorlanus): 


72    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.     D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamni. 

und  angelehnt  an  einen  vorhergehenden  Konsonanten:  pernicieux  (perni- 
ciosus), Orne  (Argenus),  Etna  (Aetna),  Abner  u.  dgl.  —  In  Verbindung  mit 
(/  erhält  es  sich  ebenfalls  meistentheils,  sei  es,  dass  dies  y  ursprünglich  ist: 
magne  (magnus;  jetzt  veraltet,  doch  in  Charlemagne,  niagnaninie  u.  a.  er- 
halten), regne  (regnum),  signe  (Signum),  poignee  (gl.  pugnata),  repugner 
(repugiiare),  Saint-Aignan  (Anagnutes),  oder  dass  es  aus  einem  erhärteten  und 
umgestellten  i  (in  den  Silben  an»,  eni,  ini,  oni,  uni  vor  anderen  Vokalen)  ent- 
steht: campagne  (campauia),  Avignou  (Avenionem),  Digue  (Dinia),  Boulogne 
(Bolonia).  Bisweilen  ist  freilich  gn  aus  dissimilirtem  nn  selbst  entstanden,  wie 
in:  Charpeigne  (Scarponna),  grogner  (grunnire),  während  sich  sonst  nn  erhält: 
annal  (annalis),  hennir  (hinnire),  inne  (innatus),  innombrable  (innumerabilis); 

meistentheils  auch  vor  einem  nachfolgenden  Konsonanten:  ange  (angelus), 
anguille  (anguilla) ,  triangle  (triangulus),  Sancerre  (Sincerra),  Periandre 
(Periauder),  Charente  (Carautonus),  nientir  (meutiri),  Henri  (Heinrich),  Conrade 
(Chuonrät),  quinze  (quindecim),  anse  (ansa),  obgleich  «  besonders  vor  s  und  c 
synkopirt  ist  (s.  oben  S.  46)  und  sich  vor  r  meist  nur  mit  einem  eingeschobenen 
(/  erhält:  gendre  (generum),  feiudre  (fingere)  (s.  oben  S.  53). 
c)  Im  Auslaute  des  Wortes  weiset  n  meist  auf  ursprüngliches  n  zurück:  bien 
(bene),  fin  (finis),  son  (sonus),  lion  (leonem),  un  (unus),  bain  (balneum).  Nach 
sich  duldet  es  meist  nur  verstummte  Konsonanten,  wie  in  feud  (fendit),  vend 
(vendit),  sont  (sunt),  Saint  (sanctus),  argent  (argentum),  dient  (clientem),  moins 
(minus),  sang  (sanguis),  namentlich  auch  Flexionsbuchstaben :  Amieus  (Ambiani), 
Vervins  (Verbinum),  Chälons  (Catalauni),  les  ans,  chretiens,  jardins,  paons  u.  s.  w. 
Selten  duldet  es  vor  sich  ein  r:  Tarn  (Taruis),  Bearn  (Beueharnum),  wie 
namentlich  iu  den  Fremdwörtern :  Thorn,  cap  Hörn  u.  dgl.  Gewöhnlich  fällt 
hier  sonst  ursprüngliches  n  ab :  enfer  (infernum),  four  (furnus),  jour  (diurnum), 
u.  s.  w.  (s.  oben  S.  48).  Auch  ein  g  leidet  es  nicht  vor  sich;  der  Kehllaut 
wird  entweder  ausgeworfen:  Thain  (Tegna),  benin  (benignus),  malin  (malignus), 
oder  g  und  n  wechseln  ihre  Stelle,  so  dass  g  nur  als  stummer  Buchstabe  er- 
scheint: etang  (stagnum),  poing  (pugnus).  Doppeltes  n  wird  am  Ende,  ausser 
in  Fremdwörtern,  nicht  geduldet:  Inn,  Hofmann,  dagegen  etain  (stannum),  an 
(annus). 
2.  entsteht  es  aus  ursprünglichem  nt : 

a)  im  Anlaute:  nappe  (mappa),  nefle  (mespilum),  natte  (matta). 

b)  im  Innern  des  Wortes,  selten  zwischen  Vokalen:  daine  (dama),  häufig  vor 
Zahn-  und  Kehllauten:  printemps  (primum  tempus),  Linthes  (Limiti),  taute 
afr.  ante  (amita),  sentier  (semitarius  v.  semita),  conter  (computare)  neben 
compter,  emprunter  (gl.  inpromptare),  Nantes  (Namnetes),  craindre  (tremere), 
empreindre  (imprimere),  ponce  (pumicem),  ronger  (rumigare),  ran(;on  (redempti- 
onem),  ranche  (ramicem),  grincer  (ahd.  gremizon),  und  so  namentlich  auch  vor 
einem  aus  i  oder  e  erhärteten  g:  singe  (simius),  songe  (somnium),  vendange 
(vindemia),  conge  (commeatus);  vor  n  assimilirt  es  sich  bisweilen  demselben: 
colonne  (columna),  obgleich  hier  auch  die  Assimilation  mm  erscheint  (s.  oben  S.  49). 

c)  im  Auslaute,  wo  es  als  Bestandtheil  des  nasalirten  Vokales  sich  von  m  im 
Laute  nicht  unterscheidet,  ist  es  auch  öfter  an  seine  Stelle  getreten:  on  (homo), 
mon  (meum),  ton  (tuum),  son  (suum),  Vergons  (Vergummi),  rien  (rem),  Gien 
(Giemum),  airain  (aeramen),  raisin  (racemus),  Gauteran  (ahd.  Walahram),  auch 
mit  angefügtem  unorganischen  und  stummen  d:  Baudrand  (ahd.  Baltram), 
Bertrand  (Bertram).  Im  Altfrauzösischen  finden  wir  noch  häufiger  n  statt  m  im 
Auslaute:  fain  (faim),  non  (uom),  ciain  (claim  v.  clamare):  hons  (homnie)  u.  a. 


§  36.     ürspr.  der  Kons.     1)  Die  nasal,  ii.  fliiss.  Kons  73 

3.  bisweilen  entsteht  es  aus  /  und  selbst  r-. 

uiveau  (libella),  Mens  (Mellosectuni),  Vedene  (Vindaliuin,  Vindalum),  marue  alV. 
niarle,  merle  (niarga  mlat.  margila  ahd.  oiergil),  poterne  afr.  i)üsti'rie(posterula)  — 
Aienvon  (Aulerci;. 

4.  in  der  Stellung  (/«,    «</,    nt^    so  wie  gn  findet  man  d,   t  und  ^  zuweilen    dem    n 

assimilirt  (s.  oben  S.  49);  in  palefrenier  (mlat.  paiafrenarius  v.  paraveredus)  ist 
d  zwischen  Vokalen  mit  n  vertauscht. 

in  weiset 

1.  auf  ursprüngliches  m: 

a)  im  Anlaute,  wo  es  nie  aus  einem  anderen  Laute  entsteht;  niai  (majus), 
uiauquer  (v.  mancus),  mer  (mare),  mordre  (mordere),  ma(;on  (mlat.  raachio, 
luacio,  matio  afr.  niachon,  niacon  pr.  masso,  doch  wohl  ursp.  ahd.  meizo,  mezzo), 
Jlaubert  (ahd.  Madalbert),  niaint  (ahd.  manac),  selbst  in  Verbindung  mit  n: 
Muemosyne,  mnemonique,  mnemotechnique  und  anderen,  meist  dem  Griechischen 
entlehnten  Wörtern. 

li)  im  Innern  des  Wortes  zwischen  Vokalen:  amitie  (amicitia),  fronient 
(frumentum),  lumiere  (v.  lumen),  hameau  (ahd.  heim  goth.  haims); 

an  einen  vorhergehenden  Konsonanten  angelehnt:  arme  (arma),  almanach 
(arab.  al-manah),  asthme  (asthma),  so  auch  meist  nach  einem  vorhergehenden  m: 
commun  (communis),  immortel  (immortalis),  sommite  (summitatem)  u.  s.  w,; 

vor  Lippenlauten  hat  es  sich  erhalten:  campagne  (campania),  temple 
(templum),  compter  (computare)  neben  conter,  ambigu  (ambiguus),  ombre 
(umbra),  vor  v  in  unorganischen  Wörtern  wie  duumvir,  triumvir  u.  dgl.,  selten 
vor  Zahnlauten,  wie  in  comte  (comitem),  comtesse,  comte,  hamster,  ebenso 
selten  vor  n  und  hier  theils  verstummend,  theils  ohne  Nasalirung  des  Vokales: 
condamner  (condemnare),  automne  (autunmus),  automnal,  somnifere  (somnifer), 
Agamemnon  u.  dgl.; 

vor  l  und  r  wird  es  durch  Einschiebung  eines  h  erhalten:  sembler  (simulare), 
cbambre  (camera),  bei  Einschiebung  eines  d  dagegen  geht  es  in  n  über  (s.  oben); 
doch  steht  es  vor  r  in  Domremy;  ausgeworfen  ist  r  in  Somme  (Samara);  m 
zwischen  zwei  r  ist  in  marbre  (marmor)  mit  h  vertauscht. 
c)  im  Auslaute  steht  es  mit  nasalirtem  Vokale  selten  allein,  wie  in  nom  (nomen), 
prenom,  renom,  faim  (fames),  parfum  (v.  per-fumare),  daim  (dama),  Adam, 
häufiger  in  unorganischen  W'örtern  ohne  Nasalirung  des  Vokales:  olim,  interim, 
maximum,  Abraham,  Sem  u.  dgl.,  doch  hat  es  sich  vor  stummen  Lippen- 
buchstaben, denen  noch  andere,  namentlich  Flexionsbuchstaben,  folgen  mögen, 
mit  nasalirtem  Vokale  erhalten-  plomb  (plumbum),  aplomb,  surplomb,  Colouib 
(Columbus),  camp,  champ  (campus),  temps,  printemps  (tenipus),  exempt  (exem- 
ptus),  romps,  rompt  (v.  rumpere). 

2,  aus  ursprünglichem  «.- 

Dieser  Fall  tritt  nur  im  Inlaute  ein,  theils  zwischen  Vokalen:  Aleaume 
(Alauna),  Firnes  (Eines),  venimeux  (v.  venenum),  etamer  (v.  stannum),  theils 
nach  Konsonanten,  dies  namentlich  nach  einem  7«,  wo  sich  n  jenem  assi- 
milirt: nommer  (nominare),  femme  (femina)  (s.  oben  S.  49),  und  nach  /■  in 
Charme  (carpinus);  im  Zusammenstoss  mit  folgendem  h  ist  die  Verwandlung 
natürlich  in  Lombard  (Longobardus),  Gombert  und  Jombert  (ahd.  Guntperht 
mhd.  Gumbert),  Lambert  (abd.  Lantperaht  mhd.  Lambert),  auch  vor  einem  folgen- 
den m:    prudemment  (;prudenti  mente)  u.  s.  w.  (s.  oben  S.  49). 


74   Erst.  Tbl.    Lautlehre.     Zweit.  Abschn.    Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstainm. 

3.  aus  i,  wie  umgekehrt  h  aus  ?«  sich  entwickelt: 
samedi  (sabbati  dies). 
1  bat  sich 

1.  aus  ursprünglichem  /  erhalten: 

a)  im  Anlaute,  wo  es  selten  abgeworfen  ist  (s.  oben  S.  46):  langue  (lingua), 
lettre  (littera),  Loire  (Liger),  loutre  (lutra);  auch  bleibt  es  im  Anlaute  mit 
Yoraotretendem  Lippen-  und  Kehllaute:  plaie  (plaga),  bloc  (ahd.  piloh,  bloch, 
bloc),  flamme  (flamma),  clair  (clarus),  glaive  (gladius);  doch  ist  voranstehendes 
g  bisweilen  wie  h  abgeworfen  (s.  oben  S.  45.  46). 

b)  im  Innern  des  "Wortes  ist  es  regelmässig  zwischen  Vokalen  erhalten: 
malade  (male  aptus),  douloureux  (dolorosus),  calice  (calicem);  ebenso,  wenn  es 
sich  an  vorhergehende  Konsonanten  anlehnt  oder  mit  Lippen-  und 
Kehlbuchstaben  die  Silbe  anlautet:  Charles  (Charal,  Karl),  Arles  (Arelate), 
enlever  (inde  levare),  cable  (capulum),  aigle  (aquila),  Grenoble  (Gratianopolis), 
angle  (angulus),  ongle  (uugula),  cercle  (circulus),  selten  jedoch  vor  einem 
Konsonanten,  wie  in:  balcon  (sp.  balcon  it.  balcone  v.  ahd.  balcho,  balco), 
bulbe  (bulbus),  Beige  (Belga),  alterer  (uilat.  alterare),  poltron  (it.  poltrone), 
palme  (palma)  neben  paume,  colporter  (v.  coUum,  portare)  u.  a.,  während  sonst 
/  in  diesem  Falle  sich  in  u  verwandelt:  bäume  (balsamum),  dauphiu  (delphi- 
nus),  vaut  (valet),  veut  (vult),  poumon  (pulmonem),  doux  (duicis)  etc.,  obgleich 
hier  oft  neben  dem  aus  /  hervorgebildeten  u  das  l  selbst  geschrieben  wurde, 
afr.  hault  (altus),  loiaulteis  (mlat.  legalitas),  vault  (valet)  u,  s.  w.,  wie  noch  im 
Neufranzösischen  oft  in  Eigennamen:  Thibault,  Arnault,  Arnauld,  Arnould,  und 
bisweilen  in  faulx  (falx),  so  wie  in  aulx  (allium)  neben  ails.  Hier  ist  l  freilich 
stumm,  wie  es  auch  in  pouls  und  fils  verstummt  ist. 

c)  im  Auslaute  ist  ursprüngliches  /  ebenfalls  erhalten:  mal  (malum),  canal 
(canalis),  sei  (sal),  ciel  (caelum),  vil  (vilis),  Paul  (Paulus),  seul  (solus),  poil 
(pilum);  obwohl  erhalten,  verstummt  es  iudess  bisweilen,  namentlich  nach  /, 
wie  in  nombril  (umbilicus),  sourcil  (supercilium)  u.  a.  Doppeltes  l  bleibt  nur 
in  Fremdwörtern  wie  bill,  111  n.  dg].,  sonst  vereinfacht:  metal  (metallum),  val 
(vallis),  duel  (duellum),  11  (ille),  nul  (nullus),  fiUeul  (filiolus),  rossignol  (lusciui- 
olus);  obgleich  auch  auslautendes  /  sich  in  u  verwandelt:  chou  (caulis),  peau 
(pellis),  beau  (bellus),  mou  (mollis)  u.  s.  w.  Jedoch  ist  /  am  Ende  bisweilen 
abgefallen:  guimpe  (ahd.  wimpal),  ange  (angelus),  amande  (amygdala)  u.  a., 
während  es  sich  sonst  wohl  selbst  mit  Verdrängung  anderer  nachfolgender 
Laute  als  Auslaut  geltend  macht:  Raoul  (Hrolfr),  marechal  (marahscalh), 
senechal  (senescalh). 

2.  ist  es  aus  ursprünglichem  ;•  entstanden: 

a)  in  Verbindung  mit  einem  anderen  anlautenden  Konsonanten:  flairer  (fra- 
grare), pleiger  (praebere). 

b)  im  Innern  des  Wortes:  matelas  (pr.  almatrac  arab.  al-matrah),  crible  (cribrum), 
afr.  Christophle  (Christophorus),  Herault  (Arauris);  einem  folgenden  /  ist  r  assimi- 
lirt  in  chambellan  (afr.  chamberlanc,  chamberlain  ahd.  chamerling),  wie  afr. 
hier  und  da  paller  f.  parier,  Challot  f.  Charlot,  melle  f.  merle  u.  dgl.  Vgl.  das 
lateinische  pellucidus,  pelluceo,  pellego.  Auch  ist  r  wie  l  behandelt  in  Auvergne 
(Arvernia),  Perigueux  (Petrocorii). 

c)  im  Auslaute:    autel  (altare). 

3.  aus  ursprünglichem  n : 

Dies  geschieht  bisweilen  im  Inlaute,  wie   in  orphelin  (v.  orphanusj,  Palerme 
(Panormus),  Boulogne  (Bononia),  Malvoisie  (Monembasia),  Roussillon  (Ruscinoneui), 


§  3(5.     Urspr.  der  Kons.     1)  Die  nasal,  u.  flüss.  Kons.  75 

Houcilles  (Oscinejum),  Senlis  (Sumanecti),  gonfalon  neben  gonfanon  (ahd.  gund- 
fano),  afr.  alnie,  arme  (anima),  Colstentinoble  (Constantinopoüs),  velin  (vene- 
num)  u.  a. 

4.  ein  Beispiel  der  Vertauscbung  eines  d  mit  /  bietet  cigale  (cicada). 

5.  besondere  Beachtung  verdient  der  jotirte  Schmelzlaut  des  //  und  /  im  In- 
laute und  Auslaute,  welcher  zwar  nicht  durchweg,  doch  im  Allgemeinen  etymo- 
logisch begründet  ist.     Er  entsteht: 

a)  aus  einfachem,  seltener  aus  doppeltem  /  vor  einem  i  oder  e  mit  folgendem 
Vokale:  fille  (tilia),  vaille  (valeat),  paille  (palea),  Marseille  (Massilia),  Cavaillon 
(Cabelliohem),  conseil  (cousilium),  ail  (allium),  mail  (malleus),  mil  (milium). 

Ausnahmsweise  findet  sich  hier  /  mit  seinem  gewöhnlichen  Laute  in  eil 
(cilium),  exil  (exsilium),  Toul  (Tullium)  u.  a. 

b)  bei  der  Assimilirung  von  Lippen-,  Zahn-  und  Kehllauten  mit  einem 
folgenden  /;  grouiller  (ahd.  grubilon),  volaille  (volatilia),  caille  (mlat.  quaquila), 
fouiller  (gl.  fodiculare),  graille  (mlat.  gracula),  veiller  (vigilare),  freille  (trichila); 
ecueil  (scopiilus),  vieil  (vetulus),  wil  (oculus),  peril  (periculum). 

Auch  die  umgekehrte  Stellung  It,  Ic,  lg,  Ih  giebt  zuweilen  diesem  Schmelz- 
laute seinen  Ursprung:  Corseuil  (Coriosolitae),  Evreuil  (Evoroläcum),  Chailly 
(v.  Calägum),  cueille  (colligo),  Guillard  (ahd.  Wilihart). 

c)  zuweilen  aus  //  oder  /,  ohne  durch  Vokalisation  oder  Konsonanz  bedingt  zu  sein: 
faillir  (fallere  gl.  fallire),  mouiller  (v.  mollis  gl.  molliare),  bouillir  (bullire),  anguille 
(anguilia),  grillon  (v.  gryllus),  Availlon  neben  Avallon  (Aballonem)  —  saillir 
(salire),   piller  (pilare,  compilare),  fenil  (fenile),   fauteuil  (ahd.  faltstuol)  u.  e.  a. 

Auch  aus  n  und  r  hat  sich  dieser  Schmelzlaut  entwickelt:  Roussillon  (Rusci- 
nonem),  Houcilles  (Oscinejum),  Draveil  (Dravernus). 

r  ist 

1.  aus  r  erhalten: 

a)  im  Anlaute:  raison  (rationem),  regne  (regnum),  rein  (ren),  romain  (romanus), 
ruer  (ruere);  es  lautet  auch  mit  Lippen-,  Zahn-  und  Kehllauten  die  Silbe  an: 
priere  (precaria),  bref  (brevis),  frire  (frigere),  vrai  (veraceni,  nach  And.  von 
einem  mlat.  veragus  gl.  veracus),  troubler  (turbulare),  droit  (directus),  croire 
(credere),  chretien  (christianus),  grand  (grandis),  scribe  (scriba),  stratageme 
(stratagema).  Während  es  ein  ursprüngliches  h  vor  sich  ausstösst,  wie  in 
Raoul  (altn.  Hrolfr),  Roger,  Rogier  (ahd.  Hruodgär,  Hrodger),  duldet  es  nach 
sich  diesen  Konsonanten:  Rhone  (Rhodanus),  rhythme  neben  rythme  (rhythmus), 
rhume  (rheuma)  u.  dgl.  m. 

b)  im  Innern  des  Wortes  ist  es  nicht  bloss  zwischen  Vokalen  erhalten,  wie 
in  souris  (soricem),  rare  (rarus)  u.  s.  w.,  sondern  auch  vor  und  nach  anderen 
Konsonanten:  arbuste  (arbustum),  carte  (charta),  Orne  (Argenus),  Arles  (Arelate), 
Arlon  (Orolaunura),  Orleans  (Aureliaui),  charrae  (carmen),  clerge  (clericatus), 
quatre  (quatuor),  lepre  (lepra),  chevre  (capra),  mercredi  (Mercurii  dies),  bisweilen 
allerdings  ausgeworfen  oder  mit  /  vertauscht,  um  den  Missklang  der 
Wiederholung  in  demsell^en  Worte  zu  vermeiden,  wie  in  proue  (prora),  crible 
(cribrum),  pelerin  (peregrinus),  afr.  Christophle  (Christophorus)  u.  dgl.  m.,  neben 
rouvre  (robur)  und  marbre  (marmor).  Doch  leidet  es  nur  ausnahmsweise  n  und 
m  vor  sich:  Henri,  Amram,  während  sonst  zwischen  ?nr  ein /»,  zwischen  nr  ein 
d  eingeschoben  wird  (s.  oben  S.  53).  Auch  t  wird  zuweilen  vor  r  synkopirt: 
Marne  (Matrona),  pere  (patreai),   mere  (matrem),  arriero  (ad-retro),    wenngleich 


7^)  Erst.  ThI.    Lautlehre.     Zweit.  Ahschn.    Das  Wort  etc.  nacb  ihr.  Abstamiu. 

ee  sonst  sich  lieber  das  t  wie  das  d  vor  Vokalen  assimilirt  (s.  oben  S.  49).  In 
carerue  (quadragesima),  chaire  (cathedra)  stösst  es  das  d  vor  sich  aus  wie  das  h 
in  paupiöre  (palpebra).  Wie  es  sich  verdoppelt  meist  erhält,  vgl.  errer  (errare), 
horreur(horroreai),  terre  (terra),  wenn  auch  zuweilen  ein  r  ausfällt,  vgl.  courir  (cur- 
rere),  so  entsteht  auch  rr  bisweilen  durch  das  Zusammenrücken  zweier  r  nach 
Ausfall  eines  Vokales,  wie  in  mourrai  (mourir  ai),  courrai  (courir  ai),  wie  es  auch 
durch  ein  in  ähnlicher  W^eise  veranlasstes  Zusammenrücken  von  tr,  dr  bewirkt 
wird:  pourrai  (potere  habeo),  verrai  (videre  habeo),  declierrai  (decidere  babeo). 
c)  im  Auslaute  erscheint  häufig  ursprüngliches  r  mit  seinem  vollen  Laute:  mer 
(mare),  eher  (carus),  fer  (ferrumj,  air  (aer),  chair  (caro),  rigueur  (rigorem),  amour 
(amorem),  dur  (durus),  hier  (heri),  Cö?ur  (cor),  zephyr  (zephyrus),  finir  (finire), 
concevoir  (concipere);  doch  verstummt  es  auch,  wie  in  berger  (vervecarius), 
meunier  (molinarius),  aimer  (amare);  abgeworfen  ist  es  in  Oise  (Isara),  Somme 
(Samara).  Nach  dem  r  erscheinen  im  Auslaute  zwar  Lippen-,  Zahn-  und  Kehl- 
laute, aber  sie  sind  meist  verstummt:  corps  (corpus),  nerf  (nervus),  art  (artem), 
perd  (perdit),  sourd  (surdus),  dors  (dormio),  vers  (versus),  Gisors  (Cesortium), 
arc  (arcus),  bourg  (ahd.  puruc,  pure,  bürg  mhd.  burc  lat.  burgus);  m  und  n 
duldet  es  in  der  Regel  nicht  nach  sich:  ver  (vermis),  cor  (cornu),  Nevers 
(Nevirnum)  (s.  oben  S.  48),  vor  sich  keinen  anderen  Konsonanten. 

2.r  ist  aus  /  entstanden: 

a)  im  Anlaute  in  rossignol  (lusciniolus)  und  mit  anderen  Konsonanten  anlautend : 
grimper  (ahd.  klimban),  Brescon  (Blascon). 

b)  im  Innern  des  Wortes:  orme(ulmus),  Hermeray  (Helmoretus),  Sorgue  (Sulgas), 
remorquer  (v.  remulcum),  navire  (afr.  auch  navile  v.  navis),  afr.  corpe  neben 
colpe,  coulpe  (culpa),  concire  (consilium),  merencolie  (=  melancolie)  u.  a.  dgl.  — 
apotre  (apostolus),  chapitre  (capitulum),  epitre  (epistola),  titre  (titulus),  chartre 
(mlat.  cartula),  gaufre  (deutsch  waffel). 

3.  bisweilen  ist  es  an  die  Stelle  von  s  getreten: 

Marseille  (Massilia),  orfraie  (ossifraga),  vgl.  afr.  varlet  (nfr.  valet)  neben  vaslet  (v. 
vassus);  in  der  Champagne:  dornoier  neben  dosnoier  (mlat.  domneare),  in  Maine: 
obeis,  mentis  f.  obeir,  mentir;  ahd.  friusan  nhd.  frieren;  lat.  Papirius  und 
Papisius  u.  dgl.  m. 

4.  ebenso  an  die  Stelle  des  n: 

coffre  (cophinus),  diacre  (diaconus),  timbre  (tympanum),  pampre  (pampinus), 
ordre  (ordinem),  Londres  (Londinium),  Langres  (Lingones),  afr.  verin,  velin 
(venenum),  arme  (anima)  u.  a. 

37.  2.  Die  Lippenbuchstaben  p,  b,  f  (ph),  v  (w).  Diese  Buch- 
staben stellen  drei  Lautstufen  dar:  «.  die  harte  Aspirata  j)  (gewöhnlich 
die  Tennis  genannt),  /3.  das  weiche  b  (die  sogenannte  Media)  und  7.  die 
continuirlichen,  verschieden  modificirten  Blaselaute  f  und  v,  deren  ersterer 
gewöhnlich  die  Aspirata  genannt  wird.  In  das  Französische  herüber- 
genommeu,  haben  sie  vielfach  ihre  ursprüngliche  Lautstufe  mit  einer 
anderen  vertauscht,  oder,  auf  der  dritten  Stufe  stehend,  mit  einander  ge- 
wechselt. In  einigen  Fällen  sind  auch  Konsonanten  anderer  Lautklassen 
in  die  Lippenlaute  übergetreten,  so  wie  der  Vokal  u  zuweilen  zu  einem 
Lippenlaute  erhärtet  i^t. 


§  37.     Urspr.  Her  Konson.     2)  Die  Lippenbuchstaben.  77 

p  weiset  zwar,  wo  es  sich  iiiidet, 

1.  meistentheils  auf  ursprüngliches  p,  doch  ist  es  vielfach  durch  Wegfall,  Assimila- 
tion und  Uebertritt  in  andere  Lippenlaute  geschwunden. 

a)  im  Anlaute  beharrte  es  am  Festesten,  nicht  bloss  unmittelbar  vor  Vokalen: 
parc  (miat.  parcus  ags.  pearruc),  pain  (panis),  pis  (pejus),  peuple  (populus),  und 
in  Verbindung  mit  den  flüssigen  Buchstaben  /,  r:  plein  (plenns),  plaindrc 
(plangere),  prix  (pretium),  pre  (pratum),  sondern  auch  vor  s:  psaume  (psalmns), 
psautier  (psalterium),  und  so  öfter  in  Wörtern  griechischen  Ursprungs,  wie 
Pseudonyme,  psyche,  psychologie  u.  a.,  obgleich  das  Aitfranzösische  hier  das  \> 
öfter  abwarf:  säume,  seaume,  sautier;  selbst  vor  n  und  t  in  ursprünglich  grie- 
chischen Wörtern,  wie  pneuma,  pneumonique,  ptarmique,  ptilose  u.  dgl. 

b)  im  Inlaute  finden  wir  ursprüngliches  p  zum  Theil  iu  h,  oft  in  v  und  selbst 
in  f  übergegangen:  doch  ist  \)  auch,  namentlich  in  neueren  Wörtern,  erhalten; 
so  zwischen  Vokalen:  chapeau  (capellus  v.  capa),  sapin  (sapinus),  stupide 
(stupidus),  im  Zusammentretfeu  mit  flüssigen  Buchstaben:  peuple  (populus), 
couple  (copula),  Naples  (Neapolis),  propre  (proprius),  und  wo  es  verdoppelt 
steht:  appeler  (appellare),  approcher  (mlat.  appropiare),  nappe  (mappa),  lippe 
(ags.  afries.  iippa  niederd.  nhd.  lippe)  u.  dgl.,  wenn  auch  bisweilen  vereinfacht: 
Apulie  (Appulia,  Apujia),  apaiser  (gl.  appacare  mlat.  apacare),  etoupe  (stuppa)  u.  a. 
Wenngleich  p  vor  t  und  d  zum  Theil  ausfällt  oder  sich  assimilirt,  wie  in 
chetif  (captlvus),  acheter  (captare),  noces  (nuptiae),  route  (rupta),  malade  (male 
aptus),  sade  (sapidus),  recette  (reccpta),  so  hat  sich  doch  das  /»  nicht  nur  in 
vielen  dieser  Wörter  später,  vom  14.  bis  zum  16.  Jahrhundert,  wieder  ein- 
gedrängt, sondern  es  ist  auch  in  anderen  erhalten,  obgleich  theilweise  ver- 
stummt: prompt  (promptns),  compter  (computare),  campagne  (eampania), 
bapteme  (baptisma),  septieme  (v.  Septem),  —  accepter  (acceptare),  adopter 
(adoptare),  apte  (aptus),  captif  (captivus),  Symptome  (symptoma),  sceptre  (sceptrum), 
precepteur  (praeceptor)  und  in  vielen  anderen,  namentlich  neueren  Wörtern.  Epte 
heisst  ein  lateinisch  mit  Itta  bezeichneter  Fluss.  Auch  vor  s  ("pj  finden  wir 
es  bisweilen  im  Inlaute,  während  es  sich  hier  auch  assimilirt,  wie  in  caisse,  casse, 
chässe  (capsa):  capse,  capsule  (v.  oapsa),  eclipse  (eclipsis),  soup^on  (suspicioneni), 
Calypso,  catalepsie  u.  dgl. 

c)  auslautend  ist  es  aus  einfachem  und  verdoppeltem  p  erhalten:  cap  (caput) 
neben  chef,  loup  (lupus),  cep  (cippus),  drap  (mlat.  drappus),  auch  leidet  es  ?« 
vor  sich:  champ  (campus^  wie  es  nachfolgendes  t  und  ä,  theils  stumm,  theils 
hörbar,  duldet:  exempt  (exemptus),  corps  (corpus),  temps  (tempus)  —  Apt 
(Apta  Julia),  rapt  (raptus),  abrupt  (abruptus),  laps  (lapsus),  Cecrops,  Pelops  u.  a. 

2.  entspricht  es  dem  ahd.  fh,  auch  ytf  und  /",  welche  aus  der  altgermanischeu  Tenuis 
p  entstanden  sind,  obgleich  hier  öfter  im  Inlaute  auch  f  im  Französischen 
erscheint: 

a)  im  Anlaute:  pipe  (it.  pr.  sp.  pg.  pipa  ahd.  phifä,  fifä  altn.  pipa  ags.  pip  vgl. 
lat.  pipare,  pipire,  pipiare). 

b)  im  Inlaute:  crampon  (v.  ahd.  chramph,  kramf;,  harpe  (ahd.  harphä,  harlä  altn. 
harpa),  equiper  (v.  ahd.  seif,  scef  goth.  skip)  neben  esquif  mit  auslautendem  f. 

c)  im  Auslaute:  hanap  (ahd.  hnapf,  hnaph  ags.  hnäp),  galop  (v.  ahd.  gahloufan 
goth.  gahlaupau). 

3.  aus  h  ist  selten  p  hervorgegangen  und  wohl  nur  im  Auslaute:  julep  (arab.  djuläb 
pers.  guläb),  Aups  (Albaugusta), 


7S       Erst.  Tbl.    Lautlehre.     Zweit.  Abschn.    D.  Wertete,  nach  ihr.  Abstamm. 

b  bat  sich 
l.aus  ursprünglichem  h  erhalten: 

a)  im  Anlaute  vor  Vokalen  und  flüssigen  Buchstaben:  bien  (bene),  boire  (bibere), 
benir  (benedicere),  bhimer  (blasphemare),  brun  (ahd.  brün),  bru  (ahd.  brüt). 

b)  im  Innern  des  Wortes,  wo  es  zwar  oft  zwischen  Vokalen  und  vor  Konso- 
nanten ausgestossen  oder  zum  Vokal  erweicht  oder  in  v  verwandelt  ist,  wie  in 
taon  (tabanus),  oü  (ubi),  soulever  (sublevare),  soudain  (subitaueus),  oter  (ob- 
stare),  avoir  (habere),  aber  gleichwohl  theils  zwischen  Vokalen  öfter  geblieben 
ist,  wie  in:  obeir  (obedire),  habit  (habitiis),  subit  (subitus),  globe  (globus), 
habile  (habilis),  theils  an  Konsonanten  angelehnt,  so  wie  vor  flüssigen  Buch- 
staben, mit  denen  es  die  Silbe  anlautet,  und  vor  anderen  eine  neue  Silbe  an- 
lautenden Konsonanten.  Vgl.  Corbeil  (Corobilium),  arbre  (arborem),  arbuste 
(arbustum),  albäfre  (alabastrum),  Amboise  (Ambacia),  Ambieres  (Anibibari)  — 
diable  (diabolus)  afr.  auch  diaule,  fable  (fabula),  table  (tabula),  Madebroye 
(Amagetobriga)  —  obseques  (mlat.  obsequiae),  obscur  (obscurus),  nonobstant 
(v.  obstare),  absence  (absentia),  abdiquer  (abdicare),  abject  (abjectus),  absinthe 
(absinthium),  subtil  (subtilis),  Charybde  u.  s.  w.,  selbst  obvier  (obviare),  während 
namentlich  der  Zusammenstoss  von  hv  und  ht  sonst  vermieden  ist.  Auch 
verdoppelt  ist  es  erhalten:  abbe  (abbatem),  gibbeux  (gibbosus),  sabbat  (sab- 
batum)  u.  n.  a. 

c)  auslautendes  einfaches  h  wird  selten  angetroffen,  wie  in  Achab,  Job,  Jacob, 
Oreb  und  in  mancherlei  Fremdwörtern,  doch  auch  nach  dem  Nasallaute:  plomb 
(plumbum),  Colomb  (Columbus),  rumb  (gr.  ov/ußog,  ()öf.ißog)  und  mit  folgendem 
s:    Doubs  (Dubis). 

2.  aus  ursprünglichem  p  entsteht  es  wohl  nur  im  Inlaute,  wenn  nicht  etwa 
bruine  aus  pruine  entstanden  ist  (in  boutique  [apotheca]  entsteht  es  nach  Ab- 
werfung des  aj;  dagegen  steht  im  Innern  des  "Wortes  b  für  p  theils  zwischen 
Vokalen,  theils  vor  dem  Konsonanten  /  und  selbst  nach  vi: 

abeille  (apicula),  Antibes  (Antipolis)  neben  mundartl.  Antiboule,  ciboule  (lat. 
caepulla  v.  caepa,  caepe  vgl.  ahd.  zwibollo  mhd.  zibolle),  cable  (capulum), 
Grenoble  (Gratianopolis),  double  (duplus),  timbre  (tympanum). 

3. aus  ursprünglichem  v  ist  es  bisweilen  im  Anlaute  und  Inlaute  hervorgegangen: 

a)  im  Anlaute:  Besancon  (Vesontionem,  schon  im  lat.  Bisontii),  Boix  (Vatiana 
und  Batiana),  Bazas  (Vasatae),  Besseau  (v.  Vassei),  berger  (vervecarius). 

b)  im  Inlaute:    brebis  (vervecem),  coarber  (curvare). 

c)  mit  m.  ist  es  vertauscht  in:  flambe  (v.  flamma,  wahrscheinlich  gl.  flamble  v. 
flammula,  mit  eingeschobenem  h  zwischen  ml;  s.  oben  S.  51),  marbre  (marmor). 

f  und  ph  sind  nur  graphisch  verschieden;  das  letztere  ist  zum  Theil  mit 
Rücksicht  auf  die  Abstammung  aus  dem  Griechischen,  jedoch  auch  in  ursprünglich 
deutschen  Wörtern  angewendet,  wie  in  Adolphe  u.  dgl.,  häufig  unter  dem  Einflüsse 
latinisirter  Formen,  wie  Adolphus  u.  dgl.  Das  Altfranzösische  schwankte  oft  zwischen 
f  and  ph,  nicht  bloss  in  Wörtern  griechischen  Ursprungs,  wie  fisicien  und  physicien, 
faisan  und  phaisan  (phasiaiius),  sondern  auch  in  anderen,  wie  Phryson  und  Frison 
(Friso),  und  so  auch  noch  das  Neufranzösische,  wie  schon  das  Lateinische  (vgl.  pha- 
seius  und  faselus)  und  das  Althochdeutsche  /  und  ph  mit  einander  vertauschen. 
1.  geht  f  aus  dem  verwandten  lateinischen  Laute  /,  so  wie  aus  germanischem  f,  v 
und  dem  griechischen  ph  (hier  oft  noch  im  Französischen  ph)  hervor: 


§  37.     Urspr.  der  Konson.     2)  die  Lippt-ubm'lislabeii  79 

a)  im  Anlaute  unmittelbar  vor  Vokalen,  so  wie  in  Verbindung  mit  /  und  r  an- 
lautend: fable  (fabiila),  faim  (fames),  faux  (falx),  foi  (fides),  flamme  (flamma), 
frere  (fratrem)  —  tief  (ahd.  fibu,  föhu  miat.  feudum),  fourbir  (ahd.  furban)  — 
faisaii  (phasianus),  fautaisie  (phantasia),  fantome  (phantasma),  t'anal  (v.  (/-«vo?), 
frenesie,  frenetique  neben  phrenesie,  phrenetiijue  (v.  (f{»iv),  flegme  und  phlegme 
(phlegma),  Pbare  und  Fare  de  Messine  (pharus).  Besonders  in  neueren,  dem 
Griechischen  entlehnten  Wörtern  erscheint  fast  nur  ph:  phenix,  phalange, 
philantbrope,  philosophe  u.  s.  w.,  und  so  auch  im  Innern  der  Wörter. 

b)  im  Innern  des  Wortes  zwischen  Vokalen,  wie  \'or  /  und  r,  und  an  andere 
Konsonanten  angelehnt:  prefet  (praefectus),  soufre  (sulfur,  sulphur),  enfer  (in- 
fernum),  parfumer  (perfumare),  orfevre  (auri  fabrum),  orfraie  ossifraga)  —  GeofTroi, 
Godefroi  (ahd.  Godafrid),  Adolphe  (nicht  vom  ahd.  Adalolf  ags.  Ädeivulf,  son- 
dern aus  dem  iatinisirten  Adolphus,  goth.  latinis.  Ata-ulfus;  vgl.  auch  ags. 
Adulf),  Rodolphe  (ahd.  Hruodiilf,  Hrodulf,  Rodolt)  —  cotfre  (cophinns),  girofle 
(caryophyllum),  orphelin  (orphanus),  triomphe  (triumphus),  prophete  (pro- 
pbeta)  u.  s.  w. 

Die  Verdoppelung  des  f  überträgt  sich  aus  dem  Lateinischen:  otiVir  (otlerre), 
effet  (effectus),  u.  dgl,  entsteht  al'er  auch  ohne  etymologische  Begründung,  wie 
in  coffre  (cophinus),  chaufFer  (calefacere)  n.  dgl. 

c)  selten  erscheint  ursprüngliches  f  (ph)  im  Auslaute:  tuf  (tofus,  tophus),  canif 
(altn.  knifr,  ags.  cnif,  niederd.  knif). 

2.  bisweilen  aus  lateinischem  p  und   germanischem   }>h,  pf,  f,  welche  auf  gothisches 
p  zurückweisen: 

a)  im  Anlaute:    fifre  (zu  lat.  pipare,  pipire,  pipiare  ahd.  phifari). 

b)  im  Inlaute:  nefle  (mespilum),  gouffre  und  golfe  {y.ö).noi),  trophee  (tropaeum), 
etoffe  (v.  stuppa),  estafette  (v.  ahd.  stapho,  staph),  agrafe  (ahd.  krapho),  grifle 
(ahd.  grifan  goth.  greipan). 

c)  im  Auslaute:    chef  neben  cap  (caput),  esquif  (ahd.  seif,  scef  goth.  skip). 

3.  aus  b  hat  sich  in  seltenen  Fällen  /  entwickelt: 

a)  im  Inlaute:  siffler  (sibilare,  doch  auch  sifilare  in  alter  Form),  vgl.  afr.  fon- 
defle,  fondelle  (fuudibulum). 

b)  im  Auslaute:    suif  (sebum,  sevum),  afr.  tref  (trabem). 

4.  sehr  oft  steht  es,  namentlich  im  Auslaute,  für  v,  welches  dort  nur  vor  stummem 
e  wieder  erscheint  (vgl.  vif,  vive); 

a)  im  Aulaute  steht  /  für  v  in  dem  Worte  fois  (vice  pr.  vetz). 

b)  im  Inlaute  in  palefroi  (v.  lat.  para-veredus  mlat.  parafredus). 

c)  im  Auslaute  überall:  nef  (navis;,  bref  (brevis),  clef  (clavis),  neuf  (novus  und 
novem),  oeuf  (ovum),  uaif,  natif  (nativus),  vif  (vivus),  chetif,  captif  (captivus), 
actif  (activus),  cerf  (cervus),  serf  (servus),  nerf  (nervus)  u.  s.  w.  Auch  aus  ger- 
manischem w  ist  f  erhärtet  in  if  (ahd.  iwa  ags.  iv).  Das  russische  b  (w)  wird 
ebenfalls  oft  durch  /",  ff  wiedergegeben:    Azof,  Romanzof,  Saratof,  TrogoflF. 

5.  auflTallender  Weise  findet  sich  auch  der  Zahnlaut  d  und  t  durch  f  ersetzt:  raoeuf 

(modus),  Maimbeuf  (ahd.  Meginbodo),  afr.  blef  nfr.  bled,  ble  (nilat.  bladum),  soif 
(sitis)  afr.  soi;  dieselbe  Erscheinung  bietet  wohl  auch  juif  engl,  jew  (judaeus). 
In  veuf  (viduus),  vgl.  it.  vedova  goth.  viduvö,  wirkt  wohl  ein  dem  u  hinter  d 
nachgeschlagenes  zweites  u  (gl.  viduvus),  welches  sich  zum  Konsonanten  er- 
härtet; in  fief,  wenn  es  wirklich  dem  althochdeutschen  fihu  entspricht,  ist  u 
zum  Konsonanten  geworden.  Im  Uebrigen  verhält  sich  tief  zu  ieudum  etwa  wie 
das  altfranzösische  aluef,  aleuf  neben  aleu,  allen  zu  allodium. 


80    KrPt.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschii.    Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

T  tinitet    überhaupt  mir  als  Anlaut  und   Inlaut  eine  Stelle;    im  Auslaute 
tritt  es  in  /'  über.     Es  hat  sich 

l.aus  lateinischem  v  erhalten  und  ist  germanischem  w  (goth.  v)  zum  Theil  gleich- 
gestellt, obwohl  hier  auch  g,  yu  eintritt,  oder  w  zu  ou  erweicht  wird: 

a)  im  Anlaute:  vain  (vanus),  viu  (vinum),  Vesuve  (Vesuvius),  voeu  (votum),  vagiie 
(ahd.  wäc,  wäg  goth.  vegs). 

b)  iui  Innern  des  Wortes,  sowohl  zwischen  Vokalen:  vivace  (vivacem),  priver 
(privare),  grave  (gravis),  Lodeve  (Luteva),  Avignon  (Ävenionem),  gencive 
(gingiva),  sauveur  (salvator),  treve  (ahd.  trinwa,  triwa  goth.  triggva),  s'avacbir 
(ahd.  weicbjan),  Berthevin  (ahd.  Bertuwin),  als  in  Verbindung  mit  folgendem  r. 
cadavre  (cadavera),  vivre  (vivere),  und  nach  einem  die  vorige  Silbe  auslauten- 
den Konsonanten  r  oder  l:  servir  (servire),  verve  (verva;  s.  Diez,  Etymolog. 
Wörterb.  3.  Ausg.  II.  452),  epervier  (ahd.  sparwäri  mhd.  sperwaere),  absolve 
(absolvat),  valvaire,  valvulaire  (v.  valvae). 

2.  häufig  entspricht  es  ursprünglichem  p  im  Innern  des  Wortes  zwischen  Vokalen 
und  in  Verbindung  mit  /*; 

rive  (ripa),  louve  (lupa),  seve  (sapa),  cheveu  (capillus),  neveu  (nepotem),  prevöt 
(praepositus),  savoir  (sapere),  saveur  (saporem),  percevoir  (percipere),  chevre 
(capra),  opuvre  (opera),  pauvre  (pauperem),  ouvrir  (aperire). 

3.  ebenso  tritt  es  häufig  statt  des  ursprünglichen  h  zwischen  Vokalen  und  be- 
sonders in  Verbindung  mit  r  auf: 

avoir  (habere),  devoir  (debere),  feve  (faba),  cheval  (caballus),  Cavaillon  (Cabel- 
lionem),  niveau  (libella),  prouver  (probare),  avant  (ab-ante),  etuve  (mlat.  stupa, 
stui  a  pr.  estuba  ahd.  stupä),  ecrevisse  (ahd.  krebiz),  navrer  (vom  ahd.  nabager 
altn.  nafar  nhd.  Näber,  nach  And.  jedoch  von  ahd.  narwa  nhd.  Narbe  s.  S.  71),  — 
levre  (labrum),  ivre  (ebrius),  livre  (libra),  chanvre  (cannabus),  Vervius  (Verbinum). 

4.  wie  germanisches  lo  und  zuweilen  auch  lateinisches  v  in  g,  gu  übertritt,  so 
scheintauch  umgekehrt  bisweilen  aus  ^  französisches  v  entstanden;  virer,  environ, 
environner  (vgl.  afr.  girer,  giroier  =  tourner)  sind  aus  gyrus,  gyrare  entartet,  und 
rave  neben  rogue,  Rogen,  Fischlaich,  weiset  auf  ahd.  rogo  mhd.  roge. 

5.  aus  u  ist  V  erhärtet  in  janvier  (ianuarius). 

6.  ans  /  ist  v  im  Anlaute  eine  seltene  Erscheinung,  wie  in  Vabres  (Fabia). 

Das  im  Neufranzösischen  dem  v  in  lautlicher  Beziehung  gleichstehende  v\ 
wenn  es  nicht  in  Fremdwörtern  zum  Vokal  erweicht  wird,  wie  in  Newton  (Neu- 
f-on),  Torgaw,  Torgau  (Torgo),  oder  verstummt,  wie  in  Poniatowsky  (Poniatoski  neben 
Poniatouski) ,  oder  sich  fremder  Aussprache  fügt,  wie  in  Windsor  (Oui-ndzor),  ward  im 
Altfranzösischen  bisweilen  statt  des  einfachen  v  verwendet,  wie  z.B.  in  Formen  desZeit^ 
Wortes  vouloir :  weil,  weulent  u.  s.  w.,  vielleicht  unter  dem  Einflüsse  des  deutschen 
wellan;  öfter  dagegen  trat  es  an  die  Stelle  des  auf  germanischem  w  und  seltener 
auf  lateinischem  v  beruhendem  g,  gu:  warder  nfr.  garder  (ahd.  warten),  werpil 
(v.  vulpes);  auch  findet  man  w  an  der  Stelle  von  hu,  wie  im  Altfranzösischen: 
wit,  witisme  (f.  huit,  octo  etc.).  Die  Aussprache  des  w  muss  von  der  des  v  ver- 
schieden gewesen  sein.  S.  unt.  g.  Im  Neufranzösischen  hat  sich  w  in  Wallen 
(hell,  wale  ahd.  walah  ags.  vealh)  erhalten. 

38.  3.  Die  Zabnbuchstaben  /  (tfi),  d,  s,  z,  .r,  j.  Wir  stellen 
hier  die  beiden  abgestuften  <-Laute,  t  (th),  geviöhnlich  die  Tenuis  genannt, 
und  d,  die  sogenannte  Media,  mit  den  beiden  abgestuften  s  und  z  zusammen 
und  betrachten  demnächst  den  ursprünglich  zusammengesetzten  Laut  x, 
welcher  häufig  in  den  s-Laut  übergetreten  ist;  den  Laut  7,  welcher  dem  ch 


§  38.     Urspr.  der  Konsoii.    3)  Die  Zahnbuchstaben.  81 

(seh)  wie  z  dem  s  gegenübersteht,  trennen  wir  von  diesem,  weil  er  nicht 
wie  ch  zugleich  als  Kehllaut  auftritt  und  seinem  Ursprünge  nach  nichts 
mit  demselben  gemein  hat,  wenngleich  er  öfter  mit  dem  ebenfalls  zwiefach 
lautenden  g  wechselt  und  selbst  aus  dem  Kehllaute  g  nicht  selten  entsteht. 

t  und  th  Stelleu  im  Französischen  zwar  den  gleichen  Laut  dar  und  wurden  im 
Altfranzösischen  oft  mit  einander  verwechselt,  indem  man  z.  B.  Cartage,  Cathoii, 
Anthoine  u.  dgl.  schrieb;  auch  lindet  man  im  Neufranzösischen  noch  th  öfters  an 
der  Stelle  eines  ursprünglichen  t:  vgl.  Thievres  (Teucera),  Thury  (Tauriacum), 
Thain  (Tegna);  doch  ist  in  neuerer  Zeit  th  mit  sorgfältigerer  Berücksichtigung  der 
Etymologie  verwendet  worden.  S.  unten. 
1. 1  ist  aus  ursprünglichem  lateinischem  t  erhalten: 

a)  im  Anlaute,  wo  t  selten  in  andere  Laute  übergetreten  ist,  wie  in  donc  (tuuc; 
s.  jedoch  Diez,  Wb.  L  IGO,  auchLittre  und  Scheler  s.  v),  craindre  (tremere): 
tant  (tautum),  table  (tabula),  tenir  (teuere),  trahir  (tradere) ;  in  ursprünglich  grie- 
chischen und  Fremdwörtern  lautet  es  selbst  mit  m,  n  und  l  an:  Tmolus,  tmese 
(tmesis),  tnek  (ein  indischer  Stoff),  Tlemecen,  Tlemcen  neben  Tremecen. 

b)  obwohl  im  Innern  des  Wortes  zwischen  Vokalen  häufig  ausgefallen,  seltener 
in  d  übergetreten,  ist  e^.  auch  häufig  erhalten:  nature  (natura),  metal  (metallum), 
quatorze  (quatuordecim),  matere  (materia),  poete  (poeta),  prophete  (propheta), 
utile  (utilis),  natif  neben  nai'f  (nativus),  pitie,  piete  (pietatem),  so  auch  nament- 
lich beim  Ausfall  von  Konsonanten  vor  t:  jeter  (jactare),  roter  (ructare),  öter 
(obstare),  chäteau  (castellum),  autel  (altare),  chetif  (captivus),  douter  (dubitare), 
cite  (civitatem);  auch  oft  dann,  wenn  es  vor  tonlosem  i  den  Laut  des  s  oder  (■ 
erhält:  nation  (nationem),  ambitieux  (ambitiosus),  initial  (initialis),  patient 
(patientem),  insatiable  (insatiabilis).  An  Konsonanten  gelehnt,  welche  die 
vorangehende  Silbe  auslauten,  so  wie  in  Verbindung  mit  folgendem  r  (obwohl 
hier  auch  synkopirt),  erscheint  es  regelmässig:  comte  (comitatus),  chanter 
(cautare),  alterer  (v.  alter),  portion  (portionem),  Spartiate  (Spartiates),  Charte 
(carta),  octobre  (octobrem),  captif  (captivus)  —  quatre  (quatuor),  outre  (uter), 
huitre  (ostrea),  contre  (contra).  Verdoppelt  ist  es  gleichfalls  gewöhnlich  er- 
halten, wie  es  auch  oft  andere  Laute  sich  assimilirt:  atteindre  (attingere), 
mettre  (mittere),  lettre  (littera)  u.  s.  w. 

c)  im  Auslaute  erscheint  ursprüngliches  t  allein  oder  nach  einem  anderen  Kon- 
sonanten vorzugsweise  in  einsilbigen,  doch  auch  in  mehrsilbigen  Wörtern,  wenn 
auch  meist  stumm:  tout  (totus),  lit  (lectus),  dot  (dotem),  ait  (habeat),  fut  (fuit),  fat 
(fatuus),  gout  (gustus),  droit  (directus),  flot  (fluctus),  fruit  (fructus),  niont  (montem), 
pont(pontem),  vent(ventus),  mort(mortem),  art(artem),  sept(septem),  rapt  (raptus), 
Christ  (Christus),  tact  (tactus),  doigt  (digitus),  vingt  (viginti)  —  aimait  (amabat), 
parfait  (perfectus),  subit  (subitus),  defunt  (defunctus),  gratuit  (gratuitus),  exempt 
(exemptus),  serment  (sacramentum),  depart  (v.  partire),  aspect  (aspectus),  in- 
stinct  (instinctiis),  effort  (v.  fortis).  Allerdings  ist  es  in  den  Endungen  atus, 
itus,  utiis,  atem,  utem  im  Neufranzösischen  meist  abgeworfen:  aime  (amatus), 
oui  (auditus),  aigu  (acutus),  ecu  (scutum),  verite  (veritatem),  vertu  (virtutem), 
während  es  hier  im  Altfranzösischen  oft  noch  bewahrt  wurde,  wie  in  chantet, 
mentit,  escut,  vertut  u.  s.  w.;  doch  haben  manche  Wörter  das  ursprüngliche  t 
erhalten  oder  wieder  erhalten,  und  besonders  neuere  Wörter  es  herübergenommen: 
salut  (salutem),  tribut  (tributum),  etat  (status),  odorat  (odoralus),  apparat 
(apparatus),  consulat  (consulatus),  habit  (habitus),  appetit  (appetitus)  u.  a.  Das 
Üexivische  t  des  Verb  fiel  öfter  im  Altfranzösischen  ab:   fu  (fuit),  venki  (vain- 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  AiiH.  (J 


82     Erst.  Theil.    Lautlehre.   Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

quit),  veski  (vecut),  sailli  (saillit),  wo  das  Neufranzösische  es  fest  erhalten  hat. 
Nach  s  ist  t  im  Neufranzösischen  noch  abgeworfen  in  puis  (post),  huis  (ostium) 
u.  a.,  afr.  auch  in  Cris  (f,  Christ)  u.  dgl.  Das  t  kann  mit  folgendem  s,  nament- 
lich mit  flesivischem  s,  im  Auslaute  stehen:  puits  (puteus),  j'admets  (admitto), 
faits  (facta),  moiits,  ponts,  deuts  etc.;  jedoch  fällt  t  bisweilen  vor  dem  iJexivi- 
schen  s  aus,  wie  in  tous  (totos),  je  pars  (v.  partir)  u.  a.,  nach  Voltaire  in 
mehrsilbigen  Nennwörtern  zwischen  n  und  s,  wie  enfans  u,  s.  w,,  während  im 
Altfranzösischen  vor  dem  s  der  Flexion  t,  wie  manche  andere  Konsonanten, 
ausfiel.     So  ist  t  vor  5  auch  in  dans  (de-intus)  ausgeworfen. 

2.  dem  althochdeutschen  z  und  i,  insofern  diese  altgermanischem  t  entsprechen,  ist 
ebenfalls  das  französische  t  entsprechend: 

a)  im  Anlaute:  targe  (ahd.  zarga  altn.  targa),  tapon,  tampon  (niederd.  tap  ahd. 
zapho),  tourbe  (ahd.  zurf  altn.  u.  niederd.  torf). 

b)  im  Innern  des  Wortes:  tette,  teton,  tetin  (ags.  tit,  titt,  tite  nhd.  zitze  —  ahd. 
tuttä,  tutto),  butin  (nhd.  Beute  altn.  byti,  vom  md.  Zeitwort  buten  altn.  byta). 

c)  im  Auslaute:    lot  (ahd.  hlöz  goth.  hlauts),  fret  (ahd.  freht  vgl.  hoU.  vracht). 

3.  der  Uebergang  aus  lateinischem  d  in  t,  welcher  namentlich  im  Auslaute  im  Alt- 
französischen sehr  gewöhnlich  war,  kommt  im  Neufranzösischen  nur  noch  ver- 
einzelt vor: 

a)  im  Inlaute:  pieter,  pieton,  pietiner  (v.  pedem,  wohl  mit  Rücksicht  auf  das 
lateinische  peditem  mlat.  peditare). 

b)  im  Auslaute:  dont  (de-unde),  souvent  (subinde),  vert,  sonst  verd  (viridis), 
Escaut  (Scaldis),  afr.  grant  (grand),  blout  (blond),  tart  (tard),  quant  (quand), 
respont  (repond),  ent  (v.  inde)  u.  a. 

Dagegen  entspricht  t  öfter  noch  dem  altgermanischen  d,  goth.  auch  p  (s. 
unt.  th):  Tancrede  (mhd.  Dancrät  ahd.  Thancharat,  Thancrad  v.  goth.  pagks), 
tudesque  (ahd.  diutisk  goth.  gl.  piudisks),  taisson  (ahd.  dahs),  Gontard  (ahd.  Gund- 
hart),  Thibaut  (Thiotbald  v.  goth.  balps). 

4.  aus  den  Kehllauten  c,  g  sehen  wir  ebenfalls  hier  und  da  (wie  umgekehrt  craindre 
aus  tremere)  t  besonders  im  Auslaute  hervorgehen: 

a)  im  Inlaute:    chartre  (carcerem),  vgl.  afr.  veintre  (vincere). 

b)  im  Auslaute:  maint  (ahd.  manac,  manag  goth.  manags),  haubert  (ahd.  halsperc), 
vgl.  afr.  herbert  (ahd.  heriberga)  neben  herberge,  heberge,  hauberge  nfr.  auberge, 
gerfaut  (mlat.  gyrofalco,  nach  Einigen  aus  ahd.  gir  und  falcho).  Vgl.  auch  afr. 
dont  f.  donc.  Vielleicht  das  umgekehrte  Verhältniss  bietet  das  deutsche  Schar- 
lach und  ecarlate,  scharbock  und  scorbut,  deren  Etymologie  unsicher  ist. 

th  erscheint  im  Neufranzösischeu  gewöhnlich  etymologisch  begründet,  obwohl 
ursprüngliches  th  auch  in  t  verwandelt  ist,  wie  in  tröne  (thronus),  boutique  (apo- 
theca);  man  findet  es  besonders  in  griechischen  und  alttestamentlichen  Wörtern 
nach  lateinischer  Schreibung:  theätre  (theatrum),  thermes  (thermae),  thym  (thymum), 
these  (thesis),  theologie  u.  s.  w.,  athlete  (athleta),  Bethleem,  Ruth,  Judith,  Goliath, 
Es  entspricht  aber  auch  ahd.  d,  th  (goth.  p),  wie  in  Thierry  (ahd.  Thiotaiih, 
Diotrih  goth.  piudareiks),  Thibaut  (Thiotbald),  Gonthier,  Gonthery  (ahd.  Gundahari), 
Goths  (ahd.  Gudi,  Guti  goth.  Gupans,  Gut-piuda,  latinisirt  Gothi;  vgl.  Visigoths  vom 
latinis.  Visigothae,  bei  Jemandes  Vesegothae,  welches  im  Goth.  Visigupans  wäre) 
u.  s.  f.    Dass  es  zuweilen  ohne  etymologischen  Grund  steht,  ist  oben  bereits  bemerkt. 

d  entsteht  im  Französischen 
1.  aus  ursprünglichem  d,    auch  aus  altgermanischem    d   (goth.  auch  p),   wenngleich 
dies  sich  im  Althochdeutschen  auch  durch  t  darstellt: 


§  38.     ürsp.  der  Konson.     3)  Die  Zahnbuchstaben.  83 

a)  im  Anlaute:  daim  (dama),  dans  (de-intus),  dire  (dicere),  droit  (directus)  — 
danser  (ahd.  danson),  dard  (altn.  darradr  ags.  darad,  darod  engl,  dart  ahd.  tart). 

b)  im  Inlaute  oft  syukopirt  zwischen  Vokalen,  wie  in  ouir  (audire),  hui  (hodie), 
sueur  (sudorem),  envie  (invidia),  hat  es  sich  auch  oft,  zumal  in  neueren  Wörtern, 
erhalten:  odeur  (odorem),  pudeur  (pudorem),  rüde  (rudis),  nudite  (nuditatem), 
mode  (modus),  diademe  (diadema),  code  (codex),  auch  nach  Ausfall  eines  y  ; 
Madeleine  (Magdalena),  emeraude  (smaragdus)  u.  s.  f.  An  andere  Konsonanten, 
namentlich  n  und  r,  angelehnt  tritt  es  häufig  auf:  Anduze  (Andusia),  chandelle 
(caudela),  bände  (ahd.  bant  goth.  baudi),  lande  (ahd.  lant  goth.  land,  nach  And. 
kelt.  Urspr.},  ardeur  (ardorem),  Bordeaux  (Burdigala),  jardin  (ahd.  garto  goth. 
gards),  Asdrubal,  hebdomadaire  u.  dgl.,  und  liebt  die  Aulautung  der  Silbe  in  Ver- 
bindung mit  /■,  obgleich  hier  zwischen  ^'okalen  meist  synkopirt,  z.  B.  in  croire 
(credere),  voir  (videre),  rire  (ridere),  oder  assimilirt,  wie  in  arriere  (ad-retro), 
lierre  (hedera),  — :  fendre  (Andere),  vendre  (vendere),  Indre  (Andra),  Adrien 
(Hadrianus),  Adriatique,  edredon  (eiderdaune),  wie  denn  auch  d  häufig  vor  r 
eingeschoben  ist.  S.  oben  S.  53.  Verdoppelt  ist  es  überhaupt  nur  in  seltenen 
Fällen:    redditiou  (redditionem)  u.  dgl. 

c)  im  Auslaute  ist  d  zwar  oft  abgeworfen,  wie  in  foi  (fides),  nu  (nudus),  cru 
(crudus),  degre  (v.  gradus),  aber  auch  häufig  bewahrt,  wenn  auch  verstummt: 
nid  (nidus),  noeud  (nodus),  muid  (modius),  froid  (frigidus),  chaud  (calidus),  pied 
(pedem),  gland  (glandem),  rond  (rotundus),  profond  (profundus),  fecond  (fecun- 
dus),  Gard  (Vardo),  sourd  (surdus)  —  Bernard  (ahd.  Perinhart),  reuard  (ahd. 
Reginhart),  Aruauld,  Arnold,  auch  Arnaud  neben  Arnault  (ahd.  Aranold)  —  David, 
Nemrod,  Talmud  etc.    üeber  die  Anhäugung  eines  unorganischen  d  s.  oben  S.  54. 

2.  bisweilen  ist  ursprüngliches  t  in  d  übergetreten : 

a)  im  Anlaute  geschieht  dies  höchst  selten,  wie  in  donc  (tunc),  Drac  (Tricus). 

b)  im  Inlaute  ist  dies  zwar  häufiger  zwischen  Vokalen  der  Fall,  aber  in  Vergleich 
mit  dem  häufigen  Ausfall  des  t  oder  seiner  unverkümmerten  Erhaltung  immer  noch 
selten,  zum  Theil  in  Wörtern,  welche  der  neueren  Zeit  angehören:  Adour  (Aturis, 
Aturus,  Aturrus),  Lodeve  (Luteva),  Madebroye  (Amagetobriga),  fade  (fatuus),  coude 
(cubitus),  cadastre  (capitastrum),  paladin  neben  palatin  (palatinus),  salade,  Helm 
(caelata),  salade,  Salat  (sp.  ensalada),  cascade  (sp.  cascada),  estrade  (sp.  estrada) 
u.  a.  —  Das  sonderbare  Agde  entspricht  der  Ausiedlung  der  Massilier  Agatha. 

c)  im  Auslaute  finden  wir  d  für  t  in  lezard  (lacerta),  worin  die  Endung  wohl  aus 
Verwechselung  mit  dem  ard  in  anderen  Thiernamen,  wie  cauard  u.  s.  w.,  ent- 
stand, plaid  (placitum),  marchaud  (mercantem).  Im  normannischen  Dialekte 
ward  auslautendes  t  in  der  Verbalflexion  in  d  verwandelt:  fud,  chantad, 
partid  etc. 

8.  aus  s  und  z  ist  d  vor  r  entstanden :    madre  (v.  ahd.  masar),    ladre,   ladrerie    (v. 

Lazarus),  doch  auch  zwischen  Vokalen :    Blandy  (Blanziacus). 
4.  in  amidon  (gr.  n/uvlov  lat.  amylum  mlat.  omidonium)  ist  d  an  die  Stelle  des  /, 
wie   in   der  entsprechenden  romanischen  Form  desselben  Wortes  u.  im  niederd. 
amedam,  getreten. 

8,  obwohl  bald  geschärft,  d.  h.  als  stummer  Buchstabe  gesprochen,  bald  un- 
geschärft, d.  h.  intonirt  oder  wie  französisches  z  ausgesprochen,  stellt  zwar  vorzugs- 
weise ursprüngliches  s,  aber  auch  zum  Spiranten  gewordenes  t  und  c  im  Französi- 
schen dar. 

1,  Ursprüngliches  s  beharrt: 
a)  im  Anlaute  vor  Vokalen:  sacrer  (sacrare),  servir  (servire),  si  (si  und  sie),  so 
(solum),  seul  (solus\  sain  (sanus),  sein  (sinus),  soit  (sit),  sous  (subtus).    Die  auf- 

6* 


84     Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

fallende  Erscheinung,   dass  dem   ursprünglich   in  Verbindung  mit  einer  Tenuis 
oder  einem  nasalen  und  flüssigen  Buchstaben   anlautenden  s  ein  e  vorangesetzt 
wird,    bat    die   französische  Sprache   mit  dem   keltischen  Sprachzweige  gemein, 
welcher  als  der  britannisch-gallische  bezeichnet  wird,  dessen  cambrisches  (kym- 
risches)  Idiom  im  gleichen  Falle  e,  i  und  y  voranstellt:   espece  (species,\  esprit 
(Spiritus),  estomac  (stomachus),  esquif  (ahd.  seif,  scef  ags.  scip  altn.  goth.  skip), 
escrimer  (ahd.  scirman',  escabeau  (scabellum),   afr.  isnel  (ahd.  snel).     Das  Neu- 
französische   hat    hier    aber    gewöhnlich  das  s  ausgeworfen:    eponge  (spongia), 
etable  (stabulum),  ecole  (schola),  elingue  (ahd.  slingä)  u.  s.  w.    Doch  hat  schon 
das  Altfranzösische   auch   das  sogenannte  unreine  s  ohne  Voranstellung  eines 
e  oder  i  zugelassen:    sparnir  (ahd.   sparon,  sparen  ags.  sparian  nfr.  epargner), 
spasmeir,   spameir   (v.  spasmus),    scel,    seeau    (sigillum),   scale    (scala),   schole 
(schola)  u.  a.,    und  das  Neufranzösische  geht  hierin   noch   weiter,    besonders  in 
Neubildungen:     spacieux    (spatiosus),    spirituel    (v.    spiritus),    sphinx,   sphere 
(sphaera),  stabilite  (stabilitatem),  sterile  (sterilis),  scene  (scaena),    scier  afr.  sier 
(secare),    sculpture  (sculptura),    scrutin  (scrutinium),    schisme  (schisma)  u.  v.  a. 
Dazu  kommen  Fremdwörter  wie  sbire,  svelte,  sloop  u.  dgl.    Die  altfranzösische 
Schreibart  scavoir,  s^avoir  (savoir),    scierge  (cierge)  u.  dgl.  hat  keine  etymolo- 
gische Bedeutung, 
b)  im  Innern  des  Wortes  hat  sich  ursprüngliches  s  zwischen  Vokalen  erhalten: 
tresor    (thesaurus),    misere    (miseria),    desert   (desertum),    Isere   (Isara),    Vaison 
(Vasionem),  oser  (v.  ausus),  cerisier  (v.  cerasus),  roseau  (v.  goth.  raus  ahd.  rör); 
so  auch  an  Schlusskonsonanten  einer  vorhergehenden  Silbe  angelehnt:  transir 
(transire),    reponse  (responsum),  conseil  (consilium),  Perse  (Persia),  Alsace  (ahd. 
Alisaz  nhd.  Elsass),  absence  (absentia),  absolu  (absolutus),  clepsydre  (clepsydra), 
wenn  auch  bisweilen  der  vorhergehende  Konsonant  ausfällt:  maison  (mansionem), 
peser  (pensare).    Auch  zwischen  Konsonanten  ist  es  erhalten:  solstice  (solstitium), 
substance  (substantia),    Volsques  (Volsci),    abstrait  (abstractus),    monstre  (mon- 
strum)  u.  s.  w.     Vor  nasalen  Buchstaben    und   vor   /,    wie   vor  einer  Tenuis, 
auch  selbst  vor  anderen  Konsonanten  (vgl.  medire,  mefier,  lat.  minus  etc.)  fällt  s 
im  Neu  französischen  gewöhnlich    aus,   während   das  Altfranzösische  hier  s  an 
seiner  Stelle    Hess    und   sogar   vor  Konsonanten  oft  ein  unorganisches  s  ein- 
schob:   äne  (asinus),  frcne  (fraxinus  =  fracsinus),  pämer  (v.  spasmus),  Angouleme 
(Iculisma),  careme  (quadragesima),  meler  (gl.  misculare),  ile  (insula),  apre  (asper), 
bete   (bestia),    gäteau   (mhd.    wastel),   pätre  (pastor),    böte   (hospitem),   eveque 
(episcopus),  louche  (luscus),  chacun  (afr.  chascun  lat.  quisque  unus),  wo  meist 
durch  den  Circumflex    über   dem  vorangehenden  Vokale   und  dessen  Längung 
der  Ausfall  angedeutet  wird.     Gleichwohl    findet  sich    auch   vor  diesen  Konso- 
nanten das  s  noch  im  Neufranzösischen  erhallen:    asperge  (asparagus),  aspect 
(aspectus),   Sisteron   (Segusteronem),    justice  (justitia),   astre  (astrum),   proscrit 
(proscriptus),  disque  (discus),  pasteur  (pastorem),  Tarascon  (Tarasconem),  Gascogne 
(Vasconia),  tudesque  neben  afr.  tiois,  tyois  (ahd.  diutisk  fränk.  lat.  theotiscus) 
u.  V.  a.,  auch  in  Eigennamen,  wie  Lestoile,  Levesque,  Le  Forest  u.  s.  w. 

In  seiner  ursprünglichen  Verdoppelung  hat  es  sich  oft  erhalten,  wie  in  assidu 
(assiduus),  dissension  (dissensionem),  necessaire  (necessarius),  obwohl  es  bisweilen 
vereinfacht  erscheint:  greciser  (graecissare)  u.  dgl.;  auch  ist  einfaches  s,  oft 
vielleicht  der  Lautschärfung  halber,  verdoppelt  'worden:  dessous  (de-subtus), 
ressusciter  (resuscitare),  dessiner  (designare)  u.  dgl.,  häufig  durch  Assimilation 
eines  vorangehenden  Konsonanten,  so  namentlich  aus  x,  d.  i.  es,  wie  cuisse 
(coxa),   laisser  (laxare),   ps,  ds,   selbst   k,  und  umgekehrt  durch   Assimilation 


§  38.     Urspr.  der  Konson.     3)  Die  Zahnbuchstabeii.  85 

eines  folgenden  Konsonanten  mit  vorangehendem  s,  wie  aus  sc  und  selbst  sl; 
s.  oben  S.  49. 
c)  im  Auslaute  steht  es  nach  Vokalen  und  Konsonanten,  obwohl  diese  theil- 
weise  ausfallen,  muss  jedoch  hier  öfter  dem  x  und  z,  wie  im  Inlaute  bisweilen 
dem  2,  seine  Stelle  einräumen :  cas  (casus),  ris  (risus),  os  (os,  ossis),  exces 
(excessus),  epais  (spissus),  confus  (confusus),  i)lus  (plus),  mais  (magis),  nous 
(nos),  sous  (subtus),  vers  (versus),  epars  (sparsus),  ours  (ursus),  laps  (lapsus), 
dos  (dorsum  mit  synkopirtem  r),  nioins  (minus),  sens  (sensus),  doch  mois 
(mensis),  pris  (prensus)  u.  a.  mit  ausgeworfenem  n.  Das  auslautende  s  mancher 
Wörter  ist  aus  der  ursprünglichen  Nominalendung  s  entstanden,  wie  in  corps 
(corpus)  u.  s.  w.,  in  manchen  anderen  Wörtern  unorganisch  angefügt  (s.  oben 
S.  54).  —  Aus  X,  d.  i.  es,  entsteht  s  in  buis  (buxus),  ais  (axis,  assis).  Zuweilen 
lautet  es  mit  folgendem  t  aus:  ouest  (ahd.  west),  est  (ahd.  öst),  le  Christ  (Christus), 
last,  laste,  lest  (ahd.  blast),  obwohl  sonst  entweder  t  abgeworfen  ist:  huis 
(ostium),  puis  (post),  repas  (repastus),  oder  s  synkopirt:  pret  (praesto,  praestus). 
Auch  c  findet  sich  nach  s:  fisc  (fiscus),  musc  (muscus),  wie  in  Gase,  Lambesc, 
während  sonst  c  wegfällt:  Damas  (Damascus),  frais  (ahd.  frisc),  afr.  tiois  (ahd. 
diutisk  fränk.  lat.  theotiscus)  neben  tudesque. 

2.  aus  dem  zum  Spiranten  gewordenen  t  (d.  h.  t  vor  i  und  einem  folgenden  Vokale) 
kann  s  natürlich  nur  im  französischen  Inlaute  und  Auslaute  entstehen;  statt  s 
entsteht  hier  oft  dentales  c  (s.  uuten): 

a)  im  Inlaute:  raison  (rationem),  chanson  (cantionem),  poison  (potionem),  tisou 
(titiouem),  oiseux  (otiosus),  Venise  (Venetia),  menniser  (gl.  minutiare);  dem  f 
wird  hier  bisweilen  *'  gleichgestellt:  puiser  (gl.  puteare).  Hier  entsteht  auch  ss: 
justesse  (justitia)  neben  justice,  paresse  (pigritia)  u.  s.  w.,  Ecosse  (Scotia).  — 
In  es(]uisse  (schedium)  ist  d  wie  t  behandelt. 

b)  im  Auslaute:  tiers  (tertius),  palais  (palatium),  Gisors  (Cesortium);  puits 
(puteus)  ist  zweifelhaft,  da  auch  t  bleibt;  hier  scheint  das  s  des  Nominativ 
ebenfalls  geblieben  zu  sein. 

3.  ebenso  entsteht  s  aus  dental  gewordenem  c; 

a)  im  Anlaute  ist  dies  im  Französischen  selten  der  Fall,  öfter  dagegen  die  ent- 
gegengesetzte Verkehrung  des  s  in  c  vor  e  und  ?,  wo  beide  Buchstaben  den- 
selben Laut  darstellen:    sangle  (cingulum). 

b)  im  Innern  des  Wortes  sehr  häufig,  obwohl  auch  durch  z  ersetzt:  voisiu 
(vicinus),  raisin  (racemus),  plaisir  (placere),  loisir  (licere),  nioisir  (mucere), 
oiseau  (mlat.  aucellus  f.  aucella,  avicella),  pause  (panticem),  disais  (dicebam), 
Amboise  (Ambacia)  u.  a.,  auch  mit  verdoppeltem  s;  genisse  gunicem),  saussaie 
(salicetum),  poussin  (pullicenus),  coussin  (gl.  culcitinum).  —  Aus  dem  gutturalen 
c  ((/)  entsteht  s  in  cuisine  (coquina  mlat.  cociua  ahd.  kuchina,  chuchina  ags. 
cycene). 

c)  im  Auslaute  ist  es  ebenfalls  nicht  ungewöhnlich  neben  a;;  Vars  (Varcia),  fois 
(vicem),  brebis  (vervecem),  souris  (soricem),  radis  (radicem),  logis  (gl.  laubicius), 
levis  (gl.  levaticius).  In  panis  neben  panic  (panicum)  und  panais  (pastinaca) 
scheint  gutturales  c  wie  das  dentale  behandelt  zu  sein. 

4.  dem  althochdeutschen  z  (ursprünglich  t)  entspricht  ebenfalls  bisweilen  franzö- 
sisches s:  saisir  (ahd.  sazjan,  sezzan  goth.  satjan),  ecrevisse  (ahd.  krebiz).  —  In 
Sobusse  entspricht  ss  dem  durch  lateinisches  z  bezeichneten  Laute  (Sibuzates). 
So  findet  man  es  auch  sonst  neben  z  in  Fremdwörtern,  wo  der  ursprüngliche 
Buchslabe  dem  Laute  des  griechischen  C  zu  entsprechen  schien,  z.  B.  in  arabi- 
schen Wörtern:    safran,  magasin  u.  a. 


Sß    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschu.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

5.  nur  ■vereinzelt  erscheint  französisches  s  für  r,  und  zwar  in  wenigen  Wörtern, 
die  vielleicht  ihre  Form  dem  Einflüsse  der  Pariser  Mundart  verdanken  (s.  Diez, 
Gr.  I.  454):  Chaise  (cathedra)  neben  cbaire,  besicles  wall,  bericle  (beryilus  vgl. 
nhd.  Brille),  pousse  afr.  porre,  pourre  (pulverem)  neben  poudre,  und  ebenso  poussiere 
afr.  porriere,  pourriere  neben  poudriere ;  s.  auch  oben  S.  50  über  massepain. 

z.  Dieser  schon  im  Griechischen  nicht  häufige,  im  Lateinischen  nur  in  Fremd- 
wörtern vorkommende  Buchstabe,  ursprünglich  wie  ds  lautend,  im  Lateinischen 
theils  geschärft,  theils  ungeschärft  iu  der  Aussprache  und  mit  s  wechselnd  (Smyrna 
und  Zmyrna,  smaragdus  und  zmaragdus,  Saguntum  für  Zäxvvd^og),  ist  im  Neu- 
französischen im  Allgemeinen  nicht  häufig,  doch  öfter  statt  des  8  verwendet  und 
namentlich  in  die  Flexion  des  Zeitwortes  eingedrungen;  übrigens  findet  er  sich  be- 
sonders in  Fremdwörtern.  Das  Altfranzösische  machte  davon  häufigen  Gebrauch, 
namentlich  iu  der  Flexion  und  überhaupt  im  Auslaute,  selten  im  Inlaute. 

1.  Es  ist  aus  griechischem  C,  meist  durch  Vermittlung  des  Lateinischen,  wie  aus 
dem    entsprechend  scheinenden  Buchstaben  anderer  Sprachen    herübergenoramen: 

a)  im  Anlaute:  zone  (zona),  zephire,  zephyr  (zephyrus),  zodiaque  (zodiacus),  zele 
(zelus)  u.  a.  —  arab.  zero,  zenith  —  pers.  Zend-Avesta,  Zoroastre  u.  dg).  — 
afrik.  zebre.   —  zigzag  ist  wohl  ursprünglich  deutsch  (Zickzack). 

b)  im  Inlaute:  zizanie  (zizania),  azyme  (azymus)  u.  a.  —  russ.  Azof  —  hebr. 
gaze  (Stadt  Gaza)  —  arab.  azimut  —  pers.  azur  —  öfter  selbst  verdoppelt  in 
italienischen  Wörtern:    mezzo-tinto,  lazzi,  pouzzolaue  u.  dgl. 

c)  im  Auslaute:  riz  (oryza),  —  meist  in  neueren  Fremdwörtern,  wie  sp.  Cortez, 
Suarez  u.  s.  w.  —  Fez,  Suez  u.  a. 

2.  es  tritt  an  die  Stelle  eines  ursprünglichen  s  im  Inlaute  zwischen  Vokalen,  wie 
im  Auslaute: 

a)  im  Inlaute:  Suzanne  (Susanna),  Anduze  (Andusia),  Luzes  (Eluso),  suzerain 
(v.  sursum,  susum),  Sezanne  (Sesana),  Lezat  (Latusates),  gazon  (ahd.  waso). 

b)  im  Auslaute:  nez  (nasus),  chez  (casa),  rez  (rasus),  assez  (ad-satis),  avez 
(habetis),  vendiez  (vendebatis)  u.  s.  w.  In  lez  (latus),  Le  Lez  (Ledus)  scheint 
das  s  der  Flexion  erhalten  und  in  Seez  oder  Sees  (Saji)  das  Flexionszeichen  der 
Mehrzahl  hinzugefügt.  S.  oben  S.  55.  Im  Altfranzösischen  ist  es  als  Flexions- 
buchstabe sehr  alt:  mes  cumandemenz,  guarnemenz,  genz,  granz,  costez,  citez, 
pechiez,  treuz  (Liv.  d.  Rois),  granz,  cumbatenz,  corouez,  enterrez,  venduz,  menuz, 
vertnz  (Chans,  de  Roland).  Im  15.  Jahrhundert  gab  Bonaventnre  Des- 
perriers  ((Euvr.  1544.  p.  182)  die  Regel,  den  auf  c  endenden  Nennwörtern  im 
Plural  z  anzufügen;  Etienne  Dolet  wollte  entweder  voluptes  oder  sonst 
volupte^:  geschrieben  haben.  Im  Neufrauzösischen  ist  dieser  Flexionsbuchstabe 
aufgegeben.  Die  ältere  Sprache  hatte  z  statt  s  aber  auch  sonst  vielfach  ver- 
wendet, wie  in  sanz  (sine),  sonz  (subtus),  enz  (intus)  u.  dgl. 

3.  ebenso  steht  es  für  dentales  c  bisweilen  noch  im  Inlaute,  altfranzösisch  auch  im 
Auslaute:  onze  (undecim),  douze  (duodecim),  quinze  (quindecim),  seize  (sedecim) 
u.  s.  w.,  dizain,  dizaine,  dizenier  neben  dizainier,  dizeau  (v.  dix  lat.  decem), 
altfranzösisch  auch  bisweilen  diziesme  u.  dgl.,  lezard  (lacerta);  im  Auslaute  stand 
es  früher  in  douz  (dulcis),  foiz  (vicem)  u.  m.  a.,  wo  es  gegenwärtig  durch  x  oder 
s  ersetzt  ist.  Die  Stadt  Metz  verdankt  ihren  Namen  den  Mediomatrici;  später 
hiess  sie  Mettis,  Metis. 

Das    Wort   zeste   (Sattel   in    der   Nuss)    stammt    von    axioiög.     Vgl.    Diez, 
Wb.  II.   456.  —  Zu  six  (sex)  gehören  sizette  und  sizain  (neben  sixain). 


§  38.     ürspr.  der  Konson.     3)  Die  Zahiibuchstabeii.  87 

Xj  obwohl  ursprünglich  der  Doppelbuchstabe  es,  lässt  vielfach  seinen  Kehllaut  c 
ganz  erlöschen,  welcher  sich  theil weise  dem  s  assimilirt,  so  dass  x  auch  in  franzö- 
sisches SS  übergegangen  ist  (s.  oben  S.  50).  In  seiner  ursprünglichen  Gestalt  lautet 
es  zwar  noch  theils  ks,  theils  gz,  aber  es  ist  seit  alter  Zeit  im  Französischen  auch 
schon  statt  des  S-Lautes  verwendet  worden,  so  dass  man  es  im  Altfranzösischen 
selbst  im  Anlaute  für  c,  s,  sc  findet:  xainture  (cinctura),  xentelle  (scintilla),  xordre 
(surgere),  wie  im  Inlante:  niaixon  (mansionem)  u.  a.  Im  Neufranzösischen  steht  es 
im  Anlaute  nicht  mehr  als  einfacher  S-Laut,  mit  wenigen  Ausnahmen,  wie  Xain- 
trailles,  Xaintes,  Xaintonge,  von  denen  die  beiden  letzten  jedoch  meist  Saintes, 
Saintonge  geschrieben  werden  und  das  erste  ebenfalls  die  Nebenform  Saintrailles  hat. 

1.  Es  entsteht  aus  ursprünglichem  x: 

a)  im  Anlaute,  meist  in  ursprünglich  griechischen  und  einigen  anderen  Fremd- 
wörtern: Xenophon,  Xerxes,  xeneiasie  (itrt^laaia),  xysto  (iunrög),  u.  a.  — 
Xeres,  Ximenes  u.  dgl. 

1))  im  Inlaute,  in  ursprünglich  griechischen,  lateinischen  und  einigen  anderen 
Wörtern,  wo  es  meist  als  Doppellaut  ks  oder  gz  erhalten  ist :  Alexandre,  Zeuxis, 
cachexie  (xaxt^ict),  axe  (axis),  luxe  (luxus),  sexe  (sexus),  anxiete  (anxietatem). 
Als  S-Laut  erscheint  x  hier  selten,  und  zwar  meist  geschärft,  wie  in  Bruxelles 
(Bruxellae),  Luxeuil  (Luxovium),  soixante  (sexaginta)  u.  e.  a.;  ungeschärft  nur 
in  wenigen  abgeleiteten  Formen  von  six  (sex),  wie  sixieme,  sixiemement;  für 
sixain  schreibt  man  jetzt  meist  sizain.  Das  Altfranzösische  ersetzte  das  lateini- 
sche ex  in  Zusammensetzungen  oft  durch  es,  wie  in  esbahir,  espandre,  eslongier, 
espoenter  u.  a.,  das  Neufranzösische  wirft  hier  gewöhnlich  das  s  aus;  auch  schrieb 
man  esploit  statt  des  nfr.  exploit  (v.  explicare)  u.  dgl.  m. 

c)  im  Auslaute,  meist  als  hörbarer  Doppellaut  erhalten:  Ajax,  phenix,  prefix 
(praefixus),  sphinx,  Essex;  doch  auch  als  S-Laut:  six  (sex),  und  selbst  ver- 
stummt:   flux,  reflux,   afflux  (v.  fluxus),  Morlaix  (Mens  relaxus),  P'oix  (Fuxum). 

2.  an  der  Stelle  anderer  Konsonanten  steht  es  kaum  anders  als  im  Auslaute,  so 
für  dentales  c,  zum  Spiranten  gewordenes  t,  so  wie  s,  und  zwar  meist  nach  den 
Vokalen  au,  eau,  eu,  ou,  oi,  ai,  zuweilen  nach  ?',  und  ist  in  den  meisten  Fällen 
stumm;  indessen  ist  es  in  abgeleiteten  Formen  hier  und  da  auch  im  Inlaute 
geblieben: 

c  vertritt  es  in  dix  (decem),  doux  (dulcis),  faux  (falcem),  chaux  (calcem),  voix 
(vocem),  croix  (crucem),  noix  (nucem),  poix  (picem),  paix  (pacera),  in  denen  viel- 
leicht zum  Theil  das  x  des  lateinischen  Nominativ  mitwirkte.  Im  Inlaute  erhält 
sich  X  in  dixieme,  dem  jetzt  veralteten  dixain  u.  e.  a.,  während  sonst  dort  das  ur- 
sprüngliche c  als  c,  s  oder  z  wieder  zum  Vorschein  kommt:  vgl.  doux,  douce; 
paix,  paisible;  dix,  dizain,  dizaine,  dizeau,  dizenier.  —  In  Seix  (Aquae  Siccae)  steht 
X  für  c  und  flexi visches  s,  eben  so  in  Bayeux  (Bajocae). 

t,  als  Spirant,  erscheint  als  x  in  prix  (pretium),  Upaix  (Epotium). 

s  wird  zu  x  in  fameux  (famosus)  und  in  allen  Adjektiven,  denen  das  lateinische  osus 
zum  Grunde  liegt, epoux(sponsus),  toux(tussis),  deux(duos),  Deux neben Doubs(Dubis), 
roux  (russus),  houx  (ahd.  hulis,  mhd.  huls)u.a.  Im  Inlaute  erscheint  ursprüngliches  s 
wieder:  vgl.  heureux,  heureuse;  houx,  houssine;  .r  erhält  sich  aus  deux  in  deuxieme, 
deuxiemement.  In  Dreux  (Durocassium)  vertritt  a;  das  c  und  das  s  zugleich.  —  Hierher 
gehört  auch  der  Flexionsbuchstabe  x  in  Nennwörtern  und  Zeitwörtern  (chevaux,  clie- 
veux,  feux,  voeux,  beaux  —  je  peux,  veux)  statt  eines  s,  welcher  jetzt  nur  nach 
zusammengesetzten  Vokalen,  deren  letzter  ein  u  ist,  auftritt,  im  Altfranzösischen  jedoch 
sich  viel  weiter  erstreckte,   namentlich   nach  ausgefallenem  /  auch  den  Vokalen 


88    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.    nach  ihr.  Abstaram. 

fl,  e,  i,  u  folgte:   vassax  (vassal),   cardinax  (cardinal),   oisiax  (oiseau),    tex   (tel), 
Dex,   Diex  (Dieu),    fix  (fils),    fox  (fol),    rossengnox    (rossignol)  u.  s.  w.     Das  x  in 
Städtenamen,    wie    iu  Vouroux  (Vorogium),    Seveux   (Segobodium)    ii.  a.    ist   ein 
falschlich  übertragener  Flexionsbuchstabe  (s.  oben  S.  55). 
j.     Dieser  Buchstabe,  welcher  seit  alter  Zeit  im  Französischen  einen  dentalen 
Zischlaut    bezeichnet,    obgleich    er   früher   iu    der  Schrift   nicht   immer  von   i  ver- 
schieden war,   wie  im  Lateinischen,  vfo  gleichwohl  schon  die  Alten  das  konsonanti- 
sche scharf  von  dem  vokalischen   /  schieden,    wurde    wegen  seines  Gleichlautes  mit 
dentalem  g   im  Altfranzösischen    oft    mit    diesem    verwechselt.    Man  schrieb  häufig 
gette  (Jette),  jarbe  (gerbe),  gengleur  (Jongleur),  geuner  (jeüner),  selbst  gardin  (jar- 
din),   gou  (jou,  je),  wie   noch  jetzt  gesir  statt  jesir   (jacere).    Wie  es  nie  im  Aus- 
laute steht,  so  findet  es  sich  auch  nur  vor  lokalen,  jedoch  nie  vor  dem  Vokale  i, 
ausgenommen  in  der  Bindung  des  Wortes,  wenn  der  ihm  folgende  Vokal  elidirt  und 
durch  einen  Apostroph  angedeutet  ist. 

1.  Es  ist  aus  ursprünglichem  j  übertragen: 

a)  im  Anlaute:  ja,  (jam),  janvier  (januarius),  jeune  (juvenem),  jonc  (juncus), 
joug  (jugum),  juste  (justus),  joindre  (jüngere),  joyau  (gl.  gaudiale,  eigentlich 
gaudiellum,  nilat.  unrichtig  jocale),  Jehovah,  Jean  (Johannes). 

b)  im  Innern  des  Wortes:  sujet  (subjectus),  parjure  (perjurium),  conjugal 
(conjugalis),  majeste  (majestatem),  majeur  (majorem),  Frejus  (Forum  Julii),  ob- 
gleich hier  öfter  synkopirt,  wie  in  jeüner  (jejunare),  aider  (adjutare). 

2.  zuweilen  ist  der  Vokal  i  zum  Konsonanten  j  erhärtet: 

a)  im  Anlaute,  wenn  dem  i  oder  y  und  bisweilen  selbst  dem  e,  welche  vor 
einem  anderen  Vokale  stehen,  ursprünglich  ein  Konsonant  (h  oder  d)  voranging, 
welcher  abgeworfen  wurde:  Jeröme  (Hieronymus),  Jerusalem  (Hierosolyma), 
jacinthe  (hyacinthus),  jusquiame  (hyosciamus,  schon  lat.  jusquiamus),  jour 
(diurnum),  Jubelins  (Diablintes),  jusque  (de-usque);  in  je  (ego  mit  synkopirtem 
g)  ist  eo  zu  jo,  je  geworden. 

b)  im  Innern  des  Wortes  unter  gleichen  Verhältnissen,  wo  sonst  dentales  </ 
entsteht:  j  findet  sich  besonders  beim  Ausfalle  des  b  oder  v:  Dijon  (Dibionem 
und  Divionem),  goujon  (gobionem),  cajoler  (v.  cavea  fr.  cage),  afr.  serjans  f. 
sergent  (servientem). 

3.  es  entsteht  auch  aus  dem  Kehllaute  g: 

a)  häufig  im  Anlaute:  jumeau  (gemellus),  jaune  (galbiuus),  jouir  (gaudere), 
Javoux  (Gabali,  Gabales),  jatte  (gabata),  jarret  (mlat.  gareotum  v.  kymr.  gär, 
Schenkel),  jardin  (v.  ahd.  karto,  garto  mhd.  garte),  Jombert  neben  Gombert 
(ahd.  Gundobert  mhd.  Gumbert),  Jaubert  (ahd.  Gozbert). 

l))  im  Inlaute:    Anjou  (Andegavi). 

4.  aus  griechischem  z  (C)  entsteht  es  in  jaloux,  Jalousie  (v.  zelus,  Cn^Oi),   vgl.  gin- 
ge mbre  (zingiber). 

39.  4.  Die  Kelilbuchstaben  c,  k,  q,  ch,  g,  h  und  der  Halbvokal  y, 
von  denen  c  und  g  gutturale,  wie  g  und  ch  dentale  Lautstufen  bilden,  da 
g  und  ch,  ^^ie  auch  c,  zugleich  als  Zahnbuchstaben  auftreten,  sind  zum 
Theil  rücksichtlich  ihrer  Lautverhältnisse  historisch  nicht  mit  Sicherheit 
zu  -verfolgen.  Wenn  beim  Vergleiche  des  Französischen  mit  dem  Lateinischen 
der  Uebergang  aus  einer  Lautstufe  in  die  andere  nichts  Auffallendes  hat 
und  die  Erhärtung  von  Vokalen  zu  gutturalen  Konsonanten  nicht  von 
allgemeinen   Gesetzen  der  Lautverwandlung  abweicht,   so  ist  dagegen  der 


§  39.     Urspr.  der  Konson.     4)  Die  Kehlbuchstaben.  89 

Uebertritt  der  durch  altlateinische  Schriftzüge  dargestellten  Kehllaute  iii 
das  dentale  Gebiet  aus  einer  im  Lateinischen  vorgegangenen  Aenderung 
der  Aussprache  keineswegs  vollständig  zu  erklären,  wenngleich  der  Uebei-- 
tritt  des  lateinischen  ci  (ki)  in  zi  vor  einem  Vokale  alt  und  dentales  c 
dort  schon  angebahnt  war.  Am  Schwierigsten  aber  bleibt  die  Erklärung 
der  Verwandlung  eines  ursprünglichen  ca  (ka)  in  dentales  cha  (scha), 
welche  weder  am  Lateinischen  noch  am  Germanischen  einen  Anhalt  hat, 
wie  denn  auch  jiamentlich  fränkisches  ch,  welches  hier  zum  Anhalt  dienen 
konnte,  obwohl  es  noch  kein  Zischlaut  war,  im  nördlichen  (pikardischeii) 
Dialekte  in  diesem  Falle  gerade  nicht  zu  erscheinen  pflegt,  sondern  durch 
k  und  q  ersetzt  wird,  während  die  übrigen  Dialekte  hier  dem  ch  (seh) 
seine  Stelle  einräumen.  Es  bleibt  daher  nur  übrig,  dem  Keltischen  hin- 
sichtlich der  Behandlung  wie  der  Aussprache  der  Kehlbuchstaben  einen  Ein- 
fluss  einzuräumen;  wenn  dieser  auch  nicht  historisch  vollständig  erhärtet 
werden  kann,  so  fehlt  es  nicht  an  einzelnen  hierher  gehörigen  Beobachtungen, 
deren  beiläufig  unten  gedacht  werden  wird. 

c  erscheint: 
A.  als  Kehllaut  und  wechselt  als  solcher  in  der  älteren  Sprache  häufig  mit  k  bis 
gegen  das   Ende   des  vierzehnten    Jahrhunderts,   zuweilen   selbst    mit   qu:    vgl. 
kemun,    quemun   (commun),    il    keurt   (court),    il   keut,   queut  (cueille),    kuidier, 
quidier  (cogitare),  quer  (ccjeur)  u.  a. 
1.  Es  entsteht  aus  gutturalem  c  und  dem  altgermanischen  k  (ahd.  häufig  ch,  kh, 
h,  selbst  q,  qu,  qh  u.  a.): 

a)  im  Anlaute  nie  vor  c,  eu  oder  i;  doch  hält  sich  der  gutturale  Laut  vor 
anderen  "Vokalen,  selten  vor  ursprünglichem  «,  wo  ch  seine  Stelle  ein- 
genommen hat,  und  hier  meist  in  jüngeren,  besonders  aus  dem  Italienischen 
herübergenommenen  Wörtern.  Auch  bleibt  gutturales  c  vor  den  Konsonanten 
/  und  r,  selten  vor  anderen,  und  zwar  meist  in  Eigennamen  und  Fremd- 
wörtern: co?ur  (cor),  Conde  (Condate),  Courtray  (Cortoriacum),  Cormeilles 
(Curmiliaca),  coffre  (cophinus),  couver  (cubare),  cotte  (ahd.  chozzo?  mlat. 
cotta)  und  so  in  den  Vorsilben  con,  com,  col,  cor  u.  dgl.  —  canal  neben  chenal 
(canalis),  camp  neben  champ  (campus),  campagne  und  Campanie  neben  Cham- 
pagne (campania,  Campania),  Cambrai  (Camaracum),  Carpentras  (Carpento- 
racte),  cage  (cavea),  cäble  neben  dem  jetzt  veralteten  chable  (capuhuu)  —  clair 
(clarus),  clef  (clavis),  croitre  (crescere),  crochet  (v.  altn.  krokr  ndl.  krooke; 
auch  kymr.  crög)  u.  s.  w.  —  Ctesiphon,  Cneius,  czar. 

b)  im  Innern  des  Wortes  ebenso  vor  dunklen  ursprünglichen  Vokalen  und 
vor  Konsonanten,  selten  vor  den  hellen  Vokalen  e,  i:  balcon  (ahd.  balko), 
afr.  bacon  (ahd.  pacho,  bacho),  second  (secundus),  lacune  (lacuna),  lucarne 
(lucerna),  vaincre  (vincere),  ancre  (ancora),  oncle  (avunculus),  acquerir  (ac- 
quirere).  In  der  Verdoppelung  bleiben  beide  c  guttural,  wenn  das  zweite 
vor  einem  dunkelen  Vokale  stand:  accuser  (accusare),  accroitre  (accrescere), 
accointance  (gl.  accognitantia),  obgleich  hier  bisweilen  ein  c  ausfällt:  secouer 
(succutere),  secourir  (succurrere);  steht  dagegen  das  zweite  vor  einem  hellen 
Vokale,  so  ist  nur  das  erste  guttural:  accent  (accentus),  succes  (successus), 
ein  Fall,  welcher  meist  nur  in  jüngeren  Wörtern  eintritt.  Um  den  zweiten 
ursprünglich   vor  einem  dunkelen  Vokale  stehenden  Buchstaben  guttural  zu 


90    Erst.  Tlieil.    Lautlehre.    Zweit.  Al>sclin.    D.  Wort  etc.  narh  ihr.  Abstamm. 

erhalten,  wenn  dieser  Vokal  im  Französischen  e  wird,  verwandelt  sich  dieses 
zweite  c  in  qu:  Liicques  (Lucca,  früher  Luca),  doch  kommt  diese  Verdoppelung 
auch  ohne  etymologischen  Grund  vor:  grecque  (graeca),  Jacques  (Jacobus). 
c)  im  Auslaute  hat  sich  gutturales  c  (k),  wo  es  ursprünglich  vor  einer  Endung 
mit  dunkelem  Vokale  und  vor  Konsonanten  stand,  oder,  wie  im  Germanischen, 
den  auslautenden  Konsonanten  ausmachte,  bisweilen  erhalten,  wenn  es  auch 
oft  abgeworfen  wurde,  wie  in  ami  (amicus),  feu  (focus)  u.  s.  w.,  in  Namen, 
wie  Henri,  Aubrj',  Thierry  u.  a.  (ahd.  -rih,  -rieh  goth.  -reiks),  Damigni  (Dig- 
maniacus),  Origny  (Auriniacus)  und  vielen  ähnlichen  Orts-  und  Personen- 
namen. So  erhielt  es  sich  in:  lac  (lacus),  Drac  (Tricus),  caduc  (caducus), 
public  (publicus),  Aupec  (Alpicus),  Viniec  (Vinciacum),  Levignac  (Leviniacum), 
Figeac  (Figiacum),  Frederic  (ahd.  Fridurih),  bloc  (ahd.  piloh,  bloch,  auch 
schon  bloc),  arc  (arcus),  porc  (porc),  Jone  (juncus),  banc  (ahd.  panch  mbd.  banc), 
franc  (ahd.Francho,  Franko),  aqueduc,  früher  auch  aqueduc  (aquaeductus),  beson- 
ders, wenn  dem  c  ursprünglich  ein  zweites  folgte;  sec  (siccus),  sac  (saccus  goth. 
sakkus  gr.  adyyoc,  oäxoc,  vielleicht  oriental.  Ursprungs  v.  hebr.  syr.  aethiop. 
sak  kopt.  sok).  Auffallend  ist  duc  (ducem),  nicht  auflallender  jedoch  als  Marcq 
(v.  Marci  Portus),  obgleich  man  im  ersten  Falle  an  dux,  im  zweiten  an  Marcus 
als  Ursprung  dieser  Formen  denken  kann  (vgl.  das  italienische  duca,  mgr. 
Joi'l  IdoCxa']  und  öovy.cci?),  convainc  (convincit).  —  Uebrigens  kann  auch  c 
im  Auslaute  mit  t  verbunden  auftreten,  obwohl  sonst  c  ausgestossen  wird: 
direct  neben  droit  (directus),  respect  (respectus),  instinct  (iustinctus),  strict 
neben  etroit  (strictus)  u.  a.  meist  neuere  Bildungen. 

2.  aus  lateinischem  gu: 

a)  im  Anlaute:  car  (quare),  casser  (quassare),  coi  (quietus),  comme  (quomodo) ; 
in  caille  (ahd.  wahtala)  liegt  die  mittellateinische  Form    quaquila  zu  Grunde. 

b)  im  Inlaute:    aucun  (aliquis  unus),  chacun  (quisque  unus). 

c)  im  Auslaute:    onc  neben  onques  (unquam),  jetzt  wenig  gebräuchlich;  lacs 
(laqueus). 

3.  auch  steht  es  bisweilen  an  der  Stelle  des  griechischen  und  lateinischen  ch  (};): 

im  Anlaute:  in  colere  (cholera),  dagegen  cholera-morbus,  cholera;  im  Aus- 
laute: estomac  (stomachus),  mastic  (uuajiyrj,  lat.  auch  mastice),  musc  (muscus, 
eig.  ^öo/og).  Lateinischem  ch  entspricht  c  z.  B.  in  bracelet  (v.  brachium, 
bracchium). 

4.  auch  vertritt  es  ursprüngliches  g  im  Auslaute,  wie  im  Altfranzösischen  lonc 
f.  long,  sanc  f.  sang,  selonc  f.  Selon  (v.  secundum  longum  oder  sublongum) 
u.  dgl.  m. 

5.  auch  ursprüngliches  t  ist  bisweilen  in  c  verwandelt,  im  Anlaute  in  Ver- 
bindung mit  r :  craindre  (tremere),  vgl.  afr.  veintre  (vincere),  wie  umgekehrt 
chartre  aus  carcerem  entstand  (vgl.  obent);  hamac  weiset  auf  das  holländische 
hangmat,  hangmak. 

B.  als  Zahnlaut   kann    c    nur   im   Anlaute  und  Inlaute    auftreten    und    steht 
namentlich  vor  e  und  i;    wo    es    vor  a,   o,  u  dental  ist,    wird  es  p  geschrieben 
und  entspricht  überall  dem  scharfen  S-Laute,  mit   dem  es  auch  öfter  wechselt; 
dialektisch    schrieb    man    im  Norden  Frankreichs    cli    für    nfr.    c;    chiel,    chite, 
chainture  u.  dgl.,  chechi,  rechevoir,  forche  u.  s.  w. 
1.  Es  entsteht  zunächst  aus  c  vor  ursprünglichem  e,  ?,  ae  und  oe: 
a)    so  im  Anlaute:    ceder  (cedere),  cesser  (cessare),  centre  (centrum),  cite  (ci- 
vitatem),    ceindre  (cingere),  ciment  (caementum),    cene    (coena,    caena),    ciel 
(coelum,  caelum),  cimetiere  (coemeterium  gr.  xoifxtin^Qiov),  9a  (ecce  hac). 


§39.     ürspr.  der  Kons.     4)  Die  Keblbuchstaben.  91 

b)  im  Inlaute  findet,  man  es  bisweilen  auch  aus  c  vor  dunkelen  Vokalen  hervor- 
gegangen: prince  (principera),  face  (facies),  larcin  (latrocinium),  soup^on  (su- 
spicionem),  Franc^ois  (Franciscus),  cecite  (caecitatem),  douceur  (dulcorem). 

2.  ferner  aus  lateinischem  qu  vor  hellen  Vokalen,  ausnahmsweise  auch  aus  g: 

a)  im  Anlaute:  cinq  (quinque),  cinquante  (quinquaginta),  cercelle  (querquedula). 

b)  im  Inlaute:  lacer  (v.  laqueus),  cercelle  (vgl.  cuisine  oben  S,  85  unter  s  3.)  — 
gencive  (gingiva). 

3.  aus  s  konnte  es  leicht  durch  graphische  Verwechselung  hervorgehen : 

a)  im  Anlaute:  Cette  (Setium),  cercueil  (v.  ahd.  sarc,  sarch),  cingler  (ahd. 
segaljan,  segelen  mhd.  sigelen  altn.  sigla),  cidre  (sicera),  häufig  im  Altfran 
zösischen:    cept  (sept),  cens  (sens)  u.  a. 

b)  im  Innern  des  Wortes:  saucisse  (mlat.  saicitia  d.  i.  saisitia),  Cer?ay 
(Cersitus),  noircir  (nigrescere),  eclaircir  (exclarescere). 

4.  auch  entspricht  es  althochdeutschem  z  in:  groncer  (ahd.  grunzjan),  grincer 
(ahd.  gremizon  ags.  grimetan)  u.  a. 

5.  ans  dentalem  t  ist  es  entstanden  wie  sonst  s,  natürlich  nur  im  Inlaute:  vice 
(Vitium),  apprecier  (v.  pretium),  Durance  (Druentia),  ßrian^on  (Brigantionem), 
Valence  (Valentia),  Vence  (Vintium),  ancieu  (gl.  antianus),  auch  nach  aus- 
geworfenem p  und  c  vor  t:  ran(;on  (redemptionem),  noces  (nuptiae),  niece 
(gl.  neptia  f.  neptis),  leijon  (lectionem),  fa^on  (factionem). 

k)  dem  Kehllaut  c  gleichstehend,  ist  im  Neufranzösischen  zum  Ersätze  des- 
sell)en  Lautes  oder  eines  gleich  scheinenden  in  Fremdwörtern,  auch  mit  c  verbunden, 
gebräuchlich:  kaleidoscope,  kan,  kiosque,  kopeck,  kalmouck  u.  s.  w.,  doch  wird  es 
auch  zur  Darstellung  des  griechischen  /  in  den  neueren  Namen  von  Massen  und 
Gewichten  gebraucht,  welche  das  griechische  /lii-,  yj^io-  (v./ü.ioc:),  in  Zusammen- 
setzungen unter  den  Formen  kili-,  kilo-,  enthalten,  wie  kilogramme,  kilolitre,  kilo- 
metre,  kilometrique,  welche  die  Akademie  aufführt,  und  die  seltneren  kiliare,  kilostere, 
kilogrammetre  oder  kilogrammonietre. 

q,  von  häufigerem  Gebrauche,  ist  theilweise  etymologisch  begründet  und 
dient  namentlich  auch  zum  Ersätze  des  gutturalen  c  vor  hellen  Vokalen.  Im  Neu- 
französischen  steht  es  im  An-  und  Inlaute  in  Verbindung  mit  m,  welches  meist 
stumm  ist,  jedoch  in  minder  organischen  Wörtern  vor  anderen  Vokalen  laut  wird 
und  diphthongirt.  Eine  Ausnahme  bildet  das  Wort  piqüre  (v.  piquer  st.  piquure). 
Im  Altfranzösischen  steht  oft  das  blosse  q  zur  Darstellung  des  harten  Kehllautes, 
z.  B.  in  qi,  qe,  qoi  u.  a.;  statt  qu  wird  aber  auch  k  verwendet:    ki,  ke,  koi  u.  a. 

1.  Es  entsteht  aus  lateinischem  q  (qu) : 

a)  im  Anlaute:  quatre  (quatuor),  qnerelle  (queiela,  querelhi),  question  (quaestionem), 
qualite  (qualitatem),  Qneyras  (Quariates). 

b)  im  Innern  des  Wortes:  tranquille  (tranquillus),  cinquante  (quinquaginta), 
equestre  (equestris  ,  jusquiame  (urspr.  hyosciamus,  doch  schon  lat.  jusquiamus\ 

c)  selten  im  Auslaute  ohne  folgendes  u:    cinq  (quinque). 

2.  aus  lateinischem  c  vor  dunklen  Vokalen,  aus  germnnischem  k  (ch  u.  s.  w.),  so 
wie  überhaupt  aus  fremdem  K-Laute,  wenn  dieser  im  Französischen  da  bleiben 
sollte,  wo  die  Schrift  kein  anderes  sicheres  Darstellungsmittel  besass,  nachdem 
man  dem  c  auch  den  S-Laut  eingeräumt  hatte  und  der  Buchstabe  k  ausser  Ge- 
brauch gekommen  war,  dem  man  erst  in  modernen  Wörtern  wieder  Raum  gab. 
a)  im  Anlaute:    queue  (cauda),    queux  (coquus),  qneux  (cos,  cotis),  quille  (ahd. 

chiol  mhd.  kiel  nhd.  Kiel   altn.  kiölr);    auch  in  Verbindung   mit  s:    squelette 
(gr.  axukioi). 


92  Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Absclin.    Das  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamui. 

b)  im  Innern  des  Wortes-,  vaquer  (vacare),  provoquer  (provocare),  musique 
(musica),  boutique  (apotheca),  loqnet  (ags.  loc  engl,  lock),  braque  (ahd.  bracco, 
bracho);  auch  mit  vorangehendem  c:  Jacques  (Jacobus),  grecque  (graeca),  wo- 
durch der  Guttural  ohne  Grund  verdoppelt  wird,  wie  sonst  bei  ursprünglichem 
Doppellaute  in  la  Mecque  u.  a. 

c)  im  Auslaute  ist  es  selten  und  hier  und  da  mit  vorangesetztem  c  gebräuch- 
lich: coq  (ags.  cocc,  vgl.  i  iederd.  küken  nhd.  Gückel,  Göckelhahn,  Gockeihahn 
und  das  gr.  xoy.xüCtip\  Nachahmung  des  Naturlautes).  —  Marcq  (Marcus),  Boscq 
Eigenn.  (mlat.  boscus,  bus(jus  ahd.  busc). 

3.  aus   lateinischem    und    griechischem    ch    (■/_):     coque    (concha),    monarque    (mo- 
narchus)  u.  dgl.  m. 

ch  ist  wie  c  sowohl  guttural  als  dental  im  Neufranzösischen. 

A.  als  Kehllaut  ist  indessen  ch  nur  in  wenigen  von  dem  Französischen  in  der 
älteren  Sprachperiode  aufgenommenen,  nicht  dem  Gebiete  der  Eigennamen  an- 
gehörigen  Wörtern  geblieben;  die  meisten  hierher  gehörenden  Wörter  sind  aus 
dem  Hebräischen  und  Griechischen,  so  wie  aus  neueren,  auch  orientalischen 
Sprachen  unorganisch  dem  Sprachschatze  einverleibt;  einzelne  ältere  Wörter 
haben  im  Altfranzösischen  auch  c,  k  an  der  Stelle  des  ch,  wie  oft  Crist  u.  e.  a. 
Indessen  hat  man  auch  manche  in  neixerer  Zeit  aufgenommene  W^örter  hinsicht- 
lich des  ch  den  älteren  Wörtern  assimilirt,  z.  B.  bachique  st.  bacchique. 

a)  im  Anlaute:  Christ,  chretien  (christianus),  Chloris,  Chersonese,  choeur  (chorus), 

chorege  (xoQr\y6i)^  Cham,  Chaldee. 
li)  im  Innern  des  Wortes;  Bacchus,  Acha'ie,  Arachne,  Achab,  anachorete  (ana- 

choreta),  orchestre  (orchestra),  echo  (echo)  u.  dgl. 
c)  im  Auslaute:  Bavuch,  Enoch,  Moloch,  Saint-Roch  (Rochus),    üebrigens  werden 

auch  andere  Gutturale,   besonders  im  Auslaute,   durch  ch  wiedergegeben,  z.  B. 

in  varech  (ags.  vräc,  niederd.  wrak),  loch  (engl.  log). 

B.  als  Zahnlaut,  mit  der  ihm  eigenthümlichen  Aussprache  als  Zischlaut  (seh): 

1.  aus  gutturalem  ch: 

a)    selten  im  Anlaute:    cherubin  (cherubim),  Chirurgien,  Chirurgie   (chirurgia), 

chyle  (xukög),  chimie  (xr]fxt(c<.  Suid.  st.  /v/utia  v.  x^H-^0  "•  6.  a.,  auch  in 

Verbindung  mit  s:   schisme  (ayiaua). 
Ii)   häufiger  im   Innern  des   Wortes:    Achille,    Joachim,    Ezechias,    architecte 

(architectus),    archidiacre   (archidiaconus),    Archimede,    hierarchie,    monarchie 

(uovaQxCtt)  u.  dgl. 

2.  seine  Stelle  hat  es  aber  vorzugsweise,  wo  c  oder  germanisches  k  (ch  u.  s.  w.) 
vor  einem  a,  seltener,  besonders  im  Anlaute,  vor  anderen  dunkelen,  zuweilen 
selbst  vor  hellen  Vokalen  stand,  namentlich  beim  Zusammentreffen  gewisser 
Konsonanten  mit  dem  Guttural.  Wenngleich  nun  diese  Erscheinungen,  so  wie 
die  dialektischen  Abweichungen  des  Altfranzösischen  in  der  Verwendung  des 
ch  nicht  vollständig  erklärt  werden  können,  so  darf  doch  hier  der  auffallende 
keltische  Gebrauch  des  gallo-britaunischen  Sprachzweiges  angeführt  werden,  wo 
die  Verwandlung  des  gutturalen  c  in  cJi,  welches  seinerseits  so  wie  h  oft  schon 
einem  s  oder  x  anderer  Dialekte  entspricht,  besonders  beim  Zusammentreffen 
von  rc,  Ic,  nc.  cc,  sc,  cs  =  x  stattfindet,  ein  Umstand,  welcher  dem  französischen 
Gebrauche  in  mehreren  Fällen  entspricht.  Im  Anlaute  freilich  findet  sich  im 
Keltischen  erst  später  auch  bisweilen  der  Uebergang  von  c  in  ch. 


§  39.     Urspr.  der  Konson.    4)  Die  Kehlbuchstaben.  93 

a)  im  Anlaute  entsteht  es  fast  nur  aus  c,  k  vor  ursprünglichem  a:  champ 
(campus),  chaleur  (calor),  chaine  (catena),  Charente  (Carantonus),  Champion 
(mlat.  campio  v.  campus),  chef  (caput),  chair  (caro),  chevre  (capra),  chien  (cania), 
chose  (causa),  Charles  (ahd.  Charal,  Karl,  latinis.  Carolus)  —  chiche  (v.  cicer) 
und  chiche  (ciccum);  vor  a  und  anderen  Vokalen,  wo  c  mit  vorangehendem  s 
anlautete:  Charpagne  (Scarponna),  Chauny  (v.  Sueconi  gl.  Sconi),  chier  (ahd. 
scizan),  daher  auch  dort,  wo  nach  Voranstellung  eines  e  vor  es  dieses  nun 
inlautend  erscheint:  echelle  (scala),  echanson  (ahd.  scencho),  echandole 
(scandula  ahd.  scintulä,  scintalä,  schindulä). 

b)  im  Innern  des  Wortes  finden  Mir  ch  für  c  zwischen  (und  nicht  bloss 
vor  dunkelen)  Vokalen:  duche  (ducatus),  farouche  (ferocem),  mordache 
(mordacem),  chiche  (cicer),  Richard  (Rihhart),  riebe  (ahd.  rihhi,  rieh  goth, 
reiks),  Antriebe  (ahd.  Östarrichi)  —  häufiger  für  c  in  der  Position,  meist  vor 
folgendem  a;  so  in  dem  Zusammentreffen  von  rc:  Archambaut  (ahd.  Ercham- 
bald),  archer  (arcuarius),  fourche  (furca),  marchand  (mercantem),  inarche 
(ahd.  marcha  goth.  marka),  und  rtc  mit  ausgestossenem  t:  porche  (porticus), 
perche  (pertica);  von  Ic:  coucher  (collocare),  chevaucher  (gl.  caballicare), 
auch  cl:  nocher  (nauclerus);  von  nc:  Avranches  (Abrincatui),  pervenche 
(pervinca);  von  cc:  seche  (sicca),  secher  (siccare),  peche  (peccatum),  clocbe 
(ahd.  clocca),  bachelier  (mlat.  baccalarius),  bouche  (bucca),  lecher  (ahd. 
lecchon),  chiche  (ciccum),  biche  (ags.  bicce  altn.  bickja),  fleche,  Speckseite 
(ags.  flicce  engl,  flitch)  afr.  fücjue;  von  sc  und  es  oder  x:  mouche  (musca), 
lambruche  neben  lambrusque  (labrusca),  senechal  (ahd.  gl.  siniscalh,  vgl.  mhd. 
seneschalt),  marechal  (ahd.  marahscalb),  laiche  (ahd.  lisca)  —  lache  (laxus), 
lächer,  afr.  auch  lasquer  (laxare),  meche  (myxa),  afr.  echemer  (examinare), 
echalote  (lat.  ascalonia  nhd.  Schalotte,  Aschlauch). 

In  Wörtern,  wie  prccher  (praedicare),  empocher  (impedicare),  arracher 
(eradicare),  nicher  (nidificare),  dem  veralteten  nache,  afr.  auch  nage  (gl. 
natica),  mächer  (maslicare),  treffen  de,  tc  zusammen,  aber  auch  c<  wird  durch 
ch  ersetzt:    flechir  (flectere). 

Häufig  ist  auch  der  Ersatz  eines  i  oder  e  nach  p  und  vor  einem  anderen 
Vokale  durch  eh:  Sache  (sapiat),  ache  (apium),  proche  (propius),  seche  (sepia), 
creche  (ahd.  cripiä,  crippea,  krippha),  la  Ganache  (Gasnapia),  Gamache 
(Gamapium),  Acheres  (Appiariae),  CJichy  (Clippiacuni),  Attichy  (Attipiacum). 
Mehrere  der  genannten  Konsonantenverbindungeu,  und  so  auch  t  nach  /^ 
bringen  oft  dentales  y  hervor,  welches  dem  eh  gegenüber  nur  die  weichere 
Aussprache  oder  die  lutouirung  desselben  Lautes  bezeichnet. 

c)  Im  Auslaute  ist  ch  selten,  in  Auch  (civitas  Auscia)  ist  es  aus  sc  hervor- 
gegangen. 

3.  dem  lateinischen  y«  entspricht  ch  in  chacun  (.juisque  unus),  bisweilen  auch 
dem  gutturalen//:  chamois  (ahd.  gamz),  Chabris  (Gabrae),  parchemin  (vgl.  mlat. 
pergamenum). 

4.  auch  aus  s  ist  ch  hervorgegangen,  wie  im  gallo-britannischen  Sprachzweige  h 
und  ch  (namentlich  in  der  Verbindung  chw)  dem  s  anderer  Sprachen  ent- 
sprechen und  zum  Theil  aus  ursprünglichem  s  hervorgingen,  so  in  den  Eigen- 
namen:   Ghevry  (Sevriacus),  Chermes  (Sermanicomagus). 


94    Erst.  Theil.    Lautlehre.    Zweit.  Ahschn.    D.  Wort  etc,  nach  ihr.  Abstamm. 

g  stellt  einen  gutturalen  und  einen  dentalen  Laut  dar  und  geht  zum  Theil  in 
der  Verbindung  gn  in  einen  Scbmelzlaut  ein,  welcher  die  Erweichung  des  g  -voraus- 
setzt.    Wir    betrachten    daher   zunächst   den  Kehllaut  g,  verbinden  damit  das  g  in 
der  Zusammenstellung  mit  ii,  und  wenden  uns  dann  zu  dem  Zahnlaute  g. 
A.  g  als  Kehllaut  geht  zunächst 

1.  aus  lateinischem  und  germanischem  g  hervor.  Das  gutturale  g  steht  im  Fran- 
zösischen vor  a,  0,  u  oder  einem  die  Silbe  mitanlautenden  Konsonanten;  wo 
es  aber  die  Silbe  vor  e  und  i  anlauten  soll,  hat  es  ein  stummes  u  nach  sich. 
Das  u  ist  dem  stummen  u  in  qu  analog  und  findet  sich  wie  dieses,  scharf 
vernehmlich,  in  lateinischen  "Wörtern,  wie  anguis,  lingua,  languere,  sanguis 
u.  dgl.  m.,  wird  aber  wohl  zum  grösseren  Theile  der  Einwirkung  des  Kelti- 
schen zuzuschreiben  sein,  dem  die  Verbindung  des  g  mit  w,  w  sehr  geläufig 
war;  s.  unten  4.  Das  allgemeine  Princip  in  der  Uebertragung  des  alten  guttu- 
ralen g  in  das  Französische  als  guttural  oder  dental,  je  nach  seinem  ursprüng- 
lichen Auftreten  vor  Konsonanten  und  dunkelen  oder  hellen  Vokalen,  ist  nicht 
vollständig  durchgeführt,  indem  das  g  auch  vor  dunkelen  Vokalen  dental  wurde 
und  vor  hellen  Vokalen  guttural  blieb. 

a)  im  Anlaute:  Galilee  (Galilaea),  Garonne  (Garumna),  goüt  (gustus),  goutte 
(gutta),  gloire  (gloria),  Grenoble  (Gratianopolis),  gabelle  (ags.  gaful,  gafol 
engl,  gavel),  gai  (ahd.  gähi),  Gonthier  (ahd.  Gundahari),  Gontault  (ahd, 
Gundalt),  glisser  (ahd.  glitison),  griffe  (v.  ahd.  grifan)  —  ganache  (v.  lat. 
gena),  galant  (v.  ahd.  geil  ags.  gäl),  afr.  gueude  (altu.  giidi  niederd.  gilde 
ags.  gild  engl,  guild). 

b)  im  Inlaute:  gargariser  {yanya^iCuv),  languir  (lauguere),  langue  (lingua), 
fatiguer  (fatigare),  ambigu  (ambiguus),  Bourgoin  (Bergusium),  Vergons 
(Vergummi),  sangle  (cingulum),  ongle  (ungula),  Langres  (Lingones),  flegme 
(phlegma),  fragment  (fragmentum)  —  aigrette  (ahd.  heigir,  heigro).  Bisweilen 
ist  gutturales  g  vor  dunklen  wie  vor  hellen  Vokalen  ausgestossen,  wie  in 
tuile  (tegula).  Her  neben  liguer  (ligare);  ebenso  fällt  es  zuweilen  vor  einem 
zweiten  g  aus:  agreger  neben  dem  seltneren  aggreger  (aggregare);  wo  es  vor 
g  erhalten  ist,  gilt  das  erste  g  für  guttural,  obwohl  es  vor  einem  zweiten 
gutturalen  g  jetzt  verstummt  ist:  aggraver  (aggravare),  agglomeration  (v. 
agglomerare)  —  suggerer  (suggerere),  Suggestion  (suggestionem);  vor  d  steht 
es  in  Magdeleine  neben  dem  üblicheren  Madeleine  (Magdalena),  aber  stumm; 
es  lautet  in  Bagdad  und  anderen  Fremdwörtern. 

c)  im  Auslaute  ist  ursprünglich  (/  im  Allgemeinen  selten,  welches  in  joug  (jugum), 
fremden  Eigennamen  wie  Doeg,  Gog,  Magog  und  anderen  Fremdwörtern  als 
Guttural  hörbar  bleibt;  vor  Konsonanten  erhält  es  sich  bisweilen,  aber  verstummt: 
vingt  (viginti),  doigt  (digitus),  legs  (gl.  legatus  f.  legatum),  prelegs  (gl.  prae- 
legatus  f.  praelegatum);  nach  Nasalen,  wenn  nicht  abgeworfen  (vgl.  lorrain  ahd. 
lodaring),  ist  es  für  die  Aussprache  mit  Ausnahme  einiger  Bindungen  ohne  Bedeu- 
tung: bourg  (ahd.  puruc,  bürg  goth.  baurgs),  long  (longus),  sang  (sanguis),  hareng 
(ahd.  harinc  ags.  häring),  rang  (ahd.  bring),  oing  (unguen),  auch  da,  wo  es 
aus  Umstellung  von  gn  entstand:  etang  (stagnum),  seing  (signum),  poing 
(pugnus),  obgleich  hier  auch  g  ausgeworfen  wurde  (vgl.  benin,  malin),  sowie 
in  den  Fällen,  wo  es  aus  dem  /  der  Endung  nius  nach  Vokalen  hervorging: 
coing   (cydonia,   cotonia),   vgl.   afr.    tesmoing  (testimonium)  u.  a. ;   s.  unt.  gn. 

2.  demnächst  entsteht  g  durch  Herabsetzung  des  lateinischen  c,  des  germanischeu 
k  (ch)  und  selbst  des  qu  auf  die  Lautstufe  der  Media,  auch  hier  besonders  vor 
ursprünglichem  a,  o,  u  und  vor  Konsonanten: 


§  39.     Urspr.  der  Konson.     4)  Die  Kehlbuchstaben.  •      95 

a)  im  Anlaute:  Garris  (Carasae),  gonfler  (conflare),  gobelet  (v.  cupa  mlat.  gu- 
bellus),  golfe  (xolnog,  später  xölf/og),  gras  (crassus)  —  ganivet  (v.  aitn. 
knifr  ags.  cnif  niederd.  knit),  glapir  (ahd.  klaphon),  gratter  (ahd.  chrazön), 
grimper  (ahd.  klimban).  Vgl.  das  lat.  cobio  und  gobio  gr.  xioßiug  (fr.  goujoii), 
ahd.  geist  und  keist,  glocca  und  clocca  u.  dgl.  m. 

b)  im  Inlaute:  figue  (gl.  fica  v.  ficus),  aigu  (acutus),  viguier  (vicarius),  aiguille 
(gl.  acucula),  langouste  (locusta),  cigale  (cicada),  aveugle  (ab-oculus),  eglise 
(ecclesia),  maigre  (macrum),  migraine  (q/uixgaf(a)  —  raguer  (nord.  raka,  vgl. 
engl,  rag  ags.  hracian  gr.  (lüxng,  (ii]ypu/j.i  it.  ragazzo),  aigue-marine  (aqua 
marina),  aigle  (aquila),  egal  (aequalis). 

c)  als  ein  Beispiel  des  im  Auslaute  zu  g  abgestuften  k  dürfte  zigzag  (zickzack) 
anzusehen  sein. 

3.  ursprüngliches  h  ist  im  Inlaute  bisweilen  zu  y  Terdichtet:  agacer  (ahd. 
hazjan). 

4.  vielfach  findet  sich  gutturales  g  statt  eines  ursprünglichen  germanischen  w 
(goth.  v)  und  zuweilen  statt  eines  lateinischen  v;  im  Neufranzösischen  in  der 
Verbindung  gu  nur  noch  vor  hellen,  im  Altfranzösischen  oft  auch  vor  dunklen 
Vokalen;  auch  wechselt  hier  dieses  g,  gu  mit  u\  Zu  vergleichen  ist  dafür 
der  gallo-britanuische  Sprachzweig,  welcher  dem  v  ein  g  voransetzt,  woraus 
die  Formen  gu  und  gw  hervorgehen  und  wofür  zum  Theil  blosses  w  eintritt. 
S.  Zeuss,  Gramm.  Celtica  I.  p.  127.  Der  Lautwechsel  von  w  und  g  über- 
haupt entbehrt  übrigens  auch  sonst  nicht  sprachlicher  Analogien.  Dass  dem 
lateinischen  v  nur  ausnahmsweise  dieselbe  Behandlung  widerfuhr,  welche 
dem  germanischen  w  (v)  zu  Theil  wird,  möchte  sich  dadurch  erklären,  dass 
dieses  dem  keltischen  v  näher  stand  als  jenes  lateinische  v;  der  Laut  des  w,  v 
ist  dabei  allerdings   erloschen  und  nur  der  des  g  der  Sprache  übrig  geblieben. 

Diese  Verwandlung  findet  sich  vorzugsweise  im  Anlaute,  sonst  nur  in 
Zusammensetzungen  im  Inlaute:  garder  (ahd.  warten),  garenne  (mlat.  warenna 
engl,  warren,  v.  ahd.  warön),  gäteau  (mhd.  wastel),  gazon  (ahd.  waso),  gaule  (goth. 
valus  fries.  walu  engl,  wale,  nach  And.  v.  lat.  vallus),  Gaudreville  (Wadrici  villa), 
Gauthier  (ahd.  Walthari),  guerpir  (goth.  vairpan  ahd.  werfan),  guerir  (ahd. 
warjan,  werjan),  guichet  (altn.  vik  ags.  vic  engl,  wicket)  —  guepe  (lat.  vespa 
ahd.  wefsä),  gaine  (vagina),  Gard  (Vardo),  gueret  (vervactum  mlat.  veractum), 
gui  (viscus),  goupillon  (v.  afr.  goupil  aus  lat.  vulpes)  —  egarer  (v.  ahd.  waron). 

5.  Die  Verbindung  der  Buchstaben  gn  enthält  theils  ein  gutturales,  theils  ein  mit 
n  verschmolzenes  (jotirtes)  g  und  findet  sich  im  ersteren  Falle  im  An-  und  In- 
laute, im  letzteren  nur  im  Inlaute. 

a)  Die  Fälle,  in  denen  g  guttural  bleibt,  beruhen  auf  unvollkommener  Assi- 
milation und  gründen  sich  fast  ohne  Ausnahme  auf  ursprünglich  verbundenes 
gn  in  jüngeren  französischen  Wörtern,  welche  meist  aus  dem  Griechischen 
und  Lateinischen  herübergenommen  und  nicht   volksthümlich  geworden  sind. 

«.  Im  Anlaute  trifft  man  die  hier  dem  Sprachorgan  besonders  wider- 
strebende Verbindung  von  gn  seltener:  gnome  (yvwiAi]),  gnomon,  gnomoni- 
que  (v.  yywf.iwf),  gnostique  (guosticus),  Guido  (Gnidus,  Cnidus)  —  gneiss 
(nhd.  Gneis)  —  gnou  (nhd.  Gnu),  worin  g  einen  afrikanischen  Schnalzlaut 
darstellt. 

ß.  Im  Inlaute  ist  diese  Verbindung  häufiger,  worin  das  gutturale  g  eine 
Silbe  schliesst,  n  die  folgende  anlautet:    agnat,  agnation,  cognation,  igne 


9G     -Erst.  Thl.    Lautlehre.     Zweit.  Abschn.    D.  Wort  etc.  nach  ihr.  Abstamm. 

(igneus),  ignicole  (v.  ignis  und  colere),  ignition  (v.  ignire),  magnat  (mlat. 
magnatus  und  uiagnatem),  recognition,  stagnant,  Stagnation,  diagnostique, 
diaguostic  (Jiciyy(oaTty.6(),  geognosie  u.  a. 

b)  Das  jotirte  gn  kommt  im  Altfranzösischen  oft  als  ngn  vor,  während  anderer- 
seits <j  neben  n  ganz  verschwindet,  vgl.  dinite  (dignite),  cisne,  cinne,  eine 
(cygne),  und  im  Neufranzösischen  diner  (dignare,  nach  And.  v.  decoenare  gl. 
decenare,  desnare,  disnare),  wie  auch  jetzt  noch  in  einzelnen  Wörtern  g  vor  a 
vollkommen  verstummt,  vgl.  Regnard  (ahd.  Reginhart),  Regnaud  (ahd.  Raginolt). 
Alle  diese  Erscheinungen  deuten  auf  das  Uebergewicht  des  Nasallautes  in 
dieser  Verbindung.    S.  oben  die  Aussprache. 

a.    Das  jotirte  gn  entsteht  aus  ursprÜDglichem  gn: 

magnitique  (magnificus),  Saint- Aignan  (Anagnutes),  regner  (regnare), 
impregner  (v.  praegnans),  iguoble  (ignobilis),  cygne  (cygnus),  signe  (signum). 
Dem  gn  wird  auch  cn  zuweilen  gleichgestellt:  peigner(pectinare  gl.  pecnare); 
vgl.  lat.  Procne  und  Progne,  Cnidus  und  Gnidus,  cycnus  und  cygnus. 

ß.   ebenso  aus  der  umgekehrten  Stellung  ng : 

plaignons  (plangimus),  joignons  (jungimus),  craignant  (tremendum), 
teignant  (tingendum);  in  saigner  (gl.  sanguinare)  ist  ngn  mit  gn  ver- 
tauscht. In  den  angeführten  Verbalformen  fiel  im  späteren  Altfranzösi- 
schen öfter  g  aus  und  das  d  des  Infinitiv  drängte  sich  statt  dessen  nach 
n  ein:  plaindant,  faindant,  craindant,  craindoye,  poindoit,  contrain- 
dirent  u.  dgl. 

j .  auch  aus  ni,  ne  vor  einem  folgenden  Vokale  bildete  sich  durch  Verdich- 
tung des  Vokales  gn  (gleichsam  aus  nj  oder  jn) ;  man  findet  hier  jedoch 
auch  Verwandlungen  in  ng  mit  dentalem  g  (etrange  v.  extraneus): 

campagne  (campania),  montagne  (gl.  moutanea),  baigner  (gl.  balneare), 
araignee  (v.  aranea),  seigneur  (seniorem),  Auvergne  (Ärvernia),  Avignon 
(Avenionem),  Digne  (Diuia),  ligne  (liuea),  vigne  (vinea),  Sanvigny  (Sil- 
viniacus),  cigogne  (cicouia),  vergogne  (verecundia),  Boulogne  (Bononia), 
ivrogne  (ebrioneus),  oignon,  auch  ognon  (unionem)  —  mignon  (v.  ahd. 
minni,  minia  neben  minna  alts.  minnia). 

d.  zuweilen  ersetzt  gn  ursprüngliches  nn  und  selbst  das  einfache  n,  wie  zur 
Verstärkung  des  Lautes-. 

pignon  (v.  pinna),  grogner  (grunnire),  Charpeigne  (Scarponna),  duegne 
(sp.  dueüa  lat.  domina)  —  cligner  (clinare),  harpigner  (v.  fr.  harpin  aus 
ahd.  harphä),  egratigner  (v.  fr.  gratin  aus  ahd.  chrazon),  gagner  (ahd. 
weidanön,  weidanjan),  vgl.  afr.  crigne  (crinis). 

f.  in  einzelnen  Wörtern  scheint  es  eingeschoben,  oder  durch  eine  uns  un- 
bekannte vermittelnde  Form  hervorgebracht,  wie  in  epargner  (ahd.  sparon, 
sparen  ags.  spariau),  lorgner  (mhd.  niederd.  lüren  d.  i.  lauern). 

L  im  Auslaute  kann  gn,  welches  immer  einen  folgenden  Vokal  voraussetzt, 
nicht  vorkommen;  die  hierher  gehörigen  Formen  verwandeln  die  letzte 
Silbe  in  eine  rein  nasale,  wobei  gn,  ng,  nl,  ne  entweder  als  ng  mit 
stummem  g  auftreten,  oder  g  ganz  ausfällt:  seing  (Signum),  etang  (stagnum), 
malin  (malignus),  coing  (cydonia,  cotonia),  loin  (longe),  temoiu  (testimo- 
nium),  coin  (cuneus),  joins  (jungo);  dagegen  signer,  maligne,  eloigner, 
temoigner  u.  s.  w. 


§39.     Urspr.  der  Konson.     4)  Die  Kchlbuchstahen.  97 

B.  g  als  Zahnlaut  wird  iui  Neufranzösischen  daran  erkannt,  iJass  es  vor  hellen 
Vokalen  steht,  abo^erechnet  einige  fremde  Eigonnamen,  wie  Ges(s)ler,  Giesscn 
u.  dgl.  Es  steht  daher  nur  im  An-  und  Inlaute  nnd  wechselt  öfter  mit  dem 
gleichlautenden  _;'  im  Altfranzösischen.     S.  oben  j. 

1.  entsteht  es  aus  ursprünglichem  g  meist  \or  ursprünglich  hellen  Vokalen,  doch 
auch  vor  dunklen,  zumal  im  Inlaute: 

a)  im  Anlaute:  geant  (gigantem),  gendre  (generum),  Geneve  (Geneva^,  gemir 
(gemere),  Gerard  (ahd.  Gerhart),  gerbe  (uhd.  garbu),  gigue  (mhd.  gige),  gym- 
nase  (gymnasium),  GeofFroi  (ahd.  Godafrid). 

b)  im  Innern  des  Wortes:  ange  (angelus),  indigene  (indigena),  argile  (argilla), 
Agen  (Agennum,  Aginnum),  asperger  (aspergere)  —  large  (iargus),  propager 
(propagare),  purger  (purgare),  asperge  (asparagus),  bouge  (bulga),  targe  (altn. 
targa  ahd.  zarga),  College  (collegium)  neben  collegue  (collega),  prodigue 
(prodigus),  naviguer  (navigare),  subjuguer  (subjugare)  u.  a. 

2.  aus  ursprünglichem  c : 

a)  im  Anlaute:  Gisors  (Cesortium),  girofle,  gerofle  (caryophyllum),  geole  (gl. 
caveola  v.  cavea). 

b)  im  Inlaute  häufig  vor  ursprünglich  dunklen  Vokalen:  Bergerac  (v.  Ber- 
corates),  Angers  (Audecavi,  doch  auch  Andegavi),  besonders  wenn  r  oder  n 
nach  Abwerfung  eines  kurzen  Vokales  oder  Auswerfung  einer  Silbe  vor  ur- 
sprüngliches c  treten:  clerge  (clericatus),  berger  (vervecarins),  charger  (carri- 
care  v.  carrus),  forger  (fabricare),  serge  (serica),  venger  (vindicare),  manger 
(manducare),  oder  zwischen  Vokalen  nach  Ausfall  der  Silben  di  oder  ti: 
piege  (pedica),  juger  (judicare),  voyage  (viatieum). 

3.  aus  ursprünglichem  j: 

im  Anlaute;    genievre  (juniperus),  genisse  (junTcem),  gesir  (jacere). 

4.  aus  Verdichtung  eines  i  oder  e  vor  einem  zweiten  Vokale,  wenn  demselben 
die  Lippenlaute  b,  v,  selten  p,  oder  der  Zahnlaut  d  ursprünglich  vorangingen 
und  ausfielen: 

im  Inlaute:  rage  (rabies),  rouge  (rubeus),  tige  (tibia),  changer  (cambiare 
V.  cambire),  löge  (ahd.  loubjä  mlat.  laubia  v.  ahd.  mhd.  loup  goth.  laubs, 
laufs),  äuge  (alveus),  cage  (cavea),  deluge  (diluvium),  sauge  (salvia),  sergent 
(servientem),  abreger  (abbreviare),  alleger  (mlat.  leviare  st.  levare),  pigeon 
(pipionem),  sage  (gl.  sapius  vgl.  uesapius),  —  Liege  (Leodium),  Maubeuge 
(Malbodium),  orge  (hordeum),  gage  (goth.  vadi  mlat.  wadium,  vadium,  viel- 
leicht unter  Mitwirkung  des  lat.  vas,  vadis). 

Auch  nach  «,  rn,  sowie  nach  r,  welche  sich  in  di  sem  Falle  erhalten, 
verdichten  sich  i,  e  in  g;  jedoch  verwandelt  sich  m  alsdann  in  n:  linge 
(lineus),  lange  (laneus),  etrange  (extraneus),  fange  (goth.  fani  gl.  fanium), 
singe  (simia),  vendange  (vindemia),  songe  (somnium),  conge  (commeatus), 
esturgeon  (ahd.  sturio,  sturo,  sturi  mlat.  sturio,  sturjo,  sturgio,  sturcio,  ags. 
styrja). 

5.  aus  z  in  giiigembre  (zingiber);  s.  oben  j. 

Auffallend  ist  die  Entstehung  von  Orange  aus  Arausio,  während  der 
Gatttungsname  orange  orientalischen  Ursprungs  ist  (arab.  närandj  pers. 
närendj),  jedoch  sein  o  der  Deutung  aus  aurinn  zu  verdanken  scheint. 

h,  das  Zeichen  der  Aspiration,  welche  jedoch  meist  erloschen  ist  und  sich 
vorzugsweise  in  nicht  lateinischen  Bestaudtheilen  der  Sprache  noch  geltend  macht, 
beruht 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  7 


98      Erst.  Tb'.    I>autlehre.    Zweit.  Ahschn.    Das  Wort  et.-,  nach  ihr.  Abstaram. 

1.  auf  ursprünglichem  lateinischen  und  germanischen  h  oder  auf  solchen  Lauten, 
welche  durch  das  lateinische  h  wiedergegeben  zu  werden  pflegten.  Abgeworfen 
wurde  freilich  ursprüngliches  h  im  Anlaute  vor  Konsonanten  in  germanischen 
Wörtern,  wenn  nicht  ein  Vokal,  wie  zwischen  äw,  hr,  eingeschoben  wurde,  sowie 
hier  und  da  vor  lateinischen  Vokalen  auch  im  Inlaute  ausgeworfen,  wie  es  um- 
gekehrt lateinischen  und  germanischen  Vokalen  ohne  etymologischen  Grund  öfter 
vorangestellt  (s.  oben  S.  52)  und  zur  Aufhebung  des  Hiatus  nach  Auswerfung 
eines  andereren  Konsonanten  eingeschoben  wurde  (s.  oben  S.  54). 

a)  im  Aulaute:  hennir  (hinnire),  hoiume  (horainem),  heros  (heros),  hui  (hodie), 
hier  (heri)  —  baier  (ahd.  halon),  haie  (mhd.  hac  holl.  haag,  schon  ahd.  hac, 
Stadt,  V.  ahd.  Wurzelverbum  hagan,  umzäunen),  havre  (ahd.  havao),  housse 
(ahd.  hülst  mlat.  huicia,  hulcitum;  auch  vergleicht  man  kymr.  hws,  couverture). 

b)  im  Inlaute,  wo  es  bisweilen  ausgeworfen  ist  (vgl.  epier  ahd.  spehon,  esquiver 
ahd.  sciuhan  mhd.  schiuhen,  schiuwen)  erscheint  es  meist  zwischen  Vokalen, 
oder  nach  Konsonanten  und  vor  Vokalen:  cohorte  (cohortem),  vehicule  (vehi- 
culum),  inhumain  (inbumanus),  abhorrer  (abhorrere),  selten  steht  es  vor  Kon- 
sonanten, auch  als  Vertreter  anderer  Gutturale,  wie  in  brahmane  (Brahmine). 

2.  zuweilen  hat  es  sich  aus  /  entwickelt: 

im  Anlaute:  hors  afr.  fors  (foras\  hormis  (foras  missum),  häbler,  früher  besser 

habler  geschr.  (span.  hablar  afr.  fahler  lat.  fabulari). 

y  kommt  hier  nur  in  Betracht,  insofern  es  völlig  konsonantisch  ist,  oder  mit 
der  vokalischen  Natnr  eines  ('  zugleich  die  konsonantische  eines  7  verbindet;  so  kann 
es  nur  im  Inlaute  vorkommen. 

a)  Die  Behandlung  des  y  als  eines  reinen  Konsonanten  beruht  auf  Willkür, 
insofern  dieselbe  wenige  Fälle  trifft,  welche  ebenso  wie  die  unter  b)  genannten 
hätten  behandelt  werden  können,  und  die  Entstehung  des  y  dabei  gleichgültig  ist: 

1.  aus  i  und  j  entwickelt  sich  der  Konsonant  y  in:  Aglaya  (AglaTe  oder  Aglaja), 
Bayeux  (Bajocae). 

2.  aus  einem  erweichten  Gutturale  y,  c:  bruyere  (kymr.  brwg  engl,  brook 
niederd.  brücb),  Mayence  (Maguntia  [neben  Mogontiacum]  ahd.  Maginza,  Ma- 
genza),  brayette  (v.  braca,  bracca). 

3.  zur  Aufhebung  des  Hiatus  scheint  es  nach  Ausfall  eines  Konsonanten  ein- 
geschoben in:    bayer  (afr.  baer,  beer  it.  badare),  Mayenne  (Meduana). 

b)  das  zugleich  als  Vokal  und  als  Konsonant  wirkende  y  hat  sich  sonst  aus 
allen  Kombinationen  des  französischen  i  mit  einem  vorangehenden  Vokale  (ai,  ei, 
oi,  ui)  vor  einem  folgenden  Vokale,  ausser  stummem  e,  regelmässig  entwickelt; 
die  Entstehung  des  i  ist  hierbei  gleichgültig.  Der  Grund  ist  die  Aufhebung  des 
Hiatus,  und  zu  diesem  Zwecke  wirkt  das  i  als  y  zwiefach: 

man  vgl.  essai  (exagium)  und  essayer;  loi  (legem)  und  loyal;  voie  (via)  uud 
voyage;  croire  (credere)  und  croyance;  appui  (v.  podium)  und  appuyer;  fuir 
(fugere)  und  fuyard. 

Vor  stummem  e  im  Inlaute  wie  im  Auslaute  hat  man  gegenwärtig  allgemein 
das  y  in  den  Formen  der  Verba  auf  oyer  und  uyer,  zum  Theil  auch  derer  auf 
ayer  aufgegeben  und  schreibt  statt  dessen  i:  appuieras,  appuies,  aboie,  nettoiera, 
zum  Theil  auch  paie,  paierais.  Die  Ausnahmen,  welche  man  hier  macht,  sind 
vollkommen  willkürlich,  wie  man  z.B.  das  Präs,  und  Fut.  der  Verba  auf  ayer 
rücksichtlich  der  Schrift  oder  wenigstens  der  Aussprache  trotz  der  veränderten 
Schrift  hierbei  meist  ausnimmt,  und  darin  aie  oder  aye  wie  ai-y'  lauten  lässt. 


Zweiter  Theil.     Die  Formenlehrp.  99 


Zweiter  Theil. 

Die  Formenlehre  der  französischen  Sprache. 

40.  Von  der  Formenlehre  im  Allgemeinen.  Nach  der  rein  stoflflichfMi 
Seite  stellt  sich  das  Wort  als  eine  Lauteinheit  dar;  nach  der  begiiflf- 
Hchen  Seite  erscheint  es  im  Satze  als  Redetheil.  Ihrem  begriiflichoii 
Gehalte  nach  unterscheiden  sich  aber  die  Redetheile  als  verschiedene 
Wortklassen,  wenngleich  sie  innerhalb  des  Satzes  trotz  dieser  Ver- 
schiedenheit zuweilen  dieselbe  syntaktische  Funktion  übernehmen. 

Die  gleichen  lautlichen  Bestandtheile  einer  Reihe  von  Wörtern,  welche 
um  dieser  Elemente  willen  verwandte  heissen,  werden  Wurzeln  genannt 
und  deuten  durch  die  Einerleiheit  der  Laute  zugleich  auf  eine  ursprüng- 
liche Begriffseinheit.  Die  Wurzel  erscheint  jedoch  nur  selten  ohne  Er- 
weiterung durch  einzelne  Laute  oder  Silben;  wie  sie  aber  auch  in  der 
Sprache  erscheinen  mag,  so  tritt  doch  niemals  ein  Wortkörper  als  dei- 
abstrakte  oder  unbestimmte  Begriff  der  Wurzel  auf,  sondern  stets  als  ein 
bestimmter  Redetheil. 

Wird  der  so  gewonnene  Redetheil  bei  unveränderter  Begriffsbestim- 
mung in  verschiedene  Beziehungen  gesetzt,  welche  an  dem  Wortkörper 
durch  hinzugefügte  Laute  oder  Silben  bezeichnet  werden ,  so  heisst  der- 
jenige gleichartige  Bestandtheil,  an  welchem  dieselben  erscheinen,  der 
Stamm,  welcher  auch  etwa  mit  einer  abstrakten  Wurzel  gleichlauten 
kann.  Die  an  den  Stamm  gefügten  Laute  oder  Silben  bringen  die  Flexion 
oder  Biegung  des  Wortes  hervor,  welche  nach  ihren  verschiedenen  Ai-ten 
die  Deklination,  die  Konj  ugation  oder  die  Komparation  des  Wortes 
genannt  wird. 

Ein  Wort,  welches  nicht  durch  eine  solche  Veränderung  verschiedene 
Beziehungen  innerhalb  des  Satzes  ausdrückt,  wird  ein  inflexibles  Wort 
oder  eine  Partikel  genannt.  Die  Partikeln  müssen  als  ursprünglich 
biegungsfähige  oder  flexible,  aber  abgestorbene  Stämme  betrachtet  werden. 

Die  Erweiterung  der  Wurzeln  durch  Laute  und  Silben,  wodurch 
unterschiedene  Begriffe  und  Redetheile  bedingt  werden,  nennt  man 
die  Ableitung  der  Wörter. 

Wird  aber  einem  selbständigen  Worte  ehi  zweites  oder  auch  meh- 
rere hinzugefügt  und  mit  jenen  lautlicli  und  begrifflich  zu  einem 
Ganzen  verschmolzen,  so  entsteht  die  Zusammensetzung. 

Die  Formenlehre  hat  demnach  die  formelle  Bestimmtheit  der  gesammten 
Redetheile  nach  den  angegebenen  Gesichtspunkten  zu  ihrem  Gegenstande. 

Die  Redetheile  der  französischen  Sprache  zerfallen  mit  Beziehung  auf  ihre 
Form  und  deren  Veränderung  iti  ilie  biegung  sfähigen  und  die  biegungs- 
unfähigen Kedetheile. 

l.Die  biegungstäbigen  Kedetheile    sind    das    Nennwort    und    das  Zeitwort, 
wobei  jedoch  zu  bemerken  ist,  dass  die  Biegungsfähigkeit  einzelner  Nennwörter, 

7* 


100  Zweiler  Theil.     Die  Formenlehre. 

z.  R.  lies  Zahlwortes,  nur  in  sehr  beschränktem  Masse  noch  znr  Erscheinung 
kommt,  da  die  Andeutung  verschiedener  Beziehungen  des  Wortes  im  Satze  durch 
vor<;esetzte"  Partikeln  nur  im  uneigentlichen  Sinne  als  Flexion  desselben  bezeich- 
net werden  kann. 

a)  Das  Nennwort,  welches  seinen  Namen  von  der  Benennung  der  Gegenstände 
und  ihrer  Eigenschal'ten  hat,  drückt  einen  Begriff  zwar  unvollkommen  aus, 
insofern  jedoch  nicht  ungeschickt,  als  es  den  unter  die  sinnliche  oder  geistige 
Anschauung  fallenden,  also  gleichsam  fertigen  Gegenstand  und  dessen  Natur 
nur  zu  nennen  hat.    Es  zerfällt  in  mehrere  Klassen: 

rr.  Das  Hauptwort  oder  Substantiv,  d.  h.  die  Benennung  der  in  der  äusseren 
Wirklichkeit  gegebenen  konkreten  Gegenstände,  der  Personen  oder 
Sachen,  so  wie  der  durch  die  Thätigkeit  des  Denkens  gewonnenen  Begriffe 
von  Eigenschaften,  Thätigkeiten  oder  Wesen,  welche,  als  abstrakte  Gegen- 
stände der  geistigen  Anschauung,  den  konkreten  Gegenständen  analog,  vor- 
gestellt werden. 

aa.  Man  unterscheidet  unter  den  Hauptwörtern  Gattungsnamen  und 
Eigennamen.  Gattungsnamen  sind  alle  Hauptwörter,  insofern  die 
durch  sie  ihrem  Begriffe  nach  bezeichneten  konkreten  oder  abstrakten 
Gegenstände  als  Einzelwesen  einer  Mehrzahl,  Art  oder  Gattung  aufgefasst 
werden;  wie  dies  nicht  bloss  bei  Baum  und  Haus,  sondern  auch  bei 
Leidenschaft,  Tugend  u.  dgl.  der  Fall  sein  kann.  Eigennamen 
dagegen,  ihrem  Ursprünge  nach  meist  Gattungsnamen,  wiewohl  oft  ent- 
stellt, sind  Benennungen  von  Personen  oder  anderen  Gegenständen,  wo- 
durch dieselben  in  äusserlicher  Weise,  nicht  ihrem  Begriffe  nach,  be- 
zeichnet werden;  sie  beruhen  vielmehr  auf  üebereinkunft  hinsichtlich  der 
Bezeichnung  anderweitig  begrifflich  bestimmter  Gegenstände.  Gleichgültig 
ist  es  dabei,  dass  dieselben  Eigennamen  mehreren  Gegenständen  beigelegt 
sein  können.  So  wie  aber  Gattungsnamen  zu  Eigennamen  werden,  so 
können  umgekehrt  auch  Eigennamen  zu  Gattungsnamen  werden,  wie  z.  B. 
die  Cäsaren  in  den  Begriff  der  Kaiser  übergehen,  oder  die  Demosthene 
den  Begriff  hervorragender  Redner  enthalten. 
ßß.  Koukrete  Hauptwörter  können  ihrem  Inhalte  nach  ferner  Sammel- 
namen und  Stoffuamen  sein.  Die  ersteren  fassen  unter  eine  Vor- 
stellung eine  Anzahl  von  Einzelwesen  zusammen,  welche  in  der  Vor- 
stellung des  Ganzen  in  den  Hintergrund  treten,  wie  in  Flotte,  Heer, 
Wald.  Insofern  diese  Gesammtheiten  selber  wieder  als  eine  Anzahl  auf- 
treten, sind  ihre  Benennungen  Gattungsnamen.  Stoffnamen  be- 
zeichnen die  gleichartige  Masse  oder  Materie,  aus  welchen  Einzelwesen 
bestehen,  wie  Eisen,  Glas  u.  dgl.  Diese  Namen  können  zugleich  zu 
Bezeichnungen  von  Einzelwesen  dienen,  welche  aus  einem  Stoffe  bestehen, 
wie  Eisen  und  das  Eisen  (Schwert),  Glas  und  ein  Glas,  womit 
sie  als  Gattungsnamen  erscheinen.  Diesen  Charakter  haben  sie  auch 
dann,  wenn  gleichnamige  Stoffe  nach  unterschiedenen  Eigenschaften, 
Fundorten  u.  s.  w.  individualisirt  werden,  wie  Kalke  als  kohlensaurer 
Kalk,  kieselsaurer  Kalk  u.  s.  w. 
yy.  Abstrakte  Hauptwörter,  wenn  auch  nicht  als  Gattungsnamen  auf- 
tretend, haben  gleichwohl  den  logischen  Charakter  der  Allgemeinheit, 
insofern  sie  von  Einzelwesen  abstrahirt  sind  und  die  gemeinsame  Natur 
oder  Thätigkeit  derselben  bezeichnen.  Häufig  gehen  sie  daher  in  Sam- 
melnamen über,  wie  in:  Geistlichkeit,  Priesterschaft,  Christen- 


§  40.     Die  Formen  lehre  im  Allgreineineii.  101 

heit  u.  dgl.,  oder  sie  können  geradezu  auch  konkrete  Gegenstände  aus- 
drücken, wie  Essen,  Stickerei  u.  dgl. 
ß.  Das  Eigenschaftswort  oder  Adjektivum  drückt  die  einem  Gegenstande 
anhaftenden  Eigenschaften  oder  Beschaffenheiten  nicht  an  und  für  sich,  son- 
dern nur  in  ihrer  Beziehung  auf  das  Hauptwort  aus. 
y.  Der   Artikel,    seinem  Wesen    nach   demonstratives  Fürwort  und   Zahlwort, 
dient  zur  Bestimmung  des  Substantiv,  theils  in  demonstrativer  Weise,  theils 
nach  Seiten  der  Einzelheit  oder  Allgemeinheit. 
6.  Das  Zahlwort  bezeichnet  die  quaa titativpn    Bestimmungen  des  Gegen- 
standes. 
i.  Das  Fürwort  oder  Pronomen  übernimmt  einerseits  die  Funktion  des  Sub- 
stantiv, andererseits  die  des  Adjektiv  und  Zahlwortes  im  Satze: 
aa,  als  persönliches  Fürwort,   die  redende,  die  angeredete  und  die  !)espro- 
chene    Person    (oder  Sache)    lediglich    nach    diesen    drei  Gesichtspunkten 
bezeichnend.     Von    dem    persönlichen  Fürworte    wird    das    sogenannte 
Possessivpronomen,  ein   Pronominaladjektiv,  abgeleitet,   welches  den 
Eigenthümer  des  Gegenstandes  in  adjektivischer  Form  ausdrückt. 
ßß.  als    hinweisendes    Fürwort  oder  Demonstrativpronomen,    welches 
substantivisch    oder    adjektivisch    einen    sinnlich  aufgezeigten  Gegenstand 
als  solchen  sprachlich  bezeichnet. 
yy.  als  fragendes   Fürwort  oder  Interrogativpronomen,    welches  theils 
mit  der  Geltung   eines  Substantiv,    theils    als  Adjektiv  einen   durch   eine 
Antwort    hinsichtlich    seines    äusseren  Daseins  oder  seiner  Beschatfenheit 
zu  bestimmenden  Gegenstand  vorführt. 
öS.  als  bezügliches  oder  relatives  Fürwort,    weiches  in  adjektivischem 
Sinne    einen  Satz    auf   einen    vorangebenden    oder    vorausgesetzten    Suh- 
stantivbegriff  bezieht. 
ff.  als  unbestimmtes  Fürwort,  welches  theils  substantivisch,  theils  adjek- 
tivisch   entweder    eine   numerisch  unbestimmte  Quantität,    oder    mit  Be- 
ziehung   auf   die  Einheit    dieselbe  auf  äusserliche   (^demonstrative)  Weise 
l)estimmt,    oder  den  Begrift'  der  Einheit   in  Beziehung  auf  Personen  oder 
Sachen  aufhebt, 
b)  Das  Zeitwort,   welches   den  Begriff  der  Thätigkeit  in  der  Sphäre  der  Zeit 
von  dem  Subjekte  des  Satzes  aussagt  und   in  einer  bestimmten  Zeitform  an 
demselben  setzt,    wird  auch  das  Aussagewort  genannt  und  gliedert  sich 
nach  Arten  (genera),    Redeweisen    oder   Modalformen    (modi)  und  Zeit- 
formen (tempora),  deren  Bedeutung  in  der  Lehre  vom  Zeitworte  und  von  der 
Wortfügung  näher  zu  entwickeln  ist. 
2. Die  biegungsunfähigen  Redetheile  oder  die  Partikeln  (Redetheilcheu),  welche 
den  letzteren  Namen  ihrem  meist  geringeren  äusseren  Umfange  verdanken,  können 
zwar    nicht,    wie    die    beweglicheren    Nenn-    und    Zeitwörter,    verschiedene    Be- 
ziehungen  ihres  Begriffs  innerhalb  des  Satzes    ausdrücken    oder    anderweitig    er- 
halten, sind  aber  grossentheils  von  solcher  Wichtigkeit  in   der  Sprache,   dass  sie 
wesentliche  Beziehungen  der  Begriffe  innerhalb  des  Satzes,  so  wie  der  Sätze  ver- 
mitteln,  und  die  Physiognomie  der  Sprache   zu  einem  erheblichen  Theile  bestim- 
men, obgleich  sie  oft  ihre  sichere  Deutung  erst  durch  die  Rede  in  ihrem  inneren 
Zusammenhange  erhalten.    Auch  tragen  sie  zum  Theil  noch  Spuren  der  Biegung 
au  sich  oder  sind  in  geringem  Masse  biegungsfähig.     Hierher  gehören: 
a)  das   Umstandswort  oder   Adverbium.     Es  dient  im  Wesentlichen  zur  Be- 
stimmung des  Verbalbegriffes,    aber  auch  anderer  Redetheih«,   wie  des 


102  Zweit.  Th!.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbieguno^  etc. 

Adjektiv  uud  selbst  eines  anderen  Adverb,  insofern  in  diesen  der  Begrifi'  der 
Thätigkeit  noch  in  irgend  einer  Weise  enthalten  ist.  Das  Umstandswort  dient 
zur  Bestimmung  des  Ortes,  der  Zeit,  der  Art  uud  Weise,  endlich  der 
Kausalität  der  Thätigkeit,  und  charakterisirt  oder  individualisirt  damit  den 
allgemeinen  Begriff  derselben. 

b)  das  Verhältnisswort  oder  die  Präposition,  ursprünglich  meist  räumliche 
Verhältnisse  bezeichnend  und  als  ein  Adverb  zu  fassen,  in  dessen  Funktion  es 
öfter  Wiedereintritt,  dient  zur  näheren  Bestimmung  der  Orts-,  Zeil-,  Art-  und 
Kausalitätsbeziehungen,  in  denen  ein  Gegenstand  zur  Thätigkeit  steht,  oder 
durch  welche  ein  Gegenstand  die  Thätigkeit  bestimmt  und  individualisirt.  Solche 
Beziehungen  drückt  das  Nennwort  in  allgemeiner  Weise  durch  seine  Flexion 
aus;  die  Präpositionen  geben  dieser  Allgemeinheit  ihre  bestimmtere  Färbung. 

c)  die  Bindewörter  oder  Konjunktionen  vermitteln  die  Verbindung  der 
Sätze  entweder  als  beiordnende  oder  als  unterordnende  Bindewörter. 
Die  ersteren  verbinden  gleichartige  Sätze  und  werden  Bindewörter  im 
engeren  Sinne  genannt;  die  letzteren  verknüpfen  den  Hauptsatz  mit  dem 
Nebensatze  und  werden  auch  Fügewörter  genannt.  Die  Bindewörter  ver- 
binden auch  Satzglieder,  eine  Verknüpfung,  welche  ursprünglich  auf  eine  Zu- 
sammenziehung der  Sätze  zurückweist. 

d)  Als  ein  Redetheil  wird  auch  der  Empfindungslaut  oder  die  Interjek- 
tion angesehen.  Empfindungslaute  sind  natürliche,  aber  begrifflose  Aeus.se- 
rungen  der  Empfindung  und  des  Affektes  oder  in  der  That  ursprüngliche 
Wörter,  welche  aber  zum  reinen  Ausdrucke  des  Affektes  herabgesetzt  werden. 
Nach    diesen    allgemeinen    Erörterungen,    welche    ihre    näheren   Ausführungen 

innerhalb   der  Formenlehre  und  Syntax    finden    werden,    können    wir  zunächst  die 

Formenlehre  eintheilen: 

l.in  die  Darstellung  der  Formen  der  biegungsfähigen  und  biegungsunfähigen  Rede- 

theile,    von  denen  die  Lehre  von  der  Wortbiegung    und    ihrer  Erlöschung 

handelt; 
2.  in  die  Darstellung  der  Formen  der  abgeleiteten   und   zusammengesetzten  Wörter, 

von  denen  in  der  Lehre  von  der  Wortbildung  gehandelt  werden  soll. 


Erster  Abschnitt. 

Die  Wortbiegnng  und  ihre  Erlöschung. 

41.  Das  Nennwort  und  seine  Deklination.  Das  Nennwort  drückt  im  Satze 
seine  verschiedenen  Beziehungen  allgemeiner  Art  in  den  nach  Seiten  der 
Flexion  voUkonimneren  alten  Sprachen  durch  seine  wandelbaren  Endungen 
au.s.  Die  Veränderungen,  welche  das  Wort  in  dieser  Rücksicht  erleidet, 
machen  seine  Deklination  aus.  Die  Endungen  bestimmen  die  Einzahl 
und  die  Mehrzahl  (den  Numerus),  in  welcher  der  dem  Nennwort  zu 
Grunde  liegende  Begriff  vorgestellt  werden  soll,  und  zugleich  die  Fälle 
(Kasus),  wodurch  das  verschiedene  Yerhältniss  desselben  zum  Thätigkeits- 
begrifFe  ausgedrückt  werden  soll,  sovne  endlich  auch  zum  Theil  das  natür- 
liche oder  das  dem  natürlichen  analog  bestimmte  grammatische  Ge- 
schlecht desselben. 


§41.     Das  Nenn^^ort  und  seine  Deklination.  103 

Die  fraiizö.sische  Sprache  bat  die  Biegungsformcii  der  lateinischen 
zu  einem  wesentlichen  Theile  aufg(!geben;  vergleichsweise  am  Vollständig- 
sten hat  sie  die  Deklination  des  Fürwortes,  besonders  des  persön- 
lichen Fürwortes,  erbalten. 

Den  Mangel  der  Biegung  ersetzt  das  Französi.sclie  zum  Theil  durch 
Präpositionen  {de  und  ä),  welche  man  darum  mit  Recht  Kasuspiäposi- 
tionen  nennt;  diese  scbliessen  sich  proklitisch  an  das  Nennwort,  ver- 
schmelzen selbst  zum  Theil  mit  ihm  (im  Artikel :  du,  au,  des,  aux)  und 
drücken  im  Wesentlichen  die  Beziehungen  des  Nennwortes  aus,  welche  die 
Kasusendungen  im  Lateinischen  darstellten,  wenngleich  diese  französischen 
Präpositional-Kasus  zugleich  über  den  Bereich  des  hiteinischen  Flexions- 
kasus im  Einzelnen  hinausgehen.  Die  Deklination  des  französischen 
Nennwortes  ist  daher  im  Yergleich  mit  der  lateinischen  sehi-  mangelhaft, 
aber  wir  sind  gleichwohl  berechtigt,  von  einer  französischen  Deklination  zu 
reden,  die  sich  auf  das  Hauptwort,  das  Eigenschaftswort,  den  Ar- 
tikel, das  Zahlwort  und  das  Füiwort  erstreckt,  welche  mehr  oder 
minder  selbst  noch  flexivische  Formen  aufweisen. 

1.  Geschieden  ist  in  der  französischen  Sprache  zunächst  noch  die  Zahlforin  oder 
der  Numerus.  Die  Mehrzahl  unterscheidet  sich  im  Allgemeinen  von  der  Einzahl 
durch  ein  Hexivisches  s  (oder  x).  Dieser  Flexionsbuchstabe,  welcher  im  Altfranzü- 
sischen  auch  dem  Nomin.  Sing,  der  Maskulina  zukommt,  erklärt  sich  weder  aus  dem 
Keltischen  noch  aus  dem  Althochdeutschen.  Das  Gothische  hat  zwar  im  Norain. 
Sing,  in  der  starken  Flexion  der  Maskulina  meist  ein  s,  und  im  Nominativ  und 
Akkusativ  der  Mehrzahl  in  der  starken  wie  in  der  schwachen  Deklination,  mit  Aus- 
nahme der  Neutra,  ein  flexivisches  s;  sein  Einfluss  auf  die  französische  Flexion 
kann  aber  unmöglich  als  eine  ganz  ausnahmsweise  Einwirkung  der  gothiscben  Be- 
völkerung des  Südens  auf  die  französische  Gesammtsprache,  gegenüber  dem  ander- 
weitigen formalen  üebergewicht  des  Lateinischen  angenommen  werden.  Dies  s  kann 
nichts  anderes  sein,  als  das  s  der  lateinischen  Deklination,  welches  sich  im  Nomin. 
des  Sing,  wie  im  Plural  der  männlichen  und  weiblichen  Nennwörter  im  Lateinischen 
in  mehr  als  einem  Kasus,  namenthch  überall  im  Akkusativ  findet. 

2.  Das  Lateinische  unterschied  in  seinen  fünf  Deklinationen  sechs  Fälle  beider 
Zahlformen,  den  Nominativ,  Genitiv,  Dativ,  Akkusativ,  Vokativ  und  Ablativ,  durch 
Flexionsendungen,  welche  indessen  nicht  überall  strenge  gesondert  waren,  sondern 
zum  Theil  zusammenfielen.  Die  unterschiedenen  Endungen  der  Kasus  sind  im  Neu- 
französischen im  Substantiv  und  Adjektiv  ganz  verschwunden.  Das  Altfranzösische 
unterschied  hier,  wie  das  Provenzalische,  bis  zum  14.  Jahrhundert  zwei  Kasus- 
forraen,  die  eines  Nominativ  (casus  rectus),  womit  der  Vokativ  meist  zusammen- 
fiel, und  die  der  übrigen  Kasus  (casus  obliqui),  oder  nach  französischer  Aus- 
drucksweise ein  Sujet  und  Regime  der  männlichen  Nennwörter  (s.  unten).  Es  war 
natürlich,  dass  sich  bei  der  Auffassung  des  lateinischen  Nennwortes  die  Stamm- 
form desselben  vornehmlich  dem  Ohre  des  fiemden  Volkes  einprägte;  ebenso 
natürlich  war  es,  dass  der  Unterschied  eines  Subjektes  und  Objektes,  eines  Nomi- 
nativ und  Akkusativ,  welche  am  Häufigsten  in  der  Rede  wieJerk.'hrten,  am  Klarsten 
an  der  Flexionsendung,  wo  sie  verschieden  war,  empfunden  wurde  und  dass,  ehe 
die  Sprache  durch  eine  feste  Wortstellung  das  Subjekt  des  Satzes  (den  Nominativ) 
von  dem  obliquen  Kasus  unterschied,  bei  dem  Aufgeben  der  anderweitigen  Flexions- 


104  Zweir.  ThI.     Formenlehre.     Erst.  Ahschn.     D.  Wortbiegimg  etc. 

formen  gleichwohl  ein  Formunterschied  des  Nominativ  und  des  obliquen  Kasus  be- 
wahrt wurde. 

Dass  auf  die  Form  des  obliquen  Kasus  der  Akkusativ  Einfluss  übte,  zeigen 
Wörter,  in  denen  der  Nominativ  sich  nicht  vom  Akkusativ  unterschied,  welche  im 
Französischen  statt  der  Stamml'orui  meist  diese  gemeinsame  Form  des  Subjekts  und 
Objekts  annahmen:  corps  (corpus),  temps  (tempus).  Die  pluralischen  Formen  der 
obliquen  Kasus  des  Altfranzösischen  mit  s,  wie  murs  (muros),  ans  (annos),  chieus  (canes), 
dous,  deus,  deux  (duos),  dis  (dies),  erinnern  freilich  nicht  an  den  Akkusativ  allein, 
sondern  auch  zum  Theil  an  den  Dativ  und  Ablativ.  Denn  dass  nicht  der  Akku- 
sativ allein  den  obliquen  Kasus  zu  Grunde  liegt,  beweist  der  Umstand,  dass 
mit  wenigen  Ausnahmen  (wie  mes,  mou  [meus,  meum],  ses,  son  [suus,  suum]  etc.) 
kein  m  des  singularischen  Akkusativ  zum  Vorschein  kommt  und  einige  Neutren 
nur  auf  andere  Kasus  oder  vielmehr  die  Stammform  zurückgeführt  werden  können, 
wie  genre  (gener-is,  i,  e),  lait  (lact-is,  i,  e),  während  sich  sonst  die  Nennwörter 
meist  auf  die  Stammform  ohne  Berücksichtigung  irgend  einer  Kasusendung  zurück- 
führen lassen.  Einzelne  Wörter,  wie  rien  (rem)  zeigen  daneben,  dass  allerdings 
selbst  ein  scharf  ausgeprägter  Akkusativ  der  Nominativform  zu  Grunde  liegen 
konnte;  germanische  Wörter  auf  o,  Akkus,  on,  welche  ihre  Akkusativform  als  die 
Grundform  sämmtlicher  Kasus  darzubieten  scheinen,  vgl.  gonfalon,  gonfanon  (ahd. 
gundfano),  dürften  jedoch  vielmehr  die  latinisirte  Grundform  (gonfalon-is)  im  Fran- 
zösischen zu  ihrer  Grundlage  haben. 

Deutliche  Spuren  des  casus  rectus  zeigen  noch  jetzt  von  Wörtern  der  lat. 
zweiten  Deklination  namentlich  fils  (filius),  fonds  (fundus),  lacs  (laqueus),  legs 
(gl.  legatus  f.  legatum),  lis  (gl.  lilius  f.  lilium),  puits  (puteus),  queux  (coquus)  und 
das  adjektivische  vieux  (gl.  vellus,  veclus  f.  vetulus)  neben  vieil  (vetulum);  ebenso 
mehrere  Eigennamen,  im  Anschluss  an  latinisirte  Formen,  wie  Charles  (Carolus),  Louis 
(Ludovicus),  Jacques  (gl.  Jacobus).  lieber  das  etymologisch  nicht  berechtigte  s  vieler 
Städtenamen  s.  oben  S.  55. 

Von  denen  der  lat.  dritten  Deklination  gehören  hierher  Wörter  wie  rets 
(retis),  vis  (vitis),  ferner  soeur  (soror)  und  die  von  lat.  Supinis  abgeleiteten  ancetre 
(antecessor),  chantre  (cantor),  pätre  (Hirt,  pastor),  peintre  (gl.  pinctor  f.  pictor), 
traitre  afr.  traitre  (traditor  mlat.  tradltor),  die  adjektivischen  sire  (senior),  maire 
(major)  und  vimaire  (vis  uiajor),  moindre  (minor),  pire  (pejor),  nebst  dem  zum  Für- 
wort gewordenen  on  (homo). 

Zum  Theil  wurde  daneben  der  casus  obliquus  in  noch  fortlebenden  Doppel- 
formen (s.  oben  S.  55)  mit  veränderter  Bedeutung  erhalten:  so  in  pasteur  (Pastor, 
pastorem),  seigneur  (seniorem) ,  majeur  (majorem),  mineur  (minorem),  während 
chanteur,  traiteur  auf  cantatorem,  tractatorem  zurückzuführen  sind. 

Was  das  Altfranzösische  an  Flexionsunterschieden  des  Maskulinum  bietet, 
beschränkt  sich  auf  ein  der  Stammform  im  Nomin.  Sing,  und  in  den  obliquen  Kasus 
des  Plural  angefügtes  s:  Sing.  Nomin.  murs,  Kas.  obliq.  mur,  Plur.  Nomin.  mur, 
Kas.  obliq.  murs.  Da  diese  Deklinationsform  im  AJlgemeinen  den  Maskulinen  zu- 
kam, so  nimmt  man  wohl  mit  Recht  an,  dass  die  neue  Sprache  die  Maskulina 
aller  lateinischen  Deklinationen  denen  der  zweiten  Deklination  analog  behandelte, 
so  wie  die  meisten  Zeitwörter  der  ersten  lateinischen  Konjugation  zugewiesen 
wurden,  und  dass  das  s  der  Endung  us  dem  Nom.  Sing.,  so  wie  das  pluralische  s 
den  obliquen  Kasus  der  Mehrzahl  angefügt  ward. 

Was  die  Feminina  betrifft,  so  ward  für  alle  französischen  Nennwörter,  welche 
aus  Wörtern  der  ersten  lateinischen  stammen,  die  Stammform  auf  a  mit  Ver- 
wandlung des  a  in  e  beibehalten:   Sing.  Nomin.  vie,   Kas.  obliq.  vie:   in  der  Mehr- 


§  42.     Das  [Tauptwort  und  seine  DeklinationsforineTi.  ]05 

zahl  tritt  das  im  Lateinischen  dem  Akkusativ,  aber  auch  dem  Dativ  und  Ablativ 
gehörende  s  an  den  Nominativ  wie  au  die  obliquen  Kasus;  auch  an  den  Nominativ 
vielleicht  deshalb,  um  auch  hier  einen  Unterschied  zwischen  dem  überall  gleich- 
lautenden Singular  und  dem  Plural,  so  wie  zwischen  männlichen  und  weiblichen 
Pluralen  im  Nominativ  zu  gewinnen.  Die  übrigen  nicht  ursprünglich  der  ersten 
Deklination  angehörenden  Feminina,  ausgenommen  die  auf  dieselbe  Deklinations- 
l'orm  übertragenen,  welche  auf  stummes  e  endigten  (wie  huile  lat.  oleum  gl.  olea, 
pomme  lat.  pomum  gl.  poma  u.  s.  w.),  wurden  in  der  Einzahl  wie  die  Maskulina 
l)ehandelt,  in  der  Mehrzahl  folgten  sie  den  Femininen  der  ersten  Deklination.  In 
späterer  Zeit  begann  die  Vermischung  oder  Verwechselung  dieser  Formen,  welche 
mit  der  fast  allgemeinen  Uebertragung  der  obliquen  Kasusformeii  auch 
auf  den  Nominativ  endete. 

3.  Das  Geschlecht  der  Nennwörter,  welches  im  Lateinischen  männlich, 
weiblich  oder  sächlich  war,  ist  im  Französischen  auf  das  männliche  und 
weibliche  beschränkt  worden.  Dieselbe  Erscheinung  wiederholt  sich  in  den  kelti- 
schen Sprachen,  welche  statt  der  drei  Geschlechter  des  Altkeltischen  nur  das  männ- 
liche und  das  weibliche  behielten,  nachdem  das  Neutrum  in  dem  Maskulinum 
untergegangen  war.  Im  Französischen  haben  sich  die  lateinischen  Neutreu  an  das 
männliche  und  weibliche  Geschlecht  vertheilt  (s.  unten).  Indessen  wird  zum  Theil, 
und  selbst  bei  Gleichheit  der  Form  mit  dem  Maskulinum,  doch  dem  Begrifle  nach 
das  sächliche  Geschlecht  noch  als  solches  empfunden,  wie  in  einigen  Pronominal- 
fovmen,  ce,  ceci,  cela,  quoi  und  le  (es),  und  in  suhstantivirten  Adjektiven,  wie  le 
beau  (das  Schöne),  deren  neutraler  Begriff  jedoch  meist  nur  durch  den  Zusammen- 
hang klar  wird. 

42.  Das  Hauptwort  und  seine  Deklinationsformen.  Das  Französische  hat 
gugi'iiwärtig  nur  eine  Deklinationsform,  welche  den  Plural  von  dem  Sin- 
gular durch  ein  flexivisches  s  oder  x  unterscheidet. 

Das  Altfranzösische  hatte  zwei  Deklinationen:  die  erste  begriff 
die  weiblichen  Substantiva  auf  ein  stummes  e;  die  zweite  sämmtliche 
männliche  Hauptwörter  und  die  nicht  auf  ein  stummes  e  ausgehenden 
weiblichen  Hauptwörter.  Die  männlichen  dieser  Deklination  zerfallen 
wiederum  in  solche,  welche  in  allen  Kasus  den  Ton  auf  der  gleichen  Silbe 
behalten,  und  wenige  andere,  in  denen  der  Accent  des  Nominativ  der  Ein- 
zahl in  den  übrigen  Flexionsformen  vorrückt.  Die  letztere  Klasse  enthält 
ungleichsilbige  Substantive  (Imparisyllaba)  der  lateinischen  dritten  Dekli- 
nation, besonders  auf  tor  (toris)  und  o  (onis) ,  denen  auch  einige  auf  us 
nach  falscher  Analogie  beigesellt  sind,  so  wie  wenige  andere.  Diese  Wörter 
bewahren  unter  den  Substantiven  am  Treuesten  die  Erinnerung  an  die 
lateinische  Flexion. 


106  Zweit.  Till.     Formenlehre,     Erst.  Abschn.     D.  Worthiegun^  etc. 

A 1 1  fr  a  n  z  ö  s  i  s  c  h  e   Deklination. 


I. 

weibl.  Substautiva. 

a. 

II. 
niännliclie  Substantiva. 

weibliche  Substanliva. 

Sine 

Nnm.        voie 

murs 

rois 

chiens 

enipereres 

bers 

nours 

volentes 

mercis 

(via) 

(mu- 

(rex) 

(canif) 

(imperd- 

(bäro) 

(flo- 

(Dolunta- 

(mer- 

rus) 

tor) 

rein) 

tem) 

cedem) 

Kas.  obl.  voie 

niur 

rot 

chien 

emperenr 
(impera- 
turis) 

baron 
(barö- 
nis) 

flour 

volenie 

merci 

I'liir. 

Noiu.          roies 

mur 

roi 

ChifiV 

einpereor 

baron 

ftoura 

volentes 

mercis 

Kas.  Olli,  voiex 

viurs 

rois 

chiens 

empereors 

barons 

flours 

volentes 

vier  eis 

Neufranzi 

vmi  (amicus) 


iche   Deklination. 


femme  (feiuma)  jeu  (jocus) 

femvie  jeu 

femmes  jeux 

feriniies  ieiix 


cheval  (caballus) 
cheval 
chevaux 
chevaux. 


Der  Genitiv  nnd  Dativ  werden  im  Französischen  durch  eiti  dem  Haupt- 
worte vorgesetztes  de  nnd  a  ersetzt,  welche  aus  dem  lateinischen  de  und  ad  ent- 
standen sind  und  von  deueu  de  vor  einem  Vokal  und  stummen  h  apostrophirt  wird 
(d').  Diese  Kasuspräpositionen  eigneten  sich  ihrem  Begrifle  nach  wohl  zum  Ersatz 
der  Flexionsendungen  jener  Fälle,  wobei  man  den  Ablativ  mit  dem  Genitiv  ver- 
schmolz. Schon  das  Lateinische  drückte  oft  durch  Umschreibung  mit  diesen  Prä- 
positionen Beziehungen  aus,  welche  auch  ein  Kasus  für  sich  zu  bezeichnen  geeignet 
war;  in  der  sinkenden  Latinität  der  barbarischen  Völker  wurden  de  und  ad  oft 
selbst  mit  allen  beliebigen  Flexionskasus  verbunden,  um  solche  Beziehungen  aus- 
zudrücken.    S.  Mätzner,  Syntax  d.  neufr.  Spr.  1.  p.  176. 

Das  Altfranzösische  drückte  bisweilen  die  Beziehung  des  obliquen  Kasus  als 
Genitiv  oder  Dativ  nicht  durch  die  vorgesetzten  Präpositionen  de  oder  a  aus:  pro 
Deo  amur,  d.  i.  pour  l'amour  de  Dieu  (Eidformel  a.  842),  la  fille  Caleph  (S. 
Gregoire),  la  mort  li  Rei  (Rom.  de  Rou),  !i  fils  l'empereor  (Ville-Hardocin)  — 
les  baillerent  le  duc,  d.  i.  au  duc  (Ville-Hardodin).  Das  Neufrauzösische  enthält 
noch  Beispiele  dieser  Auslassung  des  de  wenigstens,  wie  in  Hotel-Dieu,  fete-Dieu, 
faubourg  Saint-Antoine  und  in  Ortsnamen,  wie  Bar-le-Duc,  Nogeut-le-Roy,  Ville- 
neuve-le-Comte,  Chäteau-Thievry  u.  s.  w.,  vgl.  auch  S.  109. 

Die  Plnralbildung  geschieht  im  Französischen  im  Allgemeinen  durch  ein  dem 
Wortstamme,  wie  er  in  der  Einzahl  erscheint,  angehängtes  s;  das  x  tritt  nur  aus- 
nahmsweise an  dessen  Stelle.  Im  Altfranzösischen  findet  man  neben  s  auch  x  und 
z  verwendet,  dialektischer  Einfluss  macht  sich  hier  zum  Theil  geltend.  Ursprüng- 
lich war  der  Gebrauch  des  s  allgemein;  z  fand  sich  aber  sehr  frühe  ein,  namentlich 
nach  einem  t  oder  dessen  Ausfall:  paramenz,  empedementz  (Eulalialied),  und 
später  gewöhnlich  argenz,  serpenz,  jugemenz,  nuiz,  clartez,  citez,  veritez,  prelaz;  so 
schrieb  man  z  im  Plural  der  Substantive  und  Parlicipien  auf  e  (für  ursprüngliches 
at)  bis  zu  Ende  des  17.  Jahrhunderts.  Auch  nach  einem  /  oder  dessen  Ausfall  trat 
statt  des  ursprünglichen  s  oft  z  ein:  conseilz,  chatelz  (mlat.  catallum  v.  capitale), 
fieuz  (filius),  oelz,  oez,  eulz  (oculus),  genoz  (genoux),  ciez  (cselum)  u.  dgl,  m.  Selbst 
auf  andere  Endungen,  wie  trez  (v.  tref)  dehnte  man  z  aus.  Der  picardische  Dialekt 
allein  hielt  am  s  meistentheils  fest. 

Der  Gebrauch  des  x  als  flexivischeu  Buchstabens  trat  zuerst  in  den  Wörtern 
ein,  welche  auf  /  endigten,  wenn  dieses  /  oder  der  an  seine  Stelle  tretende  Vokal 
u  ausgeworfen  wurde,  wo  ursprünglich  s  und  zum  Theil  z  erschien;  so  sehrieb  man 


§42.     Das  Hauptwort  iiud  seine  Deklinationsformen.  107 

fix  (fiiius),  fox  (follis),  cox  (colaphus),  fax  (falsus),  chevax  (caballus),  max  (malum), 
castiax  (castellum);  auch  erscheint  das  ursprüngliche  /  oder  u  wieder  vor  diesem  x, 
und  man  übertrug  tlexivisches  x  auch  auf  andere  Wörter,  namentlich  solche,  welche 
auf  einen  Doppel  vokal  endigten,  wie  diex,  dex  (deus),  kex  (coquus),  clox  (clavis  gl. 
clauis)  u.  a. 

Hieraus    erklärt  sich  die  Pluralbildung  des 'Neufranzüsischen  in  Beziehung    auf 
die  Wahl  des  .s  oder  x. 

1.  P.ei  Weitem  die  Mehrzahl  der  Substantiva,  welche  ül)erhaupt  biegungsfähig 
sind,  uimmt  nach  Vokalen  uud  Konsonanten  ein  s  im  Plural  an:  cerise  — 
cerises,  arbre  —  arbres,  acacia  —  acacias,  roi  —  rois,  niain  —  mains,  pas- 
sion  —  passions,  fleur  —  fleurs,  saut  —  sauts,  soldat  —  soidats,  bienfait  — 
bienfaits,  rapport  —  rapports,  dent  —  dents,  chant  —  chants. 

In  den  mehrsilbigen  Wörtern  auf  ant  und  ent  findet  man,  trotz  des 
Widerspruches  vieler  Grammatiker  und  des  Gebrauches  zahlreicher  Schriftsteller, 
vielfach  auch  bei  klassischen  Schriftstellern  das  t  vor  s  ausgeworfen: 

conquerant  —  couquerans,  geant  —  geans,  enfant  —  enfans,  accent  —  accens, 
President  —  presidens,  sentiment  —  sentimens.  Dies  gilt  jedoch  jetzt  als  veraltet. 
Die  Akademie  bewahrt  deshalb  das  t;  nur  in  dem  einsilbigen  Worte  geus, 
von  gent,  schreibt  niemand  das  t. 

Im  Altfranzösischen  wurde  t  vor  einem  flexivischen  s  stets  ausgeworfen,  wie 
später  auch  d,  p,  f,  c,  g  und  selbst  /  vor  dem  Flexionsbuchslaben  ausfielen;  die 
neuere  Sprache  hat  alle  diese  Buchstaben  wieder  in  ihr  etymologisches  Recht 
treten  lassen. 

2.  Ein  X  erhalten  im  Plural  die  Wörter  auf  .il,  welche  1  in  u  verwandeln  :  cheval  — 
chevaux,  metal  —  metaux,  mal  —  maux,  rival  —  rivanx,  tribunal  —  tribunaux. 

Diese  Verwandlung  des  /  und  die  des  s  m  x  findet  nicht  statt  in:  bal  — 
bals,  cal  —  cals,  carnaval  —  carnavais,  chacal  —  chacals,  choral  —  Chorals, 
nopal  —  nopals,  pal  —  pals,  regal  —  regals,  den  minder  geläufigen  Thiernamen 
caracal,  narval,  serval,  auch  Eigennamen  wie  les  monts  Ourals  u.  a. 

Unter  den  Wörtern,  welche  auf  ail,  eil  (oeil).  el  und  eul  endigen,  folgen 
nur  wenige  der  Analogie  derjenigen  auf  al  hinsichtlich  der  Verwandlung  von  1 
in  u  und  Annahme  des  flexivischen  x,  wobei  das  den  L-Laut  jotirende  i  weg- 
fällt. Dahin  gehören:  bail  —  baux,  corail  —  coraux,  email  —  emaux,  das  jetzt 
veraltete  plumail  —  plumaux,  soupirail  —  soupiraux,  travail  —  travaux,  van- 
tail  —  vantaux,  vitrail  —  vitraux,  ail  —  aulx  (wie  oft  im  Altfranzösischen  mit 
wieder  eingetretenem  l)  neben  ails;  betail  —  bestiaux; 

oeil  —  yeux  (afr.  iols,  iauls,  ials,  ious,  ieus,  eulz,  euz,  ex  u.  v.  a.); 

ciel  —  cieux  (afr.  ciels,  ciez,  cious,  ciaux); 

aieul  —  a'ieux  (Ahnen). 

Selbst  unter  diesen  sind  travail  in  den  Bedeutungen  Bericht  und  Nothstall, 
anl-de-ba-uf,  Rundfenster,  ciel,  Betthimmel  und  Luft  oder  Himmel  auf 
Gemälden,  aieul,  Grossvater,  regelmässig:    travails,  u'ils,  ciels,  aieuls. 

Auch  die  Substantive  auf  au,  eau  und  eu  nehmen  x  im  Plural  an;  in  einigen 
dieser  Wörter  vertritt  u  ein  ursprüngliches  /,  andere  folgen  fälschlich  diesen 
regelrecht  auf  x  ausgebenden  Substantiven: 

noyau  —  noyaux,  gluau  —  gluaux,  joyau  —  joyaux,  boyau  —  hoyaux;  eine 
Ausnahme  bildet  das  Fremdwort  landau  —  hindaus; 

agneau  —  agneaux,  taureau  —  taureaux,  chäteau  —  chäteaux,  hameau  —  ha- 
meaux,  eau  —  eaux; 

allen  —  alleux,  neveu  —  neveu.x,  jeu  —  jeux.   dieu  —  dieux,  vcjeu  —  va'ux. 


108  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Alischn.     D.  Wortbieguug  etc. 

Unter  den  Substantiven  auf  ou  folgen  nur  wenige  dieser  Analogie:  bijou  — 
bijoux,  caillou  —  cailloux,  choii  —  choux,  geuou  —  genoux,  hibou  —  hiboux, 
joujou  —  joujoux,  pou  —  poux;  alle  übrigen  nehmen  8  an. 

Biegungsnnfdhig    oder   indeklinabel,    d.h.    in  der  Einzahl  und  Mehrzahl 
gleichlautend,  sind  im  Frauzüsiscben: 
Lalle  Substantive,  welche  auf  s.  z  oder  x  im  Singular  ausgehen,  wie  cours,  Corps, 
temps,  fils,  avis,  carquois,  nez,  vois,  choix,  prix. 

2.  eine  Anzahl  unorganischer  Fremdwörter,  welche  in  ihrer  ursprünglichen  Ge- 
stalt aus  dem  Lateinischen  oder  aus  anderen  älteren  und  neueren  Sprachen  auf- 
genommen sind,  wie  Ave,  Pater,  post-scriptum,  errata,  Cicerone  (äcad.),  quatuor; 
bei  manchen  dieser  Wörter  wird  von  Einigen  der  Plura!  vermieden  oder  nicht  au- 
geführt, wie  bei  credo,  compendium,  Ultimatum,  verdict,  stathouder,  thaler  n.  a. 
(s.  LiTTRE  und  AcAD.).  Doch  ist  eine  Menge  dieser  Wörter  gleichwohl  flektirt, 
wie  Alleluia— Alleluias,  opera  —  operas,  agenda  —  agendas,  alinea  —  alineas, 
deficit  —  deficits,  factum  —  factums,  examen  —  examens,  quiproquo  —  quiproquos, 
oratorio  —  oratorios,  trio  —  trios,  uumero  —  numeros,  zero  —  zeros ,  toast  — 
toasts  u.  a.,  obwohl  hierin  unter  den  Schriftstellern  keine  üebereinstimmung 
herrscht.  Es  versteht  sich,  dass  im  Laufe  der  Zeit  die  Zahl  der  flektirten 
Wörter  dieser  Art  sich  nicht  vermindert,  sondern  vermehrt. 

3.  die  Eigennamen  gelten  für  indeklinabel,  wenn  sie  auf  mehrere  Personen 
gleiches  Namens  bezogen  werden:  les  deux  Antonin,  les  deux  Caton,  les  deux 
Seneque,  les  deux  Racine,  les  deux  Corneille;  doch  herrscht  hier  keine  üeberein- 
stimmung und  man  findet  nicht  bloss  in  Nachahmung  der  Alten:  les  deux  An- 
tonius, les  deux  Tarquins,  les  deux  Gracques,  sondern  auch  les  deux  Rousseaux, 
trois  Bernards  etc.  Insbesondere  werden  die  Namen,  welche  einen  ganzen 
Stamm  als  solchen  durch  die  Gesammtheit  seiner  Glieder  bezeichnen  sollen, 
flektirt,  wie  les  Condes,  les  Montmorencys,  les  Guises,  les  Capets,  les  Bourbons, 
les  Stuarts  u.  s.  w. 

Ferner  werden  Eigennamen  nicht  fiektirt,  wenn  sie  trotz  ihrer  Verbindung 
mit  pluralischen  attributiven  Bestimmungen  nur  ein  Individuum,  wenn  auch 
als  Repräsentanten  einer  Gattung,  vorführen  sollen:  les  ouvrages  des  Collins, 
des  Tindal,  des  Shaftesbury,  des  Bolingbroke  (Villemain).  La  patrie  des  Vil- 
lani,  des  Bentivoglio,  des  Gianone,  des  Davila,  des  Guicciardini  et  des  Machiavel 
(Chateaubr.).  Gloire  ä  ces  Mabillon,  ä  ces  Montfaucon,  ä  ces  Marlene,  ä  ces 
Ruinart,  ä  ces  Bouquet^  ä  ces  Dachery,  ä  ces  Vaissette,  ä  ces  Lobineau  etc.  (Id.) 
Le  traite  que  fit  Mazarin  avec  les  Bouillon  et  les  Vendöme  (Cocsin). 

Werden  dagegen  die  Eigennamen  schlechthin  als  Gattungsnamen  ver- 
wendet, so  werden  sie  wie  andere  Gattungsnamen  Öektirt.    Dies  geschieht: 

theils,  indem  die  genannten  Individuen  die  Gattung  derjenigen  bezeichnen, 
welche  die  als  bekannt  vorausgesetzten  charakteristischen  Eigenschaften  jener  be- 
sitzen, wie  in:  les  Stentors  des  salons  (Delille).  Nous  n'aurons  plus  de  Sue- 
tones  (J.-J.  Rousseau).  Je  ne  suis  pas  du  parti  des  Verres  ni  des  Catilinas 
(Possard); 

theils,  wenn  die  Namen  von  Individuen  in  konventioneller  Weise  die  Werke 
derselben,  wie  Schriften,  Bilder,  Kupferstiche  u.  s.  w.  bezeichnen  sollen,  wie  in 
des  Elzevirs  (Elzevirsche  Drucke),  des  Plines  (Ausgaben  des  Plinius),  des  Ovides, 
des  Virgiles  u.  s.  w.,  des  Raphaels  (Bilder  von  Raphael)  u.  dgl.  m. 
4.Alleau  sich  indeklinablen  Redetheile,  d.h.  alle  diejenigen,  welche  nicht 
zu  den  Nennwörtern  gehören,  wenn  sie  entweder  nach  ihrem  materiellen  Ge- 


§42.     Das  Hauptwort  und  seine  Deklinationsformen.  ]09 

halte  oder  ihrem  Begriffe  substantivirt  werden,  bleiben  im  Plural  unverändert: 
les  si,  les  car,  les  contrats  (La  Fontaine).  Dahin  gehören  auch  die  sub- 
stantivirten  Laut»  der  Buchstaben:  des  a  mal  formes  (Acad.).  Auffallend  ist  die 
Abwesenheit  der  Flexionsbuchstaben  an  dem  seinem  materiellen  Gehalte  nach 
(als  Zitier)  vorgestellten  un:  trois  un  de  suito  (Acad),  da  dies  Wort  an  sich 
bieguugsunfähijj  ist  (vgl.  les  uns).  Natürlich  ist  es  dagegen,  dass  ihrem  sinn- 
fälligen Gehalte  oder  ihrem  Begriffe  nach  substantivirte  Fürwörter,  wenn 
sie  nicht  schon  in  der  Form,  welche  Gegenstand  der  Betrachtung  wird,  ein  flexi- 
visches  s  oder  x  haben,  oder  wenn  sie  überhaupt  in  ihrer  Deklination  diesen 
Flexionsbuchstaben  nicht  zulassen,  auch  als  Substantive  keine  Formveränderung 
erleiden:  les  quand,  les  qui,  les  quoi  pleuvent  de  tous  cotes  (Voltaire). 
Plusieurs  peu.,(FLORiAs). 

Substantivirte  Infinitive  machen  eine  Ausnahme:  sie  nehmen  das 
Flexionszeichen  s  an,  wenn  sie  überhaupt  ihrem  abstrakten  oder  konkreten  In- 
halte nach  in  der  Mehrzahl  vorgestellt  werden  können.  Die  Zahl  dieser  Infinitive 
ist  allerdings  beschränkt:  avenir  —  avenirs,  baiser  —  baisers,  devoir  —  devoirs, 
dire  —  dires,  etre  —  etres,  pouvoir  —  pouvoirs,  repentir  — ■  repentirs,  souper  — 
Soupers,  sourire  —  sourires,  souvenir  —  Souvenirs,  vivre  —  vivres  u.  m.  a. 

Eine  besondere  Erwägung  erfordert  die  Pluralbildung  der  zusammen- 
gesetzten  Hauptwörter,  über  deren  Zusammensetzung  das  Sprachbewusstsein 
noch  im  Klaren  ist  und  welche  durch  das  Auseinanderrücken  der  durch  einen 
Bindestrich  mit  einander  verknüpften  oder  auch  durch  einen  Apostroph  ohne 
Bindestrich  in  Lauteinheit  gesetzten  Elemente  in  der  Schrift  kennbar  gemacht 
werden,  üeber  ihre  Pluralbildung  entscheidet  die  Natur  der  zusammengesetzten 
Bestandtheile  und  deren  Beziehung  auf  einander. 

a)  Wenn  zwei  zusammengesetzte  Substantive  im  attributiven  oder  appo- 
sitiven  Verhältnisse  zu  einander  und  daher  im  gleichen  Kasus  stehen,  so 
werden  beide  im  Plural  flektirt:  chou-fleur  —  choux-fleurs,  chien-loup  — 
chiens-loups,  loup-garou  (lupus  —  Wärwolf  mhd.  werwolf  ags.  vervulf  mlat. 
gerulphus)  —  loups-garous,  chef-lieu  —  chefs-lieux. 

Steht  dagegen  eines  der  Hauptwörter  im  Verhältniss  eines  obliquen  Kasus 
zu  dem  anderen,  so  erhält  jener  Kasus  kein  Flexionszeichen:  trou-madame 
(ein  Kugelspiel)  —  trous-madame,  trique-madame  (Mauerpfeifer)  —  triques- 
madame,  bain-marie  (Marienbad)  —  bains-marie,  appui-main  —  appuis-main, 
Hötel-Dieu  —  Hotels-Dieu,  timbre-poste  —  timbres-poste,  chevre-feuille  (Acad. 
chevrefeuille)  —  chevre-feuilles,  chevre-pied  —  chevre-pieds. 

In  einzelnen  Fällen  hat  sich  das  Bewusstsein  über  die  Natur  der  Zusammen- 
setzung verloren,  z.  B.  in  porc-epic  —  porcs-epics  (porcus  spicarum),  doch 
findet  man  auch  un  porc-epics;  fourmi-lion  (myrmeleon  gr.  (xvn^rixoliior, 
Acad.  1878  empfiehlt  formica-leo)  —  fourmis-lions.  Nerf-ferure  (Sehnen- 
verletzung) schreiben  Einige  in  der  Mehrzahl  nerfs-ferures.  Andere  unverändert: 
des  nerf-ferure,  beides  gleich  unlogisch. 

b)  Ist  ein  Substantiv  mit  einem  Adjektiv  zusammengesetzt,  so  erhalten  beide 
im  Plural  den  Flexiousbuchstaben :  beau-frere  —  beaux-freres,  blanc-bec  — 
blancs-becs,  cerf-volant  —  cerfs-volauts,  revenant-bon  —  revenants-bons,  plate- 
forme  —  plate- formes.  Hierher  gehören  auch  bonhomme  —  lioushommes, 
gentilhomme  —  gentilshommes,  trotz  des  fehlenden  Bindestriches.  Statt 
des  Plurals  von  blanc-seing  —  blancs-seings  (Acad.),  verlangen  einige  Gram- 
matiker ohne  Grund  blanc-seiogs.  In  haute-contre  ist  contre  indeklinabel,  ob- 
gleich substantivirt  (hautes-contre). 


110  Zwoit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.   Ahschn.     D.  Wortbieguug  etc. 

In  chevan-leger  —  che  van -legfers  ist  das  .r  des  Hauptwortes  ausgefallen, 
wie  in  nu-pieds;  man  sagt  selbst  nn  chevanx-legers  (Acad.  nn  chevau-leger), 
wie  un  ceut-suisses,  oder  nn  cent-suisse  (so  Acad.),  xitßii  un  Quinze-Vingts 
(Acad.  im  Quinze-Vingt)  (einer  aus  dem  Blindeninstitute  Qiiinze-Vingts),  in 
volksmässiger  Abkürzung  des  Genitivverhältnisses  , einer  der  leichten  Reiter'  etc., 
indem  man  den  Plural  als  Gattungsbefjriff  zum  Singular  macht  und  ihm  nun 
in  der  Einzahl  wohl  selbst  seinen  Flexionsbuchstabeu  nimmt. 

In  Ableitungen  aus  Zusammensetzungen  <lieser  Art,  worin  das  voran- 
stehende Adjektiv  nicht  mehr  mit  dem  neu  entstandenen  Hauptworte  congruirt, 
bleibt  jenes  in  der  Einzahl  und  Mehrzahl  unverändert:  haute-licier  —  haute- 
liciers  v.  haute-Iice,  courte-pointier  —  courte-pointiers  v.  courte-pointe;  wie 
man  umgekehrt,  wenn  das  Adjektiv  den  letzten  Theil  der  Zusammensetzung 
ausmachte,  in  Ableitungen  dieser  Art  das  Substantiv  unverändert  lässt:  Terre- 
neavier  —  Terre-neuviers  (Neufundiandfahrer)  v.  Terre-neuve,  —  Ueber  grand'- 
mere  n,  dgl.  s.  das  Eigenschaftswort. 

c)  Wird  an  ein  Hauptwort  ein  zweites,  welches  sich  attributiv  oder  bestimmend 
zum  ersten  verhält,  durch  eine  Präposition  angeknüpft,  so  wird  nur  das 
erste  in  der  Mehrzahl  fiektirt:  chef-d'oeuvre  —  chefs-d'oeuvre,  aide-de-camp  — 
aides-de-camp,  eau-de-vie  —  eaux-de-vie,  arc-en-ciel  —  arcs-en-ciel. 

d)  Geht  einem  Substantiv  ein  an  sich  inflexibler  Redetheil  voran,  so  wird 
das  Substantiv  flektirt,  wenngleich  der  voranstehende  Bestandtheil  eine  das 
Hauptwort  bestimmende  Präposition  ist: 

arriere-goüt  —  arriere-goüts,  co-proprietaire  -  co-proprietaires,  quasi-contrat 
—  quasi-contrats,  semi-ton  —  semi-tons,  vice-roi  -  vice-rois,  Gallo-Romain  — 
Gallo- Romains,  Anglo-Saxon  —  Anglo-Saxons: 

sous-niaitre  —  sous-maitres,  apres-diner  —  apres-diners,  apres-souper  — 
apres-soupers,  contrc-courant  —  contre-courants,  entr'acte  —  entr'actes  (Acad.), 
sans-dent  —  sans-dents  (Acad.). 

Hier  fehlt  es  nicht  an  widersprechenden  Ansichten.  Einige  Grammatiker 
schreiben  im  Plural  des  arriere-ban,  des  apres-niidi,  des  contre-jour,  des  sous- 
pied  (sous-pieds  [Acad.]),  des  sous-barbe,  des  hors-d'a-uvre  (so  auch  Acad.) 
ohne  Analogie  mit  anderen  Zusammensetzungen  dieser  Art.  Statt  entr'acte 
wollen  einige  Grammatiker  schon  in  der  Einzahl  entr'actes,  wie  statt  entre- 
cote  entre-cotes  geschrieben  wissen  (Acad.  entrecote). 

Das  Wort  demi,  ol)gleich  eigentlich  Adjektiv,  wird  in  der  Zusammensetzung 
stets  als  Partikel  behandelt,  gleich  dem  lateinischen  semi:  demi-dieu  —  demi- 
dieux,  demi-piece  —  demi-pieces;  ebenso  mi:  ä  mi-jambes. 

e)  Ist  der  erste  Bestandtheil  der  Zusammensetzung  verbaler  Natur,  und  ist 
ihm  ein  Hauptwort  oder  ein  anderes  Nennwort  als  Objekt  hinzugefügt, 
so  werden  beide  nicht  flektirt.  Bisweilen  ist  das  Objekt  schon  ein  pluralisches 
und  in  diesem  Falle  natürlich  unveränderlich:  un  abat-vent  —  les  abat-vent, 
nn  casse-tete  —  les  casse-tete,  un  coupe-gorge  —  les  coupe-gorge,  un  porte- 
drapeau  —  les  porte-drapeau,  un  porte-monnaie  —  les  porte-monnaie,  perce- 
neige  —  perce-neige,  un  garde-boutique  —  les  garde-boutique; 

un  cure-dents  —  les  cure-dents,  un  gobe-mouches  —  les  gobe-mouches,  un 
pese-liqneurs  —  les  pese-liqueurs,  un  tire-bottes  —  les  tire-bottes,  un  tourne- 
feuillets  —  les  tourue-feuillets. 

Auch  hier  finden  jedoch  wesentliche  Abweichungen  statt,  und  man 
findet  Singulare  von  Pluralen  durch  Flexion  des  Objekts  unterschieden,  wie  in 


§43.     Eigenthiimlichkeiten  des  (lebrauchs  der  Zahlformen.  Hl 

un  porte-manteau  —  les  porte-manteanx,  un  porte-feiiille  —  les  porte-feuilles; 
doch  schreibt  die  Akademie  hier  besser  portemanteau,  portefeuille,  indem  solche 
Worte  nur  nach  ihrem  Gesammtbegriffe,  nicht  mehr  als  zusammengesetzte  em- 
pfunden werden.  Doch  sagt  die  Akademie  un  casse-noisette  —  les  casse- 
noisette,  uu  garde-foii  —  les  garde-fous,  dagegen  un  passeport  —  les  passe- 
ports.  Littre  giel)t  tire-botte  —  tire-hottes,  tire-houchon  —  tire-bouchons,  wo 
die  Akademie  nur  den  Sing,  tire-botte,  tire-boiichon  anführt,  beide  haben  cure- 
(lent  —  cure-dents,  bei  pese-liqueur  hat  die  Akademie  wieder  nur  den  Sing., 
während  Littre  un  pese-lait  —  les  pese-lait,  dagegen  les  pese-liqueur  oder  liqueurs 
anführt  u.  dgl.  m.  Natürlich  ist  aber  die  Unterscheidung  zwischen  einem 
singularischen  und  phiralischen  Objekte  in  der  Einzahl  des  zusammengesetzten 
Wortes.  So  ist  un  porteuiontre  ein  Uhrgehäuse  zum  Aufhängen  einer  Uhr, 
un  porte-montres  ein  Behälter  für  mehrere  Uhren. 

Das  Wort  garde  wird  in  Zusammensetzungen  sehr  \ingleich  behandelt. 
Theils  wird  es,  zur  Bezeichnung  von  Sachen,  als  Zeitwort  angesehen  und  das 
mit  ihm  zusammeagesetzte  Wort  der  Regel  nach  behandelt,  wie  in  garde- 
boutiijue  —  garde -boutique,  garde-manger  —  garde-maoger  (Acad.  1878); 
theils  wird  trotzdem  das  Objekt  flektirt,  so  in  garde-fou  —  garde-fous,  garde- 
robe  —  garde-robes,  garde-meuble  —  garde-meubles  (Acad.  1878);  theils  sieht 
man  es,  zur  Bezeichnung  von  Personen,  als  Hauptwort  mit  nachfolgendem 
abhängigen  Kasus  an:  un  garde-chasse  —  les  gardes-chasse;  garde-malade  — 
gardes-malade;  theils  endlich  flektirt  man  sowohl  garde  als  das  folgende  Haupt- 
wort: garde-note  —  gardes-notes,  garde-malade  oder  malades  —  gardes-malades, 
ohne  dass  der  Gebrauch  sich  hier  fest  entschiede;  nur  Formen  wie  die  an  letzter 
Stelle  erwähnten  sind  jetzt  als  aufgegeben  zu  betrachten, 
f)  Sind  endlich  die  zusammengesetzten  Elemente  keine  Nennwörter  oder  sind 
sie  substantivirte  Satzglieder,  adverbiale  Bestimmungen  u.  dgl.  oder 
elliptische  Sätze,  so  bleibt  das  Wort  in  allen  Bestandtheilen  in  der  Mehrheit 
unverändert:  des  tic-tac,  des  pour-boire,  des  ou'i-dire,  des  vis-ä-vis,  des  doit- 
et-avoir,  des  tete-ä-tete,  des  haut-le-corps,  des  pied-ä-terre,  des  ex-voto,  des  in- 
folio,  des  tout-ou-rien,  des  Te  deum;  nos  ci-devant  (PoNSAno). 

Büerher  gehören  auch  Sätze  und  Satzverbindungen,  welche  sich  zum  Theil 
aus  der  oben  (unter  e)  aufgestellten  Regel  erklären:  des  passe-partont,  des  vole- 
au-vent,  des  qui-va-lä,  des  vaet-vieut  u.  s.  w.     Patenotre   (pater  noster)  wird 
abweichend  als  einfaches  Hauptwort  angesehen  und  ist  weiblich  mit  Rücksicht 
auf  den  zu  Grunde  liegenden  BegriiV  priere;  Plur.  patenötres. 
43.     Eigenthümlichkeiten    des  Gebrauchs    der  Zahlformen.     Die  Grundbe- 
(leutiiiig   der  Einzahl   und   der  Mehrzahl    geht  auf  die  Begrifte  der  Einheit 
und   der  Mehrheit   der    Individuen    ohne   anderweitige  Begriffsiinterschiede 
zurück.    Gleichwohl  knüpft  der  Sprachgebrauch  an  den  numerischen  Unter- 
schied bisweilen  auch  eine  BegrifFsverschiedenheit. 

Ferner  setzt  jede  Mehrzahl  eine  P^inzahl  voraus.  Dennoch  wird  nicht 
von  jeder  Mehrzahl  auch  die  Einzahl   von»  Sprachgebrauche  verwendet. 

Endlich  schliesst  eine  Anzahl  von  Hauptwörtern  ihrem  ursprünglichen 
Begriffe  nach  die  Mehrheit  aus,  lässt  abej-  die  Melirzahl  bei  einer  ander- 
weitigen Bestimmung  oder  einer  Beziehung  des  Begriffes  auf  mehrere  In- 
dividuen gleichwohl  zu. 

1.  Bisweilen   giebt   die    Phiralform    dem    Hauptworte   eine    verschiedene    Be- 
deutung.    Dies  ist  eine  allgemeine  Erscheiuung,    welche   auch  im  Lateinischen 


112  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 


und  Deutschen  vorkommt  (vgl.  lat.:  auxilium  —  auxilia,  finis  --  fines,  comitium  — 
comitia,  littera  —  litterae,  pars  —  partes,  deutsch:  Schuld  —  Schulden;  Trupp, 
Truppe  —  Truppen  u.  s.  w.),  und  deren  Grund  im  Allgemeinen  darin  liegt,  dass 
der  vervielfältigte  Gegenstand,  als  eine  Gesammtheit  gedacht,  in  der  That  eine 
andere  Vorstellung  bedingen  oder  wenigstens  für  eine  andere  Vorstellung  ein 
Zeichen  werden  kann.  Dahin  gehören  die  folgenden  Hauptwörter,  deren  Plurale 
aber  auch  in  ihrem  ursprünglichen  Sinne  vorkommen ;  es  sind  theils  konkrete, 
theils  abstrakte  Hauptwörter,  von  denen  die  letzteren  in  diesem  Falle  grössten- 
theils  konkrete  Bedeutung  erhalten,  die  ersteren  zum  Theil  in  abstrakte  Bedeutung 
übergehen,    wenu    sie    nicht    einen  Kollektivsinn  oder  die  Bedeutung  eines  Zu- 


sammengesetzen 
arme  Waffe. 


Schicht 
.    Steine. 
chausse  Strumpf. 


annehmen  : 


croche  Achtelnote. 

dague  Dolch, 

eati  (aqua)  Wasser. 

Nadel. 


fer  Eisen. 
ga^e  Pfand. 
harde  Rudel, 

Koppel. 
lettre  Buchstabe, 

Brief. 
Heu  Ort. 

limbe  Rand. 


lumiere  Licht, 


iuneltc  Fernglas. 


menotte  Händchen. 


mouchette  Kranz- 
leiste. 

tablette  Fach,  Sims, 
Tafel. 

troupe  Trupp. 

trousse  Bündel, 


armes  Rüstung, 
Wappen, 

assises  Gerichts- 
sitzung, 

chausses  Hosen, 

ciseaux  Scheere. 

croches  Winkel- 
zange. 

dagues  Spiess- 
gehörn. 

eaux  (aquae) 
Bäder,  Wasser- 
werke. 

epingles  Nadel- 
geld. 

fers  Fesseln. 

gages  Besoldung. 

hardes  Kleidungs- 
stücke. 

lettres  Wissen- 
schaften. 

lieux  heimliches 
Gemach. 

limhes  Vorhölle 
(limbus  infan- 
tium) 

lumieres  Einsicht, 
Aufklärung. 

lunetles]  Brille, 
Luftlöcher. 

menottes  Hand- 
schellen, Halt- 
riemen. 

mouchettes  Licht- 
scheere. 

tabkttes  Schreib- 
täfelchen. 
!  troupes  Truppen, 
I  trousses  Hosen. 


I  aboi  Hundegebell. 
aide  Hülfe. 

aisance  Unge- 
zwungenheit, 

arret  Urtheil, 
Beschlag. 

commodite  Be- 
quemlichkeit. 

effet  Wirkung. 

etat  Zustand, 
Staat. 

etre  Dasein, 
Wesen. 

force  Kraft,  Ge- 
walt. 

foulure  Quet- 
schung. 

franchise  Frei- 
müthigkeit. 

heure  Stunde. 

liberte  Freiheit. 

maniere  Manier, 

Art. 
ou'ie  Gehör. 

recuite  Abkühlung 
des  Glases,  der 
Metalle. 

usage  Gebrauch. 

vacance  Vakanz. 
vente  Verkauf. 


abois  Todeskampf. 
aides  Accise,  Hülfs- 

gelder. 
aisances  heimliches 

Gemach. 
arrets  Arrest. 

commodites  heimli- 
ches Gemach. 

effets  Güter,  geld- 
werthe  Papiere. 

etats  Landstände. 

etres  Gelegenheiten 


forces  Blechscheere, 

Mächte. 
foulures  Fährte  eines 

Wildes. 
franchises  Freiheiten, 

Rechte. 
heures  Hören,  Stun- 
dengebete. 
libertes  Freiheiten, 

Rechte. 
manieres  Manieren, 

Benehmen. 
ouies  Kiemen  der 

Fische. 
recuite^  Butter-   und 

Käsestoffe. 

usages  Kirchenbücher, 

Gebetbücher. 
vacances  Ferien. 
ventes  Lehngeld, 

Lehngebühren. 


§43.     Eigenthümlichkeiteu  des  Gebrauchs  der  Zahlformen.  113 

2.  Eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von  Hauptwörtern  findet  man  nur  oder  doch 
vorzugsweise  in  der  Mehrzahl  gebraucht.  Eine  Reihe  derselben  ist  aus  dem 
Lateinischen  herübergenommen,  obgleich  auch  einige  der  im  Lateinischen  ge- 
bräuchlichen Plurale  in  die  Einzahl  verwandelt  sind  oder  neben  dem  Plural  auch 
einen  Singular  erhalten  haben,  wie  pause  fem.  (pantices  masc),  echelle  (scalae), 
menace  (minaciae),  relique  (relicjuiae),  utensile  (utensilia),  noce  (nuptiae),  arme 
(arma),  intestin  (intestina),  bige  (bigae),  eufer  neben  enfers  (inferi).  Pluralische 
Städtenameu,  wie  Athenes  (Athenae),  Thebes  (Thebae),  sind  trotz  ihrer  Pluralform 
im  Französischen  Singulare.  Die  französische  Sprache  hat  aber  die  überkommene 
Zahl  um  ein  Bedeutendes  vermehrt. 

a)  Hierher  sind  Gattungsnamen  von  Personen  oder  personificirten  Wesen 
und  Eigennamen  von  Personen  und  anderen  Gegenständen  zu  rechnen, 
welche  der  Vorstellung  gewöhnlich  nur  als  eine  Gesammtheit  vorschweben: 

ancetres  (v.  antecessor),  doch  auch  ancetre,  aborigenes  (aborigines),  penates 
(penates),  manes  (manes),  lemures  (lemures),  Saliens  (Salii),  Baleares  (Baleares), 
Alpes  (Alpes),  Hyades  (Hyades),  Pleiades  (gew.  Pleiades),  Gemonies  (Gemoniae 
oder  Gemoniae  scalae),  Tuileries  (eig.  Ziegeleien),  les  Indes  neben  l'Iude  u.  s,  w. 

b)  eine  grosse  Menge  von  konkreten  Sachuamen,  bei  denen  die  Vorstellung 
einer  Mehrheit  oder  der  Kollektivbegriff  vorherrschend  ist: 

legumes  (legumen),  annales  fem,  (annales  masc),  fastes  (fasti),  confins  (vgl. 
fiues),  braies  (braccae),  doch  auch  braie  (Windel),  vgl.  chausses;  besicles  (v,  be- 
ryllus),  vgl.  lunettes;  brisants  (Klippen),  doch  auch  brisant;  catacombes  (mlat. 
catacumbae),  feces  (faex),  pleurs  (vgl.  lacrimae),  doch  auch  pleur  (Bossüet, 
La  Fontaine,  V.  Hcgo  u.  a.),  armoiries  (vgl.  armes),  syrtes,  sirtes  (syrtis),  doch 
auch  la  grande  syrte,  la  petite  syrte,  rostres  (rostra),  etrennes  (strenae),  entrailles 
(vgl.  intestina,  exta),  premices  (primitiae),  debris  (selten  im  Sing.),  decombres 
(vgl.  reliquiae,  rudera,  ruinae,  naufragia);  viele  auf -«res,  wie  curures  (Schlamm, 
vgl.  sordes)  neben  curure,  balayures  (Kehricht),  baquetures  (Traufwein),  battitures 
(Hammerschlag),  peignures  (Kammhaare),  striures  (v.  Stria,  Säulenriefen),  pier- 
rures  (Knöpfchen  am  Hirschgeweih);  andere  auf  -ailles,  wie  broussailles  (vgl. 
virgulta),  brouailles  (Eingeweide  von  Vögeln  und  Fischen),  cisailles  (Blech- 
scheere),  morailles  (Streckzange)  (vgl.  ciseaux,  forces  u.  mouchettes),  so  auch 
tenettes  neben  tenette,  vergettes  neben  vergelte;  ferner  thermes  masc.  (thermae 
fem.)  und  so  andere  Baulichkeiten:  propylees  (propylaea),  latrines  (latrina)  und 
Oertlichkeiten,  wie  landes,  auch  im  Sing,  lande  (Heide)  und  environs,  alentours 
u.  s.  w.  Archives  (archivum)  sind  Urkunden  und  das  Archiv,  nippes  (engl, 
nipple)  Kleinigkeiten  zum  Putz;  frais  masc.  (mlat.  freda  PI.  unsicheren  Ur- 
sprungs), depens,  arrhes  (arrha)  beziehen  sich  auf  die  Summe  der  Gelder  u.  dgl.  m. 

c)  abstrakte  Hauptwörter  werden  ebenfalls  öfter  nur  pluralisch  gebraucht, 
und  bei  ihnen  ist  zuweilen  das  Bewusstsein  über  den  begrifflichen  Gehalt  der 
Mehrheit  des  Wortes  völlig  verloren  gegangen. 

In  der  Bezeichnung  von  Festen,  welche  wiederholte  Begehungen  oder  mehr- 
tägige Festlichkeiten  voraussetzen,  mag  noch  der  pluralische  Begriff  empfunden 
werden,  wie  im  Lateinischen:  Bacchanales  (Bacchanalia),  Lupereales,  Saturnales, 
Tenaries  (Neptunfest),  Päques  masc.  d.  i.  das  christliche  Osterfest  im  Unter- 
schiede vom  jüdischen  päque  fem.;  doch  gilt  Päques  alsdann  für  den  Singular 
[vgl.  Athenes].  Das  für  i)luralisch  geltende  Päques  ist  immer  weiblich  und  be- 
deutet theils  den  Sonntag  vor  oder  nach  Ostern,  theils  den  Genuss  des  Abend- 
mahls um  die  Osterzeit.     Zur  Bezeichnung  einer  Wissenschaft  nach  griechisch- 

Mätzuer,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  8 


114  Zweit.  Till.    Formenlehre.    Erst.  Abschn.    D.  Wortbiegung  etc. 

römischer  Weise,  als  des  Inbegriffes  von  Kenntnissen,  kommt  noch  mathemati- 
ques  (auch  mathematique,  vgl.  dialectica,  orum  und  ae)  vor.  Eine  Gesammtheit 
von  Förmlichkeiten  befassen  theils  aus  dem  Lateinischen  herübergenommeue, 
theils  nachgebildete  Wörter,  als  epousailles  (sponsalia),  fian^ailles,  accordailles, 
relevailles  (Einsegnung  einer  Wöchnerin  beim  Kirchgange),  obseques  (vgl.  exse- 
qniae),  fiinerailles  (vgl.  funebria).  —  Moeurs  bezeichnet  wie  das  lateinische 
mores  die  Sitten  und  den  Charakter. 

Bisweilen  erscheint  der  Plural,  wenn  auch  zum  Theil  als  Ausdruck  wieder- 
kehrender Thätigkeiten,  zugleich  als  eine  Begriffsverstärkung;  so  in  blaudices 
(blanditiae,  doch  auch  blanditia),  sevices  (Saevitia),  delices  fem,  (deliciae)  neben 
delice  masc.  (delicium),  tenebres  (tenebrae),  so  wohl  auch  in  etre  aux  aguets, 
aux  ecoutes  (das  letztere  auch  in  konkreter  Bedeutung  im  Öing.  u.  Plur,), 
doch  nicht  in  coniices  (comitia).  Auf  die  Wiederholung  der  Thätigkeiten  be- 
ziehen sich  auch  nenies  (nenia),  litanies  (litania),  laudes  (laus),  complies 
(completae),  und  diesen  entsprechend  die  matines  und  vepres  (Frühmette  und 
Ahendmette). 

Verloren  gegangen  ist  dagegen  der  Begriif  der  Mehrheit  in  den  Nachbil- 
dungen von  Zeitbestimmungen,  wie  calendes  (calendae),  nones  (nonae)  und 
ides  (idus). 

3.  Dem  Begriffe  nach  schliessen  manche  Wörter  ursprünglich  die  Mehrzahl 
aus.  Dahin  werden  besonders  die  Stoffnamen  und  die  grösste  Anzahl  der 
abstrakten  Substantive  gerechnet,  so  wie  die  substantivirten,  abstrakt 
(oder  neutral)  gefassten  Adjektive.  Die  letztgenannten,  wie  le  beau,  le  vrai, 
Tutile,  le  sublime,  l'impossible,  le  comique  u.  dgl.,  treten  in  der  That  schon 
darum  nicht  im  Plural  auf,  weil  sie  von  männlichen  Personalsubstantiven  nicht 
zu  unterscheiden  sein  würden.  Eine  Ausnahme  bildet  les  infiniment  petits 
(Arago);  s.  §87. 

Wir  haben  bereits  gesehen,  dass  auch  Stoffnamen  in  der  Mehrzahl  auftreten 
können,  wenn  sie  eine  spezifische  Bedeutung  annehmen,  z.  B.  les  fers  (Fesseln). 
In  derselben  individualisirenden  Weise  sagt  man:  les  granits  et  les  laves  dont 
on  fait  un  usage  journalier  (Andrieux  de  Brioude).  Les  marnes  ne  sont  autre 
chose  que  des  pierres  ä  chaux  etc.  (Id.).  Des  ors,  des  cuivres  de  differentes 
couleurs  (Grammaire  Nation.). 

Die  abstrakten  Hauptwörter  lassen  in  mehrfachem  Sinne  die  Mehrheit  zu,  so 
namentlich  in  der  Dichtung,  wo  der  Plural  den  Begriff  zu  steigern  scheinen  kann: 
Tes  clartes  imniortelles  (Racine).  Aux  hontes  d'un  supplice  (Corneille); 
auch  in  Prosa:  les  grandes  ardeurs  de  la  canicule  (Acad.);  oder  bei  der  Vor- 
aussetzung der  Wiederholung  einer  Thätigkeit  oder  der  Vervielfältigung  des 
abstrakten  Begriffes,  wovon  zum  Theil  schon  oben  (unter  2.)  Beispiele  angeführt 
sind:  Dieu  nous  detache  des  trompeuses  douceurs  du  monde  par  les  salutaires 
amertumes  qu'il  y  mele  (Le  P.  Thomassin),  11  a  ete  oblige  par  de  grandes 
considerations,  par  des  considerations  d'houneur  et  de  probite  (Acad.); 
oder  endlich  bei  der  üebertragung  des  Begriffes  auf  konkrete  Individuen:  Les 
grands  courages  ne  se  laissent  point  abattre  par  l'adversite  (Acad.). 

Dasselbe  gilt  von  substantivirten  Infinitiven,  wenn  die  substantivirte 
Thätigkeit  wiederholt  gedacht  werden  kann,  obgleich  hier  der  Sprachgebrauch 
enge  Grenzen  gezogen  hat  (s.  oben  §  42.  S.  109). 


§44.    Geschlecht  der  Hauptworter.  115 

44.  Geschlecht  der  Hauptwörter.  Das  Französische  vertheilt  alle  Haupt- 
wörter an  das  raännliche  und  das  weibliche  Geschleclit;  selten  weicht  das 
Neuiranzösische  hinsichtlich  des  Geschlechtes  vom  Altfranzösischen  ab. 
Das  Geschlecht  wird  aber  theils  durch  den  Begriff  des  Wortes,  theils 
durch  seine  Form  bestimmt.  In  beiden  Beziehungen  beruht  es  im  We- 
sentlichen auf  dem  lateinischen  Vorbilde,  nur  dass  die  Neuti-a  des  Latei- 
nischen theils  dem  männlichen,  theils  dem  weiblichen  Geschlechte  zufallen. 
In  Beziehung  auf  die  Wortform  bemüht  man  sich  aber  yergebens,  aus  den 
gegenwärtigen  Endungen  der  Hauptwörter  das  Geschlecht  zu  ermitteln;  nur 
wenige  dieser  Endungen  gehören  entschieden  einem  bestimmten  Geschlechte 
an:  so  kann  z.  B.  die  Endung  age,  wie  dies  freilich  am  Häufigsten  der 
Fall  ist,  auf  aticum  zurückweisend  (voyage,  viaticum),  männlich  sein,  aber 
insofern  sie  auf  ago  (image,  imaginem)  oder  auf  einer  anderweitigen  weib- 
lichen Form  (cage  [cavea],  rage  [rabies])  beruht,  ist  sie  weiblich.  Ebenso 
liegt  der  Endung  oire  bald  oj-ium  (oratoire,  pretoire,  piu'gatoire),  bald  oria 
zu  Grunde  (ecritoii'e,  nageoire,  mächoii-e),  der  Endung  ule  bald  tduin,  ulus 
(corpuscule,  crepuscule,  monticule),  bald  ula  (canicule,  capsule,  formule)  etc. 
Das  Geschlecht  ist  daher  hauptsächlich  von  der  Ableitmig  der  Hauptwörter 
abhängig,  so  wie  von  der  Nachbildung  lateinischer  Formen,  selbst  bei  den 
meisten  derjenigen  Wörter,  welche  nicht  aus  dem  Lateinischen  stammen. 
Die  Lehre  von  der  Ableitung  der  Wörter  ist  die  Ergänzung  der  Geschlechts- 
regehi. 

1. Das  Geschlecht  der  Hauptwörter  wird  durch  ihren  Begriff  bestimmt,  insofern 
sie  lebendige  Wesen  bezeichnen,  welche  ein  natürliches  Geschlecht  an  sich  wahr- 
nehmen lassen.  Die  Vorstellung  überträgt  dies  natürliche  Geschlecht  auf  andere 
Gegenstände  mit  Rücksicht  auf  solche  Eigenschaften,  welche  sich  männlichem 
und  mannhaftem,  oder  umgekehrt  weiblichem  Wesen  vergleichen  lassen.  Die 
hierfür  geltenden  Gesichtspunkte  beruhen  zum  Theil  auf  üeberlieferung  aus 
einer  Ursprache,  zum  Theil  auf  nationaler  Anschauungsweise  und  mancherlei 
Zufälligkeiten. 

a)  Männlich  sind  im  Französischen: 

«.  die  Namen  männlicher  Personen  oder  personificirter  Wesen,  so  wie 
männlicher  Thiere,  wenn  diesen  eine  besondere  Form  für  das  weibliche 
Geschlecht  gegenübersteht:    pere,  fils,  Charles,  ange,  bouc,  etalon,  coq. 

Ursprüngliche  meist  abstrakte  Feminina,  welche  in  übertragener  Weise 
von  Männern  gebraucht  werden,  bilden  hier  eine  scheinbare  Ausnahme:  la 
dupe  (v.  dnper)  der  Narr,  Betrogene,  la  sentinelle  Schild  wache,  la  recrue 
Rekrut,  la  taille  Tenor,  Tenorist,  la  basse-contre  der  Bass,  Bassist,  la  haute- 
contre  Alt,  Altist;  so  auch  Namen  von  Instrumenten:  la  clarinette  Klarinett, 
Klarinettist  u.  dgl.  m.  Vgl.  das  lateinische  operae  Arbeiten,  Arbeiter. 
ß.  die  Namen  der  Bäume,  Sträucher  und  Metalle  sind  mit  wenigen  Aus- 
nahmen männlich :  rouvre  (robur),  ebene,  hetre,  bouleau,  saule,  peuplier, 
pommier,  eglantier,  chevrefeuille;  fer,  cuivre,  argent. 

Ausnahmen  sind:    l'yeuse,   l'ebene,    la  bourdaine  (Faulbaum),    l'hieble,  la 
viorne;  l'epine,  l'aubepine,  la  ronce,  la  vigne. 

Hier  weicht  das  P'ranzösische  vom  Lateinischen  ab,    welches  Bäume    und 
Gesträuche  meist  als  weiblich  ansah,  jedoch  auch  Maskulina  (oleaster,  styrax 

8* 


116  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst,  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

H.  a.),  Neutra  (acer,  suber,  ligustrum)  und  Communia  (larix,  rubus)  hatte. 
Die  lateiaischen  Namen  der  Metalle,  wie  aurum,  argentum,  plunibum,  aes 
u.  s.  w.,  neigen  sich  dem  neutralen  Geschlechte  zu,  welches  in  das  franzö- 
sische Maskulinum  übertritt. 
y.  die  Namen  der  Jahreszeiten,  Monate  und  Wochentage:  printemps, 
janvier,  jeudi. 

Automne  ist  männlich  und  besonders  bei  Dichtern  auch  weiblich.  Die 
Namen  der  Festtage,  la  Toussaint,  la  Saint-Jean,  la  Saint-Michel  u.  s.  w.,  sind 
mit  Bezug  auf  das  ausgelassene  fete  weiblich;  ebenso  la  Noel,  doch  gilt  Noel 
ohne  Artikel  für  männlich.  Die  mit  mi  zusammengesetzten  Zeitbestimmungen 
sind  weiblich:  la  mi-aoüt,  la  mi-careme,  doch  männlich  le  midi  und  le 
minuit.  Auch  im  Lateinischen  sind  die  Namen  der  Monate  männlich;  die 
der  Jahreszeiten  folgen  keiner  Regel. 
ö.  die  Namen  der  Winde  und  der  Himmelsgegenden:  zephyr,  ouragan, 
nord,  sud. 

Ausgenommen  sind:    la  bise,  la  tramontaue,  la  mousson,  la  brise. 

Die  Namen  der  Winde  sind  auch  im  Lateinischen  männlich. 
i.  die  Namen  der  Berge:    Vesuve,    Etna,    Balkan,    Finde,    Parnasse,    Helicon, 
Caucase. 

Ausnahmen  machen:  les  Alpes  (Alpes  fem.),  les  Pyrenees  (Pyrenaei 
montes),  les  Vosges  (Vosegus,  Vosagus,  Vogesus  m.),  les  Cevennes  (Cebenna 
mons)  les  Andes,  les  Dophrines. 

Im  Lateinischen  richtete  sich  das  Geschlecht  der  Bergnamen  häufig  nach 
der  Endung. 
t.  Männlich  sind  substantivirte   Adjektive    und    Infinitive,    welche  den 
abstrakten  Begriff  des  Adjektiv  oder  des  Verb  ausdrücken: 

le  blanc,  le  noir,  le  romantique,  le  classique,  le  comique,  le  neuvieme 
(das  Neuntel),  le  dormir,  le  jeüner. 

Das  Lateinische  verwendet  hier  für  Adjektive  das  Neutrum;  der  Infinitiv 
ist  selten,  doch  ebenfalls  als  Neutrum  substantivirt:  vivere  ipsum  (Cic, 
Att.  13,  29). 
71.  alle  Wörter,  welche  sonst  ihrem  materiellen  Gehalte  oder  ihrem  abstrakten 
Begriffe  nach  substantivirt  werden,  wohin  auch  namentlich  Partikeln  gehören: 
le  moi,  le  qui,  le  quoi,  le  si,  le  pourquoi,  le  non,  le  pour  et  le  contre  etc. 
Hierher  gehört  auch  die  Substantivirung  von  an  sich  anderweitig  geschlecht- 
lich bestimmten  Wörtern,  die  aber  nur  ihrem  abstrakten  Begriffe  nach  ge- 
fasst  werden:  c'est  un  autre  elle-meme  (Moliere). 
.'>.  alle  zusammengesetzten  Hauptwörter,  deren  erster  Bestandtheil  ver- 
baler Natur  ist,  wie  un  tire-botte,  un  porte-clefs,  un  vole-au-vent,  un  pince- 
sans-rire  u.  s.  w.,  auch  diejenigen,  welche  Sätze  und  Satztheile  oder  ad- 
verbiale Bestimmungen  enthalten:    un  qui-va-lä,  un  vis-ä-vis,  un  tete-ä,-tete. 

In  anderen  Zusammensetzungen  ist  das  Geschlecht  desjenigen  Wortes  mass- 
gebend, dem  ein  anderes  zur  Bestimmung  dient,  wie  la  nerf-ferure;  eine  Aus- 
nahme bildet  chevre-feuille(AcAD.  chevrefeuille),  welches  männlich  ist.  Ungleich 
ist  die  Behandlung  der  mit  Präpositionen  zusammengesetzten,  wenn  diese  nicht 
im  adverbialen  Sinne,  sondern  in  ihrer  präpositioneilen  Bedeutung  gefasst 
werden  müssen.  So  sagt  man  zuweilen  noch  mit  Beziehung  auf  das  Hauptwort: 
•une  apres-dinee,  une  apres-soupee,  und  diesen  analog  une  apres-midi  (trotz 
der  Verschiedenheit  des  Geschlechtes  von  dinee  und  midi),  neben  un  apres- 
diner  (auch  apres-dine),   un  apres-souper  (auch  apres-soupe),  un  apres-midi. 


§44.     Geschlecht  der  Hauptwörter.  117 

für  welche  sich  die  Akademie  entscheidet,  dagegen  un  entre-cote  (Acao.  uu 
entrecote),  un  entre-colonne,  un  entre-ligne,  un  hors-d'oeuvre,  indem  man 
hier  die  Präposition  mit  ihrem  Kasus  als  das  substantivirte  Objekt  auf- 
fasst. 

b)  Weiblich  sind: 

«.  die  Namen  weiblicher  Personen  oder  personificirter  Wesen,  so  wie 
weiblicher  Thiere,  wenn  überhaupt  das  üoschlecht  der  Thiere  durch  be- 
sondere Formen  bezeichnet  wird:  mere,  fiUe,  Marie,  nymphe,  vache,  jument, 
chevre,  poule. 
ß.  im  Allgemeinen  auch  die  Bezeichnungen  moralischer  Eigenschaften 
und  der  Wissenschaften:  assiduite,  piefe,  naivete,  franchise,  justice,  mo- 
destie,  mansuetude,  inertie,  mechancete  —  philologie,  mythoiogie,  iihysiologie, 
geogiaphie,  iiumismafique,  aiiafomie  u.  s.  w. 

Doch  fehlt  es  nicht  an  Ausnahmen,  wie  le  vice,  l'egoisme,  le  courage. 
2.  Die  Form  der  Hauptwörter  gewährt  im  Allgemeinen  nur  einen  geringen  Anhalt 
für  die  Erkennung  des  sogenannten  grammatischen  Geschlechts.  Die  charakte- 
ristischen, wesentlich  verschiedenen  Endungen  des  Lateinischen  sind  durch  Ab- 
werfnng  und  Zusniumenziehung  theils  abgestumpft  und  unkenntlich  geworden,  so 
dass  die  Unterscheidung  von  Stamm  und  Endung  dem  Sprachbewusstsein  un- 
möglich wird,  theils  sind  Endungen,  welche  noch  im  Französischen  hörfällig  stark 
hervortreten,  aus  mehr  als  einer  lateinischen  Form  hervorgegangen.  Vergeblich 
hat  man  daher  versucht,  die  etwa  16,000  dem  Volke  geläufigeren  Hauptwörter 
in  dieser  Beziehung  einigermassen  festen  Regeln  zu  unterwerfen.  Es  ergeht  hier 
dem  Französischen  wie  dem  Deutschen,  für  welches  ebenfalls  wegen  ähnlicher 
Vorgänge  keine  sicheren  auf  die  Wortform  gegründeten  Geschlechtsregeln  aul- 
zustellen sind.     Vgl.  S.  115. 

Die  wenigen  Bestimmungen,    welche    sich   aus  der  Vergleichung  der  Wortaus- 
gänge ergeben,  sind  etwa  folgende: 

a)  Man  kann  im  Allgemeinen  annehmen,  dass  die  mit  einer  männlichen  (vollen) 
Silbe  auslautenden  Hauptwörter  vorzugsweise  dem  männlichen  Geschlechte 
angehören,  dass  dagegen  die  mit  einer  weiblichen  Silbe  (einem  stummen  e) 
endenden  HauptNvörter  grösstentheils  weiblichen  Geschlechts  sind. 

Wie  viele  Ausnahmen  diese  Regel  auf  beiden  Seiten  erleidet,  kann  man  er- 
messen, wenn  man  erwägt,  dass  unter  der  grösseren  Masse  mit  gleicher  Endung 
etwa  1200  Haui)twörter  auf  eur,  fast  ebenso  viele  auf  ion  und  mehr  als  500 
auf  te  weiblich,  dagegen  etwa  200  auf  a/re,  gegen  400  auf  age,  mehr  als  150 
auf  iste,  fast  ebenso  viele  auf  ice  männlich  sind. 

Die  Gesammtzahl  der  männlichen  Hauptwörter  überwiegt  übrigens  die  der 
weiblichen  im  Französischen. 

b)  Unter  den  Wörtern  mit  männlicher  Endung  sind  weiblichen  Ge- 
schlechtes: 

u.  die  auf  ion  (gion,  nioii,  sion,  tion  und  xion),  so  wie  die  auf  j'o«  und 
soll,  welche  auf  dem  lateinischen  tio  und  fiio  beruhen: 

region,  religion,  leunion,  mission,  confusion,  action,  nation,  fluxiou,  reflexion, 
le^on  (lectionem),  rangon  (redemptionem),  fa(;on  (factionem),  raison  (rationem) 
chanson  (cantionem),  boisson  (gl.  bibitionem),  guerison,  garnison,  maison 
(mansionem),  toison  (tonsionem). 

Als  Ausnahmen  sind  hier  zu  bemerken:  bastion,  tison  (titionem), 
soup(;ou  (suspicionem),  poison  (potionem). 


118  Zweit.  Tbl.     Formeulehre.     Erst.  Abschn.    D.  Wortbiegiing  etc. 

Eine  ErwähnuDg  verdienen,    obwohl  eigentlich  nicht  hierher  gehörig,    die 
männlichen    talion    (talionem  v.  talis),    blason  (afr.  blason,   blazon  sp.  blason 
it.  blasoue  pg.  blazäo,  brazuo  pr.  blezo,  blizo),  poisson  (v.  piscis),  septentrion 
(septentrionem  v.  Septem  triones). 
/?.  die  abstrakten  Hauptwörter  auf  eur: 
faveur,  pudeur,  lenteur,  grandeur. 

Ausnahmen:  die  vom  lat.  augurium  stammenden  heur,  bonheur,  mal- 
beur,  ferner  honneur,  deshonneur,  labeur;  die  Konkreten  coeur,  choeur,  equa- 
teur,  pleurs  sind  wie  die  übrigen  männlich.  Interieur  und  exterieur  sind  als 
substantivirte  Adjektive  gleichfalls  männlichen  Geschlechts. 
y.  unter  den  auf  andere  Nasallaute  und  konsonantische  Endungen  aus- 
gehenden Hauptwörtern  sind  einzelne  ausnahmsweise  weiblich,  so  auf  Nasen- 
laute: maman,  fin,  catin  (schlechtes  Frauenzimmer  —  männlich  ist  catin 
Tiegel),  main,  faim,  mousson;  und  mit  nachfolgendem  t:  dent,  surdent, 
jument. 

auf  r :    chair,  cour,  tour  (turris),  mer,  cuiller,  fleur,  moeurs. 
auf  Lippenlaute:    clef,  nef,  soif. 

auf  Zahnbuchstaben,  s  und  x:    vis,  brebis,  souris,   perdrix,  paix,  fois, 
croix,  voix,   noix,  poix,  faux,  chaux,    toux;  auf  t:    part,  plupart,  hart,  mort, 
foret,  dot,  nuit. 
(J.  die  abstrakten.  Hauptwörter,  welche  auf  te  (lat.  tatem)  und  tie  enden: 

bonte,  beaute,  volonte,  legerete,  moitie,  pitie,  amitie,  inimitie,  auch  das  kon- 
krete cite  (civitatem).     Von  denen  auf  lat.  ätus  ist  comte  (comitatus)  in  vi- 
comte   und    Franche-Comte    weiblich.     Auf   lat.    ätum,    ätus    sind    auch    die 
männlichen  cote,  arrete,  traite  zurückzuführen;  ete  m.  (aestatem  f.)  hat  sich 
den  Namen  der  übrigen  Jahreszeiten  angeglichen. 
f.  einzelne  auf  andere  volle  Vokale  ausgehende  Hauptwörter,  wie:  foi,  loi,  paroi, 
peau,  surpeau,  eau,  fourmi,  merci (Gnade),  apres-midi  (nach  Littre  vorwiegend 
f.,  nach  der  Acad.  1878  jedoch  in  der  Regel  m.),  bru,  tribu,  vertu,  glu. 
c)  Unter   den    Wörtern    mit    weiblicher   Endung    ist    die    Aussonderung    der 
männlichen  Hauptwörter  ohne  die  Erwägung  des  Ursprunges  der  einzelnen 
völlig   unmöglich;    sie    müsste    sich    meist   auf   eine    blosse    Aufzählung   von 
Wörterreihen    beschränken,    welche   den    allerverschiedensten    Ursprung    haben 
können.      Wir    begnügen   uns    daher    mit    der    Anführung    einiger   Endungen, 
welche    meist   noch    als    vom  Stamme  verschiedene  Wortausgänge  aufzufassen 
sind.    Männlich  sind: 

a.  Die  abstrakten  Substantive  auf  isme  und  asme  (gr.  lat.  ismus,  asmus): 
patriotisme,  civisme,  deisme,  mahometisme,  enthousiasme,  pleonasme. 
Auch  die  von  zum  Theil  konkreten  Neutren  auf  isma,  asma  herzuleiten- 
den schliessen  sich  diesen  an,  wie:  prisme  (prisma),  schisme  (schisma),  cata- 
plasme  (cataplasma). 
ß.  die  meist  abstrakten  auf  age  (lat.  aticum  mlat.  auch  agium) : 
voyage,  langage,  courage,  carnage,  outrage,  village. 
Die  scheinbaren  Ausnahmen  gründen  sich  auf  eine  anderweitige  Etymo- 
logie, wie:  rage,  passerage,  cage,  nage,  page  (Seite),  plage,  saxifrage,  image, 
ambages,  enallage,  hypallage. 
y.  die  auf  meist  stammhaftes  ege  und  Vege,    zum    grossen  Theil  von  lat.  egium 
oder  it.  eggio,  wie  College  (collegium),  privilege  (privilegium),  sacrilege  (sacri- 
legium  und  sacrilögus),  sortilege  (sortilegium),  cortege  (it.  corteggio),  manege 
(it.  maneggio),  solfege   (it.  solfeggio),  aber  auch   siege  (gl.    sedium   it.  sedia, 


§44.     Geschlecht  der  Hauptwörter.  119 

sepgia    und    sedio,    seggio,    fr.  zu  Sieger,    assieger   gehörig),   piege    (pedica); 
dagegen  la  Norvege,  Norwege  (mlat.  Norwegia). 
ö.  die  auf  aire  (iat.  ari'iis  und  arium) ;    wenngleich  Personennamen  dieser  Art 
auch  bisweilen  auf  das  weihliche  Geschlecht  bezogen  werden: 
libraire,  niandataire,  locataire,  depositaire,  diamantaire,  lapidaire; 
siiaire  (sudarimn),  laraire  (lararium),  auch  luminaire  (v.  luminaria,  luminar). 
Ausnahmen  verweisen  entweder  auf  die  substantivirte  Femininform  aria, 
wie  circulaire,  grammaire,  jugulaire,  nummulaire,  dentaire,  dentelaire,  cataire 
u.  dgl.  m.,    oder  auf  ganz  andere  Abstammung,    wie    glaire  (pr.  glara,    clara 
sp.    pg.   clara  it.  chiara  mlat.  glarea,  v,  Iat.  clara  sc.  pars  ovis  und  glarea; 
s.  Diez,   Wb.  II.  321  und  Mätzner,  altengl.  Wb.  s.  v.  glaire),  haire  (ahd. 
hära  altu.  hsera  v.  ahd.  altn.  här),  chaire  (cathedra),  paire  (paria,  par). 
f.  die  meist  abstrakten  auf  ice  (vom  Iat.  itiwii  und  icium): 

hospice,  Service,  supplice,  caprice,  armistice,  precipice,  —  so  auch  preju- 
dice,  edifice  u.  dgl.  m.  Weiblich  dagegen  bleiben  die  auf  Iat.  itia  zurück- 
gehenden: immondice,  notice,  milice,  und  überhaupt  alle  den  Endungen  ise 
und  esse  gleichstehenden  Abstrakta  auf  ice,  ferner  die  dem  Iat.  ix,  icern  ent- 
sprechenden: varice  (varix,  Tcem  c),  cicatrice,  matrice;  doch  sind  calice 
(calicem  m.)  und  appendice  (appendicem  f.)  männlich,  so  wie  auch  lice  (v. 
licium).  Das  weibliche  epice  kommt  von  species. 
t.  alle  auf  iste  (gr.  Iat.  lai^g,  ista),  obwohl  auch  zuweilen  auf  Frauen  über- 
tragen : 

grammatiste,    psalmiste,    helleniste,    latiniste,  annaliste,   dentiste,    arboriste, 
artiste,  royaliste,  ebeniste. 

Im    üebrigea    bieten    weibliche    Endungen    keinen    entschiedenen    Anhalt 
für  eine  Bestimmung  des  männlichen  Geschlechtes, 
d)  Eine  Zusammenstellung  der  bisher  erörterten  Geschlechtsregeln  mit  llinzufiigung 
der  dem  weiblichen  Geschlechte  vorzugsweise  vorbehaltenen  weiblichen  Wortaus- 
gänge, welche  sich  meist  als  Endungen  vom  Stamme  absondern,   würde  demnach 
etwa  folgende  allgemeinere  Bestimmungen  ergeben: 

Männlich  sind: 

K.  die  auf  einen  vollen  Vokal  oder  Üoppelvokal  endigenden  Uauptwörter, 
mit  Ausnahme  einer  Anzahl  von  Wörtern    auf  ie,  tie. 

ß.  die  auf  einen  Nasenlaut  mit  oder  ohne  nachfolgenden  Konsonanten  enden- 
den, ausgenommen  eine  Anzahl  von  Wörtern  auf  io7i,  fon  und  son. 

y.  die  auf  einen  Konsonanten  ausgehenden,  mit  Ausnahme  einer  Reihe  von 
Wörtern  auf  eur. 

d.  eine  Anzahl  von  Hauptwörtern  auf  oye,  ege,  ice,  iste  und  aire. 

Weiblich  sind: 
«.  mit  geringen  Ausnahmen    alle   auf  ein  stummes  e  endenden,    welchem    ein 

Vokal  oder  Doppel  vokal  vorangeht. 
ß.  die  Wörter  mit  den  Endungen  ane,  aine,  ine,  agne,  aiyne,  ugne. 
y.  die  auf  eile,  ille,  aille,  eille,  ouille. 
6.  die  auf  iere  und  ure. 
f.  die  auf  ette,  otie. 

t.  die  auf  asse,  esse,  isse,  ise,  ache,  ecke,  iche,  oc/ie,  uche. 
rj.  die  auf  ance  und  ence. 

&.  eine  Anzahl  von  Wörtern  auf  cur,  ion,  ^ou  und  son. 
I.  Abstrakta  auf  ie  und  tie. 


120  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschu.     D.  Wortbiegung  etc. 

3.  Eine  A'ergleichung  des  grammatischen  Geschlechtes  der  lateinischen  Wörter 
mit  den  entsprechenden  französischen  lehrt,  wie  die  französische  Sprache 
hierin  im  Ganzen  vom  Lateinischen  abhängig  blieb  und  deshalli  den  aus  der 
Umgestaltung  der  Hauptwörter  hervorgehenden  verschiedenen  Wortformen  nur 
einen  untergeordneten  Einfluss  auf  die  Bestimmung  des  Geschlechtes  gestattete. 
Hinsichtlich  der  lateinischen  Neutra  machten  sich  neue  Gesichtspunkte  geltend, 
deren  Erklärung  nicht  überall  ohne  Schwierigkeit  ist.  Bei  den  Maskulinen  und 
Femininen  finden  wir  im  Lateinischen,  auch  bei  den  in  der  klassischen  Prosa  ge- 
wöhnlich nicht  in  beiderlei  Geschlecht  vorkommenden  Wörtern,  seltnere  Ver- 
tauschungen des  Geschlechtes  besonders  bei  Dichtern,  und  wir  dürfen  schliessen, 
dass  gerade  dieser  seltenere  Gebrauch,  den  wir  im  Französischen  wieder  antreffen, 
der  des  gemeinen  Lebens  war,  wie  die  Poesie  ja  überhaupt  sich  volksthümliche 
Elemente   aneignet,  welche  der  allgemeinen  Schriftsprache  fremd  geworden  sind, 

a)  die  lateinischen  Maskulina  aller  Deklinationen  erhalten  sich  im  Ganzen, 
obwohl  hier  und  da  ein  Uebertritt  in  das  weibliche  Geschlecht  statt- 
findet. Hier  muss  jedoch  bemerkt  werden,  dass  Wörter,  denen  eine  weibliche 
Ableitungsendung  gegeben  wird,  nicht  auf  Geschlechtsverwechselung  be- 
ruhen, wie  fumee  (gl.  fumata,  nicht  fumus),  ramee  (mlat.  ramata),  coUine 
(mlat.  coUina)  u.  dgl.  m. 

Eine  Geschlechtsvertauschung  findet  selten  bei  männlichen  Wörtern  der 
ersten  lateinischen  Deklination  statt:  la  Marne  (Matrona  m.,  doch  auch  f.) 
la  planete  (planetes,  planeta,  meist  pianetae  pl.  ni.),  la  comete  (cometes,  seltener 
cometa  m.). 

Die  männlichen  der  zweiten  und  vierten  lateinischen  Deklination  gehen 
bisweilen  in  die  weibliche  Form  über,  wie  la  mousse  (ahd.  mos,  doch  urverwandt 
mit  muscus  m.),  la  rame  (ramus  m,),  la  merluche  (maris  lucius  m.).  Tauge  (alveus 
m.),  la  grenouille  (gl.  ranuncula  lat.  ranunculus  ni.  neben  ranula},  la  graille  (gra- 
culus  m.  mlat.  gracula),  l'hieble  (ebulus  m.  und  ehulum  n.),  Fasperge  (asparagus 
m.),  l'emeraude  (emaragdus  m.,  doch  auch  f.),  l'opale  (opalus  m.),  l'obole  (obolus  m.)i 
Tarche  (arcus  m.,  doch  auch  f.  bei  Enn.),  la  figue  (ficus  selten  m,,  meist  f., 
als  Feigenbaum  immer  f.).  Selten  ist  diese  Verwandlung  ohne  Annahme  des 
stummen  e,  wie  in  la  Franche-Comte,  la  vicomte  (v.  comitatus). 

Die  männlichen  der  dritten  lateinischen  Deklination  erleiden  öfter  diese 
Verwandlung,  und  auch  diese  zum  Theil  bei  dem  Auslaute  auf  ein  stummes  e, 
wie:  la  Loire  (Liger,  eris  m.),  la  chartre  (carcer,  eris  m.),  la  pance  (pantex, 
icis  m.),  la  ponce  (pumex,  icis  m.,  doch  auch  f.  bei  Catull.),  la  puce  (pulex, 
icis  m.),  la  herse  (irpex,  icis  m.),  l'ecorce  (cortex,  icis  ra.,  bei  Dichtern  zu- 
weilen f.),  la  moustache  (/xtoia§,  «y.oq  m.),  la  tourtre  (turtur,  üris  m.,  nach 
Serv.  auch  f.),  la  poudre  (pulvis,  eris  m.,  selten  auch  f.),  la  cendre  (cinis, 
eris  m.,  selten  auch  f.); 

doch  auch  ohne  weiblichen  Ausgang:  dahin  gehören  namentlich  die  ab- 
strakten Substantive  auf  or,  öris,  welche  regelmässig  in  das  Femininum  über- 
getreten sind,  wie  aigreur,  couleur,  douleur,  faveur,  fureur  etc.  Die  Aus- 
nahmen s.  oben;  daneben  vereinzelte  Fälle,  wie  la  fin  (finis  m.,  doch  schon 
früh,  besonders  aber  bei  Späteren  auch  f.),  la  dent  (dens  m.),  afr.  auch  la  fönt 
(fons  m.),  la  souris  (sorex,  icis  m.),  la  brebis  (vervex,  ecis  m.),  la  fleur  (flos, 
öris  m.),  les  mceurs  (mores  m.),  la  paroi  (paries  m.).  Auch  das  pluralische 
annales  (annales  m.)  ist  im  Französischen  weiblich. 

b)  Die  lateinischen  Feminina  gehen  öfter  in  das  männliche  Geschlecht 
über,  als  der  umgekehrte  Fall  eintritt. 


§  44,     Geschlecht  der  Hauptwörter.  121 

Aus  der  ersten  lateinischen  Deklination  treten  Feminina  in  das  Maskuli- 
num über  und  pflegen  alsdann  die  ursprüngliche  Endung  abzuwerfen:  l'epi 
(spica  f.),  le  cran  (crena  f.),  le  lezard  (lacerta  f.,  doch  auch  lacertus  bei  Dich- 
tern), le  fetu  (festuca  f.),  le  tilleul  (tiliola  f.),  le  Languedoc  (v.  lingua  f.),  le 
daim  (dama  f.,  doch  bei  Virg.  und  Stat.  m.)  neben  ladaine  f.,  obgleich  auch 
mit  Beibehaltung  des  stummen  e  für  ursprüngliches  a  dieser  Uebergang  statt 
hat:  le  lierre  (hedera  f.),  l'ongle  (ungula  f.  neben  unguiculus  m.),  le  rossignol 
(lusciniola  f.  neben  luscinius,  lusciuia),  le  piege  (pedica  f.),  l'orchestre 
(orchestra  f.),  le  dimanche  (dominica  sc.  dies  neben  dies  douiinicus;  das  Wort 
dies  war  m.  und  f.),  les  thermes  (thermae  f.),  le  litre  (n  Iixqu). 

Andere  Formen,  welche  hierher  zu  gehören  scheinen,  wie  plant,  repos  sind 
französische  Verbalien  (von  plant-er,  repos-er),  nicht  aus  lateinischen  Substan- 
tiven entstanden;  andere  weisen  auf  lateinische  Formen  verschiedener  Art,  z.  B. 
le  delice  stammt  nicht  von  deliciae,  sondern  von  delicium,  hemisphere  nicht 
von  sphaera,  sondern  von  hemisphaerium,  le  moulin  nicht  von  molina,  sondern 
von  molinum,  welches  im  Mittellateinischen  neben  molina  und  molendinum 
vorkommt,  Fantidote  nicht  von  antidotus  f.,  sondern  von  antidotum  n. 

Aus  der  zweiten  und  vierten  lateinischen  Deklination  gehen  ebenso 
manche  Feminina  in  Maskulina  über,  ohne  Rücksicht  auf  ihre  Endsilbe;  häufig 
die  Namen  von  Gewächsen  (mit  Beziehung  auf  die  männlichen  arbre,  abrisseau, 
arbuste):  le  cypres  (cupressus  m.,  doch  auch  f.  bei  Enn.),  le  buis  (buxus  f., 
auch  buxum  n.),  le  peuple,  Pappelholz,  früher  auch  Pappel  (populus  f.),  le  pin 
(pinus  f.),  le  myrte  (myrtus,  i  und  us  f.),  l'aune  (alnus  f.),  le  platane  (plata- 
nus  f.)  u.  s.  w.,  namentlich  aus  dem  Griechischen  ins  Lateinische  herüber- 
geuommene  Adjektive-Substantive,  wie  le  dialecte  (dialectus  f.),  le  diametre 
(diametrus  f.),  l'atome  (atomus  f.),  le  perimetre  (perimetrus  f.),  le  paragraphe 
(paragraphus  f.)  und  die  mit  b66g  zusammengesetzten  Hauptwörter:  le  synode 
(synodus  f.),  l'exode  (exodus  f.),  auch  le  phare  (pharus  f.),  le  Pelopon(n)ese 
(Peloponnesus  f.)  neben  la  Chersouese  (Chersonesus  f.),  während  andere  dieser 
Art  weiblich  bleiben,  wie  la  diphthongue,  la  methode,  doch  le  periode  (Ziel, 
Ende)  neben  la  periode  (Periode,  Umlauf)  von  periodus  f.  Ebenso  ist  l'abime 
(v.  abyssus  f.  gleichsam  Superl.  abyssimus)  männlich  geworden.  Le  porche 
und  le  portique  entsprechen  beide  dem  lateinischen  porticus  f.,  le  dorne  dem 
lateinischen  domus  f.  oder  griechischen  d'wfj.a,  le  van  dem  weiblichen  vannus. 
Episode  (m.)  stammt  vom  gr.  inHaöStov,  nicht  unmittelbar  von  tneiaud^og. 

Weibliche  Wörter  der  dritten  lateinischen  Deklination  gehen  einzeln  in 
das  männliche  Geschlecht  über;  so  l'arbre  (arbor,  öris  f.),  le  sort  (sors,  sortis  f.) 
neben  la  sorte,  l'art  (ars,  artis  f.),  le  salut  (salus,  ütis  f.),  le  palus  (palus, 
üdis  f.),  l'appendice  (appendix,  icis  f.),  le  sphinx  (sphinx,  gis  f.);  unter  den 
Wörtern  auf  io  sind  le  soupc^on  (suspicio,  önis  f.)  und  le  poison  (potio,  önis  f.) 
übergetreten,  so  auch  talion  (talio,  önis  f.  v.  talis);  ferner  le  vertigo  (vertigo, 
inis  f.),  le  cartilage  (cartilago,  inis  f.),  le  diocese  (dioecesis  f.),  le  jaspe  (iaspis, 
idis  f.),  le  rets  (retis  f.  neben  rete,  is  n.),  l'iris  (iris  f.);  le  cinabre  entspricht 
dem  cinnabari  n.  vielmehr  als  dem  cinnabaris  f.,  ebenso  le  chanvre  dem  can- 
nabus  m.  und  nicht  dem  cannabis  f.  Das  Adjektiv-Substantiv  le  continent 
kommt  von  dem  lateinischen  continens  f.  sc.  terra,  dem  jedoch  auch  ein  neu- 
trales coutinens  im  anderen  Sinne  zur  Seite  stand  und  welches  auch  im  erste- 
ren  Sinne  bisweilen  männlich  war. 
c)  Die  lateinischen  Wörter,  welche  entschieden  beiderlei  Geschlechtes  sind 
(communia),   werden  vorzugsweise   männlich   im    Französischen.     Dahin  ge- 


122  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Ahschn.   D,  Wortbiegung  etc. 

hören:  le  beril,  beryl  (beryllus  c),  le  crystal  (crystallus  c,  obwohl  in  verschie- 
denem Sinne;  doch  auch  crystailum);  besonders  Thiernamen :  le  boeuf  (bos  c), 
le  chien  (canis  c),  l'elephant  (elephantus  c.  und  gewöhnlicher  als  elephas  m.), 
le  serpent  (serpens  c),  le  lynx  (lynx  c),  le  tigre  (tigris  in  Prosa  m.,  bei  Dichtern 
fem.),  la  limace  und  le  limas  (limax  c),  seltener  weiblich  wie  ja  perdrix  (per- 
dix  c),  la  grue  (grus  c),  so  auch  le  quadrupede  (quadrupes  c),  le  canal, 
cLenal  (canalis  m.  und  selten  f.),  Noel  (und  le  noel,  Weihnachtslied,  Spottlied) 
neben  ä  la  Noel  (natalis  f.  sc.  dies)  und  andere  ursprüngliche  Adjektive;  la  marge 
(niargo  m.,  doch  auch  f.),  endlich  die  Namen  der  Tage  le  lundi,  mardi  etc.,  auch 
midi  (und  analog  minuit)von  dies  c.  L'epode  (epodus  c.)  ist  im  Französischen 
immer  weiblich,  auch  l'agate  (achates  c). 
d)  Die  Neutra  der  lateinischen  Sprache  folgen  bei  ihrem  Uebergange  in  das 
französische  Maskulinum  oder  Femininum  keinem  durchgreifenden  Principe; 
denn  weder  entscheidet  durchgängig  die  männliche  oder  weibliche  französische 
Endung  des  Wortes,  obwohl  die  meisten  dieser  so  entstandenen  Feminina 
auf  ein  stummes  e  endigen;  noch  sind  begriffliche  Unterschiede  der  alten 
Neutra  durchweg  massgebend,  wenn  auch  z.  B.  die  Namen  der  Metalle  in  fran- 
zösische Maskulina,  die  der  Früchte  in  Feminina  übergehen;  noch  sind  endlich 
die  lateinischen  Deklinationsformen  darauf  von  unbedingtem  Einflüsse,  obschon 
die  meisten  französischen  Maskulina  aus  Wörtern  der  zweiten  entstehen, 
während  viele  Feminina  ebenfalls  aus  derselben  hervorgehen. 

Männlich  werden  z.  B.  Wörter  der  zweiten  Deklination:  heur,  bon- 
heur,  malheur  (augurium),  or  (aurum),  plomb  (plumbum),  argent  (argentum), 
metal  (metallum),  vin  (vinum),  ail  (allium),  huis  (ostium),  bras  (bracchium), 
prix  (pretium),  pre  (pratum),  ciel  (caelum)  vceu  (votum),  ceuf  (ovum) ,  fait 
(factum),  decret  (decreturu),  manuscrit  (manuscriptum),  ecu  (scutum)  —  arbuste 
(arbustum),  prodige  (prodigium),  verre  (neben  vitre  f.)  (vitrum),  navire  (mlat. 
navilium,  navirium  für  navigium),  regne  (regnum),  signe  (signum),  siecle  (sae- 
culum),  armistice  (gl.  armistitium),  vice  (vitium)  —  Wörter  der  dritten  Dekli- 
nation: autel  (altare,  altar,  doch  auch  altarium),  airain  (aeramen  mlat.  neben 
aeramentum),  nom  (nomen),  temps  (tempus),  coeur  (cor)  —  cadavre  (cadaver), 
vase  (vas,  doch  im  Plur.  vasa,  orum),  marbre  (marmor),  volume  (volumeu), 
diplöme  (diploma),  charme  (carmen)  u.  s.  w. 

Weiblich  wird  eine  sehr  beträchtliche  Anzahl  von  Neutren.  Ihre  Endung 
auf  stummes  e  scheinen  sie,  wie  auch  manche  der  männlichen,  im  Allgemeinen 
der  Uebertragung  der  Pluralendung  auf  den  Singular  zu  verdanken.  Dies 
wird  namentlich  aus  solchen  Wörtern  klar,  welche  aus  substantivirten  ur- 
sprünglichen Adjektiven  entstanden  sind,  wie  merveille,  welches  nicht  auf 
mirabile,  sondern  auf  mirabilia  hinweist,  volaille  (volatilia),  und  aus  ursprüng- 
lich pluralischen,  wie  epousailles  (sponsalia),  und  ihren  Nachbildungen,  entrailles 
(gl.  intralia)  u.  s.  w.;  auch  zeugen  dafür  Formen,  wie  das  jetzt  adjektivirte 
aumaille  (nicht  von  animal,  sondern  animalia)  in  betes  aumailles  (Littre). 
Das  Altfranzösische  besass  noch  das  substantivische  aumaille  f.  und  ebenso, 
neben  bestall  m.  (bestiale),  wovon  nfr.  le  betail  und  les  bestiaux  herzuleiten 
sind,  das  jetzt  aufgegebene  bestaille  f.  (bestialia). 

Wenige  haben  eine  männliche  Endung,  z.  B.  jument  (jumentum),  mer 
(mare),  cuiller,  zuweilen  auch  cuillere  (cochleare). 

Die  meisten  haben  die  weibliche  Endsilbe,  z.  B.  aus  der  zweiten  lateini- 
schen Deklination:  arme  (arma,  orum),  huile  (oleum),  levre  (labrum),  horloge 
(horologium),   etable  (stabulum),   joie  (gaudium),   etude    (Studium),    tourmeute 


§  45.    Doppelgeschlechtigkeit  und  Geschlechtswandlung  etc.  123 

(tormentum),  ache  (apium),  viorne  (viburnum),  graine  neben  grain  (granum), 
poiume  (poinum),  poire  (piruin),  prune  (prunuin),  inüre  (morum),  cymbale  (cym- 
balum),  toise  (teusum),  poiate  (punctum),  reponse  (responsum),  epithete  (epi- 
theton);  eine  Anzahl  von  Wörtern  auf  aie  von  lateinisch  etum,  wie  saussaie 
(salicetum),  boulaie,  roseraie  u.  s.  f.,  neben  denen  allerdings  auch  Maskulina 
auf  ay  in  alten  Eigennamen  erscheinen,  wie  Fontenay,  Rouvray,  Chäteuay  u. 
a.;  volle  (velum),  feuille  (folium),  depouille  (spolium)  u.  s.  w.  Cerise  ist  nicht 
unmittelbar  aus  cerasum,  cerasa,  sondern  aus  dem  Adj.  ceraseus  (cerasea,  orum) 
entstanden  (it.  ciregia,  ciriegia  miat.  cerasea,  ceresia,  vgl.  gr.  xtgaaCa,  xegctom, 
Kirschbaum,  und  to   xifjäaiov,  Kirsche). 

Aus  der  dritten  lateinischen  Deklination  gehören  hierher:  elamine  (stamen, 
ina),  pecore  (pecus,  ora),  paire  (par,  paria),  ensei^ne  (insigne,  ia),  niuraille 
(murale,  ia),  merveille  (mirabile,  ia),  volaille  (volatile,  ia)  etc.,  namentlich  auch 
die  pluralischen  epousailles  (sponsalia),  accordailles,  fiangailles  u.  dgl.  Ent- 
schieden auf  einer  ursprünglichen  Singularform  beruhen:  anagramme  (ana- 
gramma),  epigramme  (epigramma). 

Aus  der  vierten  Deklination  gehört  hier:  corue  (cornu). 

Den  lateinischen  neutralen  Substantiven  verdankt  das  Französische  auch 
einige  doppelgeschlechtige  Substantive,  wie  navire  (mlat.  navilium,  navirium  für 
navigium),  foudre  (fulgur,  ora),  oeuvre  (opus,  era),  orgue  (Organum),  orge 
(hordeum),  voile  (velum),  auch  päque  (pascha,  tis  neben  pascha,  ae  gr.  nüa^ci 
V.  hebr.  pesach),  s.  §  45;  nierite  (meritum),  im  Altfranzösischen  weiblich,  ist 
jetzt  männlich. 

45.  Doppelgeschlechtigkeit  und  Geschlechtswandlung  durch  Veränderung  der 
Wortendung.  Diejenigen  Wesen,  welche  sich  durch  das  natürliche  Geschlecht 
von  einander  unterscheiden,  werden  theils  diu'ch  verschiedene  sprachliche 
Formen,  theils  durch  dieselben  Wortformen  bezeichnet,  die  durch  ihre 
attributiven  Bestimmungen  oder  anderweitig  durch  den  Zusammenhang 
ihrem  natürlichen  Geschlechte  nach  bestimmt  werden  können. 

Die  letzteren  heissen  doppelgeschlechtige  Hauptwörter  (communia)  ; 
die  ersteren  dagegen  lassen  entweder  eine  Bezeichnung  durch  verschiedene 
Wortstämme  zu,  oder  durch  Veränderungen  ihrer  Endung,  von  denen 
jene  mein-  dem  lexikalischen  Gebiete,  diese,  die  sogenannten  wandel- 
baren (mobilia),  der  grammatischen  Ex'örterung  angehören. 

Die  doppelgeschlechtigen  Wörter  (communia)  im  engeren  Sinne  sind  solche 
Hauptwörter,  welche  ohne  Veränderung  ihres  Begriffes  in  derselben  Form 
mit  Beziehung  auf  das  natürliche  Geschlecht  bald  männlich,  bald  weiblich  ge- 
braucht werden  können.  Doch  nehmen  auch  einige  Hauptwörter  an  dieser  Doppel- 
geschlechtigkeit Theil,  bei  denen  kein  natürliches  Geschlecht  in  Betracht  kommt; 
die  Zahl  derselben  kann  nur  gering  sein,  da  die  Sprache  an  solcher  Unterschei- 
dung lebloser  oder  abstrakter  Wesen  kein  Interesse  haben  kann.  Das  Interesse 
entsteht  jedoch  alsdann,  wenn  an  die  Veränderung  des  Geschlechtes  Begriffs- 
unterschiede geknüpft  werden,  und  namentlich  bei  der  Uebertragung  eines 
Begriffs  aus  einer  Begriffssphäre  in  eine  andere.  Dies  giebt  den  Unterschied 
zwischen  den  ächten  oder  eigentlichen  und  den  uneigeutlichen  doppel- 
geschlechtigen Hauptwörtern  im  weiteren  Sinne. 

1.  Die    ächten    doppelgeschlechtigen   Hauptwörter    beschränken    sich   meist 
auf  Personalsubstantive,   und    zwar  vorzugsweise    auf  solche,  welche  dife 


124  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn,    D.  Wortbiegung  etc. 

weibliche  Endung  (stummes  e)  haben;  daher  sind  substantivirte  Adjektive  dieser 
Art  hier  bevorzugt.  Dahin  gehören:  adultere  Ehebrecher,  -in;  aristocrate 
Aristokrat,  -in;  artiste  Künstler,  -in;  camarade  Genosse,  -in;  emule  Neben- 
buhler, -in;  eleve  Schüler,  -in;  esclave  Sklave,  -in;  margrave  Markgraf,  -gräfin; 
interprete  Dolmetscher,  -in;  patriote  Patriot,  -in;  compatriote  Landsmann, 
-männin;  pupille  Mündel  m.  und  f.,  und  ähnlich:  adversaire,  locataire, 
pensionnaire,  proprietaire,  depositaire,  enthousiaste,  demoniaque,  sauvage,  volage, 
fidele,  rebelle,  coupable,  und  die  Volksnamen  auf  e:  Beige,  Russe,  Scythe, 
Spaitiate,  Vaudale  u.  s.  w. 

Ausnahmsweise  werden  einige  mit  männlicher  Endsilbe  so  verwendet,  wie 
enfant  (un  enfant,  une  enfant)  und  einige  ursprüngliche  Adjektive  auf  on, 
z.  ß.  grognon  Brummpeter,  Brummliese,  souillon  Schmutzhammel,  Schmutzliese, 
von  denen  einige  besonders  auf  das  weibliche  Geschlecht  bezogen  werden,  wie 
salisson,  laideron,  dem  Worte  guenon  (Aeffin)  analog. 

Eine  exceptionelle  Stellung  hat  unter  den  Personennamen  das  Wort  gens, 
Leute.  Nach  langem  Schwanken  ist  dasselbe,  ursprünglich  weiblich,  wie  das 
noch  heute  in  beschränktem  Gebrauche  stehende  la  gent  (nation,  race),  in 
Folge  seiner  Bedeutung  jetzt  im  Allgemeinen  auch  grammatisch  in  das  Mas- 
kulinum übergetreten;  doch  verlangt  es  ohne  Rücksicht  auf  das  natürliche 
Geschlecht  die  weibliche  Form  des  Adjektiv,  wenn  ihm  ein  attributives 
Adjektiv  oder  Fürwort  unmittelbar  vorangeht,  dessen  Mask.  und  Fem. 
nicht  gleich  lauten;  daher  sagt  man:  des  gens  dangereux,  tous  les  gens, 
tous  les  gens  pieux,  tous  les  honnetes  gens,  aber  de  bonnes  gens,  de  fort  dan- 
gereuses  gens,  quelies  gens,  de  telles  gens,  certaines  gens,  auch  quelles  mechantes 
gens  und  selbst  toutes  les  vieilles  gens.  Alle  sonstigen  grammatischen  Be- 
ziehungen bleiben  hiervon  unberührt:  Instruits  par  l'experience,  les  vieilles 
gens  sont  soup^onneux  u.  a.  Beim  Hinzutreten  einer  determinativen  Bestim- 
mung, wie  ci,  la  oder  de  mit  einem  Subst.  (ces  gens-ci,  ces  gens-lä,  les 
gens  de  lettres)  verschwindet  dieser  Ueberrest  des  weibl.  Geschlechtes  ganz: 
certains  gens  d'affaire. 

Sachsubstantive  oder  abstrakte  Hauptwörter  sind  selten  doppel- 
geschlechtig; sie  gehören  meist  der  folgenden  Klasse  an,  doch  sind  männlich 
und  weiblich  ohne  wesentlichen  Unterschied  des  Begriffes: 

orgue  (Orgel),  männlich  im  Sing.,  weiblich  im  Plur.; 

Oeuvre  (Werk),  gewöhnlich  weiblich,  im  Sing,  bisweilen  männlich  (le  graud 
Oeuvre  der  Stein  der  Weisen,  le  gros  oeuvre  der  Rohbau,  un  ceuvre  ein  musi- 
kalisches, zuweilen  ein  anderes  künstlerisch  oder  sonst  bedeutendes  Werk); 

foudre,  weiblich  im  gewöhnlichen,  männlich  im  höheren  Stile  und  bei  Per- 
sonifikationen (ce  foudre  de  la  guerre,  un  foudre  d'eloquence); 

automne  (auctumnus,  doch  auch  auctumnum),  nach  Nodier  nur  noch  männ- 
lich, nach  der  Akademie  (auch  1878)  und  Littre  jedoch  männlich  und  weiblich 
zu  gebrauchen ; 

päque,  Passah,  ist  weiblich,  Päques,  Ostern,  männlich  im  Sing.:  ä  Päques 
prochain,  dagegen  weiblich  im  Plur.  Dieser  erscheint  jedoch  nur  in  bestimmten 
Wendungen:  Päques  fleuries,  Päques  closes,  faire  ses  päques,  faire  de  bonnes 
päques;  s.  auch  S.  113. 

comte,  jetzt  im  Allgemeinen  männlich,  doch  auch  weiblich:  la  magnifique 
comte  de  Waterford  (V.  Hugo),  wie  in  Franche-Comte  (aber  Franc-Comtois, 
der  Bewohner  dieser  Grafschaft)  und  vicomte; 


§  45.    Doppelgeschlechtigkeit  und  Geschlechtswandlung  etc.  125 

couple  (copula),  Koppel  und  Paar,  ohne  entschiedenen  Begriffsanterschied 
zweigeschlechtig,  weiblich  im  Allgemeinen,  wenn  es  von  einer  Zweiheit  zufällig 
zusammengehöriger  Dinge  oder  Tbiere  gebraucht  wird,  männlich  von  einem 
natürlichen  Paare  und  zwei  durch  Gesinnung  oder  Gleichartigkeit  des  Naturells 
zusammengehörigen  Wesen  angewendet:  une  couple  de  cbapons,  de  serviettes, 
d'annees  —  un  joli  couple,  nn  couple  de  pigeons,  d"amis,  de  fripons,  während 
von  zwei  nothwendig  zusammengehörigen  Dingen  une  paire  gebraucht  wird: 
une  paire  de  bottes,  de  gants;  doch  auch  une  paire  de  pigeons,  de  ba?ufe, 
d'amis,  zum  Theil  mit  etwas  veränderter  Bedeutung  (s.  Acad.  s.  v.). 

baisemain  (Kusshand),  gewöhnlich  männlich,  aber  man  sagt  auch  ä  helles 
baisemains,  mit  tiefer  Dankbarkeit  oder  Ergebenheit; 

navire  (mlat,  navilium,  navirium  für  navigium),  gewöhnlich  männlich;  aber 
mehr  alterthümlich  auch:    la  navire  Argo; 

amour  (amorem)  ist  männlich  und  bisweilen  weiblich  im  Singular,  meist 
weiblich  im  Plural,  ausser  wenn  es  Liebesgötter  bezeichnet; 

hymne  (hymnus  m.),  gewöhnlich  männlich,  aber  auch  weiblich  nicht  bloss 
von  Kirchengesäugen:  des  hymnes  obscenes,  enfantines  ou  absurdes  ä  Venus 
(Chateacbb.): 

chose  gilt  in  Verbindung  mit  quelque  in  der  Bedeutung  etwas  für  männ- 
lich: il  me  semble  que  quelque  chose  est  change  (V.  Hcgo);  ebenso  auch: 
autre  chose: 

auch  personne  (jemand,  niemand)  ist  männlich,  während  la  personne 
weiblich  ist; 

Periode,  Periode,  ist  weiblich  wie  lat.  periodus  gr.  moioiog,  männlich  in 
der  Bedeutung:   höchster  Grad; 

sentinelle  ist  weiblich,  nur  bei  Dichtern  zuweilen  männlich  (Acad.);  es 
scheint  eigentlich  ein  Abstraktum  oder  Kollektivum  (v.  sentina?)  zu  sein, 
welches  auf  das  Individuum  übertragen  ist. 

Ortsnamen,    Städte-  und  Ländernamen    folgen    keiner  durchgreifenden  Ge- 
schlechtsregel,   doch    bedingt   ihre  weibliche  Endung  auch  meist  das  weibliche 
Geschlecht;    weibliche    Städtenamen    werden  jedoch   mit    vorangehendem 
tout  (ganz)  als  männlich  betrachtet:    tout  Rome,    wobei    nicht    sowohl    an  die 
Stadt  als  an  das  Volk,  die  Bevölkerung,  gedacht  wird. 
2.  Eine   grosse  Anzahl  von   doppelgeschlechtigen  Hauptwörtern  beruht    auf 
einer    Uebertragung    ihres  Begriffes   in  ein  anderes   Gebiet,    womit    zugleich 
der  ursprüngliche  Begriff   eine    anderweitige   Bestimmung    erhält,    welche    ihn 
einem  abgeleiteten  gleichstellt.     Die  Uebertragung  geschieht: 
a)  aus  einem  konkreten  Gebiete  auf   ein  anderes  konkretes.    Hier  kom- 
men besonders  Uebergänge  aus  dem  weiblichen  Geschlechte  in  das  männliche 
vor.    Sie  beruhen  zum  Theil  auf  Vergleichungen,  wie: 
aire  fem.  Tenne,  Fläche.  masc.  Windstrich. 

baliste  Wurfgeschütz.  Hornfisch. 

cloaque  Kloake  (der  Alten;  Mistgrube,  unsauberer  Mensch. 

modern  egout). 
givre  Schlange  im  Wappen  Rauhreif  (beides  von  vipera). 

(auch  guivre). 
manche  (manica,  ae)    Aermel.  Stiel  (schon  mlat.  manicum). 

masque  (mlat. masca)  Hexe,  weibl.  Scheusal,  Maske,  Fratze,  maskirte 

Heuchlerin,  nur  noch  Person, 

volksthümlich. 


126 


Zweit.  Thl.    Formenlehre.   Erst.  Abschn.    D,  Wortbiegung  etc. 


moufle 

paillasse 
pique 
pivoine 
quadrille 

aigle 


crepe  (crispus) 
voile  (veliim) 


fem.  Faustbandschuh;  Fla- 
schenzng  (auch  m.). 
Strobsack. 
Pieke. 

Pfingstrose,  Päonie. 
Quadrille,  Reiterabthei- 
lung im  Carrousel  etc. 
lasc.  Adler. 


masc.  Muffel  (in  der  Chemie). 

Hanswurst. 
Piek  im  Kartenspiel. 
Blutfink,  Dompfaffe. 
"Vierspiel  (Karten). 


fem.  Fahnenadler,  Wappenadler, 
doch  männlich    als   Ordens- 
zeichen:   aigle  blanc,    aigle 
noir,  aigle  rouge. 
Flor.  ein  Gebäck. 

Schleier.  Segel  (vela). 

zum  Theil  drückt  das  eine  Wort   etwas    von    dem    anderen  Gegenstande 
Eerkommendes  oder  daraus  Gemachtes  aus: 


masc.  Burgunderwein. 
Champagnerwein. 
Hut  von  Otterhaar. 
Hut  von  Vigognewolle. 


Bourgogne  fem.  Burgund 

Champagne  die  Champagne, 

loutre  Otter. 

Vigogne  Schafkameel  u. 

Wolle  des  Thieres. 
orge  Gerste.  orge  monde  Gerstengraupen, 

orge  perle  Perlgraupen, 

oder  der  Bestandtheil  wird  für  das  Ganze  genannt: 
pendule  masc.  Pendel.      .  fem.  Pendeluhr,  Stutzuhr;  ähnlich 

vapeur     fem.     Dampf,  masc.  Dampfschiff  (im  gem.  Lebeu). 

oder  die  Sache,  mit  welcher  die  Person  zu  thun  hat,  giebt  der  Person 

den  Namen: 
cornette  fem.  Standarte,  Kom-  masc.  Standartenträger, 

modorflagge.  Fahnenjunker,  Kornet. 

enseigne         Fahne.  Fähnrich, 

trompette       Trompete.  Trompeter. 

oder  die  Person  giebt  einer  Sache  ihren  Namen: 
custode  masc,  Kustos,  fem.  Altarvorhang,  Ohrkissen,  Pi- 

stolenhalfterkappe. 

b)  Selten    werden    konkrete  Begriffe    zu    abstrakten    mit   Veränderung    des 
grammatischen  Geschlechts;  so  jedoch: 

Echo      fem.  eine  Nymphe.  masc.  der  Wiederhall. 

pourpre  Purpurkleid.  Purpurfarbe  (auch  f.),  Friesel. 

c)  Abstrakte  Begriffe  werden  zuweilen  durch  Geschlechtsveränderung  zu  an- 
deren abstrakten: 

mode  masc.  Art,  Weise,  Modus.         fem.  Mode, 
merci  Dank.  Gnade. 

d)  Häufig  jedoch  werden  abstrakte  Begriffe  dadurch  zu  konkreten: 

So  dienen  sie  häufig  zur  Bezeichnung  von  Personen,  denen  die 
Thätigkeit  oder  Eigenschaft  zukommt,  welche  das  abstrakte  Hauptwort 
ausdrückt: 

aide    fem.  Hülfe.  masc.  Gehülfe, 

fourbe  Betrug.  Betrüger, 

guide  (afr.  abstrakt  Füh-  Führer, 

rung)  nfr.  Leitriemen. 


§  45.     Doppelgeschlechtigkeit  und  Geschlechtswandlung  etc. 


127 


manceiivre 


Manöver,  doch  auch 
Tau  werk. 


peste  P 

Oft  werden 
ständen: 
Office  ma 

triomphe 
reläche 
remise 
memoire 


Handarbeiter  (vgl.  lat.  operae), 

Pestjunge,  böser  Bube  (fam.). 
zu  Bezeichnungen    von    anderen   konkreten  Gegen- 


fei 


Amt.  fem.  Gesindestube,  Nachtischkiiche. 

Triumph.  Trumpf. 

Erholung.  Ankerplatz. 

Aufschub.  masr.  Art  Miethsfuhrwerk. 

Gedächtniss.  Denkschrift,  Rechnung. 


Es  ist  natürlich,    dass   das   Geschlecht  mancher  Wörter,    welche    ver- 
schiedene Bedeutungen  annehmen,  in  der  Sprache  des  gemeinen  Lebens 
mit  diesen  Bedeutungen  zugleich  wechselt;   auch  haben  die  Grammatiker 
manche  Unterscheidungen  ersonnen,  welche  jedoch  von  der  Lexikographie 
nicht  anerkannt  werden,  die  übrigens  noch  andere  Einzelheiten  dieser  Art 
verzeichnet. 
3.  Mit  beiden  genannten  Arten  von  doppelgeschlechtigen  Hauptwörtern  sind  aber 
diejenigen  Homonymen  nicht  zu  verwechseln,    welche    von   verschiedener 
Abstammung   sind,  wiewohl  sie  in  den  Lauten  übereinstimmen.     Ihre  Zahl 
ist  nicht  unbeträchtlich,  ihre  Erklärung  oft  nicht  ohne  Schwierigkeit.    Folgende 
mögen  als  Beispiele  dienen : 
aune  masc.  [auch  aulne]  (alnus)  Erle.     fem.  (mlat.    alena    v.    goth.    aleina, 

ahd.    elina,   elna    mhd,  eine, 
ein,  eile  gr.  aksyij  lat.  ulna) 
Elle, 
(barba)  Bart. 

(nord.  bardi  oder  arab.  barda'a) 
Pferdeharnisch,  Speckschnitte, 
(capparis)  cäpreKaper(Pflanze). 
(mlat.  carpa)  Karpfen, 
(v.  udd.  nhd,  drillen  ags.  pyr- 
lian)   Drillbohrer, 
faux  (falx)  Sichel, 
(fulgur)  Blitz,  auch  masc. 
(mlat.   litra  =  limbus)  Trauer- 
binde in  der  Kirche, 
(libra)  Pfund, 
(mola)  Mondkalb, 
(ahd.    muscula    lat.    muscuhis) 
Muschel, 
(ahd.     mos,     urverwandt    mit 
lat.  muscus)  Moos, 
(pagina)  Seite, 
(palma)  Palmzweig, 
(v.  planare)  Schnitzer,  Schlicht- 
hobel. 

poele  [u.  poile  afr.  poisle]  (pensilis  (patella)  Pfanne, 

sc.  domus,  vgl.  pensiles 
balneae)  Ofen,  heizbares 
Zimmer. 


barbe 

Berberpferd. 

barde 

(kelt.  bard)  Barde. 

capre 

Seeräuber. 

carpe 

(y.aoTiög)  Handwurzel. 

drille 

(ahd.  drigil)  Kerl,  Soldat. 

faux 

(falsum)  Falsches,  Fälschung. 

foudre 

(ahd.  fuodar)  Fuder. 

litre 

(»7  XiTQU  mlat.  litra)  das 

Liter,  Mass. 

livre 

(über)  Bach. 

mole 

(it.  molo  V.  moles)  Hafendamm. 

moule 

(modulus)  Muster, 

mousse 

(sp.  mozo  V.  mustus)  Schiffs- 

junge. 

page 

{nc<i6iov)  Edelknabe. 

palme 

(palmus)  Spanne. 

plane 

(v.  platanus)  Platane. 

128 


Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.    D.  Wortbiegung  etc. 


souris 
temple 

tour 


masc.  (somnus)  Schlummer.  fem.  (summa)  Summe. 

(aity^ct  ahd.  soum)  Last. 
(v.  subridere)  Lächeln.  (v.  sorex)  Maus, 

(templum)  Tempel.  (tempora)    afr.     temple,   jetzt 

tempe  Schläfe, 
(tornus)  Umkreis.  (turris)  Thurm. 

(vas)  Gefäss.  (ahd.  waso  ags.  vase)  Schlamm. 

Hierher  gehören  auch  diejenigen  Homonymen,  welche  sich  auf  eine 
verschiedene  Geschlechtsform  gründen,  besonders  die  Adjektiv- 
substantiva,  wie: 

(gl.  —  oria)  Behälter   für   ein 

Sortiment, 
(gl.  —  oria)  Badewanne  (jetzt 

nur  baignoire). 
(sc.  cardiaca  herba)  Herzkraut 
(veraltet). 


assortissoir  (gl.  assortissorium  v.  fem, 

sortiri)  Sortirsieb. 

baignoir,  -e  (gl.  balneatorium) 

Badestelle  (veraltet), 

cardiaque  (cardiacum)  Herzstär- 

kung, herzstärkendes 
Mittel  (veraltet). 

decime  (decimus)      Zehntel- 

frank, Steuer  in  Höhe 
eines  decime  vom 
Frank. 

(delicium)  Wonne, 
(decimus  sc.  ager) 
Zehntflur  (veraltet), 
(ahd.  warto)  Wächter, 
Gardist. 

(parallelen)  Verglei- 
chung. 

poste  (positum     it.    posto) 

Posten,  Amt,  Geld- 
posten. 

pretexte  (praetextum)      Vor- 

wand. 

sexte  (sextus  sc.  Über)  das 

sechste  Buch  der 
Dekretalen. 

vulneraire  (vulnerarium  sc.  em- 

plastrum)       Wund- 
balsam. 
Manche  dieser  Formen  sind  jetzt  veraltet. 


delice  (nur  Sing.) 
dime,  dixme 

garde 

parallele 


(decima  sc.  pars)  Zehntsteuer, 
kirchl.  Abgabe  an  den  Staat 
(veraltet). 

(deliciae)  dass.  (nur  Plur.). 
(decima)  der  Zehnte. 

(ahd.  warta)  Wache,  Garde. 

(parallela  sc.  linea)  Parallellinie, 

Laufgraben, 
(posita  mlat.  posta  d.  i,  statio) 

Post. 

(praetexta  sc.  toga)  römisches 
Oberkleid, 

(sexta)  die  musikalische  Sexte, 
auch  die  Sexte  in  der  katho- 
lischen Liturgie  (sc.  hora). 

(vulneraria  sc.  herba)  Wund- 
kraut. 


Die    "wandelbaren  Hauptwörter  (mobilia)    sind    solche,    welche    das    männliche 
natürliche  Geschlecht    durch    eine  Veränderung  der  Endung  in   das  weib- 


liche verwandeln;  da  indessen  auch  andere  Mittel  von  der  Sprache  zur  Bezeich- 
nung des  natürlichen  Geschlechtes  verwendet  werden,  so  geben  wir  auch  diese 
der  Vollständigkeit  halber  hier  an. 

üebrigens  finden  wir  diese  Unterscheidung,  namentlich  durch  Veränderung 
an  der  Endung,  weniger  hinsichtlich  der  Thiere  als  der  Menschen  hervortretend; 
jene  werden  grösstentheils  (als  epicoena)  unter  ein  grammatisches  Geschlecht 
befasst. 


§45.     Doppelg^eschlechtigkeit.  und  GeschlechtswandliiDg  etc.  129 

1.  Das  natürliche  Geschlecht  wird  durch  Wörterbildung  aus  verschiedener 
Wurzel  unterschieden,  wie  im  Lateinischen  vir  und  mulier,  mas  und  femina, 
pater  und  mater,  taurus  und  vacca,  aries  und  ovis,  verres  und  scrofa: 

rhonime  —  la  femme;  le  pere  —  la  mere;  le  frere  —  la  soeur;  l'oncle  —  la 
tante;  le  taureau  (bceuf)  —  la  vache,  geuisse;  Tetalon  -  la  jument,  cavale;  le 
cerf  —  la  biche;  le  sanglier  —  la  laie;  le  verrät  —  la  truie;  le  bouc  —  la 
chevre;  le  belier  (mouton)  —  la  brebis;  le  lievre  —  la  hase;  le  coq  —  la 
poule  etc. 

2.  Durch  Ableitungtsformeu,  besonders  Augmentativ-  und  Diminutivformen, 
wobei  dem  männlichen  Geschlecht  meist  die  A  ugmentativ-,  dem  weiblichen 
die  Diminutivform  gegeben  wird,  die  übrigens  im  Französischen  überhaupt 
mit  einander  wechseln  und  zum  Theil  ihre  ursprüngliche  Bedeutung  ganz  ein- 
büssen;  bisweilen  haben  beide  Geschlechter  schon  eine  Ableitungsendung 
dieser  Art: 

a)  le  canard  —  la  cane;  le  dindon  —  la  dinde;  le  mulet  —  la  mule.  Auch 
solche,  denen  keine  Femininform  gegenübersteht,  nehmen  im  Maskulin  eine 
verstärkende  Form  an,  z.  B.:  verrat  (verres),  lanneret  der  männliche  lanier 
(gl.  lanarius  st.  laniarius)  Würgfalke. 

b)  Antoine  —  Antoinette;  Guillaume  —  Guillemette;  Charles  —  Charlotte; 
Philippe  —  Philippote;  le  levrier  —  la  levrette. 

c)  chevreuil  —  chevrette.  Anders  verhält  sich  die  doppelte  Diminutivendung 
beider  Geschlechter,  wenn  beide  ein  Junges  von  Thieren  bezeichnen;  le  pou- 
lain  —  la  pouline,  pouliche. 

3.  Durch  Formveränderung  an  der  Endung  oder  eigentliche  Motionsformen, 
wie  im  Lateinischen  filius,  filia;  magister,  magistra;  caper,  capva;  lupus,  lupa 
u.  s.  w.,  gallus,  gallina;  poeta,  poetria  u.  dgl.,  von  denen  die  letzteren  eigent- 
lich schon  Ableitungsendungen  haben  und  mit  den  unter  2.  genannten  einiger- 
massen  verwandt  sind. 

a)  Einige  lateinische  Motionsformen  sind  unmittelbar  vom  Französischen  auf- 
genommen, obwohl  sie  ihr  regelrechtes  Gepräge  eingebüsst  haben: 

fils  (filius),  fille  (filia);  roi  (regem),  reine  (regina). 

b)  Die  meisten  motionsfähigen  (ursprünglich  vorzugsweise  der  zweiten  lateini- 
schen Deklinationsform  angehörigeu)  Substantive,  welche  auf  einen  Konso- 
nanten oder  einen  vollen  Vokal  enden,  hängen  zum  Zwecke  der 
Femininbildung  dem  Stamme  das  stumme  e  an,  wobei  auch  Wörtern  der 
dritten  lateinischen  Deklinationsform  dies  e  (für  a)  der  ersten  lateinischen 
gegeben  wird: 

berger,  bergere;  meunier,  meuniere;  marchand,  marchande;  geant,  giiante; 
nain,  naine;  orpheiin,  orpheline;  voisin,  voisine;  serin,  serine;  lapin,  lapine; 
rival,  rivale ;  Espagnol,  Espagnole;  marquis,  marquise;  ours,  ourse;  ami,  amie; 
ennemi,  ennemie;  apprenti,  apprentie;  bossu,  bossue  u.  s.  w.  Diese  Form 
nehmen  namentlich  auch  substantivirte  Adjektive  an. 

Hierbei   erhalten  jedoch   die  Maskulina  auf  f  und  p  ein  v,  die  auf  x  ein 
8  (ss),  die  auf  c  gewöhnlich  qu,  ausnahmsweise  equ.    lieber  die  hierher  ge- 
hörigen   substantivirten  Adjektive  sehe   man  das  Weitere  in  der  Lehre  vom 
Adjektiv: 
venf,  veuve;   loup,  louve;  epoux,  epouse;  Türe,  Turque;  Grec,  Grecque. 

Die  auf  ien,  yen,  een,  oii,  at,  et  und  ot  verdoppeln  in  der  Regel  den 
Endkonsonanten : 

Mätzncr,fr.  Gr.     3,  Aufl.  9 


130  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Absohn.     D.  Wortbiegunj^  etc. 

chien,  chienne;  musicien,  musicienne;  chretien,  chretienne;  citoyen,  citoyeune; 
doyen,  doyeune;  Troyen,  Troyenue;  Chaldeen,  Chaldeeune;  Kuropeen,  Eiiro- 
peenne;  espion,  espionne ;  fripon,  friponne;  baron,  baronne;  lion,  lionne; 
paon,  paonne;  chat,  chatte;  minet,  minette;  linot,  linotte.  Ausnahmen 
macheu  hier:  Auvergnat,  Auvergnate  und  ähnliche;  cagot,  cagote;  devot, 
devote.    S.  das  Adjektiv. 

Die  auf  an  verdoppeln  höchst  selten  das  n: 

Jean,  Jeanne;  paysan,  paysanne.    Die  ältere  Sprache  verdoppelte  hier  öfter 
den  Nasal,  wie  in:  Persan,  Persaune;  courtisan,  courtisaune  u.  a. 
Die  auf  eau  (el)  haben  im  Feminin  eile: 

jumeau,  jumelle;  pastoureau,  pastourelle;  jouvenceau,  jouvencelle  und  selbst 
chameau,  chamelle  (Chateaubk.,  V.  Hugo;  in  früherer  Zeit  chamoille).  Auf- 
fallender Weise  ist  tourtereau  nicht  das  Männchen  der  tourterelle,  sondern 
das  Junge  derselben;  gleichbedeutend  sind  cerveau  und  cervelle,  letzteres 
besonders  im  gemeinen  Leben  gebräuchlich. 

c)  Selten  wird  die  Motionsendung  ine  (lat.  ina:  rex,  regina;  gallus,  gallina)  im 
Französischen  für  die  Femininbildung  verwendet:  heros,  heroine  (gr.  ^Qta'ivi]); 
czar,  czarine;  Joseph,  Josephine;  Charles,  Caroline;  Philippe,  Philippine. 

d)  Häufiger  ist  die  Endung  esse  (entsprechend  der  besonders  bei  Gentilia  der 
dritten  Deklination  im  Lateinischen  vorkommenden  issa  gr.  taaa  und  tacsu: 
Phoenix,  Phoenissa;  Aethiops,  Aethiopissa;  Scythes,  Scythissa),  welche  im 
Französischen  an  "Wörter  aller  lateinischen  Deklinationsformen  statt  des 
stummen  e  des  männlichen  Geschlechtes  tritt,  aber  auch  an  einzelne  Wörter 
gefügt  wird,  welche  mit  männlicher  Silbe  im  Maskulinum  auslauten: 

i(.  poete,  poetesse  (wenig  gebräuchlich);  prophete,  prophetesse;  pape,  papesse 
(Jeanne);  druide,  druidesse  (Druidae,  ariim  und  Druides,  um);  —  äne, 
anesse;  chanoine,  chanoinesse;  negre,  negresse;  maitre,  maitresse;  diable, 
diablesse;  —  traitre,  traitresse;  tigre,  tigresse;  prince,  princesse;  comte, 
comtesse;  böte,  hotesse. 

ß.    pair,  pairesse;  duc,  duchesse;  larron,  larronnesse;  abbe,  abbesse. 

Dieu  hat  deesse  (gl.  deissa);  eine  Abirrung  in  die  folgende  Form  [s.  e)] 
ist  die  Bildung  devin,  devineresse;  doge,  dogaresse.  In  diacre  (diaconus), 
diaconesse  ist  nur  die  Femininform  dem  Stammworte  getreuer  geblieben. 
Manche  Bildungen  dieser  Art  gehören  übrigens  nur  dem  gemeinen  Leben 
oder  einer  ironischen  und  scherzenden  Ausdrucksweise  an,  welche  sich 
dieser  hörfälligen  Form  gerne  bedient;  so  maire,  mairesse;  libraire,  librai- 
resse;  ivrogne,  ivrognesse;  sire,  siresse;  uioine,  moiuesse  u.  dgl.  m. 

e)  Die  Endungen  euse  (lat.  osa)^  eresse  und  rice  (nur  als  trice,  drice  vor- 
kommend [v.  lat.  tricem])  sind  den  Benennungen  von  Männern  auf  eui' 
(orem,  torem)  zuertheilt. 

«.  Die  Wörter  auf  eur  (teur)  haben  die  Endung  euse  (teuse)  [welche  eine 
männliche  Nebenform  auf  eux  voraussetzen  lässt  (vgl.  faucheux  neben 
faucheur,  peteux  neben  peteur  [Acad.]),  wenn  die  Silbe  eur  an  einem 
Verbalstamme  erscheint,  wie  er  sich  im  Gerundium  darstellt,  z.  B.  in 
buveur  (buvant),  menteur  (mentant),  blanchisseur  (blanchissant). 
blanchisseur,  blanchisseuse;  buveur,  buveuse;  causeur,  causeuse;  danseur, 
porteuse;  queteur,  queteuse;  glaneur,  glaneuse;  menteur,  menteuse;  porteur, 
danseuse;  faiseur,  faiseuse;  voyageur,  voyageuse. 

ß.  Ihre  seltenere  Nebenform  ist  eresse,  aus  esse  und  dem  zu  er  abgeschwächteu 
eur,  afr.  eor,  ere,  lat.  a(t)orem,  e(t)orem,  entstanden: 


§  45.     Doppelgeschlechtigkeit  und  Geschlechtswancllung  etc.  13] 

bailleur  (Verpächter),  bailleresse;  chasseur,  chasseresse  iu  der  Poesie, 
sonst  chasseuse;  demandeur  (Kläger),  demauderesse;  dagegen  ist  deman- 
deuse  eine  lästige  Bittstellerin,  Bettlerin;  defeudeur  (Verklagter),  defen- 
deresse;  enchauteur  (Bezauberer),  enchauteresse;  pechenr,  pöcheresse; 
neben  pecheur,  pechense  findet  sich  adjektivisch  auch  die  Nebenform 
pecheresse;  vendeur,  venderesse  Verkäuferin  (als  technischer  juristischer 
Ausdruck),  sonst  vendeuse  Händlerin;  veugeur,  veiigeresse.  Docteur, 
doctoresse  ist  eine  scherzhafte  Nachbildung. 
y.  Die  Form  trice  (drice)  findet  sich  regelrecht  nur  in  Wörtern  auf  teur  (deur), 
welche  sich  nicht  durch  Anknüpfung  des  Suffixes  tur  an  einen  französi- 
schen Verbalstamm  bilden  lassen,  wie  derselbe  im  Gerundium  erscheint;  die 
Form  deur,  drice  ist  aus  dem  Spanischen  herübergenommen: 
acteur,  actrice;  consolateur,  consolatrice;  createur,  creatrice;  directeur, 
directrice;  electeur,  electrica;  tuteur,  tutrice  u.  s.  w, ;  ambassadeur, 
ambassadrice. 

Hierher  gehört  auch  bienfaiteur,  bienfaitrice;  zu  malfaiteur,  malfaitrice 
s.  Littre  s.v.,  die  Akad.  hat  malfaitrice  nicht  aufgenommen.  Inventeur, 
inven trice;  executeur,  executrice;  persecuteur,  persecutrice  gehen  unmittel- 
bar auf  lat.  inventor,  inventrix  u.  s.  w.  zurück. 

Zuweilen  finden  sich  beide  Formen  mit  veränderter  Bedeutung.  So 
neben  debiteur  (Schuldner),  debitrice  auch  debiteur  (Verbreiter),  debiteuse; 
neben  procureur,  procureuse  (Frau  eines  Prokurators)  steht  procuratrice 
(lat.  procuratricem)  in  dem  Sinne  einer  Bevollmächtigten;  so  auch  neben 
chanteur,  chanteuse  die  Form  cantatrice  als  Benennung  einer  Kunst- 
sängeriu,  besonders  einer  bedeutenden  Sängerin  von  Profession.  Letzteres 
steht  näher  an  chanteur  (cantatorem)  als  an  chantre  (cantor),  ist  aber  im 
Lautverhältnisse  unorganisch  und  deshalb  unmittelbar  auf  it.  cantatrice 
(lat.  oantatricem)  zurückzuführen. 

Engeren  Anschluss  an  das  Lateinische  zeigt  auch  die  Femininbilduug 
empereur,  imperatrice  (it.  imperatrice) ;  das  Altfranzösische  hatte  im  Mask. 
empereres,  emperere  (Kas.  obl.  empcreor),  im  Fem.  empereris,  empereis. 

Die  auf  ächtlateinischen,  aus  dem  Supinum  gebildeten  Substantiven  auf 

das  verwandte  sor  beruhenden  französischen  Suhstantiva  auf  seur  bilden  kein 

Femininum,   wie  defenseur,  offenseur,  successeur.     Schon  das  Lateinische 

fand  hier  Schwierigkeiten;  nur  vereinzelt  erscheinen:  tonsor,  tonstrix;  defen- 

sor,  defenstrix  und  mit  ausgestossenem  s  expulsor,  expultrix.    Von  diesen 

will  Littre    das    adjektivische    expulseur,    expultrico    gelten    lassen,    die 

Akademie  hat  es  ausgeschlossen. 

f)  Einzelne  Substantive  geben   ihre  Motionsfähigkeit    auf    und    haben    andere 

Ableitungsformen  desselben  Stammes  als  Feminina  neben  sich,    wie 

gouverneur,  gouvernante ;  serviteur,  servante;  compaguon,  compagne,  von  denen 

die  letzteren  sich  wie  compauio,  compania  verhalten;  vgl.  leno,  lena;  caupo,  copa. 

4.  Viele  Wörter,  sowohl  Benennungen  von  Personen  als  Thieren,  geben  ihre 

Motionsfähigkeit  auf  oder  befassen  unter  einem  grammatischen  Geschlechte 

beide  natürliche  Geschlechter. 

a)  Viele  männliche  Personalsubstantive  lassen  keine  Motion  zu,  ohne 
doppelgeschlechtig  zu  sein  oder  die  Verbindung  mit  einer  weihlichen  attri- 
butiven Bestimmung  zu  gestatten;  sie  beziehen  sich  auf  Thätigkeiten,  Be- 
schäftigungen oder  Eigenschaften,  welche  in  der  Regel  nur  Männern 
zukommen.     Indess    erlaubt    sich    die    neuere  Sprache,    auch    manche  dieser 


132  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     I).  Wortbiegung  etc. 

Hauptwörter  weiblich  zu  gebrauchen,  je  mehr  es  gewöhnlich  wird,  dass 
Frauen  die  ehemals  den  Männern  vorbehaltenen  Beschäftigungen  ausüben. 
Zu  den  eingeschlechtigen  rechnet  man  vorzugsweise  Wörter,  welche  wissen- 
schaftliche, künstlerische,  amtliche,  handwerksmässige  und  kriegerische  Be- 
schäftigung bezeichnen,  wie  die  mit  männlichen  Endungen:  auteur,  censeur, 
compositeur,  docteur,  professeur,  orateur,  traducteur  (doch  auch  traductrice 
[Voltaire]),  ecrivain,  medecin,  artisan,  graveur,  imprimeur,  charlatan,  temoin, 
tidejnsseur,  soldat,  general,  vainqueur  u.  dgl,  und  mit  weiblichen  Endungen, 
wie  geometie,  philosophe,  disciple,  artiste,  peintre,  capitaine,  juge  u.  s.  w. 
Die  Frauen  von  Beamten  etc.  werden  jedoch  zuweilen  mit  einer  Femininform 
solcher  Substantive  benannt,  wie  madame  la  generale,  la  prefete.  In  ähn- 
licher Weise  bildet  man  volksthümlich  Familiennamen  von  Frauen  aus  dem 
Namen  des  Mannes  in  Femininform,  wie  la  Bricoline  von  Bricolin,  la  Bar- 
beaude  von  Barbeau  (G.  Sand)  u.  dgl.  m.  Im  üebrigen  gebraucht  man 
Wörter  dieser  Art  auch  vom  weiblichen  Geschlechte  mit  männlichen  Attri- 
butiven: Elle  fut  sa  nourrice,  eile  devient  son  guido  (Legouve).  Madame 
Dacier  est  un  des  plus  fideles  traducteurs  d'Homere  (Giraclt-Dcviyier). 
b)  "Viele  Thiernamen  begreifen  unter  einem  grammatischen  Geschlechte, 
dem  männlichen  oder  dem  weiblichen,  die  männlichen  wie  die  weiblichen 
Thiere  derselben  Gattung;  weder  die  Thierklasse,  noch  durchweg  die  Wort- 
form giebt  für  den  Gebrauch  des  einen  oder  des  anderen  grammatischen  Ge- 
schlechtes den  Ausschlag,  obgleich  die  Wörter  mit  weiblicher  Endung  auch 
vorzugsweise  weiblichen  Geschlechtes  sind.  Man  vergleiche  folgende  männ- 
liche : 
«.    le  chameau,  le  chacal,  le  lama,  le  serpent,  le  requin,  le  hareng,  le  coucou, 

le  colibri,  le  faisan,  le  hanneton,  le  grillon. 
ß.   le  renne,  le  zebre,  le  bievre,  le  crocodile,  le  vampire,  le  cygne,  le  merle, 

le  crabe. 
und  die  weiblichen: 
(t.   la  panthere,  la  girafe,  la  gazelle,  la  taupe,  la  baieine,  la  carpe,  Tauguille, 

la  greuouille,  la  grue,  la  cigogne,  la  becasse,  Tabeille,  la  mouche. 
ß.    la  soiiris,  la  chauve-souris,  la  perdrix,  la  fourmi. 

Soll  bei  Thieren  dieser  Art  das  männliche  und  weibliche  Geschlecht 
kennbar  gemacht  werden,  so  geschieht  dies  entweder  durch  Hinzusetzung  der 
adjektivischen  oder  appositiv  gebrauchten  male  und  fem  eile:  une  perdrix 
male,  une  perdrix  femelle;  un  serin  male,  un  serin  femelle;  la  femelle  büffle; 
la  femelle  marmose;  oder  durch  Voranstelluug  der  Substantive  le  male,  la 
femelle  vor  den  Thiernamen  im  Genitiv:  la  femelle  du  renne.  Weibliche 
Vögel  bezeichnet  man  auch  durch  poule:  une  poule  faisane  oder  faisande, 
une  poule  perdrix;  die  männlichen  durch  coq:    un  coq  faisan. 

In  ähnlicher  Weise  unterscheidet  man  die  von  der  Wissenschaft  ge- 
schiedenen männlichen  und  weiblichen  Pflanzen  oder  Pflanzenorgane:  la 
plante  male,  la  plante  femelle;  du  chanvre  male,  du  chanvre  femelle;  des 
fleurs  mäles,  des  fleurs  femelies. 

Wird  die  Thiergattung  im  Allgemeinen  in  der  Einzahl  oder  Mehr- 
zahl bezeichnet,  so  dient  dazu  selbst  bei  den  wandelbaren  Hauptwörtern 
(mobilia)  nur  ein  Geschlecht,  und  zwar  gewöhnlich  das  männliche:  le  cerf, 
le  boeuf,  le  chien,  un  troupeau  de  moutons  u.  s.  w.;  seltener  das  weibliche: 
la  chevre  aime  ä  gravir  au  sommet  des  coteaux  (Rosset), 


§  46.    Das  Eigenschaftswort,  sein  Geschlecht  u.  s,  Deklin.  133 

46.     Das  Eigenschaftswort,   sein  Gesclilecht  und  seine  Del^linationsformen. 

Die  Deklination  des  Adjektiv  steht  mit  den  Gescblechtsformen  desselben 
in  genauem  Zusammenhange. 

Das  Lateinische  unterschied  Adjektive  von  drei  Geschlechts  formen 
(us,  a,  um;  er  [urj,  a,  um;  er,  is,  e),  von  zwei  Endungen  (is,  e,  wozu 
in  einem  gewissen  Sinne  auch  die  wandelbaren  Substantive  auf  tor,  trix 
gehören,  welche  auf  der  Grenze  der  Substantive  und  Adjektive  stehen) 
und  eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von  einer  Endung  (generis  omnis; 
meist  auf  s  oder  x,  selten  l  oder  r  nach  der  dritten  Deklination)  für  alle 
drei  Geschlechter. 

Das  Französische,  dem  das  Neutrum  gänzlich  fehlt,  hat  zu  aller 
Zeit  Adjektive  von  zwei  Geschlechtsformen  und  von  einer  einzigen  be- 
sessen. Für  das  Adjektiv  von  zwei  Geschlechts  formen  diente  das 
lateinische  auf  us,  a  zum  Anhalte;  auch  germanische  Wörter  fügten  sich 
dieser  geläufigen  Form.  Das  Altfranzösische  flektirte  sie  wie  die  ent- 
sprechenden Substantive.  Die  auf  e?;  a,  welche  auf  stummes  e  endigen 
(libre,  tendre),  so  wie  die,  welche  der  Aussprache  halber  e  annahmen 
(digne,  sauvage),  konnten  die  obliquen  Kasus  des  Plural  der  beiden  Ge- 
schlechter nicht  unterscheiden;  diejenigen,  welche  ein  stammhaftes  s  vor 
ursprünglichem  us  hatten,  nahmen  natürlich  kein  flexivisches  s  an,  wohl 
aber  im  Femininum  ein  e.  Eine  Form  für  beide  Geschlechter  erhalten 
besonders  Wörter  auf  is  und  ns. 

Das  Neufranzösische  hat  das  Adjektiv  von  zwei  Gescblechts- 
formen seit  dem  15.  Jahrhunderte  auf  eine  grosse  Zahl  von  Adjektiven 
der  dritten  lateinischen  Deklination  ausgedehnt,  und  namentlich  sämmt- 
liche  auf  al,  el,  ier,  ant  und  ent  ausgehenden  Wörter,  welche  der  älteren 
geschlechtslosen  oder  vielmehr  beiden  Geschlechtern  gemeinsamen  Form 
im  Französischen  angehörten,  hierher  gezogen. 

Altfranzösische  Deklination. 

-  .  -- 

Zweigeschlechtiges  Adjektiv.  I         Geschlechtsloses 

masc.     fem.        masc.         fem.  masc.  fem.  Adjektiv. 

Sing.  Nom.  bons  bone  dignes  digne  fran^ois  fran^oise  ||  temporeis  resplendissanz 

Kas.  obl.  bon    bone  digne    digne  fran^ois  fran^oise  :,  temporel   resplendissant 

Plur.  Noui.  bon    bones  digne    dignes  fran^ois  frangoises '1  temporel  resplendissant 

Kas.  obl.  bons  bones  dignes  dignes  fran^ois  fran(;oises  jj  temporeis  resplendissanz 

Neufranzösische    Deklination. 

I. 

Zweigeschlechtiges  Adjektiv. 

masc.     fem,     masc.  fem.        masc.            fem.          masc.  fem. 

Sing.  Nom.            vain    vaiue    fort     forte     charmant    charmante    jaloux  jalouse 

Kas.  obl.     vain     vaine    fort    forte    charmant    charmante    jaloux  jalouse 

Plur.  Nora.           vains  vaines  forts  fortes  charmauts  charmantes  jaloux  jalouses 

Kas.  obl.     vains  vaines  forts  fortes  charmants  charmantes  jaloux  jalouses 


134  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschu.     D.  Wortbieguns;  etc. 


Zweit.  Tbl. 

Formenlehre.     Erst.  Abschu.     D.  "\ 

II. 

Geschlechtsloses  Adjektiv. 

masc.       fem. 

Sing.  Nora.         docile     docile 

Kas.  obl.  docile      docile 

Plur.  Nom,         dociles    dociles 

Kas.  obl.  dociles    dociles 

Im  Neufranzösischen  sind,  nachdem  der  Flexionsbuchstabe  s  im  Sing,  wie 
bei  den  Hauptwörtern  aufgegeben  ist,  alle  Adjektive,  welche  mit  stummem  e 
endigen,  geschlechtslos,  d.  h.  beiden  Geschlechtern  gemeinsam. 

Hierher  gehören  ursprüngliche  lateinische  Adjektive  auf  us,  a,  auf  er,  a,  auf  er, 
is  und  auf  is  (namentlich  ilis,  bllis),  welche  das  stumme  e  annehmen,  wie  maritime, 
legitime,  digne,  large,  propre,  roide,  tiede,  sade,  analogue  —  ueutre,  tendre  — 
champetre,  celebre,  pedestre,  salubre,  utile,  illustre,  fidele,  faible,  affable,  incurable, 
incorrigible  u.  a.,  während  andere  dieser  Klassen  zweigeschlechtig  sind. 

Einüeberrest  der  alten  geschlechtslosen  Form  ist  grand  in  grand  mere, 
grand  taute,  grand  chambre,  grand  garde,  grand  nie  u.  a.,  Plur.  grand  meres  etc.,  dem 
man  fälschlich  einen  Apostroph  beigiebt  (grand'mere,  grand'meres  etc.),  so  wie  royaux 
(royals)  in  lettres  royaux,  fort  in  eile  se  fait  fort  de,  parisis  und  tournois  in 
la  livre  parisis,  tournois. 

In  gewissem  Sinne  gehören  hierher  die  im  gemeinen  Leben  zweigeschlechtig 
gebrauchten  Adjektive,  wie  rosat:  onguent  rosat,  de  Fhuile  rosat;  pouf  (bröcklig): 
ce  marbre,  cette  pierre  est  pouf;  ort  und  brut  sind  aber  vielmehr  als  Substantive 
zu  fassen  in:  cette  balle  pese  cent  livres  ort  ou  brut  (brutto  Bruttogewicht).  Eine 
Nachlässigkeit  der  Alltagssprache  hat  gewissen  Adjektiven  bei  der  Voranstellung  die 
Geschlechtsform  und  Flexionsform  abgestreift,  wie  dem  Worte  feu,  welches  vor  an- 
deren attributiven  Bestimmungen  geschlechtslos  erscheint:  feu  la  reine,  feu  ses 
oncles;  dagegen:  la  feue  reine,  les  feus  rois.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  ci- 
joint,  ci-inclus,  franc  de  port  und  einigen  anderen.  Diese  Erscheinung  bildet 
einen  Gegensatz  zu  der  im  Deutschen  vorkommenden  Flexionslosigkeit  des  Adjektiv, 
■wenn  es  hinter  sein  Substantiv  gestellt  wird:  aus  dem  Brunnen  kühl  (ühlasd), 
auf  meinen  Füssen  flink  (Arndt).  Ursprüngliche  Substantive,  welche  wie 
Adjektive  verwendet  werden,  wohin  besonders  Farbenbestimmungen  durch  Sub- 
stantive gehören,  verändern  ihre  Form  weder  mit  Rücksicht  auf  das  Geschlecht 
noch  auf  die  Zahl;  dahin  gehören:  aurore,  paille,  soufre,  ponceau,  jonquille,  orange, 
cerise  u.  dgl.  m.,  vgl.  des  gants  soufre,  des  taifetas  jonquille  etc.  Eine  Ausnahme 
machen  rose,  pourpre,  welche  völlig  adjektivirt  sind,  üebrigens  werden  Farben  oft, 
wenn  sie  durch  Substantive  bestimmt  werden  sollen,  durch  das  vorangesetzte  couleur 
de  umschrieben,  wobei  die  Farbenbestimmung  appositiv  oder  adjektivisch,  aber 
indeklinabel  ist:    des  souliers  couleur  de  rose. 

Alle  übrigen  einfachen  Adjektive  sind  zweigeschlechtig,  mit  Ausnahme 
einiger  mangelhaften  (defectiva). 

DieBilduug  der  weiblichen  Geschlechtsform  des  Eigenschaftswortes  geschieht: 
1.  im  Allgemeinen  durch  Anfügung  eines   stummen  e  an  die  Adjektive,  welche 
auf  einen  vollen  Vokal  oder  einen  Konsonanten  enden: 

spontane,  spontanee;  joli,  jolie;  vermoulu,  vermoulue ;  vain,  vaine;  plein,  pleine ; 
grand,  grande;  plaisant,  plaisante;  seul,  seule;  moral,  morale;  civil,  civile;  clair, 
claire;  Interieur,  interieure;  pur,  pure;  indecis,  indecise. 

Die  Adjektive  auf  gu  erhalten  ein  Trema  auf  e,  um  das  u  als  tönend  zu  be- 
zeichnen und  von  dem  orthographischen  Zeichen  der  gutturalen  Aussprache  des 
y  zu  unterscheiden:    aigu,  aigue;  ambigu,  ambigue;  contigu,  contigue. 


§  4G.     Das  Eigenschaftswort,  sein  Geschlecht  u.  s.  Deklin.  I35 

Wenn  der  Endkonsonant  der  männlichen  Form  e  vor  sich  hat,  so  erscheint 
dies  beim  Hinzutritt  der  Femininendung  stets  als  offenes  e  (e) :  leger,  legere; 
passager,  passagere;  amer,  amere ;  fier,  fiere;  secret,  secrete;  complet,  complete. 

In  dem  Feminin  von  coi  und  favori  erscheint  das  ursprüngliche,  im  Mas- 
kulin abgeworfene  t  wieder:  coite  (quietus),  favorite  (gl.  favoritus);  in  dem  von 
benin  und  malin  tritt  an  die  Stelle  des  n  im  Maskulin  das  ursprüngliche  gn: 
benigne  (benignus),  maligne  (maügnus). 
,  Im  Besonderen  ist  bei  diesem  Verfahren  der  auslautende  Konsonant 
des  Maskulin  einzelnen  Veränderungen  unterworfen,  theils  aus  etymologischen 
theils  aus  ])honetischen  Gründen. 

a)  Unter  denen  auf  11  verdoppeln  die  Endungen  ien  und  on  im  Feminin  den 
Nasal : 

ancien,  ancienne;  chretien,  chretienne;  tien,  tienue;  bon,  bonne;  fripon,  fri- 
ponne;  felon,  felonne. 

b)  Von  denen  auf  1  verdoppeln  die  Endungen  ei  und  eil,  so  wie  einige  auf 
Ol  und  nl  das  l: 

bei,  belle;  nouvel,  nouvelle;  cruel,  cruelle;  paternel,  paternelle;  pareil,  pa- 
reille;  vermeil,  vermeille;  viel),  vieille;  fol,  folle;  mol,  molle;  nul,  nulle. 
Unter  denen  auf  il  thut  dies:  gentil,  gentille.  Bei  vielen  von  diesen  ist  der 
Grund  der  Verdoppelung  das  Hervortreten  des  ursprünglichen  //,  wie  in 
bellus,  novellus,  vellus  (veclus,  vetulus),  follis,  mollis,  nullus. 

Die  Formen  bei,  nouvel,  vieil  (vetulum),  fol  und  mol  sind  aber  nur 
noch  gebräuchlich,  wenn  diese  Adjektive  vor  einem  Substantiv  stehen,  welches 
mit  einem  Vokale  oder  stummen  h  beginnt,  sonst  verwandeln  sie  sich  in 
beau,  nouveau,  vieux  (vetulus),  fou  und  mou.  Vgl.  die  afr.  biaus,  biaulx, 
biax;  noviaux,  noviax;  vielz,  viaus,  viex  u.  dgl.  m.  Doch  findet  man  jene 
Formen  auch  sonst  noch  vereinzelt:  Philippe  le  Bei,  Charles  le  Bei;  le 
marcher  mol  et  doux;  und  adverbial  gebraucht  in:  bei  et  beau;  bei  et  bieu.  — 
Neben  vieil  findet  sich  zuweilen  auch  vor  Vokalen  vieux:  vieux  homme  und 
vieil  homme  (Littre  und  äcad.  1878);  en  vieux  espagnol  (Chateaübr.). 
Le  vieil  homme  ist  auch  „der  alte,  d.  h.  der  fleischliche  Mensch",  wie  le 
vieil  Adam. 

Das  adjektivische  jumeau  afr.  jumel,  gemel  (gemellus)  bildet  ebenfalls 
jumelle  (s.  oben  §  45),  steht  aber  immer  nach  dem  Substantiv  und  hat  des- 
halb das  /  im  Maskulinum  nicht  bewahrt. 

Einige  Wörter  auf  ol  folgen  der  allgemeinen  Regel,  wie  espagnol,  es- 
pagnole. 

c)  Die  Adjektive  auf  f  nehmen  im  Feminin  V  statt  f  an : 

bref,  breve;  brief,  brieve;  vif,  vive;  craintif,  craintive;  expressif,  expressive; 
naif,  naive;  neuf,  neuve;  veuf,  veuve. 

d)  Die  auf  s  verdoppeln  s  im  Feminin,  wenn  ihr  (irundwort  ss  enthält: 

bas,  basse  (mlat.  bassus);  gras,  grasse  (crassus);  las,  lasse  (lassus);  gros, 
grosse  (grossus);  epais,  epaisse  (spissus);  expres,  expresse  (expressus);  profes, 
professe  (professus).  Dagegen:  ras,  rase  (rasus);  obtus,  obtuse  (obtusus)  u.  s.  w. 
Die  beiden  absons  und  dissous  (ab-,  dis-solutus)  lassen  im  Feminin  das 
ursprüngliche,  vor  dem  Flexions-5  des  Altfranzösischen  ausgefallene  t  wieder 
eintreten:  absoute,  dissoute;  tiers  (tertius)  hat  im  Feminin  das  nur  graphisch 
verschieden  erscheinende  tierce,  afr.  auch  tierse. 

e)  Die  auf  t  verdoppeln    meist   in    den   acht  romanischen  Endungen   et 
und  oi  den  Konsonanten   im  Feminin:    gehört   die  Silbe  einem   lateinischen 


136  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

Gnmdworte,    so   geschieht    dies    nur,    wenn  t  aus    einem  Doppelkonsonanten 

entstand,  wie  et,  td. 

ct.   brunet,  brünette;  doucet,  doucette;  douillet,  douillette;  coquet,  coquette; 
mollet,  mollette;   bellot,  bellotte;   pälot,  pälotte;   vieillot,  vieillotte. 

ß.  sujet,    sujette    (subjectus);    net,    nette    (nitidus);    doch    auch    sot,   sötte 
(rabbin.  schoteh). 

Dagegen  sind  regelmässig  mit  einfachem  f:  concret,  concrete  (concretus); 
discret,  discrete;  complet,  complete  (completus);  replet,  replete;  inquiet, 
inquiete  (inquietus);  pret,  prete  (praestus);  secret,  secrete  (secretus);  devot, 
devote  (devotus);  idiot,  idiote  (idiota);  bigot,  bigote  (v.  bigod?);  cagot, 
cagote  (v.  canis  Gothus?);  auch  mat,  mate  (arab.  mät  [in  dem  pers.  arab. 
schäh  mät]  pr,  mat  sp.  pg.  mate  it.  niatto  mlat.  mattus  mhd.  mat). 

Gleichwohl  bleiben  auch  einige  mit  der  romanischen  Endung  ot  ohne 
verdoppeltes  t  im  Feminin:  manchot,  manchote  (einhändig);  ragot,  ragote 
(untersetzt). 

f)  Die  auf  c  ausgehenden  verwandeln  entweder  im  Feminin  den  sich  erhalten- 
den Guttural  aus  phonetischen  Gründen  in  qu,  oder  sie  verwandeln  ihn 
organisch  in  ch: 

a.  caduc,    caduque;    public,    publique;    turc,    turque;    ausnahmsweise   grec, 

grecque. 
ß.  blanc,  blanche;  franc,  franche  (frei,  neben  franc,  franque,  fränkisch);    sec, 

Seche;  so  auch  frais,  fraiche,  wegen  seines  Grundwortes  ahd.  frisc. 

g)  Wenn  sich  gutturales  g  der  männlichen  Form  erhält,  so  verwandelt  es  sich 
vor  e  in  gu: 

long,  longue;  oblong,  oblongue. 
h)  Die  auf  x  nehmen  vor  dem  e  des  Feminin  s  an,  da  sie  auf  ursprünglichem  s 
beruhen  (osus) : 

creux,  creuse;  curieux,  curieuse;  dangereux,  dangereuse;  glorieux,  glorieuse; 
heureux,  heureuse;  harmonieux,  harmonieuse;  odieux,  odieuse;  soup?onneux, 
soup(?onneuse ;  jaloux,  jalouse. 

Roux  hat  dagegen  rousse,  weil  ss  in  seinem  Grundworte  steht  (russus); 
doux  hat  douce,    wegen   des    ursprünglichen  c  (dulcis);    über    vieux,    vieille 
s.  oben  2.  b).     In  faux,  fausse   ist  die  Lautschärfung  etymologisch  ungerecht- 
fertigt.    Prefix  bildet  regelmässig  prefixe. 
i)  üeber  die  Adjektiv-Substantive  auf  eur,  teur  s.  die  Hauptwörter. 

3.  Als  hinsichtlich  des  Geschlechts  mangelhaft  (defectiva)  sind  wenige  Adjektive 
aufzuführen;  jedoch  giebt  es  sowohl  Adjektive,  die  nur  im  männlichen,  als  auch 
solche,  die  nur  im  weiblichen  Geschlechte  vorkommen. 

a)  Nur  männlich  werden  angetroffen:  aquilin  (nez,  Adler-),  chätain  (kastanien- 
braun), dispos  (munter),  ebroudi  (nur  in  fil  ebroudi,  der  feinste  gezogene  Draht), 
fat  (geckenhaft),  gruyer  von  grue  (faisan  gruyer,  der  dem  Kranich  gleicht,  fau- 
con  gruyer,  Falke  zur  Kranichjagd)  und  gruyer  v.  ahd.  groen,  grüen,  grünen  (in: 
seigneur  gruyer,  Forstlehnsherr),  hebreu  (le  texte  hebreu,  les  livres  hebreux, 
dagegen  la  langue  hebraique),  negrier  (vaisseau,  bätiment  negrier,  Negersklaven- 
schiff, davon  capitaine  negrier),  resous,  rubicau  (cheval,  stichelhaarig). 

b)  Nur  weiblich  finden  sich:  crasse  (ignorance,  grob),  cursive  (lettre,  ecriture. 
Kursiv-),  effectrice  (cause),  jardinee  (pierres  jardinees  i.  e.  qui  presentent  des 
herbes),  occase  (amplitude  occase,  astronomische  Abendbreite),  Oceane  (mer, 
Weltmeer),  pertuse  (feuille,  durchstochen),  pleniere  (cour,  indulgence);  ebenso 


§  46.    Das  Eigenschaftswort,  sein  Geschlecht  ii.  s.  Deklin.  137 

asine,   bovine,  chevaline,  ovine  (bete,  race),  meist  auch  canine  (faira,  dent), 
ranine  (artere,  veine,  Froschader). 

In  Betrete'  der  Pluralbildung  gelten  für  das  Adjektiv  die  für  das  Substantiv 
massgebenden  Regeln. 

Üas  Adjektiv  bleu  bildet  den  Plural  bleus,  nicht  bleux;  ebenso  bildet  feu,  wo 
es  überhaupt  einer  Veränderung  fähig  ist  (s.  oben  S.  134),  den  Plural  feus.  Sonst 
findet  sich  auf  e«  nur  noch  das  oben  unter  3.  a)  erwähnte  defektive  hebreu;  dies  hat 
der  Regel  gemäss  hebreux. 

Hinsichtlich  der  Adjektive  auf  1  finden  einige  Abweichungen  statt. 

Die  Adjektive  bei,  nouvel,  vieil,  fol  und  mol  bilden  ihren  Plural  im  männlichen 
Geschlechte  dem  Singular  auf  u  gemäss:  beaux,  nouveaux,  vieux,  fous,  mous. 

Die  auf  al  haben  7Aim  Theil  männliche  Plurale  auf  aux,  wie  brutal,  brutaux; 
egal,  egaux;  liberal,  liberaux;  moral,  moraux;  und  so  die  grösste  Anzahl. 

Eine  Anzahl  anderer  nimmt  aber  noch  bis  in  die  jüngste  Zeil  den  männlichen  Plural 
auf  als  an,  welcher  im  Allfranzösischen  die  Grundform  und  Nebenform  des  anderen 
ist:  afr.  roialz,  bealz  u.  s.  w.;  indessen  ist  schon  in  der  ersten  Hälfte  unseres  Jahr- 
hunderts der  Sprachgebrauch,  wie  die  Grammatik  über  die  Ausdehnung  seiner  An- 
wendung in  Zwiespalt.  Die  Akademie  spricht  sich  1835  über  manche  dieser  Wörter 
überhaupt  nicht  aus.  Die  Liste  derer  auf  als  giebt  etwa  die  folgenden:  amicals, 
fatals,  finals,  frugals,  glacials,  Initials,  labials,  linguals,  niatinals,  medials,  natals, 
navals,  ovals,  pascals,  penals,  theätrals,  virginals,  vocals.  Manche  Grammatiker 
wollen  den  Plural  von  Wörtern,  wie  austral,  boreal,  canonial,  conjugal,  fatal,  filial, 
final,  frugal,  jovial,  pastoral,  nasal,  total,  nuplial,  special,  pectoral  u.  dgl.  m,  über- 
haupt vermieden  wissen.  Doch  findet  man  Auktoritäten  für  den  Plural  dieser 
Wörter  auf  als  und  auf  aux.  Manche  derselben  sind  der  Volkssprache  fremd, 
und  die  früher  selten  nach  historischen  und  etymologischen  Grundsätzen  ihre  Unter- 
schiede feststellenden  Grammatiker  übten  hierin  wenig  Einfluss  auf  die  Bücher- 
sprache. Grammatisch  berechtigt  ist  als  wie  aux;  der  volksthümliche  Gebrauch 
führte  aber  zu  einer  immer  allgemeineren  Anwendung  des  aux. 

Neuerdings  können  die  Formen  auf  als  durchaus  als  aufgegeben  betrachtet 
werden;  sie  erscheinen  nur  noch  ganz  vereinzelt.  So  führt  Littre  den  Plural  finals 
an,  den  die  Akademie  1878  nicht  mehr  erwähnt;  dagegen  führt  sie  als  (seltenen) 
Plural  von  fatal  das  nun  vereinzelte  fatals  auf,  während  Littre  den  Plural  von 
fatal  überhaupt  als  ungebräuchlich  bezeichnet. 

Uebereinstimmend  bezeichnen  beide  als  ungebräuchlich  den  männlichen  Plural 
von  frugal,  giacial,  natal,  naval,  die  Akademie  auch  den  von  automnal,  colossal, 
jovial,  partial,  pascal.  Ausserdem  wird  bei  einer  nicht  geringen  Anzahl  von  Ad- 
jektiven auf  a/,  deren  Zahl  bei  der  Akademie  noch  grösser  ist  als  bei  Littre,  der 
männliche  Plural  durch  Nichtanführung  vermieden. 

Die  zusammengesetzten  Adjektive  bieten  hinsichtlich  der  Geschlech  ts- 
und  PI  n  ralbilduug  einige  Anomalien.  Eine  Schwierigkeit  kann  hier  entstehen, 
wenn  zwei  Adjektive  zusammengesetzt  und  durch  einen  Bindestrich  verbunden, 
nicht  zu  einem  ungetrennteu  Ganzen  verwachsen  sind,  und  es  fragt  sich,  ob  alsdann 
eins  der  Adjektive  oder  beide  die  Geschlechts-  und  Pluralendung  annehmen. 
I.Ist  von  den  zusammengesetzten  Adjektiven  das  eine  völlig  adverbial  und  in 
dieser  Weise  die  Bestimmung  des  anderen  geworden,  so  wird  nur  das  letzte  da- 
durch bestimmte  Adjektiv  flektirt: 

des  enfants  nouveau-nes;  une  fiUe  nouveau-nee;  des  pcuples  demi-sauvages ;  des 
robes  mi-parties.  Diesem  Falle  hat  man  andere  fälschlich  angeglichen,  wie  deux 
enfants  mort-nes;  uue  tragedie  mort-nee  (Acad.),  nach  Anderen  morts-nes  u.  dgl. 


138  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschii.     D.  Wortbie«jung  etc. 

Für  clair-seme  schreibt  die  Akademie  jetzt  clairseme:  de  l'avoine  clairsemee; 
des  beautes  clairseiuees. 

Statt  des  adverbialen  nouveau  gebraucht  man  in  vielen  Füllen  lieber  das  mit 
dem  folgenden  Adjektiv  nnverhundene  und  daher  flektirte  nouveau,  nouvelle: 
nouveaux  venus,  nouvelles  mariees;  daneben  auch  das  regelrechte  Adverb:  uou- 
vellement  ne. 
2.  Wenn  das  erste  Adjektiv  im  geraden  Verhältnisse  zu  einem  Hauptworte 
stand,  aus  welchem  die  adjektivische  Form  hervorgegangen  ist,  so  wird  ebenfalls 
nur  das  letzte  flektirt: 

les  geants  court-vetus,  d.  h.  mit  kurzen  Kleidern  (Voi.TAtRE),  jetzt  court  vetu 
ohne  Bindestrich:  une  jeune  fille  trop  court  vetue  (Acad.);  court-jointe,  ee  — 
loug-jointe,  ee  (kurzgefesselt  —  lauggefesselt,  d.  h.  mit  kurzen  etc.  Fesseln,  vom 
Pferde);  Franc-Comtois,  e  (einer  aus  der  Franche-Comte). 
S.Stehen  dagegen  beide  Adjektive  im  geraden  Yerhältnisse  zu  einander, 
d.h.  sind  sie  als  gleiche  Kasus  anzusehen,  mögen  sie  sich  additioneil  zu  ein- 
nnder  verhalten  oder  auch  durch  einander  modificirt  sein,  so  nehmen  beide 
die  Geschlechts-  und  Flexionsendung  an: 

un  fruit  aigre-doux,  des  oranges  aigres-douces  (Acad.);  les  enfants  premiers-nes 
(Ead.);  la  perdrix  grise-blanche  et  la  perdrix  rouge-blanche  (Buffon);  les  cheveux 
chätains-bruns  (Id.);  une  couleur  bleue- foncee  (Id.).  So  flektirt  man  auch  ivre- 
mort,  frais-cueiili;  tout-puissant  bildet  das  Feminin  toute-puissante,  aber  im  Plural 
(nach  der  gewöhnlichen  Behandlungsart  des  tout)  tont-puissants. 

Hier  finden  aber  mehrfache  Abweichungen  statt.  Die  Akademie  stellt  ivre 
mort,  frais  cueilli  u  a.  un  verbunden  neben  einander:  etre  ivre  mort;  une  fleur 
fraiche  eclose  etc. 

Die  Farbenadjektive  werden  oft  in  der  Einzahl  männlichen  Geschlechts  zu 
Substantiven  beiderlei  Geschlechts  in  der  Einzahl  und  Mehrzahl  gesetzt:  d'une 
couleur  gris-obsciir  (Buffon);  des  reflets  vert-dore  u.  dgl.  m.,  in  welchem  Falle 
das  zusammengesetzte  Adjektiv  substantivisch,  sei  es  nun  als  elliptisch  mit  Aus- 
lassung einer  Präposition,  oder  als  appositiv  zu  fassen  ist,  wie  wir  oben  auch 
Substantive   (couleur  de  rose)  in  ähnlicher  Weise  attributiv  verwenden  sahen. 

Die  Akademie  vermeidet  in  diesem  Falle  gewöhnlich  den  Bindestrich:  vert 
brnn,  rouge  fonce,  gris  pommele  (doch  du  pain  bis-blanc,  un  habit  gris-hrun), 
ausser  wo  der  zweite  Bestandtheil  substantivisch  ist:  vert-dragon,  vert-pre, 
jaune-citron,  auch  couleur  gris-de-perle,  etoffe  gris-de-lin  (neben  bleu  barbeau 
und  rouge  d'ecarlate). 

Bei  den  nach  lateinischer  Weise  mit  dem  Bindevokal  o  in  dem  ersten  Theile 
der  Zusammensetzung  gebildeten  Adjektiven  dieser  Klasse,  wie  anglo-saxon, 
greco-latin,  concavo-convexe,  vegeto-mineral,  neo-latin,  gallo-normand,  i.st  der 
erste  Theil  natürlich  biegungsunfähig:  les  chroniqueurs  de  race  anglo-saxonne 
(Thierrv);  de  l'eau  vegeto-minerale  (Littre);  des  langues  neo-latines  (Acad.); 
s.  §  83.  II.  B. 

47.  Steigerung  des  Eigenschaftswortes.  Die  schlechthin  einem  Gegen- 
stande beigelegte  Eigenschaft  drückt  das  Eigenschaftswort  in  seiner  Grund- 
form, dem  Positiv,  aus. 

Wird  aber  die  mehreren  Gegenständen  gemeinsame  Eigenschaff,  ver- 
gleichungsweise  einem  Gegenstande  oder  einer  Gesammtheit  von  Gegen- 
ständen   im    höheren  Masse  oder  Grade    als    dem   anderen  oder  mehreren 


§  47.     Steioerunf^  des  Eigenschaftswortes.  139 

anderen  zugeschrieben,  so  dass  hier  der  steigernden  Vergleichung  nur  zwei 
verglichene  Sphären  vorschweben,  so  drückt  das  Eigenschaftswort  dies 
höhere  Mass  durch  seinen  Komparativ  aus. 

Der  Superlativ  des  Eigenschaftswortes  dagegen  legt  in  attributiver 
Weise  einem  Gegenstande  oder  einer  Gesammtheit  von  Gegenständen  die 
Eigenschaft,  welche  allen  Gegenständen  derselben  Art  oder  allen  von  dem 
Redenden  in  Betracht  gezogenen  gemeinsam  ist,  im  höchsten  Masse  oder 
Grade  bei. 

Der  Unterschied  zwischen  dem  Komparativ  und  Superlativ  beruht 
wesentlich  darauf,  dass  jener  stets  nur  zwei  verglichene  Sphären  im  Auge 
hat  und  die  nach  einer  Eigenschaft  verglichenen  Gegenstände  sehr  ver- 
schiedenen Klassen  von  Gegenständen  angehören  können  (das  Eisen  ist 
härter  als  Holz),  während  der  Superlativ  einen  einzelnen  Gegenstand  oder 
eine  Gesammtheit  von  Gegenständen  aus  einer  und  derselben  Gesammt- 
klasse  hervorhebt  (die  Cedern  sind  die  höclisten  Bäume). 

Das  Lateinische  bildete  den  Komparativ  und  Superlativ  im  All- 
gemeinen durch  Anhängung  der  Suffixe  ior,  ius  und  issimus  (seltener  imus, 
timus,  simus),  a,  um  an  den  Wortstamm.  Diese  Formen  hat  das  Fran- 
zösische frühe  bis  auf  einige  Reste  aufgegeben;  weder  keltische,  noch  ger- 
manische Steigerungsformen  traten  an  ihre  Stelle.  Sie  wurden  vielmehr 
durch  Umschreibung  ausgedrückt,  wofür  das  Verfahren  des  Lateinischen, 
den  Komparativ  diu'ch  magis,  den  Superlativ  durch  maxime  mit  dem 
Positiv  zu  umschreiben,  welches  sich  meistentheils  auf  eine  Reihe  von  voka- 
lisch auslautenden  Stämmen  beschränkte,  zum  Vorbilde  genommen  wurde. 

Im  Französischen  wird  der  Komparativ  durch  das  dem  Positiv 
vorangestellte  plus,  welches  dort  überhaupt  die  Stelle  von  magis  einnahm, 
der  Superlativ  durch  das  vom  Artikel  begleitete  plus  (le  plus,  la  plus) 
mit  dem  Positiv  dargestellt.     Vgl.  plus  formosus.     Nemes.  4,  72. 

a)  Die  Steigeriingsgrade  gehören  zuvörderst  dem  Eigenschaftsworte  an: 
1.  Komparativ.  Die  regelmässige  komparativische  Steigerung  geschieht  durch 
plus;  da  aber  die  attributive  Verbindung  des  Komparativ  mit  einem  Haupt- 
worte, welches  den  bestimmten  Artikel  (oder  statt  dessen  ein  Possessivfürwort) 
vor  sich  hat,  durch  die  Mitbeziehung  des  Artikels  auf  den  gesteigerten  Positiv 
den  Begriff  des  Superlativ  darstellen  würde,  so  finden  wir  den  Komparativ 
nur  da,  wo  kein  bestimmter  Artikel  störend  einwirken  kann: 
Un  genie  plus  puissant,  plus  eleve  que  Bossuet  (Vu.lemain).  Dos  maux  eucore 
plus  longs  et  plus  cruels  que  les  siens  (Fenelon).  L'houneur  est  plus  puissant, 
plus  sacre  que  la  loi  (Voltaire).  II  n'y  a  rien  de  plus  agreable  que  de  fen- 
tendre  (Acad.). 

Als  üeberreste  lateinischer  Komparativ  forme  n  sind  dem  Französi- 
schen die  Komparative  melior,  pejor,  minor:  meilleur,  pire,  moindre  verblieben, 
welche  in  acht  steigerndem  Sinne  zu  den  Positiven  bon,  mauvais,  petit  treten. 
Meilleur  ist  die  altfranzösische  Form  des  obliquen  Kasus  zu  mieldres  im  Nomi- 
nativ; pire  und  moindre  sind  altfranzösische  Nominativformen,  üebrigens  giebt 
man  dem  Adjektiv  bon  iu  dem  Sinne  gutmüthig,  einfältig  noch  bisweilen 
den  Komparativ  plus  bon,   Superlativ  le  plus  bon;   häufiger  findet  man:    plus 


140  Zweit.  Till.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegimg  etc. 

mauvais,  le  plus  nianvais;   und  petit  (klein,  in  Beziehung  auf  einen  äusseren 
oder  ethischen  Massstah)  bildet  auch  plus  petit,  le  plus  petit. 

Andere  noch  vorhandene  Formen,  wie  anterieur,  citerienr,  exterieur,  in- 
ferieur,  Interieur,  majeur,  minenr,  posterieur,  superieur,  ulterieur  haben  meist 
die  acht  komparative  Bedeutung  elngebüsst.  Reste  des  lat.  Komparativ  finden 
sich  auch  in  dem  unbestimmten  Fürwort  plusieurs  (gl.  plusiores,  pluriores  von 
plus,  plures;  vgl.  plusimus  f.  plurimus)  und  den  Substantiven  le  sire  (senior) 
neben  le  seigneur  (seniorem),  le  maire  (major)  neben  le  majeur  (majorem),  le 
prieur  (priorem). 

Das  Altfranzösische  besass  noch  mehr  acht  komparativische  Formen,  wie 
graindres  (gratidior),  maires  (major). 

Die  im  Neufranzösischen  noch  erhaltenen  neutralen  Komparative,  mieux 
(melius),  pis  (pejus),  moins  (minus),  plus  (plus),  sind  theils  als  komparativische 
Adverbien,  theils  als  substantivirte  Adjektive  im  Gebrauch. 

So  wie  der  Positiv  durch  plus  zu  einem  höheren  Grade  gesteigert  wird,  so 
kann  er  umgekehrt  durch  moins  auf  einen  niederen  Grad  in  der  Vergleichung 
herabgesetzt  werden:    eile  est  moins  jolie  que  sa  soeur. 

Verstärkt  wird  der  Komparativ  durch  Vorsetzung  von  Adverbien,  wie  bien, 
encore  u.  dgl.  m. 
2.  Superlativ.  Wo  der  Komparativ  in  Verbindung  mit  dem  bestimmten  Artikel 
auftritt,  hat  er  die  Bedeutung  des  Superlativ;  dies  erstreckt  sich  auch  auf  die 
aus  dem  Lateinischen  herübergenommenen  Formen:  le  meilleur,  le  pire,  le 
moindre.  Dieselbe  Wirkung  hat  ein  Possessivpronomen  (mon,  ton,  son,  notre, 
votre,  leur),  welches  vor  der  Komparativform  steht  und  den  Artikel  ausschliesst. 
Le  plus  grand  art;  le  plus  imbecile  de  tous  les  hommes;  ma  plus  grande  envie. 

Folgt  jedoch  der  Superlativ  seinem  vom  Artikel  begleiteten  Hauptworte, 
so  muss  der  Artikel  wiederholt  werden:    Thomme  du  monde  le  plus  robuste. 

Der  Mangel  eines  selbständigen  Superlativ  erschwert  unter  Umständen, 
besonders  bei  der  Substantivirung  des  Adjektiv,  eine  strenge  Scheidung  von 
Komparativ  und  Superlativ;  man  vergleiche:  Cela  depend  du  plus  ou  moins 
de  travail;  le  plus  ou  moins  ne  changent  pas  l'espece,  mit:  Le  plus  que  je 
puisse  faire  (Acad.).    S.  oben  1. 

Die  Absonderung  des  Superlativ  wird  übrigens  früher  durchaus  nicht 
streng  festgehalten:  Les  supplices  plus  hideux  ä  voir  ne  sont  pas  toujours  les 
plus  forts  (Montaigne).  Eine  schärfere  Unterscheidung  beginnt  eist  im 
17.  Jahrhundert;  doch  auch  in  dieser  Zeit  findet  sich  noch  häufig,  besonders 
bei  Dichtern,  aber  auch  bei  Prosaikern,  der  einfache  Komparativ  statt  des 
Superlativ:  Et  c'est  aux  plus  saints  lieux  que  leurs  mains  sacrileges  Font 
plus  d'impietes  (Malherbe).  Les  vieillards  sont  cenx  dont  le  sommeil  a  ete 
plus  long  (La  Bedveire).     Vgl.  Littre  v.  plus.  21. 

Das  Französische  hat  einige  Superlativformen  bewahrt,  welche  den  rela- 
tiven Superlativbegriff  aufgegeben  haben,  wie  extreme,  supreme,  intime,  prime, 
(de  prime  abord,  de  prime  saut,  auch  als  Hauptwort  la  prime),  infime,  minime. 

Eine  andere  Reihe  von  Superlativen  ist  den  lateinischen  auf  issimus  nach- 
gebildet und  theils  in  Titulaturen  gebräuchlich,  wie  serenissime,  eminentissime, 
illustrissime,  reverendissime,  amplisslme  (als  Titel  des  Universitätsrektors),  no- 
bilissime  (als  Titel  oströmischer  Kaiser),  theils  in  vertraulicher  Rede  und  bis- 
weilen mit  ironischer  Färbung:  excellentissime  (auch  als  venetianischer  Titel), 
clarissime,  bellissime,  puissantissinie,  savantissime,  rarissime,  verissime  u.  v.  a. 
Dahin  gehört  auch  das  angeblich    von  Richelieu,    doch    in    der  That   schon 


§  48.     Der  Artikel.  141 

früher  gebildete  Substantiv  generalissime,  Generalissimus.  Das  Altfrauzösische 
gebrauchte  manche  solcher  Formen,  wie  grandisme,  hautisme,  saintisme,  pesme 
in  edler  Rede. 

Alle  diese  lateinischen  Formen  gehören  vorzugsweise  dem  sogenannten  ab- 
soluten Superlativ,  bei  welchem  der  AdjektivliegrifiF  nicht  mehr  den  Gegen- 
stand aus  einer  Gesammtklasse  vergleichsweise  hervorhebt,  sondern  an  und  für 
sich  in  seiner  intensivsten  Bedeutung  aufgefasst  wird.  Solche  Verstärkungen 
des  Adjektivbegriffs  werden  auch  durch  die  dem  Positiv  vorgesetzten  Adverbien 
extraordinairement,  iiifiniment,  extremement,  parfaitement,  oder  durch  die 
schwächereu  fort  und  tres  bewerkstelligt. 

Eine  superlativische  Degradation  wird  durch  le  moins  bewirkt. 

b)  Aber  auch  auf  das  Hauptwort  wird  die  Steigerung  bisweilen  übertragen.  Dies 
geschieht  namentlich  bei  Personalsubstantiven,  deren  charakteristische  Merkmale 
in  diesem  Falle  adjektivisch  zusammengefasst  werden.  Hier  haben  zunächst  die 
Adjektiv-Substantive  auf  ewr,  teur  ihre  Stelle: 

Le  general  Foy,  le  moins  conspirateur  des  hommes  (Villemain). 
Doch  können  auch  andere  Substantive  aller  Endungen  so  verwendet  werden: 

Les  faux  patriotes  plus  tyrans  mille  fois  que  les  peres  despotes  (Ponsard). 
Ce  Simon  Renard  est  plus  roi  que  je  ne  suis  reine  (V.  Hugo).  H  n'y  a  que 
le  roi  de  Prusse  que  je  mets  de  niveau  avec  vous,  parce  que  c'est  de  tous  les 
rois  le  moins  roi  et  le  plus  homme  (Voltairü). 

Selbst  eine  Steigerung  durch  tres  kommt  hier  vor:    Oui,    vous   etes  sergent, 
monsieur,  et  tres-sergent  (Racinic),  obwohl  nur  in  komischer  Weise. 

c)  der  Steigerung  unfähig  sind  einige  Adjektive  ihrem  Begriffe  nach,  nament- 
lich solche,  welche  sich  auf  bestimmte  Zeit-,  Zahl-  und  Raumverhältnisse  beziehen, 
oder  Stoff,  Besitz  und  Abstammung  bezeichnen,  oder  schon  an  und  für  sich  ein  höch- 
stes Mass  ihres  Begriffes  in  sich  schliessen  u.  dgl.  m.  Dahin  gehören:  aine  (ains  ne, 
ante  natus),  puine  (post  natus),  premier,  dernier,  eternel,  carre,  octogone,  argileux, 
paternel,  dorique,  fran(,-ais,  principal,  supreme,  immortel,  unique  u.  v.  a.,  so  wie 
die  oben  genannten  lateinischen  Formen  citerieur,  superieur  etc.  Indessen  ist 
hier  die  Grenze  schwer  anzugeben.  Theils  li'sst  eine  übertragene  Bedeutung  als- 
dann eine  Steigerung  zu,  theils  werden  die  über  alle  vergleichsweise  Steigerung 
erhabenen  Begriffe  abgeschwächt  und  so  zur  Vergleichung  benutzt,  wie  nament- 
lich die  negativen  infini,  immense,  incomprehensible  u.  v.  a.,  selbst  impossible, 
oder  wie  parfait,  divin,  unique  u.  dgl.  m. 

48,  Der  Artikel.  Unter  dem  Namen  Artikel  (apy^pov)  begreift  man  ein 
abgeschwächtes  hinweisendes  Fürwort,  den  bestimmten  Artikel,  und  ein 
ebenso  abgeschwächtes  Zahlwort,  den  unbestimmten  Artikel,  welche  dem 
Lateinischen  entnommen  sind,  obgleich  diesem  der  Gebrauch  jener  tonlosen 
Formen  in  ihrer  mehr  abstrakten  Funktion  nicht  bekannt  war.  In  den 
germanischen  Mundarten  waren  sinnverwandte  Artikel  gebräuchlich,  auch 
die  keltische  Sprache  hatte  ihr  zum  Artikel  abgeschwächtes  Fürwort  und 
Zahlwort;  dem  älteren  Französischen  war  aber  der  Artikel  noch  entbehr- 
licher, als  dem  Neufranzösischen,  in  welchem  er  konkreten  und  abstrakten 
Hauptwörtern  vielfach  unerlässlich  und  selbst  im  sogenannten  partitiven 
Verhältnisse  in  weitem  Umfange  gebräuchlich  ist.  Den  Gebrauch  des  Ar- 
tikels hat  die  Syntax  zu  entwickeln;  wir  haben  es  hier  mit  der  Erörterung 
der  Formen  zu  thun. 


142  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Ahschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

a)  Der  bestimuite  Artikel  hat  sich  aus  dem  lateinischeu  Fürwort  ille  entwickelt, 
welches  im  ausartenden  Latein  wahrscheinlich  durch  den  Einfluss  fremder  Sprach- 
eigenthümlichkeit  ebenfalls  in  einer  abgeschwächten  Bedeutung  angetroffen  wird. 
S.  Mätzner,  Syntax  I.  p.  414,  Die  Eidformeln  von  842  haben  ihn  übrigens 
noch  nicht. 

Im  Französischen  sind  die  Formen  des  Artikels  meist  mit  den  Kasuspräpo- 
sitionen de  und  a  so  verschmolzen,  dass  dadurch  der  Schein  einer  ächten  Dekli- 
nation entsteht.  Es  unterscheidet  sich  im  Artikel  das  männliche  und  weibliche 
Geschlecht  in  der  Einzahl,  ausser  vor  einem  Vokale  oder  stummen  //,  vor  denen 
Ic  und  la  ihren  Vokal  elidiren;    in    der  Mehrheit    fallen    beide  Geschlechter    zu- 


Das  Altfranzösische  hatte  zahlreiche  Formen  des  Artikels,  die  sich  selbst 
innerhalb  eines  und  desselben  Gesammtdialekts  in  mehrere  enger  begrenzte  Lokal- 
formen spalteten;  der  pikardische  Dialekt  unterschied  überhaupt  das  männliche 
nicht  vom  weiblichen  Geschlechte. 


Altfranzösische   Deklination. 

masc. 

fem. 

m.  u.  f.  (pikard.) 

Sing.  Nom. 

li,  r 

li,  la,  lai,  V 

li,  le 

Gen. 

del,  deu,  don,  du,  do 

de  la,  de  lai,  de  1' 

de  le,  del  ^ 

Dat. 

al,  au,  eu,  ou 

a  la,  a  lai,  ai  lai,  a  V 

a  le,  al,  ef 

Akkus 

lo,  lou,  lu,  le,  r 

la,  lai,  r 

le 

Plur.  Nom. 

li 

les,  li 

li 

Gen. 

dels,  des 

dels,  des 

des 

Dat. 

als,  as,  aus 

als,  as 

as 

Akkus 

les 

les 

les 

Neufranzösische   Deklination, 

mas.                     fem. 

Sing.  Nom. 

le,  r             la,  r 

Gen. 

du,  de  r             de  la,  de 

r 

Dat. 

au,  ä  r               ä  la,  a  1 

Akkus 

.  le,  r                   la,  r 

Plur.  Nom.  les 

Gen.  des 

Dat.  aux 

Akkus.  les 

Die  Entstehung  der  zusammengezogenen  Formen  erklärt  sich  aus  der  Ver- 
wandlung des  Z  in  M  und  theil weise  aus  seiner  Elision;  in  aux  ist  x  statt  s  nach 
Analogie  anderer  Flexionsformen  fixirt  worden. 

Im  Altfranzösischen  wurde  der  Artikel,  wie  die  ihm  verwandten  Formen  des 
persönlichen  Fürwortes  mehrfach  mit  anderen  Wörtern  verschmelzen:  nel  (ne  le), 
ms  (ne  les),  jel  (je  le),  jes  (je  les),  mes  (me  les),  ausser  mit  de  und  ä  auch  mit 
en  zusammengezogen :  el  (en  le),  es  (en  les).  Davon  hat  sich  es  in  der  Form  es 
noch  in  einzelnen  Ausdrücken  erhalten:  docteur,  licencie,  bacbelier  es  lettres,  maitre 
es  arts,  docteur,  licencie  es  sciences,  Saint-Pierre  es  liens,  in  der  juridischen  Formel 
es  mains  (zu  Händen).  Noch  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  war  es  ganz  gebräuch- 
lich: la  venue  de  Pbaramon  es  Gnules  (Dd  Haillan,  st.  1610);  und  archaistisch  auch 
später:  Le  bien  qui  se  trouve  es  choses  temporelles   (Pascal),     S'il  advient  que 


§  48.     Der  Artikel.  143 

ces  petits  vers-ci  Tombent  es  mains  de  qiielque  galant  hommo  (Voltairk).  Le 
vilaiu  que  le  dit  procureur  du  roi  par  son  serviteur  le  gendarmo  a  fait  constituev 
es  prisous  (P.  L.  Courikr). 

Die  französischen  Grammatiker  reden  von  einem  partitiven  Artikel  (ar- 
ticle  partitif).  Die  grammatische  Erscheinung,  welche  mit  diesem  Namen  fälschlich 
bezeichnet  wird,  geht  die  Syntax  an,  und  besteht  der  Form  nach  darin,  dass  der 
durch  die  Kasuspräposition  de  mit  oder  ohne  den  Artikel  ersetzte  (partitive)  Ge- 
nitiv gleich  einem  Nominativ  und  Akkusativ  verwendet  und  durch  das  voran- 
gesetzte ä  in  ein  Dativverhältniss  gesetzt  werden  kann;  so  entstehen  syntaktische 
Verbindungen  von  a  de,  ä  du,  a  de  la,  a  des.  Ein  Genitiv  dieses  ursprünglichen 
Genitiv,  de  de,  de  du  etc.,  würde  natürlich  ungereimt  erscheinen. 

Es  ist  zu  bemerken,  dass  diese  Flexion  des  Genitiv  durch  a  mit  dem  Ar- 
tikel vor  Hauptwörtern,  durch  a  ohne  Artikel  gewöhnlich  vor  Eigenschafts- 
wörtern vorkommt: 

du  pain     —  h.  du  pain      de  la  viande  —  ä  de  la  viande 
des  pains  —   ä  des  pains  des  viandes    —  ä  des  viandes 
d'excellent  vin     —  ä  d'excellent  vin 
d'excellents  vins  —  k  d'excellents  vins. 

Dass  hinsichtlich  der  Anwendung  des  Artikels  und  seiner  Weglassung  in 
diesem  Falle  keine  logische  Nothwendigkeit  den  Sprachgebrauch  bestimmt, 
da  der  Artikel  ebenso  gut  im  partitiven  Verhältnisse  bei  Substantiven  fehlen  als 
bei  Adjektiven  stehen  kann,  das  ist  theils  an  sich  klar,  theils  geht  es  daraus  hervor, 
dass  im  Altfrauzösischen  bei  Hauptwörtern  der  Artikel  gewöhnlich  fehlt,  im  Neu- 
französischen aber  auch  vor  Adjektiven  hier  und  da  sogar  mit  einer  gewissen 
Stetigkeit  auftritt  (du  bon  sens,  du  beau  temps,  de  la  bonne  volonte),  und  dass 
es  übrigens  lediglich  von  der  Voranstellung  oder  Nachstellung  des  Adjektiv  ab- 
hängt, ob  der  bestimmte  Artikel  fortfallen  darf  oder  nicht:  vgl.  de  bonnes  lois, 
de  vagues  soupi^ons,  de  petits  enfants  mit  des  maris  jaloux,  des  travaux  impor- 
tants,  des  hommes  originaux. 

Den  Unterschied  der  Vor stellungs weise  bei  dem  Gebrauch  oder  der 
Weglassung  des  Artikels  hat  die  Syntax  nachzuweisen, 
b)  Der  unbestimmte  Artikel.  Das  abgeschwächte  Zahlwort  xin,  une,  an  sich  schon 
die  Einzelheit  des  Individuums  ausdrückend,  kann  bei  der  anderweitigen  Un- 
bestimmtheit des  lediglich  nach  Seiten  dieser  seiner  Einzelheit  charakterisirten 
Gegenstandes  leicht  dazu  verwendet  werden,  den  beliebigen  und  damit  selbst  den 
verallgemeinerten  Gegenstand  zu  bezeichnen.  So  abgeschwächt  findet  sich  unus  hier 
und  da  schon  im  Lateinischen,  wo  man  es  für  pleonastisch  zu  erklären  gewohnt  ist: 
una  aderit  mulier  lepida  (Plaut.,  Pseud.  IV.  1,  33);  unum  vidi  mortuum  efferri 
(Most.  IV.  3,  9);  forte  unani  adspicio  adulescentulam  (Terent.,  Andr.  I.  1,  90);  sicut 
unus  paterfamilias  his  de  rebus  loquor  (Cic,  de  Gr.  1,  29, 138).  Besonders  war  dieser 
lateinische  Gebrauch  zunächst  wohl  der  Umgangssprache  angehörig.  Dem  Kelti- 
schen ist  ein  solcher  Artikel  nicht  ganz  fremd;  das  Kornische  und  Armorikanische 
gebrauchten  so  das  fast  gleichlautende  Zahlwort  (körn.  «»,  on,  armorik.  «?;-,  ung). 
Im  Altfrauzösischen  flektirte  un,  une  nach  der  Weise  der  Adjektive: 
Altfranz.  Neufranz, 

masc.  fem.  masc.  fem. 

Sing.  Nom.  uns  une  im  une. 

Kas.  obl.    un    une  un  une. 

Es  scheint  gegen  das  Wesen  dieses  Artikels  zu  sein,  in  Begleitung  eines 
Hauptwortes  in  der  Mehrzahl  aufzutreten;  gleichwohl  geschah  dies  im  Ältfranzö- 


144  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Erst.  Abschn.     D.  Worthiegung  etc. 

sischeu  bei  Hauptwörtern,  welche  nur  in  der  Mehrzahl  zu  stehen  pflegten  oder 
eine  zusammengehörige  Zweiheit  von  Gegenständen  bezeichneten:  Et  d'unes 
meurs  et  d'un  covage  (Rom.  du  Renart  I,  114).  D'unes  fauses  armes 
l'arma  (Rom.  de  la  Violktte  p,  90).  D'unes  forces  qu'ot  apportees  A  errant 
ses  tresces  copees  (Rom.  de  Codct  v.  7344).  ünes  grandes  Joes  (Jones); 
unes  grandes  narines;  nnes  grosses  levres  etc.  (Orelli,  Altfr.  Gr. 
p.  41,  2.  Aufl.).  Vgl,  das  lat.  una  castra,  unae  litterae  u.  dgl.  Das  Neiifranzö- 
sische  hat  diesen  Gebrauch  aufgegeben. 

49.  Das  Zahlwort.  Die  quantitative  Bestimmung  der  Gegenstände 
nach  Seiten  der  Einheit  und  Vielheit  enthält  das  Zahlwort,  welches,  wenn 
auch  die  Gegenstände  nicht  ihrer  Qualität  oder  ihrem  Wesen  nach  be- 
stimmend, gleichwohl  als  Grössenbestimmung  den  Charakter  eines  Eigen- 
schaftswortes hat. 

Im  Lateinischen  hatte  das  Zahlwort  sich  zu  einer  Reihe  von  adjekti- 
vischen Formen  entwickelt,  welche  das  Zahlenverhältniss  der  Gegenstände 
nach  mehreren  Gesichtspunkten  bezeichneten  mid  bis  auf  den  grössten 
Theil  der  Grundzahlwörter  biegungsfähig  waren.  Das  Zahlwort  tiat  als 
Grundzahlwort,  Ordnungszahlwort,  Eintheilungszahlwort, 
Fachzahlwort    (Multiplikativzahlwort)  und  Verhältnisszahlwort   auf. 

Das  Französische  hat  nicht  alle  diese  adjektivischen  Arten  des 
Zahlwortes  erhalten,  sondern  dieselben  zum  Theil  anderweitig  ersetzt;  es 
hat  die  Grundzahlwörter  und  die  Ordnungszahlwörter  bewahrt, 
die  Fachzahlwörter  und  Verhältnisszahlwörter  aber  in  eine  ge- 
meinsame Form  verschmolzen.  Uebrigens  haben  die  Zahlwörter  ihre  For- 
men im  Wesentlichen  seit  der  ältesten  Zeit  nicht  verändert,  und  ihre  gegen- 
wärtige Orthographie  hat  sich  etwa  seit  dem  13.  Jahrhundert  festgestellt. 
Einige  ältere  Wortformeu  sind  allerdings  der  Sprache  ganz  verloren  ge- 
gangen. 

a)  Das  Grundzahlwort  giebt  die  Einheit  und  die  Anzahl  der  Einheiten  an.    Diese 
Zahlwörter  lauten  im  Neufranzösischen: 

1  un,  une,  2  deux,  3  trois,  4  quatre, 

5  cinq,  6  six,  7  sept,  8  hnit,  9  neuf      10  dix, 

11  onze,  12  douze,   13  treize,    14  qua- 

torze,    15  quinze,    16  seize,   17  dix- 

sept,  18  dix-huit,  19  dix-neuf     .     .       20  vingt, 

21  vingt  et  un  (vingt-un),  22  vingt-deux, 

23  vingt-trois  etc 30  trente. 

31  trente  et  un  etc 40  quarante, 

41  quarante  et  un  etc 50  cinquante, 

51  cinquante  et  un  etc 60  soixante, 

61  soixante  et  un  etc 70  soixante  et  dix  (soixante- 

dix), 
71  soixante  et  onze  (soixante-onze),    72 
soixante -douze,    73  soixaute- treize, 

74  soixante  quatorze  etc 80  quatre-vingts, 

81  quatre  -  vi  ugt-uu,    82    quatre-viugt- 

deux  etc 90  quatre-vingt-dix, 


§49.     Das  Zahlwort.  ]45 

91  quatre-viiigt-onze,   92    quatre-vingt- 

douze,  93  quatre-vingt-treize  etc.     .     100  cent, 
101  Cent  un,    102  cent    deux,    103  cent 
Cent  et  un,  trois  etc. 

200  denx  cents  (deux 
Cent  un  etc.),  300  trois  cents  etc.  .     1000  mille  (mil), 
2000  deux  mille,  3000  trois  mille  etc.     100,000  cent  mille. 

Un  million  (decies  centena  millia,  eine  Million)  und  un  milliard  (tausend 
Millionen),  un  trillion  etc.  drücken  die  Zahlbestimnmng  in  substantivischer 
Weise  aus.  So  werden  auch  andere  Grundzahlen  im  gemeinen  Leben  häufig 
substantivisch  als  eine  Einheit  zusammengefasst,  namentlich  mit  dem  Suffix  aine: 
une  huitaine,une  dizaine,  une  douzaine  (daher  Dutzend),  une  quinzaiue,  une  vingtaine, 
une  trentaine,  une  soixantaine,  une  centaine  (neben  un  cent),  un  miliier;  so  schon  im 
Altfranzösischen.  Huitaine  wird  besonders  von  dem  Zeiträume  von  8  Tagen  (die 
Woche)  gebraucht,  wie  quinzaiue  ohne  weitere  Bestimmung  den  Zeitraum  von 
14  (eigentlich  15)  Tagen  bedeutet,  und  quarantaine  vom  vierzigtägigen  Fasten 
und  von  der  sogenannten  Quarantaine.  Maskulinische  Formen  auf  ain  werden 
meist  nur  in  ganz  bestimmter  Beziehung  gebraucht,  wie  quatrain  (vierzeilige 
Strophe),  das  veraltete  cinquain  (von  einer  Schlachtordnung  für  5  Heerhaufen 
u,  dgl.;  s.  Littre),  sizain  (sechszeilige  Strophe,  Paket  von  6  Spiel  Karten),  huitain 
(achtzeilige  Strophe),  dizain  (zehnzeilige  Strophe,  Rosenkranz  von  10  Perlen,  Paket 
von  10  Spiel  Karten)  u.  s.  w.  Das  Substantiv  zero  m.  (arab.  cifr,  cifron) 
drückt  0  aus. 

Die  subtrahirenden  lateinischen  Zahlwörter  duodeviginti,  undeviginfi,  duode- 
triginta  etc.  sind  aufgegeben:  das  additioneile  Verhältniss  waltet  überall  inner- 
halb der  Zahl  hundert  vor,  bis  auf  das  multiplikative  quatre-vingts.  Die  addirten 
Zahlen  werden  jedoch  jetzt  meist,  wenn  Eins  folgt,  durch  et  verbunden:  vingt 
et  un,  trente  et  un  etc.,  nach  der  Akademie  auch  soixante  et  dix,  soixante  et  onze: 
dagegen  quatre-vingt-un,  quatre-vingt-onze,  cent  un,  mille  ud.  Auch  findet  man 
soixante  et  deux  —  et  trois  —  et  douze  etc.  Das  Altfranzösische  verband  häufig 
Zehner  und  Einer  durch  et,  selbst  dis  et  set,  dis  et  nuef  u.  s.  w.  Das  Lateinische 
setzte  von  20  bis  100  die  kleinere  Zahl  mit  et  voran  oder  liess  sie  meist  ohne 
et  folgen:    viginti  unus,  viginti  duo  etc.,  trecenti  sexaginta  sex. 

Biegungsfähig  sind  die  Grundzahlwörter  durch  Voransetzung  von  de  und  «. 
Dem  unus,  a  entsprechend  hat  un  noch  die  Femininform  une  (s.  oben  Artikel). 
Der  Plural  dieses  Zahlwortes  kommt  nur  noch  in  der  Gegenüberstellung  von  les 
uns,  unes  —  les  autres  (die  Einen  —  die  Anderen),  so  wie  in  les  uns  les  autres, 
les  uns  des  autres  (einander,  von  einander)  etc.  vor,  um  eine  Gesammtzahl  von 
Individuen  zu  bezeichnen. 

Im  Altfranzösischen  waren  ausser  uns,  une  auch  dui  und  troi  biegungsfähig 
(Sing.  Nom.  dui,  doi  —  troi,  frei,  Kas.  obl.  dous,  dem  —  trois,  treis). 

Unter  den  Zehnern  erhält  vingt  in  quatre-vingts  ein  s  als  Zeichen  des  Plural, 
und  ebenso  cent,  wo  von  mehreren  Hunderten  die  Rede  ist,  wenn  kein  adj.  Zahlwort 
weiter  darauf  folgt;  steht  jedoch  die  Grundzahl  für  die  Ordnungszahl,  so  fällt  das  s 
ebenfalls  fort:  quatre-vingts  hommes,  depuis  quatre-vingts  ans,  deux  cents  hommes, 
quinze  cents  personnes,  deux  cents  millions:  dagegen  quatre-vingt-deux  hommes, 
denx  cent  trente  soldats  und  en  huit  cent  (im  J.  800),  vers  l'an  douze  cent, 
numero  quatre-vingt,  chapitre  deux  cent.  Das  Altfranzösische  gab  dem  cent 
oft  auch  vor  anderen  Zahlen  das  s;  l'an  mil  trois  cens  soixante  et  onze  (Le 
Chevalieb  de  La  Tour).  —  Das  Zählen   nach  Zwanzigern   war  dem  Altfranzösi- 

Mätzner,  fr.   Gr.    3.  Aufl.  10 


146  Zweit.  Till.    Kornienlehre.    Erst.   Abschn.    D.   Wortbiegung  etc. 

sehen  geläufig:  trois  viiiz,  six  vinz,  sept  vinz,  onze  vinz,  qnatorze  vinz,  auch  six  vint, 
sept  vint  etc.  geschrieben.  Im  neueren  Französischen  findet  man  ausser  quatre- 
vingts  noch  quinze-vingts  (Biindenhospital  in  Paris  für  300  Blinde),  un  Qninze- 
Viiigt  (einer  dieser  Oospitaliten);  il  s'etait  trouve  dans  six  vingts  combats  (Vertot). 

Mehrere  Tausender  werden  nie  durch  ein  s  au  mille  bezeichnet:  quarante 
miile  hommes.  Im  Ältfrauzösischen  wurde  mille,  uiilie,  mile  oder  auch  mil  ge- 
schrieben, doch  schon  frühe  in  Jahreszahlen  der  christlichen  Zeitrechnung  mil, 
und  so  noch  jetzt:  Tan  mil  huit  cent  vingt.  Wird  jedoch  nach  Jahren  seit  der 
Schöpfung  gerechnet,  so  schreibt  man  mille:  l'an  du  moude  trois  mille,  l'an  mille 
de  la  creation.  Man  ist  wohl  berechtigt,  in  diesem  Gebrauche  den  Rest  einer 
alten  Unterscheidung  von  afr.  mil  (lat.  mile,  miile)  und  mille,  milie,  mile  (lat. 
milia,  millia)  zu  sehen,  obwohl  dieselbe  nicht  streng  durchgeführt  ist;  aus  milia, 
miHia  hat  sich  auch  das  subsfantivirte  le  mille  (Meile)  entwickelt  (lat.  decem 
milia  passum  neben  mille  passus),  welches  im  Plural  les  milles  bildet. 

Das  Altfranzösische  besass  noch  die  Zahlform  ambes  (ambo),  auch  in  der 
Zusammensetzung  ambedui,  ambedoi,  andui  etc.  (ambo-duo);  sie  ist  gegenwärtig 
noch  in  den  Substantiven  auibe  m.  (die  Ambe)  und  ambesas  m.  (Doppelass,  alle 
Ass  im  Trictrac)  vorhanden.  Die  neuere  Sprache  ersetzt  sie  durch  tous  deux, 
toutes  deux,  tous  les  deux  etc. 

Die  alten  Formen  septante  70,  huitante,  oitante,  octante  80,  nonante  90, 
sind  im  Allgemeinen  ungebräuchlich:  septante  und  nonante  kommen  in  der  Arith- 
metik vor  und  sind  zum  Theil  noch  volksthünilich.  Auch  wird  Septante  von  den 
70  Dolmetschern  (Septuaginta)  gebraucht. 

Die  Bruchzahlen  werden  durch  das  adjektivische  demi,  demie  ('/j)  und 
durch  die  substantivirten  ursprünglichen  Ordnungszahlen  tiers  ("3),  quart  ('/■•)) 
cinquieme  ('/a),  auch  bisweilen  quint  (j'y  ai  le  quint  [Acad.]  u.  dgl.),  sixieme 
C/e),  septieme  (7^)  u.  s.  w.  ausgedrückt.  So  auch  trois  centiemes  (s/ico)  neben 
un  trois-centieme  Clioo)  u.  dgl. 

Das  adjektivische  demi,  demie  wird  der  ganzen  (benannten  oder  unbenannten) 
Zahl  nachgesetzt  und  mit  et  angefügt,  was  bei  den  substantivischen  Bruchzahlen 
nicht  erforderlich  ist  (vgl.  une  aune  un  quart,  une  aune  trois  quarts  neben  une 
aune  et  un  quart  etc.).  Bei  den  benannten  Zahlen  richtet  sich  demi  im  Ge- 
schlechte nach  dem  Hauptworte:    un  pied  et  demi,  trois  livres  et  demie. 

Einem  Hauptworte  kann  das  alsdann  unveränderliche  demi  vorangesetzt  und 
durch  ein  Tiret  verbunden  werden:    une  demi-livre  etc.,  deux  demi-pieds  etc. 

Den  Begriff  des  Viertels  drücken  mit  Rücksicht  auf  Mass  und  Gewicht 
quarte  f.  (Quart,  zwei  Pinten),  quarteau  m.  (Vierteltonne,  '/i  muid),  quarteron  m. 
(Viertelpfund)  aus;  auch  quartier  wird  als  Viertel  vieler  Grundmasse  und  Gegen- 
stände gebraucht:  quartier  de  Tantiee,  quartier  de  vigne  u.  s.  w.,  quartier  de  veau 
Kalbsviertel  u.  a.  Als  zehnter  Theil  (Zehnter)  ist  in  spezifischer  Bedeutung 
noch  la  dime  (dixme)  üblich. 

In  der  Bezeichnung  der  Tagesstunden  findet  die  additiouelle  Hinzufüguug 
der  Bruchtheile  statt,  wie  in  une  heure  (et)  un  quart,  six  heures  (et)  trois  quarts, 
k  dix  heures  et  demi,  selbst  midi  et  demi,  minuit  et  demi,  doch  auch  die  sub- 
trahirende  Weise  durch  Anknüpfung  mit  moins,  besonders  für  ^/n  sept  heures 
moins  un  quart,  midi  moins  un  quart.  Dass  man  statt  der  Bruchtheile  die 
Minuten  additionell  und  subtrahirend  eintreten  lassen  kaun,  versteht  sich  nament- 
lich bei  anderen  Bestimmungen  als  denen  der  halben  und  Viertelstunden  von 
selbst,  ist  aber  auch  dort  gebräuchlich:  deux  heures  (et)  dix,  vingt,  trent-cinq, 
quarante  miuutes;  sept  heures  moins  deux,  cinq,  dix,  douze 


§  49.     Das  Zahlwort.  I47 

b)Das  Ordiiuug-szalihvort.  Es  bezeichnet  in  adjektivischer  Weise  die  nach  der 
Zahl  bestimmte  ReiLoiit'olge  oder  Ordnurig  eines  Gegenstandes  im  Räume,  welche 
dann  auf  die  Zeit  und  auf  das  ethische  Gebiet  (der  Würde,  des  Hanges  11.  s.  f.) 
übertragen  wird. 

Die  Ordnungszahlwörler,  weiche  von  der  Sprache  als  durch  Vergleichung  be- 
dingte Bezeichnungen  von  Steigerungsstufen  gefasst  zu  werden  pflegen,  haben 
ausser  premier  (erster),  second  (zweiter),  woueben  aber  auch  deuxieme  vorkommt, 
alle  die  ursprüngliche  Superlativendung  ieme  (lat.  esimus  afr.  isme,  inte),  den 
lateinischen,  deutschen  und  anderen  Ordnungszahlen  analog,  angenommen. 

Die  Endung  ieme  wird  den  unveränderten  Kardinalzahlwörtern  augehängt, 
welche  auf  einen  Kon  sonanten  endigen:  deuxieme,  troisieme,  sixieme,  hnitieme, 
vingt  et  uuieme  (vingt-uuieme),  vingt-deuxieme,  ceutieme  etc.;  nur  cinq  nimmt  aus 
orthographischen  Gründen  ein  «  an:  ciucjuieme;  neuf  verwandelt  /'in  das  ursprüng- 
liche i',  welches  im  Auslaute  nicht  stehen  konnte:  neuvieme.  Die  auf  stummes 
e  endenden  Kardiualzahlwörter  werfen  das  e  vor  ieme  ab :  onzieme,  douzieme, 
seizieme,  trentieme,  millieme  etc. 

Da  sämmtliche  Grundzahlwörter,  ob  durch  ein  Tiret  verbunden  oder  nicht, 
als  ungetrenute  Ganze  betrachtet  werden,  so  erhält  in  den  zusammengesetzten 
nur  das  letzte  Zahlwort  die  Endung  ieme:  quatre-vingt-dixieme,  cent  unieme, 
quarante  millieme,  abweichend  vom  Lateinischen,  welches  in  den  durch  getrennte 
Wörter  dargestellten  Ordinalzahlen  nur  die  Multiplikativadverbien  nicht  mit  dem 
Suffix  versah:  quartus  decimus,  annus  millesimus  octingentesimus,  dagegen: 
decies  centies  millesimus,  obgleich  solche  Zahlwörter  auch  uugetiennt  dargestellt 
werden :    quingentiesmillesimus. 

Neben  premier  finden  wir  das  alte  prime  noch  in  einigen  Verbindungen: 
de  prime  abord,  de  prime  saut;  la  prime  ist  Hauptwort  in  mehreren  Bedeutungen. 
In  Verbindung  mit  anderen  Zahlen  steht  nie  premier,  sondern  unieme:  le  trente  et 
unieme  (trente-unieme),  wie  im  Lateinischen  unus  et  vicesimus,  unaetvicesima,  unet- 
vicesima,  unus  et  trieesimus  etc.  häufiger  vorkam  als  primus  et  vicesimus  etc.  Das 
Altfranzösische  gebraucht  auch  vintisme  premer  u.  dgl.  m.  neben  vintunisme. 

Second  unterscheidet  sich  von  deuxieme  nicht  wesentlich  im  Gebrauche: 
il  löge  au  second  (etage);  vous  etes  le  second  sur  ma  liste:  —  il  löge  au  deuxieme 
etage;  je  suis  le  deuxieme  sur  la  liste  (Acad.).  Doch  gebraucht  man  vorzugs- 
weise second,  wo  man  die  Rücksicht  auf  eine  weitere  Folge,  auf  ein  Drittes, 
Viertes  u.  s.  w.  bei  Seite  lässt  oder  lassen  muss,  weil  nur  zwei  Gegenstände 
überhaupt  vorbanden  sind:  tous  les  seconds  jours  du  mois;  Philippe  second  (bei 
seineu  Lebzeiten  der  letzte  Philipp);  le  second  tome  (der  zweite  als  letzter  Band), 
doch  hat  hier  natürlich  oft  die  Reflexion  ihre  Willkür.  In  den  zusammengesetzten 
Ordinalzahlen  steht  nur  deuxieme;  vingt-deuxieme  (lat.  vicesimus  et  alter  neben 
vicesimus  secundus).  Im  Altfranzösischen  steht  avich  hier  second:  quaraunte 
secund;  deuxieme  hat  erst  im  Neufranzösischen  um  sich  gegriffen. 

Für  troisieme,  quatrieme,  cinquieme,  sixieme  hat  das  Altfranzö- 
sische tiers,  quarz,  quinz,  sistes,  sixtes  neben  den  späteren  tresime,  cinquime, 
sesime,  sisime  u.  a.  Einige  Reste  bewahrt  davon  das  neuere  Französische,  wie 
in  den  als  Bruchzahl  gebrauchten  tiers,  quart,  quint,  dem  substantivischen  tiers  (ein 
Dritter),  le  tiers  etat,  le  tiers  ordre  de  Saint-Franc^ois  u,  dgl.;  fievre  tierce  das 
dreitägige  Fieber;  le  quart  denier  als  Abgabe.  Un  quart  voleur  survient  findet 
sich  noch  bei  La  Fontaine  (Fables  I.  13).  Ferner  in  Charles-Quint,  Sixte-Quint. 
Vgl.  auch:    la  dime  (dixme)  neben  le  decinie;  le  Centime. 

10* 


14.'^  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschii.     D.  Wortbiegmig  etc. 

c)  Selbständise  Eintheilungszahlwörter  besitzt  das  Französische  nicht;  die  latei- 
nischen Formen  singuli,  bini,  terni,  quaterni,  quini,  seni,  septeni  etc.  sind  auf- 
g-egeben.  Ihre  Stämme  leben  zum  Theil  fort,  wie  in  biner,  binage,  binaire,  in 
den  Substantiven  lerne,  quaterne,  quinaire,  dem  Adjektiv  senaire  u.  s.  w.  Man 
ersetzt  sie  zum  Theil  durch  die  Reduplikation,  wie  un  ä  un,  deux  ä  deux,  trois 
k  trois,  qiiatre  :\  quatre  etc.  je  einer,  je  zwei  u.  s.  w.  Das  Altl'ranzösische  ver- 
band das  verdoppelte  Wort  durch  et:  doi  et  doi  etc.  Andere  Mittel  des  Ersatzes 
boten  sich  in  mancherlei  Wendungen:  uue  multitude  de  chars  atteles  chacun  de 
qnatre  chevaux  (Bernardin  dk  St.-Pierre).  Ces  tableaux  valent  cent  fraiics 
chacun  (Be^chekelle).    Deux  fois  par  semaine;  de  deux  jours  Tun  (Acad.)  u.  s.  w. 

d)  Das  Faclizahhvort  (Multiplikativzahlworl)  und  das  Verhältnisszahlwort 
werden  im  Lateinischen  durch  die  Suffixe  -plex  und  -plus  (simplex  —  siniplus, 
duplex  —  duplus  etc.)  unterschieden,  im  Französischen  in  der  auf  -plus  beruhen- 
den Form  verschmolzen.  Das  Multiplikativzahlwort  drückt  insbesondere  aus,  wie 
viele  gleiche  oder  auch  verschiedene  Theilganze  (Bruchtheile)  der  Gegenstand 
enthält  (vgl.  duplices  tabellae,  cuspis  triplex  Dreizack,  mundus  triplex  Himmel, 
Erde  und  Meer,  Stipendium  duplex  doppelte  Löhnung);  das  Verhältnisszahlwort 
dagegen  bezeichnet,  wie  vielmal  sich  eine  und  dieselbe  Grösse  in  einem  Ganzen 
wiederholt  (dupla  pars  ein  zweimal  so  grosser  Theil).  Daher  konnte  im  Lateini- 
schen das  erste  auch  das  zweite  vertreten,  nicht  aber  umgekehrt.  Die  Verwandt- 
schaft beider  Anschauungsweisen  und  ihre  theilweise  Verschiedenheit  ist  unschwer 
zu  finden.  Im  Französischen  werden  die  hierher  gehörigen  Adjektive  in  beiderlei 
Bedeutung  gebraucht,  sind  also  trotz  ihrer  Form  den  Wörtern  auf  -plex  am 
Meisten  sinnverwandt.  Im  Lateinischen  sind  nicht  für  alle  Zahlen  Adjektive 
dieser  Art  nachweislich  und  demnach  wohl  einige  nicht  vorgekommen,  z.  B. 
quadragesuplex.  Im  Französischen  werden  einige  durchaus  vermieden,  z.  B. 
uiilluplp.  Adjektive  dieser  Art  sind:  simple  (simplus),  double,  triple  (afr.  treble), 
quadruple,  quintuple  (gl.  quintuplus,  quinquiplus),  sextuple,  septuple,  octuple, 
nouuple  (die  beiden  letzteren  jetzt  wenig  gebräuchlich),  decuple,  centuple. 
Douze  est  sextuple  de  deux;  une  amende  quadruple;  une  force  double  d'une 
antre;  —  cette  maison  a  une  double  entree;  un  bätiment  k  triple  etage  (Acad.). 
Das  den  bestimmten  Zahlwörtern  entsprechende  allgemeine  Zahlwort  dieser  Form 
multiple  enthält,  gerade  wie  das  lateinische  multiplex,  ebenfalls  beiderlei  Be- 
deutung: Neuf  est  multiple  de  trois;  —  la  question  est  multiple,  eile  a  beau- 
coup  de  faces  differentes  (Acad.).  Lateinisch:  Multiplex  quam  pro  numero 
damnum  est  (Liv.)  —  multiplex  lorica  (Virgil.). 

50.  Da8  Fürwort.  Die  Fürwörter  oder  Pronomina,  welche,  ohne  den 
begriffliclien  Gehalt  von  Hauptwörtern  oder  Eigenschaftswörtern  zu  haben, 
deren  grammatischen  Cliarakter  behaupten,  führen  in  dieser  Beziehung 
ihren  Namen  mit  Recht.  Doch  sind  sie  nicht  etwa  nur  Vertreter  von 
Nennwörtern  als  Zeichen  für  dieselben,  welche  die  Bestimmung  hätten, 
durch  Vermeidung  der  Wiederkehr  derselben  Nennwörter  die  Rede  ab- 
zukürzen und  minder  schleppend  zu  machen,  da  sie  in  der  That  auch 
Beziehungen  ausdrücken,  welche  dei-  objektiven  Natur  des  Hauptwortes 
wie  des  Eigenschaftswortes  im  engeren  Sinne  fremd  sind. 

Man  kann  die  Fürwörter  ihrer  syntaktischen  Funktion  nach  in  substantivi- 
sche und  adjektivische  eiutheilen. 

In  Beziehung  auf  ihren  Inhalt  und  die  Gemeinschaft  der  Abstauunung  zerfallen 
sie  in  1.  die  persönlichen   mit  den  daraus  abgeleiteten    zueignenden,    2.  die 


§50.     Das  Fürwort.     1.  a)  Das  persönliche  Fürwort.  149 

hinweisenden,     3.    die    fragenden,     4.    die    bezüglichen    und     5.  die    un- 
bestimmten Fürwörter. 

Alle  diese  Arten  der  Fürwörter  haben  im  Neufranzösischen  zugleich  noch  eine 
besondere  gedoppelte  Beziehung  innerhalb  der  Rede,  welche  meist  auch  gedoppelte 
Formen  derselben  veranlasst  hat,  je  nachdem  sie  in  unmittelbarer  Verbindung  mit 
einem  Zeitworte  oder  Ilauptworte  stehen  oder  nicht.  Die  einen  nennt  man  ver- 
bundene, die  andern  unverbu  lulen  e  Fürwörter.  Wir  betrachten  diese  beiden 
Arten  innerhalb  jeder  der  iünf  angegebenen  Klassen. 

Die  französischen  Fürwörter  beruhen  ihrer  Form  nach  zum  grossen  Theile  auf 
den  lateinischen  Prouominen.  Nicht  alle  sind  jedoch  hier  erhalten;  dagegen  hat  die 
neue  Sprache  auch  neue  Fürwörter  namentlich  durch  Zusammensetzung  gewonnen. 
Das  Lateinische  hatte  vollständige,  zum  Theil  eigenthümliche  Flexionsformen  für 
alle  Klassen  der  Fürwörter.  Das  Französische  hat  in  diesem  Redetheile  die  latei- 
nische Flexion  vollständiger  als  im  Substantiv  und  Adjektiv  bewahrt,  obgleich  nicht 
ohne  wesentliche  Verluste. 

1.  a)  Das  persüuliehe  Fürwort.  Es  hat  drei  auf  die  lateinischen  ego,  tu,  ille 
gegründete  F'ornien:  die  eine,  wodurch  die  redende  Person  sich  seihst  he- 
zeichnet;  die  andere,  womit  die  angeredete  Person  benannt  wird;  die  dritte, 
welche  zur  Bezeichnung  der  nicht  an  dem  Gespräche  betheiligten  Person  und 
demnächst  des  besprochenen  Gegenstandes  überhaupt  dient.  Die  Unter- 
scheidung der  Geschlechter  für  die  beiden  ersteren  als  unmittelbar  sinnfällig  be- 
zeichneten Personen  war  unnöthig  und  fehlte  auch  dem  Lateinischen;  die  drei 
Geschlechter  des  lateinischen  Fürworts  der  dritten  Person  wurden  auf  die  männ- 
liche und  weibliche  F'orm  beschränkt,  obgleich  sich  in  syntaktischer  Beziehung 
auch  der  Gebrauch  eines  der  Form  nach  mit  dem  Maskulin  zusammenfallenden 
Neutrums  nachweisen  lässt. 

Auch  das  für  die  dritte  Person  zum  Ausdrucke  der  Beziehung  der  Thätigkeit 
auf  den  besprochenen  Gegenstand  selbst  vorhandene,  obgleich  für  die  Formen 
der  Einzahl  und  Mehrzahl  nicht  in  geschiedenen  Formen  ausgebildete  reflexive 
oder  zurückbezieheudo  Fürwort  ist  vom  Französischen  aufgenommen,  obwohl  es 
theilweise  durch  das  Fürwort  der  dritten  Person  ersetzt  wird.  S.  die  Satzlehre, 
Das  persönliche  F'ürwort  hat  überall  den  syntaktischen  Charakter  eines  Sub- 
stantiv. Das  Neufranzösische  uuterscheiilet  für  einige  Kasus  des  Singular  und 
Plural  eine  verbundene  (acht  proklitische  und  enklitische)  von  der  unver- 
bundenen,  volleren  und  ton  volleren  Form  dieses  Fürwortes.  Das  Altfranzösische 
kennt  diese  Unterscheidung  nicht  in  der  Entschiedenheit  wie  das  Neufranzösische, 
obwohl  sich  dort  allmählich  ein  solcher  Untei schied  herausbildet. 

Altfranzüsische   Deklination. 

Erste  Person.  Zweite  Person. 

Sing.  Nom.                  eo,  io,  jeo,  jo,  jou,  ju,  je,  ge,  gie                  tu 

Dat.  u.  Akk.     me,  mi,  moi,  mei  te,  ti,  toi,  tei 

Plur.  Nom.                  nos,  nous,  nus,  no  vos,  vous,  vus 

Dat.  u.  Akk.     nos,  nous,  uns  vos,  vous,  vus 
Dritte  Person, 

masc.                               fem.  (neutr.)            reflechi 

Sing.  Nom.    il                                   ele,  el  (il) 

Dat.       li,  lui                             li  j  se,  si,  soi, 

Akk.      lo,  lou,  lu,  le  (lui)        la,  le,  lei,  lie  etc.  (lo,  leetc.     j.     sei 


150 


Plui 


Zweit.  Thl.     Formenlehre 


Nom. 

Dat. 

Akk. 


.     Erst. 

Ahsclin. 

fem. 

eles 

lor,  lour 

leur 

les,  eles 

D.  Wortbiegung  etc. 


(neutr.) 


reflechi 


lor,  lour,  leur  lor,  lour,  leur  |se,  si,  soi, 

les,  eis,  als,  ols,  les,  eles  \  sei 

eux  etc.,  lor  etc. 
Anmerkung.  Der  Nominativ  der  Mehrzahl  il  war  bis  ins  14.  Jahrhundert 
gebräuchlich,  wo  ils  nach  und  nach  in  seine  Stelle  einrückte.  Die  unter  dem, 
Akkusativ  aufgeführten  Formen  nahmen  auch  Kasuspräpositionen  und  andere 
Präpositionen  zu  sich.  Die  reflexive  Form  fand  sich  auch  als  Nominativ:  11  rois 
soi  quart  (tsrceoTog  cei'nöc)  s'en  vint. 

Wir  lesen  noch  bei  La  Fontaine:  On  a  souvent  besoia  d'un  plus  petit 
que  soi  (Fahles  II.  11),  wo  soi  ebenfalls  als  Nominativ  oder  Subjekt  eines 
unvollständigen  Satzes  aufzufassen  ist;  und  so  finden  wir  im  Neufranzösischen 
soi  in:    faire  ses  affaires  soi-meme,  so  wie  prädikativ  in  ette  soi  (äcad.). 


Neufranzösische   Deklination. 
Verbundenes  Fürwort. 


Erste  Person. 

Zweite  Pers. 

Dritte  Person. 

masc. 

fem. 

(neutr.) 

reflechi 

Sing.  Nom.          je 

tu 

il 

eile 

(il) 

Kas.  obl.    me 

te 

Dat.     lui 

lui 

) 

Akk.    le 

la 

(le) 

l     ^^ 

Plur.  Nom.           nous 

vous 

ils 

eiles 

Kas.  obl.    nons 

vous 

Dat.     leur 

leurs 

i 

1 

Akk.    les 

les 

\    '' 

I  I 

Dazu  gesellt  sich  eine  Nominativform  des  Singular  und  Plural  der  dritten  Per- 
son von  beschränktem  syntaktischen  Gebrauche,  da  sie  auf  den  prädikativen 
Nominativ  beschränkt  ist,  welche  ebenfalls  eine  auch  noch  als  Neutrum  empfun- 
dene der  männlichen  gleichlautende  Form  hat.  Im  Deutschen  pflegen  alle  durcli 
es  wiedergegeben  zu  werden. 

masc.  fem.  (neutr.) 

Sing.  Nora,  le  (er,  es)         la  (sie,  es)         (le)  (es) 
Plur.  Nom.  les  (sie,  es)      les  (sie,  es) 

Etes-vous  la  maitresse  du  logis?  Oui,  je  la  suis.  Etes-vous  les  maitres?  üui, 
nous  les  sorames.    Etes-vous  maitresse  ici?    Oui,  je  le  suis. 

Anmerkung.  Der  Genitiv  und  Dativ  dieser  Fürwörter  namentlich  der  dritten 
Person  im  Singular  und  Plural  werden  in  vielen  Fällen  durch  die  Adverbien  en 
(inde)  und  y  (ibi)  ersetzt. 

Auffallend  ist  die  Verwendung  des  lateinischen  Genitiv  illorum  in  der  Form 
leur  für  den  Dativ. 

Die  auf  stummes  e  endigenden  Fürwörter  dieser  Klasse  werfen  vor  einem 
Vokale  oder  einem  stummen  h  das  e  ab  und  erhalten  alsdann  den  Apostroph;  eben- 
so wird  das  a  abgeworfen  und  durch  den  Apostroph  ersetzt.  Lehnen  sich  aber 
solche  Fürwörter  enklitisch  an  ein  vorhergehendes  Wort  au  und  stehen  sie  also 
nicht    in    unmittelbarer    syntaktischer    Verbiudung    mit    dem    folgenden  Worte,    so 


§  50.     Das  Fürwort.     1.  b)  Das  zueignende  Fürwort. 


151 


muss  die  sonst  strenge  beobachtete  Abwerfung  unterbleiben:    rends-le  avec    usure; 
forcez-le  ä  vous  defendre. 

Das  Altfranzösische  zog  diese  Fürwörter  oft  mit  einander  so  wie  mit  relativen 
Fürwörtern,  mit  Konjunktionen  und  Adverbien  zusammen,  wobei  bisweilen  starke 
Elisionen  vorkamen:  jel  (je  le),  mes  (ine  les),  tus  (tu  les),  sis  (si  les),  nel,  neu  (ne  le), 
nes  (ne  les),  kil  (ki  le),  quel  (que  le),  quis  (qui  les),  eissis  (eissi  les  d.  i.  aimi  les); 
dem  Neufranzösischen  sind  solche  Formen  fremd  geworden. 


üuverbundeues   Fürwort. 


Erste  Person. 

Z 

weite  Person. 

Dritte  Person. 

masc. 

fem. 

reflechi 

Sing.  Nom.          moi 

toi 

lui 

eile 

Kas.  obl.    moi 

toi 

lui 

eile 

soi 

Flur.  Nom.           nous 

vous 

eux 

elles 

Kas.  obl.    uous 

vous 

eux 

elles 

soi 

Hier  erscheinen  zum  Theil  die  volleren  Formen  des  altfranzösischen  obliquen 
Kasus  als  Nominativ  und  Akkusativ;  der  Genitiv  und  Dativ  werden  durch  die 
vorangestellten  Kasuspräpositionen  de  und  ä  ersetzt;  einige  Formen  haben  die 
verbundenen  mit  den  unverbuudenen  Fürwörtern  gemein.  —  Ueber  den  Nominativ 
soi  s.  S.  150  Anm. 

Die  unverbundenen  Fürwörter  können  zur  Bezeichnung  des  Ausschlusses 
jeder  fremden  Betheiligung  durch  das  mit  dem  Bindestriche  angeknüpfte  und  plu- 
raliscber  Flexion  fähige  Fürwort  meme  (afr.  meisme  gl.  metipsimus  f.  semetip- 
sissimus)  nachdrücklich  hervorgehoben  werden:  nioi-meme,  nous-memes;  toi- 
meme,  vous-memes;  lui-meme  etc.  Vgl.  das  lat.  egomet,  mihimet  ipsi,  memet 
ipsum,  vobismet  ipsis  etc. 

Das  flexivische  s  fällt  bei  meme  im  Plural  fort,  wenn  nous  oder  vous  meist 
in  konventioneller  Weise  zur  Bezeichnung  der  Einheit  moi,  toi  gebraucht  wird: 
Va;  mais  nous-meme,  allons,  precipitons  uos  pas  (Racine,  Baj.  IV.  5).  Vous 
seul  pouvez  parier  dignement  de  vous-meme  (Voltairh). 

Zuweilen  findet  man  bei  Dichtern  aus  rhythmischen  Gründen  das  s  des  plu- 
ralischen memes  abgeworfen,  nach  falscher  Analogie  der  Abwerfung  anderer 
flexivisohcr  s  des  Zeitwortes,  namentlich  im  Reime.  Eine  Verlauschung  mit  dem 
Adverb  mt-me  konnte  hier  nämlich  nicht  Platz  greifen:  Eux-meme  ils  detruiront 
cet  effroyable  ouvrage,  Instrument  de  leur  honte  et  de  leur  esclavage  (Voltaire, 
Alz.  11.  6).  0  viis  marchauds  d'eux-meme  (V.  Hdgo,  Legende  des  siecles  XII.  2). 
b)  Das  zueigneude  Fürwort.  Das  mit  den  Genitiven  des  Singular  und  Plural 
der  Persoualpronomina  in  engster  Verwandtschaft  stehende  lateinische  Possessiv- 
pronomen oder  zueignende  (Besitz  anzeigende)  Fürwort  ist  vom  Französischen 
herübelgenommen  und  selbst  noch  analog  für  die  dritte  Person  der  Mehrzahl  ver- 
vollständigt worden;  die  Form  leur  vom  lateinischen  illorum  entspricht  nämlich 
ihrer  Eerleitung  und  ihrem  Begrillc  nach,  obwohl  sie  formell  nur  als  Verkürzung 
des  Genitiv  auftritt,  ganz  den  anderen  Possessiven.  Der  Genitiv  und  der  Dativ 
werden  durch  de  und  a  mit  der  Form  des  obliquen  Kasus  gebildet. 


152 


Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wottbieguüg  etc. 


Iin  Altfranzösischen  tritt  der  Unterschied  dieser  adjektivischen  Fürwörter 
als  ■verbundener,  d.  b.  sich  unmittelbar  an  ein  Hauptwort  anlehnender,  und 
un  verbundener,  d.i.  ohne  Beoleitnng  ihres  Hauptwortes  auftretender  Ad- 
jektive in  so  weit  nicht  hervor,  als  auch  die  jetzt  unverbundenen  in  unmittel- 
barer Verbindung  mit  dem  Hauptworte  stehen  konnten.  Die  Anzahl  der  alten 
Pronomiualformen  ist  sehr  gross  und  dialektische  Unterschiede  treten  hier  in  mehr- 
fachen Formen  stark  hervor.  Einzelne  dieser  Formen  sind  nicht  vollkommen  ent- 
wickelt, andere  haben  eine  Mannigfaltigkeit  von  Nebenformen  aufzuweisen. 


Altfranzösische   Deklination. 
Aus  der  Einzahl  der  persönlichen  Fürwörter  hervorgegangene  Possessive. 


mase. 

Sing.  Nom.  , 

burgund.     mes,  tes,  ses 
pikard.        mis,    tis,  sis 

normann.    mes,  tes,  ses 


Kas.  obl. 
burgund.  mon,  ton,  son 
pikard.      men,  ten,  sen 
normann.  mun,  tun,  sun 


fei 


ma,   ta,   sa 
me,   te,   se 


masc. 


ma,  ta,  sa 
me,  te,  se 
ma,   ta,   sa 


Flur.  Noi 


ruiens,  tuens,  suens     meie,     tele,  seie 
miens,  tiens,    siens    fmoie,     toie,  soie 
\moe,     toe,    soe 
muns,    tuns,    suns       mieue,  teue,  seue 
tuens,  suens     miue,  siue 

toens,  soens  soue 

sue 
meie,    tele,  seie 
toue,  soe 
tue,  seue 

mien,    tuen,    suen     wie  der  Nominat. 
mien,    tien,     sien 
tun,      sun 
tuen,    suen 
toen,     soen 
men,  sen 


[mei,  tei,  sei 
burgund.-|mni,  teu,  sui  (seu)     mes,  tes,  ses   mien,    tuen,     suen 

[mes,  tes,  ses 
pikard.  mi,  ti,  si 
normann.  mes,  tes,  ses 
Kas.  obl. 
burgund.  mes,  tes,  ses 
pikard.  mis,  tis  sis 
normann.  mes,  tes,  ses 


uns,   tis,  sis 
mes,  tes,  ses 


u.  s.  f. 
v?ie  der  Nom.    miens  u.  s.  f. 


meies,  teies,  seies 
u.  s.  f. 

wie  der  Nominat. 


Aus  der  Mehrzahl  der  persönlichen  Fürwörter  hervorgegangene  Possessive, 


Sing.  Nom. 
burgund. 
pikard. 
normann. 
Kas.  obl. 
burgund. 
pikard. 
normann. 


noz, 
nos, 
noz, 


voz, 
vos, 
voz. 


lor 

leur,  lour 


lor 


no  (nou),    vo  (vou),    leur,  lour 
lur 


Plur.  Nom. 
burgund.      noz  (no),     voz  (vo),    lor 
pikard.  u.  s.  f.  wie  im  Singular 

normann. 
Kas.  obl. 

burgund.  wie  im  Singular 

pikard.     Das  s  erscheint  an  lor  im  PInral 
normann.  erst  spät  im  13.  Jahrhundert. 


fem. 


[nostres,  vostres       nostre,     vostre 


,....,., ... 


nostre,     vostre 


f  nostre,    vostre         nostres,  vostres 


I 

[nostres,  vostres 


wie  der  Nomin. 


50.     Das  Fürwort.    2.  Das  hinweisende  Fürwort.  153 

Neu  französische   Deklination. 
Verbundenes  Fürwort. 

masc.  fem.  commun 


Sing.  Noui.  und  Kas.  obl 
Plur.   Nom.  und  Kas.  obl. 


i.  obl.     mon,  ton,  son     nia,     ta, 

sa 

notre, 

votre,  leur 

1.  obl.     mes,    tes,   ses     mes,   tes, 

ses 

nos, 

vos,     leurs 

Uuverbundenes  Fürwort. 

masc.                             fem. 

commun 

Sing. Nora. u. Kas. ob],  mien,  tien,  sien     mienne,  tienne,  sienne      notre,  vötre,  leur 
Plur. Nom.  u. Kas. obl.  miens,  tiens,  siens  miennes,  tiennes,  siennes    n6tres,v6tres,  leurs 

Im  Allgemeinen  sind  im  Neufranzösischeu  die  Formen  der  obliquen  Kasus 
des  Altfranzijsisclien,  wenn  sie  sich  vom  Nominativ  unterscheiden,  zum  Nominativ 
geworden.  Die  unverbundenen  notre  und  votre  hat  man  von  den  verbundenen 
notre  und  votre  durch  die  Quantität  der  Stammsilbe  unterschieden. 

Hinsichtlich  der  verbundenen  Fürwörter  ist  zu  bemerken,  dass  die  weib- 
lichen Formen  ma,  ta,  sa  vor  Wörtern  weiblichen  Geschlechtes,  denen  sie  als 
attributive  Bestimmungen  angehören,  wenn  diese  mit  einem  Vokale  oder  stummen 
h  anlauten,  aus  euphonischen  Gründen  in  die  männlichen  Formen  mon,  ton,  son 
verwandelt  werden:  mon  amie,  ton  äme,  son  autorite.  Das  Altfrauzösische  ge- 
brauchte in  diesem  Falle  das  Mittel  der  Elision  des  Vokales  a,  z.  B.  in  tame, 
mesperance,  symage,  d.  i.  ma  ame,  ta  esperance,  sa  ymage,  doch  findet  man  auch 
ma  ame  u.  dgl.  mit  erhaltenem  Vokale. 

Die  un  verbundeneu  Fürwörter  dieser  Art  kommen  im  attributiven  Ver- 
hältnisse meist  nur  noch  mit  dem  bestimmten  Artikel  vor:  le  mien,  la  tienne, 
les  siens  etc.  Auch  im  Altfranzösischen  waren  die  entsprechenden  Formen  meist 
vom  Artikel  begleitet,  doch  litten  sie  dort  auch  un  und  ce  vor  sich. 

Im  gemeinen  Leben  bedient  man  sich  noch  zuweilen,  wie  im  leichteren  und 
scherzhaften  Stile,  des  unbestimmten  Artikels:  un  mien  frere;  une  mienne  cousine 
(AcAD.).  Früher  war  diese  Ausdrucksweise  noch  üblicher:  un  mien  cousin;  un 
mien  ami  (La  J'ontaink);  un  mien  pre  (Racine);  un  mien  valet;  un  sien  portrait 
(Voltaire). 

Höchst  selten  findet  mau  noch  im  Neufranzösischen  diese  unverbundenen 
Fürwörter  in  Begleitung  von  ce:  Ce  mien  camarade  (Corneille,  Clit.  II.  8); 
Cette  aventure  mienne  (Regniek,  Sat.  VIll);  oder  von  quelque:  Quelque  mienne 
rhapsodie  (Voltaire,  Lett.  en  vers  et  en  prose  106). 

Im  prädikativen  Verhältnisse  werden  sie  ebenfalls  gewöhnlich  vom  be- 
stimmten Artikel  begleitet:  vos  affaires  sont  les  miennes  (Acau.);  les  ennemis  du 
roi  ne  sont  pas  tous  les  vötres  (Racine,  Theb.  I.  5).  Früher  kamen  sie  auch 
ohne  Artikel  vor:  Ainsi  ce  rang  est  sien,  cette  faveur  est  sienne  (Corneille, 
Polyeuctc  II.  1);  ta  Julie  sera  toujours  tienne  (J.-J.  Rousseau,  Hei.  III.  15); 
cette  puissauce  etant  sienne  (Id.).  Als  veraltet  führt  die  Akademie  an:  ces  biens- 
lä  peuvent  devenir  tiens. 

Als  Verstärkung  der  Possessivpronomina  findet  man  das  Adjektiv  propre, 
wie  im  Lateinischen  proprius,  im  Deutschen  eigen,  verwendet:  c'est  son  propre 
fils;  je  Tai  vu  de  mes  propres  yeux,  entendu  de  mes  propres  oreilles;  je  l'aime 
comme  mon  propre  frere  u.  a.  Lat.:  Sua  propria  facultate  (Cic,  Or.  1,  10). 
2.  Das  hiniveiseude  Fünvort,  auch  das  zeigende  oder  Demonstrativpronomen  ge- 
nannt, weiches  den  Gegenstand  als  einen  sinnfällig  gegenwärtigen  und  gezeigten, 


151  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Al>schn.     D.  Wortbieguug  etc. 

oder  als  eben  genannten  und  bekannten,  oder  demnächst  zu  besprechenden  an- 
deutet, entnimmt  seine  Formen  von  dem  lateinischen  üle,  iste  und  hoc  (ecc'ille 
afr.  icil,  icelui  u.  dgl.,  ecc'iste  afr.  icist,  icestui  etc.,  ecc'hoc  afr.  i^o  etc.),  und 
hat  noch  ein  entschiedenes  Neutrum  in  ce  (afr,  ceu,  ceo  u.  a.),  obwohl  dies  mit 
dem  aus  eist,  cest  und  demnächst  aus  cet  entstandenen  Maskulinum  ce  der  Form 
nach  jetzt  zusammenfällt. 

Das  Altfranzösische  unterscheidet,  mit  Ausnahme  des  unverbundeneu 
Neutrums,  hier  nicht  wie  das  Neufranzösische  verbundene  und  unverbundeue 
Fürwörter,  da  seine  Formen  sowohl  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  Haupt- 
wörtern als  ohne  dieselben  gleichmässig,  wie  die  lateinischen  ille,  iste,  verwendet 
wnrden.  Den  volleren  altfranzösischen  Formen  icil,  icist,  ifo  stehen  die  kürzereu 
zur  Seite,  welche  das  i  abwerfen;  wir  geben  hier  die  dem  Neufranzösischen  näher 
stehenden  kürzeren  Formen. 

Alt  französische   Deklination, 
masc.  fem.  masc.  fem.  neutr. 


Sing.  Nom.  eil,  eis,  celui  cele,  celei,  celi  eist,  cestui  ceste,  cestei,  cesti  ( 90,    ceo, 

Kas.  obl.  cel,  celai  cele,  celei,  celi  cest,  cestui  ceste,  cestei,  cesti  \ceu,  90U 

Plur.  Nom.  eil  celes  eist  cestes,  ces 

Kas.  obl.  cels  celes  ces  cestes,  ces 

Anmerkung.  Diese  Formen  gestalten  sich  in  einzelneu  Dialekten  natürlich 
anders,  z.  B.  pikardisch  als  ckil,  chele,  chelui  etc.,  auch  haben  sie  manche  abwei- 
chende Nebenformen  erhalten.  Die  volleren  Formen  auf  wt,  ei  (i)  bilden  keinen 
besonderen  Plural;  sie  sind  Verstärkungen  und  ursprünglich  Kas.  obl.  von  eil  und 
eist,  ihr  Suffix  jedoch  unklaren  Ursprungs.  Aus  lateinischem  illujus,  istujus  oder 
ilhüc,  istuic  konnten  sie  nicht  entspringen,  da  solche  Formen  nicht  existirteu,  und 
illic,  istic  überhaupt  nicht  Komposita  aus  ille,  iste  und  hie  sind,  sondern  ihr  e  das 
Suffix  ce  ist,  welches  sich  an  einzelne  ihrer  Kasus  anhängt.  Oder  gab  das  Miss- 
verstehen dieser  etwa  populären  Formen  zur  Bildung  des  Kasus  illuieetc.  Veranlassung? 
Analog  wäre  das  deutsche  der- jene,  derjenige.  Die  Formen  auf  ei  (i)  würden 
alsdann  aus  einem  neugebiKleten  Feminin  haic  (vgl.  horum  —  harum)  zu  erklären 
sein.  Dass  diese  verstärkten  Formen  aber  keinen  Plural  haben  konnten,  erklärt 
sich  daraus,  dass  alle  ihre  Pluralformen  ausser  den  neutralen  illaec,  istaec  mit 
denen  von  ille,  iste  zusammenfallen  mussten.  Die  von  Fallot  angeführten  Plural- 
formen von  eelui:  chiau,  chiaus,  cheaus,  ceolz,  cealz,  ceos  u,  s.  f.  sind  nichts  als 
Nebenformen  von  eil  und  eels,  eelz,  obgleich  sie  die  syntaktische  Funktion  des 
Neufranzösischen  celui  neben  der  des  modernen  ce,  cet  übernehmen. 

Gegen  eine  vielfach  angenommene  Ableitung  der  Formen  celui  und  cestui  und 
der  analogen  lui,  autrui,  nului  (nullui),  welche  alle  gewöhnlich  und  ursprünglich 
casus  obliqui  sind,  zum  Theil  aber  auch  als  casus  rectus  erscheinen,  aus  dem  lat. 
Gen.,  ecc'illius,  ecc'istius  und  illius,  alterius,  nullius,  wie  leur  aus  illorum  ent- 
stand, sprechen  namentlich  phonetische  Gründe;  für  eine  solche  Umstellung  von 
iu  in  ui  unter  Wegfall  des  s  hat  die  Lautlehre  sonst  keine  Belege,  und  auch  die 
Betonung  spricht  nicht  dafür,  da  alterius  fast  immer  kurzes  i,  die  übrigen  bald  langes, 
bald  kurzes  i  hatten.  Die  Herleitung  von  ecc'ill'huic  (illuic,  illui),  ecc'istuic  u.  s.  w. 
beseitigt  diese  Schwierigkeit,  ist  aber  nach  der  obigen  Auseinandersetzung  immerhin 
nicht  als  zweifellos  anzusehen.  Als  unzweifelhafter  Dativ  ist  von  den  afr.  Formen 
auf  -ui  das  interrogative  und  relative  cui  zu  betrachten,  das  unmittelbar  auf  lat. 
cui  zurückgeht  (s.  3.  und  4.). 


§  5(».     Das  Fürwort.     2.  Das  hinweisende  Fürwort.  155 

Neufranzösische   Deklination, 
Verbundenes  Fürwort. 

masc.  fem. 

Sing.  Nom.  u.  Kas.  obi.        ce,  cet  (dieser)  cette 

Plur,  Nom.  u.  Kas.  obi.       ces  ces 

ünverbundenes  Fürwort, 
masc.  fem.     masc.       fem.        masc.       fem.  neutr. 

Sing.  Nüin.  u.  Kas.  obi.  celui  celle    celui-ci  celie-ci    celui-lä  celle-l;\    oe,  ceci,  cela  (9a) 
(derje-  (dieser)  (jener)  (dieses) 

nige) 
Plur.  Nom.  u.  Kas.  obi.  ceux  Celles  ceux-ei  celles-ci  ceux-lä  celles-lä 

a)Das  verbundene  hinweisende  Fürwort,  aus  dem  altfranzösischen  eist  ent- 
standen, hat  noch  die  mehr  seinem  Ursprünge  entsprechende  Masknlinform  cet 
vor  Vokalen  und  stummem  h,  während  ce  vor  Konsonanten  und  aspirirtem  h 
auftritt:    ce  monde,  ce  heros;  —  cet  arbre,  cet  honneur. 

Da  dem  verbundenen  ce  kein  cel  mehr  gegenübertreten  kann,  so  werden  in 
Gegenüberstellungen,  welche  dem  lateinischen  hie  —  ille,  dem  deutschen  die- 
ser —  jener  entsprechen,  den  von  ce  begleiteten  Substantivbegriflen  die  Ad- 
verbien ci  (ecce  hie)  und  la  (illac)  beigegeben  und  durch  Bindestriche  angeknüpft: 
cet  homme-ci,  cet  homme-lä  (früher  auch  cet  homme-ici) ;  cet  homme-ci  est  moins 
estimable  que  cet  homme-lä   (Acad.). 

Doch  dienen  ci  und  la  auch  ohne  Zusammenstellung  von  Gegenständen  zur 
Verstärkung  des  Fürwortes,  indem  sie  den  Gegenstand  als  an  einem  bestimmten 
vor  Augen  liegenden  Orte  befindlich  bezeichnen:  Cette  vie-ci  n'est  qu'un  songe 
(Voltaire).  Lorsqu'on  lui  representait  une  chose  impossible,  il  pretendait  que 
ce  mot-lä  n"etait  pas  franfais  (Say).  Auch  das  Altfranzösische  kannte  schon 
diese  Verstärkung:  en  cel  jor  ci  naissons  nos  tuit  (S.  Bernard). 
b)Das  unverbundene  Fürwort  tritt  in  dreifachem  Geschlechte  auf,  doch  ist  für 
das  männliche  und  weihliche  Geschlecht  nur  noch  celui,  celle  übrig,  während 
cestui,  cestei  im  Allgemeinen  aufgegeben  sind.  Cettui  findet  sich  noch  bei  La 
Fontaine  substantivisch  und  adjektivisch:  Cettui  me  semble,  ä  le  voir,  Papi- 
mane  (Papef.).  Cettui  Richard  etait  juge  (Cal.).  Im  marotischen  Stile  ist  es 
noch  bisweilen  gebräuchlich. 

Die  vollere  Form    icelui    findet  sich  hier  und  da  im  früheren  Neufranzösi- 
schen und  selbst  noch  als  verbundenes  (adjektivisches)  Fürwort:  De  ma  cause  et 
des  faits  renfermes  en  icelle  (Racine,    les  Plaideurs  III.  3).     Trois  procureurs, 
dont  icelui  Citron  a  dechire  la  robe  (ib.),  in  Nachahmung  des  Kanzleistils. 
r(.  Celui,    celle    kommt,    dem    deutschen    derjenige    oder    dem   betonten    der 
entsprechend,    in  Beziehung  auf  Personen  oder  Sachen  vor,    muss  jedoch  stets 
noch  qualitativ  bestimmt  werden;  es  hat  darum  ein  Substantiv  mit  de,  oder 
de  mit  dem  Infinitiv  nach  sich,  oder  es  wird  durch  einen  Relativsatz  bestimmt, 
kann  aber  auch  durch  attributive  Bestimmungen,  wie  durch  ein  Particip,  selbst 
durch   ein  Adjektiv    oder    in    anderer    entsprechender  Weise    seine    qualitative 
Ergänzung   erhalten,    obwohl    der  Sprachgebrauch    die    beiden    ersten  Begrifls- 
ergänzungen    entschieden    vorzieht.     Le    suffrage    de    la    nature    l'emporte    sur 
celni  de   l'art  (Gresset).     C'est  un  mechant  metier  que  celui   de   medire 
(Boilead).  —  On  tient  les  conditions  quon  recoit,  non  Celles  qu'on  impose 
(Cuatkacbkiand).    —    J'ai   Joint  u  ma    deruiere    lettre    celle    ecrite    par    le 


156  Zweit.  Tbl.     FonuenlehTe.     Erst.  Abschu.     D.  Wortbiegung  etc. 

prince  (Racine).  Vos  succes  me  repondent  de  ceux  ä  venir  (Bonif.\ce). 
Dans  des  circonstances  couime  Celles  actuelles  (Thiers).  Viele  Gramma- 
tiker verwerfen  die  Ausdrucksweisen  der  drei  letzten  Beispiele.  Von  Per- 
sonen kann  es  auch  absolut,  d.h.  ohne  Bezugnahme  auf  ein  vorangehendes 
oder  folgendes  Substantiv  gebraucht  werden: 

Heureux  celui  qui  craint  le  Seigneur!  (Acad.).  La  voix  de  celle  que  Ton 
aime  (La  Brcyere).  Celui  de  vous  qui  sera  le  plus  diligent,  sera  recom- 
pense  (Nap.  Lasdais).  Celui  qui  meprise  le  remede,  il  touche  de  pres  ä  sa 
chute  (Bossüet).  Je  ne  suis  pas  celui  qui  veux  Paris  reprendre  D'avoir 
manque  si  tost  ä  Pegasis  de  foy  (Ronsard  144). 

ß.  Mit  ci  und  \k  verbunden  entsprechen  celui -ci  und  celui-lä  dem  lateini- 
schen hie,  ille  und  treten  oft  in  Gegenüberstellungen  auf:  Les  docteurs  suc- 
cedent  aux  martyrs:  ceux-ci  n'avaieut  eu  que  leur  toi:  ceux-lä  ont  leur  foi 
et  leur  genie  (Chateaubriand). 

Doch  haben  diese  Fürwörter  nicht  bloss  in  solcher  Beziehung  auf  den 
nähereu  und  entfernteren  Gegenstand  oder  in  Gegensätzen  ihre  Stelle:  der 
Gegenslaud  kann  sowohl  durch  celui-ci  als  durch  celui-lä,  ohne  Bezugnahme 
auf  andere,  als  sinnfällig  bezeichnet  werden:  De  tous  ses  domestiques,  c'est 
celui-ci  qui  est  le  plus  fidele  (Acad.).  Celui-lä  seul  merite  nos  homma- 
ges  (Ead.). 

Dass  diese  Fürwörter  auch  eine  Beziehung  zu  einem  folgenden  Relativsatze 
haben  können,  wird  sich  in  der  Satzlehre  ergeben. 

y.  Das  neutrale  ce  (d.  i.  ecce  hoc  afr.  90,  90U  etc.)  wird  wie  die  anderen  hin- 
weisenden Fürwörter  mit  de  und  ä  flektirt,  wenn  es  ein  relatives  Korrelat 
hat:  C'est  ce  que  je  disais,  il  n'a  rien  fait  de  tout  ce  que  je  lui  avais  dit; 
ä  ce  que  je  crois;  je  sais  ce  que  vous  etes  et  ce  qu'ils  sont  (Acad.). 

Ausserhalb  dieser  Beziehung  auf  ein  Korrelat  tritt  es  im  Neufranzösischen  in 
der  Regel  nur  als  Subjekt  auf,  und  in  diesem  Falle  wiift  es  vor  e  seinen 
Endvokal  ab:  c'est,  c'etait  u.  s.  w.  Diese  Abwerfung  kommt  auch  vor  a  und  0 
vor:  9'a  ete  la  cause  de  bien  des  malheurs  (Acad.);  v'ont  ete;  in  diesem  Falle 
schreibt  man  c  jetzt  immer  mit  der  cedille,  irüher  erschien  es  auch  ohne  dieselbe. 
Hier  und  da  und  namentlich  im  Kanzleistile  kommt  ce  ohne  Korrelat  auch  als 
Akkusativ  und  in  Verbindung  mit  Präpositionen  vor:  Soit  fait,  ce  dit  le  frere 
(La  Fontaine).  De  ce  non  content  (P.-L.  Courier).  Sur  ce,  en  vrai  Diogene, 
vous  vous  mettez  en  cherche  de  votre  homme  (Desnoter).  Quant  k  ce,  il  n'a 
Jamals  fait  de  mal  ä,  personne  (Laplace).  II  avait  dessein  d'attaquer,  et  pour 
ce,  pour  ce  faire,  il  commanda  etc.  (Acad.).  Non-obstant  lettres  a  ce  con- 
traires;  et  en  vertu  de  ce  que  dessus  u.  dgl. 

J.  Mit  ci  und  lä  wird  ce  ohne  Bindestrich  zusammengesetzt:  ceci,  cela.  Beide 
können  in  der  Zusammenstellung  einander  gegenübertreten:  C'etait  ceci,  c'etait 
cela  (La  Fontaine,  Fables  VIL  6).  Ceci  est  soie,  cela  est  laine  (Acad.). 
Quaad  un  enfant  pleure  pour  avoir  ceci  ou  cela  (J.-J.  Rousseau).  Wo  sie 
ohne  Gegensatz  stehen,  bezeichnen  sie  zwar  nachdrücklicher  den  Gegenstand 
als  sinnfällig;  doch  bat  cela  im  Sprachgebrauche  diesen  Nachdruck  mehr  ein- 
gebüsst  und  fast  überall  das  einfache  ce  verdrängt.  Mehr  Nachdruck  hat  ceci: 
ceci  ne  me  plait  pas  (La  Fontaine);  ceci  n'est  pas  un  jeu  d'enfants  (Acad.). 
Auch  wird  es  gern  gebraucht,  um  auf  etwas  Folgendes  hinzuweisen,  während 
cela  meist  die  schon  genannte  Sache  bezeichnet:  Dis-leur  ceci  en  mou  nom: 
Ahl  insenses  etc.  (Bbun  de  Balü). 


§  50.     Das  Fürwort.     3.  Das  frac[ende  Fürwort.  157 

In  der  fragenden  Satzforra  findet  man  ce  et  und  ce  la,  nnmittelbar  nach 
dem  Zeitwort  etre,  getrennt  geschrieben;  dies  hat  seine  grammatische  Noth- 
wendigkeit,  wenn  dem  ce  ein  relatives  Korrelat  folgt,  wie  in:  qu'est-ce  l;i  que 
je  vois?  (La  Fontaine),  da  dem  cela  kein  relatives  Korrelat  gegeben  zu  werden 
pflegt.  In  Sätzen,  wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  suchen  die  Grammatiker  ver- 
gebens einen  tieferen  logischen  Grund  der  Trennung;  allerdings  treten  jedoch 
die  gesonderten  Adverbien  ci  und  la  alsdann  mit  mehr  Gewicht  hervor:  qu'est- 
ce  ci  donc?  (La  Fontaine).  Qu"est-ce-ci?  (Acad.).  Quel  maraud  est-ceci? 
(Regnard).  Qii'est-ce  lä?  (La  Fontaine).  Quel  disconrs  est-ce-lä?  Quelles 
gens  sont-ce-lä?  (Acad.).  Die  Akademie  verbindet  hier  ce  mit  ci  und  la  durch 
einen  Verbindiingsstvich,  was  Andere  nicht  thun.  Auch  findet  man  in  der 
That  gegen  das  von  französischen  Grammatikern  aufgestellte  Princip  bisweilen 
ceci  nnd  cela  geschrieben. 

Statt    cela    schreibt   und  öfter   noch    spricht   man   im  gemeinen  Leben   po; 
comment    ca    va-t-il?    Donnez-moi  <^a.     II   n'y    a   pas  de  mal  ä  ^a.     (^a  ira, 
fa  ira. 
3.  Das  fragende  Fürwort.    Das  fragende  Fürwort  oder  Interrogativpronomen  zer- 
fällt seit  der  ältesten  Zeit  in  ein  adjektivisches  (verbundenes)  quel  (qualis),  und 
ein  substantivisches  (unverbundenes)  ijui  [que,  quoi]  (quis),  von  denen  das  erstere 
jedoch,  mit  dem  Artikel  zusammengesetzt  (lequel),  im  Ngufranzösischen  nie  attri- 
butiv mit  dem  Substantiv  verbunden  wird,  während  es  im  Altfranzösischen  auch 
attributiv  war.     Uebrigens    wird    quel   auch   noch   im  Neufranzösischeu  bisweilen 
wie  lequel  substantivirt,  wie   überhaupt  im  Einzelnen  Vertauschungen  der  adjek- 
tivischen und  substantivischen  Fürwörter  vorkommen.     In  der  ältesten  Zeit  war 
qud  wie  qualh  von  beiderlei  Geschlecht,   später  erst  bildete  sich  seine  Feminin- 
form aus. 

Das    verbundene    Fürwort. 
Altfranzösische  Deklination. 


masc. 

fem. 

Sing.  Nom. 

quels  (( 

jueils,  queus,  ques,  quex  etc.) 

quele  (queile  etc.) 

Kas.  obl. 

quel 

quele 

Plur.  Nom. 

quel 

queles 

Kas.  obl. 

quels 

Neufranzösische  Deklination. 

queles 

masc. 

fem. 

Sing. 

Nom. 

quel  (welcher,  was  für  ein) 

quelle 

Kas.  obl. 

quel 

quelle 

Plur. 

Nom. 

quels 

quelles 

Kas.  obl. 

quels 

quelles 

Dies  mit  de  und  a  deklinirte  Fürwort  steht  in  direkter  und  indirekter  Frage 
entweder  attributiv  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  seinem  Substantiv: 
quelle  heure  est-il?  quel  temps  fait-il?  quel«  arbres  croissent  en  ce  pays-lä?  — 
Dirai-je  ä  quels  desastres  de  l'automne  orageux  nous  exposent  les  astres?  (Demi.le). 
II  ne  sait  quel  parti  prendre,  de  quel  cöte  tourner  (Acad.).  Dasselbe  Verhältniss 
findet  in  der  als  Ausruf  betrachteten  Frage  statt;  quel  air!  quelle  disgräce! 

Oder  es  steht  prädikativ,  und  dann  sowohl  auf  ein  Hauptwort  als  auf  ein 
Fürwort  bezogen  und  von  seinem  Subjekte  getrennt:   quel    est   son    äge?    quelle 


158 


Zweit.  Tbl.     Forruenleliie.     Erst.  Abschu      U.  Wortbiegung  etc. 


est  votre  iutention?  quel  est-il?  Von  hier  ist  der  Uebergang  zum  Gebrauche  des 
quel  für  lequel  oder  qui  leicht,  wie  im  Altfranzösischen:  vo  ne  set  li  quels 
veint  ne  quels  nun  (Chans,  de  Rol.  p.  99);  und  so  bei  Neueren:  quel  est 
celui  de  nous  deux  qui  reve?  (V.  Hugo).  En  ce  castel  est  le  fils  de  vos  maitres  — 
Quel  est-il?  —  C'est  toi-meme  (Scribe). 


Das    u  n  V  e  r  b  u  n  d  e  n  e    F  ü  r  w  o  r 
Altfrauzösische  Deklination. 
comm.  neutr. 


Sing.  Nom.        qui,  ki 
Kas.  obl.  qui,  ki 


que,  quei,  quoi,  coi 
que  etc. 


Plur. 


Gen.  u.  Dat.  auch 
cui  u.  de,  a  cui 
Nom.         \ 
Kas.  obl.  J  '''^  ^''  S^"^- 


masc. 

li  quels 
Gen.  del  quel 
Dat.  al  quel 
Akk.   lo     quel 

li     quel 
Gen.  des  quels 
Dat.    as    quels 
Akk.   les   quels 


fem. 
la  quele 
de  la  quele 
a  la  quele 
la  quele 
les  queles 
des  queles 
as  queles 
les  queles 


comm. 
Sing.  Nom.        qui  (wer?) 

Kas.  obl.  qui  Gen 

Dat. 
Akk. 

Plur.  Nom.         \  wie  d.  Sin- 
Kas.  obl.  I     gular. 


Neufranzösische  Deklination 

neutr. 

que,  quoi  (was?) 

de  quoi 

ä  quoi 

que,  quoi 


masc. 
equel  (welcher?) 
Gen.  duquel 
Dat.    auquel 
Akk.  lequel 

lesquels 
Gen.  desquels 
Dat.  auxquels 
Akk.  lesquels 


fem. 
laquelle 
de  laquelle 
a  laquelle 
laquelle 

lesquelles 
desquelles 
auxquelles 
lesquelles 


a)  Das  Fürwort  qui  wer?  im  neueren  wie  im  älteren  Französischen  mit  de  und  ä 
deklinirt,  ist  sowohl  im  Singular  als  im  Plural  gebräuchlich,  obgleich  vorzugs- 
weise auf  den  Singular  beschränkt: 

Qui  a  fait  cela?  A  qui  pensez-vous  parier?  Qui  demaudez-vous?  Qui 
sont  ceux  qui  pretendent  ä  cette  place?  (Acad.).  Qui  sont  ces  gens  en  robe? 
(Racine).  Entre  tant  d'animaux,  qui  sont  ceux  quon  estime?  (Boileac).  Qui 
de  nous  .  .  n'est  sujet  ä  l'erreur?  (Sceibe). 

Sehr  häufig  wird  es  durch  einen  umschreibenden  Satz  hervorgehoben: 
Qui  est-ce  qui  l'a  dit? 

Qui  ist  als  doppelgeschlechtig  (geueris  communis)  oder  vielmehr  un- 
bestimmt hinsichtlich  des  Geschlechtes  zu  betrachten,  insofern  es  abstrakt 
nach  der  Person  überhaupt  fragt  und  die  Bestimmung  des  Geschlechtes  der- 
selben oft  erst  durch  eine  Antwort  bewerkstelligt  wird.  Gleichwohl  fi^ndet  man 
es  auch  als  weiblich  bezeichnet:  Qui  fut  bien  empechee?  Ce  fut  Clitie  (La 
Fontaine,  Faucon.). 

In  seiner  geschlechtlichen  Unbestimmtheit  wird  es  selbst  bisweilen  da  an- 
gewendet, wo  die  Antwort  eine  Person  oder  eine  Sache  ergeben  kann,  oder  wo 
geradezu  wie  mit  dem  neutralen  que  nach  einer  Sache  gefragt  wird:  Et  qui 
de  ce  dessein  vous  inspire  l'envie?  —  Ma  gloire,  mon  amour,  ma  sürete,  ma 
vie  (Racine).    Eufin,  quand  Fart  invenle  ou  trace  uu  caractere,  qui  me  frappe 


§50.    Das  Fürwort.     3.  Das  tragende  Fürwort.  15J) 

le  plus?  C'est  le  contraste  heureux  etc.  (Delillk).  Mais  qui  peut  leur  doiiner 
ce  poavoir  sur  iios  sens?  Ce  n'est  point  le  compas  de  la  geometrie,  la  regu- 
larite,  la  froide  symetrie;  c'est  l'elegance  unie  ä  la  simplicite  etc.  (Delillk). 
Ne  den)andez-vous  pas  qui  des  deux  au  bonheur  mene  plus  süremeut,  de 
Tesprit  ou  du  ca-ur?  (BorKFLF.Rs).  Mit  Unrecht  verurtheilen  französische 
Grammatiker  ähnliche  Ansdrucksweis<in. 

Hier  ist  noch  der  Cebergang  des  fragenden  qui  in  ein  unbestimmtes 
Fürwort  zu  erwähnen.  So  gehen  auch  die  lateinischen  quis  und  qui,  das  grie- 
chische r«'c,  das  angelsächsische  hva,  die  deutschen  wer,  was,  welcher  etc. 
in  die  Bedeutung  irgend  einer,  jemand,  etwas  über.  Im  Französischen 
tritt  qui  so  seit  alter  Zeit  nur  in  Gegenüberstellungen  (der  eine  —  der  an- 
dere) auf:  Chascun  .  .  alleguoit,  qui  une  origine,  qui  une  aultre,  qui  la  res- 
semblance  du  nom,  qui  des  armes  (Montaigsu).  Qui  lance  un  pain,  un  plat, 
une  assiette,  un  couteau;  Qui  pour  une  rondache  empoigne  un  escabeau 
(Regnier,  Le  Festin).    Nos  gens  .  .  s'en  vont  qui  de^ä  qui  delä  (Gocrieb). 

b)  Das  neutrale  Fürwort  que  hat  sich  im  Neufranzösischen  von  seiner  alten 
Nebenform  quoi  im  Gebrauche  gesondert.  Que  wird  nur  als  Nominativ  und 
Akkusativ  im  vollständigen  Satze  verwendet:  quoi  dagegen  tritt  mit  den 
Kasuspräpositionen  wie  mit  anderen  Präpositionen  auf,  und  steht  als  Nomi- 
nativ und  Akkusativ  nur  da,  wo  es  ohne  Verbindung  mit  einem  Zeitworte 
steht.  Als  Subjekt  tritt  que  fast  nur  bei  etre  auf,  daher  die  häufige  Umschrei- 
bung qu'est-ce  qui  etc.:  Qu'est-ce  done  qui  vous  trouble?  (Feselon).  Qu'est- 
ce  que  j'entends?  Que  vous  en  semble?  Qu'attendez-vous?  Que  devenir?  Que 
faire?  (Acad.).  —  De  quoi  est-il  question?  A  quoi  pensez-vous?  (Acad.). 
A  quoi  bon  tous  nos  arts?  (Delille).  Mais  quoi?  chez  les  Fran^ais  est-il 
rien  de  durable?  (Id.).  II  y  a  dans  cette  afl'aire  je  ne  sais  quoi  que  je 
n'entends  pas  (Acad.).  Das  Altfranzösische  hatte  de  que,  ä  que,  pour  que 
neben  de  coi  etc. 

Abweichend  ist  daher  der  Gebrauch  des  quoi  bei  Lamartine  in:  quoi 
donc  etait  hier  ce  qu'il  sera  demain?  und  quoi  donc,  6  mortels,  vous  aunonce 
rimmuable  que  vous  cherchez? 

In  Verbindung  mit  einem  folgenden  Genitivverhältnisse  ist  que 
von  quoi  in  der  Bedeutung  unterschieden;  que  geht  hier  auf  die  Quantität 
(vgl.  quid  illic  hominum  litigant?  [Terent.,  Andr.  4,  5,  6]  was  [für]  Menschen 
d.  i.  wie  viele?),  quoi  auf  die  Qualität  (vgl.  quid  causae  est  quin  .  .  profi- 
ciscar?  [Terest.,  Andr.  3,  4,  21]  was  für  eine  Ursache,  d.  h.  welche?  wie  be- 
schatfen  ?). 

Que  de  Services  il  nia  rendus!  (.A.cad.),  wo  que  auf  das  iiluraiische 
reudus  bezogen  ist;  vgl.  oben:    quid  hominum  litigant? 

Quoi  de  plus  heureux  que  ce  qui  vous  arrive?  (Acad.). 

Den  Begriff  der  Quantität  und  Qualität  vereinigt  que  (deutsch  was 
und  wie)  in  der  Gradbestimmung:  Que  Dieu  est  puissant!  Qu'il  fait  beau! 
(Acad.). 

Dem  lateinischen  quid?  was?  warum?  worin  der  Begriff  des  Zweckes  mit 
dem  der  Ursache  zusammenstösst  (wozu?)  (quid  venisti?  [Plaut.,  Amph. 
1,  1,  22]),  entspricht  nur  que:  Que  tardez-vous?  Que  ne  se  corrige-t-il? 
(Acad.).  Daher  auch :  Que  sert  la  poiitique  oü  manque  le  pouvoir?  (Voltaire) 
für  ä  quoi  sert  etc. 

c)  Das  fragende  lecjuel,  laquelle  wird  sowohl  auf  Personen  als  auf  Sachen 
bezogen,    setzt  jedoch    seiner    Form    nach    die  Rücksicht    auf   ein    bestimmtes 


160 


Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 


Geschlecht  und  darum  die  Beziehung  auf  einen  in  dieser  Hinsicht  bestimmten 
Gegenstand  voraus: 

Lequel  aimez-vous  le  mieux  de  ces  deux  tableaux-lk?  Par  lequel  des 
deux  chemins  irons-nous?  (Acad.).  Lequel  rend  plus  heureux,  de  l'esprit  ou 
du  coeur?  (Boufflers).  On  jugea  qu'il  importait  de  verifier  lequel  etait  le 
fripon  des  deux  (J.-J.  Rocsseau). 

Doch  findet  mau  lequel  auch  ohne  Bezugnahme  auf  einen  dem  Geschlechte 
nach  bestimmten  Gegenstand,  also  neutral:  Lequel  vaut  mieux,  de  cultiver 
un  art  funeste  ou  de  le  rendre  utile?  (J.-J,  Rousseau). 

In  attributiver  Verbindung  mit  einem  Hauptworte  steht  das  fragende  Für- 
wort nur  im  Altfranzösischen:  Puis  demanda  .  .  les  queus  glises  .  .  ierent 
de  plus  grant  renommee  (Phil.  Mouskes  v.  13613 — 16). 

4.  Das  bezügliche  Fürwort  oder  Relativpronomen,  welches  meist  auf  einen  voran- 
gehenden Begriff  oder  Gedanken  (Satz)  zurückweist  und  zugleich  die  Ver- 
knüpfung der  Sätze  übernimmt,  steht  fast  ausnahmslos  im  Neufranzösischen  ohne 
Wiederholung  des  vertretenen  Hauptwortes,  und  ist  insofern  ein  unverbun- 
denes  Fürwort. 

Doch  zerfällt  dieses  Fürwort  in  ein  adjektivisches  (welcher)  und  ein 
substantivisches  (wer),  deren  Formen  indessen  meist  zusammenfallen.  Im 
Wesentlichen  sind  die  Formen  des  bezüglichen  Fürwortes  die  des  fragenden. 

Altfraiizösische   Deklination. 

comm.  masc.  fem. 

5.  u.  PI.  Nom.  qui,  ki  auch  que,  ke  (viell.  urspr.  auch  weibl.)  li  quels      la  quele 

Gen.    cui,  de  cui,  de  quoi  (eoi)  (auch  ersetzt  durch  dont)      wie  oben   das  fra- 
Dat.    cui,  a  cui,  a  quoi  (coi)  gende  Fürwort. 

Akk.    que,  ke  auch  qui,  cui  und  quoi  (mit  Präpositionen) 
Anmerkung.     Die  Form  cui  wird  von  Personen  und  Sachen  gebraucht,  doch 
besonders  von  Personen;  die  Form  quoi  mit  Präpositionen  von  Sachen. 

Neu  französische   Deklination. 
Adjektivisches  Fürwort. 

(Auf  Personen 
(Auf  Personen  bezogen.)  (Auf  Sachen.)  und  Sachen.) 

comm.  comm.  masc.       fem. 

Sing.  u.  Plur.  Nom.  qui  qui  (auch  que)  lequel     laquelle 

Gen.    de  qui  (dont)  (dont)  selten  de  qui,  auch     u.  s.  w.  wie  das 

de  quoi  fragende  Fürw. 

Dat.     ä  qui  selten  ä  qui,  auch  ä  quoi 

Akk.    que;  qui  mit  Prä-     que,  auch    bisweilen  quoi 
Positionen  mit  Präpositionen 


Substantivisches  Fürwort. 
(Auf  Personen  bezogen.)  (Auf  Sachen.) 


Sing.  u.  Plur.     Nom.  qui 

Gen.  de  qui 
Dat.  ä  qui 
Akk.    qui 


neutr. 
qui 

de  quoi 
ä  quoi 
quoi 


§50.     Das  Fürwort.     4.  Das  bezügliche  Fürwort.  Ißl 

a)  Das  adjektivische  Fürwort,  welches  sich  stets  auf  eiuen  im  Verlaufe  der 
Rede  enthaltenen  Substantivbegriff  bezieht  oder  mit  einem  grammatischen  Kor- 
relate vorkommt,  hat  die  Formen  qui  und  lequel,  von  denen  die  erstere 
Geschlecht  und  Zahl  nicht  entschieden  ausdrückt  und  in  ilin-r  Verbindung  mit 
de  und  ä  vorzugsweise  auf  die  Person  bezogen  ist,  und  deshall)  dem  lecjuel 
einen  grossen  Theil  des  Gebietes  abtritt.  Das  Adverb  dont  hat  seit  dem 
13.  Jahrhundert  statt  des  ursprünglichen  Genitiv  cui  (eigentl.  Kas.  obl.,  aus 
dem  lat.  Dativ  cui)  einen  immer  ausgedehnteren  Gebrauch  erlangt.  Auffallend 
ist  der  Verlust  des  altfranzösischen  cui  als  Genitiv,  welcher  zum  Theil  durch 
schieppendo  Wendungen  ersetzt  werden  musste;  vgl.  pour  cui  valour  voel  sa 
court  hounerer;  en  cui  merci  vivre  u  morir  desir  (Mätzner,  Altfr.  Lied.  p.  48.) 
mit:    sur  le  visage  de  laquelle  les  gräces  etaient  peintes  (Fenelon). 

a.  qui  mit  Präpositionen  auf  Personen  bezogen:  C'est  vous,  digne  Fran^ais, 
ä  qui  je  viens  parier  (Voltaire).  Celui,  celle  de  qui  je  parle,  ä  qui  j'ai 
donne  cela;  celui  pour  qui,  contre  qui  je  plaide;  les  gens  h  qui  j'ai 
appris  cette  nouvelle  (Acad.).  0  vous,  de  qui  läme  se  plait  ä  vivre  en 
une  autre  moitie  (Lebrün).  Selbst  auf  Kollektivbegriffe  bezieht  man  qui  mit 
Präpositionen:  II  ne  put  faire  face  aux  deux  peuples  ä  qui  Dieu  avait  livre 
l'empire  (Chateacbr.). 

ß.  qui,  quoi  (mit  Präpositionen)  auf  Sachen  liezogen:  Une  paix  de  qui  les 
douceurs  etc.  (Racine).  La  raain  par  qui  Dieu  m'a  frappe  (Voltaire).  Un 
fleuve  .  .  k  qui  tout-ä-coup  manque  le  sol  de  la  plaine  (Volney).  L'oeil 
intellectuel  par  qui  vous  decouvrez  les  merveilles  de  la  Cite  sainte  (0ha- 
TEADBR.),  Deux  pivots  sur  qui  roule  aujourd'hui  notre  vie  (La  Fontaine).  — 
La  seule  chose  ä  quoi  ils  distinguaient  les  catholiques  des  lutheriens 
(Voltaire).  Plusieurs  diners  ä  quoi  on  ne  s'etait  pas  attendu  (Mmk  de 
Sevigne).  Dites-moi  quelques  niarques  ä  quoi  je  le  pourrai  connaitre  (La 
Fontaine).  Ce  sont  choses  ä  quoi  vous  ne  prencz  pas  garde  (Acad.).  Diese 
Beziehung  des  qui  und  quoi  mit  Präpositionen  auf  Substantivbegriffe  war 
noch  im  Zeitalter  Ludwigs  XIV.  sehr  verbreitet,  sie  verliert  im  Neufranzö- 
sischen immer  mehr  an  Boden,  doch  ist  sie  noch  keineswegs  ungebräuchlich, 
namentlich  die  Verwendung  des  quoi. 

y.  que  steht  als  Nominativ,  dem  le  vergleichbar  (p.  150),  nur  prädikativ: 
Voilä  ce  qu'est  devenu  Tun.  Margnerite  pense  ä  ce  qu'est  l'autre  (Dcmas). 
Voilä  ce  que  c'est.     Je  sais  ce  que  vous  etes  et  ce  qu'ils  sont  (Acad.). 

J.  lequel,  laquelle  stehen  besonders  im  Genitiv  und  Dativ  und  mit  Präpo- 
sitionen, seltf^ner  als  Subjekt  oder  akkusativisches  Objekt,  deren  Stelle  qui 
und  que  einzunehmen  pflegen;  auch  halien  sie  selten  ein  pronominales  Kor- 
relat und  beziehen  sich  namentlich  auf  Substantive.  Doch  kommen  sie  aller- 
dings bisweilen  auch  als  Subjekt  und  akkusativisches  Objekt  des  Satzes  vor: 
II  y  trouve  un  chapon  lequel  a  bonne  mine  (Racine).  Son  anneau  lequel 
il  tenait  fort  eher  (La  Fontaink);  so  im  Kanzleistile:  On  a  entendu  frois 
temoins  lesquels  ont  dit  etc.  (Acad.).  Zur  Vermeidung  einer  Zweideutigkeit 
ward  dies  ohnehin  bisweilen  uothwendig:  Dn  homme  s'est  leve  au  milieu  de 
l'assemblep,  lequel  a  parle  d'une  maniere  extravagante  (Acad.). 

Zuweilen  findet  man  noch  im  Nenfranzösischen,  wie  im  Altfrauzösischen 
häufig,  lequel  mit  wiederkehrendem  Hauptworte  verbunden:  lequel  Cheva- 
lier d'Aubigny  devait  epouser  dans  trois  jours  inademoiselle  de  Belle-Isle 
(Dumas).    , 

MaUner,  fr.  Gr.     ;i.  Aut).  11 


162  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Erst.  Abschii.     D.  Wortbiegnng  etc. 

Auf  das  neutrale  ce  so  wie  auf  rien  wird  leqnel  nie  bezogen;  dort 
haben  qui,  dont,  que  ihre  Stelle  (ce  qui,  ce  doot,  ce  que)  und  nach 
Präpositionen  quoi  (ce  apres  quoi  u.  a.). 

b)  Das  substantivische  Fürwort,  weiches  ohne  jedes  vorgängige  Korrelat 
steht,  und  dem  deutschen  wer,  was  in  substantivirten  Nebensätzen  entspricht, 
unterscheidet  sich  in  das  persönliche  und  sächliche  (neutrale)  Fürwort, 
deren  Form  nur  im  Nominativ  zusammenfällt. 

ff.  Das  substantivirte  persönliche  Relativpronomen  Üektirt  mit  de  und  ä: 
qui  preud,  s'eugage;  aimez  qui  vous  aime;  vous  trouverez  ä  qui  parier; 
je  nommerai  ä  cette  place  qui  je  voudrai  (Acad.).  Das  Nähere  seines  Ge- 
brauches weist  die  Satzlehre  nach. 
p.  Das  substantivirte  sächlich  e  Relativpronomen  verwendet  für  den  Nomi- 
nativ qui,  für  die  obliquen  Kasus  dagegen  quoi;  das  Altfranzösische  ge- 
braucht auch  que  für  den  Nominativ  und  Akkusativ.  Fais  que  dois,  aviegne 
que  puet  (Obd.  de  Chevalerie).  Neufranzösisch:  Voilä  qui  est  beau;  voici 
qui  va  bien;  qui  pis  est;  qui  plus  est;  —  nous  avons  de  quoi  vivre; 
c'est  en  quoi  vous  vous  trompez;  und  im  Kanzleistile:  quoi  faisant,  en 
quoi  faisant  (Acad.), 

5.  Das  unbestimmte  Fürwort.  Unter  diesem  Namen  begreift  man  alle  diejenigen 
substantivisch  oder  adjektivisch  gebrauchten  Fürwörter,  welche  den  Gegenstand 
und  seine  Beschaffenheit  nach  Seiten  der  Qualität  und  Quantität,  oder  in  beiden 
Beziehungen  zugleich,  in  so  allgemeiner  oder  unbestimmter  Weise  bezeichnen 
oder  selbst  aufheben  (rien,  nul,  aucun),  dass  sie  weder  (wie  die  persönlichen,  die 
hinweisenden  und  die  bezüglichen  Fürwörter)  eine  Hindeutung  auf  bestimmte, 
vorliegende  Gegenstände  enthalten,  noch  (wie  die  fragenden)  die  Bestimmung 
des  Gegenstandes  oder  seiner  Beschaffenheit  durch  die  Antwort  voraussetzen  oder 
hervorrufen,  obgleich  auch  das  unbestimmte  Fürwort  fragende  Formen  enthält, 
welche  jedoch  nur  eine  Bestimmung  der  abstrakten  Zahleugrösse  durch  die 
Antwort  voraussetzen.  Insofern  sie  die  Vorstellung  einer  Quantität  enthalten, 
sind  sie  zugleich  unbestimmte  Zahlwörter,  welche  die  gleichgültige  Einheit,  die 
numerisch  unbestimmte  Vielheit  oder  Allheit  ausdrücken.  Etymologisch  be- 
trachtet, sind  es  zum  Theil  aus  dem  Lateinischen  herübergenommene  Pronomi- 
nalien,  d.  h.  von  Fürwörtern  abgeleitete  oder  mit  Fürwörtern  zusammengesetzte 
Wörter,  zu  deren  Bestandtheilen  in  Neubildungen  nach  lateinischem  Vorgange 
auch  Zahlwörter  gehören  (chacun,  quelqu'un),  zum  Theil  abgeschwächte  Eigen- 
schaftswörter (certain,  different  etc.),  oder  Hauptwörter  (rien,  personne,  on)  und 
Zusammensetzungen  wie  beaucoup,  combien  u.  s.  w. 

Ihrer  grammatischen  Anwendung  nach  sind  sie  theils  nur  substantivisch 
oder  unverbunden,  theils  nur  adjektivisch  oder  mit  Hauptwörtern  ver- 
bunden, theils  beides  zugleich.  Die  Deklination  dieser  Fürwörter,  von  denen 
die  substantivischen  grossentheils  nur  in  der  Einzahl  vorkommen,  ist  die  der 
Substantive  und  Adjektive. 

a)  Zu  den  substantivischen  oder  unverbundenen  Fürwörtern  dieser  Klasse 
gehören  zunächst: 

a.  die  verallgemeinernden  qui  que  und  quoi  que  (it.  chi  che,  checke),  afr. 
qui  que,  que  que.  Sie  entsprechen  entschieden  den  lateinischen  quisquis, 
quidquid,  doch  ist  das  nachfolgende  que  frühe  als  Pronominalform  verkannt 
und  als  Konjunktion  (quod)  behandelt  worden,  oder  vielmehr  zu  einem  all- 
gemeinen   relativen    Beziehungsworte   erstarrt,    welches    auf    andere    verall- 


§  50.     Das  Fürwort.     5.  Das  nubestimmte  Fürwort.  163 

gemeinernde  Fürwörter  übertragen  wurde.  Im  Lateinischen  lag  die  verall- 
gemeinernde Bedeutung  aber  in  der  Reduplikation,  wie  auch  in  quantum 
quantum,  quamquam,  utut. 

qui  que  kouimt  gewöhnlich  nur  in  der  Umschreibung  mit  etre  (wer 
auch  immer)  in  affirmativen  und  negativen  Sätzen  vor:  Oh!  qui  que 
vous  soyez,  excusez  mon  audace  (Voltaire,  Merope).  Qui  que  9'ait  ete 
qui  vous  l'ait  dit,  il  s'est  trompe  (Planche).  Je  n'y  ai  trouve  qui  que  ce 
seit  (AcAD.). 

quoi  que  (was  auch  immer)  kommt  noch  in  weiterem  Umfange  vor: 
quoi  qu'il  en  soit;  quoi  que  vous  fassiez  (Acad).  Das  Altfranzösische 
gebrauchte  auch  das  substantivische  li  quels  r/ue. 

?.  quiconque  (quicunque),  altfranzösisch  auch  qui  oncques,  qui  qui  oncques 
(qui  unquam),  wahrscheinlich  aus  Verwechselung  des  unque  und  unquam 
(wer  immer,  jeder,  der),  nur  in  der  Einzahl  gebräuchlich:  Quiconque 
de  vous  .  .  bravera  le  danger,  sera  couvert  de  gloire  (Boiste).  Le  grand 
jour  sert  mal  quiconque  veut  mal  faire  (Boufflers).  Mourir  pour  sa 
patrie  est  un  sort  plein  d'appas  pour  quiconque  ä  des  fers  prefere  le 
trepas  (T.  Corneille).  Es  steht  auch  mit  einem  darauf  bezüglichen  Adjektiv 
oder  Particip  weiblichen  Geschlechts:  Quiconque  prend  un  mari  doit 
s'attendre  a  lui  etre  soumise  (Littre  s,  v.  5.),  wie  es  nachträglich  als 
Plural  behandelt  wird:  Quiconque  n'est  pas  d'accord  avec  la  regle,  eile 
les  repousse  et  condamne  (Bosse et). 

'.  quelqu'un,  quelqu'une,  Plur.  quelques-uns,  quelques-unes  (einer, 
jemand,  im  Plur.  einige,  etliche),  wird  im  Altfranzösischen  im  Sing, 
durch  uns,  une,  im  Plur.  durch  auquant,  li  auquant  (aliquanti)  ersetzt. 

Man  muss  bei  diesem  Fürworte  jedoch  den  absoluten  Gebrauch,  d.  h. 
seine  Anwendung  ohne  Beziehung  auf  irgend  einen  im  Zusammenhange  der 
Rede  gegebenen  SubstantivbegrifF,  von  dem  relativen,  d.  h.  von  der 
Bezugnahme  auf  ein  Substantiv  oder  Fürwort  unterscheiden.  Im  ersten 
Falle  ist  es  gewöhnlich  männlichen  Geschlechts  und  kommt  ausser  dem 
Singular  nur  als  Nominativ  des  Plural  vor:  quelqu'un  soutient;  j'attends 
ici  quelqu'un;  je  le  tieus  de  quelqu'un;  parier  a  quelqu'un;  quel- 
ques-uns assurent  le  contraire.  Ungebräuchlich  ist  hier  die  Bezugnahme 
auf  das  weibliche  Geschlecht,  wie  in:  quelqu'une  pense;  quelqu'une 
m'a  dit  (Giradlt-Duvivier). 

Dagegen  kommt  das  weibliche  wie  das  männliche  Geschlecht  in  beiden 
Zahlformen  unter  Bezugnahme  auf  ein  Substantiv  oder  Fürwort  vor:  quelqu'- 
une de  ces  dames;  quelqu'une  des  vos  amies;  quelqu'une  de  vous, 
mesdames;  j'en  connais  quelqu'une;  axich  quelqu'une  de  vous  mit 
Bezug  auf  gegenwärtige  Frauen.  Entre  les  nouvelles  qu'il  a  debitees,  il  y 
en  a  quelques-unes  de  vraies  (Acad.). 

'.  chacun,  chacune  (quisque  unus),  afr.  chascuns,  chascune,  auch  uns  chas- 
cuns  etc.  (ein  jeder),  nur  in  der  Einzahl  gebräuchlich  und  absolut  ge- 
braucht gewöhnlich  vi ie  quelqu'un  männlichen  Geschlechts:  chacun  a  son  defaut 
(La  Fontaine).  Un  chacvn  findet  sich  noch  im  Zeitalter  Ludwigs  XIV.: 
un  chacun  est  chasse  de  son  opinion  (MoLiiiRF).  Dem  gemeinen  Leben  ge- 
hören Ausdrücke  wie:  chacun  avait  sa  chacune  (Acad.).  Dagegen  sagt, 
man  natürlich  mit  Beziehung  auf  ein  Substantiv  oder  Fürwort:  chacune 
d'elles;  chacune  devosamies;  chacune  de  vous ;  chacune  de  ses  paroles. 
Toutes   les   dames  du  bul  etaient  fort  parees,  et  chacune  avait  une  parure 

11* 


164  Zweit.  ThI.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.    D.  Wortbiegung  etc. 

differente  (Acad.).  Im  Altfranzösischen  ward  chascun  auch  adjektivisch  ge- 
braucht; so  auch  noch  später:  chacun  jour  (Malherbe);  chacune  soeur; 
uu  tas  de  chacune  espece  (La  Fontaine).  S.  auch  chaque  (p.  167), 
welches  bisweilen  noch  unverbunden  steht. 

6.  on  (homo),  afr.  homs,  hom,  cm,  on  (man),  steht  nur  als  Sulijekt,  oft  mit 
■vorantretendem  /',  welches  kein  bloss  euphonischer  Ruchstabe,  sondern  der 
Artikel  ist,  gegenwärtig  aber  meist  aus  euphonischen  Rücksichten  angewendet 
wird.  Von  steht  häufig  nach  Vokalen,  namentlich  nach  si,  oü,  qui,  quoi, 
que  und  nach  et,  doch  keineswegs  mit  Nothwendigkeit:  On  finit  par  oü  Ton 
devait  commencer  (Dorat);  auch  zu  Anfang  des  Satzes:  L'on  bait  avec 
exces  lorsque  l'on  hait  un  frere  (Racine). 

f.  personne  (persona),  nur  im  Singular  gebräuchlich  (irgend  jemand), 
steht  meist  in  verneinenden  und  fragenden  Sätzen,  doch  auch  in  bedingenden 
Nebensätzen,  wie  in  Substantivsätzen  nach  dem  Begriffe  des  Zweifeins,  und 
wild  stets  als  männlichen  Geschlechts  betrachtet.  Elliptisch  auftretend 
setzt  es  eine  negative  Ergänzung  des  Satzes  voraus,  d.  h  es  steht  für  nie- 
mand: Je  ne  conuais  personue  d'aussi  heureux  que  cette  femme  (Acad.). 
Personne  a-t-il  jamais  raconte  plus  naivement  que  La  Fontaine?  (Restadt). 
Si  jamais  personne  est  assez  hardi  pour  Tentieprendre,  il  reussira  (Acad.). 
Je  doute  que  personne  ait  mieux  peint  la  nature  etc.  (Restact).  Cette 
place  lui  convient  mieux  qu'ä  personue  (Nap.  Landais),  Y  a-t-il  quelqu'un 
ici?  —  Personne  (Acad.).  Im  Unterschiede  von  quelqu'un,  welches  sich 
zu  per  sonne  wie  einer  zu  irgend  einer  verhält,  wird  personne  in  noch 
unbestimmterer  Allgemeinheit  gefasst  und  dient  daher  auch  in  be- 
jahenden Sätzen  dazu,  den  Zweifel  des  Redenden  in  Bezug  auf  die  fragliche 
Persönlichkeit  zu  bezeichnen. 

Die  entschieden  verneinenden  altfranzösischen  nuns  (ne-unus)  und  nelui, 
nului,  nullui  (ursprünglich  als  Kas.  obl.  zu  nul  afr.  nuls,  nus  gehörig,  analog 
dem  autrui,  Kas.  obl.  zu  autre,  vgl.  celui)  sind  aufgegeben.  Im  Neufranzösischen 
bedient  man  sich  statt  dessen  des  Ausdrucks  pas  un:  Pas  un  ne  le  dit 
(Laveadx);  doch  kommt  pas  un  auch  in  Verbindung  mit  Substantiven  vor: 
Pas  un  innocent  n'a  perl  (Mignet,  Hist.  de  la  Rev.  fr.). 

rj.  rien  (rem),  afr.  Nom.  rieus,  Kas.  obl.  rien,  theilt  den  unbestimmten  Cha- 
rakter von  personne  und  wird  daher  (in  der  Bedeutung:  irgend  etwas) 
wie  jenes  meist  in  verneinenden  und  fragenden  Sätzen  u.  s.  w.  gebraucht:  Je 
ne  dis  rien.  Y  a-t-il  rien  de  si  beau  que  .  .?  Qui  vous  reproche  rien? 
Que  vous  a  coüte  cela?  Rien  (Acad.);  doch  hat  es  mehr  noch  als  personne 
den  rein  negativen  Sinn,  auch  wo  es  nicht  elliptisch  steht:  Dieu  a  cree  le 
moude  de  rien.  11  semble  que  cela  se  soutienne  sur  rien.  Je  compte  cet 
homme-lä  pour  rien  (Acad.).  Als  Substantiv  nimmt  es  selbst  den  Artikel 
zu  sich  und  tritt  auch  pluialisch  auf:  II  vaut  mieux  ne  rien  faire  des 
rieus  (Nichtigkeiten).  Das  Altfranzösische  gebrauchte  so  auch:  noient, 
nient  (neant  v.  ens,  entis). 

&.  Wie  quelqu'un  sich  zu  personne  verhält,  so  quelque  chose  (etwas,  ali- 
quid) zu  rien;  quelque  chose  wird  in  diesem  Falle  immer  als  männlich  be- 
trachtet: S'il  vous  manque  quelque  chose,  je  vous  le  donnerai  (Acad.). 
Das  Altfranzösische  gebrauchte  in  diesem  Sinne  alques,  alkes,  auques 
(aliquid). 


§  50.    Das  Fürwort.    5.  Das  unbestimmte  Fürwort.  165 

I.  autrui  (v.  alter,  ursprünglich  als  Kas.  obl.  zu  autre  gehörig,  vgl.  celui) 
(anderer),  wird  nur  von  Personen  und  stets  in  der  Einheit  so  wie  nie  als 
Nominativ  verwendet  und  hat  in  seiner  Unbestimmtheit  und  Allgemeinheit 
oft  den  Schein  eines  Plural:  II  ne  faut  pas  desirer  le  bien  d 'autrui,  la 
femme  d' autrui  (Acad.).  Ne  fais  pas  ä  autrui  ce  que  tu  ne  voudrais  pas 
que  te  füt  fait  ä  toi-meme  (Ead.).  Pour  consumer  autrui  le  monstre  se 
consume  (Boileau),     La  rigneur  envers  autrui  (Massillon). 

Ohne  Kasuspräposition  stand  autrui,  altrui  im  Altfranzösischen  oft  für 
den  Genitiv;  daher  noch  im  älteren  Kanzleistile  Vautrui  das  Recht  oder 
Eigenthum  eines  Anderen. 

Das  altfranzösische  neutrale  al,  el  (aliud,  etwas  anderes)  wird  im 
Neufranzösiscben  durch  autre  chose  umschrieben. 
X.  Als  substantivische  Quantitätsbestimmungen  stehen  einander  beaucoup 
(d.i.  beau  coup  schöner  Hieb,  Schnitt),  altfranzösisch  auch  gran  coup 
(viel),  und  peu  (paucum  in  dem  Sinne  des  verwandten  paulum)  gegenüber, 
wie  plus  (plus)  dem  moins  (minus);  sie  können  natürlich  grammatisch  nur 
als  Singular  behandelt  werden  und  den  Genitiv  zu  sich  nehmen.  Plus  und 
7noins  können  auch  superlativisch  vom  Artikel  le  begleitet  sein.  Statt  beau- 
coup gebrauchte  das  Ältfranzösische  auch  moult  (multus),  welches  zugleich 
adjektivisch  verwendet  wurde:  moultes  choses,  moultes  peines.  Als  veraltet 
führt  die  Akademie  an:  11  avait  moult  d'ärgent.  Peu  nimmt  auch  den 
Artikel  un  zu  sich.  Bei  La  Fontaine  findet  man  noch  un  petit  für  un  peu: 
un  petit  de  panade.     Vgl.  je  commence  .  .  ä  le  croire  un  petit  (Moliere). 

Das  lateinische  nimium  wird  durch  trop  (mlat.  troppus,  truppus,  lat. 
turba?)  ersetzt. 
X.  Das  substantivische  tant,  autant  (tantum  und  aliud  tantum),  altfranzösisch 
auch  itant,  altretant  (altern m  tantum),  war  im  Altfranzösischen  auch  adjek- 
tivisch, gegenwärtig  nicht  mehr:  II  boit  autant  d'eau  que  de  vin  (Acad,). 
Diable  n'eut  onc  tant  d'honneurs  en  sa  vie  (La  Fontaine).  Dem  ta?tt  stand 
ein  relatives  quant  (quantus)  im  Altfranzösischen  gegenüber,  welches  zugleich 
interrogativ  war  und  ebenso  adjektivisch  gebraucht  wurde.  Ein  Rest  davon 
findet  sich  in  dem  veralteten:  toutes  et  quantes  fois  que  .  .  toutes  fois  et 
quantes  que  .  .  Dazu  gehörte  auch  das  verallgemeinernde  quangue,  eigent- 
lich quant  que,  auch  quanques  und  quanconques,  welches  im  Neufranzösischen 
durch  tout  ce  qui  ersetzt  wird.  —  Quant  hat  sich  noch  in  dem  elliptischen 
quant  ä  (quantum  ad  [Ovin.])  erhalten:  quant  ä  moi;  quant  ä  lui;  quant  ä 
ce  qui  est  de  moi;  quant  ü  cette  affaire. 
/u.  An  die  Stelle  des  interrogativen  quant  ist  im  Neufranzösiscben  com  bien 
(com,  d.  i.  comme  bien,  wie  sehr  st.  wie  viel)  getreten,  ursprünglich 
Adverb  und  auch  im  Altfranzösischen  vielfach  verwendet:  Combien  y  a-t-il 
de  personnes?  Combien  de  temps  avez-vous  mis  pour  faire  ce  voyage? 
(AcAD.).  Es  wird  selbst  ohne  einen  darauf  bezogenen  Substautivbegriff 
dem  lateinischen  quantum  gleich  gestellt:  Combien  avez-vous  dans  votre 
bourse?  (Ead.). 

b)  Die  adjektivischen,  verbundenen  Fürwörter  sind: 

ct.  qoelque  (qualisquam  analog  dem  quisquam),  in  der  Einzahl  irgend  ein, 
einig,  in  der  Mehrzahl  einige,  etliche,  vereinigt  mit  dem  Begriffe  des 
hinsichtlich  seiner  Beschatfenheit  unbestimmten  Einzelnen,  im  Singular  den 
des  unbestimmten,  geringen  Grades  und  Masses:    Adiessez-vous  a  quelque 


166  Zweit.  Tbl.    Foriueulehre.    Erst.  Abschu.    D.  Wortbiegiing  etc. 

autre  personne.  Quelques  ecrivaios  ont  traite  de  ce  sujet  (äcad.).  11  n'y 
a  pas  d'elevation  Sans  quelque  merite  (La  Rochefoücacld).  II  y  a 
quelque  apparence  ä  cela.  II  y  a  quelque  temps  (Acad.).  Daher  tritt 
es  selbst  mit  peu  in  Verbindung:    quelque  peu  d'argent. 

In  verallgemeinernden  Sätzen  ist  das  adjektivische  quelque  mit  folgen- 
dem que,  dem  qui  que,  qnoi  que  analog,  in  der  Bedeutung  welcher  auch 
immer,  was  für  .,  auch,  dem  lateinischen  qualis  qualis  nahe  verwandt: 
Quelque  sujet  q  a'on  traite  .  .  que  toujours  la  raison  s'accorde  avec  la 
rime  (Boileaü).  De  quelque  cote  qu'on  se  tourne,  ce  monde  est  rempli 
d'anicroches  (Voltaire).  De  quelques  süperbes  distinctions  que  se  flattent 
les  hommes,  ils  ont  tous  meme  origine  (Hossuet). 

Das  que  wird  hier  zuweilen  durch  das  relative  Fürwort  qui  ersetzt, 
eine  Erscheinung,  welche  an  die  lateinische  Reduplikation  mehr  noch  als  que 
erinnert:  Quelques  nouveaux  malheurs  qui  nous  doivent  atteindre,  vous  ne 
m'eutendrez  point  murmurer  (Ancelot). 

Quelque  wird  auch  als  neutrales  Kasusadverb  in  der  Bedeutung:  wie 
auch  immer,  in  welchem  Grade  auch,  verwendet:  Quelque  puis- 
sants  qu'ils  soient,  je  ne  les  crains  point  (Acad.).  Quelque  heureusement 
doues  que  nous  soyons,  nous  ne  devons  pas  en  tirer  vanite  (Boniface).  — 
Ganz  dem  etvva,  mhd.  eteswä,  lat.  fortasse,  entspricht  dies  neutrale  quelque 
in:  il  y  a  quelque  soixante  ans  u.  dgl.  Vgl.  das  lateinische  aliquos 
viginti  dies. 

ß.  Dem  verallgemeinernden  quelque..  que  ist  auch  quel..que,  welcher 
auch  immer,  von  welcher  Beschaffenheit  auch,  nahe  verwandt,  nur 
steht  quel  immer  prädikativ  ohne  Substantiv,  während  quelque  in  quelque 
..que  sich  attributiv  an  ein  Substantiv  anschliesst:  Quel  qu'il  soit,  nul 
rempart  ne  le  peut  proteger  (Ancelot).  Un  trone  quel  qu'il  soit,  n'est 
point  ä  dedaigner  (Grebillon).     Quelles  que  soient  vos  vues  (Acad.). 

Dem  relativen  quel  wird  hier  auch  sein  Korrelat  tel  substituirt:  On 
prouve  tres-bien  ä  cet  enfant  que  cette  religion,  teile  qu'elle  soit,  est  la 
senle  veritable  (J.-J.  Rocsseau). 

y.  quelconque  (qualiscumque),  wie  auch  beschaffen,  beliebig,  folgt 
immer  seinem  Substantiv  und  steht  in  negativen  Sätzen  in  der  Einzahl,  in 
affirmativen  auch  in  der  Mehrzahl:  11  n'y  a  raison  quelconque  qui  puisse 
l'y  obliger.  Donnez-en  une  raison  quelconque.  Deux  points  quelcon- 
ques  etant  donnes  (Acad.).  Das  Altfranzösische  gebraucht  so  auch  quelque 
onques,  quel  onques  que  (qualis  quam  unquam);  vgl.  oben  quiconque. 

ö.  maint  (goth.  manags,  ahd.  manac),  mancher,  ist  meist  nur  noch  im  ge- 
meinen Leben  üblich  und  bezeichnet  eine  unbestimmte  nicht  unbeträchtliche 
Anzahl:  Maint  rocher  ecrase,  en  tombant,  maint  philosophe  qui  raisonne 
(Aübebt).  II  etait  lä  maintes  fiUes  savantes  (Gresset).  Daher  mainte 
fois  und  maintes  fois:  manchmal.  Auch  wird  es  verdoppelt:  par 
maints  et  maints  travaux. 

(.  different  m.,  differente  f.  und  divers  m.,  diverse  f.  (difFerens  und 
diversus)  geben,  als  unbestimmte  Fürwörter  betrachtet,  eine  unbestimmte 
unbeträchtliche  Anzahl  an,  wobei  der  Begriff  der  Verschiedenheit  zu  dem 
der  Besonderung  abgeschwächt  ist;  beide  Adjektive  werden  so  nur  in  der 
Mehrzahl  gebraucht:  Diff^rentes  personnes  me  l'ont  dit.  II  a  parle  ä 
diverses  personnes.     A  diverses  fois  (Acad.). 


§  50.     Das  Fürwort.     5.  Das  unbestimmte  Fürwort.  167 

C.  certain,  certaine  (v.  certus  gl.  certanus),  ist,  wie  zuweilen  das  lateinische 
certus,  auch  certus  guidam,  certus  aliguis,  gauz  an  die  Stelle  von  quidam 
getreten;  es  wird  von  Gegenständen  gebraucht,  deren  Existenz  dem  Redenden 
zwar  gewiss  ist,  welche  jedoch  nach  Seiten  der  Qualität  oder  Quantität  und 
des  Grades  nicht  näher  bestimmt  werden.  In  der  Einzahl  wird  es  auch  mit 
un  verbunden  und  steht  immer  vor  seinem  Substantiv:  Certain  loup  .  . 
trouvant  un  chien  .  .  s'en  allait  Temporter  (La  Fontaine),  ün  certain 
loup  .  .  aper^ut  un  cheval  (Id.).  Certaines  persounes,  certaines  gens 
disent  que  .  .  Durant  un  certain  temps,  Uue  certaine  quantite  (Acad.). 
Daher  drückt  certain  auch  bisweilen  das  geringe,  nicht  näher  bestimmte 
Mass-  und  Gradverhältniss  aus:  Cet  homme  jouait  d'iine  certaine  reputation. 
Geringschätzung  bezeichnet  es  bei  Eigennamen:    Un  certain  Cleon. 

T].  chaque,  afr.  chasque,  chesque  (quisque),  jeder,  bezeichnet  den  beliebigen 
Einzelnen  in  der  Sonderung  einer  Gesammtheit:  chaque  homme;  chaque 
arbre:  ä  chaque  instant.  Das  Altfranzösische  gebrauchte  auch  chacun  ad- 
jektivisch (s.  oben  chacun);  umgekehrt  verwendet  noch  im  Neufranzösischeu 
bisweilen  die  populäre  Rede  chaque  für  chacun,  was  im  Altfranzösischen 
ebenfalls  geschah:  ces  volumes  coütent  dix  francs  chaque;  auch  findet  man 
chaque  bisweilen  von  guten  Schriftstellern  so  gebraucht:  dix  familles  domes- 
tiques  de  cinq  personnes  chaque  (B.  de  St.-Pikrre). 

c)  Substantivisch  und  adjektivisch  und  in  dem  letzteren  Falle  auch 
unmittelbar,  obgleich  nicht  immer,  mit  Hauptwörtern  verbunden,  sind  die 
folgenden: 

ß,  aucun  m.,  aucune  f.  (aliqui  unus),  in  beiden  Geschlechtern  der  Einzahl 
und  selbst  der  Mehrzahl  gebräuchlich  (in  der  Einzahl:  irgend  ein,  mit  der 
Verneinung:  kein;  in  der  Mehrzahl:  irgend  welche,  oder  verneinend: 
keine),  verhält  sich  im  Gebrauche  des  Neufranzösischen  wie  personne  und 
rien,  hat  also  meist  die  Verneinung  zur  Voraussetzung.  Absolut  gebraucht 
ist  es  nur  männlichen  Geschlechts  in  der  Einzahl. 

««.  Substantivisch:  Aucun  n'est  prophete  chez  soi  (La  Fontaine).  Je 
doute  qu 'aucun  de  vous  le  fasse.  De  tous  ceux  qui  se  disaient  mes 
amis,  aucun  m'a-t-il  secouru?  (Acad.).  On  doit  ne  se  rendre  suspect  ä 
aucun  (Feselon). 

ßß.  Adjektivisch:  Quiconque  cherche  la  verite,  ne  doit  etre  daucun  pays 
(Voltaire),  On  ne  garda  plus  aucun  es  mesures  (Vertot).  II  a  obtenu 
ce  qu'il  demandait,  Sans  aucuns  frais  (Acad.). 

Im  Altfranzösischen  ward  es  ebensowohl  affirmativ  in  dem  Sinne  von 
quelqu'un  und  quelque  gebraucht:  II  conveuoit  qu'elle  uiangast  aucun 
bon  morsel  d'aucune  bonne  viande  (Le  Chevalier  de  la  Tocr), 

Im  Neufranzösischen  wird  noch  der  Plural  aucuns,  d' aucuns  im  alter- 
thümlichen  oder  scherzhaften  Stile  für  quelques-uns  gebraucht:  Aucuns 
:i  coups  de  pierre  poursnivirent  le  dieu  (La  Fontaine).  Aucuns  (d' au- 
cuns) croiront  que  j'en  suis  amoureux  (Acad.).  Mit  dem  Artikel  findet 
es  sich  noch  bei  La  Fontaine:.  De  certains  mots,  caracteres,  brevets, 
dont  las  aucuns  ont  de  tres-bons  effets. 

ß.  Die  verneinende  Zahl  nul  m.,  nulle  f.  (nullus),  kein,  wird  im  Singular 
und  Plural  verwendet;  substantivisch  und  absolut  steht  r^ul  der  Regel 
nach  nur  in  der  Einzahl  männlichen  Geschlechtes: 


168  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Ahschn.    D.  Wortbiegnng  etc. 

an.  Substantivisch:  Nul  n'est  exempt  de  mourir  (Acad.).  Nnl  plus  que 
moi  .  .  ne  respecte  .  .  ce  qu'il  y  a  de  beau  dans  de  certaines  situations 
(Lamartine).  A  nul  Tambition  n'est,  je  crois,  etrangere  (Stassart). 
Nul  de  nous  de  sang-froid  .  ,  n'envisage  la  niort  (L.  Racine);  un ver- 
bunden auch  in:  Nulles  des  expressions  qui  se  presentent  (.T.-J.  Rocs- 
sEAc).  Dagegen  sind  selten  Fälle  wie:  Que  nuls  ne  puissent  etre  arretes 
dans  la  lecture  de  Theophraste  (La  Brctere,  Disc.  sur  Theoph.,  bei 
Littre  s.  v,  2.). 
ßß.  Adjektivisch:  Nulle  paix  pour  Fimpie  (Racine).  Nuls  malheurs  ne 
doivent  abattre  Thomme  (Mirabeaü).  Nuls  frais;  nulles  gens;  nulles 
troupes  (Acad.).  Den  Gebrauch  des  Plural  leugnen  einige  Grammatiker 
ohne  Grund. 

Nul,  bedeutungslos,  werthlos,  nichtig,  ist  reines  Eigenschaftswort  und 
steht  ohne  ne:  un  homme  nul,  son  credit  est  nul;  cette  donation  est 
nulle  (Littre  s.  v.  3.  4.). 

Das  Altfranzösische    hatte    noch    nesuns,    nisuns    (ne  ipsum  unus), 

neguns    (nee   unus);    im  Neufranzösischen    wird    so  pas  un  gebraucht; 

s.  oben  S.  164=    Pas    un    seul    petit   morceau    (La   Fontaine);    natürlich 

nur  in  der  Einzahl. 

■y.  plusieurs  c.  (v.  lat.  plus,   pluris   gl.  pluriores,   plusiores),    ein  Plural,    afr. 

pluisor,    plusor,    wie    das    deutsche    mehrere    gebildet,    bedeutet    eigentlich 

mehr  als  einer;  absolut  wird  es  nur  männlich  von  Personen,  sonst  auch 

weiblich  gebraucht. 

«ß.  Substantivisch:  Parfois  plusieurs  valent  mieux  qu'un  (Piron).  Plusi- 
eurs pretendent,  tiennent,  s'imaginent .  .  (Acad.).  —  Plusieurs  d'entre 
elles  versent  des  larmes  (Florian).  De  toutes  ces  choses,  il  y  en  a  plu- 
sieurs ä  rejeter  (Acad.). 
ßß.  Adjektivisch:  II  s'est  donne  plusieurs  combats.  Je  crois  cela  par 
plusieurs  raisons  (Acad.). 

Das    absolute   plusieurs    hatte   im  Altfranzösischen  auch    den  Artikel: 

li  plusor  (la  plupart). 

S.  tout  m.,  toute  f.  (totus  auch  st.  omnis)  in  den  Bedeutungen:    ganz,  all, 

jeder,    afr.  Sing,  tos,    toz,    tous,    tus  —  tote,  toute,  tute;    Plur.  tuit,  tut  — 

totes,  toutes,  tutes,  kommt  unverbunden  und  verbunden,  jedoch  nicht  in  allen 

seinen  Bedeutungen  gleichmässig,  vor. 

aa)  In  der  Bedeutung  ganz,  den  Gegenstand  in  seiner  Vollständig- 
keit bezeichnend,  bleibt  tout  dem  Begriffe  des  totus  getreu  und  ist 
eigentlich  ein  vollkommenes  Adjektiv,  wie  auch  seul  (sohis)  allein, 
ohne  Begleitung,  einsam,  welches  fälschlich  zu  den  Fürwörtern 
gerechnet  wird.  Doch  streift  tout  hier  auch  bisweilen  nahe  an  den 
Begriff  des  all  an,  wie  bei  Stoff-  und  Sammelnamen,  wo  das  Ganze 
auch  als  Alles  erscheint  (vgl.  all  mein  Hab'  und  Gut  und  mein 
ganzes  Hab'  und  Gut;  totus  equitatus  die  ganze  oder  alle  Rei- 
terei). Es  tritt  entweder  attributiv  vor  ein  anderweitig  (durch  den 
Artikel  oder  ein  Fürwort)  seinem  Umfange  nach  determinirtes  Sub- 
stantiv oder  vor  einen  Eigennamen. 

Tout  le  peuple  y  accourut.  Toute  sa  famille  est  en  bonne  sante. 
II  y  a  a  mis  tout  son  bien  (Acad.).  Pendant  tout  ce  temps  de  fa- 
tigue  et  de  tourment  (Büffon).  Tout  Rome  est  consterne  (Vertot). 
In  einzelnen  Ausdrucksweisen  fehlt  die  determinative  Bestimmung  des 


§  50.     Das  Fürwort.     5.  Das  unbestimmte  Fürwort.  Iß9 

Substantiv:  Somme  toute  (d.  h.  die  Summe  in  der  Totalität  der 
Eiiizelsummen;;  courir  ä,  toiitc  bride  (mit  ganzem,  eigentlich  dem 
Pferde  ganz  überlassenen  Zügel);  k  tonte  force  (mit  ganzer,  aller 
Gewalt)  u.  v.  a.  Hier  begegnen  sich  im  Lateinischen  totus  und 
omnis:  Tot  um  oppidum  cingit  (Cars.,  B.  G.  1,  38).  Gallia  omnis 
(1,  1).    Tota  niente  .  .  atque  omni  animo  (Cic,  Or.  2,  20). 

Auch  lehnt  sich  tout,  toute  in  diesem  Sinne  an  das  Prädikat  an 
und  steht  appositiv  auf  ein  Subjekt  oder  Objekt  bezogen: 

Cette  somme  est  toute  oü  vous  l'avez  laissee  (Acad.).  La  liberte 
de  rinde  est  toute  entre  vos  mains  (Racine).  Laisse-moi  desorniais 
toute  ä  mon  desespoir  (Moliere).  Elle  est  toute  malade.  Blies 
furent  tout  es  surprises  de  le  voir  (Acad.). 

Die  Leichtigkeit  der  Vermischung  der  Beziehung  des  tout  auf  die 
Totalität  einzelner  Individuen  als  solcher  und  auf  eine  Gesammtzabl 
von  Einzelwesen  hat  der  Anwendung  des  adverbial  gebrauchten 
tout  hier  eine  grosse  Aus  lebnung  begeben  und  dem  Gebrauch  des 
flektirten  tout  einen  sehr  beschränkten  Kreis  gelassen.  Auffallonder 
Weise  13ektirt  man  es  nur  vor  einem  weiblichen  Adjektiv,  welches 
mit  einem  Konsonanten  oder  aspirirten  h  beginnt,  regelmässig,  ob- 
gleich es  auch  sonst,  wo  kein  Missverstäudniss  möglich  ist,  mit  nach- 
drücklicher Beziehung  auf  seinen  Gegenstand  vor  Vokalen  flektirt  er- 
scheint. —  Unterschiede,  wie  in  den  Worten:  je  suis  toute  k  vous 
und  je  suis  tout  ä  vous,  wenn  sie  von  einer  Frau  geschrieben  wer- 
den, erklären  sich  leicht,  da  die  grammatische  Beziehung  hier  ver- 
schieden ist:  tow^e  steht  appositiv  lu  je,  und  ^om<  gehört  der  Prädikats- 
bestimmung an.  Vgl.  lat.  Sum  vester  totus  (Cic).  Plauens  totus 
noster  est  (Id.). 

Uebrigens  nimmt  tout  als  Substantiv  (das  Ganze,  ein  Ganzes) 
auch  den  Artikel  an. 

bb)  Tout  in  dem  Sinne  all  bezeichnet  die  Gesanimtheit  von  Individuen, 
welche  der  Zahl  nach  abgeschlossen  gedacht  werden,  vorzugsweise  in 
der  Mehrzahl,  absolut  oder  attributiv,  und  hier  erhalten  die  Gegen- 
stände gewöhnlich  anderweitige  determinative  Bestimmungen,  wie  den 
Artikel  etc.  Doch  wird  tout  auch  singulariscb  als  Neutrum  von  der 
Gesammtheit  gebraucht  (Alles),  dem  das  neutrale  ce  bei  seiner 
näheren  Bestimmung  durch  einen  Adjektivsatz  beigegeben  wird,  wie 
auch  dem  tous  ein  Demonstrativpronom  folgen  kann;  beide  erscheinen 
alsdann  adjektivisch  gebraucht. 

((Ct.  Substantivisch:  Tous  vinrent  au-devant  de  lui.  Tous  tant  que 
nous  sonimes.  Se  devouer  pour  le  salut  de  tous  (Acad.).  —  Tout 
fuit,  tout  se  refuse  a,  mes  embrassements  (Raci.ne).  La  mort  nous 
separe  de  tout  (Bossuet).  Est-ce  lä  tout?  Ä  tout  prendre, 
Louis  XI  etait  un  roi  (Acad.).  —  Tout  ce  qui  nous  fait  sentir 
notre  meprise,  devient  lui-meme  Tattrait  (\\x\  la  perpetue  (MoLiiiRK).  — 
Tous  ceux  que  j'ai  vus  (Acad.). 

Auch  tritt  es  appositiv  zum  Subjekte  oder  Objekte  des  Satzes  : 
Les  Premiers  chretiens,   tous  egaux  et  tous  obscurs  .  .  gouver- 
naient  secretement  leur  societe  .  .  ä  la  pluralite  des  voix  (Voltairf-;). 
II  les  a  tous  reunis  (Acad.). 


170  Zweit.  ThI.     Formenlehre.     Erst.  Ahschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

ßß.  Adjektivisch:  L'amour  anime  en  ces  retraites  tous  les  regards  et 
tous  les  Coeurs  (Voltairk).  Auch  distributiv  kanu  es  gefasst  wer- 
den, wenngleich  dem  Hauptworte  eine  determinative  Bestimmung 
vorangeht,  wns  jedoch  nicht  anders  als  aus  der  Gesammtvorstellung 
entnommen  werden  kann,  wie  intous  les  jours,  tous  les  mois,  tous 
les  deux  jours,  tous  les  trois  mois  u.  dgl.  m.  Vgl.  das  Lateinische: 
Omnibus  mensibus  (Cic,  Fin.  2,  31). 

In  Verbindung  mit  Kardinalzahlen    werden   die  durch  die  Zahl 
bezeichneten  Individuen  durch  tous  mit  und  ohne  folgenden  Artikel 
als  die  Gesammtheit  hingestellt,   worauf  die  Thätigkeit  gemeinsam 
bezogen    wird:    tous   deux,    trois,    quatre  etc.,    und   tous  les  deux, 
trois  etc.    Der  ganze  Unterschied  zwischen  der  Zahl  mit  oder  ohne 
Artikel  beruht  in  der  energischeren  Ilindeutung  auf  die  genannten 
Individuen    durch    den    Artikel;    ein    gleichzeitiges    oder    ungleich- 
zeitiges Zusammenwirken  (oder  Leiden)  der  Individuen  kann  hierin 
nicht  angedeutet  sein,  wie  einige  Grammatiker  lehren, 
cc)  In    der    Bedeutung:    jeder  wird  tout,    und  zwar  adjektivisch,    meist 
dann    gefasst,    wenn    seinem    Substantiv    keine    weitere    determinative 
Bestimmung  gegeben  ist: 

Tout  homme  est  sujet  ä  la  luort  (Acad.).  En  tonte  chose  il 
faul  considerer  la  fin  (La  Fontaine).  A  tout  propos;  en  toute 
occasion;  de  toute  part;  k  tout  moment;  k  toute  heure;  par  tout 
pays  u.  a.  (Acad.). 

In  der  Mehrzahl  kann  es  zweifelhaft  werden,  ob  tout  die  Gesammt- 
heit in  der  Vereinzelung  oder  ob  es  schlechthin  die  Gesammtzahl  dei' 
Gegenstände  andeuten  soll;  die  Entscheidung  kann  nur  der  Zusammen- 
hang geben.  So  ist  es  z.  B.  in:  II  faisait  des  soupirs,  de  grands 
elaucements,  et  baisait  humblement  la  terre  ä  tous  moments  (Mo- 
liere)  distributiv  zu  fassen,  wie  oben  tous  les  jours  u.  s.  w.;  ebenso 
in:  Les  agresseurs  en  tous  genres  ont  tort  devant  Dieu  et  devant  les 
hommes  (Voltaire),  wo  die  Angreifenden  nicht  allen  Arten  zugleich, 
sondern  je  einer  oder  der  andern  Art  angehören;  aber  in:  Confitures 
volent  de  tous  cotes  (Boileau)  fliegen  die  Siässigkeiten,  welche  von 
jeder  Seite  kommen,  auch  zugleich  von  allen  Seiten,  und  der  Unter- 
schied wird  hier  für  die  Vorstellung  verwischt.  Am  Häufigsten  wird 
hier  der  Singular  verwendet,  wie  auch  im  Lateinischen:  Ut  neu  omnem 
frugem  neque  arborem  in  omni  agro  reperire  possis,  sie  non  omne 
facinus  in  omni  vita  nascitur  (Cic,  Rose.  Am.  27,  75). 
f.  tel  m.,  teile  f.  (talis),  afr.  tels,  teus,  tiels,  tiex  etc.,  auch  itels,  autels, 
altreteis,  zeigt 

uu.  zunächst,  in  der  Bedeutung:  solcher,  die  Beschaffenheit  des  Gegen- 
standes in  demonstrativer  Weise  auf  ganz  unbestimmte  Art  an, 
ist  wesentlich  adjektivisch,  und  steht  in  diesem  Sinne  mit  Rück- 
beziehung oder  vorwärtsdeutend  theils  attributiv,  theils  prädikativ: 
II  tint  k  peu  pres  tel  discours.  Une  teile  conduite  vous  fait 
honneur.  Pour  etre  heureux  ou  malheureux  il  faut  se  croire  tel 
(Acad.).  Tels  sont  tous  les  grands  coeurs  (Chamfort).  Die  Be- 
schaffenheit kann  nach  Art,  Grad  und  Erfolg  durch  einen  mit  que 
eingeleiteten  Modalsatz  oder  Konsekutivsatz  bestimmt  sein:  II  est 
tel  queson  pere.    Sa  memoire  est  teile  qu'il  n'oublie  Jamals  rien 


§50.     Das  Fürwort.     5.  Das  uubestimmte  Fürwort.  ]71 

(AcAD.).     Dem    talis  —  (/uulis    entspricht    (el  —  tel:    Tel    niaitre, 
tel  valet.    Teile  vie,  teile  fin. 

Mit  seinem  ächten  Korrelate  guel  kommt  tel  nur  vor,  wo  quel 
elliptisch  gebraucht  wird:  des  gens  tels  quels  (solche,  wie  sie 
eben  sind,  unbedeuiend).  Je  vous  rends  votre  somme  d'argent 
teile  quelle  (so  wie  sie  übergeben  ist,  ohne  Schmälerung).  Beide 
Arten  von  Ellipsen  sind  nur  im  gemeinen  Leben  üblich. 

Auch  wird  es  gebraucht,  wo  man  die  Beschaffenheit  nicht  be- 
stimmen kann  oder  will  (vgl.  certain) :  11  est  alle  s'etabjir  dans 
teile  viile.  J  arriverai  a  teile  epoque  (Acad.);  und  hier  wird  es 
auch  verdoppelt  (wie  das  deutsche  so  und  so):  Avoir  teile  ou 
teile  qualite;  par  teile  et  teile  raison;  und  in  diesem  Sinne  wird 
es  auch  mit  un  su  bstantivirt:  II  est  tantot  chez  un  tel,  tantot 
chez  une  teile;  monsieur  un  tel,  madame  une  teile  (Acad.). 
ßß.  Dem  eben  angeführten  Gebrauche  liegt  die  Verwendung  desselben 
sehr  nahe,  um  unbestimmte  Individuen  ganz  allgemein  zu  be- 
zeichnen, welche  der  Deutsche  durch  mancher  andeutet:  Tel 
homme  recherche  ce  que  tel  autre  meprise  (Acad.). 

Ist  tel  unverbunden  und  folgt  ihm  ein  Relativsatz,  so  wird  in 
der  That  das  Fürwort  durch  diesen  Satz  bestimmt,  wenn  auch  tel 
ein  anderweitig  unbestimmtes  Individuum  bezeichnet:  Tel  qui 
rit  vendredi,  dimanche  pleurera  (Racine).  Tel  est  pris,  qui  croyait 
prendre  (La  Fontaine),  So  wird  es  auch  verbunden  gebraucht: 
Tel  homme  est  recompeuse,  qui  meritait  d'etre  puni  (Acad.). 
C.  meme  c,  Flur,  memes  (semet  ipsissimus  —  met  ipsimus),  afr.  meisme, 
misme,  mesme,  entspricht 

«ß.  dem  lateinischen  ipse  (ipsimus  bei  Plautus)  und  dem  aualog 
gebildeten  deutscheu  selbst  (v.  ahd.  selpo,  selb),  indem  es  den 
Gegenstand  in  seiner  Ausschliesslichkeit  mit  Nachdruck  hervorhebt. 
In  dieser  Bedeutung  schliesst  es  sich  einem  vorangehenden  Fürworte 
oder  Substantiv  an: 

Moi-meme,  toi-meme,  lui-meme,  elle-meme,  nous-memes, 
cela  meme  (eben  dies),  celui-lä.  meme  (in  vous-meme  mit  Be 
Ziehung  auf  eine  Person  bleibt  mime  unflektirt).  II  fait  cela  de 
lui-meme  (aus  eigenem  Antrieb,  allein).  Etre  soi-meme  (sich 
selber  treu  sein)  (Acad.).  Peut-on  se  connaitre  soi-meme?  Nous 
ne  voyons  pas  nous-memes  nos  delauts  (Bescherelle).  Les 
Romains  ne  vainquirent  Ics  Grecs  que  par  les  Grecs  memes 
(Acad.).  Abstrakte  Substantive  hel)t  darum  das  hinzugefügte 
meme  (d.  h.  für  sich  selbst  betrachtet  gl,  leibhaftig)  aus 
ihrer  Allgemeinheit  heraus  und  individualisirt  oder  personificirt  sie 
gleichsam:  Cet  homme  est  la  valeur  meme;  cette  femme  est  la 
franchise  meme  (Acad.). 

Dieser  Verwendung  des  mime  liegt  eine  andere  nahe,  wobei  der 
durch  das  Adjektivpronomen  bestimmte  Gegenstand  anderen  (ge- 
nannten oder  ungenannten)  gegenüber  nachdrücklichst  wie  durch 
das  deutsche  selbst  hervorgehoben  wird:  Les  rochers  uiGmes  .  . 
sont  sensibles  ii  de  touchants  accords  (Gressbt).  Ce  mensonge  n'a 
rien  qui  ne  seit  innocent.  Les  dieux  memes  ne  peuveut  le  con- 
damner  (Fbnelon). 


172  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

Mime  ist  auch  zum  Pronominaladverb  (selbst,  sogar)  ge- 
worden und  wechselt  häufig  mit  dem  flektirten  7neme;  das  Fürwort, 
welches  sich  überhaupt  nur  im  Plural  als  solches  klar  erkennen 
lässt,  und  das  Adverb  bedingen  keinen  Unterschied  des  Inhaltes 
des  Satzes,  sondern  lediglich  der  grammatischen  Konstruktion. 
Vgl.:  La  faiblesse  des  humains  n'est  que  trop  naturelle;  les  dieux 
meme  .  .  out  brüle  quelquefois  ile  feux  illegitimes  (Racine). 
ßß.  Wie  selb  in  der  Zusammensetzung  derselbe,  derselbige,  so 
wird  auch  meme  mit  dem  bestimmten  Artikel  (le  meme,  la  meme), 
mit  dem  unbeslimmteu  (un  meme,  une  meine),  bisweilen  auch  ohne 
Artikel  zur  Bezeichnung  der  Ununlerschiedenheit  uudEiuer- 
leiheit  gebraucht,  wobei  der  bestimmte  Artikel  in  demonstrativer 
Weise  wirkt,  indem  er  auf  einen  genannten  Gegenstand  deutet,  was 
auch  durch  das  demonstrative  Fürwort  geschehen  kann.  Hier  kann 
das  Fürwort  attributiv  oder  prädikativ  uud  substantivirt  (also  auch 
unverbunden)  auftreten: 

C'est  le  meme  homme;  ce  sont  les  memes  gens;  ce  n'est 
quune  seule  et  meme  chose;  deux  plantes  de  meme  espece 
(AcAD.).  Voici  les  freres  Martin:  meme  taille,  meme  figure, 
memes  habitudes  de  corps  (Paulmier).  Suivant  ce  meme 
historien  (Bignon).  —  Cette  femme  est  toujours  la  meme.  Aristote 
a  dit  .  .  le  meme  a  soutenu  que  .  .  (Acad.).  Auch  neutral:  cela 
revient  au  meme. 
»;.  autre  c,  Plur.  autres  (alter  auch  st.  alius),  afr.  zweigeschlechtig  altres, 
altre  etc.  (über  autrui,  afr.  altrui,  autrui,  s.  oben  S.  154.  165),  hat 

aa)  die  ursprüngliche  Bedeutung:  einer  unter  zweien  nur  in  dem 
Sinne  bewahrt,  in  welchem  einer  als  der  zweite  in  der  Reihenfolge 
oder  andere  einem  voranstehenden  gegenübertritt;  auch  wo  es  plu- 
ralisch steht,  ist  hier  die  Zweitheilung  der  gesammten  Gegenstände 
die  Voraussetzung.  Es  tritt  sowohl  substantivisch  als  adjektivisch  auf 
uud  hat  in  beiden  Fällen  oft  an  Tun,  l'une  seinen  Gegensatz,  wo 
das  Lateinische  alter  .  .  alter  und  pluralisch  alteri  .  .  alteri  ver- 
wenden konnte. 

au.  II  sont  morts  Tun  et  l'autre  (Acad.).  A  celle  que  vous  ni  moi  ue 
pouvons  nommer  desormais  en  face  Tun  de  l'autre  (Dumas).  Ils 
se  dechirent  les  uns  les  autres  (Fenelon).  Des  deux  livres  que 
vous  me  demandez,  voici  Tun,  voilä  l'autre  (Acad.).  Tout  le 
peuple  suivit  Virginie,  les  uns  par  curiosite,  les  autres  par 
consideration  pour  Icilius  (Vertot). 
ßß.  L'un  et  l'autre  consul  suivaient  ses  etendards  (Corneille).  II 
s'etait  informe  .  .  de  ce  qui  s'etait  passe  dans  l'une  et  l'autre 
armee  (Voltaihe),  Connaissez-vous  mon  autre  soeur?  (Acad.). 
De  part  et  d'autre  on  fit  sauter  la  mine  (Dard).  Les  ancieus  ue 
croyaient  pas  qu'il  y  eüt  un  autre  monde  (Gir.-Düvivier). 

Hierher  gehört  auch  der  adjektivische  Gebrauch  des  un  autre, 
wodurch  der  Gegenstand  als  zum  zweiten  Male  vorhanden  bezeichnet 
wird:  c'est  un  autre  Alexandre  (Acad.).  G'est  un  autre  moi- 
meme  (mein  zweites  Ich),  vgl.  das  lat.  alter  ego,  alter  idem, 
alter  Verres  (Cic,  Verr.  5,  33);  daher  auch  un  autre  vous- 
meme    und   selbst  un  autre  elle-meme  (Moliebe).     Grammatiker 


§  51.     Das  Zeitwort  im  Allgfemeinen  und  seine  Arten.  173 

wollen  statt  Her  abstrakt  gefassten  persönlichen  Fürwörter  in  diesem 
Falle  auch  iine  autre  elle-nieme,  une  autre  moi-mome  u.  dgl.  m. 
gestatten, 
bb)  Im  Sinne  des  lateinischen  alius,  dem  sich  auch  alter  bisweilen  nähert, 
so  wie  umgekehrt  auch  alius  statt  alter  gebraucht  wird,  wo  entschieden 
nur  von  Zweien  die  Rede  ist,   steht  autre  ebenfalls  substantivisch  wie 
adjektivisch,    und    hier    ohne  den  bestimmten  Artikel.     Ks  bezeichnet 
wie  alius  thoils  einen   unbestimmten  anderen,    theils  einen  ver- 
schiedenen und  wird  so  zu  einem  Adjektiv  im  engeren  Sinne. 
(CK.  A  votre  place  im  autre  se  serait  em presse  de  venir  (Acad.).    Une 
autre    cependant    a    flechi   son  audace  (Racine).     Quelque  autre 
vous  le  dira  mieux  que  moi.    D'autres  sauraient  vous  flatter;  moi, 
je  vous  dis  la  verite  (Acad.). 
ßß.  II  amena  son  fils  et  deux  autres  personnes.    Votre  habit  est  use, 
il  faut  en  acheter  uu  autre  (Acad.).     Une  premiere  victoire  doit 
en  amener  d'autres  (Barthelemt),    L'autre  jour  bezeichnet  eiuen 
unbestimmten    unter    den   letztverflossenen  Tagen,    welcher  jedoch 
dem  Redenden  als  ein  bestimmter  vorschwebt. 

In  der  Verbindung  nous  autres,    vous  autres,  noiis  autres 
Fran^ais  u.  dgl.    werden  in   populärer  Ausdrucksweise  die  bezeich- 
neten Personen  in  ihrem  Unterschiede  von  anderen  hervorgehoben. 
Im  Sinne  der  Verschiedenheit   steht   es  attributiv   und  prä- 
dikativ : 

C'estune  autre  affaire,  c'est  bien  une  autre  affaire;  c'est  un 
autre  homme  oder  tout  un  autre  homuie  oder  un  tout  autre 
homme.  Mit  dem  Begriffe  der  Verschiedenheit  verbindet  man  hier 
oft  den  des  höheren  Werthes.  Vgl,  lat.  Longe  alia  mens  (Sall., 
Cat.  52). 

Auch  wird  autre  attributiv  bei  Gegenüberstellungen  wieder- 
holt, wo  die  gleichmässig  eintretende  Verschiedenheit  bezeichnet 
werden  soll:  autre  temps,  autre  usage:  autre  temps,  autres 
mceurs;  d'autres  temps,  d'autres  soins;  oder  prädikativ,  wenn 
die  Verschiedenheit  des  Gegenübergestellten  hervorgehoben  wird. 
Alsdann  erscheint  es  auch  neutral,  oder  in  demselben  Sinne  mit 
chose  verbunden,  und  wird  an  die  Spitze  des  Satzes  gestellt: 

Autres  sont  les  temps  de  Mo'ise,  autres  ceux  de  Josue  et  des 
Juges;  autres  ceux  des  Rois  etc.  (Bossüet).  Autre  est  promettre, 
autre  est  donner.  Autre  chose  est  une  simple  affirmation, 
autre  chose  est  une  affirmation  avec  serment  (Acad.).  Vgl. 
Aliud  est  maledicere,  aliud  accusare  (Cic,  Coel.  3). 
.9.  üeber  qui  .  .  qui  vgl.  oben  3.  a)  S.  159. 

51.  Das  Zeitwort  im  Allgemeinen  und  seine  Arten.  Wie  die  dem  Haupt- 
■worte  zu  (i runde  liegende  Anschauung  die  eines  räumlich  begrenzten 
daseienden  Gegenstandes  ist,  so  liegt  dem  Zeitworte  die  Vorstellung 
der  in  der  zeitlichen  Sphäre  an  dem  Gegenstande  zur  Erscheinung  kom- 
menden oder  werdenden  Thätigkeit  zu  Grunde.  Auch  wo  das  Zeitwort 
als  Ausdruck  eines  Zustandes  oder  Leidens  erscheint,  bezeichnet  es  Be- 
wegung,   Geschehen  und  Werden    in    der   Aufeinanderfolge    oder  im  Ver- 


174  Zweit.  ThI.     Formenlehre.     Erst.  Abschii.     D.  Wortbiegunp  etc. 

fliessen  der  Zeit,  und  fällt  damit  unter  die  allgemeine  Vorstellung  der  Be- 
thätigung.  Den  Namen  Zeitwort  führt  dieser  Redetheil  eben  wegen 
seiner  Beziehung  auf  die  Zeit,  deren  auf  einander  folgende  und  mit  ein- 
ander wechselnde  Sphären  ebenfalls,  gleichsam  in  räumlicher  Trennung, 
durch  die  verschiedenen  Zeitformen  desselben  (tempora)  bezeichnet  werden. 
Man  nennt  es  auch  das  Verbum  oder  vorzugsweise  das  Wort,  weil  es, 
logisch  betrachtet,  in  der  That  die  erste  Stelle  einnimmt,  insofern  es  als 
Aussagewort  zugleich  das  geistige  Band  des  Gedankens  (die  Copula) 
enthält. 

Seiner  auf  das  grammatische  Verhältniss  rückwii'kenden  Bedeutung 
nach  zerfällt  das  Zeitwort  in  verschiedene  Arten,  welche  in  der  Sprache 
nur  zum  Theil  dm-ch  verschiedene  Formen  bezeichnet  werden.  Das  Fran- 
zösische, welches  sich  in  seinen  Verbalformen  an  das  Lateinische  an- 
schliesst,  hat  hier  Einbusse  erlitten,  obgleich  der  Verlust  des  sogenannten 
Deponens  des  Lateinischen  nicht  die  Einbusse  einer  für  eine  bestimmte 
Art  von  Zeitwörtern  ausgeprägten  Form  ist.  Lateinische  Deponentia  er- 
halten nämlich,  wenn  sie  nicht  überhaupt  aufgegeben  werden,  im  Franzö- 
sischen die  aktive  Form :  consoler,  imiter,  suivre,  naitre,  mentir,  mourir  (von 
moriri  bei  Flautus  und  Ovid,  nicht  von  mori)  u.  a. 

A.  Einen  Eintheih;ngsgrund  der  Arten  der  Zeitwörter  bietet  die  Natur  der  in  ihnen 
enthaltenen  Thätigkeit,  nach  der  Möglichkeit  ihrer  Beziehung  auf  ein  Objekt. 
Nach  dieser  Seite  zeigt  sich  nämlich  die  Thätigkeit  entweder  als  die  nach  aussen 
gerichtete  oder  als  die  in  sich  beschlossene  Thätigkeit.  In  Beziehung 
hierauf  unterscheidet  man  transitive  und  intransitive  Zeitwörter,  welche 
sich  in  verschiedene  Unterarten  gliedern. 

1.  Transitive  Zeitwörter  sind  diejenigen,  welche  eine  Thätigkeit  ausdrücken, 
die  auf  einen  Gegenstand  als  ihr  Ziel  gerichtet  ist,  sei  es,  dass  der 
Gegenstand  durch  die  Thätigkeit  hervorgebracht  oder  verändert  oder  überhaupt 
berührt  und  afficirt  werde.  Wir  können  aber  hier  zwei  Arten  von  transitiven 
Verben  unterscheiden : 

a)  transitive  im  engeren  Sinne,  deren  Gegenstand  als  unmittelbares  die 
Thätigkeit  erleidendes  Objekt  durch  den  Akkusativ  bezeichnet  wird,  wie  battre, 
acquerir,  lire,  faire  etc. 

b)  transitive  im  weite  reu  Sinne,  deren  Gegenstand  nicht  unmittelbar  von 
der  Thätigkeit  ergriffen  wird,  und  der  daher  als  bei  der  Thätigkeit  betheiligt 
durch  den  umschriebenen  Dativ  und  Genitiv  bezeichnet  ist,  wie  nnire,  appar- 
tenir,  obeir,  succeder,  accoucher  etc. 

Der  Unterschied  beider  Arten  zeigt  sich  besonders  in  ihrer  Passivbildung 
(s.  unten);  die  transitiven  im  weiteren  Sinne  nähern  sich  den  intransitiven 
und  gehen  oft  in  diese  über,  wie  umgekehrt  intransitive  leicht  zu  transitiven 
dieser  Art  werden. 

Die  transitiven  Zeitwörter  erscheinen  in  einer  doppelten  Form: 
a.  im   Aktivum,    wenn    das    grammatische  Subjekt    thätig,    d.  h.    als   die 

Wirksamkeit  ausübend  dargestellt  wird. 
ß.  im  Passivum,   wenn    das  grammatische  Subjekt  als   die  Thätigkeit  er- 
leidend oder  als  der  Gegenstand  bezeichnet  ist,    an  welchem  die  Thätig- 
keit geübt  wird. 


§  51.     Das  Zeitwort  im   Allgemeinen   und  seine  Arten.  175 

Nur  die  transitiven  Zeitwörter  im  engeren  Sinne  sind  fähig, 
ein  zu  sämmtlichen  Personalformen  entwickeltes  Passivum  zu  bilden  (ich 
liebe  —  ich  werde  geliebt);  die  transitiven  im  weiteren  Sinne  bilden  im 
Französischen  überhaupt  kein  Passiv.  Auch  die  im  Deutschen  gestattete 
Bildung  der  dritten  Person  mit  dem  grammatischen  Subjekte  es  (es  wird 
mir  gedankt)  ist  im  Französischen  ungebräuchlich.  Ausnahmsweise  findet 
man  jedoch  auch  passivische  Formen,  welche  auf  Verwechselung  der  An- 
schauungsweise beruhen:  Madame  la  marquise  sera  obeie  (Dumas). 
Je  ne  veux  pas  etre  desobei  (Acad.);  auch  Vous  etes  tout  pardonne 
(Acad.)  gehört  als  Passiv  zu  pardonner  k  quelqu'un.  Da  das  Passiv  in 
allen  seinen  Formeu  durch  das  Hülfszeitwort  etre  mit  dem  Particip  ge- 
bildet und  darum  schwerfällig  ist,  so  ist  seine  Anwendung  überhaupt 
beschränkt,  und  es  wird  oft  umgangen  oder  durch  eine  andere  Form  er- 
setzt.    Das  transitive  Zeitwort  avoir  bildet  kein  Passiv. 

c)  Das  reflexive  Zeitwort  ist  ein  transitives,  insofern  hier  das  Subjekt  der 
Thätigkeit  noch  einen  Gegenstand  an  sich  selbst  hat;  dies  Objekt  wird  daher 
durch  ein  persönliches  Fürwort  bezeichnet. 

Die  reflexiven  Zeitwörter  zerfallen  in: 

«.  reflexive  im  engeren  Sinne,  welche  nur  das  Subjekt  der  Thätig- 
keit zu  ihrem  Objekte  haben  können,  wie  s'ecrier,  s'envoler,  s'evader, 
s'evanonir,  se  moquer,  se  repentir  ^tc. 

p.  reflexive  im  weiteren  Sinne,  welche  ausser  der  transitiven  Be- 
ziehung auf  ein  äusseres  unmittelbares  Objekt  auch  das  Sub- 
jekt der  Thätigkeit  zu  ihrem  Objekte  haben  können.  Die  Zahl  derselben 
ist  nicht  gering.  Dahin  gehöreu  s'arreter,  s'attendre,  s'effrayer,  s'ennuyer, 
se  rejouir,  se  üatter,  se  lamenter,  se  taire,  se  saisir,  se  tromper,  se  porter, 
se  depecher,  se  promener,  se  lever,  se  coucher,  s'egarer,  se  consoler,  se 
baigner,  se  noyer  und  andere  ihrer  Bedeutung  nach  sehr  verschiedenartige 
Zeitwörter. 

Zu  unterscheiden  sind  hiervon  noch  Zeitwörter,  bei  welchen  das  Sub- 
jekt als  Dativ  der  betheiligten  Person  wiederkehrt.  Diese  können  ausser- 
dem noch  ein  unmittelbares  01)jekt  (einen  Akkusativ)  zu  sich  nehmen, 
wie  s'approprier,  s'imaginer,  se  proposer  u.  a.,  wenn  sie  nicht  transitive 
im  weiteren  Sinne  sind,  wie  se  suffire,  se  plaire  u.  dgl.  m. 

Trotz  ihrer  Verschiedenheit  kommen  alle  diese  Zeitwörter  darin  über- 
ein, dass  sie  als  reflexive  kein  Passivum  und  dass  sie  in  einer  und 
derselben  Weise  ihre  zusammengesetzten  Zeitformen  mit  dem 
Hülfszeitworte  etre  bilden.  Man  fasst  sie  gewöhnlich  unter  dem  Namen 
der  Pronominalverben  (verbes  pronominaux)  zusammen,  wozu  ausser- 
dem die  reciprok  gebrauchten  Zeitwörter  gezählt  werden,  in  denen  die 
reflexive  Verbalform  (in  der  Mehrzahl  oder  in  der  Einzahl  mit  einem  all- 
gemeinen Subjekte  on  u.  dgl.  m.)  die  Gegenseitigkeit  der  Thätigkeit  als 
Wirkung  des  Subjektes  auf  das  Objekt  und  als  Rückwirkung  des  Objektes 
auf  das  Subjekt  andeutet.  Die  Erkennung  dieser  Gegenseitigkeit  einer 
Handlung  kann  übrigens  nur  aus  dem  Zusammenhange  der  Rede  ent- 
nommen werden,  da  die  sprachliche  Form  nicht  fähig  ist,  sie  anzudeuten; 
wo  Zweideutigkeit  eintreten  könnte,  gebraucht  man  neben  dem  reflexiven 
Zeitworte  besonders  die  als  Subjekt  und  Objekt  gegenübergestellten  run 
rautre,  tun  ä  l^autre,  let  uns  les  autres  etc.; 


176  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschr).     Ü.  Wortbieguug  etc. 

Ils  ne  s'aiment  pas  meme  Tun  l'autre  (J.-J.  Rousseau).  Les  citoyens 
se  fuyaient  l'un  l'autre  (Sismondi).  Les  hommes  sont  faits  pour  se  se- 
courir  les  uns  les  autres  (Voltaire).  Les  aventures  se  succedent 
les  unes  aux  autres  (Id.). 

An  Stelle  von  Vun  l'autre  etc.  erscheinen  auch  adverbiale  Zusätze, 
wie  mutuellement,  reciproquement,  entre  eux,  zur  näheren  Bezeichnung  der 
Gegenseitigkeit  bei  reciijrok  jjebrauchten  reflexiven  Verben;  demselben 
Zwecke  dient  bei  sehr  zahlreichen  Verben  dieser  Art  die  Zusammensetzung 
mit  entre-,  entr'  (s.  §  82.  1.),  wie  bei  s'entre-dechirer,  s'entre-hair,  s'entre- 
nuire,  s'entre-repondre,  s'entre-secourir,  s'entr'accorder,  s'entr'accuser, 
s'entr'aider,  s'entraimer,  s'eutr'egorger  u.  a.: 

Ils  s'aident  mutuellement.  Ils  se  rendent  reciproquement  de 
bons  Services  (äcad.).  Les  gueux,  les  gueux  sont  des  gens  heureux;  ils 
s'aiment  entre  eux  (Beranger).  Ces  deux  choeurs  de  musique  s'entre- 
repondaient  (Acap.). 

Auffallender  Weise  wird  aber  selbst  die  Einzahl  der  Zeitformen  des 
reflexiven  Verb  mit  einem  bestimmten  einzelnen  Subjekte  unter  Hin- 
deutung auf  den  urspriänglich  reciproken  Gebrauch  des  Zeitwortes  ver- 
wendet, wie  in  se  battre,  gleich  dem  deutscheu  sich  schlagen,  sich 
duelliren:  cet  homme  se  bat  bien,  wobei  der  vorausgesetzte  Gegner 
auch  mit  einer  Präposition  angeknüpft  wird  (contre  quelqu'un). 

Andere  Begriffsunterschiede  der  Zeitwörter,  welche  die  Weise  der 
Beziehung  auf  ihr  Objekt  nicht  berühren,  sind  dieser  Eintheilung  fremd, 
üahin  gehören,  insoweit  sie  transitiv  sind,  die  frequen tati ven  oder 
iterativen  Zeitwörter,  welche  die  Wiederholung  derselben  Thätigkeit 
bezeichnen;  die  diminutiven,  welche  die  Thätigkeit  in  kleinlichem 
Masse  darsteilen;  die  desiderativen,  welche  das  Verlangen  nach  einer 
Thätigkeit  enthalten;  endlich  die  sogenannten  faktitiven,  welche  die 
ursächliche  Thätigkeit  bezeichnen,  wodurch  eine  andere  Thätigkeit  oder 
ein  Zustand  hervorgebracht  wird. 

Hinsichtlich  dieser  Verba  ist  nur  zu  bemerken,  dass  die  im  Lateini- 
schen   dafür   ausgeprägten  Ableitungssulfixe  zum  Theil   aufgegeben    (wie 
essere,  issere,  urire),  zum  Theil  durch  andere  Formen  ersetzt  sind,  endlich, 
wo  sie  erhalten  wurden,    theilweise  ihre  Bedeutung  verloren  haben,    wie 
schon  im  Lateinischen.     Vgl.    cantare,    votare,    tutari,    cogitare  u.  a.     S. 
die  Lehre  von  der  Wortbildung. 
2.  Intransitive  Zeitwörter  nennt  man  alle  die  Zeitwörter,   welche  eine  nicht 
auf  einen  Gegenstand  gerichtete  oder  auf  ihn  wirkende  und  sich  er- 
streckende Thätigkeit  ausüben,  die  deshalb  als  ein  in  sich  abgeschlosselies 
Thun  erscheint,    wie  dormir,    croupir,    aller,    courir  etc.     Man  hat   diese  Zeit- 
wörter auch  Neutra  genannt,  insofern  ihnen  weder  der  Charakter  der  (transi- 
tiven) Aktiva  noch  der  Passiva  zukommt;  manche  beschränken  indessen  diesen 
Namen   mit  unklarer  Begrenzung  auf  Zeitwörter,    welche    eine  Zuständlichkeit 
des    Subjektes    ausdrücken,    worin    der    BegriiF   der   Selbstthätigkeit    erloschen 
scheint,  wie  dormir,  luire  u.  dgl.  m. 

Auch  hier  können  für  die  Eintheilung  der  Zeitwörter  noch  andere  der 
grammatischen  Beziehung  derselben  fremde  Gesichtspunkte  geltend  gemacht 
werden.  So  sind  z.B.  intransitive  Zeitwörter  oft  inchoative,  wodurch  das 
Werden  oder  Anheben  einer  durch  den  Verbalstamm  charakterisirten  Thätig- 
keit bezeichnet  wird,  oder  desiderative  u.  s.  w. 


§  51.     Das  Zeitwort  im  Allgemeinen  und  seine  Arten.  177 

In  der  Bildung  ihrer  zusammengesetzten  Zeitformen  schwanken  diese  Verba 
zwischen  den  Hülfszeitwörtern  avoir  und  etre.  Insoweit  sie  diese  Formen  mit 
etre  bilden,  können  sie  den  lateinischen  Neutro-Passiven  und  Deponentien  ver- 
glichen werden  (soleo,  solitus  sum,  solere;  gandeo,  gavisus  sum,  gaudere; 
loquor,  locutus  sum,  loqui;  vgl.  §  52.  3.).  Ein  Passivum  bilden  sie  nicht;  auch 
die  lateinischen   Formen  vivitur,  Statur,  itur  u.  dgl.  sind  aufgegeben, 

B.  Einen  anderen  Eintbeilungsgrund  enthält  die  Natur  der  durch  die  Zeitwörter 
ausgedrückten  Thätigkeit  nach  der  Fähigkeit  ihrer  Beziehung  auf  ein  be- 
stimmtes Subjekt  des  Satzes.  In  dieser  Hinsicht  zerfallen  die  Zeitwörter  in 
persönliche  und  unpersönliche. 

1.  Persöüliche  Zeitwörter  heissen  diejenigen,  welche  sich  als  Prädikate  auf  ein 
an  sich  begrittiich  bestimmtes  oder  bestimmbares  Subjekt,  eine  Person  oder 
Sache  beziehen  lassen;  ihr  Subjekt  kann  ein  Substantiv  sowohl  als  ein  Für- 
wort sein:  Mes  amis  ont  parle,  les  cceurs  sont  attendris  (Voltaire).  Vous 
ni'avez  crue  attachee  k  vous  nuire  (Racine).  Je  reglerai  uia  conduite  sur 
votre  reponse  (Arago). 

2.  Unpersönliche  Zeitwörter  dagegen  sind  solche,  welche  im  Prädikate  überhaupt 
auf  kein  an  sich  bestimmtes  oder  bestimmbares  Subjekt  bezogen,  sondern  statt 
dessen  an  das  unbestimmte  neutrale  und  tonlose  Subjekt  il  (es)  geknüpft  sind. 

a)  Es  giebt  wenige  unpersönliche  Zeitwörter  im  engeren  Sinne,  d.  h.  solche, 
die  überhaupt  nur  in  unpersönlichen  Sätzen  vorkommen  können  Diese 
dienen  besonders  zum  Ausdruck  von  Wirkungen  in  der  Natur,  deren  Subjekt 
der  Vorstellung  unklar  ist,  wie  in  il  pleut,  il  neige,  il  gele,  il  degele,  il 
grele,  il  tonne;  aber  selbst  schon  Erscheinungen  dieser  Art  werden  zum 
Theil  durch  unpersönlich  gebrauchte  Zeitwörter  ausgedrückt,  welche  an  sich 
persönlich  sind,  wie  in  il  fait  froid,  chaud,  beau,  il  fait  du  brouillard,  du 
vent,  jour,  nuit  etc.  Eben  dies  gilt  auch  von  anderen  Wirkungen,  deren 
Subjekt  allerdings  nachweisbar  sein  kann,  jedoch  der  Vorstellung  entweder 
überhaupt  gleichgültig  oder  augenblicklich  nicht  klar  ist,  wie  z.  B.  in  il  fume 
dans  cette  chambre,  il  seut  bon,  mauvais,  wo  man  im  gemeinen  Leben  nach- 
drücklicher sagt  9a  fume,  9a  sent  mauvais  u.  dgl.  m.  Aecht  unpersönlich 
ist  auch  das  alte  il  y  a  (es  giebt),  afr.  il  a,  il  y  a,  mit  einem  folgenden 
Objekte  im  Akkusativ. 

b)  Zu  unterscheiden  sind  hiervon  der  Form  nach  unpersönliche  Sätze,  in 
denen  das  unbestimmte  Subjekt  il  als  vorläufiges  grammatisches  Sub- 
jekt in  der  That  durch  ein  nachfolgendes  Substantiv,  einen  Infinitiv 
oder  Nebensatz  vollkommen  bestimmt  wird.  In  Sätzen  dieser  Art  treten 
besonders  intransitive  und  reflexive,  doch  auch  selbst  transitive  Verba 
im  Passiv  auf,  und  die  Wahl  der  unpersönlichen  Form  dient  in  vielen 
Fällen  nur  zur  Hervorhebung  des  logischen  Subjektes. 

ct.  II  est  de  grands  hommes  qui  ne  le  sont  que  par  des  vertus  (Thomas). 
II  arrive  des  revolu  tions  (Boistk),  II  en  naitra  d'heureux  Souvenirs 
(Labocisse).  II  en  sortait  une  fumee  noire  et  epaisse  (Fenelon).  II 
en  sera  fait  mention  (Code  Nap.).  Apres  les  evenements  .  .  dont  il 
a  ete  rendu  compte  (Mignet).  Statt  eines  Substantiv  erscheint  ein  Für- 
wort:   II  n'est  que  moi  qui  s'interesse  ä  ta  personne  (Sedaine). 

ß.  II  vaut  mieux  se  taire  que  de  parier  (Acad.).  II  est  dangereux  de 
conseiller  les  grands  (La  Roche). 

Mätzner,  fi.  Gr.    3.  Aufl.  12 


178  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abscbn.     D.  Wortbiegung  etc. 

y.  II  se  peut  que    votre    projet    reussisse    (Acad.).     Sans  prendre  avis 
il  est  rare    qu'on    plaise    (Voltaire).     II  m'importait  que  vous  fus- 
siez  present  (Acad.). 
c)  In  anderen  unpersönlichen  Sätzen   wird   der  Gegenstand,    auf    welchen    sich 
die  Thätigkeit  bezieht,  durch  einen  obliquen  Kasus  angezeigt,  wie  in  il  y  va 
(es  geht  um  ,  .),  il  en  est  (es  verhält  sich  mit  .  .),  il  s'agit  (es  handelt  sich 
um  .  .),   wo  in  der  That  die  Aussage  von  dem  gilt,   was  der  Form  nach  als 
betheiligtes  Objekt  erscheint;  vgl.  das  lat.  agitur  de  re  und  agitur  res. 
Anmerkung.    Unter  den  Zeitwörtern,  welche  unpersönlich  gebraucht  werden, 
ist  il  faut  (fallit),    welches  stets  eine  Ergänzung  erhält,    welche   man  für  das  logi- 
sche Subjekt  nehmen  kann:    il  lui  faut  un  habit;    il    faut    faire    teile  chose;    il 
faut  que  je  fasse  teile  chose.    Wo  die  Ergänzurg  fehlt,  findet  eine  Ellipse  statt: 
un    homme    comme    il    faut    (sc.  dass  er  sei).     Die  Etymologie  des  Wortes   würde 
statt  lui  in  il  lui  faut  (fallit  eum)  einen  Akkusativ  fordern.     Die  Konstruktion  il 
le  faut    und    c'est  Thomme  q  u'il  vous  faut,    worin    le   und  que  als  Akkusative  er- 
scheinen, lehrt,  dass  man  auch  in  il  lui  faut  un  habit  den  Akkusativ  (un  habit) 
antrifft.     Während  il  faut  in  mancher  Beziehung  dem  griechischen  dtl  analog    be- 
handelt ist,    wie  auch  in  il  s'en  faut  de  beaucoup,    de  peu    (Jsi  nokXov,    oXiyov), 
scheint  es  vielmehr  wie  oportet    angesehen  werden  zu  müssen,    welches  ebenfalls 
neben  dem  Infinitiv  und  einem  Nebensatze  auch  einen  participialen  Objektsakkusativ 
duldet:  Mansum  oportuit  (Terent.,   Heaut.  1,  2,  26).     Totam   rem  LucuUo  inte- 
gram  servatam  oportuit  (Cic,  Acad.  2,  4). 

52.  Yertauschung  der  Arten  des  Zeitwortes.  Die  verschiedenen  Arten 
des  Zeitwortes  stehen  jedoch,  wie  sich  dies  schon  bei  den  unpersönlichen 
Zeitwörtern  zeigte,  einander  nicht  in  der  Weise  gegenüber,  dass  Zeitwörter 
vermöge  ihres  Grundbegriffes  oder  ihrer  Form  stets  nur  der  einen  oder 
anderen  Art  angehören  könnten;  dieselben  Verben  in  derselben  Form 
dienen  vielmehr  oft  auch  zum  Ausdrucke  einer  anderen  Art  als  derjenigen, 
welcher  der  Sprachgebrauch  sie  ursprünglich  zugevs-iesen  hat.  Ebenso 
wechseln  auch  die  an  verschiedene  Formen  geknüpften  Arten  des  Verb  mit 
einander,  um  denselben  thatsächlichen  Gehalt  auszudrücken, 

l.Das  transitive  Verb  wird  intransitiv.     Dieser  Uebergang   ist    überall  leicht, 
wenn  die  zwar  nur  an  einem  Objekte  zu  ihrer  Verwirklichung  gelangende  Thätig- 
keit   gleichwohl    (abstrakt)    ihrer    allgemeinen  Natur   nach    betrachtet  wird.     So 
können  z.  B.  Thätigkeiten,  wie  aimer,  tuer,  vivitier,  lire,  ecrire,  überhaupt  nicht 
ohne  ein  bestimmtes  Objekt  zu  Stande  kommen,  gleichwohl  werden  sie,  wie  viele 
andere,  als  selbstverständliche  in  sich  abgeschlossene  Thätigkeiten  von  der  Sprache 
verwendet:  II  est  dangereux  d'aimer.     La  lettre  tue  et  Vesprit  vivifie.     II  ne 
sait  Dl  lire  ni  ecrire  (Acad.).     Aehnliches  bietet  jede  Sprache. 
2. Das    intransitive  Verb  wird    transitiv.     Dieser  Uebergang  ist  so  häufig  im 
Französischen,    dass  viele  Zeitwörter,    namentlich   nach  der  zweiten  Konjugation, 
ihre    ursprüngliche  intransitive  Bedeutung  fast  ganz  an  die  transitive  abgetreten 
haben.    Dieser  Uebergang  geschieht  aber  vorzugsweise  auf  drei  Weisen: 
a)  entweder  wird   das  Ergebniss  der  Thätigkeit,    welche   an   sich   nicht  nach 
Aussen  auf  einen  vorhandenen  Gegenstand  gerichtet  ist,  als  das  Objekt  der- 
selben gefasst,  wie  im  lateinischen  ludum  ludere,  vitam  vivere,  ire  viam  u.  dgl. 
On    a   joue    un    jeu    d'enfer    (Picard).     Aller   son    chemin    (Acad.).     S. 
Satzlehre,  Akkusativ. 


§  52.     Vertanschling  der  Arten  des  Zeitwortes.  179 

b)  oder  die  Thätigkeit  wird  auf  irgend  einen  äusseren  Gegenstand  bezogen, 
auf  den  sie  sich  erstrecken  soll,  wie  in  monter  un  cheval,  descendre  la  riviere, 
courir  la  ville  u.  dgl. 

c)  oder  der  VerbalbegrifF  wird  faktitiv  gefasst,  wie  dies  bei  sehr  vielen  Zeit- 
wörtern geschehen  kann,  z.  13.  bei  monter,  descendre,  passer,  sortir,  pälir, 
mürir  u.  a.  Bei  vielen  kann  man  über  die  ursprüngliche  Bedeutung  im 
Zweifel  sein,  wie  bei  den  von  Adjektiven  abgeleiteten  epaissir,  rougir,  brunir, 
verdir  etc.,  welche  ebenso  faktitiv  wie  intransitiv  gebraucht  werden. 

3.  Das  transitive  Aktiv  wird  dem  reflexiven  Zeitwort  gleichgestellt;  dahin 
gehört  die  Verwendung  von  plier  (sich  beugen),  briser  (sich  brechen),  tourner 
(sich  wenden),  laver  (sich  waschen)  u.  a.,  wie  im  Lateinischen  abstineo,  moveo, 
inclino,  lavo  u.  dgl.,  welche  wegen  der  Abwesenheit  eines  Objektes  leicht  auf 
das  Subjekt  des  Satzes  zurückbezogen  werden  können. 

4.  Das  reflexive  Zeitwort  tritt  an  die  Stelle  des  Passiv  des  transitiven.  Wie 
im  Lateinischen  der  Begriff  der  reflexiven  Thätigkeit  umgekehrt  durch  die  pas* 
sive  Form  ersetzt  werden  mochte,  wie  in  crucior,  delector,  fallor,  feror,  commo- 
veor,  inclinor,  mutor,  vertor,  so  wird  im  Französischen  bei  der  Schwerfälligkeit 
der  passiven  Formen  das  reflexive  Zeitwort  zum  geläufigen  Ersätze  des  Passiv : 
L'air  siffle,  un  cri  s'entend  (C.  Delavignb).  Rien  ne  s'y  voyait  plus,  pas 
meme  des  debris  (de  Vig.ny).  Le  spectacle  se  donnait  en  l'honneur  des  dieux 
(Mmk  de  Si'ael)  u.  s.  w. 

5.  Endlich  kann  hier  noch  erwähnt  werden,  wie  das  reflexive  Zeitwort  oft  aus 
einem  intransitiven  erwächst,  theils  wenn  das  letztere  auch  transitive  Be- 
deutung gewinnt,  wie  in  se  passer,  theils  ohne  diese  vermittelnde  Bedeutung, 
wie  in  s'en  aller,  se  mourir,  se  pämer,  se  rire  u.  dgl.  Umgekehrt  fällt  oft, 
namentlich  im  Infinitiv,  bei  reflexiven  Verben  das  Pronominalobjekt  fort, 
wodurch  sie  also  die  Gestalt  intransitiver  Verba  erhalten:  Vous  le  ferez 
cabrer.  La  volonte  fait  mouvoir  les  autres  facultes.  Notre  canon  a  fait 
taire  celui  des  ennemis   (Acad.). 

53.  Biegungsformen  des  Zeitwortes  im  Allgemeinen.  Die  Formen,  in 
welche  sich  das  einzelne  Zeitwort  gliedert,  ordnen  sich  nach  folgenden 
Gesichtspunkten : 

a)  der  Zeit,  in  welche  die  Thätigkeit  fällt; 

b)  der  Person,  welche  die  Thätigkeit  ausübt; 

c)  der  Art  des  subjektiven  Verhaltens  des  Redenden  zu  der 
Aussage. 

In  der  ersten  Rücksicht  erhält  das  Zeitwort  Zeitformen  (tempora), 
in  der  zweiten  Personalformen,  in  der  dritten  Modalformen,  denen 
man  diejenigen  Formen  anzureihen  pflegt,  welche  sich  als  Mittelformen 
(Parti cipialien)  des  Zeitwortes  und  Nennwortes  verhalten  oder  im 
Uebergange  zum  Nennworte  stehen. 

l.Die  Zeitformen,    deren  Verwendung    die  Satzlehre  näher  zu   erörtern    hat,    zer- 
fallen : 

a)  hinsichtlich  ihres  Inhaltes,  objektiv  oder  gleichsam  räumlich  gesondert, 
in  die  der  Gegenwart,  Vergangenheit  und  Zukunft,  subjektiv  an- 
gesehen, in  die  Reihe  der  Zeitformen  der  Gegenwart  und  die  der  Ver- 
gangenheit, d.h.  in  eine  Reihe  von  Formen  für  die  gegenwärtige,  vergan- 
gene und  zukünftige  Thätigkeit,    welche    unmittelbar  auf  den   (gegenwärtigen) 

12* 


180  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegnng  etc. 

Standpunkt  des  Redenden  mitbezogen  ist,  und  eine  zweite  Reihe  von 
Formen,  bei  welcher  der  Redende  von  diesem  Standpunkte  absieht  und  die 
Thätigkeit  von  dem  Standpunkte  der  Vergangenheit  aus  anschauen 
lässt.  Diesen  ihren  verschiedenen  Charakter  verrathen  die  beiden  Reiben  auch 
durch  ihre  Form,  indem  die  der  Gegenwart  überall  auch  eine  Form  des  Präsens 
aufweisen  (aime  —  amo,  aimerai  —  amare  habeo,  ai  aime  —  habeo  amatum, 
aurai  aime  —  habere  habeo  amatum),  während  die  der  Vergangenheit  Formen 
des  Präteritum  enthalten. 

Die  Zeitformen  der  Gegenwart  (oder  schlechthin  Präsentia)  sind: 
1.  das  Präsens  (Present),  2.  das  Perfektum  indefinitum  (Passe  indefini),  3.  das 
einfache  Futurum  (1)  (Futur  oder  Futur  simple)  und  4.  das  Futurum  exaktum 
(II)  (Futur  anterieur  oder  passe). 

Die  Zeitformen  der  Vergangenheit  (oder  schlechthin  Präterita)  sind: 
1.  das  Imperfektum  (Imparfait),  2.  das  Perfektum  definitum  (Passe  defini), 
3.  das  Plusquamperfektum  I  (Plus-que-parfait),  4.  das  Plusquamperfektum  II 
(Passe  anterieur),  5.  das  Imperfektum  des  Futur  (Conditionnel  present)  und  6. 
das  Plusquamperfektum  des  Futur  (Conditionnel  passe). 

Von  den  Zeitformen  der  ersten  Reihe  ist  im  Aktiv  nur  das  Präsens  des 
Indikativ  und  des  Konjunktiv  aus  dem  Lateinischen  erhalten  (aime  = 
amo,  aime  =  amem).  Das  lateinische  Perfektum  ist  in  die  zweite  Reihe 
übergetreten. 

Unter  den  Zeitformen  der  zweiten  Reihe  ist  das  Imperfektum  neben  dem 
Perfektum  des  Lateinischen  noch  anzutreffen  (aimais  =  amabam,  aimai  = 
amavi).  Der  lateinische  Konjunktiv  des  Plusquamperfekt  hat  seine  ob- 
jektive Natur  eingebüsst  und  ist  als  der  des  Imperfekt  erhalten:  aimasse  = 
amassem  für  amarem. 

Dieser  Uebergang  ist  indess  nicht  sogleich,  sondern  allmählich  erfolgt;   die 
ältere   Sprache    enthält    noch    oft    diesen  Konjunktiv   in   seiner  ursprünglichen 
Bedeutung:    Sempres    caist    se  Deus   ne  li  aidast   (Chans,  dk  Rol.  p.  133)  (er 
wäre  gefallen,   wenn  Gott  ihm  nicht  geholfen  hätte). 
Anmerkung.     Die   deutschen  Namen   dieser  Formen   sind    mit  Rücksicht    auf 
den  Ursprung  und  Gehalt    derselben    gewählt,    die    französischen  Namen    nach    der 
Grammaire  Nationale  gegeben.    Die  französischen  Grammatiker  stimmen  in  der 
Benennung  der  Zeitformen  keineswegs  üHerein. 
b)  Hinsichtlich  ihrer  Form  zerfallen  sie  in  einfache  Flexionsformen  (wenn  auch 
zum  Theil  durch  Zusammensetzung  entstanden,   wie  aimerai  —  aimer  ai,   aime- 
rais  =  aimer  avais,  d.  h.  ich   habe,  hatte  zu  lieben)  und  umschreibende 
Zeitformen,    welche    durch  Zusammenstellung    des  Particip    des  Perfektum   mit 
den  Hülfszfitwörtern  avoir  und  etre  gebildet  werden. 

Im  Aktiv  bot  dns  Lateinische  sechs  Flexionsformeu  neben  zwei  um- 
schreibenden für  die  Zukunft,  im  Passiv  nur  drei  Flexionsformen.  Das 
Französische  hat  im  Indikativ  des  Aktiv  fünf  einfache  Formen,  worunter  drei 
acht  lateinisch,  zwei  durch  eigenthümliche  Zusammensetzung  gewonnen  sind, 
und  fünf  umschreibende  Formen.  Der  Konjunktiv  ist  ärmer  (s.  unten  3.). 
Die  des  französischen  Passiv  sind  alle  umschreibende  Formen,  Die  Zahl  der 
umschreibenden  lässt  sich  übrigens  im  Französischen  noch  vermehren;  solche, 
welche  in  das  gewöhnliche  Konjugationsschema  als  ungewöhnlich  nicht  auf- 
genommen werden,  nennen  wir  überzählige,  z.  B.  j'ai  eu  aime,  ich  habe  ge- 
liebt gehabt.     Die  Satzlehre  wird  ihrer  gedenken. 

Die  umschreibenden  Zeitformen  werden  durch  Verbindung  der  Zeit- 


§  53.     Biegungsformen  des  Zeitwortes  im  Allgemeinen.  181 

Wörter  avoir  und  etre  mit  dem  Particip   des  Perfekt  gebildet;  das  Verb  etre 
ist  selbst  schon  durch  umschreibende  Zeitformen  mit  avoir  ergänzt. 

Avoir  wird  zur  Bildung  der  umschreibenden  Zeitformen  der  transitiven 
Aktiva,  so  wie  der  ächten  unpersönlichen  und  eines  grossen  Theiles  der 
intransitiven  verwendet. 

Etre  dient  zur  Bildung  sämmtlicher  Zeitformen  des  Passiv,  der  um- 
schreibenden Zeitformen  der  reflexiven  und  reciproken,  und  einer  Anzahl 
intransitiver  Verba. 

Die  intransitiven  Verba,  zu  denen  auch  transitive  im  weiteren 
Sinne  gerechnet  werden  müssen,  folgen  demnach  keinem  festen  Principe  in 
der  Verwendung  von  avoir  und  etre.  üeber  die  Anwendung  des  einen  oder 
anderen  bei  einem  und  demselben  Zeitworte  herrscht  unter  den  Grammatikern 
mancherlei  Widerspruch,  wie  auch  der  Sprachgebrauch  schwankte  und  zum  Theil 
noch  jetzt  schwankt.     Im  Allgemeinen  ist  hier  Folgendes  zu  bemerken: 

«.  die  meisten  intransitiven  Zeitwörter  bilden  ihre  Zeitformen  mit  avoir; 
dahingehören:  courir,  errer,  marcher,  sauter,  saillir,  bondir,  reculer,  fuir, 
voyager,  couler,  paraitre,  vivre,  eclater,  crever,  succomber,  reflechir,  mentir, 
dormir,  mürir,  pälir,  rougir,  secher,  reussir,  suffire,  auch  contrevenir  und 
subvenir  u.  v.  a.  Bei  den  Verben,  die  hierher  gehören,  herrscht  mehr 
oder  minder  der  Begriff  einer  dem  Subjekt  inwohnenden  und  aus  seiner 
Selbstbestimmung  hervorgehenden  aktuellen  Thätigkeit.  Einzelne  Ab- 
weichungen sind  hier  u.  a.:  j'y  suis  couru  (RACiNb).  Ce  digne  roi  sous 
l'äge  est  succombe  (Parny). 
/?.  mit  etre  allein  werden  nur  wenige  Verba  abgewandelt;  so  aller,  arriver,  entrer, 
rentrer,  retourner,  venir,  advenir,  devenir,  intervenir,  parvenir,  proveuir, 
revenir,  survenir,  choir,  ecboir,  deceder,  mourir,  naitre,  eclore.  Hier  herrscht 
nicht  sowohl  die  Vorstellung  aktueller  Thätigkeit  als  des  aus  der  Thätigkeit 
hervorgegangenen  Resultates  oder  Zustandes. 
y.  mit  avoir  und  etre  dagegen  wird  eine  nicht  geringe  Anzahl  von  intran- 
sitiven Verben  flektirt,  je  nachdem  dabei  vorzugsweise  der  Akt  der 
Thätigkeit  oder  das  Ergebniss  derselben  dem  Redenden  vorschwebt. 
Dahin  sind  zu  rechnen:  accourir,  apparaitre,  disparaitre,  croitre,  decroitre, 
recroitre,  aborder,  deborder,  dechoir,  cesser,  changer,  diminuer,  baisser, 
passer,  sortir,  monter,  descendre,  partir,  echapper,  rester,  demeurer, 
resulter,  expirer,  perir  und  selbst  tomber,  ferner  embellir,  grandir,  vieillir, 
rajeunir  u.  dgl.;  auch  accoucher  und  sonner  gehören  hierher. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  der  Sprachgebrauch  sich  bei  einigen  der 
selben  mehr  für  das  eine  als  für  das  andere  entschieden,  wie  bei  partir,  sortir, 
tomber,  rester  für  eire,  bei  cesser,  perir  für  avoir,  und  an  andere  selbst 
festere  Begrillsunterschiede  geknüpft  hat.  So  heisst  z.  B.  convenir  mit 
avoir  abgewandelt  (cet  emploi  lui  aurait  bien  convenu)  angemessen, 
genehm  sein,  dagegen  mit  etre  (il  est  convenu  lui-meme  de  sa  sur- 
prise  —  ils  sont  convenus  de  se  trouver  en  tel  lieu)  eingestehen 
und  übereinkommen.  Aehnliche  Unterschiede  finden  sich  bei  demeurer, 
echapper,  auch  rest'.'r  und  partir.  Bei  einzelnen  Verben  dagegen  kommt  der 
Unterschied  weniger  in  Betracht,  und  hier  hat  die  Willkür  einen  grösseren 
Spielraum. 

Es  versteht  sich  ebenso,  dass  intransitive  Zeitwörter,  wenn  sie  in 
transitive  (mit  dem  Akkusativ  des  Objektes)  übergehen,  statt  etre 
das  Hülfszeitwort  avoir  annehmen,  wie  echapper  (vermeiden),  cesser,  sortir, 
monter,  descendre,  passer,  accoucher,  sonaer  u.  s.  w. 


182  Zweit.  Tbl.     Formenlebre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

Die  Verwerfung  der  organischen  Flexionsformen  des  lateinischen  Zeit- 
wortes ist  geschichtlich  nicht  aufzuklären,  das  hohe  Älter  der  umschreiben- 
den Zeitformen  im  Französischen  ausser  allem  Zweifel.  Verwandt  mit  dieser 
Erscheinung  ist  auch  die  neue  Futurbildung  durch  den  Infinitiv  mit  an- 
gehängtem ai  (habeo),  welche  schon  in  der  ältesten  französischen  Urkunde 
(Eidschwur  842)  vorkommt. 

Die  Verwendung  von  etre  erklärt  sich  hinreichend  aus  der  Verwendung 
des  esse  im  Lateinischen.  Im  Passiv  Hessen  die  periphrastischen  Formen 
(ornatus  sum,  eram,  ero)  leicht  eine  Veränderung  der  Zeitsphäre  zu,  so  dass 
ornatus,  zum  Adjektiv  abgeschwächt,  mit  seinem  Hüifsverb  nicht  mehr:  ich 
bin  geschmückt  worden,  sondern:  ich  bin  geschmückt  bedeuten 
konnte,  was  wenigstens  die  präsentische  Verwendung  dieser  Form  anschaulich 
macht.  Der  Gebrauch  des  etre  in  intransitiven  Verben  entspricht  dem 
von  esse  in  Neutro-Passiven  und  Deponentien  (gavisus  sum,  locntus  sum); 
reflexive  Zeitwörter  konnten  sich  hier  leicht  anschliessen. 

Dagegen  trifft  der  Gebrauch  des  Hülfszeitwortes  avoir  in  der  Bildung 
der  Perfekte  und  Plusquamperfekte  auffallend  mit  dem  deutschen  Verfahren 
überein.  Schon  das  Althochdeutsche  gebrauchte  so  die  Verba  eigaii  und 
haben,  und  die  Neigung  zu  Bildungen,  wie  sie  das  Französische  hat,  möchte 
schon  den  älteren  germanischen  Völkern,  die  in  Gallien  einwanderten,  eigen 
gewesen  sein.  Das  Lateinische  unterstützte  Formbildungen  dieser  Art  durch 
Umschreibungen,  wie  absoiutum,  institutum,  perspectum  habeo,  w-orin  die 
Bedeutung  des  habeo  freilich  noch  nicht  völlig  abgeschwächt  war. 

Auch  die  französische  Futurbildung  stimmt  eiuigermassen  mit  Wendungen, 
wie  habeo  (habui)  dicere,  affirmare,  suadere  etc.,  überein,  wenn  hier  auch 
habere,  wie  das  griechische  i/f<f,  noch  in  der  Bedeutung  des  Habens  und 
Vermöge  ns  auftritt. 

2.  Die  drei  graminatischeu  Personalformen  der  Einzahl  und  Mehrzahl  sind 
zum  Theil  verdunkelt  aus  dem  Lateinischen  erhalten.  Im  Neufranzösischen 
sind  sie  zum  Theil  wegen  dieser  Verdunkelung,  wo  kein  substantivisches  oder 
anderweitiges  pronominales  Subjekt  des  Satzes  vorkommt,  mit  wenigen  Aus- 
nahmen von  den  persönlichen  Fürwörtern  begleitet:  je  finis,  tu  finis,  il  finit, 
nous  finissons  etc. 

3.  Die  Modalformen  oder  Redearten,  welche  durch  die  Beziehung  der  Aussage 
auf  das  Denken  und  Wollen  des  Redenden  bedingt  sind  und  worüber  die 
Satzlehre  näheren  Aufschluss  zu  geben  hat,  sind:  1.  der  Indikativ  (mode 
indicatif),  2.  der  Konjunktiv  (mode  suhjonctif)  und  3.  der  Imperativ  (mode 
imperatif),  von  denen  der  erste  die  Thätigkeit  objektiv  hinstellt,  der  zweite 
die  reflektirte,  der   dritte  die  gewollte  Thätigkeit  zur  Anschauung  bringt. 

Zu  bemerken  ist  beim  Vergleiche  des  Indikativ  mit  dem  Konjunktiv  die 
geringere  Anzahl  der  Zeitformen  des  letzteren,  indem  sämmtliche  Futur e  (der 
Präsentia  wie  der  Präterita)  ohne  Konjunktivform  geblieben  sind,  während  das 
Lateinische  hier  einen  Anhalt  wenigstens  in  amaturus  sim,  essem,  fuissem  bot, 
und  dass  unter  den  Präteriten  je  zwei  Formen  (ilem  Imperf.  und  dem  Perfekt, 
defin.  einerseits  und  den  beiden  Plusquamperfekten  andrerseits)  nur  eine  Kon- 
junktivform zur  Seite  steht.  Ueberhaupt  lagen  die  Konjunktivformen  weniger 
in  dem  Bedürfnisse  der  französischen  Anschauungsweise. 

Der  Imperativ  hat  sich  nicht  in  seinen  lateinischen  Formen  erhalten, 
Formen  wie  aimons,  aimez  sind  Indikativformen  des  Präsens;  der  sogenannte 
Jussiv,  amato,  amatote,  so  wie  die  Form  amanto  sind  untergegangen.    Einzelne 


§  54.     Stiirke  und  schwache  Konjugation,  183 

Formen  desselben  sind  dem  Konjunktiv  entnommen:  sois,  soyons,  soyez;  aie, 
ayons,  ayez;  Sache,  sachons,  sachez;  veuille,  veuillons,  veuillez;  die  beiden 
letzteren  ein  wenig  abweichend  statt  sachions,  voiilions,  sachiez,  vouliez.  Die 
Akademie  giebt  als  seltnere  Form  des  letzten  Imperativ  veux,  voulons,  voulez 
an,  also  reine  Indikativformen. 
4.  Die  Mittelformeu  oder  üebergangsforinen  des  Zeitwortes  (Participalien), 
welche  in  einer  Gesaumitdarstellung  seiner  Abwandlung,  der  sogenannten 
Konjugation,  nicht  fehlen  dürfen,  obwohl  sie  mit  Unrecht  zu  den  Modal- 
formen gezogen  werden,  sind: 

a)  der  Infinitiv,  welcher  die  doppelte  Natur  des  Zeitwortes  und  des  Haupt- 
wortes hat,  indem  er,  ohne  den  auf  die  Zeit  bezogenen  Thätigkeitsbegriff  auf- 
zugeben, gleichwohl  die  Thätigkeit  nur  abstrakt  nennt,  nicht  von  einem 
Gegenstande  aussagt.  Der  französische  Infinitiv  ersetzt  zum  Theil  auch  das 
verlorene  ebenfalls  substantivische  Supinum  und  das  mit  dem  Participium 
des  Präsens  verschmolzene  Gerundium  des  Lateinischen. 

b)  das  Gerundium,  ursprünglich  eine  Substantivform  mit  der  Endung  .  .  ndum, 
welche  aber  im  Französischen   mit  der  Form   des  präsentischen  Particip   auf 

.  .ns,  . .  ntem  vollkommen  zusammengefallen  ist  (aimant-amantem,  amandum), 
ist  nur  noch  syntaktisch  in  seinem  Unterschiede  vom  Particip  zu  erkennen. 
Es  tritt  in  zwei  Formen,  einer  einfachen,  aimant,  tombant,  und  einer  zu- 
sammengesetzten, ayant  aime,  etant  tombe,  auf  und  lässt  auch  passive  und 
reflexive  Formen,  etant  aime,  ayant  ete  aime,  se  cachant,  s'etaiit  cache,  zu. 

c)  die  Participien  oder  die  adjektivischen  Formen  des  Zeitwortes,  in 
denen  der  auf  die  Zeit  bezogene  Thätigkeitsbegrifl"  als  Eigenschaft  eines 
Gegenstandes  erscheint: 

«.  das  Particip  des  Präsens  aimant  (amans). 
ß.  das  Particip  des  Perfekt  aime  (amatus). 

54.  Starke  und  schwache  Konjugation.  Die  französische  Konjugation, 
obwohl  durch  Auswertung  und  Abwerfung  von  Lauten,  so  wie  durch  Zu- 
tritt fremdartiger  Laute  der  lateinischen  Konjugation  unähnlich  geworden, 
kann  gleichwohl  ihren  nahen  Zusammenhang  mit  dieser  nicht  verleugnen. 
Das  Französische  hat  kein  selbstständiges  Princip  in  der  Abwandlung  gel- 
tend gemacht;  denn  die  auch  in  Verbalformen  vorkommende,  über  die 
Sprache  mehr  oder  minder  verbreitete,  obwohl  nicht  durchgeführte  Laut- 
verstärkung durch  Diphthongirung  der  Vokale  c,  e,  o  in  der  Tonsilbe  be- 
gründet keine  eigenthümliche  Konjugationsform.     S.  §  59. 

Die  vier  lateinischen  Konjugationen  zerfallen  in  zwei  Klassen. 

Die  erste  Klasse  begreift  diejenigen  Zeitwörter,  deren  Stamm  auf 
einen  Konsonanten  oder  auf  den  Vokal  u  ausgeht  und  vor  der  Silbe  re  im 
Infinitiv  ein  kurzes  nicht  stammhaftes  e  annimmt.  Diese  Klasse  begreift 
demnach  die  dritte  lateinische  Konjugation.  Man  hat  sie  als  die  älteste 
die  Urkonjugation,  oder  nach  Analogie  der  älteren  Konjugationsform 
der  deutschen  Sprache,  obgleich  das  Princip  derselben  nicht  genau  das- 
selbe ist,  die  starke  genannt. 

Die  zweite  Klasse  bilden  die  drei  Konjugationsformen,  deren  Kenn- 
laute vor  der  Endung  re  die  Vokale  ä,  e,  %  sind  oder  deren  Flexionsstamm 


184  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschu.     D.  Wortbiegiing  etc. 

auf  einen  dieser  Vokale  ausgeht;    man  hat  sie  als  die  schwache  Konju- 
gation bezeichnet. 

Die  sogenannten  regelmässigen  französischen  Zeitwörter  ent- 
sprechen denen  der  lateinischen  schwachen,  die  sogenannten  unregel- 
mässigen denen  der  lateinischen  starken  Konjugation;  man  ist 
daher  berechtigt,  auch  den  französischen  Konjugationen  die  entsprechenden 
Namen  zu  geben. 

Die  lateiniscl:e  starke  Konjugation  weicht  am  Entschiedensten  von  der 
schwachen  im  Perfektum  ab. 

Die  starke  Konjugation  bildet  dieses  Tempus: 

1.  durch  die  einfache  Anhängung  des  i  an  den  -von  Natur  oder  durch  Position 
langen  Stamm:  cüdo,  cüdi;  mando,  mandi;  oder  an  die  au  sich  kurze  Stamm- 
silbe mit  Verlängerung  derselben  (Ablaut):    lego,  legi;  emo,  emi;  ägo,  f'gi. 

2.  durch  Vorsetzung  einer  Reduplikationssilbe  (bei  23  Verben):  posco,  po- 
posci;  pango,  pepigi. 

3.  durch  Anhängung  eines  s  oder  v,  welches  nach  einem  Konsonanten  in  u  über- 
geht, an  den  Stamm:  carpo,  carpsi;  demo,  dempsi;  vivo,  vixi;  cedo,  cessi;  — 
Imo,  iTvi;  colo,  colui. 

Die  dabei  vorkommenden  Veränderungen  im  Auslaute  des  Stammes  nach  den 
allgemeinen  Lautgesetzen  bleiben  hier  unerörtert. 

Die  lateinische  schwache  Konjugation  bildet  ihr  Perfektum  durch  Anhängung 
der  Silbe  vi  an  die  Kennlaute  ä,  e,  l:    amävi,  delevi,  andlvi. 

Es  verdient  hier  zum  Verständniss  der  französischen  Konjugationsformen  be- 
merkt zu  werden,  dass  vielfach  im  Lateinischen  eine  Mischung  der  starken  Flexion 
mit  der  schwachen  eintrat,  und  dass  insbesondere  Verba  der  zweiten  Konjuga- 
tion in  einzelnen  Formen  in  die  starke  Konjugation  übergingen,  so  wie  starke 
Verba  häufig  Formen  nach  der  schwachen  Konjugation  bildeten. 

Im  Französischen  ist  das  fortschreitende  Bestreben  die  Zeitwörter  regelmässig 
abzuwandeln,  d.  h.  der  zunehmende  Uebertritt  der  starken  in  die  schwache 
Flexion,  ein  Grundzug  der  Sprache. 

Alle  sogenannten  unregelmässigen  Verba  aber  beruhen  auf  der 
starken  lateinischen  Konjugation. 

Die  Zahl  der  unregelmässigen  oder  starken  Verba  ist  im  Französischen 
sehr  zusammengeschmolzen.  Erhalten  haben  sich  vorzugsweise  diejenigen,  welche 
den  gäng  und  geben  Thätigkeitsbegriffen  angehöreu.  Auch  das  Verhältniss  der  An- 
zahl der  den  einzelnen  regelmässigen  oder  schwachen  Konjugationsformen  an- 
gebörigen  Verben  zu  einander  hat  sich  im  Französischen  geändert;  hier  findet  sich 
das  entschiedene  Streben,  die  grosse  Masse  der  schwachen  Verba  vorzugsweise  an 
die  beiden  hörfälligsten  Formen  auf  äre  und  Ire  (er  und  ir),  und  zwar  wiederum 
mit  Bevorzugung  der  Endung  äre  (er),  zuzutheilen.  Unter  den  etwa  5000  Zeit- 
wörtern der  französischen  Sprache  gehören  neun  Zehntheile  der  Konjugation  auf  er, 
nur  ungefähr  400  der  auf  ir  und  etwa  50  der  auf  re.  Gegen  30  andere  mit  dem 
Infinitiv  auf  oir  gehören  aber  sämmtlich  der  starken  Konjugation,  welche  ausser 
diesen  Verba  auf  ir  und  re  enthält. 

55.  Die  drei  regelmässigen  oder  schwachen  Konjugationsformen  im  All- 
gemeinen. Die  französischen  Grammatiker  führen  vier  regelmässige 
Konjugationen    auf,    welche   mit    ihien    Infinitiven    aime?-,    fin/r,    devoir, 


§  55.     Die  drei  regelmäss.  od.  schwachen  Koiijngationsforraen  im  Allgem.  185 

vendre  auf  die  vier  lateinischen  Formen  amare,  ünire,  debt-re,  vendere 
zurückgehen  sollen. 

Wenn  man  auch  zugeben  muss,  dass  in  den  Formen  devoir  und  vendre 
die  Erinnerung  an  den  Unterschied  von  ere  und  Sre  erhahen  worden  ist, 
•wobei  es  minder  erheblich  erscheint,  ob  die  Form  oir  sich  aus  einer 
älteren  er  erst  später  entwickelte  (vgl.  die  alten  Formen  aver,  seder, 
teuer,  veder  in  Diez,  Zwei  altromanische  Gedichte.  Bonn  1852,  wieder 
abgedruckt  Bonn  1876)  oder  gleichaltrig  als  ebenbürtige  Form  eines  anderen 
Dialektes  neben  ihr  bestand,  so  ist  es  ebenso  sehr  Thatsache,  dass  diese 
vier  Infinitive  als  solche  nicht  den  Charakter  von  vier  regelmässigen  oder 
schwachen  Konjugationsformen  bedingen,  d.  h.  von  Verbalformen,  welche 
einen  unveränderten  Stamm  zeigen,  an  welchen  die  Suffixe  oder  Flexions- 
endungen zur  Bildung  der  verschiedenen  Verbalformen  treten. 

Eine  Thatsache  ist  es  ferner,  dass  die  Verba  auf  oir  nicht  bloss  aus 
lateinischen  Verben  auf  ^re,  sondern  auch  aus  Verbeti  auf  ere  hervorgehen: 
vgl.  choir  (cadere),  falloir  (fallere),  recevoir  (recipere),  savoir  (sapere),  und 
dass  umgekehrt  Verba  auf  re  auch  aus  lateinischen  Verben  auf  ere  ent- 
springen :  vgl.  mordre  (mordere),  repondre  (respondere),  tondre  (tondere), 
tordre  (torquere),  semondre  (semonere),  ganz  abgesehen  von  Verben  wie 
plaire  (placere),  taire  (tacere),  rire  (ridere),  in  denen  eine  Zusammenziehung 
von  Vokalen  nach  Ausfall  von  Konsonanten  stattfindet;  endlich  dass  beide 
Formen  oir  und  re  neben  einander  gehen:  vgl.  afr.  ardoir  und  ardre  (ar- 
dere),  auch  arder  und  arsii',  manoir  und  maindre  (manere),  cremoir  und 
craindre  (tremere) ,  auch  cremir  u.  dgl.  Man  kann  daher  annehmen, 
dass  das  Bewusstsein  eines  Unterschiedes  der  lateinischen  Verba  auf  gre 
und  ere  sich  frühe  im  Französischen  verlor,  und  dass  Verba  beider  latei- 
nischen Klassen,  insofern  sie  einer  schwachen  Konjugationsform  zufielen, 
eine  und  dieselbe  Konjugationsform  annahmen.  Unter  der  überhaupt  nur 
geringen  Anzahl  dieser  Verba  haben  auch  die  aus  ere  entstandenen  den 
Infinitiv  re  angenommen.  Schon  im  Lateinischen  standen  fervere  und  fer- 
vere,  frendere  und  frendere  neben  einander.  Die  Form  oir  hat,  auch  wo 
sie  in  starken  Verben  geblieben  ist,  sich  als  völlig  unfruchtbar  für 
Formbildung  gezeigt. 

Es  giebt  demnach  im  Französischen  drei  regelmässige  oder 
schwache  Konjugationsformen,  denen  Verba  mit  den  Infinitivformen  er, 
ir  und  re  angehören  und  welche  den  lateinischen  Konjugationen  auf  äre, 
Ire  und  ere  insoweit  entsprechen,  als  sie  eben  jenen  fast  durchgängig  analog 
den  Charakter  schwacher  Verben  entschieden  ausgeprägt  erhalten.  Wir 
stellen  sie  in  der  Ordnung  1)  er,  2)  ir,  3)  re  auf  nach  ihrem  numerischen 
Verhältnisse  und  der  dadurch  angezeigten  grösseren  oder  geringeren  Be- 
deutung, welche  sie  für  die  Entwickelung  des  Thätigkeitsbegriffes  im 
Französischen  erlangt  haben. 

1.  Die  erste  französische  Konjugationsforra  auf  er  (äre)  enthält  ausser  einer  sehr 
beträchtlichen  Anzahl  lateinischer  Verba  auf  äre,  germanischer  starker  und 
schwacher  Verba,    welche   nicht  aiif^a«,    ian   ausgehen,   und    ausser  zahlreichen 


186 


Zweit.  Tbl.    Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 


Neubildungen  aller  Art  auch  Verba,  welche  aus  der  starken  so  wie  aus  der  mit 
starken  Formen  gemischten  schwachen  lateinischen  Konjugation  in  dieselbe  über- 
getreten sind;  Yiele  starke  Verba  dieser  Art  sind  neuere  französische  "Wörter. 
Vgl.  affliger  (affligere),  aftluer  (affinere),  ceder  (cedere),  contribuer  (contribuere), 
eriger  (erigere),  negliger  (uegligere),  opprimer  (opprimere),  obstruer  (obstruere), 
resister  (resistere),  tisser  (texere)  afr.  tissir,  tistre  (man  vergleiche  übrigens  den 
lateinischen  Vorgang  in  infligere  und  profligäre,  in  cumbere  und  cubäre,  per- 
ficere  und  amplificäre,  lavere  und  laväre),  —  absorber  (absorbere),  exercer  (exer- 
cere),  persuader  (persuadere),  reverer  (revereri)  —  selten  sind  Beispiele  von  Ver- 
ben auf  tre:  dahin  gehört  tousser  (tussTre  ohne  Perf.  u.  Sup.)  afr.  toussir;  die 
Formen  mouiller,  chatouiller  von  molllre,  catulire  deuten  auf  Umbildung  in  mol- 
liare,  catuUiäre.  Das  Altfranzösische  schwankte  zwischen  finer  und  finir  (finire) 
u.  dgl.  m.  Dies  Schwanken  findet  sich  auch  noch  im  neueren  Französischen, 
namentlich  in  Volksdialekten:  frappit,  emmenit,  passit,  arrivit,  mengit  u.  dgl. 
Die  Mischung  der  schwachen  und  starken  Konjugation,  wie  in  den  lat.  lavare, 
restare,  cubare,  necare,  plicare,  secare,  sonare,  tonare,  ist  in  entsprechenden 
französischen  Verben,  welche  durchweg  schwach  sind,  getilgt, 
.die  zweite  französische  (Konjugation  auf  tV  (Ire)  hat  neben  lateinischen  schwachen 
und  selbst  gemischten  auf  vre,  so  wie  germanischen  meist  auf  y««,  ian  (wie  four- 
nir  ahd.  frumjan,  rotir  ahd.  rostjan,  hair  ags.  hatian  goth.  hatan,  doch  auch 
fourbir  ahd.  furban),  in  denen  das  i  den  üebergang  vermittelte,  auch  starke 
Verba  auf  Ure  und  genaischte  auf  ere  aufgenommen;  dabin  gehören:  agir  (agere), 
applaudir  (applaudere),  convertir  (convertere),  cueillir  (coUigere),  envahir  (inva- 
dere),  fuir  (fugere),  flechir  (flectere),  fremir  (fremere),  ravir  (rapere),  regir  (regere), 
trahir  (tradere),  —  man  vergleiche  das  lat.  cupere  nel)en  cupIre  (Lücret.),  niori 
und  moriri  (davon  das  fr.  mourir)  —  fleurir  (florere),  resplendir  (resplendere  ohne 
Perf.  und  Sup.),  vgl.  das  lateinische  eiere  und  clre.  Auch  entschieden  schwache 
auf  ere  sind  in  ir  übergegangen,  wie  abolir  (abolere,  Perf,  evi  doch  auch  ui), 
emplir,  remplir,  accomplir  (implere,  complere). 

Die  Verba  der  zweiten  Konjugation  zerfallen  aber  in  zwei  Klassen,  in 
reine  und  erweiterte,  von  denen  die  letzteren  die  Silbe  is  (iss),  welche  aus 
dem  lateinischen   isc,   esc   der    Inchoativformen   entstanden  ist,    nur  im  Präsens, 


Tabelle  der  auf  lateinische 


lat. 


I.  Konjugation. 


afr. 


nfr. 


lat. 


II.  Kon 


reine, 
afr.         I 


nfr. 


(ao)  5 

— 

-e 

-äs 

-es 

-es 

-ät 

-et  -ed  -e 

-e 

-ämüs 

-ons  -omes  -ommes  -um 

-ous 

-ät.8 

-eiz  -es  -ez 

-ez 

-ar.t 

-ent 

-eilt 

-IS 

-it 

-Imüs 

-itis 

-Tunt 


z  -s 

■t 

■ons  etc. 

-eiz  etc. 

■ent 


Indi 
Prä 


-s 

-t 

-uns 

-ez 

-eilt 


§  56.     D.  franz.  Verbalflexion  im  Vergleich  mit  rl.  lat. 


187 


Imperfekt,  Imperativ  und  Gerundium  zwischen  Stamm  und  Flexionsendung  ein- 
schieben, wie  auch  die  lateinischen  Iiichoativa,  welche  ein  Perfekt  und  Supinum 
haben,  dort  keine  Inchoativfbrinen  zeigen,  wenngleich  der  Infinitiv  die  Silbe  esc 
(isc,  ose)  aufnimmt,  was  im  Französischen  nicht  der  Fall  ist.  Dort  hat  sie  bis- 
weilen, mit  Ausnahme  von  acquiescer  (acfjuiescere),  eine  Neubildung  auf  cir  ver- 
anlasst: noircir  (nigrescere),  eclaircir  (exclarescere);  das  c  wird  dann  als  stamni- 
haft  betrachtet:  noircisse,  noircissent  etc.  Die  Einschiebung  des  iss  beschränkt 
sich  ührigens  nicht  auf  lateinischen  Vorgang,  wie  in  floresco  (vgl.  fleurir),  inge- 
misco  (vgl.  gerair),  pallesco  (vgl.  pälir),  rubesco,  eruhesco  (vgl.  rougir),  abolesco 
(vgl.  abolir),  duresco  (vgl.  durcir),  nigresco  (vgl.  noircir),  sondern  ergreift  auch 
andere  Verba,  wie  perir,  punir,  finir,  ravir,  regir  u.  v.  a. 

Im  Altfranzösischen  nahmen  übrigens  bisweilen  auch  andere  Formen  als  die 
oben  genannten  das  eingeschobene  iss  an;  die  regelrechte  Feststellung  der  In- 
choativfornien,  wie  sie  jetzt  im  Französischen  vorkommen,  gehört  dem  Ausgange 
des  Mittelalters  an. 
3.  Die  dritte  Konjugation  hat  Verba  auf  ere  neben  einigen  auf  ere  aufgenommen. 
S.  oben  S.  185.  Sie  unterscheidet  sich  von  der  reinen  zweiten  nur  durch  den 
Infinitiv  auf  re  und  das  Particip  auf  u.  Die  entsprechende  italienische  Konju- 
gation, welche  ere  und  ere  vereinigt  (das  erslere  regelmässig  nur  noch  in  drei 
Verben),  unterscheidet  noch  Perfekt  und  Particip  der  Verba  auf  ere  und  ire  (vgl. 
temei,  credei  —  temuto,  creduto;  sentii  —  seutito);  im  Französischen  konnten 
ei  und  ii  leicht  zusammenfallen. 

56.  Die  französische  Verbalflexion  im  Vergleich  mit  der  lateinischen.  Ab- 
gesehen von  den  durch  die  Zusammensetzung  mit  dem  Infinitiv  entstan- 
denen futurischen,  so  wie  den  umschreibenden  Zeitformen,  lässt  sich  das 
allgemeine  Verhältniss  der  französischen  Verbalflexion  zu  der  lateinischen 
an  den  im  Französischen  erhaltenen  lateinischen  Formen  der  regelmässigen 
oder  schwachen  Verba  anschaulich  machen.  Die  folgende  Tabelle  stellt 
die  lateinischen,  altfranzösischen  und  neufranzösischen  Flexionsformen  zur 
Yerffleichuns  neben  einander. 


Formen  gegründeten  Vei'balflexion. 


jugation. 

b. 

erweiterte. 

afr. 

III 

Konjugation. 

lat. 

nfr. 

lat. 

afr.          j         nfr. 

kativ. 

sens. 

(-isc-  -esc-) 

-is 

-is 

-eö 

— 

-s 

-is 

-is 

-es 

-z  -s 

-s 

-ist 

-it 

-et 

i-t 

-t 

-issons  etc. 

-issons 

-emüs 

-ons  etc. 

-ons 

-isseiz  etc. 

-issez 

-Otts 

-eiz  etc. 

-ez 

-issent 

-issent 

-ent 

-ent 

-ent 

188 


Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbie^ung-  etc. 


I. 

Koujugat 

on. 

11 

Kon 

lat. 



afr. 

1 

nfr. 

lat. 

a. 

reine. 

afr. 

J__ 

nfr. 

-äbäm 

-äbäs 

-äbät 

-äbämiis 

-ä.bätTs 

-äbant 


-avi 

-ävistT 

-ävit 

-ävTmös 

-ävistis 

-äverunt 

od.   -ävere 


•eve    -oie    -oue 
■eves  -oies  -oues 
•evet  -oit    -out 
■iens  -iemes  -iomes  -iui 
•ieiz  -ies  -iez 
■event  -oient  -ouent 


-ait  -at 


Imper 

-ols  -als 

-iebäm 

-oie    -eie 

-ois  -ais 

-ois  -als 

-iebäs 

-oies  -eies 

u.  s.  w. 

-oit  -ait 

liebät 

-oit     -eit 

wie  in  der 

-iüllS 

'-iebämüs 

-iens  etc. 

I,  Konjug. 

-iez 

!-iebätTs 

-ieiz   etc. 

-uieiit  -aient 

|-iebant 

-oient  -eient 

imes  (-asmes) 

istes 

jrent  (-arent) 


•a 

-äiiies 
-iites 
-ereilt 


em 

-e 

-es 

-es 

et 

-et  -ed  -6 

-emüs 

-iens  -ions  -iemes 

-iomes  -ium 

etis 

-ieiz  -ies  -iez 

e„t 

-ent 

e 
ions 


|-(-e) 


Per 


|-.V. 

l-ivistl 

-ivit 

-Ivimüs 

-ivistls 

-iverunt 

od.  -ivere 


-it  -i 

■imes  (-ismes) 

■istes 

■irent 


las 

■iät 
■iämüs 

iätis 
•iant 


■et  -ed  -e 
iens  etc. 


etc. 


it 

imes 
ites 
■Irent 


Kon 

Prä 
-e 

u.  s.  w. 
wie  in  der 
I.  Konjug. 


-avissem 

-aisse  -asse 

-asse 

■avisses 

-aisses  -asses 

-asses 

■avisset 

-aist  -ast 

-ät 

-avisse- 

-assiens  -assions  -as- 

-assions 

müs 

.siemes  -:issium 

avissetis 

-assieiz  -assies  -assiez 

-assiez 

avissent 

-aissent  -assent 

-assent 

P 

usqua 

ivissem 

-isse 

-isse 

ivisses 

-isses 

-isses 

ivisset 

-ist 

-il 

ivisse- 

-issiens 

etc 

-issions 

mos 

ivissetTs 
ivissent 

-issieiz 

-issent 

etc. 

-issiez 
-issent 

Impe 


Infi 


-eir  (-ier)  -er 


§  5G.     D.  frari/..  Verlialflexioii  im  Vergleich  mit  d.  lat. 


189 


jugation. 

b. 

erweiterte. 

afr. 

III. 

Konjugation. 

lat. 

nfr. 

lat. 

af,. 

nfr. 

. — 

feiitum. 

-issoie  etc. 

-issois  -issais 

-ebäm 

-oie  -eie 

-ois  -als 

-issoies  etc. 

u.  s.  w. 

-ebäs 

u.  s.  w. 

u.  s.  w. 

-issoit  etc. 

wie  in  der 

-ebiit 

wie  in  der 

wie  in  der 

-issiens 

reinen 

-ebämüs 

II.  Konjug. 

I.  Konjug. 

-issieiz  etc. 

II.  Konjng. 

-ebätis 

-issoient  etc. 

-ebant 

fektum. 

wie  in  der 

wie  in  der 

-evi 

-i 

-Is 

reinen 

reinen 

-evisti 

-is 

-is 

II.  Konjug. 

11.  Konjiig. 

-evTt 

-it  -i 

-11 

-evTmüs 

-imes  (-isines) 

-iiiies 

-evistTs 

-istes 

-ites 

-everunt 

-irent 

-irent 

od.  -evere 

I  junktiv. 
sens 


■isset  etc. 
■issiens  etc. 


-issieiz  etc. 


Isse 


Issiez 
isseiit 


]-eam 

|-eäs 
-eät 


-eatis 
-eant 


■e 

-e 

-es 

-es 

■et  etc. 

-e 

-iens  etc. 

-,.n. 

-ieiz  etc. 

-lez 

■ent 

-ent 

perfektum. 


■isse 
u.  s.  w. 
wie  in  der 

reinen 
II.  Konjug. 


sse 

-evissem 

wie  in  der 

wie  in  der 

u.  s.  w. 

-evisses 

reinen 

reinen 

wie  in  der 

-evisset 

II.  Konjug. 

II.  Konjug. 

reinen 

-evissemiis 

11.  Konjug. 

-evissetTs 
-evissent 

rativ. 

i  |-^s 

nitiv. 

l-ir 


—  -s 


■re  (-oir) 


-re  (-ülr) 


190  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegunp:  etc. 


I.  Konjugation. 

II.  Kon 
a. 
reine, 
lat.       1         afr.          |       nfr. 

lat. 

afr. 

nfr. 

Gerundium  und 

-and  um 
-antem 

1  -ant 

-ant 

1  -iendum 
/  -ientem 

-ant 

-ant 

-ätus 

-eit  -et  (-iet)  -ed  -e 

-e 

-itus 

-it  -i 

-i 

Aus  der  vorstehenden  Tabelle  ergiebt  sich  für  die  Flexionsendungen: 
l.Der  Abfall  und  Ausfall  tonloser  Vokale:  afr.  chant  (canto,  cantä),  aim 
(amo),  noch  bei  Cl.  Marot:  je  pry,  snpply;  aimer  (amare)  etc.,  nfr.  sens  (sentio 
und  sentl),  sentes  (sentias),  pars  (partio  und  partT),  aimons  (amamus).  Die  Kenn- 
laute e  und  i  gehen  in  der  schwachen  Konjugation  verloren,  erscheinen  aber  noch 
in  der  starken,  wenn  anch  bisweilen  versteckt:  voie  (videam),  sache  (sapiam). 

2.  Ein  Ausfall  von  Konsonant  und  Vokal  (ti)  findet  in  der  Endung  der 
zweiten  Pers.  Plur.  tis  statt,  welche  als  blosses  z,  altfranzösisch  auch  s,  erscheint 
(aimez);  dies  s  bleibt  mit  e  auch  im  Neufranzösischen  nach  st:  etes  (estis), 
partites  (partivistis),  ferner  in  den  beiden  auch  in  Bezug  auf  ihre  Betonung  ver- 
einzelt dastehenden  Präsensformen  (s.  unten  Betonung  der  Verbalformen)  faites 
(facitis)  und  dites  (dicitis),  unter  Wegfall  des  Stammkonsonanten  c.  In  ävi,  evi, 
Ivi  wirft  die  schwache  Konjugation  überall  (nach  dem  Vorgange  des  Lateinischen 
in  einzelnen  Formen)  das  v  aus.  Das  kaum  nachzubildende  evi  fiel  mit  ivi  zu- 
sammen. 

3.  Der  Abfall  von  Endkonsonanten,  besonders  in  und  t,  so  wie  von  End- 
silben: aime  (amem,  amat,  amet),  dormisse  (dormivissem),  mentant  (mentien- 
dum,  mentientem),  aimas  (amasti),  tinis,  partis,  vendis,  fini  (finitus).  Auch  das 
Flexions-s  der  zweiten  Person  fehlt  bisweilen,  meist  bloss  in  Reimworten,  nament- 
lich in  nachlässiger  Schrift  des  15.  und  16.  Jahrhunderts. 

Das  t  der  dritten  Person  des  Singular  (normannisch  d),  welches  im  Neu- 
französischen manchen  Formen  fehlt,  wie  in  aime  (amat  und  amet),  finisse,  parte, 
fende,  aima  und  in  den  mit  der  präseutischen  Form  habet  zusammengesetzten 
Futuren  aimera,  finira  etc.,  hat  sich  gleichwohl  in  Präsensformen  des  Indikativ, 
in  ait  und  soit,  im  Imperfekt  ludik.  und  Konjunktiv,  im  Perfekt  der  II,  und 
III.  Konjugation  und  im  Imperfekt  des  Futur  erhalten;  im  Altfranzösischen  be- 
hielten es  auch  die  übrigen  Zeitformen  noch  längere  Zeit.  Dagegen  fiel  t  auch 
in  der  3.  Pers.  Indik.  Perf.  (auf  it  und  ut)  öfter  im  Altfranzösischen  und  noch 
im  16.  Jahrhunderte  ab. 

Das  t  kehrt  im  Neufranzösischen  zur  Aufhebung  des  Hiatus  wieder  in:  parle- 
t-il?  parla-t-il?  parlera-t-il?  viendra-t-il?  und  ähnlichen  Frageformeu.  Volks- 
thümlich:    Marlborough  s'en  vat  en  guerre. 

Dies  t  findet  man  sogar  in  der  Formel  voilä-t-il?  ne  vous  voilä-t-il  pas  ja- 
loux?  (Picard). 

Das  t  der  Participial  formen  ätus,  etus,  iitus  war  ebenfalls  im  Altfranzö- 
sischen noch  anzutreffen:   aimet,  partit  etc.,  obgleich  es  auch  abgeworfen  ward. 

4.  Tonlose  Vokale  der  Flexionsendungen  schwächen  sich  zum  stummen  e  ab: 
aime  (amo  und  amä),  defende  (defendam,  defendat),  aimätes  (amavistis),  partites 
(partivistis),  etes  (estis)  etc.,    aimerent  (amaverunt).     Das  u  geht  theilweise  iu  0 


§56.     D.  franz.  Verbalflexion  im  Vergleich  mit  d.  lat. 


191 


jugation. 

b. 
erweiterte, 
lat.         1         afr. 

III.  Konjugation. 

1         nfr. 

lat.         1         afr.         |         nfr. 

Participium. 

-issant 

1 
-issant 

1 

-endum 

-entern 

j  -ant 

-ant 

-it  -i 

-1 

-etus   (-uitus 
-ütus) 

-uit  -ut  -ud 
-u 

-u 

welches    im    Präsens    dem    Altfranzösischen    bis    zum 
in    anderen  Formen  noch    später  fremd   blieb,    tritt 


über:  vont  (vadunt),  fönt  (faciunt),  so  auch  sont  (sunt);  abweichend  ist  ont 
(habent),  welches  auch  in  den  Futurfoimen  erscheint:  almeront  (amare  habent). 
Die  betonten  Vokale  a,  e,  i,  u  (in  den  Endungen  ämus,  enius,  Traus,  iimus) 
gehen  in  o  über,  mit  Ausuahme  des  Perfekt. 

5.  Ein  unorganisches  s, 
13.  Jahrhunderte  fremd  ist 
an  die  erste  Person  dts  Präsens  der  zweiten  und  dritten  Konjugation  (finis, 
pars),  wovon  nur  wenige  Verba  frei  geblieben  sind  (vgl.  j'ai,  je  cueille,  je  saiile, 
j'ouvre,  je  sonfl're),  sämmtlicher  Impevfekte  (aimais,  finissais,  partais,  descendais), 
sowie  sämmtlicher  Imperfekte  des  Fut.  (aimerais,  vendrais),  des  Perfekts  der 
zweiten  und  dritten  Konjugation  (partis,  descendis),  so  wie  aller  starken  Formen 
dieses  Tempus  und  endlich  an  den  Imperativ  der  zweiten  und  dritten  Konjugation 
(pars,  vends).  Formen  ohne  s  finden  sich  noch  im  16.  Jahrhunderte  nicht  nur 
bei  Verben,  welche  mit  einem  Vokal  oder  Doppelvokal  auslauten,  wie  je  di,  sai, 
doi,  croi,  voi,  recjoi,  sondern  auch  solchen,  welche  mit  einem  Nasal  auslauten: 
je  pren,  enten,  vien,  soustien,  me  complain  (Marot),  sen,  me  plein  (Louise  Labe), 
repren  (Mellin  de  S.  Gelais);  so  bei  Corneille,  Racine,  Moliere:  je  croi, 
voi,  sui,  je  tien  u.  dgl.  m.,  was  auch  die  Neueren  sich  im  Reimworte  noch  er- 
lauben. Imperfekte  und  Imperfekt-Future  auf  oie,  oi  reichen  ebenso  ins  16.  Jahr- 
hundert: cstoye,  avoye  (Ancies  Theatre  fr.,  ed.  Viollet-le-Duc),  j  avoi,  estoi 
(Marot),  exenjoi  (Loeise  Labe),  vouldroye,  sauroye,  aimeroye,  oseroye  (Anc.  Th. 
FR.),  vouldroy,  oseroy,  suppliroy  (Liederbuch  saec.  XVI.).  Das  s  ist  wesentlich 
euphonischer  Buchstabe;  Muret  und  Ronsard  gestatteten  s  im  Imperf.  und  Im- 
perf.  Fut.  zur  Tilgung  eines  Hiatus.  Im  Imperativ  konnte  es  leicht  durch  Ueber- 
tragung  aus  der  zweiten  Person  des  Singular  entstehen.  Das  s  findet  sich  auch 
in  den  Imperativen  des  Neufranzösischen,  wo  es  sonst  nicht  anzutreffen  ist,  beim 
Zusammenstoss  derselben  mit  en  und  y:  va-s-y,  va-s-en  chercher,  porte-s-en, 
porte-s-y,  oder  wie  die  Akademie  schreibt:   vas-y,  donnes-en,  cueilles-y  des  fruits. 

Statt  des  «  der  ersten  und  zweiten  Person  tritt  nach  au  und  eu,  wie  bei  der 
Pluralbildung  des  Nennwortes,  x  ein  (s.  oben  S.  87.  107.  137):  je  faux,  tu  faux;  je 
vaux,  tu  vaux;  je  peux  (puis),  tu  peux;  je  veux,  tu  veux;  dagegen  je  mens,  tu 
meus,  nach  der  Akademie  und  Littre  auch  je  defaus,  tu  defaus. 

6.  Eingeschoben  ist  ein  unorganisches  s  vor  die  Endung  Jiies  des  Perfekt  (ehautas- 
mes,  mentismes)  im  Altfranzösischen;  es  ward  aus  der  zweiten  Person  auf  die 
erste  übertragen,  galt  jedoch  nicht  als  Regel.  Im  Neufranzösischen  ist  es  durch 
einen  Cirkumflex  ersetzt  (aimämes,  mentimes);  die  Formen  mit  s  erhielten  sich 
bis  zum  17.  Jahrhundert. 

7.  Verwandlungen  von  Konsonanten  treten  in  einzelnen  Fällen  ein.  Die  erste 
Person  des  Plural  im  Präsens,    Imperf.,   Fut.  und   Imperf.  Fut.  erhielt  lange  im 


192  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.   Abschn.     D.  Worthiegung  etc. 

Altfranzösischen  das  ursprüngliche  m,  welches  nach  dem  Ausfalle  des  Vokales 
vor  s  in  n  überging;  dagegen  erhielt  sich  dauernd  souimes  (siimus). 

Im  Altfranzösischen  ward  gewöhnlich  auslautendes  d  in  t  verwandelt:  je  vent 
(vend),  und  in  der  dritten  Person  fiel  (1  vor  t  aus  (il  vent);  v  verwandelte  sich 
in  f  (je  vif^viv,  nfr.  je  vis);  t  und  d  wurden  dialektisch  mit  c  vertauscht  (je 
menc  =  ment,  je  renc  =  rend,  rent);  c  kommt  übrigens  auch  als  unorganischer 
Anhang  vor:  euc  (habui);  auch  fielen  t  uud  d  nach  n  öfter  aus  (je  ren  =  rend, 
rent).  Im  Neufranzösischen  fällt  bisweilen  t  wie  d  vor  s  aus  (je  pars,  mens, 
sens,  crains),  doch  bleibt  auch  t  und  d  vor  s  (je  bats,  vends,  mords). 

Lediglich  die  Orthographie  gehen  Veränderungen  wie  die  folgenden  an: 

Dentales  c  und  g  werden  vor  den  dunklen  Vokalen  a,  o,  u,  ou  zur  Bezeich- 
nung ihrer  dentalen  Aussprache  p  und  ge  geschrieben  (placer,  pla^ant,  pla(^ons; 
recevoir,  re^ois,  regu;  gager,  gageait,  gageant  etc.).  Die  Verba  auf  gxier  und 
quer  behalten  auch  vor  dunklen  Vokalen  gu  und  qu  (distinguer,  distingua; 
vaquer,  vaqua).  Das  daraus  hervorgehende  Verbaladjektiv  unterscheidet  sich  zu- 
weilen vom  Gerundium  durch  die  Schreibung  mit  g  (extravagant,  fatigant,  intri- 
gant; vacant).  So  auch  je  vainquis  und  nous  vainquons;  dagegen  vor  Konso- 
nanten vaincre  und  je  vaincrai      Wegen  arguer  s.  oben  S.  8. 

y  verwandelt  sich  vor  stummem  e  in  i  (employer,  emploie,  emploiera), 
womit  zugleich  eine  Lautveränderung  verknüpft  ist  (s.  oben  S.  98);  doch 
finden  hier  auch  Abweichungen  statt  (payer,  je  paye,  tu  payes,  il  paye  oder  paie, 
Fut.  payerai,  paierai,  pairai  [Acad.];  asseoir,  asseyons  und  Fut.  asseyerai,  Konj. 
Präs.  asseye  [Acad.]).  Die  wenigen  Verba  auf  eyer,  wie  grasseyer,  langueyer, 
behalten  y;  die  Akademie  giebt  eigentlich  nur  ein  Beispiel:  Cetts  femnie  gras- 
seye  agreahiement.  Andere  Einzelheiten,  namentlich  den  Laulwechsel  von  i  und 
y  in  fuis,  fuyons,  crois,  croyons  u.  s.  w.,  s.  oben  S.  98  und  bei  den  einzelnen 
Konjugationen. 

8.  Das  i  des  Konjunktiv  Präs.  und  Imperf.  im  Plural  fiel  im  Altfranzösischen 
selbst  in  der  spätesten  Zeit  oft  aus;  so  noch  saec.  XVI,:  II  faut  .  .  que  le 
scellons  (Marot);  aifin  que  ne  perdons  temps  (Id.);  garderay  que  vous  n'y 
mectez  ja  la  patte  (Poes.  ined.  de  la  Reine  de  Navarre);  je  veux  que  vous 
jouez  (Marot)  u,  s.  w. 

9.  Hinsichtlich  der  Participien  ist  zu  bemerken,  dass  das  mit  dem  Gerundium 
zusammenfallende  Part.  Präs.  sich  im  Altfranzösischen  durch  seine  Flexion  da- 
von unterschied  (aus  —  ant).  üeberall,  auch  bei  der  erweiterten  11.  Konjugation, 
überwog  die  erste  lateinische  Konjugation  durch  die  Endung  ant  (antem,  andum), 
während  die  Endungen  der  übrigen  Konjugationen  verschwinden  (besonders  -iens ; 
vgl.  patient)  oder  ihren  verbalen  Charakter  einbüssen  d.  h.  sogenannte  Verbal- 
adjektive werden.  Reine  Verbaladjektive  von  ursprünglichen  Participien  auf  ens 
unterscheiden  sich  so  von  der  allgemeinen  Participialform  auf  ant  bisweilen  noch 
durch  die  Endung  ent:    vgl.  adherent,  different,  excellent  u.  a. 

Das  Part.  Perf.  der  zweiten  französischen  Konjugation  erhielt  statt  etus 
die  Endung  uitus,  ütus;  die  Form  ttus  ist  in  Adjektiven  erhalten:  complet,  replet, 
discret,  concret. 

Was  die  Betonung  der  Verbalformen  betrift't,  so  schliesst  sie  sich  im 
Wesentlichen  an  die  lateinische  an. 

Der  Ton  rückt  auf  die  letzte  Silbe  vor  in  Proparoxy tonen  der  zweiten 
Pers.  Plur.  Indik.  Präs.,  wie  vendimus,  venditis  fr.  vendons,  vendez  nach  Ana- 
logie der  zweiten  Konjugation  (gl.  vendemus,  vendetis);  er  bleibt  in  faites,  dites. 
Das  Altfranzösische  hatte  auch  faimes  (facTmus)  neben  fasons,   faisons  und  dimes 


§  57.     Die  nülfszeitwörter  nvoir  und  etre.  193 

(dic'imiis)  neben  disons.  Auf  die  vorletzte  Silbe  rückt  er  in  der  ersten  Pers.  Plur, 
Ind.  Perf.,  wie  in  defendimus  fr.  defendimes  (gl.  defendlnius),  ausgenommen  bei 
Zusammenziehungen,  wie  aimämes,  finimes,  fümes. 

Zurückgeschoben  wird  der  Ton  von  der  Penultima  auf  die  Antepenul- 
tima  bisweilen  in  der  dritten  Pers.  Plur.  Ind.  Perf.,  wie  in  vinrent  (venerunt), 
tiurent  (tenuerunt),  wohin  Zusamraenziehungen  zweier  Silben  nach  Auswerfung 
des  V  nicht  zu  rechnen  sind,  wie  chanterent  (cantaverunt)  u.  s.  w. 

Mit  der  wechselnden  Tonstelle  treten  übrigens  auch  Veränderungen  der 
Vokale  des  Stammes  ein,  indem  der  Ton  hier  eine  Lautverstärkung  hervor- 
bringen kann.  S.  oben  S.  38.  Man  hat  diese  Erscheinung  auch  als  romani- 
schen Umlaut  und  Ablaut  bezeichnet.  Der  lateinische  Ablaut  hat  sich 
im  Wesentlichen  ebenfalls  erhalten  und  sich  zum  Theil  auch  auf  Verba  erstreckt, 
die  ursprünglich  nicht  ablauteten.  Die  erstgenannte  Erscheinung  betriiTt  nament- 
lich die  starken  französischen  Verba,  doch  auch  schwache,  und  mehr  noch  im 
Altfranzösischen  als  im  Neufranzösischen. 

57.  Die  Hülfszeitwörter  avoir  und  etre.  Da  die  umschreibenden  Zeit- 
formen des  Franzö.sischen  theils  mit  atjoir,  theils  mit  etre  gebildet  werden, 
so  beginnen  wir  mit  diesen.  Die  dem  Neufranzösischen  gegenübergestellten 
altfranzösischen  Formen  gehören  dem  burgundischen  Dialekte  an;  ein- 
zehie  davon  abweichende  Formen  sind  besonders  bezeichnet.  Das  Zeitwort 
avoir  ist  das  lateinische  habere;  das  Zeitwort  etre  (estre),  das  gemein- 
romanische  essere,  hat  im  Infinitiv  zwischen  s  und  r  ein  t  eingeschoben. 
Aufwiesen  Infinitiv  deutet  auch  das  aus  esserai  gekürzte  Futur  serm;  noch 
näher  an  estre  stand  ein  zweites,  seltenes  Futur  des  Altfranzösischen, 
estrai.  Als  Neubildungen  aus  diesem  Infinitiv  ist  man  jetzt  geneigt,  das 
Imperfektum  etais  und  auch  das  Part.  Präs.  etant  anzusehen,  während 
man  früher  etais  von  stabam,  etant  von  stäntem,  standum  herleitete. 
Für  eine  Neubildung  von  etais  aus  estre  ohne  Zuhülfenahme  von  ester 
(stare)  spricht  namentlich  das  gleichzeitige  Auftreten  von  norm,  estoue, 
estoe  (stabam)  und  esteie  (eram),  bui-gund.  esteivent  =  estevent  (stabant) 
und  estoit  (erat)  in  gesicherten  Texten  (s.  Littre,  Hist.  de  la  langue  fr. 
II.  201,  der  im  Wb.  dagegen  seltsamerweise  an  der  Ableitung  von 
etais  aus  stabam  festhält,  G.  Paris,  Accent  latin  79.  132  und  Diez, 
Gr.  II  229).  Für  das  Part.  Präs.  ergeben  ester  (stare)  wie  estre  dieselbe  Form 
estant,  etant;  doch  ist  hier  kein  zwingender  Grund  vorhanden,  stare  vorzu- 
ziehen (s.  G.  Paris,  Accent  latin  80  und  Chabaneau,  Conjug.  fr.  107). 
Das  Part.  Perf.  ete  wird  allgemein  von  Status  heigeleitet.  Eine  seltene 
präsentische  Nebenform  des  Altfranzösischen,  estnes  für  somes,  sommes 
(sumus),  verdankte  der  zweiten  Pers.  Plur.  estes  (estis)  ihre  Ent- 
stehung; verwandt  ist  die  Einschiebung  des  s  in  chantasmes  n.  a.  aus 
chantastes  (s.  oben  §  5G.  G.),  die  einer  ähidichen  Analogie,  obwohl  ohne 
Veränderung  des  Stammes,  entsprang.  Die  ältere  Sprache  hatte  auch  ein 
Imperfekt  ei'e;  ert;  erium,  eriez,  erent  und  ein  Futur  er  (iere);  iers;  iere, 
iert;  iermes  (ermes) ;  ierent  aus  eram  und  ero  gebildet;  das  leichte  Zusanmien- 
fallen  der  beiden  Zeiten  beschleunigte  offenb.-ir  den  Ersatz  dei-selben  durch 
andere  Formen. 

Miitzner,  Ir.   Gr.     3.  Aull.  13 


194 


Zweit.  Tbl.     Formeulebre.     Erst.  Abscbn.     D.  Wortbiegimg  etc. 


KonJLigations-Tabelle  der  Hiiliszeitwörter. 


Afr. 


Nfr. 


Afr. 


Nfr. 


Indikativ. 


Einfache    Formen. 
Präsens  (Present). 


ai 

as,  als 
at,  ait 
avons 
aveiz 
out,  unt 


averai,  aurai 
aral 


-ait,  -at, 

-ons 
-eiz 
-ont 


avoies 

avoit 

aviens  (-ions) 

avieiz 

avoient 


aui,  oi,  0  pikard. 

eui,  euc,  euch 
au'is,  ois,  os   pikard. 

euis,  eus,  aus  etc. 
auit,  oit,  ot 
auimes,  oimes,  omes 
au'istes,  oistes,  ostes 
an'irent,  oirent,  orent 


ai  habe  (habeo) 


avez 
ont 


'suys,  suix,  sui,  seu  1  suis  bin  (sum) 
es,  ies,  iez  i  es 

est  :  est 

somes,  sommes 
estes,  iestes,  esteiz    !  etes 


sont 


Futur.  I.  (Futur). 


aurai  werde  haben 
(habere  habeo) 
auras 


aurons 

aurez 

auront 


serai  (auch  esserai) 

norm,  serrai 
serais,  seras  norm. 

serras 
serait,  serat,  sera 

norm,  serrad  etc. 
serons 
sereiz 
serout 


Imperfekt.  (Imparfait). 

avais  hatte  (habe-    |'  estoie 
bam) 

avais  estoies 

avait  estoit 

avions  estiens  (-ions) 

aviez  estieiz 

avaient  estoient 

Perfekt,  definit.  (Passe  defini). 
eus  hatte  (habui)       j  fui 

fuis,  fus 


eut 
eümes 
eütes 
eurent 


fuit,  fut 
fuimes,  fumes 
fuistes,  fustes 
furent 


sont 


;  serai  werde  sein 
I  (essere  habeo)^ 
seras 


serons 
I  serez 
I  seront 

j  etais  war  (v.  estre 
neugebildet) 

etais 

etait 
!  etions 
I  etiez 

etaient 


fus  war  (fui) 

fus 

fut 

fümes 
fütes 
furent 


§  57.     Die  Iliilfszoitwörter  avoir  iiuii  etre 


195 


Air. 


Afr. 


Nfr. 


Ira|)erfekt.  Fut.  (Conditioiuiel  present). 


averoic,  aiiroie, 

aurais  (wurde)  würde 

seroie 

serais  (wurde)  würde 

aroie 

haben    (habere   ha- 

sein    (essere    babe- 

bebam) 

bam) 

-oies 

aurais 

seroies 

serais 

-oit 

aurait 

seroit 

serait 

-ieiis  (-ions) 

aunons 

seriens  (-ions) 

serions 

-leiz 

auriez 

serieiz 

seriez 

-oient 

auraient 

seroie  nt 

seraient 

aüt,  eut 
etc. 


Umschreibende   Formen. 

Perfekt,  indefinit.  (Passe  indetini) 

I  ai  eu  habe  gehabt     i  ai  esteit 
j    (habeo  habitum) 
etc. 


ai  ete  bin  gewesen 
(habeo  statum) 
etc. 


Futur.  II.  exaktum  (Futur  anterieur). 


averai  etc.  aüt,  eut    aiirai  eu    werde    ge- 
habt haben  (habere 
habeo  habituui)       1 
etc.  I 


averai  etc.  esteit 


etc. 


aurai  ete   werde  ge- 
wesen sein  (habere 
habeo  statuiu) 
etc. 


avoie  aut,  eut 


Pluscjuamperfekt.  I.  (Plns-que-parfail). 

avais  eu  hatte  gehabt  avoie  esteit 
(habebam  habitum) 


avais    ete     war    ge- 
wesen (habebam 
statum) 

etc. 


au'i  etc.  aüt,  eut 
etc. 


Plusijuamperfekt.  II.  (Passe  anterieur). 

eus  eu   hatte  gehabt  laui  esteit 
(habui  habitum)      l 

etc.  etc. 


eus  ete  war  gewesen 
(habui  statum) 
etc. 


Plusquamperfekt.  Fut.  (Conditionnel  passe). 

averoie  etc.  aüt,  eut  aurais  eu  (wurde)      '  averoie  etc.  esteit 
w  ürde  gehabt  haben 
(habere  habebam 
I    habitum) 
etc.  etc.  I  etc. 


aurais  ete  (wurde) 
würde  gewesen  sei 
(habere  habebam 
statum) 

etc. 
13* 


196  Zweit,  Thl.     Formeulehre.     Erst.  Absclin.     D.  ^Yortt)iegullg  otr 


Afr. 


Nfr. 


Afr. 


Nfr. 


aie 

aie  habe  (habeam)    | 

aies,  ayes 

aies 

ait 

ait 

auens,  ayens 

ayons                          t 

aieiz 

ayez 

aient,  ayent 

aient 

Konjunktiv. 

Einfache    Formen. 
Präsens  (Present). 


soies 

soit 

soiens 

soieiz 

soient 

Imperfekt.  (Imparfait). 


aüsse,    eusse  pikard.  eusse  hätte  (habuis- j  fuise  norm,  fusse 


fuises  etc. 

fuist 

fuisiens  norm,  fus 

sum 
fuisieiz 
fuisent 


euisse  etc. 

Sern) 

aüsses,  eusses 

eusses 

aüst,  eust 

eüt 

aussiens,  eussiens 

eussions 

aüssieiz,  eussieiz 

eussiez 

aüssent,  eussent 

eussent 

sois  sei  (siam,  siem  st. 

sois  sim) 

soit 

soyons 

soyez 

soient 


wäre  (fuissem) 


fnt 
fussions 


fussiez 
fussent 


aie  aüt,  aie  eut 


Umschreibende   Formen. 
Perfekt,  indefinit.  (Passe), 
aie  eu  habe  gehabt  l'aie  esteit 
(habeam  habitum)  ,j 

etc.  [  etc.  ''  etc. 

Plusquamperfekt.  (Plus-que-parfait). 
aüsse  etc.  aüt  pikard.i  eusse    eu    hätte    ge-,!  aüsse  esteit 
euisse  eut  habt  (habuissem 

,    habitum) 
etc.  etc. 


etc. 


Ii 


erativ. 


aie 


be  !,  sois 

aiiens,  aieus,  ayens  j  ayons    haben  wir     j,  soiens 
aieiz  |  ayez      habet  j;  soieiz 

Infinitiv. 

Präsens  (Present). 
avoir  i  avoir  haben  (habere);]  estre 


avoir  aüt 


Perfekt.  (Passe). 
avoir  eu  gehabt  ha-:;  avoir  esteit 
ben  (habere  habi-    j 
tum) 


aie  ete  sei  gewesen 

(habeam  statum) 

etc. 


ete  wäre  ge- 
wesen (habuissem 
statum) 

etc. 


I  soyons  seien  wir 
I  soyez     seid 


etre  sein    (essere  st. 
esse) 


avoir    ete     gewesen 
sein  (habere  statum) 


§  58.     Die  regelnuiss.  oiler  schwachen  Konjugationen  insbes.  197 


Afr. 


Nfr. 


Afr. 


Nfr. 


aiant,  ayant 


aiant,  ayant 


aut,  eut,  out 


Gerundium, 

Präsens  (Present). 
ayant  (habemlum)    '  estant 

Perfekt.  (Passe). 
ayant  eu  (habendumii  aiant  esteit 
habltuni)  |1 

Participien. 

Präsens  (Present). 
ayant   habend    (ha-  '.;  esfant 
i    bentem)  I 


etant  (standum  oder 
v.estre  neugebildet) 

ayant  ete  (habendnm 
statuta) 


I  etant    seiend    (stan- 
tem    oder    v.    estre 
I    neugebildet) 


Perfekt.  (Passe), 
iu  gehabt  (.habitum)|j  esteit  pik.  u.  norm.  1  ete  gewesen  (statum) 
11    auch  este  I 


58.     Die    regelmässigen    oder    schwachen  Konjugationsformen    insbesondere. 

Die  folgende  Tabelle  giebt  ihre  vollständige  Konjugation;  einzelne  Auonaa- 
lien  derselben  sind  unten  angegeben.  Auf  die  Abwandlung  des  Aktiv 
folgt  eine  tabellariscte  Uebersicht  der  Abwandlung  des  passiven  und 
reflexiven,  so  wie  des  intransitiven  mit  etre  flektirten  Zeitwortes. 
Da  die  Flexionsformen  der  drei  letztgenannten  nichts  Eigenthümliches 
haben,  so  ist  die  Scheidung  von  Stamm  und  Endung  darin  nicht  mehr 
angedeutet  und  die  entsprechende  altfranzösische  Form  nicht  mehr  daneben 
gestellt. 


198 


Zweit.  Till.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Worthiegnng  etc 


Konjugations-Tabelle  des  Aktivum 


Konjug 

ation  I. 

Konjii 

Afr. 

1               Nfr. 

o. 

Äfr.                1               Nfr. 

Indi 

Ein  fa  c  he 

Präsens 

chant 

chant-e,  canto,  singe 

sent,  sen 

sen-s,  sentio,  fühle 

chant-es 

chant-es 

sen-z 

sen-s 

chant-et,  -e 

chant-e 

sen-t 

sen-t 

chant-ons 

chant-ons 

sent-ons 

sent-ons 

chant-eiz 

chant-ez 

sent-eiz 

sent-ez 

chant-ent 

chant-ent 

sent-ent 

sent-ent 

Futurum  I. 

chant-er-ai 

chant-er-ai,  cantare 

sent-ir-ai 

sent-ir-ai,  sentire 

habeo,  werde  singen 

häbeo,  werde  fühlen 

chant-er-ais,  -as 

chant-er-as 

sent-ir-ais,  -as 

sent-ir-as 

chant-er-ait,  -at,  -a 

chant-er-a 

sent-ir-ait,  -at,  -a 

sent-ir-a 

chant-er-ons 

chant-er-ons 

sent-ir-ons 

sent-ir-ons 

chant-er-eiz 

chaiit-er-ez 

sent-ir-eiz 

sent-ir-ez 

chant-er-ont 

chant-er-ont 

sent-ir-ont 

sent-ir-ont 

Imperfektum 

chaiit-eve,  -oie 

chant-ais,  cantabam, 

sent-oie 

sent-ais,  sentiebaui, 

sang 

fühlte 

cbant-eves,  -oies 

chant-ais 

sent-oies 

wie  I. 

chant-evet,  -oit 

chant-ait 

sent-oit 

chant-iens,  -ions 

chant-ions 

sent-iens 

chant-ieiz 

chant-iez 

sent-ieiz 

chant-event,  -oient 

chant-aient 

sent-oient 

I 

*erfektum  definitum 

chant-ai 

chant-ai,  caotavi,     1 

sent-i 

sent-is,  sentivi  st. 

sang 

sensi,  fühlte 

chant-ais,  -as 

chant-as 

sent-is 

sent-is 

chant-ait,  -at,  -a 

chant-a 

sent-it,  -i 

sent-it 

chant-ames,  -asnies 

chant-ämes 

sent-imes,  -ismes 

sent-imes 

chant-astes 

chant-ätes 

sent-istes 

seut-ites 

Lant-erent,  -arent 

chant-erent 

sent-irent 

sent-irent 

§  58.     Die  reo^elmäss.  oder  schv\aclieii  Konjugationen  insbes. 


199 


der  drei  schwachen  Konjugationen. 


Konjugation  III. 
Afr.  I  Nfr. 


kativ. 

Formen. 
(Present). 
flor-is 

'flor-is 
flor-is-t. 
flor-iss-ons 
flor-iss-eiz 

flor-iss-ent 

I  (Futur). 


IIa. 


(Imparfait). 

:flor-iss-oie 

flor-iss-oies 

flor-iss-oit 

flor-iss-iens 

flor-iss-ieiz 

flor-iss-oient 


(Passe  detiui). 
iflor-i 

wie  IIa. 


fleur-is,  floresco, 

blühe 
fleur-is 
fleur-i-t 
fleur-iss-ons 
fleur-iss-ez 
fleur-iss-ent 


fleur-ir-ai 

wie  IIa, 


rend,  rent 

rend-s,  reddo,  ge 

wieder 

ren-z 

rend-s 

rend,  ren-t 

rend  (neben  roiu 

rend-ons 

rend-ons 

rend-eiz 

reiid-eiz 

rend-ent 

rend-ent 

reud-v-ai 

rend-r-ais,  -as 
rend-r-ait,  -at, 
rend-r-ons 
rend-r-eiz 
rend-r-ont 


Irend-r-ai,  reddere 
I  babeo,  werde  wieder- 


[geben 


rend- 


wie  Ha. 


fleni-iss-ais,  floresce- 
bam,  blühte 
fleur-iss-ais 
fleur-iss-ait 
fleur-iss-ions 
tleur-iss-iez 
fleur-iss-aient 


fleur-is,  florui  gl.  flo-  rend- 
rivi,  blühte 

wie  IIa,  wie  II: 


rend-r-as 

rend-r-a 

rend-r-ons 

rend-r-ez 

rend-r-ont 


rend-ais,  reddebam, 
gab  wieder 
wie  IIa. 


rend-is,  reddidi,  gab 
wieder 

wie  IIa. 


200 


Zweit.  Till.     Formenlehre.     Erst.  Absclni.     D.  Wortbieffung  etc. 


Koiijug 

xtion  I.                     1 

Konju 

Afr. 

Nfr.               1 

Afr. 

a. 

1               Nfr. 

Imperfektum  Futuri 

chant-er-oie 

chant-er-oies 

chaut-er-oit 

chant-er-iens 

chant-er-ieiz 

chant-er-oient 

chant-er-ais,  cantare 
habebam,  (wurde) 
würde  singen 

chant-er-ais 

chant-er-ait 

chant-er-ions 

chant-er-iez 

chant-er-aient 

sent-ir-oie 

sent-ir-oies 

sent-ir-oit 

sent-ir-iens 

sent-ir-ieiz 

sent-ir-oient 

sent-ir-ais,  sentire 
habebam,  (wurde) 
würde  fühlen 

sent-ir-ais 

sent-ir-ait 

sent-ir-iens 

sent-ir-iez 

sent-ir-aient 

Umschreibende 

Perfektum  indefinitum 

ai  chant-eit,  -e 

ai  chant-e,  habeo 
cantatuiu,  habe  ge- 
sungen 

ai  sent-it,  -i 

ai  sent-i 

Futurum  11.  exaktuui 

averai  chant-eit,  -e 

aurai  chant-e,  habere 
habeo  cautatum, 
werde  gesungen 
haben 

averai  sent-it,  -i 

aurai  sent-i 

Plusquamperfektum  I. 

avoie  chant-eit,  -e 

avais  chant-e,  habe- 
bam cantatum, 
hatte  gesungen 

avoie  sent-it,  -i 

avais  sent-i 

Plusquamperfektum  II. 

aui  chant-eit,  -e 

eus  chant-e,  habui 
cantatum,  hatte  ge- 
sungen 

aui  sent-it,  -i 

eus  sent-i 

Plusquamperfektum  Futuri 

averoie  chant-eit,  -e 

aurais    chant-e,    ha- 
bere habebam    can- 
tatum,    (wurde) 
würde  gesungen 
haben 

averoie  sent-it, 

aurais  sent-i 

§  58.     Die  rcseliiiäss.  od.  schwaclieii  Konjugationen  insln 


201 


gation  II. 
Afr. 


Nfr. 


Konjugation  III. 
Afr.  I  Nfr. 


(Conditionnel  present). 


flor-ir-oie 


wie  IIa. 


I 


fleur-ir-ais,  florere 
habebam  (wurde) 
würde  blühen 
wie  IIa. 


Formen. 
(Passe  indefinj). 

ai  flor-it,  -i 

etc.  wie  IIa. 

(Futur  anterieur). 


(Plus-que-parfait). 


(Passe  anterieur). 


(Conditionnel 


rend-r-oie 


rend-r-oies 

rend-r-oit 

rend-r-iens 

rend-r-ieiz 

rend-r-oient 


rend-r-ais,  reddere 
habebam,  (wurde) 
würde  wiedergb. 

rend-r-ais 

rend-r-ait 

rend-r-ions 

rend-r-iez 

rend-raieut 


ai  fleur-i  j 

i 
etc.  wie  IIa.       ' 


ii  rend-uit,  -u 


ai  rend-u 


averai  rend-uit,  -u     aurai  reud-u 


avoie  rend-uit,  -u 


avais  rend-u 


auf  rend-uit,  -u         eus  rend-u 


averoie  rend-uit,  -u  laurais  rend-u 


202  Zweit.  Till.    Foriiieiilc'hve.    Erst.  Absclni.    D.   Worfbiegnng  etc, 


Koujug 

atiou  I. 

Konju 

Afr. 

Nfr. 

Afr. 

1. 

Nfr. 

Kon 

Einfache 

Präsens 

chant-e 

chant-e,  cautem, 

seut-e 

sent-e,  sentiam, 

cbant-es 

singe 
chant-es 

wie  I. 

fühle 

wie  I. 

chaut-et,  -e 

chant-e 

chant-iens 

chaut-ions 

chant-ieiz 

chaut-iez 

chaut-eut 

chant-ent 

Imperfektum 

chant-aisse  pikard. 

chant-asse,  cantas-      sent-isse 

sent-isse,  sentivis- 

norm,  -asse  etc. 

Sern,  säuge                , 

sem,  fühlte 

chant-aisses 

chant-asses                j  sent-isses 

sent-isses 

chanl-aist 

chant-ät                       sent-ist 

sent-it 

chant-assiens 

chant-assions             j  sent-issiens 

sent-issions 

chant-assieiz 

chant-assiez                \'  sent-issieiz 

sent-issiez 

chant-aissent 

chant-assent                sent-issent 

sent-issent 

ü 

mschreibende 

Perfektuiu   indefinitum  | 

aie  chant-eit,  -e 

aie  chaut-e,   habeamjjaie  sent-it,  -i 

aie  sent-i 

cautatum,  habe  ge- 

sungen 

aüsse  chant-eit,  -e 

eusse  chant-e,  ha-     jj  aüsse  scnt-it,  -i 

Plusquamperfektum 
eusse  seut-i 

buissem    cantatum, 

hätte  gesungen 

Impe 

chant(-e) 

chant-e,  canta,  singe'l  sent 

sen-s,  senti,  fühle 

chant-ons 

chant-ons                     sent-ons 

sent-ons 

chant-eiz 

chant-ez                     ||  sent-eiz 

sent-ez 

Infi 
Präsens 

chant-eir  norm,  -er 

chant-er,  cantare,      [  seut-ir 

sent-ir,  sentire, 

singen                       ,| 

fühlen 

Perfektum 

avoir  chant-eit,  -e 

avoir  chant-e,  habere!  avoir  sent-it,  -i          _ 

avoir  sent-i,  habere 

cantatum,  gesungen' 
haben                       | 

1 

sentitnm,  gefühlt 
haben 

§  58.     Die  regelmäss.  oder  sehwachen  Konjugationen  insli^ 


>03 


gation   11. 
Afr. 


Nfr. 


Konjugation  III. 
Afr.  I  Nfr. 


junktiv. 

Formen. 
(Present). 
flor-iss-e 

flor-iss-es 

flor-iss-e 

flor-iss-iens 

flor-iss-ieiz 

flor-iss-ent 

(Imparfait). 
flor-isse 


wie  IIa. 


Formen. 
(Passe), 
aie  flov-it,  -i 
-wie  IIa. 


fleur-iss-e,  florescar 

blühe 
fleur-iss-es 
fleur-iss-e 
fleur-iss-ions 
fleur-iss-iez 
fleur-iss-ent 


fleur-isse,  floruissem' 
gl.  florivissem, 
blühte 

wie  IIa. 


rend-e 


wie  I. 


rend-isse 


I 


(Plus-que-parfait). 
ansse  flor-it,  -i 
wie  IIa. 


rativ. 

lor-is 

flor-iss-ons 
flor-iss-eiz 

nitiv. 

(Present). 
flor-ir 

wie  IIa. 

(Passe). 
avoir  flor-it,  -i 

wie  IIa. 


aie  fleuv-i 

wie  IIa. 


misse  fleur-i 

wie  IIa. 


:aie  rend-uit,  -u 


aüsse  rend-uit,  -u 


fleur-is,  floresce,  blü-'  rend,  rent 
fleiir-iss-ons  [he  reud-ons 

fleur-iss-ez  !  rend-eiz 


I  fleur-ir,  florere  gl.flo-'  rend-re 
1    rire,  blühen,  wie  IIa. 


rend-e,  reddam,  gebe 
wieder 

wie  I. 


rend-isse,  reddidis- 
sem,  gäbe  wieder 

wie  IIa. 


aie  rend-u 


eusse  reud-u 


rend-s,  redde,  gieb 
rend-ons         [wieder 
rend-ez 


irend-re,  reddere, 
I  wiedergeben 


avoir  fleur-i,  geblüht  avoir  rend-uit,  -u      [avoir  rend-ii,  bal)ere 

haben  redditum,  wieder- 

wie  IIa.  II  I  gegeben  haben 


204  Zweit.  Till.     Formenlehre.     Erst.  Absclin.     D.  Wortbiegnng  etc. 


Konjugation  1. 

Konju 

Afr.                              Nfr. 

Afr. 

1               Nfr. 

Gerun 

Präsens 

cbant-ant                      cbant-ant,  cantan- 

sent-ant 

sent-ant,  sentien- 

(Uim 

. 

1  dum 

Perfektum 

aiant  chant-eit,  -e       ayant  chant-e,  ha- 

1  aiant  sent-it,  -i 

ayant  sent-i 

1    bendum  cantatum 

1 

Parti 

Präsens 

chant-ant                     chant-ant,  cantan- 

1  sent-ant 

sent-ant,  sentien- 

tem,  singend 

tem,  fühlend 

Perfektum 

chant-eit,  -ei,  -et,  -e  |  chant-e,  cantatum, 

[  sent-it,  -i 

sent-i,  sentitum  st. 

1    gesungen 

1 

sensnm,  gefühlt 

Koüjugations-Tabelle  des  passiven, 


Passives  Zeitwort. 


Reflexives  Zeitwort.  Intransitives  Zeitw.  mit  etre. 


je  suis         I   aime,   ee,   ich 
tu  es  y    werde  geliebt 

il,  eile  est  I  etc. 

nous  sommes 
vous  etes  V  aiuie 

ils,  elles  sont 


je  serai  ]  aime,  ee,  ich 
tu  seras  l  werde  geliebt 
il,  ellesera        werden  etc. 


nous  serons      j 

vous  serez         l  aimes. 

ees 

ils,  elles  seront  j 

j'etais           1   aime,  ee, 

ich 

tu  etais       l    wurde 

ge- 

il,  eile  etait       liebt  etc 

nous  etions 

vous  etiez         \  aimes, 

ees 

ils,  elles  etaient 

Indikativ. 

Präsens  (Present). 
je  me  flatte,  ich  schmeichle 
tu  te  flattes  [mir 

il  se  flatte 
nous  nous  flattous 
vous  vous  flattez 
ils,  elles  se  flattent 

Futurum  I.  (Futur), 
je  me  flatterai,  ich  werde 
mir  schmeicheln 
tu  te  flatteras 
etc. 


Imperfektum  (Imparfait). 

je  me  flattais,  ich  schmei- 
chelte mir 

tu  te  flattais 

etc. 


je  retourne,  ich  kehre  zurück 
tu  retournes 

etc. 


je   retournerai,    ich    werde 

zurückkehren 
tu  retourneras 
etc. 


je    retournais,    ich     kehrte 
zurück 
tu  retournais 


etc. 


§  58.     Die  regelmäss.  oder  schwachen  Koiijni^rationeii  iusbes.  205 


gation  II. 

b. 
1               Nfr. 

Konju 

gation  III. 

Afr. 

i        - 

1              Nfr. 

dium. 

(Present). 

flor-iss-ant 

Üeur-iss-ant,  flore- 
1    scenduin 

jj  rend-ant 

jrend-ant,  redden- 
;  dum 

(Passe), 
ayant  flor-it,  -i 
wie  IIa. 

ayant  fleur-i 
i            wie  IIa. 

aiant  rend-nit,  -u 

ayant  rend-u 

cipien. 

(Present). 
flor-iss-ant 

fleur-iss-aat,  flore- 

rend-ant 

rend-ant,  reddentem, 

seentem,  blüheiul 

wiedergebend 

(Passe), 
flor-it,  -i 

;  fleur-i,    ^1.   floritum,  rend-uit,  -u 

rend-u,  redditum. 

wie  IIa. 

1    gebläht,  wie  IIa. 

!  wiedergegeben 

reflexiven  u.  intransitivea  Zeitwortes. 


Passives  Zeitwort. 


Reflexives  Zeitwort.  Intransitives  Zeitw.  mit  etre. 


je  fus 

tu  fus  J-    • 

il,  eile  tut  j     ( 
nous  fümes 
vous  fütes 
ils,  elles  furent 


Perfektum  definitum  (Passe  defini). 
aime,  ee,  ich   je  me  flattai,    ich    schmei-'je  retournai,  icli  kehrte 
wurde  geliebt     chelte  mir  !    zurück 


tu  te  flattas 


tu  retournas 


je  serais 
tu  serais 
il,elleserait 


Imperfektum  Futuvi  (Conditionnel  present). 
aime,   ee,   ich  |  je  me  flatterais,  ich  würde   je  retournerais,    ich   würde 
würdegeliebt  |    mir  schmeicheln  ;    zurückkehren 

werden  etc.      tu  te  flatterais  tu  retournerais 


nous  senons 

vous  seriez        laimes,  ees 

ils,  elles  seraient 


etc. 


etc. 


j  ai  ete 
tu  as  ete 
il,  eile  aete 
nous  avons  ete 
vous  avez  ete 
ils,  elles  ont  ete 


Perfektum  indetiiiitum  (Passe  indefini). 
aime,  ee,   ich  [je  me  suis|flatte,eeichhabe   je  suis         |  retourne,  ee, 
bin     geliebt :  tu  tes       J.  mir   geschmei-    tu  es  l  ichbinzurück- 

worden  etc.    Iil,eilesestj   chelt  etc.  il,  eile  est   I   gekehrt  etc. 

noiis  nous  sommesl.  ,  .       nous  sommes 
vous  vous  etes 


l 

3teJ 


aimes, 
ees 


ils,  elles  se  sont 


flattes, 
ees 


vous  etes 
ils,  elles  sont 


retonrnes, 
t'es 


20G  Zweit.  Thl.     li'onuenlelire.     Erst.  Abschu.     D.  Wortbiegung  etc. 


Passives  Zeitwort. 


Reflexives  Zeitwort.  Intransitives  Zeitw.  mit  etre. 


Futurum  II.  exaktuui  (Futur  anterieur). 


j'aurai  ete 
tu  auras  ete 
il,  eile  aura  ete 


)  aime,  ee,  ich 
werde  geliebt 
Orden   sein 
etc. 

nous  aurons  ete        ] 
vous  aurez  ete  l  ^","*^«' 

ils,  elles  auront  ete         ^^^ 


i    we 

j       WC 

i    ete 


je  me  serai 
tu  te  seras 
11,  eile  se  sera 


flatte. 


werde  mir  ge 
schmeichelt 
haben  etc. 


ich j  je  serai 
tu  seras 
il,  eile  sera 


nous  nous  serons 
vous  vous  serez 
ils,  elles  se  seront 


flattes,  ees 


retourue,  ee,  ich 
werde  zurückge- 
kehrt sein  etc. 


nous  serons 
vous  serez 
ils,  elles  seront 


Plusquamperfektum  I.  (Plus-que-parfait). 


j'avais  ete 
tu  avais  ete 
il,elleavait  ete 
nous  avions  ete 
vous  aviez  ete 
ils,  elles  avaient  ete 


ime,  ee,  ich 
war  geliebt 
worden  etc. 

I  aimes, 
ees 


je  m'etais         ]  flatte,  ee,  ich 
tu  t'etais  l    hatte  mir  ge- 

il,  eile  s'etait  j    schmeich.etc. 
nous  uous  etions 
vous  vous  etiez      l  flattes, 
ils,  elles  s'etaient 


retourne,   ee,  ich 
war      zurückge- 


j  etais 

tu  etais 

il,  eile  etait  j     kehrt  ete, 

nous  etions 

vous  etiez 

ils,  elles  etaient 


retournes,  ees 


Plusquamperfektum  II,  (Passe  anterieur). 


j'eus  ete  \   aime,   ee,  ich 

tu  eus  ete  l  ^ar  geliebt 
il,  eile  eut  ete  j  worden  etc. 
uous  eümes  ete  1     .     . 

vous  eütes  ete 
ils,  elles  eurent  ei 


ees 


je  me  fus  |  flatte,  ee,  ichlje  fus 

tu  te  fus  l    hatte  mir  ge-  tu  fus 

il,  eile  se  fut  I    schmeich.etc!  il,  eile  fut  j     kehrt  ete 

nous  nous  fümes         ]  ,    I  uous  füiiies 

I    fl'ittes 
vous  vous  fütes  l     ' ,      'i  vous  futes 

ils,  elles  se  furent  ^^^     ils,  elles furent 


retourne,  ee,  ich 
war     zurückge- 


retournos. 


j'aurais  ete 
tu  aurais  ete 
il,  elleaurait  ete 


Plusquamperfektum  Futuri  (Conditionnel  passe). 


aime,  ee,  ich 
würde  geliebt 
worden  sein 
etc. 


nous  aurions 

vous  auriez 

ils,  elles  auraieut  ete 


aimes, 
ees 


je  me  serais 
tu  te  serais 
il,  eile  se  serait 


flatte,  ee,  ichjje  serais 
würde      miri  tu  serais 
geschmeichelt  il,  eile  serait 
'  haben  etc.       j  ^ous  serions 
nous  nous  serions 
vous  vous  seriez 
ils,  elles  se  seraient 


retourne,  ee,  ich 
würde  zurückge- 
kehrt seiu  etc. 


vous  seriez 
flattes,  .,      gj^gg  seraient 


retournes. 


Konjunktiv. 
Präsens  (Present). 


je  sois           1  aime,     ee,    ich 

je  me  flatte,  ich  schmeichle  mir 

tu  sois           l    werde     geliebt 

tu  te  flattes 

il,  eile  soit    J     etc. 

il  se  flatte 

nous  soyous      | 

nous  nous  flattious 

vous  soyez        l  aimes,  ees 

vous  vous  flattiez 

ils,  elles  soient 

ils,  elles  se  flattent 

je  retourne,  ich  kehre  zurück 
tu  retournes 

etc. 


§  58.     Die  regt^ltnäss.  oder  schwachen   Koiijugatioueii  insbes. 


207 


Passives  Zeitwort. 


Reflexives  Zeitwort. 


Intransitives  Zeitw.  mit  etre. 


Imperfektum  (Imparfait). 
je  fusse        I   aime,  ee,  ich         i  je  me  flattasse,  ich  schmeichelte 
tu  fusses      l    würde  geliebt         mir 
ii,  eile  füt  j     etc.  i  tu  te  flattasses 

uous  fussions       |  '  >'>  eile  se  flattät 

vous  fussiez  -.    aimes,  ees    nous  nons  flattassions 

ils,  elles  fusseut  j  vous  vous  flattassiez 

ils,  elles  se  flatfasseut 


je  retournasse,  ich  kehrte  zurück 
tu  retouruasses 
etc. 


'erfektum  iudefinitum  (Passe). 


j  aie  ete  aime, 

tu  aies  ete        l     sei 
il,  eile  ait  ete  I     word 
nous  ayons  ete         | 
vous  ayez  ete  |. 

ils,  elles  aient  ete    j 


j'eusse  ete      ]  aime,    > 
tu  eusses  ete  V     wäre 
il,  eile  eüt  ete  I   worden 
nous  eussions  ete 
vous  eussiez  ete 
ils,  elles  eusseut  ete 


ee,  ich  '  je  me  sois 
geliebt  tu  te  sois 
en  etc.      il,  eile  se  soit 


flatte,  ee,  ich 

habe  mir  ge- 

schmeich.  etc. 


nous  nous  soyons 
vous  vous  soyez 
ils,  elles  se  soient 


(flattes 
ees 


je  sois  I   relourne,  ee,  ich 

tu  sois         J.     sei       ziirückge- 
il,  eile  soit  1     kehrt  etc. 
nous  soyons 

t  vous  soyez 

i  ils,  elles  soient 


retour  u  es, 


Plusquamperfektum  (Plus-que-parfait). 


;e ,    ich 
geliebt 


je  me  fusse  |  flatte,  ee,  ich 
tu  te  fusses  l  hätte  mir  ge- 
il, eile  se  füt  j  schmeich.  etc. 

nous  uous  fussions 

j.      .         I  flattes, 
vous  vous  fussiez      *-  ' 

ils,  elles  se  fussent 


je  fusse       1  retourne,  ee,  ich 
tu  fusses     l    wäre    zurückge- 
il, eile  fvit  j     kehrt  etc. 
nous  fussions 
vous  fussiez 
ils,  elles  fussent 


retournes, 
ees 


sois  aime,  ee,  werde  geliebt 
soyons    \ 


soyez      / 


aimes,  ees 


Imperativ. 

flatte-toi,  schmeichle  dir 

flattons-nous 

flattez-vous 


retourne,  kehre  zurück 

retournons 

retournez 


Infinitiv. 
Präsens  (Present). 
aime,  ee,  es,  ees  geliebt   1  se  flatter,  sich  schmeicheln 


werden 


retouruer,  zurückkehren 


Perfektum  (Passe). 
avoir  ete  aime,  ee  etc.,  geliebt  I  s'etre  flatte,  ee  etc.,  sich  ge-    |  etre  retourne,  ee  etc.,  zurück- 
worden sein  1    schmeichelt  haben  1    gekehrt  sein 


etant  aime,  ee  etc. 
ayant  ete  aime,  ee  etc. 


Gerundium. 

Präsens  (Present). 
I  se  flattaut 

Perfektum  (Passe), 
I  s'etant  flatte,  ee  otc. 


I  retournant 

j  etant  retourne,  ee  etc. 


208  Zweit.  Tbl.     Formeulehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

I.  Zur  ersten  Konjugation. 
1.  Allgemeine  Bemerkungen, 
a)  Flexionsformen.  Das  Präsens  des  Indikativ  endigte  in  der  ersten 
Person  Sing,  im  Altfranzösischen  gewöhnlich  mit  dem  auslautenden  Vokale 
oder  Konsonanten  des  Stammes  ohne  stummes  e  (s.  §  56.  5.).  Die  dritte 
Person  lautete  ursprünglich  at  (conservat  Eidformel).  In  der  dritten 
Pars.  Sing.  Konjunkt.  erhielt  sich  t  (normaun.  c?}  länger,  zum  Unterschiede 
vom  Indikativ,  der  diesen  Buchstaben  früher  verlor.  Das  t  (d)  der  dritten 
Person  Sing,  des  Perf.  defin.  im  Indikativ  behauptete  sich  bis  ins 
13.  Jahrhundert,  noch  später  in  der  Normandie. 

Die  Form  des  Imperfekt  eve  verschwindet  gegen  Aufang  des  13.  Jahr- 
hunderts allmählich;  in  oie  (eie)  gleichen  sich  die  Imperfekte  aller  Verba  aus. 
üeber  die  Schreibart  ais  statt  ois,  welche  im  19.  Jahrhunderte  geläufig  ge- 
worden ist,  s.  oben  S.  15. 

Die  alte  Endung  arent  des  Perf.  defin.  verlor  sich  schon  im  13.  Jahr- 
hunderte. 

Im  Imperfekt  des  Konjunktiv  findet  man  neben  aisse,  asse  auch  die 
Endung  isse  bis  ins  16.  Jahrhundert :  alissions,  amissions,  gardissiez  u.  s.  w. 

Im  Infinitiv  ist  r  in  der  Endung  eir,  er,  ier  bis  auf  einzelne  Bin- 
dungen verstummt,  im  Altfranzösischen  war  es  hörbar.  Die  dialektische  ur- 
sprünglich pikardische  Form  ier  verallgemeinerte  sich  besonders  nach  Dentalen: 
effacier,  cerchier,  abregier,  changier,  brisier,  laissier,  aidier,  cuidier  u.  s.  w.  Die 
Endung  ie  ergriff  auch  das  Part.  Perf.,  z.  B.  aidie;  auffallend  ist  die  diesem 
Particip  oft  gegebene  Femininform  mit  zurückgezogenem  Accente:  aidie, 
couchie  (nicht  bloss  in  Reimworten).  Das  Neufranzösische  hat  die  norman- 
nische Form  er  behauptet  und  selbst  da  zuweilen  i  getilgt,  wo  es  stammhaft 
ist:  commencer  (com-initiare),  embrasser  (im-bracchiare);  lautlich  hat  es  sich 
erhalten  in  payer,  employer,  appuyer  u.  s.  w.  (s.  oben  S.  98),  nach  Einigen 
auch  in  prier,  plier  u.  s.  w. 
b)  Eine  Lautverstärkung  der  Stammsilbe  findet  in  den  Zeitwörtern  der 
ersten  Konjugation  statt,  welche  im  Infinitiv  ein  e  oder  e  in  der  ofi'enen 
Stammsilbe  haben,  wie  geler,  celer,  acheter,  mener,  lever,  achever,  ceder, 
repeter,  esperer,  celebrer,  proteger.  Sie  erhalten  in  den  Präsensformen  mit 
betonter  Stammsilbe  ein  e:  gele,  geles,  gelent;  mene,  menes,  meneut;  acheve, 
acheves,  achevent;  cede,  cedes,  cedent;  protege,  proteges,  protegent.  Dieselbe 
Lautverstärkung  findet  in  den  Futurformen  statt,  in  denen  die  im  Infinitiv 
stumme  Stammsilbe  vor  eine  stumme  Silbe  tritt:  gelerai,  celerai,  menerai, 
acheterions;  die  Zeitwörter  mit  e  in  der  Stammsilbe  behalten  es  auch  da: 
cederai,  cederais,  prefererai,  protegerai. 

Die  Zeitwörter  auf  eer  behalten  überall  e:  cree,  crees,  creent,  creerai, 
creerais.  Früher  geschah  dies  auch  bei  denen  auf  eger;  die  Akademie  hat 
in  ihrer  neuesten  Ausgabe  (1878),  der  üblichen  Aussprache  gemäss,  diese 
Verba  den  übrigen  mit  e  in  der  Stammsilbe  (s.  oben)  angeglichen. 

In  den  Verben  auf  ehr  und  eter  stellt  man  die  Lautverstärkurg  der 
Stammsilbe  auch  durch  Verdoppelung  der  Konsonanten  (11,  tt)  dar:  appeler, 
appelle,  appellerai;  etinceler,  etiucelle,  etincelleut-;  chanceler,  chancelle,  chan- 
cellerai;  ensorceler,  ensorcellerai ;  jeter,  jette,  jettent,  jetterai;  cacheter, 
cachette,  cachetterai;  feuilleter,  feuillette;  diese  orthographische  Abweichung, 
obwohl  in  einzelnen  Verben  von  der  Akademie  sanktionirt,  wird  gleichwohl 
nicht  überall  beobachtet.  Auch  führt  die  Akademie  hier  kein  Princip  durch; 
über    viele  Verba    spricht    sie    sich   überhaupt  nicht    aus,    bei   einigen    eut- 


§  58.    Die  regelmäss.  oder  schwachen  Konjugationsformen  insbes.         209 

scheidet  sie  sich  für  e,  z.B.:  bourreler,  bourrele;  celer,  celerai;  ecarteler, 
ecartele;  geler,  gele;  harceler,  harcele;  modeler,  modele;  peler,  pele;  acheter, 
achete,  acheterai;  becqueter  (bequeter),  becquetent;  decolleter,  decollete; 
etiqueter,  etiquetent. 

Andere  Lautverstärkungen  bot  noch  das  Altfranzösische:  amer,  aime, 
aiment;  trover,  truis,  trueve,  truevent;  ebenso  in  rover  (rogare),  demorer 
u.  a.  (s.  oben  S.  38.  39). 

Als  eine  Lautverstärkung  ist  auch  die  Verwandlung  des  auslautenden 
stummen  e  vor  dem  dazutretenden  je  in  der  Frage  zu  fassen;  hier  rückt  näm- 
lich der  Acceut  auf  die  Flexionssilbe:  aime-je?  donne-je?  ein  Fall,  der  auch 
in  Formen,  wie  euss6-je  aime?  fusse-je  aime?  dusse-je?  puisse-je?  u.  dgl. 
wiederkehrt,  wo  sogar  der  Accent  (e)  nicht  einmal  entschieden  genug  die 
Verstärkung  des  Lautes  ausdrückt  (s.  S.  9). 

In  diesem  Falle  fällt  auch  eine  anderweitige  Lautverstärkung  fort,  z.  B. 
in  amene-je?  espere-je?  auch  tritt  statt  i  das  y  des  Infinitiv  wieder  ein: 
envoye-je? 

c)  Als  euphonische  Buchstaben  betrachtet  man  s  und  t;  jenes  beim  Impe- 
rativ nach  stummem  e  vor  den  damit  unmittelbar  verbundenen  Adverbien  en 
und  y:  portes-en,  portes-y  (s.  oben  S.  191);  dieses  bei  den  dritten  Personen 
des  Singular  ohne  t:  porta-t-il?  portera-t-il?  u.  s.  w.  (s.  oben  S.  191).  Letz- 
teres ist  die  ursprüngliche  Flexionsendung. 

d)  Elisionen  eines  stummen  e  kommen  in  den  Futurformen  der  Verba  auf 
ayer,  oyer,  uyer  und  selbst  ier  und  uer  vor:  pairai,  pairais  v.  payer;  ähn- 
lich von  balayer,  essayer  (äcad.).  Oefter  trifft  man  dergleichen  Aus- 
werfungen bei  Dichtern:  Tage  balaira  etc.  (Ponsard).  Oublirai-je  vos  dons? 
(Delille).  Nos  debats  türont  la  republique  (Possard).  Te  salüraient  encore 
(Id.).     Je  t'avoürai  (Beranger). 

e)  Hinsichtlich  der  Orthographie  ist  ausser  den  allgemeinen  Grundsätzen 
(s.  oben  S.  192)  noch  zu  bemerken,  dass  einige  Grammatiker  nach  stamm- 
haftem u  dem  Flexions-j  vor  einem  anderen  Vokale  ein  Trema  geben:  tuer, 
tuions;  jouer,  jouions;  dies  erkennt  indessen  der  allgemeine  Sprachgebrauch 
nicht  an. 

Zu  vergleichen  ist  namentlich  Littre  s.v.  saluer,  tuer,  wo  ausdrücklich 
saluions,  tuions  etc.  als  die  übliche  Schreibweise  bezeichnet  wird;  hei  jouer, 
eehouer  fehlt  eine  derartige  Bemerkung,  doch  wird  das  einzige  Beispiel, 
jouions  (s.  V.  jouer  28.,  aus  Fenelon),  ohne  Trema  geschrieben.  Die 
Akademie  vermeidet  solche  Formen,  wie  es  scheint,  ganz  (vgl.  die  Bei- 
spiele zu  den  genannten  Verben). 

I.  Anomale   Zeitwörter  der  ersten  Konjugation. 

a)  aller  gehen  (afr.  aner,  gewöhnlich  aleir,  aler,  zweifelhafter  Herkunft,  nach 
Diez,  Wb.  1.  22ff.  von  it.  andare  lat.  aditare;  vgl.  auch  Littre  u.  a.),  er- 
gänzt sich  aus  dem  lateinischen  vadere  und  ire. 

Präs.  Indik.  vais  (auch  vas),  vas,  va;  alions,  allez,  vont;  Konjunkt.  aille, 
ailles,  aille;  allions,  alliez,  aillent.  Fut.  I.  irai.  Imperf.  allais.  Perf.  defin. 
allai.  Konjunkt.  allasse.  Ger.  allant.  Partie.  Perf.  alle.  Zusammenges.  Zeitf. 
suis  alle  etc.     Imperativ  va  (vas-y  afr.  va  i);  alions,  allez. 

Dazu  das  reflexive  Verb  s'en  aller:  je  m'en  vais  etc.,  je  m'en  suis 
alle  etc.,  va-t'en;  allons-nous-en  etc. 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  14 


210  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  vai,  vois  —  vais  —  vait,  vet,  va;  alons,  alez, 
vont,  viint.     KoDJunkt.  aille,  alge,  aiige  etc.  und  voise. 

Die  Komposita  raler,  inesaler,  tresaler,  paraler,  poraler,  eutraler  sind 
verloren  gegangen, 
b)  envoyer  schicken,  senden  (afr.  envoier  norm,  enveer,  in  anderen  Dialekten 
envaier,  envaer,  enveier,  auch  entveier,  v.  lat.  viare  gl.  inde-viare;  s. 
Diez,  Wb.  II.  455  und  Brächet,  Gramm,  bist.  224),  weicht  nur  in  den 
Futurformen  ab:  Fut.  I.  enverrai,  Imperf.  Fut.  enverrais,  ebenso  in  dem 
Kompositum  renvoyer:  renverrai  (nach  normannischem  Dialekte,  sonst  alt- 
französisch auch  enYOierai,  enveierai).  In  den  übrigen  Kompositis  von  -voyer, 
dövoyev,  convoyer  und  fourvoyer,  sind  die  Futurformen  regelmässig, 
wie  von  employer,  gebildet. 

Verloren  sind  die  Komposita  avoyer  und  ravoyer. 
3.  Defektive  Verba  der  ersten  Konjugation. 

a)  ester  stehen,  ist  nur  noch  im  Infin.  in  den  gerichtlichen  Formeln  ester  en 
jngement,  ä  droit  üblich.  Davon  ist  das  Kompos.  conster  als  unpersönlich 
noch  in  der  gerichtlichen  Sprache  in  il  conste  (constat)  gebräuchlich.  Die 
Participialformen  constant,  distant,  instant,  obstant  gehören  eben- 
falls hierher.  Die  Verba  res t er  und  ar reter  (aresteir),  contraster 
(contresteir)  haben  sich  vollständig  in  der  schwachen  Form  erhalten.  Im 
Altfranzösischen  hatte  arester  neben  den  schwachen  auch  starke  Formen  des 
Perf.  def.  und  Partie.  Perf. :  arestui  und  aresteu,  arestu,  wie  die  dritte  Klasse 
der  starken  Verba.     S.  unt.  §  59.  III.     Verloren  gegangen  ist  astdr. 

b)  puer  (putere)  stinken,  kommt  ausser  dem  Infin.  nur  im  Präs.,  den  Futuran 
und  im  Imperf.  vor. 

c)  tisser  (texere)  weben,  theilt  sich  mit  tistre  in  die  Bildung  des  Tbätigkeits- 
begriffes,  wird  aber  nur  im  eigentlichen  Sinne  gebraucht  (s.  unt.  tistre),  ist 
daher  eigentlich  nicht  defektiv. 

II.  Zur  zweiten  Konjugation. 
1.  Allgemeine  Bemerkungen. 

Flexionsformen,  Die  Verba  dieser  Konjugation,  welche  in  reine  und 
erweiterte  oder  inchoative  (der  Form  nach)  zerfallen,  vertheilen  sich  in 
sehr  ungleicher  Zahl  an  die  beiden  Klassen;  bei  Weitem  die  meisten  werden 
nach  der  inchoativen  Form  (II.  b.)  abgewandelt  und  stehen  an  Regelrichtig- 
keit der  Flexion  denen  der  ersten  Konjugation  gleich. 

Ein  Schwanken  zwischen  der  Flexion  der  reinen  und  der  erweiterten 
Form  findet  im  Allgemeinen  nicht  mehr  statt;  doch  kommen  noch  einzelne 
Abirrungen  aus  einer  in  die  andere  vor. 

Das  einfache  saillir  (salire)  in  der  Bedeutung  von  jaillir  (jaculari)  und 
wo  es  transitiv  gebraucht  wird  (beschälen),  gehört  der  inchoativen  Form 
an;  in  Beziehung  auf  Architektur  und  Malerei  (hervorspringen,  hervortreten) 
folgt  es  der  reinen  Form,  ist  jedoch  nur  in  der  dritten  Person  il  saille, 
saillait,  saillera  etc.  und  in  saillant  gebräuchlich;  assaillir  und  tressaillir 
werden  nach  der  reinen  Form  abgewandelt;  doch  findet  man  auch  bei 
guten  Schriftstellern  in  der  3.  Pers.  Präs.  tressaillit  (angeblich  aus  euphoni- 
schen Gründen,  Akad.)  geschrieben. 

Partir  (aufbrechen)  wie  departir  (abscheiden),  repartir  (wieder  auf- 
brechen und  erwidern)  folgen  der  reinen,  doch  repartir  (vertheilen)  der 
inchoativen  Form. 


§58.     Die  legeliuäss.  oder  schwachen  Konjugationen  insbes.  211 

Elienso  werden  sortir,  servir  und  vetir  nach  der  reinen  abgewandelt, 
aber  assortir,  ressortir  (etre  dans  le  ressort,  abhangen),  asservir  und 
investir  nach  der  inchoativen. 

Auch  reussir  nach  der  inchoativen  Form  steht  neben  dem  defek- 
tiven issir  nach  der  reinen. 

Der  reinen  Form  (H.a.)  gehören:  dormir  (dormire),  mentir  (mentiri), 
repentir  (poenitere),  sentir  (sentire),  partir  (partire),  sortir  (sorliri),  servir 
(servire),  bouiilir  (bullire),  saillir  (salire),  cueillir  (colligere),  vetir  (vestire), 
fuir  (fugere)  und  einige  theilweise  in  die  starke  Konjugation  übergehende, 
wie  ouvrir  (operire),  couvrir  (cooperire),  offrir  (oiferre),  souffrir  (sufferre)  und 
die  Komposita  derselben. 

Der  erweiterten  (inchoativen)  Form  (II. b.)  fallen,  ausser  Verben  der 
vierten,  der  zweiten  und  der  dritten  lateinischen  Konjugation,  so  wie 
germanischen  Verben,  auch  die  Nachbildungen  und  Neubildungen  auf  ir 
zu.  Die  Neigung  zu  regelrechter  Abwandlung  musste  diese  Form  empfehlen, 
in  welcher  das  charakteristische  i  des  Infinitiv  in  den  Formen  mit  iss  wieder- 
zukehren schien  und  diese  Konjugation  von  der  ersten  entschieden  trennte. 
Auffallend  ist  der  Verlust  mancher  Verba  auf  ir,  welche  sich  nicht  in  der 
erweiterten  Form  festsetzten,  wie  jehir,  rejehir  (ahd.  jehan),  guenchir  (ahd. 
wenkjan),  marrir  (marrjan)  noch  in  marri  vorhanden,  merir  (mereri),  plevir 
(praebere)  u.  a.  Einige  sind  nur  noch  in  Kompositen  üblich:  deguerpir, 
enlaidir  u.  dgl. 

Das  Präsens  Ind.  der  reinen  zweiten  Konjugation  wirft,  da  mit  Aus- 
nahme von  fuir  alle  ihre  Verba  auf  einen  Doppelkonsonanten  vor  ir  aus- 
gehen, vor  s  und  t  wegen  des  nun  erfolgenden  Zusammenstosses  dreier  Kon- 
sonanten auslautendes  m,  t  und  v  ab:  dors,  dort;  mens,  ment;  repens, 
repent;  sens,  sent;  pars,  part;  sors,  sort;  sers,  sert;  vetir  hat  regelmässig 
vets  mit  ausgefallenem  und  duroh  Circumflex  ersetztem  cS,  wie  fuir  regel- 
mässig fuis;    fuyons  mit   verwandeltem  i  nach   allgemeiner  orthographischer 


Die  Verba,  welche  //,  vr,  fr  vor  der  Infinitivendung  ir  haben,  nehmen 
statt  des  organischen  s  ein  stummes  e  an:  saiile,  cueille,  ouvre,  couvre,  offre, 
soufi're  und  haben  im  Indikativ  und  Konjunktiv  die  Flexionsendungen  der 
ersten  Konjugation.  Nur  der  Indikativ  von  bouiilir  lässt  //  nach  «  schwin- 
den und  nimmt  s  an:    bous,  bout,  Plur.  bouillons  etc. 

In  den  Futurformen  flektirt  cueillir  (afr.  coillir,  cuiliir,  cuellir,  quel- 
lir  etc.)  mit  seinen  Kompos.  accueillir,  recueillir  wie  die  Verba  der  ersten 
Konjugation:  cueillerai,  cueillerais  (afr.  cuellerai,  cueldrai,  keudrai  etc.).  Die 
Kompos.  escueillir,  concueillir  sind  im  Neufranzösischen  verloren. 

Im  Per  f.  defin.  Indik.  war  das  s  der  ersten  Person  in  ältester  Zeit 
nicht  gebräuchlich,  das  t  der  dritten  Person  ursprünglich  regelrecht;  im 
13.  Jahrhunderte  ward  es  oft  abgeworfen,  noch  im  16.  Jahrhunderte  fehlte  es 
häufig.    Dies  gilt  auch  von  der  dritten  Konjugation  und  den  starken   Verben. 

In  neuerer  Zeit  sind  beide  Flexionsbuchstaben  die  Regel. 

2.  Anomale  Zeitwörter  der  zweiten  Konjugation, 
a)  von  11.  a: 

a.  vetir  (afr.  vestir)  bildet  das  Partie.  Perf.  vetu  statt  veti.     Das  Altfran- 
zösische schwankt  im  Particip  überhaupt  zwischen  i  und  u. 

14* 


212  Zweit.  Tbl.   Formenlehre.   Erst.  Abschn.    D.  Wortbiegung  etc. 

ß.  ouvrir,  rouvrir,  couvrir,  decouvrir,   offrir,  souffrir  haben  das 
starke  Partie.  Perf.  auf  ert:  ouvert,  couvert,  decouvert,  offert,  soutfert. 
b)  von  11.  b : 

ct.  ha'ir  (ags.  hatian)  hat  im  Sing.  Präs.  Indik.  die  nichtinchoativen  Formen 
hais,  hais,  hait  (natürlich  mit  Einschluss  des  Imperat.  hais)  statt  hais, 
halt  lind  ist  sonst  regelrecht.  Im  Perf.  defin.  schreibt  Littre  statt  der 
Formen  mit  dem  Circumflex:  haimes,  haites,  hait,  wo  Andere  haiimes, 
haites,  hart  fordern.  Die  Akademie  schweigt  über  diese  Formen. 
Altfranzösisch:    Präs.  Indik.  Sing.  1.    haz,  has,  he,   2.  bez,  hes,    3.  het; 

Flur.  1.  haons,   2.  haez,   haes,    3.   heent.     Konjunkt.  hace,   hache  etc.,    auch 

später  hee,  3.  hast.     Fut.  hairai,  havrai  etc.    Imperf.  haoie.     Perf.  defin.  hai; 

auch  Komposita  enhair,  entrehair. 

ß.  benir  (beuedicere),    afr.  auch  benistre,   beneistre,   hat  neben  dem  Partie. 
Perf.  beni,  ie  die  altfranzösische  Form   benit,  ite  von  kirchlich  geweihten 
Sachen  behalten:  pain  benit,  eau  benite,  les  drapeanx  ont  ete  benits. 
Das  Altfranzösische  bewahrte  lange  die   mit  regelrechter  Betonung  von 

benedicere    gebildeten  Formen    benesquis,    benesquistes  (benedixisti,    benedi- 

xistis),   denen  das  ganze  Perf.  defin.  angeglichen  wurde:    benesqui  etc.;    vgl. 

vesqni,  auch  nasqui. 

y.  fleurir  (florere)    hat    von    der    altfranzösischen  Form  florir  das  Imperf. 
florissais  und  das  Ger.  Partie,  florissaut  im  bildliehen  Sinne  bewahrt. 
3.  Defektive  Verba  (H.a.). 

a)  faillir  (fallere),  afr.  falir,  fallir,  faillir,  die  alleinige  Form  des  Altfranzösisehen, 
woraus  sich  später  falloir  herausbildete  (s.  unt.  falloir,  starke  Verba).  In 
der  That  trennt  nur  der  Infinitiv  beide  Verba,  die  übrigen  Formen  sind 
ihnen  gemein;  doch  hat  das  Verb  in  den  Bedeutungen:  fehlen,  weichen, 
schwach  werden,  nahe  daran  sein,  vorzugsweise  die  Formen  faillais,  faillis, 
faillant,  failli  (j'ai  failli  etc.),  obwohl  die  Akademie  es  vollständig  konjugirt: 
je  faux,  tu  faux,  il  faut  etc.  Allerdings  kommt  auch  vor:  le  eoeur  me  faut; 
au  bout  de  l'aune  faut  le  drap.  Vom  Kompos.  defaillir  giebt  auch  die 
Akademie  als  gebräuchlich  nur  die  Pluralform  Präs.  Indik.  defaillons,  Imperf. 
defaillais,  Perf.  defin.  defaillis,  Perf.  indefin.  j'ai  defailli,  Ger.  defaillant  und 
Infin.  defaillir  an;  die  übrigen  Formen  sind  weniger  üblich  (s.  jedoch  Littre), 
eine  Abweichung  zeigen  je  defaus,  tu  defaus  mit  s  statt  x. 

b)  ferir  (ferire)  ist  nur  noch  im  Infin.  sans  coup  ferir  (Acad.)  und  im  Partie, 
feru  vorhanden. 

Altfranzösisch  vollständig  Infin.  ferir,  ferre.  Präs.  Indik.  fier,  fiers,  fiert; 
ferons  etc.    Konjunkt.    fiere,   fierge  etc.     Fut.    ferrai.     Imperf.  feroie.     Perf. 
defin.  feri,  feru.     Ger.  ferant.     Partie.  Perf.  fern, 
e)  issir  (exire),   afr.  auch  eissir,  essir,  ussir,  hat  nur  das  Partie,  issu  erhalten, 
nach  Burguy  auch  issant,  das  auch  Littre  noch  als  Adjektiv  aufführt. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  is,  is,  ist;  issons,  isseiz,  issent.  Konjunkt. 
isse.  Fut.  istrai.  Imperf.  issoie.  Perf.  defin.  issi.  Konjunkt.  ississe.  Partie. 
Perf.  issu,  issi. 
d)  ouir  (audire),  afr.  oir,  jetzt  vorzugsweise  nur  noch  im  Infin.  und  Partie. 
Perf.  oui  nebst  den  mit  avoir  zusammengesetzten  Zeitformen  üblich  (Acad.), 
nach  Nap.  Landais,  Littre  u.  a.  auch  im  Perf.  defin.  ouis  (bei  Littre 
ouis)  und  im  Konjunkt.  ou'isse,  wird  von  der  Akademie  und  von  Littre 
noch  vollständig,  auch  mit  den  als  veraltet  bezeichneten  Formen,  auf- 
geführt:  Präs.^ois,   eis,   oit;    oyons,   oyez,  ,oient.    Konjunkt.   oie   oder    oye. 


§58.    Die  regelmäss.  oder  schwachen  Konjugationen  insbes.  213 

Fut.  oirai  (oder  orrai  Littre).  Imperf.  oyais.  Perf.  defin.  ouVs.  Kon- 
junlit.  ouisse.  Ger.  oyant.  Partie.  Perf.  ou'i.  Die  sonst  circumflelitirten 
Formen,  von  der  Akademie  nicht  aufgeführt,  giebt  Littre  in  der  Gestalt: 
ou'imes,  ou'ites,  ou'it  (bei  Anderen :  ouimes,  ouites,  ouit).  Vom  Imperat.  führt 
die  Akad.  oyez,  Littre  oyons,  oyez  an.  Littre  empfiehlt  die  Wiederanwen- 
dung von  oyant,  en  oyant  statt  des  misstönigeu  en  entendant. 

Altfranzösisch:    Präs.  oi,  oz,  ot  (oit),  oons,  oez,  oent  (oient).     Konjunkt. 
oie  etc.     Imperat.  oi,   oez.     Fut.  orrai.     Imperf.  ooie.     Perf.  defin.  oi.    Kon- 
junkt. oisse.     Partie.  Perf.  oi. 
III.  Zur  dritten  Konjugation: 

1.  Allgemeine  Bemerkungen. 

Flexionsformen.  Diese  Konjugation  ist  nur  durch  ihren  Infinitiv  auf 
re  und  ihr  Partie,  auf  u  von  der  zweiten  reinen  unterschieden.  Im  Alt- 
französischen finden  wir,  namentlich  auch  bei  starken  Verben,  oft  den  Infinitiv 
auf  ir  neben  re:  plaisir  und  plaire,  tesir  und  tere,  tollir  und  toldre,  sivir, 
sieuir  und  sivre  etc.,  luisir  und  luire,  nuisir  und  nuire,  und  so  bestehen  noch 
surgir  und  sourdre  neben  einander. 

Zu  den  regelmässigen  Verben  dieser  Konjugation  gehören:  battre  (battuere), 
coudre  (consuere),  defendre  (defendere),  descendre  (descendere),  epandre, 
repandre  (expaudere),  fendre  (Andere),  pendre  (pendere),  rendre  (reddere), 
rompre  (rumpere),  tendre  (tendere),  vaincre  (vincere),  vendre  (vendere)  u.  a. 
aus  der  dritten,  mordre  (mordeve),  repondre  (respondere),  tondre  (tondere), 
tordre  (torquere)  aus  der  zweiten  lateinischen  Konjugation. 

Die  Verba  mit  stammhaftem  d  erhalten  in  der  dritten  Pers.  Präs. 
Indik.  d  statt  t,  da  einer  dieser  Buchstaben  noth wendig  weichen  musste;  rein 
erscheint  dies  ^  nur  noch  in  rompre:  il  rompt.  Tordre  ist  mordre  vollständig 
angeglichen. 

battre  verliert  natürlich,  wo  s  an  die  auslautenden  tt  tritt,  eins  derselben; 
in  der  dritten  Person  würden  selbst  drei  t  zusammenstossen,  hier  fallen  zwei 
derselben  ab:    Präs.  bats,  bats,  bat,  ebenso  im  Imperativ  bats. 

vaincre,  afr.  vencre,  veincre,  vaincre,  hat  im  Präs.  Indik.  vaincs,  vaincs, 
vainc  (afr.  3.  Pers.  vaint);  vor  e  und  i  wechselt  c  mit  qu:  Konjunkt.  Präs. 
vainque  etc.  Perf.  defin.  vainquis.  Konj.  vainquisse;  aber  auch  vor  dunklen 
Vokalen  hält  die  Orthographie  qu  fest:  vainquons  etc.  Imperf.  vainquais.  Ger. 
vainquant.     In  den  Futuren  tritt  natürlich  c  wieder  ein:    vaincrai,  vaincrais. 

coudre,  afr.  auch  kendre,  statt  cousre,  cousdre  (consuere),  hat  im  Präs. 
Indik.  couds,  couds,  coud;  es  behält  sonst  überall  vor  Vokalen  das  stammhafte 
s;  cousons  etc.  Imperf.  cousais.  Perf.  defin.  cousis.  Konjunkt.  cousisse.  Ger. 
cousant.     Partie,  cousu.    Präs.  Konjunkt.  couse  etc.     Fut.  coudrai,  coudrais. 

2.  Anomale  Zeitwörter  der  dritten  Konjugation. 

a)  SU i vre  (sequi  gl.  sequere),  welches  im  Sing.  Präs.  Indik.  suis,  suis,  suit  sein 
V  aus  lautlichen  Gründen  auswerfen  muss  und  im  Imperf.  suivais,  Perf.  defin. 
suivis  etc.  regelrecht  ist,  bildet  sein  Partie.  Perf.  suivi  nach  der  zweiten 
Konjugation;  im  Altfranzösischen  dagegen  segut,  seut  neben  sivi  u.  a. 

b)  ecrire  (scribere),  afr.  escrivre,  im  14.  Jahrhunderte  und  später  auch  escripre 
(unter  dessen  Komposs.  auch  die  Verba  auf  -scire:  circonscrire,  prescrire, 
proscrire,  souscrire,  transcrire),  verliert  sein  stammhaftes  v  vor  r  und  so 
auch  vor  s  und  t:  Präs.  ecris,  ecrit,  dagegen  ecrivons  etc.  Konjunkt. 
ecrive.  Imperf,  ecrivais.  Perf.  defin.  ecrivis  etc.  Es  hat  das  starke  Partie,  ecrit 
(afr.  escrit),  -scrit:  circonscrit  etc.  und  das  alleinstehende  adjektivirte  conscrit. 


214  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Eist.  Alischii.     D.  Woitltieffuiifr  etc. 

c)  iiaitre  (iiasci  gl.  nascere,  vgl.  paitre,  pascere),  afp.  nastre,  naistre,  erhält 
in  den  einsilbigen  Formen  einfaches  s  (vor  t  durch  den  Circumflex  ersetzt), 
im  Inlaute  zum  Theil  sein  s  verdoppelt  (sc  =  ss):  Präs.  Indik.  nais,  nais, 
nait;  naissons  etc.  Konjimkt.  naisse.  Imperf.  naissais.  Ger.  naissaut.  Es 
bildet  aber  ein  neues  Perf.  defin,  naquis  (afr.  nasqui,  naski,  vgl.  vesqui,  be- 
nesqui).  Konjuiikt.  naquisse.  Fut.  naitrai,  naitrais.  Sein  Partie,  ist  ne  (afr. 
neit,  ne  und  nascut,  wie  das  veraltete  irie  neben  irascut  von  iraistre,  irasci). 

d)  Die  V'erba  mit  einem  nicht  stammhaften  d  auf  7idre  (lat.  ngere,  nguere 
und  mere)  werfen  in  den  einsilbigen  Formen  des  Präsens  und  Imperativ 
das  eingeschaltete  d  aus,  welches  sie  im  Infinitiv  und  daher  auch  in  den 
Futurfoimen  annehmen,  und  verwandeln  in  ihren  mehrsilbigen  Formen  n  in  gn. 
Sie  haben  ein  starkes  Particip  auf  t  (eint,  aint,  oint).  Dahin  gehören:  ceindre 
(cingere),  eteindre  (extinguere),  etreindre  (stringere),  contraindre 
(constringere),  astreindre  (astriugere),  restreindre  (restringere),  feindre 
(fingere),  enfreindre  (infringere)  (altfranzösisch  auch  das  einlache  fraindre 
[frangere]),  peindre  (pingere),  plaindre  (plangere),  teindre  (tingere), 
atteindre  (attingere),  joindre  (jüngere),  conjoindre,  dejoindre, 
d  isjoindre,  enjoiudre,  oindre  (ungere),  poindre  (pungere)  —  craindre 
(tremere)  afr.  cremer,  cremir,  crembre,  criembre,  auch  cremoir,  epreindre 
(exprimere)  und  empreindre  (imprimere):  Präs.  Indik.  ceins,  ceins,  ceint, 
ceignons  etc.;  crains,  crains ,  craint,  craignons  etc.;  eins,  oins,  oint, 
oignons  etc.  Konjunkt.  ceigne,  craigne,  oigne  etc.  Imperf.  ceignais,  crai- 
gnais,  oignais.  Perf.  defin.  ceignis,  craignis,  oignis  etc.  Partie.  Perf.  ceint, 
craint,  oint  etc. 

Veraltet  sind  lä,ngst  die  starken  Perf.  defin.  auf  eins  (ains,  oins),  einsis, 
einst,  einsimes,  einsistes,  einstreut  ;  Konjunkt.  einsisse  etc.  Die  ganz  regel- 
rechten mehrsilbigen  Formen  mit  nd  statt  gn  finden  sich  besonders  im 
15.  Jahrhunderte  und  selbst  noch  im  16ten:  plaindons,  plaiudais,  plaindis, 
plaindant;  sie  waren  auch  bei  dem  starken  Verb  prendre  anzutreffen:  prea- 
dons,  prendait,  prendant. 

e)  Die  Verba  auf  uire,  welche  von  lateinischen  Zeitwörtern  mit  wurzelhaftem 
^•-Laute  (duco,  noceo,  coquo),  oder  von  solchen,  in  deren  Perfekt  er  auftrat 
(struo,  strnxi),  stammen,  lassen  c  als  s  in  ihrer  Abwandlung  wieder  eintreten 
und  haben  ein  starkes  Partie.  Perf.  Dahin  gehören  das  veraltete  duire  (ducere) 
ziemen,  wovon  die  3.  Pers.  Präs.  duit  vorzugsweise  noch  gebraucht  wird,  mit 
seinen  Kompositis  conduire,  econ d uire,  recon duire,  deduire,  enduire, 
induire,  introduire,  produire,  reproduire,  reduire,  seduire,  tra- 
duire,  ferner  construire  (construere),  reconstruire,  instruire  (instruere), 
detruire  (destruere)  und  cuire  (coquere),  luire  (lucere),  reluire,  nuire 
(nocere);  sie  flektiren:  Präs.  conduis,  conduis,  conduit,  conduisons  etc. ;  luis, 
luis,  luit,  luisons  etc.  Konjunkt.  conduise  etc.,  luise  etc.  Imperf.  conduisais, 
luisais.  Perf.  defin.  conduisis.  Ger.  conduisant,  luisant.  Ihr  starkes  Partie, 
endet  auf  it:  conduit,  construit,  cuit,  jedoch  ohne  auslautendes  t  in  den 
beiden  lui  und  nui.  Dem  Verb  luire  fehlt  das  Perf.  defin.  und  der  Kon- 
junkt. Imperf. 

Die  Verba  auf  uire  (namentlich  duire  und  struire)  hatten  im  Altfranzö- 
sischen auch  eine  starke  Form  des  Perf.:  dui,  destrui,  nui  (nocui),  so  wie 
sie  auch  ohne  s  flektirten:  destruie,  coudnioit  etc. 


§59.     Die  unregeliiiilssifjeu  oder  starken  Koujugatiüust'.  215 

3.  Defektive  Verba  der  dritten  Konjugation. 

a)  braire  (mlat.  braiare  auch  bragire,  engl,  bray,  vielleicht,  wie  Diez  u.  A. 
vermuthen,  durch  vorangesetztes  b  verstärktes  raire,  gl.  lat.  ragire,  womit 
sich  bruire  aus  nigire  vergleichen  lässt)  schreien,  yanen,  ist  nur  im  Inf.  und 
in  deu  3.  Pers.  brait,  braient,  braira,  brairont,  brairait,  brairaient  üblich. 

b)  bruire  [nicht  zu  verwechseln  mit  brouir]  (v.  lat.  rugire  mlat.  brugire?)  früher 
in  deu  Formen  il  bruit,  bruyait,  ils  bruyaient,  brnyant  gebräuchlich,  bildet 
Jetzt  il  bruit  und  nach  II.  b.  il  bruissait,  ils  bruissaient,  während  bruyant 
nur  noch  als  Adjektiv  im  Gebrauch  ist, 

c)  frire  (frigere)  nur  in  deu  Formen  des  Präs.  fris,  fris,  frit  und  den  Fut. 
frirai  etc.,  frirais,  so  wie  in  der  2.  Pers.  Sing,  des  Imperat.  fris,  im  Partie,  frit 
und  in  den  damit  zusammeugesetzten  Zeitformen  vorkommend. 

d)  tistre  (texere),  mit  der  Nebenform  tisser,  bildet  das  Partie,  tissu  und  die 
damit  zusammengesetzten  Zeitformen. 

59.     Die  unregelmässigen  oder  starlten  Konjugationsformen.    Für  die  durch 

die  Neigung  starke  Verba  schwach  zu  flektiren  sehr  verminderte  Anzahl 
der  starken  lateinischen  Verba  und  einzelnen  Verbalformen  giebt  das 
Perfektum  def.  den  Eintheilungsgrund.  Im  Infinitiv  schliessen  sie 
sich  theils  an  die  zweite  und  dritte  französische  Konjugation  auf  ir  und  re, 
theils  enden  sie  auf  oir.  Säinmtliche  Verba  dieser  Art  zerfallen  in  drei 
Klassen. 

1.  Die  erste  Klasse  hat  im  Perfekt  ein  i  im  Stamme,  ohne  Ab- 
leitungsbuchstaben. Im  Neufranzösischen  ist  zwar  dem  Perfekt  ein  s  an- 
gefügt, welches  jedoch  unorganisch  und  lediglich  epenthetisch  ist,  wie  vins 
afr.  vinc  (veni),  vis  afr.  vi  (vidi).  Analog  behandelt  ist  tins  afr.  tinc 
(tenui). 

2.  Die  zweite  Klasse  hat  ein  Perfekt  mit  ursprünglichem  s,  wie 
mis  (misi),  conclus  (conclusi),  dis  (dixi),  analog  behandelt  wird  fis,  auch 
afr.  fis  (feci  vgl.  faxo,  faxim),  und  andere  Verba,  wie  sis  (sedi  vgl.  sessum) 
afr.  ocis  (occidi  vgl.  occisus).  Manche  dieser  Zeitwörter  sind  im  Neufran- 
zösischen in  die  schwache  Form  übergegangen;  vgl.  die  Verba  auf  ndre 
(S.  214). 

3.  Die  dritte  Klasse  hat  im  Nenfranzösischen  das  Perfekt  ms,  ur- 
sprünglich (afr.)  ui;  das  altfranzösische  i  fiel  beim  Zutritt  des  .5  aus.  Dies 
Perfekt  gehört  besonders  den  Verben  auf  oir  lat.  eve  mit  Perfekt  ui:  dus 
afr.  dui  (debui),  tus  afr.  tui  (tacui),  voulus  (volui),  pus  (potui),  wurde  aber 
auch  auf  Verba  mit  vi  übertragen:  connus  afr.  conui  (cognovi),  mus  (movi), 
crüs  afr.  crui  (crevi),  repus  (pavi),  resolus  (resolvi),  und  ebenso  auf  Verba 
mit  bi  und  pi  in  der  Endung,  welche  dem  vi  gleichgestellt  wurde:  bus  afr. 
bui  (bibi),  congus  afr.  concui  (concepi),  re^us  (recepi),  und  drängte  sich 
auch  in  andere  Verba   ein:    crus  (credidi),   vecus  (vixi),    courus   (cucurri). 

Die  drei  genannten  Perfektformen  verhalten  sich  im  Altfranzösischen  und  Neu- 
französischen,  wie  es  die  folgende  Tabelle  darstellt: 


21( 


Zweit,  Thl.     Formenlehre.    Erst.  Abschn.    D.  Wortbiegimg  etc. 


I.  Klasse. 

IL  Klasse. 

III. 

Klasse. 

I 

ndikativ. 

Indikativ. 

Ind 

ikativ. 

Afr. 

Nfr. 

Afr. 

Nfr. 

Afr. 

Nfr. 

vi 

vis 

dis 

dis 

dui 

dus 

veis 

vis 

desis,  deis 

dis 

deus 

dus 

Vit 

Vit 

dist 

dit 

dut 

dut 

veimes 

vimes 

desimes,  deimes 

dimes 

deumes 

dünies 

(isiues) 

(ismes) 

(usmes) 

veistes 

vites 

desistes,  deistes 

dites 

deustes 

dütes 

virent 

virent 

distrent,  dissent, 
disent,  dirent 

dirent 

durent 

durent 

Konjunktiv. 

Konjunkt 

v. 

Konj 

unktiv. 

veisse 

visse 

desisse,  deisse 

disse 

deusse 

dusse 

veisses 

visses 

desisses,  deisses 

disses 

deusses 

dusses 

veist  etc 

Vit  etc. 

desist  etc. 

dit  etc. 

deust  etc. 

dut  etc. 

Anmerk.  Die  Auslassung  des  s  im  altfranzösischen  desis  —  deis  etc.  ist  nach 
Konsonanten  nicht  gestattet,  daher  remansist  nicht  remanist  v.  remanoir,  remaindre. 

Die  hier  vorkommenden  Formen  des  Particip  des  Perfekt  sind: 

1.  Das  Particip  auf  (uif,  ut)  u,  welches  hauptsächlich  das  lateinische 
Particip  auf  ihis  vertritt:  du  (debitus)  afr.  deut,  deu,  connu  (cognitus) 
afr.  coneut,  coneu.  Im  Altfi'anzösischen  wird  ut  nach  Ausfall  eines  stummen 
Konsonanten  an  den  durch  ein  e  ersetzten  Vokal  der  "Wurzel  gefügt;  in- 
dess  fällt  der  Vokal  e  schon  im  Altfranzösischen  öfter,  im  Neufranzösi- 
schen durchgängig  aus. 

2.  Das  Particip  auf  s,  vom  lat.  sus:  mis  (missus),  pris  (prensus, 
prehensus),  obgleich  auch  andere  Participien  in  diese  Klasse  übertraten, 
wie  afr.  semons  (semonitus). 

3.  Das  Particip  auf  t,  vom  lateinischen  tiis :  dit  (dictus),  fait  (factus), 
cuit  (coctus). 

Diese  drei  Participial formen  vertheilen  sich  an  die  drei  Klassen  der  unregel- 
mässigen Verba  in  der  Weise,  dass  die  erste  und  dritte  vorzugsweise  Participien 
auf  u,  die  zweite  Klasse  deren  auf  s  und  t  erhält. 

Im  Allgemeinen  ist  hier  noch  zu  bemerken,  dass  die  Infinitive  der  starken 
Verba  im  Altfranzösischen  bisweilen  zwischen  drei  Konjugationen  schwankten, 
vgl.  arsir,  ardre,  ardoir;  cremir,  criembre,  cremoir  (craindre);  nicht  selten  zwischen 
ir  und  oir :  veir,  veoir;  cheir,  cheoir  u.  a.;  auch  zwischen  ir  und  re:  tollir  und 
toldre,  s.  oben  S.  213;  der  Infinitiv  auf  ir  wirkt  dort  bisweilen  auf  die  Bildung  der 
Zeitformen :    ursist  (arsit),  cheirent  (ceciderunt). 

Im  Futur  weicht  die  Infinitivendung  oir  der  Endung  re:    recevoir,  recevrai; 
mouvoir,  mouvrai;   pleuvoir,  pleuvra;    savoir,    saurai  (d.  i.  savrai);    valoir,    vaudrai  ■ 
(d.  i.  valdrai);    falloir,    faudra.     Auch  Formen,    wie  verrai,    decherrai,   pourrai   von 
voir,    dechoir,   pouvoir  setzen  eine  Assimilirung  der  Infinitive   mit  verre,    decherre, 
pourre  voraus. 


§  59.    Die  uureffelmässigen  oder  starken  Konjugationsf.  217 

Einzelne  Futurformen  haben  eine  ungewöhnliche  Lautverstärkung:  viendrai, 
tiendrai  von  venir,  tenir,  und  scheinen  diphthongirte  Infinitivformen,  viendre, 
tiendre,  vorauszusetzen. 

Im  Präsens  des  Indikativ  sind  die  Endungen  eo,  io  unkenntlich  ge- 
worden, wie  in  tiens  (teneo),  viens  (venio);  der  Stammkonsonant,  seihst  wenn 
ihn  der  Infinitiv  bewahrt,  fällt  oft  aus,  wie  in  dois  —  devoir,  sais  —  savoir; 
■vaux  —  valoir,  wo  /  in  u  erloschen  ist.  —  Unter  den  zweiten  Personen  des 
Plural  haben  dites  und  faites  den  Stammkonsonanten  c  in  der  betonten  Silbe 
ausgeworfen. 

Das  Präsens  des  Konjunktiv  verwischt  in  minderem  Grade  die  Endungen 
eam,  iam:  Sache  (sapiam),  vaille  (valeat),  voie  (videam};  das  Altfranzösische  blieb 
hier  vielfach  noch  der  alten  Form  getreuer,  vgl.  vienne,  tienne,  meure,  afr.  viegne, 
tiegne  und  dialektisch  vienge,  tienge,  morge  (moriar),  selbst  auf  die  Endung  a?« 
übertragen:  prenge  (prehendam),  querge  (quaeram),  sowie  auf  em  der  ersten  Kon- 
jugation: doigne,  doinge  (donem).  —  In  der  dritten  Pers.  Sing,  hat  der  Konjunkt. 
e,  doch  hat  sich  t  in  ait  (habeat)  und  soit  (sit  gl.  siat,  siet)  erhalten. 

Die  Lautverstärkung  der  betonten  Stammsilbe,  welche  beim  Fortrücken 
des  Tones  in  der  ersten  und  zweiten  Person  des  Plural  wieder  dem  ursprünglichen 
Vokale  Platz  macht,  ist  dem  Präsens  dieser  Verba  sehr  geläufig;  tenir:  tiens, 
tient,  tiennent  —  lenons,  tenez;  recevoir:  re(;ois,  re^oit,  re^oivent  —  recevons, 
recevez;  mourir:  meurs,  meurt,  meurent  —  mourons,  mourez.  Der  Grund  dieser 
Verstärkung  ist  in  der  Abschwächung  der  Flexionsendungen  beim  Festhalten  der 
ursprünglichen  Betonung  und  der  dadurch  häufig  veranlassten  Einsilbigkeit  des 
Wortes,  sowie  in  allgemeineren  Gesetzen  der  Lautverwandlung  im  Wesentlichen 
zu  suchen;  andererseits  ist  diese  Erscheinung  nicht  durchgreifend  in  den  starken 
Verben  und  zeigt  sich  auch  bei  schwachen,  wenn  auch  nicht  mehr  in  dem 
Umfange  wie  im  Altfranzösischen.  S.  oben  S.  209.  Der  Vokal  des  Infinitiv  bleibt 
in  manchen  betonten  Präsensformen :  croitre,  crois  --  croissons;  connaitre,  connais 
—  connaissons;  plaire,  plais  —  plaisons;  moudre,  mouds  —  moulons;  bisweilen 
tritt  an  seine  Stelle  ein  regelwidriger:  boire,  bois  —  buvons,  buvez  (afr.  beons). 
Abweichungen  in  der  3.  Pers.  Plur.  Indik.  sind:  sais  —  savent;  vaux  —  valent; 
fais  —  fönt.  Uebrigens  treten  in  der  ersten  und  zweiten  Person  des  Präs.  Kon- 
junkt. dieselben  Vokale  wie  im  Indikativ  ein;  valons,  valions;  voulez,  vouliez; 
buvons,  buvions  etc.  Dagegen  zeigen  hier  besondere  Formen:  fassions,  fassiez; 
puissions,  puissiez;  zu  erwähnen  sind  auch:  sachions,  sachiez  (s.  oben  S.  182. 
183),  nebst  ayons,  ayez;  soyons,  soyez.  Auch  regelwidrige  Konsonanten  finden 
sich  in  Präsensformen,  wie  in  lisons,  lisez  etc.  (legimus);  circoncisons  etc.  (cir- 
cumcidimus). 

Im  Perfekt  erleiden  die  Wortstämme  hei  der  Endung  (ai)  us  wesentliche 
Veränderungen,  indem  die  stummen  Buchstaben,  mit  denen  der  Stamm  endigt, 
gewöhnlich  ausfallen:  dus  (debui),  pus  (potui;,  crus  (credidi),  plus  (placui),  tus 
tacui);  /  und  r  erhalten  sich  dagegen:    valus,  voulus,  fallut,  courus,  mourus. 

Manche  starke  Verba  sind  theilweise  oder  ganz  ausser  Gebrauch  ge- 
kommen. Ferner  sind  theils  viele  Komposita  verschwunden,  theils  einfache  Verba 
verloren  und  nur  in  Zusammensetzungen  erhalten,  sowie  hier  und  da  einzelne 
Zeitformen  in  dem  einen  Kompositum  erhalten,  in  dem  anderen  ausser  Gebrauch 
gekommen.  Wir  haben  daher  in  dem  folgenden  Verzeichnisse  eine  Somlerung  der 
vollständig  erhaltenen  und  defektiven  Verba  für  unzweckmässig  erachtet  und  nur 
einige  gänzlich  oder  bis  auf  vereinzelte  Formen  verlorene  Verba  besonders  ver- 
zeichnet. 


218  Zweit.  Till.     Foriueulehvo.     Erst.  Abschu.     D.  Wortbieguug  etc. 

I.  ünregelmässige  oder  starke  Verba  der  ersten  Klasse  mit  dem  Perf. 
auf  i  ohne  Ableitungsbuchstabeu  und  Partie.  Perf.  auf  u.  Hierher  gehören  zwei 
Verba  mit  dem  Infinitiv  ir,  tenir  und  venir  nebst  Kompositis,  und  eins  auf  oir^ 
Yoir  mit  seinen  Kompositis. 

1.  tenir  (tenere) :  Präs.  ludik.  tiens,  tenons,  tiennent.  Konjunkt.  tienne,  teni- 
ons  etc.  Fut.  tieudrai  etc.  Perf.  defin.  tins,  tinmes,  tintes,  tinrent.  Konjunkt. 
tinsse.     Partie.  Perf.  tenu. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  tien,  tieiig  u.  a.  Konjunkt.  tiegne,  tiengne 
norm,  tienge,  tiegnent.  Fut,  tenrai,  tendrai,  terrai.  Perf.  defin.  tin,  ting, 
2.  tenis,  Plur.  3.  tinrent,  tindrent.  Konjunkt.  tenisse.  Partie.  Perf.  tenuit, 
renut,  tenu.  Die  Form  tien  im  Präs.  Indik.  und  im  Imperativ  findet  mau 
noch  bei  Racine,  Plaideurs  I.  3.    II.  4. 

So  auch  die  Komposita:  s'abstenir,  eontenir,  deteuir,  entretenir, 
maintenir,  obtenir,  retenir,  soutenir,  appartenir. 

2.  venir  (venire)  wie  teuir:  Präs.  Indik.  viens.  Konjunkt.  vienne  etc.  und  so 
auch  im  Altfranzösischen. 

Dazu  die  Komposita:  a  venir  auch  ad  venir  (wenig  gebräuchlich),  cir- 
convenir,  convenir,  contrevenir,  devenir,  redevenir,  intervenir, 
parvenir,  prevenir,  provenir;  revenir,  se  Souvenir,  survenir. 

3.  voir  (videre):  Präs.  Indik.  vois,  voyons,  voient.  Konjunkt.  voie,  voyions, 
voient.  Fut.  verrai.  Perf.  defin.  vis.  Konjunkt.  visse.  Partie.  Perf.  vu. 
Imperat.  voi  und  vois  (Acad.), 

Altfranzösisch:  Infin.  vedeir,  veeir,  veir,  veoir  etc.  Präs.  Indik.  voi  (vei), 
vois  (veis),  voit  (veit),  veons,  veeiz,  voyent  (veient),  Konjunkt.  voie  (veie). 
Fut.  verrai,  später  auch  voirai  (Rabelais).  Perf.  defin.  vi.  Konjunkt.  veisse. 
Imperat.  voi  (vei).  Partie.  Perf.  veut,  veu.  Die  Präsensform  je  voi  steht 
noch  bei  Neueren,  wie  Racine  und  Boileau. 

Dem  einfachen  voir  folgen  revoir  und  entrevoir;  prevoir  und  pour- 
voir  bilden  die  Future  prevoirai,  prevoirais;  pourvoirai,  pourvoirais.  Pour- 
voir  geht  selbst  in  die  Perfektform  der  dritten  Klasse  über:  pourvus  (afr. 
porvi);  depourvoir  ist  nach  der  Akademie  besonders  noch  im  Infin.,  Perf. 
defin.  und  Partie.  Perf.  gebräuchlich. 

II.  ünjegelmässige  oder  starke  Verba  der  zv^eiten  Klasse  mit  dem  Perf. 
auf  s  und  Partie.  Perf.  meist  auf  s,  endigen  fast  alle  auf  re  im  Infinitiv ;  nur 
querir  und  seoir  gehen  auf  ir  und  oir  aus. 

1.  die  Komposita  von  eire  (caedere),  welches  auch  im  Altfranzösischen  in  der 
einfachen  Form  nicht  vorhanden  war:  cireoncire,  Präs.  Indik.  circoncis, 
circoncisons  etc.  Konjunkt.  circoncise.  Fut,  eirconcirai.  Perf.  defin.  circon- 
cis.    Konjunkt.  circoncisse.     Partie.  Perf.  ciiconcis. 

Dahin  gehört  auch  das  jetzt  wenig  übliche  oecire  (oeeidere)  statt  tuer, 
wovon  die  Akademie  noch  das  Partie,  occis  anführt. 

Altfranzösisch:  Infin,  ocire,  ochire,  occirre,  später  auch  ocierre,  oecierre. 
Präs.  Indik.  oci,  oeions,  oeient.  Konjunkt.  oeie.  Fut.  oeivai.  Perf.  defin.  oeis, 
ocesis  (oceis)  etc.  Konj.  ocoisse.  Partie.  Perf.  oeis.  Komposita  waren:  roeire, 
s'entreoeire,  parocire, 

2.  elore,  früher  auch  clorre  (claudere)  ist  gegenwärtig  unvollständig  und  hat  ausser 
den  drei  Personen  des  Präs.  Indik.  elos,  clos,  clöl  nur  das  Präs.  Konjunkt. 
elose  und  die  Fut.  clorai,  clorais  vollständig.     Partie.  Perf.  clos. 

Altfranzösisch:  Infin.  clore,  clorre.  Präs.  Indik,  clo,  cloons,  cloent.  Fut. 
clorai,  clorrai.     Perf.  defin.  clos,  elost,  elostrent.  Ger.  eloant.    Partie.  Perf.  clos. 


v^  59.     Die  uiiregelniässi«ren  oder  starken  Konjugationsf.  219 

Das  Kompos.  eclore,  afr.  esclore,  ist  ebenfalls  ausser  dem  Infin.  nur 
noch  in  einigen  dritten  Personen  gebräuchlich:  Präs.  Indik.  eclot,  eclosent. 
Koujunkt.  eclose.  Futt.  eclöra,  edorait,  im  Partie.  Perf.  eclos  und  in  den  zu- 
sammengesetzten Zeitformen. 

enclore,  früher  auch  euclorre  ist  im  Infin.  und  Partie.  Perf.  enclos  und 
überhaupt  in  den  Formen  von  clore  üblich.  Im  Altfranzösischen  findet  sich 
auch  enclus,  enclous.  Das  altfranzösische  forsclore  ist  als  Gerichtsausdrui^k 
noch  im  Infin.  forciere  und  im  Part.  Perf.  foiclos  erhalten. 

Vollständig  sind  im  Neufranzösischen  die  Kompos.  conclure,  exclure: 
Präs.  Indik.  con-,  ex-clus,  cluous.  Konjunkt.  con-,  ex-clue.  Fut.  con-,  ex- 
clurai.  Perf.  defiu,  con-,  ex-clus.  Konjunkt.  con-,  ex-clusse.  Ger.  con-,  ex- 
cluant.     Partie.  Perf.  con-,  ex-clu;  früher  schrieb  man  auch  exclus. 

Von  reclure  findet  sich  dagegen  nur  der  Infin.  und  das  regelrechte 
Partie.  Perf.  reclus  mit  den  daraus  zusammengesetzten  Zeitformen. 

3.  dire  (dicere):  Präs.  Indik.  dis,  disons,  dites,  disent.  Konjunkt.  dise.  Fut. 
dirai.     Perf.  def.  dis.     Konjunkt.  disse.     Partie.  Perf.  dit. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  di,  dis,  dit  und  dist;  disons  (dimes),  dites  und 
distes,  dient.  Konjunkt.  die  (noch  bei  Corneille,  Racine,  Moliere  und 
La  Fontaine),  Fut.  dirai,  dirrai.  Perf.  defin.  dis,  desis  etc.  Konjunkt. 
desisse,  deisse  etc.     Partie.  Perf.  dit. 

Wie  dire  wird  auch  das  Kompositum  redire  flektirt;  dagegen  weichen 
contredire,  dedire,  interdire,  medire  und  predire  in  der  zweiten  Hers. 
Plur.  des  Präs.  Indik.  ab,  wo  sie  contredisez,  dedisez  u.  s.  w.  bilden;  maudire, 
afr.  auch  mal  dire,  hat  im  Plur,  Präs.  Indik.  maudissons,  maudissez,  maudissent, 
und  dies  verdoppelte  s  bleibt  auch  im  Präs.  Konjunkt,  maudisse,  Imperf.  maudis- 
sais,  Ger.  maudissant. 

4.  faire  (facere),  afr.  faire  (auch  fare)  und  fere,  ist  ganz  wie  dire  behandelt: 
Präs.  Indik.  fais,  faisons,  faites,  fönt.  Konjunkt,  fasse;  fassions,  fassent.  Fut. 
ferai.    Imperf.  faisais.     Perf.  defin.  fis.     Konjunkt.  fisse.     Partie,  Perf.  fait. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  Sing.  1.  fai,  fas,  faz,  fac  u.  a.,  2.  fais,  feiz, 
fez,  3.  fait,  fet;  Plur.  1.  fasons,  faisons,  fesomes,  faimes  u.  a,  2.  feites,  fetes, 
festes,  3.  fönt,  funt.  Konjunkt.  face,  fache.  Fut.  ferai,  fairai.  Perf.  defin.  fis, 
Konjunkt.  fesisse,  feisse.     Partie.  Perf,  fait,  fet. 

So  werden  auch  contrefaire,  defaire,  refaire,  satisfaire  und  sur- 
faire abgewandelt;  eben  dahin  gehören  die  weniger  üblichen  forfaire,  afr. 
forsfaire,  forfaire,  mefaire,  afr.  mesfaire,  nieffaire,  parfaire,  wovon  das  ad- 
jektivirte  parfait,  und  das  nur  noch  im  Infinitiv  gel)räuchlichf  malfaire,  wovon 
das  adjektivirte  malfaisant;  Erwähnung  verdienen  hier  auch  verwandte  Bildungen 
mit  bien,  wie  das  adjektivische  bienfaisant  und  das  substantivische  bienfait, 
zu  denen  ein  Inf.  nicht  vorhanden  war. 

Die  von  -ficere  stammenden  Komposita  confire,  suffire  weichen  in 
einigen  Zeitformen  hinsichtlich  des  Stammvokales  von  faire  ab:  Präs.  Indik. 
confis,  confit,  confisons,  confisez,  confisent.  Konjunkt.  confise.  Fut.  confirai. 
Imperf.  confisais.  Perf.  defin.  confis.  Cier,  confisant.  Partie.  Perf.  conlit. 
Suffire  hat  jedoch  im  Partie.  Perf,  suffi, 

5.  mettre  (mittere),  afr.  metre,  mattre:  Präs.  Indik.  mets,  met;  mettons,  met- 
tent.     Konjunkt.  mette.     Fut.  mettrai.     Perf.  defin.  mis.     Partie,  Perf.  mis. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  met,  mat  ..  metons,  matons  .,  metent,  ma- 
tent,  Konj.  mete,  mette,  matte,  mece,  meche  etc.  Fut.  meterai,  metrai,  ma- 
terai  etc,     Perf.  defin.  mis.     Koujunkt.  mesisse,  meisse.    Partie,  Perf.  mis. 


220  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Äbschn.    D.  "Wortbiegung  etc. 

So  werden  auch  die  Komposita  admettre,  commettre,  demettre, 
emettre,  s'entremettre,  omettre,  permettre,  proraettre,  compro- 
mettre,  remettre,  soumettre,  transmettre  abgewandelt;  verloren  sind: 
malmettre,  mesmettre,  esdemettre,  ademettre. 

6.  prendre  (prehendere),  atr.  prendre,  prenre,  peure,  panre:  i'räs.  Indik.  prends, 
prend;  prenons,  prenneut.  Konjunkt.  prenne  .  .  prenions.  Fut.  prendrai. 
Perf.  defin.  pris.    Konjunkt.  pvisse.     Partie.  Perf.  pris. 

Altfranzösisch:  Präs.  ludik.  Sing.  1.  pren,  pran,  prenc,  preng,  2,  prens, 
3.  prent;  Plur.  1.  prendons,  prenons,  pernum,  2.  prendes,  preneiz,  pernez, 
3.  prennent,  pernent.  Konjunkt.  preingne,  preigne,  prenge  .  .  preignons, 
prenions  etc.  Fut.  prendrai,  prenrai,  penrai,  panrai.  Perf.  defin.  Sing.  1. 
prins,  pris,  2.  prensis,  presis,  preis  etc.  Konjunkt.  prensisse,  presisse,  preisse  u.  a. 
Partie.  Perf.  prins,  pris. 

So  beugt  man  auch  die  Komposita  apprendre,  desapprendre,  com- 
prendre,  deprendre,  entreprendre,  s'  eprendre,  se  meprendre, 
re prendre,  surprendre.     Verloren  sind:    em prendre,  porprendre. 

7.  rire  (ridere  für  ridere),  auch  afr.  rire:  Präs.  Indik.  ris,  rions,  rient.  Konjunkt. 
rie.  Fut.  rirai.  Perf.  defin.  ris.  Imperat.  ris  (auch  ri  nach  der  Acau.).  Partie. 
Perf.  ri  (statt  ris). 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  ris(?).     Perf.  defin.  ris.     Partie.  Perf.  ris. 
Hierher    gehört   auch   das  Kompositum    sourire    (subridere),    afr.    surrire, 
sorrire,  sourire. 

8.  sourdre  (surgere),  afr.  sordre,  surdre,  ist  nur  noch  im  Infinitiv  und  in  der 
dritten  Pers.  Präs.  Indik.  sourd  gebräuchlich;  auch  die  Nebenform  surgir  ist 
in  der  Bedeutung  , anlangen"  meist  auf  den  Infinitiv  beschränkt  (surgir  au  port). 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  sort,  sourt  .  .  sordent,  sourgent.  Konjunkt. 
sorde.  Fut.  sordrai,  sourdrai.  Perf.  defin.  sorst,  surst.  Konjunkt.  sorist, 
sordist.     Partie.  Perf.  sors,  surs. 

9.  traire  (trahere),  afr.  traire,  treire,  trere;  Präs.  Indik.  trais,  trait;  trayons, 
trayez,  traient.  Konjunkt.  traie.  Fut.  trairai.  Imperf.  trayais.  Perf.  defin. 
fehlt.     Ger.  trayant.     Partie.  Perf,  trait. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  trai,  frei  etc.,  auch  tras  etc.,  traions,  traons  etc. 
Konjunkt.  traie,  treie.     Perf.  defin.  trais.     Partie.  Perf.  trait,  treit,  tret. 

Die  zusammengesetzten  abstraire,  attraire  (jetzt  nur  noch  im  Infin. 
gebräuchlich,  davon  das  adjektivirte  attrayant),  distraire,  extraire  (afr. 
estraire),  por traire  (dessen  Partie,  portrait  gegenwärtig  nur  als  Substantiv 
gebraucht  wird),  retraire,  wofür  man  gewöhnlich  retirer  gebraucht,  und 
soustraire  werden  ebenso  konjugirt,  sind  aber  zum  Theil  wenig  gebräuch- 
lich. Von  dem  veralteten  fortraire  wird  noch  besonders  fortrait  als  Adjektiv 
gebraucht.  Verloren  sind:  detraire,  maltraire,  mestraire. 
10.  querir  (quaerere),  afr.  querre,  später  querir,  ist  nur  noch  im  Infinitiv  in  Ver- 
bindung mit  den  Verben  aller,  venir,  envoyer  üblich;  querre  noch  bei  La 
Fontaine. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  quier,  quiers,  quiert;  querons,  quereiz,  quie- 
rent.  Konjunkt.  quiere  (querge).  Fut.  querrai.  Perf.  defin.  quis.  Konjunkt. 
quesisse,  queisse.     Partie.  Perf.  quis. 

Das  Neufranzösische  besitzt  die  Komposita  acquerir  (afr.  acquerre),  re- 
querir  (afr.  requerre),  s'en querir  (afr.  enquerre,  noch  erhalten  iu  armes  ä 
enquerre  u.  ä.)  und  conquerir,  reconquerir  (afr.  conquerre,  reconquerre) : 
Präs.    Indik.    acquiers,     acquerons,    acquierent.      Konjunkt.    acquiere.      Fut. 


§  59.     Die  iinregelmässigen  oder  starken  Konjugationsf.  221 

acquerrai.  Perf.  defin,  acquis.  Konjunkt.  acquisse.  Ger.  acquerant.  Partie. 
Perf.  acquis.  Die  Verben  conquerir  und  reconquerir  sind  vorzugsweise 
im  Perf.  defin.  und  in  den  zusammengesetzten  Zeitformen  in  Gebrauch  und 
flektiren  wie  acqüerir,  requerir,  s'enquerir.  Die  afr.  esquerre,  porquerre,  sor- 
querre  sind  verloren  gegangen. 

II.  seoir  (sedere),  im  Infinitiv  jetzt  veraltet,  ist  in  der  Bedeutung  „sitzen"  nur 
noch  im  Ger.  seant  und  Partie.  Perf.  sis  in  beschränktem  Gebrauch;  früher 
war  es  auch  reflexiv:  se  seoir  (sich  setzen),  so  noch  öfter  bei  Corneille. 
Nach  der  Akademie  findet  sich  auch  jetzt  noch  bisweilen  sieds-toi  in  poetischer 
oder  familiärer  Redeweise.  In  der  Bedeutung  „stehen,  anstehen,  ziemen"  ist 
es  in  den  dritten  Personen  Präs.  sied,  sieent,  Futt.  siera,  sierait,  Imperf.  seyait, 
Ger.  seyant  gebräuchlich;  dieselben  Formen  haben  sich  von  dem  im  Infinitiv 
ebenfalls  veralteten  messeoir,  nicht  oder  schlecht  stehen,  übel  anstehen,  er- 
halten. An  das  Ger.  seant  schliessen  sich  die  Adjektive  bienseant,  malseant, 
messeant. 

Afr.  seoir  und  sedeir,  seer,  seir,  sir  u.  a.  stimmt  im  Ganzen  mit  veoir 
überein;  Präs.  Indik.  sie,  siez,  siet;  seons,  sees,  sient  (sieent,  siedent).  Kon- 
junkt. siee.  Fut.  serrai.  Perf.  defin.  sis,  sist;  seimes,  sistrent  (sisent).  Kon- 
junkt. seisse.     Ger.  seant,  soiant.     Partie.  Perf.  sis. 

Das  Neufrauzösisi'he  gebraucht  die  Kompositß  asseoir,  rasseoir  und 
surseoir.  Die  beiden  ersten  wandeln  sich  in  folgender  Weise  ab:  Präs.  Indik. 
assieds,  a.ssied;  asseyons,  asseyent  oder  assois,  assoit;  assoyons,  assoient.  Kon- 
junkt. asseye  auch  assoie.  Fut.  assierai  und  asseyerai  oder  assoirai.  Imperf. 
asseyais  und  assoyais.  Perf.  defin.  assis.  Konjunkt.  assisse.  Ger.  asseyant 
auch  assoyant.    Partie.  Perf.  assis.    Die  Formen  mit  oi\  oy  sind  weniger  üblich. 

Surseoir  bildet  Präs.  Indik.  sursois,  sursoit;  sursoyons,  sursoient.  Futt. 
surseoirai;  surseoirais  Imperf.  sursoyais.  Perf.  defin.  sursis.  Konjunkt.  sur- 
sisse.     Ger.  sursoyant.     Partie.  Perf.  sursis. 

Unter  den  verlorenen  Verben  dieser  Klasse  sind  aerdre  (adhaerere), 
despire  (despicere),  empeindre  (impingere),  rescorre  und  seeorre  (suecu- 
tere),  sowie  maindre,  manoir  (manere)  und  remaindre,  remanoir,  ferner 
raembre  (redimere);  das  Verb  semondre  (summonere)  „einladen"  ist  noch 
im  Infinitiv  gebräuchlich. 

III.  Unregelmässige  oder  starke  Verba  der  dritten  Klasse  mit  dem  Per- 
fekt auf  US,  ahfranzösisch  ui  und  oi,  im  Partie.  Perf.  meistentheils  auf  u.  Der 
Infinitiv  dieser  Verba  endigt  meist  auf  oir,  re,  seltener  auf  ir. 

1.  avoir  (habere)  s.  oben  §57.  Das  Kompositum  ravoir  ist  nur  noch  im  In- 
finitiv üblich;  Formen,  wie  je  raurai  (s.  Littre  v.  ravoir),  sind  aufgegeben. 

2.  concevoir  (concipere)  flektirt  wie  die  übrigen  Komposita  von  capere,  de- 
cevoir  (decipere),  percevoir  (percipere),  apercevoir,  recevoir  (recipere), 
in  folgender  Weise:  Präs.  Indik.  -^ois;  -eevons,  -cjoivent.  Konjunkt.  -Qoive. 
Fut.  -cevrai.  Perf.  defin.  -^us.  Konjunkt.  -^usse.  Ger.  -cevant.  Partie. 
Perf.  -QU. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  -coif  (coi).  Konjunkt.  -coive  (ceive).  Fut. 
-ceverai,  -i-evrai.    Perf.  defin.  -cui.    Konjunkt.  -ceusse,  -cusse.    Partie.  Perf.  -ceu. 

3.  chaloir  (calere),  afr.  chaloir,  caloir,  chaleir  etc.,  wovon  jetzt  fast  nur  das  un- 
persönliche Präs.  im  Gebrauch  ist  (Peu  me  chaut  [Voltaire]  11  ne  ni'en 
chaut  [AcAD.]),  war  als  unpersönliches  Zeitwort  vollständig  t)is  ins  16.  Jahr- 
hundert üblich.    Das  Gerundiv-Partieip  ist  in  nonchalant  enthalten. 


222  Zweit.  Tbl.    Formenlehre.     Erst.  Abschn.    D.  "Wortbiegung  etc. 

Altfranzösisch:  Präs.  ludik.  calt,  caut,  chaut,  cheut,  chet.  Konjunkt.  caille, 
chaille.  Fut.  caldra,  chaldra,  chaudra  etc.  Imperf.  caloit,  chaioit.  Perf.  defin. 
calut,  chaliit.  Konjunkt.  calust,  chalust,  causist,  chausist  etc.  Partie.  Perf. 
calu,  chalu. 

Ein  Kompositum  war  reehaloir. 

4.  choir  (cndere),  afr.  caoir,  caer,  cair,  auch  cadeir,  chaoir  und  cbeoir  u.  a., 
kommt  noch  im  Infin.  und  im  Partie,  cbu  vor;  es  war  bis  zu  Ende  des 
16.  Jahrhunderts  vollständig  im  Gebrauch,  wie  die  altfranzösischen  jetzt  ganz 
aufgegebenen  encboir,  renchoir,  meschoir,  rechoir.  Von  meschoir  ist  noch 
mechant  als  Adjektiv  gebräuchlich. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  chiez,  chiet  (chet);  chaons,  chieent  (chient). 
Konjunkt.  chie.  Fut.  carrai,  charrai,  cherrai.  Perf.  defin.  cai,  chai,  che],  später 
cheu,  Konjunkt.  chaisse,  cheisse.  Ger.  caant,  chaant,  cheant.  Partie.  Perf. 
cau,  cheu,  caet,  chaet,  cheoit  n.  a. 

Im  Gebrauche  sind  noch  dechoir  und  echoir,  das  letztere  nicht  voll- 
ständig in  allen  Formen. 

Präs.  Indik.  dechois,  dechoit;  dechoyons,  dechoient.  Konjunkt.  dechoie. 
Futt.  decherrai,  decherrais.  Imperf.  dechoyais.  Perf.  defin.  dechus.  Konjunkt. 
dechusse.     Ger.  decheant.     Partie.  Perf.  dechu. 

echoir,  afr.  eschoir:  Präs.  Indik.  nur  3.  Pers.  Sing,  ecboit  oder  echet 
und  im  Plur.  echoient  (Acad.),  nach  Anderen  auch  im  Konjunkt.  echoie  u.  s.  w.  — 
Futt.  echerrai,  echerrais.  Perf.  defin.  echus.  Konjunkt.  echusse.  Ger.  echeant. 
Partie.  Perf.  echu. 

5.  devoir  (dehere)  entspricht  ganz  den  Kompositis  von  -cevoir  (s.  oben  2.);  doch 
Partie.  Perf.  du  (fem.  due,  Plur.  dus).    Ebenso  redevoir;  dagegen  indu  (Adj.). 

Altfranzösisch:    Präs.  Indik.  doi  (dei);  devons,  doivent  (doient,  deient)  etc. 

6.  falloir  (fallere\  Nebenform  von  faillir  (s.  §58.  IL  S.a.),  ist  nur  unpersönlich: 
oportet,  opus  est.  Präs.  Indik.  faut.  Konjunkt.  faille.  Futt.  faudra,  faudrait. 
Imperf.  faliait.    Perf.  defin.  fallut.     Konjunkt.  falliit.     Partie.  Perf.  fallu. 

7.  mouYoir  (movere),  afr.  niovoir,  mouvoir,  moveir  etc.  und  muevre;  mouver  ist 
noch  volksthümiich  in  einigen  Gegenden,  auch  technischer  Ausdruck  in  der 
Gärtnerei  und  sonst. 

Präs.  Indik.  mens  .  .  mouvons,  meuvent.  Konj.  meuve.  Fut.  mouvrai. 
Perf.  defin.  mus.  Konjunkt.  müsse.  P:irtic.  Perf.  mü  (fem.  nme,  Plur.  mus). 
Manche  Zeiten  von  mouvoir  sind  in  der  Sprache  des  gewöhnlichen  Lebens  wenig 
üblich  und  kommen  nur  in  der  gelehrten  oder  lehrhaften  Rede  vor.  Das  Kom- 
positum emouvoir  bildet  das  Partie,  emu  (ohne  Circumflex). 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  muefV,  muet;  mouvons,  mueveut.  Konjunkt. 
meusse.     Partie.  Perf.  meu  und  bisweilen  schon  mu. 

Unter  den  Kompositis  ist  ausser  dem  vollständig  erhaltenen  emouvoir 
noch  promouvoir  im  Infinitiv  und  den  mit  dem  Partie,  promu  (ohne  Cir- 
cumflex) zusammengesetzten  Zeitformen  in  Gebrauch,  :iuch  demouvoir  kommt 
nach  Littre  noch  im  Infinitiv  vor  (die  Akademie  hat  es  aufgegeben);  verloren 
sind  die  altfranzösischen  comuiovoir  und  enmovoir  nebst  removoir. 

8.  pleuvoir  (pluere),  afr.  plovoir,  ploveir,  pluveir,  plouvoir  u.  a.,  unpersönlich: 
Präs.  Indik.  pleut  Konjunkt.  pleuve,  Fut.  pleuvra.  Imperf  pleuvait.  Perf. 
defin.  plut.     Konjunkt.  plüt.     Partie.  Perf.  plu. 

Altfranzösisch:  Indik.  Präs.  pluet,  pluevent  (les  nues).  Fut.  plovra.  Perf. 
defin.  plut  (plout),  Konjunkt.  pleust.  Partie.  Perf.  pleu.  Verlorene  Komposita 
sind  aplovoir,  enplovoir  (mouiller),  replovoir. 


§  59.     I»ii^  miiejTel massigen  oder  starken  Konjugationsf.  •223 

9.  poiivoir  (posse  -  potere),  afr.  pooir  norm,  poer,  puer,  in  den  Eidformeln  podir. 

Präs.  ludik.  Sing.  1.  puis  und  peux,  in  der  Frage  fast  nur  puis-je,  2.  peux, 
3,  peut;  pouvons,  peuvent.  Konjunkt.  puisse;  puissions,  puissent.  Fut.  pourrai. 
Perf.  defin.  pus.    Ger.  pouvant ;  daneben  das  Adjektiv  puissant.    Part.  Perf.  pu. 

Altfranzösisch:  Präs.  Iiulik.  puis,  pues,  pr.et;  poons,  poez,  pueent  u.  a. 
Konjunkt.  puisse.  Fut.  porrai.  Imperf.  pooie,  Perf.  defin.  poi  (poc)  auch 
peu  oder  pon  etc.,  pot,  porent.  Konjunkt.  peuisse  (peusse,  pusse,  poisse, 
pousse).  Ger.  poant.  Partie.  Perf.  peu.  Verloren  sind  die  Komposita  entre- 
pooir,  repooir. 

10.  savoir  (sapere),  afr.  savoir,  saveir,  saver,  Eidformel  savir. 

Präs.  Inflik.  sais;  savons,  saveut.  Konjunkt.  Sache:  sachions,  sacLent. 
Imperat.  sache,  sachons,  sachez.  Fut.  saurai.  Imperf.  savais.  Perf.  defin.  sus. 
Konjunkt.  süsse.     Ger.  sachant.     Partie.  Perf.  su. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  sai,  seis,  seit  (ses,  set);  savons,  saveiz,  sevent. 
Konjunkt.  saiche  (sache,  sace).  Fut.  saverai,  Sarai.  Perf.  defin.  sau,  soi,  seui, 
seil,  sou  etc.  —  sot,  seut,  soiit  etc.  —  seumes  —  sorent,  seurent,  sourent. 
Konjunkt.  sausse,  seusse  etc.  Ger.  sachant,  später  scavant.  Partie.  Perf.  seu. 
Das  Geruudiv-Partic.  savant  ist  als  Adjektiv  übrig.  —  Das  Kompositum  resavoir 
ist  nicht  mehr  gebräuchlich. 

11.  valoir  (valere),  afr.  valoir,  valeir,  valer.  Präs.  Indik.  vaux,  vaux,  vaut;  valous, 
valent.  '  Konjunkt.  vaille ;  valions,  vaillent.  Imperat.  vaux,  valez.  Fut.  vau- 
drai.  Imperf.  valais.  Perf.  defin.  valus.  Konjunkt.  valusse.  Ger.  valant. 
Partie.  Perf.  valu. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  val  (vail,  vauc),  vals  (vaus),  valt  (vaut);  va- 
lons,  valeiz,  -valent.  Koujunkt.  valle,  vaille,  vaile,  vauge.  Fut.  valrai,  valdrai, 
vaurai,  varrai  etc.  Perf.  defin.  valui.  Konjunkt.  valsisse,  vausisse.  Ger. 
valant,  vaillant,  valisant.  Partie.  Perf.  valu.  Das  Ger.  vaillant  ist  als  Ad- 
jektiv übrig. 

Die  Komposita,  das  nur  der  vertraulichen  Rede  angehörige  revaloir 
(wiedervergelten),  ferner  equivaloir  und  pre valoir,  werden  -wie  valoir  ab- 
gewandelt, doch  bildet  prevaloir  den  Konjunkt.  des  Präs.  prevale  etc.  Das  alt- 
französische  contrevaloir  ist  verloren. 

12.  vouloir  (velle  =  volere),  afr.  voloir,  voleir,  voler. 

Präs.  Indik.  veux,  veux,  veut;  voulons,  voulez,  veulent.  Konjunkt.  veuille, 
voulions,  veuillent.  Imperat.  veux,  voulons,  voulez  selten,  gewöhnlich  veuille, 
veuillous,  veuillez.  Fut.  voudrai.  Imperf.  voulais.  Perf.  defin.  voulus.  Konjunkt. 
voulusse.     Ger.  voulant.     Partie.  Perf.  vonlu. 

Altfraczösisch:  Präs.  Indik.  voil  (vuel,  vneil,  voel  u  a.),  voels  (vuels  etc.), 
voelt  (vuelt,  velt  etc.);  volons,  voleiz,  voelent  (vuelent  etc.).  Konjuukt.  voille, 
vueille,  voelle,  vuelle,  veille  u.  a.  Fut.  volrai,  vourai,  voldrai,  voudrai,  vorrai, 
vaurai  etc.  Perf.  defin.  Sing.  1.  vols,  vos,  vous,  vauc  u.  a.,  2.  volsis,  vousis, 
vausis,  3.  volt,  vout,  vaut:  Plur.  volsimes,  vousimes,  vausimes  —  volrent, 
voldrc'ut,  vourent,  vaurent  etc.  Konjunkt.  volsisse,  vousisse,  vausisse.  Ger. 
volaut,  voillant,  vuillant,  vulant,  veuillant.  Partie.  Perf.  volu,  voulu.  Das  Ger. 
veuillant  hat  sich  in  den  Adjektiven  bieuveiilant,  malveiüant  erhalten. 

13.  courir  (cnrrere),  auch  noch  courre  in  einigen  Ausdrucks  weisen,  namentlich 
Jagdausdrücken,  wie  courre  le  cerf  u  dgl.,  laisser  courre  les  chiens  etc.;  afr. 
corre,  courre,  curre. 

Präs.  Indik.  cours,  courons,  courent.  Konjunkt.  coure.  Imperat.  cours, 
courons.     Fut.  courrai.    Perf.  defin.  courus.    Partie.  Perf.  couru. 


224  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

Ältfranzösisch :  Präs.  Indik.  euer  (cuers,  qeur  u.  a.),  corons,  cuerent  etc. 
Konjunkt.  ceure,  queure  u.  a,,  auch  corge.   Perf,  defin.  corui.    Partie.  Perf.  coru. 

Wie  courir  werden  auch  die  Komposita  accourir,  concourir,  dis- 
courir,encourir,  parcourir,recourir,  secourir  (suceurere)  abgewandelt; 
das  Altfranzüsische  besass  neben  discorre,  recorre  u.  a.  auch  decorre,  wozu  das 
Substantiv  decours  gehört. 

14.  gesir  (in  auffallender  Abweichung  vom  provenz.  jazer  lat.  jacere),  afr.  gesir, 
jesir,  auch  gire  und  gisir.  Davon  ist  nur  das  Präs.  Indik.  in  den  Formen  git, 
gisons,  gisez,  gisent,  das  Imperf.  gisais  etc.  und  das  Ger.  gisant  gebräuchlich; 
in  diesen  Formen  verdoppeln  Einige  das  s,  welches  jedenfalls  geschärft  wird, 
während  es  im  jetzt  veralteten  Infinitiv  weich  war. 

Altfranzösisch  vollständig:  Präs.  Indik.  gis.  Konjunkt.  gise.  Fut.  gerrai. 
Imperf.  gisoie  (gesoie).  Perf.  defin.  jui,  jiic,  jeu,  giu.  Konjunkt.  jeuisse,  geusse. 
Ger.  gisant,  gesant.  Partie.  Perf.  jeut,  jut,  geut,  geu.  Komposita  waren  agesir, 
porgesir,  regesir. 

15.  mourir  (moriri  neben  mori),  afr.  morir,  murir,  murrir.  Präs.  Indik.  meurs  — 
mourons  —  meurent.  Konjunkt.  meure.  Fut.  mourrai.  Perf.  defin.  mourus. 
Partie.  Perf.  mort. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  muir  (muer),  muers,  muert;  morons,  mores, 
muerent.  Konjunkt.  muire,  muere,  moerge  u.  a.  Fut.  morerai,  morrai  (mur- 
rai).  Perf.  defin.  morui  (mori).   Konjunkt.  morusse  (morisse).    Partie.  Perf.  mort. 

16.  boire  (bibere),  afr.  boivre,  beivre,  bevre.  Präs.  Indik.  bois  —  buvons  —  boi- 
vent.  Konjunkt.  boive  —  buvions  boivent.  Fut.  boirai,  Perf.  defin.  bus. 
Konjunkt.  busse.  Ger.  buvant.  Partie.  Perf.  bu.  Zu  imboire  stellt  sich  das 
Partie.  Perf.  imbu  (it.  imbevuto). 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  boif,  boi,  beif,  bei  —  bevons  —  boivent,  bei- 
vent.  Fut.  beverai,  bevrai  (buvrai).  Imperf.  bevoie.  Perf.  defin.  bui.  Kon- 
junkt. beusse.    Partie.  Perf.  beut,  beu. 

Von  Kompositis  ist  emboire  (tränken)  und  s'emboire  (einschlagen,  von 
Farben)  gebräuchlich;    das  Altfranzösische   besass  noch  aboivre,  surboivre  u.  a. 

17.  croire  (credere),  afr.  croire,  creire,  crere,  creer.  Präs.  Indik.  crois  —  croyons 
—  croient.  Konjunkt.  croie.  Fut.  croirai.  Perf.  defin.  crus.  Konjunkt.  crusse. 
Partie.  Perf.  cru. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  crei,  croi  —  creons,  creomes,  creum.  Fut. 
credrai,  crerrai,  cresrai,  croirai.  Perf.  defin.  crei,  crui.  Konjunkt.  creusse. 
Partie.  Perf.  creu. 

Von  den  altfranzösischen  Kompositis  accroire,  concroire,  descroire,  mes- 
croire,  recroire  sind  accroire  (in  der  Verbindung  faire  accroire,  en  faire  ac- 
croire) und  mecroire  (in  dem  sprüchwörtlichen  il  est  dangereux  de  croire  et 
de  mecroire)  noch  im  Infinitiv  gebräuchlich;  das  Partie,  mecreant  wird  als  Sub- 
stantiv verwendet;  decroire  wird  im  gewöhnlichen  Leben  noch  öfter  im  Gegen- 
satz zu  croire  verwendet;  von  recroire  findet  sich  das  adjektivische  recru  in 
dem  Sinne  von  excede  de  fatigue. 

18.  croitre  (crescere),  afr.  croistre,  creistre,  crestre.  Präs.  Indik.  crois,  crois, 
croit;  croissons,  croissez,  croissent  Konjunkt.  croisse.  Fut.  croitrai.  Imperf. 
croissais.  Perf.  defin.  crüs.  Konjunkt.  crusse  (Acad.),  nach  Anderen  crüsse 
(veraltet).     Partie.  Perf.  crü,  crue  (Acad.),  nach  Anderen  crü,  crüe  (veraltet). 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  crois,  creis,  eres.  Perf.  defin.  crui.  Partie. 
Perf.  creu. 


§  59.     Die  un regelmässigen  oder  starken  Konjugationsf.  225 

Die  Komposita  richten  sich  nach  dem  einfachen  croitre,  wie  aecroitre, 
decroitre,  recroUre  und  das  wenig  gebräuchliche  surcroitre;  aufgegeben 
sind  die  altfranzösischen  escroistre,  parcroistre.  Das  Partie.  Perf.  in  aecroitre 
und  döcroitre  erhält  keinen  Circumflex:  accrn,  decru;  recroitre  hat  dagegen 
recru,  recrne.     Ein  Partie,  von  surcroitre  giebt  die  Akademie  nicht  an. 

19.  etre  (esse  =  essere)  s.  oben  §  57.  Das  altfranzösische  Kompositum  r'estre, 
restre  (etre  de  nouvoan,  encore,  ä  son  tonr)  ist  aufgegeben  (s.  Littre  v.  r'etre). 

20.  lire  (legere),  afr.  leire,  lire.  Präs.  Indik.  lis,  lit;  lisons,  lisent.  Konjunkt.  lise. 
Fut.  lirai.     Perf.  defin.  Ins.     Ger.  lisant.     Partie.  Perf.  lu. 

Altfrauzösisch:  Präs.  Indik.  schon  meist  mit  s  auch  in  der  ersten  Person: 
11  oder  lis  —  list  —  lisons  etc.  Hier  schwankt  aber  das  Verb  zwischen  der 
zweiten  und  dritten  Klasse:  Perf.  defin.  lis  und  lui.  Konjunkt.  leisse  und 
leusse.    Partie.  Perf.  leit,  lit  und  leut,  lut. 

Die  Komposita  elire,  reelire,  relire  und  das  wenig  gebräuchliche  prelire 
folgen  dem  einfachen  Verb. 

21.  moudre  (molere),  afr.  molre,  moldre,  morre,  modre  u.  a.,  saec.  XIV.  auch 
mieurre.  Präs.  Indik.  mouds,  mouds,  moud;  moulons  etc.  Konjunkt.  moule. 
Fut.  moudrai.     Perf.  defin.  moulus.     Ger.  moulant.     Partie.  Perf.  moulu. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  meut  —  muelent  —  moeulent.  Fut.  morrai 
(mourrai).  Imperf.  moloie.  Perf.  defin.  moiui.  Ger.  molant,  Partie.  Perf. 
molu,  moulu. 

Dabin  gehören  auch  die  Komposita  emoudre  (afr.  esmoldre),  remoudre, 
remoudre  und  das  Adjektiv  vermoulu  (von  Würmern  zerfressen),  von  welchem 
das  unorganische,  fast  nur  im  Infinitiv  gebräuchliche  se  vermouler  gebildet  ist. 

22.  con-naitre  (cognoscere) ,  afr.  conoistre,  connoistre,  ursprünglich  conostre 
(norm,  cunustre),  später  auch  cognoistre,  congnoistre,  cougnoistre  und  que- 
noistre.  Präs.  Indik.  connais,  connais,  connait;  connaissons  etc.  Konjunkt. 
connaisse.  Fut.  connaitrai.  Perf.  defin.  connus.  Ger.  connaissant.  Partie. 
Perf.  connu. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  %pnois  (norm,  cunuis)  —  conessons  (conissons 
norm,  cunessum)  —  conoissent.  Konjunkt.  conoisse  (cunuisse).  Fut.  conoistrai, 
conistrai,  conuistrai  u.  a.  Perf.  defin.  conui  u.  a.  Partie.  Perf.  conuit, 
coneu,  conu. 

Die  Komposita  meconnaitre  (afr.  mesconnoistre)  und  reconnaitre 
regeln  sich  nach  connaitre. 

23.  paitre  (pascere,  vgl.  naitre,  nascere),  afr.  paistre,  peistre,  pestre,  auch  alt 
pastre,  ist  nicht  in  allen  Zeitformen  im  Gebrauch :  Präs.  Indik.  pais,  pais,  palt; 
paissons  etc.  Konjunkt.  paisse.  Futt.  paitrai,  paitrais.  Imperat.  paissez. 
Imperf.  paissais.  Ger.  paissant.  Das  Partie.  Perf.  pu  ist  nur  in  der  Falknerei 
noch  üblich:  un  faucon  qui  a  pu  (Acad.).  Vollständig  ist  dagegen  das  Kom- 
positum repaitre,  welches  auch  das  Perf.  defin.  repus  und  Partie.  Perf.  repu 
in  den  zusammengesetzten  Zeitformen  hat. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  pais  —  paist  (pest)  etc.  Perf.  defin.  paui, 
peui,  pau,  peu,  peuc  u.  a.  Konjunkt.  peusse.  Ger.  paissant.  Partie.  Perf. 
paut,  peut,  peu. 

24.  paraitre  (parescere  st.  parere),  afr.  paroir,  pareir,  parer,  parir,  wird  ganz  wie 
connaitre  abgewandelt:    Präs.  Indik.  parais,  parait;  paraissons  etc. 

Altfranzösisch  (hier  erscheint  paroir  meist  unpersönlich):  Präs.  Indik.  pert 
(peirt,    piert)   —  perent,    auch   part  —  parent.     Konjunkt    pere    (poire,    piere. 

MäUuvr,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  15 


226  Zweit.  ThI.     Formenlehre.     Erst.  Abschn,    D.  Wortbiegung  etc. 

perge  etc.),    Fut.  parra,  perra.     Perf.   defin.   paruit,  parut.     Koiijunkt.  parust. 
Ger.  parant.     Partie.  Perf.  paruit,  paru. 

Komposita  sind:  apparaitre,  comparaitre,  disparaitre,  repa- 
raitre,  afr.  apparoir,  comparoir,  disparoir,  reparoir.  Apparoir  ist  noch  im 
Infinitiv  in  der  gerichtlichen  Sprache  (etre  evident),  obwohl  wenig  üblich,  und 
unpersönlich  in  der  Präsensform:  il  appert;  auch  der  Infinitiv  comparoir  (se 
presenter  en  justice)  kommt  noch  vor;  apparoir  und  disparoir  wurden  noch 
im  16.  Jahrhundert  und  selbst  später  auch  reflexiv  gebraucht. 

25.  plaire  (placere  st.  placere),  afr.  plaire  und  plaisir  auch  plaisier.  Präs.  Indik. 
plais,  plait;  plaisons,  plaisent.  Konjunkt.  plaise.  Fut.  plairai.  Perf.  defin. 
plus.  Partie  Perf.  plu.  Das  Substantiv  plaisir  ist  aus  dem  schwachen  afr. 
Infinitiv  plaisir  erhalten,  der  die  lat.  Betonung  festhielt  (vgl.  loisir  von  Heere). 

Altfranzösisch :  Präs.  Indik.  plais,  piaist  (plest);  plaisent.  Konjunkt.  plaise 
und  place.  Fut.  plairai,  phirrai.  Imperf.  plaisoie.  Perf.  defin.  pleui,  ploi,  plou, 
pleut,  plot,   plout  —  plorent,  plourent.     Konjunkt.  pleusse.    Partie.  Perf.  pleu. 

Dahin  gehören  auch  die  Komposita  complaire,  deplaire. 

26.  soudre  (solvere),  afr.  soldre  (vgl.  moldre),  sorre,  saiirre  u.  dgl.  m.,  ist  nur 
noch  im  Infinitiv  anzutreffen:  soudre  un  probleme  ii.  dgl.  Davon  sind  nur 
Komposita  wie  absoudre,  dissoudre,  resoudre  mit  Zeitformen  im  Ge- 
brauche. 

Präs.  Indik.  -sous,  -sout;  -solvons,  -solvent.  Konjunkt.  -solve.  Fut.  -sou- 
drai.  Perf.  defin.  -solus.  Partie.  Perf.  -solu  und  -sous.  Absoudre  und  dis- 
soudre bilden  kein  Perf.  defin.  und  Konjunkt.  Imperf.;  ihr  Partie.  Perf.  lautet 
absous,  oute;  dissous,  oute;  die  Formen  absolu  und  dissolu  sind  als  Adjektive 
erhalten.  Das  Partie,  von  resoudre  ist  dagegen  gewöhnlich  resolu;  das  nur 
in  der  Maskulinform  vorkommende  Partie,  resous  wird  in  der  Bedeutung  des 
,Äuflösens,  Verwandelns"  gebraucht:  brouillard  resous  en  pluie  (Acad.).  Alt- 
französische Komposita  wie  persoldre,  pursoldre  sind  aufgegeben. 

27.  taire  (tacere  st.  tacere),  afr.  taire,  taisir,  taiser  vgl.  plaire.  Präs.  Indik.  tais, 
tait;  taisons,  taisez,  taisent.  Konjunkt.  taise.  Fut.  tairai.  Perf.  defin.  tus. 
Partie.  Perf.  tu. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik.  tais  —  taist  (fest)  — •  taisent  (tesent).  Kon- 
junkt. taise  und  tace.  Fut.  tairai.  Perf.  defin.  tui  etc.  Konjunkt.  teusse. 
Partie.  Perf.  tau,  teu. 

28.  vi  vre  (vivere),  afr.  vivere,  vivre.  Präs.  Indik.  vis,  vit;  vivous,  vivent.  Kon- 
junkt. vive.     Perf.  defin.  vecus.    Partie,  Perf.  vecu. 

Altfranzösisch:  Präs.  Indik,  vif  —  vit  etc.  Konjunkt.  vive.  Fut.  viverai, 
vivrai.  Perf.  defin.  vesqui.  Konjunkt.  vesquisse,  Partie.  Perf,  vescu  später 
auch  vesqui.  Das  Perf.  defin.  vesqui  etc.  sind  wie  nasqui,  benesqui,  resurres- 
qui  etc.  gebildet. 

Komposita  sind  revivre,  survivre. 

Unter  den  verlorenen  Verben  dieser  Klasse  sind:  araentevoir,  ramen- 
tevoir,  amentoivre  etc.  (zum  lat.  memmisse,  remiuisci,  mens,  mentio  gehörig), 
welche  gleich  denen  auf  -cevoir  abgewandelt  wurden;  doloir  (dolere),  douloir, 
bis  ins  16.  Jahrhundert  gebräuchlich,  wovon  noch  die  Infinitive  se  douloir 
und  se  condouloir  avec  quelquun  gefunden  werden;  estovoir  (estuet,  es 
ziemt  sich);  loire  (licere)  und  loisir,  das  im  16,  Jahrhundert  noch  in  seinen 
Zeitformen  gebräuchlich  war,  jetzt  im  Substantiv  loisir  fortlebt;  oloir  (olere); 
soloir  (solere),  souloir  (bei  L.a.  Fontaine),  wovon  die  Akademie  noch  il  soulait 


§  60.    nie  Partikeln  im  Alloremeinen.  227 

anführt;  das  noch  bis  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  gebrauchte  tolre,  toldre, 

auch  tollir  und  tolir  (tollere). 

60.  Die  Partikeln  im  Allgemeinen.  Die  Partikeln  oder  die  biegungs- 
nn fähigen  Redetheile  sind  zwar  mit  Ausnahme  eines  Theiles  der  Adver- 
bien, welche  die  sogenannten  Komparationsforrnen  zulassen,  der  Form- 
veränderung fremd,  haben  aber  sowohl  rücksichtlich  ihrer  wenngleich  un- 
veränderlichen Form  und  ihres  grammatischen  Ursprungs,  als  hinsicht- 
lich ihres  begrilFlichen  Gehaltes  auch  ein  etymologisches  Interesse.  Ihre 
syntaktische  Verwendung  erhält  erst  durch  die  Einsicht  in  ihre  etymolo- 
gische Natur  ihr  volles  Licht. 

Die  Partikeln  der  französischen  Sprache  gehören  zwar  ihrem  Sprachstoffe 
nach  im  Wesentlichen  der  lateinischen  Sprache  an,  gleichwohl  haben  sie  im  All- 
gemeinen ein  eigenthüniliches  Gepräge.  Ein  vorherrschender  Zug  des  Französischen 
ist  nämlich  hier  die  Zusammensetzung,  worin  nicht  bloss  ursprüngliche  Par- 
tikeln mit  anderen  verbunden  erscheinen,  sondern  auch  andere  Redetheile  auftreten, 
welche  in  ihrer  Verbindung  den  Hegriff  einer  lateinischen  einfachen  Partikel  zu  um- 
schreiben geeignet  sind.  Viele  cinfa>'he  Partikeln  verschmähte  das  Französische,  weil 
sie  in  ihrer  abgeschwächten,  einsilbigen  Form  eine  organische,  scharf  ausgeprägte 
Umbildung  nicht  zuzulassen  scheinen  mochten  (vgl.  ut,  nam,  dum,  quum,  vel,  sin, 
neu,  ceu,  seu)  oder  weil  sie  keine  Verwandtschaft  mit  den  in  der  Sprache  vor- 
handenen Stämmen  verriethen,  andere,  weil  ihre  französische  Form  mit  der  eines 
anderen  Redetheils  zusammenfallen  müsste  (vgl.  die  lateinischen  Adverbien  commode, 
commodo  und  commodum  und  das  Adjektiv  commodus,  das  Adverbium  pulchre 
und  das  Adjektiv  pulcher),  überhaupt  aus  dem  Drange  nach  sinnfälliger  Bezeich- 
nung der  hierher  gehörigen  Begriffe,  welcher  einer  niederen  Stufe  sprachlicher  Bildung 
eigen  ist. 

Die  Zusammensetzungen,  welche  gegenwärtig  als  einfache  Redetheile  erscheinen, 
sind  nicht  alle  ursprünglich  auch  als  Begriffs-  und  Lauteinheit  empfunden  worden, 
wie  z.  B.  toujours,  jamais,  parlois,  longtemps  u.  dgl.  Das  Aneinanderrücken  von 
"Wörtern,  welche  als  Ausdruck  einer  einfachen  Vorstellung  gelten  können,  hat  bei 
der  vorwiegenden  Betonung  des  letzten  Bestandtheils  zur  Lauteinheit  geführt,  welche 
nun  auch  durch  die  Schrift  dargestellt  wird.  Indessen  hat  die  Schrift  nicht  überall 
die  Lauteinheit  adverbialer  Formeln  als  Verschmelzung  dargestellt;  zum  Theil  hat 
sie  dieselbe,  wie  in  vis-ä-vis,  peut-etre,  sur-le-champ,  durch  Bindestriche  angedeutet, 
zum  Theil  überhaupt  nicht  bezeichnet,  wie  in  en  vaiu,  ä  present,  tont  ä  fait,  tout 
ä  coup  u.  dgl.,  obgleich  die  Einfachheit  der  Vorstellung  in  solchen  Gelügen  dem 
Sprachgefühle  nicht  entgeht.  Oefter  schwankt  hier  die  Schrift;  so  schreibt  man 
z.  B.  aupres  wie  autour,  dagegen  au  dedans,  au  dehors  und  au  travers,  und  wiederum 
au-dessus,  au-dessous,  au-devant  u.  dgl.  m. 

Es  ist  schwer,  die  Grenze  zwischen  den  Partikeln  und  den  in  adverbialer  Welse 
auf  einander  bezogenen  Wörtern  ohne  Laut-  und  Begriffseinheit  anzugeben.  Syn- 
taktisch ist  dies  von  keiner  Wichtigkeit,  da  der  Gehalt  der  Worte  in  ihrer  Be- 
ziehung auf  den  Satz  derselbe  bleibt,  ob  sie  unter  sich  eine  besondere  Lauteinheit 
ausmachen  oder  nicht;  eine  aufmerksame  Beobachtung  der  lebendigen  Sprache  würde 
jedoch  hier  für  die  Schrift  durchgreifende  Regeln  aufzufassen  haben,  welche  bis 
jetzt  dem  schwankenden  Gebrauche  fremd  sind. 

Wir  werden  in  der  Darstellung  der  Partikeln  auch  einen  Theil  jener  aus  meh- 
reren Wörtern  bestehenden  Umschreibungen  auf/;unehmen  haben,  welche  trotz  ihrer 
Souderung  in  der  Schrift  einfache  Vorstellungen  auszudrücken  scheinen. 

15* 


228  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbieguug  etc. 

61.  ])  Die  Adverbien  oder  Umstandswörter.  Das  Adverb,  minder  genau 
das  Umstandswort  genannt,  dient  zur  Bestimmung  des  Verbalbegriffes  als 
des  Prädikates ;  indess  geht  es  auch  darüber  hinaus,  indem  es  andere  Rede- 
theile  bestimmt,  insofern  in  diesen  der  Begriff  der  Thätigkeit  (Verbal- 
begriff) Boch  wirksam  gedacht  werden  mag.  Doch  haben  alle  Adverbien 
die  ursprüngliche  und  vorzugsweise  Beziehung  auf  das  Prädikat  mit  ein- 
ander gemein.  Insofern  sie  eine  Beziehung  auf  einen  Satz  in  seiner  Ge- 
sammtheit  annehmen,  gehen  sie  in  den  Begriff  der  Bindewörter  über; 
insofern  sie  die  nähere  Bestimmung  eines  folgenden  Substantivkasus  über- 
jiehmen,  können  sie  den  Charakter  der  Präposition  erhalten.  Die  ver- 
neinenden Adverbien  allein  können  auch  selbst  das  Subjekt  des  Satzes  als 
solches  bestimmen,  d.  h,  verneinen,  sowie  sie  im  Satze,  gewöhnlich  wenn 
sie  sich  dem  Prädikate  anschliessen,  nicht  sowohl  dies  Prädikat,  als  die 
Beziehung  desselben  auf  das  Subjekt  des  Satzes  aufheben;  sie  nehmen 
daher  in  dieser  Wortklasse  eine  ausnahmsweise  Stellung  ein. 

A.  Betrachten  wir  zunächst  die  Adverbien  ihrer  Form  nach,  so  ergeben  sich:  1.  ein- 
fache Adverbien  ohne  Adverbialendung,  2.  Adverbien  mit  eigener  Adver- 
bialendung, 3.  zusammengesetzte  Adverbien,  4.  präpositionale  Ad- 
verbien, d.  h.  mit  Präpositionen  zusammengestellte  Kasus  zum  Ersätze  ein- 
facher Adverbien. 

1.  Einfache  Adverbien  ohne  charakteristische  Adverbialendung  sind  im 
Französischen  in  geringer  Anzahl  ans  dem  Lateinischen  erhalten.  Das  Latei- 
nische hatte  eine  nicht  geringe  Anzahl  von  solchen,  welche  von  Fürwörtern 
und  Nennwörtern  abstammten;  sie  waren  zum  grossen  Theile  Kasusadverbien, 
obwohl  bei  den  von  Fremdwörtern  abgeleiteten  die  Kasusendungen  nicht  überall 
nachweisbar  sind.  Besonders  gingen  Adverbien  aus  dem  Akkusativ  (primum, 
multum,  paulum,  partim,  foras,  alias,  facile,  recens)  und  Ablativ  (falsö,  verö, 
totö,  rectä,  sponte,  forte,  gratis,  foris,  bac,  illac)  hervor. 

Adverbien  dieser  Art  hat  die  französische  Sprache  in  Wörtern  wie  peu 
(paucuni  f.  paulum),  oü  (ubi),  y  (ibi),  lä  (illac),  hier  (heri),  quand  (quando) 
erhalten,  namentlich  aber  in  Adverbien  der  Art  und  Weise  als  Akkusativ- 
adverbien aufzuweisen,  wie  bas,  bei,  bon,  bref,  cbaud,  eher,  clair,  court,  doux, 
dru  et  menu,  dur,  expres,  faux,  ferme,  fort,  froid,  gros,  haut,  juste,  mauvais, 
net,  sec,  vite  u.  a.  Indessen  sind  manche  dieser  Adverbien  nur  in  besonderen 
Verbindungen  mit  bestimmten  Verbalbegrifl'en  im  Gebrauche  und  daher  nur 
von  beschränkter  Anwendung.  Vgl.  refuser  bei  et  bon;  tenir,  coüter  bon; 
sentir  bon,  mauvais;  acheter,  coüter,  valoir,  payer,  vendre  eher;  voir,  en- 
tendre  clair;  parier,  s'expliquer  u.  a.  clair  et  net,  haut  et  clair;  semer 
clair;  arreter,  rester,  demeurer,  tourner,  couper  court;  sonner,  songer  creux; 
voir,  payer  double;  filer  doux;  ecrire,  marcher,  aller,  mener,  tirer,  viser  droit; 
semer  dru;  pleuvoir  dru  et  menu;  hacher  menu;  entendre  dur;  faire,  venir 
expres;  chanter,  dater,  exposer,  jouir,  jurer  u.  a.  faux;  frapper,  parier,  tenir 
ferme;  soutenir,  nier  fort  et  ferme;  peindre  gras;  coucher  gros;  chanter, 
deviner,  mesurer,  parier,  peser,  raisonner,  tirer,  voir  juste;  parier  haut,  bas, 
franc,  gras;  viser  haut;  parier,  repondre  sec  u.  a. 

In  manchen  Fällen  scheinen  Nominalformen  dieser  Art  in  ihrer  ursprüng- 
lichen Verwendung  nicht  als  Adverbien,  sondern  als  substantivirte  Neutra, 
welche   das  Objekt  der  Thätigkeit   bezeichneten,    verwendet   zu   sein,   wie  in 


§  Gl.     1)  Die  Adverbien.  229 

manger  oder  faire  gras  (fett  d.  i.  Fettes,  Fleisch  au  Fasttagen  essen),  gagner 
gros  (dick  d.  i.  Dickes,  viel  gewinnen),  boire  sec  (trocken  d.  i.  Trockenes, 
nicht  mit  Wasser  Vermischtes  trinken,  tüchtig  trinken),  dire,  parier  vrai 
(wahr  d.  i.  Wahres  sprechen,  vgl.  a  dire  vrai  und  ä  vrai  dire);  die  Verschmel- 
zung solcher  Nominalbegritfe  mit  dem  Verb  giebt  ihnen  aber  gleichwohl  den 
Charakter  von  Adverbien,  welche  die  Natur  der  Thätigkeit  bestimmen. 

Fort  erscheint  auch  in  anderweitiger  Verbindung  als  Adverb  (des  Grades) 
verwendet,  besitzt  aber  daneben  ebenfalls  ein  besonderes  Adverb  auf  iitent; 
dagegen  ist  vite  (it.  visto)  Adjektiv  und  Adverb. 
2.  Die  besonderen  Adverbialendungen  des  Lateinischen  hat  das  Franzö- 
sische aufgegeben;  dabin  gehören  die  Endungen  ter  (audacter,  uliliter),  im  (prae- 
sertim,  viritim),  itus  (funditus,  radicitus)  sowie  die  Endung  e  (aegre,  docte,  longe, 
misere).  Die  etwa  von  Adverbien  auf  e  (e  und  e)  hergeleiteten  französischen 
Wörter  treten  der  Form  nach  in  die  Reihe  der  unter  1.  genannten:  loin  (longe), 
tard  (tarde),  certes  (certe),  volontiers  (voluntarie),  bien  (bene),  mal  (male).  Das 
Französische  hat  dagegen  die  eigenthiimliche  Adverbialendung  ment,  welche 
aus  dem  lateinischen  Ablativ  mente  (von  mens)  hervorging,  namentlich  zur 
Bildung  von  Adverbien  der  Art  und  Weise  aus  Adjektiven  verwendet,  dann 
aber  auch  auf  Adverbien  der  Zeit  u.  a.  übertragen. 

Diese  Endung,  welche  ursprünglich  ein  Hauptwort  weiblichen  Geschlechts 
ist,  äussert  auf  die  Form  des  Adjektiv,  an  welches  sie  geknüpft  wird,  noch 
mehrfache  Einwirkung.  Die  Regeln  der  Adverbialbildung  von  Adjektiven  mit 
ment  sind  die  folgenden: 

a)  Wenn  das  Adjektiv  auf  einen  Konsonanten  ausgeht,  so  wird  ment  au 
die  weibliche  Form  desselben  angehängt:  franc:  franchement;  vif:  vivement; 
brief;  brievement;  long:  lougueraent;  general:  generalement;  bon:  bonnement 
(volksthümlich  in  beschränkter  Bedeutung:  aufrichtig,  gutmüthig,  tout  bonne- 
ment, ganz  einfach;  sonst  bien);  aucien:  anciennement;  leger:  legerement; 
premier:  premierement ;  gros:  grossement ;  secret:  secretement;  sot:  sotte- 
ment;  etroit:  etroitement;  lent:  lentement;  heureux:  heureusement;  doux: 
doucement. 

Ausgenommen  ist  geutil:  gentimeut,  nach  jolimeut  gebildet,  afr.  ge- 
wöhnlich gentement  v.  gent.  Doch  ist  man  wohl  mit  Recht  geneigt,  in 
gentiment  einen  üeberrest  der  alten  geschlechtslosen  Form  des  Adjektiv 
(s.  oben  S,  134)  zu  erblicken,  wie  neben  gentilhomme  auch  gentilfeiume  vor- 
handen war.  Im  15.  und  16.  Jahrhundert  finden  sich  auch  gentillement  und 
gentiement  (s.  Littre  s.  v.). 
b)  Wenn  das  Adjektiv  vokalisch  auslautet,  so  tritt  die  Silbe  mmt  un- 
mittelbar an  den  Vokal  der  Endsilbe,  d.  h.  das  e  der  weiblichen  Euduug 
wird  nach  dem  vollen  Vokale  ausgeworfen;  in  den  Adjektiven,  welche  auf 
stummes  e  auslauten,  fällt  natürlich  das  weibliche  Geschlecht  mit  dem  männ- 
lichen an  sich  schon  zusammen:  vrai:  vraiment;  aise:  aisement;  modere: 
moderement;  ell'route:  efirontement;  poli:  poliment;  joli:  joliment;  ingenu: 
ingenuuient;  absolu:  absolument;  resolu:  resolument;  —  facile:  facilemeut; 
sage:  sagement;  severe:  söverement. 

Auch  Hauptwörter    nehmen    bisweilen    die    adverbialisirende    Endung    an: 

diable:  diabloment;  bete  (öfter  sell)st  schon  als  Adjektiv  gebraucht):  betement. 

Ausgenommen  sind:    beau,    nouveau,  fou  und  mou,  welche  regelrecht  bel- 

lement  (volksthümlich  in  der  Bedeutung:  sachte,  langsam;    sonst  durch  bien 

ersetzt),    nouvellement,    follement,    mollement  bilden,    sowie  impuni,  welches 


230  Zweit.  Thl.    Formenlehre.     Erst.  Al)sclin.     D.  Wortbiegung  etc. 

regelwidrig  impimement  hat  (s.  unten).  Das  auch  adjektivische  traitre  hat 
das  Adverb  traitreusement  neben  sich  (gl.  v.  traitreux). 

Das  Altfranzösische  bewahrt  die  regelrechten  Formen  veraiemeut,  sense- 
ement,  hardieuient  u.  a.  Eine  Erinnerung  an  das  ausgefallene  e  der  Feminin- 
form enthalten  die  neufranzösischen  Formen,  in  denen  dem  Vokale  vor  ment 
ein  Circumflex  gegeben  wird:  gaiment,  wofür  noch  selbst  die  ursprüngliche 
Form  gaiement  vorkommt,  assidüment,  contiuüment,  crüment,  dument,  gou- 
lüment,  nüment  neben  nuement  u.  a.  Hier  schwankt  indessen  der  Gebrauch. 
Dass  überhaupt  keine  Konsequenz  stattfindet,  versteht  sich  nach  den  oben 
angeführten,  auch  von  der  Akademie  anerkannten  Beispielen  von  selbst. 

Unter  den  Adverbien  der  oben  angeführten  beiden  Klassen  findet  sich 
eine  Anzahl  solcher,  in  denen  das  ursprüngliche  stumme  e  in  ein  ge- 
schlossenes e  verwandelt  worden  ist,  ohne  dass  ein  etymologischer  Grund 
dafür  angegeben  werden  könnte. 

Zu  der  ersten  Klasse  gehören:  communement,  confusenient,  diffusement, 
expressemeut,  importunement,  obscurement,  profondement,  precisement.  Das 
Adverb  profusement  ohne  entsprechendes  Adjektiv  (profus)  ist  den  Formen 
confusement,  diffusement  nachgebildet. 

Zur  zwei  ten  Klasse:  aveuglement,  commodement,  incomniodement,  con- 
formement,  enormement,  immensement,  opiniätrement,  uniformement.  Ihnen 
hat  sich  impimement  (vom  lat.  impunis,  e,  Adv.  impune,  für  impuniement 
zu  impuni  gebildet)  angeschlossen. 

c)  Mehrsilbige  Adjektive  und  Participien  auf  ent  und  ant,  im  Afr.  ge- 
schlechtslos (s.  oben  S.  134),  assimiliren,  nach  Abwerfung  des  t  der  alten 
dem  Maskulinum  gleichlautenden  Femininform,  den  Nasal  n  dem  folgenden 
m  und  bilden  daher  ihre  Adverbien  auf  emment,  amment:  prudent:  prudem- 
ment;  diligent:  diligemment;  eloquent;  eloquemment;  afr.  escient:  nfr. 
sciemment  (afr.  scientement,  doch  pr.  scientment)  —  constant:  constam- 
ment;  elegant:  elegammeut;  obligeant:  obligeamment;  savant:  savamment. 
Formen  der  letzteren  Art  haben  nicht  immer  ein  wirklich  vorhandenes  Ad- 
jektiv oder  Particip  neben  sich,  wie  incessamment  (v.  cesser),  nuitamment 
(vgl.  das  afr.  anuiter)  u.  a. 

Einige  Adverbia  dieser  Klasse  sind  in  die  jüngere  volle  Form  über- 
gegangen; dahin  gehören:  presentement  (present),  vehementement  (vehe- 
ment). Das  einsilbige  lent:  lentement  gehört  dagegen  nicht  hierher  und  ist 
regelrecht    aus  lenta    mente    entstanden. 

Im  Altfranzösischen  nehmen  auch  Wörter  auf  and  an  dieser  Auswerfung 
Theil:  gramment  (v.  grandis)  nfr.  grandement;  ebenso  andere  Adjektiva 
dieser  Art,  worin  keine  Assimilation  stattfand:  forment  (für  fortment  v. 
fortis)  nfr.  fortement;  ähnlich  auch  loyalment,  loyaument  (v.  legalis)  nfr. 
loyalement  u.  a. 

d)  Selten  nehmen  ursprüngliche  Adverbia  noch  die  Endung  ment  an,  wie 
comme  in  comment,  öfter  im  Altfranzösischen,  wie  iu  alsiment,  ensement, 
ensembleuient,  temprement  u.  dgl. 

Ausser  der  Endung  ment  finden  sich  wenige  Spuren  des  Versuches,  neue 
Adverbialendungen  zu  bilden.  So  tritt  z.  B.  die  Endung  ons  (it.  one,  oni) 
noch  an  einzelnen  Adverbialformen  auf:  ä  reculons,  a,  tätons,  ä  chevauchons, 
afr.  ventrillon  u.  dgl.,  ursprünglich  eine  Substantivendung,  die  darum  auch 
mit  Präpositionen  zusammengestellt  werden  konnte. 


§  61.     1)  Die  Adverbien.  231 

3.  Die  Zahl  der  zusammengesetzten  Adverbien  ist  nicht  unbeträchtlich. 
Das  Lateinische  war  hier  mit  seinem  Beispiele  vorangegangen;  es  setzte  Ad- 
jektive mit  substantivischen  Kasus  zusammen,  wie  in  magnopere,  quotaiinis, 
und  bediente  sich  besonders  der  Präpositionen  mit  Nominalkasus  und  Prono- 
minalformen, wie  in  denuo  (de  novo),  extemplo  (ex  tempuio),  imprimis,  ad- 
modum,  invicem,  obviam,  adhuc.  antehac,  posthac,  hactenus,  quapropter,  ab- 
hinc,  deinde,  exinde,  quousque  u.  s.  w.  Wenige  dieser  Formen  sind  unmittel- 
bar ins  Französische  herübergenommen,  wie  ailleurs  (aliorsum  d.  i.  aüo-vorsum), 
souvent  (subinde);  dagegen  ist  diese  Bildungsart  in  weitem  Umfange  auf  aller- 
lei Elemente  übertragen  worden.  Man  vergl.  encore  (hanc  horam),  toujours 
(tous  jours),  longtemps  (longum  tempus),  alors  (ad  illara  horam),  enfin  (in  fine), 
partout  (per  totum).  depuis  (de  post),  derriere  (de  retro),  desormais  (de  ex  hora 
magis),  dorenavant  (de  hora  in  ab  ante),  ensemble  (in  simul),  ici  (ecce  hie), 
jadis  (jam  diu),  auparavant  (au-par-av-ant),  aujourd'hui  (au-jour-d'-hui),  alentour 
(ä-l'en-tour)  u.  v.  a.  So  wurden  auch  vollständige  Sätze  zu  adverbialen  Be- 
griffen herabgesetzt  und  in  Lauteinheit  gesprochen,  wie  naguere  ([il]  n'a  guere), 
altfranzösisch  auch  pie^a  (piece  a,  es  ist  ein  Stückchen),  peut-etre,  pele-mele 
(zwei  Imperative). 

4.  Präpo  sitionale  Adverbien  werden  besonders  durch  die  Kasuspräpositionen 
de  und  h  mit  einem  folgenden  Nominalkasus  gebildet,  aber  auch  andere  Prä- 
positionen treten  hier  ein.  Am  Häufigsten  sind  die  Verbindungen  mit  Kasus- 
präpositionen; der  folgende  Kasus  ist  ein  Hauptwort  oder  ein  substanti- 
virtes  Adjektiv  oder  Fürwort: 

d'abord,  d'accord,  de  cöte,  de  jour,  de  nuit,  de  suite,  de  front,  de  rang,  de 
retour,  d'avance,  de  force;  ~  d'ordinaire,  de  biais,  de  guingois,  de  pres,  de 
nouveau ;  —    de  plus,  de  meme. 

ä  terre,  ä  cöte,  ä  genoux,  ä  plomb,  ä  teraps,  ä  merveille,  ä  peine,  k  fort,  a 
regret,  ä  part,  ä  foison,  :i  dessein  ;  —  ä  bas,  ä  travers,  ä  nu,  ;i  plein,  ä  faux, 
ä  couvert,  ä  decouvert,  ä  sec,  ä  vide,  a  present;  —  ä  meme. 

en  bas,  en  haut,  en  vain,  par  consequent,  par  hazard  etc. 

Auch  Substantive  oder  substantivirte  Adjektive  mit  dem  Artikel 
und  mit  attributiven  Bestimmungen  können  als  Umschreibungen  eines  ein- 
fachen Adverbialbegriffes  angesehen  werden,  obgleich  hier  die  Grenze  zwischen 
einem  einfachen  Adverbialbegriffe  und  einer  entwickelten  Satzbestimmung 
noch  schwerer  zu  bestimmen  ist  als  bei  den  oben  genannten: 
du  reste;  —  du  tout,  du  moins;  —  ä  l'avance,  ;i  la  fin,  ä  la  fois,  h  l'instant, 
ä  l'ecart;  —  ä  l'envers,  ä  l'etroit,  au  plus  tot,  au  plus  vite,  le  long;  —  au 
moius,  au  plus,  tout  au  plus;  —  quelque  part,  nulle  part;  —  de  bonne  heure, 
de  plein  gre,  de  bon  gre  u.  a.  Substan  tivirte  Feminina  mit  dem  Artikel 
setzen  ein  weggefallenes  Hauptwort  voraus:  ä  la  legere,  a  i'etourdie,  ä  l'amiable, 
ä  lordiuaire,  ;i  l'improviste  (sp.  ä  la  improvista),  auch  stehen  sie  ohne  Artikel, 
wie  ä  droife,  ä  gauche. 

Auch  Partikeln  werden  häufig  mit  Präpositionen  zusammengestellt, 
um  eine  einfache  adverbiale  Bestimmung  zu  bezeichnen;  die  Präpositionen  die- 
nen zur  Spezialisirung  des  Adverl)ialbegrilVes  ihrer  Bedeutung  gemäss: 
ä  Jamals,  pour  jamais,  des  lors,  des  ä  present,  en  arriere,  en  avant,  en  de- 
hors,  eu  decjä,  par  oü,  par  ici,  par  \h,  depuis  quand,  par  trop  u.  dgl.  m. 
Vergl.  das  griechische  tig  atC,  f^^Xi"  ^'^^^  ^-  ^-  ^'- 


232  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.    D.  Wortbiegung  ^tc. 

Hinsichtlich  der  Form  der  Adverbien  ist  noch  die  Bildung  ihrer  Yer- 
gleichung'sstufeu  in  Betracht  zu  ziehen. 

Das  Lateinische  liess  die  Steigerung  solcher  Adverbien  zu,  welche  von 
Adjektiven  stammten,  die  selber  einer  Steigerung  fähig  waren,  und  dabin  ge- 
hörten namentlich  Adverbien  auf  e,  o  und  ter  neben  einigen  anderen.  Bei  der 
regelmässigen  Bildung  der  Vergleichungsstufen  ward  dem  Komparativ  die  Form 
des  Neutrums  des  entsprechenden  adjektivischen  Komparativ,  dem  Superlativ 
die  superlativische  Adjektivform  auf  e  statt  us  gegeben. 

Das  Französische  lässt  ebenfalls  eine  Steigerung  der  Adverbien  zu,  welche 
von  einem  steigerungsiähigen  Adjektive  stammen  und  steigert  demnach  eine 
Anzahl  einfacher  Adverbien  ohne  besondere  Adverbialendung,  sowie  die  grössere 
Anzahl  derer  auf  ment.  Auch  lassen  einige  zusammengesetzte  eine  Steigerung 
zu,  welche  durch  ihren  Begrifi'  bedingt  wird,  z.  B.  souvent  (subinde),  plus  sou- 
vent,  le  plus  souvent. 

Die  lateinischen  Steigerungsformen  sind  im  Französischen  aufgegeben.  Die 
Adverbien  werden  regelmässig,  wie  die  Adjektive,  durch  plus  und  le  plus 
gesteigert:  loin,  plus  loin,  le  plus  loin;  facilement,  plus  facilement,  le  plus 
facilement. 

Ausnahmsweise  haben  sich  jedoch  einige  anomale  Steigeruugsformen  des 
Lateinischen  für  den  Komparativ  erhalten;  der  Superlativ  wird  bei  diesen 
durch  den  vorgesetzten  Artikel  gebildet:  bien  (bene),  mieux  (melius),  le  mieux; 
mal  (male),  pis  (pejus),  le  pis;  peu  (paucum  st.  paulum),  moins  (minus),  le 
moins;  beaucoup  (st.  multum  afr.  moult),  plus  (plus),  le  plus.  Als  ursprüng- 
liche Neutralformen  lassen  sie  auch  die  Verwendung  als  Substantive  zu  (s. 
oben  S.  140). 

Die  Umkehrung  der  Steigerung  oder  die  Degradation  des  Adverbial- 
begriöes  durch  moins,  le  moins  findet  bei  den  Adjektiven  statt. 

Auch    lassen    die  Adverbien    wie  die  Adjektive  eine  Verstärkung  durch 
vorangestellte  Adverbien,  wie  tres,  bien,  fort,  jedoch  nicht  durch  Adverbien  auf 
ment  zu,  wodurch  ein   missfälliger  Gleichklang  des  bestimmenden  und  des  be- 
stimmten Begrifl'es  entstände. 
B.  Ihrem  Begriffe    nach    zerfallen    die   Adverbien    in:    1.    Adverbien    des    Ortes, 
2.  Adverbien  der  Zeit,    3.  Adverbien  der  Art  und  Weise,   denen  sich  die  Ad- 
verbien der  Quantität  dem  Begriffe  und  der  Form  nach,    sowie    die    sogenannten 
Satzadverbien  anschliessen,  4.  die  Adverbien  der  Kausalität. 
1.  die  Adverbien  des  Ortes,  welche  das  Wo?  Woher?  und  Wohin?  der  Thätig- 
keit  zu   bezeichnen  haben,   drücken  diese  Verhältnisse  des  Beharrens   und  der 
Bewegung  im  Räume  nicht  mehr,  wie  das  Lateinische,  durch  einfache  Formen 
(vgl.  ibi,  inde,  eo,  ubi,  unde,  quo)  aus,  sondern  lassen  das  Wo?  und  Wohin? 
meist  aus  dem  ThätigkeitsbegrifFe  folgern  und  bezeichnen  anderweitige  Bestim- 
mungen durch  vorangestellte  Präpositionen.     Ueberhaupt  sind  einfache   lateini- 
sche Adverbien  aufgegeben,    wie  hie,    huc,  istic,  hinc,  illinc,   quo,  eo,  usquam, 
nusquam,    uspiam,    ubique,   ubicunque,  aliunde,  circa,  citra,  ultra,  iutra,  intro, 
extra  u.  dgl.,    andere    nur   in  Zusammensetzungen    erhalten,    oder  durch  Um- 
schreibung ersetzt, 

a)  Der  Bezeichnung  des  Wo?  und  Wohin?  dienen:  oü  (ubi),  y  (ibi),  (ja  (ecce 
hac),  lä  (illac),  auch  deijä  und  delä,  ici  (ecce  hie),  ailleurs  (aliorsum  d.  i. 
alio-vorsum),  partout  (st.  ubique),  dedans  (de-de-intus  st.  intus,  intra),  de- 
hors  (de  foris  st.  extra),  devant  (de-ab-aute  st.  ante),  avant  (ab-ante),  welches 
adverbial   gewöhnlich    nur    mit   assez,    bien,    fort,  plus,  si,   trop  vorkommt, 


§  61.     1)  Die  Adverbien.  233 

derriere  (de-retro  st.  post),  dessus  (de-susum  st.  supra),  dessous  (de-subtus 
st.  infra);  loin  (longe  afr.  lonc,  long,  loins  u.  a.)  vereinigt  die  Bedeutungen 
fern,  weit  ab  und  weit  hin,  wätirend  proche  als  Adverb  sich  auf  das  Wo? 
beschränkt:  nahe  bei.  Umschreibungen  sind:  quelque  part  (f.  usquam), 
nulle  part  (f.  nusquam)  u.  dgl.,  ebenso  ä  gaucLe,  ä  droite,  ä  part  u.  a.,  en 
haut,  en  bas  u.  s.  f. 

b)  Auf  das  "Wo?  allein  beschränken  sich  wenige,  wie  ceans  (ecce  intus),  dem 
das  afr.  leaus,  laiens  gegenüberstand;  dahingehörtauch  alentour  (ä  l'entour) 
rings,  welches  die  Thätigkeit  und  Bewegung  stets  innerhalb  einer  allgemein 
bestimmten  Oertliohkeit  beschränkt.  Das  alleinige  Wohin?  bezeichnen 
amont  (ad  montem)  und  aval  (ad  vallem). 

c)  Das  Woher?  allein  drücken  wenig  einfache  Adverbien  aus;  dahin  gehört 
en  (inde),  dem  im  Altfranzösischen  noch  dont  (de-unde)  als  Ortsadverb  gegen- 
überstand. Das  vorangesetzte  (nicht  das  mit  dem  Worte  verschmolzene)  de 
drückt  diese  Bestimmung  aus,  wie  in  d'oü,  d'ici,  de  lä,  d'ailleurs,  de  dedans, 
de  dehors,  d'en  haut,  d'en  bas  u.  a.  Doch  hat  de  nicht  immer  diese 
Wirkung;  vgl.  rester  de  de^a. 

d)  Nähere  Bestimmungen  der  Oertlichkeit  können  theils  durch  Zu- 
sammensetzung oder  Aneinanderrückung  von  Ortsadverbien  gegeben  werden, 
wie:  lä-haut,  lä-bas,  ici-bas  (hienieden),  lä  dedans,  lä  dehors,  ici  pres,  ci- 
dessous,  ci-dessus ;  sehr  häufig  geschieht  dies  aber  durch  vorangestellte  Prä- 
positionen, unter  denen  en  das  Adverb  am  Wenigsten  charakteristisch  färbt 
und  par  am  Häufigsten  vorkommt:  en  dedans,  ea  dehors,  en  avant;  par  ici, 
par-ci,  par-lä,  par  oü,  par  devant,  par  derriere,  par  de(;ä,  par  delä,  par  en 
haut,  par  en  bas,  jusqu'ici,  jusque-lä  u.  a. 

Zu  den  verlorenen  Adverbien  des  Ortes  gehören  ausser  dont,  leans  auch 
ens  (intus),   anqui,  enki  (eccu'  bic),  iluec,  iloques  (illoc)  noch  bei  La  Fon- 
taine illec,  sore  (supra),  jus  (deorsum,  deosum)  u.  v.  a. 
.  Die  Adverbien  der  Zeit,  auf  welche  manche  Ortsadverbien  übertragen  werden, 
bezeichnen    in    näher    bestimmender   Weise    das  Wann?    der  Thätigkeit   nach 
mehrfachen  Rücksichten.    Die  Einbusse  lateinischer  einfacher  Adverbien  ist  hier 
noch  grösser  als  bei  den  Ortsadverbien.     Aufgegeben  sind  aliquando,  quondam, 
Interim,    interea,   illico,  statim,  tandem,  demum,  nunc,  nuper,  interdum,  mox, 
dudum,    adhuc,    cras,    perendie  n.  v.  a.     Einige  im   Altfranzösischen   noch   er- 
haltene   sind    vom  Neufranzösischen    aufgegeben,    wie    sempres  (semper),    non- 
ques  (numquam);    vom   altfranzösischen   onques   (uuquam)    bewahrt   die  neuere 
Sprache  fast  nur  im  Scherze  onc   und  onques.     Die  Zeitbestimmungen  werden 
selten  durch  einfache  Wörter,    zum  Theil  durch  Zusammensetzungen,  oft  auch 
durch  Adverbien  auf  ment  bezeichnet. 

a)  Zur  Bestimmung  der  gegenwärtigen,  vergangenen  und  künftigen  Zeit 

als  eines  Zeitpunktes  oder  Zeitraumes,  in  welchen  die  Thätigkait  fällt,  dienen: 

ß.  ä  present  (ad  praesentem  sc.  rem,    horam    st.    nunc),  daneben    presente- 

ment,  maintenant  afr.  auch  de   maintenant  (manu  tenens),  actuellement, 

afr.  ore,    ores,    wovon    das    neufranzösische  or  (hora),    auch    afr.    asthure, 

gegenwärtig  ä  cette  beure,    aujourd'hui  (zusammengesetzt  mit  hodie)    und 

afr.  ancui,  selbst  hoi,  hui,  oi  und  ouan  (hoc  anno). 

ß.  naguere,  anciennement,  dernierement,  nouvellemeut,  recemment,  autrefois 

(altera  vice),  jadis  (jam  diu)  auch  ci-devant  afr.  auch  va  en  arriere,  l'autre 

jour  (neulich)  afr.  l'autreier  (eigentl.  ehegestern),  hier  (heri),  avant-hier 

afr.  auch  ersoir  (hier  au  soir)  u.  a. 


234  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

y.  k  Tavenir,  demain  (de  raane  st.  cras),  apres-demain.tot  (tostum  oder  tot-cito?), 
tantot  (auch  von  der  Vergangenheit:  soeben),  bieutot,  tout  ä  Theure 
(ebenso  auch  von  der  Vergangenheit),  auch  ersetzt  durch  dans  peu,  sous  peu, 
sur-le-champ,  ä  Tinstaut,  tout  de  suite.  Hier  war  das  Altfranzösische  reich 
an  Formen,  wie  Ines  (loco),  vies,  eirant,  erraumeut  (v.  error),  tempre, 
temprement,  demanois  (de  manu  ipsum),  en  es  Theure,  isnel  le  pas,  en 
es  le  pas,  ehalt  pas,  warmen  Fusses,  delivrement,  a  estros. 

b)  Die  Zeitdauer  oder  das  Erstrecken  der  Thätigkeit  durch  einen  Zeitraum  in 
den  verschiedenen  Zeitsphären  bezeichnen  Adverbien  wie:  longtemps  (afr. 
longes),  toujours  (afr.  auch  sempres,  ades  [ad  ipsum],  toudis),  continuellement, 
incessamment  (dies  jedoch  auf  die  Zukunft  bezogen:  unverzüglich),  encore 
(hanc  horam)  afr.  auch  uncore  (d.  i.  unquam  hora),  desormais  und  dorena- 
vant,  wozu  auch  die  negative  Bestimmung  jamais  (jam  magis  afr.  auch 
nonques)  gehört. 

c)  Die  seltnere  oder  häufigere  Wiederkehr  oder  Wiederholung  der  Thätig- 
keit in  verschiedenen  Zeiträumen  bezeichnen:  rarement,  parfois  (per  vices), 
quelquefois,  ordiuairement,  auch  d'ordinaire  und  ä  l'ordinaire,  communement, 
frequemment,  souvent  (afr.  soventre,  soventres).  Eine  einfache  Wiederholung 
bezeichnen  de  nouveau  und  das  veraltende  derechef  (de-re-caput  st.  iterum, 
denuo).  Dahin  gehören  auch  die  Wiederholungen  in  regelmässigen  Zeiträumen, 
wie  sie  in  journellement  (quotidie),  annuellement  ausgedrückt  werden. 

d)  Eine  Beziehung  auf  das  Vorher,  Nachher  und  Zugleich  der  Thätig- 
keiten  haben  Adverbien,  wie  das  jetzt  veraltete  ains  (ante),  erhalten  in  aine 
(ains  ne),  auparavant,  ensuite,  puis  (post,  auch  in  puine)  und  depuis,  welches 
den  Zeitpunkt  angiebt,  von  wo  ab  die  Thätigkeit  sich  erstreckt,  und  enfin. 
Cepeudant  deutet,  auf  die  Zeit  bezogen,  Gleichzeitigkeit  der  Thätigkeiten 
an;  alors  (ad  illam  horam)  hat  ebenfalls  diese  Beziehung,  welche  im  Altfran- 
zösischen auch  durch  donc  (tunc),  adonc,  adonques  wie  durch  atant  aus- 
gedrückt wurde.  Eine  nähere  Bestimmung  enthalten  pour  lors  (für  damals 
und  des  lors  (von  da  ab). 

e)  Ausser  den  objektiven  Bestimmungen  können  aber  die  Zeitadverbien  auch 
subjektive  Beziehungen  haben,  wohin  Wörter  wie  dejä  ([de  jam]  schon, 
von  dem  noch  nicht  Erwarteten),  soudain  (subitaneum),  subitement,  tout  ä 
coup  gehören;  auch  tard  (.tarde)  enthält,  wie  de  bonne  heure,  meist  eine 
subjektive  Beimischung. 

f)  Das  allgemeine  Fragewort  der  Zeit:  Wann?  quand  ist  das  lateinische  quaudo. 

3.  Die  Adverbien  der  Art  und  Weise  drücken  im  weitesten  Sinne  eine  Be- 
schaffenheit der  Thätigkeit  ans  und  verhalten  sich  in  der  Bestimmung  des 
ThätigkeitsbegrifTes  zu  gleicher  Zeit  wie  das  Eigenschaftswort,  das  Zahlwort  und 
das  adjektivische  Fürwort  zum  Hauptworte.  Daher  enthalten  sie  sowohl  qua- 
litative als  demonstrative  und  quantitative  Bestimmungen  und  be- 
greifen selbst,  wie  das  unbestimmte  Fürwort,  die  Verneinung.  Ihr  Gesammt- 
name  entspricht  allerdings  nicht  ganz  ihrem  verschiedenartigen  Charakter,  ob- 
gleich sie  alle  die  Frage  nach  einem  Wie?  (wie?  wie  viel?  wie  weit?  [in 
welchem  Grade?])  beantworten  und,  mit  Ausnahme  der  Verneinung,  auch  ein- 
ander ihre  Formen  leihen.    Sie  zerfallen: 

a)  in  die  Adverbien  der  Weise  im  engeren  Sinne,  welche  das  Wie?  der 
Thätigkeit  bezeichnen,  und  zwar: 


§  61.     1)  Die  Adverbien.  235 

«.  in  allgemeiner  fragender  und  demonstrativer  Art:  comment?  (quo- 
modo  mente)  und  das  meist  konjunktionale  comme  (quomodo),  si  (sie),  ainsi 
afr.  auch  ainsinc,  ensi  ii.  a.  (atque  sie,  ac  sie  mit  eingeschobenem  n),  telle- 
ment,  tellement  quellemeut  (so  so),  wohin  auch  pareillement,  semblable- 
ment,  de  meme,  tout  de  nieme  u.  dgl.  m.  zu  rechnen  sind. 

ß.  in  bestimmter  Weise;  dahin  gehören  die  meisten  von  Adjektiven  stam- 
menden und  mit  ment  endigenden  Adverbien:  bien,  mal,  clair,  vite  etc., 
foUement,  heureusemeut,  sagement,  vivement  etc.  und  die  grosse  Menge 
der  umschreibenden  Formen,  wie  de  force,  de  guingois,  de  bon  gre,  k 
peine,  ä  contre-cceur,  a  tort,  ä  reculons,  ä  "raventure,  ä,  l'improviste  u.  s.  w. 

b)  die  Adverbien  der  Quantität  und  des  Grades.     Hierher  gehören: 

«.  fragende,  demonstrative  und  zum  Theil  vergleichsweise  Be- 
stimmungen: combien?  (comme  bien),  auch  comme  (comme  il  est  change!), 
das  demonstrative  und  komparative  si,  aussi  (aliud  sie),  tant,  autant  (aliud 
tantum),  plus. 

ß.  meist  allgemeine  und  unbestimmte  Bezeichnungen  des  Grades  und 
der  Quantität,  wie  peu,  beaueoup,  assez  (ad  satis),  trop  (mlat,  troppus, 
wahrscheinl.  vom  lat.  turba),  guere  (ahd.  weigaro),  presque  (v.  pressus), 
dazu  die  Umschreibungen  ä  peu  pres,  ä  peu  de  chose  pres,  ä  beaueoup 
pres,  environ  (bei  Zahlbestimmungen),  tres  (trans)  (afr.  auch  moult), 
quasi,  tout  ä  fait,  entierement,  abondamment,  extremement  u.  s.  w. 

Für  bestimmte  Quantitäten  hat  die  französische  Sprache  keine  selb- 
ständigen Adverbien  aufgenommen  oder  gebildet;  dahin  gehört  etwa 
ä  demi. 

Hier  werden  auch  häufig  Adverbien  der  Weise  im  engeren  Sinne  auf 
ment  zu  Gradbestimmungen  verwendet,  wie  mediocrement,  passablement, 
admirablement,  merveilleusement,  etrangement,  infiuiment,  diablement  etc. 
Dahin  gehören  auch  fort,  bien  u.  dgl. 

c)  Adverbien  der  Reihenfolge,  welche  zwar  nicht  den  Thätigkeitsbegriff  allein 
bestimmen,  aber  doch  theils  in  entschieden  adverbialer  Form  auftreten,  theils 
sich  vorzugsweise  an  das  Prädikat  anlehnen,  obwohl  sie  andererseits  auch  oft 
als  Konjunktionen  auftreten.  Dahin  gehören  premierement,  deuxiemement, 
secondement,  troisiemement  u.  s.  w.,  welche  auch  zur  Anreihung  von  Sätzen 
verwendet  werden  können  und  bierin  mit  Zeitbestimmungen,  wie  ensuite, 
eufin,  zusammentreffen;  dann  die  Bestimmungen  der  Thätigkeit  als  einer 
mehreren  Subjekten  gemeinsamen  (ensemble)  oder  unter  mehreren  wech- 
selnden (alternativement,  auch  durch  Umschreibungen,  wie  tour  ä  tour,  ä 
la  ronde,  de  front,  de  rang  ausgedrückt),  oder  ordnungslosen  (confuse- 
ment,  pele-mele  u.  dgl.),  womit  diese  Adverbien  wieder  mit  denen  der  Weise 
im  engerein  Sinne  nahe  zusammentreffen. 

d)  die  Satzadverbien  oder  Aussageadverbien,  welche  nur  in  formeller 
Weise  das  Prädikat  bestimmen,  in  der  That  aber  ein  Urtheil  des  Redenden 
in  Beziehung  auf  das  einem  Subjekte  beigelegte  Prädikat  mitenthalten, 

«.  An  das  Prädikat  sich  anschliessend  sind  sie  bei  scheinbar  näherer  Be- 
stimmung desselben  entweder  Hetheuerungen  der  Aussage,  wie  efTecti- 
vement,  reellement,  veritablement,  vraiment,  assnrement,  decidemeutu.  s.  w. 
H  est  vraiment  sage.  Je  suis  veritablement  tres  afflige  de  ce  qui 
vous  arrive.     Ceia  est  arrive  effectivement  (Acad.); 


236  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegimg  etc. 

oder  Ausdrücke  der  Wahrscheinlichkeit  und  des  Zweifels,  wie 
probablement,  vraiseniblablement,  apparemment,  peut-etre  u.  dgl.  II  reus- 
sira  probablement  dans  son  entreprise.  Peut-etre  viendra-t-il 
(ACAD.); 
oder  betheuernde  Verneinungen  der  Aussage,  wie  nuUement,  aucune- 
ment  u.  s.  w.  Je  ne  le  souffrirai  nullement  (Acad.). 
ß.  Sie  lösen  sich  aber  auch  von  der  Aussage  ab  und  erscheinen  als  selb- 
ständige ßetheuerungen,  welche  sich  auf  einen  folgenden  oder  vor- 
angehenden Satz  beziehen:  Vraiment  je  vous  en  croirai.  Certaiuemen  t 
les  hommes  sout  bien  aveugles  (Acad.),  Certes,  ä  voir  les  honiines  si 
occupes,  si  vifs,  ou  dirait  qu'ils  travaillent  pour  des  annees  eternelles 
(Massillon). 

Dahin  gehören  insbesondere  die  absolute  Bejahung  und  Vernei- 
nung oui  (hoc  illud  afr.  oll,  analog  dem  verneinenden  afr.  nenil  gebildet) 
und  non,  welche  nicht  anders  wirken  als  jene,  wenn  sie  den  Gesammt- 
inhalt  eines  folgenden  oder  vorangehenden  Satzes  bekräftigen  oder  auf- 
heben: Oui,  oui,  je  le  ferai  (Acad.).  Non,  Jamals  les  vertus  ne  sont 
assez  nombreuses  (Chenier).  Sie  haben  daher  in  Autworten  ihre  Stelle: 
Avez-vous  fait  cela?  —  Oui.     Le  voulez-vous?  —  Non  (Acad.). 

Andere  Adverbien  der  bezeichneten  Art  dienen  wieder  zur  Verstärkung 
von  beiden:  oui  certes,  oui  vraiment,  oui  certaiuement,  non  certes,  non  vrai- 
ment, certainement  non  u.  dgl.  Auch  dienen  jene  Adverbieu  allein  in  Ant- 
worten zur  Bejahung  und  Verneinung:  Et  tu  te  trouverais  heureuse?  — 
Certainement  (Dumas).  Lui  cederez-vous  vos  droits?  —  Nullement 
(Acad.). 

Das  alte  bejahende  si  (sie)  steht  gewöhnlich  nur  in  Beziehung  auf 
eine  vorangehende  Verneinung:  Vous  ne  m'aimez  plus?  —  Si,  je  vous 
aime  toujours  (Dumas).  Es  wird  durch  fait  (factum)  u.  dgl.  verstärkt:  Je 
crois  qu'il  n'a  pas  ete  lä.  Si  fait,  il  y  a  ete.  Si  fait  vraiment 
(Acad.). 

Inwiefern  non  einzelne  Satzglieder  verneint,  hat   die  Satzlehre  dar- 
zulegen. 
y.  Eine   eigenthümliche  Stellung  [nimmt  die  Verneinung   ne    ein,    welche 
die  Beziehung  die  Prädikats  auf  das  Subjekt  aufhebt  und  im  Französischen 
gewöhnlich    von  Füllwörtern   wie    pas  (passum),    point    (punctum),    guere 
(ahd.  weigaro),    auch  wohl  goutte  (guttam)    und    besonders   landschaftlich 
mie  (micam)    begleitet    ist   und   in  Begleitung  derselben   dem   deutschen 
nicht  (goth.  ni-vaihts  ahd.  ni-wiht,  neo-wiht)  au  die  Seite  zu  stellen  ist. 
Ihre  Füllwörter    erhalten    selbst   abgelöst    von    ihr   negative    Bedeutung, 
werden  zum  Theil    auch    als  absolute  Verneinung  (für  Nein)  gebraucht 
(wie   pas,  point,  verstärkt  pas  du  tout,   point  du  tout  u.  dgl.),    und  ver- 
treten   wohl    auch    im    vollständigen   Satze  für  sich  die  Verneinung  ne. 
Das  Nähere  s.  in  der  Satzlehre.    Ihren  adverbialen  Charakter  behauptet 
die  Verneinung    ne    namentlich   auch  darin,  dass  sie  sich  entschieden  an 
den  Verbalbegritf  anlehnt, 
d)  Die  Adverbien  der  Kausalität  haben  meist  einen  demonstrativen  Charakter, 
so  dass  sie  nicht  sowohl  die  kausalen  Beziehungen  der  Tnätigkeit  selbst  an- 
geben, als  vielmehr  in  einem  vorhergehenden  Satze  enthalten  andeuten.    Sie 
sind  daher  zugleich  Konjunktionen  und  vermitteln  die  Beziehung  der  Sätze 
aufeinander.    Sie  sind  zum  Theil  dem  Gebiete  anderer  Adverbien  entnommen. 


§  62.    2)  Die  Präpositionen.  237 

Dahin    gehören   ainsi    (also),    donc,    die    adversativ  gebrauchten  cependant, 
pourtant,  neanmoins  u.  a. 

62.  2)  Die  Verhäitnisswörter  oder  Präpositionen.  Das  Verhältnisswort 
ist  eine  Partikel,  welche  in  unmittelbarer  Beziehung  zu  einem  Nennworte 
ein  näher  bestimmtes  Verhältniss  desselben  zum  Thätigkeitsbegriffe  aus- 
drückt, als  dies  durch  den  Objektskasus  (Akkusativ)  oder  die  allgemeineren 
Kasuspräpositionen  de  und  d  geschehen  kann.  Dies  Verhältniss  des  Gegen- 
standes bezieht  sich  sowohl  auf  die  räumliche  und  zeitliche  Sphäre,  als 
auf  die  Begriffe  der  Art  und  Weise  und  der  Kausalität.  Ursprünglich  be- 
zeichnen Verhältnisswörter,  wie  die  Kasus  selbst,  Raumverhältnisse;  auf 
andere  Gebiete  übertragen,  geben  sie  bisweilen  den  Begriff  des  Raum- 
verhältnisses völlig  auf;  neuere  Wortbildungen  dieser  Art  haben  bisweilen 
überhaupt  keine  Beziehung  auf  den  Raum.  Ohne  Kasus  auftretend, 
werden  sie  Adverbien,  wie  denn  die  alten  Präpositionen  ursprünglich  als 
Adverbien  zu  betrachten  sind,  und  im  Französischen  Neubildungen  bis- 
weilen m-sprünglich  Adverbia  sind  und  auch  als  solche  oft  gebraucht 
werden. 

Die  französischen  Präpositionen  gehen  auf  lateinische  Elemente  zurück, 
doch  sind  viele  lateinische  Präpositionen  aufgegeben  und  auf  mehr  als  eine 
Art  durch  Neubildungen  ersetzt,  woher  denn  auch  eine  Anzahl  unräum- 
licher Präpositionen  hier  auftritt,  sowie  bei  den  erhaltenen  der  ursprüng- 
liche Gebrauch  öfter  aufgegeben  ist. 
1.   Ihrer  Form  nach  zerfallen  die  französischen  Präpositionen  in: 

a)  die  acht  lateinischen:  contre  (contra),  en  (in),  entre  (inter),  outre  (ultra), 
par  (per),  pour  (pro),  Sans  (sine),  sur  (super),  vers  (versus),  afr.  sovre,  sore, 
seure  (supra)  und  das  seltene  jouxte  (juxta).  Acht  lateinisch  sind  auch  die 
Kasuspräpositionen  de  (de)  und  ä  (ad). 

b)  Zusammensetzungen  lateinischer  Präpositionen:  avant  (ab  ante),  de- 
puis  (de  post),  devant  (de  ab  ante),  des  (de  ex),  devers  (de  versus),  envers 
(in  versus).     Devers  beginnt  zu  veralten, 

c)  Zusammensetzungen  von  Präpositionen  mit  Adverbien,  Adjektiven 
und  Fürwörtern:  dans  (de  intus),  de^ä  (de  ecce  hac),  delä  (de  illac),  derriere 
(de  retro),  dessous  (de  subtus),  dessus  (de  sursum,  susum),  apres,  d'apres  (ad 
pressum),  parmi  (per  medium),  Selon  (secundum  longum  oder  sublongum),  ä 
travers  (ad  transversum)  —  avec  (afr.  avoc,  avuec,  aveuc;  apud  hoc,  ap-hoc). 

d)  Verbalformen  (Participien):  durant,  joignant,  moyennant  (v.  moyenner), 
nonobstant,  pendant,  suivant,  wohin  man  auch  concernaut,  touchant  und 
dergleichen  Participien  des  Präs.  mehr  rechnen  kann.  Auch  Participien  des 
Perf.,  wie  excepte,  vu,  attendu,  passe  u.  a.,  werden  präpositional  verwandt, 
denen  die  vorangestellten  9i-joint,  ci-incliis,  y  compris  u.  a.  (s.  oben  S.  134) 
sich  anreihen  lassen. 

Aus  lat.  Participien  des  Perf.  sind  hervorgegangen:  pres  (pressum),  das 
seltene  rez  (rasum)  und  das  zusammengesetzte  hormis  (horas  missum). 

Wegen  der  von  Manchen  ebenfalls  zu  den  Präpositionen  gerechneten 
Imperative  voici  und  voilä  s.  weiter  unten. 

e)  Substantivkasus:  chez  (casa),  faute  (it.  falta  zu  faltare  v.  lat.  fallere), 
manque  (v.  manquer  aus  mancus),  das  nur  noch  in  Ortsnamen  erscheinende 


238  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegnn?  etc. 

lez  (latus);  iu  vis-ä-vis  (visus  ad  visum)  sind  zwei  Substantive,  in  malgre 
(malum  gratuui)  ein  siibstantivirtes  Adjektiv  mit  einem  attributiven  Adjektiv 
zusammengesetzt.  Hierher  sind  auch  ä  cause,  ä  cote  und  dergleichen  Um- 
schreibungen zu  rechnen. 

f)  Adjektive  und  Adverbien:  proche  (propius),  plein  (plenum),  sauf  (salvum), 
sons  (sv.btus  st.  sub},  hors  (foras,  foris),  daneben  nur  noch  vereinzelt  fois,  in 
der  Zusammensetzung  hormis  (foras  missum). 

g)  durch  Voransetzung  des  Artikels  substsntivirte  Präpositionen:  au  de- 
dans,  au  delä,  au-dessous,  au-dessus,  au-devant,  aupres,  au  tiavers;  au  dehors 
gebraucht  die  Akademie  jetzt  nur  noch  adverbial. 

h)  Substantive  und  Adjektive  mit  dem  Artikel:  au  Heu,  au  milieu,  au 
moyen,  autour,  le  long  u.  dgl.,  du  haut,  au  bas  etc. 

Eine  Anzahl  von  Präpositionen,  welche  das  Altfrauzösische  besass,  ist 
vom  Neufranzösisohen  aufgegeben:  ains  (ante),  aprop  (prope),  coutreval, 
contremont  (hinauf,  hinunter  c.  Accus.),  decoste,  encoste  (neben),  dejoste,  par 
dejoste  (v.  juxta),  deseur,  desur,  empres  (apres,  aupres),  encontre,  endroit  (gegen, 
gen,  für),  enmi,  emmi  (inmitten),  ens  auch  ens  en  (intus,  in  c.  Accus.),  entor, 
entour  (um),  estre  (extra),  lez,  les,  deles,  dales  (v.  latus  neben;  s.  oben),  lonc 
(longum  entlang,  neben),  od,  o  (v.  apud  st,  avec),  puis  (post),  riere  (retro), 
segont  (secundum),  de  si  a  [en],  desci,  de  cy  a  [eu],  d'ici  qu'a  [qu'en]  cf. 
Chans,  de  Rol.  p.  16.  76  ([von  hier]  bis),  senoec  c.  de  (ohne,  sine  hoc)  cf. 
Th.  fr.  p.  196,  en  sum,  par  sum  (v.  summus  auf,  über),  sus  (susum  auf,  zn), 
en  sus  c.  de  (von  ab,  weg),  soventre  (secjuente,  ä  la  suite),  tres  (trans  hinter, 
nach,  seit,  nächst),  detres  (sp.  detras  =  post,  pone),  tresque,  trosque,  trusque, 
entresque  (v.  trans,  tres,  analog  dem  jesque,  josque,  jusque)  in  den  .Bedeutungen 
bis  und  von  ab,  seit:  Vint  tresqu'a  eis  (Chass.  de  Rol.  p,  68).  Le  cors 
li  trenchet  tres  Tun  costet  qu'al  altre  (p.  59),  auch  tres  ci  que,  tres  dont 
que,  tresques  en  (cf.  Th.  fb.  p.  133),  Chans,  de  Rol.  p.  82.  Ville  Har- 
douin  p.  65,  ed.  P.  Paris. 

2.  Der  Konstruktion  nach  theilen  sie  sich  in  zwei  Klassen: 

a)  ächte  Präpositionen,  welche  unmittelbar  (wie  die  Kasuspräpositionen)  mit 
dem  Objektskasus  verbunden  werden  und  deshalb  in  die  innigste  Verbindung 
mit  dem  Substantivbegrifte  treten;  hierher  gehören  alle  unter  l.a)  —  d)  ge- 
nannten und  einige  von  den  übrigen.  Von  den  ursprünglichen  Substantiven 
ist  chez  stets  mit  dem  Akkusativ  verbunden.  Den  ächten  Präpositionen 
nähert  sich  vis-ä-vis,  welches  oft  mit  diesem  Kasus  vorkommt;  seltener  findet 
man  pres,  proche  und  hors  damit  verbunden:  Etre  löge  pres  le  Palais 
Royal.  Passy  pres  Paris.  In  der  diplomatischen  Sprache:  Ministre,  am- 
bassadeur  du  roi  pres  la  cour  de  etc.  11  s'est  alle  loger  proche  le  palais, 
Mettre  quelqu'un  hors  la  loi.  So  wird  auch  das  veraltete  fors,  wo  es  über- 
haupt noch  erscheint,  mit  dem  Akkusativ  verbunden:  Tout  est  perdu  fors 
l'honneur;  im  Altfranzösischen  hatte  es  auch  de  bei  sich,  Aupres  wurde 
ebenfalls  im  Altfranzösischen  auch  mit  dem  Akkusativ  konstruirt, 

b)  unächte  oder  Afterpräpositionen.  Dahin  sind  alle  mit  dem  Artikel 
verbundenen  zu  rechnen,  sowie  die  Substantive  faute,  mauque,  ä  cause,  ä 
cote,  die  Umschreibung  en  depit  (st.  malgre),  ferner  pres,  proche  und  hors 
und  die  Verbindungen  en  de^ä,  en  dedans,  en  dehors.  Sie  stehen  in  loserer 
Verbindung  mit  dem  Hauptworte,  indem  sie  mit  cfe  (oder  dem  Genitiv)  ver- 
knüpft werden:    Votre  mal   n'est  rien   aupres    du    sien    (Nodiek).    II  avait 


§  62.    2)  Die  Präpositionen.  239 

laisse  en  dehors  du  droit  et  de  l'action  politique  tout  le  reste  de  la 
nation  (LAWARxiNh). 

Zu  den  Präpositionen  findet  man  auch  quant  und  jusque  gerechnet. 
Quant  (quaiitum)  wird  nur  mit  a  (oder  dem  Dativ)  verbunden  und  entspricht 
dem  lateinischen  quantum  ad.  Jusque  (de-usque)  ist  im  Französischen  nur 
als  Adverb  vorhanden,  wie  das  lateinische  usque,  und  findet  sich  nur  in  Ver- 
bindung mit  ä,  en,  dans,  sur,  par-dessus  etc.,  indem  es  selbst  nur  das  Er- 
strecken der  Thätigkeit  bezeichnet,  deren  Ziel  die  folgende  Präposition  aus- 
drückt, vgl.  lat.  usque  ad,  in,  sub,  und  selbst  ab  und  ex.  In  Verbindung  mit 
Adverbien  jusqu'oü,  jusqu'ici,  jusque-la  gewinnt  es  in  der  That  den  Charakter 
einer  Präposition.  S.  unten.  Im  Altfranzösiscben  findet  man  jusque  auch 
sonst,  obwohl  nicht  häufig,  als  Präposition  verwendet:  De  ci  jusques  Losanne 
(MosMERQCE  etc.,  Th.  fr.  au  moyen  äge  p.  571). 

Manche,  besonders  französische  Grammatiker,  wie  Littre,  Brächet,  die 
Akademie  u.  a.,  pflegen  auffallenderweise  auch  voici  und  voilä  als  Präpo- 
sitionen zu  bezeichnen.  Es  sind  Zusammensetzungen  von  voi,  dem  alten,  auch 
jetzt  noch  zuweilen,  namentlich  in  der  Poesie,  erscheinenden  Imperativ  von 
voir,  mit  den  Adverbien  ci  und  lä.  Doch  ist  das  Sprachbewusstsein  von  dem 
verbalen  Charakter  beider  Formen  offenbar  noch  lebendig;  dies  zeigen  Ver- 
bindungen wie:  Nous  voici  quatre;  l'ordre  que  voici;  le  voilä  qui  arrive  u.  a. 
Dafür  spricht  auch  das  volksthümliche  ne  voilä-t-il  pas  (s.  oben  S.  190  und 
AcAD.  V.  voilä),  und  die  Akademie  selbst  führt  unter  den  Beispielen  zu  voir, 
ohne  besondere  Scheidung,  eine  ebenfalls  volksthümliche  Wendung  mit  voilh 
an:  Voilä  un  beau  venez-y- voir,  eine  Anerkennung  des  noch  deutlich 
fühlbaren  verbalen  Charakters. 

Die  Grenze  der  Präpositionen  und  der  Adverbien  oder  adverbial  gebrauchter 
Redetheile  ist  schwer  anzugeben.  So  schwankt  z.  B.  das  als  Präposition  be- 
zeichnete attenant  zwischen  ächter  und  unächter  Präposition  und  seiner 
verbalen  Rektion;  vgl.  II  löge  tout  attenant  du  palais,  au  palais,  le  palais 
(AcAD.).  Andere  charakteristische  Adverbien  treten  bisweilen  geradezu  als 
ächte  Präpositionen  auf:  ce  neanmoins,  messieurs,  Tancre  de  vos  bontes 
nous  rassure  (Racine).  Et  ä  part  meme  ce  mouvement  d'ascension  .  .ä  part 
ce  que  la  loterie  de  la  guerre  .  .  offrait  aux  ambitions  individuelles,  il  y  avait 
pour  le  pays  presque  entier  .  .  un  sentiment  de  promotion  nationale  et  d'orgueil 
en  commun  (Villemain).     Aussitot  leur  victoire  (Id.). 

3.  Hinsichtlich  der  Bedentnng  zerfallen  die  Präpositionen  in: 

a)  solche,  welche,  von  der  räumlichen  Bedeutung  ausgehend,  auf  andere 
Verhältnisse  übertragen  werden;  dazu  gehören  noch  die  meisten  dieser  Ver- 
hältnisswörter.  Von  beschränktem  Gebrauche  in  Beziehung  auf  Raumverhält- 
nisse sind  apres  und  mehr  noch  avant.  Andere  beschränken  sich  um- 
gekehrt vorzugsweise  auf  die  Raumsphäre,  wie  chez,  devers,  de(;ä,  delä, 
joignant,  vis-ä-vis,  le  long,  au  haut,  au  delä,  au  dedans,  au- 
dessus,  au-dessous  etc.,  proche  und  loin. 

b)  einige,  welche  auf  die  zeitliche  Bedeutung  beschränkt  sind,  wie  durant 
und  peudant  und  im  Neufranzösischen  meist  auch  avant. 

c)  solche,  die  der  räumlichen  Bedeutung  fremd  geworden  sind,  oder  die  ur- 
sprünglich diese  Bedeutung  nicht  haben  und  nur  in  ethischer  Beziehung 
(d.  h.  im  kausalen  und  modalen  Sinne)  verwendet  werden.  Dahin  gehören 
d'apres,   envers    und   selon,    welche    nicht    mehr   vom    Orte   gebraucht 


240  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

werden,    ferner  pour,  Sans  und  hormis,    denen  die  räumliche  Bedeutung 
überhaupt  nicht  zukommt,  und  moyennant,  suivant,  malgre,  en  depit, 
faute,  manque,  ä  cause,  au  moyen  und  andere  Umschreibungen,  welche 
ursprünglich  dem  kausalen  und  modalen  Gebiete  zugewiesen  sind. 
4.  In  grammatischer  Verbindung  stehen  die  Präpositionen: 

a)  mit  Nennwörtern.     Dies  ist  ihre  vorzugsweise  grammatische  Funktion. 

b)  mit  Adverbien.    S.  oben  S.  231. 

c)  mit  anderen  Präpositionen,  indem  hier  die  eine  Präposition  die  andere 
mit  ihrem  Nennworte  näher  bestimmt.  Dies  geschieht  in  der  That  schon  in 
den  oben  angeführten  zusammengesetzten  Präpositionen  analog  den  lateini- 
schen adverbialen  Zusammensetzungen  desuper,  insuper  ti.  a.,  vgl.  avant, 
envers  u.  a.  Anch  die  weitere  Ausdehnung  solcher  Verbindungen  von  Prä- 
positionen mit  Kasuspräpositionen  und  anderen  Verhältnisswörtern,  wie  de 
de^ä,  de  delä,  de  devant,  de  chez,  d'avec,  de  dessous,  d'entre,  par  de^ä, 
par  delä,  par  devant,  par  chez,  devant  chez,  des  avant,  auch  par  dedans 
u.  s.  w.,  ist  schon  im  Lateinischen  vorgebildet:  Super  e  vallo  prospectant 
(ViRG.,  Aen.  9,  168).  In  ante  diem  quartum  Cal.  Decembr.  distulit  (Cic, 
Phil.  3,  8).    Ex  ante  diem  quintum  Idus  Octobres  (Liv.  45,  2). 

63.  ö)  Die  Bindewörter  oder  Konjunktionen.  Das  Bindewort  dient  zur 
Verbindimg  von  Sätzen  miteinander.  Auch  Satzglieder  werden  schein- 
bar durch  dasselbe  mit  einander  verknüpft;  hier  findet  jedoch  in  der  That 
eine  Zusammenziehmig  von  Sätzen  statt. 

Ihrem  Inhalte  nach,  oder  logisch  betrachtet,  stehen  die  verbun- 
denen Sätze  im  Verhältnisse  einer  äusseren  Anreih ung  oder  einer 
inneren  Verkettung  zu  einander.  Insofern  das  Bindewort  dies  aus- 
drückt, bezeichnet  es  das  von  dem  Redenden  vorgestellte  sächliche  Satz- 
verhältniss.  So  dienen  die  Bindewörter  lorsqne,  quand,  apres  que  zum 
Ausdrucke  eines  zeitlichen  Verhältnisses  von  Thatsachen  und  bezeichnen 
die  äusserliche  Beziehung  des  Inhaltes  von  Sätzen  auf  einander,  während 
car  (denn),  donc  (also)  das  Verhältniss  der  Kausalität  darstellen  und  den 
Inhalt  von  Sätzen  in  innerliche  Beziehung  zu  einander  setzen. 

Die  grammatische  Beziehung  unterscheidet  sich  von  jeuer  logischen, 
insofern  bei  ihr  lediglich  die  grammatische  Form  oder  Vorstellung 
und  die  dadurch  bedingte  Selbständigkeit  oder  Unselbständigkeit  der 
Sätze  in  Betracht  kommt.  Hiernach  wird  das  Verhältniss  der  Sätze  zu 
einander  entweder  das  der  Beiordnung  oder  der  Unterordnung.  In- 
sofern die  Bindewörter  dies  ausdrücken,  sind  sie  1.  beiordnende  oder 
Bindewörter  im  engeren  Sinne,  oder  2.  unterordnende  oder 
Fügewörter. 

Beigeordnet  ist  ein  Satz  dem  anderen,  wenn  er  weder  auf  die 
Aussage,  noch  überhaupt  auf  ein  Satzglied  des  andern  in  der  Weise  be- 
zogen ist,  dass  er  als  grammatische  Bestimmung  innerhalb  jenes  Satzes 
mitbefasst  werden  muss;  untergeordnet  ist  ein  Satz  dem  anderen,  wenn 
dies  der  Fall  ist,  wobei  der  untergeordnete  Satz  seine  grammatische 
Selbständigkeit  verliert  mid  nur  als  ein  Bestandtheil  des  anderen,  seines 
Hauptsatzes,  in  Betracht  kommt. 


§  63.    3)  Die  Konjunktionen.  241 

So  ist  beispielsweise  in  den  verknüpften  Sätzen:  je  pense,  done  j'existe 
das  Verliältniss  der  Beiordnung  anzutreffen,  da  trotz  der  ausdrücklichen 
imierlicben  Beziehung  des  donc  j'existe  eben  dieser  Satz  nicht  zur  Be- 
stimmung eines  Satzgliedes  in  je  pense  wird;  dagegen  findet  in  den 
Sätzen :  comme  on  fait  son  lit,  on  se  couche  das  Verhältniss  der  Unter- 
ordnung Statt,  indem  der  Satz  comme  on  fait  son  lit  als  die  Bestimmung 
des  se  couche  in  den  Hauptsatz  hineingezogen  wird. 

Der  untergeordnete  Satz  wird  Nebensatz,  derjenige,  welchem  er 
untergeordnet  ist,  Hauptsatz  genannt.  Die  Bindewörter  verbinden 
1)  Hauptsätze  mit  Hauptsätzen,  2)  Nebensätze  mit  Nebensätzen  und  3)  Neben- 
sätze mit  Hauptsätzen.  Inwiefern  der  Nebensatz  einem  anderen  gegenüber 
selber  zum  (relativen)  Hauptsatze  wird,  hat  die  Satzlehie  nachzuweisen. 

Man  hat  den  Nebensatz  mit  Recht  als  ein  entwickeltes  Satzglied 
des  Hauptsatzes  bezeichnet. 

A.  Der  Form  nach  beruhen  die  Bindewörter 

1.  zum  Theil  auf  den  im  Lateinischen  gebräuchlichen  Wortformen  dieser 
Klasse,  wie  et,  ni  (neque  afr.  ne),  ou  (aut),  quand  (quando),  comme  (quomodo), 
si,  que  (quod  und  quam),  doch  sind  viele  lateinische  Formen  aufgegeben,  wie: 
vel,  nam,  enim,  igitur,  ergo,  at,  sed,  verum,  vero,  autem,  tameu,  quia,  quum, 
ut,  dum,  donec  etc.,  namentlich  zusammengesetzte  Konjunktionen:  sive,  atque, 
aftamen,  verumtamen,  namque,  enimvero,  etenim,  itaque,  quoniam,  quamquam, 
quamvis,  quominus,  quapropter,  dummodo  u.  s.  w. 

2.  dagegen  sind  andere  lateinische  Partikeln  in  übertragener  und  abweichen- 
der Bedeutung  hier  verwendet,  wie  mais  (magis  st.  potius,  autem,  sed), 
car  (quare  st.  nam),  donc  (tunc  st.  igitur,  propterea),  tandis  que  (tam  diu 
quam  st.  dum),  quoique  (quidquam  st.  quamquam),  puisque  (postquam  st. 
quoniam). 

3.  endlich  sind  Zusammensetzungen  und  Umschreibungen  entstanden, 
welche  den  Partikelschatz  des  Lateinischen  zu  ersetzen  dienen,  z.  B.  toutefois 
(afr.  toute  voie,  auch  schon  foie,  fie),  neanmoins  (nee  ens  minus  st.  nihilo 
minus),  cependant  (ce  pendant,  Acc.  absol.),  plutot  (plus  tot  st.  potius),  aussi 
(aliud  sie  st.  etiam,  quoque),  encore  (hanc  horam  dgl.),  ainsi  (ac  sie  st.  itaque), 
lorsque,  alors  que  (ad  illam  horam  quod),  sans  que  (sine  quod  st.  ut  non,  quin), 
des  que  (de  ex  quod)  und  sitöt  que,  aussitot  que  (aliud  sie  „tot  cito?"  oder 
„tostum?"  quod  st.  simulac,  simulatque),  tant  que  (tantum  quod  st.  dum, 
donec),  jusqu'ä  ce  que  (de  usque  ad  ecce  istum  quod  st.  donec,  quoad),  apres 
que  (ad  pressum  quod  st.  postquam),  avant  que  (ab  ante  quod  st.  antequam), 
parce  que  (per  ecce  istum  [-ud]  quod  st.  quia,  quoad),  bien  que,  encore  que 
(st.  etsi,  tametsi),  pour  que  (pro  quod  st.  ut,  quo),  ebenso  afin  que  (ad  finem 
quod)  u.  m.  a. 

Das  Altfranzösische  besass  noch  manche  Formen,  welche  theils  dem  Latei- 
nischen näher  standen,  wie  ains  que  (antequam,  doch  auch  in  abweichendem 
Sinne),  daneben  aincois  que  u.  a.,  sowie  mancherlei  aufgegebene  Zusammen- 
setzungen, wie  die  adversativen:  porquant,  nequcdent,  neporquant,  nonporquant, 
nonpoitant,  neporoc,  ferner  deci,  desci,  deci  adont  que  (jusqu'ü  ce  que),  devant 
que  (avant  que),  lues  que,  manes  que,  tantost  que  oder  com  (aussitot  que),  de 
mentre  que  (tandis  que),  ja  soit  ce  que,  ja  soit  que,  ja^oit  que  (quoique),  portant, 
portant  que  (parce  que),  por  ce  que  (dass.)  u.  a. 

Mätzuer,  fr.  Gr.     3.  AuÜ.  16 


242  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Ahschn.     ü.  WortbieguDg  etc. 

Gleichwohl  war  das  Altfranzösische  verhältnissniässig  uicht  freigebig  in  der 
Verwendung  namentlich  der  Fügewörter,  da  dem  Französischen  eine  kunstreiche 
Gliederung  der  Perioden  lange  fremd  blieb. 

B.  Der  grammatischen  Bedeutung  nach  zerfallen  sie  in: 

1.  beiordnende    oder    Bindewörter   im    engeren    Sinne,    welche    gleichartige 
Sätze  (oder  Salzglieder)  mit  einander  verknüpfen.     Sie  sind: 

a)  kopulativ,  d.  h.  sie  reihen  formell  gleichartige  Sätze  an  einander; 
dahin  gehören:  et  (lat.  et),  et  .  .  et  (lat.  et  .  ,  et)  und  negativ  ni  (lat.  neque), 
ni  .  .  ni  (lat.  neque  .  .  neque),  nou  seulement  .  .  mais  (encore,  meme)  lat. 
noa  solum  .  .  sed  etiam.  Dahin  gehören  auch  die  Anreihungen  mit  aussi, 
encore  u.  dgl.  (lat.  etiam,  item,  itidem  u.  dg!.),  sowie  Aufzählungen  durch 
d'abord,  premierement,  puis,  enfiu  etc.  Kopulative  Anwendung  finden  auch 
modale  und  komparative  Fügewörter,  wie  comme,  ainsi  que,  tant  que, 
autaut  que. 

b)  disjunktiv,  d.  h.  sie  deuten  an,  dass  einer  der  Sätze  durch  den  anderen 
aufgehoben  wird  und  nur  einer  derselben  Gültigkeit  hat.  Hierher  sind  ou 
(aut),  verdoppelt  ou  .  .  ou  (aut  —  aut,  vel  —  vel)  und  soit  .  .  soit,  soit .  . 
ou  in  demselben  Sinne  zu  rechnen. 

c)  adversativ,  d.  h.  sie  bezeichnen,  dass  der  angeknüpfte  Satz  dem  anderen 
entgegengesetzt  ist.  Hier  entsprechen  den  lateinischen  at,  ast,  tarnen, 
verum,  vero,  attamen,  verumtamen,  enimvero,  autem,  atqui,  sed  u.  a.  die 
französischen  mais  (aber,  sondern),  toutefois  (gleichwohl),  cependant  (indessen), 
pourtant  (dennoch),  neanmoins  (nichtsdestoweniger),  plutöt  (vielmehr),  welche 
den  voranstehenden  Satz  entweder  beschränken  oder  aufheben. 

d)  kausal,  d.  h.  sie  bezeichnen,  dass  in  dem  angeknüpften  Satze  der  Grund 
oder  die  Folge  eines  anderen  enthalten  ist.  Dies  geschieht  durch  das  be- 
gründende car  (st.  nam,  namque)  und  die  konklusiven  donc,  ainsi  (st.  ergo, 
igitur,  proinde,  itaque,  ideo,  idcirco,  propterea).  Umschreibende  Formeln, 
etwa  mit  den  lateinischen  quamobrem,  quocirca,  quare  zu  vergleichen,  sind 
c'est  pourquoi,  c'est  poiir  cela  que,  wodurch  in  der  That  zwei  Sätze  ent- 
stehen. 

2.  unterordnende  Bindewörter  oder  Fügewörter,    welche    die    grammatische 
Unterordnung  des  Nebensatzes  unter  einen  Hauptsatz  andeuter. 

a)  Zunächst  sind  es  Konjunktionen,  welche  den  Substantivsatz,  d,  h.  einen 
Satz,  der  als  Subjekt  oder  Objekt  eines  anderen  auftritt,  einleiten;  hier  hat 
insbesondere  que  (quod)  seine  Stelle,  dann  si  ob  (auch  lat.  si  statt  an,  ne, 
num),  sowie  alle  einen  indirekten  Fragesatz  einleitenden  Partikeln  oder 
Fürwörter. 

b)  Die  relativen  Fürwörter,  welche  den  Adjektivsatz,  d.  h,  einen  Satz, 
der  als  Attribut  eines  Substantivbegriffes  im  Hauptsatze  zu  fassen  ist,  ein- 
führen, sind  zugleich  als  Fügewörter  zu  betrachten,  da  sie  mit  der  Rück- 
beziehung des  Satzes  zugleich  seine  Unselbständigkeit  und  Unterordnung 
bezeichnen. 

c)  Die  Fügewörter,  welche  Adverbialsätze  einleiten,  d.  h.  Sätze,  welche  als 
adverbiale  Bestimmungen  der  Aussage  eines  anderen  Satzes  auftreten,  zer- 
fallen in  die  folgenden  Klassen: 

ß.  die  der  Ortsbestimmung,  wozu  das  relative  Ortsadverb  verwendet 
wird:  oü  (ubi  im  Sinne  von  ubi  und  quo),  wie  die  Zusammenstellungen 
d'oü   (de  ubi  st.  unde),    par  oü  u,  s.  w.     Wie  diese  Adverbien  statt  der 


§  63.     3)  Die  Konjunktionen.  243 

relativen  Fürwörter  in  Beziehung  auf  Hauptwörter  bisweilen  auftreten,  so 
ist  das  ursprüngliche  Ortsadverb  dout  (de  unde)  ganz  an  die  Stelle  eines 
Kasus  des  relativen  Fürwortes  getreten. 
ß.  die  der  Zeitbestimmung,  von  denen  viele  durch  Hauptwörter,  Adver- 
bien und  Präpositionen  mit  dem  eigentlich  satzverknüpfenden  que  (quod) 
umschrieben  werden,  wobei  jene  Redetheile  in  der  That  als  Bestandtheile 
des  Hauptsatzes  zu  fassen  sind,  bezeichnen: 

theils  das  Wann?  im  Allgemeinen  als  den  durch  eine  Thätigkeit  be- 
stimmten Zeitraum  oder  Zeitpunkt,  auf  w'elchen  eine  andere  Thätig- 
keit bezogen  wird:  quand,  comme  (quomodo  st.  quum),  alors  que,  lorsque, 
auch  durch  Umschreibungen  ersetzt  und  näher  bestimmt,  wie  un  jour, 
matin,  soir  que  u.  dgl, 

theils  das  Zusammentreffen  einer  Thätigkeit  mit  einer  anderen  in 
einem  Zeitpunkte:  sitöt  que,  aussitöt  que,  des  que  (lat.  ut  primuni, 
simulatque,  simulac). 

theils  die  Dauer  einer  Thätigkeit  zu  der  Zeit,  in  welche  eine  andere 
gleichdauernde  oder  momentane  Thätigkeit  fällt:  pendant  que,  durant 
que,  tandis  que,  auch  tant  que. 

theils  die  Ausdehnung  einer  Thätigkeit  von  einem  Grenzpunkte 
ab:  depuis  que  (ex  quo);  oder  bis  zu  einem  Grenzpunkte  hin: 
jusqu'ä  ce  que  (quoad,  auch  dum  und  donec),  verbal  umschrieben  durch 
en  attendant  que. 

endlich  die  Zeit  der  Thätigkeit  des  Nebensatzes  als  der  des  Hauptsatzes 
vorangehend:  apres  que;  oder  ihr  folgend:  avant  que. 
y.  die  der  modalen  und  komparativen  Fügewörter,  wodurch  das  Wie? 
der  Thätigkeit  qualitativ  und  quantitativ  bestimmt  wird:  comme  und  que 
(quam  auch  in  dem  Sinne  von  ut);  que  tritt  hier  mit  mancherlei  Korre- 
laten auf,  wie  de  meme,  ainsi,  tant,  autant,  aussi  bien,  plus,  moins,  si, 
tel  u.  a. 

S.   die  der  Kausalität  oder  des  Grundes  und  der  Folge,  und  zwar: 

aa.  die  kausalen  im  engeren  Sinne,  welche  den  wirklichen  Grund 
nach  mehreren  Rücksichten  ausdrücken:  parce  que,  puisque,  comme, 
que  mit  und  ohne  Korrelat,  auch  non  que,  non  pas  que  (nou  quia,  non 
quod  .  .  sedj,  umschrieben  durch  vu  que,  attendu  que  u.  dgl. 

ßß.  die  konditionalen,  welche  den  gesetzten  oder  angenommenen 
Grund  andeuten:  si  (wenn)  mit  den  verschieden  gefärbten  Umschrei- 
bungen en  cas  que,  au  cas  que,  pose  que,  suppose  que,  pourvu  que,  bien 
entendu  que,  ä  condition  que,  welche  zum  Theil  dem  lateinischen 
dummodo  nahe  kommen;  negativ  ä  moins  que  .  .  ne  (nisi  forte). 

yy.  die  koncessiven,  welche  eine  Einräumung  einleiten,  meist  Zu- 
sammenstellungen mit  que:  quoique,  bien  que,  encore  que,  malgre  que, 
nonobstant  que,  soit  que  .  .  soit  que,  si  peu  que,  tout  .  .  que,  das 
adverbiale  quelque  .  .  que  und  die  verallgemeinernden  von  gue  beglei- 
teten Fürwörter,  wie  quelque  .  .  que,  qui  que,  quoi  que,  das  von  que 
begleitete  Adverb  oii:  oü.  que,  auch  quand,  sei  es  allein  oder  in  Ver- 
bindungen wie  quand  meme,  quaud  bien  meme  u.  dgl. 

SS.  die  konsekutiven,  welche  die  Folge  schlechthin  ausdrücken:  eigent- 
lich übernimmt  nur  que  (quod  st.  ut)  diese  Funktion,  jedoch  meist  in 
Beziehung  auf  vorangehende  Korrelate,   wie  si,   si  bien,    tellement,   de 

16* 


244  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Erst.  Abschu.     D.  Wortbieguog  etc. 

Sorte,  eu  Sorte,  de  maniere  quo  (ita  ut).     Sätze,    welche    auf  diese  Art 
eingeleitet  siad,  gehen  aber  auch  in  Finalsätze  über. 
ff.    die  finalen,  welche  den  Zweck  andeuten,  wie  que,  pour  que  und  afin 
qiie  (ut,  quo);    die  negativen  ne  und  das  mehrdeutige  quin  fehlen  dem 
Französischen. 

Das  Nähere  über  den  Gebrauch  und  die  Vertauschung  der  Binde- 
wörter hat  die  Satzlehre  darzuthun. 

64.  4)  Die  Empfindungslaute  oder  Interjektionen.  Diese  biegungsunfähigen 
Bestandtheile  der  Sprachen,  von  denen  keine  dieser  Laute  entbehrt,  gehören 
nicht  der  Rede  im  strengeren  Sinne  an  und  stehen  ausserhalb  der  syntak- 
tischen Fügung  des  Satzes.  Sie  haben  bisweilen  nicht  die  Form  eines 
"Wortkörpers,  wie  st.  st!  und  sind  als  meist  unwillkürliche  Ausbrüche  der 
Empfindung  und  des  Affektes  oder  selbst  des  Begehrens  nicht  Ausdrücke 
einer  bestimmten  Vorstellung.  Obwohl  nicht  durch  Reflexion  entstanden 
und  darum  natürKche  Aeusserungsweisen,  sind  sie  gleichwohl  bei  ver- 
schiedenen Völkern  verschieden.  Einige  derselben,  wie  die  anrufenden 
und  anmahnenden,  gehören  allerdings  einer  klarer  bewussten  Reflexion  an 
und  werden  traditionell  zu  bestimmten  Zwecken  verwendet,  viele  wieder- 
holen sich  jedoch,  wenn  auch  mit  verschiedener  Betonung,  bei  verschieden- 
artigen Empfindungen.  Dass  auch  Begriffs wörter  und  Wortverbindungen 
zu  Empfindungslauten  herabgesetzt  und  ausserhalb  der  Verkettung  der 
Rede  gestellt  werden,  wobei  ihr  begrifflicher  Gehalt  in  den  Hintergrund 
tritt,  ist  eine  allgemeine  Erscheinung,  welche  besonders  der  Rohheit  der 
niederen  Volksklassen  ihre  Entstehung  verdankt,  obgleich  manche  dieser 
Formen  einen  besseren  Ursprung  haben. 

Eine  strenge  Eintheilung  dieser  zum  Theil  vieldeutigen  Laute  ist  nicht  wohl 
möglich,  doch  lässt  sich  der  geläufigere  Gebrauch  der  einzelnen  Interjektionen 
einigermassen  nachweisen: 

1.  zum  Ausdrucke  des  Schmerzes  dienen:  die!  ahi!  aye!  ouf!  (Schrei  der  Er- 
stickung) und  die  vieldeutigen  ö!  und  ah!  afr.  auch  hai!  ferner  helas!  auch 
las!  und  vereinzelt  alas!  wie  in:  Alas!  mon  Dieu,  dit  la  fenime  (G.  Sano, 
la  petite  Fadette  1.)  (he  lassus,  lassa  engl,  alas!  afr.  gewöhnlich  je  nach  dem 
Geschlecht  des  Sprechenden  las  und  lasse,  auch  he  las,  he  lasse  und  hailas, 
halas,  alas),  auch  he!  allein:    he,  que  je  suis  miserable!  und  misericorde! 

2.  zum  Ausdrucke  des  Abscheues  und  Ekels:  fi!  fi  donc!  ah  fi!  foin!  potmh! 
(famil.).  Fi  wird  wie  foin  auch  mit  dem  Genitiv  verbunden:  Fi  du  plaisir 
que  quelque  crainte  accompagne  (Acad.).     Foin  du  loup  (La  Fontaine). 

3.  der  Verwunderung  und  üeberraschung:  he!  quoi!  he  guoi!  oh!  (oh! 
oh!),  ah!  (ah!  ah!),  ha!  (ha!  ha!),  hah!  ah  bah!  ah  pa.'  vgl.  ah  fä!  est-ce 
bien  vous?  Dahin  gehören  auch  Ausrufe  wie  ciel!  6  ciel!  diable!  ah  diahle! 
diantre!  daine!  ah!  dame!  oh!  dame!  (dominus),  tredame!  (domina),  ouais! 
Doch  sind  hier  verschiedene  Färbungen  des  Affektes  möglich.  Auch  peste! 
drückt  Verwunderung  mit  Freude  oder  Unwillen  aus. 

4.  des  Spottes  und  der  Ironie:  oh!  eh!  zest!  (famil.);  ^es<  wird  auch  gebraucht 
wie  husch,  hui!  A  ces  mots,  zest  il  s'echappa.     Ironisch  ist  oft:  ah!  ah! 

5.  der  Freude:  ah! 


§  64.     4)  Die  Interjektionen.  245 

6.  der  Betheuerung  und  Verwünschung:  ma  foi! parbleu!  parbieu!  morbleu  ! 
morbieu!  (Entstellungen  des  Wortes  dieu),  auch  corbieu!  corbleu!  vertubleu! 
tetebleu!  palsambleu!  tubleu !  maugrebleu!  sangbieu!  venire  bleu!  venire  Saint- 
Gris!  venire  Saint-George!  sapristi!  bovgre!  fichtre!  milk  bombes!  million  de 
tonnerres!  mille  noms  d'un  diable!  sacre  nom  du  diable!  ere  nom!  nom  d'une 
pipe!  u.  a.  meist  dem  gemeinen  Volke  angehörig;  peste!  auch  mit  dem  von 
de  begleiteten  Substantiv,  peste  de  l'etourdi!  Vgl.  das  lateinische  pol!  edepol! 
me  castor!  ecastor!  me  dius  fidius! 

7.  des  Anrufes:  he!  hem!  kern,  hem!  hola!  hola  ho!  Der  Anruf  der  Fuhrleute 
ist  hue,  huhau,  hurhau,  um  die  Pferde  nach  rechts,  dia,  um  sie  nach  links 
zu  wenden. 

8.  der  Aufmunterung:  pa.'  or  gä!  (or  (jä!  ecoutez-moü),  ho  ga!  he  bien!  auch 
fragend:  he  bienf  Vieldeutig  dagegen  ist  eh  bien!  wohlaa !  und:  nun  gut! 
allons!    courage!   sus!    allons  gai!    en  avant!   ferme! 

9.  der  Billigung:  eh  bien!  he!  he,  he!  (he,  he,  pourquoi  pas?),  bon!  pas  mal! 
stärker:  ä  merveille!  a  la  bonne  heure!  Beifall:  bravo!  vivat.  Dacapo:  bis!  — 
Missbilligung:  hem!  hem!  beim  Rückfall:  encore!  oder  eh  quoi!  encore! 

10.  der  Beschwichtigung:  chut!  st!  auch  paix!  (pax),  silence!  motus! 

11.  der  Beruhigung  und  Abwehr:  lä  la!  tout  beau!  tout  doux!  doucement! 
auch  va!  und  halte!  halte-lä! 

12.  der  "Warnung:  gare!  (wahren);  dies  wiid  noch  seiner  verbalen  Natur  gemäss 
mit  Adverbien  und  Kasus  zusammengestellt:  gare  devant;  gare  dessous; 
gare  de  lä!  gare  la  bombe!  gare  le  fouet! 

13.  des  Zweifels  und  der  Verneinung:  bah!  bah,  bah!  (bah!  cela  n'est  pas 
possible!),  baste!  hom!  u.  s.  w. 

14.  der  Frage:    Aem?  (Voulez-vous,  hein?) 

Es  versteht  sich,  dass  die  hier  genannten  Interjektionen  noch  mancher  nicht 
bezeichneten  Färbung  fähig  sind;  diese  ergeben  sich  aus  dem  Zusammenhange  der 
Rede  und  mehr  noch  aus  dem  lebendigen  Laute  des  Redenden. 

Schliesslich  verdienen  hier  noch  die  Nachahmungen  von  Lauten  einer  Erwäh- 
nung, welche  zum  Theil  selbst  zu  Substantiven  werden:  glouglou  (gluck,  gluck), 
coucou  (kukuk!),  coquerico  (kikeriki),  rataplan  (rau  drau  dau),  wobei  oft  eine  Dissi- 
milation des  Vokales  eintritt,  wie  in  die  clac,  cric  crac,  flic  flac,  tic  tue,  dreiin 
dreien;  substantivirt  sind  solche  Laute  in  glouglou  (das  Gluckgluck),  coucou  (Kukuk), 
so  die  Vogelnamen  gri-gri,  guit-guit,  plui-plui  (Grünspecht),  cri-cri  (grillon  domes- 
tique),  crin-crin  (schlechte  Geige),  tam-tam  (chinesisches  Instrument),  trantran 
(Schlendrian),  tou-tou  (Hund  in  der  Kindeisprache),  faire  dodo  (schlafen,  desgl.) 
u.  m.  a.  Dahin  gehören  auch  die  substantivirten  flicflac  (Tanzpas),  trictac  (Spiel), 
zigzag  (Zickzack). 

Die  volksmässige  Dichtung  bedient  sich  oft,  namentlich  im  Kehrreim  (Refrain), 
des  Spieles  mit  zum  Theil  auf  Nachahmung  beruhenden,  zum  Theil  aus  Laune  will- 
kürlich zusammengefügten  oder  aus  Begriffswörtern  entstellten  Lauten,  z.  B.  en 
pleiny  plan,  rantanplan ;  tonton,  tonton,  tontaine,  tonton;  din  don,  din  don,  din  don, 
(Volksl.).  Tra  la  la  la,  les  demoiselles,  Tra  la  la  la,  se  forment  lä  (Bebanger). 
Bon!  La  farira  dondaine,  Gai!  La  farira  donde  (Id.).  Vgl.  Dorenleu  diva!  Eya! 
Oi  fä,  oi  lä  (Altfranzösische  Pastourelle).  Vaderali  doude  (dgl.).  Endure, 
endure,  enduron  Endure,   suer  Marion  (dgl.).     Validoriax,  lidoriax  lai  rele  (dgl.). 


246  Zweit.  ThI.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung. 


Zweiter  Absclinitt. 

Die     Wortbildung. 

65.     Von  der  Wortbildung  im  Allgemeinen.     Die  Lehre  von  der  Wortbil- 
dung umfasst  die  Lehre  von   der  Ableitung  und  von   der  Zusammen- 
setzung der  Wörter  zu  einem  neuen  Wortkörper.     Vgl.  S.  99. 
1.    Die  Ableitung.      Wenn    die   Wurzel,    wie    sie    in    den    davon    herkommenden 
Stammwörtern  erscheint,    durch    Ableitungsendungen    oder  Bildungs- 
silben, auch  Suffixe  genannt,  7Air  Bildung  neuer  Begriffe  oder  Redetheile  er- 
weitert wird,  so  entstehen  abgeleitete  Wörter.     Die  französische  Sprache  hat 
sich  dieses  Mittels  zur  Vermehrung  des  Sprachschatzes  in  einem  noch  weiteren 
Umfange    als    das  Lateinische   bedient.     Sie  ist  in  einiger  Beziehung  reicher  an 
Ableitungssuffixen    als    das  Lateinische  und  war  durch   das  Absterben  mancher 
Stämme  genöthigt,  in  zahlreichen  Ableitungen  einen  Ersatz  für  diesen   Verlust 
zu  suchen.     Ihre  Ableitungssilben   geben    meist    von  lateinischen    Suffixen    aus 
oder    lehnen    sich   wenigsiens  an  lateinische  Formen  an;    einige    derselben    sind 
jedoch    aus    dem    Germanischen    entnommen.      Diese    Ableiiungssulfixe    werden 
gleichmässig  auf  lateinische  wie  auf  germanische  Elemente  ausgedehnt. 

Die  Ableitung  iässl  mehrere  Stufen  zu;  von  einem  abgeleiteten  Worte 
können  nämlich  wiederum  andere  Wörter  abgeleitet  werden,  so  dass  jenes  nun 
seinerseits  als  Stamm  der  neuen  Ableitung  erscheint,  d.  h.  ein  Suffix  kann  an 
ein  anderes  unverändertes  oder  verändertes  Suffix  treten.  Vgl.  teg-o,  teg-umen, 
teg-umen-tum;  prob-o,  prob-abilis,  prob-abili-tas;  fr.  feuille,  fenill-et,  feuill-et-er. 
Wenn  man  jedoch  den  Begriff  der  Ableitung  in  dem  weiteren  Sinne  der 
Entstehung  von  Wörtern  aus  anderen  Wortklassen  überhaupt  fasst,  rechnet  man 
zu  den  abgeleiteten  eine  Anzahl  von  Wörtern,  welche  den  abgeleiteten  im  wahren 
Sinne  nicht  entsprechen. 

Wir  zählen  dahin  Wörter,  welche  ohne  Formveränderung  aus  einer  Wörter- 
klasse in  die  andere  übertreten,  z.  B.  Adjektivformen,  welche  ohne  Weiteres 
zu  Sut)Stantiven  werden,  wie  lat.  serus  zu  fr.  soir  u.  dgl.  m.  Ebenso  ziehen 
wir  die  Fälle  hierher,  in  welchen  ans  der  entwickelten  Verbalform  der  blosse 
Stamm  zur  Substantivform  wird,  wie  pleur  aus  pleurer,  worin  eigentlich  das 
Verfahren  der  Ableitung  geradezu  umgekehrt  wird,  oder  endlich  wenn  ein  Nenn- 
wort ohne  bedeutsames  Suffix  in  die  Verbalform  übergeht,  wie  fete  in  feter. 

Diese  Art  der  Entstehung  von  Wörtern  wird  die  uueigentliche  Ablei- 
tung oder  die  Ableitung  ohne  Suffixe  genannt.  Der  Uebersicht  halber  mag  es 
gestattet  sein,  auch  solche  Formen  hier  zu  berücksichtigen,  obwohl  sie  zum 
Theil  nur  einer  Freiheit  des  syntaktischen  Gebrauches  angehören. 
2.  Die  Zasamiueusetznng'.  Wenn  ein  Wort  mit  einem  anderen  zu  einem 
Wortkörper  verbunden  und  zu  einer  lautlichen  Einheit  unter  einem  Hoch- 
tone zusammengefasst  wird,  wobei  ein  Bestandtheil  als  das  Grundwort  durch 
ein  anderes  als  ein  Bestimmungswort  seinem  Begriffe  nach  modificirt  er- 
scheint, so  entsteht  ein  zusammengesetztes  Wort.  Das  Lateinische  war 
minder  reich  als  das  Griechische  an  Zusammeusetzungeu;   das  Französische  ist 


§  66.     A.     Die  Ableitung.  247 

reicher  als  das  Lateinische  in  dieser  Beziehung,  obwohl  arm  in  Vergleich  mit 
dem  Deutschen.  Doch  muss  hier  die  ächte  Zusammensetzung  (Synthese)  von 
der  unächten  (Parathese)  unterschieden  werden. 

Bei  der  ächten  lateinischen  Zusammensetzung  tritt  zunächst  das  Bestim- 
mungswort vor  das  Grundwort.  Dabei  bleibt  jenes  entweder  unverändert, 
weil  es  an  sich  unveränderlich  ist,  wie  in  ad-duco,  ex-colo,  wobei  jedoch  eine 
Assimilation  seiner  Endkonsonanten  eintreten  kann  (accedo,  suffero),  und  auch 
da,  wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  wie  in  sol-stitium,  centum-vir;  oder  der  ein- 
fache Stamm  desselben  tritt  vor  das  Grundwort,  wie  in  un-animis,  magn- 
aninms;  oder  endlich  der  Stamm  wird  beim  Zusammenstoss  von  Konsonanten 
durch  einen  Bindevokal  (i,  auch  e  und  o,  ungewöhnlich  u)  mit  dem  letz- 
teren verknüpft:  art-i-fex,  cal-e-facio.  Dem  Französischen  ist  der  Bindevokal 
grösstentheils  fremd  geworden  und  nur  in  unmittelbar  aus  dem  Lateinischen 
herübergenommenen  oder  latinisirenden  Wörtern  ist  zum  Theil  namentlich  der 
Bindevokal  i  geblieben:  vgl.  signifier,  multiplier,  fratricide  —  frigefier  (vgl. 
frigefactare). 

Die  unächte  Zusammensetzung  ist  die  Verbindung  syntaktisch  auf  einander 
bezogener  Wörter  in  Schrift  und  Betonung  (vgl,  respublica,  aquaeductus,  usu- 
capio),  obgleich  sie  auch  getrennt  auftreten  könnten,  ohne  dass  dadurch  die  Be- 
deutung geändert  würde,  wobei  die  Stellung  des  Grundwortes  und  Bestimmungs- 
wortes ebenso  gleichgültig  ist.  Im  Französischen  hat  die  unächte  Zusammen- 
setzung weit  um  siel;  gegriffen,  während  die  ächte  auf  einen  engeren  Kreis  be- 
schränkt geblieben  ist.     Näheres  s.  jedoch  §  81. 

Auch  die  Zusammensetzung  hat  ihre  Stufen;  ein  zusammengesetztes  Wort 
kann  nämlich  wiederum  eine  Zusammensetzung  eingehen,  d.  h.  ein  Bestimmungs- 
wort kann  vor  das  andere  treten:    cor-rnptus,  in-cor-ruptus,  fr.  des-em-baller. 

66.  A.  Die  Ableitung.  Die  abgeleiteten  Wörter  gehören  ganz  beson- 
ders den  Klassen  der  Nennwörter  und  der  Zeitwörter  an,  und  unter 
jenen  vorzugsweise  den  Hauptwörtern  und  den  Eigenschaftswörtern, 
da  diese  W^ortklassen  vor  allen  den  Stoif  bilden,  welchen  die  Vorstellung 
und  der  Begriff  als  ihr  bewegliches  Eigenthum  nach  den  mannigfaltigsten 
Gesichtspunkten  zu  bearbeiten  und  zu  verwenden  streben. 

Hinsichtlich  der  Ableitungssuffixe  und  ihrer  Beziehung  zu  den  lateini- 
schen oder  germanischen  ist  hier  wesentlich  in  Betracht  zu  ziehen,  dass  wir  es  im 
Allgemeinen  nur  mit  denjenigen  zu  thun  haben,  welche  der  Sprache  als  Ableitungs- 
endungen in  einer  mehr  oder  minder  charakteristischen  Form  verblieben  sind  und 
dem  Sprachbewusstsein  im  Allgemeinen  noch  als  solche  vorschweben.  Zu  unter- 
scheiden sind  hiervon  die  tonlos  gewordenen  und  verwischten  und  damit  der  Vor- 
stellung vollkommen  unklar  gewordenen  ursprünglichen  Suffixe.  Dahin  gehören  im 
Lateinischen  bereits  tonlose  vokalische  Ableitungen  der  Nennwörter,  welche  zum 
Theil  abgeworfen  sind,  wie  in  fat  (fatuus),  fils  (filiu.s),  oder  nur  theilweise  und  ver- 
steckt noch  erhalten  sind:  glaive  (gladins),  sage  (sapius),  neige  (nivea),  gräce 
(gratia)  u.  dgl.  m.,  oder  ganz  tonlosem  e  gewichen  sind,  welches  schon  die  Aus- 
sprache nach  Doppelkonsonauten  forderte:  fleuve  (fluvius),  propre  (proprius).  Mit 
jenen  verschwundenen  Merkmalen  der  Form  und  des  Begriffes  hat  es  die  Lautlehre 
zu  thun;  die  so  entstandenen  Worlkörper  aber  gelten  der  lebenden  Sprache  als 
primitive  Nennwörter.  Andere  Wörter  mit  verdunkelten  ursprünglichen  Ableitungs 
Suffixen,  wie  in  freie  (fragilis),  faible  (flebilis)  etc.,  werden  beiläufig  erwähnt  werden. 


248  Zweit.  Thl.     Foniienlehie.     Zweit.  Abschn.     Die  Weitbildung. 

Im  Uebrigeu  i  au  das  §st24ff.  Ausgeführte  zu  eriunern.  Strenges  Festhalten 
der  ursprünglichen  Tonsilbe,  auch  wo  dieselbe  nicht  mit  der  Stammsilbe  zusammen- 
fiel, kennzeichnet  die  ächtfrauzösische  volksthümliche  Ableitung  überall  (s.  oben 
S.  44);  Auswerfung  und  Abwerfung  von  Lauten  in  den  Endsilben,  sowie  auch 
■wesentliche  Verkürzungen  des  ursprünglichen  Wortkörpers,  namentlich  der  Ausfall 
des  kurzen  Vokals  vor  der  Tonsilbe  und  der  Wegfall  von  Konsonanten  im  Inlaut 
zwischen  Vokalen  (s.  ol)eu  S.  45tl'.),  vollziehen  sich  nach  bestimmten,  der  franzö- 
sischen Sprache  eigentbümlichen  Gesetzen.  Abweichungen  erscheinen  nur  bei 
späteren,  meist  gelehrten  Bildungen.  Vgl.  freie  und  fragile,  comte  und  comite, 
avoue  und  avocat  u.  dgl. 

Im  Einzelnen  ist  hier  noch  Folgendes  zu  bemerken: 

1.  Alle  noch  als  solche  empfundene  und  fortwirkende  Ableitungssuffixe  haben  den 
Ton;  weshalb  sie  auch  mindestens  eine  volle  Silbe  ausmachen.    Vgl.  auch  S.  44. 

2.  Ein  and  dasselbe  ursprüngliche  Suffix  spaltet  sich  im  Französischen  bisweilen 
in  mehrere  Formen,  woran  zum  Theil  auch  Begriffsunterschiede  geknüpft 
werden,  wie  ice,  ise  und  esse  aus  lat.  itia  (vgl.  justice  und  justesse),  aisori  und 
ation  (vgl.  raison  und  ration)  aus  lat.  ationem,  (a,  i,  u)  de  und  cule  aus  lat. 
(a,  e,  i)  culus,  a,  um  (vgl,  article  und  monticule),  ier,  er  und  aire  aus  lat. 
ariuSy  a,  um  (vgl.  Chevalier,  berger,  locataire),  e  und  at  aus  lat.  atus  (vgl. 
Dauphine  und  Palatinat)  u.  a.,  von  denen  zum  Theil  die  eine  Form  neueren 
Bildungen  besonders  eigen  ist. 

3.  Bisweilen  entspricht  dieselbe  französische  Ableitungsform  verschiedenen 
lateinischen  Suffixen  zugleich,  wie  age  (vgl.  voyage,  viaticum;  Image,  ima- 
ginem;  s.  S.  115),  is  (vgl.  brebis,  vervecem;  souris,  soricem;  chässis,  capsicius), 
ice  (avarice,  avaritia;  Service,  servitium),  in  (divin,  divlnus;  crystallin,  crystal- 
linus)  u.  a.     Daher  Unklarheit  der  Suffixe. 

4.  Bisweilen  scheinen  lateinische  Ableituogssuffixe  mit  einander  gemischt,  wie 
udinem  und  miwi  (vgl.  mausuetude  afr.  mansuetume  und  das  nfr.  amertume, 
coutume). 

5.  In  einer  grossen  Anzahl  von  Ableitungsformen  wird  die  ursprüngliche,  wenn 
auch  scharf  ausgeprägte  Bedeutung  nicht  mehr  empfunden  und  dieselben 
Formen  werden  zu  verschiedenen  Zwecken  verwendet;  dies  betrifft  besonders  die 
ursprünglichen  Diminutivformen  (vgl.  oreille,  auricula;  soleil,  soliculus;  taureau 
gl.  taurellus  f.  taurulus;  änon  gl.  lat.  asin-önem  kleiner  Esel;  rosou=rosace 
grosse  Rose;  poisson  Fisch). 

6.  In  der  Regel  werden  zwar  lateinische  Ableituugssuffixe  auf  die  Wortklassen  be- 
schränkt, denen  sie  im  Lateinischen  zukommen;  doch  werden  manche  auch  auf 
andere  ausgedehnt.  So  wird  das  an  den  intransitiven  Verbalstamm  zur 
Bildung  abstrakter  Substantive  angehängte  lateinische  or,  oris  französisch  eur 
auch  Adjektivstämmen  gegeben:  fadeur,  lougueur,  largeur;  ebenso  wird  das  im 
Lateinischen  nur  verbale  ura  französisch  ure  auch  zur  Ableitung  von  Nenn- 
wörtern benutzt:    ordure  (ord),  droiture  (droit),  chevelure  (cheveu)  u.  dgl.  m. 

67.  a.  Ableitung  der  Nennwörter.  I.  Ableitung  des  Hauptwortes. 
Hauptwörter  gehen  zwar  vorzugsweise  aus  Zeitwörtern  und  Nennwörtern 
hervor,  doch  auch  bisweilen  aus  Partikeln,  wie  coutree  (contra),  avantage 
(avant),  entrailles  (intra),  abecedaire  (a  b  c),  vgl.  moderne  schon  lat.  mo- 
dernus vom  Adverb  modo  u.  a.  Die  Anzahl  dieser  Substantive  ist  indessen 
gering  und  es  wird  einzelner  bei  Gelegenheit  gedacht  werden. 


§  67.    a.    Allleitung  der  Nennwörter.  249 

L.  üneigentliche    Ableitung    des    Hauptwortes    ohne    besonderes   Al)- 
leitungssuffix. 

a)  Substantive  gehen  ohne  Formveränderuug  aus  Adjektiven  hervor:  soir  m. 
(serus),  aube  f.  Dämmerung  —  Chorhemde  (alba).  Verschieden  hiervon  sind 
elliptisch  gebrauchte  neuere  Adjektive,  wie  coucher  sur  la  dure  (sc.  terre). 

b)  Ebenso  aus  Participien  des  Präsens  mit  den  Endungen  ent,  ant,  das 
erstere  nur  auf  lateinische  Formen  zurückweiRend,  und  zum  Theil  dissimi- 
lirt  and: 

1.  von  Personen:  sergent  (servienteni),  regent,  president,  resident,  vgl.  lat. 
cliens  st.  cluens  (dient),  adolescens  (aflolescent)  —  amant,  manant  Insasse, 
Dörfling  (afr.  manoir  lat.  mauere);  garant  (ahd.  weren)  —  marchand  (mer- 
cantem),  friand  (v.  frigere),  gourmand  (zu  gourme).  Anderen,  zum  Theil 
zweifelhaften  Ursprungs  sind  Wörter  auf  and,  wie  chaland  Kunde  (eigentl. 
plattes  Boot  afr.  chalaudre  mlat.  chelandium).  Die  mit  erweiterndem  and, 
wie  tisserand  Weber,  und  das  Sachsubstanliv  batteraud,  Steinschlägel, 
weisen  auf  die  germanische  Endung  ine,  vgl.  afr.  tisserenc.  Diese  Sub- 
stantive sind  meist  wandelbar  (mobilia),  nehmen  Femininform  an  und 
werden  selbst  als  Adjektive  verwendet.  Manche  Feminina  stehen  allein, 
wie  servante,  gouvernante. 

2.  als  konkrete  und  abstrakte  Sachnamen  im  männlichen  Geschlechte: 

nach  lateinischem  Vorgange  Orient  Ost,  occident  West,  torrent  Bergstrom  — 
levant  Ost,  couchant  West,  courant  Strom,  tranchant  Schneide,  vivant 
Lebzeil  (du  vivant  de  .  .,  en  [de]  mon  vivant),  seant  sitzende  Stellung 
(sur  son  seaut  aufrecht),  afr.  mon  escient  meines  Wissens,  montant  Betrag, 
semblant  (appareuce),  ascendant  Aufgangspunkt  astron.,  Einiluss,  Gewalt, 
penchant  Abhang,  Neigung,  pendant  Gehenk,  Seiteustück,  accident  Zufall, 
incident  Zwischeufall  u.  v.  a. 

Feminina  sind  selten;  sie  lassen  noch  die  Auslassung  eines  Substantiv 
empfinden,  wie  patente  (lettre),  Constituante  (assemblee),  secante  (ligne)  etc. 

c)  Aus  dem  Particip  des  Perfekt  transitiver  und  intransitiver  Zeitwörter: 

1.  von  Personen,  zum  Theil  wandelbar,  nach  lateinischem  Vorgange  und 
in  Nachbildungen:    avocat,  legat,  prelat,  soldat,  adjoint,  pretendu  etc. 

2.  seltener  im  männlichen  Geschlechte  als  konkrete  und  abstrakte 
Sachsubstantive: 

theils  nach  lateinischem  Vorgange  oder  mit  unmittelbarem  Anschluss  an 
lateinische  und  latinisirte  Formen,  wie  mandat,  certificat,  decret,  objet, 
credit,  depot,  impöt  etc.,  peche  (peccatum),  ecrit  (scriptum);  theils  in 
französischen  Formen,  wie  couvert  Gedeck  etc.,  cru  Gewächs,  cios  Gehege, 
crepi  Bewurf  (crepir),  tissu  Gewebe,  neglige  Hauskleid,  reduis  Winkel  etc., 
arrete  Verfügung,  revenu  Ertrag,  aper^u  Ueberblick,  acquis  Erwerb,  Kennt- 
nisse, neben  acquit  Quittung,  Zahlung,  recuit  Ausglühen. 

3.  häufig  im  weiblichen  Geschlechte  als  konkrete  und  abstrakte 
Sachsubstantive: 

theils  lateinischen  Formen  entnommen,  wie  promesse  ipromissa),  requete, 
enquete,  quete  (quaesita),  perte  (perdita),  dette  (debita),  vente  (vendita), 
rente  (reddita),  und  wahrscheinlich  diesen  nachgebildet:  fente  (tendere), 
pente  (pendere),  tente  (tendere),  attente,  descente,  ponte  (ponere,  pondre), 
fönte  (fundere,  fondre)  u.  a.,  theils  in  zahlreichen  französischen  Participial- 
formen:  allee,  arrivee,  avancee,  bordee,  chevauchee,  croisee,  dictee,  duree, 
entree,  gelee,  levee,  montee,  pensee,  renommee,    tournee,  tranchee,  partie. 


250  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Zweit.  Äbschn.     Die  Wortbildung. 

saisie,  saillie,  sortie,  issue,  venue,  avenue,  tenue,  retenue,  fuite  (Partie. 
Perf.  afr.  fuit),  decouverte,  contrainte,  feinte,  prise,  surprise,  mise,  remise, 
defaite,  conduite  u.  v.  a. 

d)  Aus  Infinitiven  entstehen  Substantive:  baiser,  loisir, plaisir,  avenir,  Souvenir, 
pouvoir,  vivre;  s.  oben  S.  109. 

e)  Aus  Verben  gehen  Hauptwörter  hervor,  indem  der  Stamm  entweder  rein 
oder  mit  Anfügung  eines  stummen  e,  welches  theils  aus  phonetischen  Grün- 
den, theils  als  Geschlecbtseudung  hinzutritt,  substantivirt  wird. 

1.  selten  entstehen  so  Personalsubstautive;  die  hierher  zu  ziehenden  sind 
nicht  unzweifelhaften  Ursprungs,  und  vielleicht  ursprünglich  abstrakte 
Feminina:  juge  (v.  juger,  wohl  nicht  von  judicem),  eleve  (elever),  fourbe 
(fourbir  ahd.  furbjan)  noch  weiblich  als  Abstraktum;  auch  dupe  fem.  Ein- 
faltspinsel, Narr  (duper  zum  goth.  daub  ahd.  toub  mhd.  touben,  douben) 
scheint  hierher  zu  gehören. 

2.  häufig  Abstrakta  und  selbst  konkrete  Sachsubstantive  männlichen 
Geschlechts:  envoi  (envoyer),  renvoi  (renvoyer),  convoi  (afr.  convoyer),  aboi 
(aboyer),  afr.  chastoi  (chastoyer),  accord  (accorder),  appel  (appeler),  destin 
(destiner),  gain  (gagner  mit  nothwendiger  Erweichung  des  g  in  i),  reveil 
(reveiller),  accueil  (accueillir),  degät  (afr.  degaster),  depart  (departir), 
surcroit  (surcroitre),  espoir  (esperer  mit  Lautverstäikung)  —  amble 
(ambier,  ambulare),  contraste  (contraster),  offre  (offrir),  change  (changer 
lat.  cambire  mlat.  cambium);  selten  sind  konkrete  Sachsubstantive,  wie 
pleur  (pleurer),  groin  Rüssel  (grogner).  Weiblichen  Geschlechts  sind: 
ecoute  (ecouter),  estime  (estimer),  fatigue  (fatiguer),  fauche  das  Mähen  und 
der  Ertrag  der  Heuernte  (faucher),  reserve  (reserver),  avance  Vorsprung, 
Vorschuss,  auch  Vorbau  (avancer);  ein  konkretes  Substantiv  ist  conserve 
Eingemachtes,  Kräuterzucker,  Schiff  zur  Bedeckung,  Plur.  Conservations- 
brille  etc.  (conserver)  u.  a.     Als  Sammelname  erscheint  foule  (fouler). 

68.  BB.  Ableitung  des  Hauptwortes  mit  Ableitungssuffixen. 
Eine  Unterscheidung  der  Personen-  und  Sachnamen  ist  nach  den  Suffixen  nicht 
wohl  möglich,  da  die  Suffixe  oft  beiden  Gebieten  angehören,  wie  die  Unterscheidung 
der  Substantiv-  und  Adjektivsuffixe  nicht  durchgreifend  ist.  Gleichwohl  erscheint 
die  folgende  Eintheilung  für  die  Uebersichtlichkeit  angemessen: 

1.  Ableitungssuffixe  der  Hauptwörter,  welche  aus  Zeitwörtern  abgeleitet  werden; 

2.  derer,  welche  von  Hauptwörtern  stammen,  unter  denen  die  Hauptwörter  mit 
ursprünglichen  Diminutiv-  und  Augmentativendungen,  sowie  die  Pa- 
tronymica  und  die  geographischen,  namentlich  Länder-  und  Völker- 
namen besonders  aufgeführt  werden; 

3.  derjenigen,  welche  von  Beiwörtern  abgeleitet  werden. 

BB.  1)  Ableitungssuffixe  der  Hauptwörter,  welche  von  Zeitwörtern  ab- 
geleitet werden. 

1.  die  Endungen  der  Personalsubstantive  teur  bisweilen  tre,  enr  (afr.  auch  erres, 
eres  Kas.  obl.  eor)  und  seur  entsprechen  den  lateinischen  t-or  und  s-or,  dem 
Suffix  des  Supinum,  wodurch  derjenige  angedeutet  wird,  der  die  im  Staram- 
worte  ausgedrückte  Thätigkeit  vollzieht.  Sie  lehnen  sich  häufig  unmittelbar 
an  lateinische  Formen  an:  amateur,  createur,  auditeur,  debiteur,  definiteur, 
serviteur(servitorem  August),  fondateur,  imitateur,  fauteur,  acteur,  protecteur, 
auch  inventeur,  executeur  und  persecuteur,  angeglichen  sind  bienfaiteur  und 
malfaiteur  (vgl.  bienfait  und  s.  oben  S.  131)  —  ceuseur,  defeuseur,  ofieuseur, 


§68.     BB.    Ableitung  des  Elauptw.  mit,  Ableitiuigssuffixon.  251 

precurseur,  successeur  —  Reste  des  alten  Nominativ  haben  sich  erhalten  in 
ancetre  (antecessor),  chantre  (cantor),  pätre  (pastor),  peintre  (pictor),  traitre  (tra- 
ditor),  neben  pasteur  (pastorem)  und  dem  veralteten  autecessenr  (antecessorem), 
mit  veränderter  Bedeutung,  während  cbanteur,  traiteur  auf  cantatorem,  tractato- 
rem  zurückzuführen  sind  (vgl.  oben  S.  104)  —  afr.  jonglerres,  jongleres  (joculator) 
Kas.  obl.  jongleor  (jaculatorem),  empereres  (Imperator)  Kas.  obl.  empereor 
(imperatorem)  etc.  Die  Auswerfuug  des  t  kommt  nach  ursprünglichem  a, 
wie  in  empereur  (imperatorem),  gouverneur  (gubernatorem),  Jongleur  (jocula- 
torem),  pecbeur  (peccatorem),  sauveur  (salvatorem),  und  nach  /,  wie  in  vendeur 
(venditorem),  dormeur  (dormitorem  Marti al.),  vor.  In  Neubildungen  behandelt 
die  Sprache  überhaupt  die  Endung  eur,  eigentl.  atorem,  e(t)ör,  als  ein 
Suffix  des  Verbalstammes  und  hängt  sie  an  denselben,  wie  er  im  Gerundium 
erscheint:  colporteur,  danseur,  defendeur  (Gerichtsausdruck),  coureur,  ac- 
quereur,  couvreur,  entrepreneur,  faiseur,  diseur,  liseur,  confiseur,  connaisseur, 
rieur,  buveur;  sie  fügt  dem  Stamme  deshalb  in  den  Inchoativformen  auf  ir 
auch  iss  an:  abrutisseur,  bätisseur,  blanchisseur,  fourbisseur,  polisseur, 
ravisseur. 

Diese  motionsfähigen  und  darum  meist  auch  adjektivisch  gebrauchten 
Personalsubstantive  hatten  im  Lateinischen  die  Femininform  trix,  im 
Französischen  trice  (die  jedoch  nur  bei  Wörtern  auf  teur  in  Anwendung 
kommen  kann,  s.  oben  S.  131),  denen  hier  die  Endungen  esse  (issa)  mit 
Aufnahme  des  r,  resse,  eresse,  und  besonders  euse  (osa),  welche  eine  männ- 
liche Nebenform  auf  eux  voraussetzen  lässt  (s.  oben  S.  130),  an  die  Seite 
treten:  accnsatrice,  bienfaitrice,  directrice,  imperatrice,  lectrice  —  pretresse, 
traiiresse,  pecheresse,  vengeresse  —  buveuse,  causeuse,  danseuse,  dormeuse  etc. 
Die  Endung  esse  ist  auch  auf  andere  Formen  übergegangen,  wie  abbesse 
(abhe),  hotesse  (hote),  princesse  (prince)  u.  s.  w.     S.  oben  S.  130,  131. 

2.  Die  zugleich  verbalen  und  denominativen  Suffixe  age,  ige  mit  den  Neben- 
formen agine,  igine,  lat,  a-go,  i-go,  für  konkrete  und  abstrakte  Hauptwörter 
sind  für  das  Französische  unfruchtbar  geblieben;  lateinische  Formen  sind 
zum  Theil  aufgegeben,  vgl.  imago,  vorago,  origo,  vertigo.  Ihre  doppelte 
Form  verdanken  sie  dem  Schwanken  des  Französischen  zwischen  der  des 
Nominativ  und  des  Kasus  obliquus:  image  f.  (zu  im-itor),  farrage  und  far- 
rago  m.  (v.  far),  plombagiue  f.  (v.  plumbum)  —  vertige  auch  vertigo  m. 
(v.  vertere),  origine  f.  (v.  oriri).  Die  Endung  age  ist  nicht  mit  dem  gleich- 
lautenden denouiinativen  Suffix  (aticum)  zu  verwechseln.     S.  unten. 

3.  Auch  die  Suffixe  nim,  ain  oder  en  ni.,  lat.  a-men,  sowie  die  gelehrten  hne  m., 
lat.  i-men,  und  ume  m.,  vereinzelt  volksthümlich  o?^,  lat.  u-men,  vgl.  cer- 
tämen,  veläuien,  exämen  (exagimen),  lenimen,  regimen,  acümen,  iQmen 
(lucimen),  volümen,  in  denen  die  Endung  men  ursprünglich  den  Gegenstand 
bezeichnet,  welcher  die  im  Verb  enthaltene  Thätigkeit  ausübt  oder  erleidet 
oder  dazu  geeignet  ist,  bleiben  für  das  Französische  wenig  ergiebig  und 
kommen  vorzugsweise  bei  ursprünglich  lateinischen  Wörtern  vor:  essaim 
(examen)  neben  gelehrtem  examen  in  anderer  Bedeutung,  levain  (levamen), 
airain  (aeramen  st.  aeramentum),  lien  (ligamen)  —  regime,  crime  (zum 
Stamm  cri  gr.  xo(v(o^  ceruo)  — •  legume  (v.  lego),  volume,  auch  bitume  (bi- 
tumen)  neben  volksihümlichem  beton  mit  veränderter  Bedeutung.  In  der 
That  ist  hier  überall  die  eigentliche  Endung  men  versteckt  oder  verstümmelt, 
als  7?ie  erscheint  sie  aneh  in  royaume  (afr.  realme),  germe  (germen),  charme 
(carmen);  en  schwindet  in  nom  (nomen)  u.  dgl.  m. 


252  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung. 

4.  Dagegen  hat  sich  die  vollere  Endung  ment  m.,  lat.  mentum,  welche  dieselbe 
Funktion  hatte,  in  zahlreichen  lateinischen  Wörtern  erhalten  und  in  viel- 
fachen Nachbildungen  wirksana  gezeigt,  und  eine  grosse  Zahl  von  abstrakten, 
aber  auch  konkrete  Substantive  hervorgebracht.  Lateinischen  Formen  ent- 
sprechen ligament,  oruenient,  aliment,  dötriment,  argumeut,  document,  mo- 
nuinent,  fragmeut,  segment,  ferraent,  tourment,  moment,  froment  (frumen- 
tum).  Bei  den  französischen  Nachbildungen  wird  ment  dem  Verbalstamme 
in  der  Regel  mit  eingeschobenem  e  angehängt  (wohl  nach  der  Analogie  von 
lat.  -amentum) :  accablenient,  acharnement,  comnieucement,  habillement, 
epuisement,  soulevement,  begaiement,  deblaiement,  aboiement,  tutoiement, 
nianiement,  entendement  (entendre),  abattement  (abattre).  Bei  den  Verben 
der  zweiten  Konjugation,  welche  die  Inchoativform  annehmen,  tritt  auch 
hier  das  eingeschobene  iss  ein:  abrutissement,  accomplissement,  applaudisse- 
ment,  arrondissement,  deperissement,  eblouissement,  gemissement,  rugissement, 
vomissement  (vgl.  oben  1.),  dagegen  consentement,  recueillement,  tressaille- 
ment;  ausnahmsweise  tritt  hier  iment  auf,  wie  in  assortiment,  blanchiment, 
bätiment,  garniment  —  compaitinient,  sentiment,  assentimeut,  pressentimeut, 
ressentimeut.  Die  Verba  connaitre  und  croitre  bilden  connaissement,  ac- 
croissement,  decroissement;  bruire  nach  Analogie  der  auf  ir:  bruissement, 
s.  oben  S.  215.  In  ameublement  (ameublir)  ist  meubler  zu  Grunde  gelegt, 
in  chätiment  (st.  chätiement)  das  e  nach  i  ausgeworfen. 

5.  Die  Endungen  ance  und  ence  f.,  lat.  antia,  entia,  sind  aus  dem  Partie.  Präs. 
entstanden  und  zur  Bildung  von  Abstrakten  verwendet,  wodurch  die  Thätig- 
keit  des  Verb  die  Bedeutung  der  Eigenschaft  oder  der  Zuständlichkeit  erhält: 
vgl.  lat.  constantia,  iguorantia,  infautia  (fari),  prudentia  neben  Providentia, 
sapientia,  scientia  etc.  Lateinischen  Bildungen  entsprechen:  constance, 
enfance,  ignorance,  jactance,  audience,  decence,  innocence,  prudence,  provi- 
dence,  sapience,  science,  sentence,  essence  (esseutia  Sen.),  presence  u.  v.  a. 
In  den  zahlreichen  Neubildungen  wird  ance  aus  französischen  Participien 
entwickelt:  alliance,  accointance,  creance,  croyance,  defiance,  doleance,  nais- 
sance,  obeissance,  oubliance,  partance  (v.  partir),  usance,  vengeance  etc., 
während  bei  denen  auf  eiice  eine  lateinische,  im  Französischen  als  Adjektiv 
erhaltene,  bisweilen  aufgegebene  Grundform  anzunehmen  ist :  adherence  (ad- 
hereut),  cadence  (cadens),  exigence  (exigens  fr.  exigeant),  permanence  (per- 
manent), urgence  (urgent). 

Nicht  zu  vermischen  ist  hiermit  das  Itisweilen  vorkommende  verbale 
Suffix  ange:  louange,  melange  afr.  fem.  nfr.  masc,  vidange  (v.  vider)  vgl. 
mlat.  laudemia  und  vendange  (vindemia),  vielleicht  aus  Verkennung  des 
emia  als  einer  Ableitungsendung  (demia  v.  demere)  entstanden. 

6.  Die  Suffixe  ande,  ende  f.,  weiche  den  Begriff  der  Bestimmung  der  Sache  zu 
der  durch  das  Verb  ausgedrückten  Thätigkeit  enthalten,  beruhen  auf  dem 
lateinischen  -nda,  fem.  von  -ndus :  offrande,  reprimande,  viande  (gl.  vivanda), 
legende,  prebeude,  provende  (providenda). 

Gelten  sind  Maskulina  dieser  Form:  multiplicaude  (sc.  nombre),  ebenso 
dividende  der  Dividendus  und  die  Dividende;  auch  ohne  e:  ordinand  (ordi- 
nandus  der  zu  weihende  Geistliche). 

7.  Die  Ableitungsendung  eur  mit  der  Nebenform  our,  lat.  or,  öris,  welche  an 
den  Stamm  ohne  Kennlaut  namentlich  von  Intransitiven  trat,  bezeichnet  die 
Thätigkeit  des  Verbalbegriffs  abstrakt  oder  als  Zuständlichkeit  und  Eigen- 
schaft; vgl.  amor,  calor,  favor,  furor,  splendor,  timor.     Die  dahin  gehörenden 


§  68.     BB.    Ableitung  Hes  Uauptw.  mit  Ableitungssnffixen.  253 

Substantive  sind  im  Französischen  meist  weiblich  (s.  oben  S.  118.  120)  uud 
zahlreich,  theils  Uebertragungen  aus  dem  Lateinischen,  wie  ardeur,  chaleur, 
clameur,  couleiir,  faveur,  fervenr,  fureur,  langueur,  piideur,  rigueur,  splendeur, 
sueur  (sudor),  torpeur  etc.,  mit  our  (afr.  or,  our,  ur  in  verschiedenen  Dialekten) 
noch  in  amour,  labour  neben  labeur;  theils  Nachbildungen,  und  hier  auch 
namentlich  zur  Substantivbildung  aus  Adjektiven  und  Participien  benutzt: 
aigreur,  ampleur,  blancheur,  fadeur,  grandeur,  grosseur,  laideur,  largeur, 
longueur,  lenteur,  piofondeur,  rondeur  etc.,  pesanteur  (pesant),  puanteur 
(puant). 

8.  Feminina  von  Yerbalstämraen  auf  ion,  lat.  to,  ifmis^  ursprünglich  abstrakter, 
aber  auch  konkreter  Bedeutung,  wie  contagio  (contingo),  legio,  oblivio,  regio, 
religio,  suspicio,  denen  sich  auch  deuominative  beigesellen,  z.  B.  communio, 
unio,  rebellio,  talio,  sind  ins  Französische,  doch  ohne  weitere  Nachbildungen, 
aufgenommen:  contagion,  legion,  opinion,  rebellion,  region,  religion,  commu- 
nion  etc.  Dagegen  sind  die  Endungen  tion,  sion  (xion  =  ction),  son  und  po«, 
welche  aus  den  lateinischen  tio  und  sio  (xio)  oder  vielmehr  aus  dem  Suffix 
io  mit  dem  im  Supinum  erscheinenden  t  oder  s  hervorgehen,  mit  einer 
grossen  Anzahl  lateinischer  Wörter  in  das  Französische  übergegangen  und  zu 
Nachbildungen  benutzt  worden;  vgl.  actio,  motio,  quaestio,  occasio,  con- 
sensio,  visio,  progressio,  flexio,  fluxio.  Französisch  action,  motion,  question  — 
occasion,  vision  —  procession,  percussion  —  flexion,  genuflexion,  reflexion, 
lluxion  —  chauson  (cantionera),  maison  (mansionem),  poison  (potionem),  raison 
(rationem),  —  fa(,-on  (factionem),  le?on  (lectionem),  in  Nachbildungen  wie: 
legalisation,  certification  —  fanaison,  fauchaison,  floraison,  livraison,  garnison 
(garnir),  guerison  (guerir),  boisson  (boire)  u.  a. 

9.  Das  Suffix  ure  f.,  lat.  ura  (t-ura,  s-ura),  welches  ursprünglich  an  den  Verbal- 
stamm mit  dem  t  oder  s  des  Sapin  trat  (cultura,  natura,  pictura,  censura), 
und  die  Art  der  Thätigkeit  und  zum  Theil  auch  ihr  konkretes  Ergebniss  be- 
zeichnet, ist  theils  in  lateinischen  Grundformen  (ture.  sure)  herübergenommen: 
culture,  nature,  peinture,  sculptuie,  censure,  uud  nachgebildet  aventure, 
couverture,  garniture,  nourriture,  bruniture  etc.,  theils  in  der  Form  we  an 
den  Verbalstamm  gehängt:  abattuve  (Acad.  nur  abattures),  allure,  balayures, 
batture,  blessure,  brülure,  cannelure,  chiure,  dorure,  doublure,  effilure,  gageure, 
hachure,  lavure,  parure,  peignure  (Acad.  nur  peignures)  etc.  Im  Altfranzö- 
sischeu  findet  sich  hier  noch  die  Endung  eure  (mit  ausgefallenem  t  von 
atura) :  armeure,  ambleure,  trouveure,  woraus  sich  die  neufranzösische  Form 
erklärt;  obgleich  schon  das  Lateinische  auch  die  Endung  ura  an  blosse  Verbal- 
stämme setzt,  wie  in  figura  (fingere).  Inchoativformen  nehmen  das  ein- 
geschobene iss  an:  bouffissure,  fletrissure.  In  battiture  (v.  battre)  ist  it,  wie 
es  scheint,  als  Frequentativsilbe  eingeschoben. 

Die  neuere  Sprache  hängt  ure,  selten  ture  auch  an  Nominalstämme,  wie 
in  droiture  (droit),  ordure  (ord),  verdure  (vert),  beauture  (Seemannsausdruck, 
von  der  Acad.  nicht  angegeben),  encokire  (v.  col),  pierrures  (pierre).  Jn 
bravoure  (span.  it.  bravura)  ist  ure  zu  oure  geworden. 
10.  Hierher  gehört  auch  die  Endung  is  m.,  auf  das  lateinische  icius  (icium)  ge- 
gründet, welche  sich  im  Französischen  vorzugsweise  an  Verbalstämme  lehnt, 
während  die  Endung  issc  (icia)  [s.  unten]  sich  mehr  an  Nennwörter  fügt.  In 
einzelnen  Fällen  kann  allerdings  die  Ableitung  vom  Verb  oder  Nennwort 
zweifelhaft  erscheinen,  da  sich  is  auch  entschieden  an  Norainalstämme  fügt. 
Sie  bezeichnet  meist  konkrete  Gegenstände,  drückt  gern  das  konkrete  Ergebaiss 


254  Zweit.  Tbl.    Formenlehre.    Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung. 

oder  Produkt  einer  Thätigkeit  aus,  und  scheint  um  der  Bedeutung  willen  meist 
durch  einen  Verbalbegrifl'  bindurchgef^angen:  abatis  (abattre)  Abgeschlagenes, 
Windbruch,  Verhau;  coulis  (couler)  Kraftbiühe,  dünner  Gips;  eboulis  (ebouler) 
Schutt);  hachis  (liacher)  gehacktes  Fleisch,  hourdis  (hourder)  Anwnrf;  pätis 
(paitre)  Weide,  Weideplatz;  retroussis  (retrousser)  aufgestülpte  Hutkrämpe; 
taillis  (tailler)  Holzschlag,  Niederholz;  tournis  (tourner)  neben  tournoiement 
Drehkrankheit  der  Schale;  chablis  (chabler,  accabler,  chable,  cable)  Wind- 
bruch; chässis  (vgl.  enchässer,  chässe)  Einfassung,  Rahmen;  cliquetis  (eli- 
queter,  cliquet)  Geklirr,  Geklapper-,  coloris  (it.  dag.  colorito  sp.  colorido, 
wohl  Abirrung  des  Französischen,  wie  von  colorer)  Färbung,  Kolorit;  coucbis 
(coucher,  couche)  Schicht,  Sandschicht;  gachis  (gächer,  gäche)  Koth,  Pfütze; 
logis  (loger,  löge)  Wohnung,  Haus;  patrouillis  (patrouiller,  patrouille)  Man- 
scherei, Schlamm;  plumetis  (wohl  vom  vorausgesetzten  plumeter,  plumet) 
Entwurf,  Koncept.  Lattis,  Lattenwerk,  könnte  durch  latter  v.  latte  hindurch- 
gegangen sein,  während  palis,  Pfahl,  eingepfählter  Ort.  doch  nur  auf  pal,  wie 
perchis,  Steckenzaun,  auf  perche  weist. 
11.  Die  Adjektivendung  oir,  oire  (toir,  toire,  soir,  soire),  lat.  t-orius,  s-orius  oder 
ursprünglich  das  au  tor,  sor  angehängte  ius,  hat  vielfach  zur  Bildung  von 
Substantiven  männlichen  (auf  oir  und  oire)  und  weiblichen  Geschlechts  (auf 
oire)  gedient.  Sie  bezeichnet  insbesondere  Gegenstände,  welche  auf  eine 
Thätigkeit  bezogen,  zu  ihr  geeignet  sind,  überhaupt  durch  welche  und  an 
welchen  sich  die  Thätigkeit  verwirklicht,  daher  zumal  Werkzeuge,  Geräthe 
und  Oertlichkeiten,  zuweilen  Kollektivbegriffe.  Die  lateinische  Endung  torim 
wird  Linsichtlich  der  Auswerfung  des  t  wie  tor  (s.  oben  1.)  behandelt;  des- 
halb erscheint  auch  in  französischen  Bildungen  oir,  oire  st,  e  (t)  oir,  in  der- 
selben Weise  wie  em;  unmittelbar  an  Verbalstämme  gehängt.  Die  an  latei- 
nische Formen  erinnernden  Maskulina  endigen  meist  auf  oire,  nicht  oir. 

a)  Männliche  auf  oir  und  oire  sind:  monitoire  (monitorium)  ErmaLnungs- 
schreiben;  laboratoire  Laboratorium;  purgatoire  Fegefeuer;  oratoire  Betsaal ? 
pretoire  Prätorium ;  refectoire  Refektorium;  audi toire  Hörsaal  und  Zuhörer- 
schaft; directoire  Vorstand,  Kollegium;  definitoire  (von  der  Acad.  nicht 
angeführt)  Versammlung  der  Definitoren;  dortoir  (dormitorium)  Schlafsaal  — 
rasoir  Scheermesser;  encensoir  Rauchfass,  beide  wohl  noch  mit  Rücksicht 
auf  lateinische  Supina  (rasura,  incensum);  miroir  (mirer)  Spiegel ;  accordoir 
(accorder)  Stimmhammer:  arrosoir  (arroser)  Giesskanne;  lavoir  (laver) 
Waschbecken  und  Waschhaus;  brunissoir  (bruuir)  Glättzahn;  crachoir 
(cracher)  Spucknapf ;  abattoir  (abattre)  Schlachthaus;  parloir  (parier)  Sprech- 
zimmer—  gelehrte  Doppelformen  gleicher  Bedeutung  sind:  ostensoir,  osten- 
soire  (ostensum)  Monstranz;  suspensoir,  suspeusoire  (suspensum)  Bruch- 
trageband u.  a. 

b)  Weibliche  auf  oire:  balan^oire  (balancer)  Schaukel;  bassinoire  (bassiner) 
Bettwärmer;  ecumoire  (ecumer)  Schaumkelle;  lardoire  (larder)  Spicknadel; 
mächoire  (mächer)  Kinnbacken;  mangeoire  (manger)  Krippe;  rotissoire 
(rötir)  Bratpfanne  etc.  —  ecritoire  Schreibzeug  erinnert  noch  an  das  lat. 
scriptorius. 

c)  Bisweilen  bestehen  die  Formen  oir  und  oire  männlich  und  weiblich  in  ver- 
schiedener Bedeutung  neben  einander:  couloir  m.  Seihtuch,  Theaterkorridor, 
couloire  f.  Durchschlag;  decrottoir  m.  Stiefelabkratzer,  Trittbürste  in  Häusern, 
decrottoire    f.    Schuhbürste,    Schmutzbürste;    polissoir    m.    Polirwerkzeug, 


§  69.     BB.  2)     Ableitungssuff',  des  Hauptw.  v.  and.  Hauptw.  255 

polissoiref.  Glanzbürste;  racloir  m.  Schabeisen,  Ziehklinge,  racloire  f.  Streich- 
brett beim  Messen  u.  dgl.  m. 
12.   Die  Endung  eile,    ele  f.,  lat,  ela,    vereinzelt  auch  ella,    ist  zwar  in  Verhallen 
aufgenommen,    aber    nicht    weiter    verwendet    worden;    vgl.    lat.    corruptela, 
medela,  loquela  etc.,  vereinzelt  querella  neben  querela,  auch  konkret  candela: 
cautele,  chanileüe,  clientele,  curatelle,  Icquele,  querelie,  tuteile,  u.  e.  a. 

69.  Bß.  2)  Ableitungssuffixe  der  Haupt W('lrter,  welche  von  an- 
deren Hauptwörtern  abgeleitet  werden. 
1.  Hier  sind  die  auch  für  Personalsubstantive  gebräuchlichen  Endungen 
aire  c,  volksthiimlich  ier  m.,  iere  f.  und  er  m.,  ere  f.,  lat.  arius,  a,  um,  ob- 
wohl ursprünglich  adjektivisch,  anzuführen,  da  sie  von  viel  weiterem  Bereiche 
sind,  als  andere  Endungen  dieser  Art,  welche  unter  den  Adjektivsuffixen  auf- 
geführt werden.  Die  Substantive  männlichen  Geschlechts  gründen  sich  zum 
Theil  auf  arius,  zum  Theil  auf  arium,  die  weiblichen  auf  aria.  Diese  aus  nris 
hervorgegangene  Endung,  womit  sie  auch  im  Französischen  wieder  zusammen- 
fällt, drückt  im  Allgemeinen  aus,  dass  etwas  dem  Begriffe  des  Grund- 
wortes angehört,  eigen  ist,  dann,  in  weiterer  Ausdehnung,  für  dasselbe  geeignet 
und  bestimmt  ist.  Substantivirt  bezeichnen  Wörter  dieser  Endung  die  Person, 
welche  sich  mit  einem  Gegenstande  beschäftigt,  die  Sache,  welche  ihn  enthält 
(in  sich  hat,  hervorbringt),  daher  auch  die  Pflanze  in  der  Ableitung  von  ihrer 
Frucht,  den  Behälter  und  Ort,  abgeleitet  von  seinem  Inhalte;  bisweilen  gehen 
sie  darum  in  den  KoUektivbegriif,  selten  in  abstrakte  Bedeutung  über.  Die 
blosse  Endung  er  erscheint  nach  y  und  jotirtem  II,  worin  /  enthalten  ist,  sonst 
auch  nach  ck  und  g. 
a)  Männlich  wird  dies  Suffix  gebraucht: 

K.  von  Personen  männlichen  Geschlechts,  und  bei  der  Motionsfähigkeit 
dieser  Substantive  in  der  Femininform  auch  von  Frauen,  die  bei  etwas 
bethätigt  sind,  oder  Ehefrauen  der  handelnden  Männer:  cessionnaive, 
lapidaire,  diamantaire  (Diamantenschleifer,  -händler),  libraire,  proprietaire, 
statuaire,  vicaire  (vicarius)  neben  dem  jetzt  veralteten  viguier  —  argentier, 
banquier,  barbier,  batelier,  boutiquier,  cavalier,  Chevalier,  chamelier 
(Kameeltreiber),  chambrier  (chambre),  cordier  (Seiler),  dindonnier  (Trut- 
hühnerwärter), faisandier,  huissier  (ostiarius),  geolier  (geole),  lanternier 
(Laternenmacher,  -anzünder),  potier,  sellier  —  ecuyer  (scutarius),  conseiller 
(consiliarius)  —  archer  (arcus),  maraicher  (v.  marais  zu  Paris,  ags.  raersc, 
Gemüsegärtner),  vacher  (vacca),  berger  (vervecarius),  linger  (linge).  "Wörter 
wie  bijoutier,  cafetier,  cloutier  (Nagelschmied),  chainetier  (Kettler),  weisen 
auf  lat.  tarius;  dier  findet  sich  in  boyaudier  (Darmsaitenfabrikant). 
Frauen :  cessionnaire  fem.,  bateliere,  cafetiere,  chambriere,  cordiere  (la 
belle  cordiere  ist  Louise  Labe  st.  1566),  lavandiere,  lingere,  bergere  etc. 
ß.    von  Thieren  (arius):  belier  (engl,  bell-wether),  levrier  (leporarius),  limier 

(afr.  liemier  v.  ligamen  Leithund),  pluvier  (Regenvogel). 
y.  von  Pflanzen  (arius):  amandier,  cacaotier  u.  cacaoyer,  cafier  (vgl.  ca- 
fetier Kaffeewirth,  cafeier  Kaffeepflanzer),  cäprier,  cerisier,  eglantier  (afr. 
aiglent  Hagebutte),  figuier,  fraisier,  framboisier,  grosseiller,  mürier,  noyer 
(nucarius),  poirier,  pommier,  prunier  etc.  Die  Ableitung  von  der  Frucht 
fällt  bei  einigen  fort,  wie  laurier  (v.  laurus),  peuplier  (v.  populus). 
d.  von  Sachen,  männlich,  jedoch  vom  Neutrum  arium  abgeleitet,  besonders 
von  Behältern,  Gefässen  und  Orten,  wo  das  Primitiv  anzutreffen  ist 


256  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildunpf. 

(vgl.  columliariutn,  viridanum):  laraire  (lararium),  chartrier  (chartulariuni), 
colombier  (columbariiuii),  grenier  (grauariuml,  poulailler  (poulaille),  verger 
(viridariuiu),  baguier  (bague,  bacca),    encrier,   huilier,  poivrier,  sablier,  vi- 
naigrier  etc.;  doch  auch  von  anderen  Gegenständen,  die  etwas  tragen, 
zu  etwas  geboren  und  gebraucht    werden,    was  im  Primitiv    ausgedrückt 
ist:    chandelier,    clocher,    echiquier  (ralat.  scacarium,  Schachbrett),   foyer 
(gl.  focariuiu),    tabuer  (Schürze  etc.),    pierrier    (Steinböller),    collier  (Hals- 
band),   oreiller  (Kopfkissen),    larmier  (Traufleiste),    suaire  (sudarium),  an- 
nuaire  (Jahrbuch,  Kalender),  calendrier  (calendarium);  millier  (milliarium) 
als  substantivirte  Zahl  bedeutet  das,  was  1000  enthält;  languier  (geräucherte 
Schweinezunge)  ist  eigentlich  ein  Kollektivbegriff  (la   langue  et  la  gorge), 
ebenso    clayer   (claie)  Hürde    und    plancber    (planche).     Konkret  ist  noch 
douaire  (dotarium);   entschieden   abstrakt  ist  danger  (miat.  dangerium  gl. 
damnarium  v.  lat.  damnum),  zunächst  Macht,  Gewalt,  später  Gefahr, 
b)  Weiblich,  abgesehen  von  den  oben  angeführten  Persoualsubstantiven,  wird 
die  Endung  aire^    iere,    lat.  aria,   von  Hehältern,    Gefässen  und  Orten 
gebraucht,  worin  das  Primitiv  sich  ündet:    aiguiere  (aigue)  Giesskanne.   bon- 
bonniere,  couteliere,  sauciere,  tabatiere,  theiere  u.  dgl.,  aluniere  (Älaunhütte), 
carriere    (quadrum)    Steinbruch,   chatiere    (Katzenloch\    oignoniere   (Zwiebel- 
beet.),   riziere  (Reisfeld),    ratiere  (Rattenfalle),   sabliere  (Sandgrube),  poivriere, 
saliere,  taniere  (taissonniere)  Wildhöhle  —  anch  im  weiteren  Sinne,  wie  das 
Maskulin:    boutonniere  (Knopfloch),  busquiere  (buche)  Loch  zum  Blankscheit; 
litiere  (mlat.  lectaria")  Streu,  Sänfte:   barriere  (barre),  frontiere  (frons),  lisiere 
(licium),  alle  etwas  Umfangendes  bedeutend;  allgemein  ist  auch  die  Beziehung 
in  riviere  (riparia)  Fluss;    kollektiv   ist    es    zu   fassen    in    criniere  Mähne, 
fourmiliere    (formicula)  Ameiseuhanfe  u.  a.     Noch  freier  ist  die  Endnng  ver- 
wendet in  verriere  (Glashaus,    Haus  aus  Glas),    ansiere  (Buchtnetz,    Netz  für 
Buchten);  abstrakt  in  dem  verbalen  priere  (precaria). 

k.\x{  die  Endung  äris,    are   gehen    wenige  Hauptwörter    entschieden  zu- 
rück,   wie    ecolier    (scholaris),    sanglier    (singularis  sc.    aper),    oreiller   (mlat. 
auriculare),  luminaire  m.  (luminar  n.  nur  im  Plural  vorkommend). 
2.    Personalsubstantive  werden   auch   durch  die  Adjektiveudungen  ain  (selten 
aine),  en,  an  m.,  aine,  enne,  ane  (anne)  f.,  lat.  änus  und  äna,  gebildet  (s.  unten 
die  geographischen  Namen  und  das  Adjektiv),    obgleich    diese  Endungen   auch 
Sachsubstantiven    zukommen.     Sie    erscheinen    übrigens    nicht   allein    an   Sub- 
stantivstämmen. 

a)  Personalsubstantive,  zum  Theil  motionsfähig,  sind,  abgesehen  von  den 
substantivirten  Adjektiven  dieser  Art,  Wörter  auf  ain:  aubain  (albanus)  Aus- 
länder, publicain  (publicanus),  chätelain  (castellanus),  chapelain  (cbapelle), 
ecrivain  (mlat.  scribanus);  mit  dem  Suffix  aine  in  capitaine  afr.  chevetaiue.  — 
Selten  ist  en:  citoyen  (gl.  civitanus  mlat.  civitanensis)  und  so  doyen  (decanus), 
paien  (paganns)  neben  dem  seltneren  payen  —  nicht  eben  häufig  die  ge- 
lehrte Form  an:  Veteran  (veteranus),  artisan,  partisan,  courtisan  (mlat. 
curtisanus,  cortisianus),  paysan  (pays;;,  vgl.  persan  und  andere  Gentilien. 
Fem.  chatelaine,  citoyenne,  courtisane.  Von  Thiernamen  schliesst  sich 
dieser  Form  poulain  (mlat.  pullanus)  neben  poulin  (lat.  pullinns),  vgl.  pou- 
liche,  an. 

b)  Sachbenennungen,  welche  mit  diesem  Suffixe  enden,  sind  weiblichen 
Geschlechts  auf  aine  und  ane,  und  dienen  zum  Theil  zur  Bildung  konkreter, 
zum  Theil  abstrakter  und  kollektiver  Substantive: 


§  69.     BB.  2.    Ableitungssuff,  des  Hauptw.  v.  anii.  Hauptw.  257 

fontaine  (fontana),  mitaine  (vgl.  miton)  Fausthandschuh,  aubaine  (albana) 
Heimfall,  fredaine  (v.  fredum?)  Jugendstreich;  nicht  selten  sind  die  von 
Zahlwörtern  abgeleiteten  Kollektive:  semaine  (septimana),  huitaine,  neuvaine, 
douzaine,  soixantaine  u.  s.  w.  Hier  finden  sich  auch  die  männlichen  Formen: 
quatrain  vierzeilige  Strophe,  dizain  oder  dixain,  douzain  u.  s.  w.,  das  letzte 
auch  als  Name  einer  alten  Scheidemünze:   Zwölfer. 

Wörter  auf  ane:  tartane  (mlat.  tareta)  RuderschifT,  tramontane  (it.  tramon- 
tana),  soutane  (v.  sous  it.  sottana)  Rock  des  Geistlichen. 

3.  Fruchtbarer  für  die  Bildung  von  Personalsubstantiven  ist  die  Adjektiv- 
endung ien  m.,  ienne  f.,  lat.  ianus,  a;  sie  wird  auch  zu  Gentilien  verwendet 
(s.  unten),  wie  sie  in  der  üebertragung  der  Eigennamen  auf  ianus  üblich  ist: 
Adrien,  Appien,  Bastien,  Diocletien,  Gratien  etc.  Sie  dient  besonders  zu  Neu- 
bildungen von  Personalsubstantiven  und  drückt  aus,  dass  die  Person  dem  an- 
gehört, was  das  Grundwort  ausdrückt,  z.  B.  einem  Stande:  patricien,  ple- 
beien;  oder  einer  Genossenschaft  überhaupt:  paroissien  (paroisse),  academi- 
cien  (academie);  oder  der  Beschäftigung  mit  dem  im  Stammworte  enthal- 
tenen wissenschaftlichen  oder  künstlerischen  Gegenstande  oder  Geschäfte: 
grammairien,  historien,  physicien,  theologien,  magicien,  comedien,  musicien, 
mecanicien,  gardien  etc.  So  ist  dies  Suffix  auch  in  der  Bezeichnung  der  An- 
hänger religiöser  oder  philosophischer  Principien  und  Parteien  gebräuchlich, 
worin  es  sich  oft  an  Eigennamen  knüpft,  auch  in  der  Form  itianus,  icianus: 
chretien,  presbyterien,  Socinien,  Lutherien,  Epicurien,  Platonicien,  Pythagoricien, 
Stoicien  u.  a.  Da  diese  Wörter  motionsfähig  sind,  insofern  sich  ihr  Begriif  auf 
Frauen  überträgt  (vgl.  patricienne,  magicienne,  Lutherienne  etc.),  so  erhalten 
sie  auch  zugleich  meist  ihren  adjektivischen  Charakter. 

i.  Für  Personalsubstantive  verwendet  man  auch  das  Suffix  iste,  lat.  ista,  gr. 
tajrjs,  wie  in  citharista,  psalmista  u.  dgl,  von  der  Person,  welche  sich  inner- 
lich oder  äusserlich  bei  dem  bethätigt,  was  das  Primitiv  ausdrückt.  Es 
wird  auch  an  Adjektivstämme  gefügt,  und  die  so  entstandenen  Wörter  werden 
selbst  adjektivisch  und  zweigeschlechtig  gebraucht.  Bisweilen  erhält  es  einen 
tadelnden  Sinn, 

a)  von  Personen,  welche  einen  Zweig  der  Wissenschaft,  Kunst  oder  In- 
c''istrie  verstehen  oder  betreiben:  allegoriste,  anatomiste,  annaliste, 
arboriste  (qui  cultive  des  arbres),  archiviste,  artiste,  dentiste,  droguiste,  ebe- 
uiste,  fabuliste,  feudiste  (verse  dans  la  matiere  de  fiefs),  fourualiste  (Schmelz- 
tiegelmacher), herboriste,  latiniste,  legiste,  paysagiste,  penduliste  (ührgehäuse- 
macher),  pianiste  (piano)  —  duelliste  (Duellant,  der  sich  oft  und  gern 
schlägt,  Raufbold). 

b)  von  Personen,  welche  einem  Principe,  einer  Gesinnung  oder  einer 
Lehre  anhangen:  monarchiste,  communiste,  materialiste,  quietiste,  royaliste, 
socialiste,  häufig  im  tadelnden  Sinne,  wie  namentlich  papiste,  auch  bisweilen 
moraliste,  sonst  moraliseur. 

Selten  ist  das  verwandte  Suffix  iaste:  enthousiaste;  encomiaste  (wenig  ge- 
bräuchlich). 

5.  Substantive  auf  age  m.,  lat.  aticum,  mlat.  später  auch  agium,  zählt  das  Fran- 
zösische zu  Hunderten;  sie  gehen  aus  Substantiven  und  Verben,  bisweilen  auch 
aus  anderen  Redetheilen  hervor,  und  drücken  mit  mehrfacher  Färbung  theils 
konkrete,  theils  abstrakte  Begriffe  aus.  Die  Verwechselung  mit  der  Endung 
ago  scheint  namentlich   bei  den  Verbalicn  dieser  Klasse  mitgewirkt  zu  haben, 

Milzuer,  fr.  Gr.    i.  Aufl.  17 


258  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

in  denen  besonders  der  Begriff  der  Handlung  vorherrscht.  Bei  manchen 
Wörtern  ist  es  kaum  zu  entscheiden,  ob  sie  aus  einem  Hauptworte  unmittelbar 
entstanden  oder  durch  einen  Verbalbegriff  hindurchgegangen  sind. 

a)  Die  Grundbedeutung  des  Gehörens  zu  dem  Begriffe  des  Grundwortes  giebt 
konkreten  Hauptwörtern  mehrfache  Beziehung:  village  (vilJa)  zur  Meierei 
gehöriges  Dorf,  ermitage  Einsiedelei,  visage  Gesicht,  fromage  (forma)  Käse, 
potage  (pot)  Suppe,  quaiage  Kaizoll. 

Häufig  nimmt  das  Suffix  die  Bedeutung  einer  Gesammtheit  des  Zu- 
gehörigen an  und  gewährt  zahlreiche  Kollektive:  abeillage  Bienenschwarm 
(Nodier),  branchage  Astwerk,  ramage  dass.,  cordage  Strickwerk,  feuiilage 
Laub,  herbage  Kräuterwerk,  laitage  Milch  werk,  nuage  Gewölk,  pennage, 
plumage  Gefieder,  vitrage  Fensterwerk,  verbiage  Wortkram,  voisinage  Nach- 
barschaft (benachbarte  Orte,  Personen). 

Dabei  liegt  die  augmentative  Bedeutung  nahe,  wie  marecage  Moor, 
ombrage  Schatten,  auch  Verdacht;  so  auch  personnage  bedeutende  (besondere) 
Person  u.  a. 

b)  In  abstrakter  Beziehung  drückt  es  häufig  den  Zustand  und  die  Eigen- 
schaft des  Primitiv  aus:  apprentissage  Lehre,  Lehrzeit;  courage  (coeur) 
Beherztheit;  esclavage  Sklavenzustand:  veuvage  Wittwenstand;  parage  (par) 
eigentl.  Ebenbürtigkeit,  Stand;  parentage  Verwandtschaft  (auch  kollektiv). 

Daran  grenzt  der  Begriff  der  Thätigkeit  (der  oft  in  den  des  Produktes 
derselben  übergeht)  in  Beziehung  auf  das  Grundwort:  baladinage  (baladin) 
Witzelei;  carnage  Blutbad;  hommage  (homo)  Lehnseid,  Huldigung;  langage 
Rede,  Redeweise,  Sprache;  menage  (afr.  mesnage,  mlat.  mansionaticum)  Haus- 
haltung, Sparsamkeit;  orage  (aura)  eigentl.  das  Stürmen,  Gewitter;  ouvrage 
Arbeit,  Werk  als  ihr  Ergebniss;  voyage  (viaticum)  Reise. 

Hierher  gehört  namentlich  die  grosse  Anzahl  von  Verbalien,  welche  die 
Thätigkeit  oder  ihr  Produkt  bezeichnen:  abordage,  blancbissage,  cabo- 
tage,  filage,  jardinage  (jardiner,  jardin),  labourage,  outrage,  passage,  raccom- 
modage,  ravaudage,  savonnage  (savonner,  savon);  nur  als  Produkt  erscheinen 
einige  wie  plantage,  heritage  u.  dgl.  m.  Auch  dommage  (damnum).  Schade, 
kann  ursprünglich  als  Beschädigung  (mlat.  damnum  u.  damnatio)  aufgefasst 
werden;  ihm  ist  avantage  (avant)  nachgebildet. 

6.  Die  Ableitungssuffixe  ay  m.  und  aie  f.,  lat.  etum  (eta),  jenes  besonders  in 
Eigennamen  üblich  und  im  Mittellatein  auch  durch  itus^  idus  wiedergegeben, 
haben  kollektive  Bedeutung  und  bezeichnen  auch  Oertlichkeiten,  worin  der 
durch  das  Grundwort  bezeichnete  Gegenstand  sich  häufig  findet;  vgl.  dumetum, 
esculetum,  olivetum,  palmetum,  saxetum  etc.;  dahin  gehören  die  Namen  von 
Ortschaften:  Fontenay  (gl.  Fontanetum),  Aulnay  (alnetum),  Chätenay  (castane- 
tum),  Rouvray  (roboretum)  —  aunaie  (alnetum),  boulaie,  chenaie,  foutelaie 
(fouteau),  jonchaie  (Jone),  olivaie,  ronceraie,  roseraie,  saussaie  (salicetum, 
salictum)  etc. 

7.  Von  geringem  Bereiche  ist  das  Suffix  agne  auch  aigne  f.,  lat.  anea,  wie  in 
castanea,  zur  Bezeichnung  konkreter  Gegenstände:  chätaigne  {gx.  xäaiavov  lat. 
castanea)  —  montagne  (mont),  cocagne  (ahd.  kuocho  gl.  coquanea).  In  cam- 
pagne,  Champagne  fallen  anea  und  ama  zusammen.  Afr.  auch  ouvraigne  u.  a. 
Dem  agne  analog  ist  das  Suffix  ogne  in  charogne  (gl.  caronea). 

8.  Sachsubstantive  haben  auch  das  Suffix  al  mit  der  Nebenform  el  m.,  lat.  alis, 
ale,   denen  sich  auch  einige  Personalsubstantive  anschliessen,    und  die  seltnere 


§  69.     BB.  2.    Ableitungssuff,  des  Hauptw.  v.  and.  Hauptw.  259 

Endung  il,   lat.  ile;    vgl.  lat.  canalis  (canna),    aninial   (d.  i.  auimale  v.  anima) 
und  bovile,  cubile,  foenile,  ovile. 

al,  el.  Sachnamen:  canal  und  chenal  auch  cheneau  (canalis),  capital 
(capitalis),  hopital  und  hotel  (hospitalis),  local  (localis),  —  fanal  {ipavös),  ma- 
drigal  (mandra),  Journal  (diuruum),  mistrai,  maestral  Nordwestwiud  (v.  magister), 
nasal  (nasus)  Nasendecke  am  Visir,  signal  (signum)  —  noel  (natalis);  auch  die 
von  Zahladjektiven  stammenden  duel  (dualis),  pluriel  (pluralis)  gehören  hier- 
her. —  Substautivirte  Feminina  kommen  ebenfalls  bisweilen  vor,  wie  capitale 
Hauptstadt,  pastorale  Hirtendichtung  u.  dgl. 

Personennamen:  cardinal  (cardinalis,  cardo)  —  caporal  (v.  it.  capo), 
menestrel  (mlat.  ministerialis)  Minstrel. 

iL  Sach Substantive:  fenil  (foenile)  —  chenil  (canis)  Hundestall,  fusil 
(focus).  Das  Suffix  fällt  mit  Uis  zusammen:  vgl.  fossil.  Gehört  hierher  coutil 
Zwillich,  fraisil  Steinkohlenasche?  Eine  Form  auf  ile  m.  bietet  campanile  (it. 
campamle)  Gloekenthurm. 

9.  Die  Suffixe  at  und  e  m.,  lat.  ätus  nach  der  vierten  Deklination,  werden  ver- 
schieden angewendet.  Sie  sind  in  dem  latinisirenden  at  aufgenommen  und 
ihm  nachgebildet,  sowie  in  das  volksthümlicbe  e  verwandelt.  Bisweilen  be- 
stehen beide  Formen  in  verschiedener  Bedeutung  neben  einander;  at  wird 
meisteutheils  auf  Aemter  und  Standesnamen  angewendet:  celibat,  con- 
sulat,  patriciat  —  apostolat,  archiepiscopat,  archidiaconat,  cardinalat,  diaconat  — 
electorat,  gardiennat,  vicariat,  generalat,  —  e  bezeichnet  mehr  Gebiete,  welche 
einem  Würdenträger  unterthan  sind:  archipretre  (Sprengel),  archidiacone, 
comte,  duche,  eveche,  Dauphine.  Bisweilen  fällt  diese  Unterscheidung  fort: 
landgraviat,  marquisat,  daher  comtat  Venaissin;  so  auch  Palatinat,  die  Pfalz. 
Kollektiv  werden  beide  zuweilen  gefasst:  senat  und  clerge  (clericatus).  In 
senechaussee  (mlat.  senescalatus  und  senescalcia,  -altia)  ist  die  Endung  in  die 
Femininform  ata  übergegangen,  afr.  auch  senechaucie. 

üeberhaupt  ist  die  Sprache  hier  für  entsprechende  Begriffe  in  andere 
Formen  übergegangen,  wie  in  as,  ätis,  z.  B.  primaute,  principaute  (vgl.  prin- 
cipat),  papaute  u.  a. 

10.  Von  Substantiven  werden  andere  auch  durch  die  Endung  ee,  bisweilen  ade  f. 
(sp.  pg.  it.  ada)^  lat.  äta,  abgeleitet;  sie  sind  von  den  oben  erwähnten  Par- 
ticipalien  unterschieden.  Der  Grundbegriff  dieses  Suffixes  ist  der  des  passivi- 
schen Particip,  also: 

a)  das  von  dem  durch  das  Grundwort  bezeichneten  Gegenstande  Bewirkte: 
araignee  gl.  das  Gespinnst,  Spinnennetz  (auch  die  Spinne  selbst);  cochonnee 
(was  eine  San  wirft)  Wurf  Ferkel;  hommee  die  Tagesarbeit  eines  Mannes; 
denree  (denarius)  was  für  einen  Denar  gekauft  wird,  Esswaare;  ähnlich  ist 
ceillade  gl.  Aeugelei,  verstohlener  Blick;  gambade  (jambe)  Luftsprung;  auch 
carbonnade  Rostbraten. 

b)  damit  stösst  der  Begriff'  des  von  dem  Gegenstande,  der  im  Grundworte  aus- 
gedrückt ist,  Befassten  zusammen:  assiettec  (was  ein  Teller  fasst)  Teller- 
voll; batelee  Schiffsladung;  becquee  Schnal)elvoli;  bouchee  Mundvoll;  brassee 
Armvoll;  charretee  Karrenvoll;  cuilleree  Löffelvoli;  cuvee  Kufevoll;  ecuellee 
Napfvoll;  gorgee  Schluck;  hottee  Buttevoll;  maisonnee  ganzes  Haus,  Familie; 
paneree  Korbvoll;  pellee,  pelleree  Schaufelvoll;  platee  Schüssel  voll;  poignee 
Faustvoll;  potee  Topfvoll;  tassee  Tassevoll  etc. 

17* 


260  Zweit.  Tbl.    Formenlehre.    Zweit.  Abschii.     Die  Wortbildung. 

c)  nahe  verwandt  ist  damit  die  Bedeutung  von  Hauptwörtern,  deren  Grundwort 
einen  bestimmten  Zeitraum  ausdrückt;  sie  bezeichnen  den  Zeitraum 
nach  seiner  ganzen  Ausdehnung,  bisweilen  mit  Rücksicht  auf  eine 
ganz  spezifische  Erfüllung:  annee,  matinee,  journee  (darum  auch  Tagewerk, 
Tagemarsch  u.  dgl.),  soiree  (darum  auch  Abendgesellschaft). 

d)  ferner  bezeichnet  das  Suffix  das  aus  Gegenständen,  welche  das  Grundwort 
ausdrückt,  Zusammengesetzte,  Gemachte:  balustrade  (balustre)  Ge- 
länder; barricade  (barrique)  Vevrammelung  aus  Fässern;  colonnade  Säulen- 
reihe; palissade  (paus)  Pfahlwerk,  auch  Pfahl;  cotonnade  (coton)  Zeuge  aus 
Baumwolle;  so  namentlich  Speisen:  aillade  (ail)  Knoblauchbrühe;  limonade 
(limon)  Limonade;  persillade  Petersilienragout.  —  Ambreade  ist  dagegen, 
dem  Particip  ambre  analog,  Ambraähnliches,  nachgemachter  Ambra. 

e)  auch  der  Kollektivsinn,  sowie  frequentative  und  augmentative 
Bedeutung  ist  diesem  Suffix  nicht  fremd:  nuee  Gewölk,  brouee  Staubregen, 
risee  Gelächter,  rosee  (ros)  Thau  u.  a.;  auch  in  aiguillade  Ochsenstachel  ist 
Verstärkung  anzutreflen.  In  bourgade  (petit  bourg)  wirkt  dagegen  ade  ver- 
kleinernd, nach  Analogie  anderer  Augmentativformen. 

1)  die  Bedeutung  der  Passivität  erhält  das  Grundwort   selten,   wie   in  collee 

Hieb  in  den  Nacken;  —  afr.  jouee  Backenstreich, 
g)  Aus  Verben  entstehen  bisweilen  Substantive  auf   ade,    welche    die  Thätig- 
keit,  die  das  Grundwort  bezeichnet,  überhaupt  bedeuten:  ballottade  (ballotter) 
Ballotade,  Luftsprung  eines  zwischen  zwei  Pfeilern  angebundenen  Pferdes  in 
der  Reitschule;  cavalcade  (chevaucher,  caballicare)  Spazierritt;  bonnetade  (bon- 
neter,   bonnet)  Reverenz;  souffletade  (souffleter,   soufflet)  Maulschelliren  u.  a. 
11.    Während  die  Endung  ie,    lat.  fa  f.  mit  vorgerücktem  Accente,    besonders  zur 
Bildung    abstrakter    Substantive   aus  Adjektiven  verwendet   wird    (s.  unten), 
so  ist  das  erweiterte  Ableitungssuffix  erie  (gl.  aria),  obwohl  es  auf  unmittelbare 
Anlehnung  von  ie  an  den  Infinitiv  er,  wie  an  Substantive  auf  er  deutet,  gleich- 
wohl   auch   als  selbständiges  Suffix  besonders  zur  Bildung  von  Hauptwörtern 
aus  Hauptwörtern  benutzt. 

a)  Es  dient  zuweilen  zur  Bildung  abstrakter  Begriffe  der  Thätigkeit  oder 
Eigenschaft  des  Gegenstandes,  den  das  Grundwort  bezeichnet,  bisweilen 
im  tadelnden  Sinne:  chevalerie  (cheval-ier),  bigoterie  (bigot),  diablerie  (diable), 
poltronnerie  (poltron),  philosopherie  (philosophe,  philosopher)  st.  philoso- 
phisme.  Sie  stammen  freilich  häufig  von  Verben  auf  er ;  badinerie,  brouillerie, 
causerie,  clabauderie,  criaillerie,  plaisanterie,  tricherie. 

b)  darum  auch  zur  Bildung  von  Substantiven,  welche  eine  Kunst,  ein  Ge- 
werbe oder  Amt  bezeichnen:  oiselerie  Vogelfang,  Vogelhandel;  penitencerie 
Busspriesteramt. 

c)  diese  Begriffe  fallen  dann  oft  mit  dem  des  Ortes  zusammen,  in  welchem 
das  Gewerbe  betrieben  wird:  boulangerie  Bäckerei  als  Gewerbe  und  Ort; 
lingerie  Leinwandhandel  und  Verkaufsort;  fruiterie  Obsthandel  und  Obst- 
keller. Daher  wird  dies  Suffix  überhaupt  von  dem  Orte  gebraucht,  in 
welchem  sich  das  Primitiv  befindet:  bouverie  (Ochsenstall),  canarderie  (Enten- 
haus), faisanderie  Fasanerie,  ladrerie  Hospital,  auch  Aussatz  (nachgebildet  in 
maladrerie),  juiverie  Judenviertel,  hotellerie  (miat.  hospitalaria),  laiterie 
Milchkammer,  huilerie  Oelmühle,  Oelkammer,  selbst  huisserie  (huis)  Thür- 
einfassung. 

d)  Das  Produkt  der  Gewerbthätigkeit  wird  ebenfalls  dem  Gewerbe  gleich  be- 
nannt und  ist  als  Kollektiv  zu  betrachten:    argenterie  Silberzeug,  bijouterie 


§  70.     Wörter  mit  Diminiitiv-  und  Augmentativenduugen.  261 

Juwelenbandel  und  Juwelenarbeit,  ma<^onnerie  Maurerei  und  Mauerwerii,  soierie 
Seidenmanufaktur  und  Seidenwaare,  verrerie  Glashütte  und  Glaswaare. 
12.  Die  Endung  isme  m.,  lat.  ismus,  gr.  la^of,  auch  zuweilen  von  Adjektiven  ab- 
geleitet, deutet  namentlich  die  Anhäuglichkeit  an  Grundsätze  und 
Lehren  oder  auch  eine  Gesammtheit  von  Grundsätzen  und  Lehren 
selbst  an:  Aristotelisme,  Platonisme,  atomisme,  cagotisme,  civisme,  deisme, 
christiauisme,  judaisme,  anglicisme,  mahometisme,  patriotisme,  im  tadelnden 
Sinne:  papisme,  philosophisme  —  communisme,  idealisme,  socialisme  etc.,  vom 
persönlichen  Fürworte  abgeleitet  ist:  egoisme  auch  egotisme.  Lediglich  die 
Eigenschaft  oder  den  Zustand  drückt  isme  z.  B.  in  mutisme  (Stummheit)  aus. 
Dies  Suffix  fällt  mit  dem  zum  Theil  stammhaften,  aus  dem  griechischen  tafta 
entstandenen  isme  zusammen:  prisme,  schisme;  zum  Theil  stammhaft  ist  auch 
das  verwandte  asme  (iasme)  aus  gr.  lat.  asmus,  asma  in  Wörtern  wie  sarcasme, 
euthousiasme,  miasme. 

70.  Die  Wörter  mit  Diminutiv-  und  Augmentativendungen  bilden 
hier  eine  zahlreiche  Klasse.  Sie  haben  die  Eigenthümlichkeit,  ihrer  ursprünglichen 
oder  gewöhnlichen  Bedeutung  oft  untreu  zu  werden.  Vorzugsweise  verlieren  die 
Suffixe  dieser  Art  ihre  Bedeutung,  wenn  ihr  Stammwort  der  Sprache  vollkommen 
verloren  gegangen  ist,  vgl.  soleil  (sol),  genou  (eigentl.  genouil,  genu),  chäteau 
(castrum,  so  schon  castellum  im  Lateinischen),  cerveau,  cervelle  (cerebrum)  u.  a. 
Andrerseits  dienen  sie  der  Sprache  zu  verschiedenen,  zum  Theil  entgegengesetzten 
Zwecken.  Was  die  Diminutivendungen  betrifft,  so  können  sie  natürlich  neben  dem 
Begriße  des  Kleinen  auch  den  des  Kleinlichen,  unbedeutenden  und  Verächtlichen 
annehmen,  wie  sie  zugleich  als  Schmeichelnamen  verwendet  werdeu.  Die  Augmen- 
tativsuffixe  aber  können  den  Begriff  der  Vergrösserung  leicht  mit  dem  der  ünförm- 
licbkeit,  Verzerrung  und  Entartung  vertauschen  und  damit  ebenso  die  Vorstellung 
des  Verächtlichen  erwecken.  Endlich  kann  die  Ironie  das  Kleine  zum  Grossen 
machen  und  die  Sprache  dergleichen  zufällige  Bildungen  fixireu;  man  vgl.  tonneau 
(tonne)  Tonne,  Schiffslast  von  2000  Pfund,  boulet  Kanonenkugel,  ballot  ein  grosser 
Ballen  u.  a.  Auch  lehnen  sich  mehrere  dieser  Endungen  bisweilen  au  einander, 
ohne  in  dieser  Häufung  stets  eine  besondere  Wirkung  zu  äussern,  welche  ihrem 
Charakter  gemäss  wäre,  wenngleich  sie  zuweilen  zu  Schattirungen  des  Begriffes 
benutzt  werden;  vgl.  plum-eau,  plum-ass-eau;  cors-et  Schnürleibchen,-  cors-el-et 
leichter  Kürass;  diabl-ot-in  kleiner  Teufel;  arch-et  Violinbogen,  arch-el-et  Dreh- 
bogen; agn-eau,  agn-el-et;  Perr-in  (petit  Pierre),  Perr-in-et;  Mari-on-ette ;  roi-t-el-et 
Zaunkönig.  Solche  Verdoppelungen  kannte  auch  das  Lateinische:  cista,  cistella, 
cistellula  etc.  Hinsichtlich  des  Geschlechts  bleiben  zwar  manche  dieser  Formen  dem 
ihres  Grundwortes  getreu,  doch  nicht  ohne  zahlreiche  Ausnahmen;  vgl.  cigogne  f., 
cigogneau  m.;  chevre  f.,  chevreau  m.;  plume  f.,  plunieau  m.;  arche  f.,  archet  m.; 
poule  f.,  poulet  m. ;  cruche  f.,  cruchon  m.;  mail  m.,  mailloche  f.;  papier  m.,  pa- 
perasse  f.   u.  v.  a. 

1.  Zunächst  ist  hier  die  Endung  ule  m.  und  f.,  lat.  ülus,  um  und  ula  zu  bemerken. 
Sie  ist  im  Wesentlichen  in  lateinischen  Diminutiven,  in  denen  die  Endung  ihrem 
Begriile  nach  fühlbar  bleibt,  mit  gelehrter  Vorrückung  des  Accentes  erhalten 
und  zum  Theil  nachgebildet;  Maskulina:  capitule  (capitulum),  conciliabule 
(conciliabulum),  globule  (globulus),  module  (modulus);  Feminina:  canule  (can- 
nula),  capsule  (capsula),  cellule  (cellula),  fecule  (faecula),  formule  (formula), 
glandule,  lunule,  pilule,  plantule,  plumule,  virgule  u.  a.  Pendule  m.  und  f. 
entspricht  dem  lat.  pendiilum,  pendula.     Wörter,  in  denen  der  Diminutivbegriff 


262  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Zweit.  Abscbn.     Die  Wortbildung. 

erloschen  ist,  tilgen  unter  Festhalten  der  ursprünglichen  Betonung  in  Tolks- 
tbümlicher  Weise  u,  wenn  ihm  ein  Konsonant  vorangeht:  peuple  (populus), 
sangle  (cingulum)  —  table  (tabula),  tuile  (tegnla),  seille  (situla).  Wörter  auf 
ole  wie  girandole,  gondole  sind  aus  dem  Italienischen  übertragen. 
2.  Das  Suffix  cule  m.  und  f.,  lat.  culus,  um  und  cula,  hat  sich  nach  Konsonanten 
und  nach  dem  Vokale  i,  selten  e  (lat.  i,  e),  in  lateinischen  Wörtern  in  seiner 
ursprünglichen  Form,  vorzugsweise  bei  ächter  Diminutivbedentung,  erhalten; 
masc:  animalcule,  corpuscule  (corpusculum),  opercule  (operculum),  opuscule 
(opusculum),  fascicule  (fasciculus) ,  follicule  (folliculusj,  indicule  (indiculus), 
monticule,  pedicule  (pediculus),  reticule  (reticulum,  us);  fem.:  auricule  (auri- 
cula),  canicule  (canicula),  caroucule  (caruncula),  clavicule  (clavicula),  portioncule 
(v.  portio),  cuticule  (cuticula),  lenticule  (lenticula),  particiile  (particula),  pellicule 
(pellicula),  radicule  (radicula),  silicule  (silicula)  u.  a.;  molecule  (v.  moles),  nube- 
cule  (nubecula).  —  Hinsichtlich  des  Geschlechtes  ist  utricule  f.  (utriculus  m.) 
abgewichen. 

Manche  der  acht  lateinischen  Formen,  in  denen  die  Diminutivbedeutung  zu- 
rücktritt, namentlich  die  auf  aculus,  um,  sowie  diejenigen,  in  denen  der  Endung 
ein  n  oder  r  vorangeht,  haben  mit  Erhaltung  des  Tones  das  u  ausgeworfen  und 
statt  cule  die  Silbe  de  angenommen:  tabernacle  (tabernaculum),  miracle,  ob- 
stacle,  spectacle,  article  (articulus),  oncle  (avunculus),  carboncle  (carbunculus), 
furoncle  (furunculus),  cercle  (circulus),  couvercle  (vgl.  operculum).  Vgl.  das 
lat.  vinclum  st,  vincuium  u.  dgl.  Abgewichen  ist  im  Gescblechte  escarboucle  f. 
(carbunculus  m.). 

Dies  Suffix,  welches  im  Lateinischen  zuweilen  an  Verbalstämme  trat  und 
auch  dort  nicht  ohne  Ausnahme  diminutiv  wirkte,  hat  mit  den  vorautretenden 
Vokalen  a,  e,  i,  u  die  französischen  Suffixe  ail,  eil,  il,  ouil  (ou)  m.,  aille,  eilte, 
nie,  ouille  f.  hervorgebracht,  welche  zum  Theil  die  diminutive  Bedeutung  in  den 
Hintergrund  treten  lassen  und  auch  verbal  sind,  namentlich  die  auf  ail,  aille. 

a)  ail  m.,  aille  f.  (aculus,  um  —  acula):  gouvernail  (gubernaculum)  —  epou- 
vautail,  eventaii,  fermail,  soupiraii,  travail  —  graille  (gracula  st.  graculus), 
sonnaille. 

b)  eil,  il  m.,  eille,  ille  f.  (eculus,  um,  iculus,  um  und  ecula,  icula,  meist  auf 
«c  ..  zurückzuführen):  orteil  (articulus  afr.  arteil),  soleil  (gl.  soliculus),  som- 
meil  (gl.  somniculus),  peril  (periculum)  —  abeille  (apicula),  oreille  (auricula), 
bouteille  (mlat.  buticula),  corbeille  (corbicula),  Corneille  (v.  cornix)  —  cheville 
(clavicula),  coutille  (v.  culter  vgl.  cultellus)  eine  Art  Degen,  croustille  (v. 
crusta),  flottille  (v.  flotte),  lentille  (lenticula),  mantille  (v.  mante)  —  goupille 
(vulpecula,  schwerlich  cuspicula)  Stift,  Pflock.  —  Die  Form  ouaille  (ovicula, 
ovecula)  tritt  in  die  erste  Form  über, 

c)  ouil  (ou)  m.,  ouille  f.  (uculus,  um  und  ucula,  auch  statt  ic  .  ,  auftretend): 
fenouil  (foenuculum  st.  foeniculum).  Die  Formen  verrou  (veruculum)  afr. 
verroll,  genou  (geuuculum  st.  geniculum)  afr.  genoil,  haben  im  Neufranzösi- 
schen il  abgeworfen;  —  grenouille  (gl.  ranucula). 

Mit  diesen  Formen  fallen  die  aus  lat.  alia,  ilia  (bilia)  entwickelten  Sub- 
stantivsuffixe aille,  eille,  ille  lautlich  zusammen,  sie  sind  daher  nicht  überall  von 
jenen  zu  sondern;  auch  begrifflich  stehen  sie  ihnen  nicht  fern,  da  ihnen  meist 
die  kollektive  Bedeutung  mit  verächtlicher  Herabsetzung,  wie  im  Lateinischen 
plebecula,  zukommt.  Sie  sind  auch  aus  Adjektiven  und  Verben  hergeleitet; 
manche  der  hierher  gezogenen  weisen  entschieden  nicht  auf  culus:  Canaille 
(cauis)  Lumpengesindel,  racaille  (engl,  rack)  dass,,  gar(,-aille  (gars,  garce)  Kinder- 


§  70.     Wörter  mit  Diminutiv-  und  Augmentativendungen,  263 

volk,  schlechtes  Weibsvolk,  moutonnaille  (mouton)  dummes,  gntmüthiges  Volk, 
moinaille  (moine),  gueusaille  (jrueux),  truandaille,  valetaille  —  rimaille  (rime) 
Reimerei,  vetille  (vitilia)  —  poissonBaille  (poisson)  allerlei  kleine  Fische,  Fisch- 
brut; tripaille  (tripe)  Kaidaunen;  limaille  (limer)  Feilspäne,  mitraille  Eisen- 
stückcheu;  \olaille  (volatilia)  Geflügel;  ormille  (orme)  Pflanzung  kleiner  Ulmen. 
Der  Kollektivbegriff  tritt  in  anderen  kaum  hervor:  muraille  (muralia)  Mauer; 
sie  erscheinen  selbst  als  Abstrakta:  bataille  (batualia),  crevaille  Fresserei,  mer- 
veille  (mirabilia),  semaille  Saatzeit,   Saat. 

Auch  männliche  Formen  auf  ail  kommen  vor,  welche  auf  die  Endung  alis,  e 
führen,  obgleich  sie  auch  aus  acutus,  um  entwickelt  sein  konnten.  Ihre  jotirte 
Form  deutet  darauf,  dass  sie  mit  der  auf  alia  gegründeten  Femininform  gleichen 
Ursprung  haben;  sie  sind  zum  Theil  kollektiv  und  augmentativ.  poitrail  (pecto- 
ralia),  betail  (bestialia),  portail  (portalia),  vitrail  (gl.  vitralia  vgl.  vitraria). 
Die  Suffixe  eau  m.,  eile  f.,  lat.  ellus,  illus,  um  und  ella,  illa,  werden  häufig  auch 
da,  wo  das  Lateinische  itlus  bot,  angewendet  und  geben  zahlreiche  Neubildungen. 
Sie  wirken  häufig  verkleinernd  und  werden  naraentlich  oft  von  jungen 
Menschen,  von  Thieren  und  Gewächsen  gebraucht:  banneau  (petite  banne), 
bigorneau  kleiner  Aniboss,  loqueteau  kleine  Klinke,  preau  kleine  Wiese,  friponneau 
kleiner  Schelm,  larronneau  kleiner  Dieb,  pastoureau  junger  Hirt,  agneau  (agnel- 
lus),  baleineau  junger  Wallfisch,  chevreau,  cigogueau,  dindonneau,  faisandeau, 
outardeau,  paonneau,  pigeonneau,  saumouneau,  cheneau  junge  Eiche,  ormeau  etc., 
ruelle  Gässchen,  prunelle  Schlehe  (dagegen  pruneau  getrocknete  Pflaume), 
pastourelle  junge  Hirtin. 

Oefter  ist  hier  ein  anderes  Verkleinerungssuffix  vorangestellt,  wie  et:  louve- 
teau  junger  Wolf,  levreteau  Nesthase,  cailleteau  junge  Wachtel,  cheneteau  junge 
Eiche;  on:    bergeronnette. 

Das  der  Diminutivendung  vorangehende  er  kommt  nicht  bloss  in  Wörtern 
vor,  die  man  von  einem  Zeitworte  ableiten  kann:  bandereau,  tombereau,  sau- 
terelle,  sondern  auch  in  anderen:  lapereau  (jeune  lapin),  mätereau  und  mäterel 
(petit  mät),  poetereau  (mauvais  poete).  In  tourtereau  liegt  die  Form  tourtre 
(it.  tortora)  zum  Grunde.     S.  unten  5.  6.  7. 

Der  Begriff  der  Herabsetzung  liegt  bisweilen  in  diesen  Formen:  poetereau, 
haridelle  (engl,  harridan).  Indessen  wird  vielfach  die  Verkleinerung  nicht  mehr 
fühlbar,  sowohl  bei  leblosen  als  bei  lebendigen  Wesen:  anoeau,  bandeau,  barreau, 
chäteau,  drapeau,  fabliau,  troupeau,  ecriteau  (Aufschrift),  fourneau  (grand,  petit 
fourneau),  fourreau,  marteau  (martulus,  marculus),  museau,  poteau,  tuyau;  in 
den  Ortsnamen  Palaiseau  (palatium),  Fromenteau  (frumentum)  und  den  Personen- 
namen Bourreau,  Corbineau,  Bertheau,  Augereau  etc.,  in  cerveau  und  cervelle, 
ecueile  (scutella),  hirondelle  u.  dgl.  Bisweilen  scheint  das  Suffix  geradezu  zu 
verstärken:  taureau,  tonneau.  —  Der  Frauenname  Isabeau  hat  die  männliche 
Form  angenommen.     Vgl.  6.     b)  c). 

Die  Suffixe  ceau,  seau,  sseau  m.,  celle,  seile,  sselle  f.  entsprechen  den  lat.  c-ellus, 
vm,  c-illus,  um  und  c-ella,  c-illa,  vgl.  monticellus,  penicillus,  um.  Sie  stehen 
ganz  den  eben  genannten  gleich  und  sind  im  Lateinischen  selten,  im  Neu- 
französischen nicht  mehr  so  häufig  als  im  Altfianzösischen:  faisceau  (st.  fasci- 
culus),  monceau  (monticellus),  pinceau,  jouvenceau,  jouvencelle,  damoiseau, 
damoisel,  damoiselle,  demoiselle  (dominicellus,  a),  oiseau  (aucella) ,  vaisseau 
(vascellum),  vaisselle. 

In  violoncelle  (it.  Violoncello)  finden  wir  die  grössere  Kniegeige  dem  violou 
(Violine)  gegenübergestellt. 


264  Zweit.  Tbl.    Formenlehre.    Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung. 

5.  In  den  Formen  ol  (auch  ole),  eul,  euü  m.  und  ole  (auch  olle),  eole,  wie,  eule  f.  siad  die 
lat.  e-6lus,  um,  i-6lus,  um  und  e-ö/a,  i-ola  wiedergegeben;  die  dem  Lateinischen 
näher  stehenden  Formen  enthalten  den  Diminutivbegriff  entschiedener  als  die 
anderen,  welche  kaum  mehr  daran  erinnern:  rossignol  (lusciniolus),  alveole  m. 
(alveolus  m.)  Bieneuzelle,  a'ieul  (gl.  avolus,  aviolus),  filleul  (filiolus),  glaieul 
(gladiolus),  linceul  (linteolum),  chevreuil  (capreolus),  ecureuil  (gl.  sciuriolus)  — 
antenolle  f.  (petite  antenne),  aureole  (aureola),  bestiole  (bestiola),  gloriole  (glo- 
riola),  aieule,  filleule.  Auch  hier  finden  wir  das  Suffix  er  eingeschoben,  s.  oben  3.: 
banderole  (petite  banniere),  casserole  (v.  ahd.  kezi  nord.  kati,  wovon  das  ahd. 
kezil),  feverole  kleine  Bohne,  moucherolle  Fliegenschnäpper,  muserolle  Nasen- 
riemen. 

6.  Die  acht  romanischen  Suffixe  at,  et,  ot  m.,  ate,  ette,  otte  f.  sind  weit  verbreitet 
und  wurzeln  tief  im  Volke,  wie  besonders  die  Formen  von  Eigennamen  lehren; 
sie  sind  ursprünglich  diminutiv,  obgleich  im  Einzelnen  diese  Bedeutung  ab- 
gestorben ist.  Grimm,  Gr.  III.  703  vergleicht  das  ahd.  z  in  Eigennamen  wie 
Winizo.  Keltische  Verkleinerungsformen  auf  that,  nat,  net,  nit,  die  letzteren 
drei  auf  Feminina  beschränkt,  dürften  hier  ebenfalls  zu  vergleichen  sein.  Pott 
sieht  darin  das  germanische  aht,  eht,  iht,  oht.  Die  Form  at  ist  übrigens  die 
seltnere,  ihr  Femininum  ate  noch  seltener;  auch  fällt  sie  mit  anderen  lautlich 
zusammen  (wie  atus). 

a)  at  ist  diminutiv  kaum  mehr  anzutreffen  wie  in  afr.  aiglat  (aigle),  louvat 
(loup)  etc.;  ohne  Verkleinerung  in  goujat  Trossbube,  Flegel,  verrat  (verres)  Eber. 

b)  et  m.,  ette  f.  ist  dagegen  häufig  diminutiv:  barillet  (baril)  Fässcheu,  bassinet 
(bassin)  Zündpfanne,  cochet  (coq)  Hähnchen,  jardinet  (jardin),  livret  (livre), 
poulet  (poule),  rouet  (roue),  Sachet  (sac)  —  allumette  (vgl.  alume)  Schwefel- 
hölzchen, ceinturette  (ceinture),  chaussette  (chausse),  Chemisette  (chemise), 
chausonnette  (chauson),  fillette  (fille),  historiette  (histoire),  languette  (langue), 
logette  (löge),  maisonnette  (maison),  manchette  (manche),  navette  (nef)  "Weber- 
schiffchen, villette  Städtchen  etc. 

Sehr  gewöhnlich  ist  bei  diesen  Diminutiven  die  Anknüpfung  an  ein  ander- 
weites ursprünglich  diminutives,  erloschenes  oder  fühlbares  Suffix;  so  an  el 
(eau):  archelet,  agnelet,  annelet,  chätelet,  corselet,  osselet,  sachelet  (neben 
Sachet  v.  sac),  femmelette,  tartelette  etc.;  desgleichen  an  er:  dameret  (herab- 
setzend) Juugfernknecht,  vgl.  doucereux,  gorgerette  (gorge);  an  in:  Perrinet. 
S.  oben  3. 

Dies  Suffix  findet  man  häufig  in  Eigennamen,  ursprünglich  Schmeichel- 
namen, wie  Georget,  und  daher  in  vielen  Geschlechtsnamen:  Michelet, 
Jacquet,  Rousset,  Blanchet,  Condorcet  etc.,  Antoinette,  Annette,  Georgelte, 
Juliette,  Louisette  etc.     Babet  (neben  Babette)  ist  Frauenname. 

Oft  ist  die  diminutive  Bedeutung  ganz  geschwunden,  wie  in  banquet 
Gastmahl,  bouquet  Strauss,  bracelet  Armband,  couplet  Strophe,  couperet 
Hackmesser,  feuillet  Blatt,  loquet  Klinke,  navet  Steckrübe,  valet  Diener, 
cliquette  Klapper,  lavette  Waschlappen,  lorgnette  Augenglas,  lunette  Fern- 
glas. Zuweilen  werden  die  männlichen  und  weiblichen  Thiere  mit  diesem 
Suffixe,  auch  mit  eingeschobenem  er,  bezeichnet:  laueret  (lanier),  levrette 
(levrier);  chardonneret  Stieglitz  ist  epicoenum,  ebenso  das  Feminin  fau- 
vette  u.  a. 

In  beulet  Kanonenkugel  scheint  das  Suffix  augmentativ  zu  wirken.  Mit 
anisette,  fenouillette  wie  mit  citronnelle  werden  geistige  Getränke  nach  einem 
Bestandtheile  bezeichnet. 


§  70.    Wörter  mit  Diminutiv-  und  Augmentativendungen.  265 

c)  ot  m.,  ottei.  ist  ein  ebenfalls  nicht  seltenes  Suffix;  seine  Diminutivbedeutung 
kommt  seltener  zum  Vorschein:  ilot  (ile)  luselchen,  hachot  kleines  Beil,  ber- 
gerot junger  Schäfer,  fievrote  (fam.)  kleines  Fieber;  so  auch  in  Adjektiven 
wie  bellet,  bellotte  (v.  Kindern),  pälot,  pälotte  (un  peu  pale)  u.  dgl.  m.  Sein 
Gebrauch  bei  Schmeichelnamen  ist  in  zahlreichen  Eigennamen  und  Geschlechts- 
namen anzutreffen:  Charlot,  Henriot,  Jacquot,  Denisot,  Paulot,  Pierrot, 
Philippot,  Charlotte  etc.,  Estiennot,  Jacquemot,  Girardot,  Renaudot  etc.  Als 
Erauenname  kommt  Margot  in  männlicher  Form  vor. 

Auch  hier  finden  sich  andere  Dimiuutivsuffixe  vor  ol,  otte,  wie  el:  masse- 
lotte  Giesszapfen;  er:   hacherot  (=  hachot). 

Häufig  ist  die  Diminutivendung  unwirksam:  billot,  briilot,  cachot,  cuissot, 
javelot,  ballotte,  calotte,  culotte,  chenevotte  (cannabis)  Hanfstengel  u.  v.  a. 
In  einigen  wirkt  es  entschieden  augmentativ,  wie  ballot  (grosser  Ballen),  ge- 
linotte  (gemästetes  Huhn)  u.  dgl. 

Auch  das  Suffix  on  (ion)  m.,  lat.  o  (lo),  önis,  welches  bisweilen  selbst  weiblich 
gebraucht  wird,  jedoch  auch  eine  weibliche  Endung  onne  (gl.  ona)  neben  sich 
hat,  wird  häufig  in  diminutivem  und  augmentativem  Sinne  verwendet,  obgleich 
sein  Gebrauch  nicht  darauf  beschränkt  ist. 

a)  Die  Grundbedeutung  dieses  Suffixes  ist  die  Bezeichnung  einer  Person, 
welcher  das  anhaftet,  oder  welche  mit  dem  beschäftigt  ist,  was  das 
Grundwort  aussagt;  es  tritt  auch  zu  adjektivischen  und  verbalen  Stämmen. 
Vgl.  lat.  caupo,  fullo,  latro,  praedo,  optio,  histrio,  restio,  centurio.  Daher 
im  Französischen  die  Bezeichnungen  von  Menschen  nach  ihrer  Beschäftigung 
oder  ihrem  Treiben,  wie  ferron  Eisenhändler,  foulon  Walker,  larron  Dieb, 
pieton  Fussgänger,  espion  Spion,  poltron  Memme  (ahd.  polstar),  aoüteron 
Schnitter,  biicheron  Holzhauer,  forgerou  Schmied,  vigneron  Winzer;  — 
histrion,  tabelliou,  decurion,  centurion,  Champion  (mlat.  campio  Kämpe),  meist 
nur  nach  lateinischem  Vorgänge.  —  Fem.  pietonne,  poltronne,  championne. 
Analog  gebildet  sind  Völkernamen  wie  Breton,  Bourguignon;  s.  unten. 
Die  Uebertragung  dieser  Endung  auf  Thiere  theils  männlichen  Ge- 
schlechts, theils  epicoena,  liegt  hier  nicht  fern;  im  Lateinischen  wird  sie 
gleichfalls  durch  o,  io  bewerkstelligt:  leo,  capo,  falco,  struthio,  scorpio,  pa- 
pilio,  vespertilio,  curculio.  Lion  Löwe,  etalon  Hengst,  mouton  Schöps, 
Hammel,  herisson  Igel,  pigeon  Taube,  chapon  Kapaun,  faucon  Falk,  paon 
Pfau,  gritfon  Greifgeier,  poisson  Fisch,  limaijon  Schnecke,  puceron  Blattlaus, 
hanueton  Maikäfer,  charan^on  Rüsselkäfer  —  scorpion  Skorpion,  papillon 
Schmetterling,  grillon  Grille,  Daumenschraube  (mlat.  grillio).  —  Fem.  bulfionne 
Büffelkuh,  lioune,  pigeonne  (als  Schmeichelwort),  paonne  Pfauhenne,  lima(;onno 
Büschelraupe. 

Von  leblosen  Gegenständen  aller  Art  wird  die  Endung  on  (ion)  an- 
gewendet, wie  auch  o  (io)  im  Lateinischen:  carbo,  mucro,  pulmo,  pugio, 
septentrio,  titio  etc.  Dies  geschieht  im  Französischen  häufig:  charl)on, 
poumon,  bäillon  Knebel,  bäton  Stock,  bouchou  Stöpsel,  canton  Bezirk,  cein- 
turou  Degengehänge,  crampon  Krampe,  jfestou  Blumengehänge,  galon  Tresse, 
giron  (ahd.  gero,  Akk.  gerun  mhd.  gere)  Schoss,  menton  Kinn,  jamhou 
Schinken;  von  Pflanzen:  buisson  Gebüsch,  cresson  Kresse,  sauvageon 
wilder  Baum  etc.  —  Die  Endung  ion  findet  sich  im  männlichen  Geschlechte, 
wie  das  lateinische  to  (teruio,  quaternio),  auch  au  Zahlsubstantiven :  milliou, 
billion,  trillion  etc. 


266  Zweit.  ThI.     Formenlehre.     Zweit.  Ähschn.     Die  Worthilduncr. 

b)  Aus  der  Grundbedeutung  des  Behaftetseins  oder  Verkehres  mit  dem, 
was  das  Grundwort  aussagt,  bildet  sich  unter  Einwirkung  des  Grundwortes 
leicht  der  Begriff  des  Ungebührlichen,  Tadelnswerthen,  was  im 
Lateinischen  in  aleo,  bibo,  erro,  ganeo  der  Fall  ist,  und  es  entstehen  weiter 
Bildungen  wie  capito  Dickkopf,  naso  Grossnase  etc.,  womit  die  augmen- 
tative  Bedeutung  des  Suffixes  angebahnt  ist.  Dies  ist  auf  Personen 
angewendet:  biberon  Saufbruder,  glouton  (gluto)  Vielfrass,  grognon  Brumm- 
bär, grison  Graukopf,  -hart.  In  Beziehung  auf  Frauen  wird  diese  Endung 
selbst  weiblich  gebraucht:  salisson  f.  kleiner  Schmutzfink,  laideron  f.  (vgl. 
laidasse)  junges  hässliches  Frauenzimmer.  Femininform:  biberonne;  —  in- 
gleichea  auf  Sachen:  capiton  (grosse  fraise),  gla(;on  Eisscholle,  grelon 
grosse  Schlosse,  roson  (=  rosace,  grande  rose)  architektonische  Rose,  raquetou 
grosse  Rakete,  salon  grosser  Saal  etc. 

c)  Das  Suffix  wird  dann  auch  zum  Diminutivsuffix,  tritt  aber  gerne  an  ein 
anderes  Diminutivsuffix,  wie  ill,  el,  er,  et  etc.:    cler^on,  enfan^on. 

«.  ohne  eingeschobenes  Suffix:  Personen:  poupon,  pouponne  Pausbäckchen; 
Thiere,  junge  und  kleine:  aiglon,  änon,  chaton,  faon  Hirschkalb,  oison 
(oie),  ourson,  raton;  gueuon  fem.  ist  Aeffin;  Sachen:  carafon  (carafe), 
cruchon,  clayon  (petite  claie),  lanternon  kleine  Haube,  lardon  Speckschnitt- 
chen,  sablon  feiner  Sand.  Die  Endung  ion  hat  lampiou  Lämpchen. 
ß.  mit  eingeschobenem  Suffix:  Thiere:  bouviJlon,  carpillon,  oisillon,  tau- 
rillon,  brocheton,  lamprillon  (lamproie),  lanceron  (lance,  jeune  brochet), 
moucheron  (mouche),  caneton,  canechon  (jeune  cane);  Sachen:  banneton 
Teigkörbchen,  becquillon  (bec)  (Falken-)  Schnäbelchen,  mamelon  Wärz- 
chen, hacheron  kleines  Beil,  clocheton  (cloche)  Glöckchen,  feuilletou 
Blättchen.  Auch  das  diminutive  c  (wie  im  lateinischen  homuncio)  wird 
hier  angetroffen;  indessen  ist  davon  das  zum  Stamme  gehörige  c  zu 
unterscheiden,  wie  in  oben  angeführten  Beispielen:  hamec^on  Angelhaken.  — 
Oft  verlieren  alle  hier  eingeschobenen  Diminutivformen  ihre  Bedeutung, 
■wie  in  aileron  Flügelspitze,  Flanke;  tron^on  Stück;  andere  Beispiele  sind 
unter  den  oben  angegebenen. 

Sehr  oft  findet  man  diese  Endungen  in  Eigennamen  als  Schmeichel- 
namen auch  von  Frauenzimmern:  Julion,  Marion,  Louison,  Jeanneton, 
Margoton,  Nanon,  Ninon,  Nichon  (Anne),  und  daher  in  Familiennamen: 
Ancillon,  Gillon,  Mabiilon,  Massillon  etc. 
8.    Das  ursprüngliche  Adjektivsuffix  in  m.,    ine  f.,   lat.  Inus,   inum  und  Ina,  obwohl 
nie  augmeutativ,  durchläuft  etwa  dieselben  Stadien  wie  die  Endung  on. 
a)  Seine  Bedeutung,  dass  etwas  dem  Grundworte  angehört,  lässt  eine  weite  An- 
wendung  zu.     Personenbezeichnungen    entsprechen   lateinischen,    wie 
consübrinus,    peregrinus,    libertinus  u.  dgl.:    cousin,    pelerin,    beguin    (mlat. 
Beguinus),   capucin,   carabin    Karabiuier,    citadin    Städter,   devin    (divinus) 
Wahrsager,  echeviu  (scabinus^v.  alts.  skepeno  ahd.  scepheno,  scefino)  Schöffe, 
fantassin  (it.  fantaccino)  Fussgänger,  marin  Seemann,  galopin  Laufjunge;    so 
auch  Völkernamen:    Sabin,  Angevin  etc.,  s.  unten.    Als  beweglich  lassen  sie 
zum  Theil  Femininbildung  für  Frauen  zu:   cousine,  citadine,  beguine,    capu- 
cine.     Thiernamen    für    das    männliche  und  weibliche  Geschlecht  werden 
auch  durch  m,    ine  gegeben:    daupbin  (delphinus),    lapin   (lepus)  Kaninchen, 
mätin  (mlat.  mastinus)  Haushund,    roussin  Hengst,    poulin   (poulain)  Füllen. 
Fem.  fouine  Hausmarder,  zibeiine  Zobel,  lapine  weibliches  Kaninchen,  pouliue 
Stutenfüllen. 


§  70.     Wörter  mit  Diminutiv-  und  Augmentativendungen.  267 

Sachbenennungen  männlichen  Geschlechts  entsprechen  der  lateini- 
schen Endung  Inus  und  'mum:  sapin  (sapinus  f.),  bassin  (uilat.  bacinus), 
chemin  (mlat.  catuinus),  matiu  (niatutinuui):  moulin  (molinum),  butin  (md. 
büten,  biuteu),  boudin  Wurst,  gratin  Scharre,  grappin  Dreg,  salin  unreine  Pott- 
asche, tetin  Zitze. 

Weibliche  Substantive  dieser  Art,  konkrete  uud  abstrakte,  von  denen 
die  letzteren  jedoch  meist  verbal  sind,  entsprechen  lateinischen  Formen  wie 
farina,  coquina,  disciplina,  ruina:  farine,  cuisine,  discipline,  ruine,  courtine, 
resine,  latrines;  colline,  poitrine,  racine,  routine,  saisine  (saisir)  Besitz- 
ergreifung, gesine  (gesir)  Wochenbett.  ZeugstofFen  giebt  mau  diese  Endung 
z.  B.  in  camelotine,  cotonnine,  lustrine  u.  a.,  und  sie  wird  kollektiv  z.  B. 
in  vermine. 

b)  Als  Ausdruck  des  Tadeins  wer  th  en  ist  die  Endung  besonders  in  Personal- 
substantiven anzutreffen;  so  scheint  sie  schon  in  arleqnin  und  faquin  zu 
fassen  zu  sein;  andere  Beispiele  sind:  calotin  Pfaffenfieund,  dandin  Einfalts- 
pinsel, galantin  Süssling,  robin  Gerichtsrock,  verächtlicher  Mensch,  poupin 
Putznarr;  catin  f.  ist  eine  schlechte  Weibsperson.  Auch  von  Thieren  wird 
sie  so  gebraucht:    roncin  eine  Mähre. 

c)  Als  Verkleinerungsendung  und  in  Schmeichelworten  findet  man  sie 
von  Personen  und  Sachen,  auch  öfter  mit  vorangehenden  anderen  Diminu- 
tivenduugen,  wie  et,  ot,  el  etc.;  so  in  Eigennamen:  Colin  (Colas),  Jupin 
(Jupiter),  Perrin  (Pierre),  Robiu  (Robert),  Girardin  etc.;  diablotin  ein  kleiner 
Teufel,  culottin  ein  Kleiner,  der  zum  ersten  Male  Hosen  trägt;  —  caissetin 
Kästchen,  pulverin,  poulevrin  feines  Pulver,  manteline  Mäntelchen,  marteline 
Spitzhammer. 

Zuweilen  wird  das  Junge  von  Thieren  dadurch  bezeichnet:  buffletin 
Büffeljunges,  marcassin  Frischling.  In  poussin  (pullicenus)  fällt  die  Endung 
enus  mit  inus  zusammen. 

In    mannequin    (niederl.    mannekin)    Gliedermann,    Tischkorb    (manne), 
brodequin  Halbstiefel,    lambrequin    Helmdecke,    sind   deutsche  Wortausgänge 
enthalten. 
9.  Auch  die  auf  das  lateinische  accus,   iceus  (icius),    oceus,   seltener  uceus  gegrün- 
deten Formen,   jedoch,  mit  Ausnahme  von    as  (aceus),    nur  im   weiblichen  Ge- 
schlechte: asse,  ace,  ache  (acea),    iche,  isse  (icea,  icia),    oche  (ocea),   uche  (ucea), 
dienen  ebenfalls  als  diminutive  und  augmentative  Suffixe.     Sie  bezeichneten  im 
Lateinischen    vorzugsweise,    wie   der  Gegenstand  seinem  im  Grundworte  enthal- 
tenen Stoffe  nach  geartet  ist. 

a)  as  m.,  asse,  ace,  ache  f.  druckt  weniger  im  Maskulin  als  im  Feminin  Ab- 
artung  und  Vergröberung  oder  Vergrösserung  aus,  und  ist  daher  oft 
Ausdruck  der  Geringschätzung, 
masc. :  embarras  (barre)  Sperrung,  Verwirrung;  tracas  (trac)  Wirrwarr;  — 
coutelas  (gl.  cultellaceus)  breiter,  kurzer  Säbel, 
fem.  im  tadelnden  Sinne:  populace  Pöbel;  laidasse  hässliche  Weibsperson; 
bestiasse  dummes  Vieh  (ein  Mensch);  tetasses  (mamelles  ffasques  et  pen- 
dantes);  villace  grosse,  öde,  schlecht  gebaute  Stadt;  cognasse  wilde  Quitte; 
paperasse  Wisch;  grimace  Fratze, 

von    der   Grösse:     mordache    grosse    Zange;    becasse    (gl.    Langschual)el) 
Schnepfe;  rosace  grosse  architektonische  Kose;  milliasse  Unzahl, 
von  Kollektivbegriffen:  filasse  Flachs;  liasse  Paket;  paillasse  Strohmasse, 
Strohlager,  auch  Hanswurst. 


268  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

von  der  Aehnlichkeit:  colombasse  Wachholderdrossel. 
ohne  dergleichen  Beziehung:   ganiache  Beinstrumpf;   ganache  Ganasse  (des 
Pferdes);  cuirasse  Brustharnisch. 

b)  idie,  isse  f.  ist  in  der  ersten  Form  bisweilen  verkleinernd:  levriche  kleine 
Wiudhündin;  pouliche  Stutenfüllen;  caniche  gilt  als  doppelgeschlechtig  für 
Pudel  und  Pudelhündin.  Dagegen  ist  bouliche  ein  grosses  irdenes  Gefäss, 
bourriche  ein  langer  Korb  zu  Geflügel  etc.  Formen,  wie  coulisse  (couler), 
Schiebewand,  pelisse  (gl.  pellicea)  Pelz,  haben  solche  Beziehung  nicht. 

c)  oche  f.  ist  bisweilen  augmentativ:  mailloche  (gros  maillot);  caboche  Dickkopf, 
auch  Hufnagel;  in  besoche  Karst,  epinoche  Stachelbarsch,  filoche  Netz  aus 
Seide,  Zwirn  und  Bindfaden,  galoche  Ueberschuh,  pioche  Steinhaue,  ist  jene 
Bedeutung  nicht  fühlbar. 

d)  uche  f.  ist  diminutiv  in  guenuche  (petite  guenon);  in  peluche  (pellis)  Plüsch, 
breluche  Halb  wollenzeug,  wird  dies  nicht  empfunden. 

10.  Das  an  Substantive  und  Adjektive  wie  an  Verbalstämme  gefügte  germanische 
ard  m.,  arde  f.,  deutsch  hart,  wird  auch  gleich  anderen  eben  angeführten 
Suffixen  verwendet  und  kann  deshalb  ebenfalls  seine  Stelle  hier  finden;  die  mit 
ihm  gebildeten  Begriffe  werden  aber  sehr  häufig  Adjektive.  Es  bezeichnet  ur- 
sprünglich, dass  die  im  Grundworte  ausgedrückte  Sache,  Eigenschaft  oder  Thätig- 
keit  dem  durch  das  neue  Wort  bezeichneten  Gegenstande  in  hohem,  darum 
auch  oft  in  tadeluswerthem  Grade  anhaftet;  zugleich  wird  es  selbst  bisweilen 
diminutiv. 

a)  Auf  Personen  bezogen,  ist  es  den  Substantiven  auf  eur  darin  verwandt, 
dass  es  zweigeschlechtig  und  adjektivisch  verwendet  wird;  hier  hängt  ihm 
meist  der  Nebenbegrifi"  des  Tadelnswerthen  an.  Viele  Formen  sind  von 
Verbalstämmen  abgeleitet. 

bätard  Bastard,  bequillard  (bequille)  Krückengänger,  cagnard  (canis)  Tage- 
dieb, auch  Hundestall,  cornard  (corne)  Hahnrei,  couard  (cauda)  Memme, 
gueulard  (gueule)  Schreihals,  mouflard  (moufle)  Pausback,  mouchard  (mouche) 
Polizeispion,  soudard  (solde)  alter  Haudegen;  in  ähnlicher  Weise  sind  die 
verbalen  aufzufassen:  bavard  (baver),  babillard  (babiller),  braillard  (brailler), 
criard  (crier),  fuyard  (fuir),  grognard  (grogner),  peudard  (pendre),  pillard 
(piller)  u.  V.  a.  Ohne  diesen  Nebenbegriff  ist  vieillard  (vieil)  Greis,  nionta- 
guard  Bergbewohner  etc.  und  ein  Volksname  Savoyard.  Auch  sind  nach 
deutschem  Vorbilde  eine  grosse  Anzahl  von  Eigennamen  mit  ard  gebildet: 
Abelard,  Allard,  Bayard,  Bernard,  Blanchard,  Erard,  Liziard,  Ouvrard,  Re- 
gnard, Ronsard,  Sicard  u.  v.  a. 

b)  InThiernamen  kommen  männliche  Formen  (auch  epicoena)  vor,  wie  canard 
Entrich,  Ente,  grisard  Dachs  und  gefleckte  Möwe,  becard  (bec,  augmentativ) 
der  grosse  Taucher,  beccard  eine  Lachsart  (gewöhnlich  nennt  man  le  beccard 
das  Weibchen),  auguillard  Aalgründling,  renard  (reginhart)  Fuchs;  iu  che- 
vrillard,  Rehkalb,  wirkt  ard  diminutiv.  —  Feminina:  becarde  Buntspecht, 
poularde  (poule,  augmentativ)  junges  gemästetes  Huhn. 

c)  Sachnamen  sind  konkret  und  die  meisten  Maskulina;  selten  tritt  hier  die 
augmentative  Bedeutung  entschieden  hervor:  meulard  grosser  Schleifstein; 
Feminin:  bombarde  grosse  Donnerbüchse;  —  billard,  brancard  Sänfte,  culart 
Schwanzzapfen  am  Hammer,  cuissard  Beinschiene,  etendard  Standarte,  nasard 
Nasenregister  in  der  Orgel,  petard  Sprengbüchse,  poignard  Dolch,  puisard 
Senkgrube.   In  milliard,  tausend  Millionen,  wird  dadurch  ein  abstrakter  Zahl- 


§  71.    Die  Patronymika.  269 

begriff  substantivirt.  Weibliche  Substantive  sind  moutarde  (moüt)  Senf, 
nasarde  Nasenstüber,  mansarde  (genannt  nach  dem  Architekten  Mansard) 
Dachstube. 

11.  Hier  kann  noch  das  Suffix  aud,  auch  alcl,  bisweilen  ault,  mit,  oud,  out  m., 
aude  f.,  aus  dem  germanischen  walt  (lat.  oaldus,  aldus),  aufgeführt  werden, 
welches  dem  Suffixe  ard  analog  verwendet  wird  und  ebenso  auch  an  Adjektiv- 
und  Verbalstämme- tritt.  Hinsichtlich  der  Bedeutung  stimmt  es  mit  dem  vorigen 
überein  und  wird  namentlich  auch  im  tadelnden  Sinne  gebraucht. 

a)  Auf  Personen  bezogen,  ist  es  ebenfalls  zweigeschlechtig,  auch  wird  es  ad- 
jektivisch verwendet:  badaud  Maulaffe,  bagaud  Landläufer,  courtaud  kurzer, 
untersetzter  Kerl,  Ladenschwengel,  auch  gestutztes  Pferd,  finaud  Pfiffikus, 
heraut  Herold,  lourdaud  Tölpel,  moricaud  (more)  Schwarzbrauner,  Tartar, 
nigaud  Einfaltspinsel,  ribaud  frecher  Wüstling,  rougeaud  Rothback,  saligaud 
Schmutzfink.  In  Eigennamen  fällt  natürlich  jene  tadelnde  Beziehung  fort: 
Adoald,  ßonald,  Rodoald,  Arnauld,  Bidauld,  Renauld,  Arnault,  Machault, 
Marivault,  Regnault,  Rigault;  auch  der  Ortsname  Saint-Cloud  (ahd.  Chlodo- 
wald)  gehört  hierher.  Verkleinernd  scheint  die  Endung  ursprünglich  zu 
wirken  in  Perrault  (Pierre),  Michaud  (Michel). 

b)  Auch  in  Thiernamen  liegt  meist  eine  tadelnde  Bedeutung:  clabaud  Kläffer 
(Hund,  auch  vom  Schwätzer),  herbaut  (herbe)  ein  zu  hitziger  Jagdhund, 
pataud  (pate,  patte)  Patschfuss  (junger  Hund  mit  dicken  Pfoten,  auch  dicker 
Mensch),  crapaud  Kröte. 

Verkleinernd  ist  die  Endung  in  levraut  Häschen,  junger  Hase. 

12.  Endlich  kann  noch  der  Endung  ätre,  gewöhnlich  m.,  lat.  asier,  astrum,  ge- 
dacht werden,  welche  gemeiniglich  dem  abgeleiteten  Substantive  mit  Herab- 
setzung eine  Anähnlichung  an  den  Begriff  des  Stammwortes  zuschreibt; 
vgl.  lat.  parasitaster,  Oleaster,  palliastrum.  Im  Neufranzösischen  selten:  parätre 
(patraster)  Stiefvater,  Rabenvater,  ecolätre  Scholaster,  Schulvorstand,  gentillätre 
(im  Scherze)  ein  unbedeutender  Edelmann,  mulätre  (mulus)  Mulatte,  pellätre 
Schaufelblatt;  marätre  f.  Stiefmutter,  Rabenmutter;  im  Altfranzösischen  häufiger: 
fillastre,  frerastre,  clergastre.  Aus  dem  Italienischen  ist  pilastre  m.,  Pilaster, 
wieder  eingedrungen. 

71.    Die  Patronymika  oder  die  Benennungen  von  Nachkommen  nach  dem 
Namen    eines  Stammvaters    haben    wenig    volksthümliche    französische    Ableitungs- 
endungen erhalten;    die  Glieder  eines    und    desselben  Geschlechts  pflegen  mit  dem 
unflektirten  Familiennamen  genannt  zu  werden,  zuweilen,  wie  im  Lateinischen,  mit 
dem  Plural  des  gemeinsamen  Namens:    les  üracques,   les  Horaces,  les  Scipions,  les 
Cesars,    und  so  les  Machabees,   les  Comnenes,   les  Jagellons,  les  Plantagenets,    les 
Tudors,  les  Stuarts,  les  Guises,  les  Bourbons.     Indessen  hat  sich  neben  der  Ueber- 
tragung  der  aus  dem  Griechischen  ins  Lateinische  übergegangenen  Suffixe  auch  ein 
französisches  Suffix  in  einzelnen  Wörtern  geltend  gemacht. 
1.  Die  griechisch-lateinischen  Suffixe  dieser  Art  werden  meist  nur  an  den    aus 
dem  Griechischen  und  Lateinischen  überkommenen  Namen  angetroffen ;  es  sind 
die  Formen  ide  m.  und  f.,  auch  eide  f.  st.  ides  und  ides  m.  und  is  (eis)  f.,  so- 
wie ade,  lade  m.  und  f.  st.  ädes,    iädes  m.  und  as,    ias  f.    Sie  kommen  meist 
nur    pluralisch    vor:    Prianiide  (PriamTdes),    Pelopides  (PelopTdae),    Pelide  (Pe- 
Ildes),  Heraclides  (HeraclTdae).    Diese  Form  wählt  man  gerne  bei  alten  Namen, 
auch  wenn  sie  nicht  bei  den  Alten  gefunden  werden:    Lagides  (Lagus),  Seleu- 
cides  (Seleucus)  [in  veränderter  Bedeutung  Homeride   (lat.  vgl.  Homeronides)], 


270  Zweit.  Tbl.     Foimenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbilduug. 

und  so  auch  in  neueren  Namen:  Sassanides,  Abassides,  Seldjoucides,  Gasne- 
vides  etc.;  daneben  wird  zuweilen  die  Endung  Ites  beliebt,  wie  Edrisites,  Fati- 
mites  —  Eneade  (Aeneädes).  Unter  den  weiblichen  Formen  sind  Naiade 
(Nams,  kein  eigentliches  Patronymikum),  Nereide  (Nereis  u.  Nereis).  Andere 
Verwendungen  der  weiblichen  Formen  sind  ebenfalls  übertragen,  z.  B.  in 
Eneide  (Aeneis  Virgils),  Iliade  (Dias),  und  nachgeahmt,  wie  in  la  Henriade. 

Auch  die  zu  Eigennamen  gewordenen  Patronymika  werden  ähnlich  über- 
tragen; vgl.  Euripide,  Andocide,  Simonide,  Alcibiade,  Miltiade. 
2.  In  einzelnen  Fällen  ist  die  Endung  ien,    lat.  ianus,    verwendet:    Merovingiens, 
Carlovingiens,  Capetiens. 

72.  Unter  den  geographischen  Namen  treten  besonders  die  Länder-  und 
Völkernamen  oder  gentilia  durch  charakteristische  Endungen  hervor,  wenngleich 
diese  auch  anderen  Substantiven  und  Adjektiven  zukommen,  wie  denn  überhaupt 
die  motionsfähigen  Gentilien  alle  zugleich  adjektivisch  sind. 

1,  Unter  den  Ländernamen,  welche  ursprünglich  meist  aas  Volksnamen  ent- 
standen sind,  haben  manche  alte,  wie  auch  neuere  jenen  nachgebildete,  mit 
der  Bewahrung  ihres  Accentes  ihre  charakteristischen  Endungen  eingebüsst, 
wie  üaule  (Gallia),  Grece  (Graecia),  Inde  (India),  Pouille  (Apulia),  Perse 
(Persia),  Thrace  (Thracia);  —  Alsace,  Provence,  Prusse,  Suede  etc.  Indessen 
haben  sich  auch  in  solchen  Namen  zum  Theil  charakteristische  Wortausgänge 
festgesetzt. 

a)  Namen  von  Ländern  und  Landschaften  mit  erhaltenem  Accente  und  ihnen 
nachgebildete  auf  agne,  ogne  f.  entsprechen  lateinischen  Formen  auf  ania 
(anma),  onia:  Bretagne  (Britannia),  Espagne  (Hispania),  Champagne  (Gam- 
pania),  Romagne  (Romania),  Allemagne  (Alemannia);  —  Catalogne  (Catalonia), 
Gascogne  (Vasconia),  Pologne  (Polonia),  wie  in  den  Städtenamen  Cologne, 
Boulogne  etc.     In  Sardaigne  ist  die  Endung  inia  durch  aigne  ersetzt. 

b)  Bisweilen  sind  aine  und  oine  f.  an  die  Stelle  von  ania,  onia  getreten: 
Aquitaine  und  Aquitanie  (Aquitania),  Macedoine  (Macedonia),  —  Touraine 
(Tours);  dagegen  Maine  m.  (le  Mans,  Cenomanum).  In  Lorraine  liegt  die 
Form  lorrain  (lodaring)  zu  Grunde. 

c)  Hauptform  ist  indess  die  Endung  ie  f.,  lat.  ia  mit  vorgerücktem  Accente, 
vielfach  auf  neuere  Wörter  übertragen:  Arabie,  Arcadie,  Armenie,  Assyrie, 
Asie,  Beotie,  Dacie  (neben  Dace),  Dalmatie,  Ethiopie,  Galatie,  Germanie, 
Helvetie,  Hyrcanie,  Illyrie  (Illyria  neben  Illyricum),  Italie,  Laconie,  Ligurie, 
Lusitanie,  Mysie,  Pamphylie,  Pannonie,  Phenicie,  Rhetie,  Samarie,  Sarmatie, 
Scythie,  Thessalie  etc.  —  Bothnie,  Bulgarie,  Gafrerie,  Dalecarlie,  Franconie, 
Gothic,  Laponie,  Lettonie,  Lombardie,  Normandie,  Picardie,  Tartarie,  Thur- 
govie,  Turquie,  Valachie  und  Valaquie  etc. 

d)  Die  Endung  ide  f.,  lat.  is,  idis,  ist  in  alten  Wortformen  herübergenommen: 
Aulide,  Colchide,  Doride,  Elide,  Phocide,  Thebaide,  Tauride  u.  a. 

e)  Auch  die  Endung  ique  f.,  lat.  fca,  findet  sich  meist  in  älteren  Namen: 
Afrique,  Armorique,  Attique,  Belgique,  Betique,  Amerique,  Jauiaique. 

f)  Die  Namen  von  Landschaften  werden  öfter  durch  Adjektivendungen  gebildet, 
welche  dem  Namen  eines  Ortes,  als  Grundworte,  angehängt  werden;  dahin 
gehören  die  Endungen  ais,  ois  m.,  lat.  ensis :  le  Ghätrais  (Ohätres,  Castrensis 
pagus),  TEtampais  (Stampensis),  le  Provinais  (v.  Provins,  Provinensis),  l'Orle- 
anais  (Aurelianensis),   lo  Lyonnais  (Lugdunensis),    1©  Senonais  (Senonensis), 


§  72.     Die  Länder-  und  Völkernamen.  271 

le  Chablais  (in  Savoyen),  le  Milanais  (Milan)  —  le  Blesois  (pays  de  Blois), 
le  Genevois  (Savoyeu).     In  le  Valais  ist  der  Stamm  val  kein  Eigenname. 

g)  Eine  Nebenform  ist  is  m.,  lat.  ensis:  le  Parisis  (Parisieusis),  le  Beauvaisis 
(Bellovacensis). 

h)  Auch  die  substantivirten  Adjektivsaffixe  an  und  in  m.,  lat.  anus  und  inus, 
kommen  in  landschaftlichen  Namen  vor:  le  Bressan,  le  Mantouan,  FOrvietan 
(Orviette)  —   le  Dreugesin  (Dreux)  neben  le  Drouais,  le  Perousin  (Perouse). 

.  Die  Volksnamen  oder  Namen  der  Bewohner  von  Ländern  und  Ortschaften, 
welche  durch  erkennbare  Suffixe  gebildet  werden ,  sind  sehr  zahlreich  und 
schliessen  sich  einigen  lateinischen  Formen  mit  entschiedener  Vorliebe  an.  In 
lateinischen  Volksuamen  werden  die  ursprünglichen  Suffixe  jedoch  oft  nicht 
geachtet,  sondern  mit  anderen  vertauscht.  Sie  sind  zweigeschlechtig  und  zu- 
gleich adjektivisch. 

a)  Die  Endungen  ain  seltener  en  und  an  m.,  aine,  enne,  ane  (anne)  f.  ent- 
sprechen dem  lateinischen  änus:    Albanus,  Romauus,  Spartanus. 

rt.  auf  ain  sind  alte  Namen  auf  anus  erhalten,  jedoch  nur  wenig  neuere 
Nachbildungen  versucht:  Africaiu,  Alain,  Germain,  Romain,  Syracusain, 
Napolitain,  Palermitain  (Panormitanus),  Samaritain  —  Americain,  Mexi- 
cain,  Chartrain  (Chartres). 

ß.  auf  en  endigen  selten  alte  Namen  im  Französischen,  wie  Troyen;  ihnen 
sind  Wörter  mit  vorangehendem  e  nachgebildet,  welche  die  auf  aeus  aus- 
gehenden lateinischen  ersetzen,  wie  Europaeus,  Chaldaeus,  Galilaeus,  Cor- 
cyraeus:  Acheen,  Idumeen,  Europeen,  Chaldeen,  Galileen,  Phoceen  (Pho- 
caeus  neben  Phocaeensis)  —  Vendeen,  Chipiveen. 

y.  auf  an,  das  in  gelehrter  Weise  den  engsten  Anschluss  an  das  Lateinische 
zeigt,  sind  Namen  wie  Mantuanus,  Pisanus,  Tolosanus,  Tuscanus  erhalten: 
Mantouan,  Pisan,  Tolosan,  Toscan,  und  wenige  nachgebildet:  Padouan, 
Parmesan,  Bigordan  (Bigorre),  Castillan,  Catalan. 

b)  Die  Endung  ien  m.,  ienne  f.  ist  ursprünglich  meist  aus  Verwandlung  des 
Suffixes  ia  in  ianus  hervorgegangen  und  im  Lateinischen  (vgl.  Asianus) 
darum  wenig  gebräuchlich,  weil  die  Ländernamen  auf  ia  meist  schon  einen 
Volksnamen  voraussetzen  (vgl.  Gallus,  Gallia;  Thrax,  Thracia;  Venetus, 
Venetia)  und  darum  keine  weitere  Suffigirung  zur  Bildung  von  Volksnamen 
fordern.  Im  Französischen  ist  sie  dagegen  von  weitester  Anwendung,  nicht 
nur  da,  wo  eine  Form  auf  ia  vorausgesetzt  werden  kann,  sondern  auch  in 
vielen  anderen  Fällen,  und  oft  an  die  Stelle  der  lateinischen  auf  us,  ins  ge- 
treten: Assyrien  (Assyrius),  Athenien  (Athenieusis  gl.  Athenianus,  keine 
Abkürzung  des  ersteren),  Babylonien  (Babylonius),  Beotien  (Boeotus,  Boeo- 
tius),  Bithynien  (Bithynus,  Bithynius),  Carlen  (Car),  Corinthien  (Corinthius), 
Dorien  (Dores,  Dorici,  Dorienses),  Etolien  (Aetolus),  Indien  (Indus),  Lacede- 
monien  (Lacedaemonius),  Lydien  (Lydus),  Macedouien  (Macedo  adj.  Macedo- 
nianus),  Messenien  (Messenius),  Phenicien  (Phoenix  adj.  Phoenicius),  Pho- 
cidien  (Phocius  v.  Phocide),  Rbodien  (Rhodius,  Rhodiensis).  Unter  den  zahl- 
reichen neuereu  Namen  vergleiche  man:  Algerien,  Alsacien,  Artesien,  Au- 
trichien,  Bohemien,  Bresilien,  Canadien,  Cbilien,  Colombien,  Haitien,  Langue- 
docien,  Norwegien,  Parisien,  Peruvien,  Prussien,  Venitien  (lat.  Venetus,  da- 
gegen Venetianus  ein  Blauer  von  den  Circusparteien,  weil  in  venetianisch 
Blau  gekleidet). 


272  Zweit.  Tbl.    Formenlehre.    Zweit.  Ahschn.   Die  Wortbildung. 

c)  Das  Suffix  in  m.,  ine  f.,  lat.  inus  (in  Latinus,  Sabinus,  Florentinus,  Placen- 
tinus,  Venusinus),  ist  nicht  bloss  in  lateinischen  Namen  beibehalten:  Latin, 
Sabin,  Florentin,  Plaisantin,  Byzantin  (Byzantins  adj.  Byzantinus),  sondern 
auch  in  andere  Namen  herübergenommen,  wie  Philistin,  Angevin  (Ande- 
gavus),  Angoumoisin  (Augoumois),  Limousin  (Lemovices),  Poitevin  (Pictarus), 
Beauvaisin  (Bellovaci),  Pontin  (v.  Pontus),  Majorquin  (Majorque  v.  lat. 
major)  etc.,  Messin  (aus  Metz),  Palatin  (Palatinus  Pfälzer). 

d)  Die  Suffixe  ois,  ais  m.,  oise,  aise  f.,  lat.  ensis,  sind  vielfach  in  Gentilien 
verwendet,  obgleich  in  alten  Gentilien  bisweilen  anderen  gewichen;  vgl. 
Atheniensis,  Carthaginiensis,  Tarraconensis,  Termessensis  etc.  Manche  dieser 
Formen  werden  im  Lateinischen  nur  adjektivisch  verwendet.  Die  Endung 
ois  ist  vielfach  dem  ais  gewichen,  doch  ist  auch  ois  noch  sehr  häufig: 

Carthaginois,  Modenois,  -ais  (Mutinensis) ,  Ravennois,  -ate  (Ravennatensis 
neben  Ravennas)  —  Badois,  Chinois,  Danois,  Gaulois,  Hongrois,  Lucquois, 
Suedois,  Liegeois  (Liege),  Genois,  Genevois  und  Genevois  etc. 

Bolonais  zu  Bologne  und  Boulonnais  zu  Boulogne  (Bononiensis),  Bordelais 
(Burdigalensis),  Lyonnais  (Lugduneusis),  Marseillais  (Massiliensis),  Milanais 
(Mediolanensis),  Orleanais  (Aurelianensis)  —  Albanais,  Anglais,  Ecossais, 
Fran^ais,  Japonais,  Javanais,  Irlandais,  Navarrais,  Polonais,  Portugals  etc. 

e)  Nicht  eben  häufig  sind  Gentilien  auf  on  m.,  onne  f.,  welche  lateinischen 
Gentilien  auf  o,  onis  oder  onis  entsprechen,  Brito,  Burgundio,  —  Laestrygo  (n), 
Saxo,  Teuto,  Vascoetc:  Breton,  Bourguignon,  Lestrygons,  Saxon,  Teuton, 
Gascon  —  Beauceron  (Beauce),  Braban^on  (Brabant),  Esclavon,  Frison,  Gri- 
son,  Lapon,  Wallon. 

f)  Die  auf  das  lateinische  as,  ätis  (ätis)  gegründeten  Endungen  ate  und  at  m., 
ate  f.  sind  selten  und  meist  nur  in  unmittelbarer  üebertragnng  aus  dem 
Lateinischen  gebräuchlich:  Ardeätes,  Arpinätes,  Fidenätes,  Atrebätes  etc., 
les  Fidenates,   les  Atrebätes.     Dazu  gehört  die  Form  Auvergnat  (Arvernus). 

Auch  die  griechisch-lateinischen  Formen  auf  ates,  etes,  ites,  otes  (ata, 
eta  etc.)  werden  zum  Theil  getreu  wiedergegeben  und  kommen  am  Häufig- 
sten pluralisch  vor:  Sarmate  (^^avoo^ctirig),  Galate  (rcdcaTjg),  Spartiate 
(ZnaQTiäirjg),  Ninivite  (Ninivitae),  Stagirite  (ZiaysiQiJTjg),  Epirote  CHnti- 
QWT>]g)  etc.  Zuweilen  findet  man  Nachbildungen  wie  les  Pergamotes  (Per- 
game).    Hierher  gehören  die  moderneu  Candiote;  Hydriote;  Cypriot,  e. 

g)  Die  adjektivischen  Formen  auf  icus^  iäcus  werden  bisweilen  in  Wörtern  auf 
ifjue,  iaque  wiedergegeben;  gebräuchlich  sind  in  neuerer  Zeit  sehr  wenige 
Substantive  dieser  Art  und  fast  nur  im  Plural:  les  Asiatiques,  les  Geltiques. 
Formen  auf  esque  (iscus)  und  asque  stammen  aus  dem  Italienischen:  Bar- 
baresque,  Bergamasque,  Cremasque  u.  dgl. 

h)  Bisweilen  sind  Diminutivendungen  zur  Bildung  von  Gentilien  verwendet,  so 
die  Suffixe  eau,  ol  und  ard :  Manceau  oder  Manseau  (habitant  du  Maus), 
Espagnol  (Espagne),  Romagnol  (Romagne),  Savoyard  (Savoie). 

73.  BB.  3.  Ableitungssuffixe  der  Hauptwörter,  welche  von  Bei- 
wörtern abgeleitet  werden. 
1.  Hier  ist  das  Suffix  te  f.  (ete,  ite',  iete),  afr.  tet,  teit,  lat.  tas  (itas,  ktas),  tätis 
(libertas,  atrocitas,  pietas),  von  häufigster  Anwendung.  Im  Lateinischen  ist  es 
selten  ohne  den  Bindevokal  /  oder  (von  Adjektiven  auf  ius)  e  angefügt.  Die 
damit  abgeleiteten  Substantive  kommen  häufig  von  Adjektiven,  selten  von  Sub- 
stantiven, am  Seltensten  von  Verben  (egestas,  potestas,  voluntas)  her.    Die  aus 


§  73.    BB.  3)     Ableitungssuff,  der  Hauptw.  v.  Beiwörtern.  273 

dem  Lateinischen  übertragenen  Formen  folgen  nicht  unbedingt  dem  Gebrauche 
des  Bindevokals  i  (e),  wo  das  Lateinische  ihn  hatte;  in  Neubildungen  wird  bei 
Adjektiven,  nicht  bloss  der  zweiten,  sondern  auch  der  dritten  lateinischen  De- 
klination, meist  der  Bindevokal  e  gewählt  (oder  die  Femininform  des  Adjektiv 
dem  te  vorangestellt).     Das  Suffix  bezeichnet  die  abstrakte  Eigenschaft. 

activite  (activitas),  agilite  (agilitas),  assiduite  (assiduitas),  atrocite  (atrocitas), 
celerite  (celeritas),  facilite  (facilitas),  fatuite  (fatuitas),  morosite  (morositas),  per- 
spicuite  (perspicuitas),  rusticite  (rusticitas),  stabilite  (stabilitas),  verbosite  (ver- 
bositas)  —  anxiete  (anxietas),  piete  (pietas),  satiete  (satietas),  variete  (varietas). 
Dieser  Analogie  folgen  -.  congruite  (congruus),  superfluite  (superfluus),  aposto- 
licite  (apostolicus),  und  besonders  die  von  Adjektiven  auf  eux  gebildeten,  wie 
porosite  (poreux),  monstruosite  (monstrueux)-,  —  äprete  (asperitas),  durete 
(duritas),  habilete  (habilitas),  lächete  (laxitas),  naivete  (nativitas)  folgen  der 
französischen  Bildungsweise. 

difficulte  (difficultas),  faculte  (facultas),  liberte  (libertas),  vetuste  (vetustas), 
volonte  (voluntas) ;  hier  folgen  einige  andere  Substantive  mit  n  und  r  im  Aus- 
laute des  Stammes:  bonte  (bonitas),  sante  (sanitas),  clarte  (claritas).  Dahin 
gehören  auch  die  auf  /,  welche  /  in  u  verwandeln:  beaute  (bellus),  cruaute 
(crudelitas).  Dagegen  weichen  nach  der  anderen  Seite  einige  in  die  französi- 
schen Bildungsweise  ab:    honnetete  (honestas),  pauvrete  (paupertas). 

Zu  den  rein  französischen  Bildungen  gehören:  acariätrete  (acariätre),  an- 
ciennete  (ancien),  gaiete,  gaite  (gai),  legerete  (leger),  mitoyennete  (mitoyen), 
ebenso  doyennete  (doyen),  souverainete  (souverain),  suzerainete  (suzerain).  In 
mechancete  hat  die  alte  Substantivform  mescheance  eingewirkt. 

I.  Das  Suffix  ie  f.,  lat.  ia  —  vgl.  oben  die  Suffixe  ance  und  erie  —  wird  in 
dieser  einfachen  Form  an  Adjektivstämme,  selten  an  Substantivstämme,  mit 
Vorrückung  des  Accentes  bei  der  Herübernahme  von  Adjektiven  aus  dem 
Lateinischen,  sowie  zur  Bildung  neuer  Abstrakta  angefügt;  doch  bewahrt 
das  Französische  in  lateinischen  Formen  auch  den  ursprünglichen  Accent,  wie 
in  den  "Wörtern  auf  ance,  ence  (s.  oben  S.  252)  und  ice,  esse  (s.  unten  3.),  in 
denen  das  Suffix  ia  ebenfalls  mitenthalten  ist.  Formen  der  Art  sind  unter 
den  hier  in  Rede  stehenden:  angoisse  (angustia),  audace  (audacia),  concorde 
(concordia),  envie  (invidia),  gräce  (gratia),  histoire  (historia),  milice  (militia), 
misere  (miseria)  etc. 

Lateinische  Formen  mit  vorgerücktem  Accente  sind:  argutie  (argutiae), 
facetie  (facetiae),  ineptie  (ineptiae),  inertie  (inertia),  minutie  (minutia),  modestie 
(modestia),  patrie  (patria),  perfidie  (perfidia)  u.  m.  a.  Die  griechischen  Formen 
auf  (la  haben  ebenfalls  diese  Form:  Alexandrie;  auch  die  auf  la,  aus  allerlei 
Wortklassen  hervorgehend,  ob  durch  lateinische  Wortklassen  vermittelt  oder 
nicht,  und  mit  gräcisirten  Nachbildungen:  uQioxoxQaxia  (minder  gut  aQiajoxQo.- 
leta),  dri^oxQttjitt  etc.,  aristocratie,  democratie  etc.,  denen  man  andere  nach- 
bildete, wie  primatie,  Suprematie  u.  dgl.;  manie,  hydrophobie,  anomalie,  astro- 
nomie,  biographie,  geographie,  archeologie,  geologie,  mineralogie  etc.  üeber- 
haupt  ist  bei  der  Aufnahme  lateinischer  und  griechischer  Wörter  auf  ia  in 
neuerer  Zeit  diese  Fortrückung  des  Tones  geläufig. 

Neubildungen  sind:  courtoisie  (courtois),  Jalousie  (jaloux),  maladie  (malade); 
selten  aus  Substantiven,  wie  clergie  (clerc),  compagnie  (companium),  auch  mit 
kollektiver  Bedeutung.  Auch  findet  man  hier  das  Suffix  er  eingeschoben  (s. 
oben  S.  260) ;    drölerie  (drole),  pruderie  (prüde). 

Mtttzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  18 


274  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

3.  Die  Suffixe  ice,  ise,  esse  f.,  lat.  Uta  (it-ia,  worin  t  zum  Stamme  gehört,  wie  in 
inept-iae,  constant-ia,  s.  2.  und  oben  das  Suffix  ance),  von  dem  Suffix  ities 
(canities,  mollities)  in  französischen  Wörtern  nicht  zu  scheiden,  bezeichnen 
ebenso  die  abstrakte  Eigenschaft. 

Die  Endung  ice  bleibt  der  lateinischen  itia  am  Nächsten  und  entwickelt 
sich  zunächst  aus  lateinischen  Formen:  avarice  (avaritia),  immondice  (immun- 
ditia,  ies),  justice  (justitia),  notice  (notitia).  In  calvitie  (Calvities)  ist  der 
Accent  vorgerückt,  wie  in  den  Beispielen  unter  2. 

Zu  unterscheiden  sind  von  diesen  Formen  die  auf  lat.  itium  gegründeten 
männlichen  Wörter  auf  ice,  wie  hospice  (hospitium),  Service  (servitium). 

Das  Suffix  ise,  eigentlich  nur  graphisch  verschieden  von  ice,  hat  sich 
gleichwohl  vorzugsweise  in  nicht  ursprünglich  lateinischen  Formen  erhalten: 
accortise  (accort)  Höflichkeit,  balourdise  (balourd)  Tölpelei,  bätardise  (bätard) 
Bastardschaft,  betise  (bete)  Albernheit;  convoitise  (gl.  concupiditia  st.  concupi- 
scentia),  franchise  (franc)  Freimüthigkeit,  friandise  (friaod)  Leckerei,  gaillardise 
(gaillard)  Fröhlichkeit,  lourdise  (lourd)  Tölpelhaftigkeit,  marchandise  (marchand) 
Handel,  Waare;  sottise  (sot)  Dummheit. 

Das  Suffix  esse,  afr.  auch  ece,  ist  für  neuere  Bildungen  das  beliebteste;  es 
ist  aber  auch  an  die  Stelle  lateinischer  Formen  auf  itia  getreten:  justesse 
(justitia  mit  veränderter  Bedeutung:  Richtigkeit),  mollesse  (mollitia),  paresse 
(pigritia),  tristesse  (tristitia)  —  ainesse  (aine)  Erstgeburt,  allegresse  (allegre), 
altesse  (haut,  altus),  finesse  (fin),  hardiesse  (hardi),  ivresse  (ivre),  jeunesse 
(jeune),  largesse  (largus),  noblesse  (noble),  politesse  (poli),  richesse  (riche), 
sagesse  (sage),  tendresse  (tendre),  vieillesse  (vieil),  vitesse  (vite). 

4.  Das  Suffix  tude,  gewöhnlich  mit  dem  Bindevokal  i,  itude  f.,  lat.  tudo  (ituclo), 
meist  an  Adjektivstämme  geknüpft,  selten  Ableitungen  von  Adverbien  und 
Verben  bewerkstelligend,  ist  in  der  Bedeutung  abstrakter  Eigenschaft 
meist  in  ursprünglich  lateinischen  Wortformen  herübergenommen:  altitude 
(altitudo),  amplitude  (amplitudo),  aptitude  Fähigkeit  und  attitude  Haltung  (apti- 
tudo),  beatitude  (beatitudo),  desuetude  (desuetudo),  habitude  (habitudo),  lassi- 
tude  (lassitudo),  latitude  (latitudo),  longitude  (longitudo),  mansuetude  (mansue- 
tudo),  multitude  (multitudo),  plenitude  (plenitudo),  servitude  (servitudo),  simi- 
litude  (similitudo),  soUicitude  (soUicitudo),  turpitude  (turpitudo),  vicissitude 
(vicissitudo)  u.  e.  a,  Nachbildungen  sind  certitude,  exactitude,  gratitude, 
promptitude.  Im  Altfranzösischen  findet  sich  die  Form  udine:  multitudine  u.  dgl. 
Eine  Vermischung  der  Endung  udin-em  und  umen  stellt  das  französische  ume 
dar:  amertume  (amaritudinem),  coütume  f.  und  costume  m.  (consuetudinem), 
afr.  mansuetume.     Vgl.  die  Maskulina  bitume  (bitumen),  legume  (legumen). 

74.  IL  Ableitung  des  Eigenschaftswortes.  Eigenschafts- 
wörter werden  von  Zeitwörtern  und  Nennwörtern  abgeleitet;  einzelne 
gehen  auch  aus  Partikeln  hervor. 

1.    Uneigentliche  Ableitung  des  Eigenschaftswortes  ohne   besonderes 
Suffix. 

a)  Dahin  gehört  die  Verwendung  des  Particip  des  Präsens  auf  ent  und 
ant,  wovon  die  Form  ent  nur  auf  lateinischer  Participialform  beruht.  Wie 
im  Lateinischen  Participialform en  auch  in  Zusammensetzungen  vorkommen, 
denen  keine  andere  Verbalform  entspricht,  so  auch  im  Französischen,  nament- 
lich negative  Wörter  mit  in.    Das  Französische  setzt  in  auch  zu  lateinischen 


§  75.     Ableitnnfrssiiff.  der  Eigenschaftsw.  yoti  Zeitwörtern.  275 

Formen,  die  es  nicht  aufweisen  (vgl.  indolent  lat.  nur  indolentia);  dies  gilt 
auch  für  die  unter  b)  genannten  Formen.  Absent,  present,  adjacent,  elo- 
quent, excellent,  fervent,  immanent,  indolent,  innocent,  insolent,  intermittent, 
irapatient,  patient,  prudent  etc.  —  belligerant  (belligerans),  charmant,  cou- 
stant,  devorant,  important,  mecbant  (afr.  niescheant),  savant  (eig.  Partie,  v. 
savoir),  puissant  (it.  possente),  beant  (afr.  beer),  galant  (afr.  galer),  lieber 
die  Form  and  s.  oben  S.  249  und  252. 
b)  Auch  das  Particip  des  Perfekt  wird  in  seinen  unmittelbar  aus  dem 
Lateinischen  entlehnten  und  französischen  Formen  adjektivisch  verwendet: 
docte  (doctus),  exact  (exactus),  confus  (confusus),  obtus  (obtusus),  complet 
(completus),  discret,  replet,  inquiet,  sujet  (subjectus),  erudit  (eruditus),  licite, 
illicite  (iicitns,  illicitus)  etc.,  articule,  modere,  poli,  fleuri,  connii.  absolu, 
inarticule,  inconnu,  impoli  etc. 

75.    2.  Ableitung  des  Eigenschaftswortes   mit  Ableitungssuffixen. 

a)  Ableitungssuffixe     der    Eigenschaftswörter,     welche    von    Zeit- 
wörtern abgeleitet  werden. 

«  Das  Suffix  ace,  lat.  a.r,  äcis,  drückt  besonders  im  tadelnden  Sinno  die 
Befähigung  oder  Neigung  zu  der  im  Grundworte  enthaltenen  Thätig- 
keit  aus;  die  hierher  gehörigen  Wörter  sind  gelehrte  Bildungen  und  zum 
Theil  erst  in  neuerer  Zeit  aus  dem  Lateinischen  übertragen:  efficace 
(efficax),  fugace  (fugax),  rapace  (rapax),  tenace  (tenax),  vivace  (vivax); 
einige,  wie  audax,  capax,  edax,  fallax,  furax  (furor),  mordax  und  verax 
(v.  verus;  s.  unten),  sind  nicht  aufgenommen,  obwohl  Ableitungen  der- 
selben vorkommen,  wie  capacite,  mordacite,  veracite,  fallacieux  u.  dg). 

Auf  dieses  Suffix  dürfte  auch  zurückzuführen  sein  die  volksthümliche 
Umformung  desselben,  ais,  in  niais  (it.  nidiace  gl.  lat.  nidäcem  zu  nidus); 
dagegen  geht  ai  in  vrai  afr.  verai  wohl  nicht  unmittelbar  darauf  zurück, 
vielmehr  scheint  es  hier  nöthig,  eine  Zwischenform,  etwa  veraceus,  an- 
zunehmen (s.  Diez  und  Littre  s.  v.  und  vgl.  G.  Paris,  Accent 
latin  90). 

ß.  Das  ebenfalls  nur  in  ursprünglich  lateinischen  Wörtern  gelehrter  Bildung 
anzutreffende  Suffix  ide,  lat.  idus,  meist  Verbalstiimmen,  selten  Nominal- 
stämmen angehängt,  drückt  aus,  dass  dasjenige,  was  das  Grundwort  ent- 
hält, als  Eigenschaft  meist  in  stärkerem  Grade  einem  Gegenstande  an- 
haftet: aride  (aridus),  avide  (avidus),  cupide  (cupidus),  intrepide  (intre- 
pidus),  rapide  (rapidus),  sapide  (sapidus),  timide  (timidus),  —  fluide 
(fluidus),  lucide  (lucidus),  rigide  (rigidus),  valide  (validus).  Unkenntlich 
ist  das  Suffix  geworden  in  den  volksthümlich  gebildeten  cru  (crudus, 
d.  i.  cruidus  zu  cruor),  chaud  (calidus),  froid  (frigidus),  net  (nitidus),  pale 
(pallidus),  tiede  (tepidus),  roide  (rigidus),  sade  (sapidus)  und  maussade 
(male  sapidus). 

y.  Das  Suffix  ?/ m.,  ive  t,  lat.  zuws,  a,  drückt  die  Fähigkeit  und  Geneigt- 
heit zu  der  im  Stammworte  enthaltenen  Thätigkeit,  oder  auch  eine  dem 
Begriffe  des  Stammwortes  entsprechende  Beschaffenheit  und  Zu- 
ständlichkeit  aus;  vgl.  nocivus,  fugitivus,  votivus,  captivus,  stativus. 
Unter  den  französischen  zahlreichen  Nachbildungen  sind  auch  solche, 
welche  ans  Nennwörtorn  abgeleitet  werden:  actif  (activus),  chetif  und 
captif  (captivus),  furtif  (furtivus),  fugitif  (fugitivus),   laudatif  (laudativus), 

18* 


276  Zweit.  Thl.    Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

nätif  und  naif  (nativus),  negatif  (negativus),  purgatif  (purgativus) ;  Totif 
(votivus)  —  appreciatif,  apprehensif,  attentif,  craintif,  decisif,  excessif, 
exploitatif,  expressif,  evasif,  fictif,  hätif,  instructif,  intuitif,  plaintif,  pensif, 
persuasif,  vindicatif  etc.  Aus  Nennwörtern  entstehen  maladif,  oisif  und 
das  jetzt  joli  lautende  altfrauzösische  jolif  (nord.  jol)  etc. 

Oefter  wird  diese  Endung  in  Substantiven  angetroffen,  welche  theils 
noch  adjektivisch  gebraucht  werden,  theils  nicht  so  vorkommen,  z.  B.  von 
Personen:  baillif  (v,  bajulus),  jetzt  bailli  Amtmann,  fem.  baillive  Amt- 
männin; häufiger  von  Sachen  (vgl.  lat.  lixivum,  donativum):  aperitif 
Abführungsmittel,  lenitif,  vomitif,  correctif  Milderungsmittel,  motif  Beweg- 
grund; und  so  auch  im  weiblichen  Geschlechte  (vgl.  lat.  saliva):  salive 
Speichel,  solive  Bodenhaiken,  locomotive  Lokomotive,  prerogative  Vorrecht. 
6.  Das  Suffix  ile,  auch  zuweilen  il,  lat.  tlis,  bedeutet  vorzugsweise  die  pas- 
sive Angemessenheit  oder  Fähigkeit  zu  der  im  Verbalstamm  aus- 
gedrückten Thätigkeit  (docilis,  fragilis,  utilis),  selten  die  aktive  (fertilis, 
volatilis),  am  Supinalstamme  meist  die  der  Thätigkeit  entsprechende  Zu - 
ständlichkeit  (fictilis,  coctilis).  Den  Begriff  der  Angemessenheit  hat  es 
auch  in  den  Denominativen  aquatilis,  fluviatilis.  Im  Französischen  ist 
dies  Suffix  nicht  fruchtbar;  verwischt  ist  es,  wo  der  Wortaccent  erhalten 
ist,  wie  in  freie  (fragilis),  grele  (gracilis),  humble  (humilis  v,  humus)  etc. 
Die  Endung  ile  findet  sich  in  agile,  docile,  facile,  fertile,  fragile,  habile, 
labile,  utile,  versatile,  aquatile,  fluviatile;  die  Endung  il  in  volatil  m., 
ile  f.  flüchtig.  Das  substantivirte  volatile,  fliegendes  Thier,  ist  in  dieser 
Form  männlich. 

f.  Selten  erscheint  das  dem  eben  genannten  nahe  verwandte  bile,  lat.  bilis, 
welches  im  Lateinischen  an  vokalische  Verbalstämme  (amabilis,  flebilis, 
nobiüs),  oder  mit  dem  Bindevokale  i  an  konsonantische  Stämme  (horribi- 
lis,  flexibilis)  gefügt  wurde;  so  in  delebile  (delebilis),  indelebile,  mobile 
(mobilis  =  movibilis),  cantabile,  welche  auch  substantivirt  werden. 

Dies  Suffix  tritt  meist  in  der  volksthümlicheu,  den  Wortaccent  be- 
wahrenden Form  ble  auf:  aimable  (amabilis),  terrible  (terribilis),  dissoluble 
(dissolubilis),  voluble  (volubilis);  ebenso  meuble  (mobilis),  immeuble  (im- 
mobilis),  die  auch  substantivirt  werden;  faible  afr.  floible  entsteht  aus 
flebilis. 

Die  Wortformen  auf  ahle  und  ible  sind  zahlreich,  Neubildungen,  trotz 
der  grossen  Anzahl  der  überkommenen  Wörter,  nicht  unbeträchtlich.  Im 
Allgemeinen  wird  in  diesen  able  an  Verbalstämme  der  ersten  französischen 
Konjugation  gehängt,  ible  an  andere;  indessen  greift  die  Form  able  über 
ihr  eigentliches  Gebiet  hinaus.  Sie  schliesst  sich  auch  an  den  Verbal- 
stamm anderer  Verba,  wie  dieser  im  Gerundium  erscheint,  und  nimmt 
daher  auch  die  Silbe  iss  der  zweiten  erweiterten  Konjugation  auf,  indem 
sie  bisweilen  vorgebildete  lateinische  Formen  verschmäht:  buvable  (boire, 
buvant),  faisable  (faire),  concevable  (concevoir),  recevable,  indefinissable 
(definir),  saisissable  (saisir),  tarissable  (tarir),  sortable  (sortir  vgl.  assortir), 
tenable  (tenir),  soutenable,  convenable  (convenir),  valable  (valoir)  — 
croyable  (credibilis),  vendable  (vendibilis). 

Die  Neubildungen  auf  ible  lehnen  sich  oft  an  lateinische  Verbalformen, 
statt  an  französische:  indicible,  disponible,  exigible  (mit  Rücksicht  auf 
exigere,  nicht  exiger),  appetible  (appetere,   nicht  von  appeter),  corrigible, 


§  76.     Ableitungssuff,  der  Eigenscbaftsw.  von  Hauptwörtern.  277 

expansible,  cessible  (nicht  von  cesser,  sondern  lat.  cessum,  vgl.  cessicius), 
indefectible  u.  dgl.  Doch  nehmen  sie  auch  die  französische  Verbalform 
statt  der  vorhandenen  lateinischen  an,  wie  lisible  (legibilis)  etc. 

Einige  auf  able  und  ihle  werden  von  Substantiven  abgeleitet:  coupable 
(afr.  coulpe^'  schuldig,  papable  fähig  zum  Papst  gewählt  zu  werden,  serviable 
(engl,  serviceable)  dienstwillig,  viable  lebensfähig,  veritable  wahrhaft  — 
paisible  (engl,  peaceable)  friedlich,  penible  (peine)  mühselig,  peinlich, 
f.  Die  Suffixe  ique  und  iic  m.,  ugue  f.,  lat.  icus,  ücus,  an  Verbalstämmen: 
amicus,  pudicus,  caducus,  doch  auch  sonst  antiquus  st.  anticus  (ante),  sind 
nur  in  wenigen  Beispielen  erhalten,  da  volksthümlich  c  nach  Abwerfung 
von  US  abzufallen  ptlegt  (ami,  amicus ;  vgl.  auch  die  Substantivformen 
fourmi,  formica;  ortie,  Urtica;  vessie,  vesica):  antique,  pudique,  caduc; 
aus  einer  Nachbildung  auf  ücus  ging  malotru  hervor  (pr.  malastruc), 
jetzt  nur  substantivisch  in  beiden  Geschlechtern  von  Personen:  üngestalt. 
7],  Ebenso  ungewöhnlich  ist  die  an  Verbalstämme  tretende  Endung  ice,  auch 
is,  lat.  icius:  adventicius,  factitius;  vgl.  factice,  fictice,  afr.  faitis,  faintis, 
nachgebildet  in  den  wenig  gebräuchlichen  coulis,  levis,  nietis  (it.  meticcio 
sp.  mestizo).  S.  die  Substantivendung  is  S.  253. 
&.  Das  Verbalsuffix  u  m.,  ue  f.,  lat.  uns,  üa,  wie  in  assiduus,  continuus,  no- 
cuus  etc.,  findet  man  häufig  in  gelehrten  Wörtern  mit  Vorrückung  des 
Wortaccentes  übertragen :  ambigu  (ambiguus),  ardu  (arduus),  assidu  (assi- 
duus), congru  (congruus),  contigu  (contiguus),  continu  (continuus),  exigu 
(exiguus),  ingenu  (ingenuus)  u.  s.  w.,  substantivirt  im  Maskulinum  individu 
und  Femininum  continue  (duree).  In  einigen  ist  uus  abgeworfen:  fat 
(fatuus  V.  for),  veuf  (viduus  St.  vid,  divido)  s.  S.  79;  zuweilen  durch  ein 
anderes  Suffix  ersetzt:  perpetuel  (perpetuus),  individuel  (individuus),  vgl. 
continuel  neben  continu. 
/.  Wörter  mit  dem  Suffix  bond  m.,  bonde  f.,  lat.  bundus,  a,  welche  die  Thätig- 
keit  des  Grundwortes  als  eine  anhaftende  Eigenschaft  in  verstärken- 
dem Sinne  ausdrücken,  sind  aus  dem  Lateinischen  in  einigen  Beispielen 
erhalten:  furibond  (furibundus),  moribond  (moribundus),  pudibond  (pudi- 
bundus),  vagabond  (vagabundns). 
X.  Auch  das  Suffix  cond  m.,  conde  f.,  lat.  cundus,  a,  welches  ähnlich  wie  das 
vorhergehende  wirkt,  hat  sich  in  einigen  Adjektiven  erhalten:  fecond 
(feeundus),  rubicond  (rubicundus). 

Abgeleitete  Hauptwörter  sind  noch  in  den  Femininen  faconde  (facun- 
dia)  und  vergogne  (verecundia)  übrig. 
A.  Ueber  das  Suffix  ard  m.,  arde  f ,  ahd.  hart,  welches  auch  adjektivisch  ge- 
braucht Verbalien  wie  Denominative  giebt,  s.  oben  S.  268;  Beispiele  sind: 
bavard,  braillard,  criard,  mignard  (ahd.  minnia,  minja,  minna,  Caritas, 
amor),  nasillard,  oreillard  etc.,  savoyard  etc. 

76.     b)  Ableitungssuffixe     der     Eigenschaftswörter,     welche     von 
Hauptwörtern  abgeleitet  werden, 

«.  Die  Endung  e  m.,  ee  f.,  Stoffhaltigkeit  ausdrückend,  entspricht  bis- 
weilen dem  lateinischen  eus,  ea,  namentlich  in  neueren  Wörtern;  sie  ist 
nicht  mit  der  Endung  e  (atus)  zu  verwechseln:  ethere  (aethereus),  igne 
(igneus),  silice  (silic-eus),  terre  silicee  (Nodier).  Im  Allgemeinen  schwindet 
sonst  diese  Endung  wie  fus. 


278  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn,    Die  Wortbildung. 

ß.  Die  Suffixe  ace  m.,  acee  f.,  lat.  aceus,  a,  Stoffhaltigkeit,  dann  aber 
auch  Stoffartigkeit,  Aehnlichkeit  bedeutend,  sind  in  diesen  Formen 
meist  der  wissenschaftlichen  Sprache  eisten:  herbace  (herbaceus)  krautartig, 
liliace  (liliaceus)  lilienartig,  papyrace  (papyraceus)  papierartig,  por(r;ace  (por- 
raceus)  lauchgrün,  sebace  (vgl.  sebacei  Talglichter)  talgartig,  testace  (testaceus) 
hartschalig  etc.,  selbst  in  Nachbildungen,  wie  cetace  (cetus)  wallfischartig, 
farinace  (farina  vgl.  farinosus)  mehlig,  mehlartig.  Auch  werden  diese  Ad- 
jektive besonders  im  Plural  substantivirt ;  so  für  Maskulina  von  Thieren: 
gallinaces  hühnerartige  Vögel,  testaces  Schalthiere;  Feminina  von  Pflanzen: 
liliacees,  portulacees  (portulaca),  rosacees  etc.  Sonst  verwandelt  sich  diese 
Endung  in  asse  (ace),  s.  oben  Substant.  S.  267;  so  hommasse  männlich, 
mannartig  im  tadelnden  Sinne,  cocasse  (coq)  drollig,  spassbaft,  auch  von 
Adjektiven  hergeleitet:  bonasse  gutmüthig,  einfältig,  mollasse  weiblich.  Hierher 
scheint  auch  zu  gehören  ais  in  punais  (pikard.  punasse  pr.  putnais  gl.  puti- 
naceus  zu  lat.  putidus  afr.  put). 

y.  Die  Suffixe  al  oder  el  m.,  ale,  eile  f.,  lat.  älis;  ele  c.  oder  el  m.,  eile  f.,  vom 
seltneren  lateinischen  elis;  il  m  ,  ile  f.  und  ile  c,  lat.  llis;  ule  c,  lat.  iilis, 
bezeichnen,  dass  etwas  dem  Primitiv  angehört,  ihm  eigen  oder  gemäss 
ist.  Neubildungen  entstanden  besonders  von  älis,  obwohl  bereits  zahlreiche 
lateinische  dieser  Art  übertragen  werden  konnten.  Manche  derselben  gehen 
aus  Adjektiven  hervor. 

««.  al,  el-älis:  austral,  boreal,  capital,  legal  und  loyal,  pectoral,  pluvial, 
rural,  venal,  virginal  —  allodial,  banal,  baptisraal,  eommuual,  feodal,  la- 
bial, partial  etc.;  artificiel,  materiel,  morte!,  naturel,  officiel,  spirituel, 
substantiel  —  essentiei  (essentialiter  August  in.),  Industrie],  miuisteriel, 
partiel  neben  partial,  paternel,  pestileutiei  etc.  Aus  Adjektiven  entstehen: 
egal  (aequalis,  aequns),  matutinal  (matutinalis)  —  continuel,  eternel,  per- 
petuel,  sempiternel  etc. 

ßß.  ele,  el-elis:  fidele  (fidelis),  cruel  (crudelis),  ohne  Nachbildungen  und 
ohnehin  leicht  mit  aäs  zusammenfallend. 

yy.  il,  ile  =  llis:  civil  (civilis),  gentil  (gentilis),  pueril  (puerilis),  subtil  (sub- 
tilis),  viril  (virilis);  hostile  (hostilis),  scurrile  (scurrilis),  ohne  Nachbil- 
dungen. 

So.  ule  =  ülis:    curnle  (curulis),  schon  im  Lateinischen  seilen. 

6.  Das  Suffix  ain,  ein  und  in  späteren  gelehrten  Bildungen  an  m.,  aine,  enne, 
ane  (anne)  f.,  lat.  änus,  a,  dessen  substantivirte  Formen  mehrfach  erwähnt 
sind  (s.  S.  251.  256),  ist  hauptsächlich  in  der  Form  ain  im  Gebrauehe  und 
tritt  in  Neubildungen  auch  an  Adjektive  und  Adverbien,  wie  schon  im  Latei- 
nischeu  bisweilen  (vgl.  primanus,  veteranus,  quotidiauus).  Es  drückt  in  all- 
gemeiner "Weise  die  Zugehörigkeit  zum  Begriffe  des  Primiiiv  aus. 

K«.  ain:  humain  (humanus),  mondain  (mundanus),  romain  (romanus)  —  nach- 
gebildet in  zahlreichen  Formen:  certain,  hautain,  lointain,  republicain, 
souverain,  vilain  etc. 

ßß.  en:  payeu  (paganus),  jetzt  gewöhnlich  pa'ien  geschrieben;  überhaupt  nur 
nach  y  und  Vokalen.     S.  oben  S.  256. 

yy.  an:  mantouan  (Mantuanus),  gallican  (Gallicanus),  persan  neben  perse,  ge- 
lehrte Bildungen,  wie  auch  das  adjektivisch  gebrauchte  Femininum  von 
Trajanus  in  colonne  Trajane. 


§  76.     Ableitungssuff,  der  Eigenschaftsw.  von  Hauptwörtern.  279 

e.  Mit  dem  vorigen  nahe  verwandt  ist  im  m.,  ien7t^  f.,  lat.  ianus,  welches  sich 
zwar  vielfach  aus  Wörtern  mit  den  Endungen  ius,  ia,  tum  entwickelt,  aber 
auch  ohne  diese  Vermittlung  i  eintreten  lässt:  pretorien  (praetorianus), 
chretien  (christianus) ;  in  vielfachen  Nachbildungen:  aerien  (aer),  ancien  (v. 
ante  gl.  antianus),  citronien,  diluvien  (diluvium),  prussien  etc. 

f.  Unter  den  Formen  ane  m.,  anee  f.,  ain  m.,  aine  f.,  und  selbst  ange  c.  stellt 
sich  die  den  vorigen  nahe  verwandte  lateinische  Endung  aneus,  a  dar;  sie 
war  nicht  bloss  an  Substantivstämme  geknüpft:  circumforaneus,  mediterra 
neus,  momentaneus,  spontaneus,  extraneus,  subitaneus.  Im  Französischen 
sind  Formen  auf  ane  auch  nachgebildet:  momentane,  mediterrane,  spontane  — 
instantane,  cutane  (cutis),  simultane;  substantivirt  in  miscellanees  m.  (mis- 
cellanea)  und  Mediterranee  f.  (mer).  Die  Form  ain  lässt  eine  Vermischung 
von  anus  und  aneus  eintreten:  forain  (foraneus  v.  foris,  foras),  soudain  (subi- 
taneus), Souterrain  (subterraneus).  Etrange  entspricht  extraneus  st.  etragne, 
vgl.  afr.  grifaigne  räuberisch. 

7].  Das  Suffix  in  m.,  ine  f.  entspricht  den  lateinischen  inus,  a,  rnus,  a,  und 
ineus,  a,  welche  insbesondere  die  Zugehörigkeit  nach  Eigenthümlichkeit, 
Artung  und  stofflicher  Natur  bezeichneten,  daher  auch  von  der  Ab- 
stammung gebraucht  wurden.     S.  oben  S.  266. 

aa.  in  =  lnus:  alpin  (alpTnus),  aquilin  (aquiilnus),  canin  (canTnus),  divin  (di- 
vinus),  latin  (latlnus),  leonin  (leonlnus),  libertin  (libertlnus),  marin  (ma- 
rlnus),  salin  (salTnus),  voisin  (vicinus)  —  in  Nachbildungen:  badin  spass- 
haft,  gredin  lumpig,  mutin  störrig,  poupin  geschniegelt,  angevin  und 
andere  Gentilien  (s.  oben  S.  272).  Einige  erscheinen  meist  nur  im  fem,, 
wie  canin  (caninus)  und  das  von  der  Akademie  nicht  aufgenommene  ranin 
(v.  rana),  nur  im  fem.  die  ähnlich  gebildeten  asine  (st.  asinine  lat.  asini- 
nus),  bovine  (bovinus)  chevaline  (cheval  v.  caballus)  und  ovine  (ovinus); 
s.  oben  S.  137.  Adjektivische  Feminina  finden  sich  auch  von  Personennamen 
und  selbst  von  Eigennamen  auf  m,  wie  porte  Dauphine  (dauphin),  bibliotheque 
Mazarine  (Mazarin),  dime  saladice  (Saladin).  Auch  von  Adjektiven  findet 
man  Ableitungen:    incarnadin  (incarnat),  sauvagin  (sauvage). 

ßß.  in  =  rnus:  Diese  Endung  gewährte  im  Lateinischen  besonders  Ableitungen 
von  Vegetabilien  und  Mineralien,  wie  fagmus,  adamantinus,  cry- 
stallTnus;  daher  aimantin  magnetisch,  crystallin;  nachgebildet  in  argentin 
(das  lateinische  Argentlnus  ist  dagegen  der  Gott  des  Silbergeldes).  In 
jaune  (galbTnus,  galbänus)  ist  die  Endung  verwischt;  in  oleagineux  ist 
ein  neues  Suffix  hinzugetreten;  vgl.  oleaginus  (neus,  nius)  und  oleosus. 

yy.  in  =  ineus:  wenig  gebräuchlich:  sanguin  (sanguineus),  consanguin  (con- 
sanguineus).  Hiermit  fällt  die  Endung  in  m.  aus  ignus  mit  stammhaftem 
g  zusammen:  benin,  malin  (benignus  st.  benigenus  etc.);  dagegen  fem. 
benigne,  maligne. 

&.  Die  Endungen  aire  c,  volksthümlich  ier  m.,  iere  f.,  auch  er  m.,  ere  f.,  deren 
substantivische  Verwendung  oben  S.  255  behandelt  ist,  entsprechen  dem 
lateinischen  ärius,  a,  aber  auch  zugleich  ärü;  beide  bestanden  schon  im 
Lateinischen  neben  einander:  auxiliarius,  auxiliaris;  molarius,  molaris.  Die 
Suffixe  knüpfen  sich  vorzugsweise,  obgleich  nicht  ausschliesslich,  an  Sub- 
stantivstämme (Primarius,  contrarius,  septenarius,  singularis).  Die  Bedeutung 
ist  weitschichtig;  s.  oben  S.  255. 


280  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Zweit.  Äbsehii.     Die  Wortbildung. 

««.  alre,  ier,  er  =  arius :  arbitraire  (arbitrarius),  contraire,  hereditaire,  litte- 
raire,  sanguinaire,  primaire,  secondaire  (secundarius),  quadrageoaire  (qua- 
dragenarius) ,  sexagenaire  (sexagenarius);  premier  etc.  Nachbildungen 
selten  auf  aire,  wie  die  substantivirten  Maskulina  brumaire,  vendemiaire 
(gl.  brumarius,  vindemiarius  sc.  mensis),  meist  auf  ier,  er:  altier  (altus), 
fessier  (fesse),  plenier  (plenus),  dernier  (de  retio),  bocager  (bocage),  mea- 
songer  (mensonge),  menager  (menage);  dahin  gehört  auch  carnassier  (caro) 
fleischgierig,  mit  eingeschobenem  Suffix  asse;  vgl.  das  Substantiv  putassier 
m.  (zu  putain  v.  putus  =  pusus). 

ßß.  aire,  ier-äris:  populaire  (popularis),  pupillaire,  salutaire,  seculaire, 
vulgaire  (auch  vulgarius),  molaire  (auch  molarius);  familier,  regulier, 
seculier,  singulier. 

/.  Die  mit  dem  Suffix  oire  (toire)  c.  gebildeten  Adjektive,  welche  im  Lateini- 
schen vorzugsweise  Substantive  auf  tor  zur  Voraussetzung  haben,  drücken 
nicht  bloss  aus,  dass  etwas  zum  Primitiv  gehört,  sondern  auch  ihm  an- 
gemessen ist,  und  bezeichnen  darum  auch  Befähigung:  meritoire  (merito- 
rius)  verdienstlich,  oratoire  (oratorius)  rednerisch,  aratoire  (aratorius  Cod. 
Justin.)  zum  Ackerbau  gehörig,  trausitoire  (transitorius)  vorübergehend. 
Diese  Endung  wird  zur  Bildung  zahlreicher  Substantive  benutzt,  welche  sich 
unmittelbar  an  Verbalstämme  fügen.     S.  oben  S.  254. 

X.  Von  weiterem  Bereiche  ist  das  Suffix  eux  m.,  euse  f.,  lat.  ösus,  a:  es  be- 
deutet in  intensiver  "Weise  das  Behaftetsein  mit  dem,  was  das  Grundwort 
enthält,  und  drückt  daher  in  der  Ableitung  von  konkreten  Hauptwörtern  oft 
das  Erfülltsein  aus  (aquosus,  montuosus  oder  montosus,  portuosus,  saltuo- 
sus),  von  konkreten  und  besonders  abstrakten  häufig  einen  Hang  zu  dem, 
was  das  Primitiv  bezeichnet  (vinosus,  invidiosus,  suspiciosus).  Auch  aus 
Adjektiven  werden  bisweilen  Adjektive  auf  osus  gebildet  (ebriosus,  bellicosus). 
Alte  Formen  wie  Neubildungen  sind  zahlreich:  aqueux,  epineux  (spinosus), 
fructueux,  montuoux  neben  montagneux,  noueux,  pierreux  (petrosus);  am- 
bitieux,  envieux  (invidiosus),  iuiperieux,  somptueux  etc.  Nachbildungen: 
boiseux  holzicht,  bourbeux  morastig,  chanceux  glücklich,  courageux  muthig, 
dangereux  gefährlich,  douteux  zweifelhaft,  ennuyeux  langweilig,  goutteux 
gichtisch,  heureux  glücklich,  hideux  abscheulich,  honteux  schändlich,  lamel- 
leux  blättrig,  laiteux  milchicht,  legumineux  hülsig,  orgueilleux  hochmüthig, 
raboteux  knorrig  —  capiteux  zu  Kopf  steigend;  —  von  Adjektiven:  douce- 
reux  (dulcis),  pieux  (pius),  serieux  (serius)  etc. 

Selten  ist  hier  eine  Nebenform  auf  oux:  jaloiix  (gl.  zelosus),  wie  in  den 
substantivirten  Femininen  pelouse  (pilus)  Grasplatz,  ventouse  (ventus)  Schröpf- 
kopf. Eine  dialektische  Abweichung  ist  ou  m.,  oute  f.  in  voyou  (voie  lat. 
via)  Pariser  Strassenjunge,  Bummler. 

Auch  kommt  die  Form  ose  c.  vor:  morose  (morosus);  ähnlich  pluviose 
m.,  ventose  m.  als  Substantive  u.  a. 

l.  Das  Suffix  igue  c,  zuweilen  ic  m.,  igue  f.,  lat.  icus,  o,  ist  meist  in  lateini- 
schen Wörtern  mit  Verschiebung  des  Tones  beibehalten,  nachgebildet  vor- 
züglich in  Gentilien  (s.  oben  S.  272),  wie  es  überhaupt  vorzugsweise  ein  An- 
gehören bezeichnet:  aulique  (aulicus),  civique  (civicus),  classique  (classicus). 
domestique  (domesticus),  organique  (organicus),  rustique  (rusticus),  britanni- 
que,  celtique,  teutonique,  francique  etc.;  auch  in  ursprünglich  griechischen, 
besonders    kirchlichen    und    wissenschaftlichen,    zum    Theil    nachgebildeten 


§  76.     Ableitungssuff,  der  Eigenschaftsw.  v.  Hauptwörtern.  281 

Wörtern:    comique,    tragique,    scenique;    cenobitique,  monastique;   gastrique, 
stomachique  etc.  —  laic  und  laique  c.  (laicus),  public  (publicus). 

Hier  ist  es  besonders  die  Form  atique  c,  lat.  aticus,  a,  welche  sich  in 
neueren  Wörtern  überall  so  darstellt:  aquatique  (aquaticus),  astbnoatique 
(asthmaticus),  dogniatique  (dogmaticus),  fanatique  (fanaticus),  lunatique  (luna- 
ticus),  systematique  etc.,  auch  nachgebildet  in  hanseatique  n.  dgl.  Aeltere 
französische  Formen  verwandeln  die  Endung  in  age  (vgl.  oben  S.  257):  sau- 
vage (silvaticus),  volage  (volaticus),  afr.  auch  ombrage  (umbraticus)  als 
Adjektiv  und  ramage  (v.  ramus). 

Auch  die  Endung  iaque  c,  der  Nebenform  iacus  (luxös)  zu  icus  ent- 
sprechend, welche  besonders  zu  Eigennamen  gefügt  wurde,  kommt,  obwohl 
seltener,  vor:  syriaque  (syriacus),  maniaque  (/uccvicixos  neben  /xavixög),  wo- 
von auch  Formen  vorkommen,  welche  nicht  auf  alten  Vorbildern  beruhen: 
demoDiaqne  (Saifxoyixöi),  hypochondriaque  (vTio/opSgiaxos),  simoniaque 
(Simonie),  iliaque  (v.  ilia  fr.  iles  u.  von  sUfös). 

fit.  Die  Suffixe  esgue,  asqtie  c.  (vgl.  lat.  syriscus)  sind  ins  Französische  aus  dem 
Italienischen  übertragen;  sie  drücken  Artung  nach  dem  Stammworte  und 
Abstammung  aus:  chevaleresque,  grottesque,  pittoresque,  romanesque  — 
barbaresque,  moresque,  tudesque,  bergamasque,  comasque,  cremasque ; 
nachgeahmt  ist  fantasque  neben  fantastique.     S.  oben  S.  272. 

y.  Eine  Anzahl  von  Adjektiven  auf  e  und  u  m.,  ee,  ue  f.,  lat.  atus,  ütus,  sind 
aus  Substantiven  nach  Participialformen  gebildet,  wie  die  lateinischen  alatus, 
barbatus,  dentatus;  astutus,  cornutus,  nasutus,  neben  denen  seltene  Formen 
auf  Uus,  wie  auritus,  tnrritus,  gefunden  werden.  Das  Französische  bildet 
nicht  wenige  nach  ätus,  ütus,  während  kaum  Formen  nach  itus  aus  Sub- 
stantiven entstehen.  Alle  bedeuten  das  Versehensein  oder  Begabtsein 
mit  dem  Primitiv. 

rt«.  e:  aile  (alatus),  crete  (cristatus),  etoile  (stellatus);  vielfach  nachgebildet: 
affaire  (afiaire),  äge  (äge),  ardoise  (ardoise),  dente  (dent),  herissonne  (he- 
risson),  labie  (lat.  labium),  lacinie  (lat.  lacinia),  lame  (lame)  mit  Lahn 
durchwirkt,  lezarde  (lezard)  rissig,  lanule  (lanule),  madre  (ahd.  masar) 
gemasert,  gefleckt,  muscle  (muscle),  mamelonne  (mamelon),  mannequine 
(mannequin),  maniere  (maniere),  moufle  (moufle),  naufrage  (naufrage), 
perle  (perle),  potele  (vgl.  Adj.  pote),  sense  (sens)  etc. 

ßß.  u:  coniu  (cornutus);  die  lateinischen  Formen  auf  ätus  gehen  öfter  in  ütus 
über:  barbu  (barbatus);  chevelu  (capillatus),  auch  crepu  (gl.  crisputus  st. 
erispatus,  crispans);  häufig  sind  Nachbildungen,  und  bisweilen  bestehen 
die  Formen  auf  e  neben  denen  auf  u:  bossu  (bosse),  bourru  (bourre), 
branchu  (brauche),  crochu  (croc),  feuillu  (feuille),  fessu  (fesse),  grappu 
(grappe),  grenu  (grain),  herbu  (herbe),  joufflu  (joue  und  inflare),  lippu 
(lippe),  mamelu  (mauielle),  membru  (membre),  mafflu  neben  maffle  (?), 
moussu  (mousse),  pansu  (panse),  poilu  (poil),  pointn  (poiute),  räblu  neben 
räble  (räble),  tetu  (tete),  veiitru  (veutre).  Das  Suffix  erscheint  intensiver 
als  e  und  wird  daher  auch  oft  zu  einer  tadelnden  Bestimmung. 

yy.  Von  Bildungen  auf  i  ist  etwa  allouvi  (lupus)  heisshungrig,  anzuführen. 

f.  Adjektive  mit  dem  Suffix  lent  m.,  lente  f.,  lat.  lentus,  a,  mit  der  Nebenform 
lens  (pestilens),  welches  die  Behaftung  mit  etwas  in  nachdrücklicher  Weise, 
wie  eux,   bezeichnet,   sind    aus  dem  Lateinischen  aufgenommen,   nicht  nach- 


282  Zweit,  Th!.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

gebildet:  opulent  (opulentus,  opulens),  pulverulent,  sangninolent,  turbulent, 
violent  u.  dgl. 
0.  Die  Endungen  esie  und  estre,  auch  etre  c,  lat.  e-stis  und  e-ster,  -stris,  welche 
mit  Beziehung  auf  räumliche  Gegenstände  bezeichnen,  dass  etwas  an  oder 
auf  dem  Primitiv  befindlich  ist,  sind  ebenfalls  nicht  für  Nachbildungen 
fruchtbar  geworden:  agreste  (agrestis),  Celeste  (caelestis)  —  equestre  (eque- 
stiis),  pedestre  (pedester),  terrestre  (terrestris),  champetre  (campester),  daneben 
campestre  als  Substantiv,  Silvestre  (Silvester)  als  Eigenname. 
n.  Das  Suffix  time  c,  lat.  tiinus,  ö,  ist  ebenfalls  nicht  über  das  lateinische 
Mass  hinausgegangen,  sondern,  wie  die  vorigen,  dahinter  zurückgeblieben; 
es  bezeichnet,  mii  der  Superlativendung  identisch,  ursprünglich  unmittel- 
bare Nähe  in  Bezug  auf  den  Gegenstand,  welchen  das  Primitiv  ausdrückt, 
und  zugleich  die  Angemessenheit  zu  demselben  als  ein  ihm  Nahekommen: 
maritime  (maritimus),  legitime  (legitimus). 

77.  c)  Ableitungssuffixe  der  Eigenschaftswörter,  welche  von 
anderen  Eigenschaftswörtern  abgeleitet  werden. 

Es  ist  bereits  mehrfach  beiläufig  bei  den  bisher  erörterten  Suffixen  erwähnt 
worden,  dass  sie  auch  Ableitungen  aus  Adjektiven  gewähren;  wir  betrachten  daher 
hier  nur  einige  charakteristische  Endungen  der  Adjektive,  namentlich  auch  die 
augmentativen  und  diminutiven. 

«.  Zuvörderst  mag  hier  des  eigentlich  superlativischen  Suffixes  der  Zahlwörter 
iüne  c,  afr.  iesme,  isme,  lat.  esimus,  a,  gedacht  werden,  welches  sich  auch 
statt  der  verschiedenen  anderen  lateinischen  Formen  (us,  tus,  iinus)  an  die 
Stämme  der  Zahlwörter  fügt  und  Ordinalzahlen  bildet:  cinquieme,  sixieme, 
septieme,  vingtieme,  centieme,  millieme.  Als  wissenschaftlicher  Ausdruck 
findet  sich  noch  nonagesime  neben  jetzt  veralteten  nonantieme  und  dem  ge- 
läufigen quatre-vingt-dixieme,  wie  in  dem  männlichen  Substantiv  millesime 
Jahrzahl,  in  dem  weiblichen  quadragesime  Fasten  u.  e.  a.  In  weiterer  Ab- 
leitung geht  ihne  (esime)  in  esimal  über:  quadragesimal,  centesimal;  in 
decimal  wird  decimus  zu  Grunde  gelegt,  vgl.  das  substantivirte  decime  (deci- 
mus)  neben  dem  ächtfranzösischen  dime  afr.  disme  (S.  128),  während  das  eben- 
falls substantivirte  Centime  m.  alter  Bildung  folgt  (afr.  centisme  lat.  centesi- 
mus).  —  Ueber  die  Endung  aire  bei  Zahlwörtern  s.  oben  S.  279.  280. 

ß.  Das  Suffix  dtre  c,  lat.  aster  (novellaster,  surdaster),  dient  besonders  zur  Ab- 
leitung aus  Adjektiven,  obgleich  auch  aus  anderen  Stämmen;  es  übt  auf  das 
Stammwort  abschwächende  Kraft  und  verkleinert  daher  auch  öfter  im 
ethischen  Sinne  (s.  oben  S.  269).  Man  trifft  es  in  Neubildungen  am  Häufig- 
sten in  Farbenadjektiven:  blanchätre  weisslich,  bleuätre,  brunätre,  grisätre, 
jaunätre,  olivätre,  roussätre  (roux),  verdätre;  herabsetzend  wirkt  es  in 
bellätre  scheinschön,  douceätre  süsslich,  folätre  leichtfertig;  acariätre  (afr, 
acarier)  störrisch,  opiniätre  (opinion)  hartnäckig.  In  saumätre  (salmacidus, 
fr.  auch  saumache)  seesalzig,  wird  eine  Herabsetzung  nicht  empfunden. 

y.  Das  Suffix  et  m.,  etie  f.  (s.  oben  S.  264),  ist  verkleinernd  uud  schmei- 
chelnd, hier  und  da  auch  tadelnd:  aigret  säuerlich,  clairet  und  paillet 
bleichrotb,  doucet  süsslich,  duret  härtlich,  follet  tändelnd,  kindisch,  grasset 
ein  wenig  fett,  guilleret  munter,  jeunel  blutjung,  joliet  ziemlich  hübsch,  lon- 
guet  länglich,  mollet  weich,  seulet  ganz  allein.  Die  Verkleinerung  wird  in 
bruuet  bräunlich,  schwarzbraun,  und  louvet  (loup)  wolfsgrau,  nicht  merklich. 


§  77.    desgl.  V.  Eigenschaftswörtern      §  78.  Ableitung  der    Zeitwörter.      283 

Häufig  wird  hier  eine  andere  Diminutivendung  eingeschoben,  namentlich  el: 
aigrelet,  grandelet,  uiaigrelet,  nettelet,  rondelet;  douillet  (gl.  dulciculettus), 
grassouillet  (gras).     Als  Eigenname  kommt  Noiret  vor. 

d.  Die  Endung  ot  m.,  otte  (ote)  f.  findet  sich  seltener  in  diminutivem 
Sinne  verwendet,  wie  in  bellot,  vieillot,  pälot,  raget  kurz  und  dick,  knirpsig; 
ohne  Diminutiou  manchot  (mancus)  einarmig.  Das  ursprünglich  adjektivische 
Vertot  (verd,  vert)  kommt  als  Eigenname  vor  (s.  oben  S.  265). 

*.  Zuweilen  sind  die  lateinischen  Formen  auf  culus  in  cule  c.  dargestellt:  du- 
riuscule  (duriusculus),  rectiuscule  (presque  droit);  in  pareil  (par  mlat.  jiari- 
culus)  ist  die  Endung  wirkungslos,  wie  uIks  in  vieil  (vetulus). 

f.  Selten  ist  durch  eau  m.,  eile  f.  an  Adjektivstämmen  das  lateinische  ellus,  a 
dargestellt  (vgl.  misellns,  gemellus):  jumeau  (gemellus),  moreau  (vgl.  mori- 
caud)  schwarz;  ponceau  (gl.  punicellus  st.  puniceus)  ist,  wie  jumeau,  auch 
als  Substantiv  gebräuchlich.     S.  oben  S.  263. 

Tj.  Meist  in  tadelndem  oder  verstärkendem  Sinne  findet  sich  hier  auch 
das  Suffix  aud  m.,  aude  f.,  ahd.  walt,  wieder.  S.  oben  S.  269.  Vgl.  lour- 
daud  tölpelhaft,  noiraud  (noir),  salaud  (sale),  sourdaud  (sourd)  u.  a, 

d)  Von  Partikeln  abgeleitete  Adjektive.  Das  Französische  hat  zwar  eine 
Anzahl  von  lateinischen  Adjektiven,  welche  von  Partikeln  stammen,  über- 
kommen, z.  B.  von  Adverbien,  wie  benin  (bene,  benignus),  quotidien  (quotidie, 
quotidianus),  und  weiter  entwickelt:  sempiternel  (semper,  sempiternus),  oder 
von  Präpositionen,  wie:  anterieur,  posterieur,  exterieur,  Interieur,  superieur, 
contraire  u.  a.,  doch  hat  das  Französische  selten  dergleichen  Bildungen  selb- 
ständig hervorgebracht.  Diese  waren  im  Wesentlichen  überflüssig,  da  sich 
Adverbien  leicht  durch  die  Kasuspräpositionen  in  das  attributive  Satzverhältniss 
einreihen  Hessen.  Doch  gehören  hierher  einige  Neubildungen,  wie:  moderne 
(modo),  ancien  (ante  gl.  antianus).  souverain  (supra)  u.  e.  a.,  sowie  selbst  aus 
der  Interjektion  pouah  das  Adjektiv  pouacre  unflätig. 

78.  b.  Ableitung  der  Zeitwörter.  In  Bezug  auf  den  Stamm  unter- 
scheiden sich  zwei  Klassen  von  abgeleiteten  Zeitwörtern:  I.  die  von  Nenn- 
wörtern und  II.  die  von  Zeitwörtern  abgeleiteten.  Die  von  Nennwörtern 
stammenden  nehmen  zum  grossen  Theile  nur  die  einfache  Flexionsendung 
der  Zeitwörter  an,  doch  erhalten  sie  auch  besondere,  bedeutsame  Suffixe; 
die  von  Zeitwörtern  abgeleiteten  erhalten  Suffixe  der  letzteren  Art.  Alle 
abgeleiteten  Verba  sind  schwach.  Schon  im  Lateinischen  gewährte  die 
Ableitung  meist  Verba  auf  are  und  ire,  im  Französischen  giebt  sie  Verba 
auf  er  und  ir,  am  Häufigsten  auf  er,  wie  im  Lateinischen  auf  are. 

Die  Ableitungsweise  der  Zeitwörter  von  Nennwörtern  wird  ausnahms- 
weise auch  auf  einige  Partikeln  angewendet. 

I.  Ableitung  des  Zeitwortes  tou  Nennwörtem.  Diese  Ableitung  gewährt 
die  bedeutendste  Anzahl  von  abgeleiteten  Verben.  Die  Annahme  der  Flexions- 
endung der  eisten  oder  zweiten  Konjugation  geschieht  zwar  nicht  nach  einem  festen 
Principe,  doch  neigen  sich  Substantive  fast  ausschliesslich  der  ersten,  Adjektive 
gern  der  zweiten  Konjugation  zu.  Uehrigens  können  abgeleitete  Verba  beider 
Konjugationen  transitiv  und  intransitiv  sein;  doi'.h  sind  die  auf  ir  sehr  oft  beides 
zugleich. 


284  Zweit.  Tbl.    Formenlehre.    Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung. 

1.  Ableitung  durch   die  einfache  Flexionsendung.     So  entstehen  Verben: 
a)  aus  einfachen  Nennwörtern,  wohin  auch  die  zu  rechnen   sind,  welche  im 
Französischen  eine  ursprüngliche  charakteristische  Endung  eingebüsst  haben. 

Bei  dieser  Ableitung  findet  im  Allgemeinen  keine  Veränderung  des  Stammes 
statt,  an  den  die  Flexionsendung  tritt,  doch  nicht  ohne  Ausnahme.  Eine  Uni- 
lautung  des  Stammvokales,  wie  sie  im  deutschen  köpfen  von  Kopf,  glätten 
■von  glatt  stattfindet,  kommt  hier  kaum  vor;  ein  Beispiel  wäre  etwa  baisser 
von  bas.  In  dem  umgekehrten  Verhältnisse  etamer  von  etain,  affamer  von 
faim,  dresser  von  droit  ist  vielmehr  auf  die  ursprüngliche  lateinische  Form 
stannum,  fames,  directus  zurückzugehen,  wie  in  Formen  gleich  arborer  afr, 
arbrer  das  lateinische  arbor  in  Betracht  gezogen  wird.  Doch  kommen  aller- 
dings auch  Verwandlungen  des  Stammvokales  vor:    daigner  (digne). 

Auslautendes  stummes  e  kommt  nicht  in  Betracht;  die  Flexionsendung 
hängt  sich  an  den  vorangehenden  Konsonanten:    lancer  (lance),  peiner  (peine). 

Auslautende  Konsonanten  verändern  sich  zum  Theil  nach  etymolo- 
gischen und  euphonischen  Rücksichten;  so  wird  /zu  v:  sauver  (sauf,  salvus 
vgl.  spät.  lat.  salvare),  und  achever  (chef,  caput)  wird  analog  behandelt;  x  wird 
mit  Rücksicht  auf  ursprüngliches  c  in  ch  verwandelt:  faucher  (faux  vgl.  lat. 
f'alcatus),  mit  Hinsicht  auf  ursprüngliches  ss  in  ss:  roussir  (roux,  lussus),  oder 
auf  ursprüngliches  ti,  ci  in  s:  priser  (prix,  pretium)  vgl.  croiser  (cruciare); 
appaiser  (pax,  acis);  auslautendes  c  geht  theils  in  ch  über:  blanchir  (fr.  blanc, 
ahd.  blanch),  franchir  (francus),  joncher  (gl.  juucare  v.  Jone),  theils  in  qu: 
flanquer  (flanc),  bivouaquer  (bivouac). 

Häufig  treten  Verdoppelungen  von  Konsonanten  ein;  n  neigt  be- 
sonders dazu:  chienner  (chien),  faonner  (faon),  dagegen  brunir  (brun);  auch  s 
hat  diese  Neigung  oft  wegen  stammhafter  Verdoppelung:  passer  (pas,  passus), 
tasser  (tas  ags.  tass),  epaissir  (epais,  spissus)  etc.;  das  verdoppelte  /  weist 
zum  Theil  auf  ursprüngliches  //,  wie  mollir  (mol,  mollis),  oder  es  verdoppelt 
sich,  weil  es  jotirt  war:  emailler  (email),  auch  in  sourciller  (sourcil). 

Die  Vertauschung  der  Endung  are  mit  iare  hat  den  auslautenden 
Konsonanten  t  in  einfachen  wie  in  abgeleiteten  Nennwörtern  mehrfach  ver- 
ändert; er  erscheint  bald  als  .5  oder  c:  accoiser  (coi  gl.  acquietiare),  nienuiser 
(nienu  gl.  minutiare),  agencer  (gent  gl.  agentiare),  avancer  (gl.  abantiare),  oder 
verdoppelt  sich  als  ss:  dresser  (gl.  directiare),  hausser  (altiare).  In  puiser  kann 
s  auf  der  vorauszusetzenden  Form  puteare  gl.  putiare  beruhen,  dagegen  weist 
foncer  (von  fonds,  fundus)  auf  das  ursprüngliche  Flexions-s. 

Wie  verdoppelte  Konsonanten,  so  kehren  auch  überhaupt  im  Französischen 

vom    Stammvsrorte    abgefallene    Konsonanten  bisweilen  wieder:    carner 

(chair,  lat.  carnem),    corner  (cor  afr.  corn,  lat.  cornu),  bituminer  (bitume,  lat. 

bitumen).    Bisweilen  sind  euphonische  Buchstaben  eingeschoben,  namentlich  t: 

abriter  (abri),  clouter  (von  clou  oder  clouer),  se  delicoter  (licou),  filouter  (filou), 

a.  Beispiele    der    Bildung   aus    Hauptwörtern:     ambrer    (ambre)   tr.,    ancrer 

(ancre)  intr.,    auner    (aune)  tr.,   couper    (coup)  tr.,    camper    (campus)  intr., 

ecumer    (ecume)  tr.    und    intr.,    feter    (fete)   tr.,    ganter    (gant)  tr.,    gommer 

(gomme)  tr.,   latter  (latte)  tr.,    larder  (iard)  tr.,    leurrer    (leurre,    luoder)  tr., 

monter    (mont)  intr.    und    tr.,    venter  (veut)  intr.    —    Kaum  finden   sich  im 

Neufranzösischen  noch  Verba    anf   /V,    welche    nicht    aus    dem  Lateinischen 

stammen,  wie  finir  (fin),  fleurir  (fleur  lat.  florere),  asservir  (serf),  sonst  etwa 

noch  garantir  (garaut)  tr.,  aguerrir  (guerre)  tr.,  terrir,  atterrir  (terre)  iutr. 


§  78.    I.  Ableit.  v.  Nennwort.  1.  durch  einf.  Flexionsend.  285 

ß.  aus  Eigenschaftswörtern:  baisser  (bas)  tr.  und  intr.,  dresser  (directus) 
tr.,  selten  intr.,  hausser  (haut)  tr.  und  intr.,  longer  (long)  tr.  —  sehr  ge- 
wöhnlich auf  ir:  aigrir  (aigre)  tr.,  blanchir  tr.  und  intr.,  bleuir  (bleu)  tr., 
blemir  (bleme)  intr.,  blondir  (blond)  intr.,  cherir  (eher)  tr,,  froidir  (froid) 
intr.,  grossir  (gros)  tr.  und  intr.,  maigrir  (maigre)  intr.,  pälir  (pale)  intr. 
und  tr.  etc. 
y.  selten  aus  anderen  Nennwörtern,    z.  B.    alterer  (alter)  tr.,    vgl.    aliener 

(alienare),  soixanter  (soixante)  intr.,  vgl.  uuir  (un,  lat.  unire  TertuU.)  tr, 
ä.  Partikeln  nehmen  bisweilen  an  dieser  Bildung  Theil:    arrierer  (arriere)  tr., 
avancer  (avant)  tr.  und  intr.,    devancer  (devant)  tr.  und  intr.,  joüter  (juxta) 
intr.,  outrer  (outre)  tr.  u.  e.  a. 
b)  aus  abgeleiteten  Nennwörtern,  von  denen  das  Französische  mit  geringer 
Beschränkung  Zeitwörter  durch   blosse  Flexionsendungen  bildet,    während    sich 
hier    das   Lateinische  innerhalb    enger    Grenzen    hielt.      Hinsichtlich    der  Ver- 
änderungen des  Stammwortes  gelten  hier  ähnliche  Bestimmungen,  wie  für  die 
einfachen  Nennwörter. 

In  einzelnen  Fällen  ist  in   Beziehung   auf  die   Vokalisation    auf  die    ur 
sprüngliche   Wortform   zurückzugehen,    vgl.  contrarier  (contraire  lat.  con- 
trarius), justicier    (justice    lat.   justitia).     Eine  Veränderung  der  Vokale  tritt 
bisweilen    beim  Wachsen  des    Wortes    durch   die    Endung    ein:    vgl.    manierer 
(maniere).     Das  stumme  e  im  Auslaute  kommt  auch  hier  nicht  in  Betracht. 

Veränderungen  auslautender  Konsonanten  sind  analog:  vgl.  captiver 
(captif,  captivare  Eccles.),  activer  (actif),  motiver  (motif)  —  jalouser  (jaloux, 
zelosus). 

Verdoppelungen  von  Konsonanten  treten  unter  denselben  Bedingungen 
ein,  so  bei  n:  bouchonner  (bouchon),  emprisonner  (prison),  rayonner  (rayon), 
moyenner  (moyen),  doch  bleibt  n  in  mehreren  Endungen  einfach,  wie  in  in, 
ine:  cheminer  (chemin),  ruiner  (ruine)  u.  a.  Auch  s  verdoppelt  sich,  nament- 
lich in  as  (aceus):  embarrasser  (embarras);  /,  wo  es  jotirt  war:  sommeiller 
(sommeil),  travailler  (travail);  in  der  auf  ellus  gegründeten  Endung  eau  tritt 
dagegen  nur  einfaches  l  auf:  creneler  (creneau),  oiseler  (oiseau),  und  so  auch 
in  peler  mit  stamnihaftem  /  (peau  lat.  pellis). 

Unter  den  abgeleiteten  dieser  Klasse  bilden  die  von  Substantiven  her- 
stammenden die  Hauptmasse;  von  diesen  sind  es  vorzugsweise  Sachnamen, 
darunter  namentlich  auch  abstrakte,  welche  in  Verbalbegriffe  eingehen;  Personen- 
namen lassen  seltner  Bildungen  dieser  Art  zu,  obgleich  sie  so  wenig  als  Thier- 
namen  ausgeschlossen  werden.  Manche  Substantive  bleiben  durch  ihren  Begriff 
der  Verbalbildung  fremd. 

Beispiele  von  Wörtern  auf: 

ade  (ata):    barricader,  estrapader,  gambader,  pallissader. 

age  (aticum):  avantager,  en-  de-courager,  en-  de-dommager,  fourager,  mennger, 

outrager,  partager,  ramager,  ravager,  en-visager,  voyager. 
al  (älis,  äle):   egaler  —  sigualer. 
ance,  ence  (entia):   fiancer,  in-fluencer,   engeancer,   licencier  (lat.  licentia),   sen- 

tencier  (sententia),  differencier  neben  diiferentier. 
ard   (hart):    bavarder,    goguenarder,    mignarder,    a-bätardir,    bombarder    (bom- 

barde),  nasarder  (uasarde). 
as,  asse,  ace,  (aceus,  acea):  embarrasser,  cuirasser,  crevasser,  paillasser,  grimacer. 
ätre  (aster):    folätrer,  opiniätrer. 


286  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Zweit.  Äbschn.     Die  Wortbildung. 

ail,  eil,  il,  ouil  m,,  aille  etc.  f.  (a-  e-  i-  u-  ciilus,  a,  um):  grailler  (graille),  son- 

nailler  (v.  sonnaille  oder  sonner),    griller  (gril,  grille),    aiguiller,    a-genoniller 

(genou  -  genouil),  verrouiller  (verrou  -  verronil),  grenouiller  (grenouille),  gar- 

gouiller  (gargouille). 
näle,  eille,  ille  (alia,  ilia):    batailler,   rimailler,  mitrailler,  grenailler,  gneusailler 

(gueusaille),  merveiller,  vetiller. 
aim  (amen):    essaimer  neben  examiner. 
aire  (arius):    contrarier,  salarier,  vicarier. 

aud  (walt):    badauder,  courtauder,  nigauder,  levrauder  (levraut). 
eau  (el)  m.,  eile  f.    (ellus,  illus):    agneler,  bateler,  bourreler,  creneler,  marteler, 

a-monceler,  oiseler. 
e/e,  eile  (ela,  auch  elia):    quereller. 
ent,  ant  (ens,  entis;  ans,  antis):    absenter,   diligenter,  preseiiter,  patienter,  ser- 

penter,  epouvanter  (expavens),  plaisanter,  ensanglanter,  enfanter. 
esse,  ice  (itia):    caresser,  ap-paresser,  justicier. 
ice  (itium):    supplicier. 
et,  ot  m.,  ette,  ote  (otte)  f.:   breveter,  cacheter,  caqueter,  feuilleter  (feuillet),  lo- 

queter,  louveter  (vgl.  louveteau)  —  aiguilleter  (aiguilletle),  vergeter  (vergette)  — 

chicoter  (chicot),   a-mateloter  (matelot),   de-mailloter  (maillot),   ballotter  (bal 

lotte),  marcotter  (raarcotte). 
eul,  ol  (ölus):    flageoler  (afr.  tlajol,  nfr.  fJageolet),  rossignoler. 
eur,  OUT  (or,  öris):    savourer  (saveur,    sapor  vgl.  lat.  saporatus),    vgl.    labourer 

(laborare). 
eux.  oux  (osus):  jalouser,  veutouser  (ventouse). 
ide  (idus):    liquider,  in-timider. 
ter  (arius):    acierer. 

if  (ivus):    activer,  joliver  (afr.  jolif,  nfr.  joli). 
in,  ine  (Inus,  inus):    limousiner    (limousin),    cheminer,   discipliner    (discipline), 

mariner,  en-raciner,  ruiner, 
on  (o,  önis):    aiguillonner,  änonner,  bouchonner,  chaponner,  crampouner,  crayon- 

ner,    frissonner,    gasconner,    goupillonner,  grisonner,   papillonner,   pelotonner, 

rayonner. 
on,  ion,   tion,  son,  ^:on  (tio,  tiönis;    sio,  siönis) :    actionner,    additionner,    aflPec- 

tionner,    cautionner,    mentiouner,    perfectionner    —    occasionner,    moisonner, 

em-prisonner,  em-poisonner,  raisonner  —  favonner. 
u  (utus):    bossuer;  (us,  ütis):  s'evertuer. 
ule,  cule,  le  (iilus,  cülus) ;    formuler,  craticuler  (craticula),  graticuler  (graticule), 

sangler  (sangle,  cingula). 
ume  (u(linem):    accoiitumer. 

ure  (ura):    aventurer,  peinturer,  mannfacturer,  vgl.  figurer  (figurare). 
öo7id  (bundus):    vagabonder. 
lent  (lentus):    violenter. 
ment  (mentum):    alimenter,    cementer   und  cimenter,    parlementer,    tourmenter, 

experimenter,  vgl.  argumenter  (lat.  argumentari),  angmenter  (spät.  lat.  awg- 

mentare). 
iime  (timns):    legitimer,  vgl.  intimer  (intimare). 


§  79.     I.  Ableit.  von  Nennwort.     2.  mit  besond.  Suffixen.  287 

79.     2.    Ableitung   mit   besonderen    Suffixen. 

Wenngleich  die  Ableitung  vermittelst  besonderer  Suffixe  zum  Theil  für  die  von 
Nennwörtern  und  von  Zeitwörtern  abstammenden  Verba  gleiche  Formen  bietet,  und 
bisweilen  ein  abgeleitetes  Verb  sowohl  aus  einem  Nennworte  als  aus  einem  daneben 
stehenden  Zeitworte  hergeleitet  werden  kann,  so  erscheint  doch  eine  Scheidung  der 
Denominativen  von  den  Verbalien  nicht  unzweckmässig,  indem  die  Suffixe 
zum  Theil  in  der  That  nicht  beiden  gemein  sind,  die  gleichen  aber  überwiegend 
einer  von  beiden  Klassen  zukommen,  was  an  seinem  Orte  für  die  einzelnen  Suffixe 
angemerkt  ist. 

a)  Besonders  denominativ  ist  die  Endung,  welche  durch  das  lateinische  Suffix 
ic  in  icare  hervorgebracht  wird;  wir  rechnen  dazu  auch  diejenigen,  deren 
Suffix  schon  in  einem  Nennwoite  enthalten  ist  (faber,  fabrica,  fabricare)  und 
welche  daher  auch  unmittelbar  davon  hergeleitet  werden  können.  Diese 
Endung  stellt  sich  theils  noch  in  der  Form  iquer,  jedoch  nur  in  einigen  un- 
mittelbar aus  dem  Lateinischen  überkommenen  gelehrten  Formen,  dar;  in 
vielen  Verben  nimmt  sie  die  Gestalt  von  eher,  ger,  cjuer  (mit  ausgefallenem 
tonlosen  i)  an  oder  geht  mit  Ausfall  des  c  in  ier,  vereinzelt  auch  in  oyer 
über.  Die  Bedeutung  des  Suffixes  ist  nicht  von  charakteristischer  Bestimmt- 
heit: es  giebt  transitive,  doch  auch  intransitive  Verba.  Es  bezeichnet  ent- 
weder allgemein  die  Bethätigung  (chevaucher)  oder  selbst  die  Hervor- 
bringung des  Primitiv  (nettoyer). 

ß.    auf  das  Lateinische  unmittelbar    oder   in   volksthümlicher  Umbildung  ge- 
gründete Formen: 

iquer:  fabriquer  (fabricare),  communiquer  (communicare),  in  dem  ähnlich 
behandelten  vendiquer,  revendiquer  (vindieare  =  vim  dico)  ist  ic  stamm- 
haft, Pratiquer  ist  uneigentliche  Ableitung  aus  pratique. 
eher:  empecher  (impedicare),  macher  (masticare,  fxaarui,  ^aGiät,iiv), 
ecorcher  (cortex  vgl.  corticatus),  zu  vgl.  mit  precher  (praedicare  mit 
stammhaftem  ie). 
ger,  guer:    forger  (fabricare),  juger  (judicare),  charger  (carricare  Hieron.), 

und  ähnlich  manger  (manducare),  auch  venger  (vindieare,  s.  oben). 
ier:  publier  (publicare,  publicus,  populus),  vgl.  mendier  (mendicare,  men- 
dicus),    communier  (communicare);    in    dedier  (dedicare)  ist  ic  stamm- 
hafi,    ebenso    in    plier    (plicare)    neben    ployer,    sacrifier    (sacrificare), 
emier  (mica). 
oyer:    verdoyer  (viridicare) ;  vgl.  dazu  G.  Paris,  Accent  latin  100. 
ß.    Die  Nachbildungen  stehen  theils  dem  Lateinischen  näher  mit  der  Endung 
eher,  ger,  guer:    chevaucher  (gl.,  caballicare),   narguer    (gl.  naricare),    vgl. 
intriguer  (intricare  mit  stammhaftem  ie). 

Vorzugsweise  finden  sich  jedoch  hier  die  Formen  mit  ausgeworfenem 
c;  bornoyer  (borgne  afr.  borgnoier)  mit  einem  Auge  abmessen,  charroyer 
Karren  fahren,  cötoyer  (cote)  entlang  gehen,  chatoyer  (chat)  schillern, 
coudoyer  (coude,  couder)  mit  dem  Ellenbogen  stossen,  festoyer,  fetoyer 
(fete,  feter)  festlich  bewirthen,  fiam boyer  (flambe)  blitzen,  foudroyer 
(foudre)  niederblitzen,  guerroyer  (guerre)  kriegen,  grossoyer  (mettre  en 
grosse)  ausfertigen,  jointoyer  (Joint)  Fugen  verstreichen,  larmoyer  (lärme) 
bitterlich  weinen,  louvoyer  (engl,  loof)  lavireu,  nettoyer  (net)  reinigen, 
ondoyer  (onde)  wallen,  rudoyer  (rüde)  anfahren.  Dahin  gehören  auch  die 
von  Fürwörtern  abgeleiteten  tutoyer  (tu)  dutzen,   vousoyer  (vous)  sietzen. 


288  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Zweit.  Abschu.     Die  Wortbildung. 

Seltener  sind  Bildungen  auf  ier:  charrier  (neben  cbarroyer),  manier  (vgl, 
lat.  manicatus)  handhaben;  afr.  seigneurier  herrschen. 

Hierher  gehört  auch  eine  Form  ayer  und  eyer,  die  sich  neben  oyer 
entwickelt  hat:  begayer  (begue)  stammeln,  bordayer  (it.  bordeggiare) 
laviren,  cartayer  (it.  andar  di  quarto)  Halbspur  fahren,  grasseyer  (parier 
gras),  langueyer  (visiter  la  langue  d'un  porc),  plancheier  dielen,  poteyer, 
poteyer,  poteier  die  Form  ausschmieren  (von  der  Akademie  nicht  auf- 
genommen). Hier  ist  die  Orthographie  sehr  verschieden.  Vgl.  frayer  afr. 
freier  (fricare)  reiben,  bahnen. 

Das  verwandte  Suffix  ig  (in  navigare,  mitigare),  welches  schon  im 
Lateinischen  auch  ohne  i  auftritt  (purgare,  jurgare  von  jur-is),  wird  ein- 
fach herübergeuommen.  Es  stellt  sich  in  den  Endungen  iguer,  iger  und 
ger  dar:  naviguer  (navigare),  fatiguer  (latigare),  fumiger  (fumigare),  l^viger 
(levigare),  mitiger  (mitigare),  purger  (purgare);  doch  auch  in  ier:  chätier 
(castTgare,  castus)  afr.  chastoier. 

b)  Die  Endung  iser- {\di,i.  issare,  auch  izare,  gr.  (Cfi^)  ist  mehr  noch  als  die  eben 
genannte  denominativen  Zeitwörtern  gegeben;  sie  hat  eine  grosse  Menge 
von  Zeitwörtern  aus  Substantiven  und  Adjektiven  hervorgebracht,  da  sie  mit 
der  grössten  Leichtigkeit  gehaudhabt  werden  kann.  Sie  erscheint  namentlich 
an  solchen  Wörtern,  deren  Ausgang  nicht  wohl  eine  Verbalbildung  durch  die 
blosse  Flexionsendung  gestattet.  Das  Suffix  hat  ursprünglich  eine  imitative 
Bedeutung  (vgl.  graecisso,  patrisso,  q:ilni7it^(a),  welche  sich  theils  intransitiv, 
theils  transitiv  darstellt. 

«.  Intransitive  Verba  dieser  Art  bezeichnen  eine  Bethätigung  in  der 
Weise  und  dem  Sinne  der  durch  das  Primitiv  bezeichneten  Person  oder 
nach  Massgabe  der  darin  enthaltenen  Sache:  fraterniser  (fraternus),  greciser, 
poetiser;  —  agoniser,  algebriser,  anglomaniser,  herboriser,  moraliser,  sym- 
boliser,  symetriser,  sympathiser,  temporiser. 

ß.   Transitive  Verba  erhalten 

«a.  entweder  eine  faktitative  Bedeutung,  wodurch  an  einem  Gegenstande 
das  als  Merkmal  gesetzt  oder  hervorgebracht  wird,  was  das  Primitiv 
bezeichnet;  so  besonders  von  Adjektiven:  centraliser,  diviniser,  eterniser, 
fertiiiser,  fanatiser,  familiariser,  generaliser,  humaniser,  latiniser,  lega- 
liser,  naturaliser,  regulariser,  ridiculiser,  tranqnilliser,  und  ähnlich  von 
Personennamen:  autoriser  (auteur),  martyriser  zum  Märtyrer  machen; 
und  Sachsubstantiven:  alcaliser  alkalisch  machen,  alcooliser  alkoholi- 
siren,  capitaliser  zum  Kapital  machen,  pulveriser  zu  Pulver  machen. 

ßß  oder  die  Thätigkeit  erhält  das  Primitiv  in  der  Weise  zur  Bestimmung, 
dass  dasselbe  als  Merkmal  der  handelnden  Person  erscheint:  brutaliser, 
maitriser,  tyranniser  brutal,  als  Herr,  Tyrann  behandeln,  economiser 
haushälterisch  verwalten,  prophetiser  als  Prophet  voraussagen,  —  oder 
ein  bestimmendes  Objekt  der  Thätigkeit  wird:  anathematiser  mit  dem 
Anathem  belegen,  aniser  mit  Anis  versetzen,  cauteriser  (cautere)  mit 
einem  Aetzmittel  brennen,  favoriser  mit  Gunst  behandeln,  scandaliser 
(ay.avSttUCtiv)  Anstoss  geben,  gl.  damit  hehaften,  carai-teriser  charak- 
terisiren  (xaQaxtriQiCfiv  eig.  mit  einem  Merkmale  versehen),  cotiser 
nach  der  Quote  berechnen,  courtiser  den  Hof  machen,  gl.  behofiren  etc., 
egoiser  viel  von  sich  sprechen. 


§  79,     I.  Ableit.  von  Nennwort,     2,  mit  besond.  Suffixen.  289 

c)  Das  Suffix  cir,  hervorgegangen  aus  dem  lateinischen  sc  in  escere,  iscere,  ur- 
sprünglich inchoativ  und  an  intransitiven  Verben,  findet  sii;h  nur  an 
wenigen  Ädjektivstämmen  und  gestattet  auch  die  transitive,  namentlich 
faktitive  Bedeutung,  Die  Erhaltung  und  das  Eindringen  des  Suffixes  sc  in 
der  Form  iss  in  die  zweite  französische  Konjugation  ist  oben  (S.  186,  187) 
erörtert;  es  ist  übrigens  bedeutungslos  geworden.  In  acquiescer  (acquiescere) 
hat  es  ein  Verb  nach  der  ersten  Konjugation  erzeugt;  statt  parere  hat  sich 
parescere  in  der  Form  paraitre  gebildet. 

Beispiele  von  c/rsind:  chancir  (canescere)  schimmeln  intr.,  durcir  (dure- 
scere),  tr,  und  intr.,  hart  machen  und  werden,  eclaircir  (ex-clarescere)  tr., 
noircir  (nigrescere)  tr,  und  intr.  Neubildungen  dieser  Art  sind  etrecir  (etroit, 
strictus)  tr.,  obscurcir  (obscur)  tr.  Diese  Verba  behalten  natürlich  ihr  c 
durch  die  sämmtlichen  Konjugationsformen  und  nehmen  das  Suffix  iss  ausser- 
dem nach  dem  Masse   der  erweiterten  zweiten  Konjugation  noch  einmal  an. 

d)  Bisweilen  werden  mit  dem  Suffixe  eler,  welches  weiter  reicht  als  das  lateini- 
sche illare  und  sich  näher  an  ilare  für  ulare  anschliesst  (vgl.  ventilare  st. 
ventulare),  aus  Nennwörtern  Zeitwörter  entwickelt,  welche  zwar  auch  dimi- 
nutive und  frequentative  Bedeutung  hier  und  da  zeigen,  meist  aber  nur 
eine  auf  den  Gehalt  des  Grundwortes  gerichtete  Thätigkeit  ausdrücken. 
Bisweilen  ist  es  schwer  zu  ermitteln,  ob  sie  nicht  ein  Substantiv  auf  eau,  eile 
zur  Voraussetzung  haben,  wenngleich  dies  der  gegenwärtigen  Sprache  fehlt. 
Einige  sind,  wie  wir  unten  sehen  werden,  aus  Verben  herzuleiten.     S.  IL  5. 

Hierher  gehören  bosseler  (bosse)  getriebene  Arbeit  machen,  botteler  (botte) 
in  Bündel  binden  (nicht  von  botter  stiefeln),  chanceler  (chance)  schwanken, 
ecarteler  (quart)  viertheilen,  ensorceler  (sors,  vgl,  sorcellerie)  behexen,  harceler 
afr.  herceler  (herse)  necken.  Dagegen  ist  enchanteler  (chantier),  auf  Lager- 
bäume legen,  nicht  hierher  zu  ziehen;  das  Grundwort  canterius,  cantherius 
scheint  identisch  mit  xay&t^ktos  Lastesel. 

e)  Verba  auf  uler  oder,  mit  korripirtem  u,  auf  ler,  lat,  ulare,  meist  mit  dimi- 
nutiver und  frequentativer  Bedeutung,  sind  auch  bisweilen  denomina- 
tiv.  Vgl,  cumuler  (cumulare),  moduler  (modulari),  pulluler  (pullulare,  dies 
wohl  nicht  von  pullare,  sondern  unmittelbar  aus  pullulus),  onduler  (lat.  undu- 
latus,  vgl.  jedoch  in-onder),  fourmiller  (formica)  wimmeln,  habiller  (gl.  habi- 
tulare),  vgl.  seille  =  situla.    S.  II.  3, 

f)  Ebenso  sind  die  Endungen  aüler,  Hier,  ouiller,  lat.  a-c-ulare,  i-c-ulare,  u-c-u- 
lare,  nicht  bloss  verbal;  sie  sind  meist  frequentativ  und  diminutiv. 
Dahin  gehören:  bretailler  (brette)  ein  Raufbold  sein,  hourailler  (houret)  mit 
schlechten  Hunden  jagen,  quoailier  (queue,  gl,  caudiculare)  mit  dem  Schweife 
wedeln,  boursiller  (bourse)  Geld  zusammenlegen,  bousiller  (bouse)  klehmen, 
kleiben,  mit  Stroh  und  Lehm  bauen,  egosilier  (gosier  afr,  gueuse)  die  Kehle 
abschneiden  (abschreien),  vgl.  essoriller  (gl.  exauriculare)  die  Ohren  stutzen, 
gambiller  (jambe,  vgl,  gambade)  mit  den  Füssen  baumeln,  grappiiler  (grappe) 
Nachlese  halten,  barbouiller  (barba,  barbula,  gl.  barbuculare).  In  beugler 
(buculus)  ist  mit  Erhaltung  des  c-Lautes  eine  veränderte  Form  eingetreten. 

g)  Auch  die  Suffixe  eter,  oter  finden  sich  an  Nominalstämme  geknüpft;  ihre 
verkleinernde  und  frequentative  Endung  ist  nicht  immer  ersichtlich: 
echarseter  (echars)  zu  geringhaltig  ausprägen,  pocheter  (poche)  in  der  Tasche 
tragen,  barboter  (barba)  sohnatteiu,  grilloter  zirpen,  von  der  Grille  (gryllus, 
vgl.  grillon);  auch  you  der  Partikel  chut  kommen  Verba  dieser  Art:  chucheter 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  19 


290  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

piepen,    chuchoter   flüstern.     Dahin    gehört    auch    chevroter  werfen  (von  der 
Ziege),  dem  kein  chevrot  zur  Seite  steht, 
h)  Ueber  einige  denominative  auf  iter^  lat,  itare,  s.  unten  II.  2, 


80,  n.  Ableitung  der  Zeitwörter  von  primitiven  Zeitwörtern.  Manche 
der  hier  im  Lateinischen  gebräuchlichen  Suffixe  sind  aufgegeben;  dahin  gehören  die 
zur  Bildung  desiderativer  Verben  verwendeten  turire,  essere,  issere,  wie  die  zur 
Bildung  inchoativer  benutzten  escere,  iscere  (s.  oben  S.  289).  Mit  der  Aufnahme 
und  Benutzung  anderer  Suffixe  aber  hat  das  Französische  nicht  auch  zugleich  den 
Begriff  derselben  immer  festgehalten,  sondern  mehrfach  ganz  aufgegeben. 

1.  Hier  sind  zuvörderst  die  Zeitwörter  auf  ter  und  ser  (auch  xer)  zu  bemerken, 
welche  den  lateinischen  captare,  pulsare  gemäss  gebildet  sind.  Man  nahm  die 
mehr  hörfälligen,  der  schwachen  Konjugation  angehörigen  lateinischen  Formen 
dieser  Art  herüber,  deren  ursprüngliche  Frequentativbedeutung  schwand 
und  deren  Primitive  oft  aufgegeben  wurden,  zumal  wenn  sie  Verba  der  dritten 
Konjugation  (ere)  waren,  und  bildete  aus  lateinischen  Primitiven  diesen  andere 
nach.  Da  ihre  Bildung  sich  formell  an  das  Supinum  oder  Particip  des  Per- 
fektum  Passivi  anschliesst,  so  bewerkstelligte  sie  sich  leicht  aus  lateinischen 
Primitiven  in  Neubildungen. 

Lateinische  Formen  sind:  chanter  (cantare),  dicter  (dictare),  intenter  (in- 
tentare),  jeter  (jactare),  noter  (notare),  sauter  (saltare),  traiter  (tractare); 
penser  (pensare),  pousser  (pulsare)  etc.  Nachbildungen  zahlreich:  executer 
(exsecutus),  exempter  (exemptus),  infecter  (infectus),  inventer  (inventus),  per- 
secuter  (persecutus),  relater  (relatus),  sculpter  (sculptus),  inciser  (incisus), 
infuser  (infusus),  oser  (ausus),  professer  (professus),  raser  (rasus),  user  (usus), 
fixer  (fixus).  In  oublier  (oblitus  gl.  oblitare)  ist  t  ausgeworfen,  wie  in  marier 
(maritare)  etc.;  in  dem  alterthümlichen  admonester  (Acad.),  auch  admoneter 
(admonitus,  gl.  admonitare)  afr.  admonester  ist  ein  s  eingeschoben. 

2.  Die  aus  dem  lateinischen  itare  entstandenen  Verba  auf  iter,  auch  eter,  sind 
nicht  zahlreich,  ihre  Nachbildungen  geringfügig.  Vgl.  agiter  (agitare),  hesiter 
(haesitare),  palpiter  (palpitare)  und  das  Particip  usite  (usitari),  nachgebildet 
graviter  (gravare).  Die  Form  eter  treffen  wir  in  haleter  (halitare),  voleter 
(volitare). 

Im  Lateinischen  wurden  auch  von  einigen  Nennwörtern  Verba  auf  itare 
abgeleitet;  sie  sind  auch  ins  Französische  zum  Theil  übergegangen  und  nach- 
gebildet: debiliter  (debilitare),  periciiter  (periclitari),  auch  militer  (militare), 
obwohl  hier  it  zum  Stamm  gehört;  nachgebildet  in  faciliter  (facilis),  feliciter 
(felix),  habiliter  (habilis).  In  douter  (dubitare  v.  duo)  ist  i  ausgeworfen; 
ebenso  in  der  Nachbildung  vanter  (vanus,  gl.  vanitare). 

3.  Die  auf  das  lateinische  Suffix  ic  (ig)  gegründeten  Ableitungen  von  Verben 
mit  den  Endungen  eher,  oyer  sind  selten,  dahin  gehört  pencher  (gl.  pendicare), 
soudoyer  (solder  gl.  solidicare). 

4.  Verba  auf  uler,  oder  mit  ausgestossenem  m,  meist  auf  kr,  lat.  ulare  sind  in 
ursprünglich  lateinischen  Formen  aufbewahrt:  postuler  (postulare  v.  poscere), 
ambler  (ambulare),  brüler  (br-ustulare  goth.  brinnan),  feler  (fissulare  st.  fissi- 
culare  v.  Andere);  nachgebildet  in:  meler  (gl.  misculare),  trembler  (tremere), 
troubler  (turbare).  In  jaillir  (jaculari)  ist  ein  üebergang  in  eine  andere  Kon- 
jugation zu  bemerken. 


§  80.     II.    Ableit.  der  Zeitwörter  von  primitiven  Zeitwort.  291 

5.  Das  Suffix  Hier  entspricht  in  ursprünglich  lateinischen  Wörtern  dem  lateinischen 
illare  (cantillare etc.)  mit  verkleinernder  Bedeutung;  ihm  zur  Seite  steht  das 
französische  Suffix  e/er,  welches  sich  an  das  Nomiualsuffix  eau  anzulehnen 
seheint  und  dem  althochdeutschen  Suffixe  üdn  und  alou  entspricht.  Lateini- 
schen Verben  entsprechen:  titiller  (titillare),  vaciller  (vacillare).  Französische 
Bildungen,  zum  Theil  ohne  diminutive  Bedeutung,  sind:  bretteler  (bretter) 
berappen,  gratteler  (gratter)  leicht  kratzen,  greneler  (grener)  Leder  narben, 
panteler  (engl,  to  pant,  s.  Diez  v.  pantois) ;  in  creteler,  creteler,  gackern,  ist 
das  Suffix  wohl  auf  einen  Naturlaut  angewendet. 

üeberhaupt  wird  das  einfache  l,  oder  auch  mit  vorangehendem  Vokale, 
welcher  sich  nominalen  Diminutivsuffixen  assimilirt,  zur  Darstellung  von  Verben 
aus  Naturlauten  angewendet;  miauler  (miau?)  miauen,  piauler  piepen,  sind 
wohl  auf  -aculare  gegründet  (vgl.  piailler  und  it.  miagolare,  piagolare);  grisoUer, 
trillern,  scheint  dem  Verb  rossiguoler  nachgebildet,  dagegen  ist  in  pupuler 
(upupa)  wie  ein  Wiedehopf  schreien,  roucouler  wie  Tauben  rucksen,  ronfler 
(ahd.  rofazon)  schnarchen,  renifler  (it.  nifla)  schnüffeln,  wohl  wie  in  rafler 
(afr.  raffer)  wegraffen,  das  /  selbständig  zur  Verbalbildung  benutzt. 

6.  In  frequentativem  und  verkleinerndem,  auch  herabsetzendem  Sinne 
wirken  die  Suffixe  aüler,  Hier,  ouiller,  lat.  a-c-ulare,  i-c-ulare,  u-c-ulare,  in 
zahlreichen  Verbalien:  vgl.  brailler  (braire),  criailler  (crier),  danach  gebildet 
piailler,  disputailler  (disputer),  se  harpailler  (harper)  sich  raufen,  marchandailler 
(marchander),  rimailler  (rimer),  tirailler  (tirer),  tournailler  (tourner);  brasiller 
(vgl.  embraser),  brandiller  (brandir)  neben  branler,  bresiller  (briser),  se  fendiller 
(fendre),  fouiller  (fodere,  fodicare  gl.  fodiculare)  mit  ou  wegen  des  stammhaften  o, 
mordiller  (mordre),  pendiller  (pendre),  petiller  (peter),  pointiller  (pointer), 
sautiller  (sauter),  tortiller  (tordre),  s'eventiller  (venter);  Verba  auf  ouiller  sind 
zum  Theil  durch  Vertauschung  von  i-  mit  u-c-ulare  entstanden:  gazouiller 
(v.  jaser),  bredouiller  (davon  bredouille,  afr.  bredir),  ecarbouiller  zerquetschen 
(excarbunculare),  gribouiller  schmieren,  sudeln,  schlecht  schreiben  (?). 

7.  Auch  Frequentative  auf  eter  und  oter  sind  häufig  verbal:  claqueter  zirpen 
(ciaquer),  craqueter  (craquer),  marqueter  (marquer),  rapieceter  (rapiecer); 
häufiger  auf  oter:  baisoter  (baiser),  brilloter  (briller),  buvoter  (boire),  chan- 
geoter  (changer),  clignoter  (cligner),  crachoter  (cracher),  fringoter  (fringuer), 
frisotter  (friser),  pissoter  (pisser),  sufoter  (sucer),  tapoter  (taper),  trembloter 
(trembler),  vivoter  (vivre)  =  subsister  avec  peine. 

8.  Einige  werden  auf  onner  gebildet,  dem  Nominalsuffix  on  (o,  önis)  entsprechend: 
sie  sind  verkleinernd  und  herabsetzend:  chantonner  (chanter)  trällern, 
griffonner  (griffer  krallen)  kritzeln,  mächonner  (mächerj  langsam  kauen,  nasil- 
lonner  (nasiller)  ein  wenig  näseln;    tätonner,  oft  betasten,  ist  frequentativ. 

9.  Das  Suffix  asser,  dem  Nominalsuffix  as  (aceus)  entsprechend,  wird  mit  Herab- 
setzung gebraucht:  revasser  (rever)  alles  durch  einander  träumen;  auf  ein 
vorausgesetztes  ecrivasser  =  ecrivailler  deutet  das  Substantiv  ecrivassier 
Schmierer;  auch  an  Nominalstämme  hängt  sich  dies  Suffix:  avocasser  (avocat) 
den  Rabulisten  machen,  se  prelasser  (prelat)  stolz  einhergehen.  In  den  letzten 
Fällen  trifft  es  mit  der  Endung  atiare  zusammen. 

10.  In  einzelnen  Fällen  findet  man  Verbalsuffixe,  welche  hier  nicht  angeführt  sind, 
wie  iner  in  pietiner  (pied,  pieter)  stampfen,  se  ratatiner  (?)  einschrumpfen ; 
ousser,  wie  in  tremousser  (tremere)  flattern;  ocher,  wie  in  bavocher  (baver) 
unsauber  zeichnen,  drucken  u.  dgl.  m. 

19* 


292  Zweit.  Thl.     Formeniehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

81.  B.  Die  Zusammensetzung.  Wir  unterscheiden  die  ächte  und  die 
un ächte  Zusammensetzung.  S.  §  65.  2.  Indessen  ist  die  Grenze  beider 
schwer  anzugeben,  indem  die  unächte  in  die  ächte  Zusammensetzung  über- 
gehen kann. 

Dieser  üebergang  der  unächten  in  die  ächte  Zusammensetzung  ge- 
schieht in  der  That  schon  da,  wo  im  Französischen  der  erste  Bestandtheil 
einer  unächten  Zusammensetzung  verkürzt  oder  umgebildet  erscheint,  wo- 
durch die  einzelnen  Bestandtheile  zu  einer  Begriffseinheit  verschmelzen 
und  womit  freilich  die  Gefahr  verknüpft  ist,  dass  die  Zusammensetzung  als 
solche  überhaupt  nicht  mehr  empfunden  wird:  vgl.  lundi  (lunae  dies), 
printemps  (primum  tempus),  connetable  (comes  stabuli),  merluche  (maxis 
lucius),  champart  (campi  pars);  so  oft  in  Eigennamen:  Courville  (Curva 
villa),  Binanville  (Binandi  villa).  In  anderen  Zusammensetzungen  ist  der 
zweite  Theil  so  verkümmert,  dass  er  die  Natur  einer  Ableitungssilbe  zu 
haben  scheint:  vgl.  quatorze  (quatuordecim),  seize  (sedecim),  Cornouailles 
(Cornu  Galliae). 

Andererseits  gewinnt  die  der  Form  nach  unächte  Zusammensetzung 
die  volle  Bedeutung  der  ächten,  wenn  der  dadurch  ausgedrückte  Begriff 
eben  nur  durch  den  Zusammentritt  der  Elemente  der  Zusammensetzung 
fixirt  wird,  während  dieselben  ohne  diese  phonetische  Einheit  auch  etwas 
Anderes  darstellen  könnten.  So  ist  z.  B.  ein  casse-noix  nicht  ein  jeder, 
welcher  Nüsse  zerbricht,  sondern  nur  ein  Vogel,  der  Nusshäher,  und 
ein  casse-uoisette  nur  ein  Werkzeug  zum  Zerbrechen  der  Nüsse,  der  Nuss- 
knacker.  Dabei  kann  ein  solches  Kompositum  allerdings  selbst  wieder  mehr- 
deutig sein,  wie  z.B.  casse-noix  auch  das  Werkzeug,  casse-cou  einen  Wage- 
hals und  eine  Strickleiter,  sowie  einen  halsbrechenden  Ort  bedeuten  kann. 
Diese  Uebertragung  unterscheidet  sich  aber  von  kemer  anderen  Begriifsüber- 
tragung,  welche  einem  einzigen  Wortkörper  zukommt.  Die  Sprache  ist 
daher  in  ihi'em  Rechte,  auch  solche  Zusammensetzungen  zu  ihrem  Begriffs- 
reichthum  zu  zählen. 

Indessen  ist  es  nicht  zu  leugnen,  dass  die  französische  Sprache  viele 
unächte  Zusammensetzungen  zählt,  welche  nicht  ui  diese  Klasse  gehören. 
Daher  zum  Theile  die  Unsicherheit  über  die  Lauteinheit  der  Wörter, 
welche  sich  durch  die  schwankende  Anwendmig  des  Bindestrichs  in  den 
der  Form  nach  unächten  Zusammensetzmigen  vemith,  obgleich  diese  Un- 
sicherheit auch  in  anderen  stattfindet. 

Mit  Ausnahme  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Zusammensetzungen 
mit  Partikeln  und  der  unmittelbar  aus  dem  Lateinischen  und  Griechischen 
überkommeneu  oder  in  latinisirender  und  gräcisirender  Weise,  namentlich 
von  der  wissenschaftlichen  Sprache,  nachgebildeten,  werden  nämlich  die 
meisten  zusammengesetzten  Wörter  in  der  Schrift  durch  ein  Tiret  ver- 
bunden. Bei  Zusammensetzungen,  in  denen  ein  Vokal  elidirt  wird,  vertritt 
der  Apostroph  dies  Bindezeichen:    (s')  entr'avertir,  entr'acto. 

Das  Wort,  welches  zur  begritFlichen  Modificii'ung  in  der  Zusammen- 
setzung  dient,    oder    das  Bestimmungswort,    kann    ein  Nennwort,    ein 


§  81.     B.     Die  Zusammensetzung.  293 

Zeitwort  oder  eine  Partikel  sein;  das  Grundwort  kann  ebenfalls  jeder 
der  genannten  Klassen  angehören.  Das  letztere  entscheidet  über  die  Natur 
des  neu  entstandenen  Redetheiles;  dieser  gehört  der  Klasse  des  Grund- 
wortes an.  Wird  jedoch  ein  vollständiger  oder  elliptischer  Satz  als  ein 
zusammengesetzter  Begriff  behandelt,  so  entsteht  ohne  Ausnahme  ein 
Hauptwort.  S.  §  83.  Eine  eigenthümliche,  dem  Lateinischen  im  All- 
gemeinen fremde  Art  der  Zusammensetzung  gewährt  diese  Auffassung  von 
vollständigen  und  elliptischen  Sätzen  und  selbst  Doppelsätzen  als  eines 
lauteinheitlichen  Substantivbegriffes.  Sie  hat  in  der  deutschen  Sprache 
ihre  Analogien. 

Die  Betonung  des  zusammengesetzten  Wortes  wird  nicht  durch  die 
Natur  der  Zusammensetzung  bestimmt,  wie  z.  B.  im  Deutschen  dem  Be- 
stimmungsworte der  Hochton  zukommt.  Nach  dem  allgemeinen  Gesetze 
der  französischen  Betonung  fällt  der  Hauptton  stets  auf  die  letzte  volle 
Silbe  des  zusammengesetzten  Wortes,  ob  sie  dem  Bestimmungsworte  oder 
dem  Grundworte  angehört.  In  denjenigen  Zusammensetzungen,  welche 
durch  einen  Bindestrich  verknüpft  werden,  fällt  auf  den  ersten  Theil  der 
Zusammensetzung  ein  verhältnissmässig  stärkerer  Nebenton  als  in  voll- 
ständigen Verschmelzungen,  wie  merluche  u.  dgl. ,  welche  ganz  den  Ge- 
setzen des  Worttones  unterworfen  sind. 

In  der  folgenden  Eiutheilung  nach  den  durch  die  Zusammensetzung  entstehen- 
den Wörterklassen  ist  demnach  im  Allgemeinen  das  Grundwort  zum  Eintheilungs- 
grunde  gemacht. 

Die  Lehre  von  der  Zusammensetzung  behandelt  nur  das  Nennwort  und  das  Zeit- 
wort (mit  Ausschluss  des  Fürwortes),  weil  nur  bei  jenen  beiden  in  der  Zusammen- 
setzung eine  der  Wortableitung  analoge,  noch  nicht  erloschene  und  dem  Sprach- 
bewusstsein  gegenwärtige  Wortbildung  vorliegt,  während  die  Partikelzusammen- 
setzung mehr  als  eine  ein  für  allemal  ahgethane  sprachliche  Thatsache  anzusehen 
ist,  und  in  ihr  das  Bewusstsein  der  Bestimmung  eines  Grundwortes  durch  ein  Be- 
stimmungswort mehr  in  den  Hintergrund  tritt.  Die  Partikelbildung  ist  übrigens  im 
ersten  Kapitel  dieses  Abschnittes  beiläufig  erörtert. 

Es  ist  zu  bemerken,  dass  die  Zusammensetzung  des  Nennwortes  vielseitiger  ist, 
als  die  des  Zeitwortes;  denn  während  bei  dem  letzteren  die  Zusammensetzung  mit 
Partikeln  fast  allein  von  Bedeutung  ist,  bilden  sich  Nennwörter  durch  den  Zutritt 
verschiedener  Arten  von  Bestimmungswörtern  in  bedeutend  grösserer  Anzahl. 

Wir  beginnen  mit  der  Anfügung  von  Partikeln  an  das  Zeitwort  und  an  das 
Nennwort,  ohne  Trennung  beider  Klassen,  weil  die  hier  vorkommenden  Erschei- 
nungen im  Allgemeinen  gleichartig  sind,  und  handeln  hierauf  von  der  anderweitigen 
Zusammensetzung  des  Nennwortes  und  des  Zeitwortes. 

82.  I.  Die  Zusammensetzung  des  Zeitwortes  und  des  Nenn- 
wortes  mit  Partikeln. 

In  der  Zusammensetzung  mit  Partikeln  nimmt  das  Zeitwort  die  erste  Stelle 
ein,  insofern  die  allerdings  grosse  Zahl  von  Nennwörtern  dieser  Klasse  eine  be- 
deutende Masse  von  solchen  erhält,  welche  erst  von  zusammengesetzten  Zeitwörtern 
abgeleitet  oder  sogenannte  Parasyntheta  sind.  In  einer  anderen  Rücksicht 
reicht    aber    die  Zusammensetzung  des  Nennwortes  weiter,   weil    manche  Partikeln 


294  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung. 

hier  häufiger  in  AnwenduDg  kommen,  als  bei  Verben,  z.  B,  ante,  hien,  mal  und  das 
negative  in,  weil  ferner  Partikeln,  welche  überhaupt  nicht  bei  Verben  vorkommen, 
hier  antreten,  wie  avant,  apres,  arriere,  Sans,  vice  statt  pro,  das  Zahladverb  bis  (?) 
und  die  negative  Partikel  non,  endlich  andere  mit  eigenthümlicher  Färbung  Nenn- 
wörtern vorangestellt  werden,  wie  ex. 

a)  Zusammensetzung  mit  präpositionalen  Partikeln. 

1.  Bei  dieser  Zusammensetzung,  in  welche  die  Mehrzahl  der  42  lateinischen 
Präpositionen  nebst  den  untrennbaren  dis,  re  und  se  eingeht,  ist  zunächst 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Nennwörter  anzuführen,  dass  die  Kraft 
der  Partikel  entweder  rein  adverbial  wirkt,  oder  dass  ihr  zugleich  ihre  prä- 
positionale  Bedeutung  verbleibt,  so  dass  das  Grundwort  in  ursprünglicher 
Abhängigkeit  von  ihr  zu  denken  ist.  Bildungen  der  letzteren  Art  haben  viele 
Sprachen  aufzuweisen,  gr.  nooxoiTsia  Wache  vor  dem  Lager,  nQÖnoXig  Vor- 
stadt, aviC&fog  (uvil  &(oii),  lat.  proconsul  (pro  consule),  antesignanus  (ante 
Signum).  Im  Französischen  hat  diese  Zusammensetzung  weiter  um  sich  ge- 
griffen: surlendemain,  embonpoint,  encan  (in  quantum),  apres-midi,  arriere- 
ligne,  entre-coionnement,  contrepoison,  sous-chef,  surtout,  surhumain,  suraigu, 
avant-dernier,  wohin  auch  die  Zusammensetzung  mit  Infinitiven  gehört,  wie 
pourboire,  avenir,  avant-faire-droit  u.  a. 

2.  Im  Allgemeinen  schliesst  sich  das  französische  Verfahren  an  das  la- 
teinische an  und  bewahrt  nicht  nur  in  den  überkommenen  Zusammen- 
setzungen Präpositionen,  welche  als  selbständige  Redetheile  aufgegeben  sind, 
wie  cum,  ex,  prae,  trans  neben  den  untrennbaren  dis,  re  und  se,  sondern 
verwendet  auch  die  meisten  im  Lateinischen  gebräuchlichen  Präpositionen  zu 
Neubildungen  und  dazu  analere  (extra,  foras,  subtus,  ultra,  selbst  inde),  welche 
im  Lateinischen  eben  nicht  zu  diesem  Zwecke  verwendet  wurden. 

3.  In  der  Verknüpfung  dieser  Partikeln  mit  einem  Grundworte  bleiben  dieselben 
gewöhnlich  dem  Assimilations  verfa  hren  der  lateinischen  Sprache  treu; 
danehen  findet  sich  französische  Assimilirung,  wie  in  essuyer  (sl.  exsucare), 
essouffler  (exsufflare),  oder  Elision,  wie  in  apercevoir  u.  dgl.  Zuweilen  ist  das 
präpositionale  Element  eben  dadurch  verwischt,  wie  in  cailler  (coagulare), 
cueillir  (colligere),  dorer  (de-aurare),  oter  (obstare),  sür  (securus).  Wenn  bei 
überkommenen  Wörtern  das  Bewusstsein  des  Präfixes,  selbst  ohne  seine  Ver- 
wischung, oft  schwindet,  so  tritt  dagegen  bei  neuen  Zusammensetzungen  seine 
Bedeutung  stärker  hervor  und  dient  meist  zu  einer  charakteristischen  Be- 
stimmung des  Grundwortes  oder  wirkt  wenigstens  augmentativ. 

4.  Oft  hat  im  Französischen  das  lateinische  Präfix  eine  doppelte  Form  (vgl. 
des,  de  neben  dis,  en  neben  in,  enire  neben  inter,  par  neben  per,  pour  neben 
pro,  se  neben  sub,  tre,  tres  neben  trans),  von  denen  die  jüngere  französische 
Form  besonders  zu  Neubildungen  benutzt  wird.  Bisweilen  erhält  dasselbe 
Grundwort  beide  Präfixe  mit  unterschiedener  Bedeutung,  wie  in  imprimer, 
empreindre;  interposer,  entreposer.  Umgekehrt  haben  verschiedene  lateinische 
Präfixe  bisweilen  dieselbe  französische  Form  erzeugt  und  fallen  damit  für  das 
Sprachbewusstsein  zusammen,  wie  die  lateinischen  dis  und  de  im  französischen 
de,  die  lateinischen  in  und  inde  im  französischen  en. 

5.  Während  das  Präfix  im  Lateinischen  oft  auf  den  Wurzelvokal  des  Grund- 
wortes einwirkt  (teneo,  contineo;  gradior,  ingredior;  pars,  expers),  so  erkennt 
das  Französische  in  seinen  Bildungen  den  Ablaut  nicht  an,  sondern  fügt  die 
Partikel    an   das  unveränderte    Grundwort.     Selbst   lateinische   Wörter   sind 


§  82,     I.  Zusammensetz.  d.  Zeitw,  u,  Nennw.  m.  Partikeln.  295 

nach  diesem  Principe  bisweilen   ungeformt;    querir,   s'enquerir  (quaerere,   in- 
quirere);    tenir,    contenir   (tenere,  continere);    damner,    condamner    (damnare, 
coudemnare)  u.  a. 
6.    Dekomposita  oder  Wörter  mit  mehr  als  einem  Präfixe,    wobei    das    "voran- 
tretende Präfix    das    bereits    zusammengesetzte    Wort    als    eine  Gesammtvor- 
stellung    wiederum    modificirt,    kennt   auch    das    Lateinische:    compromittere, 
disconvenire,    praeoccupare,    recomponere,    subdealbare,    superimpendere;    das 
Französische    bedient    sich    ihrer    oft,    vgl.  apercevoir   (ad-per-cipere),    accom- 
pagner  (ad-companiare),  desenivrer,  desemplir,  presupposer,  subüeleguer;  eine 
Verdreifachung  bietet  recommencer  (re-com-in-itiare). 
a,  ab,  abs,  dem  lateinischen  gleichlautenden  Präfix  entsprechend,  ist  in  überlieferten 
Formen    anzutreffen,    wie    abuser    (abnsus),    abroger,    abstenir  etc.;    die    Formen 
abattre,    abecquer   entsprechen    dem    mittellateinischen    abbattere,    abbeccare;    — 
avancer    ist    ein  Parasyntheton    aus    avant    (ab-ante),    auffallend    abasourdir    be- 
täuben.    Das  Adjektiv  aveugle  (ab-oculus)  ist  gebildet  wie  avorton  (v.  abortus). 
a,  ad,  mit  seinen  Assimilationen  dem   lateinischen    ad   gleich,    giebt   neben    vielen 
lateinischen  Formen  viele  Neubildungen,  oft  mit  Auswerfung  des  d  ohne  Assimi- 
lation, im  Altfranzösischen  selbst  vor  Vokalen:  aaisier,  aesmer,  nfr.  apaiser  (Acad.) 
neben  appaiser,  apercevoir,  abaisser,  adonner,  aligner,  averer,  so  namentlich  vor  ch: 
achever,    acheter,    acheminer  u.  s.  w.     Das  Französische    bildet  damit  gern  Fak- 
titive  auf  er  und  ir :   affiner,    afFoler,    allonger,   appreter,  assimiler  (vgl.  lat.  assi- 
mulare),  assoter,  attrister,  averer  —  adoucir,  affadir,  afFaiblir,  afiPermir,  affranchir, 
agrandir,  amollir  (lat.  emollire),  anoblir,  appauvrir,  appesantir,  assouplir,  assujettir, 
assourdir,  attiedir.    Einige  auf  iV  sind  zugleich  intransitiv,  wie  abätardir,  amaigrir, 
amoindrir,    obgleich    so    meist  Simplicia   verwendet    werden.     Die   seemännischen 
Verba  affraicher  und  affraichir  sind  beide  intransitiv.  —  Nennwörter:  affüt  (fustis), 
appät,    appas    pl.  (pastus),    appui   (podium);    Substantive,    wie   abandon,    apiomb, 
adieu,    alarme  etc.,   sind    aus    ä    bandon,    ä  plomb    u.  s.  w.    mit  präpositionaler 
Wirkung  des  ad  entstanden.     Adjektiv:    adroit  (ad-directus). 
ante,  anti,    lat.  ante,    anti  (nicht  zu   verwechseln  mit  dem  verwandten  griechischen 
avxl),   ist  kaum  in  überlieferten  Verben   anzutreifen,    wie  anticiper    (anticipare); 
eine  verbale  Neubildung  ist  das  parasynthetische  antidater.     Bisweilen    findet  es 
sich  in  überkommenen  Nennwörtern:  antecesseur  (antecessorem),  antecedent,  ante- 
penultieme;  Neubildungen  sind:  anteoccupation  (Rhetor.),  anticabinet,  antichambre, 
anticour,  antisalle,  antidate  —  antediluvien.     Entstellt  ist  das  Präfix  in  ancetre, 
gewöhnl.    ancetres  (antecessor)  und  aine   (afr.  ainsne,    ante-natus);    afr.  ans  etc.: 


Statt  dessen  findet  sich  in  Nennwörtern,  besonders  Hauptwörtern,  auch  das 
französische  avant:  avant-bras,  avant-cour,  avant-garde,  avant-goüt,  avant-pied, 
avant-propos,  avant-scene,  avant-veille  u.  a.,  avant-dernier.  Mit  Verben  verbindet 
es  sich  nicht  anders,  wie  jedes  andere  Adverb:    n'allez  pas  si  avant  (Acad.). 

circon  und  circom,  lat.  circum,  erscheint  in  wenig  altlateinischen  Verben:  circon- 
cire,  circonscrire,  circonvenir;  ein  neues  Verb  ist  nur  das  Parasyntheton  circon- 
stancier  (circumstantia):  überkommenen  lateinischen  Nennwörtern,  wie  circon- 
ference,  circonflexe,  circonlocution,  circonscription  etc.,  sind  andere  nachgebildet: 
circonvallation,  circonvolution  (beide  nicht  lateinisch)  —  circompolaire,  circonvoisin. 

a-pres  (ad  pressum)  findet  sich  nur  in  den  Nennwörtern:  apres-diner  (neben  apres- 
dine,  früher  auch  apres-dinee),  apres-midi,  apres-souper  (neben  apres-soupe  und 
apres-soupee)  und  in  apres-demain. 

arri&re  s.  retro. 


296  Zweit.  Thl.     Formenlehre.    Zweit.  Abscbn.     Die  Wortbildung. 

com,  con,  co  etc.,  lat.  C07h,  co  =  cum  mit  seinen  Assimilationen,  ist  in  zahlreichen 
Beispielen  übertragen,  bisweilen  jedoch  lautlich  verwischt:  cailler  (coagulare) 
neben  coaijuler,  couvrir  (cooperire),  coudre  (consuere)  u.  a.  Neubildungen  sind 
öfter  Parasyntheta:  completer,  complimenter,  confectionner,  confiner  (confinium), 
contenter,  contracter  (v.  coutractus  nicht  contrectare)  u.  a.  Neugebildete  Verba, 
wie  combattre,  commencer,  concentrer,  constater,  controuver,  converger,  convier, 
coordonner,  correspoudve,  coexister,  stehen  zu  der  grossen  Zahl  der  überlieferten 
in  keinem  Verhältnisse.  Neubildungen  von  Nennwörtern  sind:  compagnon  afr. 
compaius  nom.,  compaignon,  compagnon  cas.  obl.  (com-panis)  (Parasyntheta 
compagnie,  compagnounage),  compas  (com-passus),  compere,  commere  (commerage), 
coucierge  (eonscherio  v.  ahd.  scario,  scarjo,  nach  Anderen  gl.  consergius,  con- 
servius  v.  servire),  confrere,  contour,  coadjuteur,  coetat  (Mirabead),  coeveque 
(Bossüet),  colegataire  u.  a.  Adjektive  sind  zum  Theil  parasynthetisch  auf  latei- 
nische und  französische  Formen  gebaut,  wie  commutatif,  compressif  u.  dgl., 
commercial,  complementaire,  confortatif  etc.;  neu  sind  commensal  (com-mensa), 
correlatif  u.  a. 

contre,  lat.  contra,  im  Lateinischen  selten  als  Präfix,  ist  in  wenigen  alten  Formen 
vorhanden,  wie  contredire;  Nennwörter  mit  contra,  contra,  ausser  einige  Parasyn- 
theta, hatte  das  Lateinische  überhaupt  nicht.  Das  Französische  hat  eine  Reihe 
von  neuen  Verbalbildungen  :  contraster  (it.  contrastare),  contrecarrer,  contremander, 
contresigner,  contrevenir,  contrefaire,  contre-balancer,  -bouter,  -calquer,  -degager, 
-hacher,  -latter,  -murer,  -peser,  -sommer,  -tenir  etc.,  auch  viele,  die  von  der 
Akademie  nicht  aufgenommen  sind,  deren  Vorkommen  aber  anderweitig  wohl 
verbürgt  ist,  wie  contreventer,  contre-brasser,  -emailier,  -forger,  -fraser,  -indiquer, 
-jauger,  -mailler,  -percer,  -poser,  -sommer,  -tenir  etc.,  ausserdem  Parasyntheta 
von  Nennwörtern;  Neubildungen  von  Substantiven  sind  hier:  contrebande,  contre- 
basse,  contredanse,  contremaitre,  contrepoids,  contrepoint  (it.  contrappunto), 
contresens,  contretemps,  controle  (contre-roie),  contre-allee,  -amiral,  -appel,  -coeur, 
-coup,  -marque,  -mine,  -mur,  -ordre,  -revolution,  -ronde,  -ruse,  -scel  u.  a.  Die 
Form  contra  findet  sich  in  dem  herübergenommenen  contradiction,  dem  nach- 
gebildeten contravention  (gl.  contraventio)  und  in  contrapontiste  (it.  contrappun- 
tista),  contro  in  controverse  (lat.  controversia)  nebst  controverser  und  contro- 
versiste.  Neue  Adjektive  sind  kaum  vorhanden,  ausser  contre-alize  (Seemanns- 
ausdruck), contre-fleure  (Botan.)  und  die  Parasyntheta  contre-harmouique  und 
contre-revolutionnaire. 

de,  gewöhnlich  de,  lat.  de,  in  der  Form  de  oft  nur  durch  Vergleichung  der  Formen 
anderer  romanischer  Sprachen  und  des  Altfranzösischen  von  dem  auf  dis  beruhen- 
den de,  und  nicht  immer  mit  Sicherheit  zu  scheiden,  ist  in  zahlreichen  auf- 
genommenen Kompositen  erhalten,  wie  dechoir  (decidere),  dedier,  deduire,  de- 
meurer  (demorari),  desservir  (deservire)  etc.,  decours  (decursus),  declive  (declivis), 
decrepit  (decrepitus)  etc.  Neubildungen:  decamper  (it.  decampare),  decoUer  (it. 
de-,  dicollare),  decapiter  (it.  decapitare),  dechiörer  (it.  diciferare),  defalquer  (it.  diial- 
care),  so  defiler,  degrader,  deguerpir,  dementir  u.a.  Nennwörter:  degre  (gradus) 
u.  a.,  meist  Parasyntheta. 

dis,  di  und  de's,  de,  lat.  dis,  di,  mit  seiner  Assimilation,  tritt  meist  in  den  beiden 
letzten  französischen  Formen,  de  vor  Konsonanten,  des  vor  Vokalen  und  stummem 
h,  in  zahlreichen  Neubildungen  auf.  Vgl.  distinguer,  discuter,  dissoudre,  dilfamer, 
digerer  etc.,  mit  Neubildungen:  decomposer,  defaire,  degarnir,  debander,  debar- 
quer,   decharger,    denouer,    degoüter,  desarmer,  desavouer,   desemplir,  desenivrer, 


§  82.     Zusammens.  d.  Zeit.w.  u.  Nennw.  mit  Partikeln.  297 

(lesesperer,  desorienter  —  deiaveiir,  deraison,  dehanche,  dehonte,  deloyal,  deme- 
sure,  desastre,  desagreable,  desempenne,  deshonnete  etc.,  und  so  auch  in  den  auf 
älteren  Formen  beruhenden  depenser  (dispendere,  -sare),  deplaire  (displicere), 
deluge  (diluvium).  Doch  findet  sich  auch  das  lateinische  dis  in  Neubildungen: 
discontinuer,  disculper,  disparaitre,  disloquer,  disgräce  u.  a.  Das  Altfranzösische 
bot  auch  vor  Konsonanten  des:  desguiser,  desgrainer,  deshueser,  desnouer, 
desinesure  u.  s.  w.  Zwingende  Gründe,  bei  diesen  oder  bei  allen,  die  alt- 
französisch die  Form  des  bieten,  eine  Zusammensetzung  des  Präfixes  aus  lat. 
de-ex  nach  Analogie  der  Präposition  des  (lat.  de-ex)  anzunehmen,  liegen  nicht 
vor,  selbst  da  nicht,  wo  die  Bedeutung  des  zusammengesetzten  Wortes  dafür  zu 
sprechen  scheint,  wie  bei  devoyer  afr.  desvoier,  desveier  und  dem  oben  (unter  de) 
erwähnten  deduire  afr.  desduire;  vielmehr  widerspricht  eine  Vergleichung  der 
verwandten  romanischen  Formen  einer  solchen  Annahme. 

ex,  e,  lat.  ex,  e,  mit  seiner  lateinischen  Assimilation  und  mit  der  Form  es  vor  s, 
trifft  man  in  aufgenommenen  Wörtern:  exagerer,  exclure,  excuser,  emigrer,  enu- 
merer,  evoquer,  etrange  (extraneus);  mit  es:  essouffler  (exsuiflare),  essuyer  (ex- 
sucare)  —  etfronte  (eörons);  auch  e/",  wo  das  Lateinische  ex  bietet:  effeuiller 
(exfoliare).  Nach  ex  wird  s  oft  ausgestossen:  execrer,  executer  (v.  exsecutus), 
exuder  (exsudare)  neben  exsuder,  vgl.  lat.  existere  st.  exsistere  in  nachlässiger 
Schreibweise.  In  Neubildungen  finden  sich  die  Formen  e,  e/,  es  (ess  vor  Vokalen): 
ebahir,  ebarber,  echapper  (so  schon  echaufi'er  st,  excalfacere),  echeveler,  ecouer, 
ecremer,  ecourter,  eclairer,  effacer,  efforcer,  effrayer,  essorer  (gl.  exaurare),  esso- 
riller  (gl.  exauriculare);  doch  auch  mit  ex :  excorier,  exbausser,  exhumer;  dies 
ex  findet  sich  namentlich  in  Zusammensetzungen  mit  Substantiven,  denen  es  die 
Bedeutung  des  Ausseins  oder  der  Ehemaligkeit  giebt:  ex-depute,  ex-ministre, 
ex-oratorien,  ex-lectgur,  ex-jesuite  etc.  Adjektive,  wie  ecervele,  ehanche,  eplore 
u.  s.  w,,  sind  nicht  selten.  Das  Altfranzösische  Hess  es  an  die  Stelle  von  e  treten: 
esbahir,  esbarber,  esprendre  neben  explorer  u.  s.  w. 

extra  kommt  im  Lateinischen  in  Verbalzusammensetzung  nicht  vor;  im  Französi- 
schen steht  es  in  extrapasser,  extravaguer,  s'extravaser;  lateinische  Nennwörter, 
wie  extra-clusus,  -mundanus,  -muranus,  -naturalis,  -Ordinarius  stehen  allein.  Das 
Französische  bietet  neben  extraordinaire  neugebildete  Parasyntheta:  extravasation, 
extravagance,  und  einige  andere  wie  extradosse,  extrajudiciaire,  extra-seculaire 
u.  dgl.     Verwandt  ist  extrinseque  (extrinsecus  v.  extra  secus). 

for,  selten  four,  kor,  aus  lat.  foras,  foris  entstanden,  ist  in  einigen  französischen 
Bildungen  noch  gebräuchlich:  forclore,  forfaire,  forhuir  oder  forhuer,  forjeter,  for- 
lancer,  forligner,  forlonger,  fourvoyer;  ebenso  in  Parasyntheten,  wie  forfait,  for- 
faiture,  forjet,  forjelure  und  forban,  den  Adjektiven  forceue  (st.  sene)  und  hormis 
(jetzt  nur  Praep.).  Das  Altfranzösische  ist  reicher  au  Kompositis:  forbannir  und 
fourbannir,  forgager,  forjouster,  forjurer,  formarier,  i'ormener,  forpasser  etc. 

in  (im,  il,  ir)  und  en,  em,  vom  lat.  in  etc.,  wird  theils  in  seinen  lateinischen  Formen 
herübergenommen,  theils  auch  in  alten  Wörtern  mit  dem  französischen  en,  em 
vertauscht:  vgl.  incliner  (inclinare),  imbiber  (imbibere),  implorer  (implorare), 
illustrer  (illustrare),  Irrigation  (irrigatio)  neben  encourir  (incurrere),  endormir 
(indormire),  emplir  (implere),  empreindre  (imprimere).  Jn  trifi't  man  auch  in  Ab- 
leitungen aus  lateinischen  Formen,  wie:  incendier  (incendium),  inciser  (incisus), 
infecter  (infectus),  infixer  (infixus),  infuser  (inlusus),  insoler  (insolatio);  doch  auch 
in  einigen  Neubildungen,  wie  in  s'incarner  (kirchl.),  infiltrer,  intimider,  intro- 
niser.    Nenbildungen  mit  en,  em  sind  sehr  zahlreich:  enchainer,  enfoncer,  engainer, 


298  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.    Erst.  Abschn.     D.  Wortbiegung  etc. 

engager,  engraisser,  enroler,  ensacher,  enteter,  enterrer,  emballer,  emboucher, 
emboiter,  enibrasser,  empieter,  empoisonner  —  encablure  (cäble),  encolure  (col), 
endolori  (J.-J.  Rousseau),  enjoue,  embruine,  embrume  etc. 

Verba  mit  en  sind  häufig  Faktitive  aus  Adjektiven,  nach  der  ersten  und 
zweiten  französischen  Konjugation:  enivrer,  engrosser,  enjoliver,  intimider. 
euibellir,  embrunir,  empuantir,  endurcir,  enforcir,  enhardir,  enrichir;  einige  sind 
zugleich  intransitiv,  wie  empirer,  enlaidir.  Das  ähnlich  gebildete  endiabler  ist 
nur  intransitiv. 

en,  em,  aus  dem  lateinischen  inde  entstanden,  kommt  selten  in  Zusammensetzungen 
vor:  enfuir,  enlever,  entrainer,  eiivoyer,  emmener,  empörter,  afr.  enchacier  und 
in  parasynthetischen  Nennwörtern :  sonst  tritt  es  getrennt  von  Verben  auf:  s'en 
aller,  retourner,  veriir. 

inter  und  entre  (lat.  inter),  jenes  für  überlieferte,  dieses  für  neagebildete  Zusammen- 
setzungen :  intercaler,  interceder,  intercepter  (interceptus),  interdire,  interesser 
(Interesse),  interpelJer,  interrompre,  intervenir  etc.,  auch  in  einigen  nachgebildeten 
wissenschaftlichen  Ausdrücken,  wie  inter-osseux,  inter-musculaire  etc.  Neuere 
Verbalbildungen  sind:  entrecouper,  entrelarder,  eutreprendre,  entretenir,  s'entre- 
mettre.  Der  Begriff  des  „unter  einander"  liegt  in  entremeler,  entrelacer  und 
führt  zur  Anwendung  dieser  Zusammensetzung  in  reciproken  Verben,  die  sehr 
zahlreich  sind:  s'entr'accorder,  s'entr'accuser,  s'entr'aider,  s'entr'aimer,  s'entr- 
avertir,  s'entr'egorger,  s'entre-haiser,  -dechirer,  -devorer,  s'entre-hair,  -nuire, 
-quereller,  -repondre  u,  a.  Oft  dient  es  zum  Ausdruck  der  Halbheit  oder  Un- 
vollständigkeit  der  Thätigkeit:  entre-bäiller,  entre-luire  (vgl.  lat.  interlucere), 
entrevoir,  entr'ouir,  entr'ouvrir  etc.,  afr.  entrechenu  halbgrau.  Unter  den  neu- 
gebildeten Substantiven  sind  manche,  in  denen  entre  präpositional  wirkt:  entr'acte, 
eutre-colonne,  entre-ligne,  entre-noeud,  entrepont,  doch  auch  andere:  entremets, 
entre-temps  u.  dgl.,  ausserdem  Parasyntheta;  Adjektive  sind  nur  parasynthetisch. 

intro  (lat.  intro)  findet  sich  nur  in  dem  überkommenen  Verb  introduire;  Nennwörter 
nach  dem  Lateinischen:  intro'it,  intromission.  Verwandt  ist  intrinseque  (intrin- 
secus  v,  intra  secus). 

ob,  mit  den  Assimilationen  des  lateinischen  ob,  tritt  nur  in  lateinischen  Wörtern 
auf:  obeir  (obedire,  ob-audire),  objecter,  occire  (occidere),  offenser,  opprimer,  ob- 
jet,  occulte  etc.  In  oter  (obstare)  ist  b  ausgefallen;  in  oublier  (oblitus)  o  in  ou 
verwandelt;  obseques  (st.  lat.  exsequiae)  ist  das  mittellateinische  obsequiae. 

outre,  lat.  ultra,  findet  sich  im  lateinischen  ultramundanus.  Das  Französische  hat 
das  Verb  outrepasser,  das  Altfranzösisi-he  outrecuider,  wovon  im  Neufranzösischen 
noch  oufrecuide,  outrecuidance;  von  Nennwörtern  kommt  vor:  outremer  (Farbe). 
Die  lateinische  Form  wird  in  ultra-mondain  (Physik)  und  ultramontain  angetroffen, 
ferner  in  Neubildungen,  wie  ultra-violet,  ultra-zodiacal  u.  a.,  auch  ultra-liberal, 
ultra-radical,  ultra-royaliste  u.  a. 

per,  par,  lat.  per,  wird  in  beiden  Formen  in  überlieferten  Wörtern  angetroffen,  ob- 
gleich par  nur  selten:  percevoir  (percipere),  perdre  (perdere),  permettre  (permit- 
tere),  perorer,  persecuter,  pervertir  —  parcourir,  parvenir;  in  neueren  Bildungen 
ist  dagegen  per  ungewöhnlich :_  parchasser  (techn.),  pardonner,  parfiler,  parfumer, 
parsemer  —  persifler. 

Die  namentlich  in  lateinischen  Nennwörtern  hervortretende  verstärkende  Be- 
deutung des  per  (gl.  durch  und  durch):  pergracilis,  pergratus,  perhorridus, 
ist  mit  der  Bedeutung  einer  durchgeführten  Thätigkeit  in  Verben  verwandt: 
parachever,  parfaire,  parfournir  (alle  jetzt  wenig  gebräuchlich  oder  ganz  veraltet; 


§  82.     Zusamruensetz.  d.  Zeitw.  u.  Nennw.  mit  Partikeln.  299 

erhalten  in  dem  adjektivirten  parfait);  im  Altfranzösischen  kam  sie  häufiger  vor: 
paramer  (peramans  Cic),  parcroistre,  pardire,  pavestrangler,  parmener,  parpayer, 
auch  partrouver;  altfranzösische  Substantive:  parfin,  parclose.  —  Ein  neueres 
Substantiv  ist  parterre. 

post  ist  seltener  als  das  übrigens  nicht  häufige  lateinische  posi  in  Zusammen- 
setzungen; lateinisch  sind  das  veraltete  postposer  (postpositum),  davon  postposi- 
tion,  postpositif,  ferner  das  ganz  lateinische  post-scriptum  (postscribere),  und  pos- 
thume  (post hu m  11  s);  französische  Bildungen:  postdater,  postcommunion,  postface 
(nach  preface  gebildet).     In  der  Form  puis  erscheint  es  in  pume  (post  natus). 

pre,  lat.  prae,  ist  häufig  in  überkommenen  Wörtern,  wie  precerier,  precipiter,  pre- 
destiner,  predire,  prejuger,  preluder,  preparer  etc.,  preface  (praefatio),  preaiubule 
(praeambulus),  preniature  (v.  praematurus)  etc.  Verbale  Nachbildungen:  precompter, 
predeceder,  predeterminer,  predominer,  preetablir,  preexister,  prelever,  preopiner, 
presupposer.  Nennwörter:  preliminaire,  und  technische  Ausdrücke,  wie  predorsai, 
prespinal  u.  dgl. 

preter,  lat.  praeter,  kam  in  einer  nicht  erheblichen  Anzahl  lateinischer  Bildungen 
vor;  es  hat  sich  in  wenig  übertragenen  Nennwörtern  erhalten:  preterit  (praeteri- 
tum),  preterition,  pretermission. 

pro  und  pour,  lat.  pro,  findet  sich  in  der  ersten  Form  in  nicht  wenig  überkommenen 
lateinischen  Wörtern,  wie  proceder,  procnrer,  prodiguer  (prodigere,  prodigus), 
produire,  profaner,  probiber,  piomettre  etc.,  und  abgeleiteten  Verben,  wie  professer 
(professus),  profiter  (proiectns),  projeter  (projectus),  proposer  (propositus)  u.  a. 
Das  neufranzösische  promener,  promenade,  promenoir  afr.  pourmeuer  beruht  auf 
dem  lateinischen  prominare;  proeminent,  proeminence  steht  neben  dem  lateini- 
schen prominens,  prominentia.  Selten  wird  es  in  lateinischen  Bildungen  mit 
pour  vertauscht:  poursuivre,  pourvoir.  Das  Französische  hat  kaum  Nachbildungen, 
in  denen  pour  erscheint:  pourchasser,  pourparler  (ehemals  Verb,  jetzt  nur  als  Sub- 
stantiv), pourtour  Subst.  Statt  des  altfranzösischen  pourtraire  hat  das  Nenfran- 
zösische  portraire,  portrait;  profil  afr.  pourfii,  porfii  entspricht  dem  italienischen 
profilo,  proffilo.  Auf  Verwechselung  mit  per  beruhen  pourpoint  (miat.  perpun- 
ctum),  pourfendre. 

re,  re,  lat.  re  (red,  redi),  ist  in  alten  und  neuen  Wörtern  vom  häufigsten  Ge- 
brauche. In  der  Verwendung  der  tonlosen  und  accentuirten  Form  ist  in  herüber- 
genommenen Wörtern  kein  Princip  zu  erkennen;  re  erscheint  jedoch  nothwendig 
vor  Vokalen,  wenn  nicht  (/  eingeschoben  ist;  vgl.  se  rebeller,  rechanter,  recenser, 
recevoir,  renoncer,  repousser,  reprendre,  retenir,  revenir,  reviser,  mit  reciter, 
reduire,  reparer,  repeter,  revoquer,  refuter,  reedifier,  reiterer,  reintegrer  (reinte- 
grare  neben  redintegrare);  red  ist  erhalten  in  rediger,  se  redimer,  redempteur, 
redemption.  In  den  zahlreichen  Nachbildungen  wird  e  gewöhnlich  vor  den  mit 
a  (ad),  en  (in),  c  (ex)  und  überhaupt  vor  den  mit  e  anlautenden  Verben  aus- 
geworfen: raccomoder,  racheter,  rattacher,  remplacer,  remplir,  rembourser,  ren- 
cherir,  rencourager,  rendormir  etc.  —  rechauffer,  relargir  —  recurer,  repouser, 
und  so  auch  vor  a  (ab)  in  rabattre,  ravoir,  vor  ha  in  rhabiller;  doch  erscheint 
es  auch  oft  als  e  vor  a  (ad) :  reaggraver,  reajourner,  reassigner,  reatteler,  reappo- 
ser  (wie  auch  in  reagir  und  rearpenter),  vor  e  (ex):  reeiire,  und  stets  vor  in: 
reinfecter,  reinstaller,  reinterroger,  reinviter,  reimprimer,  wie  vor  o  und  u:  reor- 
donner,  reorganiser,  reussir  (doch  rouvrir).  Mit  einer  gewissen  Entschiedenheit 
ist  in  neuen  Kompositionen,  ausser  vor  Vokalen,  re  (ohne  Accent)  festgehalten, 
wo   es   wieder    oder   zurück  bedeutet:    rebaisser,   rebauder,   rebätir,   rebattre, 


300  Zweit.  Tbl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

reblancbir,  reborder,  rebotter,  recacher,  recbanger,  recbercher,  redeclarer,  redanser, 
redefaire,  redeuaolir,  refa^onner,  refixer,  reflatter,  reforger,  regagner,  rehanter  etc., 
reculer,  refluer,  refuir,  regorger  etc.,  und  so  knüpft  man  an  Komposita  mit  re 
und  re  Begriffsiinterschiede:  recreer  wieder  schaffen  und  recreer  ergötzen  (re- 
creare),  repartir  wieder  abreisen  und  repartir  -vertheilen  etc.  Docb  finden  sich 
hier  Inkonsequenzen  in  Stämmen  und  Ableitungen,  wie  recueillir  neben  recoliec- 
tioD,  recolte,  se  refugier  neben  refuge,  reconduire  neben  reconduction,  retenir 
neben  retention,  retentif  u.  dgl.  m.  (s.  oben  S.  8).  Auch  macht  sich  zuweilen 
eine  leichte  AbscLwäohung  oder  Veränderung  der  ursprünglichen  Bedeutung  des 
Präfixes  bemerkbar,  wie  bei  ralentir,  rejouir,  rencontrer,  remercier,  neben  denen 
alentir,  ejouir  (afr.  esjouir),  encontrer,  niercier  nicht  mehr  vorkommen;  man  vgl. 
auch  remplir  und  eniplir,  repandre  und  epandre  u.  a.  Neubildungen  von  Nenn- 
wörtern sind  meist  Parasyntheta,  wenig  andere,  wie  rebours,  recoin,  refin  (feine 
Wolle),  reflux  —  rebarbatif  zurückstossend. 

retro,  lat.  retro^  und  daraus  arriere  (ad-retro);  das  erstere  ist  nur  in  einem  latei- 
nischen Verb  enthalten:  retrograder;  retroceder  ist  dem  lateinischen  retrocessus 
nachgeformt;  Nennwörter  sind:  retroaction,  retroaclif  (nach  retroagere),  retro- 
cession  und  retrograde  (retrogradus).  Mit  arriere  sind  Substantive  zusammen- 
gesetzt, wie  arriere-ban,  -cour,  -garant,  -fief,  -goüt,  -main,  -neveu,  -pensee,  -saison 
u.  e.  a. ;  afr.  rere:  rereguarde  wie  ansgarde,  enguarJe  (Chans,  de  Rol.). 

Sans,  lat.  sine,  wird  in  einigen  Nennwörtern  mit  präpositionaler  Wirkung  angetroffen : 
sans-cceur,  sans-culotte,  sans-dent,  sans-fleur,  sans-jupon,  sans-peau,  sans-souci, 
sans-tache,  und  in  einigen  Parasyntheten,  wie  sans-culottiser,  sans-culottisme  u.  dgl. 

se,  se,  lat.  se  (sed),  ist  nur  in  lateinischen  Wörtern  anzutrefi'en:  seduire,  segreger, 
separer,  sevrer  —  segregation,  Separation  —  secret;  verdunkelt  in  sür,  assurer. 

sous,  sou,  lat.  subius,  tritt  neben  das  lateinische  sub,  welches  mit  seinen  Assimi- 
lationen zum  Theil  ins  Französische  übergegangen  ist,  hier  aber  zuweilen  in  sou 
und  SU  verwandelt  und  selbst  in  se  verkürzt  wird.  Da  das  vielleicht  aus  subs 
entstandene  oder  vielmehr  aus  susu7n  (vgl.  susque  deque)  abgekürzte  lateinische 
sus  in  suscipere,  suspendere,  sustinere  ebenfalls  die  Form  sou  neben  sus  an- 
genommen hat,  so  ist  in  einzelnen  Fällen  im  Französischen  die  Grundform  nicht 
mit  Sicherheit  festzustellen. 

sub  mit  seinen  Assimilationen  (ausgenommen  sur,  sum)  findet  sich  in  lateinischen 
Formen  erhalten:  subir,  suborner,  subjuguer,  succeder,  suffire,  suggerer,  supposer; 
in  der  Form  sou  (souf) :  souffrir  (sufferre),  souffler  (sufflare);  sourire  (it.  sorridere 
lat.  subridere),  Souvenir  (it.  sovvenire  lat.  subvenire);  su:  snjet,  assujettir;  se: 
secouer  (succutere),  secourir  (suceurrere),  semondre  (submonere),  davon  semonce, 
semoncer.  Neue  Bildungen  mit  sub,  se  sind :  subdeleguer,  subodorer,  subordon- 
ner,  sublingual  (anat.),  sublunaire,  submarin,  submental  (anat.),  sejourner  (it. 
soggiornare). 

sous,  sou  (suhtus)y  afr.  sos,  soubs,  steht  auch  in  überkommenen  Wörtern  an  der 
Stelle  von  sub,  jedoch  nicht  stets  unzweifelhaft:  sousdiviser  (vgl.  subdivisus), 
souscrire  (it.  sottoscrivere,  subscribere),  soussigner  (subsignare),  soumettre  (afr. 
auch  submettre),  soulever  (afr.  auch  sublever  neben  soubslever),  Souterrain.  Ent- 
schiedene Zusammensetzung  mit  subtus  enthalten  neuere  Wörter,  wie  sous-amen- 
der,  sous-fermer,  sous-aifermer,  sous-deleguer  (neben  subdeleguer),  sous-entendre, 
sous-freter,  sous-louer,  sous-traiter.  In  Substantiven:  sous-aide,  sous-arbrisseau, 
sous-bail,  sous-ferme,  sous-bibliothecaire,  sous-chantre,  sous-maitre,  sous-lieutenant, 
sous-precepteur,   sous-prefet,    vgl.  subcenturio  u.  dgl.     Bisweilen    wirkt    es    ent- 


§  82.     Zusammensetzung  .  .  .  mit  griechischen  Präpositionen.  301 

schieden  präpositional,  was  auch  bei  den  vorhergehenden  Wörtern  zum  Theil 
angenommen  werden  kann:  sous-gorge,  sous-pied.  Adjektive:  sons-marin  (Acad.), 
sous-costal,  sous-culane,  sous-occipital  (anat.),  sous-double,  sous-triple,  sous-mul- 
tiple  etc.     Die  Formen  mit  suJ)  und  sous  gehen  öfter  neben  einander  her. 

sus,  sou,  st.  lat.  sus:  susciter,  siispendre,  soupirer  (suspirare,  sus-sp.),  soutenir 
(sustinere). 

soubre,  subre,  lat.  supra,  findet  sich  in  einigen  Substantiven,  wie  soubresaut, 
soubreveste,  subrecot  (ecot),  aus  dem  Italienischen  eingedrungen;  subrecargue  ist 
das  spanische  sobrecargo  (st.  super). 

super  und  sur,  afr.  sor,  lat.  super,  ist  in  seiner  lateinischen  Form  in  wenig  lateini- 
schen Wörtern  beibehalten,  wie  superseder,  superficie  (neben  surface),  superstition, 
superflu  etc.,  sonst  gewöhnlich  auch  hier  mit  sur  vertauscht:  surabonder,  sur- 
croitre,  surfleurir  (superflorescere  Plin.),  surnommer,  surseoir,  survenir,  survivre 
etc.  In  neueren  Zusammensetzungen  ist  sur  gebräuchlich,  und  hier  theils  mit 
der  räumlichen  Bedeutung  des  darüber:  surdorer  (darüber  vergolden),  surhausser, 
surjeter  (überwendlich  nähen,  vgl.  dagegen  superjactare  in  die  Höhe  werfen,  hin- 
überbringen), theils  in  dem  Sinne  des  üeberschreitens  und  Uebertreibens 
des  im  Grund worte  Enthaltenen:  suranner  (überjährig  sein),  suracheter,  surchar- 
ger,  surchauffer,  surencherir,  surfaire,  surmener,  surpayer,  surtaxer,  doch  auch  in 
der  Bedeutung  der  Plötzlichkeit:  surprendre  (vgl.  lat.  supervenire).  In  Nenn- 
wörtern steht  ebenfalls  sur,  räumlich:  surdent,  surpeau  (epidermis),  mit  dem 
Begriffe  der  Ueberordnung:  sur-arbitre  (Oberschiedsrichter),  surintendant;  des 
Hinausgehens  über  den  Grundbegriff:  surdemande  —  suraigu,  surhumain  etc., 
surcompose  (mehrfach  zusammengesetzt)  etc.  Selten  ist  in  neuen  Zusammen- 
setzungen super:    superpurgation  (medic),  superfin. 

trans,  tra,  tre  (tres),  lat.  trans,  in  überlieferten  Formen:  transcrire,  transferer, 
transfigurer,  transformer,  transiger,  transir  (transire),  transmettre,  transmuer, 
transporter,  transfuser  (trausfusus),  transgresser  (transgressus)  —  traduire  (tradu- 
cere),  trahir  (tradere)  —  tressaillir  (transsilire);  und  in  allen  Formen  auch  in 
neuen  Zusammensetzungen:  transpirer,  transsuder,  transpercer,  transvaser,  trans- 
colation,  transparent  —  travestir,  trafic  (?),  tramontane  (it.  tramontana)  — 
trepasser,  trepas,  trebucher.  Das  Altfranzösische  liebt  die  Form  tres:  tressuer, 
tressauter,  trespenser,  trespercer,  trestrembler,  trestrancher  etc.  Mit  Adjektiven 
und  Adverbien  wurde  tres  früher  gewöhnlich  durch  den  Bindestrich  verbunden: 
tres-grand,  tres-petit  etc.,  tres-peu,  tres-bien,  tres-sagement,  auch  mit  adjektivirten 
Participien:  tres-connu,  tres-estime,  zur  Verstärkung  des  Begriffes;  die  Akademie 
hat  jedoch  1878  diesen  Bindestrich  fallen  lassen  und  schreibt  jetzt  tres  bon,  tres 
bien,  tres  peu,  tres  estime  u.  s.  w.  (s.  oben  S.  40). 

Auch  vice,  abgekürzt  vi,  lat.  vice,  in  dem  Sinne  von  pro  (vgl.  proconsul)  gehört 
hierher;  es  kommt  nur  in  Substantiven  vor:  vice-amiral,  -amiraute,  -chancelier, 
-consul,  -consulat,  -gerant,  -gerent,  -legat,  -legation,  -president,  -roi,  -reine, 
-royaute,  -senechal,  vicomte  (vice-comes),  vicomte,  vidame  (vice-dominus),  vidamie, 
afr.  noch  sspc.  XVI.  viroy  und  visroy. 

Griechische  Präpositionen  haben  in  der  Verbalzusammensetzung  im  Fran- 
zösischen für  die  volksthümliche  Sprache  wenig  Bedeutung;  wo  sie  bei  Verben 
eintreten,  sind  diese  meist  denominativ.  In  Nennwörtern  sind  viele  griechi- 
sche Komposita  herübergenommen,  meist  in  wissenschaftlichen  und  technischen 
Ausdrücken;  einige  sind  auch  in  Neubildungen  übergegangen,  namentlich  anti, 
auch  sind  viele  Wörter  mit  syn  eingebürgert.    Adjektive  sind  meist  Parasyntheta. 


302  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

üebrigens  haben  fast  alle  18  griechische  Präpositionen  im  Französischen  Kom- 
posita aufzuweisen.  Es  ist  zu  bemerken,  dass  manche  dieser  Wörter  durch  die 
lateinische  Sprache  hindurchgegangen  sind. 

amphi,  gr.  ufxcpt,  hat  kein  Verb  gebildet:  wissenschaftliche  Nennwörter  fehlen 
nicht,  unter  den  gebräuchlicheren  sind:  amphibie,  amphitheätre,  amphibologie, 
minder  gebräuchlich  amphisciens  etc.  Das  damit  verwandte  lateinische  ambi^ 
amh  findet  sich  in  ambages,  ambigu,  ambitieux,  ambition,  ambitionner  etc. 

ana,  gr.  dvn,  giebt  Parasyntheta,  wie  anagrammer,  anagrammatiser  (anagramme), 
analyser  (analyse),  anathematiser  (anatheme),  Nennwörter,  wie  anabaptiste,  ana- 
chronisme,  anachorete,  anacoluthe,  anatomie,  analogie,  analyse,  anapeste,  ana- 
theme etc.,  analogue,  analytique  etc. 

anti,  gr.  «vt/",  hat  nicht  nur  herübergenommene  Zusammensetzungen,  sondern  auch 
neue  Bildungen  gegeben;  Verba  fehlen  fast,  mit  Ausnahme  des  Parasyntheton 
antiphraser  (antiphrase);  alte  Nennwörter  sind  in  grösserer  Anzahl  aufgenommen, 
wie  antagoniste,  antidote,  antilogie,  antinomie  etc.,  neue  gräcisirende  Zusammen- 
setzungen, wissenschaftliche  Wörter  mit  griechischen  und  lateinischen  Bestand- 
theilen  und  einige  volksthümliche  französische  Bildungen  überwiegen  jedoch. 
Von  der  ersteren  Art  sind:  antiasthmatique,  antiapoplectique,  antiarthritique, 
anticachectique,  antigalactique  etc.,  antiputride,  antifebrile,  antipestilentiel  etc., 
volksthümlicher  sind:  antipape  -  anticonstitutionnel,  antimonarchique,  anti- 
social etc. 

apo,  gr.  «770,  gewährt  verbale  Parasyntheta:  apostasier  (apostasie),  apostropher 
(apostrophe),  apostumer  (apostume,  eme);  Nennwörter:  apocope,  apogee,  apologie, 
apologiste,  apoplexie,  apostasie,  apostat,  apotre,  apostrophe,  apotheose  und  das 
abgeleitete  apothicaire  (ceno&rjy.t])  nebst  apothicairerie  (st.  des  üblicheren  phar- 
macie),  vgl.  die  volksthümlich  verstümmelten  boutique  (anoSrjxri),  boutiquier  in 
anderer  Bedeutung.  —  apocryphe,  apologetique,  apoplectique. 

cata,  gr.  xarti,  abgeleitete  Verba:  se  cataracter,  catechiser  (xaxrixiofiöq) ;  Nenn- 
wörter: catalogue,  cataplasme,  catarrhe,  catasfrophe,  catechese,  catechisme,  cate- 
gorie,  cathedrale,  catholicisme    —  catarrheux,  catholique  etc. 

dia,  gr.  6iä,  abgeleitetes  Verb:  dialoguer;  von  den  Nennwörtern  sind  manche  dem 
Volke  geläufig,  wie  diable  mit  seinen  Ableitungen  diablesse,  diablerie;  diacre, 
diaconat,  diademe,  dialecte,  dialogue,  diametre  etc.,  meist  abgeleitete  Adjektive: 
diabolique,  diaconal,  diagonal  (Siaywvioi),  diametral  —  diaphane  (öiacfapris). 

ec,  ex,  gr.  Ix,  ^|,  Verba:  exorciser  (^'^ogxl^ttv),  extasier,  eclipser  etc.;  Nennwörter: 
eclipse,  eccope(e),  ectype,  exode  —  exotique,  ecciesiastique  etc.,  verdunkelt  in  eglise 
(ecclesia). 

Zusammensetzungen  mit  ih  fehlen;  versteckt  erhalten  ist  es  in  episode  ßnsiaöSiov), 
episodique. 

en,  em,  gr.  ^v,  ist  selten  in  Zusammensetzungen;  abgeleitetes  Verb:  enthousiasmer; 
Nennwörter:  embryon,  embaterienne  f.  (flute  gr.  ifißaTrjQiog).  enthousiasme, 
enthousiaste,  entbymeme,  entomologie  nebst  eutomologiste,  entomologique. 

epi,  (ep,  eph),  gr.  ini,  abgeleitetes  Verb:  epilogner;  Nennwörter:  epidemie,  epidermC) 
epigramme,  epigraphe,  epilepsie,  epiphanie,  epitaphe,  epithete,  epitre,  epoque  — 
ephemere,  epicene  etc.;  entstellt  in  den  Substantiven  eveque  (episcopus),  eveche 
(vgl.  archeveque,  archeveche),  neben  episcopat,  episcopal  (vgl.  archiepiscopat, 
archiepiscopal).     Episode  ist  aus  ^nuaöSiov  entstanden  (s.  oben  dg). 

hyper,  gr.  vnio,  in  keinem  Verbum;  Nennwörter:  hyperbate,  hyperbole;  einige 
Nachbildungen:  hypercrise,  hypercritique  (vthqxqIvo})  —  hypertouie  (v.  vn^Q- 
xovos)   —    hypertrophie,  hypertrophie  (vgl.  vntqxqafprjs). 


§  82.     Zusammensetzune;  .  .  .  mit  adverbialen  Partikeln.  303 

hypo,  gr.  vnö,  findet  sich  im  abgeleiteten  Verb  hypothequer;  von  den  überkomme- 
nen Nennwörtern  sind  einige  mehr  volksthümlich  geworden:  hypoorite,  hypo- 
condre,  hypothese,  hypotheque  etc. 

meta,  jne't,  met/i,  gr.  ,ufT«,  findet  man  in  den  parasynthetischen  Zeitwörtern  meta- 
morphoser, metaphysiquer  (famil.);  sonst  in  wissenschaftlichen  und  einigen  all- 
gemeiner verwendeten  Nennwörtern:  metaphore,  metamorphose,  metaphysique, 
metempsycose,  meteore,  methode,  und  abgeleiteten,  wie  metaphysique,  methodi- 
que,  methodiste  etc. 

para,  gr.  nagä,  ist  in  einigen  gebräuchlichen  parasynthetischen  Verben  enthalten, 
in  dem  verkrüppelten  parapher  oder  paraler  (v.  nanäyoacpog),  paralyser,  para- 
phraser, parodier  —  parangonner  (v.  parangon),  ist  nicht  griechisch,  nach  Diez 
vom  sp.  para  con;  —  manche  Nennwörter  sind  sehr  gebräuchlich:  paraclet, 
paradigme,  paradoxe,  paragraphe,  paraliponienes,  paralysie,  paraphrase,  parasite, 
parodie,  paroxysme  —  parallele  etc.,  auch  ungriechische  Nachbildungen,  wie  pa- 
rachronisme,  paracentrique  etc.  Verdunkelt  ist  die  Präposition  in  parole  (naga- 
ßoltj);  paroisse,  paroissien  kommt  von  nccQoiyJa  !at.  parochia. 

Aus  dem  Italienischen  herübergenommen  sind  parapet  (it.  parapetto),  parasol 
(it.  parasole),  paravent  (it.  paravento),  in  denen  para  nicht  griechisch  ist,  sondern 
der  Imperativ  des  it.  parare  in  der  Bedeutung  des  lat.  defendere,  abwehren  (vgl. 
frz.  parer);  auch  Nachbildungen  finden  sich,  wie  parachute,  parapluie,  paratonnerre 
u.  a.,  vielleicht  begünstigt  durch  die  im  Französischen  auch  vorkommende  Kon- 
struktion von  parer  mit  der  Präposition  ä. 

peri,  gr.  ntgi,  kommt  im  parasynthetischen  Verb  periphraser  vor,  in  Substantiven, 
wie  perigee,  perihelie,  periode,  peripateticien,  peripetie,  periphrase,  peripherie, 
peristyle,  und  abgeleiteten  Adjektiven:    periodique,  peristaltique  etc. 

pro,  gr.  TiQO,  mit  dem  lateinischen  pro  der  Form  nach  zusammenfallend,  giebt  das 
Verb  prophetiser  (nQoq)rjTiX(tv)  und  das  Parasyntheton  pronostiquer;  Nennwörter 
sind  theilweise  eingebürgert:  probleme,  proboscide,  proceleusmatique,  prodrome, 
prolegomenes,  prologue,  pronostic,  prophete,  prophylactique  —  problematique  etc., 
auch  ungriechische  Nachbildungen,  wie  prochronisme  (ngö/govos  in  anderem 
Sinne),  procondyle. 

pros,  gr.  ngöi,  kommt  wenig  in  Betracht;  dahin  gehören  die  Nennwörter  proselyte, 
prosodie,  prosodique,  Parasyntheton  proselytisme. 

syn  (sym,  syl,  sy),  gr.  avv  (ovy-  verwandelt  sich  im  Französischen  in  stjn),  kommt 
in    wenig    parasynthetischen    Verben    vor:    symboliser,    symetriser,    sympathiser, 
syncoper,    systematiser;    die    Zahl    herübergenommener,    meist    wissenschaftlicher 
Nennwörter  ist  nicht  ganz  unbedeutend,  manche  sind   völlig  eingebürgert:    syna- 
gogue,    synchronisme,  syncope,  syncretisme,  syndic,  synode,  syutaxe  —  Symbole, 
symetrie,    Sympathie,    Symphonie,    Symptome  —  syllabe,  syllogisme  —  Systeme. 
Adjektive  meist  parasynthetisch:    synonyme,  syndicai,  synodal,  synoptique,  sym- 
bolique,  symetrique,  sympathique,  syllabique,  systematique  etc. 
b)  Zusammensetzung    mit  anderen  adverbialen  Partikeln.     Sie  treten 
mit  geringen  Ausnahmen  an  Nennwörter,  einige  nur  in  Parasyntheten  an  Verba. 
Wir  unterscheiden  hier  von  den  mehr  qualitativen  Partikeln  die  quantitativen 
und  negativen,  obwohl  sie  hier  und  da  in  einander  übergehen. 
1.    mit  qualitativen  Partikeln. 

hien,  lat.  hene  (vgl.  benedicere,  benefacere,  benevolentia),  kommt  in  Verben 
nur  im  Infinitiv  vor,  und  gewöhnlich  nur,  wo  diese  substantivirt  werden: 
bien-dire,  bien-etre,  bienfaire,  das  letzte  noch  als  ächter  Infinitiv;  benir 
(benedicere)    mit    verwischter  Form  der  Partikel  ist  rein  verbal,    ebenso  das 


304  Zweit.  Thl.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbildung. 

abgeleitete  Verb  beneficier.  In  Nennwörtern  ist  es  häufiger;  sie  sind  zum  Theil 
Parasyntheta:  bienfait,  bienfaisance,  bienfaiteur,  bienseance,  bienveillance, 
bienvenu  —  bien-aime,  bien-aise,  bienfaisant,  bienheureux,  bienseant,  bien- 
veillant,  bienTenu,  bienvoulu,  auch  im  Adverb  bientot. 

Das  entgegengesetzte  mal,  mau,  lat,  male  (vgl.  maledicere,  malefacere,  malevolens, 
malevolus),  tritt  mehrfach  in  Verben  und  Nennwörtern  auf;  bei  den  Nenn- 
wörtern fällt  es  indessen  zum  Theil  mit  dem  Adjektiv  malus  zusammen.  Verba 
sind  theils  überkommen,  wie  maudire,  malfaire  (nur  im  Infinitiv),  maltraiter 
(maletractatio  Arnob.),  theils  nachgebildet:  malmener,  malverser,  maugreer 
(famil.),  afr.  malmetre  (maumetre),  maltourner;  Nennwörter  aus  dem  Lateini- 
scheu:  malfait,  malfaiteur  und  das  wenig  gebräuchliche  malfaisance,  ferner  die 
gelehrten  malediction,  malefice  —  malefique,  malevole,  nachgebildet  mal-entendu 
und  viele  Adjektive-,  malade,  maladroit,  malavise,  malliäti,  malcontent,  maldi- 
sant,  malencontreux,  malfame,  malhabile,  malhonnete,  malsain,  maiseant  etc., 
wie  im  Lateinischen  male  besonders  vor  Participien  und  Adjektive  als  Mass- 
bestimmung im  herabsetzenden  Sinne  tritt,  wovon  male  gratus  in  malgre  fort- 
lebt. Als  Parasyntheta  sind  anzusehen  maladresse,  malhabilete;  in  malaise  wie 
in  malheur,  wovon  malaise,  malheureux,  wirkt  mal  adjektivisch. 

mes  vor  Vokalen,  me  vor  Konsonanten,  mes  vor  «,  afr.  mes,  lat.  minus  (vgl.  sp. 
pg.  menos,  pr.  zuweilen  mens),  mit  dem  althochdeutschen  mis,  missi  (nhd.  miss) 
zusammenstimmend,  ist  besonders  in  Zeitwörtern  häufig;  die  Nennwörter  sind 
grösstentbeils  Parasyntheta:  mesallier,  mesarriver,  mesestimer,  mesinterpreter, 
mesoffrir,  mesuser  —  se  mecompter,  meconnaitre,  mecroire,  medire,  mefaire, 
se  mefier,  se  meprendre  —  messeoir  (im  Infinitiv  nicht  gebräuchlich;  davon 
das  Adjektiv  messeant) ;  Parasyntheta:  mecontenter,  mepriser  etc.  Altfranzösisch 
mesaesmer,  mesamer,  meschaoir  (davon  nfr.  mechant),  mesconseiller  u.  v.  a. 
Nennwörter:    mesaise,  mesintelligence  —  mecontent  etc. 

Dem  Sinne  nach  verwandt  ist  hiermit  das  seltene  bis,  bes,  be,  wohl  das  lateinische 
bis,  doppelt  (vgl.  lat.  bilinguis,  gr.  Singöaconos),  im  Sinne  von  dispar  (vgl. 
ahd.  mis,  missi  =  varius,  dispar,  diversus,  gr.  öi/k,  doppelt  —  uneinig)  gl. 
widersprechend,  verkehrt:  bistourner  afr.  bestourner  —  bevue  —  besaigre, 
afr.  bestors. 

pen,  lat.  paene,  trifft  man  in  Nennwörtern,  wie  peninsule,  penombre,  wie  das 
französische  presque  in  presqu'ile,  eine  annähernde  Bestimmung  fast  ganz 
quantitativ  ausdrückend. 

quasi,  lat.  dass.,  steht  in  quasi-contrat,  quasi-delit  und  dem  Adjektiv  quasi- 
pupillaire. 

Von  griechischen  Wörtern  ist  archi,  arch,  «p;ft-,  als  französische  Partikel  zu 
betrachten,  welche  in  Nennwörtern  angetroffen  wird,  und  nicht  bloss  in  über- 
kommenen und  durch  das  Lateinische  hindurchgegangenen  Wörtern,  wie  archange, 
archidiacre,  architecte  (gr.  aQxixaxjmv,  lat.  architectus)  etc.,  vorkommt,  sondern 
auch  in  Neubildungen:  archichambellan,  archidruide,  archiduc,  archiechanson, 
archimarechal,  und  im  gemeinen  Leben  wie  das  deutsche  Erz-  mehrfach 
tadelnd  verwendet  wird:    archifou,  archipedant,  archivilain  etc. 

Auch  dys,  gr.  6vg-,  ist  in  wissenschaftlichen  Ausdrücken  herübergenommen,    wie 
dyscrasie,    dysenterie,    dysodie,    dysode  etc.;    einige    sind     ungriechisch,    wie 
dysphagie  ((faytty)  beschwerliches  Schlucken. 
2.  mit  quantitativen  Adverbien;  sie  kommen  in  Nennwörtern  vor: 

bis,  bi,  lat.  bis,  bi,  steht  nicht  bloss  in  lateinischen  Wörtern,  wie  bicorne,  bideut, 
bipenue,  bivoie  (bivia  v.  bivium)  —  bifere  (bifer),    bifida  (bifidus),    bipede  etc., 


§  82.    Zusammens.  d.  Neiuiw.  iiisbes.     AA.  Das  Hauptwort.  305 

sondern  auch  in  neuen  Zusammensetzungen:  bisaieul,  bisaigue,  biscornn,  biscuit, 
bimilliard,  bicapsulaire,  biscuspide  etc. ;  andere  sind  von  alten  Wörtern  ab- 
geleitet: bicornu  (bicornis),  biennal  (biennis)  u.  dgl.  m.  In  biuocle  ist  binus 
enthalten. 
deiiii,  lat.  dimidium,  scheint  nur  adverbial  zu  wirken:  demi-aune, -bouteille, -cercle, 
-colonne,  -dien,  -futaine,  -lune,  -metal,  -piece, -solde  etc.,  in  Adjektiven:  demi- 
cylindrique,  -epineux,  -membraneux  und  anderen  meist  technischen  Ausdrücken. 
Ersetzt  wird  diese  Partikel  auch  durch  mi  (medium) :  midi,  minuit,  milieu, 
mi-careme,  -denier,  -douaire,  -janvier,  -mai  etc.;  namentlich  in  adverbialen 
Ausdrücken,  wie  ä  mi-corps,  -cote,  -chemin,  -jambes,  -mur,  -sucre,  -terme  etc. 
Adjektiv:  mi-parti.  üebrigens  können  demi  und  mi  auch  als  Adjektive  be- 
trachtet werden,  wenngleich  sie  freilich  nie  in  diesem  Falle  flektiren. 

Daneben  kommt  selbst  das  lateinische  semi  in  Nachbildungen  vor:    semi- 
prebende,  -preuve,  -double  etc.,  semi-lunaire  u.  m.  a. 
Zu  erwähnen  sind  hier  noch  einige  Zusammensetzungen  mit  plus:  la  plupart,  la 
plus-value  und  la  plus-petition,  von  denen  das  letztere  plus  als  Objekt  zu  ent- 
halten scheint. 
3.    mit    negativen    Partikeln;    sie    stehen    vorzugsweise    in    Nennwörtern    und 

werden  nur  zum  Theil  in  verbale  Parasyntheta  herübergenommen: 
in  (im,  il,  ir),  das  lateinische  untrennbare  in,  deutsch  un,  ist  nicht  nur  in  einer 
grossen  Anzahl  lateinischer  Bildungen  erhalten,  sondern  auch  in  zahlreichen 
neuen  Zusammensetzungen  von  Nennwörtern  verwendet.  Schon  das  Lateinische 
besass  aber  auch  Parasyntheta  aus  negativen  Adjektiven,  wie  incommodare, 
indignari,  ineptire,  infelicare,  infelicitare,  injuriari,  inquietare,  integrare  (in- 
teger zu  tango)  etc.  Das  Französische  hat  die  Anzahl  derselben  vermehrt; 
sie  sind  alle  faktitiv,  vgl.  indemniser,  individualiser,  indisposer,  inutiliser, 
invalider,  immortaliser,  immobiliser,  impatienter  etc.  Neugebildete  Substantive, 
welche  nicht  als  Parasyntheta  erscheinen,  sind  nicht  zahlreich,  wie  inadver- 
tance,  inconduite,  inexecution,  impudeur.  Die  meisten  entstehen  aus  Adjektiven. 
Neue  Adjektivzusammensetzungen  sind  sehr  zahlreich,  besonders  von  Participieu 
und  von  Adjektiven  auf  able  und  ible:  inattentif,  inconstitutionnel,  indecis, 
impopulaire;  inacheve,  inaccoutume,  inconteste,  illimite,  insermente;  inattendu, 
imprevu  ;  inabondable,  inaccommodable,  inalienable  (lat.  inalienatus),  inamusable, 
incontestable,  indechiffrable,  inebranlable,  immanquable,  illisible  und  inlisible  etc. 
non,  lat.  non,  dient  ebenfalls  zur  Zusammensetzung  von  Nennwörtern:  non-confor- 
miste,  non-intervention,  non-jouisssance,  non-lieu,  non-payement,  non-residence, 
non-sens,  non-usage,  non-valeur;  —  nonchalant  (wovon  nonchalance)  vom  alt- 
französischen substantivirten  Infinitiv  non  chaloir,  auch  jetzt  noch  in  der 
Form  nonchaloir  substantivisch  gebraucht  (Acad.),  non-pair  (=  impair),  nonpareil 
zuweilen  nompareil  geschrieben;  7ion  tritt  auch  öfter  in  freien  Bildungen  auf, 
wobei  es  bisweilen  unverbunden  neben  dem  Nennworte  steht. 
In  ursprünglich  griechischen  Wörtern  findet  sich  das  negative  a  (an),  «-;  es 
bleibt  natürlich  auch  in  Weiterbildungen  von  Wörtern,  die  dem  Griechischen 
fremd  sind;  vgl.  agenesie  (v.  dysytig),  agerasie  (dyrjQCjg)  u.  dgl.  m. 

83.    II.    Die  Zusammensetzung  des  Nennwortes  insbesondere. 
AA.  Zusammensetzung  des  Hauptwortes.    Hier  sind  mehrere  Fälle  zu  unter- 
scheiden: 

a)  Das  zusammengesetzte  Hauptwort    kann    aus    zwei    Hauptwörtern    ent- 
stehen (im  Lateinischen  überhaupt  selten),  welche 

Mälziier,  fr.  Gr.     a.  Aul).  20 


306  Zweit.  ThI.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  Wortbilduiis- 

1.  im    {iferaden    Verhältnisse    zu    einander    stehen,    d.   h.    in    gleichem 
Kasus  gedacht  werden. 

n.  In  diesem  Falle  kann  das  erste  die  Bestimmung  des  zweiten  in 
attributiver  Weise  enthalten:  chef-lieu  Hauptort,  taupe-grillon  Maul- 
wurfsgrille. 

ß.  oder  das  zweite  enthält  die  attributive  Bestimmung  des  ersten  in 
der  Gestalt  einer  Apposition,  wobei  der  Gattungsname  überflüssiger 
Weise  mit  dem  Artnamen  verbunden  sein  kann,  wie  in  autruche  (avis 
struthio),  loup-garou  (lupus  werwolf),  pierre-ponce  (petra  pumex,  Acad. 
pierre  ponce),  chien-loup  (canis  lupus),  poix-resine  (Baumharz);  oder 
der  Gattungsbegrif}'  erst  durch  die  Apposition  zum  Artbegriff  wird, 
wie  in  betterave  (beta  rapa  =  espece  de  bette),  bien-fonds  (bien  im- 
meuble),  chou-Üeur  (dnrch  Entartung  der  Blüthe  blumenähnlicher 
Kohl),  chou-navet  (Kohlrübe),  chou-rave  (Kohlrabi),  cerf-cheval,  cerf- 
cochon  (especes  de  cerf),  laurier-nain,  ver-coquin  (Rebenstecher,  Hirn- 
wurm —  Grille,  Laune);   vgl.  struthio-camelus  (kameelhalsiger  Vogel). 

y.  oder  beide  Substantive  drücken  ein  additonelles  Verhältniss  aus: 
androgyne  und  hermaphrodite  (Mann  und  Weib,  avSgöyvvos  Zwitter); 
ähnlich  sind  nord-est,  nord-ouest  und  selbst  ouest-nord-ouest  und  der- 
gleichen Bestimmungen  der  Himmelsgegenden;  gomme-resine  (suc 
vegetal  compose  de  gomme  et  de  resine).  Ebendahin  kann  man 
Zusammensetzungen  rechnen,  wie  laurier-rose  (Oleander,  Lorbeerrose, 
mit  Blättern  wie  die  des  Lorbeer  und  Blüthen  wie  die  der  Rose), 
lanrier-cerise  (Kirschlorbeer,  an  den  Blättern  lorbeerartiger  Kirschbaum), 
colin-maillard  (Spiel,  worin  Colin  den  Maillard  verfolgt). 

2.  Die    zusammengesetzten    Hauptwörter   stehen   im    ungeraden    Verhält- 
nisse zu  einander. 

«.  Das  erste  Hauptwort  kann  in  diesem  Falle  als  Genitiv  in  mehr- 
facher Beziehung  gedacht  werden;  vgl.  manupretium,  solstitium,  sena- 
tusconsultum.  Französisch  in  Uebertragungen :  solstice  etc.,  haubert 
(halsperc),  heberge  (heriberga)  etc.;  in  Neubildungen:  banlieue,  cham- 
part  (campi  pars),  chevrefeuille  (Geisblatt),  chiendent  (Hundszahn), 
merluche  (maris  lucius),  lundi,  mardi,  mercredi,  jeudi,  vendredi, 
samedi  (lunae  —  sabbathi  dies),  oriflamme  (auri  flamma),  orfroi  afr. 
orfrois,  orfrais  (eigentlich  Goldfranze  —  Goldstickerei),  terre-noix 
Erdnuss),  trefonds  (terrae  fundus);  so  in  Eigennamen:  Gommerville 
(Gomarii  villa),  Binanville  (Binandi  villa)  etc. 

Manche  solcher  Zusammensetzungen  weisen  auf  ein  ursprüngliches 
Objektsverhältniss  des  Bestimmungswortes  zu  einem  Verb,  aus  welchem 
das  Grundwort  entwickelt  ist,  ein  im  Lateinischen  und  Griechischen 
häufiger  Vorgang;  vgl.  agricola,  parricida,  artifex,  fenisex  etc.,  gr. 
^^yap/Tjf,  iTiiaToXoyQctcpos  etc.  Sie  sind  in  nicht  kleiner  Anzahl  ins 
Französische  herübergenommen,  wie  artifice,  homicide,  parricide,  sang- 
sue  (sanguisuga),  epistolographe,  ethnarque,  geographe,  geographie, 
thaumaturge  etc.,  auch  hat  man  analoge  gräcisirende  und  latinisirende 
Bildungen,  wie  anthropotomie,  altimetrie,  calorimetre  u.  dgl.  Volks- 
thümliche  Neubildungen  in  dieser  Folge  der  zusammengesetzten  Wörter 
finden  sich  indess  wenige ;  dahin  gehört  etwa  orfevre  (auri  faber 
[=  faciber]   nach   aeris  faber  gebildet),  orpailleur  (gl.  von  einem  Verb 


§  83.     II.  Znsanimeiis.  H.  Neiinw.  insbos.     AA.  Das  Hauptwort.  307 

pailler,  qiii  recueille  des  paillettes  d'or),  iierf-ferure  Sehnenverletznng, 
bientcriue  Besitz. 

Dies  ol)jektive  Verhältniss  findet  sich  im  Frauzösischeu  in  der 
Zusammenstellung  eines  substantivirten  Particip  mit  einem 
Akkusativ:  nn  ayant-cause,  ayant-droit  (Acad.  ohne  Bindestriche: 
ayant  cause,  ayant  droit,  ebenso  im  Plur.  ayants  cause,  ayants  droit) 
und  mit  umgekehrter  Wortstellung  lieutenant,  vielleicht  auch  in 
careme-prenaut,  wie  in  le  plus-oftVant  (Acad.  plus  offrant). 

Auch  gehören  hierher  zusammengesetzte  Infinitive,  wie 
savoir-faire,  savoir-vivre,  in  denen  der  erste  sul)Stantivirte  Infinitiv  den 
andern  als  sein  Objekt  zu  sich  nimmt. 

Bisweilen  liegt  der  Exponent  des  Verhältnisses  in  einem  anderen 
Kasus  oder  einer  Präposition,  wie  in  cliaufour  (four  ä  chaux),  fourmi- 
lion  (Insekt,  welches  den  Ameisen  nachstellt),  wohin  auch  hyl)ridische 
Bildungen,  wie  anglomanie,  dansomanie  (Vorliebe  für  .  .)  etc.  gehören; 
vgl.  auch  funambulus  gr.  axoivoßätrig  fr.  funambule. 

Dahin  gehören  auch  Parasyntheta,  wie  mainmise,  maintenue. 

ß.  oder  das  zweite  Hauptwort  ist  als  Genitiv  zu  fassen:  appui-main 
(Malerstock),  bain-marie  (Marienbad),  connetable  (comes  stabuli),  fete- 
Dieu,  garde-chasse,  garde-cote,  garde-magasin  etc.,  insofern  hier  garde 
als  Hauptwort  behandelt  wird,  Hotel -Dieu,  mappemonde  (mappa 
mundi),  porc-epic  (porcus  spicarum),  tripe-madame,  trique-madame 
(Mauerpfeffer),  trou-madame  (ein  Spiel)  etc.  Dies  Verhältniss  findet 
oft  in  geographischen  Namen  statt:  Brie- Comte -Robert,  Chäteau- 
Thierry,  Finistere  (finis  terrae) ,  Fontevrault  (Föns  Evraldi),  Mont- 
Lu9on  (Mons  Luzzonis),  Montmartre  (Mons  martyrum),  Arnay-le-Duc, 
Bar-le-Duc,  Nogent-le-Roy,  Villenenve-le-Comte  etc. 

y.  oder  der  Exponent  des  Verhältnisses  ist  durch  eine  Kasusprä  Po- 
sition ausdrücklich  bezeichnet.  Hier  schwankt  der  Gebrauch  in  der 
Bindung  der  Wörter  durch  ein  Tiret:  die  Lauteinheit  sollte  überall 
bezeichnet  sein,  wo  die  einzelnen  Bestandtheile  nur  in  ihrer  Ver- 
einigung den  Begriff  hervorzubringen  fähig  sind,  um  den  es  sich 
handelt: 
aide-de-camp  (Acad.  ohne  Bindung,  Adjutant),  barbe-de-bouc  (Bocks- 
bart, salsifis  sauvage),  barbe-de-capucin  (chicoree  sauvage),  barbe-de- 
renard  (Bocksdorn),  bec-de-cane,  -de-cygne,  -de-vautour  etc.  (chirur- 
gische Instrumente),  chef-d'ceuvre  (Meisterstück),  corps-de-garde  (Acad. 
ohne  Bindestriche,  Hauptwache),  eau-de-vie  (Branntwein),  oeil-de-bwuf 
(rundes  Dachfenster)  etc.  —  char-ä-bancs  (Acad.  ohne  Bindestriche, 
Bankwagen),  pied-ä-terre  (Absteigequartier,  eigentlich:  Fuss  zur  Erde), 
ver-ä-soie  (Acad.  ohne  Bindestriche,  Seidenwurni),  pot-au-feu  (die 
Fleischmasse  im  Topfa);  der  alte  Eigenname  fier-ä-bras  (Ferabras)  be- 
deutet jetzt  den  Eisenfresser. 

Auch  in  geographischen  Namen  findet  diese  Verbindung  durch  a 
statt:  Sury-aux-Bois,  Vitry-aux-Loges.  Adverbiale  Verbindungen,  wie 
tete-ä-tete,  das  die  Akademie  als  Adverb  jetzt  ohne  Bindestriche 
schreibt  (tcte  a  tete),  vis-ä-vis,  ci-devant,  werden  natürlich  ebenfalls 
suhstantivirt;  in  coq-ä-lane  (Ungereimtheit)  scheint  das  Unzusammen- 
hängende durch  ,vom  Hahn  zum  Esel"  angedeutet.    Plur.  des  coq-ä-l'äne. 

20* 


308  Zweit.  Thl.     Formenlehre,     Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung. 

ä.    Selten  ist  durch  andere  Präpositionen  eine  Zusammensetzung  ver- 
mittelt, wie  durch  en  (in):    arc-en-ciel,  bec-en-ciseaux,  bec-en-poin?on 
(Vögelnanien),    croc-en-jambe  (Beinstellen),    pet-en-l'air  (kurzer  Rock), 
maitre-es-arts  (en  les  arts);   in  Eigennamen  werden  auch  andere  Prä- 
positionen verwendet:    Bourg-en-Bresse,  Plessis-lez-Tours,  Saint-Denis- 
lez-Paris,  Aulnay-sous-Crecy,  Villeneuve-sous-Tboury,  Bar-sur-Aube  etc. 
b)  Das  zusammengesetzte  Hauptwort  kann  ferner  aus  einem  Substantiv  und 
einem  Adjektiv  bestehen. 
1.    Hier    geht   das  Adjektiv    oft  dem  Substantiv  voran;    diese  Zusammen- 
setzung ist  im  Lateinischen  kaum  in  Gebrauch  und  etwa  in  Formen  wie 
plenilunium  nachzuweisen,  im  Griechischen  dagegen  nicht  ungewöhnlich,  wie 
in  y.ttxoSuCfi(av,  xa/j'^Cu.  Französisch :  aubepine  (alba Spina),  balevre(basse  1., 
s.  jedoch  LiTTRE),  faubourg,  gentilhomme,  hautbois,  malheur,  primidi  (premier 
jour  de  la  decade),  primevere  (der  Frühling  und  der  Name  der  Schlüssel- 
blume), plafond  (plat  f.),  printemps,  quintessence,  sauvegarde  (mlat.  salva- 
gardia),    und    so  ungetrennt  geschrieben  in  geographischen  und  anderen 
Eigennamen:    Courbevoie,    Hauterive,    Neufchätel,    Neuchätel,   Secqueval 
(sicca  vallis)  —  Beaumont,  Belmont,  Beaufort,  Beifort  etc. 

Sehr  ansehnlich  ist  die  Zahl  der  durch  den  Bindestrich  geeinten, 
zwiefach  deklinirten  Wörter:  basse-cour,  basse-taille,  bas-ventre,  beau-fils, 
beau-frere,  beau-pere,  belle-mere,  belle-sceur,  blanc-bec,  blanc-seing,  chauve- 
sonris,  courte-botte  (Stiefelchen,  kleiner  Mensch),  courte-pointe  (Acad. 
courtepointe) ,  franc-alleu',  franc-fief,  franc-ma?on,  grand-maitre  (Acad. 
grand  maitre),  grand-oncle,  grand-pere,  haut-fond,  petit-fils,  petit-lait, 
petit-maitre,  plate-bande,  plate-forme,  sauf-conduit  etc.  Hierher  gehören 
auch  prud'homme  (Plur.  prnd'hommes)  und  grand'mere,  grand'tante, 
grand'route  etc.  (Plur.  grand'meres  etc.,  s.  oben  S.  110.  134). 

Auch  substantivirte  Infinitive  kommen  in  solchen  Verbindungen  vor: 
blanc- manger,  beau-partir  (schöner  Abgang  des  Pferdes),  beau-revoir 
(Spüreifer,  vom  Hunde). 

In  den  Substantiven  haut-le-corps,  Sprung,  haut-le-pied,  überzähliger 
Offizier,  Mensch  ohne  Anhalt,  sind  elliptische  Sätze  enthalten:  hoch  den 
Leib!  etc. 

In  abgeleiteten  Hauptwörtern  kann  das  Adjektiv,  welches  im  geraden 
Verhältnisse  zum  Substantiv  stand,  unverändert  bleiben  und  damit  aus 
seinem  Verhältnisse  ausscheiden,  wie  in  courte-pointier  (v.  courte-pointe, 
Acad.  courtepointe);  ebenso  blanchceuvrier  (v.  oeuvres  blanches,  ohne  das 
Kompositum  blanche-ceuvre). 

Zusammensetzungen  dieser  Art  mit  Zahlwörtern  sind  zum  Theil  aus 
lateinischen  (auch  ursprünglich  adjektivischen)  Formen  hervorgegangen, 
wie  treillis  (trilix),  triangle,  trident,  trimestre,  quinquereme  etc.  Nach- 
bildungen sind  gewissermassen  mille-pertuis  (Pflanze),  une  mille-feuille, 
une  mille-fleurs,  un  quatre-vingts-ans,  quatre-yeux  (Beutelratze),  quatre- 
cornes,  quatre-dents,  quatre-taches  (Fischnamen),  mille-pieds  (Insekten), 
mille-points  (Conchylie)  u.  dgl.  Doch  finden  sich  hier  auch  dem  centumvir 
(d.  h.  einer  von  den  Hundertmännern,  klarer  ausgedrückt  in  triumvir, 
einer  von  drei  Männern)  entsprechende  Formen:  un  cent-suisse  oder 
-suisses,  wie  un  quioze-vingts  ohne  Substantiv. 

Dagegen  verhalten  sich  die  Zahlwörter  in  Zusammensetzungen  wie 
centimetre   (centieme    partie    du   metre),    decimetre,   milligramme  u.  dgl., 


§  83.    II.  Zusammens.  d.  Nennw.  insbes.    AÄ.   Das  Hauptwort.  309 

als  Bruchzahlen.  Vgl.  dagegen  lat.  centimeter,  hundert  dichterische 
Metra  gebrauchend. 
2.  oder  das  Adjektiv  folgt  dem  Substantiv;  so  nach  lateinischem  Vor- 
gange in  republi(iiie  (respublica),  roniarin  (rosmarinus);  französisch:  ban- 
queroute  (jetzt  it.  banco  fallito),  bejaune  (bec  jaune),  luainmorte,  outarde 
(avis  tarda),  pivert  (pic  vert),  raifort  (radix  fortis),  vinaigre;  in  Eigennamen: 
Chäteauneuf,  Forcalquier  (forum  calcarium),  Pontlevoy  (Pons  Lapidensis), 
Vaucluse  (vallis  clausa),  Villeneuve;  öfter  durch  den  Bindestrich  ver- 
einigt: aigue-mariue,  chat-huaut,  cerf-volant,  chien-marin  (Acad.  ohne 
Bind.),  eau-forte,  fer-blanc,  garde-bourgeoise,  garde-noble,  main-forte,  pied- 
fort  (Probemünze),  pot-pourri  (Acad.  ohne  Bind.),  pont-Ievis,  taille-douce; 
in  Eigennamen:    Chäteau-Neuf,  Terrr-Neuve. 

Auch  diese  Zusammensetzungen  haben  zum  Theil  substantivische  Ab- 
leitnngsformen,  in  denen  natürlich  das  Adjektiv  seine  Form  aufgiebt,  wie 
'in  den  unter  1.  erwähnten  Fällen  des  Substantiv:  banqueroutier,  ferblan- 
tier,  Terre-neuvier,  Auch  Adjektive  werden  davon  abgeleitet,  wie  maiu- 
mortable. 

c)  Auch  entstehen  Substantive  durch  Verbindung  eines  Zeitwortes  in  einer 
persönlichen  Form  mit  einer  objektiven  Bestimmung.  Die  hier  auf- 
tretende Verbalform  ist  bei  Weiten  in  den  meisten  Fällen  lür  den  Imperativ 
zu  nehmen,  wenngleich  sich  äusserlich  meistentheils  nichts  gegen  die 
Erklärung  derselben  als  Indikativform  der  dritten  Person  Sing,  einwenden 
lässt.  Indessen,  da  in  diesem  Falle  das  Lateinische  keine  Analogien 
bietet,  dürften  sich  die  deutschen  Analogien  als  massgebend  erweisen, 
zumal  da  es  an  pluralischen  Imperativformen  hier  nicht  ganz  fehlt;  vgl.  un 
rendez-vous,  un  laissez-passer.  Auch  erklären  sich  die  meisten  Wortverbin- 
dungen am  Natürlichsten  aus  einer  Imperativischen  Redeweise,  wodurch  die 
Bestimmung  einer  Person  oder  Sache,  oder  die  Neigung  zu  irgend 
etwas,  in  der  Form  eines  Aufrufes  dazu,  charakterisirt  oder  ironisch  be- 
handelt wird,  wie  in  Schlagetod,  Saufaus,  Thuniehtgut,  Stören- 
fried (störe  den  Frieden). 

1.  Der  gewöhnlichste  Fall  ist  die  Verbindung  des  Verb  mit  einem  abhängigen 
Akkusativ  eines  Substantiv  (oder  substantivirten  Adjektiv)  oder  Für- 
wortes. Nur  selten  sind  die  Bestandtheile  eines  solchen  Wortes  ohne 
Bindestrich  an  einander  gerückt  und  zum  Theil  selbst  in  ihrem  verbalen 
Elemente  verkürzt:  begueule  (l)ee  gueule)  Maulaffe,  licou  (lie  cou)  Halfter, 
tournebride  Bedientenschenke,  tournebroche  Bratenwender,  tournemain 
Handumdrehen,  Augenblick;  die  Zahl  der  mit  einem  Bindestriche  geeinten 
Sätze  dieser  Art  ist  sehr  beträchtlich:  breche-dents  (Acad,  breche-dent), 
brise-cou,  brise-glace,  brise-raison ,  caille-lait,  casse-cou ,  casse-noisette, 
casse-noix,  casse-cul,  chasse-cousin,  chasse-mouches,  chauffe-pieds,  couvre- 
chef,  coupe-gorge,  essuie-mains,  gagne-denier,  garde-fou,  gäte-metier, 
gratte-cul,  passe-temps,  perce-neige,  pese-liqueurs,  jetzt  gewöhnlich  pese- 
liqueur,  pleure-pain,  pleure-misere,  porte-manteau  (Acad.  portemanteau), 
porte-faix  (Acad.  portefaix),  prie-Dieu,  serre-papiers,  tire-botte,  tire- 
bouchon,  tourne-feuille,  tourne-feuillet,  trouble-fete,  vide-bouteille(s),  vide- 
poches  u.  V.  a.;  mit  einem  andern  Objekt  als  einem  Substantiv:  faineant, 
vaurien,  gagne-petit,  pisse-froid,  avale-tout,  brise-tout,  briile-tout  u.  dgl., 
rendez-vous  Stelldichein,  von  denen  auch  die  beiden  ersten  als  Imperative 


310  Zweit.  Till.     Formenlehre.     Zweit.  Abschn.     Die  WortbiUkmg. 

anzusehen  sind.    In  abat-faim,  abat-vent,  rabat-joie  und  einigen  ähnlichen 
ist  die  Imperativform  zweifelhaft. 

lieber  die  aus  dem  Italienischen  entlehnten  hierher  gehörigen  parapet, 
parasol,  paravent  und  ihre  Nachbildungen,  wie  parachute,  parapluie 
paratonnerre  u.  a..  s.  oben  S.  303. 

2.  Das  Verb  kann  durch  eine  Kasuspräposition  oder  eine  andere  Prä- 
position auf  einen  SubstantivbegrifF  bezogen  sein:  fouille-au-pot  Küchen- 
junge, vol(e)-au-vent  Windbeutel  (Gebäck),  tourne-ä-gauche  Drehschlüssel, 
boute-en-train  Aufmunterer,  pissenlit  oder  pisse -en-lit  Bettpisser  und 
Löwenzahn  (Pflanze),  chie-en-lit  u.  dgl.  In  meurt-de-faim,  unbeschäftigter 
Arbeiter,  ist  der  Indikativ  enthalten.  In  tournesol,  tournevent  fehlt  das 
vermittelnde  ä  (au). 

3.  Das  Verb  kann  mit  einem  Adverb  verbunden  sein:  boute-hors  Kämmer- 
chenspiel  etc.,  boute-dehors  Spiere,  faitard  Faullenzer,  passe-debout  Passir- 
zettel, passe-partout  Hauptschlüssel. 

4.  Doppelsätze,  entweder  zwei  koordinirte  Imperative  oder  Indika- 
tive,  oder  einen  Haupt-  und  einen  Nebensatz  enthaltend,  kommen 
ebenso  substantivirt  vor:  cbantepleure  Giesskanue,  passe-passe  Taschen- 
spielerei, tire-laisse  leere  Hoffnung  —  va-et-vient  Gestängbewegung  etc.  — 
un  ecoute-s'il-pleut  (Acad.  ohne  Bindestr.)  wasserarme  Mühle  durch 
Schleusen  getrieben  etc. 

d)  Die    Verdoppelung    von    Naturlauten    oder    au    sich    bedeutungslosen 
Lauten  giebt  ebenfalls  Substantive;  dahin  gehören  coucou,  gri-gri,  guit-guit, 
plui-plui  (Vogelnamen),  cri-cri  Grille,  crin-erin  schlechte  Violine  etc.    S.  oben 
S.  245.    Dahin  gehört  auch  das  substantivirte  bonbon,  worin  bon  als  Ausruf 
zu  denken  ist. 
BB.  Zusammensetzung   des    Eigenschaftswortes.     Eigenschaftswörter   ent- 
stehen durch  Zusammensetzung  von  zwei  Adjektiven  oder  einem  Adjektiv  und 
Substantiv. 

a)  Zusammensetzung  eines  Eigenschaftswortes  aus  zwei  Eigenschafts- 
wörtern: 
1.  Das  einfachste  Verhältniss  ist  hier  das  gerade  additioneile,  in  welchem 
beide  neben  einander  als  gleichberechtigte  (auch  mit  einander  gemischte) 
Attribute  eines  Gegenstandes  gelten:  aigre-doux,  bis-blanc  (halbschwarz, 
vom  Brote),  gris-brun,  rouge-blanc,  jaune-brun  (Buffom),  lombard-venitien, 
grec-latin.  Die  Akademie  vermeidet  bei  den  Farbenadjektiven  dieser  Art 
gewöhnlich  den  Bindestrich,  hat  jedoch  du  pain  bis-blanc,  un  habit  gris- 
brun  ;  s,  oben  S.  138.  Für  Zusammensetzungen,  wie  fran<;ais-italien, 
anglais-fran?ais  etc.  (z.  B.  dictionnaire),  kann  jedoch  die  äussere  Reihen- 
folge der  beiden  eintretenden  Bestimmungen  in  Betracht  kommen,  vgl. 
dictionnaire  fran^ais-allemand  und  allemand-fran^ais.  Solche  Zusammen- 
setzungen sind  oft  substantivirt:  aigrefin  Spitzbube,  clair-obscur  Hell- 
dunkel, blanc-jaune,  vert-blauc  (Fischnamen).  Das  additionelle  Verhältniss 
findet  auch  bei  den  Zahladjektiven  statt,  welche  in  absteigender  Zahlordnung 
mit  einander  verbunden  sind:  dix-sept,  trente-deux  —  dix-septieme  etc. 
Adjektive  dieser  Klasse  nehmen  aber  auch  bisweilen  den  lateinischen 
Bindevokal  o  in  den  ersten  Theil  der  Zusammensetzung  auf  (vgl.  albo- 
gilvus  Serv.),  namentlich  in  wissenschaftlichen,  sowie  in  den  aus  Völker- 
namen zusammengesetzten  Adjektiven :  concavo-concave  (auf  beiden  Seiten 
hohlrund),    concavo-convexe,    anglo-saxon,    norwego-suedois ,    greco-latin ; 


i3.     ir.  Zusammens.  d.  Nennw,  insbes.    BB.  Das  Eigenschaftswort,      311 

dies  gilt  übrigens  auch  für  andere  französische  Adjektive.  In  diesem  Falle, 
wo  die  Verbindung  inniger  erscheint,  ist  natürlich  der  erste  Theil  der 
Zusammensetzung  biegungsunfähig;  s.  S.  137.  138. 

Zwei  Adjektive  stehen  in  geradem  Verhältnisse  zu  einander,  oder  sind 
als  in  gleichem  Kasus  stehend  zu  betrachten,  wobei  jedoch  das  eine  als 
Bestimmungswort  des  andern  auftritt. 

a.  Das  Bestimmungswort  geht  entweder  dem  Grundworte  voran: 
frais-cueilli ,  premier-ne;  so  besonders  vor  Participialformen.  Doch 
schwankt  hier  der  Gebrauch,  indem  solche  vorangehende  Bestimmung 
oft  ganz  wie  ein  Kasusadverb  behandelt,  oder  überhaupt  nicht  mit  dem 
folgenden  Adjektiv  durch  einen  Bindestrich  geeint  wird;  s.  S.  137.  138. 
Andere  Formen  sind  nach  lateinischer  Weise  durch  einen  Bindevokal 
verschmolzen:  neo-latin,  neo-grec-latin,  gallo-normand  (zum  Unter- 
schiede von  anderen  Normännern),  vegeto-mineral;  auch  mit  dem 
Bindevokale  i,  wie  in  stnltiloquus,  largifluus,  lardigradus,  in  Ueber- 
tragungen  aus  dem  Lateinischen  oder  latinisirenden  Bildungen,  in 
denen  der  letzte  Bestandtheil  verbaler  Natur  ist,  vgl.  tardigrade  (sub- 
stantivirt  als  Name  eines  Thieres);  eine  Nachbildung  ist  das  substan- 
tivirte  celerifere  (celer,  fero),  auch  velocifere  als  Name  eines  Fuhrwerks 
(neuerdings  nachgebildet  in  velocipede).  Im  letzteren  Falle  wirkt  das 
erste  Adjektiv  ganz  adverliial. 

ß.  oder  das  Bestimmungswort  folgt  einem  zweiten  Adjektiv:  (l'empire) 
romain-latin  und  romain-barbare  (Chateacbr.),  ivre-mort  (ivre  mort 
AcAD.),  bleu-clair,  bleu-päle,  bleu-fonce  (meist  ohne  Bindestrich  ge- 
schrieben). 

Zwei  Adjektive  stehen  in  ungeradem  Verhältnisse  zu  einander  (wobei 
das  zweite  Adjektiv  bisweilen  die  Form  eines  Substantiv  hat).  Dieser 
Fall  tritt  ein,  wenn  das  voranstehende  Adjektiv  ursprünglich  (als  Attribut) 
in  geradem  Verhältnisse  zu  dem  Substantiv  stand,  aus  welchem  sich  das 
Grundwort  des  zusammengesetzten  Eigenschaftswortes  entwickelt  hat. 
Vgl.  das  lat.  longaevus,  magnanimus,  tardipes  d.  h.  einer,  dessen  Alter 
lang,  dessen  Muth  gross,  dessen  Fuss  langsam  ist.  Solche  Formen  sind 
aus  dem  Lateinischen  herübergenommen,  wie  equivoque  (aequivocus, 
aequa  vox),  magnanime,  multiforme  (multiformis).  Dahin  gehören  auch 
Zusammensetzungen  mit  Zahladjektiven:  unanime,  quadrisyllabe,  decennal, 
und  entsprechende  griechische  Formen,  wie  polysyllabe  u.  dgl.  Auch  an 
Nachbildungen  fehlt  es  nicht:  solipede  (pes  st.  Huf,  einhufig),  equiangle, 
rectangle,  multiflore,  multitige,  unilabi^,  pluriloculaire,  rectiligne,  uniflore, 
unilateral  und  andere  meist  wissenschaftliche  Ausdrücke.  So  sind  auch 
manche  substantivirte  Eigenschaftswörter  entstanden,  wie  lougicaudes, 
longicornes,  louf^iiienues,  longirostres,  solidicorues  u.  s.  w.,  in  Thier- 
namen  etc.  Aecbt  französische  Bildungen  dieser  Art  sind  in  court-, 
leger-vetu  enthalten,  wobei  im  Particip  vetu  der  Begriff  von  veste  f.  zu 
wirken  scheint,  wie  in  court-,  long-jointe  der  Begriif  jointe  f.,  und  die 
Maskulinformen  des  ersten  Adjektiv  nicht  auflfallen  können.  Die  Akademie 
schreibt  übrigens  jetzt  court  vetu  und  giebt  für  leger-vetu  nur  vetu  ä  la 
legere;  das  jetzt  ganz  veraltete  fort-vetu  ist  nichts  als  fehlerhafte  Schreib- 
weise für  forvetu  (s.  oben  S.  297). 


312  Zweit.  Thl.    Formenlehre.    Zweit.  Abschn.    Die  Wortbildung, 

b)  Zusammensetzung  eines  Eigenschaftswortes  aus  einem  Substantiv    und 
Adjektiv. 

1.  Hier  kann  sich  das  Substantiv  (oder  ein  substantivirter  Begriff)  als  Ob- 
jekt zum  verbalen  Adjektiv  verhalten,  wie  in  lat.  causidicus,  foedifragus, 
ignivomus,  umbrifer;  solche  Adjektive  sind  vielfach  dem  Lateinischen  ent- 
nommen: carnivore  (carnivorus),  omnivore  (omnivorus),  fatidique  (fatidicus), 
ombrifere  (nmbrifer),  ovipare  (oviparus),  pacifique  (pacificus),  somnifere 
(somnifer)  etc. ;  diesen  sind  manche  nachgebildet:  centrifuge,  centripete, 
ignicole,  nasicole  (ver),  germicide,  mammifere,  ombellifere,  morbifique, 
granivore,  ossivore,  ovivore. 

2.  Oder  das  Verhältniss  des  Substantiv  zum  Adjektiv  ist  durch  eine  Prä- 
position als  Exponenten  zu  erklären,  vgl.  das  lat.  caprigenus,  noctiva- 
gus,  noctividus,  das  deutsche  „erdgeboren,  anmuthbegabt"  u.  dgl. 
Dies  Verhältniss,  wobei  das  Substantiv  an  erster  Stelle  stehen  miisste, 
ist,  ausser  in  unmittelbar  herübergenommenen  Wörtern,  im  Französischen 
nicht  häufig;  Neubildungen  sind:  somnambule  schlafwandelnd,  noctiflore 
(bei  Nacht  blühend),  vermoulu  (durch  den  Wurm  gemahlen,  von  Würmern 
zerfressen,  wurmstichig).  Das  Adjektiv  noctiluque  entspricht  dem  lateini- 
schen Substantitiv  noctiluca. 

3.  Oder  das  Häuptwort  verhält  sich  als  ein  attributiver  Genitiv  zu 
dem  Hauptworte,  aus  welchem  das  Adjektiv  hervorgegangen  ist,  vgl.  lat. 
caniformis  (Hundsform  habend).  Nachbildungen:  carniforme,  caseiforme, 
vermiforme  u.  a. 

4.  Oder  das  Substantiv  wirkt  adverbial,  vgl.  lat.  salmacidus  (aus  salma, 
salgama  und  acidus)  scharf  wie  Lake,  salzsauer,  im  Französischen  bis- 
weilen noch  somache  (davon  saumätre). 

Zusammensetzungen,  wie  dehonnaire,  welches  aus  einem  attributiven 
Genitiv  de  bon  aire,  wie  im  Altfranzösischen  auch  demalaire,  deputaire, 
entstanden  ist,  sind  ausnahmsweise  Erscheinungen. 

84.    in.   Zusammensetzung  des  Zeitwortes  insbesondere. 
Anderweitig  als  mit  Partikeln  zusammengesetzte  Zeitwörter   sind  im  Französi- 
schen seltene  Erscheinungen. 

a)  Im  Lateinischen  war  eine  Zusammensetzung  eines  Zeitwortes  mit  einem  an- 
deren Verbalstamme  als  seinem  Bestimmungsworte  nur  bei  facere,  fieri  im 
Gebrauch,  wie  in  arefacere,  patefacere,  commonefacere,  und  etwa  bei  dicere  in 
valedicere.  Das  Französische  hat  solche  Formen  in  chauffer  (calefacere),  liquefier 
(liquefacere),  stupefier  (stupefacere),  torrefier  (torrefactus)  erhalten,  ausserdem 
finden  sich  parasynthetische  Substantive,  wie  arefaction,  calefaction,  liquefaction, 
meist  als  technische  Ausdrücke.  Nachgebildet  ist  frigefier;  doch  findet  sich 
schon  bei  Plaut us  frigefactare. 

b)  Eine  andere  Zusammensetzung  ist  die  des  Zeitwortes  mit  einem  Haupt- 
worte, vgl.  lat.  belligerare,  nidificare,  tergiversari,  gr.  ^oyoXaßiiv,  InnoxQOfftiv, 
vofj,o&eTeTy,  wenngleich  solche  Zusammensetzungen  zum  Theil  selbst  Parasyn- 
theta  sein  mögen. 

1.  Hier  ist  entweder  das  Substantiv  als  Objekt  des  Zeitwortes  im  Akku- 
sativ zu  fassen;  aufgenommene  Verba  dieser  Art  sind:  das  Particip  bellige- 
rant  (belligerare),  se  carnifier  (carnifex,  carnificare),  in  einem  vom  Lateini- 
schen abweichenden  Sinne:  zu  Fleisch  werden,  fructifier  (fructificare),  edifier 
(aedificare),  modifier  (modificare),  mortifier  (mortificus,  mortificare  von  mortem 


§  84.    III.  Zusammensetzung  des  Zeitwortes  insbesondere.  313 

facere),  pacifier  (pacificare),  siguilier  (significare),  versifier  (veisificare),  tergi- 
verser  (tergiversari  den  Rüclien  kehren).  Neue  Zusammensetzungen  sind 
selten:  morigener  ist  aus  moiigerare,  -ri  entstellt;  Neubildungen  sind  ossifier 
(es),  petrifier  (petra),  raniifier,  personnifier,  vitrifier;  arc-bouter  (eigentl. 
einen  Bogen  stützen,  daher  arc-houtant  Pfeiler),  champlever,  champ-lever  das 
Feld  einer  Platte  erhöhen,  morfondre  erkälten  (morve  fondre).  Champarter 
oder  champartir,  den  Kehrzehnten  einnehmen,  ist  ein  Parasyntheton  von 
champart.  Mystifier  scheint  griechischen  Formen  wie  {.ivaii-nolevw  nach- 
gebildet. 
2,  oder  das  Substantiv  entspricht  einem  anderen  Kasus  oder  einem  Kasus 
mit  einer  Präposition,  vgl.  mandare  (manui,  in  manum  dare),  manu- 
mittere.  Herübergeuommen  sind  hier  lateinische  Komposita  und  Parasyn- 
theta,  wie  mander,  manifester  (manifestare  v.  mani-festus  handgreiflich), 
participer  (participare  v.  particeps).  Neue  Bildungen:  colporter  (coUo-), 
culbuter  (culbuter,  bouter,  stürzen  mit  dem  Bürzel  zu  oberst,  culo  oder 
culum?  propellere),  crucifier  (in  cruce,  cruci  figere),  maintenir  (manu-), 
saupoudrer  (sale-);  von  dem  adjektivischen  vermoulu  (eigentl.  durch  den 
Wurm  gemahlen)  ist  das  unorganische,  fast  nur  im  Infinitiv  gebräuchliche 
se  vermouler  gebildet  (s.  oben  S.  225).  Parasyutheta  dieser  Art  sind: 
manoeuvrer  (v.  manceuvre),  manufacturer  (v.  manufacture,  manu  factum), 
mauutentionner  (v.  manutention)  u.  dgl.  m. 

In  bouleverser  (umstürzen)  wirkt  boule  adverbial  (kugelartig  umdrehen). 
Ein  Adjektiv  tritt  selten  zu  einem  Zeitwort;  im  Lateinischen  geschah  dies 
namentlich  bei  dem  Verb  facere  (ficare),  wie  in  amplificare,  laetificare,  grati- 
ficari  etc.,  die  bisweilen  selbst  als  Parasyntheta  von  Adjektiven  anzusehen  sind; 
in  manchen  kann  man  ein  Adverb  statt  eines  Adjektiv  sehen,  wie  in  aequivalere 
(aeque  valere).  Das  Französische  nimmt  solche  Formen  auf  und  bildet  neue. 
Lateinische  Verba  sind  :  amplifier,  clarifier  (clarificare  in  anderem  Sinne),  equi- 
valoir,  fortifier,  mollifier,  multiplier,  purifier,  vivifier,  rarefier  (lat.  rarefacere); 
theilweise  lateinisch  sind  equilibrer  (aequilibratus  Tekt.  neben  aequilibris), 
equipoller  (lat.  aequipoUens),  falsifier  (lat.  falsificatus  neben  falsificus)  etc.; 
französische  Formen:  acidifier  (acidus),  certifier  (certus),  dulcifier  (dulcis),  diver- 
sifier  (diversus),  ratifier  (ratus),  rectifier  (rectus),  verifier  (verus).  Faufiler 
kommt  von  faux,  filer,  verloren  heften;  equivoquer  ist  eine  Ableitung  von  aequi- 
vocus.  Auch  von  Fürwörtern  sind  Verba  auf  fier  gebildet:  qualifier  (qualis). 
Die  Form  identifier  (v.  idem)  hat  f  eingeschoben,  vgl.  identidem.  Aus  Verben 
dieser  Art  gehen  zahlreiche  parasynthetische  Nennwörter  hervor. 


314  Dritter    Theil.     Die  Lehre  von  der  Wort-  und  Satzfäpfungr 


Dritter  Theil. 

Die  Lehre  von  der  Wort-  und  Satzfügung  oder 
die  Syntax. 

85.  Von  der  Wort-  und  Safzfügung  im  Allgemeinen.  Die  Rede  ist  der 
sprachliche  Ausdruck  des  Gedankens,  worin  die  Wörter  als  Worte  in  be- 
stimmter Beziehung  zu  einander  aufti'eten;  die  Syntax  handelt  von  den 
Gesetzen  der  Rede.  Die  Grundform  der  Rede  ist  aber  der  Satz,  worin 
au  einem  Subjekte  ein  Prädikat  gesetzt  wird  oder  ein  Gegenstand  mit 
einer  Aussage  auftritt.  Die  Beziehung  beider  wird  durch  die  Biegungs- 
form  des  Thätigkeitsbegriifs  (das  sogenannte  yerbum  finitum)  ausgedrückt. 
Jeder  Gedanke  tritt  in  der  sprachlichen  Form  des  Satzes  auf,  welche  der 
besondere  Gegenstand  der  Lehre  von  der  Wortfügung  ist. 

Eine  Reihe  von  Gedanken  erscheint  daher  als  eine  Reihe  von 
Sätzen,  welche,  wenn  ihre  innerliche  Verwandtschaft  äusserlich  anschau- 
lich gemacht  wird,  in  einem  grammatischen  Verhältnisse  zu  einander 
stehen.  Die  Darstellung  dieses  grammatischen  Verhältnisses  enthält  die 
Lehre  von  der  Satzfügung. 

Die  Reihenfolge  der  syntaktischen  Elemente  des  einfachen  Satzes,  so- 
wie des  Satzgefüges,  ist  zwar  nicht  überall  unabhängig  von  den  Gesetzen 
der  Rede,  welche  die  Lehre  von  der  Wort-  und  Satzfügung  entwickelt, 
doch  fällt  die  Aufeinanderfolge  der  Worte  und  Sätze  zum  Theil  unter  Ge- 
sichtspunkte, welche  durch  ihre  grammatische  Beziehung  nicht  unmittelbar 
gegeben  sind.  Als  Ergänzung  tritt  daher  der  Lehre  von  der  Wort-  und 
Satzfügung  die  Lehre  von  der  Wort-  und  Satzstellung  zur  Seite. 


Erster  Abschnitt. 

Die   Lehre  von   der  Wortfügung  oder   vom  einfachen   Satze. 

86.  Der  einfache  Satz  im  Allgemeinen  und  seine  Arten.  Unter  einem 
einfachen  Satze  im  engeren  Sinne  vex'steht  man  die  Beziehung  eines 
einzelnen  Subjektes  auf  ein  einzelnes  Prädikat;  im  weiteren 
Sinne  begreift  man  darunter  auch  den  zusammengezogenen  Satz,  in 
welchem  entweder  mehr  als  ein  Subjekt  auf  ein  und  dasselbe  Prädikat, 
oder  mehr  als  ein  Prädikat  auf  dasselbe  Subjekt  bezogen  sind,  oder 
in  welchem  selbst  verschiedene  Subjekte  mit  verschiedenen  Prä- 
dikaten in  grammatischer  Beziehung  stehen  (s.  die  Satzfügung). 


Erster  Abschnitt.     Die  I.ohre  von  der  VVortfügiinff  etc.  315 

Der  einfache  Satz  wird  ein  erweiterter  8atz  genannt,  wenn  ent- 
weder sein  Subjekt  bereits  anderweitig  bestimmt  ist,  oder  wenn  der  Thätig- 
keitsbegriff  im  Prädikate  ein  Objekt  erhält,  auf  welches  er  sich  erstreckt 
und  welches  seinerseits  gleichfalls  bereits  anderweitig  bestimmt  sein  kann, 
oder  wenn  überhaupt  noch  eine  weitere  Bestimmung  des  Thätigkeits- 
begriffes  stattfindet.  In  diesem  Falle  treten  erweiternde  Bestandtheile 
in  den  Satz,  welche  sich  entweder  an  das  Hauptwort  oder  an  das  Zeit- 
wort näher  anschliessen  und  damit  als  attributive  oder  als  adver- 
biale Satzbestimmungen  Gegenstand  der  Lehre  vom  Satze  werden. 
Die  Sätze  zerfallen,  unabhängig  von  den  genannten  Formen : 

1.  hinsichtlich  der  Beziehung  des  Prädikates  auf  das  Subjekt  in: 

a)  bejahende,  wenn  diese  Beziehung  einfach  ausgedrückt  ist; 

b)  verneinende,  wenn  die  durch  die  Flexion  ausgedrückte  Beziehung  durch 
eine  adverbiale  oder  selbst  attributive  Bestimmung  aufgehoben  wird. 

2.  mit  Rücksicht  auf  die  syntaktische  Würde  der  Sätze  in: 

a)  Hauptsätze,  d.  h.  Sätze,  welche  an  sich  selbst  verständlich  und  in  sich  ab- 
geschlossen sind,  oder,  wenn  nicht,  einen  anderen  Satz  als  eines  ihrer  Satz- 
glieder in  sich  aufnehiuen; 

b)  Nebensätze,  d.  h.  solche,  welche  wegen  ihres  Beziehungswortes  aufhören 
selbstverständlich  zu  sein,  und  als  ein  zum  Satze  entwickeltes  Satzglied  eines 
anderen  anzusehen  sind. 

Grammatisch  auf  einander  bezogene  Sätze  können  sich  wie  Hauptsätze  zu 
Hauptsätzen,  oder  wie  Hauptsätze  zu  Nebensätzen,  oder  wie  Nebensätze  zu 
Nebensätzen  verhalten.  In  dem  ersten  und  letzten  Falle  sind  sie  einander 
beigeordnet,  sonst  einer  dem  andern  untergeordnet. 

3.  mit  Bezugnahme  auf  die  Geltung  des  Inhaltes  in: 

a)  behauptende  Sätze,  deren  Geltung  weder  von  dem  ürtheile  noch  von  dem 
Willen  eines  Anderen  abhängig  gemacht  ist; 

b)  Fragesätze,  welche  in  ihrem  ganzen  Umfange  oder  in  ihren  einzelnen  Be- 
standtheilen  als  von  dem  Ürtheile  einer  angeredeten  Person  abhängig  aus- 
gesprochen werden; 

c)  Heischesätze,  deren  Inhalt  erst  durch  den  Willen  des  Angeredeten  Geltung 
erlangt. 

4.  mit  Beziehung  auf  grammatische  Vollkommenheit  in: 

a)  vollständige  Sätze,  welche  in  allen  ihren  Theilen  entwickelt  erscheinen; 

b)  elliptische  oder  unvollständige  Sätze,  deren  Ergänzung  dem  Auftassenden 
anheim  gegeben  wird.  Der  elliptische  Satz  ist  besonders  in  alltäglicher  Rede 
üblich.  In  geläufigen  Sätzen  erspart  sich  die  Flüchtigkeit  der  Rede  die 
vollständige  Ausführung,  der  Affekt  übergeht  einzelne  Bestimmungen,  das 
Streben  nach  ausdrucksvoller  Kürze  bringt  dieselbe  Wirkung  hervor,  und 
der  Sprachgebrauch  gewöhnt  sich  an  Ellipsen,  deren  Vervollständigung 
durch  eine  bestimmte  Ergänzung  kaum  mehr  möglich  ist.  Wir  werden  solche 
Verkürzungen  des  Satzes  beiläufig  mehrfach  berühren. 

Zu  unterscheiden  ist  hiervon  die  Aposiopese,  oder  die  Abbrechuug 
eines  angefangenen  Satzes,  sowie  das  Anakoluth  oder  das  Anheben  mit 
einem  syntaktischen  Gliede,  von  welchem  die  Rede  in  eine  andere  Konstruk- 
tion übergeht.     Auch  hiervon  werden  beiläufig  Beispiele  angeführt  werden. 


316  Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfüi^uiig. 


I.  Kapitel. 

Die    Gru  ndbestaudtheile    des    Satzes    und   ihre    Beziehung    zu 
einander. 

87.  Das  Subjekt  und  seine  Formen.  Der  Satz  erfordert  einen  Gegen- 
stand, von  welchem  etwas  ausgesagt  wird;  zu  seinem  Ausdrucke  dient 
daher  wesentlich  das  Substantiv;  jeder  andere  Redetheil,  welcher  an 
seine  Stelle  tritt,  ist  als  ein  Substantivbegriff  anzusehen,  wodurch  eine 
Person,  oder  eine  konkrete  oder  abstrakte  Sache  ausgedrückt  wird. 

Man  unterscheidet  persönliche  und  unpersönliche  Sätze.  Persönliche 
Sätze  sind  diejenigeo,  in  denen  ein  bestimmtes  Subjekt  mit  dem  Thätigkeitsbegriffe 
grammatisch  geeint  ist;  unpersönliche  diejenigen,  in  denen  die  Thätigkeit  auf 
kein  bestimmtes  Subjekt,  gleichsam  keine  sich  bethätigende  Person,  zurückgeführt  wird. 
A.    Persönliche  Sätze.     Ihr  Subjekt  ist: 

1.  ein  Hauptwort:  Minerve  est  la  prudence  (Boilead).  La  terre  manqua 
aux  Auglais  et  non  la  haine  (Chateaubr.). 

2.  ein  substantivirtes  Adjektiv  (Particip  u.  Pronominaladjektiv): 

entweder  von  Personen:  A  Paris  le  riebe  sait  tout  (J.-J.  Rousseau). 
L'accuse,  s'il  est  pauvre,  est  dejä  cotidamne  (Chenier),  Les  tiens  et  toi 
pouvez  .  .  vaquer  k  vos  affaires  (La  Fontaine). 

oder  im  abstrakten  Sinne:  Le  naturel  s'enfuit,  l'art  tombe  en  deca- 
dence  (Delavigne).  Le  tien  et  le  mien  engendrent  beaucoiip  de  guerres 
et  de  proces  (Acad.).  Der  Plural  tritt  hier  ausnahmsweise  ein:  Les  infini- 
ment  petits,  que  Leibnitz  introduisit  dans  son  calcul  differentiel,  exciterent 
plus  de  scrupules  (Akago,  Not.  ßiogr.  L  578  cf.  576  und  §  183),  während 
er  im  Lateinischen  geläufig  ist,  wie  in  vera,  falsa,  mala  etc.  und  Participial- 
formen:  Apud  veteres  facta  arguebantur,  dicta  impune  erant  (Tag., 
Ann.  1,  72). 

3.  ein  Infinitiv:  Parier  est  imprudent,  et  se  taire  est  bien  lache  (Pon- 
sard).  Braver  la  mort  n'est  den  (Id.).  Vgl.  lat.  Invidere  non  cadit  in 
sapientem  (Cic,  Tusc.  3,  10).  Entschiedener  substantivirt  tritt  hier  der 
Infinitiv  mit  dem  Artikel  auf:  Le  raisonner  tristement  s'accredite  (Vol- 
taire).    Vgl.  lat.  Hoc  ipsum  nihil  agere  et  plane  cessare  .  .  (Cic,  Or.  2,  6). 

Der  Akkusativ  mit  dem  Infinitiv  konnte  im  Altfranzösischen  Subjekt  des 
Satzes  werden,  wie  im  Lateinischen:  Les  viles  persones  .  .  avint  parvenir 
as  corones  de  martyre  (S.-Geegoire).  Lat.  Omnibus  bonis  expedit,  salvam 
esse  rempublicam  (Cic,  Phil.  13,  8).  Im  Neufranzösischen  ist  diese  Kon- 
struktion nicht  mehr  üblich. 

Der  Infinitiv   lehnt   sich   häufig  als  logisches  Subjekt  an  ein  grammati- 
sches.    S.  Verdoppelung  des  Subjekts. 

4.  ein  Fürwort:  Hier  sind  einige  Einzelheiten  in  Betreff  des  persönlichen  und 
des  hinweisenden  Fürwortes  anzumerken. 

a)  das  persönliche  Fürwort:  Es  tritt  in  der  Regel  in  seiner  sogenannten 
verbundenen  Form  als  Subjekt  auf:  J'a,i  commence  ma  carriere  politique 
avec  la  Restauration  (Chateaubr.).  Tu  regnerais  encore  si  tu  I'avais 
voulu  (Delavigne).  Vous  avez  vu  tomber  la  gloire  D'nu  llion  trop  Insulte 
(Beranger). 


I.  Kap.    ürundbestandt heile  des  Satzes.    §  87.    Das  Subjekt,  317 

Dabei  ist  der  Gebrauch  des  nous  und  vous  statt  der  Einzahl  zu  be- 
merken. Erhabene  Personen,  besonders  regierende  Fürsten,  nennen  sich 
mit  der  Mehrzahl:  nous;  aber  auch  Schriftsteller  und  Redner  bedienen 
sich  dieser  Bezeichnung,  indem  sich  beide  oft  als  die  Organe  einer  all- 
gemeinen Ansicht  auffassen  oder  den  Leser  und  Hörer  mitbegreifen,  wo- 
durch nous  zum  konventionellen  Ausdruck  der  Bescheidenheit  geworden 
ist:  Plein  de  confiance  dans  son  exactitude,  nous  avons  pris  son  edition 
pour  base  de  la  notre  et  nous  l'avons  en  geueral  fidelement  reproduite 
(Fenelon,  Telemaque,  Paris  1853.  Avertissement  de  l'editeur).  Der 
Lateiner  gebraucht  oft  nos  so  für  ego:  Nos  in  causa  auctoritatem  eo 
minorem  habemus  (Cic,  ad  Fam.  1,  1).  Nos  tamen  nihil,  quod  ad  eam 
rem  pertiueat,  praetermittimus  (1,  5.  6). 

Yous  wird  seit  alter  Zeit  in  der  Anrede  von  Personen  gebraucht,  denen 
man  irgend  eine  Achtung  schuldet,  auch  in  der  Anrede  an  Gott;  vgl.  afr. 
Oncles,  dist  il,  que  avez  vos?  (Rom.  du  Renart)  Sire  Vis-Quens,  c'aves 
vos  fait  de  Nicholete?  (Aucasin  et  Nicolette)  Der  Römer  brauchte  vos 
bei  Kollektivbegrii^en :  Vos,  romauus  exercitus  etc.  (Liv.).  Vos  .  .  Gae- 
tulia  etc.  (Sil.).  —  Tu  gebraucht  man  gegenwärtig  im  Verkehr  mit  sehr 
untergeordneten  Personen  oder  in  vertraulicher  Rede.  Dichter  und  Redner 
verwenden  tu  auch  in  der  Anrede  an  erhabene  Persönlichkeiten  und  Gott. 
Leblose  Gegenstände,  Thiere  und  Abstrakta  werden  in  der  Regel  mit  tu 
angeredet:  Deplorable  Vendee!  .  .  Marches-tu  ceinte  de  tes  armes  Au 
Premier  rang  de  nos  guerriers?  (V.  Hdgo)  0  lac!  .  .  je  viens  seul  m'asseoir 
sur  cette  pierre  Oü  tu  la  vis  s'asseoir!  (LamabtiiNe)  Nature,  tu  ne  peux 
pas  mentir  (Boiste).  Doch  findet  sich  auch  vous  in  solchen  Anreden: 
Ceci  s'adresse  ä  vous,  fausse  philosophie  (L.-P.  Segcr). 

Seltener  trifft  man  das  unverbundene  Fürwort  als  Subjekt,  dies  be- 
sonders in  der  dritten  Person,  wo  es  in  einem  ausgedrückten  oder  nicht 
ausgesprochenen  Gegensatze  mit  Nachdruck  hervorgehoben  wird;  seltener 
erscheint  die  erste  und  zweite  Person:  Eux  dechirent  la  France,  et  lui 
la  deshonore  (Ponsard).  Vous  pensez  ainsi,  mais  lui  pense  autrement 
(AcAD.).  II  lui  fit  present  de  ses  ailes  .  .  Et  lui-meme  les  attacha 
(L.-P.  Segdr).  Lui  n'a  eu  qu'un  fort  (Dcmas).  Moi  seule  ä  votre  amour 
ai  SU  la  conserver  (Racine).  Le  goüt  de  ces  plaisirs  que  toi  senle  etais 
capable  de  sentir  (J.-J.  Rodssead).  Mon  avocat  et  moi  sommes  de  cet 
avis  (Acad.).    S.  Verdoppelung  des  Subjekts. 

das  hinweisende  Fürwort:  Zu  bemerken  ist  hier,  dass  das  neutrale  ce 
vorzugsweise  mit  dem  Verb  etre  als  Subjekt  auftritt,  selten  vor  anderen 
Zeitwörtern,  wie  devoir,  pouvoir,  sembler,  vcnir  (s.  den  unpersönlichen 
Satz);  als  neutrale  Subjekte  stehen  sonst  ceci  und  cela.  Ce  als  Subjekt 
eines  persönlichen  Satzes  deutet  stets  auf  etwas  unmittelbar  Vorliegendes 
oder  Genanntes  hin:  Qui  sont  cos  nouveaux  autenrs?  Ce  sont  des  gens 
bien  habiles  (Pascal).  Eine  Angleichung  des  Subjekts  an  einen  prädi- 
kativen SubstantivbegrifF,  wie  im  Lateinischen,  ist  dem  Französischen 
fremd:    Haec  morum  vitia  sunt,  non  senectutis  (Cic,  Sen.  18,  65). 

Auch  sonst  unpersönlich  gebrauchte  Sätze  werden  bei  einer  Rück- 
beziehung persönlich;  vgl.  II  faudrait,  ce  me  semble,  user  d'indulgence 
(AcAD.).  Auch  das  blosse  (7  übt  allerdings  bisweilen  diese  Rückbeziehung 
aus:  Je  suis  jeune,  il  est  vrai,  mais  aux  ämes  bien  nees  La  valeur  n'attend 


318     L)i"itt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfiigunjr.     I.  Grnndhestandth. 

pas  le  nombre  des  annees  (Corneille).     Je  dois  bientot,  il  me  le  semble, 
Mettre  poiir  jamais  babit  bas  (Beranger). 

Cela  als  Subjekt,    obwohl    entschieden   neutral,   wird    gleichwohl  von 

Personen,  besonders  mit  Missachtung  gebraucht,  indem  es  dem  Individuum 

das  Persönliche  abstreift:    C'etait    un    brave    homme,    mais  trop  bon,  trop 

doux,    cela    ne    savait   pas  manier  les  hommes    (Boürrienne).     Cela  est 

benreux,    cela    ne  fait  que  jouer   (Acad.),  von  einem   Kinde.     Cela  n'a 

que  dix-huit  ans  (G.  Sand,  le  Meunier  d'Angibault  5),  von  einem  Mädchen. 

Aehnlich  verhält  sich  ce:    C'est  jeune,  c'est  faible,  ^a  ne  connait  pas  le 

mal  (G.  Dboz,  Autour  d'une  Source  21),  von  einem  jungen  Mädchen. 

5.    eine  Partikel,  sowie  jeder  andere  seinem  materiellen  Gehalte  oder  seinem 

abstrakten  Begriffe  nach  substantivirte  Bestandtheil  der  Rede,  wie  Laute, 

Silben,   Satzglieder  etc.,    können  Subjekte    wie    Objekte    des    Satzes    werden: 

Aujourd'hui    n'amene    plus  logiquement  demain  (V.  Hugo).     Les  quand, 

les  qui,  les  quoi  pleuvent  de  tous  cotes  (Voltaire).    lau  forme  diphthongue 

et  se  prononce  io  bref  (Malvin-Cazal). 

B.   unpersönliche  Sätze. 

Hierher  gehören  Sätze  mit  dem  Subjekte  il  (es),  dem  die  Vorstellung  keinen 
bestimmten  Träger  unterlegt  (s.  oben  S.  316),  namentlich  wie  il  pleut,  il  neige, 
il  tonne  etc.,  il  fait  chaud,  froid,  jour,  nuit,  du  vent,  de  la  pluie,  de  l'orage  etc. 
II  est  tard,  il  faut  que  je  te  quitte  (V.  Hugo).  Der  Sprachgebrauch  dehnt  die 
Verwendung  des  unbestimmten  Subjektes  auf  transitive  und  intransitive  Verba 
aus,  denen  nähere  Bestimmungen  gegeben  werden:  II  n'y  avait  pas  un  arbre 
(Accus.)  qui  ne  füt  plante  de  sa  main  (Bodilly).  II  lui  en  a  coüte  un  bras 
(Accus.)  pour  avoir  ete  ä  la  guerre  (Acad.).  II  y  va  de  ma  gloire  (Corneille). 
II  en  etait  de  meme  des  ministres  (J.-J.  Rousseau).     S'il  est  ainsi  (Acad.). 

Verschieden  hiervon  sind  die  Fälle,  in  denen  il  als  vorläufiges  Subjekt 
einem  anderen  voransteht  (s.  Verdoppelung  des  Subjekts).  Das  unbestimmte 
Subjekt  wird  zuweilen  kaum  nachdrücklicher  durch  ce  bezeichnet:  Cen  est  fait; 
c'est  fait  de  moi;  quand  ce  vint  ä  payer,  il  se  trouva  sans  argent  (Acad.). 
Dem  Altiranzösischen  ist  diese  Form  bekannt:  Quant  ce  venoit  aux  festes  an- 
nuelles  (Joinville),  neben  der  häufigen  Auslassung  des  Fürwortes  in  unpersön- 
lichen Sätzen:    quant  vanra  au  paier  (Rutebeuf), 

88.  Verdoppelung  des  Subjektes.  Diese  Verdoppelung  ist  im  Franzö- 
sischen von  weiter  Ausdehnung  aus  mehrfachen  Gründen.  Sie  geschieht 
theils  vermittelst  des  verbundenen  persönlichen  Fürwortes,  theils  durch 
das  demonstrative  ce. 

1.  Durch  das  neutrale  il  wird  ein  grammatisches  Subjekt  einem  logischen  voran- 
gestellt. Dies  geschieht  namentlich  bei  dem  Verb  ätre  als  dem  eigentlichen 
Prädikate,  welches  die  Sprache  (auch  die  deutsche)  nicht  gern  ohne  prädikative 
Bestimmung  auftreten  lässt;  hier  erhält  das  logische  Subjekt  den  Schein  einer 
solchen:  11  est  midi;  il  est  uue  heure  etc.  11  n'est  pas  encore  temps  de 
songer  ä  cela  (Acad.).  II  etait  nuit;  personne  dans  le  camp  anglais  ne  dormait 
(Chateaübr.).  II  est  un  moyen  de  lui  procurer  la  jouissance  qu'll  desire 
(Bouilly),  II  est,  il  est  encore  des  mortels  geuereux  (Chamfort).  II  nen 
serait  rien  (Acad.). 

Dieser  Gebrauch  dehnt  sich  dann  auf  intransitive  und  reflexive  Verba 
aus  und  wird  hier  mit  Vorliebe  angewendet,  wenn  das  logische  Subjekt  umfang- 
reicher ist:    II  me  vient  une  idee  (Bouilly).     Pourquoi    donc   vieut-il    par  ici 


§88.     Vcnloppchmg  des  Subjektes,  319 

tant  de  jeunes  gentilshommes?  (V.  Hugo)  11  -viendra  quelqu'un  (Acad.). 
II  en  sortait  uue  funiee  noire  et  epaisse  (Fenelon).  II  se  forma  des  he- 
resies  d'imagination  (Chateaubr.).  II  s'elevait  des  tourbillons  affreux 
(BoDiLLTf).  II  s'en  va  onze  heures,  midi  etc.  (Acad.);  seltener  auf  das 
Passiv:    II  en  sera  fait  mention  (Code  Nap.). 

Ist  das  logische  Subjekt  ein  Infinitiv  oder  ein  Substantivsatz,  so 
geben  Zeitwörter  der  genannten  Klassen  ebenfalls  mit  //  voran,  da  die  Sub- 
stantivirnng  des  Infinitiv  überhaupt  ohne  Anlehnung  an  ein  grammatisches 
Subjekt  nicht  beliebt  ist:  II  est  beau  de  perir  pour  sanver  Tinnocence  (Vol- 
taire). II  ne  depend  point  de  nous  d'avoir  ou  de  ne  point  avoir  de  pas- 
sions  (J.-J.  Rodsseac).  II  ne  suffit  pas  d'etre  graud  homme,  il  faut  venir  :i 
propos  (Mignet).  II  est  ordonne  .  .  de  vendre  .  .  les  oeufs  surabondans  des 
metairies  (Chateaubr.).  II  lut  enjoint  au  confesseur  de  se  transporter  k 
Pytionte  (Id.). 

II  est  rare   que  la  faussete   de   l'esprit  ne  fasse  pas  gauchir  la  droi- 
ture  du  cceur  (Chateadbr.).    II  paraitqu'il  y  a  eu  ce  matin  de  la  hausse 
dans  les  effets  publics  (Bouilly).     II  fut  couvenu  qu'ä  partir  de  ce  de- 
licieux  instant,  ce  chef  de  famiile  ne  resterait  jamais  seul  (Id.). 
Durch  das  neutrale  ce  -wird  ebenso  ein  grammatisches  Subjekt  einem  logischen 
beigesellt;  indessen  ist  ce  nicht  wie  il  abgeschwächt,  sondern  bewahrt  seine  vor- 
wärtsdeutende oder  rückdeutende  Kraft  auch  als  grammatisches  Subjekt, 
a)    Bei  dieser  Verdoppelung  durch   ce  tritt  das  Fürwort  mit  einer  prädikativen 
Ergänzung  dem  logischen  Subjekte  voran,  jedoch   nicht  gern  ohne  ein 
relatives  Korrelat    (s.  unten).     Es  findet  sich   so   vor   einem  Subjekts-In- 
finitiv:   Cest  un  pesant  fardeau    d'avoir   un  grand    merite    (Regnard). 
Cest  faiblesse    de    craindre  la  philosophie  des  paiens  (Chateaubr.). 
C'est  ä  vous  ä  parier    (Acad.).     In   dem  Satze:    C'est  bien,    cela  (Acad.), 
ist   dagegen   in   ce   schon    eine  Rückbeziehung   auf  etwas  Vorliegendes  ent- 
halten. 

Dies  geschieht  ohne  prädikative  Ergänzung,  wenn  dem  logischen  Subjekte 
ein  Adjektivsatz  angeknüpft  wird:  Ce  sont  nos  methodes  qui  nous 
egarent  (B.  de  St. -Pierre).  Ce  furent  les  Pheniciens  qui  inventerent 
I'ecriture  (Bosslet).  Ce  sera  vous,  messieurs,  qui  le  ferez  (Acad.).  Est-ce 
vous  qui  avez  donne  le  conseil  de  me  faire  venir  ici  par  ce  cote  de  la 
riviere?  (Glizot)  Hier  findet  eine  logische  Beziehung  des  Adjektivsatzes 
auf  das  grammatische  Subjekt  statt:  vgl.  das,  was  uns  irre  leitet,  sind 
unsere  Methoden;  der  Adjektivsatz  beruht  auf  Attraktion.     (S.  unten). 

Dagegen  tritt  diese  Stellung  stets  ein,  wenn  dem  ce  das  Korrelat  gue 
beim  logischem  Subjekte  gegenübersteht,  wodurch  dieses  die  Form  eines 
elliptischen  Satzes  annimmt ;  dies  geschieht  sowohl,  wenn  ein  Suhstantivbegrifl', 
als  wenn  ein  Infinitiv  das  logische  Subjekt  ist.  Das  Verb,  welches  hier  ein- 
tritt, ist  etre,  mit  dem  ein  prädikativer  Begritl'  eingeführt  wird;  bei  dieser 
Zerfälhing  des  Satzes  treten  beide  Satzglieder  noch  entschiedener  hervor,  als 
in  den  ersten  Fällen:  C'est  une  charmante  chose  qu'une  femme  (Regnard). 
Ce  n'etait  pas  un  leger  fardeau  que  Tepiscopat  (Ciiateacur.).  G'est 
beaueoup  que  de  savoir  Commander  (Acau.).  C'est  ttre  criminel  que 
d'etre  miserable  (Gcvm.  de  la  Tolche). 

Hieraus  entstehen  elliptische  Formen,  in  denen  dem  invertirten 
Subjekte  kein  ce  gegenübersteht:  Un  homme  singulier  que  ce  roi  Henri  VIII 
(V.    Hdgo).      L'aimable    enfant    que    celui-lä    (P.-L.    Segdk).      Häufig   in 


320    Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    I.  Grundbestandth. 

Fragen,  die  mit  quel  eingeleitet  sind:  Quel  devoüment  que  le  votre! 
(V.  HüGo)  Et  quel  tyran  que  ce  tyran  qui  nous  gouverne  .  .!  (Id.)  Hier 
kommt  selbst  statt  des  logischen  Subjekts  ein  von  de  begleiteter  Substantiv- 
begriifvor:  si  j'etais  que  de  vous,  auch  bloss  de  vous.    S.  die  Kasuslehre. 

Diese  Ausdrucksweise  kommt  auch  in  Fragen  vor,  in  denen  der  prädi- 
kative Begriff  durch  das  fragende  Fürwort  que  bezeichnet  ist:  qu'est-ce 
que  ceci?  (Molif;re)  Mais  qu'est-ce  que  cela?  (Florian)  Qu'est-ce 
qu'une  vertu  qui  en  s'indigue  pas?  ''Ponsard)  Die  Auslassung  des  que  in 
diesem  Falle  wird  von  den  Grammatikern  getadelt:  Qu'est-ce  cela?  (La 
Fontaine  und  Dumas) 

In  dieser  Frageform  tritt  auch  eine  Erweiterung  durch  den  vollständigen 
Relativsatz  que  cest  ein,  welcher  schon  in  der  Formel  qu'est-ce  que  c'est? 
pleonastisch  hinzugefügt  wird  und  ein  logisches  Subjekt  mit  que  zu  sich 
nehmen  kann:  Qu'est-ce  que  c'est  donc  que  la  propagande?  (Le  Clercq) 

Ohne  prädikative  Ergänzung  tritt  ce  als  grammatisches  Subjekt 
auf,  wenn  das  Subjekt  als  ein  mit  que  eingeleiteter  Substantivsatz  er- 
scheint: Est-ce  qu'il  part?  (Acad.)  Est-ce  qu'il  y  a  quelqu'un  ici? 
(Chateaubr.)  Est-ce  que  nous  n'existons  pas?  (Id.)  Diese  Frageform 
ist  ungemein  häutig,  und  namentlich  wird  die  Umschreibung  dann  gewählt, 
wenn  sonst  Fragesätze  (wie  sers-je?  cours-je?  romps-je?)  gegen  das  Gesetz  des 
Wohllautes  Verstössen  würden. 

Ausserhalb  der  Frage  form  ist  dagegen  die  Anwendung  des  ce  mit 
eire  ohne  prädikative  Ergänzung  vor  einem  Substantivsatze  wenig 
üblich,  wie  in:  Quoi  que  vous  en  puissiez  dire,  si  est-ce  que  je  ne  crois 
pas  .  .  (Acad.).  II  vous  ressemble,  si  ce  nest  qu'il  est  trop  petit  (Ead.), 
In  Sätzen  der  letzteren  Art  ist  zuweilen  ce  abgeworfen:  N'etait,  n'eüt  ete 
que  je  suis  de  vos  aniis  (Ead.). 

Allerdings  findet  sich  auch  sonst  c'esl  que  .  .  ce  n'est  pas  que..;  aber 
Sätze  dieser  Art  streifen  an  das  kausale  Gebiet,  vgl.:  D.  Pour  moi,  je  me 
crois  juste  .  .  H.  Moi,  je  crois  entrevoir  que  vous  ne  l'etes  point.  D.  C'est 
qu'ä  vingt  ans  .  .  on  juge  ä  la  legere.  H.  C'est  que  plus  tard  .  .  on  est 
par  trop  severe  (Delavigne). 

Hiervon  ist  die  Umschreibung  zu  unterscheiden,  in  welcher  dem  auf  einen 
Substantivsatz  als  Subjekt  hindeutenden  ce  mit  dem  Verb  etre  scheinbar  eine 
Bestimmung  gegeben  wird.  Es  wird  nämlich  zur  Hervorhebung  des  Bestand- 
theiles  eines  erweiterten  Satzes  dieser  seinem  Satze  entzogen  und  dem  mit 
dem  grammatischen  Subjekte  ce  eingeleiteten  Satze  beigegeben:  Eh!  ce  n'est 
point  pour  lui  que  je  veux  m'acquitter  (Bodilly).  C'est  ä  vous  que  je 
parle  (Acad.).  Madame,  est-ce  par  vous  que  je  pourrais  apprendre 
(L.-P.  Segür).  Est-ce  donc  pour  veiller  qu'on  se  couche  ä  Paris? 
(Boileac) 

Mit  ähnlicher  Wirkung  tritt  in  c'est  ä  peine  si  .  .  ein  Bedingungssatz 
auf,  aus  welchem  für  das  ce  seine  anderweitige  Bestimmung  zu  entnehmen 
ist:  C'est  ä  peine  si  l'arai  de  Frederic-Guillaume  IV  trouve  un 
motif  de  cousolation  dans  ces  victoires  (Revue  d.  d.  M.  1873). 

Zuweilen  entsteht  auch  hier,  wenn  der  ausgeschiedene  Bestandtheil  ein 
Substantiv  oder  ein  Fürwort  ist,  eine  Attraktion,  indem  der  Substantiv- 
satz in  einen  Adjektivsatz  oder  in  einen  relativen  Adverbialsatz  verwandelt 
wird,  welcher  sich  grammatisch  dem  Substantivbegriffe  anschliesst:  C'est  ;i 
vous,  mon  esprit,    ä  qui  je   veux  parier    (Boilbau).     Ce  n'est  pas  de  ces 


I 


§  88.     Verdoppelung  des  Subjektes.  321 

sortes  de  respects  dont  je  vous  parle  (Moliere).    Etait-ce  dans  mon  äme 
Oü  devait  s'allumer  cette  coupable  flamme?  (Racine)    Neuere  Gram- 
matiker tadein  diese  früher  sehr  gewöhnliche  Attraktion, 
b)  Wenn  in  den    bisher  aufgeführten  Beispielen  ce  nach  vorwärts    deutete,    so 
tritt  es  in  anderen  Füllen  rück  deutend  auf. 

Dieser  Fall  tritt  bei  der  Verbindung  des  Verb  etre  mit  ce  häufig  bei  der 
Umkehr ung  der  prädikativen  Bestimmung  und  des  logischen 
Subjektes  ein,  wobei  der  prädikative  Begriff  zunächst  absolut  an  der  Spitze 
des  Satzes  steht,  das  logische  Siil)jekt  aber  an  ce  seinen  Träger  erhält:  Apres 
la  bienfaisance  Le  plus  grand  des  plaisirs  C'est  la  reconnaissance 
(De  Belloy).  La  gloire  de  TAnglais,  c'est  sa  patrie;  celle  du  Fran^ais, 
c'est  le  monde  (Lamartine). 

Doch  tritt  auch  der  umgekehrte  Fall  ein;  ein  vorangehendes  Subjekt 
wird  durch  ce  wieder  aufgenommen:  Gardez  tous  votre  foi;  la  foi  c'est 
rhero'isme  (Ponsard). 

Namentlich  geschieht  dies  nach  einem  Subjekts-Infinitiv:  Vegeter 
c'est  mourir,  beaucoup  penser  c'est  vivre  (Fbederic  11).  Alleguer 
l'impossible  aux  rois,  c'est  un  abus  (La  Fontaine).  Danser  et 
chanter  c'est  gai  sans  doute  (Revue  d.  d.  M.  1874). 

In  beiden  Fällen  kann  auch  ce  ein  schon  vorhergehendes  Demonstrativ- 
pronomen (ce,  celui)  wieder  aufnehmen:    Ce   qu'on  souffre  avec  le  moins  de 
patience,    ce  sont  les  perfidies,  les  trahisons,  les  noirceurs  (Th.  Corneille). 
Tout    ce    que    put  faire  le  prudent   et  fidele  Marcelin,  ce  fut  d'abriter  les 
bustes  (Bolilly).  —  Celui  qui   dit  qu'il  connait  Dieu  et  ne  garde  pas  ses 
commandements,    c'est    un    menteur  (Bossuet).     Celui-lä,    c'est  un  habile 
homme  (Acad.).     Diese  Wiederholung   des    demonstrativen  Fürwortes  unter- 
scheidet  sich    oft    wenig    von    der    affektvolien   Wiederholung  jedes  anderen 
Subjekts:    Arnauld,  le  grand  Arnauld  fit  mon  apologie  (Boileaü). 
3     Zu    unterscheiden    von    dieser    Verdoppelung    des    Subjekts    durch    neutral    zu 
fassende    Fürwörter   ist    die    Verdoppelung    durch    persönliche    Fürwörter, 
■welche  in  Person,  Geschlecht  und  Zahl  mit  dem  Subjekte  übereinstimmen, 
dem  sie  vorangehen  oder  folgen.     Das  durch  das  persönliche  Fürwort  vorgängig 
oder   nachträglich    wiederholte  Subjekt    kann    ein  Hauptwort    oder    ein  Fürwort 
sein.     Bei    den    unverbundenen   persönlichen  Fürwörtern  ist  dies  die  Regel  ge- 
worden.    (Eine  Ausnahme  s.  oben.)     Auf  diese  Weise  tritt  das  Subjekt  überall 
stärker  hervor. 

Ils  tombeut,  ces  palais  que  l'art  en  vain  decore  (Delavigne).  Elle  n'est 
pas  tarie,  la  source  de  nos  larmes  (Mirabeau).  11  mange  de  l'argent  et 
boit  de  l'or,  cet  homme!  (V.  Hugo)  Oh!  il  n'est  pas  difficiie  en  aflfaires,  ce- 
lui-Iä  (Bolilly).  Je  voulus  tout  vous  dire:  il  ne  voulut  pas,  lui;  pourquoi? 
je  l'ignore.  —  Je  le  sais,  moi  (Dcmas). 
Nous  autres  juges,  nous  ne  uous  enflons  pas  d'une  vaine  science  (Montes- 
quieu). Toi,  tu  vivras  vil  et  malheureux,  et  je  mourrai  trop  vengee  (J.-J. 
Rousseau).  Im  Altfranzösischen  war  die  nachträgliche  Wiederholung  des  Haupt- 
wortes, besonders  nach  einem  eingeschobenen  Satze,  üblicher  als  im  Neu- 
französischen:   Parole    qui    n'est   entendue,    Sachiez    de    voir,   ele  est    perdue 

(ECSTACHE    d'AmIENS). 

Die  nachfolgende  Wiederholung  ist  in  behauptenden  Sätzen,  namentlich 
dann,  obgleich  nicht  mit  Nothwendigkeit,  üblich,  wenn  an  die  Spitze  eines 
Satzes  eine  adverbiale  Bestimmung,    wie  ä  peine,  au  moins,  du  moins,  tout  au 

Mätzncr,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  21 


322     Dritt.  Tbl.     Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfü^ng.    I.  Grundbestandth. 

plus,  aussi,  encore,  en  vain,  vainement,  peut-etre,  tonjours  u,  dgl.,  tritt:  Vaine- 
ment  des  amis  d'enfaace  sont-ils  separes  par  les  distances  sociales  (Booillt). 
Encore  les  reis  qui  les  ont  bäties  n'ont-ils  pas  eu  le  pouvoir  d'y  etre  iniiumes 
(Chateaübr.). 

Sehr  gebräuchlich  ist  sie  in  Fragen  geworden:  La  vie  nest-elle  pas  un 
songe?  (Aime-Martin)  Pourquoi  donc  mon  peuple  ne  in'aime-t-il  pas? 
(Dumas)  Dans  quelle  langue  tous  ces  poemes  etaient-ils  ecrits  ou  chantes? 
(Chateaübr.)  Comment  cela  s'est-il  opere?  (Id.)  Personne  a-t-il  jamais 
racoüte  plus  na'ivement  que  La  Fontaine?  (Restaut)  Tout  est-il  perdu?  (De 
Vigny) 

89.  Nichtbezeichnung  des  Subjekts.  Sie  kann  nur  vorkommen,  wo  ein 
persönliches  Fürwort  Subjekt  des  Satzes  ist  und  die  Verbalflexion  das 
Subjekt  zu  bezeichnen  geeignet  scheint. 

Für  die  erste  und  zweite  Person  ist  dies  in  den  Formen  des  Imperativ  der 
Fall:  viens,  allons,  donnez.  Indessen  iässt  man  öfter  in  alterthümlicher  Weise  auch 
sonst  die  entsprechenden  Personalpronomina  aus:  Si  ne  Tai  plus,  dit-il,  qui  m'ai- 
mera?  (Lebrun)  Fais  ce  que  dois,  advienne  que  pourra  (Acad.).  Tant  que  nap- 
prendrez  point  ces  heureuses  nouvelles  N'esperez  pas  voir  de  contens  amours 
(L.-P.  Segür).  Bis  ins  16.  Jahrhundert  war  dies  sehr  gewöhnlich:  Sire,  fet-il, 
"vostre  conmant  ferai  (Rom.  du  Renart).  Fet  11  cos,  qne  onques  fui  nez  (ib.), 
Toz  jors  i  sui  (Rutebeuf).  Que  n'entendeiz  a  vostre  afaire  Tant  -com  de  vie 
aveiz  espace  (Id.).  Encor  ay  peur  que  Dieu  ne  soit  desdit,  Si  ne  mettez  l'homme 
en  bonne  memoire  (Gl.  Marot). 

Geläufiger  ist  dagegen  im  Neufranzösischen  die  Auslassung  des  neutralen  il  in 
ächten  und  unächten  unpersönlichen  Sätzen.  Manche  Ausdrucksweisen  dieser 
Art  sind  auch  der  gebildeten  Rede  geläufig,  andere  beim  niederen  Volke  gebräuch- 
lich: N'en  deplaise  ä  l'oracle  iatin  (Le  Sage).  Je  m'en  irai,  messieurs,  quand 
bon  me  semblera  (Courier).  Vous  vous  plaignez  de  nous;  d'oü  vient?  (Dela- 
vigse)  Que  t'en  semble?  (Id.)  Eh!  que  m'importe  ä  moi?  (Id.)  Suffit,  ma- 
dame  (Balzac).  T  a  distribution  gratis  (Dumas).  Soit  dit  entre  nous  (Duval). 
Comment  vous  en  va?  (Acad.)     Soit!  (es  mag  sein!)  etc. 

Wo  ein  Infinitiv  oder  ein  Satz  das  logische  Subjekt  der  Rede  ist,  sind 
manche  dieser  Auslassungen  sehr  gebräuchlich:  Passe  encore  de  bätir  (Acad.). 
Eh  bien!  k  quoi  nous  sert  de  nous  etre  hattus?  (Ponsard)  Mieux  vaudrait 
que  le  soleil  perdit  ses  rayons  que  Bouche-d'Or  ses  paroles  (Chateaübr.).  In  Sätzen, 
wie  Sauve  qui  peut;  s'en  tirait  qui  pouvait  (V.  Hugo),  ist  der  substantivirte 
Adjektivsatz  das  Subjekt,  welches  keiner  Anlehnung  an  ein  Fürwort  bedarf. 

90.  Anakoluthisches  Subjekt.  Anakoluthisch  steht  ein  Subjekt,  wenn 
der  Redende  einen  Gegenstand  nennt,  dem  er  eine  Aussage  hinzufügen  zu 
wollen  scheint,  jedoch,  mit  plötzlich  veränderter  Konstruktion,  den  Gegen- 
stand in  einer  anderen  grammatischen  Form  in  einen  neuen  Satz  verflicht. 
Das  Subjekt  ist  überall  ein  bedeutsamer,  dem  Redenden  zunächst  vor- 
schwebender Gegenstand. 

L'argent,  Targent,  dit-on,  Sans  lui  tout  est  sterile  (Boileau).  Elle,  me  la 
rends-tu?  (V.  Hugo)  Cette  confiance,  il  /'avait  exprimee  devant  le  roi  (La- 
ceetelle).  Mais  ne  voyez-vous  pas  ..que  cet  exemple,  on  doit  en  prevenir  les 
effets?   (La  Mbnnais)     VgL  lat.  Signa  aliaque  ornamenta,  quae  quererentur  ex 


§  92.     Das  Prädikat  und  seine  Formen.  323 

aedibus  sacris  sublata  esse,  .  .  .  de  iis  —  placere  ad  collegium  pontificum  referri 
(Liv.  38,  44). 

Zu  unterscheiden  ist  von  diesem  Anakoluth  die  Wiederholunpj  des  Subjektes 
in  einer  anderen  Form;  Vous,  Navcisse,  approchez.  Et  vous,  qu'on  se  retire 
(Racine).    Je  vous  laisse  h.  vos  pleurs  .  .  Vous,  qu'on  suive  mes  pas  (Soümet). 

Elliptisch  steht  das  Sul>jekt  selten.  So  in  Ankündigungen,  wie  la  voiture 
de  madame!  u.  dgl.,  d.  i.  der  Wagen  ist  da. 

91.  Das  Prädikat  und  seine  Formen.  Das  Prädikat,  die  am  Subjekte  ver- 
mittelst des  Thätigkeitsbegriffes  gesetzte  Bestimmung,  erfordert  wesentlich 
ein  Zeitwort,  welches  in  einer  bestimmten  persönlichen  Flexionsform  steht 
(verbum  finitum).  Abgesehen  Yon  den  mannigfaltigen  adverbialen 
Bestimmungen,  welche  der  Thätigkeitsbegriff  erhalten  kann,  lässt  das 
Prädikat  auch  im  unerweiterten  Satze  mehrfache  Formen  zu,  welche  durch 
prädikative  Bestimmungen  des  Zeitworts  hervorgebracht  werden. 

1.  Die  einfachste  Fonn  des  Prädikates  ist  nämlich  ein  se'neni  Begriffe  nach  ab- 
geschlossenes einfaches  Zeit  wort  in  einer  persönlichen  Flexionsform:  L'oiseau 
chante.     Le  tigre  rugit. 

2.  Eine  Reihe  zusammengesetzter  Formen  M'ird  aber  durch  die  Noth wendigkeit 
hervorgebracht,  Zeitwörter  von  allgemeiner  (abstrakter)  Bedeutung  zu  näher  be- 
stimmten (konkreten)  Thätigkeitsbegriffen  zu  gestalten,  ohne  dabei  Beziehungen 
der  Thätigkeit  nach  aussen  aufzunehmen.  Solche  prädikative  Bestimmungen, 
welche  darum  meist  in  Einheit  der  Form  mit  dem  Subjekte  (im  Nominativ)  auf- 
treten, kommen  bei  dem  Verb  etre  und  den  abstrakt  gefassten  rester,  demeurer, 
bei  devenir,  semHJer,  paraitre,  bei  den  passiven  (eigentlich  selbst  schon  prädi- 
kativ bestimmten)  etre  nomme,  declare,  designe,  elu,  proclame,  fait,  re^u,  con- 
sidere  etc.,  deren  Aktiva  faktitive  Bedeutung  haben,  besonders  vor.  Zuweilen 
ist  es  schwierig  zu  unterscheiden,  ob  eine  Bestimmung  in  unmittelbarer  Einheit 
mit  einem  allgemeinen  Verbalbegriffe,  oder  als  Apposition  zum  Subjekte  zu 
fassen  ist,  wie  bei  den  Verben  vivre,  naitre,  mourir  u.  a.  "Wesentlich  kommt 
es  hier  darauf  an,  dass  die  prädikative  Bestimmung  als  Inhalt  oder  als  Wirkung 
und  Resultat  der  allgemeinen  Thätigkeit  zu  fassen  ist.  So  z.  B.  ist  in  je 
naquis  sujette  (J.  Chenier)  svjette  offenbar  prädikative  Bestimmung,  insofern 
die  redende  Person  nicht  sagt,  dass  sie,  eine  Unterthanin,  geboren  ist,  sondern 
dass  sie  durch  die  Geburt  Unterthanin  geworden  ist.  Vgl.  lat.  Nemo 
nascitur  dives  (Sen.,  Ep.  20).  Dass  hier  am  Häufigsten  in  Betracht  kom- 
mende Verb  ist  etre,  die  prädikative  Bestimmung  ein  Nennwort  im  ersten 
Falle.-    Doch  kommen  auch  andere  Bestimmungen  vor. 

a)  Die  prädikative  Bestimmung  ist  ein  Adjektiv  oder  Partieip:  La  neige 
est  blanche  (Pascal).  Gar  il  etait  pensif  et  recueilli  (Chateaubr.). 
Je  n'etais  point  esclave,  insullee,  opprimee,  J'etais  heureuse  enfin 
(J.  Chenier).  La  lioime  devient  terrible  des  qu'elle  a  des  petits  (Buffon). 
Le  feu  qui  semble  eteint,  souvent  dort  sous  la  cendre  (Corneille), 
II  demeura    tout    interdit    (Acad.).     Elle   paraissait  enchantee   (Cha- 

TEADBR.). 

Für  das  Partieip  des  Perfekt  bei  etre  ist  die  Auffassung  als  Theil  einer 
umschreibenden  Verhalform  oder  als  reines  Adjektiv  gleichgültig;  das  gram- 
matisch e  Verhältniss  bleibt  dasselbe. 

21* 


324     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst,  Abschn.    Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

Besondere  Beachtung  verdient  die  Verbindung  des  Particip  auf  ant  mit 
dem  Zeitworte  etre:  Je  suis  tont  souffrant  aujourd'hui  (Acad.).  Je  l'as- 
surai  que  Paul  etait  vivant  (B.  de  St.-Pierre).  Quoique  son  corps  ait 
ete  depose  en  terre  sainte,  son  äme  est  errante  (Dumas).  Soyons  bien 
buvants,  bien  mangeants  (La  Fontaine).  Dieu  etait  dans  Jesus-Christ, 
reconciliant  le  monde  avec  soi  (Bocrdaloue).  Vgl.  Romani  semper 
appetentes  gloriae  .  .  fuerunt  (Cic,  Manil.  3).  Senectus  est  operosa  et 
semper  aliquid  agens  et  moliens  (Sen.  8,  26).  Diese  Ausdrucksweise  ist 
keine  blosse  Umschreibung  des  einfachen  Verbal begritfs  (suis  souiTrant  st. 
souffre,  est  agens  st.  agit  u.  dgl.),  sondern  sie  prädicirt  vom  Subjekte  eine 
Thätigkeit  als  vorhandene  Zuständlichkeit  oder  anhaftende  Eigenschaft 
desselben. 

b)  Oder  die  prädikative  Bestimmung  ist  ein  Hauptwort  und  zwar  zunächst 
im  Nominativ:  Temerite  n'est  pas  prudence  (Rigald).  A  Rome  tous 
les  citoyens  etaient  soldats  (Corbiere).  Le  serin  est  le  musicien  de 
la  chambre  (Blffon).  Le  iac  devient  un  torrent  (L.-P.  Segce).  II  fut 
proclame  vainqueur  aux  jeux  Olympiques  (Acad.).  Cet  apprenti  venait 
d'etre  re(ju  maitre  (Acad.).  Des  rangs  de  Tartillerie  il  passa  capitaine 
de  dragons  (Villemain). 

Bei  den  Verben  des  Schätzens  und  Haltens,  wie  considerer,  regar- 
der  eic,  wird  statt  des  prädikativen  Nominativ  auch  der  Nominativ  mit 
comme  als  ein  abgekürzter  Adverbialsatz  eingeführt:  II  fut  regarde  comme 
le  plus  habile  capitaine  de  son  siecle  (Acad.).  Auch  tritt  hier  die  Prä- 
position pour  ein:  C'est  un  honnete  homme  et  reconnu  pour  tel  (Ead.) 
Hier  ist  indessen  die  Verbindung  nicht  so  innig  als  im  prädikativen  Ver- 
hältnisse; vgl.  lat.  Cum  jam  pro  damnato  esset  (Cic,  Verr.  4,  15);  pro 
magistro  esse  (3,  70). 

Das  Hauptwort  wird  indess  nicht  bloss  im  Nominativ,  sondern  auch 
durch  Kasuspräpositionen  oder  andere  Präpositionen  an  ein  Zeit- 
wort von  unbestimmt  allgemeiner  Bedeutung,  namentlich  an  etre  geknüpft, 
um  eine  prädikative  Bestimmung  auszudrücken.  Da  nämlich  attributive 
Bestimmungen  überhaupt  auch  die  Stelle  prädikativer  einnehmen,  und  ur- 
sprünglich adverbiale  Bestimmungen  auch  attributiv  werden,  so  hat 
diese  Ergänzung  nichts  Auffallendes. 

«.    mit  de:    Le  sort  .  .  n'est  pas  toujours   de  fer  (A.  Chenier).     Rose,   tes 
mains    sont   de    glace    (Beranger).     La  chair  de  ces  oiseaux  est  d'un 
meilleur  goüt  (Bdffon).     Cela  est  de  rigueur  (Acad.).    Les  heresies 
du  premier  siecle  furent  de  trois  sortes  (Chateaübr.). 
ß.  mit  ä:  La  France  est  k  genoux  (Delavigne).    L'herbe  etait  fort  ä  son 
gre  (La  Fontaine).    Les  places  des  senateurs  sont  ä  vie  (Barthelemy). 
Das  Lateinische  verwendet  seinen  Genitiv  und  Ablativ   ebenso  prädi- 
kativ:   Claudius    erat    somni    brevissimi    (Sdet.,    Claud.  83).    Parvi 
pretii   est    qui  jam  nihili  sit  (Cic,  Qu.  Fr.   1,  2,  4).    Mira  sum  ala- 
critate  (Cic,  Att.  2,  7).     Britanni  capillo  sunt  promisso  etc.   (Ces., 
B.  G.  5,  14). 
y.  mit  anderen  Präpositionen,  namentlich  en,  dam,  sans:  Les  bles  sont 
en  fleur  (J.-J.  Rousseau).    Londres  est  en  feu  (V.  Hugo).     La  maison 
est    en    cendres    (Noel  et  Chaps.).     Dahin   gehört    etre  en  colere,   en 
crainte,  en  larmes,  en  extase,  en  deuil,  en  cheveux,  en  botteS;  en  armes. 


§  91.     Das  Prädikat  und  seine  Formen.  325 

,  en  nage,  en  vie  etc.,  dans  la  douleur,  dans  les  armes,  dans  la  joie  etc., 
etre  sans  reproche,  sans  uialice  etc.  Wenn  diese  Bestimmungen  auch  an 
sich  adverbial  sind,  so  gelten  sie  doch  hier  als  Vertreter  prädikativer 
Nennwörter,  da  dem  Verb  nicht  eine  konkrete  Bedeutung  zukommt,  wie 
z.  B.  in  etre  en  ville  u.  dgl.  So  steht  auch  im  Lateinischen  esse  in 
toga  (d.  i.  togatum)  mit  prädikativer  Bestimmung,  während  esse  in  urbe 
(nicht  st.  urbanum)  sich  ganz  anders  verhält.  Der  Ursprung  solcher 
Ausdrucksweise  geht  allerdings  auf  die  sinnliche  Anschauung  zurück. 

•c)  Dass  der  Infinitiv  als  prädikative  Bestimmung  vorkommen  kann,  ist  aus 
seiner  substantivischen  Natur  erklärlich:  C'est  etre  assassine  d'une  horrible 
fa^on  (Delavigne).     Vegeter  c'est  mourir  etc. 

Häufig  steht  der  Infinitiv  mit  a  prädikativ,  wie  er  im  Sinne  eines 
griechischen  Verbaladjektiv  auf  -rd?,  -riog  attributiv  gebraucht  wird: 
Cette  niarchaudise  est  ä  prendre,  ä  laisser;  cela  est  ä  faire,  ä  revoir, 
ä  recommencer  (Acad.).  ün  tröne  .  .  n'est  point  k  dedaigner  (Crk- 
billon).  Une  seule  remarque  reste  ä  faire  (Chateatbr.).  Diese  Konstruktion 
ist  einigermassen  mit  der  des  lateinischen  Gerundium  mit  ad  zu  vergleichen, 
selbst  theilweise  mit  der  des  Dativ  des  Gerundium:  Radix  ejus  vescendo 
est  decocta  (Plin.,  H.  N.  21,  16,  56). 

d)  Auch  das  Zahlwort  wird  prädikativ  gebraucht:  Vous  n'etiez  que  trois? 
(Scribe)     11s  sont  mille,  tous  fils  du  soleil  de  Provence  (Ponsard). 

e)  Fürwörter  erscheinen  im  prädikativen  Verhältnisse,  insofern  sie  den 
Charakter  von  Substantiven  oder  Adjektiven  haben. 

«.  Die  persönlichen  Fürwörter  treten  hier  nur  in  ihren  unverbundenen 
Formen  auf,  insoweit  diese  sich  durch  die  Form  von  den  verbundenen 
scheiden:  Et  cet  homme  ce  sera  moi  (J.-J.  Rousseau).  C'est  donc  toi 
qui  detrais  la  liberte  romaine  (Voltaire).  Si  c'etait  lui  .  .je  tremble 
(Dccis).  C'est  eux  qui  ont  bäti  ce  süperbe  labyrinthe  (Bossuet).  C'est 
lui-meme,  monseigneur  (Beaumarchais).  Die  Form  moi-meme,  toi- 
meme  etc.  wird  auch  mit  dem  unbestimmten  Artikel  als  abstraktes  Haupt- 
wort männlichen  Geschlechts  substantivirt:  C'est  un  autre  elle-meme 
(MoLiiiRE).  C'est  un  autre  vous-meme  (Mme  Tastu).  Das  Altfranzö- 
sische gebraucht  auch  die  schwächeren  Formen  prädikativ:  Ce  suis-je 
voirement  (Rom.  du  Resart).     C'est-il  (Pathelis). 

Hierher  gehört  auch  das  in  den  Nominativen  le,  la,  les  nur  prädikativ 
gebrauchte  Fürwort  der  dritten  Person,  worunter  k  auch  als  achtes 
Neutrum  auftritt.  Sie  beziehen  sich  auf  Substantive  und  Adjektive.  Die 
Wahl  des  neutralen  le  oder  der  anderen  geschlechtlichen  Formen 
hängt  davon  ab,  ob  das  Fürwort  auf  einen  Begrifi'  lediglich  nach  seiner 
allgemeinen  und  abstrakten  Qualität  (wie  dies  bei  der  Rückdeutung  auf 
das  Eigenschaftswort  oder  l'articip  wie  ein  artikelloses  Hauptwort  immer 
der  Fall  ist),  oder  auf  bestimmte  Individuen  einer  Gattung  zurück- 
weisen soll. 

an.  Das  neutrale  le:  Cette  femme  est  belle  et  le  sera  lougtemps 
(AcAo.).  Mais  ne  m'es-tu  pas  fiancee?  —  Je  le  suis  ä  quelqu'un 
(Boui'FLERs).  'Vous  me  traitez  de  veuve;  il  est  trop  vrai  que  je  le 
suis  (Voltaire).  Je  veux  etre  mere,  parce  que  je  le  suis,  et  c'est 
en  vain  que  je  ne  le  voudrais  pas  etre  (Molibke).  II  est  de  grands 
hommes  qui  ne  le  sont  que  par  des  vertus  (Thomas).    Elle  s'appro- 


326.    Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung,     l.  Grundbestandth. 

visionnait  largement  de  gants,  de  papier  rose,  de  bonbons  .  .  .,  toutes 
choses  utiles  sans  deute,  mais  qui  le  sont  moins  qu'un  diner 
(0.  Fecillet). 

Les  objets  de  nos  voeux  le  sont  de  nos  plaisirs  (Corneille), 
Est-ce  que  nous  sommes  la  cause  qu'ils  s'en  eloignent?  oui,  nous  le 
sommes  (Marmostel).  Es  versteht  sich,  dass  hei  der  Rückdeutung  auf 
ein  Hauptwort  mit  dem  Artiiiel  eine  zwiefache  Anschauungsweise 
möglich  ist. 

Das  neutrale  le  kann  auch  auf  ein  Verb  zurückdeuten:   Le  boeuf 
rempiit    ses    preuiiers    estomacs    tout    autaut    qu'ils    peuvent    Tetre 
(Bcffon).    Hier  ist  sogar  eine  andere  Verbalform  als  die  voranstehende 
bei  le  zu  denken,  und  so  öfter. 
;  ßß.  Die  geschlechtlichen  Formen  le,  la,  les:    Etes-vous  le  roi?   —   Je  le 

suis  (Gr.  Nat.).  Nos  eherchons  Francjois.  Voilä  quelqu'un;  fest-ce, 
ne  /'est-ce  pas?  (Piuon)  Je  me  regarde  comme  la  mere  de  cet 
enfant;  je  la  suis  de  cceur,  je  la  suis  par  ma  tendresse  pour  lui 
(AcAD.).  Etes-vous  les  trois  Romains  qu'on  a  choisis  pour  le 
combat?  —  Nous  les  sommes  (Marmontel).  He!  sont-ce  lä  vos 
gants?     Est-ce  lä  votre  epee?  —  Oui,  ce  les  sont  (Regnard). 

Wenn  übrigens  das  Subjekt  des  Satzes  das  Demonstrativpronomen 
ce  ist,  so  werden  im  Prädikate  die  betonten  Fürwörter  lui,  eile,  eux  etc. 
gern  von  Personen  gebraucht,  während  /e,  la,  les  auf  Sachen 
gehen;  doch  werden  auch  jene  von  konkreten  und  abstrakten  Sachen 
angewendet:  Et  c'est  ma  iethargie.  —  Oui,  c'est  eile,  en  effet  (Re- 
gnabd).  L'amour  propre  est  captieux:  c'est  cependant  lui  que  nous 
prenons  pour  guide  (Wailly).  Voici  dans  ma  poche  un  morceau  de 
papier  .  .  Voici  un  autre  papier  .  .  Bon!  c'est  lui  (Bprqi'In).  Dieser 
Gebrauch  fällt  auf,  wo  der  Gegenstand  nicht  wohl  personificirt  werden 
kann. 

üeberhaupt  verwendet  man  die  Äusdrucksweise  ce  Vest,  ce  les 
sont  etc.,  welche  leicht  anderweitig  ersetzt  werden  kann,  seilst  in  Be- 
ziehung auf  Sachen,  wenig,  da  man  durch  das  prädikative  le,  la,  les 
an  eine  logische  Begriffsbestimmung  des  Sui'jektes  erinnert  wird, 
während  hier  nur  ein  Urtheil  über  die  Identität  von  Personen  oder 
Sachen  zu  Stande  kommen  soll. 

Ueber  die  Pronominaladjektive  mien,  tien,  sien  vgl.  S.  153. 

ß.  Die  demonstrativen  Fürwörter:  Je  suis  celui  qui  suis  (Bergasse). 
Le  moment  du  peril  est  celui  du  courage  (La  Harpe).  C'etait  ceci, 
c'etait  cela,  il  avait  toujours  quelque  pretexte  pour  ne  pas  venir  (Acad.). 
C'est  cela,  c'est  bien  cela  (Ead.). 

y.  Die  fragenden  Fürwörter;  hier  kommen  die  fragenden  qui,  que  und  quel 
in  direkten  und  indirekten  Fragen  in  Betracht,  von  denen  qui  die  Be- 
zeichnung einer  Person,  que  einer  Sache,  quel  einer  Beschaffenheit 
fordert:  Qui  sont  ceux  qui  pretendent  ä  cette  place?  (Acad.)  Je  sais 
qui  c'est  (Dümas).  Qu'est-ce  que  c'est?  (Acad.).  Que  vous  en  re- 
viendra-t-il?  (Ead.)  Quel  est  ce  cri?  (Dumas)  Quel  est  ce  droit  que 
vous  vous  arrogez  sur  les  terres  d'autrui?  (Thierby)  Quel  est  ce  vieil- 
lard  blanc,  aveugle  et  sans  appui!  (A.  Chemer)  —  Wo  eine  Person  das 
Subjekt  der  Frage  ist,  fragt  qui  gewöhnlich  nach  dem  Namen,  que  nach 


§  92.     Elliptisches  Prädikat.  327 

dem  Gattungsbegriffe,  dem  sie  angehört,  quel  nach  der  allgemeinen 
Beschaffenheit:  Qui  est  ton  pere?  C'est  Claude- Joseph  Lemare. 
Qu'etait  ton  frere?  II  etait  laboureur.  Quel  etait  ton  pere?  11  etait 
bon  et  juste  (Lemare).  Doch  sind  weder  die  Antworten  an  die  Fragen 
streng  gebunden,  indem  eine  Bestimmung  als  mit  der  anderen  nahe  ver- 
wandt erscheinen  kann,  noch  verlangen  die  Fragen  stets  vorzugsweise  die 
angegebenen  Antworten:  Quel  est-tu?  Je  suis  roi  du  peuple  souterrain 
(Thomas).  Quel  est  ce  maraud?  Qui  es-tu?  (V.  Hugo)  Qui  sont  ces 
gens  en  robe?  Etes-vous  avocats?  (Racine)  Songez  ce  que  je  puis, 
qui  vous-etes,  quel  est  Sapor,  et  qui  je  suis  (Regnard).  Ganz  all- 
gemein ist  auch  die  prädikative  Bestimmung  in  Fragen,  wie:  Que  sera 
devenu  Fabiani?  (V.  Hugo) 
S.  Unter  den  bezüglichen  Fürwörtern  ist  das  neutrale  que  prädikativ: 
Qu'est-ce  que  c'est  qu'un  peuple  en  furie?  (V.  Hugo)    Voilä  ce  que  c'est 

(ACAD.). 

In  Sätzen,  wie:  Insense  que  j'etais,  de  croire  ä  leur  bonne  foi!  (Acad.) 
Ne  voyez-vous  point,  aveugle  que  vous  etes,  le  piege  qui  vous  est  tendu? 
(Ead.)  und:  Le  fripon  qu'il  etait,  m'emporte  dix  mille  francs  (Ead.).  La 
eruelle  qu'elle  est  etc.  (Eao.),  ist  que  wie  in  dem  Koncessivsatze:  tout 
grand  qu'il  est  etc.  anzusehen,  d.  h.  que  entspricht  nicht  sowohl  dem 
lateinischen  quod,  sondern  quam. 

f.  Unter  den  unbestim  mten  Fürwörtern  dienen  die  adjektivischen  weniger 
als  die  substantivischen  zu  prädikativen  Bestimmungen,  obgleich  manche, 
wie  on,  quicouque  etc.,  hier  kaum  anders  als  materiell  (vgl.  S.  108, 
109)  betrachtet  vorkommen  können,  üh!  vous  n'etes  pas  quel  qu'un, 
vous  .  .  vous  etes  ma  mere  (Dumas).  Ces  papiers  sont  tout  pour  moi 
et  ne  sont  rien  pour  toi  (V.  Hugo).  Deux  souverainetes  c'est  trop 
(Ponsard).  Tel  est  le  malheur  de  la  nature  humaine  (Chamfort). 
Autres  sont  les  moyens  de  construire  et  d'abattre  (Ponsard). 

f.  Zuweilen  treten  bei  dem  Verb  etre  statt  prädikativer  Adjektive  Adverbien 
auf.  wie  ainsi,  bien,  mal,  pis,  mieux  etc.  Dieser  Ueberganff  aus 
dem  prädikativen  Verhältnisse  in  das  adverbiale  hat  auch  im  Lateinischen 
statt,  wie  im  Deutschen,  wo  ein  formeller  Unterschied  zwischen  Adverb 
und  Adjektiv  im  Prädikat  überhaupt  aufgehört  hat.  Vgl.  lat.  Sic  vita 
erat  (Ter.,  Andr.  1,  1,  35).  Recte  est  aeger  (Hör.,  Sat.  2,  3,  162). 
Frustra  id  inceptum  Volscis  fuit  (Liv.  2,  20).  Das  Verb  erscheint  hier 
in  seiner  abstrakten  Bedeutung  und  man  giebt  ihm  mit  Unrecht  in  solchen 
Fällen  die  prägnantere  Bedeutung  des  Daseins,  der  Zuständlichkeit  etc. 
Le  malade  est  bien  maintenant.  Cette  femme  est  bien  (schön).  11  se 
portait  un  pen  mieux,  mais  il  est  pis  que  janiais  (Acad.).  Mais,  venez 
par  ici  .  .  nous  serons  mieux  (Daodet). 

92.  Elliptisches  Prädikat.  Der  unerweiterte  Satz  lässt  in  seinem 
einfachen  Prädikate  kaum  eine  andere  Ellipse  zu,  als  die  des  Zeitwortes 
etre  vor  einer  prädikativen  Bestimmung;  damit  kann  dann  allerdings  auch 
die  Auslassung  des  Subjektes  verbunden  sein. 

1.  Ellipse  des  Hülfszeitwortes  etre;  sie  ist  zum  Theil  die  "Wirkung  des  Affektes: 
Mon  frere  egorge,  noye!  (Dumas)  Moi,  gros  fermier!  (Collin  d'Harleville) 
Heureux  le  sage  instruit  des  lois  de  la  nature  (Delille).     Andere  Ausdrucks- 


328     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    I.  Grundbestandth. 

weisen  gehören  dem  verkürzenden  Brauche  des  gemeinen  Lebens  an:  Temoin 
teile  chose.  Temoin  ce  qui  est  arrive  (Acad.).  Vgl.  lat.  Legati  a  Saguntinis 
Romam  missi  (Liv.  21,  6). 

2.  Ellipse  des  Hülfszeitwortes  mit  dem  Subjekte:  Un  homrae  singulier  que  ce 
roi  Henri  VIII  (V.  Hugo).  Quel  devouement  que  le  votre  (Id.),  Hier  ist 
das  Subjekt  noch  in  einem  abgetrennten  Satzgliede  angedeutet  (s.  oben  S.  319). 
Quelle  heureuse  idee!  (Delavigne)  —  Je  les  recuse.  —  Bon!  Pourquoi  les 
recuser?  (Racine)  Impossible  de  l'avoir  un  moment  ä  soi  (Scribe).  Hierher 
kann  man  auch  das  abwehrende  assez!  das  genehmigende  accorde,  die 
häufigen  Formeln  tant  pis,  tant  mieux  und  raison  de  plus  u.  dgl.  m. 
rechnen,  sowie  die  Frage  Eh  quoü,  während  andere  Substantivbegriffe,  wie 
pardon!  mille  pardons!  rien  de  plus  etonnant  etc.,  plus  de  larmes, 
plus  de  soupirs  etc.,  als  Bruchstücke  erweiterter  Sätze  (als  Akkusative) 
anzusehen  sind;  in  manchen  Fällen  bleibt  die  Ergänzufig  zweifelhaft.  Auf- 
schriften und  Inschriften  sind  ebenfalls  hierher  zu  rechnen,  wie  Bibliotheque 
Royale,  Place  de  la  Bastille  etc. 

Auch  die  Apposition  kann  man  als  einen  elliptischen  Satz  dieser  Art  auf- 
fassen, wozu  besonders  die  Apposition  zu  einem  Satze  oder  Satzgefüge  Anhalt 
giebt:  II  me  fut  enfin  permis  de  me  livrer  au  sommeil  deux  ou  trois  heures, 
chose  tres-necessaire  apres  tant  de  fatigues  (L.-P.  Segcr).  II  (La  Fon- 
taine) trouva  moyen  d"etre  plus  souvent  ä  Paris  qu'ä  Chäteau-Thierry,  et  se 
mit,  sans  souci  de  l'avenir,  k  manger  son  fonds  avec  son  revenu,  regime  de 
vie  et  genre  de  comptabilite  fort  peu  reguliers  (Gerusez). 

3.  In  einzelnen  Fällen  scheint  indess  das  ganze  Prädikat  zu  fehlen  und  nur  das 
Subjekt  genannt  zu  werden.  Vgl.  S.  323.  In  Anrufen  von  Personen  oder  Gegen- 
ständen, welche  herbeikommen  sollen,  kann  man  freilich  auch  einen  andern 
Kasus  erkennen:  Allons,  permettez  qu'on  vous  panse.  Vite  un  Chirurgien 
(Racine).  Partons,  ma  voiture!  (Delavigne)  S.  oben  2.  und  vgl.  ausserdem, 
was  S.  315  im  Allgemeinen  über  elliptische  Sätze  gesagt  ist,  besonders 
auch  §  135.  7.     (Elliptischer  Akkusativ). 

93.  Der  Thätigkeitsbegriff  im  Prädikate  nach  seinen  Zeitformen  und  IModal- 
formen. 

A.  Die  Zeitformen  des  Thätigkeitsbegriffes.  Wir  theilen  die 
Zeitformen  in  die  der  Gegenwart  (Präsentia)  und  die  der  Vergangen- 
heit (Präterita),  s.  S,  179  flf.  Diese  Eintheilung  beruht  einerseits  auf  den 
flexi  vischen  Elementen,  welche  die  beiden  Reihen  der  Zeitformen  darbieten, 
andrerseits  auf  der  allgemeinen  Zeitspbäre,  worauf  der  Thätigkeitsbegriff 
vom  Redenden  bezogen  wird.  Es  kann  nämlich  die  ihrem  Wesen  nach 
der  Zeit  angehörende  Tbätigkeit,  welche  von  ihi-em  Zeitpunkte  oder 
Zeiträume  aus  ein  Vorher  und  ein  Nachher  und  somit  ausserhalb  ihrer 
Gegenwärtigkeit  eine  Vergangenheit  und  Zukunft  hat,  von  zwei 
Standpunkten  aus  gemessen  oder  in  ihre  drei  objektiven  Stufen  eingetheilt 
werden. 

Der  Redende  kann  nämlich  die  Thätigkeiten  mit  Beziehung  auf  die 
Zeit,  in  welcher  er  redet,  oder  auf  seine  jedesmalige  Gegenwart,  als 
gegenwärtig,  vergangen  oder  zukünftig  darstellen;  oder  mit  Beziehung  auf 
eine  nicht  mehr  in  seine  Gegenwart  fallende,  also  für  ihn  vergangene 


§  93.     A.    Die  Zeitformen. 


329 


Zeit,  welche  durch  den  Zusammenhang  der  Rede  anderweitig  näher  be- 
stimmt wird,  die  Thätigkeiten  als  damals  gegenwärtig,  vergangen  oder 
zukünftig  betrachten. 

Der  unterschied  zwischen  absoluten  und  relativen  Zeitformen  ist  nicht 
durch  die  Natur  derselben  bedingt;  jede  Zeitform  ist  in  einem  gewissen  Sinne 
relativ.  Ebenso  ist  der  Unterschied  zwischen  Zeitformen,  welche  eine  dauernde 
oder  momentane  Thätigkeit  ausdrücken,  nicht  vorhanden:  alles,  w^as  unter  den 
Begriff  der  Zeit  fällt,  hat  eine  gewisse  Dauer;  die  Länge  oder  Kürze  derselben 
kümmert  die  Zeitformen  des  Verb  nicht. 

Es  ergeben  sich  nun  zwei  Reihen  von  Zeitformen,  welche  sich  im  Indikativ 
und  Konjunktiv  folgendermassen  gliedern; 

Präsentia.  Präterita. 

Indik.  Konjunkt.  Indik.  Konjunkt. 

faimais 
Gegenwart      aime  aime  1  „j^„;  aimasse 


Vergangenh.    ai  aime 


avais  aime 
eus  aime 


Zukunft 


aimerai  aimerais 

aurai  aime  aurais  aime 

Jede  dieser  beiden  Reihen  lässt  aber  die  Thätigkeit  wieder  in  gedoppelter  Rück- 
sicht erscheinen,  nämlich  als  im  Werden  begriffen  oder  auf  dem  Standpunkte  der 
Vollendung;  nach  diesem  Gesichtspunkte  gliedert  sich  die  Thätigkeit  in  folgender 


Pri 


Zeitformen  des 
Werdens: 


sentia. 
Indik. 


Konjunkt. 


Präterita. 
Indik.  Konjunkt. 


aunais 
aimai 
aimerais 


Zeitformen  der 
Vollendung: 


/  avais  aime 
ai  aime       aie  aime  i  „„^  „•     -  eusse  aime 

l  eus  aime 

}   aurai  aime  aurais  aime. 

Was  die  Doppelformen  betrifft,  welche  auf  zwei  Stufen  der  Präterita  neben 
einander  stehen,  so  hat  die  Sprache  daran  logische  Unterschiede  geknüpft,  welche 
sich  an  den  Gebrauch  des  Imperfekt  und  Perfekt  im  Lateinischen  zum  Theil  an- 
lehnen. Die  Formen  aimais  und  aimai  unterscheiden  sich  nämlich  wie  das  latei- 
nische Imperfekt  und  das  historische  Perfekt  in  der  Weise,  dass  aimais  die 
Thätigkeit  schlechthin  im  Werden  auffasst,  wahrend  aimai  die  in  der  Vergangen- 
heit werdende  Thätigkeit  unter  die  einfache  Anschauung  eines  beschlossenen 
Daseins,  d.  h.  als  Thatsache  fallen  lässt,  und  dass  demgemäss  die  zusammen- 
gesetzten Formen  avais  aime  und  eus  aime  die  Thätigkeit,  weiche  in  der  Vergangen- 
heit vollzogen  war,  einerseits  als  eine  vorher  gewordene,  andererseits  in  ab- 
schliessender Weise  als  eine  vorher  dagewesene,  d.  h.  als  vorher  vollendete 
Thatsache  einführen.  Das  Nähere  darüber  ergiebt  die  Darstellung  der  einzelnen 
Zeitformen. 


330  Dritt.  Tbl.     Syutax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     I.  Gruiidbestandth. 

94.     a.     Die   Zeitformen   der   Gegenwart   oder   Präsentia, 

aa)  Das  Präsens. 

1.  Seine  Grundbedeutung  ist  die  Beziehung  einer  iin  Werden  begriffenen 
Thätigii'eit  auf  die  Gegenwart  des  Redenden,  -welche  nicht  als  mathe- 
matischer Punkt,  sondern  nur  im  Verfliessen  zu  denken  ist,  oder  die  Versetzung 
einer  Thätigkeit  in  die  Zeitsphäre,  in  welcher  der  Redende  sie  ausspricht. 
Die  zeitliche  Ausdehnung  der  Thätigkeit,  ihre  Dauer  oder  Unterbrechung  sind 
hierbei  gleichgültig;  sie  kann  daher  nach  rückwärts  und  vorwärts  in  begrenzter 
oder  unbegrenzter  Ausdehnung  liegen,  was  übrigens  nur  aus  dem  Zusammen- 
hange der  Rede  oder  aus  der  Natur  der  Sache  erschlossen  werden  kann. 

Le  Yoici  qui  arrive  (Acad.).  D'oü  vous  vient  anjourd'hui  cet  air  sombre 
et  severe?  (Boileau)  Besangon  fume  encor  sur  son  loc  foudroye  (Id.).  Notre 
siecle  est  fecond  en  sots  admirateurs  (Id.).  Cela  est  toujours  preseut  ä  mes 
yeux  (Acad.).  Vingt  muids  ranges  chez  moi  fönt  ma  bibliotheque  (Boilead). 
Je  pense,  donc  je  suis  (Descartes).  AUgemeioe  Urtheile,  in  welchen 
scheinbar  von  der  Zeitsphäre  überhaupt  abgesehen  wird,  stehen  daher  im 
Präsens,  da  hier  die  Aussage  in  der  Zeitsphäre  des  Redenden  bei  der  Ab- 
wesenheit einer  anderweitigen  Zeitschranke  den  Anspruch  auf  Geltung 
zu  aller  Zeit  am  Anschaulichsten  auszudrücken  vermag;  hierbei  unterstützt 
übrigens  die  Natur  des  Subjektes  wie  des  Prädikates  das  Verständniss:  La 
superstition  cause  mille  accidents  (La  Fontaine).  G'est  la  profonde  ignorance 
qui  inspire  le  ton  dogmatique  (La  Bbutere).  La  verite  religieuse  est  la 
connaissance  d'un  Dieu  unique  manifestee  par  un  culte  (Chateatbr.).  Latei- 
nisch:    Omne  animal  sensus  habet  (Cic,  N.  D.  3,  13). 

2.  Dabei  kann  es  vorkommen,  dass  das  Präsens  von  einer  noch  nicht  aus- 
geführten oder  in  der  Ausführung  begriffenen  Thätigkeit  gebraucht 
wird.  Dieser  Mangel  wird  jedoch  erst  aus  dem  Zusammenhange  erschlossen: 
Je  meurs  d'elfroi  (Scbibe).  Gomez.  Eh  bien,  tout,  fiefs,  chäteaux,  vasse- 
lages  .  .  Pour  ce  coup  h  frapper,  je  te  les  donne,  ami.  Hernani.  Non 
(V.  Hlgo).  Ein  sogenanntes  Praesens  de  conatu  giebt  es  nicht,  denn  die 
Präsensflexion  vermag  dergleichen  Bestimmungen  nicht  auszudrücken.  Inchoa- 
tive und  desiderative  Verba  haben  natürlich  auch  ein  inchoatives  und  deside- 
ratives  Präsens,  wie  capto,  ostento,  sciscitor,  pallesco,  obdormisco  etc., 
wie  im  Französischen  intransitive  Inchoativa  rougir,  verdir  etc. 

3.  Ebenso  wird  das  Präsens  von  Thatsachen  gebraucht,  die  zwar  der  Vergangen- 
heit angehören,  aber  doch  theils  in  ihren  Ergebnissen  in  die  Gegenwart 
hineinreichen,  theils  wegen  ihres  unmittelbaren  Zusammenhanges  mit 
der  Gegenwart  des  Redenden  in  dieselbe  hineingezogen  werden:  Ses 
transporis  des  longtemps  commencent  d'eclater  (Racine).  Depuis  deux  jours 
je  ne  quitte  plus  Votre  Majeste  (Scribe).  Depuis  que  tu  es  avec  moi  . .  je 
ne  suis  plus  reine  (Id.).  Je  viens  pour  vous  dire  que  ..  (Acad.).  So  be- 
sonders mit  Bezugnahme  auf  das  eben  Vernommene  oder  Gesagte:  J'apprends 
que  vous  devez  partir  ce  soir  (Acad.).  Qu'est-ce  que  j'apprends?  (Ead.) 
C'est  magnanime  .  .  d'oublier  ainsi  le  scandale  .  .  —  L'oublier,  dites-vous? 
(Scribe)  Lateinisch:  Veniunt,  ut  dico,  ad  Chelidonem  (Cic,  Verr.  1,  52). 
Hierher  gehören  auch  die  Anführungen  von  Schriftstellern  als  in  ihren  Werken 
existirenden  und  in  die  Gegenwart  reichenden  Persönlichkeiten :  Herodote  com- 
mence  son  histoire  par  declarer  les  motifs  .  .  (Ciiatealbr.).  Thucydide  n'a 
pas    une    seule    citation    (Id.).     Fenelon    donne    d'excelleuts   preceptes  sur  la 


§  94.     Zeitformen  der  Gegenwart.     Präsens.  331 

manierede  composer  et  d'ecrire  Thistoire  (Geri-sez).  Lateinisch:  Diogenes  ait, 
Antipater  negat,  cui  potiiis  assentier  (Cic,  Off.  3,  23). 

Durch  das  sogenannte  historische  Praesens  vergegenwärtigt  der  Redende 
lebhaft  das  Vergangene,  als  wenn  es  in  seine  Zeitsphäre  fiele:  Cesar  .  .  s'ecrie: 
Scelerat,  que  fais-tu?  Casca  ap pelle  son  frere  ä  son  secours  .  .  Cesar,  atteint 
de  plusieurs  coups  ä  la  fois,  porte  ses  regards  autour  de  lui  .  .  mais  des 
qn'il  voit  Brutus  lever  le  poignard  sur  lui,  il  quitte  la  main  de  Casca  qu'il 
tenait  encore;  et  se  couvrant  la  tete  de  sa  rohe,  il  livre  son  Corps  au  fer 
des  conjures  (Miciielet).  La  nuit  approche,  l'instant  arrive,  Lausus  se 
presente:  il  se  nomme  du  nom  de  l'esclave;  les  -verronx  des  cachots 
s'ouvrent  avec  un  bruit  lugubre  .  .  il  penetre  dans  ce  sejour  d'horreur,  il 
ecoute;  les  accents  d'une  voix  gemissante  frappent  son  oreille,  il  reconnait 
la  voix  de  son  ami  (Marmontel).  Lateinisch:  Simulac  potestas  primum  data 
est,  adeunt  hi,  quos  'dixi.  Loqaitur  Mustius:  rem  demonstrat:  petit 
auxilium:  pecuniam  pollicetur.  Respondit  illa  .  .  non  inhumane  .  .  reverti 
jubet.  Tum  discedunt;  postridie  revertnntur  (Cic,  Verr.  1,  52).  Vgl. 
Ramshorn,  Lat.  Gr.  §164.  3. 

Ein  Wechsel  dieses  Präsens  mit  Präteriten  sowohl  in  folgenden  Neben- 
sätzen als  Hauptsätzen  ist,  trotz  des  Widerspruchs  der  Grammatiker,  welche 
insbesondere  in  Nebensätzen  nach  dem  Präsens  wiederum  dieselbe  Zeitform  oder 
überhaupt  ein  präsentisches  Tempus  fordern,  sehr  gewöhnlich.  Insbesondere 
tritt  (las  Imperfekt  dazwischen,  wo  die  Handlung  nicht  fortschreitet,  sowie  das 
Präsens  gern  diesem  Tempus  wie  dem  Perfekt,  defin.  folgt,  wenn  eine  über- 
raschende Thatsache  eingeführt  werden  soll:  II  veut  avoir  recours  au  poison; 
on  le  lui  avait  enleve:  il  appelle  vainement  ä  grands  cris  le  gladiateur 
Spicilius.  Ne  trouverai-je  donc  pas,  s'ecriait-il,  d'amis  pour  me  defendre..? 
Furieux,  il  s'eloigne  du  palais,  et  court  pour  se  precipiter  dans  le  Tibre. 
Phaon  .  .  l'arrete  et  lui  offre  un  asile  .  .:  il  l'accepte,  et  fuit  enveloppe 
dans  im  manteau  grossier.  L'infäme  Sporns  et  trois  esclaves  composaient 
sa  seule  escorte  .  .  Pendant  sa  route  une  violente  secousse  de  tremblement  de 
terre,  et  la  lueur  des  eclairs  qui  sillonnaient  les  sombres  nuages,  aug- 
nientent  ses  terreurs.  II  se  croit  poursuivi  par  les  dieux  .  .  et  prend 
chaque  objet  et  chaque  bruit  pour  Tombre  et  pour  le  cri  d'une  de  ses  victimes. 
En  passant  pres  du  camp  des  pretoriens,  il  entend  les  soldats  qui  l'acca- 
blaient  d'imprecations  et  il  rencontre  des  voyageurs  etc.  (L.-P.  Segle). 

Le  combat  etait  douteux  et  il  se  prolongea  plusieurs  heures  de  plus, 
lorsqu'on  voit  tout  ä,  coup  soixaute  vaisseaux  de  Cieopätre  traverser  ä,  toutes 
Voiles  les  lignes  d'Antoine  (Michklet).  La  honte  reveilla  le  courage;  les 
peuples  bretons  .  .  ne  pureut  souflrir  d'etre  humiiies;  ii  se  levent,  s'arment 
et  se  revoltent  tous  ä  la  fois  (L.-P.  Segur).  Solche  Mischung  ist  auch  dem 
Lateinischen  geläufig:  Quum  diu  anceps  fuisset  certamen  et  .  .  crevissent 
animi,  Poenus,  quia  non  vicisset,  pro  vicio  esset,  damorem  repente  oppi- 
dani  tollunt,  hostemqne  .  .  expelluat;  inde  impeditnm  .  .  exturbant; 
postremo  fusum  .  .  redigunt.  Interim  ab  Roma  legatos  venisse  nuntiatum 
est,  quibus  obviam  ad  mare  missi  ab  Hannibale,  qui  dicerent  .  .  Adpare- 
bat,  non  admissos  protenus  Carthaginem  ituros.  Literas  igitur  nuntiosque  .  . 
praemittit,  ut  praepararent  suorum  animos,  ne  quid  pars  altera  grati- 
ficari  pro  Romanis  posset  (Liv.  21,  9).  Squalebat  civitas  .  .  cum  subito 
edicnnt  consules,    ut  ad  suum  vestitum  senatores  redirent  <'Cic.,  Sext.  14). 


332     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschu.     Die  Wortfijgung.     I.  Grundbestandth. 

5.  Bei  der  Vergegenwärtigung  einer  zukünftigen  Thätigkeit  ist  das  Präsens 
der  Ausdruck  der  Zuversichtlichkeit,  womit  die  Thatsacbe  als  vorliegend 
ausgesagt  wird.  In  Hauptsätzen  mit  bestimmter  Zeitangabe,  namentlich 
einer  ferneren  Zukuuft,  ist  das  Präsens  wenig  gebräuchlich:  Je  suis  ici  dans 
la  minute  (Berquin).  Soü  proces  se  juge  demain  (Acad.).  Demain  l'Europe 
entiere  attend  cette  poursuite  (Ponsard).  Des  que  je  le  pourrai,  je  reviens 
sur  vos  traces  (Racine).  Si  vous  m'abandonnez,  je  n'ai  plus  qu'ä  mourir 
(Scribe).  Auch  im  Lateinischen  ist  das  Frä,sens  in  Hauptsätzen  seltener  statt 
des  Futur  anzutreffen.  In  Nebensätzen  ist  seine  Anwendung  nach  lateini- 
schem Vorgange  häufiger,  und  mehr  noch  als  im  Lateinischen  in  hypothetischen 
Sätzen,  in  denen  das  Futur  nicht  mehr  gefunden  wird:  Disons  ä  l'Europe  que 
le  peuple  fran^ais,  s'il  tire  l'epee,  en  jettera  le  fourreau  (Mignet).  S'il  se 
tue,  on  l'enterrera  (0.  Feijillet).  Lateinisch:  Si  vincimus  .  .  coloniae 
atque  municipia  patebunt  (Sall.,  Cat.  58,  9).  Es  wird  dann  auch  in  beiden 
Gliedern  des  Satzgefüges  das  Präsens  von  der  Zukunft  gebraucht:  S'il  a  le 
Saint  empire  .  .  Dien  seul  peut  le  toucher  du  doigt  (V.  Hugo).  Das  Alt- 
französische gebrauchte  im  Nebensatze  auch  das  Futur:  Se  jo  descendrai  a 
enfern,  tu  i  es  (Ps.  138).  Lateinisch:  Nunquam  labere  si  te  audies  (Cic, 
Fam.  2,  7). 

Der  Konjunktiv  des  Präsens  muss  überall  das  Futur  ersetzen:  Le  sceptre 
ne  sortira  point  de  Juda  .  .  jusqu'ä  ce  que  vienne  celui  qui  doit  etre  envoye 
(Bossüet).  Ob  die  Thätigkeit  der  Zukunft  angehört,  entscheidet  nur  der  Zu- 
sammenhang; eine  dadurch  ausgesprochene  Absicht  weist  natürlich  immer 
klar  auf  die  Zukunft:  N'attendez  pas  que  je  vous  reponde  lä-dessus  (Pascal). 
Souffrez  que  Bajazet  voie  enfin  la  lumiere  (Voltaire).  Je  me  propose  d'assas- 
siner  le  duc  .  .  pour  me  venger  d'une  maniere  qui  reponde  ä  l'offense 
(Le  Sage).  Lateinisch:  Erit  mox,  qui  arguat  nequidquam  Antiochum  ultra  juga 
Tauri  remotum  (Liv.  42,  42). 

6.  Das  Präsens  steht  im  Lidikativ  scheinbar  statt  eines  Imperativ,  wo  eine 
Bitte  oder  ein  Wunsch  als  verwirklicht  anticipirt  wird:  Vous  consentez, 
n'est-ce  pas?  (De  Coimcv)  Vous  permettez  que  nous  traitions  devant  vous  .  . 
(Beaumarchais).  Der  Konjunktiv  dagegen  ersetzt  geradezu  in  der  dritten 
Person  den  Imperativ,  wie  der  lateinische  Konjunktiv,  in  dem  Sinne  eines 
mehr  oder  minder  bescheidenen  oder  affektvollen  Wunsches,  Befehles  oder 
Aufrufes:  Le  nom  du  Seigneur  soit  beni!  Le  ciel  eu  soit  loue!  A  Dieu  ne 
plaise  que  •  .;  Vive  la  Charte!  (Acad.)  Dieu  me  pardonne  (Voltaire). 
Perisse  le  Troyen,  auteur  de  nos  alarmes!  (Racine)  Lateinisch:  Audi  Jupiter, 
inquit,  audiat  Fas.  Ego  sum  publicus  nuntius  populi  Romani,  verbisque  meis 
fides  Sit  (Liv.  1,  32).  In  der  Form  eines  Nebensatzes:  Q  u'aux  accents  de  ma 
voix  la  terre  se  reveille!  (J.-J.  Rousseau)  Lateinisch:  Ut  te  omnes  dii 
deaeque  .  .  perdant  (Terent.,  Phorm.  4,  4,  7). 

95.     bb)  Das  Perfekt  (Indefini). 

1.  Es  bezeichnet  eine  Thätigkeit,  welche  in  der  Gegenwart  des  Redenden 
vollendet  ist,  mag  sie  in  ihren  Wirkungen  und  Folgen  in  die  Gegenwart 
reichen    oder    nicht:    Eu  vaiu  le  peuple  en  deuil  .  .  attendra  leur  retour;    Ils 

.    out  vecu  (Barthelemy  et  Mery). 

Bei  dieser  Betrachtung  der  Thätigkeit  von  der  Gegenwart  aus  ist  es  natür- 
lich, das  Perfektum  zu  verwenden,  wenn  ausdrückliche  Zeitbestimmungen,  wie 
aujourd'hui,    ce  matin,    ce  soir,    cette    semaine,    ce    mois-ci,    cette 


§  95.     Zeitformen  der  Gegenwart.     Perfekt.  333 

annee,  le  siecle  qui  court  etc.,  die  vergangene  Thätigkeit  auf  die  Gegen- 
wart des  Redenden  beziehen:  II  a  fait  bien  chaud  aiijourd'hiii  (Acad.).  En 
renfrant  chez  moi  ce  soir,  j'ai  appris  qua  le  citoyen  Didot  venait  d'eprouver 
un  grand  sujet  de  chagrin  (B.  de  St.-Pierre).  Ueberhaupt  hat  diese  Zeitform 
im  Französischen  bei  der  Darstellung  dessen,  was  unmittelbar  noch  das  Interesse 
des  Redenden  in  Anspruch  nimmt,  eine  weitere  Ausdehnung  als  in  anderen 
Sprachen  erhalten:  J'ai  eu  une  assez  longue  conversation  avec  Firmin  .  .  J'ai 
commence  par  l'assnrer  que  son  mariage  avec  toi  etait  certain:  il  s'est 
obstine  ä  me  dire  que  non;  et  il  m'a  toujours  repondu  lä-dessus  froide- 
ment  .  .  Ensuite  je  lui  ai  dit  que  je  voulais  te  donner  une  dot;  et  alors  il 
m'a  repondu  tres-gaiement,  il  m'a  saute  au  cou,  et  n'a  plus  doute  de 
t'epouser  demain.  Apres  cela,  je  lui  ai  confie  que  pour  des  raisons  dont  je 
Tai  fait  juge,  je  ne  pouvais  pas  payer  ta  dot  le  jour  meme  de  ton  mariage, 
et  il  est  retombe  dans  ses  doutes  .  .  Oh!  tout  cela  m'a  paru  clair,  et  j'ai 
conclu  .  .  que  Firmin  ne  t'aime  pas  (Florian). 

Dass  von  der  angedeuteten  Sphäre  der  unmittelbaren  Gegenwart  jedoch 
nicht  abgesehen  werden  dürfe,  ist  ein  Vorurtheil  der  Grammatiker;  die  Thätig- 
keiten  können  auch  mit  Beziehung  auf  die  aus  der  Gegenwart  des  Redenden 
abgelöste  Vergangenheit  betrachtet  werden:  ,Si  c'etait  moi"  me  disait-il  ce 
matin  (Beaumakchais).  Ce  matin  nous  nous  sommes  rendus  chez  le  ministre: 
il  n'y  etait  pas;  nous  resolümes  de  l'attendre  (Dessiaux). 
2.  Dies  Perfekt  kann  von  jeder  vergangenen  Thätigkeit  gebraucht  werden, 
wenn  sie  lediglich  mit  Bezug  auf  den  gegenwärtigen  Redeakt  ausgesprochen 
wird,  auch  wenn  sie  an  sich  Glied  einer  historischen  Reihe  ist;  am  Gewöhn- 
lichsten ist  dies  freilich,  wo  einzelne  oder  allgemeine  Thatsachen  der  Ver- 
gangenheit ohne  Verbindung  erwähnt  werden:  Je  vous  ai  ecrit  il  y  a  une 
quinzaine  de  jours  (B.  de  St.-Pierbe).  II  n'est  parti  que  d'hier  (Acad.).  — 
Homere  a  cree  l'epopee  (Ead.).  Les  ecrivains  fran^ais  qui  se  sont  occupes 
de  l'histoire  depuis  la  Revolution,  ont  pris  des  routes  opposees ;  les  uns  sont 
restes  fideles  aux  traditions  de  l'ancienne  ecole,  les  autres  se  sont  attaches 
ä  l'ecole  nouvelle  (Chateacbr.).  —  J'ai  tenu  hier  ma  seconde  seance .  .;  j'ai 
ete  comble  d'applaudissements  (B.  de  St.-Pierre). 

Den  Wechsel  des  Perfektum  indefinitum  und  definitum  finden  wir  öfter 
bei  Dichtern:  La  crainte  fit  des  dieux,  l'audace  a  fait  les  rois  (Crebillon). 
II  a  vecu  cent  ans,  il  fut  cent  ans  utile  (Fontanes). 

In  der  Erzählung  vergangener  Ereignisse,  deren  objektive  Natur  keine 
Einmischung  des  Standpunktes  des  Erzählers  zuzulassen  scheint,  und  wo  das 
Definitivum  seine  Stelle  hat,  tritt  das  Perf.  indef.  öfter  durch  Vermittelung  des 
historischen  Präsens  ein:  Bonaparte  s'avance,  et  son  regard  si  prompt  De  la 
ligne  ennemie  a  mesure  le  front;  Son  genie  a  juge  le  combat  qui  s'apprete, 
Un  plan  vainqueur  jaillit  tout  arme  de  sa  tete  (Barthelemy  et  Mery).  G'est 
maintenant  que  la  veritable  bataille  commence.  Le  premier  consul  a  fait 
de  nouvelles  dispositions.  Tous  les  corps  sont  prets . .  Partout  oii  le  premier 
consul  a  paru,  les  esprits  se  sont  ranimes  (Bignon). 

Ist  die  erzählende  Person  selbst  in  den  Lauf  der  Ereignisse  verflochten 
oder  nimmt  die  Erzählung  Reflexionen  auf,  so  wird  sie  leicht  durch  Perfekta 
def.  unterbrochen,  wie  namentlich  in  brieflicher  Darstellung:  Madame  de  la 
Tour  passa  toute  la  nuit  dans  ces  cruelles  soufi"rances;  et  par  leurs  longues 
periodes  j'ai  juge  qu'aucune  douleur  n'etait  egale  ä  la  douleur  maternelle  (B. 
DE  St.-Pieree). 


334    Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abscbn.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

Die  altfranzösische  erzählende  Dichtung  bedient  sich  häufig  des  Perfektum 
indefinitum,  wo  jetzt  das  Definitum  üblich  ist;  die  naive,  alterthüuiliche  Er 
Zählung  ahmt  dies  nach.     Ungebildete  erzählen  gern  im  Perf.  indefiu. 

3.  Auch  die  Vollendung  in  der  Zukunft  (das  Futurum  II  exaktum)  wird  im 
Indikativ  bisweilen  durch  diese  Zeitform  anticipirt;  wie  der  Konjunktiv  des 
Präsens  den  Konjunktiv  des  Futur  I,  so  ersetzt  der  Konjunktiv  des  Perf.  indef. 
den  Konjunktiv  des  Futur  II.  Die  Analogie  beider  Fälle  ist  einleuchtend:  At- 
tendez,  j'ai  fini  dans  le  moment  (Wailly).  —  .J'attends,  pour  l'epouser,  que 
j'aie  fait  fortune  (Scribk).  Attendons  d'abord  que  je  lui  aie  parle  (Id.). 
Je  ne  mangerai  rien  que  je  n'aie  vu  mon  pere  (Berquin).  Vgl.  Brutus  si  con- 
servatus  erit,  vicimus  (Cic,  Fani.  12,  6).  Hie  vinceudum..  est,  ubi  primum 
hosti  obcurristis  (Liv.  21,  43). 

96.     cc)  Das  ersre  Futurum. 

1.  Durch  diese  Zeitform  wird  eine  Thätigkeit  als  in  der  Zukunft  werdend 
ausgesagt:  Je  le  dis,  le  soutiens  et  je  le  soutiendrai  (Regnabd).  Je  t'aime, 
je  t'aimerai  toiijours  (Scribe).  Veuillez  vous  trouver  ici  dans  huit  jours  .  . 
et  je  vous  confierai  le  reste  de  mon  secret  (Bouilly).  Que  dira  l'avenir 
(Campistron). 

Auch  in  Nebensätzen,  welche  wie  ihr  Hauptsatz  auf  die  Zukunft  bezogen 
sind,  steht  gern  der  Indikativ  des  Futur:  Ecrivequi  voudra  (Boileac).  Vous 
serez  mon  ami,  quand  vous  me  quitterez  (Voltaire).  Ce  sera  Thomme 
qui  honorera  l'etat  (Beaumarchais).  II  en.  arrivera  ce  qu'il  pourra 
(Scribe).  Viens  nous  voir  un  peu  plus  souvent;  mon  pere  t'estime  beau- 
coup,  et  cjuand  tu  connaitras  bien  notre  Nanette,  tu  verras  que  tu  n'au- 
ras  pas  de  meilleure  idee  que  celle  de  devenir  mon  beau-frere  (G.  Sand). 
Lateinisch:  üt  voles  me  esse,  ita  ero  (Plaut.,  Pseud.  1,  3,  11).  Profecto 
tunc  erimus  heati,  qimm  .  .  cupiditatum  erimus  expertes  (Cic,  Tusc.  1,  19). 
Naturam  si  sequeuiur  ducem,  nunquam  alierrabimus  (Off.  1,28).  In 
Nebensätzen,  die  den  Konjunktiv  erfordern,  sowie  in  Bedingungssätzen  mit  dem 
Indikativ,  steht  dagegen  das  Präsens.  S,  oben  S.  332.  Selten  sind  Aus- 
nahmen, wie:  Monsieur  me  croira,  s'il  voudra  (Beaumarchais)  im  Munde  eines 
Ungebildeten. 

2.  Dies  Futur  erscheint  als  Ausdruck  einer  Bitte,  Ermahnung  oder  eines  Be- 
fehles, wenn  der  Redende  das,  was  geschehen  soll,  zuversichtlich  als  das, 
was  geschehen  wird,  ausspricht;  dies  ist  besonders  häufig  in  der  Umgangs- 
sprache: Vous  qui  etes  la  maitresse,  qui  etes  la  reine.,  vous  Ic  voudrez, 
n'est-ee  pas?  (Scribe)  Nous  prendrons  une  petite  fasse  de  the  pour  de- 
jeuner  deiuain,  pas  vrai?  (Droz)  Ces  demoiselles  voudront  bien  m'excuser 
(Berqdin).  Saint-Paul,  tu  prepareras  mon  epee  de  bal  (Dumas).  II  y  a  ce 
matin  un  concert . . .  vous  ni'y  menerez  .  .  Volontiers  .  .  Ah!  mon  Dieu,  non, 
je  ne  peux  pas.  J'ai  ce  matin  un  dejeuner  de  gar^ons  .  .  Vous  le  refu serez 
(Scribe).  Dieu  en  vain  tu  ne  jureras  (Acad).  Lateinisch:  Quod  superest, 
etiam  puerum  Giceronem  curabis  et  amabis  (Cic,  Att.  4,  7.)  In  Aventinum 
ite  .  .  Ibi  .  ,  tribunos  plebis  creabitis  (Liv.  3,  54). 

So  wird  besonders  in  Fragen  nach  dem,  was  geschehen  soll  oder  darf, 
das  Futur  gebraucht:  Qui  annoncerai-je?  lui  demande  le  valet  de  chambre 
^Boüillt).  Prononce;  mourra-t-il?  ou  dois-je  fuir?  (Lemercier)  Commandez! 
que  dirai-je?    (Scribe)  Comment   nommerai-je  cette   sorte  de    gens  qui  ne 


§  96.     §  97.  Zeitformen  der  Gegenwart.     Futurum  1.    Futurum  IL      335 

sont   fins    que    pour    les  sots?   (La  Brcyere)  Vous  le  dirai-je?    Monseigneur, 
c'est  bieii  mal  fait  ä  lui  (Berquin). 

Aehnlich  erscheint  das  Futur  in  Substantivsätzen,  um  den  Gegenstand 
einer  zuversichtlichen  Erwartung  auszudrücken,  wie  nach  Hauptsätzen 
mit  esperer,  s'attendre,  compter  u.  a.,  und  nach  den  Begriffen  des  Gebietens 
oder  Festsetzens,  indem  das  Gebot  die  Form  der  zuversichtlichen  Erwartung 
annimmt  (s.  unten  §  116  und  vgl.  §  105):  Je  m'attends  que  vous  viendrez 
demain  (Acad.).  „L'Angleterre  conipte  que  cbaque  homme  fera  son  devoir." 
(Lamartine)  —  Nous  stipuions  quon  ne  nous  demandera  point  les  mille 
ecus  de  notre  vivant  (Patkd). 

3.  Auch  das,  was  zu  geschehen  pflegt,  wird  als  das,  was  zu  erwarten  ist, 
im  Futur  ausgesprochen:  Qu'avez-vous?  —  Je  n"ai  rien.  —  Mais  .  .  Je  n'ai 
rien,  vous  dis-je,  Repondra  ce  malade  ä  se  taire  obstine  (Boileaü).  Un 
adulateur  ingenieux  epiera  les  traces  de  votre  amour  propre  .  .  et  ne  man- 
quera  pas  de  vous  louer  par  le  titre  qui    vous  chatouille  davantage  (Boiste). 

4.  Häufig  wird  die  gegenwärtige  Thätigkeit  als  zukünftig  ausgesprochen;  so 
erscheint  sie 

theils  als  Voraussetzung,  Vermuthung  oder  Annahme:  Vous  saurez 
que  je  suis  fils  unique  d'un  riche  bourgeois  (Le  Sage).  II  sera  loin  de  se  douter 
que  etc.  (Bocilly).  Enfin,  ce  sera,  je  le  suppose,  un  trait  lance  contre  la 
juridiction  expeditive  (Dupin). 

theils  nimmt  sie  andere  subjektive  Färbungen  an,  wie  die  der  Bescheiden- 
heit, Höflichkeit  oder  Ironie,  welche  das,  was  eben  geschieht,  gleichsam 
als  noch  nicht  geschehen  aussagen:  II  ne  convient  ä  ma  mission  ni  ä  mon 
honneur  que  je  vous  ecoute  plus  longtemps.  —  Comme  il  vous  plaira,  mon- 
sieur  (BEAtMAncHAis).  Pourtant,  songez-y,  vous  dirai-je,  Nous  avons  abattu 
le  dernier  privilege;  Que  reste-t-il  eucor  etc.  (Ponsard);  so  häufig  j'avouerai, 
je  demanderai  etc.,  afr.  auch  je  voudrai  (voldrai,  vorrai)  st.  je  veux,  gr. 
ßovkrjaofxai  u.  dgl. 

5.  Auch  mit  einem  Ausgangspunkte  in  der  Vergangenheit  wird  dies  Futur 
verknüpft, 

wenn  die  für  jenen  Ausgangspunkt  zukünftige  Thätigkeit  dies  auch  noch 
für  den  Redenden  ist,  er  also  seine  Gegenwart  einmischen  kann;  wobei 
dann  die  Vergangenheit  ebenfalls  von  dieser  Gegenwart  aus  gefasst  zu  werden 
pflegt:  II  a  ete  convenu  que  la  duchesse  .  .  viendra  aujourd'hui    (Scribe); 

oder  wenn  in  der  Erzählung  vergangener  Thatsachen  der  Redende  das 
von  da  aus  Zukünftige  mit  lebhafter  Vergegenwärtigung  der  Vergangenheit  von 
seinem  Standpunkte  aus  betrachtet  und  das  Ereigniss  gleichsam  vorhersagt: 
Le  general  Ott  eut  trois  mille  tues,  et  laissa  cinq  mille  prisoiiniers  entre  les 
mains  des  Fran(;ais.  De  cette  bataille  sortira,  pour  le  general  Lunnes,  le 
titre  de  Duc  de  Montebello  (Bignon).  Häufig  und  natürlicher  ist  dieser  Ueber- 
gang,  wenn  dies  Futur  sich  an  ein  Präsens  anschliesst,  welches  statt  eines 
Präteritum  steht:  Dejä  la  ligne  de  defense  est  tracee  sur  ses  cartes;  l'ar- 
tillerie  du  siege  marche  sur  Riga,  ä  cette  ville  forte  s'appuiera  la  gauche 
de  l'armee  (Segur). 

97.     dd)  Das  zweite  Futurum  (Futurum  exaktum). 
1.  Es  stellt   eine    vom  Standpunkt    des  Redenden    aus  zukünftige  Thätigkeit 
in    ihrer  Vollendung   dar,    diese    mag    auf  eine  andere  zukünftige  Thätig- 
keit bezogen  sein  oder  nicht:    II   aura    bientot  fini    (Acad.).     En   un  instant 


336      Dritt.  Tbl.     Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    I.  Grundbestandth. 

je  Taurai  juge  (Scribe).  Je  vous  ait  dit  dejä  que  je  vais  ä  Paris:  j'y  aurai 
bientot  recouYre  les  effets  d'Aurelly;  j'en  ferai  de  Targent  (Beacmarchais). 
Qu'on  m'avertisse  quaud  les  chevaux  seront  arrives  (Id.).  Soyez  sur 
qu'il  justifiera  ce  que  vous  aurez  fait  pour  lui  (Id.).  In  den  letzten 
Fällen  ist  die  Vollendung  der  künftigen  Thätigkeit  die  Voraussetzung  der 
anderen.  Lateinisch:  Quid  inventum  sit,  paulo  post  videro  (Cic,  Acad.  2,  24). 
In  una  urba  universam  ceperitis  Hispaniam  (Liv.  26,  43).  Si  in  omuibus 
innocens  fuero,  quid  mihi  inimicitiae  nocebunt?  (Cic,  Verr.  3,  69)  In 
asyndetischen  Sätzen,  wie:  Qu'ils  les  noniment,  ils  auront  cesse  de  vivre 
(Mignet),  vgl.  Reddite  argentum,  abiero  (Plact.,  Most.  5,  2,  52.),  ist  die  vol- 
lendete Zukunft  ein  energischerer  Ausdruck  des  sicher  eintretenden  Ereignisses. 
Gleich  dem  ersten  Futur  (s.  oben)  erscheint  es  auch  iu  Substantivsätzen, 
um  den  Gegenstand  einer  zuversichtlichen  Erwartung  auszudrücken: 
Nous  attendons  que  notre  esperance  ne  sera  pas  de^ue  (Pascal).  Ordonne 
qu'il  sera  fait  rapport  k  la  cour  (Racise). 

2.  Wie  das  erste  Futur  von  der  gegenwärtigen  Thätigkeit  (s.  oben),  so  wird  auch 
das  zweite  Futur  von  der  in  der  Gegenwart  des  Redenden  nach  seiner  Vor- 
aussetzung vollendeten  Thätigkeit  gebraucht;  hier  kann  die  Bewährung 
der  Aussage  noch  der  Zukunft  angehören:  Attends,  et  souviens-toi  que  je 
I'aurai  predit,  Qu'il  lui  donne  ä  ta  honte  et  son  trone  et  ton  lit  (Lemercieb). 
N'aurai-je  donc  re^u  sa  foi  que  pour  la  trahir  äTinstant?  (Beaumarchais), 
oder  die  Aussage  steht  schlechthin  als  Vermuthung  oder  Annahme  einer  schon 
vollendeten  Thatsache:  Qui  sait  encore  ce  qu'il  aura  fait  de  pis?  (Bebqdik) 
Non,  11  n'est  pas  coupable.  II  aura  rendu  quelque  grand  Service  etc.  (Beac- 
marchais). Ces  lieux  sont  solitaires.  Elle  est  rentree  au  camp  .  .  Oui,  j'au- 
rai  trop  tarde  (Chateacbr.).  Jamals,  ä  coup  sür,  11  n'aura  fait  autant  de 
bruit  de  son  vivant  (von  einem  Todten)  (Scribe).  Tu  m'auras  fait  ici 
quelque  coup  de  ta  tete  (Regnard). 

2.  Das  zweite  Futur  wird  auch,  wie  das  erste,  mit  einem  Präsens  statt  eines 
Präteritum  verknüpft  (s.  oben  §96.  5.):  C'est  daus  Sniolensk  qu'il  veut  la 
prevenir  (l'armee  ennemie);  s'il  reussit,  il  aura  separe  l'armee  russe  .  ,  eile 
sera  releguee  dans  le  nord;  il  aura  effectue  dans  Smolensk  .  .  ce  qu'il 
a  teute  vainement  h  Vitepsk  (Segor). 


98.     b.    Die  Zeitformen   der   Vergangenheit   oder  Präterita. 

aa)  Das  Im  perfektum  und  das  Perfektum  definitum.  Beide  Zeitformen 
stehen  auf  demselben  Boden  der  Vergangenheit,  welche  der  Redende  nicht  mehr 
von  seiner  Zeitsphäre  aus  betrachtet,  indem  er  sich  vielmehr  aus  dieser  schlecht- 
hin auf  den  Boden  der  objektiven  Vergangenheit  versetzt.  Durch  beide  Zeit- 
formen wird  in  jener  von  der  Beziehung  auf  den  Redenden  abgelösten  Sphäre 
die  werdende  Thätigkeit  dargestellt,  dem  Präsens  der  ersten  Reihe  der  Zeit- 
formen analog.  Der  Unterschied  des  Imperfekt  und  des  Definitum  lehnt  sich 
zum  Theil  an  den  des  lateinischen  Imperfekt  und  Perfekt  an,  obwohl  das  lateini- 
sche Perfekt  die  aoristische  Katur  mit  der  des  eigentlichen  Perfekt  verbindet, 
welches  im  Französischen  in  seiner  zusammengesetzten  Form  scharf  davon  ge- 
sondert ist.  Das  längere  Schwanken  des  Altfranzösischen  in  der  Verwendung 
beider  Zeitformen  hörte  mit  der  Feststellung  einer  allgemeinen  Schriftsprache 
auf.  S.  Mätzner,  Synt.  I,  p.  94.  Das  Imperfekt  bewahrte  den  Charakter  an- 
schaulicher Darstellung  einer  vormals  gegenwärtigen,  in  ihrem  Werden  und 


§  99.    Zeitformen  der  Vergangenheit.    Imperfekt.  337 

Verfliessen  oder  in  ihrer  unmittelbaren  Lebendigkeit  und  Ent- 
wickelung  aufgefassten  Thätigkeit,  während  das  Perfektum  definitum  eben 
diese  Thätigkeit  als  eine  abgeschlossene  Thatsache  oder  als  ein  zu- 
sammengefasstes  Moment  darzustellen  bestimmt  ward.  Der  Unterschied 
beider  knüpft  sich  nicht  an  Zeitausdehnung  und  Zeitkürze,  er  ist  lediglich 
logischer  Natur;  das  Imperfekt  erweckt  die  konkretere  Anschauung,  das 
Perfektum  definitum  die  abstraktere  Vorstellung  der  Thätigkeit;  jenes  lässt 
mehr  die  einzelnen  Momente,  dieses  mehr  die  Totalität  erscheinen.  Darum 
ist  das  letztere  insbesondere  die  historische  Zeitform,  worin  die  entwickelte 
Handlung  zum  einfachen  Akte  wird;  wogegen  das  erstere  als  die  schil- 
dernde und  beschreibende  gefasst  werden  kann. 

99.  a.  Das  Imperfekt  findet  sich  demnach  im  Allgemeinen  da  -verwendet,  wo 
der  Berichterstatter  über  die  Vergangenheit  die  Thätigkeit  nicht  als  ein 
anderen  Momenten  gegenüber  abgeschlossenes  Moment  anschaulich  macht 
sondern  von  jenen,  die  als  ein  Vorher  und  Nachher  erscheinen,  absieht, 

1.  Darum  steht  es  da,  wo  Zustände,  Gesittung  und  Gesinnungen 
wie  Gewohnheiten  der  Vergangenheit  dargestellt  werden:  Les 
Arabes  erraient  en  silence  sur  le  Sinai  comme  les  ombres  du  peuple 
de  Diea.  Les  aspirans  du  ciel  exer9aient  un  graud  pouvoir  sur  la 
terre:  les  empereurs  les  envoyaient  consulter  (Chateaubr,).  Augustin 
etait  propre,  mais  simple  daus  ses  vetements  .  .  II  etait  chausse  et 
disait  ä  ceux  qui  allaient  pieds  nus:  „J'aime  votre  courage; 
souffrez  ma  faiblesse."  Aucune  femme  n'entrait  dans  sa  maison  ..■ 
s'il  etait  absolument  oblige  de  communiquer  avec  des  femmes,  il 
ne  leur  parlait  qu'en  presence  d'un  pretre:  il  se  souvenait  de  sa 
chute.  II  mourut  dans  Hippone  assiegee  (Id.).  Roland  etait  l'oppose 
de  Dumouriez:  c'etait  un  caractere  que  la  liberte  trouvait  tout  fait .  . 
Roland  avait  des  mauieres  simples  .  .;  il  aimait  la  liberte  avec 
enthousiasme,  ei  il  etait  capable  de  lui  coosacrer  .  .  sa  vie  entiere 
(Mignet).  Jerusalem,  ses  maisons  carrees,  ses  galeries  .  .  etaient 
entourees  d'une  triple  muraille.  La  premiere  enceinte  .  .  commen^ait 
ä  la  tour  d'Hippicos,  continuait  du  cote  de  l'orient  vers  le  palais 
de  marbre  oü  s'assemblaient  les  vieillards  et  les  sages,  et  allait 
finir  au  portique  du  temple.  Du  cote  de  l'occident,  eile  s'etendait 
vers  Betso  etc.  (Capefigüe).  Lat.  Maiores  nostrl  libertis  non  multo 
secus,  ac  servis  imperabant  (Cic,  Qu.  Fr.  1,  1,  4).  Quum  Verres 
ad  aliquod  oppidum  venerat,  eadem  lectica  usque  in  cubiculum  defe- 
rebatur  (Cic,  Verr.  5,  11).  Caesar  Alisiam  circumvajiare  instituit. 
Erat  oppidum  in  colle  summo,  cujus  collis  radices  duo  .  ,  flumina 
subluehant.  Ante  id  oppidum  planities  patebat,  reliquis  ex  Om- 
nibus parlibus  colies  oppidum  eingebaut  (Caes.,  B.  G.  7,  69). 

2.  Das  Imperfekt  wird  auch  gern  gewählt,  wo  das  gleichzeitige 
Werden  der  Thätigkeiten  zu  veranschaulichen  ist:  Lorsqu'il  etait 
laquais,  il  n'etait  pas  si  sage  (Qlinauli).  Les  vaisseaux  restaient 
ä  sec,  tant  que  dural t  fhiver  (Le  Bas).  Au  moment  oü  ce  nom 
reteutissait,  M.  Guizot  .  .  sortait  enfin  .  .  des  Tuileries  (Lamar- 
tine), Pendant  que  les  assieges  avaient  ä  soutenir  tant  d'attaques, 
leur    flotte    effectuait  une  descente  .  .  et    detruisait  les  moissons 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  22 


338     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

(Dard).     Lat,    Catilina   erat  unus  timendus  tarn  diu,    dum  moenibns 
urbis  continebatur  (Sall.,  Cat.  3,  7). 

Es  versteht  sich,  dass  solche  parallele  Vergangenheiten  auch  als 
historische  Momente  zusammengefasst  oder  als  für  den  Redenden  in 
seiner  Gegenwart  vollendet  einander  gegenübergestellt  werden  können: 
Pendant  que  les  Romains  mepriserent  les  richesses,  ils  furent 
sobres  et  vertueux  (Bossuet).  —  Tandis  qu'Atala  a  vecu,  je  vous  ai 
sollicite  moi-meme  de  demeurer  aupres  de  moi  (Chateaubr.).  Lat. 
Hoc  feci,  dum  licuit  (Cic,  Phil.  3,  13). 

Ist  dagegen  dieser  Parallelismus  nicht  vorhanden,  so  tritt  eine 
Thatsache,  welche  anderweitig  selbst  als  die  andere  Thätigkeit  unter- 
brechend oder  abbrechend  betrachtet  werden  kann,  im  Perfektum 
definitum  auf:  Pendant  que  ceci  se  passait  dans  l'assemblee  et  dans 
Paris,  les  emigres  .  .  furent  consternes  de  son  arrestation  (de 
Louis  XVI)  (Mignet).  Elle  etait  prete  d'epouser  le  sultan,  lorsque 
le  jeune  Fran(?ais  arriva  (Voltaire).  Lat.  Jam  ver  adpetebat, 
quum  Hannibal  ex  hibernis  movit  (Liv.  22,  1). 

3.  Einerseits  wird  durch  das  Imperfekt  die  werdende  Vergangenheit  in 
ihrer  Allgemeinheit  der  Gegenwart  des  Redenden  gern  gegenüber- 
gestellt: Oü  souriait  l'enfance,  est  assis  le  trepas  (Sodmet).  J'obe- 
issais  alors  et  vous  obeissez  (Racine).  Hier  on  m'adorait,  au- 
jourd'hui  on  m'exile  (Delavigne);  auch  der  Zukunft:  J'etais  folle 
alors,  je  ne  le  serai  plus  (Scribe)  ;  andererseits  wird  die  in  die  un- 
mittelbare Gegenwart  des  Redenden  reichende,  obwohl  ab- 
geschlossene Vergangenheit  durch  das  Imperfekt  bezeichnet,  namentlich 
in  der  Umgangssprache:  II  y  a  peu  de  moments  qu'il  etait  ici 
(Acad.).  C'est  precisement  ce  que  tont  k  l'heure  me  disait  ma 
femme  (Scribe).  Oui,  tont  ä  Fbeure  j'etais  un  extravagant  (Id.).  Oü 
donc  est-il  (le  billet)?  tantot  encore  je  l'avais  (Collin  d'Harleville). 
Qui?  ce  poete  chicaneur  dont  vous  parliez  ä  l'instant?  (Picaed) 
Que  vous  disais-je?  (Scbibe)  Ce  niatin  Daiglemont  Ecrivait  ä 
Dortis,  et  Dortis  lui  repond  (Andrieux),  Lat.  Ego  sum  multum  cum 
Phaedro  in  Epicuri  hortis,  quos  modo  praeteribamus  (Cic,  Ein. 
5,  1).  Tuum,  obsecro,  ne  hoc  dictum  erat?  vetus  credidi  (Ter., 
Eun.  3,  1,  38). 

4  Wie  einzelne  Begebenheiten  der  Vergangenheiten  durch  das 
Imperfekt  ausgedrückt  werden,  wenn  sie  dem  Redenden  lebendiger 
vorschweben,  wie  in:  Je  lui  en  parlais  encore  l'autre  jour  (Scribe), 
so  kann  auch  eine  mit  lebhafterem  Interesse  erzählte  Reihe  von 
Thatsachen  durch  das  Imperfekt  statt  des  Perfektum  definitum  auf- 
geführt werden.  Dies  geschieht  namentlich,  wo  die  einander  folgenden 
Ereignisse  als  die  Schilderung  einer  Situation  erscheinen:  Combien 
leurs  adieux  furent  tendres!  Ils  se  pressaient  mutuellement  contre 
leur  sein,  se  quittaient,  revenaient  s'embrasser  encore.  Leurs 
Coeurs  .  .  tremblaient  pour  les  moindres  hazards  qui  pouvaient  menacer 
leur  ami.  Gonzalve  demandait  ä  Lara  de  ne  point  chercher  les 
perils  .  .  Lara  suppliait  Gonzalve  de  moderer  sa  fierte  naturelle.  . 
Tous  deux  invitaient  Isabelle  ä  cousentir  qu'ils  partissent  eusemble  .  . 
Gonzalve  fut  force  de  mettre  ä  la  volle    (Florian).     Besonders  häufig 


§  99.     Zeitformen  der  Vergans:enheit.     Imperfekt.  339 

ist  der  Gebrauch  des  Imperfekt  der  Zeitwörter  des  Aussagens, 
wenn  die  Aussige  wörtlich  angeführt  wird;  hier  wird  der  Hörer  oder 
Leser  gleichsam  mitten  in  den  Verlauf  der  Thätigkeit  gestellt:  Votre 
bienfaisance  vous  trahira,  lui  repond  Ducis,  .  .  Avouez,  reprenait 
doucement  le  digne  pasteur,  avouez  cjue  la  revocation  du  terrible 
anatheme  .  .  a  porte  dans  vos  sens  un  calme  salutaire  .  .  n'est-ce 
pas  un  engagement  pris  avec  Dieu  .  .  d'ouvrir  les  bras  ä  votre  fils?  — 
Jamais,  non  jamais!  repetait  avec  force  le  vieux  comte:  plutot  cent 
fois  la  mort  (Bocill-?). 

Das  Imperfekt  findet  sich  auch  da  verwendet,  wo  eine  in  der  Ver- 
gangenheit werdende  Thätigkeit  nicht  zur  Vollendung  kam,  ob- 
gleich nicht  die  Zeitform  als  solche,  sondern  der  ausgesprochene  oder 
angedeutete  Gegensatz  des  Resultates  mit  dem  veranschaulichtea 
Werden  der  Thätigkeit  dem  Imperfekt  diesen  Charakter  giebt,  den 
man  als  conatus  rei  faciendae  bezeichnet  findet:  Moi,  je  me 
noyais  un  beaujourdans  la  Tamise,  tu  m'as  tire  de  Feau  (V.Hugo). 
Lat.  Num  dubitas  id  me  imperante  facere,  quod  jam  tua  sponte 
faciebas?  (Cic,  Cat.  1,  5) 

Dieselbe  Anschauung  liegt  den  Hauptsätzen  hypothetischer  Satz- 
gefüge zu  Grunde,  deren  NichtVerwirklichung  aus  dem  Zusammen- 
hange hervorgeht:  Si  le  bras  du  Türe  n'avait  fait  un  mouvement,  .  . 
le  roi  etait  mort  (Voltaire).  Si  j'avais  dit  un  mot,  on  vous  don- 
nait  la  mort  (Id.).  Je  pouvais  .  .  gagner  cette  victoire  Si  le  ciel 
n'eüt  voulu  m'en  derober  la  gloire  (Moliere).  Lat.  Etiam  si  immen- 
sum  imperii  corpus  Stare  ac  librari  sine  rectore  posset,  dignus  eram, 
a  quo  respublica  inciperet  (Tag.,  H.  1,  16).  Si  per  L.  Metellum 
licitum  esset,  matres  illorum,  uxores,  sorores  veniebant  (Gig.,  Verr. 
5,  49).  Hier  verwendet  das  Lateinische  auch  das  Perfekt,  welches  der 
Franzose  vermeidet:  Occasio  egregie  rei  gerendae  fuit,  si  protinus  de 
via  ad  castra  obpugnanda  duxisset  (Liv.  31,  21). 

Die  Bescheidenheit  bedient  sich  dieser  Zeitform  von  der  sich  eben 
vollziehenden  Handlung,  welche  dadurch  auf  eine  frühere  Stufe  ver- 
setzt wird:  Qu'y  a-t-il?  —  Je  venais  annoncer  que  j'avais  vu  eutrer 
dans  la  cour  du  palais  la  voiture  de  madame  la  duchesse  (Scribe). 
C'est  vous!  —  Oui,  j'apportais  ä  madame  la  comtesse  .  .  cette  ro- 
mance  d'Othello  etc.  (Id.). 

Vom  weitesten  Umfange  ist  der  Gebrauch  des  Imperfekt  in  Verbin- 
dung mit  anderen  Zeitformen  der  Vergangenheit  (oder  der 
Vollendung  in  der  Gegenwart)  sowohl  in  beigeordneten  und  über- 
geordneten als  in  untergeordneten  Sätzen,  in  denen  dies  Im- 
perfektum die  allgemeine  Sphäre,  in  welche  die  Thatsachen  fallen, 
charakterisirt,  die  Beweggründe,  Gesinnungen  und  Absichten  der  han- 
delnden Personen  ausdrückt,  oder  Reflexionen  des  Berichterstatters 
darlegt  Es  unterbricht  den  Fortschritt  der  Erzählung  und  stellt  die  ab 
geschlossenen  Thatsachen  in  die  Sphäre  von  Thätigkeiten,  durch  welche 
sie  objektiv  (durch  Substantivsätze)  oder  in  örtlicher,  zeitlicher, 
kausaler  und  modaler  Beziehung,  sowie  ihre  Subjekte  oder  Objekte 
in  attributiver  Weise  bestimmt  werden. 

22* 


340    Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

«a.  Das  Imperfekt  in  beigeordneten  und  übergeordneten  Sätzen 
und  Parenthesen:  Je  n'etais  pas  eloigne  de  la  riviere:  je  vis 
pres  de  lä  des  pas  fraichement  iniprimes  de  deux  hippopotames 
(Le  Vaillant).  Je  n'etais  que  depuis  trois  jours  ä  Atbenes 
quand,  ä  ma  grande  surprise,  je  me  trouvai  nez  ä  nez  avec  notre 
homnie,  daus  Fun  des  carrefours  de  la  rue  d'Hermes  (Cherbcliez). 
II  etait  neuf  heures  et  deruie  quand  les  deux  chefs  .  .  se  ren- 
contrerent  (Beaüchamp).  La  duchesse  se  mit  en  marche,  eile 
tenait  par  la  main  le  comte  de  Paris  etc.  (Lamartine).  Elle  se 
mit  a  fuir,  mais  il  etait  trop  tard  (L.-P.  Segub).  Le  maitre  de 
la  maison,  que  j'eus  quelque  peine  ä  reveiller,  car  la  nuit  etait 
avancee,  me  dit  etc.  (Id.).  La  duchesse  de  Berry  .  .  lui  dispu- 
tait  le  tröue;  il  lui  laissa  enlever  le  voile  de  sa  vie  privee  de 
femme  (Lamartine).  Sa  marche  fut  precedee  par  un  manifeste 
.  .  Charles  par  cet  ecrit  invitait  tous  les  Polonais  ä  joindre  leur 
vengeance  ä  la  sienne  (Voltaire).  Lat.  Cimon  celeriter  ad  prin- 
cipatum  pervenit;  habebat  enim  satis  eloquentiae  etc.  (Nep. 
5,  2).  Ipse  Carthaginem  rediit  .  .  Neque  vero  tum  ig  norabat, 
se  ad  crudelissimum  hostem  .  .  proficisci  (Cic,  Off.  3,  27). 

Dahin  gehören  auch  beigeordnete  Nebensätze,  wie:  Je  me  rap- 
pelle  encore  un  prix  de  sagesse  que  tu  as  obtenu  et  que  je 
meritais  (Scribe). 

In  Verknüpfung  mit  dem  Definitum  dient  es  oft  zugleich  der 
Antithese  in  der  Gegenüberstellung  eines  Zustandes  und  einer  That- 
sache,  welche  diesem  Abbruch  thut  oder  ihn  aufhebt:  La  ville 
etait  abondamment  approvisionnee,  il  la  couvrit  d'un  deluge  de 
feux  pour  incendier  les  magasins.  La  garnison  etait  renforcee,  il 
la  fatigua  par  des  assauts  (Daec).  Les  accuses  avaient  des 
defenseurs;  ils  n'en  eurent  plus  .  .  on  les  jugeait  individuelle- 
ment;  on  les  jugea  en  masse  (Mignet). 
ßß.  In  untergeordneten  Sätzen:  Comme  le  desespoir  lui  otait  la 
raison,  pour  prevenir  sa  perte,  Domingue  et  moi  lui  attachämes 
a  la  ceinture  une  longue  corde  (B.  de  St.-Pierre).  Frederic  second 
qui,  tout  roi  qu'il  etait,  futunpenseur  profond  (Andbiecx).  Lat. 
Patres  nonnihil  etiam  ob  hoc,  quia  parum  dignitatis  in  legatione 
erat,  negaverunt  pacem  (Liv.  30,  30). 

Hier  sind  die  Adjektivsätze  zu  bemerken,  welche  ein  Subjekt 
oder  Objekt  so  charakterisiren,  dass  ihr  Inhalt  nicht  selbst  als  ein 
abgeschlossener  Akt  getasst  wird:  On  proclama  .  .  une  loi  mar- 
tiale,  qui  autorisait  la  municipaüte  ä  faire  usage  de  la  forc* 
(Mignet).  Robespierre,  qui  passait  pour  le  fondateur  de  cette 
democratie  morale,  parvint  alors  au  plus  haut  degre  d'eievation 
(Id.).  J'ai  toujours  eu  des  idees  que  tu  ne  partageais  pas 
(Scribe).  Lat.  Thucydides,  qui  et  Atheniensis  erat  et  summo  loco 
natus  .  .,  tantum  mortuum  scripsit  Themistoclem  et  in  Attica 
clam  humatum  (Cic,  Brut.  11). 

Werden  dagegen  die  in  Nebensätzen  bezeichneten  Thätigkeiten 
selbst  zugleich  als  historische  Momente  aufgefasst,  so  nehmen  sie 
auch  das  historische  Tempus  auf:  On  a  dejä  dit  que  la  nation  avait 
le  droit  de  reprendre  les  domaines  .  .  par  cela  seul,    que  dans  le 


§  99.     Zeitformen  der  Vergang^enheit.     Imperfekt.  34I 

principe  ces  biens  ne  furent  consacres  qu'aux  depenses  de  la 
royaute  (Mirabeau).  —  Deux  invalides  qu'on  prit  pour  des  espions, 
furent  massacres  (Mignet). 

Unter  den  Substantivsätzen  sind  die  nach  Verben  des 
Empfindens,  Denkens  und  Darstellens  eintretenden  Nebensätze  mit 
dem  Imperfekt  zu  beachten,  deren  Inhalt  auch  noch  für  den  Reden- 
den in  seiner  Gegenwart  Gültigkeit  haben  kann:  On  se  demanda 
de  quel  droit  les  princes  de  l'Europe  intervenaient  dans  notre 
gouvernement  (Mignet).  Morosini  sentit  qu'ii  etait  inevitable  de 
capituler  (Darü).  II  apprit  .  .  que  .  .  les  Ecossais  avaient  pris 
Carlisle  et  marchaient  vers  le  midi  (Güizot).  —  J'ai  trouve 
que  la  liberte  valait  encore  mieux  que  la  sante  (Voltaire).  On 
me  l'avait  bien  dit  que  les  marätres  tourmentaient  les  enfants 
de  leurs  marls  (Berquin).  Mit  Rücksicht  auf  den  Standpunkt  des 
Redenden,  seine  Ansicht  und  Mitwissenschaft  kann  hier  nach  einem 
Hauptsatze,  welcher  auf  die  Vergangenheit  geht,  das  Präsens  ge- 
braucht werden:  Si  Ton  eüt  pretendu  qu'on  savait  que  la  terra 
ne  tournait  pas,  on  n'eüt  point  puni  Galilee  pour  avoir  dit 
qu'elle  tourne  (J.-J.  Rousseau).  Enthält  der  Substantivsatz  ein 
historisches  Moment,  so  steht  natürlich  das  Perfektum  definitum: 
On  a  SU  par  lui  que  son  projet  n'echoua  que  la  veille  de  l'exe- 
cution  (Lacretelle). 

Bisweilen  findet  man  hier  das  Imperfekt  im  Indikativ  von 
einer  von  dem  Standpunkte  der  Vergangenheit  aus  zukünftigen 
Thätigkeit:  II  me  jurait  que  jusques  ä  la  mort  Son  amour  me 
laissait  maitresse  de  son  sort  (Racine),  wo  das  Imperf.  Fut.  seine 
Stelle  hat.  Dieser  Indikativ  verhält  sich  hier  nicht  anders  als  der 
sonst  so  gebräuchliche  Konjunktiv  (s.  unten  S.  344),  doch  wird  er 
wegen  seiner  Zweideutigkeit  vermieden. 

Ebenso    tritt    umgekehrt    das  Imperfekt    für    das  Plusquam- 
perfekt ein:    Darius,    qui    peu    de  jours  auparavant  couvrait  la 
terre    de    ses    armees,   arriva  seul  .  .  ä  Soque  (L.-P.  Segdr).     Das 
Zeitverhältniss  wird  hier  anderweitig  klar. 
7.    Von    häufiger    Anwendung    ist    das    Imperfektum    im   Nebensatze 
eines    hypothetischen    Satzgefüges,    dessen  Inhalt   als   nicht 
verwirklicht  gedacht  wird.     Hier  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden: 
««.    Der  Nebensatz  enthält  eine  Bedingung,  welche  der  Vergangenheit 
angehört  und  deren  NichtVerwirklichung  in  der  Vergangenheit  auch 
die  im  Hauptsatze  ausgesprochene  Folge  aufhob:  Si  ces  brefs  par- 
venaient    aux    eveques  .  .  il  etait  ä  craindre  que  quelques-uns 
n'obeissent  par  faiblesse  (Voltaire).    Die  NichtVerwirklichung  geht 
nur  aus  dem  Zusammenhange    hervor;   denn    auch  das  Gegentheil 
kann    hier    stattfinden:    Si    les    Romains    l'emportaient    sur   les 
vainqueurs  par  la  civilisation,  ceux-ci  leur  etaient  superieurs  en 
vertus  (Chateaubr.).    Si  Lara    connaissait   Torgueil,    c'etait  en 
parlant  de  Gonzalve    (Florian).     Uebrigens  erledigt  sich  jener  Ge- 
brauch im  Nebensatze  wie  im  Hauptsatze  aus  dem,    was   oben  an- 
geführt ist. 
ßß.    Der  Nebensatz   stellt    eine  unverwirklichte  Bedingung   auf,    welche 
auf  die  Gegenwart  und  Zukunft  bezogen  wird:    Si   mon  coeur 


342     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

etait  libre,  il  pourrait  etre  ä  vous  (Regnard).  S'il  revenait  .  . 
Tous  seriez  fort  embarrasse  (äcad.),  Ces  quatre  voix,  si  je  pou- 
vais  les  lui  donner,  je  serais  toute-puissante  (Scribe).  Nos  Ties 
ne  seraient  pas  en  sürete,  si  nous  restions  ici  (ärago).  Si  sa 
sante  le  lui  permettait,  il  sortirait  (Scribe).  Auch  mit  Weg- 
lassung des  Hauptsatzes:  Ce  qu'un  cbeval  fait  par  force,  il  ne 
Tappreud  pas,  et  cela  ne  peut  etre  beau,  non  plus  que  si  on 
voulait  faire  danser  un  homme  ä  coups  de  fouet  et  d'aiguillon 
(Cherbüliez).  Ici  le  bon  eure  s'arreta  plein  d'epouvante:  ,Mi- 
sericorde!  si  mes  paroissiens  ra'entendaient!  .  ."  (Daudet)  Das 
Lateinische  verwendet  hier  den  Konjunktiv:  Non  possem  vivere, 
nisi  in  literis  vivereni  (Cic,  Fam.  9,  26).  Si  semper  omnia 
teuere  posseniuS,  haud  sane  consilio  mnltum  egeremus  (Part. 
25).  Hier  wird  dasjenige,  dessen  Verwirklichung  der  Gegenwart 
und  Zukunft  abgesprochen  werden  soll,  in  der  Form  der  Ver- 
gangenheit dargestellt,  uiu  den  Widerspruch  des  angenommenen 
und  doch  nicht  verwirklichten  Ereignisses  anschaulicher  zu  machen. 

00.  ß.  DasPerf.  definitum  hat  im  Französischen  hauptsächlich  die  Bedeutung 
der  erzählenden  Zeitform  erhalten,  welche  die  in  der  Vergangenheit 
werdende  Thätigkeit  als  ein  abgeschlossenes  Ganze  anschaulich  macht. 

1.  Auch  alleinstehend  oder  ohne  Beziehung  auf  eine  fortlaufende  Reihe 
von  Thatsachen  kann  es  die  Thätigkeit  als  eine  einfache  Thatsache 
darstellen,  wobei  die  zeitliche  Ausdehnung  derselben,  so  wie  ihre 
Wiederholung  in  Zwischenräumen  gleichgiiltig  ist;  eiu  ganzer  Ver- 
lauf von  Ereignissen  kann  dadurch  in  eine  einzelne  Vorstellung  zu- 
sammengefasst  werden.  II  partit  hier  (Acad.).  C'est  Boileau  qui  le 
Premier  enseigna  l'art  de  parier  tonjours  convenablement  (Voltaire). 
Aux  siecles  de  Midas  on  ne  vit  point  d'Orphees  (Id.).  Qui  ne  sait 
se  borner,  ne  sut  jamais  ecrire  (Boileai).  Le  luarquis  de  Ville  fut 
blesse  trois  ou  quatre  fois  (Daru). 

2.  Es  kann  in  Gegensatz  zur  unmittelbaren  Gegenwart  des 
Redenden  treten:  Ce  qui  fut  bien  hier  peut-il  etre  mal  aujourd'hui? 
(Acad.)  Elle  fut  sa  nourrice,  eile  devient  son  guide  (Legocve). 
Lyon  fit  la  guerre,  Lyon  n'est  plus  (Barrere  bei  Mignet).  Afr.  Fous, 
fait  il,  toz  dis  fustes  e  estes  e  serrez  (Thom.  v.  Canterbcby). 
Vgl.  lat.  Filium  unicum  adolescentem  habeo  .  .  imo  habui 
(Ter.,  Heaut.  1,  1,  42),  obwohl  das  lateinische  Perfektum  nicht  ganz 
analog  ist. 

Mit  anderer  Färbung  tritt  das  Perfektum  definitum  dem  Perfektum 
indefinitum  gegenüber:  Pison  nous  offeusa;  Pison  s'est  repenti 
(ärnault);  das  erstere  lässt  den  Blick  lediglich  auf  einen  Akt  der 
Vergangenheit  richten,  das  zweite  weist  auf  eine  für  die  Gegenwart 
vollendete  Thatsache,  stellt  also  die  Verhältnisse  der  Gegenwart  zu- 
gleich jener  Thatsache  gegenüber.  Umgekehrt  in:  Si  j'ai  vecu,  ce 
ne  fut  qu'un  moment  (Parny). 

3.  In  der  Erzählung  giebt  eine  auf  einander  folgende  Reihe  von  Defi- 
niten  ebenso  viel  fortschreitende  Momente  der  Handlung  an, 
wenn  nicht  eine  anderweitig  angedeutete  oder  ausgesprochene 
Bezeichnung    derselben    ihre  Gleichzeitigkeit  ausspricht;    an    und 


§  100.     Perf.  defin.     §  101.    Konj.  des  Imperf.  u.  Perf.  defin.  343 

für  sich  drückt  die  Zeitform  den  Fortschritt  nicht  aus,  obwohl  die 
Abgeschlossenheit  der  Thatsachen  die  Vorstellung  eines  zeitlichen 
Fortschritts  überall  leicht  voraussetzen  lässt:  Ainsi  la  philosophie  fut 
pratiquee  secretement  par  les  pretres;  c'est  le  premier  pas;  eile  fut 
etudiee  par  quelques  hommes  superieurs  de  la  Grece  hors  des  sanc- 
tuaires:  c'est  le  second  pas;  eile  fut  livree  ä  la  foule  par  les  chre- 
tiens;  c'est  son  troisieme  et  dernier  pas  (Chateaubr.).  II  se  rendit 
le  soir  ä  la  Societe  populaire.  II  fut  reQU  avec  enthousiasme.  II 
lut  le  discours  .  .,  et  les  Jacobins  le  couvrirent  d'applandissements. 
II  leur  fit  alors  le  recit  des  attaques  qui  avaient  ete  dirigees  contre 
lui,  et  lenr  dit  pour  les  exciter  davantage:  Je  suis  pret,  s'il  le  faut, 
ä  boire  la  coupe  de  Socrate.  Robespierre,  s'ecria  un  depute,  je  la 
boirai  avec  toi  (Mignet).  Lorsque  nion  pere  voulut  partir  .  .  je  le 
priai  de  me  prendre  sur  son  cheval  .  .  il  y  consentit  .  .  II  me 
prit  donc  sur  l'ar^on  de  sa  seile,  et  mon  frere  fut  place  de  meme 
entre  les  bras  du  doniestique.  Ce  malheureux  valet  .  .  le  serra  si 
fort  sur  Testomac,  que  l'on  rapporta  mon  frere  mourant  (Floeiak). 
Dass  dies  Verhältniss  auch  ein  anderes  sein  kann,  lehren  Sätze  wie: 
Taut  que  j'eus  de  j'argent,  mon  hote  eut  de  grands  egards  pour  moi 
(Le  Sage).     Vgl.  oben  §  99    2. 

Tritt  das  Perfektum  definitum  in  Beziehung  zu  Imperfekten,  so 
unterbrechen  diese  gewöhnlich  den  Fortschritt  und  lassen  den  Blick 
meist  auf  gleichzeitigen  allgemeineren  Verhältnissen  ruhen.  S.  oben 
S.  338.  339. 
4.  Im  Bedingungssatze  steht  das  Perfektum  definitum,  wenn  ohne 
Entscheidung  ein  Faktum  gesetzt  wird:  Si  cet  acte  .  .  fut  commis 
pour  eviter  i'effusion  du  sang  .  .  il  faut  le  plaindre.  S'il  fut  tolere 
par  ambition  persounelle,  il  faut  le  fletrir  (Lamartine).  So  auch  in 
der  geläufigen  Wendung:  II  est  musicien  .  .  Ivrogne  s'il  en  fut, 
d'ailleurs  fort  honnete  hotume  (Andriel'x).  Dal)ei  kann  auch  die  Vor- 
aussetzung der  Wahrheit  der  Thatsache  stattfinden:  Si  les  uns  furent 
remarquables  par  la  sa^iesse  .  .,  les  autres  le  furent  par  la  vigueur 
du  Corps  (Theodore  le  Moine). 

101.  y.  Die  dem  Imperfektum  und  Perfektum  definitum  gemeinsame 
Konjunktivform  bezeichnet  überall  die  werdende  Vergangenheit, 
während  sie  im  Ältfranzösischen  noch  zum  Theil  auf  die  vollendete  Ver- 
gangenheit mit  Erinnerung  an  ihre  Plusquamperfektform  angewendet 
wurde. 

1.  Die  Unterschiede  der  Indikativformen  sind  hier  verwischt  und  es  ist 
für  diese  Zeitform  gleichgültig,  ob  die  durch  sie  ausgedrückte  Thätig- 
keit  noch  in  die  Gegenwart  des  Redenden  hineinreicht  oder 
nicht:  On  ne  s'apercevait  pas  qu'on  parlät  ä  une  personne  si  ele- 
vee  (Bossüet).  La  plupart  des  naturalistes  ont  cru  qu'il  n'y  avait 
qu'une  espece  d'animal  qui  fournit  le  parfum  qu'on  appelle  civette 
(Buffon).  Im  letzteren  Falle  ist  die  Beziehung  auf  die  Vergangenheit 
im  Konjunktiv  festgehalten,  obgleich  der  Inhalt  auch  die  Gegenwart 
angeht.  Vgl.  dagegen:  Je  ne  fis  rien  qui  vaille  (J.-J.  Rodsseaü). 
Lat.    Quoniam,    quae   subsidia    novitatis    haberes  et  habere    posses 


344     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

exposui,    nunc  de  magnitudine    petitionis    dicam    (Cic,  Pet.  Cons.  4). 
S.  die  Folge  der  Zeitformen. 

2.  Wie  der  Konjunktiv  des  Präsens  zugleich  den  Konjunktiv  des  Futur 
der  Gegenwart  ersetzt,  so  ersetzt  der  Konjunktiv  des  Imperfek- 
tum und  Perfektum  definitum  den  des  Imperfektum  Futuri. 
Dies  ist  überall  der  Fall,  wo  eine  Absicht  oder  Tendenz  im  konjunk- 
tivischen Nebensatze  ausgedrückt  wird,  deren  Verwirklichung  eben  in 
einer  für  die  Vergangenheit  noch  zukünftigen  Zeit  liegt.  Gerade  so 
wirkt  auch  der  lateinische  Konjunktiv  des  Imperfektum:  Pompee  as- 
pirait  b.  des  honneurs  qui  le  distinguassent  de  tous  les  capitaines 
de  son  temps  (Vertot).  La  commune  voulut  eviter  que  les  prisonniers 
concertassent  leur  justification  (Mignet).  Lat.  Atheniensium  legatio 
venit,  quae  regem  Philippum  appropinquare  finibus  suis  nuntiaret 
(Liv.  31,  5). 

Dies  Verhältniss  findet  auch  statt,  wo  im  Hauptsatze  ein  Futur 
der  Vergangenheit  steht:  Je  voudrais  que  les  philosophes  voulus- 
sent  bien  nous  dire  etc.  (B.  de  St.-Pierre).  Vgl.  lat.  Equidem  vel- 
lem,  ut  aliquando  redires  (Cic,  Fam.  7,  31).  Wie  hier  der  Haupt- 
satz auf  dem  Boden  der  Vergangenheit  steht,    so  auch  der  Nebensatz. 

3.  Dieser  Konjunktiv  steht  auch  in  hjpothetischen  Satzgefügen, 
deren  Inhalt  nicht  verwirklicht  gedacht  wird,  und  kommt  sowohl 
im  Hauptsatze  als  im  Neben satze  vor.  Im  Nebensatze  erklärt 
sich  diese  Erscheinung  aus  dem  ähnlichen  Gebrauche  des  Indikativ, 
im  Hauptsatze  schon  daraus,  dass  dieser  Konjunktiv  zugleich  für  den 
Konjunktiv  des  Imperfektum  Futuri    (des    sogenannten    Konditionalis) 

'      gelten  kann,  welches  hier  gerade  seine  Stelle  hat. 

Der  Gebrauch  des  Konjunktiv  im  Nebensatze  und  im  Hauptsatze 
zugleich  ist  im  Neufranzösischen  nicht  mehr  üblich,  seit  das  Imper- 
fektum Futuri  seine  Stelle  mit  einer  gewissen  Stetigkeit  eingenommen 
hat;  das  Altfranzösische  kennt,  wie  das  Lateinische,  den  Parallelismus 
beider  Glieder: 

au.  Entweder  sind  hier  beide  Glieder  des  Satzgefüges  auf  die  Ver 
gangenheit  bezogen;  altfranzösisch  sehr  häufig  mit  parallelen 
Gliedern:  Jade  (jo  ne  m'entremesisse  .  .  Se  ne  fust  pur  vostre 
priere  (Marie  de  France).  C'est  avoir  pas  ne  li  rendrons  Quar  icil 
pas  ne  le  perdist  Se  Diex  consentir  le  vosist  (Ghastoiement 
d'un  pere  ä  son  fils).  Das  Lateinische  bietet  hier  das  doppelte 
Plusquamperfektum  neben  dem  doppelten  Imperfektum:  Antiochus 
si  .  .  parere  voluisset  consiliis  Hannibalis  .  .  ,  propius  Tiberi 
quam  Tbermopylis  de  summa  imperii  dimicasset  (Nep.  23,  8). 
Quod  si  quis  deus  diceret,  numquam  putarem,  me  in  Acade- 
mia  .  .  disputaturum  (Cic,  Fin.  5,  3). 

Der  einseitige  Konjunktiv  des  Imperfekt  ist  hier  im  Altfran- 
zösischen häufig,  wie  er  im  Lateinischen  der  häufigere  Fall  ist: 
Afr.  Mouit  volentiers  i  fust  venue,  Ne  fust  por  estre  aperceue 
(Garin).  Lat.  Ante  misissem  ad  te  litteras,  si  genus  scribendi 
invenirem  (Cic,  Fam.  6,  10).  Im  Lateinischen  wird  die  Ver- 
doppelung des  Imperfekt  hier  leicht  zweideutig. 


§  102.    Zeitformen  der  Vergangenheit.     Das  erste  Plusguamperfekt.        345 

Im  Neufranzösischen  ist  die  Beziehung  auf  die  Vergangenheit 
selten:  J'eusse  ete  vous  rejoindre,  füt-ce  au  bout  du  monde 
(DcMAs),  im  koncessiven  Satze. 
ßß.  Oder  die  beiden  Glieder  beziehen  sich  auf  die  Gegenwart  und 
Zukunft;  altfranzösisch  mit  parallelen  Gliedern:  Grant  sonlaz  me 
feissiez,  S'une  chancon  me  chantissiez  (Rom.  du  Renart). 
Sire,  fait  el,  .  .  üne  chose  vus  demandasse  Mut  volentiers,  se 
jeo  osasse  (Marik  de  France).  Lat.  Gohortarer  vos  .  .,  nisi 
TOS  fortiores  cognoscerem  quam  quemquam  virum  (Cic,  Fam, 
14,  7). 

Im  Französischen  ist  jetzt  nur  der  einseitige  Gebrauch  des 
Konjunktiv  zulässig,  und  zwar  nur  in  bestimmten  Fällen,  da  ge 
wohnlich  der  Indikativ  des  Imperfekt  im  Nebensatze,  das  Imper- 
fektum Futuri  im  Hauptsatze  steht. 

a)  Im  Hauptsatze  steht  der  Konjunktiv,  wenn  dieser  (als  rela- 
tiver Hauptsatz)  seihst  abhängig  ist,  so  dass  er  schon  in  seiner 
anderweitigen  Beziehung  den  Konjunktiv  erhalten  kann  oder 
muss;  das  hypothetische  Satzgefüge  kann  hier  elliptisch  sein, 
wobei  der  Nebensatz  entweder  verkürzt  oder  verschwiegen  ist: 
Si  le  sage  roi  Charles  vivait  encore  .  .  pense-t-on  qu'il  ne  vint 
pas  ä  son  aide?  (Barante)  Je  doute  qu'il  jouät,  s'il  avait  de 
l'argent  (Nap.  Landais).  Je  ne  crois  pas  que  vous  me  ju- 
geassiez  Sans  m'entendre  (J.-J.  Rodssead).  Je  n'en  connais  pas 
un  qui  voulüt  me  servir  (Scribe).  Vous  etes  modeste,  et  il 
est  peu  de  vos  confreres  qui  goutassent  votre  fa^on  de  penser 
(Cherbüliez). 

b)  im  Nebensatze,  wenn  neben  einem  mit  si  eingeleiteten  Satz 
ein  zweiter  mit  que  eintritt:  S'il  revenait  et  qu'il  fit  une 
reclamation,  vous  seriez  fort  einbarrasse  (Acad.);  s.  d.  Satzfügung 
u.  Konjunktiv. 

Wo  sonst  der  Konjunktiv  auftritt,  geht  der  Redingungsatz  in 
den  Koncessivsatz  über:    Que  j'ai  de  peine  a  me  separer  de 
vous,  füt-ce  pour  quelques   heuies    (V.  Hugo).     Fussiez-vous 
dieu  ou  dial)le,  vous  m'avez  insulte,  vous  descendrez  (Bouilly). 
4.    In  Wunschsätzen    steht   ebenfalls    dieser    Konjunktiv;    die    Anwen- 
dung der  Zeitform  der  Vergangenheit  beruht  hier  auf  denselben  Grund- 
sätzen, wie  in  Bedingungssätzen:    Plüt  a  Dieu  que  cela  füt!   (Acad.) 

102.  bb)  Die  beiden  Plusquamperfekte  (Plus-que-parfait  u.  Passe  anterieur, 
letzteres  auch  Parfait  anterieur,  Preterit  anterieur  und  Anterieur  defini 
genannt).  Sie  entstehen  durch  Zusammensetzung  des  Imperfekt  und  des 
Perfektum  definitum  eines  Hülfszeitwortes  mit  dem  Participium  Perfekti 
und  haben  einen  gemeinschaftlichen  Konjunktiv.  Daher  werden  sie  im 
Allgemeinen  mit  der  Bedeutung  der  Vollendung  der  Thätigkeit  für  den 
Standpunkt  der  Vergangenheit  dem  Imperfekt  und  Perfektum  definitum 
analog  verwendet. 

a.  Das  erste  Plusquamperfekt  stellt  seiner  Zusammensetzung  ge- 
mäss die  Vollendung  in  der  Vergangenheit  in  der  Weise  dar,  dass  der 
Blick  des  Redenden  auf  einer  werdenden  Vergangenheit  ruht, 
in  welcher  die  Thätigkeit  vollendet  gedacht  wird;    darum    erscheint 


346     Dritt-  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    I.  Grundbestandth. 

I  die  Thätigkeit  mehr  als  ein  Zustand  denn  als  ein  Akt  der  Vollen- 
dung und  bildet  für  eine  andere  vergangene  Thätigkeit  die  all- 
gemeine zeitliche  Voraussetzung.  Es  hat  im  Neuf'ranzösischen  ein 
weiteres  Gebiet  erlangen  können  als  im  Altfranzösischen,  da  es  in  den 
meisten  Fällen  genügt,  die  Vorvergangenheit  als  allgemeine  Voraus- 
setzung der  Vergangenheit  darzustellen,  ohne  sie  zu  der  Vorstellung 
einer  abgeschlossenen  Thatsache  zusammenzulassen, 

1.  Es  hat,  wie  das  Imperfekt,  in  Haupt-  und  Nebensätzen  seine 
Stelle.  Wo  es  ohne  Beziehung  zu  einer  Zeitform  der  Vergangenheit 
steht,  ist  eine  angedeutete  oder  zu  erschliessende  Thätigkeit  in 
der  Vergangenheit  seine  Voraussetzung:  Nul,  chez  ces 
j  generations,    ne    pouvait    dire    d'oü    il    venait,    car    il    avait    ete 

i  coniju    loin    du   lieu    oü    il    etait    ne,    et  eleve  plus  loin  encore 

(Chateahbr.).  Malesherbes,  d'une  famille  de  robe,  avait  he  rite 
des  vertus  .  .  parlementaires  (Mignet).  Dans  ma  rage  je  m'elan^ai 
vers  lui,  mais  l'equipage  avait  disparu  (Scribe).  Quand  la 
Grande-Bretagne  se  separa  de  la  cour  de  Rome,  le  parlement  avait 
dejä  juge  et  depose  des  rois  (Chateacbr.).  —  La  paix,  qui  avait 
ete  jusque-lä  le  bienfait  et  la  vertu  de  ce  regne,  venait  d'etre  tout 
ä  coup  coinpromise  (Lamartine).  J'y  etais  ä  peine  trois  mois,  que 
j'avais  re(;u  ce  que  je  desirais  le  plus  an  monde  (Scribe).  Quand 
j'avais  tue  un  oiseau  .  .  il  fallait  que  je  me  trainasse  contre 
terre  .  .  pour  aller  ramasser  ma  proie  (Fenelon).  Apres  le 
diner,  qui  avait  dure  un  temps  infini,  nous  fümes  dans  le  jardin, 
oü  le  cafe  avait  ete  prepare,  et  nous  nous  etalämes  beatement, 
le  cigare  aux  levres  (G.  Droz). 

In  der  Zusammenstellung  mit  dem  Perfektum  definitum  dient 
es  auch  der  Antithese,  wie  das  Imperfektum.  S.  oben  S.  340. 
Necker  avait  conseille  l'economie,  Calonne  vanta  la  prodigalite; 
Necker  etait  tombe  par  les  courtisans,  Calonne  voulut  se  main- 
tenir  par  eux  (Mignet). 

Wo  das  Plusquamperfekt  auf  ein  Präsens  bezogen  scheint,  ist 
ein  vermittelnder  Gedanke  verschwiegen;  dies  ist  namentlich  häufig 
in  der  Umgangssprache:  Quest-ce  donc?  —  J'avais  cru  eutendre 
de  ce  cote  .  .  Non  (Scribe).  Voici  les  ordonnances  que  Bolingbroke 
vous  avait  Charge  d'apporter  k  notre  signature  (Id.).  Oh!  je  ne 
quitte  pas  mon  amie  .  .  ne  vous  avais-je  pas  dit  quej'etais  son 
Mentor  (Dcmas).  11  vous  conoait  depuis  longtemps,  il  vous  avait 
remarquee  ä  Saint-Cyr  (Id.). 

.  Im  Nebensatze  eines  hypothetischen  Satzgefüges  steht 
diese  Zeitform,  dem  Imperfekt  analog,  wenn  die  Unwirklichkeit  der 
vollendeten  Thätigkeit  vorausgesetzt  wird.  Wie  der  bedingende 
Satz  dort  das  Imperfekt  auf  die  Gegenwart  und  Zukunft  bezieht, 
so  hier  das  Plusquamperfekt  auf  die  werdende  Vergangenheit: 
Napoleon  .  .  etait  bien  loin  d'avoir  le  genie  des  societes.  S'il 
l'avait  eu,  il  aurait  fait  marcher  la  revolution  en  ordre  sous  ses 
aigles  (Lamartine).  Si  je  m'etais  couchee,  vous  vous  en  seriez 
bien  aper^u  (G.  Droz).  Si  j'avais  dit  un  mot,  on  vous  donnait 
la  mort  (Voltaire),    Elliptisch:  J'en  ai  parle  pendaut  sa  vie  avec 


§  103.     Zeitformen  der  Vergangenheit.     Das  zweite  Plusquamperfekt.      347 

la  meme  liberte  que  s'il  avait  cesse  d'exister  (Lamaetine).  Der 
Indikativ  des  Plusquamperfekt  kam  auch  im  Lateinischen,  obwohl 
seltener  als  der  Konjunktiv,  in  Sätzen  dieser  Art  vor:  At  id  neque, 
si  fatum  fuerat,  etfugisset,  nee,  si  non  fuerat,  in  eum  casum 
incidisset  (Cic,  Div.  2,8).  —  Im  Hauptsatze  kommt  diese  Zeitform 
im  Indikativ  selten  vor  (s.  S.  339),  die  sich  auch  im  Lateinischen 
findet:  Ni  caedem  ejus  Narcissus  properavisset,  verterat  pernicies 
in  accusatorem  (Tac,  Ann.  11,  37).  Si  modum  orationi  posuisset, 
misericordia  siii  gloriaque  animos  audieutium  impleverat  (4,9). 
Dass  Nebensätze  dieser  Art  ebenso  wenig  als  die  mit  dem  Im- 
perfekt stets  die  Un Wirklichkeit  der  Thätigkeit  voraussetzen,  ist  an 
sich  klar;  vgl.  Maurepas  .  .  avait  toujours  choisi  des  ministres  po- 
pulaires:  il  est  vrai  qu'il  ne  les  avait  pas  souteuus  .  .  mais  si  le 
bien  ne  s'etait  poiut  opere,  le  mal  ne  s'etait  pas  accru  (Mignet). 


103.  ß.  Das  zweite  Plusquamperfekt  stellt,  dem  Perfektum  definitum  ent- 
sprechend, welches  in  ihm  neben  dem  Particip  erscheint,  die  vollendete 
Thätigkeit  als  abgeschlossene  Thatsache  vor,  und  erscheint  daher 
vorzüglich  als  Glied  einer  Reihe  von  Thatsacheu.  In  Nebensätzen  steht 
es  namentlich  dann,  wenn  diese  mit  Zeitbestimmungen,  wie  quand, 
lorsque,  apres  que,  des  que,  aussitot  que,  sitot  que,  d'abord 
que,  äpeineque,  eingeführt  sind  und  die  vollendete  Thatsache  mit 
ihrem  Abschlüsse  an  die  erzählende  Zeitform  gereiht  wird;  auch  tritt  es 
in  Hauptsätzen  ein,  wenn  hier  die  vollendete  Thatsache  in  entsprechender 
Weise  als  historisches  Moment  vorgeführt  werden  soll:  Quand  Mentor 
eut  cesse  de  chanter,  les  Pheniciens  se  regarderent  (Fenelon).  Des  que 
Raymond  eut  donne  le  signal  du  depart,  ses  soldats  .  .  firent  eclater 
leur  joie  (Michaüd).  Apres  que  Dieu  eut  donne  de  si  heureux  succes  ä 
cette  guerre,  il  s'appliqua  .  .  ä  regier  ses  etats  (Flechier).  Lorsqu'ii  fut 
entre  dans  la  classe  de  l.i  jeunesse,  il  surpassa  tous  ses  compagnons 
(L.-P.  Seguü).  Aussitot  que  nous  fümes  arrives  ä  Memphis,  le  gou- 
verneur  ordonna  que  nous  irious  jusqu'ä  Thebes  (Fenelon).  —  Les  habi- 
tants  euren  t  aban  donne  la  ville  avant  que  Fennemi  y  enträt  (Gramm. 
Nat.).  A  peine  eurent-ils  appris  la  mort  de  Charles  VIII,  qu'ils 
ordonnerent  etc.  (Sismondi).  Mila  n'eut  pas  plus  tot  appris  cette  nou- 
velle,  qu'elle  dit  etc.  (Chateacbr.),  Les  Suedois,  sans  se  rebuter,  le  pour- 
suivirent  par  le  bois  meme  ,  .  les  Saxons  n'eurent  traverse  le  bois 
que  cinq  heures  avant  la  cavalerie  suedoise  (Voltairk). 

Das  Altfranzösische  dehnte  den  Gebrauch  dieser  Zeitform  selbst  über 
die  Nebensätze  aus,  in  denen,  dem  Imperfekt  analog,  gegenwärtig  das  erste 
Plusquamperfekt  erscheint.  Das  Neufranzösische  fordert  auch  in  Neben- 
sätzen, welche  mit  Zeitpartikeln  eingeleitet  sind,  das  erste  Plusquam- 
perfekt, wenn  parallele  Ereignisse  eingeführt  oder  allgemeine  Behauptungen 
ausgesprochen  werden:  II  avait  manifeste  de  la  defiance  .  .  lorsque 
celui-ci  .  .  avait  menace  le  Milanais  d'une  Invasion  (Sismondi).  Mentor 
qui  craignait  les  maux  .  .  ne  savait  plus  ce  que  c'etait  que  de  les  craindre, 
des  qu'ils  etaient  arrives  (Fenelon). 


348     Dritt.  Tbl,    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügimg.    I.  GruDdbestandth. 

104.  y.  Der  Konjunktiv  des  Plusquamperfekt  ist  beiden  PI usquamperfekten 

gemein,    wie    dem  Imperfekt  und  Perfektum    definitum    ein  und   dieselbe 
KoDJunktivform. 

1.  Seine  Anwendung  in  den  auf  die  Vollendung  in  der  Vergangen- 
heit bezüglichen  Sätzen  beschränkt  sich  auf  wenige  Klassen  von  Neben- 
sätzen: Avant  meme  que  Rome  eüt  grave  douze  tables,  Metius  et 
Tarquin  n'etaient  pas  moins  coupables  (Racine  fils).  II  lui  fit  dire 
de  rester  lä  .  .  dejä  offense  qu'il  füt  venu  si  pres  sans  son  aveu 
(Gcizot).  La  noblesse  avait  perdu  tous  ses  pouvoirs,  quoiqu'elle  eüt 
conserve  ses  distinctions  (Mignet).  Oft  tritt  natürlich  auch  dieser 
Konjunktiv  nach  Futuren  der  Vergangenheit  auf:  II  vaudrait  mieux 
qu'elle  füt  morte  (Nodier).  Analog  den  bisher  aufgeführten  Kon- 
junktivformen steht  diese  Form  auch  als  Ersatz  eines  Konjunktiv  des 
zweiten  Futur  (Plusquamperf.  Fut.)  dieser  Sphäre:  II  pourrait  bien 
attendre  que  vous  fussiez  revenu  de  votre  promenade  (Berqüin). 

2.  In  hypothetischen  Satzgefügen  ist  dieser  Konjunktiv  sowohl  im 
Hauptsatze  als  im  Nel)ensatze  gebräuchlich,  wenn  ihr  Inhalt  in  der 
Vergangenheit,  in  welcher  er  hätte  vollendet  sein  müssen,  nicht  ver- 
wirklicht wurde:  II  n'eüt  point  de  son  livre  illustre  l'Italie,  Si  son 
sage  heros  .  .  N'eüt  fait  que  mettre  enfin  Satan  ä  la  raison  (Boileac). 
Lat.  Si  Neptunus,  quod  Theseo  promiserat,  non  fecisset,  Theseus 
filio  .  .  non  esset  orbatus  (Cic,  Off.  1,  10). 

Oft  wechselt  dieser  Konjunktiv  mit  anderen  Formen  im  zweiten 
Gliede  des  Satzgefüges :  Je  ne  me  serais  console  de  la  vie,  si  mon- 
sieur  le  comte  eüt  succombe  (Bouilly),  Vgl.  lat,  Passurusque 
Cyrus  grave  bellum  Graeciae  fuit,  si  quid  in  Croesum  crudelius  con- 
suiuisset  (JcsT.  1,  7).  Si  illo  die  P.  Sestius  occisus  esset,  fuistisne 
ad  arma  ituri?  (Cic,  Sest.  38)  —  Si  les  Titans  avaient  chasse  du 
ciel  Jupiter,  les  poetes  eussent  chasse  les  Titans  (Voltaire).  Vgl. 
lat.  At  id  neque,  si  fatum  fuerat,  effugisset  (Cic,  Div.  2,  3).  Der 
Nebensatz  ist  oft  versteckt  oder  wetrgelassen :  On  avait  emmene  les 
seigneurs  les  plus  puissants;  leur  defection  eut  ete  d'un  exemple 
trop  dangereux  (L.-P,  Segur).  Lamartine  ne  pouvait  pas  etre  entendu 
et  ne  voulait  pas  descendre:  une  hesitation  eüt  tout  perdu  (Lamartine). 

Ein  invertirter  Nebensatz  dieser  Art  geht  in  koncessive  Bedeutung 
über:  Eüt-il  ete  bien  plus  fort  et  bien  plus  babile  .  .  il  füt  tombe 
de  meme  (Mignet). 

105.  cc)  Die    beiden    Future    der    Vergangenheit    (das    Imperfekt    und    das 

Plusquamperfekt  des  Futur),    für    welche    man    ohne   allen  formalen  oder 

sachlichen  Grund  einen  besonderen  Modus,    den  sogenannten  Kouditio- 

nalis,  erdichtet  hat,  bezeichnen  Thätigkeiten,    welche    vom  Standpunkte 

der  Vergangenheit  aus  als  in    Zukunft    werdend    oder    vollendet  zu 

betrachten  sind.     Ihrer  Entstehung    und  ihrem  Gebrauche    nach   sind   sie 

indikativische  Zeitformen. 

«.  1.    Das    erste    Futur    der    Vergangenheit    oder   das    Imperfekt    des 

Futur    zeigt  sich  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  am  Klarsten  in 

Nebensätzen,    deren  Hauptsätze    die   Thätigkeit    in    die  Vergangenheit 

verlegen;    von    diesem  Standpunkte    aus    erscheint    die  Thätigkeit  im 

Nebensatze    als   zukünftig    werdend:    Les   janissaires  jurerent  sur 


§  104.    Konj.  d.  Plusquamperf.     §  105.    Das  erste  Fut.  der   Vergangenh.      349 

leurs  barbes  qu'ils  n'attaqueraient  point  le  roi  (Voltaire).  Nous 
convinmes  que  nous  partirions  le  lendemain  (Chateaübr.).  II 
s'engagea  ä  leur  rendre  les  places  .  .  lorsque  leurs  etendards  flotte- 
raient  sur  les  murs  de  Jerusalem  (Micbaud). 

Hiermit  ist  das  periphrastische  lateinische  Futur  habiturus  erani, 
habendus  eram  zu  vergleichen:  In  urbis  increniento  seniper,  quantum 
moenia  processura  erant..  tantum  termini  consecrati  proferebantur 
(Liv.  1,  44). 

Dies  Futur  steht  auch  nach  den  Begriffen  des  Gebietens  oder 
Festsetzens,  wo  sonst  der  Konjunktiv  angetroffen  wird:  Le  duc  .  . 
ordonna  .  .  que  lesjugements  civils  seraient  prononces  .  .  par  un 
podestat  civil  (Sismondi),  nicht  anders,  als  sonst  ein  Futur  der  Gegen- 
wart:   Ordonne  qu'il  sera  fait  rapport  ä  la  cour  (Racine). 

2.  Auch  in  der  Erwähnung  des  auf  dem  Standpunkte  der  Vergangenheit 
als  zukünftig  zu  Erwartenden  steht,  dem  Futur  der  Gegenwart 
analog,  das  erste  Futur  der  Vergangenheit  in  Hauptsätzen  wie  in 
Nebensätzen:  Qu'importait  sa  presence  dans  l'AssembJee  .  .?  les  evene- 
ments  se  passaient  au-dessus  de  lui  .  .  il  les  apprendrait  comme 
le  public  avec  indifference  ou  avec  joie,  seien  qu'ils  paraitraient 
servir  ou  desservir  la  cause  desiuteressee  qu'il  portait  dans  son  cceur 
(Lamartine).  II  n'hesita  que  sur  le  choix  du  chef  .  .  Eugene  reste- 
rait  avec  ce  monarque;  son  äge,  son  rang  inferieur  repondraient 
de  sa  soumission  et  son  caractere  de  son  zele.  11  en  donnerait 
l'exemple  aux  autres  marechaux  (Segur).  Lat.  Sicut  Campani  Capuam, 
Tuscis  ademtam,  sie  Jubellius  et  ejus  milites  Rhegium  habituri 
perpetuam  sedem  erant  (Liv.  28,  28), 

3.  In  hypothetischen  Satzgefügen  hat  dies  Futur  sehr  häufig  seine 
Stelle.     Es  steht: 

aa.  im  Hauptsatze,  wenn  im  Nebensatze  das  Imperfekt  oder  Plus- 
quamperfekt vorkommt,  der  Inhalt  desselben  als  nicht  verwirk- 
licht angenommen  und  die  Folge  auf  die  Gegenwart  oder  Zu- 
kunft bezogen  wird.  Das  Futur  der  Vergangenheit  kann  hier 
mit  demselben  Rechte  gebraucht  werden,  womit  die  Form  der 
Vergangenheit  im  Nebensatze  steht  (s.  oben  Imperf.);  jenen  Formen 
gegenüber  ist  aber  die  Futurform  für  den  Hauptsatz  ein  sinn- 
fälliger Ausdruck  der  logischen  Folge:  Si  mon  coeur  etait  libre, 
il  pourrait  etre  ä  vous  (Regnard).  Si  Ton  m'en  avait  cru,  tout 
n'en  irait  que  mieux  (Id.). 

Steht  ein  hypothetisches  Satzgefüge  dieser  Art  in  Abhängigkeit 
von  einem  Satze,  welcher  seinem  Inhalte  nach  der  Vergangen- 
heit angehört,  so  wird  das  Satzgefüge  mit  seinem  gesammten 
Inhalte  in  die  Vergangenheit  zurückverlegt:  Je  m'assurais  qu'il 
serait  impossible  d'atteindre  des  mains  k  cette  hauteur,  si  nous 
etions  forces  ä  revenir  (Nodier). 

Der  Nebensatz  kann  auch  versteckt  oder  verkürzt  sein:  Que 
deviendrais-je  sans  eux?  (Berqdin)  A  votre  place,  je 
changerais  mes  lectures  (G.  Dboz).  II  faudrait  des  alles  .  . 
pour  remonter  cette  tour  ou  pour  en  descendre  (Nodier). 
A  vous  voir  ainsi  marcher  ä  petits  pas  presses  .  .  on  vous  pren- 
drait  pour  une  fiUette  qui  sort    de    confesse    (G.  Droz).     J'ai  pu 


350    Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügiino-     I.  Grundbestandth. 

resister  ä  cette  epreuve,  robuste  comme  vous  me  voyez:  mais  vous, 
chetif,  de  petite  sante  .  .  Non,  ce  serait  une  pitie,  je  vous  ferai 
gräce  (Cherbdliez). 

Sehr  gewöhnlich  ist  aber  der  elliptische  Gebrauch  des 
Hauptsatzes;  seine  Anwendung  ist  zu  einem  Ausdrucke  des  Affektes 
der  Ironie,  der  Vermuthung,  der  Bescheidenheit  und  Höflichkeit 
geworden,  wobei  der  Satz  von  einer  verschwiegenen  Bedingung  ab- 
hängig gemacht  wird  und  durch  den  Zusammenhang  s^ine  Färbung 
erhält:  Qlioü  monsieur,  vous  auriez  l'audace  et  l'impudence  .  . 
(Regnard).  Et  je  me  laisserais  proteger,  c'est-ä-dire  tyranniser 
par  eile!  Plutot  mourir!  (Scribe)  Serait-il  vrai?  (Dumas)  Uela 
po.urrait  bien  etre  (Regnard).  Et  puls  enfin  Sidonie  avait  tou- 
jours  ete  une  brave  fille;  pourquoi  ne  serait -eile  pas  une  brave 
femme?  (Daudet) 
ßß.  im  Nebensätze,  welcher  auf  die  Gegenwart  und  Zukunft  bezogen 
ist.  Hier  steht  jedoch  diese  Zeitform  nicht,  wenn  der  Nebensatz 
mit  si  eingeleitet  ist,  wie  dies  im  Altfranzösischen  noch  gebräuch- 
lich war:  Je  contereie,  Si  vos  conge  en  avereie  (Marie  de  France). 
Vgl.  lat.  Quantae  nunc  mihi  turbae  concitantur,  quae  profecto  in- 
cassum  agerentur,  si  priusquam  vos  serviendi  finem,  illi  domina- 
tionis  facturi  erant  (Sali..,  Hist.  fragm.  3).  Wo  dagegen  si  im 
Neufranzösischen  mit  dem  Imperfektum  Futuri  verbunden  wird, 
steht  dieser  Nebensatz  zugleich  im  Verhältnisse  eines  Hauptsatzes 
zu  einem  anderen  versteckten  Nebensatze:  Ou,  si  d'un  sang  trop 
vil  ta  main  serait  trempee,  Au  defaut  de  ton  bras,  prete-moi 
ton  epee  (Racine).  Si  Ton  savait  cela  au  regiment  .  .  Le  diable 
m'etrangle,  si  je  n'aimerais  pas  mieux  vous  savoir  enterree  que 
moucharde  (Merimee). 

Dagegen  steht  es  noch  in  Adjektivsätzen:  Le  camarade  qui 
l'aurait  dans  le  corps,  serait  un  peu  malade  (Ponsard);  natür- 
lich auch,  wenn  diese  substantivirt  sind,  wie  in  der  Formel  c'est 
comme  qui  dirait  etc.  wie  wenn  jemand  sagte,  d.  i.  gleichwie, 
wie  etwa. 

Ebenso  findet  es  sich  in  hypothetischen  Nebensätzen  mit 
quand,  quaud  meme  u.  dgl.  oder  in  fragender  Form,  worin 
der  Satz  der  Bedingung  in  den  der  Ei  nräumung  übergeht: 
Quand  vous  me  hairiez,  je  ne  m'en  plaindrais  pas  (Racine). 
Quand  meme  jusque-lä  je  pourrais  me  trahir,  Mes  yeux  lui  de- 
fendront,  seigneur,  de  m'obeir  (Id.).  Quand  je  n'aurais  d'autre 
preuve  de  l'immaterialite  de  l'äme  que  le  triomphe  du  mechant 
■et  l'oppression  du  juste  en  ce  monde,  cela  seul  m'empecherait  d'en 
douter  (J.-J.  Rousseau,  Emile).  Et  quand  cela  serait,  s'ecria 
M.  Chebe  furieux  de  cette  insistance  .  .  Est-ce  k  uous  de  nous  en 
preoccuper?  (Daudet)  Je  n'en  voudrais  pas,  quand  ce  serait  un 
prince  (Regnard).  Je  le  placerai  Selon  son  merite,  devrais-je 
creer  une  place  pour  lui  (Boürrienne). 

Endlich  ist  dies  der  Fall,  wenn  der  logische  Nebensatz  zum 
grammatischen  Hauptsatze  gemacht  wird,  wobei  der  logische 
Hauptsatz  meist  durch  que  angeknüpft  ist;  hier  entsteht  seltener 
^in  rein  konditionales,  häufiger  ein  koncessives  Verhältniss: 


§  106.     Das  zweite  Fat.  der   Vergangenh.     §  107.    Ueberzählige  Zeitf.      351 

konditional:  Ou  imprimerait  aujourd'hui  le  chapitre  de  Gilblas 
sur  les  couiediens,  tjue  cbacuu  voudrait  reconnaitre  les  personnages 
(Dülavigne).  Et  ce  serait  ä  refaire  que  certainement  je  le  referais 
(Dumas). 

koDcessiv:  Le  dernier  des  Bourbons  serait  tue  .  .  que  la  France 
n'en  aiirait  pas  moins  uu  roi  (Mig.net).  De  mon  sang  la  coupe 
serait  pleitie  Que  je  hoirais  k  toi,  France  repubiicaine  (Ponsard). 

106.  ß.  1.  Das  zweite  Futur  der  Vergangenheit  oder  das  Plusquamperfekt  des 
Futur,  im  Gebrauche  dem  ersten  völlig  analog,  lässt  vom  Standpunkte 
der  Vergangenheit  aus  eine  in  der  Zukunft  vollendete  Thätigkeit  an- 
schauen: Un  seul  espoir  restait  ä  Napoleon:  c'est  que  le  vice-roi  .  .  s'y 
serait  reuni  ä,  Davoust  et  k  Ney  (Segur). 

2.  Ebenso  wird  das  auf  dem  Standpunkte  der  Vergangenheit  in  seiner  künf- 
tigen Vollendung  Erwartete  auch  im  Hauptsätze  durch  dies  Futur 
ausgedrückt:  11  pretendait  que,  depuis  Viazma,  il  esoortait  Tarmee  .  . 
c'etait  dans  les  marais  de  la  Berezina  que  s'eteindrait  ce  meteore,  que 
s'affaisserait  le  colosse  .  .  Lui  le  leur  aurait  livre  affaibli,  desarme, 
mourant  (Segur). 

3.  In  hypothetischen  Satzgefügen  steht  es  dem  Konjunktiv  des  Plus- 
quamperfekt in  seiner  Beziehung  auf  die  Vergangenheit  gleich. 

aa.  im  Hauptsätze:  Si  nous  avions  bien  fait,  nous  t'aurions  etrangle 
(Regnard).  Si  je  navais  pas  appaise  la  quereile,  H  serait  arrive 
mort  d'homme  ou  de  femelle  (Id.).  Vgl.  lat,  Callicrates  divinat  etiam, 
quae  futura  fuerant,  si  Philippus  vixisset  (Liv.  41,  24).  So  auch 
mit  verstecktem  oder  verkürztem  Nebensätze  und  ohne  Nebensatz: 
Gomment  auriez-vous  pu  me  preter  cent  louis,  ne  m'ayant  ja- 
mais  TU?  (Regnabd)  J'aurais  perdu  le  sens  et  la  raison,  De 
pretendre  emprunter  de  Targent  d'un  Gascon  (Id.).  —  Quoi! 
dans  si  peu  de  temps  vous  auriez  herite?  (Id.)  N'aurait-elle 
point  reQu  ma  lettre?  (Ddmas) 

ßß.  im  Neben satze,  unter  denselben  Bedingungen,  wie  das  erste  Futur 
(oben  S.  350).  Les  personnes  qui  auraient  vu  passer  et  repasser 
M.  Lelio  ,  ,  se  seraient  doules  de  quelque  chose  (Florian).  — 
Quand  je  m'y  serais  soumis,  j'aurais  toujours  conserve  .  .  la  tache 
dune  faute  (Bekquin).  —  Voilä  mon  homme!  je  l'aurais  fait  expres 
qu'il  n'aurait  pas  ete  mieux  confectionne  (Ddmas).  Auch:  Je  lui 
aurais  repondu  non,  que  nos  relations  etaient  brisees  du  coup 
(G.  Dboz);  s.  oben  S.  339. 

107.  üeberzählige  Zeitformen.  In  französischen  Sprachlehren  findet  man 
sogenannte  temps  surcomposes  aufgeführt,  wie  j'ai  eu  aime,  j'avais  eu  aime, 
j'aurai  eu  aime,  j'aurais  eu  aime  etc.,  vgl.  ich  habe  geliebt  gehabt  etc.,  welche 
mehr  in  der  Sprache  des  gemeinen  Lebens,  als  in  der  Schriftsprache  angetroffen 
werden.  Mau  gebraucht  sie,  wo  eine  vollendete  Thätigkeit  eine  andere  in  der- 
selben Zeitsphäre  bereits  vollendete  zur  zeitlichen  Voraussetzung  haben  soll:  II 
sera  sorti  des  qu'il  aura  eu  acheve  la  lettre  (Gir.-Duvivier).  So  sinnfällig  ähn- 
liche Ausdrucksweisen  sind,  so  werden  sie  doch  von  der  gebildeten  Sprache  ver- 
mieden, welche  die  Stufenfolge  der  vollendeten  Thätigkeiten  auf  gefälligere  Weise 
durch  minder  schleppende  Verbalformen  zu  bezeichnen  sucht. 


352    Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    I.  Grundbestandth. 

108.  Folge  der  Zeitformen.  Die  Zeitformen  in  den  auf  einander  folgenden 
Sätzen  der  zusammenhängenden  Rede  werden  durch  die  Natur  der  darzustellenden 
Thätigkeiten  einerseits  und  andererseits  durch  den  Standpunkt  bedingt,  welchen  der 
Redende  zu  ihnen  einnehmen  will,  so  dass  hier  die  subjektive  Freiheit  des  Redenden 
neben  dem  objektiven  Verhältnisse  der  Thätigkeiten  hergeht.  Es  ist  klar,  dass  die 
Freiheit  der  Darstellung  am  üngebundesten  in  einer  Reihe  auf  einander  folgender 
Hauptsätze  waltet,  während  das  Satzgefüge  bei  der  innigen  Verbindung  von  Haupt- 
und  Nebensatz  auch  in  seinen  verschiedenen  Zeitformen  ein  einheitliches  Ganze 
darzustellen  bestrebt  sein  wird,  insoweit  die  Natur  der  Thatsachen  nicht  die  Ver- 
änderung des  Standpunktes  des  Redenden  gebietet,  oder  rhetorische  Motive  einen 
Wechsel  desselben  hervorrufen.  Auch  unterliegt  hier  der  Wechsel  der  Zeitformen 
zum  Theil  einem  übrigens  nicht  unmotivirten,  allmählich  fest  gewordenen  Brauche. 
Das  Altfranzösische  war  in  dem  Wechsel  des  Standpunktes  für  die  Zeitformen 
weniger  beschränkt  als  das  Neufranzösische.  Die  grössere  Konsequenz  des  Neufran- 
zösischen in  der  Behaputung  des  ursprünglich  eingenommenen  Standpunktes  des 
Redenden  ist  ein  Fortschritt  dem  Altt'ranzösischen  gegenüber.  Ein  Gesetz  der 
Folge  der  Zeitformen  giebt  es  in  einem  gewissen  Sinne  nicht;  die  Gesichtspunkte, 
welche  dafür  innerhalb  des  Satzgefüges  massgebend  werden  können,  sind  der 
Gegenstand  der  Lehre  von  der  Folge  der  Zeitformen. 

109.  a)  Der  Redende  kann  innerhalb  des  Satzgefüges  auf  demselben  Stand- 
punkte bleiben.  In  diesem  Falle  ist  der  Mittelpunkt,  von  welchem  aus  er 
die  Thätigkeiten  betrachtet,  entweder  der  seiner  unmittelbaren  Gegenwart 
oder  der  der  Vergangenheit. 

1.  Stellt  sich  der  Redende  auf  den  Standpunkt  seiner  Gegenwart,  so  folgt 
auf  das  Präsens,  das  Perfektum  indefinitum  und  die  Future  der  Gegenwart, 
je  nach  der  Natur  der  objektiven  Zeitverhältnisse,  eine  von  denselben  Zeit- 
formen. Gerade  so  folgte  im  Lateinischen  auf  das  Präsens,  Futurum  und 
Perfekt,  insofern  dies  als  präsentisches  Tempus  gelten  kann,  beim  Verharren 
des  Redenden  auf  demselben  Standpunkte  ebenfalls  eine  dieser  Zeitformen. 
Der  Imperativ  gehört  demselben  Standpunkte  an. 

J'ose  vous  conseiller  de  ne  pas  ceder  .  .  ä  un  avis  qui  ne  sauvera  rien 
et  qui  peut  tont  perdre  (Lamartine).  II  veut  que  je  le  serve  (Racine). 
Songez,  mousieur,  que  demain  vous  aurez  trois  semaines  (Florian).  On 
a  dit  depuis  longtemps  que  les  extremes  se  touchent  (L.-P.  Segdr).  J'ai 
ete  malheureusement  le  premier  qui  ait  fait  connaitre  en  France  la  poesie 
anglaise  (Voltaire).  Mais,  malheureuse,  tu  ne  sais  pas  qu'il  y  a  le  loup 
dans  la  montagne  .  .  Que  feras-tu  quand  il  viendra  (Daudet),  Votre 
aventure  de  cette  nuit  sera  cause  que  vous  aurez  reflechi  etc.  (Mme  de 
LA  Faye-Brehier).  Tu  verras  ce  que  Ton  gagne  ä  vouloir  vivre  libre 
(Daddet).  On  n'aura  Jamals  une  idee  de  la  violence  que  je  me  suis  faite 
(Chateaübr.). 

2.  Dagegen  folgt  auf  das  Imperfekt,  das  Perfektum  definitum,  die  beiden  Plus- 
quamperfekte  und  die  beiden  Future  der  Vergangenheit  gleichfalls  eine  von 
denselben  Zeitformen,  wie  im  Lateinischen  auf  das  Imperfekt,  das  historische 
Perfekt  und  das  Plusquamperfekt  eine  dieser  Formen  folgt. 

De  temps  en  temps  il  venait  voir  si  eile  etait  bien  (Daudet).  II  n'avait 
que  moi  qui  put  le  secourir  (Voltaire),  Garnot  fut  un  des  premiers 
officiers  de  l'armee  fran?aise  qui  embrasserent  loyalement  et  avec  enthou- 
siasme    les  vues  regeneratrices  de  l'Assemblee    nationale    (Akago).    Je  pris 


§§  108.  109.  110.     Folge  der  Zeitformen.  353 

conge  des  deux  epoux,  en  leur  Protestant  qua  j'etais  ravi  qua  l'hymen  eüt 
succede  ä  leurs  longues  amours  (Le  Sage).  Je  croyais  qu'il  serait 
venu  avec  voiis  (Berqoin).  On  aüt  dit  qua  le  sort  de  la  liberte  etait 
attache  k  cette  decision  (Mignet).  Je  n'aurais  jamais  imagine  que  des 
parsonnes  polies  et  bien  elevees  se  reprochassent  les  defauts  de  la  natura 

(BeKQCIiN). 

110.  b)  Dar  Redende  kann  aber  auch  nach  verschiedenen  Rücksichten  seinen 
Standpunkt  innerhalb  des  Satzgefüges  verändern,  und  sich  theils  mit 
seiner  unmittelbaren  Gegenwiirt  in  den  Tarlauf  von  Thatsachen,  welche  der- 
selben fremd  waren,  einmischen,  theils  sich  aus  den  ursprünglich  auf  seinen 
gegenwärtigen  Standpunkt  bezogenen  Ereignissen  zurückziehen.  Das  Lateini- 
sche, welches  im  Allgemeinen  den  einmal  eingenommenen  Standpunkt  das 
Darstellers  konsequent  behauptet,  lässt  in  einzelnen  Fällen  gleichwohl  die 
Veränderung  des  Standpunktes  zu;  das  Altfranzösische  ist  ungebunden;  das 
Naufranzösische  nimmt  eine  mittlere  Stellung  zwischen  beiden  ein.  Der  Wechsel 
das  Standpunktes  ist  theil weise  schon  bei  der  Betrachtung  der  einzelnen  Zeit- 
formen erörtert  worden. 

«.  Der  Uabergang    aus    den  Zeitformen  der  Gegenwart    in  die  der  Ver- 
gangenheit ist  der  häufigere. 

1.    Vom  Präsens  im  Hauptsatze  geht  die  Darstellung  am  Häufigsten  in  alle 
Zeitformen  der  Vergangenheit  über. 

Natürlich  ist  dies  beim  historischen  Präsens  leicht.  S.  oben. 
Leicht  knüpft  sich  auch  ein  Adjektivsatz  mit  einem  Präteritum  an:  Je 
suis  Thomme  qui  accoucha  d'un  ceuf  (Voltaire).  Reportez  vos 
Souvenirs  vers  les  evenements  militaires  qui  suivirent  la  retraite  legale, 
obligee  de  notre  confrere  (Arago).  Etes-vous  encore  ce  meme  graud 
seigneur  qui  venait  souper  chez  un  miserable  poete  (Boilead). 

Aber  auch  sonst  ist  dieser  üebergang  häutig,  wo  das  Präsens  eine 
gegenwärtige  Vorstellung  und  Darstellung  oder  eine  Reflexion 
des  Redenden  ausdrückt,  deren  Gegenstand  eine  vergangene  Thätigkeit 
ist,  welche  nur  an  und  für  sich  betrachtet  wird:  Je  ne  sais  comment  je 
n'eus  pas  le  plus  grand  succes  (Beaumarchais).  Personne  n'ignore 
que  madame  votre  tante  protegeait  M.  Lelio  (Florian).  On  peut  dire 
avec  verite  que  trois  exces  de  prudence  dynastique  furent  les  trois 
principales  causes  de  sa  parte  (Lamartine).  Est-il  naturel  qu'Alaric 
voulüt  passer  las  Alpes  et  l'Appenin,  lorsque  Constantin,  plus  tremblant, 
s'offrait  ä  sa  conquete  (Voltaire).  N'allez  pas,  au  reste,  vous  ima- 
giner  que  votre  plan  de  campagne  m'effrayät  beaucoup.  Je  soufl'rais 
seulement  de  voir  parmi  mes  adversaires  un  Egyptien,  un  homma  qui 
avait  mange  avec  moi  le  pain  du  bivouac  (Arago).  Auch  der  üebergang 
aus  dem  l^räsens  in  hypothetische  Satzgefüge  mit  Zeitformen  der 
Vergangenheit  gehört  hierher;  diese  gehen  ohnehin  dem  Sinne  nach  zum 
Theil  in  die  Sphäre  der  Gegenwart  des  Redenden  über.  Si  j'habitais 
un  pays  de  fripons,  je  crois  que  je  me  ferais  honnele  homme  pour  etre 
le  mieux  deguise  (Florian).  La  faiblesse  est  le  seul  defaut  qu'on  ne 
saurait  corriger  (J.-J.  Rodsseaü).  U  me  semble  qu'un  fils  devrait.. 
Ignorer  ou  cacher  la  faiblesse  d'un  pere  (La  Chaussee).  Sie  werden  in 
elliptischen  Formen,    namentlich    mit    dem    Konjunktiv,    leicht    verkannt: 

MäUner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  23 


354^Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügimg.    I.  Grimdbestandth. 

Ce  n'est  pas  qu'aisement  comme  un  autre  k  ton  char  Je  ne  pusse  atta 
eher  Alexandre  et  Cesar  (Boileau).  A  Dieu  ne  plaise  que  je  voulusse 
vous  obtenir  ä  ce  prix  (Beaumarchais),  wo  voulusse  als  Konjunktiv  zu 
voudrais  zu  fassen  ist.     Vgl.  oben  §  101.  3.  ßß.  a)  (S.  345). 

In  den  umschreibenden  Sätzen  mit  etre  und  dem  Fürworte  ce  kann 
vom  Präsens  c'est  der  Uebergang  zu  allen  Zeitformen  gemacht  werden, 
durch  welche  die  prädicirte  Thätigkeit  in  ihre  eigentliche  Zeitsphäre  ge- 
setzt wird:  C'est  sürement  moi  qui  fai  enseigne  ä  parier  (Florian). 
C'est  lä  que  vous  me  vites  (Fenelon).  C'est  vous-memes  que  tous  les 
peuples  accuseront  (Id.).  Est-ce  que  monsieur  le  duc  Toserait? 
(Dumas) 

Dagegen  findet  sich  auch  die  Angleichung  der  umschreibenden  Formel 
mit  der  prädicirten  Thätigkeit:  C'etait  bien  de  chansons  qu'alors  il 
sagissait  (La  FontaiiNe).  Ce  ne  fut  pas  une  certaiue  invasion  qui 
perdit  Tempire  (Montesquieu).  Ce  sera  vous  qui  de  nos  villes  Ferez 
la  beaute  refleurir  (Malherbe).  Auch  wird  von  den  Formen  der  werden- 
den zu  denen  der  vollendeten  Vergangenheit  und  Zukunft  der  uebergang 
gemacht:  Ce  n'etait  pas  que  jusqu'alors  Raymond  n'eüt  ete  plus  gour- 
mand  que  sa  soeur  (Mme  Goizot).  Alors,  ce  ne  ne  sera  plus  moi  qui 
t'aurai  precipitee  (Dcmas). 

2.  Der  uebergang  vom  Perfektum  indefinitum  im  Hauptsatze  zu  den 
Zeitformen  der  Vergangenheit  ist  darum  leicht  zu  bewerkstelligen,  weil  die 
vollendete  Thätigkeit,  obwohl  hier  zunächst  vom  Standpunkte  des  Redenden 
betrachtet,  als  vergangen  mit  anderen  vergangenen  Thätigkeit^n  in  Ver- 
bindung stehen  kann,  zu  denen  der  Redende  nicht  mehr  in  demselben 
Verhältnisse  steht,  oder  aus  denen  er  zurücktreten  kann,  wenngleich  sie 
selbst  in  seine  Gegenwart  hineinreichen  (s.  oben  Imperfekt  S.  341):  Je  me 
suis  bien  servie  Du  pouvoir  qu'Amurat  me  donna  sur  sa  vie  (Racine). 
Vous  avez  fait  .  .  ce  que  vous  deviez  faire  (Regnard).  J'ai  voulu 
que  mademoiselle  Silvia  vi^  ce  joli  marmot  (Floeian).  J'ai  gage  que 
cette  dame  et  vous  etiez  de  meme  äge  (Montesquieu).  Je  n'ai  point 
oublie  que  je  naquis  sujette  (J.  Che.nier).  Si  jamais  auteur  comique 
a  fait  voir  comment  il  avait  concju  le  Systeme  de  la  societe,  c'est 
Moliere  (Chamfoet).  Marat  a  jure  qu'avant  peu  II  gouillotinerai t 
tous  ceux  qui  croient  en  Dieu  (Po.nsard). 

3.  Nach  den  Futuren  der  Gegenwart  im  Hauptsatze  wird  besonders  nach 
den  Begriffen  des  Vorstellens  und  Darstellens  ein  der  Vergangenheit  an- 
gehöriger  Inhalt  durch  Präterita  ausgedrückt:  II  saura  que  ma  main  lui 
devait  presenter  ün  poison  que  votre  ordre  avait  fait  appreter  (Racine). 
Je  me  rappellerai  ce  que  j'etais  hier  (Collis  d'Harleville).  On  se 
demandera  sans  doute  oü  Carnot  avait  puise  cette  fermete,  cette 
vigueur,  ce  coup  d'ceil  militaire,  cette  connaissance  des  troupes?  (Arago) 
Je  vous  avouerai  que  cette  confidence  me  fit  beaucoup  de  peine 
(Le  Sage).  Je  n'assurerai  pas  que  ce  füt  vous  (Regnard).  In  Sätzen 
wie:  Tu  lui  diras  qu'il  m'etait  impossible  de  le  recevoir,  que  je  suis 
fiancee  etc.  (Dumas),  wo  mau  statt  etait  vielmehr  est  erwartet,  ist  der 
Zeitpunkt  des  Empfanges  der  Botschaft  vorausgesetzt,  wie  in  lateinischen 
Briefen:  Habes  totum  reipubiicae  statum,  qui  quidem  tum  erat,  cum 
has  literas  dabam  (Cic,  ad  Br.  10).  Die  Folge  von  Futuren  der  Ver- 
gangenheit in  hypothetischen  Satzgefügen    bedarf   kaum   der  Erwähnung: 


§  111.     B.    Die  Modalformen  des  Zeitwortes.  355 

Vous  direz  que  ces  conditions  vous  paraitraieut  merveilleuses,  si  vous 
pomiez  vous  assurer  etc.   (Fenelon). 
ß.  Der  üebergangf   aus    den   Zeitformen    der    Vergangenheit   in  die  der 
Gegenwart  ist  von  beschränkterer  Ausdehnung. 

1.  Aus  dem  Imperfelit  und  Perfektum  definitum  kann  in  das  Präsens 
und  das  Perfektum  indefinitum  übergegangen  werden:  Un  ancien  osait 
dire  qu'il  faut  combattre  souvent  les  lois  par  la  nature  (Chamfokt).  Les 
visages  portaient  l'expression  de  l'effroi  qui  precipite  les  resolutions 
et  qui  brise  les  caracteres  (Lamartine).  Devait-il  ignorer,  quelle  pompe 
on  apprete?  (Solmet)  C'etait  un  de  ces  moments  supremes  qui  deci- 
dent  du  sort,  de  l'existence  des  nations  (Arago).  En  me  baissant,  je 
reconnus  son  poitefeuille,  un  gros  portefeuille  luisant,  ä  coins  casses, 
qui  ne  le  quitte  jamais  et  qu'il  ap pelle  en  riant  sa  poche  ä  venin 
(Daudet).  Ce  matin,  M.  Lelio  etait  avec  madame  Camille,  quand  le 
mari  est  revenu  (Florian).  Si  Ton  savait  meme  que  tu  as  parle 
pour  lui  (Scribe).  Das  Altfranzösische  gestattete  auch  das  Uebergehen 
in  das  Futur  der  Gegenwart:  Porpenssa  soi  que  a  Provins  .  .  voudra 
aler  Et  si  fera  de  lui  parier  (Coortois  d'Arras).  Das  Lateinische  bietet 
Beispiele  in  Konsekutivsätzen:  Ibi  oppugnabam  oppidum,  ut  mihi  ad 
summam  gloriam  nihil  desit  (Merleker,  Vergleich.  Schul-Gramm.  S.  266). 
Quamquam  adeo  excellebat  Aristides  abstinentia,  ut  unus  post  hominum 
memoriam  Justus  Sit  appeilatus  (Nep.,  Arist.  1). 

2.  Die  Plusquamperfekte  gestatten  ebenfalls  in  beschränktem  Masse  jenen 
Uebergang:  Je  n'avais  pas  encore  senti  que  loujours  Tobstacle  se  pre- 
sente  et  vient  se  placer  entre  l'entreprise  et  le  succes  (Le  Vaillant). 
Dis-lui  que,  quand  j'ai  fait  ce  don,  J'avais  perdu  l'esprit,  le  sens  et  la 
raison  (Regnard).  Im  lateinischen  Konsekutivsatze  findet  sich  bisweilen 
auch  das  Perfekt  nach  dem  Plusquamperfekt:  Tantum  opes  creverant 
ut  ne  morte  quidem  Aeneae  .  .  movere  arma  .  .  ausi  sint  (Liv.  1,  3). 

3.  Der  Uebergang  aus  den  Futuren  der  Vergangenheit  in  Präsentia 
wird  da  gemacht,  wo  jene  als  Glieder  eines  hypothetischen  Satzgefüges 
auftreten:  On  dirait  que  le  ciel  est  soumis  ä  sa  loi,  Et  que  Dien  l'a 
petri  d'autre  limon  que  moi  (Boileai-).  Quand  mes  regards  ne  vous 
auraient  point  fait  juger  que  j'ai  quelque  boune  volonte  pour  vous,  la 
demarche  que  je  fais  .  .  ue  vous  permet  pas  d'en  douter  (Le  Sage). 

III.  B.  Die  Modalformen  des  Zeitwortes.  Die  Modalformen, 
der  Indikativ,  der  Konjunktiv  und  der  Imperativ,  bezeichnen  als 
solche  ein  Verhältniss  des  Redenden  zur  Aussage. 

Der  Indikativ  und  der  Konjunktiv  drücken  das  Verhalten  des 
Denkens  und  Vorstellens  zur  Aussage  aus,  der  Imperativ  ist  ein 
Willen  sausdruck  des  Redenden. 

a.  Der  Indikativ  stellt  den  unmittelbaren  Inhalt  und  den  ob- 
jektiven Gehalt  der  Vorstellung  dar;  die  Aussage  erscheint  hier  als 
die  Kundgebung  einer  äusseren  oder  inneren  Anschauung  oder  das  Aus- 
sprechen der  W^irklichkeit  nach  der  Auffassung  und  unter  der  Gewähr 
des  Vorstellenden:  Les  revolutions  de  l'esprit  humain  sont  lentes  comme 
les  periodes  de  la  vie  des  peuples  (Lamartine).  Die  objektive  Wahrheit 
der  Aussage  geht  die  grammatische  Form  nicht  an.    Wenn  der  Redende 


356     Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Ahschn.    Die  Wortfügung.    I.  Grundbestandth. 

nicht  seine  eigene  unmittelbare  Vorstellung,  sondern  die  eines  Anderen 
in  ihrer  ursprünglich  indikativischen  Form  aufnimmt,  so  übernimmt  er 
damit  nicht  selber  die  Gewähr  der  fremden  Vorstellung,  obwohl  er  sie 
auch  nicht  durch  seine  Reflexion  trübt.  Dies  ist  zunächst  in  der  Anführung 
der  direkten  Rede  eines  Anderen  klar:  Ils  disent:  tel  peuple  en  est  ä 
sa  decauence  (Lamartine),  wo  der  Darstellende  sich  völlig  gleichgültig 
zu  der  mitgetheilten  Rede  verhält.  Aber  auch  da,  wo  der  Darsteller  den 
Inhalt  einer  fremden  Vorstellung  in  das  Satzgefüge  einreiht,  für  dessen 
Hauptsatz  er  selber  der  Träger  wird,  kann  ihm  die  Gewähr  dafür  nicht 
ohne  Weiteres  zugeschrieben  werden:  M.  de  Girardin  .  .  dit  au  Roi  .  . 
que  les  tätonnements  de  noms  ministeriels  n'etaient  plus  de  Saison 
(Lamartine),  obwohl  er  sich  hier  des  Mittels  begiebt,  seine  Person  ent- 
schieden aus  dem  Gehalte  der  fremden  Vorstellung  zurückzuziehen.  Dass 
der  objektive  Gehalt  der  Aussage  verneint  oder  bedingt  aufgestellt  sein 
kann,  ist  ebenso  wenig  auffallend,  wie  dass  der  Indikativ  in  der  Frage 
auftritt,  wodurch  vermittelst  eines  Dritten  ein  gewährleisteter  Satz  ent- 
stehen soll. 

b.  Der  Konjunktiv  giebt  der  Aussage  die  Form  der  reflektirten 
Vorstellung;  der  Redende  spricht  den  Inhalt  der  Vorstellung  nicht  un- 
mittelbar als  solchen,  sondern  mit  dem  Bewusstsein  der  Unterscheidung 
seiner  Vorstellung  von  dem  Gehalte  derselben  aus.  Der  Gehalt  der  Vor- 
stellung wird  als  Gegenstand  der  Betrachtung  dargestellt.  Insofern  der 
Redende  den  Inhalt  zum  Gegenstande  der  Reflexion  herabsetzt,  tritt  er 
aus  der  Gewährleistung  desselben  zurück,  aber  er  spricht  ihn  darum  weder 
als  etwas  bloss  Mögliches,  oder  Ungewisses,  noch  als  etwas  Unwirkliches 
aus,  wenngleich  das  Unwirkliche,  insofern  es  vom  Redenden  vorgestellt 
wird,  leicht  (wenn  auch  nicht  nothwendig)  die  Form  des  Konjunktiv  er- 
hält. Der  zum  Gegenstande  der  Reflexion  gewordene  Inhalt  kann  ebenso 
in  der  Seele  des  Redenden,  wie  durch  die  Vorstellung  eines  Dritten,  ent- 
stehen: II  mesemble  que  ce  seit  une  crise  (Mme  de  Sevigne).  Perfectum 
officium  rectum,  opinor,  vocemus  (Cic,  Off.  1,  3,  8.).  On  pensait,  ä 
Vitre,  que  ce  fussent  des  Bohemes  (Mme  de  Sevigne).  Hi.  .  quaere- 
bant,  per  quem  quisque  eorum  aditum  commendationis  haberet  ad 
Caesarem  (Caes.,  B.  C.  2,  74),  oder  der  Inhalt  kann  durch  die  Natur  der 
Sache  gesetzt  erscheinen:  L'homme  est  le  seul  animal  qui  Sache  qu'il 
doit  mourir  (B.  de  St.-Pierre).  Medio  montium  et  paludum  porrigebatur 
planities,  quae  tenuem  aciem  pateretur  (Tac,  Ann.  1,  6,4).  Der  Träger 
des  Konjunktiv  jedoch  ist  stets  der  Redende,  welcher  dadurch  dem  Inhalte 
das  Gepräge  bewusster  Reflexion  aufdrückt. 

c.  Der  Imperativ,  als  Darstellung  einer  Willen säusserung  und 
unmittelbaren  Anrede,  kommt  nur  in  Hauptsätzen  vor,  während  der  Indi- 
kativ und  Konjunktiv  auch  in  Nebensätzen  auftreten.  Sein  Gebiet  ist  be- 
schränkt und  seine  Färbung  gleichwohl  mannigfaltig,  da  er  durch  die 
mannigfaltigsten  Affekte  des  Redenden  eine  besondere  subjektive  Bestim- 
mung erhält. 


§  112.    ModaUbrmen.     Der  Indikativ.  357 

Die  Modalformen  künuen  zum  Theil  mit  einander  vertauscht  werden,  wobei  sie 
natürlich  ihren  Charakter  nicht  einbüssen,  sondern  einen  und  denselben  Inhalt  bei 
veränderter  Form  der  Aussage  durch  den  Zusammenhang  der  Rede  oder  äussere 
Umstände  erschliessen  lassen.  So  tritt  der  Indikativ  öfter  an  die  Stelle  des  Impe- 
rativ (s.  oben  S.  332.  334),  wobei  der  Redende  die  Ausführung  seines  Willens  anti- 
cipirend  unter  seine  Gewähr  nimmt,  und  ebenso  der  Konj  unktiv  (s.  oben  S.  332) 
in  welchem  Falle  der  Redende  ans  seiner  subjektiven  Aeusserung  auf  einen 
Willensakt  Sfhliessen  lässt.  Umgekehrt  tritt  der  Imperativ  an  die  Stelle  des 
Indikativ  und  Konjunktiv  (s.  unten  Imperativ)  in  konditionalen  und  koncessiven 
Sätzen.  Hinsichtlich  des  Indikativ  und  Konjunktiv  kann  man  aber  eine  Ver- 
tauschung in  diesem  Sinne  nicht  annehmen;  wo  beide  Modalformen  verwendet 
werden  können,  sind  zwei  Gesichtspunkte  für  die  Autfassung  geboten,  unter  denen 
der  Sprachgebrauch  keinen  entschieden  bevorzugt,    was  er  in  anderen  Fällen  thut. 

112.  a.  Gebrauch  des  Indikativ.  Der  Indikativ  ist  im  Französischen, 
dem  Konjunktiv  gegenüber,  die  bevorzugte  Modalform  und  hat  im  Vergleiche 
mit  dem  Lateinischen  eine  grosse  Ausdehnung  erlangt. 

1.  Der  lateinische  Konjunktiv  in  Hauptsätzen  (s.  unten  Konjunktiv)  wird 
vielfach  durch  den  Indikativ  der  Future  der  Vergangenheit,  d.  h.  durch 
eine  hypothetische  Aussage,  ersetzt: 

«.  wo  der  Redende  in  behauptenden  oder  fragenden  Sätzen  sein  ür 
theil  mit  einer  gewissen  Unentschiedenheit,  Bescheidenheit 
oder  Höflichkeit  ausspricht:  A  ce  coup  je  ne  saurais  survivre 
(Chateaübr.).  On  dirait  qu ils  ont  seuls  l'oreille  d'Apollon  (Boileac). 
Croirait-il  ma  douleur  moins  vive  que  la  sienne?  (Racine)  Je  ne 
voudrais  pas  .  .  recommencer  les  dix-huit  uiois  qui  viennent  de 
s'ecouler  (Ghateadbb.).  Vgl.  lat.  Hie  quaerat  quispiam  (Cic, 
N.  D.  2,  53).  Bruti  ego  Judicium,  pace  tua  dixerim,  longe  antepono 
-  tuo  (Gic,  Tusc.  5,  5).  Equidem  haud  abnuerim,  Clusium  Gallos., 
adductos  (Liv.  7,  26).     So  velim,  malim,  nolim  etc.     S.  Konjunktiv. 

ß.  in  Hauptsätzen  hypothetischer  Satzgefüge,  wo  mit  geringen 
Ausnahmen  eben  diese  Future  eintreten.  S.  oben  S.  339  und  Kon- 
junktiv. 

2.  In  Substantivsätzen,  sowohl  indirekten  Fragesätzen,  als  den  mit  que 
angeknüpften  Nebensätzen,  welche  den  Inhalt  des  Empfindens,  Denkens 
und  Darstellens  aussagen,  steht  mit  wenigen  Ausnahmen  (s.  Konjunktiv) 
ebenfalls  der  Indikativ. 

«.  Indirekte  Fragesätze  behalten  die  indikativische  Modalform  der  direkten 
Rede:  Dites-moi  en  quoi  je  puis  vous  servir  (Acad.).  Tu  jugeras 
toi-meme  lequel  vaut  le  mieux  de  ce  que  tu  dis  ou  de  ce  que  tu  fais 
(J.-J.  Rousseau).  11s  combattaieut  pour  savoir  de  qui  ils  seraient 
esclaves,  ou  d'Octave,  ou  d'Antoine  (Voi/rAiKE).  Et  tu  demandes  si 
je  suis  bien  aise  d'etre  mariee!  (Sceiue)  Vgl.  lat.  Quis  esset  et 
quid  vellet,  quaesivit  (Caes.,  B.  C.  2,  35).  Quid  sui  consilii  sit, 
ostendit  (B.  G.  1,  21). 

ß.  Objektsätze  nach  den  Begriffen  des  Empfindens,  Denkens  und  Darstellens 
im  affirmativen  Hauptsatze  haben  im  Allgemeinen  den  Indikativ:  Je 
vois  .  .  que  tu  fais  le  docteur  et  que  tu  ues  qu'un  sot  (Reg.nard). 
II  sait  que  je  Tattends  (Id.),    Dis-lui  que  je  n'ai  pas  voulu  lire  sa 


358     Dritt.  Tbl.     Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

lettre  (Scribe).  Hier  pflegte  das  Lateinische  neben  dem  Akkusativ 
mit  dem  Infinitiv  auch  den  Konjunktiv  der  indirekten  Rede  zu  ver- 
wenden. 

3.  Im  konditionalen  Nebensatze  sowohl  bei  der  Voraussetzung  der  Un- 
wirklichkeit,  als  bei  der  Unentschiedenheit  über  dieselbe  steht  im  Franzö- 
sischen fast  nur  der  Indikativ.     S.  oben  S.  341  und  Konjunktiv. 

4.  Im  reinen  Konsekutivsatze  ist  ebenfalls  die  Verwendung  des  Kon- 
junktiv meist  aufgegeben.     S.  Konjunktiv. 

113.  b.  Gebrauch  des  Konjunktiv.  Der  Konjunktiv  führt  diesen  Namen, 
weil  er  gewöhnlich  in  Verbindung  mit  einem  Hauptsatze  erscheint,  und  wird 
auch,  wie  im  Französischen  gewöhnlich,  Subjunktiv  genannt,  weil  er  sich 
im  Nebensatze  im  Verhältnisse  der  Unterordnung  zu  finden  pflegt.  Das 
Verhältniss  der  Unterordnung  unterscheidet  ihn  aber  nicht  vom  Indikativ, 
welcher  ebenso  im  Nebensatze  untergeordnet  auftritt. 

Der  Konjunktiv  kann  seinem  Wesen  nach  sowohl  im  Hauptsatze  als  im 
Nebensatze  eine  Stelle  haben.  Indessen  ist  es  natürlich,  dass  er  sich  ge- 
wöhnlich im  Nebensatze  findet,  da  die  Rede  in  ihrem  Kerne  auf  die  Dar- 
stellung eines  objektiven  Inhaltes  gehen  muss,  welcher  für  einen  Dritten  das 
wesentliche  Interesse  ausmacht.  Dagegen  hat  die  subjektive  Reflexion  ihre 
Stelle  da,  wo  die  innere  Verbindung  der  Sätze,  der  logische  Zusammenhang 
derselben  das  Interesse  beschäftigt,  wo  die  Begiitfe  der  Kausalität,  der  Be- 
dingtheit oder  des  Zweckes  als  der  subjektiven  Auffassung  augehörig  dar- 
gestellt, oder  der  Inhalt  fremder  und  eigener  Vorstellung  seiner  Unmittel- 
barkeit entnommen  und  gleichsam  nur  abgespiegelt  werden  soll.  Es  ver- 
steht sich,  dass  der  Konjunktiv  keine  absolut  nothwendige  Modalform  ist, 
wenngleich  er  als  eine  Bereicherung  der  Sprache  angesehen  werden  muss. 
Sein  Gebiet  wird  in  neuerer  Zeit  im  Französischen,  wie  in  anderen  Sprachen, 
immer  mehr  beschränkt. 

114.  I.    Der  Konjunktiv  in  Hauptsätzen. 

1.  Der  meist  durch  die  Future  der  Vergangenheit  ersetzte  Konjunktiv, 
welcher  im  Lateinischen  als  Ausdruck  subjektiver,  unentschiedener 
oder  urbaner  Aussage  gebraucht  ward,  wird  im  Französischen  kaum 
noch  anders  als  in  der  Formel  je  ne  sache  pas  angetrofien:  Je  ne 
Sache  pas  qu'il  y  ait  eu  d'hommes  blancs  devenus  noirs  (Buffoin).  Je 
ne  Sache  pas  qu'on  ait  jamais  appele  duel  ce  qui  se  passait  entre 
Louis  XVI  .  .  et  le  bourreau  (Chateaubr.).  Je  ne  sache  rien  de  plus 
beau  quune  Institution  consacree  ä  la  garde  de  cette  verite  d'esperance 
(Id.).  Je  ne  sache  personne  qu'on  puisse  lui  comparer  (Acad.). 
Dahin  gehört  auch  der  elliptische  Nebensatz  que  je  sache,  lat.  quod  sciam 
(Cic),  quod  noverim  (Plin.),  welchem  das  hinsichtlich  des  Modus  unklare 
gueje  pense:  II  en  a  fait  serment,  que  je  pense,  k  la  cour  (Reg.nard), 
und  das  indikativische  gue  je  crois :  La  mere  d'un  amant  .  .  Est  toujours, 
que  je  crois,  re<;ue  avec  plaisir  (Voltaire),  zur  Seite  stehen;  beide 
letztere  sind  jedoch  kaum  mehr  im  Gebrauche. 

2.  Der  Ausdruck  subjektiver  Vorstellung  kann  als  Wunsch  und  selbst  als 
Gebot  erscheinen;  bisweilen  wird  hier  der  Konjunktiv  (gewöhnlich  des 
Präsens)  mit  que,  wie  im  Lateinischen  mit  utinam,  eingeführt,  so  dass  er 
als   elliptischer  Nebensatz    auftritt:    Aiusi    soit-il    (Acad.).      Dieu    seit 


§  113,    Modalf.     Der  Konjunktiv.     §  114.     /.  Konj.  in  Hauptsätzen.        359 

loue!  la  Saison  sera  bonne  (Ponsabd).  Dieu  garde  leurs  etats  (Delille). 
Grand  bien  vous  fasse  (Racine).  Vive  le  roi!  (Littre  v.  vivre).  Vive 
Barrot,  vive  la  reforme!  (Lamartine)  Vivent  les  gueux!  (Bebanger) 
Vivent  la  franchise  et  la  jeunesse!  (G.  Droz)  In  qui  vive?  dient  der 
in  den  Frap^esatz  gezogene  Optativ  zum  Ausdruck  der  Frage  nach  dem 
Feldgeschrei  der  kämpfenden  Parteien:  „wer  soll  leben?"  wem  gilt  der 
Ruf  vive?  Fe  risse  le  Troyen,  auteur  de  nos  alarmes!  (Racine)  Pe- 
rissent  enfin  ces  jalousies  fatales  qui  rendent  les  hommes  ennemis  des 
hommes!  (Montesquieu)  Puisse-t-il  arriver  bientot!  (Acad.)  Puisse- 
t-elle  me  venir  en  aide  (Cherbuliez).  Puissent,  puissent  aussi 
trembler  les  malfaiteurs!  (Ponsard)  Puissiez-vous  reussir  dans  vos 
projets!  (Acad.)  A  Dieu  ne  plaise  (Ponsard).  Le  diable  m'emporte 
(Acad.).  Afr.  Si  m'aist  Diex.  Lat.  ita  me  dii  ament  etc.  Dii  bene 
vertant  (Plaut.,  Aul.  2,  3,  5).  Ne  sim  salvus,  si  aliter  scribo  ac 
sentio  (Cic,  Att.  16,  13).  —  Mais  voici  l'empereur.  —  Qu'on  me  laisse 
avec  lui  (Racine).  Que  le  ressentiment  expire  avec  l'injure  (Arnault). 
Que  je  te  retrouve  sur  cet  escalier  (Le  Sage).  Mais  que  cette  aven- 
ture  te  serve  de  le^on  (Berqdin).  Lat.  ütinam  modo  conata  efficere 
possim  (Cic,  Att.  4,  16). 

Auch  der  Konjunktiv  des  Präteritum  kommt  so  vor:  Plüt  ä 
Dieu  que  la  comedie  du  Tartufe  eüt  eu  le  meme  honneur!  (Champort) 
Düt  le  ciel  egaler  le  supplice  ä  l'offense  (Corneille).  Lat.  Illud  utinam 
ne  vere  scriberem  (Cic,  Farn.  5,  17,  3).  Der  unerfüllte  Wunsch  wird 
in  die  Vergangenheit  verlegt,  wie  die  un verwirklichte  Bedingung;  s.  S.  344. 
3.  Auch  im  Sinne  der  Einräumung  steht  der  Konjunktiv,  welcher  hier 
ebenfalls  als  elliptischer  Nebensatz  mit  que  eingeleitet  werden  oder  mit  in- 
vertirtem  Subjekte  in  fragender  Form  eintreten  und  einen  konditionalen 
und  koncessiven  Nehensatz  vertreten  kann;  in  fragender  Form  ersetzt 
er  besonders  den  koncessiven  Nebensatz:  Mais  veille  qui  voudra,  voici 
mon  oreiller  (Racine).  II  approche.  —  Qu'il  vienne  (Id.).  Vous  le 
voulez:  soit  (Acad.).  Qu'il  choisisse,  s'il  veut,  d'Auguste  ou  de 
Tibere;  Qu'il  imite,  s'il  peut,  Germanicus  mon  pere  etc.  (Racine)  Lat. 
Age  dicat:  sino  (Ter.,  Andr.  5,  3,  24).  Malus  civis  .  .  fuit.  Fuerit 
aliis;  tibi  quando  esse  coepit?  (Cic,  Verr.  1,  41) 

Konditionales  Satzgefüge:  Vienne  une  puissance,  les  arts  se  mettront 
ä  son  niveau  (Soülie).  Qu'il  parle,  tont  se  tait  (Acad.).  Ils  auraient 
resiste,  n'eüt  ete  le  canon  (Ponsard). 
Koncessives  Satzgefüge:  Vienne  qui  voudra,  je  ne  me  derange  plus 
(Michadd).  Qu'il  perde  son  proces  ou  qu'il  le  gagne,  il  partira  (Acad.). 
F  US  siez -vous  dieu  ou  diable  .  .  vous  descendrez  (Bouilly). 

Wie  die  Auffassung  des  Konjunktiv  nur  durch  den  Zusammenhang 
ermöglicht  wird,  geht  aus  Stellen  wie  folgenden  klar  hervor:  Que  je 
sauve  la  France  et  que  je  sois  fletrie;  La  honte  soit  pour  moi,  le 
fruit  pour  ma  patrie  (Ponsard),  wo  Wunsch,  Bedingung  und  Einräumung 
neben  einander  gehen  und  der  Gesammtsinn  dem  einzelnen  Satze  seine 
Beziehung  anweist. 
4.  Im  Hauptsatze  eines  hypothetischen  Satzgefüges  kommt  im  Neu- 
französischen  nur  der  Konjunktiv  des  Plusquamperfekt  vor,  der  des  Imper- 
fekt nur,  wenn  der  Hauptsatz  selbst  Nebensatz  geworden  ist  (s.  oben 
S.  848  und  345):   Si  j'eusse  ete  surpris,  quels  traitements  cruels  n'eusse- 


360     Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Abschu.     Die  Wortfi5guns.    J.  Grundbestandth. 

je  point  essuyes?  (J.-J.  Rousseau)  Der  Konjunktiv  der  Präsentia  kommt 
hier  überhaupt  nicht  vor,  wie  im  Lateinischen:  Dies  jam  me  deficiat, 
si  quae  dici  possint,  coner  expromere  (Cic,  Coel.  12). 

115.    II.    Der  Konjunktiv  in  Nebensätzen. 

aa)  Von  weiter  Ausdehnung  ist  der  Gebrauch  des  Konjunktiv  in  Substan- 
tivsätzen, obwohl  sich  eine  Anzahl  derselben  diesem  entzieht  (s.  auch 
oben  S.  341.  357)  und  zwar: 

«.  zunächst  in  Subjektsätzen,  denen  ein  grammatisches  Subjekt  il 
oder  ce  in  einem  unpersönlichen  Satze  voranzugehen  ptiegt,  welches 
indess  auch  fehlen  kann  (s.  oben  S.  322).  Der  Konjunktiv  steht,  wenn 
der  Nebensatz  nicht  sowohl  die  Existenz  einer  Thatsache  ausdrücken, 
als  den  Gegenstand  der  Reflexion  bezeichnen  soll,  welche  das  Prädikat 
des  unpersönlichen  Satzes  andeutet.  Der  Konjunktiv  ist  nothwendig, 
wenn  die  Aussage  des  Nebensatzes  überhaupt  erst  als  eine  Forde- 
rung und  noch  nicht  als  Existenz  erscheint;  doch  findet  er  auch 
sonst  statt.  Im  Lateinischen  findet  man  hier  im  Nebensatz  vielfach 
quod  mit  dem  Indikativ  oder  den  Infinitiv;  doch  steht  auch  ut  mit 
dem  Konjunktiv,  z.  B.  nach  accedit,  convenit,  expedit,  restat,  sequitur, 
jus,  mos,  opus  est,  extremum,  reliquum  est  etc.,  und  im  silbernen  Zeit- 
alter öfter,  wo  sonst  der  Infinitiv  gebräuchlich  war. 

II  suffit  qu'on  me  craigne  (Racine).  11  Importe  que  vous  y 
soyez  (Gir.-Düvivikr).  II  repugne  que  cela  soit  ainsi  (In).  II 
faut  que  justement  je  fasse  une  meprise  (Regnard).  11  semblait 
que  ma  vue  excität  son  audace  (Racine).  II  semble  quil  se  re- 
duise  ä  rien  (Lk  Vaillant).  11  me  semble  que  mon  c«ur  veuille 
se  fendre  par  la  moitie  (Mme  de  Sevigse). 

11  est  assez  drole  que  nous  soyons  les  seuls  ä  gagner  (Beequin). 
II  etait  naturel  que  le  pouvoir  se  concenträt  (Mignet).  II  est 
faux  qu'on  I'ait  vu  devant  les  prisons  (Id.).  II  est  ä  propos  .  . 
que  je  vous  apprenne  de  quel  caractere  est  l'intendaut  (Le  Sage). 

G'est  dommage  .  .  que  tu  ne  sois  pas  nee  gar^on  (Berqüin). 
C'est  une  peine  extreme  Qu'il  nous  faille  aujourd'hui  prier  Dieu 
pour  vous-meme  (Voltaire).  Cest  heureux  quil  fasse  nuit 
(Dumas).  —   Le  pis  est  que  Frederic  ne  soit  pas  ici  (Beequin). 

Mieux  vaudrait  que  le  soleil  perdit  ses  rayons  que  Bouche-d'Or 
ses  paroles  (Gbateaübr.).  Bien  a  pris  ä  ce  droie-iä  que  je  n'aie 
pas  ete  ä  la  maison  (Laplace).  Tant  mieux,  Chevalier,  que  vous 
en  ayez  eu  cette  idee  (Berquin).  Quelle  honte  que  les  hommes 
fassen t  consister  leur  grandeur  dans  les  ragouts  (Fenelon).  Quel 
bonheur  .  .  qu'il  ne  soit  pas  venu  hier  (Mme  Glizot). 

Es  ist  natürlich,  dass  da  der  Indikativ  eintritt,  wo  ein  Inhalt 
auszusprechen  ist,  welchem  im  unpersönlichen  Satze  ein  seine  Wahr- 
heit und  Wirklichkeit  aussagendes  Prädikat  gegeben  wird;  dies  ge- 
schieht nach  il  arrive,  il  s'ensuit,  il  resulte,  il  est  certain,  evident,  in- 
contestable,  sür,  vrai  u.  dgl.,  obgleich  hier  im  Lateinischen  zum  Theil 
auch  ut  mit  dem  Konjunktiv  eintreten  kann  (accedit,  sequitur  ut). 
Ebenso  erlaubt  man  sich  den  Indikativ  zu  verwenden,  wenn  der  Neben- 
satz die  Thatsache  entschieden  aussprechen  soll,  welcher  das  Prädikat 


§§  115.  116.     //.    Konjunktiv  in  Nebensätzen.    Substantivsätze.  361 

des  unpersönlichen  Satzes  zukommt;  11  suffit  que  l'on  est  content 
du  detour  (Molikrk),  obgleich  dies  hei  Neueren  seltener  geschieht. 
Aber  wenn  der  Indikativ  nach  il  parait,  il  est  probable,  und  abwech- 
selnd der  Indikativ  und  Konjunktiv  nach  il  semhle,  il  me  (te,  vous  etc.) 
semble  verwendet  wird,  so  beruht  dies  auf  einem  Sprachgebrauche, 
welcher  sich  einmal  für  eine  der  möglichen  Ausdrucksweisen  ent- 
scheidet, das  andere  Mal  der  Freiheit  der  Auffassung  Raum  lässt. 
Auflallender  noch  sind  Sätze,  wie:  11  se  peut  faire  qu'ils  seront 
vos  amis  dans  la  suite  (Fenelon),  während  sonst  der  Begriff  der 
Möglichkeit  nur  als  Prädikat  einer  reflektirten  Aussage  vorkommt. 

Wenn  der  unpersönliche  Satz  verneinend,  fragend  oder  (als 
relativer  Hauptsatz)  betlingend  ist,  so  steht  nach  allen  Sätzen  dieser 
Art  der  Konjunktiv  im  Nebensatze,  insoweit  der  Nebensatz  hier 
nicht  unter  der  Gewähr  des  Redenden  stehen  kann  und  nur  als 
Produkt  seiner  Reflexion  in  Betracht  kommt:  11  na  pas  tenu  k  toi 
que  nons  fussions  tous  brüles  (Ds  Codrcy).  II  ne  me  parut 
point  qu'elle  me  remit  (Lk  Sage).  Mais  est-il  vrai  que  nous 
debutions  par  unenegation?  (Cousin)  S'il  est  vrai  qu'Homere  ait 
fait  Virgile,  c'est  son  plus  bei  ouvrage  (Voltaire). 

Nimmt  dagegen  <ler  Redende  den  Nebensatz  unter  seine  Gewähr, 
so  steht  der  Indikativ,  was  nach  fragenden  und  bedingenden  Haupt- 
sätzen der  Fall  sein  kann:  S'il  est  vrai  que  j'ai  chasse  les  ennemis 
de  votre  territoire  .  .  que  vos  tribuns  se  levent  (Vertot).  II  n'est 
donc  pas  vrai,  comme  on  lassure,  qu'elle  est  votre  cousine?  (Scribe) 
N'est-il  pas  evident  que  c'est  la  meme  trame?  (Racine),  und 
selbst  Est-il  possible  que  vons  serez  toujours  embeguine  de  vos 
apothicaires  et  de  vos  medeoins?  (MoLiiiRE) 


116.    /?.    Im  Objektsatze  oder  im  Kasussatze    tritt   unter  mehrfachen  Be- 
ziehungen der  Konjunktiv  ein. 

1.  wenn  der  Nebensatz  die  durch  eine  affirmative  oder  negative 
Willensäusserung,  Billigung  oder  Missbilligung,  oder 
durch  die  Natur  der  Tbätigkeit  gesetzte  Tendenz  im  weitesten 
Sinne  aussprechen  soll.  Jm  Hauptsatze  treten  hier  Zeitwörter  auf, 
wie  arreter,  Commander,  decider,  demander  (verlangen),  exiger, 
ordonner,  dire  (befehlen),  preteudre  (verlangen),  attendre  (erwarten), 
entendre  (gemeint  sein,  wollen),  etre  d'avis,  aimer  (gern  haben), 
desirer,  souhaiter,  vouloir,  prier,  supplier,  adm.-ttre,  agreer,  ap- 
prouver,  permettre,  souifrir,  trouver  naturel,  bon  etc.,  preferer, 
meriter,  consentir,  conclure  (ä  ce  que),  veiller  (ä  ce  que),  tenir  (ä  ce 
que)  etc.  —  abhorrer,  desapprouver,  defendre,  empecher,  eviter, 
garder,  prendre  garde  etc.  Aehnlioh  sind  im  Lateinischen  Neben- 
sätze mit  ut  und  dem  Konjunktiv  nach  Hauptsätzen  mit  den 
Verben  decernere,  imperare,  optare,  poslularo,  praecipere,  velle, 
dicere,  mandare,  respondere,  curare,  videre,  cogere,  prohibere  etc. 
11  exige  que  ce  nionarque  n'en tretieune  que  cinquante  ou 
quatre-vingts  invalides  dans  les  unes  (sc.  forteresses):  il  veut  qu'il 
souffre  la  preseuce  de  plusieurs  officiers  frau<;ais  dans  les  autres 
(Seglk).    Que  voulez-vous  que  je   sache?   (Üi;mas)    J'atteuds 


362   Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     [.  Grundbestandth. 

que  vous  me  teniez  parole  (Gramm.  Nat.).  De  sa  fortune  co- 
lossale,  le  bon  bomme  comprenait  que,  lui  vivant,  lien  ne  pas- 
sät ä  sa  famille  (Daodet).  Va  vite,  cours,  dis-leur  qu'ils  soient 
prets  au  besoin  (Regnard).  A  qui  dois-je  que  la  terre  de  France 
me  soit  interdite?  (Dümas)  On  trouvait  naturel  que  la  prin- 
cesse  .  .  vint  presenter  son  fils  ä  l'adoption  du  pays  (Lamartine). 
Souffrez  que  Bajazet  voie  enfin  la  lumiere  (Voltaire).  Ils 
croiront,  en  effet,  meriter  qu'on  les  craigne  (Racine).  Je 
consens  que  Finette  vienne  avec  nous  (Jaüffret).  II  con- 
cluait  ä  ce  que  Louis  XVI  füt  juge  (Mignet).  Je  vais  veiller 
a  ce  qu'on  ne  vienne  pas  vous  troubler  (Dumas).  Je  tiens  a  ce 
que  vous  jugiez  de  mon  pouvoir  en  connaissance  de  cause  (La- 
boclaye).  —  Je  defends  qu'on  prenne  les  armes  (Voltaire). 
Empechez  qu'un  rival  vous  previenne  et  vous  brave  (Cor- 
neille). Cette  eure  secrete  de  Severe  est  un  mauvais  artifice 
qui  n'empeche  pas  que  la  eure  ne  soit  publique  (Voltaire). 
Gardez  qu'on  ne  vous  voie  (Acad.).  Prends  garde  qu'on  ne 
te  voie  (Dümas). 

Wegen  des  in  Nebensätzen  nacb  Verben  des  Verhinderns  und 
Verbütens  häufig  erscheinenden  ne  s.  die  Verneinung  (§  164). 

Wenn  in  den  Hauptsätzen  mit  den  Verben  dire,  pretendre,  en- 
tendre,  prendre  garde  etc.  die  Vorstellung  einer  Willensäusserung 
oder  Tendenz  wegfällt,  so  steht  im  Nebensatz  der  Indikativ:  Ne  vous 
avais-je  pas  dit  que  j'etais  son  Mentor?  (Dcmas)  On  pretend 
que  Thesee  a  paru  dans  i'Epire  (Racine).  Mad.  de  Maintenon 
pretendit  que  ce  n'etait  point  nn  couvent  que  je  devais  choisir 
(Dumas).  On  lui  donne  ä  entendre  qu'il  ferait  bien  de  se 
retirer  (Acad.).  Prenez  garde  que  l'auteur  ne  dit  pas  ce  que 
vous  lui  pretez  (Beaüzee). 

Ebenso  wird  bei  attendre,  wie  bei  sattendre,  compter, 
esperer  u.  a.  (s.  oben  S.  335.  336  und  vgl.  S.  349),  der  Inhalt  der 
zuversichtlich  ausgesprochenen  Erwartung  durch  den  Indikativ  aus- 
gedrückt: C'esi  lä  que  nous  attendons  que  notre  esperance  ne 
sera  pas  de^ue  (Pascal),  üebrigens  steht  im  Nebensatze  nach 
attendre  auch  in  dem  Sinne  des  Wartens  der  Konjunktiv;  der 
Nebensatz  entspricht  hier  einem  Temporalsatze:  II  faudrait  du  moins 
attendre  que  les  peres  et  les  meres  .  .  des  victimes  fussent 
morts  (Chateaübr.). 

Auch  nach  Hauptsätzen  mit  den  Verben  arreter,  decider,  Com- 
mander, ordonner,  resoudre,  stipuler  etc.  wird  statt  des  Konjunktiv 
der  Indikativ  der  Future  der  Gegenwart  und  Vergangenheit  ge- 
braucht, indem  das  Gebot  die  Form  der  zuversichtlichen  Erwartung 
annimmt:  Ordonne  qu'il  sera  fait  rapport  ä  la  cour  Du  foin 
que  peut  mtinger  une  poule  en  un  jour  (Racine).  (Edipe  .  . 
Ordouna  que  chacuu  regnerait  son  annee  (Kacine).  II  fut 
decide  qu'on  ne  recevrait  plus  de  commissaires  (Guizot).  Le 
duc  de  Ferrare  ordonna  que  les  jugements  civiis  seraieut 
prononces  ä  Pise  par  un  podestat  civil  (Sismondi).  Le  gouverne- 
ment  .  .  decreta  que  vingt  mille  hommes  d'abord,  puis  dix  mille 
ensuite,  seraient  rappeles  d'Alger  (Lamartine).    In:  Le  tribunal 


§  117.     //.    Konjunktiv  in  Nebensätzen.     Substantivsätze.  363 

a  decide  que  la  donation  etait  nulle  (Acad.)  ist  die  Entscheidung 
nicht  sowohl  ein  Willensakt  als  eine  Auslegung. 

117.  2.  wenn  der  Kasnssatz  den  Gegenstand  eines  im  Hauptsatze  aus- 
gedrückten Affektes,  wie  der  Verwunderung,  der  Freude,  des 
Schmerzes,  der  Scham,  des  Unwillens,  der  Furcht  etc.  ausmacht: 
Je  m'e tonne  qu'il  ne  voie  pas  le  danger  oü  il  est  (Acad.). 
Nous  somnies  heureux  qu"il  n'en  ait  rien  su  (Ead.).  Je  suis 
charme  que  vous  ayez  de  moi  cette  idee  (Berqcin).  Je  suis 
fache  que  nous  fassions  ici  notre  partie  (Id.).  II  se  plaint 
quon  l'ait  calomnie  (Acad.).  Craignez  que  le  ciel  rigoureux 
ne  vous  haisse  assez  pour  exaucer  vos  Toeux  (Racine).  J'ai 
peur  qu'il  en  ait  trop  dit  (Bocrriense).  Bei  de  crainte  que,  de 
peur  qne  mit  folgendem  Konjunktiv  gehören  die  Substantive  zum 
Hauptsatze:  Je  n"osais  me  deguiser  dans  notre  hotel,  de  peur 
que  cela  ne  f ü  t  remarque  (Le  Sage). 

Im  Lateinischen  steht  nach  den  Begriffen  des  Affektes  ausser 
dem  Akkusativ  mit  dem  Infinitiv  auch  der  mit  quod  angeknüpfte 
Nebensatz  mit  dem  Konjunktiv,  namentlich  nach  gaudeo,  laetor, 
delec^or,  doleo,  queror,  angor,  indignor,  miror  u.  a.,  aber  es  hat 
auch  den  Indikativ,  indem  es  die  Thatsache,  welche  zugleich  Grund 
des  Affektes  ist,  auch  objektiv  auszusprechen  gestattet:  Gaudeo 
quod  te  interpellavi  (Cic,  Legg.  3,  1).  Quod  spiratis,  quod 
vocem  mittitis,  quod  formas  hominum  habetis,  indignantur 
(Liv.  4,  3).  Num  reprehendis  quod  libertus  patronum  jnvabat? 
(Cic,  Verr.  1,  47) 

Der  Indikativ  ist  auch  im  Französischen  gebräuchlich,  wobei 
der  Nebensatz  gewöhnlich  von  dem  hinweisenden  Fürworte  ce  ge- 
stützt wird,  zu  dem  jener  als  erklärender  Satz  tritt:  Glaire  se 
plaignait  de  ce  qu'on  l'avait  appelee  par  sou  nom  (Florian). 
On  se  plaint  de  ce  que  les  plus  belies  tragedies  de  Voltaire  .  . 
sont  fondees  sur  des  mal-entendus  (Mme  de  Stael).  Es-tu 
fächee  de  ce  que  ton  frere  a  une  montre?  (Berqlin),  doch  auch 
ohne  ce:  Nous  nous  sommes  plaints  que  la  mort,  ennemie  des 
fruits  que  nous  promettait  la  princesse,  les  a  ra vages  dans  la 
fleur  (Bosscet).  Tu  te  plaignais  hier,  ä  tes  amis,  qu'on  n'en 
trouvait  plus  de  difficultes  (Dcmas). 

Statt  des  Substantivsatzes  steht  hier  auch  nach  dem  Begriffe 
der  Verwunflerung  ein  Satz  der  Bedingung:  Ne  vous  etonnez  pas 
s'il  en  use  de  la  Sorte  (Acad.).  Je  ne  suis  plus  surpris  si  Ton 
declame  tant  contre  les  personnos  qui  pretent  ä  interets  (Le  Sage), 
wie  im  Lateinischen  miror  si  .  .  (Cic,  Lael.  15). 

Wegen  des  in  Nebensätzen  nach  den  Verben  des  Fürchtens 
unter  Umständen  erscheinenden  ne  s.  die  Verneinung  (§  164).  So 
steht  im  Lateinischen  ne  nach  metuere,  timere,  est  periculum  etc.; 
doch  hat  das  Französische  doppelte  Verneinungen,  wie  lat.  Sed 
timeo  ne  non   impetrem   (Cic,   Ätt.  9,  6),    nicht    aufzuweisen. 


364     Dritt.  Tbl.     Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfü^ng.    I.  Grund bestandth. 

118.         3.     weuu  der  Kasussatz  den  Inhalt  des  Empfindens,  Denliens  und 
Darstellens  ausspricht,  so  wird  im  Allgemeinen  im  Nebensatze  der 
Indikativ  gebraucht;  selten  findet  man  hier  noch  nach  dem  behaup- 
tenden Hauptsatze,    wenn    dieser  bejahend   ist,    den  Konjunktiv; 
ist  aber  der  Hauptsatz  verneinend,  fragend  oder  bedingend, 
so  kann  auch  die  subjektive  Auffassung  im  Nebensatze  Platz  greifen, 
namentlich  wenn  sein  Inhalt  überhaupt  nur  in  der  Vorstellung  vor- 
handen ist. 
a«.    Nach  einer  bejahenden  Behauptung   war  im  Altfranzösischen 
hier  der  Konjunktiv  im  Nebensätze  nicht  ungewöhnlich;  im  Neu- 
französischen  ist  er  seltener,  z.  B,  nach  penser,  croire  und  oublier: 
On  pensait  .  .  que  ce  fussent  des  Bohemes  (Mme  de  Sevigne). 
Son  erreur  , .  c'est  d'avoir  cru  qu'unroi  püt  seresiguer  (Thiers). 
M.    et    madame    de    la    Fere  .   .   oubliaient    qu'ils    eussent 
Jamals   eu    du    chagrin   (Mme  Gcizot).      Am  Häufigsten   findet 
man  ihn  nach  on  dirait:    On  dirait   qu'il  soit  aveugle    (Jac- 
qüenard),  obgleich  hier  natürlich  auch  der  Indikativ  seine  Stelle 
hat.    Nach  supposer  steht  gewöhnlich  der  Konjunktiv.  Suppe 
sons  qua  notre  histoire  generale  f ü  t  ä  composer  (Chateacbe.), 
doch  auch  der  Indikativ:    Je  suppose  qu'un  moine  est  chari- 
table  (La  Fontaine).    Supposons,  nous  aussi,  que  Tarbre  est 
un    homme  ä  la    peau    rüde,    reveur    et    silencieux    (G.  Deoz). 
Esperer  dagegen  steht  hier  immer  mit  dem  Indikativ. 
ßß.    Der  verneinende  Hauptsatz  kann  ein  verneinendes  Satzadverb 
enthalten,  oder  anderweitig  die  Ablehnung  eines  Gedankens  be- 
zeichnen,   oder    die  Verneinung   kann  in  dem  Thätigkeitsbegriff 
selbst  aufgenommen  sein,    wie    in    douter,    ignorer,    dissimuler, 
dementir,  disconvenir,  nieretc:    N e  vous  souvenez  plus  qu'il 
vous  ait  offense    (Racine).     N'esperez    plus    alors  que  Ion 
vienne  h  votre  aide  (Ponsard).    Je  ne  crois  pas.    moi,   que 
nous     eussions    pour    vingt    francs    de    bonne    marchandise 
(Regnard).    Je    ne    Sache   pas  qu"on  ait  jamais  vu  d'enfant 
en  liberte  se  tuer  (J.-J.  Rousseau).   —   Lorsque  la  flotte  egyp- 
tienne  s'eloigna,   I'idee    ne    lui    vint   pas  que  ce  füt  sur  un 
ordre  de  la  reine  (Ricvl'e  d.  d.  M.  1872).    On  a  peine  ä  com- 
prendre  que  plusieurs  annees  apres  le    discours    contre   Era- 
tostbene,    oii  la  pensee  et    le  style  ont  une  si  saine  et  si  male 
simplicite,    il    ait  ecrit   ces    pages  tout  artificielles  (1871).  — 
J'ignorais    qu'elle   füt    comedienne    (Le  Sage).     Je    nie  que 
cela  soit  (Acad.).     Selbst  wo  ein  verneinendes  Verb    verneint 
ist,  findet  sich  der  Konjunktiv:    Je  ne  nie  pas  qu'il  ait  raison 

(ACAD.). 

Auch  steht  hier  der  Indikativ:  Je  ne  puis  oublier  qu'elle 
a  porte  mou  nom  (Dlmas).  II  ne  sera  pas  dit  que  j'aggra- 
verai  ta  position  (Id.).  N'allez  pas  croire  que  je  suis 
intolerante  (G.  Droz).  Mais,  malheureuse,  tu  ne  sais  pas 
qu'il  y  a  le  loup  dans  la  montagne  (Daudet). 
yy.  Nach  einem  fragenden  Hauptsatze  steht  häufig  der  Kon- 
junktiv: Crois-tu  que  dans  son  coeur  il  ait  jure  sa  mort? 
(Racine)     Voit-on  ä  mes  yeux  que  j'aie  pleure?    (Berqüin) 


§  118.  11.  Konj.  in  Nebens.    Substantivsätze.     §  119.  120.    Adverbialsätze.    365 

Dagegen  hört  die  Frage  auf  unbefangen  zu  sein,  wenn  der 
Fragende  durch  den  Indikativ  im  Nebensatze  eine  Antwort 
voraussetzt  oder  unter  seine  Gewähr  nimmt:  Croirai-je 
qu'une  nuit  a  pu  vous  ebranler?  (Racine)  Sais-tu  bien  que 
l'acteur  dont  nous  parlons  est  un  sujet  rare?  (Le  Sage)  Ne 
vois-tu  pas  que  Tescalier  est  ronipu?  (Nodier) 
JJ.  Nach  einem  bedingenden  Satze  steht  die  im  Nebensatze  ent- 
haltene mitgesetzte  Thätigkeit  im  Konjunktiv:  Si  tu  t'aper(;ois 
que  quelque  parent  de  den  Gonzale  alt  de  grandes  assiduites 
aupres  de  lui  .  .  tu  m'en  avertiras  aussitot  (Le  Sage).  Der 
Indikativ  steht  hier,  wenn  der  Inhalt  des  Nebensatzes  als  That- 
sache  vom  Redenden  ausgesprochen  werden  soll:  Si  Ton  savait 
meme  que  tu  as  parle  pour  lui?   (Scribk) 

119.     bb)  In  adverbialen  Nebensätzen  steht  der  Konjunktiv: 

1.  in  Nebensätzen  der  Ortsbestimmung.  Da  diese  mit  dem  relativen  Orts- 
adverb oü  eingeleitet  sind,  so  werden  sie  nach  denselben  Grundsätzen  wie 
die  relativen  Adjektivsätze  hinsichtlich  ihrer  Modalform  behandelt.    S.  unten. 

2.  In  Nebensätzen  der  Zeitbestimmung: 

«.  welche  die  Thätigkeit  aussagen,  vor  welcher  die  im  Hauptsatze  ent- 
haltene stattfand;  sie  werden  mit  avant  que  und  dem  jetzt  veralteten 
devant  que  eingeleitet,  im  Altfranzösischen  auch  durch  ains  que,  aingois 
que,  primes  que,  premier  que,  und  entsprechen  den  mit  antequam,  prius- 
quam  eingeführten  lateinischen  Temporalsätzen.  Im  Lateinischen  hatten 
Sätze  dieser  Art  den  Konjunktiv,  besonders  Sätze,  welche  allgemeiner 
Natur  waren,  oder  bei  denen  die  Vorstellung  eines  Dritten  zu  reflektiren 
war,  doch  ging  man  auch  darüber  hinaus;  die  für  den  Standpunkt  des 
Hauptsatzes  noch  unverwirklichte  Thätigkeit  ward  auch  hier  oft  von  der 
Reflexion  des  Redenden  getragen,  wie  im  Französischen  immer: 
Lon  est  mort  avant  quou  ait  aper^u  qu'on  pouvait  mourir  (Flechier). 
Avant  qu'il  soit  neuf  mois  .  .  mes  coUateraux  auront  ä  qui  parier 
(Regnakd).  Je  lui  ai  paye  cette  somme  avant  qu'il  partit  (Gir.-Duvi- 
vier).  Je  veux  ä  ton  tour  Et  devant  qu'il  soit  peu,  t'y  regaler  un 
jour  (Regnard).  Lat.  Ducentis  anuis  antequam  Clusium  oppugnarent 
.  .  in  Italiam  Galli  descenderunt  (Liv.  5,  33). 

120.  ß.  in  Temporalsätzen,  welche  die  Thätigkeit  aussagen,  bis  zu  welcher 
die  des  Hauptsatzes  sich  erstreckt.  Sie  werden  durch  jusqu'ä  ce  que 
und  tant  que,  auch  en  attendant  que  eingeleitet,  von  denen  die 
beiden  ersteren  in  der  Erzählung  auch  den  Indikativ  zulassen,  während 
das  letztere,  en  attendant  —  que,  eigentlich  einen  mit  que  ein- 
geführten Substantivsatz  mit  dem  Konjunktiv  enthält.  Sie  entsprechen 
den  lateinischen  dum,  donec,  welche  wie  priusquam,  antequam  behandelt 
wurden:  Des  fosses  profoudes  oü  l'on  precipite  chaque  jour  les  femmes, 
les  enfants,  les  vieillards,  jusqu'ä  ce  qu'elles  soient  remplies  (B.  de 
St.-Pierre).  Les  Juifs  oserent  s"y  defendre  jusqu'ä  ce  qu'un  soldat 
romain  ayant  jete  un  solive  enflammee,  tout  prit  feu  ä  l'instant  (Vol- 
taire). Je  vais  trainer  une  mourante  vie  Tant  que  par  la  poursuite 
eile  me  soit  ravie  (Corneille).     II  Joint  les  mains  .  .  Julie  y  pose  un 


366     Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschu.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

livre,  puis  un  autre,  tant  qu'il  y  en  alt  jusqu'au  menton  (BERQuiN). — 
Le  sort  de  nos  guerriers  reglera  uotre  sort.  Cependant  tout  est  libre 
attendant  qu'on  les  nomine  (Corneille).  Aussi  n'y  avait-il  .  .  qua 
les  troupes  regulieres  sur  lesquelles  on  put  conipter,  en  attendant  que 
les  nouvelles  levees  se  formassent  (Mignet).  Das  Altfranzösische  ver- 
wendete noch  manche  andere  Formeln,  wie  jusque,  desque,  de  si  que  etc. 
Lat.  Rhenus  .  .  servat  nomen  et  violentiam  cursus  .  .  donec  Oceano 
misceatur  (Tag.,  Ann.  2,  6). 

IJeispiele  des  Indikativ  in  der  Erzählung  erklären  sich  leicht:  Lucain 
fut  d'abord  ami  de  Neron,  jusqu'ä  ce  qu'il  eut  la  noble  imprudence  de 
disputer  contre  lui  le  prix  de  poesie  (Voltaire). 

121.    3.  in  Nebensätzen  des  Kausalverhältnisses. 

«.  im  kausalen  Satze  im  engeren  Sinne,  welcher  affirmativ  den  wirklichen 
Grund  angiebt,  findet  der  Konjunktiv  im  Allgemeinen  keine  Stelle;  der 
einzige  Fall  dieser  Art  findet  sich  in  der  Formel:  comme  ainsi  soit 
que  .  .  (AcAD.),  vielleicht  auf  Verwechselung  des  quomodo  (comme)  mit 
cum,  quum  beruhend. 

Jedoch  steht  der  Konjunktiv  immer  in  Sätzen,  in  welchen  der  Redende 
einen  Grund  abwehrt,  an  dessen  Stelle  er  einen  anderen  setzt;  dies  ge- 
schieht durch  ce  n'est  pas  que,  non  que,  non  pas  que,  lat.  non 
quo,  quod,  quia,  quoniam,  bei  denen  sich  im  Lateinischen  zum  Theil  auch 
der  Indikativ  findet.  Sätze  dieser  Art,  welche  zum  Theil  ihrer  Form 
nach  als  Substantivsätze  gefasst  werden  müssen  und  selbst  die  Abwehr 
eines  Umstandes  im  Sinne  eines  Konsekutivsatzes  ausdrücken  können, 
haben  im  Französischen  stets  den  Konjunktiv,  da  hier  die  Absicht  der 
Entfernung  einer  reflektirten  Vorstellung  vorwaltet.  Diese  Sätze  sind 
mit  den  von  loin  que  eingeleiteten  nahe  verwandt,  insofern  durch  diese 
eine  Vorstellung  abgewehrt  wird,  an  deren  Stelle  eine  andere  Behauptung 
tritt.  Sie  entsprechen  dem  lateinischen  abest  ut  .  .  und  sind  Substantiv- 
sätze, welche  von  loin  abhängen:  Loin  que  les  peuples  soient  faits 
pour  eux,  ils  ne  sont  eux-memes  tout  ce  qu'ils  sont  que  pour  les  peuples 
(Massillon). 

Ce  n'est  pas  que  nous  eussions  des  voix  fort  agreables;  mais  .  .  nous 
chantions  Tun  et  l'autre  notre  partie  methodiquement  (Le  Sage).  Je 
ui'avan(,ais  vers  Athenes  avec  une  espece  de  plaisir  .  .  non  que  j'eprou- 
vasse  quelque  chose  de  semblable  ä  ce  que  j'avais  senti  ä  la  vue  de 
Lacedemone  (Chateaubr.). 

122.  ß.  im  ko7iditionalen  Satze  steht,  wenn  er  mit  si  eingeleitet  ist,  nur  der 
Konjunktiv  des  Plusquamperfekt  neben  dem  Indikativ:  Je  ne  me  serais 
console,  si  monsieur  le  comte  eüt  succombe  (Bouilly).  Der  Konjunktiv 
der  Präterita  steht  im  unvollständigen  Satzgefüge:  Le  roi,  comme 
s'il  eüt  voulu  servir  mon  impatience,  retourna  des  le  lendemain  ä  Madrid 
(Le  Sage).  Ses  paroles,  son  caractere,  toucherent  Lamartine,  comme  s'il 
eüt  retrouve  la  statue  un  peu  fruste  de  l'Incorruptibilite  dans  un  temps 
d'intrigue,  de  mollesse  et  de  corruption  (Lamartine).  J'ai  toujours  remar- 
que  que  votre  majeste  devinait  juste,  comme  si  eile  eüt  le  don  de  la 
prescience  (Schifflin,  Syntax  p.  228).    Der  Konjunktiv  der  Präterita  hat 


§§  121.  122.     11.    Konjunktiv  in  Nebensätzen.     Adverbialsätze.  367 

auch  seine  Stelle,  obwohl  nicht  unbedingt,  wo  der  Nebensatz  die  Form  eines 

fragenden  Hauptsatzes  annimmt:    Ils  auraient  resiste,  n'eüt  ete  le  canon 
(Ponsard).     S.  oben  S.  359. 

au.  Selten  erscheint  der  Nebensatz  in  Form  eines  mit  que  eingeführten 
Konjunktiv  (eigentlich  im  einräunieuden  Sinne):  Qu'il  parle,  tout  se 
tait  (AcAD.).  Mais  que  Moliere  eüt  traite  ce  sujet,  il  l'eüt  dirige 
vers  un  but  philosophique  (Chamkort),  auch  ohne  que,  s.  oben  S.  359. 
Doch  ist  diese  Form  sehr  gewöhnlich,  wenn  einem  konditionalen 
Nebensatz  ein  anderer  augereiht  wird:  Tout  est  perdu,  si  l'auteur  n'a 
pas  reinarque  que  i'aunee  commen^ait  ä  Päques  et  qu'il  l'ait  datee 
du  1er  janvier  (Chatealbr.).  Si  cet  honime-lä  etait  vivant  et  qu'il 
vous  entendit  me  parier  comme  vous  faites,  il  ne  pourrait  pas  etre 
content  (G.  Sasd). 

ßß.  Wird  der  Nebensatz  unter  der  Form  einer  Voraussetzung  durch  pose, 
suppose  que,  pose  le  cas,  le  cas  pose  que,  en  cas  que,  au 
cas  que  eingeleitet,  so  entstehen  eigentlich  mit  que  beginnende  Sub- 
stantivsätze, welche  stets  den  Konjunktiv  lordern:  Pose  que  cela 
füt  oder  Pose  le  cas  que  cela  füt,  que  feriez-vous?  (Acad.)  En 
cas  que  vous  persistiez,  il  faudra  que  j'allegue  au  prince  et  au 
roi  meme  votre  mauvaise  sante  (Fenelon). 

yy.  Ebenso  erscheint  der  Konjunktiv  in  den  beschränkenden  Sätzen,  welche 
mit  pourvu  que  anheben,  worin  que  eigentlich  einen  Substantivsatz 
anknüpft:  Aucun  moyen  ne  lui  paraissait  condamnable,  pourvu  qu'il 
lui  füt  utile  (Mignet).  11s  attachaient  peu  d'importance  ä  la  verite 
materielle;  pourvu  qu'il  y  eüt  un  fait  vrai  ou  faux  ä  raconter,  que 
ce  lait  offrit  un  grand  spectacle  .  .  cela  Jeur  suifisait  (Chateaubk.). 
Bei  der  Verwendung  von  ä  condition  que,  ä  la  charge  que, 
(bien)  entendu  que  wird  die  gestellte  Bedingung  im  Indikativ  mit 
Entschiedenheit  ausgesprochen:  Je  ferai  ce  voyage  ä  condition  que 
vous  viendrez  avec  moi  (Acad.).  Je  te  pardonne  ä  la  charge  que 
tu  mourras  (Molieee).  Je  vous  accorde  cela,  mais  bien  entendu 
que  vous  ferez  ce  que  je  vous  demande  (Acad.). 

Doch  erscheint  hier  auch  der  Konjunktiv:  Je  vous  donne  cet  argent 
ä  condition  que  vous  partirez  demain,ou  que  vous  partiez  demain 
(Littre  V.  condition  7.).  Faites-nous  douc  un  discours,  u  la  Charge 
toutefois  qu'il  n'y  soi  t  pas  plus  question  de  vous  que  de  moi  (Cherblliez), 
Vgl.  Je  consens  de  donner  la  paix  aux  conditions  suivantes, 
auxquelles  il  ne  faut  pas  s'attendre  que  je  change  rien.  I.  Que  le 
roi  Auguste  renonce  pour  jamais  ä  la  couronne  de  Pologne,  qu'il 
reconnaisse  Stanislas  pour  legitime  roi  etc.  (Voltaire). 

6ö.  Die  Einführung  einer  aufgestellten  Ausnahme  durch  ä  moins  que  — 
ne  oder  das  blosse  que  —  ne  fordert  ebenfalls  den  Konjunktiv: 
A  moins  que  vous  ne  preniez  bien  votre  temps,  vous  n'en  viendrez 
pas  ä  bout  (Acad.).  Jamais  je  ne  vous  epouserai,  que  vous  ne  soyez 
aussi  pauvre  que  moi,  ou  moi  aussi  riche  que  vous  (0.  Fecillet). 

ff.  Die  populäre  Umschreibung  der  Bedingung  durch  si  taut  est  que 
hat  in  dem  mit  que  angeknüpften  Substantivsatz  nach  allgemeiner 
Regel  den  Konjunktiv:  Si  tant  est  que  cela  soit  comme  vous 
dites  .  .  (Acad.). 


368     Dritt,  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfüi^ung.    I.  Grimdbestandth. 

123.    y.  In    koncessiven    Sätzen    aller   Art  ist  der  Konjunktiv   vorherrschend, 

der  Indikativ  eine  Ausnahme: 

ua.  in  den  mit  quoique,  hien  que,  encore  qiie,  nonobstant  que, 
malgre  que,  zuweilen  auch  noch  mit  ja<;oit  que  (ja  soit  que)  ein- 
geführten Sätzen:  Qixoiqvi'il  se  füt  vendu  ä  la  cour,  il  n'etait  pour- 
tant  pas  vil  (Mignet).  Et  la  ville  et  la  cour  diront  que  tant  de 
Charmes,  Bien  qu'ils  seien t  tout  puissants,  sont  vos  plus  faibles 
armes  (Delavigne).  II  fait  bon  craindre  encor  que  Ton  soit  saint 
(La  Fontaine).  Je  vous  aime  nonobstant  que  vous  m'ayez  fait 
bien  du  mal  (J.-J.  Rocsseac).  Malgre  qu'il  en  alt,  wie  en  depit 
qu'il  en  ait  sind  volksthümliche  Ausds ucksweisen,  in  denen  que 
eigentlich  Fürwort  ist,  doch  findet  man  bei  Neueren  malgre  adver- 
bial gefasst:  Malgre  que  je  ne  veuille  pas  (Gattel),  und  selt- 
samer Weise  malgre  que  mit  dem  Indikativ:  Malgre  que  je  fus 
mal  satisfait  de  mon  arrestation.  il  y  mit  de  la  courtoisie  (De  Vign's). 
Das  veraltete  ja9oit  que  ist  fast  vergessen:  On  attribue  la  guerison 
au  dernier  remeile  appiique,  ja(;oit  qu'il  ne  füt  diiferent  des  autres 
en  vertu  (Laur.  Jolbert).  Das  Lateinische  lässt  hier  der  zwiefachen 
Auff;issung  Raum  und  gebraucht  in  Sätzen  mit  quamquam,  eisi,  tain- 
etsi,  etiamsi  meist  den  Indikativ,  während  die  mit  licet,  quamvis, 
quantumvis  eingeleiteten  Sätze  meist  den  Konjunktiv  als  Produkt  der 
reflektirten  Vorstellung  enthalten. 

ßß.  der  Satz  der  Einräumung  kann  auch  durch  das  einfache  que  mit  dem 
Konjunktiv  und  durch  den  Konjunktiv  allein  ersetzt  werden.  S.  oben 
S.  345.  359. 

yy.  in  disjunktiven  Doppelsätzen  mit  soit  .  .  soit,  soit  .  .  ou  wird  dem 
schon  koncessiven  soit  der  eigentlich  substantivische  Nebensatz  mit 
que  und  dem  Konjunktiv  angefügt:  Ils  mouraient  tous,  soit  que 
nous  les  traitassions  fort  mal,  soit  que  leurs  maladies  fussent 
incurables  (Le  Sage).  Soit  qu'il  ait  de  l'appetit  ou  qu'il  n'en  ait 
pas,  il  croit  toujours  qu'il  est  malade  (Gramm.  Nat.). 

ö6.  in  den  Sätzen,  in  denen  mit  der  Einräumung  die  Gradbestimmung 
eines  Begriffs  verbunden  ist,  welche  durch  die  Adverbien  si,  quelque, 
tant  und  die  Präposition  pour  bezeichnet  wird,  worauf  que  den 
Thätigkeitsbegriff  anknüpft:  Mais  si  haut  cependant  qu'interrogeät 
le  maitre,  Nul  ne  lui  repondit  (Dümas).  Montes  sur  les  epaules  les 
uns  des  autres,  Le  dernier,  si  petit  qu'il  soit,  est  un  grand  homme 
(Scribe).  Si  interessant  que  vous  soyez,  mon  eher  docteur,  j'ai 
le  malheur  de  vous  connaitre  ä.  fond  (Cherbdliez).  Quelque  puis- 
sants qu'ils  soient,  je  ne  les  crains  point  (Acad.).  Das  in  dieser 
Ausdrucksweise  veraltete  tant  findet  sich  noch  in  der  Formel  tant 
soit  peu  (ohne  que,  welches  auch  sonst  im  Altfranzösischen  wegfiel): 
ün  diner  de  poete,  Comme  vous  le  savez,  est  tant  soit  peu  frugal 
(Etienne).  Pour  dagegen  steht  ganz  dem  si  gleich:  Pour  grands 
que  soient  les  rois,  ils  sont  ce  que  nous  sommes  (Corneille).  II 
faut  eviter  de  se  faire  un  ennemi  pour  petit  qu'il  soit  (Acad.). 
Pour  peu  que  vous  donniez,  donnez  pour  Texemple  (Boistr). 

Nur  bei  der  Einführung  des  koncessiven  Satzes  mit  tout.  .que, 
worin  tout  vor  einer  Femininform  mit  anlautendem  Konsonanten  die 


§§  123.    124.     //.    Konjunktiv  in  Nebensätzen.     Adverbialsätze.  369 

Pronominalform  des  weiblichen  Geschlechtes  e  im  Singular,  es  im 
Plural  anzunehmen  pflegt,  gestattet  die  Sprache  einen  doppelten  Ge- 
sichtspunkt; die  neuere  Sprache  verwendet  hier  häufiger  den  Kon- 
junktiv; natürlich  steht  der  Indikativ  da,  wo  der  Redende  ausspricht, 
was  für  ihn  Thatsache  ist. 

mit  dem  Konjunktiv.  Tout  auteur  que  je  sois,  je  ne  suis  pas 
jaloux  (Regnard).  Tout  interessante  que  soit  cette  question, 
eile  demeure  presque  insoluble  (Chateadbr.). 

mit  dem  Indikativ:  Tout  casse  que  je  suis,  je  cours  toute  la 
ville  (Corneille).  Tout  terrible  qu'il  est,  j'ai  l'art  de  Tafl^aiblir 
(Voltaire).  Que  si,  tout  pur  qu'il  est,  mon  devouement  s'abuse 
(Ponsard). 
is.  in  den  Sätzen,  worin  ein  relatives  Fürwort  oder  Adverb  in  ver- 
allgemeinertem Sinne  mit  folgendem  que  auftritt;  dahin  gehören 
die  Fürwörter  qui  que,  quoi  que,  quel  que,  dem  man  tel  que 
assimilirt  hat,  afr.  auch  quant  que,  lequel  que,  quelque  .  .  que  und 
die  Adverbien  oü  que,  comme  que,  combien  que,  afr.  auch 
coment  que,  quand  que,  von  denen  jedoch  vorzugsweise  oü  que  noch 
gebräuchlich  ist.  Diese  relativen  Wörter  entsprechen  den  lateinischen 
Verdoppelungen  guisguis,  quidquid,  quotquot,  utut  u.  dgl.,  denen  auch 
guamquam  analog  ist.  Das  Lateinische  gebrauchte  hier  den  Indikativ 
neben  dem  seltneren  Konjunktiv:  Quidquid  erit,  tibi  erit  (Cic, 
Farn.  2,  10).  Quoquo  modo  res  se  habet,  peto  a  te  etc.  (13,  37). 
Illud  utut  est,  etsi  dedecorum  est,  patiar  (Plaut.,  Bacch.  5,  2,  73). 
Das  Altfranzösische  hat  ebenfalls  bisweilen  den  Indikativ  nach  qui 
qui  etc. 

verallgemeinernde  Fürwörter:  Qui  que  ce  soit,  parlez,  et  ne  le  crai- 
gnez  pas  (Racine).  Qui  que  tu  sois,  ami  lecteur  etc.  (Le  Sage);  so 
häufig:  qui  que  ce  soit,  qui  que  ce  füt,  qui  que  (j'ait  ete  etc.,  meist 
mit  Beschränkung  auf  das  Zeitwort  etre.  Quoi  que  vous  ecriviez, 
evitez  la  bassesse  (Boileau).  Quel  qu'il  soit,  nul  rempart  ne  le 
peut  proteger  (Ancklot).  La  liberte  doit  vaincre  ä  tel  prix  que  ce 
soit  (Mignet).  Je  n'ai  jamais  refuse  mon  admiration  aux  talens  dans 
quelque  parti  qu'ils  se  soient  trouves  (Chateaubr.).  II  voudra, 
ce  rival,  qui  que  l'on  puisse  elire,  S'assurer  par  l'hymen  de  vos 
droits  ä  l'empire  (Corneille,  Pulch.  1,  1). 

Der  Konjunktiv  bleibt  auch  dann,  wenn  der  mit  que  eingeleitete 
Satz  sich  in  einen  relativen  Satz  mit  qui  verwandelt:  Quelque  chose 
qui  arrive  (äcad.).     Quelques  eiforts  qu'il  ait  faits  (Ead.). 

verallgemeinernde  Adverbien:  Helas!  oü  que  vous  soyez,  vous  etes 
mort  ponr  moi  (J.-J.  Rousseau).  Comme  que  tout  aille;  peu  importe 
au  pretendu  s;ige  (lo  ).  Combien  que  les  malhonnetes  gens  pros- 
perent,  ne  pensez  pas  qu'ils  soient  heureux  (Makmontel). 

124.  ö.  in  Konsekutivsätzen,  welche  mit  que  anheben  und  gewöhnlich  auf 
ein  adverbiales,  substantivisches  oder  pronominales  Korrelat,  wie  si, 
tellement,  de  sorte,  de  maniere,  de  fa^on,  au  point  etc.,  ce, 
tel,  tant,  bezogen  sind,  oder  ohne  Korrelat  in  affirmativen  Sätzen 
stehen,  wird,  abweichend  von  dem  Lateinischen,  wo  dem  ut  der  Kon- 
junktiv folgt,  der  Indikativ  verwendet. 

Mätzncr,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  24 


370     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    I.  Grundbestandth. 

aa.  Hier  muss  indess  der  Inhalt  der  Sätze,  nicht  die  Form  allein,  erwogen 
werden;  wird  nämlich  der  Inhalt  des  Nebensatzes,  als  Zweck  oder 
Tendenz  des  Prädikates,  im  Hauptsatze  reflektirt,  so  entsteht  der 
Finalsatz,  welcher  uothwendig  den  Konjunktiv  verlangt:  II  faut  tou- 
jours  se  conduire  de  maniere  qu'on  nait  aucun  reproche  ä  se  faire 
(AcAD.).  Faites  en  sorte  .  .  que  je  puisse  voir  secretement  Diego 
(Le  Sage).  Vous  n'etes  pas  si  bas  .  ,  que  vous  ne  puissiez  vous 
relever  (Id.). 

ßß.  Dies  geschieht  auch,  wo  der  Nebensatz  das  Ergebniss  oder  die 
"Wirkung  in  ihrem  Verhältnisse  zu  der  Intensität  oder  Natur 
des  Prädikates  im  Hauptsatze  ausdrückt  und  durch  pour  que  ein- 
geleitet wird;  hier  tritt  häufig  ein  Korrelat,  wie  assez,  trop,  im 
Hauptsatze  auf,  welches  jedoch  auch  fehlen  kann:  Le  mal  fut  assez 
grand  pour  que,  dans  cette  longue  suite  de  desastres,  il  fit  epoque 
(Segür).  C'est  une  chose  trop  vaste  et  trop  epouvantable  ä  la  fois 
pour  que  je  vous  en  parle  dans  cette  histoire  (Sodlie).  C'est  une 
raison  de  plus  pour  que  je  desire  lui  parier  Sans  retard  (Dümas). 
Qui  es-tu,  malheureuse  creature,  pour  que  la  reine  s'occupe  de 
toi  (V.  Hugo). 
yy.  Der  Konjunktiv  steht  auch  in  negativen  Nebensätzen  mit  que  .  . 
ne,  denen  ein  negativer  Hauptsatz  vorangeht,  wie  im  Latei- 
nischen in  den  mit  ut  non  oder  quin  nach  einem  negativen  Haupt- 
satze eingeleiteten  Konsekutivsätzen:  II  n'a  Jamals  rien  fait  qu'il  ne 
m'ait  consulte  (Etienne).  Ils  ne  voulurent  point  le  quitter  qu'ils 
ne  l'eussent  .  .  tire  de  la  Russie,  et  qu'il  ne  füt  en  sürete  (Segür). 
Un  mois  ne  se  passe  pas  que  l'occasion  ne  vienne  (J.  Michelet). 
Vgl.  lat.  Non  possunt  una  in  civitate  multi  rem  atque  fortunas  amit- 
tere,  ut  non  plures  secum  in  eandem  calamitatem  trahant  (Cic, 
Manil.  7).  Deesse  mihi  nolui,  quin  te  admonerem  (Fam.  5,  12). 
Die  Sätze  dieser  Art  wehren  die  Vorstellung  einer  Folge,  dann  aber 
überhaupt  eines  begleitenden  Umstandes  ab.  Daher  ihre  Mehr- 
deutigkeit. Sie  können  oft  als  Temporalsätze  mit  avant  que  .  .  ne 
oder  jusqu'ä  ce  que,  sowie  als  Bedingungssätze  mit  ä  moins  que 
ne  u.  dgl,  aufgefasst  werden,  und  meist  durch  sans  que  ersetzt 
werden.     Vgl.  S.  365.  367. 

Vgl.  Je  ne  vous  quitte  point,  Seigneur,  que  mon  amour  n'ait 
obtenu  ce  point  (Cornkille),  Et  son  glaive  au  fourreau  ne  sera  pas 
remis  Qu'il  n'ait  extermine  ses  derniers  ennemis  (Ponsard).  Je 
n'irai  point  lä  que  tout  ne  soit  pret  (äcad.).  Je  ne  sors  point  d'ici 
qu'on  ne  m'en  chasse  (Regnard). 
•JJ.  Die  mit  sans  que  eingeführten  Sätze  haben  den  Konjunktiv,  weil  sie 
in  ähnlicher  Weise  die  Vorstellung  einer  mit  der  Handlung  des  Haupt- 
satzes verknüpften  Thätigkeit  abwehren:  Eioignez-le  de  vous  Sans 
qu'il  ait  aucun  Heu  de  me  croire  jaloux  (Racine;.  Lanjuinais  com- 
battit  l'ordre  du  jour  sans  que  la  discussion  füt  reprise  (Mignet). 
Toutes  les  creatures  paraitront  devant  Dieu,  sans  qu'il  y  ait  entre 
elles  de  prerogatives  (Montesquieu).  Elle  ne  voyait  aucun  etre 
souffrant  sans  que  son  visage  n'exprimät  la  peine  qu'elle  en  res- 
sentait  (B.  de  St-Pierre). 


^  12b.  n.  KonJ.  in  Nebens.    Adverbialsätze.    §§  126.  127.  Adjektivsätze.      371 

125.  e.  in  Finalsätzen  steht  ausnahmelos  der  Konjunktiv,  wie  im  Lateinischen 
nach  ut,  quo  in  diesem  Falle;  die  einleitende  Konjunktion  que  wird  hier 
von  afin  oder  pour  begleitet,  oder  bezieht  sich  auf  Korrelate,  wie  in 
den  Konsekutivsätzen  (s.  oben  J.),  oder  steht  ohne  Korrelat:  Ce  livre  est 
toujours  sur  le  bureau,  afin  qu'on  puisse  le  consulter  (Acad.).  Pour 
qu'une  Innovation  soit  pacifique,  il  faut  qu'elle  ne  soit  pas  contestee 
(Mignkt).  Donnez-moi  un  lit  ou  une  botte  de  paille,  que  je  puisse 
dormir  (Merimee),  Das  Altfrauzösische  gebrauchte  im  Finalsatze  auch 
ä  ce  que  mit  dem  Konjunktiv,  welches  gegenwärtig  noch  in  Verbindung 
mit  de  maniere  vorkommt. 

126.  cc)  Im  adjektivischen  Nebensatze,  welchem  der  adverbiale  Neben- 
satz der  Ortsbestimmung  völlig  analog  behandelt  wird,  steht  der  Kon- 
junktiv im  Allgemeinen  nach  denselben  Grundsätzen,  welche  im  Lateinischen 
gelten,  abgesehen  von  dem  lateinischen  Gebrauche  des  Konjunktiv  in  indi- 
rekter Rede.  Der  allgemeine  Grund  des  Konjunktiv  ist  hier  der,  dass  der 
Nebensatz  nicht  als  einfache  Beschreibung  oder  blosser  Bericht  auftritt,  sondern 
eine  an  seinem  Korrelate,  d.  h.  seinem  Substantivbegriffe,  gesetzte  oder  vor- 
ausgesetzte Beschaffenheit  aussagt. 

1.  Dies  geschieht  zunächst,  wenn  für  die  im  Hauptsatze  angegebene 
Thätigkeit  der  Inhalt  des  Nebensatzes  als  die  geforderte  Beschaffen- 
heit eines  Gegenstandes  mitgesetzt  zu  denken  ist.  Häufig  erscheint  hier 
im  Hauptsatze  ein  Verb  der  Willensäusserung,  ein  Imperativ  oder  ein 
Infinitiv  mit  pour,  was  indessen  nicht  das  Wesentliche  ist:  Pompee  aspirait 
ä  des  honneurs  qui  le  distinguassent  de  tous  les  capitaines  de  son 
temps  (Vertot).  Adressons-nous  aux  anciens  si  nous  voulons  trouver 
des  vertus  qui  ne  soient  pas  dressees  ä  la  parade  et  des  ceuvres  d'art 
qui  soient  autre  chose  que  des  affiches  (Cherbuliez).  Je  voudrais  in- 
venter  quelque  petit  cadeau,  qui  coütät  peu  d'argent,  et  qui  parüt 
nouveau  (Regnard).  Reprends  des  sentiments  qui  soient  dignes  de  toi 
(Id.).  Montrez-moi  des  heros  que  je  puisse  honorer  (Ponsard).  —  Caius 
proposa  de  faire  construire  des  greniers  publics  oü  Ton  piit  conserver 
une  assez  grande  quantite  de  grains  (Vertot).  Oui,  pour  vous  faire  un 
choix  oü  vous  puissiez  souscrire  J'ai  parcouru  des  yeux  la  cour,  Roma 
et  l'empire  (Racine).  Lat.  Serit  arbores  quae  alteri  saeculo  prosint 
(Cic,  Tusc.  1,  14). 

J27.  2.  Der  Konjunktiv  steht  aber  nicht  nur  da,  wo  der  Nebensatz  mit  Bezug  auf 
die  Thätigkeit  des  Hauptsatzes  eine  Forderung  stellt,  sondern  überhaupt 
da,  wo  die  Beschaffenheit  eines  Gegenstandes  durch  den  Reden- 
den gesetzt  wird,  oder  wo  eine  Beschaffenheit  als  Bestimmung  eines 
Gegenstandes  in  seinen  Begriff  mit  aufgenommen  werden  soll. 
«.    Dies  ist  der  Fall,  wenn  im  Hauptsatze  einem  Gegenstande  ein  super- 
lativisches Adjektiv    oder   eins  der  numerischeu  Adjektive  seul, 
unique,  premier,  dernier,    welche  superlativischen  Bestimmungen 
analog  sind,  als  Attribut  beigegeben  wird,    welches    nicht  dem  Gegen- 
stande an  und  für  sich,    sondern    nur  in  seiner  durch  den  Nebensatz 
mitgesetzten  näheren  Bestimmung  zukommt:  Le  meilleur  usage  qu'on 
puisse  faire  de  son  esprit  est  de  s'en  defier  (Fenelon).    Les  Templiers 
de  M.  Raynouard  sont  certainement  l'une  des  pieces  les  plus  dignes 

24* 


372     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfi5gung.    I.  Grundbestandth. 

de  louange  qui  aient  paru  depuis  longtemps  (Mme  de  Stael).  Le& 
plus  grands  originaux  que  j'aie  vus  ä  Athenes  n'etaient  pas  des 
Atheniens  (Cherbüliez).  L'homme  est  le  seul  des  animaux  qui 
soit  oblige  de  se  vetir  (B.  de  St-Pierre).  Je  suis  le  seul  qui 
vous  connaisse  (Fenelon).  Neron  est  le  premier  empereur  qui 
ait  persecute  l'eglise  (Bossdet). 

Indessen  findet  sich  hier  auch  häufig  der  Indikativ,  insofern  die 
mitgesetzte  Bestimmung  auch  als  eine  unter  der  Gewähr  des  Reden- 
den ausgesprochene  Beschaffenheit  des  Gegenstandes  erseheinen  kann: 
C'etait  la  plus  intrepide  menteuse  que  j'ai  connue  (Marivaux), 
C'est  le  moindre  secret  qu'il  pouvait  nous  apprendre  (Racine). 
La  tendre  jeunesse  est  le  seul  äge  oü  l'homme  peut  encore  tout  sur 
lui-meme  pour  se  corriger  (Fenelon).  Et  serez-vous  le  seul  que 
vousn'oserez  croire?  (Racine)  Malpighi  est  le  premier  qui  a  fait 
cette  decouverte  (B.  de  St-Pierke).  11  est  pret  k  le  donner  [sc. 
l'argent]  au  premier  qui  a  besoin  de  lui  (G.  Sand).  So  auch,  wo 
die  Absicht  vorwaltet,  der  Aussage  den  Charakter  einer  blossen  Angabe 
von  Thatsachen  zu  verleihen:  Carnot  fut  un  des  premiers  officiers 
de  Tarmee  fran<^aise  qui  embrasserent  loyalement  et  avec  enthou- 
siasme  les  vues  regeneratrices  de  FAssemblee  nationale  (Arago).  Ces 
annees  qu'il  passa  au  seminaire  furent  les  seules  oü  il  respira 
l'air  d'une  grande  ville  (G.  Droz). 

Wenn  im  Hauptsatze  die  numerische  Bestimmung  peu  enthalten 
ist,  tritt  ebenfalls  der  Konjunktiv  im  Nebensatze  ein:  11  y  a  peu  de 
rois  qui  sachent  chercher  la  veritable  gloire  (Fenelon).  II  est  peu 
d'hommes  qui  sachent  veritablement  aimer  (Mme  de  Stael).  11  y 
a  peu  de  conjectures  oü  il  ne  faille  tout  dire  ou  tout  cacher  (La 
Bbcyere),  Vgl.  lat.  Pauci  ex  multis  sunt  amici  homini,  qui  certi 
sient  (Pladt.,  Pseud.  1,  3,  170).  Perpauci  equites,  qui  equos  secum 
eduxissent,  inventi  sunt  (Liv.  41,  3). 
ß.  Wenn  ein  verneinender  Hauptsatz  den  Begriff"  einer  Person  oder 
Sache  enthält,  welche  durch  die  im  Nebensatze  gesetzte  Beschafi'en- 
heit  ihre  unbestimmte  Allgemeinheit  verliert,  so  steht  im  Nebensatze 
der  Konjunktiv.  Der  Hauptsatz  enthält  alsdann  entweder  die  sub- 
stantivirten  Verneinungen  personne,  rien,  die  substantivisch  oder 
adjektivisch  gebrauchten  aucun,  nul,  oder  ne  (pas,  point)  mit 
folgendem  de  oder  un  vor  dem  Substantivbegriffe  oder  ein  artikelloses 
Substantiv:  11  w'y  a  personne  qui,  en  pareil  cas,  ne  negligeät 
un  interet  si  important  (Voltaire).  Je  n'ai  rien  fait  ä  messire  Olivier 
de  Glisson  dont  je  me  repente  (Barante).  Aujourd'hui,  il  ne  se 
fait  rien,  il  ne  se  dit  rien,  il  ne  s'ecrit  rien  oü  Ton  ne  sente 
percer  le  desir  de  paraitre  (Cherbüliez).  Je  n\i  employe  aucune 
fiction  qui  ne  soit  une  image  sensible  de  la  verite  (Voltaire).  Je 
n'&i  point  encore  rencontre  d'homme  qui  n'eüt  ete  trompe  dans 
ses  reves  de  felicite  (Chateacbk.).  Nous  ne  vivons  pas  dans  un 
temps  regulier  qui  permette  ä  chacun  son  voeu  particulier  (Ron- 
sard). La  societe  /»'etait  point  encore  une  arene  oü  Ton  se  me- 
surät  avec  une  defiance  deguisee  en  politesse  (Chamfort).  11  ^i'est 
passion  qui  nuise  plus  que  la  colere  (Montaigne).  Pas  de  fre- 
daine  dont  on  ne  fit  un  couplet    (A.  de  Müsset).     Lat.   Nemo  est 


§  128.     Modalformen.     Der  Imperativ.  373 

orator,  qui  se  Demosthenis  similem  esse  nolit  (Cic,  Opt.  Gen, 
2,  6).  Natura  nihil  habet,  quod  magis  expetas  quam  honestatem 
(Tiisc.  2,  20).  Nullum  est  animal  praeter  homiuem,  quod  habeat 
notitiam  aliquam  dei  (Leg.  1,  8). 

Nach  Sätzen,  worin  durch  ne  .  .  que  ein  negativer  Satz  mit 
einem  Moialsatze  zusammengezogen  ist,  steht  unter  ähnlichen  Be- 
dingungen ebenfalls  der  Konjunktiv  im  Nebensatze:  II  n'y  a  que  la 
■volonte  publique  qui  puisse  operer  la  renonciation  de  tous  (Mirabeau). 
Je  ne  vois  que  nous  deux  qui  soyons  raisonnables  (Collin 
d'Harleville).  Je  ne  vois  que  vous  qui  .  .  Puissiez  paraitre 
ainsi  plus  jeune  tous  les  jours  (Regnard).  Obgleich  hier  der  Relativ- 
satz der  Form  nach  auf  Substantivbegriffe  bezogen  wird,  welche  dem 
in  den  Hauptsatz  mit  aufgenommenen  Modalsatze  angehören,  so  ist 
doch  der  Nebensatz  seinem  Wesen  nach  auf  den  verneinten  (obwohl 
verschwiegenen)  Substautivbegriff  des  Hauptsatzes  bezogen. 

Selten  hat  man  hier  den  Indikativ  verwendet;  Je  nesuispas 
un  orphelin  qui  n'eut  jamais  connaissance  de  ses  parents  (Boni- 
facb).  II  n'y  a  jamais  eu  que  mademoiselle  de  Langeron  ä  qui 
madame  la  princesse  a  parle  (Fenelon).  II  w'y  eut  que  moi  qui 
esperai  la  victoire  (Id.). 

y  Nach  fragenden  Hauptsätzen  tritt  der  Konjunktiv  ausserdem  ein, 
wenn  die  im  Nebensatze  ausgedrückte  Beschaffenheit  als  in  dem  in 
Frage  gestellten  Gegenstande  mitgesetzt  zu  denken  ist:  Que  reste- 
t-il  encore  qui  puisse  etre  empörte?  (Ponsard)  Qu'est-il  arrive 
qui  puisse  vous  degager  de  l'obeissance  .  ,?  (Dumas)  Quelle  est 
la  porte  qu'il  n'ait  pas  flechie  par  sa  persevevance?  (Fenelon) 
Et  depuis  quand  l'homicide  est-il  une  action  qu'il  soit  utile  de 
consacrer  an  nom  du  ciel?  (La  Mknnais)  A  quoi  sert  d'avoir  un 
roi  qui  Sache  bien  gouverner  en  paix?  (Fenelon)  Lat.  Quis  est, 
qui  utilia  fugiat?  (Cic,  Off.  3,  28)  Quotusquisque  est,  qui 
voluptatem  neget  esse  bonum?  (Div.  2,  39)  Qualis  ista  philosophia 
est,  quae  non  interitum  äffe  rat  pravitatis?  (Fin.  2,  9) 

d.  Ist  der  Hauptsatz  ein  bedingender  oder  einräumender  Satz,  so 
steht  im  Nebensatze,  der  die  vorausgesetzte  Beschaffenheit  eines 
Substantivbegriffes  enthält,  ebenfalls  der  Konjunktiv:  G'est  .  .  inutile, 
si  je  trouve  ä  Madrid  des  Fran^aises  qui  veuillent  bien  m'aimer 
un  peu  (Dumas).  Ä'il  vous  faut  un  couteau  dont  la  trempe  soit 
bonne  (Ponsakd).  Quel  que  füt  le  nombre  d'invitations  qui  put 
lui  arriver  .  .  (Mme  Guizot).  Lat.  Qui  beatus  est,  non  intelligo,  quid 
requirat,  ut  sit  beatior:  si  enim  est,  quod  desit,  ne  beatus  quidem 
est  (Cic,  Tusc.  5,  8).  Si  quis  est  talis,  qui  me  accuset  .  .  non 
est  ista  mea  culpa  (Cat.  2,  2). 

128.  c.  Gebrauch  des  Imperativ.  Der  Imperativ  enthält  eine  Willens- 
äusserung,  deren  nähere  Beschaffenheit,  als  Befehl,  Bitte,  Ermahnung, 
Aufforderung,  Erlaubniss  etc.,  aus  dem  Zusammenhange  der  Rede,  sowie  aus 
dem  Affekte,  dem  Tone  und  der  Haltung  des  Redenden  zu  entnehmen  ist. 
1.  Der  Imperativ  verlangt,  indem  er  sich  der  Form  nach  dem  Präsens  an- 
schliesst,   eine  Thätigkeit,    welche    vollzogen    werden    soll    oder  mag; 


374     Dritt.  Tbl.    Syntax,    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

doch  kommt  auch  eine  zusammengesetzte  Imperativform  vor,  welche,  in 
der  Bedeutung  dem  Futurum  exaktum  analog,  die  vollendete  Thatsache 
gebietet  oder  gestattet:  Ayez  abandonne  la  ville,  quand  l'ennemi  y 
entrera  (Gramm.  Nat.).  Ayez  fini  votre  täche  ä  Theure  indiquee  ou 
ne  l'ayez  point  finie,  on  ne  vous  en  temoignera  ni  plus  ni  moins  de 
satisfaction  (De  Sacy).  Vgl.  lat.  At  vos  admoniti  nostris  quoque  casibus 
este!  (OviD.,  Tr.  4,  8,  51)     Jacta  alea  esto!  (Slet.,  Caes.  32) 

2.  Die  erste  Person  der  Mehrzahl  wendet  sich  ursprünglich  an  die  im 
Gespräche  betheiligten  Personen  mit  Einschluss  des  Redenden  selbst:  Ne 
tardons  plus,  marchons  (Racine).  Oft  gebraucht  jedoch  der  Redende 
diese  Person  von  sich  allein,  indem  er  in  seiner  Person  gleichsam  den 
Anredenden  und  den  Angeredeten  zusammenfasst,  wobei  anderweitige 
prädikative  oder  adverbiale  Bestimmungen  auf  die  Einzahl  bezogen  bleiben 
können:  Tout  emu  que  je  suis,  restons  maitre  de  moi  (Delavigse). 
Tächons  de  me  remettre  un  peu  (Berquin). 

3.  Die  dem  Imperativ  mangelnden  Formen  werden  dem  Konjunktiv  ent- 
nommen ;  auch  der  Indikativ  des  Präsens  und  des  Futur  vertritt  seine 
Stelle.  S.  S.  332.  334.  Im  Altfranzösischen  ward  ein  Heischesatz,  be- 
sonders mit  der  Negation,  auch  durch  den  (elliptischen)  Infinitiv  ersetzt: 
Va  tost,  dist-il,  ne  te  targier  (Rom,  de  Rod).  Se  tu  i  passes  nester 
pas  (Fabl,  et  C.  II.  78),  wie  im  Provenzalischen.  Uebrigens  vgl.  über 
den  reinen  Infinitiv  §  148.  I.  d). 

4.  Einzelne  Imperative,  wie  va,  alions,  tiens,  tenez,  voyons  etc.,  sind  in  der 
Umgangssprache  zu  Empfindungslauten  abgeschwächt,  die  den  Charakter 
einer  Ermunterung,  Abweisung,  Beanspruchung  der  Aufmerksamkeit  etc. 
erhalten  können:  Loin  de  le  provoquer,  va,  c'est  le  desarmer  (Abnault). 
Voilä  qui  est  fait,  tenez,  et  selon  toutes  les  regles  de  l'etiquette 
(Dumas).  Voyons,  as-tu  besoin  de  quelque  chose  avant  que  je  m'en 
aille?  (Id.) 

5.  Der  Imperativsatz  steht  zuweilen  statt  eines  konditionalen  und 
koncessiven  Satzes:  Avoue-le,  et  je  te  pardonne  tout  (Dcmas). 
Suivez-moi,  et  je  vous  conduirai  dans  un  pays  oü  vous  prendrez  de 
l'or  et  de  Targent  autant  que  vous  en  pouvez  desirer  (Grizor).  Ayez 
fini  votre  täche  .  .  ou  ne  l'ayez  point  finie,  on  ne  yous  temoignera 
ni  plus  ni  moins  de  satisfaction  (De  Sacy).     S.  Satzfügung. 


129.     Beziehung    des    Subjektes    und    des    Prädikates    auf  einander.     Die 

Einigung  des  Subjektes  und  des  Prädikates  wii-d  an  der  Form  des  Thätig- 
keitsbegriffes  im  Prädikate  erkannt,  welcher  zugleich  das  Band  (die 
Copula)  derselben  ist.  Hierbei  ist  jedoch  nicht  das  Prädikat,  sondern 
das  Subjekt  massgebend,  und  die  allgemeine  Regel  fordert  daher  für  das 
Zustandekommen  des  Satzes,  dass  der  Thätigkeitsbegriff  hinsichtlich  der 
Person  und  der  Zahl  mit  dem  Subjekt  übereinstimme.  Da  aber  statt 
des  einfachen  Zeitwortes  auch  ein  Verb  allgemeiner  Natur  mit  einer  prä- 
dikativen Bestimmung  im  Satze  auftreten  kann,  so  entstehen  hierdm'ch 
zum  Theil  Schwierigkeiten  für  die  Durchführung  der  Kongruenz  des  so 
zusammengesetzten  ThätigkeitsbegrifFes,  dessen  prädikative  Bestimmung 
etwa  keine  vollständige  Uebereinstimmung  mit  dem  Subjekte  gestattet,  zum 


§  129.  Bez.  d.  Subj.  u.  Präd.     §  130.  Kongr.  d.  Subj.  u.  Präd.  im  einf.  Satze.    375 

Theil  Abirrungen  des  Verbs  zur  Kongruenz  mit  dem  prädikativen  Begriffe, 
Andererseits  kann  auch  das  Subjekt  nach  seiner  grammatischen  Form 
und  seinem  logischen  Gehalte  eine  zwiefache  Auffassung  hinsichtlich  der 
Zahl  oder  der  Person  möglich  machen  und  danach  eine  verschiedene 
Form  des  Prädikates  bedingen.  Endlich  gewähren  zusammengezogene 
Sätze,  welche  mehrere  Subjekte  enthalten,  die  selbst  verschieden  in  Zahl, 
Geschlecht  und  Person  sein  können,  hinsichtlich  der  Person  und  der  Zahl 
des  Prädikates  verschiedene  Gesichtspunkte  für  die  Kongruenz  des  allen 
gemeinsamen  Prädikates. 

Wir  betrachten  daher  A.  die  Kongruenz  des  Prädikates  im  einfachen 
Satze  mit  einem  Subjekte  und  B.  im  zusammengezogenen  Satze,  in  welchem 
mehr  als  ein  Subjekt  erscheint. 

130.     A.    Kongruenz  des  Prädikates  im   einfachen  Satze  mit  einem 
Subjekte. 

a)  Wenn  das  Prädikat  ein  selbständiges  Verb  enthält,  welches  keine  prädi- 
kative Ergänzung  bedingt,  so  stimmt  es  in  Person  und  Zahl  mit  seinem 
Subjekte  überein:  L'orage  gronde  (AcAn.).  Sept  heures  sonnent  (Dumas). 
Ma  fin  approche;  vous  ne  reverrez  plus  mon  visage  (Chateacbr.).  II 
revient;  les  peuples  accourent  sur  son  passage;  il  rentre  en  triomphe 
dans  sa  ville  episcopale  (Id.).  Marat  a  jure  qu'avant  peu  II  guillotine- 
rait  tous  ceux  qui  croient  en  Dieu  (Ponsard). 

Ausnahmsweise  findet  man  den  Torangesetzten  Imperativ  vive  auch  vor 
einem  pluralischen  Subjekte:  Parbleu!  vive  les  gens  pleins  d'imaginative! 
(Reosard)  Vive  les  jeunes  gens!  tout  est  feu,  tout  est  gräce  (Bret). 
Gewöhnlicher  ist  der  Plural  vivent  in  diesem  Falle. 

b)  Enthält  das  Prädikat  ein  Verb  allgemeiner  Natur  (namentlich  etre)  nebst 
einer  prädikativen  Bestimmung,  so  sind  hier  die  Fälle  zu  unter- 
scheiden, in  denen  die  prädikative  Bestimmung  ein  Adjektiv  oder  ein  Sub- 
stantiv ist : 

1.  Ein  prädikatives  Adjektiv  (Particip,  Fürwort  etc.)  steht  mit  seinem 
Subjekte  in  gleichem  Geschlechte,  gleicher  Zahl  und  gleichem 
Falle,  wenn  es  nicht  undeklinirbar  oder  geschlechtslos  ist.  S.  S.  134. 
138.  La  renommee  d'Origene  etait  repandue  dans  tout  le  monde 
romain  (Chateacbr.).  La  physique  de  l'hexaemeron  n'est  pas  bonne, 
mes  les  details  en  sont  charmans  (Id.).  Quel  est  votre  mal? 
(Molierf) 

Beispiele  geschlechtsloser  Farbenadjektive:  Les  couleurs  du  grand 
casque  sont  aurore  (B.  de  St-Pierre).  Ses  yeux  etaient  jaune  pale 
(Albert  Montemont),  sind  im  prädikativen  Verhältnisse  aufzufassen,  wie: 
A  quoi  bon  tous  nos  arts?  ä  qnoi  bon  nos  tresors?  (Delille)  A 
quoi  bon  les  efforts  du  patriote  austere?  (Ponsard)  und  das  Lateini- 
sche: Varium  et  mutabile  semper  femina  (Virg.),  d.h.  als  neutrale 
oder  substantivirte  Begriffe.  In:  11  etait  nu-tete  et  nu-jambes 
(Acad.),  sowie  in  Les  pieds  et  les  ongles  de  la  perruche  .  .  sont 
couleur  de  chair  pale  (Bcffon)  begegnen  wir  elliptischen  Bestim- 
mungen mit  ausgelassener  Präposition  oder  ursprünglich  adverbialen 
Akkusativen. 


376      Diitt-  Tbl.     Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    I.  Gnindbestandth. 

2.    Beim  prädikativen  Substantiv  kommt  es  zunächst  darauf  au,  ob  es 

ein  Personal-  oder  ein  Sachsubstautiv  ist. 

o.  Das  prädikative  Personalsubstantiv  stimmt  in  der  Regel  in 
Geschlecht,  Zahl  und  Fall  mit  seinem  Subjekte  überein:  Dieu 
est  le  maitre  de  l'univers  (Acad.).  Plotin,  fondateur  du  neo-plato- 
nisme,  n'en  etait  pas  Tinventeur  (Chateadbe.).  La  rime  est  une 
esclave  et  ne  doit  qu'obeir  (Boileau). 

Doppelgeschlechtige  Substantive  (s.  S.  123)  sind,  wie  die 
lateinischen  adolescens,  affinis,  antistes,  artifex,  civis,  comes,  conjux, 
custos  etc.,  als  im  Geschlechte  mit  dem  Subjekt  kongruirend  an- 
zusehen. Motionsunfähige  Substantive  männlichen  Geschlechtes 
(s.  S.  131)  werden  ebenso  auf  beide  Geschlechter  bezogen:  Mademoiselle 
de  Schurmann  .  .  etait  peiutre,  musicienue,  graveur,  sculpteur, 
philosophe,  geometre,  theologienne  meme  (Biogr.  univ.).  Li- 
sette  en  est  temoin  (Regnard),  obwohl  sie,  grammatisch  betrachtet, 
männlichen  Geschlechtes  bleiben.  Ursprüngliche  Sachsubstantive, 
welche  in  übertragener  Bedeutung  von  Menschen  gebraucht  werden, 
bewahren,  wenn  sie  weiblichen  Geschlechtes  sind,  auch  von  Männern 
gebraucht,  ihr  grammatisches  Geschlecht.  Dahin  gehören  besonders 
die  Namen  musikalischer  Stimmung  und  Instrumente,  wie 
taille  (jetzt  le  tenor),  haute-taille  (jetzt  ebenfalls  veraltet),  basse-taille 
(jetzt  zum  Theil  durch  le  barytou  oder  la  basse  ersetzt),  basse,  haute- 
contre,  basse-contre  etc.,  clarinette  u.  dgl.  Ce  chanteur  est  la 
meilleure  basse-taille  de  l'Opera  (Acad.).  C'est  une  excellente 
clarinette  (Ead.).  So  werden  auch  übertragene  Namen,  wie  victime, 
bete,  delices  etc.,  behandelt:  II  a  ete  la  victime  de  la  bonne  foi 
(Acad.).  Notre  ami  Drolichon  qui  n'est  pas  une  bete  (Racine).  De 
Rome  .  .  Caius  fut  les  delices  (Racine),  Vgl.  lat.  amores  ac  de- 
liciae  tuae  Roscius  (Cic).  Dahin  gehört  auch  das  ursprünglich  wohl 
abstrakte  la  dupe,  welches  bisweilen  auch  in  der  Zahl  nicht  mit 
seinem  Subjekte  kongruirt:  II  en  a  ete  la  dupe  (Acad.).  Nous  eu 
fümes  les  dupes  (Ead.),  doch  auch:  Les  personnes  de  bonue  foi 
sont  souvent  la  dupe  des  gens  Interesses  (Ead.). 

Bei  invertirter  Wortstellung  findet  die  Nichtübereinstimmung  des 
ursprünglich  abstrakten  temoin  auch  in  der  Zahl  statt:  Temoin  trois 
procureurs  (Racine).  Temoin  ces  deux  mätins  (La  Fontaine). 
Temoin  les  victoires  qu'il  a  remportees  (Acad,). 

Zuweilen  benutzt  die  Sprache  die  Motionsfähigkeit  oder  Doppel- 
geschlechtigkeit des  prädikativen  Substantiv  nicht,  um  auf  ein  weib- 
liches Subjekt  einen  männlicheu  Personennamen  meist  in 
einer  mehr  energischen  oder  ehrenden  oder  ironischen  Weise  zu  über- 
tragen: Elle  devient  son  maitre  au  moment  oü  sa  voix  Begaie  ä 
peine  un  nom  qu'il  entendit  cent  fois  (Legolvb).  Mon  maitre  en 
Palestine  .  ,  etait  une  abeille  (Chateaübr.).  La  mere  est  le  pre- 
mier  instituteur  de  son  enfant  (B.  de  St-Pierre).  La  republi- 
que  est  un  robuste  enfant  (Ponsakd),  Les  petites  maitresses 
sont  de  grands  maitres  en  coquetterie  (Boiste). 

ß.  Das  prädikative  Sachsubstantiv  kann  natürlich  sein  Geschlecht 
nicht  nach  Massgabe  seines  Subjektes  ändern  und  wird  auch  hinsicht- 
lich der  Zahl  freier  verwendet:    es    hat    nur   im    Falle    mit    seinem 


§  130.     Kongruenz  des  Subj.  u.  Präd.  im  einfachen  Satze.  377 

Subjekte  übereinzustiniujeu:  La  corruption  avouee  etait  devenue 
un  pouvoir  de  I'etat  (Lamautune).  M.  Thiers  en  etait  Täme, 
Tintelligence  et  la  parole  (Id.).  Le  peuple  est  toujours  pas- 
sion  (Id.).  Les  lois,  les  mceurs  antiques,  Sont  Tappui  de  Tetat 
(Chenier).  Les  delices  de  Rome  en  devinrent  Thorreur  (Racine). 
Lat.  Captivi  militum  praeda  fuerunt  (Liv.  21, 15).  Omnia  Caesar 
erat  (LtCAN.  3,  108). 

c)  Wenn  in  dem  Satze  das  grammatische  Subjekt  il  oder  ee  auftritt,  so 
findet  hinsichtlich  eines  prädikativen  Begriffes  (des  logischen  Subjektes)  mit 
Ausnahme  der  Kongruenz  im  Kasus  keine  beschränkende  Bestimmung  statt. 
Für  das  Verb  dagegen  gelten  folgende  Bestimmungen: 

1.  Mit  dem  grammatischen  Subjekte  il  muss  das  Zeitwort  stets  kon- 
gruiren:  Selon  lui,  il  est  des  oiseaux  chastes  qui  se  reproduisent  sans 
s'unir  (Ciiateaubr.).     II  se  repandit  une  nouvelle  (Acad.). 

2.  Ist  aber  ce  das  grammatische  Subjekt,  so  stimmt  das  Zeitwort  ent- 
weder mit  dem  Subjekte  ce  überein,  oder  es  kongruirt  mit  dem  folgenden 
prädikativen  Begriffe. 

«.  Ist  der  prädikative  Begriff  ein  Hauptwort  oder  ein  hinweisendes 
Fürwort  mit  folgendem  Adjektivsatze,  so  entsteht  gewöhnlich  die 
oben  (S.  319)  berührte  Attraktion  des  Zeitwortes  durch  den  prädikativen 
Begriff:  Ce  ne  furent  plus  les  soldats  de  la  republique,  mais  de 
Sylla,  de  Marius  etc.  (Montksqciec).  Les  chevaux  de  Hollande  sont 
bons  pour  le  carrosse,  et  ce  sont  ceux  dont  on  se  sert  le  plus 
communement  en  France  (Bcffon). 

Man  findet  jedoch  auch  das  Verb  in  Kongruenz  mit  dem  Subjekt 
ee:  Ce  n'etait  que  festins  et  bals,  neben  ce  n'etaient  efc.  (Acad.). 
N'est-ce  pas  lä  les  enfants  des  prophetes?  (Volnet) 

ß.  Ist  dagegen  der  prädikative  Begriff  ein  persönliches  Fürwort,  so 
kongruirt  das  Verb  mit  ce:  c'est  moi,  toi,  lui,  nous,  vous,  eux,  elles; 
nur  bei  der  dritten  Person  der  Mehrheit  steht  gewöhnlich  der  Plural 
des  Verb:  ce  sont  eux,  elles:  im  Altfranzösiscben  findet  man  ce 
suis-ge,  ce  fui-ge,  c'estez-vous  u.  dgl.:  C'est  moi  qui  suis  Guillot 
(La  Fontaine).  Est-ce  nous  qui  avons  fait  cela?  (Acad.)  C'est 
eux  qui  ont  bäti  ce  süperbe  labyrintbe  (Bossuet).  La  seniaine  pro- 
chaine  ce  sera  vous,  Chandos,  et  le  mois  prochain  ce  sera  moi 
(V.  Hugo).     Dagegen:    Ce  sont  eux  qui  ont  iait  cela  (äcad.). 

d)  Wenn  die  bisher  gegebenen  Regeln  der  Kongruenz  des  Prädikates  mit  dem 
Subjekte  lediglich  die  grammatische  Form  berücksichtigen,  so  kann  dagegen 
bei  Sammelnamen,  persönlichen  und  bezüglichen  Fürwörtern  als 
Subjekten  des  Satzes  eine  Berücksichtigung  des  Gehaltes  derselben,  abgesehen 
von  ihrer  grammatischen  Form,  für  die  Form  des  Prädikates  massgebend 
werden;  es  kam;  hier  eine  Konstruktion  nach  dem  Sinne  oder  Synesis 
eintreten. 

1.  Ist  das  Subjekt  ein  singularischer  Kollektivbegriff  oder  ein  Substantiv, 
welches  eine  Anzahl  bezeichnet,  so  steht  das  Zeitwort  in  der  Mehrzahl, 
wenn  die  in  dem  Substautivbegriffe  zusammengefassten  Individuen  zur 
Anschauung  gebracht  werden  sollen.  Gewöhnlich  folgt  in  diesem  Falle 
dem  Subjekt  ein  Genitiv  des  Plural. 


378     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

Das  Neu  französische  ninamt  hiervon  Sammelnamen  aus,  wie  armee, 
flotte,  nation,  peuple,  compagnie,  foret  u.  dgl.,  bei  denen  dem  Redenden 
eine  begrifflich  bestimmte  Totalität  vorschwebt,  während  das  Alt- 
frauzösische  auch  Subjekte,  wie  estores,  compaignie,  gent  etc.,  mit  dem 
Plural  des  Verb  verband,  wie  das  Lateinische  exercitus,  Juventus,  gens, 
classis,  nobilitas  und  nicht  bloss  pars,  multitudo,  turba,  vis  u.  dgl. 
konstruirte. 
üne  foule  de  citoyens  ruines  remplissaient  les  rues  de  Stockholm 
(Voltaire),  üne  nuee  de  barbares  desolerent  le  pays  (Acad.).  üne 
troupe  de  soldats  s'aper^urent  qua  ceux  qui  avaient  ete  tues  .  . 
etaient  tous  Romains  (Veetot).  La  plupart  des  femmes  n'ont  guere  de 
principes  (La  BRUYiiRE).  üne  vingtaine  de  soldats  ont  peri  (Sicard). 
ün  millier  d'epees  .  .  sortiront  des  fourreaux  (Dcmas).  Nombre 
d'historiens  l'ont  ainsi  raconte  (Acad.).  —  ün  petit  nombre  s'echap- 
perent  et  se  sauverent  dans  les  marais  (J.-J.  Rocsseac).  On  a  repete 
que,  si  Moliere  donnait  ses  ouvrages  de  nos  jours,  la  plupart  ne  reus- 
siraient  pas  (Chamfort). 

Doch  steht  auch  hier  mit  Bezug  auf  die  grammatische  Form  des 
Subjektes  oft  die  Einzahl  des  Zeitwortes,  selbst  wo  dem  Subjekte  ein 
pluralischer  Genitiv  folgt:  üne  troupe  de  montagnards  ecrasa  la 
maison  de  Bourgogne  (Domergce).  ün  grand  nombre  d'hommes  ne 
donne  jamais  son  assentiment  complet  ä  toutes  les  opinions  d'un  seul 
(Mme  de  St.a'el). 

Im  Fortschritte  der  Rede  zu  neuen  Sätzen  bezieht  übrigens  noch  das 
Neufranzösische  auf  allerlei  Kollektive  die  Mehrzahl:  Que  ferai-je  ä  ce 
peuple?  bientöt  ils  me  lapideront  (Bible).  Le  peuple  accourait  en 
foule  .  .  Nous  demandämes  la  cause  de  leur  empressement  (Fenelos). 

Neutrale  Quantitätsbezeichnungen  und  ebenso  adverbiale,  die  ebenfalls 
als  Neutra  in  der  Einzahl  zu  betrachten  sind,  mit  folgendem  attributivem 
Genitiv  werden  nach  denselben  Gesichtspunkten  behandelt,  wie  die  ur- 
sprünglich substantivischen  Kollektivbegrifl'e;  es  findet  hier  eine  Attraktion 
des  Prädikates  durch  die  den  Quantitätsbezeichnungen  folgenden  attribu- 
tiven Genitive  statt;  vgl.  unten  die  Anmerkung  zu  §  155.  2. 

Nach  der  Quantitätsbestimmung  plus  d'un  im  Subjekte  steht  die 
Einzahl  im  Prädikate:  Plus  d'une  Penelope  honora  son  pays  (Boileac). 
Plus  d'un  charmant  ouvrage  Etait  perdu  pour  moi  (Delille). 
Nach  anderen  Zahlbestimmungen,  wie  plus  de  deux,  de  trois,  de  cent  etc. 
steht  immer  der  Plural,  wie  im  Lateinischen:  Plus  milie  capti  (Liv. 
24,  41). 

Im  Verlaufe  der  Rede  findet  man  auch  hier  in  einem  folgenden  Satze 
den  Plural  auf  plus  d'un  bezogen:  Nous  avons  plus  d'une  ancienne 
piece  qui  etant  corrigees  pourraient  aller  ä  la  posterite  (Voltaire). 

Der  Grund  des  Gebrauchs  des  Singular  scheint  in  der  Attraktion 
des  Zeitwortes  durch  das  Zahlwort  un  zu  liegen. 
2.  Mit  den  persönlichen  Fürwörtern  nous,  vous  und  on,  welche  auf  eine 
Einzahl  und  Mehrzahl  von  Individuen  männlichen  oder  weiblichen  Ge- 
schlechts bezogen  sein  können,  werden,  je  nach  dieser  verschiedenen  Be- 
ziehung, prädikative  Adjektive  (Participien  etc.)  oder  Substantive  von 
verschiedenem  Geschlechte  und  verschiedener  Zahl  verbunden: 
Noussommes  toujours  votre  bonne  amie,  mylord  (Dumas),  sagt  eine 


§  131.     Kongruenz  des  Subj.  u.  Präd.  im  zusammengezogenen  Satze.      379 

Königin.  Nous  sommes  trop  persuadee  du  peu  d'interet  qu'offirent 
ces  memoires  (Mme  de  P.).  Vous  etes  le  maitre  (Acad.).  Songez 
bien  dans  quel  rang  vous  etes  elevee  (Racink).  Quand  on  est  mariee, 
on  n'est  pas  toujours  maitresse  de  ses  actions  (Noül  et  Chaps.). 
Quand  on  est  jeunes,  riches,  et  jolies,  comme  vous,  mesdames,  on 
n'est  pas  reduites  ä  l'artifice  (Diderot). 
3.  Das  Zeitwort  des  Satzes,  in  welchem  qui  das  Subjekt  ist,  richtet  sich 
hinsichtlich  der  Person  wie  der  Zahl  nach  der  grammatischen  Person, 
welcher  die  Thätigkeit  beigelegt  wird:  C'est  moi  seul  qui  suis  coupable 
(Mabmontel).  C'est  vous  qui  le  premier  avez  rompu  nos  fers  (Vol- 
taire). Nous  sommes  deux  religieux  de  Saint-Bernard  qui  voyageons 
pour  nos  affaires  (Florian).  Vgl.  lat.  Ego  idem  sum,  qui  et  infans  fui 
et  puer  et  adoiescens  (Sen.,  Ep.  121).  Tu  ipse,  qui  illis  tam  multa 
concedis  (Cic,  Lig.  11). 

Steht  im  voranstehenden  Satze  ein  prädikatives  Substantiv  oder  sub- 
stantivirtes  Adjektiv,  so  kann  auch  dieses  durch  den  Adjektivsatz  bestimmt 
werden,  und  das  Verb  steht  alsdann  in  der  dritten  Person:  Je  suis 
l'homme  qui  accoucha  d'un  oeuf  (Voltaire).  Tu  etais  le  seul  qui 
püt  me  dedommager  de  l'absence  de  Rica  (Montesqüied). 

131.    B.    Kongruenz   des  Prädikates  im   zusammengezogenen  Satze 
mit  mehr  als  einem  Subjekte. 

)    Wenn  dasselbe  Prädikat  verschiedenen  Subjekten  (ia  der  Einzahl)  zukommt, 
so  gelten  hinsichtlich  der  Zahlform  des  Prädikates  folgendeGesichtspunkte: 

1.  Das  Prädikat  steht  in  der  Mehrzahl,  wenn  die  Subjekte,  als  eine  Ge- 
sammtzahl  unterschiedener  Individuen  zusammengefasst  werden, 
denen  das  Prädikat  gemeinsam  zukommt:  La  vertu  et  l'ambition  sont 
incompatibles  (B.  de  St-Pierre).  Flavien  et  Jean  Chrysostome 
furent  encore  plus  meles  que  Basile  ä  la  politique  (Chateaubr.)  Vir- 
gile,  Varius,  Pollion,  Horace,  Tibulle  etaient  amis  (Voltaire).  L'ambi- 
tion, la  soif  de  l'or,  l'esprit  de  rivalite,  ne  dicterent  aucune  de  ses 
actions  (Aeago).  Vgl.  lat.  Pompejus,  Lentulus,  Scipio  foede  perierunt 
(Cic,  Fam.  9,  18). 

Auch  Infinitive  als  Subjekte  können  so  betrachtet  werden:  Vivre 
et  jouir  seront  pour  lui  la  lueme  chose.  Produire  et  conserver  sont 
l'acte  perpetuel  de  la  puissance  (J.-J.  Rousseai'). 

Sind  die  einzelnen  Subjekte  durch  ou  oder  ni  mit  einander  ver- 
bunden, so  kann  ein  doppelter  Gesichtspunkt  massgebend  werden:  die 
Subjekte  können  entweder  trotzdem,  dass  ihnen  das  Prädikat  nur  ab- 
wechselnd, oder  selbst  einem  mit  Ausschluss  des  anderen  zukommt,  kol- 
lektiv in  der  Vorstellung  des  Redenden  zusammengefasst  werden,  oder 
das  ausschliessende  Moment  kann  in  den  Vordergrund  treten.  Im 
ersten  Falle  steht  der  Plural,  im  zweiten  der  Singular. 
Le  temps  ou  la  mort  sont  nos  remedes  (J.-J.  Rousseau).  La  repu- 
blique  ou  la  monarchie  sont  suspendues  k  ses  levres  (Lamartine). 
Ni  l'or  ni  la  grandeur  ne  nous  rendent  heureux  (La  Fontaine).  Vgl. 
lat.  Si  quid  Socrates  aut  Aristippus  contra  morem  .  .  fecerint  (Cic, 
Off.  1,  41).  Erant  quibus  nee  senatus  gloriari  nee  princeps  possent 
(Plin.,  Pan.  75).  —  Immer  steht  hier  der  Plural,   wenn  die  Subjekte  zu- 


380    i^ritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschu.     Die  Wortfügung.    J.  Gruudbestandth. 

gleich  verschiedene  grammatische  Personen  sind:  Mon  frere  ou  moi 
ferons  la  reponse  ä  cette  lettre  (Acad.).  Vgl.  lat.  Haec  si  neque  ego 
neque  tu  fecimus  (Ter.,  Ad.  1,  2,  23). 
Le  bien  ou  le  mal  se  moissoune,  Selon  qu'on  seme  ou  le  mal,  ou  le 
bien  (Lamotte).  Ni  son  coeur  ui  le  mien  ne  peut  etre  perfide  (Voltaire). 
Lat.  Si  Aeacus  aut  Minos  diceret  (Cic,  Off.  1,  28,  97).  Sine  imperio 
nee  domus  ulla,  nee  civitas,  nee  gens,  nee  hominum  Universum  genus 
Stare,  nee  rerum  natura  omnis,  nee  ipse  muadus  potest  (Cic,  Leg.  8,  1). 
Dieser  Fall  ist  natürlich  der  gewöhnlichste. 

Auch  bei  den  Subjekten  Tun  et  l'autre,  ni  Tun  ni  l'autre  tritt 
die  Möglichkeit  der  doppelten  Auffassung  ein:  L'un  et  lautre  ä  ces 
mots  ont  leve  le  poignard  (Voltaire).  Ni  Tun  ni  l'autre  u'ont  eu  la 
nioindre  part  au  grand  changement  qui  va  se  faire  (Voltaire),  verglichen 
mit:  Emilie  et  Cesar,  Tun  et  l'autre  me  gene  (Corneille).  Ni  l'une 
ni  l'autre  maniere  n'est  elegante  (Voltaire). 

Wird  ein  Subjekt  mit  einem  anderen  durch  unterordnende 
Bindewörter,  wie  comme,  de  meme  que,  aussi  bien  que,  ainsi 
que  oder  die  Präposition  avec  verbunden,  so  knüpft  sich  das  Prädikat 
natürlich  vorzugsweise  an  das  grammatisch  zunächst  in  Betracht  kom- 
mende. Doch  findet  man  auch  hier  den  Plural  im  Prädikate:  Louis  XIV, 
comme  Napoleon  .  .  substituerent  l'ordre  ä  la  liberte  (Chateaübr.). 
Bacchus,  ainsi  qu'HercuIe,  etaieut  reconuus  pour  demi-dieux  (Vol- 
taire). Le  comte  Piper,  avec  quelques  officiers  .  ,  etaient  sortis  de 
ce  camp  (Id.).  So  auch  zuweilen  im  Lateinischen:  Ipse  dux  cum  ali- 
quot principibus  capiuntur  (Liv.  21,  60). 

2.  Das  Prädikat  steht  dagegen  in  der  Einzahl,  wenn  die  Vorstellung  einer 
Gesammtheit  unterschiedener  Individuen  aus  logischen  oder  rhe- 
torischen Gründen  zurücktritt. 

ß.  wenn  die  Subjekte  synonym  sind,  also  nur  einen  Grundbegriff  von 
mehreren  Seiten  darstellen:  Son  courage,  son  intrepidite  e tonne  les 
plus  braves  (Üomergde).  Le  noir  veuin,  !e  fiel  de  leurs  ecrits  N'ex- 
cite  en  moi  que  le  plus  froid  mepris  (Colardeac).  Lat.  Societas 
hominum  et  communitas  evertatur  necesse  est  (Cic,  Off.  3,  5,  22). 
ß.  wenn  die  Subjekte  eine  Steigerung  darstellen,  wobei  das  letzte  Sub- 
jekt als  das  vorzüglichste  die  Vorstellung  des  Redenden  beschäftigt: 
Louis,  son  fils,  l'etat,  TEurope  est  daus  vos  iiiains  (Voltaire),  ün 
seul  mot,  un  soupir,  ud  coup  d'oeil  vous  trahit  (Id.).  Lat.  Aetas  et 
forma  et  super  omnia  Romauum  nomen  te  ferociorem  faeit  (Liv. 
81,  18). 
y.  wenn  die  Subj^'kte  durch  ein  Wort  in  der  Einzahl,  wie  chacun,  nul, 
aucun,  persoune,  tout  oder  rien  zu  einer  Einheit  zusammen- 
gefasst  werden;  hier  können  auch  pluralische  Subjekte  vorangehen,  bei 
deren  Hinzutritt  sonst  der  Plural  des  Prädikats  eintritt:  Facteurs, 
associes,  chacun  lui  fut  fidele  (La  Fontaise).  Vous  u"etes  point 
ä  vous,  le  temps,  les  biens,  la  vie,  Rien  ne  vous  appartient,  tout 
est  ä  la  patrie  (Gresset).  Hommes,  dieux,  animaux,  tout  y  fait 
quelque  röle  (La  Fostakne). 
cT.  wenn  das  Zeitwort  den  Subjekten  vorangeht,  so  verbindet  es 
sich  leicht  mit  dem  nächstfolgenden  Subjekte,  namentlich  wenn  dieses 


§  131.    Kongruenz  des  Subj.  u.  Präd.  im  zusammengezogenen  Satze.       331 

selbst  mit  Nachdruck  an  die  Spitze  gestellt  ist;  auch  hier  können  plu- 
ralische Subjekte  folgen:  Tombe  Argos  et  ses  murs!  (Lemercieb) 
Qu'importe  sa  pitie,  sa  joie  et  sa  vengeance?  (Voltaire)  Quel 
nouveau  trouble  excite  en  mes  esprits  Le  sang  du  pere,  6  ciel,  et 
les  larmes  du  fils  (Racine).  Lat.  Convicta  est  Messalina  et  Silius 
(Tac,  Ann.  12,  12).  In  oiiinibus  rebus  difficilis  est  optimi  per- 
fectio  et  absolutio  (Cic,  Brut.  39).  —  Natürlich  findet  sich  auch 
der  Plural  häufig:  Vous  pouvez  m'expliquer  d'oü  viennent  cette 
crainte,  cet  eiTroi?  (Dumas)  Vivent  la  Champagne  et  Ja  Bourgogne 
pour  les  boDS  vins!  (Acad.).  Vivent  la  franchise  et  la  jeunesse! 
(G.  Droz). 

f.  wenn  das  den  Subjekten  folgende  Prädikat  sich  dem  letzten  Sub- 
jekte assimiiirt,  ohne  dass  dies  durch  seine  Bedeutsamkeit  hervorragt, 
so  geschieht  dies  gewöhnlich  bei  Subjekten,  die  einen  mehr  oder  minder 
empfundenen  Gegensatz  enthalten,  bisweilen  ans  einer  erklärlichen 
Nachlässigkeit:  Le  bien  et  le  mal  est  en  ses  mains  (La  Brdyeee). 
La  grandeur  et  la  simplicite  de  cette  idee  eleva  mon  ame  (ThomasJ). 
Das  Altfranzösische  ist  hier  bei  Weitem  freier  oder  nachlässiger;  das 
Lateinische  ebenfalls:  Orgetorigis  filia  et  unus  e  filiis  captus  est 
(Caes.,  B,  G.  1,  26).  Gallos  .  .  a  Belgis  Matrona  et  Sequana  dividit 
(1,  1).     Cur  Lysias  et  Hyperides  amatur?  (Cic,  Brut.  17) 

b)    In    Bezug    auf   die    Person    des    Zeitwortes    im   Prädikate   gelten    folgende 
Regeln : 

1.  wenn  die  Subjekte  gleiche  grammatische  Personen  sind,  so  steht  das 
Zeitwort  in  der  entsprechenden  Form. 

2.  wenn  der  Redende  selbst  nebst  anderen  Personen  Subjekt  des 
Satzes  ist,  so  steht  das  Verb  in  der  ersten  Person  der  Mehrzahl: 
Albert  et  moi  sommes  tombes  d'accord  (Moliere).  Mon  frere  ou  moi 
ferons  la  reponse  k  cette  lettre  (Acad.).  Hier  fasst  man  häufig  die 
verschiedenen  Personen  durch  nous  zusammen:  Vous  et  moi,  nous 
sommes  contents  de  notre  sort  (Acad.).  Lat.  Ego  et  vos  scimus 
(Hör.,  Ep.  2,  3,  272).  Incredibile  est,  quanti  et  ego  et  frater  mens  faci- 
amus  M.  Laenium  (Cic,  Fam.  13,  63).  Doch  gestattet  das  Lateinische 
auch  eine  andere  Auffassung:  Et  ego  et  Cicero  meus  flagitabit  (Cic, 
Att.  4,  17,  3). 

3.  wenn  die  angeredete  und  die  dritte  Person  als  Subjekte  auftreten, 
so  steht  im  Prädikate  die  zweite  Person:  Vous  et  les  miens  avez 
merite  pis  (La  Fontaine).  II  faut  que  toi  et  ceux  qui  sont  ici  fassiez 
les  memes  serments  (Vertot).  Auch  hier  werden  die  Subjekte  durch  das 
Fürwort  vous  zusammengefasst:  Vous  et  lui,  vous  savez  la  chose 
(Blffier).  Lat.  Si  tu  et  Tuilia  voletis  (Cic,  Fam.  14,  5).  Quid  est, 
quod  tu  aut  ilia  cum  fortuna  hoc  nomine  queri  possitis?  (4,  5) 

c)  In  Betreff  des  Geschlechtes  des  prädikativen  Adjektiv,  Particip  etc.  gelten 
bei  Subjekten  in  der  Einzahl  und  Mehrzahl  folgende  Regeln: 
1.  wenn  die  Subjekte  demselben  grammatischen  Geschlechte  an- 
gehören, so  richtet  sich  das  Prädikat,  wie  im  Lateinischen,  nach  ihrem 
gemeinschaftlichen  Geschlechte:  La  science  qui  instruit  et  la  medecine 
qui  guerit  sont  bonnes  (J.-J.  Rousseac).  Flavien  et  Jean  Chryso- 
stome  furent  encore  plus  meles  .  ,  k  la  politique  (Chateaube.). 


382     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     I.  Grundbestandth. 

2.  sind  dagegen  die  Subjekte  verschiedenen  Geschlechts,  so  steht  im 
Prädikate  in  der  Regel  das  männliche  Geschlecht  in  der  Mehrzahl, 
die  Subjekte  mögen  Personen  oder  Sachen  sein:  Paul  et  Virginie 
etaient  ignorants  (B.  de  St-Pierbe).  Le  merite  et  la  vertu  sont 
estimes  et  recherches  (Noel  et  Chaps.).  Pudeur,  sagesse,  lois, 
moeurs,  principes,  vertus  ,  .  qu'etes-vous  devenus?  (La  Chaussee) 
Tout  regne,  toute  regence  sont  dejä  ecroules  dans  les  esprits  (La- 
martise). 

Dies  gilt  auch  für  die  Zusammenfassung  der  ungleichen  Subjekte 
durch  ein  Fürwort  in  einem  folgenden  Satze:  Les  boeufs  .  .  et  les 
brebis  .  .  venaient  en  foule:  ils  ne  pouvaient  trouver  assez  d'etables 
pour  etre  mis  a  couvert  (Fenelon).  Lat.  Tanaquil  et  Lucumo  .  . 
urbem  ingressi  sunt  (Liv.  1,  34).  Cerere  nati  sunt  Liber  et  Libera 
(Gic,  N.  D.  2,  24).  Rex  regiaque  classis  una  profecti  (Liv. 
21,  50). 

3.  bisweilen  wird  indessen,  hiervon  abweichend,  das  bedeutsamste  oder 
das  zunächst  stehende  Subjekt  für  das  Geschlecht  wie  für  die  Zahl 
des  prädikativen  Begriffes  massgebend:  Le  fer,  le  bandeau,  la  flamme 
est  toute  prete  (Racise).  Ce  duvet  ou  ces  soies  sont  tres  serrees, 
tres  fournies  et  tres  douces  (Bcffon).  C'est  un  homme  ou  une 
femme  noyee  (Boniface).  Lat.  Populi  provinciaeque  liberatae 
sunt  (Cic,  Phil.  5,  4,  12).  Visae  nocturno  tempore  faces  ardorque 
caeli  (Cic,  Cat.  3,  8). 


II.  Kap.     Die  adverbialen  Satzbestimmungen.     §  133.     A.    Kasuslehre.     383 


n.  Kapitel. 

Die   adverbialen   Satzbestimmungeu. 

132.  Von  den  adverbialen  Satzbestimmungen  im  Allgemeinen.  Die  nähere 
Bestimmung  des  Thätigkeitsbegrilfes  in  objektiver  Weise  geschieht  durch 
die  adverbialen  Satzbestimmungen,  durch  welche  die  Thätigkeit  nach  ihrer 
Erscheinung  in  Raum  und  Zeit,  sowie  nach  ihren  Grunde  und  der 
Weise  ihrer  Entfaltung  bestimmt  erscheint.  Diese  erweiternden  oder  er- 
gänzenden Bestimmungen  haben  an  den  Kasus  oder  den  durch  Präpo- 
sitionen weiter  bestimmten  Kasus  der  SubstantivbegrifFe,  sowie  an  den 
Participialien  und  Adverbien  ihren  Ausdruck.  Eben  diese  Bestim- 
mungen schliessen  sich  indessen  nicht  bloss  an  das  Zeitwort,  sondern  auch 
an  andere  prädikative  und  attributive  Satzbestimmungen,  insofern 
jene,  als  in  den  ThätigkeitsbegrifF  aufgenommene  Bestimmungen,  an  der 
verbalen  Natur  Antheil  haben,  diese  aus  jenen  erwachsen  sind,  und  in- 
sofern überhaupt  andere  Redetheile,  als  aus  dem  VerbalbegrifF  abgeleitet, 
den  Charakter  desselben  einigermassen  bewahren. 

Die  Lehre  von  den  adverbialen  Satzbestimmungen  zerfällt  darnach  in:  A.  die 
Kasuslebre,  ß.  die  Lehre  von  den  Präpositionen,  C.  die  Lehre  von  den  Participialien, 
D.  die  Lehre  von  den  Adverbien. 

133.  A.  Die  Kasuslehre.  Die  Kasus,  zu  denen  wir  den  mit  den  Kasus- 
präpositionen de  und  a  verbundenen  obliquen  Kasus  rechnen,  gehen  von 
der  räumlichen  Grundanschauung  aus  und  bestimmen  ihrem  Wesen 
nach  das  Wo?  Wohin?  und  Woher?  Ihre  Uebertragung  auf  die  Sphäre 
der  Zeit,  der  Kausalität  und  Modalität  bleibt  ihrer  Gruudanschauung 
getreu. 

Die  Kasus,  welche  im  adverbialen  Verhältnisse  in  Betracht  kommen,  sind  der 
Akkusativ,  der  Genitiv  und  der  Dativ;  der  Nominativ  und  der  Vokativ  stehen 
ausserhalb  dieser  Beziehung.  Den  lateinischen  Ablativ  hat  das  Französische  auf- 
gegeben; er  wird  durch  den  Genitiv  und  Dativ,  zum  Theil  selbst  durch  den  Akku- 
sativ ersetzt  (Akkus,  absol.).  In  ihrer  Anwendung  gehen  aber  der  Genitiv  und  der 
Dativ  über  den  Gebrauch  der  lateinischen  entsprechenden  Kasus  überhaupt  hinaus, 
indem  sie  unter  anderem  auch  dem  durch  de  und  ad  näher  bestimmten  lateinischen 
Kasus  theilweise  zugleich  entsprechen,  wie  diese  im  Lateinischen  schon  öfter  statt 
des  Genitiv  und  Dativ  verwendet  wurden;  vgl.  pars  de  nostris  bonis,  alter  de  duobus, 
scribere,  litteras  dare  ad  aliquem,  oCFerre  se  ad  mortem,  dare  se  ad  lenitatem  etc. 
S.  S.  103  ff. 

134.  a)  Der  Nominativ  und  der  Vokativ.  Der  Nominativ  hat  seine  Stelle 
im  Satze  als  Subjekt  und  als  die,  bei  seiner  Verschmelzung  mit  einem 
an  und  für  sich  unbestimmten  Verb  im  Prädikate,  im  Einklang  mit  dem 
Subjekt  gesetzte  prädikative  Bestimmung.  Sein  Gebrauch  ist  oben 
erörtert. 


384     D"tt-  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

Der  Vokativ,  welcher  sich  der  Form  nach  nicht  vom  Nominativ  unter- 
scheidet, wenngleich  er  im  Altfranzösischen  oft,  unter  Einfluss  der  Vokativ- 
form der  zweiten  lateinischen  Deklination,  das  Flexions-s  verlor,  steht 
ausserhalb  des  Satzes,  und  vertritt  an  und  für  sich  einen  Satz,  so  dass  man 
ihn  als  eine  Ellipse  betrachten  kann. 

1.  Seine  Funktion  ist  im  Wesentlichen  die  Anrede,  d.  h.  die  Nennung  des- 
jenigen, an  welchen  die  Rede  gerichtet  wird.  In  der  vertraulichen  und 
höflichen  Rede  erfordert  das  Neufranzösische  in  der  Regel  die  Hinzufügung 
des  Pronominaladjektiv  der  ersten  Person  der  Einzahl:  Bon 
jour,  mon  oncle  (Scribe).  Eh  bien,  ma  tante,  etes-vous  satisfaite? 
(G.  Droz)  Bon  jour,  mon  papa  (Jauffret).  Je  vous  en  prie,  mon 
mari  (G.  Sand).  Mon  gendre,  tout  est  rompn  (G.  Droz).  Venez,  mes 
enfants  (Bkkqdin).  Ah,  mon  capitaine,  me  disais-je  ä  moi-meme, 
que  de  joies  cachees  sous  ces  terreurs,  car  eile  t'aime!  (G.  Droz)  Com- 
meiit,  mon  eher  comte,  vous  etes  marie?  (Scribe)  Je  te  dois  quelque 
chose,  Jacques.  —  ,A  moi,  mon  empereur?"  (Soclie);  selbst  bei  sub- 
stantivirten  Adjektiven:  Merci,  mon  vieux!  (Dumas)  Qu'est-ce,  mon 
brave?  (Id.)  Mais  je  plaisante,  ma  chere  (G.  Droz).  Daher  die  Zu- 
sammensetzungen monseigneur,  monsieur,  madame,  mademoiselle.  In  der 
niederen  Lebenssphäre  wird  auch  wohl  notre  vorgesetzt:  Bien,  notre 
hote,  merci!  (Dumas)     Oui,  notre  maitre  (Id.). 

Allerdings  fehlt  auch  das  Fürwort:  Tiens,  frere,  lui  dit-il,  si  nous 
pouvons  nous  decider  ä  la  Separation,  mieux  vaut  que  je  m'en  aille 
(G,  Sand).  Tu  es  un  brin  jaloux,  petitmari  (G.  Droz).  Oui,  baronne, 
j'ai  retrouve  ma  pomme  (Id.).  Mais,  comtesse  .  .  mais,  chere  tante, 
veux-je  dire,  je  .  .  j'etais  ebloui  par  ce  soleil  de  juillet  (Id.).  Voyons, 
capitaine,  me  dis-je,  une  lärme,  trouve  une  lärme  (Id.).  Franchement, 
docteur,  etait-il  besoin  pour  eu  arriver  lä  de  tant  de  tours  et  de  detours 
(Cherbuliez).  Auch  findet  man  beide  Formen  der  Anrede  nebeneinander: 
Ah!  docteur,  mon  bon  docteur,  s'ecria  milord,  vous  etes  vraiment 
Uli  brave  homme  (Id.). 

Im  gemeinen  Leben  wird  auch  der  bestimmte  Artikel  voran- 
gestellt: Bon  jour,  Thötesse  (Jalfkret).  Merci,  l'ami  (Dcmas).  Parlez 
pour  vous,  la  duegne  (Delavigne).  Eh  bien!  la  belle  (De  Vignt).  La 
vieille.  oü  peut-on  se  cacher  ici?  (Balzac) 

Die  Höflichkeit  erfordert  besonders  nach  einer  einfachen  Bejahung 
oder  Verneinung  die  Hinzufügung  der  Anrede  monsieur,  madame  etc.: 
Olli,  monsieur;  non,  mademoiselle  etc. 

2.  Die  Anrede  kann  aber  auch  den  Charakter  des  Anrufes,  der  Aufforde- 
rung zu  kommen,  oder  des  Ausrufes,  der  zum  Theil  als  Anruf  zur 
Hülfleistung  geiasst  werden  kann,  erhalten:  Charlotte!  —  Elle  me  fuit 
(Dumas).  Dubouloy!  Dubouloy!  —  Hein!  qui  m'appelle?  (Id.)  Holä! 
Quelqu'un!  (Voltaire)  —  Zu  den  Ausrufen  jener  Art  gehören:  mon 
Dieu!  dieux!  6  mon  dieu!  ciel!  u.  dgl.  m.  Vgl.  Pro  sancte  Jupiter!  0 
dii  boni!     0  dii  immortales!  etc. 

Sonst  erscheint  der  Ausruf  auch  als  Klage:  0  temps!  0  mcBurs! 
Vgl.  0  tempora,  o  mores! 

3.  Die  Anrede  und  der  Ausruf  können  aber  auch  die  Natur  des  Prädi- 
kates eines  ürtheils  erhalten,  während  sie  sonst  mehr  den  Charakter 
eines  prädikatlosen  Subjektes  haben:    0  traitre,  6  bourreau  d'homme 


§  134.     Kasuslehre.     Nominativ  u.    Vokativ.     §  135.    Akkusativ.  385 

(Mouere)  0  bonheur  m"ecriai-je  (Nodier).  Flatteur!  Malheureux! 
u.  dgl. 
4.  In  anderen  Ausrufen  stellt  sich  im  attributiven  Satzverhältnisse  gleichsam 
ein  Unheil  ohne  Copula  heraus:  0  moments  pleins  de  charmes! 
(Dccis)  Der  Lateiner  pflegt  hier  andere  elliptische  Kasus  zu  gebrauchen: 
Populum  vero  praeclarum!  (Cic,  Att.  13,14)  Me  miserum!  (Fam. 
14,  1)     Vae  misero  mihi!  (Tkr.,  Ad.  3,  2,  3) 

135.  b)  Der  Akkusativ,  der  Kasus  des  Zieles,  beruht  auf  der  Grund- 
vorstellung der  Richtung  und  Bewegung  zu  einem  Gegenstände  hin,  woran 
sich  der  Begriff  der  Raumerfüllung  schliesst;  dann  reiht  sich  die  Vorstellung 
der  Bewegung  durch  eine  Zeit  hin,  sowie  der  Dauer;  endlich  die  der  Wirkung 
und  des  Werkes. 

1.  In  räumlicher  Beziehung  wird  die  einfache  Bestimmung  des  Wohin? 
im  Französischen  nicht  mehr,  wie  im  Lateinischen  bei  Städtenamen, 
Insel-  und  Halbinselnamen  und  den  Wörtern  domus  und  rus,  durch 
einen  Akkusativ  bezeichnet;  es  tritt  vielmehr  der  Dativ  ein.  Hieran  er- 
innern indess  noch  Ausdrücke  wie  quelque  part,  autre  part:  Pouvais-je 
vous  conduire  autre  part?  (Dklavigne)  und  volksthümliche  Wendungen 
wie:  Confiant  et  bon  comme  toujours,  il  continuait  d'envoyer  les  cent 
francs  du  mois  rue  Bon  aparte,  oü  Coucou-Bianche  allait  les  chercher 
(Daddet). 

Doch  steht  der  Akkusativ  von  der  Ausdehnung  im  Räume  oder 
der  Raumerfüllung  nicht  nur,  wenn  das  Zeitwort  im  Satze  eine  Be- 
wegung durch  den  Raum  hin  ausdrückt,  sondern  auch,  wenn  inner- 
halb des  Raumes  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  ein  Punkt  be- 
stimmt wird,  auf  die  Fragen  wie  weit?  und  wo? 
Allez  tout  le  long  de  la  prairie  (Acad.).  Je  continuai  ma  reute  .  . 
l'espace  de  six  milles  (Volney). 

Selten  ist  der  Akkusativ  auf  die  Frage  wo?  J  ai  vu  cet  abbe-lä 
quelque  part  (Bealmarchais).  On  a  beau  chercher,  on  ne  le 
trouve  nulle  part  (Acad.).  A  six  heures,  j'etais  rue  Cassette 
chez  M.  Laubepin  (0.  Fecillet).  La  nommee  Delohelle,  vingt-quatre 
ans,  fleuriste,  demeurant  rue  de  Braque,  a  tente  de  se  suicider  en 
se  jetant  dans  la  Seine,  d'oü  eile  a  ete  retiree  saine  et  sauve  par  le 
sienr  Parcheminet,  tireur  de  sable,  domicilie  rue  de  la  Butte- 
Chaumont  (Daddet).  Das  Lateinische  dehnt  diesen  Akkusativ  noch 
weiter  aus,  wendet  ihn  aber  nicht  auf  das  Wo?  an:  Millia  passunm 
decem  murum  fossamque  perducit  (Caes.,  B.  G.  1,  3).  A  te  pedem 
discessi  (Cic,  Dej.  15). 

Bisweilen  ist  es  zweifelhaft,  ob  der  Akkusativ  bei  Verben  der  Bewegung 
nicht  vielmehr  als  Objekt  oder  Produkt  der  Thätigkeit  aufzufassen  ist: 
J'ai  couru  toute  la  ville  (Acad).  II  va  toujours  son  chemin  (Ead.). 
Vgl.  Triduique  viam  a  suis  finibus  processisse  (Caes.,  B  G.  1,  38). 
Septingenta  millia  passuum  ambulare  (Cic,  Quint.  25). 
2.  Der  Akkusativ  wird  in  Beziehung  auf  die  Zeit,  seiner  räumlichen  Be- 
deutung analog,  zunächst  von  der  Zeitdauer  gehraucht,  dann  aber  auch 
von  dem  Zeiträume,  innerhalb  dessen  ein  Zeitpunkt  für  die 
Thätigkeit  fällt,  auf  die  Fragen:    wie  lange?  und  wann? 

Slätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  25 


386     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

a.    Les  Fran^ais    travaillerent    toute    ia    nuit  (Segür).     J'ai  ete   deux 
h eures  ä  vous   attendre    (Acad.).     Le    sentiment  est   semblable  ä  la 
rose,  Fletrie  une  heure,  eile  Test  pour  toujours  (Lebrcn).    Der  Akku- 
sativ kann  bisweilen  als  Objekt  der  Thätigkeit  gefasst  werden,  wie  in: 
II  a  passe  Tete  ä  la  campagne  (Acad.).    Doch  unterscheidet  das  Fran- 
zösische den  Akkusativ  der  Zeitdauer    von  dem  des  Objektes  dadurch 
ersichtlich,  dass  es  das  Particip  nicht  mit  ihm  kongruiren  lässt:    Les 
annees  que  j'ai  vecu  (Dumas).    Pendant  les  annees  qu'a  dure  cette 
guerre  (De  Pbadt). — Vgl.  lat.  Pericies  quadraginta  annos  praefuit 
Athenis  (Cic,  Gr.  3,  34).     Multa    saecula  .  .  viguit    Pythagoreorum 
nomen  (Tusc.  1,  16).    Nestor  tertiam  jam  aetatem  hominum  vivebat 
(Sen.  10). 
ß.   ün    ouvrage    plus    necessaire    aujourd'hui    qu'il    ne    le   fut   le  siecle 
passe  (Chamfoet).     Un  juge,    Tan    passe,    me    prit    ä   son    Service 
(Racine).     II  les  prechait  .  .  le    matin  et  le  soir,  et, .  .  11  renvoyait 
ses  auditeurs  ä  ce  qu'il  avait  dit  la    veille    (Cbateaube.).    Nous  ne 
sommes  pas  1793;    nous    sommes   1847    (Lamaetine).     Le  11  Sep- 
tem bre  nous  decouvrimes    la  terre    (L.-P.  Segdr).     Dieser  Akkusativ 
steht  namentlich  bei  der  Angabe  der  Jahreszahl  und  des  Monatstages ; 
im  Lateinischen  ist  diese  Angabe  eines  Zeitraumes  ungebräuchlich. 
Den  Zeitpunkt    giebt    auch   das  Französische  durch   den   Dativ   an; 
im  Altfranzösischen    war    dieser  Kasus    auch    für  den  Zeitraum  ge- 
bräuchlich. 
3.    Mit  beiden  genannten  Bestimmungen  ist  der  Akkusativ  des  Masses  ver- 
wandt,   welcher    ein  Quantum    räumlicher    und    zeitlicher  Ausdehnung, 
Gewicht,    Mass,    Preis  etc.    bezeichnet,    indem  er  den  Fragen  wie  lang? 
wie  lange?  wie  viel?  wie  oft?  wie  theuer?  etc.  entspricht  und  den 
Begriff  einer  Schätzung  enthält.     Er    steht    gern  bei  vergleichenden  Be- 
stimmungen, daher  namentlich  beim  Komparativ;    so:    quelques   jours 
apres;  deux  heures  plus  tot;   vingt-quatre  heures  plus  tard;  deux 
etages,    trois    portes    plus    bas;    —   il  est  mille  fois  plus  blamable 
(Andrieüx);  dann  namentlich  bei  den  Verben  des  Schätzens,  Kaufens, 
Verkaufens,  Spielens  etc.,    wie  estimer,  priser,  taxer,  acheter,  payer, 
vendre,  valoir,  jouer  etc.,  zur  Bestimmung  des  Preises:    Le  meurtre  d'un 
Frank  est  estime  deux  cents  sous  d'or,  celui  d'un  Romain  proprietaire 
Cent    sous,    la    moitie    d'un   homme   (Chateacbr.).     Elle  vend  ce  secret 
mille    louis    ä    Pouche    (Bourrienne).     Nous  ne  jouons  que  dix    sous 
(Acad.).     So    erklären    sich    adverbiale  Akkusative    wie   beaucoup,    plus, 
moins,  tant,  peu,  un  peu,   quelquefois  etc.,    wie  im  Lateinischen  aliquid, 
aliquantum,    plurimum,    nihil,    partim  etc.      Bei    Adjektiven    wie    altus, 
crassus,    latus,    longus  etc.  steht  im  Französischen  nicht  wie  im  Lateini- 
schen der  Akkusativ,  sondern  der  auch  im  späteren  Latein  vorkommende 
Genitiv. 
4.    Als  Kasus  des  Objektes  der  Thätigkeit  ist  der  Akkusativ  von  dem  aus- 
gedehntesten Gebrauche;  er  bezeichnet  so  entweder  den  durch  die  Thätig- 
keit   hervorgebrachten    oder   den    unabhängig   von    ihr    vorhandenen, 
jedoch  betroffenen  (berührten)  oder  modificirten  Gegenstand. 
a.   Der  Akkusativ  des  hervorgebrachten  Gegenstandes  bezeichnet  ihn 
als  das  Resultat  oder  Produkt  der  Thätigkeit,  wobei  es  gleichgültig  ist, 
ob  der  Stoff,    woraus   etwas  hervorgebracht  wird,    vorhanden  gedacht 


§  135.     Kasuslehre.     Akkusativ.  387 

ist  oder  nicht:  Dieu  a  cree  le  ciel  et  la  terre  (Acad.).  Les  hommes 
maries  forgeront  les  armes  (Mignet).  II  a  invente  cette  histoire 
(Acad.).  Lat.  Deus  mundum  aedificavit  (Cic,  Tusc.  1,  25).  Apum 
examina  fingunt  favos  (Off,  1,  44). 

Dieser  Akkusativ  findet  sich  auch  bei  intransitiven  Verben,  zu 
denen  ein  Substantiv  desselben  Stammes  als  Ausdruck  des  Produktes 
des  Tbätigkeitsbegriffes  hinzutritt:  On  a  joue  un  jeu  d'enfer  (Picakd). 
Vgl.  lat.  gaudere  gaudium,  pugnare  pugnam,  ridere  risum,  servire 
servituteni,  vivere  vitam  etc.  Diese  Ausdrucksweisen  sind  dem  Alt- 
französischen geläufig;  das  Neufranzösische  wählt  hier  den  (kausalen) 
Genitiv  und  gewöhnlich  nur  dann,  wenn  eine  attributive  Bestimmung 
zum  Substantiv  hinzutritt,  wie  dies  beim  lateinischen  Akkusativ  eben- 
falls meist  der  Fall  ist:  Cinq-Mars  .  .  rit  aussi  d'un  rire  amer  (De 
Vigny).  Mourir  d'une  mort  naturelle,  vivre  d'une  vie  nou- 
■velle  (Acad.).  So  auch,  wo  nur  ein  dem  Begriffe,  nicht  dem  Stamme 
nach  verwandtes  Substantiv  hinzutritt:  II  dormit  d'un  sommeil 
calme  (Lacretelle).  Doch  kann  man  unterscheiden  dormir  d'un  bon 
somme  und  dormir  un  bon  somme  als  Akkusativ  der  Zeit  =  longtemps. 

Ausdrücke  wie  aller  le  pas,  n'en  sonner  motetc.  lassen  in  ähn- 
licher Weise  das  Verb  transitiv  erscheinen  und  fügen  das  Ergebniss 
der  Thätigkeit  im  Akkusativ  hinzu. 

Bei  den  Verbis  des  Athmens  und  Duftens  kann  das  Subjekt 
ebenfalls  als  das  Hervorbringende  des  Gegenstandes  gefasst  werden: 
Que  tout  respire  ici  luxe  et  magnificence  (Dlval).  Cet  or  sent- 
11  le  sang?  (Chateaubr.)  Cela  sent  la  fleur  d'orange  (Acad.).  Cet 
homme  pue  le  vin  (Ead.),  wie  im  Lateinischen  spirare,  olere,  redolere 
aliquid,  obwohl  auch  das  Objekt  als  an  sich  fertiger  Gegenstand  be- 
trachtet werden  kann. 
ß.  Der  Akkusativ  des  von  der  Thätigkeit  nur  betroffenen  (berührten) 
oder  modificirten  Gegenstandes  bezeichnet  den  an  sich  fertigen 
Gegenstand,  worauf  jene  bestimmend  einwirkt:  L'habit  change  les 
mceurs  (Voltaire).  Us  ont  attire  sur  nous  une  guerre  inique 
(Thierrv).  Les  polytheistes  memes  admiraient  le  docteur  chretien 
(Chateaübe.).  In  Beziehung  auf  die  Anwendung  dieses  Akkusativ 
stimmt  das  Französische  mit  dem  Lateinischen  überein;  so  werden 
abweichend  vom  Deutschen,  jedoch  dem  Lateinischen  analog,  die  Verba 
desHelfens,  aider,  assister,  seconder,  secourir,  wiejuvare,  adjuvare; 
die  des  Vorangehens  und  Zu  Vorkommens,  devancer,  preceder, 
prevenir,  exceder,  wie  antevertere,  excedere;  das  Verb  suivre,  wie 
sequi,  suhsequi,  sectari;  imiter,  wieimitari;  flatter,  aduler,  wie  adulari 
aliquem  (selten  c.  dat.);  fuir,  wie  fugere,  effugere,  subterfugere;  egaler, 
wie  aequare,  aequiparare,  u.  a.mit  dem  Akkusativ  gebraucht. 

Es  versteht  sich,  (iass  Zeitwörter  mit  verschiedenen  Kasus  in 
verschiedenem  Sinne  verbunden  werden  können,  und  dass  auch  solche 
Verba,  welche  mit  einem  Akkusativ  des  Objektes  vorkommen,  mit 
anderen  Kasus  in  anderem  Sinne  auftreten  können. 

Häufig  steht  dieser  Akkusativ  bei  Verben,  welche  ursprünglich 
intransitiv  sind,  wenn  sie  in  faktitiver  Bedeutung  gefasst  werden 
sollen;  dahin  gehören:  accoucher,  camper,  caserner,  cesser,  chambrer, 
debucher,  dejucher,  descendre,  echouer,  fumer,  monter,  nicher,rentreretc. 

25* 


388     Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

und  eine  grosse  Anzahl  von  Verben  der  zweiten  Konjugation,  bei 
denen  es  oft  nicht  festzustellen  ist,  ob  ihnen  ursprünglich  die  tran- 
sitive oder  die  intransitive  Bedeutung  zukommt.  In  manchen  Ver- 
bindungen intransitiver  Verba  mit  dem  Akkusativ  ist  indessen  die 
faktitive  Bedeutung  nicht  klar  ausgeprägt  und  die  Beziehung  auf  das 
Objekt  der  Thätigkeit  sehr  unbestimmt,  wie  z.  B.  in  courir  risque 
u.  dgl.  m.  Solche  Verbindungen  sind  wie  zu  einer  Einheit  ver- 
wachsene Verbalbegriffe  anzusehen,  oder  wie  Zusammensetzungen, 
deren  Exponent  verdunkelt  ist. 

Viele  intransitive  Verba  können  nur  faktitiv  werden,  indem 
sie  reflexiv  werden  und  den  Akkusativ  der  Person  annehmen,  wie 
s'ancrer,  se  dandiner,  se  devier,  s'ebouler,  s'echapper,  s'eclater,  se 
forlonger,  se  froidir,  se  grandir,  se  mourir,  se  pämer,  se  panacher,  se 
prevaloir,  se  rire  etc. 

Intransitive  Zeitwörter  erhalten  bisweilen  die  faktitive  Be- 
deutung durch  Hinzutritt  einer  Vorsilbe,  wie  encourir,  parcourir, 
endurer,  endormir,  refroidir,  enfumer,  reveiller,  rejouir  etc.  Vgl.  lat. 
antecurrere,  circumvenire,  inire,  peragrare,  praeterire,  transcendere  etc. 
y.  Ein  doppelter  Akkusativ  wird  auf  ein  und  dasselbe  Zeitwort  be- 
zogen, wenn  das  letztere  als  prädikative  Bestimmung  des 
Gegenstandes  ausgesprochen  wird,  worauf  die  Thätigkeit  gerichtet 
und  mitbezogen  ist.  Der  prädikative  Akkusativ  kann  ein  Substantiv 
und  ein  Adjektiv  oder  Particip  sein.  Hier  ist  die  prädikative  Be- 
stimmung mit  dem  Zeitworte  meist  zu  einem  faktitiven  Begriffe 
verwachsen.  Die  Verba,  welche  mit  diesem  doppelten  Akkusativ  auf- 
treten, bezeichnen  ein  Machen,  Darstellen  oder  Auffassen,  wie 
faire,  rendre,  constituer,  couronner,  declarer,  proclamer,  nommer,  creer, 
eure,  appeler,  croire,  estimer,  definir,  jiiger,  reputer,  soup(;onner,  dire, 
trouver,  voir,  s'avouer,  se  montrer  u.  dgl,  wie  ähnlich  im  Lateinischen 
facere,  efficere,  reddere,  creare,  coustituere,  legere,  declarare,  nominare, 
vocare,  appellare,  nuncupare,  existimare,  judicare,  ducere,  perhibere, 
se  praebere,  se  exhibere,  se  praestare  etc.  Das  Lateinische  geht  hier 
indessen  noch  weiter,  indem  es  auch  zu  Verben  wie  dare,  petere, 
ponere,  sunieie,  tribuere,  adjungere  etc.  den  Prädikalsakkusativ  setzt. 
Bei  der  Verwandlung  in  das  Passiv  wird  dieser  Prädikatsakkusativ 
zum  Nominativ  (s.  oben  S.  323). 

«a.  substantivischer  Prädikatsakkusativ.  De  simple  soldat  qu'il 
etait  on  le  fit  sergent  (Acaü.j.  Sa  probite  /'a  rendu  Tarbitre 
de  tous  ses  voisins  (Ead.).  Le  roi  /"a  nomme  ministre  des 
affaires  etrangeres  (Ead.).  11  me  courouna  Dame  de  la 
Beaute  (Dumas).  Aucune  loi  nationale  n'a  constitue  le  clerge 
un  Corps  permanent  dans  l'etat  (Mirabkac).  Je  le  reputais 
homme  d'honneur  (Acad.).  üne  certaine  passion  qu'on  dit  mere 
de  rinjiistice  (L.-P.  Segür).  II  se  fit.  Capucin  (Id  ).  Ne  vous 
läites  pas  leurs  complices  (Thierry),  Ils  n'osaient  s'avouer 
repubiicains  (Thiers).  Statt  des  Substantiv  tritt  auch  ein  sub- 
stantivisches Fürwort  auf:  II  s'est  montre  ce  qu'il  etait  (XodierV 
ßß.  adjektiv  isc  her  und  partici  pialer  Prädikatsakkusativ:  La  nature 
avait  fait  ce  prince  probe  et  modere  (Lamartine).  La  fierte 
d'un  grand  nom  reud  ses  maux  plus  pe*r9ans  (Lebrlw).     Ceut 


§  135.    Kasuslehre.    Akkusativ.  389 

eveques  orthodoxes  le  declarent  innocent  (Chatkacbr.).  Je  tiens 
ces  deux  opinions  egalement  soutenables  (Acad.).  Une  fois 
je  me  serais  vue  riche  et  paree  (Dumas).  —  Je  te  soupijonnais 
ou  mort  ou  dangereusement  blesse  (Le  Vaillant).  Les  ennemis 
se  declaraient  vaincus  (Lamartine).  So  kommt  auch  das  Verb 
avoir  vor:  avoir  la  jambe  emportee  par  un  boulet  de  canon 
(Acad.),  wo  emportee  nicht  etwa  bloss  appositiv  zu  fassen  ist. 
Der  Unterschied  zwischen  dem  appositiven  und  prädikativen  Ver- 
hältnisse liegt  darin,  dass  das  Particip  nicht  an  und  für  sich  dem 
Substantiv  hei  gegeben  ist,  sondern  nur  in  der  Beziehung  auf  den 
Thätigkeitshegriif  Geltung  hat. 

Im  Alffranzösischen  stand  hier  oft  ä  „zu",  wie  in  ä  musart 
me  trouva;  il  la  prit  ä  fame,  ä  Chevalier  l'ad  adoube;  le  recon- 
gnoistre  ä  seigneur  et  ä  createur  u.  s.  w.  Im  Neiifranzösischen 
wird  nur  selten  ä  gebraucht,  wie  in  prendre  k  temoin  (wo  temoin 
als  ursprüngliches  Abstraktum  allerdings  auch  dann  unverändert 
bleibt,  wenn  von 'mehreren  Personen  die  Rede  ist)  etc. 

Häufig  steht  hier  indess  pour  beim  prädikativen  Akkusativ, 
und  bei  manchen  Verben  kommt  die  prädikative  Bestimmung  nur 
mit  pour  vor;  so  gebraucht  man  choisir,  compter,  accepter,  tenir, 
prendre,  reputer,  connaitre,  reconnaitre,  avoir  etc.  pour,  wie  im 
Lateinischen  habere,  putare,  ducere  pro. 

Zweckbestimmung  und  Gleichstellung  werden  sowohl  durch  ä 
wie  durch  pour  hier  ausgedrückt. 

Statt  beider  findet  sich  auch  comme,  wodurch  eigentlich  ein 
abgekürzter  Modalsatz  der  Gleichstellung  eingeführt  ist:  II  l'annon^a 
hautement  comme  le  defenseur  de  l'humanite  (Michelet).  II 
considerait  les  electeurs  comme  ses  prete-noms,  et  les  emigres 
comme  ses  Instruments  (Mignet). 

Statt  des  einfachen  Akkusativ  steht  auch  bisweilen  der  Akku- 
sativ mit  dem  Infinitiv  etre:    La  France  qu'on  m'a  dit  etre 
beaucoup   plus  grande  et  plus  riche  que  le  pays  de  Salomon 
(Voltaire).    Eum  te  esse  finge,  qui  sum  ego  (Cic,  Fam.  3,  12). 
Diese    unentwickelte    Satzform    deutet    an,    dass    der    Thätigkeits- 
akkusativ  ursprünglich  der  Vertreter  eines  Satzes  ist. 
Der     doppelte     Akkusativ     eines     persönlichen    und    eines 
sächlichen    Objektes,    wie    ihn    das    Lateinische    bei  den    Thätig- 
keitsbegrili'ea    des    Lehrens,    Bittens,    Forderns,    Fragens,    Verbergens, 
docere,  dedocere,  rogare,  orare,  poscere,  flagitare,  exquirere,  percontari, 
interrogare,    celare  etc.,    setzt,    ist    im    Französischen    ungebräuchlich. 
Die  Person  tritt  bei  solchen  Begriffen  im  Dativ  auf. 

Das  Französische  geht  so  weit,  zur  Unterscheidung  des  Personen- 
und  Sachkasus  bei  einem  transitiven  Verb  den  Akkusativ  der  Person 
auch  dann  nicht  zu  dulden  und  vielmehr  in  den  Dativ  zu  verwandeln, 
wenn  zu  dem  Verb  ein  Infinitiv  mit  einem  anderen  Objekte  im 
Akkusativ  tritt:  La  garde  nationale  fit  tourner  tete  aux  nobles  as- 
saillants  (Cocriek).  Je  lui  laissai  sans  fruit  consamer  sa  tendresse 
(Racine).  Va,  laisse  ä  ma  douleur  achever  son  ouvrage  (Dücis). 
Une  certaine  scene  d'une  petite  comedie  que  je  leur  ai  vu  essayer 
(Moliere).  So  schon,  obwohl  nicht  ohne  Ausnahme,  im  Altfranzösischen. 


390    Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

Auch  wo  ein  Substantivsatz  statt  des  Akkusativobjektes  auf- 
tritt, steht  die  Person  im  Dativ:  Je  lui  ferai  bien  voir  ä  qui  il  se 
joue  (AcAD.).  Lui  avez-vous  fait  observer  qua  je  n'y  consentais 
pas?  (Ead.)  Selbst  dann,  wenn  statt  des  Akkusativ  ein  anderer 
Kasus  auftritt,  findet  man  den  Dativ  der  Person  beibehalten:  ün 
sentiment  .  .  d'orgueil  lui  a  fait  applaudir  a  tout  ce  qui  aplanissait 
la  route  des  honneurs  et  de  la  gloire  (Mme  Gampan).  Ces  chants 
firent  changer  de  visage  a  Atala  (Chateacbr.). 

Diese  Ausdrucksweise  ist  öfter  zweideutig,  wie  in  je  lui  ai  vu 
donner  un  soufflet,  wo  das  Fürwort  Subjekt  der  Handlung  oder 
mitbetheiligtes  Objekt  als  Dativ  sein  kann;  hier  zieht  man  den  Akku- 
sativ le  im  ersten  Falle  vor.  Doch  finden  sich  auch  sonst  Ab- 
weichungen: Je  les  ai  laisses  boire  mon  vin  (Gib.-Dcvivier).  II 
fallait,  comme  moi,  Tavoir  entendu  declamer  Mabomet  (VoLXAreE). 

Ein  doppelter  Akkusativ  steht  namentlich,  wenn  der  eine  Akku- 
sativ das  Objekt  der  reflexiven  Verbalform  ist:  Laissez-le  s'egarer 
dans  la  vague  hauteur  de  ses  conceptions  (Nodier). 

5.  Ein  unabhängiger  Akkusativ,  der  die  Natur  eines  unvollständigen 
Satzes  verräth  und  einen  Gegenstand  bezeichnet,  welcher  der  Sphäre 
des  Subjektes  als  Theil  oder  Besitz  angehört,  tritt  oft  in  Begleitung 
einer  näheren  Bestimmung  auf:  II  ne  songe  ä  vous  que  les  larmes 
aux  yeux  (V.  Hugo).  Tous  les  plus  gros  monsieurs  me  parlaient 
chapeau  bas  (Racine),  ün  honnete  homme  et  un  noble  projet 
vont  toujours  figure  decouverte  (Dümas).  Je  marchais  lentement,  la 
tete  baissee  (Laboülate).  Dites,  la  main  sur  la  conscience, 
dites  (Foy).  Der  Akkusativ  bezeichnet  hier  ein  Objekt,  dessen  nähere 
Bestimmung  das  wesentliche  Interesse  des  Redenden  ausmacht  und  dessen 
Thätigkeitsbegriff  sich  unschwer  ergänzt. 

6.  Der  sogenannte  absolute  Akkusativ  erscheint  im  Französischen  als  der 
Vertreter  des  lateinischen  absoluten  Ablativ;  er  tritt  in  Verbindung  mit 
einem  Particip  auf  und  steht  als  Verkürzung  eines  Temporal-,  Kausal-, 
Konditional-  oder  Koncessivsatzes,  obgleich  er  an  sich  wohl  ursprünglich 
an  den  Akkusativ  der  Zeit  anknüpft.  Bei  dem  Verschwinden  der  Kasus- 
flexion trat  der  Akkusativ  leicht  an  die  Stelle  des  Ablativ;  er  hat  im 
Griechischen  seine  Analogie:  La  geographie  et  la  Chronologie 
etant  les  deux  yeux  de  Thistoire,  pour  bien  etudier  celle-ci,  il  faut  etre 
guide  par  celles-lä  (Beaczee).  La  nature  s'etant  ainsi  soulagee  .  . 
un  long  assoupissement  succeda  ä  Tetat  convulsif  de  leur  douleur  (B.  de 
St-Pierre).  —  Ce  devoir  accompli,  il  demandera  vos  ordres  ä  genoux 
(Delavigne).  Moi  mort,  mon  fils  est  le  legitime  heritier  de  mon  empire 
(Ddmas).     Vgl.  den  Abschnitt  über  die  Participien  §  154ff. 

Zuweilen  wird  an  die  Stelle  des  Particip  ein  Substantivbegriff  gesetzt: 
Toi  debutant  (substantivirt),  chacun  te  suit  d'un  cell  d'effroi;  Auteur, 
aucun  de  nous  ne  prendra  garde  ä  toi  (Delavigne).  Diese  Ausdrucksweise 
ist  dem  Gebrauche  des  Particip  des  Perfekt  ohne  etant  analog.  Die 
Substantive  dieser  Art  üben  verbale  Kraft,  wie  im  Lateinischen  auctore, 
duce,  suasore  etc. 

7.  Elliptische  Akkusative  aller  Art  finden  sich  namentlich  in  der  Sprache 
des    gemeinen    Lebens:     Bon   jour,    jetzt    gewöhnlich    bonjour    (vgl. 


§  135.     Kasuslehre.     Akkusativ.     §  136.     Genitiv.  391 

le  bonjour,  Plur.  les  bonjours);  bon  soir,  jetzt  gewöhnlich  bonsoir 
(vgl.  le  bonsoir);  bonne  nuit;  bonsoir  et  bonne  nuit;  salut; 
mille  pardons.  Merci  de  la  genealogie!  (Dumas)  Bonne  reussite! 
bon  voyage,  mon  ami!  (Id.)  Citoyens,  treve  ä  cette  dispute! 
(Ponsard)  Vite  un  flambeau!  (Racine)  0  mille  ans  de  mon  etemite 
pour  un  jour  passe  pres  de  don  Juan!  (Dumas)  Soixante  centi- 
metres  d'inclinaison,  s'il  vous  plait!  (0.  Fecillet)  u.  v.  a.  Vgl. 
lat.  Cicero  Cassio  salutem.  Ne  multa!  etc.  ünde  mihi  lapidem? 
(HoR.,  Serm.  2,  7,  116) 

€.  In  Verbindung  mit  Partikeln  findet  sich  der  Akkusativ  namentlich  bei 
Präpositionen;  s.  S.  238.  Die  Verbindung  der  ächten  Präpositionen  mit 
dem  Akkusativ  ist  natürlich,  da  eine  Zusammenstellung  mit  dem  Akku- 
sativ nicht  minder  gerechtfertigt  ist,  als  die  der  Kasuspräpositionen  de 
und  ä  mit  demselben  Kasus,  ünächte  Präpositionen  assimiliren  sich  den 
ächten  durch  die  ähnliche  Behandlung. 

Bei  voici,  voilä  wird  der  einfache  oder  doppelte  Akkusativ  durch 
das  darin  enthaltene  Verb  (vois,  Imperativ  von  voir,  poetisch  noch  jetzt 
voi)  vermittelt:  Nous  voici  ä  la  fin  de  l'hiver  (Acad.).  Me  voilä  grand 
d'Espagne  (V.  Hugo);  s.  oben  S.  239. 

136.  c)  Der  Genitiv,  welcher  durch  die  Kasuspräposition  de  gebildet  wird, 
geht  überall  auf  die  Vorstellung  des  Woher?  zurück  und  bezeichnet  einer- 
seits den  räumlichen  und  zeitlichen  Ausgangspunkt,  andererseits  das  Princip 
und  die  Quelle  der  Thätigkeit. 

1.  In  räumlicher  Beziehung  bezeichnet  er  den  Punkt,  von  wo  die  Thätigkeit 
ausgeht,  daher  auch  von  welchem  sie  abgeht,  sich  entfernt  und 
sondert:  On  voit  sortir  d'un  enfoncement  .  .  un  nuage  de  vapeurs 
(VoLSEv).  Nous  retirämes  des  flots  le  malheureux  Paul  (B.  de  St-Pieree). 
Ordinairement  les  voyageurs  contemplent  la  chute  de  ce  local  (Volnet). 
II  arrive  de  Londres  (Acad.).  II  vient  de  Marseille  (Ead.).  Nous 
nous  eloignämes  de  ce  Heu  (B.  de  St-Pierre).  Lorsque  nous  nous  trou- 
vänies  ä  six  ou  sept  portees  de  canon  des  Anglais  (L.-P.  Segur).  Daher 
steht  der  Genitiv  nach  Partikeln  wie  loin,  hors,  en  de^'ä,  en  delä, 
en  dehors,  en  avant,  en  sus  (in  übertragener  Bedeutung). 

Auch  bei  dem  Begriffe  der  Annäherung  findet  sich  der  Genitiv,  so 
namentlich  bei  pres,  proche,  approcher,  rapprocher,  wobei  die  Annäherung, 
wie  im  Griechischen,  vom  Zielpunkte  aus  und  von  ihm  ab  in  Betracht 
gezogen  wird:  Je  massis  pres  de  lui  (Mme  de  Socza).  Les  maisons 
proches  de  la  riviere  (Acad.).  En  approchantdelabaie  (L.-P.  Skgcr). 
Approchez  cet  enfäntde  moi  (Acad.).  Les  tableaux  p  1  us  rapproches 
de  nous  (Mme  De  Staül).  Approcher  kommt  auch  mit  dem  Objekts- 
akkusativ vor. 

Oft  tritt  der  Ausgangspunkt  einem  durch  ä,  jusqu'ä  oder  en  mit 
seinem  Kasus  bezeichneten  Zielpunkte  gegenüber:  Lespace  qui  s'eteod 
du  fleuve  ä  la  montagne  (Acad.).  L'evenement  qui  se  deroule  De 
la  cause  jusqu'ä  l'effet  (Ponsard).  L'homme  flotte  de  sentiment 
en  sentiment  (Chateadbr.).  Räumlich  ist  ursprünglich  auch  die 
Formel:  ceci  est  de  vous  ä  moi  gedacht,  d.  h.  von  euch  bis  zu  mir, 
nicht  weiter,  unter  uns.    Damit  hängt  auch  die  ungefähre  Quantitäts- 


392     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Ädv.  Satzbest. 

bestimm ung  zusammen:    Ils  etaient  de  vingt  ä  vingt-sept  (Acad.), 
wo  die  Zahlengrösse  als  Raumdimension  behandelt  ist. 

Auffallend  ist  die  Erscheinung,  dass  in  einzelnen  Fällen  die  Bestim- 
mung des  Woher?  auch  zugleich  da  eintritt,  wo  es  sich  um  das  Wo? 
und  das  Wohin?  handelt.  Dies  geschieht  bei  den  Substantiven  cote 
und  part,  wie  im  Deutschen:  rechter,  linker  Hand,  aller  Orten  etc., 
theiUeise  auch  im  lateinischen  Roiuae,  domi,  humi  etc.,  terra  marique, 
tota  Asia,  wo  das  Wo?  dem  Woher?  substituirt  ist.  Für  das  Wo  vgl.: 
Les  ruines  .  .  sont  du  meme  cote  de  la  mer  que  le  Vesuve  (Mme  de 
Stael).  Voyez-vous  Londres  de  l'autre  cote  de  l'eau?  (V.  Hcgo) 
De  toutes  parts  Ton  ne  voyait  que  champs  cultives,  que  chemins 
frequentes  etc.  (Volney).  —  Für  das  Wohin?:  Leur  direction  naturelle 
est  de  ce  cote  (Nodier).  —  Je  ne  vais  jamais  de  ce  cote  (Domas). 
Le  vent  s'est  tourne  du  cote  du  midi  (Acad.).  II  va  toujours  de  cote 
et  d'autre,  pour  apprendre  des  nouvelles  (Acad.).  II  courut  de  tous 
les  cotes  (G.  Sand).  Hier  wird  der  Ort  aus  dem  verkehrten  Gesichts- 
punkte betrachtet,  indem  der  Redende  den  Ort  zu  sich  herüber  oder  sich 
an  den  Ort  versetzt,  wie  dies  bei  der  deutschen  Vertausihung  von  her 
und  hin  geschieht.  Doch  wird  auch  a  cote  gebraucht:  N'allez  pas 
tout  droit,  prenez  un  peu  ä  cote  (Acad.):  wie  es  präpositional  für  neben 
steht. 

«.  Mit  dieser  räumlichen  Bedeutung  steht  die  Verwendung  des  Genitiv 
bei  den  Begriffen  des  Beraubens,  Entwöhnens,  Enthaltens, 
Entbehrens,  Abweichens,  Ausschliessens,  Verschieden- 
seins, Bewahrens,  Befreiens,  Erholens  u.  dgl.  m.  in  naher 
Beziehung,  da  ihnen  allen  die  Vorstellung  der  Entfernung  und 
Trennung  von  etwas  zum  Grunde  liegt.  So  werden  namentlich 
viele  Verba,  die  mit  de  und  dis  zusammengesetzt  sind,  neben  anderen 
konstruirt,  wie  deposseder,  depouiller,  depourvoir,  degarnir,  denuer, 
demettre,  demouvoir,  dessaisir,  desheriter,  priver;  deshabituer,  corriger, 
manquer;  devier,  detourner ,  distraive,  diverger,  degenerer,  dechoir; 
detacher,  exclure,  effacer;  distinguer,  discerner,  differer,  disconvenir; 
garantir,  preserver,  sauver,  guerir;  dispenser,  exempter,  affranchir, 
delivrer,  debarrasser,  defaire;  respirer  etc.,  und  so  auch  namentlich 
reflexive  Verba  dieser  Klassen,  wie  s"al)Stenir,  s'acquitter,  se  dedire,  se 
defendre,  se  demunir,  se  devetir,  se  passer,  se  lelever  etc.,  und  manche 
sinnentsprecbende  Adjektive,  wie  leger,  exempt,  libre,  orphelin,  vide 
etc.  Das  Lateinische  hat  hier  den  Ablativ.  Hierher  ist  auch  die 
Ausdmcksweise:  il  s'en  faut  de  peu,  de  beaucoup  zu  ziehen. 
ß.  Auf  dem  Begriffe  der  Entfernung  und  Verschiedenheit  beruht 
auch  der  Genitiv  der  Vergleichung  nach  Komparativen  und 
Faohzahlwörtern  (Multiplikativen),  welcher  dem  latt-inischen  Ablativ 
entspricht;  beim  Komparativ  beschränkt  sich  dieser  Genitiv  auf  die 
quantitative  Bestimmung  und  tritt  nicht  ein,  wo  es  sich  um  die 
Vergleichung  von  Gegenständen  oder  Qualitäten  handelt:  Plus 
de  six  mois  s'etaient  ecoules  (Michaud).  Nous  n'etious  pas  moins 
de  Cent  personnes  (Acad.),  d.  i.  mehr  von  6  ab,  weniger  von  100 
ab  gerechnet.  Wo  midi  und  minuit  zum  Komparativ  treten,  sind  sie 
statt  der  gezählten  Stunden  gesetzt;  II  est  plus  de  midi  (B,  de 
St-PiERRE).     II  etait  alors  plus  de  minuit  (De  Vig.ny). 


§  136.     Kasuslehre.     Genitiv.  393 

Mon  jardin  est  le  quadruple  du  votre  (Acad.).  Neuf  est  multiple 
de  trois  (Ead.) 

In  plus  d'^  demi  (ä  moitie)  fait  etc.  ist  nur  der  Quantitätsbegriff 
Tevgflichen :  wenn  man  statt  dessen  plus  qu'ä  demi  fait  (was  Gram- 
matiker tadeln)  findet,  so  ist  die  Gesammtvorstelliinff  als  eine  qualita- 
tive Bestimmung  in  den  Vergleich  gezogen. 

Das  Altfranzösische    gebrauchte    nicht  bloss    bei   quantitativer  Be- 
stimmung de;    vgl.  front.,  plus  der  de  cristal;    melleur    Chevalier 
de   vous  u.  dgl.  m.      Im    Neufranzösischen    ist    dies    durchaus    nicht 
gestattet. 
y.   Auch    die  Konstruktion    der  Begriffe    des  Empfangens,   Nehmens, 
Erfahrens,    Entlchnens,    Forderns,    Erwartens,     Erlangens 
und  Erbens  von  jemand  beruht  auf  der  Vorstellung  des  Ausgehens. 
Im  Lateinischen    entspricht    hier    der  Ablativ    mit  de,   vgl.   quaerere, 
emere,  audire,  discere  de    aliquo:    Les    agrements    qu'il  a  re(;us  de 
la  nature   (Acad.).      Ils    firent  .  .  des    lignes    paralleles    dans   leurs 
tranchees,  usage  que  nous  avons  pris  d'eux,  mais  qu'iis  tenaient 
d'un    Ingenieur    Italien    (Daru).      II    vaut    mieux    que    lui-meme 
Enlende  son  arret  de  la  bouche  qu'il  aime   (Racine).     Nous  pou- 
vons  le  savoir  de  cette  jeune  femme  (Ponsaüd).  J'ai  emprunte 
de  mon  oncle  dix  mille  francs  (Acad.).     Qu'exigez-vous  de  nioi? 
(Ddmas).     Un    bienfait    que    de  toi  j'ose   attendre  (Parseval-Grand- 
maison).    11  y  avait  tout  h  craindre  des  mauvaises  volontes  de 
l'Europe  (Mignet).    Beim  Zeitwort  heriter  steht  nicht  nur  die  Person, 
von  welcher  man  erbt,  sondern  auch  die  Sache,  welche  man  erbt,  im 
Genitiv  (wenn  nicht  Person  und  Sache  zugleich  vorkommen):  11  herita 
de    son    oncle  (Acad.).      Cet  homme  a  herite  d'une  grande  for- 
tune  (Ead.).      Dagegen:    C'est    une    maladie    qu'il    a  heritee  de  son 
pere  (Ead.). 
d.   Damit    ist    auch    der  Genitiv    bei    dem   Begriffe    der   Abhängigkeit 
verwandt,  wie    bei  dependre,  relever,  etre  tributaire  etc.:  C'etait  une 
fort  belle  terre,  qui  ue  relevait  que  du  roi  (Acao.). 
2.    In  Bezug  auf  die  Zeit   ist    der  Gebrauch  des  Genitiv   seiner    Beziehung 
auf  den  Raum  analog;  er  bezeichnet  den  Zeitpunkt  oder  Zeitraum,  von 
welchem    die    Thätigkeit    ausgeht    oder    beginnt:     II    y    a   trois 
semaines    de    cela    (von    da    ab)    (V.  Hdgo).     II  y  a  vingt-cinq  ans  de 
cette    nuit    (Dumas).    Je    compris  que  je  commeu^ais  seulemeut  de  ce 
jour  k  respirer  (Id.).     Rome  .  .  Du    regne  de  Neron  compte  sa  liberte 
(Racine).     Es    kann    natürlich    ausser   einer   Zeit   oder    einer    Thatsache 
auch  eine  Person  als  zeitlicher  Ausgangspunkt  genannt  werden:   Datant 
surtout  du   chancelier  de  l'Hopifal  la  proclam:ition  de  la  vraie  liberte, 
et    du    Cardinal    de    Richelieu    le    despotisme    ministeriel    (Villemain). 
Dem  Ausgansspunkte  tritt  auch  hier  der  Zielpunkt  mit  ä  und  en  gegen- 
über:   La  nuit  du  28  au  29  (L.-P.  Seocr).    Nous  laisons  connaissance  . . 
Et  nous  sommes  amis    du   soir  au   lendemain  (Etienne).     Darauf  be- 
ruht auch  de  temps  en  temps,   wie  de  temps  ;i  autre,  von  Zeit  zu  Zeit, 
d.  h.  bisweilen. 

Hier  geht  die  Vorstellung  auch  vom  Ausgangspunkte  weiter, 
und  der  Genitiv  entspricht  den  Fragen:  wann?  und  wie  lange? 
Beide    können    ihren  Anfang    zu  jeder  Zeit,   also    a\ich  in  der   Zukunft, 


394     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    H.  Adv.  Satzbest. 

haben:  De  tres-grand  matin  nous  nous  dispersämes  (L.-P.  Segdr). 
Confie  de  bonne  heure  aux  Oratoriens  (Villemain).  C'etait  bien  autre 
chose  de  mon  temps  (Acad.).  Mettez-vous  donc  en  campagne  de  cette 
chaleur-lä  (bei,  d.  i.  während  dieser  Hitze)  (Dumas).  So  entsprechen 
der  Frage  wann?  die  Ausdrücke:  de  nos  jours;  du  temps,  du  vivant 
d'un  tel;  de  jour;  de  nuit:  eben  dahin  gehören  die  adverbialen:  de  pre- 
sent,  d'abord  u.  a.  Vgl.  lat.  De  mense  Decembri  navigare  (Cic,  Qu. 
Fr.  2,  1).  Caesar  dixit,  se  proxima  nocte  de  quarta  vigilia  castra 
moturum  (Caes.,  B.  G.  1,  40);  de  die,  de  nocte  etc.;  sonst  steht  der 
blosse  Ablativ:  eodem  tempore,  uatali  die  suo,  ludis  gladiatoriis  etc. 
Hier  wird  etwas  in  den  Verlauf  einer  Zeit  verlegt;  dagegen  wird  der 
ganze  Verlauf,  das  wie  lange?  vorgestellt  in:  La  marquise  ne  le 
quitte  pas  d'un  instant  (einen  Augenblick  lang)  (Ddmas).  II  n'a  pas 
repose  de  toute  la  nuit  (Acad.).  Messire  Jean  qui  n'avait,  de  sa 
vie,  Connu  repos,  ni  plaisir,  ni  bonheur  (L.-P.  Segür).  Je  n'ai  jamais  de  ma 
vie  autant  bu  et  autant  mange  que  ce  matin-lä  (G.  Droz).  Ami  de  tous 
les  temps,  fidele  de  toutes  les  heures  (Ddmas).  Vgl.  lat.  tota 
aestate,  bis  viginti  annis  etc.  Auf  die  Zukunft  weisen:  Ne  quitte  pas  ton 
hotel  de  la  journee  (Dumas).  On  me  defend,  monsieur,  de  plaider  de 
ma  vie  (Racine).  Je  ne  veux  de  trois  mois  rentrer  dans  la  maison 
(Id.).  Dies  geht  natürlich  nur  aus  dem  Zusammenhange  hervor. 
3.  An  den  Begriff  des  Ausgehens  knüpfen  sich  eine  Reihe  von  üeber- 
tragungen  auf  das  kausale  Gebiet,  die  von  der  Vorstellung  des  Ur- 
sprunges zu  dem  des  Urhebers,  dann  des  Werkzeuges,  sowie  des 
Grundes  und  der  Ursache  fortgehen,  und  sich  in  den  Begriff  einer 
allgemeineren  Motivirung  verlieren. 

a.  Ursprung:  Elle  etait  native  de  Ronen  (Acad.).  Les  enfants 
qui  naitront  de  ce  mariage  (Ead.).  Les  Francs  .  .  etaient  ori 
ginaires  de  Germanie  (Ead.).  So  stehen  gignor,  nascor,  orior  etc. 
im  Lateinischen,  obgleich  gewöhnlich  mit  Beziehung  auf  den  Urheber, 
mit  dem  Ablativ,  sonst  auch  mit  de,  ex,  ab. 

ß.  Urheber:  Ces  vers  sont  de  Virgile  (Acad.).  Cette  idee  n'est  pas 
de  vous  (Dumas).  Vgl.  lat,  Natus  de  pellice  (Ov.,  Met.  4,  422). 
Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  die  Bezeichnung  des  logischen  Sub- 
jektes als  des  Urhebers  der  Thätigkeit  (einer  Person,  aber  auch  einer 
Sache)  beim  Passiv  durch  den  Genitiv;  das  Lateinische  hat  keine 
Analogie  geboten,  da  es  vielmehr  hier  die  Präposition  ab  verwendete. 
Im  Altfranzösischen  war  die  Anwendung  des  Genitiv  weit  ausgedehnt; 
im  Neufranzösischen  ist  sie  durch  das  Umsichgreifen  der  Präposition 
par  sehr  beschränkt  worden.  De  tritt  gegenwärtig  vorzugsweise  da 
ein,  wo  die  Thätigkeit  innerlich  oder  unmittelbar  (als  keiner 
äusseren  Vermitteln ng  bedürftig)  von  ihrem  Urheber  vollzogen  wird, 
daher  bei  den  Verben,  welche  eine  Gesinnung,  einen  Affekt,  das 
Wahrnehmen,  Kennen  oder  Misskennen,  das  Aufnehmen, 
Begleiten  oder  Verlassen  bezeichnen,  während  das  Subjekt  anderer 
äusserlich  vermittelter  Thätigkeiten  durch  par  eingeführt  wird.  Jedoch 
greift  auch  par  in  jene  Gebiete  über,  wie  umgekehrt  de  noch  bisweilen 
bei  anderen  als  den  genannten  Thätigkeiten  gefunden  wird:  II  est 
respecte    de    tous    (Acad.).     L'on   gagne  ä  .  .  mourir  d'etre  loue 


§  136.     Kasuslehre.     Genitiv.  395 

de  ceux  qui  nous  survivent  (La  Bruykre).  Cette  .  .  invasion 
qui  devait  etre  redoutee  de  tont  le  monde  (Sismondi).  Cain 
etait  maudit  de  Dieu  (Acad.).  11  voulait  n'etre  vu  de  per- 
sonne (Ead.).  Je  ne  suis  pas  connu  de  vous  (Ead.).  Est-ce  Ad- 
mete  qui  craint  d'etre  oublie  de  moi?  (Ddcis)  M.  de  Narbonne 
navaitpas  ete  moius  accueilli  d'un  autre  ministre  (Villemain). 
Les  triumvirs  aides  d'un  si  puissant  secours  (Ponsard).  Le  comte 
de  Toulouse  etait  suivi  de  Tancrede  et  du  duc  de  Normandie 
(Michaüd).     Tu    vas    etre    abandonnee  meme  de    Chactas    (Cha- 

TEAÜBR.). 

Doch  auch:  Ce  papier  .  .  est  signe  du  roi  (Dumas).  Les 
ordres  .  .  contresignes  d'un  secretaire  d'Etat  (Id.).  Quoi!  tou- 
jours  enchaine  de  ma  gloire  passee  (Racine).  Autant  vaut  etre 
morduduchien  que  de  la  chienne  (Acad.).  Un  arbuste  epineux . . 
battu  des  vents  de  mer,  du  soleil  calcine  (Lamartine).  Dichter 
bedienen  sich  gern  der  mehr  alterthümlichen  Weise. 

Beispiele  von  par  statt  des  gewöhnlicheren  de:  Ceux-ci  .  .  avaient 
d'abord  ete  accueillis  par  le  calife  (Michald).  Leopold  hai 
par  les  grands,  aime  par  le  peuple,  estime  par  les  savants 
(L.-P.  Segdk).  Accompagne  par  la  Folie  (Id.). 
r-  Werkzeug  und  Mittel,  wodurch  eine  Thätigkeit  hervorgebracht 
wird;  hierbei  ist  von  Personen  abzusehen,  welche  nicht  füglich  als 
blosses  Werkzeug  eischeinen  können:  Elle  nous  faisait  signe  de 
la  main  (Ponsard).  Couvrant  ma  tete  du  pan  de  mon  manteau 
(Volnet).  11s  m'ont  tant  importune  de  leurs  demandes  (Acad.). 
Avec  quelle  candeur  comique  .  .  ne  tiahit-il  pas  d'un  seul  mot  la 
foule  de  ses  complices  (Chamfort).  Lie  de  goüt  et  d'amitie  avec  les 
Premiers  hommes  (Villemain).  Faisant  peu  de  sermons,  ne  prechant 
que  d'exemple  (L.-P.  Segcr).  Ayant  brise  de  sa  parole  le 
Parlement  Maupeou  (Villemain).  Que  Rome  le  louait  d'une  com- 
mune voix  (Racine).  Je  ue  mens  pas  d'un  mot  (Andkieux).  J'y 
cours  de  ce  pas  (Delavigne). 

Die  Verba  des  Spiele ns  (von  Instrumenten)  gehören  ebenfalls 
hierher:  jouer  du  clavecin,  de  la  flute,  jouer,  sonner,  donner  du  cor; 
vgl.  lat.  canere  fidibus,  lituo.  Ihnen  sind  pincer,  toucher  u.  dgl.  m. 
assimilirt:  pincer  de  la  guitarre,  de  la  harpe,  wie  bisweilen  toucher 
du  piano,  de  l'orgue. 

Dieser  Genitiv  entspricht  ganz  dem  lateinischen  Ablativus  instru- 
menti:  Cornibus  tauri,  apri  dentibus,  morsu  leones  se  tutantur 
(Cic,  N.  D.  2,  50). 
d.  Grund  und  Ursache;  hier  bezeichnet  der  Genitiv  den  Gegenstand 
(eine  Sache,  aber  auch  eine  Person),  welcher  die  Thätigkeit  als  Folge 
oder  Wirkung  veranlasst  oder  verursacht,  aber  nicht  selber  als  logi- 
sches Subjekt  hervorbringt:  II  fit  couper  la  tete  ä  son  coq,  de  co- 
lere  (Racine).  De  gräce,  secourez-moi  (Acad.).  La  France  Tombera 
de  fatigue  aux  mains  d'un  dictateur  (Ponsard).  Comment  se  trouve- 
t-on  en  France  des  Bourbons?  (Dumas)  Fort  de  la  loi  (Id.). 
Belle  de  son  enfant  k  son  sein  suspendu  (Legolve).  Le  land- 
grave..riche  des  soldats  qu'il  avait  vendus  (L.-P.  Segle).  Das 
Lateinische  gebraucht  hier  den  Ablativ. 


396     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abscbu.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

Dieser  Genitiv  kann  zur  Motivirung  der  verschiedensten  Thätig- 
keitsbegritfe  und  ihnen  entsprechender  anderer  Redetheile  gebraucht 
■werden.  Die  häufigsten  Fälle,  in  denen  er  vorkommt,  sind  etwa  fol- 
gende: 

««.  bei  den  Begriffen  des  Schmerzes,  der  Trauer,  der  Klage,  der 
Besorgniss,  der  Furcht  und  des  Zweifels,  wie  bei  plaindre, 
pleurer,  gemir,  soufFrir,  fremir,  trembler,  avoir  peur,  douter, 
desesperer,  s'affliger,  s'alarmer,  s'attrister,  se  chagriner,  se  desoler, 
s'eflfrayer  etc.,  und  entsprechenden  Adjektiven,  wie  inquiet  etc. 

Im  Lateinischen  steht  hier  bisweilen  de,  wie  in  angi,  dolere 
de  aliqua  re. 
ßß.  der  Reue,  der  Schani,  der  Eifersucht,  des  Neides,  des 
Ueberdrusses,  des  Ekels,  des  Erstaunens,  des  Unwillens, 
des  Zornes  etc.:  se  repentir,  avoir  regret,  rougir,  s'indigner, 
s'etonner,  s'emerveiller  etc.,  etre  jaloux,  ambitieux,  envieux,  las, 
ennuye,  degoüte,  etonne,  stupefait,  impatient,  niecontent,  furieux  etc. 
Man  vergleiche  die  Konstruktion  der  lateinischen  Wörter  piget, 
pudet,  poenitpt,  taedet  mit  dem  Genitiv. 

Hierher  ist  die  Konstruktion  der  Interjektionen  fi,  foin  mit 
dem  Genitiv  zu  ziehen.  S.  S.  244. 
YY-  bei  den  Begriffen  der  Freude,  des  Scherzes  und  Spottes:  se 
rejouir,  s'amuser,  s'applaudir,  rire,  sourire,  railler  (auch  c.  Acc), 
se  railler,  se  moquer,  aise,  charme,  ravi  etc. 
öS.  des  Verlangens  und  der  Sorge:  amourenx,  curieux,  desireux, 
epris,  soivmeux,  insouciant,  se  soucier,  avoir  .  .  prendre  soin  etc. 
Ausgenommen  sind  meist  Zeitworter,  wie  desirer,  soigner  etc.  Vgl. 
die  Konstruktion  der  lateinischen  avidus,  cupidus,  Studiosus,  appetens, 
anians,  curiosns,  incuriosus,  sitiens  etc.  mit  dem  Genitiv. 
ff.  der  Zufriedenheit  und  des  Stolzes:  content,  heureux,  fier, 
glorieux,  orgneilleux,  superhe,  se  contenter,  s'enorgueillir,  se  piquer, 
triompher  etc. 
f^.  der  Vergeltung,  Strafe,  Rache,  Anklage,  Entschuldi- 
gung, des  Lobes  und  Tadels,  des  Dankes  und  des  Trostes 
und  anderer  verwandter  Begriffe,  wie  punir,  venger,  accuser,  taxer 
(st.  accuser),  justifier,  dedommager,  s'excuser,  louer,  reprimander, 
reprendre,  rendre  gräce,  savoir  gre,  etre  oblige,  remercier,  con- 
soler,  conpable,  innocent,  coniptable,  suspect  etc.  So  steht  im 
Lateinischen  der  Genitiv  des  Grundes  bei  accnsare,  arguere,  deferre, 
postulare,  convincere,  damnare,  condemuare,  absolvere,  noxius,  reus, 
insons  etc. 

f.  Bisweilen  erscheint  die  Bedingtheit  als  eine  blosse  Massgabe: 
Puisqu'il  est  vrai,  du  consentement  unanime  des  sages,  que  etc. 
(Chateaubr.).  Quand  la  France  ne  veut  pas  la  revolution,  de  l'aven 
meme  du  ministere  (Constant).  Lat.  De  amicorum  sententia 
Romam  confugit  (Cic,  Rose.  Am.  10). 

f.  Endlich  tritt  der  kausale  Genitiv  als  Bezeichnung  des  Gegenstandes 
auf,  durch  welchen  überhaupt  eine  Thätigkeit  oder  ein  Zustand  in 
allgemeinster  Weise  motivirt  ist  oder  mit  Rücksicht  auf 
welchen  sie  eintritt:    I!  eu  est  de  cela  comme  de  la  plupart  des 


§  136.    Kasuslehre.     GeniUv.  397 

choses  du  monde  (Acad.).  II  y  va  .  .  de  votre  vie  (Racine).  Pour 
ce  qui  est  de  lui  (Acad.).  Comiue  il  arrive  des  mesures  trop 
contraires  ä  Tesprit  d'un  temps  (Villemain).  Parle  ou  c'est  fait  de 
toi  (Parseval-Grandmaison).  C'est  bien  infame  de  me  traiter  ainsi, 
comme  oa  fait  d'un e  courtisane  (Dumas).  Que  fais-tu  de  ce  chien? 
(Lebrün)  IIs  different  d'ailleurs  d'esprit  et  d'apparence  (Ponsard). 
N'ose-t-il  etre  Auguste  et  Cesar  que  de  nom?  (Racine)  Je  me  trompe 
de  mot  (Ddval).  Qui  lutte  de  luxe  avec  le  prince  royal  (Id.).  Dahin 
gehören  auch  changer  de  lieu,  virer  de  bord,  doul)ler,  ledoubler  de 
qch.  u,  dgl.  m.  Ueberall  tritt  hier  der  Gegenstand  auf,  wegen  oder 
in  Betreff  dessen  die  Aussage  Geltung  hat,  durch  welchen  sie  be- 
dingt wird.  In  einzelnen  Fällen  ist  der  Genitiv  selbst  das  logische 
Subjekt  der  Rede. 

Namentlich  steht  dieser  Genitiv  bei  Adjektiven  oder  adjektivirten 
Participien:  II  est  toujours  presse  d'argent  (Acad.).  Les  deux  sa- 
vants  celebres  .  .  opposes  de  talents,  de  caracteres  et  de 
partis  (Villemain).  Superieur  par  I'habilete  militaire,  mais  sub- 
alterne de  coeur  (Id.).  Le  duc  jeune  d'annees  (Lamartine), 
Moins  releve  de  ton  et  d'idees  (Id.).  Froid  d'exterieur  (Id.). 
ün  homme  large  des  epaules  (Acad.).  Bien  fait  de  sa  per- 
sonne (Ead.). 

In    dieser    Weise    hat    das    Lateinische    den    Ablativ    verwendet: 
Quid  hoc   homine   facias?    (Cic,    Sext.  13);    seltener,    meist    später, 
auch  den  Genitiv:    Pendere  animi  (Legg.  1,  3,  9),  und  so  auch  bei 
Adjektiven:  Grandes  erant  verbis,crebri  sententiis,comprehen- 
sione  rerum   breves    (Brut.  7).     Anxius    animi    (Sall.,    Jug.  55). 
Sanus  mentis,    ambiguus  pudoris,  atrox  odii,  modicus  laetitiae    (Tac). 
Truncus  pedum  (Virg.). 
Der  Genitiv  der  Art  und  Weise,  der  auf  das  Wie?  antwortet,  steht  der 
Antwort  auf  das   Warum?    nahe;    die    Grenze    zwischen    beiden   ist    oft 
schwer    zu    ziehen:    Louis  XVI  .  .  venait  d'etre  ramene   de  force  dans 
son  palais  (Villemain).     II  m"a  dit  de   sang-froid  etc.    (Ponsard).     Ils 
ont,  de  bonne  foi,   pu  croire  un  pareil  conte?    (Andriedx)    Peut-on  se 
comporter  de  la  Sorte?    (Acad.)     De  concert  avec  le  senat,  ils  defen- 
dirent  Rabirius  (Michelet).    II  est  sorti  d'un  air  singulier  (V.  Hugo); 
so  de  bon  cceur,  de  bon  accord,  d'une  maniere  etrange  etc.     Im  Lateini- 
schen steht  der  Ablativ:    Injuria  fit  duobus  modis,  aut  vi  aut  fraude 
(Cic,  Off.  1,  13),    Miltiades  summa  aequitate   res  constituit  Chersonesi 
Nep.  1,  2). 

Der  possessive  Genitiv,  welcher  unter  den  attributiven  Bestimmungen 
näher  betrachtet  werden  wird,  bezeichnet  denjenigen  Gegenstand  (Person 
oder  Sache),  dessen  Bereiche  ein  anderer  angehört.  Er  streift  an  den 
partitiven  Genitiv,  drückt  jedoch  nicht  bloss  das  Verhältniss  des  Ganzen 
zum  Theile  aus:  Ce  sont  ceux  de  Guise  (seine  Leute)  (Dümas),  Ceux 
de  mon  metier  gaguent  beaucoup  d'argent  lä  (V.  Hcgo).  Cette  affaire 
est  du  ressort  de  la  cour  royale  de  Paris  (Acad.).  Et  son  courage  au 
moins  n'est  pas  d'un  coeur  vulgaire  (Delavigne).  Le  faire  est  d'un 
brave  homme  et  d'un  bon  citoyen  (Id.),  Achille,  äme  de  feu,  Dont 
la  rage  est  d'un  tigre,  et  les  vertus  d'un  Dieu  (Delille),  Lat.  Omnia 
haec  hostium  erant  (Liv.  6,  40).    Petulantia  niagis  est  adolescentium 


398   Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     H.  Adv.   Satzbest. 

quam  senum  (Cic,  Sen.  11).  Rüdem  esse  omnino  in  poetis  inertissimae 
segnitiae  est  (Fin.  1,  2). 

6.  Der  Genitiv  der  Eigenschaft  oder  der  qualitative  Genitiv  drückt,  mit 
dem  vorigen  nahe  verwandt,  das  Wesen,  die  qualitative  Sphäre  aus, 
welcher  ein  Gegenstand  angehört  und  welche  seine  Beschaffenheit 
ausmacht:  La  hauteur  de  la  figure  est  de  26  coudees  (Barthelemy). 
II  etait  d'un  coeur  trop  fidele  pour  passer  de  prime  abord  au  Service 
de  la  revolution  (Villemain).  Ces  fleurs  sont  de  bon  goüt  (Delavigne). 
L'etiquette  tragique  est  de  rigueur  sur  notre  theätre  (Mme  de  Stael); 
so  etre  d'usage,  de  mode,  de  raison  etc.  Lat.  Murena  .  .  multae  indu- 
striae  et  magni   laboris  fuit  (Cic,  Brut.  67). 

7.  Der  Genitiv  des  Masses  drückt  bei  einer  prädikativen  oder  attributiven 
Bestimmung,  welche  sich  auf  die  Grösse  bezieht,  theils  das  bestimmte 
Quantum  derselben,  theils  bei  Komparativen  oder  Ausdrücken,  welche 
einen  Komparativbegriif  enthalten,  die  Differenz  oder  das  Quantum  aus, 
um  welches  der  eine  Gegenstand  ein  Mass  überschreitet  oder  hinter  dem- 
selben zurückbleibt: 

«.  Im  ersten  Falle  hat  der  Lateiner  den  Akkusativ  gebraucht;  im  Fran- 
zösischen steht  nach  long,  large,  haut,  epais,  äge,  fort,  riche,  distant 
u.  dgl.  der  Genitiv;  profond  wird  nicht  als  Dimensionsbestimmung 
gebraucht:  un  bäton  long  de  tant  de  pieds;  un  livre  epais  de 
trois  doigts;  une  fille  ägee  de  vingt  ans;  une  armee  forte  de 
Cent  mille  hommes;  il  est  riche  de  tant;  ces  deux  villes  ne 
sont  distantes  l'une  de  l'autre  que  de  huit  Heues  (Acad.). 

,ß.  Im  zweiten  Falle  gebraucht  das  Lateinische  den  Ablativ:  Quoiqu'il 
füt  plus  jeune  de  dix  ans  (Villemain).  üne  autre  plaine  d'un 
niveau  inferieur  de  plus  de  230  pieds  (Volnet).  II  en  est 
d'autant  plus  ä  craindre  (Acad.).  Le  duc  est  trop  grand  de  la 
tete  (V.  Hugo).  La  riviere  a  baisse  d'un  pied  (Acad.).  Ma 
montre  retarde  de  dix  minutes  (Ead.).  J'ai  avance  d'un  jour 
la  reunion  (Dumas).  P.  Mais  cet  acte,  il  n'est  que  differe?  E.  De 
quelques  jours  (Delavigne).  Monsieur  l'emporte  d'une  ou  de 
deux  voix  (Scribe).  Je  me  suis  mecompte  de  tant  (Acad.). 
Vgl.  afr.  Qui  estait  la  plus  belle  de  molt  (Le  Cheval.de  la  Tour). 

8.  Der  Genitiv  des  Werthes  und  der  Schätzung  steht: 

«.  selten  bei  den  Regritien  des  Kaufen s,  Zahlens  und  Bietens  für 
einen  Gegenstand:  Vous  me  payez  de  tout  le  mal  que  j'ai  souflfert 
(B.  de  St-Pierke).  Envoie-moi  les  cinq  mille  francs  de  mon  cheval 
(Scribe).  II  offre  cent  raille  ecus  de  cette  Charge  (Acad.).  Auch 
steht  hier  der  Genitiv  des  Preises:  ün  vieux  noir  qu'elle  avait 
acquis  de  quelques  deniers  empruntes  (Chateaubr.).  Ces  plaisirs 
.  .  Que  tout  autre  que  lui  me  paierait  de  sa  vie  (Racine). 

ß.  bei  denen  der  Schätzung  und  Gleichstellung,  wobei  jedoch  von 
einem  Geldwerthe  abgesehen  wird,  so  nach  tralter,  qualifier,  servir, 
etre.  Im  Lateinischen  ist  er  von  weiterem  Umfange,  wie  bei  ducere, 
facere,  habere,  pendere,  esse  etc.,  die  Genitive  magni,  parvi,  nihili, 
nauci,  assis,  pili,  teruncii,  quantietc:  Traiter  quelqu'un  de  prince, 
d'excellence,  de  majeste,  de  fat,  de  fou;  qualifier  quelqu'un 
de  fourbe,  d'imposteur,  auch  mit  Adjektiven:  La  Sorbonne  con- 
damna  cette  proposition  et  la  qualifia  d'erronee,  d'impie;  il  m'a 


§  136.     Kasuslehre.     Genitiv.  399 

servi  de  pere;    il   lui  a  servi  de  modele;   cela  ne  vous  servira 
de  rien;  cet  homme  ne  m'est  de  rien  (äcad.). 

Hierher  ziehe    ich    auch  den  Genitiv    in:  si  j'etais  de  vous,  que 
de  vous,    der    nicht    füglich   als  partitiver  Genitiv  betrachtet  werden 
kann,  wegen  altfranzösischer  Beispiele,  wie:  Se  estoie  com  de  li. 
y.   bei    denen    der  Würdigkeit    und  Un Würdigkeit:    digne,    indigne, 
wie  im  Lateinischen  dignari,  dignus,  indignus. 

6.   bei  denen    des  Bürgens  für  einen  oder  etwas:  repondre;   doch  nicht 
bei  garantir,  cautionner,  welche  ein  Akkusativobjekt  haben. 

Der  Genitiv  bezeichnet  ferner  den  Stoff,   woran  die  Thätigkeit  sich  voll- 
zieht, oder  den  Inhalt,  welchen  sie  in  sich  fasst: 

a.  bei  den  Begriffen  des  Hervorbringens,  Bildens,  Bestehens  oder 
Werdens  aus  etwas:  Dieu  a  crce  toutes  choses  de  rien  (Acad.). 
Cette  ville  est  donc  bätie  de  sapin  et  de  resine  (Dumas).  Le  genie 
se  compose  de  l'e  tonn  ante  rennion  du  tact  des  circonstances  et 
de  rinspiration  poetique  (Mme  de  Stael).  Les  memes  hochets,  sous 
des  noms  differents,  Font  de  la  vie  humaine  une  eternelle  enfance 
(L.-P.  Segdr).  Je  ne  suis  pas  tont  d'une  piece  (V.  Hugo).  Daher 
stammt  die  Verbindung  von  de  mit  Adjektiven,  wie  in:  De  riche 
qu'il  etait  il  devint  pauvre  (äcad.).  Vgl.  lat.  De  duro  est  ultima 
(sc.  aetas)  ferro  (Ov.  Met.  1,  127).  Fies  de  rhetore  consul 
(Juv.  7,  197). 
ß.  bei  denen  des  Füllens,  AnfüUens,  Umgebens  oder  Versehens 
mit  etwas,  wie  emplir,  remplir,  bourrer,  charger,  combler,  encombrer, 
accabler.  pourvoir,  peupler,  douer,  enrichir,  environner,  entourer,  cein- 
dre  etc.,  plein  etc.  La  salle  commen^ait  ä  se  remplir  de  monde 
(Acad.).  Vous  vous  chargez  d'un  fardeau  beaucoup  trop  pesant 
(Ead.).  Les  antres  de  Faros  de  dieux  peuplent  la  terre  (A.  Chenier). 
So  gebraucht  das  Lateinische  seltener  den  Genitiv  bei  implere,  com- 
plere,  explere,  scatere,  häufiger  den  Ablativ  bei  diesen  und  ähnlichen 
Verben  und  den  entsprechenden  Adjektiven  plenus,  refertus,  onustus, 
praeditus,  auch  fertilis.  Bei  fertile  steht  im  Französischen  die  Prä- 
position en.  —  Dahin  gehört  auch  meler,  mischen,  und  namentlich 
das  bildlich  gebrauchte  se  meler  de  qch,:  Quelque  chose  de  noble  .  . 
qui  n'etait  point  mele  de  cet  etonnement  etc.  (Mme  de  Souza). 

Auch  die  Begriffe  des  Genug-,  Zuviel-  und  Zuwenigseins 
von  etwas  haben  den  Genitiv:  II  ne  me  suffit  pas  d'un  change- 
ment  de  forme  (Ponsard).  C'est  peu  d'un  vengeur  (Id.).  Pensant 
que  ce  n'etait  pas  trop  de  toutes  les  assistances  dans  un  aussi 
grand  danger  (MigiNet).  Vgl.  Suarum  rerum  satagit  (Ter.,  Heaut. 
3,  1,  13). 


bei  den  Begriffen  des  Verschwe  ndens  und  Kargens  mit 
namentlich  bei  Adjektiven,  wie  jirociigue,  liberal,  econome,  chiche  u.  a.: 
Etre  liberal  de  louanges;  prodigue  de  son  bien  et  du  bien  des 
autres  etc.  (Acad.).  De  paroles  sois  econome  (Scribe).  Thomas 
Goff,  le  brasseur,  est  du  sien  moins  avare  (Delavigne).  Vgl.  lat. 
überaus  pecuniae,  prodigus  animae  etc.  Die  entsprechenden  Verba 
prodigner,  economiser  haben  ein  Akkusativobjekt. 


400    Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

6.  bei  den  Begriffen  des  sinnlichen  und  geistigen  Geniessens,  Näh- 
rens mit  etwas,  Benutzens  und  Bemäclitigens  eines  Gegen- 
standes, wie  nouirir,  repaitre,  rassasier,  'vivre,  abreuTer,  enivrer,  jouir, 
user,  abuser,  se  servir,  profiter,  s'emparer  etc.  So  steht  im  Lateini- 
schen seltener  der  Genitiv,  wie  bei  potiri,  potens,  compos  etc.,  häufiger 
der  Ablativ,  wie  bei  frui,  uti,  vesci,  potiri:  Cette  espece  d'animaux 
se  repait  de  chair  (Acad.).  Repaitre  quelqu'un  d'esperances,  de 
chinieres,  de  fumee  (Ead.).  Les  Francs  ,  .  ne  vivaient  que  de 
legumes,  defruits,  de  raciues,  et  des  animaux  qu'ils  prenaieut 
ä  la  chasse  (Andrieux),  II  jouit  de  ses  droits  (Acad.).  De  leur 
credulite  je  pourrais  abuser  (Andüiedx), 

e.  Gegenstände,  welche  den  Stotf  einer  Beschäftigung,  Wahrneh- 
mung, Veriuuthuug,  Erinnerung,  Benachrichtigung,  sowie 
des  Urtheilens  oder  Redensausmachen,  treten  ebenfalls  im  Genitiv 
auf,  so  bei  s'occuper,  s'apeicevoir,  s'a viser,  se  douter,  se  Souvenir,  il 
me  souvient,  avertir,  informer,  instruire,  prevenir,  juger,  penser,  con- 
vaincre,  persuader,  couvenir,  decider,  parier,  causer,  dire,  assurer,  cer- 
tain,  sür  etc.  Manche  der  dahin  gehörigen  Verba  kommen  nur  in  der 
reflexiven  Form  vor;  andere  haben  noch  ausserdem  ein  Personen-  oder 
Sachobjekt.  Das  Lateinische  kennt  diesen  Genitiv  bei  memini,  recor- 
dor,  reminiscor,  moneo,  admoneo  etc.,  memor,  providus,  peritus,  gna- 
rus  etc.  Tu  ue  t'occupes  pas  de  ces  choses-lä  (V.  Hugo).  II 
s'aper^ut  du  piege  qu'on  lui  tendait  (Acad.).  Dans  les  temps  qu'il 
ne  se  doutait  de  rien  (Ead.).  Informez-moi  regulierement  de  tout 
ce  que  vous  aurez  appris  (Ead.).  Parlant  toujours  de  vous,  mais 
ne  me  disant  rien  De  ce  prochain  retour  (DeLAvioNE).  Socrate 
mouiant  entretient  ses  amisDes  immortels  destins  que  Dieu  nous 
a  promis  (Ponsard).  D'interets  politiques  nous  causerons  en- 
semble  (Id.).  II  reve  de  tresors,  de  sceptres,  de  palais  (Delille) 
[unterschieden  von  II  reve  ä  cette  fleur  (Id.)].  Assure  de  la 
faveurqui  s'attachait  ä  son  nom  (Villemain).  Im  Lateinischen  steht 
bei  manclien  dieser  Begriffe  de  mit  dem  Ablativ. 

Die  Formel  on  dirait  (eüt  dit)  (man  sollte  denken)  wird  häufig 
mit  de  konstruirt:  Quelle  main  quand  il  s'agit  de  prendre!  On  dirait 
d'un  ressort  qui  vient  de  se  detendre  (Mglif.re).  II  semble  qu'il  y 
ait  comme  une  barriere  iuvisible  .  .  On  dirait  d'un  mauvais  genie 
qui  Sans  cesse  eloigne  et  detourne  le  but  (Scribe).  Statt  des  Genitiv 
findet  sich  auch  das  Substantiv  ohne  Präposition:  On  dirait  une 
erneute  (V.  Hugo);  in  beiden  Fällen  findet  wohl  eine  Ellipse  statt; 
der  Genitiv  scheint  possessiv  oder  kausal,  das  Hauptwort  ohne  Kasus- 
präposition scheint  ein  prädikativer  Nominativ  zu  sein. 

C  Auch  bei  den  Begriffen  der  Fähigkeit  und  Unfähigkeit:  capable, 
incapable,  susceptible,  passible  etc.,  steht  der  Genitiv,  wie  bei  den 
lateinischen  Adjektiven  auf  ax:  capax  u.  a.  Bei  andern  Begriffen  der 
Fähigkeit,  wie  sensible,  accessible,  nuisible  etc.,  steht  der  Dativ  der 
betheiligten  Person  oder  Sache:  La  matiere  est  susceptible  de  toutes 
sortes  de  foimes  (Acad.).  Ils  etaient  passibles  d'une  detention 
(Mignet). 

jj.  In  einer  mehr  poetischen  Ausdrucksweise  steht  der  Gegenstand,  welcher 
als  Ursache   der  Thätigkeit  oder  Zuständlichkeit  zu   fassen    ist,    als 


§  136.     Kasuslehre.     Genitiv.  401 

Stoff  oder  Inhalt  derselben  im  Genitiv;    so  bei  den  Begriffen  des 
Glänzens,    Blühens    und    ähnlichen:     La    chrysalide  .  .  Rayonne    de 
splendeur,    de  jeunesse  et  de  vie  (Parseval-Grandmaison).     Ta 
gräce  auguste  et  tiere  De  nature  et  d'etemitö  Fleurit  (A.  Chenier). 
Je  t'imaginais  grand  de  toute  ta  grandeur  (Delavigne). 
10.    Der  partitive  Genitiv  drückt  das  Ganze  aus,    von    dem   ein  Theil  zu 
denken  ist.    Das  Substantiv    steht    im   Plural,    wenn    es   Individuen    be- 
zeichnet;   Sammelnamen,    Stoffuamen    und    selbst  Abstrakta  stehen  auch 
im  Singular. 

lt.  Dieser  Genitiv  tritt  als  Subjekt  des  Satzes,   als    prädikative    und 
objektive  Bestimmung  bei  intransitiven  und  transitiven  Zeit- 
wörtern auf,    wo  ein  Theil  von  einem  Ganzen,    oder  Individuen  einer 
Gattung  eingeführt  werden: 
aa.   Subjekt:     De    l'argent   qu'on    a    pris    fait    de  la   peine   k  rendre 
(Boorsaclt).      De    faibles   gemissements    .    .    remplissent    les 
deserts    d'une    sombre    et  sauvage  harmonie  (Ghateacbr.).     Logi- 
sches Subjekt:    II    est    des   gens    de   bien  sous  ditferents  climats 
(Chenier).     II  est  dans  laviede   ces   coups  du   sort   (Bodilly). 
ßß.  prädikative  Bestimmung:    Je    me    souviens  que  vous  etes  de  ses 
ennemis    (V.  Hlgo).     Je  suppose,   je  crois  meme  que  vous  etes 
de  ces  elues  (Dcmas). 
yy.  objektive  Bestimmung:    Ce  titre  donnait  de  fausses  esperances 
(Chamfort).     Toutes  Celles  qui  ont  de  la  beaule  sont  bien  aises 
qu'on  s'en  aper^oive  (Marmontel).     J'ai    bu  de  son  vin    (Acad.). 
Elle  a  perdu  de  sa  fraicheur    (Ead.).     Voilä  du  vrai  courage 
(Delavigne). 

Sammeinamen  treten  hier  häufig  als  prädikative  Bestim- 
mungen auf:  La  question  de  la  propriete  .  .  est  certainement 
de  ce  nombre  (Mirabeac).  Emilie  et  Cinna!  je  suis  de  votre 
race  (Ponsard).  L'empereur  vous  croit-il  du  parti  de  Junie? 
(Racine)  Abstrakte  und  konkrete  Substantive  anderer  Klassen 
werden  oft  wie  Sammelnamen  behandelt:  Eiles  ont  toujours  ete 
de  ropposition  (Dü.mas).  II  etait  du  gobelet  .  .  ou  de  la 
garderobe  (Id.).  ün  poete  .  .  esperait  etre  du  voyage  et  admis 
dans  le  cortege  de  la  princesse  (Villemain).  Sätze  dieser  Art 
streifen  an  das  Gebiet  des  possessiven  und  qualitativen  Genitiv. 

Auch  Personennamen  werden  bisweilen  wie  Abstrakta  oder 
KoUektiva  behandelt:  C'est  du  Lauzun  tout  pur  (Ddmas).  Je 
jouerai  ce  soir  du  Corneille  (Id.).  Quand  il  a  fallu  montrer  de 
l'homme,  ils  se  sont  sauves  (Id.).  11  y  a  du  Don  Quichotte 
dans  le  bebe  (G.  Droz). 

Die  Konstruktion  von  vouloir  und  essayer  mit  dem  Genitiv 
von  Personennamen  dürfte  sich  hieraus  erklären:  La  mort  ne  veut 
pas  de  moi  (Dumas).  Essayez  d'uu  depute,  qui,  corps  et  äme, 
est  ä  vous  (Id.). 

Dahin  kann  man  auch  die  Verba  rechnen,  welche  einen  An- 
theil  oder  eine  Gemeinschaft  an  etwas  bezeichnen,  wie  parti- 
ciper,  tenir  und  selbst  trancher.  Le  mulet  participe  de  lane  et 
du  cheval;  le  mulet  tient  de  l'äne  et  du  cheval;  trancher  du 
grand  seigneur,  du  bei  esprit  etc.   (Acad.).    So  werden  auch 

ner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  26 


402     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

complice,  contemporain,  synonyme  mit  dem  Genitiv  gebraucht, 
sonst  zieht  man  hier  den  Dativ  vor:  selbst  participer  wird  im 
eigentlichen  Sinne  ebenfalls  mit  a  konstruirt. 

Da  dieser  Genitiv  als  Nominativ  und  Akkusativ  behandelt  er- 
scheint, so  hat  man  ihn  mit  der  vorangesetzten  Kasuspräposition 
a  an  die  Stelle  eines  Dativ  treten  lassen:  Le  bonheur  nous  expose 
ä  des  dehors  trompeurs  (Destouches).  On  s'expose  ä  de 
graves  erreurs  (Bodilly). 

Bei  Präpositionen  vertritt  dieser  Genitiv  im  partitiven  Sinne 
die  Stelle  des  Akkusativ:  Pour  des  rubans  la  France  entiere 
Fut  en  proie  ä  de  lougs  debats  (Beranger).  Dans  ce  pays,  ils 
ne  bätissent  qu'avec  du  bois  (Acad.).  Avec  de  bons  livres 
(Gir.-Duvivikr). 

Im  Lateinischen    findet   man    den  Genitiv   nicht    als  Subjekt, 
selten  als  prädikative  und  objektive  Bestimmung:    Eorum  homi- 
num   (ut  res  docuit)  Attalus  erat  qui  etc.    (Liv.  45,  19).     Huc  .  . 
Thessalos  ac    reliquarum    gentium    et    civitatum    adjecerat 
(Caes.,  B.  C.  3,  4). 
ß.  Dieser  Genitiv    wird    ferner    bei  Substantivbegriffen   und    einigen 
substantivirten  Adjektiven,    wie  le  seul,    l'unique,    le  dernier  etc.,  ge- 
braucht, welche  eine  Quantität  oder  einen  Theil   bezeichnen:    Quel- 
ques centaines  d'hommes  reunis  (Gonstant).    La  plus  grande  partie 
de    la    Population    (Id.).      üue     classe    entiere     de    la    societe 
(MiRABEAü).     So  auch  im  Lateinischen. 

y.  nach  Superlativen:  La  pire  des  betes  est  le  tyran  (Marmontei,), 
dies  wie  im  Lateinischen. 

S.  bei  Kardinalzahlen  und  Ordinalzahlen:  Claudius,  un  des 
consuls,  se  leva  (Vertot).  Les  Marses,  I'une  des  plus  puissantes 
nations  de  l'Italie  (Id.).  Soixante  des  leurs  allerent  etc.  (Daeü). 
L'or  est  le  premier  des  metaux  (Acad.),    dem  Lateinischen   analog. 

«.  nach  persönlichen  und  sächlichen  substantivischen  Fürwörtern, 
wofür  das  Lateinische  entsprechende  Beispiele  und  noch  in  weiterer 
Ausdehnung  giebt. 

a«.  bei  fragenden:  Qui  de  nous  n'est  sujet  k  Ferreur?  (Scribe) 
Laquelle  de  ces  deux  villes  est  la  plus  illustre,  Athenes  ou 
Rome?  (Lemare)  Quoi  de  plus  heureux  que  ce  qui  nous  ar- 
rive?  (Acad.)  Qu'y  a-t-il  de  plus  etrange?  (Mme  de  Stael) 
Que  d'idees  antiques  et  touchantes  s'attachent  ä  notre  seul 
mot  de  foyer  (Chateaübr.).  Que  de  larmes  devorees  en  silence 
depuis  ce  moment-lä!  (Daudet) 

Wenn  dem  Genitiv  als  Eintheilur^sglieder  Personen-  oder 
Sachnamen  beigegeben  sind,  welche  mit  dem  fragenden  Fürworte 
in  demselben  Kasus  stehen  sollten,  so  werden  diese  gewöhnlich 
von  dem  Genitiv  attrahirt:  Ne  demandez-vous  pas  qui  des  deux 
au  bonheur  Mene  plus  sürement,  de  l'esprit  ou  du  coeur? 
(Bodfplers)  Man  lässt  in  diesem  Falle  sogar  den  die  einzelnen 
Glieder  zusammenfassenden  Genitiv  fort:  Lequel  rend  plus  heureux 
de  l'esprit  ou  du  cceur?  (Id.) 


§  136.    Kasuslehre.     Genitiv.  403 

ßß.  bei  hinweisenden  Fürwörtern:  L'Amour  est  celui  de  tous 
les  dieux  qui  sait  le  mieux  le  chemin  du  Parnasse  (Racine), 
La  meilleure  le(;on  est  celle  des  exemples  (La  Harpe).  J'ai 
cela  de  bon  que  je  ne  me  fais  guere  attendre  (Berqüin).  Tout 
ce  qu'a  de  cruel  l'injustice  et  la  force  (Racine).  Elle  ne  savait 
pas  ce  qu'elle  trouvait  de  plus  cruel,  ou  cette  parodie  de  sa 
marche  irreguliere,  .  .  ou  la  pitie  des  gens  qui  passaient  (Daudet); 
bei  der  Verbindung  des  Demonstrativ  mit  dem  Relativ  scheint 
sich  der  Genitiv  zunächst  an  das  Relativ  anzulehnen. 

yy.  bei  unbestimmten  Fürwörtern  und  Zahlwörtern,  quelqu'un, 
chacun,  aucun,  nul,  personne,  plusieurs,  quiconque,  Tun,  l'autre, 
tant,  autant,  beaucoup,  quelque  chose,  peu,  trop,  rien,  combien, 
wie  nach  plus  und  moins:  On  gagne  ä.  niederer  son  Imagination 
de  voir  au  nioins  se  realiser  quelques-unes  de  ses  esper  an  ces 
(Lingree),  Chacun  d'eux  resolut  de  vivre  en  gentilhomme  (La 
Fontaine).  Nul  de  nous  de  sang-froid  .  .  N'envisage  la  mort 
(L.  Racine).  Quiconque  de  vous  .  .  bravera  le  danger,  sera 
couvert  de  gloire  (Boiste).  Des  deux  livres  que  vous  me 
demandez,  voici  Tun,  voilä,  l'autre  (Acad.).  II  a  tant  de  bonte, 
tant  de  vertu  (Ead.).  II  y  a  beaucoup  d'appeles  et  peu  d'elus 
(Ead.).     Avec  non  moins  d'evidence  (Mme  de  Stael). 

Bei  Zahlwörtern  und  unbestimmten  Fürwörtern  und 
anderen  Quantitätsbestimmungen  steht  auch  die  Präposition  entre 
mit  der  Kasuspräposition  de  verbunden,  besonders  vor  Fürwörtern, 
wie  im  Lateinischen  inter  oder  de,  ex,  in:  Est-il  quelqu'un  d'entre 
eux  qu'avec  plaisir  j'ecoute?  (Delavigne)  La  plupart  d'entre 
eux,  Quel  est  celui  d'entre  vous  qui  .  .  (Acad.). 

Bei  dem  substantivisch  wie  attributiv  gebrauchten  Zahl- 
worte un  und  unbestimmten  Fürwörtern  im  Singular,  welche 
eine  Zahlbestimmung  enthalten,  wird  oft  durch  die  von  dem  voran- 
gehenden Substantivbegriff  geübte  Attraktion  der  Genitiv  eines 
Adjektiv  hervorgebracht,  welcher  nur  als  attributive  Bestimmung 
des  vorangehenden  Substantivbegriifes  erscheint:  II  n'y  a  plus 
qu'un  de  vivant  (V.  Hügo).  Ji  y  a  un  soufflet  de  donne 
(Acad.).  Sur  dix  il  n'y  en  avait  pas  un  de  bon  (Ead.).  Je  ne 
serais  pas  surpris  qu'il  y  eüt  quelque  coup  de  fait  cette  nuit 
(V.  Hugo).  Pour  l'apaiser  il  faut  qu'il  y  ait  quelqu'un  de  de- 
capite  (Id.).  J'avais  besoin  de  quelqu'un  de  jeune  et  de 
fort  (Id.).  Y  a-t-il  personne  d'assez  hardi?  (Acad.)  Dahin 
gehören  auch  die  substantivischen  Genitive  de  moins,  de  plus,  de 
trop:  dix  ecus,  quelque  chose  de  moins  etc.,  wie  Bestimmungen 
dieser  Art  auch  sonst  als  prädikativer  Genitiv  vorkommen,  z.  B. 
in:    suis-je  de  trop? 

bei  Adverbien  der  Quantität,  wie  im  Lateinischen  bei  satis,  abunde, 
affatim ,  nimis  etc.,  so  bei  assez,  considerablement,  excessivement, 
infininient,  suffisaninient  und  im  gemeinen  Leben  noch  bei  vielen 
anderen,  wobei  die  qualitalive  Intensität  in  den  Begritf  der  Quantität 
übergeht:  assez  d'argent,  suffisamment  de  bien,  infinimeut  d'esprit  etc. 
(Acad.). 

26* 


404     Dritt.  Th],     Syntax.    Erst.  Abschn.   Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

7],  bisweilen  bei  Ortsadverbien,  wie  im  Lateinischen  bei  ubi,  ubi- 
cunque,  hie,  huc,  nusquam,  quo,  eodem  etc.:  Oü  en  etes-vous  de 
votre  proces  (Acad.).  Vous  n'en  etes  que  lä  de  votre  ouvrage 
(Ead.).  Oü  en  est-il  demeure  de  son  travail?  (Ead.)  Der  Genitiv 
bezeichnet  hier  die  örtliche  Sphäre  überhaupt,  von  der  ein  Theil  oder 
Punkt  gedacht  werden  soll;  so  im  Lateinischen  ubi  terrarum,  hie 
viciniae,  eo  loci,  nusquam  gentium. 

^.  bei  verneinenden  Partikeln,  wie  ne  .  .  pas,  ne  .  .  point,  ne  .  . 
guere,  ne  .  .  plus,  ne  .  .  jamais,  pas,  point  und  ne.  Die  Ursache 
dieser  Erscheinung  ist  nicht  die  Verneinung  als  solche,  sondern  die 
Füllwörter  pas,  point,  guere  etc.,  wozu  früher  noch  andere  substanti- 
vische Begriffe  kamen,  denen  als  Quantitätsbestimmungen  meist 
geringfügiger  Quanta  ein  Genitiv  hinzugefügt  werden  konnte;  der  so 
dem  Substantivbegriff  ursprünglich  zukommende  Kasus  wurde  später 
auf  die  Negation  überhaupt  bezogen.  Daher  steht  auch  der  Genitiv 
nur  dann  in  Beziehung  zu  der  Verneinung,  wenn  die  Negation  nicht 
adverbialisch  den  Thätigkeitsbegriff  allein  (in  dem  Sinne  von 
nicht)  afficirt,  sondern  wenn  sie  unmittelbar  als  Verneinung  einer 
quantitativen  Bestimmung  (wo  diese  auch  nicht  mehr  aus- 
gedrückt ist)  zu  fassen  ist  (in  dem  Sinn  von  Nichts  von.  .,  kein), 
deren  allgemeine  Sphäre  der  Genitiv  bezeichnet.  Klarer  ist  diese 
Beziehung,  wenn  ein  folgendes  Substantiv  oder  substantivirtes  Adjektiv 
ohne  Artikel  der  Verneinung  folgt;  unklarer  wird  sie,  wenn  einem 
Substantivbegriffe  attributive  Bestimmungen  vorangehen.  Der  Zu- 
sammenhang allein  kann  überall  Aufschluss  geben: 
Pourquoi  n'ai-je  pas  de  mere?  (Soumet)  II  n'est  point  de  no- 
blesse  oü  manque  la  vertu  (Crebillon).  L'ambition  .  .  n'a  guere 
de  limites  (Bocrsaolt).  N'est-il  plus  de  Tartufes?  (Chamfort) 
II  n'a  plus  d'emploi  (Acad.).  II  n'y  a  jamais  de  lois  observees 
que  Celles  qui  tiennent  ä  la  nature  du  gouvernement  (J.-J.  Rocsseac). 

In  elliptischen  Sätzen  ohne  ne  tritt  natürlich  de  ebenso  nach  den 
Füllwörtern  allein  auf:  Pas  d'argent,  pas  de  Suisse  (Gramm. 
Nat.).  Oh!  de  gräce,  interrompit-elle,  pas  de  fadeurs,  pas  de 
madrigaux  (Cherbdliez).  Point  de  vraies  tragedies  Sans  grandes 
passions  (La  Harfe). 

Wo  ne  ohne  Füllwort  steht,  findet  dasselbe  statt:  C'est  un  duel 
ä  mort  qui  n'aura  de  temoin  que  toi  seul  (Dumas).  N'y  a-t-il  de 
ridicule  que  ce  qui  ne  nous  ressemble  pas?  (Mme  de  Stael)  Elle 
n'a  vu  couler  de  lärm  es  que  les  siennes  (Racine).  II  n'a  d'autre 
desir  que  celui  de  vous  etre  utile  (Acad.).  II  n'y  a  de  serieux 
dans  ce  monde  que  ce  qui  parait  plaisant  au  vulgaire  de  hommes 
(Cherbdliez). 

Selbst  in  einer  Frage  mit  verneinendem  Sinne,  der  die 
negative  Partikel  überhaupt  fehlt,  findet  sich  daher  der  artikellose 
Genitiv:  Ce  roi  doit-il  avoir  d'autre  volonte  que  celle  de  la  loi? 
(Mignet) 

Daher  hat  man  auch  da,  wo  die  Negation  durch  die  Präposition 
Sans  bei  einem  Infinitiv  ausgedrückt  ist,  das  in  seinem  ganzen  Um- 
fange verneinte  Objekt  mit  de  angeknüpft:    Pendant  que  ce  proces  se 


§  136.   Kasuslehre.    Genitiv.     §  137.    Dativ.  405 

discutait  encore,  niais  saus  laisser  d'esperance  aux  amis  du  ma- 
rechal  etc.  (Lacretelle).  Ils  se  mirent  en  marche  .  .  sans  com- 
mettre  de  devastations  sur  leur  route  (Thierry). 

Das  Altfranzösische  setzte  zu  dem  in  seinem  ganzen  Umfange 
durch  ne  verneinten  Substantivbegriffe  die  Partikel  de  nicht;  auch 
nachdem  Füllwörter  der  Negation,  wie  pas,  point,  mie,  brin  etc.,  all- 
gemeiner ühlich  wurden,  pflegte  man  das  Substantiv  ohne  Kasus- 
präposition zu  gebrauchen. 

Im  Neufranzösischen  tritt  nach  der  Negation  die  Partikel  de  nicht 
ein,  wo  ein  artikelloses  Hauptwort  (meist  ohne  attributive  Bestimmung) 
als  Objekt  eines  Zeitwortes  mit  diesem  in  einer  Begriffseinheit  gefasst 
wird,  wie  dies  namentlich  bei  den  Verben  avoir,  demander,  donner, 
faire,  porter,  prendre,  tenir,  aber  auch  bei  einer  beträchtlichen  Anzahl 
anderer  der  Fall  ist;  vgl.  avoir  acces,  affaire,  compassion,  coutume, 
dessein,  envie,  bonne  gräce,  horreur,  peur,  raison  etc.;  chercher  fortune; 
demander  compte,  conseil,  gräce,  passage;  donner  conge,  courage,  lieu, 
naissance;  entendre  malice,  plaisanterie,  raison;  faire  amende  honorable, 
attention,  banqueroute,  grand  bruit,  compte,  grand  compte,  connais- 
sance,  tort  etc.;  fournir  caution;  perdre  connaissance,  courage,  haieine; 
prendre  conge,  conseil,  exemple,  omi)rage,  part;  rendre  compte,  gräce, 
justice;  savoir  gre;  tenir  classe,  compagnie,  compte;  trouver  goüt. 
Die  objektiven  Bestimmungen  sind  meist  abstrakter  Natur.  Ein  festes 
Princip  wird  hier  indess  nicht  beobachtet;  Verbindungen  dieser  Art 
mehren  sich  in  der  neueren  Zeit  wieder,  wie  sie  dem  Altfranzösischen 
geläufig  waren.  Gegenwärtig  kühn  erscheinende  Neuerungen  einzelner 
Schriftsteller  sind  nichts  als  Erneuerungen  des  alten  Sprachgebrauches; 
die  Verzeichnung  der  dahin  gehörigen  Einzelheiten  hat  vorzugsweise 
ein  lexikalisches  Interesse. 

Es  versteht  sich   von  selbst,    dass,    wo  die  Negation  als  die  des 

Prädikatsverb  zu  fassen  ist,  ein  partitiver  Genitiv  in  unmittelbarer 

Beziehung  zum  Verbal  begriffe  steht:    N'abaissez  pas  des   regards 

dedaigneux  sur  les  bonnes  gens  qui  vous  entourent  (Bodilly).    Je 

n'ai  point  des  sentiments  si  bas   (Racine).     Voilä-t-il  pas  de  vos 

jeremiades  (Voltaire). 

11.    Elliptisch    tritt    namentlich    der  Genitiv    des  Gehalts   oder   Stoffes 

auf;    so    häufig   in    Ueberschriften,    Büchertiteln  u.  dgl.:    De    l'education 

physique.    De  la  condition  des  femmes  dans  les  divers  gouvernemens  etc. 

137.     d)  Die  Anschauung,    welche    dem  Dativ   zu  Grunde   liegt,    ist  die  der 
Richtung    zu    einem    Gegenstande    hin,    welche   mit  der  Vorstellung 
der  Bewegung    wie    der   Ruhe    verträglich   ist;    er  bezeichnet  den  Gegen- 
stand, auf  welchen  sich  die  Thätigkeit  richtet  und  bezieht.     Aus 
der  Vorstellung   der  Richtung    und    Beziehung   gehen   die   der   Gemein- 
schaft und  Betheiligung,  sowie  der  Vermittelung  hervor. 
1,    In  Beziehung   auf  den   Raam    kann    der  Gegenstand,    auf   welchen    die 
Thätigkeit    gerichtet    ist,    sowohl    bei  den  Begrifl'en  des  Einwendens  und 
der    Bewegung,    als    der    Ruhe    auftreten    und    so    zur    Bestimmung    des 
Wohin?  und  des  Wo?  dienen. 

a.    Auf  die  Frage  nach  dem  Wohin?,    welches    nur  der  Zusammenhang 
als   ein  Wo    hinan?    Wo  hinauf?    Wo  hinein?  etc.    bestimmen   kana 


406      Dritt.  Tbl.     Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

antwortet  der  Dativ  in  allgemeinster  Weise,  so  dass  nur  der  Zielpunkt 
ausgedrückt  wird,  der  eine  Person  oder  Sache  sein  kann. 

att.  Zunächst  können  hier  Thätigkeitsbegriffe  auftreten,  welche  nur  das 
Hingekehrtsein  zum  Richtungspunkte  bezeichnen:  II  vise 
ä  ce  but-lä  (Acad.).  Bildlich:  Mais  puisque  vous  visez  ä  l'im- 
mortalite  (L,-P.  Segur).  So  wird  auch  durch  das  Richtungs- 
ziel die  Richtungslinie  für  die  Thätigkeit  bestimmt:  Traverser  .  . 
diagonalement  la  riviere  du  sud  au  nord-ouest  (L.-P.  Segur). 

/S/S.  oder  der  Dativ  bezeichnet  den  Gegenstand,  zu  welchem  eine 
Bewegung  hinstrebt,  den  sie  erreichen  will:  Je  vais  a  Rome, 
ä  l'eglise,  ä  l'armee  (Acad.).  Paul  allait  s'elancer  ä  la  mer 
(B.  DE  St-Pierre).  Le  vent  et  la  mer  le  jetaient  ä  terre  (Id.). 
Je  remontai  h  cheval  (Chateaubr.).  Tout  mon  sang  se  porte  ä 
ma  tete  (Dumas);  vielfach  in  bildlichen  Ausdrücken:  Je  cours  au 
recit  (Lamartine).  II  allait  revenir  ä  la  vertu  (Arnaült).  Le 
peuple  eleve  aux  dieux  nos  noms  retentissants  (Ponsard).  Louis- 
Philippe  d'Orleans  fut  appele  au  trone  (Lamartine).  Seltener 
kommen  Personen  als  Richtungsziel  vor:  Quelques  soldats  courent 
ä  Leonidas  (Barthelemy).  Robespierre  se  levant  et  courant  ä 
Danton  (Ponsard).  Les  troupes  marchent  ä  l'ennemi  (Acad.). 
En  repoussant  comme  cela  la  fortune  qui  vient  ä,  toi  (Dcmas). 
J'ai  couru  ä  vous,  comme  un  voyageur  egare  court  ä  la  lumiere 
(Dumas).  Im  Altfranzösischeu  waren  dagegen  Personennamen  bei 
Verben  der  Bewegung  sehr  gewöhnlich.  Zu  den  Eigennamen  der 
Länder  tritt  bei  den  BegriÖen  der  Bewegung  und  der  Ruhe  ä 
gewöhnlich  nicht;  bei  ihnen  steht  en  oder  dans;  doch  vgl.  aller 
au  Japon,  aux  Indes  (Acad.). 

Oft  giebt  der  Dativ  in  Verbindung  mit  einem  Genitiv  die 
Grenzbestimmung  des  Wie  weit?  an:  Le  Perse  regnant  de  l'Indus 
ä  la  Mediterran ee  (Volney).  Dies  geschieht  auch  ohne  voran- 
gehenden Genitiv:  Chaque  lame  .  .  y  jetait  des  galets  ä  plus 
de  cinquante  pieds  dans  les  terres  (B.  de  St-Pierre);  so  be- 
sonders bei  den  Begriffen  des  Reichens,  Sicherstreckens, 
wie  atteindre,  toucher,  se  borner,  s'etendre  etc.:  Atteindre  ä  une 
certaine  hauteur;  II  est  si  grand  qu'il  touche  au  plafond; 
II  faut  se  borner  ä  cela  (Acad.).  Que  ne  peut-il  (le  bien)  s'etendre 
a  Tunivers  entier?  (Arnault);  doch  auch  durch  jusqu'ä: 
L'eau  atteignit  jusqu'au  premier  etage  (Acad.).  Cette  longue 
muraille  qui  du  Piree  s'etend  jusqu'ä  la  porte  de  la  ville 
(Barthelemy). 

Auf  dieser  Anschauung  beruht  die  Benutzung  des  Dativ  bei 
der  Angabe  einer  numerischen  Unbestimmtheit  bis  auf 
eine  gewisse  Höhe:  Viugt  ä  trente  personnes;  deux  ä 
trois  livres  de  Sucre  (Acad.).  Wo  dem  Redenden  keine  mittlere 
Grösse  vorschwebt,  die  auch  ein  Bruchtheil  sein  kann,  wie  bei 
deux  ä  trois  livres,  setzt  man  lieber  ou  statt  ä:  einq  ou  six 
personnes.  Der  Unterschied  zwischen  ä  und  ou  ist  natürlich 
der,  dass  bei  ou  eine  Wahl  zwischen  bestimmten  Grössen,  bei  ä 
eine  Steigerung  bis  zu  einer  bestimmten  Höhe  freigestellt  wird. 


§  137.     Kasuslehre.     Dativ.  407 

Das  Lateinische  bedient  sich  statt  des  hier  betrachteten  Dativ 
theils  des  Aldiusativ:  Romam,  rus  etc.,  theils  der  bestimmteren  Be- 
zeichnung durch  Präpositionen  wie  ad,  in,  tenus,  versus  etc. 
ß.  Anf  die  Frage  nach  dem  Wo?  in  seiner  allgemeinsten  Fassung,  welches 
nur  der  Zusammenhang  der  Rede  als  Woran?  Worauf?  Worin?  etc. 
näher  bestimmen  kann,  antwortet  der  Dativ  bei  Begriffen,  welche  das 
Verharren  bezeichnen:  La  bataille  qu'ils  livrerent  aux  Lacedemoniens 
ä  CEnoe,  aux  Perses  ä  Marathon  (Barthelemy).  Les  troupeaux 
parquent  au  senil  des  templps  (Volney).  Quand  nous  fümes  k 
l'entree  du  vallon  (B.  de  St-Pierre),  L'on  se  promene  au  milieu 
de  ces  morts  debout  (Mmb  de  Stael),  Nous  etions  tous  ä  cheval 
(Chateadbb.).  La  nation  etait  calme  k  la  snrface,  inquiete  au  fond 
(Lamartine).  Louis  XVIII  .  .  mourut  tranquille  k  Tombre  de  l'idee 
de  89  (Id.),  Dahin  gehören  auch  die  Bestimmungen  eines  örtlichen 
Leidens,  wie  avoir  mal  aux  yeux,  aux  dents,  k  la  jambe,  ä  la 
tete  etc.  So  werden  auch  die  Begriffe  des  Hangens  und  Haftens 
an  einer  Sache  mit  dem  Dativ  verbunden:  Sa  robe  s'accrocha  k  des 
ronces;  ma  maison  tient  k  la  sienne  (Acad.);  bildlich:  Qu'ä  cela 
ne  tienne  (Ddmas).  Ce  vice  plus  inherent  k  notre  ame,  est  un 
protee  (Champort).  Ebenso  die  Thätigkeitsbegriife  des  Schöpfens 
und  Trinkens  (an)  aus  etwas:  puiser  ä  la  ri viere,  boire  k  la 
fontaine  (Acad.),  boire  k  cette  coupe  enchantee  (Chateaubr.); 
sonst  mit  dem  bestimmteren  dans.  —  Das  Lateinische  bedient  sich 
hier  theils  des  Genitiv:  Romae,  domi,  theils  des  Ablativ:  rure,  ruri, 
Lacedaemone,  Delphis,  opportunis  locis,  tota  Asia,  media  urbe,  eo 
libro  etc. 

Bei  der  Bestimmung  einer  Ortsentfernung  bezeichnet  der  Dativ 
den  Punkt,  bis  zu  welchem  von  dem  angegebenen  (oder  vorausgesetzten) 
Orte  zu  rechnen  ist:  Dans  la  rade  de  Phalere,  k  vingt  Stades 
d'Athenes  (Barthelemy).  Ma  lanterne  .  .  s'arreta  .  .  ä  six  pieds  de 
profondeur  (Nodier).  Se  tenir  ä  une  distance  respectueuse  (Acad.). 
Vgl.  lat.  Ariovistus  milibus  passuum  sex  a  Caesaris  castris  .  .  sub- 
sedit  (Cae.s.,  B.  G.  1,  48).  Paucis  citra  milibus  lignatores  ei  .  . 
occurrunt  (Liv.  10,  25). 

Auf  die  Zeit  bezogen,  wird  der  Dativ  analog  seiner  räumlichen  Beziehung 

zur  Angabe  des  Bis  wann?  und  Wann?  gebraucht. 

CK.  Da  die  Zeit  nur  eine  Dimension  hat,  so  ist  bei  dem  Begriffe  der 
Bewegung  und  des  Sicherstreckens  zu  einem  Zeitpunkte  die 
Mannigfaltigkeit  der  Ortsbeziehung  nicht  vorhanden :  Les  parties 
ajournerent  ieurs  esperaiices  au  jour  de  sa  mort  (Lamartine).  Re- 
mettre  une  chose  ä  huitaine  (Acad.).  Entre  vous  et  moi  c'est  k  la 
vie  ä  la  mort  (Bocilly).  So  auch  mit  Bestimmung  des  Ausgangs- 
punktes: Des  gens  k  qui  Ton  doit  couper  le  cou  d'ici  ä  un  mois 
(V.  HüGo).    La  nuit  du  28  au  29  (L.-P.  Segcr). 

ß.  Das  Wann?  mit  Bezug  auf  den  Zeitpunkt  oder  Zeitraum,  innerhalb 
dessen  die  Thätigkeit  verharrt  oder  fällt,  wird  durch  den  Dativ  in  be- 
stimmterer Weise  ausgedrückt,  als  durch  den  Akkusativ,  weshalb  der 
erstere  oft  neben  dem  letzteren  zur  Begrenzung  desselben  eintritt: 
Domain  donc  ä  huit  heures  du  matin  (Boüilly).   Le  14  au  8oir  .  . 


408     Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung-.    H.  Adv.  Satzbest. 

on  sentit  tout  ä  coup  le  fond  diminuer  (L.-P.  Segdr).  Faites  partir 
un  courrier  ä,  Tinstant,  d.  i.  eigentlich  „in  diesem  Augenblicke" 
(Dpmas).  II  etait  presque  impossible  qu'elle  arrivät  ä  temps,  d.i.  zu 
rechter  Zeit,  nicht  zu  früh  und  nicht  zu  spät  (hier:  noch  vor  Abgang 
des  Zuges)  (Daudet).  Das  Lateinische  gebraucht  seinen  Ablativ  so : 
Pyrrhi  temporibus,  suo  tempore,  tempore,  hieme  et  aestate,  hoc  anno, 
mense,  die,  hac  nocte  etc. 

Zeitbestimmungen  wie:  A  vingt-cinq  ans  .  .  il  devint  colonel 
(ViLLEMAis)  können  hierher  gehören,  doch  auch  auf  den  Dativ  der  Ge- 
meinschaft bezogen  werden. 

Bei  distributiven  Bestimmungen  liegt  die  distributive  Bedeutung 
entweder  in  den  zugefügten  Attributen,  wie  in:  ä  tout  moment,  ä 
toute  minute,  a  chaque  instant,  oder  im  Substantiv:  Cette  comete  ne 
reparait  qu'ä  de  longs  intervalles  (Acad.),  oder  in  dem  generali- 
sirten  Artikel:  Le  cours  du  fleuve,  qui  file  ä  peine  trois  milles  a 
Theure  (in  der  Stunde,  d.  i.  in  jeder  Stunde).  Sonst  wird  die  distri- 
butive Bedeutung  durch  par  vermittelt:    par  heure,  par  jour. 

3.  Die  Zeitbestimmung  kann  auch  durch  andere  Begriffe  als  durch  Zeit- 
benennungen vermittelt  werden;  man  kann  den  Dativ  in  diesem  Falle 
den  des  ümstandes  nennen:  M.  de  Narbonne,  k  la  mort  de  cette  prin- 
cesse  .  .  fut  amene  .  .  ä  Versailles  (Villemain).  Demain  Aux  pre- 
mieres  chaleurs  mettez-vous  en  chemin  (Ponsabd).  On  a  entendu  cela 
au  commencement  de  la  revolution  .  .  On  l'avait  entendu  ä  la  deca- 
dence  de  la  feodalite.  On  l'entend  aujourd'hui  ä  la  chute  de  la 
monarchie  constitutionnelle  (Lamartine).  Se  voyant  renaitre  k  la  troi- 
sieme  generation  dans  ses  petits-fils  (Id.).  A  cette  terrible  vue 
le  matelot  s'elan?a  ä  la  mer  (B.  de  St-Pierre).  Dans  les  cbamps  du 
bonheur,  ä  ta  vois  desolee,  mon  ombre  s'est  troublee  (Lebrcs).  Hier 
geht  die  Vorstellung  selbst  über  die  bloss  zeitliche  Bedingtheit  hinaus. 

Selbst  Personennamen  können  zugleich  eine  Zeitbestimmung  aus- 
drücken: C'est  k  lui  (La  Fontaine)  que  le  charme  a  commence,  d.  i, 
mit  ihm  der  Zeit  nach  (Chamfort). 

Das  Lateinische  bediente  sich  eines  Ablativ  des  zeitlichen  ümstandes, 
wie  in  Luculli  adventu  (Cic,  Manil.  8).  Senensi  proelio  (Brut.  18). 
Bello  .  .  tumultu  (Phil.  8,  1);  sonst  der  Präpositionen  m,  cm?«  oder  ad: 
Ad  diem  dedit  (Verr.  4,  2). 

4.  An  diese  letzte  Gebrauchsweise  grenzt  der  Dativ  der  Gemeinschaft, 
welcher  namentlich  im  attributiven  Verhältnisse  vorkommt  (s.  unten). 
Das  ä,  welches  hier  in  Betracht  kommt,  mag  zum  Theil  mit  dem  proven- 
zalischen  ab  (apnd,  im  Französischen  av-ec),  wofür  es  bisweilen  vorkommt, 
zusammengeflossen  sein;  dem  Sprachbewusstsein  ist  eine  Unterscheidung 
dieser  Art  natürlich  fremd  geworden. 

Dieser  Dativ  drückt  zunächst  ein  rein  additionelles  Verhältniss 
aus,  wie  in:  un  ä  un,  brin  ä  brin,  feuille  ä  feuille,  goutte  ä  goutte,  mit 
dem  der  Richtung  geeint  in:  tete  ä  tete,  dos  ä  dos,  bec  a  bec,  worin 
zeitliches  und  räumliches  Nach-  und  Nebeneinander  bezeichnet  wird. 
Darauf  beruhen  Verhältnissbestimmungen,  wie:  quand  nous 
quittämes  le  jeu,  nous  etions  quatre  ä  six,  vier  zu  sechs,  d.  i.  eigent- 
lich einerseits  4  und  andererseits  6  (Acad.). 


§  137.     Kasuslehre.     Dativ.  409 

Diesen  Dativ  gebraucht  das  Neufranzüsische  im  adverbialen  Verhält- 
nisse besonders  da,  wo  die  begleitende  Tbätigkeit  durch  ein  abstraktes 
Hauptwort  bezeichnet  ist:  Dans  phisieurs  de  ses  assertions,  11  y  avait,  ä 
bonne  intention,  un  peu  d'injustice  (Constant). 

Das  Lateinische  drückt  die  Begleitung  zum  Theil  durch  den  Ablativ 
aus:  Dictator  ingenti  exercitu  ab  urbe  profectus  (Liv,  7,  9),  und  so 
bezeichnet  das  Altfranzösische  durch  den  Dativ  die  Gemeinschaft  von 
Personen  und  konkreten  Sachen,  was  dem  Neufranzösischen  im  adverbialen 
Satzverhältnisse  fremder  gewordei;  ist. 

Der  instrumentale  und  kausale  Dativ  drückt  den  die  Tbätigkeit  ver- 
mittelnden oder  eigentlich  bei  derselben  mitwirkenden  Gegenstand 
aus,  der  theils  als  Werkzeug,  theils  als  Mittel  im  weiteren  Sinne  auf- 
treten kann:  im  Unterschiede  vom  Genitiv,  der  als  der  wirkende  Gegen- 
stand selber  eingeführt  wird.  Dahin  gehören:  fouler  aux  pieds;  toucher 
au  doigt;  frapper  ä  bras  raccourci;  recevoir  ä  bras  ouverts;  pour- 
suivre  ä  coups  de  pierres;  s'enfuir  ä  toutes  jambes:  aller  ä  volles 
et  ä,  rames;  crier  ä  haute  voix  (Acad.).  Cesar  prend  le  prämier  une 
coupeäla  main  (Racine).  Du  brouillard  ä  couper  au  couteau  (Dumas). 
Laissez-les  tirer  ä  poudre  (Id.).  Nous  gagnons  notre  vle  ä  cet  humble 
metler  (Poxsard).  Le  matelot  qui  l'avalt  voulu  sauver  ä  la  nage 
(B.  DE  St-Pierre).  A  force  d'esprlt,  Shakespeare  refroidit  souvent 
l'action  (Mme  de  Stael).  Je  ranlmai  leur  cendre  au  feu  de  mes  crayons 
(Lebrdn).  Des  ouvrages  .  .  marques  au  coin  du  genie  (Chamfoet). 
Selbst  der  Stoff  wird  als  Mittel  betrachtet:  Un  mur  bäti  ä  chaux  et  ä 
sable  (Acad.).    Das  Lateinische  verwendet  so  im  Allgemeinen  den  Ablativ. 

Dazu  gehört  auch  der  Begriff  des  Splelens,  dessen  Stoff  oder  Mittel 
im  Dativ  auftritt:  jouer  aux  cartes,  aux  des,  aux  echecs,  woraus  sich  dann 
weitere  Formeln,  wie  jouer  ä  la  main  chaude,  au  roi  depouille  etc.,  er- 
klären. —  Auch  bei  dem  Begriffe  des  Erkenne ns  wird  der  Gegenstand 
oder  das  Merkmal  für  das  Erkennen  als  das  Mittel  desselben  betrachtet- 
so  sagt  man  voir,  reconnaitre,  jiiger,  deviner  u.  s.  w.  ä  qch.,  an  etwas  er- 
kennen: A  son  air  un  peu  fou  je  vois  qu'il  est  auteur  (Etienne).  Tu 
me  devlneras  ä  mes  gemlssements  (Nodier). 

Auch  kann  der  Dativ  des  Preises  als  des  Mittels  der  Erwerbung 
(sonst  auch  durch  moyennant  mit  dem  Substantiv  bezeichnet)  hierher 
gezogen  werden:  veudre  a  vll  prix,  au  prix  de  fabrique:  acheter  k  bon 
prix  etc.;  Nous  aurons  La  farine  et  le  reste  au  prix  que  nous  voudrons 
(Ponsabd);  bildlich:  Au  prix  d'un  torrent  de  sang,  cet  ouvrage  fut  entiere- 
ment  rase  (Darc). 

Hier  schliesst  sich  der  Dativ  des  Masses,  der  Massgabe  und  An- 
gemessenheit an:  Vendre  du  vin  ä  pot  et  a  pinte  (Acad.).  Preter  ä 
huit  pour  cent  (Dumas).  Engager  ä  raison  de  vingt  sols  par  jour 
(Daru).  Lald  mals  riche  ä  millions  (Dumas).  Ausdrücke  wie  ä  quel 
point,  au  meme  degre,  k  moitie,  ä  demi,  au  moins,  tout  au  plus  etc.  er- 
klären sich  aus  dem  Begriffe  der  Bewegung  bis  zu  einem  Richtungs- 
punkte. Am  Ausgedehntesten  ist  der  Begriff  der  Gemässhelt:  Sa  vie 
ä  nos  besoins  ne  fut  pas  mesuree  (Aksaui.t).  Ne  saurons-nous  Jamals 
agir  ä  notre  guise?  (Ponsard)  Falles  ä  votre  tete  (Dcval).  Rien 
n'est  plus  ä  mon  gre  (Delavigne).  La  revolution  l'a  fait  k  son  Image 
(Ponsard).     A  ce  merite  qui,   au   jugement  des  mellleurs,  .  .  semblait 


410     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Ahschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

fait  pour  sulfire  ä  tout  (Villemain).  Dahin  ist  das  elliptische  ä  la,  etwa 
nianiere,  mode  etc.,  mit  eiueni  Adjektiv  zu  rechnen:  S'habiller  a  la 
frangaise;  chanter  a  Fitalienne  (Acad.).  Juger  ä  la  legere  (Dela- 
vigne).  Auch  steht  statt  des  Adjektiv  ein  gleichsam  adjektivirtes  Sub- 
stantiv: Elle  parut  .  .  une  demarche  k  la  Cromwell  (Mignet);  auch  ä 
la  diable  (Acad.). 

7.  Der  Dativ  der  Art  und  Weise  liegt  ebenfalls  den  vorhergehenden  Vor- 
stellungen nahe,  besonders  der  der  Gemässheit;  viele  Dative  dieser  Art 
sind  aus  substantivirten  Adjektiven  entstanden  und  bilden  zusammen- 
gesetzte Adverbien;  vgl.  k  l'improviste,  ä  jeun,  ä  nu,  ä  cru,  au  plus 
vite  etc.,  ä  genoiix,  ä  la  renverse,  ä  merveille,  ä  tort  u.  a. 

8.  Der  Dativ  der  Bestimmung'  und  des  Zweckes  beruht  auf  dem  Begriffe 
der  Richtung;  er  erscheint  als  der  Gegenstand,  auf  dessen  Hervorbringung 
oder  Erreichung  die  ethische  Tbätigkeit  als  auf  ihr  Ziel  gerichtet  ist.  Er 
steht  daher  nach  Begriffen  der  Tendenz  oder  Bestimmung  zu  etwas,  wie: 
aspirer,  tendre,  autoriser,  destiner,  accoutumer,  hahituer,  condamner,  en- 
courager,  engager,  exciter,  inciter,  provoquer,  pretendre,  servir,  tourner  etc.; 
nach  Adjektiven,  wie:  enclin,  bon,  ardent;  nach  Substantiven,  wie: 
disposition  etc.,  aber  auch  in  vielen  anderen  Verbindungen.  J'allais  a 
votre  recherche  (Ddmas).  A  I'appui  de  cette  idee,  il  montrait  etc. 
(Villemain).  Tant  de  talents  destines  a  la  celebrite  (Id.).  Elle 
n'aspirait  point  ä  la  guerre  (Lamartine).  Dahin  gehört  auch  boire  ä 
la  sante  de  quelqu'un,  abgekürzt  in  boire  ä  quelqu'un:  Vous  boirez  ä  la 
France!  (Ponsard);  ebendahin  der  statt  des  Akkusativ  im  faktitiven 
Verhältnisse  früher  gebräuchlichere  Dativ,  wie  jetzt  noch  in  prendre  ä 
temoin,  ä  täche,  tenir  k  honneur  etc. 

9.  Der  Dativ  der  Betheilignng  ist  derjenige  Dativ,  welcher  zu  einem  in 
sich  abgeschlossenen  Thätigkeitsbegriffe  tritt,  wenn  seine  Thätigkeit  gleich- 
wohl noch  nach  aussen  auf  ein  Ziel  gerichtet  erscheinen  soll.  Abgeschlossen 
ist  aber  die  Thätigkeit  des  transitiven  Verb  im  engeren  Sinne,  wenn  es 
sein  Akkusativobjekt  bei  sich  bat  oder  selber  intransitiv  gebraucht  wird; 
die  des  intransitiven  (mit  Einschluss  des  transitiven  im  weiteren  Sinne) 
kann  überall  als  in  sich  abgeschlossen  gedacht  werden.  Der  betheiligte 
Gegenstand,  der  nicht  das  Objekt  im  engeren  Sinne  des  Wortes  ist  und 
bei  transitiven  Verben  auch  das  entferntere  Objekt  genannt  wird,  ist, 
wenn  nicht  eine  Person,  wenigstens  ein  personificirter  Gegenstand,  und 
dieser  Dativ  daher  auch  vorzugsweise  der  Personenkasus.  S.  oben  S.  389. 
«.   Der    Dativ    der    Betheiligung    beim    transitiven    Verb    im    engeren 

Sinne  bezeichnet  den  in  verschiedenem  Sinne  nach  Massgabe  des 
Thätigkeitsbegriffes  mittelbar  betroffenen  Gegenstand.  Seine  Anwendung 
ist  der  des  Lateinischen  analog:  11  faut  faire  ä  ses  vices  une 
guerre  continuelle  (La  Fontaine).  Sans  vouloir  diminuer  la 
gloire  de  Newton,  on  peut  remarquer  qu'il  doit  beaucoup  ä  Galilee 
(Fontenelle).  L'ambition  seule  lui  inspira  des  crimes  (Villemain). 
Qu'un  autre  desormais  ä  ce  peuple  insense  Prodigue  un  devoue- 
ment  ainsi  recompense  (Ponsaud).  La  senora  veut-elle  que  je  lui 
essaie  ces  bijoux?  (Dlmas) 

Statt  des  Sachobjektes  kann  auch  ein  Satz  stehen:  II  vous  jure 
qu'il  n'en  est  rien  (Acad.);  ebenso  ein  Infinitiv:  Dites-lui  donc 
de  ne  jamais  ecrire  (Etibnne). 


§  137.     Kasuslehre.     Dativ.  411 

Es  ist  zu  bemerken,  dass  auch  bei  den  Verben,  welche  das  Er- 
fragen, Fordern  oder  Entnehmen  bezeichnen,  die  Person, 
von  welcher  eine  Sache  erfragt  oder  entnommen  wird,  im  Dativ 
auftreten  kann,  während  sie  sonst  (ausgenommen  bei  demander)  im 
Genitiv  steht;  dahin  gehören  acheter,  arraeher,  demander,  emprunter, 
gagner  und  ähnliche.  Wo  Zweideutigkeiten  über  die  Art  der  Bethei- 
ligung entstehen  könnten,  muss  der  Genitiv  angewendet  werden:  Je 
lui  ai  achete  nn  volume  qu'il  m'a  fait  payer  eher  (Acad.).  II  lui 
a  demande  son  nom  (Ead.).  Je  veux  vous  en  gagner  (abgewinnen) 
ä  chacun  cinq  cents  (louis)  (Dcmas).  Puis  je  pris  une  feuille  ä 
ce  meme  tilleul  (Ponsard). 

Der  Dativ  der  betheiligten  Person  steht  auch  bei  Zeitwörtern, 
welche  zum  Sachobjekte  einen  Theil,  einen  Besitz  oder  eine 
Eigenschaft  der  betheiligten  Person  haben,  wo  eine  attribu- 
tive oder  eine  anderweitige  adverbiale  Bestimmung  Platz  greifen  könnte; 
so  werden  besonders  persönliche  Fürwörter  als  Pevsonalkasus  ver- 
wendet. Die  Thätigkeit  bezeichnet  entweder  eine  das  Objekt  be- 
rührende praktische  Handlung:  11  s'assied  et  lui  preud  les  deux 
mains  dans  les  siennes  (V.  Hugo).  11  lui  serre  vivement  la  main 
(Lemercikr).  Se  meurtrissant  le  sein  (Delille).  Je  m'attachai  ä  me 
perfectionner  le  goüt  (Le  Sage);  oder  eine  Wahrnehmung  und 
Erkenntniss:  Ronie  .  .,  Fussent-ils  innocents,  leur  trouvera  des 
crimes  (Racine).  On  ne  lui  connait  que  deux  ennemis  (La 
Mennais).  Qui  plus  que  moi  desire  vous  voir  une  volonte  ferme 
(Dcmas). 

Wo  es  sich  um  ein  Objekt  als  einen  Theil  der  betheiligten 
Person  handelt,  gebraucht  man  den  Dativ  selbst  dann  bisweilen,  wenn 
dieser  Theil  nicht  mehr  im  Akkusativ  steht ■•  On  lui  frappait  sur 
l'epaule  (Dcmas),  neben:  11  saisit  un  couteau  et  la  frappa  dans  le 
cote  (Acad.). 

Reflexive  Verba,  bei  denen  das  reflexive  Fürwort  im  Akkusativ 
steht,  haben  in  derselben  Weise  einen  Dativ  der  Person  oder  der  per- 
sonificirten  Sache  bei  sich,  wie  s'adonner,  se  consacrer,  se  vouer,  se 
presenter,  se  rendre,  se  fier,  s'opposer  ä  quelquun  oder  ä.  quelque 
chose,  se  plaindre,  s'informer  de  qch.  ä  quelqu'un.  Häufig  erscheint 
aber  bei  diesen  Verben  der  Dativ  nicht  mehr  allein  in  dem  Sinne  des 
betheiligten  Objektes,  sondern  enthält  die  Darstellung  einer  räum- 
lichen Beziehung,  Tendenz  u.  s.  w.  Vgl.  s'attaquer,  se  frotter 
ä  quelqu'un,  s'appliquer,  s'exercer  ä  qch.  u.  v.  a. 

Ceber  die  Verwandlung  eines  Personalobjektes  in  den 
Dativ  beim  Zusammenstoss  mit  einem  Sachobjekte  s.  oben 
S.  389. 

Bei  dem  intransitiven  Verb  oder  dem  transitiven  im  weiteren 
Sinne,  so\\ie  bei  dem  Adjektiv  und  selbst  Adverb  tritt  bei  der 
Richtung  des  darin  enthaltenen  Thätigkeitsbegriffs  nach  aussen  der 
Dativ  der  Betheiligunti  in  einem  weiten  umfange  ein.  Man  hat  diesen 
Dativ  als  dativus  commodi  und  incommodi  bezeichnet,  obgleich  diese 
Ausdrücke  nicht  seine  ganze  Sphäre  umfassen. 


412     Dritt.   Tbl.     Syntax.     Erst.  Ahschn.    Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

Zu  den  hier  in  Betracht  kommenden  Begriffen  gehören: 

««.  die  der  Gemeinschaft  und  Theilnahme,  wie  compatlr,  con- 
courir,  cooperer,  participer  (auch  mit  dem  Genitiv),  commun, 
coucurrent  u.  dgl. 

ßß.  der  üebereinstimmung  und  Angemessenheit,  sowie  des 
Widerspruchs,  wie  aller  (passen),  acquiescer,  adherer,  consentir, 
convenir,  equivaloir,  ressembler,  —  parer  (wehren,  dagegen  , ab- 
wehren* mit  dem  Akkus.),  renoncer,  resister,  —  comparable, 
conforme,  egal,  naturel,  pareil,  semblable,  —  contraire,  etranger, 
rebelie,  auch  indifferent,  —  conformement,  convenablement,  conse- 
quemment,   proportionnement  etc. 

yy.  daher  auch  die  ethischen  Begriffe  der  Befähigung  und  Geneigt- 
heit zu  etwas,  sowie  des  Gegentheils,  oder  freundlicher  und 
feindlicher  Beziehung,  wohin  namentlich  der  Dativ  bei  vielen 
Adjektiven  gehört:  vaquer,  —  accessibie,  sensible,  dement,  — 
hostile,  implacable,  ingrat,  inexorable,  severe,  sourd  u.  s.  w.  Vgl. 
Implacable  au  süperbe  et  dement  au  vaincu  (Ponsabd). 
Souple  aux  circons  tances  (Lamartine).  Patient  aux  evene- 
ments  (Id.). 

36.  des  Gefallens  und  Missfallens,  des  Angenehmen  und 
Unangenehmen:  plaire,  deplaire,  eher,  doux,  agreable,  —  amer, 
desagreable. 

tB.  des  Nutzens  und  Schadens:  remedier,  subvenir,  aider  (selten 
mit  dem  Dativ),  —  il  Importe,  avantageux,  favorable,  propice,  sa- 
1  Utaire,  utile,  defavorable,  desavantageux^  funeste,  mortel  (verderb- 
lich), nuisible,  pernieieux  etc. 

Dahin  gehört  auch  der  Gebrauch  von  etre  (für  jemand  sein, 
bedeuten,  d.  i.  von  Wichtigkeit  oder  ünwichtigkeit  sein):  Napo- 
leon fut  ä  la  France  ce  que  la  fatalite  est  au  libre  arbitre 
(Lamartine). 

ff.  des  Gebietens  und  der  Ueberlegenheit,  sowie  des  Gehor- 
chens  und  der  Unterordnung:  Commander  (oft  transitiv  mit 
dem  Akkusativ),  obeir,  ceder,  superieur,  inferieur,  fidde,  infidde  etc., 
superieurenient,  inferieurement,  preierablement;  auch  bisweilen  des 
Vorangehens  und  Folgens  in  der  Zeit:  prduder,  survivre, 
succeder,  anterieur,  posterieur,  anterieurement,  posterieurement. 

717}.  des  Scheinens  und  Erscheinens,  sowie  des  Verschwindens 
und  Entkommens:  apparaitre,  paraitre,  disparaitre,  echapper 
(auch  mit  dem  Genitiv  und  transitiv  mit  dem  Akkusativ),  visible, 
invisible  etc. 

9&.  des  Genügens  und  des  Mangels:  suffire,  satisfaire  (auch  tran- 
sitiv mit  dem  Akkusativ),  manquer  (gleichfalls  transitiv  mit  dem 
Akkusativ)  etc. 

lt.  der  Möglichkeit,  Nothwendigkeit  und  Unmöglichkeit: 
possible,  necessaire,  impossible  etc. 

Eine  Anzahl  anderer  Begriffe  fügt  sich  nicht  allgemeineren 
Gesichtspunkten:  jede  Beziehung,  die  als  Richtung  nach  aussen 
zu  fassen  ist,  lässt  dem  Dativ  Raum;  so  insbesondere  bei  ethischen 
Beziehungen    zu    Menschen:     Le    cerf    pleurant    aux    veneurs 


§  137.     Kasuslehre.     Dativ.  413 

(Chateacbr.);  doch  auch  zu  Sachen:  Qu'il  .  .  rie  aux  lampes 
ardentes  (V.  Hugo). 

Auch  findet  sich  eine  Zahl  von  meist  transitiven  Zeit- 
wörtern, welche  ohne  ihr  Akkusativobjekt  auf  ein  entfernteres  Ob- 
jekt bezogen  werden  und  zum  Theil  selbst  elliptisch  erscheinen: 
vgl.  ajouter,  applaudir,  croire,  entendre,  insulter,  suppleer  u.  dgl., 
an  deren  verschiedene  Konstruktion  sich  natürlich  verschiedene 
Bedeutung  knüpft.  Dahin  gehört  auch  prendre  ä  qch.:  Le  feu 
prend  ä  quelques  barils  de  poudre  (Darc).  Encore  un  acces 
qui  lui  prend  (Dcmas). 

Der  lateinische  Dativ  stimmt  hier  vielfach  mit  dem  franzö- 
sischen übereiu. 

10.  In  Sätzen  mit  einem  prädikativen  Adjektiv,  Particip  oder  Substantiv  und 
Adverb  tritt  ein  Dativ  auf,  in  dem  eine  betheiligte  Person  eigentlich 
das  thätige  Subjekt  ist:  C'est  indiscret  ä  moi  (Scribe).  C'est  tres- 
bien  fait  ä  vous  (Ddmas).  C'est  folie  ä  eux  de  croire  .  .  (Acad.).  C'est 
bien  ä  vous  (Scribe).  Er  gleicht  dem  lateinischen  Dativ  beim  Passiv: 
Magno  studio  mihi  a  pueritia  est  elahoratum  (Cic,  Caecil.  13). 

11.  Verwandt  ist  hiermit  der  sogenannte  ethische  Dativ,  welcher  bei  leb- 
hafter oder  gemüthlicher  und  vertraulicher  Rede  in  der  Form  des  per- 
sönlichen Fürwortes  der  ersten  und  zweiten  Person  das  die  Thatsache 
nicht  berührende  subjektive  Interesse  des  Redenden  oder  des  Angeredeten 
aussprechen  soll:  N'approfondis  jamais  rien  dans  la  vie,  Et  glisse-moi  sur 
la  superficie  (Voltaire).  On  lui  lia  les  pieds,  on  vous  le  suspendit  (La 
Fontaine).  Lat.  Quid  mihi  Celsus  agit?  (Hör.,  Ep.  1,  3,  15)  Haec 
vobis  ipsorum  per  biduum  militia  fuit  (Liv.  22,  60). 

12.  Der  possessiye  Dativ  drückt  aus,  dass  der  Gegenstand  einem  anderen 
zugehört,  d.i.  gleichsam  zu  ihm  gehört,  ihm  zugegeben  ist:  II  n'a  rien 
ä  lui,  tout  est  ä  ses  amis  (La  Mennais).  11  est  tout  ä  ce  qu'il  fait 
(AcAD.).  On  n'est  point  ä  soi  quand  on  prend  beaucoup  d'engagements 
(Ead.).  Lat.  Dives  est,  cui  tanta  possessio  est,  ut  nihil  optet  amplius 
(Cic,  Par.  6,  1).  Ausdrücke  wie:  II  y  a  tant  de  pas  ä  la  lieue  fran- 
^aise  (Acad.).  II  y  a  autant  de  vanite  ä  vous  .  .  que  de  sottise  ä 
moi  (Dumas)  lassen  sich  hieraus   erklären. 

18.  Die  allgemeinste  Fassung  der  Rücksicht  auf  etwas,  welche  mit  dem  Be- 
griffe des  Umstandes  -verwandt  ist,  lässt  dieser  Dativ,  worin  ä  dem  latei- 
nischen ad  entspricht,  in  wenigen  Fällen  zu:  Je  nentrerai  point  ä  ce 
sujet  dans  une  discussion  (Chamfobt).  Dahin  kann  man  auch  den  Dativ 
bei  einigen  reflexiven  Verben  ziehen,  wie  se  meprendre,  se  tromper  ä  qch.: 
Un  moyen  certain  de  ne  pas  se  tromper  au  caractere  de  ces  crises 
(Lamartine).  Vgl.  Ad  omnia  alia  aetate  sapimus  rectius  (Ter.,  Ad. 
4,  3,  46). 

14.  Elliptisch  tritt  der  Dativ  vielfach,  in  den  meisten  seiner  Beziehungen, 
auf;  z.  B.  in  räumlicher:  Aux  armes!  (Acad.)  A  vos  rangs,  grena- 
diers!  (Dcmas);  so  in  Aufschriften  von  Briefen:  A  monsieur  N.  Die 
Ausrufe:  Au  voleur!  au  feu!  ä  lassassin!  sind  nicht  anders  als  ä  moi!  ä 
nous!  in  Bezug  auf  den  Ort  zu  fassen;  darauf  gründen  sich  die  Wen- 
dungen: crier  ä  la  barbarie  u.  dgl.,  wie  crier  „aux  armes!",  crier  „au 
voleur!"  A  d'autres!  ist  abweisend,  verweist  an  andere.  —  In  zeitlicher 
Beziehung:  A  demain!  ä  dimanche!  ä  ce  soir!  auf  morgen!  etc.,   so  auch 


414     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügungr.    H.  Adv,  Satzbest. 

ursprünglich  ä  la  bonne  heure!  Ein  reiner  Dativ  der  Art  und  Weise 
erscheint  dagegen  in  dem  ähnlich  gebrauchten  ä  merveille.  Der  Dativ 
der  Betheiligung  findet  sich  in  Aufschriften  wie:  Aux  grands  hommes 
la  patrie  reconnaissante;  der  Begriff  der  Bestimmung  in:  A  votre 
sante!  —  A  nos  amours,  Ines!  (Dümas)  Dative  wie:  ä,  qui;  c'est  ä  qui 
mieux  mieux,  c'est  ä  qui  ne  partira  point;  tirons  ä  qui  jouera  le  premier; 
ils  s'empressaient  ä  qui  lui  plairait  davantage  etc.  gehen  auf  den  Begriff 
des  Wetteifers  und  Spieles  zurück  und  bedeuten  den  Inhalt  des  Spieles; 
ä  bezieht  sich  nicht  auf  qui,  sondern  auf  den  ganzen  substantivirten 
Fragesatz.  Das  (ä)  qui  mieux  mieux  ersetzt  einen  Nebensatz  und  einen 
Hauptsatz,  etwa:    „wer  es  besser  vermag,  macht  es  besser". 

Elliptisch  ist  auch  oft  jusgu'ä  .  .,  welches  als  Subjekt  und  Objekt 
aufzutreten  scheint:  Jusqu'ä  Montaigne  essayait  d'y  propager  sa  mu- 
rale (selbst  M.)  (Boüillt).  II  aime  jusqu"ä  ses  ennemis  (Acad.), 
Vollständigere  Ausdrucks  weisen  erklären  die  Ellipse:  Tous  les  peres, 
jusqu'aux  plus  graves,  jouent  avec  ieurs  enfants  (Ead.).  Es  fehlt  das 
Glied,  welches  den  Anfangspunkt  enthält. 

Auch  die  Ausdrücke  ä  lui  seul,  ä  nous  deux  etc.,  welche  appositiv 
zu  stehen  pflegen  (für  sich  allein,  wir  beide  allein),  scheinen  elliptisch 
und  sind  wohl  Dative  der  Betheiligung,  denen  ein  Thätigkeitsbegriff,  wie 
„überlassen"  etc.,  fehlt. 


138.  e)  Die  Kasus  des  persönlichen  Fürwortes.  Eine  besondere  Er- 
örterung fordert  die  Anwendung  der  Kasus  des  sogenannten  verbundenen 
persönlichen  Fürwortes,  oder  der  Flexionskasus  desselben,  im  Unterschiede 
von  den  Kasus  des  unverbundenen  Fürwortes,  dessen  Genitiv  und  Dativ 
durch  die  Kasuspräpositiouen  de  und  ä  gebildet  werden.  Die  jetzt  tonlos 
gewordenen  Kasus  waren  dies  im  Altfranzösischen  nicht;  bei  dem  allmählich 
häufiger  werdenden  Gebrauche  der  Präpositionskasus  schwankte  die  Anwen- 
dung derselben;  eine  Regelung  ihres  verschiedenen  Gebrauches  hat  sich  erst 
in  neuerer  Zeit  festgestellt. 

Der  Genitiv  kommt  hier  nicht  in  Betracht,  da  er  keine  flexivische  Neben- 
form hat;  seine  Vertretung  durch  das  Adverb  en  s.  unten. 
1.  Im  Allgemeinen  gebraucht  man  die  Flexionskasus  der  verbundenen 
Fürwörter,  wenn  sie  ohne  rhetorischen  Nachdruck  als  Subjekt,  oder  als 
das  nähere  (Akkusativ)  oder  entferntere  Objekt  (Dativ  der  Betheiligung 
und  ethischer  Dativ)  im  Satze  in  Beziehung  zum  Thätigkeitsbegriff  stehen : 
Je  te  verrai  sans  ombre,  6  verite  Celeste!  (Voltaire)  Je  me  suis  plaint 
aux  Dieux  (Id.).  Je  ne  te  puis  blämer  (Corneille).  Je  te  le  dis  du 
fond  de  mon  cceur  (J.-J,  Rocsseao).  11s  ont  quelques  defauts;  ma  foi,  je 
les  leur  passe  (Bret).  Te  montrerai-je  les  objets  tels  qu'ils  sont? 
(J.-J.  Roüssead)  T'attendre  aux  yeux  d'autrui,  quand  tu  dors,  est  erreur 
(La  Fontaine).  So  auch  in  Beziehung  auf  voilä  wegen  seines  verbalen 
Bestandtheiis:    Le  voilä  donc  rempli  cet  oracle!   (Voltaire) 

Eine  Ausnahme  wird  in  diesem  Falle  dadurch  bedingt,  wenn  die 
Formen  me  und  te  auf  einen  Imperativ  bezogen  sind,  welchem  sie 
folgen,  und  wenn  ihnen  selber  kein  anderes  Fürwort  oder  eins  der 
Adverbien  en  oder  y  folgt;  hier  treten  die  Formen  7noi  und  toi  ohne 
Kasuspräposition  ein.     Der  Grund  ist  der  Wohlklang   oder    vielmehr  die 


§  138.     Kasnslehre.     Kasus  des  persönlichen  Fürwortes.  415 

Verhütung  der  Tonlosigkeit:  Rends-moi  chretienne  et  libre  .  .  (Voltaire). 
Montrez-le-moi,  ce  mortel  privilegie  (Ballanchk).  Vous  ailez  dans 
■votre  voiture,  donnez-y-moi  une  place  (äcad.).  Dagegen  va-t'en  com- 
mencer  (Moliere). 

Wenn  im  Satze  ein  reflexives  Verb  noch  in  Beziehung  zu  einem 
Dativ  steht,  so  tritt  dieser  ohne  Rücksicht  auf  seine  besondere  Natur 
stets  in  der  unverbundenen  Form  mit  ä  auf:  II  s'est  presente  ä  moi  les 
larmes  aux  yeux  (Acad.).  On  trouve  ä  qui  parier,  quand  on  s'adresse  ä 
moi  (Delavigne),  und  wenn  überhaupt  der  Akkusativ  wie  der  Dativ 
eine  Person  bezeichnen:  Dites-lui  que  je  me  recommande  bien  ä  lui 
(Acad.).     Je  vous  presenterai  ä  lui  quand  vous  voudrez  (Eaü.). 

Das  unverbundene  Fürwort  tritt  theils    allein    auf,    theils  lehnt  es 
sich  verdoppelnd  oder  appositiv  an  ein  verbundenes  Fürwort  an. 
(t.    Es  tritt  allein  auf: 

«a.  wenn  es  elliptisch  oder  wenigstens  ohne  unmittelbare 
grammatische  Verbindung  mit  seinem  Thätigkeits- 
begriffe  steht:  Moi!  trahir  le  meilleur  de  mes  amis!  une  lächete ! 
moi!  (Acad.)  Qui  sera  charge  de  le  lui  annoncer?  —  Toi  (Ead.). 
De  vous  k  moi,  c'est  un  pauvre  homme  (Ead.).  C'est  ä  moi 
qu'on  en  veut  (Piron).  Chez  mon  oncle,  qui  s'appelle  Desroches, 
comme  moi  (Picakd),  Darum  auch  nach  ne  .  .  que:  Je  n'aime 
que  toi  (Acad.).  Les  avares  ne  voient  dans  le  monde  qu'eux  et 
leurs  tresors  (Gramm.  Nat.). 

ßß.  wenn  es  auf  irgend  einen  anderen  Redetheil  unmittelbar  be- 
zogen wird  als  auf  ein  Verb  im  Satze  oder  auf  einen  aus  einem 
Verb  und  einer  prädikativen  Bestimmung  zusammengesetzten 
Thätigkeitsbegritf:  II  est  fort  irrite  contre  toi  (Acad.).  T  a-t-il 
des  Corps  subtils  en  soi?  (Condillac)  Selon  moi,  vous  avez 
raison  (Acad.).  Quant  k  vous,  vous  devez  voir  ici  une  preuve 
du  vif  interet  etc.  (Nodier).  Nous  nous  assimilons  volontiers  aux 
hommes  superieurs  ä,  nous  (Boiste).  II  s'agit  d'une  succession  ä 
eile  echue  (Code  Nap.). 

yy.  Namentlich  ist  zu  bemerken,  dass,  wo  der  Dativ  nicht  als  der 
Dativ  der  betheiligten  Person  erscheint,  er  meistentheils  mit  ä 
in  der  volleren  Form  auftritt;  so  bei  den  Begriffen  der  Bewegung 
und  räumlichen  Beziehungen:  J'ai  couru  ä  vous  (Ddmas).  Elle 
vint  ä  nous  (L.-P.  Segur).  Dieu  vient  de  l'appeler  k  lui  (Acad.). 
II  ne  tient  pas  ä  moi  (Ead.).  Cet  homme  tire  tout  ä  lui  (Ead.). 
Dem  Begriffe  der  Bewegung  analog  werden  die  Verba  penser, 
songer,  rapporter,  gewöhnlich  auch  parier,  behandelt:  Chacun  ne 
songe  plus  qu'ä  soi  (J.-J.  Rousseau).  Wenn  man  dagegen  sagt: 
il  me  vient  .  .  il  me  parle  de  qch.,  so  tritt  hier  der  Begriff  der 
Bewegung  und  Tendenz  in  den  Hintergrund.  Ferner  bei  Begriffen 
wie  avoir  affaire,  prendre  ganle,  prendre  interet  u.  dgl.:  Que  quel- 
qu'un  preud  ä  vous  l'interet  le  plus  tendre  (Ronsard)  etc. ;  beim 
possessiven  Dativ:  Quand  on  est  au  Service  de  quelqu'un,  on  n'est 
plus  ä  soi  (Acad.).  Daher  auch  in  Sätzen  wie:  C'est  tres-bien 
fait  ä  vous  (Dumas).  C'est  aimable  ä  vous  (Delavigne);  s.  oben 
S.  413. 


416     Dritt.  Thl,     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    IL  Adv.  Satzbest. 

äö.  wenn  das  Fiärwort  als  prädikative  Satzbestimmung  zur  Be- 
zeichnung der  Person  als  solcher  gebraucht  wird.  S.  oben 
S.  325. 
ß.  Es  lehnt  sich  in  der  Regel  verdoppelnd  oder  appositiv  (vgl.  §  193)  an 
ein  anderes  verbundenes  Fürwort  im  vollständigen  Satze,  wenn  der 
Affekt  des  Redenden  dem  Fürworte  einen  Nachdruck  geben  will,  wenn 
es  im  Gegensatze  zu  einem  anderen  Begriffe  steht,  oder  wenn  es  von 
attributiven  Bestimm  ungen,  wie  seul,  meme  etc.,  oder  statt  dessen 
von  einem  Adjektivsatze  begleitet  wird:  II  ne  voulut  pas,  lui;  pour- 
quoi?  je  l'ignore  .  .  Je  le  sais,  moi  (Dümas).  Cela  m'est  egal  ä  moi 
(V.  HoGo),  La  fortune  nous  a  perseciites,  lui  et  moi  (Fkselon). 
II  nous  doit  cette  somme,  ä  nous  et  ä  nos  associes  (Gir.-Dcvivier). 
II  me  verra,  moi  et  mon  domestique  (Racine).  N'allons  point  nous 
appliquer  ä  nous-memes  les  traits  d'une  ceosure  generale  (Moliere). 
Oft  steht  indess  das  betonte  Fürwort  allein  im  vollständigen 
Satze,  namentlich  auch  begleitet  von  attributiven  Bestimmungen, 
z.B.  als  Subjekt,  s.  oben  S.  317,  auch  als  näheres  und  betheiligtes 
Objekt,  namentlich  bei  Gegenüberstellungen:  Penelope,  ne  voyant 
revenir  ni  lui  ni  moi  (Feselos),  Avant  que  je  la  demaude  ä  lui, 
souffrez  que  je  la  demande  ä  vous  (Marivacx). 

3.  Bei  der  Anwendung  des  reflexiven  Fürwortes  soi,  se  findet  der  Unter- 
schied statt,  dass  se  stets  ohne  Rücksicht  auf  die  Natur  des  Subjektes 
die  reflexive  Beziehung  auf  die  dritte  Person  ausdrückt,  soi  dagegen 
häufig  durch  lui,  eile  (in  der  Einzahl  und  Mehrzahl)  ersetzt  wird. 

Im  Allgemeinen  wird  soi  angewendet,    wenn  das  Subjekt,    worauf 
es  bezogen  wird,  den  Charakter  der  Allgemeinheit  oder  Unbestimmt- 
heit   hat;    dagegen    treten    lui,    eile  etc.  ein,    wenn    das  Subjekt    be- 
stimmte Individuen  in  der  Einzahl  oder  Mehrzahl  begreift. 
«.   Soi  steht  demnach: 

c«.  wo  überhaupt  das  Subjekt  fehlt,  z.  B.  beim  Infinitiv  oder  im 
attributiven  Verhältnisse:  Des  passions  la  plus  triste  .  .  C'est  de 
n'aimer  que  soi  (Florias).  II  est  beau  de  triompher  de  soi 
(Th.  Cokseille).  II  faut  toujours  etre  soi  (Acad,).  Prendre 
garde  ä  soi;  navoir  rien  ä  soi  (Acao.).  L'amour  de  soi  (Ead.). 
ßß.  wenn  das  Subjekt  ein  unbestimmtes  Fürwort  ist,  wie  on, 
quiconque,  aucun,  personne,  chacun  etc.,  oder  das  allgemein  ge- 
fasste  celui  (qui):  On  doit  parier  rarement  de  soi  (Acad.).  Qui- 
conque rapporte  tout  ä,  soi,  n'a  pas  beaucoup  d'amis  (Ead.). 
Chacun  travaille  pour  soi  (Ead.).  Celui  qui  hait  le  travail  n'a 
assez  ni  de  soi  ni  des  autres  (Boiste). 
yy.  wenn  von  einem  Begriffe  etwas  ausgesagt  wird,  was  ihm  seinem 
Wesen  nach,  d.  h.  an  sich  zukommt:  De  soi  le  vice  est  odieux 
(Acad.).  La  nature  est  aimable  en  soi  (Ead.).  Cela  parle  de 
soi-meme  (Ead.).  Doch  giebt  es  hier  auch  Abweichungen:  Les 
choses  ne  sont  en  elles-memes  ni  pures  ni  impures  (Montes- 
quieu). 
Sä.  wenn  ein  konkretes  Hauptwort  als  Subjekt  in  der  Einzahl 
mit  le  oder  un  oder  in  der  Mehrzahl  mit  les  die  Gattung  im  All- 
gemeinen   bezeichnet,   oder   wenn    das   Subjekt    ein    abstraktes 


§  139.     ß.    Gebraxich  der  Präpositionen.     §  140.    Aechte  Präp.     Raum.    417 

Substantiv  ist:  Le  chat  ne  parait  sentir  que  pour  soi  (Acad.). 
Un  ecrivain  qui  s'aime,  Forme  tous  ses  heros  semblables  ä  soi- 
meme  (Boileau).  Les  hommes  prudents  songent  toujours  ä 
soi  pour  l'avenir  (Boinvilliers).  La  poesie  porte  son  excuse 
avec  soi  (Boileau),  ün  bienfait  porte  sa  recompense  en  soi 
(Acad.).  L'Honneur,  beau  par  soi-meme,  et  sans  vains  Orna- 
ments, N'etalait  point  aux  yeux  Tor  ni  les  diamants  (Boilead). 
Ce  mariage  portait  en  soi  de  tels  germes  de  destruction  pour 
la  politique  et  pour  le  trone  meme  de  Louis-Philippe,  qu'ils  frap- 
paient  tous  les  diplomates  (Lamartine). 

Doch  schwankt  hier  der  Gebrauch,    und    bei   der  Bezeichnung 

der    Gattung    treten    auch    häufig    lui,   eile  etc.    ein:     L'Anglais 

porte  partout  sa  patrie  avec    lui    (B.  de  St-Pierre).     Les  avares 

ne  voient  dans  le  monde  qu'eux  et  leurs  tresors  (Gramm.  Nat.). 

ß.    Enthält  aber  das  Subjekt  den  BegriiF  bestimmter  Individuen  als 

solcher,  so  stehen  in  der  Regel  die  Fürwörter  lui,  eile  etc.:    Per- 

rin  tire  l'argent  ä  lui   (La  Fontaime).     II s    ont    quereile  entre    eux 

(Acad.), 

Ausnahmsweise  steht  auch  soi  in  diesem  Falle:  Dumont  se  dit  ä 
soi-meme  (Lemercier).     Idomenee  revenant  ä  soi  rFENELON), 

Namentlich  muss  dann  soi  eintreten,  wenn  eine  Unterscheidung 
des  reflektirten  Subjekts  von  einer  anderen  dritten  Person  oder  Sache 
im  Satze  nothwendig  wird:  II  sentait  trop  de  diiference  entre  soi 
et  lui  (Salvandy).  II  se  mouche  sous  soa  chapeau;  il  crache  presque 
sur  soi  (La  Brdyere). 


139.  B.  Gebrauch  der  Präpositionen,  Die  Präpositionen,  deren  Natur 
imd  Entstellung  oben  erörtert  ist  (§  62),  dienen  zur  näheren  Bestimmung 
und  Individualisirung  der  räumlichen,  zeitlichen,  kausalen  und  modalen 
Verhältnisse,  welche  durch  die  Kasus  nur  im  Allgemeinen  und,  in  Ver- 
gleich mit  den  Präpositionen,  zum  Theil  ungenau  bestimmt  werden.  Bei 
der  Mehrseitigkeit  der  Bedeutung  vieler  Präpositionen  ist  trotz  ihrer  ander- 
weitigen Verschiedenheit  eine  Eintheilung  der  Präpositionen  nach  ihrem 
Begriffe  nicht  wohl  möglich.  Wir  imterscheiden  sie  nach  dem  oben  (S.  238) 
angegebenen  Charakter  als  ächte  und  u  nachte. 

Unter  den  42  lateinischen  Präpositionen  wurden  28  mit  dem  Akkusativ,  10  mit 
dem  Ablativ,  4  mit  dem  Akkusativ  und  Ablativ  verbunden.  Die  ächten  französi- 
schen Präpositionen  haben  sich  in  ihrer  Konstruktion  der  Mehrzahl  der  lateinischen 
angeschlossen;  zu  den  wichtigsten  derselben  gehören  nicht  bloss  unmittelbar  herüber- 
genommene. Die  Verhältnisse  der  Ruhe  und  Bewegung  werden  auch  bei  den  Prä- 
positionen nicht  unterschieden. 

140.  a.    Die  ächten  Präpositionen. 

L    Präpositionen,    welche   vorzugsweise  zum   Ausdruck  räumlicher 

Verhältnisse  dienen. 

1.  ä  travers,  „quer  durch,  mitten  durch";  räumlich:  Aller  ä  travers  le 
bois.  On  ne  voyait  le  soleil  qu'ä  travers  les  nuages  (Acad.).  Le  genie 
et  la  vertu  marchent  ä  travers  les  obstacles  (La  Rochefoücalld);    oft 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  27 


418     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

bildlicb  bei  den  Verben  des  Erkennens  von  dem  vermittelnden  oder 
hemmenden  Gegenstande,  wie  bei  apercevoir,  decouvrir,  remarquer  u.  a.: 
ün  roi  ne  voit  le  peuple  qu'ä  travers  le  prisme  brillant  de  la  cour 
(Malesherbks).  A  travers  le  manque  de  fortune  et  l'orgueil  feodal  on 
aperijoit  en  tont  un  certain  air  de  beau  (Mme  de  Stael).  So  wird  auch 
au  travers  gebraucht.  In:  Meme  dans  notre  seizieme  siecle,  meme  ä 
travers  ces  temps  afFreux  de  guerres  civiles  (Villemain)  ist  die  ur- 
sprünglich räumliche  Bedeutung  bildlich  auf  die  Zeit  übertragen. 

2.  chez,  „bei";  räumlich  zunächst  vom  Wohnorte,  Wohnbause:  J'ai 
ete  chez  vous  (Acad.).  Vgl.  Neoptolemus  apud  Lycomedem  erat  edu- 
catus  (Cic,  Lael.  2);  dann  auf  eine  weitere  Sphäre  und  den  Wir- 
kungskreis, Sitte  und  Gesinnung  von  Personen  oder  Völkern  bezogen, 
bisweilen  den  Begriff  der  Zeitbestimmung  ersetzend:  Chez  les  gens  cousus 
d'or  rhumanite  n'est  guere  (Villefee).  Le  theätre,  respecte  chez  les 
Grecs,  avili  chez  les  Romains  (Ghamfort).  Lat.  Apud  patres  nostros 
(Cic,  Mur.  36);  auch  von  der  Sphäre  der  Person  als  solcher:  C'est 
inne  chez  eile  (Sckibe).  Chez  tout  autre,  forfait,  chez  Judith  c'est 
vertu  (Ponsaed);  sowie  von  dem  Bereiche  ihrer  schriftstellerischen  Werke: 
On  trouve  chez  les  auteurs  grecs  .  .  (Acad.).  Lat.  Apud  Homerum 
(Cic,  Sen.  10). 

Es  ist  oft  mit  anderen  Präpositionen  zusammengestellt:  Je  viens  de 
chez  vous,  d'aupres  de  chez  vous;  j'ai   passe  par  chez  vous  (Acad.). 

3.  de^ä  und  delä  drücken  den  räumlichen  Gegensatz  von  diesseits  und 
jenseits  aus-.  II  n'y  a  point  de  conquete  delä  le  Rhin  ni  delä  le 
Danube  qui  nous  düt  pleinement  satisfaire  (Voltaiee,  Lett.).  De^ä  et 
delä  la  riviere,  les  habitants  et  le  laugage  different  beaucoup  (Littee). 
Sie  werden  auch  mit  de,  par  und  en  zusammengestellt;  mit  en  de^ä, 
delä  verbindet  man  aber  den  Genitiv:  de  de^ä  la  riviere;  par  de^ä  la 
riviere;  en  de?ä  de  la  riviere  (Acad.).  Par  de<;k  l'horizon  dans  le  pays 
du  reve  (Ponsard),   Qu'Agrippine  promet  par  delä  son  pouvoir  (Racine). 

4.  devant  und  derriere,  „vor  und  hinter",  das  erstere  über  das  räum- 
liche Gebiet  hinausgehend; 

devant  wird  räumlich  von  dem,  was  voran,  dem  Gesichte  der 
Person,  bildlich,  der  Sache  gegenüber,  liegt:  Avoir  toujours  une  chose 
devant  les  yeux.  Passer  devant  quelqu'un  saus  le  voir.  Mettez  cela 
devant  le  feu.  Regarder  devant  soi  (Acad.).  Avoir  de  l'argent  de- 
vant soi  =  avoir  une  reserve  d'argent  disponible,  u.  avoir  du  temps  de- 
vant soi  =  avoir  du  temps  de  reste  pour  faire  quelque  chose  (Littre). 
Daher  auch:  Quand  je  vais  devant  moi  (vor  mir  hin)  la  uuit  (V.  Hügo). 
Dann  wie  coram,  Angesichts,  in  Gegenwart:  Ne  dites  rien  devant 
lui.  II  a  preche  devaut  le  roi  (Acad.).  So  gebraucht  man  par-devant 
in  rechtlicher  Beziehung:  ün  contrat  passe  par-devant  notaire:  com- 
paraitre  par-devant  le  commissaire  (Acad.).  De  devant  drückt  Ent- 
fernung  aus:    Otez-vous  de  devant  mon  jour  (Acad.). 

Im  Altfranzösischen  ward  es  auch  auf  die  Zeit  bezogen:  Plusieurs 
ans  devant  le  voyage  (Amyot),  so  auch  später  öfters:  Devant  l'aurore 
(La  Fontaine).  Devant  ce  temps  l'on  est  enfant  (Pascal),  ün  peu 
devant  sa  mort  (Bossdet).  Devant  le  deluge  (Id.),  und  adverbial: 
Longtemps  devant  (La  Fontaine).    Tout  ce  qui  est  arrive  devant    ou 


§  140.    Aechte  Präpositionen.     Kaum.  419 

■apres    (Bossüet),    wie    jetzt    noch     in    der    adverbialen    Formel    comme 
de  van  t;  daher  das  auf  die  Zeit  bezogene  Verb  devancer. 

In  übertragener  Bedeutung  steht  es  wie  prae,  ante  für  gegen 
über,  in  Vergleich  mit,  wobei  dem  mit  ihm  verbundenen  Objekte 
eine  Ueberlegenheit  eingeräumt  wird:  Malesherbes  dont  le  talent  s'est 
•efface  devant  sa  vertu  (Villemain),  Dann  in  Beziehung  auf  das  ür- 
theil  einer  Persönlichkeit,  gl.  in  den  Augen  jemandes:  Pour  honorer 
notre  temps  devant  la  posterite  (Lamartine);  sowie  auf  ihre  einwir- 
kende Macht  als  Ursache:  Les  lois  se  taisent  devant  lui  (Possaed). 
Les  caresses  ont  cesse  devant  la  lampe  indiscrete  (Beranger). 

De  devant  enthält  wie  d'avec  einen  zusammengesetzten  Begriff 
von  vor,  von  .  .  weg:  On  m'arrache  de  devant  l'empereur  (Mme  Göttin). 

derriere  hat  die  räumliche  Bedeutung  hinter,  im  Rücken:  II 
etait  assis  derriere  vous  (Acad.).  II  avait,  derriere  sa  grange,  un 
beau  verger  (G.  Sand).  On  a  referme  la  porte  derriere  moi  (Dlmas); 
im  letzteren  Falle  könnte  auch  sur  stehen.  Bildlich  ist  es  verwendet  in: 
Au  XVe  siecle  Tltalie  laissait  bien  loin  derriere  eile  tout  le  reste  de 
l'Europe  (Raynal). 
h.  joignant,  attenant  und  jouxte,  lez  und  rez,  nebst  pres  und  proche,  von 
denen  die  beiden  letzteren  aus  der  Reihe  der  unächten  Präpositionen  in 
die  der  ächten  eindringen,  theilen  mit  einander  den  Grundbegriff  räum- 
licher Nähe. 

joignant,  „anstossend ",  wird  meist  nur  noch  von  unmittel- 
barer Nähe  von  Grundstücken  gebraucht:  Un  champ  joignant  la 
prairie;  une  maison  joignant  la  sienne  (äcad.).  Tout  joignant  cette 
pierre  (La  Fontaine).  Lassay  se  crut  devot,  et  se  fit  une  retraite  charmante 
joignant  les  Incurables  (Saint  -  Simon).  Gerade  so  wird  attenant 
gebraucht,  doch  mit  schwankender  Konstruktion:  II  löge  tout  attenant 
du  palais,  au  palais,  le  palais  (Acad.).     Die  Präposition  ist  veraltet. 

jouxte  wird  noch  selten,  wie  proche,  gebraucht:  jouxte  le  palais 
(äcad.),  wie  juxta;  auch  in  übertragener  Bedeutung  der  Gemässheit: 
jouxte  la  copie  originale  (Acad.),  wie  im  späteren  Latein  juxta  st. 
secundum:   juxta  praeceptum  (Jcst.  2,  12,  25). 

lez,  afr.  lez,  les  etc.  (v.  latus,  s.  oben  S.  237.  238),  erscheint  zu- 
weilen noch  alterthümlich  in  einigen  Ortsnamen,  wie  Plessis-lez-Tours, 
Saint-Denis-lez-Paris,  für  das  sonst  übliche  pres. 

rez,  ähnlicher  Bildung  wie  das  folgende  pres  (s.  oben  S.  237),  wurde 
von  nächster  Nähe  (zum  Anstreifen)  gebraucht,  ist  aber  im  Neufranzösi- 
schen nur  in  rez  pied,  rez  terre  und  in  der  Zusammensetzung  rez-de- 
chaussee  erhallen:  Les  arbres  ont  ete  coupes  rez  terre  (Acad.). 

pres,  eigentlich  gedrängt,  wird  von  der  Nähe  im  Allgemeinen 
und  gemeinhin  mit  de  verbunden  gebraucht;  den  Akkusativ  erhält  es 
bisweilen,  namentlich  in  eigentlicher  räumlicher  Bedeutung:  Passy 
pres  Paris.  Etre  löge  pres  le  Palais  -  Royal.  II  demeure  pres  la 
porte  Saint-Antoine  (Acad.).  Selten  auf  Personen  bezogen:  Un  fauteuil 
pres  mon  oncle  (Regnard);  vgl,  Littre  v.  pres  10.  Im  Altfranzö- 
sischen war  bei  pres  und  empres  der  Akkusativ  häufig.  S'asseoir 
pres  de  quelqu'un  (Acad.).  Des  muses  la  troupe  .  .  Accourut  pres  de 
mon  berceau  (Ponsard.).  —  Der  Begriff  der  Nähe  überträgt  sich  auf  den 
Bereich  von  Personen   überhaupt,   wie   beim    lateinischen  apud:    Soyez 

27* 


420     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

mon  interprete  pres  d'elle  (Dumas).  Madame  Adelaide  .  .  pres  de  la- 
quelle  sa  mere  .  .  avait  toute  faveur  (Villemain).  Les  succes  obtenos 
pres  de  1  Assemblee  (Id.),  auch  mit  dem  Akkusativ:  Ambassadeur  pres 
le  saint-siege  (Acad.).  Auch  wird  die  Nähe  als  Annäherung  an  ein 
Quantum  gefasst:  Des  dettes  enormes  .  .  pres  d'un  million  de  francs 
(Scribe).  II  y  a  pres  de  vingt  ans  que  cela  est  arrive  (Acad.).  Ferner 
wird  pres,  in  derselben  Weise  wie  devant,  in  der  Bedeutung  von  neben 
sl.  in  Vergleich  mit  gehraucht:  Pour  vous  regier  sur  eux  que  sont-ils 
pres  de  vous?  (Racine)  Die  Neueren  gebrauchen  so  gewöhnlich  aupres.- 
Von  der  Zeit  gebraucht,  bezieht  es  sich  auf  einen  nahe  liegenden 
Zeitpunkt  oder  Zeitraum:  II  est  bien  pres  de  midi.  Nous  voila 
bien  pres  du  moment  decisif  (Acad.).  Vgl.  Prope  Calendas  Sextiles 
(Cic,  Farn.  3,  5). 

proche  drückt  nur  räumliche  Beziehung  aus:  II  s'est  alle  loger 
proche  le  palais,  proche  du  palais  (Acad.).  Proche  les  bornes  de 
Manasse,  Ephraim  aura  son  partage,  depuis  la  region  Orientale  jusqu"ä  la 
region  de  la  mer  (Saci).  Vgl.  lat.  prope  oppidnm;  proxime  Carthaginem  etc. 
6.  outre,  hors  (dehors,  fois;  bormis,  exceptö,  sauf,  ä  part,  oioius). 
Diese  Präpositionen,  deren  theilweise  Vertreter  hier  zugleich  mit  erörtert 
werden,  bezeichnen  im  Allgemeinen  das  Ausserhalb  im  Gegensatze  zu 
einem  abgegrenzten  Räume,  innerhalb  dessen  etwas  befindlich  ist. 

Im  rein  räumlichen  Sinne  drückt  outre,  wie  ultra,  das  Darüber 
hinaus,  Jenseits,  aus,  so  nur  noch  selten  gebraucht:  Isabelle  de  France, 
Amieie  de  Courtenay  .  .  suivirent  lenrs  maris  outre  mer  (Chatbaübr.); 
attributiv:  Dans  les  trois  eveches  outre  Rhin,  sur  la  frontiere  de  France 
(Villemain);  meist  in  Zusammensetzungen:  outre-Meuse,  outre-Rhin,  outre- 
mer,  les  pays  d'outre-Meuse,  (Acad.);  bildlich  vom  Hinausgehen  über 
ein  Mass:    battu  outre  mesure  (Acad.). 

hors,  ausserhalb,  wie  im  späteren  Lateinischen  foras,  bisweilen 
mit  dem  Akkusativ  verbunden,  während  das  noch  im  17.  Jahrhundert 
häufige,  später  seltene,  jetzt  nur  noch  adverbiale  dehors  früher  stets 
mit  dem  Akkusativ  auftritt,  bezeichnet  wie  dieses  das  Ausgeschlossen- 
sein aus  dem  Bereiche  des  Gegenstandes:  Hors  de  la  maison,  de  la 
ville,  de  la  prison;  il  est  lege  hors  la  barriere  (Acad.).  Ces  choses 
sont  hors  de  Thomme,  le  style  est  Fhomme  meme  (Bdffon).  —  Les 
ennemis  sont  dedans  et  dehors  la  ville  (noch  Acad.  1835);  so  werden 
jetzt  in  Gegensätzen  en  dedans  de  und  en  dehors  de  gebraucht,  in 
par  dehors  dient  dagegen  par  zur  Modifikation  der  Bewegung:  il  passa 
par  dehors  la  ville  (Acad.).  —  Bildlich  wird  hors  auf  alles  das  be- 
zogen, von  dem  man  frei  oder  dessen  mau  selbst  beraubt  ist:  etre  hors 
d'embarras,  de  difficulte,  de  danger,  de  peril,  de  soup(;on,  —  d'haleine,  de 
cadence,  de  soi-meme,  mettre  hors  la  loi  u.  s.  w.,  auch  über  dessen. 
Mass  eine  Sache  hinaus  ist:  hors  de  proportion,  de  prix,  de  com- 
paraison  etc.,  vgl.  praeter  modum.  —  Von  der  Zeit:  Cela  est  hors  de 
Saison.     Nous  voilä  hors  de  l'hiver  (Acad.). 

üebertragen  werden  alle  diese  Präpositionen  im  Sinne  des  lateinischen 
doppelsinnigen  praeter,  ausser,  verwendet,  doch  verhält  sich  hier  outre 
entgegengesetzt  dem  hors:  outre  bezieht  sich  auf  das,  was  noch  hinzu- 
kommend, hors  auf  das,  was  ausgeschlossen,  ausgenommen  ge- 
dacht   werden    soll:    Outre    la   somme    de    tant,   il  a  re^u  encore    tant 


§  140.     Aechte  Präpositionen.     Raum,.  421 

(AcAD.).  —  Hors  le  tröiie  et  la  mort,  il  doit  tout  dedaijrner  (Corneille). 
Hors  moi,  il  n'y  a  qiie  lui  seul  de  tolerant  depuis  que  j'existe  (J.-J.  Rocs- 
sead).  Hors  steht  hier  immer  mit  dem  Akkusativ;  so  findet  sich  ver- 
einzelt auch  das  alte  fors:  Ils  sout  tous  uiorts,  fors  deux  ou  trois 
(AcAü.),  wirklich  im  Gebrauche  eigentlich  nur  noch  in  dem  angeblich 
von  Franz  I.  nach  der  Schlacht  bei  Pavia  gethaiien  Ausspruch:  Tout  est 
perdu  fors  Thonneur. 

Die  übrigen  oben  angeführten  Formen  vsirken  meist  ausschliessend: 
„Personne  n'entre."  Hormis  les  delateurs  (Ponsard).  —  Ils  ont  tous 
peri,  excepte  cinq  ou  six  hommes  (Acad.).  —  Cette  litterature  .  .  bien 
qu'elle  eüt  dejä  perdu  tous  ses  grands  hommes,  sauf  Buflbu  (Villemain).  — 
A  part  quelques  auteurs  favoris,  j'ai  renouce  ä  tous  les  livres  (Acad.); 
fam,:  ä  part  moi,  soi,  lui,  heimlich  bei  mir  seilest,  für  mich  etc.  —  Je 
ne  savais  pas  que  .  .  moins  la  malediction  paternelle  nous  nous  trou- 
vions  juste  daus  la  nieme  position  (Dcmas). 

vers,  envers,  devers  und  contre  haben  die  räumliche  Bedeutung  einer 
Richtung. 

vers,  wärts,  bezeichnet  wie  versus  die  Richtung  nach  einem 
Zielpunkte:  11  [sc.  Goethe]  dit  en  se  tournant  vers  sa  servante: 
„Approchez  la  chandelle."  (Fourniek)  Tournez-vous  vers  moi.  Levez 
les  yeux  vers  le  ciel  (Acad.);  bisweilen  mit  Bezugnahme  auf  die  Er- 
reichung des  Zielpunktes:  Retournez  vers  monsieur  (Delavigne). 
Envoye  vers  (d.  i.  aupres  de)  tel  prince  d'Allemagne  (Acad.);  bildlich; 
D'uue  aspiration  .  .  vers  un  meilleur  ordre  de  gouvernement  (Lamartine). 
Auf  die  Zeit  bezogen  bezeichnet  es  unbestimmte  Annäherung,  wie 
das  adverbiale  environ:  Vers  la  fin  du  quatorzieme  siecle  (Lemare). 
Vers  la  mauvaise  Saison  (Chateaübk.).  Cela  arriva  vers  l'annee  1500, 
Vers  les  quatre  heures  (Acad.). 

In  übertragener  Bedeutung  kommt  es  von  freundlicher  und  feind- 
licher Beziehung  nur  im  Altfranzösischen  vor;  das  Neufranzösische  er- 
setzt es  in  dieser  Bedeutung  durch  envers,  welches  umgekehrt  im  Alt- 
französischen auch  die  jetzt  verlorene  räumliche  Bedeutung  des  vers 
hatte:  La  royaute  est  un  minislere  de  religion  envers  Dieu,  de  justice 
envers  les  peuples,  de  charite  envers  les  miserables,  de  severite  envers 
les  mechants,  de  tendresse  envers  les  bons  (Flechier).  Tu  es  uu  traitre 
envers  moi,  un  lache  envers  eile  (V.  Hugo).  H  avait  ete  ingrat  en- 
vers eile  (G.  Sand).  Envers  et  contre  tous,  je  protege  Dorante  (Piron). 
Servir,  aider,  defendre  quelqu'un,  soutenir  quelque  chose  envers  et  contre 
tous  (Acad.). 

devers,  veraltend,  ist  ein  verstärktes  vers  mit  räumlicher  Be 
deutung:  Devers  Paris  je  lu'en  revins  ä  pied  (Voltaire);  dann  auch  im 
Sinne  unbestimmter  Nähe:  II  entendit,  devers  le  bois  voisin,  Bruit 
de  chevaux  et  grand  cliquetis  d'armes  (Voltaire).  11  demeure  en  Lan- 
guedoc,  devers  Montpellier  (Acad.).  —  Par-devers,  par  devers  bezeichnet 
den  Bezirk  oder  Besitz:  Pierre  de  Bourges,  le  tavernier  par-devers 
les  lunoceuts  (Dlmas).    Retenir  des  papiers  par-devers  soi  (Acad.), 

contre  ward  ursprünglich  vom  Gegenüberstehen  und  -gekehrt 
sein  im  Räume  gebraucht  (so  im  Altfranzüsischen  auch  das  Kompositum 
encontre),  jetzt  mehr  von  der  Nähe  überhaupt:  Sa  maison  est  contre 
la  mienne.    J'etais  assis  contre  le  mur.    Ce  champ  est  contre  le  bois; 


422     Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

doch  auch:  donner  de  la  tele  contra  la  muraille,  attacher  contre  la 
muraille  (äcad.).  On  la  voit .  .  Contre  son  sein  bercer  une  ombre  vaine 
(Mme  Desbordes-Valmobe).  —  Im  Altfranzösischen  ward  es  auch  von 
der  Zeit  in  der  Bedeutung  gegen  (vers,  environ)  gebraucht. 

In  ethischer  Beziehung  wird  es  bei  der  Vergleichung  ungleicher 
Gegenstände  gebraucht:  Beaucoup  de  billets  blancs  contre  un  billet  noir. 
II  y  a  dix  hommes  qui  mangent  le  revenu  des  terres  contre  un  laboureur 
(MoNTESQciEü).  Vgl.  lat.  Non  carus  est  auro  contra  (Plaut.,  Epid. 
3,  3,  30);  bei  den  Begriffen  des  Tausches,  wie  changer,  echanger, 
troquer  etc.:  II  a  troque  son  cheval  contre  un  tableau  (Acad.).  Lat. 
Contra  auro  vendere  operam  (Plaut.,  Mil.  4,  2,  84);  endlich  zum  Aus- 
druck der  Nichtübereinstimmung  und  Feindschaft:  II  est  sorti  de 
bonne  heure  contre  sa  coutume.  Cela  est  contre  l'usage,  contre  le 
bon  sens  (Acad.).  Vgl.  lat.  contra  naturam,  opinionem.  —  Que  Rome 
se  declare  ou  pour  ou  contre  nous  (Coeneille),  Ils  combattirent  Tun 
contre  lautre  (Acad.). 
8.  eutre  und  parmi  werden  in  verschiedenem  Sinne  auf  die  Mitte  bezogen; 
entre  eigentlich  auf  die  Mitte  zwischen  zwei  Gegenständen,  parmi 
ursprünglich  auf  die  Mitte  eines  Gegenstandes. 

entre,  zwischen,  dem  lateinischen  inter  analog,  geht  entweder 
auf  den  Zwischenraum  in  voller  Ausdehnung:  La  distance  qu'il  y  a 
entre  les  deux  pöIes  (Acad.),  oder  auf  einen  Punkt,  der  innerhalb 
zweier  Gegenstände  liegt:  Etampes  est  entre  Paris  et  Orleans  (Acad.): 
bildlich:  Tenir  le  milieu  entre  deux  choses;  le  gris  est  entre  le  blanc 
et  le  noir  (Acad.).  Daher  auch  vom  Fassen  und  Halten  mit  beiden 
Händen:  Tenir  un  enfant  entre  ses  bras  (Acad.).  Cet  ecrit  est  demeure 
entre  mes  mains  (Ead.);  in  freierer  Anwendung  gleich  dem  lateinischen 
intra:  Mettre  quelqu'un  entre  quatre  muraiiles  (Ead.).  Vgl.  lat.  Intra 
parietes  meos  (Cic,  Att.  3,  10). 

Hiermit  hängt  der  Gebrauch  des  entre  (auch  d'entre,  s.  S.  403  und 
§  183)  im  partitiven  Sinne  zusammen;  man  betrachtet  etwas  als  in- 
mitten einer  Mehrheit  liegend:  Entre  toutes  les  merveilles  de  la  nature 
11  n'en  est  point  de  plus  admirables  (Acad.);  vgl.  lat.  Aliquem  inter  sicarios 
accusare  (Cic,  Rose.  A.  32);  darum  steht  es  bei  den  Verben  des  Wähle ns 
und  Vertheilens,  wie  choisir,  balancer  etc.,  distribuer,  partager,  repartir, 
faire  la  distribution,  le  partage,  la  repartition  entre  plusieurs  personnes, 
ferner  bei  den  ßegrifl'en  der  Gemeinschaft,  Aehnlichkeit  und  Ver- 
schiedenheit zwischen  Gegenständen:  Qu'y  a-t-il  de  commun  entre 
nous?  Les  historiens  difi'erent  entre  eux  sur  ce  point  (Acad.).  Sans  etre 
ressemblants  ni  contraires  entre  eux  (Delille),  dem  Lateinischen  analog; 
endlich  von  allen  wechselseitigen  Beziehungen  zwischen  Personen  und 
Sachen:  11  y  a  proces,  querelle,  intelligence  entre  ces  deux  hommes.  Ils  ne 
se  marient  qu'entre  eux.  Ils  s'aident  entre  eux  (Acad.),  vgl.  S.  176; 
daher  auch  scheinbar  überflüssig:  Entre  Seneque  et  vous  disputez-vous 
la  gloire  A  qui  m'efl'acera  plus  tot  de  sa  memoire?  (Racise),  and  mit  ab 
schliessender  Begrenzung:    Soit  dit  entre  nous  (Acad.). 

Auf  die  Zeitsphäre  übertragen,  wird  entre  auf  eine  Zeitlinie  zwischen 
zwei  Grenzpunkten:  II  y  a  tant  d'annees  entre  ces  deux  evenements 
(Acad.),  und  auf  einen  Zeitpunkt,  der  innerhalb  derselben  fällt:  Je 
serai  chez  vous  entre  onze  heures  et  midi  (Acad.),  bezogen. 


§  141.     Aechte  Präpositionen.     Zeit.     Raum  und  Zeit.  423 

parmi,  eigentlich  durch  die  Mitte  eines  Gegenstandes,  und  so 
im  Altfranzösischen  gebräuchlich,  wird  ähnlich  noch  von  Neueren  ver- 
wendet, wie  in:  paruii  la  plaine  (La  Fontaine).  Assieds-toi  parmi 
Iherbe  fleurie  (A.  Chenier),  und  bildlich  bei  Abstrakten:  Parmi  une 
teile  agitation  (Bossl-et).  Parmi  son  tiouble  (Saint-Simon),  doch  haupt- 
sächlich beim  Plural  oder  bei  einem  Kollektivum  gebraucht  von  dem, 
was  sich  inmitten  oder  unter  mehreren  Gegenständen  befindet:  II  se 
niela  parmi  eux.  J'ai  trouve  un  papier  parmi  mes  livres;  parmi  le 
peuple  (Acad.);  auch  dem  chez  in  seinem  ausgedehnteren  Gebrauche 
entsprechend:  Sejournez-vous  long-temps  parmi  les  Bordelais?  (Delavigne) 
Une  juste  priere  Parmi  les  gens  d'honneur  ne  se  refuse  guere  (Scarron). 
Son  röle  de  prince  parmi  les  democrates,  et  de  democrate  parmi  les 
princes  (Lamartine);  so  wie  von  den  Umständen,  unter  denen  etwas 
eintritt:  Parmi  les  cris  du  sang  Tamour  en  vain  murmure  (De  Belloy). 
Vgl.  Silent  ieges  int  er  arma  (Cic,  Mil.  4). 

I4L      H.  Präpositionen,  welche  sich  a)  nur  auf  die  Zeit    und  b)  vorzugsweise 
auf  Raum  und  Zeit  beziehen. 

a)  dnrant  und  pendant  sind  unter  den  ächten  die  einzigen  dieser  Art; 
beide  gehen  auf  die  Zeitdauer  oder  die  Zeit,  wo  etwas  dauert  (dauernd^ 
schwebend),  und  beide  können  auf  die  Zeitlinie  wie  auf  einen  Zeit- 
punkt innerhalb  derselben  bezogen  werden:  Annibal  victorieux  durant 
seize  ans  est  vainement  rappele  et  ne  peut  defendre  sa  patrie  (Bosscet). 
Durant  toute  sa  vie;  durant  l'hiver  (Acad.).  Pendant  la  guerre 
maritime  avec  PAngleterre,  la  marine  fran^aise  avait  ete  presque  entiere- 
ment  ruinee  (Mignet).  On  travaille  pendant  la  nuit  ä  un  pont,  sur 
lequel  toute  Tarmee  passe  la  riviere,  le  28,  ä  la  pointe  du  jour  (Berthier). 
Pendant  Fhiver;  pendant  votre  sejour  (Acad.).  Die  participiale  Natur 
von  durant  tritt  noch  in  seiner  Stellung  nach  dem  Substantiv  hervor: 
On  vous  parle  une  heure  durant  (Moliere).  Ses  lettres  sont  toujours, 
deux  mois  durant,  Tornement  de  toutes  les  poches  (Sevigne).  Elle  aura 
cette  fortune  sa  vie  durant  (Littre). 
b)  1.  depuis  und  des,  von,  seit,  bezeichnen  die  Entfernung  von  einem 
Punkte  ab;  depuis  schliesst  den  Punkt  selbst  aus,  des  schliesst 
ihn  ein. 

depuis,  im  Altfranzösischen  auch  das  einfache  puis,  auf  den 
Raum  bezogen,  von  .  .  ab,  hat  seinen  entgegengesetzten  Grenzpunkt 
mit  jusquä  angeknüpft:  La  France  s'etend  .  .  depuis  le  Rhin  jusqu'ä 
rOcean  (Acad.);  übertragen  auf  eine  Reihenfolge:  Je  les  ai  vus 
depuis  le  premier  jusquau  dernier  (Acad.);  ebenso  mit  Bezug  auf  die 
Zeit:  Je  vous  attendrai  depuis  cinq  heures  jusqu'ä  six.  Je  ne  Tai 
point  vu  depuis  son  retour  (Acad.).  Hier  wird  auch  die  verflossene 
Zeit  selbst  mit  depuis  verbunden,  welche  dadurch  von  ihrem  An- 
fangspunkte ab  entweder  eingeschlossen:  Depuis  six  mois  je 
roule  ce  prqjet  dans  ma  tete;  oder  ausgeschlossen  wird;  Depuis 
quelle  epoque  est-il  parti?  II  est  arrive  depuis  peu  de  temps  (Acad.). 
des,  eigentlich  von  .  .  aus,  von  .  .  an,  im  Altfranzösischen  auch 
statt  depuis  verwendet,  wird  meist  vorzugsweise  mit  Bezug  auf  den  Aus- 
gangspunkt gebraucht,  so  dass  der  Weg  von  da  ab  für  die  Vorstellung 
zurücktritt;  so  besonders  von  der  Zeit. 


424     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

Auf  den  Raum  bezogen  ist  es  selten-.  Des  Orleans;  des  sa  source 
(AcAD.);  bei  Ortsbestimmungen  auch  im  Sinne  von  ä  partir  de: 
Vous  savez  qu'il  tomba  malade  des  Amboise  (Mme  de  Maintenon).  Ce  grand 
sacrilice  etait  dejä  commence  des  Smolensk;  Rostopcbine  l'acheva 
(Segur);  —  a\if  die  Zeit  häufig:  La  faveur  .  .  qu'il  avait  si  particuliere- 
ment  eprouvee  des  l'enfance  (Villemain).  J'y  travaillerai  des  la  semaine 
prochaine  (Acad.).  Les  bergers  des  longtemps  ont  rentre  leurs  troupeaux 
(Mme  de  Gibardin).  —  Une  chaire  d'histoire  et  de  droit  public  creee 
des  1780  (Villemain).  II  annon(jait  des  lors  (eigentlich  Substantiv)  ce 
qu'il  serait  un  jour  (Acad.).  In  einer  folgernden  Bedeutung  steht  es 
mit  dem  Adverb  lä:  C'est  votre  pere,  et  des  lä  vous  lui  devez  du  respect 
(Acad.)  (nur  noch  selten). 
2.  ayant  und  apres  (afr.  auch  empres),  ursprünglich  als  vor  und  nach 
(hinter)  einander  entgegengesetzt,  gleich  ante  und  pone  (auch  secun- 
dum),  entziehen  sich  zum  Theil  ihrer  räumlichen  Grundbedeutung. 

avant  (in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  Stamm  von  avancer) 
■wird  in  räumlicher  Beziehung  nur  noch  von  der  Priorität  in  der 
Reihenfolge  gebraucht:  II  faudrait  mettre  les  histoires  generales  avant 
les  histoires  particulieres  (Acad.),  in  dem  Sinne  von  voran,  voraus, 
vorwärts  ist  es  als  Adverb  allein  (gew.  durch  si,  bien,  trop,  plus,  assez, 
fort  verstärkt)  und  in  Verbindung  mit  en  üblich.  En  avant  wird  auch 
als  unächte  Präposition  verwendet:  II  marchait  en  avant  du  roi  (Acad.). 

Mit  Bezug  auf  die  Zeit  bezeichnet  es  Priorität,  wie  ante:  Les 
hommes  qui  ont  ete  avant  nous  (Acad.).  Avant  le  canon  c'etait  une 
ville  de  guerre  (Picard). 

Beide  Bedeutungen  vermitteln  die  des  Vorranges,  wie  in  avant 
tout,  avant  toutes  choses;  vgl.  lat.  ante  alios,  ante  omnes,  ante  omnia  — 
dulces  ante  omnia  Musae  (Virg.). 

apres,  räumlich,  bezeichnet  nach  (hinter):  Apres  le  parterre 
est  un  boulingrin,  et  apres  le  boulingrin  une  grande  piece  d'eau  (Acad.); 
so  noch  entschiedener  in:  fermer,  jeter,  tirer  la  porte  apres  sei,  hinter 
sich  zumachen;  und  bei  den  Verben  der  Bewegung:  courir,  envoyer, 
s'elancer,  faire  voile  apres  quelqu'un,  nachlaufen  etc.,  wie  bei  aboyer, 
crier,  jurer,  murmurer,  nachbellen  etc.,  dann  bei  den  Verben  des  Ver- 
langens, Erwartens,  Forschens  etc.:  etre  acharne,  attendre,  s'im- 
patienter,  languir,  soupirer  apres  quelqu'un,  auch  von  eifriger  Be- 
schäftigung im  guten  und  bösen  Sinne,  hinterher  sein:  Cette  mere 
est  toujours  apres  ses  enfants  (Acad.). 

Mit  Bezug  auf  die  Zeit  bedeutet  es  die  Folge:  II  est  arrive  apres 
I'heure  indiquee.  Tibere  fut  empereur  apres  Auguste  (Acad.),  gleich 
lat.  po8t. 

Daraus  ergiebt  sich  die  Bedeutung  der  Unterordnung  in  der 
Reihenfolge:  Apres  I'or  et  le  platine  l'argent  est  le  plus  eher  des  metaux 
(Acad.),  ebenso  aber  auch  die  der  Folge  oder  Gemässheit:  Apres  cela 
on  doit  s'attendre  ä  tout  (Acad,),  wie  bei  secundum,  zufolge. 

142.     III.  Präpositionen,    welche  zum   Ausdruck   räumlicher,    zeit- 
licher und  ethischer  Beziehungen  dienen. 

1.    avec  und  saus,  mit  und  ohne,  gehen  nicht  unmittelbar  auf  Raumverhält- 
nisse   zurück;    avec    drückt     besonders     Gemeinschaftlichkeit    der 


§  142.     Aechte  Präpositionen.     Baum,  Zeit  und  ethische  Beziehungen.     425 

Thätigkeit    aus,    sans    dagegen    das     Ausgescblossensein     eines 
Gegenstandes  von  einer  Thäti;^keit. 

avec  -wird  in  räumlicher  Beziehung,  welche  jeiioch  mehr  oder 
minder  zurücktritt,  vom  Zusammensein  und  der  Gemeinschaft  und 
damit  von  den  mannigfaltigsten  Beziehungen  der  Menschen  und  Dinge 
zu  einander  gebraucht,  wie  das  lateinische  cum:  II  partit  avec  dix  mille 
hommes  (Acad.).  Si  j'allais  ressortir  avec  des  cheveux  blancs  (V.  Hdgo). 
Oü  va-t-elle,  avec  une  si  brillante  parure?  (Acad.)  II  s'est  marie  avec 
eile  (Ead.).  L'equitation  est  intimement  liee  avec  l'education  (Ghkrbcliez). 
Ne  confondons  pas  Tindetermine  avec  riulini  (Id.);  von  freundlichem 
und  feindlichem  Verkehre:  Je  me  concerterai  avec  vous.  II  s'est 
battu  avec  un  tel  (Acad.);  wie  im  Lateinischen  consontire,  aber  auch 
pugnare,  bellum  gerere,  discrepare,  diiferre,  dissentire  cum  aliquo,  obwohl 
das  Französische  bei  den  Begrirten  der  Scheidung  und  Unterschei- 
dung d'avec  zu  gebrauchen  ptiegt:  Separer  l'or  d'avec  l'argent.  Distiu- 
guer  la  fausse  monnaie  (.ravec  la  boune  (Acad.).  Daher  kann  avec  in 
Bezug  auf  Menschen  iäberhaupt  bei,  d.  i.  im  Verkehre  mit,  bedeuten: 
Avec  Desroches,  tu  dois  etre  fait  ä  ces  manieres  (Picard),    Man  vgl.  chez. 

Auf  die  Zeit  wird  es  häufig  bezogen,  wobei  der  Gegenstand  als  zeit- 
lich mitbethätigt  gedacht  wird:  Naitre  avec  le  printemps,  mourir  avec 
les  roses  .  .  Voilä,  du  papillon  le  destiu  enchante  (Lamartine).  Avec 
notre  existence,  De  la  femme  pour  uous  le  devoüment  commence  (Le- 
goüve).  Avec  le  temps,  c'est-ä-dire  par  la  suite  des  temps  (LiTXRi;). 
Vgl.  lat.  cum  primo  sole,  cum  prima  luce. 

Uebertragen  wird  avec  auf  den  Stoff,  woraus  etwas  gemacht  wird: 
carreler  avec  de  la  brique;  bätir  avec  du  bois  (Acad.);  auf  das  Mittel 
und  Werkzeug:  Avec  de  l'argent  je  l'obtiendrai  (Acad.).  Napoleon., 
protegea ,  .  le  passage  avec  son  artillerie  (Segur).  —  II  ne  marche 
encore  qu'avec  des  bequilles.  Prenoz  cette  ordure  avec  les  pincettes 
(Acad.);  auf  die  Art  und  Weise,  als  auf  einen  begleitenden  Umstand, 
so  besonders  bei  abstrakten  Hauptwörtern:  Quand  on  aime  avec  crainte, 
on  aime  avec  exces  (Dklavigne).  \'gl.  lat.  Magna  cum  cura  et  diligentia 
scripsit  (Crc,  Inv.  1,  39).  Quod  cum  spe  magna  sis  ingressus  id  non 
exsequi  (Rab.  P.  2);  endlich  auch  von  einem  begleitenden  Umstände  in 
adversativem  Sinne,  bei,  trotz:  On  est  etonne  qu'avec  tout  son 
esprit  il  fasse  de  pareilles  sottises  (Acad.). 

Sans  hebt  den  Begriff  der  Gemeinschaft  der  Thätigkeit  auf:  Le 
roi  marche  incertain  Sans  escorte  et  sans  guido  (Voltairb).  Die  Ab- 
wesenheit der  Mitwirkung  kann  aus  dem  Zusammenhange  als  Motiv  oder 
als  negative  Bedingung  erscheinen:  Sans  argent,  que  pouvais-je  faire? 
Sans  cet  obstacle,  nous  aurions  reussi  (Acad.).  In  sans  cesse,  sans 
fa^on,  Sans  ceremonie  kann  man  negative  Adverbien  der  Art  und  Weise 
ersetzt  sehen. 
2.  en  und  daos  (dedaus).  Beide  liedeuten  ursprünglich  das  Sein  im 
Innern  eines  Gegenstandes,  jedoch  mit  dem  Unterschiede,  dass  en, 
wie  das  lateinische  in,  nicht  die  entschiedene  Bedeutung  einer  Umschliessung 
und  EinSchliessung  nach  allen  Seiten  fordert,  während  dans  seiner  Ab- 
stammung nach  (de  intus)  eine  vollständigere  Umschliessung  und  eine 
engere  Beziehung  zu  dem  Innern  des  Gegenstandes  hat.  Das  jüngere 
dans    hat    in    neuerer  Zeit    sich    über  seine  ursprünglich  engere  Sphäre 


426     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Ahschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

hinaus  erstreckt,  und  gegenwärtig  unterscheiden  sich  en  und  dans  vorzugs- 
weise dadurch,  dass  dans  sich  mehr  auf  das  Sein  innerhalb  bestimmter 
Gegenstände  bezieht,  weshalb  nach  en  selten  der  Artikel  angetroffen  wird. 

Indessen  ist  dieser  Unterschied  hinsichtlich  der  Bedeutung  der  Prä- 
positionen kein  wesentlicher:  beide  tauschen  oft  ihre  Stelle  mit  ein- 
ander, auch  wenn  der  Gegenstand  seinem  Umfange  nach  näher  bestimmt 
ist.  Denn  während  en,  freilich  ohne  einen  ersichtlichen  Grund,  den 
Artikel  vor  dem  Hauptworte  meist  nur  dann  erträgt,  wenn  der  Vokal  des- 
selben elidirt  ist  (en  l'etat,  en  Fabsence,  en  l'horrible  Situation,  en  Tair, 
en  l'honneur),  so  steht  es  auch  häufig  vor  un  und  attributiven  Fürwörtern, 
gerade  wie  dans:  Dans  ce  siecle  coupable  (De  Belloy).  ün  bon  mot  en 
ce  siecle  (De  Bernis),  L'homme  intrepide  . .  Tient  toujours  . .  la  fortune 
en  ses  mains  (Blin  de  Sainmore).  Portant  dans  ses  mains  le  destin  des 
etats  (Saürin).  Auch  steht  der  bestimmte  Artikel  ohne  Elision  noch  vor 
einigen  Substantiven,  wie:  en  la  chambre  du  conseil,  des  comptes,  en  la 
presence  de  Dieu,  se  confier  en  la  Providence.  Das  Altfranzösische 
duldete  den  Artikel  nach  en  wie  nach  dans^  knüpfte  aber  entschiedenere 
Begriffsunterschiede  an  die  Präpositionen. 

en  steht  räumlich  sowohl  vom  Innern  des  kubisch  bestimmten 
Raumes  als  der  Fläche  in  allgemeinster  Weise,  entspricht  daher  dem 
In,  An,  Auf,  Nach,  Zu  etc.,  auf  die  Fragen  Wo?  und  Wohin?: 
Etre  en  pleine  mer;  loger  en  chambre  garnie;  avoir  de  l'argent  en  poche; 
etre  en  France;  rester  en  place;  etre  en  croix;  avoir  le  casque  en  tele; 
etre  bien  en  seile;  etre  arme  de  pied  en  cap  etc.;  —  mettre  quelqu'un 
enprison;  monter  en  voiture;  se  mettre  en  chemin;  passer  en  Espagne; 
voltiger  de  fleur  en  fleur;  donner  du  nez  en  terre  etc.  Bei  Städte- 
namen kann  en  nicht  mehr  gebraucht  werden,  wie  noch  im  17.  Jahr- 
hunderte, sondern  nur  dans;  dagegen  steht  bei  den  Namen  von  Ländern 
und  Provinzen  gewöhnlich  en,  aber  auch  dans.  Vgl.  über  ä  S.  406.  — 
Mit  Artikel  und  Fürwörtern:  President  en  la  chambre  des  comptes  (Acad.). 
Pourquoi  m'entrainiez-vous  en  un  piege  homicide?  (J.  Chenier)  Et  tu 
t'es  retire  en  cette  ville  (Beaumarchais).  —  Der  Begriff  der  Um- 
schliessung  wird  namentlich  auf  Kleidung  und  Umhüllung  über- 
tragen: etre  en  veste,  en  chemise,  en  manteau,  en  bottes,  en  armes,  en 
deuil,  en  blanc  etc.  Lat.  in  veste  domestica,  in  crepidis,  in  armis,  in 
vinculis;  dann  auf  äussere  und  innere  Zustände  aller  Art:  etre  en 
colere,  en  crainte,  en  paix,  en  repos,  en  liberte,  en  guerre  etc.;  auch 
wird  ein  nur  begleitender  Gegenstand  oder  eine  Person  als  das  um- 
fassende behandelt:  la  vigne  e  n  fleurs;  nn  enfant  en  nourrice.  Ferner 
steht  en  bei  der  Person,  weicher  eine  Eigenschaft  oder  Thätig- 
keit  als  innewohnend  betrachtet  wird:  Si  vous  ne  reconnaissez  pas  en 
moi  Tami  de  votre  frere  (Scribe).  Tout  folätrait  en  eile  (Lamartine); 
oder  in  deren  Macht  etwas  liegt:  II  n'est  pas  en  moi  de  le  faire 
(ÄCAD.).  —  Mit  dem  Begriff  der  Richtung  auf  etwas  hängt  es  zusammen, 
dass  die  Begriffe  des  Glaubens,  Vertrauens  und  Hoffens  an  und  auf 
etwas  en  zu  sich  nehmen:  croire  en  Dieu,  avoir,  prendre  confiance,  se 
confier,  esperer  en  quelqu'un  etc. 

Auf  die  Zeit  bezogen,  giebt  en  entweder  den  Zeitraum  über- 
haupt an,  in  den  etwas  fällt:  Son  pere  .  .  fut  nomme  par  Buffon,  en  1745, 
jardinier    en    chef   du  Jardin  du  Roi  (Cdvier).     En  ces  temps  la  France 


§  142.     Aechte  Präpositionen.     Raitin,  Zeit  und  ethische  Beziehungen.      427 

eilt  des  victimes  (V.  Ilcfio);  oder  den  erfüllten  Zeitraum:  Gagne-t-on 
en  un  an  iin  million  Sans  crime?  (Regnard)  Une  royaute  .  .  Desarmee 
en  un  an  (Ponsard).  Lat.  Neque  in  tam  multis  annis  .  .  funus  vidit 
(Nep.  21,  2.);  oder  den  Endpunkt  eines  Zeitraumes:  d'aujourd'hui 
en  huit,  en  quinze  (Acad.).  In:  de  jour  en  jour,  de  temps  en  temps 
oder  k  autre  wird  der  Zielpunkt  auf  der  Zeitlinie  augegeben. 

üebertragen  wird  en  auf  die  Vorstellung  des  Mittels:  se  ruiner  en 
folles  depenses;  s'epuiser  en  efibrts  inutiles;  expliquer  une  chose  en  deux 
mots  etc.;  auf  die  des  Stoffes  und  Inhalts:  Sa  demeure  etait  en  bois 
de  sapin  (Mme  Göttin).  Sa  fortune  consiste  en  rentes  sur  l'Etat.  Une 
inscription  en  caracteres  grecs;  une  comedie  en  vers,  en  prose;  il 
possedait  tant  en  argent,  en  billets  (Acad.).  Daher  hei  den  Begriffen  der 
Fülle  und  des  Mangels  an  etwas:  abonder,  riche,  fertile,  sterile  enetc; 
und  in  Bezug  auf  den  Stoff  als  Gegenstand  der  Bearbeitung  und 
Verarbeitung:  Ses  manufactures  .  .  en  or  et  en  argent  (Mignet). 
Tourneur  en  bois;  ouvrier  en  soie  (Acad.). 

Vom  Zwecke  und  der  Bestimmung  zu  etwas  steht  es,  wie  in: 
mettre  en  gage,  livreren  proie,  donner  en  otage,  etablir  en  principe,  en 
l'honneur  des  Saints  etc.  Rien  ne  me  vient  en  aide  (Scribe).  Vgl.  lat. 
Pecuniam  in  Stipendium  pendere  (Liv.  33,  46.).  In  honorem  Junonis 
(Hör.).  Quorum  in  gratiam  Saguntum  deleverat  (Liv.  28,  39);  daher 
überhaupt  bei  den  faktitiven  Begriffen  desMachens  und  Verwandeins 
in  etwas:  mettre,  changer,  transformer  en  qch.;  wie  im  Lateinischen: 
Mutare  in  deforme  animal  (Ovid).  In  soUicitudinem  versa  fiducia  est 
(CüKT.  3,  8,  20);  und  bei  den  Begriffen  der  Theilung:  partager,  diviser 
en  etc.;  wie  im  Lateinischen:    dividere,  describere  in  (c.  Acc). 

Ebenso  dient  en  zum  Ausdruck  der  Angemessenheit  und  Ge- 
mässLeit  in  Ausdrücken  wie  en  conscience,  en  apparence,  en  vertu,  en 
bonne  philosophie,  en  verite.  Lat.  praeclara  classis  in  speciem  (Cic, 
Verr.  5,  33).  Dahin  gehört  auch  das  gleichstellende  en  in  dem  Sinne 
des  deutschen  als:  Je  pense  en  citoyen,  j'agis  en  empereur  (Voltaire). 
Vivre  en  honnete  homme  (Boursaclt).  Un  general  en  chef;  une  fenetre 
en  ogive.     Vgl.  im  späteren  Latein:  jacens  in  mortuum  (Apcl.,  Met.  4). 

Oft  ist  darum  en  nichts  als  Ausdruck  der  Art  und  Weise:  en  häte, 
en  grande  häte  (wie  avec  häte,  ä  la  häte),  en  vain,  en  secret,  wie  lat. 
hostilem  in  modum  etc. 

Auch  steht  es  überhaupt  zur  Bezeichnung  des  Gegenstandes,  mit 
Rücksicht  auf  welchen  oder  in  Betreff  dessen  etwas  ausgesagt  wird: 
Nous  ne  dillerons  qu'en  un  seul  point;  eile  les  surpasse  en  attraits 
(Acad.).  Etre  juge  en  peinture  (Racine);  so  bei  Adjektiven:  En  valeur 
eclatant,  en  vertus  magnifique  (Boileaü).  Lat.  Quod  .  .  in  virtute  dici 
potest  (Cic,  Leg.  1,  19). 

dans  ist  auf  dem  kausalen  und  modalen  Gebiete  weit  seltener 
anzutreffen  als  en.  Ausser  vor  Eigennamen  steht  es  nie  ohne  Artikel 
oder  ein  demonstratives  und  quantitatives  Attribut;  im  Uebrigen  ist  es 
dem  Gebrauche  des  en  analog. 

Auf  dem  räumlichen  Gebiete  entspricht  es  mit  Beziehung  auf 
Tiefe  und  Fläche,  wie  en,  dem  Wo?  und  Wohin?:  Dans  lair,  sur 
la  terre  et  les  flots  (Delille).     La  nouvelle  se  repandit  bientot  dans  le 


428     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    U.  Adv.  Satzbest. 

chäteau  et  dans  la  ville  (Barante).  Assis  dans  le  forum  (Ponsard). 
II  s'enferra  lui-meme  dans  Tepee  de  son  ennemi  (Le  Sage).  Vgl.  ruere 
in  ensem  (Val.  Flacc).  Auch  tritt  es  bei  Länder-,  Insel-  und 
Städtenamen  auf:  dans  la  France,  dans  Paris,  dans  Besannen.  Le 
prince  .  .  debarqua  dans  Rügen  (Voltaire).  Bei  Personennamen 
steht  es,  wenn  sie  statt  ihrer  Werke  gesetzt  sind,  wie  chez:  Ces  insti- 
tutious  de  liberte  qu'il  avait  etudiees  dans  Montesquieu  (Villemain). — 
Auch  wird  es  gleich  en  auf  äussere  und  innere  Zustände  und  Ver- 
hältnisse des  Subjektes  bezogen:  etre  dans  la  misere,  dans  l'opulence, 
dans  l'attente,  dans  les  larmes  etc.,  se  mettre  dans  les  afifaires,  entrer 
dans  la  magistrature  etc.  Ebenso  steht  es  vor  der  Person,  der  eine 
Eigenschaft  oder  Thätigkeit  als  inwohnend  zugeschrieben  wird:  On 
aime  dans  Desaix  jusquä  l'admiration  qui  .  .  lui  fait  quitter  Tarmee 
d'Allemagne  (Bignon).  Auch  steht  es  bei  den  Begriffen  des  Glaubens, 
Vertrauens  und  Hoffen s:  Robespierre  a  foi  dans  son  Systeme  (Pon- 
sard). Bei  den  Begriffen  des  Hervorholens  aus  einem  umschliessenden 
Raum  wird  mit  Rücksicht  auf  den  Beginn  der  Thätigkeit,  das  Eindringen, 
gewöhnlich  dans  gebraucht  (über  ä  vgl.  oben  S.  407),  so  bei  puiser, 
prendre,  manger,  boire  und  selbst  fumer  dans  une  pipe  u.  a.,  wie  lat. 
bibere  iu  auro,  in  argento;  darum  auch  bei  dem  der  Wahl  aus  einer 
Mehrzahl  oder  einer  Totalität:  Choisir  ses  .  .  ministres  dans  le  parti 
victorieux  (Migret).  J'ai  pris  une  femme  dans  une  tres  honnete  famille 
(AcAD.).  L'imagination  dans  la  meme  nature  Ne  choisit  pas  toujours  les 
traits  de  ses  tableaux  (Delille). 

In  räumlicher  Bedeutung  wurde  frülier  auch  dedans  neben  dans 
bis  ins  17.  Jahrhundert  gebraucht;  jetzt  findet  es  sich  noch  in  der  Ver- 
bindung mit  en  und  par:  en  dedans  et  en  dehors  de  la  ville;  il  passa 
par  dedans  la  ville  (Acad.), 

Auch  von  der  Zeit  wird  dans,  wie  en,  theils  zur  Angabe  eines 
Zeitraums  im  Allgemeinen  verwendet:  Dans  le  courant  de  1777,  une 
circonstance  favorable  me  conduisit  ä  Paris  (Le  Vaillant).  Ce  prince  .  . 
allait  bientot  mourir  dans  sa  trente-sixieme  annee  (Villemain),  theils  zur 
Bezeichnung  des  erfüllten  Zeitraums:  II  fait  deux  fois  plus  d'ouvrage 
que  son  frere  dans  le  meme  temps  (Acad.),  theils  zur  Angabe  des  End- 
punktes desselben:  Girondin  dejä  par  calcul,  pouvant  etre  Jacobin  dans 
un  mois  et  emigre  royaliste  dans  un  an  (Villemain).  II  arrivera  dans 
trois  jours  (Acad.);  hier  gewöhnlicher  als  das  beschränktere  en. 

In  seirier  Uebertragung  auf  andere  Gebiete  sind  die  dem  en  ent- 
sprechenden Verwendungen  seltener;  vom  Mittel:  Cette  femme  l'a  pris 
dans  ses  filets  (Acad.);  vom  Stoff  und  Inhalt:  La  vertu  des  humains 
n'est  pas  dans  leur  croyance,  Elle  est  dans  la  justice,  dans  la  bien- 
faisance  (Chesier);  vom  Zweck  und  der  Bestimmung  nach  faktitiven 
Verben:  Convertir  la  conscience  obscure  dans  une  couscience  claire  et 
distincte  (Cousin);  von  der  Angemessenheit  und  Gemässheit:  Cela 
est  vrai  dans  les  principes  de  fei  philosophe  (Acad.);  von  der  Art  und 
Weise:  Qui  fait  les  glaces  dans  la  perfection  (Picakd).  Auch  wird  es 
zu  dem  Gegenstande  gesetzt,  mit  Rücksicht  auf  welchen  etwas  aus- 
gesagt ist:  Les  bourgeois  blesses  dans  leur  respect  de  la  foi  catholique.. 
(Villemain).  Les  Turcs  .  .  superieurs  aux  Chretiens  dans  l'art  militaire 
Darü). 


§  142.     Aechte  Präpositionen.     Raum,  Zeit  und  ethische  Beziehungen.     429 

3.    par  geht  zum  Theil  über  den  Gebrauch  des  lateinischen  per  hinaus. 

In  räumlicher  Beziehung  drückt  es  die  Bewegung  aus,  welche 
sich  durch  einen  bestimmten  Raum  hin  erstreckt  und  wieder  aus  dem- 
selben hervordringt:  passer  par  la  porte,  par  Paris;  jeter  par  la  fenetre, 
oder  auch  über  einen  Raum  hin:  courir  par  monts  et  par  vaux; 
voyager  par  terre,  par  eau,  par  mer.  Mit  dem  Verlassen  der  ein- 
seitigen Richtung  wird  dann  die  Bewegung  nach  allen  möglichen 
Richtungen  oder  die  Verbreitung  innerhalb  des  begrenzten  Raumes 
durch  par  bezeichnet,  so  dass  es  selbst  mit  dem  Begriffe  des  Verweilens 
innerhalb  desselben  zusammentreten  kann:  Dejä,  par  tout  le  pays  les 
■villageois  s'attroupaient  (Villemain).  II  me  semble  .  .  qu'il  existe  par 
le  monde  un  homme  qui  devaif  otre  consulte  (Dumas).  L'autre  etait  par 
la  ville  (Regnard).  Nous  etions  par  trente  degres  de  latitude  (Acad.). 
Vgl.  lat.  Amici  tui  per  provinciam  .  .  pecunias  Ptolemaeo  regi  credide- 
runt  (Cic,  Fam.  1,  7).  Opifer  per  orbem  dicor  (Ov.,  Met.  1,  521).  In 
tomber,  jeter  par  terre  (eig.  die  Erde  entlang)  ist  natürlich  eine  andere 
Grundanschauung  als  in  jeter  k  terre,  contre  terre. 

Von  der  Zeit  gebraucht,  bezeichnet  es  das  Sicherstrecken  durch 
einen  Zeitraum;  jedoch  beschränkt  sich,  da  diese  Funktion  im  Neufranzö- 
sischen durch  pendant  und  durant  ersetzt  wird,  par  auf  die  Angabe  des 
Zeitraumes,  in  dessen  Dauer  ein  Umstand  fällt,  oder  einer  relativ  be- 
stimmten Zeit:  Entreprendie  un  voyage  par  ce  mauvais  temps.  Oü 
allez-vous  par  cette  pluie-Ia?  (Acad.) 

Uebertragen  wird  far  auf  zahlreiche  Beziehungen:  zunächst  auf  die 
vermittelnde  Person  als  Urheber,  dies  namentlich  beim  Passivum, 
wo  das  Lateinische  ab  verwendet  und  das  Altfranzösische  mehr  de  ge- 
brauchte. S.  oben  S.  394.  Cette  guerre  a  ete  conduite  par  un  habile 
general  (Acad.).  Un  regiment  fran^ais  leve  par  le  Duc  de  Lorraine 
(Darc).  La  Henriade  par  Voltaire;  Souvenirs  contemporains  d'histoire  et 
de  litterature  par  M.  Villemain  etc.  Lat.  Hae  insidiae  Avito  ab  Oppi- 
anico  per  Fabricios  factae  sunt  (Cic,  Cluent.  23).  In  Verbindung  mit 
einem  persönlichen  Fürworto  und  meine  wird  die  Person  hier  als  die  ohne 
fremde  Vermittelung  und  Hülfe  wirkende  gedacht:  Regnez  par  vous-meme 
(DcMAs).  Un  administratenr  est  rarement  en  etat  d'apprecier  par  lui- 
meme  des  vues  scientifiques  (Ccviek).  Lat.  Per  se  ipsum  nomen  Cae- 
ninum  impetum  facit  (Liv.  1,  10).  Per  me  tibi  obstiti  (Cic,  Cat.  1,  5). 
Die  PersoH  wird  auch  als  Mittelperson,  durch  welche  etwas  geschieht, 
bezeichnet:  Je  lui  ai  fait  dire  cela  par  un  tel  (Acad.),  oder  als  diejenige, 
welche  für  einen  Umstand  die  Vermittlung  übernimmt:  II  descendait  de 
telroipar  les  femmes  (Acad.).  Charles  d'Espagne,  etranger  par  sa  ruere, 
Pretend  au  Saint  empire  (V.  Hugo);  als  Mittel  selbst  wird  sie  angesehen: 
Le  gouverneur  rempla^a  ce  general  par  un  Fran^ais  (Daru). 

Als  vermittelnde  Sache,  Mittel  und  Werkzeug  erscheint  der 
mit  par  eingeführte  Gegenstand:  II  a  obtenu  cela  par  force,  par  adresse, 
par  l'intercession  d'un  tel  (Acad.).  Brutus  et  Cassius  briJlaieut  par 
leur  absence  (J.  Chenier).  Chaque  siecle  se  caracterise  par  sa  graude 
maladie  (J.  Michelet).  II  est  arrive  par  le  bateau  (Acad.).  A  portee 
de  suivre  par  ses  yeux  le  succes  des  affaires  (Daru).  In  diesem  Sinne 
stehen  die  Verba  commencer,  finir  mit  par,   und   die  des  Fassens  und 


430      Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

Haltens,  wenn  der  Theii  bezeichnet  wird,  vermittelst  dessen  der  Gegen- 
stand ergriffen  wird:  Prenez-le  par  le  bras  (Acad.).  II  prend  son  epee 
par  la  pointe  (V.  Hugo).  Bei  Betheuerungen  wird  der  Gegenstand 
oder  die  Person,  wobei  man  schwört,  als  der  vermittelnde  Gegenstand 
betrachtet:  Je  pretends,  par  ma  foi.  täter  votre  courage  (Dcval).  Ainsi 
que  par  Cesar,  on  jure  par  sa  mere  (Racine).  Lat.  Per  dextram  te 
istam  oro  (Cic,  Dejot.  3).  Te  per  Genium  dextranique  deosque  Penates 
obsecro  et  obtestor  (Hoe.,  Ep.  1,  7,  94).  Daher  die  Schwurformeln: 
pardieu,  parbleu.    Lat.  per  deos  immortales;  per  deos  atque  homines  etc. 

Die  Vorstellung  des  Grundes  liegt  hier  nahe:  Toute  femme  est  co- 
quette  ou  par  raffinement,  Ou  par  ambition,  ou  par  temperament  (Des- 
TocCHEs).  Daignez  uous  accorder  quelques  mots  par  faveur  (Ponsard). 
Par  craiute,  par  amonr,  par  charite  (daher  auch  donner  par  aumone), 
par  Üatterie,  par  megarde,  par  principe  u.  s.  w.,  wie  im  Lateinischen 
per  avaritiam,  per  viam,  per  imprudentiam.  Daher  die  Formel  par 
quoi  weshalb. 

Par  drückt  auch  das  vermittelnde  Mass  oder  die  Gemässheit  aus: 
II  avait  represente  le  cheval  sortant  de  terre  par  l'ordre  de  Neptune 
(Uherbüliez).  II  l'a  fait  par  mon  ordre  (Acap.);  man  vergleiche  damit: 
de  quel  ordre  faites-vous  cela?  (Ead.)  Par  une  sage  loi,  tout  differe 
entre  nous  (Fontanes).  So  steht  par  auch  bei  den  Verben  des  ür- 
theileus,  voir,  juger  par  qch.:  Faut-il  juger  les  diamants  par  la  fange 
qui  les  recouvre  (G.  Droz). 

Der  Begriff  der  Art  und  V^eise  liegt  dem  des  Grundes  sehr  nahe; 
beides  liegt  z.  B.  in:  II  ne  va  que  par  sauts  et  par  bonds  (Acad.). 
Cela  est  dit  par  jeu  (Ead.).     Vgl.  lat.  per  jocum. 

Oft  wird  par  in  distributivem  Sinne  gebraucht,  theils  wo  die 
einzelnen  Theile  (Raumgegenstände)  durch  die  Mehrzahl  bezeichnet  werden: 
couper  par  morceaux,  tomber  par  lambeaux,  poeme  divise  par  chants  etc.; 
theils  wo  der  wiederkehrend  gedachte  Gegenstand  (die  Zeit)  durch  den 
Singular  bezeichnet  ist:    deux  foires  par  an;  vingt  sous  par  jour. 

Die  Verbindung  von  de  par,  die  fast  nur  noch  im  Kanzleistile  üb- 
lich ist:  de  par  le  roi,  la  loi  et  justice,  oder  in  Nachbildungen  desselben: 
Fourier  etait  prefet  et  baron  de  par  l'Empereur;  il  etait  une  des  gloires 
de  la  France  de  par  son  propre  genie!  (Arago)  De  par  la  politique, 
les  ministres  de  Louis  XVIII  arreterent  qu'un  des  plus  savants  hommes 
de  ia  France  n'appartiendrait  pas  a  l'Academie  .  .!  (Id.),  leitet  man,  wohl 
mit  Recht,  von  lat.  de  parte  her,  auch  wo  dies  nicht  nöthig  scheint,  wie 
in:  J'ai  un  cousin  de  par  le  monde  qui  a  fait  une  grande  fortune 
(Acad.).  Vgl.  das  it.  da  -parte,  sp.  de  parte  und  besonders  das  afr.  de 
pari  der  älteren  Texte:  de  part  Deu,  de  part  le  roi  Henri  u.  a.  Doch 
deutet  das  frühe  Auftreten  von  de  par  auf  frühzeitiges  Schwinden  des 
Sprachbewusstseins  für  diesen  Zusammenhang. 

4.  ponr  hat  die  räumliche  Beziehung  des  pro  auf  die  Richtung  nach 
vorwärts,  wie  in  pro  rostris,  pro  castris,  pro  concione,  aufgegeben  und 
an  devant,  avant  abgetreten. 

Auf  die  Zeit  wird  es  nur  bezogen,  wenn  es  sich  um  eine  Bestim- 
mung für  eine  Zeitdauer  handelt:  Je  suis  votre  ami  pour  la  vie 
(ÄCAD.);    oder   für  die  Zeit  im  Allgemeinen,   in   welche  eine  Thätig- 


§  142,     Aechte  Präpositionen.     Raum,  Zeit  und  ethische  Beziehungen.      431 

keit  fällt:  L'assemblee  indiqua,  poiir  le  soir,  une  seance  extraordinaire 
(Mignet).  II  (Dumouriez)  comptait  sur  une  revolution  pour  le  jour  oü 
il  entrerait  en  Hollande  (Rkvüe  d.  d.  M.  1884).  Daher  auch:  Je  courus  sur- 
le-cbamp  ä  cette  bibliotheqiie;  et  c'est  lä  que,  pour  la  premiere  fois,  je 
lus  le  Programme  des  connaissances  exigees  des  candidats  (Aeago). 

Im  Uebrigen  hat  'pour  sich  in  übertragener  Bedeutung  dem  Lateini- 
schen im  Allgemeinen  angeschlossen,  ist  aber  auch  darüber  hinaus- 
gegangen. Es  dient  zunächst  zum  Ausdruck  der  Vertretung  als  Ver- 
wechselung, Vergeltung  und  Gleichstellung:  II  a  donne  son  cheval  pour 
mille  francs.  Faire  troc  pour  troc.  Traduire  mot  pour  mot.  Danger 
pour  danger,  il  faut  choisir  celui  qui  promet  de  la  gloire  (Acad.).  Com- 
mandant  pour  le  roi  dans  teile  province  (Ead.).  J'en  rougis  pour  la 
nation,  d.  i.  im  Namen  der  Nation.  Daher  steht  es  bei  faktitiven  und 
intransitiven  (passer)  Thätigkeitsbegriffen,  die  eine  Gleichstellung 
durch  eine  Handlung  oder  ein  Urtheil  ausdrücken,  wobei  der  Begrifi'  der 
Bestimmung  zum  Theil  hindurchscheint;  so  bei  donner,  laisser,  tenir, 
compter,  prendre,  adopter,  passer  etc.  Dieu  a  donne  pour  soutiens 
l'esperance  et  la  resignation  (Acad.).  Cette  province  avait  compte  pour 
une  Sorte  de  liberte  d'etre  loin  de  ses  maitres  (Villemain).  Pour  qui 
me  prenez-vous?  (Acad.)  So  im  Lateinischen:  esse  pro  damnato,  pro 
magistro,  pro  consule,  scire,  habere,  credere,  affirmare,  polliceri  pro 
certo  etc.     Gerere  se  pro  cive  etc. 

In  genauer  Verbindung  damit  steht  der  Begriff  des  Verhältnisses, 
■welches  als  das  der  Angemessenheit  erscheinen  kann:  Ce  cou verde 
est  assez  grand  pour  le  vase.  La  porte  est  bien  etroite  pour  une 
pareille  uiaison  (Acad.).  Lat.  Castra  metatus  latius  quam  pro  copiis 
(Liv.  36,  10).  Scaevolam  pro  dignitate  ue  laudare  quidem  quisquam 
satis  commode  potest  (Cic,  S.  Rose.  12). 

Der  Begriff  der  Bestimmung  für  etwas  und  des  Zweckes  ist  von 
•weitschichtigem  Gebrauche:  Get  homme  n'est  pas  fait  pour  le  nietier 
de  la  guerre  (Acad.).  Cette  lettre  n'est  pas  pour  lui  (Ead.).  Diese 
Präposition  steht  bei  den  Begriffen  der  Abreise  (partir,  s'embarquer, 
faire  volle,  se  mettre  en  route  etc.)  zur  Angabe  des  Bestimmungsortes: 
II  partira  dans  trois  jours  pour  la  campagne  (Acad.).  Dahin  gehören 
auch  Ausdrücke  wie:    Je  lirai  pour  moi  (für  mich  allein)  (Dümas). 

Auch  drückt  'pour  die  Bestimmung  zu  Gunsten  eines  Anderen  aus: 
Tous  les  honaetes  gens  sont  pour  vous  (Acad.).  Je  tiens  pour  vous 
contre  lui  (Ead.).  Melpomene  et  la  gloire  ont  combattu  pour  moi 
(Lebrün).     Vgl.  lat.    dimicare  pro  legibus,  pro  libertate,  pro  patria  etc. 

Jedoch  wird  pour  auch  in  ganz  allgemeiner  Weise  von  der  Bezie- 
hung (welche  oft  durch  envers  ausgedrückt  werden  könnte)  auf  eine 
Person  oder  Sache  gebraucht,  in  Verkehr  mit  denen  und  um  derentwillen 
gleichsam  etwas  in  freundlichem  oder  feindlichem  Sinne  geschieht  oder 
vorhanden  ist;  so  steht  pour  oft  nach  Substantiven  und  Adjektiven:  On 
aura  pour  Danton  une  moindre  rigueur  (Po.nsard).  Le  roi  a  ete  tres-hon 
pour  nous  (Dc.mas).  La  fidelite  pour  les  hommes  et  la  crainte  pour 
les  dieux  (Fenelon).  Sa  durefe  pour  sa  inere  (B.  de  St-Pierre).  Anders 
verhält  sich  die  Beziehung  auf  die  Person,  welche  bei  einer  Sache  als 
interessirt  gedacht  wird:    Cela  est  heureux,    iqalbeureux    pour    votre 


432    Dritt.  Th],     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbe    . 

ami  (AcAD.);  besonders,  wo  es  sich  um  das  ürtheil  der  interessirten 
PersoQ  handelt:  Criminel  pour  tont  autre,  il  ne  Test  pas  pour  moi 
(Dücis).  C'est  uu  crime  pour  eux  de  rester  ä  l'ecart  (Possard).  Noch 
lockerer  kann  die  Beziehung  werden,  -wie  dies  in  der  Formel  pour  moi, 
pour  toi,  pour  son  aflfaire,  j'en  aurai  soin  (Acad.)  u.  dgl.  der  Fall  ist, 
wo  pour  dem  lateinischen  quantum  ad  entspricht.  Vgl.  Ainsi  plus  de 
Majeste,  plus  de  Sire,  je  vous  prie  .  .  —  Cependant  le  Comte  de  Mauleon 
me  passera  bien  FAltesse.  — Non  pas:  le  Monseigneur  tout  au  plus.  ~ 
Va  donc  pour  Monseigneur  (Dumas). 

Auch  den  Grund  drückt  pour  aus  und  im  weiteren  Sinne  die  Ver- 
anlassung: II  fait  cela  pour  de  bonnes  raisons  (Acad.).  EUes  s'en 
rapporterent  ä  moi  pour  ce  partage  (Chateaubr.).  Autant  pour  les 
moyens  il  est  irresolu  (Ponsard).  So  erklären  sich  pourquoi?  c'est 
pour  cela  que;  je  n'en  dis  pas  davautage  et  pour  cause  etc.  und  die 
Betheuerungsformeln :  pour  Dieu,  pour  l'amour  de  Dieu. 
5.  sons,  dessous  und  sus,  dessns,  sur,  unter  denen  dessous,  sus  und 
dessus  im  Neufranzösischen  wenig  mehr  als  Präpositionen  gebräuchlich 
sind,  bilden  den  Gegensatz,  welchen  sub  und  super  im  Lateinischen  be- 
zeichnen. 

sous,  unter,  bezieht  den  Begriff  der  Ruhe  oder  Bewegung  auf 
einen  Gegenstand,  welcher  sich  oberhalb  eines  anderen  erstreckt 
und  ihn  unmittelbar  berührt  oder  nicht:  Sous  le  ciel.  Sous  le  toit. 
Sous  le  lit.  Sous  la  couverture.  Porter  un  paquet  sous  le  bras  (Acad.); 
auch  auf  den  Gegenstand,  welcher  einen  anderen  überragt:  Lorsque 
sous  la  coUine,  au  creux  de  la  prairie.  Je  puis  errer  (Sainte-Beuve). 
Camper,  se  retirer  sous  une  ville,  sous  les  canons  d'une  Tille  (Acad.); 
wobei  die  Vorstellung  des  Deckens  und  Schützens,  sowie  die  der  un- 
mittelbaren Nähe  mitgesetzt  werden  kann:  Pres  de  Londres,  jusque 
sous  les  murs  des  chäteaux  normands,  on  -vit  se  former  aussi  plusieurs 
troupes-  de  ces  hommes  (Thierry).  Lat.  Caesar  hostem  .  .  sub  muro 
consistere  cogit  (Caes.,  B.  C.  1,  45).  Milites  Caesaris  sub  montem  suc- 
cedunt  (ib.).  Sub  ipsos  muros  struxere  aciem  (Tag.,  H.  5,  11).  Nach 
lateinischem  Vorgange  knüpfen  sich  hieran  viele  bildliche  Ausdrücke : 
mettre  une  chose  sous  les  yeux  de  quelqu'un,  etre  sous  les  armes, 
sous  poil  noir,  sous  voiles;  regarder  quelquun  sous  le  nez;  rire  sous 
cape;  ce  cheval  est  sous  la  main  du  cocher;  —  etre  sous  clef,  sous 
les  verrous,  sous  le  scelle  u.  dgl.,  wie  im  Lateinischen  esse  sub  armis, 
sub  oculis,  sub  manus  succedere,  cadere  sub  sensum  etc.,  namentlich 
auch  mit  der  Vorstellung  einer  Einwirkung  von  obenher:  Gravir  sous 
un  feu  terrible,  des  rochers  ä  pic  (V.  Hcgo).  Etre  sous  le  feu  d'un 
bataillon  (Acad.).  Lat.  Sub  jactu  teii  esse  (Liv.  38,  10).  Enfin  je  ne 
sais  pas  un  seul  gouvernemeut  Qai  sous  le  feu  des  clubs  puisse  vi  vre 
uu  moment  (Possard). 

Von  der  Zeit  wird  es  gebraucht,  indem  ein  Zeitraum,  unter 
welchen  etwas  subsumirt  wird,  durch  die  ihn  erfüllende  Thätigkeit  oder  die 
in  ihm  thätige  Person  bezeichnet  wird:  Narbonne,  ministre  de  Louis  XVI, 
sous  l'Assemblee  legislative  (Villemain).  Cela  est  arrive  sous  tel  consul 
(Acad).  Sous  le  regne  de  Louis  XIV,  les  gens  de  lettres  etaient 
ivrognes  (Brillat  - Savarin).  Lat.  sub  proscriptione  (Nep.,  Att.  12). 
Quaedam  acciderunt  sub  eo  (Tito)  (Sdet.,  Tit.  8).     Auch  steht  sous  bei 


§  142.     Aechte  Präpositionen.     Raum,  Zeit  und  ethische  Beziehungen.        433 

der  Zeit,  nach  deren  Verlaufe  etwas  stattfinden  soll:  Je  ferai  teile  chose 
sous  peu,  sous  quinze  jours,  sous  quinzaine.  Vgl.  lat.  sub  st,  un- 
mittelbar hinter:  Euryalumque  Helymus  sequitur;  quo  deinde  sub 
ipso  Ecce  Yolat  calcemque  terit  iam  calce  Diores  (Virg.,  Aen.  5,  323), 
und  unmittelbar  nach:  Sub  haec  dicta  ad  genua  Marcelü  procubue- 
runt  (Liv.  25,  7). 

In  übertragener  Bedeutung  bezeichnet  sous  die  Unterordnung  und 
Abhängigkeit:  II  a  tant  d'hommes  sous  lui,  sous  son  commande- 
ment,  sous  son  autorite,  sous  ses  ordres,  sous  sa  direction  (Acad.). 
Ceux  qui  ont  vecu  sous  la  loi|  de  Moise  (Ead.).  Vgl.  lat.  sub  dicione 
atque  imperio  alicujus  esse;  daher  auch  logische  Subsumtion:  Cela 
est  compris  sous  la  meme  regle  (Acad.).  Auch  die  Beziehung  auf  die 
V  ermittelnde  Einwirkung  einer  Person:  Des  etudes  physiologiques, 
faites  .  .  sous  des  maitres  illustres  (Nodiek).  Cf.  Sub  Haiinibale  magi- 
stro  onines  belli  artes  edoctus  (Liv.  25,  40),  steht  hiermit  in  Verbindung. 
"Wo  es  auf  die  Ursache  bezogen  wird,  streift  es  nahe  an  die  räum- 
liche Bedeutung:    plier  sous  le  fardeau,  mourir  feous  le  bäton  etc. 

Oft  bezeichnet  es  den  begleitenden  Umstand,  wie  in  sous  un 
faux  nom,  sous  ce  titre  modeste,  sous  pre texte,  sous  ces  conditions, 
sous  cette  restriction,  sous  ce  rapport;  affirmer  sous  serment,  passer 
sous  silence,  faire  un  acte  sous  seing  prive,  plaider  sous  le  nom  de 
quelqu'un,  defendre  sous  peine  de  la  vie,  und  im  Lateinischen  sub 
specie,  titulo,  lege,  condicione,  sub  poena  mortis  denuntiare  etc. 

Dessous  ist  seit  dem  17.  Jahrhunderte  kaum  anders  als  adverbial 
im  Gebrauche;  nur  vereinzelt  noch:  J'ai  cherche  inutilement  dessus  et 
dessous  le  lit  (Acad.).  Es  findet  sich  mit  par  und  de  als  Präposition: 
Prendre  quelqu'un  par-dessous  les  bras  (Acad.).  In:  Qui  sort  de 
dessous  terre  et  demande  du  sang  (Ponsard)  geht  die  zusammen- 
gesetzte Präposition  auf  Bewegung  von  unterhalb. 

sus  war  im  Altfranzösischeii  im  räumlichen  und  ethischen  Sinne 
gebräuchlich,  wo  jetzt  sur  verwendet  wird;  im  Neufranzösischen  ist  sus 
Adverb,  wie  in  courir  sus,  und  Interjektion.  Präpositional  gebraucht  wird 
en  sus,  welches  im  Altfranzosischen  ebenfalls  auch  im  räumlichen  Sinne 
verwendet  ward,  in  der  quantitativen  Bedeutung  des  Hinausgehens  über 
ein  Massund  Hinzufügeus  zu  demselben:  II  a  touche  des  gratifications 
en  sus  de  ses  appointements.  La  moitie  en  sus  de  six  mille  francs 
est  de  trois  mille  francs  (Acad.). 

dessus  ist  gegenwärtig,  wie  dessous,  als  Präposition  von  be- 
schränkter Anwendung:  II  n'est  ni  dessus  ni  dessous  la  table  (Acad.). 
De  dessus  kommt  dem  de  dessous  analog  vor:  Otez  cela  de  dessus 
le  bullet  (Acad.).  Par-dessus  bedeutet  über  (auch  hinweg)  und  da- 
rüber hinaus:  Porter  un  manteau  par-dessus  son  habit.  Sauter 
par-dessus  les  murailles.  —  II  est  jeune,  il  est  riebe,  et  par-dessus 
tout  cela  il  est  sage  (Acad.). 

sur,  dem  lateinischen  super  und  supra  im  Ganzen  entsprechend, 
bezeichnet  im  räumlichen  Sinne  bei  den  Begriffen  der  Ruhe  und  Be- 
wegung über  und  auf,  und  wird  mit  dem  Gegenstande  verbunden, 
welcher  sich  unterhalb  eines  anderen  befindet,  den  er  unmittelbar  be- 
rührt oder  nicht.  In  dem  letzteren  Falle  kann  die  Bewegung  auf  einen 
Gegenstand  zu,  oder  über  ihn  hin,  oder  über  ihn  hinausgehen :  J'ai  devance 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  28 


434     Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung^.    II.  Adv.  Satzbest. 

sur  la  montagne  Les  premiers  rayous  du  soleil  (Sodmet).  Se  coucher 
sur  un  lit.  Monter  sur  une  echelle.  Donner  un  coup  sur  la  tete. 
Passer  la  main  sur  uue  etoffe.  Un  oiseau  qui  plane  sur  la  riviere 
(AcAP.).  Yoyez-le  plutot ,  .  levez  les  yeux  sur  lui  (Cherbdliez).  Die 
Vorstellung  der  dem  höheren  Gegenstande  zugekehrten  Fläche  wird  in 
weiterer  Ausdehnung  auf  die  Oberfläche  überhaupt  bezogen:  Ecrire 
sur  du  papier.  Peindre  sur  tolle,  sur  verre.  Graver  sur  le  cuivre. 
L'inscription  qui  est  sur  la  tombe.  Avoir  une  marque  sur  la  joue  (Acad.). 
Hiermit  hängt  zusammen:  avoir  une  chose  sur  soi  (auf,  an  d.  i.  bei 
sich  haben),  auch:  As-tu  une  arme  sur  toi?  (V.  Hugo)  und  fermer  la 
porte  sur  soi,  die  Thür  auf  sich  d.  i.  an  sich  heran,  hinter  sich  zu- 
machen: 11  sortit  lentement,  et  referma  la  porte  sur  lui  (V.  Hdgo).  So 
auch  von  einer  Rückwärtsbewegung:  Une  courbe  qui  revient  sur  elle- 
meme;  revenir  sur  ses  pas  (Acad.),  und  von  der  Bewegung  um  eine 
Achse:    La  terre  tourne  sur  elle-meme  (Ead.). 

Sur  geht  auch  auf  die  höhere  Lage  oder  Stellung  mit  Bezug- 
nahme auf  niedriger  gelegene  Gegenstände,  namentlich  Gewässer:  Les 
villes  qui  sont  sur  la  Seine,  sur  le  Rhin  (Acad.).  Dumouriez  est 
vainqueur  sur  les  bords  de  la  Meuse  (Ponsard).  So  namentlich  auch 
adnominal  bei  Städtenamen:  Chälons- sur- Marne,  Nogent-sur-Seine  etc. 
Lat.  Situs  super  flumen  (Liv.);  dann  auf  unmittelbare  Nähe,  dem 
sous  analog:  Une  abbaye  sur  la  frontiere  (Acad.).  Le  duc,  sur  la 
porte  regardant  les  deux  femmes  (Ddmas). 

Es  dient  ferner  zur  Bezeichnung  der  Richtung:  Tourner  sur  la 
droite,  sur  la  gauche.  Cet  appartement  donne  sur  le  jardin;  cet  hotel 
ouvre  sur  deux  rues  etc. ;  auch  feindlicher  Annäherung:  Guillaume  • . 
cessa  de  longer  la  cote,  et  marcha  sur  la  ville  capitale  (Thiebry).  Les 
troupes  marchaient  sur  nos  frontieres  (Mignet).  Sur  eux!  camarades! 
(V.  Hdgo);  militärischer  Bewegung  überhaupt:  L'archiduc  Charles  marcha 
sur  Maestricht;  Miranda  se  crut  perdu,  leva  le  siege  la  nuit  du  3  mars, 
et  se  replia  sur  Liege,  oü  se  trouvait  Valence  (Revde  d.  d.  M.  1884).  Auch 
bei  einer  Bewegung  von  oben  nach  unten:  Les  meteorites  tombent  sur 
la  terre  (Littre). 

Bildliche  Ausdrücke  in  grosser  Anzahl  gehen  auf  diese  räum- 
lichen Verhältnisse  zurück,  wie  etre  sur  un  bon  pied;  remettre  ses 
affaires  sur  pied;  etre  toujours  sur  les  livres;  etre  sur  la  defensive, 
sur  le  qui-vive;  marcher  sur  les  traces  de  ses  ancetres;  revenir  sur  le 
passe  etc.;  namentlich  auch  bei  den  Begriffen  des  Lastens  und  Sich- 
stützens:  Cela  lui  pese  sur  le  coeur;  je  m'en  repose  sur  vous;  daher 
auch  des  Sichverlassens:  Je  compte  sur  vous,  und  Uebernehmens: 
Prenez  sur  vous  de  cacher  votre  indifference  ä  mon  pere  (Ddmas);  end- 
lich des  Hinzufügens  als  eines  Haufens:  II  fait  folies  sur  folies,  wie 
in  mettre  sou  sur  sou  (Acad.).  Lat.  Alii  super  alios  trucidentur  (Liv. 
1,  50).     Vulnus  super  vulnus  (22,  54). 

Auf  die  Zeit  bezogen,  geht  es  theils  auf  den  Zeitpunkt,  theils  auf 
den  Zeitraum,  in  welchem  etwas  geschieht:  Sur  ces  entrefaites  arrive 
l'autorite  (Courier);  sur  l'heure,  sur  Taube  du  jour  etc.;  vgl.  lat.  nocte 
super  media  (Virgil.);  auch  namentlich  auf  die  nahe  liegende  Zeit:  II 
vient  sur  l'heure  du  diner;  il  est  sur  son  depart  (Acad.).  Auch  wird 
das    ähnliche    Raumverhältniss   auf    das    rasche    Aufeinanderfolgen 


-§  142.     Aechte  Präpositionen.     Raum,  Ztit  und  ethische  Beziehungen.     435 

übertragen:  II  a  eu  trois  maladies  oonp  sur  coup  (Acad.).  Bisweilen 
erscheint  eine  mit  sur  angeknüpfte  Thatsache  zugleich  als  Angabe  der 
Zeitfolge  und  des  Motivs:  Repondez  -  m'en  .  .  ou,  sur  votre  refus, 
Dautres  me  repondtnnt  et  d'elle  et  de  Burrhus  (Racine?). 

In  übertragener  Bedeutung  dient  es  zur  Bezeichnung  einer  Ueber- 
ordnung  als  Vorzug,  Auktorität,  Recht  und  Obhut:  sur  tout  (als 
Adverb  surtout),  sur  toute  cbose,  sur  toutes  choses  (über  Alles  d.i.  vor- 
züglich, lat.  super  omnia).  II  a  un  grand  avantage  sur  vous  (Acad.); 
Temporter,  regner,  avoir  autorite  (pouvoir,  juridiction),  veiller  sur  quelqu'un, 
avoir  droit  sur  qch.  etc.  L'ascendant  prodigieux  de  la  cour  sur  la  ville 
(Chamfort). 

Dann  steht  es  von  dem  die  Thätigkeit  bedingenden  Gegen  stände 
einer  äusseren  Thätigkeit,  vrelche  auf  einen  Stoff  gerichtet  ist:  II 
travaille  sur  Tor,  sur  I'argent,  auch  snr  tel  sujet  (Acad.);  einer  gei- 
stigen Thätigkeit  und  Darstellung:  Qu'a-t-il  ete  juge  sur  ce  diffe- 
rend?  Qua-t-on  decide  sur  cela?  II  ma  eclair^  sur  mes  vrais  senti- 
ments.  Ils  disputent  sur  teile  question.  Je  nie  suis  trompe  sur  son 
caractere  (Acad.).  Cet  homme  qui  a  tant  ecrit  sur  la  revolution  (Ville- 
maiin).  J'interrogeais  chaque  debris  fragile  sur  l'avenir  (Mme  Tastü); 
daher  elliptisch  auf  Büchertitelu:  sur  quelques  Lois  relatives  aux  Femmes 
en  Angleterre  etc.  Lat.  Consultant  hello  super  (Sil.  2,  271).  Multa 
super  Priamo  rogitans  (Virg.,  Aen.  1,  750).  Sed  hac  super  re  nimis 
(Cic,  Att.  10,  8):  oder  eines  Affektes:  Peuple  qui  ne  pleurait  .  .  Que 
sur  le  trone  et  sur  la  croix  (V,  Hugo);  so  s'attendrir,  s'egayer  sur  qch. 
Ses  regrets  sur  un  passe  dejä  loin  de  lui  (Villbmain).  Je  vous  jette 
sur  lui  dans  des  craintes  nouvelles  (Racine).  La  seconde  Restauration 
trouva  Fourier  dans  la  capitale,  sans  emploi  et  justement  inquiet  sur 
son  avenir  (Arago). 

Auch  wird  es  zur  Bezeichnung  des  massgebenden  Grundes  ver- 
wendet: Le  procureur-syndic  .  .  s'y  etait  transporte  .  .  sur  l'ordre  du 
roi  (Mignet).  Je  ne  suis  venu  que  sur  invitation  (Acad.).  II  s'excusait 
sur  sa  sante  (Barante).  II  sera  condamne  tantot  sur  son  recit  (Racine). 
Cesar  nomnie  les  chefs  sur  la  foi  des  soldats  (Id.);  daher  se  regier  se 
modeler  sur  ,  .  juger  sur  les  apparences  etc. 

Hierher  sind  auch  Betheurungen  zu  rechnen,  wie:  sur  luon  hon- 
neur,  sur  l'honneur,  sur  ma  parole,  sur  ma  foi,  sur  ma  vie,  sur 
ruon  äme;  der  angerufene  Gegenstand  wird  hier  mit  sur  eingeführt 
ursprünglich  mit  Bezug  auf  die  Nähe  eines  etwa  berührten  Gegen- 
standes. Diese  Vorstellung  tritt  aber  zurück  und  weicht  der  eines  ver- 
bürgenden Gegenstandes,  auf  Grund  dessen  man  redet.  Häufig  ist  indessen 
die  ursprüngliche  räumliche  Vorstellung  noch  deutlich  erkennbar:  Jurer 
sur  les  saints  Evangiles  (Acad,).  Et  malgre  les  seriuents  que  Louis  de 
Valois,  Que  le  roi  Tres-Chretien  a  pretcs  sur  la  croix  (Delavigne).  Le 
drap  d'or  fut  leve,  et  Ton  decouvrit  les  ossements  et  les  corps  saints 
dont  la  cuve  etait  remplie  jusqu'aux  hords,  et  sur  lesquels  le  fils  de 
Godwin  avait  jure  sans  se  douter  de  leur  presence  (Thierry). 

Es  steht  in  Beziehung  auf  eine  Substanz  oder  Person,  welcher  eine 
Leistung  auferlegt  wird:  Assigner  une  pension  sur  les  produits  dune 
terre;  les  subsides  quon  leve  sur  les  peuples;  les  impositions  sur  le 
bien-fonds  etc.  (Acad.).     Je   ferai  vivre   mes  hommes   sur   les  manants 


436     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschu.     Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

(DcMAs);   daher  auch  von  Abzügen:  On  lui  deduira  tant  sur  ses  gages; 
sur  cette  somme  il  faut  retrancher  tant  (Acad.). 

Es  wird  endlich  zum  Ausdrucke  des  Verhältnisses  eines  Quan- 
tums zum  andern,  namentlich  auch  eines  Theiles  zum  Ganzen  benutzt: 
Un  fleuve  de  700  metres  de  largeur  sur  une  profondeur  moyenne  de 
15  pieds  de  courant  (Volney).  Cent  exemples  vicieux  pris  sur  un  million 
de  citoyens  (Marmontel).  II  eut  deux  cents  voix  sur  trois  cents,  et  fut 
elu  (Acad.).  Aehnlich:  Sur  les  trois  generaux  qu'avait  designes  le 
miuistre  .  .  M.  de  la  Fayette  n'avait  pas  ete  nomme  (Villemain).  Bis- 
weilen giebt  sur  die  Höhe  des  Beiaufs  der  Theile  eines  Ganzen  an: 
Les  insurges  s'avan^aient  sur  plusieurs  colonnes  (Mignet). 

143.     IV.  Präpositionen,  welche  überhaupt  keine  Beziehung  mehr 
anf  Raum  und  Zeit  haben. 

1.  moyennant  trifft  mit  par  im  Begriffe  der  Vermittelung  zusammen: 
J'en  viendrai  ä  bout  moyennant  la  gräce  de  Dieu.  Je  lui  remettrai 
mille  francs,  moyennant  quo!  nous  serons  quittes  (Acad.).  Doch  hat 
es  auch,  wie  pour,  die  Bedeutung  einer  Vergeltung  oder  Bezahlung: 
Un  de  tes  gar(;ons  .  .  peut-il,  moyennant  ces  deux  sous  parisis,  porter 
un  billet?  (Dümas) 

2.  Selon,  suivant,  d'apres  treffen  in  dem  Ausdruck  einer  Massgabe  und 
üebereinstimmung  zusammen  und  kommen  mit  dem  lateinischen 
secundum  in  seiner  abstrakten  Bedeutung  im  Wesentlichen  überein. 

Selon  tritt  zu  dem  massgebenden  Gegenstande:  Cela  n'est 
pas  Selon  la  raison.  Chacun  sera  recompense  selon  ses  ceuvres  (Acad.). 
Le  Grand  Dauphin,  Selon  l'expression  d'usage  (Villemain).  Vgl.  lat. 
secundum  naturam  vivere  (Cic,  Ein.  5,  9);  dann  auch  zu  der  mass- 
gebenden Person:  Cela  n'est  pas  selon  Dieu  (Acad.);  meist  in  Bezug 
auf  deren  Ansicht  oder  Aussprüche:  L'histoire,  selon  moi,  n'aura  ni  le 
droit  de  le  hair,  ni  le  droit  de  le  dedaigner  (Lamartine).  Voila  en  quoi 
consiste,  selon  Xenophon,  la  bonne  education  du  cheval  (Cheebuliez). 
Selon  vous,  selon  cet  auteur  (Acad,).  In  den  Ausdrücken:  l'EYangile 
selon  Saint  Matthieu,  selon  Saint  Jean,  ist  das  griechische  xata,  secun- 
dum, wortgetreu  wiedergegeben. 

suivant  wird  gerade  so  verwendet:  Recompenser,  punir  suivant 
son  merite  (Acad.).  Juger  suivant  les  lois  (Marmontel).  On  ne  gou- 
verne  les  hommes  que  suivant  leurs  prejuges  (Voltaire).  Cette  union 
si  prematuree,  suivant  un  usage  trop  frequent  de  la  societe  d'alors 
(Villemain);  von  Personen:  Suivant  Descartes  (Acad.). 

d'apres  trifft  mit  den  beiden  anderen  zwar  im  Wesentlichen  zu- 
sammen, erinnert  aber  noch  an  die  ursprüngliche  Bedeutung  von  apres. 
Neben  Sätzen  wie:  II  faut  apprecier  les  systemes  d'apres  leur  influence 
sur  les  peuples  (J.-J.  Rodssead).  D'apres  Chaulieu  je  vantais  la  mol- 
lesse (Voltaike),  finden  wir  d'apres  auch  da,  wo  die  Vorstellung  des 
Vorbildes  als  des  Früheren  vorherrscht:  Ce  portrait  est  fait  d'apres 
nature  (Acad.).  Ce  tableau  est  d'apres  Raphael  (Ead.),  welche  den 
anderen  Präpositionen  fremd  ist. 
3.  coucernant  und  tonchant,  betreffend,  in  Betreff,  sind  selbstver- 
ständlich ihrem  Verbalgehalte  nach:  J'ai  ä  vous  dire  quelque  chose  con- 
cernant  cette  affaire-lä.    II  m'a  entretenu  touchant  vos  affaires  (Acad.). 


§  143.  Aechte  Präp.  Ohne  Beziehung  auf  Raum  u.  Zeit.    §  144.  ünächte  Präp.   437 

4.  inalgre  und  uouobstant,  trotz,  ungeachtet,  kommen  in  ihrer  kon- 
cessiven  Bedeutung  üherein: 

malgre  (malum  gratum)  wurde  im  Altfranzösischen  als  zusammen- 
gesetztes Hauptwort  auch  mit  attributiven  Satztheilen  verbunden,  wie 
maugre  mien,  sien  u.  dgl.  Es  steht  bei  Personen-  und  Sachnamen:  J'ai 
servi  malgre  moi  d'interprete  ä  ses  larmes  (Racine).  II  est  sorti  malgre 
la  pluie  (AcAD.). 

nonobstant  steht  dagegen  nicht  bei  Personennamen  :  La  verite  non- 
obstant  le  prejuge,  l'erreur  et  le  mensonge,  se  fait  jour  et  perce  ä  la 
fin  (Marmontel). 

5.  Zu  erwähnen  sind  hier  auch  Participia  Perf.,  wie  excepte,  passe,  vu, 
atteuda  u.  a.,  auch  compris  (y  compris,  non  compris),  ci-inclus,  ci- 
joiut,  welche  in  der  Voranstellung  zum  Theil  präpositional  verwandt 
werden,  in  der  Nachstellung  dagegen  und  zum  Theil  auch  sonst  ihre 
attributive  Natur  hervortreten  lassen;  s.  §  155.  2.  und  vgl.  S.  134.  Ueber 
excepte  s.  auch  oben  S.  420.  421. 

Aehnlich  verhält  sich  plein  in  einigen  Verbindungen  mit  avoir,  ur- 
sprünglich ein  adjektivischer  Prädikatsakkusativ,  der,  flexionslos  und  ge- 
schlechtslos gebraucht  (s.  oben  S.  134),  präpositionale  Geltung  erlangt: 
Avoir  du  vin  plein  sa  cave,  du  ble  plein  ses  greniers.  Avoir  de  Targent 
plein  ses  poches.  Avoir  plein  ses  poches  d'argent  (Acad.).  J'avais 
des  fleurs  plein  mes  corbeilles  (V.  Hugo).  Demande-lui  des  dragees,  il 
eu  a  toujours  plein  ses  poches  (G.  Sand). 

144.  b.  Die  unächten  Präpositionen.  Die  unächten  Präpositionen 
haben  im  Wesentlichen  kein  syntaktisches  Interesse.  S.  S.  238.  Sie  be- 
zeichnen, mit  Beschränkung  auf  ein  enges  Gebiet,  auf  welchem  auch  ächte 
Präpositionen  eintreten  könnten,  entweder  sinnliche  oder  ethische  Beziehungen. 
Sie  werden  mit  dem  Genitiv  konstruirt.  Einzelne  derselben  sind  beiläufig 
erörtert  worden.  Diejenigen,  welche  hier  noch  im  Allgemeinen  zu  betrachten 
wären,  sind: 

1.  Substantive  mit  oder  ohne  Artikel,  welche  theils  im  Dativ,  theils  im 
Akkusativ,  theils  mit  Präpositionen  auftreten:  ä  cote,  en  face,  autour, 
au  milieu,  vis-ä-vis  —  lors  —  ä  cause,  ä  1  egard,  au  defaut,  faute,  manque, 
k  force,  en  vertu,  au  Heu,  au  moyen,  au  prix.  Sie  erklären  sich  aus 
ihrer  Substantivbedeutung. 

Unter  ihnen  steht  vis-ä-vis,  gegenüber,  den  ächten  Präpositionen 
am  Nächsten;  es  wird  auch  mit  dem  Akkusativ  konstruirt,  ausgenommen 
bei  persönlichen  Fürwörtern:  Tout  vis-ä-vis  la  porte  d'un  couvent 
(Voltaiub).  Auf  dem  ethischen  Gebiete  verwendet  man  vis-ä-vis  theils 
im  Sinne  einer  vergleichenden  Gegenüberstellung:  Des  preuves  ad- 
ministrees  de  cetle  maniere  .  .  perdent  toute  autorite  dans  mon  esprit 
vis-ä-vis  de  vos  observations  (J.-J.  Rousseau);  theils  wie  envers:  Le 
souverain  n'a  qu'un  seul  devoir  ä  remplir  vis-ä-vis  de  l'etat  (Napoleon). 
Prendre  les  mesures  les  plus  promptes  et  les  plus  efficaces  vis-ä-vis 
les  puissances  etrangeres  (Villemain). 

2.  Adjektive  und  substantivirte  Adjektive,  wie  loin,  en  bas,  en 
haut,  le  long,  tout  le  long,  du  long,  du  haut,  au  haut,  au  bas  etc., 
bleiben  in  der  sinulichen,  aus  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung  erhellenden 
Sphäre. 


438     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

3.  Die  substantivirten  Präpositionen  mit  dem  Artikel  dienen  zum 
Theil  zu  Schattirungen  des  präpositionalen  Ausdrucks;  im  Allgemeinen 
bringen  sie  die  räumliche  Sphäre  der  Präposition  als  ein  räumliches 
Ganze  zur  Anschauung:  au  delä,  au  dedans,  au-dessus,  au-dessous,  au- 
devant,  aupres,  au  travers;  au  dehors  wird  nach  der  Akademie  jetzt  nur 
adverbial  gebraucht,  während  Littre  noch  einen  präpositionalen  Gebrauch 
kennt:  Les  avantages  qui  sont  au  dehors  de  nous  (Littre  v.  dehors  6.). 

au  delä,  räumlich  wie  delä  verwendet,  drückt  im  übertragenen 
Sinne  das  Hinausgehen  über  ein  Mass  aus:  au  delä  de  Timagination, 
de  toute  croj'ance  (Acad.). 

au  dedans  und  au  dehors  (in  seiner  früheren  Verwendung)  sind 
auf  das  räumliche  Innere  und  Aeussere  bezogen;  au  dedans  wird 
auch  auf  die  Person  übertragen:  II  se  troublait  au  dedans  de  lui-meme 
(Fenelon). 

au-dessus  und  au-dessous,  von  der  oberen  und  unteren  oder 
höheren  und  niederen  Raumsphäre  gebraucht:  Le  thermometre  est 
ä  quinze  degres  au-dessus  de  zero. —  Etre  löge  au-dessous  de  quel- 
qu'un.  Ce  -village  est  au-dessous  de  Paris,  par  rapport  au  cours  de  la 
Seine  (Acad.);  werden  auch  zur  Bezeichnung  des  Ueberschreitens 
eines  Masses  oder  des  Zurückbleibens  unter  demselben  ver- 
wendet: Tous  les  citoyens  au-dessus  de  dix-huit  ans.  —  Toute  somme 
au-dessous  de  mille  francs  (Acad.).  Dann  dienen  sie  auch  zum  Aus- 
drucke des  Begrifl's  der  üeberordnung  und  höheren  Bedeutung  oder 
der  Unterordnung  und  Inferiorität:  II  est  au-dessus  de  tous  par  son 
merite  (Acad.).  üne  grande  äme  est  au-dessus  de  l'injure,  de  l'inju- 
stice,  de  la  douleur,  de  la  moquerie  (La  Bruyere).  —  Je  mets  cet  ecri- 
vain  au-dessous  de  tel  autre.  Cet  ouvrage  est  au-dessous  de  la 
critique  (Acad.). 

au-devant,  entgegen,  wird  nur  auf  den  Begriff  der  Bewegung 
bezogen,  wie  bei  aller,  venir,  envoyer. 

aupres  nahm  im  Altfranzösischen  auch  den  Akkusativ  zu  sich:  La 
comte  de  Ferrette  aupres  la  comte  de  ßourgogne  (Comises).  Aupres 
unterscheidet  sich  von  pres  zunächst  nur  durch  seinen  substantivischen 
Charakter;  in  seiner  übertragenen  Verwendung  hat  aber  der  Sprach- 
gebrauch einen  weiteren  Unterschied  an  beide  Formen  geknüpft. 

Es  wird,  -wie  pres,  auf  räumliche  Nähe  bezogen:  La  riviere  passe 
au.pres  de  cette  ville  (Acad.).  II  m'a  dit  en  passant  aupres  demoietc. 
(Dumas);  auch,  gleich  pres,  auf  Bereich  und  Wirkungskreis  einer 
Person  und  den  Verkehr  mit  derselben:  Au  sein  de  ses  amis,  aupres 
de  ses  parents,  Les  plaisirs  sont  plus  doux  et  les  malheurs  plus  grands 
(Delille).  Lambassadeur  de  Sa  Majeste  Britannique  aupres  du  roi  de 
Franee  (Acad.);  bei  dem  Begriffe  der  Trennung  steht  hier  d' aupres:  On 
l'a  ote  d'aupres  de  ce  jeune  prince  (Acad.);  doch  wird  hierbei  häufig 
auf  das  ürtheil  der  bezüglichen  Person  Rücksicht  genommen:  II  est 
fort  bien  aupres  du  roi  (Acad.).  On  m'a  desservi  aupres  des  puis- 
sances  (Beaumarchais).  —  Auch  wird  aupres  zum  Ausdruck  der  Zu- 
sammenstellung in  dem  Sinne  der  Vergleichung:  Votre  mal  n'est  rien 
aupres  du  sien  (Nodier).  Le  sable  ardent  du  desert  africain  Est  habi- 
table  aupres  du  sol  republicain  (Ponsard). 


§  145.   Verbindung  v.  Präp.  m.  Adv.  etc.     §  146.  Wiederholung  u.  Ausl.  etc.  439 

au   travers    iintersclieidet    sich    von  a  travers   nur  durch  den  sub- 
stantivischen Charakter. 


145.  c.  Die  Verbindung  von  Präpositionen  mit  Adverbien  und 
ihre  Verwendung  als  Adverbien.  Wie  die  Kasusprilpositionen  und  die 
übrigen  Präpositionen  die  Beziehung  des  Thätigkeitsbegrifles  auf  den  Sub- 
stantivbegrifT  nach  räumlichen,  zeitlichen,  kausalen  und  modalen  Gesichts- 
punkten näher  bestimmen,  so  treten  sie  auch  mit  Adverbien  in  Beziehung. 
S.  S.  240  und  vgl.  S.  231.  233.  Dies  geschieht  am  Häufigsten  mit  den  Adver- 
bien des  Ortes  und  der  Zeit,  selten  mit  anderen.  Da  indessen  manche 
Präpositionen  auch  noch  als  Adverbien,  woraus  sie  ursprünglich  hervor- 
gingen, vorkommen,  so  sind  hierher  nicht  alle  Verbindungen  von  präposi- 
tional  gebrauchten  Wörtern  mit  Adverbien  zu  rechnen;  vgl.:  Par  oü  a-t-il 
passe?  AUez  par  lä  (Acad.).  Et  depuis  quand  as-tu  eu  cette  idee? 
(DcMAs)  Vous  le  pouvez  des  ä  present  (Delavigne).  Entre  ci  et  lä 
(ÄCAD.).  Ce  nioment  pour  jamais  a  fixe  mon  destin  (Mme  de  Girardin). 
Ueber  Zeit-  und  Raumbestimmung  gehen  Verbindungen  hinaus,  -wie  par  trop, 
par  ainsi  u.  dgl.  m. 

Die  Verwendung  der  Präpositionen  als  Adverbien  ist  nach  dem 
eben  Erörterten  zu  beurtheilen;  Präpositionen  wie  devant,  apres,  derriere, 
dessous,  dessus,  depuis  etc.  können  in  der  That  ebensowohl  als  ursprüng- 
liche Adverbien  wie  als  Präpositionen  gefasst  werden.  Dagegen  sind  Prä- 
positionen wie  avec,  sans,  par,  pour,  sur,  sous  u.  s.  w.  im  Wesentlichen  nur 
als  Präpositionen,  d.  h.  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  einem  Substantiv- 
begriff  gebräuchlich,  und  ihre  theilweise  Verwendung  ohne  denselben  er- 
scheint bisweilen  als  elliptisch:  Quand  on  fit  cette  proposition,  tout  le  monde 
s'eleva  contre  (Acad.);  doch  gehen  sie  auch  hier  und  da  ganz  in  Adver- 
bien über:  II  a  ete  bien  traite  et  il  a  encore  eu  de  l'argent  avec  (Acad.). 
C'est  trop  beau  pour  un  trou  de  province,  vous  me  direz,  et  c'est  bien 
vrai  .  .  Mais  tonte  la  ville  est  ä  genoux  devant  (0.  Fecillet).  Je  crois, 
ajoutait-il,  le  roi  de  Prusse  tres  embarasse  et  tres  fache  d'avoir  ete  si  avant, 
et  qu'il  desirerait  trouver  un  moyen  de  sortir  d'embarras  (Revce  d.  d.  M.  1884). 
Das  Lateinische  hatte  eine  grosse  Anzahl  von  Adverb-Präpositionen,  wie  die 
auf  a:  citra,  ultra,  infra,  supra,  intra,  extra,  contra,  circa,  daneben  ante, 
post  u.  a.  Der  Sprachgebrauch  allein  kann  die  Grenze  zwischen  Adverb  und 
Präposition  ziehen. 

Auch  die  Verbindung  der  Präpositionen  mit  anderen  Präpo- 
sitionen bedarf  hier  der  Erwähnung,  insofern  dabei  die  Präposition  mit 
einem  adverbialen  Satzgliede  verbunden  wird,  welches  bereitsaus  einer 
Präposition  mit  einem  Substantivbegritfe  besteht.  Das  Nähere  darüber  ist 
oben  S.  240  und  bei  den  einzelnen  Präpositionen  nachzusehen,  bei  denen 
auch  ihre  häufigsten  Verbindungen  mit  Kasuspräpositionen  und  anderen 
Verhältnisswörtern  angegeben  sind. 

146.  d.  Die  Wiederholung  und  Auslassung  der  Kasuspräposi- 
tionen und  der  übrigen  Präpositionen.  Wenn  eine  Reihe  von  koor- 
dinirten,  syndetisch  oder  asyndetisch  an  einander  gereihten  Begriffen  (Sub- 
stantiven oder  Infinitiven)  gleichniässig  durch  eine  und  dieselbe  Präposition 
mit    einem    gemeinsamen    Beziehungsworte   grammatisch    verbunden    ist,    so 


440     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

ist  die  Frage,  ob  die  Präposition  nur  vor  dem  ersten  oder  vor  allen  Gliedern 
wiederholt  auftreten  soll. 

1.  Hinsichtlich  der  Kasuspräpositionen  verfährt  das  Neufranzösische 
mit  einer  grösseren  Strenge  als  in  Betreff  der  übrigen  Präpositionen. 

cc.  Die  Kasuspräpositionen  de  und  ä  müssen  vor  an  einander  ge- 
reihten Substantiven  mit  oder  ohne  attributive  Bestimmungen 
regelmässig  wiederholt  werden,  ausgenommen  vor  einer  Appo- 
sition und  überhaupt  vor  einem  denselben  Gegenstand  bezeichnen- 
den Substantiv.  Abweichungen  sind  hier  selten,  wie:  L'äge  de  la 
premiere  et  seconde  enfance  ne  nous  presente  qu'un  etat  de 
misere  (Buffon).  Hier  ist  freilich  auch  das  zweimal  gedachte  Sub- 
stantiv nur  einmal  gesetzt.  Selten  findet  man  dagegen  umgekehrt 
bei  einer  Apposition  die  Präposition  wiederholt :  L'empereur  .  .  ne  put 
s'emparer  dAlexandrie,  de  cette  ville  aux  murs  de  boue  et  de 
paille  (Des  Michels).  Das  Altfranzösische  beschränkte  sich  in  dieser 
Beziehung  nicht  wie  das  Neufranzösische. 

Bei  den  unächten  Präpositionen  hat  ihrer  Natur  gemäss  in  der 
Regel  nur  die  Wiederholung  der  sie  begleitenden  Kasuspräposition  de 
statt,  und  zwar  unter  denselben  Beschränkungen,  wie  die  der  einfachen 
Kasuspräposition;  auch  hier  findet  man  nur  selten  Fälle  wie-.  II  faut  que 
vous  retourniez  avec  moi  aupres  de  la  marquise,  de  cette  belle 
veuve  dont  l'abbe  m'avait  vante  le  merite  et  la  sagesse  (Cherbcliez). 

ß.  vor  Infinitiven  verlangt  die  Konsequenz  und  die  Ansicht  der  neufran- 
zösischen Grammatiker  dieselbe  Wiederholung;  doch  weicht  der  Ge- 
brauch selbst  der  besseren  Schriftsteller  öfter  davon  ab:  Les  soins  qu'on 
prend  d'enveiopper  et  gener  tous  leurs  membres  (J.-J.  Rousseau). 
J'ai  condamne  la  France  ä  vaincre  ou  disparaitre  (Ponsard). 
Das  Altfranzösische  lässt  natürlich  auch  hier  die  Präposition  sehr 
häufig  auf  mehr  als  ein  Glied  wirken. 

2.  In  Bezug  auf  die  anderen  Präpositionen  findet  auch  im  Neufranzösi- 
schen  eine  grössere  Freiheit  statt;  es  ist  hier  gestaltet,  die  einzelnen 
Begriffe  in  der  gemeinsamen  Verbindung  mit  einer  Präposition  gleichsam 
zu  einem  Gesammtobjekt  zusammenzufassen  oder  gesondert  vor  die  Vor- 
stellung treten  zu  lassen.  Bei  der  Apposition  oder  bei  der  Beziehung 
auf  denselben  Gegenstand  kehrt  die  Präposition  jedoch  regelmässig  nicht 
wieder,  wie  sie  umgekehrt,  wenn  die  einzelnen  Objekte  durch  wieder- 
kehrende Konjunktionen,  wie  et  .  .  et,  ou  .  .  ou,  ni  .  .  ni,  oder  durch 
comme,  non  moins  que  verbunden  sied,  ebenso  stetig  wiederholt  wird, 
wie  dies  im  Lateinischen  mit  den  Präpositionen  in  ähnlichen  Fällen 
geschieht. 

Wiederholung:  Toute  femme  est  coquette  ou  par  raffinement  Ou 
par  ambition,  ou  par  temperament  (Destocchics).  Daus  les  colonies  nou- 
velles  on  considere  comme  ses  voisins  ceux  dont  on  n'est  separe  que  par 
des  bois  et  par  des  montagnes  (Chateaobr.).  C'est  lä  cette  capitale  de 
l'univers,  assise  sur  l'Europe  et  sur  l'Asie  (Lamartine).  II  savait  que 
i'hybridation,  procede  de  jardinier-fleuriste,  n'a  rien  ä  demeler  avec  la 
poesie  ni  avec  la  sculpture  (Cherbcliez).  Bei  asyndetischer  Anreihung 
ist  das  Interesse  meist  auf  die  einzelnen  Glieder  gerichtet:  Quand  ceux-ci 
les  virent  sans  chefs,    sans  ordre,   presque    saus  armes,    gravir  .  .  des 


§  147.     C.    Die  Mittelformen  des  Verb  oder  die  Participialien.  441 

rochers  ä  pic  (V.  Hcgo).  Vgl.  lat.  Convenit  dimicare  pro  legilms,  pro 
libertate,  pro  patria  (Cic,  Tusc.  4,  19).  Bei  en  wird  diese  Wiederholung 
meist  wie  bei  den  Kasuspräpositionen  gefordert,  ausgenommen  nach  den 
Begriffen  der  Theilunsz;  und  Eintheiiung,  wo  bei  den  Eiutheilungsgliedern 
en  nicht  wiederholt  wird:  Comment  divise-t-on  ces  terres?  On  les  divise 
en  cinq  grandes  parties:  TEurope,  l'Asie,  TAfrique  etc.  S.  auch  unten 
über  en  beim  Gerundium.  Entre  kann  seiner  Natur  nach  nicht  wohl 
wiederholt  werden:  Cette  uialadie  l'a  mis  entre  la  vie  et  la  mort 
(ÄCAD.).  Dac^egen  lat.  Videte,  quautum  intervallum  sit  interjectum  inter 
majorum  nostrorum  consilia.  et  inter  istoriim  hominum  dementiam 
(Cic,  Agr.  2,  33). 

Nicht  Wiederholung:  Litterature  etrangere  dans  ses  hardiesses 
et  sa  Variete  (Villemain).  Dans  l'ombre  et  le  secret  vos  monstres  gran- 
diront  (Possard).  Chez  Tun  et  l'autre  vous  trouverez  et  les  memes 
principes  et  la  meme  methode  (Chi;rbüliez).  Occupe  par  la  gloire  et 
Tamonr  et  les  muses,  II  n'a  pas  le  temps  de  mourir  (L.-P.  Segue).  Auch 
bei  asyndetischer  Anreihung  kann  die  Zusammenfassung  unter  eine  Prä- 
position beliebt  weiden,  wo  es  sich  darum  handelt,  die  Glieder  als  eine 
grössere  Gesammtsumme  anschaulich  zu  machen:  Leur  exemple  fut 
rapidement  iniite  par  Toulon,  Nimes,  Montauban,  et  les  principales  villes 
du  Midi  (Mignet).  Qu'elle  etait  jolie  la  chevre  de  M.  Seguin !  Qu'elle 
etait  jolie  avec  ses  yeiix  doux,  sa  barbiche  de  sous-officier,  ses  sabots 
noirs  et  luisants,  ses  cornes  zebrees  et  ses  longs  poiis  blancs  qui  lui 
faisaient  une  houppelande  (Dacdrt).  Vgl.  lat.  Hoc  apparet  in  bestiis, 
voluciibus,  nantibns,  agrestibus,  cicuribus,  feris  (Cic,  Lael.  21). 

Ebenso  verhält  es  sich  mit  der  Wiederholung  und  Nichtwiederholung 
vor  Infinitiven.  Die  Frage  erledigt  sich  überall  weniger  nach  logischen 
als  nach  rhetorischen  Gesichtspunkten. 

Der  umgekehrte  Fall,  die  Nichtwiederholung  des  Substantiv 
bei  der  Beziehung  zweier  Präpositionen  auf  einen  und  denselben 
Begriff,  tritt  selten  ein,  und  zwar  meist  dann,  wenn  die  Präpositionen 
einen  Gegensatz  enthalten:  II  s'agissait  d'etre  pour  ou  contre  le  pape 
(V.  HüGo).  Dans  ce  siecle,  oü  Ton  respecte  Le  merite  avec  ou  sans 
nom  (Scribe).  C'etait  Delille  lui-meme,  avant  et  apres  ce  voyage  etc. 
(ViLLEMAix).     Soutenir  quelque  chose  envers  et  contre  tous  (Acad,). 


147.     C.    Die  Mittelformen  des  Verb  oder  die  Participialien.     Sie  gehören 

ebenfalls  zu  den  ergänzenden  Bestimunnigen  des  Tluitigkeitsbegriffes  (s. 
S.  183)  und  sind  für  die  französische  Sprache,  von  grosser  Wichtigkeit,  da 
insbesondere  der  Infinitiv  durch  seine  Verbindung  mit  Kasuspräpositionen 
und  anderen  Präpositionen  die  Fähigkeit  erhalten  hat,  als  adverbiale  Satz- 
bestimmung in  die  mannigfahigsten  Beziehungen  einzugehen,  wie  er  da- 
durch zugleich  geeignet  ward,  als  attributive  Bestimmung  verwendet  zu 
werden,  und  da  andererseits  auch  das  gerundivische  Particip  eine  vielseitige 
syntaktische  Verwendung  zulässt.  Der  Verlust  des  lateinischen  Supinum 
und  des  biegungsfähigen  Gerundium  wird  zugleich  durch  diese  Mittelformen 
ersetzt. 


442     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Absehn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest, 

148.  AA.  Der  Infinitiv.  Seine  Zeitformen  bezeichnen  das  Werden  und 
das  Vollendetsein  der  Thätigkeit;  die  nähere  Bestimmung  der  Zeit,  welcher 
die  werdende  oder  vollendete  Thätigkeit  angehört,  wird  durch  das  Verb 
im  Prädikate  oder  durch  den  Zusammenhang  der  Rede  bestimmt. 

I.   Der  reine  Inliuitiv   oder  der  Infinitiv  ohne  Präposition, 
a)  Er    entspricht    in    seiner    Anwendung    zunächst    einem    Nominativ    und 
tritt  ein: 

1.  als  Subjekt  des  Satzes:  Attendre  est  impossible,  agir  ne  Test  pas 
moins  (Delavigne).  S'etonner  est  du  penple,  admirer  est  du  sage 
(Delille).  Tenir  vaut  mieux  mille  fois  que  d'attendre  (Corneille). 
Vous  entendre  louer  me  rend  heureuse  et  fiere  (Delavigne). 

So  tritt  der  Infinitiv  vorzugsweise  auf,  wenn  ihm  kein  grammatisches 
Subjekt  (il,  ce)  vorangeht  und  gewöhnlich  nur  an  der  Spitze  des  Satzes, 
wo  er  mit  einem  gewissen  Nachdruck  hervorgehoben  ist.  Hier  kann  die 
Verdoppelung  des  Subjektes  durch  ein  nachfolgendes  ce  eintreten  (s. 
S.  321):  Alleguer  I'impossible  aux  rois,  c'est  un  abus  (La  Fontaine); 
dies  geschieht  regelmässig,  wenn  auch  das  Prädikat  ein  Infinitiv  ist:  Car 
te  montrer  c'est  plaire,  et  te  voir  c'est  t'aimer  (Delille).  Vous  faire 
aimer,  c'est  amasser  des  tresors  de  bonheu r  pour  l'hiver  (G.  Droz}. 

Der  Infinitiv  mit  de  bildet  hier  eine  äusserst  seltene  Ausnahme: 
„Mais  alors",  crie-t-il,  d'etre  Dauphin,  ce  n'est  rien  du  tout!"  (Daudet) 
Es  liegt  hier  nur  eine  seltene  Umstellung  der  weiterhin  beim  Infinitiv 
mit  de  erwähnten  Konstruktionsweise  vor  (s.  S.  447). 

In  seltenen  Fällen  tritt  der  Subjektsinfinitiv  an  das  Ende  des  Satzes: 
Autant  vaut  etre  mordu  du  chien  que  de  la  chienne  (Acad.),  zumal  wenn 
ihm  eine  prädikative  Bestimmung  vorangeht,  wie  in:  A  quoi  bon  vou- 
loir  sauver  ma  vie?  (V.  Hogo)  Gewöhnlich  tritt  bei  dieser  Stellung  die 
Kasuspräposition  de  vor  den  Infinitiv  nach  einem  prädikativen  Hauptworte, 
woran  er  sich  alsdann  anlehnt:  Le  premier  commandement  de  la  religion 
est  d' aimer  Dieu  (B.  de  St-Pierre). 

Als  logisches  Subjekt  neben  den  grammatischen  Subjekten  il  und  ce 
ist  der  reine  Infinitiv  ungewöhnlich.  Man  findet  ihn  nach  il  in  11  faut, 
il  fait  beau,  il  fait  bon,  il  me  semble,  il  vaut  autant,  il  vaut 
mieux:  II  faut  etre  utile  aux  hommes  pour  etre  grand  ä  leurs  yeux 
(Massillon).  II  fait  bon  etre  protege  par  eile  (Scribe).  II  me  semble 
avoir  vu  remuer  cette  porte  (Dumas).  11  y  a  beaucoup  d'occasions  oü 
il  vaut  mieux  se  taire  que  de  parier  (Acad.). 

Ein  zweiter  Infinitiv,  welcher  hier  wie  im  letzten  Falle  angeknüpft 
wird,  hat  gewöhnlich  de  bei  sich  (s.  unten  S.  448).  Doch  kommt  auch 
der  reine  Infinitiv  wiederholt  vor:  Et  dis-moi  qu'il  vaut  mieux  punir 
que  pardonner  (V.  Hdgo).  In  einer  Apposition  kann  de  ebenfalls 
fehlen:  II  lui  restait  deux  partis  ä  pendre:  s'emparer  du  pouvoir  supreme 
ou  descendre  de  sa  puissance  tribunitienne  (Chateaubr.). 

Wenn  das  grammatische  Subjekt  ce  eintritt,  so  wird  der  Infinitiv  als 
logisches  Subjekt  mit  de  oder  que  de  angeknüpft  (s.  unten  S.  447);  doch 
findet  sich  hier  der  reine  Infinitiv  namentlich  nach  c'est,  dem  kein  prä- 
dikatives Substantiv  folgt:  C'est  meriter  la  mort  que  1' attendre  d'au- 
trui  (Decaux).  C'est  louer  plus  que  nous  que  louer  notre  amant 
(Sacrin). 


I 


§  148.     Mittelformen.     AA.    Der  Infinitiv.     Der  reine  Infinitiv.  443 

2.  als  prädikative  Satzbestim luims  im  eigentlichen  Sinne  (d.  h.  nicht  als 
logisches  Subjekt)  steht  der  reine  Infinitiv  bei  einigen  Zeitwörtern,  wie 
etre,  sembler,  paraitre,  etrecense,  suppose  etc.,  von  denen  etre 
dem  Subjekte  einen  Thätigkeitsbegriff  im  Sinne  einer  Begriffsbestimmung 
(Definition)  beilegt,  die  übrigen  eine  scheinbare,  vermeinte  oder  behauptete 
Thätigkeit,  im  Sinne  eines  prädikativen  Particip  des  Präsens  oder  Präte- 
ritum: A  la  ün  c'est  parier  (Delavigne).  Epargner  Teunemi  qui  cede 
ou  qui  supplie  c'est  user  du  pouvoir,  c'est  agir  en  vainqueur  (Arnault). 
Cette  dignite  qui  vient  ou  qui  parait  venir  avec  la  puissance  (Villemain). 
11  serait  cense  avoir  abdique  la  royaute  (Migset).  Passive  dieser  Art 
entsprechen  den  unter  b)  2.  aufgeführten  Aktiven. 

Selten  ist  hier  ein  Infinitiv  mit  de  angeknüpft:  Qu'est-ce  quo  c'est 
donc  que  la  propagande?  C'est  de  dire  aux  peupies  qu'iis  ne  sont  pas 
des  troupeaux  de  moutons  (Le  Clercq). 

3.  Bisweilen  steht  dieser  Infinitiv  anakoluthisch,  wie  der  Nominativ  des 
Hauptwortes:  Se  demettre  de  la  puissance  tribunitienne,  Artevelle  ne 
l'osait  (Chateal-bk.).  Naitre  avec  le  printemps,  mourir  avec  les  roses, 
Voiiä  du  papillon  le  destin  enchante  (Lamartine).  Etre  aime  toute 
sa  vie  par  un  etre  qu'on  aime!  voii-Ji  le  probleme  ä  resoudre  et  vers  la 
Solution  duquel  doiveut  tendre  vos  etforts  (G.  Droz).     Vgl.  S.  322. 

b)  Als  Akkusativ  wird  der  reine  Infinitiv  jetzt  seltener  verwendet  als  im 
Altfranzösischen;  sein  Gebrauch  ist  auf  die  Verbindung  mit  einer  Anzahl  von 
Thätigkeitsbegriffen  beschränkt,  bei  denen  der  Gebrauch  selbst  zum  Theil 
schwankt.    Dahin  gehören: 

1.  Verba  der  Sinnesempfindungen  des  Bürens,  Sehens  und  Fühlens, 
auch  in  übertragener  Bedeutung,  wie  entendre,  ecouter,  ou'ir,  voir 
(daher  auch  bei  voici  und  voilä),  prevoir,  apercevoir,  observer, 
regarder,  sentir,  pressentir:  J'entends  venir  (V.  Hugo).  Je  me 
rappelais  tout  ce  que  j'avais  oui  dire  ä  Mentor  (Fenelon).  Je  te  regar- 
derai  travailler  (V.  Hugo).  Dans  cette  atfaire  nous  n'avons  qua  voir 
venir  (Acad.).  Voici  venir  le  printemps  (Eau.),  Voilä  parier  nette- 
ment,  j'espere  (V.  Hugo).     Je  me  suis  senti  entrainer  (Beesquis). 

2.  manche  Verba  der  Vorstellung  und  Darstellung  (cogitandi  et  de- 
claraudi),  wie  compter,  croire,  penser,  s'imaginer,  se  persua- 
der,  se  figurer,  presumer,  reconnaitre,  savoir  und  affirmer, 
assurer,  avouer,  confesser,  declarer,  dire,  deposer,  ecrire, 
publier,  soutenir,  temoigner,  nier  u.  a. 

Das  Subjekt  dieses  Infinitiv  ist  das  Subjekt  oder  auch  ein  Akkusativ- 
objekt des  Verb  im  Prädikate  (s.  unten).  Tritt  ein  Personalkasus  (Dativ) 
in  den  Satz  ein,  welcher  als  Subjekt  des  Infinitiv  auftreten  soll,  so  wird 
der  Infinitiv  mit  de  gebraucht:  Si  tu  comptes  le  retenir  (L.-P.  Segor). 
Les  grands  ne  croient  etre  nes  que  pour  eux-memes  (Massillox).  Cha- 
cun  dans  ce  miroir  pense  voir  son  Image  (Boileau).  II  s'imagine  etre 
un  graud  homme  (Acad.).  Personne  ne  dit  avoir  vu  le  prince  ecrire 
(Bourrie.nne).  Nous  declarons  y  ad  her  er  (Acad,),  Man  vergleiche  da- 
gegen: Dites  au  roi,  seigneur,  de  vous  l'abandonuer  (Racine).  Doch 
bleibt  beim  P^intreten  eines  Dativ  der  reine  Infinitiv,  wenn  die  Beziehung 
des  letzteren  auf  das  Subjekt  oder  Objekt  nicht  angetastet  wird:  La 
France  qu'on  m'a  dit  etre  beaucoup  plus  grande  etc.  (Voltaire), 


444     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     IL  Adv.  Satzbest. 

3.  einige  Verba  der  Willensäusserung,  des  Begebrens  und  Hoffens: 
vouloir,  pretendre  (beanspruchen  und  beabsichtigen,  aber  auch 
vermeinen  als  Verb  der  Vorstellung),  desirer,  souhaiter,  aimer, 
aimer  mieux,  preferer,  esperer:  Voulez-vous  du  public  meriter 
les  aiuours?  (Boileaü)  II  pretend  donner  la  loi  partout.  J'ai  pretendu 
plaisanter.  Elle  desire  vous  parier.  Je  souhaiterais  pouvoir  vous 
obliger  (Acad.).  11  n'y  a  rien  que  les  hommes  aiment  mieux  con Ser- 
ver .  .  que  leur  propre  vie  (La  Brcyere),  II  espere  vivre  en  sa  poste- 
rite  (Racine). 

Alle  diese  Verba,  mit.  Ausschluss  von  vouloir,  lassen  aber  Aus- 
nahmen zu,  für  welche  ein  logischer  Grund  vergebens  gesucht  wird: 
C'est  par  une  hunible  foi  .  .  que  rhomme  peut  pretendre  D'honorer 
ses  autels  (J.-B.  Rousseau).  II  y  a  longtemps  que  je  desirais  de  vous 
rencontrer.  Souhaiter  d'avoir  un  emploi.  Peut-on  esperer  de  vous 
revoir?  (Acad.) 

Besonders  wird  von  Neueren  nach  einem  Infinitiv  der  Infinitiv 
mit  de  gestattet,  hei  esperer  selbst  von  Einigen  gefordert.  Aimer  wird 
hier  und  da  mit  dem  reinen  Infinitiv  verbunden,  gewöhnlich  mit  ä; 
aimer  mieux  und  preferer  stehen  bei  einem  zweiten  Infinitiv  ge- 
wöhnlich mit  de:  J'aimerais  mieux  mourir  que  de  faire  une  si  mauvaise 
action  (Acad.).  Je  prefererais  mourir  que  de  trahir  mon  ami.  Bei 
aimer  mieux  findet  sich  auch  der  verdoppelte  reine  Infinitiv:  J'aimerais 
mieux  etre  guillotine  qu'etre  guillotineur  (Ponsard).  Nach  preferer 
steht  sonst  de. 

4.  die  Verba  faire,  laisser,  devoir,  pouvoir,  oser,  souloir  (veraltet), 
daigner:  Calchas  .  .  Fera  taire  nos  pleurs  (Racine).  Je  les  ai  laisses 
boire  mon  vin  (Gir.-Düvivier).  Tons  les  peuples  sont  freres  et  doivent 
s'aimer  comme  tels  (Fenelon).  II  soulait  dire  (Acad.).  Calliope  jamais 
ne  daigna  leur  parier  (Boileau). 

Ne  faire  que  .  .  hat  den  reinen  Infinitiv  in  Sätzen  wie:  11  ne  fait  que 
jouer  (er  spielt  nur);  il  n'a  fait  que  paraitre  et  disparaitre;  doch  in: 
11  ne  fait  que  de  sortir  (er  ist  eben  hinausgegangen)  entspricht  der  In- 
finitiv einem  Genitiv.  Nach  faire  plus  que  steht  ebenfalls  der  Genitiv  mit 
de:  Foi  consolatrice!  tu  fais  plus  que  de  transporter  des  montagnes 
(Chateacbr.). 

Devoir  in  dem  Sinne  von  schuldig  sein  bat  den  Infinitiv  mit  rfe; 
On  se  doit  k  soi-meme  de  respecter  les  bienseances  (Acad.). 

5.  die  Verba  faillir  und  mau  quer,  in  dem  Sinne  von  etre  sur  le  point 
(wofür  auch  penser  im  Gebrauche  ist),  sind  oft  vom  reinen  Infinitiv  be- 
gleitet: Mad.  d'Etampes  qui  a  failli  perdre  la  France  (Ddmas).  J'ai 
failli  mourir  (Acad.).  Doch  steht  faillir  auch  mit  einem  präpositionalen 
Infinitiv:  J'ai  failli  de  tomber  und  ä  tomber  (Acad.).  [Das  Verb  kann 
auch  unpersönlich  auftreten:  II  faillit  de  nous  arriver  uu  grand  malheur 
(Ead.).]  J'ai  manque  me  trahir  (Scribe).  Doch  steht  sonst  hei  manquer 
der  Infinitiv  mit  de:  II  a  manque  d'etre  tue  (Acad.). 

6.  der  reine  Infinitiv  kann  im  Akkusativ  auch  als  Apposition  eines  Sub- 
stantivbegriffes auftreten:  11  n'y  a  pour  Thomme  que  trois  evenements, 
naitre,  vivre  et  mourir  (La  Brdte;re).  Hier  ist  der  Infinitiv  völlig 
als  ein  abstraktes  Substantiv  behandelt. 


§  148.     Mittel  formen.     Der  reine  Infinitiv.  445 

Das  Subjekt  des  Infinitiv,  welcher  den  grammatischen  Charakter 
eines  Akkusativ  hat,  ist  entweder  ein  unbestimmtes,  wie  in:  j'entends 
venir  oder:  je  nie  suis  senti  entrainer  u.  s.  w.,  oder  es  ist  das  Sub- 
jekt des  Satzes  selbst,  wie  in:  les  grands  ne  croient  etre  nes  que 
pour  eux-memes,  oder  endlich  ist  es  das  Objekt  des  Prädikatsverb  im 
Akkusativ.  Dieser  letztere  Fall  tritt  nur  bei  Verben  der  Sinnes- 
empfindungen, der  Vorstellung  und  Darstellung,  sowie  bei  faire 
und  la isser  ein.  So  entsteht  scheinbar  die  syntaktische  Verbindung, 
welche  Akkusativ  mit  dem  Infinitiv  genannt  wird.  Der  lateinische 
Akkusativ  mit  dem  Infinitiv,  welcher  in  einer  begrifflichen  Einheit  des 
Akkusativ  mit  dem  Infinitiv  besteht,  die  sowohl  bei  intransitiven  als 
transitiven  Verben  als  Subjekt  oder  Objekt  des  Satzes  auftreten  kann,  ist 
dem  Altfranzüsischen  nicht  fremd,  im  Neufranzösischen  aber  nur  in  be- 
schränktem Umfange  vorhanden.  Im  Französischen  steht  der  Akkusativ 
im  Wesentlichen  als  das  Objekt  des  Prädikatsverb,  von  welchem  noch 
eine  Thätigkeit  ausgesagt  ist;  dies  wird  am  Klarsten  bei  den  Verben  der 
Sinnesempfindungen,  zum  Theil  auch  bei  Verben  der  Vorstellung  und 
Darstellung  wahrgenommen,  nach  denen  der  Infinitiv  in  diesem  Falle 
durch  ein  Particip  oder  einen  Adjektivsatz  ersetzt  werden  kann: 
Je  f'ai  vu  lä  griffen nant  sur  ton  genou  (Beaumarchais).  II  sent  ses 
genoux  chancelants  (Fenelos).  La  cour  me  croit  errant  de  rivage 
en  rivage  (Delavigne).  Ils  se  disaient  envoyes  par  lui  (Acad.),  und 
Je  la  vois  qui  chancelle  (J.  Chenier).  II  fentend  qni  siffle  dans 
l'ombre  (Delavigne).  Auch  nach  den  Verben  machen  und  lassen 
empfindet  die  Sprache  den  Akkusativ  nicht  als  zu  einer  Begriffseinheit 
mit  dem  Infinitiv  verbunden.  Am  Innigsten  ist  diese  Verbindung  nach 
den  Verben  der  Vorstellung  und  Darstellung,  bei  denen  jedoch  alsdann 
der  Akkusativ  gegenwärtig  auf  das  relative  Fürwort  beschränkt  wird. 

Beispiele:  J'ai  vu  la  tempete  faire  tourbillonner  mon  vaisseau 
(DcMAs).  Nous  favons  entendue  parier  (Voltaiee).  Je  sens  de  jour  en 
jour  deperir  mon  genie  (Boileac).  Je  sens  ses  larmes  baigner 
mon  visage  (Marmontel).  C'est  ce  qui  le  fait  vivre  (Acad.).  0  Julie! 
si  le  destin  ^'eüt  laissee  vivre  (J.-J.  Rocsseaü).  II  (Phenix)  se  dit  .  . 
d'une  personne  qu'on  pretend  etre  uuique  ou  rare  dans  son  espece 
(Acad.).  Sphinx,  monstre  imaginaire,  que  les  poetes  disent  avoir  eu 
le  visage  et  les  mamelles  d"une  femme  etc.  (Ead,). 

Dass    bei    dem  Infinitiv    eines  transitiven  Verbes  mit  einem  Objekte 
der    vorangehende   Akkusativ   meist   in    den   Dativ    verwandelt   wird,   ist 
oben  gezeigt.     S.  S.  389. 
c)  Ferner  steht  der  reine  Infinitiv   nach  Verben  der  Bewegung,    wie    aller, 
courir,  accourir,  descendre,  rentrer,  retourner.   venir,  revenir, 
auch  etre  in  dem  Sinne  von  hin  sein,    d.  i.    auf   dem  Wege  nach  einem 
Ziele  sein,  jetzt    in  der  Regel  auf  die  Zeiten  der  Vergangenheit,    besonders 
das  Perf.  indef.,  beschränkt,    in  dem  Sinne  von  hin  gewesen   sein,    meist 
mit    dem    Nebeiibegriffe    des    Wiederzurückseins    (s.    Littre    19.    und 
Acad.),    ferner    envoyer,    mener   und    anderen,    zum    Ausdruck    der  Be- 
stimmung   und    des    Zweckes    der    Bewegung:    Ils  allerent  ensuite    de- 
meurer    a    Oviedo    (Le    Sage).       Nous    accourons    savoir    quels    sont   les 
nouveaux  maitres  (Scribe).    Gilbert,  je  viens  vous  sauver  (V.  Hcgo).    Apres 
avoir   ete   saluer  la  reine  mere  et  Louise  de  Lorraine,  les  nobles  polonais 


446     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzliest. 

vinrent  visiter  Marguerite  (Revce  d.  d.  M.  1884).  Elle  a  ete  trouver  le 
roi  (DcMAs).  Ils  out  ete  regarder  jusque  sous  les  lits  (Id.).  L'alliance 
que  Judas  avait  envoye  demander  fut  accordee  (Bossuet).  Mener  paitre 
des  vaches  (äcad.).  Das  Lateinische  bedient  sich  hier  des  Supinum: 
Themistocles  Argos  babitatum  concessit  (Nep.  2,  8).  Totius  fere  Galliae 
legati  ad  Caesarem  gratulatum  venerunt  (Caes.,  B.  G.  1,  30).  Doch 
braucht  auch  das  Lateinische  den  Infinitiv  in  ähnlicher  Weise:  It  visere 
(Ter.,  Uec.  1,  2,  114).     Venerat  aurum  petere  (Plaut.,  Bacch.  4,  3,  18). 

Wie  das  Verb  ire  mit  dem  Supinum  bisweilen,  so  wird  aller  mit  dem 
reinen  Infinitiv  für  damit  umgehen,  wollen,  im  Begriff  sein  ge- 
braucht: Je  vais  y  aller;  ils  vont  partir;  le  jour  va  finir;  un  homme 
qui  va  mourir  (Acad.).  Que  diable  allait-il  faire  dans  cette  galere? 
(De  Bergerac)     Vgl.  Cur  te  is  perditum?  (Ter.,  Andr.  1,  1,  107) 

Das  Verb  venir  wird  auch  in  dem  Sinne  von  dabin  oder  dazu 
kommen,  auf  etwas  stossen,  mit  dem  Infinitiv  mit  a  verbunden:  S'il 
venait  ä,  mourir;  si  le  secret  venait  ä  etre  decouvert;  nous  vinmes 
ä  parier  de  teile  chose  (Acad.). 

Bei  Verben  der  Bewegung  kann  übrigens  auch  der  Begriff  der  Absicht 
durch  den  Infinitiv  mit  pour  hervorgehoben  werden:  J'etais  dans  ces 
reflexions  lorsqu'on  m'annon(;a  qu'un  persounage  qui  etait  venu  dans  ma 
maison  pour  avoir  de  mes  nouvelles  s'etait  dispense  de  me  voir  de  peur  de 
m'incommoder  (Revue  d.  d.  M.  1874).  II  court  de  tous  cotes  pour  ar reter 
le  pillage  et  le  massacre  (Voltaire).  Aussitot  une  foule  accourut  pour 
seconder  les  efforts  de  leurs  soldats  (Michaud). 
d)  Häufig  wird  dieser  Infinitiv  und  meist  in  Form  des  Ausrufes  oder  der  Frage 
elliptisch  verwendet:  Enfoncer  ce  couteau  moi-meme,  chose  horrible! 
(Ponsard)  Ah!  plutot  mille  fois  mourir  sous  les  poiguards,  Que  garder 
ä  ce  prix  le  trone  des  Cesars!  (Arnault)  Moi,  vous  abandonner!  (Andrieüx) 
C'est  Mme  votre  mere  qui  m'envoie,  et  vous  savez  qu'elle  aime  ä  etre 
obeie.  —  Obeir!  on  n'entend  que  ce  mot  dans  cette  maison  (Gherboliez). 
Quel  travail  immense  ue  font-ils  pas  en  quelques  mois!  Percevoir  les 
bruits,  les  classer  entre  eux,  comprendre  que  certains  de  ces  bruits 
sont  des  paroles  et  que  ces  paroles  sont  des  pensees;  trouver  ä  eux  tout 
seuls  le  sens  de  toute  chose,  distinguer  le  vrai  du  faux,  le  reel  de  l'ima- 
ginaire;  corriger,  par  l'observation,  les  erreurs  de  leur  Imagination  trop 
ardente;  debrouiller  un  chaos;  et,  durant  ce  travail  gigantesque,  assouplir 
sa  langue,  fortifier  ses  petites  jambes  chancelantes,  se  faire  homme,  en 
un  mot  (G.  Droz).  Et  dire  qu'ä  moi  seul  je  vins  ä  bout  de  toutes  ces 
provisions!  (Daudet)  Les  defauts  des  enfants  sont  presque  toujours  des 
emprunts  faits  au  pere;  ils  sont  la  consequence  d'une  copie  trop  exacte. 
Les  premunir?  —  Oui,  sans  doute  etc.  (G.  Droz).  Grands  dieux!  encore 
remonter?  Mais  nous  voici  tout  en  haut,  arrives  k  une  impasse  bizarre 
(Revue  d.  d.  M.  1884).  De  quel  front  soutenir  ce  fächeux  entretien? 
(Racine)  Pourquoi  toujours  parier  d'un  pareil  scelerat?  (Ponsard)  Com- 
ment  decouvrir  le  secret  de  ce  style  enchanteur?  (Chamfort)  Quel  parti 
prendre?  (Lamartine)  Oii  donc  te  reucontrer,  adorable  Immortelle? 
(Delille)  So  im  Lateinischen:  Me  non  cum  bonis  esse!  (Cic,  Att.  9,  6) 
Te  ista  virtute  .  .  in  tantas  aerumnas  propter  me  incidisse?  (Farn.  14,  1) 
Die  Ergänzung  bietet  der  Zusammenhang  überall  leicht.  Dahin  gehören  auch 
die  Imperativisch  gebrauchten  voir  (siehe),  s'adresser  (man  wende  sich)  u.  a.; 
savoir  (nämlich)  ist  wohl  Abkürzung  aus:  c'est  ä  savoir,  ä  savoir  (assavoir). 


§  149.    Mittelf.    Infinitiv  mit  Kasuspräpositionen.     §  150.    //;/.  mit  de.      447 

Auch  in  indirekten  Fragen  und  in  relativen  Sätzen  findet  sich 
diese  Ellipse:  On  sait  ä  qui  repondre  (Dcval).  Je  ne  sais  que  resoudre 
(Docis).  La  pauvre  fille,  tout  a  fait  decouragee,  ne  sait  plus  que  repondre 
(Revce  d.  d.  M.  1884).  Quoi!  personne  ^  qui  me  fier  ici!  (V.  Hugo)  Nous 
avons  de  quoi  vivre  (Acad.).  ün  terrain  h  bätir  assez  grand  pour  qu'il 
en  reste  de  quoi  faire  un  jardin  (Revde  d.  d.  M.  1884).  Dies  geschieht 
besonders  nach  den  Verben  savoir  und  avoir,  indSss  wird  der  Infinitiv 
nicht  von  diesen  Verben  getragen;  denn  wenn  man  auch  koustruiren  könnte: 
ou  sait  .  .  repondre  (ä  qui),  so  ist  doch  eine  solche  Konstruktion  in  Sätzen, 
wie:  donnez-moi  de  quoi  ecrire  (Acad.)  unmöglich.  Alit  Auslassung  des 
Infinitiv  erscheint  diese  Art  der  Ellipse  in:  C'est  un  homme  qui  ade  quoi 
(vivre  etc.). 

149.  IL    Der  Infinitiv   mit  Kasuspräpositionen. 

Der  Infinitiv  hat  überall  die  Vorneigung,  als  ein  abhängiges  Satzglied  auf- 
zutreten und  sich  zum  Theil  selbst  scheinbar  an  einen  anderen  Redetheil  an- 
zulehnen; daher  die  fortschreitende  Beschränkung  des  reinen  Infinitiv  auch  in 
anderen  Sprachen,  wie  z.  B.  im  Deutschen.  So  hat  denn  auch  der  französische 
Infinitiv  namentlich  mit  den  Kasuspräpositionen  de  und  ä  eine  weite  Aus- 
dehnung im  Gebrauche  erlangt,  am  Meisten  jedoch  der  mit  de  angeknüpfte. 
Die  Sprache  hat  übrigens  nicht  bloss  im  Altfranzösischen  häufig  in  der  An- 
wendung von  de  und  a  geschwankt,  insbesondere  da,  wo  der  Begriff,  zu  welchem 
der  Infinitiv  tritt,  nicht  eine  entschiedene  Beziehung  auf  einen  Genitiv  oder 
Dativ  hat,  und  wo  das  Lateinische  keinen  Anhalt  in  gerundivischen  Formen 
oder  in  der  Verwendung  von  de  und  ad  bietet.  Im  Einzelnen  knüpfen  sich  an 
den  scheinbar  beliebigen  Gebrauch  von  de  und  ä  auch  Unterschiede  der  Be- 
deutung; im  Allgemeinen  aber  ist  da.  wo  de  und  ä  über  den  Gebrauch  der 
Kasuspräpositionen  hinausgehen,  vielfach  mehr  eine  dunkel  gefühlte  Analogie 
mit  der  Anwendung  des  de  und  ä  bei  Substantiven  als  die  klar  bewusste  Geltung 
derselben  massgebend. 

150.  a)  Der  Infinitiv  mit  de. 

1.  Dieser  Infinitiv  erscheint  zuvörderst  als  Subjekt  des  Satzes  und  zwar 
als  das  logische  Subjekt  desselben.  Hier  ist  ihm  entweder  ein  gram- 
matisches Subjekt  il  oder  ce  beigegeben;  dem  letzteren  folgt  dann  ge- 
wöhnlich das  relative  que  (s.  oben  S.  319  und  vgl.  p.  442,  wo  auch  ein 
seltener  Fall  von  Umstellung  dieser  Konstruktionsweise  Erwähnung  ge- 
funden): II  est  doux  de  revoir  les  murs  de  la  patrie  (Corneille).  II 
me  restait  d'etre  oublie  de  vous  (Racine).  —  C'est  bien  mal  .  . 
d'effrayer  ainsi  ses  amis  (Dlmas).  C'est  une  maladie  d'esprit  que  de 
souhaiter  des  choses  impossibles  (Fenelon).  C'est  beaucoup  que  de 
savoir  Commander  (Acad.).  Allons,  c'est  ätoi  de  parier  (Racine), 
Est-ce  k  moi  d'usurper  l'oeuvre  de  la  justice?  (Ponsard)  In  dem  letzten 
Falle  wird  de  auch  mit  ö  vertauscht:  Est-ce  ä  moi  d'en  porter  la 
peine?  Est-ce  aux  Germains  ä  m'en  punir?  (Delavigne)  Der  Infinitiv 
mit  de  erinnert  an  den  appositiven  Genitiv  (s.  attribut.  Satzbest.);  die 
Vertauschung  mit  ä  erklärt  sich  aus  dem  gerundivischen  Charakter  des 
Infinitiv  mit  ä.     Vgl.  est  videre  mit  videndum  est. 

oder  das  grammatische  Subjekt  fehlt  bei  einem  prädikativen  Sub- 
stantiv: Le  defaut  de  Flecbier  est  de  toujours  ecrire  et  de  ne  jamais 
parier  (Thomas),  wo  der  Infinitiv  einen  attributiven  Charakter  zu  er- 
halten scheint. 


448      I^ritt.  Tbl.     Syntax.    Erst.  Absehe.     Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

Hier  verdient  noch  der  Fall  erwähnt  zu  werden,  in  welchem  nach 
einem  Komparativbegriff  dem  reinen  Infinitiv  ein  mit  que  (quam) 
angeknüpfter  zweiter  Infinitiv  mit  de  beigegeben  wird.  Dies  geschieht 
indess  nicht  bloss  nach  einem  Subjektsinfinitiv,  sondern  auch  nach  einem 
Objektsinfinitiv  und  selbst  ohne  vorangehenden  Infinitiv;  daher  nach 
vajoir  mieux,  aimer  mieux  und  dem  zuweilen  ähnlich  verwendeten 
preferer,  "dann  nach  faire  plus  que..,  plut6t..que  und  nach 
ä  moins  que.  De  tritt  hier,  wie  es  scheint,  trotz  des  zugleich  vor- 
handenen que  (quam),  dem  Genitiv  nach  Komparativen  analog  ein:  II 
vaut  mieux  lire  ses  pieces  que  de  les  voir  (Mme  de  Stael).  J'aimerais 
mieux  mourir  que  de  faire  une  si  mauvaise  action  (Acad.).  Foi 
Celeste!  .  .  tu  fais  plus  que  de  transp orter  les  moutagnes  (Chateadbr.). 
Plutot  mourir  que  d'etre  esclave  (Acad.).  Elle  eüt  du  buvetier  empörte 
les  serviettes  Plutot  que  de  rentrer  au  logis  les  mains  nettes  (Regnard). 
A  moins  que  d'etre  huissier  .  .  on  ne  voit  point  sa  fille  (Id.).  Natürlich 
auch  wo  que  nach  ä  moins  nicht  steht:  A  moins  d'etre  fou,  il  n'est  pas 
possible  de  raisonner  ainsi  (Acad.). 

Hiermit  hängt  auch  wohl  der  Gebrauch  dieses  Infinitiv  nach  avant 
que  zusammen:  J'ai  voulu  te  revoir  avant  que  d'expirer  (Delavigne), 
dessen  de  selten  bei  Dichtern  ausfällt;  er  steht  allerdings  auch  bei  dem 
blossen  avant:  Ils  soutiennent  les  lois  avant  de  les  abattre  (Voltaire). 
Auch  scheint  dieser  Analogie  der  Infinitiv  bei  si  .  .  que  zu  folgen:  Qui 
vous  reud  si  hardi  que  de  m'interroger  (Delavigne);  auch  hier  bleibt 
beim  Wegfall  des  que  der  Infinitiv  mit  de:  Qui  te  rend  si  hardi  de 
troubler  mon  breuvage  (La  Fontaine). 

Wo  zwei  Infinitive  auftreten,  können  freilich  auch  zum  Theil  zwei 
reine  Infinitive  an  einander  gereiht  werden:  Plutot  souffrir  que  mourir 
(La  Fontaine).     Vgl.  S.  444.  446. 

2.  Als  Objekt  oder  Akkusativ  tritt  dieser  Infinitiv  mit  Ausnahme  der 
wenigen  Fälle,  in  denen  der  reine  Infinitiv  und  der  Infinitiv  mit  a  hier 
stehen,  nach  transitiven  Verben  sowohl  ohne  als  mit  Personalobjekt  (im 
Dativ)  auf.  Die  dahin  gehörige  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von  ver- 
schiedenen Thätigkeitsbegriffen  bedarf  keiner  besonderen  Eintheilung. 
Einige  derselben  lassen  allerdings  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten 
den  Infinitiv  mit  de  und  a  zu,  von  denen  unten  gehandelt  wird:  Le  sage 
cepend:int  obtient  d'etre  ecoute  (L.-P.  Segcr).  II  resolut  de  cultiver 
mon  esprit  (Le  Sage).  J'evite  d'etre  long  et  je  deviens  obscur  (Boileac). 
Verite  que  j'implore  acheve  de  descendre  (Racine).  On  craint  de  se 
montrer  sous  sa  propre  figure  (Boileaü).  II  y  a  longtemps  que  je  me- 
dite  de  vous  ecrire  (Voltaire).  Ils  ont  fait  feu  sur  leurs  concitoyens, 
ils  meritent  d'etre  pendus  (Mignet).  —  Adele  lui  demanda  de  revenir 
souvent  (Mme  de  Souza).  Je  ne  me  suis  propose  que  de  representer 
la  vie  des  hommes  teile  qu'elle  est  (Le  Sage).  Le  ciel  protege  Troie  et 
.  .  Son  courroux  nous  defend  d'en  eher  eher  les  passages  (Racine), 
Dieser  Gebrauch  des  Infinitiv  geht  über  den  des  lateinischen  hinaus; 
seine  Präposition  entfernt  sich  am  Weitesten  von  ihrer  sonstigen  Ver- 
wendung. Vielleicht  ist  die  Erinnerung  an  den  partitiven  Genitiv  hier 
an  der  Stelle. 

3.  Im  Sinne  eines  Genitiv  steht  der  Infinitiv  überall,  wo  ein  Substantiv 
im  Genitiv  auftreten  könnte,  und  selbst  noch  über  den  Gebrauch  des 
Substantiv  hinausschreitend. 


§  150.     Mittelformen.     Der  Infinitiv  mit  de.  449 

«.  bei  Hauptwörtern:  As-tu  peur  de  mourir?  (Cokneille)  Prends 
garde  de  te  perdre!  (Possard)  Si  je  sais  le  secret  de  lui  plaire. 
Je  sais  Tart  de  punir  un  rival  temeraire  (Racine).  Apres  avoir  hai 
j'ai  besoiu  d'admirer  (Ponsard).  A  Dieu  ne  plaise  que  j'aie  en 
.dessein  de  desiguer  quelqu'un  en  particulier  (Le  Sage).  A  condition 
d'y  bätir  uu  chäteau  (G.  Sand).  So  gebrauchen  die  Lateiner  den 
Genitiv  des  Gerundium  nach  Substantiven,  wie  in  ars  vivendi,  ille- 
cebra  peccaiidi,  cupiditas  certaudi  etc.,  auch  mit  folgendem  Objekte: 
Studio  patres  vestros  videndi  (Cic,  Sen.  23),  an  dessen  Stelle  be- 
sonders bei  Späteren  auch  der  Infinitiv  steht:  Te  consilium  cepisse  .  . 
fortunas  funditus  evertere  (Quint.  6). 

ß.  bei  Adjektiven:  Je  suis  sür  de  l'avoir  entendu  cAcad.).  Nar- 
bonne  ambitieux  de  se  signaler  (Mignet).  Je  suis  jaloux  d'acquerir 
votre  estinie  (Acad,).  Je  suis  content  de  voir,  lui  dit-il,  que  cette 
fille-iä  a  tant  de  qualites  (G.  Sasd).  So  steht  im  Lateinischen  der 
Genitiv  des  Gerundium  nach  cupidns,  ignarus,  conscius,  Studiosus, 
peritus,  insuetus,  aber  auch  der  Infinitiv  bei  suetus,  consuetus, 
adsuetus,  insuetus.  Das  Französische  lässt  auch  die  Genitivform  in 
der  entferntesten  kausalen  Beziehung  zu:  Que  tu  es  gentille  de  venir 
me  voir  (Scribe).  Que  vous  etes  hardi  de  vous  railler  de  la  reine 
(V.  Hugo).  Dieselbe  lose  Ankniäpfung  kommt  auch  nach  anderen 
Sätzen  vor:  J'aurai  perdu  .  .  la  raison  De  pretendre  emprunter  de 
I'argent  d'un  Gascon  (Regnard). 
y.  bei  Zeitwörtern,  sowohl  transitiven  (und  besonders  vielen  reflexiven) 
als  intransitiven  (transitiven  im  weiteren  Sinne),  und  namentlich  auf 
dem  kausalen  Gebiete  auch  da,  wo  der  Genitiv  eines  Sul)Stantiv  nicht 
vorzukommen  pflegt,  wie  bei  hesiter,  se  depecher,  s'efForcer,  s'empresser, 
presser  und  se  presser,  se  häter,  wobei  öfter  der  Gebrauch  zwischen  de 
und  ä  schwankt:  Bailiy  venait  de  renoncer  ä  la  mairie  (Mignet). 
On  Taccusa  d'avoir  eu  des  intelligences  avec  l'ennemi  (Acad.).  Et 
le  daim  si  leger  s'etonnait  de  languir  (Delille).  II  faut  rougir  de 
commettre  des  fautes  et  non  de  les  avouer  (Voltaire).  Je  me 
sens  mourir  de  songer  qu'on  va  clouer  une  biere  pour  cet  homme 
(V.  Hcgo).  Die  lockerste  Anknüpfung  kausaler  Beziehungen  findet 
sich  in  Sätzen  wie:  Je  vous  aime  de  l'aimer  (V.  Hcgo);  vgl.  oben  ß. 
6.  bei  Partikeln,  wie  bei  pres,  loin,  hors  u,  a.,  bei  der  Konjunktion 
afiu  (ä  fin):  II  n'est  pas  pres  de  finir  (Acad.).  Loin  de  le  pro- 
voquer,  va,  c'est  le  desarmer  (Abnadlt).  J'ai  pris  ce  livre  afin  de 
le  consulter.  Hors  de  le  battre,  il  ne  pouvait  le  traiter  plus  mal 
(Acad.).     lieber  andere  s,  oben  S.  448. 

4.  In  der  Weise  des  lateinischen  Infinitiv  steht  bei  lebenaiger  Schilderung 
von  Thatsachen  oder  Zuständen  der  sogenannte  historische  Infinitiv 
mit  de,  der  als  elliptisch  betrachtet  werden  kann:  Un  etranger  m'a  jete 
ce  secret  ä  la  face,  et  chaque  electeur  alors  de  dire:  C'est  vrai  (Ddmas). 
La  voix  per^anle  .  .  Des  limiers  acharnes  redoublait  la  vitesse.  Et  les 
bons  limiers  de  courir,  Et  le  pauvre  cerf  de  fremir  (Viesnet).  Im 
Lateinischen  ist  er  von  weniger  beschränktem  Gebrauche:  Quum  Philippum 
adesse  .  .  nuntiassent,  trepidare  Damocritus  ceterique  Aetolorum  duces 
(Lrv.  31,  41).     Yento    mixtus    imber  quum  ferretur  in    ipsa  ora  .  .  con- 

Mätzuer,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  29 


450     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Äbschn.    Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

sedere.  Tum  vero  ingenti  sono  coeluiu  strepere,  et  inter  horrendos 
t'ragores  micare  ignes  (21,  58). 
5.  Elliptisch  steht  auch  ein  Infinitiv  an  der  Spitze  des  Satzes  als  Aus- 
spruch eines  Gedankens  oder  einer  Reflexion,  worauf  sich  ein  folgen- 
der Satz  bezieht:  II  demeura  dans  une  etrange  confusion  de  pensees. 
De  recourirä  Blanche,  eile  avait  trop  d'interet  ä  deguiser  la  verite 
(Le  Sage). 


151.     b)  Der  Infinitiv   mit  ä. 

Dieser  Infinitiv  nimmt  im  Allgemeinen  das  Gebiet  des  Dativ  in  Anspruch 
und  vertritt  zugleich  neben  dem  Dativ  des  lateinischen  Gerundium  auch  den 
Akkusativ  desselben  mit  ad,  sowie  das  Siipinum  auf  u. 
1.  Zunächst  steht  dieser  Infinitiv,  wo  nach  einem  Thätigkeitsbegriffe 
der  Dativ  eines  Hauptwortes  im  Französischen  verwendet  werden  kann, 
vorzugsweise  wo  es  sich  um  die  Begriffe  der  Bestimmung  und  des 
Zweckes  handelt:  Qui  pardonne  aisement  invite  ä  l'offenser  (Corneille). 
Ils  m'exhorterent  ä  prier  Dieu  pour  mon  oncle  (Le  Sage).  II  y  a  dans 
certains  hommes  une  certaine  mediocrite  d'esprit  qui  contribue  ä  les 
rendre  sages  (La  Bruyere).  Der  Zweckbegriff  wird  sehr  weit  aus- 
gedehnt und  tritt  zu  vielen  Thätigkeitsbegrifi"en,  die  an  sich  keinen  Dativ 
haben,  ohne  oder  mit  einer  adverbialen  Satzbestimmung:  Aidez-moi  ä 
oublier  qua  je  suis  roi  (Dumas).  Que  tardez-vous,  seigneur,  ä  la 
repudier?  (Racine)  A  te  parer  j'avais  pris  tant  de  soin  (Delavigne). 
Mon  valet .  .  qui  sera  reste  ä  se  griser  dans  quelque  cabaret  (Dümas). 
So  auch  namentlich,  wenn  das  Verb  ein  Substautivobjekt  hat:  Pour 
trouver  un  pretexte  ä  vous  plaindre  de  lui  (Racine).  On  aurait 
peine  ä  concevoir  entierement  cette  depression  des  esprits  (Villemain). 
J'eprouverais  dans  ce  moment  quelque  contrariete  ä  quitter  la  France 
(Domas). 

2.  Zuweilen  tritt  dagegen  dieser  Infinitiv  ein,  wo  gleichsam  der  Stoff  und 
Inhalt  der  Thätigkeit  angegeben  wird:  Tu  vas  passer  encore  une  nuit 
ä  travailler  (Dümas).  La  politique  ne  s'occupait  qu'ä  maintenir 
l'autorite  (L.-P.  Srglr).  Voilä  des  aigles  bien  desoeuvres  de  s'amuser 
ainsi  k  chasser  aux  mouches  (Piron).  Elle  se  plait  ä  s'en  nourrir 
(L.-P.  Segur).  Atheisme,  opinion  qui  consiste  ä  ne  reconnaitre  point  de 
Dieu  (Nodier).  II  n'y  a  pas  sürete  ä  abdiquer  le  crime  (Chateacbr.). 
Hier  fehlt  es  der  Sprache  an  der  Möglichkeit  einer  anderen  Wahl  beim 
Infinitiv;  daher  auch  Ausdrücke  wie:  S'il  me  surprenait  ä  pleurer 
(Beaumarchais). 

3.  Der  Dativ  erscheint  oft  bei  Thätigkeitsbegriffen  mehr  im  instru- 
mentalen und  kausalen  Sinne:  Deux  hommes  aussi  adroits  .  .  n'ont 
rien  ä  gagner  ä  se  tromper  Tun  l'autre  (V.  Hugo).  Tu  as  trop  de 
plaisir  ä  voir  passer  le  cortege  .  .  de  la  reine  (V.  Hugo).  II  con^ut 
qu'il  aurait  plus  d'avantage  ä  combattre  le  ridicule  qu'ä  sattaquer 
au  vice  (Chamfort).  Et  Ton  se  decourage  k  poursuivre  ici-bas  Le  bien 
que  Ton  veut  faire  et  que  l'on  ne  fait  pas  (Ponsard). 

Auf  diesen  Begriff  ist  auch  quitte  k  (vgl.  quitte  ä  bon  marche), 
wofür  auch  quitte  pour  vorkommt,  zurückzuführen;  bei  sauf  ä  ist 
dagegen   mehr   die  Rücksicht   auf  die  Bestimmung   vorherrschend:    Mon 


§  151.     Mittelformen.     Der  Infinitiv  mit  a.  451 

cheval  etait  vigoureux,  et  je  crus  pouvoir,  avec  son  secours,  approfondir 
la  verite..,  quitte  ä  piquer  des  deux,  si  le  bruit  repandu  etait  vrai 
(L.-P.  Segir).  Oui,  .  .  je  les  donnerais!  Sauf,  plus  tard,  ä  les  re- 
prendre  (V.  Hugo). 

4.  Bei  der  Verwendung  dieses  Infinitiv,  wo  er  gleichsam  absolut  an  der 
Spitze  eines  Satzes,  oder  parenthetisch  eintritt,  gelten  die  eben  genannten 
Gesichtspunkte.  Er  erscheint  meist  als  eine  Reflexion  des  Redenden, 
und  vertritt  anscheinend  einen  konditionalen,  kausalen,  konsekutiven  oder 
finalen  Satz:  A  vous  entendre,  on  croit  que  vous  avez  raison  (Collin 
d'Harleville).  Du  reste,  ä  ne  considerer  cette  demarcbe  que  sous  son 
rapport  politique,  eile  etait  iuiprudente  (Mignet).  Nous  etions,  ä  n'en 
pas  douter,  dans  les  souterrains  (Nodier).  Cette  fete,  ä  vrai  dire, 
etait  tres-seduisante  (Delavigne). 

5.  Dieser  Infinitiv  tritt  ferner  im  Sinne  eines  Gerundium  oder  Gerundivum 
als  prädikative  oder  attributive  Bestimmung  auf;  der  Zweck- 
begriff geht  hier  auch  in  den  des  Sollens,  der  Fähigkeit  und 
Möglichkeit  über: 

Prädikativ:  Un  trone  quel  qu'il  soit  n'est  pas  ä  dedaigner  (Crebillon). 
Dans  ce  raoment  surtout  oü  nos  manufactures  sont  si  ä  plaindre 
(Le  Clercq).  II  restait  ä  sauver  quatre  mille  habitants  (Darc).  C'est 
ä  s'y  perdre  (Scribe).  liest  ä  croire,  ä  presumer;  cela  est  ä.  faire 
(AcAD.).     Daher  auch  c'est-a-dire. 

Attributiv:  Der  Infinitiv  ist  hier  theils  aktivisch,  theils  passivisch  zu 
fassen.  Un  sourire  k  glacer  l'improvisateur  le  plus  confiant  (Villemain). 
Merveilleuse  faciiite  ä  tout  saisir  (Id.).  Un  beau  spectacie  a  ravir 
la  pensee  (V.  Hcgo).  C'est  un  proces  ä  ne  jamais  finir  (Acad.).  — 
C'est  un  ouvrage  ä  recommencer.  Les  eufants  nes  et  ä  naitre 
(Acad.). 

6.  Bei  Adjektiven  tritt  dieser  Infinitiv  in  zwiefacher  Weise  auf: 

a.  einmal  im  Sinne  eines  Gerundium  mit  ad  meist  bei  solchen,  die 
auch  den  Dativ  zu  sich  nehmen  und  eine  Tauglichkeit  oder  Be- 
stimmung und  Geneigtheit  zu  etwas  ausdrücken:  Je  suis  pret  ä  vous 
entendre.  Le  diner  est  pret  ä  servir.  Ce  bois  est  propre  ä  bätir. 
II  est  habile  ä  tromper  (Acad.).  —  Dahin  gehören  auch  Ordinal- 
zahlen:   II  a  ete  le  premier  ä  le  remarquer  (Mmk  de  Solza). 

ß.  im  Sinne  eines  Supinum  auf  u  mit  passiver  Bedeutung  des  Verb,  zur 
näheren  Bestimmung  von  Adjektiven:  Ce  n'est  pas  aise  ä  trouver 
(Scribe).  Les  defauts  du  theätre  sont  faciles  ä  remarquer  (Mme 
DE  Stael).  Ce  passage  est  difficile  ä  expliquer  (Acad.).  Un  banc 
de  sable  impossible  k  passer  (L.-P.  Segür).  Ce  serait  trop  long  ä 
vous  expliquer  en  un  jour  (Scribe).  So  steht  das  Supinum  im 
Lateinischen  bei  bonus,  duicis,  gravis,  levis,  facilis,  difficilis,  honestus, 
turpis  etc.,  bei  denen  theilweise  auch  das  Gerundium  mit  ad  eintritt: 
verbis  ad  audiendum  jucundis  (Cic,  Gr.  1,  49). 

7.  Endlich  erscheint  dieser  Infinitiv  nach  transitiven  Verben  als  Objekt 
der  Thätigkeit  oder  Akkusativ,  wo  das  Lateinische  zum  Theil  den  ein- 
fachen Infinitiv  verwendet.  Die  Verba  dieser  Klasse  sind  nicht  zahl- 
reich; es  sind  die  Begriffe  Haben:  avoir;  Geben:  donuer;  Suchen 
und  Finden:  chercher,  trouver,  auch  essayer;    Lehren,  Lernen 

29* 


452     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Eist.  Äbschn.    Die  "Wortfügung.    11.  Adv.  Satzbest. 

und  Verlernen:  enseigner,  montrer,  apprendre,  oublier;  Be- 
reiten: preparer;  Verlangen:  demander;  Lieben:  aimer;  und 
Anfangen,  Fortfahren  und  Enden:  co mmmeucer,  recom mencer, 
continuer,  finir;  einige  derselben  haben  auch  mit  anderer  Beziehung 
den  Infinitiv  mit  de  oder  selbst  ohne  Präposition,  wie  aimer.  Der  Infinitiv 
mit  a  bezeichnet  die  Richtung  auf  ein  Ziel  und  auch  auf  etwas 
Künftiges,  und  es  wird  dadurch  im  Wesentlichen  Bestimmung  oder 
Befähigung  ausgedrückt,  wobei  der  Infinitiv  zum  Theil  auch  passivisch 
gefasst  wird:  J'ai  ä  faire  une  visite;  il  a  ä  choisir;  il  y  a  tout  ä 
esperer  (Acad.).  Si  ces  dames  avaient  un  peu  ä  souffrir  dehors 
(B.  DE  St-Pierrk),  Cela  lui  donna  fort  ä  penser  (Acad.).  Quelqu'un 
qui  cherche  ä  se  rappeler  diverses  circonstances  (B.  de  St-Pierre). 
Les  Premiers  noms  qu'ils  apprirent  ä  se  donner  (Id.).  Elle  avait  soin 
de  preparer  ä  manger  (Ddmas).  Ueber  Abweichungen  s.  unten. 
8.  Infinitiv  bei  Partikeln.  Ueber  quitte  und  sauf  ä  s.  oben  S.  450. 
Die  Verbindung  des  Infinitiv  mit  jusque  steht  dem  jusqu'ä  bei  Sub- 
stantiven gleich:  Je  vais  jusqu'ä  former  des  voeux  contre  moi-meme 
(Delavigne),  wie  die  mit  quant  dem  quant  a  bei  einem  Substantiv: 
Quant  ä,  ne  prendre  soin  ni  de  ma  personne,  ni  de  mes  manieres, 
cela  devrait  montrer  que  je  ne  suis  pas  assez  folle  pour  me  croire  belle 
(G.  Sand).  In  de  maniere  ä  (de  fa?on  ä)  ist  der  Begriff  der  Bestim- 
mung und  des  Geeignetseins  enthalten;  es  dient  mit  dem  Infinitiv  zum 
Ersatz  eines  Konsekutiv-  und  Finalsatzes:  II  parle  de  maniere  ä  con- 
vaincre  les  jnges  de  son  innocence  (Acad.). 

152.     c)  Der  Infinitiv    mit    de    und   a  nach  demselben  Thätigkeits- 
begriffe. 

Wenn  bei  demselben  Thätigkeitsbegriffe  der  Infinitiv  mit  de  und  a 
wechselt,  so  knüpft  sich  hieran  entweder  ein  begrifflicher  unterschied,  oder 
der  verschiedene  Standpunkt  für  die  Auffassung  des  Infinitiv  bedingt  nicht 
zugleich  einen  sachlichen  Unterschied.  Der  Infinitiv  mit  de  bezeichnet  aber 
in  solchen  Fällen  vorzugsweise  den  Grund,  dann  aber  auch  schlechthin  das 
Objekt  als  soUhes,  der  mit  a  vorzugsweise  den  Zweck  oder  den  Stoff  der 
Thätigkeit. 

1.  Transitive  Verba  haben  oft  als  alleiniges  Objekt  den  Infinitiv  mit 
de  und  a;  so  commencer,  recommencer,  continuer,  essayer, 
demander,  oublier;  auch  bei  risquer  steht  zuweilen  a  statt  des  ge- 
wöhnlichen de.  Hier  bezeichnet  der  Infinitiv  mit  de  lediglich  das  Objekt 
als  solches,  der  mit  a  das  zu  realisirende  Objekt.  Das  ursprünglich  in- 
transitive tächer  wird  ganz  diesen  transitiven  gleich  behandelt.  Bei 
oublier  k  tritt  der  Gegensatz  zu  apprendre  ein:  oublier  ä  chanter,  k 
danser,  d.  i.  en  perdre  Thabitude;  bei  demander  mit  a  und  de  findet 
gewöhnlich  der  Unterschied  statt,  dass  bei  einem  hinzutretenden  (zu- 
weilen vorausgesetzten)  Personalobjekte  der  Infinitiv  mit  de  ein- 
tritt: II  demande  ä  entrer,  ä  parier,  ä  manger  etc.,  dagegen:  je  vous 
demande  de  m'ecouter  (Acad.). 

2.  Bei  Verben,  welche  ein  Objekt  ausser  dem  Infinitiv  haben,  wie 
contraindre,  forcer,  obliger,  solliciter,  defier  quelqu'un  mit 
de  und  a  fällt  Grund  und  Ziel  meist  zusammen  und  die  Wahl  steht 
oft  frei;    sie  wird  zum  Theil  durch  den  Wohllaut,   wie   auch  bei  anderea 


§  152.     Mittelf.    Inf.  mit  de  und  a.     §  153.    Inf.  mit  anderen  Präp.       453 

der  angeführten  Verba,  bestimmt.  Bei  analeren  transitiven,  wie  accou- 
tumer,  decider,  determiner,  resoudre  quelq u'u n  k  .  .,  bei  denen 
auch  im  Passiv  ä  bleibt,  ändert  sich  mit  dem  Verschvfioden  des  Per 
sonalobjekts  die  Beziehung  des  Verb  zum  Infinitiv,  weshalb  man  zu 
avoir  accontume,  decider,  determiner,  resoudre  etc.  den  einfachen  Objekts- 
infinitiv mit  de  fügt. 

3.  Bei  reflexiven  Verben  mit  hinzutretendem  Infinitiv  mit  de  oder  ä 
treten  bisweilen  einander  Grund  und  Ziel  schärfer  gegenüber:  s'efforcer 
de  —  s'efforcer  ä;  s'empresser  de  —  s'empresser  ä;  s'engager 
de  —  s'eugaffer  ä,  se  lasser  de  —  se  lasser  ä;  der  Begriff"  des 
Grundes  dem  des  Stoffes  der  Thätigkeit:  s'oecuper  de  —  s'occuper 
ä;  se  tuer  de  —  se  tuer  k;  s'ennuyer  de  —  s'ennuyer  ä;  s'amuser 
de  —  s'amuser  ä  u.  dgl.  m.  Aehnlich  verhält  sich  souffrir,  das  in 
seiner  Verbindung  mit  de  und  ä  von  intransitivem  Sinne  ausgeht,  und 
wobei  der  Infinitiv  mit  de  den  Grund,  mit  ä  den  veranlassenden  Um- 
stand des  Leides  angiebt. 

4.  Bei  der  Verwandlung  eines  transitiven  Verb  in  das  reflexive  tritt 
oft  eine  veränderte  Beziehung  der  objektiven  Ergänzung  zum  Verb  ein, 
womit  sich  die  Kasuspräposition  ändert;  daher  accorder  de,  offrir  de, 
refuser  de,  resoudre  de  u.  s.  w.,  dagegen  s'accorder  ä,  s'offrir  ä, 
se  refuser  ä,  se  resoudre  ä.  Im  ersten  Falle  ist  der  einfache  Objekts- 
kasus durch  den  Infinitiv  mit  de  vertreten;  im  zweiten  tritt  zu  dem 
Objekte  se  der  Infinitiv  im  Sinne  eines  Dativ  nach  mehr  als  einer 
Rücksicht. 

Andere  Einzelheiten  sind  oben  beiläufig  bemerkt  worden. 

153.     III.    Der  Infinitiv    mit  anderen  Präpositionen. 

Die  Verbindung  des  Infinitiv  mit  pres,  loin,  hörs  und  avant  ist  be- 
reits beiläufig  augemerkt;  dort  wie  bei  anderen  ächten  Präpositionen  erklärt 
sich  ihre  Bedeutung  aus  der  Lehre  von  den  Präpositionen. 

a)  Zu  Zeitbestimmungen  dienen  avant  und  apres:  J'irai  le  voir 
avant  de  partir  (Acad.).  Quittons-nous  avant  de  nous  hair  (G.  Sand). 
Apres  avoir  hai,  j'ai  besoin  d'admirer  (Ponsard).  Apres  steht  ge- 
wöhnlich mit  dem  Infinitiv  des  Perfekt;  im  gemeinen  Leben  sagt  man 
aber  auch  apres  boire  u.  dgl.,  wie  bei  den  substantivirten  apres-diner, 
apres-souper  etc.  Im  entwickelten  Satze  steht  statt  derselben  avant 
que,  apres  que;  früher  auch  avant  que  mit  dem  von  de  begleiteten 
Infinitiv:  Je  les  conjure  de  tout  mon  coeur  de  ue  point  condamner  les 
chosfcs  avant  que  de  les  voir  (Molikre). 

b)  K  ausali)estim  mungen  werden  durch  par  und  pour  mit  dem  Infinitiv 
bezeichnet. 

par,  auf  Mittel  und  Vermittelung  bezogen,  steht  im  Neufran- 
zösischen nur  noch  bei  den  Begriffnen  des  Beginnens  und  Endigens: 
La  vanite  commence  par  ternir  les  bounes  qualifes  et  finit  presque 
toujours  par  les  detruire  (Flokias).  Das  Altfranzösische  gebrauchte 
par  in  weiterem  Umfange:  On  se  de^oit  par  legierement  croire 
(EüST.  Deschamps). 

pour  dient  zum  Ausdrucke  der  Gleichstellung  und  Verglei- 
chung:    II    passait   pour    s'inspirer    de    la  pensee  des  orateurs  de  la 


454     Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     IT.  Adv.  Satzbest. 

gauche  dynastique  (Lamartine),  II  est  bien  ignorant  pour  avoir 
etudie  si  longtemps  (Acad.). 

Doch  dieut  es  auch  zur  Bezeichnung  des  Grundes  und  entspricht 
dem  Nebensatze  mit  parce  que  (afr.  auch  pource  que):  On  se  convient 
pour  ne  pas  se  ressembler  (Fostenelle).  11  a  ete  chasse  pour  avoir 
trop  parle  (Acad.),  und  ebenso  zum  Ausdrucke  des  Zweckes  statt 
eines  mit  pour  que  angeknüpften  Nebensatzes:  Ils  jeterent  de  l'eau  sur 
la  pierre  pour  la  laver  (Le  Sage).  Le  feu  du  bon  Dieu  est  fait  pour 
chauffer  et  brüler  (G.  Sand).  Ne  craignez  rien,  devenez  un  peu  son 
camarade  pour  avoir  le  droit  de  rester  son  ami  (G.  Droz).  Mais  que 
vous  ai-je  fait,  moi,  pour  vous  courroucer?  (Regnard)  Suis-je  un  de 
tes  Sujets  pour  me  traiter  comme  eux?  (Voltaire)  In  den  letzten 
beiden  Sätzen  ist  der  Begriff  der  Angemessenheit  vorherrschend. 

Ueber  pour  bei  Verben  der  Bewegung  zur  Bezeichnung  der  Absicht 
s,  oben  p.  446. 

c)  Als  einem  Nebensatze  mit  sans  que  gleichstehend  kommt  sans  mit  dem 
Infinitiv  vor:  L'annonce  de  l'arrivee  de  la  princesse  agite  sans  etonner 
(Lamartine). 

d)  Ausserdem  findet  sich  noch  entre  beim  Infinitiv  in  Bezug  auf  den  Begriff 
der  Verschiedenheit:  II  y  a  de  la  dilference  entre  avoir  egard  ä  et 
avoir  des  egards  pour  (Boinvilliers).  Hier  ist  freilich  der  Infinitiv 
mehr  seinem  materiellen  Gebalte  nach  aufgefasst;  vgl.  afr.  Moult  a  entre 
fere  e  dire  (Rom.  dü  Renart). 

Das  Altfranzösische  bat  auch  en:  En  jeunes  et  eu  oroisons  Et  en 
soufrir  temptacions  (Du  Prevost  d'Aqcilke),  das  Lateinische  praeter 
(wie  hors  de),  cf.  Ov.,  Her.  7,  164,  und  inter,  cf.  Sen.,  Benef.  5,  10, 
mit  dem  Infinitiv  konstruirt. 

Die  Wiederholung  und  Auslassung  der  Kasuspräpositionen  und 
der  übrigen  Präpositionen  vor  Infinitiven  regelt  sich  nach  den  oben  in 
§  146  (S.  439  ff.)  für  die  Präpositionen  im  Aligemeinen  angegebenen 
Gesichtspunkten. 

Anmerkung.  Vertauschung  des  Infinitiv  mit  einem  Nebensatze. 
Wenn  der  Infinitiv  nicht  ganz  als  der  abstrakte  Begriff  der  Thätigkeit  auf- 
tritt, wo  ihm  dann  ein  unbestimmt  allgemeines  Subjekt  zugeschrieben 
werden  kann  (vgl.  La  liberalite  consiste  moins  ä  donner  qu'a  donner  ä 
propos  [La  Brüyere]),  lehnt  er  sich  entweder  1.  an  das  Subjekt  des  Satzes: 
Le  ciel,  pour  les  punir,  voulut  les  exaucer  (Voltaire);  oder  2.  an  ein 
Objekt  (einen  Akkusativ  oder  Dativ):  Forcez  votre  pere  k  revoquer 
ses  voeux  (Racine).  L'incertitude  au  moins  nous  permet  d'esperer  (Id.); 
oder  endlich  3.  ein  Subjekt  ist  anderweitig  im  Zusammenhange  an- 
gedeutet: Suis-je  un  de  tes  sujets  pour  me  traiter  comme  eux? 
(Voltaibe) 

Die  Vertauschung  des  Infinitiv  mit  einem  entsprechenden  Nebensatze 
wird  für  die  beiden  ersten  Fälle  von  Grammatikern  untersagt.  Bevorzugt 
wird  hier  allerdings  der  Infinitiv,  doch  ist  der  entwickelte  Nebensatz  nicht 
ungebräuchlich;  dieser  ist  oft  sogar  nothwendig,  namentlich  wo  der  Infinitiv 
des  Präsens  die  Beziehung  auf  die  Zeit  und  die  Natur  der  Thätigkeit 
verdunkeln  müsste:  Je  n'oublierai  pas  que  je  parle  de  comedie  (Chamfort). 
Je  sais  bien  que  j'en  suis  indigne   (V.  Hugo).     Der  Infinitiv  hat  nämlich 


§  154.     Mittelfornien.     RB.    Die  Participien.  455 

vorzugsweise  einen  subjektiven  Charakter  und  seine  Stelle  da,  wo  es  sich 
um  eine  Tendenz  oder  um  das  Wollen,  Können  und  Dürfen  handelt 
und  weist  demnach  zum  Theil  auf  die  Zukunft  hin,  während  er  zum  Aus- 
dnick  der  objektiven  Thatsache  minder  geeignet  ist;  daher  der  Unterschied 
zwischen  je  sais  parier  und  je  sais  que  je  parle. 

Aber  freilich  weicht  der  Sprachgebrauch  auch  sonst  zum  Nebensatze  ab, 
wo  der  Infinitiv  an  seiner  Stelle  wäre:  Je  lui  promets  Que  je  viendrai 
au  theätre  Fran(^ais  (Etienne).  Vous  lui  direz  qu'elle  vienne  ä  l'instant 
meme  au  palais  (Scribe).  Das  Lateinische  bevorzugt  entschieden  den  Neben- 
satz, wo  nach  Verben  der  Wiliensäusserung  das  Objekt  des  Satzes  zum  Sub- 
jekt des  Infinitiv  wird.  Im  Allgemeinen  gebraucht  das  Französische  aber 
den  Nebensatz  nur  dann,  wenn  es  sich  um  die  Darstellung  des  objektiven 
Gehaltes  als  solchen  handelt:  II  me  semble  que  j'ai  entendu  cette  voix 
(DcMAs) ;  in  anderen  Fällen  ist  der  Nebensatz  selbst  der  entschiedenere  Aus- 
druck einer  Tendenz:  Jurez-moi  qua  l'avenir  vous  me  cons  ulterez  (Id.). 

Ueber  den  sn  bstantivirten  Infinitiv  mit  dem  bestimmten 
Artikel  s.  oben  S.  316  und  §  172  (zu  Ende);  er  erscheint  auch  mit  anderen 
determinativen  und  qualitativen  Bestimmungen  (s.  §  176.  180),  ist  jedoch 
von  beschränktem  Gebrauche  und  hat  mit  dem  Verluste  der  Rektionsfähigkeit 
zum  Theil  seine  verbale  Natur  ganz  eingebüsst.  Dies  zeigen  namentlich 
veraltete  Infinitive,  welche  sich  als  reine  Substantive  erhalten  haben,  wie 
loisir,  plaisir,  auch  avenir  u.  a.    Vgl.  auch  S.  109.  250. 

154.    BB.    Die  Participieu. 

I.  Die  einfachen  Participialformen. 
a)  Das  Particip  des  Präsens.  Seine  Form  auf  ant,  worin  sich  die  lateini- 
schen Formen  auf  antern,  entern  und  andum,  endum  verschmolzen  finden,  er- 
scheint im  Satze  theils  unveränderlich  als  gerundivisches  Partici- 
pium,  theils  veränderlich  als  reines  Verbaladjektiv,  welches  föhig 
ist  eine  Feminin-  und  Pluralform  anzunehmen.  Während  das  erstere  seinem 
verbalen  Charakter  gemäss  adverbiale  Ergänzungen  aller  Art  zulässt,  kann 
das  Verbaladjektiv  keinen  Kasus  des  Objektes  (Akkusativ)  zu  sich  nehmen. 
Im  Altfranzösischen  war  das  jetzt  unveränderliche  Particip,  auch  wenn  es 
adverbiale  Ergänzungen  bei  sich  hatte,  noch  veränderlich;  vgl.  noch  bei 
Marot:  Petits  ruisseaux  .  .  Toujours  faisants  .  .  Un  doux  murmure. 
Das  gerundivische  Particip  ohne  en  entspricht  dem  lateinischen  Particip  des 
Präsens  in  seinem  Gebrauche. 

ß.  Das  gerundivische  Particip. 
1.  a)  Es  zeigt  eine  Thätigkeit  an,  welche  mit  der  durch  das  Prädikatsverb 
bezeichneten  Handlung  gleichzeitig  ist,  und  kann  mit  allen  Zeit- 
formen verbunden  werden:  Ainsi  notre  amitie  triomphant  ä  son 
tour,  Vaincra  la  Jalousie  en  cedant  ä  Tamour  (Corneille).  Je  quittai 
mon  venerable  hote  qui,  me  pressant  sur  son  coeur,  me  donna  ses 
derniers  conseils  (Chateacbb.).  Vgl.  lat.  Hipparchus  .  .  cecidit,  arma 
pro  patria  ferens  (Cic,  Att.  9,  10). 
b)  Die  gleichzeitige  Thätigkeit  kann  ihrem  Inhalte  nach  den  Grund  der 
Haupthandlung  des  Satzes  ausdrücken  und  somit  einem  Kausalsatze 
entsprechen:  Les  animaux,  vi  van  t  d'une  maniere  plus  conforme  k 
la  nature,  doivent  etre  sujets  ä  moins  de  maux  que  nous  (J.-J.  Rousseau). 


456     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Absclin.     Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

Mais  c'est  ce  qne  dous  ne  pouvions  savoir,  etant  saus  pilote  et  ne 
pouvant  -voir  les  bancs  qui  etaient  cacbes  sous  l'eau  (L.-P.  Segor). 
La  supposant  egaree,  j'ai  voulu  lui  offrir  mes  Services  (0.  Fecillet). 
Vgl.  Nihil  affirino,  dubitans  plerumque  et  mihi  ipse  diffidens 
(Cic,  Div.  2,  3.). 

c)  Oder  sie  kann  eine  Bedingung  enthalten,  oder  einem  Konditional- 
satze entsprechen:  Corsaires  ä  corsaires  L'un  Fautre  s'attaquant,  ne 
fönt  pas  leurs  affaires  (La  Fontaine).  Vgl.  lat.  Quis  est,  qui  totum 
diem  jaculans,  non  aliquando  collineet?  (Cic,  Div.  2,  59)  So 
namentlich  in  der  Verbindung  mit  comme:  Elle  nous  faisait  signe  .  . 
comme  nous  disant  un  eternel  adieu  (B.  de  St-Pierre),  wo  bei 
comme  ein  ausgelassener  Modalsatz  zu  ergänzen  ist.  S.  die  Lehre 
von  der  Satzfügung. 

d)  Endlich  kann  darin  eine  Einräumung  enthalten  sein:  Et  vous  vous 
etes  assis  ä  la  place  de  don  Sandoval,  sachant  qu'elle  etait  a  don 
Sandoval?  (Domas)  Vgl.  lat.  Scripta  tua  .  .  jam  diu  exspectans, 
non  audeo  tarnen  flagitare  (Cic,  Acad.  1,  1). 

Dies  Particip  kann  ebensowohl  auf  ein  Objekt  als  auf  das 
Subjekt  des  Satzes  bezogen  sein:  Elle  m'a  surprise  pleurant 
(Dlmas).  Si  le  barbier  lui  tira  du  sang  etant  malade,  vous  lui  en 
avez  tire  se  portant  bien  (Florian).  Bisweilen  ergiebt  sich  die  Be- 
ziehung auf  das  Subjekt  anderweitig  aus  dem  Zusammenhange,  wenn 
der  Satz  unvollständig  ist:  Comment  nourrir  les  prisonniers  .  . 
n'ayant  point  de  vivres?  (Bodrrienne) 

2.  Wenn  das  Particip  weder  das  Subjekt  noch  ein  Objekt  des  Satzes  zu 
seinem  Subjekte  hat,  so  muss  ihm  sein  Subjekt  beigegeben 
werden;  dies  absolute  Particip  steht  mit  seinem  Subjekte  im 
Akkusativ,  dem  lateinischen  absoluten  Ablativ  entsprechend;  das 
Subjekt  kann  auch  ein  persönliches  Fürwort  sein:  Le  cas  echeant, 
je  suis  homme  ä  retarder  mon  depart  (Dcmas).  Consentiriez-vous  k  la 
cacher  .  .  moi  vous  jurant  .  .  qu'aucune  cause  politique  ne  nous 
force  ä  nous  entourer  de  ce  mystere?  (Id.) 

Autfallend  ist,  dass  auch  dann  bisweilen  dem  Particip  ein  beson- 
deres Subjekt  beigegeben  wird,  wenn  dies  zugleich  das  Subjekt 
des  Satzes  ist:  Les  Romains  se  destinant  ä  la  guerre  et  la  re- 
gardant  comme  le  seul  art,  ils  avaient  mis  tout  leur  esprit  .  .  ä  la 
perfectionner  (Montesquieu).  Dies  ist  nicht  immer  blosse  Nachlässig- 
keit, sondern  das  Bestreben,  die  Nebenbestimmung  des  Satzes  nach- 
drücklicher hervorzuheben;  auch  steht  in  diesem  Falle  das  näher  be- 
stimmte Subjekt  voran  und  wird  beim  Prädikatsverb  durch  ein  ton- 
loses Fürwort  wiederholt.  Aehnliche  Erscheinungen  bietet  auch  das 
Lateinische.     S.  Krüger,  lat.  (ir.  S.  661. 

Die  Auslassung  des  Subjektes  beim  absoluten  Particip  ist 
selten.  Unbestimmt  oder  auf  den  Redenden  bezogen  ist  das  Subjekt 
zu  fassen  in:  Matrim  onialement  parlant,  il  n'y  avait  plus  ni 
mari  qui  osät  repondre  de  sa  femme,  ni  amant  de  sa  maitresse 
(Dlmas);  aus  dem  Zusammenhange  zu  entnehmen  in  Sätzen  wie:  La 
Prusse  humiliee  .  .  il  devint  impossible  ä  Napoleon  de  s'eu  dessaisir  .  . 
Ne    pouvant  la    gagner  .  .  il  restait  ä  la  denaturer,  en  la  divisant 


§  154.     Mitteiformen.     Das  Particip  des  Präsens.  457 

(Skgür).  Vgl.  lat.  Atticus  Serviliam  Bruti  matreiu,  non  minus  post 
mortem  ejus  quam  florente  coluit  (Nep.  25,  11). 
Das  gerundivische  Particip,  von  en  begleitet,  ist  als  ein 
Substantivkasus  zu  betrachten,  welcher  von  der  Präposition  en  ab- 
hängt, und  beruht  auf  dem  lateinischen  in  mit  dem  Ablativ  des 
Gerundium,  dessen  syntaktische  Verwendung  jedoch  von  grösserer 
Ausdehnung  ist.  Es  l)edeutet  im  Unterschiede  von  dem  Particip  ohne 
en  in  einer  entschiedeneren  Weise,  dass  die  Haupthandlung  des  Satzes 
in  die  durch  dies  ächte  Gerundium  bezeichnete  Thätigkeit  fällt  oder 
mit  ihr  zusammenfällt.  Im  Uebrigen  dient  es  zum  Ausdruck  der- 
selben Beziehung  wie  das  erstere. 
a)   Es  bezeichnet  Gleichzeitigkeit:    11   perit,   en    voyaut    de    ses 

derniers    regards    Brüler    son    Ilion    (Delillk).      11    riait    en    me 

regardant  (Fenelon). 
f>)  Die  gleichzeitige  Thätigkeit   kann  einen  Grund  enthalten:    Je  ne 

puis  cacher  ä  Votre  Majeste    les    craintes    qu'eprouvent  ses  fideles 

Sujets,  en  ne  la  voyant  pas  reconnaitre  hautement  cette  grande 

association  (Dumas). 

c)  ebenso  eine  Bedingung:  On  husarde  de  })erdre  en  voulant 
trop  gagner  (La  Fontaine). 

d)  oder  eine  Einräumung:  ün  autre  aussi  l'aime;  je  l'entendis  pres 
d'elle,  Meme  en  voyant  mes  pleurs,  benir  son  heureux  sort 
(Corneille).  In  diesem  Falle  ist  es  oft  von  tout  begleitet:  Louis 
XVI,  tout  en  condamnant  la  conduite  des  emigres,  ne  voulut 
pas  donner  son  adhesion  aux  mesures  prises   contre   eux  (Mignet). 

Wenn  mehrere  Gerundien  auf  einander  folgen,  so  wird  en  nach 
den  für  die  Präposition  im  Allgemeinen  geltenden  Grundsätzen 
bisweilen  nicht  wiederholt:  C'est  ainsi  qu'il  apprend  k  sentir  la 
pesanteur  etc.  en  regardant,  palpant,  ecoutant,  sourtout  en 
comparaut  la  vue  au  toucher  (J.-J.  Rousseau).  Das  Zusammen 
treffen  mit  einem  zweiten  adverbialen  en  (inde),  wie  in:  Maupeou 
avait  remplace  !e  parlement,  en  en  changeant  les  membres 
(Migset),  wird  wegen  des  Missklanges  gern  vermieden,  findet  sich 
aber  hier  und  da  bei  besseren  Schriftstellern 

Das  Gerundium  bedarf  keiner  Beziehunir  auf  ein  be- 
stimmtes Subjekt:  11  vaut  mieux  prendre  une  ile  par  des 
intrigues  qu'en  repandant  du  sang  (Bourkienne).  Mais  l'appetit 
vient  toujours  en  mangeant  (Latouche).  Vgl.  lat.  Vitiosum  est 
in  divideudo,  partem  in  genere  numerare  (Cic,  Fin.  2,  9). 

In  Beziehung  auf  ein  bestimmtes  Subjekt  hat  es  jedoch 
vorzugsweise  das  Subjekt  des  Satzes  auch  zu  dem  seinigen. 
Vgl.  die  oben  angeführten  Beispiele.  Es  wird  sogar  regelmässig 
da  verwendet,  wo  ein  nach  einem  Subjekte  des  Satzes  auftretendes 
Objekt  die  Uückbeziehung  des  folgenden  gerundivischen  Particip 
auf  das  Subjekt  verdunkeln  könnte:  Je  vous  ai  vu  en  priant 
Dieu  (GiR.-DcviviEi{). 

Gleichwohl  kann  es  auch  einen  Akkusativ,  Genitiv  oder 
Dativ  im  Satze  zu  seinem  Subjekt  haben,  wenn  nur  die  Möglich- 
keit einer  Verwechselung  durch  den  Zusammenhang  der  Rede  ab- 
gewehrt  wird:   Sans   doute,    en  me  voyant,    une  pudeur  secrete 


458      Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.   Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

Ne  vous  laisse  goüter  quune  joie  inquiete  (Racine).  Je  voudrais 
pouvoir  vous  decrire  les  pleurs  de  Jacquine  en  Toyant  TOtre 
frere  monter  k  cheval  (Mme  de  Sevigne).  En  disant  ces  mots, 
les  larmes  lui  vinrent  aux  yeux  (Fenelon). 

Es  wird  sogar  auf  ein  Subjekt  bezogen,  welches  im  Satze  nur 
durch  ein  Possessivpronomen  angedeutet  ist:  Des  pleurs  en  l'em- 
brassant,  coulereut  de  ses  yeux  (Voltaire).  Diese  Erscheinungen 
erklären  sich  aus  der  Natur  des  ächten  Gerundium. 

Die  Anwendung  des  Particip  mit  oder  ohne  en  ist  in  vielen 
Fällen  gleichgültig;  ohne  en  hat  es  in  der  That  zugleich  einen 
attributiven  Charakter,  während  es  mit  en  ganz  aus  demselben 
heraustritt  und  als  selbständiges  Glied  im  Satze  erscheint.  Vgl. 
En  rentrant  chez  moi,  j'ai  trouve  mon  frere  und  Rentrant 
chez  moi,  j'ai  trouve  etc. 

4.  Sowohl  mit  als  ohne  en  erscheint  das  gerundivische  Particip  in 
Verbindung  mit  dem  Begriff  des  Gehens  als  Modalbestimmung, 
•wobei  jenes  Verb  in  allgemeiner  Weise  die  werdende  oder  fort- 
schreitende Thätigkeit  bezeichnet,  als  deren  nähere  Bestimmung 
das  Particip  zu  fassen  ist,  welches  der  Form  nach  nur  eine  damit 
gleichzeitige  Thätigkeit  bezeichnet:  ün  ruisseau  qui  va  serpentant 
(AcAD.).  Sa  voix..allait  roulant  dans  le  silence  des  deserts 
(Ghateaubr.).  Le  mal  va  toujours  croissant.  ün  etroit  chenal 
qui  allait  toujours  en  se  retrecissant  (L.-P.  Segur).  Den  Begriff 
einer  Steigerung,  wie  in  aller  croissant,  en  augmentant,  en 
dirainuant,  en  declinant,  gewährt  vielmehr  der  Thätigkeitsbegriff 
des  Particip  als  die  Verbindung  desselben  mit  aller. 

5.  Vereinzelt  erscheint  statt  en  die  Präposition  ä  in  alterthümlichen 
Wendungen,  wie  ä  son  corps  defendant  (=  ä  [en]  defendant  son 
Corps):  II  a  tue  l'agresseur  ä  son  corps  defendant  (Acad.).  Si 
j'y  ai  consenti,  <^'a  bien  ete  ä  mon  corps  defendant  (Ead.).  Vgl. 
Ils  ne  prenoient  de  l'eau  beniste  en  entrant  en  l'eglise  qu'en  leurs 
corps  deffendant  (Satyre  Men.  p.  70). 

Bei  SubstantiviruDgen,  die  sich  zum  Theil  auf  ursprüngliche  latei- 
nische   Gerundien    zurückführen    lassen,    hat    das    Auftreten    anderer 
Präpositionen  nichts  Auffallendes:    du  vivant  de,  de  (en)  mon  vivant; 
sur  son  seant.    Vgl.  S.  249. 
ß.   Das   Participialadjektiv    auf  ant   steht,    wie  jedes   andere  biegungs- 
fähige Adjektiv,    als    prädikative    und    als  attributive  Bestimmung; 
auch    als  Form    eines  transitiven  Verb  kann  es  kein  Akkusativobjekt  bei 
sich  haben,    obwohl    es  andere  adverbiale  Bestimmungen  zu  sich  nimmt: 
Elle  parait  souffrante    (Dumas).     Des    yeux  ..  qui ..  sont    reluisants 
dans  l'ombre  (Ponsard).     Des  muses  la  troupe    dansante    (Id.).     Des 
yeux  clairs  et  per(;ants  (Id.).    II  m'offrait  une  main  fumante  de  sang 
(Voltaire).     Isaure,  eclatante  d'attraits  (Legodve).    Riga  etait  pleine 
de    marchandises    appar tenan tes    aux    Hollandais    (Voltaire).     Die 
Participien  etant  und  ayant  kommen,    wie    manche    andere,    vorzugsweise 
mit  Rücksicht    auf  ihren  Begriff  nie   adjektivisch  vor.     Selbstverständ- 
lich ist  dies  auch  überall  da  nicht  der  Fall,  wo  besondere  Verbaladjektive 
sich  neben  der  allgemeinen  Participialform   gebildet  haben  und  entweder 


1 


§  155.     Mittelformen.     Das  einfache  Particip  des  Perfekt.  459 

durch  abweichende  Schreibung,  wie  extravagant,  vacant  u.  a.,  oder  durch 
die  Endung  ent,  wie  different,  excellent  u.  a.  sich  vom  Particip  unter- 
scheiden; s.  55  56.  7  und  9  (S.  192)  und  vgl.  S.  249. 

Vielfach  findet  man  jedoch  das  Particip  auch  mit  einer  anderen  ad- 
verbialen Bestimmung  als  dem  Akkusativ  unflektirt.  Im  Wesentlichen 
kommt  es  dabei  darauf  an,  ob  man  das  Particip  mehr  als  den  Ausdruck 
einer  anhaftenden  Beschaffenheit  oder  als  den  der  Thätigkeit 
auffasst,  obgleich  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  der  Sprachgebrauch  hier 
mehrfach  schwankt:  Vgl.  Toutes  sont  donc  de  meme  trempe,  mais  agis- 
sant  diversement  (La  Fontaine).  Tu  foules  une  terre  fumant  tou- 
jours  du  sang  des  malheureux  mortels  (Bescher.).  Quelques  degres 
conduisant  k  une  sortie  (Dumas).  Une  fenetre  .  .  donnant  sur  une 
petite  rue  (Id.).  Charlotte  entrant  par  la  porte  ä  gauche  (Id.). 
Des  bateaux  de  vivres  appartenant  aux  Romains  (L.-P.  Segur). 

Oefter  ist  dem  Particip  transitiver  Verba  vom  Spracbgebrauche  eine 
intransitive  oder  reflexive  und  passive  Bedeutung  gegeben:  a  jour  ouvrant, 
ä  porte  ouvrante,  ä  jour  feruiant,  ä  portes  fermantes.  Diese  Vertauschung 
ist  mit  anderen  Erscheinungen  verwandt.  S.  oben  S.  452.  453.  Vgl.  lat. 
res  moventes  (bewegliche)  (Liv.  3,  25). 

155.     b)    Das  einfache   Particip   des  Perfekt. 

Dies  Particip  ist  im  Wesentlichen  passiver  Natur,  selbst  in  seiner  Zu- 
sammenstellung mit  dem  Verb  avoir  bei  der  Bildung  zusammengesetzter 
Zeitformen  transitiver  Verba,  obwohl  sein  Gebrauch  bei  der  Bildung  der 
Formen  intransitiver  Verba  in  aktive  Bedeutung  übergeht.  S.  oben  S.  ISlff. 
Es  dient  ursprünglich  zur  Bezeichnung  der  vollendeten  Thätigkeit,  doch 
nimmt  es  auch  die  Bedeutung  der  werdenden  Thätigkeit  an,  wie  schon 
im  Lateinischen:  sperata  victoria,  ein  Sieg,  welcher  gehofft  wird.  Seine 
Beziehung  auf  die  Vollendung  oder  das  Werden  entscheidet  jedoch  nur 
der  Zusammenhang.  Vgl.  11  est  venge,  condamne,  puni  er  wird  gerächt  etc. 
und  er  ist  gerächt  etc.  Damit  hängt  die  Verwendung  dieses  Particip  als 
eines  reinen  Adjektiv  nahe  zusammen,  wobei  die  vollendete  Thätigkeit  in 
ihrem  Resultate  als  bleibende  Eigenschaft  angesehen  wird.  Sie  hat  an 
dem  Gebrauche  lateinischer  Formen,  wie  doctus,  eruditus,  mansuetus,  osus, 
exosus,  inveteratus,  exoletus  etc.,  ein  Vorbild. 

1.  Das  Particip  tritt  als  absolutes  Particip  mit  seinem  Subjekte  im 
Akkusativ  auf;  dies  geschieht,  wo  sein  Subjekt  von  dem  Subjekte  wie  von 
dem  Objekte  des  Satzes  verschieden  ist.  Es  kongruirt  alsdann  mit  seinem 
Subjekte  in  Geschlecht  und  Zahl:  Mais  le  combat  fini,  c'est  alors  qu'il 
se  montre  (Ponsard).  Eux  punis,  nous  pourrons  faire  admirer  au 
monde  .  .  la  liberte  (Id.).  Dies  Particip  kann  transitiven  oder  in- 
transitiven Verben  angehören:  Je  le  jure,  par  ma  mere,  Fabiane 
mort,  tu  mourras  (V.  Hugo).  11  ne  sera  pas  dit  que,  moi  parti,  vous 
rirez  de  la  dupe  que  vous  venez  de  faire  (Dumas);  dem  absoluten  Par- 
ticip tritt  dann  das  gerundivische  etant  voran:  La  Constitution 
etant  achevee,  aucune  esperance  ne  restait  au  roi  etc.  (Thiers);  auch 
sonst  tritt  es  zu  dem  passiven  Particip:  Nous  avons  plus  d'une  piece 
qui  etant  eorrigees  pourraient  aller  k  la  posterite  (Voltaire). 

Dem  Particip  werden  mit  Bezug  auf  unmittelbare  Aufeinanderfolge 
der  Handlungen  auch  die  Partikeln  aussitot,  sitot  beigegeben:  Aussi- 


460     l^f'tt-  Tbl.    Syntax.     Erst.  Absohii.    Die  Wortfügung.    11.  Adv.  Satzbest. 

tot  revenement  connu  au  chateau,  Mme  Aubry  s'etait  fait  trans 
porter  ..  chez  son  amie  (0.  Fecillet).  Aussitot  la  lettre  re^ue,  vous 
partirez  (Littre).  Sitot  le  dejeuner  fini,  Fromont  jeune  annon^a 
qu'il  retouruait  ä  Savigny  (Daüdki). 

Ist   das  Subjekt    im  Satze    nicht    ausgesprochen,    aber    aus    dem    Zu- 
sammenhange  zu    schliessen,    so    steht    das  Particip  allein   absolut,   je- 
doch sowohl  für  die    vollendete    als  für  die   werdende   Thätigkeit, 
namentlich    an    der  Spitze  des  Satzes:    Vous  deviendrez    mon   ami  et  je 
deviendrai    votre    amie.     Arrivesäce    poiut,   dites,    tout  .  .  ne    sera-t-il 
pas  delices?    (Ddmas)     De    tels    hommes  sont  bien  ä  plaindre.     Accou- 
tumes  ä  tout  ce  que  les  sens  offrent  de  plus  doux,  la  plus  legere  douleur 
deconcerte  leur  felicite  (Massillon). 
2.    Von  der  Verschiedenheit   der  Verwendung   dieses  Particip   innerhalb  des 
Satzes  hängt  seine  Kongruenz  mit  einem  Sulistantivbegriffe  ab. 
«.    Das  attributive  Particip.     Wenn   das  Particip  ohne  Vermittlung 
eines  Zeitwortes  zu  einem  Substantiv   oder  Fürwort  in  attribu- 
tivem   Verhältnisse    steht,    so    stimmt    es    mit    diesem    in    Zahl   und 
Geschlecht  überein:   La  terre  n'est  couverte  Que  de  palais  detruits, 
de    trones    renverses    (Racine  Fils).     Et    chaque    fois   qu'au  gouffre 
entrainee  ä  grands  pas  La  tremblante  patrie  errait  au  gre  du  crime 
(V.  Ht'Go). 

Die  Participien  attendn,  compris  (y  compris,  non  compris), 
excepte,  oui,  passe,  suppose,  vu,  ci-joint,  ci-inclus  sind 
unveränderlich,  wenn  sie  ihrem  Substantivbegiiffe  vorangehen,  ver- 
änderlich, wenn  sie  ihm  folgen.  Doch  bleiben  ci-joint  und  ci- 
inclus  nur  an  der  Spitze  des  Satzes  oder  sonst  vor  einem  Haupt- 
worte ohne  Artikel  unverändert:  Ci-joint  quittauce.  Vous  trouverez 
ci-joint  (ci-inclus)  copie  du  contrat;  dagegen  vous  trouverez  ci- 
jointe  (ci-incluse)  la  (une)  copie  du  contrat  (Acad.);  s.  auch 
S.  134  und  237.  437.  Man  vergleiche  hiermit  die  Inkongruenz  eines 
grammatischen  Subjektes  mit  einem  logischen:  il  est  des  hommes. 
ß.  Das  prädikative  Particip.  Wenn  das  Particip  ein  prädikativer 
Satztheil  ist,  so  ist  seine  Kongruenz  mit  dem  Subjekte  nach  den 
allgemeinen  Regeln  derselben  unerlässlich:  Le  fer  est  emousse, 
les  büchers  sont  eteints  (Voltairh).  Le  merite  et  la  vertu 
sont  estimes  et  recherches  (NoiJL  et  Chaps.).  A'os  arts  semblent 
bornes  (Delille).  Mon  äme..demeure  suspendue  (Aime-Martis). 
II  y  a  toujours  dans  ces  environs  un  berger  ou  une  bergere  qui  est 
muni  —  ou  munie  —  de  la  clef  (0.  Feuillet). 

Dies  findet  nach  dem  Zeitwort  etre  in  passiven  und  intransitiven 
Verben  und  nach  allen  Zeitwörtern  statt,  welche  eine  prädikative 
Ergänzung  im  Nominativ  zu  sich  nehmen;  in  den  mit  avoir  konju- 
girten  intransitiven  Zeitwörtern  bleibt  das  Particip  unverändert. 

Das  Particip  als  Prädikatsakkusativ   kongruirt    mit    dem  Ob- 
jekte; s.  oben  S.  388.  389  und  vgl.  S.  462. 
y.    Das   Particip   in   Beziehung  zum   Akkusativobjekt. 

aa)  Wenn  das  Akkusativobjekt  eines  transitiven,  reflexiven  und 
reciproken  Zeitwortes  in  seinen  mit  avoir  und  etre  gebildeten 
Zeitformen  dem  Particip  vorangeht,  so  kongruirt  dieses 
mit  dem  Akkusativ. 


§  155.     Mittelformen.     Das  einfache  Farticip  des  Perfekt.  461 

Dieser  Fall  tritt  ein  iu  direkten  und  indirekten  Fragen  und  Aus- 
rufungen, in  Adjektivsätzen  und  in  denjenigen  Sätzen,  welche  ver- 
bundene persönliche  Fürwörter  zum  Akkusativobjekte  hnhen:  Quelle 
guerre  in  testine  avons-nous  allumee?  (Oornhille)  Que  de  mi- 
racles  les  historiens  ont  prodigues  .  .!  (Voltairb)  Je  sais  .  . 
conihien  de  devoirs  en  un  jour  j'ai  trahis  (Id.).  L'eveque  de 
Meau.x  a  cree  une  langue  que  iui  seul  a  parlee  (CnATEAUBR.).  Vous 
/ft'avez  crue  attachee  h  vous  nuire  (Racink),  Le  bruit  de  nos  tresors 
les  a  tous  attires  (Id.).  II  n'est  pas  un  point  de  theologie  sur  le- 
quel  les  hommes  ne  se  soient  divises  (Voltaire). 

Selbst  auf  das  Adverb  en  (inde),  wo  es  einen  partitiven  Genitiv 
vertritt,  welcher  einem  Akkusativ  gleichgestellt  werden  kann,  hat  man 
ein  flektirtes  Particip  bezogen:  L'usage  des  cloches  .  .  est  de  la  plus 
haute  antiquite;  nous  n'en  avons  eues  en  France  qu'au  sixieme 
siecle  (Voltaire).  J'avais  chevche  un  nioyen  de  donner  ä  mes  ob- 
servations  sur  ces  lois  un  air  de  nouveaute.  Comnie  je  viens  de  le 
dire,  ä  plusieurs  epoques  on  en  a  proposees  et  adoptees  (Cos- 
stant).    Indessen  ist  hier  der  Gebrauch  gegen  die  Flexion  des  Particip. 

Anmerkung.  In  den  mit  que  und  combien  beginnenden  Sätzen 
findet  eine  Attraktion  des  Particip  durch  die  denselben  folgenden  Ge- 
nitive statt;  an  sich  sind  jene,  welche  übrigens  auch  als  Quantitäts- 
bezeichnungen  und  KoUektivbegrift'e  angesehen  werden  können,  als 
Neutra  in  der  Einz;ihl  zu  betrachten.  Eben  dahin  gehört  die  Attrak- 
tion im  Adjektivsatze  nach  le  peu  mit  einem  folgenden  Genitiv:  Le 
peu  de  le(;ons  ;que  j'ai  prises  ont  suffi  (Acad.).  Nothwendig  ist 
sie  indess  hier  nicht:  Le  peu  de  diligence  et  d'exactitude  q  u'il  a 
mis  dans  la  conduite  de  cette  affaire  (Acad.).  Hier  könnte  die  At- 
traktion selbst  sinnstörend  erscheinen.     Uebrigeiis  vgl.  oben  S.  378. 

Ausjnahmen  von  dieser  Regel  sind  folgende: 

Das  Particip  der  unpersönlich  t;ebrauchten  Zeitwörter  bleibt 
unveränderlich:  Une  des  idees  les  plus  utiles  ä  la  morale  qu'il 
y  ait  jamais  eu  (Thomas).  Les  chaleurs  excessives  qu'il  a  fait  (Cos- 
DiLLAc).  Tontes  les  humiliations  qu'il  vous  en  a  coiite  (Voltaire). 
Ueberhjiupt  wird  in  solchen  Verben  das  Particip  nie  flektirt:  Que  de 
maux  il  en  est  dejä  resulte  (Bescher.).  * 

Mit  einem  Akkusativ  der  Zeit  kongruirt  das  Particip  nicht: 
Pendant  les  annees  qua  dure  cette  guerre  (De  Pradt).  Les  nom- 
breuses  annees  que  j'ai  vecu  (J.-J.  Rocsseau).  Qui  pourrait  dire 
combien  de  siecles  a  vecu  celui  qui  a  beaucoup  senti  et  medite? 
(De  Meilhan) 

Häufig  findet  man  auch  das  Particip  nach  einem  Akkusativ  des 
Preises  und  des  Gewichts  nicht  kongruirend,  namentlich  coiite, 
valu,  pese:  les  vingt  mille  francs  que  cette  maison  m'a  coüte 
(Acad).  La  peine  que  ce  travail  m'a  coüte  (Ead.).  Der  Gebrauch 
ist  jedoch  meist  dagegen,  namentlich  bei  Uebertragungen,  bei  denen 
man  ein  völliges  üebertreten  in  transitive  Bedeutung  annehmen  darf: 
La  gloire  que  cette  action  Iui  a  value  (Acad.). 

Es  versteht  sich  übrigens  nach  dem  Vorstehenden  von  selbst, 
dass  das  Particip  nicht  mit  einem  vorangehenden  Dativ  im  reflexiven 


462     Dritt.  Thl.    Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung;.    IL  Adv.  Satzbest. 

und   reciproken  Verb    kongruiren    kann:    Nous    nous    sommes  parle 
des  yeux  (Molieee). 

Das  Particip  ete  bleibt  unter  allen  Dmstänclen  unverändert, 
bb)  Wenn  irgend  ein  anderes  transitives  Zeitwort  ausser  avoir 
und  etre  die  loeziehung  des  Particip  auf  das  Objekt  übernimmt,  so 
erhält  das  Particip  vollständig  den  Charakter  eines  prädikativen  Ad- 
jektiv (s.  S.  460  und  vgl.  S.  388.  389)  und  stimmt  stets  mit  dem  Objekte 
überein,  wenn  es  auch  diesem  vorangeht:  A  son  retour,  le  Chevalier., 
trouvait  reprimee  . .  une  autre  tentative  d'emigration  (Villemain). 
Tenez  toujours  divises  les  mechants  (La  Fontaine);  umgekehrt: 
Je  vois  aux  flammes  eternelles  Nos  rois  precipites  sans  fia 
(Bebanger).  Uebrigens  kommt  auch  avoir  mit  einem  Particip  als 
Prädikatsakkusativ  vor  (s.  S.  889). 

cc)  Wenn  auf  das  Particip  eines  transitiven  Verb,  welchem  ein  Akkusativ 
vorangeht,  ein  Infinitiv  oder  im  seltneren  Falle  ein  Substantiv- 
satz folgt,  dessen  Objekt  der  Akkusativ  ist,  so  bleibt  das 
Particip  unveränderlich:  Elle  s'est  fait  aimer,  eile  m'a  fait 
hair  (Corneille).  Asservie  ä.  des  lois  que  j'ai  su  respecter 
(Racine).  L'alliance  que  Judas  avait  envoye  demander  (Bosscet). 
Tous  les  soldats  s'etaient  laisse  prendre  (Voltaiee).  Les  affaires 
que  j'ai  prevu  que  vous  auriez  (Bealzee).  La  verite  qu'il  a  ne- 
glige  de  suivre  (Fenelon).  Je  les  ai  vu  frapper  [on  les  frappait] 
(Gramm.  Nat.).  Le  cordonnier,  auteur  de  la  tragedie  de  la  Reine 
de  Palmyre,  que  tout  Paris  a  entendu  lire  il  y  a  quelques  annees, 
prenait  beaucoup  de  cafe  (Brillat-Savarin). 

Auch  kann  hier  ein  aus  dem  Zusammenhange  zu  entnehmender 
Infinitiv  fehlen:  II  a  ete  libre  de  mettre  ä  cet  abandon  la 
condition  qu'il  a  voulu  (Sirey). 

Es  versteht  sich,  dass,  wenn  das  dem  Particip  folgende  Verb  an 
dem  vorangehenden  Akkusativ  nicht  sein  Objekt  hat,  das  Particip 
mit  dem  Objekt  übereinstimmt:  A  peine  Tavons-nous  entendue  parier 
(Voltaire).  0  Julie!  si  le  destin  t'eüt  laissee  vivre  (J.-J.  Rocssead). 
Je  les  ai  vus  frapper  [ils  frappaient]  (Gramm.  Nat.).  Monsieur 
nous  a  bien  vus  passer  (0.  Feuillet). 

In  den  zahlreichen  Verschmelzungen  von  faire  mit  einem  intran- 
sitiven oder  reflexiven  Zeitwort  zu  einem  gemeinsamen  faktitiven 
Verbal  begriffe,  wie  faire  sortir,  faire  taire  u.  a.,  bleibt  das  gemein- 
same Objekt  ohne  Einwirkung  auf  das  Particip  von  faire,  das  also 
auch  hier,  wie  bei  folgendem  transitiven  Infinitiv  (vgl.  oben)  un- 
veränderlich ist:    La  lettre  qu'il  m'a  fait  parvenir  (Acad.). 

Folgt  den  mit  vu  und  entendu  zusammengesetzten  Zeitformen 
der  Infinitiv  eines  transitiven  Zeitwortes  und  geht  ihnen  zugleich 
ausser  dem  Sachobjekte  eins  der  persönlichen  Fürwörter  me, 
te,  nous,  vous  voran,  so  kann  das  Fürwort  entweder  als  Dativ  oder 
Akkusativ  betrachtet  werden.  S.  oben  S.  389.  390.  Als  Akkusativ 
betrachtet  fordert  es  die  Kongruenz  des  Particip:  Voilä,  mon  fils,  le 
sujet  des  larmes  que  tu  m'as  vue  verser  (Florian);  als  Dativ 
lässt  es  die  Kongruenz  nicht  zu:  Les  airs  que  je  vous  ai  entendu 
chanter.    Man  vermeidet  die  letztere  Ausdrucksweise. 


§  156.    Mittelformen.     Die  zusammengesetzten  Participial formen.  463 

dd)  "Wenn  die  zusammengesetzten  Zeitformen  eines  transitiven  Verb  des 
Aktiv,  wie  avoir  und  donner,  den  Infinitiv  eines  transitiven  Verb 
mit  ä  im  Gefolge  haben,  so  lässt  ein  vorhergehendes  Objekt  sowohl 
die  Verbindung  mit  dem  Particip  als  mit  dem  Infinitiv  zu:  la 
fable  que  j'ai  eue  ä  composer;  les  peines  qu'ils  out  eu  ä  souffrir. 
Die  Wahl  wird  hier  durch  den  dem  Redenden  zunächst  vorschweben- 
den Thätigkeitsbegriff  bestimmt. 

Die  über  die  Kongruenz  des  Particip  mit  eiuem  Akkusativ- 
objekt gegebenen  Regeln  sind  erst  durch  den  neufranzösischen 
Sprachgebrauch  festgestellt.  Das  Altfranzösische  Hess,  obwohl  nicht 
ohne  Abweichung,  das  Particip  mit  einem  Objekte  bei  jeder  Stellung 
des  Objekts  kongruiren.  Vgl.  Puisque  perdue  ot  la  reine  (Marie 
DE  France).  Li  reis  ad  sa  fille  menee  (Ead.).  Die  im  letzten 
Beispiele  auftretende  Stellung  des  Objektes  findet  sich  noch  bisweilen 
im  Neufranzösischen  bei  Dichtern:  Chaque  goutte  epargnee  a  sa 
gloire  fletrie  (Corneille).  La  noble  epee  Qui  d'Holopherne  a  la 
tete  coupee  (Voltaire). 

Auch  andere  im  Altfranzösischen  vorkommende  Abweichungen  in 
umgekehrter  Weise  finden  sich  noch  im  Neufranzösischen  bisweilen: 
Les  miseres  Que  durant  notre  enfance  ont  endure  nos  freres 
(Cobneille).  Je  /'ai  laisse  passer  dans  son  appartement  (sc.  Junie) 
(Racine).  Das  Particip  laisse  betrachten  einzelne  Grammatiker  noch 
jetzt  als  stets  unveränderlich. 

Die  formelhaft  erstarrten  Wendungen  l'avoir  echappe  belle, 
l'avoir  man  que  belle  (sc.  l'occasion)  gestatten  jetzt  keine  Ver- 
änderung des  Particip;  im  16.  Jahrhundert  sagte  man  noch  richtig: 
U  f&  echappee  belle  (s.  Littre  v.  beau,  Rem.  2.;  echapper  11.). 

156.     II.    Die   zusammengesetzten    Participialformen. 

Die  zusammengesetzten  Participien  der  Vergangenheit  der  transitiven  und 
intransitiven  Verba,  mit  Inbegriff  der  passiven,  reflexiven  und  reciproken 
Verbalformen,  entstehen  durch  Zusammensetzung  der  veränderlichen  oder 
unveränderlichen  Form  des  einfachen  Particip  des  Perfekt  mit  den  gerun- 
divischen Formen  ayant  und  etant,  und  haben  stets  die  Bedeutung  der 
vollendeten  Thätigkeit,  ausgenommen  wo  etant  mit  dem  passivischen 
Particip  einem  Particip  des  Präsens  entspricht.  Sie  werden  nie  adjekti- 
visch und  können  ihrer  Natur  nach  nicht  die  Präposition  en  vor  sich 
haben. 

In  ihrer  syntaktischen  Verwendung  folgen  sie  der  Konstruktion  des 
einfachen  gerundivischen  Particip  des  Präsens;  sie  können,  ihrem  Gehalte 
nach,  wie  jenes,  neben  der  zeitlichen  Beziehung  auf  die  vollendete  Thätig- 
keit, einen  Grund,  eine  Bedingung  und  eine  Einräumung  aussprechen. 

Sie  können  ebenso  als  absolute  Participien  verwendet  werden,  und 
nehmen  auch  an  allen  Anomalien  des  Gei)rauchs  der  einfachen  Participien 
Theil.  Man  vergleiche  hinsichtlich  der  Freiheiten  ihres  Gebrauchs:  Les 
inquisiteurs  abuserent  tellement  de  leur  pouvoir  .  .  Bientot  apres, 
ayant  ete  retablis,  les  büchers  se  rallumerent  (Florian),  wo  das 
Subjekt  aus  dem  vorigen  Satzgefüge  zu  ermitteln  ist;  Licinius  etant 
venu  ä  Antioche  et  se  doutant  de  l'imposture,  il  fit  mettre  ä  la  torture 


464     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.     II.  Artv.  Satzbest. 

les  prophetes  de  ce  nouveau  Jupiter  (Font^nklle},  w^o  das  absolute 
Parlicip  vor  einem  Satze  mit  gleichem  Subjekte  steht.  Auch  auf  ein 
Objekt  im  Satze  ist  es  zuweilen  bezogen,  namentlich  wenn  es  an  der 
Spitze  steht:  Etant  rentre  dans  une  taverne  .  .  le  maitre  de  la 
maison  .  .  me  dit  qu'il  ne  pouvait  me  loger  (L.-P.  Segor). 

Wenn  gleichartig  zusammengesetzte  Participien  auf  einander  folgen, 
so  wird  das  Hülfszeitwort  gewöhnlich  nicht  wiederholt:  N'ayant  jamais 
ni  touche  ni  ordonnance  de  fonds  publics  (Boürrienne). 

Die  Schwerfälligkeit  mancher  dieser  Participiaiformen  hat  den  Ge- 
brauch derselben,  mit  Ausnahme  ihrer  Verwendung  als  absolute  Partici- 
pien, auf  engere  Grenzen  beschränkt.  Als  Ersatz  derselben  kann  vielfach 
das  einfache  Particip  des  Perfekt  dienen. 

157.  D.  Die  Adverbien  oder  Umstandswörter.  Die  Adverbien,  deren 
Eintbeilung  nach  Form  und  Inhalt  in  der  Formenlehre  nachgewiesen  ist, 
(s.  S.  228  ff.),  bestimmen  im  adverbialen  Satzverhältnisse  das  Zeitwort,  das 
Eigenschaftswort  und  ein  anderes  Adverb.  Im  Allgemeinen  starrer  Natm-, 
geht  das  Adverb  nur  in  seinen  aus  Präpositionen  und  anderen  Bestand- 
theilen  erwachsenen  Formen  in  einer  mehr  beweglichen  Weise  in  ver- 
schiedene Beziehungen  ein,  welche  sich  aus  der  Kasuslehre,  sowie  aus  der 
Lehre  von  den  Präpositionen  erklären.  Die  feststehende  Bedeutung  der 
biegungsunfähigen  Adverbien  bietet  daher  für  ihre  syntaktische  Verwen- 
dung in  Bezug  auf  räumliche,  zeitliche,  modale  und  kausale  Be- 
stimmungen des  Thätigkeitsbegriffes  wenig  verschiedene  Gesichtspunkte. 

In  einzelnen  Fällen  berührt  sich  das  Adverb  mit  dem  Adjektiv,  oder  eine 
attributive  Bestimmung  tritt  an  die  Stelle  eines  Adverb.  Die  attributive 
Bestimmung  erscheint  alsdann  als  die  eines  Subjektes  oder  Objektes  im  Satze 
statt  der  Bestimmung  des  Thäligkeitsbegriffes  durch  das  Adverb.  Diese  Attrak- 
tion der  Verbalbestimmung  durch  einen  Substantivbegriff  ist  sowohl  der  Poesie  als 
der  Prosa  eigen,  kommt  aber  selbst  in  der  Sprache  des  gemeinen  Lebens  vor.  Sie 
bezieht  sich  besonders  auf  Zeitbestimmungen  und  Modalbestimmungen:  II  alla  tou- 
jours  le  premier  ä  Tassaut.  11  arrive  toujours  le  dernier  (Acad.).  Est-ce  ä 
moi  de  mourir?  Tranquille  je  m'endors  Et  tranquille  je  veille  (Chesier). 
Les  rares  moments  que  vous  derobez  ä  ceux  qui  vous  entourent  passent  si  rapi- 
des et  si  tourmentes  (Dcmas).  II  est  mort  content  (Acad.).  Hier  berühren 
sich  zuweilen  das  prädikative  und  appositive  Verhältniss  mit  dem  adverbialen. 
Vgl.  lat.  Hispania  postrema  perdomita  est  (Liv.  28,  12).  Philippus  proximus 
accedebat  (Cic,  Brut.  47).    Raras  tuas  .  .  accipio  litteras  (Fam.  2,  13). 

Zwischen  dem  Attribut  und  Adverb  schwankt  das  Französische  namentlich  bei 
dem  adverbialen  tout,  s.  S.  169,     wie  bei  meme,  s.  S.  172. 

Zu  diesen  Vertauschungen  gehört  auch  zum  Theil  die  Verwendung  des  durch 
das  adverbiale  le  plus,  le  luoins  superlativisch  bestimmten  prädikativen  Adjektiv 
(oder  ihm  gleichgesetzten  Satzgliedes)  neben  dem  durch  le,  la,  les  gebildeten  super- 
lativischen Adjektiv.  Durch  jenes  wird  die  Eigenschaft  an  und  für  sich  bestimmt, 
durch  dieses  die  Person  oder  Sache,  welcher  es  beigelegt  wird.  Beides  kann  im 
Prädikate  denselben  Inhalt  darstellen:  De  ces  deux  sceurs,  la  cadette  est  celle 
qui  est  le  plus  aimee,  la  plus  aimee  (Acad.).  Les  plus  beaux  sont  le  plus 
fetes,    les  plus  fetes  (Gramm.  Nat.).    Der  unterschied    aber   ist   der,   dass  im 


§  157.     D.    Die  Adverbien.     §  158.    Ort.  465 

ersten  Falle  dem  Gegenstande  eine  Eigenschaft  beigelegt  wird,  welche  in  ihrer  ver- 
gleichsweise intensivsten  Bedeutung  genommen  werden  soll,  während  im  zweiten 
Falle  der  Gegenstand  selbst  aus  einer  Klasse  vergleichsweise  mit  an- 
deren hervorgehoben  wird.  Daher  bisweilen  der  stärkste  Unterschied  unter  beiden 
Ausdrucksweisen:  C'est  la  riviere  la  plus  profonde  du  pays.  —  C'est  ici  que  la 
riviere  est  le  plus  profonde  (Schmitz,  Fr.  Gr.  S.  184).  Uebrigens  s.  über  die 
Vertretung  des  Adjektiv  durch  Adverbien  im  Prädikate  S.  327. 

158.  a)  Die  Ortsadverbien,  welche  den  Thätigkeitsbegriff  meist  in  demon- 
strativer, fragender  oder  relativer  Weise  auf  eine  Oertlichkeit  beziehen, 
treten  auch  bisweilen  aus  dieser  Weise  heraus: 

a.  Sie  werden  zum  Theil  auf  die  Zeitbestimmung  übertragen: 
Cela  ne  s'etait  pas  vu  jusqu'ici.  Revenez  demain;  d'ici  lä,  j'aurai 
arrange  votre  aöaire.  De  ce  jour-lä  en  avant.  Depuis  deux  ans  en 
(jk  (ACAD.);  auch  auf  Massbestimmung:  Les  hommes  grandissent 
jusqu'ä  vingt-cinq  et  meme  au-delä  (Lamabtine),  Je  lui  ai  donne 
tout  ce  que  je  lui  devais,  et  au  delä.     Je  Tai  satisfait,  et  par  delä 

(AcAD.). 

ß.  Die  ursprünglichen  Ortsadverbien  oü,  y,  dont  und  en  traten  an  die 
Stelle  eines  Dativ  und  Genitiv  der  Einzahl  und  Mehrzahl  des  rela- 
tiven und  demonstrativen  oder  persönlichen  Fürwortes.  Diese  Ver- 
tauschung beruht  auf  der  Natur  der  Kasus,  welche  von  der  An- 
schauung räumlicher  Verhältnisse  ausgehen;  doch  ist  der  Gebrauch 
dieser  Adverbien  meist  beschränkter  als  der  der  entsprechenden  Pro- 
nominalkasus, was  sich  aus  ihrer  zum  Theil  nicht  zu  verwischenden 
Beziehung  auf  Ortsverhältnisse,  sowie  aus  ihrer  Unbestimmtheit  in 
Bezug  auf  Geschlecht  und  Zahl  erklärt. 

1.  oü  vertritt  den  Dativ  auf  die  Frage  nach  dem  Wo?  und  Wohin? 
zunächst  bei  einer  Ortsbestimmung:  La  maison  oü  je  de- 
meure.  Le  lieu  oü  il  va  (Acad.),  und  so  auch  bei  einer  Zeit- 
bestimmung: Au  moment  oü  la  monarchie  absolue  perissait 
(Lamartine).  C'est  du  premier  jour  oü  je  vous  ai  vue,  que  je 
vous  aime  (A.  de  Musset);  dann  andere  Beziehungen  eines  Dativ 
ausdrückend:  Le  but  oü  il  tend  (Acad.).  C'est  un  mal  oü  mes 
amis  ne  peuvent  porter  de  remede  (Montesqlied).  C'est  une 
gräce  oü  je  n'osais  pretendre  (Campistron).  Quelque  chose  .  . 
oü  il  n'a  nulle  part  (La  Brdyere).  Vgl.  lat.  Navem  ubi  vectus 
fui  (Flaut.,  Mil.  2,  1,  40).  Vitam  miseram  .  .  ubi  alienae 
superbiae  ludibrio  fueris  (Sall.,  Cat.  20).  ■ 

Auch  mit  den  Präpositionen  de  und  -par  verbunden,  wird  oü 
gleich  einem  Relativpronomen  verwendet,  obwohl  nicht  häufig:  ün 
proces  d'oü  depend  ma  fortune.  Les  endroits  par  oü  nous 
passons  (Acad.).  Les  points  par  oü  l'on  peut  nous  blosser 
(J.-J.  Rocsseau). 

Auch  statt  des  Neutrums  des  fragenden  Fürwortes  findet 
man  oü  mit  de  und  par:  Doü  vient  que  vous  faites  cela?  Par 
oü  reussira-t-il?  (Acad.) 

2.  y  vertritt  den  Dativ  des  demonstrativen  und  persönlichen  Für- 
wortes, bei  einer  Ortsbestimmung:    En  quelque  pays  que  j'aie 

Mäuuer,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  30 


466     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

ete,  j'y  ai  vecu  comme  si  j'avais  du  y  passer  ma  vie  (Montes- 
quieu). Notre  eher  cbevalier  .  .  ira  d'ici  ä  Bourbonnais,  et 
tu  y  iras  (Fenelon);  dann  auch  mit  Hückbeziehung  auf  Sachen, 
oft  zur  Vermeidung  des  Gebrauchs  der  persönlichen  Fürwörter 
lui,  leur,  ä  lui,  ä  eile,  ä  eux,  a  elles,  die  man  nicht  gern 
auf  Sachen  bezieht:  Vous  avez  peu  de  bien,  joignez-?/  ma  for- 
tune  (Dorat).  Quant  ä.  la  raison  que  vous  m'alleguez,  je  m'y 
rends  (Acad.).  Mais  je  vois  bien  que  tu  regrettes  la  danse, 
mon  bon  Landry,  et  je  ne  sais  pas  pourquoi  tu  y  as  reuonce 
(G.  Sand);  endlich  selbst  auf  Personen:  C'est  un  homme 
equivoque,  ne  vous  y  fiez  pas  (Acad.),  und  nicht  bloss  die 
dritte  grammatische:  Quoique  je  parle  beaucoup  de  vous,  ma 
fille,  j'j/  pense  encore  davantage  (Mme  de  Sevigne),  obwohl  man 
diese  Beziehung  in  neuerer  Zeit  nicht  für  angemessen  erachtet. 
Auf  Sachsubstantive  bezog  auch  der  Lateiner  bisweilen  ihi:  Huic 
ab  adolescentia  bella  intestina  .  .  grata  fuere:  ibique  juven- 
tutem  suam  exercuit  (Sall.,  Cat.  5). 

Auch  auf  einen  ganzen  Satz  wird  y  bezogen:  Prenez-y  garde  .  . 
vos  louanges  et  vos  approbations  sont  dangereuses 
(Mme  de  Sevigne). 

3.  dont  (de  unde)  hat  seine  ursprüngliche  Adverbialbedeutung  völlig 
verloren  und  tritt  ganz  an  die  Stelle  eines  singularischen  und 
pluralischen  Genitiv  der  relativen  Fürwörter.  Es  wird  auf  Sachen 
wie  auf  Personen  bezogen,  und  nur  wenn  das  Fürwort  durch 
einen  Substantivbegriff  von  seinem  Korrelate  geschieden  ist,  treten 
statt  dont  die  ächten  Fürwörter  duquel,  de  laquelle,  des- 
quels  etc.  ein:  L'esprit  retourne  au  ciel,  dont  il  est  descendu 
(Racine).  II  est  des  blessures  Dont  un  coeur  genereux  peut 
rarement  guerir  (Voltaire).  Fuir  n'est  un  deshonneur  Que  pour 
ceux  dont  on  peut  soup(;onner  la  valeur  (Grebillon).  Im  Latei- 
nischen ward  unde  vielfach  ganz  ähnlich  gebraucht:  Locum 
unde  erant  profecti  (Gaes.,  B.  G.  1,  28).  Hereditatem  unde 
ne  nummum  quidem  unum  attigisset  (Cic,  Fin.  2,  17).  Eum 
unde  discas  (Gr.  2,  87). 

4.  en  steht  überall  für  den  Genitiv  und  wird,  gleich  einem  demon- 
strativen oder  persönlichen  Fürworte,  auf  Sachen  wie  auf  Per- 
sonen bezogen:  Vient-il  de  la  ville?  Oui,  il  en  vient.  Cette 
mal  adle  est  dangereuse,  11  pourrait  en  mourir.  Donnez-moi 
cela,  j'en  ai  besoin  (Acad.).  Un  vieillard  amoureux  merite 
qu'on  en  rie  (Corneille).  Depuis  le  temps  qu'elle  aimait  Landry 
et  quelle  en  etait  aimee  (G.  Sand). 

Wo  bei  der  Beziehung  von  en  auf  Personen  eine  Zweideutig- 
keit stattfinden  könnte,  oder  wo  man  die  Person  hervorheben  will, 
gebraucht  man  den  Genitiv  des  persönlichen  Fürwortes:  Qui  rit 
d'autrui,  Doit  craindre  qu'en  revanche  on  rie  aussi  de  lui 
(Moliere). 

Bisweilen  deutet  en  auf  einen  ganzen  Satz  oder  einzelne 
Satzbestimmungen,  und  zwar  selbst  diesem  Satze  vorangehend: 
N'en  doutez  pas,  ils  cederont  si  vous  montrez  de  la  fermete. 
C'est  lä,  soyez-en  certain,  la  cause  de  son  refus.    On  ne  doit 


I 


§  158.     Adverbien.     Ort.  467 

jamais  se  repentir  d'avoir  bien  fait,  aussi  ne  s'e  n  repent-il  pas 
(AcAD.).  Le  temps  .  .  passe  et  s'ecoule  sans  que  nous  nous 
en  apercevious  (Trad.  d'Ovide). 

Oft  steht  en  im  Sinne  eines  attributiven  (possessiven) 
Genitiv  mit  Rückdeutung  auf  ein  vorangehendes  Hauptwort  statt 
eines  Possessivpronomens,  jedoch  nur  in  Verbindung  mit  einem 
Nominativ  oder  Akkusativ.  Die  Behauptung  früherer  Grammatiker, 
dass  en  in  solchem  Falle  nicht  auf  Personen,  andererseits  »ora,  sa, 
leur  nicht  auf  Sachsuhsfantive  zurückweisen  dürften,  ist  irrig,  ob 
wohl  das  Possessivpronomen  vorzugsweise  bei  Personennamen 
steht:  Quand  on  est  dans  un  pays,  il  faut  en  suivre  l'usage 
(MoNTESQüiKc).  De  mes  sujets  seduits  qu'il  comble  la  misere; 
II  en  est  l'ennemi,  j'e  n  dois  etre  le  pere  (Voltaire).  Daneben 
aber  auch :    La   patience    est   amere,    mais    son    fruit    est   doux 

(J.-J.    RODSSBAO). 

Gewöhnlich    tritt  en    ein,    um    in    einem    folgenden  Satze  oder 
Satzgliede    einen    Substantivbegriff    im    Sinne    eines    partitiven 
Genitiv    als  Subjekt  oder  Objekt    zu    wiederholen,    oder   um    die 
Subsumtion  eines  Art-  oder  Tbeilbegriffs    unter    das    vorangehende 
Substantiv    wiederholt    anzudeuten.      Diese    sinnfällige    Darstellung 
ist    im    ersten    Falle   bisweilen    eine    logische    Nothwendigkeit,    im 
zweiten    ein    durch    die   Gewohnheit    fixirter  Gebrauch:    11  a  eleve 
plus    de    monuments    que    d'autres    n'en    ont    detruits    (Acad.). 
Pour    avoir    de    vrais    amis,    il    faut    etre    capable  d'en  faire  et 
digne  d'en  avoir   (La  Rochk).     A-t-il  des  protecteurs?   II  en  a 
de  tres  puissants.     C'est  la  seule  reconipense    qu'il    ambitionne, 
11    n'en    veut    point    d'autre  (Acad.),     Diese  Rückbeziehung  durch 
en   unterbleibt    nur    bei    unbestimmten    Quantitätsangaben 
durch :    Einige,   Mehrere,  die  Meisten,  die  Hälfte,  ein  Theil  u.  dgl. 
Pleonastisch    steht  es  häufig  nach  einem  Genitiv  im  Plural, 
oder   nach    einer  mit  parmi,  entre  oder  einer  anderen  Präposition 
eingeführten    numerischen    Gesammtheit:     De    ces    trois    unites 
il    n'y    en  a  qu'une    d'iuiportiinte   (Mme  de  Stael).     Mais   parmi 
elles    (ces    plantes)    il    s'en    trouvait    toujours  quelqu'une  suscep- 
tible    de   contribuer  ä  l'avantage  ou    aux    agrements  de  la  societe 
(Ccvier).     Eu  est-il  un  seul  parmi  vous  qui  consentit . .  (Acad.). 
Entre  toutes  les  merveilles  de  la  nature,  il  n'en  est  point 
de   plus    admirable    (Ead.)      Selten    nach    einem    Singular:    Cette 
liaison    ne    fut   pas  la  seule  dont  M.  Thouin  dedaigna  en  profiter 
(Cdvier). 

En  steht  bisweilen  ohne  Beziehung  auf  ein  im  Satze  genanntes 
Substantiv  im  partitiven  Sinne:    II  en  est  qui  disent  u.  dgl. 

Das  Lateinische  ging  mit  der  Verwendung  des  inde  statt  eines 

Pronomens  mit  oder  ohne  Präposition  voran:    Pars  inde  cavis  ex- 

sultat  ahenis    (Ov.,    Met.  6,  645).     Nati  filii  duo:   inde  ego    hunc 

adoptavi  (Ter.,  Ad.  1,  21). 

Eigenthümlich    ist   die    häufige    pleonastische    Verwendung    der 

Ortsadverbien  y  und  en  in  Verbindung  mit  einem  Tbätigkeitsbegriffe, 

wie  in:  il  j/  a,  il  y  va  de  qch.,  je  v\y  vois  plus,  s'j/  prendre  d'avance, 

s'en  aller,   s'en  retourner,   s'en  venir,    s'en  tenir,   s'en   prendre,    en 

30* 


468      Dritt.   Tbl.     Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    11.  Adv.  Satzbest. 

vouloir,  en  imposer,  en  faire  accroire,  en  coüter,  en  user,  en  venir^ 
en  finir,  en  etre  ä,  c'en  est  fait,  je  ne  sais  plus  oü  j'en  suis  u.  v.  a. 
Meist  sind  diese  Ausdrucksweisen,  welche  dem  grösseren  Kreise  des 
Volkes  angehören,  aus  der  Neigung  hervorgegangen,  die  Thatsachen 
gleichsam  sinnfällig  vor  den  Augen  des  Zuhörers  entstehen  zu  lassen, 
und  so  theils  den  Schauplatz,  theils  den  Ausgangspunkt  der  Handlung 
als  unmittelbar  vorliegend  zu  bezeichnen,  wie  dies  sich  am  Klarsten 
in  il  2/  a  (da  giebt  es),  in  s'en  aller  (davon  gehen)  und  anderen 
ähnlichen  Ausdrücken  noch  verräth. 


159.  b)  Die  Zeitadverbien.  Sie  bestimmen  in  vielseitiger  Weise  die  Zeit- 
sphäre der  Thätigkeit,  ohne  über  ihre  durch  ihren  begrifflichen  Gehalt 
abgegrenzte  Sphäre  hinauszugehen.     S.  S.  233  ff. 

160.  c)  Die  Adverbien  der  Art  und  Weise.  Sie  bestimmen  nach  mehr- 
fachen Rücksichten,  welche  oben  S.  234  ff.  entwickelt  sind,  die  Be- 
schaffenheit der  Thätigkeit. 

K.  Unter  den  Adverbien  der  Weise  im  engeren  Sinne  dienen  die  nahe 
verwandten  comme  und  comment  (die  anderen  Adverbien  der 
Weise  assimilirte  Form)  in  ihrer  syntaktischen  Verbindung  im  Neu- 
französischen  zum  Theil  verschiedenen  Zwecken. 

1.  comme,  ehemals  in  direkter  und  indirekter  Frage  üblich,  steht 
jetzt  in  direkter  Frage  nur  dann,  wenn  die  Frage  den  Charakter 
des  verwunderten  Ausrufes  angenommen  hat:  Comme  vous  voilä 
fait!  Comme  il  est  change!  (Acad.)  In  indirekter  Frage  steht 
es  zwar  wie  comment,  jedoch  bisweilen  ebenfalls  mit  einer  Neben- 
beziehung auf  Gradbestimumng:  Voilä  comment  il  est  pere,  voici 
comme  il  est  ami  (Lacretelle).  La  faculte  du  lieu  le  traitaDieu 
sait  comme?  (Delavigne)  Vous  voyez  comme  (wie  sehr)  il 
travaille  (Acad.).    Jane!  si  tu  savais  comme  je  t'aime  (V.  Hdgo). 

2.  comment  steht  dagegen  in  direkter  wie  in  indirekter  Frage,  ohne 
Nebenbestimmung:  Comment  se  porte-t-il?  Comment  a-t-il  pu 
se  sauver?  Comment  faire?  Comment  cela?  Comment? 
(Acad.)  —  II  est  juste  que  vous  sachiez  comment  est  fait  et 
comment  se  gouverne  un  cceur  (Flechier).  Au  diable  j'ai 
prescrit  comment  il  repondrait  (Andrieux). 

ß.  Von  den  Adverbien  der  Quantität  und  des  Grades  erfordern 
die  komparativen  und  zugleich  korrelativen  Bestimmungen,  zu 
denen  auch  comme  neben  si,  aussi,  tant  und  autant  gehört,  eine 
nähere  Erörterung  ihrer  syntaktischen  Verwendung. 

1.  comme  hat  hier  nur  noch  bisweilen  das  Korrelat  ainsi,  während 
es  im  Altfranzösischen  gern  auch  mit  si,  alsi  (aussi),  autresi, 
tel,  autretel  u.  a.  korrespondirte:  Comme  le  soleil  chasse  les 
tenebres,  ainsi  la  science  chasse  l'erreur  (Acad.).  Das  demon- 
strative Korrelat  steht  nur  nachfolgend  mit  besonderem  Nach- 
drucke, sonst  fehlt  es.  Autant  comme  kommt  noch  im  17.  Jahr- 
hunderte vor.    S.  die  Satzfügung. 

2.  Die  Adverbien  si,  aussi  und  tant,  autant  unterscheiden  sich  im 
Gebrauche  im  Wesentlichen  dadurch,  dass,  trotz  der  beiderseitigen 


§  159.    Adverbien.    Zeit.    §  160.     Art  und  Weise.  4^9 

Beziehung  auf  Grad bestimmung,  bei  si,  aussi  noch  die  Rücksicht 
auf  Qualität,  bei  tant,  autant  die  Rücksicht  auf  Quantität  vor- 
waltet. 

««.    In  vollständigen  oder  unvollständigen  Satzgefügen, 
in    denen    beide    gleichgestellte    Glieder    der   Verglei- 
chung    vorhanden    sind,    oder    das    verglichene  Glied  dem  Zu 
sammenbange  zu  entnehmen  ist,  stehen  aussi  und  si  gewöhn- 
lich vor  prädikativen  und  attributiven  Bestimmungen    (den  In- 
finitiv mit  a  eingeschlossen)  und  Adverbien,  autant  und  tant 
vor  Thatigkeitsbegrifien  (mit  Ausschluss  des  adjektivirten  Particip)- 
aussi   und    autant    werden  sowohl  in  bejahenden  als  in  ver' 
nemenden  Sätzen,  si  und  tant  nur  in  verneinenden  gebraucht 
wo    man    sie    vorzieht:    L'Allemagne  est  aussi   peuplee  que  la 
la  Fnince    (Voltaire).     II    est    aussi  affable  (jue  son  frere  est 
bourru.     II    est    aussi    sage   que   vaillant  (Acad.).     Je  fuis  las 
oisifs  des  vilies,  gens  aussi  ennuyes  qu'ennuyeux(J.-J. Rousseau). 
II    Vit    aussi    magnifiquemeut    quun    prince.     II  est   aussi  ä 
plaindre    que    vous.     Cet  ouvrier  ne    travailie  plus  aussi  bien 
que  vous.    Ce  livre  est  estimable,  mais  il  y  en  a  d'aussi  bons 
(AcAD.).   —    II  s'estime  autant  qu'un  autre   (Ead.).     Le  bon 
Louis  XII    fut    autant   aime    que  Louis  XI    avait  ete   execre 
(Nap.  Landais).  —  11  n'est  pas  si  riebe  que  vous  (Acad.).    — 
Rien   ne    m'a    tant  fache  que  cette  nouvelle  (Ead.).     Rien  ne 
persuade    tant    les    gens    qui    ont    peu    de    seus  que   ce  qu'ils 
n'entendent  pas  (De  Retz). 

autant  findet  sich  auch  bisweilen  bei  Adjektiven  mit  stär- 
kerer Betonung  der  quantitativen  Bestimmung;  autant  tritt 
hier  meist  dem  Adjektiv  nach:  Cornelius  Nepos,  auteur  ancien 
et  judicieux  autant  qu'elegant  (Bossüet).  Si  leur  trone  n'est 
pur  autant  que  les  autels  (Hoüd.  dr  la  Mothe).  D'un  jour 
autant  heureux  que  je  Tai  cru  funeste  (Racine). 

aussi  steht  auch  bei  dem  substantivischen  peu:  J'en  ai 
aussi  peu  que  vous  (Acad.). 

Wird  der  Art-  oder  Gradbestimmung  ein  konsekutiver 
Nebensatz  oder  ein  ihn  vertretender  Infinitiv  beigefügt,  so  stehen 
si  und  tant:  II  marchait  si  vite  que  je  ne  pus  l'atteindre 
(Acad.).  Qui  te  rend  si  hardi  de  troubler  mon  breuvage?  (La 
Fontaine)  Die  Sätze  mit  tant  que  gehen  in  Temporalsätze 
über:  Tant  fut  plaide,  qu'ils  se  ruinerent  de  part  et  d'autre 
(Acad.).  Tant  ..  que,  sowohl  .  .  als,  kommt  in  jeder  Ver- 
bindung vor. 

Wo  das  zweite  Glied  der  Vergleichung  fehlt,  stehen  ge- 
wöhnlich si  und  tant  mit  dem  oben  angegebenen  Unterschiede: 
Les  gens  riches,  sont-ils  si  heureux?  (Acad.)  Pour  l'appeler 
encore  sa  mere  a  tant  pleure  (Mme  Desbordes-Valmobe). 

Selten  wird  ohne  ein  angedeutetes  zweites  Glied  aussi  ge- 
braucht: Comment  un  homme  aussi  sage  a-t-il  fait  une  pareille 
faute?  (Acad.) 


470     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

yy.  "Wenn  autant  und  tant  substantivirt  sind,  so  gilt  für  beide 
die  Regel,  dass  bei  der  Vollständigkeit  der  Glieder  der  Ver- 
gleichung  oder  bei  Ergänzung  des  zweiten  aus  dem  Zusammen- 
hange autant  in  bejahenden  und  verneinenden,  tant  in  ver- 
neinenden Sätzen  steht;  bei  der  Anknüpfung  eines  Konsekutiv- 
satzes oder  bei  gänzlicher  Abwesenheit  des  zweiten  Gliedes  der 
Vergleichung  aber  nur  tant  gebraucht  wird:  II  boit  autant 
d'eau  que  de  vin.  Ce  vase  contient  autant  qua  l'autre.  II 
ne  fait  pas  autant  de  froid  qu'hier  (Acad.).  Tes  remords  te 
suivront  comme  autant  de  furies  (Racine).  Cette  tragedie  offre 
tant  de  beautes  que  je  Taurais  crae  de  Racine  (Gib.-Duvivier). 
II  a  tant  de  vertu.  II  en  a  tant  et  tant,  tant  et  plus 
(Acad.). 

si  und  tant  ohne  zweites  Glied  der  Vergleichung  beruhen 
auf  einer  ursprünglich  sinnfälligen  Massbestimmung  durch  Zeigen 
oder  Zeichen. 

3.  Zu  diesen  Adverbien  gehören  auch  plus  und  dayantage  (das  adver- 
bialisch verwendete  Substantiv  a  van  tage);  sie  steigern  vergleichs- 
weise den  Begriff,  auf  welchen  sie  bezogen  sind.  Das  erstere  dient 
zur  Komparativbildung  des  Adjektiv  und  Adverb,  das  letztere  nicht; 
jenes  kann  auf  einen  modalen  (auch  unvollständigen)  Nebensatz 
mit  que  (quam)  bezogen  sein,  dieses  tritt  selten  mit  dieser  Be- 
ziehung auf:  Les  actions  sont  plus  sinceres  que  les  paroles  (Mlle 
DE  Scüdery).    —    II  est  riche,    mais  son  frere   Test  bien  davantage 

(ACAD.). 

Davantage  wird  auch  zuweilen  wie  plus  substantivirt  und  tritt 
bei  früheren  Schriftstellern  mit  einem  Genitiv  des  Hauptwortes,  bei 
neueren  mit  dem  partitiven  en  auf:  A  sonffrir  en  vivant  davantage 
d'ennuis  (Malherbe).  II  ne  peut  guere  en  demander  davantage 
(Delavigne).  In:  Je  veux  qu'un  homme  soit  bon,  et  rien  davan- 
tage (La  Brüye:re)  entspricht  davantage  seinem  Begriffe  als 
Genitiv,  wie  de  plus.  Statt  eines  Superlativ  tritt  es  ein  (obwohl  von 
Grammatikern  getadelt)  in  Sätzen  wie:  C'est  toujours  le  dernier  qu'on 
aime  davantage  (Dumas).  Un  adulateur  .  .  ne  manquera  pas  de 
vous  louer  par  le  titre  qui  vous  chatouille  davantage  (Boiste), 
wie  im  Altfranzösischen  plus  statt  le  plus;  vgl.  auch  S.  140. 

4.  Die  dem  lateinischen  saltein^  certe  entsprechenden  Adverbien  du 
moius  und  au  moins  (auch  tout  du  moins,  tont  au  moins  neben  pour 
le  moins)  sprechen  die  Beschränkung  auf  ein  kleinstes  Mass  aus. 
Formell  unterscheiden  sie  sich  dadurch,  dass  bei  du  moins,  minde- 
stens, von  dem  Kleineren  ausgegangen,  bei  au  moins  zum  Kleineren 
übergegangen  wird.  Das  Erstere  setzt  voraus,  dass  auch  ein  Mehr 
vorhanden  oder  anzunehmen  sei:  S'il  n'est  pas  fort  riche,  du  moins 
a-t-il  de  quoi  vivre  honnetement  (Acad.).  Si  Ton  ne  sait  point  dis- 
cuter,  il  fant  du  moins  ne  point  ennuyer  (Laroche);  au  moins  be- 
zeichnet, dass  der  Redende  ein  Quantum  auf  das  Mindeste  beschränkt: 
II  n'y  a  point.de  famille  .  .  qui  n'ait  sa  provision  d'argent  au  moins 
pour  vivre  un  an  (B.  de  St-Pierre).  Si  Ton  n'est  pas  maitre  de  ses 
sentiments,  au  moins  on  Test  de  sa  condnite  (J.-J.  Rousseau).  N'y 
manque    pas    au    moins.     Si    vous  ne  voulez  pas  etre  pour  lui,  au 


i 


§  161.     Adverbien.     Die  Satzadverbien.  471 

moins  ne  soyez  pas  contre  (Acad.).  Der  Unterschied  ist  nicht 
wesentlich,  doch  wird  du  moins  mehr  ethisch,  au  moins  auch 
namentlich  im  eiqfentlich  quantitativen  Sinne  gebraucht. 
5.  Unter  den  auouientativen  Bestimmungen  sind  tres,  bien,  fort  und 
beanconp;  welche  bei  ihrer  Synoiiymität  sich  gleichwohl  im  Ge- 
hrauche einigerniassen  scheiden.  Ueber  tres  s.  S.  40.  301.  Es  be- 
zeichnet ursprünglich  das  Hinausgehen  über  ein  Mass  (trans)  und 
steht  selten  bei  Paiticiiiien,  welche  nicht  rein  adjektivisch  verwendet 
werden:  Genes  etait  toujours  tres-menacee  par  les  Piemontois 
(Voltaire),  bei  Uaupt Wörtern  nur  noch,  wenn  sie  adverbial  gehraucht 
sind,  wie  tres-matin;  avoir  tres-faim,  tres-soif  sind  populär. 
Ueber  das  scherzhaft  gehrauchte  tres-sergent  (Racine)  s.  oben 
S.  141.  Nicht  Auffallendes  hat  es  bei  den  Adjektiv-Substantiven  auf 
eur,  teur:  Les  Colons  sont  tres  travailleurs  et  doues  d'une  grande 
patienre  (Revüe  d.  d.  M.  1885) ;  s.  §  180.  I.  und  vgl.  oben  S.  141.  — 
Nachdem  die  Akademie  (1878)  den  Bindestrich  hat  fallen  lassen,  darf 
der  Wegfall  desselben  jetzt  als  herrschender  Gebrauch  angesehen  werden. 

bien,  eig.  wohl,  recht,  hat  ursprünglich  eine  subjektive  Färbung, 
dem  lateinischen  bene  in  bene  potus,  bene  multi,  bene  mane  ent- 
sprechend, und  steht  bei  Adjektiven,  Adverbien  und  Verben:  II  est 
bien  savant.  11  s'est  leve  bien  matin.  Je  desire  bien  qu'il  reus- 
sisse  (AcAD.). 

fort,  altfranzösisch  auch  forment,  eig.  stark,  wird  in  einem 
energischeren  Sinne  gleich  bien  verwendet:  Elle  est  fort  aimable; 
eile  lui  plait  fort;  j'ai  cela  fort  ä  cceur  (Acad.). 

beaucoup  steht  bei  Verben,  sowie  bei  dem  Komparativ  des  Ad- 
jektiv und  Adverb:  Cela  m'inquiete  beaucoup.  Ce  vin  est  beau- 
coup meilleur  (Acad.). 

161.  d)  Die  Satzadverbien.  Die  Satzadverbien  (s.  S.  235)  treten  im  All- 
gemeinen, insofern  sie  ihrem  Inhalt  nach  ein  Urtheil  aussprechen,  aus 
der  syntaktischen  Verbindung  innerhalb  des  Satzes,  und  hören  damit  auf 
Satzbestimmungen  zu  sein.  In  einem  ähnlichen  Sinne  sind  auch  die  ab- 
solute Bejahung  oni  (oui-dä  populär),  si  und  die  absolute  Verneinung  iion 
(nein),  zuweilen  noch  uenni,  als  Vertreter  von  Sätzen  anzusehen.  Sie 
werden  daher  als  solche  auch  mit  der  Konjunktion  que  gleich  Substantiv- 
sätzen angeknüpft:  Je  crois  que  oui.  Vons  me  dites  que  non,  et  je  dis 
que  si.  Je  gage  que  non.  Vous  ne  ferez  donc  pas  cela?  Oh!  que  si 
(Acad.).  11  t'a  trompe,  enfant.  —  Mais  dis-lui  donc  que  non  (Dcmas). 
Ursprünglich  sind  sie  elliptisch;  eine  vollständigere  Form  der  Bejahung 
bietet  noch:  Si  ferai,  Si  ferai-je  (Acad.),  woneben  auch  elliptisch  si  fait 
vorkommt.     Uebrigens  s.  S.  236  und  vgl.  §  167. 

162.  Die  Terneiimiig  innerhalb  des  Satzes  ist  dagegen  nach  ihren  Beziehungen 
und,  im  Zusammenhange  damit,  nach  ihren  Formen  aus  mehrfachen  Ge- 
sichtspunkten zu  betrachten. 

«.    Verneinung  des   vollständigen    Satzes. 

Die  ursprüngliche  Form  der  Verneinung  des  Satzes,  wodurch 
die  Beziehung  des  Subjektes  auf  das  Prädikat  aufgehoben  wird,  war 
die  Form  UOD,  welche  frühe  dem  abgeschwächten  ne  wich.    Die  ältere 


472     Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Äbschn.     Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

Form  hat  sich  lange  neben  der  jüngeren  erhalten  und  findet  sich  noch 
hier  und  da  im  Neufranzösischen:  Non  ferai-je  (Rkgnard).  Der  ab- 
geschwächten Form  ne  wurden  frühe  Füllwörter  hinzugefügt,  welche 
meist  eine  geringfügige  Raumbestimmung  oder  einen  kleinen  und  un 
bedeutenden  Gegenstand  bezeichnen,  wie  point,  paSj  mie,  brinj 
goutte,  i'ieii  (etwas,  rem),  guere  (ahd.  weigaro  in  ne  weigaro, 
non  multum,  mhd.  un-weiger,  s.  Diez,  Wb.  I.  229)  u.  dgl.,  wie  im 
Lateinischen  den  Verneinungen  ne,  neque  hilus  =  pilus  und  pilus 
selbst  hinzugefijgt  wurden:  Neque  proficit  hilum  (Cic,  Tusc.  1.  5). 
Neque  hilo  majorem  .  .  fructum  (Lücr.  5,  1408).  Ne  pilo  quidem 
minus  me  amabo  (Cic,  Qu.  fr.  2,  16),  wovon  nihil  (nihilum).  Manche 
dieser  Füllwörter  haben  sich  in  neuerer  Zeit  verloren;  rien,  welches 
früher  dem  point  oft  ganz  gleich  gesetzt  wurde  [II  savoient  que  il  ne 
feroient  rien  nul  exploit  (Ville-Hardoüin)]  kommt  nicht  mehr  in  rein 
adverbialer  Bedeutung  vor. 

Füllwörter  dieser  Art  werden  auch  in  manchen  Fällen  der 
volleren  Form  non  beigegeben. 

Einerseits  werden  <liese  Füllwörter  ganz  wie  Adverbien  be- 
trachtet, andererseits  behaupten  sie  ihren  substantivischen  Charakter 
als  Quantitätsbezeichnungen,  so  dass  ein  partitiver  Genitiv  auf 
sie  bezogen  wird,  welcher  später  auf  die  einfache  Negation  ohne  Füll- 
wort übertragen  wurde  (s.  oben  S.  404). 

Sie  werden  auch  abgelöst  von  der  Negation,  namentlich  im  unvoll- 
ständigen Satze,  selbst  als  Negationen  betrachtet.  Auch  Wörter 
andererArt,  welche  häufig,  ohne  anderweitiges  Füllwort,  mit  ne  verbunden 
auftreten,  wie  persouue,  aucuu,  jaiuais  etc.,  haben  dadurch  einen 
negativen  Charakter  erhalten  (s.  S.  164.  167),  und  wenn  sie  in  bejahen- 
den Sätzen  vorkommen,  s.  S.  474,  geschieht  dies  in  der  Regel  wenig- 
stens mit  Bezug  auf  ein  Zeitwort,  welches  eine  Verneinung  oder  den 
Begriff  des  Zweifels  enthält,  oder  mit  Beziehung  auf  einen  verneinen- 
den Satz  als  Antwort:  Je  doute  que  personne  y  reussisse  (Acad.). 
Impossible  alors  d'avoir  aucune  nouvelle  de  vous  (Scribb).  Y  a-t-il 
personne  d'assez  hardi?  (Acad.)  Qui  vous  reproche  rien?  (Ead.); 
so  natürlich  auch  in  Sätzen  mit  Sans  que:  Eloignez-le  de  vous  Sans 
qu'il  ait  aucun  Heu  de  me  croire  jaloux  (Racine)  und  anderen  Sätzen 
mit  negativem  Sinne,  wie  ja  auch  bei  Sans  mit  dem  Inf.  ein  parti- 
tiver Genitiv  erscheint  (s.  S.  480  und  404.  405). 

Im  Zusammenhange  damit  werden  auch  die  Füllwörter  pas  und 
point  noch  bisweilen  im  Neufranzösischen,  wie  oft  im  Altfranzösischen, 
selbst  in  vollständigen  Sätzen  ohne  ne  als  Satznegationen  ge- 
braucht. Dies  geschieht  jedoch  nur  in  der  Poesie  und  theilweise  in 
der  Rede  des  niederen  Volkes  und  besonders  in  Fragen:  Voudrais-tu 
point  encore  Me  nier  un  mepris  que  tu  crois  que  j'ignore  (Racine). 
Mais  de  quoi  s'agit-il?  Suis-je  pas  fils  de  maitre?  (Id.)  He  bien! 
l'ai-je  pas  dit?  (Id.)  Voilä-t-il  pas  de  vos  jeremiades!  (Voltaire) 
Voyez-vous  pas  s'enfuir  les  hotes  du  bocage?  (Delille)  C'est  pas 
toi  qui  me  feras  peur,  entends-tu,  paillasse  (Dümas).  Voudrais-tu  pas 
qu'on  suivit  tes  conseils?  (A.  de  Müsset)  Der  Grammatiker  Vaugelas 
(ssec.  XVII)  findet  noch  Ont-ils  pas  fait?  angemessener  als  die  Frage- 
form  mit  ne  .  .  pas. 


§  163.   Adverbien.     Die   Verneinnng.     Füllwörter.  473 


63.   1,  Im  Allgemeinen    steht  die  Verneinung  ne,    welche    die  Beziehung 
des  Subjektes  auf  das  Prädikat    aufhebt    und    sich    stets    unmittelbar  an 
das  Verb  schliesst,  in  Haupt-  und  Nebensätzen  mit  Anlehnung  an  andere 
Wörter,    durch    weiche    sie    entweder  nur  sinnfällig   verstärkt  wird,    oder 
welche    als    Subjekt,    Objekt    oder    als    prädikative    und    adverbiale   Be- 
stimmung in  unmittelbarer  Einheit  mit  der  Negation  gedacht  werden, 
aa)    Wörter  der  ersteieu  Art  oder   eigentliche    Füllwörter    sind,    wo 
sie  nicht  mit  substantivischem  Charakter  auftreten:    pas,  point,  das 
meist  nur  noch  mundartliche  mie:    II  n'en  tätera  raie.    Tu  ne  l'auras 
mie  (AcAD.),    wozu  man  auch  goutte  und  brin  rechnen    kann,    ob- 
wohl sie  jetzt  nur  in    wenigen  Ausdrucksweisen    und    zwar  als  Objekt 
vorkommen  (ne  voir  goutte,  nj  entendre  goutte,  il  ?i'y  en  a  brin), 
wie  das  ebenso  vereinzelt  stehende  mot  (in:  ne  dire  mot,  ne  sonner 
mot)  und  das  theils  substantivisch,  theils  adverbial  auftretende  guere, 
gueres,    welches  jedoch  die  Verneinung  zugleich  (in  dem  Sinne  von 
presque    point)    modificirt:    II    «est    pas    toujours  bon  d'etre  trop 
politique  (Rotrou).     Non,  non,  le  consulat   «'est  point  fait  pour  son 
äge  (Voltaire).     II    n'avait    guere    dormi,    mais  il  etait  tranquille  et 
comme    abattu    (G.   Sand).      Les    hommes    eclaires    ne    s'y    trompent 
guere  (Prevost-Paradol).     II  ?j'a  guere   d'argent.     Elle  n'a    guere 
moins  de  trente  ans  (Acad.).     Guere  wird  selbst  noch  flektirt:  II  ne 
s'en  faut  de  guere  que    ce    vase    ne    soit    plein   (Acad.).    Naguere 
entsteht  aus  ?i'a  guere. 

Einen  Unterschied  zwischen  ne  .  .  pas  und  ne  .  .  point  bedingt 
die  grössere  Entschiedenheit,  welche  der  Verneinung  des  Minimums 
point  (punctum)  im  Vergleich  zu  pas  (passus)  zukommt;  ein  ander- 
weitiger begrifflicher  Unterschied  ist  nicht  vorhanden.  Es  folgt 
daraus,  dass  es  dem  Affekte  freisteht,  point  statt  pas  zu  wählen; 
doch  ist  es  ebenso  natürlich,  dass  vor  Bestimmungen  des  Grades  und 
der  Quantität,  wie  si,  aussi,  bien,  fort,  beaucoup,  tant, 
autant,  plus,  moins,  oder  Zahlbestimmungen  pas  und  nicht  point 
gebraucht  zu  werden  pflegt,  ida  hier  der  Schwerpunkt  nicht  in  die 
Negation,  sondern  in  die  Gradbestimmung  zu  verlegen  ist.  Auch 
wird  man  geneigt  sein,  von  dem,  welcher  eben  nicht  liest,  zu  sagen: 
il  ne  lit  pas,  während  man  von  dem,  welcher  nie  liest:  il  ne  lit 
point  sagen  wird;  so  wie  man  in  Fragen  wie:  N'est-ce  point  vous 
qui  nie  trahissez?  Sind  Sie  es  nicht,  nicht  etwa,  der  mich  ver- 
räth?  etwas  anderes  sagt,  als  was  man  mit:  N'est-ce  pas  vous  qui 
me  trahissez?  Sind  Sie  es  nicht,  der  mich  verräth?  sagen  kann, 
wenn  man  das  vous  betont.  Vgl.  auch  N'avez-vous  point  pris 
ma  montre?  und  N'avez-vous  pas  pris  ma  montre?  (Acad.)  Im 
ersten  Falle  wird  die  Negation  in  Frage  gestellt,  d,  h.  es  wird 
negativ  gefragt  und  auch  die  negative  Antwort  freigelassen;  im 
zweiten  Falle  kann  die  in  der  Frage  zurücktretende  Negation  die 
Frage  als  eine  rhetorische  Form  erscheinen  lassen  und  die  Voraus- 
setzung der  bejahenden  Antwort  andeuten.  Vgl.  lat.  Non  in  casis 
habitare  est  satius  inter  sacra  .  .  (juam  Vejos  migrare?  (Liv.  5,  53) 
Der  Sprachgebrauch  lässt  übrigens  point,  niemals  aber  pas  allein 
auftreten:    Etes-vous  fache?     Point  (Acad.). 


474     Dritt.  ThI.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

bb)  Zu  den  Wörtern  der  zweiten  Art  gehören  unbestimmt  allgemeine 
adjektivische  und  substantivische  Bezeichnungen  von  Personen 
und  Sachen  (sowohl  unbestimmte  Fürwörter  als  Vertreter  derselben): 
aucun,  quelconque,  nul,  qui  que  ce  soit,  personne,  welches 
auch  durch  homme  vivant,  äme  vivante  ersetzt  wird,  rien,  quoi 
que  ce  soit,  sowie  die  Adverbien  aucunement,  nuUement  und 
die  allgemeinen  adverbialen  Zeitbestimmungen  jamais,  das 
veraltete  onc,  onques,  und  plus  in  dem  Sinne  von  amplius  [ne  •  . 
pas  plus  bedeutet  dagegen  quantitativ:  nicht  mehr,  auch 
ebenso  viel  oder  ebenso  wenig].  Vgl.  die  lat.  nemo  (ne  homo), 
nullus  (ne  ullus),  nunquain  (ne  unquam),  nusquam  (ne  usquam) 
u.  dgl.  m.  Bei  nul,  nullement  ist  die  Verneinung  ne  ursprüng- 
lich eine  überflüssige  Verdoppelung  der  Negation:  II  ne  prend  aucun 
soin  de  ses  affaires  (Acad.).  Aucun  n'est  prophete  chez  soi  (La 
Fontaine).  Madame  Dacier  remarque  qu'Homere  ne  parle  de  viande 
bouillie  en  aucun  endroit  de  ses  ouvrages  (Brillat-Savaein).  II  n'y 
a  mal  quelconque.  Je  w'y  ai  trouve  qui  que  ce  soit  (Acad.). 
Personne  ne  veut  etre  plaint  de  ses  erreurs  (Vacvenargües).  II 
«.'y  a  homme  vivant  qui  puisse  assurer  etc.  Je  n'y  ai  trouve  äme 
vivante  (Acad.).  Ainsi  je  «ai  rien  fait  que  bien  dans  tout  ceci 
(Regnard).  Je  w'en  veux  aucunement  (Acad.).  II  ne  mourra 
jamais  (Destouches).  Je  ne  vis  onc  un  si  mechant  homme.  II 
■;t'en  fut  onques  de  plus  niai;idroit  (Acad.).  Oh!  ce  w'est  plus  le 
temps  (Regnard). 

Dem  Adverb  jamais  ist  die  Zeitbestimmung  de  la  vie,  de  ma, 
ta,  sa  vie,  assimilirt:  Je  ne  lui  pardonnerai  de  la  vie.  Je  nah.  vu 
de  ma  vie  un  tel  homme  (Acad.).  Auch  andere  Zeitbestimmungen 
hat  man  so  behandelt:  Je  ne  sortirai  de  trois  jours  (Ead.).  Je  ne 
veux  de  trois  mois  rentrer  dans  la  maison  (Racine). 

Besondere  Bemerkungen. 

a)  Pas,  point,  rien  und  plus  können  noch  durch  du  tout  ver- 
stärkt werden:  Je  neu  veux  point  du  tout.  II  ra'aura  rien 
du  tout.     Je  n'y  songe  plus  du  tout  (Acad.). 

b)  Selten  findet  man  ein  Füllwort  der  ersten  Art  zu  einem 
Worte  der  zweiten  Art  hinzugefügt:  Oii  ne  veut  pas  rien 
fiiire  ici  qui  vous  deplaise  (Racine). 

Dagegen  können  mehrere  Füllwörter  der  zweiten  Klasse  als 
Satzliestimmungen  neben  einander  auftreten,  wobei  die  negative 
Partikel  ne  auf  alle  gleichmässig  einwirkt:  On  ne  garda  plus 
aucunes  mesures  (Vertut).  Je  «ai  jamais  rien  accorde  ä  la 
nienace.     Je  ;i'en  dirai  rien  ä  personne  (Scribe). 

Füllwörter  der  zweiten  Art  sind,  mit  Ausnahme  von  nul, 
nullement,  natürlich  auch  fähig,  in  bejahenden  Sätzen  auf- 
zutreten, wo  sie  dann  in  ihrer  ursprünglich  affirmativen,  unbestimmt 
allgemeinen  Bedeutung  genommen  werden.  Vgl.  S.  164.  167  ff.  und 
namentlich  auch  S.  472.  Aehnlich  verhalten  sich  meist  die  latei- 
nischen uUus,  quisquam,  usquam,  unquam. 

c)  Zwei  Verneinungen  innerhalb  desselben  Satzes  durch  das 
wiederholte    ne    mit   seinem  Füllworte,   in    einzelnen   Fällen  auch 


§  164.     Adverbien.     Die   Verneinung  ohne  Füllworter.  475 

ohne  Füllwort,  bejahen:  Je  ne  puis  point,  ä  la  verite,  ne 
point  admirer  leur  courage,  mais  je  ne  puis  aussi  ne  pas  sentir 
la  plaie  cruelle  qtie  leur  mort  a  faite  ä  mon  cceur,  et  ne  point 
hair  et  detester  les  Atheniens,  auteurs  de  cette  malheureuse  guerre 
(Rollin).  Vgl.  lat.  Qui  mortem  in  malis  ponit,  non  potest  eam 
non  tiniere  (Cic,  Fin.  3,  8). 
d)  Zwei  Verneinungen  heben  einander  nicht  zu  einer  Bejahung 
auf,  wenn  neben  der  Verneinung  des  Satzverbs  noch  einzelne 
Glieder  des  Satzes  verneint  werden,  wie  bei  ne  .  .  ni  .  .  ni  und 
ni  .  .  ni  .  .  ne:  Elle  «'est  ni  belle  ni  riche.  Ni  vous  ni  moi  ne 
le  pouvons  (Acad.).  Nous  eümes  le  regret  de  ne  rencontrer  ni 
berger  ni  bergere  (0.  Fecillet).  Lat.  Themistocles  non  vidit  nee 
quomodo  Lacedaemoniorum,  nee  quomodo  snorum  civium  invidiam 
elTugeret  etc.  (Cic,  Att.  10,  8). 

Auch  wird  die  Negation  nicht  aufgehoben,  wenn  ein  einzelner 
Begriif  durch  non  plns  einem  anderen  im  Verhältnisse  der  Gleich- 
heit gegenübergestellt  ist:  11  ne  dort  non  plus  que  votre  pere 
(Racine).  Vons  ne  le  voulez  pas,  ni  moi  non  plus  (Acad.), 
Lat.  Angor  iste  .  .  non  tantum  valet,  ut  tollat  e  vita  amicitiam, 
non  plus  quam  ut  virtutes,  quia  nounullas  curas  .  .  afTerunt, 
repudientur  (Cic,  Coel.  13). 

Ne    nach    ni   in    einem    Satze,    der    einem    anderen    negativen 
folgt,  hebt  gleichfalls  die  Verneinung  nicht  auf:    II    ne  boit  ni  ne 
(Acad.). 


164.  2.  Auch  ohne  den  Zutritt  der  genannten  Füllwörter  und  Beziehungswörter 
tritt  in  vollständigen  Sätzen  die  Verneinung  ne  als  Satzvernei- 
nung auf. 

aa)   In  Hauptsätzen,    welche   jedoch    auch   zum  Theil    in  Nebensätze 
verwandelt  werden  können,  steht  ne: 

a)  in  Fragen,  welche  theils  mit  dem  fragenden  qui  im  Sinne  der 
lateinischen  quis  und  quotusguisque  einijeleitet  werden  und  die 
affekt  volle  Versicherung  des  Gegen  theils  in  die  rhetorische 
Form  der  Frage  kleiden:  Qui  ne  sait  son  pouvoir?  (Delille)  Qui 
n'a  ses  torts  dans  ce  bas  monde?  (Delavigne);  theils  mit  dem 
Fragepronomen  que,  wobei  que  ne  dem  lateinischen  quin  ent- 
spricht, welches  in  ungeduldigen  Kragen,  die  vielmehr  einen 
Wunsch,  eine  Aufforderung  oder  ein  Bedauern  aussprechen, 
erscheint:  Jusqu'au  bout  que  ne  urecoute-t-elle?  (Racine)  Avocat 
iucommode,  Que  ne  lui  laissiez-vous  fiiiir  sa  periode?  (Id.)  Que 
ne  se  corrige-t-il?  Que  nattendez-vous?  (Acad.)  Que  w'ai-je 
interroge  les  niinistres  de  Dieu?  (Delavigne)  Lat.  Quin  conscen- 
dimus  equos?  (Liv.  1,  57)    Quin  respondes?  (Liv.  8,  32) 

b)  bei  den  Zeitwörtern  savoir  (ausgenommen  in  der  Bedeutung: 
etwas  verstehen),  pouvoir,  oser,  cesser,  bouger,  avoir 
garde  und  in  einigen  mehr  volksthümlichen  Austlrücken,  wie:  je 
n'ai  que  faire  ä  cela,  «"Importe,  auch  in  Wunschsätzen  mit  dem 
Konjunktiv  und  ursprünglichen  Nebensätzen:  ä  Dieu  ne  plaise, 
ne  vous  eu  deplaise,  ue  vous  deplaise,  n"e  n  deplaise  k  . ., 
qu'ä  cela  ne  tienne  u.  a. 


476     Dritt.  ThI.    Syntax.     Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    II.  Adv.  Satzbest. 

Soll  die  Negation  hervorgehoben  werden,  so  tritt  auch  bei  savoir, 
pouvoir,  oser,  cesser,  bouger  ein  Füllwort  ein:  Je  ne  sais  ce  que 
c'est  (Regnard).  II  ue  sait  ce  qu'il  veut  (Acad.).  Je  ne  saurais  me 
taire(Gramm.Nat.).  Cela  nepeut  tarder  (Dumas).  On  w'oserait(AcAD.). 
Dans  sou  appartement  eile  7^'osait  rentrer  (Voltaire).  La  liberte  ne 
cesse  d'etre  aimable  (Corneille).  Je  ne  bougerai  de  iä,  puisque  vous 
Tordonnez  (Acad).  Je  «'aurai  garde  d'y  manquer  (Delavigne).  Bei 
savoir,  pouvoir,  oser,  cesser  fehlt  das  Füllwort  häufig,  wenn  sie 
vor  einem  Infinitiv  stehen,  obwohl  auch  dort  nicht,  wenn  der  Negation 
ein  Nachdruck  gegeben  werden  soll. 

Selten  fehlt  das  Füllwort  bei  anderen  Verben;  vgl.  Suspendez  votre 
marche;  il  ne  faut  tenter  Dieu  (De  Vigny).  Ce  n'est  sa  faute,  et  je 
puis  l'attester  (L.-P.  Segdr).  Im  Altfranzösischen  genügte  natürlich 
ne  bei  jedem  Verb. 

c)  vor  oder  nach  den  durch  ni  .  .  ni  verneinten  Satzgliedern,  sowie  vor 
einem  mit  ni  ne  beginnenden  Gliede,  wo  ne  im  ersten  Gliede  statt 
neque  steht;  s.  oben. 

d)  wenn  im  negativen  Satze  durch  uon  plus  (que)  ein  Gleichheits- 
verhältuiss  eingeleitet  wird:  11  ne  dort  non  plus  que  votre  pere 
(Racine).  II  n'eu  fut  non  plus  emu  que  s'il  etait  ionocent  (Acad.); 
doch  auch  mit  einem  FüUworte  der  zweiten  Klasse:  Je  w'en  sais  rien, 
non  plus  que  vous  (Ead.);  seltener  der  ersten  Klasse.    Vgl.  §  165.  2. 

e)  im  negativen  Satze,  dem  eine  (modale)  Beschränkung  durch  ein  mit 
que  (quam  st.  nisi)  angeknüpftes  Satzglied  folgt:  Je  ne  plaignais 
que  moi  (Delavigne).  II  n'y  a  de  puissauce  que  dans  la  conviction 
(Chateaubr.).  Hier  findet  sich  jedoch  auch  ein  Füllwort  mit  oder 
ohne  ein  Korrelat  zu  que:  Nous  n'avions  guere  que  neuf  ans 
(Bourrienne).  Je  n'ai  point  encore  agi  qu'en  commandant  (Cor- 
neille), ün  garde  du  roi  .  .  qui  w'a  pas  ä  s'occuper  d'autre  chose 
que  detenirsa  hallebarde  (Dumas).  Je  ne  lui  ai  pas  connu  d'autre 
pere  que  le  mari  de  sa  mere  (Id.). 

bb)  In  vollständigen  Nebensätzen   hat  die   einfache  Verneinung  ne  ein 

noch  bei  Weitem  grösseres  Gebiet. 

a)  In  Substantivsätzen  steht  ne: 

aa.  nach  affirmativen  Hauptsätzen,  die  den  Begriff  der  Furcht 
und  Besorgniss  enthalten,  welcher  durch  Verba  wie  craindre, 
apprehender,  redouter,  trembler  etc.  oder  Substantive  wie 
peur,  crainte,  apprehension,  inquietude  (daher  auch  nach 
de  peur,  de  crainte  que),  oder  Adjektive,  wie  in  je  suis 
inquiet,  il  est  dangereux  etc.,  ausgedrückt  sein  kann.  Der 
Grund  der  Anwendung  der  Verneinung  ist  die  verneinende  Tendenz 
des  Hauptsatzes,  der  in  der  Furcht  liegende  Wunsch,  der  Inhalt 
des  Nebensatzes  möge  sich  nicht  verwirklichen:  Craignez  que  le 
ciel  rigoureux  Ne  vous  haisse  assez  pour  exaucer  vos  voeux  (Racine). 
II  doit  apprehender  que  cette  occasion  ne  lui  echappe  (La 
Brüyere).  J'ai  bien  peur  qu'ils  ne  reussissent  ä  le  cloitrer 
(Vitet).  II  est  dangereux  que  la  vanite  n'etouffe  une  partie 
de  la  reconnaissance  (Flechier).  So  steht  im  Lateinischen  ne 
nach  metuere,  timere,  est  periculum  etc. 

Ist   der    Hauptsatz    verneinend,    so  fällt  die  Verneinung 
des  Nebensatzes,  welcher  den  Gegenstand  der  Furcht  enthält,  fort; 


j  164.     Adverbien.     Die   Verneinung  ohne  Füllwörter.  477 

ist  der  Gegenstand  der  Furcht  das  Nichteintreten  einer 
That Sache,  so  steht  im  Nebensatze  ne  .  .  pas  (point);  eine 
doppelte  Verneinung,  wie  im  Lateinischen:  Sed  timeo  ne  non 
impetrem  (Cic,  Att.  9,  6),  ist  im  Französischen  nicht  zulässig. 
Hier  wird  alsdann  der  Gegenstand  der  Furcht  ohne  subjektive 
Beimischung  ausgedrückt. 

Für  die  Anwendung  des  ne  im  Nebensatze  kommt  es  jedoch 
nicht  bloss  auf  die  affirmative  Form  des  Hauptsatzes,  sondern 
darauf  an,  ob  in  der  Vorstellung  des  Redenden  das  Vorhanden- 
sein der  Furcht  vorauszusetzen  ist.  Dies  ist  besonders  für  die 
Beurtheilnng  der  Anwendung  des  ne  nach  bejahenden  oder 
verneinenden  Fragesätzen  oder  Bedingungssätzen  wichtig. 
Es  kann  daher  nach  bejahenden  Sätzen  die  Verneinung  zuweilen 
nicht  eintreten,  sowie  umgekehrt  nach  verneinenden  erforderlich 
sein:  Peut-on  craindre  que  la  terre  manque  aux  hommes? 
(Fenelon)  (d.  h.  man  darf  es  nicht  fürchten).  Mais  ne  craignez- 
vous  pas  que  monsieur  le  due  .  .  ne  reconnaisse  que  c'est  vous- 
meme?  (Dumas)  (d.  h.  Sie  sollten  es  befürchten).  Et  si  je 
jj'avais  craint  que  d'un  si  noir  forfait  Ma  pitie  ne  m'eüt  fait 
soupQonner  un  secret  (Crebillon)  (also  fürchtete  er).  Elle  ne 
redoutait  pas  moins  que  ..  le  peuple  ne  la  rendit  responsable 
(Thierry). 

Doch  fehlt  es  nicht  an  Abweichungen.  Das  Neufranzösische 
und  mehr  noch  das  Altfranzösische  bieten  auch  Beispiele  der 
Darstellung  des  Gegenstandes  der  Furcht  ohne  Beimischung  der 
negativen  Tendenz:  Seigneur,  je  crains  pour  vous  qu'un  Romain 
vous  ecoute  (Corneille),  was  Voltaire  nur  der  Poesie  einräumt. 
Vgl.  auch:  Qui  rit  d'autrui,  Doit  craindre  qu'en  revanche  on  rie 
aussi  de  lui  (MoLiiiRE).  Quoi!  si  mon  fils  se  va  mettre  dans  la 
tete  que  ces  propositions  ne  sont  point  de  Jansenius,  comme  j'ai 
peur  qu'il  le  fasse  (Pascal).  J'ai  peur  qu'il  en  ait  trop  dit 
(Boürrienne).  M.  de  Taileyrand  .  .  craignait  que  les  Anglais, 
dont  ropiuion  ne  lui  etait  plus  aussi  favorable,  engageassent  la 
partie  militaire  (Chateaübr.)  u.  a. 

Rein  objektiv  ist  der  Gegenstand  der  Besorgniss  gel'asst  und 
ne  fällt  demgemäss  fort,  wo  die  seltene,  jetzt  unijebräuchliche  Ver- 
bindung von  j'ai  peur  und  craindre  mit  dem  Indikativ  (der  Future) 
sich  findet:  J'ai  peur  que  tont  ;i  fait  je  deviendrai  rimeur  (Rkgniek), 
J'ai  peur  qu'il  sera  bläme,  quelque  raison  qu'il  puisse  alleguer 
en  cette  rencontre  (Balzac).  J'ai  peur  qu'on  trompera  M.  Saumaise 
(Id.).  Je  crains  bien  que  tous  ces  petits  sophistes  grecs  acheve- 
ront  de  corrompre  les  mceurs  roniaines  (Fenelon).  Je  craignais 
que  les  Grecs  nous  communiqueraient  bien  plus  leurs  arts  que 
leur  sagesse  (Id.);  s.  Littre  v.  craindre  und  Suppl.  v.  peur. 

Tritt  an  die  Stelle  des  Nebensatzes  der  Infinitiv,  so  darf 
ne  nicht  eintreten:  J'avais  peur  que  ce  mouvement  n'en  empechät 
un  autre;  j'avais  peur  de  vous  quitter,  j'avais  peur  de  vous 
suivre  (Mme  de  Sevigne).  II  craint  d'etre  importun  (Acad.), 
wie  im  Lateinischen:  Sulla  timens,  suo  corpori  posse  accidere  etc. 
(Cic,  Leg.  2,  22).     Nasicae,  metuentis  reddere  soKlnm  (Hob.). 


478     I^ritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

ßß.  nach  Hauptsätzen,  welche  den  Begriff  des  Verhütens  und  Ver- 
hinderns  enthalten,  wie  garder,  prendre  garde,  se  donner 
garde  (de  garde),  e  viter,  empecher,  wird  die  negative  Tendenz 
des  Hauptsatzes  ebenso  im  Nebensatze  durch  ne  ausgedrückt, 
wie  dies  iui  Lateinischen  bei  cavere,  considerare,  videre  und 
defendere,  proliibcre,  impedire,  ohstare,  recusare  etc.  der  Fall 
ist:  Prends  garde  qu'on  ne  te  voie  (Dumas).  Donnez-vous 
de  garde  qu'on  ne  vous  voie.  Evitez  qu'ii  ne  vous  parle 
(AcAD.).  Empechez  qu'elle  ne  se  mele  d'aucune  affaire  (Voltaire). 
Cette  eure  secrete  de  Severe  est  un  niauvais  artifice  qui  n'empeche 
pas  que  la  eure  ne  soit  publique  (Id.).  Nach  defendre  verbieten 
die  Grammatiker  die  Anwendung  von  ne,  obwohl  sie  dem  Alt- 
französischen geläufig  war,  und  noch  vorkommt:  Defends  qu'aucun 
objet  d'un  augure  sinistre  Ne  trouble  le  presage  (Delille).  üeber- 
haupt  wird  der  Gebrauch  der  Verneinung  allmählich  mehr  be- 
schränkt; vgl.  Empechez  qu'il  vous  tende  la  main  (Arago).  Je 
n'empeche  pas  qu'il  ne  fasse  (ou  qu'il  fasse)  ce  qu'il  voudra 

(ACAR.). 

Beim  Infinitiv  statt  des  Nebensatzes  fällt  auch  hier  die 
Negation  weg,  doch  wird  auch  bisweilen  eine  Verneinung  gesetzt: 
II  Iui  defendit  ..denejamaisse  presenter  devant  Iui  (Vertot). 
Ist  der  Infinitiv  von  mehreren  Objekten  begleitet,  so  werden  sie 
statt  mit  et  durch  ni  verknüpft:  Bientot  ils  defendront  .  .  De 
donner  a  Themis  ni  bandeau  ni  balance  (Boileau).  Die  negative 
Partikel  ist  freilich  nicht  überall  nothwendig. 

Nach  dem  unpersönlichen  il  tient  k  steht  im  Nebensatze  ne 
ebenfalls  mit  Rücksicht  auf  den  Begriff  des  Hinderns  im  Haupt- 
satze: II  tint  ä  peu  de  chose  que  je  ne  Iui  fisse  un  affront. 
A  quoi  tient-il  que  nous  ne  partions?  A  qui  tient-il  que 
cela  ne  se  fasse?  (Acad.)  II  ne  tenait  pas  ä  Iui  qu'on  «'oubliät 
ses  victoires  (Mascaron).  Wo  die  Verneinung  nach  bejahenden, 
behauptenden  oder  verneinend  fragenden  Hauptsätzen  fehlt, 
gewährt  der  Hauptsatz  mehr  die  Vorstellung  des  Abhangens  als 
der  Hinderung:  II  tient  ä  moi  que  cela  se  fasse  (Acad.).  Ne 
tient-il  pas  ä  moi  que  cela  se  fasse?  (Colin  d'Ambly) 
yy.  nach  Hauptsätzen,  welche  den  Begriff  des  Leugnens,  Zweifeins 
und  Verzweifeins,  wie  contester,  disconvenir,  nier, 
douter,  desesperer,  nebst  den  ihnen  verwandten  Hauptwörtern 
und  Adjektiven,  enthalten,  steht  im  Nebensätze,  wenn  der  Redende 
im  Hauptsatze  jene  Begriffe  dem  Inhalte  nach  verneint  oder 
ausschliesst,  wobei  übrigens  auch  der  Hauptsatz  in  affirmativer 
Frageform  u.  s.  w.  auftreten  kann,  gewöhnlich  ue.  Das  Französi- 
sche folgt  hier  zum  Theil  lateinischem  Vorgang:  On  ne  saurait 
contester  que  la  diversite  des  mesures  ne  brouille  les  cominengauts 
(J.-J.  Rocsseau).  Vous  ne  sauriez  disconvenir  qu'il  ne  vous 
ait  parle  (Acad.).  Je  ne  nie  pas  que  je  ne  I'aie  dit.  Je  ne 
doute  pas  qu'il  ne  vienne.  Ne  desesperez  pas  que  ce  moyen 
ne  vous  reussisse  (Nap.  Landais).  II  ne  doutait  pas  que 
l'energie  accumulee  de  la  France  ne  triomphät  longtemps  de  cette 
coalition  (Lamartine).    Point  de  doute  que  cela  ne  soit(AcAD.). — 


§  164.     Adverbien.     Die   Verneinung  ohne  Füllwörter.  479 

Doutez-vous  que  mes  voeux  ne  soient  honorables?  (Dumas) 
Peut-on  nier  qiie  les  bonues  moeurs  ne  soient  essentielles  k  la 
duree  des  empires  (J.-J.  Roisseau).  Vgl.  lat.  Negare  non  posse 
quin  rectius  sit  (Liv.  40,  36).  Non  dubitabat  quin  ei  credere- 
mus  (Cic,  Att.  6,  2).  —  Quid  ergo  dubitamus,  quin  .  ,  dolor 
Sit  maximus?  (Cic,  Fin.  2,  9)  Quis  ignorat  quin  tria  Grseco- 
rum  genera  sint  vere?  (Cic,  Flacc.  27)  Doch  greift  der  affirmative 
Satz  statt  des  negativen  allmählich  mehr  um  sich;  die  Akademie 
erlaubt:  je  ne  disconviens  pas,  je  ne  conteste  pas,  je  ne  nie 
pas  que  cela  so  it.  Auch  findet  man  nach  dem  Begriffe  des 
Zweifels  im  ähnlichen  Falle  den  bejahenrlen  Nebensatz:  II  n'y  a 
pas  de  doute  que  je  lui  conseille  de  faire  cela  (Picard). 
66.  nach  einem  Hauptsatze,  der  das  Fehlen  an  etwas  durch  11  s'en 
faut  ausdrückt,  wird,  wenn  er  verneint,  oder  ein  bejahen- 
der Fragesatz  ist,  die  Verneinung  auch  vom  Nebensatze  angezogen, 
welcher  dann  ne  erhält:  II  ne  s'en  faut  presque  rien  qu'il  ne 
soit  aussi  grand  que  son  frere  (Ferald).  II  ne  s'en  faut  pas  de 
beaucoup  que  la  somme  n'y  soit?  (Gramm.  Nat.) 

Den  negativen  Hauptsätzen  werden  Sätze  mit  peu:  il  s'en 
faut  peu  (de  peu),  peu  s'en  faut,  gleichgestellt:  II  s'en  fallait 
peu    qu'il    n'eüt    acheve.    Peu    s'en    est  fallu  que  je  ne  vinsse 

(ACAD.). 

Hier  wird  überhaupt  das  Lateinische  massgebend,  welches 
nach  nihil  abest,  non  multum  ahest,  wie  nach  quid  abest  und 
paulum  abest,  parum  abest  im  Nebensatze  die  negative  Seite  des 
Entferntseins  oder  Fehlens  durch  guin  reflektirt. 

Gegen  den  allgemeinen  Gebrauch  findet  sich  ausnahmsweise 
ne  nach  anderen  bejahenden  Behauptungen:  Cet  homme  parait 
faire  tout  ce  qu'il  veut;  mais  il  s'en  faut  bien  qu'il  ne  le  fasse 
(Fenklon). 
€6.  nach  einem  dem  Sinne  nach  negativen  Hauptsatze  steht  im 
verneinenden  Substantivsatze,  welcher  in  Verbindung  mit 
jenem  ein  affirmatives  Resultat  ergiebt,  im  Nebensatze  ne:  Ce 
n'est  pas  que  je  ne  convienne  qu'il  faut  leur  pardonner  quelques 
petites  fautes  (Gramm.  Nat.).  11  etait  impossible  qu'il  «'y 
eut  reussi  (Montesquieu). 

b)  In  adverbialen  Nebensätzen  findet  sich  ne: 

aa.  in  temporalen  Nebensätzen,  welche  mit  que  (nach  11  y  a), 
depuls  que  und  avant  que  eingeleitet  sind;  die  Negation  fehlt 
Indessen  oft,  namentlich  bei  avant  que.  Der  Gebrauch  oder  die 
Weglassung  des  ne  hängt  davon  ab,  ob  man  auf  die  Zeit,  in 
welcher  etwas  nicht  mehr  oder  noch  nicht  war,  reflektirt,  oder 
ot)  man  den  Anfangspunkt  oder  Endpunkt  der  Zeit  ins  Auge  fassen 
will  oder  muss.  In  Sätzen  mit  que  und  depuls  que  mit  dem 
Präsens,  Futurum  I  und  Imperfekt  findet  man  im  ersteren  Falle 
ne  .  .  pas  (point  oder  ein  anderes  Füllwort):  II  y  a  longtemps 
que  tu  ne  t'es  occupe  de  dessin  (Dumas).  Depuls  que  je  ne 
vous  al  vu,  11  s'est  passe  de  bien  grandes  choses  (Acad.).  Je  seral 
morte   avant   qu'il   n'entre   dans  cette   chambre  (Dumas).     Mme 


480     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.     II.  Adv.  Satzbest. 

Laroque,  qui  a  beaucoup  vecu  ä  Paris  avant  que  la  sante  de  son 
beau-pere  ne  l'eüt  condamnee  a  une  perpetuelle  villegiature, 
conserve  fidelement  .  .  le  goüt  des  interets  eleves,  elegants  ou 
frivoles  (0.  Feuillet).  — II  y  a  six  mois  que  je  ne  lui  parle  pas. 
Y  a-t-il  longtemps  que  vous  w'etes  plus  avec  votre  frere?  (Acad.) 
Comment  vit-il  depuis  que  nous  ne  le  voyons  plus?  II  y  avait 
longtemps  que  nous  ne  nous  voyions  point.  Quand  il  y  aura 
douze  ans  que  tous  ne  verrez  pas  votre  patrie,  vous  y  serez 
rappele  (Nap.  Landais).  Ein  anderer  als  ein  euphonischer  Grund 
ist  hierfür  bisweilen  nicht  abzusehen.  —  Vgl.  dagegen  Sätze  ohne 
Negation:  II  y  a  peu  de  moments  qu'il  etait  ici.  II  y  aura 
demain  huit  jours  qu'il  est  parti  (Acad.).  L'on  est  mort  avant 
qu'on  ait  aper^u  qu'on  devait  mourir  (Flechier). 

ßß.  Im  Bedingungssatze  steht  ne  gewöhnlich,  wenn  derselbe  eine 
Ausnahme  enthält  (daher  gewöhnlich  bei  ä  moins  que),  aber 
auch  sonst  häufig:  A  moins  que  vous  ne  preniez  bien  votre 
temps,  vous  n'en  viendrez  pas  ä  bout  (Acad.).  Quoiqu'il  ne  croie 
ä  rien,  si  ce  «est  a  lui-meme  (Ronsard).  Que  leur  tete  soit 
livree  ä  l'expiation,  si  vous  «aimez  mieux  que  l'expiation  retombe 
sur  votre  tete  (Thierry).  Je  ne  sortirai  pas,  si  vous  ne  me  venez 
prendre  en  voiture  (Acad.).  Mais  si  vous  ne  regnez,  vous  vous 
plaignez  toujours  (Racine).  Si  je  w'etais  moi,  je  voudrais  etre 
vous  (V.  Hcgo).  So  steht  ne  in  den  Formeln  si  ce  n'est,  si 
mieux  n'aimez  u.  dgl.;  auch  wenn  der  Nebensatz  die  Form  der 
Frage  annimmt  und  mit  ne  beginnt:  Cet  ouvrage  serait  fort  bien, 
n'etait  la  negligence  du  style  (Acad.).  Selten  fehlt  ne  in  Sätzen 
mit  ä  moins  que:  D'ailleurs  .  .  lui  promettre  acces  .  .  A  moins 
q  u'ä  vos  projets  un  plein  effet  reponde,  Ce  serait  trop  donner  ä. 
discourir  au  monde  (Corneille). 

yy.  In  dem  negativen  Konsekutivsatze,  welcher  mit  sans  que 
eingeleitet  ist,  findet  sich  häufig  die  in  sans  liegende  Negation 
noch  einmal  durch  ne  ausgedrückt:  Elle  ne  voyait  aucun  etre 
souflfrant  sans  que  son  visage  /i'exprimät  la  peine  qu'elle  en  res- 
sentait  (B.  de  St-Pierre).  Sehr  häufig  bleibt  freilich  die  Partikel 
fort;  sie  ist  berechtigt  wie  negative  Attribute  nach  sans:  Sans 
nul  egard  pour  nos  scrupules  (Beranger). 

Der  negative  Konsekutivsatz  wird  sehr  häufig  durch  das  blosse 
que  mit  folgender  Negation  ne  (den  lateinischen  quin,  ut  non  ent- 
sprechend) negativen  Hauptsätzen  beigegeben:  Je  ne  vous  quitte 
point  .  .  que  mon  amour  nait  obtenu  ce  point  (Corneille).  Je 
ne  me  bats  jamais  qu'aussitot  je  ne  tue  (Regnard).  Ils  ont  dit 
qu'ils  ne  le  feraient  pas  qu'ils  «eussent  prouve  leur  puissance 
(Db  Vigny). 

66.  Im  Modalsatze  wird  nach  einem  Komparativbegriffe  oder  nach 
autre,  autrement  im  Hauptsatze  des  Satzgefüges  dem  Neben- 
satze ne  beigegeben,  wenn  der  Hauptsatz  bejahend  oder  fragend- 
verneinend ist.  Die  Negation  wird  durch  die  Reflexion  hervor- 
gebracht, dass  der  im  ersten  Gliede  gesetzte  Steigerungsgrad 
dem  zweiten  nicht  zukommt:  G'est  encore  plus  vrai  que  vous  ne 
le    croyez    (Delavigne).    Je  le  souhaite   plus   que  je  ne  l'espere 


§165.     Adverbien.     Die   Verneinung  im  unvollständigen  Satze.  481 

(Corneille).  N'ai-je  pas  fait  plus  et  bien  plus  que  je  uo 
devais  (De  Vigny).  On  dompte  la  panthere  plutot  (=  plus  tot) 
qu'on  ne  Tapprivoise  (Bcffon).  —  On  se  voit  d'un  autre  oeil 
qu'on  ne  voit  son  prochain  (Racine).  II  est  fait  autrement  que 
vous  ne  croyez  (Acad.).  Sehr  unp;ewöhnlich  ist  die  Auslassung 
des  ne:  Nous  sommes  toujours  attaches  ä  l'interet  plus  qu'il 
convient  (Boinvilliers). 

Im  abgekürzten  Nebensatze,  dem  das  Verb  fehlt,  tritt  natür- 
lich ne  nicht  ein;  doch  finden  sich  hier  oft  attributive  und  ad- 
verbiale Bestimmungen,  sowie  andere  Partikeln  negativer  Art: 
Ulysse  entend  mieux  que  nul  autre  mortel  les  lois  de  Minos 
(Fenelon).  La  patrie  est  plus  digne  de  respect  que  ni  pere  ni 
mere  (Rollin). 

Nach   verneinenden    und    fragend-bejahenden  Haupt- 
sätzen steht  ne  demnach   im  Nebensatze  nicht;   die  Grammatiker 
gestatten    die    alsdann    bloss    auf    den    Komparativ    gerichtete 
Reflexion,  welche  bisweilen  vorkommt,  nicht.     Dagegen  fordert  der 
Sprachgebrauch  nach  einer  verneinenden  Behauptung  im  Neben- 
satze ne,  wenn  die  Nichtexistenz  des  Inhaltes  des  Nebensatzes 
wie  des  Hauptsatzes  der  Vorstellung  vorschwebt:    Je  ne  le  con- 
nais    pas    plus    que    vous    ne   le   connaissez  (Acad.),    wobei  der 
thatsächliche    Gesichtspunkt    sich    einmischt.      Das    gramma- 
tische   Verhältniss    wird    aber    auch     hier    bisweilen    von    guten 
Schriftstellern  festgehalten.    Das  Lateinische  bietet  keine  Analogien, 
wie  dies  im  Griechischen  der  Fall  ist. 
e)  Im  Adjektivsatze  steht  nach  einem   dem  Sinne   nach  negativen 
Hauptsatze  (welcher  also  auch  durch  einen  bejahenden  Fragesatz 
ausgedrückt    sein    kann),    wenn  der  Nebensatz   an  sich  verneint  ist, 
nur  ne;  beide  Sätze  ergeben  hier  ein  affirmatives  Resultat:    Vous  ne 
direz    rien    que   je  ne  puisse  entendre  (Delavigne).     II  Ji'y  a  pas 
une  de  ces  lettres  dont  je  ne  sache  d'avance  le  contenu  (Dumas).  — 
Est-il  un  seul  de  vous  qui  ne  tremble  pour  lui?  (Delavigne)    Tai- 
je  fait  quelques  voeux  qui  ne  fussent  pour  lui?  (Racine) 

Auch  nach  Hauptsätzen,  in  denen  peu  das  Korrelat  eines  nega- 
tiven Nebensatzes  ist,  steht  ne  (vgL  oben  S.  479):  II  est  peu  de 
grands  hommes  qui  ne  soient  sensibles  au  plaisir  de  Commander. 

165.    ß.   Die  Verneinung  im  unvollständigen  Satze. 

Die  Verneinung  ne  lehnt  sich  innerhalb  des  Satzes  au  das  Satzverb;   wo 
dieses  fehlt,  kann  also  ne  nicht  vorkommen.    Im  unvollständigen  Satze  sind 
daher  verneinende  Bestimmungen  anderweitig  zu  ersetzen. 
1.  Unvollständige  Sätze  schliessen  sich  als  Antworten  oder  Fragen  oder 
widersprechende  Bemerkungen  an  andere  Sätze,  aus  denen  sie  zu  er- 
gänzen sind.     Hier    bleiben,    wenn  das  Satzverb    fehlt,    nach  Auswerfung 
des    ne    die  Füllwörter    desselben   in   verneinendem  Sinne;    pas  kann 
jedoch  nie  allein  auftreten:    Vous  a-t-il  dit  qui  vous  ctes?  —  Pas  encore 
(Delavigne).     Je  suis  donc  libre!  —  Pas  du  tout  (Id.).     Avez-vous  ete 
ä  Rome?    —   Jamals  (Acad.).     Nous  ne   pouvons  pas  accepter  ce  qu'il 
nous  donua.    —    Pourquoi    pas?    (Ddmas)     Etes-vous  fache?  —  Point 

UüUuer,  it.  Ur.     3.  AuÜ.  31 


482     Dritt-  Tbl.     Syntax.     Erst.  Abschn,     Die  Wortfügunsr.     II.  Adv.  Satzbest. 

(AcAD.).  Avez-vous  de  Targent?  —  Pas  trop,  auch  selbst  point  trop 
(AcAD.).  Sätze,  an  welche  sich  die  Negation  anschiiesst,  können  selbst 
elliptisch  sein:  Richard  depute!  —  Pourquoi  pas?  (Ddmas)  Auch  das 
die  Negation  -verstärkende  du  tout  erscheint  so  negativ:  Ferez-vous 
cela?  —  Du  tout  (Acad.).  Pas  wird  hier  auch  durch  non  verstärkt: 
Prendrai-je  cela?  —  Non  pas,  s'il  vous  plait  (Acad.).  II  en  apparaitra.  — 
Non  pas  un  seul  (Ponsard). 

2.  oder  der  unvollständige  Satz  schliesst  sich  durch  ein  Bindewort  oder 
asyndetisch  unmittelbar  an  einen  anderen  Satz.  Hier  werden  ent- 
weder nur  die  negativen  Bestimmungen,  welche  die  Partikel  ne  im  voll- 
ständigen Satze  begleiten  würden,  gesetzt  oder,  besonders  bei  adversativen 
Bestimmungen,  mit  Nachdruck  durch  non  verstärkt,  was  hauptsächlich 
bei  pas  und  point  vorkommt,  oder  durch  non  ersetzt:  Ce  fut  un  oubli 
et  pas  autre  chose  (Ddmas).  Le  roi  etail  trop  pere  et  pas  assez  peuple 
(Lamartine).  Un  genereux  courage  Pardonne  k  qui  le  hait,  mais  point 
ä  qui  l'outrage  (Crebillon).  J'entends  le  philosophe  et  non  l'homme 
d'etat  (Ponsard).  Et  saluez  la  loi,  non  les  individus  (Id.).  Que  je  me 
trompe  ou  non,  respectez  ma  chimere  (L.-P.  Segur).  C'etait  toujours  de 
ritalie  qu'il  etait  question  et  non  jamais  de  l'Espagne  (Bourrienne). 
Asyndetisch  wird  non  plus  (lat.  non  plus,  non  magis)  mit  wiederholter 
Negation  einem  negativen  Satze  mit  angeknüpftem  oder  vorausgesetztem 
Gliede  der  Vergleichung  beigegeben:  Je  n'en  sais  rien,  non  plus 
que  vous  (Acad.).  Je  ne  te  comprends  pas  non  plus  moi  (V.  Hugo); 
auch   nach  einem  unvollständigen  Gliede:    Personne  non  plus  (Scribe). 

Auf  einen  vollständigen  Satz  weisen  non,  non  pas,  non  point 
que,  parce  que,  wie  im  Lateinischen  non  quod,  non  quia,  non  quoniam, 
non  quin,  wodurch  ein  vorauszusetzender  Grund  abgewehrt  wird:  Je  ne 
veux  pas  que  le  vieillard  reconnaisse  don  Joses  pour  mon  frere  .  .  et 
cela  non  pas  parce  qu'il  est  le  fils  d'une  bohemienne,  non  pas  parce 
qu'il  est  un  pa'ien,  non  point  parce  qu'il  deshonorerait  mon  nom  .  . 
mais  .  .  (Dumas).  Je  m'avan^ais  vers  Athenes  avec  une  espece  de 
plaisir  .  .;  non  pas  que  j'eprouvasse  quelque  chose  de  semblable  ä  ce 
que  j'avais  senti  ä  la  vue  de  Lacedemone  (Chateadbr.).  —  Auch  sinon 
weist  auf  einen  Satz  zurück:  Cessez  ce  discours,  sinon  je  me  retire 
(Acad.).  A  quoi  devons  nous  penser  .  .  sinon  ä  notre  bonheur  futur 
(De  Vignt). 

3.  oder  der  unvollständige  Satz  hat  in  keinem  anderen  seine  Ergänzung; 
er  erläutert  sich  dann  aus  Ton  und  Geberde  oder  ist  eine  geläufig  ge- 
wordene Ellipse;  hier  fällt  ne  fort,  die  negativen  Füllwörter  bleiben: 
Point  de  travail  qui  le  rebute  (Acad.).  Eh!  pas  si  pres,  mon  honnete 
Asturien  (Dumas).  Rien  de  plus  facile  (Id.).  Rien  de  Monsieur  le 
duc  de  Richelieu?  (Id.)  Plus  de  mystere!  Plus  de  mariage  secret 
(Delavigne).  Plus  d'art,  plus  de  negoce!  (Ponsard)  So  erklären  sich 
auch  Sätze  mit  rien  que  (quam),  wo  rien  einen  elliptischen  Satz  dar- 
stellt:   Rien  que  pour  ce  mot-lä  vous  meritez  sa  voix  (Delavigne). 

4.  Es  können  aber  auch  im  Satze  einzelne  Bestimmungen  anderen 
einzelnen  Bestimmungen  gegenüber  verneint  werden.  Dies  ge- 
schieht auf  ähnliche  Weise  wie  oben  (3.),  obgleich  meist  durch  non,  non 
pas  (point):  Produisant  .  .  plusieurs  etfets  tous  prepares  et  non  prevus 


§§  166.  167.     Adverbien.     Die   Verneinung.  483 

(Chamfobt).    üne  perception  de  Täme,  non  point  indecise .  .  mais  nette 
(Desnoters).    Doch  auch:    Les  gens  peu  ou  point  instruits  (Acad.). 

So  wird  durch  non  seulement  ein  Glied  (jedoch  auch  ein  voll- 
ständiger Satz)  einem  anderen  ergänzenden  oder  überbietenden  gegen- 
über gestellt:  Non  seulement  je  Tai  paye,  mais  encore  je  lui  ai 
fait  un  present  (Acad.).  Un  chretien  doit  aimer  non  seulement  ses 
amis,  mais  meme  ses  ennemis  (Acad.);  worin  auch  pas  zutreten  kann : 
On  se  prosternait  non  pas  seulement  par  contrainte  et  par  peur, 
mais  par  eblouissement  sincere  (Villemain),  wie  auch  non  und  mais 
einander  gegenübertreten :  II  s'etait  popularise  non  dans  la  gloire,  mais 
dans  les  immanites  de  cette  epoque  (Lamartine).  —  Statt  non  seule- 
ment findet  man  aber  auch  ne  .  .  pas  seulement,  welches  sonst  dem 
ne  .  .  pas  meme,  nicht  einmal,  selbst  nicht,  entspricht:  Le 
crime  ,  .  w'etait  pas  seulement  un  crime  politique,  c'etait  aussi  un 
attentat  religieux  (Thierry).  Ce  w'etait  pas  seulement  de  la  surprise 
qu'il  ressentait,  c'etait  aussi  de  la  douleur  (G.  Deoz). 


166.     y.   Die  Verneinung  eines  einzelnen   Wortes. 

Wird  ein  einzelnes  Wort  als  solches  verneint,  sodass  es  in  den 
entgegengesetzten  Begriff  übergeht,  so  geschieht  dies  durch  non:  Non 
loin  de  la  ville  se  trouve  le  chäteau  (Acad.).  II  y  a  un  non-moi  pose 
par  ce  moi  (Cousin).  Auf  diese  Weise  entstehen  Zusammensetzungen 
mit  non;  s.  S.  305.  Vgl.  lat.  non  corpus  (Cic),  non  sutor  (Hör.), 
nonnemo,  nonnullietc. 

Wo  sonst  eine  Verneinung  eines  einzelnen  Begriffs  auf  andere  Weise 
stattfindet,  schwebt  die  ünvollständigkeit  der  Ausdrucksweise  zugleich  vor: 
Je  vous  ai  connu  pas  plus  haute  que  cela  (V.  Hugo).  Hier  entspricht 
natürlich  auch  die  Zusammenstellung  keinem  einzelnen  zusammengesetzten 
Begriffe. 

Ein  Zeitwort  im  Infinitiv,  der  nicht  völlig  substantivirt  ist,  wird 
durch  ne  .  .  pas  (point  etc.)  verneint,  weil  die  Erinnerung  an  die  prä- 
dicirende  Natur  des  Verb  vorherrscht  und  ne  die  eigentliche  Verneinung 
des  Verb  ist:  Je  ne  puis  point  .  .  ne  point  admirer  .  .  ne  pas 
sentir  .  .  ne  point  hair  (Rollin).  Cette  verite  eüt  pu  ne  pas  laisser 
de  traces  (Chamfort).    Je  ferai  tout  pour  ne  vous  pas  deplaire  (Racine). 

167.     S.    Die  absolute   Verneinung  (Nein). 

Das  Nein  als  Ausdruck  der  Nichtübereinstimmung  mit  einer  in 
Frage  stehenden  Behauptung  wird  durch  noii  ausgedrückt,  und  zum  Theil 
durch  negative  Füllwörter  (s.  oben  ß.  1.)  ersetzt,  bei  denen  jedoch  noch  das 
Bewusstsein  einer  Ellipse  vorhanden  ist.  üeber  Verstärkungen  desselben 
s.  S.  236.  Wenn  pas  zu  non  tritt,  so  ist  das  non  nicht  absolut  in 
diesem  Sinne  zu  fassen,  da  pas  noch  an  eine  Satzform  erinnert.  In  pour- 
quoi  non?,  das  neben  pourquoi  pas?  auftritt,  mischt  sich  die  Vor- 
stellung der  Ellipse  und  der  absoluten  Verneinung.  Vgl.  übrigens  das 
lat.  Aut  etiam  aut  non  respondere  (Cic,  Ac.  Pr.  2,  32).  Zuweilen 
gebraucht  man  in  vertraulicher  Rede  noch  die  Verneinung  nenni  afr. 
nenil,  neunin:    Voulez-vous  aller  ä  la  chasse?    Nenni  (Acad.). 

31* 


484     Dritt.  Thl.     Syntax.     Erst.  Abschn.     Die  Wortfügung.    IL  Adv.  Satzbest. 

168.     f.    Beigeordnete  verneinte   Satzbestimmungen. 

Bei  der  Verbindung  zweier  oder  mehrerer  negativen  Glieder  der  Rede 
durch  die  kopulative  Verneinung  ni  (afr.  ne,  lat.  nee),  deren 
ältere  Form  ne  in  einzelnen  Fällen  beibehalten  wird,  steht  diese  ent- 
weder anknüpfend  nur  einmal  vor  dem  zweiten  Glieds  der  Rede 
(auch  nicht),  oder  sie  tritt  als  Ausdruck  der  Wechselbeziehung 
vor  jedes  der  verneinten  Glieder  (weder  .  .  noch),  wobei  zugleich  die 
Satzverneinung  ne  im  Satze  auftritt. 

1.  Wenn  in  dieser  Anreihung  im  zusammengezogenen  Satze  Satzverba 
die  negativen  Glieder  sind,  so  wird  bei  Festhaltung  der  Wechsel- 
beziehung dem  ersten  Zeitworte  die  Partikel  ne  (d.  i.  ni),  den  übrigen 
die  durch  ne  unterstützte  Partikel  ni  vorangestellt:  II  ne  boit  ni 
ne  mange  (Acad.).  Je  ne  veux,  ni  ne  dois,  ni  ne  puis  vous  obeir 
(BoiNviLLiEEs).  Die  entsprechende  altfranzösiscbe  Form  hat:  ne  .  . 
ne  ne,  im  16.  Jahrhundert  ward  ne  in  ni  verwandelt;  später  noch 
erhielt  sich  ne  statt  ni  in  anderen  Redetheilen.  Afr.  Si  ne  mengai 
ne  ne  bus  (Acc.  et  Nicol.). 

Auch  im  ersten  Gliede  findet  man  noch  bei  Neueren,  wie  bisweilen 
im  Altfranzösischen,  die  Einschiebung  des  ne  nach  dem  ersten  ni 
(ne):  Son  grand  cceur  ni  ne  s'aigrit,  ni  ne  s'emporte  contre  eile 
(Bossdet). 

Dagegen  ist  auch  die  Auslassung  des  ne  im  zweiten  Gliede  nicht 
mehr  ganz  ungewöhnlich:  Ce  peuple  .  .  Qui  .  .  Depuis  quatre  mille 
ans  n'avance  ni  recule  (Viennet). 

Die  Vertauschung  von  ni  n  e  mit  et  ne,  mit  Aufgebung  der 
Wechselbeziehung,  wird  von  einzelnen  Grammatikern  empfohlen;  sie  ist 
auch  bei  guten  Schriftstellern  anzutreffen:  Les  animaux  n'inventent  et 
ne  perfectionnent  rien  (Bcffon). 

Die  Uebertragung  von  ne  .  .  ni  ne  auf  Infinitive  ist  selten: 
Pour  vivre  exempt  de  chagrin,  il  faudrait  ne  voir  ni  «'entendre 
(Nivernäis). 

Die  Verdoppelung  der  Negation  (ne)  nach  ni  ist  nicht  ohne  Ana- 
logie im  Lateinischen:   Neque  illud  haud  objiciet  mihi  (Plaut.,  Epid. 
5,  1,  57).     Neque  ego  haud  committam   (Bacch.  4,  9,  114).     Neque 
tuas  minas  non  pluris  facio  (Id.). 
2.    Wenn  andere  verneinte  Satzglieder  an  einander  angeknüpft  werden, 
a)  so  tritt  entweder  zu  einem  abgeschlossenen  verneinten  Satze 
ein  mit    ni    angefügtes   negatives  Glied:    Je  ne  reconnais  plus 
tes  moeurs  ni  ton  langage  (Delavigne).    L'unanimite  «est  pas  aussi 
grande  ni  aussi  active  (A.  Chenier).    Je  ne  demande  pas  mieux.  — 
Ni  moi  (DüMAs).   Je  ne  crois  pas  qu'il  vienne,  ni  meme  qu'il  pense 
k  venir  (Acad.).     Vgl.  lat.  Quia  non  viderunt  nee  sciunt  (Cic).  — 
So  wird  auch  an  andere  negative  Bestimmungen  mit  ni  angeknüpft, 
wie  nach  sans:  L'on  parle  d'une  region  oü  les  vieillards  sont  galants, 
polis  et  civils;    les   jeunes    gens    au  contraire,    durs,    feroces,    sans 
moeurs  ni  politesse  (La  Bruykre).  Cette  grande  plaine  sans  un  village 
ni   une    maison    (De  Vigny).     II    la   trouve    sans    peine   ni    travail 
(Bdffon).     Beispiele    dieser   Anknüpfung    nach    anderen  Begrifl'en  s. 
oben  S.  475  und  vgl.  S.  478. 


§  168.     Adverbien,     Die   Verneinung.  ^qk 

b)  oder  die  Verneinung  ni  wird  zugleich  zum  Ausdruck  der  Wechsel- 
beziehung jedem  der  bezogenen  Glieder  beigegeben,  wobei 
dem  Satzverb  ne  hinzugefügt  ^^ird  (ne  .  .  ni  .  .  ni  .  .  oder  ni  .  . 
ni  .  .  ne  .  .):  H  w'y  en  a  ni  plus  ni  moins.  Vous  ne  devez  ni  le 
dire  ni  Tecrire.  Elle  n'est  ni  laide  ni  belle  (Acad.).  Claude  ne 
fut  ni  liberal  ni  humain  envers  uiie  portion  notable  de  la  population 
gauloise,  les  druides  (Güizot).  Ni  l'or  ni  la  grandeur  ne  nous  rendent 
heureux  (La  Fontaine).  Ni  ta  lance,  ni  ton  epee,  ni  ta  hache  ne 
sout  en  etat  de  servir  (Gcizot).  So  steht  auch  im  Lateinisr-hen  oft 
non  beim  Verb,  während  die  einzelnen  Glieder  durch  neque 
ueque  verneint  sind:  Non  .  .  prae  lacrymis  possum  reliqua  nee 
cogitare  nee  scribere  (Cic,  Att.  9,  12).     S.  oben  S.  475. 

Dem  ersten  von  zwei  Gliedern  wird  indessen  oft  die  Verneinung 
ni  nicht  beigegeben,  wobei  der  Negation  des  Zeitworts  zugleich  ein 
Füllwort  (pas,  point  etc.)  hinzugefügt  werden  kann:  Les  grands 
ni  les  rois  ne  peuvent  se  perdre  ni  se  sauver  tout  seuls  (Massillon). 
La  volupte  ni  la  mollesse  ne  peuvent  contenter  nos  coeurs  (Lebrln). 
Je  ne  veux  renverser  ni  troubler  les  etats  (Viennet).  —  Mais  l'un 
ni  l'autre  enfin  n'etait  point  necessaire  (Racine). 
Anmerkung.  Zuweilen  findet  sich  noch  im  Neufranzösischen,  wie  oft 
im  Altfranzösischen,  ni  affirmativ  statt  et  gebraucht:  Je  serais  Wen 
fache  que  ce  füt  ä  refaire  Ni  qu'elle  m'envoyät  assigner  la  premiere 
(Racine);  s.  Mätzner,  Syntax  L  409. 


486     Dritt.  Thl.    Syntax.   Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.   III.  Attrib.  Satzbest. 


m.  Kapitel. 

Die  attributiven   Satzbestimmungen. 

169.  Die  attributive  Satzbestimmung  im  Allgemeinen.  Die  attributive  Be- 
stimmung schliesst  sich  an  den  Substantivbegriff  als  dessen  erweiternde 
Bestimmung;  sie  hat  das  prädikative  und  adverbiale  Satzverhältniss  zur 
Voraussetzung,  worin  der  Akt  der  Beziehung  enthalten  ist,  welcher  hier 
als  vollzogen  vorausgesetzt  wird.  Unter  den  attributiven  Bestimmungen 
nimmt  das  Adjektiv  oder  Eigenschaftswort  im  engeren  Sinne  als  Aus- 
druck der  qualitativen  Beschaffenheit  des  Gegenstandes  die  erste  Stelle 
ein;  ihm  reihen  sich  der  Artikel,  das  Zahlwort  und  das  Fürwort  an, 
welche  determinative,  d.  h.  demonstrative  und  quantitative  Be- 
stimmungen oder  Beziehungen  des  Gegenstandes  auf  das  anschauende 
Subjekt  ausdrücken.  Sie  sind  zugleich,  wenn  auch  mit  Ausnahmen,  fähig, 
durch  ihre  Kongruenz  in  Geschlecht  und  Zahl  ihre  Einigung  mit  dem 
Gegenstande  auszudrücken.  Aber  auch  andere  Redetheile  können,  wie  im 
prädikativen,  so  im  attributiven  Verhältnisse  zur  Bestimmung  des  Sub- 
stantivbegriffes verwendet  werden,  und  zum  Theil  als  Ersatz  des  Adjektiv 
angesehen  werden. 

Das  attributive  Satzverhältniss  zerfällt  in  das  attributive  im  engeren  Sinne 
und  in  das  appositive;  durch  beide  wird  ein  Substantivbegriff  bestimmt.  Ihr 
Unterschied  besteht  darin,  dass  das  Attribut  in  unmittelbarer  Einheit  mit  dem 
Substantivbegriffe  steht,  welche  theils  durch  seine  Form,  durchgängig  aber  durch 
die  Betonung  der  begrifflich  geeinten  Glieder  dargestellt  wird;  während  die 
Apposition,  obwohl  mit  dem  Substantivbegriffe  verknüpft,  das  ursprüngliche, 
entwickelte  Satzverhältniss  verräth  und,  als  ein  abgekürzter  Satz,  selbständig  und 
ohne  Toneinbeit  mit  jenem  auftritt,  wovon  der  Sprachgebrauch  allerdings  in 
einigen  Fällen,  z.  B.  in  Eigennamen,  abweicht. 

170.    A.    Das  attributive  Satzverhältniss  im  engeren  Sinne. 

a.  Determinative  Bestimmungen.  Sie  begreifen  den  Artikel,  das  Zahl- 
wort und  die  Pronominaladjektive. 

Diese  Bestimmungen  haben  das  mit  einander  gemein,  dass  eine  andere  nicht 
determinative  Bestimmung,  welche  neben  ihnen  auftritt,  zu  ihnen  nicht  im 
Verhältnisse  der  Beiordnung,  sondern  der  Einordnung  steht,  d.  h.  dass  nicht 
beide  Attribute  den  Substantivbegriff  in  gleicher  Weise  bestimmen,  sondern  das 
erstere  das  Substantiv  mit  seinem  anderweitigen  Attribute  bestimmt; 
vgl.  Je  prefere  Laideur  affable  ä  beaute  rüde  et  fiere  (Voltaire)  mit:  Le 
pasteur  .  .  recitait  maintes  devotes  oraisons  (La  Fontaine).  Wo  mehrere  deter- 
minative Attribute  neben  einander  auftreten,  ordnet  sich  eins  dem  anderen  ein. 


§  170.    A.  Attrib.  SatzverL.     a.  Determinat.  Best.     (^  171.    Der  Artikel.    487 

171.  I.  Der  Artikel.  Der  Gebrauch  des  bestimmten  sowohl  wie  des 
unbestimmten  Artikels  (s.  S.  141.  143)  ist  im  Französischen  von 
weiter  Ausdehnung;  seinem  Gebrauche  liegt  vorzugsweise  die  germanische 
und  keltische  Vorstellungsweise  zu  Grunde.  Die  Anwendung  namentlich 
des  bestimmten  Artikels  reicht  im  Neufranzösischen  weiter  als  im  Alt- 
französischen; die  neuere  Sprache  scheint  indessen  auf  dem  Wege,  ihn  be- 
sonders im  adverbialen  Verhältnisse  wieder  mehr  zu  beschränken. 

1.  Der  bestimmte  Artikel.  Seiner  ursprünglichen,  demonstrativen  Natur  ge- 
mäss hezeichiiet  er  den  sinnfällig  vorliegenden  Gegenstand;  die  Erweite- 
rung seines  Gebrauches  zum  Ausdruck  der  bestimmten  Einzelheit,  sowie  der 
Art  und  der  Gattung  beruht  auf  jener  Vorstellung.  Seine  rein  demonstrative 
Natur  erscheint  noch  in  einzelnen  Ausdrucksweisen,  wie:  pour  le  coup,  de  la 
Sorte,  ä  /"instant  meme,  depuis  la  huitaine  u.  dgl.  m.,  wo  das  demonstrative 
Fürwort  näher  zu  liegen  scheint  als  der  Artikel, 

Der  Artikel  dient  dazu,  das  Substantiv,  welches  im  Singular  oder  Plural 
den  Gegenstand  an  und  für  sich  ausdrückt,  nach  der  Sphäre  seiner  Exi- 
stenz für  die  Anschauung  des  Redenden  zu  bezeichnen. 

a.  1.  Er  wird  demnach  gebraucht,  um  Gegenstände  als  bekannte  einzelne, 
der  Anschauung  vorschwebende  zu  bezeichnen:  La  lune  est  dans 
son  apogee  (Acad.).  Le  soleil  sur  les  monts  cuit  la  grappe  doree 
(Delille).  La  terre  ä  nos  besoins  prodigue  ses  largesses  (Lemieree). 
Oü  aviez-vous  donc  les  yeux?  Portez  cette  lettre  avant  que  la  poste 
soit  partie.  Vive  le  Roi!  (Acad.)  J'ai  mal  ä,  la  tete,  aux  yeux, 
aux  dents  (Ead.)  u.  s.  w,,  wofür  man  auch  sagen  kann:  J'ai  mal  a  ma 
tete,  mon  bras  me  fait  mal  (Dessiaüx)  u.  dgl. 

So  wird  namentlich  bei  vorausgesetzten,  auch  abstrakten,  Gegen- 
ständen, besonders  häufig  aber  von  Theilen  eines  organischen  Körpers, 
wenn  ihnen  eine  Eigenschaft  beigelegt  wird,  der  bestimmte  Artikel  ge- 
braucht: 11  a  le  nez  fin  (Acad.).  II  avait  l'ceil  noir  et  grand  (Soclie). 
Cette  femme  a  l'air  fier  (Laveadx).  Elle  avait  la  tete  baissee  et  les 
mains  jointes  (Soclie).  Cet  arbre  a  l'ecorce  tendre  (Acad.).  Der  be- 
stimmte Artikel  wird  hier  aber  nicht  unbedingt  gefordert:  Elle  avait 
un  menton  pointu  (Le  Sage).  Avez-vous  de  bons  yeux?  (V.  Hcgo) 
Im  Altfranzösischen  bleibt  oft  der  Artikel  weg:  Jambes  out  cortes  (Rom. 
de  Roü). 

2.  oder  der  Artikel  deutet  auf  bereits  genannte  einzelne  Gegenstände 
zurück:  Alexandre  ..  retomba  sur  leur  centre  oü  se  trouvait  Darius. 
La  presence  des  deux  rois  inspira  une  nouvelle  ardeur  aux  combattants 
(L.-P.  Segür). 

3.  oder  der  Artikel  tritt  zu  einem  Substantivbegriff,  welcher  durch  nach- 
folgende attributive  Bestimmungen,  auch  durch  Relativsätze 
näher  bezeichnet  ist:  Les  debris  de  l'empire  romain  sont  disperses 
(L.-P.  Segür).  Je  re^ois  ä  mon  Service  le  gar^on  que  tu  m'amenes 
(Le  Sage).  Le  cri  douloureux  qu'elle  avait  pousse  (Salvandt).  Ob  in- 
dessen hier  der  Artikel  bestimmte  Individuen  oder  Artbegriffe  als  solche 
bezeichnet,  entscheidet  nur  der  Zusammenhang. 

ß.  Der  Artikel  bezeichnet  aber  auch  den  Artbegriff  oder  Gattungsbegriff, 
d.  h.  er  fasst  entweder  den  näher  bestimmten  Begriff  oder  den  anderweitig 
nicht  bestimmten  Begriff  als    ein    Ganzes    der    Anschauung    zusammen 


488     Dritt-  Tbl.   Syntax.   Erst.  Abschn.   Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

und  bezeichnet  ihn  so  seinem  ganzen  Umfange  nach.  Dies  kann  durch 
die  Einzahl  wie  durch  die  Mehrzahl  geschehen:  Le  moment  du  peril  est 
ceiui  du  courage  (La  Harpe).  L'arbrisseau  le  plus  sain  a  besoin  de 
culture  (Fabre  d'Eglantine).  —  Le  renne  vit  de  mousse  aux  plages  boreales 
(Delille).    Les  femmes  sont  la  plus  belle  moitie  du  moade  (J.-J.  Rousseau). 

172.    Der    bestimmte    Artikel    bei    den    verschiedenen    Klassen   der 
Hauptwörter. 
a.  Bei    konkreten    Gattungsnamen  vorzugsweise    dient  der  Artikel  sowohl 
zur  Bezeichnung  bestimmter  Individuen,  wie  der  Art  und  der  Gattung. 

Er  kommt  hier  zuweilen  bei  Personennamen  in  der  Anrede  vor: 
L'ami,  crois-moi,  rentre  chez  toi  (V.  Hdgo)  (s.  oben  S.  384),  nicht  ohne 
eine  demonstrative  Wirkung  (vgl.  das  gr.  w  oitog!)  und  deutet  auf  Ver- 
traulichkeit, welche  auch  der  höher  Stehende  dem  Niederen  gegenüber  durch 
demonstrativen  Anruf  zeigt. 

Wo  er  distributiv  erscheint,  ist  er  zugleich  im  Singular  verallgemei- 
nernd: üne  fois  Tan.  Deux  fois  la  semaine  (Acad,).  Le  cours  du  fleuve, 
qui  file  ä  peine  trois  milles  ä.  Theure  (Volney). 
ß.  Bei  Stoffnamen  deutet  der  Artikel  die  Gesammtsphäre  des  Begriffes  an: 
Le  vinaigre  est  utile  contre  la  peste  (Rosset).  Le  marbre  est  l'orne- 
ment  du  foyer  qu'il  surmonte  (Delille).  La  porcelaine  est  la  propriete 
du  luxe  (Esmenard);  doch  können  die  Stoffnamen  auch  wie  Gattungsnamen 
behandelt  und  mit  attributiven  Bestimmungen  als  Artbegriffe  oder  als  be- 
stimmte unter  die  Anschauung  des  Redenden  fallende  Individuen  betrachtet 
werden:  On  a  decrie  l'or  leger  (Acad.).  Des  ors  de  couleurs,  des  fers 
aigres,  les  plombs  d'un  bätiment  (Gir.-Duviviek). 
y.  Die  Eigennamen,  welche  den  begrifflichen  Charakter  der  Gattungs- 
namen entbehren  und  auf  äusserliche,  konventionelle,  gleichsam  demonstra- 
tive Weise  bestimmte  Personen  oder  Gegenstände  kenntlich  machen,  sind 
gleichwohl  in  mehrfacher  Beziehung  fähig,  den  Artikel  zu  sich  zu  nehmen. 
Denn  theils  erinnern  sie  an  ursprüngliche  Gattungsnamen;  theils 
können  sie  in  der  Mehrheit  einer  Gattung  gleich  erscheinen;  theils  kann 
der  Begriff  eines  Benannten  auf  seinen  Namen  übertragen  werden;  theils 
kann  ein  Attribut  des  Namens  diesen  einem  Gattungsbegriffe  anähnlichen; 
endlich  kann  ein  Eigenname  durch  den  Artikel  als  ein  bekannter  Gegen- 
stand ausgezeichnet  werden. 
a)  Dies  bezieht  sich  besonders  auf  Personennamen. 

a«.  Als  ursprüngliche  Gattungsnamen  haben  viele  Personen- 
namen den  Artikel,  bei  denen  derselbe  zum  Theil  mit  einem  Nenn- 
worte völlig  verschmolzen  ist:  Leroux,  Lebrun,  Le  Beau,  Le  Vaillant, 
Le  Sage,  Lamartine,  Latouche,  La  Bruyere,  La  Fontaine,  La  Harpe 
u,  s.  w.  Der  Artikel  wird  freilich  auch  da,  wo  er  getrennt  geschrieben 
ist,  nicht  mehr  als  solcher  behandelt,  und  daher  nicht  flektirt.  Der 
Genitiv  und  Dativ  werden  nur  durch  die  vorangesetzten  Partikeln  de 
und  ä  gebildet.  Als  ursprünglicher  Gattungsname  wird  Christ  ge- 
wöhnlich mit  dem  Artikel  als  le  Christ  bezeichnet;  dagegen  Jesus- 
Christ. 
ßß.  Wenn  eine  Anzahl  Gleichnamiger  zusammengefasst  wird,  so 
kann  hier  der  Artikel  zum  Plural  treten,  obgleich  der  pluralisch 
gedachte  Eigenname    nicht    immer    die    Flexionsform    des    Plural    hat 


§  172.     Determinat.  Besf.     Der  bestimmte  Artikel.  489 

(s,  oben  S.  108):  Buvons  au  plus  grand  des  Henris  (Beranoeb). 
La  noble  fille  des  Stuarts  (Id.).  J'y  ai  connu  des  Malherbe,  des 
Dutoit,  des  Retif,  des  Cocher  (Le  Vaillant),  Le  deruier  des 
Blanchemont  reposait  tranquillement  sur  le  grabat  du  plus  pauvre 
paysau  de  ses  domaines  (G.  Sand). 
yy.  Werden  die  Eigennamen  von  Personen  in  übertragener  Bedeutung 
als  Gattungsnamen  betrachtet,  so  tritt  ebenfalls  der  Artikel  dazu: 
Elle  fait  l'Agnes  (äcad.).  Si  tous  les  houimes  etaient  desSocrates, 
la  science  alors  ne  leur  serait  pas  uuisible  (J.-J.  Rocssi:au). 

Verwandt  damit  ist  die  üebertragung  des  Eigennamens  auf  Bild- 
werke und  schriftstellerische  Erzeugnisse  etc.:  l'Apollon 
du  Belvedere,  la  Venus  de  Medicis,  le  Telemaque  de  Fenelon  u.  s.  w. 

Ein  besonderer  Fall,  welcher  hierher  gehört,  ist  der  Gebrauch  des 
meist  unflektirten  Eigennamens  mit  dem  Plural  des  Artikels,  wenn 
die  Person  ihrem  Wesen  und  ihrer  Bedeutung  nach  in  gutem  oder 
bösem  Sinne  ausgezeichnet  werden  soll:  Les  La  Fontaine,  les 
Boileau,  les  Moliere,  vivaient  entre  eux  (B.  de  St-Pierre).  Les 
Bertin,  les  Sacy,  les  Gir ardin,  les  Ch ambolle  . .  se  disputaient 
l'empire  des  esprits  (Lamartine).  Tu  t'es  montre  le  digne  descendant 
des  Selim  et  des  Soliman  (L.-P.  Segdr).  Hier  findet  sich  indess 
auch  öfter  das  Flexions-s  am  Substantiv.  In  dem  Einzelnen  wird  der 
Repräsentant  einer  Gattung  gesehen, 
6S.  Wird  ein  Eigenname  durch  ein  vorantretendes  adjektivisches 
Attribut  näher  bestimmt,  so  nimmt  er  den  Artikel  an;  dies  gilt  von 
allen  Eigennamen:  Le  jeune  Edmond  (Mme  de  Genlis).  La 
pauvre  Babonnette!  (Racine)  La  süperbe  Genes  (L.-P.  Skgdr). 
Le  rigoureux  janvier  (Fontanes). 

Die  durch  vorantretendes  Saint  bestimmten  Eigennamen  sind 
hiervon  ausgenommen:  Saint  Bernard,  der  heilige  Bernhard  (von 
Clairvaux),  les  apotres  saint  Paul  et  Saint  Pierre,  auch  in  Ab- 
kürzungen, wie  S.  Jean  oder  St  Jean,  Ste  Genevieve.  Ebenso 
auch  in  den  zahlreichen  Zusammensetzungen  mit  Saint-,  Sainte-, 
abgekürzt  St-,  Ste-,  bei  denen  die  Person  des  Heiligen  mehr  oder 
weniger  zurücktritt  und  zur  Bezeichnung  anderer  Personen  oder  Sachen 
benutzt  wird;  dahin  gehören:  l'ordre  de  Saiut-Lazare,  une  croix 
de  Saint-Andre  u.  dgl.;  Familiennamen,  wie  Saint-Arnauld, 
Saint-Pierre,  Sainte-Beu ve;  Namen  von  Oertlichkeiten,  wie 
Saint  -  Germain  en  Laye,  Saint -Cloud,  Sainte  -  Pelagie, 
Saint-Louis,  Saint-Honore,  Sainte-Heleue  u.  a.,  nebst  la 
ville  de  Saint-Germain  en  Laye,  le  village  de  Saint-Cloud,  la 
prison  de  Sainte-Pelagie  und  Teglise  Saint-Louis,  la  rue  Saint- 
Honore,  rile  Sainte-Helene  u.  a. 

Als  Namen  von  Bergen  und  Flüssen  haben  jedoch  die  Heiligen- 
namen den  Artikel:  le  Saint-Bernard,  le  Saint-Laurent;  so 
auch  le  Saint-Geran  als  Schifi'sname  (s.  S.  493)  u.  dgl. 

Ueber  Namen  von  Festtagen,  wie  la  Saint-Michel,  la 
Saint-Jean  etc.,  s.  unten  S.  493  und  vgl.  S.  116. 

Folgt  die  attributive  Bestimmung,  so  nimmt  der  Eigenname  den 
Artikel  nicht  an:  Marat  assassine  (Mignet).  Paris  fidele  et  affame 
(Id.).    Junou  Olympienne  (Acad.). 


490   Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn,    Die  Wortfügimg.    III.  Attrib.   Satzbest. 

ff.  Auffallender  noch  ist  der  Gebrauch  der  Eigennamen  mit  dem  Artikel 
im  Sinne  eines  partitiven  Genitiv:  II  y  avait  en  lui  plus  du  Fox 
et  du  Pitt  que  du  Mirabeau  (Lamartine). 
^f.  Bei  der  Bezeichnung  berühmter  oder  berüchtigter  Persönlich- 
keiten, sowie  von  Personen  niederen  Standes  oder  solchen,  mit  denen 
der  Redende  vertrauliche  Bekanntschaft  verräth,  bedient  man  sich 
öfter  des  Artikels.  Dahin  gehören  Namen  bekannter  Schriftsteller, 
Künstler,  Schriftstellerinnen  etc.:  Le  Dante,  le  Tasse,  le  Camoens, 
le  Correge,  le  Poussin,  la  Duchesnois,  la  Taglioni  etc.  J'ai 
ete  voir  les  Gelosi,  tu  sais!  ces  comediens.  Je  me  suis  fiance  ä  la 
Juana.  Tres-bien!  alors,  ä  moi  laVittoria  (Dumas).  Sans  attendre 
la  Barbette  (Balzac). 

Völkernamen  sind  als  eigentliche  Gattungsnamen  zu  betrachten; 
als  Namen  bestimmter  Individuen  oder  Gesammtheiten  haben  sie  den 
bestimmten    Artikel.      Das    Altfranzösische    gebraucht    sie    oft    ohne 
Artikel:    Quant  Engleiz  cheient.  Norm  an  z  crient  (Rom.  de  Roi). 
b)  Die    Namen    unpersönlicher    Gegenstände    haben    in  noch   weiterer 
Ausdehnung  den  Artikel,     Zum  Theil    erinnern    sie  an  die  Substanti- 
virung    von    Adjektiven  (vgl.   /"Espagne,    terra   Hispania  [Liv.],    le 
Mantouan    sc.    pays;    la    ßaltique    sc.    mer),    deren    Substantiv    aus- 
gelassen   wird,    zum  Theil    an  ursprüngliche  Gattungsnamen    (vgl.  le 
Havre);    überhaupt  weist  der  Artikel  auf  den  Gattungsbegriff,   welchem 
sie  angehören. 

ßß.  Die  Namen  von  Oertlichkeiten,  wie  die  der  Welttheile,  Länder, 
Provinzen,  Berge,  Meere  und  Flüsse  nehmen  in  der  Regel 
den  bestimmten  Artikel  zu  sich:  /"Europe,  Z'Oceanie;  —  la  France, 
TAllemagne,  la  Belgique,  le  Danemark,  la  Seuegambie;  —  la 
Lorraine,  laBourgogne,  le  Lauguedoc,  TArtois;  le  Milanais,  le  Casen- 
tin,  le  Mantouan,  l'Amienois;  —  les  Pyrenees,  les  Alpes,  le  Vesuve, 
TEtna,  le  Rhodope,  THelicon,  le  Parnasse,  le  Jura;  —  f Atiantique, 
la  Baltique,  la  Mediterranee,  ^Archipel,  le  Cattegat,  le  Sund;  — 
/'Ebre,  le  Rhin,  le  Rhone,  le  Tage,  le  Danube,  la  Meuse,  la  Vistule  etc. 

Auch  die  Namen  mancher,  besonders  grösserer  Inseln  nehmen 
den  bestimmten  Artikel  an:  /"Irlande,  la  Sardaigne,  la  Sicile,  la 
Corse,  Z'Eubee,  la  Guadeloupe,  la  Martinique,  la  Dominique,  la  Bar- 
bade, la  Desirade,  la  Trinite;  —  les  Antilles,  les  Orcades,  les 
Hebrides,  les  Shetland,  les  A(;ores  etc.  Viele  haben  indessen  den 
Artikel  nicht;  man  setzt  ihnen  oft  das  Substantiv  ile  vor:  l'ile  Bour- 
bon,  rile  Saint-Thomas,  l'ile  Maurice,  File  Lu^on;  les  iles  Moluques, 
les  iles  Philippines,  les  iles  Mascareignes,  les  iles  Lipari  etc.,  neben 
nie  de  Goree,  l'ile  de  Macao,  File  de  Sardaigne  etc.  Auch  die 
Namen  von  Wüsten  treten  mit  dem  Artikel  auf:    le  Sahara. 

Namen  von  Städten  und  Ortschaften  haben  als  auf  Orte 
übertragene  Gattungsnamen  den  Artikel:  /'Orient,  Z'Ecluse,  la  Rochelle, 
la  Ferte,  la  Haye,  la  Corogne,  la  Mecque  u.  dgl.  Auch  erhalten 
Städte,  wenn  sie  einem  Lande  den  Namen  geben,  öfter  den  Artikel, 
wie  le  Brunswick,  le  Hanovre,  le  Braudebourg,  le  Luxembourg,  le 
Salzbourg. 

Den  Namen  der  Gebirge  und  Berge  geht  öfter  ihr  Gattungs- 
name  mont,   montagne   voran:    les   monts   Himalaya,   les    mouts 


§  172.     Determinat.  Best.     Der  bestimmte  Artikel.  4/91 

Ourals,  les  monts  Rocheax,  les  monts  Cantabres,  les  monts  Pyrenees, 
le  mont  Cenis,  le  mont  Etna,  le  mont  Liban,  le  mont  Sinai,  auch: 
la  montagne  de  Sinai  etc.,  wobei  immer  die  Kasuspräpositiou  de  auf 
montagne  folgt.  Bei  Dichtern  finden  sich  auch  Bergnamen  ohne 
Artikel  und  Gattungsnamen:  Pour  renaitre  au  sommetd'CEta  (Lebrün). 
Olympe,  qu'assiege  un  orage  (Id.). 

Die  Namen  der  Flüsse  verlieren  in  Zusammensetzungen  gewöhn- 
lich den  Artikel:  Chälons-sur-Marne,  Bar-sur-Aube,  Bar-sur-Seine, 
Pont-sur-Seine  etc.:  seltener  behalten  sie  ihn:  Dance-sur-^Erre,  Franc- 
fort-sur-le-Meiu,  Francfort-sur-rOder  etc.  Zuweilen  dienen  sie  ohne 
Artikel  wie  qualitative  Bestimmungen:  Le  nom  d'armee  de  Sambre- 
et-Meuse  (Mignet);  daneben:  L'armee  de  la  Moselle  (Id.).  Vin  du 
Rh  in  (AcAD.).  Auch  ihnen  wird  oft  ihr  Gattungsname  fleuve, 
riviere  beigefügt:  le  fleuve  ludus,  le  fleuve  Hudson,  la  riviere 
Genesee  (Volney).  Die  weiblichen  Flussnamen  werden  gewöhnlich 
mit  der  Kasuspräposition  de  angeknüpft:  la  riviere  de  Loire.  Im  Alt- 
französischen stehen  sie  oft  ohne  Artikel:  Et  passerent  Loire 
(Froissart). 

Die  Weglassung  des  Artikels  bei  den  Namen  der  Welt- 
theile  und  Länder  in  manchen  Fällen  hängt  mit  dem  früheren 
französischen  Gebrauche  zusammen,  welcher  überhaupt  den  Artikel 
bei  Ländernamen  nicht  nöthig  fand.  Das  Neufranzösische  lässt  den 
Artikel  weg,  wenn  das  Gebiet  nicht,  mit  der  Erinnerung  an  seinen 
äusseriich  bestimmten  Gattungsbegriff,  als  ein  abgeschlossenes 
Ganze  gefasst,  sondern  der  Eigenname  als  eine  selbstverständliche 
Erinnerung  an  das  Gebiet  überhaupt  auftritt. 

Dabei  ist  es  nicht  auffallend,  das  zwischen  unbekannteren 
Namen  ferner  Länder  und  bekannteren  ein  Unterschied  gemacht 
wird;  bei  jenen  bleibt  nämlich  in  der  Regel  der  bestimmte  Artikel. 
Auch  werden  im  Allgemeinen  die  Eigennamen  männlichen  Geschlechts 
nicht  leicht  ohne  Artikel,  die  seltneren  pluralischen  Namen  nie 
ohne  denselben  gebraucht. 

aa)  Dies  geschieht  sowohl  bei  den  Begriflen  des  Verweilens  als  der 
Bewegung  bei  der  Präposition  en,  worauf  bei  allen  Eigennamen 
der  Artikel  wegfällt;  dies  ist  dem  Gebrauche  dieser  Präposition  im 
Neufranzösischen  überhaupt  gemäss.  S.  S.  426.  Etre  en  France; 
voyager  en  Italie;  passer  en  Espagne  (Acad.).  üne  foule 
d'objets  precieux  que  je  n'avais  jamais  vus  en  France  (Le 
Vaillant).  Vous  l'envoyez  en  Europe  (B.  de  St-Pierre).  Da- 
gegen: aller  aux  Indes,  au  Bresil,  au  Japon,  au  Perou. 
bb)  bei  den  Begriffen  des  Ausgehens  von  einem  Lande,  wie  bei  venir, 
revenir,  partir,  sortir,  auch  chasser  etc.:  Un  navire  venant 
d'Europe  (Le  Vaillant).  Cela  vient  d'Orient  oder  de  TOrient 
(AcAD,).  II  vient  d'Italie  (Ead.).  Quand  Napoleon  revint 
d'Egypte  (Skgor).  Le  comte  d'Artois  et  ses  deux  fils  .  .  sortirent 
de  France  (Mignet).  Dagegen:  venir  du  Japon,  du  Mexique; 
auch  bei  den  Namen  der  Welttheile  fehlt  hier  seltener  der  Artikel. 
cc)  wenn  der  Genitiv  dieser  Eigennamen  das  appositive  Verhält- 
niss  ersetzt:  L'empire  d'Orient:  Tempire  d'Occident;  l'empire 
de    Russie;    le    royaume    d'Espagne;    le  grand-duche    de  Tos- 


492     Dritt.  ThI.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

cane;  l'archiduche  d'Au triebe;  dagegen:  le  royaume  des  Deux- 
Siciles;  la  presidence  du  Bengale;  Tempire  insulaire  duJapon; 
le  canton  du  Valais.  In  anderer  Rücksicht  sagt  man  natürlich: 
Tempire  des  Perses,  des  Romains  etc.,  l'empire  romain,  l'empire 
fran(;ais,  la  republique  fran(;aise,  le  royaume  lombard-venitien  u.  dgl. 
dd)  wo  der  Genitiv  des  Eigennamens  als  qualitative  Bestimmung 
eines  Gattungsbegriffes  auftritt. 

Dies  ist  der  Fall,  wenn  er  zu  den  Namen  von  Fürsten, 
Würdenträgern  oder  Beamten  eines  Landes  gesetzt  wird: 
l'empereur  d'Autriche,  le  roi  de  France,  le  scbah  de  Perse, 
le  ministre  de  France,  Tambassadeur  d'A  utriche,  la  noblesse 
de  France,  le  grand  ecuyer  de  France,  un  pair  de  France  etc. 
Ebenso  wird  gewöhnlich  der  artikellose  Genitiv  mit  cour,  cou- 
ronne,  trone  u.  dgl.  verbunden:  la  couronne  d'Espagne  etc. 
Dagegen  sagt  man:  l'empereur  de  la  Chine,  duJapon,du 
Bresil,  le  president  du  Perou,  du  Mexique  etc.  Öfter  tritt 
hier  auch  das  Adjektiv  ein:  Tempereur  russe,  l'empereur  fran^ais, 
l'ambassadeur  turc  (Segur). 

Natur-  und  Kunstprodukte  der  Länder  erhalten  ebenso 
oft  diese  attributive  Bestimmung:  Histoire  naturelle  des  oiseaux 
d'Afrique.  La  caille  d'Europe.  L'asperge  d'Europe.  Le  viu 
d'Espagne.  Le  fer  de  Suede.  Les  laines  d'Espagne  (Le 
Vaillant).  üne  solanee  d'Amerique  (Cuvier).  Hier  mischt  sich 
die  Vorstellung  des  Ursprungs  ein.  Daher  auch  bei  Landes- 
münzen, Massen  u.  dgl.:  L'ecu  de  France,  le  schelling  de 
Danemark  etc.,  la  lieue  commune  de  France,  la  lieue  d'AUe- 
magne  (Acad.).  Dagegen  in  Bezug  auf  fernere  Länder:  Porce- 
laine  de  la  Chine,  du  Japon  (Acad.).  En  toile  bleue  du  Ben- 
gale (B.  DE  St-Pieere).  De  magnifiques  etofifes  de  soie  de  la 
Chine  (Id.). 

Länder  und  ihre  Grenzen,  Küsten,  Städte  und  Ein- 
wohner werden  mit  Beziehung  auf  den  Welttheil  oder  das  Land, 
welchem  sie  angehören,  durch  den  artikellosen  Genitiv  bestimmt: 
La  Turquie  d'Asie,  la  Turquie  d'Europe,  la  Russie  d'Europe. 
Dans  quelques  etats  d'Amerique  (Chateaubr.).  —  La  cote  de 
France,  les  cotes  de  France,  la  cote  de  Barbarie;  les  cotes 
d'Angleterre  —  la  frontiere  d'Espagne  (Mignet)  —  les  villes 
d'Asie,  les  villes  de  France  (Gir.-Düvivier)  —  les  mahometans 
d'Europe,  les  barbares  d'Asie  (Segur).  Hier  findet  sich  indessen 
vielfach  ebenso  der  bestimmte  Artikel:  les  limites  de  la  France, 
les  villes  de  la  France,  les  peuples  de  la  France;  und  das 
attributive  Adjektiv:  La  Turquie  europeenne  (Segür).  Le  trace 
des  frontieres  prussiennes  (Id.).  La  frontiere  russe  (Id.).  Les 
nations  europeennes  (Acad.). 

Auch  in  anderen  Beziehungen  findet  sich  der  artikellose 
Ländername  gebraucht,  wie  in:  Histoire  de  France,  de  Russie, 
de  Bourgogne  (Gramm.  Nat.).  La  carte  d'Europe  (ib.).  La 
revolution  d'Angleterre  (Mignet).  L'expedition  d'Egypte,  la 
guerre  de  Russie,  de  Pologne,  d'Autriche  (Gir.-Ddvivier). 
La  guerre  de  la  succession  d'Espagne   (Acad.),    neben:    Histoire 


§  172.     Detertninat.  Best.     Der  hesthnmte  Artikel.  493 

du  Languedoc,  du  Roussillon,  du  Poitou  etc.    La  carte  de 
l'Europe  (Gramm.  Nat.).     L'expedition  du   Portugal  (Segoh), 
mit  Bevorzugung    des    männlichen    Artikels;    ausserdem    auch   das 
Adjektiv:    La  revolution  fran(;aise  (Mignet). 
ßß.   Die  Namen  der  Himmelsgegenden   haben   gewöhnlich  den  Artikel, 
nur    attributiv    gebraucht    zuweilen    nicht:     le    vent    d'est,    le    vent 
d'ouest,    le  vent  de  sud;    doch  gewöhnlich  auch:    le  vent  du    sud, 
du  nord.     Sie  werden  jedoch  auch  ganz  adjektivisch:    le  pole  nord, 
le  pole  sud,  degre  de  latitude  sud;  le  vent  est  nord  etc.  (Acad.). 
yy.  Pie  Namen    der  Monate  und  Wochentage    haben    im  Allgemeinen 
keinen  Artikel;  doch  sagt  man:    la  mi-juillet,  ä  la  mi-juin  etc.,  und 
in    übertragener    Bedeutung:    l'aoüt    (die    Erntezeit),    le    raai    (der 
Pfingstbaum).    Die  Namen  der  Tage  haben  den  Artikel,  wenn  sie  als 
Gattung  verallgemeinert  werden:    Le    samedi  est  chez  les  Juifs 
le  jour  du  sabbat.     II  faut  sanctifier  le  dimanche  (Acad.).    Tel  qui 
rit  le  vendredi,   pleure   le  dimanche  (Acad.).     Auch  wo  die  Tage 
durch    Attribute    näher    bestimmt    werden:    Le    mercredi    Saint;    le 
mercredi  des  Cendres  (Acad.),  obgleich  man  sagt:  jeudi  passe  u.  dgl. 
Auch  findet  man  sonst  den  Artikel:    Le   mardi  2  aoüt  1815,  vers 
les    dix    heures   du  matin    (Joüy).     Le  vendredi  je  partis  de  bonne 
beure  de  Bruxelles  (Janin).     In  übertragener  Bedeutung  steht:    faire 
le  lundi    (blauen  Montag).     Die  mit  Heiligen  namen  bezeichneten 
Festtage    haben    den    weiblichen  Artikel   mit  Bezug    auf  das  zu  er- 
gänzende Substantiv  fete:    la  Saint-Michel,  la  Saint-Martin  etc. 
Unter  den  Namen    christlicher   Feste    haben   nur  Noel  und 
Päques  gewöhnlich  den  Artikel  nicht;    doch   findet  sich  auch:    ä  la 
Noel,  und  im  Sprüchworte:    Quand  Noel  est  vert,  les  Päques  seront 
blanches  (Acad.). 
66.  Die    Namen    der    Schiffe     erhalten    gewöhnlich    den    Artikel:     Allez 
reconnaitre  la  cote  avec  la  felouque  la  Caroline  (Dumas).    Un  petit 
vent  s'etant  eleve,  leMercure  s'approche  (Le  Vaillant).   Le  Saint- 
Geran  parut  .  .  avec  son  pont  charge  de   monde   (B.  de  St-Pierke). 
Der  Artikel  fehlt  indessen  auch:    Le  navire  Catharina  (Le  Vaillast). 
Argo,  la  nef  ä  voix  humaine  (Lebrün). 

Die  nach  Eigennamen  benannten  Namen  der  Sterne  und  Stern- 
bilder   behalten    die  Natur  von  Eigennamen  und  stehen  demgemäss 
ohne  Artikel:    Quand  Jupiter  est  en  conjonction  avec  Saturne,  und 
so  auch:    Sirius    est   la   plus    brillante  etoile    du  ciel,   neben  reinen 
Gattungsnamen,  wie  l'Ourse,  la  Balance,  le  Sagittaire  (Acad.). 
h   Abstrakte  Substantive  erhalten  ebensowohl  den  Artikel,  als  Gattungs- 
namen; der  abstrakte  Begriflf  erscheint  hier  als  ein  bestimmter  individua- 
lisirter    Gegenstand.     Das  Altfranzösische    Hess    den   Artikel    häufig    fort, 
auch  wo  das  Substantiv  als  Subjekt  auftrat;  im  Neufranzösischen  ist  der 
letztere  Fall  ungewöhnlich:    Toujours  Thnmanite  plaint  ceux  qu'il  faut 
detruire  (De  Bki,loy).    L'honneur,  la  proiiite,  le  sens  et  la  raison 
demandent  qu'on  s'applique  .  .  A  remplir  ses  devoirs  (Voltaire).    L'amour, 
la  gloire,  le  genie  Ont  trop  enivrc'  mes  beaux  jours  (Beranger).     Sie 
werden  übrigens  auch   als  Art-  und  Gattungsnamen   behandelt:     On 
eprouva  tout-ä-coup  les  horreurs  de  la  famine  (Mme  de  Geslis).     Des 
sottises  d'un  pere  un  fils  n'est  pas  garant  (Pibon). 


494     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

f.  Jeder  Redetheil,  selbst  jedes  umfangreichere  Glied  der  Rede  kann 
endlich  durch  den  Artikel  die  Bedeutung  eines  in  sich  abgeschlossenen 
der  Vorstellung  vorschwebenden  Ganzen  und  die  Würde  eines  konkreten 
oder  abstrakten  Substantiv  erhalten. 

Dahin  gehören:  das  Adjektiv,  mit  Einschluss  des  Verbaladjektiv 
oder  Particip,  sowohl  als  Personalsubstantiv:  Les  absents  ont  tort 
(AcAD.).  L'inconnue  lui  disait  (Bouilly);  wie  als  Sachsubstantiv: 
le  littoral,  le  Casentin,  le  Milanais  etc.,  besonders  auch  als  ab- 
straktes Hauptwort,  wobei  der  Artikel  im  neutralen  Sinne  zu  fassen 
ist:  C'est  le  propre  du  genie  de  rendre  digne  des  beaux-arts  la  nature 
commune  (Chamfort).  L'assemblee  aristocratique  craignit  de  prendre 
sur  eile  Todieux  d'une  teile  condamnation  (Thierry).  Ces  ecoles  anti 
ques  oü  Ton  s'exer^ait  ä  debattre  la  cause  du  juste  et  celle  de  l'utile 
(Prfvost-Paradol);  s.  S.  316.  Auch  der  Superlativ  des  Adjektiv 
wird  so  zuweilen  substantivirt:  Souvent  qui  choisit  prend  le  pire. 
Quand  on  n'a  rien  ä  dire,  le  meilleur  est  de  se  taire.  C'est  le  mieux 
que  vous  puissiez  faire.  Le  pis  qui  puisse  arriver  (Acad.).  Depechons- 
nous,  c'est  le  plus  sage  (Scbibe).  Der  Artikel  fällt  hier  im  partitiven 
Genitiv  nach  Fürwörtern  fort:  Qu'y  a-t-il  deplusbeau?  Ce  qu'il  y 
a  de  plus  rare  (Acad.). 

Das  Zahlwort,  als  Ziffer:  le  cinq  de  trefle  (Acad.);  als  Quan- 
tum: le  sextuple  de  deux  est  douze  (Acad.);  oder  als  Personal- 
substantiv: La  commission  des  Neufs  (Thiers).  Le  premier  qui 
fut  roi,  fut  un  Soldat  heureux  (Voltaire). 

Das  unverbundene  und  verbundene  Fürwort,  als  Personalsub- 
stantiv: liest  plein  d'egards  pour  moi  et  pour  les  miens.  II  se  mefie 
toujours  des  autres  (Acad.);  sowie  als  Sachsubstantiv,  namentlich 
auch  abstrakt:  Le  mien  et  le  tien  engendrent  beaucoup  de  guerres  et 
de  proces  (Acad,).  Le  tout  est  plus  grand  qu'une  de  ses  parties  (Ead.). 
Sans  le  moi,  le  moi  ne  connait  rien  (Cousin).  Mais  quand  je  m'arme 
du  redoutable  nous,  je  professe;  il  faut  se  soumettre  (Brillat- 
Savarin). 

Der  Infinitiv:  dies  ist  seltener;  s.  S.  109.  250  und  316.  455.  Le 
voler  des  oiseaux  frugivores  (B.  de  St-Pierbe).  Le  raison  ner  triste- 
ment  s'accredite  (Voltaire).  Au  doux  tomberdujour  (Lamartine). 
Le  long  dormir  (La  Fontaine).     Vgl.  auch  §§  176.  180. 

Partikeln  und  Satzglieder  oder  Sätze:  II  a  toujours  des  si, 
des  mais  (Acad.).  Encor  des  non?  toujours  ce  chien  de  ton  (Voltaire). 
Sans  souci  du  qu'en  dira-t-on  (G.  Droz).  Ces  phrases  d'une  politesse 
affectee  dont  ils  surchargent  leurs  demandes,  comme  les  je  vous  en 
prie,  les  petite  maman,  en  gräce  (Mme  Campan);  s.  S.  108.  111. 

173.     Gebrauch  des    bestimmten   Artikels    im    partitiven    Verhält- 
nisse. 
Eigenthümlich    ist    die  Verwendung   des  Artikels,    wenn    von  einem  un- 
bestimmten Theile  der  im  Allgemeinen  bezeichneten  Gesammtsphäre 
eines  Gegenstandes  die  Rede  ist. 

Er  steht  in  diesem  Falle  im  Genitiv,  welcher  gleich  einem  Nominativ 
und  Akkusativ  gebraucht  und  durch  Versetzung  des  ä  vor  den  Artikel  in 
einen  Dativ    verwandelt    werden   kann,    wenn    konkrete  Substantive,  Gat- 


§  173.     Determinat.  Best,     Der  bestimmte  Artikel  im  partiiiven   Verhältnisse.    495 

tiings-  und  Stoffnamen,  oder  abstrakte  Substantive,  welche  jenen 
gleich  behandelt  werden,  im  partitiven  Sinne  vorkommen,  ohne  dass  ihnen 
eine  attributive  Bestimmung  oder  ein  Quantitätsbegriff  vor- 
angeht. D;is  Neu  französische  fasst  hier  den  Suhstantivbegrifi'  mit  oder  ohne 
attributive  Bestimmungen  in  seiner  Abgeschlossenheit  als  Gattungs-  oder 
Art  begriff.     Das  Altfranzösische  kann  den  Artikel  überhaupt  entbehren. 

In  der  Einzahl  wird  das  Substantiv  als  Stoff  oder  Gesammtmasse 
betrachtet,  von  der  ein  unbestimmter  Theil  bezeichnet  wird:  Manger  du 
pain;  vendre  du  vin  en  gros  et  en  detail  (Acad.).  Gattungsnamen  können 
so  in  übertragener  Bedeutung  behandelt  werden,  wie  du  boeuf,  du  veau, 
du  mouton  etc.,  wo  das  Fleisch  statt  des  Thieres  gemeint  ist;  ein  wenig 
verschieden  davon  ist:  prendre,  pecher  du  poisson,  wo  die  ganze  Gattung 
als  Masse  betrachtet  wird.  Abstrakte  Begriffe  lassen  sich  leicht  wie  Stoff- 
namen gleichsam  als  ein  Quantum  betrachten:  Vous  ferez  du  bien  ä  vous- 
meme  (Feselon).  Elle  a  de  l'esprit  comme  un  äuge  (Acad.).  Ilyadupour 
et  du  contre  (G.  Dboz).  Daher  haben  auch  substantivirte  Adjektive  den  be- 
stimmten Artikel:  C'est  un  pere  qui  a  du  bon  et  du  mauvais  (Acad,).  II  y  a 
du  haut  et  du  bas  dans  la  vie  (0.  Feuillet).  üeber  Eigennamen  s.  oben 
S.  401.  490. 

In  der  Mehrzahl  wird  von  der  Gesammtzahl  der  Individuen  eines 
Gattungsbegriffs  eine  unbestimmte  Anzahl  vorgestellt,  auch  abstrakte  iu- 
dividualisirte  Begriffe  treten  hier  auf;  De  vos  corps  dechires  vons  moffrez 
des  flambeaux!  (Jocy)  L'amour  n'a  que  des  fers  honteux  (Favart). 
Dieu  sur  des  plaines  devorantes  Vous  prepare  un  tombeau  lointain 
(V.  HüGo),  Vous  ne  mourrez  pas  tous  sous  des  bras  intrepides  (Id.), 
Cet  homme  a  des  projets  sinistres  (Acad.). 

Wenn  der  Einzahl  oder  Mehrzahl  attributive  Bestimmungen  vor- 
antreten, so  fällt  der  Artikel  fort;  der  Substantivbegriff  in  seiner  Ab- 
geschlossenheit tritt  hier  für  die  Vorstellung  zurück,  und  die  attributive 
Begriffsbestimmung  vermittelt  für  sich  die  Artbestimmung:  11  m"a 
donne  de  bon  papier  (Acad.),  Proposons-nous  de  grands  exemples  ä 
imiter  plutot  que  de  vains  systemes  ä  suivre  (J,-J,  Rousseau),  —  Le 
pretre  ouvrait  de  grands  yeux  (G.  Droz). 

Wenn  vor  der  attributiven  Bestimmung  der  Artikel  beibehalten  wird, 
80  geschieht  dies,  weil  der  Substantivbegriff  in  seiner  näheren  Bestimmung 
als  ein  der  Anschauung  vorschwebender  bestimmter  Gegenstand,  in  seinem 
Gegensatze  zu  anderen  Bestimmungen  desselben  dargestellt  werden  soll, 
wobei  denn  der  Gegenstand  mit  seinem  Attribute  oft  als  ein  zusammen- 
gesetzter Substantivbegriff  gefasst  wird.  Von  einer  logischen  Nothwendig- 
keit  ist  überall  nicht  die  Rede  (s.  S.  143).  Der  Sprachgebrauch  wird  durch 
geläufig  gewordene,  neben  anderen  mögliche  Gesichtspunkti'  bestimmt.  In 
diesem  Sinne  sind  Verbindungen  wie  du  bon  argent,  du  gros  parchemin, 
du  petit  vin,  du  gros  vin,  du  petit  poisson,  de  la  belle  musique,  de  la 
vraie  poesie,  du  veritable  honneur  u.  a.  dgl.  aulzufassen,  die  zum  Theil  als 
Substantivbegriffe  auftreten,  wie  du  petit-lait,  des  petits-maitres,  des  petites- 
maisons,  des  blancs-becs,  des  rougcs-gorges,  des  beaux-esprits  (Acad.  1878 
ohne  Bindestrich),  des  plains-chants  etc.,  ob  sie  durch  ein  Tiret  verbunden 
werden  oder  nicht,  und  in  Vergleich  mit  Formen  wie:  de  petits  maitres,  de 
petites  maisons  nun  eine  Begriffsverschiedenheit  enthalten  können. 

Wenn  dem  allgemein  gefassten  Substantivbegriff  eine  Quantitäts- 
bestimmung, wozu  auch  negative  Füllwörter  und  dann  die  Negation  selber, 


496     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

auf  welche  die  Vorstellung  der  Quantität  übertragen  ist,  zu  rechnen  sind 
(s.  oben  S.  404.  472),  vorangeht,  so  fällt  der  Artikel  beim  Hauptworte  fort, 
d.  h.  der  Quantitätsbegritf  allein  bestimmt  die  anderweitig  unbestimmte  Sphäre 
des  Begriffs:  Une  livre  de  fer,  de  plomb,  de  viande;  une  foule  de 
peuple,  de  spectateurs  etc.  Diablo  n'eut  onc  tant  d'honneurs  en  sa 
Tie  (La  Fontaine).  Le  plus  heureux  est  celui  qui  souffre  le  moins  de 
peines  (J.-J.  RocsstAc).  Quelque  chose  de  merveilleux.  Combien  de 
jours  avez-vous  mis  pour  faire  ce  voyage?  (Acad.)  II  n'est  point  de  fierte 
que  le  sort  n'humilie  (Crebillon).  L'ambition,  seigneur,  n'a  guere  de 
limites  (BorRSACLT).  II  n'y  a  d'utile  que  ce  qui  est  juste  (Mirabeac). 
II  ny  a  pas  de  haut  pour  moi  (0.  Fecillet). 

Nach  bien,  welches,  dem  combien  analog,  den  Artikel  ausschliessen 
sollte,  fehlt  er  nie  beim  Substantiv:  Bien  de  l'argent,  bien  de  la  peine, 
bien  des  hommes  (Acad.);  doch:  bien  d'autres.  Bien  wird  hier  als 
Satzadverb  behandelt  und  tritt  nicht  als  Quantitätsbegriff  auf. 

Wird  nicht  mehr  der  Stoff  oder  die  Gattung  überhaupt  durch  den 
Substantivbegriff  bezeichnet,  sondern  ist  derselbe  schon  anderweitig  seiner 
äusseren  Sphäre  nach  für  die  Vorstellung  bestimmt,  so  tritt  der  bestimmte 
Artikel  wieder  ein:  ün  grand  nombre  des  personnes  quej'ai  vues  hier  etc. 
Wo  nach  negativen  Bestimmungen  der  Artikel  bleibt,  tritt  der  Quantitäts- 
begriff der  Negation  zurück,  sie  bestimmt  den  Verbalbegriff  allein,  und  dieser 
wird  der  Träger  des  partitiv  gefassten  Substantiv:  II  n'avait  pas  des  outils 
k  revendre  (La  Fontaine).  Je  ne  prendrai  pas  de  la  peine  pour  rien 
(MoNTESQüiEi).  Dass  die  verschiedenartige  Auffassung  der  Negation  eine 
verschiedene  Vorstellung  bedingt,  welche  wesentlich  den  faktischen  Gesichts- 
punkt ändern  kann,  ist  klar.     S.  oben  S.  404.  405. 

174.    Verbindung  des  bestimmten  Artikels  mit  einer  anderen  deter- 
minativen Bestimmung. 

Der  Artikel    hat    überall    wesentlich    dieselbe   Funktion,    welche    keiner 
weiteren  Erörterung  bedarf.     Doch   bedarf  sein  Zutritt  zu  einer  determina- 
tiven Bestimmung    als    zweite  Bestimmung    derselben  Art   noch    einer  Er- 
läuterung. 
«.   Er  steht  beim  determinativen  un,  abgesehen  von  den  meist  substantivirten 
Tun,  l'autre.   Tun  et  Taiitre,   wo  er  selbstverständlich  ist.     Zu  jenem 
wird  er  vor  einem  folgenden  partitiven  Genitiv  gesetzt,    wenn  durch  das 
Zahlwort  nicht  irgend   ein  Individuum  lediglich  als  ein  einzelnes  einer 
Gesammtzahl,  sondern  als  ein  bestimmtes  einzelnes,  der  Anschauung 
des  Redenden   vorschwebendes  Individuum   bezeichnet  werden  soll.     Dies 
geschieht    vorzugsweise    dann,    wenn  dies  Individuum   schon  genannt  ist, 
obgleich  auch  in  diesem  Falle  un  stehen  kann:    L'Arabie,  l'une  des  plus 
grandes  peninsules  du  monde  connu  (Kaysal).    Ducis,  Tun  des  quarante 
de  l'Äcademie  fran9aise  (Domergue).     Le  bec  croise  est  l'un  des  oiseaux 
dont    les   couleurs   sont    plus  sujettes  ä  varier  (Bdffon).     Vgl.    Un  des 
quarante  de  l'Äcademie  fran(jaise  (Domergle).     Un  des  inconvenients  qui 
m'ont    le    plus    eloigne   de    nos  assemblees  .  .  c'est  la  legerete   de    leurs 
jugements    (B.  de  St-Pierre).     Perpenna,    un    de    ses    officiers,    l'y  vint 
joiudre  (Voltaire).    II  est  u  n  de  ceux  qui  ont  le  mieux  reussi  (Acad.). 
ß.  üeber  le  bei  on  s.  oben  S.  164. 
y.  üeber  tout  mit  dem  Artikel  s.  obeu  S.  168 ff. 


§  175.     Determinat.  Best.     Wiederholung  des  bestimmten  Artikels.  497 

175.  Wiederholung  des  bestimmten  Artikels  in  der  Anreihung  von 
Substantiven  oder  von  attributiven  Bestimmungen  desselben 
Substantiv. 

a.  Wenn  mehrere  Substantivbegriffe  syndetisch  oder  asyndetisch  an 
einander  gereiht  sind,  denen,  einzeln  betrachtet,  der  bestimmte  Artikel 
zukommt,  so  kommen  folgende  Gesichtspunkte  in  Betracht: 

1.  a)  Wenn    mehrere    Substantive    durch    et  oder  ou  verbunden,    oder 

asyndetisch  angereiht  auf  einander  folgen,  so  wird  der  Artikel 
wiederholt,  wenn  die  einzelnen  Begriffe  nicht  unter  einen  Ge- 
sammtbegriff  befasst  werden  können  oder  sollen.  Die  Zusammen- 
fassung unter  einen  Artikel  wird  namentlich,  wo  sie  auch  sonst  zu- 
lässig ist,  bei  Verschiedenheit  des  Geschlechtes  und  der  Zahl  ver- 
mieden: Ils  croient  que  les  sorciers  et  les  sorcieres  ont  le  pouvoir 
d'attirer  les  esprits  (La  Harpe).  Seulement  le  mercredi  et  le 
samedi  il  y  a  quelques  leQons  de  moins  (Cocsin).  Les  malheurs  du 
pere  et  de  la  mere  ne  passent  point  ä  leur  posterite  (Chatkacbr.). 
C'est  un  calcul  tres-fautif  que  d'evaluer  toujoiirs  en  argent  les  gains 
ou  les  pertes  des  souverains  (J.-J.  Rocssead). 
b)  Dagegen  wenn  synonyme  Begriffe  auftreten,  oder  Substantive, 
wenn  auch  ungleichnamig  und  selbst  verschiedenen  Geschlechtes,  zu 
einem  Ganzen  verbunden  werden  sollen,  so  steht  der  Artikel  nur 
einmal,  in  dem  letzteren  Falle  jedoch  meist  im  Plural:  L'abus  du 
gouvernement  a  fait  imaginer  la  voie  des  deputes  ou  represen- 
tants  du  peuple  (J.-J.  Rousseau).  Son  neveu  Loth  est  etabli  dans 
la  ville  ou  bourg  de  Sodom  (Voltaire).  —  Le  minimum  des  le^ons 
.  .  est  de  cinq  lecjons  d'une  heure  chaque  jour,  les  lundi,  mardi, 
jeudi  et  vendredi  (Codsin).  II  en  etait  de  meme  des  ministres 
et  grands  officiers  (J.-J.  Roussead).  Les  pere  et  mere  conti- 
nuent  de  les  nourrir  (Blffon).  Selten  ist  hier  die  Befassung  unter 
einem  singularischen  Artikel:  Le  20,  21  et  22,  contiuuation  de  calme 
et  d'ennui  (B.  de  St-Pierre).  Das  Altfranzösische  war  in  dieser 
Hinsicht  sehr  frei. 

2.  a)  Wenn    mehrere    durch    et   oder    ou   verbundene    Adjektive    in    der 

Weise  auf  einen  Substantivbegriff  bezogen  sind,  dass  dadurch 
ein  Gattungsbegriff  in  Artbegriffe  zerlegt  oder  auf  verschie- 
dene Individuen  bezogen  wird,  so  wird 

entweder  der  Artikel  bei  jedem  folgenden  Adjektiv  wiederholt:  Les 
bons  et  les  mauvais  conseils  (Bosscet).  La  comparaison  de  quelques 
scenes  de  la  Phedre  grecque,  de  la  latine,  de  la  fran^aise  et  de 
l'anglaise  (Montesquieu).  ün  peuple  dont  la  bonne  ou  la 
mauvaise  forfune  dependit  de  sa  piete  (Bosslet). 

oder  die  verschiedenen  Arthestimmungen  werden,  als  einem  gemein- 
samen Gattungsbegriffe  angehörend,  ohne  Wiederholung  des 
Artikels  an  einander  gereiht,  wobei  das  Substantiv  häufig  im  Plural, 
jedoch  auch  im  Singular  auftritt:  Je  lis  les  historiens  anciens 
et  modernes  (Montesqliec).  Les  puissances  vegetale  et 
animale  (B.  de  St-Pierre).  Les  bons  auteurs  du  dix-septieme 
et  dix-huitieme  siecles  (Voltairk).  L'äge  de  la  premiere  et 
seconde  enfance  (Bdffon).  Qu'importe  du  bonheur  la  source 
fausse  ou  vraie  (Piron). 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  32 


498     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Abscbn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

b)  Treten    die    durch    et    -verknüpften    oder    unverknüpften   Adjektive  als 
Bezeichnungen    verschiedener  Eigenschaften    eines  und   des 
selben    Gegenstandes    auf,    so    wiederholt   sich    in   der  Regel  der 
Artikel    nicht:    Si    nous    voyageons,    les   belies  et  fertiles  plaines 
nous  ennuient  (L.-P.  Segdr). 

Ausgenommen  sind  hiervon  die  auf  einander  folgenden  Super- 
lative, bei  denen  der  Artikel  als  Ausdruck  der  superlativischen 
Bedeutung  nothwendig  ist:  Les  dogmes  les  plus  vrais  et  les  plus 
saints  peuvent  avoir  de  tres-mauvaises  consequences  (Montesqoikd). 
La  plus  grande  et  la  plus  importante  chose  du  monde  a  pour 
fondement  la  faiblesse  (Pascal). 

Selten  wird  sonst  bei  Adjektiven  der  Artikel  wiederholt,  wodurch 
den  einzelnen  Attributen  ein  besonderes  Gewicht  gegeben  wird:  II 
s'etait  propose  pour  modele  le  sage  et  l'humble  Saint-Augustin 
(Bocrdalode). 

176.  2.  Der  unbestimmte  Artikel.  Er  dient  zur  Bezeichnung  eines 
unbestimmten  Individuums  (s.  S.  143);  er  steht  daher  nur  bei  Gat- 
tungsnamen; wenn  er  zu  ursprünglichen  Stoffnamen  oder  abstrakten 
Substantiven  tritt,  so  sind  diese  zu  Gattungsnamen  geworden:  Cesar  prend 
le  premier  une  coupe  ä  la  main  (Racine).  Croirai-je  qu'une  nuit  a  pu 
vous  ebranler?  (Id.)  —  On  lui  trouva  la  poitrine  pleine  d'une  eau  rousse 
(AcAD.).  —  Croyez-vous  que  cela  soit  d'une  necessite  absolue?  (Bossdet) 
Das  einzelne  Individuum  kann  aber  auch  als  jedes  beliebige  Indi- 
viduum der  Gattung  angesehen  und  damit  selbst  als  Vertreter  der  Gattung 
genommen  werden:  On  ne  saurait  nier  qu'un  homme  n'apprenne  bien  des 
choses  quand  il  voyage  (Fenelon).  Une  femme  prudente  est  la  source 
des  biens  (Destocches). 
Der  unbestimmte  Artikel  bei  verschiedenen  Klassen  der  Haupt- 
wörter. 

a)  Hier    ist    zunächst   der    unbestimmte  Artikel    bei   Eigennamen   zu  er- 
wähnen: 

tt.  Bei  Personennamen  steht  dieser  Artikel,  wenn  der  Einzelne 
eines  gleichnamigen  Geschlechtes  bezeichnet  wird:  On  y  remar- 
quait  .  .  le  comte  de  Dampierre  .  .;  un  Choiseul,  un  Castelane, 
major  des  gardes;  unColbeit  (Darc);  oder  wenn  die  einzelne  be- 
stimmte Person  als  ein  Individuum  einer  vorzüglichen,  durch 
seinen  Namen  bezeichneten  Klasse  betrachtet  wird:  Quas-tu  vu 
cependant?  .  .  Un  Ca  ton  libre  encore  dechirant  ses  entrailles  Sur 
la  fei  de  Piaton!  (Lamartine);  oder  wenn  der  Eigenname  des  Einzelnen 
die  ganze  Gattung  repräsentirt:  Un  Auguste  aisement  peut  faire 
des  Virgiles  (Boileac).  C'est  une  Agnes  (Acad.).  Je  te  dis  que  tu 
es  un  faux  ami,  un  Judas  (G.  Sasd);  ähnlich  wird  Jehovah,  als 
sinnbildliche  Darstellung  Gottes,  zu  einem  reinen  Gattungsnamen: 
On  a  graveL  un  Jehovah  au-dessus  de  l'autel  (Acad.).  In  einem 
anderen  Sinne  geschieht  dies,  wenn  Schriftwerke  oder  Kunstwerke  mit 
dem  Namen  des  Urhebers  bezeichnet  werden,  vgl.  S.  108.  C'etait  lä 
qu'on  eüt  pu  trouver  non  pas  seulemeut  un  Longus,  mais  un 
Plutarque,  un  Diodore  ou  un  Polybe  plus  complets  que  nous 
les  avons  (Codbier). 


176.    Determinat.  Best.    Der  unhest.  Artikel.     §  177.    Wegfall  des  Artikels.      499 

ß.   Auch  Eigennamen  von  Oertlichkeiten    erhalten    ihn    in    ähnlichen 
Beziehungen:    L'interieur    de    l'Afrique  .  .  me    paraissait   un    Perou 
(Le  Vaillant). 
y.  so  auch  die  Eigennamen  bestimmter  Zeiten:    Un  dimanche  soir  la 
famiile  etait  en  prieres  (Mme  Göttin). 
b)  Jeder  Redetheil  und  jedes  Satzglied  kann  ferner  durch  un  wie  durch 
den  bestimmten  Artikel  substantivirt  sein: 

Das  Adjektiv:  von  einer  Person:  un  beau;  une  belle;  von 
einer  Sache:  Tout  ce  qui  peut  .  .  mettre  un  ridicule  en  evidence 
(Chamfort).  Hier  ist  noch  der  Fall  zu  bemerken,  wo  un  mit  einem 
Particip  des  Perfekt  in  der  Weise  verbunden  ist,  dass  es  zweifelhaft 
scheint,  ob  un  substantivirt  oder  determinative  Bestimmung  des  Particip 
mit  einem  folgenden  Substantiv  ist:  Avec  une  nommee  Jane  .  .  qui 
a  pour  amant  un  nomme  Fabiani  (V.  Hcgo).  Vgl.  afr.  Et  lui  fut 
amene  ung  qu'on  appelait  Estienne  Boyleaue  (Joinville);  un  steht  hier 
wie  quelqu'un.  Tritt  dagegen  der  bestimmte  Artikel  ein,  dessen 
Funktion  als  determinative  Bestimmung  nicht  zweifelhaft  sein  kann,  so 
ist  natürlich  die  Möglichkeit  einer  zwiefachen  Deutung  ausgeschlossen: 
La  nommee  Delobelle,  vingt-quatre  ans,  fleuriste,  demeurant  rue  de 
Braque,  a  tente  de  se  suicider  en  se  jetant  dans  la  Seine  (Dacdet). 

Das  Zahlwort  als  Ziffer:  Un  cinq;  un  deux  de  chiffre;  über- 
tragen:   un  cinq  de  carreau  (Acad.). 

Das  unverbundene  und  verbundene  Fürwort:  von  Personen: 
C'est  un  autre  elle-meme  (Moliere),  s.  oben  S.  325.  Un  chacun 
est  chasse  de  son  opinion  (Moliere);  diese  Verbindung  ist  veraltet.  II 
est  tantot  chez  un  tel,  tantot  chez  une  teile  (Acad.);  von  Sachen: 
Un  rien  le  fache.     Diviser  un  tout  en  plusieurs  parties  (Acad.). 

Der  Infinitiv:  dies  ist  im  Neufranzösischen  selten;  Ausdrücke  wie: 
un  bon  mourir  u.  dgl.  werden  vermieden;  anders  verhält  es  sich  mit 
den  völlig  substantivirten  un  devoir,  un  sourire  u.  s.  f. 

Partikeln,    Satzglieder   und    Sätze:    Un  doux  nenni   (Acad.). 
Un  tiens  vaut  mieux  .  .  que  deux  tu  Tauras  (La  Fontaine)  etc. 
Verbindung    des    unbestimmten    Artikels     mit    einer    anderen 
determinativen  Bestimmung. 

So  findet  sich  der  Artikel  bei  Ordnungszahlen:  un  second 
enfant;  bei  den  Fürwörtern  autre,  certain  und  tel,  auch  bei  meme: 
une  meme  affaire  (Acad.).  Bei  tout  tritt  er  wie  le  dem  Fürworte 
nach:  Colomb,  seul  de  tout  un  monde,  s'obstine  ä  croire  ä  un  nouvel 
uuivers  (Chateadbr.).  In  der  Poesie  und  im  gemeinen  Leben  kann  er 
noch  vor  dem  unverbundenen  Possessivpronomen  stehen:  un  mien  pre 
(Racine),  un  sieu  portrait  (Voltaire),  un  mien  frere,  un  mien  parent. 
une  mienne  cousine  u.  dgl.  (Acad,). 
Die  Wiederholung  des  Artikels  un  folgt  im  Allgemeinen  denselben 
Gesichtspunkten,  welche  für  den  bestimmten  Artikel  in  der  Einzahl  gelten. 

177.  Der  Wegfall   des   Artikels   überhaupt. 

Insofern  das  Substantiv  den  Gegenstand  schlechthin  ausdrückt, 
erinnert  es  nur  an  den  Begriff  desselben;  durch  den  Artikel  wird  der 
Gegenstand  in  die  Sphäre  der  äusseren  Existenz  verlegt.  Sprachen, 
welche  einen  Artikel  besitzen,   verwenden  ihn  nicht  überall,  wo  das  Sub- 


500     Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

stantiv  auftritt,  obwohl  die  Grenze  seiner  Verwendung  nicht  durch  ein 
festes  Gesetz  zu  bestimmen  ist,  da  er  ebensowohl  auf  Gattung  und  Art, 
als  auf  ein  Individuum  bezogen  werden,  und  selbst  der  Eigenname,  dessen 
Gegenstand  doch  durch  die  Anschauung  unmittelbar  verständlich  ist,  den 
Artikel  annehmen  kann. 

Wo  demnach  der  Artikel  fehlt,  tritt  entweder  der  Begriff  in  seiner 
Allgemeinheit  als  das  Wesentliche  oder  als  das  allein  Vorschwebende  in 
den  Vordergrund,  oder  sein  für  die  Anschauung  zu  bestimmender  Gegen- 
stand ist  durch  anderweitige  Bezeichnung  oder  durch  seine  un- 
mittelbare Gegenwart  verständlich.  Es  versteht  sich  dabei  von 
selbst,  dass  an  die  Stelle  des  artikellosen  Hauptwortes  vielfach  ein  Haupt- 
wort mit  einem  Artikel  treten  könnte  und  zum  Theil  wirklich  tritt. 
Auch  greift  hier  das  Gebiet  rhetorischer  Freiheit  in  das  des  erstarrten 
Sprachgebrauches  öfter  hinüber.  Dass  aber  der  Artikel  bei  der  mehr- 
fachen Möglichkeit  seiner  Beziehung  auch  einen  wesentlichen  Unterschied 
bedingen  kann,  ist  aus  dem  Bisherigen  hinlänglich  klar.  Die  Fälle,  welche 
dabei  vorzugsweise  in  Betracht  kommen,  sind  folgende. 

a)  Im  prädikativen  Verhältnisse  fällt  gemeiniglich  jeder  Artikel  fort, 
wenn  das  Subjekt  durch  seinen  Gattungsbegriff  auf  allgemeine 
Weise  bestimmt  wird:  Par  la  mode,  du  moins,  la  France  est  encore 
reine  (Delille).  Les  beaux-arts  sont  amis,  et  les  muses  sont  soeurs 
(Id.),  Ils  sont  freres  de  pere  et  de  mere.  Elle  est  mere  de 
tant  d'enfants.  II  est  devenu  ministre.  II  me  parait  fort  hon- 
nete  homme.  Cet  apprenti  veoait  d'etre  re?u  maitre  (Acad,). 
Ne  demeure-t-il  pas  maitre  de  notre  cceur?  (Boileaü) 

Es  kann  jedoch  namentlich  in  der  Mehrheit  die  Subsumtion  unter 
den  partitiven  Gattungsbegriff  stattfinden:  Les  rois  sont  des  hommes 
(Bossüet).  Auch  kann  das  Subjekt  als  ein  zu  einer  Gattung  ge- 
höriges Individuum,  oder  als  ein  Artbegriff  im  Prädikate  durch  un 
bezeichnet  werden:  Dieu  est  un  esprit  (Acad.).  La  politesse  est 
souvent  une  vertu  de  mine  et  de  parade  (Mirabeau);  dagegen 
auch:  La  vigilance  inquisitoriale  ..  etait  chose  d'usage  (Villemain). 
So  wird  namentlich  das  einzelne  Individuum  gern  als  ein  einzelnes 
einer  Gattung  oder  Art  bezeichnet:  Un  genereux  conseil  est  un 
puissant  secours  (Corneille).  Auch  nimmt  der  anderweitig  zu 
einem  Ärtbegriff  bestimmte  Gattungsbegriff  als  solcher  den  Artikel  zu 
sich:  Leserinest  le  musicien  de  la  chambre  (Bcffon).  Le  paon 
est  .  .  le  roi  des  oiseaux  (Id.).  Le  pain  est  Taliment  le  plus 
sain  (Berqüin),  sowie  hier  der  individualisirende  Artikel  seine  Stelle 
hat:  Elle  est  la  mere  de  tel  enfant  (Acad.).  Wo  das  Subjekt  mit 
dem  demonstrativen  Fürwort  bezeichnet  ist,  tritt  entweder  der 
bestimmte  Artikel  als  Bezeichnung  eines  bestimmten  Individuums  auf: 
Cette  femme  est  la  mere  des  pauvres  (Acad.);  oder  das  Individuum 
wird  als  ein  einzelnes  einer  Gattung  gefasst:  Ce  monde-ci  nest  qu'une 
loterie  de  biens,  de  rangs  etc.  (Voltaire).  C'est  un  milord,  un 
millionnaire,  un  menteur,  un  hardi  menteur  etc.  Wo  der 
Gattungsbegriff  oder  Artbegriff  vorschwebt,  kann  indessen  auch  der 
Artikel,  namentlich  bei  Stoffnamen  und  Abstrakten,  fehlen:  C'est 
obere  epice;  c'est  folie;  c'est  affaire  finie  (Andriecx). 


§  177.    Determinat.  Best.     Wegfall  des  Artikels.  501 

Ebenso  kann  dem  durch  die  Kasuspräpositionen  oder  andere 
Präpositionen  im  prädikativen  Sinne  angeknüpften  Substantiv  der 
Artikel  fehlen,  wenn  es  sich  nur  um  die  Begriflssphäre  handelt: 
Cela  est  de  rigueur  (Acad.).  Rose,  tes  mains  sont  de  glace 
(Berasger).  La  France  est  ä  genoux  (Dklavigne).  La  famille  etait 
en  priores  (Mmk  Göttin). 

Doch  tritt  bei  näherer  Bestimmung  ein  Artikel  ein:  Le  ciel  etait 
d'azur,  les  flots  d'un  jaune  transparent  (De  Vigny). 

Der  prädikative  Akkusativ  beruht  auf  derselben  Anschauung 
wie  der  prädikative  Nominativ;  die  Subsumtion  der  Individuen  unter 
einen  allgemein  gefassten  GattungsbegrifF  erscheint  dabei  nur  in  anderer 
Form:  Je  le  reputais  homme  d'honneur  (Acad.).  Plusieurs  gros 
bätimeuts  que  nous  jugeämes  bätiments  de  guerre  anglais 
(L.-P.  Segur).  Quand  il  me  couronna  Dame  de  la  Beaute  (Dumas). 
Je  t'en  fais  juge  toi-menie  (De  Courcy).  Doch  kann  natürlich  ein 
anderer  Gesichtspunkt  eine  anderweitige  Bestimmung  durch  den  Artikel 
herbeiführen. 
h)  Im  adverbialen  Satzverb  ältnisse  fällt  der  Artikel  fort,  wenn  in 
den  adverbialen  Ergänzungen  des  ThätigkeitsbegriÖes  die  begriffliche 
Bestimmung  ins  Auge  gefasst  wird.  Am  Häufigsten  kommen  hier  zwar 
Abstrakia  -vor,  doch  keineswegs  ausschliesslich.  Am  Innigsten  eint 
sich  die  Ergänzung  durch  ein  artikelloses  Hauptwort  (s.  oben  S.  405) 
mit  dem  Verbalbegrifl';  dadurch  wird  der  Substantivbegriff  gleichsam 
in  den  Thätigkeitsbegriff  aufgenommen.  Wenn  statt  dessen  das  Sub- 
stantiv im  partitiven  Genitiv  mit  dem  Artikel  zum  Verb  tritt,  so  ist 
noch  die  Vorstellung  der  quantitativen  Autfassung  vorhanden,  die  frei- 
lich sonst  bei  vielen,  auch  abstrakten  Begriffen  nicht  vermieden  wird. 

Doch  tritt  auch  die  mit  den  Kasuspräpositionen  de  und  ä 
angefügte  adverbiale  Bestimmung  häufig  ohne  Artikel  auf,  wie  bei 
descendre  de  cheval;  tirer  de  prison;  accuser  d'erreur;  perdre  de 
vue,  sortir  d'embarras,  d'apprentissage;  niourirde  faim;  mettre 
pied  ä  terre;  imputer  ä  crime;  condamner  ä  mort  u.  v.  a.,  wobei 
zwar  nicht  jene  enge  Verbindung  des  Substantiv  mit  dem  Verb  statt- 
findet, das  Substantiv  aber  ebenso  in  seiner  begrifflichen  Allgemein- 
heit gefasst  ist.  Dahin  gehören  auch  die  vielen  durch  de  und  ä  mit 
einem  Substantiv  gebildeten  adverbialen  Ausdrücke. 

Sehr  gewöhnlich  ist  die  Verbindung  von  anderen  Präpositionen 
mit  dem  artikellosen  Substantiv:  operer  avec  dexterite;  se  defendre 
avec  courage;  recevoir  avec  joie;  etre  sans  argent,  sans  res- 
source,  sans  malice;  voyayer  par  eau,  par  mer;  il  a  fait  cela 
par  crainte,  par  haine,  par  bonte;  compter  par  ordre;  s'en 
aller  par  pieces;  il  a  fait  cela  pour  raison;  traduire  mot  pour 
mot;  etre  sous  clef,  sous  voiles;  naviguer  sous  pavillon  fran- 
9ais,  passer  sous  silence;  affirmer  sous  serment;  peindre  sur 
toile,  sur  verre,  wie  fast  ausnahmslos  bei  en,  u.  s.  w. 
c)  Im  attributiven  Verhältnisse  wiederholt  sich  die  Anknüpfung  einer 
substantivischen  Bestimmung  durch  Kasuspräpositionen  und  sel- 
tener durch  andere  Präpositionen  ohne  Artikel.  Wir  haben  diese  An- 
knüpfung im  partitiven  Verhältnisse  bereits  oben  (S.  495.  496)  gesehen: 
une  chaine  d'or;  des  boutons  d'argeut;  des  mines  de  fer,  de  soufre; 


502     Dritt.  Thl.   Syntax.    Erst.  Äbschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

un  jour  de  fnnerailles;  une  uuit  de  teuebres;  des  sentiments 
d'amertunae;  une  caisse  d'epargnes;  un  agent  d'affaires;  les  gens 
d'esprit;  —  des  betes  ä  laine;  les  plantes  ä  fleurs;  les  hommes  ä 
imagination;  l'arbre  ä  pain;  —  la  vigne  en  fleurs;  des  femmes 
en  couche;  une  bete  en  chaleur;  un  homme  en  fureur;  une  lettre 
Sans  date;  un  homme  sans  esprit  etc. 

In  der  Apposition  steht  die  allgemeine  Bestimmung  ebenfalls 
ohne  Artikel:  Vous,  de  la  lyre  amis  harmonieux  (Mme  Tastu). 
A  milord  Kilbourden,  vieil  avare,  hypocondre  (Asdriedx).  Le 
Pheiiicien,  sacrificateur  homicide  de  Slolok  (Volnet).  Elle 
m'avait  de  volle  son  äme,  et  la  mienne  s'etait  k  demi  refermee.  Faible 
malheur  sans  doute  pour  la  jeune  millionnaire,  mais  bonheur 
veritable  pour  moi  (0.  Fedillkt). 
cl)  Wo  demonstrative,  fragende  und  unbestimmte  Fürwörter  die 
äussere  Sphäre  des  Substantiv  bestimmen,  fällt  im  Französischen  der 
Artikel  fort:  so  nach  ce,  quel,  maint,  quelque,  aucun,  nul, 
plusieurs,  chaque,  und  häufig  nach  certain,  wie  nach  diffe- 
rents,  divers,  selbst  nach  dem  ursprünglichen  Hauptworte  force, 
welche  ebenso  zum  Ausdrucke  einer  unbestimmten  Quantität  dienen. 
Ebenso  nach  den  Possessivpronomen  mon,  ton,  son,  notre, 
votre,  leur,  obgleich  andere  Sprachen  hier  zum  Theil  einen  Artikel 
dulden.  Dagegen  verträgt  tout  in  gewisser  Beziehung  den  Artikel  le 
und  un,  wie  certain  und  tel  den  Artikel  un  zu  sich  nehmen. 
Autre  und  meme  erfordern  gewöhnlich  einen  oder  den  anderen 
Artikel;  beide  werfen  ihn  zuweilen  ab:  Autre  temps,  autre  usage 
(La  Bruyere).  Voici  les  freres  Martin:  meme  taiile,  meme  figure, 
memes  habitudes  de  corps  (Paulmikr);  s.  oben  S.  172.  173. 

e)  Bei  der  Aufzählung  von  Personen  und  Sachen  stehen  in  bejahenden 
und  verneinenden  Sätzen,  namentlich  bei  ni  .  .  ni,  die  Substantive 
ohne  Artikel:  L'on  ne  voyait  que  champs  cultives,  que  chemins 
frequentes,  qu'habitations  pressees  (Volney).  Dignites,  äge, 
profession,  religion  n'arreterent  point  les  fureurs  de  la  debauche 
(Chateacbr.).  On  joue  argent,  bijoux,  maisons,  contrats, 
houneurs  (Regnabd).  Allemagne,  Russie,  Antriebe,  Italie 
ont  plus  d'un  compte  ä  regier  d'ensemble  (Revüe  d.  d.  M.  1872). 
La  nature  ne  fait  ni  princes,  ni  riches,  ni  grands  seigneurs 
(J.-J.   Rousseau). 

f)  ebenso  bei  der  Verbindung  entgegengesetzter  Begriffe,  wie  soir 
et  matin,  jour  et  nuit,  corps  et  äme,  corps  et  biens  etc. 

g)  und  so  auch  bei  der  Wiederholung  desselben  Substantivbegriffes, 
unter  Vermittlung  von  Präpositionen,  wenn  es  darauf  ankommt,  die 
Gleichheit  des  Gegenstandes  besonders  hervortreten  zu  lassen:  Disons- 
nous  nos  secrets  De  compere  k  compere  (Pikon).  De  larrons  ä 
larrons  ii  est  bien  des  degres  (Necfchateau).  La  pensee  d"une 
providence  condult  le  sage  de  decouverte  en  decouverte  (Aime- 
Martin).  Les  voilä  aux  prises,  pieds  contre  pieds,  mains  contre 
mains  (Fenelon).  Bohemond  .  .  envoyait  courriers  sur  cour- 
riers  ä  Godefroy  (Voltaire).  Danger  pour  danger,  il  faut  choisir 
celui  qui  promet  de  la  gloire  (Acad.). 


§  178.    Determinat.  Best.     Das  Zahlwort.  503 

Aj  Aufschriften,  Ueberschriften,  Bezeichnungen  von  Oert- 
lichkeiten,  kurze  Angaben  aller  Art  werden  ohne  Artikel  zum 
Theil  elliptisch  gegeben:  Dictionnaire  de  l'Academie  Fran(;aise, 
septieme  edition  .  .  Tome  premier.  Paris.  Librairie  de 
Firmin-Didot  et  Cie.  (Euvres  de  .  .  Poesies  erotiques.  Acte 
premier.  Scene  premiere.  Le  theätre  represente  un  salon;  porte 
au  fond.  Maison  h.  louer.  —  Ce  biliet  au  marquis  de  Torcy,  hotei 
de  TAmbassade  (Schibe).  Charles  Leblanc,  lieutenant  .  .  dans  la  garde 
imperiale,  troisieme  bataillon,  grenadiers  (Merimee).  A  minuit 
moins  un  quart,  quai  de  la  Megisserie,  devant  le  n°  17,  la 
nommee  Delobelle,  vingt-quatre  ans,  fleuriste,  demeurant  rue  de 
Braque,  chez  ses  parents,  a  tente  de  se  suicider  en  se  jetant  dans  la 
Seine,  d'oü  eile  a  ete  retiree  saine  et  sauve  par  le  sieur  Parcheminet, 
tireur  de  sable,  domicilie  rue  de  la  Butte-Cha  umont  (Daudet). 
i)  In  a  llerthümlicher  Redeweise,  wie  sie  auch  in  Sprüchwörtern 
erhalten  ist,  fehlt  häufig  beim  Subjekte  wie  beim  Objekte  der 
Artikel:  Jeune  fillette  a  toujours  sein  de  plaire  (La  Fontaine). 
Fe  m  me  sage  est  plus  que  femme  belle  (Voltaire).  Apres  sombre 
hiver  gai  printemps;  Apres  joli  tenips  triste  pluie  (Piron). 
Robe  de  veiours,  ventre  de  son  u.  dgl.  m. 

Im  Neufranzösischen  fehlt  beim  allgemein  gefassten  Subjekte  nach 
jamais  regelmässig  der  Artikel,  obwohl  auch  un  vorkommt;  beim 
Objekte  steht  regelmässig  der  von  der  Negation  getragene  partitive 
Genitiv  mit  de;  doch  kommt  auch  der  artikellose  Akkusativ  bisweilen 
vor:  Jamais  poete  comique  ne  rencontra  des  circonstances  si  heu- 
reuses  (Chamfort). 

Dasselbe  findet  natürlich  statt,  wo  man  eine  Begriffserklärung 
giebt:    Necessite  impiique  privation  (Chatealbr.). 

Der  Wegfall  des  Artikels  bei  einzelnen  Substantiven,  wie  nombre, 
multitude,  quantite,  force,  wenn  sie  von  einer  grösseren 
Menge  gebraucht  werden,  erklärt  sich  leicht,  da  das  nachdrücklich  ge- 
brauchte Hegriffswort  um  so  prägnanter  wirkt.  Die  Fülle  der  hier 
vorkommenden  Einzelheiten  geht  über  das  Mass  der  Grammatik  hin- 
aus, welche  nur  die  leitenden  Gesichtspunkte  für  die  Auffassung  der 
Spracherscheinungen  anzugeben  hat. 

178.  II.  Das  Zahlwort  bestimmt  den  Substantivbegriff  nach  Einheit 
und  Vielheit,  nach  Reihenfolge  und  Ordnung,  sowie  nach  seiner  Verviel- 
fältigung, dem  Begriffe  der  einzelnen  Klassen  des  Zahlwortes  gemäss  (vgl. 
S.  144  ff.).  Die  Syntax  hat  es  mit  einigen  Anomalien  seiner  Verwendung 
zu  thun. 

Unter  den  Kardinalzahl  en  wird  un  zuweilen  zu  einem  attributiven  Adjektiv 
im  engeren  Sinne,  in  der  Bedeutung  einig,  d.  h.  ein  Individuum  bildend: 
La  republique  une  et  indivisible.  Auch  wird  es  für  einerlei,  identisch  ge- 
braucht: C'est  tout  un  (Acad.).  Mit  dem  Plural  des  Artikels  steht  es  in:  vers, 
sur  les  une  heure  (Acad.),  den  Ausdrücken:  vers  les  deux,  trois  etc.  heures  in 
nachlässiger  Weise  angeglichen. 

Wenn  un  einem  Zehner,  Hunderter  etc.  folgt,  so  steht  das  Substantiv 
nach    fast   allgemeinem    Gebrauche    im    Plural:    Cent    cinquante-un    individus 


504     Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Absohn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

(MiRABEAc).  Le  vieillard  des  Mille  et  une  Nuits  (Chateaübr.),  obwohl  hier  und 
da  das  Substantiv  von  un  attrahirt  wird. 

Um  eine  grosse  Anzahl  zu  bezeichnen,  bedient  man  sich  der  Zahlen  cent  und 
besonders  mille,  auch  wohl  des  substantivirten  million:  Le  bon  homme  qui  fit 
Cent  prodiges  qui  nous  enchantent  (Boüfflers).  Mille  pardons!  (Picaed)  J'ai 
mille  affaires.  II  y  a  mille  et  mille  choses  ä  dire  la-dessus  (Acad.).  Mil- 
lion de  tonnerres!  (Merimee)  Je  vous  rends  un  million  de  gräces  (Acad.);  so 
im  Lateinischen:    sexcenti  und  mille. 

Die  Kardinalzahlen  treten  bisweilen  an  die  Stelle  der  Ordinalzahlen; 
der  Grund  ist  die  Gewohnheit  der  Bezifferung  der  Ordinalzahlen  und  das  Aus- 
sprechen der  Ziffer  statt  derselben. 

a)  bei  den  Namen  regierender  Fürsten  und  Päbste  (mit  Ausnahme  von  un): 
Charles  premier,  second  und  deux,  trois,  quatre  etc.  Die  alte  Form 
der  Ordinalzahl  quint  kommt  in  Char les-Quint  und  Sixte-Quint  vor, 
welche  als  zusammengesetzte  Wörter  anzusehen  sind.  Im  Altfranzösischen 
stehen  gewöhnlich  die  Ordinalzahlen;  so  auch  zuweilen  im  Neufranzösischen, 
meist  in  der  Poesie:  Cette  replique  si  famense  de  Louis  douzieme  (Boileaü, 
VI.  Preface,  ed.  de  1701).    Clement  le  quatorzieme  (Chenier). 

b)  bei  den  Tagen  der  Monate  (ebenfalls  un  ausgenommen):  Le  premier  janvier, 
le  deux  avril,  le  quatre  mai  etc.,  früher  vollständiger:  Le  deux  de  mars,  le 
quatre  de  mai  (Voltaire);  daher  auch:  Nous  sommes  au  quatre  du  mois 
(Acad.).  Im  Altfranzösischen  stehen  oft  die  Ordinalzahlen;  so  auch  bisweilen  im 
Neufranzösischen:  Le  cinquieme  du  mois;  nous  sommes  au  quatrieme  du 
mois  (Acad.).  In  Briefen  findet  man  den  Monatstagen  le  oder  ce  vorausgesetzt 
oder  die  Ziffer  ohne  Determination:  A  Reggio,  en  Calabre,  le  15  avril  1806 
(Courier).    Neuilly,  ce  2  septembre  (Mme  de  Souza). 

c)  in  Jahreszahlen  nach  l'anoderan  und  en  l'an  oder  en,  oder  alleinstehend, 
mit  Ausnahme  des  ersten  Jahres:  L'an  mil  sept  cent;  und  Tan  du  monde 
trois  mille  quatre  cent  seize  (Vertot)  (s.  S.  146).  An  premier,  an  deux, 
an  trois  etc.  Le  16  floreal  an  IV  ou  de  l'an  IV.  En  l'an  700  de  l'hegire. 
En  l'an  500  de  la  fondation  de  Rome.  En  1830  (Acad.).  Wenn  dem  Tausend 
keine  Zahl  folgt,  so  schreibt  man  gewöhnlich  auch  in  christlicher  Zeitrech- 
nung mille. 

d)  bei  allerlei  anderen  gewöhnlich  bezifferten  Gegenständen,  wie  Bücher- 
bänden, Kapiteln,  Seiten,  numerirten  Häusern,  durch  Nummern  klassificirten 
Gegenständen  u.  dgl.:  Tome  cinq,  chapitre  cinq,  page  cinq,  folio  trois, 
article  dix  (Acad.).  II  sortait  de  la  maison  numero  dix-sept  (Boürrienne). 
Ce  contrat  est  inventorie  sous  le  numero  dix-sept.  Achetez  cent  rames  de 
papier  du  numero  un,  du  numero  deux  des  Vosges  (Acad.);  daher  auch  mit 
supplirtem  Substantiv:  Ne  prenez  pas  ce  numero,  on  va  vous  donner  du  seize 
(Acad.). 

e)  Die  Tagesstunden,  Minuten  etc.  werden  gezählt,  nicht  nach  der  Reihen- 
folge bezeichnet;  deshalb  findet  hier  keine  syntaktische  Unregelmässigkeit 
statt:  II  etait  une  heure  apres  miniiit.  II  est  deux  heures,  trois  heu- 
res  etc.  II  est  trois  heures  vingt  minutes  a  ma  montre  (Acad.).  üeber 
vers  les  une  heure  s.  oben. 


§  179.     Determinat.  Best.     Die  Pronominaladjektive.  505 

179.  III.  Die  Pronominaladjektive.  Hierher  gehören  die  zueignenden 
Fürwörter,  sowie  die  adjektivischen  Formen  des  hinweisenden,  des 
fragenden,  des  bezüglichen  und  des  unbestimmten  Fürwortes. 
S.  S.  151.  155.  157.  161.  165. 

1.  Das  zueignende  Fürwort,  welches  einen  Gegenstand  vorzugsweise  als  einer 
Person,  aber  auch  einer  Sache  angehörend  bezeichnet,  steht  syntaktisch  einem 
possessiven  Genitive  gleich.  Im  Altfranzösischen  wird  es  daher  auch  oft  durch 
den  Genitiv  des  Personalpronomens  ersetzt:  En  l'onor  de  uioi  (Gautieb  de 
CoiNsi).  A  Ja  requeste  de  lui  (Joinville),  wie  im  Lateinischen:  Non  solum 
sui  deprecatorem,  sed  etiam  accusatorem  mei  (Cic,  Att.  11,  8);  im  Neufran- 
zösischen nicht  mehr.  Für  die  dritte  Person  des  Plural  hat  zwar  der  Genitiv 
illorum  die  Form  leur  gegeben,  ihr  Ursprung  (ist  aber  verwischt;  der  Ersatz 
des  Fürwortes  der  dritten  Person  im  Genitiv  en  beschränkt  jedoch  den  Gebrauch 
des  Possessivpronomens  im  Französischen:  Maitres  de  l'univers,  les  Romains 
s'en  attribuerent  les  tresors  (Montesquieu).     S.  oben  S.  467. 

Oft  steht  statt  des  Fürwortes  auch  der  bestimmte  Artikel,  wenn  ein 
Gegenstand  einem  Subjekte  oder  einem  durch  ein  persönliches  Fürwort  be- 
zeichneten Objekte  des  Satzes  angehört,  wo  auch  im  Lateinischen  das  Possessiv- 
pronomen nicht  verwendet  zu  werden  pflegt:  J'ai  re(;u  un  coup  de  feu  au 
bras.  Je  me  suis  blesse  ä  la  main  (Gir.-Düvivier).  11  lui  serre  vivement 
la  main  (Lemercier).  Doch  tritt  auch  das  zueignende  Fürwort  zuweilen  des 
Nachdrucks  halber  oder  zur  Vermeidung  von  Zweideutigkeit,  doch  auch  ohne 
besondere  Veranlassung  ein:  Quand  mes  bras  manqueront,  je  vivrai  si  l'on 
me  nourrit,  je  mourrai  si  l'on  m'abandonue  (J.-J.  Rousseau).  Baissez  vos 
yeux  vers  la  terre,  chetifs  vers  que  vous  etes  (Racine). 

Zur  nachdrücklichen  Hervorhebung  des  zueignenden  Fürwortes 
kann  der  (possessive)  Dativ  des  persönlichen  Fürwortes  hinzutreten:  G'est  mon 
opinion  ä  moi  (Acad.). 

Dies  Fürwort  leidet  in  seiner  verbundenen  Form  keine  determinative  Be- 
stimmung vor  sich,  ausser  tout  (tous  ses  amis),  wohl  aber  sagt  man:  ce 
monsieur,  ces  messieurs,  worin  das  possessive  Fürwort  nicht  mehr  in  seiner 
Bedeutung  empfunden  wird,     üeber  mien  etc.  s.  S.  153.  499. 

Die  Wiederholung  des  Fürwortes  bei  mehreren  Substantiven  etc.  folgt 
den  für  den  Artikel  aufgestellten  Gesichtspunkten. 

2.  Das  hinweisende  Fürwort  deutet  auf  eine  gegenwärtige,  auf  eine  ge- 
nannte oder  auf  eine  zu  besprechende  Person  oder  Sache.  Damit  nähert 
es  sich  dem  Artikel,  bewahrt  jedoch  seinen  stärkeren  Nachdruck.  Doch  wird 
es  auch  oft  da  gebraucht,  wo  eine  Person  oder  Sache  in  ihrer  Bedeutsamkeit 
als  der  Vorstellung  gegenwärtig  bezeichnet  werden  soll:  N'etes-vous  plus 
cet  Ulysse  qui  a  combattu  tant  d'annces  pour  Helene  etc.  (Mme  Dacier).  Oü 
sont-ils  ces  remparts  de  Ninive,  ces  murs  de  Babylone,  ces  palais  de  Perse- 
polis,  ces  temples  de  Balbek  et  de  Jerusalem?  (Volney)  Lat.  Ex  ponto 
Medea  illa  quondam  fugisse  dicitur  (Cic,  Manil.  9).  Iste  tuus  vates  (Ov., 
Am.  1,  8,  57). 

Es  steht  oft  zu  sinnfälligerer  und  nachdrücklicherer  Rückbeziehung  be- 
sonders auf  genannte  Personen  statt  des  Artikels:  Ils  se  plut  .  .  ä  deployer 
sa  magnificence  devant  Solon  .  .  Ge  legislateur  republicain  n'en  fut 
point  ebloui  (L.-P.  Segur).  Mandane  epousa  Cambyse  .  .  pere  de  Cyrus.  Ce 
jeune  prince  .  .  naquit  un  an  apres  Cyaxare  (Id.).     Le   general  Lannes  .  . 


506     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Erst.  Ahschn.   Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

Attaque  par  la  plus  grande  partie  de  l'armee  autrichienne,  si  ce  general 
reeule,  il  recule  en  heros  (Bignon). 

Statt  der  Anrede  in  der  zweiten  Person  steht  ce  in  auszeichnender 
Weise  mit  einem  Substantiv:  Ces  Messieurs  viennent  de  Paris?  (Picard) 
Ce  eher  Bonnard,  il  comprend  etc.  (Delavignb). 

Vor  sich  duldet  das  Fürwort  nur  tout:  Tous  ces  petits  anges  (Mme 
Desbordes-Valmork). 

3.  Das  nach  der  Beschaffenheit  fragende  Fürwort  steht  auch  in  Scheinfragen, 
welche  eine  Verwunderung  über  die  Beschaffenheit  des  Gegenstandes  in  loben- 
der oder  tadelnder  Weise  enthalten;  das  Fragezeichen  wird  hier  gewöhnlich  in 
das  Zeichen  des  Ausrufes  verwandelt:  Quelle  honte!  Quel  malheur!  Quelle 
folie  d'agir  ainsi!  (Acad.)  Der  Satz  ist  gewöhnlich  elliptisch.  Lat.  Qual  ine 
amico  mea  commendavi  bona!  (Plagt.,  Trin.  4,  4,  3) 

4.  Das  bezügliche  Fürwort  lequel  kommt  nur  noch  in  seltenen  Fällen  in 
attributiver  Verbindung  mit  seinem  Hauptworte  vor;  vgl.  S.  IGl. 

5.  Die  unbestimmten  Fürwörter,  welche  hier  in  Betracht  kommen,  sind  nach 
ihrer  attributiven  Bedeutung  iu  der  Formenlehre  entwickelt.     Vgl.  S.  165  ff. 

Als  ein  achtes  Adjektiv  wird  unter  ihnen  nul  bisweilen  verwendet: 
Les  auteurs  de  livres  nuls  sont  responsables  envers  Dieu  du  temps  qu'ils  fönt 
perdre  aux  lectturs  (Boistk).     Vgl.  lat.  Patre  nullo,   matre  serva  (Liv.  4,  3). 

Andere  determinative  Bestimmungen  dulden  certain,  tel,  autre  und 
meme,  wie  das  immer  dem  Substantiv  nachstehende  quelconque  vor  sich: 
un  certain  .  .,  un  tel  .  .,  un  autre  .  .,  /'autre  .  .,  le  meme  .  .,  u  n  meme  • ., 
ce  meme  .  .,  un  pretexte  quelconque,  deux  points  quelconques  etc. 

Seltener  ist  quelque  einer  anderen  Bestimmung  eingeordnet:  Si  qnel- 
que  chose  de  nous  vit  encore  sous  la  terre,  ce  quelque  chose  tressaille 
de  plaisir  au  bruit  des  pas  de  ceux  que  nous  avons  aimes  (Dumas).  Paidonnez- 
moi  d'avoir  passe  ces  quelques  instants  que  vous  m'accordez,  ä  vous  tour- 
menter  (In.). 

180.  b.  Qualitative  Bestimmungen.  Wir  haben  hier  das  Eigenschafts- 
wort, das  Adverb,  den  Infinitiv  und  das  Hauptw^ort  als  Bestim- 
mungen eines  Substantivbegriffes  zu  betrachten. 

I.  Das  Eigenschaftswort.  Das  Eigenschaftswort,  zu  welchem  das 
Verbal adjektiv  oder  Particip  gehört  und  wozu  auch  die  motionsfähigen 
Substantive  namentlich  auf  eur,  welche  schon  im  Lateinischen  zwischen 
dem  Adjektiv  und  Substantiv  schwanken,  zu  zählen  sind,  bezeichnet  die 
Eigenschaft  oder  Beschaffenheit,  welche  dem  Gegenstande  anhaftet,  und 
steht  in  der  innigsten  Verbindung  mit  seinem  Substantiv;  der  Sprach- 
gebrauch hat  dem  Adjektiv  deshalb  mehr  als  anderen  attributiven  Be- 
stimmungen die  Fähigkeit  bewahrt,  seine  Kongruenz  mit  dem  Substantiv 
nach  Geschlecht  und  Zahl  an  semer  Form  auszudrücken. 

1.  Das  Eigenschaftswort  und  seine  Kongruenz  im  Allgemeinen.    Jedes 

Hauptwort  ist  als  solches  durch  ein  Adjektiv  bestimmbar. 

a)  Dies  gilt  zunächst  von  dem  nach  Inhalt  und  Form  entschieden  ausgeprägten 

Substantiv,    wie    in:    La  justice    est    mere    de    la    paix    publique  et  de 

Tordre    prive    (Lacretelle).    L'histoire    des    temps    passes  se  retrafait 


§  180.     b.  Qualitative  Bestimmungen.     Das  Eigenschaftswort.  507 

vivement  ä  ma  pensee  (Volney).  —  Le  feu  venpeur  (Racine).  La 
puissance  usiirpatrice  (Malesherbes).  Le  glaive  ami,  sauveur  de 
Tesclavage  (A.  Chesier). 
b)  Der  zum  Substantiv  erhobene  Infinitiv,  welcher  nicht  vom  Sprachgebrauche 
als  achtes  Substantiv  verwendet  wird,  kommt  nur  in  seltenen  Fällen  mit 
dem  attributiven  Adjektiv  vor:  Le  long  dormir  est  exclu  de  ce  lieu  (La 
Fontaine).  Au  doux  tomber  du  jour  (Lamartine). 
c)  Bei  den  zu  Substantiven  erhol)enen  Adjektiven  steht  ebenfalls  ein  adjek- 
tivisches Attribut,  wobei  der  Zusammenhang,  die  Wortstellung,  und  im  par- 
titiven  Verhältnisse  die  vorangestellte  Partikel,  das  Adjektiv  vom  Substantiv 
unterscheiden  lassen  müssen. 

Oft  werden  so  Personalsubstantive  bestimmt:  II  y  a  des  scele- 
rats  parfaits  (La  Roche).  Ce  sont  de  pauvres  aveugles  (Chateaübk.). 
L'impie  heureux  insulte  au  fidele  souffrant  (V.  Hugo).  Gassendi, 
vrai  sage,  philosophe  pratique  (Chamfort).  Das  Lateinische  ist  darin  be- 
schränkter; es  kann  nur  die  durch  den  Sprachgebrauch  entschieden  substan- 
tivirten  Adjektive  mit  einem  Attribute  versehen;  vgl.  paternus  inimicus, 
amicus  dulcis,  legatus  quaestorius  u.  dgl. 

Auch  als  (abstrakte)  Sachnamen  werden  sie  durch  andere  Adjektive 
bestimmt,  obwohl  nicht  häufig:  Une  seule  scene  de  bou  comique  (Cham- 
fort). Des  personnages  d'un  ridicule  outre  (Id.).  Ne  serait-il  pas  pos- 
sible  que  les  femmes  eussent  des  ridicules  particuliers?  (Id.)  Aux 
goüts  blases  sur  le  vrai  beau  (Neufchatkal).  Der  Plural  substantivirter 
Adjektive  ist  nur  in  seltenen  Fällen  üblich  und  setzt  den  häufigen  substan- 
tivischen Gebrauch  voraus.  Im  Lateinischen  ist  hierbei  der  Plural  häufiger, 
namentlich  von  ursprünglichen  Participien:  Ista  comprobabis  divina  prae- 
dicta  (Cic,  Fat.  7). 

Die  Formenlehre  weist  eine  Anzahl  von  attributiven  Bestimmungen 
nach,  welche  zum  Theil,  wenn  sie  anderen  attributiven  Bestimmungen  voran- 
gehen, wie  feu,  franc  de  port  (s.  S.  134),  zum  Theil  überhaupt  nicht 
(s.  S.  138)  mit  dem  Substantiv  kongruiren.  Zu  den  letzteren  gehören 
Farbenbestimmungen,  auch  ursprüngliche  Substantive  oder  zusammengesetzte 
substantivirte  Adjektive.  Von  anderer  Art  sind  die  Participien  wie  compris, 
ci-joint  etc.  (s.  S.  437.  460),  welche,  wo  sie  wirklich  attributiv  auftreten,  mit 
ihren  Substantiven  kongruiren.  Für  adjektivirte  Substantive  können  nord, 
sud  etc.  gelten:  A  cinq  degres  nord  de  la  ligne  (Le  Vaillant).  La 
pointe  sud  (L.-P.  Segor).  Dagegen  sind  ort,  brut  und  pesant  (S.  184) 
als  wahrhaft  apposiiive  Substantive  anzusehen:  Une  livre  pesant,  deux 
kilogranimes  pesant  (Acad.).  Tournois  und  parisis  sind  alte  zwei- 
gescblechtige  Adjektive:  La  livre  tournois  etait  de  vingt  sous,  la  livre 
parisis  de  vingt-cinq  sous  (Acad.).  Dagegen  ist  noble  rose  als  Münzname 
appositiv  gebraucht:    Voili  un  bon  de  dix  ecus  noble  rose  (Dumas). 

Andere  Bestimmungen  durch  nicht  motionsfähige  Substantive  wie: 
La  division  Duhesme  (Bignon).  L'affaire  Leblanc  (Dumas).  Les 
barbes  moyen-äge:  les  perruques  Louis  XIV  (Gueris).  Une  societe 
Jeune-France  (Scribe),  sind  nachlässige  Abkürzungen  des  Cienitivver- 
hältnisses. 


508     Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

181.  2.  Beziehung  mehrerer  Eigenschaftswörter  auf  dasselbe 
Substantiv.  Wenn  mehr  als  ein  attributives  Adjektiv  mit  einem  Substantiv 
verbunden  werden,  so  sind  zwei  Beziehungsweisen  zu  unterscheiden: 

a)  die  attributiven  Bestimmungen  können  Prädikaten  entsprechen,  welche 
demselben  Subjekte  zukommen. 

a.  In  diesem  Falle  können  die  ohne  Bindewort  an  einander  gereihten 
oder  durch  das  Substantiv  getrennten  Adjektive  im  Verhältnisse  der 
Einordnung  zu  einander  stehen,  so  dass  eines  zur  Bestimmung  des 
Gesammthegriffes  wird,  welcher  durch  die  Vereinigung  des  anderen 
mit  dem  Substantiv  entsteht:  La  noiiyelle  Organisation  judi- 
ciaire  (Mignet).  Le  plus  riebe  grand  seigneur  de  l'Angleterre 
(Güizot).  Une  opinion  publique  forte  (Mignet).  Des  arbres 
etrangers  utiles  (Cüviur).  Vgl.  Praepotenteiu  finitimum  regem 
(Liv.  42,  50).     Columna  aurea  solida  (24,  3). 

ß.  oder  mehrere  durch  Bindewörter  verknüpfte  oder  asyndetisch  an- 
gereihte Adjektive  stehen  im  Verhältnisse  der  Beiordnung:  Le 
theätre  et  la  societe  ont  une  liaison  intime  et  necessaire  (Cham- 
fort).  Cette  sensibilite  reveuse,  irritable  et  passionnee  de 
Werther  (Nodier).  Quel  affreux,  quel  magnifique  spectacle 
(Chateaubr.).  Lat.  In  animos  teneros  atque  moUes  influere  (Gic, 
Leg.  2,  15). 

y.  oder  das  Verhältniss  der  Beiordnung  ist  mit  dem  der  Einordnung 
verbunden:  Un  ^raud  interet  politique  et  social  (Villemain), 
üne  opinion  publique  forte  et  eclairee  (Mig.net).  Lat.  Privata 
navis  oneraria  maxiuia  (Cic,  Verr.  5,  52). 

b)  Die   attributiven    Bestimmungen    können    Prädikaten    entsprechen, 
welche  verschiedenen  Subjekten  zukommen: 

«.  Diese  Zusammenziehung  mehrerer  attributiver  Verhältnisse  ist  am 
Häufigsten,  wo  das  Substantiv  eines  jeden  derselben  im  Plural 
stehen  müsste;  hier  wird  das  Substantiv  im  Plural  mit  pluralischen 
Adjektiven  verbunden:  Les  oiseaux  domestiques  et  saiivages 
nourrissent  Thomme  (Bdffon). 

ß.  oder  die  einzelnen  attributiven  Verhältnisse  erfordern  den  Singular 
des  Substantiv. 

Hier  steht  entweder  das  Substantiv  in  der  Mehrzahl,  die 
Adjektive  in  der  Einzahl:  Les  langues  rornane  et  tudesque 
furent  les  seules  en  usage  jusqu'au  regne  de  Charlemagne  (Dcclos). 
Lat.  Placuit  consules  circa  portas  Colliuam  Esquilinainque  ponere 
castra  (Liv.  26,  10). 

oder  zu  dem  Substantiv  in  der  Einzahl  treten  die  Adjek- 
tive in  der  Einzahl:  La  legislation  civile  et  criminelle 
(Mignet).  Cet  arret  .  .  infligeait  au  condamne  la  torture  ordinalre 
et  extraordinaire  (Villemain).  Lat.  Inter  Esqniliuam  CoUiuaiiique 
portam  (Liv.  26,  10).  Einige  Grammatiker  macheu  in  diesem  Falle 
die  Wiederholung  des  Artikels  gegen  einen  weit  verbreiteten  Sprach- 
gebrauch zum  Gesetze,  welche  übrigens  ebenfalls  vorkommt :  La  poesie 
anglaise,  la  fran^aise  et  l'italienne  (Voltaire). 


§§  181.    182.    183,     Qualit.  Best.     Das  Eigenschaftswort.  509 

182.  3.  Beziehung  desselben  Eigenschaftswortes  auf  mehrere 
Substantive.  Wenn  dasselbe  Eigenschaftswort  auf  mehr  als  ein  Sub- 
stantiv bezogen  ist,  so  können  ebenfalls  verschiedene  Fälle   eintreten. 

a)  die  Substantive  sind  synonym  und  es  ist  im  Wesentlichen  nur  ein 
Gegenstand  mit  einem  Attribute  versehen.  Stehen  die  Substantive  in  der 
Einzahl,  so  kongruirt  gewöhnlich  das  Adjektiv  im  Geschlechte  mit  dem 
ihm  zunächst  stehenden:  Tonte  sa  vie  n'est  cju'un  travail,  qu'une 
occupation  continuelle  (Massillon). 

b)  oder  die  Substantive  bezeichnen  verschiedene  Gegenstände. 

a.  Alsdann  steht  das  Eigenschaftswort  gewöhnlich  in  der  Mehrzahl 
(immer  wenn  eins  der  Substantive  in  der  Mehrzahl  steht),  und  wenn 
die  Substantive  verschiedenen  Geschlechts  sind,  im  männlichen 
Geschlechte:  Pour  peser  dans  son  esprit  une  resolution  et  une 
responsabilite  si  terrihles  (Lamartine).  D'une  veste  et  d'un 
pantalon  bleus  (Bouilly).  Quei  est  .  .  le  bon  pere  de  famille  qui 
ne  gemisse  de  voir  son  fiis  ou  sa  fille  perdus  pour  la  societe 
(Voltaire).     Vgl.  oben  S.  381.  382. 

ß.  Doch  stimmt  auch  oft  das  Eigenschaftswort  mit  dem  letzten  Sub- 
stantiv überein,  welches  dem  Redenden  zunächst  vorschwebt:  Je  ne 
connais  point  de  roman,  point  de  comedie  espagnole  sans  comhats 
(Florian).  Lat.  Virtutem  et  bonum  alie  num  oderunt  (Liv.  35, 43). 
Vgl.  oben  S.  382. 

183.  4.  Weitere  Bestimmbarkeit  des  attributiven  Eigenschafts- 
wortes. Das  Eigenschaftswort  kann  im  attributiven  wie  im  prädikativen 
Satzverhältniss  auch  adverbiale  Bestimmungen  aufnehmen,  welche  mit  dem 
Attribute  zur  Begriflfseinheit  verschmelzen;  am  Häufigsten  kommen  dabei 
Gradbestimmungen  vor:  Des  attentions  bien  touchantes  (La  Mennais). 
De  fort  sottes  gens  (La  Brcyere).  Des  Protections  doublement  scan- 
daleuses  (Villemai.v).  D'aussi  grandes  reformes  (Mignet).  Andere 
adverbial  bestimmte  Eigenschaftswörter  haben  mehr  den  Charakter  von  Satz- 
verkürzungen: Ces  routes  aujourd'hui  solitaires  (Volney).  Un  enfant 
encore  ignorant  (Adel.  Mo.ntgolfier);  am  Meisten  die  Participien:  Une 
autorite  toujours  combattue  (Villemaiis).  Les  caracteres  malformes, 
les  figures  grossierement  esquissees  (Mme  de  Stael).  —  Selbst  sub- 
stantivirt  sind  Adjektive  zuweilen  ähnlich  bestimmt:  Les  infiniment 
petits  ont  un  orgueil  infiniment  grand  (Voltaire). 

Auch  die  dem  Lateinischen  nicht  treu  gebliebenen  Steigerungsgrade 
der  Adjektive  gehören  zu  den  adverbial  bestimmten  Adjektiven:  Vous  n'auriez 
pas  trouve  en  France  un  genie  plus  puissant,  plus  eleve  que  Bossuet 
(Villemain).  Le  plus  grand  art  est  de  cacher  l'art  (Diderot).  Sie  können 
zuweilen  weiter  bestimmt  werden,  wie  durch  possible,  welches  hier  adver- 
bialisch wirkt:  Aux  plus  longues  echeances  possible.  Aux  epoques 
les  moins  longues  possible  (Gramm.  Nat.);  obgleich  dies  nur  die 
Abkürzung  eines  Nebensatzes  (qu'il  est  possible)  ist.  Ausserdem  wird  bis- 
weilen das  schon  adverbial  bestimmte  Adjektiv  gesteigert,  wie  in:  Victor 
Hugo,  un  des  genies  les  plus  originalement  inventeurs  (Nopier). 
Ersetzt  wird  das  superlativische  Adjektiv  hier  und  da  durch  andere  Wen- 
dungen, wie  die  Einschiebung  eines  Satzes  vor  oder  nach  dem  Positiv  (on 
ne  peut  plus,   s'il  en  fut):    II  envoya  une  lettre  on  ne  peut  plus  in- 


510     Dritt.  Tbl.   Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

jurieuse  (Bocrrieske).  II  est  musicien  .  .  Ivrogne  s'il  en  fut,  d'ailleurs 
fort  honnete  bomme  (Andrieüx);  von  denen  die  erstere  eine  leicht  aus  dem 
Zusammenhange  zu  ergänzende  Ellipse  ist. 

Statt  des  attributiven  durchgängig  mit  seinem  Substantiv  kongruirenden 
Superlativ  tritt  oft  der  Superlativ  in  der  Form  eines  substantivirten 
Adjektiv  und  in  dem  Geschlecbte  des  Hauptwortes,  worauf  es  bezogen  ist, 
zu  seinem  im  partitiven  Genitiv  stehenden  Hauptworte,  welches  noch 
das  determinative  tout  vor  sich  haben  kann:  La  pire  des  betes  est  le 
tyran  (Marmontel).  Quelques  genies  doues  du  plus  rare  des  privileges 
(Nodier).  G'est  le  plus  imbecile  de  tous  les  hommes  (Acad.).  Vgl. 
lat.  ürbem  Syracusas  maximam  esse  Graecarum  urbium  pulcherri- 
mamque  omni  um  saepe  audistis  (Cic,  Verr.  4,  52).  Statt  der  Genitiv- 
partikel kann  auch  die  Präposition  entre,  gewöhnlich  d'entre,  eintreten: 
Le  plus  petit  d'entre  nos  disciples  (Massillo.n).  Lat.  Iris  Africana 
amplissima  inter  omnes  (Plin.,  H.  N.  21,  7).  Acerrimus  inter 
recusantes  Callisthenes  fuit  (Just.  12,  7).  Alle  diese  Verbindungen  geben 
dem  scheinbar  substantivirten  Superlativ  einen  grösseren  Nachdruck. 

184.  II.  Das  Adverb.  Es  erscheint  in  einigen  Fällen  beim  Mangel 
entsprechender  Eigenschaftswörter  ohne  Weiteres  an  der  Stelle  des  Adjektiv; 
doch  erhält  es  unter  Vermittlung  der  Kasuspräposition  de,  substantivischen 
Attributen  analog,  leicht  den  attributiven  Charakter,  besonders  zur  Be- 
zeichnung räumlicher  und  zeitlicher  Beziehungen. 

a)  Das  blosse  Adverb  als  Attribut:  La  note  ci-dessous.  La  page  ci-contre 
(ÄCAD.).  La  baie  vis-ä-vis  (B.  de  St-Pierre).  Ces  niorts  debout  (Mme 
DE  Stael).  Les  ci-devant  recollets.  Cela  etait  bon  au  temps  jadis  (Acad.); 
an  Zusammensetzung  streifend  in  Ausdrücken  wie:  la  presque  unanimite 
(Revüe  d.  d.  M.  1871).  Votre  presque  eternite  (Lamartine).  Raum-  und 
Zeitbestimmungen  finden  sich,  wie  hier,  auch  im  Lateinischen:  Nunc  homi- 
num  mores  (Plaut.,  Pers.  4,  1,  57).  Gravibus  superne  ictibus  conflictabantur. 
Sensit  dux  imparem  cominus  pugnam  (Tag.,  A.  2,  20). 

b)  Das  Adverb  mit  der  Kasuspräposition  de:  L'air  d'alentour  (Boileaü). 
Les  maux  d'ici-bas  (La  Mennais).  Le  seigneur  de  ceans  (Dumas).  Les 
jambes  de  devant,  de  derriere,  Le  jour  d'avant,  d'apres  (Acad.),  La 
representation  d'hier  (Scribe).  La  fete  d'aujourd'hui.  L'annee  d'apres 
(Acad.).  Aehnlich  ist  die  Anknüpfung  adverbialer  Bestimmungen,  in  denen  de 
einer  anderen  Präposition  vorantritt:  En  face  de  chez  moi  (Andriedx).  Les 
hommes  d'avant  le  deluge  (Acad.). 

185.  III.  Der  Infinitiv.  Er  kommt  mit  den  Kasuspräpositionen  de  und  ä 
als  attributive  Bestimmung  vor. 

1.  Der  Infinitiv  mit  de  entspricht  Genitivverhältnissen  verschiedener  Art:  Le 
droit  de  disposer  et  de  transmettre  (Mirabeaü).  La  resolution  de  com- 
battre  snr  ce  terrain  (Bignon).  L'occasion  de  sevenger  (L.-P.  Segur). 
Gette  idee  de  me  tenir  sous  sa  dependance  (Scribe).  Les  fa^ons  de  parier 
proverbiales  (Joüt).  S.  oben  S.  448.  449.  So  steht  im  Lateinischen  statt  des 
Gerundium  zuweilen  der  Infinitiv  nach  Hauptwörtern:  Consilium  erat  .  .  con- 
tinuare  bellum  (Liv.  5,  2.). 


§184.  Qualit.  Best.  Adverb.  §185.  Infinitiv.    §§  186.  187.  Hauptwort.  Genitiv.  511 

2.  Der  Infinitiv  mit  ä  steht  in  der  That  auch  beim  Hauptwort  in  dem  Sinne 
des  lateinischen  Gerundium  mit  ad  und  erscheint  so  oft  in  freierer  Verknüpfung 
mit  dem  Hauptwort. 

a)  Hier  kommt  der  Fall  vor,  dass  das  durch  den  Infinitiv  bestimmte  Haupt- 
wort weder  das  Subjekt,  noch  das  Objekt  der  durch  den  Infinitiv 
ausgedrückten  Thätigkeit  ist:  C'est  un  conte  ä  dormir  debout  (Acad.).  II 
n'y  a  aucune  volonte,  aucune  tendance  h.  changer  i'etat  des  choses  (Con- 
stant),     Lat.  Det  ausas  ad  reprehendendum  (Cic,  Lael.  16,  59). 

b)  oder  das  Substantiv  ist  zugleich  das  Subjekt  der  durch  den  Infinitiv 
ausgedrückten  Tbätigkeit:  C'est  un  beau  spectacle  ä.  ravir  la  pensee 
(V.Hugo).  C'est  une  entreprise  k  vous  faire  honneur  (Acad.).  C'est  uue 
affaire  ä  vous  perdre.     C'est  un  proces  ä  ne  jamais  finir  (Ead.). 

c)  oder  das  Substantiv  erscheint  als  das  Objekt  des  Infinitiv:  ün  ouvrage 
k  recommencer.  ün  homme  ä  pendre.  Un  cheval  ä  garder  (Acad.). 
Des  terres  ä  cultiver  (Mikabeau).  Ces  distinctions  ä  faire  entre  les  ditl'e- 
rents  objets  (Mignet).  Hier  wird  der  Infinitiv  in  der  Bedeutung  ganz  einem 
passiven  Particip  des  Futur  gemäss  verwendet  (s.  oben  S.  451)  und  im 
strengsten  Sinne  attributiv. 

186.  IV.  Das  Hauptwort.  Es  wird  sowohl  unter  Vermittlung  von 
Kasuspräpositioiien  als  von  anderen  Präpositionen  mit  einem  Hauptworte 
verbunden  und  tritt  vielfach  aus  der  Sphäre  des  attributiven  Verhältnisses 
im  strengeren  Sinne  heraus,  indem  es  objektive  Beziehungen  des  Sub- 
stantivbegriffs bezeichnet,  welche  nicht  mehr  als  demselben  anhaftende 
Beschaffenheiten  betrachtet  werden  können.  Gleichwohl  sind  darin  Be- 
stimmungen des  Substantivbegriffs  vorhanden,  wenn  der  bestimmte  Sub- 
stantivbegriff auch  bisweilen  nur  wegen  seiner  Abstammung  von  einem 
Zeitworte  die  Fähigkeit  hat,  in  diese  Beziehung  einzugehen,  wovon  auch 
das  Lateinische  auffallende  Beispiele  bietet,  wie  in:  Iter  Romam  ejus 
mulieris  (Cic,  Cluent.  68).  Quid  tibi  hanc  aditio  est?  quid  tibi  hanc 
notio  est?  (Plaut.,  Truc.  2,  7,  62) 

Ein  blosser  Akkusativ  ohne  Präpositionen  als  nähere  Bestimmung 
eines  Hauptwortes  ist  jedoch  im  Französischen  im  Allgemeinen  nicht  üblich, 
abgesehen  von  Zusammensetzungen,  meist  Uebertragungen  aus  dem  Grie- 
chischen und  Lateinischen,  die  auf  ein  ursprüngliches  Objektverhältniss 
des  Bestimmungswortes  zu  einem  Verb  hinweisen,  aus  welchem  das  Grund- 
wort entwickelt  ist;  s.  oben  S.  306.  307.  Eine  Erwähnung  verdienen  in- 
dessen volksthümlich  verkürzte  Wendungen,  wie:  Le  plus  terrible,  ce  fut 
l'arrivee  rue  de  Braque,  la  maison  en  emoi,  la  curiosite  des  voisins 
qu'il  fallut  subir  (Daudet),  obwohl  ihr  elliptischer  Charakter  deutlich 
erkennbar  ist;  vgl.  oben  S.  385. 

Dem  Substantiv  ist  auch  das  substantivische  Fürwort  vielfach  gleich- 
zustellen. 

187.  1,  Der  attributive  (xenitiv  verknüpft  sich  mit  dem  Substantiv  zur 
Bezeichnung  der  meisten  jener  Beziehungen,  welche  oben  als  adverbiale 
Bestimmungen  aufgefasst  sind  (s.  S.  391  fi".). 


512     Dritt.  Thl.    Syntax.    Erst.  Äbschn.   Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

a)  So  dient  er  zur  Bezeichnung  räumlicher  Verhältnisse  und  der  damit  in 
Verbindung  stehenden  Bestimmungen  des  Ausgehens,  der  Trennung,  Be- 
raubung u.  s.  w.,  oft  mit  Rücksicht  auf  die  Abstammung  des  Hauptwortes, 
zu  welchem  er  tritt:  Apres  sa  sortie  de  prison.  A  mou  retour  de 
tel  Ijeu.  Vivre  dans  Teloignement  du  monde.  Un  homme  qui  est 
dans  la  privation  de  toutes  choses  (Acad.).  Vgl.  den  lateinischen 
Ablativ:  Narbone  reditus  (Cic,  Phil.  2,  30).  Doch  kommt  die  dem  de 
entsprechende  lateinische  Präposition  mit  einem  Substantiv  häufiger  vor:  De 
paupere  mensa  dona  (Tibull.).  Copo  de  via  Latina  (Cic).  Nauta  de 
navi  Alexandrina  (Surt.). 

b)  zur  Bestimmung  der  Zeit:  Le  lendemain  de  ses  noces  (Acad.).  Le 
jour  de  son  mariage  (Laboulaye).  Son  echeance  de  j  anvier  etait 
tres-lourde  (Daudet). 

c)  zur  Bezeichnung  des  Grundes,  des  Ursprunges,  des  Urhebers,  des 
Werkzeuges  etc.:  La  fierte  d'u  n  grand  nom  (Lebron).  Trois  pasteurs 
enfants  de  cette  terre  (A.  Chenier).  Un  articie  de  vous  (Delavigne). 
Saura-t-il  que  je  tiens  pour  outrage  Tout  eloge  de  lui  (Id.).  II  faut  trois 
coups  de  canon  (V.  Hl-go),  Vgl.  lat.  Invidia  annonae  (Ursache)  (Cic, 
ad  div.  5,  17),  und  mit  de:  Genitrix  Priami  de  gente  (Virg.).  De  summo 
loco  eques  (Plact.). 

d)  Vom  weitesten  Umfange  ist  der  possessive  Genitiv,  wodurch  eine  Person 
oder  Sache  als  diejenige  dargestellt  wird,  welcher  eine  andere  angehört. 
Unter  diesen  Genitiv  können  die  mannigfaltigsten  Beziehungen  befasst  wer- 
den, und  bei  der  Entwicklung  des  attributiven  Verhältnisses  zu  einem  Satze 
kann  der  Genitiv  bald  als  Ausdruck  des  Subjektes,  bald  des  Objektes 
erscheinen;  zuweilen  kann  nur  der  Zusammenhang  über  die  Auffassung  des 
Genitiv  entscheiden,  wie  in  Tamour  des  femmes  (die  Liebe  der  Frauen 
oder  zu  den  Frauen),  Vgl.  lat.  Metus  hostium  recte  dicitur  et  quum 
timent  hostes  et  quum  timentur  (Gell,  9,  12):  Les  biens  de  l'eglise 
(MiRABEAü).  L'oeil  jaloux  de  la  Parque  trompee  (Lebrun).  La  dignite 
de  Tarne  (Bodilly).  Der  objektive  Genitiv  ist  häufig  bei  verbalen  Sub- 
stantiven anzutreffen:  Une  famille  vouee  .  .  ä  la  culture  des  jardins.  Le 
premier  partage  de  la  Pologne.  Les  defenseurs  de  Tignorance.  Les 
habitants  du  Nord  etc. 

Die  freieste  Verwendung  des  Genitiv  ist  auf  dieses  Gebiet  zurück- 
zuführen; die  Subsumtion  eines  Hauptwortes  unter  die  Sphäre  des  anderen 
lässt  Ausdrucksweisen  Raum,  die  sich  nur  durch  Mittelglieder  erklären 
lassen,  welche  der  Zusammenhang  bietet.  Manches  dieser  Art  hat  der 
Sprachgebrauch  fixirt,  wie:  La  route  de  Negrepont  (Chateaübr.).  Le 
voyage  de  Varennes  (Mme  Gampan).  Le  chemin  du  tombeau  (J.  Chenier). 
Les  assiegeants  se  preparerent  ä  effectuer  la  descente  du  fosse  (in  den 
Graben)  (Darü).  L'habitude  du  cheval  (mit  dem  Pferde  umzugehen) 
(Boüilly)  etc. 

Hierher  gehört  auch  der  appositive  Genitiv,  wodurch  ein  engerer 
Begriff  einem  weiteren,  namentlich  ein  Eigenname  einem  Gattungs- 
namen, zu  näherer  Bestimmung  beigegeben  wird:  Le  titre  de  duc  de 
MoiitebelJo  (Bignon).  La  religion  .  .  ne  s'est  servie,  pour  l'exprimer,  ni  du 
mot  d'amour;  ni  du  mot  d'amitie  .  .  ni  du  mot  de  pitie;  mais  eile  a 
trouve  l'expression  de  cbaritas  (Chateaibr.),  La  comedie  du  Tar- 
tufe  (Chamfort).   Ses  pieces  les  plus  libres  de  l'Ecole  des  Maris  et  de 


§  187.     Qualit.  Best.     Attributiver  Genitiv.  513 

l'Ecole  des  Femmes  (Id.).  L'ouvrage  qu'on  donne  ce  soir,  cette  piece 
des  Comediens  (Delavigne).  Le  royaume  d'Espagne;  Tempire  de 
Russie;  le  royaume  des  Deux-Siciles;  la  ville  de  Paris,  l'ile  de 
Tine;  la  place  de  Candie;  le  mois  de  juin  etc. 

Dieser  Genitiv  tritt  nach  Substantiven  wie  nom,  surnom,  titre,  möt, 
cri,  empire,  royaume,  republique,  dache,  grand-duche,  princi- 
paute,  margraviat,  comte,  vicomte,  archeveche,  eveche,  pro- 
vince,  commune,  canton,  district,  departement,  arrondis- 
sement,  diocese,  paroisse,  ville,  village,  ile,  presqu'ile,  fort, 
iorteresse,  place,  montagne,  riviere,  fleuve,  mois  u.  v.  a.  auf, 
doch  finden  sich  hier  auch  Ausnahmen,  wie  z.  B.  mont,  capitale  stets, 
fleuve,  ile,  cap  u.  a.  oft  das  ap positive  Substantiv  ohne  Kasuspräposition 
zu  sich  nehmen,  rue,  place,  faubourg,  porte,  eglise,  hopital  u.  dgl. 
besonders  bei  näherer  Bestimmung  durch  Personennamen.  Vgl.  auch:  Au  mot 
peuple  il  se  trouble  (Delavigne).  J'entendais  les  cris  Au  meurtre!  ä 
Tassassin!  (Acad.)  Uebrigens  vgl.  das  lat.  Vox  voluptatis  (Cic,  Fin. 
2,  2).  Arborem  fici  (Flacc.  17).  ürbs  Patavii  (Vibg.,  Aen.  1,247).  In 
oppido  Antiochiae  (Cic,  Att.  5,  18). 

Verwandt  hiermit  ist  eine  Ausdrucksweise,  in  welcher  der  appositive 
Genitiv  zu  einem  Hauptworte  tritt,  welches,  logisch  betrachtet,  das  Attri- 
but des  anderen  ist.  Sie  gehört  der  Sprache  des  gemeinen  Lebens  an:  ün 
grand  coquin  de  coureur  (Joct).  Ce  danine  d'heretique  (Ddmas). 
Quel  diable  de  metier  fais-tu  la?  (Id.) 

e)  Der  Genitiv  der  Eigenschaft,  des  Werthes,  Preises  und  Masses  ist 
ebenfalls  von  weitem  umfange:  Ses  joues  d'une  blancheur  eclatante 
(Chateacbr.).  ün  homme  de  talent  (Scribe).  Des  affaires  de  quelque 
importance  (Dabli).  Des  nuages  d'une  forme  horrible  (B.  de  St-Pierre). 
ün  diamant  d'un  grand  prix  (Acad.).  Des  boulets  de  plus  de  cent 
livres  (Daru).  Une  flotte  de  quatorze  volles  (Id.).  Un  front  de  dix- 
huit  printemps  (Chateacbr.).  La  guerre  de  Trente  ans  (Dcrcy).  Lat. 
Mitis  ingenii  juvenem  (Liv.  1,46).  Coronam  auream  .  .  parvi  ponderis 
(3,  57).     Quatuor  jugerum  agrum  (3,  26). 

f)  Der  Genitiv  des  Stoffes  und  Inhaltes  ist  im  Französischen  um  so  mehr 
im  Gebrauch,  als  die  Sprache  wenige  Adjektive  des  Stoffes  aufzuweisen 
hat:  ün  siege  aux  clous  d'argent  (Ä.  Chenier).  Un  crucifix  d'ebene 
(Chateaubr.).  Le  pain  de  pur  froment  (Id.).  Le  bei  escalier  de  marbre 
des  Propylees  (Cherblliez).  Sur  des  aiies  de  feu  (Lebrün).  Den  Inhalt 
bezeichnen:  Un  tonneau,  une  bouteille,  un  verre  de  vin  etc.,  bildlich:  La 
coupe  des  malheurs  (Lebrun).  Im  Lateinischen  entspricht  der  Genitiv  in: 
auri  argentique  venae  (Cic),  montes  auri  (Ter.),  flumina  lactis,  nec- 
taris  (Ov.);  auch  de  mit  dem  Ablativ:  Verno  de  flore  Corona  (Ov.). 
Templum  de  marmore  solide  (Virg.). 

g)  Der  partitive  Genitiv  gehört  ebenfalls  hierher.  S.  oben  S.  401.  Er  tritt 
zu  Substantiven,  welche  als  Tbeile  eines  Ganzen  oder  als  Individuen  einer 
Gesammtheit  zu  fassen  sind;  letzteres  besonders  nach  (substantivirten) 
Ordinalzahlen  und  Superlativen:  Quelques  centaines  d'hommes  reunis 
(Constant).  Une  grande  partie  du  lit  du  rivage  (B.  de  St-Pierre).  — 
L'homme  est  le  seul  des  animaux  qui  soit  oblige  de  se  vetir  (B.  de  St- 
Pierre).  Le  premier  de  tous  les  peuples  oü  Ton  voit  des  bibliotheques 
(RoLLis).     Quelques  genies  doues  du  plus  rare    des    privil^ges    (Nodier). 

Mälzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  33 


514     Pritt.  Tbl.   Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

Dem  Lateinischen  ist  der  Genitiv  ebenfalls  geläufig,  doch  auch  de  mit  dem 
Ablativ:  Partem  de  istius  impudentia  reticere  (Cic,  Verr.  1,  12).  De 
tribus  et  decem  fundis  tres  nobilissimos  fundos  (Id.). 

Darauf  beruht  auch  die  Steigerung  von  Adjektiven  und  Substantiven 
durch  Wiederholung  eines  vorangehenden  Begriffes  im  Genitiv 
der  Mehrzahl:  L'Etre  des  Etres.  Le  Cantique  des  Cantiques.  Vanite 
des  Yanites.  Le  Saint  des  saints  (Acad.).  Ney  le  brave  des  braves! 
(DüMAs);  womit  man  vgl.  Elle  est  belle  parmi  les  belies  (Id.).  Der  Lateiner 
kennt  diese  Wendung  nicht;  sie  ist  wohl  ursprünglich  aus  der  Bibelsprache 
aufgenommen. 

Ein  unbezeichneter  Genitiv  nach  Art  des  Altfranzösischen  findet 
sich  namentlich  noch  in  Zusammensetzungen;  s.  S.  106  und  vgl.  S.  109.  307. 
Andere  Einzelheiten  dieser  Art,  auch  Ellipsen,  nachlässige  Bezeichnungen 
des  Genitivverhältnisses,  üebergänge  in  das  appositive  Verhältniss  u.  dgl. 
sind  an  geeigneter  Stelle  angemerkt  worden. 

188.    2.   Der  attributive  Dativ    kommt    ebenfalls    in   fast  allen  seinen  ad- 
verbialen Beziehungen  auch  zur  Bestimmung  des  Substantiv  vor. 

a)  zu  räumlicher  Bestimmung  des  Wo?  und  Wohin?:  ün  vaste  incendie 
aux  cimes  des  montagnes  (A.  Cheniee).  Un  tel,  notaire  ä  Paris,  fabricant 
ä  Lyon.  Conseiller  ä  la  cour  de  Cassation.  Commis  au  ministere  de  la 
guerre  (Acad.).  Le  Chevalier  .  .  lieutenant  aux  gardes  du  roi  (Ddmas). 
Vgl.  lat.  Mansio  Formiis  (Cic,  Att.  9,  5).  —  Votre  voyage  ä  Paris 
(Picard).  Notre  entree  ä  Athenes  (Chateaubr.).  A  son  avenement  au 
trone  (Mignet).  Aehnlich  steht  im  Lateinischen  der  Akkusativ  bisweilen: 
Introitus  Smyrnam  (Cic,  Phil.  11,  2);  vgl.  auch  oben  S.  511. 

b)  zur  Bezeichnung  der  Zeit:  bis  wann?  auf  wie  lange?:  Consul  ä  temps 
(Dumas).  Pension  ä  vie.  Rente  ä  perpetuite  (Acad.).  Vgl.  lat.  Dux 
ad  tempus  lectus  (Liv.  28,  42). 

c)  Vielfach  wird  der  Dativ  der  Gemeinschaft  verwendet,  welcher  den  Sub- 
stantivbegriff durch  einen  zu  ihm  hinzutretenden,  mit  ihm  ver- 
knüpften Gegenstand  charakterisirt,  während  der  Genitiv  der  Eigenschaft 
die  Beschalfenheit  des  Substantivbegriffs  als  sein  Prädikat  ausspricht: 
Table  ä  tiroir;  lit  a  colonnes;  bague  ä  diamants;  chaise  ä  bras; 
voiture  ä  deux  roues;  les  animaux  ä  quatre  pieds;  les  oiseaux  ä  bec 
fin  etc.  (Acad.).  Les  fleurs  ä  pistil  oder  ä  pistils;  les  arbres  et  ar- 
brisseaux  ä  fruit  (J.-J.  Rousseac).  Des  animaux  ä  poumons.  Des  mon- 
tagnes ä  glace,  ä  glaces  (B.  de  St-Pierre).  Les  honimes  ä  cheveux 
noirs  ou  bruns  (Buffon).  —  Les  gens  ä  talents  (J.-J.  Rousseau),  ün 
homme  ä  pretentions  (Planche).  Un  sto'ique  aux  yeux  secs  (A.  Chenier). 
Un  jeune  ange  au  maintien  triste  et  doux  (Mme  Tastu).  Une  ample 
comedie  ä  cent  acteurs  divers  (La  Fontaine).  Oft  in  sehr  freier  An- 
knüpfung: L'homme  ä  la  chiquenaude  (mit  dem  Nasenstüber,  d.  h. 
welcher  einen  Nasenstüber  gegeben  hat)  (Sceibe).  Daher  die  Namen  zu- 
sammengesetzter Speisen  und  Getränke,  welche  nach  ihrem  unterscheidenden 
Bestandtheile  genannt  werden:  Soupe  aux  choux,  aux  ecrevisses,  aux 
herbes,  ä  l'oignon;  morue  ä  Fhuile,  glace  ä  la  vanille  u.  a.  Un  faisan 
aux  truffes  est  moins  bon  qu'on  ne  pourrait  le  croire  (Bkillat-Savarts), 
Mischungen  wie:  couleurs  ä  l'huile  etc.  Einigermassen  entspricht  hier  der 
lateinische  Ablativ  bisweilen:  Summa  virtute  et  humanitate  adolescen- 


§  188.     Qnalit.  Best.     Attrihutiver  Dativ.     §  189.     Hauptwort  mit  Präp.     515 

tem  (Caes.  1,  47).  Tuam  epistolam  vacillantibus  literulis  (Cic,  Fani. 
16,  15). 
■d)  Der  Dativ  der  Bestimmung  und  des  Zweckes  ist  hier  nicht  minder  ge- 
läufig: Une  invitation  ä  un  festin,  k  un  bal.  II  parait  dans  l'air  de  la 
disposition  äla  pluie  (Acad.).  Ses  lettres  au  marecbal  Davoust  (Segor). 
Manifeste  k  l'Europe  (Lamartine).  Dahin  gehört  auch:  la  chasse  au  cerf, 
au  loup,  au  sanglier,  d.  i.  auf  den  Hirsch,  um  ihn  zu  erjagen,  etc. 
Moulin  ä  farine,  zum  Mehlmahlen;  ebenso:  le  marche  ä  la  volaille;  le 
pot  au  lait;  la  boite  aux  lettres;  le  panier  au  charbon  (Gramm. 
Nat.).     Sac  ä  ouvrage;  cuilier  ä  cafe  etc. 

e)  Der  Dativ  der  betheiligten  Person  oder  Sache  steht  nicht  selten  bei 
Substantiven,  welche  von  Zeitwörtern  stammen,  bei  denen  dieser  Dativ  als 
adverbiale  Bestimmung  vorkommt:  Bon  devouement  au  prince  (Acad.). 
Sa  soumission  au  Systeme  continental  (Segur).  Toutes  ses  reponses  aux 
homniages  et  aux  serments  renouveles  devant  sou  trone  (Villemain). 
Ses  opinions  de  depute  .  .  ne  sont  plus  que  dans  son  coeur;  homme  et 
Soldat,  11  bondit  devant  l'insulte  ä  une  femuie  (Lamartine).  Son  Oppo- 
sition aux  maitresses  (Migset).  Diesem  Dativ  entspricht  auch  bisweilen 
der  lateinische:  Sibi  ipsi  responsio  (Cic,  Or.  3,  54).  Obtemperatio  legibus 
(Leg.  1.  15,  42). 

f)  Der  possessive  Dativ,  welcher  im  Altfranzösischen  häufig  war,  wird  im 
Neufranzösischen  seltener  angetroffen;  er  findet  sich  im  gemeinen  Leben, 
doch  auch  in  der  Poesie:  Noble  comme  la  cuisse  k  Abraham  (Dumas). 
La  barque  ä  Caron  (Acad.).  Est-ce  un  autel  aux  Dieux  des  champs? 
(Delille)  C'est  un  homme  de  merite,  un  ami  ä  moi  (Acad.),  Un  homme 
ä  moi  (Dumas).  Un  cousin  k  eile  (Scribe).  II  vit  la  mere  Fanchette,  qui 
etait  la  parente  et  la  marraine  ä  Fanchon  (G.  Sand).  Appositiv  tritt 
dieser  Dativ  nach  allgemeinem  Brauche  zum  Possessivpronomen:  De  notre 
salut  k  tous  (Scribe).  S.  oben  S.  505.  Lat.  Achaeos,  Philippo  quondam 
milites  (Liv.  34,  22). 

^)  Der   instrumentale    Dativ    kommt    ebenfalls  vor:    Des  bas  ä  l'aiguille, 

au  metier  (Acad.).    La  course  ä  pied   (B.  de  St-Pierre).     Une  lecture  .  . 

k  voix  basse  (Scribe). 
/))  Der  Dativ  des  Masses    und    der  Angemessenheit  ist  nicht  selten:    Or  k 

vingt-deux    carats    (Acad.).      Une    protection    k    ce    prix-lä.    (Scribe). 

Habit  k  ma  taille  (Acad.).     Jeunes  gens  ä  la  niode  (Bouilly). 

189.  3.  Das  Substantiv  mit  Präpositionen.  Die  Beziehung  des  Sub- 
stantiv auf  ein  anderes  vermittelst  der  Präpositionen  im  engeren  Sinne  ist 
ein  sehr  gewöhnliches  Verfahren,  wodurch  räumliche,  zeitliche  und  ethische 
Beziehungen  ausgedrückt  werden.  Das  Lateinische  machte  davon  ebenfalls 
vielfach  Gebrauch;  das  Französische  dehnte  diesen  Gebrauch  noch  viel  weiter 
aus.  Alle  adverbialen  Beziehungen  werden  auf  Hauptwörter  übertragen.  Es 
liegt  -vielfach  eine  Abkürzung  des  adverbialen  Verhältnisses  zu  Grunde,  wenn 
nicht  das  Substantiv  selbst  noch  eine  seinem  Ursprünge  entsprechende  verbale 
Kraft  bewahrt;  dies  gilt  auch  in  weitem  Bereiche  für  die  Anknüpfung  durch 
Kasuspräpositionen,  kommt  aber  hier  noch  klarer  zur  Anschauung.  Beispiels- 
weise vergleiche  man: 

a)  räumliche  Beziehungen:    Une  abbaye  sur  la  frontiere;  une  maison  sur 
le    grand    chemin;    un  grand  succes  sur  la  scene;    Nogent-sur-Seine; 

33* 


516      Dritt.   Tbl.    Syntax.    Erst.  Abschn.    Die  Wortfüguug.    III.  Attrib.  Satzbest. 

Plessis-lez-Tours;  Passy  pres  Paris  (äcad.).  Les  paves  dans  les  rues 
(Mme  de  Stael).  Le  genie  en  France  (Nodier).  L'intervalle  entre  le 
Rbin  et  le  Niemen  (L.-P.  Segür).  Une  babitation  entre  cour  et  jardin 
(0.  Feüillet).  Un  acte  par-devant  notaire  (Acad,).  Lat.  Insula  in 
lacu  Prelio  (Cic,  Mil.  27).  Caesaris  in  Hispania  res  secundae  (Caes., 
B.  C.  2,  37).  Antiochia  super  Maeandrum  (Liv.  38,  13).  Omnia  trans 
Iberum  (21,  5). 

b)  zeitliche  Beziehungen:  üne  heure  de  paix  dans  un  jour  agite  (Lamar- 
tine). Description  geographique  de  l'Europe  .  .  vers  la  fin  du  treizieme 
siecle  (Des  Michels).  De  Rome  et  des  papes  avant  et  pendant  le  Grand 
Schisme  (Id.).  ün  roucoulement  d'oiseau  avant  l'orage  (Daudet).  Lat.  In 
bis  post  aedilitatem  annis  (Cic,  Brut.  93).  Omnes  ante  eum  (Socra- 
tem)  pbilosophi  (Cic,  Ac.  Post.  1,  4). 

c)  ethische  Beziehungen:  Invasion  de  la  Grande-Bretagne  par  les  Anglo- 
Saxons  (Des  Michels).  Premiere  periode  de  rivalite  entre  les  deux 
couronnes  (Id.).  Son  alliance  avec  les  Espagnols  et  les  Autrichiens 
(L.-P.  Segur).  Malgre  votre  goüt  pour  les  details  (Mme  de  Sodza).  Une 
meilleure  ressource  contre  l'ennui  (Trüblet),  La  reconnaissance  de 
l'Europe  envers  le  gouvernement  fran?ais  (Cuvier).  Les  droits  de 
Valentine  Visconti .  .  sur  l'heritage  de  Milan  (Sismondi).  C'est  un  homme 
Sans  jugement  (Acad.)  etc.  Lat.  Dooiinatio  in  patriam  (Liv.  35,  17). 
Auxilium  adversus  inimicos  (6,  18).  Merita  Plancii  erga  me  (Cic, 
Plane.  2,  4)  etc. 

Die  Präpositionen  werden  im  Französischen  zum  Tbeil  durch  Vermitte- 
lung  der  Kasuspräposition  de  an  Substantive  geknüpft  und  erhalten  dadurch 
mit  ihrem  Substantiv  den  Charakter  einer  genitivischen  Bestimmung  (s.  oben 
S.  510),  vgl.  les  voyages  d'outre-mer.  Doch  trifi't  dies  die  meisten  der  alt- 
lateinischen Präpositionen  überhaupt  nicht,  und  ist  selten  aus  dem  adverbialen 
in  das  attributive  Verhältniss  übertragen. 

190.  B.  Die  Apposition.  Die  Apposition  unterscheidet  sich  vom  Attri- 
hute  dadurch,  dass  sie  mit  dem  SubstantivbegrifFe,  welchen  sie  bestimmt, 
nicht  zur  Toneinheit  verschmilzt,  vreshalb  sie  auch  meist  durch  ein  Inter- 
punktionszeichen von  jenem  getrennt  wird,  mag  sie  ihm  folgen  oder  vor- 
angehen. In  der  Regel  folgt  sie  ihm,  wovon  sie  ihren  Namen  erhalten 
hat.  Als  Apposition  tritt  nicht  bloss  das  Substantiv  auf,  sondern  auch 
andere  Redetheiie;  sie  werden  daran  als  solche  erkannt,  dass  sie  die 
selbstständige  Stellung,  welche  ihnen  die  Natur  eines  abgekürzten 
Satzes  giebt,  behaupten. 

Ursprünglich  gehören  manche  attributive  Bestimmungen,  welche  gegenwärtig 
unter  die  Toneinheit  mit  einem  Substantivbegriffe  befasst  werden,  zu  den  Apposi- 
tionen. Dahin  dürfte  namentlich  die  Verbindung  von  Gattungsnamen  mit  Eigen- 
namen zu  rechnen  sein,  wie  in:  l'ile  Maurice,  I'ile  Bourbon,  le  mont  Jura, 
le  cap  Finistere,  le  cap  Matapan  etc.  Vgl.  urbs  Roma,  Taurus  mons;  noch 
deutlicher  erinnern  daran  Eigennamen  mit  Beinamen,  wie:  Jean  le  Bon,  Frederic 
le  Sage,  Pepin  le  Bref.  Auch  gehören  hierher  mit  Gattungsnamen  verbundene 
Gattungsnamen,  wie:  citoyen  comraandant  (Domas),  monsieur  l'artiste  (G.  Droz), 
monsieur  le  Duc  (Scribe),  monseigneur  duc  (Dumas),  bei  denen  dem  Sprachbewusst- 
sein  das  ursprüngliche  Verhältniss  unklar  geworden  ist. 

V7ir  betrachten  hier  a.  das  appositive  Hauptwort,  b.  das  appositive  Eigen- 
schaftswort, c.  das  appositive  Fürwort  und  Zahlwort. 


§§  190.    191.     B.    Apposition.     Hauptwort.  517 

191-     a.    Das  appositive  Hauptwort. 

Fiär  die  Kongruenz  des  appositiven  Hauptwortes  mit  dem  Substantiv- 
begriffe, auf  welchen  es  bezogen  ist,  sind  die  für  das  prädikative  Substantiv 
geltenden  Regeln  massgebend;  s.  S.  376.  Sein  Kasus  ist  der  des  anderen  Sub- 
stantivbegriffes,  wenngleich  die  Kususpräpositionen  de  und  a  vor  ihm  nicht 
wiederholt  zu  werden  pflegen;  die  vorangehende  Kasuspräposition  ist  hier  fort- 
wirkend zu  denken,  wie  dies  auch  sonst  zuweilen  der  Fall  ist.  Vgl.  L'äge  de 
la  preraiere  et  seconde  enfance  (Buffon).  Bewiesen  wird  dies  dadurch, 
dass  bisweilen  die  Kasuspräposilionen  sich  wiederholen:  C'est  le  fruit  du  Tuba, 
de  cet  arbre  si  grand  etc.  (V.  Hugo).  Une  application  eclatante  en  avait 
ete  faite  presque  aussitot  ä  TAllemagne  de  Mme  de  Stael,  ä  cette  ceuvre 
de  critique  litteraire  et  d'imagination  (Villemais). 

Es  schliesst  sich  entweder  allein  oder  selbst  anderweitig  attributiv  be- 
stimmt: 

1.  an  ein  Hauptwort:  L'orgueil,  vice  qui  se  nourrit  de  vertus  (Cuateaübb.). 
Turgot,  esprit  ferme  et  vaste,  caractere  d'une  force  et  d'une 
fermete  peu  commune  (Mignet).  La  cour  .  .  avait  contribue  au  deve- 
loppement  d'un  de  ses  principaux  moyens,  les  lumieres  (Id.).  Travailleur 
infatigable,  M.  Leon  Gautier  s'est  deja  conquis  avec  les  couronnes  acade- 
miques,  l'estime  du  public  savant  et  lettre  par  son  ouvrage  considerable  sur 
les  epopees  fran^aises  (Revde  d.  d.  M.  1872).  Lat.  Hannibal  Saguntum, 
foederatam  civitatem,  vi  expugnavit  (Nep.  23,  3). 

2.  an  ein  Fürwort:  Vous,  de  la  lyre  amis  harmonieux  (Mme  Tastü). 
Mol,  fils  inconnu  du  brave  Pompilius,  moi,  le  parent,  l'anii  du 
vaillant  roi  des  Sabins  (Florian).  Dies  ist  meist  ein  persönliches  Für- 
wort, doch  kann  es  auch  ein  relatives  sein:  Cette  lampe  d'airain  qui  .  . 
Symbole  du  soleil  .  .  Luit  devant  le  Tres-Haut  (Fontanes).  Lat.  Vos, 
romanus  exercitus  (Liv.  7,  40). 

3.  Nicht  ungewöhnlich  ist  die  Beziehung  der  Apposition  auf  einen  nur  durch 
ein  zueignendes  Fürwort  angedeuteten  Substantivbegriff,  wenn  derselbe 
schon  in  einem  anderen  Satze  genannt  ist:  Ho  mme  digne  d'etre  ne  dans 
une  republique  .  .  ses  talents  n'etaient  pas  superieurs  (Mignet).  Charles- 
Quint  .  .  avait  cruellement  persecute  les  reformes  des  Pays-Bas;  mais, 
Flamand  de  coeur  comme  de  naissance,  son  administration  avait  ete 
en  general  bienveillante  et  habile  (Durly). 

4.  Bisweilen  ist  aus  einem  Infinitiv  ein  unbestimmtes  (allgemeines)  Subjekt 
zu  entnehmen,  worauf  die  Apposition  bezogen  wird:  Mieux  jour  et  nuit  vau- 
drait  tenir  l'aiguille,  que  faible  echo,  mourir  en  de  vains  sons  (Berangee). 

5.  Endlich  tritt  das  appositive  Substantiv  auch  zu  ganzen  Sätzen  und  Satz- 
gefügen; s.  oben  S.  328.  Hier  ist  die  Apposition  als  prädikativer  Nominativ 
anzusehen:  Sans  etre  sorti  de  son  palais,  mon  pere  parlait  cinq  langues, 
chose  que  les  etrangers  admirent  en  nous  (Segür).  Elle  m'avait  devoile 
son  äme,  et  la  mienne  s'etait  ä  demi  refermee.  Faible  malheur  sans 
deute  pour  la  jeune  millionnaire,  mais  bonheur  veritable  pour  moi 
(0.  Fel'illet).  Im  Lateinischen  wechselt  der  Nominativ  mit  dem  Akkusativ. 
Im  Aligemeinen  ist  diese  Apposition  im  Französischen  häufiger  als  im 
Lateinischen. 

Das  appositive  Substantiv  hat,  wie  das  appositive  Adjektiv,  bisweilen 
Bestimmungen  bei  sich,  welche  dem  entwickelten  Satze  angehören,  an  den 
es    erinnert,    namentlich    Konjunktionen    und    Adverbien:    Comme    avocat 


518     Dritt.  Thl.   Syntax.    Erst.  Abschu.    Die  Wortfügung.    III.  Attrib.  Satzbest. 

inscrit  sur  notre  tableau,  11  connait  les  lois  (Dupin).  Et  bien 
qu'anlmal  sans  vertu,  II  faisait  trenibler  tout  le  monde  (La  Fontaine). 
Ce  prince,  quoique  gendre  de  Louis  XI  .  .  avait  vecu  dans  Fadversite 
(SisMONDi).  Nous  traversämes  le  lit  d'ua  torrent  .  .  probablement  le 
Cephise  Eieusinien  (Chateaubb,).  So  auch  das  Adjektiv  und  Particip: 
Ce  sont  des  gens  brusques  .  .  qui,  bien  qu'oisifs  et  sans  aucune  affaire  .  » 
vons  expedient  en  peu  de  paroles  (La  Brdyere).  Les  fils  de  ce  roi,  Quoique 
nes  de  mon  sang,  sont  etrangers  pour  moi  (Racine).  Hier  geht  die 
Apposition  in  das  zusammengezogene  Satzgefüge  über.  Lat.  Societatem  cum 
rege  Pyrrho,  ut  parum  salubrem,  iniri  dissuasit  (Süet.,  Tib.  2). 

192.  b.    Das   appositive   Eigenschaftswort. 

Es  ist  als  ein  selbständiges  Satzglied  theils  nach,  theils  vor  seinem  Sub- 
stantivbegriffe, äusserlich  meist  an  der  Pause  zu  erkennen,  durch  welche  es 
davon  geschieden  wird:  La  nature,  plus  belle  et  plus  riante,  invite  aux 
sentiments  les  plus  doux  (Picard).  Un  grand  fleuve  .  .  Tantot  lent,  11 
serpente  entre  des  pres  fleuris  .  .  Tantot  rapide,  il  s'enfle  (Aenault). 
Auch  der  Superlativ,  welcher  seinem  Substantive  nachsteht,  hat  ganz  den 
Charakter  der  Apposition:  Racine  .  .  sera  regarde  comme  le  poete  le  plus 
parfait  qui  alt  ecrit  (La  Habpe).  Diese  Stellung  und  grammatische  Be- 
deutung des  Superlativ  ist  ganz  der  des  Positiv  mit  dem  Artikel  ähnlich 
(in  Pepin  le  Bref),  welche  das  Altfranzösische  auch  sonst  anwendet.  VgL 
Propinquum  nostrum,  Crassum,  illum  divitem  (Cic,  Or.  1,  37). 

193.  c.    Das  appositive   Fürwort  und   Zahlwort. 

Diese  Apposition  ist  da  anzutreffen,  wo  durch  Fürwort  oder  Zahlwort  eine 
erläuternde  Bestimmung  zum  Substantivbegriffe  gesetzt  wird;  die  blosse  Ver- 
doppelung des  Fürwortes  (s.  S.  416)  gehört  nicht  hierher.  Die  Pause  wird 
meist  nicht  in  der  Schrift  angedeutet,  und  sie  tritt  auch  in  der  Aussprache  oft 
wenig  hervor,  wie  die  Erinnerung  an  eine  entwickelte  Satzbestimmung  hier 
im  Allgemeinen  ferner  liegt. 

1.  Das  Fürwort  und  Zahlwort  treten  als  erweiternde  und  erklärende 
Bestimmungen  ein:  Leur  reine  elle-meme  .  .  revet  un  habit  de  guerre 
(L.-P.  Seglr).  Nous  les  enJevames  tous  les  deux  (Le  Vaillant),  D'autres 
puissances,  qui  toutes  sont  en  effet  plus  ou  moins  ä  craindre  (A.  Chenieb);^ 
so  auch  namentlich  das  Fürwort  mit  einer  Ordinalzahl:  Le  roi  de  Pologne 
n'eut  que  le  temps  de  monier  ä  cheval  lui  onzieme  (selbeilft)  (Voltaire). 
Et  lui  cinquieme,  il  fait  face  ä  des  milliers  de  Russes  (Segür). 

So  erscheint  auch  tel,  mit  seinem  elliptisch  gebrauchten  Korrelat  quel 
verbunden,  in  volksthümlicher  Rede  (s.  oben  S.  171):  Teile  quelle,  cette 
action,  dans  le  livre,  emprunte  une  valeur  particuliere  du  caractere  de  Xavier 
(Revce  d.  d.  M.  1885).  Teile  quelle,  je  me  felicite  d'avoir  vu  cette 
rarete  (Ead.). 

2.  Oft  dient  die  Apposition  dazu,  einen  Kollektiv  begriff  oder  einen  Plural  zu 
zerlegen  oder  distributiv  darzustellen:  La  fortune  nous  a  persecutes,  lui 
et  moi  (Fenelon).  II  nous  doit  cette  somme,  ä  nous  et  ä  nos  associes 
(Gib.-Düvivier).  Votre  pere  et  moi,  nous  avons  ete  lougtemps  ennemis 
Tun  de  l'autre  (Fenelon).  II  y  a  deux  sortes  de  ruines:  Tun  l'ouvrage  du 
temps,  l'autre  l'ouvrage  de  l'homme  (Chateaubb.).  Ces  deux  hommes  se 
trompent  Tun  l'autre  (Laveaüx).    Tout  le  monde  se  confiait  Tun  k  l'autre 


§§  192.  193.     Apposition.     Eigenschaftswort,  Fürwort  und  Zahlwort.       519 

cette  nouvelle  (Rclhieres).  Lat.  Uli  a  negotiis  publicis  totes  se  alii  ad 
poetas,  alii  ad  geometras,  alii  ad  rausicos  contulerunt  (Cic,  Or.  3,  15). 
Noxii  ambo,  alter  in  alterum  causam  conferunt  (Liv.  5,  11). 

Dahin  gehört  auch  chacun  (selten  chaque,  s.  S.  167)  als  Apposition: 
Ils  ont  rempli  chacun  leur  devoir.  II  faut  remettre  ces  livres-lä  chacun 
ä  sa  place.  Ils  apporterent  des  offrandes  au  temple  chacun  selon  ses 
moyens  (Acad.).  Nous  allämes  nous  reposer  chacun  de  notre  cöte  (Lk  Sage). 
Tous  les  juges  ont  opine  chacun  Selon  ses  lumieres  oder  leurs  lumieres 
(Laveaux).  Die  Attraktion  der  Zeitwörter  durch  chacun  wie  durch  das 
lateinische  quisque  in:  Pictores  et  poetae  suum  quisque  opus  a  vulgo 
considerari  vult  (Cic,  Otf.  1,  41)  findet  im  Französischen  nicht  statt. 
Hierbei  ist  zu  bemerken,  dass  ein  Possessivpronomen  in  der  adverbialen  Satz- 
bestimmung in  diesem  Falle  theils  dem  vorangehenden  Substantiv  in  der 
Mehrzahl,  theils  dem  distributiven  Singular  chacun  folgt.  Der  Sprach- 
gebrauch und  die  Grammatiker  sind  über  die  Anwendung  des  singiilarischen 
oder  pluralischen  Fürwortes  nicht  einig.  Doch  steht  im  Allgemeinen  Fol- 
gendes fest: 

«.  wenn  ein  transitives  Zeitwort  mit  seinem  Objekte  dem  appositiven 
chacun  vorangeht,  so  werden  die  anderweitigen  adverbialen  Satz- 
bestimmungen auf  chacun  bezogen;  folgt  dagegen  das  Objekt  dem 
zwischen  Verb  und  Objekt  gestellten  chacun,  so  richtet  sich  das  Pro- 
nominaladjektiv nach  dem  pluraüschen  Subjekt; 
ß.  wenn  das  Zeitwort  intransitiv  ist,  so  wird  ein  im  Satze  vorhandenes 
Possessivpronomen  gewöhnlich  auf  chacun  bezogen. 


520  Dritt,  ThI.     Syntax.     Zweiter  Abschnitt.    Die  Satzfügung. 


Zweiter  Abschnitt. 

Die  Lehre   von   der   Satzfügung. 

194.  Die  Satzfügung  im  Allgemeinen.  Die  Lehre  von  der  Satzfügung 
hat  das  grammatische  Verhältniss  der  auf  einander  bezogenen  und  für  die 
Vorstellung  zu  einem  Ganzen  verbundenen  Sätze  zu  ihrem  Gegenstande. 
Diese  stehen  zu  einander  entweder  im  Verhältnisse  der  Beiordnung  oder 
der  Unterordnung.     S.   S.  240. 

Der  Unterschied  des  grammatischen  uud  des  logischen  Verhältnisses  der  Sätze 
ist  am  angeführten  Orte  dargelegt.  Die  Verknüpfung  der  beigeordneten  Sätze  ge- 
schieht durch  die  Bindewörter,  die  des  Hauptsatzes  mit  seinem  Neben- 
satze durch  die  Fügewörter.  Wenn  die  Beziehung  beigeordneter  Sätze  ohne 
Vermittelung  der  Bindewörter  vorausgesetzt  wird,  so  entstehen  asyndetische 
Sätze;  die  verknüpften  Sätze  werden  syndetische  genannt. 


I.  Eapitel. 

Von  der  Beiordnung  der  Sätze. 

195.  Li  der  grammatischen  Beiordnung  erscheinen  die  Sätze  theils 
vollständig,  theils  unvollständig.  Wenn  nämlich  dasselbe  Satzglied 
in  mehreren  Sätzen  wiederkehren  müsste,  so  wird  es  gewöhnlich  nicht 
wiederholt,  wo  ihm  nicht  ein  besonderer  Nachdruck  gegeben  werden  soll. 
Dadurch  entstehen  zusammengezogene  Sätze,  welche  im  Verhältnisse 
der  Beiordnung  durch  das  Streben  nach  Vereinfachung  der  Rede  zu  einer 
sehr  gewöhnlichen  Erscheinung  geworden  sind.  Sie  treten  sowohl  für 
syndetisch  wie  für  asyndetisch  beigeordnete  Sätze  ein.  Wir  betrachten 
demnach  zunächst  A.  die  Zusammen ziehung  beigeordneter  Sätze,  B.  die 
syndetische  und  C.  die  asyndetische  Beiordnung. 

196.  A.  Die  Zusammenziehung  beigeordneter  Sätze.  Sie  gewährt  entweder 
eine  Verschmelzung  der  Sätze,  oder  das  eine  Satzglied,  welches  im 
Zusammenhange  mit  dem  anderen  verständlich  wird,  erscheint  als  ein 
verkürzter  Satz.  Das  Erstere  findet  namentlich  da  statt,  wo  der  Verbal- 
begriff an  seiner  Form  die  Zusammenfassung  ausdrückt. 

1.  Verschiedene  Subjekte  können  unter  einen  Thätigkeitsbegriff  zu- 
saramengefasst  werden;  entweder  kollektiv:  L'honneur  et  la  justice  sont 
entierement  bannis  de  ce  monde  (Boiste).  La  plus  longue  patience  et 
la  plus  robuste  obstination  doivent,  l'une  et  l'autre,  finir  tot  ou  tard 
(A.  DE  Messet).  Vieillards,  femmes,  enfants  aecouraient  vers  le  temple 
(Fontanes).  Dans  la  Saison  d'amour  et  l'epoux  et  l'epouse  ont  le  meme 
sejour  (Delille);    oder    distributiv:    Le   bien    ou   le  mal  se  moissonne 


I.  Kap.     Beiordnung;.     §  19G.     A.    Zusammenziehung-  beigeordneter  Sätze.      521 

Selon  qu'on  seme  ou  le  mal  ou  le  bien  (La  Motte).  Dabei  wird  das  Verb  zu- 
weilen nur  auf  eins  der  Sulijekte  unmittelbar  bezogen;  dies  wird  nothwendig, 
wenn  demselben  Verb  in  den  einzelnen  Sätzen  verschiedene  Bestimmungen  zu 
kommen:  Notre  merite  nous  attire  la  iouange  des  honnetes  gens,  et  notre 
etoile  Celle  du  public  (La  Rochefoucauld).  L'un  veut  plaider  toujours, 
Tau tre  toujours  j liger  (Racink).  Lat.  Conon  plurlmum  Cypri  vixit,  Iphicrates 
in  Thracia,  Chares  in  Sigeo  (Nep.  12,  3).  Es  geschieht  aber  auch  sonst,  s. 
oben  S.  379  ff.  Das  Verb  kann  hier  auch  in  Nichtübereinstimmung  mit  einem 
folgenden  Subjekte  stehen:  J'aimais,  jetais  aimee,  et  nos  peres  d'accord 
(Corneille).  La  petite  retouruera  k  Paris,  nous  k  Paris,  et  tout  sera 
dit  (A.  DE  Musset).  Aussitot  l'ordre  regne,  et  avec  l'ordre  tous  les  bien- 
faits  de  l'unite  (Laboclaye). 
}.  Ein  Thätigkeitsbegriff  enthält  verschiedene  erweiternde  Bestim- 
mungen: 

a)  verschiedene  prädikative  Bestimmungen:  Je  serai  pour  toi  et  famille 
et  patrie  (Dumas).  II  est  riebe,  mais  avare  (Acad.).  Dahin  gehört 
auch  die  Zusammenziehung  passiver  Verbalformen:  Cinq  cents  tetes  .  . 
furent  etalees  aux  yeux  du  grand-visir  et  promenees  autour  de  la  place 
(Darc).  Lat.  Cupiditas  tollenda  est,  atque  extrahenda  radicitus  (Cic, 
Ein.  2,  9).   Summa  dicendi  vis  et  inventa  est  et  perfecta  (Cic,  de  Or.  1,4). 

b)  verschiedene  adverbiale  Bestimmungen:  II  donne  aux  uns  la  crainte, 
aux  autres  l'esperance  (Fontanes).  Les  affaires  ne  se  jouent  plus 
aux  echecs,  mais  aux  cartes  (V.  Hugo).  Quand  et  conime  il  vous 
plait  (Corneille).  Dazu  gehören  auch  die  Participialformen  der  mit  avoir 
zusammengesetzten  Zeitformen:  Les  emotions  .  .  qui  avaient  precede, 
accompagne  et  suivi  mes  vaines  recherches  (V.  Hugo).  La  Saison  avait 
ralenti,  mais  non.  suspendu  les  attaques  (Daru).  Diese  Nichtwiederholung 
des  Hülfszeitwortes  ist  sehr  gewöhnlich,  obwohl  nicht  stete  Regel. 

Zuweilen  wird  das  Zeitwort  als  ein  in  sich  abgeschlossenes  Verb  ia 
einem  folgenden  Gliede  noch  einmal  mit  einer  adverbialen  Bestimmung  im 
Gedanken  wiederholt:  La  question  prealable  fut  demaudee,  mais  faible- 
ment  (Mignet).  Lat.  At  laudat,  et  saepe,  virtutem  (Cic,  Tusc.  3,  20). 
3.  Mehrere  Thätigkeitsbegriffe  werden  auf  ein  gemeinsames  Subjekt 
bezogen:  Tout  un  monde  qui  hurle  et  bouillonne  et  conspire  (V,  Hugo). 
Les  anciennes  hymnes  .  .  ont  le  merite  de  la  simplicite,  mais  n'ont  qua 
celui-lä  (Marmontel).  Die  Wiederholung  des  Subjektes  tritt  besonders 
dann  ein,  wenn  das  Subjekt  ein  Fürwort,  häufiger  noch,  wenn  es  ein  per- 
sönliches Fürwort  ist,  nicht  nur  in  asyndetischen,  sondern  auch  in  syn- 
detischen Sätzen.  Doch  unterbleibt  in  beiden  Fällen  oft  die  Wiederholung 
des  Fürwortes,  namentlich  wenn  die  Zeitform  der  Verben  dieselbe  ist: 
J'obeis  et  reviens  sur  mes  pas  (Reg.nard).  Tu  leur  commandes  et  leur 
obeis  (Montesquieu).  II  effraya,  mais  fit  horreur  (De  Vigny);  in  asynde- 
tischen Sätzen  bei  der  lebendigen  Vergegenwärtigung  der  Folge  oder  Abwechse- 
lung der  Tbätigkeiten:  II  prit,  quitta,  reprit  la  cuirasse  et  la  haire  (Vol- 
taire). Bei  der  Ungleichheit  der  Zeitformen  fordern  die  Grammatiker 
die  Wiederholung  des  Fürwortes;  der  Sprachgebrauch  ist  der  Auslassung  nicht 
entschieden  abgeneigt:  Je  vous  obeirai..Et  mets  bas  le  respect  (Corneille). 
Je  Tai  aiine  et  l'aime  encore  (Gramm.  Nat).  Je  suis  et  serai  toute  ma 
vie,  madame,  etc.  (Courier). 


522     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Z^^eit.  Abschn.     Die  Satzfügung.     I.  Beiordnung. 

4.  Verschiedene  Thätigkei tsbegriffe  können  auf  dieselben  prädikativen 
oder  adverbialen  Bestimmungen  bezogen  sein:  L'ceil  du  sage,  lui  seul, 
voit,  discerne,  mesure,  Surprend  Thomme  echappant  des  mains  de  la 
nature  (JIillevoye).  La  cour  autour  de  vous  ou  s'eloigne,  ou  s'empresse 
(Raciink).  Dabei  verlangt  jedoch  das  Französische  die  Wiederholung  der  per- 
sönlichen Fürwörter:  Tout  ce  que  j'aper(;ois  nie  charme  et  m'interesse 
(La  Harpe).  Je  vous  perdrai  donc  et  ne  vous  verrai  plus  (Parseval-Grand- 
maison).  Colomb  les  soutient,  les  console  (Millevote).  Peiguez-les-moi  . . 
ou  bien  me  les  ruontrez  (La  Fontaine).  Selten  weichen  Dichter  in  dieser 
Beziehung  ab:  Je  le  crains  et  souhaite  (Corneille).  Dena  Altfranzösischen 
ist  die  NichtWiederholung  auch  der  Person  nicht  fremd. 

5.  Im  adversativen  Verhältnisse  kommt  es  vor,  dass  ein  negatives  Satzglied 
im  unvollständigen  Satze  affirmativ  gedacht  wird:  Le  flambeau  de  la  cri- 
tique  ne  doit  pas  brüler,  mais  eclairer  (Favart).  Das  Lateinische  geht  darin 
viel  weiter,  indem  es  nach  negativen  Begriffen,  wie  nolo,  nego,  nescio, 
nemo  etc.,  die  affirmativen  volo,  aioetc.  im  abgekürzten  Satze  denken  lässt: 
Nolo  existimes  me  adjutorem  huic  venisse,  sed  auditorem  (Cic,  N.  D.  1,  7). 

197.     B.    Die  syndetische  Beiordnung.    Hier   gelten    die    einzelnen  Sätze 
oder  Satzglieder  (wie  sie  in  der  Zusammenziehung  der  Sätze  vorkommen) 
grammatisch  als  einander  gleichstehend,    während   das   logische  und  rheto- 
rische Verhältniss  derselben  nach  mehrfachen  Gesichtspunkten  verschieden 
sein   kann. 
a.  Die  kopulative  Beiordnnug'.    Sie  wird  durch  die  anreihenden  Bindewörter 
bewerkstelligt,  wodurch  im  Aligemeinen  die  einzelnen  Glieder   mit   einander 
gesetzt  oder  aufgehoben  werden. 

1.  ß.  Die  Anreihung  von  Sätzen  oder  Satzgliedern,  als  mit  einander  harmoni- 
renden  T heilen  eines  Ganzen,  wobei  der  anderweitige  relative  Werth 
der  Theile  nicht  in  Betracht  kommt,  wird  durch  et  bezeichnet:  Les  cen- 
seurs  qui  contrarient  nos  penchanfs  et  qui  nous  avertissent  de  nos 
erreurs  (L.-P.  Segur).  Le  nom  de  ce  roi  rappelle  le  faste  et  l'opu- 
lence  (Id.). 

Zu  der  Gleichheit  des  Rangverhältnisses  wird  keineswegs  die  Gleich- 
artigkeit der  verbundeneu  Redetheile  gefordert:  Les  veritables  sages 
vivent  entre  eux  et  tranquilles  (Voltaire).  Ils  revinrent  .  .  sur 
la  plate-forme  lentement  et  en  causant  (De  Vigny).  Tant  il  etait 
homme  juste  et  de  bon  cceur  (G.  Sand).  Des  mauxplus  grands  en- 
core  et  qu'il  ne  connait  pas  (Ducis).  Le  fameux  Grison,  grand 
homme  en  son  genre  et  qui  semble  avoir  suivi  Xenophon 
sur  plus  d'un  point  (Cherbuliez). 

Zuweilen  findet  sich  et  zu  Anfang  eines  in  sich  abgeschlossenen 
Satzes  oder  Satzgefüges.  Dies  geschieht  entweder  mit  Rückbeziehung 
auf  einen  Gedanken  des  Redenden  oder  eines  Dritten:  Ah!  j'y  cours 
de  ce  pas  .  .  Et  Bonnard,  que  j'attends  .  .  S'il  arrivait!  (Delavigne)  Je 
connais  l'assassin,  —  Et  qui,  madame?  —  Vous  (Racine).  So  auch  im 
Lateinischen:  Sed  estne  iste  noster  Parmeno?  et  certe  ipsus  est  (Ter. 
Eun.  5,  5,  4);  —  oder  der  Redende  bezieht  sich  auf  einen  verschwie- 
genen Gedanken:  Le  visir  ne  sut  que  fondre  en  larmes.  Et  toi,  dit-il, . . 
ne  peux-tu  me  secourir?  (Salvandy)  Et  voilä  que  tout  d'un  coup  .  . 
(Acad.). 


§  197.     B.    Syndetisi'he  Beiordnung^;  kopulativ.  523 

Das  Altfranzösische  gebrauchte  statt  et  auch  si  (sie)   und   et  si  zur 
Anreihung   von   Sätzen;    davon    sind    iiu  Neufranzösischen  einige 
Spuren  im  gemeinen  Leben  übrig,    doch    wird    hier    si   und  et  si  meist 
adversativ  gefasst:    Vous  avez  beau  reculer,  si  faudra-t-ii   que  vous  en 
passiez  par  lä,  (Acad.).  —  Je  souffre  plus  que  vous,  et  si  je  ne  me  plains 
pas  (Ead,).     Vgl.  lat.  Dico  med  esse  atriensem.     Sic  hoc  respondit  mihi 
(Plaut.,  Asin.  2,  2,  85). 
ß.  Nach  seinem  Inhalte  betrachtet,  kann  das  angereihte  Glied 
a«.  ein  Gegensatz  oder  ein   adversatives  Glied  sein:    Quoi!    tu  connais 
TamGur   et  tu   n'es  pas  humain!    (Dücis)     Lat.  Summa  jam  senec- 
tute  est,  et  quotidie  commentatur  (Cic,  ür.  3,  23).    So  besonders 
nach  negativen  Sätzen  im  Französischen  wie  im  Lateinischen.    Dahin 
gehört  auch  et  non;  s.  oben  S.  482. 
ßß.  oder   eine    erläuternde    und    steigernde  Bestimmung:   J'avoue  et 
hautement,  monsieur,   que  je  le  suis  (Corneille).    Chez  ma  sorciere 
il  va  nieuie  des  hommes,  Et  beaucoup  (Andrieüx).    Lat.  Magna  vis 
est  conscientiae    et    magna  in  utramque   partem  (Cic,  Mil.  23); 
vgl.  §  196.  2. 
yy.  oder  eine  Folge,  besonders  nach  einem   Heischesatze,  oder  einem 
Satze  mit  dem  Konjunktiv,    welcher  eine  Annahme  (Bedingung)  aus- 
drückt:    Oh!    redis    roon    nom    ainsi,    encore,    et    j'oublierai    tout 
(DcMAs);  elliptisch:  Des  vaisseaux  et  je  pars  (Millevove).  —  Vienne 
encore   un    proces,    et  je    suis    acheve  (Corneille).     Lat.  Huic  .  . 
impinge    lapidem;     et     dignum     accipies     praemium     (Phaedr. 
3,  5,  6).     Das  Altfranzösische    knüpfte  den  Nachsatz  überhaupt  auch 
mit    et  an,    wie   das    Lateinische    oft    mit    atque    (Virg.,   G.  1,  200); 
das    Neufranzösische    kennt    diesen    Gelirauch    nicht    mehr;    denn    in 
Sätzen  wie:  Plus  j'y  retiechis,  et  moins  je  tvouve  cette  scene  naturelle 
(Voltaire),  sind  in  der  That  nur  zwei  Hauptsätze  verbunden. 
y.  Eine    Wechselbeziehung    wird    durch    die    Wiederholung  des    et    vor 
jedem    einzelneu  Gliede  hervorgebracht,   d.  h.  der  Redende  knüpft  bereits 
das  erste  Glied  im  Gedanken    an    das    folgende    an:    Et    le    riebe    et  le 
pauvre  et  le  fort  Vont  tous  egalement  .  .  ä  la  mort    (Voltaire).     Mais 
une    femme    et    tendre    et  belle  et  sage  De  la  nature  est  le  plus  digne 
ouvrage  (Id.).     So  verbindet  das  Lateinische   die   Glieder  durch  et  —  et, 
que  —  que,  et  —  que,  que  —  et. 

Verschieden  von  diesen  in  Wechselbeziehung  stehenden  Gliedern  sind 
Polysyndeta  oder  die  einem  vorangehenden  Gliede  mit  wiederholter 
Konjunktion  angeknüpften  Glieder  zur  Veranschaulichung  ihrer  Häufung: 
Le  beau  temps  et  la  pluie,  et  le  froid  et  le  chaud  Sont  des  fonds  qu'avec 
eile  on  epuise  bientöt  (MoliilBe).  So  auch  im  Lateinischen,  vgl.  Cic, 
Mil.  11.  Gewöhnlich  wird  nämlich  sonst  nur  das  letzte  Glied  einer  Reihe 
mit  et  angeknüpft:  Buvez,  mangez,  dormez,  et  faisons  feu  qui  dure 
(Racine).  L'airain,  le  marbre  et  Tor  frappaient  Rome  eblouie  (Delille). 
Ueher  die  Mischung  der  syndetischen  und  asyndetischen  Anreihung  s. 
unten  C. 

Wenn  diese  Wechselbeziehung  partitiv  gefasst  werden  soll,  so  be- 
dient man  sich  der  adverbialen  partie  .  .  partie  {iär  partim)  und  mit 
Bezug  auf  wechselnde  Geltung  tantöt  .  .  tantot.  Das  Altfrauzösische 
brauchte    das    dem  lateinischen  qua  .  .  qua   entsprechende    que  .  .  que 


524      Dritt.  Till.     Syntax.    Zweit.  Abschn.     Die  Satzfiigung.    I.  Beiordnung. 

partitiv,  welches  noch  in  volksthümlicher  Rede  vorkommt:    II   s'acquitte 
de  son  emploi  que  bien  que  mal  (Acad.). 

198.  2.  Zur  Bezeichnung  der  gemeinsamen  Aufbebung  der  Sätze  oder 
Satzglieder  dient  iii. 

a.  Dies  Bindewort  erscheint  anknüpfend  nur  nach  einem  verneinten 
Satze:  Je  ne  crois  pas  qu'il  vienne,  ni  meme  qu'il  pense  ä  venir  (Acad,). 
Lat.  Nihil  est,  quod  seosum  habet,  quin  intereat;  .  .  nee  uUum  animal 
est  sine  sensu  (Cic,  N.  D.  3,  13).  Hier  ist  indessen  auch  die  Anknüpfung 
mit  et  gestattet:  Rien  n'est  si  aise  et  si  commun  que  de  calomnier  ä 
demi-mot  (La  Harpe).  In  diesem  Falle  verbindet  sich  die  Negation  nur 
mit  dem  Verb;  die  durch  et  verbundenen  Glieder  bilden  eine  Gesammt- 
heit,  worauf  der  verneinte  ThätigkeitsbegrifF  bezogen  wird. 

Wird  an  einen  verneinenden  Satz  ein  bejahender  gereiht,  so 
steht  noth wendig  et:  On  lui  rapportait  aussi  que  les  chevaux  .  .  ne 
voulaient  plus  manger  et  versaient  des  pleurs  (Michelet).  Auch  wird  et 
gebraucht,  wenn  ein  verneinender  Satz  an  einen  bejahenden  ge- 
knüpft ist:  Elles  aimaient  autant  et  ne  pleuraient  pas  moius  (De  Vigny). 
Die  Anknüpfung  eines  verneinenden  Satzes  an  einen  bejahenden  durch 
ni,  welche  im  Altfranzösischen  gestattet  war,  wie  im  Lateinischen  durch 
negue,  nee  (Opinionibus  vulgi  rapimur  in  errorem,  nee  vera  cernimus 
[Cic,  Leg.  2,  17]),  ist  im  Neufranzösischen  nicht  mehr  gestattet.  Uebrigens 
s.  S.  485. 

ß.  Eine  Wechselbeziehung  negativer  Glieder  wird  durch  ne  .  .  ni  (ne) 
und  ni  . .  ni .  .,  wie  im  Lateinischen  durch  negue  .  .  negue,  ausgedrückt, 
wobei  auch  ein  einseitiger  Wegfall  des  Bindewortes  eintreten  kann. 
S.  das  Nähere  oben  S.  484. 

Zu  bemerken  ist  indess  noch,  dass  dem  ni  in  dieser  Wechsel- 
beziehung (auch  wo  es  nur  einmal  gesetzt  ist),  trotz  der  gleichmässigen 
Aufhebung  der  Glieder,  zugleich  ein  disjunktiver  Sinn  zukommt,  bei 
dem  die  gegenseitige  Ausschliessung  der  Glieder  zugleich  vorschwebt. 
Soll  diese  entschieden  abgewehrt  werden,  so  muss  statt  ni  vielmehr  et 
gewählt  werden.  Vgl.  Le  Senat  et  le  peuple  romain  n'oublient  ni  les 
Services  ni  les  injures  (Vertot)  mit:  Ni  le  Senat  ni  le  peuple  romain 
(oder:  le  Senat  ni  le  peuple)  n'oublient  les  Services  et  les  injures,  wobei 
einerseits  die  gegenseitige  Ausschliessung  verbundener  (senatus  populus- 
que  Romauus)  und  andererseits  die  Zusammenfassung  einander  aus- 
schliessender  Glieder  (les  Services  —  les  injures)  der  Vorstellung  zunächst 
liegen  würde. 

199.  3.  Soll  die  Anreihung  die  Vermehrung  der  Glieder  durch  ein  gleich 
wichtiges  oder  bedeutsameres  ausdrücken,  so  werden  aussi,  non  plus 
und  encore  zur  Anknüpfung  verwendet. 

«.  aussi  als  Ausdruck  der  Gleichheit  (aliud  sie)  reiht  gleichstellend  an 
und  deutet,  dem  lat.  ywoy«e  entsprechend,  einen  Zusatz  an:  Rene  mort! 
sa  petite  fille  va  bientot  uiourir!  Chactas  qui  s'en  va  aussi!  (Chateadbb.) 
Vous  le  voulez,  et  moi  aussi  (Acad.). 

Das  angeknüpfte  Glied  enthält  oft  den  Grund  oder  die  Folge  des 
vorigen,  und  wird  alsdann  namentlich  bei  der  Begründung  häufig  von 
bien  begleitet:    Vous  fächez  la  Reine..;   vous  avez  ete  trop  loin  aussi 


§  199.     Syndetische  Reiorrlniinp;  kopulativ.  525 

(De  Vigny),      Je    ne  veiix  point  y  aller;    aussi    bien    est-il    trop    tard 
(AcAD.).  —  Ces  etoftes  sont  heiles,  aussi  coiitent-elles  eher  (Acad.). 

In  diesem  Falle  steht  es  auch  nach  einem  negativen  Gliede: 
Le  titre  par  lequei  iis  le  possedent  n'est  .  .  que  la  fantaisie  de  ceux  qui 
ont  fait  les  lois.  Ils  n'ont  aussi  aucune  force  pour  le  posseder  sürement 
(Pascal). 

In  Fragen,  welche  den  vorangehenden  Satz  nachträglich  begründen 
oder  erläutern  sollen,  steht  aussi  oder  mais  aussi,  wie  auch, 
aber  auch:  L'Anglais  est  tombe  etrangle.  Aussi  pourquoi  ce  diable 
d'homme  s'acharne-t-il  apres  moi  .  .?  (V.  Hcgo)  11  a  ete  vole  la  nuit; 
mais  aussi  pourquoi  n'a-t-il  personne  pour  garder  sa  niaison?  (Acad.) 
Vor  aussi  kann  auch  et  stehen,  wobei  aussi  als  Adverb  und  nicht 
zugleich  als  Bindewort  auftritt:  Nous  vous  disons  que  vous  ayez  ä  rendre 
.  .  les  villes  et  chäteaux  que  vous  lui  avez  pris,  et  aussi  son  argent 
(Barante).  Dugast!  et  toi  aussi  tu  volais  comme  moi  ä  un  rendez- 
vous  d'amour  (Dumas). 

Zur  Anknüpfung  negativer  gleich  wichtiger  Glieder  an  andere 
negative  Glieder  gebraucht  das  Neufranzösische  nicht  mehr,  wie  das 
AltlVanzüsische,  ne  .  .  aussi;  dies  ist  nur  nach  einem  affirmativen 
Gliede  üblich:  Ma  douleur  serait  trop  mediocre,  si  je  pouvais  vous  la 
depeindre;  je  ne  l'entreprendrai  pas  aussi  (Mme  de  Sevigne). 

Doch  finden  sich  auch  noch  Beispiele  des  alten  Gebrauches  nach 
negativen  Sätzen:  Je  n'ai  point  de  bien,  vous  re'en  avez  point  aussi 
(Moliere).  La  faveur  du  prince  n'exclut  pas  le  merite  et  ne  le  suppose 
pas  aussi  (La  Buuyere). 

non    plus    steht  im  Sinne  des  altfranzösischeu  ne  .  .  aussi  nach  ver- 
neinenden Sätzen;  s.  oben  S.  482. 
.  encore  steht  gleich   dem   lateinischen  adhuc,  namentlich  in  der  Volks- 
sprache   (Plaut.)    und    im    uachaugusteischeu   Zeitalter    (st.    quoque    und 
etiam). 

acc.  Es  ist  wesentlich  nicht  von  aussi  verschieden,  wo  ein  gleichstehendes 
Glied  hinzugefügt  wird,  bewahrt  jedoch  mehr  den  Charakter  des 
Adverb  als  aussi:  11  imposa  aux  Venitiens  l'obligation  .  .  II  voulut 
encore  que  les  Florentins  accordassent  une  amnistie  sans  reserve  etc. 
(SisMONüi).  Monsieur  le  president,  dis-je,  est-ce  encore  lä  une  de 
ces  theories  que  vos  precedents  consacrent?  (Laboülayk)  Lat.  Unam 
rem  adhuc  a<ljiciam  (Sen.,  N.  Qu.  4,  8). 
ßß.  Dann  aber  dient  es  auch  besonders  und  im  steigernden  Sinne  nach 
aufwärts  wie  nach  abwärts  (noch  dazu)  ein  Glied  anzureihen:  Revolte 
oü  il  ny  a  eu  qu'un  volontaire  national  de  tue,  encore  l'a-t-il  ete 
par  ses  propres  camarades  (V.  Hcgo).  So  steht  es  oft  in  Verbindung 
mit  et:  Quelle  erreur  k  une  chretienne,  et  encore  ä  une  chretienne 
penitente,  d'orner  ce  qui  nVst  digne  que  de  son  mepris  (Bosslet), 
und  mit  mais;  s.  unten  S.  528.  Lat.  Punctum  est  quod  vivimus,  et 
adhuc  puncto  minus  (Sen.,  Ep.  49),  wie  et  etiam. 

Bei   komparativen  Begriffen    steht    es  ebenfalls    wie    adhuc: 
II  est  encore  plus  riche  que  son  frere.     Ils    exigent  encore  davan- 
tage  (Acad.).    Lat.  Amplior  adhuc  cumulus  accessit  (Slet.,  Tib.  17). 
Encore    steht    an    der  Spitze    hypothetischer  Sätze   in    der  Be- 
deutung einer  Steigerung    nach    abwärts,   die  oft  den  Charakter  eines 


526      Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Ahschn.     Die  Satzfügungr-     I-  Beiordnung. 

Wunsches  haben:    Encore  s'il  entendait  raison,    mais  non,   c'est  le 
plus  entete  des  hommes  (Nap.  Land.). 

De  plus  kann  bisweilen  dem  encore  ähnlich  verwendet  werden: 
Ses  juges  n'avaient  pas  le  droit  de  le  juger;  de  plus  il  etait  innocent 
(Dupin). 


200.  4.  Eine  Wechselbeziehung  affirmativer  oder  negativer  Sätze  und 
Satzbestimmungen,  worin  die  als  Theile  zu  einem  Ganzen  zusammen- 
gefassten  Glieder  einander  zugleich  gegenübergestellt  sind,  wird 
durch  nou  (pas  etc.)  senlement  .  .  mais  (mit  oder  ohne  folgende  Partikel) 
hervorgebracht. 

a.  Hier  wird  entweder  dem  mit  non  (pas  etc.)  seulement  (auch  non- 
seulement  mit  Bindestrich)  anhebenden  Gliede  ein  anderes  mit  mais 
und  einer  gleichstellenden  oder  steigernden  Partikel  (aussi, 
encore,  meme,  lat.  non  solum  [modo,  tantum],  sed  eiiam)  gegenüber 
gestellt,  so  dass  das  zweite  Glied  als  ergänzend  oder  überbietend  er- 
scheint: ün  chretien  doit  aimer  non  seulement  ses  amis,  mais  meme 
ses  ennemis  (Acad.).  Ces  peres  de  I'eglise  .  .  furent  non-seulement 
des  professeurs  eioquents,  mais  encore  des  hommes  politiques  (Cha- 
teadbr.).  Vgl.  oben  §165.  Die  Anreihung  mit  mais  aussi  war  im 
Altfranzösischen  sehr  geläufig,  im  Neufranzösischen  ist  sie  selten. 

ß.  oder  das  zweite  Glied  wird  mit  mais  allein  angeknüpft,  wobei  durch  das 
zweite  das  vorangehende  zwar  aufgehoben,  aber  zugleich  mitbefasst 
wird;  das  letzte  Glied  ist  umfangreicher  oder  inhaltreicher  als  das 
erste  und  überbietet  dasselbe.  Lat,  non  solum  .  .  sed.  Non  seule- 
ment il  n'est  pas  savant,  mais  il  est  tres  ignorant  (Acad,).  Le  parti 
whig  .  .  a  non-seulement  pour  lui  l'armee,  mais  le  parlement  (Scribe). 
üeber  die  Vertretung  des  non  seulement  durch  non  pas  seule- 
ment, ne  .  .  pas  seulement  s.  oben  S.  483.  Das  adversative  mais 
kann  selbst  fehlen:  Je  ne  viens  pas  seulement  de  la  part  du  peuple; 
je  viens  de  la  part  de  Dieu  vous  declarer  etc.  (Chateaubr.). 
Ueber  die  anreihenden  Bindewörter  s.  auch  §206. 

201.  b.  Die  disjunkÜTe  Beiordnung'.  Disjunktiv  verhalten  sich  die  bei- 
geordneten Glieder,  welche  eine  Gesammtsphäre  ausmachen,  wenn  sie  ein- 
ander in  der  Weise  ausschliessen ,  dass  nur  eins  derselben  Geltung  haben 
kann,  wobei  jedoch  die  Entscheidung  über  das  geltende  Glied  fehlt.  Das 
Lateinische  hatte  hier  die  Form  aut  und  daneben  vel,  ve,  sive,  wodurch 
der  sachliche  Gegensatz  von  dem  auf  subjektiver  Ansicht  und  Wahl  beruhen- 
den geschieden  wird.  Das  Französische  hat  die  Formen  ou  .  .  ou  und 
seit  .  ,  soit,  die  letzteren  subjektiver  Natur,  die  ersteren  jedoch  nicht  bloss 
die  objektive  Entgegensetzung,  wie  aui,  andeutend, 

1.  on  wird  entweder  (dies  jedoch  seltener)  vor  jedem  einzelnen  Gliede 
wiederholt,  oder  nur  dem  letzten  Gliede  beigegeben,  wie  die  nach- 
drücklichere Wechselbeziehung  neben  der  einseitigen  Anwendung 
der  Partikeln  aut,  vel  &tc.  auch  im  Lateinischen  üblich  ist:  Arme  contra 
un  perfide  ou  mon  bras  ou  le  tien  (Lemercier).  Quel  chemin  le  plus 
droit  ä  la  gloire  nous  guide,  Ou  la  vaste  science,  ou  la  vertu  solide? 
(Boileal)   Messieurs,  ou  la  maladie  vous  tuera,  ou  le  medecin,  ou  bien 


200.     Syndet.  Beiordn.    kopulativ.     §  201.    disjunktiv.     §  202.    adversativ.    527 

ce  sera  la  medecine  (Molierb).  —  Ayez  moins  de  frayeur  ou  luoins  de 
modestie  (Racisi;),  Le  roi,  l'äne  ou  moi,  nous  luourrons  (La  Fo.staine). 
Homme,  animal  ou  plante,  l'etre  fremit,  souffre  ou  jouit  (G.  Droz).  Geht 
die  Zahl  der  Glieder  über  zwei  hinaus,  so  sieht  ou  meist  nur  bei  dem 
letzten  Gliede. 

ou  kann  durch  das  Satzadverb  bien  verstärkt  werden,    welches    als 
der  Ausdruck  subjektiver  Einräumung  oder  Ansicht  erscheint. 
ß.   Die  disjunktive  Beiordnung  kann  auch  da  eintreten,  wo  die  Aufhebung 
der  Glieder  nicht  ihrem    Begriffe,    sondern    nur   ihrer   Form    nach 
stattfinden  soll:  so  kann  ein  Glied  als  Erklärung  des  anderen  angesehen 
werden:    Son  beau-frere,  ou  le  mari  de  ma  soeur.     La  iogique,  ou  la 
dialectique.     Byzance,    ou    Constantinople.     Byzance,    ou  bien   Con- 
stantinople  (Acad.).     Im  Lateinischen  hat  hier  sive  seine  Stelle. 
ß.  oder  es  kann  eine  Berichtigung    in    disjunktiver  Form   hinzugefügt 
werden;    dies  kann  geschehen,    wenn  durch    bien,   plutot   die  Wahl 
des  Redenden  angedeutet  ist.    Hier  kann  selbst  eine  Ueberbietung  des 
vorangehenden  Gliedes  durch  ou  meme  stattfinden:  AUez-y,  ou  bien 
j'irai   moi-meme  (Acad.).    C'est  par  Taifection  qu'on  en  adoucit  l'eflfet, 
ou  plutot  qu'on  Teiface  (Mme  de  Stael).  —  Cet  escarpement  vient 
de  Toronto,  ou   meme  de  plus  loin  (Volnet).     Ou  plutot  und  ou 
meme  entsprechen  dem  lateinischen  vel  potius,  vel  etiam. 
y.  ou  leitet  oft  einen  Satz  ein,    welcher   sich    logisch   zu  einem  voran- 
gehenden behauptenden  Satze,    oder    häufiger    zu   einem  Heischesatze, 
als  der  Hauptsatz  zu  einem  Bedingungssatze  verhält.    Zur  Herstellung 
dieses   Satzgefüges    hat    man    aus    dem    vorangehenden    bejahenden 
Satz  einen  verneinenden  hypothetischen  Satz,    und    umgekehrt  aus 
dem  verneinenden  einen  bejahenden,    zu   bilden.     Das  gramma- 
tische Verhältniss  der  Sätze    ist    aber   in    der    That    das    gewöhnliche 
disjunktive  zweier  Sätze,  zwischen  denen  die  Wahl  nicht  entschieden 
ist:    Je    connais    mal  Junie   ou  de  tels  sentiments  Ne  meriteront  pas 
ses  applaudissements  (Racine).     Parle  ou  c'est  fait  de  toi  (Parseval- 
Grandmaison),    N'attendez    rien    de    plus    ou    votre  attente  est  vaine 
(Corneille).     So    auch  mit  ou   bien:    II  payera,  ou  bien  il  ira  en 
prison  (Acad.). 
2.    soit  •  .  soit  (on)  stellt,  gleich  dem  lateinischen  sive  .  .  sive,  seu  .  .  seu, 
der  subjektiven  Wahl  frei,    eins  der  Glieder  für  das  allein    gültige 
zu  erkennen.     Das  verdoppelte    soit  ist  eigentlich  ein  doppelter  asynde- 
tisch wiederholter  Koncessivsatz ;    bei   soit  .  ,  ou  ist  nach  ou  wiederum 
soit  zu  suppliren:    Soit    d'argent,    soit    d'amis,    nous  n'en  manquerons 
pas   (Corneille).     Ceux    qui    out    leur   fetiche    avec    eux,    soit  qu'ils  le 
portent  aux  jambes  ou  aux  bras,  Tarrosent  d'un  peu  de  vin  (La  Harpe). 
Soit  stellt  zuweilen  zwei  disjunktive  Doppelglieder  einander   gegenüber: 
La  fortune  soit  bonne  ou  mauvaise,    soit    passagere    ou    constante,    ne 
peut  rien  sur  Tarne  du  sage  (Marmontel). 

Uelier  ni  .  .  ni  als  disjunktiv  s.  oben  S.  524. 

202.  c.  Die  adversative  Beiordnung.  Ein  voranstehendes  Glied  wird 
durch  ein  entgegengesetztes  entweder  beschränkt,  oder  es  wird  an  die 
Stelle  eines  aufgehobenen  ein  anderes  gesetzt.  Die  Beziehung  beider 
wird  nur  an  dem  entgegengesetzten  durch  Bindewörter  bezeichnet;  mit  Aus- 


528      I^ritt.  Thl.    Syntax.    Zweit.  Abschn.     Die  Satzfügung.    I.  Beiordnung. 

nähme  von  mais,    kann    diesen   auch  das  kopulative  et  und  selbst  das  ad- 
versative mais  vorantreten,    wie  im  Lateinischen  et  und  sed  zu  tarnen  tritt. 
1.  Bei  der  Beschränkung  eines  vorangehenden  Gliedes  wird  nicht  das  darin 
enthaltene  L'rtheil  selbst,  sondern  eine  darin    mitenthaltene    oder   vor- 
ausgesetzte Folge  aufgehoben. 

a.  Wird  das  entgegengesetzte  Glied  durch  den  ursprünglich  absoluten  Akku- 
sativ cepeudant  (ce  pendant)  eingeleitet,  so  wird  dadurch,  wie  durch 
das  lateinische  interea  angedeutet,  dass  mit  dem  ersten  Glied  gleich- 
zeitig auch  das  adversative  Geltung  hat:  On  disait  qu'il  ne  viendrait 
pas,  cependant  le  voici.  Vous  m'avez  promis  teile  et  teile  chose,  et 
cependant  vous  faites  tout  le  contraire  (Acad.).  Faire  bonne  et  prompte 
justice  Sans  entamer  la  liberte,  voilä  le  probleme  que  ces  Yankees  ont 
resolu.  La  science  nous  a  trompes,  le  hasard  les  a  servis.  Sur  un  point 
cependant  il  me  restait  quelque  scrupule.  Je  demandai  ä  Humbug  s'il 
n'etait  pas  effraye  de  son  pouvoir  (Laboulate).  Vgl.  interea  bei  Virg., 
G.  1,  82. 
ß.  Die  Anknüpfung  des  entgegengesetzten  Gliedes  geschieht  auch  durch 
pourtant,  welches  ursprünglich  konklusiv  gebraucht  wurde  und  deshalb, 
da  hier  die  Folge  aufgehoben  werden  soll,  die  Negation  erfordert; 
daher  im  Altfranzösischeu  non  pourtant  neben  den  relativen  non 
pourquant,  ne  pourquant;  vgl.  Et  les  mismes  ä  la  fuite  .  .  Mais 
non  pourtant  y  eut  grant  bataille  (Joinville),  womit  man  das  in  ne- 
gativen Sätzen  vorkommende  pour  cela  vergleichen  kann:  Tous  ceux 
qui  s'acquittent  des  devoirs  de  la  reconnaissance  ne  sont  pas  reconnais- 
sants  pour  cela  (La  Rochefodcaulu). 

Im  Neufranzösischen  ist  nur  das  übrigens  auch  schon  im  Altfranzö- 
sischen vorkommende  pourtant  üblich:  Qu'il  fut  grand!  .  .  Pourtant 
cette  tombe  est  la  sienne!  (V.  Hcgo)  Die  ursprünglich  nothwendige 
Negation  ward  vielleicht  zuerst  in  negativen  Sätzen,  später  auch  in  affir- 
mativen ausgelassen. 
y.  toutefois  (eig.  toutevoie,  allewege)  bezeichnet  im  adversativen  Gliede, 
dass  mit  dem  ersten  Gliede  jeweilig  auch  das  zweite  Geltung  hat: 
Toujours  l'esperance  nous  trompe,  toutefois  nous  la  croyons  toujours 
(Boiste).  Man  vgl.  hiermit  toujours,  welches  auch  im  Hauptsatze  des 
koncessiven  Satzgefüges  vorkommt:  Quand  ce  que  je  vous  dis  pourrait 
etre  conteste,  11  est  toujours  vrai  que  etc.  (Acad.). 
6.  neanmoiuS;  dem  lateinischen  nihilo  minus,  um  nichts  weniger, 
nichts  desto  weniger,  entsprechend,  bezeichnet,  dass  das  adversative 
Glied  durch  die  im  ersten  Gliede  enthaltene  Folge  in  nichts  beein- 
trächtigt wird:  11  lui  avait  promis  de  l'aller  voir,  neanmoins  11  ne 
l'a  pas  fait  (Acad.).  Nahe  steht  dem  neanmoins  das  mit  dem  kausalen 
en  verbundene  ne  .  .  pas  moins:  Pelopidas  .  .  embrassa  Tausterite 
lacedemonienne,  et  n"en  fut  pas  moins  un  ardent  enneml  de  Lacede- 
mone  (De  Rozoik). 
€.  Die  bedeutendste  Stelle  nimmt  hier  mais,  aber,  ein,  welches  nicht,  wie 
die  anderen,  et  vor  sich  duldet  und  die  lateinischen  serf,  verum,  vero, 
autem^  attjui  u.  a.  vorzugsweise  ersetzt. 

au.  mais  (magis)  beschränkt  das  vorangehende  Glied  zunächst  in  all- 
gemeinster Weise,  indem  es  demselben  ein  gleichsam  überbietendes 
gegenüberstellt,  und  verbindet  sich  auch  mit  den  eben  genannten  Par- 


§  203.     Syndetische  Beiordnung;  adversativ.  529 

tikeln,  wodurch  die  Entgegensetzung  sich  verstärkt:  II  est  fort  honnete 
homme,  mais  il  est  un  peu  brutal  (Acad.). 

ßß.  Das  adversative  Glied  enthält  oft  eine  Erweiterung,  Berichtigung 
oder  Einwendung,  selbst  einen  entschiedenen  Gegensatz, 
welcher  neben  dem  vorangehenden  Gliede  Geltung  haben  soll:  Sois 
belle,  si  tu  peux,  sage,  si  tu  veux;  mais  sois  consideree,  il  le  faut 
(Beaumarchais).  Elle  n'est  pas  aussi  jolie  que  sa  sceur,  mais  eile 
est  plus  spirituelle  (Acad.).  „Le  maitre  .  .  De  se  faire  obeir  n'a  plus 
aucun  nioyen."  —  Mais  cependant  je  vois  qu'  .  .  Aün  de  vous 
servir,  chacun  s'empresse,  vole  (Ddval).  II  faut,  en  quelque  sorte, 
re'specter  les  fautes  des  grands  hommes;  mais  il  ne  faut  pas  les 
imiter  (La  Roche).  Vous  pourriez  bien  refuser  saus  fa^on  L'industriel, 
mais  non  le  noble  comte  (Scribe).  Lat.  Primo  Poenico  hello,  sed 
temporibus  extremis  (Nep.  22,  1).  Contemno  magnitudinem  doloris.  — 
,Sed  si  tantus  est  dolor  quantus  Philoctetae?"  Bene  plane  magnus 
mihi  videtur,  sed  tamen  non  summus  (Cic,  Tusc.  2,  19). 

Auch  steht  es  bei  einer  Selbstwiderlegung:  Une  necessite  funeste 
regit  au  hazard  le  sort  des  hommes.     Mais  non  etc.  (Volney). 

yy.  Beim  Abbrechen  eines  Gedankens  und  dem  Uebergange  zu  einem 
anderen  tritt  ebenso  mais  ein:  Ah  cervelle  ignorante!  Mais  mon 
pere  survient  (Corneille).  Lat.  Ego  sane  a  Quinto  nostro  dissentio. 
Sed  ea,  quae  restant,  audiamus  (Cic,  Leg.  3,  11). 

rf(f.  Oft  findet  es  sich  daher  ohne  unmittelbare  Beziehung  auf  etwas  Vor- 
hergegangenes, wobei  der  Redende,  namentlich  im  Zwiegespräch,  an 
einen  bei  dem  Andern  vorausgesetzten  oder  einen  verschwiegenen 
Gedanken  anknüpft,  und  wobei  er  bisweilen  den  Schein  des  Besinnens 
und  der  Selbstwiderlegung  annimmt:  Et  qu'y  a-t-il  de  nouveau  k 
Paris?  —  Mais  rien,  madame  (Picard).  Quaud  saura-t-on  le  nom  de 
l'elu?  —  Mais,  je  crois  dans  une  heure  au  plus  tard  (V.  Hdgo). 
Avez-vous  travaille  ä  votre  cathedrale  depuis  hier?  —  Mais  oui, 
docteur  (0.  Fkcillet).  Vous  n'avez  donc  jamais  regarde  un  capucin?  — 
Mais  si,  mais  si,  j'en  ai  vu  un  de  tres-pres  (G.  Droz).  So  in  Aus- 
rufen, meist  als  Ausdruck  der  Verwunderung  beim  Eintritt  des  Un- 
erwarteten:   Eh  mais,  c'est  toi,  Victor  (Collin  d'Harleville). 


203.  2.  Bei  der  Gegenübersetzung,  worin  das  entgegengesetzte  Glied  allein 
Geltung  haben  soll,  ist  das  erste  aufgehobene  stets  negativ. 
a.  Hier  hat  vorzugsweise  wiederum  das  überbietende  mais  als  sondern 
und  vielmehr  im  adversativen  Gliede  seine  Stelle:  Le  flambeau  de  la 
critique  ne  doit  pas  brüler,  mais  eclairer  (Favart).  Dem  mais  tann 
das  subjektiv  versichernde  bien  beigegeben  werden:  Nous  ne  voulons 
pas  nous  imposer  les  privations  de  la  vertu,  des  lois,  mais  bien  aux 
autres  (Boiste). 

Doch  steht  hier  auch  pintöt,  dem  lateinischen  potius  ähnlich,  wo- 
durch die  vergleichsweise  Höherstellung  des  zweiten  Gliedes  aus- 
gedrückt ist:  Le  cceur  ne  se  gouverne  pas  comme  l'esprit;  on  ne  lui  com- 
mande  point:  c'est  lui  plutöt  qui  nous  conduit  (Mme  de  Poisieux). 
Lat.  Quaestio  ergo  facti  potius  est  non  juris  (ülpian,).  Das  Altfran- 
zösische hat  auch  ains,  ainpois  (v.  antea);    als  veraltet  wird  im  Neu- 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  34 


530     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.    I.  Beiordnung. 

französiscben  noch  das  scherzhaft  gebrauchte  ains  au   contraire    (Acad.) 
aufgeführt. 

Mit  plutüt  wird  auch  mais  verbunden:  Sa  puissance  n'est  pas 
diminuee,  mais  bien  plutöt  eile  est  accrue  (Acad.). 
Anmerkung.  Einem  beschränkten  sowohl  wie  einem  aufgehobenen 
Gliede  kann  mehr  als  ein  Glied  gegenübergestellt  sein,  welche  zusammen- 
genommen den  Gegensatz  ausmachen;  in  diesem  Falle  kann  mais  bei 
jedem  einzelnen  mit  Nachdruck  wiederholt  werden:  Ah!  je  saurais  mourir; 
mais,  helas!  je  suis  mere;  Mais  je  laisse  une  fiUe  (J.  Chenier).  La 
mort!  .  .  non  cette  mort  qui  plait  k  la  victoire  .  ,  Mais  lente,  mais 
horrible  (Delille).     Vgl.  das  wiederholte  sed  (Ov.,  Met.  5,  507). 

204.  d.  Die  kausale  Beiordnung  findet  da  statt,  wo  das  einem  oder 
mehreren  anderen  angefügte  Glied  eine  Begründung  derselben  oder  eine 
Folgerung  daraus  enthält. 

1.  Das  Glied,  welches  zur  Begründung  eines  anderen  dient,  kann  dies 
entweder  im  Sinne  eines  sachlichen  Beweises  oder  einer  mehr  subjek- 
tiven Erklärung  ausdrücken.  Im  Neufranzösischen  wird  das  begründende 
Glied  durch  car  (quare)  eingeführt,  wodurch  das  altfranzösische  que, 
welches  neben  ihm  vorkam  und  aus  einer  relativen  zu  einer  anknüpfenden 
Kausalpartikel  ward,  ganz  verdrängt  ist.  Car  war  ursprünglich  fragend, 
ward  auch  als  unterordnende  Konjunktion  im  Kausalsatze  gebraucht,  ging 
dann  in  den  angeknüpften  Hauptsatz  über  und  ist  hier,  dem  lateinischen 
nam  und  enim  analog,  vom  häufigsten  Gebrauche. 

a.  car  knüpft  einen  beweisenden  Satz  entweder  unmittelbar  an  das 
Vorhergehende,  dessen  Beweis  er  enthält:  Je  pense,  donc  Dieu  existe; 
car  ce  qui  pense  en  moi,  je  ne  le  dois  point  ä  moi-meme  (La 
Brdyeire);  oder  der  beweisende  Satz  setzt  einen  vermittelnden  Ge- 
danken voraus:  Comment  et  d'oü  viens-tu?  Car  l'onde  maritime 
Mugit  de  toutes  parts  sur  nos  bords  orageux  (A.  Chenier).  Vgl.  lat. 
At  prooemium  aliquando  et  narratiouem  dicit  malus  homo,  et  argu 
menta,  sie,  ut  nihil  sit  in  his  requirendum:  Nam  et  latro  pugnabit 
acriter  (Cic,  Qu.  2,  20,  10).  Dabei  geht  der  beweisende  Satz  oft  in 
einen  erklärenden  über. 
ß.  Der  erklärende  Satz  giebt  eine  nähere  Erläuterung  einer  Behaup- 
tung: La  mort  de  mon  neveu  .  .  Car  le  pauvre  garfon  est  bien 
mort  etc.  (Andbiedx). 

205.  2.  Das  angeknüpfte  Glied,  welches  eine  Folgerung  enthält,  wird 
durch  eine  konklusive  Partikel  eingeleitet;  es  kann  eine  strengere  Schluss- 
folge, oder  das  Ergebniss  einer  Thatsache,  oder  einen  durch  das  vorangehende 
ürtheil  irgendwie  motivirten  Gedanken  aussprechen.  Das  Lateinische  ge- 
brauchte hier  ergo,  igitur,  ideo,  idcirco,  itague,  proinde  u.  a.  Das 
Altfranzösische  besass  einige  jetzt  aufgegebene  Partikeln,  wie  gier,  giers 
(ergo),  viaus  (?),  auch  de  ce,  pourtant,  poruec,  pruec  (per  hoc), 
wovon  das  letzte  dem  neufranzösischen  pour  cela  (meist  in  der  Umschreibung 
c'est  pour  cela  que)  entspricht;  auch  ward  pourquoi  wie  par  quoi 
gebraucht.  Statt  pourquoi  kommt  c'est  pourquoi  vor;  par  quoi,  ob- 
wohl veraltend,  steht  noch  bisweilen  für  en  consequence  de  quoi:  Par 
quoi  il  fut  unanimement  resolu  de  decamper  (Acad.). 


§§  204.   205.     Syndetische  Beiordnung;  kamal.  581 

a.  Im  Geschäftsstile  vorznp^sweise    und    in    der  Umgangssprache  findet  sich 
noch  das  in  älterer  Zeit  geläufigere  partant  (gl.  pourtant),  welches  auch 
mit  et  angereiht  wird,  als  allgemeiner  Ausdruck  einer  Folge  (vgl.  parce 
qne):    Sur  qiioi   paye  tant,    partant    reste  .  .  Re9u  tant,  paye  tant,  et 
partant  quitte.   II  n'avait  plus  de  fortune,  partant  plus  d'amis  (Acad.). 
Die  Dichtung  verschmäht  es  ebenfalls    nicht:    A  tout    homme    public    on 
doit  la  verite;    Partant,  l'eloge  aussi,  quand  il  Ta  merite  (Delavigne). 
ß.   Die  gebräuchlichste  konklusive  Partikel  ist  donc  (tunc),  welches  im  Alt- 
französischen    auch    den    Nebensatz    einleitete,    in    der    Bedeutung    dem 
alors  verwandt  und  ursprünglich  das  Zusammenfallen  mit  einem  anderen 
Zeitpunkte  bezeichnend. 
««.  donc    stellt    ein  Urtheil  sowohl  im  Sinne  einer  logischen   Schluss- 
folge,   als    einer    irgendwie    motivirten   Folgerung   (ergo  und  igitur) 
aus  dem  Vorhergehenden    dar,    wobei    auch   ein   vermittelndes  Urtheil 
verschwiegen  sein  kann:    Le  sage  est  heureux:    or  Socrate   est  sage, 
donc  Socrate  est  heureux  (Acad.).     Je  pense,    donc  j'existe   (Ead.). 
eher  epoux,  je  te  vois:  les  fieres  Eumenides  N'ont  donc  point  prononce 
des  arrets  homicides  (Docis).     Voyez  comme  le  feu  accourt!    Le  vent 
est  donc  complice?  (Ddmas) 
ßß.   Oft  ist  überhaupt  kein  Satz  vorhanden,  worauf  donc  zu  beziehen 
wäre;    in   diesem  Falle  ist  es  ein  aus  der  Situation  des  Redenden  zu 
entnehmender  Gedanke,    worauf  es  sich   bezieht.     Dies  ist  namentlich 
bei  Fragen  der  Fall,    worin  der  Redende  andeutet,    dass  er  auf  einen 
überraschenden  Grund  vorbereitet  ist:    Qu'avez  vous  donc?  Que  dit-il 
donc    lä?    (Acad.)      Que    regardez-vous    donc    toujours  de  ce  cote? 
(Beaumarchais)    So  auch  in  Heischesätzen:  Ecoutez-donc,  monsieur, 
monsieur  (Picard).     Repondez  donc!    Gare  donc!  (Acad.) 
yy.  Zur  Wiederanknüpfung    einer    von    dem   Redenden    selbst    (durch 
umfangreiche  Zwischensätze  oder  Parenthesen)  oder  von  Anderen  unter- 
brochenen Gedankenreihe  steht  ebenfalls  donc,    wie    im  Lateinischen 
igitur,   ergo,   und    itaque:   Mais   je    vous    prie    au    moins,  et    c'est 
la  seule  gräce,  monsieur,  que  vous  demande  un  miserable  amant,  Dont 
vous    seul    aujourd'hui   causez    tout  le  tourment,   Je   vous  conjure 
donc  etc.  (Moliere).     Alfred.    Bon  jour,  mon  oncle.     Comment  cela 
va-t-il?  Japporte  de  bonnes  nouvelles  .  .  (jetzt  folgt  ein  Zwiegespräch 
mehrerer  Personen).    Le  General.    Tu  disais  donc,  mon  eher  Alfred, 
qu'il  y  avait  de  bonnes  nouvelles?  (Scribe)     Lat.    Illud  excutiendum 
est,    ut    sciatur,    quid   sit  carere,    ne  relinquatur  aliquid  erroris  in 
verbo.     Carere  igitur  hoc  significat  etc.  (Cic,  Tusc.  1.  36). 
y,  alors  kommt  dem  donc  nahe,  wie  es  auch  den  Nachsatz  einleiten  kann, 
und   verbindet  sich  selbst  mit  demselben:    „La  poudre  a  ete  transportee 
dans  la  ville."     II  faut  tirer  sur  la  ville  alors,  et  profiter  de  l'explosion 
du  magasin  etc.  (Dumas).    ,Avec  quelle  impatience  je  t'attendais!"  Allons, 
embrasse-moi    donc    alors!    (Id.)     Sein  Gebrauch    ist  indessen  weit  be- 
schränkter. 
6.  ainsi    entspricht    dem    lateinischen    itaque   und   bezeichnet  eine  auf  dem 
Gegebenen  beruhende,    meist  thatsäch lieh   begründete  Folgerun  g: 
Vous    voilä    prevenue,    ainsi    soyez    discrete    (Dumas).     II  ne  sait  point 
ramper,    ainsi    vous   pouvez  croire  Qu'il  etait  tard   lorsqu'il  put  arriver 
(L.-P.  Skglr).     Schon    im    Altfranzösischen    ward    oft    ainsi    mit    donc 

34* 


532     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.     I.  Beiordnung. 

verbunden,  wie  noch  jetzt:  Ainsi  donc  vous  refusez  (Acad.).  La  liberte,. 
dit-il,  est  devenue  creanciere  de  tous  les  citoyens  .  .  Ainsi  donc  tous 
les  Fran(;ais  .  .  sont  appeles  par  la  patrie  ä  defendre  la  liberte  (Mignet). 
So  steht  im  Lateinischen  itaque  ergo  (Ter.  und  Liv.). 
f.  or  (hora,  nun),  im  Altfranzösischen  oft  von  donc  begleitet,  fügt  in 
lockerster  Weise  zu  einem  begründenden  Satze  eine  Folgerung,  welche 
mehr  die  Natur  einer  Anreihung  hat:  Lorsque  vous  avez  cru  que  vos 
decrets  .  .  ne  portaient  point  atteinte  au  droit  de  propriete,  vous  avez  ete 
fondes  sur  ce  que  ce  nom  ne  convenait  point  ä  des  prerogatives  .  .  Or 
les  memes  prineipes  ne  s'appliquent-ils  pas  aux  fondations  particulieres 
de  l'eglise?  (Mirabeao)  Vgl.  lat.  Nam  haud  mansisti  dum  darem  illam; 
tute  sumsisti  tibi.     Nunc  habeas,  ut  nactus  (Plaut.,  Truc.  4,  3,  69). 

Oft  steht  es  bei  dem  Zurückkommen  auf  eine  unterbrochene  Gedanken- 
reihe, fast  wie  donc:  Or  pour  revenir  ä  ce  que  nous  disions  (Acad.). 

Seine  Verwendung  bei  Aufstellung  eines  Untersatzes  im  Schlüsse 
(lat.  atqui)  ist  zum  technischen  Ausdruck  geworden:  Le  sage  est  heureux: 
or  Socrate  est  sage,   donc  Socrate  est  heureux  (Acad.). 

In  Heischesätzen  wird  es  dem  donc  ähnlich  verwendet:  Or,. 
dites-nous  (Acad.),  und  es  steht  in  Aufmunterungen  gleich  einer 
Interjektion:    or  9a!  or  sus! 

206.  C.  Die  asyndetische  Beiordnung.  Sätze  oder  Satzglieder  sind 
einander  asyndetisch  beigeordnet,  wenn  sie,  ohne  durch  ein  Bindewort 
verknüpft  zu  sein,  wegen  ihrer  inneren  Beziehung  als  ein  zusammen- 
geschlossenes Ganze  aufgefasst  werden  müssen.  Nachlässigkeit  und 
Berechnung,  die  Macht  des  Affektes  wie  der  Gewohnheit  sind  die 
Ursachen  dieser  Spracherscheinung. 

a.    Die    kopuLative   Beiordnnng-    wird    am   Häufigsten    durch    asyndetische    An- 
reihung ersetzt. 

1.  Den  Uebergang  zu  dieser  freieren  Anreihung  machen  diejenigen  anreihen- 
den Adverbien,  welche  wegen  der  gewobnheitsmässigen  Auslassung  einer 
verknüpfenden  Partikel  selbst  als  Bindewörter  angesehen  werden,  wie 
d'abord,  puis,  apres,  alors,  enfin  u.  a.,  die  Zahladverbien  premiere- 
ment,  deuxiemement  etc.,  und  welche,  gleich  den  lateinischen  primum, 
deinde,  tum,  postea,  prae.terea,  denique,  den  Faden  der  Rede  unabgebvochen 
erscheinen  lassen,  weil  sie  die  Beziehung  der  Glieder  auf  einander  vermitteln. 
Die  meisten  derselben  dulden  übrigens  auch  et  vor  sich. 

2.  Die  nachlässigere  Weise  des  Gespräches  lässt  oft  das  Bindewort  aus: 
Je  Tai  ecrit;  je  Tai  signe;  l'article  est  lä;  11  paraitra  aujourd'hui  (Scribe). 
Vgl.  lat.  Placuit;  despondi;  hie  nuptiis  dictus  est  dies  (Ter.,  Andr.  1,  1,  75). 
Diesen  Ton  ahmt  die  naive  Erzählung  nach:  Le  lion  le  posta,  le  couvrit 
de  ramee,  Lui  commanda  de  braire  (La  Fontaine).  II  s'habille  en  berger, 
endosse  un  hoqueton,  Fait  sa  houlette  d'un  bäton  (Id.). 

3.  Die  Lebhaftigkeit  der  Darstellung  drängt  die  einzelnen  Glieder  zusammen, 
um  sie  in  ununterbrochener  Folge  vorüberzuführen:  11  revient;  les  peuples 
accourent  sur  son  passage;  il  rentre  en  triomphe  dans  sa  ville  episcopale 
(Chateaubr.).  Ah!  j'entends  quelqu'un;  on  s'approche;  la  porte  s'ouvre; 
c'est  eile!  (Dumas)  Aujourd'hui  il  ne  se  fait  rien,  il  ne  se  dit  rien, 
il  ne  s'ecrit  rien  oü  Ton  ne  sente  percer  le  desir  de  paraitre  (Cherbcliez). 


§  206.     C.    Asyndetische  Beiordnung;  kopulativ.  533 

A  ce  mot  .  .  Ce  prince  s'affaiblit,  chancelle,  tombe,  expire  (Hegnard). 
La  presence  d'esprit,  la  penetration,  les  observations  fines  sont 
la  science  des  femnies  (J.-J.  Rousseau).  Lat.  Alpicos,  conantes  prohibere 
transitu,  concidit,  loca  patefecit,  itinera  uiuniit  (Nki>.  23,  3). 

So  werden  l)esonders  einzelne  Satzbestimmungen  asyndetisch  an  einander 
gereiht:  Le  fer,  l'onde,  la  flamme  entourent  ses  heros  (Lebuün).  Ce  n'est 
plus  l'Eglise  militante,  esclave,  democratique  .  .;  c'est  l'Eglise 
triomphaute,  libre,  royale  (Chateaubr.).  Vers  dix  heures,  tout  le 
monde,  honimes  et  femmes,  meies,  serres,  empiles,  malmenes,  etait 
place  de  queique  fagou  que  ce  füt  (Retde  d.  d.  M.  1884).  On  laisse  ä  son 
prochain  le  soin  coüteux  de  bätir,  d'amenager,  de  nieubler  la  maison 
(Ead.).  Vgl.  lat.  Nam  pro  pudore,  pro  abstinentia,  pro  \irtute,  audacia, 
largitio,  avaritia  vigebant  (Sall.,  Cat.  3).  Oratoris  est,  composite, 
Ornate,  copiose  eloqui  (Cic,  Or.  1,  11). 

Wenn  die  Glieder  der  Rede  eine  aufsteigende  Reihe  (Klimax)  enthalten, 
oder  aufgezählt  und  schliesslich  zusammengefasst  werden,  so  stehen 
alle  gewöhnlich  unverbunden  neben  einander:  II  va  venir,  il  -vient,  il 
est  lä  (Ddmas).  Je  vous  en  prie,  je  vous  en  supplie  (Id.).  Dans  ces 
egarements,  mon  coeur  opiniätre  Lui  prete  des  raisons,  l'excuse, 
l'idolätre  (Racine).  L'empire,  votre  coeur,  tout  condamne  Octavie 
(Racine).  Mon  regard,  mon  langage,  en  moi  tout  lui  plaisait  (Mme 
DE  Girardin).  Remords,  craintes,  perils,  rien  ne  m'a  retenue  (Racine). 
Le  temps,  les  biens,  la  vie,  Rien  ne  vous  appartient  (Gresset).  Lat. 
Viri  non  est  debilitari  dolore,  frangi,  succunibere  (Cic,  Fin.  2,  29). 
Res  obscurae  ad  confessionem  ignorationis  adduxerunt  Socratem,  et  jam  ante 
Socratem,  Democritum,  Anaxagoram,  Empedoclem,  omnes  paene 
veteres  (Ac.  1,  12). 

Bei  Gegenüberstellungen  aller  Art  liebt  die  Sprache  das  Asyndeton, 
um  die  einzelnen  an  einander  gerückten  Glieder  nicht  bloss  additioneil  auf- 
fassen zu  lassen:    Ma  vie  ä  vous,  la  sienne  ä  moi  (V.  Hugo). 

Diese  Parallelisirung  findet  besonders  auch  da  statt,  wo  Eintheilungen 
und  Wechselbeziehungen  durch  Fürwörter  oder  Adverbien  bewerkstelligt 
werden,  wie  durch  Tun  .  .  l'autre,  celui-ci  .  .  celui-lä,  tantot  .  . 
tantot  u.dgl.,  wie  iui  Lateinischen  durch  alius  .  .  alius,  alter  .  .  alter, 
nunc  .  .  7iunc,  modo  .  .  modo  u.  dgl.:  L'un  dit:  seis  tes  pareils!  l'autre: 
fuis  les  humains  (Fontanes).  Ceux-ci  n'avaient  eu  que  leur  foi;  ceux-lä. 
ont  leur  foi  et  leur  genie  (Ghateaubr.).  Nous  detestons  les  gens  tantot 
rouges,  tantot  blancs  (Bkrangee). 

Das  Bindewort  et  kommt  hier  allerdings  ebenfalls  vor:  L'un  etait  plus 
philosophe  et  l'autre  plus  citoyen  (J.-J.  Rousseau)  u.  s.  w. 

Dahin  gehören  auch  die  mit  autant  .  .  autant,  tant  .  .  tant, 
plus  .  .  plus,  moins  .  .  moins  gegenübergestellten  Sätze,  welche  den 
lateinischen  mit  tarn  .  .  quam,  tantum  .  .  quantum,  quo  .  .  eo,  quanto  .  . 
tanto  in  ihrer  Anwendung,  obwohl  nicht  in  grammatischer  Bedeutung,  ent- 
sprechen. Im  Französischen  sind  sie  korrespondirende  Uauptsätze,  welche 
meist  ohne  et,  doch  auch  durch  et  verbunden,  erscheinen:  Autant  ils 
sont  serviables  .  .  autant  ils  deviennent  difficiles  (Bouilly).  Plus  il  a 
bu,  plus  il  veut  boire  (Abnaclt).  —  Plus  leur  cause  m'est  chere,  et 
plus    l'effet    m'en    blesse    (Corneille).     Auch  stellt  man    plus  ,  .  moins 


534     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.     I.  Beiordnung. 

(oder  umgekehrt)  so  gegenüber:  Plus  j"y  reflechis  et  moins  je  trouve  cette 
scene  naturelle  (Voltaire). 

6.  Häutig  ist  die  asyndetische  Anreihung  bei  der  nachdrücklichen  "Wieder- 
holung desselben  Wo  rtes  oder  derselbenBestimmungander  Spitze 
der  einzelnen  Glieder,  wodurch  diese  gesondert  und  hervorgehoben  werden. 
Diese  asyndetische  Anaphora  ist  besonders  in  der  Poesie  auch  dem  Latei- 
nischen geläutig:  Pison  nousoffensa;  Pison  s'est  repenti  (Arnallt).  Tout 
s'ebranle,  tout  sort,  tout  marche  en  diligence  (Boileaü).  Chaque  mot, 
chaque  regard  est  un  irait  plein  de  flamme  (Mouere).  Jamals  des 
Sciences  inutiles  n'avaient  fait  couler  leurs  larmes,  jamais  les  le(;ons  d'une 
triste  morale  ne  les  avaient  remplis  d'ennui  (B.  de  St-Pierre).  C'esl  lä, 
tout  mon  malheur,  c'est  lä  tout  mon  souci  (Corneille).  11  faut  que  Ton 
en  vienne  aux  coups;  il  faut  plaider;  il  faut  combattre  (La  Fontaine). 

Dazu  ist  auch  die  Wiederholung  der  unterordnenden  Konjunktionen, 
Adverbien  und  Fürwörter  zu  zählen:  Ah!  lorsque  la  nature  ä  mes  yeux 
attristes  .  .  brille  en  vain  renaissante,  Lorsque  du  renouveau  Thaleine 
caressante  Rafraichit  l'univers  (Chenier).  Des  qu'a  sonne  l'airain,  des  que 
le  fer  a  lui,  II  s'eveille  (Delille).  Songe  que  je  te  vois,  que  je  te  parle 
encore,  que  ma  foudre  ä  ta  voix  pourra  se  detourner  (Voltaire).  Du  soli- 
taire  asyle  Oü  languit  sa  misere,  oü  son  destin  l'exile  (Lebrun).  Vgl.  lat. 
Sic  agna  lupum,  sie  cerva  leonem,  Sic  aquilam  penna  fugiunt  trepidante 
columbae  (Ov.,  Met.  1,  505).  Quod  spiratis,  quod  vocem  mittitis,  quod 
formam  hominum  habetis,  indignantur  (Liv.  4,  3). 

7.  Die  Mischung  der  asyndetischen  und  syndetischen  Anreihung  ist  in 
weiter  Ausdehnung  in  der  Poesie  wie  in  der  Prosa  gebräuchlich. 

CK.  Wenn  mehr  als  zwei  Glieder  mit  einander  zusammengestellt  sind, 
so  wird,  abgesehen  von  besonderen  Zwecken  der  Rede,  wie  sie  oben  an- 
gegeben sind,  gewöhnlich  nur  dem  letzten  Giiede  das  Bindewort  vor- 
gesetzt:   Les  plaintes,    les  regrets   et  les  pleurs  sont  perdus   (Voltaire). 

ß.  Paarweise  verknüpfte  Glieder  werden  gewöhnlich  durch  ihre  asyn- 
detische Zusammenstellung  als  angereihte  Doppelglieder  erkennbar  gemacht: 
L'homme  est  un  assemblage  de  lumiere  et  d'ignorance,  d'esperance  et 
d'incertitude  (Pluche).  Seltener  ist  hier  die  Verbindung  durch  et:  Le 
beau  tenips  et  la  pluie  et  le  froid  et  le  chaud  (Moliere).  Das  Lateinische 
stellt  oft  die  selbst  asyndetischen  Doppelglieder  asyndetisch  zusammen: 
Bona,  mala;  aequa,  iniqua;  honesta,  turpia  etc.  (Cic,  Tusc.  5,  39). 

y.  Die  Dichter  verfahren  am  Freiesten,  indem  sie  die  Zahl  der  Glieder  ab- 
wechselnd in  ihrer  Zusammendrängung  oder  Häufung  anschaulich 
machen:  On  egorge  ä  la  Ibis  les  enfants,  les  vieillards,  Et  la 
soeur  et  le  frere,  Et  la  fille  et  la  mere,  Le  fils  dans  les  bras  de 
son  pere  (Racise). 

207.  b.  Die  disjnuktiTe  Beiordnung  wird  gleichfalls  zuweilen  nicht  durch 
ein  Bindewort  bezeichnet:  Est-ce  un  boeuf,  un  cheval?  (La.  Fontaine) 
Deux  ou  trois  peut-etre,  un  peu  plus,  un  peu  moins  Eclairciront  ce 
trouble  (Corneille).  So  oft  im  Lateinischen:  Quadrigentis  sex,  Septem 
milia  desunt:  plebs  eris  (Hob.,  Ep.  1,  1,  57);  plus,  minus;  serius', 
ocius  u.  a. 


§§207.  208.  209.     Asyndet.  Beiordn.;  disjunictiv,  adversativ,  kausal.       535 

208.  c.  Das  adversative  Verhältniss  wird  ohne  Vermittlung  der  Binde- 
wörter nicht  ohne  rhetorischen  Nachdruck  anschaulich  gemacht,  indem  der 
Gegensatz  durch  seinen  Inhalt  bei  dem  Mangel  einer  anderweitigen  An- 
deutung des  Verhältnisses  überraschend  wirkt. 

«.  Dies  geschieht  zunächst  da,  wo  das  angereihte  Glied  das  vorangehende 
beschränkt  oder  berichtigt:  J'ai  moins  de  colere  que  vous,  mylord; 
j'ai  plus  de  haine  (V.  Hdgo).  Massena  aurait,  avec,  les  braves  qui  lui 
restaient,  mis  un  grand  poids  dans  la  balance:  il  etait  trop  tard 
(Bignon).  Lat.  Opinionum  commenta  delet  dies,  naturae  judicia 
confirmat  (Cic,  N.  D.  2,  2). 

ß.  Ferner  geschieht  es  auch  da,  wo  das  angereihte  Glied  einem  aufgeho- 
benen gegenüber  den  Gegensatz  zur  Geltung  bringt:  Je  ne  parle  pas, 
j'agis  (V.  HoGo).  Ne  detruis  pas,  corrige  (Delavigne).  Ce  ne  sera 
pas  ma  vie  que  je  regretferai,  ce  sera  de  lui  laisser  la  sienne 
(Dumas).  Dasselbe  Verhältniss  findet  in  dem  zugleich  kopulativen  und 
adversativen  Verhältnisse  statt  (s.  oben  S.  526):  Ce  phenomene  n'est  pas 
seulement  singulier,  il  est  sans  exemple  (Gcizoi).  Et  ici  ce  n'est  pas 
Paris  seulement,  c'est  la  France  entiere  qui  vous  supplie  (De  Vigny). 
Lat.  Non  agitur  de  vectigalibus  .  .  libertas  et  anima  nostra  in 
dubio  est  (Sall.,  Jug.  52).  —  Non  hoc  solum,  multa  alia  praeter- 
misi   (Cic,  Qu.  Fr.  1,  3,  6). 

Hier  findet  auch  die  Umstellung  der  Glieder  statt,  indem  das  ver- 
neinende Glied  folgt:  Et  saluez  la  loi,  non  les  individus  (Ponsard). 
Lat.  Davus  sum,  non  Oedipus  (Tkr.,  Andr.  1,2,20).  Gewöhnlich  wird 
das  zweite  Glied  durch  et  oder  durch  niais  angeknüpft:  J'entends  le 
philosophe  et  non  Thomme  d'etat  (Ponsard).  Heritiers  des  progres  et 
non  pas  des  douleurs  (Id.).  Vous  pourriez  bien  refuser  Sans  fa^on 
L'industriel,  mais  non  le  noble  comte  (Scribe). 

209.  d.  Auch  das  kausale  Verhältniss  wird  in  einem  asyudetisch  an- 
gereihten Satze  nicht  grammatisch  bezeichnet;  dieser  tritt  durch  seine  Be- 
deutsamkeit hervor. 

«.  So  wird  der  Grund  aus  dem  Inhalte  des  angereihten  Satzes  ersichtlich: 
Vous  ne  me  trompez  pas,  je  vois  tous  vos  detours  (Racine).  Ban- 
nissons  le  chagrin,  II  nous  consume  (Beaumarchais).  Je  gardai  le 
silence,  je  sentais  mon  fort  (V.  Hugo),  der  auch  als  Erklärungsgrund 
des  vorangehenden  Satzes  eintreten  kann:  Narcisse  c'en  est  fait,  Neron 
est  amoureux  (Id.).  II  (le  merite)  ne  se  plaignait  point;  on  sait  qu'il 
est  modeste  (L.-P.  Segür).  Lat.  Si  animus  hominem  pepulit,  actum  est; 
animo  servit,  non  sibi  (Pladt.,  Trin.  2,  2,  31). 

ß.  oder  die  Folge:  II  aime,  il  croira  (Ddmas).  C'en  est  trop;  il  faut 
que  sa  ruine  Me  delivre  ä  jamais  des  fureurs  d'Agrippine 
(Racine).  Lat.  Nunc  uxore  opus  est,  animum  ad  uxorem  appulit 
(Ter.,  Andr.  2,  6,  15). 


536       n.  Kap.     Unterordnung.     §  210.     A.    Unterordnung  im  Allgemeinen. 


n.  Kapitel. 

Von  der  Unterordnung  der  Sätze. 

210.  A.  Von  der  Unterordnung  im  Allgemeinen.  Ein  Satz  ist  dem  anderen 
untergeordnet,  wenn  er  als  ein  zum  Satze  entwickeltes  Satzglied  desselben 
anzusehen  ist.  Derjenige  Satz,  als  dessen  Glied  der  untergeordnete  er- 
scheint, heisst  der  Hauptsatz,  dessen  Nebensatz  der  untergeordnete 
ist.  Dabei  kann  es  vorkommen,  dass  der  Hauptsatz  ohne  seinen  Neben- 
satz unvollständig  bleibt,  wenn  z.  B.  dieser  das  Subjekt  des  Hauptsatzes 
darstellt,  während  der  Hauptsatz  an  sich  abgeschlossen  scheint,  wenn 
z.  B.  der  auch  seinerseits  selbständiger  erscheinende  Nebensatz  eine  ad- 
verbiale Satzbestimmung  darstellt.  Das  Wesentliche  des  Verhältnisses 
wird  indessen  dadurch  nicht  beeinträchtigt,  da  überall  der  Nebensatz  ein 
in  den  Hauptsatz  aufzunehmendes  Glied  ist,  oder  vielmehr  Hauptsatz  und 
Nebensatz  ein  in  sich  abgeschlossenes  Satzganzes  ausmachen,  welches  ent- 
weder einem  einfachen  unerweiterten  oder  erweiterten  Satze  gleich  zu 
achten  ist.  Das  aus  Hauptsatz  und  Nebensatz  bestehende  Satzganze  wird 
ein  Satzgefüge  oder  eine  Periode  im  weiteren  Sinne  genannt.  Mit 
Rücksicht  auf  die  Redetheile,  als  deren  Entwickelung  die  Nebensätze  er- 
scheinen, zerfallen  diese  in  Substantiv-,  Adverbial-  und  Adjektivsätze. 

Die  besonderen  Formen,  unter  denen  das  Satzgefüge  auftreten  kann,  und  die 
Beziehung  von  Haupt-  und  Nebensatz  lassen  sich  unter  folgende  Gesichtspunkte 
zusammenfassen: 

211.  1,  Vorder-  und  Nachsatz.  Ein  Nebensatz,  welcher  seinem  Hauptsatze 
vorangeht,  wird,  wenn  er  eine  adverbiale  Satzbestimmung  enthält,  der 
Vordersatz,  dieser  der  Nachsatz  genannt,  wobei  der  Nachsatz  alle 
Formen  des  Hauptsatzes  zulässt:  Lorsque  Rome  a  parle,  les  rois  n'ont  plus 
d'amis  (Voltaire).  Quand  vous  me  hairiez,  je  ne  m'en  plaindrais  pas 
(Racine).     Mais  s'iis  ne  vous  plaisent  pas,  dites-le-nous  tout  bas  (Regnard). 

Der  Nachsatz  kann  in  nachdrücklicher  Weise  seine  Rückbeziehung  auf 
seinen  Vordersatz  durch  ein  Adverb  als  Korrelat  andeuten;  dies  geschieht 
namentlich  nach  Temporal-  und  Konditionalsätzen: 

a)  durch  das  Adverb  der  Zeit  alors:  Mais  lorsque  .  .  la  Vierge  triomphante 
Ramenait  vers  le  Nil  son  onde  decroissante,  Quand  les  troupeaux  .  .  et 
les  epis  .  ,  S'emparaient  ä  leur  tour  des  champs  desalteres;  Alors 
d'autres  vaisseaux  ä  l'active  Industrie  Ouvraient  des  aquilons  l'orageuse 
patrie  (Esmenard).  Mais  si,  contre  mon  gre.  Tun  de  vous  le  hasarde, 
Vous  me  verrez  alors  combattre  k  l'avant-garde  (Ponsard).  Im  Alt- 
französischen war  hier  auch  donc,  adonc  gebräuchlich.  So  folgt  im 
Lateinischen  oft  tu7n  im  Nachsatze:  vgl.  quum  .  .  tum,  ubi  .  .  tum, 
si  .  .  tum. 


§§211.  212.    Vorder-  u.  Nachsatz;  Haupt-  u.  Zwischensatz;  Parenthese.    537 

b)  durch  das  Modaladverb  si:  Dies  war  im  Altfranzösischen  sehr  gebräuch- 
lich; im  Neufranzösischen  erhalten  sich  Spuren  dieses  (lebrauchs  nach 
einem  koucossiven  Vordersatze  im  invertirten  Nachsatze:  Quoiqu'il  mange 
peu,  si  faut-il  bien  qu'il  mange  (Regnard).  Quoi  que  vous  en  puissiez 
dire,  si  est-ce  que  je  ne  crois  pas  .  .  (Acad.).  Das  Lateinische  setzte 
Sic  und  ita  im  Nachsatze  nur  nach  iiloda\sä.izen  mit  sieut,  quemadniodum  etc., 
womit  man  vgl.:  Comme  il  est  inconstant  dans  ses  projets,  aussi  voit- 
on  qu'il  reussit  rarement  en  quelque  chose  (Acad.). 

212.    2.    Der  Hauptsatz   und   der  Zwischensatz.   —  Die  Parenthese, 

Wenn  der  Nebensatz  Glieder  des  Hauptsatzes  trennt,  so  heisst  er  Zwischen- 
satz; diese  Satzstellung  wird  die  Periode  im  engeren  Sinne  genannt:  Le 
fer  qui  tranche  tout  n'est  qu'un  moyen  vulgaire  (Delavigne).  Nul 
homme,  quel  qu'il  soit,  ne  saurait  le  guider  (Ponsard).  ün  sou,  quand 
11  est  assure,  vaut  mieux  que  cinq  en  esperaiice  (La  Fontaine). 

Dem  Nebensätze  selbst,  als  relativem  Hauptsatze  (s.  unten),  kann  ein 
anderer  Nebensatz  als  Zwischensatz  eingefügt  werden:  Et  ce  sont  des  plaisirs 
qu'on  peut  dans  nos  familles,  Lorsque  l'on  a  du  hien,  permettre 
aux  jeunes  filles  (Moliere).  Dies  geschieht  besonders  in  der  Weise, 
dass  der  Zwischensatz  unmittelbar  nach  dem  Fügeworte  des  ersten  Neben- 
satzes, besonders  nach  que,  wie  im  Lateinischen  nach  ut,  doch  auch  nach 
anderen  und  nach  dem  Relativpronomen  eintritt:  J'avoue  qn'ä  moins  que 
son  altesse  ne  m'eu  donne  l'ordre  formel,  j'eprouverais  .  .  quelque 
contrariete  ä  quitter  la  France  (Dumas).  A  quoi  sert-il  .  .  si,  quand 
tous  les  tyrans  ne  sont  pas  abattus,  Nous  devons  lui  crier:  Tu  dors 
.  .  Brutus!  (Ponsard)  N'est-ce  pas  cette  meme  Agrippine  .  .  qui,  si  je 
t'en  crois,  a  de  ses  derniers  jours  .  .  precipite  le  cours  (Racine). 

Wenn  der  Hauptsatz  als  Zwischensatz  eintritt,  so  wird  er  Paren- 
these genannt;  die  Parenthese  trennt  aber  nicht  nur  die  Glieder  eines 
Haupt-  oder  Nebensatzes,  sondern  sie  kann  auch  zwischen  den  Haupt-  und 
den  Nebensatz  treten.  Der  Inhalt  der  Parenthese,  welche  nicht  immer  durch 
die  sogenannten  Parenthesezeichen  äusserlich  abgesondert  wird,  kann  sehr 
verschieden  sein;  sie  enthält  meist  vorgreifende  oder  nachträgliche 
Bemerkungen  und  Erlä.uterungen,  Betheuerungen  und  Fragen.  Manche 
Parenthesen  sind  volksthümlich  und  zu  stehenden  Formeln  geworden:  M.  de 
Vintimil,  incapable  de  parier,  tant  son  emotion  etait  grande,  tendit 
les  bras  ä  son  fiis  (Sohlie).  Un  jour,  c'etait  le  27  juillet  1812,  le 
general  re^oit  de  TEmpereur  l'ordre  etc.  (Id.).  Un  soir,  t'en  souvient-il? 
nous  voguions  en  silence  (Lamartine).  Oui,  madame,  Neron,  qui  l'aurait 
pu  penser?  Dans  son  appartement  m'attend  pour  m'embrasser  (Racine). 
Je  ne  vous  ai  pas  dit  .  .  De  depenser,  que  sais-je?  au  moins  vingt-mille 
francs  (Dcval).  Parce  que  chaque  matin,  voyez-vous,  la  force  me  man- 
que  etc.  (V.  Hcgo).  Tandis  .  .  que  vos  ressentiments  se  perdront  en  dis- 
cours,  II  n'en  faut  pas  douter,  vous  vous  plaindrez  toujours  (Racine). 
So  werden  namentlich  Zeitbestimmungen  mit  il  y  a,  Formeln,  wie  il  est 
vrai,  c'est  vrai,  j'espere,  je  crois,  je  ne  dis  pas,  je  vous  prie 
u.  dgl.,  parenthetisch  eingeschoben. 

Oft  steht  an  der  Spitze  der  Parenthese  ein  Bindewort:  II  fut,  ou  je 
me  trompe,  assez  bien  ecoute  (Corneille).  Et  vous  m'expliquerez  (car 
vous  etes   tres-fin)   Comment  etc.    (Andrieux).     So  auch  oft  im  Lateini- 


538     Dritt-  Tbl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfiigung.     II.  Unterordnung. 

scben:  Curii  villam  ego  contemplans  (abest  enim  non  longa  a  me)  ad- 
mirari  satis  non  possum  etc.  (Cic,  Sen.  16).  Sublatis  raptim  dolonibus  (et 
erat  secuudus  .  .  ventus)  capessunt  fugam  (Liv.  37,  30). 

Die  Parentbese  kann  auch  ein  Satzgefüge  sein:  Un  noir  (c'etait  celui- 
lä  meme  que  je  cberchais!)  lui  cria  en  fran^ais:  Punis-moi!  (V.  Hugo) 
Dahin  gehören  auch  Satzgefüge,  welche  mit  dem  Hauptsatze  je  ne  sais 
einen  unvollständigen  Fragesatz  mit  quel,  comment  etc.  verbinden:  De 
\k  viennent  les  Eones  et  je  ne  sais  quelles  formes  bizarres  (Chateacbe.). 
Lorsque  .  .  il  l'eut  perdu  (le  fief),  on  ne  sait  comment,  il  parcourut 
l'Espagne  (Augcis).  Lat.  Prope  me  hie  nescio  quis  loqultur  (Pladt., 
Pers.  1,  3,  19).  Fortasse  non  jejunum  hoc,  nescio  quid,  quod  ego  gessi, 
et  contemnendum  videbitur  (Cic,  Fam.  15,  14). 

Von  der  Parenthese  sind  die  in  den  wörtlich  angeführten  Inhalt  der 
Rede  oder  des  Gedankens  eingefügten  invertirten  Sätze:  dit-il,  repond-il, 
reprit-il  etc.,  lat.  inguit,  respondet,  ait  etc.,  zu  unterscheiden;  die  an- 
geführten Worte  verbalten  sich  zu  diesen  Sätzen  stets  als  materiell  gefasste 
Objekte  oder  als  Substantivsätze,  obwohl  ihnen  die  Form  derselben  abgeht, 
was  bei  anderen  Parenthesen  nicht  nothwendig  stattfindet. 

213.     3.   Umfang:   des    Satzgefüges.    Der   Umfang   des   Satzgefüges   hängt 
von   dem   Gehalte    ab,    welchen    der  Redende    innerhalb   eines    entwickelten 
Satzganzen  zur  Anschauung    bringen    will;    doch    hat  dies  Satzganze  seinen 
Massstab  an  dem  Gesetze  der  Klarheit  und  Uebersichtlichkeit  desselben, 
a)  Die  einfachste  Form  des  Satzgefüges  stellt  sich  in   einem  Hauptsatze 

mit  einem  Nebensatze  dar. 
b)  Jedoch    können    einem  Hauptsatze    auch  mehrere  Nebensätze  unter- 
geordnet sein. 

«.  In  diesem  Falle  können  die  Nebensätze  einander  beigeordnet 
sein:  S'il  est  marie  et  s'il  a  des  enfants,  il  regarde  sa  femme 
comme  sa  soeur  (Chateaubr.).  II  me  demanda  d'oü  je  venais,  oü 
j'allais  et  qui  j'etais  (Le  Sage). 

Bei  gleichartigen  beigeordneten  Nebensätzen,  welche  durch 
Bindewörter  verknüpft  sind,  wird  in  der  Regel  das  Fügewort 
nach  dem  Bindewort  wiederholt: 

ß«.  Auf  diese  Weise  wiederholt  sich  das  einfache  que:  Praxeas  .  . 
soutenait  que  Dieu  le  pere  etait  le  meme  que  Jesus-Christ  et 
qu'en  consequence  il  avait  souffert  (Chatkaubr.).  Im  Altfranzösi- 
schen findet  die  Wiederholung  oft  nicht  statt,  die  im  Neufranzösi- 
schen dann  wegfällt,  wenn  das  Subjekt  des  folgendes  Satzes  zugleich 
ausfällt,  also  ein  zusammengezogener  Satz  entsteht.  Doch  finden 
sich  auch  Ausnahmen:  Une  des  consequences  .  .  de  ce  gouverne- 
ment,  c'est  qu'il  engageait,  il  entrainait,  il  faisait  servir  ä  son 
developpement  .  .  des  gens  memes  qui  ne  l'aimaient  pas  (Villemain). 
ßß.  Wenn  das  Fügewort  des  ersteu  Nebensatzes  mit  que  zusammen- 
gesetzt oder  verbunden  ist,  wie  in  lorsque,  tandis  que, 
pendant  que,  parce  que,  puisque,  quoique  etc.,  so  wird 
gewöhnlich  in  syndetischen  Sätzen  nur  que,  welches  eigentlich 
das  dem  Nebensatze  angehörige  Glied  ist,  wiederholt:  Lorsque 
une  grande  nation  est  assemblee  et  qu'elle  examine  une  questionetc. 
(Mirabeau).    Je  ne  denoncerai  pas  ce  traitre,  parce  que  ce  serait 


§  213.     Umfang  des  Satzgefüges.  539 

aussi  trabir,  et  qu'il  est  mon  ami,  et  qu'il  est  malheureux 
(De  Vigjjy).  Quoiqu'un  peuple  l'adore  et  qu'un  roi  !e  caresse  etc. 
(Corneille).  In  asyndetischen  Sätzen  ist  die  Wiederholung  von 
que  mit  der  vorangehenden  Partikel  das  Gewöhnliche,  obwohl 
auch  hier  die  blosse  Wiederholung  des  que  vorkommt;  in  synde- 
tischen Sätzen  ist  die  Wiederholung  der  Korrelate  selten.  Bei 
einer  Häufung  der  Nebensätze,  deren  letzter  durch  ein  Bindewort 
angeknüpft  ist,  werden  auch  die  vorhergehenden  asyndetischen 
Sätze  häufig  nur  mit  que  eingeleitet. 
yy.  Auch  die  Fügewörter  quand,  comme  und  si  werden  in  folgenden 
gleichartigen  Nebensätzen  durch  die  Partikel  que  vertreten:  Quand 
on  s'etait  bien  repu  et  qu'on  approchait  de  l'ivresse,  on  appelait 
lea  gladiateurs  (Chateaubr.).  Comme  il  etait  tard  et  qu'on 
craignait  la  chute  du  jour  etc.  Si  vous  le  rencontrez  et  qu'il 
vous  demande  ou  je  suis  etc.  (Acad.).  Bei  negativen  Nebensätzen 
findet  sich  auch  statt  que  im  zweiten  Gliede  ni:  Si  on  n'aimait 
pas  les  justes,  ni  on  ne  les  protegeait  pas  pour  eux-memes,  il  les 
faudrait  proteger  pour  le  bien  public  (Bossl'et). 

Doch  ist  die  Vertretimg  der  genannten  Fürwörter  durch    que 
auch    in    der  syndetischen  Beiordnung  keineswegs  durchaus  noth- 
wendig:    Teiles  sout  les  gräces  qu'on  trouve  k  la  mort;  mais  c'est 
quand  on  l'a  meditee  et  quand  on  s'y  est  longtemps  prepare  etc. 
(Bossüet).  (S'il  eüt  ete  Corneille  et  si  j'etais  Voltaire  etc.  (Lebron). 
ß.  oder  die  Nebensätze  sind  einander  untergeordnet.    Ein  Neben- 
satz  wird   dadurch   in  Beziehung  auf  einen  ihm  untergeordneten  Satz 
zum    relativen    Hauptsatze,    dem  der  Träger  des  ganzen  Gefüges 
als   absoluter  Hauptsatz   übergeordnet  ist.     In  der  Abstufung  der 
Sätze  kann  dem  relativen  Hauptsätze  noch  ein  relativer  Haupt- 
satz zweiter  Ordnung  hinzugefügt  sein;  jedoch  geht  die  Abstufung 
nicht  leicht  weiter,  weil  sonst  das  Verständniss  des  Gefüges  erschwert 
wird:  L'on  est  mort,  a van t  qu'on  ait  aperen  qu'on  pouvait  moiirir 
(Flechier).     Et   que   vous   uiontrent-ils    (ces   lieux)   qui  ue 
vous  avertisse  qu'il  faut  qu'on  me  respecte  (Racine). 
y.  oder  die  Nebensätze,  welche  einem  Hauptsatze  untergeordnet  sind, 
stehen    weder   im    Verhältnisse    der    Beiordnung,    noch    der 
Unterordnung  zu  einander:   Quoiqu'il  füt  toujours  en  mouve- 
ment,  des  que  sa  sceur  paraissait,  il  devenait  tranquille  (B.  de 
St-Pierre).    Comme    il   esperait  sa  delivrance  de  la  part  des 
pnissances    coalisees  .  .  il  ne   voulut  pas  se  servir  des  constitu- 
tionnels,    parce    qu'il   aurait  fallu   traiter  avec    eux    (Mignet). 
Dies    findet    besonders    bei  ungleichartigen  Nebensätzen   statt,  welche 
das  Satzganze  nach  mehr  als  einer  Seite  hin  erweitern. 
J.  Im    Verhältnisse    der    Einordnung    können    nur   attributive    Neben- 
sätze zu  einander  stehen.     S.  unten  den  attrib,  Adjektivsatz. 
c)  Auch    können    zwei    oder    mehr    Hauptsätze    einem    oder    mehreren 
Nebensätzen    übergeordnet    sein,    namentlich    wenn    die    Hauptsätze    zu- 
sammengezogen   sind:    Je    me    resigne    et    me    devoue    volontiers 
pour  victime  pourvu  que  je  sois  la  seule  (Skgcr). 


540    Dritt.  Thl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

214.     4.  Ausdruck  der  Beziehung  des  Hauptsatzes  auf  deu  Nebensatz. 

Am  Nebensatze  wird  seine  Beziehung  auf  den  Hauptsatz  durch  das  Füge- 
wort ausgedrückt;  die  Fügewörter,  wozu  man  auch  die  relativen  Fürwörter 
und  das  relative  Adverb  oü  rechnen  muss,  haben  im  Allgemeinen  die  Form 
relativer  Wörter.  In  den  mit  que  zusammengesetzten  Fügewörtern  macht 
in  der  That  nur  que  das  Band  zwischen  dem  Haupt-  und  Nebensätze  aus. 
Darum  ist  es  natürlich,  dass  dem  Hauptsatze  ein  demonstratives  Korrelat 
beigegeben  wird,  welches  eine  Beziehung  auf  das  Relativ  andeutet. 

a)  Daher  findet  sich  auch  im  Französischen  in  mehreren  Fällen  ein  demon- 
stratives Korrelat  im  Hauptsätze,  wie  dies  im  Lateinischen  ebenfalls  vor 
den  mit  ut  und  quod  anhebenden  Nebensätzen  vorkommt:  Extremum 
illud  est,  ut  te  orem  et  obsecrem  etc.  (Cic,  Farn.  4,  13).  Id  agunt,  ut 
boni  viri  esse  -videantur  (Cic,  Off.  1,  13).  Habet  hoc  Optimum  in  se  .  . 
quod  concitatur  ad  honesta  (Sen.,  Ep.  39).  Eine  solche  meist  nachdrück- 
lichere Hindeutung  auf  den  Nebensatz  ist  indess  seltener;  ohne  Nach- 
druck erscheint  dort  das  Korrelat  in  propterea  vor  yworf,  quia,  quoniam. 
Im  Neufranzösiscben  erscheint  als  Korrelat  im  Hauptsatze: 

«.  U. 

aa.  gewöhnlich  vor  einem  Nominativsatze:  II  n'etait  guere  possible 
qu'il  en  fut  autrement  (Mignet),  II  serait  sans  doute  ä  regretter 
qu'un  barreau  .  .  n'eüt  pas  offert  d'avocat  au  malheur  (Ddpin). 

ßß.  Selten  findet  man  noch  im  Neufranzösiscben  den  Akkusativ  le  vor 
einem  Objektssatze.     S.  unten. 

ß.  ce. 

««.  vor  einem  Nominativsatze:  Cest  dommage  que  vons  n'ayez  point 
appiis  cela  plus  tot  (Acad.),  doch  auch:  il  est  bien  dommage  etc. 
Cest  heureux  qu'il  fasse  nuit  (Dumas);  am  Häufigsten  in  der 
Formel  c'est  que:  Est-ce  que  j'ai  sujet  d'etre  jaloux?  (Picard), 
und  bei  der  Zerfällung  eines  Satzes  in  zwei  Glieder:  Cest  dans 
vos  vertus  qu'est  votre  puissance   (B.  de  S t-Pierre).    S.  S.  319  ff. 

ßß.  vor  Sätzen  mit  den  Küsuspräpositionen  de  und  a;  obwohl  dies 
keineswegs  dus  gewöhnliche  Verfahren  ist:  On  se  plaint  de  ce 
que  ies  plus  belles  tragedies  de  Voltaire  .  .  sont  fondees  sur  des 
mal-entendus  (Mme  de  Stael).  Je  vais  veiller  ä  ce  qu'on  ne 
vienne  pas  vous  troubler  (Dcmas). 

yy.  in  den  VerbinduBgen  parce  que  und  jusqu'ä,  ce  que  ist  die  Hin- 
deutupg  auf  den  mit  dem  Relativ  beginnenden  Nebensatz  erhalten, 
während  das  Altfranzösische  den  die  Adverbialsätze  einleitenden 
Präpositionen  überhaupt  ce  hinzuzusetzen  pfiegte,  -wie  in  des  ce 
que,  devant  ce  que,  avant  ce  que,  apres  ce  que,  cepen- 
dant  que,  sans  ce  que,  pour  ce  que  u.  a. 

Im  Neufranzösischen  ist  auch  bei  den  Präpositionen  en  und 
sur  vor  einem  nachfolgenden  Nebensätze  ce  unerlässlich ;  die  Ver- 
bindung von  par  cela  que  ist  seltener.     S.  Kausalsatz  §227. 

b)  Während  in  den  bezeichneten  Fällen  bei  der  Hindeutung  des  Hauptsatzes 
auf  den  Nebensatz  gleichsam  ein  sprachlicher  üeberfluss  erscheint,  wird 
andrerseits  dem  Nebensatze  bisweilen  sein  Fügewort  genommen.  Im 
Altfrauzösischen  war  das  Ausfallen  der  Partikel   que  in  Substantivsätzen 


§  214.     Bezieh,  d.  Hauptsatzes  auf  d,  Nebensatz.     §  215.     Zusauiinenziehung.    541 

und  Adverbialsätzen  nicht  ungewöhnlich;  im  Neufranzösischen  beschränkt 
sich  die  Auslassung  des  que  meist  auf  den  Fall,  in  welchem  der  sub- 
stantivische Nebensatz  als  Hauptsatz  erscheint,  auf  weichen  durch  ein 
Fürwort  vor-  oder  zurückgedeutet  wird: 
Je  /'avoue,  je  suis  battu  (Dumas).  Ce  discours  me  surprend,  il  le  faut 
avouer  (Racine).  Durch  ce  geschieht  dies  etwa  in  Sätzen  wie:  N'est-ce 
pas,  Tamour  rend  bien  mechant?  (V.  Hugo) 

Seltener  geschieht  dies  ohne  das  Fürwort:  Va,  crois-moi,  le  destin 
n',a  pas  droit  sur  les  coeuis  (Ducis).  Hierher  gehören  die  eingeschobenen 
Sätze  dit-iletc.  (s.  oben  S.  538).  Auch  könnte  man  manche  Fälle  hier- 
her ziehen,  in  denen  eine  Parenthese  sich  zu  dem  Satze,  in  welchen  sie 
eingeschoben  ist,  wie  zu  ihrem  Subjekte  oder  Objekte  verhält, 
üeber  Sätze  mit  dem  Konjunktiv  ohne  que  s,  oben  S.  359. 
c)  Ueber  die  Korrelate  des  Adj  ekti  vsatzes  s.  §248. 

215.    .5.    Znsammenziehniig   des   Hauptsatzes   mit   seinem  Nebensatze. 

Diese    Zusammenziehung    ist    weit    beschränkter    als    die    der    beigeordneten 
Sätze  und  erscheint  meist  als  Verkürzung  des  Nebensatzes. 

a)  Verkürzt  findet  sich  der  Konditionalsatz,  am  Häufigsten,  wenn  er 
negativ  und  im  Sinne  einer  Ausnahme  mit  sinon  eingeleitet  ist:  II  ne 
se  mele  de  rien,  sinon  de  raanger  et  de  boire  (Acad.).  Rien  n'y 
fut  decide,  sinon  que  la  paix  etait  impossible  (Lacketelle).  Lat.  Quid 
est  pietas  nisi  voluntas  grata  in  parentes?  (Cic,  Plane.  33)  Dabei  folgt 
der  verkürzte  Satz  dem  Hauptsatze.  Die  Umkehrung  macht  den  Satz 
koncessiv:  Arriere  vous!  sinon  le  bras,  j'ai  l'äme  (V.  Hugo).  Lat 
Ubi  si  non  venerabilis,  inviolata  saltem  senectus  eorum  considat  (Liv. 
88,  53). 

Ausserdem  findet  man  auch  den  affirmativen  Nebensatz  verkürzt,  be- 
sonders, wenn  die  Verwandlung  des  Verb  im  Hauptsatze  in  den  Infinitiv 
ihn  verständlich  macht:  Parlez  de  loin,  si  vous  voulez  (Moliere). 
Das  Lateinische  ist  hier  viel  freier:  Sapienter  haec  reliquisti,  si  con- 
silio,  feliciter,  si  casu  (Cic,  Fam.  7,  28). 

b)  Häufig  ist  die  Verkürzung  des  Koncessivsatzes  wie  im  Lateinischen: 
Ce  devoir,  quoique  tard,  enfin  s'est  eveille  (Corkeille).  Elle  .  .  se 
servait  des  Feuillants,  quoique  avec  beaucoup  de  defiance,  contra 
les  Girondins  (Mignet).  Im  Lateinischen  geschieht  dies  meist  vor  Adjek- 
tiven und  Participien,  wie  auch  im  Französischen;  hier  und  bei  Haupt- 
wörtern fällt  diese  Verkürzung  mit  dem  appositiven  Verhältnisse  zu- 
sammen: Pour  moi,  bien  que  vaincu,  je  me  repute  heureux  (Boileae). 
S.  oben  S.  517.  518. 

c)  Sehr  geläufig  ist  die  Verkürzung  auch  im  Modalsätze  der  Vergleichung: 
Je  le  sais  comme  toi  (Racine).  Jai  ma  folie,  helas!  aussi  bien  que 
mon  pere  (Id.).  Autant  que  l'amitie  c'est  blesser  la  raison  (Arnaclt). 
Cela  ne  va  pas  si  vite  que  ta  tete  (Id.).  La  faiblesse  est  plus  opposee 
ä  la  vertu  que  le  vice  (La  Bkcyere).  Hier  kann  bei  dem  Ausdrucke 
der  Gleichheit  aus  dem  negativen  Begriffe  des  Hauptsatzes  der 
affirmative  im  Nebensatze  supplirt  werden:  Mais,  comme  lui,  je 
n'ai  point  pardonne  (V.  Hugo).  Zuweilen  ist  das  Zeitwort  etre  zu  sup- 
pliren,  welches  der  Hauptsatz  nicht  enthält:  Je  la  crus  plus  grande  que 
cela  (DoMAs).     Das  Lateinische    geht    noch    weiter,    indem    es   auch  aus 


542     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Zwait.  Abschu.     Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

dem  vollständigen  Nebensatze  den  unvollständigen  Hauptsatz  ergänzen 
lässt:  Ut  olim  arbitrabar,  esse  meum,  libere  loqui,  sie  ea  nunc  amissa, 
nihil  loqui  etc.  (Cic,  Farn.  9,  16). 

Hier  findet  zuweilen  eine  Verschmelzung  der  Sätze  statt:  Bacchus, 
ainsi  qu'Hercule,  etaient  reconnus  pour  demi-dieux  (Voltaire). 
S.  oben  S.  380. 

Ueber  die  Sätze  mit  comme  si  s.  unten  §240. 

d)  Die  Zusammenziehung  eines  attributiven  Nebensatzes  mit  einem  Haupt- 
sätze kann  dann  eintreten,  wenn  aus  dem  Hauptsatze  ein  Infinitiv  oder 
ein  Substantivsatz  entnommen  werden  muss:  II  sauva  donc  tout  ce  qu'il 
put  (La  Fontaine).  Faites  ce  que  je  veux  (Acad.).  Je  nommerai  ä 
cette  place  qui  je  voudrai  (Ead.). 

e)  Andere  "Verkürzungen  von  Nebensätzen  kommen  vor,  wenn  es  sich  nur 
um  das  Herübernehmen  eines  Infinitiv  aus  dem  Hauptsatze  handelt; 
vgl.  II  le  fera  quand  il  voudra  (Acad.)  u.  dgl.  m. 

216.  6.  Die  Satzellipse.  Wie  der  einzelne  Satz,  so  tritt  auch  das  Satz- 
gefüge elliptisch  auf;  indessen  ist  der  Wegfall  eines  Satzes  selten  und  nur 
da  möglich,  wo  sich  der  fehlende  leicht  ergänzen  lässt,  was  namentlich  in 
der  lebendigen  Rede  aus  Ton  und  Geberde  des  Redenden  möglich  ist.  Doch 
ist  auch  hier  manches  zur  Gewohnheit  geworden  und  wird  in  der  Schrift 
zum  Theil  durch  Interpunktionszeichen  angedeutet,  namentlich  das  Aus- 
rufungs-  und  Fragezeichen.  Der  fehlende  Satz  ist  immer  der  Hauptsatz, 
welcher  gegen  die  im  Nebensatze  enthaltene  nähere  Bestimmung  der  minder 
wesentliche  ist.  Die  Satzellipse  gehört  meist  der  Sprache  des  Affektes  an. 
a)  Am  Häufigsten  tritt  der  Substantivsatz  mit  que  elliptisch  auf. 

a.  Mit    dem  Konjunktiv  eignet    er    sich    am  Meisten    zum  elliptischen 
Gebrauche,    da    er    seine,    obwohl    verschiedenartige,    Beziehung    am 
Leichtesten  verräth. 
««.  Er   dient    zum    Ausdrucke    eines    Willensaktes,    wie    er    auch 
geradezu  den  Imperativ  vertritt;   die  Natur  des  Willensaktes  muss 
der  Zusammenhang    klar    machen:    Ma  soeur,    que  je    vous  die 
une    bonne    nouvelle!    (Corneille)      Que    j'aille   ä   son   secours, 
s'ecria-til,    ou    que    je    meure!     (B.  de   St-Pieere)      Que    le 
diable  m'emporte,  si  etc.  (Acad.).  Lat.  Ut  dolor  pariat  quod 
jamdiu  parturit!  (Cic,  Phil.  2,  46).     S.  oben  S.  358.  359. 
ßß.  zum     Ausdruck     der     Verwunderung    und     des     Schmerzes: 
Qu'ou   n'ait   pas    eu    plus  de  respect  pour  un  si  grand  per- 
sonnage!   (Acad.)      In    diesem    Falle    zieht    das  Lateinische  den 
Akkusativ  mit  dem  Infinitiv  vor. 
yy-   zum    Ausdruck    einer    Frage,    welche    unwillig  eine   Zumuthung 
abwehrt,   oder   eine    Voraussetzung    bezweifelt:    Moi,    que  je 
lui    prononce    un   arret  si  severe!    (Racine)     Moi,  que  j'eusse 
une  äme  si  traitresse!  (Corneille)     So  sehr  gewöhnlich  im  Latei- 
nischen:   Egone   illam    ut    non    amem?    ego    illi    ut    ne    bene 
velim?  (Pladt.,  Truc.  2,  4,  87)    Tu  ut  unquam  te  corrigas? 
etc.  (Cic,  Cat.  1,  9). 
ß.  Mit  dem  Indikativ    drückt    er,    gewöhnlich    durch  eine  Interjektion 
eingeleitet,    eine    Reflexion    und    subjektive    Ansicht  aus:    Ah! 
qu'il    faut  avouer  que  celui  qu'on  vous  a  donne  etait  peu  digne  de 


§  216.     Satzellipse.     §  217.    B.    Unterordnung  der  Sätze  insbesondere.     543 

l'honneur  qu'il  a  re^u  (Moliere).  Dahin  gehören  auch  wohl  Imperativ- 
sätze: Oh!  qiie  pardonnez-moi!  (Id.)  Vgl.  Je  crois  que  oui, 
je  gage  que  non  u.  dgl.,  wo  que  ebenfalls  nicht  mit  der  Form  des 
folgendes  Gliedes  liarmonirt.  In  Sätzen  wie:  Qu'il  fait  beau!  ent- 
spricht que  dem  fragenden  Fürworte  was? 

Zu  Tinterscheiden  sind  davon  die  Nebensätze  mit  elliptischem 
Hauptsatze:  Apparemruent  que  je  vous  crois  (Regnard).  Heu- 
reusenient  qu'il  n'a  rien  vu  (Acad.).  Sätze  mit  peut-etre  que 
sind  l)is  auf  das  Subjekt  vollständig. 
y.  Auch  der  indirekte  Fragesatz  mit  si  kommt  elliptisch  vor:  Bri- 
tannicus,  l'aime-t-il?  —  Quoi?  s'il  l'aime,  Seigneur?  (Racine)  „Fais- 
moi  donc  donner  une  rohe  de  chambre.  Je  serai  plus  ä  mon  aise 
pour  passer  la  nuit,  et  ces  dames  m'excuseront,  n'est-ce  pas?"  — 
„Si  elles  t'excuseront!  toi,  mon  docteur,  mon  ami."  (G.  Droz), 
besonders  in  affektvoller  Frage,  welche  die  bejahende  Antwort  errathen 
lässt;  doch  auch  sonst:  Est-ce  vous  qui  viendrez  ou  si  c'est  lui? 
(Acad.) 

b)  Elliptisch  gebrauchte  Temporalsätze  sind  selten;  sie  streifen  an  kon- 
ditionale Sätze:  Helas!  lorsque  je  pense,  Elle  ne  manquait  pas  une 
seule  audience  (Racine).  Et  quand  je  pense  que  j'ai  ete  plusieurs 
fois  demander  des  messes  k  ce  magicien  d'ürbain!  (De  Vigny) 

c)  Kausalsätzen  begegnet  m?n  gleichfalls:  Evidemment,  il  etait  trop  äge 
pour  eile;  mais,  apres  tout,  puisqu'ils  s'aimaient  (Daudet).  Puis- 
que  je  suis  lä,  si  nous  liquidions  un  peu  ce  vieux  compte  (Id.). 

d)  Sehr  gewöhnlich  sind  elliptische  Bedingungssätze;  die  Ergänzung  er- 
giebt  sich  dabei  leicht:  Si  vous  saviez  eombien  ceci  m'a  fait  souffrir! 
(Andeiecx)  Maraud,  si  tu  dis  un  mot!  (Beaumarchais)  Besonders 
häufig  ist  der  Ausdruck  lebhaften  und  schmerzlichen  Wunsches:  Si  je 
pouvais  dormir!  mais  quelle  est  ma  faiblesse!  (Jouy)  Oh!  si  des 
traits  si  doux  suspendaient.  mes  tourments!  (Dccis)  Lat.  0  mihi 
praeteritos  referat  si  Juppiter  annos!  (Virg.,  Aen.  8,  560) 

Der  Konditionalsatz  kommt  ebenfalls  bisweilen  mit  einem  elliptischen 
Hauptsatze  vor:  A  peine  si  eile  a  quelques  annees  de  plus  que  moi 
(Dumas);  vollständig:  C'est  k  peine  si  ma  tete  entre  dans  ce  chapeau 
(Acad.).  C'est  ä  peine  si  .  .  quelques  fremissements  ont  ete  ressentis 
sur  la  cöte  d'Italie  (Revue  d.  d,  M.  1885). 

e)  Zuweilen  findet  sich  der  (substantivirte)  Adjektivsatz  im  Sinne  eines 
Bedingungssatzes  (s.  den  attrib.  Adjektivsatz)  elliptisch  verwendet:  Passez 
votre  chemin,  mon  ami.  —  Que  je  passe  mon  chemin?  —  Oui.  —  Oui, 
qui  le  pourrait  (Regnard). 

Ueber  die  Sätze  mit  non  que,  non  pas  que  s.  oben  S.  366. 

217.  B.  Von  der  Unterordnung  der  Sätze  insbesondere.  Die  Darstellung 
der  verschiedenen  Klassen  der  Nebensätze  und  ihrer  Beziehungen  innerhalb 
des  Satzgefüges  als  eines  Satzganzen  besteht  in  der  Na  eh  Weisung  der 
Nebensätze  als,  entwickelter  Satzglieder,  welche  denen  des  einfachen  Satzes 
entsprechen.  Wie  aber  in  dem  einfachen  Satze  die  verschiedenen  Satz- 
bestimmungen nicht  durch  ihre  Form  strenge  gesondert  sind,  sondern  zum 
Theil  in  einander  übergehen,  so  vertauschen  auch  die  Nebensätze  mehrfach 


544     Dritt.  Tbl.    Syntax.   Zweit.  Abschn.     Die  Satzfüguiig.     II.  ünterorclnung. 

ihre  Funktionen    und    weisen    daher    nicht  lediglich  durch  ihre  Form  auf 
ihre  Bedeutung  im  Satze  hin. 

Bei  der  Eintheilung  der  Nebensätze  in  I.  den  Nebensatz  als  Subjekt  und 
als  prädikative  Bestimmung,  II.  als  adverbiale  Satzbestimmung, 
III.  als  attributive  Satzbestimmung  kann  daher  ein  und  dieselbe  Satzform 
tbeils  in  verschiedenen  dieser  Klassen  wiederkehren,  theils  in  einer  und  derselben 
Klasse,  wie  dies  namentlich  bei  Adverbialsätzen  der  Fall  ist,  verschiedenen  Ge- 
bieten zugetheilt  sein.  Seinen  Namen  erhält  jedoch  der  Satz  von  seiner  wesent- 
lichsten Funktion. 

218.    I.    Der  Nebensatz  als  Subjekt  und  als  prädikative  Bestimmung.    Der 

einfache  Satz,   abgesehen   von   adverbialen  und  attributiven  Bestimmungen, 
gestattet  nur  die  Entwickelung  des  Subjektes   und   einer  prädikativen  Be- 
stimmung zu  Nebensätzen;  eine  Entwickelung  des  die  Kopula  enthaltenden 
Yerb  zu  einem  Satze  würde  den  Satz  selber  zerstören. 
1.    Der  Nebensatz  als  Subjekt. 

a)  Hier   hat   zunächst  der  Substantivsatz    im   engeren  Sinne,    welcher   mit 
Rücksicht    auf   die  dem  Substantiv  entsprechende  Verbalform  auch  der  In- 
finitivsatz   genannt  und   durch    die   dem   lateinischen  quod  (und  ut)  ent- 
sprechende Satzpartikel  qne    eingeleitet    wird,    seine   Stelle.     Die    an  einem 
Subjekte  gesetzte  Thätigkeit  ist  in  ihm  der  Gegenstand  der  Aussage. 
«.  Nicht  so  hänfig  und  meist  nur  bei  bestimmten  Verben  tritt  dies  Subjekt 
an  und  für  sich  auf,    wie  in:    D'oü    vient  que  je  suis   presque  con- 
tente    de    ce    retard?    (Ddmas)     Bien  en  a  pris  ä  ce  drole-lä  que  je 
n'aie    pas    ete  ä   la  maison  (Laplace).     S.  S.  322.     Diese  Ausdrucks- 
weise ist  als  ein  Rest  des  altfranzösischeu  allgemeineren  Gebrauches  an- 
zusehen, der  dem  lateinischen  entsprach:    Accedit,    quod   mirifice  in- 
geniis   excellentibus    delectatur  (Gic,  Farn.  6,  6).     Mirum  est,  ut 
animus  .  .  excitetur    (Plin,,    Ep.  1,  6).    Das  Neufranzösische   begnügt 
sich  gewöhnlich  nicht  mit  der  einfachen  Bezeichnung  des  Subjekts. 
ß.  Daher  wird   der  Nebensatz    meist,    als    das    logische    Subjekt,    durch    ein 
grammatisches  Subjekt  gestützt. 

tttt.  Dies  geschieht  entweder  durch  il,  wobei  das  Verb  mit  seinem  gram- 
matischen Subjekte  ganz  den  Charakter  eines  unpersönlichen  Satzes 
erhält  und  das  Subjekt  ap positiv  erscheint:  II  m'importait  que 
vous  fussiez  present  (Acad.),  und  so  namentlich  bei  intransitiven, 
passiven  und  reflexiven,  besonders  auch  bei  den  durch  ein  prädi- 
katives (adjektivisches)  Satzglied  näher  bestimmten  abstrakten  Verben, 
doch  auch  zuweilen  bei  dem  in  prägnanter  Bedeutung  gebrauchten 
etre:  II  n'est  pas  que  vous  ne  sachiez  quelques  nouvelles 
de  cette  affaire  (Moliere).  Toujours  est-il  que  la  drogue  .  .  le 
pin^ait  si  horriblement  que  les  larmes  lui  en  venaient 
aux  yeux  (Scribe).  Vgl.  S.  319. 
ßß.  oder  durch  ce,  iheils,  obwohl  seltener,  vor  einem  abstrakten  Verb  mit 
adjektivischer  Ergänzung  und  alsdann  nachdrücklicher:  Cest  heureux 
qu'il  fasse  nuit  (Dumas);  theils  bei  Ergänzung  des  Verb  durch  Sub- 
stantive: Cest  dommage  que  vous  n'ayez  point  appris  cela 
plus  tot  (Acad.),  Ferner,  wo  etre  in  prägnanter  Bedeutung  zur 
Hervorhebung    eines    ganzen  Satzes   verwendet    ist,    besonders  in  der 


§  218.     I.    Der  Nebensatz  als  Subjekt  und  als  prädikative  Bestimmung.    545 

Frage:  Est-ce  qu'il  part?  (Acad.);  doch  auch  ausserhalb  der  Frage: 
Quoi  que  vous  en  puissiez  dire,  si  est-ce  que  je  ne  crois  pas  .  . 
II  vous  ressemble,  si  ce  n'est  qu'il  est  trop  petit  (Acad.);  endlich, 
wo  ein  Satztheil  hervorgehoben  und  damit  ein  einfacher  Satz  in  zwei 
Glieder  zersetzt  wird:  Cest  ä  vous  que  je  parle  (Acad.).  Est-ce 
donc  pour  veilier  qu'on  se  couche  k  Paris?  (Boileaü)  S.  S.  320. 
Dem  Lateinischen  ist  die  Hindeutung  auf  einen  Satz  durch  esse 
nicht  unbekannt,  obwohl  hier  das  Demonstrativpronomen  nicht  nöthig 
gefunden  wurde:  Est  autem  ut  id  maxime  deceat  (Cic,  Or.  59); 
so  steht  häufig  fore  ut  .  . 

b)  Statt  des  Substantivsatzes  findet  sich  zuweilen  der  Konditional- 
satz als  logischer  Hauptsatz:  Cest  hazard  si  je  les  conserve  (La 
Fontaine); 

ebenso  der  Temporalsatz:  Cela  me  touche  encore  .  .  quand  je 
songe  avec  quelle  anxiete  personnelle  je  suivais  dans  l'histoire  ancienne 
les  heros  louables  (Sainte-Becve).  Vgl.  lat.  Quum  ille  ita  est,  ut 
esse  nolo,  id  crucior  (Plaut.,  Trin.  5,  2,  46). 

c)  Demnächst  erscheint  der  abhängige  oder  indirekte  Fragesatz,  der 
Substantivsatz  im  weiteren  Sinne,  insofern  die  Frage  selbst  nach  ihrem 
Inhalte  das  Subjekt  zu  einem  Prädikate  wird:  Que  m'importe  quel  est 
le  faible  ou  le  puissant?  (Dumas)     Näheres  s.  Kasussatz. 

d)  Der  Adjektivsatz  kann  zum  Substantivsatze  erhoben  werden,  wie  das 
Adjektiv  zum  Substantiv  und  kann  so  als  Subjekt  des  Satzes  auftreten; 
das  Fürwort,  welches  hier  vorkommt,  ist  das  substantivische  qni,  in  Be- 
ziehung auf  Personen:  Qui  pardonne  aisement  invite  ä  l'offenser 
(Corneille).  Et  qui  suivrait  leurs  pas,  les  trouverait  peut-etre  assem- 
bles  chez  Pallas  (Racine).  Vgl.  lat.  Qui  e  nuce  nucleum  esse  vult, 
frangit  nucem  (Plaut.,  Cure.  1,  1,  55).  Sätze  dieser  Art  sind  meist  ver- 
allgemeinernd, wie  die  mit  qniconque  beginnenden:  Quiconque  pense 
au  crime  est  pres  de  s"y  resoudre  (Nodier),  wenngleich  sie  selbst  auf 
ein  bestimmtes  Geschlecht  bezogen  sein  können:  Qui  veut  etre  aimee 
doit  etre  aimable  (Gramm.  Nat.).  Im  Altfranzösischen  wurden  sie  oft 
auf  bestimmte  Individuen  bezogen. 

Neutral  kommt  der  Adjektivsatz  nicht  mehr  vor  wie  im  Altfranzösi- 
schen: Fai  que  dois,  aviegne  que  puet;  das  Keufranzösische  fordert  hier 
das  demonstrative  Korrelat.     Vgl.  Kasussatz. 
2.   Der  Nebensatz  als  prädikative  Bestimmung. 

a)  Es  ist  natürlich,  wenn  hier  der  substantivirte  Adjektivsatz  auftritt, 
wie  das  Adjektiv;  dieser  Adjektivsatz  ist  indess  nur  neutral:  Cest  de 
quoi  je  voulais  vous  parier  (Acad.).  Cest  ä  quoi  je  n'ai  pas 
pris  garde  autrement  (Picard). 

Verallgemeinernde  Sätze  mit  qui  qiie,  quoi  que  treten  jedoch 
von  Personen  und  Sachen  als  prädikative  Bestimmungen  auf:  Qui  que 
ce  soit,  qui  que  vous  puissiez  etre,  quoi  que  ce  soit,  quoi  qu'il  en 
soit  (Acad,).  Im  letzten  Falle  ist  der  Satz  entschieden  das  logische 
Subjekt. 

b)  Der  Substantivsatz  findet  sich  kaum,  wie  das  Substantiv,  wenn  man 
nicht  diejenigen  Substantivsätze  hierher  zieht,  denen  als  logischen  Sub- 
jekten ein  grammatisches  Subjekt  vorangestellt  ist.     S.  oben  S.  544. 

Mätener,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  35 


546     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

219.  II.  Der  Nebensatz  als  adverbiale  Satzbestimmung.  Hierher  gehören 
die  Nebensätze,  welche  als  Kasussätze,  als  präpositionale  Nebensätze 
und  als  Adverbialsätze  im  engeren  Sinne  die  reichhaltigste  Entwicke- 
luiig  des  Satzgefüges  bedingen.  Ihre  Formen  und  ihre  Verwendung, 
besonders  die  der  Adverbialsätze,  haben  in  der  Entwickelung  der  fran- 
zösischen Sprache  die  meisten  Veränderungen  erlitten.  Die  ihnen  ent- 
sprechenden unentwickelten  Satzglieder  deutet  ihr  Name  an. 

1,  Der  Kasussatz. 

Die  Sätze,    welche    hier    eintreten,   sind   dieselben,    welche   als  Subjekte 
des  Satzes    vorkommen;    sie    treten   innerhalb  des  Satzgefüges  gleich  einem 
Akkusativ,  Genitiv  und  Dativ  auf, 
a)  Der  Substantivsatz  mit  der  Satzpartikel  qne  erscheint: 

a.  als  Akkusativsatz  oder  Objektsatz  und  spricht  die  an  einem 
Gegenstande  gesetzte  Thätigkeit  einerseits  als  den  Gegenstand  oder 
die  thatsächliche  Wirkung,  andererseits  als  die  bezweckte 
Wirkung  des  Thätigkeitsbegriffes  im  Hauptsatze  aus:  Une  infinite 
de  monde  pense  que  la  vie  des  courtisans  est  une  comedie 
perpetuelle  (La  Rochefoucauld),  II  obtint  de  lui  qu'Eurydice 
retournerait  parmi  les  vivants  (Fenelon).  Peut-on  craindre 
que  la  terre  manque  aux  hommes?  (Id.)  La  religion  veut  qu'on 
aide  son  semblable  (Acad.).  Auch  die  nach  voici  und  voilä 
stehenden  Substantivsätze  sind  Objektsätze:  Voici  que  la  premiere 
enceinte  de  la  Tour  est  forcee  (V.  Hdgo).  Je  les  goütais  a  peine, 
et  voilä  que  je  meurs  (A.  Chenier). 

Sätze  wie:  Je  ne  puis  cette  fois  que  je  ne  les  excuse 
(BoiLEAü),  welche  dem  lateinischen  (facere)  non  possum  quin  ihre 
Entstehung  verdanken,  sind  ebenfalls  als  Objektsätze  anzusehen. 

Objektsätze,  die  einem  Thätigkeitsbegriffe  untergeordnet  sind,  sind 
zuweilen  ungleichartig,  indem  sie  einen  ungleichen  Modus  enthalten; 
dies  ist  als  Zeug ma  anzusehen,  da  die  Nebensätze  ihre  ungleiche 
Beziehung  in  das  Verb  reflektiren,  welches  dadurch  gleichsam  in  zwei 
Bedeutungen  auftritt:  Dis-lui  que  je  suis  empeche,  et  qu'il 
revienne  une  autre  fois  (Moliere). 
ß.  als  Genitivsatz  ist  der  Substantivsatz  anzusehen,  wenn  ein  an  seiner 
Stelle  stehendes  Substantiv  mit  der  Kasuspräposition  de  untergeordnet 
sein  müsste:  En  portant  votre  epee  souvenez-vous  qu'elle  est  k 
Dieu  (De  Vigny).  Si  Chimene  se  plaint  qu'il  a  tue  son  pere 
(Corneille).  —  Je  suis  süre  que  nous  n'allons  retrouver  qu'un 
ami  bien  devoue  (Dümas).  —  II  est  temps  que  les  lois  se  de- 
clarent  pour  vous  (A.  Chenieb).  Le  hazard  avait  detruit  la  possi- 
bilite  que  cela  füt  (Dumas).  Diese  Sätze  werden  auch  mit  de  wie 
Substantive  angeknüpft,  doch  ist  dies  im  Altfranzösischen  bei  Weitem 
häufiger  als  im  Neufranzösischen:  Je  rends  gräces  au  ciel  de  ce  qu'il 
a  permis  Que  je  sois  survenu  pour  vous  refaire  amis  (Corneille). 
II  se  plaint  de  ce  qu'on  le  calomnie  (Acad.). 

Zu  unterscheiden  sind  hiervon  Nebensätze  nach  Substantiven, 
welche  den  Zeitbegrifi"  enthalten,  wie  temps,  jour,  matin,  soir, 
heure  etc.,   in  denen  die  Partikel  que,   welche   in   ihnen    erscheint, 


§  219.    II.  Der  Nebensatz  als  adverbiale   Bestimmung.     Der  Kastmatz.    547 

dem  lateinischen  quum  entspricht:    ün  temps   viendra  que  tous  les 

les    hommes..se    conduiront    par    les    clartes    de    I'esprit 

(Chateaübr.).     ün    soir  que  nous  fuyions  devant   la  tempete, 

notre    bateau    vint    se    refugier    ä    Fentree    du    detroit    de    Bonifacio 

(Daudet).     Enfin    Theure  est  venue  qu'il  faut  que  mon  secret  eckte 

ä  votre  vue  (Racine).     Lat.  Fuit  quoddam   tempus,    quum   in  agris 

homines  ,  .  vagabantur  (Cic,  Inv.  1,  2);    so  nach  tempus,  annus, 

dies  etc.     Das  Altfranzösische    hat    öfter    noch    quant   (quando)  und 

cum;    das  Neufranzösische    leitet    den  Nebensatz    auch    mit   oii   ein. 

S.  S.  549.  551. 

y.  Der  Dativsatz  steht  da,  wo  in  die  Konstruktion  ein  Substantiv  mit 

der  Kasuspräposition  a  aufzunehmen  wäre;  er  ist  indess  nicht  häufig: 

Je    m'attends    que    vous   viendrez  demain    (Acad.).     Mon  pere  a 

consenti  que  je  suive  mon  choix  (Corneille).    Auch  wird  hier  die 

Beziehung    gern    durch  a  ausgedrückt:    Veille  ä  ce   que  je  ne  ren- 

contre  personne  (Dumas).    Si  sa  majeste  tient  ä  ce  que  l'evasion 

soit  secrete    (V.  Hugo).     Im  Altfranzösischen    wird  ä  ce  que  auch 

zum  Ausdruck  des  Zweckes,   wie  pour  que,  afin  que,  verwendet. 

b)  Statt  des  Substantivsatzes  im  engeren  Sinne  kam  im  Altfranzösischen 

oft  nach  Verbendes  Vorstellens  und  Dar  stell  ens,  auch  des  Affektes, 

der    mit  comme    und  comment  eingeführte  Fragesatz  vor;    im  Neu. 

französischen  findet  sich  noch  commeut:  On  sait  comment  Napoleon 

.  .  ne    parut  mecontent  et  preoccupe  d'aucune  chose  plus  que  de 

cet  etrange  .  .  peril  (Villemain),  und  selten  comme  quoi:    Vous  savez 

comme  quoi  je  vous  suis  tout  acquise  (Corneille);  comme  quoi 

ist  veraltet  als  Frageformel  für  comment?    Vgl.  lat.  Credo  te  audisse .  . 

ut  me  circumsteterint  (Cic,  Att.  1,  16). 

Der  Konditionalsatz  steht  öfter  nach  den  Verben  der  Affekte: 
Ne  vous  etonnez  pas  s'il  en  use  de  la  sorte  (Acad.).  Je  ne  suis  plus 
surpris  si  Ton  declame  tant  contre  les  personnes  qui  pretent  ä  interets 
(Le  Sage).  Lat.  Miror  .  .  si  quem  quam  (fidum  amicum)  habere 
potuit  (Cic,  Lael.  15). 

Der  Temporalsatz    steht    bisweilen    mit    qnaud   nach  Verben  der 
Erinnerung:    Vous    vous  rappelez   quand  le  soir  il  fallait  mettre 
l'epee  ä  la  main,  pour  rentrer  chez  soi  (Scribe).     Lat.    Memini  quum 
mihi  desipere  videbare  (Cic,  Fam.  7,  28). 
<c)  Der  indirekte  Fragesatz  zerfällt  in  zwei  Klassen: 

a.  entweder  wird  nämlich  der  Satz  überhaupt  oder  die  Richtigkeit 
der  Verknüpfung  des  Subjektes  mit  seinem  Prädikate  in  Frage  ge- 
stellt; dies  geschieht  durch  Fragen  mit  si  (ob):  Dites-moi  si  vous 
irez  lä.  Je  ne  sais  si  cela  est  vrai  (Acad.).  Elle  .  .  ecoute  et 
regarde  si  eile  est  seule  (Dumas).  Lat.  Quaesivit  si  incolumis 
Lycortas  evasisset  (Liv.  39,  50).  Visam  si  domi  est  (Ter., 
Heaut.  1,  1,  118). 
ß.  oder  ein  Satzglied,  welches  durch  ein  fragendes  Fürwort  mit 
oder  ohne  andere  Bestimmung,  oder  durch  ein  fragendes  Adverb 
ausgedrückt  ist.  Dabei  kann  die  Frage  auch  durch  den  Hauptsatz 
thatsächlich  schon  beantwortet  und  im  Zusammenhange  als  ein  asser- 
torischer Satz  erscheinen:  Mais  tu  sais  donc  de  qui  il  est  ques- 
tion?  (Dümas)    Vous  comprenez  dans  quel  etat  d'exasperation 

35* 


548     Dritt,  Thl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.    II.  Unterordnung. 

me  mit  cette  reponse  (Id.).  Je  ne  sais  comment  je  n'eus  pas 
le  plus  grand  succes  (Beaumarchais).  Demandez-moi  pourquoi 
il  s'est  mis  en  colere  (äcad.).  Vois  oü  conduit  Tindulgence 
(ärnadlt).  Durch  das  neutrale  que  -wird  selten  im  Neufranzösischen 
ein  Glied  in  Frage  gestellt:  Rome  . .  attend  que  deviendra  le  destin 
de  la  reine  (Racine),  und  gewöhnlich  nur  beim  elliptischen  Infinitiv: 
Je  n'y  sais  que  faire  (Acad.). 

Abgesehen  von  der  eben  erwähnten  Doppelnatur  der  Frage,  kann 
die  fragliche  Sache  überhaupt  als  Gegenstand  gefasst  werden,  dessen 
Fraglichkeit  der  Hauptsatz  allein  ausdrückt,  und  darum,  wo  ein  Frage- 
pronomen   eintritt,    auch  in    den  substan  tivirten    Adjektivsatz 
übergegangen    werden,    so    dass    es  der   Form  nach   bisweilen    unent- 
schieden bleibt,    ob    ein  Relativsatz   oder  ein  Fragesatz  vorhanden  ist. 
Der  Fragesatz  wird  namentlich  gern,  wo  das  neutrale  que  einzutreten 
hat,    geradezu    durch    einen    an    ce    gelehnten  Adjektivsatz    ersetzt: 
J'ignore  oü  je  suis,    qui   je  suis    et    ce  que  je  fais  (Moliere).     Je 
demande     ce     qu'ont     produit     jusqu'ici     tant     de    pardons 
reiteres?  (Mignet) 
d)  Auch  der  substantivirte  Adjektivsatz  hat  hier  seine  Stelle,  sowohl 
auf  Personen  als  auf  Sachen  bezogen:  Je  nommerai  ä  cette  place  qui  je 
voudrai.      Voilä    qui    vous    en    dira    des    nouvelles    (äcad.).     En 
Allemagne,    le    theätre  appartient  au  souverain;    il   Touvre  et  le  ferme  ä 
volonte,  y  re(joit  qui  bon  lui  semble  et  distribue  les  places  Selon  I'eti- 
quette    (Revce  d.  d.  M.  1884).     Que    la    terre   est  petite  k  qui  la  voit 
des    cieux    (Delille).     Le  grand  jour  sert  mal  quiconque  veut  mal 
•  •  faire  (Bodfflers).  —  Vous  comprenez  qu'il  y  avait  de  quoi  degoüter 

Bilboquet  des  plaisirs  militaires  (Soülie).  Voilä  de  quoi  je 
voulais  vous  parier  (Acad.).  Hier  kommt  auch  noch  zuweilen  der 
mit  dem  neutralen  qui  eingeführte  Satz  vor,  welcher  meist  mit  dem 
Korrelate  ce  eingeleitet  wird:  Allons,  voilä  qui  est  entendu  (Acad.). 
Auch  der  Akkusativ  que  in  dem  elliptischen:  Je  n'ai  que  faire  de  lui 
(Acad.),  welches  dem  lateinischen  non  habeo  quod  entspricht,  kann  hierher 
gezogen  werden;  im  Altfranzösischen  steht  que  natürlich  auch  als  Akku- 
sativ im  substantivischen  Nebensatze.  Der  substantivirte  Adjektivsatz 
ist  auch  dem  Lateinischen  geläufig. 

220.     2.  Der  präpositionale  Nebensatz. 

Hierher  gehören  eigentlich  alle  an  Präpositionen  angelehnte  Nebensätze, 
wie  apres  que,  avant  que,  depuis  que,  des  que,  durant  que,  parce 
que,  pour  que  etc.,  obwohl  das  dort  erscheinende  que  nicht  allein  dem 
lateinischen  quod  und  ut,  sondern  auch  dem  quam  und  quum  entspricht. 
Wir  betrachten  die  Mehrzahl  derselben  beim  Adverbialsatze  im  engeren  Sinne, 
weil  sie  wesentlich  im  Sinne  lateinischer  Konjunktionen  wirken  und  die  Er- 
innerung an  die  in  ihnen  enthaltene  Präposition  nicht  so  sehr  in  den  Vorder- 
grund tritt.  Für  die  Natur  des  Nebensatzes  ist  übrigens  die  formale  Be- 
trachtung desselben  als  Kasussatz  oder  Adverbialsatz  gleichgültig. 

Der  hier  in  Betracht  kommende  Nebensatz,  welcher  unter  Vermittelung 
von  Präpositionen  wie  ein  Substantiv  dem  Satzgefüge  einverleibt  wird,  ist 
entweder  der  Substantivsatz  im  engeren  Sinne,  oder  der  substantivirte 
Adjektivsatz.    Die  Präpositionen,  welche  für  den  Substantivsatz  hierher 


§  220.    Adv.  Best.  D.  präp.  Nebensatz.     §  221.    D.  Adverbialsatz  d.  Orisbest.    549 

zu  ziehen  sind,  sind  hors,  OUtre,  en,  sur;  en  und  sur  werden  nur  mit 
folgendem  ce  auf  einen  Satz  bezogen.  Der  substantivirte  Adjektiv- 
satz wird  auch  durch  andere  Präpositionen  bestimmt. 

a)  Substantivsatz:  Outre  qu'il  etait  coupable  d'une  erneute,  il 
avait  essuye  un  veritable  echec  (Mignet).  Cette  difference  consiste  en  ce 
que  .  .  (AcAD.).  „Et  sur  quoi  fondes-tu  cette  croyance?"  .  .sur  ce  qu'il 
n'a  pas  cesse  une  seconde  de  te  regarder  (Dumas). 
b)  substantivirter  Adjektivsatz:  Pour  qui  ne  les  craint  pas,  11 
n'est  pas  de  prodiges  (Voltaire),  II  y  avait  peine  de  mort  contre 
quiconque  aurait  tue  volontairement  aucun  de  ces  animaux 
(Rollin). 

221.  3.   Der  Adverbialsatz. 

a)  Der    Adverbialsatz     der    Ortsbestimmung.      Er    wird    durch    das 
relative  Adver  b  des  Ortes  mit  dem  Hauptsatze  verknüpft.    Vgl.  oben  S.465. 

entweder  mit  Bezug  auf  ein  adverbiales  Korrelat:  II  est  encore  lä 
oü  il  etait  hier  (Acad.).    So  auch  in:  Voi/a  par  oü  j'ai  passe  (Ead.). 

oder  ohne  Korrelat:  Cette  batterie  est  oü  eile  doit  etre  (Ddmas). 
Je  peux  te  porter  oü  tu  voudras,  aussi  Lougtemps  que  tu  voudras 
(Daudet). 

Verallgemeinert  (oü  (lUe,  lat.  ubiubi,  quoquo,  ubicunque)  giebt 
dieser  Satz  einen  Koncessivsatz  der  Ortsbestimmung:  Oü  qu'il  soit, 
puisse-t-il  y  etre  heureux.  Oü  que  vous  alliez,  conformez-vous  äux 
moeurs  du  pays  (Acao.). 

Ueber  die  Rückbeziehung  des  oü  auf  Substantive,  die  den  Begriff  des 
Raumes  und  der  Zeit  enthalten,  s.  oben  S.465.  546.  547.  Ohne  ein  sub- 
stantivisches Korrelat  wird  der  Nebensatz  des  Ortes  nicht  mehr,  wie  im 
Altfrauzösischen  und  im  Lateinischen,  auf  die  Zeit  bezogen:  Ubi  satur 
sum,  nulla  crepitant  intestina  (Plalt.,  Men.  5,  5,  27).  Ubi  pericula 
virtute  propulerant,  sociis  auxilia  portabant  (Sall.,  C.  6).  Einiger- 
massen kann  man  hiermit  Sätze  vergleichen,  welche  denen  mit  tandis 
que  nahe  kommen:  Lä  oü  le  vulgaire  rit,  le  philosophe  admire  (Vol- 
taire).    Ueber  oü  im  Konditionalsatze  s.  unten  S.  560. 

222.  b)  Der  Adverbialsatz   der  Zeitbestimmung. 

«.  In  Sätzen  dieser  Art  kann  zunächst  das  Wann?  im  Allgemeinen  als 
Zeitraum  oder  Zeitpunkt  l)estimmt  werden,  worauf  eine  gegenwärtige, 
vergangene  oder  zukünftige  Handlung  bezogen  wird,  und  welcher  selbst 
jeder  dieser  Sphären  angehören  kann.  Die  Thätigkeiten  des  Haupt-  und 
Nebensatzes  können  ungleichzeitig  sein  oder  zusammenfallen  und  dann 
entweder  einander  decken  oder  eine  die  andere,  wie  der  Zeitraum  einen 
Zeitpunkt,  in  sich  fassen.  Die  dabei  in  Betracht  kommenden  Formen  des 
Nebensatzes  sind  folgende: 

a)  Der  mit  quaud  eingeleitete  Nebensatz  entspricht  dem  lateinischen 
Satze  mit  quando  und  quuin,  und  ist  vom  ausgedehntesten  Gebrauche: 
Quand  j'ai  sommeil,  je  dors  (Delavigne).  J'irai  vous  voir  quand 
je  pourrai  (Acad.).  Quand  je  revins  ä  moi,  ii  etait  nuit 
(V.HüGo).  Quand  tu  y  auras  laisse  la  moitie  de  tes  hommes, 
avec  le  reste  tu  iras  attaquer  le  fort  (Dcmas). 


550     Dritt.  Th].     Syntax.     Zweit.  Abschii.    Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

ßß.  Wenn  diese  Sätze  verallgemeinert  sind,  so  kommen  sie  Kon- 
ditionalsätzen   nahe,    mit    denen  sie  auch  leicht  wechseln:    Si 
mes  melons  ont  soif,  je  suis  leur  sommelier;    mais  quand  j'ai 
soif  aussi,  je  me  sers  le  premier  (Delayigne). 
ßß.  Steht  der  Nebensatz    einem  Hauptsatze    mit    adversativem  Inhalte 
gegenüber,    so    erhält  er   den  Charakter  eines  Koncessivsatzes: 
Et  quand  tout  meurt,  peuples,  monarques,  Homere  triomphe 
des  Parques  (Lebrcn).    Dies  ist  besonders  in  Sätzen  mit  den  Futuren 
der  Vergangenheit  oder  mit  dem  Konjunktiv  des  Plusquamperfekt 
häufig    der  Fall,    wobei    dem  Nebensatze    auch    meme  oder  bien 
meme    beigegeben    wird:     „Quand,    pour    m'etre    agreable,    tu 
vaincrais  une  petite  repugnance,  quand  tu  frolerais  de 
tes  levres  cette  belle  gelee  blanche,   oü  serait  le  mal?"  — 
„Le  mal,  le  mal!  . .  ce  serait  absurde;  Jamals  de  la  vie.'  (G.  Deoz) 
Quand  on  decouvrirait  votre    demarche,    on  ne  pourrait  la 
blämer.     Je  serai  (oder  je  serais)  votre  ami,  quand  meme  (oder 
quand    bien    meme)    vous   ne  le  voudriez  pas  (Acad.).    Le 
depit    de    Scipion    pour   sa    femme    lui    eüt    attire  la  haine  de  .  . 
Cornelie,    quand     meme    l'ambitieuse     fille     du     premier 
Scipion    n'eüt    vu    avec    depit    dans    le   second    Africain 
l'heritier  d'une  gloire  etc.  (Michelet).     So  wird  das  ursprüng- 
lich temporale  quwn  im  Lateinischen  in  Koncessivsätzen  gebraucht: 
Druentia  .  .,    quum  aquae  vim  vehat  ingentem,  non  tarnen 
navium  patiens  est  (Liv.  21,  31).    Phocion  fuit  .  .  pauper,  quum 
divitissimus  esse  posset  (Nep.  19,  1). 
yy.  In    kausalem    Sinne    ward    es    häufig    im    Altfranzösischen    ge- 
braucht,   seltener    im    Neufranzösischen,    wo  ein  begründender 
Umstand    angegeben    wird:    Croyons  ..quand    le    plus    ver- 
tueux   n'est  jamais  sans    faiblesse,    Que   le   moins  genereux 
n'est  Jamals  Sans  noblesse  (Arnallt).    Lat.  nicht  selten:  Id  omitto, 
quando    vobis    ita    placet    (Sall.,  J.  110);    auch  ist  hier  das 
lateinische  guoniam,  eig.  guwii  jam,  zu  vergleichen. 
b)  Wie    quand    wird    auch    lorsque    in    diesem  Nebensatze  gebraucht; 
im  Allgemeinen  steht  das  den  Zeitbegriff  umschreibende  lorsque  dem 
quand  ganz  gleich,  wenn  auch  in  der  weiteren  Anwendung  desselben 
der  Sprachgebrauch   Unterschiede    bedingt:    II    n'est    point    de    vertu 
lorsqu'il    n'est    point    d'epreuve    (Resnel).      Lorsque    Rome  a 
parle,  les  rois  n'ont  plus  d'amis    (Voltaire).     J'en  jugerai  lorsque 
je    serai    mieux    informe  (Acad.).     II  les  prechait  .  .  le  matin  et 
le  soir,    et,    lorsqu'il    reprenait  la  parole,  il  renvoyait  ses  audi- 
teurs  ä  ce  qu'il  avait  dit  la  veille  (Chateaubr.).    Vous  savez  qu'il  m'a 
dit  de  ne  le  reveiller    que  lorsque  j'aurais  de  mauvaises  nou- 
velles  (Dumas). 

Der  von  den  Grammatikern  nach  Boiste  angegebene  unterschied 
zwischen  quand  und  lorsque,  dass  jenes  den  zeitlichen  Umstand 
(la  circonstance  du  temps),  dieses  den  gelegentlichen  Umstand  (celle 
de  Toccasion)  ausspreche,  ist  einerseits  nicht  ganz  klar,  andererseits 
durch  den  Gebrauch  nicht  bewährt,  der  zwischen  beiden  oft  wechselt: 
Lorsque  dans  les  airs  la  Vierge  triomphante  Ramenait  vers  le  Nil 
son  onde  decroissante,   Quand  les  tronpeaux  .  .  et  les  epis  .  .  S"em- 


§  222.     Adv.  Best.     Der  Adverbiahatz  der  Zeitbestimmung.  551 

paraient  ä  leur   tour  des  champs  desalteres;    Alors  etc.    (Esmenard). 

Das  Altfranzösische  setzte  selbst  lors  quand  statt  lorsque. 

Statt   lorsque   wird   mit  stärkerer  Hervorhebung  des  ZeitbegrifFs 

alors  qne  verwendet:    Tu    sais    meme   charmer    alors    que    tu    te 

moques  (Corneille).     L'on  est  reduit  ä  imaginär  ce  que  ce  pouvait 

etre,    alors    quo    les    travaux    et   la    gaite    des    cultivateurs 

animaient  tous  ces  tableaux  (Courier). 

oß.  In  verallgemeinerten  Sätzen  kommt  auch  der  Nebensatz  mit 
lorsque  dem  Konditionalsatze  nahe:  Lorsqu'on  est  hon- 
nete  homme,  on  a  bien  de  la  peine  ä,  soup^onner  les  autres  de 
ne  l'etre  pas  (Waillt). 
ßß.  Auch  dem  Koncessivsatze  nähert  sich  dieser  Nebensatz,  besonders 
wenn  lors  durch  meme  verstärkt  ist:  Serions-nous  implacables 
envers  les  hommes  .  .,  lorsque  le  maitre  des  hommes  a  prie 
sur  la  croix  pour  les  bourreaux?  (Chatealbe.)  C'est  un 
homme  qui  a  le  secret   de    plaire    lors    meme    qu'il    contredit 

(ACAD.). 

yy.  In   kausalen  Sätzen    im    engeren  Sinne    ist    der  Nebensatz    mit 
lorsque  selbst  im  Altfranzösischen  nicht  verwendet. 

c)  Der  Zeitraum  oderZeitpunkt,  welchen  der  Nebensatz  durch  seinen 
Thätigkeitsbegriff  und  dessen  Bestimmungen  im  Allgemeinen  bezeichnet, 
kann  auch  durch  ein  Substantiv  oder  Adverb  der  Zeitbestimmung 
mit  darauf  folgendem  Nebensatze,  den  que  anknüpft,  ausgedrückt 
sein.  Hier  entspricht  que  dem  lateinischen  quum.  Dahin  gehören 
neben  anderen  oben  genannten  (s.  S.  546)  Substantiven  auch  (a) 
chaque  fois,  toutes  les  fois  que  und  Adverbien  wie  mainte- 
nant,  ä  present,  aujourd'hui  que  etc.:  Maintenant  que  tu 
le  sais,  adieu  (Ddmas).  Aujourd'hui  qu'il  est  puissant,  il 
pourra  nous  servir  (Acad.). 

Ein  besonderer  Fall  ist  die  Verbindung  eines  Substantiv  oder 
Adverb  mit  einer  Präposition  und  einem  folgenden  Temporalsatze  mit 
que,  wobei  die  Präposition  zweimal  wirksam  zu  denken  ist,  da  sie 
auch  auf  den  Nebensatz  bezogen  werden  kann:  L'on  vient  trop  tard 
depuis  plus  de  sept  mille  ans  qu'il  y  a  des  hommes  et  qui  pen- 
sent  (La  Brctere).  II  est  vrai  ^ue  pendant  quarante  ans  que  je 
Tai  servi,  je  ne  lui  ai  jamais  rien  vu  faire  de  semblable  (De  Vigny). 
Et  comme  depuis  hier  qu'il  nous  a  quittes,  il  doit  etre  loin 
maintenant  etc.  (Scribe).  Zu  vergleichen  ist  das  Lateinische:  Ante 
paucos  dies,  quam  aedilitatem  iniret  (Scet.,  Caes.  9). 

d)  Das  blosse  que  wird  wie  quand  und  lorsque  verwendet,  wobei  der 
Hauptsatz  stets  vorangeht,  und  der  Nebensatz  meist  ein  überraschen- 
des gleichzeitiges  oder  folgendes  Ereigniss  enthält.  In  diesem  Falle 
ist  der  Hauptsatz  entweder  negativ  oder  er  enthält,  wenn  er  affir- 
mativ ist,  meist  Zeitbestimmungen,  wie  ä  peine,  encore,  dejäetc. 

Je  n'etais  pas  sorti  de  Londres  que  j'ai  entendu  galoper  sur 
mes  traces  (Scribe).  II  ne  voit  pas  plus  tot  M.  Diderot  qu'il  se 
felicite  de  la  rencontre  (Soulik).  Lat.  Dies  haud  multi  inter- 
cesserunt  quum  ex  Leontinis  legati  .  .  venerunt  (Liv.  24,  28). 

A  peine  le  soleil  etait  leve  qu'on  aper(jut  l'ennemi  (Acad.).  On 
leur  parle  encore   qu'ils  sont    partis    (La  Brüyere).     Et  l'on  roule 


552     Dritt.    Tbl      Syntax.    Zweit.  Abschn.    Die  Satz fügurig.    II.  Unterordnung. 

dejä  qu'on  croit  encore  marcher  (Dklavigne).  Lat.  Jam  ver 
adpetebat  quum  Hannibal  .  .  movit  (Liv.  22,  1).  Vix  explicandi 
ordiuis  spatium  Etriiscis  fuit,  quum  pugna  jam  ad  gladios  .  . 
venerat  (Id.  2,  46). 

Hier  finden  sich  jedoch  auch  asyndetische  Hauptsätze,  wie: 
Je  n  y  suis  pas  plus  tot,  soudain  je  perds  haieine  (Regnaed).  A  peine 
le  soleil  est-il  leve,  on  se  met  en  marche  (Acad.).  A  peine  en  fus-je 
parti,  cette  Illusion  s'evanouit  (Cherbüliez);  und  statt  que  tritt  auch 
quand  oder  lorsque  ein. 
e)  Temporalsätze  werden  auch  durch  den  mit  comme  eingeführten 
Modalsatz  ersetzt,  wie  im  Lateinischen  Sätze  mit  ut  den  Nebensatz 
mit  quum  vertreten:  Verum,  in  tonst ri na  ut  sedebam,  me  infit 
percontarier  (Plaot.,  Asin.  2,  2,  76).  Im  Altfranzösischen  wurden 
comme  und  ainsi  que,  namentlich  das  erstere,  überall  wie  quand 
und  lorsque  verM'endet;  im  Neufranzösischen  findet  man  comme 
fast  nur  mit  dem  Imperfekt:  L'abbaye  de  Camaldoni,  oü  il  arriva 
comme  les  moines  chantaient  matines,  Sans  croire  courir 
aucun  danger  (Sismondi).  Deux  jours  apres,  comme  le  jeune 
iieutenant  dormait  dans  son  hamac  ä  bord  de  l'Inkle,  il  fut 
reveille  en  sursaut  (G.  Sand). 

223.  ß.  Das  unmittelbare  Zusammentreffen  der  im  Haupt- und  Neben- 
satze ausgesagten  Thätigkeiten,  wobei  die  Thätigkeit  des  Hauptsatzes  der 
des  Nebensatzes  meist  als  unmittelbar  folgend  vorzustellen  ist,  wird 
durch  sitöt  que  und  das  verstärkte  aiissitöt  que,  welches  neben  dem 
ersteren  später  allgemein  geworden  ist,  daneben  durch  des  que  und  das 
erweiterte  des  loi'S  que  bezeichnet. 

a)  Sitot  que  und  aussitot  que  entsprechen  den  lateinischen  simul 
ac,  simul  aigue:  Sitot  qu'il  est  assis,  on  fait  cercle  ä  sa  table 
(Delavigne).  Sitot  qu'il  en  re(;ut  la  nouvelle,  il  partit  (Acad.). 
Je  reviendrai  sitot  qu'elle  sera  partie  (Regnard).  —  II  rampe 
aussitot  qu'il  ne  peut  plus  marcher  (Domas).  Aussitot  qu'il 
m'aper(?ut,  il  vint  ä  moi  (Acad.).  Das  Altfranzösische  gebrauchte 
auch  sitost  comme,  tantost  que  (comme). 

b)  Des  que,  des  lors  que  sind  den  lateinischen  «<  prmwjn,  ubi primum, 
simulac  primum  näher  verwandt,  da  des  (s.  oben  S.  423)  die  Thätig- 
keit entschieden  auf  ihren  Ausgangspunkt  bezieht:  Des  qu'il 
parait,  je  veux  l'entendre  (Scribe).  Des  qu'a  sonne  l'airain  .  .  H 
s'eveille,  il  s'anime  (Dehlle).  Des  qu'il  m'aper^ut,  un  pale  sourire 
effleura  ses  joues  fletries  (0.  Feuillet),  —  Semblable  ä  l'idee  de  moi- 
meme,  celle  de  Dieu  est  nee  et  produite  avec  moi  des  lors  que  j'ai 
ete  cree  (De  Vigny).  Das  Altfranzösische  gebrauchte  des  que,  des 
ce  que  vorzugsweise  in  der  Bedeutung  von  depuis  que  (ex  quo), 
während  ihm  für  die  andere  Bedeutung  viele  Partikeln,  wie  lues  que 
(loco),  incontineut  que,  manes  que  (manu  ipsum),  soudain 
que,  erraument  que,  maintenant  que  zu  Gebote  standen. 

aa.  In  verallgemeinerten  Sätzen  grenzt  der  Nebensatz  mit  des 
que  an  den  Konditionalsatz:  Est-on  laide  jamais  des  qu'on 
est  bonne  mere?   (Gosse) 


§§  223.    224.     Adv.  Best.     Der  Adverbialsatz  der  Zeitbestimmung.        553 

ßß.  Auch  als  Kausalsatz  erscheiut  er  gleich  dem  mit  puisque: 
II  n'y  a  plus  de  dispute,  des  que  vous  en  tombez  d'accord 
(Boiste),  so  auch  mit  des  lä  que  uach  Boiste,  gleich  par 
cela  meme  que. 

224.  y.  In  dem  Nebensatze,  welcher  die  Dauer  der  Thätigkeit  zu  der 
Zeit  ausdrückt,  in  welche  die  Thätigkeit  des  Hauptsatzes  fällt,  treten  die 
Fügewörter  duraut  que,  peudant  que  (poet.  auch  noch  cepeudant 
qae),  tandis  que,  taut  que,  seltener  autant  que  auf. 

a)  Durant  que  und  pendant  que,  lat.  dum,  unterscheiden  sich  nicht 
wesentlich  in  der  Bedeutung  (vgl.  S.  423),  doch  ist  durant  que  ver- 
altet und  weicht  dem  pendant  que;  Nebensätze,  welche  sie  einleiten, 
bezeichnen  die  dauernde  Thätigkeit,    in  welche  eine  zweite  gleich 

yr  dauernde  oder  momentane  fällt:  II  vous  dira  .  .  que  durant 
qu'il  dormait,  je  me  suis  derobee  d'aupres  de  lui  (Moliere).  — 
Pendant  que  les  assieges  avaient  ä  soutenir  tant  d'at- 
taques,  leur  flotte  effectuait  une  descente  (Darü).  Pendant  que 
je  m'habillais,  Corcuelo  arriva  avec  un  memoire  (Le  Sage).  — 
Cieopätre,  cependant  qu'ils  prennent  leurs  places,  parle  ä 
l'oreille  de  Laonice  (Corneille).  Cependant  que  war  früher  in  der 
Prosa  wie  in  der  Poesie  gebräuchlich. 

Zuweilen  gehraucht  man  auch  den  Nebensatz  mit  pendant  que, 
wenn  die  Sätze  in  adversativem  Verhältnisse  stehen:  Le  vrai  sage 
n'est  applique  qu'ä  bien  faire,  pendant  que  le  fanfaron  travaille 
k  ce  que  Ton  dise  de  lui  qu'il  a  bien  fait  (La  Bruyere).  Die  neuere 
Sprache  verwendet  lieber  tandis  que. 

b)  Der  Nebensatz  mit  tandis  que  (tam  diu  quam)  steht  dem  mit  pen- 
dant que  zwar  nahe,  deutet  aber  vorzugsweise  auf  eine  mit  einer 
anderen  gleich  dauernde  Thätigkeit:  Tout  le  regiment  attentif  le 
suit  des  yeux  tandis  qu'il  nage  (Soulie).  Tandis  que  uous 
par  Ions  la  mort  est  en  ces  lieux  (Voltaire).  II  faut  se  häter  de 
jouir  du  monde  .  .  tandis  qu'il  est  encore  temps  (Massillon). 
Eh  bien!  mademoiselie,  dit  le  docteur,  tandis  qu'il  battait  les 
cartes,  avez-vous  travaille  ä  votre  cathedrale  depuis  hier?  (0.  Feüillet) 

Doch  wird  tandis  que  vorzugsweise  bei  einer  adversativen 
Beziehung  der  Sätze  gebraucht:  II  s'amuse  tandis  que  nous  tra- 
vaiilous  (Acad.).  Et  que  me  servira  que  la  Grece  m'admire,  Tandis 
que  je  serai  la  fable  de  rEi)ire?  (Racine) 

c)  Die  gleiche  Dauer  der  Thäligkeiten  wird  entschieden  durch  tant 
que  (autant  que)  ausgesprochen:  Tant  qu'il  respirera  je  ne  vis 
qu'ä  demi  (Racine).  Les  vaisseaux  restaient  ä  sec  tant  que  durait 
l'hiver  (Le  Bas).  —  Cette  chaine  qui  dure  autant  que  notre  vie 
(Corneille). 

aa.  In  verallgemeinerter  Bedeutung  grenzen  auch  diese  Sätze  an  Kon- 
ditionalsätze: Les  lois  sont  toujours  chancelantes  tant  qu'elles 
ne  s'appuient  pas  sur  les  maMirs  (De  Tocqueville). 

ßß.  Im  Altfranzösischen  bezeichnete  tant  que,  wie  im  Lateinischen 
dum  und  donec,  auch  die  Daner  der  Thätigkeit  bis  zum 
Eintritt  einer  anderen  (so  lange  bis);  das  Neulrauzösische  hat 
davon  vyenige  Beispiele:    Je  vais  trainer  une  mourante  vie,  Tant 


554     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

qua  par  la  poursuite  eile  me  soit  ravie  (Coeneille).  Dahin 
gehört  auch  das  Sprüchwort:  Tant  \a  la  cruche  ä  l'eau,  qu'ä 
la  fin  eile  se  brise  (Acad.). 

225.  J.  Der  Nebensatz  kann  die  Ausdehnung  der  Thätigkeit  des  Hauptsatzes 
von  einem  Grenzpunkte  ab  oder  bis  zu  einem  Grenzpunkte 
hin  ausdrücken. 

a)  Das  Erstrecken  der  Thätigkeit  von  einem  bestimmten  Zeitpunkte 
an  bezeichnet  depiiis  que,  lat.  ex  quo:  Le  jour  a  trois  fois  chasse 
la  nuit  obscure  Depuis  que  votre  corps  languit  sans  nourri- 
ture  (Racine).  Depuis  que  je  ne  vous  ai  vu,  il  s'est  passe  de 
bien  grandes  choses  (Acad.).  Im  Altfranzösischen  ward  so  auch  puis 
que  und  des  que  verwendet. 

Das  einfache  que  steht  nach  Zeitbestimmungen  mit  il  ysa,  wo- 
durch ein  Zeitpunkt,  von  wo  ab  gerechnet  wird,  jedoch  nicht  das  Er- 
strecken vom  Ausgangspunkte  entschieden  angedeutet  ist:  II  y  aura 
demain  huit  jours  qu'il  est  parti  (Acad.).  II  y  avait  quelques  in- 
stants  qu'il  ecrivait  (De  Vigny).  Y  a-t-il  longtemps  que  vous 
n'etes  plus  avec  votre  frere?  (Acad.)  Que  entspricht  hier  dem 
lateinischen  guum,  wofür  bei  Späteren  auch  guod  steht:  Multi  anni 
sunt  quum  in  aere  meo  est  (Cic,  Farn.  15,  14).  Tertius  est  dies 
quod  audivi  recitantem  etc.  (Plin.,  Ep.  4,  27). 

b)  Das  Erstrecken  bis  zu  einem  Endpunkte  wird  durch  jusqu'ä  ce 
que  ausgedrückt,  sowie  durch  (eu)  attendaut  que,  selten  im  Neu- 
französischen durch  tant  que  [s.  oben  §  224.  c)  ßß.J  ersetzt:  Le  sceptre 
ne  sortira  point  de  Juda  jusqu'ä  ce  que  vienne  celui  qui  doit 
etre  envoye  (Bosslet).  II  ecor(ja  .  .  quelques  arbres  voisins  et 
d'autres  encore  ,.  jusqu'ä  ce  qu'il  füt  hors  du  bois  (Le  Sage). 
Das  lateinische  quoad  entspricht  theilweise. 

Attendant  que  und  das  häufigere  en  attendant  que  ersetzen 
jusqu'ä  ce  que  nicht  ganz  und  treten  insbesondere  nicht  dem 
depuis  que  gegenüber:  Cependant  tout  est  libre  attendant  qu'on 
les  nomme  (Corneille).  Aussi  n'y  avait-il  .  .  que  les  troupes 
regulieres  sur  lesquelles  on  püt  compter,  en  attendant  que  les 
nouvelles  levees  se  formassent  (Mignet).  .  .  en  attendant 
que  vous  soyez  mieux  informe  (Acad.). 

226.  e.  Die  Thätigkeit,  welche  der  Nebensatz  enthält,  kann  als  der  des 
Hauptsatzes  vorangehend  oder  folgend  bezeichnet  werden.  Die  Be- 
zeichnung dieses  Verhältnisses  beruht  ursprünglich  auf  einer  Vergleichung 
der  Zeiten  (post  —  quam,  ante  —  quam). 

a)  Der  Kebeosatz  mit  apres  que  bezeichnet  schlechthin,  wie  postquam, 
die  vorangehende  Thätigkeit,  welcher  die  des  Hauptsatzes  folgt, 
ohne  dass  dadurch  die  unmittelbare  Folge  entschieden  angedeutet 
wird:  Apres  que  vous  eütes  parle,  il  se  retira  (Acad.).  II  faut 
bonne  memoire  apres  qu'on  a  meuti  (Corneille).  Im  Altfranzö- 
sischeu  war  hier  auch  das  dem  postquam  ganz  entsprechende  puisque 
üblich. 

b)  In  den  Nebensätzen  mit  avant  que  (ab-antequam)  wird  umgekehrt  die 
dem  Hauptsatze  folgende  Thätigkeit  in  analoger  Weise  ausgedrückt, 


225.  226.  227.    Adv.  Best.  Adverbials.  d.  Kausalverh.    Grund.    Kausalsalz.  555 

ohne  dass  auch  hier  ein  unmittelbares  Zusammenstossen  ausgesprochen 
ist:  J'irai  le  voir  avant  qu'il  parte  (Acad.).  Je  veux  pourtant 
songer  h  mettre  ordre  ä  mon  bien  Avant  qu'un  prompt  trepas 
m'en  öte  le  moyen  (Regnard).  Je  lui  ai  paye  cette  somme  avant 
qu'il  partit  (Gir.-Düvivier).  Ueber  das  veraltete  devant  que 
s.  S.  365.  Das  Altfranzösische  hat  so  auch  ains  que,  aincjois  que, 
und  primes  que,  premier  que  (gl.  priusquam)  verwendet. 

227.    c)    Der  Adverbialsatz  des    Kausalverhältnisses. 

Hier  entwickelt  sich  eine  doppelte  Reihe  von  Sätzen,  wovon  die  eine  den 
Grund,  die  andere  die  Folge  als  Inhalt  der  Nebensätze  unter  verschiedenen 
Gesichtspunkten  darstellt. 

ß.  Nebensätze  des  Grundes. 

a)  Der  Kausalsatz  im  engeren  Sinne  enthält  die  Begründung  des 
Hauptsatzes  als  Darlegung  eines  nicht  bloss  von  dem  Redenden  ge- 
setzten, sondern  als  des  wirklichen  und  wirkenden  Grundes,  welcher 
einerseits  materiell  als  Ursache  und  Beweggrund  oder  formell  als 
Erkenntnissgrund  und  Erklärungsgrund  aufgestellt  werden 
kann. 

««.  Die  Ursache  und  der  Beweggrund,  der  sachliche  oder  ethische 
Grund  des  Hauptsatzes  wird  durch  i)arce  que,    (d'autant)  que, 
c'est  que,  ä  cause  que  und  selten  durch  de  lä  que  eingeleitet. 
aa)  Parce  que,  zuweilen  mit  stärkerer  Hinweisung  auf  den  Neben- 
satz par  cela  que,  wird  vorzugsweise  im  Sinne  des  lateinischen 
quia  und  guod  verwendet:    Ges  fleches  fönt  des  blessures  mor- 
telles,    parce  qu'elles  sont  empoisonnees    (Acad.).     H  ne 
fait  pas  sortir  son  corps  volontairement  de  la  vie,    parce  que 
Dieu  le  lui  defend  (Chateaübr.).    Je  ne  reviens  en  ville  que 
parce    que    c'est    mon  jour    de    societe    (Picard).   —    La 
nation  avait  le  droit  de  reprendre  les  domaines  de  la  couronne, 
par  cela  seul    que  .  .  ces    biens    ne    furent    consacres 
qu'aux  depenses  communes  de  la  royaute  (Mibabeau). 

bb)  Das  Fügewort  que,  welches  im  Altfranzösischen  auch  für  sich 
den  Kausalsatz  einleitete,  ist  gegenwärtig  in  seiner  Verwendung 
auf  einzelne  besondere  Fälle  beschränkt: 

wenn  nach  einem  Fragesatze  die  Begründung  desselben 
durch  einen  Nebensatz  ausgesprochen  wird:  Qu'avez-vous  donc, 
dit-il,  que  vous  ne  mangez  point?  (Boileau) 

wenn  nach  einem  mit  der  Massbestimmung  d'autant  auf- 
tretenden Komparativ  der  kausale  Nebensatz  eintritt:  H 
agissait  avec  d'autant  plus  de  chaleur,  qu'il  etait  anime  par 
la  reconnaissance  (Acad.).  Lat.  Haec  eo  facilius  .  ,  facie- 
bant,  quod  nostrae  naves  tempestatibus  detinebantur 
(Caes.,  B.  G.  3,  12). 

auch  mit  d'autant  ohne  Komparativ  wird  der  Nebensatz 
mit  que  verbunden,  doch  nur,  wenn  jenes  den  Begriff  der 
Steigerung  enthält:  A  votre  place  je  n'irais  point  h\,  d'autant 
que  rien  ne  vous  y  oblige  (Acad.).  Veraltet  ist  das  be- 
sonders im  Kanzleistile  früher  übliche,   rein  kausale  d'autant 


556     Dritt.  Tbl.     Syutax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

que:    Et   d'autant  que  c'est  iiion  pupille,  je   dois  veiller 

ä  ses  interets  (Acad.). 
cc)  C'est  que  knüpft  oft  einen  Kausalsatz  an:    S'il  est  parti  c'est 

qu'il  y  avait  saus  doute,  pour  qu'il  restät,  des  obstacles 

(Dumas).     Ueber  ce  n'est  pas  que,  non  que,  non  pas  que 

s.  oben  S.  366. 
dd)  Die  Umscbreibung  ä  cause  que  gebort  der  Prosa  an:  Trouvant 

toute  l'Egypte  en  joie,  h.  cause  qu'on  avait  trouve  le  dieu 

Apis  (Rollin).    Vgl.  lat.  ob  eam  causam  quod  (Cic,  Tusc. 

5,  36);  ea  de  causa  quod  (Caes.,  B.  G.  8,  17). 
ee)  De  lä  que  veraltet:    De  lä  que  cet  homme  a  eu  quelques 

torts,  ne  le  croyez  pas  mechant  (Acad.). 

228.      ßß.    Der    Nebensatz,     welcber    den     Erkeuntnissgrund    oder    Er- 
klärungsgrund ausspricht,  enthält  ein  Urtheil,  woraus  der  Haupt- 
satz als  Folge    abgeleitet    werden    soll,    ohne    die    sachliche  Be- 
ziehung des  Grundes  zur  Folge,  welche  übrigens  an  sich  vorhanden 
sein    kann,    auszudrücken.     Hier    treten    die    Fügewörter   coiuilie} 
puisque  und  die  Umschreibungen  YU  que,  attendu  que  ein. 
aa)  Comme  leitet  eigentlich  einen  Vergleichungssatz  ein,  der,  auf 
das   kausale  Gebiet   übertragen,    die    gleichmässige  Geltung  des 
Hauptsatzes    mit    dem    Nebensatze     veranschaulicht    und    die 
Kausalverbindung     errathen     lässt:      Comme     ses     raisons 
paraissaient   bonnes,    on  s'y  rendit  (Acad,).     Comme  les 
Fran^ais  s'ennuient  facilement,   ils  evitent  les  longueurs 
en  toutes  choses  (Mme  de  Stael). 
hh)  Auch  puisque,  ursprünglich  die  Zeitpartikel  postquam,  dient, 
wie  diese  selbst,    zur  Motivirung  des  Hauptsatzes  und  ist  ihrer 
Natur  nach  besonders  dazu  geeignet,  den  Grund  als  eine  voll- 
endete   Thatsache    und    darum    öfter    als   etwas  Bekanntes 
und  Ausgemachtes  anzuführen:  Fais  du  bien  aujourd'hui,  puis- 
que tu  vis  encor  (Villefre).    Puisque  j'ai  commence  de 
rompre    le    silence,    II    faut   poursuivre  (Racine).      Je   n'ai 
besoin  de  rien;    mais   puisque   vous  voulez  me  faire  une 
amitie,  donnez  quelque   chose  ä  ce  petit  (Soulie).     „Pauvres 
gens!     ils    ne    re^oivent   pas  beaucoup    de    visites;    c'est    bien 
le  moins  que  nous  allions   leur  dire  bonjour,    puisque    nous 
voilä  .  .*    —    „De  tout  mon  coeur,  patron."    (Daddet)     Vgl. 
d.    lat.   Abeo   ab    illis,    postquam    video,    me    sie    ludificari 
(Plaut.,    Capt.  3,  1,  27).    Nunc  ego    illam  me  velim  convenire, 
postquam    inanis    sum    (Bacch.   3,    6,    2).      Ueber    quand 
und  des  que,  des  lä  que  in  kausalen  Sätzen  s.  S.  550.  553. 
cc)  Die    umschreibenden    prosaischen    Formen    vu    que,   attendu 
que  nehmen  für  die  Erklärung  des  Hauptsatzes  gleichsam  den 
Hinblick    und    die    Aufmerksamkeit    auf   den   Inhalt    des 
Nebensatzes    in  Anspruch:    Je    m'appelle    Lorrain   vu   que   je 
suis    de    la    Lorraine    (Dumas).     Les    parents  de  sa  femme 
s'etaient  opposes  k  son  mariage    attendu    qu'il    u'etait   pas 
gentilhomme    (B.  de  St-Pierre).      Der    den  Participien   fol- 
gende Satz  mit  que  ist  eigentlich  ein  Substantivsatz. 


§§  228.  229.     Adv.  Best.     Grund.     Kausalsatz.     Konditionalsatz.  557 

229.  b)  Der  Konditionalsatz  ist  derjenige  Nebensatz,  in  welchem  vom  Reden- 
den ein  Grund  ganz  abstrakt  gesetzt  oder  angenommen  wird, 
dessen  Folge  der  Hauptsatz  aussagt.  Jener  enthält  so  die  Bedingung, 
dieser  das  Bedingte;  beide  stehen  im  innigsten  Zusammenhange. 
Das  Bedingte  erhält  nur  Geltung  durch  die  Verwirklichung  der  Be- 
dingung, und  diese  Beziehung  allein  ist  es,  welche  ausgesagt  wird. 
Ob  aber  ihr  beiderseitiger  Inhalt  verwirklicht  oder  nicht  verwirklicht, 
oder  lediglich  dahingestellt,  ob  er  möglich  oder  unmöglich  ist,  dies 
geht  nicht  aus  dem  Satzgefüge  als  solchem  hervor,  sondern  folgt  im 
einzelnen  Falle  aus  dem  Zusammenhange,  oder  aus  der  anderweitig 
bekannten  Natur  der  Sache,  sowie  zum  Theil  aus  dem  konventionell 
gewordenen  Gebrauche  der  Zeit-  und  Modalformen.  S.  §93  ff. 
aa.  Das  eigentliche  Fügewort  des  Konditionalsatzes  ist  si  (wie 
im  Lateinischen),  welches  auch  in  der  indirekten  Frage  auftritt. 
Dieser  Nebensatz  erscheint  demnach  in  seiner  grammatischen 
Reinheit: 

aa)  da,  wo  der  Zusammenhang  keine  Entscheidung  über  seine 
Verwirklichung  enthält:  Si  vous  pardonnez  ä  notre 
ville,  j'y  retournerai  plein  de  joie;  si  vous  la  condamnez, 
je  n'y  rentrerai  jamais  (Chateachr.).  L'Autriche  donna  l'ordre 
au  marechal  .  .  de  defendre  l'electeur  s'il  etait  attaque 
(Mignet).  Lat.  Perficietur  bellum,  si  urgemus  obsessos 
(Liv.  5,  4). 
bb)  oder  es  ergiebt  sich  anderweitig,  dass  der  Inhalt  des  Neben- 
satzes vom  Redenden  bezweifelt  oder  verneint  wird:  Dieu 
me  punisse  si  j'imagine  quelque  chose  (G.  Sand).  Si  les 
morts  revenaient  .  .  Les  peres  et  les  fils  ne  se  connaitraient 
pas  (Bgürsault).  Si  ces  brefs  parvenaient  aux  eveques  . . 
11  etait  ä  craindre  que  quelques-nns  n'obeissent  par  faiblesse 
(Voltaire).  In  diesem  Falle  setzt  man  auch  wohl  dem  si  das 
adversative  toutefois  hinzu,  wie  im  Lateinischen  modo,  vero, 
tarnen:  G'est  ä  vos  seuls  remords  que  je  vous  abandonne;  Si 
toutefois  .  .  ün  cceur  comme  le  vötre  ecoute  des  remords 
(Voltaire).  Lat.  Peream,  si  te  omnes,  quot  sunt,  conan- 
tem  loqui  ferro  poterunt  (Cic,  Farn.  11,  23).  A  deo 
tantum  rationem  habemus,  si  modo  habemus  (N.  D.  3,  28). 
ec)  oder  der  Redende  bedient  sich  dieser  Satzform,  obwohl  er  den 
Inhalt  des  Nebensatzes  als  verwirklicht  weiss:  Si  j'ai  veeu, 
ce  ne  fut  qu'un  moment  (Parny).  Si  Toreille  etait  etonnee, 
les  yeux  ne  l'etaient  pas  moins  (De  Vignv).  Lat.  Si  Zenoni 
licuit  .  .  inauditum  .  .  rei  nomen  imponere,  cur  non 
liceat  Catoni?  (Cic,  Fin.  3,  4,  15) 

Im  Zusammenhange  mit  der  letztgenannten  Verwendung 
des  Konditionalsatzes  stehen  seine  anscheinenden  Uebertragungen 
auf  andere  Gebiete. 

aa.  So  tritt  er,  namentlich  allgemein  oder  frequeutativ  gefasst, 
an  die  Stelle  eines  Temporalsatzes:  Si  j'entrais  dans 
les  Salons,  mille  rires  dedaigneux  m'accueillaient  (V.  Hcoo). 
S'il  triomphe,  un  nouvel  obstacle  Lui  defend  l'objet  de 
ses    vceux    (Lebrdn).      Das    Lateinische    dehnte    hier    den 


558    Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.     IL  Unterordnung. 

Konditionalsatz  noch  weiter  aus,  da  es  ihn  auch  auf  einzelne 
Thatsachen,  besonders  der  Zukunft,  bezog:  Herus  si 
redierit,  molendum  (Ter.,  Phorni.  2,  1,  18). 

bb.  Er  erscheint  statt  eines  Kausalsatzes  des  Erkenntniss- 
grundes: Si  les  anciens  attribuaient  quelque  chose 
de  merveilleux  ä  Thoiume  que  Tespoir  n'abandonne 
jamais,  qu'auraient-ils  pense  du  chretien?  (Chateaübr.) 
Vgl.  das  Lat.  oben  cc) ;  dort  steht  namentlich  si  quidem 
mit  kausaler  Beziehung  (Ov.,  Met.  10,  104.  11,  219). 

cc.  So  steht  er  auch  da,  wo  ein  Gegensatz  zwischen  zwei 
Thatsachen  hervorgehoben  werden  soll:  Si  Tun  est  vieux 
et  faible,  l'autre  est  jeune  et  fort  (äcad.).  S'il  vous 
mentait  alors,  A  present  il  dit  vrai  (Corneille).  Neben- 
sätze dieser  Art  werden  leicht  koncessive  Sätze.  Lat. 
Si  ridere  concessum  sit,  vituperatur  tarnen  cachinnatio 
(Cic,  Tusc.  4,  31). 

230.  ßß.  Der  verneinende  Konditionalsatz,  dessen  grammatischer 
Charakter  so  wenig  wie  der  des  bejahenden  durch  seine  anderweitigen 
Beziehungen  verändert  wird,  kann  durch  seinen  negativen  Inhalt 
besondere  Verhältnisse  bedingen. 

aa)  Der  Nebensatz  kann  in  geradem  Gegensatze  zu  einem  anderen 
Satze  oder  zu  seinem  eigenen  Hauptsatze  stehen  und  jenen  über- 
haupt, sowie  in  diesem  eine  einzelne  Satzbestimmung  aufheben; 
beides  geschieht  durch  die  Satzverkürzung  mit  siuon,  welches 
im  letzten  Falle  von  der  Satzbestimmung  begleitet  ist,  welche 
einer  anderen  gegenübersteht:  D'ici  lä,  silence  et  obeissauce,  sinon, 
malheur  ä  vous  (Scribe).  Si  vous  etes  de  bonne  humeur,  vous 
parlerez,  sinon,  chauffez-vous  (A.  de  Musset).  Cessez  ce  dis- 
cours,  sinon,  je  me  retire  (Acad.).  Tous  ces  peuples  le  regar- 
daient,  sinon  comme  leur  maitre,  au  moins  comme  leur  chef 
(Ead.).  Lat.  Si  haec  civitas  est,  civis  sum  ego;  si  non,  exsul  etc. 
(Cic,  Fam.  7,  3). 
bb)  Der  Nebensatz  kann  einen  Fall  setzen,  mit  dessen  Eintreten  der 
Hauptsatz  unverträglich  ist  und  demnach  keine  Geltung  hat,  d.  h. 
er  kann  eine  Ausnahme  enthalten.  Auch  hier  tritt  sinon  oder 
statt  dessen  si  ce  n'estj  dem  lateinischen  nisi  entsprechend,  ein; 
der  Hauptsatz  ist  alsdann  entweder  negativ  oder  fragend,  selten 
ein  nicht  fragender  affirmativer  Hauptsatz:  Rien  n'y  fut  decide, 
sinon  que  la  paix  etait  impossible  (Lacretelle).  Que  lui  dites- 
vous,  sinon  une  injure?  (Acad.)  Qu'est-ce  en  eifet  que  l'automne, 
sinon  le  soir  de  l'annee?  (J.  Michelet)  —  Qui  m'aidera  si  ce 
n'est  mes  amis?  (Boniface)  Si  ce  n'etait  la  crainte  de  vous 
deplaire,  je  ferais  teile  chose  (Acad.).  (Dies  Satzgefüge  enthält 
eine  Ellipse.)  Les  Chinois  ne  savent  point  que  leur  pays  s'appelle 
la  Chine,  si  ce  ne  sont  ceux  qui  trafiquent  avec  les  Europeens 
(B.  de  St-Piebre).  Die  Konstruktion  des  Verb  mit  dem  logischen 
Subjekte  in  dem  letzten  Beispiele  ist  der  seltenere  Fall.  Vgl. 
lat.  Negant  enim  quemquam  virum  bonum  esse,  nisi  sapieutem 
(Cic,  Amic.  5).    Quid  aliud  expectemus,  nisi  etc.  (Pis.  21), 


i 


i230.    231.     Adv.  Best.     Grund.     Der  Konditionalsatz.  559 

Wird  die  Ausnahme  mit  ihrem  Motive  angegeben,  so  steht 
si  ce  n'est  que  (nisi  quod)  mit  einem  Nebensatze  nach  affirma- 
tivem wie  negativem  Hauptsatze:  II  vous  ressemble  si  ce  n'est 
qu'il  est  trop  petit  (Acad.).  Lat.  Tuscuianum  et  Pompejanum 
valde  me  delectant;  nisi  quod  me  aere  alieno  obruerunt 
(Cic,  Att.  2,  1).  Nicht  zu  verwechseln  sind  diese  mit  que  an- 
hebenden Sätze  mit  Nebensätze,  welche  unmittelbar  vom  Haupt- 
satze abhängen:  Je  n'ai  rien  ä  vous  dire,  si  ce  n'est  que  je  le 
veux  (Nap.  Landais). 

Eine  Ausnahme  wird  in  einem  vollständigen  Nebensatze 
nach  affirmativen  und  negativen  Hauptsätzen  durch  ä  moins  que 
eingeführt,  dem  man  jetzt  ne  beigiebt,  vvelches  durch  den  Kom- 
parativ moins  veranlasst  wird:  La  route  est  süre,  ix  moins  que 
les  chouans  ne  ressuscitent  (Balzac).  II  n'en  fera  rien  ä 
moins  que  vous  ne  lui  parliez  (Acad.).  S.  S.  480.  Das 
exceptive  ä  moins  erklärt  sich  aus  moins  statt  hors  (s.  obeu 
S.  420)  und  findet  sich  auch  sonst  früher  vor  Hauptwörtern:  Je 
me  voyais  perdre  ä  moins  d'un  tel  otage  (Corneille).  Vgl. 
lat.  minus  st.  praeter. 

Damit  können  auch  Sätze  mit  hors  que  zusammentreffen: 
Hors  qu'un  commandement  expres  du  roi  me  vienne  De 
trouver  bons  les  vers  .  .  Je  soutiendrai  toujours,  morbleu,  qu'ils 
sont  mauvais  (Moliere). 

Auch  der  Konsekutivsatz  mit  que  .  .  ne  (lat.  quin)  lässt  sich 
bisweilen  als  exceptiv  auff"assen:  Je  ne  sors  poiut  d'ici  qu'on  ne 
m'en  chasse  (Regnard). 


231.  yy.  Statt  des  Bedingungssatzes  mit  si  finden  sich  auch  andere  Neben- 
sätze, welche  eine  Voraussetzung  oder  Annahme  anzudeuten 
geeignet  sind: 

aa)  Sätze,  welche  mit  den  umschreibenden  pose  que,  suppose  que, 
pos6  le  cas  que  (le  cas  pose),  au  cas  que,  en  cas  que  ein- 
geleitet werden;  unter  den  beiden  letzteren  zieht  man  meist  au 
cas  que  vor,  es  deutet  durch  seinen  Artikel  entschieden  auf  den 
mit  que  beginnenden  Nebensatz  als  den  gemeinten  Fall  hin:  Pose 
oder  pose  le  cas  que  cela  füt,  oder  le  cas  pose,  que  feriez- 
vous  (Acad.).  Au  cas,  en  cas  que  cela  arrive  .  .  (Ead.). 
bb)  Nebensätze  mit  que  und  dem  Konjunktiv:  Qu'il  parle,  tout 
se  tait  (Acad.).  Que  Dieu  nous  aide,  nous  leur  ferons  payer 
leur  crime  (Labodlaye);  oder  auch  ohne  que:  Vienne  une 
puissance,  les  arts  se  mettront  ä  son  niveau  (Soülie);  Sätze  mit 
permissivem  Sinne,  denen  auch  der  logische  Hauptsatz  mit  et 
beigegeben  sein  kann:  Qu'il  nous  vienne  un  gai  refrain  Et 
voilä  le  monde  en  train  (Bkranger).  Vienne  encore  un  proces 
et  je  suis  acheve  (Corneille).  Ueber  die  an  einen  Nebensatz 
angereihten  Sätze  mit  que  s.  oben  S.  538.  539. 
cc)  Daher  vertreten  auch  Imperativsätze  mit  einem  anderen  folgen- 
den Hauptsatze  das  konditionale  Satzgefüge:  Ötez  .  .  ce  but, 
l'histoire    de    France    serait    une    enigme   sans    mot    (Villemain). 


560     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Abscbn.    Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

Chassez  le  naturel,  il  revient  au  galop  (Destoüches).  Avoue- 
le  et  je  te  pardonne  tout  (Dcmas).  —  Soyez  secrete  ou  bien 
vous  etes  morte  (La  Fontaine).  Hier  fehlt  natürlich  ein  leicht 
zu  ergänzendes  Mittelglied.  Solche  Sätze  stehen  auch  elliptisch: 
Avise-toi  d'y  toucher!  (Acad.);  es  fehlt  der  Drohung  ihre  zu 
errathende  Folge. 
dd)  Sehr  oft  tritt  der  Fragesatz,  mit  oder  ohne  Fragezeichen,  an 
seine  Stelle:  Voulons-nous  etre  heureux?  evitons  les  extremes 
(Fontanes).  S'agit-il  de  brilier,  de  gagner,  de  faire  for- 
tune,  ils  sont  tous  ce  qu'ils  appellent  positifs,  ce  qui  veut  dire 
grossierement  materiels  (J.  Michelet).  Die  der  Frage  eigenthüm- 
liche  Inversion  wird  auch  ohne  Andeutung  durch  ein  Interpunk- 
tionszeichen auf  negative  Sätze  ausgedehnt,  jedoch  nur  mit  dem 
Zeitwort  etre:  Cet  ouvrage  serait  fort  bon,  n'etait  la  negli- 
gence  du  style  (Acad,).  Et  n'etait  que  le  ciel  a  su  le 
soulager,  Vous  le  verriez  encore  fort  net  et  fort  leger  (Cor- 
neille). 
ee)  Yollständige  und  elliptische  behauptende  Sätze,  namentlich 
asyndetisch  an  einander  gereiht,  können  ebenso  ein  konditionales 
Satzgefüge  vertreten:  On  resiste,  eile  ordonne;  on  flechit, 
eile  opprime  Et  traine  le  vaincu  des  fautes  jusqu'au  crime  (De- 
lavigne).  Elle  est  loin,  .  .  je  respire.  Elle  ici!  Je  craindrais 
pour  ses  jours  (Id.).  Lat.  Rides,  majore  cachinno  concutitur 
(Jdv.  3,  100). 

ff)  Inwiefern  Temporalsätze  an  die  Stelle  von  Konditionalsätzen 
treten,  s.  S.  550.  551.  552. 

gg)  Der  Nebensatz  der  Ortsbestimmung  nähert  sich  bisweilen  kaum 
dem  Konditionalsatze,  während  er  im  Lateinischen  ihn  geradezu 
vertritt:  Oü  un  seul  est  tout,  il  n'y  a  pas  de  societe  (Boiste). 
Vgl.  lat.  übi  semel  quis  pejeraverit,  ei  credi  postea  non 
potest  (Cic,  Rab.  P,  13). 

hh)  Ueber  den  substantivirten  Adjektivsatz  im  Sinne  des  Kondi- 
tionalsatzes s.  Adjektivsatz. 

232.  Sä.  "Wird  die  Geltung  des  Hauptsatzes  von  einer  Bedingung  als  einer 
beschränkenden  Forderung  abhängig  gemacht,  so  wird  der 
Nebensatz  mit  pourTU  que,  (bien)  entendu  que,  ä  condition 
que,  ä  la  Charge  que  u.  dgl.  eingeleitet,  welche  zum  Theil  die 
lateinischen  dum,  dmmnodo,  modo  ersetzen:  Je  ne  le  bläme  point, 
pourvu  qu'il  se  contente  (Nodiek).  Je  vous  accorde  cela,  mais 
bien  entendu  que  vous  ferez  ce  que  je  vous  demande  (Acad.). 
Je  ferai  ce  voyage  ä  condition  que  vous  viendrez  avec  moi 
(Ead.);  vgl.  S.  367.  Das  Altfranzösische  gebrauchte  hier  auch  mais 
que,  moyennant  que,  par  si  que,  par  ainsi  que. 
Anmerkung.  Wenn  si  von  dem  vorangestellten  que  begleitet  ist,  so 
entspricht  beides  dem  lateinischen  quod  si,  worin  guod,  wie  in  quod 
quum,  quoniam,  übt,  utinam,  nisi,  etsi,  lediglich  ein  zurückdeutendes 
Verbindungsglied  mit  dem  Vorangehenden  ausmacht;  diese  Zurück- 
deutung giebt  aber  dem  Satze  zugleich  eine  Nebenbeziehung  auf  einen 
erwähnten  Umstand,   welche  bei  dem  Folgenden  festzuhalten  ist,    wie 


il 


§§  232.  233.  234.     Adv.  Best.     Grund.     Konditionalsat::.     Koncessivsatz.     561 

etwa  das  deutsche  demnach,  nun,  also:  Detale  vite  et  cours. 
Que  si  ce  loup  t'atteint,  casse-lui  la  mächoire:  on  t'a  ferre  de 
neuf  (La  Fontaine).  Lat.  Tyranni  coluntnr  simulatione  duntaxat  ad 
tempus:  quod  si  forte  ceciderint,  tum  intelligitur,  quam  fuerint 
inopes  amicorum  (Cic,  Lael.  15). 


233.  c)  Der  Koncessivsatz  ist  dem  Konditionalsatze  nahe  verwandt,  insofern 
er  die  Natur  eines  Bedingungssatzes  hat,  dem  ein  Hauptsatz  gegen- 
übertritt, wodurch  seine  muthmassliche  Folge  aufgehoben  wird.  So  erhält 
die  Bedingung  den  Charakter  einer  blossen  Einräumung.  Die  Ein- 
räumung eines  Urtheiles,  wodurch  die  Geltung  des  Hauptsatzes  nicht 
aufgehoben  wird,  ist  aber  nicht  bloss  an  den  Bedingungssatz  gebunden, 
sondern  sie  erscheint  auch  in  anderen  Nebensätzen,  welche  als  Ausdruck 
eines  Zugeständnisses  oder  einer  blossen  Annahme  auftreten,  ob- 
wohl in  allen  mehr  oder  minder  ein  Grund  angedeutet  wird,  welcher 
der  Geltung  des  Hauptsatzes  entgegensteht.  Der  Hauptsatz  ist  an  und 
für  sich  adversativer  Natur,  doch  werden  ihm  häufig  noch  adversative 
Partikeln,  wie  cependant,  ponrtant,  toutefois,  toujonrs,  neanmoius, 
ne  .  .  pas  moius,  beigegeben ;  s.  S.  528. 

ß«.  Der  Konditionalsatz  wird  zum  Koncessivsatz,  wenn  der  Hauptsatz 
seine  adversative  Beziehung  durch  eine  adversative  Partikel  ausdrückt: 
Si  je  n'ai  pas  reussi,  toujours  ai-je  fait  mon  devoir  (Acad.). 
Et  s'il  arrive  que  Ton  plaise,  il  ne  faut  pas  neanmoins  s'en 
repentir  (La  Brütere).  Lat.  Si  ridere  concessum  sit,  vituperatur 
tarnen  cachinnatio  (Cic,  Tusc.  4,  31).  Das  adversative  Verhältniss 
des  Hauptsatzes  kann  aber  auch  ohne  diese  Vermittelung  aus  seinem 
Inhalte  hervorgehen:  S'il  a  plus  de  pouvoir,  il  n'a  pas  plus  de 
zele  (Corneille).  Dahin  gehören  auch  zum  Theil  Sätze  mit  sinon: 
Sinon  le  bras,  j'ai  l'äme  (V.  Hügo).     Vgl.  §  230. 

234.  ßß.  Der  Koncessivsatz  wird  durch  die  Partikeln  quolque,  bien  que, 
encore  que,  nonobstant  que,  iiialg're  que,  selten  durch  ja^oit 
que  eingeleitet;  vgl.  S.  368. 

Quoique  entspricht  dem  Sinne  nach  dem  lateinischen  guam- 
(juam  und  enthält  eigentlich  eine  Gradbestimmung,  ,was  auch, 
wie  sehr  auch":  Ce  maitre  nous  comble  de  ses  biens,  quoique 
nous  Toffensions  tous  les  jours  (Chateaubr.).  Quoique  la 
cause  du  combat  n'existät  plus,  le  combat  ne  s'engagea  pas 
moins  (Mignet). 

Bien  que  bezeichnet,  dass  die  Annahme  subjektive  Billigung 
oder  Anerkennung  für  sich  hat  (gl.  obwohl):  Bien  que  je  le 
souhaite  de  tout  mon  cceur,  je  ne  le  puis  pas  (Acad.).  M.  de 
Vintimil,  bien  quil  füt  content  en  lui-meme  de  la  .  •  conduite 
de  son  fils,  ne  lui  avait  pas  encore  adresse  la  parole  (Soulie). 

Encore  que,  in  der  Bedeutung  dem  lateinischen  etiamsi  ver- 
wandt, deutet  an,  dass  der  Hauptsatz  einem  an  sich  bedeutsamen 
Nebensatze  gegenübersteht,  mit  welchem  er  zugleich  noch  Geltung 
hat:  L'envie  honore  le  merite,  encore  qu'elle  sefforce  de  Tavilir 
(Marmontel). 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  36 


562     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

Nonobstant  que  bezeichnet,  dass  die  Einräumung  die  Geltung 
des  Hauptsatzes  nicht  hindere:  Je  vous  aime  nonobstant  que 
vous  mayez  fait  bien  du  mal  (J.-J.  Rocsseac). 

Malgre  que  s.  S.  368. 

Jadeit  (ja  soit)  que  ist  veraltet  und  findet  sich  seit  dem 
18.  Jahrhunderte  selten  mehr;  es  drückt  eigentlich  die  Gestaltung  des 
unmittelbaren  Miteintretens  (ja,  schon)  des  Zugestandenen 
aus.    S.  S.  368. 


235.  yy.  Statt  des  Koncessivsatzes  treten,  wie  statt  des  Bedingungssatzes, 
andere  und  meist  dieselben  Sätze  wie  für  diesen  auf: 

aa)  So  der  Nebensatz  mit  que  und  dem  Konjunktiv;  er  tritt  jedoch 
gewöhnlich  nur  da  ein,  wo  dem  Koncessivsatze  ein  zweiter  im  dis- 
junktiven Verhältnisse  zu  ihm  stehender  Satz  mit  oder  ohne  ou 
folgt:  Que  la  mort  la  ravisse,  ou  qu'un  rival  l'emporte, 
La  douleur  d'un  amant  est  egalement  forte  (Cobseille).  Que 
votre  fille  ait  faim  ou  non,  eile  y  viendra  (A.  de  Müsset). 
Qu'il  soit  brave  guerrier,  qu'il  soit  grand  capitaine, 
Je  lui  rabattrai  bien  cette  humeur  si  hautaine  (Corneille);  auch 
ohne  que:  Vienne  qui  voudra,  je  ne  me  derange  plus  (Michaüd); 
daher  auch  die  disjunktiven  Doppelsätze  mit  soit .  .  soit,  soit  .  . 
ou  (s.  S.  368.  527):  Gardez  ma  memoire  aussi  chere,  Soit  que  je 
vive  encor,  soit  qu'en  vain  je  l'espere  (A.  Chenier).  Soit  qu'il 
le  fasse  ou  qu'il  ne  le  fasse  pas  .  .  (Acad.).  Die  Nebensätze  mit 
que  nach  soit  sind  Substantivsätze. 

Der  einfache  Satz  mit  que  entspricht  dem  lateinischen  Satze 
mit  ut:  üt  quaeras  omnia,  quomodo  Graeci  ineptum  appellent, 
non  reperies  (Cic,  Or.  2,  4,  18);  der  Doppelsatz  ohne  que  ent- 
spricht Formen  wie:  NuUa  ejusmodi  adstrictus  necessitate,  ut 
mihi,  velim,  nolim,  sit  certa  quaedam  tuenda  sententia  (Cic, 
N.  D.  1,  7). 
bb)  Der  eigentliche  Imperativsatz  kommt  hier  seltener  vor;  als 
disjunktiver  Doppelsatz  in:  Ayez  fini  votre  täche  .  .  ou  ne 
l'ayez  point  finie,  on  ne  vous  temoignera  ni  plus  ni  moins  de 
satisfaction  (De  Sacy). 
ec)  Der  Fragesatz  steht  namentlich  mit  den  Futuren  oder  den 
Konjunktivformen  der  Vergangenheit:  Je  le  placerai  selon  son 
merite,  devrais-je  creer  une  place  pour  lui  (Bocrriksne). 
Eüt-il  ete  bien  plus  fort  .  .  il  fut  tombe  de  meme  (Mignet). 
dd)  Der  behauptende  Hauptsatz  kann  den  Koncessivsatz  vertreten, 
wo  ihm  syndetisch  oder  asyndetisch  ein  Adverbialsatz  angereiht 
ist,  da  die  adversative  Beiordnung  dasselbe  logische  Verhältniss 
der  Sätze  enthalten  kann.  S.  §202.  Dabei  ist  indessen  der 
besondere  Fall  zu  beachten,  in  welchem  der  Koncessivsatz  durch 
einen  Hauptsatz  mit  den  Futuren  der  Vergangenheit  ersetzt  wird, 
wie  in:  II  serait  un  Achille  .  .,  je  vous  le  conduirais  poings 
lies  ä  mon  char  (Regnabd).  Statt  dieser  Anreihung  verwandelt 
man  nämlich  gern  den  logischen  Hauptsatz  in  einen  konsekutiven 
Nebensatz  mit    que:    II   pleuvrait  des  couronnes  qu'aucune 


§§  235.    236.     Adv.  Best.     Grund.    Der  Koncessivsatz.  563 

ne  pourrait  bien  aller  ä  la  tete  de  ma  femme  (Florian).  Le 
dernier  des  Bourbons  serait  tue  .  .  que  la  France  n'en 
aurait  pas  moins  un  roi  (Mignet).  Vous  auriez  cent  mil- 
lions  de  rente  que  vous  De  me  verriez  pas  ä  vos  pieds 
(0.  Feüillet).  Diese  Satzform  schliesst  sich  übrigens  auch  an 
den  Fragesatz:  Le  monde  a  ses  lois  .  .  et  eusse-je  le  desir 
de  m'y  soustraire,  qu'il  faudrait  encore  que  je  les  acceptasse 
(Dumas). 

ee)  über  die  Temporalsätze  mit  quaud  und  lorsquej  lors  menie 
que  als  Vertreter  des  Koncessivsatzes  s.  S.  550.  551. 

ff)  Ueber  koncessive  Adjektivsätze  s.  8.564  und  §250. 

236.  SS.  Im  Koncessivsatze  kann  auch  ein  einzelner  Begriff,  vorzugsweise 
eine  prädikative  oder  adverbiale  Satzbestimmung  besonders  her- 
vorgehoben und  in  gesteigertem  Masse  eingeräumt  werden;  es 
wird  ihm  in  diesem  Falle  ein  Adverb  des  Grades,  si,  tont,  quelqiie, 
oder  die  Präposition  pour  vorangesetzt.  Hier  wird  das  Satzglied  eiuem 
mit  que  eingeleiteten  Satze  vorangestellt  und  erscheint  als  ein  ellip- 
tischer Satz,  der  sich,  als  prädikative  Bestimmung,  zum  Theil  appo- 
sitionell  zum  Hauptsätze  verhält,  jedoch  im  Nebensatze  noch  einmal 
zu  suppliren  ist. 

Si  giebt  einen  so  hohen  Grad  zu,  als  er  angenommen  werden 
mag,  d.  h.  jeden  beliebigen  Grad  (mit  dem  Konjunktiv),  im  Altfran- 
zösischen auch  einen  so  hohen,  als  er  gerade  vorliegt  (mit  dem  Indi- 
kativ): II  n'y  a  pas  de  conseils,  si  sages  qu'ils  soient,  qui  puissent 
-eclairer  un  homme  qui  est  amoureux  (Dümas).  Mais  si  haut  cepen- 
dant  qu'interrogeät  le  maitre,  Nul  ne  lui  repondit  (Id.).  Statt 
des  Satzes  mit  que  erscheint  auch  hier  der  Fragesatz  mit  invertirtem 
Subjekt:  La  seule  pensee  qu'on  lui  demanderait  encore  une  concession 
territoriale,  si  petite  füt-elle,  la  faisait  litteralement  bondir  (Revue 
D.  D.  M.  1884).  II  est  bien  difficile  de  concevoir  cependant  qu'un 
procede,  si  habile  soit-il,  puisse  amener  des  troupes  (Ead.). 

Tout  räumt  den  Begriff  in  seiner  vollen  Intensität  ein,  mag 
er  als  angenommen  oder  als  Thatsache  ausgesprochen  werden.  Siehe 
S.  368.  369. 

Quelque  räumt  einen  beliebigen  Grad  ein:  Pourquoi  l'air  et 
l'eau,  quelque  agites  qu'ils  soient,  ne  s'enflamment-ils  pas? 
(B.  DE  St-Pierbk)  Quelque  bons  traducteurs  qu'ils  soient, 
ils  ne  comprendront  pas  ce  passage  (Boniface).  Quelque  heureuse- 
ment  doues  que  nous  soyons,  nous  ne  devons  pas  en  tirer 
vanite  (Id.). 

Pour  weicht  von  den  genannten  Bestimmungen  ab;  in  dem  Sinne 
für,  dafür  .  ,  dass  scheint  es  in  die  kausal-adversative  Bedeutung 
darum  .  .  dass  übergegangen  zu  sein;  vgl.  pourtant.  Im  Alt- 
französischen steht  es  nicht  bloss  bei  prädikativen  und  adverbialen 
Bestimmungen,  sondern  auch  bei  Hauptwörtern  überhaupt:  Je  m'en 
tairay  .  .  pour  chose  qu'il  advienne  (Pathelin).  Im  Neufranzösischen 
erhält  es  sich  vor  peu  und  Adjektiven  in  dem  Sinne  von  si.  S. 
S.  368.  C'est  une  illusion  puerile  que  de  pretendre  arriver  par  des 
arrets    de   justice  h.  la   suppression    d'un    ecrit,   pour    peu    que   le 

36* 


564     Dritt.  Thl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfügunp^.     II.  Unterordnung. 

public  eclaire  ait  un  motif  quelconque  d'en  prendre  con- 
naissance  (Prevost-Paradol).  Pour  peu  que  vous  donniez, 
donnez  pour  Texemple  (Boiste).  Si  peu  que  vous  donniez,  vous 
pouvez  faire  beaucoup  par  Fexemple  (Id.). 

237.  se.  Als    Koncessivsätze    sind    auch    die    Sätze    mit    relativen    verall- 

gemeinernden Fürwörtern  und  Adverbien  anzusehen,  wie  mit 
qni  que,  quoi  que,  quel  .  .  que,  quelque  .  .  que  —  oü  que, 
comme  que,  conibien  que.  S.  S.  369.  Dass  sich  auch  tel  .  .  que 
diesen  Fürwörtern  assimilirt  hat,  wie  in:  Ce  grand  choix,  tel  qu'il 
soit,  peut  n'oflenser  personne  (Voltaire).  A  tel  prix  que  ce 
soit,  il  ni'en  faut  acheter  (Corneille),  erklärt  sich  aus  der  ver- 
allgemeinerten Bedeutung  des  Komparativsatzes.     S.  S.  563.  569. 

Bei  dem  adjektivischen  quelque  erscheint  statt  des  mit  que 
eingeleiteten  Nebensatzes  oft  ein  attributiver  Nebensatz,  am  Häufigsten, 
wenn  der  Substantivbegriff  sich  als  Subjekt  zum  Satzverb  verhält,  ob- 
wohl auch  sonst:  Quelque  ennui  qui  le  presse,  11  ne  voit  dans 
son  sort  que  moi  qui  s'interesse  (Racine).  Quelque  peril  qui  me 
puisse  accabler,  Sa  seule  iuimitie  peut  me  faire  trembler  (Id.).  Quel- 
ques eiforts  qu'il  ait  faits  (Agad.).  Par  quelque  espoir  de  gain 
dont  son  coeur  füt  guide  (Regnard).  Das  unbestimmte  que 
weicht  dem  relativen  Fürworte  wegen  seiner  Attraktion  durch  das 
unmittelbar  vorhergehende  Substantiv. 

Ueber  den  einfachen  Adjektivsatz  ohne  verallgemeinernden 
Sinn  in  koncessivem  Verhältnisse  s.  §  250. 
Anmerkung.  Das  Altfranzösische  gebrauchte  auch  lequel  que  und 
quant  que  in  verallgemeinerndem  Simie  und  dehnte  qui  que, 
welches  jetzt  nur  meist  in  umschreibenden  Formen  wie:  qui  que  ce 
soit;  qui  que  ce  puisse  etre  qui  ait  fait  cela;  qui  que  (;'ait  ete 
qui  vous  Fait  dit  (Planche),  namentlich  mit  dem  Verb  etre  vor- 
kommt, auf  die  Konstruktion  mit  transitiven  Verben  aus. 

238.  ß.  Nebensätze  der  Folge: 

a)  Der  Konsekutivsatz  drückt  die  Folge  als  das  Ergebniss  oder  die 
Wirkung  aus,  welche  in  der  Art  und  Weise  oder  in  der  Intensität 
der  Thätigkeit  des  Hauptsatzes  begründet  ist.  Er  wird  durch  die  dem 
lateinischen  ut  dem  Sinne  nach  entsprechende  Konjunktion  que  ein- 
geleitet, welche  theils  auf  ein  adverbiales,  pronominales  oder  substanti- 
visches Korrelat  einer  Art-  oder  Gradbestimmung  bezogen  ist,  theils 
ohne  ein  solches  auftritt. 

«K.  Der  Konsekutivsatz  wird  auf  Adverbien  wie  si,  tellement,  tant, 
jusque-lä,  wie  im  Lateinischen  auf  sie,  ita,  tarn,  eo,  adeo,  usque  eo 
bezogen:  11  est  si  sage  qu'on  le  cite  pour  modele.  Je  ne  suis 
pas  si  prevenu  en  sa  faveur,  que  je  ne  v.oie  bien  ses  defauts 
(Acad.).  La  singuiarite  de  son  nom  eontrastait  tellement  avec 
Telegance  de  ses  manieres  .  .  que  l'attention  de  tout  le  monde 
se  porta  sur  lui  (Soülie).  II  est  tellement  preoccupe  que  .  . 
(Acad.).  Un  hemme  aimait  tant  la  vertu,  qu'il  etait  fou  (L.-P. 
Segür).  Si  tu  crois  que  mon  coeur  jusque-lä  se  ravale,  Qu'il 
souffre  qu'un  hymen  .  .  Te  mette  la  vengeance  et  mon  sceptre  :\  la 


§  237.     Adv.  Best.     Grund.     Koncessivsatz.     §  238.    Folge.     Konsekutivsatz.     565 

main  (Corneille).  Si  wird  nie  für  sich  allein,  sondern  nur  mit 
einem  Adjektiv  oder  Adverb  verbunden,  Korrelat  des  Nebensatzes; 
das  altfranzösische  si  que  wird  jetzt  durch  si  bieu  que  ersetzt:  La 
nuit  nous  surprit,  si  bien  qu'il  fallut  nous  arreter  en  route 
(AcAD.).  Die  unmittelbare  VerbindunfT  tellement  que  in  dem  Sinne 
von  de  Sorte  que  ist  nur  noch  in  vertraulicher  Rede  üblich:  Telle- 
ment donc  que  vous  ne  voulez  point  vous  meler  de  cette 
affaire  (Acad.). 
ßß.  oder  es  bezieht  sich  auf  pronominal-adjektivische  Korrelate 
wie  ce  und  tel  oder  das  substantivische  tant,  wie  im  Lateinischen 
auf  IS,  hie,  talis,  tantm,  tot:  Une  grande  offense  est  de  cette  natura, 
que  toujours  son  auteur  impute  ä,  l'offense  ün  vif  ressen 
timent  dont  il  le  croit  blesse  (Corneille).  II  faisait  un  tel  bruit 
qu'on  ne  pouvait  rien  entendre  (Acad.).  L'apologue  au  roi  fit 
tant  de  honte  Qu'au  philosophe  il  pardonna  (L.-P.  Segur). 
Der  Nebensatz  kann  auch  auf  das  prädikative  tel  bezogen  sein:  Sa 
memoire  est  teile  qu'il  n'oublie  jamais  rien  (Acad,). 

Am  Seltensten  ist  die  Anlehnung  an  ce,  während  im  Lateinischen 
die  Beziehung  auf  das  demonstrative  Fürwort  sehr  gewöhnlich  ist: 
Non  is  sum,  ut  mea  me  maxime  delectent  (Cic,  ad  Brut.  15). 
Hoc  fato  uatus  est,  ut  ne  se  quidem  servare  potuerit  (Mil.  11). 
yy.  oder  er  hat  an  einem  Substantive  sein  Korrelat,  welches  Art  und 
Grad  bezeichnet,  wie  de  sorte,  de  maniere,  de  fa^on,  eu  sorte, 
au  point  u.  dgl.,  zu  denen  übrigens  auch  oft  tel  tritt:  de  teile 
sorte,  eil  teile  sorte,  ä  im  tel  point  que:  La  nuit  vint,  de  fa(jon 
que  je  fus  contraint  de  me  retirer  (Acad.).  Le  sage  fait  en 
sorte  que  Ton  ne  s'occupe  plus  de  lui  qu'il  ne  s'occupe  des 
autres  (Boiste).  —  II  s'est  compromis  de  teile  sorte,  qu'on  aura 
bien  de  la  peine  a  le  tirer  d'embarras.  II  est  afflige  k  un  tel 
point,  qu'il  en  perd  la  raison  (Acad.).  Hier  macht  sich  der 
Unterschied  bemerklich,  dass  bei  der  Einschiebung  des  tel  die  Grad - 
bestimmung  in  den  Vordergrund  tritt,  während  die  Anknüpfung 
an  das  blosse  Hauptwort  die  Folge  als  die  Weise  der  Wirkung 
überhaupt  darstellt. 
66.  Ohne  jedes  Korrelat  wird  der  Nebensatz  mit  que  wie  im  Lateini- 
schen der  Nebensatz  mit  ut  angefügt: 

aa)  nach  affirmativen  Hauptsätzen,  wo  er  im  Altfranzosischen 
häufig  vorkam,  ist  er  im  Neufranzösischen  selten:  On  le  regala 
que  rien  ny  manquait  (Acad.).  Hierher  gehören  die  Sätze, 
weiche  nach  Hauptsätzen  vorkommen,  die  einen  koucessiven  Satz 
vertreten.  S.  S.  562.  Die  Unklarheit  und  Mehrdeutigkeit  des 
Satzes  mit  que  beschränkt  seinen  Gebrauch.  Vgl.  lat.  Fuit  et 
disertus  ut  nemo  Thebanus  ei  par  esset  eloquentia  (Nep., 
Epam.  5). 
bb)  nach  negativen  Hauptsätzen  steht  dagegen  häutig  der  negative 
Konsekutivsatz,  wie  im  Lateinischen  der  Nebensatz  mit  ut  non 
oder  quin,  mit  dem  Konjunktiv.     S.  S.  369 ff. 

Als  Vertreter  solcher  Sätze    können    die    mit    saus    quc  ein- 
geleiteten angesehen  werden.     S.  S.  370. 


566     Dritt.  Tbl.    Syutax.    Zweit.  Abschn.     Die  Satzfügung.     IL  Unterordnung. 

«f.  Wird  die  Folge  nach  iiirem  Verhältnisse  oder  nach  ihrer  An- 
gemessenheit oder  Unangemessenheit  zu  dem  Prädikate  des 
Hauptsatzes  dargestellt,  so  wird  der  Konsekutivsatz  mit  pour  qne 
eingeführt;  ihm  können  Korrelate  der  Gradbestimmung,  wie  assez, 
trop,  gegenüberstehen,  doch  kann  das  Verhältniss  auch  ohne  die- 
selben hervortreten:  Le  genie  particulier  k  cette  ecole  etait-il  donc 
menace,  pour  qu'il  fallüt  courir  au-devant  des  nouveaux 
venus  qui  semblaient  le  continuer?  (S.-Rene  Taillandieb)  S.  S.  370. 
Pour,  dem  lateinischen  pro  entsprechend,  dient  der  Vergleichung, 
wie  dieses  mit  anderer  Beziehung  in  prout,  proquam  ,in  dem  Masse 
als",  je  nachdem. 

Anmerkung.  Wird  der  Inhalt  der  wie  Konsekutivsätze  mit  Korrelaten 
auftretenden  Nebensätze  als  Absicht  oder  Zweck  dem  Subjekte  des 
Hauptsatzes  zugeschrieben,  so  entstehen  Finalsätze,  welche  stets  den 
Konjunktiv  haben.  In  diesem  Falle  findet  sich  auch  das  altfranzö- 
sische ä  ce  que  statt  ut  mit  de  maniere  verbunden:  Je  veux  le 
defier  de  maniere  ä  ce  qu'il  s'ensuive  combat  ou  deshonneur 
(Dumas).     S.  S.  371. 

239.  h)  Der  Finalsatz  spricht  die  beabsichtigte  Folge,  d.  h.  den  Zweck 

der  Thätigkeit  des  Hauptsatzes  aus. 

aa.  Hier  treten  gewöhnlich  die  Konjunktionen  afln  que  (,zu  dem  Zwecke, 
dass",  vgl.  lat.  ad  eam  rem  ut,  wie  ideo,  idcirco  ut)  und  pour  que 
(vgl.  pourquoi,  warum?  d.  i.  sowohl  „aus  welchem  Grunde?"  als 
„zu  welchem  Zwecke?")  auf:  Afin  quon  ne  puisse  douter  de 
leur  bonne  foi  .  .  il  les  oblige  ä  sceller  leur  temoignage  de  leur 
sang  (Bossüet).  Pour  qu'on  vous  obeisse,  obeissez  aux  lois 
(Voltaire). 

ßß.  Das  alleinige  que  findet  sich  nur  in  beschränktem  Masse  verwendet,, 
während  im  Lateinischen  ut  ohne  Korrelat  im  Finalsatze  sehr  ge- 
wöhnlich ist.  Es  steht  besonders  nach  Heischesätzen  oder  nach 
Hauptsätzen,  welche  diese  vertreten:  Reviens,  que  je  te  revoie 
(Ddmas).  Vous  lui  direz  de  monter  que  je  sache  de  lui-meme  . . 
(Id.).  Im  Altfranzösischen  findet  sich  que  nach  jeder  Art  von  Haupt- 
sätzen. 

yy.  Mit  Beziehung  auf  Korrelate,  welche  die  Art  und  Weise  oder  die 
Intensität  der  Thätigkeit  des  Hauptsatzes  ausdrücken,  steht  que  wie 
in  Konsekutivsätzen.     S.  oben  S.  564  und  vgl.  370.  371. 

66.  Ueber  den  Adjektivsatz  als  Vertreter  des  Finalsatzes  s.  §250  und 
vgl.  oben  S.  371. 

240.  d)  Der  Adverbialsatz  der  Modalbestimmung.  Er  dient  dazu, 
die  Art  und  Weise  oder  die  Beschaffenheit  des  Thätigkeitsbegriffes  des 
Hauptsatzes  näher  zu  bestimmen.  Dies  geschieht  dadurch,  dass  dem  Haupt- 
satze an  seinem  Nebensatze  ein  Massstab  gegenübergestellt  wird,  womit  der 
Nebensatz  ein  Vergleich  ungssatz  wird,  welcher  die  Thätigkeit  des  Haupt- 
satzes nicht  nach  ihrem  Ergebniss  (wie  der  Konsekutivsatz),  sondern  nach 
der  Thätigkeit  eines  anderen  Subjektes  oder  nach  einer  anderweitig  bestimmten 
Thätigkeit  desselben  Subjektes  bemisst.  Der  Vergleichuugssatz  kann,  wie 
das  Modaladverb,  die  Qualität,  die  Quantität  und  den  Grad  bestimmen, 


§  239.     Adv.  Best.     Folge.     Der  Finalsatz.     §  240.     Der  Modalsatz.       567 

und  sowohl  das  Verhältniss   der  Gleichheit    wie    das   der  Ungleichheit 
aussagen.     Die    hier    nach    mehrfacher  Beziehung    in    Betracht    kommenden 
Fügewörter    sind    comuie  und  qne   (quam).     Der  Zusammenziehung    dieser 
Sätze  mit  ihren  Hanptsätzen  ist  oben   gedacht    S.  541.     unter  den  hier  Tor- 
kommenden  Beispielen  sind  daher  auch  verkürzte  Satzforinen  aufgeführt. 
«.    Der  Nebensatz  mit  conime    (quotnodo,  auch  für  quemadmodum  und  ut) 
drückt    qualitative  Gleichheit  und  Aehnlichkeit,    seltener  Grad- 
bestimmung aus:  im  ersten  Falle  hat  er  bisweilen  das  Korrelat  ainsi, 
wie  häufig  im  Lateinischen  sie  und  ita. 

a)  Die  Nebensätze,    in  denen  die  Gleichheit  oder  Aehnlichkeit  der 

Beschaffenheit  der  Thätigkeitsbegritfe  ausgesprochen  wird,  haben  selten 

das    demonstrative  Korrelat    aiusi,    welches    dann    an   der  Spitze  des 

folgenden    Hauptsatzes    steht:    Comme    le    soleil    chasse    les    te- 

nebres,   ainsi  la  science  chasse  l'erreur  (Acad.).    Je  devais    le  con- 

naitre  comme  je  me  connais  (Dumas).    Mais,  comme  lui,  je  n'ai 

pas    pardonne   (V.  Hdgo).     Diese  Sätze    dienen   namentlich    in    ihrer 

Verkürzung    zur  Darstellung   scheinbar   verschiedener    Bestimmungen, 

weiche  jedoch  auf  ihre  ursprüngliche  Funktion  begründet  sind: 

aa.  Insofern    die   gleichmässige    Geltung    beider  Sätze    aus    ihrer 

Beziehung  hervorgeht,  können  sie  ein  kopulatives  Satzverhältniss 

vertreten:  La  sante,  comme  la  fortune,  retirent  leurs  faveurs  ä 

ceux  qui  en  abusent    (St-Evremont).    Auch  steht  comme  aussit 

Le  contrat  porte  que  .  .  comme  aussi  que  .  .  (Acad.).    S.S. 468. 

Lat.  Dolabellam,   ut  Tarsenses,   ita  Laodiceni  arcessierunt  (Cic, 

Divers.  12,  13). 

ßß.  ebenso    ein   adversatives  Verhältniss:    II  fuyait  les  discussions, 

comme    il    cherchait    les    batailles    (V.  Hugo).      Auch    tritt 

comme  mit  aussi  ein:    Uomme    il    avait    puni    le    crime,    il 

voulut  aussi  recompenser  la  vertu  (Acad.).     Lat.    Ut  hi  miseri 

sie  contra  illi  beati  (Cic,  Tusc.  5,  6). 

yy.  Der  Nebensatz    kann   die    im  Hauptsatze    aufgestellte    Behauptung 

zu  bedingen  oder  zu  bestätigen  scheinen;  dahingehören  meist 

eingeschobene  Sätze,    wie  comme  Ton  dit,  comme  dit  tel 

auteur,  comme  j'espere,  comme  vous  voyez,  comme  vous 

le    savez  u.  dg].,    wie  im  Lateinischen  ut  opinor,    ut  videtur,    ut 

fere   fit,   quemadmodum   spero  etc.     Sätze  dieser   Art  werden  auch 

mit  k  ce  que  eingeführt:  II  le  gene,  ä  ce  qu'il  parait  (Dumas). 

6S.  Er    kann    die    Anführung   eines    Beispiels    enthalten:     On    prefere 

foUement   ce    qui    plait  ä  ce  qui  est   utile,    comme    l'esprit   au 

bon  sens,  les  gräces  k  la  vertu  (Boiste).    Lat.  Eadem  mente 

res  dissimillimas  comprehendimus,  ut  colorem,  saporem,  calo- 

rem  (Cic). 

ts.  Verkürzt  erscheint  in  ihm  ein  appositiver  Begriff,    der  zugleich 

eine    kausale  Beziehung  enthalten  kann:    Comme   ouvrage  de 

circonstance  cette  piece  a  du  merite.    Je  vous  dis  cela  comme 

votre    parent    et    ami    (Acad.).     Lat.    Apud    me,   ut    bonum 

judicem  etc.  (Cic,  Or.  1,  38). 

CC-  So    steht    in    der    Verkürzung    comme    mit    einem    faktitiven 

Akkusativ  oder  einem   prädikativen  Nominativ,    namentlich  bei 

den    Verben    für    etwas    halten  etc.:    Nous    devons    considerer 


568     Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

cela  comme  le  presage  de  quelque  grand  evenement 
(AcAD.).  Vgl.  S.  389.  Daher  auch:  II  proposa  comme  ex- 
pedient  de  faire  teile  cbose  (Ead.). 

1JIJ.  An  eine  einzelne  Satzbestimmung  gelehnt,  wird  comme,  gleich  dem 
lateinischen  quasi,  oft  der  Ausdruck  einer  vorgestellten  Aehn 
lichkeit  und   kann   bisweilen  mit   presque    vertauscht   werden: 
L'on  aper^oit  devant  soi    comme    un    haut    rempart  (Volney). 
II  est  comme  mort  (Boiste). 

In  Ausdrücken  wie:  II  est  comme  cela  (Acad,).  C'est 
comme  cela  que  tu  te  venges?  (V.  Hugo)  ist  cela  Hindeutung 
auf  eine  augenfällige  oder  besprochene  Beschaffenheit. 

06-.  üeber    den  Ersatz    von   Temporalsätzen    und    Kausalsätzen 
durch  diesen  Nebensatz  s.  S.  552.  556. 

b)  Soll  im  Nebensatz  eine  angenommene  Thatsache  mit  einer  existi- 
renden  verglichen  werden,  so  entsteht  ein  hypothetischer  Ver- 
gleichungssatz, und  dem  Nebensatze  geht  comme  si,  lat.  ut  (velut, 
iamquain,  ac,  qua)  si,  voraus,  wobei  eine  Satzverkürzung  stattfindet. 
Vor  dem  Konditionalsatze,  welcher  mit  si  anhebt,  fehlt  nach  comme 
der  Satz,  welcher  das  Bedingte  enthält  (ein  relativer  Hauptsatz);  er 
ist  aus  dem  (absoluten)  Hauptsatze  zu  ergänzen:  II  me  traite  comme 
si  j'etais  son  valet.  II  n'osait  avancer,  comme  s'il  eüt  craint 
d'etre  maltraite  (Acad.).  Tous  m'ont  repondu  comme  si  je  les 
avais  souffles  (Laboülaye).  Lat.  Abseutis  Ariovisti  crudelitatem, 
velut  si  coram  adesset,  horrebant  (Caes.,  B.  G.  1,  32). 

Oft  verbirgt  sich  unter  dieser  Form  die  Ironie,  welche  die  dem 
Angenommenen  entgegengesetzte  üeberzeugung  verräth:  Et  ces  depeches 
du  marechal  qu'il  me  faut  lire,  comme  si  je  comprenais  quel- 
que chose  ä  ces  termes  de  guerre!  (Scribe)  Das  Lateinische 
gebrauchte  so  quasi,  quasi  si,  quasi  vero. 

c)  Die  Beziehung  dieses  Nebensatzes  auf  Quantitäts-  und  Grad- 
bestimmungen, wie  antaut,  anssi,  im  Verhältnisse  der  Gleich- 
heit findet  sich  bei  früheren  Schriftstellern:  Ce  beau  feu  vous  aveugle 
autant  comme  il  vous  brüle  (Corneille).  Aussi  bien  comme 
vous  je  pensais  etre  prise  (Id.).  Bei  den  Neueren  wird  comme 
ohne  Korrelat  bisweilen  mehr  auf  Gradbestimmung  als  auf  Art- 
bestimmung bezogen:  Rien  u'anime  le  Soldat  comme  Fexemple 
des  chefs  (Acad.). 

Im  Altfranzösischen  wird  comme  auch  da  gebraucht,  wo  die 
höhere  oder  niedere  Gradbestimmung  eines  Gliedes  von  der 
des  anderen  abhängig  gemacht  wird:  Com  plus  ot  de  mal,  plus  fu 
liez.  Im  Neufranzösischen  werden  die  Glieder  der  Vergleichung  ge- 
wöhnlich als  Hauptsätze  mit  Komparativen  gegenübergestellt,  s.  S.  533; 
doch  wird  auch  im  Hauptsatze  die  Massbestimmung  durch  d'antant 
vor  dem  Komparativ  dem  Nebensatze  mit  que  vorausgeschickt: 
L'homme  est  d'autant  moins  pauvre  qu'il  desire  moins  (Boiste), 
selbst  ohne  que  bei  Frühereu:  L'heur  en  croit  d'autant  plus, 
moins  eile  (la  faveur)  est  meritee  (Corneille).  Zum  Theil  wird 
einer  komparativen  Bestimmung  ein  Nebensatz  mit  ä  mesure  que, 
ä  Proportion  qne  gegeben:  A  mesure  qu'on  avance  dans  ses 
etudes,    on    s'y    plait    davantage    (Mme    de    la    Faye-Brehier).     A 


§§  240.    241.     Adv.  Best.     Der  Modalsatz.  569 

Proportion  qiie  les  hommes  s'eclaireront,  ils  seront  plus 
heureux  (Acad.);  doch  smd  diese  Sätze,  welche  ausdrücklich  augeben, 
dass  der  Inhalt  eines  Satzes  in  dem  Masse  oder  Verhältuisse 
statt  hat,  als  der  des  anderen  verwirklicht  ist,  nicht  an  die  Aufnahme 
von  Komparativen  gebunden:  On  vous  payera  ä  mesure  que  vous 
travaillerez  (Acad.).  II  (sc.  un  scandale)  ne  se  forme  dans  nous 
qu'ä  Proportion  que  nos  mceurs  se  pervertissent  (Bocr- 
dalock),  ebensowenig  wie  Sätze  mit  dem  alterthümlichen  au  (ä)  für 
et  ä  mesure  que:  Nous  vous  ferons  passer  les  marchandises  au  für 
et  ä  mesure  qu'ils  arriveront  (Acad.).  Demnächst  wird  der 
Nebensatz  mit  selon  que  verwendet:  Les  hommes  sont  plus  mechants 
et  plus  malheureux,  selon  que  la  philosophie  leur  manque 
davantage  (Aignan). 

Uebrigens  wird  überhaupt  comme,  insofern  es  die  Gemässheit 
darstellen  kann,  auch  mit  selon  que  vertauscht:  J'en  userai  avec 
lui  Selon  qu'il  en  usera  avec  moi  (Acad.). 

241.     ß.   Der  Nebensatz    mit  que,    welches    die  Stelle    des  lateinischen  quam 
und  zugleich  des  ut,  ac  oder  atque,   sowie  der  relativen  qualis  und  quantus 
im  Vergleichungssatze  einnimmt,   dient  in  seiner  Beziehung  auf  den  Haupt- 
satz zur  Darstellung  der  Gleichheit,  wie  der  Ungleichheit. 
a)  Zum  Ausdruck    der    Gleichheit    wird    der  Nebensatz    durch    seine  Be- 
ziehung auf  ein  korrelatives  Pronominaladjektiv  oder  -Substantiv, 
wie  tel,  le  meuie,  taut,  autaut,  oder  ein  Adverb,  wie  si,  aussi,  de 
uieme,    ainsi,    theils  hinsichtlich  der  Qualität,    theils   der  Quantität 
und  des  Grades. 

aa.  mit  Beziehung  auf  Pronomiualadjektive  und  -Substantive: 
aa)  Tel  que,  lat.  talis  qualis  oder  talis  ac,  atque,  bezeichnet  quali- 
tative Gleichheit  oder  Aehnlichkeit:  Je  ne  suis  pas  tel 
que  vous  pensez.  II  est  tel  que  son  pere  (Acad.).  Oft  steht 
es  nachdrücklich  an  der  Spitze  des  Satzgefüges:  Tel  qu'aux 
deserts  parfois  brille  un  mirage,  Aux  cceurs  vieillis  s'offre 
un  doux  Souvenir  (Bkrangek).  Im  Hauptsatze,  wozu  tel  selbst 
gehört,  findet  man  öfter  noch  ainsi:  Tels  qu'on  voit  des  gascons 
.  .  Ainsi  viennent  en  cha-ur  les  matous  du  quartier  (Lemontez), 
Dabei  tritt  selbst  die  Vermischung  der  Beziehung  von  tel  auf 
Haupt-  und  Nebensatz  ein:  Tel  qu'une  fois  lance  le  rapide 
vaisseau  Se  souvient  de  la  rame  ..  Ainsi,  dans  le  sommeil, 
räme  .  .  Obeit  aux  objets  dont  eile  fut  frappee  (Delille).  Tel 
wird  zuweilen  selbst  wiederholt:  Teile  qu'une  bergere  ..  Teile  .  . 
Doit  eclater  .  .  une  elegante  Idylle  (Boileau). 

Tel  que  wird,  wie  comme,  auch  bei  Anführung  von  Bei- 
spielen gebraucht:  Les  ouvrages  destines  au  theätre,  tels  que 
les  comedies  etc.  (Acad.).  üeber  tel  quel  s.  S.  171.  518. 
bb)  Le  meme  que,  lat.  idem  ac,  atque,  bei  Späteren  auch  idem 
quam,  drückt  Dasselbigkeit  oder  Identität  aus:  Les  ruines  .  . 
sont  du  meme  cote  de  la  mer  que  le  Vesuve  (Mme  de  Stael). 
Lat.  Nou  eadem  portione  vincit  quam  vincitur  (Colum.  3,  2). 
Bisweilen  fehlt  das  pronominale  Korrelat:  Me  voyait-il  de  Toeil 
qu'il  me  voit  aujourd'hui?  (Racine) 


570     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfüguu^'.     II.  Unterordnung. 

cc)  In  tant  und  autant  que,  lat.  tantus  quantus,  erscheinen  die 
Fürwörter  theils  als  solche,  theils  adverbial;  sie  enthalten  die 
Bestimmung  des  Quantums  und  des  Grades:  La  verite  ne  fait 
pas  autant  de  bien  dans  le  monde  que  ses  apparences  y 
fönt  de  mal  (La  Rochefoucauld).  II  aimait  autant  qu'un 
coeur  profond  et  fier  peut  aimer  (Dumas).  Jamals  Ton 
n'est  grand  qu'autant  que  Ton  est  juste  (Boileaü).  —  Tant 
que  insbesondere  gebraucht  man  auch  vom  Räume  statt  aussi 
lein  que,  von  der  Zeit  (aussi  longtemps  que;  s.  S.  469.  553) 
und  in  einzelnen  Redeweisen,  wie  tous  tant  que  nous  sommes 
neben  autant  que  nous  sommes;  il  pleut  tant  qu'il  peut 
u.  dgl.;  auch  ersetzt  es  et  .  ,  et,  partie  .  .  partiet  Mille  tant 
paysans  que  bandits  (Courier).  Je  le  sers  tant  pour  lui  que 
pour  me  faire  plaisir  (Acad.).  Tant  bien  que  mal  „gut  oder 
schlecht"  etc.  —  En  tant  que  geht  theils  auf  Gradbestim- 
mung (en  tant  que  je  puis),  theils  entspricht  escomme:  en 
tant  qu'homme  il  les  plaint;  mais,  en  tant  que  juge,  il  les 
condamne  (Acad.). 
ßß.  mit  Beziehung  auf  Adverbien: 

aa)  Si  que,  aussi  que  gehen  vorzugsweise  auf  Gradbestimmung 
und  si,  aussi  treten  nicht  unmittelbar,  sondern  nur  als  adver- 
biale Bestimmungen  eines  anderen  Begriffes  dem  Nebensatze 
gegenüber:  ün  n'est  jamais  servi  si  bien  que  par  soi-meme 
(Etienne).  II  est  aussi  k  plaindre  que  vous  (Acad.).  S.  469. 
Ueber  die  hierhergehörigen  sitot  que  und  aussitot  que  im 
Temporalsatze  s.  oben  S.  552. 

In  verneinender  Form  wird  dasselbe  Verhältniss  durch  non 
plus  qnej  lat.  non  magis  (plus)  quam  bezeichnet:  Ma  soeur,  non 
plus  que  moi,  ne  lit  pas  dans  son  äme  (Corneille). 
bb)  Ainsi  que  und  de  meme  que  dienen  zum  Ausdrucke  quali- 
tativer Gleichheit  oder  Aehnlichkeit,  wie  comme;  die 
Korrelate  des  que  verdoppeln  sich  auch  öfter,  wenn  der  Haupt- 
satz dem  Nebensatze  folgt,  und  namentlich  dann  fast  nothwendig, 
wenn  der  Nebensatz  umfangreich  ist:  Ainsi  que  les  Saisons 
sa  richesse  varie  (Delille).  II  fondit  sur  lui  de  meme  que 
Toiseau  fait  sur  la  perdrix  (Acad.).  —  Ainsi  que  le  soleil 
dissipe  les  nuages,  ainsi  la  verite  .  .  (Acad.).  —  De  meme 
que  la  cire  molle  re^oit  aisement  toutes  sortes  d'em- 
preintes  et  de  figures,  de  meme  un  jeune  homme  re(;oit 
facilement  toutes  les  impressions  etc.  (Ead.).  So  folgt  auf  sicut 
im  Lateinischen  sie,  ita  und  item. 

Nebensätze  dieser  Art  ersetzen  auch,  wie  comme,  die  kopu- 
lative Verknüpfung  der  Glieder  und  theilen  die  Satzverschmelzung 
derselben:  Le  Jaguar,  ainsi  que  le  couguar,  habitent  dans  les 
contrees  les  plus  chaudes  de  l'Amerique  meridionale  (Bdffos). 

Als  Betheuerungsformel  und  als  Wunschformel  dient  ein 
Satzgefüge  mit  ainsi  que;  meist  jedoch  steht  dabei  der  Hauptsatz 
elliptisch:  Ainsi  Dieu  me  soit  eu  aide  que  je  ne  mens  point. 
Ainsi  Dieu  me  soit  en  aide.  Ainsi  le  ciel  vous  soit  propice.  Lat. 
Ita  me  Venus  amet,   ut  ego  te  .  .  nunquam  sinam  in  domo 


§  242.     Adv.  Best.     Der  Modalsatz.  571 

esse  istacetc.  (Plaut.,  Cure.  1,  3,  52),  und  elliptisch:  Ita  me  dii 
ament!  ita  sim  felix!  Sic  te  diva  potens  Cypri  .  .  regat  (Hob.). 
yy.  Der  Nebensatz  mit  que  im  Sinne  der  Gleichstellung  wird  auch 
auf  einen  Superlativ  bezogen  in  qu'il  est  possible:  Je  vous  re- 
commande  ..  de  lui  faire  enfin  tout  le  meilleur  accueil  qu'il  vous 
sera  possible  (Moliere).  Dabei  findet  eine  Satzverkürzung  statt, 
wie  im  Lateinischen:  Jugurtha  quam  maximas  potest  copias  armat 
(Sall.,  Jug.  1,  13),  welche  durch  vollständigere  Formen,  v?ie:  Tarn 
gratum  id  mihi  erit  quam  quod  gratissimum  (Cic,  Farn.  13,3), 
erklärt  wird.  Im  Französischen  ist  daraus  gewöhnlich  das  einfache 
possible  nach  dem  Superlativ  entstanden;  s.  S.  509. 

242.  b)  Der  Nebensatz  mit  que  (quam)  dient  mit  Bezug  auf  einen  die  Ver- 
schiedenheit  bezeichnenden  Begriff  zur  Darstellung  der  qualitativen 
und  quantitativen  Ungleichheit, 

Kß.  nach  einem  Komparativ  im  Hauptsatze:  La  poesie  est  plus  natu- 
relle ä  rhomme  qu'on  ne  le  pense  (St-Lambert).  Cela  est  plus 
impossible  que  vous  ne  l'imaginez  (D'Alembert);  darum  auch 
nach  plntöt  und  davantage:  Les  Brachmanes  fönt  plutot  une 
secte  qu'un  peuple  (Büffon).  Quel  astre  brille  da  van  tage  dans 
le  firmament  que  le  prince  de  Conde  n'a  fait  dans  TEurope? 
(Bosscet)  Die  Verkürzung  dieser  Sätze  s.  S.  541  und  die  Verwen- 
dung des  Genitiv  statt  des  abgekürzten  Satzes  S.  392. 

ßß.  nach  komparativen  Begriffen  im  weiteren  Sinne,  wie  autre,  antre- 
ment,  ailleurs,  different,  differemmeut  etc.,  wie  im  Lateinischen 
guain  nach  alius,  aliter,  alibi,  diversus,  secus  eintritt:  C'est  bien 
autre  chose  que  ce  qu'on  disait.  II  agit  autrement  qu'il  ne 
parle  (Acad.).  Le  despotisme  a  regne  ailleurs  que  dans  l'Empire 
romain  (Guizgt).  Nach  dem  Begriffe  der  Verschiedenheit  wird  der 
Nebensatz  auch  mit  de  ce  eingeleitet:  II  a  raconte  l'affaire  diffe- 
remmeut de  ce  qu'elle  s'est  passee  (Acad.).  Sätze  mit  que 
nach  apres,  avant  und  dem  nicht  mehr  in  dieser  Verbindung  ge- 
bräuchlichen auparavant  (De  se  plaindre  ä  Pompee  auparavant 
qu'ä,  lui  [Corneille])  sind  ursprünglich  Sätze  der  Vergleichung. 

yy.  nach  verneinenden  und  fragenden  Hauptsätzen,  in  denen  der 
komparative  Begriff  nicht  enthalten,  obwohl  vorauszusetzen  ist;  bei  der 
hier  vorkommenden  Negation  findet  man  zwar  rien,  aber  nicht  mehr 
pas  oder  point,  obgleich  dies  bei  älteren  Schriftstellern  vorkommt. 
Der  Nebensatz  erscheint  verkürzt:  II  ne  peut  rien  resulter  de  vos 
projets  que  des  fautes  et  des  malheurs  (Acad.).  On  ne  perd 
les  etats  que  par  timidite  (Voltaire).  Un  peuple  «'est  grand  que 
par  lui-meme  (Lamartine).  Oü  je  n'ai  point  encore  agi  qu'en 
commandant  (Corneille). —  Que  dois-je  esperer  qu'un  tourment 
eternel?  (Corneille)  D'oü  viendrait  cette  adresse  .  .  Que  d'un 
sang  amoureux..?  (Id.)  A  qui  puis-je  confier  ce  secret  qu'ä 
vous  seul?  (Acad.)  Oefter  steht  hier  rien  elliptisch  an  der  Stelle 
eines  Hauptsatzes:  Rien  que  pour  ce  mot-lä  vous  meritez  sa  voix 
(Dklavigne).  Vollständig  mit  dem  Begriffe  der  Verschiedenheit 
kommen  natürlich  diese  Satzgefüge  ebenfalls  vor:  Sans  rien  voir 
autre  chose  que  quelques  flambeaux   (De  Vigny).    Elliptisch  findet 


572       Dritt.  Tbl.    Syntax.    Zweit.  Abschii.     Die  Satzfiigung.     II.  Unterordnung. 

sich  der  Nebensatz  bisweilen  in  der  Umgangssprache:  0  mon  pere, 
est-ce  possible?  .  .  Que  trop  veritabie,  continua  l'abbe  (De  Vigny), 
Das  Lnteinische  gehraucht  hier  nisi:  Nulluni  imperium  est  tutum 
nisi  beuevolentia  muuituoi  (Nep.  10,  5).  Quid  est  pietas,  nisi 
voluutas  grata  in  parentes?  (Cic,  Plane.  33);  vollständiger:  Est 
historia  nihil  aliud  nisi  .  .  (Or.  2,  12).  Philosophia  .  .  quid  est 
aliud  nisi  .  .  (Tusc.  1,  26).  Ohne  aliud  steht  quam,  nicht  leicht 
anders  als  bei  Späteren:  Quid  est  compati  quam  cum  alio  pati? 
(Tert.,  adv.  Prax.  29)  Im  Französischen  kann  iudess  ein  Nebensatz 
auch  mit  si  ce  n'est  oder  sinon  erscheinen.     S.  S.  541.   558. 

243.  III.  Der  Nebensatz  als  attributive  Bestimmung.  Der  Nebensatz  als 
Attribut  eines  SubstantivbegrifFes  entspricht  vorzugsweise  dem  Adjektiv 
als  Adjektivsatz,  neben  welchem,  gleich  dem  attributiven  Adverb  und 
Substantiv,  auch  ein  Adverbialsatz  und  ein  Substantivsatz  ein- 
treten kann;  indessen  nimmt  der  Adjektivsatz  natürlich  die  erste  Stelle 
ein,  wie  ihm  auch  das  grösste  Gebiet  zukommt. 

Die  Entwickelung  eines  Attributes  zum  Nebensatze  ist  theils  darin  begründet, 
dass  der  Akt,  wodurch  ein  Prädikat  au  einem  Subjekte  gesetzt  wird,  die  Lebendig- 
keit der  Anschauung  vor  der  Voraussetzung  dieses  Aktes  voraus  hat,  theils  darin, 
dass  für  manche  Bestimmungen  einfache  attributive  Formen  überhaupt  nicht  vor- 
handen sind,  theils  endlich  darin,  dass  die  Bereicherung  des  Attributes  durch 
anderweitige  Bestimmungen  nicht  wohl  an  vorhandenen  Adjektivformen  statt- 
finden kann. 

a)    Der  Adjektivsatz. 

Er  bestimmt  einen  Substantivbegriff,  worauf  er  durch  die  bezüglichen 
Fürwörter  als  durch  verknüpfende  und  unterordnende  Konjunktionen 
bezogen  ist.  Der  Substantivbegriff  ist  entweder  ein  Nennwort  oder  dessen 
Vertreter,  oder  ein  Satz  und  Satzgefüge. 

1.  Der  Adjektivsatz  und  sein  Beziehungswort.  In  der  Verknüpfung 
des  Adjektivsatzes  mit  seinem  Hauptsatze  findet  eine  zwiefache  Beziehung 
auf  einen  Substantivbegriff  statt. 

«.  Der  Nebensatz  wird  auf  einen  Substantivbegriff  mit  einem  demon- 
strativen Korrelate,  wozu  auch  der  Artikel  gehört,  oder  auf  ein 
demonstratives  substantivirtes  Korrelat  bezogen. 
J'entends  dejä  Baldus,  ce  pedant  froid  et  sec  Qui  mäche  ä  tout 
propos  du  latin  (Viennet).  Les  Tyriens  furent  les  premiers  qui 
dompterent  les  flots  (Fenelon). 
Notre  galant  qui  lorgne  une  fiUette  De  celles-lä  que  je  viens 
d'exprimer  (La  Fontaine).  Celui-lä  vit  ignore  qui  vit  heureux 
(Boniface).  L'amour  est  celui  de  tous  les  dieux  qui  sait  le  mieux 
le  chemin  du  Parnasse  (Racine).  Ce  qui  fait  le  heros  degrade 
souvent  l'homme  (Voltaire).  Bei  dieser  Beziehung  wird  der  Gegen- 
stand von  vorne  herein  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Merkmale  gefasst, 
welches  als  Begriffsbestimmung  desselben  unmittelbar  dem  Redenden 
vorschwebte.  Doch  ist  bei  demonstrativen  Fürwörtern  zu  unterscheiden, 
ob  sie,  nach  rückwärts  oder  auch  nach  vorwärts  auf  eine  ander- 
weitige Bestimmung  deutend,  noch  zugleich  eine  attributive  Be- 
stimmung   annehmen,   oder   lediglich   als    Korrelate   des   Nebensatzes 


§§243.  244.    III.    Der  Nebensatz  als  attrib.  Best.     Der  Adjektivsatz.      573 

auftreten.  Das  Erstere  ist  mit  ceci  und  cela  der  Fall,  während 
celui-ci,  celui-lä  in  beide  Beziehungen  eintreten,  obwohl  die 
Grammatiker  ihnen  nur  die  erstere  anweisen  möchten.  S.  die  Bei- 
spiele. Ueber  ceci  vergleiche  man:  Mais  ecoutez  ceci,  qui  doit 
bien  vous  surprendre,  et  m"a  surpris  aussi.  C'est  que  madame 
Argante  etc.  (Regnard). 
ß.  Der  Nebensatz  hat  kein  demonstratives  Korrelat,  so  dass  er  ent- 
weder auf  einen  Eigennamen  oder  Gattungsnamen  in  unbestimmter 
Allgemeinheit  oder  mit  anderweitiger  Bestimmung  oder  auf  ein  per- 
sönliches, fragendes  oder  unbestimmtes  Fürwort  bezogen  ist.  Das 
Merkmal  erscheint  als  ein  äusserlich  hinzutretendes:  ün  sot  qui  ne 
dit  mot  ne  se  distingue  pas  D"un  savant  qui  se  tait  (Moliere).  II 
est  certains  esprits  qu'il  faut  prendre  de  biais  (Regnabd). 
Fiile  qui  vieillit  tombe  dans  le  mepris  (Corneille).  Qu'avez-vous 
qui  vous  puisse  emouvoir?  (Moliere)  Je  vois  .  .  Pousser  dans 
la  prison  quelqu'un  qui  vous  ressemble  (CorxNeille). 

Hinsichtlich  der  persönlichen  Fürwörter  ist  zu  bemerken,  dass 
der  Nebensatz  gewöhnlich  nur  auf  ein  betontes  Fürwort  bezogen  ist: 
Et  moi  qui  ne  voulais  pas  la  lire  (Dcmas).  Toi  qui  connais 
ce  peuple  (Corneille).  Doch  wird  er  auf  ein  persönliches  Fürwort 
der  dritten  Person,  namentlich  im  Akkusativ,  bezogen:  Je  Tai  vu  hier 
qui  se  promenait  avec  son  pere  et  ses  huit  freres  (Laboclaye). 
La  vois-tu  qui  passe?  (Dcmas)  Les  voilä  tous  endormis  qui 
ronflent!  (Pirox)  S.S. 445.  Auf  den  Nominativ  wie  auf  den  Akkusativ 
nimmt  er  bei  der  Inversion  Bezug,  worin  der  Nebensatz  substantivirt 
und  eigentlich  nur  der  Substantivbegriff  verdoppelt  ist:  Qui  veut 
qu'on  s'en  souvienne,  il  le  doit  oublier  (Corneille).  S.  S.  321.  3. 
Doch  wird  er  auch  iu  einzelnen  Fällen  gleichsam  als  prädikative  Be- 
stimmung auf  ein  Fürwort  dieser  Art  wie  auf  ein  Substantiv  bezogen: 
11  est  la,  dans  la  chambre  peinte,  qui  attend  (V.  Hlgo).  Vgl.  Toute 
la  cour  est  lä  aussi  qui  attend  (Id.). 

Unter  den  unbestimmten  Fürwörtern  wird  tout  niemals  ohne  ein 
demonstratives  Korrelat  des  Nebensatzes  zum  Beziehungsworte:  Tout 
ce  qu'il  dit  est  verite  (Massillon).  Je  retrouve  en  ce  jour  tous 
ceux  qui  me  sont  chers  (Joly). 

244.  2.  Kongruenz  des  Nebensatzes.  Die  Beziehung  des  Nebensatzes 
auf  seinen  Substantiv  begriff  im  Hauptsatze  setzt  seine  Kongruenz  mit  dem- 
selben voraus;  indessen  ist  das  wichtigste  relative  Fürwort  qui  unfähig,  seine 
Kongruenz  in  Geschlecht  und  Zahl  an  seiner  Form  auszudrücken,  während 
das  minder  gebräuchliche  lequel  diese  bezeichnet.  Das  Verhältniss  beider 
ist  S.  160  ff.  nachgewiesen. 

a.  Zu  bemerken  ist  noch,  dass  lequel,  wenn  zwei  Substantiv  begriffe  im 
Hauptsatze  vorkommen,  für  die  Beziehung  des  Nebensatzes  auf  einen 
derselben  nicht  nur  dann  zum  Unterschiedsmerkmale  wird,  wenn  jene 
Substantive  verschiedenen  Geschlechts  und  verschiedener  Zahl  sind,  sondern 
dass  auch,  wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  dies  Fürwort  auf  den  entfernteren 
SubstantivbegrilV  hinzuweisen  pflegt:  J'allai  trouver  Ihomme  qui  m'avait 
parle  du  mariage  de  madame  de  Miramion,  lequel  me  parut  dans  les 
memes  sentiments  (B.  Raboti.n).    Ce  qui  minteresse  .  .  c'est  que  chacun 


574      Dritt.  Thl.     Syntax.     Zweit.  Abschii.     Die  Satzfügunpf.    IL  Unterordnung. 

Sache  qu'il  existe  un  arbitre  du  sort  des  hommes,  duquel  nous  som- 
mes  tous  les  enfants  (J.-J.  Rocsseau).  Qui  bleibt  hier  öfter,  wo 
keine  Unklarheit  zu  befürchten  ist,  besonders  wenn  dem  Beziehungsworte 
nur  ein  abhängiger  Genitiv  folgt.  Im  Genitiv  muss  die  Form  lequel 
verwendet  werden,  wenn  dieser  Fall  sich  auf  einen  vorangehenden 
Substantivbegriff  mit  einer  Präposition  bezieht:  La  propriete  de  leurs 
seigneurs  au  pouvoir  desquels  rien  ne  pouvait  les  soustraire 
(J.-J.  Rodssead). 

Uebrigens  scheidet  der  Sprachgebrauch  die  Beziehung  auf  die 
Person  oder  Sache  in  den  obliquen  Kasus  dadurch  im  Allgemeinen, 
dass  hier  die  Formen  de  qui,  ä  qui,  pour  qui  etc.  vorzugsweise  auf 
Personen  bezogen  werden;  die  Grammatiker  sprechen  diesen  die  Beziehung 
auf  Sachen  jedoch  mit  Unrecht  ganz  ab.  S.  S.  161.  Inwiefern  qnoi 
nicht  bloss  neutral,  sondern  auch  mit  Bezug  auf  Sachen  (männlichen 
und  weiblichen  Geschlechts)  gebraucht  wird,  s.  ebendaselbst. 

ß.  Wenn  der  Hauptsatz  mehr  als  ein  Substantiv  enthält,  worauf  der 
attributive  Nebensatz  gleichmässig  bezogen  wird,  so  ist  die  Kongruenz  des 
Fürwortes  von  verschiedenen  Gesichtspunkten  abhängig.  Die  Kongruenz 
des  Fürwortes  qui  kann  hier  zum  Theil  an  seinem  Verb,  an  prädikativen 
Bestimmungen  etc.  erkannt  werden,  zum  Theil  ist  sie  nur  nach  Analogien 
zu  bestimmen. 

aa)  Ist  der  Adjektivsatz  auf  kopulativ  (sei  es  syndetisch  oder  asyn- 
detisch) angereihte  Substantivbegriffe  bezogen,  so  steht  das  Fürwort 
nach  Substantiven  gleichen  Geschlechts  in  der  Mehrzahl  des- 
selben Geschlechts;  sind  die  Substantive  ungleichen  Geschlechts, 
in  der  Mehrzahl  des  männlichen:  J'ai  une  femme  et  une 
fille  qui  gemissent  de  mon  absence  (Marmontel).  —  Le  zele 
et  l'exactitude  avec  lesquels  je  me  suis  acquitte  etc.  (J.-J.  Rous- 
seau). Bientot  la  cour  n'eut  plus  l'eclat,  la  dignite  que  lui  avait 
donnes  Louis  XIV  (Villemain).  Das  Letztere  ist  in  Bezug  auf 
Personen  auch  im  Lateinischen  meist  der  Fall;  in  Bezug  auf  Sachen 
oder  auf  Personen  und  Sachen  ungleichen  Geschlechts  erscheint  meist 
das  Neutrum. 

Sind  die  asyndetisch  angereihten  Substantivbegriffe  synonym 
oder  enthalten  sie  eine  Steigerung,  so  richtet  sich  der  Nebensatz  nach 
dem  letzten  derselben:  Louis  XIV  accorda  aux  savants  et  aux  artistes 
cette  faveur,  cette  protection  sans  laquelle  les  arts  ne  peu- 
vent  fleurir  (Noel  et  Chaps.).  Ces  beautes  immortelles  montrent 
une  innocence,  une  modestie,  une  simplicite  qui  charme 
(J.-J.  Rolsseau). 

Ist  die  kopulative  Anreihung,  dem  Sinne  nach  adversativ, 
■durch  et  non  oder  non  vermittelt,  so  folgt  der  Adjektivsatz  dem 
affirmativen  Gliede:  C'est  le  bon  ordre,  et  non  certaines  epargnes 
sordides,  qui  fait  le  profit  (Voltaire).  Et  queDieu,  non  les  rois, 
dispose  de  mon  sort  (Bernis). 

Geht  mehreren  kopulativ  angereihten  Substantivbegriffen,  die  sich 
grammatisch  als  prädikative  Bestimmungen  verhalten,  das  gramma- 
tische Subjekt  ce  voran,  so  kann  der  Adjektivsatz  auf  die  Sub- 
stantivbegriffe,   aber    auch    auf   das    grammatische    Subjekt    bezogen 


§  244.     Attrib.  Best.     Der  Adjektivsatz.  575 

werden:  C'est  votre  orgueil  et  votre  emportement  qui  vous 
trompaient  (Fenelon).  —  r"est  la  force  et  la  liberte  qui  fait  las 
excellents  horumes  (J.-J.  Rousseac). 

Gewöhnlich  wird  indessen  der  Nebensatz  in  diesem  Falle,  sowohl 
wenn  eins,  als  wenn  mehrere  prädikative  Substantive  vorhanden  sind, 
auf  diese  bezogen:  Ce  sont  nos  methodes  qui  nous  egarent 
(B.  DE  St-Pierre).  Ce  sera  nos  descendants  qui  nous  jugeront 
(Planche). 

bh)  Enthält  der  Hauptsatz  im  disjunktiven  Verhältnisse  stehende  Sub- 
stantive, worauf  der  Adjektivsatz  bezogen  ist,  so  richtet  sich  dieser 
nach  dem  letzten  Gliede:  II  montra  un  courage  ou  une  prudence  ä 
laquelle  on  prodigua  des  eloges  (Noül  et  Chaps.).  Dies  geschieht 
auch,  wo  den  Gliedern  das  grammatische  Subjekt  ce  vorangeht:  C"est 
le  godt,  la  vanite  ou  Tinteret  qui  les  lie  (Massillos).  Sind  die 
Substantiv  begriffe  verschiedene  grammatische  Personen,  so  tritt  der 
Plural  ein:  C'est  toi  ou  moi  qui  avons  fait  cela  (Agad.). 

cc)  Stehen  die  Substantivbegrilfe  im  adversativen  Verhältnisse,  so  be- 
zieht sich  der  Nebensatz  auf  den  des  adversativen  Gliedes:  Ce  ne  se- 
ront  pas  mes  souhaits,  mais  votre  inclination  qui  decidera 
de  la  chose  (Moliere).  Dies  ist  auch  in  dem  kopulativ-adversativen 
Verhältnisse  der  Fall  (non  seulement  .  .  mais):  Non  seulement 
toutes  ses  recherches  .  .  mais  toute  sa  vertu  s'evanouit    (Vaü- 

GELAS). 

dd)  "Wenn   ein  Hauptsatz,  welcher   die  Komparativbegriffe  plus,  plu- 
tot  oder  moins  enthält,  mit  seinem  Vergleichungssatze  zusammen- 
gezogen  ist,   so  richtet  sich  ein  Adjektivsatz,  welcher  auf  einen  dem 
Hauptsatze     und     einen    dem    Vergleichungsatze    angehörigen 
Substantivbegriff  bezogen  ist,   nach  diesem  oder  nach  jenem,  insofern 
der  eine  oder  der  andere   den  Gegenstand  enthält,    auf   welchen    der 
Redende  das  Attribut  vorzugsweise  und  zunächst  bezogen  wissen  will: 
C"est    moins   la    naissance    que    les    dignites    curules    qui    deci- 
daient  de  la  noblesse  (Vertot).     Ce  sont  ses  revers,   plus   encore 
que  son  ambition,  qui  ont  cause  sa  ruine  (Journ.  gramm.). 
y.  Wenn  der  Nebensatz   auf   einen  Kollektivbegriff   im    Hauptsatze    be- 
zogen ist,    so   wird   der  Sammelname  in   der  Einzahl,    wie   jedes    andere 
Substantiv  in  der  Einzahl   behandelt.     Folgt  dem  Sammelnamen  ein  Ge- 
nitiv des  Plural,    welcher  die  Gattung  bezeichnet,    der   die  im  Sammel- 
namen enthaltene  Gesammtzahl  angehört,  so  kann  der  Nebensatz  auf  den. 
Sammelnamen    oder    auf    den    Gattungsnamen    bezogen    sein :    Le    petit 
nombre  de  citoyens  qui  gouverne  (Bauthelemt).     D'un   peuple 
d'importuns  qui  fourmillent  sans  cesse  (Boileau). 

Bei  den  Pronominalsubstantiven  beaucoup  und  peu  richtet  sich 
der  Nebensatz  stets  nach  dem  Plural:  II  y  a  peu  d'hommes  qui 
sachent  connaitre  leur  veritables  interets  (Acad.),  der  übrigens  auch 
durch  en  angedeutet  sein  kann:  H  y  en  a  beaucoup  qui  sont  d'une 
opinion  differente  (Acad.). 

Nach  plus  d'un  findet  die  oben  erwähnte  Attraktion  statt:  Plus 
d'un  qui  y  vient  pour  moi  y  vieiidra  pour  soi  (V.  Hcgo):  doch  kommt 
auch  der  Plural  vor:  Nous  avons  plus  d'une  ancienne  piece  qui 
etant  corrigees  pourraient  aller  ä  la  posterite  (Voltaire);  vgl.  S. 378. 


576      Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

6.  Wenn  im  Hauptsatze  ein  Individuum  neben  seinem  Gattungsbe- 
griffe im  partitiven  Genitiv  steht,  so  kann  der  Nebensatz,  welcher  ein 
Attribut  der  Gattung  enthält,  das  zugleich  das  des  Individuums  ist,  mit 
jenem  wie  mit  diesem  kongruiren:  C'est  une  des  choses  qui  m'ont 
le  plus  decourage  durant  ma  courte  carriere  litteraire  (J.-J.  Rocsseau).  — 
C'est  un  des  meilleurs  ouvrages  qui  ait  paru  depuis  longtemps 
(Chateacbr.).  L'astronomie  est  une  des  sciences  qui  fait  (oder  qui 
fönt)  le  plus  d'honueur  ä  l'esprit  humain  (Acad.). 
f.  Was  endlich  die  Kongruenz  des  Nebensatzes  hinsichtlich  der  Personal- 
form des  Zeitwortes  betrifft,  so  ist  davon  oben  S.  379  die  Rede  gewesen. 
Eine  Kongruenz  in  dieser  Beziehung  mit  einem  Substantivbegriff  (nament- 
lich auch  einem  persönlichen  Fürworte)  kann  nur  stattfinden,  wenn  das 
relative  Fürwort  Subjekt  des  Nebensatzes  ist:  II  n'y  a  que  toi  qui 
puisses  le  faire  (Acad.),  so  auch  bei  der  Umschreibung  mit  c'est:  C'est 
Tous  qui  le  premier  avez  rompu  nos  fers  (Voltaire).  Nach  einem 
Vokativ  im  Hauptsatze  steht  die  zweite  Person  des  Verb:  Soleil  qui 
vois,  entends,  connais  tout  (A.  Ghenier).  Lat,  Judices  qui  ex  lege 
judicatis  (Cic,  Inv.  1,  39).  —  Abweichungen  finden  sich  bei  Aelteren  na- 
mentlich in  den  umschreibenden  Sätzen  mit  c'est:  C'est  toi  seul  qui 
l'a  fait  (Corneille),  doch  auch:  II  n'avait  plus  que  moi  qui  put  le 
secourir  (Voltaire).  —  Ueber  die  Kongruenz  mit  einem  Nennworte  nach 
einem  Subjekte  der  ersten  oder  zweiten  Person   im  Hauptsatze  s.  S.  379. 

Wenn  sich  der  Nebensatz  auf  verschiedene  grammatische 
Personen  bezieht,  so  kommt  auch  hier  die  oben  S,  379.  381  gegebene 
Regel  in  Anwendung;  sie  gilt  namentlich  für  kopulativ  angereihte 
Substantivbegrifi'e  im  Hauptsatze  und,  wenn  beide  Fürwörter  sind,  auch 
für  die,  welche  im  disjunktiven  Verhältnisse  stehen:  C'est  votre 
frere  et  moi  qui  avons  decouvert  cette  intrigue  (Voltaire).  C'est 
toi  ou  moi  qui  avons  fait  cela  (Acad.).  Sonst  folgt  der  Nebensatz 
auch  dem  letzten  Substantivbegriffe:  Je  ne  sais  si  c'est  vous  ou  Piaton 
qui  le  Premier  a  dit  que  les  idees  sont  eternelles  (Wailly). 

Eine  Wiederholung  des  Subjektes  durch  ein  persönliches  Fürwort  un- 
mittelbar nach  dem  bezüglichen  Fürworte,  wie  im  Deutschen  »ich,  der 
ich;  du,  der  du"  etc.,  findet  zwar  im  Französischen  im  Allgemeinen 
nicht  statt;  doch  findet  sich  eine  solche  Wiederholung  durch  das  Fürwort 
der  dritten  Person  nach  dem  hinweisenden  Fürworte  ce,  namentlich  bei 
unpersönlichen  Zeitwörtern:  Arrivera  ce  qu'il  pourra  ä  moi  et  aus  miens 
(Scribe).  Ce  qu'il  restait  de  seigneurs  dans  le  quartier  royal  s'etait 
approche  du  cardinal  (De  Vigny);  dann  steht  die  sonst  nur  prädikative 
Pronominalform  que.  Diese  Sätze  sind  aber  nicht  mit  solchen  zu  ver- 
wechseln, die  eine  Ergänzung  fordern,  und  in  denen  que  der  Akkusativ 
ist:  Je  leur  abandonne  .  .  mes  ouvrages  .  .  pour  eu  faire  et  dire  tout 
ce  qu'il  leur  plaira  (Moliere),  wo  die  Infinitive  aus  dem  Vorhergehen- 
den zu  suppliren  sind. 

245.  3.  Der  Adjektivsatz  als  Bestimmung  von  Sätzen.  Der  Neben- 
satz kann  unmittelbar  auf  einen  Satz  oder  ein  Satzgefüge  bezogen  werden, 
wenn  er  mit  der  Kasuspräposition  ä  oder  einer  anderen  Präposition  anzufügen 
ist;    dies   geschieht   durch   das  Fürwort  quoi:    II  me  demanda  .  .  A  quoi 


I 


§§  245.  246.     Attrib.  Best.     Der  Adjektivsatz.  f^'J'J 

il  me  fallut  repondre  (Le  Sage).  Elles  resterent  ainsi  pendant  quelques 
minutes.  Apres  qnoi  la  princesse  .  .  lui  park  ainsi  (De  Vigsy).  II  a 
manque  ä  son  ami,  ä  son  bienfaiteur;  en  quoi  il  est  doubiement  coupable 
(AcAD.).  Auch  der  blosse  Akkusativ  quoi  findet  sich  noch  in  der  An- 
knüpfung mit  quoi  faisant  etc. 

Ist  dag^epen  der  Adjektivsatz  mit  dem  Fürworte  im  Nominativ  oder 
Akkusativ  oder  Genitiv  zu  beginnen,  so  wird  der  Satz  oder  das  Satzg-efüge, 
worauf  er  sich  beziehen  soll,  appositiv  durch  ce  zusammengefasst,  woran 
sich  der  Nebensatz  mit  qui,  qne  oder  doiit  als  an  sein  Korrelat  anlehnt: 
La  cour  .  .  attendait  toujours  des  temps  meilleurs,  ce  qui  l'empechait 
d'agir  d'une  maniere  invariable  (Mignet).  II  parvint  ä  iire  couram- 
ment  son  breviaire,  ce  qu'il  navait  jamais  fait  auparavant  (Le  Sage); 
selten  mit  Auslassung  des  ce  vor  dont:  „Mais  mon  maitre  est  aime."  — 
Dont  j'enrage  (Regsard).  Vgl.  das  lat.  Diem  consumi  volebant;  id  quod 
est  factum  (Cic,  Farn.  1,  2).  In  wenigen  Fällen  finden  sich  Nebensätze 
mit  qui,  que  ohne  Vermittelung  eines  Demonstrativpronomens  auf  Sätze 
bezogen:  Elle  est  laide  et  qui  pis  est  mechante  (Acad.),  ebenso  qui  plus 
est,  und  que  je  sache,  que  je  pense,  que  je  crois,  s.  S.  162  und 
vgl.  S.  358. 

246.  4.  Die  Attraktion  des  Adjektivsatzes  oder  seine  Verschrän- 
kung mit  einem  anderen  Satze.  Attraktion  ist  im  Allgemeinen  die 
Angleichung  eines  Satzgliedes  rürksichtlich  seiner  Beziehungsform  an  ein 
anderes,  dessen  grammatische  Beziehung  von  der  seinigen  verschieden  ist; 
sie  wird  durch  die  enge  Verkettung,  in  welcher  Satzglieder  zu  einander 
stehen,  veranlasst. 

ß.  Der  Nebensatz  übt  bisweilen  eine  Attraktion  auf  den  Substantiv- 
begriff, auf  welchen  er  bezogen  ist,  so  dass  dieser  den  Kasus  des  be- 
züglichen Fürwortes  annimmt.  Hierdurch  entstehen  Anakoluthe:  Tout 
ce  qui  lui  manquait,  eile  Navait  pour  lui  (Mignet).  Les  gens  qui 
dans  l'etat,  rouages  necessaires,  Oecupent  des  emplois,  j'en  fais  beaucoup 
de  cas  (Gas.  Bonjour).  Lat.  Ille  qui  mandavit,  eum  exturbasti  ex 
aedibus?  (Plaut.,  'Irin.  1,  2,  100)  Damit  verwandt  ist  die  jetzt  seltene 
Attraktion  in  dem  umschreibenden  Satze  mit  c'est:  C'est  ä  sa  table  ä 
qui  Ton  reud  visite  (MouiiRE). 
ß.  Attraktion  ist  auch  das  Hineinziehen  der  Substantivbegriffes  in  den 
Adjektivsatz:  Pour  quiuze  sous  vous  aurez  une  chanson  faite  expres 
pour  la  fete  de  votre  oncle  dans  laquelle  chanson  sera  son  nom 
(Janis);  namentlich  wenn  das  Substantiv  eigentlich  Apposition  eines 
Satzes  ist,  worauf  der  Nebensatz  sich  bezieht:  „Comment!  quinze  cents 
francs!"  —  Oui,  sans  laquelle  clause  Le  present  testament  sera  nul 
(Regsard).  Le  proces-verbal  sera  signe  par  le  demandeur  ä  moins 
qu'il  ne  sache  ou  ne  puisse  signer;  auquel  cas  il  en  sera  fait  mentiou 
(Code  Nap.). 
y.  Eine  Verschränkung  des  Adjektivsatzes  mit  einem  Substantivsatze, 
welche  der  eines  Fragesatzes  ganz  analo?  ist,  findet  in  dem  Falle  statt, 
wenn  im  Adjektivsatze  (wie  im  fragenden  Hauptsatze)  der  Thätigkeits- 
begriff  des  Vorstellens,  des  Darsteilens  oder  Wollen.s  vorkommt,  wovon 
ein  Substantivsatz  abhängt.    Dem  Sinne  nach  gehört  dai)ei  das  bezügliche 

Mätzuer,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  37 


578   Dritt.  Tbl.    Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfügung.     II.  Unterordnung. 

Fürwort  (wie  das  fragende)  dem  Substantivsatze  an,  seiner  Stellung  nach 
dem  Adjektivsatze  (wie  dem  Fragesatze):  Fragesätze:  Que  veux-tu 
que  nous  fassions?  (Ddmas)  „Et  tu  crois  que  c'est  ä  Mad.  de  S.  que 
tu  dois  ces  precautions?"  —  A  qui  donc  veux-tu  que  ce  soit?  (Id.) 
Adjektivsätze:  Des  voeux  que  votre  coeur  peut  soubaiter  qu'on 
m'ote  (MoLiiiRE).  Cette  lettre  .  .  qu'avec  cette  boite  on  pretend  qu'ait 
re<jue  Isabelle  de  vous  (Id.).  La  lettre  que  j"ai  presume  que  vous 
recevriez  (Maemontel).  Der  Substantivsatz  entspricht  dem  lateinischen 
(Akkusativ  mit  dem)  Infinitiv. 

Bei  dieser  Art  der  Verschränkung  findet,  wenn  das  bezügliche  oder 
fragende  Fürwort  im  Substantivsatze  das  Subjekt  abgeben  müsste  und 
nicht  im  Nominativ  steht,  eine  Verwandlung  der  Konjunktion  que  in 
das  Fürwort  qui  statt:  Fragesätze:  Mais  que  veux-tu  qui  nous 
arrive  de  pis?  (Dümas)  Laquelle  des  deux  tetes  crois-tu  qui  vaille 
le  mieux  en  ce  moment?  (V.  Hugo)  Adjektivsätze:  Nous  verrons 
si  c'est  moi  que  vous  voudrez  qui  sorte  (Moliebe).  La  pluralite  des 
dieux  est  une  chose  qu'on  ne  peut  s'imaginer  qui  ait  ete  adoptee 
par  des  hommes  de  bon  sens  (Restaüt). 

In  der  neueren  Zeit  vermeidet  man  Doppelsätze  der  letzteren  Art 
und  verwandelt  den  Substantivsatz,  wo  es  möglich  ist,  in  den  Infinitiv: 
Le  seul  peche  mortel  que  je  croie  pouvoir  lui  etre  reproche  (De 
Vignt). 

247.      5.    Verdoppelung    des    Beziehungswortes    des    Nebensatzes. 
Sie  besteht  darin,  dass  das  vorangehende  Beziehungswort  des  Nebensatzes, 
der  als  Zwischensatz  eintritt,  nach  dem  Nebensatze  durch  ein  demonstratives 
oder   persönliches    Fürwort    des    Nachdrucks    oder    der   Deutlichkeit   halber 
wiederholt  wird.     Sie  ist  zum  Theil  Sache  der  Gewohnheit  geworden. 
a.  Hinweisende    Fürwörter   stehen    so    zweimal    im    Hauptsatze:    Ce 
que  je    sais    le    mieux   c'est  mon  commencement  (Racine).     Ceux  qui 
connaisseut    la    race   romaine  .  .  ceux-lä  sentiront  le  recit  de  Tite-Live 
(Michelet).    Oft  tritt  das  Fürwort  ce  nach  celui  wie  nach  Substantiven 
rückdeutend  ein.     Vgl.  S.  321. 
ß.  Das  substantivische  hinweisende  Fürwort   und    ein  Substantivbegriff 
überhaupt    wird    oft    durch    das    unbetonte    persönliche  Fürwort  der 
dritten  Person    wiederholt:    Ce    qu'il    dit,    il  le  croit  (Delavigne).     Vgl. 
auch  S.  321  ff. 
y.  Ein    betontes    persönliches    Fiirwort    wird    durch    ein    unbetontes 
wiederholt:      Moi   Henri   de   Saint-Jean,    qui  jusqu'ä  vingt-six   ans    fus 
regarde    comme    uu    elegant  .  .  savez-vous    comment  tout  d'un   coup   je 
devins  un  homme  d'etat?  (Scribe) 

248.  6.  Der  Adjektivsatz  als  Substantivsatz,  Wenn  der  Adjektiv- 
satz ohne  Beziehungswort  ist,  so  erscheint  er  als  Substantivsatz;  substan- 
tivirt  wird  indessen,  im  Unterschiede  vom  Lateinischen,  vorzugsweise  der 
auf  die  Person  bezogene  Satz,  während  der  sächlich  (neutral)  gebrauchte 
Satz  selten  ist.  Auf  die  Person  bezogen,  enthält  der  substantivirte  Satz 
das  substantivische  Fürwort  qui,  de  qui,  ä  qui,  qui  und  das  verall- 
gemeinernde qniconqne;  im  neutral  erscheinenden  Satze  steht  qui,  de 
quoi,  ä  quoi,  que. 


§§  247.  248.  249.     Attrib.  Best.     D&r  Adjektivsatz.  579 

Da  das  bezügliche  Fürwort  im  substantivirten  Nebensatze  ein  demon- 
stratives Korrelat  voraussetzt  und  gleichsam  in  sich  enthält,  so  erhält  es 
eine  gedoppelte  Beziehung,  nämlich  die  eine  zu  seinem  Hauptsatze,  die 
andere  zu  seinem  Nebensatze,  dessen  Glied  es  ist.  Dabei  kommen  zwei 
Fälle  in  Betracht: 

«,  Das  bezügliche  Fürwort  verhält  sich  gleichartig  zu  seinem  Hauptsatze 

und    zu    seinem    Nebensatze,    oder    der  Hauptsatz    fordert    den    gleichen 

Kasus  des  demonstrativen  Fürwortes,  in  welchem  das  bezügliche  Fürwort 

innerhalb  des  Nebensatzes  steht,  ob  dieser  vollständig  oder  unvollständig 

ist:    Qui    veut   regner   en    paix  veut  un  peuple  devot  (Chknier).     Qui- 

conque   veut   le   salut  de   la   republique  me  suive  (Thierry).    Je  m'en 

rapporte  ä  qui  vous  voudrez  (Acad.).    Lat.  Non  facile  est  invenire,  qui, 

quod  sciat  ipse,  non  tradat  alteri  (Cic,  Fin.  3,  20). 

ß.  Oder    die    Beziehung    des    bezüglichen    Fürwortes    zum    Hauptsatze    und 

Nebensatze    ist    ungleichartig,    wenn    nämlich    der    Hauptsatz    einen 

anderen  Kasus  fordert,  als  denjenigen,  welchen  der  Nebensatz  verlangt: 

aa)  Alsdann  steht  entweder  das  bezügliche  Fürwort  in  dem  Kasus,  welchen 

der    Nebensatz    verlangt    und    wird   von    der    Präposition    begleitet, 

welche  er  erfordert:    Aimez  qui  vous  aime    (Acad.).     Voilä    qui    est 

entendu  (Picabd).    Vous  trouverez  a  qui  parier  (Acad.).    C'est  ä  quoi 

je  m'oppose  (Delavigne).     J'ai  sur  qui  m'en    venger    (Acad.).      Lat. 

Semper  in  proelio  maximum  est  periculum  qui  maxime  timent  (Sall., 

Cat.  58).     Caesar  naves  paulo  facit  latiores  quam  quibus   in  reliquis 

utimur  maribus  (Caes.,  B.  G.  5,  1). 

bb)  oder  vor  dem  bezüglichen  Fürworte    steht  diejenige  Kasuspräposition 

oder  Präposition,    welche    der  Hauptsatz    erfordert:    Que    la    terre  est 

petite  ä  qui  la  voit  des  cieux    (Delille).     Pour   qui    ne  les  craint 

pas,  il  n'est  pas    de  prodiges    (Voltaire).     Die  Präposition  ist  jedoch 

nicht  bloss  auf  das  Fürwort,  sondern  auf  den  ganzen  Satz  als  einen 

Substantivbegriff  zu  beziehen,  wie  dies  auch  im  Lateinischen  der 

Fall  ist,   wenn  einem  Relativsatze    eine  Präposition   vorangeht:    Nunc 

redeo  ad  quae  mihi  mandas  (Cic,  Att.  5,  11), 

249.      7.   Adverbialsätze  als  Vertreter  des  Adjektivsatzes.     Hierher 

gehören: 

«.  Sätze  der  Ortsbestimmung  mit  oü,  d'oü,  par  OÜ,  s.  S.  465.  549,  wozu 
auch  die  mit  doiit  eingeleiteten  ursprünglich  zu  rechnen  sind,  s.  S.  466. 

ß.  Temporalsätze  mit  que  (dem  lateinischen  quum  entsprechend):  Je 
parle  .  .  Qu'ä  Theure  que  je  parle  il  est  dans  un  breian  (Regnabd), 
s.  S.  546.  551. 

y.  Andere  Sätze  mit  que,  welche  nicht  auf  die  Zeit  zu  beziehen  sind, 
scheinen  ursprünglich  wie  die  Sätze  mit  oü  betrachtet  werden  zu  müssen; 
sie  sind  im  Neufranzösischen  selten:  En  l'etat  qu'ils  sont,  vous  pouvez 
continuer  vos  amours  (MoLiiiHE).  De  Thumeur  que  je  sais  la  chere 
Marinette,  L'hymen  ne  ferme  pas  la  porte  ä  la  fleurette  (Id.).  De  la 
fa9on  que  j'ai  dit  les  choses,  on  m'a  du  eutendre  (Waillt).  Doch 
kann  man  diese  Sätze  auch  wohl  auf  Vergleichungssätze  mit  quam  zu- 
rückführen, wenn  man  das  Korrelat  le.  la  wie  tel  fasst.    Vgl.  S.  569  bb). 


580     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Zweit.  Abschn.     Die  Satzfü^ung.     II.  Unterordnung. 

250.  8.  Logische  Bezieiiung  des  Adjelitivsatzes  zum  Hauptsatze. 
Der  Nebensatz,  dessen  grammatisches  Yerhältniss  natürlich  überall  dasselbe 
bleibt,  ist  in  seinem  Zusammenhange  mit  dem  Hauptsatze  zum  Ausdrucke 
verschiedener  logischer  Verhältnisse  geeignet,  welche  aus  der  Natur  der 
Gedankenreihe,  sowie  zum  Theil  aus  den  in  ihm  enthaltenen  Modal-  und 
Zeitformen  erhellen. 

«.  Unter    diesem    (Gesichtspunkte    kam    das    bezügliche   Fürwort    bei  seiner 
Rückdeutung  lediglich  anknüpfend  erscheinen  und  gleichsam  das  Demon- 
strativpronomen   mit    einer    kopulativen    oder    adversativen    Konjunktion 
■vertreten.    Dies  ist  namentlich  bei  der  Rückbeziehung  auf  ganze  Sätze  der 
Fall,  s.  oben  S.  576,  577,  sowie  da,  wo  ein  SubstantivbegrifF  wieder  in  den 
Nebensatz  gezogen  wir^l:    Je  donne  et  legue  ä  Lisette  presente  .  .  Deux 
mille   ecus    comptant  en  espece  .  .  .  Lesquels    deux    mille    ecus   Du 
plus  clair  de  mon  bien  seront  pris  et  per^us  (Regnard),  vgl.  oben  S.  577, 
aber    auch    sonst:    L'esprit    ebauche    le    bonheur    que   la    vertu    acheve 
(Helvetiüs)  u.  dgl.  m.     Solche  Anknüpfung  auch  nach  einer  durch  einen 
Punkt  abgeschlossenen  Gedankenreihe  ist  dem  Lateinischen  geläufig. 
ß.  Der  Nebensatz  kann  eine  kausale  Beziehung  enthalten:    Que  les  mceurs 
du  pays  oü  vous  vivez  sont  saintes,  qui  vous  arrachent  ä  l'attentat 
des    plus    vils    esclaves!   (Montesquieu)     Im  Lateinischen  sind  Sätze 
dieser  Art    oft    mit    quippe   qui,    ut   qui  eingeleitet;    das  Altfranzösische 
hat  oft  com  eil  qui  (mit  dem  vorangesetzten  Demonstrativ  eil). 
y.  Er  kann    einen  Konditionalsatz    ersetzen;    dies   thun  namentlich  sub- 
stantivirte  Adjektivsätze:    L'autorite    qu'on    meprise    est  bientot  bravee 
(L.-P.  Segür).     Qui    nous    verrait    alors   nous    prendrait    pour   deux 
fous  (Etienne).     Dem    substantivirten  Satze    gab    das  Altfranzösische   oft 
eine  freiere  Haltung   in    dem   Sinne    eines    bedingenden  Satzes,    wie    das 
Lateinische,  welches  ^wi  für  s«  ^u*  und  umgekehrt  verwendete:  Qui  secus 
faxit,    deus    ipse    vindex    erit    (Cic,  Leg.  2,  8).     Im    Französischen    ist 
davon  die  Formel  c'est  comme  qui  .  .  (es  ist,  als  wenn  man  .  .)  übrig 
geblieben. 
6.  In  koncessivem  Verhältnisse    steht    der  Nebensatz  nicht  selten:    Nous 
honorons  Janus  que  nous  traitons  de  fable    (Viennet).     La  douleur 
qui  se  tait  n'en  est  que  plus  funeste  (Racine).     Lat.    Oculorum  .  .  est 
in    nobis    sensus    acerrimus:    quibus    sapientiam     non    cernimus 
(Cic,  Fin.  2,  16). 
f.  Statt  des  Konsekutivsatzes  findet  man  den  Nebensatz  mit  Beziehung 
auf  einen  Substantivbegriif,  dem   ein  Attribut  mit  einer  Gradbestimmung 
beigelegt    ist:    II    n'est    point    de    murs    si    eleves    qu'on    ne  puisse 
frauchir  (Dü.mas).     Lat.  Nulla  gens  tarn  fera  .  .  est,  cujus  mentem 
non  imbuerit  deorum  religio  (Cic,  Tusc.  1,  13). 
L,.  Auch  einem  Finalsatze    entspricht    er  nicht  selten,    wenn  er  den  Kon- 
junktiv enthält  und  das  Attribut  ein  gefordertes  ist:   Mentor  voulait  une 
grande  quantite  de  jeux  qui  animassent  le  peuple  (Fenelon).     Lat. 
Serif  arbores  quae  alteri  saeculo  prosint  (Cic,  Tusc.  1,  14). 

251.  9.  Folge  von  Adjektivsätzen.  Wenn  mehrere  auf  denselben 
Substantivbegriif  bezogene  Adjektivsätze  auf  einander  folgen,  so  stehen  sie 
entweder  im  Verhältnisse  der  Beiordnung  oder  der  Einordnung,  oder 
der  Unterordnung  zu  einander. 


§§  250.  251.     Attril).  Best.     Der  Adjektivsatz.  581 

«.  Sie  sind  einander  beigeordnet,  wenn  sie  grammatisch  gleichstehende 
Attribute  des  Substautivbegritfes  enthalten,  wobei  sie  asyndetisch  oder 
syndetisch  durch  kopulative,  disjunktive  oder  adversative  Bindewörter  an 
einander  gereiht  sein  können:  S'il  etait  quelque  voie  .  .  Que  lu'ensei- 
gnät  la  gloire,  ou  que  m'ouvrit  le  crime  (Corneille).  Comme  un 
meteoreque  rien  narrete  mais  qui  va  passer  (Gcizot).  Sätze  dieser 
Art  sind  dem  Französischen  mit  dem  Lateinischen  wie  mit  anderen 
Sprachen  gemein.  Zu  bemerken  ist,  dass  der  mit  einer  beiordnenden 
Konjunktion  angeknüpfte  Nebensatz  sich  auch  einer  anderen,  nicht  in  der 
Form  des  Satzes  auftretenden  attributiven  Bestimmung  anreiht:  Des  maux 
plus  grands  encore,  et  qu'il  ne  connait  pas  (Docis).  C'est  un 
homme  d'ordre,  et  qui  vit  congrüment  (Regnard).  Cette  piece  du 
mondain,  charmante  si  l'on  veut,  mais  qui  nest  que  l'apotheose 
du  vice  elegant  (Villemain).  Vgl.  S.  522.  So  im  Lateinischen:  Vir 
acer  et  qui  plus  in  eo,  ne  posset  decipi,  quam  in  fide  Siculorum 
reponeret  (Liv.  24,  37).  Haud  parva  res  .  .  sed  quae  patriciis 
omnem  potestatem  auferret  (2,  56). 

Wiederholt  wird  bei  der  asyndetischen  Anreihung  mehrerer  Sätze 
das  Fürwort  gewöhnlich,  s.  S.  534,  wie  nach  einem  disjunktiven  und 
adversativen  Binde worte;  wenn  dagegen  das  kopulative  et  die  Sätze  ver- 
bindet, so  kann  auch  das  den  Sätzen  gemeinsame  bezügliche  Fürwort  in 
mehreren  Sätzen  fortwirken:  Justin  qui  la  commence  (cette  histoire) 
au  trente-sixieme  livre,  et,  Tayant  quittee,  la  reprend  sur  la  fin  du 
trente-huitieme,  et  Tacheve  au  treute-neuvieme  (Corneille). 

Eine  nachdrückliche  Wiederholung  des  Beziehungswortes 
tritt  öfter  bei  asyndetisch  angereihten  Sätzen  ein:  Mon  bras,  qu'avec 
respect  toute  l'Espague  admire,  Mon  bras,  qui  tant  de  fois  a  sauve  cet 
empire  (Corneille).  Dies  geschieht  stets,  wenn  das  neutrale  ce  Korrelat 
des  Satzes  ist:  Voilä  ce  qu'elle  fut,  ce  qu'elle  est  de  nos  jours  (De- 
laviose). 

ß.  Das  Verhältniss  der  Einordnung  findet  da  statt,  wo  ein  Adjektivsatz 
sich  auf  den  Substantivbegrift'  mit  seiner  durch  einen  oder  mehrere  Ad- 
jektivsätze bereits  gesetzten  Bestimmung  bezieht:  J'aliai  trouver  l'homme 
qui  m'avait  parle  . .,  le(£nel  lue  parut  daiis  les  memes  sentiments 
(B.  Rabutin).  Lat.  Sed  nionstra  Hosce  homines  mihi,  quos  ego 
quaero,  quibus  uie  Oportet  has  deferre  epistolas  (Plaut.,  Trin. 
4,  2,  106). 

y.  Untergeordnet  ist  dem  Adjektivsatze  ein  anderer,  wenn  jener  einen 
von  seinem  Beziehungsworte  verschiedenen  Substantivbegriff  enthält, 
dessen  Attribut  der  folgende  darstellt:  J'ai  vu  un  homme  qui  sort  des 
galeres  auxquelles  ce  porte-chandelier  l'avait  .  .  condamne 
(Düi'aty).  Pardonne  aux  devoirs  qu'exige  enfiii  un  roi  A  qui  tu 
dois  le  jour  qu'il  a  perdu  pour  toi  (Corslille).  Die  Abstufung 
erstreckt  sich  nicht  leicht  über  drei  Glieder;  für  fehlerhaft  und  miss- 
lautend gilt  sie,  wenn  die  gleiche  Form  des  Fürwortes  an  der  Spitze 
jedes  Nebensatzes  mit  verschiedener  Beziehung  wiederkehrt. 


582     Dritt.  Thl.    Syntax.   Zweit.  Abschn.    Die  Satzfügung.    II.  ünterordnuDg. 

252.    b)   Der  Substantivsatz. 

"Wie  das  Substantiv,  so  kann  auch  der  Substantivsatz  als  attributive 
Bestimmung  im  Satzgefüge  auftreten.  Sein  Gebrauch  ist  indessen  durch  die 
Verwandlung  des  Nebensatzes  in  den  Infinitiv  beschränkt,  welche  jedoch  da 
nicht  eintreten  kann,  wo  nach  einem  Substantivbegriffe  das  Verb  des  Neben- 
satzes ein  besonderes  Subjekt  erfordert. 

1.  Der  Substantivsatz  als  attributive  Bestimmung  im  engeren  Sinne 
steht  nach  Hauptwörtern:  Le  hazard  avail  detruit  la  possibilite  que 
cela  fiU  (Dumas).  Quelle  apparence  qu'elle  se  resignät  k  renoncer 
au  trone  (De  Vigny).  Vgl.  lat.  Mos  est  hominum,  ut  nolint  eundem 
pluribus  rebus  excellere  (Cic,  Brut.  21). 

2.  Auch  als  Apposition  tritt  er  ein:  Revenons  ä  ce  que  je  vous 
disais  que  M.  de  L.  s'enfermait  souveut  dans  sa  chambre 
(Soülie).  Lat.  Tres  convenit  res  habere  narrationem,  ut  brevis,  ut 
dilucida,  ut  verisimilis  sit  (Ad  Herknn.  1,  9).  So  steht  im  La- 
teinischen auch  oft  der  Akkusativ  mit  dem  Infinitiv  appositiv. 


Dritter  Abschnitt.    Wort-  und  Satzstellung.    I.  Kap.     Wortstellung.       583 

Dritter  Absclinitt. 

Die   Lehre   von  der  Wort-   und   Satzstellung. 

253.  Die  Stellung  der  Bestandtheile  der  Rede  im  Allgemeinen.  In  Bezug 
auf  die  Wort-  und  Satzstellung  weicht  das  Französische  insofern  von  dem 
Lateinischen  merklich  ab,  als  dieses,  bei  seinen  entschiedener  ausgeprägten 
Flexionsformen  und  Wortformen  überhaupt,  in  der  Wort-  und  Satzfolge 
eine  weit  grössere  Freiheit  zeigt  als  jenes,  welches  die  an  seinen  Formen 
minder  erkennbare  Beziehung  dieser  Elemente  durch  das  Aneinander- 
rücken der  zunächst  auf  einander  bezogenen  Glieder  der  Rede  klar  zu  er- 
halten sucht.  Indessen  herrschte  im  Französischen  früher  auch  in  dieser 
Hinsicht  bei  Weitem  mehr  Freiheit  als  gegenwärtig,  wo  die  Aufeinander- 
folge der  syntaktischen  Glieder  in  Uebereinstimmung  mit  ihrer  grammati- 
schen Verbindung  eine  Stetigkeit  gewonnen  hat,  welche  der  Rede  eine 
Dm'chsichtigkeit  gewährt,  die  von  wenigen  Sprachen  erreicht  wird. 

Man  unterscheidet  die  gemeine  Wortstellung  von  der  invertirten.  Die 
letztere  weicht  von  der  gewöhnlichen,  herkömmlicher  Weise  auch  als  die  logische 
bezeichneten  Reihenfolge  ab,  ohne  dadurch  die  Beziehung  der  Worte  und  Glieder 
unklar  zu  machen:  sie  dient  besonderen  rhetorischen  Zwecken  und  ist  der 
Poesie  insbesondere  eigen.     Ihr  Gebiet  ist  beschränkt. 

I.  EapiteL 

Von   der  Wortstellung  im   Satze. 

254.  A.  Die  Stellung  des  Subjektes  und  des  Prädikates.  Die  Stellung 
dieser  beiden  Satzglieder  kommt,  abgesehen  von  den  erweiternden  Be- 
stimmungen des  Satzes,  zunächst  in  Beziehung  auf  die  verschiedenen 
Arten  der  Hauptsätze  in  Betracht,  und  dann  rücksichtlich  einzelner  Ab- 
weichungen in  den  verschiedenen  Klassen  der  Nebensätze. 

a)  Subjekt  und  Prädikat  im  Hauptsatze. 

1)  Im  behauptenden  Hauptsatze  nimmt  in  der  Regel  das  Subjekt,  ohne 
welches  das  Prädikat  zunächst  unverständlich  ist,  die  erste,  das  Prädikat 
die  zweite  Stelle  ein;  dies  bezieht  sich  auf  alle  Formen  des  Subjektes:  Un 
dieu  suffit,  la  nature  l'atteste  (Chenier).  Attendre  est  impossible  (De- 
lavig.ne).  Les  tiens  cesseront  de  regner  (Fenelon).  Lat.  Ratio  praeest, 
appetitus  obtemperat  (Cic,  OiT.  1,  28). 

Die  bei  der  Verdoppelung  des  Subjektes  vorkommenden  Stellungen 
desselben  erledigen  sich  aus  dem,  was  S.  318  11'.  erörtert  ist. 

Eine  Umstellung   des  Subjektes   und   des  Prädikates  findet  jedoch   in 
mehreren  Fällen  ausnahmsweise  statt: 

«.  Als  Umstellung  ist  die  Voranstelhing  einzelner  intransitiver  Verba 
zu  betrachten:  Viennent  ensuite  les  deputes  de  la  Grece  (Le  Bas).  In 
ächten  und  unächten  unpersönlichen  Sätzen  kann  die  Umstellung  auf 


584      Dritt.  Thl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u,  Satzstelluug.    I.  Wortstellung. 

die  Auslassung  des  grammatischen  Subjektes  zurückgeführt  werden.  S. 
S.  322.  Das  Altfrauzösische  lässt  transitive  wie  intransitive  Zeitwörter 
dem  Subjekt  vorantreten. 

ß.  In  Sätzen,  deren  Prädikat  das  Verb  etre  mit  einem  prädikativen 
Adjektiv  oder  Substantiv  ausmacht,  tritt  der  prädikative  Begriif,  dem 
das  Verb  folgt,  bisweilen  mit  Nachdruck  an  die  Spitze:  Ah!  ah!  nouvelle 
est  la  maxime  (Regnard).  Humbles  furent  d'abord  les  pouvoirs  et 
les  attributions  de  ces  magistrats  du  peuple  (Michelet).  Bien  ingrat 
serait  un  gouvernement  .  .  qui  oublierait  etc.  (Lamartine).  De  toutes 
les  qualites  du  cuisinier,  la  plus  indispensable  est  l'exactitude 
(Brillat-Savarin).  Auch  Pronominaladjektive,  wie  tel  und  autre,  ge- 
hören hierher;  Tel  est  le  caractere  de  l'avarice  (Massillon).  Autres 
sont  les  temps  de  Moise,  autres  ceux  de  Josue  (Bossüet).  S.  S.  173. — 
L'effet  du  commerce  sont  les  richesses  (Montesqüibc).  Das  Altfran- 
zösische lässt  auch  Participien  wie  Possessivpronomina  an  die  erste  Stelle 
treten,  was  im  Nenfranzösischen  nicht  mehr  gestattet  ist. 

y.  Wenn  adverbiale  Satzbestimmungen  (wovon  jedoch  das  Akkusativ- 
objekt meist  ausgenommen  ist)  an  der  Spitze  des  Satzes  stehen,  dessen 
Verb  in  diesem  Falle  gewöhnlich  ein  intransitives,  oder  ein  passives,  re- 
flexives und  reciprokes  —  selten  ein  transitives  im  Aktiv  —  ist,  so 
folgt  das  substiintivische  Subjekt  dem  Prädikate:  De  vous  vient 
mon  pouvoir  (Delavigne).  Ce  jour-lä  fut  perdue  l'autorite  royale 
(Mignet).  Sur  mes  yeux  se  repand  un  nuage  confus  (Delille).  Ainsi 
creait  Rousseau  (Id.).  Non  loin  s'egare  un  fleuve  (Fontanks).  Et  de 
lä  prend  son  cours  mon  deplaisir  se  er  et  (Corneille).  Pour  se  sauver 
de  la  pluie  Entre  un  passant  morfondu  (La  Fontaine).  Das  Alt- 
französische konnte  auch  den  Akkusativ  dem  Verb  vorangehen  lassen; 
über  das  Neufranzösische  vgl.  S.  589. 

Die  persönlichen  Fürwörter  und  das  unbestimmte  on  werden 
als  Subjekte  gegenwärtig  nur  noch  bei  der  Voranstelluug  einiger  Adverbien 
und  adverbialer  Bestimmungen,  wie  aussi,  encore,  toujours,  peut- 
etre,  en  vain,  vainement,  au  moins,  du  moins,  ä  peine,  a 
plus  forte  raison,  tout  au  plus  u.  e.  a.,  dem  Prädikate  nachgesetzt: 
Ces  etoffes  sont  belies,  aussi  coiitent-elles  eher  (Acad.).  Peut-etre, 
Sophie,  vous  entretiendrai-je  de  l'astronomie  (Aime- Martin);  in  einigen 
veraltenden  Ausdrucksweisen  auch  nach  si:  Si  ferai-je  (Acad.).  Uebrigens 
tritt  das  Fürwort  unmittelbar  nach  liem  Zeitworte  ein,  dem  noch  andere 
Bestimmungen  folgen  können.  Die  Inversion  des  pronominalen  Subjekts 
ist  indessen  nicht  Gesetz:  Peut-etre  on  voudra  d'un  Cesar  (V.  Hugo). 
A  peine  je  la  quitte  que  .  .  (Delavigne).  —  Ein  Hauptwort  wird  in 
diesen  Fällen  nicht  hinter  das  Verb  gesetzt,  kann  aber  auch  durch  ein 
nachgestelltes  F'ürwort  wiederholt  werden:    vgl.  S.  321.  322. 

d.  Wenn  ein  behauptender  Satz  die  direkte  Rede  oder  den  Gedanken  einer 
Person  in  ihrer  ursprünglichen  Fassung  oder  auch  in  einer  durch 
den  Standpunkt  des  Erzählers  veränderten  Form  (jedoch  nicht  als  ab- 
hängigen Satz  oder  abhängiges  Satzgefüge)  zum  Gegenstande  hat  und  als 
Zwischensatz  die  Rede  trennt  oder  ihr  nachfolgt,  so  wird  das 
Subjekt  dem  Prädikat  oder  mindestens  dem  Prädikatsverb  nachgesetzt: 
Frappe,  m'ont-elles  dit,  frappe  (Socmet).  Oui,  lui  repondit  Solon;  c'e- 
taient    deux   freres  (L.-P.  Segur).  —  La   lice    lui    demande    encore    une 


§  254.    A.  Stellung  des  Subjektes  und  Prädikates.     Hauptsatz.  585 

quinzaine;  „Ses  petits  ne  marchaient",  disait-elle,  „qu'ä  peine"  (La  Fon- 
taine). In  den  zusammengesetzten  Zeitformen  tritt  das  Fürwort  hinter 
das  Bülfszeitwort.  —  Der  invertirte  Satz  kann  auch  der  Nachsatz 
eines  vorangehenden  sein:  Mais  comiue  il  n'y  pouvait  atteiiidre:  ,Ils  sont 
trop  verts,"  dit-il  etc.  (La  Fontaink),  sowie  der  direkten  Rede  andere 
dem  invertirten  Satze  angehörende  Bestimmungen  vorangehen  können: 
Et  hii  serrant  la  uiain:  ,Ah  Cyrus,"  lui  dit-ii  .  .  (Bakthklemy). 

Bisweilen  tritt  auch  das  Subjekt  des  eingeschobenen  oder  nachge- 
setzten Satzes  vor  die  direkte  Rede,  wird  aber  dann  nachträglich  durch 
ein  persönliches  Fürwort  wiederholt:  Lucius  Junius  .  .  laissait  .  . 
tomber  le  masqne,  et  se  montrant  ä.  decouvert,  „Oui,"  dit-il,  „je  jure  etc." 
(Vertut).  Die  Voranstellung  des  Subjekts  ündet  sich  auch  im  Lateini- 
schen wie  die  Nachstellung:  Alcibiades,  Quoniam,  inquit,  victoriae 
repugnas  (Nep.,  Alcib.  8).  —  Ergo,  iuquiet  quisquam,  donavit  (Cic, 
Verr.  2,  18). 

üeber    den  Unterschied    invertirter  Sätze    dieser   Art    von    der    Pa- 
renthese s.  oben  S.  538. 
f.  Im  Nachsatze  ist  die  Umstellung  bisweilen  noch  in  Sätzen,  welche  mit 
si,  toujours  und  aussi  eingeleitet  sind,  üblich;    dies  ist  ein  üeberrest 
der  im  Alifranzösischen  geläufigen  Umstellung:  Et  quolqu'il   mange   peu, 
si  faut-il  bien  qu'il  mange  (^Regnard).     Si  je  n'ai  pas  reussi,  toujours 
ai-jefait  mon  devoir  (Acad.).    Comme  il  est  inconstant  .  .  aussi  voit-on 
qu'il  reussit  rarement  .  .  (Ead.).     Si  und   toujours  stehen  so  nur  ad- 
versativ.   Ohne  einleitende  Partikel  ist  die  im  Altfranzösischen  auch  sonst 
gebräuchliche  Inversion  jetzt  sehr    selten:    Tandis    que    coups    de    poing 
trottaient  .  .  Arrive  un  troisieme  larron  (La  Fontaine). 
2.. Im  fragenden  Hauptsatze  ist  die  Inversion  ein  gewöhnliches  Mittel,  dem 
Satze    eben    den  Charakter  der  Frage  zu   geben:   Somnies-nous  decouverts? 
(A-NDRibux)      A    qui    va   cette    lettre?    (Uegnakd)       Et    oü  est  le  mal? 
(Scbibe).     Que  deviendra  le  plebeien?  (Michelkt)     Quand  viendra  l'ac- 
complissement  de  vos  promesses?  (Acad.) 

Indessen  liebt  die  Sprache  vorzugsweise  die  Inversion  des  Verb  und  des 
Fürwortes;  das  invertirte  Nennwort  steht  gewöhnlich  nur  in  Sätzen  mit 
interrogativen  Fürwörtern  oder  Adverbien.  Deshalb  wird  gewöhnlich  in 
Fragesätzen,  deren  Subjekt  kein  tonloses  persönliches  oder  demonstratives 
Fürwort  (ce)  oder  on  ist,  das  Subjekt  der  Frage  verdoppelt,  das  eigentliche 
Subjekt  dem  Verb  vorangestellt  und  durch  das  tonlose  Fürwort  hinter  dem 
Verb  wiederholt:  Mais  nia  cousine  oü  est-elle  douc?  (Sckibe)  Et  d'oü 
cela  vient-il  douc?  (Berquin)  Commi-nt  cela  va-t-il?  (Scribe)  Par  oü 
Napoleon  avait-il  peri?  (L.  Blanc)  Quelqu'un  t'a-t-il  Irappee?  (G.  Sand); 
selbst  Qu'arrive-t-il?  (Acad.)  Que  se  passait-il  cependant  au  chäteau? 
(Lamartine)  und  Aehnliches;  auch:  Cest-il  bien  vrai?  (Scribe)  S.  S.  322. 

Den   Verlust  der  lateinischen   Fragepartikeln  ««?«,    an,    ne   ersetzt    das 
Französische    zum  Theil  durch  die  Formel  est-ce,  negativ  n'est-ce  pas, 
welche  als  Hauptsatz  eines   untergeordneten  Satzes   auftritt  und  auch  inter- 
rogative Fürwörter  und  Adverbien  vor  sich  duldet. 
ß.  Die   einfache  Formel   stellt  den   als  Substantivs  atz   auftretenden  Satz 

überhaupt  in  Frage:  Est-ce  que  j'ai  sujet  d'etre  jalouxV  (Picard) 
ß.  oder    sie  nimmt  eine   adverbiale  Bestimmung  des  einfachen  Frage- 
satzes zu  cish,   welche  vorzugsweise  in  Frage  gestellt  ist:    Est-ce  pour 


586     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.    I.  Wortstellung. 

toi  qu'elles  viennent?    (Berqui.n)     N'est-ce  pas  lä  que  s'etablit  .  .  ce 
peuple  illustre  .  .?   (Lemostey)      Oü    est-ce    qu'on    trouvera    ce    livre? 

(ACAD.) 

y.  oder  ein  Substantiv  oder  Fürwort  des  einfachen  Fragesatzes  wird 
der  Formel  (doch  beim  Plural  sont-ce)  als  prädikative  Bestimmung 
zugefügt,  und  der  Nebensatz  wird  zum  attributiven  Satze:  Est-ce 
une  faible  femme  comme  moi,  qui  peut  venir  ä  votre  secours?  (Ddmas) 
£st-ce  une  tigresse  dont  il  a  suce  la  mamelle?  (Fenelon)  Sont-ce 
les  ennemis  qui  ont  ete  vaiucus?  (Acad.)  Dahin  gehören  auch  die 
Ausdrücke  qui  est-ce  .  .,  qu"est-ce..  mit  folgendem  Relativsatze. 
S.  S.  320. 

Die  Inversion  ist  aber  keineswegs  überall    nothwendig,    sie    ist 
sogar  zum  Theil  nicht  anwendbar: 

aa)  Der    behauptende    Satz    in    fragendem    Tone   gesprochen    (in   der 
Schrift  mit  dem  Fragezeichen)  kann  die  Bedeutung  der  Frage  erhalten. 
Dies  geschieht  entweder,  wo  die  Frage  eine  Voraussetzung  enthält, 
oder  wo  die  Behauptung  Zweifel   oder  Erstaunen  verrathen  soll: 
Tu  sors?  (AsDKiEcx)    Ma  fille  l'aimerait?  (Dlval)    Vous  n'avez   nul 
remords?  (Delavigne)  Lat.  Clodius  insidias  fecit  Miloni?  (Cic,  Mil.  22) 
bb)  Die  nicht    mit    est-ce    umschriebenen  Fragen,    in    denen    ein   sub- 
stantivisches Interrogativpronomen   (qui,    lequel)    oder   ein 
von    einem     attributiven    Interrogativpronomen     (quel)     be- 
gleitetes Nennwort  das  Subjekt  der  Frage  ist,  fordern   die  Stellung 
des  Subjektes   vor  dem  Verb,  wobei  jedoch   dem  Subjekte  adverbiale 
Bestimmungen    vorangehen    können:    Et   qui    douc    Fy  forgait?    (De- 
lavigne)     Si  matin,  Nerine,  qui  t'envoie?    (Regnard)     Lequel    des 
deux    est    preterable?    (Fenelon)      Quelle    crainte    l'alaraie?    (Le- 
mekcier)      Lat.    Quis    Dionysium    .  .    doctrinis    Omnibus    expolivit? 
(Cic,  Or.  3,  34)    Quid  praeclarum  non  idem  arduum?  (Tusc.  3,  34) 
ce)  Wenn   die  Frage  nicht  sowohl   den  Charakter  der  Frage  als   den  des 
verwunderten  Ausrufes  oder  des  Affektes  hat,  so  fällt  gewöhnlich 
selbst  bei  den  mit  einem  fragenden  Fürworte  oder  Adverb  eingeführten 
Sätzen  die  Inversion  fort:    Avec  quelle  impatience  je  t'attendais! 
(Dc.MAs)     Quel  noble  cceur  vous  avez!    (V.  Hcgo)     Que  de  fois 
11  vous  a  nomme  en  sa  douleur!   (Socmet)     So  auch  in  den  mit  que 
statt    des    adverbialen    couibien    anhebenden    Sätzen:     Que    cette 
epoque  m'interesse?  (Delille) 
3.  In  Heischesätzen,  welche    mit  den  einen  Imperativ   vertretenden  Formen 
gebildet   werden,    steht  namentlich   bei  der  dritten   Person    das  Subjekt    oft 
nach    dem  Verb,    doch    selten    nach  dem  Aktiv  des  transitiven  Zeitwortes: 
Puisse-je  de  mes  yeux  y  voir   tomber  ce  foudre!   (Corneille)     Sois-je   du 
ciel    ecrase    si   je    mens    (Molieee).     Maudit   sois-tu    de    m'oter    cette  joie! 
(V.  Hcgo)     Puissiez-vous   reussir  dans  vos  projets!    (Acad.)      Tombe  sur 
moi  le  ciel,    pourvu   que  je    me    venge!    (Corneille)     Me    preservent   les 
cieux  d'une  nouvelle  guerre!    (V'oltaire)     M'en  preserve  le  ciel!   (Acad.) 
Vive  Barrot,  vive  la  reforme!  (Lamartine)     Lat.   Pereant  amici  .  .  (Cic, 
Dejot.  9).     Das  Gewicht  liegt  hier  auf  dem  Thätigkeitsbegriffe,   der  für  sich 
oder  mit  seiner  Ergänzung  die  Anwünschung  enthält. 


§  255.    Stellung  des  Subjektes  und  Prädikates.     Nebematz.  587 

255.     b)    Subjekt  und   Prädikat  im   Nebensatze. 

Im  Nebensatze  sind  im  Ganzen  die  für  den  behauptenden  Hauptsatz 
aufgestellten  Regeln  massgebend,  doch  sind  in  einzelnen  Fällen  Abweichungen 
zu  bemerken. 

1.  Im  Substantivsatze,  welcher  mit  que  untergeordnet  wird,  ist  zuweilen 
das  Subjekt,  jedoch  nie  das  unbetonte  Fürwort,  seinem  Prädikate  oder 
wenigstens  dem  Thätigkeitsbegrillie  nachgestellt,  namentlich  wenn  das 
Subjekt  durch  Erweiterungen  und  attributive  Nebensätze  umfangreicher 
wird,  was  bei  allen  Inversionen  in  Nebensätzen  mitwirken  kann.  Das 
Verb  ist  meist  intransitiv  oder  passiv,  reflexiv  und  reciprok:  L'on  vit 
que  du  bout  de  l'ile  .  .  accourait  en  efifet  une  foule  d'hommes,  de 
femmes  et  d'enfants  de  la  He  du  peuple  etc.  (De  Vigny).  C'est 
ainsi  que  fut  fonde  ce  vaste  empire  de  Perse  qui  .  .    (L.-P.  Skgür). 

In  den  hierher  gehörigen  indirekten  Fragesätzen  ist  die  Inver- 
sion nothwendig,  wenn  die  fragenden  Fürwörter  qui,  que,  quel  als 
attributive  Bestimmungen  des  Fragesatzes  eintreten;  sie  kommt  auch  vor, 
wo  ein  solches  Fürwort  oder  ein  Frageadverb  adverbiale  Satzbestimmung 
ist:  Ils  demandent  qui  est  cet  homme?  (La  Brcyere)  Rome  .  .  Attend 
que  deviendra  le  destin  de  la  reine  (Racine).  —  Dirai-je  ä  quels 
desastres  De  l'automne  orageux  nous  esposent  les  astres?  (Delille) 
Vois  oü  conduit  Find  u  Ige  nee  (ärsault).  Voyons  comment  furent 
amenees  les  hostilites  du  clerge  (Mignet).  Die  unbetonten  persön- 
lichen Fürwörter,  sowie  ce  und  on,  machen,  wie  in  allen  anderen  Neben- 
sätzen, abgesehen  von  den  im  Konditionalsatze  und  Koncessivsatze  ein- 
tretenden Inversionen,  eine  Ausnahme.  —  Das  Lateinische  bietet  hierzu 
Analogien. 

2.  Unter  den  Adverbialsätzen  sind  einige  der  Inversion  zugeneigt, 
namentlich  insofern  ihre  Fügewörter  ursprünglich  Adverbien  sind,  welche 
nun  an  die  Spitze  des  Satzes  treten. 

a.  SO  namentlich  die  Adverbialsätze  der  Ortsbestimmung:  A  quoi 
sert  le  merite  oü  manque  la  fortune?  (Corneille)  Tout  ce  que 
celui-ci  disait  de  l'impossibilite  oü  serait  don  Carlos  etc.  (L.  Blanc). 
Dans  ces  lieux  oü  les  redemandait  la  voix  de  leurs  aieux  (Fon- 
tanes). Cependant  je  fis  un  voyage  ä  Paris,  oü  m'appelaient  les 
interets  de  Mme  Laroque  et  les  miens  (0.  Feuillet). 

ß.  Seltener  geschieht  dies  in  Temporalsätzen:  Tant  que  dura  la 
tyrannie  etc.  (Le  Bas).  Le  sceptre  ne  sortira  point  de  Juda  .  . 
jusqu'ä  ce  que  vienne  celui  qui  doit  etre  envoye  (Bossüet).  Des 
que  fut  annoncee  la  reddition  de  compte  d'Eratosthene,  Lysias 
le  prit  ä  partie,  et  l'accusa  d'avoir  fait  perir  sans  jugement  un  etranger 
que  protegeaient  les  lois  d'Athenes  (Revue  d.  d.  M.  1871). 

y.  Im  Konditionalsatze  steht  die  Inversion,  wo  der  Fragesatz 
seine  Funktion  übernimmt,  s.  S.  560,  ebenso  im  Koncessivsatze, 
s.  S.  562.  563. 

J.  Gewöhnlich  ist  die  Nachstellung  des  Subjektes,  mit  Ausnahme  der 
unbetonten  persönlichen  Fürwörter,  sowie  von  ce,  cela  und  on,  in 
Koncessivsätzen,  welche  durch  Adverbien  des  Grades  und 
pour  oder  durch  verallgemeinernde  Fürwörter  und  Ad- 
verbien   eingeleitet     werden:     Toute    interessante    que    soit    cette 


588     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.    I.  Wortstellung. 

question,    eile  demeure  presqu insolable  (Chaieaubr.).    —    Quelques 
etibrts  que  fassent   les  hoiumes,  leur  neant  parait  partout  (Rollin). 
S.  S.  563.     Dagegen  auch:    Combien    que    les    lualhonnetes    gens 
prosperent,  ne  pensez  pas  etc.  (Marmontel).    Stellt  man  das  Haupt- 
wort dem  Satzgefüge  voran,  so  wiederholt  man  das  Subjekt  im  Neben- 
satze vor  dem  Zeitworte  durch  das  persönliche  Fürwort:  Les  hommes 
tout  ingrats  qu'ils  sont,    s'interessent    toujours  ä  uue  femme    tendre, 
abandonnee  par  un  ingrat  (Voltaire). 
e.  Modale    Vergleichungsaätze    haben  eine  Vorneigung  für  die  In- 
version des  substantivischen  Subjektes:  II  vit  dans  ses  foyers  comme 
ont  vecu  ses  peres    (Boufflers).     Tel  qu'aux  deserts  parfois  brille 
un  mirage,  Aux  coeurs  vieillis  s'offre  un  Souvenir  (Beranger).    Est-il 
vrai  que  nous  soyous  {)lus   mechants    que    ne    Tetaient    nos    peres? 
(Lemare) 
3.    Der  Adjektivsatz  bietet  neben  der  gewöhnlichen  Stellung  häufig  auch 
die  Nachstellung  des   Subjektes    (mit    Ausnahme   der    persönlichen    Für- 
wörter etc.).     Da    der    oblique  Kasus    des    relativen  Fürwortes   meist  au 
der  Spitze  des  Nebensatzes    steht,    so    ist    seine  Zusammenrückung    mit 
dem  Verb,   von  dem  er  abhängt,   natürlich;    alle  Rücksichten,  welche  im 
behauptenden   Hauptsatze    für   die    Inversion    massgebend    werden,    sind 
hier   zugleich    im    weitesten  Umfange    massgebend:    Voilä  ce  qu'a  vu  le 
soleil  d'hier  (Lamartine).     La  place  qu'occupait  cette   ville  ce  lehre 
(L.-P.  Seglr).     Cette  memoire  fatiguee,    au  sein   de  laquelle  flottent  les 
images   coufuses    de    tout  un   siecle  (0.  Fecillet).    Notre  via  est 
un  pelerinage  Auquel  nous  condamne  le  sort  (Stassakt).     Voilä  ä  quoi 
se  terminaient  tant  de  mouvements,    taut  de   depenses,    tant   de 
travaux  (Rollin). 

Anmerkung.  1.  Die  unbetonten  persönlichen  Fürwörter,  sowie  ce  und  on, 
stehen  als  Subjekte  stets  in  unmittelbarem  Anschlüsse  an  das  Satzverb 
und  können  von  ihm  nur  durch  die  Negation  ne,  sowie  durch  den  Kasus 
der  unbetonten  Fürwörter  und  durch  die  Adverbien  y  und  en  getrennt 
werden.  Im  Altfranzösischen  konnten  auch  andere  Satzbestimmungen 
dazwischen  treten,  wie  im  Lateiiuschen,  wo  persönliche  Fürwörter  als 
Subjekte  das  Zeitwort  begleiten. 

2.  Im  Prädikate  stehen  die  Hülfszeitwörter  in  den  zusammen- 
gesetzten Zeitformen  stets  vor  der  Pariicipialform;  eine  Ausnahme  findet 
sich  in  Sätzen  wie:  Que  maudit  soit  ton  champ  (Chateaubr.).  Vgl. 
S.  584. 

3.  Prädikative  Satzbestimmungen  aller  Art  stehen  (mit  Ausnahme 
der  oben  angeführten  Formen,  s.  S.  584)  nach  dem  Verb  in  seinen  ein- 
fachen oder  zusammengesetzten  Zeitformen;  nur  die  prädikativen  Für- 
wörter le,  la,  les  gehen  ihm  immer  voran:  Ils  ne  sont  pas  encore 
habiles,  mais  ils  le  deviendront  (Acad.).  Einzelne  Ausnahmen  anderer 
Art  sind  Seltenheiten,  wie:  Ainsi  que  besoin  est  (Moliere).  Vous 
pouvez  aller  oü  bon  vous  semble  (Id.),  Ueberreste  eines  weiter  ver- 
breiteten altfranzösischen  Gebrauches.  —  Dahin  gehört  auch  die  seltene 
EinSchiebung  einer  prädikativen  Bestimmung  in  die  zusammengesetzten 
Zeitformen:  Vous  m'etes  en  dormant  un  peu  triste  apparu  (La  Fon- 
taine).   Qui  du  soir  au  matin  sont  pauvres  devenus  (Id.). 


II 


§  256.     B.    Stellung  der  adverbialen  Satzbestimraimgen.     Kasus.         589 

256.  B.  Die  Stellung  der  adverbialen  Satzbestimmungen.  Diese  Be- 
stimmungen treten  als  Erweiterung  des  Thätigkeitsbegriffes  entweder  ein- 
zeln im  Satze  auf,  oder  es  erscheinen  mehrere  derselben  innerhalb  des- 
selben Satzes. 

a)    Die  einzelne  adverbiale  Satzbestimmung. 

1.  Der  Kasus  des  Hauptwortes  und  des  Fürwortes,  der  des  letzteren  jedoch 
nicht  ohne  erhebliche  Ausnahmen  (s.  unten),  steht  in  der  Prosa  und  in 
der  einfacheren  Sprache  der  Poesie  gewöhnlich  nach  seinem  Beziehungs- 
worte, wenn  er  als  eine  unmi ttelhave  Ergänzung  des  Thätig- 
keitsbegriffes  als  seines  Beziehungswortes  anzusehen  ist:  II  y  trouve 
un  chapon,  lequel  a  bonne  mine  (La  Fontaine).  Le  pauvre  et  le 
riche  .  .  se  regardaient  d'un  ceil  de  haine  (Michelkt).  Je  pardonne 
ä  la  main  par  qui  Dieu  m'a  frappe  (Voltaire).  Du  consul  jaloux  de 
sa  gloire  (Lacretelle).  Les  choses  necessaires  ä  lenr  nourriture 
(Micüklet). 

Steht  da^'egen  der  Kasus  als  Ausdruck  für  räumliche,  zeitliche,  kau- 
sale und  modale  Verhältnisse  in  einer  mehr  äusserlichen  Beziehung 
zum  Thätigkeitsbegriffe,  so  kann  er  auch  an  die  Spitze  oder  zwischen 
Subjekt  imd  Verb  treten;  bisweilen  steht  er  selbst  zwischen  einem  ab- 
strakten Verb  und  seiner  prädikativen  Ergänzung  oder  zwischen  dem 
Hülfsverb  und  Particip  in  zusammengesetzten  Zeitformen:  Tous  les 
jours  on  le  voyait  monter  au  Capitole  (Lacketelle).  A  ce  moment, 
un  homme  se  detacha  d'un  groupe  (Lamartine).  Mere  ecrevisse,  un 
jour,  a  sa  fille  disait  (La  Fontaine).  Le  duc  d'Orleans  qui,  ä  tort 
ou  ä  raison,  etait  considere  comme  le  machinateur  de  l'insurrection 
(Mignet).  —  Les  Romains  sont  plusieurs  fois  repousses  (Capefigoe). 
C'est  Lamartine,  .  crieiit  les  citoyens  qui  l'avaient  une  premiere  fois 
entendu  (Lamartine). 

Das  Altfranzüsische  machte  den  eben  angegebenen  Unterschied  nicht 
geltend;  es  verfuhr  hinsichtlich  der  unmittelbaren  Ergänzungen  des 
Thätigkeitsbegriftes  sehr  frei,  wovon  namentlich  die  Sprache  der  Poesie 
noch  Spuren  in  neuerer  Zeit  aufweist. 

Als  Ausnahmen  von  der  aufgestellten  Regel,  wobei  die  Scheidung 
der  unmittelbaren  Ergänzung  und  der  mehr  äusserlichen  Be- 
ziehung allerdings  durch  keine  scharf  gezogene  Grenze  festzustellen  ist, 
müssen  folgende  Fälle  betrachtet  werden. 

«.  Dichter  verfahren  hinsichtlich  der  Stellung  des  Genitiv  und  Dativ, 
selten  nur  noch  des  Akkusativ  freier;  die  ersteren  stehen  namentlich 
oft  ihrem  Beziehungsworte  voran:  Deux  mulets  cheminaient.  Tun 
d'avoine  charge  (La  Fontaine).  Des  moments  les  heures  sont 
nees  (Lamartine).  Un  fanatisme  aimable  h  leur  äme  enivree 
Disait  etc.  (Legouve).  Beispiele  des  Akkusativ  finden  sich  meist  bei 
älteren  Dichtern:  Le  cerf  il  depe(;a  (La  Fontaine).  Chemin  faisant 
(Id.).  Tu  veux  .  .  Un  baiser  derober?  (Regnard)  Aux  pleurs  .  . 
de  l'Aurore  Vos  douces  larmes  je  mclai  (L.-P,  Segür).  Die  Stellung 
zwischen  Uülfszeitwort  und  Particip  kommt  noch  bei  Voltaire  vor: 
La  noble  epee  Qui  d'Holopherne  a  la  tete  coupee.  S.  S.  463.  Lat. 
Quo  esset  iter  facturus  (Nei-.,  Ages.  3)  u.  dgl. 


590     Dritt.  Tbl.     Syntax.    Dritt.  Ahschn.    Wort-  u.  Satzstellung.   I.  Wortstellung. 

Einen  Ersatz  für  die  verloren  gegangene  Freiheit  in  der  Behand- 
lung des  Akkusativobjektes,  wo  eine  nachdrucksvolle  Voranstellung  des- 
selben geboten  erscheint,  besitzt  die  jüngere  Sprache  der  Poesie  wie 
der  Prosa  in  der  Fähigkeit,  dasselbe,  wie  andere  bedeutsame  adver- 
biale Satzbestimmungen,  als  anakoluthisches  Subjekt  vorantreten 
zu  lassen  und  dann  in  anderer  grammatischer  Gestalt,  hier  also  als 
Akkusativ  des  unbetonten  Fürwortes,  in  den  neuen  Satz  zu  ver- 
flechten: Cette  confiance,  il  favait  exprimee  devant  le  roi  (Lacre- 
telle).  So  auch:  Elle,  me  la  rends-tu?  (V.  Hugo);  s.  oben  S.  322. 
Noch  nachdrucksvoller  ist  die  Zerfällung  des  Satzes  durch  das 
umschreibende  c'est  und  einen  Adjektivsatz  mit  que:  C'est  la  gloire 
et  les  plaisirs  qu'il  recherche.  Ce  sont  vos  conseils  que  je 
demande  (Acad.);  vgl.  oben  S.  319.  320. 

ß.  Die  Prosa  bat  noch  die  Voranstellung  eines  Akkusativ  unbestimmter 
Fürwörter  besonders  vor  Infinitive  und  seine  Einfügung  in  die  zu- 
sammengesetzten Zeitformen  bewahrt;  dabin  gehören  besonders  autant, 
tant,  beaucoup,  trop,  tout,  auch  plus,  moins  und  rien: 
Autant  vaut  mon  enfant  (La  Fontaine).  Tant  vaut  l'homme,  tant 
vaut  sa  terre.  C'est  un  homme  qui  a  beaucoup  lu  (Acad.).  Le 
corsaire  .  .  tout  enleve  et  tout  pille  (Voltaire).  Le  pauvre  est  fait 
pour  beaucoup  amasser  (Id.).  II  passe  sa  vie  ä  ne  rien  faire 
(Acad,).  Les  gens  de  qualite  savent  tout  sans  avoir  jamais  rien 
appris  (Mouere). 

y.  Die  Kasus  der  fragenden  und  bezüglichen  Fürwörter,  sowohl  für 
sich,  als  in  attributiver  Verbindung  mit  ihrem  Substantivbegriffe, 
geben  ihrem  Thätigkeitsbegriffe  voran:  Qui  nonime-t-on  encore? 
(V.  HcGo)  A  qui  va  cette  lettre?  (Regnard)  Que  faites-vous  lä? 
(Acad.)  A  quoi  pensent  ces  flots?  (V.  Hugo)  Quel  cheval  voulez- 
vous?  (Acad.)  etc.  —  Celui  que  vous  avez  vu.  Les  gens  ä  qui  j'ai 
dit  votre  aifaire  (Ead.)  etc. 

6.  Die  verbundenen  persönlichen  Fürwörter  nebst  den  pronominalen 
Adverbien  en  und  y  stehen  in  der  Regel  vor  dem  Thätigkeitsbegriffe, 
und  zwar  unmittelbar  vor  demselben:  Qu'on  ne  me  vante  plus 
l'eclat  de  la  gaite  (Lanoue).  Et  je  ^'epouserai  .  .  (Voltaire).  Les 
Atheniens  le  condamnerent  ä  l'exil  (Barthelemy).  Je  ne  vous  ferai 
point  de  reproches  frivoles  (Racine).  N'en  disputons  plus  (Moliere). 
Lorsque  j'?/  pense  (Racine). 

Wenn  das  Fürwort  auf  einen  Infinitiv  bezogen  ist,  so  kann 
die  unmittelbare  Voranstellung  eine  Ausnahme  erleiden;  negative 
Füllwörter  und  Adverbien  (s.  unten)  können  zwischen  das  Fürwort 
und  den  Infinitiv  treten:  Pour  ne  vous  pas  voir  exposes  ä  ses  coups 
(Corneille).  Le  roi  qui  voulait  le  mal  recevoir  (De  Vigny).  Y  trop 
resister  n'est  pas  sage  (Sainte-Beuve). 

Wenn  das  Satzverb  dem  reinen  Infinitiv  nahe  steht,  so  kann  das 
Fürwort  durch  jenes  von  diesem  getrennt  werden:  Je  ne  te  puis 
blämer  (Corneille).  Soleil,  je  te  viens  voir  pour  la  deruiere  Ibis 
(Racine).  Nous  /'allons  montrer  tout  ä  l'beure  (La  Fontaine). 
Jamais  il  ne  se  fera  peindre  (Id.).  L'interet  que  ]'y  dois  preudre 
(Moliere).  Doch  findet  auch  hier  die  allgemeine  Regel  Anwendung: 
A  qui  du  bien  d'autrui  veut  te  gratifier  Tu  ne  dois  pas  trop  te  fier 
(Perrault).     Moi  seule  ä  votre  amour  ai  su    la    conserver    (Racine). 


§  257.    Stellung  der  adv.  Satzbestiinmungen.     Kasus  mit  Präp.  591 

Phalante  .  .  ne  peut  y  remedier  (Fenelon).  Beide  Stellungen  finden 
sich  sogar  neben  einander:  L'un  voulait  le  garder,  lautre  le  voulait 
vendre  (La  Fontaine).  Es  ist  kaum  auszumachen,  welche  Stellung 
die  bevorzugte  ist.  Sehr  gewöhnlich  steht  das  Fürwort  vor  dem 
Infinitiv,  wenn  das  Satzverb  eine  zusammengesetzte  Zeitform  ist; 
indessen  sind  hiervon  die  zusammengesetzten  Zeitformen  von  faire, 
iaisser,  ou'ir  und  voir  ausgenommen,  vor  denen  die  Pronominal- 
form sich  regelmässig  findet. 

Selten  kann  die  Stellung  des  Fürworts  einen  verschiedenen  Sinn 
bedingen,  wie  in:  il  me  faut  donner  qch.  und  il  faut  me  donner  qch. 

Folgen  zwei  Infinitive  auf  einander,  so  steht  das  vom  zweiten 
abhängige  Fürwort  in  der  Regel  vor  dem  ersten:  Croit-il  le  pouvoir 
rompre?  (Corneille);  doch  auch  zwischen  beiden:  Une  mere  pour 
vous  croit  devoir  me  prier  (Racine). 

Der  affirmative  Heischesatz  fordert  die  Nachstellung  des 
Fürworts:  Recompensez-moi  (Acad.).  Leve-toi  Aicione  (Boüfflers). 
Marche  et  suis-nous  (Boileau).  Jouissez-en,  possedez-les  toujours 
(Longepierre).  Vas-y  (Acad.).  Die  ursprünglichen  Imperative  voici, 
voilä  haben  dagegen  den  Akkusativ  vor  sich:  me  voici,  te  voilä. 
Auch  wird,  wenn  einem  Heischesatze  ein  anderer  durch  ein  beiord- 
nendes Bindewort  angereiht  ist,  die  allgemeine  Regel,  wie  in  negativen 
Heischesätzen,  befolgt:  Suivez  leurs  pas  et  me  repondez  d'eux 
(Voltaire).  Laissez-moi  cette  chaine  ou  »/i'arrachez  le  jour  (La 
Hakpe),  Doch  wird  auch  die  entgegengesetzte  Stellung  angetroffen: 
Cessez  .  .  et  laissez-moi  (Racine), 

Bei  dem  mit  Kasuspräpositionen  und  anderen  Präpositionen  ver- 
bundenen Infinitiv  steht  das  Fürwort  unmittelbar  vor  dem  Infinitiv: 
Quand  on  n'acheve  pas  de  les  opprimer  (Flechier). 
Anmerkung.  Die  Stellung  des  Vokativ  ist  sehr  frei;  er  kann  zu 
Anfang  oder  am  Ende  eines  Satzes  vorkommen,  oder  in  denselben  ein- 
geschoben werden;  nach  den  Adverbien  der  Bejahung  oui  und  noii 
steht  er  gewöhnlich,  wie  nach  bonjour,  adieu  und  anderen  Be- 
grüssuugsformeln. 

257.  2.  Wenn  der  Kasus  mit  einer  Präposition  verbunden  ist,  so  hängt 
die  Stellung  dieses  Satzgliedes  von  der  innigeren  oder  mehr  aus  ser- 
lichen Verbindung  desselben  mit  dem  Thätigkeitsbegriffe  ab  (s.  1.).  Vgl. 
Son  pere  avait  trempe  dans  les  exces  les  plus  deplorables  (Lamar- 
tine). La  seance  finit  avec  le  jour  (Id.).  Les  rats  sont  gouvernes  par 
la  raison  d'etat  (La  Fontaine).  Un  faste  ruineux  pour  le  peuple 
(Viennet),  mit:  En  un  clin  d'oeil  je  fus  libre  (V.  Hcgo).  Apres  la 
revolution  de  juillet,  il  donna  sa  demission  (Lamartine).  J'en  suis, 
depuis  un  mois,  prive  par  son  silence  (Delavigne). 

Freiere  Stellungen  der  in  näherem  Zusammenbange  mit  dem  Thätigkeits- 
begriffe stehenden  Satzglieder  dieser  Art  findet  man  in  der  Poesie:  Home, 
Athene,  en  ces  lieux  quel  art  vous  imita?  (Delille)  L'eclat  d'un  nom 
par  toi-meme  anobli  (Lcbrcn).  Sous  le  niveau  jaloux  si  tu  veux  les 
reduire  (Fontanes).     La  popularite  que  pour  toi  je  redoute  (Delavigne) 

In  der  Prosa  linden  sich  Voranstellungen  vorzugsweise  dann,  wenn  noch 
andere  Satzbestimmungen  vorhanden  sind,  und  die  Nachstellung  Unklarheit 
der  Beziehung  herbeiführen  könnte:    Le  clerge,   par  sa    formidable  hie- 


592     Dritt.  Tbl.     Syntax.     Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellunp:.    I.  Wortstellung. 

rarchie  et  son  opulence,    etranger    aux    changements    nouveaux, 
se  serait  maiiitenu  republique  dans  le  royaume  (Migsei). 

Die  Präposition  selbst  steht  unmittelbar  vor  ihrem  Kasus,  nur  durant 
tritt  bisweilen  hinter  denselben:  Six  ans  durant  (Acad.).  Quatre  jours 
durant  (Revce  d.  d.  M.  1884);  die  participiale  Natur  von  durant  tritt 
hier  noch  hervor,  s.  oben  S.  423.  Im  Altfranzösischen  standen  auch  andere 
Präpositionen  bisweilen  nach  ihrem  Kasus,  wie  im  Lateinischen. 

258.  3.  Die  Mittelfornien  des  Zeitwortes. 
a.  Der  Infinitiv, 
aa)  Der  reine  sowohl  ais  der  von  Kasuspräpositionen  begleitete 
Infinitiv  steht  in  der  gemeinen  Wortstellung  unmittelbar  nach  seinem 
ßeziehungsworte,  wenn  diesem  keine  weitere  objektive  Bestimmungen 
zukommen;  ihm  selber  können  persönliche  und  unbestimmte  Für- 
wörter, Verneinungs Wörter  und  einige  Adverbien  vorangehen  (s.  unten): 
Je  vais  combattre  (Beranger).  Nous  ne  pouvons  refuter  les 
raison nements  etc.  (L.-P.  Segcr).  Si  Tage  ou  la  maladie  Tempechent 
de  comparaitre  (Michelet).  Tel  excelle  ä  rimer  qui  juge  sotte- 
ment  (Boileac).     Ce  n'est  point  aise  ä  trouver  (Scribe). 

Wenn  das  Beziehungswort  des  Infinitiv  noch  andere  ergänzende 
Bestimmungen  hat,  so  gehen  diese  dem  Infinitiv  voran:  Nous  per- 
dimes  deux  heures  ä  l'amariner  (L.-P.  Segür).  Diocletien  or- 
donna  au  Cesar  Galere  d'aller  venger  la  gloire  de  l'empire  (Viesnet). 
Vous  ne  tardez  pas  longtemps  ä  distinguer  les  vertus  qui  firent 
sa  grandeur  (L.-P.  Segcr).  Eine  Ausnahme  s.  unten  §  260  unter  1.  6. 
ee).     Ueber  den  Infiuitiv  ais  Subjekt  s.  S.  583. 

Wenn  der  Infinitiv  in  mehr  unabhängiger  Weise,  d.  h.  ohne  ein 
entschiedenes  Beziehungswort  im  Satze,  eintritt,  so  steht  er  auch  an 
der  Spitze  oder  wird  eingeschoben:  De  recourir  k  Blanche,  eile 
avait  trop  d'interet  ä  deguiser  la  verite  (Le  Sage).  A  vous 
entendre,  on  croit  que  vous  avez  raison  (Collis  d'Harleville).  II 
doit  tout,  ä  Ten  croire,  empörter  dans  sa  chute  (Delavigxe);  s. 
S.  450.  451. 

Die  Dichtung  erlaubt  sich  besonders  den  Infinitiv  mit  Kasus- 
präpositionen seinem  Beziehungsworte  vorangehen  zu  lassen:  De  vous 
trouver  ici  je  suis  ravi,  mon  fröre  (Regnard).  Mais  de  douter  il 
s'ennuya  (Parny).  A  recevoir  le  monde  oa  vous  voit  toujours 
prete  (Moliere).  Die"  altfranzösische  Poesie  und  Prosa  sind  hierin 
sehr  frei;  im  Neufranzösischen  macht  selbst  die  Dichtung  nur  einen 
beschränkteren  Gebrauch  von  dieser  Freiheit. 

Bestimmungen,  welche  dem  Infinitiv  selbst  augehören, 
stehen  ihm,  namentlich  bei  Dichtern,  bisweilen  voran :  üne  mere  pour 
vous  croit  devoir  me  prier  (Racine).  Voulez  -  vous  du  public 
nieriter  les  aniours?  (Boileal)  Des  hommes  prechent  chaque  jour  la 
vertu,  et  ne  laisseut  pas,  chaque  jour,  de  s"en  ecarter  (Boiste). 
bb)  Der  mit  einer  anderen  Präposition  in  den  Satz  eintretende  Infinitiv 
ist  rücksichtlich  seiner  Stellung  im  Satze  bei  Weitem  freier.  Jedoch 
kommt  auch  hier  der  Fall  vor,  dass  der  Infinitiv  sein  entschiedenes 
Beziehungswort  im  Satze  hat,  dem  er  sich  anreihen  muss:  La  vanite 
commence  par  ternir  les  bonnes  qualites  (Florian). 


i 


§  258.     Stellung  der  adv.  Satzbest.     Mittelformen.  593 

Wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  nimmt  er  jede  Stelle  ein  und  tritt 
selbst  zwischen  das  Verb  und  seine  prädikative  Ergäazung:  Apres 
m'avoir  demande  la  permission  de  soigner  .  .  ma  connaissance, 
il  se  retourna  etc.  (Mme  de  Souza).  II  fait,  sans  se  flatter,  le 
proces  ä  son  vice  (Boileac).  Cyrus,  pour  balancer  la  superiorite 
du  nombre  par  celle  des  armes,  distribua  ä  ses  troupes  .  .  un 
grand  nombre  d'epees  etc.  (L.-P.  Segcr). 

Zwischen  die  Kasuspräposition  oder  eine  andere  Präposition 
und    den    Infinitiv    können    die  unbetonten  persönlichen  Fürwörter 
und  Pronominaladverbien,  einige   unbestimmte  Fürwörter,   wie   beau- 
coup,     trop,     tout,    rien,    und    einzelne    Adverbien,    wie    bien, 
mieux,    plus,    proprement    (ä  proprement  parier)  etc.  und  Ne- 
gationen treten.    Selten  stehen  Substantive  dort  und  nur  nach  Präpo- 
sitionen im  engeren  Sinne:    Pour  de    ce  grand  dessein  assurer  les 
succes  (Coeneille).     Pour  ses  maux  soulager  (Regnard). 
ß.  Das  Particip    kommt    hier    in  Betracht,    insoweit  es  nicht  als  Bestand- 
theil  zusammengesetzter  Zeitformen  oder  als  rein  attributive  Bestimmung 
in  den  Satz  eintritt. 

aa)  Die  gerundivischen  Participien  mit  und  ohne  en  nehmen  im 
Satze  eine  freiere  Stellung  ein,  welche  indess  durch  grammatische 
Rücksichten  mitbedingt  ist,  wodurch  die  Annäherung  an  das  Be- 
ziehungswort oft  geboten  wird. 

(tu.  Sie    können    an    die  Spitze   des  Satzes   treten,    mögen    sie  auf 
das  Subjekt  oder  auf  das  Objekt  etc.   bezogen  sein,    wenn    bei  der 
in  ihnen  enthaltenen  Bezugnahme    auf  zeitliche  oder  kausale  Ver- 
hältnisse die  Priorität  oder  Wichtigkeit  der  Thätigkeit  anschaulich 
gemacht  werden  soll:    En   disant  ces  paroles,  son  regard  etait 
faroucbe    (Fekelon).     En    usant    de    la    sorte    on  ne  peut  vous 
blämer  (Corneille).     En    faisant    des  heureux  un   roi   Test  ä 
son  tour  (Voltaire).     Triomphant  je  riais  (Delavigne). 
ßß.  oder    sie    treten    an    das  Ende,    wenn   jene   Rücksicht  nicht  vor- 
handen ist,   zum  Theil  auch,   um  ihre  Beziehung  auf  einen  voran- 
gehenden Begrifl'  klar    zu    erhalten:    Chacun   songe    en    veillant 
(La  Fontaine).     Nous  ne  pouvons  espeier  d'echapper  qu'en  nous 
dispersant    (Fenelon).      J'entends  .   .  les    sons    de    Tairain    se 
melant    aux   orages    (La  Hakpe).     Als  modale  Bestimmung  eines 
Begriffes  der  Bewegung  steht  das  Gerundium  dem  Satzverb  nach: 
Le  mal  va  toujours  croissant  (Aoad.);  s.  S.  458. 
YY-  Zwischen   Subjekt   und   Satzverb  und  selbst  in  die  Mitte  zu- 
sammengesetzter  Zeitformen    kann    es    eingeschoben    werden,    oft 
auch,    um    seine  Beziehung  auf  einen  bestimmten  Begriff  nicht  zu 
gefährden:    Ce  n'est  pas  une  affaire  si  pressee,    repondit  en  sou- 
riant  Ortiz    (Le  Sage).     La  graine  en  se  gonflant    boit  le  suc 
qui  l'arrose  (Dehlle).    Illustre  porte-croix  par  qui  notre  banniere 
N'a  Jamals,  en  marchant,  fait  un  pas  en  arriere  (Boileaü). 
bb)  Bei    den    absoluten     Participien    kommt    nur    ihre    Stellung    zu 
ihrem  Suiistantivbegritte    in  Betracht.     Sie    folgen   demselben    wie  im 
attributiven    Verhältnisse    überhaupt,     obwohl    sie    als    Verbalbegriffe 
einzelne  objektive  Bestimmungen,  wie  persönliche  Fürwörter  u.  s.  w., 
zwischen  sich  und  dem  Substantivbegrifte  dulden:  Consentiriez-vous  .  . 

Mälzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl.  38 


594     Dritt.  Thl.   Syntax.    Dritt.  Abscbn.    Wort-  u.  Satzstellung.     I.  Wortstellung. 

moi  vous  jurant  sur  l'honiieur  etc.  (Ddmas).  De  sa  fortune  colossale, 
le  bonhomme  comprenait  que,  lui  vivant,  rien  ne  passät  ä  safamille 
(Daudet).  Les  parties  ainsi  entendues,  la  cause  fut  appointee 
(Baeante).  Im  Altfranzösischeu  fand,  wie  im  Lateinischen,  oft  die 
entgegengesetzte  Stellung  statt,  wovon  das  Neufranzösische  wenige 
Reste  enthält,  wie:  avenant  le  deces  de  Tun  des  deux  (Acad.), 
pose  le  cas  u.  dgl.,  wohin  man  auch  die  Voranstellung  von  Parti- 
cipialformen  wie  excepte,  compris,  vu,  attendu,  touchant  u.  dgl. 
rechnen  könnte,  welche  ihren  Charakter  zum  Theil  ganz  eingebüsst 
haben. 

259.  4.  Die  Adverbien  haben  eine  gewisse  Beweglichkeit  der  Stellung, 
welche  anderen  Satzgliedern  nicht  in  demselben  Masse  zukommt,  doch 
ist  ihre  Freiheit  nicht  ohne  Beschränkung.  Im  Allgemeinen  schliessen 
sie  sich  ihrem  Beziehungsworte  so  nahe  als  möglich  an,  wovon  die  Prosa 
am  Seltensten  abweicht.  Manche  Bestimmungen  hat  der  Gebrauch  fixirt; 
theilweise  macht  sich  auch  die  Rücksicht  auf  Wohllaut  und  Ebenmass 
der  Rede  geltend. 

a.  Fragende  und  relative  Adverbien  stehen  in  der  Regel  an  der 
Spitze  des  Satzes;  Konjunktionen  und  Präpositionen,  mit  denen 
sie  verbunden  werden  können,  gehen  ihnen  indess  voran:  Qu  and 
verrai-je,  6  Sion,  relever  tes  remparts?  (Racine)  Comment  et  d'oü 
viens-tu?  (A.  Chenier)  D'oü  lui  vient  cette  impudente  audace? 
(Racine)  „D'oü  savez-vous  mon  nom?"  —  „D'oü  savez-vous  le 
mien?"  (Regnard)  Par  oü  faut-il  que  je  commence?  (V.  Hugo) 
Depuis  quand  est-il  venu?  (Acad.)  Dahin  sind  auch  comme  und 
que  im  Ausruf  zu  zählen:  Comme  11  est  change!  Qu'il  fait  beau! 
(Acad.) 

La  maison  oü  je  demeure  (Acad.).    C'est  un  proces  d'oü  depend 
ma  fortune  (Ead.). 

Doch  kann  den  fragenden  Adverbien  auch  das  Subjekt  oder  eine 
andere  Satzbestim m>ing  vorantreten,  wobei  im  ersten  Falle  das  Sub- 
jekt durch  ein  Fürwort  nach  dem  Verb  wiederholt  wird;  auch  stehen 
die  Adverbien  stets  vor  dem  Verb:  Mais  ma  cousine,  oü  est-elle 
donc?  (Scribe)  De  ses  soup(;ons  jaloux  pourquoi  la  gueris-tu? 
(Regnard)  Noch  freier  ist  das  Lateinische:  Dens  falli  qui  potest? 
(Cic,  N.  D.  3,  31)  Verbis  paucis  quam  cito  Alium  fecisti  me! 
(Plaut.,  Trin.  1,  2,  124) 
ß.  Ortsadverbien  und  Zeitadverbien  beschränken  sich  am  Wenig- 
sten auf  eine  bestimmte  Stelle. 

aa)  Sie  stehen  häufig  an  der  Spitze,  um  von  vorn  herein  die  Auf- 
merksamkeit auf  den  Ort  oder  die  Zeit  der  Thätigkeit  zu  lenken, 
oder  auf  seine  vorgängige  Bestimmung  zurückzuweisen:  La  ils  se 
fortifierent  (Michelet).  Dejä  les  legions  se  debandaient  (Lacre- 
tellb).  Bientot  il  revint  dans  Rome  (Id.).  Toujours  la 
tyrannie  a  d'heureuses  premices  (Racine).  Jamals  je  ne  me  bats 
(Regnard).  So  auch  oft  im  Lateinischen:  Hie  tui  omnes  valent 
(Cic,  Fam.  6,  20).  Inde  foedus  ictum  inter  duces  (Liv.  1,  1). 
Quia  perraro  grati  homines  reperiantur  (Cic,  Plane.  2). 


§  259.     Stellung  der  adv.  Satzbest,     Adverbien.  595 

bb)  oder  sie  stehen  unmittelbar  nach  dem  Thätigkeitsbegriffe, 
wenn  ihm  auch  noch  andere  Bestimmungen  folgen:  Vous  ne 
sauriez  la  voir  presentement  (Le  Sagk).  Ma  maitresse  changea 
tout-ä-coup  d'entretien  (Id.).  Ces  messieurs  arrivent  toujours 
un  peu  tard  (Brillat-Savarin);  selten  nach  anderweitigen  Be- 
stimmungen dessellien:  On  en  augmenta  le  nombre  depuis 
(Vertot).  Das  Erstere  ist  gewöhnlich  auch  im  Lateinischen  der 
Fall:  Egredere  aliquando  ex  urbe  (Cic,  Cat.  1,  5). 

Ist  die  Zeitform  des  Verb  zusammengesetzt,  oder  besteht 
das  Prädikat  aus  einem  abstrakten  Verb  mit  einer  prädi- 
kativen Bestimmung,  so  werden  die  Adverbien  häufig  zwischen 
die  Bestandtheile  beider  eingeschoben:  Un  empereur  qu'il  avait 
jusque-lä  regarde  comme  son  maitre  (Viennet).  Les  vrais 
ambassadeurs  sont  partout  reveres  (Voltaire).  Vous  etes  des 
longtemps  ami  de  la  maison  (Regnakd).  Adverbien  auf  -ment 
werden  innerhalb  der  zusammengesetzten  Zeitformen  nicht  so  häufig 
angetroffen,  auch  Formen  wie  ici,  lä  (ausgenommen  in:  c'est  \k 
une  belle  action  u.  dgl.)  vermieden.  Im  Altfranzösischen  findet 
man  solche  Formen  nicht  in  demselben  Grade  ausgeschlossen. 
cc)  Zwischen  das  Subjekt  und  das  Zeitwort  tritt  das  Adverb  in 
der  Prosa  selten,  häufig  in  der  Poesie:  La  serine  assez  souvent 
tombe  malade  au  commencement  du  printemps  (Büffon).  —  Un 
rival  Sans  talent  partout  voit  un  defaut  (Stassart).  La  valeur 
quelquefois  existe  sans  lumiere  (Delille),  Diese  Stellung,  wo- 
bei das  Verb  meist  unmittelbar  dem  Adverb  folgt,  ist  im  Lateini- 
schen gerade  die  gewöhnlichste. 

dd)  Ist  das  Adverb  die  Bestimmung  eines  einzelnen  attributiven  Satz- 
gliedes, so  steht  es  unmittelbar  vor  demselben:  Leur  äge 
encore  faible  (Ducis).  Et  rentre  dans  sa  couche  ä  peine 
encor  tranquille  (Legoüve).  Dies  ist  auch  im  Lateinischen  ge- 
wöhnlich, obwohl  die  umgekehrte  Stellung  ebenfalls  vorkommt;  sie 
findet  sich  zuweilen,  besonders  bei  Participien,  im  Französischen: 
Ce  Systeme  adopte  precedemmen t  par  l'empereur  (Viennet). 

.  Die  Modaladverbien    schliessen    sich    meist    enger  an  den  Thätig- 
keitsbegriff. 

aa)  Zum  Satzverb  gehörend,  folgen  sie  diesem  gewöhnlich  unmittel- 
bar: Je  Taime  bien  (Bdiste).  Outrageons  hardiment  qui  nous 
ose  outrager  (Campistkon).  Le  lierre  s'unit  moins  etroitement 
ä  l'ormeau  (Chateaubk.).  Die  Umstellung  vor  den  Verbalbegritf 
ist  besonders  der  Poesie  eigen:  La  gentille  echansoune  .  .  maligne- 
ment  sourit  (Parkt).  Auch  tritt  es  an  die  Spitze:  Plus  agre- 
ablement  peut-on  passer  la  vie?  (Regnard)  So  stehen  in  der 
Prosa  die  korrespondirenden  Gradbestimmungen  autant .  .  autant, 
plus  .  .  plus,  moins  .  .  moins,  plus  .  ,  moins  u.  a.  zu 
Anfang  der  Sätze,  wie  das  konjunktionale  ainsi  u.  a.,  auch 
autant,  mieux  in  autant  vaut,  mieux  vaut  etc.  Vor  In- 
finitiven duldet  dies  die  Prosa  ebenfalls:  Des  sau  vages  qui  nous 
fönt  mieux  seutir  tous  les  avantages  des  sciences  (L.-P.  Skoür). 
L'amitie  des  deux  monarques  etait  dejä  bien  ebranlee;  l'extension 
donnee    ä  l'empire   frauQais    pour   mieux   assurer   TexecutioQ   du 


596     Dritt.  Tbl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.     I.  Wortstellung. 

blocus  Continental  y  porta  les  derniers  coups  (Düroy).  Der  im 
Französischen  ungewöhnlichere  Fall  ist  im  Lateinischen  der  ge- 
wöhnliche und  auch  im  Altfranzösischen  sehr  gebräuchlich, 
bb)  Zusammengesetzte  Zeitformen  und  abstrakte  Verba  mit  prädika- 
tiver Ergänzung  nehmen  auch  diese  Adverbien  häufig  in  ihre 
Mitte:  II  avait  profondeuient  etudie  les  hommes  de  son  siecle 
(Viennet),  obwohl  sie  auch  nachfolgen, 
cc)  Modaladverbien  und  unter  ihnen  besonders  die  der  Quantität  und 
des  Grades,  welche  zur  Bestimmung  einzelner  Satzglieder 
dienen,  treten  gewöhnlich  unmittelbar  vor  dieselben:  Un  air  plus 
pur,  un  sol  moins  enflamme  (Campenon).  Le  cerf  craint  beau- 
coup  moins  l'homme  que  les  chiens  (Büffon).  L'ceuvre  glorieu- 
sement  commencee  (Lacretelle).  Lat.  Rem  tam  veterem  (Liv. 
1,  3).  Eum  videram  frustra  litigantem  (Cic,  Cael.  11).  —  Bei 
den  Adverbien  der  Quantität  und  des  Grades  findet  bisweilen  eine 
Auseinanderrückung  durch  Einschiebung  des  Zeitwortes  oder 
anderer  Satzglieder  statt:  Tant  le  succes  est  puissant  (De  Vignt). 
Je  vous  y  ai  trop  vu  enclin  (Id.);  so  beim  Vorantreten  von 
autant,  plus,  moins  etc.  Lat.  Multo  illud  magis  (Cic, 
Plane.  2).  Haec  ipsa  nimis  mihi  videor  multa  in  genera  des- 
cripsisse  (Or.  2,  71).  Nachgestellt  werden  dem  einzelnen  dadurch 
bestimmten  Satzgliede  bisweilen  namentlich  Modaladverbien  im 
engeren  Sinne,  von  anderen  besonders  encore,  seulement-. 
Quelque  chose  de  plus  agreable  encore  (V.  Hugo).  Autant  in 
Verbindung  mit  que  steht  gewöhnlich  hinter  dem  Worte,  zu  dem 
es  gehört:  Si  leur  tröne  n'est  pur  autant  que  les  autels  (Hodd. 
DE  LA  Mothe). 
dd)  Satzadverbien  der  Betheuerun g,  welche  völlig  ausserhalb  des 
Satzes  stehen,  sind  ungebunden  in  ihrer  Stellung;  insofern  sie  sich 
näher  auf  ein  einzelnes  Satzglied  beziehen,  folgen  sie  den  all- 
gemeinen Regeln.  Die  ersteren  treten  gern  an  die  Spitze.  Vgl. 
8.  235.  236. 
ee)  Die  Adverbien  der  Verneinung  sind  hinsichtlich  ihrer  Stellung 
an  festere  Regeln  gebunden, 

««.  Die  Verneinung  ne  steht  immer  vor  dem  Satzverb.  Sie  duldet 
zwischen  sich  und  diesem  die  tonlosen  Fürwörter  en  und  y. 
Ihre  Füllwörter  ,pas,  point,  guere  (mie)  und  plus  stehen 
immer,  jamais,  rien,  personne,  aucun,  nul  u,  a.  oft  nach 
dem  Satzverb:  Je  ne  sais  comment  vous  remercier  (Dcmas). 
Ne  doutez  point,  seigneur,  que  ce  coup  nelefrappe  (Racine). 
Nous  n'avions  guere  que  neuf  ans  (Bolrrienne).  A^en  doutez 
nullement  (La  Fostaise).  On  n'a  jamais  rien  vu  de  pareil 
(AcAD.).  —  Aucun,  nul,  personne,  rien  gehen  als  Subjekte 
oft  dem  ne  voran,  das  Adverb  jamais  ebenfalls,  pas  nur  in 
pas  un:  Personne  ne  veut  etre  plaint  de  ses  erreurs 
(Vacvenargues).  Jusqu'ici  jamais  La  probite  ne  fut  la  vertu 
des  valets  (Qüinault).  Pas  un  ne  le  dit  (äcad.).  Das  Voran- 
treten der  Füllwörter  pas,  point  etc.  ist  dem  Altfranzösischen 
geläufig;  selten  findet  sich  im  Neufranzösischen  plus  voran- 
stehend:   Que  les  vautours  plus  ne  se  chamaillerent  (La  Fon- 


§  260.    Stellung  der  adv.  Satzbest.     Reihenfolge.  597 

taine).  —  Gewöhnlich  stehen  pas,  point,  guere,  plus  und 
rien  unmittelbar  nach  dem  Tempus  finitum  (nicht  dem  Particip 
der  zusammengesetzten  Zeitform);  doch  treten  ihnen  konjunk- 
tionale  Adverbien,  wie  donc,  neanmoins,  pou  rtant,  cepen- 
dant,  peut-etre  u.  e.  a.,  voran:  ne  dis  donc  pas  etc.,  ce 
«'est  pourtant  pas  etc.  u.  dgl. 

ßß.  Bezieht  sich  die  Verneinung  auf  einen  Infinitiv,  so  ist,  be- 
sonders wenn  dem  Infinitiv  eine  Kasnspräposition  oder  eine  andere 
Präposition  vorangeht,  die  Voranstellung  von  ne  in  Verbindung 
mit  pas,  point,  rien,  plus,  jamais  erlaubt.  Diese  Füllwörter 
können  aber  ebenso  dem  Infinitiv  nachstehen.  Zwischen  Ver- 
neinung und  Füllwort,  wenn  dies  dem  Infinitiv  vorangeht, 
können  uubetoute  persönliche  Fürwörter  stehen,  von  denen 
jedoch  se  beiden  Bestandtheilen  der  Negation  zu  folgen  pflegt: 
II  faut  ne  point  songer  ä  sa  passion  (La  Brcyere).  Pour  ne 
pas  se  faire  un  si  grand  nombre  d'ennemis  (Mignet).  II  lui 
defendit  ..de  ne  jamais  se  presenter  devant  lui  (Vertot). 
Pour  ne  vous  pas  voir  exposee  ä  ses  coups  (Corneille);  doch 
auch:  II  m'est  indifferent  de  necrire  pas  (Acad.);  beides  selbst 
neben  einander:  Pour  moi  me  marier  ou  ne  pas  me  marier,  etre 
ou  /i'etre  pas,  c'est  la  meme  question  sous  deux  formes  distinctes 
(Revüe  d.  d.  M.  1885).  Quoi!  tu  m'aimes  assez  pour  ne  te  pas 
venger,   Pour  ne  me  punir  pas  de  t'oser  outrager  (Voltaire). 

yy.  Trifl't  die  Negation  sonst  einen  einzelnen  Begriff,  so  stehen 
non,  pas,  point  unmittelbar  vor  diesem;    Beispiele  s.  S.  482. 

260.      b)  Reihenfolge   adverbialer  Satzbestimmungen. 

Wenn  mehrere  nach  Form  und  Inhalt  gleichartige  adverbiale  Be- 
stimmungen sich  an  einander  reihen,  so  ist  die  Folge  derselben  an  kein 
Gesetz  gebunden,  wenn  nicht  die  Natur  der  Sache  oder  rhetorische  Zwecke 
des  Redenden  oder  die  Gewohnheit  (vgl,  y  faire  la  pluie  et  le  beau 
temps)  die  Reihenfolge  entscheiden. 

Es  kommen  daher  nur  solche  Bestimmungen  in  Betracht,  welche  den 
ThätigkeitsbegrifT  nach  verschiedenen  Rücksichten  bestimmen.  Feste 
Gesetze  herrschen  hier  natürlich  ebenfalls  nicht,  da  die  Klarheit,  der  Wohl- 
laut und  das  Ebenmass  der  Rede  neben  einander  Berücksichtigung  ver- 
langen; doch  lassen  sich  einige  allgemeine  Gesichtspunkte,  wenn  auch  nicht 
ausnahmelos,  aufstellen.  Es  versteht  sich,  dass  auch  die  oben  aufgestellten 
Regeln  für  einzelne  Satzglieder  hier  zum  Theil  Ausnahmen  bewirken. 
1.  Bei  der  unmittelbaren  Aufeinanderfolge  adverbialer  Satzbestim- 
mungen  sind  folgende  Fälle  zu  bemerken: 

a.  Wenn  Orts-  oder  Zeitbestimmungen  sich  den  Kausal-  oder 
Modalbestimmungen  anreihen  und  beide  nicht  als  unmittelbare 
Ergänzungen  des  Thätigkeitsbegriffes  auftreten,  so  treten  in  der  Prosa 
gewöhnlich  jene  diesen  voran:  Quelques  gerbes  de  ble  que  le  pauvre 
allait  recneillir  dans  les  campagnes  au  peril  de  sa  vie  (Gapb- 
figle).  Alarchons  presentement  avec  assurance  (Salvandt). 
Elles  Tattaquerent  plus  tard  ä  force  ouverte  (Mignet).  Vgl.  lat. 
Si  in  aedem  ad  coenam  veneris  (Plaut.,  Trin.  2,  4,  67).  Abi  ad 
thesaurum  jam  confestim  clanculum  (3,  3,  70;. 


598     Dritt.  Thl,    Syntax.    Dritt.  Abschn.     Wort-  u.  Satzstellung.    I.  Wortstellung. 

ß.  Wo  Orts-  und  Zeitbestimmung  neben    einander    stehen,   scheint 
man    dem    Zeitbegriff    im    Allgemeinen    den    Vortritt    zuzugestehen: 
Vous  lui  direz  qu'elle  vienne  ä  Tinstant  meme  au  palais  (Scribe). 
Un  jour,    chez    Syphax,    le    general    romain    rencontra    Asdrubal 
(Lacretelle).     M.  Le  Fiot  .  .  se  presenta    un    matin  ä,  l'hotel  du 
general  (Revce  d,  d.  M.  1884).    Vgl.  dagegen  lat.  Ad  medias  acies 
aliquanto  serius  pervenit  pugna  (Liv.  28,  15). 
y.  Unter  mehreren  auf  einander  folgenden  Orts-  oder  Zeitbestim- 
mungen steht  meist  die  allgemeinere  der  specielieren  voran:    Je  vis 
pres  d'ApolIon,  h.  son  autel  de  pierre,  Un  palmier  (A,  Chenier). 
Le  jour  meme,  ä  Theure  du  diner,  Charles  etait  ä  table  (Güizot); 
Le  lendemain  avant  le  jour  (Lamartine);   umgekehrt  gewöhnlich 
bei  Jahreszahlen:  Biaye,  le  10  mai  1833.    Ne  .  .  au  mois  d'avril 
1755    (Villemain).      Lat.    Eae    literae,    per    forum    ad    tribunal 
praetoris  latae  etc.  (Liv.  27,50).    Postero  die,  sub  ortum  solis 
instruxere  .  .  naves  (30,  10). 
J.  Wenn  mehrere  Kasus   (abgesehen  zunächst  von  den  tonlosen  Für- 
wörtern) auf  einander  folgen,  so  sind  verschiedene  Fälle  zu  betrachten: 
aa)  Wenn  ein  Akkusativ    mit    einem    anderen    faktitiven   Akku- 
sativ   zusammenstösst,    so    steht  der  faktitive  Kasus  (Substantiv- 
begriff  oder   Adjektiv)    nach   jenem:    Nommer    quelqu'un    son 
heritier.     Je    tiens    ces    deux    opinions    egalement    soute- 
nables  (Acad.);    s.  S.  388.     Lat.    Sacrum    profanum,    publicum 
privatum    habent    (Plaut.,    Trin.   2,  2,   10).      Ist    der    Objekts- 
akkusativ durch  andere  Bestimmungen  erweitert,    so  geht  ihm,    oft 
schon  zur  Vermeidung  von  Zweideutigkeiten,    der    faktitive  Kasus 
voran:    II  ne  restait  qu'un  moyen,  celui  de  declarer  nationales 
les  proprietes  ecclesiastiques  (Mignet).     II  rendit  palpable  ä  ces 
hommes  .  .  l'impraticabilite    de    leur    Systeme    (Lamartine). 
II  y  a  autre  chose  encore  dans  le   menage,    une    autre   chose    qui 
rend    delicieux    ces    devoirs,    ce  sacerdoce,    ces  liens,    qui,  si  on 
vous    en    croyait,    ne    seraient    plus    bientot    que    d'insupportables 
corvees  (G.  Droz);  bei  Dichtern  auch  sonst:  Tenez  toujours  divises 
les  mechants  (La  Fontaine). 
bb)  Wenn  der  Akkusativ    neben  einem  Genitiv    oder    Dativ    vor- 
kommt,  so    tritt  gewöhnlich   der  Akkusativ  dem  anderen  Kasus 
voran;    doch    macht   sich    hier    das   Gesetz    des  Ebenmasses   und 
Wohllautes  namentlich  darin  oft  geltend,   dass  das  umfangreichere 
Satzglied  dem  kiärzeren  folgt:    La  pie-grieche  nourrit  ses    petits 
de    chenilles    (Buffon).    Ils  ecartaient  les  paroles  de  leurs 
oreilles  (Lamartine).     Elle  ouvrit  les  portes  de  la  ville  aux 
Romains    victorieux    (Lacretelle).     Dagegen:    En    vain   vous 
plantez  de    vertus    tont  le  champ  de  votre  vie  (Livry).     II 
donna    au    titre    d'empereur    une    signification    nouveUe 
(Viennet).    Darum  steht  gewöhnlich  der  Genitiv  des  persönlichen 
Fürwortes  einem  anderen  Kasus  voran:    On    ne    demande    pas   de  , 

toi    beaucoup    de    paroles,    on    n'exige    de   toi   que   la  verite  * 

(Gramm.  Nat).      Attends    de    lui    tes    dignes    recompenses  * 

(Corneille).    Der  Genitiv  tritt  übrigens  oft  schon  zur  Vermeidung 
einer   falschen  Beziehung  desselben  voran  und  steht  darum  auch 


i 


§  260.    Stellung:  der  adv.  Satzbest.     Reihenfolge.  599 

vor  einem  Dativ:  Parlez  de  mon  affaire  au  ministre  (Acad.). 
Doch  fehlt  es  hier  uicht  an  Abweichungen, 
cc)  Bei  dem  Zusammentreten  zweier  tonloser  persönlicher  Für- 
wörter geht  in  der  Regel  der  Dativ  dem  Akkusativ  voran, 
mit  Ausnahme  von  lui  und  leur,  welche  dem  Akkusativ  folgen: 
Je  te  le  veux  donner  (Florian).  Du  doigt  ils  se  la  montrent 
(La  Fontaine).  Je  vous  le  conseiile  (Le  Sage).  Ne  me  Z'enviez 
pas  (Voltaire).  —  Ils  ont  quelques  defauts;  ma  foi,  je  les  leur 
passe  (Bket). 

Dagegen  steht  in  einem  bejahenden  Heischesatze  der 
Akkusativ  vor  dem  Dativ:  Peignez-les-moi  (La  Fontaine). 
Imprimez-le-vous  bien  (Moliere).  Ist  aber  ein  bejahender  Heische- 
satz mit  einem  zweiten  durch  ein  beiordnendes  Bindewort  ver- 
knüpft, so  kann  in  dem  letzteren  die  gewöhnliche  Folge  stattfinden: 
Peignez-les-moi  ou  bien  me  les  montrez  (La  Fontaine). 

Die  Pronominaladverbien  en  und  y  treten  gewöhnlich  nach 
dem  Kasus  des  persönlichen  Fürwortes  vor  das  Verb;  im  be- 
jahenden Heischesatze  stehen  sie  jedoch  nach  dem  Verb  und 
dem  Kasus:  Mon  cceur  s'en  est  plus  dit  que  vous  ne  7ft'en  direz 
(Racine).  Je  vous  en  prie  (Delavignb).  Je  nCy  suis  fort  amusee 
(Picard).  Ne  fy  trompe  pas  (J.-J.  Rousseau).  Repondez-7«'e  n 
(Racine).  Gardez-vous-en  (Voltaire).  Attendons-nous-y  (Id.). 
Doch  sagt  man  auch:    portez-«/-moi,  jettes-?/-toi  (Gramm.  Nat.). 

In  der  Verbindung  von  y  und  en  geht  jenes  diesem  stets 
voran:    II  ?/  en  a;  on  vous  j^  en  portera. 

Zwei  Dative  persönlicher  Fürwörter  können  zusammentreffen, 
wenn  einer  derselben  ein  ethischer  Dativ  ist,  welcher  dem 
anderen  vorangeht,  jedoch  beim  Imperativ  folgt:  Une  ruade  Qui 
vous  lui  met  en  marmelade  Les  mandibules  et  les  dents  (La 
Fontaine).  —  Dressez-lu  i-moi  son  proces  (Moliere). 
dd)  Wenn  demselben  Beziehungsworte  ergänzende  Kasus  und  prä- 
positionale  Satzglieder  angehören,  so  steht  diejenige  Bestim- 
mung dem  Thätigkeitsbegrift'e  zunächst,  welche  als  seine  unmittel- 
bare Ergänzung  anzusehen  ist,  wenn  nicht  der  Umfang  eines 
Gliedes  etc.  seine  Umstellun«:  bedingt:  Ils  commencerent  la  jour- 
nee  par  des  embrassades  (Le  Sage).  II  ne  faut  Jamals  jeter 
la  manche  apres  la  cognee  (Acad.).  —  Vous  suivez  avec 
enthousiasme  le  vertueux  Socrate  dans  sa  prison  (L.-P.  Segdr). 
On  faisait  en  desordre  les  preparatifs  de  la  retraite 
(Lacretelle).  De  vehementes  apostrophes  clonaient  sur  ses 
levres  ses  premiers  mots  (Lamartine).  II  en  respectait  en 
ce  nioment  le  mystere  et  la  liberte  (Id.).  On  se  souleva 
d'indignation  contre  cette  hypothese  (Villemain). 
ee)  Wenn  ein  Infinitiv  und  ein  Kasus  dasselbe  Beziehungswort 
haben,  so  kommt  es  vor,  dass  gegen  die  allgemeine  Gewohnheit 
(s.  oben  S.  592)  der  Infinitiv  auch  dem  Akkusativ  vorangeht,  be- 
sonders nach  den  Begrifi'en  machen  und  lassen  und  nach  Verben 
der  Sinnesempfindung:  Cette  tragedie  a  fait  courir  tout 
Paris.  11  faut  laisser  parier  le  monde.  Je  sentais  battre 
mon    cceur.      Apprendre    ä,    parier    ä   un    perroquet    (Acad.). 


600     Dritt.  Thl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.     I.  Wortstellung. 

Uebrigens  ist  die  umgekehrte  Stellung  besonders  nach  Verben  der 
Sinnesempfindung    üblich:    Vous    voyez    devant    vous   un    abime 
s'oavrir  (Regnabd), 
2.    Häufig  ist  indessen  die  Auseinanderrückung  der  verschiedenen  Satz- 
glieder, welche  einem  und  demselben  Beziehungsworte  angehören,    in  der 
Prosa  wie  in  der  Poesie,    obgleich    hier  noch   in  weiterer  Ausdehnung 
als  in  der  Prosa.     Die  adverbialen  Bestimmungen   werden  alsdann  durch 
den  Thätigkeitsbegriff  wie  durch  andere  Satzglieder  von  einander  getrennt, 
wodurch    der    Häufung   und  Verwirrung    mehrfacher  Bestimmungen  vor- 
gebeugt wird:    üne  autre  fois  Caton,    en  plein  Senat,    calomnia  sa 
conduite  (Lacretelle).    —    Vous  qu'un  peu  trop  bas  La  fortune  au 
hazard    a    places    sur    la  terre,    Cousolez-vous  (NAiiOEx).    Diese  Äus- 
einanderrückung  wendet  auch  das  Lateinische  häufig  an. 
Anmerkung,     Das  Motiv  für  die  Stellung  eines  Satzgliedes  liegt  bisweilen 
in  einem  folgenden    oder    vorhergehenden    vollständigen   oder   unvoll- 
ständigen Satze.     Dies  ist  hei  dem  sogenannten  Chiasmus  der  Fall, 
worin    zur    Hervorhebung    des    Eintlangs    oder    Widerspruchs    zweier 
Glieder    gleiche    oder    entgegengesetzte,    adverbiale    oder    prädikative 
Bestimmungen    unmittelbar    an    einander   gereiht    werden:    Je  l'evite 
partout,   partout  il  me  poursuit  (Racine).     Ne  te  souvient-il  plus, 
barhare!  que  tu  dois  Leur  conquete  ä  mes  pleurs,  k  mon  sang  tes 
exploits?  (Lemerciei!)    II  fit  pour  nos  defauts  la  porte  de  derriere, 
Et  Celle  de   devant   pour  les  defauts  d'autrui  (La  Fontaine).     Dies 
geschieht  selbst  mit  dem  Verb:    Pour    eile    il    s'embellit,    et    s'em- 
bellit  par  eile  (Delille).     Das  Lateinische  kann  leichter  die  Thätig- 
keitsbegriife    zusammenrücken:     Ratio    nostra    consentit:    pugnat 
oratio  (Cic,  Fin.  3,  3). 

261.  C.  Die  Stellung  der  attributiven  Satzbestimmungen.  Die  attributiven 
Bestimmungen  schliessen  sich  im  Allgemeinen  ihrem  SubstantivbegrifFe  so 
eng  als  möglich  an,  mit  welchem  sie  ein  abgeschlossenes  Satzglied  aus- 
machen. Es  handelt  sich  hinsichtlich  der  Freiheit  ihrer  Stellung  nur  um 
die  Voranstellung  oder  Nachsetzung  des  Attributes,  welche  zugleich  einen 
Unterschied  der  Betonung  mit  sich  führt;  ein  Umstand,  der  theils  die 
Stellung  gewisser  Attribute  bedingt,  theils  mit  dem  Wechsel  der  Stellung 
zugleich  Begriffsunterschiede  andeutet. 

a)    Das   attributive   Adjektiv. 

1.    Das  determinative  Adjektiv  geht  im  Allgemeinen  seinem  Substantiv- 
begriffe  voran,  da  es  den  Substantivbegriti"  nicht  qualitativ  bestimmt  und 
deshalb  in  der  Regel  keine  erhöhte  Betonung  fordert. 
«.  Sowohl  der  bestimmte  wie  der  unbestimmte  Artikel  steht  nicht 
nur  vor  seinem  Substantivbegrilfe,   sondern  auch  vor  anderen  attribu- 
tiven Bestimmungen  desselben;    den    letzteren    können   indessen   noch 
bestimmende  Adverbien   vorangehen,   namentlich  Gradbestimmungen 
wie  si,    tres,  fort,   bien,  trop,  plus,  tout  u.  a.:    La  guerre  est 
le  tribunal  des  rois  (Rivarol).    Une  belle  figure  n'est  point  un  avan- 
tage  indifferent  pour  les  souverains  (Dcpaty).    Allez,  langues  maudites 
et  des  plus   mal    apprises    (Moliere).     Avec  un  tout  autre  caractere 


§  261.     Stellung  der  attiib.  Satzbest.     Adjektiv.  601 

(Mignet).    Selbst  parenthetische  Einschiebungen  kommen  vor,  wie  in: 
un  je  ne  sais  quel  homme  (Acad.). 

Selten  werden  die  Artikel  zwischen  determinative  Attribute  und 
den  Suhstautivbegriff  eingeschoben,  wie  nach  tout:  Le  plus  precieux' 
de  tous  les  dons  (Fenelon).  Colomb  seul  de  tout  un  monde 
(Chateaübk.).  Dahin  gehört  auch:  tous  les  deux,  tous  les  trois  etc. 
Auch  nach  anderen  erstarrten  Attributen  steht  der  bestimmte  Artikel, 
wie  in:    feu  la  reine  u.  dgl.,  s.  S.  134. 

Der  bestimmte  Artikel  insbesondere  findet  sich  vor  appositiven 
Attributen,  wie  Frederic  le  Sage  u.dgl.,  s.  S.  516.  518,  welche  früher 
auch  nach  anderen  als  fürstlichen  Personennamen  vorkamen.  Vgl. 
noch:  Etes-vous  d'Athenes  la  graude  (La  Fontaine). 
ß.  Das  Zahlwort  steht  ebenfalls  meist  vor  seinem  Substantivbegriffe  und 
dessen  Bestimmungen,  während  ihm  jedoch  der  Artikel,  das  hinwei- 
sende und  possessive  Fürwort  vorangehen  können:  Dix  tribus  ont  fui 
la  cite  sainte  (Fontanes).  Philippe  mourut  dans  sa  soixantieme 
annee  (Anqdetil).  Un  double  rang  de  colonnes.  Des  souliers  k 
triple  semelle  (Acad.). 

aa)  Kardinalzahlen,  welche  statt  der  Ordnungszahlen  ver- 
wendet werden,  stehen,  mit  Ausnahme  der  vor  Monatstagen  und 
Tagesstunden  vorkommenden,  nach  dem  Substantiv:  Gregoire 
Sept:  chapitre  deux;  pagecinq;  articledix;  Tan  mil  huit  cent 
treize  etc. 
bb)  Ordnungszahlen  stehen  ebenfalls  ihrem  Hauptworte  nach, 
wenn  sie  zur  Unterscheidung  gleichnamiger  Personen  und  bezifferter 
Gegenstände  dienen:  Sixte-Quint;  Charles  Second;  chapitre 
Premier;  le  chapitre  second  (Acad.),  neben:  Sept  lerne  edition 
(Acad.).  Troisieme  bataillon  (Merimee).  Histoire  de  la  pre- 
miere  croisade  (Michald).  Le  second  livre;  il  löge  au  deuxieme 
etage  (Acad.).  Andere  nachgestellte  Ordinalzahlen  werden  viel- 
mehr zu  qualitativen  Attributen:  la  cause  premiere  (Endursache), 
la  matiere  premiere  (Urmaterie),  matieres  premieres  (Rohstoffe), 
nomhres  premiers  (Primzahlen),  eau  seconde  (verdünntes 
Scheidewasser),  en  main  tierce,  fievre  tierce  u.  s.  w.  Dernier, 
welches  als  Zahlwort  dem  premier  gegenüber  zu  fassen  ist,  heisst 
nachstehend  ,!etztverffossen'' :  dimanche  dernier,  l'ete  dernier; 
doch  le  jugement  dernier,  das  jüngste  Gericht. 

Appositiv  steht  die  Ordnungszahl  ihrem  Beziehungsworte 
nach:  II  se  jeta  dans  l'eau,  la  tete  la  iiremiere.  II  est  venu  lui 
cinquieme  (Acad.). 

Wenn  eine  Kardinalzahl  neben  einer  Ordnungszahl 
eintritt,  so  steht  die  erstere  meistentheils  voran:  Les  citoyens  des 
trois  premieres  classes  (Le  Bas). 
cc)  Multiplikativzahlen  auf  -uple  und  andere  in  übertragener 
Bedeutung  folgen  ihrem  Subst:intiv:  une  valeur  septuble;  une 
somme  decuple;  seize  est  a  huit  en  raison  double  (Acad.); 
un  homme  double  u.  dgl. 
y.  Das  attributive   Fürwort. 

aa)  Das    zueignende    Fürwort    verhält    sich  ganz   wie  der  Artikel: 
mon  livre;   ton  fröre;    ma    principale   atfaire;    un   de  nos  plus 


602     Dritt,  Thl.   Syntax.   Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstelluiig.    I.  Wortstellung. 

grands    rois    (Acad.).     On   perd    tous    ses    amis    en  perdant  tout 
son  bien  (Destouches). 

Die  selten  noch  attributiv  vor  ein  Substantiv  tretenden 
mien,  tien,  sien  dulden  den  Artikel  vor  sich:  Un  mien  cousin 
(La  Fontaine),  D'un  mien  pre  (Racine).  Un  mien  valet  (Vol- 
taire), Un  sien  portrait  (Id.);  vgl.  S.  153.  499, 
bb)  Das  hinweisende  Fürwort  ce,  cet,  cette  verhält  sich  wie 
der  Artikel:  Cet  encens,  ces  honneurs,  que  le  vulgaire  admire 
(Soclie),  Diese  Stellung  ist  dem  gewöhnlicheren  Gebrauche  des 
Demonstrativpronomens  im  Lateinischen  entsprechend, 
cc)  Das  attributive  fragende  Fürwort  tritt  ebenfalls,  gleich  dem 
Artikel,  an  die  Spitze  des  attributiven  Satzverhältnisses:  Quelle 
heure  est-il?  En  quel  etat  sont  les  choses?  (Acad.),  wie  im 
Lateinischen:  Quali  fide  .  .  existimatis  eos  esse  .  .?  (Cic, 
Font.  10)  Qua  facie  est  homo?  (Plaut.,  Irin.  4,  2,  58) 
dd)  Das  bezügliche  Fürwort  muss,  wo  es  überhaupt  mit  einem 
Substantiv  zusammensteht,  an  der  ersten  Stelle  stehen;  dies  findet 
nur  mit  lequel  statt:  Une  chanson  .  ,  dans  laquelle  chanson 
Sera  son  nom,  lequel  nom  riuiera  avec  le  vers  suivant  (Jamn), 
ee)  Unter  den  unbestimmten  Fürwörtern  stehen  maint,  quel- 
que,  chaque,  nul  und  plusieurs  stets  wie  der  Artikel,  ohne 
eine  attributive  Bestimmung  vor  sich  zu  dulden;  quelconque 
dagegen  fol<;t  immer  seinem  Hauptworte,  Nul  nimmt  als  quali- 
tative Bestimmung  ebenfalls  seine  Stelle  nach  dem  Substantiv 
ein:  un  homme  nul;  auch  maint  stand  im  Altfranzösischen  bis- 
weilen nach  seinem  Substantiv.  Ditferent  und  divers  schliessen 
sich  in  ihrem  beschränkten  Gebrauche  (s.  oben  S.  166)  den  er- 
wähnten Fürwörtern  au,  als  qualitative  Bestimmungen  können  sie, 
wie  jedes  andere  Eigenschaftswort,  vor  und  nach  dem  Substantiv 
erscheinen. 

Die  übrigen  Fürwörter  dieser  Klasse  unterscheiden  sich  von 
jenen  theils  dadurch,  dass  sie  attributiven  Bestimmungen  den 
Vortritt  lassen,  theils  durch  die  Veränderlichkeit  ihrer  Stellung. 

Certain  und  tel  lassen  dem  unbestimmten  Artikel  den  Vor- 
tritt; meme  deu  Artikeln  und  dem  hinweisenden  Fürworte;  autre 
allen  determinativen  Bestimmungen;  aucun,  wie  das  dem  Sub- 
stantiv vorangehende  tout,  dulden  keine  Bestimmung  vor  sich. 

Certain  steht  als  unbestimmtes  Fürwort  vor  seinem  Sub- 
stantiv, wie  im  Lateinischen  gewöhnlich  dus  entsprechende  certus: 
Cupiditates  certorum  hominum  (Cic,  ilarc.  6). 

Tel  folgt  seinem  Substantiv  mit  und  ohne  Artikel,  w^eun  ein 
verschwiegener  Eigenname  dadurch  vertreten  wird:  Les 
vers  de  messieurs  tels  (Moliiire).  Jlonsieur  un  tel,  madame 
une  teile  (Acad.);  ebenso,  wenn  es  das  Korrelat  eines  voll- 
ständigen oder  unvollständigen  Modalsatzes  (nicht  eines  Konsekutiv- 
satzes) ist,  wobei  ihm  auch  andere  attributive  Bestimmungen  vor- 
angehen können:  Un  homme  tel  que  lui;  dans  une  affaire  teile 
que  celle-ci;  les  ouvrages  destines  au  theätre,  tels  que  les  comedies 
(Acad.),   obgleich    tel    auch    an    die  Spitze    treten    und    den    ab- 


i 


§  261.     Stellung  der  attrib.  Satzbest.     Adjektiv.  603 

gekürzten  Modalsatz  zwischen    sich  und  seiuem  Substantiv  haben 
kann;  s.  S.  569. 

Meme  geht  in  der  Bedeutung  klein  seinem  Hauptworte 
voran,  folgt  ihm  aber  in  der  Bedeutung  ipse;  vgl.  k  la  meme 
heure  und  ä  l'heure  meme;    cette    femme  est    la  franchise  meme 

(ACAD.). 

Autre  kann  auch  seinem  Hauptworte  folgen,  wenn  ihm  ein 
modaler  Nebensatz  beigegeben  wird:  Par  des  circonstances  autres 
encore  que  des  soins  de  forme  et  d'arrangement  (Sainte-Bedve). 
Auch  dem  persönlichen  Fürworte  steht  es  appositiv  nach: 
nous  autres,  vous  autres  (Acad.). 

Aucun,  gewöhnlich  seinem  Substantivbegriffe  vorangehend, 
kann  ihm  auch  folgen:  Allous,  Sans  crainte  aucune  (Moliere), 
Ne  lui  ferez-vous  gräce  aucune?  (Boileau)  Sans  responsabilite 
aucune  (Thiers). 

Tout  geht  regelmässig  dem  Substantiv  begriffe  und  allen  seinen 
attributiven  Bestimmungen  voran,  wie  schon  das  lateinische  totus 
gern  vorantritt:  Universa  re  et  tota  sententia  (Cic,  Fin.  4,  1). 
Totis  horis  (Plaut.,  Mil.  2,  2,  57).  Totus  equitatus  (Hirt., 
B.  Alex.  5);  doch  auch  Sex  .  .  totos  .  .  hos  menses  (Ter.,  Eun. 
2,  2,  46).  Zuweilen  ist  es  mit  Nachdruck  nachgestellt: 
Somme  toute,  c'est  un  pauvre  homme  (Acad.);  öfter  im  Alt- 
französischen. Auch  tritt  es  dem  persönlichen  Fürworte 
nach:  Aucune  de  nous  toutes  (B.  de  St-Pierre). 

Wenn    die    Bestimmungen    der    Ganzheit    oder    Allheit    nach 
einem  Nennworte  oder  Fürworte    hervorgehoben   werden  sollen,    so 
treten    sie    mit    dem    Prädikate    zusammen    und    nehmen    theils 
einen  appositiven  Charakter  an,   theils   erscheinen  sie  geradezu  als 
ein  Bestandtheil  des  Prädikates:    La   liberte   de    l'Inde    est    toute 
entre  vos  mains  (Racine).     Sa  face  etait  de  pleurs  toute  baignee 
(La  FoiNTArME).     Nous  serons   tous  heureux    (Voltaire);    wie    oft 
im  Lateinischen:  Fratris  igitur  Thais  tota  est  (Tkr.,  Eun.  5,  9,  10). 
Octavius  mihi  totus  deditus  (Cic,  Att.  14,  11).     Uebrigens  s.  S.  169. 
Dem  Eigen  Schaftsworte    im   engeren  Sinne,    welches  den  Substantiv- 
begriff fjualitativ  bestimmt,   weist    die  französische  Sprache  zwar  nicht 
mit  Entschiedenheit  seine  Stelle  vor  oder  nach  dem  Substantivbegriffe  an, 
doch    herrscht    im  Allgemeinen    die  Neigung,    es    dem  Substantiv    nach- 
zusetzen,   wie    auch    im  Lateinischen   diese  Stellung  als   die   natürlichste 
erschien,    obwohl    hier    die   Rücksicht   auf  Wohllaut    und    die    durch    die 
Flexionsformen  erhaltene  Klarheit  der  Beziehung  des  Adjektiv  eine  grosse 
Freiheit  der  Stellung  gestattete. 

Im  Französischen  werden  mehrfache  Gesichtspunkte  für  die  Stellung 
des  Adjektiv  massgehend,  welche  einander  zum  Theil  Abbruch  thun  und 
einer  subjektiven  Auffassung  der  Beziehung  Raum  lassen,  woneben 
gewohnheitsmässig  festgesetzte  Stellungen  erscheinen,  von  denen  eine 
Abweichung  kaum  gestattet  wird. 

«.  Im  Allgemeinen  sind  hier  die  folgenden  Rücksichten  leitend, 
aa)  Der  wesentlichste  Gesichtspunkt    ist    die  Art  der   Bestimmung 
des    Substantiv begriffes.      Entweder    erscheint    das    Adjektiv     als 


604    t)ritt.  Tbl.     Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.     I.  Wortstellung. 

Ausdruck  einer  dem  Substantivbegriffe  inwohnenden,  in  seiner 
Natur  begründeten  oder  an  ihm  vorausgesetzten  und  ihm  einver- 
leibten Eigenschaft;  alsdann  geht  ihm  das  Adjektiv  voran,  und  in 
dem  zu  einem  Tonganzen  vereinten  Satzgliede  fällt  der  Hauptton 
auf  dys  Substantiv;  oder  das  Adjektiv  wird  als  Bezeichnung  eines 
unterscheidenden  Merkmals  und  als  der  bedeutsamere  Theil 
des  Satzgliedes  aufgefasst  und  nimmt  die  Stelle  nach  dem  Sub- 
stantiv ein,  womit  es  der  Träger  des  Haupttones  wird;  vgl,  Nul 
ne  sait  mieux  combien  vaut  la  vertu  Que  l'homme  criminel 
quand  il  s'est  reconnu  (Gilbert).  Je  me  flattais,  esperance 
frivole,  De  ramener  Zaire  etc.  (Voltaire).  Ce  ministere  dit  au 
Jury:  „Je  crois  cet  ecrit  coupable  et  dangereux  ,  ."  Cet  auteur 
croit,  de  son  cote,  avoir  fait  une  ceuvre  utile  ou  du  moins 
innocente  (Prevost-Paradol).  Un  caractere  franc  (Acad.).  — 
Chassez  la  calomnie:  Ses  criminels  attentats  Des  plus  paisibles 
etats  Troublent  l'heureuse  harmonie  (Racise).  Pour  contenter 
ses  frivoles  desirs  L'homme  insense  vainement  se  consume 
(Racine).  Mais  [moi]  qu'une  humeur  trop  libre,  uu  esprit  peu 
soumis  De  bonne  heure  a  pourvu  d'utiles  ennemis  (Boilead). 
Un  franc  Ganlois  (Acad.). 
bb)  Der  Umfang  des  Hauptwortes  und  des  Eigenschaftswortes  ist  für 
die  Stellung  derselben  von  einiger  Bedeutuno-;  namentlich  tritt  das 
einsilbige  Wort  dem  volltönenderen  gern  voran,  wenn  sonst  nicht 
die  Auffassung  des  ganzen  Satzgliedes  dadurch  gefährdet  wird. 

cc)  Wenn  ein  Eigenschaftswort  durch  Uebertragung  aus  einer  Be- 
griffssphäre in  eine  andere  übergeht,  so  nimmt  es  gewöhnlich, 
wenn  auch  nicht  nothwendig,  die  Stelle  ein,  welche  ihm  in  der 
Regel  nicht  eingeräumt  wird:  Une  barbe  noire;  une  noire 
trahison.     Un  liou  furieiix;  uu  furieux  menteur. 

ß.  Im  Einzelnen    sind    aber  bei   diesen  allgemeinen  Regeln  der  Begriff 
und  die  Form  der  Eigenschaftswörter  mit  ins  Auge  zu  fassen. 

aa)   Nach  dem   Substantiv  stehen  in  der  Regel: 

««.  Eigenschaftswörter,  welche  die  physische  Beschaffenheit  be- 
zeichnen, wohin  nicht  bloss  die  sinnlich  wahrnehmbaren 
Eigenschaften,  sondern  auch  die  räumlichen  und  zeitlichen 
Beziehungen,  daher  auch  Abstammung  und  äussere  Zustände, 
sowie  überhaupt  alle  nicht  ethischen  Eigenschaften  der  Personen 
und  Gegenstände  gehören:  une  couleur  jaune;  les  medicaments 
amers;  des  fruits  savoureux;  un  bouillon  chaud;  un  ter- 
rain  sec;  un  ete  humide;  une  figure  ronde:  une  forme 
ovale;  un  lit  dur;  un  chemin  raboteux;  deux  lignes  paral- 
leles; des  regions  lointai  nes;  des  agneaux  tardifs;  un  enfant 
aveugle;  une  femme  boiteuse:  Feglise  grecque;  le  general 
persan  etc. 

Ausgenommen  sind  manche  meist  einsilbige  Adjektive, 
wie  grand,  gros,  petit,  vaste,  haut,  long,  jeune,vieux, 
beau  u.  a..  weiche  meist  dem  Substantiv  vorangehen.  Auch 
manche  bildlich  gebrauchte  treten  vor  das  Hauptwort:  le  vif 


§  261.     Stelluncr  der  attrib.  Satzbest.     Adjektiv.  605 

eclat  des  coulenrs;  une  mure  deliberation;  d'ameres  in- 
fortunes;  une  molle  oisivete  u.  dgl.,  un  chemin  etroit;  une 
etroite  alliance.  Doch  fehlt  es  nicht  an  Abweichungen-,  man 
sagt  z.  B.  un  savoir  profond  und  un  profond  savoir;  un 
repas  leger  und  un  leger  repas;  une  educatioa  molle  und 
une  molle  induigence  u.  v.  a. 

Bisweilen  knüpft  sich  an  die  Stellung  ein  Begriffsunter- 
schied, wie  in:  le  grand  air  (vornehme  Manieren)  und  l'air 
grand  (edle  Physiognomie);  une  grosse  femme  (beleibte  Frau) 
und  une  femme  grosse  (schwangere  Frau);  un  nouvel  habit 
(ein  anderes  Kleid)  und  un  habit  nouveau  (modisches  Kleid); 
le  nouveau  vin  (der  angestochene,  frische  Wein)  und  le  vin 
nouveau  (der  diesjährige  Wein). 

Die  Poesie  entbindet  sich  öfter  in  der  freieren  altfranzö- 
sischen Weise  von  der  üblichen  Wortstellung:  Monsieur  aux 
blonds  cheveux  (Moltere).  Le  bleu  manteau  des  rois 
(V.  HcGo).     La  grecque  beaute  (Helene)  (La  Fontaine). 

ßß.  Die  Participien  des  Aktiv  und  Passiv:  ün  mensonge  ef- 
frayant  (Dccis).  Ses  mains  chancelantes  (Legoove).  La 
brebis  perdue  (Bossuet).     Un  asile  assure  (Dccis). 

Ausnahmen  machen  nach  den  aufgestellten  allgemeinen 
Grundsätzen  häufiger  die  Participien  des  Aktiv  als  die  des 
Passiv,  namentlich  diejenigen,  welche  ganz  adjektivirt  erscheinen: 
Saisis  d'une  degoütante  frayeur  (L.-P.  Segdr).  Tant  de 
brillantes  creations  (Volney).  Ce  vivant  poeme  (Delille). 
Un  assure  menteur;  une  feinte  reconciliation  (Acad.);  so 
namentlich  pretendu  (vorgeblich):  Ce  pretendu  gentilhomme; 
un  pretendu  droit  (Acad.).  Vgl.  auch  das  formelhafte  dit 
(besagt)  in  ledit  tel;  ladite  maison;  audit  lieu;  mondit 
seigneur,  so n dit  proces-verbal  u.  a.  (Acad.). 

yy.  Eigenschaftswörter  und  Participien,  welche  durch  die  Verbindung 
mit  anderen,  von  ihnen  abhängigen  Satzgliedern  zu  einem 
umfangreichen  Ganzen  verwachsen:  Pour  embellir  les 
champs  simples  dans  leurs  attraits  (Delille).  Fuyez, 
volez,  instants  fatals  ä  mes  desirs  (St-Lambert).  On  avait 
fait  des  plans  fort  beaux  sur  le  papier  (Andriedx).  Un 
homme  grand  dans  ses  projets  (Boiste). 

Jcf.  Wird  das  Eigenschaftswort  durch  vorangehende  einsilbige 
Adverbien  der  Gradbestimmung,  wie  si,  bien,  fort,  plus 
u.  dgl.,  auch  aussi,  bestimmt,  so  ändern  diese  die  Stellung 
des  Adjektiv  nicht;  umfangreichere  Adverbien  des  Grades,  sowie 
andere  Adverbien  überhaupt  fordern  meist  die  Stellung  desselben 
nach  dem  Hauptworte:  D'une  fiUe  assez  jeune  et  passable- 
ment  belle  (Moliere).  Un  temps  assez  long  (V.  Hcoo).  — 
Un  ecrivain  celebre  alors  et  respectable  en  tout  temps 
(Villemain). 

bb)  Vor  oder  nach  dem  Substantivbegriffe  stehen  die  Eigenschafts- 
wörter, welche  ethische  Eigenschaften  bezeichnen,  nach  den  oben 
aufgestellten  allgemeinen  Regeln.     Hier  herrscht   die  grösste  Frei- 


606      Dritt.  Tbl.    Syntax.    Dritt.  Ahschn.    Wort-  u.  Satzstellung^.    I.  Wortstellung. 

heit,    bei    welcher    die   subjektive  Auffassung  und  die  Gesetze  des 
Wohllauts  sich  geltend  machen  können. 

Ausnahmen  machen  wenige  Adjektive,  welche  fast  nur  vor 
dem  Hauptworte  angetroffen  werden,  wie  bon,  meilleur,  mau- 
Tais,  pire,  eher,  sot,  fou  (fol),  digne  u.  a.  —  Auch  finden 
sich  üebertragungen  aus  einer  ethischen  Sphäre  in  die  andere, 
■wobei  in  der  Regel  die  ursprüngliche  Bedeutung  dem  nach- 
gestellten, die  übertragene  dem  voranstehenden  Adjektiv  zu- 
kommt: un  homme  brave  (ein  tapferer  Mann),  un  brave  homme 
(ein  wackerer  Mann);  une  femnie  cruelle  (eine  grausame  Frau), 
une  cruelle  femme  (ein  unerträgliches  Weib);  une  homme  galant 
(ein  gefallsüchtiger  Mann),  un  galant  homme  (ein  feiner,  wackerer 
Mann);  un  homme  honnete  (ein  feiner  Mann),  un  honnete 
homme  (ein  rechtschaffener  Mann);  un  homme,  un  auteur  p  au  vre 
(ein  armer  Mann,  Schriftsteller),  nn  p  au  vre  homme,  auteur  (ein 
armseliger  Mensch,  Schriftsteller);  un  conte  plaisant  (eine  lustige 
Erzählung),  un  plaisant  conte  (eine  erlogene  Geschichte)  u.  v.  a., 
wobei  indessen  oft  der  Zusammenhang  die  Deutung  an  die  Hand 
geben  muss. 
y.  Wenn  mehrere  Eigenschaftswörter  denselben  Substantivbegriff 
bestimmen,  so  stehen  sie  entweder  im  Verhältnisse  der  Beiordnung 
oder  der  Einordnung. 

aa)  Beigeordnete    Adjektive    stehen    syndetisch   oder    asyudetisch 
angereiht: 

««.  entweder  sämmtlich  vor  dem  Substantiv:  Ses  longues  et 
1  arges  mains  (Lamabttne).  Plein  de  mon  ancienne  et 
aveugle  confiance  (J.-J.  Rousseau).  Un  long  et  lache  malaise 
(Sainte-Beüve).  Cette  etonnante,  veridique,  sublime 
histoire  (Florian).  Lat.  Qui  perniciosa  et  injusta  populis 
jussa  descripserunt  (Cic,  Leg.  2,  5). 
ßß.  oder  sie  folgen  sämmtlich  dem  Substantiv:  Ce  front  päle  et 
sauglant  (Chenier).  Un  cceur  droit  et  loyal  (Ponsard). 
Ses  cheveux  bruns,  longs,  entremeles  de  pailie  et  de 
poussiere  (Lamartine).  Cette  sensibilite  reveuse,  irritable 
et  passionnee  (Nodier),  So  folgen  auch  verbundene  Adjektive, 
welche  einzeln  voranzustehen  pflegen:  L'ami  d'une  femme 
je  une  et  jolie  (Ddmas).  Lat.  Vir  ex  doctrina  nobilis  et 
"clarus  (Cic,  Rab.  Post.  9). 
yy.  Durch  das  dazwischentretende  Hauptwort  getrennt  kommen  in 
der  Regel  nur  Adjektive  ohne  Bindewort  vor,  wobei  jedoch  das 
nachfolgende  oft  den  Anschein  einer  Apposition  erhält:  Une 
etroite  chaumiere,  antique  et  delabree,  D'un  pauvre  tisse- 
rand  etait  l'humble  reduit  (Florian).  Durch  eine  Konjunktion 
ein  nachfolgendes  Adjektiv  anzuknüpfen,  liebt  das  Neufranzö- 
sische nicht;  im  Altfranzösischen  ist  dies  sehr  gebräuchlich: 
Quelque  autre  vilaine  chose  et  deshonneste  (Joisville), 
wie  im  Lateinischen:  Quam  fideli  animo  et  benigne  in 
illum  fui  (Ter.,  Hec.  3,  5,  21). 
bb)  Bei  den  im  Verhältnisse  der  Einordnun  g  stehenden  Eigenschafts- 
wörtern wird: 


§261.    Stellung  der  attrib.  Satzbest.     Adverb;  Infinitiv;  Substantiv.       607 

K«.  entweder  das  den  Substantivbegriff  mit  seiner  attributiven  Be- 
stimmung umfassende  Adjektiv  vor  das  Substantiv  gestellt, 
wenn  dies  die  allgemeinen  Gesetze  der  Wortstellung  gestatten, 
und  das  eingeordnete  Adjektiv  nach  dem  Substantiv;  auf 
beiden  Seiten  können  auch  mehrere  Adjektive  beigeordnet  sein : 
De  petits  monstres  fort  hideux  (La  Fontaine).  De  quel- 
ques grandes  ameliorations  legislatives,  politiques  et 
sociales  (Lamartine).  II  etait  vetii  d'une  longue  et  large 
robe  rouge  (De  Vigny).  Höchst  selten  kann  bei  dieser  Stellung 
das  Verhältniss  umgekehrt  werden  wie  in:  Une  jeune  fille 
tiniide  (Mme  Cottin).  Im  Lateinischen  ist  das  Yerhältniss 
unentschieden;  beide  kommen  vor,  doch  gewöhnlich  das  im 
Französischen  ungewöhnliche:  Utrum  bono  viro  pauperi  an 
minus  probato  diviti  (Cic,  Off.  2,  20).  Alienum  aes 
grande  (Sall.,  Cat.  14). 

ßß.  oder  das  umfassende  und  das  eingeordnete  Eigenschafts- 
wort gehen  dem  Substantiv  voran,  so  dass  das  umfassende 
wiederum  an  die  Spitze  tritt:  Sous  un  pauvre  petit  toit 
(Saiste-Beuvk).  Diese  im  Französischen  seltene  Stellung  ist 
im  Lateinischen  dagegen  gewöhnlich:  Nota  mala  res  optima 
est  (Plaut.,  Trin.  1,  2,  25).  Cervicibus  Carthaginiensium 
praepotentem  finitimum  regem  imposuerunt  (Liv.  42,50). 
In  Le  pauvre  petit  cheval  noir  ist  das  Verhältniss  noch 
komplicirter. 

yy.  oder  das  umfassende  und  das  eingeordnete  Adjektiv  stehen 
nach  dem  Substantiv,  wobei  das  umfassende  an  das  Ende 
tritt:  La juridiction  criminelle  anglaise  (Prevost-Paradol). 
Des  arbres  etrangers  utiles  (Cuvier).  Son  front  .  .  couronne 
de  cheveux  blancs  fort  longs  (De  Vigny).  Lat.  Naves  lon- 
gas  triginta  veteres  (Liv.  27,  22).  Columna  aurea  solida 
(24,  3);  doch  auch:  Bellum  acerbissimum  civil e  (Oic, 
Phil.  5,  15),  mit  Umkehrung  des  Verhältnisses. 

b)  Das  attributive  Adverb,  wenn  es  unmittelbar  oder  unter  Vermitte- 
lung  von  Präpositionen  zum  Substantiv  tritt,  folgt  demselben:  Au  temps 
jadis  (La  Fontaine).  Dans  la  baie  vis-ä-vis  (B.  de  St-Pierre).  La 
page  ci-contre  (äcad.).  Un  passe  dejk  loin  de  lui  (Villemain).  La 
porte  de  derriere  (La  Fontaine).     Le  seigneur  de  ceans  (Dcmas). 

Die  Voranstellung,  welche  im  Lateinischen  regelmässig  ist:  Populus 
late  rex  (Viro.,  Aen.  1,  21),  findet  sich  selten  im  Französischen,  wie 
in:    Les  ci-devant  recoUets  (Acad.). 

c)  Der  attributive  Infinitiv  steht  ebenfalls  in  der  Regel  seinem  Sub- 
stantiv nach:  L'occasion  de  se  venger  (L.-P.  Segdr).  Pour  trouver  des 
terres  k  cultiver  (Mignet).  Ces  distinctions  ä  faire  (Id.).  Die  Poesie 
kehrt  den  Infinitiv  mit  de,  wie  den  Genitiv,  bisweilen  um. 

d)  Das  attributive  Substantiv  (auch  das  substantivische  Fürwort)  folgt 
in  der  gemeinen  Wortstellung  dem  dadurch  bestimmten  Substautivbegriffe, 
wobei  es  gleichgültig  ist,  ob  dasselbe  durch  eine  Kasuspräposition  oder 
durch  eine  andere  Präposition  mit  seinem  Beziehungsworte  verknüpft 
ist:    Les  gens  d'esprit;    un  marchand   de    vin;   un    pot    de   giroflee; 


608     Dritt.  Thl.     Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.    I.  Wortstellung. 

douze  niille  livres  de  rente;  Thirondelle  de  fenetre;  la  place  de  Can- 
die:  la  culture  des  jardins;  le  cLemin  du  tombeau;  les  fleurs  ä 
etamine;  les  fruits  ä  noyau;  des  machines  a  vapeur;  une  exception 
ä  la  regle;  —  La  vigne  en  fleurs  (J.-J.  Rousseau).  Des  officiers  en 
activite  de  Service  (Bouilly).  Les  homines  sans  passions  (Con- 
dorcet).  ün  grand  succes  sur  la  scene  (Mme  de  Stael).  Son  identite 
avec  mon  antagoniste  (V.  Hugo),  Sa  presence  dans  le  bosquet 
du  pavillon  (Id.).     II  n'a  pas  de  goüt  pour  la  musique  (Acad.)  etc. 

1.  Dies  ist  die  in  der  Prosa  allgemein  übliche  Stellung  des  attributiven  Sub- 
stantiv; doch  kommt  die  Inversion  dieser  Bestimmung  theiis  und  vorzugs- 
weise in  der  Poesie,  theiis  in  einem  engeren  Kreise  auch  in  der  Prosa  vor. 
Diese  Inversion  trifft  zwar  auch  die  mit  Präpositionen  angeknüpften  Glieder, 
wie  in:  Pour  mon  pere  tantot  votre  haine  inflexible  A  penetre  mon 
cceur  du  coup  le  plus  sensible  (Dccis);  doch  findet  sich  am  Häufigsten  die 
Inversion  des  Genitiv. 

Die  Inversion  des  Genitiv  ist  jedoch  nicht  gleichmässig  bei  allen  Arten 
desselben  gebräuchlich.  Selten  findet  man,  selbst  in  der  Poesie,  den  qua- 
litativen Genitiv  oder  den  des  Stoffes  oder  den  appositiven  Genitiv 
invertirt. 

ß.  In  der  Poesie  wird  dagegen  besonders  ein  kausaler,  ein  posses- 
siver, sowie  ein  partitiver  Genitiv  invertirt;  dabei  tritt  entweder  der 
Genitiv  seinem  Beziehungsworte  unmittelbar  voran,  oder  der  Thätigkeits- 
begriff,  sowie  auch  andere  Satzglieder,  stehen  zwischen  beiden:  Des 
vengeances  des  iois  l'executeur  farouche  (Cheinier).  Des  elements 
rivaux  les  lüttes  intestines  (Lam.\rtine),  Non,  non,  de  mes  amis  aueuu 
n'eüt  fait  cela  (Delavigne).  —  Son  oreilie  de  l'ombre  ecoute  le  siience 
(Legoüve).  Des  accents  inconnus  .  .  Du  rivage  charme  frapperent  les 
echos  (Lamartine).  Pendant  que  du  dieu  d'Athalie  Chacun  court 
encenser  Taut  ei  (Racine). 
ß.  In  der  Prosa  findet  man  vorzugsweise  den  partitiven  Genitiv  um- 
gestellt, und  auch  hier  ist  die  Auseinanderrückung  des  Genitiv  und  seines 
Beziehungswortes  sehr  gebräuchlich,  besonders  wenn  ein  Fürwort,  ein 
Zahlwort  oder  ein  Superlativ  das  Beziehungswort  ist:  De  toutes 
les  passions  que  les  hommes  opposent  ä  la  verite,  la  Jalousie  est  la 
plus  dangereuse  (Massillon).  Vgl.  lat.  Omnium  rerum  ex  quibus 
aliquid  anquiritur,  nihil  est  agricultura  melius  (Cic,  Off.  1,  42).  Gal- 
lorum  omnium  fortissimi  sunt  Belgae  (Caes.,  B.  G.  1,  1). 

2.  Eine  Auseinanderrückung  des  Beziehungswortes  und  seines  Genitiv 
findet  auch  bei  der  gemeinen  Wortstellung  in  der  Poesie  wie  in  der  Prosa 
beim  partitiven  Genitiv  statt:  Mais  eile  a  tant  verse  de  pleurs,  tant 
pousse  de  soupirs  (Moliere).  —  Si  vous  saviez  combien  le  calme  donne 
de  superiorite  sur  les  hommes  (De  Vigny).  Moins  l'homme  a  de 
lumieres,  plus  il  a  de  volontes  (Lamartine).  Lat.  Justitia  n i h i  1  expetit 
praemii  (Cic,  L^g.  1,  18).  Diese  Stellung  ist  im  Altfranzösischen  wie  im 
Lateinischen  auch  bei  anderen  Genitiven  vielfach  anzutreffen. 

3.  Wenn  zwei  attributive  Substantive  auf  einen  Substantivbegriff  in  der 
Weise  bezogen  sind,  dass  ein  Verhältniss  der  Einordnung  entsteht,  so  wird 
das  umfassende  Attribut  (oder  das  dem  Beziehungsworte  nebst  einem 
Attribute  zur  Bestimmung   dienende)    dem  anderen  nachgestellt;    doch   fällt 


^261.   Stellung  der  attrib.  Satzbest.    Adverb;  Infinitiv;  Substantiv:  Apposition.    609 

allerdings  oft  die  Betrachtungsweise  des  einen  und  des  anderen  Attributes 
subjektiver  Willkür  anheiiu:  Deux  pendants  d'oreille  en  or  (Foüinet).  La 
snccession  des  femmes  ä  la  couronne  d'Espagne  (Laboclate).  Der 
Genitiv  geht  dabei  gern  einer  anderweitigen  Bestimmung  voran;  doch  auch 
umgekehrt:  Lavenement  au  trone  de  Philippe  le  Long  (Laboülaye), 
La  reuniou  ä  la  France  du  duche  d'Oldenbourg  (Villemais).  Apres 
cette  mise  en  Suspension  publique  du  raisonnement  et  de  la 
pensee  (Id.).  L'acceptation  Sans  replique  et  sans  delai  du  drapeau 
rouge  (Lamartine). 

4.  Wenn  ein  adjektivisches  und  ein  substantivisches  Attribut  dem- 
selben Beziehungsworte  syndetisch  angereiht  sind,  so  stehen  beide  in  der 
Regel  nach  demselben,  und  das  Adjektiv  nimmt  die  erste  Stelle  ein:  Son 
bras  vigoureux  et  d'une  adresse  redoutable  (Bouilly).  ün  cas  tout- 
ä-fait  determine  et  d'exception  (Sainte-Beuve).  Des  gens  armes  et  ä 
cheval  (De  Vignt). 

5.  Wenn  bei  einem  adjektivischen  und  einem  substantivischen  Attribute 
das  Verhäitniss  der  Einordnung  stattfindet,  wobei  die  Auffassung  des 
einen  oder  des  anderen  als  des  umfassenden  oft  gleichgültig  ist, 

a.  so  kann  das  Adjektiv  dem  Beziehungsworte  vorangehen  und  das 
Substantiv  ihm  folgen:  üne  legere  hesitation  d'etonnement 
(Lamaetinb).  Les  differentes  formes  de  gouvernement  (Chatealbb.). 
Jeunes  gens  ä  la  mode  (Bodilly).  Lat.  Maximum  remedium  irae 
dilatio  est  (Sen.,  Ira  3,  12). 

ß.  oder  beide  stehen  dem  Beziehungsworte  nach  und  das  Adjektiv  zuletzt: 
Entre  les  membres  du  gouvernement  presents  (Lamartine),  üne 
nourriture  d'esprit  croissante  (Sainte-Beuve).  Lat.  Stirpem  fratris 
virilem  (Liv.  1,  3). 

y.  oder  unter  beiden  nachgestellten  nimmt  das  Substantiv  die 
letzte  Stelle  ein:  Le  cceur  etouffait  les  objections  timides  de  l'es- 
prit  (Lamartine).  La  place  importante  de  Dunkerque  (Voltaire). 
Ces  Corps  lumineux  ä  longue  queue  (B.  de  St-Piebbe),  Lat.  Vultus 
sermo  quidam  tacitus  mentis  est  (Cic,  Pis.  1). 

e)  Die  Apposition. 

1.  Die  gewöhnlichste  Stellung  der  Apposition  ist  die  nach  dem  Worte,  worauf 
sie  sich  bezieht:  C'etaient  des  pres  fleuris,  sejour  des  doux  loisirs  (Delille). 
La  fiere  Niobe,  cette  mere  thebaine  (A.  Chexiee);  ebenso  steht  die 
Apposition  von  Sätzen  und  Satzgefügen  denselben  nach,  s.  S.  517.  Indessen 
kann  die  Apposition  auch  durch  dazwischen  tretende  Satzglieder  von  ihrem 
Beziehungsworte  getrennt  sein:  Cette  lampe  d'airain  qui,  dans  I'antiquite, 
Symbole  du  soleil  .  .  Luit  devant  le  Tres-Haut  (Fontanes).  Dies  ge- 
geschieht namentlich,  wo  ein  appositives  Fürwort  im  Satze  steht:  Les  lan- 
gues  ont  chacune  leurs  bizarreries  (Boileac). 

2.  Die  Inversion  der  Apposition  kommt  in  der  edleren  Prosa  und  in  der 
Poesie  vor;  die  Apposition  tritt  alsdann  gewöhnlich  an  die  Spitze  des  Satzes: 
Pere  de  la  puissauce,  le  desir  ou  l'esperance  est  un  veritable  genie 
(Cbateaubr.).  Impartial  spectateur  des  faits,  je  declare  avoir  vu 
dans  la  (irande-Bretagne  des  ecoles  primaires  fort  bien  administrees  sous  la 
direction    de   l'eglise  etablie  et  sous  la  main  des  dissidens   (Revde  d.  d.  M. 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl.  39 


610     Dritt.  Thl.    Syutax.   Dritt.  Abschn.   Wort-  u.  Satzstellung.    1.  Wortstellung. 

1872).  Observateurs  de  Thospitalite  en  tout  le  reste,  ils  violent 
en  cela  le  droit  le  plus  sacre  des  nations  (Voltaire).  Häufig  geschieht 
dies  in  der  Prosa  wie  in  der  Poesie,  wenn  die  Apposition  an  dem  durch 
ein  Possessivpronomen  angedeuteten  Substantivbegriff  ihr  Beziehungswort 
hat:  Compagnon  inconnu  de  ces  hommes  fameux,  Ah!  si  ma  faible 
voix  pouvait  chanter  comme  eux  (Delille).  Hemme  digne  d'etre  ne 
dans  une  republique  .  .  ses  talents  n'etaient  pas  superieurs  (Mignet), 
und  vor  einem  verbundenen  persönlichen  Fürworte  als  Satzobjekt:  Soeur 
de  Louis  XVI,  un  devouement  plus  fort  .  .  la  retenait  pres  du  roi 
(Villemain). 


II.  Kap.    Satzstellung.     §262.    A.   Stellung  der  beigeordneten  Sätze.      611 


n.  Kapitel. 

Von  der  Satzstellung. 

262.  A.  Die  Stellung  der  beigeordneten  Sätze.  Die  Aufeinanderfolge 
beigeordneter  Sätze  ist  im  Allgemeinen  durch  den  Inhalt,  nicht  durch 
die  grammatische  Form  der  Sätze  bedingt,  und  entzieht  sich  daher 
meist  einer  gi-ammatischen  Regelung.  Indessen  sind  einige  allgemeine 
Gesichtspunkte  zum  Theil  selbst  durch  die  Form  der  Sätze  für  ihre 
Stellung  gegeben.  "Was  übrigens,  wie  beim  Satzgefüge,  vom  vollständigen 
Satze  gilt,  findet  auch  auf  unvollständige  Sätze  Anwendung;  daher  sind 
beide  Formen  hier  und  da  in  den  Beispielen  gemischt. 

a)  Die  kopulative  Beiordnung  duldet  die  grösste  Freiheit  in  der  Anreihung 
der  Sätze;    als  Regeln   können   hier  etwa  folgende  Punkte  aufgestellt  -werden: 

1.  "Wo  eine  zeitliche  Aufeinanderfolge  von  Handlungen  geschildert 
wird,  folgen  die  Sätze  der  zeitlichen  Ordnung  derselben:  Je  leve  un  peu 
la  tete,  et  puis  siffle  aussitot,  Puis  fais  un  long  repli,  puis 
täche  ä  faire  un  saut  (La  Fontaine).  Les  hommes  chantent  d'abord; 
ils  ecrivent  ensuite  (Chateacbr.).  Le  feu  nait,  brille  et  fuit 
(L.-P.  Segur). 

2.  Wenn  ein  Satz  den  Grund,  ein  anderer  die  Folge  enthält,  so  steht 
dieser  jenem  nach:  Les  jours  croissent,  le  cceur  s'eveille  (Bekanger). 
Flore  a  souri;  lua  voix  va  chanter  les  jardins  (Delille).  So  steht 
namentlich  der  Folgesatz  nach  einem  Imperativsatze;  s.  oben  S.  523. 

3.  Enthält  ein  Satz  einen  Zusatz  oder  eine  nachträgliche  Behaup- 
tung, so  tritt  er  anderen  nach;  dahin  gehören  besonders  Sätze,  welche 
mit  aussi,  encore,  d'ailleurs,  de  plus  angefügt  werden. 

4.  Wenn  ein  Satz  eine  Steigerung  enthält,  so  steht  er  nach  den  schwä- 
cheren Gliedern:  Ce  phenomene  u'est  pas  seulement  singulier,  il  est 
Sans  exemple  (Gcizot). 

5.  Wenn  die  kopulativ  angereihten  Sätze  einen  Gegensatz  ausdrücken,  so 
steht  der  Satz  am  Ende,  welcher  das  adversative  Glied  enthalten  soll: 
J'y  cherche  les  vertus,  j'y  vois  l'oisivete  (L.-P.  Segor).  Vous  croyez 
ne  m'oter  que  Moscou  et  vous  m'arrachez  le  monde  (Dumas). 

6.  Vom  Allgemeinen  wird  zum  Besonderen  übergegangen:  II  semble 
aujourd'hui  que  toute  notre  histoire  soit  en  Allemagne,  qu'on  ne  trouve 
que  lä,  nos  antiquites  et  les  hommes  qui  les  ont  connues  (Cha- 
teacbr.). 

Alle  diese  Gesichtspunkte  sind  auch  im  Lateinischen,  wie  überhaupt 
in  gebildeten  Sprachen  massgebend. 

b)  Die  disjunktive  Beiordnung  scheint  bei  der  gegenseitigen  Aufhebung 
der  Glieder  Sätze  von  gleichem  Werthe  zu  enthalten,  deren  Stellung  darum 
gleichgültig  ist;    doch  sind  auch  hier  einzelne  Beschränkungen  zu  bemerken: 

1.  Ein  negatives,  einem  anderen  kontradiktorisch  entgegengesetztes  Glied 
steht  gewöhnlich  dem  affirmativen  nach:   Soit  qu'il  le  fasse  ou  qu'il  ne 

39* 


612     Dritt.  Thl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.    II.  Satzstellung, 
le    fasse    pas    (Gramm.   Nat.).     II   faut    se    marier,    Riebe    ou   non 

(COLLIN    d'HaRLEVILLe). 

2.  Ein  Satz,  welcher  eine  Steigerung  oder  Berichtigung  enthält,  tritt 
an  das  Ende:  Cest  par  Taffection  qu'on  en  adoucit  l'eifet,  ou  plutot 
qu'on  l'efface  (Mme  de  Stael).  Lat.  De  nostris  rebus  satis,  vel  etiam 
niminm  multa  (Cic,  Fam.  4,  14). 

3.  Eine  Erklärung  steht  dem  erklärten  Gliede  nach;  s.  S.  527. 

4.  Enthält  ein  Glied  eine  Betheuerung,  so  kann  es  auch  von  dem  anderen 
umschlossen  werden:  Charle,  ou  j'y  perirai,  ne  sera  point  hussard 
(Düval). 

c)  In  der  adversativen  Beiordnung  steht  das  beschränkende  oder  auf- 
hebende Glied  stets  dem  anderen  nach;  Beispiele  s.  S.  527  ff. 

d)In  der  kausalen  Beiordnung  tritt  sowohl  der  Satz,  welcher  mit  der 
Kausal  Partikel  car,  als  der,  welcher  mit  einer  Konklusivpartikel  eingeführt 
ist,  unter  den  verbundenen  Sätzen  zuletzt  auf;  Beispiele  s.  S.  530  ff. 

Stellung  der  Bindewörter. 

ß.  die  kopulativen  Bindewörter  et  und  ni  stehen  immer  zu  Anfang 
der  Sätze  oder  der  dadurch  verbundenen  Satzglieder,  während  die  adver- 
bialen Bindewörter  aussi,  encore  u.  dgl.  der  freieren  Stellung  der 
Adverbien  folgen. 

ß.  die  disjunktiven   stehen   immer  zu  Anfang  der  Sätze  oder  Satzglieder. 

y.  von  den  adversativen  steht  mais  wie  das  lateinische  sed  stets  zu 
Anfange,  dagegen  werden  die  adverbialen  cependant,  pourtant, 
neanmoins  u.  a.  oft  auch  nicht  zu  Anfange  angetroffen. 

<f.  unter  den  kausalen  steht  car  im  Neufranzösischen  stets  zu  Anfange 
des  Satzes,  von  den  konklusiven  ainsi  und  partant;  andere  Formen, 
welche  die  konklusiven  ersetzen,  wie  par  consequent  u.  dgl.,  werden 
wie  Adverbien  freier  gehandhabt.  Selbst  donc  kann  auch  in  die  Mitte 
und  selbst  ans  Ende  treten:  Elle  a  donc  disparu  (L.-P.  Segur).  Ouvrons 
donc  .  .  ma  carriere  nouvelle  (Delille).  Qu'as-tu  donc?  (Dumas) 
Gerade  so  verfährt  das  Lateinische  mit  igiiur  und  ergo.  Auch  steht 
donc,  wie  jene,  bisweilen  nach  einer  unterordnenden  Konjunktion:  Si 
donc  Ton  veut  determiner  Tantecedent  (S.  de  Sacy).  Lat.  Si  igitur 
memoria  .  .  est  (Cic,  Ac.  2,  33).  Si  ergo  et  philosophis  .  .  ademta 
sapientia  est  (Lact.  6,  6,  28). 

Ueber  die  Stellung  der  Parenthese  s.  S.  537. 


263.  B.  Die  Stellung  der  untergeordneten  Sätze.  In  der  Stellung  der 
Nebensätze  unterscheidet  sich  das  Französische  vom  Lateinischen  durch 
die  geringere  Beweglichkeit  derselben,  welche  jedoch  nicht  bis  zur  Er- 
starrung geht  und  periodologischen  Entwickelungen  noch  eine  gewisse 
Freiheit  lässt. 

a)  Der  Nebensatz  als   Subjekt  und  als  prädikative  Bestimmung. 
1.  Als  Subjekt  tritt 

a.  der  eigentliche  Substantivsatz  stets  an  das  Ende  des  Satz- 
gefüges, wobei  es  gleichgültig  ist,  ob  er  durch  ein  grammatisches 
Subjekt  gestützt   wird  oder  nicht:    D'oü    vient   que  je   suis   presque 


§§263.264.    B.    Stellang  der  untergeordneten  Sätze.  613 

contente  de  ce  retard?  (Dcmas)  II  se  peut  que  votre  projet 
reussisse  (Acad.).  Lat.  Accedit  quod  mirifice  .  .  delectatur  (Cic, 
Farn.  6,  6).  Extremum  iilud  est,  ut  te  orem  (4,  13).  Die  Inversion 
kommt  kaum  vor:  Que  je  les  paye  ou  non,  ce  n'est  pas  ton  affaire 
(Regnard);  auch  im  Lateinischen  ist  sie  selten:  Forte  .  .,  ut  comitiis 
praeesset,  potissimum  M.  Duilio  evenit  (Liv.  3,  64). 
Auch  der  indirekte  Fragesatz  steht  als  Subjekt  dem  Hauptsatze 
nach:  Qu  Importe  qui  vous  mauge,  homme  ou  loup?  (La  Fontaine) 
II  peut  Tous  Souvenir  quelles  furent  mes  larmes  (Corneille).  Im 
Lateinischen  ist  die  Inversion  desselben  nicht  selten:  Quid  possit  ef- 
fici  .  .  est  videndum  (Cic,  Part.  26). 

Der  substantivirte  Adjektivsatz  tritt  dagegen  gern  als  Subjekt  an 
die  Spitze:  Qui  prend,  s'engage.  Quiconque  n'observera  pas 
cette  loi,  sera  puni  (Acad.).    Diese  Stellung  ist  auch  im  Lateinischen 


Bisweilen  findet  sich  im  Französischen  die  Nachstellung  des  Neben- 
satzes und  selbst  die  Einschiebung  in  den  Hauptsatz:  Sauve  qui  peut 
(Mignet).  Adopte  qui  voudra  les  Chinois  pour  modeles  (Viennet). 
Dies  ist  im  Lateinischen  eine  gewöhnliche  Satzstellung:  Sordidi  putandi 
sunt  qui  mercantur  a  mercatoribus  etc.  (Cic,  Off.  1,  42). 
Als  prädikative  Bestimmung  steht  der  Nebensatz  nach  dem  Haupt- 
satze; s.  S.  545. 

264.     b)    Der  Nebensatz  als  adverbiale  Bestimmung. 
Der  Kasussatz  steht  im  Allgemeinen  dem  Hauptsatze  nach: 

a.  SO  der  Kasussatz  im  engeren  Sinne:  Ne  croyez  point  que  la  nature 
Ait  rien  fait  de  mal  ici-bas  (L,-P,  Segcr).  Je  serais  vraiment  fache 
q  u'il  arrivät  quelque  chose  ä  Bug-Jargal  (V.  Hugo).  En  portant 
votre  epee  souvenez-vous  quelle  estäDieu  (De  Vigny).  Die  Inver- 
sion ist  hier  nicht  gebräuchlich,  wie  im  Lateinischen:  Dehinc  ut  quie- 
scantporro,  moneo  (Ter.,  Andr.  Prol.  22).  Ueber  die  Einschiebung 
s.  unten. 

ß.  auch  der  indirekte  Fragesatz  folgt  in  der  Regel  dem  Hauptsatze: 
Je  n'examine  point  si  mon  pere  est  coupable  (Dccis).  Je  dirai 
comment  l'art  embellit  les  ombrages  (Delille).  Savez-vous  qui 
c'est?  (Moliere)  Et  voici  quel  fut  son  langage  (L.-P.  Skgür).  Seine 
Umstellung  ist  nicht,  wie  im  Lateinischen  und  im  Altfrauzösischen,  ge- 
stattet; doch  kann  er  dem  Hauptsatze  einverleibt  werden.     S.  unten. 

y.  Der  substantivirte  Adjektivsatz  folgt  zwar  gewöhnlich  dem  Haupt- 
satze, wie  im  Lateinischen:  Autre  part  que  chez  moi  cherchez  qui 
vous  encense  (MoLiiiRE).  Que  la  terre  est  petite  ä  qui  la  voit  des 
cieux  (Delille).  Doch  ist  die  Umstellung  erlaubt,  zumal  wenn  der  Sub- 
stantivbegriff im  Hauptsatze  nachträglich  durch  ein  Fürwort  wiederholt 
ist:  Qui  se  fait  brebis,  toujours  le  loup  le  mange  (Fabre  d'Eglantine). 
Eine  Einschiebung  aller  dieser  Nebensätze  in  den  Hauptsatz 
findet  dann  statt,  wenn  sie  ein  Beziehungswort  im  Hauptsatze  haben, 
dem  sie  sich  anschliessen:  den  substantivirten  Adjektivsatz  schieben 
Dichter  auch  sonst  ein:  Paul,  dans  l'espoir  que  quelque  chasseur 
pourrait  l'entendre,  cria  alors  etc.  (B.  de  St-Pierre).  Consuelo, 
incertaine  si  eile  accepterait  ce  compagnon  de  voyage  .  .,  feignit 


614      Dritt.  Tbl.    Syntax.   Dritt.  Abschn.   Wort-  u.  Satzstelluug.    II.  Satzstellung. 

d'etre    distraite    (G.  Sand).     Magnus    ne    doit    point    a    demi    De    qui 
rhumilia  s'etre  fait  l'ennemi  (Dumas). 

Die  mit  Präpositionen  angeknüpften  Kasussätze  stehen  als  un- 
mittelbare Ergänzungen   des  Thätigkeitsbegriffes    dem    Hauptsatze   nach; 
bei  freierer  grammatischer  Beziehung  nehmen  sie  auch  eine  andere  Stelle 
ein:  s.  S.  548.  549.   Hinsichtlich  substantivirter  Adjektivsätze  ist  die  Poesie 
unbeschränkter:  Pour  qui  ne  les  craint  pas,  il  n'est  pas  de  prodiges 
(Voltaire). 
2.    Der  Adverbialsatz  im  engeren  Sinne  wird  im  Allgemeinen  mit  grösserer 
Freiheit    als    Vordersatz,    Zwischensatz    oder     Schlusssatz    verwendet:     doch 
nehmen  nicht  alle  Adverbialsätze  in  gleicher  Weise  an  dieser  Freiheit  Theil. 
Insofern  sie  ein  Korrelat  im  Hauptsatze  haben,  kann  die  Freiheit  ihrer  Stel- 
lung   dadurch    beschränkt    werden,    ebenso    durch    ihren  geringeren  Umfang, 
oder    durch    ihre  Ausdehnung  und  Bedeutsamkeit,    welche    sie   mehr   an    das 
Ende  des  Satzgefüges  verweisen. 
lt.  Der  Adverbialsatz  der  Ortsbestimmung  tritt  mit  seinem  relativen 
Adverb,    wo    er   ein  Korrelat  im  Hauptsatze  hat,  meist  unmittelbar  an 
dasselbe:    II  est  encore  lä  oü  il  etait  hier    (Acad.).     II  se  croyait  sur 
un  lointain   rivage   Oü  regnaient  les  vertus  (L.-P.  Segcr).     A  Lon- 
dres    oü    vous    courez,    Quel  devoir  vous  atteud?    (Delavigse)     Doch 
ist  die  unmittelbare  Folge  so  wenig  als  im  Lateinischen  schlechthin  noth- 
wendig:  Le  cas  n'arrive  guere  oü  Ton  puisse  dire:     J'etais  ambitieux 
(La  Britere).  —  Ohne  Korrelat   lässt  ihn  die  gemeine  Satzfolge  dem 
Hauptsatze  nachstehen:  Cette  batterie  est  oü  eile  doit  etre  (Ddmas). 

Dieser  Satz  geht  dem  Hauptsatze  mit  und  ohne  Korrelat  öfter  dann 
voran,  wenn  er  allgemeiner  Natur  ist,  und  der  Hauptsatz  als  Nachsatz 
hervortreten  soll:  Oü  le  danger  est  grand,  c'est  lä  que  je  m'efforce 
(Malherbe).  Oü  I'oeil  n'espere  plus,  le  charme  disparait  (Delille). 
Diese  Inversion  ist  dem  Lateinischen  geläufig:  Tempus  est  hujusmodi, 
ut  ubi  quisque  sit,  ibi  esse  minime  velit  (Cic,  Fam.  3,  6).  Doch 
auch  mit  verdoppeltem  Korrelat:  Lä  oü  est  le  coeur  de  la  jeunesse, 
lä  est  l'esprit  de  l'avenir  (Lamartine). 
ß.  Die  Adverbialsätze  der  Zeitbestimmung  nehmen  in  der  gemeinen 
Satzstellung  vorzugsweise  die  Stelle  der  Vordersätze  ein,  da  sie  in  der 
Regel  dem  Hauptsatze  gegenüber  nebensächlich  erscheinen:  Pendant 
que  je  m'habillais,  Corcuelo  arriva  avec  un  memoire  (Le  Sage). 
Quand  Cesar  entra,  tous  les  senateurs  se  leverent  (Michelet).  Lors- 
que  le  roi  cessa  de  juger,  son  conseil  jugea  pour  lui  (Chateacbr.). 
Quand  on  aime,  on  craint  taut  (L.-P.  Segur).  Lat.  Quum  redeo, 
Hortensius  venerat  (Cic,  Att.  10,16).  Donec  eris  felix,  multos  nume- 
rabis  amicos  (Ov.,  Trist.  1,  8,  5).  Eben  darum  können  sie  auch  als 
Zwischensätze  dem  Hauptsatze  eingefügt  werden:  Heureusement  la 
poursuite  des  Russes,  apres  qu'ils  eurent  reconquis  leur  terri- 
toire,  s'etait  ralentie  (L.-P.  Segur).  Notre  entretien,  quand  on  quitta 
la  table,  etait  si  anime,  que  mon  interlocutrice,  pour  n'en  point  rompre 
le  cours,  prit  mon  bras  sans  y  penser  (0.  Feuillet).  Vgl.  lat.  Cato, 
quoad  vixit,  virtutum  laude  crevit  (Nep.  24,  2). 

Nach  dem  Hauptsatze  erscheinen  jedoch  meist  diejenigen  Tem- 
poralsätze, welche  der  Zeitfolge  nach  den  Hauptsatz  voraussetzen;  da- 
hin   gehören    die    mit  jusqu'ä  ce  que  und  entsprechenden  Fügewörtern 


§  264.    Stellung  der  untergeordneten  Sätze.  615 

eingeleiteten  Sätze:  Ils  tinrent  jusqu'ä  ce  qu'ils  eussent  re^u 
l'ordre  du  roi  tle  cesser  le  feu  (Mignet),  wie  im  Lateinischen  Sätze 
mit  donec,  quoad  u.  dgl.  hier  ihre  natürlichste  Stelle  haben. 

Dieselbe  Stellung  tritt  ein,  wo  ein  mit  quand,  lorsque  oder  que 
angeknüpfter  Satz  als  logischer  Hauptsatz  ein  meist  überraschendes  Er- 
eigniss  einführt:  A  peine  etait-il  sorti  qii'un  esclave  etranger 
vient  etc.  (Michelet).  Dejä  la  fusillade  commence,  lorsqu'un  parle- 
mentaire  autrichien  vient  proposer  une  Suspension  d'armes 
(Bignon).  So  stehen  im  Lateinischen  Sätze  mit  quum,  quando  u.  a.  nach 
ihrem  Hauptsatze. 

Endlich  findet  sich  auch  sonst  der  Temporalsatz  nach  seinem  Haupt- 
satze, doch  meist  wo  das  grössere  Gewicht  auf  den  Nebensatz  fällt,  oder 
dieser  umfangreicher  und  meist  auch  inhaltreicher  ist:  L'Amour  ne  vit 
qu'en  s'agitant:  II  est  mort  des  qu'il  se  repose:  II  perd  tout,  lors- 
qu'il  perd  Terreur  (L.-P.  Segdb).  Car  il  rampe  aussitöt  qu'il  ne 
peut  plus  marcher  (Dumas).  II  etait  ä  Misene  aupres  de  Tibere, 
quand  le  prince  rendit  le  dernier  soupir  (L.-P.  Segur).  On 
l'ecouta  patiemment,  lorsqu'il  parla  des  aieux  de  Claude,  de  leur 
gloire,  et  des  victoires  etc.  (Id.).  Lat.  Lacedaemoniorum  gens  fortis 
fuit,  dum  Lycurgi  leges  vigebant  (Cic,  Tusc.  1,  42).  Contendi 
cum  P.  Clodio,  quum  ego  publicam  causam,  ille  suam  defenderet 
(Att.  14,  13). 

Der  Kausalsatz  im  engeren  Sinne  nimmt  gerne  die  letzte  Stelle  im 
Satzgefüge  ein,  wenn  er  Ursache  und  Beweggrund  ausspricht,  wohin 
besonders  Sätze  mit  parce  que,  ä  cause  que  und  que  gehören:  Je  le 
venx,  parce  que  cela  est  juste  (Acad.).  II  n'obeit  aux  lois  qu'ä 
cause  qu'il  les  croit  justes  (Pascal).  II  est  d'autant  plus  neces- 
saire  de  se  taire  que  tout  est  mal  interprete  (Boiste).  So  treten 
auch  im  Lateinischen  die  auf  die  Korrelate  propterea,  ideo,  idcirco  etc. 
bezogenen  Kausalsätze  meist  nach  dem  Hauptsatze  ein.  Seltener  stehen 
die  mit  parce  que  eingeführten  Nebensätze  als  Vordersätze. 

Die  mit  puisque  anhebenden  Sätze  stehen  häufig  zu  Anfang  des 
Satzgefüges,  obwohl  sie  dem  Hauptsatze  auch  in  derselben  Weise,  wie 
Temporalsätze  dem  ihrigen,  folgen.  Das  Erstere  ist  um  so  natürlicher, 
wenn  sie  auf  etwas  Vorhergehendes  Bezug  nehmen.  Vgl.  Ah!  puisque 
vous  m'aimez,  je  suis  votre  complice  (J.  Chenier)  mit  Les  dieux  ne  sont 
pas  inflexibles,  Puisqu'ils  punissent  nos  forfaits    (J.-B.  Rousseau). 

Die  mit  comme  beginnenden  Sätze,  welche  einen  Erkenntniss- 
grund enthalten,  erscheinen  am  Häufigsten  als  Vordersätze,  während 
die  mit  vu  que,  attendu  que  eingeleiteten  vorzugsweise  nach  dem 
Hauptsatze  stehen. 

Als  Zwischensätze  kommen  Kausalsätze  ebenfalls,  doch  nicht  so 
häufig  als  Temporalsätze,  vor. 

Der  Konditionalsatz  und  der  Koncessi vsatz  haben  sehr  gewöhn- 
lich ihre  Stelle  vor  dem  Hauptsatze:  Si  je  t'imite,  ici  nous  perirons 
(L.-P.  Segur).  Si  mes  pinceaux  ne  manquaient  de  chaleur,  Je 
vous  peindrais  le  courroux  etc.  (Id.).  Pose  que  cela  füt,  que  feriez- 
vous?  (Acad.)  Et  bien  que  la  vertu  triomphe  de  ses  feux,  La 
victoire  est  penible  (Corneille).  Quel  qu'il  soit,  nul  rempart  ne  le 
peut  proteger  (Ancelot).     So  natürlich  indessen  diese  Stellung  im  Fran- 


616     Dritt.  Thl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.    IL  Satzstellung. 

zösischen  wie  im  Lateinischen  ist,  so  findet  sich  doch  oft  die  entgegen- 
gesetzte: der  Nebensatz  nimmt  die  letzte  Stelle  ein,  wenn  er  als  das  be- 
deutendere, zuweilen  auch  nur  umfangreichere  Glied,  oder  als  nachträg- 
liche und  beschränkende  Bestimmung  auftritt :  II  viendra  ä  bout  de  cette 
afFaire,  si  de  nouveaux  obstacles  ne  s'y  opposent  (Acad.).  Je 
l'aurais  entierement  abandonne,  s'il  n'avait  pas  voulu  suivre  mes 
conseils  (Diderot).  Je  rougirais  de  mon  ivresse,  Si  tu  conservais 
ta  raison  (Berangeb).  Dieu  me  punisse,  si  j'imagine  quelque 
chose  (G.  Sand).  II  fait  bon  craindre  encore  que  l'on  soit  Saint 
(La  Fontaine).  Wenn  der  Nebensatz  eine  Ausnahme  enthält,  so  ist 
diese  Stellung  ganz  natürlich:  II  vous  ressemble,  si  ce  n'est  qu'il  est 
plus  petit  (Acad.).  La  route  est  süre,  ä  moins  que  les  chouans 
ne  ressuscitent  (Balzac).  Ganz  entsprechend  ist  auch  das  lateinische 
Verfahren. 

Als  Zwischensätze  sind  Konditionalsätze  und  Koncessivsätze 
häufig:  Saisissez,  s'il  se  peut,  leurs  traits  les  plus  frappants  (Delille), 
M.  de  Viutimil,  bien  qu'il  füt  content  .  .  de  la  nouvelle  conduite 
de  son  fils,  ne  lui  avait  pas  encore  adresse  la  parole  (Soülie),  Le 
plus  fin,  tel  qu'il  soit,  en  est  toujours  la  dupe  (Regnard).  Im  Latei- 
nischen sind  diese  Zwischensätze  noch  häufiger. 

Wo  ein  Bedingungssatz  einen  Substautivsatz    ersetzt,   erhält 
er  auch  die  Stelle  desselben.    S.  S.  545.  547. 
f.  Der    Konsekutivsatz    und    der   Finalsatz    stehen    am    Natürlichsten 
nach  ihrem  Hauptsatze,  dessen  Folge  und  Wirkung  sie  aussagen. 

Wenn  der  Konsekutivsatz  und  der  Finalsatz  auf  ein  adver- 
biales, pronominales  oder  substantivisches  Korrelat  bezogen  sind,  so  müssen 
sie  diesem  Korrelate  folgen ;  Beispiele  s.  S.  564. 

Der  konsekutive  Nebensatz  mit  que  .  .  ne  wird  ebenfalls  immer 
seinem  Hauptsatze  nachgestellt.     S.  S.  565.  562. 

Der  mit  que  eingeleitete  Finalsatz  folgt  immer  seinem  Hauptsatze, 
s.  S.  566;  der  mit  pour  que  eingeführte  gewöhnlich;  der  mit  afin  que 
meistentheils.  Daher  ist  die  Inversion  von  Sätzen  mit  pour  que  häufiger 
als  mit  afin  que:  Pour  qu'on  vous  obeisse,  obeissez  aux  lois  (Vol- 
taire). Pour  que  cet  homme  devint  sage,  il  faudrait  .  .  (Acad.). 
Afin  qu'il  füt  plus  frais  .  .  On  lui  lia  les  pieds,  on  vous  le  suspendit 
(La  Fontaine).  Selten  ist  diese  Inversion  im  Lateinischen:  Quo  mox 
furatum  veniat,  speculatur  loca  (Plaut.,  Trin.  4,  2,  22). 

Während    im   Lateinischen  Konsekutivsätze    und    Finalsätze    oft    als 
Zwischensätze    vorkommen,    ist    dies    im    Französischen    selten.      Der 
Grund  liegt  zum  Theil  in  der  Leichtigkeit  der  Verwandlung   des  Neben- 
satzes in   den  Infinitiv. 
3.    Der  Adverbialsatz  der  Modalbestimmung,   welcher  mit  comme  ein- 
geleitet  ist,   unterscheidet   sich    von    dem  mit  qua   (quam  ut)   eingeführten 
auch  durch  seine  Stellung. 

1.  Der  mit  comme  eingeleitete  Modalsatz  hat,  vollständig  oder  verkürzt, 
entweder  seine  Stelle  nach  dem  Hauptsatze:  Je  devais  le  connaitre 
comme  je  me  connais  (Domas).  II  y  a  des  heros  en  mal  comme 
en  bien  (La  Rochefoucauld).  On  le  citait  comme  le  plus  integre 
des  magistrats  (Acad.),  was  im  Lateinischen  ebenfalls,  obwohl  seltener 
der  Fall  ist;  oder  er  tritt  als  Zwischensatz  ein,  womit  besonders  seine 


§  265.     Stellung  der  untergeordneten  Sätze.  617 

häufige  Verkürzung  in  Zusammenbang  steht:  II  parle,  comme  il  ecrit, 
par  sentences  et  par  adverbes  (Picard).  Les  peuples,  comme  les  hom- 
mes,  ne  peuvent  ctre  heureux  que  dans  un  etat  de  calme  (Thomas). 
Lat.  Atheniensium  res  gestae,  sicuti  ego  aestumo,  satis  amplae  .  . 
fuere  (Sall.,  Cat.  8).  Dolabellam,  ut  Tarsenses,  ita  Laodiceni  arces- 
sierunt  (Cic,  Fam.  12,  13). 

Als  Vordersatz  steht  dieser  Satz,  wenn  der  Hauptsatz  hervorzu- 
heben ist:  Et  comme  un  rayon  pur  colore  un  beau  nuage  Des 
couleurs  du  sujet  je  teindrai  mon  langage  (Dehlle).  Comme  on  fait 
son  lit,  on  se  couche  (Acad.).  Comme  le  soleil  eclaire  les  te- 
nebres,  ainsi  l'etude  eclaire  Tignorance  (Boiste).  Dies  ist  im  Lateini- 
schen die  gewöhnlichste  Form  des  entsprechenden  Satzgefüges,  worin  dem 
ut  gewöhnlich  ein  Korrelat  im  Hauptsatze,  wie  zuweilen  ainsi  im  Fran- 
zösischen entspricht:  Ut  tute  es,  item  censes  omnes  esse  (Plaut., 
Rud.  4,  5,  55).  —  Wenn  der  verkürzte  Satz  an  der  Spitze  steht,  so  hat 
er  stets  als  Satzglied  den  Nachdruck,  welchen  ihm  die  Bedeutung  eines 
Satzes  giebt:  Comme  chretien  je  dois  vous  dire  que  Dieu  ne  souffrira 
pas  que  des  rebelies  prosperent  (üuizot).  Lat.  Uti  initium  sie  tinis 
est  (Sall.). 
2,  Der  mit  que  beginnende  Nebensatz  steht,  vollständig  oder  verkürzt,  stets 
nach  dem  Hauptsatze  oder  als  Zwischensatz,  da  er  seinem  zum 
Hauptsatze  gebörenden  Korrelate  stets  folgen  muss;  dies  Korrelat  kann 
übrigens  auch  an  die  Spitze  des  Satzes  treten:  Je  ne  suis  pas  si  mau- 
vais  que  tu  penses  (Corseille).  Ma  gloire  vous  serait  moins  obere 
que  ma  vie  (Racine).  —  Les  plaisirs  ainsi  que  les  peines  troublent 
l'äme  (Acad.).  Ainsi  que  nos  plaisirs  eile  accroit  uos  douleurs 
(Düval).  So  treten  auch  im  Lateinischen  die  Nebensätze  mit  quam,  ac, 
atque  ihrem  Beziehungsworte  gewöhnlich  nach;  doch  ist  dort  die  im 
Französischen  ganz  unzulässige  Inversion  nicht  ganz  ungebräuchlich: 
Facere  quam  sanare  vulnera  facilius  est  (Qcinct.  5,  13,  3). 

265.      c)    Der   Nebensatz   als  attributive   Satzbestimmung. 

1.  Der  attributive  Adjektivsatz  schliesst  sich  seiner  relativen  Natur 
nach  seinem  Beziehungsworte  an  und  muss  ihm  folgen. 
a.  Er  steht  entweder  als  Schlusssatz  oder  als  Zwischensatz  nach 
seinem  Substantivbegriffe:  L'usage  est  un  vieux  sot  qui  gouverne 
le  monde  (Viesnkt).  On  ne  peut  desirer  ce  qu'on  ne  craint  pas 
(Voltaire). — Un  jeune  homui e  qui  aime  ä  se  parer  comme  une 
femme,  est  indigne  de  la  sagesse  et  de  la  gloire  (Fkselon). 
ß.  Der  Substantivbegriff  kann  auch  durch  nachfolgeude  attributive  Be- 
stimmungen erweitert  sein,  welche  dem  Adjektivsatze  vorangehen: 
Ces  siecles  de  barbarie  pendant  lesquels  tout  perit  (Blffon). 
Voici  un  exemple  tire  des  papiers  anglais,  lequel  je  ne  puls 
m'empecher  de  rapporter  (J.-J.  Rolsseau).  Ein  sogenanntes 
Hyperbaton  tritt  bisweilen  ein,  wenn  der  Adjektivsatz  zwischen 
seinen  Substantivbegriff  und  dessen  attributive  Bestimmung  (besonders 
einen  Genitiv  oder  Infinitiv)  tritt:  L'habitude  qu'il  avait  du  peuple 
(V.  Hloo).  Dans  l'irapuissance  oü  il  fut  d'etablir  solidement 
une  dominatiou  (Villemai.n). 


618     r^ritt.  Tbl.     Syntax.     Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.    II.  Satzstellung. 

y.  Auch  findet  eine  Auseinanderrückung  des  Substantivbegriffes 
und  des  Attributivsatzes  durcii  Einschiebung  Ton  nicht  attributiven 
Satzgliedern  des  Hauptsatzes,  nicht  selten  auch  bei  guten  Schrift- 
stellern statt:  Un  loup  survint  ä  jeun,  qui  cherchait  aventure 
(La  Fontaise).  Tel  donne  h  pleines  mains  qui  n'oblige  per- 
sonne (Corneille).  Celui-lä  est  riche  qui  regoit  plus  qu'il  ne 
consume  (La  Brcyere).  Et  c'est  nous  trop  souvent  qui  faisons 
nos  malheurs  (Chbnier).  Grammatiker  missbilligen  solche  Tren- 
nungen, welche  dem  Altfranzösischeu  überaus  geläufig  sind,  wie  dem 
Lateinischen:  Hie  vero  nihil  habet  in  bis  malis,  quod  minus 
moleste  ferat  (Cic,  Mil.  22). 

Eine   Auseinanderrückung   dieser    Art    findet   jedoch    nothwendig 
statt,  wenn  der  Nebensatz  auf  ein  fragendes  oder  ein  tonloses  per- 
sönliches Fürwort  bezogen  ist:    Qu'avez-vous    qui    vous    puisse 
emouvoir?  (Moliere)     Je   la  vois  qui  s'avance  (Corneille). 
2.   Der  attributive  Substantivsatz  folgt   seinem  Substantivbegriffe  un- 
mittelbar:   Peut-etre  la  conviction    qu'il  etait  gueri   contribua-t-elle 
ä  le  guerir    (V.  Hügo).     Eine  Trennung  findet   sich    namentlich    in  den 
auf  Hauptwörter  bezogenen  Temporalsätzen,  die  für  Vertreter  attributiver 
Sätze  gelten  können:  ün  temps  viendra  que  tous  les  hommes  .  .  se 
conduiront  par  les  clartes  de  l'esprit  (Chateaubr.). 

Stellung   der   Fügewörter. 

Was  die  Stellung  der  unterordnenden  Fügewörter  mit  Ein- 
schluss  der  relativen  Adverbien  und  Fürwörter  betrifft,  so  stehen  sie  im 
Allgemeinen  an  der  Spitze  des  Nebensatzes,  dessen  Beziehung  zum 
Hauptsatze  sie  von  vorn  herein  anzudeuten  haben.  Es  sind  jedoch  auch 
einzelne  Ausnahmefälle  zu  bemerken: 

«.  Die  mit  que  zusammengesetzten  Konjunktionen  lorsque, 
puisque  werden  bisweilen  durch  ein  eingeschobenes  W^ort  getrennt: 
La  vraie  vertu  se  fait  respecter  lors  meme  qu'elle  deplait  (Voltaire). 
Puis  donc  que  vous  le  voulez  (Acad.).  So  trennt  man  im  Lateinischen 
oft  postea  .  .  quam,  ante  .  .  quam:  An  ante  desinam  quam  .  . 
cognovero  (Cic,  Cat.  Maj.  6). 

ß.  Bisweilen  stehen  Glieder  des  Nebensatzes  vor  dem  Füge- 
worte, namentlich  in  der  Poesie:  Mais  de  vos  deux  enfants  si 
l'interet  vous  touche  (Delavigse).  Tächons  ä  ce  progres  que  le  reste 
reponde  (Moliere).  Lat.  Perfectionis  laudem  si  non  assequimur  .  . 
(Cic,  Or.  30),     Huic  quia  bonae  artes  desunt  .  .  (Sall.,  Cat.  11). 

y.  Wenn  der  Hauptsatz  in  den  Nebensatz  eingeschoben  wird, 
so  steht  die  Konjunktion  nie  vor  dem  ersten  Theile  des  Nebensatzes, 
welcher  übrigens  mit  Nachdruck  vorangestellt  wird,  sondern  sie  folgt 
immer  dem  Hauptsatze:  Sur  vous  l'on  sait  assez  que  je  jette  les 
yeux  (Regnard).  Avec  de  vains  detours,  Ingrat,  ne  croyez  pas 
qu'on  m'abuse  toujours  (Id.).  Lat.  Tibi  me  exorno  ut  placeam 
(Plaut.,  Most.  1,  3,  135).  Nothwendig  ist  diese  Stellung,  wenn 
ein  fragendes  oder  bezügliches  Fürwort  oder  Adverb  einem  Substantiv- 
satze angehört:  Que  veux-tu  que  j'en  fasse?  (Beacmarchais) 
Comment  fallait-il  que  füt  le  Messie?  (Id.)     S.  S.  577.  578. 


§266.     Stellung  der  untergeorrineten  Sätze.  619 

J.  Das  bezügliche  Fürwort  giebt  noch  zu  einigen  besonderen  Bemer- 
kungen Veranlassung: 

aa)  Ihm  kann  eine  Präposition  vorangehen:  Toute  affeetation  est  ridi- 
cnle  meme  celle  par  laquelie  on  pretend  s'eloigner  de  l'afFectation 
(Brisson). 
bb)  Ein  Glied  des  Nebensatzes  geht  ihm  selten  in  der  Poesie  voran:  De 
la  rohe  du  Christ  qui  revet  la  blancheur  Doit  hair  le  peche  (Dela- 
vigne);  der  Satz  ist  substantivirt.  Lat.  Senex,  Triennium  qui  jam 
hinc  abest  (Pladt.,  Most.  1,  1,  75). 
cc)  Eine  Umstellung  des  Fürwortes  tritt  uothwendig  ein,  wenn  es  im 
Genitivverhältnisse  steht  und  von  einem  Genitiv,  Dativ  oder 
einem  mit  einer  Präposition  verbundenen  Akkusativ  abhängt:  II 
le  montra  entoure  de  satellites  h  la  violence  desquels  il  livrait  ses 
contradicteurs  (Thiers).  Tonte  disposition  testamentaire  sera  caduque, 
si  celui  en  faveur  de  qui  eile  est  faite,  n'a  pas  survecu  au  testateur 
(Code  Nap.).  Ist  jedoch  der  Genitiv  auf  einen  Nominativ  oder 
Akkusativ  bezogen,  so  bleibt  das  Fürwort  an  der  Spitze  des  Neben- 
satzes: Toi  de  qui  la  parole  domine  au  parlement  (Dklavigke).  Un 
arbitre  du  sort  des  homuies,    duquel   nous  sommes   tous  les  enfants 

(J.-J.    RoCSSEAl). 

dd)  Wenn  Nebensätze  durch  Bindewörter  verknüpft  sind  oder  das  Satz- 
gefüge, in  welchem  der  Nebensatz  vorangeht,  durch  ein  solches  an- 
gereiht wird,  so  geht  das  Bindewort,  wenn  es  überhaupt  auch  sonst 
stets  zu  Anfange  des  Satzes  steht,  dem  Fügeworte  voran. 

266.      d)    Vereinigung   mehrerer  Nebensätze  im   Satzgefüge. 

1.  Wenn  mehrere  beigeordnete  Nebensätze  im  Satzgefüge  erscheinen,  so 
folgen  sie  unmittelbar  auf  einander:  Puisqu'on  plaide,  et  qu'on  meurt 
et  qu'on  devient  malade  II  faut  des  medecins  etc.  (La  Fontaise).  J'ignore 
si  je  vis,  si  je  meurs  loin  de  toi  (Lemercier).  Qui  ne  connait  Rhinsberg 
qu'un  lac  immense  arrose,  Oü  se  plaisent  les  arts,  oü  la  valeur 
repose  (Delille).  Das  Französische  unterscheidet  sich  dabei  von  dem 
Lateinischen  dadurch,  dass  ihm  eine  Anreihung  einer  grösseren  Zahl  von 
Nebensätzen  nicht  widerstrebt. 

2.  Wenn  von  mehreren  Nebensätzen  einer  dem  anderen  untergeordnet 
ist,  so  wird  der  untergeordnete: 

a.  entweder  dem  übergeordneten  vorangestellt  (als  sein  Vordersatz): 
II  est  difficile,  quand  on  aiuie  la  verite,  Qu'on  n'ait  aussi  du 
zele  pour  la  justice  (Le  Sage).  Dies  ist  indessen  der  seltenere  Fall, 
im  Lateinischen  ein  nicht  ungewöhnlicher:  Qualis  esset  natura 
montis  .  .  qui  cognoscerent  misit  (Caes.,  B.  G.  1,  21).  „Quid  id 
est?,  „Scies,  Si  quid  stulte  fecit,  ut  ea  missa  facias  omnia." 
(Plact.,  Trin.  5,  2,  43) 

ß.  oder  der  untergeordnete  wird  als  Zwischensatz  dem  übergeordneten 
Nebensatze  einverleibt;  doch  geschieht  dies  meist  nur  unmittelbar  nach 
dem  Fügeworte  des  übergeordneten:  Je  ferais  observer  que,  quoique 
le  sacerdoce,  parmi  nous,  ne  soit  point  uni  ä  l'empire,  la 
religion  doit  cöpendant  se  confondre  avec  lui  (Mirabeau).  Dies 
geschieht  auch  im  Lateinischen  häufig.     S.  S.  537. 


620     Dritt.  Thl.    Syntax.    Dritt.  Abschn.    Wort-  u.  Satzstellung.    IL  Satzstellung. 

y.  oder  der  untergeordnete  Nebensatz  folgt  dem  übergeordneten:  II  ne 
veut  pas  qn'on  decide  sur  la  moindre  verite  avant  qu'elle  soit 
connue  clairement  et  distinctement  (La  Brutere).  Le  medecin 
Duncan  a  fait  .  .  l'observation  qu'il  etait  surprenant,  que  le  demon 
fit  des  barbarismes  et  des  solecismes  (De  Yigny). 

«f.  nicht  uDgewübulicb  ist  die  Trennung  beider  durch  den  eingescho- 
benen absoluten  Hauptsatz:  Mais  si  le  gouvernement  eüt  voulu 
la  guerre,    il  y  a  cinq  mois  que  les  hostilites  seraient  commencees 

(FOY). 

3.    Wenn  mehrere  gegen  einander  gleichgültige  Nebensätze  im  Satzgefüge 
enthalten  sind: 

«.  so  reihen  sich  entweder  die  auseinander  tretenden  Nebensätze  um  ihren 
Hauptsatz,  dem  selbst  ein  Nebensatz  noch  einverleibt  sein  kann:  Quand 
i'avais  temoigne  assez  de  sollicitude,  je  nie  retournais,  comme 
de  son  consentement,  vers  madame  R.,  afin  que  celle-ci  ne  füt 
pas  trop  jalouse  (Saiste-Beüve).  Lat.  Posteaquam  mihi  nihil  de 
adventu  tuo  scriberetur,  verebar,  ne  id  ita  caderet  etc.  (Cic, 
Farn.  2,  19).  Diese  Art  der  Vertheilung  der  Nebensätze  ist  der  mehr- 
fachen Erweiterung  des  Satzgefüges  am  Günstigsten. 
ß.  oder  die  Nebensätze  folgen  einander  unmittelbar  entweder  vor 
oder  nach  dem  Hauptsatze:  Quoiqu'il  füt  toujours  en  mouve- 
ment,  des  que  sa  sceur  paraissait,  il  devenait  tranquille  (B.  de 
St-Pierre).  Rappelle-toi  .  .  la  maniere  dont  il  est  parti  tout-ä-coup, 
aussitot  que  le  colonel  d'flervey  te  demauda  en  mariage, 
lorsquil  pouvait  s'offrir  ä  notre  pere  etc.  (Domas).  Obgleich 
beide  Stellungen  eben  nicht  sehr  häufig  sind,  so  scheint  doch  die  erstere 
im  Französischen  öfter  vorzukommen,  wie  sie  auch  im  Lateinischen  bei 
den  gegen  einander  gleichgültigen  Sätzen  häufiger  ist:  Ubi  eo  ventum 
est,  quacumque  incedit,  armata  multitudo  pavorem  ac  tumultum 
facit  (Liv.  1,  59).  Natürlich  kann  auch  die  Voranstellung  mit  der  Nach- 
stellung gleichgültiger  Nebensätze  verbunden  sein,  obwohl  das  Satzgefüge 
dadurch  oft  zu  sehr  in  die  Breite  gehen  würde. 


Wort-  und  Sachregister. 


Die  Ziffern  bezeichnen  die  Seitenzahl. 


a  Vokal  8,  Aussprache  9, 
stumm  19,  apostrophirt 
35,  Lautwechsel  39,  Ur- 
sprung 58. 

a  Kasuspräposition  103. 
237,  mit  dem  Akkusativ 
391;  wechselt  mit  en  und 
dans  406.  426.  428.  491, 
mit  dans  407.  428,  mit 
four  431,  mit  sur  434. 

—  zur  Bildung  präpositio- 
naler  Adverbien  231.  410, 
voQ  zusammengesetzten 
oder  umschriebenen  Prä- 
positionen 237.  238.  240, 
Tgl.  417.  420.  437.  439; 
jmqu'a  239.  414.  452, 
quant  a  165.  239.  450. 
452;  sauf  ä  450.  452; 
vis-a-vis,  vis-a-vis  de  238. 
437;  in  Interjektionen  245. 

—  zur  Bildung  des  Dativ 
237.  405  ff.,  des  attributi- 
ven Dativ  514  ff.;  im  p;ir- 
titiven  Verhältnisse  143. 
402.  494. 

—  adverbiale  Bestimmung 
mit  a  ohne  Artikel  501, 
attributive  502, 

—  bei  einem  prädikativen 
Hauptwort  324. 501,  einem 


prädikativen  Infinitiv  325 ; 
statt  des  prädikativen  Ak- 
kusativ 389. 

—  beim  Infinitiv  450  ff., 
wechselt  mit  de  452,  vgl. 
447 ;  bei  dem  prädikativen 
Infinitiv  325.  451,  dem 
attributiven  451.  511. 

—  beim  Dativsatz  547,  vgl. 
540. 

—  Wiederholung  und  Nicht- 
wiederholung  439.  440. 
454.  517. 

—  Wegfall  im  Altfranzösi- 
schen 106. 

a  cause  de  238.  240.  437. 

a  cause  que  555. 

ä  ce  que  540.  547.  567. 

a  condition  de  mit  dem  In- 
finitiv 449. 

ä  condition  ^ue  243. 367. 560. 

a  cote  de  238.  437. 

ä  demi  235. 

ä  force  de  437. 

a  für  et  a  mesure  que  569. 

a  la  .  .  elliptisch  für  a  la 
maniere,  mode  .  .  ,  ä  la 
moniere,  mode  de  .  .  410. 

ä  la  bonne  iieure!  245.414. 

a  la  Charge  que  367.  560. 

a  la  Noel  122.  493. 

ä  fegard  de  437. 

ä    merveille    Adverb    231. 


410;  a  merveille!  Inter- 
jektion 245.  414. 

a  mesure  que  568. 

a  moins  de  präpositional 
für  hors  559. 

ä  moins  de,  a  moins  que  de 
mit  dem  Infinitiv  448. 

a  moins  que,  gewöhnlich  a 
moins  que  ne,  Konjunktion 
243.  367.  480.  559. 

ä  mon  Corps  defendant  etc. 
458. 

a  pari  231.  233;  239.  421. 

a  peine  Adverb  235,  Ver- 
doppelung des  Subjekts, 
Inversion  321. 584;  «  peine, 
ä  peine  .  .  que  beim 
Temporalsatz  347.  551. 
615;  a  peine  si,  c'est  a 
peine  si  320.  543. 

rt  Proportion  que  568. 

ä  qui,  (a)  qui  mieux  mieux, 
c'est  a  qui  .  .  414. 

ii  travers  237.  417. 

a  un  iel  point  que  565, 
Modus  369. 

a-,  ab-,  abs-  295. 

a-,  ad-  295. 

a-,  an-  305. 

ab-  295. 

Ablaut  193,  vgl.  38.  183. 
208.  209.  217;  in  der 
Zusammensetzung       vom 


622 


Wort-  und  Sachregister. 


Französischen     vermieden 

294. 

-able  276.  277. 
Ableitung     der    Wörter 

99.  246.  247. 

—  uneigentliche  ohne  be- 
sonderes   Ableitungssuffix 

246.  249.  274. 

—  der  Nennwörter  247. 
248. 

—  des  Hauptwortes  247. 
248;  uneigentliche  ohne 
besonderes  Ableitungs- 
suffix 249;  mit  Ableitungs- 
suffixen 250. 

—  des     Eigenschaftswortes 

247.  274;  uneigentliche 
ohne  besonderes  Ablei- 
tungssuffix 274;  mit  Ab- 
leitungssuffixen 275. 

—  des  Zeitwortes  247. 
283 ;  von  Nennwörtern 
(und  einigen  Partikeln) 
283,  durch  einfache  Flexi- 
onsendung 284,  mit  be- 
sonderen Suffixen  287; 
von  primitiven  Zeitwörtern 
durch  Suffixe  290. 

Ableitungsendungen 
246,  Betonung  44.  248. 

Ableitungsformen  zur 
Bezeichnung  des  natür- 
lichen Geschlechtes  129; 
s,  auch  Ableitungssuffixe, 
besonders  246  ff.  248. 

Ableitungsuffixe  246. 
247. 

—  der  Hauptwörter  von 
Zeitwörtern  250,  von  an- 
deren Hauptwörtern  225, 
von  Beiwörtern  272. 

—  der  Eigenschaftswörter 
von  Zeitwörtern  275,  von 
Hauptwörtern  277,  von 
anderen  Eigenschaftswör- 
tern 282,  von  Partikeln 
283. 

—  der  Zeitwörter  von  Nenn- 
wörtern (und  einigen  Par- 
tikeln) 283,  durch  einfache 


Flexionsendungen  284,  von 
Partikeln  285,  mit  beson- 
deren Suffixen  287 ;  von  pri- 
mitiven Zeitwörtern  290. 

Abreisen  mit  pour  431. 

abs-  295. 

Abscheu  244. 

Absichtssatz  s.  Finalsatz. 

Absolute  Bejahung  236. 
471,  Verneinung  236.  483, 
vgl.  481;  Verstärkungen 
derselben  236. 

Absoluter  Akkusativ  383. 
390  und  456.  459.  463. 

Absoluter  Hauptsatz  537. 
539.  568;  Stellung  619. 
620,  vgl.  537. 

Absolutes  Particip  456. 
459.  463,  vgl.  383.  390. 

absoudre  226. 

Abstammung  des  Wortes 
u.  seiner  Bestandtheile  42. 

s'abstenir  218. 

abstraire  220. 

Abstrakte  Hauptwörter 
100,  kollektiv  gebraucht 
100,  konkret  101. 

—  Plural  112.  114,  nur  im 
Plural  113,  ohne  Plural 
114. 

—  Geschlecht  116.  117  ff., 
doppelgeschlechtige  124. 
126. 

—  Kongruenz  übertragener 
376,  kollektiver  377. 

—  im  Akkusativ  oder  Ge- 
nitiv bei  intransitiven 
Verben  desselben  Stammes 
oder  verwandter  Bedeutung 
178.  387. 

—  mit  dem  bestimmten 
Artikel  487.  493,  dem  un- 
bestimmten 498,  ohne  Ar- 
tikel 500  ff. 

Abwehr  245. 
Abzeichen  d.  Alphabets  7, 
It  cause  de  238.  240.  237. 
a  cause  que  555. 
Accent  der  Wörter,  Satz- 
glieder   und    Sätze    34  ff. 


87  ff.;  Wortaccent  37  ff., 
vgl.  34;  Satzaccent  37.  40, 
vgl.  34.  36;  dialektischer 
Accent  38. 

Accente  als  Abzeichen 
des  Alphabets  7,  acce7it 
aigu  7,  accent  grave,  ac- 
cent circonflexe  8. 

accorde)'  de,  s'accorder  a 
mit  dem  Infinitiv  453. 

accourir  224. 

accoutumer  de,  ä  mit  dem 
Infinitiv  453. 

accroire  in  faire  accroire, 
en  faire  accroire  224. 

accroitre  225. 

accueillir  211. 

•ace,  lat.  -aceus,  -acea 
267.  278.  285.  291;  lat. 
-aa;,  äcis  275. 

-ace  278. 

-acea  267.  278.  285. 

-acee  278. 

ä  ce  que  540.  547.   567. 

-aceus  267.  278.  285.  291. 

-ache  267. 

a  condition  de  mit  dem 
Infinitiv  449. 

a  condition  ywe 243. 367. 560. 

a  cote  de  238.  437. 

acquerir  220. 

-aculare  289.  291. 

-aculus,  a,  um  262.  286. 

ad-  295. 

-ada  (sp.  pg.  it.)  259. 

-ade,  gr,  lat.  -ädes  269; 
lat.  -äta,  sp.  pg.  it.  -ada 
259.  285. 

-ades  269. 

adhe'rent  192,  vgl.  459. 

adieu  vor  dem  Vokativ 
591. 

Adjektiv,  attributives  im 
weiteren  Sinne  s.  Ar- 
tikel, (adjektivisches)  Zahl- 
wort, Pronominaladjektiv, 
Eigenschaftswort  (auch 
Verbaladjektiv  oder  ad- 
jektivisches Particip),  be- 

1    sonders    133  —  173  (auch 


Wort-  und  Sachregister. 


455  —  464),  486  —  510; 
Stellung  600  -  607. 

Adjektiv,  attributives  im 
engeren  Sinne  s.  Eigen- 
schaftswort (auch  Verbal- 
adjektiv oder  adjektivi- 
sches Particip),  besonders 
133— 141  (auch  455-464), 
506—510;  Stellung  603 
—607. 

Adjektivsatz  536.  572 ff. 

—  substantivirt  578. 

—  Zeit  339.  340.  344.  346. 
350,  Folge  der  Zeitformen 
354;  Modus  371  ff. 

—  bei  der  Verdoppelung 
des  Subjektes  verwandt 
319.  320.  586. 

—  Kongruenz  379.  573, 
Attraktion  durch  das  lo- 
gische Subjekt  des  Haupt- 
satzes 319,  den  Bestand- 
theil  eines  erweiterten 
Satzes  320. 

—  ersetzt  einen  Infinitiv 
445;  enthält  einen  Akku- 
sativ mit  dem  Infinitiv  ib. 

—  Verneinung  481. 

—  Zusammenziehung  mit 
einem  Hauptsatze  542. 

—  Ellipse  543. 

—  Subjekt  545,  vgl.  322. 

—  als  prädikative  Bestim- 
mung 545. 

—  für  eine  adverbiale  Be- 
stimmung, den   Kasussatz 

548,  den  präpositionalen 
Nebensatz  549,    Lokalsatz 

549,  vgl.  579,  Temporal- 
satz 547.  549,  vgl.  579, 
Konditionalsatz  560,  Kon- 
cessivsatz  563.  564,  Kau- 
salsatz, Konsekutivsatz, 
Finalsatz  580. 

—  als  attributive  Bestim- 
mung 572  ff.  (Beziehungs- 
wort 572;  Kongruenz  573, 
NichtWiederholung  und 
Wiederholung  des  Sub- 
jekts   durch    ein    persön- 


liches Fürwort  576;  als 
Bestimmung  von  Sätzen 
576;  Attraktion,  Ver- 
schränkung 577:  Verdop- 
pelung des  Beziehungs- 
wortes 578;  als  Suhstantiv- 
satz  545.  548.  549.  578; 
durch  Adverbialsätze  ver- 
treten 579:  logische  Be- 
ziehung zum  Hauptsatze 
580;  Folge  von  Adjektiv- 
sätzen 580,  Beiordnung, 
Wiederholung  und  Nicht- 
wiederholung  des  Relativ 
581,  Einordnung,  Unter- 
ordnung 581,  vgl.  539). 

—  Wortstellung  586.  588: 
Satzstellung  603.  604.  617 : 
Stellung  des  bezüglichen 
Fürwortes  als  Fügewort 
618.  619. 

Adjektiv  -  Substantiva 
Geschlecht  griechisch  -  la- 
teinischer 121;  doppelge- 
schlechtige 128;  Feminin- 
bildung derer  auf  -eur 
(-teur)  130.  133.  136. 251, 
Ableitung  250;  Steigerung 
141;  Verstärkung  durch 
tres  141.  471;  als  attri- 
butive Bestimmung  506. 

admettre  220. 

s'adresser  elliptisch  446. 

advenir  218. 

Adverb  101. 

—  Form  228  ff.,  ohne  Ad- 
verbialenduug  228,  Akku- 
sativadverbien, substanti- 
virte  Neutra  ib.;    mit  be- 

'  sonderer  Adverbialendung 
229 ;  zusammengesetzte  Ad- 
verbien231;  präpositionale 
Adverbien  ib. 

I  —  Vergleichungsstufen  232: 
Verstärkung  durch  andere 

!    Adverbien  ib. 

i—  Begriff  232  ff.,  Ort  232; 

!    Zeit  233;    Art  und  Weise 

i    234  (Weise  234,  Quantität 

I    und  Grad  235,  Reihenfolge 


ib.,  Satzadverbien  ib.); 
Kausalität  236. 

—  Verwendung  als  Präpo- 
sition und  zur  Bildung 
von  Präpositionen  228. 
237.  238. 

—  üebergang  in  Binde- 
wörter und  Präpositionen 
228.  235  ff. 

—  Grenze  der  Präpositionen 
und  der  Adverbien  228. 
239. 

—  in  Verbindung  mit  Prä 
Positionen  231.  249.  439. 

—  Verwendung  der  Präpo- 
sitionen als  Adverbien 
439. 

—  Berührung  mit  dem  Ad- 
jektiv 327.  464,  vgl.  324; 
Akkusativadverbien  228. 

—  substantivirt  494.  499, 
vgl.  108.  109.  318. 

—  in  der  Wortbildung,  zur 
Ableitung  von  Hauptwör- 
tern 248,  Adjektiven  283, 
Zeitwörtern  283.  285;  zur 
Zusammensetzung  von 
Nennwörtern  und  Verben 
303,  Hauptwörtern  303, 
Eigenschaftswörtern  311, 
Zeitwörtern  313. 

—  als  Subjekt  318:  Her- 
vorhebung eines  Adverb 
oder  einer  adverbialen  Be- 
stimmung durch  Verdop- 
pelung des  Subjekts  320. 
585.  590;  Beziehung  des 
verneinenden  Adverb  auf 
das  Subjekt  228.  473. 

—  als  prädikative  Bestim- 
mung 327,  vgl.  324. 

—  als  adverbiale  Bestim- 
mung 101.  228.  464  ff., 
Berührung  mit  attribu- 
tiven Bestimmungen, 
Schwanken  zwischen  Ad- 
jektiv   und    Adverb   464; 

j    Ort   465;    Zeit   468;    Art 

und     Weise    468;     Satz- 

1    adverbieu,     absolute     Be- 


624 


Wort-  und  Sachregister. 


jahung  und  Verneinung, 
Satzverneinung  471  ff., 
Satzadverbien  heim  appo- 
sitiven  Substantiv  und 
Adjektiv  517. 

—  ziu  Bestimmung  des 
Eigenschaftswortes  509, 
vgl.  517,  des  appositiven 
Substantiv  517. 

—  als  attributive  Bestim- 
mung 510. 

—  Stellung  beim  Infinitiv  u. 
Particip  593.  594;  Stellung 
des  fragenden  und  relati- 
ven 594,  der  Orts-  und 
Zeitadverbien  ib.,  Modal- 
adverbien 595;  Reihenfolge 
adverbialer  Bestimmungen 
597;  Stellung  des  attribu- 
tiven Adverb  607. 

—  bewirkt  Inversion  des 
Subjekts  584.  585.  587, 
Nachstellung  des  Eigen- 
schaftswortes 605. 

Adverbiale  Satzbe- 

stimmungen 383  ff. 
(Kasus  383,  Kasus  mit 
Präpositionen  417,  Mittel- 
formen des  Zeitworts  441, 
Adverbien  464). 

—  im  zusammengezogenen 
Satze  521.  522. 

—  Stellung  589  ff.,  Reihen- 
folge mehrerer  597. 

—  bewirken  Inversion  des 
Subjektes  584.  585. 

—  der  Nebensatz  als  ad- 
verbiale Satzbestimmung 
546  ff.,  Stellung  613  ff.; 
s.  auch  Adverbialsatz. 

Adverbialsatz  im  wei- 
teren Sinne  546  ff.,  Zeit 
339,  Modus  357.  361  ff., 
Stellung  613  ff.;  s.  auch 
Kasussatz,  präpositionaler 
Nebensatz,  Adverbialsatz 
im  engeren  Sinne. 

Adverbialsatz  im  en- 
geren Sinne  549  ff.,  Zeit 


339,    Modus  365  ff.,    Stel-     auch -«^o  251;  Geschlecht 
lung  614  ff".  118. 

—  der        Ortsbestimmung  -agine  251. 

549,  Zeit  339,  Modus  365.  •agium  257. 


369.    371,    Stellung    614; 
s.  auch  Lokalsatz. 

—  derZeitbestimmung549,  i 
Zeit  339.  347,  Modus  365,  | 
Stellung  614;  s.  auch  1 
Temporalsatz. 

—  des  Kansalverhältnisses  i 
555  ff,  Zeit  339.  344  ff.  | 
353  ff.,  Modus  358.  359.  j 
366  ff,  Stellung  615;  s.  j 
auch  Kausalsatz  im  enge- 
ren Sinne,  Konditional-; 
satz,  Koncessivsatz,  Kon-  j  die'  244. 
sekutivsatz,  Finalsatz.  -aie  258. 

—  der      Modalbestimmung    äieul  Plural  107. 
566  ff.,  Zeit  339,  Stellung  !  -aigne,  lat.  -anea  258 
588.  616;   s.  auch  Modal-  i    -inia  270. 
Satz. 

—  als  Vertreter  des  Ad- 
jektivsatzes 579,  vgl.  549. 
546.  551,  auch  465.  466 
und  365.  371. 


-agne,    lat.    anea  258;    lat. 

anm  (annia)  270. 
-ago  251.  257. 
ah!    (ah,  ah!)  ah  bah!   ah 

fa!  ah!  dame!  ahdiabk! 

ah  fi!  244. 
ahi!  244. 

-aht  (german.)  264. 
ai  Vokal  8,  Aussprache  12, 

vgl.  20,   Lautwechsel   39, 

Ursprung  63. 
-ai  in  vrai  275. 


lat. 


!  all  Plural  107. 

\-ail,     -aille     Suffix      262. 

■    286;  —  Plural  der  Wörter 

auf  -ail  107. 
i  -alller  289.  291. 


Adversative  Beiordnung,  i  ailleurs  Adverb  232 , ailleurs 


syndetisch    527,    asynde- 
tisch 535;  Stellung  612. 

—  Bindewörter,      Stellung 
612. 

—  Partikeln  im  Hauptsatze 
eines  Koucessivsatzes  561. 

(e,  ae,  ae  Schreibweise  und 

Aussprache  8.  19. 
Aechte    Präposition    238. 

417. 
aerdre  (afr.)  221. 
afin  de  mit    dem    Infinitiv 

449. 

afin  que  566,  Modus  371. 
a  force  de  437. 
Afterpräposition      238. 

437. 
a  für  et  a  mesure  que  569. 
-age,    lat.    -ago    251,    vgl. 

257.  281;  Geschlecht  118. 

251;  — lat.-afjc«wj,  -agium 

257.  285,  vgl.  -aticus  281, 


que  571;  d' ailleurs  Kon- 
junktion, Satzstellung  611, 
vgl.  524. 

aim  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17,  Lautwechsel 
39. 

-aim  251.  286. 

aimer  mit  dem  Konjunktiv 
361;  dem  reinen  Infinitiv 
444.  452,  mit  de  444.  452, 
kausal  449,  mit  a  452;  — 
aimer  mieux  mit  dem 
Konjunktiv  vgl.  361;  dem 
verdoppelten  reinen  In- 
finitiv 444,  aimer  mieux  ... 
que  de  444.  448. 

ain  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17,  Lautwechsel 
39. 

-ain,  lat.  amen  251. 

-ain,  -aine,  Jat.  anus,  a,  in 
Personal-     und     Sachsub- 


Wort-  und  Sachregister 


625 


stantiven  256,  Volksnamen 
271,  Adjektiven  (und  Ad- 
verbien) 278,  vgl.  279; 
lat.  -aneus,  a  279. 

-aine,  lat.  -anm  m.  256,  in 
Kollektivzahien  145.  257; 
lat.  -ana  256.  271,  278; 
lat.  -anea  279;  lat.  -ania 
270. 

aine  234.  295. 

ainsi  Adverb  der  Weise 
235,  prädikativ  237,  Kor- 
relat zu  comme  468.  567, 
zu  tel  que  569;  —  Kausal- 
adverb 237. 

—  ainsi,  ainsi  donc  Kon- 
junktion, beiordnend  531, 
Stellung  595.  612;  ainsi 
que,  ainsi  .  .  que,  ellip- 
tisch ainsi  im  Modalsatz 
570,  vgl.  auch  242,  Kon- 
gruenz 380,  Stellung  617. 

-aire  255.  279.  282.  286. 

-ais,  lat.  -ensis,  m.  270, 
-ais  m.,  -aise  f.  272;  lat. 
-ax,  acis  275. 

Akademie,  Wörterbuch 
5;  orthographische  Aende- 
rungen,  e  und  e  7.  8,  oi 
und  ai  15,  tres  ohne 
Bindestrich  40.  301.  471 
u.  a. 

Akkusativ  103  ff.  106; 
im  partitiven  Verhältnisse 
143.  402.  494;  zum  No- 
minativ geworden  104,  vgl. 
151  und  152.  153;  bei 
Präpositionen  238.  391. 
417. 

—  zur  Bildung  von  Ad- 
verbien 228.  229.  386. 

—  in  der  Zusammensetzung 
des  Hauptwortes  306.  307. 
511  und  309,  des  Zeitwortes 
312. 

—  erscheint  im  Satze  zu- 
nächst in  der  Gestalteines 
anakoUithischen  Subjekts 
322.  590. 

—  prädikativ     388,     Kon- 

Mälzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl. 


gruenz  des  participialen 
Prädikatsakkusativ  458. 
460.  462;  der  Infinitiv  als 
prädikativer  A  kkusativ  445 ; 
durch  poiir  389. 431,  co/n/ne 
389.  567,  einen  Akkusa- 
tiv mit  dem  Infinitiv  etre 
ersetzt  389;  ohne  und  mit 
Artikel  501;  Stellung  598. 
-  als  adverbiale  Bestim- 
mung 383  ff.  (Raum  385; 
Zeit  385;  Mass,  adver- 
bialer Akkusativ  386;  Ob- 
jekt 386,  bei  Intransitiven 

387,  doppelter  prädikativ 

388,  vgl.  oben,  doppelter 
der  Person  und  Sache  389, 
der  Akkusativ  der  Person 
wechselt    mit    dem    Dativ 

389,  411.  445;  unabhängig 
390;  absolut  383.  390, 
auch  456.  459.463;  ellip- 
tisch 390;  mit  Partikeln 
391,  vgl.  238.  417;  bei 
il  y  a  177;  bei  voici, 
voilä  391,  vgl.  239); 
durch  den  Infinitiv  ver-  i 
treten  443.  448.  452;  ohne 
Artikel  501,  vgl.  405; 
Stellung  589.  598,  vgl.  322. 1 
590,  des  faktitiven  598.      | 

—  als  attributive  Bestim-  i 
mung  511,  vgl.  306.  307,  | 
auch  309.  514.  j 

—  Kongruenz  des  Particip  1 
des  Perfekt  mit  dem  Ak- 
kusativobjekt  460  ff.,    des 
prädikativen  Particip  388. 
458.  460.  462.  j 

Akkusativ  mit  dem  In- 
finitiv 389.390.445,  für! 
den  einfachen  Akkusativ  j 
389;  der  Infinitiv  wechselt  I 
mit  einem  Particip  oder 
Adjektivsatz  445,  der  Ak-  ^ 
kusativ  der  Person  mit 
dem  Dativ  389.  390.  445. 

—  im  Altfranzösischen  Sub-  j 
jekt  des  Satzes  316.  | 

Akkusativadverbien       ' 


228.  229,  des  Masses  386. 

Akkusativsatz  546,  Stel- 
lung 613. 
j  Aktiv  174;  Konjugations- 
I  tabelle  für  die  schwache 
!  Konjugation  197.  198  ff., 
j    die  starke  215.  216. 

-al,    -ale    258.    259;    278; 
I    285;  —  Plural  der  Wörter 
!    auf  -al  107.  137. 
\ä  la  .  .  elliptisch  410. 
,  a  la  bonne  heure !  245. 414. 
j  ä  la  Charge  que  367.  560. 
'  ä  la  Noei  122.  493. 
lalas!  244. 

-ald  269. 

-aldus  269. 

-ale  259;  279. 

ä  l'egard  de  437. 

alentour  mit  vorhergehen- 
dem de  attributiv  510. 

-alia  286,  vgl.  auch  122. 
\-alis,  e258.  259;  278;  285. 

aller  209. 

—  mit  dem  reinen  Infinitiv 
445.  446. 

—  mit  dem  gerundivischen 
Particip  (mit  und  ohne 
en)  458. 

—  reflexiv  s'era  aller  209. 
298.  467.  468. 

—  unpersönlich  il  y  va  de 
396.  397.  467. 

—  Verwendung  der  Impe- 
rativformen als  Interjek- 
tionen 245.  374. 

allons!  245.  374;  allons 
gai!  245. 

-alön  (ahd.)  291. 

alors  Adverb  234;  im  Nach- 
satz 531.  536;  —  Kon- 
junktion, beiordnend  531. 
532,  do7ic  alors  531. 

alors  que  551. 

Alphabet  6;  Abzeichen 
desselben  7. 

Altfranzösisch,  Namen, 
Dialekte  4;  Hülfsmittel  für 
das  Studium  desselben  4.5. 

—  Deklination    des    Nenn- 

40 


626 


Wort-  und  Sachregister. 


Wortes  103  ff.  (Hauptwort 
105;  Eio^enschaftswort  133; 
ArtikelUl;  Zahlwort  145; 
Fürwort,  persönliches  149, 
zueignendes  152,  hinwei- 
sendes 154,  fragendes  157, 
bezügliches  160,  unbe- 
stimmtes 162. 

—  Konjugation  184  ff.,  Ta- 
belle der  Flexionstormen 
186,  Hülfszeitwörter  193, 
Aktiv  der  drei  schwachen 
Konjugationen  198,  starke 
Konjugation  215. 

—  Adverbien  230.  231. 
233  ff. 

—  Präpositionen  237.  238. 

—  Konjunktionen  241. 

—  Interjektionen  245. 

am  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 
ainb-,  ambi-  302. 
äme  vivante  Füllwort  474. 
-amen  251.  286. 
avientevoir  (afr.)  226. 
ä    merveille    Adverb    231. 

410;    a   merveille!    Inter- 
jektion 245.  414. 
ä  mesure  que  568. 
ä    moins    de    präpositional 

für  hors  559. 
ä  moins  de,  a  moins  que  de 

mit  dem  Infinitiv  448. 
a  moins  que,  gewöhnlich  a 

moins  que  ne  Konjunktion 
243.  367.  480.  559. 

a  man  corps  defendant  etc. 
458. 

amont  233. 

amour  Geschlecht  125. 

amphi-  302. 

s'amuser  de  und  ä  mit  dem 
Infinitiv  453. 

an  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache ib. 

an-  305. 

-an  256.  271.  278;  —  Fe- 
mininum 130. 

ana-  302. 

Anakoluth  315;  anakolu- 


thisches  Subjekt  322; 
durch  eine  vom  Adjektiv- 
satz  geübte  Attraktion  ent- 
standen 577;  ersetzt  die 
Voranstellung  des  Akku- 
sativobjekts 590;  anakolu- 
thischer  Infinitiv  443. 
Anaphora  in  der  asynde- 
tischen Beiordnung  534, 
der  unterordnenden  Kon- 
junktionen, Adverbien  und 
Fürwörter  ib.,  des  bezüg- 
lichen Fürwortes  581,  des 
Beziehungswortes  beim 
Adjektivsatz  ib. 
-ance  252.  285. 
ancien  283. 

-and,   lat.  -antem  249,  vgl. 
275;  lat.  -andus  2b'2;  ger- 
man.  -ine  249. 
-ande  252. 

-ane  256.  257.  271.  278. 
-ane,  e  279. 
-anea  258.  279. 
-anee  279. 
-aneus,  a  279. 
-ange,    vgl.  lat.  -emia  252; 
lat.  -anea  279. 
Angleich  ung      mehrerer 

Wörter  56. 
—  verschiedener       lateini- 
scher Suffixe  248. 
Anlaut    in    der    Bindung 
34  ff. 

-ania  258.  270. 
[Ankündigung  als  ellipti- 
;    sches    Subjekt    323,     vgl. 
!    328. 

j  -anne  256.  271.  378. 
:  -annia  270. 
[Anomale   Zeitwörter  209. 

211.  213. 
I  Anrede  von  Personen  mit 
vous  und  tu  317;  durch 
den  Vokativ  384,  mit  dem 
Pronominaladjektiv  der 
ersten  Person  ib.,  dem  be- 
stimmten Artikel  384.  488, 
mit  attributivem  ce  506. 
Anruf,     Interjektion    245, 


Vokativ  384,  elliptischer 
Akkusativ  328.  390.  391. 

-ans,  antis  192.  249.  274. 
286. 

-ant  249.  274.  286;  Plural 
der  Substantiva  107,  Ad- 
verb der  Adjektiva  und 
Participien  230. 

ante-  295. 

ante-  295. 

anterieur  140.  283,  mit  h 
412. 

anti-,  lat.  ante-,  anti-  295; 
gr.  ävTi-  302. 

-antia  252. 

Antwort,  verkürzt,  Be- 
jahung 236.  471,  Vernei- 
nung 236.  471.  481.  483. 

Anzahl,  grosse,  durch 
cent,  milk,  million  be- 
zeichnet 504. 

-anus,  a  256.  271.  278. 
279. 

a  part  Adverb  231.  233; 
Präposition  239.  421. 

a  peine  Adverb  235,  kann 
Inversion    bewirken,    mit 
Verdoppelung  des  Subjekts 
321.   584;    —    ff  peine,  a 
peim . .  que  beim  Temporal- 
satz 551,  Satzstellung  615, 
Zeit  347:  ä  peine  st,  c'est 
ä  peine  si  320.  543. 
apercevoir  221. 
apo-  302. 
Aposiopese  315. 
Apostroph    34.    35,    vgl. 

I    150.  151  etc. 

i  apparaitre  226. 

I  apparemment  que  elliptisch 

[    543. 

]  apparoir  226. 

I  appartenir  218. 

iAppellativa  s.  Gattungs- 
namen. 

Apposition  486.  516 ff. 
—  Hauptwort    517,     Kon- 
gruenz ib.,  vgl.  376.  377; 
bei  Sätzen  und  Satzgefü- 
gen 328.  517. 


I 


Wort-  und  Sachregister. 


627 


Apposition,  Eigenschafts- 
wort 518. 

—  Fürwort  und  Zahlwort 
518,  vgl.  415.  416. 

—  als  Satzverkürzuug  328. 

517.  541,  vgl.  567. 

—  Subjektsatz  appositiv 
544. 

—  attributiver  Substantiv- 
satz als  Apposition  582. 

—  Nichtwiederholung  (und 
Wiederholung)  der  Präpo- 
sitionen 440.  517. 

—  ohne  und  mit  Artikel 
502,  vgl.  516.  518.  601; 
Vun  496. 

—  mit  comtne  517.  541. 
567,     bien    gue,    quoique 

518.  541,  probablement 
u.  a.  518. 

—  Stellung  609. 
Appositiver  Genitiv  512. 
apprendre  220;   mit  a  und 

dem  Infinitiv  452. 
aprh  Präposition  237.  239. 
424,     mit     dem     Infinitiv 
458;  ff  a/;m  237. 239.  436. 

—  Adverb  439;  dapres 
attributiv  510. 

apres-  295. 

apres  que   241.   554.    571, 

Zeit  347. 
a  Proportion  que  568. 
a  qui,   (a)  qui  mieux,  c'est 

a  qui  .  .  414. 
Aquitanier  1. 
Arabisches  Element  3. 
arc/i-  304. 

archeveche  mit  de  513. 
archi-  304. 
-ard,  e  (german.)  268.  272. 

277.  285. 
-are    mit    -iare    vertauscht 

284,  vgl.  208. 
arguer  Orthographie  8.  192. 
-aria  260. 
-aris  256.  279. 
-arius,  a,  um  und  -arius,  a 

255.  279.  286. 
arreter  210. 


arriere-  295.  300. 

arridrer  295. 

arrondissement  mit  de  513. 

Arten  des  Satzes  240. 
314  ff.,  in  der  Beiordnung 
520  ff.,  der  Unterordnung 
536.  543  ff. 

—  des  Zeitwortes  101. 
173.  174.  177;  Vertau- 
schung 178. 

Artikel  101.  141.  486; 
Stellung  600. 

— ,  bestimmter,  Formen 
142;  Verschmelzung  mit 
de,  a  ib.,  mit  en  (in  es)  ib. 

als  determinative  Be- 
stimmung 487  ff. 

Gebrauch  im  Allge- 
meinen 487. 

—  —  bei  den  verschiedenen 
Klassen  der  Hauptwörter 
488  ff. 

bei    anderen    Rede- 

theilen  494. 

im  partitiven  Ver- 
hältnisse 143.  401.  494. 

Verbindung  miteiner 

anderen  determinativen 
Bestimmung  496. 

beim    Vokativ    384. 

488. 

—  —  statt  des  attributiven 
Possessivpronomen  505. 

—  —  Wiederholung,  Kon- 
gruenz 497,  vgl.  508. 
509. 

Korrelat    572.    579, 

vgl.  569. 

Stellung  600. 

— ,  unbestimmter.  For- 
men 143. 

als  determinative  Be- 
stimmung 498  ff. 

—  —  Gebrauch  im  Allge- 
meinen 498. 

—  —  hei  verschiedenen 
Klassen  der  Hauptwörter 
498. 

bei     anderen    Kede- 

theilen  499. 


—  —  Verbindung  mit  einer 
anderen  determinativen 
Bestimmung  499. 

Wiederholung,  Kon- 
gruenz 499,  vgl.  497.  508. 
509. 

Stellung  600. 

— ,  Wegfall  des  Artikels 
überhaupt  499. 

-as,  adis  (lat.)  269;  -as,  ätis 
(ätis)  (lat.)  272,  vgl.  259. 

-as  (fr.),  lat.  -aceus  267. 
285.  291. 

-asc-  s.  Inchoativformen. 

-nsma  261. 

-asme  261, 

-asmus  261. 

-asque  (it.)  272.  281. 

assaillir  210. 

-asse  267.  278.  285;  -assier 
280:  -asser  291. 

asseoir  221. 

-asser  291. 

asservir  211. 

assez  Adverb  235,  mit  de 
403;  Einfluss  auf  die  Stel- 
lung des  Adjektiv  605. 

-assier  280. 

assidüment  230. 

Assimilation  der  Konso- 
nanten 49;  bei  der  Zu- 
sammensetzung mit  Par- 
tikeln 294. 

Assimiiirung  bewirkt 
Doppelformen  desselben 
Wortes  55:  s.  auch  An- 
gleichung. 

assortir  211. 

-aster  269.  282.  285. 

-astre  269. 

nstreindre  214. 

Asyndetische  Beiord 
nung  532  ff.,  kopulativ 
532,  disjunktiv  534,  ad- 
versativ 535,  kausal  ib. 

—  Mischung  mit  der  syn- 
detischen 534. 

—  Kongruenz  379.  380. 
Asyndetische  Hauptsätze 

für    das    temporale    Satz- 
40* 


628 


Wort-  und  Sachregister. 


gefüge  552,  das  konditio- 
nale 559,   koncessive  562. 

-at,  lat,  -atus,  um  249; 
lat.  -atus,  üs  259;  lat.  -as, 
ätis  ib. 

-at,  e,  lat.  -a«,    ütis    (ätis) 
272:  acht  roman.  264;  Fe-' 
mininum   der  Wörter  auf 
-at  129.  135.  264 

■ata  259.  285;  für  -ates  272. 

-ate  acht  roiuan.  264;  lat. 
-OS,  ätis  (ätis)  etc.  272. 

•ates  272. 

Athaulf  3. 

-atiare  291. 

-aticum  257.  285,  vgl.  281 
(auch  251). 

-aticus  281,  vgl.  257. 

-atique  281. 

ä  travers  Adverb  231;  Prä- 
position 237.  417. 

-ätre  269.  282.  285. 

atteindre  214. 

attenant  mit  schwankender 
Konstruktion  239.  419. 

attendani  que,  en  attendant 
gue  554,  Modus  365. 

attendre,  s'attendre  Zeit  335. 
336,  vgl.  349;  Modus  362. 

attendu  237.  437.  460.  507. 
594,  vgl.  134. 

attendu  que  556. 

attraire  220. 

Attraktion  liei  der  Ver- 
doppelung des  Subjektes 
319.  320. 

—  des  Zeitwortes  durch 
einen  attributiven  Genitiv 
beim  Subjekt  (plus  d'un, 
Quantitätsbezeichnungen) 
378.  575;  s.  auch  Synesis 
377.  378  und  vgl.  das  Par- 
ticip  461. 

—  des  Zeitwortes  durch 
den  prädikativen  Begriff 
319.  377,  vgl.  379. 

—  vonEintheilungsgliedern 
beim  fragenden  Fürwort 
402. 

—  eines     Adjektiv      (oder 


Particip)  bei  Zahlbestira- 
mungen  403. 

—  des  Particip  durch  einen 
attributiven  Genitiv  bei 
que,coTnbien,  le peuetcAGl. 

—  der  Verbalbestimmung 
durch  das  Subjekt  oder 
Objekt  (Attribut  statt  des 
Adverb)  464. 

—  des  Adjektivsatzes  319. 
320,  vgl.  377.  379,  auch 
461;  durch  den  Adjektiv- 
satz 320.  577. 

Attribut  486,Betonung  ib. 

Attributive  Satzbe- 
stimmung 486  ff.,  Stel- 
lung 600  ff. 

—  im  engeren  Sinne  486  ff., 
determinativ  486  ff.,  (Ar- 
tikel 486,  Zahlwort  503, 
Pronominaladjektive  505), 
Stellung  600;  —qualitativ 
506  ff.  (Eigenschaftswort 
506,  Adverb  510,  Infinitiv 
ib.,  Hauptwort  511),  Stel- 
lung 603  ff.,  eines  adjek- 
tivischen und  eines  sub- 
stantivischen Attributes 
bei  demselben  Beziehungs- 
wort 609. 

—  Apposition  516ff.(Haupt- 
wort  517,  Eigenschafts- 
wort 518,  Fürwort  und 
Zahlwort  ib.),  Stellung 
609. 

—  Nebensatz,  Adjektivsatz 
572  ff.,  Substantivsatz  582; 
Stellung  617.  618;  An- 
reihung an  andere  attri- 
butive Bestimmungen  581, 
vgl.  522. 

Attributiver  Akkusativ 
511,  Genitiv  ib.,  Dativ 
514;  Stellung  des  attribu- 
tiven Substantiv  607  ff. 

Attributivsatz  s.  Ad- 
jektivsalz. 

-atus,  a,  um  249.  281  (vgl. 
277),  -ata  259.  285;  — 
-atus,  tls  259. 


au  Vokal  8,  Aussprache  12, 
Lautwechsel  39,  Ursprung 
67. 

-au  Plural  der  "Wörter  auf 
-au  107,  vgl.  137. 

au  bas  de  238.  437. 

au  cas  quebbd.  Modus  367. 

aucun  Fürwort  167,  affir- 
mativ ib.,  ohne  Artikel 
503.  602. 

—  Füllwort  472.  474;  ohne 
ne  verneinend  472,  vgl. 
481. 

—  mit  de  403. 

—  zusammenfassend,  Kon- 
gruenz 380. 

—  Stellung  596,  des  attri- 
butiven 602.  603. 

aucunement  236.  474. 

-aud  269.  283.  286. 

-awf/e  269.  283. 

au  dedans  de  238.  438. 

au  defaut  de  437. 

au  dehors  Adverb  238.  438, 

Präposition  438. 
au  dela  de  238.  239.  438. 
au-dessous  de  238.  239.  438. 
au-dessus  de  238.  438. 
au  devant  de  238.  438. 
A ufforderung  im  Vokativ 
384;  mit  que  ne  475. 
i  Aufmuntern  ng  245.532. 
au  für  et  ä  inesure  que  569. 
lAugmentativendungen 
;    derHauptwörter250.261fl\, 
vgl.  auch  260:  der  Eigen- 
i    Schaftswörter  277.  281  ff. ; 
'    frequentative    Suffixe    bei 

Verben  289  ft\ 
au  haut  de  437. 
;  avjourd'hui    mit    vorherge- 
:    hendem  de  attributiv  510. 
I  au  Heu  de  238.  437. 
'  -ault  269. 
au  milieu  de  238. 
au  moins  Adverb  231.  470, 
kann    Inversion    bewirken 
321.    584;    tout  au  moins 
470. 
au  moyen  de  238.  437. 


Wort-  und  Sachregister. 


«  un  tel  point  que  565,  Mo- 
dus 369. 

auparavant  231.  234;  au- 
paravant  que  571. 

au  point  que  565,  Modus 
369. 

aupres  de  238.  438;  d'au- 
pres  438:  d' aupres  de  chez 
418. 

•aw  prix  de  437. 

Auseinanderrückung 
der  Satzglieder  596.    600, 
der  Nebensätze  620. 

Auslassung   der  Präposi- 
tionen 439  ff.,  vor  Intiuiti-  \ 
Yen  441.  454,  vor  der  Ap- 
position 440.  517. 

—  des  Subjekts  322,  des 
grammatischen  322.  583. 

—  des  Prädikats  323.  328. 
S.     auch     Wiederholung 

und  Niclitwiederholung, 
Ellipse,  elliptischer  Akku- 
sativ u.  s.  w. 

Ausruf  Interjektion  244. 
245;  Vokativ  384;  ellip- 
tischer Infinitiv  446;  di- 
rekte Frage  468.  475.  506, 
vgl.  159,  elliptisch  506, 
mit  comme  468,  vgl.  que 
ne  475  u.  a.,  Stellung  586. 
594;  mit  eh  mais  529; 
elliptischer  Substantivsatz 
etc.   542.  543. 

Aussageadverbien  235. 
471. 

Aussagewort  101. 

aussi  Adverb  235.  468  ff., 
mit  pas  (nicht  poinij  473, 
bei  Adjektiven  ohne  Ein- 
fluss  auf  deren  Stellung 
605. 

—  in  der  Beiordnung  524, 
Stellung  611.  612;  aussi 
bien  524,  mais  aussi,  et 
aussi,  ne  .  .  pa«  (point) 
attssi  525. 

—  kann  Inversion  be- 
wirken 321.  322.  584. 
585. 


aussi  im  Nachsatz  536.  567, 
mit  Inversion  585. 

—  im  Modalsatz  comme 
aussi,  comme  . .  aussi  567 ; 
früher  aussi  .  .  comme 
568;  aussi  .  .  que  469. 
570,  ohne  que  469;  aussi 
bien  que  243.  469,  ver- 
kürzt 469.  541,  Kongruenz 
380. 

aussitöt     beim      absoluten 
Particip   des  Perfekt  459;  | 
präpositional  239. 

aussitöt  que  552.  570,  Zeit 
347. 

Aussprache  der  Vokale 
9  ff.,  der  Diphthonge  14,  der 
nasalen  Vokallaute  16,  Vo- 
kalisation  vor  /  jnouilleld; 
Verstummung  19. 

—  der  Konsonanten  21  ff., 
nasale  und  flüssige  Buch- 
staben 21,  Lippenlaute 
22,  Zahnlaute  29,  Kehl- 
laute 24;  Verstummung  28. 

-aut  269.  286. 

autant   Fürwort    165.    470, 

vor    dem    Modalsatz    570; 

autant  de   403,    vgl.    470. 

570,  Kongruenz  378,    vgl. 

461.  575;  Stellung  590. 

—  Adverb  235.  468  ff., 
autant  und  tant,  si,  aussi 
ib.;  Stellung  595.  596. 

—  mit  pas  (nicht  point) 
473. 

—  konjunktional,  in  der  j 
Beiordnung,  autant  .  .| 
autant  533,  vgl.  568,  Stel- 1 
hing  595;  durch  d' autant 

.  .  que   ersetzt   242,    vgl 
568. 

in  der  Unterordnung, 

temporal   autant  que  553. 
570.  I 

—  —  kausal,  d autant  .  ,| 
que,  d'autant  que  555.        i 

modal,  früher  autant 

comme  468.  568;  d autant 
.  .  que,  früher  dautant .  . 


ohne  que  ib.;    autant  que, 

autant . .  que  469. 470. 570, 

vgl.  242. 
autant  vaut  595. 
automne  Geschlecht  124. 
autour  de  238.  437. 
au  travers  de  238.  439. 
autre    172;    Stellung    173. 

584.  602.  603. 

—  neutral  (autre,  autre 
chose)  165.  173. 

—  prädikativ  327,  vgl.  173. 
502;  Stellung  584. 

—  attributiv  172. 173.  506; 
Stellung  602.  603. 

—  appositiv  518.  603. 

—  mit  dem  bestimmten 
Artikel  494.  496.  506,  dem 
unbestimmten  499.  502,. 
ohne  Artikel  502;  dautres 
173,  bien  dautres  496. 

—  im  Modalsatz,  autre  .  . 
que  571,  Verneinung  480, 
Stellung  603. 

autre  .  .  autre    173.    502. 

584. 

autre  chose  165.  173. 
autre   .    .   que    571.    603, 

.  .  que  ne  480. 
de  cbte  et  d autre,  de  part 

et  dautre  172.  392. 
Vun  V autre  etc.  172.    496. 

518,  bei  reciproken  Verben 

175;    Tun  .  .  Fautre    172. 

518.  533;    Fun   et   F autre 

172.  496.  533,  Kongruenz 

380;    ni    fun    ni    l' autre 

Kongruenz  380. 
nous  autres  etc.  173.  603. 
un  autre  moi-meme  etc.  172. 

325.  499. 
nutrement  que  571,  .  .  que 

ne  480. 
autrui  165,    vgl.  154.  172; 

Cautrui  165. 
aval  233. 
avancer  285. 
avant  Präposiiiou  237.  239. 

424.   516,   elliptisch   439; 

mit  de  und  dem  Infinitir 


630 


Wort-  und  Sachregister. 


448.  453:  d'avant  .  .  at-  j 
tributiv  510;  des  avant  '■ 
240;  en  avant  de  424. 

avant  Adverb  232.  295. 424. 
439,  verstärkt  233.  424;  en' 
avant  424.  ; 

avant-  295. 

avant  que  241.  453.  554. 
571,  Modus  365.  370;! 
avant  que  .  .  ne  370. 479,  ' 
ohne  ne  480.  | 

—  mit  de  und  dem  Infini-  I 
tiv  448.  453,  früher  ohne  ; 
de  448. 

avec  Präposition  237.  424. 
516,  wechselt  mit  chez  \ 
418.  425;  Kongruenz  380;  j 
d'avec  240,  425. 

—  Adverb  439.  j 
avenir    218,     substantivirt  I 

109.  250.  455.  ! 

avoir     Konjugationsformen  f 

193ff.  221 ;  ohne  Passiv  175.  : 

—  Hühszeitwort  zur  ßil-  ■ 
düng  umschreibender  Zeit- 1 
formen  ISOfT.  | 

—  mit  doppeltem  Akkusa- ! 
tiv  389,  vgl.  487,  prädi-  j 
kativem  Particip  des  Per-  i 
fekt  389. 462,  mit  pour  389.  j 

—  mit  artikellosem  Objekt 
405.  501,  negirt  mit  Füll- 
wörtern ohne  de  405.         j 

—  mit  ä  und  dem  Infinitiv  I 
451,  Kongruenz  des  Par- 
ticip 463.  I 

—  ayant  mit  dem  Particip  j 
des  Perfekt  463;  in  der 
Zusammensetzung  307. 

—  mit  einfacher  Vernei- 
nung ohne  Füllwort  in 
avoir  garde,  je  n'ai  que 
faire  a  cela  475. 

—  NichtWiederholung  im 
zusammengezogeneu  Satze 
521. 

—  unpersönlich  il  y  a  mit 
folgendem  Objektsakkusa- 
tiv  177,  pleonastischem  y 
467,    mit  a  und  dem  In- 


finitiv 452;    —  il  y  a  .  . 

que  im  Temporalsatz  554, 

mit  ne  oder  ne  .  .  pas  etc. 

479.  480. 
-ax,  acis  275. 
ay  Vokal  8,  Aussprache  12, 

Ursprung  63. 

—  mit  konsonantischem 
oder  vokalischem  und  kon- 
sonantischem etc.  y  27. 
27,  Ursprung  98,  vgl.  63. 

-oy  258. 

ayant  zur  Bildung  zusam- 
mengesetzter Participial- 
formen  463;  in  der  Zu- 
sammensetzung 307. 

aye!  244. 

-ayer  als  Verbalsuffix  288; 
Formen  der  Zeitwörter  auf 
-ayer  98.  192.  208.  209. 

B. 

b  Konsonant  20,  Aussprache 

22, stumm 29,  Ursprung 78. 
bah!    244.    245,    ah    bah! 

244,  bah,  bah!  245. 
baisemain  Geschlecht  125. 
bas   Akkusativadverb    228; 

a  bas,  en  bas  231;   au  bas 

de  238.  437. 
baste!  245. 
battre  213. 

Bäume,  Geschlecht  115. 
be-  304. 
beau,  bei  Femininum    135, 

Plural  137,  Stellung  604; 

bei  Akkusativadverb    228, 

bellemeni,  bien  229 ;  belle  in 

Pavoir    echappe  belle  etc. 

463. 
beaucoup  Fürwort  165,  mit 

de  165.  403. 

—  Kongruenz  378,  mit 
einem  Adjektivsatz  575. 

—  Stellung  als  Objekt  590, 
beim  Infinitiv  593. 

—  il  s'en  faut  de  beaucoup 
392,  mit  que  ne  479. 

—  Adverb  235.  471,  Stei- 
gerung 232. 


Bedauern,  ungeduldige 
Frage  mit  que  ne  475. 

Bedeutung  des  Haupt- 
wortes im  Plural  verändert 
111. 

Bedingung  einer  Behaup- 
tung durch  comme  567. 

Bedingungssatz  s.  Kon- 
ditionalsatz. 

Begriffs  unterschiede 
an  Doppelformen  desselben 
Wortes  geknüpft  55,  des- 
selben Suffixes  248;  an 
den  bestimmten  Artikel 
im  partitiven  Verhältnisse 
495. 

Behauptender  Satz  315, 
Stellung  de«  Subjekts  581. 
586. 

Behauptung  durch cowme 
bedingt  oder  bestätigt  567. 

Beinamen  516.  518.  601. 

Beigeordnete  Sätze  s. 
Beiordnung. 

BeiordnendeKonjunktioii 
s.  Bindewort. 

Beiordnung  der  Sätze 
240.  520  ff. 

—  Zusammenziehung  in 
derselben  520. 

—  syndetische  522  (kopu- 
lativ 522,  disjunktiv  526, 
adversativ  527,  kausal 
530). 

—  asyndetische  532  (kopu- 
lativ 532,  disjunktiv  534, 
adversativ  535,  kausal  ib.). 

—  asyudetische  und  syn- 
detische gemischt,  kopula- 
tiv 534,  vgl.  523,  disjunk- 
tiv 526.  527. 

—  polysyndetisch  523,  vgl. 
534. 

—  Kongruenz  379  tf. 

—  Stellung  611. 
Beiordnung     von     Satz- 
gliedern 102.  240.  522. 

—  der  Eigenschaftswörter 
508,  Stellung  606;  vgl. 
486. 


Wort-  und  Sachregister. 


631 


Beiordnungder  Adjektiv-  ! 
Sätze  580. 

Beispiel  mit  comme  ange- 
führt 567,  mit  tel  que  569. 

Beiwort  s.  Eigenschafts-! 
wort.  ; 

Bejahung,  absolute  236.  [ 
471;  zwei  Verneiuungeu  1 
bejahen  474,  nicht  475.  | 
484.  485;  ein  negatives 
Satzglied  im  unvollständi- , 
gen  Satze  affirmativ  ge- 
dacht 522. 

bei  s.  btau.  j 

Beigen  1.  | 

belle  in  favoir  echappel 
belle  etc.  463. 

bellemeni  229. 

bellissime  140. 

bene-  (bene-)  303.  ! 

benin  283,  Femininum  135. 

benir  212. 

Berain  15. 

Bergnamen,  Geschlecht  I 
116,  mit  und  ohne  Artikel  ] 
490.  491,  vgl.  489,  ohne 
und  mit  de  nach  mont,  i 
wionfa^ne 490. 491. 513. 516. ! 

Beruhigung  245.  | 

bes-  304. 

Beschwichtigung  245.     | 

Besorgniss,  Modus  363, 
Verneinung  476. 

Bestandtheile  des  Wor- 1 
tes  6,  Abstammung  42. 

Bestätigung  einer  Be- 1 
bauptung  durch  com7He567. 

Bestimmungswort  246. 
292. 

Äe'tazVPlural  107,  Geschlecht 
122. 

beieme/U  228.  1 

Betheuerung, Satzadverb  [ 
235.  236,  Stellung  596.      ' 

—  Interjektion  245.  , 

—  mit  par  430,  pour  432, 
sur  435. 

—  mit  ou  612,  vgl.  527. 

—  mit  ainsi  .  .  que,  ainsi 
570,  Modus  359. 


Betonung  des  einzelnen 
Wortes  34.  37  ff. 

—  der  Satzglieder  u.  Sätze 
37.  40,  vgl.  34.  36. 

—  in  der  Ableitung  38. 
42  ff.  247.  248. 

—  in  der  Znsammensetzung 
39.  42  ir.  247.  293. 

—  der  persönlichen  Für- 
wörter 149.  414.  573. 

—  der  Veibalformen  38. 
192,  vgl.  190. 

—  des  Attributes  486.  516; 
vgl.  Stellung  600.  604.  609. 

Beziehung  des  Subjektes 
und  Prädikates  auf  einan- 
der 374,  im  einfachen 
Satze  375,  im  zusammen- 
gezogenen Satze  379. 

—  des  Hauptsatzes  auf  den 
Nebensatz  540. 

—  logische  des  Adjektiv- 
satzes zum  Hauptsatze 
580. 

Bezügliches  Fürwort  101; 
Biegungsformen  160. 

—  Ersaiz  des  Genitiv  durch 
dont  161.  465.  466;  des 
Dativ  durch  oii  465;  d'oü, 
par  oü  ib. 

—  Subjekt  161.  379.  576; 
NichtWiederholung  durch 
ein  persönliches  Fürwort 
576,Wiederholung  (gue)  ib. 

—  prädikativ  (que)  161. 
327. 

—  Objekt  und  mit  Präpo- 
sitionen 161.  162. 

—  attributiv  (lequel)  161. 
506.  577,  Stellung  602. 

—  im  Adjektivsatz  572 ff.; 
Kongruenz  des  Relativ  mit 
dem  Substantivbegriff  im 
Hauptsatze  573  ff.,  des 
Zeitwortes  379.  576. 

—  Wiederholung  u.  Nicht- 
wiederholung  581,  vgl. 
534. 

—  Stellung  588.  590.  602. 
618.  619. 


bi-  304. 

Biegung  99.  102  ff. 

Biegungsformen  99. 

—  des  Nennwertes  102  ff. 
(Hauptwort  105,  Eigen- 
schaftswort 133.  138,  Ar- 
tikel 141,  Zahlwort  144, 
Fürwort  148). 

—  des  Zeitwortes  179  ff. 

—  der  Partikeln  (Reste) 
191.  227.  232. 

bien  Adverb  229.  235.  471, 
neben  bonnement  229,  für 
bellement  ib.;  Steigerung 
232,  verstärkt  den  Kom- 
parativ 140.  232. 

—  in  Interjektionen,  eh 
bien!  he  bien!  he  bien? 
245. 

—  prädikativ  337. 

—  mit  de  und  dem  Artikel 
496,  bien  d'autres  ib. 

—  zur  Verstärkung  des 
Komparativ  140.  232;  ou 
bien  527;  mais  bien  529, 
mais  bien  plutot  530; 
quand  bien  meine  550. 

—  Stellung  beim  Infinitiv 
593,  dem  attributiven  Ad- 
jektiv 600.  605. 

bien-  303. 

bien  entendu  que  243.  560, 

Modus  367. 
bienfaisant,  bienfait  219. 
bien  que  561,    Modus  368; 

im    verkürzten  Koncessiv- 

satz  541,  beim  appositiven 

Substantiv,    Adjektiv  und 

Particip  517.  518. 
bienseant  221. 
bientot  234. 
bienveillant  223. 
■bile  276. 
-bilis  276. 
Billigung  245. 
Bindestrich      39;     jetzt 

nicht  mehr  nach   tres   40. 

301.  471. 

—  in  derZnsammensetzung 
292,  der  Hauptwörter  109 


632 


Wort-  und  Sachregister. 


305,  der  Eigenschaftswörter 
137.  310,  der  Partikeln 
227. 

—  durch  Apostroph  ver- 
treten 40.  292.  298,  vgl. 
auch  34.  35. 

Bindevokal  in  der  Zu- 
sammensetzung 247,  des 
Substantiv  247.  306,  des 
Adjektiv  138.  310.  311,  des 
Verb  247.  312. 

Bindewort  102.  240. 

—  Form  241;  üebergang 
der  Adverbien  in  Binde- 
wörter 228. 

—  grammatische  Bedeu- 
tung, Eintheilung  240. 
242  ff. 

—  beiordnend,  Binde- 
wort im  enge  reu  Sinne 
102.  240.  242.  520.  522  ff. 

au    der    Spitze    der 

Parenthese  537. 

durch  das  unter- 
ordnende ersetzt  242.  380. 
542.  567.  570. 

—  —  Stellung  612,  neben 
Füllwörtern  597,  Füge- 
wörtern 619. 

—  unterordnend,  Füge- 
wort 102.  242.  520.  536  ff. 

beim        appositiven 

Substantiv,  Adjektiv  und 
Particip  517.  518. 

im  verkürzten  Satze 

541.  542,  vgl.  517.  518 
und  456.  567  ff. 

ersetzt  das  beiord- 
nende 242.  380.  542.  567. 
570. 

Stellung  618,  neben 

Bindewörtern  im  engeren 
Sinne  619. 

Bindung  der  Worte  34, 
im  Verse  37. 

bis!  245. 

bis-  qualitativ  304,  quan- 
titativ ib. 

'ble  276. 

boire  224. 


bon  Adjektiv,  Femininum 
135,  Steigerung  139,  Stel- 
lung 606;  bonfiomme  109; 
bonjour,  bonjour,  bon  soir 
etc.  390;  bien,  bonnement 
229,  toul  bonnement  ib. 

—  Akkusativadverb  228. 

—  Interjektion,  bon!  245. 
-bond,  -bonde  277.  286. 
bonhomme  109. 

bonjour  etc.  390,   vor  dem 

Vokativ  591. 
bonnement  229. 
bouger  ohne  pas  475. 
bougre!  245. 
bouillir  211. 
Brächet^    Dictionnaire    des 

doublets    56;     Grammair e 

hisiorigue  2. 
braire  215. 
brave  Stellung  606. 
bravo!  245. 

bref  Akkusativadverb  228. 
6rm  Füllwort  236. 472.  473. 
Bruchzahlen  146. 
bruire  215. 
brut  134.  507. 
Buchstaben  7. 
-bundus  277.  286. 
Burgunder  2. 
Burgundischer  Dialekt  4, 
Burguy,    Orammaire  de  la 

langue  d'o'il  5. 

€. 

c  Konsonant  20,  Aussprache 
24,  stumm  32,  Ursprung 
88.  89;  dentales  c  in  Ver- 
ben 192,  Verba  auf  -querih. 

-c  Femininum  der  Wörter 
auf  -c  129.  136. 

p  7.  192. 

pa  hinweisendes  Fürwort 
157,  Subjekt  318. 

ca  Ortsadverb  232 

—  Interjektion  245,  ho  fä! 
or  fä!  ib. 

Cäsar,  Julius  1.  2. 
Cäsur  nicht  beachtet  37. 


canton  mit  de  513. 

cap  ohne  (und  mit)  de  513. 
516. 

capitaine  Ableitung  256. 

capitale  ohne  de  513. 

car  241.  242.  530,  ausge- 
lassen 535,  Stellung  612. 

cas  in  au  cas  que,  en  cas 
que,  le  cas  pose  que,  pose 
le  cas  que,  le  cas  pose 
243.  559,  Modus  367. 

cata-  302. 

ce  hinweisendes  Fürwort 
154  ff. 

—  unverbunden,  neu- 
tral 154.  156. 

Subjekt     156     317. 

318,  wechselt  mit  il  317; 
Stellung  585.  587.  588. 

grammatisches  Sub- 
jekt und  zur  Verdoppelung 
des  Subjekts  318.  319  ff. 
544,  vor  einem  Subjekts- 
Infinitiv  319. 321. 442.447 ; 
Zeitfolge  354,  Kongruenz 
377.  379.  574ff.;  Stellung 
319  ft".  583. 

—  —  Objekt  und  mit  Prä- 
positionen 156. 

Korrelat  eines  Sub- 
stantivsatzes 320.  540. 
544,  Modus  360,  in  de 
ce  que  540.  546.  571, 
Modus  363,  a  ce  que  540. 
547,  566,  parce  que  540. 
555,  jusqu'ä  ce  que  540. 
554,  Modus  365.  366,  en 
ce  que,  sur  ce  que  540. 
549;  —  dient  zur  Hervor- 
hebung 320.  540.  544,  in 
der  Frage  ib.;  Stellung  583. 
585.590;  —  Zeitfolge  354. 

Korrelat    eines    Ad- 

jektivsatzes319.320.572ff., 
vgl.  auch  548,  verdoppelt 
321.  578,  Kongruenz  377. 
379.  574 ff.,  Zeitfolge  354; 
—  dient  zur  Hervorhebung 
319  ff'.  574ff.,  in  der  Frage 
320;Stellung583.586.590. 


Wort-  und  Sachregister. 


633 


ce,  unverbunden  in  der 
kausalen  Beiordnung,  cest 
pour  cela  que,  c'est  pour- 
quoi  530. 

im        Temporalsatz, 

jusqu'ä  ce  que  540.  554, 
Modus  365.  366. 

im  Kausalsatz,  parce 

que  540.  555,  c'esi  que, 
ce  rCest  pas  que  320.  556, 
Modus  366. 

im    Konditionalsatz, 

si  ce  n'est  etc.  558,  si  ce 
liest  que  559. 

im      Finalsatz,      de 

maniere  ä  ce  que  566, 
Modus  371. 

—  verbunden,  attributiv 
155. 505,  bei  momieur  505, 
in  der  Anrede  506,  beim 
Datum  504,  mit  iout  168. 
506,  quelque  506:  ce  .  . 
•ci,  ce  .  .  -la  155. 

vor  dem  Konsekutiv- 
satz 565,  Modus  369. 

vor  dem  Adjektivsatz 

572. 

Stellung  602. 

ce(-)ei,  ce(-)la  157;  ce  .  . 
-ci,  ce  .  .  -Ih  155. 

c'est  a  .  .  mit  de  oder  ä 
und  dem  Infinitiv  447; 
c'est-a-dire  451. 

c'est  a  peine  si  320.  543. 

c'est  ä  qui  .  .  414. 

c'est  comme  qui  dirait  350, 
c'est  coimite  qui  580. 

c'est  que,  ce  n'est  pas  que 
kausal  320.  556,  Modus 
366. 

c'est  pour  cela  que  530. 

c'est  pourquoi  530. 

ceans  mit  vorhergehendem 
de  attributiv  510. 

-ceau  263. 

ceci  156,  Subjekt  317,  prä- 
dikativ 326,  Korrelat  573. 

cedille  7. 

ceindre  214. 

cela    156,     Subjekt     317, 


318,  prädikativ  326,   Kor- 
relat 573. 

-cella  263. 

-Celle  263. 

-cellus  263. 

I  celui  154.  155,  prädikativ 
1  326,  Korrelat  572;  celui- 
j  ci,  celui-la  156.  533,  Kor- 
I    relate  573. 

!  Cent  145,  attributiv  503. 
504,  mit  folgendem  un 
j  503,  bezeichnet  eine  grosse 
I  Anzahl  504;  un  cent  145. 
I  Centime  147.  282. 
i  cependant  Adverb  234.  237. 
I  —  Konjunktion  241.  242. 
I  528,  im  Nachsatz  561, 
Stellung 597.  612;  e<  cepen- 
j  dant,  mais  cependant  b28. 
\  cependant  que  553. 
I  -cer  in  Verben,  Orthogra- 
j    phie  192. 

certain  167. 

{  —  mit  dem  unbestimmten 
j    Artikel  499. 

—  attributiv  506. 

—  Stellung  602. 
certainement,    oui   certaine- 

ment,  ccrtainement  no7i236. 

certes  229.  236. 

cesser  ohne  pas  475. 

c'est,  c'est  que,  c'est  qui  eic. 
s.  ce. 

cettui  155. 

-cevoir  Komposita  221. 

ch  Konsonant  20,  Aus- 
sprache 25,   Ursprung  92. 

Chahaneau,  Gonjug.  fr.  193. 

chacun  163,  adjektivisch 
164;  durch  chaque  ersetzt 
164.  167.  519. 

—  mit  un  163.  499;  sa  \ 
chacune  163.  i 

—  appositiv  519,  vgl.  ; 
chaque    167,    zum    Ersatz  i 

1    für  das   Eintheilungszahl- 1 

[    wort    benutzt    148,    Kon- 1 

gruenz  mit  dem  Prädikat 

380,  dem   Possessivprono- 1 

i    men  519;  Stellung  609.     | 


chaloir  221. 

Chanson  de  Roland,  Kon- 
junktiv des  Plusquamper- 
fekt 180. 

chaque  167,  für  chacun 
164.  167.  519. 

—  appositiv  519. 

—  Stellung  602. 
Charassin  5. 

Charge  in  a  la  charge  que 
367.  560. 

Charles- Quint  147.  504. 

chaud  Akknsativadverb228. 

eher  Adjektiv,  Stellung 
606;  Akkusativadverb  228. 

-eher  287.  290. 

chercher  ä  mit  dem  Infini- 
tiv 451,  de  und  a  452. 

Chevallet,  Origine  et  forma- 
tion  de  la  langue  fr.  2. 

chez  237.  239.  418,  wech- 
selt mit  parmi  423,  avec 
425,  dans  428;  d'aupres 
de  chez  418,  de  chez  240. 
418,  attributiv  510,  devant 
chez  240,  par  chez  240. 
418. 

Chiasmus  600. 

Chlodio  2. 

Chlodwig  2. 

choir  222. 

chose  Geschlecht  125;  vgl. 
autre  chose  125.  173,  quel- 
que chose  125.  164.  403. 
496.  506. 

Christ  mit  Artikel  488, 
Jesus-Christ  ohne  Artikel 
ib. 

chut!  245. 

ci  in  ce  .  .  -ci  155,  celui- 
ci  156,  ceci  156.  156,  ce 
ci,  ce-ci   157. 

—  in  voici  s.  voici. 

—  in  ci-inclus,  ci-joint  134. 
237.  437.  460,  vgl.  507. 
594. 

—  in  ci-dessous,  ci-dessus, 
233,  ci-contre,  ci-dessous, 
ci-devant  attributiv  510. 

ciel  Plural  107;  ciel!  244. 


634 


Wort-  und  Sachregister. 


ci-inclus,  ei-Joint  s.  ci. 

-cilla  263. 

-cillus  263. 

cinquieme  147- 

-cir  289. 

circom-  295. 

circon-  295. 

circoncire  218. 

circonscrire  213. 

circonvenir  218. 

circum-  295. 

-ciVe  Komposita  218. 

cite'rieur  140. 

c/a/r  Akkusativadverb  228, 

clarissime  140. 

-c/e  262. 

c/tc  c/ac  245. 

cZore  218. 

CO-  296. 

coj  Femininum  135. 

com-  296. 

combien  Adverb  235.  586; 
Fürwort  165,  ohne  de  ib., 
combien  de  165.  403.  496; 
Kongruenz  378.  461. 

combien  que  564,  Modus 
369. 

comedie  mit  de  512. 

eomme  Adverb  (Weise  und 
Grad)  235.  468,  in  direk- 
ter Rede  als  Ausruf  ib.; 
Stellung  594. 

comme  Konjunktion  243, 
vgl.  242. 

—  bei  der  prädikativen 
Bestimmung  324.  389.  567, 
dem  Particip  des  Präsens 
456,  der  Apposition  517. 
567. 

—  Zeitformen  339.  340. 
350.  552. 

—  Modus  bei  comme  si  366. 

—  Kongruenz  380. 

—  modal  567  ff.,  comme 
aussi,  comme  .  ,  aussi  ib.; 
verkürzt  541.  542.  567, 
Kongruenz  380,  bei  der 
prädikativen  Bestimmung 
324.  389.  567,  dem  Par- 
ticip des  Präsens  456,  der 


Apposition  517.567,  comme 
si  542.  568,  Modus  366, 
c'est  comme  qin  .  .  580, 
Zeit  350;  —  mit  Korrelat 
comme  .  .  ainsi  468.  567, 
früher  autant  comme  468. 
568  und  aussi  .  .  comme 
568,  comme  aussi,  comme . . 
aussi  567,  vgl.  468.  537. 
585. 

—  im  Substantivsatz  früher 
comme,  jetzt  noch  comme 
quoi  547,  indirekte  Frage 
468,  vgl.  547. 

—  temporal  552.  568,  Zeit- 
form 552. 

—  kausal  556.568,  Zeit  339. 
340. 

—  koncessiv  in  comme  que, 
combien  que  564,  Mudus 
369. 

—  durch  que  vertreten  539. 

—  durch  a  ce  que  ersetzt 
567,  durch  selon  que  569, 
durch  asyndetische  Bei- 
ordnung 533.  568. 

—  vertritt  Beiordnung  242. 
567,  vgl.  380.  542.  ' 

—  Stellung  des  Modalsatzes 
mit  comme  588.  616. 

comme  .  .  ainsi  468.  567. 

comme  aussi,  comme  . .  aussi 
567,  vgl.  537.  585. 

comme  cela  568. 

comme  ton  dit,  comme 
fespere  etc.  567. 

comme  que,  combien  que 
564,  Modus  369. 

comme  qui  .  . ,  cest  comme 
qui  dirait  580,   Zeit  350. 

comme  quoi  547;  früher  für 
comment  ib. 

comme  si  542.  568,  Modus 
366. 

commencer  ä  mit  dem  In- 
finitiv 452,  de  und  ä  ib., 
par  453. 

comment  230.  235.  468;  in 
direkter  Frage  448,  com- 
ment^   ib.;    in    indirekter 


Frage  468.  548,  für  que  547. 
commettre  220, 
commune  mit  de  513. 
Communia,    Substantiva 
123,  Adjektiva  133.  134. 
comparaitre  226. 
comparoir  226. 
comp  Zaire  226. 
comprendre  220. 
compris^     non    compris,    y 
compris    237.    437.    460. 
507.  594,  vgl.  134. 
compromettre  220. 
comti'  Geschlecht  124:  mit 
de  513. 
con-  296. 
-fon  253.  286. 
concernant  237,  436. 
concevoir  221. 
conclure  219. 
concourir  224. 
condition  in  a  condition  de 
mit  dem  Infinitiv  449,    a 
condition   que,  aux  condi- 
j    tions  suivantes  .  .  que  243. 
I    560,  Modus  367. 
j  se  condvuloir  226. 
i  conduire  214. 
!  confire  219. 
j  conjoindre  214. 
connattre  225. 


j  conquerir 


220. 


consent  213. 

consequence  in  en  conse- 
quence  de  quoi  530. 

consequent  in  par  conse- 
quent  Adverb  231;  kon- 
klusiv 612,  Stellung  ib. 

conster,  constant  210. 

cunstruire  214. 

contenir  218. 

contester  Negation  476. 

continuer  a  mit  dem  Infini- 
tiv 452,  de  und  a  ib. 

Continuirliche     Konso- 
j    nanten  20. 
i  continument  230. 
'  contra-  296. 

contraindre  214;  mit  de  und 
ä   und  dem  Infinitiv  452. 


Wort-  und  Sachregister. 


635 


contraire  Ableitung  283. 

contraster  210. 

contre  Präposition  237.  421, 
adnom.  516;  Adverb  439. 

contre-,  contr  35.  296. 

contredire  219. 

contrefaire  219. 

conirevenir  218. 

contro-  296. 

convenir  218. 

convoyer  210. 

coquerico  245. 

corbieu!  cor  bleu  l  245. 

cote  in  h  cote  de  237.  438. 

coucou  245. 

coudre  213. 

couple  Geschlecht  125. 

cowr  mit  rfe  492. 

Courage!  245. 

couronne  mit  rfe  492. 

courir  223. 

eoMT-T-e  223. 

C'owr^  Akkiisativadverb  228. 

co«r<  -Juinte,  court  -  vetii, 
court  vetu  138.  311. 

couvrir  211.  212. 

craindre  214;  craindre  que 
Modus  363,  vgl.  477,  Ne- 
gation 363.  476;  mit  de 
und  dem  Infinitiv  448, 
ohne  Negation  477. 

crainte  in  de  crainte  que 
ne  etc.  363.  476. 

cre  nom!  245. 

creux  Akkusativadverb  228. 

cri  mit  und  ohne  de  513. 

cric  crac  245. 

croire  224,  vgl.  98.  192. 

croiire  224;  er«  Substantiv 
249. 

croix  mit  (/e  489. 

cruel  Stellung  606. 

crüment  230. 

-ction  253.  286. 

cueillir  211. 

cut  (afr.)  154.  158.  161. 

cuire  214. 

-cii^e  262.  283.  286. 

-culus  262.  283.  286. 

cum-  296. 


c?  Konsonant  20,  Aussprache 
23,  stumm  30,  Bindung 
36,  Ursprung  82. 

—  des  Stammes  bei  Verben 
192 

d'abord  242.  532. 

d'abord  que  Zeit  347. 

daigner  mit  reinem  Infini- 
tiv 444. 

d'aiUeurs  Satzstelluug  611, 
vgl.  524. 

dame!  244. 

daiis  237.  425.  516;  wech- 
selt vom  Räume  mit  ä 
und  en  406.  426,  vgl.  428, 
a  407.  428,  chcz  428,  von 
der  Zeit  mit  en  428,  vgl. 
426;  —  dan^  peu  234. 

dapres  237.  239.  436. 

Dativ  103.  106,  unbezeich- 
uet  (afr.);  im  partitiven 
Verhältnisse  143.  402. 
494. 

—  in  derZusammensetzung 
307. 

—  durch  oü  und  y  ver- 
treten 465. 

—  prädikativ  324.  389;  prä- 
dikativer Infinitiv  mit  h 
325.  451. 

—  als  adverbiale  Satzbe- 
stimmung 405  fif.  (Haum 
405;  Zeit  407;  umstand 
408,  Gemeinschaft  408; 
instrumental  und  kausal 
409;  Mass  409;  Art  und 
Weise  410;  Ijestimmiing 
und  Zweck  410;  Betbeili- 
gung,  Personenkasus  410, 
für  den  Akkusativ  der 
Person  beim  Zusammeu- 
stoss  mit  einem  Sachob- 
jekt 389.  411.  445;  be- 
zeichnet das  thätige  Sub- 
jekt 413;  ethisch  413; 
possessiv  413:  Rücksicht 
413;  elliptisch  413);  des 
persönlichen       Fürwortes 


414  0".;  durch  den  Infinitiv 
mit  a  vertreten  450.  452; 
Stellung  589  If.,  in  Ver- 
bindung mit  anderen  ad- 
verbialen Restimmungen 
598.  599. 

—  attributiv  514,  appositiv 
beim  Possessivpronomen 
505.  515;  attributiver 
Infinitiv  mit  a  511,  vgl. 
451:  Stellung  607  ff. 

Dativsatz  540.  547,  Modus 

361  ff.;  Stellung  613. 
Datum  504;   Stellung 598. 

601. 
d'aupres  438;    d'aupres  de 

chez  418. 
d'autant  .  .  que,     d'autant 

que   kausal   555,   d'autant 

.    .    que,    früher    dautant 

.  .  modal  568. 
davantage  470,    mit  de,  en 

ib.,      superlativisch      ib.; 

davantage  que  571. 
davec  240    425. 
de     Kasuspräposition    103. 

237,    mit    dem    Akkusativ 

391. 

—  zur  Bildung  von  präpo- 
sitionalen  Adverbien  231, 
zusammengesetzten  oder 
umschriebenen  Präpositio- 
nen 237  ff.  391.  437  ff., 
Interjektionen  244.  245; 
beim  attributiven  Adverb 
511,  vgl.  516;  Zeitbestim- 
mungen mit  de  als  Füll- 
wörter 474. 

—  zur  Bildung  des  Genitiv 
237.  391  ff.,  des  attributi- 
ven 511  ff.,  vgl.  489  ff.; 
im  partitiven  Verhältnisse 
143.  401  ff'.  495,  bei  der 
Negation  404.  472.  495, 
Wegfall  vor  artikellosem 
Hauptwort  405.  501. 

—  adverbiale  Bestimmung 
ohne  Artikel  501,  vgl.  491, 
attributive  495.  496.  501, 
vgl.  511  ff. 


636 


Wort-  und  Sachregister. 


de  bei  einem  prädikativen 
Hauptwort  324,  ohne  Ar- 
tikel 501. 

—  beim  Infinitiv  319  ff. 
447  ff.,  wechselt  mit  ä 
452,  vgl.  447;  bei  dem  at- 
tributiven Infinitiv  510. 
vgl.  447. 

—  beim  Genitivsatz  547, 
vgl.  540. 

—  Wiederholung  u.  Nicht- 
wieiierbolung4B9.440.  454. 

—  Wegfall  im  Altfranzösi- 
schen 106;  im  Neufranzö- 
siseheii  106. 109.  307,  auch 
405.  501  ff  507  u.a.;  vgl. 
unhezeichneter  Genitiv. 

dabord  231.  242.  532; 
dabord  que  347. 

dailleura  611,  vgl.  524. 

d apres  237.  239.  436;  510. 

dauprh  438;  daupres  de 
chez  418. 

d'auiant  (/ue,  d'autant  .  . 
que,  dautant  .  .  555.  568. 

davant  attributiv  510. 

davec  240.  425. 

de  ce  que  540.  546.  571, 
Modus  363. 

de  chez  240.  418.  510. 

de  craiate  363.  476.  I 

de  de^a  240.  418. 

de  dehors  233.  I 

de  delh  240.  418.  \ 

de  dessous  240.  433. 

de  dessus  433. 

de  devant  240.  418.  419. 

de  fa^on  a  mit  dem  In- 
finitiv 452;  de  fa^-on  que 
565,  Modus  369. 

de  la  que  556. 

de  la  vie,  de  ma  vie  etc. 
Füllwort  474. 

de  manicre  a  mit  dem  In- 
finitiv 452;  de  maniere  que 
565,  Modus  369.  370,  de 
maniere  ä  ce  que  566, 
Modus  371. 

de  meine  231;  de  mime  que 
243.  570,  Kongruenz  380. 


den  bas,  den  haut  233. 

dentre  240.  403.  422.  510, 
vgl.  402. 

de  par  430. 

de  peur  363.  476. 

de  plus  Adverb  231 ;  Kon- 
junktion 526,  Satzstellung 
611. 

de  Sorte  que,  de  teile  Sorte 
que  565,  Modus  369. 

doü  233.  242.  465,  Stel- 
lung 594. 

doutre-  420.  516. 

de-,  de-,  lat.  de-  296;  lat. 
dis-,  dt-  ib. 

debout  attributiv  510. 

deck  232;  237.  418;  —  de 
degä  233;  240.  418,  en 
defä  231,  en  de^a  de  238. 
418,par(/efa233;240.418. 

de  ce  que  540.  546.  571, 
Modus  363. 

decevoir  221. 

de  chez  240.  418.  510. 

de'choir  222. 

de'cider  de  und  ä  mit  dem 
Infinitiv  453. 

de'cime  128.  147.  282. 

decouvrir  212. 

de  craiiite  363.  476. 

decroire  224. 

decroitre  225. 

dedans  232:  425. 428;  —  au 
dedans  de  238.  438;  en 
dedans  233,  en  dedans  de 
238.  420.  428;  par  dedans 
240.  428. 

de  rfep«  233;  240.  418. 

de  dehors  233. 

de  delh  233;  240.  418. 

de  dessous  240.  433.  I 

de  dessus  433. 

de  devant  240.  418.  419. 
dedire  219. 
deduire  214. 

de  fafon  a  mit  dem  Infini- 
tiv 452;  de  fa^on  que  565, 

Modus  369. 
defaillir  191.  212. 
defaire  219. 


Defektive  Adjektiva  136. 
Defektive        Zeitwörter, 
schwache    210.    212.   215, 
starke  217. 
defendant  in  a  mon   corpg 
de'fendant  etc.  458. 
defier  de   und   ä  mit  dem 
Infinitiv  452. 
Degradation  durchmowts, 
le   moins    bei    Adjektiven 
140.  141,  Adverbien  232. 
dehors  232.  420;  —  au  de- 
hors 238.  428,    au  dehors 
de  438;  de  dehors  233;  en 
dehors  231.  233,  en  dehors 
rfc238.  420.428;/afZe/iors 
233;  par  dehors  420. 
dqa  224;   defa  que  551. 
dejoindre  214. 
Deklination    des    Nenn- 
wortes 102  ff.    (Hauptwort 
105;  Eigenschaftswort  133; 
Artikel  141;  Zahlwort  144; 
Fürwort  148). 
delh  232;  237.  418;  —  au 
delh    de   238.    239.    438, 
de  delh  233;  240.  418,  en 
delh  deAlS,  par  delh  2BB; 
240.  418. 
de  Ih  que  555.  556. 
de  la  vie,    de   ma   vie  etc. 
Füllwort  474. 
De  Lesclache  15. 
demander   a    mit    dem  In- 
finitiv 452,  de  und  a  ib. 
de  maniere  a  mit  dem  In- 
finitiv   452;    de    maniere 
que  565,  Modus  369.  370, 
de  maniere  a  ce  que  566, 
Modus  371. 
de  meine  231 ;  de  meme  que 
243.  569.  570,  Kongruenz 
380. 
demettre  220. 
demi,  e  146;  ä  demi  235. 
demi-   305,    vgl.    146    und 
110.  137,  auch  311. 
demouvoir  222. 
den  bas,  den  haut  233. 
Deutale  s.  Zahulaute. 


Wort-  und  Sachregister. 


637 


dentre  240.  403.  422.  510, 

vgl.  402. 
de  par  430. 

departement  mit  de  513. 
departh'  210. 
de  peur  363.  476. 
depit  in  en   depit   de   238. 

240. 

de'plaire  226. 

de  phis  Adverb  231;  Kon- 
junktion 526,  Satzstellung 

611. 

depourvoir  218. 
Deponentia    erhalten  im 

Französischen    die    aktive 

Form  174. 
deprendre  220. 
depuis  Präposition  237.  423, 

depuis    (juand    231.    439, 

depuis .  .que  551. 

—  Adverb  234.  439. 
depuis    que   243.  554,    mit 

ne  479;  depuis  .  .  que 
551. 

dernier  vor  einem  Adjektiv- 
satz, Modus  371.  372;  mit 
de  402,  vgl.  513;  Stellung 
601. 

derriere  Präposition  237. 
419,  wechselt  mit  sur  419, 
vgl.  434. 

—  Adverb  233.  439,  par 
derriere  233. 

des  237.  423. 

—  in  des  ä  pre'sent  231. 
439,  des  avant  240,  des 
1(1  424,  des  lä  que  553. 
556,  des  lors  231,  des 
lors  que  552;  des  que  s. 
unten. 

des-  296. 

desapprendre  220. 
desesperer  Negation  476. 
des  1(1  que  553.  556. 
des  lors  (jue  552. 
desobeir  Passiv  175. 
de  Sorte  que,  de  teile  Sorte 
que  565,  Modus  369. 
Desperriers  86. 
despire  (afr.)  221. 


des  que  241.  243,  temporal 
552,  kausal  553.  556;  Zeit 
347;  Satzstellung  615. 

dessous  Präposition  237. 
433;  Adverb  233.  439;  — 
au-dessous  de  238.  239. 
438;  ci-dessous  233;  de 
dessous  240.  433;  par- 
dessous  433. 

dessus  Präposition  237.  433; 
Adverb  233.  439;  —  au- 
dessus  de  238.  239.  438; 
ci-dessus  233;  de  dessus 
433;  par-dessus  433. 

detenir  218. 

Determinative  Bestim- 
mungen 486  ff.  (Artikel 
487,  Zahlwort  503,  Prono- 
minaladjektive  505);  Stel- 
lung 600  ff. 

deter miner   de    und    ä   mit 

dem  Infinitiv  453. 
I  detruire  214. 
I  -deur  130.  131,  vgl.  250. 
I  deuxibnement  konjunktional 
I    242.  532. 
i  devancer  285.  419. 
i  devant      Präposition     237. 
i    418,  adverbial   (elliptisch) 
I    439:   devant  chez  240;  — 
I    au    devant    de   238.    438, 
de  devant  240.  418.  419; 
par-devant,     par     devant 
240.  418,  adnominal  516. 

devant  che::  240. 

devant  que  365.  555. 

devenir  218. 

devers  237.  239.  421;  par- 
dcvers,  par  devers  421, 

devoir  222;  substantivirt 
109,  vgl.  250.  455;  mit 
dem  reinen  Infinitiv  444, 
mit  de  und  dem  Infini- 
tiv ib. 

devoyer  210. 

di-  296. 

dia!  245. 

dia-  302. 

diable  in  Interjektionen  244. 
245;  diablement  229. 


Dialekte  des  Altfranzösi- 
schen 4. 

Dialektischer  Accentder 
franz.  Mundarten  38. 

diantre!  244. 

Dictionnaire  de  Trevoux  6. 

Diefenbach,  (Jeltica  2. 

-dier  255. 

Diez,    Grammatik  der  ro- 
manischen    Sprachen     5; 
Wörterbuch  80.  86  u.  a. 
j  different  166;  Bildung  192. 
'    459,    vgl.   249;    Stellung 
I    602;    —   different,    diffe- 
rewment  que,  de  ce  que  571. 
j  digne  Stellung  606. 

di7ne  (dixme)  118. 147. 282. 

Diminutiv-  und  Aug- 
mentativendungen  der 
I  Hauptwörter  250.  261  ff., 
I  vgl.  auch  248.  260;  der 
!  Eigenschaftswörter  277. 
I  281  ff.;  diminutive  und 
'  frequentative  Suffixe  bei 
j    Verben  289  ff. 

din  don  etc.  245. 

diocese  mit  de  513. 
I  Diphthonge     13  ff.,     Ur- 
j    Sprung  50.  63;  Diphthon 
j    girung  etc.    in    der    Kon- 
:   jugation  183.  209.  217. 

dire  219. 

Direkte  Frage  s.  Fragesatz. 

Direkte  Rede    mit   einem 
eingeschobenen  oder  nach- 
i    gestellten  invertirten  Satze 
j    538.  584. 
I  dis-  296. 

I  disconvenir  Negation  478. 
:  discourir  224. 
'  disjoindre  214. 

Disjunktive    Beiordnung 
526.  534,  Stellung  611. 

Disjunktive  Doppelsätze 
j  527;  soit..soit,  soit..ou 
I  mit  und  ohne  que  527. 
I  562,  Modus  368,  Satzstel- 
hing  611;  Imperativsätze 
374.  562. 
I  disparaitre  226. 


638 


Wort-  imd  Sachregister. 


disparoir  226.  | 

Dissimilation  s.  Doppel- 
fonnen;  des  Vokales  bei 
Nachahmungen  von  Lau- 
ten 245, 

dissoudre  226. 

distant  210. 

distraire  220. 

district  mit  de  513. 

dit  in  ledit  etc.,  Stellung 
605. 

divers  166,  Stellung  602. 

Dolet  86. 

doloir  226. 

rfo??c  Kausaladverb  237;  fi 
donc!  244;  j:>!«s  donc  que 
618. 

—  Konjunktion  241.  242. 
531,  Stellung  597.  612. 
618;  ainsi  donc  531.  532, 
donc  alors  531. 

donner  a  mit  dem  Infinitiv 
451,  Kongruenz  des  Par- 
ticip  463. 

dont  160  ff.,  ursprünglich 
Ortsadverb  233.  243.  465. 
466,  im  Adjektivsatz  577. 
579;  Stellung  618. 

Doppelfor nien  desselben 
Wortes55,  desselben  Sufl'ix 
248. 

Doppelgeschlechtig- 
keit (com  m  u  nia)  123 ;  Kon- 
gruenz 376. 

Doppelsätze  substanti- 
virt  310,  vgl.  111;  s.  dis- 
junktive Doppelsätze. 

dormir  211. 

rf'o?/ 233. 242.  465,  Stellung 
594. 

double  Akkusativadverb 228. 

doucement!  245. 

deute  Negation  476. 

douter  Modus  364,  Nega- 
tion 478. 

doutre  420.  516. 

douloir,  se  douloir  226. 

doux  Akkusativadverb  228. 

dreiin  dreien  245. 

-drice  130.  131,  vgl.  251. 


droit  Akkusativadverb  228. 

dru  Akkusativadverb  228. 

dache  mit  de  513. 

duire  214. 

ditment  230. 

du  moins  231.  470,  kann 
Inversion  bewirken  321. 
584;  tont  du  moins  470. 

dupe  Kongruenz  376. 

dur  Akkusativadverb  228. 

durant  237.  239.  423,  Stel- 
lung 423.  592. 

durant  que  243.  553. 

du  tout  231.  482;  pas,  point^ 
rien,  plus  du  tout  236.  474 
481. 

Duzen  317. 

dys-  304. 

E. 

e  Vokal  8,  Aussprache  9, 
stumm  10.  19,  apostro- 
phirt  34,  Lautwechsel  39, 
Ursprung  59. 

e-  297. 

6"8. 

e-  297. 

-e,  lat.  -afus,  üs  259;  -e,  e'e, 
lat.  -eus,  a  277,  lat.  -ätus, 
a  281. 

eau  Vokal  8,  Aussprache  12, 
Ursprung  67. 

-eau  Suffix  263.  272.  283. 
286;  —  Plural  der  Wör- 
ter auf  -eaii,  107,  Femini- 
num 130.  135. 

ec-  302. 

echapper  in  Vavoir  echappe 
belle  463. 

echoir  222. 

eclore  219. 

econduire  214. 

ecrire  213. 

-eculus  262.  286 

-ee  französische  Participial- 
formen  249;  lat.  -ata,  sp. 
pg.  it.  -ada  259.  285;  -e, 
e'e,  lat.  -eus,  a  277,  lat. 
-ätvs,  a  281. 

-eer  in  Verben  208. 

-een  271,    Femininum   129. 


ef-  297. 

s'efforcer  de  und  b  mit  dem 
Infinitiv  453. 

-eger  in  Verben,  Lautver- 
stärkung 208. 

eglise  302;  ohne  (und  mit) 
de  489.  513. 

ehl  244;  ek  bien!  245;  eh 
quoi!  cncore!  ib. 

ei  Vokal  8,  Aussprache  12, 
Lautwechsel  39,  Ursprung 
65. 

-eide  269.  270. 

-eier  Verbalsuffix  288. 

Eigennamen  100;  Plural 
108.  269.  488.  489,  Plu- 
ralia  tantum  113:  Ge- 
schlecht 115.  116. 

—  mit  dem  bestimmten 
Artikel  488  ff.,  vgl.  108. 
269,  partitiv  401.  490,  dem 
unbestimmten  498. 

—  attributiver  Genitiv 
512  ff'.,  vgl.  489  ff.,  auch 
507.  514;  attributiver  Da- 
tiv 515;  Apposition  516, 
vgL489ff\,  auch  507.514. 

—  mit  einem  appositiven 
Adjektiv  516.  518.  601. 

Eigenschaftswort,  at- 
tributives Adjektiv  im 
engeren  Sinne  (vgl.  oben 
Adjektiv)  101. 

—  Geschlecht  und  Dekli- 
nation 133  ff.  (Geschlecht 
133,  geschlechtslos  134, 
mangelhaft  136;  Plural 
137;  das  zusammenge- 
setzte ib.,  flexionslos  138). 

—  Steigerung  138,  auf  das 
Hauptwortübertragen  141; 
steigerungsunfähiges  ib. 

—  bildet  Adverbien  228  ff., 
Präpositionen  237  ff.  437, 
Hauptwörter  249. 272.  308, 
Zeitwörter  285.  313. 

—  Ableitung  247.  274  ff., 
Zusammensetzung  293  ff., 
310  ff. 

—  Subjekt  316. 


Wort-  und  Sachregister. 


639 


Eigenschaftswort,  prä- 
dikative Bestimmung  im 
Nominativ  323;  Kongru- 
enz 375,  mit  nous,  vous, 
on  378. 

—  prädikativer  Akkusativ 
388.  460.  462. 

—  als  Akkusativadverb  228; 
Berührung  mit  (iem  Adverb 
464. 

—  mit  einer  adverbialen 
Bestimmimg  (Akkusativ 
386,  Genitiv  392  i^'.,  Dativ 
407.  411  ff.,  Präposition 
mit  Kasus  417  if.,  Infini- 
tiv mit  de  449,  mit  ä 
451). 

—  Verbaladjektiv  oder  ad- 
jektivisches Particip  455  ft'. 
(des  Präsens  455,  des  Per- 
fekt 459). 

—  bewirkt  bei  Eigennamen 
den  Gebrauch  des  bestimm- 
ten Artikels  489;  durch 
den  Artikel  suhstantivirt 
494.  499,  vgl.  316;  im 
partitiveu  Verhältniss  495, 
vgl.  143.  402. 

—  qualitative  Bestimmung 
506  ff.  (Kongruenz  506  ff., 
Nichtkongruenz  134.  138. 
507;  mehrere  Adjektive 
bei  einem  Substantiv, 
Einordnung,  Beiordnung 
508;  ein  Adjektiv  bei 
mehreren  Substantiven 
509;  mit  adverbialen  Be- 
stimmungen 509);  apposi- 
tiv  516.  518,  vgl.  601,  als 
Satzverkürzung  509,  mit 
comine,  quoique,  bien  que 
etc.  517.  541. 

—  Stellung  603  ff.  (Allge- 
meines 603;  Begriff  und 
Form  604;  Beiordnung  und 
Einordnung  606),  des  ap- 
positiveu  516.  518.  609. 

-eil,  -eille  262.  286;  Femi- 
ninum 135,  Plural  vgl.  107. 
137. 


'  eim  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

ein  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17,  Lautwechsel  39. 
!  Einfache  Zeitformen  180. 

Einfacher  Satz  314,  er- 
{  weitert  315;  Kongruenz  375. 
I  Pvingeschobener  Haupt- 
satz mit  invertirtem  Sub- 
jekt 538.  541.  584;  ~  ein- 
geschobener Modalsatz  567 ; 
Zwischensatz  537.  613  ff. 

Einordnung    der    deter- 
I    minativen    Bestimmungen 
486,  der  qualitativen   Ei- 
genschaftswörter 508.  606, 
I    eines    adjektivischen    und 
1    eines  substantivischen  At- 
tributes 609,  der  Adjektiv- 
sätze 539.  580.  581. 

Eint h eilung  der  franzö- 
sischen Grammatik  6. 

Eiutheilungszahlwort 
148. 

-eis  269,  -eis  270. 

-eZ,  lat.  -älis  259.  278;  lat. 
-His  278;  lat.  -ellus  263. 
286;  —  Plural  107.  137, 
Femininum  130.  135. 

-el-  in  -elet  264.  283,  -elot 
265,  -elon  266. 

-ela  255.  286. 

-ele,  lat.  -e/a, -e//a255.  286; 
lat.  -elis  278. 

-eler,  lat.  -illare,  -ilare 
(-ulare)  289;  fr.  Suffix,  an 
-eau  angelehnt,  ahd.  -ilön, 
-alön  entsprechend  291;  — 
Lautverstärkung  208. 

elire  225;  mit  prädikativem 
Nominativ  323,  Akkusativ 
388. 

-Ulis  278. 

Elision  34;  in  der  Zu- 
sammensetzung 294.  296. 
298.  304  u.  a.:  eines  stum- 
men e  in  Futurformen  192. 
209. 

-ella,  -ela  255.  286;  -ellus,  a 
263.  283.  286. 


j  eile  150.  151.  414  ff,  wech- 
selt  im  Dativ   mit  y   150. 

I    466,  wechselt  unverbunden 

j    mit  soi  416;  elle-menic  151. 

[  -eile,  lat.  -ela,  -ella  255. 286; 
lat.  -ella,  -illa  (-ula)  263. 
283.  286;  lat.  -älis  278. 
Ellipse      des      einfachen 
Satzes  315. 

—  Nichtbezeichnung  des 
Subjekts  322,  elliptisches 
Subjekt  323,  Prädikat 
327. 

—  elliptischer  Vokativ  384, 
Akkusativ  390,  Genitiv  405, 
Dativ  413,  elliptisch  ge- 
brauchte Präpositionen 
439. 

—  elliptischer  reiner  Infi- 
nitiv 446,  mit  de  449. 450. 

—  Bejahung    und   Vernei- 
1    nung  236.  471.  481.  488. 

—  elliptische  Satzglieder 
ohne  Artikel  503. 

—  Satzellipse  542. 
Elliptischer    Satz    315; 

s.  auch  Ellipse. 

-ellus  263.  283.  286. 

em  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

em-,  lat.  in-  297 ;  lat.  inde- 
298;  gr.  h-  302. 

emboire,  s'emboire  224. 

emettre  220. 

-emia  252. 

eminentissime  140. 

emoudre  225. 

emouvoir  222. 

empeindre  (afr.)  221. 

Empfindungslaut  102. 
244. 

empire  mit  de  513. 

empreindre  214. 

en  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

en  (lat.  inde)  Adverb  233. 
465.  466  ff 

—  Pronominaladverb  für 
den  Genitiv  eines  demon- 
strativen oder  persönlichen 


640 


Wort-  und  Sachregister. 


Fürwortes  465.  466  ff,  vgl. 
150.  414. 

en  wechselt  mit  dem  per- 
sönlichen Fürworte  466, 
dem  zueipfnenden  467.  505. 

—  deutet  auf  einen  Satz 
oder  Satzbestimmungen 
466. 

—  pleonastisch  467.  468, 
Tgl.  298. 

—  attributiv  505. 

—  mit  ne  .  .  pas  moins  für 
neanmoim  528. 

—  Zusammentreffen  mit 
dem  präpositionalen  en 
beim  Gerundium  457. 

—  Kongruenz  des  Particip 
des  Perfekt  461. 

—  Stellung  596.  599. 

en  (lat.  in)  Präposition  237. 
425  ff.;  wechselt  vom 
Räume  mit  ö,  dans  407. 
428,  bei  Ländernamen  406. 
426. 491,  xmi Tpour  431,  sur 
434,  von  der  Zeit  mit  dans 
428,  vgl.  426,  adverbial 
mit  avec,  a  427;  adnomi- 
nal  516,  in  der  Zusammen-  j 
Setzung  308.  \ 

—  mit    und    ohne    Artikel 

426,  bei  Ländernamen  j 
ohne  Artikel  491;  es  für 
en  les  142.  | 

—  beim  Gerundium  457,  i 
Zusammentreffen  mit  dem  { 
adverbialen  en  ib. 

—  Wiederholung  und  Nicht- 
wiederholung  441,  beim 
Gerundium  457. 

—  in  Verbindungen,  ad- 
verbial: en  arriere  233; 
671  avant  233.  424,  Inter- 
jektion 245;  en  Las  231. 
238,  den  bas  233:  en  defh 
231;  en  dedans  233;  en 
dehors  231.  233;  en  haut, 
d'en  haut,  par  en  haut  233; 
en  secret  427 ;  en  vain  231. 

427,  kann  Inversion  be- 
wirken 322.  584. 


präpositional  mit  de: 

en  avant  424;  en  de^^a  238. 
418;  en  dedans,  en  dehors 
238.  420.  428;eftrfe/ä418; 
en  depit  238.  240;  en  sus 
433. 

—  —  konjunktional :  en 
attendant  que  554,  Modus 
365;  en  cas  que  243.  559, 
Modus  367 ;  en  ce  que  540. 
549;  en  conse'quence  de 
quoi  530;  en  sorte  que,  en 
teile  Sorte  que  565,  Modus 
369;  en  tant  que  570. 

en-,  lat.  in-  297;  lat.  inde- 
298;  gr.  lu-  302. 

-en,    lat.    -amen   251;    lat. 

-anus  256.  278,  -een  für 
-aeus  271. 

s'e«  aller  s.  aller. 

en  arriere  233. 

en  attendant  que  554,  Mo- 
dus 365. 

en  avant  233.  424,  Inter- 
jektion 245;  en  avant  de 
424. 

en  bas  231.  233;  den  bas 
233. 

en  cas  que  243.  559,  Mo- 
dus 367. 

-ence  252.  285. 

en  ce  que  540.  549. 

enclore  219. 

en  consequence  de  quoi  530. 

encore  Adverb  231.  234, 
verstärkt  den  Komparativ 
140.  525;  encore  .  .  que 
temporal  551. 

—  Konjunktion  241.  242. 
524.  525;  et  encore  525, 
mais  encore  525,  vgl.  483. 
526,  non  seulement . .  mais 
encore  242.  483.  526,  en-  j 
core  st  525.  526.  | 

—  Stellung  596.  611.  612;  | 
kann  Inversion  des  Sub- 
jekts bewirken  322.  584.    | 

—  Interjektion,  encore! 
oder  eh  quoi!  encore! 
245. 


encore   que   koncessiv  561, 

Modus  368;  encore  .  .  que 

temporal  551. 

encourir  224. 

-ende  252. 

en    de^h  231;    en   defä   de 

238.  418. 
en  dedans  233;    en  dedans 

de  238.  420.  428. 
en   dehors  233;    en   dehors 

de  238.  420.  428. 
1  en  delä  de  418. 
:  en  depit  de  238.  240. 
I  Endkonsonanten  in  der 
i    Bindung    als    Anlaut   des 
I    folgenden  Wortes  betrach- 
!    tet  34;    stumm  28  ff.,   in 
I    der    Rindung    als    Anlaut 
I    des  folgenden  Wortes  wie- 
j    der  hörbar  35;    Verände- 
I    rungen  in  der  Aussprache 

36. 
enduire  214. 
enfant  Geschlecht  124. 
enfin  Adverb  231;  konjunk- 
tional 242.  532. 
enfreindre  214. 
s'enyayer  de  und  a  mit  dem 

Infinitiv  453. 
en  haut,  den  haut,  par  en 

haut  233. 
enjoindre  214. 
Enklitische  Formen  des 

persönlichen       Fürwortes 

149.  414. 
en  les  wird  es  142. 
-enne,    lat.  -äna   256.    278, 

-eenne  für  -aea  271. 
s'ennuyer  de  und  ä  mit  dem 

Infinitiv  453. 
s'enquerir  220. 
-ens,   entis   192.  249.   274. 

286. 
enseigner  a  mit  dem  Infini- 
tiv 452. 
en  secret  427. 
-ensis  270.  271.  272. 
en  Sorte  que,  en  teile  sorte 

que  565,  Modus  369. 
en  sus  de  433. 


Wort-  und  Sachregister. 


641 


-tnt  192.  249.  274.  286; 
Plural  der  Substaiitival07, 
Adverb  der  Adjektiva  230. 

en  tant  que  570. 

entendu  Veränderlichkeit 
462;  entendu  que  243.  560, 
Modus  367. 

■entia  252.  285. 

enire  237.  422,  wechselt  mit 
de,  dentre  422.  510,  vgl. 
402.  403,  Elision  (entr'au- 
tres,  enifeux)  34,  entre  eux 
bei  reciproken  Verben  176. 
422,  entre  ci  et  la  439, 
NichtWiederholung  441. 

—  mit  dem  Infinitiv  454. 

—  pleonastisches  en  (inde) 
nach  entre  mit  seinem  Ka- 
sus 467. 

—  in  dentre,  wechselt  mit 
de,  entre  403.  422.  510,  vgl. 
auch  402. 

entre-,  entr'  34. 40. 298,in  re- 
ciproken Verben  176.  298. 

sentremettre  220. 

entreprendre  220. 

entretenir  218. 

entrevoir  218. 

Entwickelung  der  ein- 
zelnen erhaltenen  Laute  57. 

en  vain  231.  427,  kann  In- 
version bewirken  322. 584. 

envers  237.  239.  421,  ad- 
nominal  516. 

environ  235.  421. 

envoyer  210,  vgl.  298.  , 

-eole  264. 

epi-  302. 

Epicoena  128.  131. 

episode  121.  302. 

epreindre  214. 

s'eprendre  220. 

equivaloir  223. 

-er  255.  279;  283. 

-er-  in  -erie,  -ereau  263, 
-erole,-erolle  264,  -ere^264, 
-erot  265,  -eron  266. 

-ere  Tob.  279. 

-eresse  251,  vgl.  130. 

Ergänzungdes  verkürzten 

Mätzner,  fr.  Gr.     3.  Aufl. 


Nebensatzes  aus  dem 
Hauptsatze  541, 

-erie  260. 

Erwartung,  Zeit  335. 336, 
vgl.  339 ;  Modus  362,  vgl. 
364. 

Erweiterte  zweite  Kon- 
jugation 186. 198.210.289. 

Erweiterung  des  Wortes 
51  ff.,  durch  Vokale  51, 
durch  Konsonanten  52. 

es  aus  en  les  142. 

es-  297. 

-esc-  s.  Inchoativformen. 

-escere  289. 

-esimal  282. 

-esime  282. 

-esimus  282. 

esperer,  Zeit  335.  336,  vgl. 
349;  Modus  362.  364;  rei- 
ner Infinitiv  444,  mit  de  ib. 

-esquc  (it.)  272.  281. 

ess-  297. 

essayer  a  mit  dem  Infinitiv 
451,  de  und  a  452. 

-esse,  gr.  -iaau,  -laaa,  lat. 
-issa  251,  vgl.  130;  lat. 
-itia  (-ities)  274.  286. 

-este  282. 

ester  210,  vgl.  193. 

-ester  282. 

-estis  282. 

estovoir  (afr.)  226. 

-estre  282. 

et  242.  522  ff.;  et  Von  164. 

—  in  der  syndetischen  Bei- 
ordnung 522  ff.  (Anreihung 
522,  ungleichartiger  Theile 
522.  581.  609,  zu  Anfang 
eines  Satzes  etc.  522;  Ge- 
gensatz, Erläuterung,  Stei- 
gerung 523,  Folge  523. 559. 
560;Wecbselbeziehung  mit 
et.. et,  Polysyndeta  523. 
534;  Verknüpfung  vernei- 
nender und  bejahender 
Sätze  524,  verneinender 
484.  524;  adversativ  523. 
528). 

—  in    der    asyndetischen 


Beiordnung  532  ff.  (Mi- 
schung 534,  letztes  Glied 
mit  et  angeknüpft  523. 
534,  paarweise  Verknüp- 
fung 534). 

—  Kongruenz  des  Prädi- 
kats 379  ff.,  des  Adjektiv- 
satzes 574;  Folge  von  Ad- 
jektivsätzen 581. 

—  Wiederholung  der  Prä- 
position 439;  des  Artikels 
497,  bei  Adjektiven  ib. 

—  Stellung  612,  vgl.  522 
Stellung  durch  et  verbun 
dener  Adjektiva  606, 

—  in  et  aussi,  et  .  .  aussi 
525;  et  cependant  528 
et  encore  525;  et  . .  et  etc 
523. 534 ;  et  ne'anmoins  528 
et  non  482.  523.  535;  et 
partant  531;  et  pourtam 
528;  et  puis  etc.  532;  et  si 
523;  et  toutefois  528. 

-et  264.  282.  286;  —  Fe- 
mininum 129.  135. 

-et-  in  -eteau  263,  -eton  266. 

-eta  für  -etam  258 ;  für  -etes 
272. 

etant  mit  dem  Particip  des 
Perfekt  463. 

ete  unveränderlich  462. 

-ete,  -äe  272. 

eteindre  214. 

-eter  an  Nominalstämme  ge- 
knüpft 289 ;  lat.  -itare  290 ; 
an  Verbalstämme  geknüpft 
291;  —  Lautverstärkung 
208. 

-etes  272. 

Ethischer  Dativ  413. 

etrange  Ableitung  279. 

etre  Konjugationsformen 
193  ff.  225. 

—  Hülfszeitwort  zur  Bil- 
dung umschreibender  Zeit- 
formen 180.  181.  204,  vgl. 
175. 

—  mit  neutralem  ce  als 
Subjekt  317  (vgl.  ce),  mit 
il  (es)    318;    mit  il  oder 

41 


642 


Wort-  und  Sachregister. 


ce   zur  Verdoppelung  des  j -ewr    Adjektiv -Substantiva 

Subjekts  177.  318  ff.  (vgl.  \    250,  Femininum  130.  136. 

ce,  \l).  I    251;  Abstrakta  252.  286, 

etre  Kongruenz  375  ff.,  mit  I    Geschlecht  118.  120. 

dem  grammatischen  Sub- 1  -eure  253. 

jekt  il  oder  ce  377.  I  -euse  130.  251 

—    mit     prädikativen 


Be-    -eux  280.  286, 


136.  280. 
Femininum 


Stimmungen  verschiedener 
Art  323  ff.  460.  500.  584. 

—  mit  dem  Genitiv  394.  j 
397.  398.  399,  dem  Dativ 
413. 

—  reiner  Infinitiv  in  der 
Bedeutung  hin  sein,  hin 
gewesen  sein  445,  bei 
der  Verdoppelung  durch 
nachfolgendes  cest .  .  442, 
vgl.  321;  Infinitiv  mit  de 
bei  vorhergehendem  il 
est  .  .,  c'est  .  .  319.  447; 
c'est  ä,  il  est  a  mit  dem 
Infinitiv  325.  451. 

—  mit  prädikativem  Par- 
ticip  des  Präsens  324,  des 
Perfekt  323.  460;  ete  un- 
veränderlich 462;  etant 
mit  dem  Particip  des  Per- 
fekt 463. 

—  im  Fragesatz  statt  des 
Konditionalsatzes  560,  Ver- 
neinung 480. 

—  mit  den  Korrelaten  il, 
ce  etc.  s.  il,  ce,  c'est  que, 
c'est  qui  etc. 

-etre  282. 

etreindre  214. 

-ette  264.  282.  286. 

-etum  258. 

eu  Vokal  8,  Aussprache  12, 
Lautwechsel  38.  39,  Ur- 
sprung 68. 

-eu  Plural  der  Wörter  auf 
-eu  107.  137. 

-euil  264. 

Eulalialied  4.  106. 

-eul  Suffix  264.  286;  — 
Plural  der  Wörter  auf  -eul 
107. 

eun  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 18. 


136;    wechselt    mit    -eur 
130.  251. 

eveche  mit  de  513. 

ex-,\sitex-291;  gr.  I|- 302. 

excellent  192.  459. 

excelleniissime  140. 

excepfe  237.  437.  460.  507. 
594,  vgl.  134. 

exclure  219. 

expres  Akkusativadverb  228. 

exterieur  140.  283. 

extra-  297. 

extraire  220. 

extravagant  192.  459. 

extreme  140. 

extrimeque  297. 

ey  Vokal  8,  Aussprache  12, 
Ursprung  65. 

—  mit  zugleich  vokalischem 
und  konsonantischem  y 
27,  Ursprung  98. 
eyer  Verbalsuffix  288;  For- 
men der  Zeitwörter  auf 
-eyer  192.  208. 


f  (ph)  Konsonant  20,  Aus- 
sprache 22,  stumm  29, 
Bindung  36,  durch  Assi- 
milation verdoppelt  50, 
Ursprung  76.  78. 

-/  Femininum  der  Wörter 
auf  -/  129.  135. 

Fachzahlwort  148,  mit 
dem  Genitiv  392;  Stellung 
601. 

foA^on  in  de  fa^on  a  mit 
dem  Infinitiv;  de  fa<;on 
que  565,  Modus  369. 

faible  Ableitung  276. 

faillir  191.212;  mit  dem  rei- 
nen Infinitiv  444,  dem  prä- 
positionalen  (de  und  a)  ib. 


faire  Konjugationsformen 
219. 

—  mit  prädikativer  Be- 
stimmung im  Nominativ 
323,  Akkusativ  388. 

—  mit  dem  reinen  Infinitiv 
444,  ne  faire  que,  ne  faire 
que  de,  ne  faire  plus  que 
de  mit  dem  Infinitiv  ib.: 
Akkusativ  der  Person  445, 
Dativ  389.  445. 

—  Verschmelzung  mit  in- 
transitiven oder  reflexiven 
Verben   179.  462.  599. 

—  Nichtkongruenz  des  Par- 
ticip 462. 

—  Stellung  591.  599. 

—  unpersönlich  177.  461, 
mit  reinem  Infinitiv  442. 

Faktitive  Bedeutung  in- 
transitiver Verba  387.  388; 
intransitiver  und  reflexiver 
durch  Verschmelzung  mit 
faire  179.  462.  599. 

—  Verba,  Passiv  323.  588; 
Aktiv  388.  598. 

Faktitiver  Akkusativ 
388.  460.  462,  Stellung 
598;  Nominativ  323,  Stel- 
lung 588. 

falloir  222;  nur  unpersön- 
lich (il  faut)  178.  222,  mit 
reinem  Infinitiv  442;  il  s'en 
faut  peu  que  ne  etc.  479. 

Fallot,  Recherches  etc.  4. 

Farbenadjektive  134. 
138.  310.  375.  507. 

fatigant  192. 

fauhourg  ohne  (und  mit) 
de  489.  513. 

faute  de  237.  238.  437. 

faux  Akkusativadverb  228. 

favori  Femininum  135. 

feindre  214. 

ferir  212. 

ferme  Akkusativadverb  228, 
ferme!  245. 

fermer  in  a  porte  fermante 
etc.  459,  vgl.  178.  452. 
Festtage,Pluralia  tautum 


Wort-  und  Sachregister. 


643 


113;  Geschlecht  116;  Ar- 
tikel 116.  489.  493. 

fete  Wegfall  116.  489.  493. 

feu  134.  137.  507,  Stellung 
601. 

fi!  244,  mit  dem  Genitiv 
244.  396;  fi  donc!  244. 

fichfre!  245. 

fi  donc !  244. 

Finalsatz  566,  Modus  371. 

—  durch  den  Infinitiv  mit 
a  vertreten  451.  452,  mit 
pour  454. 

—  berührt  sich  mit  dem 
Konsekutivsatz  370.  566, 
vgl.  564,  dem  Adjektiv- 
satz 371.  566.  580. 

—  Stellung  616. 

finir  a  (de)  mit  dem  Infini- 
tiv 452,  par  453. 

fleurir  212. 

fleuve  ohne  (und  mit)  de 
491.  513. 

Flexion  99.  102 ff.:  vgl. 
Biegungsformen,  Deklina- 
tion, Konjugation. 

Flexionsendungen  des 
Yerb  186,  Entstehung  190. 

Flexionsformen  desVerb 
180,  der  ersten  schwachen 
Konjugation  208,  der  zwei- 
ten 210,  der  dritten  213;  der 
starken  215. 

Flexionskasus  103,  des 
Altfranzösischen  ib.,  des 
persönlichen  Fürwortes 
103    149.  414.  I 

flic  flac  245. 

Flussnamen      mit     und 
ohne  Artikel  491,  vgl.  489, 
nach  Gattungsnamen  ohne  i 
und  mit  de  491.  513.         I 

Flüssige  Konsonanten  20,  j 
Aussprache  21,  vgl.  19,  j 
stumm  28,  durch  Assimi-  j 
lation  verdoppelt  49,  Ur-  ] 
Sprung  71.  i 

foin!  244,  mit  c?e  244.  396.  | 

fol  s.  fou. 

Folge  der  Zeitformen  352ff. 


Folge,  Inhalt  von  Haupt- 
sätzen hypothetischerSatz- 
gefüge  s.  Hauptsatz;  von 
Nebensätzen  555.  564  ff. 
566,     s.    Konsekutivsatz, 


Folgesatz  s.  Konsekutiv- 
satz. 

follement  229. 

for-  297. 

foras,foris2dl,  vgl. 237. 238. 

force  502.  503. 

forcer  de  und  a  mit  dem 
Infinitiv  452. 

forclore  219. 

forfaire  219. 

foris  297,  vgl.  238. 

Formenlehre  99. 

fors  238.  420.  421. 

fort  Substantiv,  mit  de  513. 

fort  Adjektiv,  geschlechts- 
los in  eile  se  fait  fort  134, 
mit  ^el34.  395.  398;  Ad- 
verb 229.  471,  Stellung 
600.  605,  Akkusativadverb 
228,  fortement  229. 

forteresse  mit  de  513. 

fortraire  220. 

fort-vetu,  forvetu  311,  vgl. 
297. 

fou,  fol  Femininum  135, 
Plural  137,  Stellung  606; 
follement  229. 

foudre  Geschlecht  124. 

four-  297. 

foxirvoyer  210. 

Frage  s.  Fragesatz. 

Fragende  Adverbien 232ff. 
465.  468;  in  der  indirek- 
ten Frage  547,  der  direk- 
ten 585;  Stellung  585. 594. 

Fragendes  Fürwort  101; 
Deklination  157. 

—  Ersatz  des  Neutrums 
durch  OM  mit  rft'und  par  465. 

—  prädikativ  326,  vgl.  157. 

—  attributiv  506,  vgl.  157 ; 
afr.  159. 

—  in  der  direkten  und  in- 
direkten Frage  s.  Fragesatz. 


—  Stellung  s.  Frngesatz. 
Fragesatz  315. 

—  direkte  Frage,  Frage- 
wörter s.  fragende  Adver- 
bien, fragendes  Fürwort. 

umschrieben  320.585. 

Zeit  und  Modus  334; 

345  ff.  359.  366 ff.;  Modus 
nach  fragendem  Haupt- 
satze 361.  364. 

Verneinung  475,  im 

unvollständigen  Fragesatze 
481.  483;  nachfragendem 
Hauptsatze  478.  479. 

rhetorische    586;    s. 

auch  Ausruf. 

elliptisch  506,  ellip- 
tischer Infinitiv  446,  ellip 
tischer  Substantivsatz  542; 
I    s.  auch  Ausruf. 

für  den  Konditional- 
satz 560.  587,  Modus  359. 
366. 367,  Verneinung  480; 
für  den  Koncessivsatz562. 
563.  587,  Zeit  und  Modus 
345.  348.  350.  359.  368. 

Verschränkung   577. 

579.  618. 

Stellung  des  Subjektes 

585.  586;  der  fragenden 
Adverbien  585.  594,  Für- 
wörter 585.  586.  590.  602. 

—  indirekte  Frage, 
Fragewörter  s.  si  und  fra 
gende  Adverbien,  fragen- 
des Fürwort. 

Modus  357. 

als  Subjekt  545;  als 

adverbiale  Bestimmung, 
Kasussatz  547.  548,  statt 
des  Substantivsatzes  mit 
que  547,  durch  einen  Ad- 
jektivsatz ersetzt  548. 

elliptisch  543,  ellip- 
tischer Infinitiv  447.  548; 
.s.  auch  Ausruf. 

Wortstellung      587, 

Stellung    der    Fügewörter 
618,    vgl.    594  und   590. 
602;  Satzstellung  613. 
41* 


644 


Wort-  und  Sachregister. 


fraindre  (afr.)  214. 

frais  Femininum  136;  in 
der  Zusammensetzung 
(frais-cucilli,  frais  cueilU 
etc.)  138.  311. 

franc  Adjektiv,  Femininum 
136,  franc  de  fort  134. 
507;  Akkusativadverb  228. 

Frangois  5. 

Franken   2. 

Französisch,  Entstehung 
1,  geschichtliche  Ent- 
wickelung  3. 

Frequentative  Verbal- 
suffixe 289. 

Freude,  Interjektion  244; 
Modus  363. 

frire  215. 

froid  Akkusativadverb  228. 

Fügewort  s.  Bindewort. 

Füllwörter  bei  der  Ver- 
neinung 236.  472  fT.,  bei  ne 
.  .  qve  476.  571;  Vernei- 
nung ohneFüllwörter475ff. 

—  verstärkt  236.  474. 

—  mit  de  404.  472,  vgl. 
513,  ohne  Artikel  495,  mit 
Artikel  405.  496.  501; 
ohne  de  405.  501. 

—  alleinstehend  negativ 
236.  481.  483,  vgl.  404. 
472;  für  die  absolute  Ver- 
neinung 236. 483,  vgl.  481. 

—  Stellung  596,   vgl.  593. 
Furcht,   Modus  363,  Ver- 
neinung 476. 

Fürwort  101,  Arten  ib. 

—  Deklination  148  ff. 

—  Subjekt  316;  zurVerdop- 
pelung  des  Subjektes  318; 
Kongruenz  377ff.  380.  381. 

—  prädikativ  325,  Kon- 
375.  377.  381. 

—  (persönliches)  als  ad- 
verbiale Bestimmung  414. 

—  mit  dem  bestimmten 
Artikel  495.  496,  dem  un- 
bestimmten 499,  ohne  502. 

—  attributiv  505.  511.  515, 
appositiv  518. 


—  mit  Apposition  517. 

—  mit  einem  Adjektivsatz 
572.  573.  578. 

—  Stellung  als  Subjekt  und 
Prädikat  583  ff.  587,  als 
adverbiale  Bestimmung  589 
ff.  593.  599,  als  attributive 
Bestimmung  601.  607.609, 
beim  Adjektivsatz  617,  als 
und  beim  Fügewort  618. 
619. 

Im  Uebrigen  s.  die  ein- 
zelnen Arten  von  Für- 
wörtern. 

fuir  211,  vgl.  98.  192. 

Futura  180.  182,  der  Ge- 
genwart 334.  335,  der 
Vergangenheit  348.  351, 
Zeitfolge  354.  355. 

G. 

g  Konsonant  20,  Aussprache 
26,  stumm  32,  in  der  Bin- 
dung 36,  Ursprung  88.  94; 
dentales  g  in  Verben  19, 
Verba  auf  -guer  192.  287. 

-g  Femininum  der  Adjek- 
tiva  auf  gutturales  -g  136, 

gai!  245. 

gaiment,  gaiement  230. 

galant  Stellung  606. 

Qallia  Narbonensis  2. 

Gallier  1. 

gar  de  in  avoir  gar  de  mit 
ne  475;  in  prendre  garde 
etc.,  Modus  361.  362,  Ver- 
neinung 478,  Infinitiv  449. 

garder  Modus  361.  362, 
Verneinung  478. 

gare!  245,  mit  Adverbien 
und  Kasus  ib. 

Gattungsnamen  100; 
werden  zu  Eigennamen, 
Eigennamen  zu  Gattungs- 
namen ib.,  vgl.  269.  488. 
490.  498,  Plural  108.  269. 
488.  489,  Pluralia  tantum 
113;  Abstrakta,  Sammel- 
namen, Stoffnamen  als  Gat- 
tungsnamen 100,  vgl.  498. 


—  Plural  107,  Pluralia 
tantum  113. 

—  mit  dem  bestimmten 
Artikel  488  ff.,  im  partiti- 
ven  Verhältnisse  494,  dem 
unbestimmten  498. 

Gaumenlaute  20. 
Gebirge  s.  Bergnamen. 
Gegenwart,      Zeitformen 

179.  180.  330  ff.,  Zeitfolge 

352.  353. 
geindre    (lat.  gemcre)    vgl. 

craindre  214, 
Gemeine     oder     logische 

Wortstellung  583. 
Gemeinschaft,  Dativ  408. 

514;    un,   a   un,    deux    ä 

deux  etc.  148.  408. 
gene'ralissime  140.  141. 
Genin,    des    Variations    du 

langage  frangais  28. 
Genitiv    103.  106,    unbe- 

zeichnet    106,    vgl.     109. 

306.  307.  514. 

—  zur  Zusammensetzung, 
unbezeichnet     109.     306. 

307,  mit  de  110.  307. 

—  bei  Präpositionen  238. 
437,  Interjektionen  244. 
245. 

—  durch  dont  und  en  ver 
treten  414.  465.  466  ff., 
vgl.  505. 

—  Subjekt  401,  vgl.  143, 
402.  494. 

—  prädikativ  324. 401. 403; 
Infinitiv  mit  de  als  logi- 
sches Subjekt  319.  447. 

—  adverbial  391  ff.  (Raum 
391;  Zeit  393;  kausal 
394,  Urheber  mit  de  und 
par  394.  395.  429;  Art 
und  Weise  397;  possessiv 
397;  Eigenschaft  398; 
Mass  ib.;  Werthib.;  Stoff, 
Inhalt  399;  partitiv  401, 
vgl.  143.  494.  513;  ellip- 
tisch 405);  des  persönli- 
chen Fürwortes,  durch  en 
vertreten   414.   465.  466, 


Wort-  und  Sachregrlster. 


645 


•vgl.  505;  der  Infinitiv  mit 
de  als  Genitiv  448,  vgl. 
452;  —  Stellung  589,  in 
Verbindung  mit  anderen 
adverbialen  Bestimmungen 
598. 

—  attributiv  511  ff.,  sub- 
jektiv und  objektiv  512, 
appositiv  ib.,  vgl.  489ff., 
emphatische  Wiederholung 
eines  vorangehenden  Be- 
griffes in  der  Mehrzahl 
514,  unbezeichnet  ib.;  at- 
tributiver Infinitiv  mit  de 
510,  vgl.  448.  449;  — Stel- 
lung 607,  Inversion  608. 

Genitivsatz  540.546,  Mo- 
dus 361  ff.;  Stellung  613. 

gern  s.  gent. 

gent  Plural  107.  124,  Ge- 
schlecht 124,  Kongruenz 
von  gens  mit  einem  Ad- 
jektiv etc.  ib. 

gentil  Femininum  135;  gen- 
timent  229;  gentilhomme 
109.  229. 

Geographische  Kamen, 
Pluralia  tantum  113;  Ge- 
schlecht, Bergnamen  116, 
Ortsnamen,  Städte-  und 
Ländernamen  125;  Ablei- 
tung, Länder-  und  Völker- 
namen 270,  Zusammen- 
setzung 292.  307  ff.;  mit 
und  ohne  Artikel  490  ff.; 
mit  und  ohne  de  bei  vor- 
hergehendem Gattungs- 
namen 512.  513,  vgl.  489. 
490  ff.  516. 

-ger  287.  288;  Orthographie 
in  Verben  auf  -ger  192. 

Germanisches  Element2. 

Gerundium  183.  455  ff. 
463;  achtes  mit  en  457, 
Zusammentreffen  mit  ad- 
verbialem en  ib.,  alter- 
thümlich  mit  h  458,  sub- 
stantivirt  ib.,  vgl.  249; 
Stellung  593. 

Gerundivisches  Particip 


183,    einfach   455  ff.,    zu- 
sammengesetzt 463;  Stel- 
lung 593. 
Geschlecht      der    Nenn- 
wörter 105. 

—  des  Hauptwortes  115  ff. 
durch     den     Begriff 

bestimmt  115,  durch  die 
Form  117,  Vergleichung 
desselben  im  Lateinischen 
und  Französischen  120. 
Doppelgeschlechtig- 
keit (communia)  123,  ächte 
123,  Begriffsübertragung 
125,  Homonyme  127;  Kon- 
gruenz 376. 

—  —  Gescblechtswandlung 
(mobilia)  123.  128,  auf- 
gegeben (epicoena)  131; 
Kongruenz  376. 

—  des  Eigenschaftswortes 
133  If.,  geschlechtsloses 
Eigenschaftswort  134, 
Bildung  des  Femininum 
ib.,  zusammengesetztes 
Eigenschaftswort  137,  vgl. 
310;  Kongruenz  des  prä- 
dikativen 37.5,  des  attri- 
butiven 506. 

—  des  Artikels  142.  143. 

—  des  Zahlwortes  144  ff. 

—  des  Fürwortes  148  ff. 
Geschlechtswandlung 

(mobilia)  123.  128,  auf- 
gegeben (epicoena)  131; 
Kongruenz  376. 

gesir  214. 

Glauben  mit  en  426. 

Gleichartige  Sätze  (oder 
Satzglieder)  durch  Binde- 
wörter im  engeren  Sinne 
verbunden  102,  vgl.  240. 
242.  522;  grammatische 
Gleichartigkeit  der  dem 
Range  nach  gleichstehen- 
den Glieder  nicht  erforder- 
lich 522.  581.  609. 

Gleichlautende  Wörter 
s.  Homonyme. 

glouglou  245. 


gn  nasal  gefärbter  Schmelz- 
laut 26,  Ursprung  94.  96. 

Gothen  3. 

goulument  230. 

gouttc   Füllwort   236.    472. 

Grammatik  (französische) 
Eintheilung  6. 

Grammatischer  Wortton 
38. 

Grammatisches  Subjekt 
316.  318  ff. 

^ranrZ  Adjektiv,  geschlechts- 
los in  grandmere  (grand 
mere)  etc.  134,  vgl.  35. 
110.  308;  Stellung  604. 

gras  Akkusativadverb  etc. 
228.  229. 

grec  Femininum  136. 

S.  Gregoire  106. 

Griechisches  Element  2. 

gros  Adjektiv,  Stellung 
604;  Akkusativadverb  etc. 
228.  229. 

Grund,  Inhalt  von  Neben- 
sätzen 555  ff.  557.  561 ;  s. 
Kausalsatz,  Konditional- 
satz, Koncessivsatz. 

Grundbestandtheile  des 
Satzes  314.  316  ff.  (Subjekt 
316,  Prädikat  323,  adver- 
biale Bestimmungen  388, 
attributive  486). 

Grundwort  246.  293. 

Grundzahlwort  144,  im 
Zähler  von  Bruchzahlen 
146,  für  die  Ordnungszahl 
145  504,  zum  Ersatz  für 
das  Eintheilungszahlwort 
148. 

—  prädikativ  325. 

—  attributiv  503,  appositiv 
518;  Stellung  601,  vgl.  609. 

—  mit  partitivem  de  402. 
513. 

—  mit  Artikel  494.  499, 
vgl.  496;  mit  tout,  mit 
und  ohne  Artikel  170. 

-guer  287;  Orthographie  der 

Verba  auf  -guer  192. 
guere  (gueres)  235,  Füllwort 


646 


Wort-  und  Sachregister. 


236.     472.     473,    flektirt 
473;  Stellung  596. 
Gutturale  s.  Kehllaute. 

H. 

h  Konsonant  20,  Aussprache 
26,  Ursprung  97. 

ha!  (ha!  ha!)  244. 

hdir  212. 

Halbsilben  83. 

Halbvokalischer  Konso- 
nant (y)  20.  98. 

halte!  halte-la!  245. 

-hart  (german.)  268. 277.285. 

Hauptsatz  315. 

—  beigeordnet  520 ff.,  Zu- 
sammenziehnng  ib. 

—  übergeordnet  etc.  536  ff., 
Nachsatz  536,   Parenthese 

537,  Umfang  des  Satzge- 
füges 540,  Zusammen- 
ziehung mit  dem  Neben- 
satze 531,  Wegfall  in  der 
Satzellipse  542. 

—  absoluter  537.539.619; 
relativer  ib.,  zweiter  Ord- 
nung 539. 

—  für    den    Substantivsatz 

538.  540.  541,  den  Tem- 
poralsatz 552,  den  Kondi- 
tionalsatz 559.  560,  vgl. 
523,  den  Koncessivsatz 
562.  563,  vgl.  523. 

—  Verneinung  mit  ne  blb. 

—  Zeit  328  ff.,  Modus  357. 
358  ff.  373,  vgl.  356. 

—  Wortstellung  583  ff., 
Satzstellung  611.  612  ff. 

Hauptwort  100,  Klassen 
ib. 

—  Deklination  105  ff.  (Plu- 
ral 106,  Eigenthümlich- 
keiten  des  Gebrauches  der 
Zahlformen  111;  Ge- 
schlecht 115,  Doppelge- 
schlechtigkeit 123,  Ge- 
schlechtswandlung 128). 

—  als  Adjektiv  verwendet 
134,  komparirt  141,  durch 
tres  verstärkt  141. 471;  vgl. 


auch  Adjektiv-Substantiva. 

—  mit  Adverbialendung 
229;  bildet  Adverbien  231, 
Präpositionen  237.  238. 
437,  Konjunktionen  241  ff., 
Interjektionen  244.  245. 

—  Ableitung  247.  248  ff.; 
von  Hauptwörtern  ab- 
geleitete Adjektiva  277, 
Verba  283  ff'. 

—  Zusammensetzung  293  ff. 
305  ff.;  in  der  Zusammen- 
setzung von  Adjektiven 
312,  vgl.  311,  von  Verben 
312.  313. 

—  Subjekt  316,  verdoppelt 
318  ff.,  Kongruenz  375  ff. 
379  ff. 

—  prädikativ 322,  elliptisch 
327.328,  Kongruenz  376  ff. 

—  als  adverbiale  Satzbe- 
stimmuug  383  ff. 

—  mit  de  und  dem  Infini- 
tiv 449.  510,    h  451.  511. 

—  mit  attributiven  Be- 
stimmungen 486  ff.  (be- 
stimmter Artikel  486,  un- 
bestimmter 498,  Wegfall 
499;  Zahlwort  503;  Pro- 
nominaladjektive 505;  — 
Eigenschafts\\ort  506;  Ad- 
verb 510;  Infinitiv  510. 
511;  Hauptwort  511);  mit 
Apposition  516.  517. 

—  attributiv  511  ff'.,  appo- 
sttiv  517. 

—  Stellung  583  ff.  589  ft'. 
600  ff.  607. 

haut  Akkusativadverb  228. 
he  in  Interjektionen  (he!  he 

bien?  he'  bien!  he,  he!  he! 

he!  he!  he  quoi!)  244.  245. 
hebreu  136.  137. 
Äem?  245. 
Heischesatz  315. 

—  Subjekt  desselben  322. 
586. 

—  Modus  182.  356.  373. 
374,  durch  den  Indikativ 
des    Präsens    und    Futur 


vertreten  332.  334.  374, 
den  Konjunktiv  358.  359. 
374.  586. 

—  für  den  Konditionalsatz 
I  374.  527.  559,  vgl.  359, 
i    elliptisch  560. 

—  für  den  Koncessivsatz 
374.  562,  vgl.  359.  368. 
527. 

—  vor  dem  Finalsatz  mit 
blossem  que  566. 

—  Stellung  des  Subjektes 
!    586,  persönlicher  Fürwörter 

als  Objekt  etc.   591.  599, 
l    von  e«,  y  ib. 
\helas!  244. 
hem!  (hem^  hem!)  245. 
1  he'riter     mit    dem    Genitiv 
j    393,    dem  Akkusativ  und 

Genitiv  ib. 
i  Hermanrich  3. 
heureusement  que   elliptisch 
:    543. 

!  Hiatus  35. 

hier  233;  d'hier  attributiv 
510. 
Himmelsgegenden,  Ge- 
schlecht 116;  mit  und 
ohne  Artikel  493,  adjek- 
tivirt  493.  507. 
Hinweisendes  Fürwort 
101,  Deklination  153. 

—  Vertretung  des  Genitiv 
und  Dativ  durch  en  und 
y  465.  466. 

—  Subjekt  310.  318,  zur 
Verdoppelung  318.  319. 
544.  545;  Kongruenz  377. 

—  prädikativ  326. 

—  mit  partitivem  de  403. 

—  attributiv  505,  ohne  Ar- 
tikel 502,  beim  Zahlwort 
in  Daten  504. 

—  Korrelat  544  ff'.  546  ff. 
572  ff.,  verdoppelt  578, 
vgl.  321. 

—  Stellung  als  Subjekt 
583  585.  587.  588,  als 
Attribut  602. 

HistorischerInfinitiv449. 


Wort-  und  Sachregister. 


647 


Historisches  Präsens 
331,  Perfekt  329.  342. 

ho  <;a!  245. 

Hoffen,  Zeit  335.  336,  vgl. 
349;  Modus  362.  364;  mit 
en  426. 

hola!  holli  ho!  245. 

hom!  245. 

homme  vivant  Füllwort  474. 

Homonyme  von  verschie- 
dener Abstammung  127. 

honnetv  Stellung  606. 

höpital  mit  und  ohne  de  513. 

hör-  297. 

hormis  237.  238.  297.  420. 

kors,  hors  de  238.  420; 
hors  de  mit  dem  Infinitiv 
449.  453. 

hors  que  559. 

hue!  huhau!  hurhau!    245. 

Hülfs  Zeitwörter  avoir 
und  etre  175.  180.  193; 
s.  auch  avoir,  etre. 

hymne  Geschlecht  125. 

hyper-  302. 

Hyperbaton  617. 

hypo'  303. 

Hypothetisches  Satzge- 
füge 557  ff.,  zusammenge- 
zogen 541,  elliptisch  543; 
Zeit  332.  339.  341.  343  ff., 
Zeitfolge  353.  355,  Modus 
357.  358 ff.  366  ff.;  Stellung 
587.  615. 

I. 

i  (i  voyelle)  1,  Vokal  8, 
Aussprache  11,  stumm  20, 
apostropbirt  35,  Laut- 
wechsel 39,  Ursprung  61. 

■i  8. 

-i  281. 

ia  Diphthong  14. 

-ia  in  Ländernamen  270. 
271;  in  Abstrakten  273, 
vgl.  -erie  260,  -aiice,  -ence 
252.  285,  -ice,  -esse  274. 
286;  —  gr.  -tia,  -Ia  273. 

-iacus  272.  281. 
-iade  269. 


iai  Diphthong  14. 

ian  nasaler  Diphthong  16, 
Aussprache  18. 

-ianus  257.  270.  271.  279. 

-iague  272.  281. 

-iare  mit  -are  vertauscht 
284,  vgl.  208. 

-ias  269. 

-iasme  261. 

-taste  257. 

iau  Diphthong  14. 

-ible  276.  277. 

-ic,  lat.  -icus  280. 

-ic-  in  lat.  -icare  287.  290; 
in  lat.  -iculus  262.  286, 
-iculare  289.  291. 

-ica  270. 

-icare  287.  290. 

-ice,  lat.  -itia  274.  286, 
-itium  274;  lat.  -icius  217. 

icelui,  icelle  155. 

-icevs  267.  268. 

-iche  267.  268. 

ici  231.  232,  Stellung  595; 
ici-bas,  ici  pres  233,  crici 
233,  dici-bas  attributiv 
510,  dici  Ia  465,  jusqu'ici 
233.  239.  465. 

-icius  253.  267.  277. 

-iculare  289.  291. 

-iculus  262.  286. 

-icus  272.  280;  -icus  277. 

-ide  Patrooymika,  gr.  lat. 
-tdes,  -tdes  m.  und  -is 
(-eis)  f.  269;  Ländernamen, 
lat.  -is,  tdis  270;  Adjek- 
tiva,  lat.  -idus  275.  286. 

-tdes,  -tdes  269. 

-idus  Adjektiva  275.  286; 
mlat.  -idus  für  -etujn  258. 

ie  Diphthong  14,  Lautwech- 
sel 39,  Ursprung  70. 

-ie  in  Ländernamen  270; 
in  Abstrakten  273,  vgl. 
erie  260,  -ance,  -ence  252. 
285,  -ice,  -esse  274.  286; 
—  gr.  -«/«,  -ia  273. 

j  -ieme  282,  vgl.  147. 

I  ien  nasaler  Diphthong    16, 

I    Aussprache  18. 


-ien  257.  270.  271.279;  — 
Femininum  der  Wörter 
auf  -ien  129.  135. 

-ienne  257.  271.  279. 

-ient,  lat.  -iens,  lentis  192, 
vgl.  249.  274.  286. 

-ier,  lat.  -arius  und  -aris 
255.  279  C-assier  280).  286; 
lat.  -icare  287,  -igare  288; 
zur  Konjugation  der  Verba 
auf  -ier  208.  209. 

-ier  für  -er  208,  vgl.  284. 

-iere  255.  279. 

-ietas  272. 

-ie'te  272. 

ieu  Diphthong  14,  Ursprung 
70.  71. 

-if  275.  276.  286. 

-ig-  in  -igare  288,  vgl.  290. 

-ige  251. 

-iger  288. 

-i^me  251. 

-igne,  lat.  -/;^wa  279. 

ignorer  Modus  364. 

-ignus  279. 

-?>o  251. 

-iguer  288. 

i/  unpersönliches  Subjekt 
177.  318,  wechselt  mit  pa 
177,  ce  318,  ausgelassen 
322,  vor  einem  prädika- 
tiven Infinitiv  mit  a  451. 

—  grammatisches  Subjekt 
(mit  ce  wechselnd)  318, 
Kongruenz  377;  eines  rei- 
nen Infinitiv  442,  mit  de, 
que  de  442.  447.  148;  aus- 
gelassen 322;  eines  Sub- 
stantivsatzes 319. 510  (Kor- 
relat). 544,  Modus  360. 

—  Wortstellung  583.  585; 
Satzstellung  612.  613. 

il-  297;  negativ  305. 

-il,  lat.  -ile  259;  -iculus,  a, 

um  262.    286;    -ilis   259. 

276;  -ilis  278. 
-ilare  289. 
ile  mit  und   ohne  de  513, 

vgl.  489.  490. 
Ile  de  France  Dialekt  4. 


648 


Wort-  und  Sachregister. 


-ik,  it.  -lle  259;  lat.  -ilü 
276,  -lUs  278,  vgl.  259. 

-lle  259. 

-ilia  262.  286. 

-iliii  259.  276;  -ilis  278, 
vgl.  259. 

-ill-  in  -j7/o«  266. 

-illare  289.  291. 

-i7/e,  lat.  -icula  262;  lat. 
-i7m  262.  286. 

-Hier,  lat.  -«cu/are  289.  291; 
lat.  -illare  291. 

-illus  263.  286. 

illustrissime  140. 

-lYon  (ahd.)  291. 

m  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

im-  297;  negativ  305. 

-inie  251. 

-imen  251. 

-meft?  252. 

Imperativ  182.  356. 

—  Gebrauch  373.  374. 

—  Vertretung  durch  den  In- 
dikativ des  Präsens  und  Fu- 
tur 332.  334.  374,  den  Kon- 
junktiv 358.  359.  374. 586. 

—  für  den  Indikativ  und 
Konjunktiv  357.  374. 

—  Interjektion  245.  374. 

—  in  der  Zusammensetzung' 
309.  310,  vgl.  303;  Plural 
110.  111,  Geschlecht  116. 

—  konditional  374,  vgl. 
359.  527.  559.  560,  kon- 
cessiv  374.  562,  vgl.  359. 
368.  527. 

Imperativsatz  s. Heische- 
satz. 
Imperfekt  180. 

—  Gebrauch  329.  336  ff.; 
in  Verbindung  mit  ande- 
ren Zeitformen  339;  im 
hypothetischen  Satzgefüge, 
Hauptsatz  339,  Nebensatz 
341. 

—  Konjunktiv  182.  343, 
vgl.  180. 

—  Zeitfolge  355,  vgl.  353. 
354. 


Imperfekt  des  Futur  180. 
182. 

—  Gebrauch  348  ff. 

—  Zeitfolge  355. 
impune'ment  230. 
-imus  282. 

in  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

in-  297;  negativ  305. 

-in  Hauptwörter,  lat.  -Inus, 
um  266,  landschaftliche 
Namen  271,  Volksnamen 
272;  Eigenschaftswörter, 
lat.  -Inus,  -inus,  -ineus 
(-ignus)  279;  abgeleitete 
Zeitwörter  286. 

-in-  in  -inet  264. 

-Ina  130.  266.  272,  -lua, 
-ina  279. 

-ine  (german.)  249. 

Inchoative  Zeitwörter  176. 

Inchoativformen  186. 
187,  Konjugation  198  if. 
210  ff.  215;  in  der  Ablei- 
tung der  Hauptwörter  251 
(vgl.  130).  252.  253.  254 
(vgl.  251),  der  Zeitwörter 
289,  vgl.  290. 

inclus  s.  ci-inclus. 

inde-  298. 

Indikativ  als  Zeitform 
180.  329  ff. 

—  als  Modalform  182.  355. 
357.358;  neben  dem  Kon- 
junktiv 357,  in  Substan- 
tivsätzen 341.  357.  360  ff., 
in  adverbialen  Neben- 
sätzen 365  ff.,  in  Adjektiv- 
sätzen 371  ff.;  für  den  Im- 
perativ 332.  334.  374. 

—  in  der  Znsammensetzung 
310,  vgl.  309;  Plural  111, 
vgl.  110;  Geschlecht  116. 

Indirekte  Frage  s.  Frage- 
satz. 

Indirekte  Rede,  Modus 
357.  358;  ohne  que  540.' 
541,  vgl.  538.  I 

induire  214.  ! 

-me  Hauptwörter,  lat.  -Ina  ! 


130.  266,  in  Volksnamen 
272;  Eigenschaftswörter, 
lat.  -ina,  -ina,  -inea  279; 
abgeleitete  Zeitwörter  286. 

-iner  291. 

-ineus  279. 

inferieur  140,  mit  h  412. 

infime  140. 

Infinitiv  183.  184  ff. 

—  ersetzt  zum  Theil  das 
lateinische  Supinum  und 
Gerundium  oder  Gerundi- 
vum  183.  441,  vgl.  445. 
446.  447.  449.  451  und 
510.  511. 

—  in  der  Ableitung  246; 
substantivirt  250.  455,  mit 
determinativen  und  qua- 
litativen Bestimmungen 
494.499.507;  Plural  109, 
Geschlecht  116. 

—  in  der  Zusammensetzung 
307.309;  Plural  110.  111, 
Geschlecht  116. 

—  Subjekt  316.  321.  442, 
vgl.  447.  448,  logisches 
Subjekt  316.  319. 442. 447. 

—  prädikativ  325,  vgl.  321. 
442.  443.  451. 

—  adverbiale  Bestimmung 
etc.  441.  442  ff. 

—  —  ohne  Präposition 
442  ff.  (Nominativ  442; 
Akkusativ  443,  Apposition 

444,  Subjekt     desselben 

445,  Akkusativ  mit 
dem  Infinitiv  445,  der 
Akkusativ  wird  Dativ  389. 
445;  nach  Verben  der  Be- 
wegung für  lat.  Supinum 
445,  wechselt  mit  pour 
und  dem  Infinitiv  446. 
454;    elliptisch  446.  548). 

mit  de  Ul  ff.  (No- 
minativ 447 ;  Akkusativ 
448,  .  .  que  de  ib.;  Geni- 
tiv 448.  449,  bei  Partikeln : 
a  moins  de,  avant  de,  pres 
de,  hin  de,  hors  de  u.  a. 
afin  de  448.  449;   histori- 


Wort-  uud  Sachregister. 


649 


scher  Infinitiv  449;  ellip- 
tisch 449.  450). 

mit  h  450  If.  (Dativ, 

Bestimmung    und    Zweck 

450,  Stoft;  Inhalt  450,  in- 
strumental, kausal  450, 
absolut  451,  für  lat.  Ge- 
rundium oder  Gerundivum 

451,  bei  Adjektiven  für 
lat.  Gerundium  oder  Su- 
pinum  451;  Akkusativob- 
jekt 451;  bei  Partikeln: 
guitte  ä,  sauf  ä  450.  452, 
jmqua,  quant  ä,  de  maniere 
ä,  de  fafon  a  452). 

mit6?eundrt  452.453. 

mit  anderen  Präpo- 
sitionen: pm  rfe,  loin  de, 
hors  de,  avant  de,  par, 
pour  (quitte  pour  450), 
Sans,  entrc  453.  454,  vgl. 
448.  449. 

—  Wiederholung  und  Aus- 
lassung der  Präpositionen 
454,  vgl.  439  ff. 

—  Vertauschuug  mit  einem 
Nebensatze  454.  455.  616 
u.  a. 

—  Verneinung  483  ff.,  Weg- 
fall 477.  478,  Stellung  597. 

—  substantivirt  mit  dem 
bestimmten  Artikel  494, 
dem  unbestimmten  499, 
mit  einem  Eigenschafts- 
vrort  507;  vgl.  250.  455, 
Plural  109,  Geschlecht  116. 

—  attributiv  510.  511,  vgl. 
447.  448.  449  und  451; 
der  reine  Infinitiv  im 
Akkusativ  als  Apposition 
444. 

—  das  Subjekt  des  Infini- 
tiv 445.  454,  unbestimmt 
mit  folgender  Apposition 
517. 

—  Stellung  als  Subjekt  583, 
des  adverbialen  592.  599, 
des  attributiven  607;  Stel- 
lung der  Verneinung  597. 

Infinitivsatz  544. 


instant  210. 

instruire  214. 

inter-  298. 

interdire  219. 

Interieur  140.  283. 

Interjektion  102.  244. 

Interpunktion  36.  37. 

intervenir  218. 

intime  140. 

Intransitive  Zeitwörter 
176,  ohne  Passiv  177,  vgl. 
175,  ihr  Particip  des  Per- 
fekt 459. 460,  vgl.  181  ff  249. 

—  Uebergang  in  transitive 
174.  175.  178.  181,  fakti- 
tiv  179.  387.  388,  reflexiv 
179.  388,  mit  faire  ver- 
bunden 179.  462. 

—  Uebergang  transitiver  in 
intransitive  178,  ihres  Par- 
ticip des  Präsens  459;  re- 
flexiver in  intransitive  179. 
462. 

'  —  mit  avoir,  mit  etre,  mit 

:    avoir  und  etre  181. 

i  --  Konjugationstabelle  204. 

—  mit  verdoppeltem   Sub- 
:   jekt  318. 

;  —  mit  prädikativer  Bestim- 
j    niung   im  Nominativ  etc. 
i    323  ff.,  Infinitiv  442.  443. 
451,  vgl.  321.  325. 

—  mit  dem  Akkusativ  387. 
388. 

—  Inversion  des  Subjekts 
583.  584. 

intrigant  192,  vgl.  459. 

intrinseque  298. 

intro-  298. 

introduire  214. 

-Inus  Hauptwörter  266,  land- 
schaftliche Namen  271, 
I  Volksnanien  272;  -Inus, 
i  -inus  Eigenschaftswörter 
I  279;  abgeleitete  Zeitwörter 
I   286. 

Inversion  583  ff. 

investir  211. 

io  Diphthong  14.  15. 

-io  253.  286;  265. 


-iole  264. 

ion  nasaler  Diphthong  16, 

Aussprache  18. 
-ion  253.  286;  265. 
iou  Diphthong  14.  15. 
-ique,    lat.  -fca   270,    -tcus 

272.  280;  lat.  -icus  277. 
-iquer  287. 
ir-  297,  negativ  305. 
Ironie,    Interjektion  244; 

contine  si  568. 
-is  (fr.),  lat.  -icius  253.  277 ; 

lat.  -ensis  271. 
-IS  (-eis)  lat.  269. 
-isc-  s.  Inchoativformen. 
-iscere  289. 
-iscus  272,  vgl.  281. 
-ise  274. 
-iser  288. 
-isma  261. 
-isme  261. 
-ismus  261. 

-iss-  s.  Inchoativformen. 
-issa  130.  251. 
-issare  288. 

-isse  267.  268,  vgl.  253. 
issir  211.  212. 
-ista  257. 
-iste  257. 
-ita  272. 
-itare  290. 
-itas  272. 
-ite  272,  vgl.  270. 
-ite  272. 
-iter  290. 
-ites  270.  272. 
-itia  274.  286. 
-ities  274. 
-itium  274.  286. 
-itude  274. 
-itus,  a  281;  mlat.  -itus  für 

•  etum  258. 
-ive  275.  276. 
-ivus,  a,  um  275.  276.  286. 
-izare  288. 

J. 

j  (i  consonne,  ji)  7,  Konso- 
nant 20,  Aussprache  24, 
Ursprung  88. 


650 


Wort-  und  Sachregister. 


jafoit  que  562,  Modus  368. 1 
Jahreszahlen    145.   146,! 

504;  Stellung  598.  601.  ' 
Jahreszeiten  Geschlecht! 

116,  vgl.  124.  j 

jamais    Adverb    234.    474,  ' 

vgl.  472,  a  jamais,  pour  j 

jamais  231.  I 

—  als  Füllwort  gebraucht  i 
472.  474,  jamais  rieii  474;  j 
im  unvollständigen  Satze  ! 
ohne  ne  481;  mit  (und  ' 
ohne)  de  404.  405.  472,  | 
vgl.  495.  501.  503;  Weg- 
fall des  Artikels  nach 
jamais  503. 

—  Stellung  594.  596. 
Jehovah  mit  un  498. 
Jesus-Christ    ohne    Artikel 

488. 
joignant  237.  239.  419.         j 
joindre  214.  i 

Joint  s.  ci-joint.  j 

Jotirter      Schmelzlautl 

des  /  (l  mouille)  19.  21.  | 
joüter  Ableitung  285.  | 

jouxte  237.  419. 
jusque  afr.  Präposition  238. 

239;  präpositional  mit  om, 

ici,  la  239,  vgl.  238. 

—  Adverb  mit  «,  en,  dans, 
sur,  par-dessus  etc.  239. 

jusqu'a  239;  Zielpunkt,  mit 
a  und  en  wechselnd  (de 
. .  jusqu'a  . .)  391 ;  ellip- 
tisch 414;  mit  dem  Infinitiv 
452. 

jusqu'a  ce  que  540.  554, 
Modus  365.  366. 

jusque-lä  233.  239;  jusque- 
la  .  .  que  564. 

juste  Akkusativadverb  228. 


k  Gebrauch  7,  Konsonant 
20,  Aussprache  25,  Ur- 
sprung 91. 

Kardinalzahl  s.  Grund- 
zahlwort. 

Kasus   102.  103.  383;   s. 


auch  Deklination  und  die 
einzelnen  Kasus. 

—  adverbial  383,  des  per- 
sönlichen Fürwortes  414, 
mit  Präpositionen  417; 
attributiv  511. 

—  Stellung,  adverbial  589, 
mit  Präpositionen  591,  Rei- 
henfolge 598;  attrib  utiv  607. 

Kasuslehre  383. 

Kasuspräposition  103. 
383.511;  in  der  Zusammen- 
setzung 307.  310,  vgl.  110. 
111.  116;  beim  Infinitiv 
447.  510,  Stellung  593. 

—  Wiederholung  und  Nicht- 
wiederholung  439;  beim 
Infinitiv  440.  454,  bei  der 
Apposition  440.  517. 

Kasussatz  546;  Stellung 
613. 

Kausaladverbien  236; 
konjunktional  237.  241. 
242. 

Kausale  Beiordnung,  syn- 
detisch 530,  asyndetisch 
533;  Stellung  612. 

— Unterordnung555  (Grund 

555,  Folge  564),  Modus 
366;  Stellung  615. 

Kausalsatz  im  engeren 
Sinne  555,  elliptisch  543. 

—  durch  den  Temporalsatz 
ersetzt  550.  551. 553,  durch 
den  Modalsatz  mit  comme 

556.  568. 

—  durch  den  Infinitiv  mit 
a  vertreten  451,  mit  par^ 
pour  453.  454;  durch  Par- 
ticipien  455  fl". 

—  Modus  366. 

—  Stellung  615. 
Kehllaute  20,  Aussprache 

24,  stumm  32,  in  der  Bin- 
dung (g)  36,  Ursprung  88. 

Kelten  1. 

Keltisches  Element  1. 

Kennlaute  der  schwachen 
Konjugation  483  ff.,  vgl. 
190tf. 


Klage,  Vokativ  384. 

Klimax  533;  Kongruenz 
380. 

Kenrick  42. 

Kollektiva  s.  Sammel- 
namen. 

Komparation  s.  Steige- 
rung. 

Komparativ  des  Adjektiv 

138.  139,  attributiv  509, 
Scheidung  vom  Superlativ 

139.  140. 

—  des   Adverb    232,    vgl. 

140.  Stellung  593.  595. 

—  verstärkt  140.  232.  525. 

—  mit  MassbestimmuDgen 
im  Akkusativ  386;  mit 
dem  quantitativen  Genitiv 
392.  571,  mitfZ'a«torti;568. 

—  bei  proportionaler  Gleich- 
stellung in  asyndetischen 
Hauptsätzen  533.  568, 
Stellung  595;  bei  a  mesure 
que,  a  proportion  que  568. 
569. 

—  vor  dem  Modalsatz  der 
Ungleichheit  mit  que  571, 

j  que  ne  480.  481,  Verkür- 
zung 541;  Satzstellung  617. 

Komparativsatz  s.  Mo- 
dalsatz. 

Koncessivsatz  561,  ver- 
kürzt 541,  vgl.  517.  518; 
durch  Participien  vertre- 
ten 456  ff. 

—  Vertretung  durch  andere 
Satzformen  562. 

—  prädikativ  545. 

—  Zeit  340.  345.  348,  Mo- 
dus 359.  368. 

—  Wortstellung  587,  Satz- 
stellung 615. 

Konditionalis,  der  soge- 
nannte 348,  vgl.  344. 

Konditionalsatz  557, 
verkürzt  551.  558.  572, 
elliptisch  543;  durch  den 
Infinitiv  mit  ä  vertreten 
451,  durch  Participien 
456  ff. 


Wort-  und  Sachregister. 


651 


Konditionalsatz,  durch 
andere  Satzformen  vertre- 
ten 559. 

—  als  Subjektsatz  545, 
Kasussatz  547. 

—  temporal  550.  557,  kau- 
sal 558,  koncessiv  541. 
558.  561. 

—  Verneinung:  480.  558. 

—  Zeit332.  334.  336;  339. 
341.  343  ff.  348.  349  ff., 
Zeitfolge  353  ff.,  Modus 
358.  359.  366. 

—  Wortstellung  587,  Satz- 
stelluug  615. 

Kongruenz  des  Prädi- 
kates mit  einem  Subjekte 
375;  mit  mehreren  Sub- 
jekten 379,  vgl.  520.  542. 

—  des  prädikativen  Adjek- 
tiv etc.  375.  378.  381; 
des  Pariicip  des  Präsens 
458,  vgl.  324.  388;  des  ein- 
fachen Particip  des  Perfekt 
460.  462,  vgl.  323.  388,  j 
mit  einem  Akkusativobjekt  i 
460  S.  \ 

—  des  prädikativen  Sub- 1 
stautiv  376. 

—  der  attributiven  Satz- 
bestimmiingen  486,  des 
Artikels  497.  499,  des  | 
Eigenschaftswortes  506;  i 
der  Apposition  517  ff.,  des  j 
Possessivpronomen  mit  j 
dem  appositiven  chacun  1 
519.  I 

—  des  Adjektivsatzes  573  ff., 
hinsichtlich  der  Person 
575.  576,  vgl.  379.  381. 

Konjugation  99;  Arten 
des  Zeitwortes  173;  Bie- 
gungsformen 179,  Zeitfor- 
men 179,  Personalformen 
182,  Modalformen  182, 
Mittelformen  183;  Beto- 
nung 38.  190.  192;  starke 
und  schwache  Konjugation 
183. 

—  schwache  im  Allgemei- 


nen 184,  im  Vergleich  mit  | 
der  lateinischen  187,  Ta- j 
belle  des  Aktiv  197;  erste 
Konjugation  208,  zweite  { 
210,'  dritte  213. 

—  unregelmässige  oder 
starke  215,  Tabelle  des 
Perfekt  216:  erste  Klasse 
218,  zweite  218,  dritte 
221. 

—  Tabelle  von  avoir  und 
etre  193. 

—  Tabelle  des  passiven, 
reflexiven  und  intransiti- 
ven Zeitwortes  204. 

Konjunktion  s.  Binde- 
wort. 

Konjunktiv  als  Zeitform 
180.  329,  des  Präsens  332, 
des  Perfekt  334,  des  Im- 
perfekt und  Perfekt  um  de- 
finitum  343,  der  beiden 
Plusquamperfekte  348. 

—  als  Modalform  355  ff., 
in  Hauptsätzen  358  ff.,  in 
Nebensätzen  360  ff'.  (Sub- 
stantivsatz 360;  Adver- 
bialsatz im  engeren  Sinne 
365,  lokal,  temporal  ib., 
kausal,  konditional  366, 
koncessiv  368,  konsekutiv 
869,  final  371;  Adjektiv- 
satz 371). 

—  neben  dem  Indikativ 
357;  vgl.  Indikativ. 

—  für  den  Imperativ  357. 
374. 

Konkrete  Haupwörter  100, 
durch  Abstrakta  bezeich- 
net 101. 

Konsekutivsatz  564, 
durch  den  Infinitiv  mit 
de,  que  de  vertreten  448. 
469,  mit  h  451.  452. 

—  wird  final  566,  vgl.  371. 
372. 

—  für  den  logischen  Haupt- 
satz eines  Koncessivsatzes 
562. 

—  Modus  358.  369  ff. 


—  Verneinung  480. 

—  Stellung  616. 

Konsonanten  20;  Aus- 
sprache 21;  Verstummung 
28;  in  der  Bindung  34; 
Wegfall  45,  von  Konso- 
nanten und  Vokalen  47; 
Assimilation  49;  Ver- 
setzung 50;  Erweiterung 
des  Wortes  durch  Konso- 
nanten 52;  Ursprung  57. 
71. 

Konsonanz  des  Französi- 
schen 4. 

Konstruktion  nach  dem 
Sinne  in  der  Kongruenz 
des  Prädikates  mit  dem 
Subjekte  377. 

Kopulative  Beiordnung, 
syndetisch  522,  asynde- 
tisch 532;  Stellung  611. 
612. 

Korrelate  des  Neben- 
satzes im  Hauptsatze  540, 
vgl,  auch  544.  548.  549. 
564  etc.,  des  Adjektiv- 
satzes 541.  572.  578. 


/  Konsonant  20,  Aussprache 
21,  mit  dem  jotirten 
Schmelzlaut  19.  21.  75, 
stumm  28,  durch  Assimi- 
lation verdoppelt  49,  Ur- 
sprung 71.  74. 

-/  Plural  der  Wörter  auf 
-/  107.  137,  Femininum 
129.  135,  vgl.  130. 

la  Artikel,  in  la  Saint- Jean 
etc.  116.  489.  493;  in  a 
la  Cromwell  etc.  410. 

/aFürwort,  mit  und  ohne  Eli- 
sion 34.  35. 150;  prädikativ 
325.  326,  Stellung  588. 

la  in  tra  la  la  la  etc.  245. 

lä  228.  232,  Stellung  595. 

—  in  ce  .  .-la  155;  celui- 
la  156,  Korrelat  156.572; 
cela  (<;a)  155.  156,  ce  la 
157. 


652 


Wort-  und  Sachregister. 


la  in  de  lä  233,  des  la  424, 
par  la  231.  233;  s.  auch 
defh,  delä. 

—  in  la-haut,  la-bas,  la  de- 
dans,  lä  dehors,  par-lä  233. 

—  in  jusque-la  233.  239. 
595;  s.  auch  voila. 

—  in  de  la  que  555,  des  la 
que  553.  556,  jusque-la  . . 
que  564,  la  oii  549.  614. 

—  in  la  la!  halte-lä!  gare 
de  lä!  245. 

Labiale  s.  Lippenlaute. 
La  farira  dondaine  etc.  245. 
Ländernamen,    Pluralia 

tantum    113;    Geschlecht 

125. 

—  Ableitung  270. 

—  mit  o,  en,  dans  406. 426. 
428.  491;  vgl.  pour  461. 

—  mit  und  ohne  Artikel 
490  ff.,  mit  und  ohne  de 
bei  vorhergehendem  Gat- 
tungsnamen 512.  513,  vgl. 
490  ff.  516. 

laisser  mit  reinem  Infini- 
tiv 444;  Akkusativ  der 
Person  445,  Dativ  389. 

—  Kongruenz  des  Particip 
462. 

—  Stellung  591.  599. 
landau  Plural  107. 
langue  d'oc  3. 
langue  d'o'il  3. 

las!  244. 

Lateinisches  Element  2. 

Latouche,  Art  de  bien  par- 
ier fran^ais  15. 

Laute  6;  Ablaut,  Umlaut 
38. 183.  193.  208.  209.  217, 
Ablaut  in  der  Zusammen- 
setzung vermieden  294. 

—  Wegfall  45,  Versetzung 
50,  Hinzufiigung  51. 

—  Entwicklung  der  einzel- 
nen erhaltenen  57  ff.,  Ur- 
sprung der  Vokale  58,  der 
Konsonanten  71. 

—  Nachahmung  von,  Spiel 
mit  Lauten  245.  310,   in 


der  Bildung  von  Zeitwör- 
tern 289.  291. 

Lauteinheit,  das  Wort 
als  Lauteinheit  99. 

Lautlehre  6. 

Lautnachahmungen, 
Interjektionen  und  Haupt- 
wörter   245.    310,     Zeit- 
wörter 289.  291. 

Lautschwächung  der 
Stammsilbe  38,  vgl.  183. 
193.  217,  auch  208.  209. 

Lautstufe,  Veränderung 
derselben  57. 

Laut  Veränderung  des  2/ 
98.  192. 

Laut  Verschmelzung  57. 

Lautverstärkung  in  der 
Tonsilbe  38.  183. 193.  208. 
209.  217. 

Lautwechsel  38,  vgl. 
183.  193.  208.  209.  217. 

Vavoir  echappe  belleetcAGS. 

le,  la,  les  Artikel,  s.  bestimm- 
ter Artikel;  le  un  27,  ks 
infiniment  petits  114.  316. 
509 ;  vers,  sur  les  une  heure 
etc.  27.  503. 

le  Fürwort,  mit  und  ohne 
Elision  34.  35.  150;  prä- 
dikativ (neutral  und  ge- 
schlechtlich) 325.  326, 
Stellung  588. 

'le  262.  286. 

le  meine  que  569. 

lemozi  3. 

■lens  281. 

-lent  281.  286. 

-lente  281. 

lentemeiit  229.  230. 

-lentus  281.  286. 

lequel  fragendes  Fürwort 
158,  neutral  160;  attribu- 
tiv (afr.)  ib.;  lequel  de  160. 
402,  Attraktion  ib.;  Ver- 
schränkung 578;  Stellung 
586. 

lequel  bezügliches  Fürwort 
160;  lequ£l  und  qui  160. 
161.  573. 


—  attributiv  161.  506.  577. 
580. 

—  im  Adjektivsatz  573  ff., 
Attraktion  577,  anknüpfend 
580. 

—  Stellung  588.  590.  602. 
618.  619. 

leur  persönlich,  aus  illorum 

150,  wechselt  mit  y  150. 
466;  Stellung  599. 

—  zueignend,    aus  illorum 

151.  505,  wechselt  mit  en 
467.  505;  bei  chacun 
519. 

lez  237.  238.  308.  419.  516. 

lieu  in  au  Heu  de  228.  437. 

lingua  vulgaris,  romana, 
rustica  2. 

Lippenlaute  20,  Aus- 
sprache 22,  stumm  29,  in 
der  Bindung  (f)  36,  Ur- 
sprung 76. 

lire  225. 

Littre,  Dictionnaire  etc.  193. 
209.  477  u.a.;  Hist.  de  la 
langue  fr.  193. 

Logische  Wortstellung 
583. 

Logischer  Hauptsatz  mit 
que,  lorsque,  quand  551. 
552;  Stellung  615. 

Logisches  Subjekt  318  ff., 
vgl.  316;   Kongruenz  377. 

loin  de  ABl;  mit  dem  Infi 
nitiv  449. 

loin  que  366. 

loire  226. 

loisir  226.  250. 

Lokalsatz  549, 

—  temporal  549,  konditio- 
nal 549.  560,  koncessiv 
549.  564,  für  den  Adjek- 
tivsatz 579. 

—  Zeit  339;  Modus  365. 
369.  371. 

—  Stellung  614. 
fon  164.  496. 

long  Adjektiv,  Stellung  604. 

—  präpositional  in  le  long 
de  239.  437,    tout  le  long 


"Wort-  und  Sachregister. 


653 


de,  du  long  de,  au,  long  de 

437. 
long-jointe  138.  311. 
lors  in   lors  de   437;    lors 

meme  que  551.  563.  618. 

—  in  des  lors  231.  234, 
des  lors  que  552;  pour 
lors  284. 

lorsque  241.  243.  550,  ellip- 
tisch 543;  quand  und  lors- 
que 550. 

—  temporal  550,  konditio- 
nal 543.  551.  560,  lorsque 
und  lors  meme  que  kon- 
cessiv  551.  563. 

—  im  logischen  Hauptsatz 
551.  552.  615. 

—  Zeit  347. 

—  Stellung  618,  Satzstel- 
lung 614.  615. 

lorsque  Von  164. 

Ludwig  XIV  5. 

lui  verbunden  150,  wech- 
selt mit  y  150.  466,  Stel- 
lung 599;  unverbunden 
151.  415,  wechselt  mit  soi 
416,  im  Dativ  mit  y  466; 
lui-meme  151. 

luire  214. 

Tun  496;    Fun,  lautre  etc. 

.  s.  autre  und  un. 


TO  Konsonant  20,  Aussprache 
21,  vgl.  16,  stumm  28, 
durch  Assimilation  ver- 
doppelt 49,  Ursprung  71. 
73. 

—  des  Stammes  bei  Ver- 
ben 211. 

—  als  Endkonsonant  bei 
Verben  abgefallen  190. 

ma  foi!  245. 

madame,  mademoiselle  beim 

Vokativ  384. 
maindre  (afr.)  221. 
maint  166,    verdoppelt  ib., 

ohne  Artikel  502;  Stellung 

602. 
maintenant  233;  maintenant 


que  551,  afr.  für  des  que 
552. 

maintenir  218. 

maire  104.  140. 

mais  kopulativ  525.  526; 
mais  aussi  für  kopulatives 
aussi  525;  non  seulement 
(non  -  seulement)  .  .  mais 
(mais  aussi,  encore,  meme), 
non  pas  (ne  .  .  pas)  seule- 
ment .  .  mais  526,  vgl. 
483,  ohne  mais  526,  ne  . . 
pas  seulement . .  aussi  483. 

—  adversativ  beschränkend 
528,  mais  cependant,  pour- 
tant,  toutefois,  toujours, 
neanmoins  ib.,  mais  non, 
mais  rien,  mais  oui,  eh 
mais  529. 

aufhebend  529,  mais 

bien  ib.,  mais  bien  plutöt 
530;  vgl.  non  pas  (point) 
parceque  .  .  mais  482,  non 
.  .  mais  483,  auch  mais 
non  535,  mais  pas  (point) 
482. 

—  wiederholt  530. 

—  ausgelassen  483.  526. 
535.  611. 

—  Stellung  612. 
majeur  140,  vgl.  104. 

mal  229.  235,  Steigerung 
232;  prädikativ  327. 

mal-  304. 

male-  304. 

mal  faire  219;  malfaisant  ih. 

malgre  238.  240.  437. 

malgre  que  243.  561,  Mo- 
dus 368. 

malin  Femininum  135. 

malseant  221. 

malveillant  223. 

maniere  in  de  maniere  a 
mit  dem  Infinitiv  452;  de 
maniere  que  565,  Modus  \ 
370,  de  maniere  a  ce  que 
566,  Modus  371. 

manoir  (afr.)  221. 

manque  de  237.  240.  437. 

manquer    mit    dem    reinen  i 


Infinitiv  und  dem  Infinitiv 
mit  de  444;  Favoir  man- 
que belle  463. 

marcher  mit  a  406,  s«r  434. 

margraviat  mit  de  513. 

Mass,  Akkusativ  386,  Ge- 
nitiv 398.  513. 

Massilia  2. 

matin  adverbial  mit  tres 
All. 

mau-  304. 

maudire  219. 

maugrehleu!  245. 

mauvais  Adjektiv,  Steige- 
rung 139;  Stellung  606. 

—  Akkusativadverb  228. 
-me  251. 

me-  304. 

mechant  222. 

meconnaitre  225. 

mecroire  224;  mecreant  ib. 

inedire  219. 

Meere  mit  Artikel  490. 

me  faire  219. 

meilleur  139,  Stellung  606. 

meme  Fürwort  171,  an  Für- 
wörter oder  Substantiva 
angeschlossen  (moi-meme 
etc.)  ib.,  vgl.  151;  mit  Ar- 
tikel 172.  499,  vgl.  494, 
ohne  (meme  .  .  meme  .  .) 
172.  502,  mit  ce  172.  506; 
attributiv  506,  Stellung 
603;  le  meme  que  569. 

—  Pronominaladverb  172; 
de  meme  que  569.  570,  de 
meme  que  .  .  de  meme  570, 
Kongruenz  in  der  Ver- 
kürzung 380. 

—  mais  meme  483.  526; 
ou  meme  527. 

■men  251. 

■ment  252.  286. 

mentir  211. 

-mentum  252.  286. 

menu  Akkusativadverb  228. 

se  meprendre  220. 

merveille  in  a  merveille 
Adverb  231.  410,  Inter- 
jektion 245.  414. 


654 


Wort-  und  Sachregister. 


mes-,  Ines-  304. 

messeoir  221;  messeant  ib. 

met-,  meta-  303. 

Metalle,  Geschlecht  115. 

mcth-  303. 

7nettn'  219. 

ml-  305,  vgl.  110. 137,  auch 
311.  493. 

mie  Füllwort  236.  472.  473, 
Stellung  596. 

mien  attributiv  153.  505, 
mit  un  153.  499.  602,  ce, 
guelque  153. 

mieux  140.  232,  prädikativ 
327;  Stellung  593.  595, 
vgl.  322. 

mieux  vaut  322,  595. 

milk  145.  146,  prädikativ 
325,  attributiv  504,  be- 
zeichnet eine  grosse  An- 
zahl ib.;  in  Interjektionen 
245. 

milllard  145. 

milllon  145.  504;  in  Inter- 
jektionen 245. 

mineur  140,  vgl.  104. 

mlnime  140. 

mis-  (ahd.)  304. 

Mischung  der  asyndeti- 
schen und  syndetischen 
Beiordnung,  kopulativ  534, 
vgl.  523,  disjunktiv  526. 
527. 

miss-  (nhd.)  304. 

Missbilligung  345. 

mlssl-  (ahd.)  304. 

Mittelformen  des  Zeit- 
wortes 183,  als  adverbiale 
Bestimmung  etc.  441  ff.; 
Stellung  592  ff. 

Modaladverbien  234;  st 
im  Nachsatz  537.  585. 

—  konjunktional  235. 241  ff. 

Modalformen  des  Zeit- 
wortes 101.  182,  Gebrauch 
355  ff. 

Modalsatz  566;  verkürzt 
541.  542,  vgl.  567 ff.,  auch 
469  und  die  Apposition  mit 
comme  517,  ohne  ne  481; 


comine  si  542.  568,  durch 
das  Particip  des  Präsens 
mit  comme  vertreten  456. 

—  ersetzt  verkürzt  die  ko- 
pulative Beiordnung  242. 
567.  570,  Kongruenz  mit 
dem  Prädikat  380,  eines 
folgenden  Adjektivsatzes 
575 ;  (Vautant  que  etc.  für 
autant  .  .  autant  etc.  568, 
vgl.  533. 

—  temporal  552.  570,  kau- 
sal 556,  mit  dem  Kondi- 
tionalsatz verschmolzen 
542.  568,  vgl.  456,  kon- 
cessiv  563.  564.  569,  für 
den  Adjektivsatz  579. 

—  Zeit  339;  Verneinung 
480,  im  verkürzten  481. 

— -  Wortstellung  588,  Satz- 
stellung 616. 

moderne  283. 

moindre  139,  vgl.  104. 

moim  Adverb  140.  232; 
zur  Bezeichnung  der  De- 
gradation bei  Adjektiven 
und  Adverbien  ib., Schwan- 
ken des  Superlativ  zwi- 
schen Attribut  und  Ad- 
verb 464;  Stellung  595. 

—  substantivirt  mit  dem 
Artikel  140.  232,  vgl.  165. 
494;  du,  moins,  au  moins 
470,  Verdoppelung  und 
Stellung  des  Subjekts  321. 
584;  taut  du,  moins,  tout 
au  moins,  pour  le  moins  470. 

—  Fürwort  165;  Stellung 
590. 

—  mit  dem  Genitiv  der 
Vergleich  ung  392,  dem 
partitiven  403;  .  .  de 
moins  ib. 

—  Präposition  420,  vgl.  559. 

—  in  der  Beiordnung,  inoins 
.  .  moins,  plus  .  .  moins, 
moins  .  .  plus  533.  534, 
vgl.  dautant  moins  que . . 
moins  etc.  555.  568;  Stel- 
lung 595. 


—  vor  dem  Modalsatze  568. 
571,  vgl.  392. 

—  in  a  moins  de  präposi- 
tional  559:  a  moins  de, 
a  moins  que  de  mit  dem 
Infinitiv  448;  ä  moins  que 
.  .  ne  konditional  480.  559, 
ohne  ne  480,  Modus  367, 
Satzstellung  616. 

mois  mit  de  513. 

mol  s.  mou. 

mon  für  ma  153,  vgl.  35; 
mon  beim  Vokativ  384, 
monsieur  ib.,  ce  monsieur 
etc.  505,  monsieur  Tartiste 
etc.  516. 

Monatsnamen,Geschlecht 
116,  mit  und  ohne  Artikel 
493,  vgl.  499,  bei  Dati- 
rungen  mit  le  und  ce  504, 
le  mois  de  .  .  513. 

tnont  ohne  de  490.  513. 

montagne  mit  de  491.  513. 

montrer  mit  dem  präposi- 
tionalen  Infinitiv  452. 

Moralische  Eigenschaf- 
ten, Geschlecht  117. 

morbieu!  morbleu!  245. 

mordre  213. 

mori-ne  137,  vgl.  311. 

mot  mit  und  ohne  de  512. 
513;  Füllwort  473. 

Motionsfähige  Haupt- 
wörter (mobilia)  128,  ei- 
gentliche Motionsformen 
129,  Motionsfähigkeit  auf- 
gegeben (epicoena)  128. 
131. 

motus!  245, 

mou  Femininum  135,  Plu- 
ral 137,  Stellung  605. 

moudre  225. 

mourir  224. 

mouvoir  222. 

moyen  in  au  moyen  de  238. 
437. 

moyennant  237.  436. 

Multiplikativzahl  s. 
Fachzahlwort. 

multitude  ohne  Artikel  503. 


Wort-  und  Sachregister. 


655 


mutueUement  bei  reciproken 
Verben  176. 

N. 
«Konsonant 20,  Aussprache 
21,  vgl.  16,  stumm  28, 
durch  Assimilation  ver- 
doppelt 49,  Ursprung  71. 
73. 
-n  Femininum    der   Adjek- 

tiva  auf  -n  135. 
Nachahmungen  von  Lau- 
ten s.  Lautnachahmungen.  I 
Nachsatz  536:  mit  Korre-  I 
laten  536.  537,   vgl.  auch 
56L  567.  585:    Inversion 
des  Subjekts  585. 
naguere  231.  473.  ' 

naitre  214.  ; 

Namen  von  musikalischen 
Stimmen  u.  Instrumenten,  i 
Geschlecht  115,  Kongruenz  j 
376.  j 

Nasale  Diphthonge  16,  | 
Aussprache  18,  Bindung ; 
35;  Ursprung  58.  | 

Nasale  Konsonanten  20,' 
Aussprache  21,  vgl.  16, 
stumm  28,  durch  Assimi- 
lation verdoppelt  49,  Ur- 
sprung 71. 

Nasale  Vokale  16,  Aus- 
sprache ib.,  in  der  Bin- 
dung 16.  35;  Ursprung  58. 
Naturlaute  s.  Lautnach- 
ahmungen. 
navire  Geschlecht  125. 
-ndre  Verba  auf  -ndre  214. 
-ndus,  a  252. 

ne  Adverb  der  Verneinung 
236.  471  ff. 
—  mit  Füllwörtern  236. 
472  ff.,  verstärkt  236.  474, 
mit  folgendem  partitiven 
de  404.  472.  501,  ohne  de 
405,  vgl.  501,  ohne  und 
mit  Artikel  404.  495.  4%, 
vgl.  501;  ne  .  .  pas  und 
ne  .  .  point  473;  ne  .  . 
aussi  mit  Füllwort  kopu- 


lativ (Grund,  Folge)  524. 
525,  ne  .  .  pas  (point) 
aussi  für  non  plus  525; 
ne  .  .  pas  seulement . .  mais, 
ne  .  .  pas  seulement .  .  aussi 
483.  526 ;  ne  .  .  pas  moins 
mit  en  für  neanmoins  528. 
561. 

—  fällt  weg  in  vollständi- 
gen Sätzen  236.  472,  in 
unvollständigen  236.  481. 
483. 

—  ohne  Füllwörter  236, 
mit  folgendem  partitivem 
de  404.  495.  496,  in  der 
Verdoppelung  474.  475,  in 
vollständigen  Hauptsätzen 
475  ff.,  Nebensätzen  476  ff. 
(Substantivsatz  476,  Tem- 
poralsatz 479,  Konditio- 
nalsatz, Konsekutivsatz, 
Modalsatz  480,  Adjektiv- 
satz 481). 

—  ne  .  .  gue  mit  und  ohne 
Füllwort  476.  571;  ne 
faire  gue  .  .  mit  dem 
reinen  Infinitiv  444. 

—  verdoppelt  474.  475;  in 
Verbindung    mit   ni   475. 

j  476.  484.  524,  ni.  .ne  .. 
pas  (point)  525;  mit  nul, 
nullement  474;  mit  sans 
gue  480,  vgl.  472.  404. 

—  Stellung  596. 
ne    Konjunktion    (für    ni) 

475.  476.  484.  524. 
neanmoins  Kausaladverb 
237;  konjunktional  241. 
242.  528,  im  Hauptsatze 
des  Koncessivsatzes  561; 
Stellung  597.  612. 

—  Präposition  239. 
Nebensatz  315.  241.  536, 

Arten    536.    543  ff.,    ver- 
kürzt 541,    elliptisch  542. 

—  als  Subjekt  und  als  prä- 
dikative Bestimmung  544. 
545. 

—  als  adverbiale  Bestim- 
mung 546. 


Kasussatz  546,   prä- 

positionaler  Nebensatz 
548. 

Adverbialsatz  im  en- 
geren Sinne  549  (Ort  ib.; 
Zeit  ib.;  Kausalverhält- 
niss,  Grund  555  [kausal 
ib.,  konditional  557,  kon-. 
cessiv  561],  Folge  564 
[konsekutiv  ib.,  final  566]; 
Modalbestimmung  566). 

—  als  attributive  Bestim- 
mung 572. 

Adjektivsatz  572. 

Substantivsatz  582. 

—  Ersatz  durch  den  In- 
finitiv 453.  454,  Partici- 
pien  455.  459.  463. 

—  mit  der  einfachen  Ver- 
neinung ne  476. 

—  Zeit  330,  Zeitfolge  353 ; 
Modus  357.  360. 

—  Wortstellung  587;  Satz- 
stellung 612,  Reihenfolge 
mehrerer  im  Satzgefüge 
619,  vgl.  537.  538,  Ver- 
schränkung 577.  618. 

Negation  s.  Verneinung. 

nenni  absolute  Verneinung 
471.  483,  vgl.  236. 

Nennwort  99.  100,  Dekli- 
nation  102. 

—  Ableitung  247,  der  Zeit- 
wörter von  Nennwörtern 
283. 

—  Zusammensetzung  293. 
305,  mit  Partikeln  293, 
des  Zeitwortes  mit  Nenn- 
wörtern 312.  313. 

neuf  in  der  Bindung  36; 
neuvieme  147. 

Neu  französisch  5. 

Neutrum  105. 

ni,  ni  .  .  ni  kopulative  Kon- 
junktion 242.  524,  disjunk- 
tiv 524.  527. 

—  in  Verbindung  mit  der 
Verneinung  ne  475.  476. 
484.  524,  mit  ne  .  .  pas 
(point)  485. 


656 


Wort-  und  Sachregister. 


ni,  ni  .  .  ni  für  et  beim 
Infinitiv  nach  negativen 
Begriffen  478;  ni  im  ab- 
gekürzten Modalsatz  481; 
Sans  .  .  ni  484. 

—  affirmativ  für  et  485. 

—  et  ne  für  ni  484.  524. 

^ —  Wechsel  mit  dem  kon- 
junktionalen  nc  475.  476. 
484.  524. 

—  Kongruenz  379.  380. 

—  Wegfall  des  Artikels 
502. 

—  statt  que  im  zweiten 
Gliede  589. 

—  Stellung  612. 
niais  Ableitung  275. 
Nichtbe  Zeichnung    des 

Subjekts  322.  583.  584; 
s.  auch  Auslassung. 

NichtWiederholung  s. 
Wiederholung. 

Niederbretagne  1. 

nier  Modus  364;  mit  ne 
478. 

noble  rose  appositiv  507. 

Noel,  noel  Geschlecht  122, 
mit  und  ohne  Artikel  493. 

nom  mit  de  513;  in  Inter- 
jektionen 245. 

nombre  ohne  Artikel  503. 

Nominativ  103.  383. 

—  Subjekt  316,  anakolu- 
thisch  322.  590,  elliptisch 
323,  vgl.  328. 

—  prädikativ  323,  mit 
comme  324.  567,  wechselt 
mit  pour  324.  431;  ohne 
und  mit  Artikel  500. 

non  absolute  Verneinung 
(nein)  236.  471.  483,  je 
gage  que  non  etc.  471. 
543,  mais  non  529,  pour- 
quoi  non  483;  non  beim 
Vokativ  591,  vgl.  384. 

—  verstärkt  236.  483. 

—  durch  negative  Füll- 
wörter ersetzt  481.  483, 
non  pas  482.  483. 

710»  Satz  Verneinung  (nicht) 


471,  neben  Füllwörtern 
472. 

—  im  unvollständigen  Satze 
482,  non  pas  für  die  ab- 
solute Verneinung  482. 
483. 

im      Anschluss     an 

einen  anderen  Satz:  non, 
et  non  482.  535,  vgl.  Ad- 
jektivsatz 574,  et  non  pas 
535,  ou  non  482,  mais  non 
482.    535,   et   non  jamais 

482,  non  plus  482,  vgl. 
kopulative  Beiordnung 
525,  non  plus  que  482, 
vgl.  Modaisatz  570,  non, 
non  pas  (point)  que,  parce 
que  482,  vgl.  Kausalsatz 
556.  366,  sinon  482,  vgl. 
Konditionalsatz  541.  558. 

verneint  einzelne  Be- 
stimmungen anderen  Be- 
stimmungen gegenüber: 
non,  non  pas  (point)  482, 
non  (non  pas)  seulement . . 
mais,  mais  aussi  (encore, 
meine)  483.  526,  non  .  . 
7nais  483. 

verneinteineinzelnes 

Wort  483,  in  Zusammen- 
setzungen 305.  483, 

non-  305.  483. 

nonante  146. 

non  compris  s.  compris, 

non  .  .  mais  483. 

nonobstant  237.  437. 

non  obstant  que  243.  561, 
Modus  368. 

non  pas  (point)  482.  483. 

non  pas  (point)  que,  parce 
que  482.  556,  Modus  366. 

non  plus  482.  525,  non  plus 
que  482.  570. 

non  que,  parce  que  482. 
556,  Modus  366. 

non  seulement  .  .  mais  etc. 

483.  526. 
Normannen  3. 
Normannischer    Dialekt 

4. 


nouveau,  noxivel  Femininum 
135,  Plural  137,  Stellung 
605;  nouvellement  229. 

nouveau-ne,  nouveau  venu 
137.  138,  vgl.  311. 

nuire  214. 

nul  Fürwort  167,  Füllwort 
474,  im  verkürzten  Modal- 
satz (ohne  ne)  481,  reines 
Adjektiv  (ohne  ne)  168. 
507,  Stellung  596.  602; 
nullement  Satzadverb  (ohne 
ne)  236,  Füllwort  236.  474, 
Stellung  596. 

nüment,  nuement  230. 

Numerus  103. 

nu-pieds  110. 

0. 

0  Vokal  8,  Aussprache  11, 
stumm  20,  Lautwechsel 
39,  Ursprung  62. 

6!  6  ciel!  244;  6  beim 
Vokativ  384.  385. 

-0  (-io),  önis  265.  286;  -o, 
önis  oder  onis  in  Völker- 
namen 272. 

oa  Diphthong  14.  15. 

-oaldus  269. 

ob-  298. 

obeir  Passiv  175. 

Objekt  173,  Kasus  des 
Objektes  174.  386.  414; 
vgl.  Akkusativ,  Dativ,  Ge- 
nitiv. 

—  inderZusammensetzung 
306.  309.  312. 

—  ohne  Artikel  405.  501. 

—  Subjekt  eines  gerundi- 
vischen Particip  456.  457. 
464;  in  Kongruenz  mit 
dem  einfachen  Particip  des 
Perfekt  460. 

—  Stellung  589.  598. 
Objektiver  Genitiv  512. 
Objekts  atz  546,  elliptisch 

542,    mit    le   als    Korrelat 

540.  541,    ohne   que   540. 

541,  vgl.  538.  584. 

—  Modus  361. 


Wort-  und  Sachregister. 


657 


—  Verneinung  mit  ne  476. 

—  Wortstellung  587,  Satz- 
stellung 613. 

ohliger  de  und  a  mit  dem 
Infinitiv  452. 

obstant  210. 

obtenir  218. 

oc  3. 

occire  218. 

Occitanisch  3. 

octante  146. 

soccupcr  de  und  ä  mit  dem 
Infinitiv  453. 

-oceus,  a  267. 

-oche  267. 

-ocher  291. 

oe  Vokal  8,  Aussprache  8. 
12,  Ursprung  68. 

oe  S. 

(Sil  Plural  107. 

Oertlichkeiten  mit  dem 
bestimmten  Artikel  489. 
490  ff.,  dem  unbestimmten 
499,  ohne  Artikel  489. 
490  tr.;  mit  de  513. 

(SU  Vokal  8,  Aussprache 
12,  Ursprung  68. 

oeuvre  Geschlecht  124. 

offrir  211.  212. 

-ogne,  lat.  -onea  258;  lat. 
-oma  270. 

oh!  244,  oh!  oh!  ib. 

oiDiphthoug  14,Aussprache 
15,  vgl.  20,  Lautwechsel 
39,  Ursprung  65;  oi  und 
oy  98,  in  Verben  98.  192. 
208.  209. 

oil  3.  4.  236. 

oin  nasaler  Diphthong  16. 
18. 

oindre  214. 

-oine  270. 

-oir,  lat.  -ere  in  Zeitwörtern 
185. 215. 218. 221  ff.,  verlo- 
renen 226;  lat.  -orius  254. 

-oire  254.  280. 

-ois  270.  272. 

-oise  272. 

-ol,  lat.  -ßo/«s,  -jo/ms  264. 
286;  in  Völkernamen  272; 

Mätzner,  fr.  Gr.    3.  Aufl. 


Femininum  der  Adjektiva 
auf  -ol  135,  Plural  137. 

-ole  (-olle)  264,  vgl.  129. 
272;  it.  262. 

oloir  (afr.)  226. 

-olus  270,  vgl.  264,  auch 
272. 

am  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 18. 

omettre  220. 

on  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

on  Fürwort  164,  vgl.  104, 
mit  Artikel  164.  496; 
Stellung  585.  587.  588. 

-on,  lat.  -0  (-io),  Ö7iis  265. 
286;  lat.  -o,  önis  oder 
Ollis  in  Völkernamen  272; 
—  Femininum  der  Sub- 
stantiva  auf  -on  129,  der 
Adjektiva  135. 

-on-  263. 

-ona  265. 

071C  233,  Füllwort  474. 

-onia  270. 

-onne  265.  272,  vgl.  129. 
135. 

-onner  291. 

onques  233,  Füllwort  474. 

onze,  onzieme  144.  145.  147, 
aspirirt  27. 

or  233.  532;  or  ^-a!  245. 
532,  or  sus!  532. 

Ordinalzahl  s.  Ordnungs- 
zahlwort. 

Ordnungszahlwort  147, 
ältere  Formen  146.  147. 
282.  504;  in  Bruchzahlen 
146. 147;  durch  die  Grund- 
zahl ersetzt  145.  504. 

—  Adverb  desselben  235, 
konjunktional  235.  242. 
532. 

—  Ableitung  147.  282. 

—  attributiv  503.  504,  ap- 
positiv  518;  Stellung  601, 
Tgl.  609. 

—  mit  partitivem  de  402. 
513. 

—  mit  Artikel  494.  499. 


0  r  e  II  i ,         altfranzösische 

Grammatik  5. 
Organisation  des  Wortes 

43. 

orgue  Geschlecht  124. 

ort  134.  507. 

Ortsadverb  232.  465;  als 
Korrelat  549;  als  Kon- 
junktion 242.  614,  vgl. 
dont,  oü;  —  Stellung  594. 

Ortsbestimmungen, 
Stellung  in  der  Reihenfolge 
597. 

Ortschaften  mit  Artikel 
490. 

Ortsnamen,  Geschlecht 
125. 

-osa  130.  251;  136.  280. 

-ose,  ose  280. 

oser  mit  dem  reinen  In- 
finitiv 444;  ohne  pas  475. 

-osus  130.  251;  136.  280. 
286. 

-ot  264.  265.  286,  in  Eigen- 
namen 265.  283,  Völker- 
naraen  272,  Adjektiven 
265.  283;  —  Femininum 
129.  135. 

-ota  272. 

-ote  in  Völkernamen  272; 
für  -otte  286. 

-oter  289.  291. 

-otes  272. 

-otte  264.  265.  286,  in  Ad- 
jektiven 265.  283. 

ou  Vokal  8,  Aussprache 
13,  Lautwechsel  38.  39, 
Ursprung  69. 

ou,  ou  .  .  QU  Konjunktion 
526;  polysyndetisch  oder 
nur  vor  dem  letzten  Gliede 

526.  527,  fällt  aus  534; 
ou  hien,  ou  meme,  ou  plu- 
tot  527. 

—  disjunktive  Beiordnung 
mit  ou,  ou  bien  für  das 
konditionale        Satzgefüge 

527.  560. 

—  disjunktive  Impera- 
tivsätze     für     den     Kon- 

42 


658 


Wort-  und  Sachregister. 


cessivsatz  374.  562;  soii. . 
soit,  sott  .  .  Ott  mit  und 
ohne  qm  527.  562,  Modus 
368,  Satzstellimg  611, 
que  .  .  ou  que  562,  Modus 
368,  vgl.  345.  359,  que.. 
ou  non  482,  verkürzt 
(riche  ou  non)  612. 

—  elliptische  indirekte 
Frage  mit  ou  si  543. 

—  Wirkung  auf  das  Prä- 
dikat 379.  380,  den  Ar- 
tikel 497.  499,  den  Adjek- 
tivsatz 575.  576. 

—  Stellung  611.  612. 

oü  fragendes  Ortsadverb 
228.  232.  465,  für  das  Neu- 
trum des  fragenden  Für- 
wortes 465,  in  der  indirek- 
ten Frage  547.  548,  vgl.  | 
587;  Stellung  594. 

—  relatives  Ortsadverb, 
konjunktional  242.  465. 

im  Lokalsatz       und 

Temporalsatz     549,      vgl. 

465.  587.  614. 
— r  —  im        Koncessivsatz 

(oü  que)   243.   549.    564, 

Modus  369. 
im  Adjektivsatz  579, 

vgl.  465.  549,  Modus  365. 

371. 

—  in  (Toü,  par  oü  233. 
439.  465;  242.  465  etc.; 
jusquoti  239. 

ou,  -oute  280;  —  Plural  der 
Wörter  auf  -ou  108.  137, 
Femininum  der  Adjektiva 
135. 

oua  Diphthong  14.  15. 

ouai  Diphthong  14.  15. 

ouais!  244. 

ou  bien  527.  560.  612. 

oublier  298,  mit  de  und  a 
uml  dem  Infinitiv  452. 

oue  Diphthong  14.  15. 

ouen  nasaler  Diphthong  16. 
19. 

-ouer  in  Zeitwörtern  209. 

oufl  244. 


oui  Diphthong  14.  15. 

oui  absolute  Bejahung  236. 
471,  verstärkt  ib.,  aspirirt 
27,  Stellung  beim  Vokativ 
591,  vgl.  384;  oui-da  471, 
mais  oui  529,  que  oui  471. 
543. 

oui  460,  vgl.  excepte  etc. 

-ouil,  -ouille  262.  286. 

-ouiller  289.  291. 

ouin  nasaler  Diphthong  16. 
19. 

ouir  212,  aspirirt  27,  oiii 
460,  vgl.  excepte  etc. ;  Stel- 
lung 591.  594. 

oü  Von  164. 

ou  meme  527. 

ou  non  482.  612. 

ou  .  .  ou  s.  ou. 

ou  plutot  527.  612. 

.  .  ou  que  367.  562. 

oü  que  243.  369.  549.  564. 

-our  252.  286. 

-ouse  280.  286. 

ou  si  543. 

-ausser  291. 

-out  269. 

-oute  280. 

outre  237.  420,  d^outre- 
420.  516. 

outre-  298,  vgl.  420.  516. 

outre  que  549. 

outrer  Ableitung  285. 

ouvrir  211.  212;  ä  jour  ou- 
vrant  etc.  459,  vgl.  178. 
452. 

-oux  280.  286. 

Oxytona  44. 

oy  27.28,  Ursprung  65.  98; 
oy  und  oi  98,  in  Verben 
98.  192.  208.  209,  auf 
-oyer  ib. 

-oyer  Verbalsuffix  287. 

Oytanisch  4. 


p  Konsonant  20,  Aussprache 
22,  stumm  29,  Ursprung 
76.  77. 

-p  Femininum  129. 


Paarweise  verknüpfte 
Doppelglieder  asyndetisch 
zusammengestellt  534,  vgl. 
523. 

paene-  (paen-)  304. 

paire  (und  couple)  125. 

paitre  225. 

paix!  245. 

palsamhleu!  245. 

pdque,  Päques  Zahl  113, 
Geschlecht  123.  124;  mit 
und  ohne  Artikel  493. 

par  237.  429.  516,  vgl.  439, 
beim  Passiv  etc.,  mit  de 
wechselnd  429.  430,  vgl. 
394. 395,  beim  Infinitiv 453. 

—  in  Verbindungen,  prä- 
positionalen:  par  chez  240. 
418,  par  de^ä  240.418,  par 
dedans  240.  428,  par  dela 
240.  418,  par-dessous,  par- 
dessus  433,  par-devant,  par 
devant  240.  418.  516,  par- 
devers,  par  devers  421. 

adverbialen:    par-ci, 

par-lä  233,  par  conse'quent 
231,  par  de^ä,  par  delä, 
par  derriere,  par  en  bas, 
par  en  haut  233,  par  ha- 
zard  231,  par  ici  231. 
233,  par  Ja  231.  439,  par- 
Va  233,  par  oü  233.  439. 
469  etc.,  par  trop  231. 

konjunktionalen:  par 

cela  que  ööb,  vgl.  540,  par 
cela  meme  que  553,  par 
cela  seul  que  555,  par 
conse'quent  612,  vgl.  231, 
par  oü  242.  469  etc.,  par 
quoi  430.  530. 

in  de  par  430. 

par-,  lat.  per-  298;  gr.  nag- 
303. 

para-,  gr.  naga-  303;  sp. 
para-  ib. :  it.  para-  in  Im- 
perativischen Zusammen- 
setzungen 303.  310. 

paraitre  224. 

Parasyntheta  293. 

parbieu!  par  bleu!  245. 


Wort-  und  Sachregister. 


659 


par  cela  qm  555,  vgl.  540, 
par  cela  meme  que  553, 
par  cela  seul  que  555. 

parce  que  555,  vgl.  531.  540, 
durch  pour  mit  dem  Infi- 
nitiv ersetzt  454;  noji,  non 
pas  (point)  parce  que  482. 

par  chez  240.  418. 

par-ci,  par-la  233. 

par  consequent  231,  kon- 
junktional  612. 

parcourir  224. 

par  defh  233;  240.  418. 

par  dedans  240.  428. 

par  dela  233;  240.  418. 

par  derriere  233. 

par-dessous  433. 

par-dessus  433. 

par-dtivant,  par  devant  240. 
418.  516. 

par-devers,  par  devers  421. 

pardonner  Passiv  175. 

par  en  bas  233. 

par  en  haut  233. 

Parenthese  537.  538,  vgl. 

585;  Stellung  612,  vgl.  601. 

par  faire  219. 298,  parfait  ib. 

parfois  227.  234. 

par  hazard  231. 

par  ici  231.  233. 

G.  Paris,  Accent  latin  193. 

275. 
parisis  in   la   livre  parisis 

134.  507,  vgl.  271. 
par    la   231.   439,    par-ci, 

par-la  233. 
parmi  237.  423.  514,  parmt 

und  en/re  422;  wechselt  mit 

cAe2  423,vgl.418;en(inde) 

pleonastisch    nach   parmi 

mit  seinem  Kasus  467. 
paroisse  mit  rfe  513. 
par  oü  233.  439.  469  etc.; 

242.  469  etc. 
par  quoi  430.  530. 
pari  in  ä  pari  231.  233; 

239.  421. 
partant,    et    partant    531; 

Stellung  612. 


Particip  183.  441.  455 ff. 

—  bildet  Präpositionen  237, 
umschriebene  Konjunktio- 
nen 243. 

—  in  der  Ableitung  des 
Hauptwortes  249  ff.,  des 
Eigenschaftswortes  274  ff., 
in  der  Zusammensetzung 
des  Hauptwortes  307,  des 
Eigenschaftswortes  311. 

—  als  Subjekt  316. 

—  prädikativ,  im  Nomina- 
tiv 322.  458.  460,  Kon- 
gruenz 375;  im  Akkusativ 
388.  460.  462. 

—  als  adverbiale  Bestim- 
mung etc.  441.  455  ff. 

einfaches  455. 

des  Präsens  455,  ge- 
rundivisch ib.  (mit  comme 
456,  auf  Subjekt  und  Ob- 
jekt bezogen  ib.;  absolut 
ib.,  ohne  bestimmtes  Sub- 
jekt ib.;  mit  en  457,  sein 
Subjekt  457,  mit  und  ohne 
en  458,  alterthümlich  mit 
a  ib.);  Participialadjektiv 
458. 

des  Perfekt  459,  ab- 
solut ib.,  mit  aussitot, 
sitötih.,  ohne  Subjekt 460; 
Kongruenz  mit  einem  Sub- 
stantivbegriff 460,  dem 
Akkusativobjekt  ib.,  Nicht- 
kongruenz  461. 

—  —  zusammengesetztes 
463. 

Stellung  593. 

—  durch  den  Artikel  sub- 
stantivirt  494.  499,  vgl. 
249.  458. 

—  attributiv  458.  460.  506, 
Stellung  605;  appositiv 
518,  mit  Konjunktionen 
und  Adverbien  517.  518, 
vgl.  541,  Stellung  609. 

Participialadjektiv  auf 
■ant  455.  458,  vgl.  192. 
249.  274,  auch  307. 


Participialien  s.  Mittel- 
formen. 

partie  .  .  partie  523,  vgl. 
533.  595. 

Partikel  99.  101. 

—  Reste  der  Flexion  101. 

227.  232. 

—  Formenlehre  (Form,  Be- 
deutung) 227  ff.,  Adverbien 

228,  Präpositionen  237, 
Konjunktionen  240,  Inter- 
jektionen 244. 

—  Zusammensetzung  227  ff. 
293. 

~  in  der  Zusammensetzung 
anderer  Redetheile  293  ff. 

—  Subjekt  318. 

—  prädikativ  327. 

—  als  adverbiale  Bestim- 
mung, mit  einem  Kasus 
391  ff.  417  ff.,  dem  Infi- 
nitiv 447.  453  und  448. 
449.  452,  dem  Particip 
456  ff.  459,  vgl.  517.  541; 
Adverbien  465. 

—  durch  den  Artikel  sub- 
stantivirt  494.  499,  Plural 
108,  Geschlecht  116. 

—  attributiv  (Adverb)  511, 
mit  dem  Infinitiv  510, 
einem  Kasus  511.  515. 

—  Syntax  der  Konjunktio- 
nen 522.  544. 

—  Stellung  584.  592.  594. 
612.  618. 

partir  210.  211,  mit  pour 
431. 

Partitiver  Genitiv  401, 
attributiv  510.  513,  durch 
entre,  dentra  vertreten  403. 
422.  510,  vgl.  402;  Stel- 
lung 608. 

partout  231.  232. 

par  trop  231. 

parvenir  218. 

pas  Füllwort  236.  472,  pas 
und  point  473,  durch  du  tont 
verstärkt  474,  mit  rien  ib., 
fällt  aus  475,  negativ  ohne 


42* 


660 


Wort-  und  Sachregister. 


ne  472.  481.  482;  mit  de' 
404.  472;  Stellung  596.      | 
;;asse  134.237.437.507.594.  I 
Passiv  174,  Konjugations-  1 
tabelle  204;  mit  verdoppel-  | 
tem  Subjekt  319;  mit  prä- 
dikativer  Bestimmung  im  j 
Nominativ  323,  mit  comme 
324.  567,  pour  324.  431; 
Urheber   mit   de,   par  be- 
zeichnet 394.  429;  Zusam- 
menziehung 521;  Stellung 
584.  587. 
patieni  192.  275,   vgl.  249. 
Patronymika,  Ableitung 
269. 
pauvre  Stellung  606. 
peindre  214. 

peine  in  ä  peine  235;  kann 
Inversion  bewirken,  mit 
Verdoppelung  des  Sub- 
jekts 321. 584;  —  a  peine, 
a  peine  . .  que  beim  Tempo- 
ralsatz 551.  552.  615,  Zeit 
347;  a  peine  si,  c'est  a 
peine  si  320.  543. 
pen-  304. 
pendant  237.  239.  423;  ad- 

nominal  516. 
pendant  que  243.  553,   ad- 
versativ ib.;   pendant  que 
und  tandis  que  ib. 
per-  298. 
percevoir  221. 
Perfektum  indefinitum 
(Passe  indefini)  180.  332; 
Zeitfolge  354. 
Perfektum      definitum 
(Passe    defini)    180.    336. 
342,    in    Verbindung    mit 
Imperfekten   338  ff.   343, 
mit    dem     Präsens    342; 
Konjunktiv  182.  343,  vgl. 
180;  Zeitfolge  352.  355. 
pe'ri-  303. 
Periode  536,    im  engeren 

Sinne  537. 
Periode  Geschlecht  121. 125. 
permettre  220. 


Perry  42. 

Person  des  Zeitwortes  im 
Prädikat,  Kongruenz  379. 
381,  vgl.  521,  im  Adjektiv- 
satz 379.  381  u.  575.  576. 

Personalformen  des 
Zeitwortes  182. 

Personennamen,  Plural 
108,  Pluralia  tantum  113, 
Geschlecht  115.  117.123; 
mit  und  ohne  Artikel  s. 
Artikel;  dam,  chez  bei 
Personennamen  418.  428. 

Persönliche  Zeitwörter 
177. 

Persönlicher  Satz  316. 

Persönliches  Fürwort 
101.  148;  Deklination  149 
(verbunden  150,  nous,  vous 
mit  appositivem  autre  173.  j 
603;  unverbunden  151,  \ 
durch  meme  verstärkt  151.  ] 
171).  ! 

—  reflexiv  149.  150.  416.    ' 

—  durch  en  und  y  ver- 
treten 150.  414.  465  ff.  505. 

—  Subjekt  316,  in  der  An-  ] 
rede  317;  unverbunden 
allein  im  vollständigen 
Satze  317.  416,  verdoppelt 
321.  416;  nicht  bezeichnet 
322;  anakoluthisch  322. 
590;  grammatisches  Sub- 
jekt il  318.  540. 

—  prädikativ  325.  416. 

—  attributiv  505.  511. 512. 
515;  s.  auch  zueignendes 
Fürwort. 

—  als  adverbiale  Bestim- 
mung etc.  414. 

—  Kongruenz  380.  381,  vgl. 
521,  mit  dem  Adjektiv- 
satz 379. 381  und  575.  576. 

—  mit  Artikel  494.  499, 
un  autre  moi- meine  etc. 
172.  325.  499. 

—  appositiv  518,  mit  Appo- 
sition 517,  nous,  vous 
autres  etc.  173.  603. 


—  Wiederholung  im  zu- 
sammengezogenen Satze 
522,  Wiederholung  und 
NichtWiederholung  im  Ad- 
jektivsatze 576,  vgl.  379. 

—  Stellung,  Subjekt  584. 
587;  prädikativ  588;  ad- 
verbial 589.  590,  beim 
Infinitiv  593,  dem  ver- 
neinten 597,  dem  Particip 
593,  Reihenfolge  598.  599; 
attributiv  vgl.  607,  appo- 
sitiv 518,  vgl.  609,  mit 
appositivem  autre  603. 

personne  Geschlecht  125. 

—  Fürwort  164;  Füllwort 
472.  474,  ohne  ne  ib., 
vgl.  481. 

—  zusammenfassend,  Kon- 
gruenz 380. 

—  mit  de  403. 

—  Stellung  596. 
pesant  507,  vgl.  134, 
peste!    244.    245,    mit    de 

245. 

petit  Steigerung  139,  Stel- 
lung 604;  les  infiniment 
petits  114.  316.  509;  un 
petit  für  un  peu  165;  pour 
petit  que  368,  vgl.  563. 

peu  Adverb  235,  Steigerung 
232;  Fürwort  165,  mit 
de  403,  Kongruenz  des 
Particip  mit  le  peu  de 
461;  il  s'en  faut  de  peu 
392. 

—  mit  ne  im  folgenden 
Substantivsatz  479,  Ad- 
jektivsatz 481. 

—  in  pour  peu  que  563,  si 
peu  que  564,  Modus  368; 
tant  soit  peu  368. 

—  in  ä  peu  pres  etc.  235. 
peur  in  de  peur  que  neetc. 

363.  476. 
peut-etre    231.    236,    kann 
Inversion     bewirken    321. 
322.  584;  Stellung  597;  — 
peut-etre  que  543. 


Wort-  und  Sachregister. 


661 


ph  Konsonant  20,  Aus- 1 
Sprache  22,  stumm  29, ! 
Ursprung  76.  78.  j 

piece  mit  de  512.  513.         • 

Pikardischer  Dialekt  4. 

pire  139,  vgl.  104;  Stellung  | 
606. 

pis  232,  substantivirt  140.  ! 
232.  494,  prädikativ  327. 

place  mit  de  513.  , 

plaindre  214.  | 

plaire  226;  plaisant  Stel-  j 
Inng  606. 

plein  präpositional  238.  437, 
vgl.  134.  j 

pleuvoir  222,  vgl.  177.         ! 

plupart  Kongruenz  378,  i 
mit  de  vgl.  402.  513.         ! 

Pluralbildung,  Haupt-: 
v?örter  106  (biegungsun- 
fähige  108,  Eigennamen  | 
ib.) ,  zusammengesetzte  j 
109;  die  Pluralform  ändert  i 
die  Bedeutung  111;  Plu- 
ralia  tantum  113;  Haupt- ' 
Wörter  ohne  Plural  114. 

—  Eigenschaftswörter  137, 
zusammengesetzte  ib. 

p/«s  Adverb  140.  232;  zum 
Ersatz  der  Steigerung  bei 
Adjektiven  und  Adverbien 
139.  232,  bei  Substantiven 
141;  plus  für  le  plus  140, 
vgl.  470,  Schwanken  des 
Superlativ  zwischen  Attri- 
but und  Adverb  464; 
Stellung  595.  596,  beim 
Infinitiv  593,  Artikel  600, 
Adjektiv  605. 

—  Fürwort  165,  mit  de 
392.  403.  404,  .  .  de  plus 
403;  plus  d'un,  Kongruenz 
378,  mit  einem  Adjektiv- 
satz 575:  faire  plus  que 
de  mit  dem  Infinitiv  444. 
448;  Stellung  590. 

-  adverbiale  Bestimmung 
470,  Füllwort  474,  mit  de 
404,  ne  .  .  pas  plus,  ne  .  . 
plus   du   tout  474:    ohne 


ne  482;  ne  faire  plus  que 
de  mit  dem  Infinitiv  444; 
Stellung  596.  597. 

—  in  der  Beiordnung:  non 
plus  525,  de  plus  für 
encore  526.  611;  —  plus 
.  .  plus,  plus  .  .  et  plus, 
plus  .  .  moins,  moins  .  . 
plus  533.  534,  vgl.  dau- 
tant  plus  que,  d'autant 
plus,  7noins  .  .  555.  568; 
Stellung  596. 

—  vor  dem  Modalsatze  568. 
571,  vgl.  392. 393,  mit  gue 
ne  480;  non  plus  que  570. 

plus-  305. 

plusieurs  168,  vgl.  140; 
Stellung  602. 

Plusquamperfekte,  die 
beiden  der  Vergangenheit 
180.  345,  ihr  Konjunktiv 
182. 348,  Zeitfolge  352.  355. 

Plusquamperfekt  des 
Futur  180.  182,  Gebrauch 
348.351,  Zeitfolge  352.  355. 

plutot  241.  242.  529,  inais 
hien  plutot  530,  ou  plutot 
527. 

—  in  plutot  .  .  que  .  . , 
que  de  .  .  mit  dem  Infini- 
tiv 446.  448. 

—  vor  dem  Modalsatz  571. 
poindre  214. 

point  in  au  point  gue,  ä  un 
tel  point  que  369  ff.  565. 

point  Füllwort  236. 472,  rae  . . 
pas  und  ne  .  .  point  473, 
durch  du  tout  verstärkt 
474,  ohne  ne  481.  482, 
point  trop  482,  non  point 
parceque  ib. ;  mit  de  404. 
472;  vgl.  Füllwort  und  pas. 

Polysyndeta  523.  526, 
vgl.  534. 

porte  ohne  (und  mit)  de 
513. 

portraire  220. 

pose  que,  pose  le  cas  que  (le 
cas  pose)  243.  367.  559. 

Positiv  des  Adjektiv  139, 


mit     Artikel     nachgestellt 

appositiv    516.    518.  601; 

des  Adverb  232. 
Possessiver  Genitiv  397. 

512,   Stellung  608;    Dativ 

413.  515. 
possible ,   guil   est  possihle 

nach     Superlativen      509. 

571. 
post-  299. 
postmeur  140.  283,   mit  a 

412. 
pouah!  244,  pouacre  283. 
pouf  134. 
pour  237.   430.    516,    vgl. 

439,    von  der  Abreise  für 

ä,  en  431,    vgl.  406.  426. 

491. 

—  mit  dem  Infinitiv  446. 
453.  454. 

—  in  pour  cela,  cest  pour 
cela  que  528.  530. 

—  im  Koncessivsatz  pour 
.  .  gue  563,  Modus  368; 
pour  que  im  Konsekutiv- 
satz und  Finalsatz  566, 
Modus  369  ff. 

—  in  pour  jamais  231. 
439. 

pour-  299. 

pour  jamais  231.  439. 

pour  peu  que  368.  563. 

pour  que  konsekutiv  und 
final  369  ft'.  566. 

pour  .  .  que  koncessiv  368. 
563. 

pourquoi  in  pourquoi  pas? 
pourquoi  non?  481.  483, 
in  der  indirekten  Frage 
548,  relativ  in  cest  pour- 
quoi 530. 

pourtant  Kausaladverb  237 ; 
Konjunktion  528,  vgl.  530. 
563,  beim  Koncessivsatz 
561;  Stellung  597.  612. 

pourvoir  218. 

pourvu  ^«e  560,  Modus  367. 

pouvoir  223,  puisse-Je  etc. 
359.  586,  puissaiit  223; 
mit  reinem  Infinitiv  444; 


662 


Wort-  und  Sachregister. 


ohne  pas  475,  mit  pas  476. 
prae-  299. 
Prädikat    323,     elliptisch 

327. 

—  Zeitformen  328,  Modal- 
formen 355. 

—  Kongruenz  374,  mit 
einem  Subjekte  375,  mit 
mehr  als  einem  Subjekte 
379. 

—  Stellung  583.  588.  595, 
Prädikative  Bestimmun- 
gen 323  ff.  (Adjektiv  oder 
Partie!  p  im  Nominativ 
323 ;  Hauptwort  im  Nomi- 
nativ 324,  mit  comme  ib., 
mit  povr  ib.,  mit  anderen 
Präpositionen  ib.;  Infini- 
tiv ,  Zahlwort ,  Fürwort 
325,  Adverb  327);  im 
Akkusativ  388.  460.  462, 
mit  ä,  pour,  comme  389. 

—  Kongruenz  375.  379; 
der  participialen,  im  No- 
minativ 460,  Akkusativ 
460.  462. 

—  ohne  und  mit  Artikel 
500.  501. 

—  Nebensatz  545. 

—  Stellung,  Nominativ  584. 
588,  Akkusativ  598,  vgl. 
Adverb  595. 

Prädikativer   Nominativ 
des  persönlichen  Fürwortes 
325;  Stellung  588. 
Präfixe  293  ff. 
Präposition  102.  237;  s. 
'Y^f'-auch  Kasuspräposition. 
^  —  Form  237 :  Konstruktion 

238;  Bedeutung 239;  gram- 
matische Verbindung  240. 

—  Zusammensetzung  237. 
238.  437;  bildet  zusam- 
mengesetzte Adverbien 
231,  Hauptwörter  307. 
308.  310;  vgl.  auch  Eigen- 
schaftswort 312,  Zeitwort 
313. 

—  mit  ihrem  Kasus  240. 
417. 


prädikativ  324.  389. 

adverbial  417,  ächte 

417  ff.  (Raum  417,  Zeit, 
Raum  und  Zeit  423,  Raum, 
Zeit  und  ethische  Bezie- 
hungen 424,  ohne  Bezie- 
hung auf  Raum  und  Zeit 
436),unächte437ff.;  Stel- 
lung 584.  585  und  591. 
597.  599. 

attributiv  515;  Stel- 
lung 607. 

—  mit  dem  Infinitiv  453, 
dem  gerundivischen  Par- 
ticip  457;  Stellung  592. 
593. 

—  mit  einem  Nebensatz 
548.  579. 

—  Verbindung  mit  Ad- 
verbien 231.  240.  439,  mit 
anderen  Präpositionen  240. 
439,  Verwendung  als  Ad- 
verbien 439. 

—  Wiederholung  u.  Nicht- 
wiederholung  439.  454. 
457. 

—  Wegfall  des  Artikels 
491.  501.  502. 

—  Stellung  592. 
Präpositionale      Adver- 
bien 231. 

Präpositionale  Partici- 
pien  237. 

Präpositionaler  Neben- 
satz 548.  579. 

Präsens  180.  330,  Kon- 
junktiv 180.  182.  332; 
inchoativ  330;  für  das 
Präteritum ,  historisches 
Präsens  331,  Wechsel  mit 
Präteriten  ib.;  für  das 
Futur  332;  für  den  Impe- 
rativ 332.  374;  Zeitfolge 
352.  353. 

Präsentia  180.  182.  329. 
330;  Zeitfolge  352.  353. 

praeter-  299. 

Präterita  180.  182.  329. 
336;  Zeitfolge  352.  355. 

pre-  299. 


predire  219. 

preferer  mit  dem  reinen 
Infinitiv  444,  mit  de  und 
dem  Infinitiv  448. 

prefix  Femininum  136. 

Preis  mit  de  398.  513. 

prelire  225. 

premier  147.  504,  vor  einem 
Adjektivsatz  mit  dem  Kon- 
junktiv 371,  dem  Indika- 
tiv 372;  mit  de  402.  513; 
Stellung  601. 

premierement  konjunktional 
242.  532. 

prenner-7ie'  311,  vgl.  137. 

prendre  220. 

preparer  ä  mit  dem  In- 
finitiv 452. 

pres,  pres  de  237.  238. 
419,  adnominal  516;  pris 
de  mit  dem  Infinitiv  449. 

453. 

—  in  ici  pres  233,    ä  peu 

pres  etc.  235. 
prescrire  213. 
pre'sentement  230. 
presgue  235,  attributiv  510, 

in    der  Zusammensetzung 

304,  vgl.  510:   für  comme 

568. 
presqu'ile  mit  de  513. 
preteiidre    mit    dem   reinen 

Infinitiv    444,    de    ib.,    a 

vgl.    450;    pretendu,  Stel- 
lung 605. 
preter-  299. 
prevaloir  223. 
prevenir  218. 
prevoir  218. 
prime  140.  147. 
principaute  mit  de  513. 
prison  mit  de  489,  vgl.  513. 
prix  in  au  prix  de  437. 
pro-,    lat.    pro-    299;    gr. 

ngo-  303. 
prohablement       Satzadverb 

236,    bei    der    Apposition 

518;  Stellung  596. 
proche,  proclie  de  238.  420. 
produire  214. 


\Vort-  und  Sachregister. 


663 


proensalesc  3. 
Proklitische  Formendes 

persönlichen        Fürwortes 

149.  414. 
promettre  220. 
promouvoir  222. 
Pronomen  s.  Fürwort. 
Pronominaladjektive 

151.    155.   157.  161.  165; 

prädikativ    326,     Stellung 

584.  588;    attributiv  505, 

Stellunpr  601. 
Proparoxytona  44. 
Proportion  in  a  projiortion 

gue  568. 
propre    verstärkt    das    zu- 
eignende    Fürwort     153; 

proprement^^ SteWung  beim 

Infinitiv  593. 
pros-  303. 
proficrire  213. 
Prosodie  37. 
provenir  218. 
Provenzalisch  1.  3. 
province  mit  de  513. 
Provinzen     mit     Artikel 

490,  vgl.  499. 
prud'homme  308,  vgl.  110. 

134. 
puer  210. 
puine  234.  299. 
puis  Adverb  234. 

—  afr.  Präposition  238. 

—  konjunktional  242.  532, 
vgl.  611;  et  puis  532. 

puis  donc  gue  618. 
puisgue    241.    243,    kausal 

556,    vgl.   553,    elliptisch 

543;  Stellung  618. 
puissant  223,  puissantissime 

140. 
punais  278. 


g  (qu)  Konsonant  7.  20, 
Aussprache  25,  vgl.  15. 
19,  stumm  32,  Ursprung 
88.  91;  in  Verben  192. 

Qualitative  Bestimmun- 
gen 506  ff.    (Eigenschafts- 


wort 506,  Adverb,  Infini- 
tiv 510,  Hauptwort  511); 
Stellung  603  ff.  607.  608. 
quand  Adverb  228.  234. 
585.  594;  depuis  quand 
231.  439.  594. 

—  Konjunktion  241.  243. 
549;  guand  und  lorsque 
550. 

im  indirekten  Frage- 
satz vgl.  242.  547. 

—  —  im  Temporalsatz  549, 
dem  verkürzten  542,  ellip- 
tischen 543;  durch  grie 
vertreten  539,  wiederholt 
ib.;  im  Substantivsatz  547; 
kausal  550.  556;  koncessiv 
550,  quand,  quand  meine, 
quand  hien  meme  550.  563, 
Zeit  und  Modus  350.  351. 
550,  vgl.  348. 

quant  a  165.  239,  mit  dem 

Infinitiv  452. 
Quantitätsbegriffe    mit 

(/e  402.  403.  513,  vgl.  393; 

Kongruenz  377.  378,   mit 

dem  Particip  461. 
guantite  ohne  Artikel  503. 
quart    146.     147:     quarte, 

quarleau,  quarteron,  quar- 
tier 146. 
quasi-  304. 
quatre-vitigts ,     quaire-vingt 

144.  145. 
que  fragendes  Fürwort  157 ff., 

unbestimmt  in  que  .  .  que 

523.    524;    Stellung   586. 

590,  vgl.  320. 

—  mit  de  159.  402;  Kon- 
gruenz 378,  des  Particip 
461.  j 

—  Subjekt  159.  320,  Stel-  j 
lung  586.  [ 

—  prädikativ  320.  326, ! 
Stellung  des  Subjekts  585.  j 

—  adverbiale  Bestimmung, 
Stellung  590;  vgl.  auch 
que  was  =  wie  sehr,  wa- 
rum, wozu  159.586.594, 
gue  ne  für  quin  475.  | 


—  in  der  indirekten  Frage 
548,  mit  elliptischem  In- 
finitiv 447.  548;  üeber- 
gang  in  den  substantivir- 
ten  Adjektivsatz  548;  Stel- 
lung des  Subjekts  587. 

—  Verschränkung  der  di- 
rekten Frage  578;  Stellung 
des  Subjekts  585.  586. 

que  bezügliches  Fürwort 
160  ff. 

—  prädikativ  161.  327,  in 
der  Verdoppelung  320.  327. 
586. 

—  als  adverbiale  Bestim- 
mung 160.  162.  577,  vgl. 
358. 

—  im  Adjektivsatz  mit  dem 
Korrelat  ce  540.  542.  549. 
573.  576.  577,  mit  ver 
doppeltem  Beziehungswort 
578. 

—  im  substantivirten  Ad- 
jektivsatz 578;  s.  auch 
Kasussatz  548,  präpositio- 
naler  Nebensatz  ib.  und 
vgl.  Subjektsatz  162.  545. 

—  Stellung  588.  590,  vgl. 
618.  619. 

ywe Konjunktion  241.242,  in 
Zusammensetzungen  und 
Umschreibungen  241.  243. 

—  im  Satzgefüge  wieder- 
holt und  nicht  538,  ver- 
tritt andere  Konjunktionen 
538.  539. 

—  im  elliptischen  Substan- 
tivsatze 542. 

—  im  Subjektsatze  544, 
vgl.  545,  Kasussatze  546, 
präpositionaleu  Nebensatz 
548,  temporal  551.  554, 
kausal  555,  konditional 
559,  vgl.  que  si  560,  kon- 
cessiv 562,  konsekutiv 
559.  565,  final  566,  modal 
569.  571,  vgl.  542. 

—  für  den  Adjektivsatz  579. 

—  im  logischen  Hauptsatze 
551.  615. 


664 


Wort-  und  Sachregister. 


—  Modus  357.  358.  360  ff. 

—  mit  der  absoluten  Be- 
jahung und  Verneinung, 
que  oui,  que  si,  que  non  471. 

—  mit  der  einfachen  Ver- 
neinung ne  476  if. 

que  je  crois,  que  je  pense, 
gv£  je  Sache  358.  577, 
vgl.  160. 

jweZ  fragendes  Fürwort  157. 

—  prädikativ  326;  qui  und 
quel  ib. 

—  attributiv  506. 

—  in  der  indirekten  Frage 
545.  547. 

—  Wortstellung  586.  590. 
602;  Satzstellung  613. 

quel  relativ  in  tel  quel  171. 
518;  tellement  quelkment 
235. 

quelconque  166,  attributiv 
166.  506,  Füllwort  474; 
Stellung  602. 

quellement  in  tellement  quel- 
kment 235. 

gue  Von  164. 

quel  .  .  que  166,  prädika- 
tiv ib. 

—  koncessiv  563,  Modus 
369. 

—  durch  tel  que  vertreten 
166.  369.  564. 

quelque  165.  506.  602,  neu- 
trales Kausaladverb  166. 

quelque  chose  164.  506. 

quelque  .  .  que  166,  neutral 
ib.;   quelque  .  .  qui  ib. 

—  koncessiv  564,  Modus 
369. 

quelqu'un  163,  mit  de  163. 

403. 
que  non  471. 
que  oui  471. 
que  .  .  que  (lat.  qua  .  .  qua) 

unbestimmtes         Fürwort 

523.  524,  vgl.  qui  .  .  qui. 
-quer  in  Verben  192. 
querir  220. 
que  si  für  que  oui  471;  für 

lat.  quodsi  560. 


qui  fragendes  Fürwort  158, 
unbestimmt  in  qui  .  .  qui 

159.  173. 

—  prädikativ  327,  qui  und 
quel  ib. 

—  mit  de  402,  Attraktion 
ib. 

—  in  der  indirekten  Frage 
547. 

—  Verschränkung  578. 

—  Umschreibung,  qui  est- 
ce  .  .  mit  einem  Adjek- 
tivsatz 158.  586,  vgl.  320. 

—  Wortstellung  585.  586. 
587.590;Satzstenung613. 

qui     bezügliches     Fürwort 

160.  lequel  und  qui   160. 

161.  573,  qui  und  quoi 
161.  576.  577.  578. 

—  Genitiv  durch  dont  ver- 
treten 160.  161.  465.  466. 
577.  579,  Dativ  etc.  durch 
oü  465.  579. 

—  im  Adjektivsatz  573  ff., 
auf  einen  Satz  bezogen 
576.  577,  Attraktion  577, 
Verschränkung  ib.,  Ver- 
doppelung des  Beziehungs- 
wortes 578,  im  substanti- 
virten  Adjektivsatz  578, 
vgl.  Subjektsatz  545,  Ka- 
sussatz 548,  präpositiona- 
1er  Nebensatz  549,  an- 
knüpfend 580. 

—  Korrelate  572.  577.  578. 

—  Wiederholung  u.  Nicht- 
wiederholung  581. 

—  Stellung  618.  619;  s. 
auch  Wortstellung  588. 
590,  Satzstellung  617. 

quiconque  163,  im  Adjektiv- 
satz 578,  vgl.  Subjektsatz 
545,  Kasussatz  548,  prä- 
positionaler  Nebensatz  549. 

qui  ton  164. 

quint  146. 147.  504,  Charles- 
Quint,  Sixte- Quint  147. 
504. 

quinze-vingts  146,«»  Quinze- 
Vingt(s)  110.  146. 


qui  pis  est,  qui  plus  est 
162.  577. 

qui  que  162 ;  koncessiv  564, 
vgl.  Nebensatz  als  prädi- 
kative Bestimmung  545, 
Modus  369;  qui  que  ce 
soit  Füllwort  474. 

qui  .  .  qui  unbestimmtes 
Fürwort  159.  173. 

quitte  ä  mit  dem  Infinitiv 
450.  452,  quitte  pour  450. 

qui  vive?  359. 

quoi  fragendes  Fürwort  158. 
159;  que  und  quoi  159. 

—  mit  de  402. 

—  Wortstellung  585.  590. 
quoi    bezügliches     Fürwort 

160,  qui,  quS  und  quoi  ib. 

—  im  Adjektivsatz ,  auf 
einen  Satz  bezogen  576, 
im  substantivirten  Adjek- 
tivsatz 545.578;  par  quoi 
für  en  conse'quence  de  quoi 
530,  vgl.  430. 

quoi  ton  164. 

quoi  que  162;  koncessiv 
564,  vgl.  Nebensatz  als 
prädikative  Bestimmung 
545,  Modus  369;  quoi  que 
ce  soit  Füllwort  474. 

quoique  Konjunktion  241. 
243.  564,  im  verkürzten 
Satz  541,  vgl.  Apposition 
517.  518;  Modus  369.      " 

quotidien  283. 

R. 

r  Konsonant  20,  Aussprache 
22,  stumm  29,  durch  As- 
similation verdoppelt  49, 
Ursprung  71.  75. 

raembre  (afr.)  221. 

raison  in  h  plus  forte 
raison,  kann  Inversion  des 
Subjekts  bewirken  584, 
vgl.  321. 

ramentevoir  226. 

rarissime  140. 

rantanplan     in     en    plein, 


plan^  rantanplan  245,  ra- 
taplan  ib. 

rasseoir  221. 

ravoir  221. 

Raymond  6. 

re-,  re-  299,  vgl.  8. 

recevoir  221. 

Reciproke  Zeitwörter  175. 
176.  298,  Kongruenz  des 
Particip  460;  Stellung 
584.  587. 

reciprocjuement  176. 

reclure  219. 

recommencer  a  mit  dem  In- 
finitiv 452,  de  und  ä  ib. 

reconduire  214. 

reconnaitre  225. 

reconquerir  220. 

reconstruire  214. 

recourir  224. 

reeroire  224. 

recroitre  225. 

recueillir  211, 

/•erf-,  r^'rf-  299. 

Redetheile  99,  biegungs- 
fäbige  ib.;  biegungsun- 
fähige 101,  durch  den  Ar- 
tikel substantivirt  494. 
499,  Plural  108,  Geschlecht 
116. 

—  Gleichartigkeit  verbun- 
dener nicht  erforderlich 
522. 581,  vgl.  Stellung  609. 

redevenir  218. 

redevoir  222. 

Redeweisen  s,  Modal- 
formen. 

redt-  299. 

rer/iVe  219. 

reduire  214. 

refaire  219. 

Reflexive  Zeitwörter  175, 
transitiv  ib.,  vgl.  453, 
ohne  Passiv  175,  mit  itre 
ib.;  Kongruenz  ihres  Par- 
ticip 460,  Nichtkongrueuz 
461,  vgl.  179.  462. 

—  Konjugationstabelle  204. 

—  für  das  Passiv  der  tran- 
sitiven 179,  vgl.  175. 


Wort-  und  Sachregister. 

—  durch  das  transitive  Ak- 
tiv ersetzt  179.  459. 

—  Uebergang  in  intransi- 
tive 179.  462. 

—  Uebergang  intransitiver 
in  reflexive  388. 

—  mit  dem  doppelten  Ak- 
kusativ 388. 

—  mit  de  und  dem  Infini- 
tiv 449,  vgl.  448,  de  oder 
a  458. 

—  Stellung  584.  587. 
Reflexives  Fürwort    149. 

150.  416,  se  und  soi  416; 
s.  auch  persönliches  Für- 
wort. 
i  refuser  de,  se  refuser  ä  mit 
'    dem  Infinitiv  453. 

Reihenfolge  adverbialer 
Satzbestimmungen  597. 

Reine  zweite  Konjugation 
186.  198.  210. 

Relative  Adverbien,  Stel- 
lung 594.  618. 

Relativer  Hauptsatz  537. 
539,  zweiter  Ordnung  539; 
verkürzt  568,  vgl.  366. 
542  u.  a. 

Relativsatz    s.   Adjektiv- 
satz. 
I  reelire  225. 

relire  225. 

reluire  214. 

remaindre  (afr.)  221. 

remettre  220. 

remoudre  225. 

remoudre  225. 

repaitre  225. 

reparaitre  226. 

repartir  210. 

repartir  210. 
[  se  repentir  211. 
I  reprendre  220. 
;  reproduire  214. 

republique  mit  de  513. 

requerir  220. 

resavoir  223. 

rescorre  (afr.)  221. 

resoudre  226;  resoudre 
guelqu'un  a  und  resoudre 


665 

de,  se  resoudre  a  mit  dem 
Infinitiv  453. 

-resse  251,  vgl.  130. 

ressortir  211. 

rester  210. 

restre,  restre  (afr.)  225. 

restreindre  214. 

retenir  218. 

retraire  220. 

retre  225. 

retro-  300. 

reussir  211. 

revaloir  223. 

revenir  218. 

reverendisslme  140. 

revivre  226. 

revoir  218. 

rez  237.  419. 

Rhetorische  Wortstel- 
lung 583. 

Rhetorischer  Wortton 
38. 

n'e/i  Fürwort  164,  vgl.  104; 
substantivirt  negativ  164, 
vgl.  499. 

—  Füllwort  472. 474,  durch 
du  tout  verstärkt  474, 
vgl.  236,  ne  .  .  pas  rien, 
ne  .  .  Jamals  rien  etc.  474 ; 
ohne  ne  164,  vgl.  472. 
482,  mais  rien  529. 

—  zusammenfassend  533, 
Kongruenz  380. 

—  vor  dem  Modalsatz,  ne 
.  .  rien  .  .  que  571,  vgl. 
476;  elliptisch  482. 

—  mit  de  403.  404. 

—  Stellung  590.  593.  596. 
rire  220. 

risquer  de  und  a  mit  dem 

[nfinitiv  452. 
riviere  mit  (und  ohne)   de 

491.  513. 
Römer  1.  2. 
r Omans  3. 
rompre  213. 
rosat  134. 

rose  in  noble  rose  507. 
rouvrir  212. 
royaume  mit  de  513. 


66G 


Wort-  und  Sachregister. 


royaux    in    lettres    royaus 

134. 
rue  mit  und  ohne  de   513, 

vgl.  489. 


s  Konsonant  20,  Aussprache 
23,  stumm  81,  Bindung 
36,  durch  Assimilation 
verdoppelt  49,  Ursprung 
80.  83. 

-s  des  Plural  103.  105  if. 
137. 

—  unorganisches  iu  der 
Verbalflexion  191,  des 
Imperativ  vor  en  und  y  ib. 

—  Plural  der  Wörter  auf 
-s  108,  vgl.  137,  Femini- 
num 129.  135. 

sacre  nom  du  diablel  245. 

saillir  210.  211, 

Saint,  Saint  ohne  (und  mit) 
Artikel  489,  in  Zusammen- 
setzungen ib. 

Sammelnamen  100;  Plu- 
ralia  tantum  113;  Kon- 
gruenz singularischer  377. 
378,  vgl.  Particip  461, 
Adjektivsatz  575;  ohne 
Artikel  503. 

sangbieu!  245. 

Sans  237.  424,  sans  cesse, 
Sans  ceremonie  425;  mit 
folgenden  negativen  Attri- 
buten 480,  mit  ni  483; 
adnominal  516. 

—  mit  dem  Infinitiv  454, 
vor  partitivem  f/e404.  472. 

«ans-  300. 

sam  gue  565,  Modus  370; 
Verneinung  472.  480. 

sapristi!  245. 

satisfaire  219. 

Satz,  Arten  314.  315,  des 
beigeordneten  520,  unter- 
geordneten 536. 

—  Wort-  und  Satzfügung 
314  ff.  (Wortfügung  314, 
Satzfügung  520,  Wort- 
und  Satzstellung  583). 


—  Subjekt  544,  prädikativ 
545,  adverbial  546,  attri- 
butiv 572. 

—  durch  den  Artikel  sub- 
stantivirt  494.  499,  Plural 
110.  111,  Geschlecht  116; 
vgl.  die  Zusammensetzung 
309.  310. 

—  mit  Apposition  517,  vgl. 
328. 

Im  Uebrigen  s.  die  ein- 
zelnen Satzarten. 

Satzaccent  37.  38. 

Satzadverbien  235.471. 

Satzbestimmungen  des 
einfachen  Satzes  315,  ad- 
verbiale 383,  attributive 
486;  Stellung  589.  600. 

—  im  Satzgefüge  536,  ad- 
verbiale 544.  546,  attri- 
butive 544.  572;  Stellung 
613.  617. 

Satzellipse  542. 

Satzfügung  520  (Bei- 
ordnung 240.  520,  Unter- 
ordnung 240.  543). 

Satzgefüge  536,  Formen 
ib.,  Umfang  538,  Beziehung 
des  Hauptsatzes  auf  den 
Nebensatz 540,  Zusammen- 
ziehung 541,  Satzellipse 
542:  Stellung  612.  613. 
617.  619,  vgl'.  536  ff. 

—  mit  Apposition  328.  517. 

—  als  Parenthese  538,  nach 
dem  Artikel  eingeschoben 
601. 

Satzglieder,  durch  den 
Artikel  substantivirt  494. 
499,  Plural  111,  Geschlecht 
116. 

—  Subjekt  (und  Objekt) 
318. 

—  negative  im  unvoll- 
ständigen Satze  affirmativ 
gedacht  522. 

—  Gleichartigkeit  verbun- 
dener nicht  erforderlich 
522.  581,  vgl.  609. 

Satzstellung  611. 


Satzton  37.  38. 

sauf  238.  420.  421 ;  sauf  a 
mit  dem  Infinitiv  450.  452. 

sauve  qui  peut  322. 

savant  223;  savantissime 
140. 

savoir  223,  savant  ib.;  mit 
dem  reinen  Infinitiv  443; 
ohne  pas  475;  je  ne  sais 
etc.  mit  einem  unvoll- 
ständigen Fragesatze  als 
Parenthese  538;  savoir 
elliptisch  (nämlich)  446. 

seh  Aussprache  23.  26. 

Scheinsilben  33. 

A.  Schelei;  Dictionnaire 
detymohgie  fr.  81. 

Schiffsnamen  mit  (und 
ohne)  Artikel  493,  vgl.  489. 

Schlussfolge  mit  donc 
531,  Untersatz  mit  or  532. 

Schlusssatz  in  der  Satz- 
stellung 614.  617,  vgl.  612. 

Schmeizlaut,  jotirter  des 
l  19.  21,  Ursprung  75. 

—  nasal  gefärbter  des  gn 
26,  Ursprung  94.  96. 

Schmerz  244. 

Schwache  Zeitwörter  s. 
Konjugation. 

Schwur  mit  par  430,  sur 
435:  vgl.  Betheuerung. 

-scrire  Komposita  213. 

se  s.  reflexives  Fürwort. 

se-,  se-  300. 

seant,  sur  son  seant  249. 458. 

-seau  263. 

second  147.  504;  Stellung 
601. 

secorre  (afr.)  221. 

secourir  224. 

seduire  214. 

seigneur  104.  140. 

Selbstwiderlegung  mit 
mais  529. 

-seile  263. 

Selon  237.  239.  436. 

Selon  que  569. 

sembler  mit  prädikativer 
Bestimmung     323,     dem 


Wort-  und  Sachrefjister. 


667 


reinen  Infinitiv  443;  il 
semhle,  il  nie  semble  Modus 
360.  361,  il  ine  semble  mit 
dem  reinen  Infinitiv  442. 

semi-  305,  vgl.  110. 

semondre  221. 

sempiternel  283. 

sentinelle  Geschlecht  125. 

sentir  211. 

seoir  221. 

septante  146. 

-ser  290. 

serenissime  140. 

servir  211. 

seul    vor    einem    Adjektiv- 
satz mit   dem  Konjunktiv  1 
371,    dem   Indikativ    372;  j 
mit  de  402.  513. 

seulement  Modaladverb,  Stel- 
lung? 596;  ne  .  .  pas  seule- 
ment  .  .  aussi,  non  (non 
pas)  seulement  .  .  mais, 
mais  aussi  (encore,  meme) 
483.  526. 

-seur  131.  250. 

Sheridan  42. 

si  (lat.  sie)  Adverb  der 
Weise  235;  si,  et  si  ad- 
versativ 523;  im  Nachsatz 
nach  koncessivem  Vorder- 
satze 537,  vgl.  561;  mit 
Inversion  des  Subjekts  585. 

—  Adverb  des  Grades  235, 
si  und  aussi,  tant,  autant 
468;  Stellung  bei  dem 
Artikel  600,  dem  Adjektiv 
605. 

koncessiv    in    si   .   . 

que  oder  si  mit  dem  Frage- 
satze 243.  563,  vgl.  587, 
H  peu  que  243.  564; 
Modns  368. 

konsekutiv   in  si  .  . 

gue  243.  469.  564,  durch 
de,  que  de  mit  dem  In- 
finitiv vertreten  448.  469, 
si  bien  que  565;  final 
566;  —  Modus  370.  371. 

modal  in  si  .  .  que 

243.  570. 


—  Satzadverb  236,  abso- 
lute Bejahung  236.  471, 
verstärkt  ib.;  bewirkt  In- 
version 584. 

si  (lat,  8i)  Konjunktion 
241;  vor  il,  ils  apostro- 
phirt  35,  si  Von  164. 

—  wenn,  konditional  243. 
557;  verkürzt  541,  ellip- 
tisch 543,  mit  elliptischem 
Hauptsatz  (a  peine  si, 
vollständig  c'est  a  peine 
si)  543,  vgl.  320. 

im  Subjektsatz  545, 

Kasussatz  547,  temporal 
557,  kausal  558,  koncessiv, 
meist  mit  adversativen 
Korrelaten  im  Hauptsatze 
561,  vgl.  558;  comme  si 
366.  542.  568. 

encore  si  525,  526; 

Si  toutefois  557;  si  ce 
n'est  480.  558,  si  ce  riest 
que  559,  vgl.  320.  545; 
que  si  (lat.  quod  si)  560. 

durch  que  vertreten 

345.  539,  negativ  durch 
ni  539;  wiederholt  ib. 

Zeit  332.  341.  343  ff, 

348,  Modus  366. 

in  sifetais  de  vous, 

que  de  vous  399. 

—  mit  7ie  verneint  480, 
vgl.  558.  559. 

Satzstellung  615. 

—  ob,  in  der  indirekten 
Frage  242.  547,  elliptisch 
543;  Modus  357:  -  Satz- 
stellung  613. 

si  ce  n'est  480.  558,  si  ce 
n'est  que  559,  vgl.  320. 
545. 

Sibilanten  in  der  Bin- 
dung 36. 

sien  attributiv  153,  vgl. 
505,  mit  un  153.  499. 
602. 

sifetais  de  vous,  que  de 
vous  399. 

s'tV,  s'ils  35. 


Silbe  6.  33:  offene,  ge- 
schlossene 33,  männliche, 
weibliche  ib. ;  lange,  kurze, 
mittelzeitige  40;  Stamm- 
silbe 43,  Tonsilbe  43.  44. 

Silbenmessung  37.  40. 

Silbentheilung  33. 

si  Ton  164. 

sine-  300. 

Sinn,  bestimmt  die  Kon- 
gruenz 377. 

sinon  482.  541.  558. 

-sio  253.  286. 

-sion  253.  286. 

si  .  .  que  s.  si  (lat.  sie), 
Adverb  des  Grades. 

sire  104.  140. 

sitot  beim  absoluten  Parti- 
cip  des  Perfekt  459. 

sitot  que  552.  570,  Zeit 
347. 

si  toutefois  557. 

six  vingts  146. 

soi  s.  reflexives  Fürwort. 

-soir,  -soire  254. 

soit .  .  soit,  soit .  .  ou  mit 
und  ohne  que  527,  562; 
Modus  368:  Satzstellung 
611. 

solliciter  de  und  li  mit  dem 
Infinitiv  452. 

soloir  (afr.)  226. 

son  für  sa  153,  vgl.  35; 
wechselt  mit  en  467,  505; 
bei  chacun  519. 

-son  253.  286. 

sonner  in  ne  sonner  mot 
473. 

-sor  131.  250.  254, 

-sorius  254, 

Sorte  in  de  sorte  que,  en 
Sorte  que,  de  teile  sorte 
que,  en  teile  sorte  que  565, 
Modus  369, 

8ortir  211. 

SOS-  (afr.)  300. 

80t  Stellung  606. 

sou-  300. 

soubre-  301. 

soubs-  (afr.)  300. 


Wort-  und  Sachregister. 


soudain  234.  279. 

soiidre  226. 

souf-  300. 

souffrir  211.  212. 

souloir  226;  mit  dem  reinen 
Infinitiv  444. 

soumettre  220. 

sourdre  220. 

sourire  220. 

sous  238.  482,  vgl.  439. 

sous-  300. 

souscrire  213. 

soustraire  220. 

soutenir  218. 

se  Souvenir  218. 

souvent  234. 

souverain  283 

Spiel  mit  Lauten  245. 

Spott  244. 

Sprache,  französische  1. 
3,  italienische  1,  occitani- 
sche  3,  oytanische  4,  por- 
tugiesische 1,  provenzali- 
sche  1.  3,  rhätoromanische, 
spanische,  walachische  1, 
wallonische  4. 

Sprachstoff,  Umfang  des 
französischen  5. 

Sprach  Stoffe  des  Proven- 
zalischen  und  Französi- 
schen 1  ff.,  das  keltische 
Element  1,  griechische, 
lateinische,  germanische 
2,  arabische  3. 

Sprachzweig,  romani- 
scher oder  neulateini- 
scher 1. 

-sseau  263. 

-sselle  263. 

st!  245. 

Städtenamen,  Geschlecht 
125,  tout  Rome  etc.  ib.; 
zusammengesetzte  292. 
307.    308,   vgl.   514.  515. 

—  mit  a  406.  407,  dms 
426,  sur  434;  vgl.  2>our 
431. 

—  mit  und  ohne  Artikel  490. 

—  wj7/e  mit  ffe  489.492.513, 
mit    de    und  dem  Artikel 


492;  capitale  ohne  de  518. 

Stamm  99.  246  ff.,  des 
Zeitwortes  183.  185.  283  ff. 

Stammsilbe  43;  wird  dia- 
lektisch   zur  Tonsilbe  38. 

Stammwörter  246. 

Starke  Zeitwörter  s.  Kon- 
jugation. 

Steigerung  des  Adjektiv 
138,  auf  das  Hauptwort 
übertragen  141;  Degrada- 
tion 140. 141 ;  Steigerungs- 
unfähigkeit 141. 

—  des  Adverb  232;  De- 
gradation ib. 

—  von  Adjektiven  und 
Substantiven  durch  Wie- 
derholung im  Genitiv  der 
Mehrzahl  514. 

Stellung  s.  Wort-  und 
Satzstellung. 

Sterne  und  Sternbilder 
ohne  und  mit  Artikel  493. 

Stoff,  Genitiv  399.  513. 

Stoffnamen  100,  im  Plu- 
ral 100.  114,  Pluralia 
tantum  113. 

—  mit  dem  Artikel  488. 
498;  im  partitiven  Ver- 
hältnisse 495,  ohne  Arti- 
kel 501. 

Strassburger  Eidformeln 
4.  106. 

Sträucher,  Geschlecht 
115. 

-struire  Komposita  214. 

Stumme  Endkonsonanten 
28,  in  der  Bindung  als  An- 
laut hörbar  35. 

sub-  300. 

Subjekt  316;  verdoppelt, 
grammatisches  und  logi- 
sches 318.  319;  nicht  be- 
zeichnet 322;  anakoluthisch 
322.  590. 

—  Kongruenz  375.  379. 

—  reiner  Infinitiv  als  Sub- 
jekt 442,  Subjekt  des  ak- 
kusativischen Infinitiv445; 

i    Infinitiv  mit  de  447. 


—  des  absoluten  Particip 
456.  460,  ausgelassen,  un- 
bestimmt oder  aus  dem 
Zusammenhang  zu  ent- 
nehmen ib.;  des  gerundi- 
vischen Particip  457:  der 
zusammengesetzten  Parti- 
cipien  463. 

—  in  der  Zusammenziehung 
beigeordneter  Sätze  520. 

—  Nebensatz  als  Subjekt 
j    544. 

I  —  Objekt     des     reflexiven 

I    Zeitwortes  175. 

I  —  Stellung  583.  587. 

j  Subjektiver  Genitiv  512. 

I  Subjektsatz      544,      mit 

I    Korrelaten     540,     Modus 

i    360;  Stellung  612. 

subre-  301. 

Substantiv  s.  Hauptwort. 

Substantivirter    Adjek- 
tivsatz 578,  zusammenge- 
I    zogen  542,  elliptisch  543. 

—  Subjekt  545,  prädikativ 
!  ib.,  Kasnssatz  548,  prä- 
[    positionaler  Nebensatz  549, 

konditional  560.  580. 
I  Substantivsatz,  Subjekt 
'    und    prädikativ  544.  545, 
I    Kasussatz  546,  präpositio- 
naler  Nebensatz   548,    at- 
I    tributiv  582. 
1 —  mit     Korrelaten      540; 
I    ohne    ()ue    ib.,    vgl.    538; 
I    elliptisch  542. 
1  —  Modus  358.  360  fi. 
j  —  Verneinung  mit  ne  475. 
I  —  Wortstellung  587,  Satz- 
stellung 612.  613.  618. 
subtus-  300. 
Sueven  3. 
;  suffire  219. 
I  suivant  237.  240.  436. 
suivre  213. 
super-  301. 

supe'rieur  140.283,mitä412. 

Superlativ    des    Adjektiv 

139.  140,  Scheidung  vom 

Komparativ  ib.,  Degrada- 


Wort-  und  Sachregister. 


669 


tion  141;  prädikativ  in 
der  Form  schwankend 
464. 

—  attributiv  509,  durch 
■possible  verstärkt  ib.,  vgl. 
571:  appositiv  518;  mit  de 
402.  510. 513,  entre,  ctentre 
510;  mit  dem  Artikel  sub- 
stantivirt  494.  510;  mit 
Modalsatz  571. 

—  Modus  im  folgenden  Ad- 
jektivsatz 371. 

—  des  Adverb  232,  Degra- 
dation ib.;  substantivirt 
140.  232.  494. 

suppose  que  243.  559,  Mo- 
dus 367. 

supra-  301. 

supreme  140. 

sur  237,  433.  515,  Ziel 
einer  Bewegung  434,  vgl. 
ä,  pour;  sur  ce  que  540. 
549. 

sur-  301,  vgl.  308.  515. 

-sura  253. 

sur  ce  que  540.  549. 

surcroitre  225. 

-sure  253. 

sur  faire  219. 

surnom  mit  de  513. 

surprendre  220. 

surseoir  221. 

survenir  218. 

survivre  226. 

SMS  afr.  Präposition  433; 
Adverb  ib.;  Interjektion, 
SWS  .'245.  433. 

—  präpositional  in  en  sus 
de  433. 

Syndetische  Beiordnung 
522  ff.,  kopulativ  ib.,  dis- 
junktiv 526,  adversativ 
527,  kausal  530. 

—  Mischung  der  asyndeti- 
schen und  syndetischen, 
kopulativ  523.  534,  dis- 
junktiv 526. 

—  polysyndetische  523.526, 
vgl.  534. 

—  Kongruenz  379.  574. 


—  Satzstellung  611. 

Synesis  377. 

Synonyme  Begriffe  mit 
dem  Artikel  497,  einem 
Eigenschaftswort  509, 

einem  Adjektivsatz  574. 

Syntax  6.  314. 


t  (ih)  Konsonant  20,  Aus- 
sprache 22,  stumm  30, 
Bindung  35,  durch  Assi- 
milation verdoppelt  49.50, 
Ursprung  80.  81. 

—  des  Stammes  bei  Ver- 
ben 192.  211. 

—  als  Endkonsonant  bei 
Verben  abgefallen  190. 

-t  der  dritten  Person  des 
Singular  190,  in  der  Frage- 
form ib. 

-i  Femininum  der  Wörter 
auf  -i  129.  135. 

Tabelle  der  Verbalflexion 
186. 

—  von  avoir  und  e(re  193. 

—  des  Aktiv  der  schwachen 
Verba  198. 

—  des  passiven,  reflexiven 
und  intransitiven  Verb 
204. 

—  des  Perfekt  der  starken 
Verba  216. 

tächer  de  und  ä  mit  dem 
Infinitiv  452. 

Tage  der  Monate  504,  vgl. 
493.  598. 

Tagesstunden  146.  504. 

taire  226. 

tandis  que  241.  243.  553, 
adversativ  ib.;  tandis  que 
und  pendant  que  ib. 

tunt  Fürwort  165.  470,  vor 
dem  Koncessivsatz  565, 
Modalsatz  570;  mit  de 
403,  vgl.  470;  Stellung 
590. 

—  Adverb  235.  468  ff., 
tant  und  aulant,  si,  aussi 
ib.;  Stellung  596. 


—  konjunktional,  in  der 
Beiordnung,  tant  .  .  tant 
533,  Stellung  vgl.  595; 
durch  tant  que  ersetzt 
242,  vgl.  570. 

in  der  Unterordnung 

243. 
lokal  taut  que  570. 

—  —  temporal  tant  que 
553.  570. 

—  —  koncessiv  tant  soit 
peu  368. 

konsekutiv     tant  .  . 

que  565,  final  566;  Modus 
370.  371. 

—  —  modal  tant  que,  tant 
.  .  que  469.  570;  en  tant 
que  570. 

tant  bien  que  mal  570. 
tant  et  plus,  tant  et  tant  470. 
tantot  .  .  tantot  523. 
tant  .  .  quant  (afr.)  165. 
tant  que,  tant  .  .  que  lokal 

570;    temporal   469.    553. 

570;  konsekutiv,  tinal  565. 

566,     Modus     370.     371; 

modal  469.  570. 
tant  sott  peu  368. 
tant  .  .  tant  533,  vgl.  595. 
tard  229.  234. 
tarder  a  mit  dem  Infinitiv 

450. 

-tarius  255. 
■tas  272. 
-te  272. 
teindre  214. 
tel  170;  tel  et  tel,  tel  ou  tel 

171. 

—  Subjekt  171;  prädikativ 
170.  327.  565.  569,  Stel- 
lung 584;  attributiv  170. 
502.  506.  564  ff.,  mit  un 
ib.,  appositiv  518.  564. 
569,  Stellung  602.  609. 

—  mit  «ra  substantivirt  171. 
499. 

—  in  tel  que,  tel  .  .  que 
koncessiv  564,  Modus  369. 

—  in  tel  .  .  que,  tel  que, 
de  teile  sorte  (en  teile  sorte^ 


670 


Wort-  und  Sachregister. 


a  IUI  tel  poiiit)  qiie,  kon- 
sekutiv 565,  final  566, 
Modus  369  ft'.  371. 

—  in  tel  que,  tel  .  .  tel 
modal  569,  Stellung  602. 

—  in  tel  quel  171.  518. 

—  mit  Relativsatz  171. 
tel  et  tel  171. 

tellement  que  565,  vgl.  566. 
369  ff. ;  tellement  quellement 
235. 

tel  ou  tel  171. 

tel  quel  171.  518. 

tel  .  .  tel  171.  569. 

te'moin  Nichtkongruenz  376. 

Tempora  s.  Zeitformen. 

Temporalsatz  549,  el- 
liptisch 543. 

—  als  Subjektsatz  545, 
Kasussatz  547,  kausal  550. 

551.  553,  konditional  550. 

552.  560,  koncessiv  550. 
551.  563,  für  den  Adjek- 
tivsatz 546.  551.  579. 

—  durch  den  Lokalsatz 
vertreten  549,  den  Kon- 
ditionalsatz 557,  den  Mo- 
dalsatz mit  comme  252.568. 

—  durch  den  Infinitiv  mit 
avant,  apres  ersetzt  448. 
453,  das  absolute  Particip 
459.  463. 

—  äJodus  365.  370. 

—  mit  ne  479,  ohne  ne  480. 

—  Wortstellung  587,  Satz- 
stellung 614. 

tenir  218;  mit  Dativsatz 
547,  Modus  361;  il  tient 
a  .  .  que  mit  und  ohne 
ne  478;  tiens^  tenez  Inter- 
jektion 374. 

-ter  290. 

tetebleu!  245. 

-teur  130.  136.  137.  250. 

-teme  130.  136.  251. 

th  Konsonant  20,  Aus- 
sprache 22,  stumm  30, 
Ursprung  80.  81.  i 

Thätigkeitsbegriff  im 
Prädikat,  Zeitformen   und  j 


Modalformen  328.  355; 
Kongruenz  375.  379. 

Theodorich  I.  3. 

Thiere,  Geschlecht  115. 
117,  mobilia  128,  epicoena 
131. 

tic  tac  245. 

tien  attributiv  mit  un  602, 
vgl.  mien,  sien. 

-tier  255. 

tiers  146.  147. 

-time  282.  286. 

-timus  282.  286. 

-iio  253.  286. 

-tion  253.  256. 

tiret  39.  109.  137.  227.  292. 

tisser  210. 

tistre  215. 

titre  mit  de  513. 

Tobler,  vom  französischen 
Versbau  37.  40. 

-toir  254,  -toire  254.  280. 

tolre  227. 

ton  für  ia  153,  vgl.  35. 

Ton  37;  s.  Accent,  Be- 
tonung, Tonsilbe. 

Toueinheit  s.  Betonung. 

Tonsilbe  43  fl.;  Festhalten 
der  ursprünglichen  44. 
248;  seltene  Verschiebung 
44,  vgl.  43.  248,  dialekti- 
sche 38;  Einfluss  auf  die 
Qualität  der  Vokale  38, 
vgl.  183.  193.  208.  209. 
217. 

—  in  der  Ableitung  248, 
der  Zusammensetzung  39. 
248.  293. 

-tor    130.    131.    136.   250, 
vgl.  254.  280. 
tordre  213. 
-torius  254.  280. 
tot  234. 

touchanl  237.  436. 
tovjours  Adverb  231.  234. 

—  im  Nachsatz  adversativ 
528.  561,  vgl.  585. 

—  konjunktional  528,  et 
toujours,  mais  toujours  ib. 

—  Stellung  594.  612,  kann 


Inversion    bewirken     322. 

584.  585. 
tournois  in  la  livre  tournois 

134.  507,  vgl.  272. 
tout  Fürwort  168. 

—  prädikativ  327. 

—  attributiv  168.  170  (di- 
stributiv ib.),  mit  Deter- 
minativen 168.  502.  505. 
506,  ohne  168.  169,  mit 
Kardinalzahlen  mit  und 
ohne  Artikel  170,  apposi- 
tiv  mit  Anlehnung  an  das 
Prädikat  169;  Stellung 
603,  vgl.  505.  506.  601. 

—  substantivirt  mit  dem 
Artikel  169.  494.  499,  mit 
Anlehnung  an  das  Prädi- 
kat ohne  Artikel  169; 
tout  zusammenfassend 
533,  Kongruenz  380. 

—  nur  mit  ce  (tout  ce) 
Korrelat  eines  Adjektiv- 
satzes 573. 

—  Adverb  169,  Schwan- 
ken zwischen  Attribut  und 
Adverb  169.464,  Stellung 
beim  Artikel  600;  tout  a 
fait^  tout  de  mime  235, 
tout  au  moins,  tout  du 
moins  470,  tout  au  plus 
322.  584;  pas,  point,rien, 
plus  du  tout  474,  du  toxit 
alleinstehend  negativ  482. 

—  in  Interjektionen:  tout 
beau!  tout  doux!  245. 

—  koncessiv  in  tout  .  .  que 
563,  vgl.  368.  369;  Stel- 
lung 587.  615. 

tout  ä  fait  227.  235. 

tout  au  moins  470. 

tout  au  plus  kann  Inversion 
bewirken  322.  584. 

tout  beau!  245. 

tout  bonnement  229. 

tout  ce  vor  dem  Adjektiv- 
satz 573. 

tout  de  meine  235. 

tout  doux!  245. 

tout  du  moins  470. 


Wort-  und  Sachregister. 


671 


toutefois  Adverb,  adversativ 
im  Hauptsatze  eines  Kon- 
cessivsatzes  561,  vgl.  236. 
237;  si  toutefois  bbl. 

—  beiordnende  Konjunk- 
tion 242.  528;  Stellung 
vgl.  612. 

tout  .  .  qvLe  koncessiv  563, 
Modus  369.  369;  Wort- 
stellung 587,  Satzstellung 
615. 

tout  Rome  etc.,  Geschlecht 
125. 

tra-  301. 

traduire  214. 

traire  220. 

trait  (Vunion  39.  109.  137. 
227.  292. 

tra  la  la  la  etc.  245. 

trans-  301. 

transcrire  213. 

Transitive        Zeitwörter 

174,  mit  avoir  181;  passiv 

175.  204,  reflexiv  ib. 

—  im  engeren  Sinne  174, 
im  weiteren  ib. 

—  werden  intransitiv  178, 
entstehen  aus  intransitiven 
ib.,  Yerhältniss  zu  den 
reflexiven  179. 

—  mit  einem  Objektsakku- 
sativ 38G,  dem  doppelten 
Akkusativ  388,  ä,  pour, 
comvie  BS'd :  im  Passiv  mit 
dem  doppelten  Nominativ 
323,  pour,  comme  324; 
mit  dem  Dativ,  Genitiv 
174. 

—  mit  dem  Infinitiv,  dem 
reinen  443,  mit  de  448, 
de  und  ä  452.  453. 

—  ihr  Particip  des  Perfekt 
459  ff.  462. 

transmettre  220. 
travail  Plural  107. 
travers   in   ä    travers  237. 
417 ;  au  traoers  de  238. 439. 
tre-  301. 

-tre  250.  251,  vgl.  130. 
tredanie!  244. 


trema  8,  vgl.  209.  212. 

tres  235.  471,  bei  Substan- 
tiven und  Adjektiv-Sub- 
stantiven 141.  471,  früher 
mit  Bindestrich  40.  301. 
471. 

tressaillir  210. 

Trevoux,  Dictionnaire  de  6. 

-trice  130.  131.  251. 

■trix  130.  251. 

trop  Adverb  235;  Stellung 
596.  600,  vgl.  605. 

—  Fürwort  165,  trop  de 
403,  .  .  de  trop  ib.;  Stel- 
lung 590.  593. 

trouver  a  mit  dem  Infinitiv 
451. 

tu  Anrede  317. 

tubleu}  245. 

-tude  274. 

■tudo  274. 

se  tuer  de,  a  mit  dem  In- 
finitiv 453. 

■iura  253. 

-iure  253. 

-tus  282. 

U. 

u  Vokal  8,  Aussprache  11, 

stumm  20,  Ursprung  62. 
-M,  lat.  -ucus  277,  -WMsib. ; 

lat.  -utm   281.   286;    lat. 

-«s,  utis  286. 
ua  Diphthong  14.  15. 
uan  nasaler  Diphthong   16. 

19. 
-MC  277. 
-iiceus,  a  267. 
-uculus  262.  286. 
-ucus  211. 
-udinem  274.  286. 
ue    Vokal    8,     Aussprache 

12,  vgl.  19,  Ursprung  68. 

—  Diphthong  14.  15. 

-ue,  lat.  -ua  277;  lat.  -uta 
281. 

üebereinstimmuug  s. 
Kongruenz. 

Uebergang  aus  den  Zeit- 
I    formen  der  Gegenwart  in 


die  der  Vergangenheit 
353,  der  Vergangenheit 
in  die  der  Gegenwart  355. 

—  transitiver  Zeitwörter 
in  intransitive,  intransi- 
tiver in  transitive  etc. 
178.  179. 

Ueberraschendes  Er- 
eigniss  durch  quand,  lors- 
(jue,  que  eingeführt  551, 
Stellung  615;  Ersatz  durch 
asyndetische  Hauptsätze 
552. 

üeberraschung  244. 

üeber  zähl  ige  Zeitformen 
351. 

-uer  Schreibweise  in  Zeit- 
wörtern 8.  209. 

Mi  Diphthong  14.  15,  nicht 
diphthongirt  16,  Lautwech- 
sel 39,  Ursprung  66;  ui  und 
uy  98,  in  Verben  98.  192. 
208.  209. 

-ui  in  Fürwörtern  154. 

uin  nasaler  Diphthong  16. 
19. 

-uire  in  Zeitwörtern  214. 

-ul  Femininum   135. 

■ula  261.  286. 

-ulare  289.  290. 

-ule,  lat.  -ulus,  um  und 
-ula  261.  286;  lat.  -ulis 
278. 

-M/er  289.  290. 

-Ulis  278. 

ulterieur  140. 

ultra-  298. 

-ulus  261.  286. 

um  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 18. 

-ume,  lat.  -umen  251.  274; 
lat.  -udinem  274.  286. 

-umen  251.  274. 

Umfang  des  Satzgefüges 
538;  vgl.  Stellung  612  ti'. 
619. 

Umkehrung  der  Steige- 
rung durch  woi'ns,  lemoins 
bei  Adjektiven  140.  141, 
Adverbien  232. 


672 


Wort-  und  Sachregister. 


Umlaut  193,  vgl.  38.  183. 
208.  209.  217. 

Umschreibende  Zeitfor- 
men  180. 

Umstandswort  s.  Ad- 
verb. 

Umstellung  der  Bestand- 
theile  der  Rede  583  ff. 

wn  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 18. 

im  Zahlwort  144.  145,  Plu- 
ral (les  uns  .  .  les  autres 
etc.)  145,  zuweilen  aspi- 
rirt  27;  attributiv  503, 
reines  Adjektiv  (einig) 
503,  sur  les  une  heure, 
vers  les  une  heure  503, 
vgl.  27,  nach  Hunderten, 
Zehnern  etc.  mit  folgen- 
dem Plural  503. 

—  substautivirt  /'««  496, 
mit  dem  partitiven  Geni- 
tiv 403.  496,  ohne  Artikel 
496,  für  quelqu'un  499 ;  le 
un  als  Ziffer  27,  vgl. 
494. 

—  in  run  lautre  etc.  172. 
518,  vgl.  496,  bei  reci- 
proken  Verben  175;  lun 
.  .  lautre  172.  518.  533; 
lun  et  lautre  172.  496. 
533,  Kongruenz  380;  ni 
lun  ni  lautre,  Kongruenz 
380;  —  Plural  145. 

un-  (german.)  305. 

Unächte  Präposition  238. 
437. 

Unbestimmtes  Fürwort 
162  ff.,  substantivisch  162, 
adjektivisch  165,  substan- 
tivisch und  adjektivisch 
167. 

—  prädikativ  327. 

—  attributiv  506. 

—  mit  partitivem  de  403. 

—  Füllwort  472.  474, 
vgl.  164.  167  ff.,  auch 
481. 

—  mit  Artikel  494.  499, 
ohne  502. 


—  Korrelat  eines  Adjektiv- 
satzes 573. 

—  Stellung  als  Subjekt, 
on  584.  585.  587,  aucun, 
nul,  per  sonne,  rien  596; 
als  Objekt  590;  beim  In- 
finitiv 593;  als  Füllwort 
596;  als  Attribut  602. 

Unbezeichneter  Genitiv 
106.  514,  vgl.  109.  306. 
307  u.  a. 

unieme  147. 

Unorganische  Wörter  43. 

Unpersönliche  Zeit- 

wörter 177, 

Unpersönlicher  Satz 316. 
318,  vgl.  177. 

Unregelmässige  oder 
starke  Zeitwörter  s.  Kon- 
jugation. 

Unterbrochene  Konso- 
nanten 20. 

Untergeordnete  Sätze 
s.  Unterordnung. 

Unterordnende  Kon- 
junktion s.  Bindewort. 

Unterordnung  der  Sätze 
240.  536.  543  ff". 

—  Formen  536,  Umfang 
des  Satzgefüges  538,  Kor- 
relate 540,  Zusammen- 
ziehung 541,  Satzellipse 
542. 

—  Nebensatz  als  Subjekt 
544,  prädikativ  545,  ad- 
verbial 556,  attributiv  572. 

—  Wortstellung  587,  Satz- 
stellung 612. 

Unvollständiger      Satz 

315;  s.  auch  Ellipse. 
-uque  277. 
-ura  253.  286. 
-ure  253.  286. 
Urheber    mit  de  und  par 

bezeichnet   394.  429,    ad- 

nominal  512.  516. 
Ursache,  Genitiv 395. 512. 
Ursprung,    Genitiv    394. 

512. 
Ursprung    der    französi- 


schen Konsonanten  71, 
Vokale  58. 

-US,  utis  286. 

-Utas  281.  286. 

-uns  211. 

uy  27.  28,  Ursprung  66. 
98;  uy  und  w«  98,  in  Ver- 
ben 98.  192.  208.  209,  auf 
-uyer  ib. 

V. 

V  Konsonant  7.  20,  Aus- 
sprache 22,  stumm  30, 
Ursprung  76.  80. 

va!  245.  374. 

vacant  192.  459. 

vaillant  223. 

vain  in  en  vain  231.  427; 
kann  Inversion  bewirken 
322.  584,  vainement  ib. 

vaincre  213,  vgl.  192. 

vainement  kann  Inversion 
bewirken  322.  584. 

valoir  223,  vaillant  ib. 

—  unpersönlich  il  vaut 
autant,  mieux  mit  dem 
reinen  Infinitiv  442,  mit 
folgendem  que,  que  de  und 
dem  Infinitiv  442.  448. 
—  in  autant  vaut,  mieux 
vaut  595,  vgl.  322. 

Vandalen  3. 
vehementement  230. 
veiller  a  ce  que  547,   Mo- 
dus 361. 
venir  218. 

—  mit  dem  reinen  Infinitiv 
445,  mit  ä  446,  pour  446. 
454,  de  449. 

venire  in  Interjektionen 
245. 

Verallgemeinernde 
Fürwörter  und  Adverbien 
in  Koncessivsätzen  564, 
vgl.  545.  549,  Modus  369; 
quiconque  im  Adjektivsatz 
578,  vgl.  545.  54S.  549. 

Verbaladjektiv  s.  Parti- 
cipialadjektiv. 

Verbum  s.  Zeitwort. 


Wort-  und  Sachregister. 


673 


Verdoppelung  der  Kon- 
sonanten durch  Assimila- 
tion 49. 

—  der  Kardinalzahl  zum 
Ersatz  der  Eintheilungs- 
zahlwörter  (un  a  un  etc.) 
148.  408. 

—  von  Naturlauten  245. 
310. 

—  des  Subjektes  318. 

—  des  Korrelates  im  Ad- 
jektivsatze 578. 

Vereinigung  mehrerer 
Nebensätze  im  Satzgefüge 
538.  619. 

Vergangenheit,  Zeit- 
formen 179  ff.  328.  336  ff., 
Zeitfolge  352.  355. 

Verhältniss  des  Franzö- 
sischen zum  Lateinischen 
42;  Deklination  103,  Ge- 
schlecht 120,  Verbalflexion 
186. 

Verhältniss  wort  s.  Prä- 
position. 

Verhältnisszahlwort 
148. 

v&issime  140. 

Verkürzung  des  Wortes 
45. 

—  des  einfachen  Satzes 
315;  s.  auch  Antwort. 

—  beigeordneter  Sätze  520. 

—  untergeordneter  Sätze 
541  (Zusammenziehung 
541,  Satzellipse  542). 

se  vermouler  225.  313. 
vermoulu  225.  313. 
Verneinung  236.  471  ff. 

—  absolute  236.  471.  483, 
vgl.  481. 

—  im  Satze  471,  des  voll- 
ständigen Satzes  ib.,  des 
unvollständigen  481,  eines 
einzelnen  Wortes  483. 

—  mit  Füllwörtern  472, 
ohne  475,  durch  Füllwör- 
ter allein  481. 

—  zwei  Verneinungen  be- 
jahen 475,  nicht  ib. 

Mätzner,  Ir.  Gr.     3.  Aufl. 


—  kopulative  Verneinung 
ni  484.  524;  vgl.  ni,  ni 
.  .  ni. 

—  negative  Satzglieder  af- 
firmativ wiederholt  ge- 
dacht 522.  541. 

—  mit  folgendem  de  404. 
472,  vgl.  403. 

—  durch  Interjektionen  245. 

—  Stellung  596,  vgl.  590. 
593. 

vers  237.  421,  adnominal 
516;  vers  les  une  heure 
503,  vgl.  27. 

Verschmelzung  beige- 
ordneter Sätze  520,  des 
Modalsatzes  542.  567.  570; 

!    Kongruenz  379.  380. 

:  Verschränkung  des  Ad- 

i   jektivsatzes     und     Frage- 

I    Satzes  577.  618. 

[Versetzung  der  Laute  50. 

[Verstärkung  der  Adver- 
bien 232,  der  Verneinung 
236.  474. 
Verstummung  von  Kon- 

j    sonanten  28,  von  Vokalen 

I    19. 

!  Vertauschung  der  Arten 

'    des  Zeitwortes  178. 
-  des  Infinitiv  mit  einem 
Nebensatze  454.  455.  578. 
582  u.  a. 

—  der  Nebensätze  543.  544. 
I  Vertrauen  mit  en  426. 

I  vertubleu !  245. 

'  Verwunderung  244. 

I  Verwünschung  245. 

vetir  211. 

vi-  301. 

vice-  301. 

j  vicomie  mit  de  513. 
i  vie  in  de  la  vie  etc.,  FüU- 
j    wort  474. 

vieil,  vieux  Femininum  135, 
Plural  137;  Stellung  604. 
I  village  mit  de  513,  vgl.  489. 
I  viUe  mit  de  489.  492.  513. 
'  Ville-Hardouin  106. 
\  vimaire  104. 


I  vingl  144.  lAb^quatre-vingts, 
quatre-vingt  145,  quinze- 
vingts,  six  viiiyts  110.  146. 

vis-ä-vis  (de)  227.  238. 
239.  437. 

vite  229.  235;  Akkusativ- 
adverb 228. 

vivanl  in  du  vivant  de  etc. 
249.  458. 

—  in  homme  vivant,  dme 
vivante,  Füllwort  474. 

vivat!  245. 

vivre  226;  vivant  S.  oben; 
vive  le  roi!  etc.  359,  Kon- 
gruenz 375,  quivive?Bb9. 

—  mit  dem  Akkusativ  der 
Zeit  386,  Kongruenz  des 
Particip  461 ;  mit  Objekts- 
akkusativ vgl.  178.  387; 
mit  kausalem  Genitiv  387, 
dem  Genitiv  des  Stoffes 
400. 

voici,  voila  239,  ne  voila-t- 
il  pas?  190.  239. 

—  mit  einfachem  oder  dop- 
peltem Akkusativ  391,  mit 
persönlichen  Fürwörtern 
414,  Stellung  591. 

—  mit  reinem  Infinitiv  443. 

—  mit  einem  Kasussatz  546. 
548,  Lokalsatz  549,  sub- 
stantivirten  Adjektivsatz 
162.  548.  579. 

voir  218;  voyom  Interjek- 
tion 374. 

—  mit  doppeltem  Akkusa- 
tiv 388,  im  Passiv  mit 
doppeltem  Nominativ  vgl. 
323. 

—  mit  reinem  Infinitiv 
443;  als  elliptischer  In- 
finitiv 446. 

—  Kongruenz  und  Nicht- 
kongruenz  des  Particip 
s.  vu. 

—  in  we  vüir  gouite  473. 

—  Stellung  591. 
Vokale    8,    Aussprache  9, 

stumm     19,     Lautwechsel 
38,  Wegfall  45  (von  Kon- 
43 


674 


Wort-  und  Sachregister. 


sonanten  und  Vokalen  47), 
Erweiterung  durch  Vokale 
51,  Ursprung  58. 

—  nasale  16,  Aussprache 
ib.,  Bindung  16.  35,  Ur- 
sprung 58. 

—  Diphthonge  13,  Aus- 
sprache 14,  Uraprung  58. 
63. 

—  nasale  Diphthonge  16, 
Aussprache  18,  Bindung 
35,  Ursprung  58.  63. 

—  einfache  Zeichen  8.  14. 
16.  58,  zusammengesetzte 
8.  14.  16.  58.  63. 

Vokalisation  des  Fran- 
zösischen 4. 

Vokativ  384,  mit  ?»o«  etc., 
notre  ib.,  dem  bestimmten 
Artikel  384.  488. 

—  Kongruenz  mit  einem 
folgenden  Adjektivsatz  576. 

—  Stellung  591. 
Volksnamen,     Ableitung 

271. 

—  mit  dem  Artikel  490, 
vgl.  498. 

Vollständiger  Satz  315. 
520.  536,  vgl.  541.  542. 

Voltaire  15. 

Vordersatz  536.  614. 

vouloir  223,  Modus  361; 
mit  dem  reinen  Infinitiv 
444,  Auslassung  desselben 
462. 

vous  Anrede  317. 

-voyer  Komposita  210. 

voyou  Ableitung  280. 

vrai  Ableitung  275;  Akku- 
sativadverb etc.  228.  229; 
—  vraiment  Satzadverb 
235,  Verstärkung  236. 

vu  Nichtkongruenz  237. 
437.  460.  594,  vgl.  134. 
507;  Kongruenz  462. 

vu  que  556. 


w  Konsonant  7.  20,  stumm 
30,  Ursprung  76.  80. 


Wahlverwandtschaft 
der  Laute  50. 

Wallia  3. 

-loalt  (germ.)  260.  283. 286. 

Wechsel  des  Akkusativ 
und  Dativ  bei  folgendem 
Infinitiv  389.  390.  445. 

Wechselbeziehung  mit 
et  .  .  et  523,  ni  .  .  metc. 
475.  484.  524,  ou  .  .  ou 
526,  partitiv  oder  distri- 
butiv mit  partie ..  .  partie, 
tantöt  .  .  tantot,  que  .  . 
que,  Vun  .  .  lautre,  celui- 
ci  .  .  celui-lä,  autant  .  . 
auiant,    plus  .  .  plus   etc. 

523.  533,  steigernd,  über- 
bietend mit  7ion  seulement 
.  .  mais  etc.  483.  526. 

Wegfall  des  Vokales  45, 
des  Konsonanten  ib.,  von 
Konsonanten  und  Vokalen 
47. 

—  des  Artikels  499,  vgl. 
489  0'. 

Welttheile  mit  Artikel 
490,  ohne  491. 

Wiederholung  (u.  Nicht- 
wiederholung)  der  Präpo- 
sitionen 439.  454.  457. 

—  des  Artikels  497.  499. 

—  des  attributiven  zueig- 
nenden Fürwortes  505. 

—  eines  Adjektiv  oder  Sub- 
stantiv im  Genitiv  der 
Mehrzahl  514. 

—  von  etre  und  avoir  521. 

—  der    Bindewörter     523. 

524.  526,  der  persönlichen 
Fürwörter  in  der  Zusam- 
menziehung beigeordneter 
Sätze  522. 

—  von  Satzgliedern  etc. 
533.  534. 

—  der  Fügewörter,  asynde- 
tisch 534.  581 ;  syndetisch 
im  Adverbialsatz  539,  Ad- 
jektivsatz 581;  der  Füge- 
wörter des  Adverbialsatzes 
durch  que  538.   539   (mit 


que  zusammengesetzte  538, 
quand,  comme,  si  539). 

—  des  Subjektes  durch  ein 
persönliches  Fürwort  321. 
584.  585,  in  anderer  Form 
323,  im  Adjektivsatz  576, 
vgl.  379. 

—  des  anakoluthischen 
Subjektes  in  einer  anderen 
grammatischen  Form  322. 
590, 

—  der  Korrelate  des  Ad- 
jektivsatzes 578. 

Winde,  Geschlecht  116. 

Wissenschaften,  Ge- 
schlecht 117. 

Wochentage,  Geschlecht 
116,  dimanche  121;  Zu- 
sammensetzung 306;  ohne 
und  mit  Artikel  493.  499. 

Wort, nach  seinen  Bestand- 
theilen  6,  Bindung  34, 
Betonung  37.  43. 

—  Abstammung  42  ff.,  un- 
organisches, Organisation, 
Tonsilbe  ib.,  Verkürzung 
45,  Erweiterung  51,  Dop- 
pelformen 55,  Angleichung 
mehrerer  Wörter  56. 

—  Klassen  99. 
Wortaccent    s.     Accent, 

Betonung,  Tonsilbe. 

Wortbiegung  99.  102ff.; 
vgl.  Biegungsformen,  De- 
klination, Konjugation. 

Wortbildung  99.  246. 

Wortfügung  314. 

Wortklassen  99. 

Wortstellung  583, 

Wort  ton  s.  Accent,  Be- 
tonung, Tonsilbe. 

Wort-  und  Satzfügung 
314  ff.,  Wortfügung  314, 
Satzfügung  520. 

Wort-     und     Satzstel- 
lung 583  ff. 
Wortstellung  583. 

—  Subjekt  und  Prädikat,  im 
Hauptsatz  583,  Nebensatz 
587. 


Wort-  und  Sachregister. 


675 


—  adverbiale  Bestinimun- 
f^en  599,  Reihenfolge  meh- 
rerer 597. 

—  attributive   Bestimmun- 
gen 600. 
Satzstellung  611. 

—  beigeordnete  Sätze  611; 
Bindewörter  612. 

—  untergeordnete  Sätze 
612,  Subjekt  und  prädi- 
kativ ib.,  adverbial  613, 
attributiv  617 ;  Fügevsrörter 
618. 

—  Vereinigung  mehrerer 
Nebensätze  im  Satzgefüge 
619. 

Wunsch,  durch  einen  Fra- 
gesatz mit  que  ne  bezeich- 
net 475;  durch  einen  ellip- 
tischen Nebensatz,  Substan- 
tivsatz 358.  542,  Kondi- 
tionalsatz 543 ;  durch  einen 
Modalsatz  mit  ainsi  .  .  que 
570,  denelliptischen  Haupt- 
satz mit  ainsi  ib.,  vgl,  359. 

Wunschsatz  s.  Heische- 
satz, Wunsch. 

Wüsten,  mit  Artikel  490, 
vgl.  499. 


X  Konsonant  20,  Aussprache 
24,  stumm  31,  Bindung 
36,  Ursprung  80.  87. 

-X  des  Plural  103.  105  ff. 
137;  vgl.  87. 

—  in  der  Verbalflexion 
191;  vgl.  87. 

—  Plural  der  Wörter  auf 
-X  108,  vgl.  137,  Femini- 
num 129.  136. 

-xer  290. 
-xio  253. 
-xion  253. 

Y. 

y  Vokal  8,  Aussprache  11. 

—  Konsonant,  halbvoka- 
lisch 20,  Aussprache  27, 
Ursprung  98. 


y  Adverb  228.  232.  465, 
pleonastisch  467. 

—  für  den  Dativ  des  de: 
monstrativen  und  persön- 
lichen Fürwortes  150.  465. 

—  in  y  compris  s.  compris. 

—  Stellung  590.  593.  599. 
-yen  Femininum    129;    vgl. 

256.  278. 

ym  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

yn  nasaler  Vokal  16,  Aus- 
sprache 17. 

Z. 

z  Konsonant  20,  Aussprache 
24,  stumm  31, Bindung  vgl. 

35.  36,  Ursprung  80.  86. 
-z  des  afr.  Plural  106. 

—  Plural  der  Wörter  auf 
-z  108. 

Zahladverbien  235. 

—  konjunktional  235.  242. 
532. 

Zahlformen  102.  103, 
Eigenthümlichkeiten  des 
Gebrauches  111 ;  vgl.  Plu- 
ralbildung. 

Zahlwort  101.  144  ff., 
Grundzahlwort  144,  Ord- 
nungszahlwort 147,  Ein- 
theilungszahlwörter  148, 
Fachzahlwort  ib. 

—  prädikativ  325. 

—  attributiv  503,  appositiv 
518:  Stellung  601.  609. 

—  mit  partitivem  de  402. 
513. 

—  mit  Artikel  494.  499, 
vgl.  496. 

Zahnlaute  20,  Aussprache 
22,   stumm   30,   Bindung 

36,  Ursprung  80. 
Zeitadverbien  233,  alors 

im  Nachsatze  536. 

—  konjunktional  235.  242. 
532. 

—  Stellung  594. 
Zeitbestimmungen    als 

Füllwörter  474. 


—  Stellung  in  der  Reihen- 
folge 597. 

Zeitfolge  352. 

Zeitformen  des  Zeitwor- 
tes 101.  179;  einfache  180, 
umschreibende     ib.,     des 
Aktiv  181,  des  Passiv  ib. 
vgl.  174.  175. 

—  Gebrauch  328  ff.  (der 
Gegenwart  330,  Vergan- 
genheit 336). 

—  überzählige  351. 

—  Folge  352. 
Zeitwort,  Arten  173,  Ver- 
tauschung der  Arten  178. 

—  Biegungsformen  179  ff., 
Zeitformen  179,  Personal- 
formen 182,  Modalformen 
ib.,  Mittelformen  183. 

—  Konjugation  183  ff.;  vgl. 
oben  Konjugation. 

—  Prädikat  323,  Kongru- 
enz 374.  375.  379;  Stel- 
lung 583.  587.  588  etc. 

—  mit  einer  adverbialen 
Bestimmung,  einem  Kasus 
etc.  178.  383  ff'.,  einem  Ka- 
sus mit  Präpositionen  417 
ff.,  einem  Infinitiv  443  ö'., 
Nebensatz  454.  546  ff. 

—  Ableitung  283,  Zusam- 
mensetzung 293.  312. 

—  in  der  Ableitung  des 
Hauptwortes  248.  250,  des 
Eigenschaftswortes  274. 
275. 

—  in  der  Zusammensetzung 
des  Hauptwortes  309,  des 
Zeitwortes  312. 

zei-o  145. 

zest!  244. 

Zeugma  546. 

Zeuss,  Grammatica  Cel- 
tica  2. 

Ziffer  mit  Artikel  494. 
499,  le  un  27. 

Zueignendes        Fürwort 
151,   verbunden  153,    un- 
verbunden       ib.;       durch 
propre  verstärkt  il>. 
43* 


676 


Wort-  und  Sachregister. 


—  mit  Artikel  153.  494. 
499,  ohne  153.  502;  mit 
tont  168,  vgl.  601.  602. 

—  prädikativ  153.  326. 

—  attributiv  153.  505,  601. 
Ersatz  durch  en  467. 

505,  den  bestimmten  Ar- 
tikel ib.,  durch  den  pos- 
sessiven Dativ  des  persön- 
lichen Fürworts  verstärkt 
505.  515,  un  mien  etc. 
attributiv  153.  499.  505. 
602. 

Wiederholung  505. 

Stellung  601. 

beim  Vokativ  384. 

—  —  Beziehungswort  einer 
Apposition  517,  vgl.  Stel- 
lung 610;  eines  Gerun- 
dium 458,  eines  absoluten 


Particip  des  Perfekt  460, 

vgl.  463. 
Zukunft,  Zeitformen  179. 

180.182.  328.  334ff.  348  ff., 

Zeitfolge  352.  354.  355. 
Zusammengesetzte 

Zeitformen  ISO. 
Zusammengesetzter 

Satz  240.  520.  536  etc.;  s. 

Satzfügung. 
Zusammengezogener 

Satz  520.  541,  Kongruenz 

379.  380. 
Zusammensetzung    99. 

246.  292. 

—  ächte  und  unächte  247. 
292. 

—  des  Zeitwortes  undNenn- 
i  Wortes  mit  Partikeln  293. 
i  —    des     Nennwortes     305 


(Hauptwort    305,    Eigen- 
schaftswort 310). 
—  des  Zeitwortes  312. 
'  —  der  Partikeln  227.  293. 
I  Zusammenziehung  bei- 
I    geordneter  Sätze  520,  des 
1    Hauptsatzes    mit    seinem 
I    Nebensatze     541;      Kon- 
I    gruenz  379.  380. 
Zuversichtliehe  Erwar- 
tung, Zeit  335.  336,  vgl. 
349;  Modus  362,  vgl.  364. 
Zwanziger,    Zählen  nach 
denselben  145.  146. 
Zweck  mit  a  410.  515. 
Zweifel,  Modus  364,  Ver- 
neinung 478;  Interjektio- 
nen 245. 

Zwischensatz  537;    vgl. 
Satzstellung  612.  613  ff. 


von  Gebr.  Unger  in  Berlin,  Schönebergerstr.  17 1 


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