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FEAl^ZÖSISCHE &EA11ATIK
MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG
LATEINISCHEN
EDUARD MÄTZNER.
DRITTE AUFLAGE.
Berlin.
Weidmannsche Buchhandlung
1885.
'A'
MEINEM LIEBEN FREUNDE
PROF. DR. HUGO BIELING
ZUGEEIGNET.
Zur zweiten Auflage.
Das Geschick der Bücher hat dem vorUegenden nach
mehr als zwei Jahrzeh enten eine Wiederholung beschieden.
Seine neue Auflage widme ich dem treuen jüngeren
Freunde, welcher sich in dies Buch eingelebt und für die
Erneuerung desselben Mühe und Arbeit mit mir getheilt hat.
So übergebe ich Dir, was Du in mehr als einem Sinne
Dein Eigen nennen kannst.
Berlin, den 28. Oktober 1877.
Eduard Mätzner.
Zur dritten Auflage.
Nimm es aufs Neue in gleichem Sinne hin.
Berlin, den 3. Juni 1885.
Eduard Mätzner.
Inhalt.
Einleitung.
Seite
Die französische Sprache. §1 1
Das Provenzalische und das Französische. Die Sprachstoffe. § 2 1
1. Das Provenzalische. §3 3
2. Das Französische. §4 3
a. Das Altfranzösische. §5 4
b. Das Neufranzösische. §6 5
Eintheilung der französischen Grammatik. §7 6
Erster Theil. Die Lautlehre der französischen
Sprache.
Erster Abschnitt. Das Wort nach seinen Bestandtheilen.
Das Alphabet. §§8.9 6
Abzeichen des Alphabets. § 10 7
1) Die cedille 7
2) Die Accente: accent aigu, accent grave, accent circonflexe 7
3) Das trema 8
Vokale. § 11 8
a, e, i (y), o, u; ai (ay), ei (ey), au (eau), eu (oeu, ue, ce), ou 8
Aussprache der Vokale. § 12 9
Diphthonge. § 13 13
ia, iai, tau, ie, ieu, io, iou — oa, oe, oi — oua, ouai, oue, oui — ua, ue,
«j. § 14 14
Die nasalen Vokallaute. § 15 16
Die nasalen Vokale : an, am, en, em — in, yn, im, ym, ain, aim, ein, eim —
Ort, om — un, um, eun 16
Die nasalen Diphthonge ian, ien, ion, oin, ouen, ouin, uan, uin 18
Vokalisation vor dem jotirten Schmelzlaute /. § 16 19
Verstummung von Vokalen. § 17 19
Konsonanten. § 18 20
1. Die nasalen und flüssigen Buchstaben n, m, l, r 21
2. Die Lippenlaute p, h, f (ph), v (w) 22
3. Die Zahnlaute t (th), d, s, z (x), j 22
4. Die Kehllaute c, k, <j, ch, g, h, y 24
Verstummung von Konsonanten. § 19 28
1. Verstummung der nasalen und flüssigen Buchstaben 28
2. Verstummung der Lippenbuchstaben 29
VIII Inhalt.
Seite
3. Verstummung der Zahnlaute 30
4. Verstummung der Kehllaute 32
Die Silbe und die Silbentheilung. §20 33
Das "Wort und seine Bindung mit anderen Worten. §21 34
Prosodie und Silbenmessung. §§ 22. 23 37
Zweiter Abschnitt. Das Wort und seine Bestandtheile
nach ihrer Abstammung.
Verhältniss des Französischen zum Lateinischen. §24 42
Unorganische Wörter. § 25 43
Organisation des Wortes und die Tonsilbe. §26 43
Verkürzung des Wortes. § 27 45
a) Wegfall des Vokales 45
b) Wegfall des Konsonanten 45
c) Wegfall von Konsonanten und Vokalen zugleich 47
Assimilation der Konsonanten. § 28 49
«71, mm, II, rr, ss, tt.
Versetzung der Laute. § 29 50
Erweiterung des Wortes, § 30 » 51
1. durch Vokale. 2. durch Konsonanten.
Doppelformen desselben Wortes. § 31 55
Angleichung mehrerer Wörter. § 32 56
Entwickelung der einzelnen erhaltenen Laute. §33 57
Ursprung der französischen Vokale. §34 58
1. Die einfachen Vokale a, e (e, e, e), i, o, u 58
2. Die zusammengesetzten Vokale. § 35 63
a) ai, ei, Ol, ui 63
b) au, eau, eu, oeu, ou 67
C) ie, ieu 70
Ursprung der französischen Konsonanten. §36 71
1. Die nasalen und flüssigen Konsonanten n, m, l, r 71
2. Die Lippenbuchstaben p, b, f (ph), v (w). § 37 76
3. Die Zahnbuchstaben t (th), d, s, z, x, j. § 38 80
4. Die Kehlbuchstaben c, k, q, ch, g, h und 3/. § 39 88
Zweiter Theil. Die Formenlehre der französischen
Sprache.
Von der Formenlehre im Allgemeinen. § 40 99
Eintheilung der Redetheile 99
Erster Abschnitt. Die Wortbiegung und ihre Erlöschung.
Das Nennwort und seine Deklination. § 41 102
1. Der Numerus. 2. Die Kasus. 3. Das Geschlecht.
Das Hauptwort und seine Deklinationsformen. §42 105
Altfranzösische Deklination 106
Neufranzösische Deklination 106
Inhalt. IX
Seite
Eigenthümlichkeiten des Gebrauchs der Zahlformen. § 43 111
Geschlecht der Hauptwörter. § 44 115
1. Durch ihren Begriff bestimmt 115
2. Durch ihre Form bestimmt 117
3. Vergleichung[ des grammatischen Geschlechtes der lateinischen Wörter
mit den entsprechenden französischen 120
Doppelgeschlechtigkeit und Geschlechtswandlung durch Veränderung der Wort-
endung. §45 123
A. Die doppelgeschlechtigen Wörter im engeren Sinne (communia) . . . 123
B. Die wandelbaren Hauptwörter (mobilia) 128
Das Eigenschaftswort, sein Geschlecht und seine Deklinations-
formen. §46 133
Altfranzösische Deklination 133
Neufranzösische Deklination 133
Steigerung des Eigenschaftswortes. § 47 138
Der Artikel (altfranz. und neufranz. Deklination). § 48 141
a) Der bestimmte Artikel 142
b) Der unbestimmte Artikel 143
Das Zahlwort. §49 144
a) Das Grundzahlwort 144
b) Das Ordnungszahlwort 147
c) Eintheilungszahlwörter 148
d) Das Fachzahlwort 148
Das Fürwort (altfranz. und neufranz. Deklination), §50 148
1. Die persönlichen und zueignenden Fürwörter 149
a) Das persönliche Fürwort 149
b) Das zueignende Fürwort 151
2. Das hinweisende Fürwort 153
3. Das fragende Fürwort , 157
4. Das bezügliche Fürwort 160
5. Das unbestimmte Fürwort 162
Das Zeitwort im Allgemeinen und seine Arten. § 51 173
Vertauschung der Arten des Zeitwortes. § 52 178
Biegungsformen des Zeitwortes im Allgemeinen. §53 179
1. Die Zeitformen 179
2. Die drei grammatischen Personalformen 182
3. Die Modalformen 182
4. Die Mittelformen 183
Starke und schwache Konjugation. §54 183
Die drei regelmässigen oder schwachen Konjugationsformen im Aligem. § 55 184
Die französische Verbalflexion im Vergleich mit der lateinischen. § 56. . . 187
Tabelle der auf lateinische Formen gegründeten Verbalflexion . . . 186. 187
Die Hülfszeitwörter avoir und etre. § 57 193
Konjugationstabelle derselben 194
Die regelmässigen oder schwachen Konjtigations formen inshesondere. § 58 . . 197
Konjugationstabelle des Aktivum der drei schwachen Konjugationen . . . 198
Konjugationstabelle des passiven, reflexiven und intransitiven Zeitwortes , 204
I. Zur ersten Konjugation 208
1. Allgemeine Bemerkungen 208
X Inhalt,
Seite
2. Anomale Zeitwörter 209
aller^ envoyer.
3. Defektive Zeitwörter 210
ester, puer, iisser.
II. Zur zweiten Konjugation 210
1. Allgemeine Bemerkungen 210
2. Anomale Zeitwörter 211
vetir; ouvrir, rouvrir, couvrir, decouvrir, offrir, souffrir; hdir,
benir, fleurir.
3. Defektive Zeitwörter 212
faillir, ferir, issir, ouir.
III. Zur dritten Konjugation 213
1. Allgemeine Bemerkungen 213
2. Anomale Zeitwörter 213
suivre, e'crire, naitre, -ndre, -uire.
3. Defektive Zeitwörter 215
braire, bruire, frire, tistre.
Die unregelmässigen oder starken Konjugations formen. § 59 215
I. Unregelmässige oder starke Verba der ersten Klasse 218
tenir, venir, voir.
n. Unregelmässige oder starke Verba der zweiten Klasse 218
-cire, ehre, dire, faire, mettre, prendre, rire, sourdre, traire,
guerir, seoir.
III. Unregelmässige oder starke Verba der dritten Klasse 221
avoir, -cevoir, chaloir, choir, devoir, falloir, mouvoir, pleuooir,
pouvoir, savoir, valoir, vouloir, courir, gesir, mourir, boire, croire,
croitre, etre, lire, moudre, connaitre, pattre, paraitre, plaire,
soudre, taire, vivre.
Die Partikeln im Allgemeinen. § 60 227
1) Die Adverbien. §61 228
A. Ihrer Form nach 228
1. Einfache Adverbien ohne Adverbialendung 228
2. Adverbien mit einer besonderen Adverbialendung 229
3. Zusammengesetzte Adverbien 231
4. Präpositionale Adverbien 231
Steigerung der Adverbien 232
B. Ihrem Begriffe nach 232
1. Die Adverbien des Ortes 232
2. Die Adverbien der Zeit 233
3. Die Adverbien der Art und Weise 234
4. Die Adverbien der Kausalität 236
2) Die Präpositionen. §62 237
1. Ihrer Form nach 237
a) acht lateinische; b) Zusammensetzungen lateinischer Präpositionen;
c) Zusammensetzungen von Präpositionen mit Adverbien, Adjektiven
und Fürwörtern; d) Participien; e) Substantivkasus; f) Adjektive und
Adverbien; g) substantivirte Präpositionen; h) Substantive und Ad-
jektive mit dem Artikel.
2. Der Konstruktion nach 238
Inhalt. XI
Seite
a) ächte Präpositiouea ; b) unächte Präpositionen.
3. Der Bedeutung nach 239
a) von räumlicher Bedeutung; b) von zeitlicher Bedeutung; c) in ethi-
scher Beziehung verwendete.
4. Grammatische Verbindung derselben 240
a) mit Nennwörtern; b) mit Adverbien; c) mit anderen Präpositionen.
3) Die Konjunktionen. § G3 240
A. Der Form nach 241
B. Der grammatischen Bedeutung nach 242
1. beiordnende 242
2. unterordnende 242
4) Die Interjektionen. §64 244
Nachahmungen von Lauten, Spiel mit Lauten 245
Zweiter Abschnitt. Die Wortbildung.
Von der Wortbildung im Allgemeinen. § 65 246
A. Die Ableitung. § 66 247
a. A b 1 e i t u n g d e r N e n n \v ü r t e r 248
I. Ableitung des Hauptwortes 248
AA. Uneigentliche Ableitung ohne besonderes Suffix. § 67 ... 249
a) aus Adjektiven; b) aus Partieipien des Präsens; c) aus dem
Particip des Perfekt; d) aus Infinitiven; e) aus Verben.
BB. Ableitung mit Ableitungssuffixen. § 68 250
1) Ableitungssuffixe der Hauptwörter von Zeitwörtern 250
1. teur, tre, eur, seur — trice, esse, resse, er esse, euse; 2. age,
ige — agine, igine; 3. aim, ain, en — ime, ume; 4. inent; 5. ance,
ence (ange); 6. ande, ende; 7. eur, oiir; 8. ton (tion, sion, xion,
son, ^on) ; 9. ure — ture, sure, eure (ure, eure); 10. is; 11. oir,
oire (toir, toire, soir, soire) ; 12. eile, ele.
2) Ableitungssuffixe der Hauptwörter von anderen Hauptwörtern.
§69 255
1. aire, ier, iere, er, ere; 2. ain (aine), en, an, aine, enne, ane
(anne); 3. ien, ienne; 4. isle (laste); 5. age; 6. ay, ale; 7. agne,
aigne, ogne; 8. al, el, il; 9. at, e: 10. e'e, ade; 11. ie, erie;
12. is7ne (asme, las nie).
Wörter mit Diminutiv- und Augmentativendungen. § 70 . . , , 261
1. ule; 2. cule, de, all, aille, eil, eille, il, ille, ouil (ou), ouille;
3. eau, eile; 4. ceau, seau, sseau, celle, seile, sselle; 5. ol (ole),
eul, euil, ole, e'ole, iole, eule; 6. at, el, ot, ate, ette, otte; 7. on
(ion), onne (ionne); 8. in, ine; 9. as,asse, ace, ache, iche, isse, oche,
uche; 10. ard, arde; 11. aud, ald, ault, oud, out, aude; 12. dlre
(astre).
Patrouymika. § 71 269
1. ide, eide, ade, lade; 2. ien.
Geographische Namen. § 72 270
1. Ländernamen 270
a) agne, ogne, aigne; b) aine, oine; c) ie; d) ide; e) ique;
f) ais, ois; g) is; h) an, in.
Xn Inhalt.
Seite
2. Volksnamen 271
a) ain, en, an, aine, enne, ane (anne); b) ien, ienne; c) in, ine;
d) ois, als, oise, aise; e) on, onne: f) ate, at, ite, ote, ot:
g) ique, iaque, esgue, asque; h) eau, ol, ard.
3) Ableitungssuffixe der Hauptwörter von Beiwörtern. § 73 . . 272
1. te; 2. ie; 3. ice, ise, esse; 4. tude (ume).
II. Ableitung des Eigenschaftswortes 274
1. Uneigentliche Ableitung ohne besonderes Suffix. § 74 . . . . 274
a) Verwendung des Particip des Präsens.
b) Verwendung des Particip des Perfekt.
2. Ableitung mit Ableitungssuffixen , 275
a) Ableitungssuffixe der Eigenschaftsw. von Zeitwörtern. § 75 . 275
a. ace (als, ai); ß. ide; y. if, ive; 6. ile (il, ile) ; f. bile, ble;
f. igue, uc, uque; tj. ice, is; r}. u, ite; i. bond, bonde; x. cond,
conde; i.. ard, arde.
b) Ableitungssuffixe der Eigenschaftsw. von Hauptwörtern. § 76 277
«. e', ee; ß. ace', acee (asse, ace, ais ; y. al, el, ale, eile, ele, il, ile,
ule; 6. ain, ein, an, aine, enne, ane (anne); f. ien, ienne; ^. ane,
ane'e, ain, aine, ange; rj. /n, ine; 0. aire, ier, iere, er, ere; t. oire
(toire) ; x. eux, euse, oux, ouse, ou, oute, ose (o<se) ; l. ique, ic, ique
(atiqiie, age, iaque); u. esque, asque; v. e, u, ee, ue; '4. lent, lente;
0. este, estre, etre; n. time.
c) Ableitungssuffixe der Eigenschaftswörter von anderen Eigen-
schaftswörtern. § 77 282
K. ieme (esime, esimal) ; ß. dtre; y. et, ette; 6. ot, otte (ote);
f. cule ; C- ßdu, eile; rj. aud, aude.
d) Von Partikeln abgeleitete Adjektive 283
b. Ableitung der Zeitwörter 283
I. Ableitung des Zeitwortes von Nennwörtern 283
1. Ableitung durch die einfache Flexionsendung. § 78 284
a) aus einfachen Nennwörtern; b) aus abgeleiteten Nennwörtern.
2. Ableitung mit besonderen Suffixen. § 79 287
a) iquer, eher, ger (guer), ier, oyer, ayer, eyer, iguer, iger, ger, ier;
b) iser; c) cir; d) eler; e) uler, Ier; f) ailler, Hier, ouiller;
g) eter, oter; h) iter.
II. Ableitung der Zeitwörter von primitiven Zeitwörtern. § 80 . . . 290
1. auf ter, ser, xer; 2. iter, eter; 3. eher, oyer; 4. uler, Ier; 5. Hier,
eler; 6, ailler. Hier, ouiller; 7. eter, oter; 8. onner; 9. asser;
10. iner, ousser, ocher.
B. Die Ziisaminensetzung-. § 81 292
I. Zusammensetzung des Zeitw. und Nennw. mit Partikeln.
§82 293
a) Zusammensetzung mit präpositionalen Partikeln 294
a, ab, abs — a, ad — ante, anti — eircon, cireom — apres —
arriere — com, eon, co — contre (contra, contra) — de, de — dis,
di, des, de — ex, e (es, ess, ef) — extra — for, four, hör — in
(im, il, ir), en, eni — en, em (aus inde) — inter, entre — intro —
ob — outre (ultra) — per, par — post (puis) — pre — preter — pro,
pour — re, re (red) — retro, arriere — sans — se, se — sous, sou —
Inhalt. Xm
Seite
sub (sou, souf, SU, se, se) — sous, sou (für sub) — sus, sou — soubre,
subre — super, sur — trans, tra, tre — vice, vi; — amphi — ana —
anti — apo — cata — diu — ec, ex — en, em — e'pi (ep, eph) —
hyper — hypo — meta, met, me'th — para — peri — pro —
pros — syn (sym, syl, sy).
b) Zusammensetzung mit anderen adverbialen Partikeln 303
1. mit qualitativen Partikeln: bien, bene — mal, mau — mes,
me — bis, bes, be — pe'n — presque — quasi; — archi, arch — dys.
2. mit quantitativen Adverbien: bis, bi — de7ni — mi — semi — plus.
3. mit negativen Partikeln: in (im, il, ir) — non; — o (an).
II. Zusammensetzung des Nennwortes insbesondere. §83 305
AA. Zusammensetzung des Hauptwortes.
a) aus zwei Hauptwörtern 305
b) aus einem Substantiv und einem Adjektiv 308
c) Substantive durch Verbindung eines Zeitwortes mit einer ob-
jektiven Bestimmung 309
d) Verdoppelung von Naturlauten 310
BB. Zusammensetzung des Eigenschaftsioortes.
a) aus zwei Eigenschaftswörtern 310
b) aus einem Substantiv und einem Adjektiv 312
III. Znsammensetzung des Zeitwortes insbesondere. §84. 311
a) aus einem Zeitworte mit einem anderen Verbaktamm 312
b) aus einem Zeitworte mit einem Jlauptworte 312
c) aits einem Zeitworte mit einem Adjektiv 313
Dritter Theil. Die Lehre von der Wort- und Satz-
fügung oder die Syntax.
Von der Wort- und Satzfügung im Allgemeinen. § 85 314
Erster Abschnitt. Die Lehre von der Wortfügung oder
vom einfachen Satze.
Der einfache Satz im Allgemeinen und seine Arten. § 86 314
I. Kapitel. Die Grundbestandtheile des Satzes imd ihre
Beziehung zu einander.
Das Subjekt und seine Formen. §87 316
A. Persönliche Sätze 316
B. Unpersönliche Sätze 318
Verdoppelung des Subjekts. § 88 318
Nichtbezeichnung des Subjekts. § 89 322
Auakoluthisches Subjekt. § 90 322
Das Prädikat und seine Formen. §91 323
1. das einfache Zeitwort 323
2. Intransitives und passives Zeitwort mit einer prädikativen Bestimmung
(Adjektiv oder Particip, Hauptwort, Infinitiv, Zahlwort, Fürwort) . . . 323
XIV Inhalt.
Elliptisches Prädikat. § 92 327
Der Thätigkeitsbegriff im Prädikate nach seinen Zeitformen und Modalformen 328
A. Die Zeitformen des Thätigkeitsbegriffes. § 93 328
a. Die Zeitformen der Gegenwart oder Präsentia 330
aa) Das Präsens. § 94 330
bb) Das Perfekt (Indefini). § 95 332
cc) Das erste Futurum. § 96 334
dd) Das zweite Futurum. § 97 335
b. Die Zeitformen der Verganprenheit oder Präterita 336
aa) Das Imperfekt und das Perfektum definitum. § 98 336
«. das Imperfekt. § 99 337
ß. das Perfektum definitum. § 100 342
y. die Konjunktivform des Imperf, u. Perf. definitum. § 101 . . . 343
bb) Die beiden Plusquaraperfekte. § 102 345
«. das erste Plusquamperfekt 345
ß. das zweite Plusquamperfekt. § 103 347
y. der Konjunktiv des Plusquamperfekt. § 104 348
cc) Die beiden Future der Vergangenheit. § 105 348
«. das erste Futur der Vergangenheit 348
ß. das zweite Futur der Vergangenheit. § 106 351
üeberzählige Zeitformen. § 107 351
Folge der Zeitformen. § 108 352
a) der Redende bleibt auf demselben Standpunkte. § 109 352
b) der Redende verändert seinen Staudpunkt. § 110 353
B. Die Modalformen des Zeitwortes. § 111 355
a. Gebrauch des Indikativ. § 112 357
1. in Hauptsätzen; 2. in Substantivsätzen; 3. im konditionalen Neben-
satze; 4. im reinen Konsekutivsatze.
b. Gebrauch des Konjunktiv. §113 358
I. in Hauptsätzen. § 114 358
IL in Nebensätzen. § 115 360
aa) in Substantivsätzen 360
tt. in Subjektsätzen 360
ß. im Objekfsatze. § 116 bis 118 361
bb) in adverbialen Nebensätzen. § 119 365
1. in Nebensätzen der Ortsbestimmung 365
2. in Nebensätzen der Zeitbestimmung. § 119 und 120 . . . 365
3. in Nebensätzen des Kausalverhältnisses. § 121 366
tt. im kausalen Satze 366
ß. im konditionalen Satze. § 122 366
y. in koncessiven Sätzen. § 123 368
S. in Konsekutivsätzen. § 124 369
e. in Finalsätzen. § 125 371
cc) im adjektivischen Nebensatze. § 126 und 127 371
c. Gebrauch des Imperativ. §128 373
Beziehung des Subjektes und des Prädikates auf einander. §129 374
A. Kongruenz des Prädikates im einfachen Satze mit einem Subjekte. § 130 375
B. Kongruenz des Prädikates im zusammengezogenen Satze mit mehr als
einem Subjekte. § 131 379
a) hinsichtlich der Zahlform, b) der Person, c) des Geschlechtes.
Inhalt. XV
II. Kapitel. Die adverbialen Satzbestimmiiugeu.
Von den adverbialen Satzbestimmnngen im Allgemeinen. § 132 383
A. Die Kasuslehre. §133 - 883
a) Der Nominativ und der Vokativ. § 134 383
h) Der Akkusativ. § 135 385
1. in räumlicher Beziehung 385
2. in Beziehung auf die Zeit 385
8. der Akkusativ des Masses 386
4. als Kasus des Objektes 386
5. unabhängiger Akkusativ 390
6. absoluter Akkusativ 390
7. elliptischer Akkusativ 890
8. der Akkusativ mit Partikeln 891
c) Der Genitiv. § 136 391
1. in räumlicher Beziehung 391
2. in Bezug auf die Zeit 893
3. Uebertragungen auf das kausale Gebiet 394
4. Genitiv der Art und Weise 397
5. der possessive Genitiv 397
6. der qualitative Genitiv 898
7. der Genitiv des Masses 898
8. der Genitiv des Werthes und der Schätzung 398
9. der Genitiv des Stoffes oder des Inhaltes 399
10. der partitive Genitiv 401
11. elliptischer Genitiv 405
d) Der Dativ. § 137 405
1. in räumlicher Beziehung 405
2. in Bezug auf die Zeit 407
3. der Dativ des ümstandes 408
4. der Dativ der Gemeinschaft 408
5. der instrumentale und kausale Dativ 409
6. der Dativ des Masses, der Massgabe und Angemessenheit .... 409
7. der Dativ der Art und Weise 410
8. der Dativ der Bestimmung und des Zweckes 410
9. der Dativ der BetheHigung 410
10. die betheiligte Person im Dativ ist eigentlich das thätige Subjekt . 413
11. der ethische Dativ 413
12. der possessive Dativ 413
13. der Dativ der Rücksicht in allgemeinster Fassung 413
14. elliptischer Dativ 413
e) Die Kasus des persönlichen Fürv?ortes. § 138 414
1. das verbundene Fürwort 414
2. das unverbundeno Fürwort 415
8. das reflexive Fürwort 416
B. Gebrauch der Präpositionen. §139 417
a. Die ächten Präpositionen. § 140 417
I. Präpositionen zum Ausdruck räumlicher Verhältnisse 417
ä travers; chez; de^a, dela; devant, derriere; joignant, attenant,
XVI Inhalt.
Seite
jouxte, lez, rez, prh, procke; outre, hors (dehors, fors; hormis,
excepte, sauf, a pari, moins): vers, envers, devers, conire; entre,
parmi 417
II. Präpositionen, welche sich a) nur auf die Zeit und b) vorzugsweise
auf Raum und Zeit beziehen. § 141 423
a) durant, pendant 423
b) depuis, des; avant, apres . 423
III. Präpositionen, welche zum Ausdruck räumlicher, zeitlicher und ethi-
scher Verhältnisse dienen. § 142 424
avec, Sans; en, dam (dedans) ; par ; pour; sous, dessous, sus, des-
sus, sur • 424
IV. Präpositionen, welche überhaupt keine Beziehung mehr auf Raum
und Zeit haben. § 143 436
moyennant ; selon, siiivant, d' apres; concernant, touchant; malgre,
nonobstant; excepte, passe, vu etc.; plein 436
b. Die unächten Präpositionen. § 144 437
1. Substantive; 2. Adjektive und substantivirte Adjektive; 3. substan-
tivirte Präpositionen (au delä; au dedans, au dehors; au-dessus, au-
dessous; au-devant; aupres ; au travers) 437
c. Die Verbindung von Präpositionen mit Adverbien und ihre Verwen-
dung als Adverbien. § 145 439
d. Die Wiederholung und Auslassung der Kasuspräpositionen und der
übrigen Präpositionen. § 146 439
C. Die Mittelformen des Verb oder die Participialien. § 147 . . 441
AA. Der Infinitiv. § 148 442
I. Der reine Infinitiv 442
a) als Nominativ 442
1. als Subjekt; 2. als prädikative Satzbestimmung: 3. anakoluthisch.
b) als Akkusativ 443
1. nach den Verben der Sinnesempfindungen 443
2. nach Verben der Vorstellung und Darstellung 443
3. nach Verben der Willensäusserung 444
4. nach faire, laisser, devoir, pouvoir, oser, souloir, daigner . . . 444
5. nach faillir und manquer 444
6. als Apposition eines Substantivbegriflfes 444
c) nach Verben der Bewegung zum Ausdruck der Bestimmung und
des Zweckes 445
d) elliptischer Infinitiv 446
II. Der Infinitiv mit Kasuspräpositionen. § 149 447
a) Der Infinitiv mit c?e. § 150 447
1. als Subjekt (logisches) 447
2. als Objekt 448
3. im Sinne eines Genitiv 448
«. bei Hauptwörtern; ß. bei Adjektiven; y. bei Zeitwörtern; 6. bei
Partikeln 449
4. der historische Infinitiv 449
5. elliptischer Infinitiv 450
b) Der Infinitiv mit ä. § 151 450
1. zum Ausdrucke der Bestimmung und des Zweckes 450
Inhalt. XVII
Seite
2. zum Ausdrucke des Stoffes und Inhaltes der Thätigkeit .... 450
3. im instrumentalen und kausalen Sinne 450
4. absolut an der Spitze eines Satzes 451
5. im Sinne eines Gerundium (prädikativ — attributiv) 451
6. bei Adjektiven (im Sinne eines Gerundium und eines Supinum) . 451
7. nach transitiven Verben 451
8. bei Partikeln 452
c) Der Infinitiv mit de und ä nach demselben Thätigkeitsbegriffe. § 152 452
1. bei transitiven Verben als alleiniges Objekt , . 452
2. bei Verben, die ein Objekt ausser dem Infinitiv haben .... 452
3. bei reflexiven Verben 453
4. bei Vervi'andlung eines transitiven Verb in das reflexive .... 453
III. Der Infinitiv mit anderen Präpositionen. § 153 453
a) Zeitbestimmungen (avant, apres) 453
b) Kausalbestimmungen (par, pour) 453
c) Sans mit dem Infinitiv 454
d) entre mit dem Infinitiv 454
Wiederholung und Auslassung der Präpositionen 454
Vertauschung des Infinitiv mit einem Nebensatze 454
Der substantivirte Infinitiv 455
BB. Die Participien. § 154 455
I. Die einfachen Participialformen 455
a) Das Particip des Präsens 455
a) das gerundivische Particip 455
1. bezeichnet a) Gleichzeitigkeit; b) Grund; c) Bedingung; d) Ein-
räumung 455
2. absolut mit seinem Subjekte im Akkusativ 456
3. von en begleitet, bezeichnet a) Gleichzeitigkeit: b) Grund; c) Be-
dingung; d) Einräumung 457
4. mit und ohne en mit dem Begrifle des Gehens 458
5. Alterthümlich mit ä; substantivirt mit anderen Präpositionen . 458
ß) das Participialadjektiv 458
b) Das einfache Particip des Perfekt. § 155 459
1. als absolutes Particip 459
2. die Kongruenz mit einem Substantivbegriff'e 460
o. das attributive Particip 460
ß. das prädikative Particip 460
y. das Particip in Beziehung zum Akkusativobjekt 460
II. Die zusammengesetzten Participialformen. § 156 463
D. Die Adverbien oder Umstandswörter. § 157 464
a) Die Ortsadverbien. § 158 465
«. auf die Zeitbestimmung übertragen 465
ß. oii, y, dont und en 465
y. pleonastische Verwendung der Ortsadverbien y und en 467
b) Die Zeitadverbien. § 159 468
c) Die Adverbien der Art und Weise. § 160 468
o. Adverbien der Weise im engeren Sinne 468
1. comme; 2. comment 468
ß. Adverbien der Quantität und des Grades 468
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. Jj
XVIII Inhalt.
Seite
1. comme; 2. si, ausni, tant, autant; 3. plus, davantage; 4. du moiiis,
au moins: 5. tres, bien, fort, beaucoup 468
d) Die Satzadverbien. § 161 471
oui, si; non, nenni 471
Die Verneinung. § 162 471
«. Verneinung des vollständigen Satzes 471
1. ne im Allgemeinen mit Anlehnung an andere Wörter. § 163 . . 473
aa) eigentliche Füllwörter, bb) andere Beziehungswörter.
2. ne als Satzverneinung ohne Füllwörter etc. § 164 475
aa) in Hauptsätzen 475
a) in Fragen 475
b) bei savoir, pouvoir, oser, cesser, bouger etc 475
c) vor oder nach ni — ni 476
d) in Verbindung mit non plus (que) 476
e) im negativen Satze, dem eine modale Beschränkung folgt . 476
bb) in vollständigen Nebensätzen 476
a) in Substantivsätzen 476
««. nach affirmativen Hauptsätzen, mit dem Begriffe der
Furcht und Besorgniss 476
ßß. nach Hauptsätzen, mit dem Begriffe des Verhütens und
Verhinderns 478
yy. nach Hauptsätzen, mit dem Begriffe des Leugnens, Zwei-
feins etc 478
66. nach Hauptsätzen mit il s'en faul 479
ff. nach einem dem Sinne nach negativen Hauptsatze . . . 479
b) in adverbialen Nebensätzen 479
aa. in temporalen Nebensätzen 479
ßß. in Bedingungssätzen 480
yy. in Konsekutivsätzen 480
66. in Modalsätzen 480
c) im Adjektivsatze 481
ß. Die Verneinung im unvollständigen Satze. § 165 481
1. Unvollständige Sätze als Antworten, Fragen etc 481
2. Unvollständige Sätze unmittelbar an einen anderen Satz an-
geschlossen 482
3. Der unvollständige Satz hat keine Ergänzung 482
4. Verneinung einzelner Bestimmungen etc 482
y. Die Verneinung eines einzelnen Wortes. § 166 483
6. Die absolute Verneinung. § 167 483
f. Beigeordnete verneinte Satzbestimmungen. § 168 484
III. Kapitel. Die attributiyen Satzbestimmungen.
Die attributive Satzbestimmung im Allgemeinen. § 169 486
A. Das attributive Satzverhältniss im engeren Sinne. §170 . 486
a. Determinative Bestimmungen 486
I. Der Artikel. § 171 487
1. Der bestimmte Artikel 487
Der bestimmte Artikel bei den verschiedenen Klassen der Haupt-
wörter. § 172 488
Inhalt. XIX
Seite
Gebrauch des bestimmten Artikels im partltiven Verhältnisse.
§173 494
Verbindung des bestimmten Artikels mit einer anderen deter-
minativen Bestimmung. § 174 496
Wiederholung des bestimmten Artikels. § 175 497
2. Der unbestimmte Artikel. § 176 498
Wiederholung des unbestimmten Artikels 499
Der Wegfall des Artikels überhaupt, § 177 499
a) im prädikativen Verhältnisse 500
b) im adverbialen Satzverhältnisse 501
c) im attributiven Satzverhältnisse 501
d) neben demonstrativen, fragenden und unbestimmten Fürwörtern 502
e) bei der Aufzählung 502
/) bei der Verbindung entgegengesetzter Begriffe 502
g) bei der Wiederholung desselben Substantivbegriffes .... 502
Ji) bei Aufschriften, Ueberschriften etc 503
i) in alterthümlicher Redevreise 503
IL Das Zahlwort. § 178 503
Kardinalzahlen an Stelle der Ordinalzahlen 504
III. Die Pronominaladjektive § 179 505
1. das zueignende Fürwort 505
2. das hinweisende Fürwort 505
3. das fragende Fürwort guel 506
4. das bezügliche Fürwort lequel 506
5. die unbestimmten Fürwörter 506
b. Qualitative Bestimmungen. § 180 506
I. Das Eigenschaftswort 506
1. Das Eigenschaftswort und seine Kongruenz im Allgemeinen . . 506
a) beim Substantiv; b) beim substantivirten Infinitiv; c) beim
substantivirfen Adjektiv.
2. Beziehung mehrerer Eigenschaftswörter auf dasselbe Substantiv.
§181 508
a) Prädikate, welche demselben Subjekte zukommen .... 508
b) Prädikate, welche verschiedenen Subjekten zukommen . . . 508
3. Beziehung desselben Eigenschaftswortes auf mehrere Substantive.
§182 509
a) die Substantive sind synonym 509
b) die Substantive bezeichnen verschiedene Gegenstände . . . 509
4. Weitere Bestimmbarkeit des attributiven Eigenschaftswortes. § 183 .509
IL Das Adverb. § 184 510
a) das blosse Adverb; b) das Adverb mit (/e 510
III. Der Infinitiv. § 185 510
1. der Infinitiv mit de; 2. der Infinitiv mit a 510
IV. Das Hauptwort. § 186 511
1. Der attributive Genitiv. § 187 511
a) zur Bezeichnung räumlicher Verhältnisse 512
b) zur Bestimmung der Zeit 512
c) zur Bezeichnung des Grundes, Ursprunges etc 512
d) possessiver Genitiv 512
XX Inhalt.
Seite
e) Genitiv der Eigenschaft, des Werthes etc 513
f) Genitiv des Stoffes und Inhaltes 513
g) partitiver Genitiv 513
ünbezeichneter Genitiv 514
2. Der attributive Dativ. § 188 514
a) zu räumlicher Bestimmung 514
b) zur Bezeichnung der Zeit 514
c) Dativ der Gemeinschaft 514
d) Dativ der Bestimmung und des Zweckes 515
e) Dativ der betheiligten Person oder Sache 515
/) possessiver Dativ 515
g) instrumentaler Dativ 515
h) Dativ des Masses und der Angemessenheit 515
3. Das Substantiv mit Präpositionen. § 189 515
B. Die Apposition. §190 517
a. Das appositive Hauptwort. § 191 517
b. Das appositive Eigenschaftswort. § 192 518
c. Das appositive Fürwort und Zahlwort. § 193 518
Zweiter Abschnitt. Die Lehre von der Satzfügung.
Die Satzfügung im Allgemeinen, § 194 520
I. Kapitel. Von der Beiordimng der Sätze. § 195.
A. Die Zusammenziehung beigeordneter Sätze. § 196 . . . . 520
1. Verschiedene Subjekte unter einem Thätigkeitsbegriff 520
2. Ein Thätigkeitsbegriff enthält verschiedene erweiternde Bestimmungen 521
a) prädikative Bestimmungen; b) adverbiale Bestimmungen .... 521
3. Mehrere Thätigkeitsbegriffe auf ein gemeinsames Subjekt bezogen . . 521
4. Verschiedene Thätigkeitsbegriffe auf dieselben prädikativen oder adver-
bialen Bestimmungen bezogen 522
5. Ein negatives Satzglied im unvollständigen Satze affirmativ gedacht . 522
B. Die syndetische Beiordnung. §197 522
a. Die kopulative Beiordnung 522
1. durch et 522
f(. harmonirende Theile eines Ganzen 522
ß. nach dem Inhalte betrachtet 523
an. ein Gegensatz; ßß. eine erläuternde und steigernde Bestim-
mung; yy. eine Folge 523
y. Wechselbeziehung 523
2. durch ni. § 198 524
«, anknüpfend nach einem verneinten Satze 524
ß. Wechselbeziehung durch ne . . ni (ne) und ni . . ni 524
3. durch aussi, non plus und encore. § 199 524
4. durch non (pas etc.) seulement . . mais. § 200 526
b. Die disjunktive Beiordnung. § 201 526
1. durch ou 526
2. soit . . soit (ou) 527
c. Die adversative Beiordnung. § 202 527
Inhalt. XXI
Seite
1, eine im vorangehenden Gliede mitenthaltene Folge wird aufgehoben 528
a. cependant ; ß. pourtant ; y. taute fuis ; ö. neanmoins ; s. inais . . . 528
2. das entgegengesetzte Glied hat allein Geltung. § 203 529
ß. mais; ß. plutot 529
d. Die kausale Beiordnung. § 204 530
1. das begründende Glied drückt einen sachlichen Beweis oder eine
subjektive Erklärung aus 530
«. car knüpft einen beweisenden Satz unmittelbar an 530
ß. der erklärende Satz giebt eine nähere Erläuterung 530
2. eine Folgerung wird durch eine konklusive Partikel eingeleitet.
§205 530
«. partant; ß. doiic; y. alors; J. ainsi; s. or 531
C. Die asyndetische Beiordnung. § 20G 532
a. Die kopulative Beiordnung 532
b. Die disjunktive Beiordnung. § 207 534
c. Die adversative Beiordnung. § 208 535
d. Das kausale Verhältniss. § 209 535
II. Kapitel. Von der Unterordnung- der Sätze.
A. Von der Unterordnung im Allgemeinen. §210 536
1. Vorder- und Nachsatz. § 211 536
a) der Nachsatz durch alors, b) durch st eingeleitet 536
2. der Hauptsatz und der Zwischensatz. — Die Parenthese. § 212 . . 537
3. Umfang des Satzgefüges. § 213 538
4. Ausdruck der Beziehung des Hauptsatzes auf den Nebensatz, § 214 . 540
5. Zusammenziehung des Hauptsatzes mit seinem Nebensatze. § 215 . 541
6. Die Satzellipse. § 216 542
B. Von der Unterordnung der Sätze insbesondere. §217 . . . 543
I. Der Nebensatz als Subjekt und als prädikative Bestimniung. § 218 . 544
1. der Nebensatz als Subjekt 544
2. der Nebensatz als prädikative Bestimmung 545
IL Der Nebensatz als adverbiale Satzbestimmung. § 219 546
1. Der Kasussatz 546
a) der Substantivsatz 546
«. als Akkusativ- oder Objektsatz 546
ß. als Genitivsatz 546
y. als Dativsatz 547
b) der mit comment (früher auch comme, comme (juoi) eingeführte
Fragesatz, der Konditionalsatz und der Temporalsatz 547
c) der indirekte Fragesatz 547
d) der substantivirte Adjektivsatz .... 548
2. Der präpositionale Nebensatz. § 220 548
a) der Substantivsatz; b) der substantivirte Adjektivsatz 548
3. Der Adverbialsatz. § 221 549
a) Der Adverbialsatz der Ortsbestimmung 549
b) Der Adverbialsatz der Zeitbestimmung. § 222 bis 226 ... . 549
c) Der Adverbialsatz des Kausalverhältnisses. § 227 555
a. Nebensätze des Grundes 555
a) Der Kausalsatz im engeren Sinne 555
XXII Inhalt.
Seite
au. Ursache und Beweggrund 555
ßß. Erkenntnissgrund oder Erklärungsgrund. § 228 .... 556
b) Der Konditionalsatz. § 229 556
««. mit si in seiner grammatischen Reinheit oder
aa. statt eines Temporalsatzes 557
bb. statt eines Kausalsatzes 558
cc. zur Bezeichnung eines Gegensatzes etc 558
ßß. der verneinende Konditionalsatz. § 230 558
yy. andere Nebensätze, welche eine Voraussetzung oder An-
nahme andeuten. § 231 559
66. Nebensatz mit pourvu gue etc. § 232 560
c) Der Koncessivsatz. § 233 561
««. der Konditionalsatz wird zum Koncessivsatz 561
ßß. der Koncessivsatz mit guoique, bien que etc. § 234 . . 561
yy. andere Nebensätze statt des Koncessivsatzes. § 235 . . 562
aa) der Nebensatz mit que und dem Konjunktiv .... 562
bb) der Imperativsatz 562
cc) der Fragesatz 562
dd) der behauptende Hauptsatz 562
ee) Temporalsätze 563
ff) Adjektivsätze 563
Sä. ein einzelner Begriff im Koncessivsatz eingeräumt. § 236 563
ff. Sätze mit relativen verallgemeinernden Fürwörtern etc. § 237 564
ß. Nebensätze der Folge. § 238 564
a) Der Konsekutivsatz 564
««. auf Adverbien wie si, iellement etc. bezogen 564
ßß. auf pronominal-adjektivische Korrelate wie ce und iel etc. 565
yy. er hat sein Korrelat an einem Substantive 565
66. ohne jedes Korrelat 565
aa) nach affirmativen Hauptsätzen 565
bb) nach negativen Hauptsätzen 565
se. die Folge nach ihrem Verhältnisse etc. zum Prädikat des
Hauptsatzes 566
b) Der Finalsatz. § 239 566
««. afin que, pour que; ßß. que; yy. mit Beziehung auf
Korrelate; 66. durch den Adjektivsatz vertreten . . . . 566
d) Der Adverbialsatz der Modalbestimmung oder Modalsatz. § 240 . 566
ce. der Nebensatz mit comme 567
a) Nebensätze der Gleichheit oder Aehnlichkeit mit dem Thätig-
keitsbegriffe 567
b) im Nebensatze wird eine angenommene Thatsache mit einer
existirenden verglichen 568
c) der Nebensatz auf Quantitäts- und Gradbestimmungen bezogen 568
ß. der Nebensatz mit que. § 241 569
a) zum Ausdruck der Gleichheit 569
ß«. tel que, le merne gue, tant gue, autant gue 569
ßß. si que, aussi que, ainsi que, de meme que 570
yy. auf einen Superlativ bezogen 571
b) mit Bezug auf einen die Verschiedenheit bezeichnenden Be-
griff. § 242 571
Inhalt. XXni
Seite
««. nach einem Komparativ im Hauptsätze 571
ßß. nach komparativen Begriffen im weiteren Sinne .... 571
yy. nach verneinenden und fragenden Hauptsätzen .... 571
III. Der Nebensatz als attributive Bestimmung. § 243 572
a) Der Adjektivsatz 572
1. der Adjektivsatz und sein Beziehungswort - . . 572
2. Kongruenz des Nebensatzes. § 244 573
3. der Adjektivsatz als Bestimmung von Sätzen. § 245 576
4. die Attraktion des Adjektivsatzes. § 246 577
5. Verdoppelung des Beziehungswortes des Nebensatzes. § 247 . . 578
6. der Adjektivsatz als Substantivsatz, § 248 578
7. Adverbialsätze als Vertreter des Adjektivsatzes. § 249 .... 579
8. logische Beziehung des Adjektivsatzes zum Hauptsatze. § 250 . 580
9. Folge von Adjektivsätzen. § 251 580
b) Der Substantivsatz. § 252 582
1. als attributive Bestimmung im engeren Sinne 582
2. als Apposition 582
Dritter Abschnitt. Die Lehre von der "Wort- und
Satzstellung.
Die Stellung der Bestandtheile der Rede im Allgemeinen. § 253 583
I. Kapitel. Von der Wortstellung im Satze.
A. Die Stellung des Subjektes und des Prädikates. § 254 . . . 583
a) Subjekt und Prädikat im Hauptsatze 583
1. im behauptenden Hauptsatze 583
2. im fragenden Hauptsatze 585
3. in Heischesätzen 586
b) Subjekt und Prädikat im Nebensatze. § 255 587
1. im Substantivsatze 587
2. im Adverbialsatze 587
3. im Adjektivsatze 588
B. Die Stellung der adverbialen Satzbestimmungen. §256 . . 589
a) Die einzelne adverbiale Satzbestimmung 589
1. der Kasus des Hauptwortes und Fürwortes 589
2. der Kasus mit einer Präposition verbunden. § 257 591
3. die Mittelformen des Zeitv^ortes. § 258 592
«. der Infinitiv 592
ß. das Particip 593
4. die Adverbien. § 259 594
ß. fragende und relative Adverbien 594
ß. Orts- und Zeitadverbien 594
y. Modaladverbien 595
b) Reihenfolge adverbialer Satzbestimmungen. § 260 597
1. unmittelbare Aufeinanderfolge 597
2. Auseinanderrückung der verschiedenen Satzglieder 600
C. Die Stellung der attributiven Satzbestimmungen. §261 . . 600
a) Das attributive Adjektiv 600
XXIV Inhalt.
Seite
1. das determinative Adjektiv 600
«. der bestimmte und unbestimmte Artikel 600
ß. das Zahlwort 601
y. das attributive Fürwort 601
2. das Eigenschaftswort im engeren Sinne 603
«. im Allgemeinen 603
ß. im Einzelnen 604
aa) nach dem Substantiv 604
bb) vor und nach dem Substantiv 605
y. mehrere Eigenschaftswörter bestimmen das Substantiv .... 606
aa) Verhältniss der Beiordnung; bb) Verhältniss der Einordnung.
b) Das attributive Adverb 607
c) Der attributive Infinitiv 607
d) Das attributive Substantiv 607
e) Die Apposition 609
n. Kapitel. Von der Satzstellimg.
A. Die Stellung der beigeordneten Sätze. §262 611
a) die kopulative Beiordnung 611
b) die disjunktive Beiordnung 611
c) die adversative Beiordnung 612
d) die kausale Beiordnung 612
Stellung der Bindewörter 612
B. Die Stellung der untergeordneten Sätze. §263 612
a) Der Nebensatz als Subjekt und als prädikative Bestimmung 612
b) Der Nebensatz als adverbiale Bestimmung. § 264 613
1. der Kasussatz 613
2. der Adverbialsatz im engeren Sinne 614
a. der Adverbialsatz der Ortsbestimmung 614
ß. der Adverbialsatz der Zeitbestimmung 614
y. der Kausalsatz im engeren Sinne 615
ä. der Konditionalsatz und der Koncessivsatz 615
3. der Adverbialsatz der Modalbestimmung 616
c) Der Nebensatz als attributive Satzbestimmung. § 265 617
1. der attributive Adjektivsatz 617
2. der attributive Substantivsatz 618
Stellung der Fügewörter 618
d) Vereinigung mehrerer Nebensätze im Satzgefüge. § 266 619
Wort- und Sachregister 621
Einleitung.
1. Die französische Sprache. Die französische Sprache gehört
dem romanischen oder neulateinischen Spracbzweige an, welcher
die portugiesische, die spanische, die italienische, die jetzt als
litterarische Sprache erloschene provenzalische und die französische
Mundart, so wie die beiden minder organisch entwickelten, die rhäto-
ro manische und die walac bische, begreift.
Diese Sprachen sind im Wesentlichen als Entwickelung'eu des Lateinischen
auf einem ihm ursprünglich fremden Boden durch neue Völkerindividuen anzusehen,
uud nicht als Produkte willküriicber Verstiämmeluug und roher Entartung der
römischen Volkssprache oder als Vermischung der lateinischen mit fremden Mund-
arten. Jene Völker standen so sehr unter dem Einflüsse der ihnen aufgedrungenen
formell durchgebildeten und gehaltreicheren Sprache, dass sie ihre Volksthümlichkeit
nur in der eigenthümlichen Aneignung des Sprachstofi'es und Abschleifung seiner
Formen, nicht aber in der Vernichtung derselben bewähren konnten.
2. Auf dem Boden Frankreichs haben sich zwei romanische Idiome
entwickelt, das Provenzalische und das Französische. Obwohl im
Allgemeinen aus denselben Sprachstoffen erwachsen und nahe mit
einander verwandt, sind sie gleichwohl nicht bloss als zwei Dialekte einer
ursprünglich gemeinsamen Landessprache zu betrachten. Die Gebiete, auf
deneji sie sich ausgebildet haben, sind eijiestheils lange Zeit politisch ge-
trennt gewesen, anderentheils hat der Süden unter nachhaltigerer Ein-
wb-knng des römischen Elementes gestanden als der Norden Frankreichs.
Die Sprachstoffe, aus denen sich das Provenzalische und das Französische
bildeten, sind aus der politischen Geschichte des Landes nicht undeutlich zu er-
kennen.
1. Das keltische Element. Cäsar fand drei an Sprache und Gesittung ver-
schiedene Völkerschaften in Gallien, die Beigen diesseits der Seine und Marne,
die Aquitanier jenseits der Garonne, und die Kelten oder Gallier im engeren
Sinne inmitten der beiden anderen. Diese alten Völker sind von den späteren Ein-
dringlingen überwuchert worden und haben sich spurlos in der Geschichte verloren.
Denn die armorikanische oder bretonische Bevölkerung der Niederbretagne mit
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 1
2 Einleitung. § 2. Sprachstoffe der franz. Sprache.
ihrer vielfach von lateinischen und romanischen Elementen durchzogenen Kelten-
sprache ist grossentheils später aus der Fremde eingewandert. Die wenigen alt-
keltischen Bestandtheile im Französischen sind an Zahl unerheblich, wenn man etwa
die Eigennamen abrechnet, für die formelle Sprachentwicklung aber von gar keiner
Bedeutung. Chevallet (Origine et formation de la langue fr. Paris 1853. I.) zählt
etwa 240 keltische Wörter auf, von denen indess manche mehr als zweifelhaft sind.
Man vergleiche A. Brächet, Grammaire historique, zuerst Paris 1867, Introd. (be-
sonders p. 21 ff. der 13. Ausg.), und über das Keltische im Allgemeinen vorzüg-
lich L. Dieffenbach, Celtica, Stuttg. 1839, und Zeuss, Grammatica Celtica,
ed. 2. Berol. 1871.
2. Das griechische Element. Das von den Phokäern 599 v. Chr. gegründete
Massilia verpflanzte griechische Sprache und Gesittung in ein enger begrenztes
Gebiet Galliens: auch die griechische Handelssprache des Mittelmeeres mochte an
Galliens Küsten verständlich sein; neue griechische Elemente führte das Christen-
thum Gallien zu. Viele griechische Wörter sind indessen erst durch Vermittelung
des Lateinischen dahin verpflanzt worden, abgesehen von denjenigen, welche später
die klassischen Studien eingeführt haben.
3. Das lateinische Element. Die Römer drangen allmählich in Gallien vor;
seit 121 V. Chr. ward in Gallia Narbonensis ihre Herrschaft durch Kolonien fester
begründet. Julius Cäsar bezwang (58—49) ganz Gallien. Nun verbreitete sich in
einem Lande, dessen politisches Leben ohne kräftige Entfaltung geblieben war,
unter den mit Ausnahme der Beigen erschlafften Volksstämmeu schnell römische
Sprache und Gesittung; die lateinische Sprache ward die allgemeine Sprache der
Gebildeten. Bald blühten in Gallien Schulen römischer Beredsamkeit; zwei Jahr-
hunderte hindurch waren Gallier die vorzüglichsten Schriftsteller in lateinischer
Sprache, obwohl nicht ohne nationales Gepräge, welches sich bei gewandtem Rede-
flusse in gesuchter Eleganz, rhetorischer Spitzfindigkeit und schwerfälliger Dunkel-
heit gefiel. Das Lateinische ist der wesentlichste Bestandtheil der Sprachen Frank-
reichs geworden. Indessen würde man irren, wenn man die romanischen Sprach-
formen auf die korrekten Sprachformen der römischen Litteratur zurückführen wollte.
Als die lebendige Quelle der sich herausbildenden Idiome Frankreichs muss die
Sprache des allgemeinen Verkehrs angesehen werden, welche, wie sie stets als
Vulgärsprache neben der Schriftsprache herging, zu einer Zeit, wo die alte Urbani-
tät der Rede überhaupt geschwunden und die Schriftsprache tief gesunken war,
namentlich in den Provinzen immer ungebundener walten musste, und um so leichter
mit fremden nationalen Eigenthümlichkeiten verschmelzen konnte. Diese lingua
vulgaris oder romana, oft als rustica bezeichnet, ist der natürliche Keim, wie
aller romanischen Idiome, so auch der französischen Sprache. Dass diese Vulgär-
sprache sich in den einzelnen Gebieten Frankreichs dialektisch färben musste, liegt
in der Natur der Sache. Das Verhältniss der romanischen Sprachen zum Lateini-
schen ist daher ganz dem des Englischen zum Angelsächsischen, abgesehen von
dessen Mischung mit dem Französischen, analog, insofern das Englische nicht un-
mittelbar auf der gesunkenen angelsächsischen Litteratursprache, sondern wesentlich
auf der Volkssprache beruht.
4. Das germanische Element, Die Völkerwanderung führte Frankreich neue
sprachliche Elemente zu. Im Norden setzten sich seit 275 die Franken jenseit
des Rheines fest; Chlodio eroberte 445 Cambray und Tournay und alles Land bis
zur Somme; 486 gründete Chlodwig das grosse Fraukenreich bis zur Loire. Die
Burgunder gingen 407 über den Rhein und setzten sich in Helvetien fest; 414
ward ihnen das Gebirgsland bis an die Rhone eingeräumt; 436 drangen sie in
§ n. Das Proveuzalische. § J. Das Französische. 3
Savoyen vor; 456 besetzten sie Dauphine, Lyonnais und Franche-Comte. An der
Spitze eines Gothenheeres ging Athaulf 411 nach Gallien und bemächtigte sich
der Verwaltung der römischen Provinzen zu beiden Seiten der Pyrenäen, woraus
sich das Wcstgothenreich entwickelte; unter Wallia (415—419) ward Toulouse die
Hauptstadt des Reiches; zu Theodoriclis I. Zeit (419 — 51) erstreckte sich dasselbe
von der Loire und Rhone bis nach Lusitanien. Bei dem üebergewicht der Fi'änken
ward das Westgothenreich seit 507 auf Languedoc, seit 585 auf Spanien beschränkt.
Vandalen durchzogen 407 — 9 Gallien, ehe sie in Spanien eindrangen; Sueven
drangen unter Hermanrich (406— 41j in Gallien ein und setzten sich dann in
Gallicien fest. Die Einwirkung aller dieser germanischen Völker auf die Sprache
Galliens ist gleichwohl von untergeordneter Bedeutung; germanische Sprache hat
sich selbständig in einzelnen Landstrichen kaum bis zu Ende des neunten Jahrh.
erhalten; im Allgemeinen ordnete sie sich bald dem Lateinischen, als der politischen
und kirchlichen Landessprache, unter. Was an germanischem Sprachgehalte der
sich fortbildenden romanischen Sprache einverleibt wurde, fügte sich den auf das
Lateinische gegründeten Formen. Etwa 1000 germanische Worter wurden im Norden
Frankreichs heimisch, kaum 500 im Süden, was sich aus der Machtstellung der
Germanen im Norden erklärt. Auch die Normannen haben bei ihrer späteren
Festsetzung in der Normandie und Bretagne (911), obwohl nicht ohne Bedeutung
für die dialektische Färbung eines Idioms, geringen Einfluss auf das Wesen der
romanischen Sprache geäussert: sie haben sich vielmehr in ungemein kurzer Zeit
dem fremden Idiome gefügt und bald für die Verbreitung desselben jenseit des
Meeres mächtig gewirkt.
5. Das arabische Element. Das Arabische hat von Spanien her den lexi-
kalischen Sprachvorrath Frankreichs allerdings im Einzelnen vermehrt, ohne sich
jedoch organisch der fremden Sprache zu assimiliren.
3. 1. Das Pi-ovenzalische war nicht nur die Sprache des süd-
lichen Frankreichs; es reichte über die Pyrenäen und die Alpen hinaus
und lebte in einem Theile Spaniens, Italiens und der Schweiz. Seine
Grenzscheide gegen das Französische zog sich durch Dauphine, Lyonnais,
Auvergne, Tiimousin, Perigord und Saintonge. Die ältesten litterarischen
Denkmäler dieser Sprache, welche proensalesc, lemozi oder romans^ von
Neueren die langue (Toc, auch die occitanische genannt wird und in
mehreren Dialekten littei'arisch geworden ist, gehen nicht über das J. 960
hinaus. In ihrer Blüthezeit die Sprache der Troubadours, ward sie seit
dem vierzehnten Jahrhundert vom Französischen überwältigt, und
lebt nur in Volksmundarten, den südlichen Patois, fort.
Im Unterschiede vom Französischen entfernt sich das Provenzalische weniger
von dem Charakter des Lateinischen, dessen Lautsystem es nicht in demselben
Grade trübt. Es zeichnet sich deshalb vor jenem durch den Wohllaut reinerer
Vokalisation und volltönender Endungen aus. Die Bejahungspartikel uc hat der
Sprache den Namen langue doc gegeben, so wie die entsprechende o'il der Sprache
des Nordens den Namen langue doli.
4. 2. Das Französische, ehemals die Sprache des nördlichen
Frankreichs, gegenwärtig seit Jahrhunderten die litterarische Sprache des
ganzen Landes und überall die Umgangssprache der Gebildeten, trat
1*
4 Einleitung^. § .'S. Das Altfranzösische.
schon im neunten Jahrhundert auf, und schied sich charakteristisch vom
Provenzalischen. Das älteste Denkmal derselben ist in den Strassburger
Eidformeln von 842 enthalten; demselben Jahrhundert gehört ein Lied auf
die h. Eulalia an. Die Eidformeln bewahren zwar noch treuer das latei-
nische Gepräge, sind aber gleichwohl von dem provenzalischen Charakter
abweichend; die entschieden französische Färbung bietet schon das genannte
Lied. Die geschichtliche Entwicklung dieser Sprache bedingt den Unter-
schied des Altfranzösischen und des Neufranzösischen.
Den eigentlich französischen Charakter bestimmt das üebergewicht der Kon-
sonanz über die Vokalisation, neben einer auffallenden Veränderung der
ursprüngliehen Vokale; daher die grössere Härte des Französischen im Ver-
gleich mit dem Provenzalischen.
5. a. Das Altfranzösische wird die langue d'o'il, oder die
oytanische, auch wohl die wallonische Sprache genannt. Mit diesen
Namen bezeichnet man nicht sowohl eine einheitliche Gesammtsprache des
Nordens, als vielmehr eine Anzahl von litterarisch entwickelten Dialekten,
welche übrigens in ihrem grammatischen Bau vollkommene Uebereiustim-
mung darbieten. Französisch ward lu-sprünglich der Dialekt von Ile de
France im Gegensatz zu anderen genannt; seine Bedeutsamkeit knüpft
sich an die Erhebung des Hauses der Herzoge von Francien. Schon gegen
das Ende des zwölften Jahrhunderts hatte er eine besondere litterarische
Bedeutung erlangt. Mit der Ausdehnung der Besitzungen der Kione im
dreizehnten, und des Ansehens der Kapetinger im vierzehnten Jahrhunderte,
mit der allmählichen Konzentrirung der Verwaltung und dem Zusammen-
fluss der wissenschaftlichen und litterarischen Elemente des wachsenden
Staates zu Paris wuchs das Ansehen dieses Dialektes, dessen ausschliess-
licher Gebrauch in allen öiTentlichen und privaten Akten und Dokumenten
durch gesetzliche Verordnungen im sechzehnten Jahihunderte (1512. 1529.
1559.) geboten wurde.
Die Zerklüftung des Feudalstaates hat nicht wenig zur Ausbildung der Dia-
lekte beigetragen; der Hof der Fürsten, Grafen und Herren gab in jedem Gebiete
den sprachlichen nnd litterarischen Ton an, und so traten innerhalb der gemein-
samen Sprache enger begrenzte Idiome mit eigenthümlicher Färbung bisweilen selbst
scbrofif einander gegenüber. Es bedurfte eines mächtigen politischen Einflusses und
einer selbst durch Aneignung fremder dialektischer Elemente bereicherten und ver-
feinerten Sprache, um allmählich andere litterarisch überwundene Dialekte auch
aus den Kreisen der Gebildeten zu verdrängen und das Dialektische nach und nach
auf die niederen Volksschichten zu beschränken, wo es noch in theilweise verwilder-
ten Resten in einer grossen Anzahl unlitterarischer Patois fortlebt. Die litterari-
scbe Benutzung der Patois zieht sich noch bis ins fünfzehnte Jahrhundert.
Die einzelnen Dialekte der langue d'o'il sind noch wenig der Gegenstand wissen-
schaftlicher Untersuchung geworden. Indessen hat man, von den zarten Unter-
schieden der zahlreichen Dialekte absehend, nach gemeinsamen Hauptzügen drei
Gruppen von Mundarten, den normannischen, den burgundischen (welcher
auch das Idiom von Ile de France umfasst) und den pikardischen Dialekt, unter-
schieden (Fallot, Recherches sur les fornies grammaticales de la langue fran^aise
§ 6. Das Neufranzösische. 5
et de ses dialectes au Xllle siecle. Paris 1839.), und Burguy hat in seiner
Grammaire de la langue d'oil, Berlin 1853 sq., wieder abgedruckt in drei Bänden,
Berlin 1869 sq., die grammatische Durchführung des von Fallot aufgestellten Prin-
zips unternommen. Neben Orelli's altfranzös. Grammatik, zweite Aufl. Zürich 1848,
ist Burguy's Arbeit das bedeutendste Hülfsmittel für das Studium des Altfranzösi-
schen, dessen umfassendste Grundlagen Diez in seiner Grammatik der romanischen
Sprachen, Bonn 1836 sq., dritte vermehrte Aufl. in drei Bänden, Bonn 1870 sq.,
gelegt hat.
C». b. Das Neufranzösische ist die seit fast drei Jahrhunderten
herrschende Schriftsprache und Umgangssprache der Gebildeten des ge-
sammten Frankreich, die unter dem Einflüsse der klassischen Studien und
mit Hülfe der Buchdruckerkunst sich zu festeren Formen ausgeprägt hat,
welche sie wesentlich vom Altfranzösischen unterscheiden. Das Streben
nach abstrakter Regelrichtigkeit und Korrektheit, der Rückblick auf die
Etymologie und die Wiederannäherung an die lateinischen Stämme mit
Vernachlässigung des lebendigen Lautes, die unorganische Assimilirung
lateinischer, griechischer und italienischer Elemente bestimmen zmiächst
die Physiognomie der allgemeinen Sprache. Im siebzehnten Jahrhundert
reinigt sich zwar die Sprache wiederum durch die Ausscheidung emes
Theiles dieses zweifelhaften Reichthuras, doch wird auch zugleich von dem
alten SprachstoiFe manches als veraltet ausgeschieden, und die im sech-
zehnten Jahrhundert noch nicht ohne Schwanken angestrebte formelle
Korrektheit wird durch die hervorragenden Schriftsteller des Zeitalters
Ludwigs XIV. im Wesentlichen festgestellt. Indessen ist die Sprache in
steter Entwicklung begriffen, ihre Verfeinerung und Abschleifung hat nicht
aufgehört; dies zeigt sich insbesondere auch in der syntaktischen Be-
herrschung des Sprachstoffes und der Durchbildung der prosaischen Dar-
stellung unter dem Einflüsse der geistigen Bewegungen, welche Frankreich
und Europa seit der Zeit Ludwigs XIV. erlebt haben. Die neue Ein-
bürgerung vielfacher fremder Elemente, welche der täglich grossartigere
Weltverkehr nach Frankreich, wie überallhin, führt, ist zwar der Sprache
unerlässlich geworden, hat aber auf den Charakter derselben keinen stören-
den Einfluss mehr geübt, obwohl diese Eindringlinge auch ihrerseits eine
organische Assimilirung nur in besclnänktem Masse gestatten. Dagegen
beginnt aber auch die Sprache, und nicht mit Unrecht, einen Theil ihres
alten vergessenen Stoffes wieder aufzunehmen und bereichert sich so auch
aus wahrhaft volksthümlicher Quelle.
Die Grammatik der französischen Sprache hat es vorzugsweise mit der Sprache
auf ihrer letzten Entwickelungsstufe zu thun, und ihre früheren Gestaltungen nur
zur Vergleichung und Begründung herbeizurufen. Was übrigens den Umfang des
französischen Sprachstoffes letrilTt, so lässt sich die Zahl der französischen Wörter
schwer angeben, wenn man die volksmässigen technischen Ausdrücke, sämmtliche
noch so seltene abgeleitete Wörter und die Fremdwörter, welche mehr oder minder
assimilirt erscheinen, miteinbegreift. Die Lexikographen haben daher den Stoff sehr
verschieden beurtheilt. Fran^ois und Gharassin nehmen in der französischen
Sprache 25,000 Wörter, Stämme und Ableitungen an; die Akademie 28,000;
6 § 7. Eintheilung der franzosischen Grammatik. — Erster Theil. Die Lautlehre.
Laveaux 51,000; dasDiction. de Trevoux 60,000; Gattel 72,000; Raymond
80,000; Boiste 111,000; Napol, Landais 140,000. Für die Anzahl der auf
französischem Boden erwachsenen Wörter des Neufranzösischen, welche ihre Wur-
zeln im Altfranzösisclien haben, dürfte selbst die kleinste der angegebenen Zahlen
noch zu gross sein.
7. Eintheilung der französischen Grammatilc. Die Sprachlehre oder
Grammatik ist die Lehre von den Gesetzen der Rede, und hat einerseits
das Wort nach Stoff und Form, wie es sich in der lebendigen Sprache
und in der Schrift darstellt, andererseits die Verbindung und Beziehung
der Wörter in der Rede zu ihrem Gegenstande.
Sie handelt daher: 1) von den Bestandtheilen oder Elementen der
Wörter und ihrer Abstammung, in der Lautlehre; 2) von den durch den Be-
griff und die Beziehung der Wörter in der Rede bedingten Formen derselben, in
der Formenlehre; 3) von der Verbindung der Wörter zu einem Redeganzen,
in der Lehre von der Wort- und Satzfügung oder Syntax.
Erster Theil.
Die Lautlehre der französischen Sprache.
Erster Abschnitt.
Das Wort nach seinen Bestandtheilen.
8. Das Alphabet. In der vernünftigen Rede bringt die des Gehaltes
derselben bewusste Thätigkeit des Sprechenden vermittelst der Sprach-
werkzeuge artikulirte d. h. organisch gegliederte Laute hervor. Was mit
einem Luftstosse ausgesprochen wird, ist eine Silbe, welche für sich
oder in Verbindung mit anderen der Ausdruck einer Vorstellung oder eines
Begriffes d. h. ein Wort sein kann. Die einfachen Bestandtheile der Silbe
heissen Laute, deren sichtbare Darstellung die Buchstabenschrift giebt.
Die gesammten Lautzeichen einer Sprache sind das Alphabet derselben.
Die Laute zerfallen in Vokale, welche aus dem Kehlkopfe ohne
Zuthun der beweglichen Sprachwerkzeuge durch die verengerte oder er-
weiterte Mundhöhle hervortönen, und Konsonanten, welche vermittelst
der beweglichen Werkzeuge der Kehle, der Zunge und der Lippe hervor-
gebracht werden.
Es giebt kein Lautsystem, welches durch ein Alphabet vollkommen dargestellt
würde; die Bezeichnung der Wörter gebildeter Sprachen wird trotz der Verwand-
lungen, welche die Aussprache erleidet, gleichwohl im Wesentlichen beibehalten :
längst verstummte Laute werden oft in der Schrift aus Gewohnheit und aus etymo-
logischen Gründen erhalten. Die vielfach abgestuften vokalischen Laute werden oft
durch ein und denselben Buchstaben bezeichnet, und die Veränderungen, welche
die konsonantischen Laute in ihrem Zusammentreffen mit anderen erleiden müssen
oder können und dem Sprachgebrauche gemäss in einzelnen Fällen erleiden, werden
meist nicht durch die Schrift angedeutet. Auch das gegenwärtig angestrebte all-
§ 9. Alphabet. § 10. Abzeichen des Alphabets. 7
gemeine linguistische Alphabet wird für den Ausdruck der zarteren Schattirun-
gea der Sprachen ungenügend bleiben müssen. — Zu bemerken ist ferner, dass oft
in einer Sprache dieselben Laute durch verschiedene Schriftzeichen ausgedrückt
werden, wie dies sehr häufig im Französischen der Fall ist.
9. Das französische Alphabet beruht auf dem lateinischen und zählt
25 Buchstaben:
abcdefghijklmnopqrstuvxyz.
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTÜVXYZ.
Die Namen dieser Buchstaben waren und sind meist noch heute a, be, ce, de,
e, effe, ge, ache, i voyelle, i consonne oder ji, ka, eile, eiinne, enne, o, pe, qu oder
ku, erre, esse, te, u, ve, ics, i grec, zede, von denen man die Namen der f h l m
n r s als weiblich, die der übrigen als männlich betrachtet: une effe u. s. w.,
■an a u. s. w. Gegenwärtig nennt man jedoch vielfach die Buchstaben, wie man
sie nach der Lautirmethode, nämlich mit einem nachtönenden sogenannten stummen
e, ausspricht, und betrachtet sie dann substantivirt alle als männlichen (Jeschlechls:
Uli fe u. s. w. — Die Buchstaben / und v galten früher sowohl für Konsonanten als
für Vokale; seit dem siebzehnten Jahrhundert unterscheidet man i und / nebst u
und V überall genau als Vokale und Konsonanten. Der Buchstabe iv wird im
Neufranzösischen in einigen Fremdwörtern gebraucht; das Altfranzösische gebrauchte
ihn vielfach theils anstatt des gu oder des harten g (werredon f. guerredon, Willaine
f. GaiUaume, toerpir f. guerplr, umrantir f. garantir) oder statt v (wieute f. vilte). —
Ä war im Lateinischen wenig gebräuchlich, seit das ursprünglich wie g lautende
c sich verhärtete (vgl. Gaius, Caius); im Altfranzösischeu vertritt es oft das harte
c oder qu (kar f. cur, kl f. qui, kel f. quel), im Neufranzösischen beschränkt es
sich auf Fremdwörter.
10. Abzeichen des Alphabets. Zur Kennbarmachung des richtigen
Lautes solcher Schriftzeichen, welche mehr als einen Laut darstellen,
theilvpeise aber auch ans etymologischen Rücksichten und zur Unter-
scheidung verschiedener durch dieselben Laute dargestellter Begriffe, hat
man in neuerer Zeit einigen Buchstaben Abzeichen beigegeben: die cedille,
die sogenannten Accente, den accent aigu ('), den accent grave (') und
den accent circonflexe {^), sowie das trerna ("). Das Alt französische kennt
diese Zeichen nicht; sie sind erst nach Erfindung der Buchdruckerkunst
und mit dem Aufgeben der sogenaimten gothischen Buchstaben seit dem
fünfzehnten Jahrhunderte allmählich eingeführt worden.
1) Die cedille ist ein Häkchen unter c (g), welches dann gebraucht wird, wenn
der Buchslabe vor a, o und u wie ein scharfes s lauten soll, wie ehemals in Spanien
die cedilla oder zedilla d. h. das kleine z und noch jetzt im Portugiesischen; so
in fa(^-on, pronon(;a, repis, fran(^ais; afr. caindre, cancon, eou (d, i. ce).
2) Die sogenannten Accente werden ohne ein durchgreifendes Prinzip an-
gewendet.
a)Der accent aigu steht auf dem geschlossenen e (fermc) in der offenen d. h.
nicht von einem Konsonanten geschlossenen Silbe, wie in bonte, etc, eternuer,
aime-jef desapprendre, deshonorer; doch duldet er das s der Flexion nach sich
wie in les des, aimcs, so wie das stumme e in aimee, aime'es. Man setzt ihn bis-
weilen nicht auf Fremdwörter, wie veto, vade-mecum, forte-piano u. dgl.' Man
schreibt noch heute evenement neben avenement (beides Acad. 1878), completement
(Subst.) neben completement (Adv.) (beides Acad, 1878) u. s. w., und schrieb
8 Erst. Tbl. Lautlehre. Erst. Absein. Das Wort etc.
cortege, colleije u. s. w. {Acad. 1835) neben cortege, College u. s. w.; die letztere
Schreibweise ist 1878 auch von der Akademie angenommen worden. Die Akademie
schreibt jetzt auch orfevre (früher orfevre) u. dgl. m. Mit der Laune der Aus-
sprache hängt es zusammen, dass man religion und daneben irreligion, religieux
und daneben irreligieux, recevoir und reception schreibt. Zur Begriffsunterschei-
dung dient er zugleich in reformer und reformer u. a.
b) Der accent grare steht meist auf dem offenen e {e ouvert), welchem ein ein-
facher Konsonant oder mehrere untrennbare Konsonanten mit stummem e folgen,
so wie auf dem e in der mit s geschlossenen vollen Silbe: premihre, cinqvieine;
pere, celebre, menerai, succes, acces, tres, es (d. i. en les) ; doch steht er nicht in
mes, tes, ses, ces u. a., die nicht minder ein e ouvert hören lassen. Zur Andeu-
tung des Begriffsunterschiedes steht er in des (vgl. des Artikel); aus ähnlichem
Grunde auf einigen a, wie in lä, ga (so auch deVa, degh, voila), ä, zum Unter-
schiede von la, pa, a; auch auf oii im Gegensatze zu ou; endlich in ja, dejä.
c) Der accent circonflexe steht auf langen Vokalen, denen grossentheils früher
ein organisch berechtigtes oder unberechtigtes s namentlich vor /, m, n und t
folgte: apre (asper), eveque (episcopus), govt (gustus), maitre (magistrum), croitre
(crescere), hole (hospitem). — role, afr. rosle (rotuhis) ; flute, afr. fluste (nhd.
flöte); ahie, afr. ainsne (ante natus) ; aimät, afr. aimast; fröne, afr. trosne; doch
wird auch der Ausfall anderer Konsonanten und Vokale die Ursache der Längung:
sur, afr. seur (securus); mür, afr. meur (maturus); und so oft ouhlirai, bakurai,
türai f. oublierai u. s. f. bei Dichtern, galment f. gaiement, während anderswo die
etymologisch begründete französische Länge dadurch angedeutet ist: Drome
{Drama), Guilletres (Gallitae), zone (zöna), thedtre, extreme u. a., dagegen un-
zählige Male die ursprüngliche Länge nicht bezeichnet wird. Auch schwindet im
Neufranzösischen häufig der Circumflex ohne nachweislichen Grund, so in äme,
gräce, dge, vtte (vite Acad.), nöce (noce Acad.) u. m. a. Als Unterscheidungszeichen
für den Begriff' dient der Circumflex zugleich in du, plü, tu, im Unterschiede von
du, plu, tu; tächer zum Unterschiede von tacher, pecher von pecher.
3) Das tröma dient zur Aufhebung der Verbindung von Vokalen in der Aus-
sprache, wie in Saül, Antinoüs, häir, Mo'ise, oui, pa'ien (auch payen geschrieben),
wo die sonst als ein Laut gesprochenen Vokale gesondert gehört werden. So auch
früher in poeme und poete, wo jedoch jetzt der acce«^(/rat'e gebräuchlich ist: poeme
poete. Nach einem auf g folgenden sonst nur die harte Aussprache des g an-
zeigenden M, über i oder e stehend, lässt es auch das u laut werden: ambigu'lte',
contiguite, obgleich das e in solchem Falle stumm ist: eigne, aigue. In Israel,
obwohl hier kein Diphthong vorhanden, zeigt es an, dass nicht etwa einer der
beiden vokalischen Laute verstummt, wie sonst a; nur als e oder e gesprochen wird.
In arguer (d. i. arguer) bezeichnet die Akademie die Trennung der Vokale nicht.
Die Lauttrennung wird übrigens auch durch den Accent zugleich vermittelt, wie
in Phaeton, Briseis, Danae, ae'rien u. dgl.
11. Vokale. Die französischen einfachen Vokallaute werden
theils durch einfache Zeichen, theils durch Zusammensetzung von Vokalen
dargestellt:
a e i (y) u ai (ay) ei (ey) au (eau) eu (oeu, ue und
selbst ce) ou.
Schon das Lateinische gewährt Beispiele der blossen Trübung von Lauten ohne
Diphthongirung durch Zusammensetzung mehrerer Vokale; so waren ae und oe ein-
fache getrübte Vokallaute, die oft unter einander und mit e wechselten: maereo.
§ 12. Aussprache der Vokale. 9
moereo; caecus, coecus; heres, haeres; frenum, fraenum, von denen ae alterthümlich
ai lautet, oe aber zum Theil aus oi hervorgegangen war (vgl. coitus, coetus). Auch
das veraltete ou statt u (jousi st. jussi) scheint so angesehen zu sein; und so steht
auch der eigentliche Diphthong au schon im üebergange zu o. Vgl. Claudius u.
Clodius, lautum, loium, caudex, codex. Die französischen Vokalzeichen bezeichnen
nicht alle verschiedene Laute: oft treffen sie im Laute vollständig überein, wie
z. B. e, ai und ei; dagegen stellen einzelne Zeichen verschieden gefärbte Laute
dar. Die verschiedenen Zeichen für denselben Laut verdanken ihren Ursprung theils
etymologischen Gründen, theils der Ueberlieferung aus einer Zeit, deren grammati-
sches Bewusstsein in der Darstellung der Laute überhaupt noch unklar war.
12. Aussprache der Vokale. Die Grundsätze der Aussprache des
Französischen sind noch nicht hini-eichend wissenschaftlich erörtert, wie
etwa die des Englischen, so dass die Grammatik nicht durchweg auf dem
Boden wissenschaftlicher Ergebnisse fusst. Sie kann diesen Gegenstand
daher nur im Allgemeinen erörtern und sich nur des ziemlich allgemein
Zugestandenen zu bemächtigen suchen.
Das a lautet:
a) wie das deutsche a in Schale: male, aimdmes, vase, nation, hasse.
b) wie a in Schall: ma, ta, lä, glace, aubade, cocagne.
c) nach Einigen ausnahmsweise wie e in ouate {Acad. a); so auch in einigen auf-
genommeiiea englischen Wörtern, wie keepsake (auch Acad. e), lady (Acad. e),
Shakespeare, in denen Andere e sprechen.
Das e hat drei Schattirungen, welche sich in ihrer stärksten Färbung wesent-
lich von einander unterscheiden; zwischen diesen liegen jedoch Uebergangsstufen,
welche theils durch das Zusammentreffen mit konsonantischen und vokalischen
Lauten, theils durch den Wortton und Satzton hervorgebracht werden, wodurch
Vokale nicht bloss quantitativ, sondern auch qualitativ verändert werden können.
S. unten Prosodie. Als Hauptschattirungen des e erscheinen: das geschlossene e
(e fei-me), das offene e (e ouvert) und das sogenannte stumme e (e 7nuet).
a)Das geschlossene e hat im Allgemeinen den Laut des deutschen e in See,
Weh (wobei jedoch von der Länge abzusehen ist):
1. wo es mit dem accent aigu bezeichnet ist: the, ete, celehre; puisse-Je (doch
wird es in dem letzteren Falle mehr zu einem mittleren offenen e, wie früher
bei den Wörtern auf -e'ge; die Akademie schreibt jetzt cortege, piege etc.).
2. in den Verbalendungen er, ier, ez, iez, den Substantiv- und Adjektivendungen
der abgeleiteten Wörter auf er, ier: tuer, avez, etiez, clocher, Beranger, encrier,
so wie in den Substantiven nez, pied, trepied und in assez, chez und et.
3. zu Anfang und im Innern des Wortes meistentheils vor x und Doppelkonso-
nanten wie cc, ff, tt, II, SS (ausgenommen ress- s. unt.) und mehr als einem
Konsonanten vor einer männlichen d. h. nicht mit stummem e auslautenden
Silbe: exaucer, extreme, exces, ecclesiastique, effort, essai, necessite, nettoyer,
edda, Edgar, esclave, Etna u. s. f.
Man nimmt hier meist auch die Verdoppelung des r aus, so wie die Kom-
binationen von r mit anderen Konsonanten, denen mau den Laut eines halb
offenen oder mittleren offenen e zuschreibt. Auch in den übrigen angeführten
Fällen ist ein Schwanken der Aussprache zwischen geschlossenem und mehr
oder weniger offenem e nicht zu verkennen.
4. in lateinischen und einigen anderen fremden Wörtern : credo, veto, alleluia (alleluia
Acad.), Te Deum. forte-piano u. a.
10 Erst. Thl. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
b)das offene e hat mehrere Abstufungen, die sich etwa von dem deutschen hell
gesprocheneu legen bis zu lägen ausdehnen.
Leinen mittleren halb offenen Laut schreibt man dem e vor einem Doppel-
konsonanten mit einer folgenden weiblichen Silbe in mehrsilbigen Wörtern zu:
pelleterie, nettete, cesserai, so wie vor einem r, dem ein anderer Konsonant folgt, vor
männlichen Silben überhaupt: nerveux, vertu, verddtre, chercher u. s. w., und
vor II in Verbalformen vor stummem e überhaupt; renouvelle, chancellera,
appellerez u. s. w. Diesen Laut legt man auch dem e in ähnlichen Fällen bei:
preterons, arreterais etc., doch nicht vor der Endsilbe mit stummem e.
2. einen mittleren offenen Laut hat e in Endsilben, die mit einem oder
mehreren hörbaren Konsonanten auslauten, wie in href, eher, cancer, enfer,
mer^ hiver, Jupiter, autel, ciel, Jerusalem, Alep, est, ouest, acquiers, conguiert,
sers, offert, perds, perd, Rodez, Lopez, ebenso in den Silben mit stummem s:
iiies, tes, ses, les, ces, des^ tu es, il est, so wie im Innern der Wörter, wenn
der Doppelkonsonanz die weibliche Endsilbe d. h. eine Silbe mit stummem e
folgt: Celle, belle, greffe, renne, messe, cessent, presgue, peste, texte, Delphes,
guelgue u. dgl. m.; ferner in err, wenn eine männliche Silbe darauf folgt:
ferrer, terrible, derriere, perroquet u. s. w. Einen ähnlichen Laut giebt man
auch dem e vor der männlichen Silbe: arretassiom, fetons, der sich aber vor
einigen Vokalen, wie namentlich e, i, u, selbst in den geschlossenen Laut des
e verwandelu soll: fete, vetu, preirise etc.; vor dem il oder ill mouille: soleil,
abeille, veiller, meilleur u. dgl. und in den auf et mit oder ohne s schliessenden
Wörtern: decret, gibet, objet, secret, valet, admets, permets u. s. w.
3. Das offene e wird mit vollem offenen Laute gesprochen, wo e den accent
grave hat: acces, des, pere, mere, colere, espece, mene, pese, ebenso mit dem
Circumflex, mit Ausnahme der oben angeführten Fälle: tempete, eire, evegue,
und so auch in den einsilbigen Wörtern auf ier-. hier, fier, tiers, und in err
mit folgender weiblicher Silbe: verre, vierre, gi/erre, il ferre, tu serres, ils
serrent.
c) das stumme e (e muet) oder das unaccentuirte e, womit eine Silbe auslautet,
führt diesen Namen zum Theil mit Unrecht, und lässt dort, wo es vernehmlich
ist, selbst ebenfalls mehrere Schattirungeu zu. Im Gesänge zählt es als volle
Silbe; im Verse ebenfalls, wenn es nicht wegen eines folgenden vollen Vokales
elidirt wird.
1. Ziemlich vernehmlich lautet es in einsilbigen Wörtern, wenn diese sich
nicht proklitisch oder enklitisch eng an andere anlehnen, wie in ce gui i,(^'ki),
ce de guoi (^ed^koua), ne suis-je pas?, gleich einem schwachen eii (ö), wie in
je, ine, te, se, le, gue u. dgl, m.
2. Beim Zusammenstosse mehrerer stummen e in aufeinander folgenden
Silben betont man die erste von je zwei Silben in der Regel stärker und
elidirt das e der zweiten u. s. w., wenn das erste e in einem einsilbigen Worte
steht, wie in il te recevra, je ne le reprendrai pas: gehört dagegen die erste
Silbe einem mehrsilbigen Worte an, so übergeht man diese und betont die
nächstfolgende u, s. f.: il pense gue je te le rendrai. So lautet auch die stumme
Silbe nach donne in donne-le stärker als in der Anlehnung an eine männliche
Silbe in permettez-le-moi. Die Schwierigkeiten, welche Konsonanten bei dieser
Gliederung bieten, können hier Ausnahmen begründen: oü est ce gue je votis
demande?
§ 12. Aussprache der Vokale. H
3. Auch lautet e noch vernehmlich am Ende eines Wortes in einer Silbe, die
mit einem Doppelkonsonanten beginnt, vor einem anderen Konsonanten, oder
wenn sie selber ein s enthält, welches mit einem folgenden Worte eine Bin-
dung eingeht: un angle droit, des arbres ahattus; oder wenn eine Silbe mit
stummem e einer ähnlich lautenden vorangeht: il parle lentement.
4. Am Ende der Wörter nach Konsonanten und Vokalen lässt es den Kon-
sonanten nur voll austönen, den Vokal, den es verlängert, gleichsam ver-
schweben: sabre, merk, phoque — envie, statue, aimce; die stumme Silbe ent
lässt den Konsonanten länger nachtönen: re^oivent, aiinent.
5.1m Innern des Wortes ist es am Wenigsten vernehmbar, indem es dort nur
den üebergang von einem Konsonanten zum andern in der Weise vermittelt,
dass der Abbruch, welcher dem ersten von beiden durch seine unmittelbare
Verbindung mit dem zweiten geschehen würde, abgewehrt wird, wie auch ein
e in der Endsilbe den Konsonanten vor Verstummung schützt: regret, teeret,
appeler, jugement, cela, demain, besoin, brebis, rebdtir, hergeresse, feuilleton. In
den Wörtern, in welchen einem vollen Vokale oder Diphthonge ein e folgt,
dient es lediglich dazu den vorigen Vokal austöneu zu lassen und kann für
vollkommen verstummt gelten; so namentlich in Fnturformen der Verba auf
eer, ier, wer, ouer, ayer, oyer, uyer und anderen Ableitungsformen derselben:
creeroi, prieraient, jouerez, nettoiera, appuierais.
Als stumm betrachtet man übrigens auch das e in der Silbe re zu An-
fang der Wörter vor ss: ressort, ressentir, ressemer; ferner de vor ss in
dessus, dessous, auch in cresson und hesson; doch nimmt man ressusciter, ressuyer,
ressni und rexsif (jetzt meist recif geschrieben) aus, worin ein geschlossenes
oder halb offenes e tönt,
d) ausnahmsweise lautet e gleich a in femme und in den Adverben auf emment,
so wie in nenni, hennir, solermel mit seinen Ableitungen, in denen allen m und
n nur einmal lauten; indemnite, indenmiser spricht man indanmiie etc., dagegen
wie e in indemns.
i oder y, so weit dies vokalisch ist (s. unten), ist:
I)) langes / wie in siehe: primes, prie.
b) kurzes i, wie in dem flüchtig gesprochenen die, doch ohne Verdichtung des
Lautes wie in Klippe n. a.: ici, me'rite, livre, style.
O erscheint:
a)als langes geschlossenes o, welches auch zuweilen gekürzt wird, wie in so:
pole, doiiie, tröne, pose, arrosent, motion, dos, gros, pot.
b)als das sonore o, welches dem Deutschen fehlt, nur in der französischen Ton-
silbe vor auslautendem r (rr) mit folgendem stummem e oder stummem Kon-
sonanten, einigermassen dem englischen o in corps, deport zu vergleichen: en-
core, or, cor, fadore, ils lionorent, hors, alors, je dors.
c) als das kurze offene o wie in offen: soc, orge, carotte, f'ol, re'volte, vorace,
polt, octobre.
Das u ist:
a) entweder langes u wie in kühn, jedoch mit hellerer Aussprache ebenso wie
das kurze u: grue, vue, saluhre, figure, je fusse, fümes, bruler.
b) oder kurzes «.- phane, rase, minute, ferule.
c)in lateinischen Wörtern wie o vor m: triumvir, duumvir, forum, dictum, le
Latium u. a., ebenso in rhum (s. die nasalen Vokallaute).
d)in mameluk (auch mnmelouk geschrieben) spricht man es wie ou (deutsches u) und
so in Fremdwörtern bisweilen.
12 Erst. Tbl. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
ai und ay, insoweit bei dem letzteren nur das vokalische i in Betracht kommt,
theilen die Laute des e:
&)ai (ay) ist gleich dem e in den Verbalendungen der ersten Person: fai, je
fiiürai, fallai u. s. w. (in den fragenden Formen aimai-je, irai-je etc. wird es
dagegen zu einem mittleren offenen e); ferner überhaupt vor männlichen Silben:
aimer, aisement, araignee, faisandeau, raisin, faiblesse, allaiter — auch trainer,
chatneau, nattrai; ausgenommen in der Endung aison. In geai, gai, gaie, auch
gaiment, gaite und quai spricht man ebenfalls e.
b)es hat einen mittleren halb offenen Laut in den Silben der Zeitwörter,
denen eine weibliche Silbe zu Ende, oder der vielsilbigen Wörter, denen eine
weibliche Silbe im Innern des Wortes folgt: j'aime, il maltraite, encaissement,
aimeras (das lange ai soll vor weiblichen Silben, denen noch eine andere männ-
liche folgt, einen ähnlichen, jedoch mittleren offenen Laut annehmen: fraichement,
enchainera) ; vor r mit einer männlichen Silbe: blaireau, mairie, je plairai, eclaire.
c) einen mittleren offenen Laut in der Nominalendung ai: Cambrai, Douai, bai,
balai; vor s und t in Verbalformen: j'avais, il etait, combattrait, il fait, qu'ilait.
d) einen vollen offenen Laut, wo es circumflektirt ist, mit Ausnahme der oben
angeführten Fälle: il platt, chatne, fralche, il enchatne; vor allen stummen oder
lauten Endkonsonanten in nicht verbalen Formen: laid, clair, frais, jamais, Calais,
forfait, paix, Aix; vor einer weiblichen Endsilbe: aide, maigre, doinaine, chai.se,
laiiie, maire, caisse u. s. f., so auch in craie, aunaie, baie u. s. w., aie, etaient,
mangeraient, paie etc.; doch giebt man ihm in mehrsilbigen Nominalformen nur
den mittleren offenen Laut: vinaigre, mauvaise, syllabaire. Endlich hat es den
vollen offenen Laut in der Endung aison: maison, raison, liaison, welcher jedoch
beim Fortschreiten des Tones unentschiedener wird: raisonnement etc.
e) zu einem stummen e ist es in den tonlosen Silben des Zeitwortes faire und
seiner Zusammensetzungen geworden: faisons, faisais, faisiez, so auch in ab-
geleiteten Nennwörtern: bienfaisant, faiseur, infaisable u. a., obgleich die Aka-
demie dies nicht überall angiebt. In feierlicher Rede und auf dem Theater
spricht man ai in solchen Fällen wie e.
ei und ey nehmen in ähnlicher Weise verschiedene Laute des e an:
a)im Innern der Werter vor männlichen Silben wie geschlossenes e: treizieme^
neiger, seigneur, Aveyron.
b) mit dem mittleren halb offenen Laute im Innern der Wörter vor einer
weiblichen Silbe: pleinement, peignerons.
c) als mittleres offenes e vorder weiblichen Endsilbe: treize, neige, reine, teigne,
Leyde.
an, eau lassen das lange geschlossene o hören:
a) als lang vor einer weiblichen Silbe: autrement, jaune, taupe — Beauceron,
(^peautre; und am Ende vor Konsonanten: sauf, Despre'aux — Meaux, rougeaud.
b) verkürzt erscheint dieser 0-Laut vor männlichen Silben und am Ende des
Wortes : aurore, Auguste, automne, auditeur, auxiliaire, noyau, tuyau — Chdteaudun,
beaucoup, beaute, eau, veau, peau, chameau. Doch behaupten Einige die Länge
des eau im Innern des Wortes.
c) ganz wie offenes o lautet au in Paul, Laure, und wie sonores o in Maure
(auch More geschrieben).
eu, cen, ue, oe (die letzteren beiden nur in Verbindung mit il, ill, mouille);
sie haben:
a) den Laut des geschlossenen ü sowohl in langer als kurzer Silbe, obwohl meist
lang, wie in schön, mit dem Circumflex: jeüne, jeunei': in der Endsilbe vor
§ 13. ÜiphlhoDge. 13
einem oder mehreren stummen Konsonanten: rfewa:, vieux, je meus, il peut, hmufs,
aufs; vor stummem c: Heue, rjueue, bleue; im Innern der Wörter meistentheils vor
einer männlichen Silbe, ausser vor Lippenbuchstaben und den soffenannten
liquiden, jedoch in allen mit der griechischen Silbe eu beginnenden; creuser,
Deuteronome, deuxicme, neutralemcnt, Teutons, feudataire — Europe, Eumenide,
euphonie u. s. w. ; vor einer anderen Silbe, welche eu enthält: peureux, heureux,
heureusement ; vor einer weiblichen Silbe, welche nicht mit liquiden Buchstaben
oder mit pl, hl, gl oder v beginnt: Dieuze, erneute, leude, cheuse, neutre, Penta-
teuquex endlich am Ende der Wörter oder in einsilbigen Wörtern: /e«, Eu, feu,
allen, Heu, und hier immer kurz.
b)den Laut eines offenen ö wie in köpfen vor Konsonanten, ausser den TKS-
Lauten: neuf, veuf, seid; ebenso vor weiblichen Silben: aveuyle, meuble, peuple,
ffueule; so auch vor il, ill mouille: cerfeuil, deuit, fauteuü, accueil, orgueilleux,
ceil, (BÜlade, recueillir etc.
c) den Laut eines sonoren ö vor r und rr, nicht bloss in der Tonsilbe: leur,
honneur, beurre, guejemeure, ils pleurcnt, cosur, mmurs, oeuvre, leurrer, effleurant.
d) einen halb offenen Laut vor Liquiden und pl, hl, gl oder v mit männlicher
Silbe: ameublir, heugier, peuplade, seulet, veuvage.
e) den Laut des u («) in den Formen des Verb avoir: feus, feusse, eu etc.
OU ist entweder
a)lang wie in Ruhe: gotit, deyoüt, voüie, roue, je couds, pouls.
b)oder kurz mit einem Laute, der nicht wesentlich in der Tonfarbe von dem u
in Ruhe abweicht: pou, coup, mou, fovdre und vor il, ill mouille: fenouil,
hrouille, grcnouille, houilli.
13. Diphthonge. Man nennt Diphthonge die zu einer Lauteiiiheit ver-
bundenen Vokale, wobei der Laut jedes einzelnen trotz der Verschmelzung
erhalten ist; in dieser Verschmelzung erscheinen vorzugsweise die Vokale
/ und u mitbetheiligt, welche auf der Grenze des Konsonantismus stehen
und in ihrer Verbindung mit anderen zum Theil als konsonantisch
empfunden werden, wie z. B. im lat. qxii (kwi). Am Vollkommensten ist
die Verschmelzung, wenn die Stimme auf dem ersten der verbundenen
Vokale ruht, wie im deutschen Laut; unvollkommener im umgekehrten Falle.
Mit Rücksicht hierauf kann man dem Französischen die vollkommenen
Diphthonge absprechen. Im Französischen ruht nämlich die Stimme, nach-
dem sie den ersten Vokal leicht angeschlagen, nachdrücklich auf dem zweiten,
wobei die Silbe zum Theil fast als Doppelsilbe empfunden, oder der erste
Vokal mehr oder minder auf die Stufe des Konsonanten herabgesetzt wird.
Daher findet man auch bei den hierher gehörigen Lautverbindungen Ab-
weichungen in der Aussprache unter Gebildeten und Volk, Unterschiede
der Behandlungen derselben in der Poesie und Prosa.
Der Ursprung dieser Diphthonge ist von verschiedener Art ; zum Theil sind sie,
wie auch monophthongische Kombinationen (s. unten), nach Auswerfung eines Kon-
sonanten zwischen Vokalen, nach Erweichung eines Konsonanten nach einem Vokale,
oder aus ursprünglich ohne Bindung (im Hiatus) zusammenstehenden Vokalen u. dgl. m.
erwachsen, oder sie sind als Lautverstärkung aus einfachen Vokalen entstanden.
Im Lateinischen waren Diphthongen aller Art überhaupt selten; dahin gehören
ausser au die seltenen eu (seu, eheu, neuter), ei {hei! eia! heic!) und ui (in cui, huic
14 Erst. Thl. Lautlehre. Erst Abschu. Das Wort etc.
bei Dichtern) oder yi in griechischen Wörtern, so wie die "Verbindung von u nach q
und «7 mit anderen Vokalen: aqua, aiiyuis u. dgl. m.; oi wird wie ei in proin, dein
wenigstens von Dichtern einsilbig gebraucht; den germanischen Sprachen dagegen
sind ähnliche Kombinationen geläufig. Wie weit aber die Diphthongirung im
Französischen sich erstreckt, ist eine schwer zu beantwortende Frage. Die Flüchtig-
keit der Rede im gemeinen Leben tilgt durch Diphthongirung gern jeden Hiatus;
wie weit dies zu gestatten ist, darüber haben sich die Sprachforscher in Frankreich
noch nicht einigen können, ja oft ist das thatsächliche Verhältniss in der Umgangs-
sprache kaum festzustellen. Dichter trennen häufig die im gemeinen Leben diph-
thongirten Vokale, so namentlich in Verbal- und Nominalendungen, wie in den
Verbalendungen iez, wenn ihnen ein stummer Buchstabe mit r (br, vr, dr, tr) vor-
angeht u. a. dgl.
\/i. Die hierher gehörigen Verbindungen von Vokalen sind
mannigfach; dahin sind zu rechnen:
ia, iai, iau, ie, ieu, io, iou — oa, oe, oi — oua, ouai, oue,
Olli — ua, ue, ui,
von denen manche selten, andere gewöhnlich diphthongiren. Am Meisten
(ritt die übereinstimmende Diphthongirung in Wörtern ein, wo sie ur-
sprüngliche Lautverstärkung ist; iji Aielen Fällen hat Willkür gewirkt.
Es versteht sich, dass die oben aufgeführten e nicht stumm, sondern ge-
schlossen oder offen zu denken sind. Ein stummes e bedingt nie Diphthongi-
rung, wenn auch ursprünglich eine vokalische Silbe vertretend. —
Wir begnügen uns mit der Aufzählung der thatsächlich am Meisten bewährten
Diphthongirungen, wie sie in der gebildeten Rede vorkommen, zunächst ohne Be-
rücksichtigung der Nasalen.
ia diphthongirt in meist ein- und zweisilbigen Wörtern mit ihren Ableitungen,
wie diable, diacre, fiacre, liard, Hasse, fiaffe, piastre, piano, bestial, milKard,
familiär ite' u. a.
iai in hiais, niais, hiaiser, niaiserie, liaison u. a.
ian in den Endungen iau, iaux: hacaliau, But/iiau, speciaux, allodiaux etc.,
in den Verben miauler, piauler und ihren Ableitungen.
ie diphthongirt mit geschlossenem e in den Verbalendungen mit z, d, ds (doch
nicht von Verben auf ter und ire) : aviez, aimiez, recevriez, assieds, messied; in
Nominalformen vor r, d, z: sahlier, cerisier, fe'vrier, pied, biez; in den Substantiven
auf iers: Louviers, und dem Adverb volontiers; in den abgeleiteten Formen von
diphlhongirten Wörtern wie; tiedir, maniere, pieion, arrierer, empieter; in piete, so
wie in den Endsilben von pitie, moitie, amitie, inimitie: mit offenem e in fier, tiers,
hier; vor Doppelkonsonanten mit folgender weiblicher Silbe und den abgeleiteten
Formen: cierge, vierge, sieste, lierre, pierre, hardiesse, Hesse, Dieppe, vielle, tierfon
u. s. w,; in der Endsilbe iel und den abgeleiteten Formen: ciel, fiel, miel, essentiel,
essentielle, il emmielle; überhaupt in Wörtern mit ie vor einer weiblichen Silbe:
fiere, Baviere, lievre, siede, tiede, huifiemement, siege, piege u. s. f., doch nicht ohne
mancherlei Ausnahmen, z. B. hrieve, hieble, diete u. a. Auch in vieil und allen ab-
geleiteten ist ie theils als ie', theils als ie diphthongirt.
ien diphthongirt, wo es Endsilbe ist, in; Dieu, Heu, pieu, milieu, so natürlich
auch in der Endung ieux: cieux, dieux, Lisieux, Roumieux, und vor stummem e:
Heue, hanlieue.
§ 14. Vokale. 15
io diphthongirt in wenigen Wörtern, wie piot, pioche, viol, Niort, ßole, viole,
violon, violet, curiosite, rational, national, ameliorer \\. a. m.
iou sehr selten, wie in Olioulles (Stadt), la Sioule (Flecken), cioutat, coliou,
Collioure (Stadt).
oa und oe diphthongiren mit dem Laute des oi (d. i. ona), das crstere nur
in joaillier und den Ableitungen desselben, oe dagegen in poele und seinen Ab-
leitungen, coeffe, bol'te mit ihren Ableitungen, jetzt gewöhnlich coiffe, hoite ge-
schrieben; in moelle und seinen Ableitungen: Coesno7i, foerre (oder foarre), foeaw
(jetzt gewöhnlich foiine oder fouane), yoelctte (Littrc goiilette, Acad. goelette).
oi ist mit sehr geringen Ausnahmen, welche durch das Trema auf dem «bezeichnet
werden, wie in egoiser, Zo'ile, htrdisme, überall diphthongirt, entweder mit dem
Laute ouä, wie in: holte, croiire und vor auslautenden Konsonanten, in: doigt,
poids, bois, droit, autrefois, croix, froid, poil, espoir, »liroir, und so auch vor
stummem e im Auslaut: foie, oie, deploies, soient, aboient u. s. w. ; oder wie oua
in: aboi, coi, foi, roi, toi, soi, etoile, moine, oiseleur, adroite, eloignement, roitelel,
oiseau, toiktte u. s. w.
oi ist im neueren Französischen zum Theil zu dein einfachen Laute des ai,
dem es früher dialektisch gegenüberstand, heruntergesunken, und hat allmählich in
einzelnen Verbal- und Nominalformen dem ai weichen müssen. So in den Verben
auf oitre: paroitre, connoitre etc., jetzt connaitre etc., und den Ableitungen: con-
noissance u. s. w.; ebenso in foible, foiblir u. s. w.; in den Verbalendungen ois etc.,
wo es jetzt durch ais etc. ersetzt wird; endlich in vielen Nominalformen auf ois,
wie Anglois, Ecossois, Lyonnois u. s. w., wo jetzt ebenfalls ais geschrieben wird.
Daneben kommt allerdings noch mit alter Aussprache die Endung ois vor, wie in
Hongrois, Vatidois, Cartbaginois, Chinois, Ge'nois u. a. Jene sogenannte Voltairo-
sche Schreibart schlug schon 1668 der Grammatiker de L es dache und 1675 der
Parlamentsadvokat Berain zu Rouen vor; auch der Grammatiker Latouche (Art
de bien parier fran^ais, 1694) erklärte schon, dass cbanlois, chanterois wie chantais,
chanterais zu sprechen seien. Die Akademie hat 1835 diese Aenderung in ihrem
Dictionnaire sanktionirt. — Gegenwärtig schreibt man noch oft barnois, roide,
roidir, rotdeur, neben harnais, raide, raidir, raideur, und spricht sie gleichwohl
meist mit dem Laute ai".
oua diphthongirt mit dem Laute oua in pouah! couard, gadouard u. a., bivouac
(volksthümlich bivac), gouache, fouace, ouate (auch ouete gesprochen), pouacre, und
im Verb fouailler.
onais wohl nur in ouais! ouaiche, douairier.
oue (mit den Lauten oud und oue nach den für e geltenden allgemeinen
Regeln) in ouest, fouetter und seinen Zusammensetzungen, pirouetter; in den nicht
nasalen couenne, couenneux, rouennerie lautet es wie oua.
oui diphthongirt in der Bejahung oui, in Substantiven auf oui, ouis: coupoui,
vambouis, Evouis, Louis, auch Louisbourg, Louisiane, und in einigen Wörtern vor
einer mit n beginnenden Endsilbe: fouine, gouine, drouine, baragouiner u.dgl., auch
les Malouines (Inseln).
na, ue und ui werden, mit Ausnahme des letzten Diphthonges, fast nur bei
dem Zusammentreifen eines u nach // und y mit einem folgenden a, e oder i mit
dem Laute oua, oue, oui, jedoch mit Hinneigung des ou zu u vor e und i, diph-
thongirt, und zwar meist in fremden dem Französischen nicht völlig assimilirten
Wörtern, So findet sich ua diphthongirt in Alguazil, Guadalquivir, Guadeloupe,
Guadiana, Guatimala, Guardafui, couguard, iguane, Jaguar d, lingual, sublingual,
linguatule, — c'quateur, äquatorial, aquatique, loguace, loquacite, quadrupede,
16 Erst. Tbl. Lautlehre. Erst, Abschn. Das Wort etc.
quartz, sqiiale, squammeux und manchen mit quadra-, quadri-, quatri-, quater-,
quinqua- beginnenden Wörtern, so wie anderen modernen Wörtern aus dem Latei-
nischen; ue nach q in loqvele, querimonie, querquetulaires, quinque, quinquereme
und anderen mit quinque beginnenden Wörtern, Uquefaction, equestre, questeur,
questure; ui häufig nach g und q: Guise^ Guizot, le Guide, Aiguillon, aiguille
(acucula f. acicula) mit allen abgeleiteten, aiguillee u. s. f., aiguiser (von aigu,
acutus), aiguisement, comanguinite, inguinal, inextinguible, Ungutste, linguistique, und
in anderen lateinischen Wörtern, aqttilaire, disquisition, Aquile'e, quiet, quietisme,
quietiste, uhiquiste, ubiquitaire, quinaire, quirinal, equitation, equiangle, equidifferent
und anderen mit equi- zusammengesetzten Wörtern.
Die Diphthongirung des ui ist aber ausserdem nach anderen Konsonanten sehr
gewöhnlich, mit Ausnahme der Wörter, in denen den Endungen ite, itif, isme, isie
unmittelbar ein « vorangeht; so z. B. am Ende der Wörter celui, ennui, essui, e'tui;
ferner vor Konsonanten: juif, muid, cuir, fuir, fruit, huit, minuit; vor einer weiblichen
Silbe: iuile, fluide, ruine, cuire, nuire, cutsse, ensuite, conduite, fuite, puisque, und
überhaupt im Innern der Wörter auch vor einer männlichen Silbe: puissant u. s. w.
15. Die nasalen Vokallaute. Schliessen die nasale n Konsonanten
n und m eine männliche Silbe, wenn auch in Verbindung mit nachfolgenden
stummen oder hörbaren Konsonanten, so entsteht in der Regel eine Nasalirung
des vorangehenden vokalischen Lautes, welche jedoch gewöhnlich aufhört,
weim derselbe nasale Konsonant verdoppelt ist, aber nie eintritt,
wenn der dem Vokale folgende nasale Konsonant die folgende Silbe an-
hebt. Es giebt sowohl nasale Vokale als nasale Diphthongen; sie sind
entweder lang oder kurz.
Die nasalen Vokale sind: an, am, en, em.
in, yn, im, ym, ain, aim, ein, eim.
on, om.
un, um, eun.
Die nasalen Diphthonge: ian, ien, ion, oin, ouen, ouin, uan, ouin.
Bei der Aussprache dieser Laute ist zu bemerken, dass sie zwar durch die
Konsonanten ursprünglich gefärbt werden, aber dennoch keinen Konsonanten hören
lassen, sondern rein vokalisch sind und daher von der Stimme getragen und
gedehnt werden können, wie jeder andere Vokal und Diphthong. Vergleichen mag
man hier die Verdunkelung des lateinischen m am Ende der Wörter, namentlich
vor einem folgenden Vokale, so dass man einen wesentlich vokalischen Laut selbst
in der Prosa vernahm. Die vier ersten vokalischen Reihen sind als Nasalirungen
des a, des e, des o und des u (dem nasalen Verhältnisse des e zu n entsprechend,
wie des eu zu o) anzusehen, und jede Reihe stellt, mit den unten anzuführenden
Ausnahmen, denselben nasalen Laut dar; die Lautfärbung der nasalen Diphthongen
ist lediglich durch den letzten der diphthougirten Vokale bestimmt. Die vier
nasalen Grundlaute werden wir durch an\ in, on und un' für die Aussprache an-
deuten. Theilweise wird die Nasalirung in der Bindung der Worte aufgehoben,
d. h. der angeschlagene Nasenlaut kommt nicht zum vollständigen Auslauten, son-
dern verliert sich in ein schwaches konsonantisches n, etwa darstellbar durch
an'n etc. (s. unten).
an lautet an' : ange, manteau, transport, instance, artisan, brigand: die Nasalität
fällt jedoch fort im Auslaute einiger Fremdwörter auf nn oder ■«.• Kellermann,
Humann, landamman u. dgl.
§ 15. Die nasalen Vokallaute. 17
am lautet an': crampon, champ, ambre, Snmson; die Nasalität hört auf
vor einem folgenden n: awnistie, amnistier, amnios u. s. f., ebenso in einigen Fremd-
wörtern: Amsterdam, /uanster, Kamt(i>)chatka, Ramses, Samland, Adams u. s. vi.; so
wie immer am Ende des Wortes-. Ha7n (Stadt), Abraham, Joram, Priam, Siain u. s. w.;
ausgenommen jedoch Adam, dam und qutdam (spr. kidari).
en lautet theils wie arC : en, cent, gens, encre, encore, enhardir, calendrier,
affluence, Orient, wgredient, dient, audience (wo ien nicht diphthongirt), re'verend,
Laurent, eloquent, souvent, d'Aryens; so auch gegen die allgemeine Regel in ennui
und den abgeleiteten ennuyer, ennuyeux u. s. w. , so wie in ennoblir, enarbrer,
enivrer, enivrement, desenivrer und enorgueillir (spr. an'-no-blir, an'narbre u. s. w.);
in solennel und seinen Ableitungen wird en nur wie a gesprochen (spr. so-la-nele
u. s. w.); ebenso in hennir, hennissement, nenni;
theils wie in' in einer Anzahl von Eigennamen und Fremdwörtern aus dem
Griechischen, Lateinischen und neueren Sprachen im Innern des Wortes: Benjamin,
Penthievre, Mentor, Genseric, Bender, Marengo, agenda, appendice, pentateuque,
pentametre, pentelique, spencer und vielen anderen unassimilirten Wörtern; im
Auslaute französischer mehrsilbiger Wörter auf en: Agen, Dupuytren, Troyen,
Jdume'en; doch hört die Nasalität auf in unveränderten Fremdwörtern, wie
abdomen, hymen, specimen, amen, Bautzen u. s. f.; examen hört man gegenwärtig
meist examin' sprechen, während die früher gebräuchliche Aussprache für affectirt gilt.
em spricht man nasal wie an': embrasure, rempart, ememble, de'cembre, und
so auch gegen die allgemeine Regel in em (lat. in und inde) vor folgendem m;
emmancher, emmener, emmanteler, emmieller, emmiellure u. s. w., nebst remmener,
remmancher u. s, w. Uebrigens fällt die Nasalität fort vor mm in: Emma,
Emmanuel, gemme, dilemine, gemmation u. s. w., und ebenso vor n: Agamemnon,
Clytemnestre, belemnite, Lemnos, indemne, lemming etc., ferner in der Endsilbe em in
fremden Wörtern: Jerusalem, Mathusalem, Hartem, Sem, Sichem, item, requiein etc.,
endlich im Innern mancher Fremdwörter, wie Emden, Kremlin, Nemrod, Memphis,
decemvir, decemvirat u. dgl. m., auch in hem!
In einigen Wörtern giebt man dem em den nasalen Laut in', wie in: sempiterne,
sempiternel, Nuremberg, Wissembourg, Wurtemberg und ähnlichen.
In indemniti', indemniser (spr. in' -da-mni-te, in'-da-mni-ze) hat em den nicht
nasalen Laut am; ebenso in den Adverbien auf emment und in femme.
in, yn stellen überall den nasalen Laut in' nach der allgemeinen Regel dar:
linceul, vinmes, matin, fin, lynx, syntaxe; selbst das lateinische in in in-plano, in-
folio, in-qvarto, in-douze u. s. f. bleibt nasal, obwohl nicht in in-octavo und in
anderen lateinischen Formeln, die nicht das Bücherformat angehen, wie in pace u. s. w.
In den mit in zusammengesetzten französischen Wörtern vor Vokalen und stummem
h wird das n zum folgenden Vokal gezogen und deshalb natürlich nicht nasalirt:
inanime, inhumain, inhabile.
im, ym bewahren ebenso den Nasenlaut in' nach der Regel : simple, Cimbres,
Edimbourg, nymphe, Olympe, thym, Joachim, doch bleibt die Endsilbe im in Fremd-
wörtern sonst unnasal: Ephraim, Ibrahim, Interim, zäim; auch vor folgendem n ist
ym nicht nasalirt: gymnase, hymne.
aiu, aim, eiu, eim haben den nasalen Laut in' : sain, ainsi, vaincre, Ame'ricain
— faim, daim, Paimbozuf — plein, sein, il feint — Reims (spr. Rince) ; so spricht
man selbst Fremdwörter, wie Holstein, le Mein; doch lässt man in Namen, wie
Manheim, eim gleich eme lauten (spr. Maneme).
on ist regelrecht 074'; bonhon, jonc, long, bondir,rencontre, Milton; vor stummem
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 2
lg Erst. Thl. Lautlehre. Erst. Abschii. Das Wort etc.
h wird es natürlich iinnasalirt zur folgenden iSilbe gezogen: bonheur, bonhomie (spr.
bo-neur etc.).
om ist ebenso o«'; nom, renom, plomb, Colomb, ponipe, denombrer, comte,
Dom front, Domremy; vor n bleibt es unnasalirt: somnambule^ automnal, omnipotent,
Omnibus; auch in der Interjektion hom! sowie in modernen Fremdwörtern: Tom,
Epsom etc. In mitomne lautet m nicht.
nn hat:
entweder den Nasallaut «»': un, commun, brun, lundi, emprunter;
oder den Laut on' im Innern von Fremdwörtern aus dem Lateinischen und
modernen Sprachen.- unguis^ Dunquerque, junte, Tunquin, nuncupatif ii. a., so auch
in punch, le Sund, Stralsund; oder den unnasalen m«: tunnel, Munchhausen, Brunn;
oder den nicht nasalen Laut oun (deutsch un): Salzbrunn, Schoenbrunn, Brunnen.
um lautet ebenso:
theils un\ in humble, parfum;
theils ora', meist in unassimilirten Fremdwörtern: lumbago, resumpte und
resumption (theologisch), rumb, Cumberland, Norlhumberland, Hunibert, Humboldt,
üumphroy u. a.
ferner unnasalirt gleich om (ome) in lateinischen Wörtern, wie centumvir,
duumvir u. a., namentlich am Ende: album., dictum, factum, factotum, forum,
maximwn, museum, opium, pensum, Latium etc.; ebenso in dem englischen rhum
(oder rum).
euu, wie wi' lautend, ist selten; wohl nur in a jeun und Meun (oder Meung).
Nasale Diphthongiruugeu sind nur in einzelnen Verbindungen von Vokalen
geläuüg.
ian mit dem Laute ian' wird selten diphthongirt,wie in diantre, viande, viander,
viandis, den Substantiven ne'gociant, mendiant, mendiante, dem Adjektiv confiant und
in confiance, während sonst in diesen Verbindungen zwei Silben deutlich gehört
werden; am Ende der Wörter ist jedoch ian oft diphthongirt: pian, Banian, Saint-
Chinian, obwohl Eigennamen, wie Florian, Ossian davon ausgenommen sind.
ien diphthongirt selten mit der Aussprache ian\ so nur ausnahmsweise in
escient, patient, impatient, assiente, fiente, und demnach auch in patience, impaiience,
patienter, impatienter, fienter, science und conscience;
dagegen iin' ausgesprochen, diphthongirt es am Ende überall in einsilbigen
Wörtern und in der Endsilbe ien: bien, chien, lien, mien, rien, Athenien, Chretien,
Quintilien, in Zusammensetzungen, wie: bientot, chiendent, und als Lautverstärkung
in den Zeitwörtern tenir und venir: tiens, parvient, retiendrez. In arien und einigen
Eigennamen: Gallen, Adrien, Mollien, bildet ien zwei Silben; in Enghien spricht
man ien gleich m' (An'-ghin'). Dichter gebrauchen die Endung ien oft zweisilbig
(i-in^).
ion diphthongirt mit dem Laute ion' in den Verbalformen der ersten Person Plur.
auf ions, mit Ausnahme der ersten Person Plur. des Präs. Indik. und des Imperativ
der Verba auf ier: etions, avions, aimions, finissions, doch diphthongiren die Präsens-
formen des Indikativ wie die des Imperativ in estropions, negocions, remercions;
ebenso diphthongirt die Substantivendung io7i, jedoch nicht, wenn ihr die Laute b,
ph, V, einfaches l, r und d vorangehen: suspicion, re'gion, million, billion, opinion,
pion, espion, confusion, demission, direction, reflexion — also nicht in Albion, llion,
curion, ludion etc. Lion ist in der Umgangssprache einsilbig, wie die Endung in
gavion und gabion; in Endymion, Boe'dromion, Parmenion, Scipion, Sion, Jxion,
Jasion, Ephestion ist die Endung zweisilbig.
oin diphthongirt immer, ouin' lautend: loin, moins, poindre, accointance; die
§ 16. Vokalisatiou v. dem jotirten Schmelzlaute /. § 17. Verstumm, v. Vok. 19
Aufhebung des Diphthongs nmss immer durch das Trema bezeichnet werden, wobei
übrigens die Silbe in nasal bleibt: Alboin, coincider.
onen, wie ouan' zu sprechen, ist Diphthong in Ronen, Saint-Ouen, Ecouen;
die Nasalität fällt fort, doch mit Beibehaltung der Diphthongirung, in den ab-
geleiteten Rouennais, rouenna'ie, Ecouennais, so wie in couenne, couenneux (spr.
roua-ne u. s. w.).
ouiu (ouin') ist immer Diphthong: marsouin, bahouin, baragouin.
uan (ouan') diphthongirt nur in einigen "Wörtern nach y und q: guanches,
paraguante, quantum, quanquam (spr. couan'tom, couaij'couam).
Hill (ouin') ist in den Wörtern: juin, suin, suint, suinter, suintement und
Zuingli (oder Zuingle; auch Zwingli, Zwingle mit w statt «J Diphthong, ausserdem
nur nach q in qvinque, quinquennium, quinquennal und abgeleiteten, quinquagenaire,
quinquagesime, quinquangnle, quinquerce, quinqve'dente, qiiinquereme, quindecagone,
quinde'cemvirs, qiiintil, quintuple, quintupler, Quinte-Curce, Quintilien, quintette u. a.
Iß. Vokalisation vor dem jotirten Schmelzlaute 1. Steht vor einem ein-
fachen l am Ende, oder II im Imiern des Wortes der Vokal i, so entsteht
in vielen Fällen (s. unten 1) der jotiite Schmelzlaut des l (l mouille), welches,
ursprünglich als Ij aufgefasst, jetzt fast allgemein wie deutsches j oder
französisches y lautet, und vor welchem das i als Vokal gesprochen wird.
Geht aber dem i noch ein anderer Vokal oder Diphthong voran, so ist i
nur die Andeutung des verschmolzenen konsonantischen Lautes und jener
Vokal oder Diphthong lautet allein vor demselben.
ail, detail, soleil, cerfeuil, fenouil, juillet, bdiller, abeille, feuille, bnrbouiller,
vieiUard (spr. ay\ detay', soleg' u. s. w.).
In diesem Falle stehen ce und ue dem eu dem Laute nach gleich-. cb<7, oiillei,
cueillir, orgueil, orgueüleux.
1 7. Verstummung von Vokalen. Die völlige Verstummung eines Vokales,
welche seiner Abwerfung gleich kommt, ist eine im Französischen alhnählich
fortgeschrittene Verkürzung des vokalischen, etymologisch berechtigten
Elementes, zum Theil durch das Uebergewicht der Tonsilbe veranlasst, zu
welcher die Stimme eilt (vgl. renard, jugement, appeler), zum Theil durch
eben dies Uebergewicht, welches dem nachfolgenden nnbetonten Vokale
mehr oder weniger von seinem Werthe entzog (vgl. aitne, aiment., aimee,
amie), zimi Theil durch die Neigung zur Aufhebung des Hiatus (vgl. Jean,
Jeanne etc., afr. Jehan etc., aout, clouerons, appuierais), endlich durch nach-
lässiges Uebergehen eines Vokales zur bequemeren Verbindung mit einem
folgenden Konsonanten (wie in oignon u. dgl.).
Das Verstummen des e ist oben ausführlicher erörtert; dahin gehört auch die
Verbindung von eau, eou, worin e nicht lautet. Auch wird e in Jean, Jeanne etc.,
so wie in der Verbindung ae nicht gehört in Maestricht (oder Maestricht), Maelstrom,
a,\xch in Stael, und in den nasalen: Caen, Jaen, Saint-Saen, Decaen, so wie in dem
nicht nasalen Caennais, und in Enghien.
<a ist in (B stumm; ausserdem in aout (aber nicht in aoüter, aoüteinent, aoüteron;
so Littreu. a.; Acad. 1878 giebt für aoüi beide Aussprachen und spricht a in aoüter,
aber nicht in aoüteron), taon, Saint-Laon, Mon^aon, auch in aoriste, jedoch von
wissenschaftlich Gebildeten mit den beiden Lauten a-o-risl' gesprochen, ferner in
Saone, Naours, Chaource, Faouet, saoül, saoüler (jetzt gewöhnlich soül etc.),
curafao, toast, toaster (auch geschrieben toste, toster).
2*
20
Erst. Tbl. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
i ist stumm in Montaigne, meist in moignon, poignant, poignee, poignet, ernpoigner,
poignard mit seinen Ableitungen, immer in encoignure, Coignet, Coigny, oignon, poireau
(auch ognon, porreau geschrieben), in der Umgangssprache auch in douairiere.
0 verstummt in ce, in faon, paon, Craon, Craonne, Laon, Saint-Ilaon und den
Ableitungen faonner, paonne, paonneau (doch nicht in paonfnjace), Laon(n)ais,
Craonnais, Demophoon, Laocoon, Berg-op-zoom.
Stumm sind e und u auch da, wo sie als Hülfszeichen zur Bestimmung der
Aussprache von Gaumenbuchstaben dienen, wie e in doucedtre, niorceau, monceau,
geolier, pigeon, fatiguer; ebenso w nach q, wo es, mit Ausnahme von pi^wre, immer
auftritt und nur in einzelnen Fällen (s. oben) laut wird. Das u als ursprüngliches
Hülfszeichen für die Aussprache drängt sich aber oft auch da ein, wo es nicht
mehr uothwendig ist, z. B. in fatigua, naviguais etc. als Flexionsformen von fatiguer,
naviguer; doch auch in aiguade, aiguail, aiguayer (von aigue lat. aqua), Paraguay u. m. a.
18. Konsonanten. Die dem lateinischen Alphabete entnommenen
französischen Konsonanten sind ihrem lateinischen Laute bei Weitem nicht
alle treu geblieben; die historische Entwicklung dieser Abweichungen ist
bisher nicht aufgehellt, doch ist sie nicht ohne Analogie in anderen Sprach-
familien und zum Theil aus physiologisch erklärlichen Uebergängen und
Vertauschungen der Laute zu begreifen. Da hierbei nun die überlieferten
Schriftzeichen theilweise, und zwar namentlich die der Kehllaute, ihrer
Stellung im Lautsysteme entrückt sind, so stellt sich das französische Laut-
system in seiner Konsonantenschrift in folgender Weise dar:
unterbrochene.
harte weiche nasale
continuirliche.
harte weiche halbvokal.
flüssige.
Lippenlaute oder Labiale
P b
m
f(ph) Y(w)
Zahnlaute oder Dentale
t(th) d
n
s (c) z (s)
ch j (g)
1 r
Kehllaute oder Gutturale
c(kqch) g
h y
X, eigentlich es oder gs, ist ein zusammengesetzter Laut, der im Französischen
die doppelte Natur des s wie des c (g) theilt und in welchem der c {g)-hdi\xi zum
Theil verstummt.
Die sogenannten unterbrochenen (explosiven) Laute haben ihren Namen von
der Schliessung und Wiederöffnung des Mundes bei ihrer Bildung; die continuir-
lichen (frikativen) heissen so, weil sie durch keinen Schluss unterbrochen und als
fortdauernde Reibung (Geräusch) empfunden werden; die flüssigen (liquiden) nehmen
an beiden Eigenschaften in gewisser Weise Theil.
In der Erörterung der einzelnen Buchstaben werden wir, um der Wieder-
kehr derselben Buchstaben an verschiedenen Stellen vorzubeugen, von dem Lautsystem
in so weit absehen, dass wir folgende Buchstabenreihen nach einander betrachten:
1. die nasalen und die flüssigen Buchstaben (n, m, l, r), die man auch wohl
gemeinschaftlich die flüssigen genannt hat, weil auch dem n und m in ihrem
Anheben Kontinuität des Lautes gestattet ist und ihre Beziehung zu / und r durch
theilweisen Uebergang und Verwandlung in diese thatsächlich feststeht.
2. die Lippenlaute: p, b, f (ph), v (w).
3. die Zahnlaute; t, d, s, z (mit dem Mischlaute x), j.
4. die Gaumenlaute mit ihren Uebergängen in die Reihe der Zahulaute:
c, k, q, ch, g, h, y.
§ 18. Konsonanten. Aussprache der Konsonanten. 21
Die Aussprache der Konsonanten:
1. die nasalen und flüssigen Buchstaben n, m, 1, r. üeber m und n vgl.
die nasalen Vokale und Diphthongen.
n, wo es nicht in den nasalen Vokal aufgeht (s. oben), steht dem deutschen
n gleich, also im Allgemeinen zu Anfang der Silben, zwischen Vokalen, und vor
n: nid, inegal, ennemi. In dem Worte miniature werden ni wie sonst gn gehört
(gleich mignature), oder vielmehr ia diphthongiren auch hier (s. oben).
m, wenn nicht integrirender Bestandtheil eines nasalen Vokales (s. oben),
lautet wie das deutsche m im Allgemeinen zu Anfang der Silbe, zwischen Vokalen,
und vor n: monde, amitie, Agamemnon,
1 lautet:
a) wie das deutsche / überall, wo es nicht jotirt verschmolzen (mouillirt) ist,
zu Anfange, im Innern und am Ende vieler Wörter: la, lettre, malade, syllabe,
Idylle, nul, seul, calcul.
b) mit dem jotirten Schmelzlaute (s. oben), welcher sich etymologisch
meist auf / oder // vor einem 1 (oder e) mit folgendem Vokale, so wie auf
Assimilation eines Kehl-, Zahn- oder Lippenlautes mit / gründet, aber auch
über diese Sphäre hinaus gegangen ist (vgl. Gavaillon lat. Cabellionem, Marseille
lat. Massilia, vaitle lat. valeat, oreille lat. auricula, seille lat. situla u. dgl. m.;
s. unten).
«. am Ende einiger Wörter auf il mit vorangehendem Konsonanten: connil,
fenil, gresil, gril (in der ünterhaltungssprache verstummt hier das l), mit
(Hirse), yeril, ^ri7(auch trille geschrieben); oft auch avril, bahil, eil (s. unten).
ß. am Ende der Wörter, wenn il die Laute a, e, eu, ce, ue, ou vor sich hat:
7nail, conseil, vieil, fauteuil, ceil, accueil, fenouil etc.
y. im Innern der Wörter in der Silbe ill, der ein stummes e oder ein anderer
Vokal folgt: fille, cedille, chenille, cillement, billard, cabillaud.
(T. im Innern der Wörter, wo dem /// ein a, e, ie, eu, ce, ue, ou vorangeht: futaille,
abeille, vieillir, bataillon, meilleur, feuillage, grenouille, bouillir, fouailler.
f. am Ende und im Innern der Wörter stellt ilh in einigen alterthümlichen
Wörtern, besonders Eigennamen, den jotirten Schmelzlaut dar: Vareilh,
Ganilh, Merilhou, Pardailliac ; ebenso wird Ih in gentilhomme, gentilhommeau
und einigen anderen Ableitungen gesprochen (nicht aber in Silhouette).
Dagegen lautet (7 mit dem ächten Laute des / in den Wörtern //, fil, 111,
mil (Zahlw.), Nil, sil, vil, alguazil, Abigäil, beril, bissextil, Bresil, civil, exil,
morfil, octil, langve d'dil, penil, pistil, profil, pueril, quintil, sextil, subtil, viril,
volatil und poil. Nach der Akademie (1878) werden avril, babil, eil gleichfalls
mit dem ächten Laute des l gesprochen (nicht jedoch, wie Einige wollen, peril;
s. oben). So ist auch il in dem Plural gentilshommes nicht mit dem jotirten
Schmelzlaute zu sprechen (/ verstummt hier, wie auch in gentil, heidnisch).
Ebenso wird ille im Innern mancher Wörter ohne jotirten Schmelzlaut ge-
sprochen, so in tranguille mit seinen abgeleiteten Wörtern, ville mit den ab-
geleiteten und Zusammensetzungen village, Joinville, Granville etc., vaudeville,
codicille, calville, Gille, Lille, Achille, sille, seille, papille, pupille, mille (mit
ihren Ableitungen und Zusammensetzungen), den Zeitwörtern osciller, scintiller,
vaciller, titiller, distiller, instiller mit ihren Ableitungen, stillation, cavillation,
imbccillitc (v. imbecile), pusillanime, pusillanimite, den Adjektiven auf illaire,
wie axillaire, mamillaire etc. Zu Anfange der Wörter ist natürlich ill (vom
lat. assimilirten in) nie mouillirt.
22 Erst. Tbl. Lautlehre. Erst, Abschu. Das Wort etc.
r ist im Französischen wesentlich als Zahnlaut, nicht als Kehllaut zu sprechen ;
das sogenannte grasseyement der Franzosen ist ein Mittellaut, wobei vielmehr
das Gaumensegel als die Zungenspitze vibrirt; es ist besonders in Paris üblich.
Das r lautet als dentaler Konsonant zu Anfang, im Innern und meistentheils
auch zu Ende der Wörter, jedoch besonders mit Ausnahme der auf die lateinischen
Endungen äre, äris, ärius zurückgehenden er, zer, worin r verstummt: rigide,
dore, mer, fier.
2. die Lippenlaute p, b, f, (ph), T (w).
p lautet wie das deutsche p, jedoch ohne das Nachsummen der zu seiner
Hervorbringung nothwendigen Aspiration: paln, capiif, Calypso, Cecrops, rapt,
abrupt.
b gleich dem deutschen 6, aber mit entschieden an einander gepressten
Lippen gesprochen, bleibt auch am Ende der Wörter und Silben weich: bien,
bombe, absinthe, Joab, radoub.
f (ph) lautet dem deutschen scharf artikulirten / gleich, erweicht sich jedoch
zum Theil in der Bindung mit anderen Wörtern (s. unten) zu v. faux^ fleurir,
sauf, chef, nef, bceuf, if, geograpkie.
V (w), mit mehr genäherten Lippen als das deutsche w gesprochen, kommt
vor stummem e dem deutschen w ein wenig näher: valoir, vif, vulgaire, vivre,
vivoter, vivetnent, re^oive; Wolga. In englischen Wörtern spricht man w vor /
mehr wie diphthongirendes ou: Whig, Windsor.
3. die Zahnlaute t (th), d, s, z (x), j.
t (th) hat:
a) den deutschen T-Laut: tete, tonneau, theätre, atlas, athlete, Bothnie, poste,
octobre, corinihien, fat, dot, but, tact. Ueber den T-Laut kann nur vor einem
i Zweifel entstehen; t hat aber auch dort diesen Laut:
«. wenn dem ti kein Vokal folgt; bäti, optimisme.
ß. wenn dem ti (man vergleiche die ähnliche lateinische Aussprache), welches
vor einem Vokale steht, ein s, x oder t vorangeht: hosiie, bestiole, mixtion,
Atiius, flattions, abattiez.
y. in den Endungen der Nennwörter tie, tier, tiere, tiers, tieme: pitie, moitie,
metier, eniier (ebenso im Verb chätier lat. castigare), litiere, Foitiers (ebenso
im Adverb volontiers), pe'nuUieme und aniepenultieme.
6. in der weiblichen Participialform, so wie den daraus hervorgegangenen Sub-
stantiven auf tie (entsprechend dem lat. Ita) : sende, rötie, — sortie, garantie,
partie, wie auch ortie (uriica), sofie (v. sot mlat. sottus), e'pizooiie.
i. in der Verbindung tien mit und ohne folgende Konsonanten, ausgenommen
die Endung tien von Eigennamen und Völkernamen (s. unten): tien, maintien,
chretien, antienne, abstienne; nur quotient, patient, impatient und mathem.
Ausdrücke wie superpartiente, bipartiente (vgl. die lateinische Aussprache)
lassen das t als schaifes s (0 hören (quocient etc.).
C. in den Verbalendungen tions, tiez (mit Ausnahme der Wörter balbutier, initier,
differentier, transmbstaniier , in denen ti überall ci lautet): consentiom,
achetions, sentiez.
b) t lautet wie scharfes s oder p vor i mit einem nachfolgenden Vokale, wie das
lateinische t vor kurzem i mit einem folgenden Vokale seit dem siebenten
Jahrhundert entschieden wie zi lautete, wohl aber auch schon viel früher, da
der Lapidarstil in solchen Fällen auch ci für ti bietet. Analog ist also diese
Aussprache, wie schon oben angeführte Beispiele zeigen:
§ 18. Konsonanten. 3. Zahnlaute. 23
ct. in den Endungen tial, tiel, iiaire, tion, tium, tius: partial, substantiel,
penitentiaire, ambäieux, faction, Actium, Aetius, Helvetim.
ß. in den Endungen alle, etie, itie, otie, utie, eptie, eriie (auch mit unanaloger
Uebertragung auf griechische Formen): aristocratie, peripetie, Beotie, minutie,
inepCie, inertie.
y. in der Endung tien von Eigennamen und Völkernamen: Qralien, le Titien,
Helvetien.
J. in den selteneren Verbindungen tie, tia, tio im Innern und am Ende der
Wörter: satiete (satietas), insatiahle, Spartiate, Tatia, Martian, nicotiane,
gentiane, Miltiade, petiole, ratiociner u. dgl. m. In wenigen Wörtern hält
sich der T-Laut: Critias, galimatias, so auch in ceniiare, elephantiasis (doch
auch elepkaiiciasis gesprochen), eiiage, etioler u. n. a.
c) weich wie d spricht man t in Fitz-James u. dgl., auch in Dantzick.
d, wie im Deutschen, doch auch in Verbindung mit anderen Konsonanten
und am Ende, wo es lautbar wird, weich lautend, erhärtet nur in der Bindung
zuweilen zu t (s. unten) : dent, dragon, abdication, adduction, Alfred, Cid.
s hat den zwiefachen Laut eines scharfen p (ss) und eines weichen z (dem
deutschen s im Anlaute gleich); auch im Lateinischen war es zu Anfang und
im Innern der Wörter schäiier als das deutsche s.
a) Es wird scharf artikuiirt (articulation üf flaute) :
«. wenn es zu Anfang des Wortes vor einem Vokale steht, oder in Verbindung
mit den harten Konsonanten p, f, ph, t, c, q, k die Silbe beginnt, so wie
am Ende der Wörter, in denen es überhaupt lautet (abgesehen von der
Bindung der Wörter; s. unten): sable, siede, spirituel, Sforce (Sforza), sphinx,
Strophe, scribe, squelette, — ma'is, fils, laps. Weich ist s in obus (spr. obuze),
ß. im Innern der Wörter nach einem Vokale und vor einem darauf folgenden
der bezeichneten harten Konsonanten, oder nach Konsonanten und vor einem
Vokale, oder zwischen Konsonanten, wenn der ihm folgende ein harter ist:
espion, mosgue'e, — Pkarsale, absence, transir, — substance, perspective.
y. zwischen Vokalen, in zusammengesetzten Wörtern, deren Zusammensetzung
noch empfunden wird, wenn s den zweiten Bestandtheil der Zusammensetzung
lieginnt: Lesueur, Lesage, Lasalle, cosinus, coseigneur, antisocial, aposiopese,
Desaint, Desaix, havresac, entresol, desuetude, preseance, pre'supposer,
asymetrie, monosyllabe, i^rotosyncelle, idiosyncrasie, Melchisedech n. a. Un-
berechtigt lautet es in einigen Wörtern scharf, wie gisons, gisant und anderen
Formen vom afr. gire und gesir, Brisach.
b) s hat den weichen Laut des z (deutsch, s in Anlaute):
ß. zwischen Vokalen: visage, oiseau, Louisen, voisin, auch in Zusammen-
setzungen, die nicht mehr als solche empfunden werden: presomption,
resumption, selbst caquesangue.
ß. zu Anfang und im Innern der Wörter vor den weichen Konsonanten b, v,
in, d, g, h (nicht aspirirt) und l: sbire, svelte, Sganarelle, asbeste, transverse,
Lisbonne, Strasbourg, Malesherbe, le'gislateur.
y. in den mit trans zusammengesetzten Wörtern: transalpin, transitif (doch
nicht in transir und den davon abgeleiteten, auch nicht in Transylvanie) .
J. zwischen / und a: Alsace, balsaiuine, Montalsat.
t. weich ist es endlich auch in Arsace, Israel, Israelite, Bethsabee, asthme,
isthme und ihren Ableitungen.
Vor c und ch lautet s überhaupt nicht: scene, seience, schisme; in schene,
schenobate ist der Anlaut sk gleich.
24 Erst. Thl. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
z, ursprünglich ein griechischer Doppelconsonant, ds oder sd, lautet schon
im Lateinischen oft wie ein weiches s, und im Französischen:
a) wie weiches s zu Anfang und im Innern der Wörter: zenith, gazon, suzerain,
und am Ende des Wortes gaz, wie der Eigennamen Achaz, Boz, Buloz, Vera-
Cruz. Im Altfranzösischen erscheint es oft statt s im Auslaute.
b) als scharfes s ff, ss) am Ende der Wörter, in denen es nicht verstummt, meist
Eigennamen und Fremdwörter: Metz (spr. mece), Retz (spr. rece, doch nach
And. re), Seez (nach And. se), Cortez, guartz.
Xj ursprünglich Doppelkonsonant, im Lateinischen aus es, aber auch nament-
lich aus gs hervorgegangen, lautet:
a) wie ks:
a. im Allgemeinen (s. unten die Ausnahmen) zwischen zwei Vokalen und am
Ende der Wörter, in denen es nicht verstummt : axe, luxe, Alexandre, Ajax,
Gex, prefix, sphinx.
ß. vor Konsonanten im Innern der Wörter, namentlich auch in der Vorsilbe ex:
exclamation, expansif, inexpansif, inexpugnable, Sixte, sextuple.
y. zu Anfang ungebräuchlicher und nicht volksthümlicher Wörter, wie Xiphias,
xyste u. dgl.
b) wie gz:
«. zu Anfang bekannter, aus fremden Sprachen entlehnter Wörter, wie Xenophon,
Xanthippe, Xerxes (auch Xerces), le Xanthe, Xavier, Xe'res (nach And. spr.
ke'-), Ximenes (nach And. spr. ki-), auch im Innern der Wörter, so im ersten
X von Ariaxerxes (auch Artaxerces, Artaxerce).
ß. in den Silben ex und hex vor Vokalen und h: exact, examen, coexister,
hexanietre, exhorter; ausgenommen wird von Einigen execrer mit seinen
Ableitungen (lat. exsecrari). Auch in sexa- lautet x wie gz: sexagenaire,
Sexagesime.
c) wie scharfes s (ss) in soixante mit seinen Ableitungen, Auxerre, Auxerrois,
Avxonne, Aiixois, Bruxelles, üxelles, Luxeuil, Saint- Maixent, Flexelles, Fixier,
le Texel (nach And. ks), im zweiten x von Xerxes, Artaxerxes, und am Ende
der Wörter six, dix, Beatrix, Cadix, coccyx; oft auch in Aix (s. unten).
d) wie z (weif hes s, vgl. oben) oder, physiologisch angesehen, wie ein intonirtes,
d. h, durch das Mittönen der Stimme hervorgebrachtes s in den Ableitungen
von deux, six, dix, wie deuxieme, sixieme, dixaiiie, dixieme, dixeau u. s. w., und
zuweilen in der Bindung (s. unten).
e) mit quiescirendem s und blossem Laute des c als k vor einem scharfen c (f) :
exceder, exciter (spr. ekceder etc.).
j hat stets den weichen Zischlaut, entsprechend dem g vor e und i, und ist,
physiologisch betrachtet, ein intonirtes seh: jambon, rejeter. Beide wechseln
oft im Altfranzösischen: gager und gajer, gesir und jesir.
4. die Kehllaute c, k, q, ch, g, h, y.
C hat:
a) den gutturalen entschiedenen Laut des k vor a, o, u und vor Konsonanten, mit
Ausnahme des h: casser, cause, colere, coin, cuirasse, Cneius, sanctuaire, enclume,
czar, accident, wie am Ende der Wörter, wo es nicht überhaupt verstummt:
bloc, caduc, üognac, lac, la'ic, echec, Marc, grec etc. Das Wort czar (auch
tsar, tzar geschrieben) lautet kzar, ähnlich czarine, czarowitz; doch wird von
Einigen tsar oder tzar, von Anderen gzar gesprochen.
§ 18. Konsonanten. 4. Kehllaute. 25
In einigen Wörtern, in denen es sonst am Ende stumm ist, wird es mit
dem i-Laute in folgenden Verbindungen wieder hörbar: franc-alleu, franc-
etable, frane etourdi, franc etrier^ du blanc au noir, de bric et de broc, clerc
ä maiire, cric crac, croc-en-jaml>e, cela fait croc sous la dent, porc-epic, porc
a eiigraisser etc.
b) Es wird zu g erweicht in second und allen davon abgeleiteten Wörter», wie
secondaire, seconder etc.; in der Umgangssprache zuweilen auch in secret,
secretaire \ind den Abgeleiteten, so wie häufiger noch in reine-Claude (s. Littre
u. a.; die Äcad. schweigt in beiden Fällen und entscheidet sich dadurch wohl
für den ^--Laut),
c) Es wird ganz dental und lautet wie scharfes s oder p (ss) vor e, «", «/, wie seit
dem siebenten Jahrhundert und wahrscheinlich schon in früherer Zeit das lat. c
vor i ebenfalls zi lautete, woher das Schwanken in den Endungen itius und icius,
itio und icio, in nuntius und nuncius: ceci, cite, ceux, douceur, Corcyre. Vor den
Vokalen a, o, u lautet es so mit der untergeschriebenen Cedille : fafon, gar^on
(s. oben). Das Altfranzösische verwechselt häufig c und s: sil f. c?7, serixe f.
cerise, und so schreibt das Neufranzösische forcene' f. forsene.
d) Es wird tc/i oder ch (tsch), jedoch auch p in einigen aus dem Italienischen ent-
nommenen Wörtern gesprochen: vermicelle, violoncelle, Crescentini u. dgl. m.
k lautet wie das harte c (k), wechselt im Altfranzösischen oft mit c, g (vgl.
kar, conkerre, kuidierj und findet sich jetzt nur in fremden, der französischen
Sprache nicht assimilirten Wörtern, die zum Tbeil auch aus dem Griechischen
entnommen sind (dem ;; oder / entsprechend): kaleidoscope, kilogramme, Kain-
t(s)chatka, knout; es findet sich auch in Begleitung des c; arack, Stockholm.
q, ausser in piqure und am Ende einiger Wörter stets vom stummem u aus
etymologischen Rücksichten begleitet, welches zuweilen mit einem folgenden Vokale
diphtbongirt (s. oben), lautet ebenfalls überall wie k oder gutturales c; ihm geht
auch zuweilen im Innern des Wortes wie am Ende ein c, wie dem k, voran,
welches für die Aussprache, wie dort, gleichgültig bleibt: quai, quintal, quelconque,
Jacques, la Mecque, grecque, cinq, coq, l'Ourcq, Rufecq, Vicq.
ch, im Lateinischen dem griechischen x entsprechend, während das Alt-
lateinische kein ch kannte (vgl. Cetegvs, pulcer), tritt im Französischen theils als
K-Laut, theils als Zischlaut auf; als sein acht französischer Laut erscheint aber
der letztere, obgleich ihm dialektisch der K-Laut im Altfranzösischen gegenüber-
steht (vgl. chatel und catel, chasti und casti, clianter und canter).
a) Es hat den K-Laut vor Konsonanten und Vokalen, so wie am Ende der Wörter,
namentlich in den aus dem Griechischen, Ilebräischen, Italienischen und
anderen Sprachen aufgenommenen Wörtern, welche nicht volksthümlich ge-
worden und meist der gelehrten Bildung angehören, obgleich auch in einigen
anderen: Chlor is^ Chrysostome, chorege, chorographie, Cli&once, Chersonnese,
Gracchus, Antiochus, archonte, Chaldeen, Cham, inchoatif, patriarchal, Jericho,
chretien, Christ, Christophe, Zacharie, Machabces, nach Einigen auch in dem
biblischen Joachim (jo-a-kime) — Munich, Zürich, Brisach, Roch, yacht (spr. iak).
b) den Laut des seh (articulation chuintante) in allen acht französischen meist
dem Lateinischen entlehnten Wörtern, so wie in einigen aus anderen Sprachen
aufgenommenen, welche jedoch der Nation geläutig geworden sind, ferner in
solchen, die aus Sprachen stammen, in denen cJi einen ähnlichen Laut hat,
wie im Spanischen und Englischen: char, cheval, chien, chose, chute, marche,
plancher — cherubin, Achille, Acheron, Michel (dagegen Michel Angela, Micfiel-
26 Erst. Tbl. Lautlehre. Erst. Abschu. Das Wort etc.
Ange spr. Mikel) , Archimede, archäecte, archidiacre (docb in archiepiscopat,
archiepiscopal spr. arki-), haehique u. a.; selten am Ende: Auch, Puech, Del-
pech, punch. Das seh fremder Sprachen behält diesen ihm ursprünglichen
Laut: Schaf fouse, Schmitz, Kirsch; über das griech. sc/t/s/ne u m. a. s. oben s.
Manches ist hier schwankend, wie natürlich.
g hat wie c eine gutturale und eine dentale Aussprache:
a) als Kehllaut:
1. dem deutschen g entsprechend, lautet es zu Anfang und im Innern der Wörter
vor a, 0 und u und Konsonanten (ausser vor n) : garde, golfe, goitre, guttural,
aigu, grdce, gland, flegme; so auch vor einem zweiten (weichen) g: suggerer,
Suggestion.
2. Ebenso lautet es meist wie g am Ende der Wörter, in denen es nicht verstummt:
zigzag, Zadig, Gog, Magog, joug, Zug, grog, pouding, Young u. v. a.
3. vor e, t hat es diesen Laut, wenn ihm ein stummes u als Hülfszeichen zur Be-
stimmung der Aussprache beigegeben ist: guere, guide, gueule, orgue, langue.
Dies stumme u ist auch sonst ausnahmsweise bei g zu finden (s. oben); über
sein Lautwerden s. oben unter den Diphthongen. In einigen Fällen erscheint
statt gu die Verbindung gh: Daghestan, Enghien, Borghese, Berghen. In Fremd-
wörtern lautet g guttural selbst vor e, i: Engelmann, Gessner, Wrangel. Im
Altfranzösischen wechseln oft gu und gh: guerredonner und gherredonner.
4. als Kehllaut verhärtet es sich zuweilen zu k, so nach Einigen in gangrene, gan-
greneux (cangrena ital. span.) (jetzt meist gan') und bourg (jetzt meist bour),
und wo es in der Bindung vor Vokalen hörbar wird: rang eleve.
5. in Verbindung mit n (gn) bildet es einen nasal gefärbten Schmeizlaut (articulatiun
mouille'e), der sich annähernd durch ng (nj) versinnlichen lässt; die Darstellung
desselben ist im Altfranzösischen sehr verschieden: gn, ngn, nni, ni (vor Vokalen),
auch blosses n (dine, disne f. digne) ; er beruht seinem Ursprünge nach haupt-
sächlich auf lat. gn, ng und ni oder ne (s. unten) : Agnes, signal, ignorance,
seigneur, accompagner, eigne, montagne.
Gleichwohl bleibt in gn das g bisweilen unverschmolzen und behält seinen
gutturalen Laut, namentlich in Wörtern, welche als unvolksthümlich nicht von
der Sprache assimiürt sind, und zwar stets im Anfange von Wörtern: gnome,
gnostique, Gnide etc., ferner in agnat, agnation, agnatique, agnus-castus, cognat,
cognation, cognatique, cognitif, Cognition, recognition, diagnostic, diagnostique,
geognoste, ge'ognosie, igne, ignicole, ignition, ignivore, ignißre, ignicolore, in-
expugnable, magnificat, magnat, Progne, paihognomonique, physiognomonie, regnicok,
stagnant, Stagnation, stegnotigue, syngnaihe u. a.
b) als Zahnlaut:
l.ganz dem französischen j gleichlautend, erscheint g vor e und /: geler, argile,
fangeux.
2. vor a, o und u wird ihm, wenn es denselben Laut haben soll, ein stummes e
beigegeben, welches hier nur die Bedeutung eines Hülfszeichens hat: obligeant,
mangeons, gageure.
3. in ursprünglich italienischen Wörtern lautet es vor i verdoppelt wie dj: Reggio,
arpeggio.
h. Dieser Hauchlaut ist zum Theil im Französischen ganz erloschen, zum
Theil als spiritus lenis erhalten. So entsteht:
a) das rein etymologische, stumme h, welches namentlich in den aus dem Latei-
nischen und Griechischen herübergenommenen Wörtern gefunden wird; es wird
§ 18. Konsonauten. 4. Kehllaute, 27
als überhaupt nicht vorbanden betrachtet und gestattet daher die Bindung
eines ihm vorangehenden Konsonanten mit dem ihm folgenden Vokale: komme
(l'homme), honneur (rhonneur) etc. Auch nach Konsonanten ist /< im Innern
der Wörter stumm,
b) das sogenannte aspirirte h, welches die Elision eines vorangehenden End-
vokales und die Bindung eines Endkonsonanten aufhebt, indess an und für sich
entweder gar nicht oder doch, selbst provinziell, weit schwächer als das deutsche
h vernehmlich wird, wird dem Sprechenden insbesondere dann in seinem Unter-
schiede vom stummen h klar, wenn demselben ein Vokal vorangeht, wie in
le hazard. Es wird nämlich in diesem Falle vor dem aspirirten h das e in-
tonirt und ohne Absatz mit dem a (in ha) durch die Aspiration in Kontinuität
erhalten; diese sofort mit dem Anschlagen des a erlöschende Aspiration ist der
Spiritus lenis, welcher, wie in der Zeitdauer, so in der Lautfärbung sich vom
deutscheu /( wesentlich unterscheidet. Dies h treflen wir vorzugsweise in Wörtern,
welche aus den germanischen und anderen neueren Sprachen ins Französische
übergegangen sind, obwohl auch in einigen anderen, so z. B. in Interjektionen:
ha! hahe! kein! hola! u. dgl., ferner in dem griech. heros (während in dem
abgeleiteten heroine, he'ro'ique u. s. w. stumm ist), hierarchie, hierarchique,
-iguement, harpie, dem lat. haleter, hennir u. a., so wie in Wörtern, in denen
es unorganisch steht: huis (ostium), huit (oc(o), mit den abgeleiteten Formen,
herse (irpex, hirpex), haut (altus), hautain, hurler (ululare), he'risson (ericius),
he'risser, halener (anhelare), ferner in hors (foras). Die hierher gehörigen
Wörter giebt übrigens die neuere Lexikographie gewöhnlich durch Bezeichnung
des h als 'A an. An einzelnen Anomalien fehlt es dabei nicht: so gilt Henri
in der Umgangssprache für unaspirirt; in populärer Sprache sagt man regel-
widrig toile d Hollande, fromage d' Hollande, cuir d'Hongrie. Huit wird überall
nach dix als unaspirirt betrachtet: dix-huit, dix-huitieme ii. s. w.
Im Innern der Wörter bleibt das h der aspirirten Primitiven aspirirt:
deharnacher, rehasarder a. s. w. Einige Grammatiker betrachten jedes h im
Innern der Wörter zwischen Vokalen als aspirirt, wie in cohorte, trahir, und
wohl mit Recht; doch nimmt man souhail, souhaiter aus.
Als aspirirt betrachtet man auch oui, ome, omieme u. s. w., uhlan (auch
hulan, houlan geschr.), ouate, ouir, yacht, yatagan, yole, bei denen auch keine
Bindung stattfindet; ebendarum un, «ne in gewissen Zusammenstellungen, wie:
le un et le deux, un et un, un h un, donnez-m'en un, siir les une lieure.
Am Ende wird h aspirirt in ah! eh! oh! bah! pouah!
y, obwohl auch als Vokal in Monophthongen und Diphthongen erscheinend,
ist daneben konsonantischer Natur und lautet wie das deutsche j. Es ist aber
entweder rein konsonantisch oder vokalisch und konsonantisch zu-
gleich.
a) als reiner Konsonant steht es meist in Eigennamen, so wie in Gattungsnamen,
besonders von Thieren und Pflanzen: Aylaya, Bayadere, Bayard, Fayel, Lafayette,
Lafaye (auch la-fe gespr), Levayer, la Bruyere und anderen Personennamen,
Andaye, Ayen, Bayeux, Bayonne, Biscaye, Cayenne, les Cayes, les Lucayes, Gruyere,
Mayence, Mayenne, Mayet, Royan und anderen geographischen Namen, ayenne,
bayart, bayatte, bayeur, brayette, bruyere, cacaoyer, cayapollin, cipaye, copayer,
harpaye, — und in den Wörtern aigayer (baigner), bayer, drayer, regayer.
b) es hat zugleich die Funktion eines vokaiischen i und eines konsonan-
tischen ^ in Wörtern, worin es nach a, e, o, u auftritt: balayer, effrayant,
28 Erst. Tbl. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
grasseyer, Pleyel, croyance, citoyen, appuyer, ecuyer, essuyiez, jedoch nicht vor
einem stummen e.
c) als doppeltes vokalisches i wird es nur in pays und seinen Ableitungen,
paysan, depayer etc. betrachtet.
19. Verstummung von Konsonanten. Diu Verstumniung von Konsonanten,
theils im Innern der Wörter, theils und besonders am Ende derselben, ist
eine im Französisclien sehr häufige Erscheinung, welche zum Theil in die
früheren Epochen des Altfranzösischen hinauft-eicht, aber im Neufranzösischen
viel weiter mn sich gegriffen hat. Am Meisten sind die Zahnlaute der
Verstummung unterworfen, zumal als Flexionsbuchstaben, und so nament-
lich t und s. Die nasalen Vokale dulden am Wenigsten hörbare auslautende
Konsonanten. Laut werden manche dieser verstummten Buchstaben erst
wieder in der Bindung mit den Vokalen der Worte, welche ihnen folgen.
Im Innern der Wörter verstummen Konsonanten in ihrem Zusammentreffen
mit anderen, namentlich, wo sie selber verdoppelt erscheinen; im letzteren
Falle bewahren die nasalen und flüssigen Buchstaben in ihrer Verdoppelung
am Häufigsten den gedoppelten Laut. Manche Buchstaben, welche das
Altfranzösische auswarf, hat das Neufranzösische aus etymologischen Rück-
sichten wieder eingeschaltet und auch dadurch die Zahl der stummen
Buchstaben vermehrt.
Eine neuere wissenschaftlich schwach begründete Ansicht setzt die Verstummung
aller einfachen Endkonsonanten im Altfranzösischen voraus (Gen in, des Variations
du langage fvan^ais. Paris 1845). In der That wäre nichts wunderbarer als das
Wiedererwachen der von der Sprache aufgegebenen Laute. Sicher ist das frühe
Verstummen des t am Ende, da es oft auch ganz abgeworfen ist; das s war dagegen
höchst wahrscheinlich im 13. Jahrhundert noch nicht verstummt.
1. Verstummung der nasalen und flüssigen Buchstaben n, m, 1, r.
n ist stumm im Innern des Wortes monsieur, im Auslaute nach Einigen in Be'arn.
Verdoppelt lautet es gewöhnlich nur einfach: den Doppellaut bewahren:
annal, annales, annaliste, annale, annoter, annotation, annuaire, annuel, annuite,
annuler, annulation, biennal, Insannuel, decennal, quatriennal, quinquennal, quin-
qiienniu7n, septennal, septennalite, triennal, triennalite, triennat, annexe, annihiler,
annihilation, pennon, pennage, empenner, penniforme, conne, inne, enneagone, enne-
andrie, innocuite, innome, innomine, innover, innovateur, Innovation, pinne, pinnale,
pinnee (adj. fem.) u. a., wie die Eigennamen: Anna, Annam, Annapolis, Annibal,
Annonay (in Frankreich), Brennus, Cincinnaius, Cinna, Ennius, Inn, Linne,
Porsenna, Sennacherib, meist unvoiksthümliche Wörter,
m ist im Innern der Wörter stumm vor n in dem Worte solemnel und seinen
Ableitungen, worin em nur wie a lautet, jetzt meist solennel u. s. w. geschrieben
(spr. ebenfalls so-la-nele u. s. w.), und in der Silbe am vor n: damnation, con-
damner, damnalile etc.
Verdoppelt lautet es gewöhnlich einfach, jedoch hat es den doppelten in-
Laut in allen mit im (lat. im f. in) vor in beginnenden Wörtern: immense, immodeste,
immortel etc., so wie in einigen anderen : Ammon, Emma, Emmanuel, mammaire,
mammißre, gemmation, sommite', nummulaire, rhummerie u. m. a.
1 ist oft vor anderen Konsonanten verstummt, wie in fils, pouls (spr. poij),
aulx (v. ail), Saulnier, und so auch in den Endungen auld, ault, ould, oult, eulx
und oulx, oulf: Arnauld, Chätelleraidt, Sainte- Menehould, Lecouteulx, Javoulx
§ 19. Verstumm, v. Konson. 1. Flüss. Buchst. 2. Lippenbuchst. 29
(jedoch lautet es in Soult); am Ende der Wörter in baril, chartil, chenil, courtil,
coutil, fournil, fraisil, fusil, rncnil, nombril, outil, penil, persil, sourcil, fayol, soiil
und einigen Ei^rennamen, wie Dumenil, Depremenil etc., ebenso in gentil vor
Konsonanten (sonst mouiliirt), in gril nur in der Umgangssprache; gentil ist in
gentilhomme uiouilliit, in gentilshommes ist / stumm. Das / in cul verstummt in
cul-de-sac, cul-de-jatte und ähnlichen Ausdrücken.
Verdoppelt ist / in manchen Wörtern zwiefach hörbar, doch gehört die
grösste Zahl derselben nicht dem Volke, sondern der gelehrten Bildung an. Zu
den gebräuchlicheren gehören: allusion, appellation, helliqueux, constellation,
imbecüliti\ intelligent, intelligence, millimetre, pvpillaire, pusillanime, pnsillanimite,
und einige Verba, wie allecher, allier, alleguer, interpeller, mollifier, instiller,
osciller, scintiller, titiller, vacilkr, rebeller, solliciter, pulluler u. e. a. Ferner
lautet es stets doppelt in den mit assimilirtem il (lat, il - in) vor / beginnenden
Wörtern, wie illegitime, illuminer u. s. w. — In den Endsilben alle, eile, ille, olle,
ulle ist immer nur ein Z hörbar; ebenso in Wörtern, die mit II endigen: Teil,
hill, Saint- Gall u. dgl.
r verstummt am Ende der Wörter in den Infinitiven der Verba auf er, ier,
so wie in den Substantiven und Adjektiven aufgrund ier (lat. aris, ärius), ferner
in vielen Eigennamen, wie Beranger, Berryer, Cuvier etc., auch in Alger, Tanger,
Royer, Monsieur, Messieurs.
Verdoppelt wird es gewöhnlich nur einmal gehört; doch lautet es doppelt
in den Wörtern, welche mit assimilirtem ir (lat. ir - in) vor r beginnen, wie
irrecusable, irreligion u. s. w., in den Futurformen von choir, cjuerir, courir,
mourir und ihren Zusammensetzungen: echerrai, decherrait, acquerrai, conquerrait,
s'enquerront, mourrai, courrais (doch pourrai - pourai), ebenso in den Verben
errer, narrer, abhorrer, corroder und damit verwandten Wörtern: erreur, errement,
errone, erratique, errata, aberration, narration, inenarrable, horreur, horribkment,
corrosion, wie auch in arrogant, concurrent, concurrence, intercurrent, occurrence,
recurrent, terreur, terrible, torrent, torride, torrefier, interregne und minder volks-
thümlichen Wörtern, doch weicht die Sprache des gemeinen Lebens oft davon ab.
2. Verstu mmung der Lippenbuchstaben b, p, f, (ph), v (w).
p verstummt vor t in sept, septieme (doch nicht in anderen abgeleiteten),
cheptel, exempt, prompt, bapteme, baptismal, baptiser, compter, dompter, indomptable,
indompte, exempter, sculpter mit ihren verwandten (ausgenommen exemption,
impromptu), ferner in rompt, romps, temps, corps. Am Ende verstummt p in:
drap, galop, trop, sirop, coup, beaucoup, cantaloup, camp, champ, clamp, Fecamp,
Guingamp l'rop, coup und beaucoup werden bisweilen in der Bindung hörbar.
Verdoppeltes p lautet einfach; doppelt wird es nur in Fremdwörtern
und unvolksthümlichen Gattungs- und Eigennamen gehört, wie in appeter, appetence.
b ist stumm in plomb und seinen Zusammensetzungen und Colomb, auch in
Doubs; übrigens ist es auch am Ende laut, selbst nach dem Nasal in rumb.
Verdoppelt erscheint es überhaupt selten; zwiefach wird es in gibbeux,
gibbosite gehört, sonst nur einfach.
f (ph) ist selten im Auslaute stumm: so in clef, cerf, eteuf, in chef nur in
Verbindungen wie chef-doeuvre; baiufm bceuf gras, insbesondere für die Karnevals-
ochsen, sonst gewöhnlich mit hörbarem /' bonif sale; muf in ceuf dar, frais, feconde;
nerf in nerf de hoeuf und in den Pluralformen bmufs, nerfs und cerfs; desgleichen
in Neufclmteau, Neufchätel, Neufbrisack und in der Endung oulf. In cerf wird
/ gehört, wenn es isolirt oder am Ende des Satzgliedes oder Salzes steht; eteuf
30 Erst. Tbl. Lautlehre, Erst. Abschn. Das Wort etc.
lässt in der Poesie Bindung des / zu. In der älteren Schreibweise fv für v
(briefve u. dgl.) war / natürlich stumm.
Verdoppelt lautet es stets einfach.
T (w) verstummt nie und findet sich nie im Auslaute französischer Wörter.
Das in fremden Wörtern erscheinende w ist am Ende oft stumm: Bulow. Bis-
weilen monophtbongirt es mit einem vorangehenden Vokale: Glascow (spr, Glascou,
doch auch Glasco) neben Glasgow (spr. Glazgo), New- York {spr.Neur); Newton
(spr. Neu-ton'); doch Pauw wird Pove gesprochen.
3. Verstummung der Zahnlaute t (th), d, s, z, x, j.
t (th) verstummt bisweilen im Innern der Wörter zwischen anderen Konsonanten,
in postdate, postdater, postcommunion, post-scriptum und postscript (woriu die aus-
lautenden pt verstummen), auch vor s in Potsdam, mets, entremets, rets, puits,
Nuits, je mets, bats, vets und den zusammengesetzten Wörtern, admets etc.; ebenso
vor z: Retz, Metz, Fe'letz, Cohlentz, Seltz, Hertz. Doch lautet es in Austerlitz,
Strelitz und ähnlichen Wörtern, wie auch in quartz. So wird auch th stumm in
asthme, asthmatigue, isthine, isthinüjue.
Stumm ist t am Ende im Allgemeinen in allen Flexionsendungen der Zeit-
wörter: aimait, faut, fandrait, aient, craint, craignant, feint etc., so wie am Ende
der Substantiva und Adjektiva nach Vokalen und Nasalen, in den Endungen at,
et, it, ot, ut, ait, aut, oit, uit, ant, ent, int, ont, aint, eint, oint \\. s. w., auch in
et. Doch bleibt es hörbar in lateinischen Formen wie exeat, vivat, accessit, et
ccBtera, debet, deficit u. a., in Eigennamen wie Achmet, Albret, Danet, Huet, Japet,
Japhet, Vouet, le Lot, Belzebut, in fat, mat, pat (Schachsp.), fret, net, huit (in
dieser Zahl ist t stumm vor dem von ihm bestimmten Worte, welches mit einem
Konsonanten oder aspirirten h anfängt), aoitt (nach Einigen; jetzt ist t in
diesem Worte meist stumm), cout, grout, but, chut, lut, rut, rtt, subit, prurit,
preterit, net, dot : so auch in fait (Thatsache) und soit (es sei!). Auch nach
anderen Konsonanten ist es gewöhnlich am Ende stumm; doch lautet es in
abject (auch abß gespr.), abrupt, compact, contact, exact, inexact, tact, intact,
correct, direct, indirect, infect, intellect, strict, succinct, moult, apt, rapt, sept
(jedoch hier stumm in dem bei huit angegebenen Falle), concept, hast, est,
ouest, lest, test, zest, le zist et le zest, ost, le Christ (doch nicht in Jesus-Christ,
nach Littre auch nicht in anteehrist; Acad. 1878 schreibt ante'christ und scheint
die Aussprache des st, wie in le Christ durch ihr Schweigen anzudeuten), und in
cobalt, smalt, Indult, whist. Ebenso ist es in manchen Eigennamen laut: Ast,
Bombast, Brest, Pest, Saint- Priest, Alost, Aast, Saint-Just, Barneveit, le Belt,
Soult. — Die Wörter auf spect lauten nach Einigen alle nur auf spec aus, wie
respect etc. Doch ist die Aussprache in Wirklichkeit sehr schwankend; es ver-
stummen auch beide Endkonsonanten, besonders häufig in aspect und respect, in
anderen Wörtern werden dagegen nicht selten beide hörbar.
th fällt am Ende ab in Goth, Ostrogoth, Visigoth, sonst ist es überall hörbar.
Verdoppeltes t wird gewöhnlich nur einmal gehört; in Fremdwörtern lautet
es bisweilen doppelt, wie in guintetto, tutti, Algarotti, Gambetta, Donizetti u. dgl.,
auch in einigen minder populären Wörtern, wie: attique, atticisme, guttural,
litteral, litteraire, litterature, pittoresgue und ihren Verwandten, auch in battologie,
guttifere und littorelle.
d verstummt vor auslautendem s in fonds, remords, lods und in der zweiten
Person der Verben auf dre; am Ende verstummt es in fast allen acht französischen
Wörtern, mit Ausnahme von sud. In fremden Wörtern, besonders Eigennamen,
wird es gehört, wie in ephod und den biblischen Namen Gad, Nemrod, Obed,
§ 19. Verstummunjr v. Kousonanten. 3. Die Zahnlaute. 31
David, auch in Talmud, Bagdad, Alfred, le Cid, Bonald, Gothland, George
Sand, Stralsund, le Sund u. dgl.
In der seltenen Verdoppelung des d werden beide Laute gehört, doch minder
entschieden in der Sprache des gemeinen Lehens: Edda, addition.
s ist iui Anfang und im Innern der Wörter stumm, wenn es vor scharfem
c (p) steht, welches ebendenselben Laut darstellt: scene, science, obscene, lascif,
adolescent, osctller etc.; ebenso vor dem Zischlaute ch, welchem das englische sh
gleicht: schisme, Schaffouse, meschef (gewöhnlich jetzt mechef), Shakespeare; in
der Zusammensetzung von Eigennamen mit der Silbe des (Artikel): Descartes,
Desmoulins, Despre'aux, Destouches, von anderen Wörtern mit dem Artikel oder
possessiven Fürwort: lesquels, desquelles, mesdames, mesdemoiselles, in der Silbe
dis vor ;'; disjoindre und seinen abgeleiteten, in der Verbalform est, in festoyer
und testonner, in Jurisdiction, Jesus-Christ (es lautet jedoch immer in soustraire),
so wie in einer grossen Anzahl von Eigennamen, In denen ein etymologisch be-
gründetes oder unbegründetes s, namentlich vor n, m und /, aber auch vor p, t,
c, q, selten vor anderen Konsonanten, erscheint, wie es in den entsprechenden
Gattungsbegriffen im Altfranzösischen üblich war: Asnieres, Coesnon, Duchesne,
Le Quesnoy, Meusnier, Rosny; — Belesme, Nismes; — l'lsle, Nesle, Praslin; —
Crespy, Lauhespine, L' Hospital ; - La Forest, Le Nostre, Lestode, Menestrier; —
T>uguesclin, Levesque: — Vosges, Hesdin, während das Neufranzösische eine
Menge von verstummten s ausgeworfen hat.
Am Ende ist das s der Verbal- und Nominalfiexion verstummt: o.s, avons,
courus, hovimes, enfants etc., bons, grands, mes, ses etc., lesquels, plusieurs etc.,
ausgenommen in den Pluralformen: us, mosurs und gens (dies jedoch wie der
Singular sens gewöhnlich nur bei einer Pause), auch in tous, wo es nicht vor
einem von ihm attril)utiv bestimmten Worte steht.
Endlich ist es in der grössten Masse der Wörter aller Klassen am Ende
stumm. Indessen ist es auch in einer Anzahl von Wörtern laut geblieben, so
namentlich in einer Menge fremder wie französischer Eigennamen, wie Amasias,
Age'silas, Athamas, Atlas, Blas, Damas, Ladislas, Agnes, Ceres, Verres, Adonis,
Amadis, Eleusis, Semiramis, Tanais, Delos, Lesbos, Andalous (nach And. spr. lou),
Atticus, Germanicus, Venus, Arons (auch Aronce geschr.), le Camoens, Worms,
Ge'crops, Mars. — Bazas, le Calvados, Lions, Mens, Nyons, D'Argens, Rheiins,
Nuits, Cloris, Genlis, Vaugelas, Sieyes oder Sieyes (spr. ci-ese oder cie'-iesse),
Ducis, la Lis; ferner in manchen wissenschaftlichen und technischen Ausdrücken,
wie cholera-morhus, rachitis, lapis, trichiasis, forceps, biceps u. dgl. m., doch
auch in manchen dem allgemeinen Verkehr angehörigen Wörtern, wie aloes,
angelus, argus, as, atlas, blocus, burnous, cens, fils, laps, nia'is, mars, mons (f.
monsieur), oasis, ubus (spr. obuze), omnibus, os, ours, parisis (sou), pathos, rebus,
relaps, sus, vis und lis (jedoch nicht in fleur de lis); ferner in helas! jadis,
gratis, bis (adv., lat. bis), es (en les), plus vor einer Pause oder mit folgendem
que (plus que vous), plus-que-parfait, so wie in plus-petitio7i u. a.
Verdoppelt ist s nur einfach hörbar, etwa ungeläufigere Wörter wie intus-
susception, transsudation, transsubstantiation ausgenommen.
z ist in der Regel stumm am Ende französischer Wörter; als p lautet es in
Luz, Rhodez, Alvarez, Cortez u. a., auch nach t, wie in Metz, quartz, nament-
lich in fremden Eigennamen; als z (weiches s) in gaz.
Verdoppelt ist z nur in italienischen Wörtern: lazzi u. dgl.
X verstummt in jouxte, dixme, dixiner, in Eigennamen wie Dixmude, Sixfour,
u. s. f., am Küde in den Wörtern auf aix, aux, eux, oix, oux, wie paix, faux.
32 Erst. Thl. Lautlehre. Erst. Abscbn. Das Wort etc.
chaux, vietix, jnieux, voix, noix, epoux, Morlaix, Clairvavx, Roncevmtx, Bayeux,
Dreux, Foix u. a., so wie überhaupt, wo x Flexionszeichen des Plural ist:
maux etc. Im Namen der Stadt Aix (en Provence) lautet x wie ks, in Aix-la-
Chapelle wie scharfes s, in Tlle-dÄix gar nicht, nach Malviu-Cazal; nach
Anderen lautet Aix überall wie esse (s. auch Lesaint u. a.).
Als Verdoppelung eines c- oder s-Lautes ist das Zusammentreifen von x
mit p zu fassen, insoweit hier der letzte Bestandtheil des ks (x) in Betracht
kommt; daher verstummt dieser Theil des x vor folgendem p; exciter etc.
j verstummt nie.
4. Verstummung der Kehllaute c, k, q, ch, g, h, y.
C verstummt im Innern der Wörter nach Einigen in arctigue, antarctique;
entschieden in amici und instinct, bisweilen auch in distinct; ferner in lacs, entre-
lacs, echecs und in je, tu vaincs, convaincs u. s. w.
Am Ende verstummt c in Wörtern auf anc: baue, hlanc, flaue, franc,
Franc, in clerc, mauclerc, merc, Ledere, accroc, raccroc, escroc, croc, hroc
(Schleifkanne, nicht in broc [Spiess]), marc, place Saint-Marc, coiignac (aber
nicht in Cotignac), estomac, cric (Winde), e'pic in porc-e'pic, Jone, ajonc, tronc,
caoutchouc, porc, vainc, convainc etc., die jedoch zum Theil in einzelnen Ver-
bindungen wieder laut werden. Tabac und arsenic werden im gemeinen Leben
ohne c gehört; in bec jaune (auch bejaune geschrieben) und bec d'äne, so wie in
arc-bouter und abgeleiteten, arc-doubleau, arc-droit, arc-rampant verstummt c
ebenfalls. In donc lautet c namentlich nur, wenn es nachdrücklich an die Spitze
des Satzes tritt, oder in der Bindung im gemeinen Leben.
Das gutturale ch (= k) verstummt nur in almanach, lautet aber in der
Bindung (almanach interessant).
Das entsprechende q verstummt in coq d'lnde, wie nach der provinziellen
jetzt veralteten Aussprache im Plural coqs, am Ende in dem attributiv ge-
brauchten cinq vor Konsonanten.
Als Verdoppelung des gutturalen c ist nicht bloss cc, sondern auch cq und
ck zu betrachten; überall wird hier nur ein Kehllaut gehört: accabler, acquerir,
Necker. Ausnahmsweise lauten beide Gutturale nur in Fremdwörtern, wie dem
lateinischen peccata u. s. w., auch in peccahle, peccant, peccadille, Feccadilly.
Wenn in der Verdoppelung cc das zweite c den Sauselaut p (scharfes s)
darstellt, so sind beide verschiedene Laute (k und s) hörbar: accepter, succeder.
g verstummt im Innern der Wörter Magdeleine (auch Madeleine), Magde-
lonettes (Gefäugniss zu Paris), in doigt, vingt und ihren Ableitungen, Gingt, legs
(le), prelegs, sangsue, tungstate, tungstene, tungstique: vor n in ülugny, Regnard,
Regnault, signet, Compiegne und in Augsbourg (ozbour).
Am Ende verstummt g im Allgemeinen, namentlich nach Nasallauten (wie
auch im Innern der Wörter) und in den Endungen erg und ourg, mit Ausnahme
von Berg; hörbar bleibt es in den Wörtern auf ag, wie zigzag, in joug, whig, in
einigen Eigennamen und Fremdwörtern nach Vokalen, so wie in Canning, Young,
pouding und einigen anderen nach Nasallauten; in bourg, rang und sang, so wie
in long, wird es in der Bindung wieder laut.
Verdoppelt wird das gutturale gg nur einfach gesprochen: agglutiner,
agglomerer.
Wenn gg aus einem gutturalen und einem dentalen g (j) besteht, so lautet
es, dem cc analog, als gh mit folgendem j: suggerer, Suggestion.
In italienischen Wörtern lautet gg wie dj: Reggio, arpcggio etc.
§ 20. Die Silbe und die Siibeatheilung. 33
20. Die Silbe und die Silbentheilung. Die Silbe, welche aus einem
Vokale oder melireren Lauten bestehen kann, entsteht meist aus der Ver-
bindung des vokalischen und des konsonantischen Elementes. Sie kann
mit einem oder dem anderen anlauten und ebenso auslauten. Die mit
einem Vokale oder Diphthonge auslautende Silbe heisst die offene, die
mit einem oder mehreren Konsonanten auslautende die geschlossene Silbe.
Die mit dem sogenannten stummen e auslautenden Silben (oder Halb- und
Scheinsilben) werden gewöhnlich weiblich, alle übrigen männlich ge-
nannt. Inlaut ist das vokalische Element zwischen Konsonanten; man
überträgt die Begriffe des An-, In- imd Auslautes auch auf das melu-silbige
"Wort und rechnet zum Inlaute alle zwischen dem Anfangs- und dem End-
laute mitten inne liegenden Laute. Die Scheidung der Silben mehrsilbiger
"Wörter in der Rede und meist auch in der Schrift berücksichtigt, namentlich
in neueren Sprachen, nicht die Trennung von Stamm und Flexion oder,
in Zusammensetzungen, von "Wort und "Wort, sondern die theils physiologisch
bedingte, theils durch allgemeinere Gewöhnung überkommene Bequemlich-
keit der Lautsprache. Hinsichtlich der zusammengesetzten "Wörter folgt
aber die französische Schrift in den noch fühlbaren Zusammensetzungen
der Etymologie, vgl. mal-honnete, mal-heureuse^ in-octavo. Bei in wie bei
ex vor Vokalen meidet man die Brechung in der Schi-ift.
Die für die französische Silbentheilung geltenden Grundsätze sind folgende:
1. ündiphthongirte Vokale bedingen zwei Silben: Phaon (P/ia-on), Zndim
(Zna-im).
2. Ein Konsonant zwischen zwei Vokalen, welche verschiedenen Silben angehören,
wird als Anlaut einer Silbe betrachtet; das stumme h wird nicht mit in Rechnung
gebracht: generosite (ge'-ne-ro-si-te), aveugle (a-veugle [lat. ab-oculus]), Inauguration
(i-nau-gu-ra-tion),malheur (ma-lheur), hienheureux (bie-nheu-reiix) , abweichend vom
Lateinischen in der Zusanamensetzung (vgl. ad-amo, inter-eram).
3. Die verbundenen stummen und flüssigen Konsonanten pl, bl, cl, gl,
pr, br, fr (pltr), tr, dr, er (kr, ehr), gr und gn werden, wenn sie zwischen zwei
Vokalen stehen, zu dem folgenden Vokale gezogen: eplucher, eblouir, Ephraim,
eelair, agreable. agneau u. s. w. (e-plu-cher u. s. w., a-gneau). Das Lateinische
geht hier noch weiter in der Schrift, z. B. in a-gno-sco, a-ptus, a-etus, mole-stus,
a-sper und in griechischen Wörtern, Aria-dne, A-tlas u. dgl. Wo die Buchstaben
gn nicht den verschmolzenen Laut darstellen, trennt man natürlich beide Kon-
sonanten: Progne (Prog-ne).
4. Uebrigens wird von zwei Konsonanten oder Doppelkonsonanten zwischen
Vokalen der eine als Auslaut, der andere als Anlaut einer Silbe betrachtet: ad-
mirer, protecteur, atlas, fermer, aspeci, ctourdi, augmenter, acces, Emma, mourrai
u. s. w. (ad-mirer, pro-tec-teur u. s. f.). Das x als zwiefacher Konsonant kann
sich natürlich in der Schrift nicht getrennt darstellen, doch trennt es sich in der
Lautsprache: examen (eg-zamin'). Die in den Nasallauten cjuiescirenden n und m
werden, als integrirende Theile der Vokalisation, in der Zählung der Konsonanten
nicht mitgerechnet: fonclion (fonc-tion), preaomption (presomp-tion), coemption
(coemp-tion), jnetempsycose (metemp-syeose). Hier ist die Aussprache mit der
Silbentheilung oft in Widerspruch, wie auch in den Wörtern, in denen die Buch-
staben pn zusammenstossen: diapnöique (diap-noique) .
Mätzuer, fr. Gr. 3. Aufl. 3
34 Erst. Thl. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
5. Von drei Konsonanten, deren beide letzte zu den oben (unter 3.) genannten
Verbindungen stummer und flüssiger Laute gehören, bildet der erste den
Auslaut, die beiden anderen den Anlaut einer Silbe: arbrisseau, perclus, restric-
tion (ar-hrisseaa u. s. w.).
6. Wenn sonst drei Konsonanten zwischen Vokale treten, so hängt die Ver-
bindung der beiden letzten als Anlaut der zweiten Silbe wesentlich davon ab,
ob dieselben überhaupt als Anlaut eines französischen Wortes auftreten können;
ist jedoch der mittlere Konsonant ein s, so wird er gewöhnlich zum Auslaut der
ersten Silbe gezogen: abstenir (abs-ienir), obscur (obs-curj, doch auch bisweilen
nicht: ohscene (ob-scene), obstine (ob-stine), substance (sub-stance) (Acad.); dagegen
wird natürlich in postcommunion (post-communion) st zur ersten Silbe gezogen.
T.Vier Konsonanten bilden in der Regel zu je zweien den Auslaut und Anlaut,
doch auch hier herrscht hinsichtlich des s als des dritten keine Gleichmässigkeit:
abstraction (abs-iraction), dagegen obstruer (ob-struer) (Acad.).
21. Das Wort und seine Bindung mit anderen Worten. Das Wort wird
als eine Eiuheit an seinem Begriffe erkannt, aber zugleich auch an seiner
Toneinheit, in welcher es sich von anderen abscheidet. Das mehrsilbige
Wort giebt seine Einheit durch den auf einer Silbe ruhenden Hauptton zu
erkennen. (S. unt. Prosodie.) Das Französische hat jedoch mehr als
irgend eine andere Sprache das einzelne Wort und seinen Ton, welcher
hier wesentlich auf der letzten vollen oder männlichen Silbe des Wortes
liegt, herabgesetzt und in den Satz oder seine einzelnen geschlossenen
Glieder verschmolzen, und zugleich diesen geschlossenen Gliedern durch
einen Hauptton auf der letzten vollen Silbe ihrer Endworte so sehr einen
einheitlichen Charakter gegeben, dass eine Begriffsreihe zu einer eben-
massig hinfiiessenden Silbenreihe wird, welche sich, schwach gegliedert, mit
dem Hauptton des Endwortes abschliesst. Damit hängt die sogenannte
Bindung der Worte zusammen, in welcher sich die im Innern der Wörter
geltende Vertheilung der Konsonanten an die ihnen folgenden Vokale
einigermassen wiederholt, und worin die im einzelnen Worte verstummen-
den Konsonanten zum Theile wieder aufleben. Diese Erscheinung gehört
nachweislich schon dem 16. Jahrhundert in ihrer ganzen Ausdehnung an.
Die allgemeinen Gesetze für diese Bindung' der Worte sind die folgenden:
1. Der laute Endkonsonant eines Wortes wird als der Anlaut eines folgenden
mit einem Vokale (dem auch ein stummes h vorangehen kann) anhebenden Wortes
betrachtet: II fait un vent douest epouvantahle (sjir. d' oiies-f e'pouvantable) .
2 Geht dorn mit einem Vokale anhebenden Worte ein mit einem stummen e
endendes Wort voran, so wird die dem e vorangehende Konsonanz nach
Massgabe der in der Silbentheilung geltenden Regeln in gleicher Weise zum
Anlaut des folgenden Wortes: le genre humain (le gen-rliumain), quatre arbres
(qua-tre -arbres) .
Hiermit hängt auch die durch einen Apostroph (') angedeutete Auswerfung
(Elision) von Vokalen vor Vokalen und dem stummen h zusammen, welche zwar
insbesondere das stumme e trifft, jedoch auch andere Vokale ergriffen hat. Die
Elision des stummen e findet in den einsilbigen Wörtern je, ine. te, se, ce, le
(Artik. u. Fürw.), ne und que (Fürw. u. Part.), wie in de (dahin gehört auch
avjourdJmi) statt, in beschränkterem Masse bei quoique, puisque, lorsque, jusque
(jusqu'a, jijsqu'ici u. dgl.), entre (in entfnutres., entr'eux, s'entr'aider u. ähnl.),
§ 21. Das Wort und seine Bindung mit anderen Worten. 35
auch in conlre (contr' amiral etc., nach der Akademie: contre-amiral), presque
in fnsqiCile, quelque in quelqu'un u. dpi. ni. In si (afr se, si) wird i vor «7, «7«,
in dem Artikel und Fürworie la wird a vor anderen Vokalen aussjeworfen.
Alle diese Elisionen kommen in enger Bindung der Worte vor (doch z. B. nicht
in rends-le avec usure u. dgl. m.), sind willkürlich auf eine geringe Anzahl von
Wörtern beschränkt geblieben und im Uebrigen nicht einmal gleichmässig an-
gewendet. In der That ist kein unterschied zwischen diesen Elisionen und der
Tilgung des stummen e in der gewöhnlichen Bindung.
Das Altfrauzösische, welches den Apostroph nicht kennt, elidirte noch in
weiterem Umfange auch andere Vokale und rückte die Konsonanten alsdann ein-
fach an das vokalisch beginnende Wort: cent (c'est), quniiquele ataint (quanquele
at.), inestuet (m'estuet), commele (conim'ele), commest (coininest), mainie (m'amie
d. i. ma amie), samour, sonneur etc.
In der Schreibung grandmere, grand' chambre u. dgl. wird der Apostroph
irrthümlich angewendet ; wir finden hier einen Rest des altfranzösischen unflek-
tirten Adjektivs (s. unten). Uebrigens wird hier das d nicht einmal in der
Aussprache laut.
3. Endigt vor einem Worte mit vokalischem Anlaute ein Wort mit einem stummen
e, dem ein Vokal vorangeht, so wird die Bindung dadurch angedeutet, dass
der vorangehende Vokal zunächst entschieden intonirt wird und dann in einer
leichten Abschwächung unmittelbar zu dem Anlaut des folgenden Wortes hinüber-
gleitet: une vie ohscure (vT-obscure), on joue aux cartes (on joiV-aux c.J, une
joie inconnue (jot-'i/iconnue).
Ein Zusammenstcss von Vokalen in anderer Weise innerhalb eines geschlossenen
Gliedes der Rede wird Hiatus genannt und im Allgemeinen in der künstlerischen
Rede wie in der Dichtung vermieden, während die Sprache des gemeinen Lebens
hierin nachlässiger verfährt.
4. Endet ein Wort mit einem Nasenlaute vor vokalischem Anlaute, so wird jener
mit wenigen Ausnahmen für bindungsunfähig erachtet, d. h. der Hiatus wird nicht
getilgt. Dies bezieht sich namentlich auf diejenigen nasalen Vokale, welche mit
m endigen; bei den auf n ausgehenden tritt jedoch die Bindung bei einer kleinen
Anzahl von meist attributiven Wörtern ein, wenn sie in engster begrifflicher Be-
ziehung zu dem darauf folgenden Worte stehen. Dahingehören: certain, lointain,
prochain, sotidain, souverain, vain, vilain, plein, ancien, divin, malin, mon, ton^
son, bon, un, aucun, commun, importun, opportun, on, rien, bien, en und non.
Die nasale Aussprache wird alsdann unentschieden, und der Vokallaut, welcher
sich in ein konsonantisches n zu verlieren sucht, nimmt eiuigermassen die Färbung
des dem n vorangehenden Vokales an, in on die des o, in ain, ein, ien die des e,
in un die des eu oder selbst die des u (namentlich auch in Paris) (s. oben):
Certain auteur (certain nauteur) , en plein air (en plein'nair), c'est un enfant bien
eleve (bien'neleve), un bon epoux (bon'nepoux), non occupe (non'noccupe) u. s. w.
5. Die stummen Endkonsonanten werden in der Bindung als auslautende Kon-
sonanten des folgenden Wortes wieder laut, jedoch nur dann, wenn sie in engster
begrifflicher Verbindung mit diesem Worte stehen. Im Allgemeinen kann man
hier die Bindung der attributiven Bestimmung mit ihrem Substantivbegritfe, des
Adverb mit dem von ihm bestimmten Verb, Adjektiv oder Adverb, der Präposi-
tion mit ihrem Kasus, der Konjunktion (ausgenommen et) mit dem von ihr an-
geknüpften Begrifte oder Satzgliede, des Verb mit seinem Objekte, des Subjektes
mit seinem Verb als durch die Natur der Sache bedingt ansehen.
Das Eingehen in die hierher gehörigen Einzelheiten geht über das Ziel der
3*
36 Erst. Tbl, Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
Grammatik hinaus und gjehört vielmehr dem rhetorischen Gebiete an. Neben der
Beobachtung des Gebrauches nuiss aber immer die logische Gliederung der Rede
vor Allem auch hier massgebend werden.
6. In dieser Bindung der Worte erfahren die auslautenden Konsonanten, -welche zu
Anlauten werden, zum Theil Veränderungen in der Aussprache.
a) Unter den an sich lauten Endkonsonanten nimmt alsdann das gutturale
g den härteren Laut des k an: un joug insupportable (jou-k'insvpportablc);
die Sibilanten s, x (= s, g) lauten wie z; x (ks, kf) lautet wie gz; doch nimmt
man die Wörter fils, lis, vis u. dgl. aus, so wie six und dix, wo sie substan-
tivisch gebraucht werden: Beatrix est nee en Espagne (Beatri-zest etc.); dix
arpents (di-z" arpents) ; Pollux etait frere de Castor (Pollu-gz'etait etc.).
b) unter den stummen Endkonsonanten verhärtet sich d meist zu t, das selten
gebundene g zu k, die Sibilanten », x (= s, g) lauten wie z, f in dem Zahlwort
neuf als attributive Bestimmung vor seinem Substantiv lautet wie«; Entend-il?
(enten-t'il) , un profond abime (profon-fabime), un rang eleve (ran-k'eleve),
depuis un siede (depui-z'un etc.), deux hommes (deu-z'hommes) ; neuf enfants
(neu-v' enfants) .
Eine Bindung der Worte kennt schon das Lateinische; sie wird zur Auf-
hebung des Hiatus nachweislich vielfach in der Poesie angewendet, und zwar vor
anlautenden Vokalen, selbst wo diesen ein h vorangeht. Dort werden nicht bloss
kurze, sondern auch lange Endvokale (a, e, /, o, m, auch mit folgendem Nasal m)
elidirt, und in Usque adeö turbätur (Virg., Ecl. 1, 12.), Tentdnda via est (Georg.
3, 8.), Tollere fiumö (ib. 9.) haben wir dem Französischen ganz analoge Erscheinungen.
Das Mass der einzelnen unter einem Haupttone befassten Glieder
der Rede ist theils nach grammatischen, theils nach rhetorischen Ge-
sichtspunkten zu bestimmen; im Allgemeinen wird aber die grammatische
Gliederung der Rede den wesentlichen Massstab dafür abgeben. Die
Umgangssprache bewegt sich natürlich in dieser Beziehung am Freiesten,
indem sie theils in flüchtiger Rede mehrere Glieder zusammenfasst, theils
innerhalb jener Glieder nach Zufall oder Laune absetzt. Der künstlerische
Vortrag, die öffentliche Rede wir-d je nach ihrem Charakter sich der Frei-
heit der Umgangssprache nähern, oder in gemessener Haltung die Kiarbeit
des Ausdrucks, die logische Gliederung des Gedankens und den Wohlklang
des Lautes mit der Frische und Lebhaftigkeit der Darstellung zu vereinen
streben. Eine Vorlesung gehaltvoller litterarischer Erzeugnisse wird ihre
Färbung von dem Inhalte erhalten. Rhetorische Rücksichten werden das
bedeutsame Wort in den Vordergrund stellen, das bedeutsame, wenn auch
kurze Glied herausheben und damit Pausen eintreten lassen, welche die
grammatische Gliederung nicht unmittelbar andeutet. Der Vortrag poetischer
Schöpfungen hat aber noch das rhythmische Element des Verses zu be-
rücksichtigen und mit der logischen Gliederung zugleich den Vers als ein
euphonisches Ganze zur Erscheinung zu bringen.
Für die Gliederung der Rede giebt im Allgemeinen die in der Schrift übliche
Interpunktion einen Anhalt; über die durch die Interpunktion abgeschlossenen
Glieder, welche mit einer betonten Silbe enden, darf die Rede nicht hinausgehen
und durch Bindung an ein anderes Wort anknüpfen. Doch sind auch innerhalb
der durch Interpunktion begrenzten Glieder manche, namentlich adverbiale Satz-
bestimmungen oder eingeschobene Relativsätze u. dgl. m., als Tonganze zu fassen,
§ 22. Prosodie xind Silbenmessunfj. 37
welche die Interpunktion nicht abscheidet. Die Einsicht in den syntaktischen
Sprachbau giebt hierüber den sichersten Aufschluss.
In dem Vortrage der Verse hat jedoch die Interpunktion nicht dieselbe Be-
deutung, wie in der Prosa. Innerhalb des Verses wird nämlich die Interpunk-
tion nicht geachtet, wenn nicht geradezu eine sinnstörende Verbindung der
Worte eintreten würde. Hier geschieht die Bindung theils durch die an sich lauten
Endkonsonanten, theils durch die an sich stummen, aber überall vorzugsweise
wieder laut werdenden Endkonsonanten s, x und t. Auch die metrische Cäsur
wird, unter gleicher Bedingung, unbeachtet gelassen. Die Stimme mnss jedoch bei
der Interpunktion wie bei der Cäsur auf dem Vokale vor dem gebundenen Kon-
sonanten ruhen, um nicht den grammatischen oder den poetischen Rhythmus zu
gefährden:
Confondit et Mayenne, et la ligue, et l'Ibere . .
Toni enfin, lui commanrZe une prompte retraite . .
A disputer des prio; indignes de ses mains . .
Eine ähnliche Nichtachtung der durch die grammatische und poetische Form
gegebenen Ruhepunkte in der Bindung innerhalb des Verses kennen auch die latei-
nischen Dichter:
Monsi;-!/m horrenrf«m, infor7ne, ingens, cui lumen ademtum.
ViRG., Aen. 3, 658.
Mala vino lavere, aut exanimari metuentes. Hon., Od. 3, 12.
Auch die Bindung von Vokal mit Vokal, wenn dem Vokale des ersten Wortes
ein stummes e folgt (s. oben 3.), kann an denselben Stellen stattfinden:
II avoue avec foi, que la religion . .
Et qui de sa patrie emporta les regrefs . .
Vgl. besonders die ausführliche Darstellung aller hier in Betracht kommenden
Verhältnisse bei A. Tobler, vom französischen Versbau alter und neuer Zeit.
Leipz. 1880.
22. Prosodie und Silbenmessung. Die Prosodie hängt nahe mit der
Lehre von der Bindung der- Worte, wie mit der Lehre von der Silben-
messung zusammen. Die Prosodie ist die Lehre vom Tone oder Accezite
der Wörter; die Silbe nmessung betrifft die Quantität oder die Länge
und Kürze der Silben.
Jedes mehrsilbige Wort hat einen Accent auf einer seiner Silben,
d. h. eine höhere Betonung, welche bei verschiedenen Individuen einer
Nation und bei verschiedenen Nationen verschieden ist; sie ist mehr sin-
gend, wenn sie über einen halben Xon steigt, weniger bei einem halben
Ton und darunter. Dies ist der sogenannte Wortaccent oder Wortton,
welcher die Einheit des Wortes für das Ohr darstellt. Eine Reihe von
Wörtern, welche ein Ganzes für die Vorstellung ausmachen, also nament-
lich der Satz, wird ebenso als Einheit für das Ohr durch die höhere
Betonung eines der Worte sinnfällig gemacht; dies bedingt den sogenannten
Satzaccent oder Satzton. Da der Satz mehrere Glieder enthalten kann,
deren innere Verbindung durch einen höheren Ton dem Worttone gegen-
über kenntlich gemacht werden soll, so wird eins der Glieder einen
Hauptton erhalten müssen, welcher die Reihe der Glieder als ein Ganzes
auffassen lehrt.
38 Erst. ThI. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort eto.
So wird der Wortton dem Tone der Satzglieder und Sätze unter-
geordnet, indem dieser um ein Bedeutendes erhöht werden und um mehrere
ganze Töne steigen kann. Das Verhältniss des Worttones zum Satztone
macht einen wesentlichen Unterschied in der Lautsprache der verschiedenen
Nationen. Das Französische hat, bei seiner minder scharf ausgeprägten
Silbenqnantität und dem dadurch ermöglichten fast gleichmässigen Fortperlen
der Silben, so wie bei dem Mangel an scharf hervortretender Position (dem
Zusamnienstosse der Konsonanten) in der Tonsilbe, mit der Ausgleichung
der Quantität zugleich den Ton der einzelnen Worte herabgesenkt, und
dagegen den Ton des Satzgliedes und Satzes, welcher auf dem letzten Worte
der Reihe erscheint, überhaupt um ein Merkliches erhöht, und dem Affekte
des Redenden noch einen weiteren Spielraum gelassen.
Der dialektische Accent der französischen Mundarten beruht zum
Theil auf der Erhöhung des Wortaccentes, zum Theil auf der Neigung,
den Accent von der Tonsilbe auf die Stammsilbe zu ziehen, so dass hierin
einzelne französische Mundarten dem Deutschen näher kommen, zum Theil
hängt er endlich mit der Dehnung der Silben oder der Kürzung derselben,
je nach dem Phlegma oder der natürlichen Lebhaftigkeit des Volksstammes,
zusammen.
Der Wortton, wesentlich begründet auf das Verhältniss des französischen
Wortes zu seiner lateinischen oder latinisirten Grundform (vgl. inviolable lat. invio-
Idbilis, omnipotent lat. omnipotentem, pie'te' lat. pietätem, envie lat. invidia, Chardogne
lat. Catiirigae; s. unten), liegt im Französischen auf der letzten vollen Silbe des
Wortes, wie auch der erhöhte Ton der Satzglieder und Sätze auf der letzten vollen
Silbe des Endwortes ruht. Von diesem grammatischen Worttone weicht bis-
weilen der rhetorische Wortton ab, wo eine ausserhalb der nächsten grammati-
schen Verknüpfung der Worte liegende Beziehung einer Silbe diese nachdrücklich
hervorzuheben gebietet: Oignez vilain, il vous poindra; poignez vilain, il vous
oindra; oder der Affekt des Redenden betont die Silbe, welche den Kern des
von ihm mit Lebhaftigkeit hervorgehobenen Begriftes enthält: 11 est etrangement
bizarre. Quel bonheur! 0 Dieu terrible, mais juste! Lacke hypocrile! Ambitieux
mesquin! wobei das so betonte Wort meist einen Doppelton erhält, indem auch die
letzte volle Silbe, obwohl schwächer betont wird.
Wie tief der Wortton in die Gestaltung des Wortes im Französischen ein-
gegriffen hat und wie klar er in der Sprache empfunden worden ist, darauf deutet
der weit verbreitete Einfluss der Tonsilbe beim Wachsen des Wortes auf die
Qualität der Vokale ausserhalb der Tonsilbe, eine Erscheinung, welche im Alt-
französischen zwar weit allgemeiner war als im Neufranzösischen, aber auch hier
noch vielfach angetroffen wird. Sie besteht in der Lautschwächung der
Stammsilbe beim Fortrücken des Accentes und ist nicht bloss in der Flexion
des Zeitwortes, sondern in dem Verhältniss des Stammes und seiner Ablei-
tungen überhaupt vielfach bemerkbar.
Lautwechsel:
von eu (oeu) und ou: meurs, meurent, meure etc., mourons, inourez, mourais,
mourus, mourir etc.; meus etc., mouvons etc.; peux etc., pouvons etc.; veux etc.,
voulousetc; feu — afltouage; ceuvre — ouvrage; — coeur — courage; bceuf —
bouvier; noeud — nouer, noueux; neuf — nouveau; jeu — jouer, joueur;
preuve — prouver; deuil - douloir; feurre — fourrager; languear — langoureux;
§ 22. Prosodie und Silbenmessun^. Accent. 39
aveii — avouer; lieu — loner. Afr. pleiire — plourer, plorer; treiive —
trouver; ceuvre — ouvrir; cocuvre — couvrir; deuls — douloir; demeure —
demourer, demorer.
Tou eu und o: seul — solitude, desoler; nieuble — mobile, mohilier; odeur,
odorat; peuple — populaire, populace, populeux; couleur — colorer, colorier;
feuille — exfolier; fleur — floraison (neb. fleuraison); oeuf — ovaire, ovale,
ovicule; majeur — majorat.
von ai (ain) und a: sais, sait — savons, savoir; braise — enibraser; chair —
charnu, carnivore, carnaf^e, carnassier; clair — clarte ; aime - amant, amatear,
aniour; pain — apanage; main — rnanege; vain — vaiiite; luimain — hunianile;
gain — pagrier; faini — faiuine, affaiiie; bain — Bagneres (balnearia); paitre —
päturer, pacage; paix — pacifique; raire — rasoir.
so auch von e und a: fiere — frateinel; nef — naviguer.
VOM ie (ie) und e, 6: acqiiiers — acquerons, acquerir; bien — benin, benir;
siecie — seulier; ciel — Celeste; pied — pedestre, pedale; tiens, tieniieut —
tenoiis, tenir; viens — venons, venir; assieds — asseyous, asseoir.
von e und e, e: altere - alterer, alterons; begue begayer; regne — regner;
regle - regier; Boheme — Bohemien; cbevre — chevreau, chevieuii, chevroter
etc.; mene — menous, mener u. v. a.
von oi und e, e: crois, croire — creance, creaiicier, crediile; loi — legal
(neb. loyal); echoir — echeauce; espoir — esperei; re9ois - recevons, recevoir;
dois — devons, devions.
von an(l) und a(l), ou(l) und o(l): vaux — valons, valoir; autre — alterer;
chaud — chaleur; chaux — calcaire; resous, resoudre — resolvons, resolution.
von oi und i: voie — devier (neb. eiivoyer); poil — depiler; froid — refri-
gerant.
von ei (ein) und e: peine — penal, penible; plein — pleniere; frein — re-
frener.
von ie und i: vierge — virginite.
von oi und u: bois, boire - buvons, buveur.
von ui und u, oi und o: fruit — fructueux; point — ponctuel.
von ui und o: suis — sommes; nuit — nocturne u. s. w.
Das Französische hat allerdings mit der Abschwächnng des Worttones hier ver-
loren ux\(i je pleure neben pkurer, irouve neben trouver^ o/we neben aimer gestellt,
aber nichts desto weniger äussert auch auf die scheinbare Lautverstärknng vordem
Tone der Ton seinen schwächenden Eiufluss, wofür die verschiedene Lautfärbung
der durch dieselben alphabetischen Zeichen dargestellten Vokale zahlreiche Belege
giebt, so wie in den Zeitwörtern der ersten Konjugation mit offener Silbe auf e
oder e vor der Tonsilbe im Infinitiv die Laulverstärkung im Präsens durch die
veränderte Orthographie bezeichnet wird. Vgl. mener — mene u. dgl.
Ein zusammengesetztes Wort wird ebenso unter eine Toneinheit zu-
sammengeiasst, wie ein einfaches; vgl. place und reiitplacer, publique und repuhlique.
Indessen ist nicht jede Zusammensetzung zugleich eine acht lautliche Verschmelzung
der Worte, in welcher die einzelnen Bestandtheile der Vorstellung nicht mehr vor-
schweben. Die lockere Zusammensetzung der Worte wird im Französischen durch
einen Bindestrich {tiret, trait-dunion) zwischen denselben augedeutet und lässt
bisweilen der Bedtutung des ersten Bestandtheiles noch einen Spielraum: tire-houchon,
dix-sept, quatre-vingt-deux, trait-dunion, moi-nieme, celui-ci, peut-etre, vis-ä-vis,
u. dgl., lä-bas, ci-joint. Dies Zeichen ist daher mehr als ein syntaktisches an-
zusehen, welches übrigens nicht mit Konsequenz angewendet wird, wie man z. B.
40 Erst. Thl. Lautlehre. Erst. Abschn. Das Wort etc.
contrefaire, contrefafon, contrescarpe neben contre-balancer, contre-amiral, contre-
ordre findet, und wiederum entr'acte, s'entr''amer u. dg], m. Man setzt es ferner:
zwischen das Verb und sein Pronominalsubjelit: Irai-je? Etait-ce moi?
Que dit-onf AT aime-t-ellel
zwischen den Imperativ und sein nachfolgendes Pronominalobjekt oder
ne und y. donne-moi, dis-lui, vas-y; werden zwei dieser Bestimmungen auf einen
und denselben Imperativ bezogen, so werden beide mit ihm durch dieses Zeichen
verbunden: rends-la-lui\ transportez-vous-y, flattons-nous-en.
auch werden ci und lä in Beziehung auf ein vorangehendes ce, cet, cette
mit dem darauffolgenden Hauptworte dadurch verknüpft: cet homme-ci, cette femme-la.
endlich fand man es früher ziemlich allgemein zwischen tres und einem fol-
genden dadurch qualificirten Begriffe: tres-grand, tres-imparfait, tres-sagement ; die
Akademie hat 1878 diesen Bindestrich fallen lassen und schreibt jetzt tres bon,
tres esiinie', tres sageinent.
Die Betonung der Satzglieder und Sätze ergiebt sich aus dem, was über
die Bindung der Worte oben gesagt ist.
23. Die Silbenmessung unterscheidet lange und kurze Silben;
Silben, welche lang oder kurz gesprochen werden können, heissen mittel-
zeitig. Die Länge wie die Kürze lassen Abstufungen zu; die kürzeste
Kürze ist diejenige, welche einen schwach intonirten, fast nur als Ge-
räusch hörbaren Vokal (das stumme e) enthält, jedoch gleichwohl selbst
noch nach Qualität und Quantität Unterschiede zulässt.
Die lange und die kurze Silbe sind dies nur im Vergleiche ihrer
Zeitdauer; im Französischen ist der Unterschied ihrer Zeitdauer geringer
als im Lateinischen und Deutschen. Eine lange Silbe entsteht entweder
durch die Dehnung ihres Vokales (Naturlänge), oder durch das Verweilen
auf der Konsonanz beim Zusammenstoss mehrerer Konsonanten (Positions-
länge). Das letztere mangelt dem Französischen insbesondere; die latei-
nische Naturlänge aber wird meist und namentlich in der französischen
Tonsilbe geschärft mid dadm-ch verkürzt. Die Anzahl der kurzen Silben
überwiegt daher bedeutend die der langen.
Bei der starken Hebung des Tones am Ende der Satzglieder oder Sätze
und dem Hindrängen der Stimme zu diesem Abschlüsse werden die langen
Vokale, wie wir oben gesehen haben, zum Theil in ihrer Qualität, aber
auch namentlich in ihrer Quantität verändert, imd die grössere Menge
der sogenannten langen Silben wird dadurch in der That mittelzeitig.
Zwar unterscheidet die französische Sprache in manchen Fällen ent-
schieden die Länge und Kürze in der Aussprache, wie in 7ndtin und matin,
tdche und tache, bdiller und bailler, jeüne und jeune^ scene und Seine, craint
und crin, wo der BegrifFsunterschied die Dehnmig und Kürzung des
Vokales festhalten lässt, aber nicht nur die Grammatiker sind über die
leitenden Grundsätze für die Silbenmessung im Widerspruch und zeigen
dadurch die Unfähigkeit des Französischen, diu'chgreifend als quantitirende
Sprache gemessen zu werden; die französische Poesie, welche, abgesehen
von einigen vereinzelten und ganz erfolglosen Versuchen (s. bei A. Tob 1er,
franz. Versbau, Einl., besonders S. 4 ff.), die Sprache seit der ältesten Zeit
§ 23. Länge und Kürze der Silben. 41
nicht nach antik-rhythmischen Gesetzen zu behandehi gewagt hat, ist der
schlagendste Beweis dafür, dass in der lebendigen Sprache die Silben-
niessung eine untergeordnete SteUung einninnnt.
Die über die Quantität der Silben des Französischen angestellten Beobachtungen
sind indess von Bedeutung, wenn sie auch bis jetzt nicht wissenschaftlich ab-
geschlossen sind.
1. Als Grundsatz darf festgehalten werden, dass der Accent für das Mass der
Silben von wesentlichem Einflüsse ist, dass mit dem Wachsen der Wörter und
dem Fortrücken des Acceiites die Länge mehr oder minder gekürzt wird, und
dass nicht bloss der Wortaccent in einzelnen Silben innerhalb des Wortes, sondern
auch der Accent des Satzgliedes auf Silben vorangehender Worte zurückwirkt:
man vgl. il döre und dön\ ü loiie und lofier, augüre und augürer, rase und rise,
apaise und apatsons, claJr und e'clairci, dlx und dlx-sept, il^ pese und pe$e-t-il?
il dehroiälle und il dSroulllait, un komme brave und un brave komme, vouloir
und voulo'ir fimpossible, le nolre, la votre und mtre pere, völre mere, clerc und
de clerc ä maltre u. dgl. m.
2. Ferner ist zu bemerken, dass hier das etymologische Princip von unter-
geordneter Bedeutung ist und die Willkür weit um sich gegriffen hat; so ist zwar
a in fable (fäbulä) lang, in table (tabula) und etable {stäbulum) kurz, dagegen
aber in diable [diäbolus) und sable {säbiilum) laug und in den Adjektiven auf
able (lat. abilis) kurz u. v a. dgl.
3.1m Innern der Wörter hält sich die Länge am Sichersten vor einer weib-
lichen Silbe oder stummem e, während sie vor einer männlichen grossentheils
dem Einflüsse des Accentes unterliegt; die Position dagegen bewiikt im All-
gemeinen Kürzung der Silbe, ohne einem folgenden stummen e Einfluss zu ge-
statten: il restaürera und restaiirateur, cloüe, cloüerai und cloüer — pataräffe-,
jalUir, malllet, equärri, Ajax, täxe, bättre, greffe, kerbe, commerce, ferme, serpe,
asperge, arabesque, sexe, ecreuisse, besögne, epigrämme, consonne, össelet, bösse,
coiirrier, fourre, ömnivore u. s. w.
4.Die meisten auf Konsonanten oder Konsonanten und stummes e aus-
gehenden Wörter, in denen nicht der Circumflex eine etymologisch begründete
Naturlänge oder Positionslänge (wenn auch wegen eines unorganisch eingescho-
benen s, s. oben) festhält, haben eine kurze Tonsilbe. Von den auf einen F\on-
sonanten endenden Silben machen Wörter auf s, z und x, wie die Endungen
ewr, olr, so wie die auf lautes r ausgehenden ar, er und or, auch mit folgendem
Konstanten, eine Ausnahme; von den mit stummem e ausgehenden die Endungen
äbre, ühre. ävre, äfle, ädre, idre, eme, ausgenommen meist in der Endung ieme, ege,
evre, eüvre, ire, olre, olvre, iire, ärre, crre, öre, örre. oüre, oürre, eure, üre und
adle, eüle, eiible, eüyle, edtre, wie diejenigen, in denen s und z nacli einem Vokale
vor stummem e stehen, und die Endungen alsse und olsse.
5. die lateinische Regel, dass jede Silbe kurz ist, deren Vokal vor dem Vokal
der nächstfolgenden Silbe steht, gilt auch im Französischen, ausser, wo der letzte
Vokal ein stummes e oder der Diphthong io und ie ist (s. unten): häir. Her,
suppleer, roüe, joftons, äoriste etc.
G.Ais lange Silben, welche zu ihrer vollsten Geltung dann gelangen, wenn sie
sich in der Tonsilbe erhalten haben, sind im Allgemeinen zu betrachten:
a) diejenigen, in denen ein circu mflektir ter Vokal steht. Kürzungen werden
hier beobachtet in Wörtern, wie ckdteau, gäteau, rdleau u. dgl., tktatral, in
hole mit den Ableitungen, höpital, röti, rotir mit ihren Ableitungen, bucher,
bucheron, buckelte, croitter, crouton, croütelette, deren Erklärung nicht schwierig
42 Krst. Tbl. Lautlehre. Zweiter Ahschnitt.
ist; doch trifft man sie auch in aumoiie mit seinen Ableitungen, in Fentecöte, in
den Participien crü, du, in etes. so wie in den Verbalendungen ät. ames, dies.
h) diejenigen, in denen einem Nasenlaute ein nicht verwandter Konsonant
(also nicht 7« oder n) folgt: tremhler, chänter, jolndre, hümhle, crainte, enfänt,
ainiänt, defünt, samt. Kurz sind daher die Nasenlaute in romäii, Adam, mien,
rieii, parfuin, aucün u. s. w. Nichts desto weniger betrachtet man ent als
kurz in einzelnen Substantiven und Adverben, wie Vf^nt, etonnement, longuement,
jedoch nicht in Adjektiven.
c) diejenigen, in welchem einem Vokale oder Diphthong ein stummes e folgt:
v'ie, lie, pensce, chantee, theologle, compagnle, charrüe, plale, jole, bleue, Savole,
plule, que tu croles, ils tutoltnt.
d) diejenigen, in denen Vokale oder Diphthongen den diphthongirten Verbal-
endungen ions, iez vorangehen: priions, voyions, dechoyiez, fuyiez.
e) diejenigen, welche auf ein stummes s nnd x endigen, sind im Allgemeinen
lang, auch lautes s und z längen nach a, ai, e, 0, ou die Silbe; iisl iu diesem
Falle lang in ftls, dix, u in obüs. Vgl. cäs, bäs, les, mes, tu es, avez, assez,
nez, acces, vernls, dös, ös, cörps, mors. Auch die s und x der Pluralflexion
machen meist die Silbe lang, doch nimmt man hier manche Nennwörter aus,
deren Singular auf einen Vokal ausgeht, wie acacias, ope'ras, und andere, wie
die Verbalformen aimas, finiras, recevras und selbst ei/s.
i) diejenigen, in denen s, z oder rr zwischen Vokalen stehen, deren letzter
stummes e ist: bäse, phäse, müse, e'pouse, recase, bizarre, guerre, boürre.
T.Ais mittelzeitig kann man eine grosse Anzahl von Silben aufführen, wenn
man die verschiedene Quantität der Sill^en je nach ihrer Stelle im Worte und
Satze in Betracht zii-ht, oder die Widei Sprüche der Grammatiker über viele
Silben, oder die mancherlei Ausnahmen von der Regel berücksichtigt. Zweifel-
haft vielmehr als mittelzeitig sind nach Einigen die Nnsallaute ain, aimund oin,
wie in sain, etain, faim, essaim, coin, foin, selbst in Joint u. dgl., der Diphthong
Ol, wie in moi, roi, loi u. dgl. m., die Endungen ige und uge, wie in afflige,
tige, deluge und juge, obwohl Andere alle diese Silben am Ende der Wörter für
lang erklären.
Anmerkung. Die Feststellung der Quantität der Silben, ein Gegenstand,
welcher die schärfste und zarteste Beobachtung gerade im Französischen erfordert,
ist Sache der französischen Lexikographie, welche, indem sie der Gebrauch des ge-
bildeten Theiles der Gesellschaft sorgfältig verzeichnet, wie die englische Lexikographie
seit Kenrick, Perry und Sheridan, auf die Korrektheit der Aussprache bedeutend
zurückwirkt.
Zweiter Absclinitt.
Das Wort und seine Bestandtheile nach ihrer
Abstammung.
24. Verhältniss des Französischen zum Lateinischen. Die lateinische
Sprache hat dem Französischen nicht nur den bei Weitem umfangreichsten
Theil seines Stoflfes zugeführt, sondern es hat auch woseiitlich die Formen
desselben, hinsichtlich der Flexion wie der Eegriffserweiterung durch Ab-
leitungen, und seine Wortfügungen bedingt. Selbst der fremde, im Yer-
Das Wort u. seine Bestnndtheile nach ilirer Abstammune^. 43
gleich zu dem ganzen Wortvorrath gering anzuschlagende Stoff ist von der
formellen Gewalt des Lateinischen beherrscht worden, so dass alles, was
in der Sprache organisirt erscheint, mehr oder minder latinisirt worden
ist. Die Gesetze, nach denen sich die neue Sprache entwickelt, sind daher
im Wesentlichen diejenigen, nach welchen das Lateinische dem Charakter
eines fremden Volkes angepasst zu werden vermochte, und die Lehre von
der Abstanmiung der Worte weiset uns daher fast ausschliesslich auf die
lateinischen Elemente hin.
Das Französische ist als eine Verwandlung^ oder Metamorphose des Lateinischen
aufzufassen, wobei die stete Wirksamkeit der physiologischen Gesetze des mensch-
lichen Sprachorg;inismiis, so wie Regelrichtigkeit überhaupt vorausgesetzt werden
muss. Die unbeschränkte Willkür ist am Wenigsten in der Sprache, dem Abbilde
alles geistigen Gehaltes, anzutreflen und herrscht dort nur in den äusserlichen und
gleichgültigen Dingen oder in Einzelheiten, welche gegen das Ganze verschwinden.
25. Unorganische Wörter. Wenn eine Sprache Wörter aufnimmt, ohne
sie nach ihrem eigenthümlichen Organismus in Beziehung auf Laut-
verhältnisse und Flexion umzugestalten, so nennen wir solche Wörter un-
organische, oder insofern sie den heimischen Wörtern unähnlich sind,
unassimilirte. Das Französische enthält, wie alle anderen Sprachen,
eine Menge solcher Wörter, welche nur zum Theil unter dem Namen der
Fremdwörter aufgeführt werden, und aus Eigennamen aller Art, kirch-
lichen, wissenschaftlichen und Kunstausdrücken, Gattungsnamen von Gegen-
ständen des Gewerbfleisses, der Mode, endlich aus affektirten Bezeich-
nungen von allerlei Begriffen bestehen
Die französische Sprache giebt solchen Wörtern mindestens, so weit sie es zu-
lassen, eine französische Färbung durch die Aussprache. Eine geringe Form-
veränderung bessert die Organisation solcher Wörter wenig; doch sind manche schon
seit Jahrhunderten üblich und darum nicht mehr als Fremdwörter aufzuführen.
Unorganische Wörter sind z. B. aster, et/ier, Cancer, liymen, album, Ultimatum,
geranium, post-scriptum. chorus, liiatus, prospectus, uterus, horax, index, phenix,
forceps, faetus, elephantiasis, pathos, knout, czar, kiosque, kopeck, wliig, tory, s/ierif,
yatagan, yacht u. dgl. unverändert aufnenommetie. Von anderer Art sind die-
jenigen, in welchen fremden Stämmen lediglich eine assimilirte Endung gegeben
wird, während der fremde, im Französischen verwandtschaftsiose oder in anders
organisirter Form vorhandene Stamm unverändert bleibt, wie in kaleidoscope,
metempsycose, iatrique, quadratique, quiddite, guotite u. dgl. Spätere Bildungen
unterscheiden sich überhaupt oft durch oberflächlichere Angleichung der blossen
Endung von älteren französischen Wörtern: vgl. pousser und expulser, freie und
fragile, entier und integre, raison und ration u. dgl. m.
26. Die Organisation des Wortes und die Tonsilbe. In der geschichtlichen
Fortbildung und Umbildung der Sprachen erscheint der Vokal als das
beweglichere, unfeste Element, der Konsonant als der festere Bestand-
theil. Als der festzuhaltende Kern des Wortes ist im Allgemeinen die
Stammsilbe anzusehen, welche oft auch die Tonsilbe ist; bei der Trennung
der Stammsilbe und Tonsilbe fesselt aber die letztere vorzugsweise die
Aufmerksamkeit, weil sie eben die hörfälligste ist.
4:4 Erst. Tbl. Lautlehre. Zweit. Ahschii. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
Die französische Sprache hat die ursprüngliche Tonsilbe im Wesent-
lichen festgehalten, bisweilen vorgerückt (namentlich in Proparoxy-
tonen), selten zuriickverlegt. Mit dieser hörfälligsten Silbe endet das
französische Wort; die etwa folgende ursprüngliche Endsilbe wird meist
ohne ihren anlautenden Konsonanten abgeworfen, oder kommt nur noch in
stummen Endlauten zur Erscheinung (e, es, eni). Bei der Gewöhnung, die
letzte volle Silbe als Tonsilbe zu fassen, erleiden daher hauptsächlich die
unverändert aufgenommenen Wörter (wie Cesar, Darius, Annibal, Magde-
bourg u. s. w.) die gewaltsame Verwandlung in Oxytona. Die anderweitigen
Veränderungen der Wörter im Französischen erklären sich zum Theil aus
diesem umstände.
a) 1. Die ursprünglich einsilbigen Wörter kommen hier natürlich nicht in Betracht.
In ursprünglich zweisilbigen und mehrsilbigen, welche den Ton auf der
vorletzten Silbe hatten, finden wir daher im Französischen die F.esthaltung
des Tones mit Abwerfung oder Verstummung der letzten Silbe: cinq (quinque),
chanle (canto), finir (finire), omnipotent (omnipotentem), ami (amicus), quarante
(quadraginta).
2. In Proparoxy tonen oder Wörtern, welche den Accent auf der drittletzten
Silbe hatten, bleibt der Accent im Französischen auf der ursprünglichen
Silbe mit Auswerfung und Abwerfung von Lauten in den Endsilben: humble
(humilem), homme (homTnem), femme (fenuna), vendre (vendere), net (nitidus),
demi (dimidius), vierge (virgTnem), Jerome (Hieronymus).
b) 1. Vorgerückt findet sich oft der Accent in Proparoxytonen da, wo die
Position eines stummen und eines flüssigen Buchstaben das Sprachgefühl irre
leitete, wie schon in lateinischen Wörtern wie tenebrae, volucris, assecla,
Dichter die vorletzte Silbe lang gebrauchen: teuebres (tenebrae), entier
(integrum), allegre (aläcrem), penetre (penetro), Cleopatre (Cleopatra), tuunerre
(touTtru), couleuvre (colübra, colüber).
2. Irrthümlich findet eine ähnliche Vorrückung bei manchen Ableitungs-
endungen und Flexionsendungen statt, indem man Uis und llis, icus
und icus, icem und Icem, inus und Tnus, ides und ides verwechselt und in ähnlicher
Weise weiter fori schreitend die kurze Paenultiuia vieler anderer Wörter betont,
ein Verfahren, welches besonders bei späterer Aufnahme lateinischer oder la-
tiuisirter Wörter beobachtet wird: facile (facTüs), agile (agTlis), fragile (fmgilis),
rustique (rusticus), portique (portTcus), celtique, britannique, musique (muslca),
souris (sorTcem), caiice (callcem), aimantin (adamantinus), cristallin (crystallTnus),
origitie (originem), maritime (maritimus), infime (inlimus), maxime (maxima);
in Wörtern auf w/ms, iolus, eölus u. a.: ridicuie (ridicülus), opuacule (opusculum),
lunule (luuüla), rcssignol (lusciniula), bestiole (besiiöla), boussole (liuxüia),
Hercule (Hercules), credit (creditum), Liban (Libaiius), philosophe (philosöphus),
in Wörtern auf ins, ia, eus, ea: perfidie, ItaÜe, ros;icee u. v. a.; so auch in
germanischen Wörtern: echevin (scepeno), ecrevisse (krebiz), lateinischem An-
klänge folgend.
3. Die Vertauschung von Zeitwörtern der dritten lateinischen mit denen der
ersten, zweiten und vierten Konjugation rückt oft im Infinitiv dem Accent
vor: savoir (sapere), recevoir (recipere), ravir (rapere), courir (currere), negliger
(negligere), resister (resistere) u. a.
§ 27. Verkürzung des Wortes. 45
4. Präsentische Konj iigationsformen zwingen den Accent vorzurücken:
estime (aesttmo), pret'erent (pmeferunt), finis (finTs) und finit (finTt).
c) 1. Zurückverlegt wird der Accent im lufiiiiiiv der mit der lateinischen dritten
Konjugationsform vertauschten Verba: mordre (mordere), repondre (re-
spondPre), tondre (tondere), rire (ridere, ridere, rid're) u. a. ; auch bei Elision
von Vokalen in der lateinischen dritten selbst: coudre (consuere), battre (battuere).
2. Selten findet die Verwechselung von Endungen im Gegensatze zu den oben
(b2.) angeführten statt, so dass die ursprüngliche Länge gekürzt wird, wie
in place (platea statt platea, dies schon im Lateinischen öfter); doch sind
Kürzungen mit Zurückschiebung des Acceutes, wie in Nimes (Nemausus), la
Sone (Solönium), Nantes (Namnetes), oder blosser Zuiücks hiebung, wie in
Cormeilles (Curmiliaca), besonders in Eigennamen, nicht ungewöhnlich.
3. Nur scheinbar ist die Zurückverlegung des Accentes in Wörtern, in
denen die Tonsilbe mit einer vorangehenden in der Vokalisirung verschmolzen
ist, wie in taire (tacere), Saöne (Saucöna).
27. Verkürzung des Wortes. Unter den Veränderungen, welche das
Wort in seiner neuen Organisation erleidet, fällt zunächst seine Verkürzung
in die Augen, welche theils durch Einbusse vokalischer, theils durch Ver-
lust konsonantischer Bestandtheile entsteht. Bei dieser Ausscheidimg
leidet der Anlaut des Wortes, welcher sich neben der Tonsilbe am Sicher-
sten einzuprägen pflegt, nur selten, häufiger der Inlaut und Auslaut.
a) Wegfall des Vokales:
1. der anlautende Vokal ist selten abgeworfen, wie in boutique (apotheca),
migraine (nun'.nca'i'u), Gil, Gilles (Aegidius), Madebroye (Amagetobriga), Luzes
(Eluso), leur (illorum), le (ille, illuui), cet (ecce iste), celui (ecce ille); in Natolie
(Anatolia), Pouille (Apulia) u. dgl. ist wohl die Verwechselung des a des
Artikels und des Aus'autes (l'Apouille — la Pouille) Ursache der Abwerfung.
2. Im Inlaute ist dagegen die Auswerfung des tonlosen Vokales zwischen
zwei Konsonanten sehr gewöhnlich, wodurch im Französischen häufig das
Zusammentreffen eines stummen und eines flüssigen Konsonanten, öfter auch
ein Doppelkonsonant entsteht: ancre (anchbra), fable (fabüla), oracle (oracülum),
ongle (ungüla), vendre (vendere), manche (manTca), cercle (circülus), femme
(femina), poulpe (polypus), cervoise (cerevisia), bailler (bajülare, baj'lare); —
so auch in Zusammensetzungen: malfaire (male facere), maltraiter (male
tractare). — Auch vor einem Vokale fällt ein tonloser Vokal bisweilen aus:
justice (justitia, gl. justi(;a), malade (male aptus), chacun (quiscjue uuus).
Vgl. das lateinische periclum f. periculum, hercle f. hercule, tegmen f. tegimen,
valde f. valide, altum f. alitum u. dgl. — Zwei Vokale oder ein Diphthong
fallen aus in battre (battf^ere), Courseuil (Cur/osolitae).
3. Der auslautende Vokal ist oft getilgt, obwohl a mit einer gewissen Be-
harrlichkeit durch stummes e ersetzt wird; abdiquer (abdicare), finir (finire),
avoir (habere), avant (ab-ante), souvent (subinde), mer (mare), car (quare, qua-re),
dont (de-uude), quand (quando), des (de-ipso), Gard (Vardo), or (hora), cbez (casa),
oü (ubi), vingt (viginti).
b) Wegfall des Konsonanten:
1. Der anlautende Konsonant erhält sich gewöhnlich. Abgeworfen wird
jedoch oft das frühe zu einem leeren Zeichen gewordene /* in lateinischen und
germanischen Wörtern: avoir (habere), on (homo), orge (hordeum), jusquiame
46 Erst. Thl. Lautlehre. Zweit. Abschn. Das Wort etc. nach ihr. Abstamm.
(byoscianins, doch auch schon jnsquiamus), Jerome (Hieronymus), jacinthe
(hyacintbus), auberge neben heberge (ahd. heriberga), so namentlich in den
perm. hl (ehl) und hr (ehr): 'Louis (ahd. Hludowi.), roiicin (ahd. hros). —
Auch fällt / zuweilen weg: onoe (lyncem), azur (pers. lazur), houblon (lupula),
so wie von zwei anlautenden Konsonanten hier und da einer, wie von
gl: loir, liron (glis. gliris), vgl. das Inteinische lac f. glac, nosco f. gnosco,
nascor, nobilis u. dgl.; von 'pt: tisane (ptisana); sp: pämer (spasnius); im
Altfranzösischen auch von ps, pn in: neume (ni'i-vui<% sautier (f. psautier).
2. Im Inlaute fällt der Konsonant sehr oft zwischen Vokalen aus, wodurch
häufige Monophthongirung und Diphthongirung zweier Vokale oder
Verstummuiig des einen entsteht, wenn auch das Altfranzösische oft noch
beide gesondert lauten Hess, was im Neufranzösischen seltener der Fall ist.
Dieser Ausfall trifft die weichen und harten sogenannten stummen Kon-
sonanten oder die b-, d- und ^-Laute: nue (nubes), faon (tabanus), viande
(vivanda), viorne (viburnum), nioelle (medulla), proie (praeda), louer (laudare),
noueux (nodosus), hui (hodie), geant (gigantem), nier (negare), nielle (nigella),
reine afr. roine (regina), tiede (tepidus), roue (rota), naif (nativus), saluer (sa-
lutare), pie (pica), supplier (supplicare).
Der Ausfall eines anderen Konsonanten ist sehr selten: vgl. proue
(prora), Greoux (Griselum), epier (ahd. spehon), Bearn (Keneharnum).
Bisweilen wirft die Tochtersprache auch vor einem Konsonanten einen
anderen aus, den die Muttersprache unmittelbar vor demselben duldete und
den jene selbst anderweitig in dieser Zusammenstellung erträgt. Namentlich
wird einer der Konsonanten ausgeworfen, wenn der letzte das Wort schliesst,
wie von ns: mesure (mensura), maison (mansionem), mois (mensis), pris
(prensus), epoux (sponsus), tres (trans), vgl. das lateinische quoties, toties f.
quotiens u. s. f., das alterthümliche castresis f. castrensis u. dgl. — nc:
escarboucle (carbunrulus), coquille (concha) — rs: dos (dorsum), sus (sursum,
susum) — pt: route (rupta), malade (male aptus), chetif (captivus), noce (nuptiae),
niece (gl. neptia), ecrit (scriptum) — bt: sous (subtus) — ht: fret (ahd. freht),
caille (ahd. wahtala) — ps: des (de-ipso) — tr: mere (matrem), pere (patrem),
frere (fratrem), arriere (ad-retro), Perigord (Petrocorii) - et: jeter (jactare),
roter (ruetare), effet (efl'ectus), nuit (noctem), lit (lectus), vgl. das lateinische
frutetum f. frutectum — gel: Madeleine (Magdalena), emeraude (smaragdus) — gr:
pelerin (peregrinus), flairer (f'ragrare) — gn: benin (benignus), malin (malignus),
diner (dignare, nach And. decoenare), pronostic (prognosticum). - d wird häufig
vor anderen Konsonanten in der Zusammensetzung mit ad abgeworfen, statt assi-
niilirt zu werden: avenir, aventure, avent, avenement (advenire), achever (ad-
caput), ragoiit, ragoiiter (re-ad-gustare) u. dgl. m. — Am Häufigsten ist dies
aber der Fall in den Verbindungen des s mit anderen Konsonanten, wie sc
(k, q), Sek, sp, st, sl, sm, sn, worin das im Innern des ursprünglichen Wortes
ausgefallene s oft durch einen Circumflex auf dem vorangehenden Vokale an-
gedeutet wird. Dem ursprünglich anlautenden s des Wortes ward aber e vor-
angesetzt, später jedoch oft auch nach diesem e das s ausgeworfen. So: eveque
(episcopus), ecouter (ausculfare), apre (asper), gäter (vastare ahd. wastjan),
bete (bestia), Angoulerae (Iculisma) — ecu (scutum), epine (spina), Epernay
(Sparnacum), etable (stabulum), emeraude (smaragdus), elingue (ahd. sliuga,
slinka). Dahin gehört auch die Auswerfung von s in den mit dis und minus
(mes) zusammengesetzten, wie von x in Wörtern mit ex: denaturer, mefier
§ 27. Verkürzung des Wortes u. Wegfall v. Konson. u. Vok. 47
(minus fidere), ei)Ouvanter (von expavere afr. espoenter) u. a.; in tous: toujours
(tous jours) etc.
Auch zwischen Konsonnnteu fällt ein Konsonant aus: montrer (mon-
strare), afr. oscur f. obscur, so auch in oter (obstare).
Hierher gehört auch der hisweilen ohne feste Regel eintretende Ausfall
eines Konsonanten bei ursprünglicher Verdoppelung desselben. Im
Allgemeinen hält sich nämlich der für die Aussprache meist werthlos gewordene
Doppelkonsonant mit etymologischer Treue, und die Zahl der Doppelkonsonanten
wächst selbst noch aus anderen Gründen; Beispiele des Ausfalles kommen aber
bei Lippen-, Zungen- und Kehllauten vor; vgl apercevoir, apaiser, aplanir,
moufle (afr. uionffle mlat. uinff'iila), pantoufie (Pantoffel), rote (chrofta), greciser
(graecissare), und so moraliser, frateiniser, temporiser u. v. a., courir (currere),
serourir (succurrere), argile (argilla), cavalier (caballarius), appeler (appeliare),
pale (pallidus), secouer (succutere), bouche (bucca), secher (siccare), aj^randir
(ad-grandis), agreer (ad-gratare u. v. a., dah> r agraver neben aggraver, agregcr
neben aggreger u. dgl. m. Das Altfranzösische war hierin nachlässiger, litt
aber fast grundsätzlich die Verdoppelung der nasalen und flüssigen Buchstaben
nicht, während die neufranzösische Aussprache gerade diese Laute vorzugs-
weise geminirt.
3. Auch auslautende Konsonanten werden zuweilen abgeworfen, obgleich im
Allgemeinen der Endkonsonant einer Stammsilbe erhalten ist: si (sie), ci (ecce-
hic), lä (illac), dru (ahd. trüt, drüt), GeofTroi (ahd. Godafrid), quoi ^quid, quod),
qui (quis), quoique (quidquam), onze (undecim); so besonders auslautendes h:
Baudry (Baltiih), Thierry (Diotrih), f nach /: Arnoul (Arnulf). Hierher ist
auch die Abwerfung des t der dritten Person in Verbalformen: aime, chante,
aima, aimera zu rechnen, welches in der Inversion aime-t-il wieder zum Vor-
schein kommt (afr. auch aimet, chantet, chanted, chantat u. s. w.).
c) Wegfall Yon Konsonanten und Vokalen zugleich. Dieser hat die Umgestal-
tung des Wortes bisweilen sehr aufiallend gemacht und ist namentlich im Inlaute
durch den Zusammenstoss unverträglicher Konsonanten, obgleich auch durch
den Zusjimmenstoss von Vokalen motivirt. Der Ausfall von Silben ist auch im
Lateinischen nicht unerhört: vgl. undecim, quindecim, malle, nolle, subtemen u. dgl.
1, Im Beginn des Wortes ist die Tilgung eines Vokales und Konsonanten oder
einer Silbe selten, doch namentlich in Eigennamen, die sich im Munde des
Volkes am Leichtesten abschleifen, nicht ungewöhnlich: voler, stehlen, scheint
Verkürzung aus lat. involare, courge (Cucurbita), Gary (Incarus), Rions (Serio-
nem), Tilly (Attiliacus), Cherville (Sicheri Villa), Cuzieux (Segusianum), La
Linde (Diolindum), Bastien (Sebastianus). Bisweilen gehen selbst mehrere
Silben verloren: Mandeure (Epamanduodurum), Royan (Novioregum), espiegle
(Ulespiegle i. e. Ulenspiegel), und mit Tilgung eines Wortes: Seix (Aquae
Siccae).
Im Inlaute des Wortes findet die Auswerfung sowohl mit folgenden als
mit vorangehenden tonlosen Vokalen statt; hier wiederholt sich die Aus-
werfung der oben (27. b 2) erwähnten Konsonanten.
er. Der Konsonant mit folgendem Vokale fiel aus, und hier folgte der Konso-
nant, weil der Vokal wich, und jener sich nun nicht mit dem folgenden
Konsonanten vertrug: Rhone (Rhor/anus), desirer (desirferare), role (ro^ulus),
Lezat (Lafusätes), cite (ciüitatem), nacelle (nauicella), dire (dicere), Orchaise
(Orcv'casa), source (sur^/cia), Didier (De-^/derius), bäume (halsamum), Nogent
48 Erst. Tbl. Lautlehre. Zweit. Abschn. Das Wort etc. nach ihr. Abstamm.
(Not'/geii,tiim), äuae (amma), Semur (Sinetmirum), renard (ahd. re^mhart),
vente (venrf/ta), Albert (Arfalbert),
5, der Konsonant mit vorangehendem Vokale; hier fiel der Vokal oft fort, nach-
dem der Konsonant gewichen war: mür (ma^urus) afr. laeur, sür (securus)
afr, seur, rond (roitundus) afr. reond, prone (praeconium), semer (semware),
Melun (Meloc/unum), Tours (Turowes).
y. mehrere Konsonanten fallen dabei aus: temoin (tesfj'monium), meler (misc«-
lare), böte (hos;ntem), mäeher (mas/icare), semaine (se/j<mana), metier
(mirt/sterium), Brion (Br'tj^iosum), prirent (pre//enrferunt), nicher (nic?;^care).
Grössere Verluste können namentlich Eigennamen erleiden: Ivilliers {Idonis
Villaris), Alleville (Alane« Villa).
3. Der Abfall von Konsonanten mit Vokalen ist am Ende des Wortes nach
der ursprünglichen Tonsilbe von weitester Ausdehnung.
ß. Zunächst ist hier der Wegfall der Flexions- oder Ableitungsendung
mit Ziirücklassnng des diese Silbe anlautenden Konsonanten zu bemerken.
Das Wort schwebt der Sprache flexionslos und zum Theil ohne Ableitungs-
silbe vor, und sie will wesentlich nur die Stammsilbe wiedergeben. Selten
stellt sie entschieden einen bestimmten Kasus dar, wie z, B. den Nominativ
oder Akkusativ, welche beide ihrer synt_aktischen Natur nach übrigens das
erste Recht dazu in Anspruch nehmen dürfen. Zur Darstellung des Nominal-
stammes wählen wir aus nahe liegenden Gründen meist den Akkusativ.
So fallen Endungen wie ms, U7n, es, is, em, en, ins, ium und selbst
uus und ut fort, wobei namentlich ins, ium auch oft durch stummes e
ersetzt werden: fleuve (fluvius), glaive (gladius), silence (silentium), obwohl
hier oft das i versteckt übrig geblieben ist; stummes e tritt freilich auch
dort ein, wo Doppelkonsonanten nicht füglich ohne dieses lautbar werden
könnten, z. B. in propre (proprius), ivre (ebrius), aigre (acrem). Var (Varus),
arc (arcus), cas (casus), lac (lacus), fruit (fructus), amer (amarus), venin (vene-
num), Verdun (Virodunum), faim (fames), lundi (lunae dies), Lezat (Latusates),
verd, vert (vir[i]dis), nef (navis), sang (sanguis), quel (qualis), neuf (novem),
sept (Septem), duc (ducem), front (frontem), honneur (honorem), nom (nomen),
berger (vervecarius), verger (viridarium), Gisors (Cesortium), ecrin (scrinium),
sourcil (superciliuui), fat (fatuus), chef, cap (caput).
ß. Die volle Silbe mit anlautendem Konsonanten fällt hinweg:
aa. wenn das Wort sonst mit einem verdoppelten Konsonanten auslauten
würde: nul (nullus), cheval (caballus), val (vallis), sec (siccus), gras
(crassus), fer (ferrum), trop (troppus), toux (tussis), pas (passus).
ßß. zwx Vermeidung der Häufung verschiedener Konsonanten,
namentlich nach r -. ver (vermis), cor (cornu) [com Chans, de Roland etc.],
foiir (furnus), jour (diurnum), hiver (hibernum), en (inde) afr. ent, cour
(chortem) afr. court, cort.
yy. auch nach volltönenden Vokalen, namentlich die Silben, welche mit
t, d, c beginnen: aigu (acutus), mari (maritus), chenu (canutus), Dauphine
(Delphinatus), coi (quietus), pre (pratum), aime (amatus), fini (finitus),
Conde (Condate), vertu (virtutem), ete (aestatem), glu (gluten), cru (crudus),
degre (gradus), demi (dimidium), parmi (per medium), allen (aliodium),
ami (amicus), jeu (jocus), feu (focus), peu (paucus). Das Altfranzösische
lässt die Endkonsonanten oft noch unangetastet, das Neufranzösische
seltener, wie in brut, etat, salut u. dgl.
§ 28. Assimilation der Konsonanten. 49
JJ. Andere Endsilben findet man hei stärkerer Verkürzung des Wortes
zuweilen in Proparoxytouen abgeworfen, in denen die vorletzte ursprüng-
liche Silbe nun meist mit stummem e endigt: eveque (episcopum), prince
(principem), pale (pallidus), terme (teruiinus), page (pagiua), dame (domina),
lame (lamina), souple (supplicem), ange (aiigelus), amande (auiygdala),
raipoiice (rapum, rapa gl. rapuncula miat. rapunoium, rapontium), Clichy
(Clipiacum), Soigny (Sunniacum), Attigny (Attiniacum) u. dgl. m., Archipel
(Archipelagus), Antibes (Antipoiis).
28. Assimilation der Konsonanten. Zu den Veränderungen, welche das
Wort im Französischen erlitten hat, gehört auch die Assimilation oder
Angleichung zweier ursprünglich verschiedener Konsonanten, wo-
durch die Zahl der Doppellaute vermehrt wurde, welche jedoch durch die
Aussprache mehr und mehr getilgt worden ist. Nöthig wird diese An-
gleichung oft nach dem Ausfalle von Lauten im Innern des Wortes.
Abgesehen von den aus der lateinischen Sprache überkommenen, meist durch
Assimilation des ersten Konsonanten mit einem zweiten entstandenen Doppel-
konsonanten, hat die französische namentlich Verdoppelungen der nasalen und
flüssigen Buchstaben n, m, 1, r, so wie des s und t, durch Angleichung erhalten.
nn findet sich zuweilen für mii: solenne), solennite etc. neben dem veralteten
solemnel (v. solemnis), Garonne (Garumna), colonne (columna), vgl. das lateinische
connecto f. cumnecto u. dgl., bisweilen statt gn: connaitre (cognoscere), so wie für
dn, nd und nt: Rcnnes (Rhedones), plafonner (v. plafond), Vannes (Veneti).
mm entsteht aus mn: femme (femina), homme (hominem), somuie (somnus),
sommeil (somniculus), nommer (nominare); ferner aus mn, wie in allen Adverbien,
in denen t nach n ausgestossen ist, wie decemment, patiemment, constamment,
couramment u. s. w. (decente mente etc.), vgl. das lateinische immenior f. in-
memor u. dgl.
11 steht zuweilen für rl: chambellan (ahd. chamarlinc, chamerling afr. chambrelan),
afr. paller, Challot, huller u. a. f, parier, Charlot etc., vgl. das lateinische tenellus f.
tener-lus, puella f. puer-la, peilucidus f. per-lucidus, das deutsche Ballast (Island.
schwed. barlast dän. baglast, bailast niederl. engl, ballast). Sehr gewöhnlich ist
aber die mouilürte Assimilation /// für c/, gl, pl, bl, tl, dl, chl, hl, wie in grenouille
(ranicula), oreille (auricula), corbeille (corbicula), veiller (vigilare), cailler (coagulare),
grouiller (ahd. grubilön), afr. guillot (ahd. weibil), volaille (volatilia), seille (situla),
fouiller (gl. fodiculare), treille (trichila), caille (ahd. wahtala mIat. quaquila), touaille
(ahd. dwahilla, dwehilla), vgl. das lateinische lapillus f. lapid-lus, sella f. sed-la;
auch aus Ih und lg, Ic, It: Guillard (ahd. Wilihart), cueille (colligo), Evreuil (Evo-
rolacum), Corseuil (Curiosolitae).
rr entsteht oft aus tr: pierre (petra), verre (vitrum), Serres (Suetri), Thierry
(Diotrih), tonnerre (tonitru), larron (latronem), merrain (materiamen), parrain, marraine
(patrinus, matrina), beurre (butyrum), Arras (Atrebatae), pourrir (putrere), pourrai
(gl. potere habeo), vgl. das lateinische parricida f. patricida; ferner aus dr : das ältere
clorre neben clore (claudere), carro(quadratum), lierre (hedera), l'Erre (Kdra), feurre (ahd.
fuotar gotb. altn. födr), fourrer (ahd. fuotarjan), leurre (mhd. luoder), arriere (ad-retro),
Auxerre (Autesiodurum), vgl. das lateinische arrideo f. ad-rideo u. dgl,
8S tritt bisweilen an die Stelle von sc: poisson (piscis), naissant (nascentem),
croissant (crescentem), rossignol (v. luscinia); auch nimmt ss die Stelle von st ein:
Cassel (Castellum), huissier (ostiarius), angoisse (angustia), brosse (ahd. burst, burstä
Mälziier, fr. Gr. 3. Aiili. 4
50 Erst. Thl. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
mhd. borst, börste), daher afr. esse, nesse f. est-ce, n'est ce; xs giebt öfter s«; essuyer
(v. ex-sugere, ex-sucare), essarter (v. ex-sartutn); wie auch x = cs dadurch ersetzt
wird (vgl. Ulysses und ülyxes): cuisse (coxa), laisser (laxare), essaim (examen) u. a.
Aus ds entsteht es, wie so häufig im Lateinischen, in assez (ad-satis), aussi (aliud-
sic) u. a. ; aus ps in: caisse (capsa), enchässer (gl. incapsare); aus Is in: pousser (pul-
sare) und aus Ic in; saussaie (salicetuin), coussin (v. culcita), poussin (puUicenus);
aus rs in: massepain (gl. marcipanis aus it. marzapane, vielleicht v. gr. lat. niaza),
vgl. umgekehrt Marseille für Massilia und das lateinische dossuaris f. dorsuarius.
tt entsteht aus bt und p(: dette (debita), jatte (mlat. gabata), recette (recepta);
aus et: Jette (jacto), datte (afr. dacte), lutte (lucta), pittoresque (v. pictor), afr.
dottrine, dotrine (doctrina); aus kt: guetter (ahd. wahten) u. dgl. m.
Andere Assimilationen sind von minderem Beiauge, wie ff in Offroy (Otfrid),
Geoffroi (Godafrid) u. s. m.
29. Versetzung der Laute. Die Versetzung oder Umstellung der
Laute innerhalb des Wortes ist ein Vorgang, welcher nicht nui- im
Verhältnisse von Tochtersprachen zu Stammsprachen, sondern auch in
einer und derselben Sprache zu verschiedenen Zeiten oder bei verschiede-
nen Individuen und Volksstämmen angetroffen wird. Sie wird durch un-
sichere Auffassung und zugleich durch die Wahlverwandtschaft
der Laute veranlasst. Abirrungen dieser Art wirken oft in Aveitera
Bereiche auf die Umbildung der Wörter ein, und sind im Französischen
nicht ohne Bedeutung geblieben.
Folgende Versetzungen der ursprünglichen Laute kommen hier vor:
I.Zwei unmittelbar auf einander folgende Konsonanten vertauschen ihre Stelle:
Charf/ogne (v. Caturigae gl. Ca^'neae), combZe (cu/men, nicht cumulns); so
namentlich gn und ng : poing (pii^nus), etan^ (sta^ßum), vin^t {vig'nti), und um-
gekehrt: plai^nons (plaw^imus), tei^nant (tin^ens), sai^ner (gl. sa«^uiuare), joi^nant
(jun^ens). Vgl. lat. viscns gr. f^ug, febris (ferbui) st. ferbis, vespa ahd. wefsä.
2. Ein auslautender oder auch ein solcher Konsonant, welcher eine folgende Silbe
beginnt, wird von dem anlautenden Konsonanten angezogen und bildet
mit ihm gemeinschaftlich den An laut, oder umgekehrt von zwei anlautenden
Konsonanten trennt sich der zweite und bildet den Auslaut oder den
Anlaut einer zweiten Silbe. Hier kommt namentlich ein flüssiger Buchstabe als
der versetzte vor.
a) Äreloque neben Äerloque, firebis (uervex), trouhler (^urbulare), /romage (v.
/brma), ^reuil (^orculus gl. froculus), sanglot (siu^u/tus), escrimer (ahd. scirnian).
Zuweilen wird der zweite Konsonant der die nächste Silbe anlautenden attra-
hirt: <remper (^emp'rare), aireuver f. a^euvrer (v. 6ibere).
b) carneler (v. crena), /ournir (goth. //-umjan), pour {pro), Z)urauce (Dyuentia),
die ältere Form guernon neben ^renon (mhd. gran). Vgl. lat cerno (gr. xpiVw),
porrigo (prorigo), pulmo (gr. Ti).tv/iio}p). Nicht nur das Altfranzösische, sondern
auch die heutige Volkssprache hat oft beiderlei Versetzungen, wie fermer und
fremer, berlan und brelan, berloque und breloque; noch im 17. Jahrh. eprevier
und epervier; in der Gbanipagne freumi f. fourmi u. dgl. m.
3. Die Anlaute zweier Silben vertauschen ihre Konsonanten: reglisse (glych-
rÄiza), h&leme (gl. anhe/a d. i. a-nhe-Za}; auch ändert hierbei von zwei anlauten-
den Konsonanten der letzte allein seine Stelle: eiincelle (sciu^iUa gl. stincilla).
Vgl. lat. basium und suavium.
§30. Erweiterung des Wortes. 1. durch Vokale, 5]
4. Ein Vokal und Konsonant, welche unmittelbar auf einander folgen, ver-
tauschen ihre Stelle: Lot (0/tis), puput xxnd. pupuX^x (v. wpwpa, neben huppe).
5. Die Attraktion eines Vokales der folgenden Silbe durch einen Vokal der
vorigen bringt die Versetzung eines Konsonanten, so wie eines oder beider Vokale
hervor. Dies geschieht, wenn der Konsonant ursprünglich zwischen Vokalen
steht, deren letzter ein i oder e ist, das selbst wieder vor einem Vokale steht:
raj'son (raijoneni), po/son (po^ionem), Raison (Vasjonem), glo/re (gloria), histo^'re
(historia), yiin (junäis), muiil (modius), temoin (testimo/imm), primatVe (primarüis),
contra/re (coutraT-üis), aire (area), huile (oleum) — mit Versetzung beider Vokale:
Premier (priman'us gl. primmrus), concierge (con-scher/o v. ahd. scario, scarjo,
nach Anderen consergius, con-servias v. servire). Dies geschieht auch in Wörtern,
deren * oder e kein Vokal folgt: singul«er (singularis).
6. Zu den Versetzungen kann man auch die Scbnie Izlaute /, II, il (ill) und
gn rechnen, insoweit sie aus einer Umkehrung des li (lli), le (lle) und nü ne
vor folgenden anderen Vokalen entstanden sind, wobei g als ein zum Konsonanten
erhärteter Vokal anzusehen ist, so wie das ursprünglich dem l folgende i eben-
falls im üebergange zum Konsonantismus begriffen ist: CavajY/on (Cabe//jo),
feu«7/e (fo/i'a) — cigo^ne (cicorej'a), campa^«e (campanj'a), vi^ne (vinea).
J$0. Erweiterung des Wortes. Im Gegensatze zu der Verkürzung des
ursprünglichen Wortes steht die Erweiterung desselben durch hinzugefügte
und eingeschobene bedeutungslose Laute. Diese haben zum Theil die
Erleichterung der Aussprache zum Zw^ecke, zum Theil beruhen sie auf
begrifflicher Verwechselung, zum Theil auf Gewöhnung oder Verwöhnung
der Sprachorgaue. Im Französischen sind sie nicht selten; weniger üblich
ist indessen die Erweiterung des Wortes durch Vokale als durch Konso-
nanten, und unter diesen durch Kehllaute.
I.Erweiterung durch Vokale:
a) die Voranstellung begriffloser vokalischer Laute ist in allen Sprachen ein
seltener Vorj;ang. Ein bedeutungsloses a scheint im Altfranzosischen öfter
vorgesetzt, doch kann dies auch die Präposition a (ad) sein; ein Beispiel im
Neufranzösischen ist Aveyron (Veronius). Dagegen ist die Voranstellung eines
e vor die mit s beginnenden doppelten Konsonanten sp, st, sc, seh, sl, S7)i sehr
gewöhnlich: esperer (sperare), esprit (Spiritus), estomac (stoniachus), escalier
(v. scala), esquif (goth. skip ahd. seif, scef), echanson (ahd. scencho); doch bat das
Neufranzösische oft hier das s ausgeworfen: epoux (sponsus), etable (stabulum),
ecrin (scrinium), ecole (schola), elingue (ahd. slinkä, slingä), emeraude (smaragdus),
während allerdings auch sehr häufig das ursprünglich anlautende s ohne Ver-
kümmerung und Zusatz bleibt: stabilite (v. stabilire), spacieux (spatiosus),
scene (scena), scabieux (scabiosus) u. s. w. Auch hat man das e und sogar
das unorganische es anderen anlautenden Konsonanten als dem s vorangestellt:
ecrevisse (ahd. krebiz), hier vielleicht mit Rücksicht auf scarabaeus, doch auch
in ecorce (corticem), echafaud (it. catafalco), escarboucle (carbunculus) u. e. a.
Auffallend scheint Escousse (v. Segösa); doch hier ist sg in S'gosa dem sc
gleich behandelt. — Im Altfranzosischen findet man auch i zuweilen vorgesetzt:
isnel (ahd. snel). Die Erklärung dieser Erscheinungen s. weiter unten.
b) Eingeschoben wird zuweilen ein Vokal zwischen zwei Konsonanten, die dem
französischen Organe fremd waren, z. ß. hanap (ahd. hnaph), harangue (ahd.
4*
52 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
hring), cbeiiapan (nbd. Schnapphahn), conif (altn.knifr), semale (uhd. Schmalschiff),
semaque (holl. smak), se'poule (nhd Spule); auch zwischen sonst dem Franzosen
geläufige stumme und flüssige Buchstaben tritt zuweilen ein Vokal: Jubelins
(Diablintes), Gibelins (Weiblingen). Vgl. das lateinische Alcumene st, Alcmene.
c) Im Auslaute erscheint bisweilen ein nicht etymologisch begründetes stummes
e zur Erleichterung der Aussprache, wie in quatre (quatuor), wohin mau -viele
stumme e rechnen müsste, welche in Nominalformen männlichen und sächlichen
Geschlechtes vorkommen, ohne im Stamme des Wortes enthalten zu sein, wenn
man nicht e als Kompensation jedes beliebigen Vokales in den Flexions- oder
Ableitungssilben ansehen will.
2. Erweiterung durch Konsonanten:
a) Die Yo ranstellung von Konsonanten in mehr als einer Sprache weiset darauf
hin, dass besonders die nasalen und flüssigen n, m, /, r, so wie A, «, _/, s und
überhaupt die Zischlaute, welche unter dem Namen der Halbvokale bekannt
sind, sich zu diesem Zwecke darboten. Im Französischen tritt am Häufigsten
h voran : heur afr. eür (augurinm), bonheur, malheur (bonum, malum augnrium),
huit (octo), huitre (ostrea), huüe (oleum), houblon (v. lupula, vgl. jedoch auch
mlat. hupa uiederd. hop), haut (altus), hurler (ululare), huppe (upupa), von
denen die vier letzten germanischen Anklang von Hopfen, hoch, heulen,
Wiede-hopf verrathen mögen, harnois, harnais (nord. iärn ir. iaran kymr. haiarn),
hieble (ebulum), Houcilles (Oscinejum), houle (oUa), hazard (mlat. azardum), huis
(ostium). — Oefter ist /, ursprünglich vielleicht überall Artikel, Wörtern vor-
gesetzt: Lille (insula), lierre (hedera), lambris (ambrices), luette (uva), lors, alors
(v, hora), lendemain (le en demain). — n findet sich in nombril (v. umbilicus);
die Kehllaute c und g in Colune (OlTna?), grenouille (rauicula), grivoise (nhd.
Reibeisen); t in tante (amita) afr. ante; b vielleicht in bruire (rugire?) und in
brusc (ruscum).
b) Die Einschiebung von Konsouauten erstreckt sich im Französischen über
alle Lautklassen; bisweilen zeigt sich eine unwillkürliche Alliteration oder
Assonanz bei dieser Einschiebung.
«. Die nasalen und flüssigen Buchstaben n, m, l, r sind mehrfach zu diesem
Zwecke verwendet.
n wird gerne vor Zahn- und Kehllauten, aber auch sonst, eingeschoben,
häufiger noch im Altfranzösischen: amande (amygdala), rendre (reddere),
peintre (pictorem), lanterne (laterna und schon lanterna), Anse (Asa Paulini),
roncin (v. ahd. hros). Orange (Arausio), Angouleme (Iculisma, ob etwa auch
Inculisma?), Jongleur (joculator), langouste (locusta), cingler (altn. sigla) afr.
sigler, pincer (it. pizzicare, pfetzen), ronfler (ahd. rofazön), suinter (ahd.
swizzan). Vgl. die lateinischen jungo, frango, tango, scindo, fundo u. dgl. m.
ni, schon im Lateinischen vor Lippenlauten eingeschoben (vgl. rumpo, in-
cumbo), erscheint so auch im Französischen: tampon (niederd. tap), empan,
assonirend, afr. espan (mhd. span), Sambre (Sabis), Embrun (Eburodunum),
lambruche (labrusca).
1 ist im Neufranzösischen seltener: euclume (incudinem), esclandre
(scandalum); im Altfranzösischen bis zum sechzehnten Jahrhundert hat sich
/ oft nach au und eu eingedrängt, indem mau irrthümlich die Schreibart der
Wörter, in denen u sich aus l herausgebildet hatte und gleichwohl l noch
neben sich duldete (vgl. veulx, aulcun, Thibault, Arnault), auf andere über-
§ 30. Erweiter, des Wortes. 2. durch Konsou. 53
trug, w'ie amourenlx, joyeulx, fraulde, peult u. dgl. Im Neufranzösiscben
finden wir noch Einiges dieser Art: Jaulne (Jonna).
r hängt sich öfter an Konsonanten im Inlaute, mit einer Neigung Silben
zu assimiliren, wenn schon ein r im Worte vorkommt: tresor (thesaurus),
perdrix (perdix), Guilletres ((iallitae), feiitre (uhd. filz), Chartres (Carnutes),
hurler (ululare) — epeautre (spelta), euere (enraustum) afr. enche, anche, fronde
(funda), nombril (umbilicus), Sambre (Sabis), chanvre (cannabis), Vabres
(Fabia), fanfreluche (pompholyx), havre (ahd. havan); auch tritt es vor Kon-
sonanten: germandree (chamaedrys), Angers (Andecavi), öfters vors: Limours
(Lemausus), Garsanval (Wasconis Vallis).
ß. Die Lippenhuchstaben p und b werden nach dem verwandten m ein-
geschoben (vgl. lat. sumpsi, sumptum, dempsi, demptum), p namentlich zwischen
mt: dompter (domitare), afr. tempter (teutare, temptare) nlr. tenter; b zwischen
ml, inr: sembler (simulare), comble (culmen), eiisemble (in-simul), humble
(humilis), chambre (camera), iiombre (numerus), Cambrai (Camaracum), auch
in chambellan (ahd. chamarlinc, chamerling). Oft schrieb man bv, wo ur-
sprüngliches b sich in v verwandelt hatte, wie debvoir u. dgl.
y. Die Zahnbuchstaben <, d und s treten ebenso, meist die bequemere Aus-
sprache vermittelnd, bedeutungslos in das Wort. So tritt t zwischen sr,
wenngleich später s selbst wieder ausgeworfen ist: paitre (pasci), naitre
(nasci), etre (gl. essere, es're), connaitre (cognoscere), aucetres (antecessores),
afr. naistre, paistre, tistre (texere), distrent (nfr. dirent), pristreut (nfr. privent)
u, dgl. m. Hierher gehört auch coudre (consuere gl. cons're). Ebenso schob
man c? zwischen /r, auch wo dies / einem u wich: faudia (v. fallere}, moudre
(molere), voudia (gl. v. volere), vaudra (v. valere), afr. moldre, toldre u. dgl,,
Coudray-sur-Seine (Colridns), worin d nur umgestellt scheint; auch zwischen
rr nach ausgeslossenem v, g, qu: poudre (pulverem), absoudre (ahsolvere),
sourdre (surgere), foudre (fulgura), tordre (torquere), afr. aerdre (adhaerere);
zwischen nr: moindre (minorem), tendre (tenerum), gendre (generum),
[dagegen genre (generis)], cendre (cinerem), tiendrai (v. teuere), vendredi
(Veneris dies), pondre (ponere); auch nach ausgefallenem ^; peindre (pingere),
ceindre (cingere), feindre (fingere), enfreindre (infringere), eteindre (extinguere),
plaindre (plangere), oindre (ungere), joindre (jüngere); zwischen mr, wobei m
sich in n verwandelt: craindre (tremere), empreiudre (imprimere). — In
Dordogue (Duranius) ist d nach r gleichsam alliterirend wiederholt. Jn
faisanderie, faisandeau (v. faisan) und Normandie ist es aus den Formen
faisand, Normand zu erklären. S. unt. c).
Ni«hts ist im Altfranzösischen gewöhnlicher als die Einschiebung eines s,
besonders vor n, /», l, t, eine um so auffallendere Erscheinung, als s frühe
im Innern des Wortes vor Konsonanten verstummt zu sein scheint und
anderweitig ein etymologisch begründetes s so leicht ausgeworfen wurde, wie
auch dies eingeschobene s meist im Neufranzösischen wieder ausgeworfen ist.
Gleichwohl hat es sich als stummes s noch jetzt in manchen Wörtern erhalten,
besonders in Eigennamen: resne, resgue nfr. rene (v. retinere), fluste nfr. flute
(it. flauto v. flatus), pasle nfr. pale (pallidus), cisne nfr. cygne (cygnus ralat.
cecinus), Nismes und Nimes (Nemausus), Nesle (Nigella), Bresle (Braella) u. dgl.
J. Die Kehlbuchstaben sind selten eingeschoben, doch finden sich zuweilen
c und g so verwendet; c in esclave (slave, schon früh sclavus) — das vor t
oft im späteren Altfranzösischen eingeschobene c, wie in mectre, promectre,
54 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
quicter (quitter, v. quietus), scheint als stummer Buchstabe nur aus falscher
Analogie mit faict, dict, faictes u. dgl. hervorgegangen — ; g findet man in
epingle (spinula) zur Erleichterung der Aussprache eingefügt; so hat es sich
auch in rognon (gl. renio v. ren) eingedrängt; anderswo ist gn vielmehr als Ersatz
anderer Laute, denn als durch Einschiebung eines g entstanden zu denken.
f. Insbesondere ist hier noch der Einschiebungen von Konsonanten zur
Aufhebung des Hiatus zu gedenken, selbst wenn dieser erst durch Aus-
werfung von Konsonanten entstanden ist; hier sehen wir namentlich v, h und
g verwendet: pouvoir (afr. pooir aus potesse gl. potere), glaive (gladius),
pleuvoir (pluere) — envahir (invadere), trahir (tradere), trahison (traditionem),
Cahors (Cadurci), afr. envair, trair, traisou u. s. w. — aieul (avolus oder aviolus),
fayence, fa'ience (it. faenza), glayeul, glaieul (gladiolus).
f. Endlich fordert hier noch die Verdoppelung einfacher Konsonanten
unsere Aufmerksamkeit. Das Neufranzösische hat in der Schrift meist die
überkommenen Üoppelkonsonanten bewahrt, aber, neben der Vermehrung
derselben durch Assimilation, selbst einfache Konsonanten häufig verdoppelt.
act. Dies geschieht in vielen Fällen, wenn der einfache Konsonant vor
einem auslautenden stummen e stehen würde: Etienne (Stephanus),
chienne (v. canis), Vannes (Veneti), Narboune (Narbonem), Anconne
(Acunum), pomme (poma), Somme (Samara), comme (quomodo), Cette
(Setium), bette (beta), Chabotte (Stabatio), carotte (carota), paresse
(pigritia), ecrevisse (krebiz), Ecosse (Scotia), Sobusse (Sibuzates), coflfre
(cophinus), goufi're (y.6Xno<,). Dies tritt namentlich nach einem e und o
ein, aber keineswegs mit Stetigkeit, und besonders hinsichtlich der Kon-
sonanten n, m, t und s.
ßß. An anderen Stellen des Inlautes ist noch weniger ein Gesetz der
Verdoppelung des ursprünglichen Konsonanten zu entdecken, da sie so-
wohl nach ursprünglich langem wie kurzem Vokale eintritt und sich nicht
etwa wie das lateinische litera und littera, mile und mille verhält. Vgl.
ennemi (inimicus), honnete (honestus), monnaie (moneta), legionnaire
(legionariiis), actionner (v. action), pommier (v. pomme), Allier (Eiaver),
Ollaus (Olino), Garris (Carasae), serrer (serare), dessous (de-subtus), dessiner
(designare), Crissay (Crusinia), frisson (goth. vriosan, nach Anderen
frictionem gl. frigitionem v. lat. frigere). Ausser dem s kommen hier
vorzugsweise die nasalen und liquiden Buchstaben in Betracht,
c) Die Anfügung am Ende des Wortes geht insbesondere die Konsonanz an,
und auch diese nur in beschränktem Masse, da die Endsilbe vielmehr verkürzt
als durch bedeutungslose Zusätze verstärkt ist. Die Anfügungen, welche hier
vorkommen, betreffen besonders den Zahnbuchstaben s. Zum Theil waren es
euphonische Rücksichten, welche diese Erweiterung veranlassten.
Bisweilen findet sich d dem nasalen n angehängt, wie in Allemand (Ale-
mannus), Normand (Normannus), Flamand (Vlaming), Armand (Herman),
Bertrand (Bertram), Baudrand (Baltram) u. v. a. , auch dem r in tabard
(taharrus), beides wohl aus Verwechselung mit anderen häufig vorkommenden
Endungen. Vgl. marchand (mercantem), renard (regiuhart).
Die Anhängung eines s weiset zum Theil auf das s eines lateinischen
Nominativ zurück oder ist ein üeberrest der altfranzösischen Nominalflexion,
wenn auch auf lateinische Wörter ohne s übertragen. Dahin gehören corps
(corpus), temps (t^mpus), lacs (laqueus), Jacques (Jacobus), Charles (Garolus),
Jules (Julius), Hugues (Hugo), Doubs (Dubis), fonds (fundus), fils (filius), rets
§ 31. Doppelformen desselben Wortes. 55
(retis), legs (legatum), lis (lilium) u. dgl. m. Das s am Ende vieler Städte-
namen ist unstreitig durch die häufige Uebertragung der Volksnamen im
Plural auf Städte zum Gebrauche geworden, auch wo es nicht mehr berechtigt
war: vgl. Soissons (Suessiones), Langres (Lingones), Chartres (Carnutes), Troyes
(Tricasses), Cahors (Cadurci), Beauvais (Beliovaci), Avranches (Abrincatui), mit
Uenes (Genua), Londres (Londinium), Arles (Arelate) u. s. w. Auf gleiche
Weise ist natürlich das x in Namen dieser Art zu erklären: Caux (Caletes),
Evreux (Eburovices), Meaux (Mekli), Greoux (Griselum) u. a., so wie das z in
Seez, auch Sees (Saji). Ein unberechtigter, aber wohl unzweifelhaft euphoni-
scher Zusatz ist 8 in den Verbaleiidungen suis (sum), rends (reddo), tiens
(teneo), sus (sapui), fus (fui), avais (habebam), vendrais (vendere habebam)
u. s. w,, in donnes-eo, vas-y u. dgl., wo dies s übrigens auf das s der zweiten
Person zurückweisen kann; ebenso ist das s in Partikeln, wie alors (ad illara
horam), tandis (tarn diu), jadis (jam diu), Sans (sine), jusques neben jusquo
(de-usque), gueres neben guere (it. guari ahd. weigaro), nagueres neben naguere,
certes (certe), in den afr. avecques, ores, doncques, onques neben avec, or,
donc, onc, so wie in aukes (aliquid), lediglich als ein unorganischer und eupho-
nischer Buchstabe zu fassen.
Kehllaute, wie q nach c in Marcq, Vicq, Rufecq, g nach Nasalbuchstaben im
Altfranzösiscben in tesmoing, besoing, tienjr, vieng, ung, im Neufranzösischen
noch in Meung (oder Meun = Mehun), seing (signnm), sind orthographische
Bezeichnungen derselben Laute, welche auch ohne diese Anhängsel gesprochen
werden würden und gehören zu den Willkürlichkeiten der alten Schrift, welche
einen und denselben Laut mehrfach bezeichnete.
31. Doppelformen desselben Wortes. Bei der Verschiedenartigkeit der
Mittel das fremde Wort umzugestalten, so wie bei der zu verschiedener
Zeit verschiedenen Art diese Mittel zu verwenden und der allmählich
oberflächlicheren Weise der Assimilirung hat die französische Sprache
viele Doppelformen desselben Wortes aufzuweisen, und sie hat von diesen
vielfach so Gebrauch gemacht, dass sie an die unterschiedenen Formen
Begriffsunterschiede geknüpft hat.
Man vergleiche:
avoue, Schirmvogt; avocat, Sachwalter (advocatus).
apprendre, lernen; apprehender, fürchten (apprehendere).
attacher, anheften; attaquer, angreifen (it. attaccare altn. taka engl. take).
besoin, Bedürfniss; besogne, Geschäft (zu soin gehörig).
camp, Lager; champ, Feld (campus).
carte, Karte, Pappe; charte, Urkunde (charta).
chetif, armselig; captif, gefangen (captivus).
chez, bei; case, Hütte, Fach (casa).
chef, Haupt; cap, Kopf, Vorgebirge (caput).
chose, Sache; cause, Ursache, Rechtssache (causa).
contiance, Vertrauen; confidence, vertrauliche Mittheilung (confidentia).
creance, Schuldforderung etc.; croyance, Glaube (credentia).
droit, recht, gerade; direct, gerade, unmittelbar (directus).
douer, begaben; doter, ausstatten (dotare).
etinceler, funkeln; scintiller, flimmern (scintiilare).
freie, gebrechlich, schwach; fragile, zerbrechlich (fragilis).
5G Erst. Tlieil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
böte], Palast, Gasthaus; hopital, Spital (hospifale).
JHStesse, Richtigkeit; justice, Gerechtigkeit (justitia).
legal, gesetzlich; loyal, bieder (legalis).
luajeur, höher, mündig; major. Major; maire, Schultheiss etc. (major).
metier, Handwerk, Werkstuhl etc.; ministere, Amt, Ministerium (ministerium).
nager, schwiuimen (gl. navgare); naviguer, schiffen (navigare).
naif, unbefangen; natif, gebürtig (nativus).
natal, heimisch, Geburts-; Noel, Weihnacht (natalis).
papillon, Schmetterling; pavillon, Lusthaus (papilionem, schon im Lateinischen
in beiderlei Sinne),
parole, Wort; parabole, Gleichniss, Parabel (parabola).
pätre, Hirt; pasteur, Pastor (pastor).
pitie, Mitleid; piete, Frömmigkeit, Pietät (pietatem).
poison, Gift; potion, Arzneitrank (potionem).
porche, Vorhalle; portique, Säulengang (porticus).
sanglier, Eber; singulier, einzig (singularis).
seing, Unterschrift; signe, Zeichen (Signum).
(se) soucier, sich bekümmern, bekümmert sein; solliciter, anregen, anliegen, bitten
(sollicitare).
sürete, Sicherheit, Zuverlässigkeit, Bürgschaft etc.; securite, Gemüthsruhe, Sorg-
losigkeit (securitatem) u. v. a.
Vgl. auch A. Brächet, Dictionnaire des doublets ou doubles formes de la langue
fran(;aise, Paris 1868.
32. Angleichung mehrerer Wörter. Umgekehrt geht öfter eine und
dieselbe französische Wort form aus mehreren Wörtern hervor, und die
Etymologie derselben wird auf diese Weise für das Sprachbewusstsein
vollkommen verwischt, so wie eine Unterscheidung der nunmehr in einem
Worte enthaltenen Begriffe oft nur durch den Zusammenhang der Rede
möglich wird, wenn nicht die Sprache etwa durch das grammatische Ge-
schlecht Nominalformen dieser Art scheidet.
Man vergleiche:
aune m. Erle (alnus); aune f. Elle (ulna).
carpe m. Handwurzel (;f«y77oc); carpe f. Karpfen (ahd. charpho mlat. carpio, carpa).
charme m Weissbuche (carpinus); charme m. Zauber (carmen).
chartre f. Gefängniss (carcerem); chartre f. Urkunde (charta).
coudre, nähen (consuere); coudre m. Haselstrauch (corylus).
de m. Fingerhut (digitale); de m. Würfel (datum).
louer, loben (laudare); louer, vermiethen, miethen (locare).
palais m. Palast (palatium); palais m. Gaumen (palatum, palatus, wohl nur eine
Verwechselung mit palatium).
pecher, fischen (piscari); pecher, sündigen (peccare); pecher, Pfirsichbaum (v.
peche, persica).
perche f. Barsch (perca); perche f. Stange (pertica).
queux m. Koch (coquus); queux m. Wetzstein (cos).
sanglot m. Schluchzen (singultus); sanglot m. Sattelgurt (v. cingulum).
somme m. Schlaf (soumus) ; somme f. Summe (summa); somme f. Last (sagma
ahd. soum).
tendre, spannen (tendere); tendre, zart (tenerum) u. v. a.
§ 33. Eutwickelung der einzelnen erhaltenen Laute. 57
33. Entwickelung der einzelnen erhaltenen Laute. Wemi wir die Laute
einzeln i)etrachten, welche der Sprache verblieben sind, so begegnen wir
einer theilweise unveränderten Herübernahme und einer theilweisen
Verwandlung derselben.
Die Vokale haben in dem neuen Idiome grössere Wandlungen er-
litten als die Konsonanten und sich nach festen Gesichtspunkten vorzugs-
weise in der Tonsilbe gestaltet, während die tonlosen Silben eine minder
sichere Behandlung derselben veranlassten oder zuliessen; doch hat sich
bei zusammengesetzten Wörtern in den für die Bedeutung des Wortes
charakteristischen Vorsilben im Allgemeinen eine grössere Festigkeit des
Vokalismus bewährt.
Die Konsonanten bewahren im Allgemeinen ihren Charakter mit
grösster Entschiedenheit, und ihre Wandlung ist innerhalb wie ausserhalb
der Tonsilbe nach stetigeren Grundsätzen eingetreten. Diese Wandlung
erscheint zum Theil als Veränderung der Lautstufe der Konsonanten
innerhalb derselben Lautklasse, besonders der vorzugsweise sogenannten
stummen, d. h. der explosiven &-, d- und ^r-Laute, zum Theil als Üeber-
tritt einer Lautklasse in die andere, z. B. der Gutturalen in die Den-
talen (wie des c [k] in ch, d. i. .sc/?, des gutturalen g in das dentale g
oder jf), zum Theil als Verwechselung besonders der leichter beweg-
lichen und nicht abgestuften nasalen und flüssigen Buchstaben mit einander.
Für die Vokale wie für die Konsonanten ist aber endlich noch die
mannichfache Lautverschmelzung zu bemerken, welche im Vokalismus
durch den Zusammenstoss von Vokal und Vokal (vgl. traitre d. i.
ü-aditorem, traitorem; chaine d.i. catena, caena) und durch Erweichung
eines Konsonanten zum Vokale neben einem Vokale (vgl. aurai d. i.
habere habeo, averai, avrai; aune d. i. alnus; maire d. i. majorem, maj'-
rem) hervorgebracht wird, im Konsonantismus durch den Zusammenstoss
von Konsonant und Konsonant (vgl. peril d. i. periculum, pericl';
ecueil d. i. scopulus, gl. scopl'; meche d. i. myxa=mycsa), so wie durch
Vereinigung von Konsonant und Vokal oder wenigstens Färbung
des Konsonanten in diesem Zusammenstosse (vgl. vice d.i. vitium, vi9'jum;
ache d. i. apium, ap'jum; bain d. i. balneum, ba'njum, baj'num; etrange
d. i. extraneus, extran'jus) entsteht.
Aehnliche Vorgänge kommen schon innerhalb einer und derselben Sprache
vor; so hat sich im Lateinischen das ae des Genitiv der ersten Deklination als
ä aus aj, ai gebildet, das bei Dichtern dreisilbige ariete ist wie arjete zu sprechen,
wie sich umgekehrt Troja in Troia verwandelt.
Manche Lautverwandlungen im Französischen lassen zweifeln, ob man eine
Lautverschmelzung oder die Auswerfung eines von mehreren Lauten an-
nehmen soll, ob Verhärtung eines Konsonanten zum Vokal oder blosse Dehnung
und Verstärkung des vorangehenden Vokales nach Ausscheidung des Konsonanten.
Gleichwohl steht die Thatsache der Lautveränderung unter bestimmten Bedingungen
im Allgemeinen fest, wenn der physiologische Vorgang oder die historische Ent-
wickelung auch nicht überall klar vorliegt.
58 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschii. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
Bei der Betrachtung der Vokale und Konsonanten nach ihrem Ursprünge giebl
die Veränderung der Lautzeichen oder Buchstaben nicht immer zugleich den
Unterschied der Lautfärbung in der Aussprache gleichmässig an. Die Geschichte
der Aussprache des Fnmzösischen und ihrer allmählichen Veränderung liegt im
Dunkeln und entbehrt noch bestimmter Anhaltspunkte. Auch ist diese Seite der
Sprachentwickelung nicht frei von mancherlei Zufälligkeiten und theilweise von
Einflüssen abhängig, welche sich nach ihrer zeitlichen und örtlichen Entstehung der
Beobachtung entziehen.
34. Ursprung der französischen Vokale. Indem wir die gegenwärtige
Vokalisation des Französischen ihrer Entstehung nach betrachten, trennen wir
die einfachen Vokale von den zusammengesetzten, unter denen wir die
monophthongischen nicht strenge von den diphthongischen, die nasalen
nicht von den nicht nasalirten absondern, so wie wir der Diphthongirungen
nicht gedenken, welche durch zufälliges Zusammeusprechen neben einander
stehender Vokale sich im Laufe der Zeit festgestellt haben. Die etymo-
logische Betrachtung hat einerseits die Aussprache in den Hintergrund zu
stellen, und andererseits verwandte Erscheinungen nicht zu trennen. Wir
haben besonders die lateinische Tonsilbe im Auge; unbetonte Silben, in
denen die Willkür neben Bequemlichkeit und euphonischen Rücksichten
frei waltete, haben meist nur ein Interesse, insofern sie mit den für die
Tonsilbe geltenden Grundsätzen übereinstimmen.
1. Die einfachen Vokale a, e (e, e, e), ?, o, u.
Obgleich die Lautverschiebung und Trübung der ursprünglichen Vo-
kale im Französischen weiter als in anderen romanischen Sprachen ge-
gangen ist, wovon namentlich die Darstellung der zusammengesetzten Vo-
kale ein Bild gewährt, so haben doch unter den einfachen Vokalen des
Französischen manche den einfachen und zum Theü ungetrübten Laut be-
wahrt. Am Sichersten weiset das i auf ?, das freilich selbst schon getrübte
u auf u, weniger schon a auf ursprüngliches a, o auf o, am Wenigsten
e auf ursprüngliches e zurück, die drei letzteren vorzugsweise in der
Position.
a entsteht:
1. aus lateinischem a in ursprünglicher Position, so wie aus dem betonten a
ursprünglicher Proparoxy tona, in denen oft eine französische Position ent-
standen ist:
char (carrus), arbre (arborem), Vars (Varcia), Tarn (Tarnis), Bearn (Beneharnum),
art (artem), grand (grandis), plante (planta), ancre (anchora), ange (angelusj, vache
(vacca), flamme (flamma), apre (asper). —
chambre (camera), manche (manica), cage (cavea), fade (fatuus), voyage
(viaticum), volage (gl. volaticus), sauvage (silvaticus), aimable (amabilisj, auch wo
der ursprüngliche Ton im Französischen zurückvevlegt ist: place (platea, doch
auch schon platea), battre (battuere). — Das Altfrauzösische bietet hier vielfach
Formen wie caige, raige u. dgl.
2. zuweilen aus lateinischem a vor einfachen Konsonanten in der Tonsilbe,
ohne Rücksicht auf Länge oder Kürze des Vokales;
§ 34. Ursprung der französischen Vokale. 59
lac (läcus), mal (mälum), pave (pävat f. pävit), lave (lävat), car (quäre), Var
(Värus), rare (rärus), avare (avärus), eanal (canälis), nienibrane (membräna), Bazas
(Vasätae), Lezat (Latusätes).
3. weit häufiger noch, ohne Rücksicht auf die Tonsilbe, aus germanischem a,
■wenngleich hier schon oft ahd. e statt a eintritt:
gage (goth. vadi ahd. wetti), saile (ahd. sal), marri (goth. niarzjan ahd. marrjan,
merran), rat (ahd. rato), vague (ahd. wäg), Conrade u. Conrad (ahd. Chuonrät,
Cuonrät mhd. Kuonrät [latinisirt Conrädus] nhd. Konrad).
4. aus tonlosem a oft, namentlich im Anlaute der Wörter und in vorgesetzten
Partikeln, wie ai, abs, ac, ad, af, ag, al, am, an, ap, ar, apo, anii u. a. :
arene (arena), Anduze (Andusia), Amboise (Ambacia), asperge (asparagus), ami
(amicus), auier (amarus), aheille (apicula), abonder (abuudare) u. s. w., paien oder
payen (paganus), janvier (januarius), sarment (sarmentum) u. a.
5. aus e zuweilen vor r und n, namentlich bei nasalirtem Vokale:
par (per), lucarne (lucerna), lezard (lacerta, lacertus), marne (ahd. mergil),
Terouanne (Teruenna), Durance (Druentia), Vande (Venda), Gaseran (Gaserencus),
seant (sedendo, sedentem), courant (currendo, currentem), Vannes (Veneti); so
auch in tonloser Silbe: marchand (mercantem). In der nasalirten Silbe hat dies
wenig Auffallendes, da an und en schon frühe den gleichen Laut darstellten; so
schreibt man im Altfranzösischen auoien und encien, devantrien und deveutrien,
sante und sente (semita). Den umgekehrten Fall s. unt. e.
6. Auffallender ist die Entstehung des a aus i in betonter wie in tonloser Silbe,
vorzugsweise in nasalirter Silbe.
langue (lingua), sangle (cingulum), dans (de intus), ceans (ecce intus), Sans
(sine), Langres (Lingones), Moiran (Morginnum), harangue (ahd. bring), Morsan-
sur-Seine (Murciuctus), dimauche (dominical, Avranches (Abrincatui) und Ollans
(Olino) mit vorgerücktem Accent; Drac (Tricus, doch auch Tracus), bombasin
(bombycinus), und in tonloser Silbe: balance (bilancem), Damigny (Digmaniacus),
Augouleme (Iculisma), Sancerre (Sincerra), sanglot (singultus), sanglier (singularis).
Hierzu mag man den umgekehrten Fall (i für a) vergleichen: Indre (Andra).
e entsteht:
1. mit verschiedener Lautfärbung aus lateinischem e in der Position:
fer (ferrum), cent (centum), vent (ventus), prudent (prudentem), Valence
(Valentia), sept (septeni), sexe (sexus), seeptre (sceptrum), perds (perdo), terre
(terra), Sancerre (Sincerra), hetre (holl. heester, heister, auch nhd. u. niederd.
bester, heister), fenetre (fenestra), fete (festa); so zuweilen auch vor stummem
und flüssigem Buchstaben: funebre (funebris), lepre (li'pra), während es sonst
hier in ie übergeht (fievre u. s. w.). — Doch ist es auch in der Position zuweilen
in ie übergetreten; so in tiers (tertius), niece (gl. neptia), wie wir es im Altfran-
zösischen häufiger noch antreffen: iestre (etre), biel (bellus), mundartlich ia:
biax, noviax (bei, nouvel).
2. Selten hat das kurze e vor einem einfachen Konsonanten in der Tonsilbe sich
dem Uebertritt in ie entzogen, doch ist die Erhaltung des e nicht ohne Beispiele:
bref (brevis), tu es (es), et (et), cree (crt-o), ministere (ministerium), Sens
(SenÖnes, nach Anderen jedoch Snnönes).
3. Aus langem e, welches meist in ei und oi, auch i, ie und öfter in ai übergeht,
hat sich bisweilen vor n, in, l, r, doch auch vor anderen Konsonanten e erhalten:
scene (scena), arene (arena), etrennes (strenae), blaspheme (blasphrmia), extreme
(extremus), Systeme (systema), diademe (diadema), cruel (crudelis), fidele (fidelis),
60 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
zele (zelus), cele (celo), espere (spero) — College (collegium), regle (regula), cede
(cedo), rets (retis), bibliotheque (bibliotheca), Lodeve (Luteva), Geneve (Geneva),
Treves (Treveri).
4. In tonlosen Silben, namentlich im Anlaute der Wörter und in vorangesetzten
Partikeln, hat es sich ebenfalls oft erhalten, so namentlich in den Vorsilben e, ef,
ex, re, rfe, se u. dgl. m.:
eglise (ecclesia), legume (legumiua), decembre (decembris), devouer (devovere),
denoncer (denuntiare), Vergous (Vergummi), devoir (debere), repentir (re-poenitere),
reuuir (re-unire), separer (sepaiare) u. s. w. Es vertritt freilich auch Vokale nnd
Diphthongen aller Art, wie in: secourir (succurrere), ecouter (auscultare).
5. Für ae und oe ist gleichfalls e eingetreten:
grec (graecus), leces (faeces), chimere (chimaera), lese-majeste (laesa majestas),
cene (coena), auch ausser der Tonsilbe: Enee (Aeneas), sevir (saevire); so auch
in der Vorsilbe pre (prae) ii. s. w. Wo ae und oe bleiben, werden sie in der
Aussprache dem e gleichgestellt.
G. Oft entsteht es aus a vor einfachem Konsonanten, ohne Rücksicht auf die
Quantität des Vokales, ausgenommen vor n, m, wo es sonst zu ai wird oder auch
a bleibt; hier hat das Altfranzösische oft ei, ie, ebenso das Neufranzösische bis-
weilen ie:
chef (cäput), nez (näsus), mer (märe), sei (säl), degre (v. grädus), ieve (fäba),
eher (cärus), Isere (Isära), frere (frätrem), pere (pätrem), mere (mätrem), allegre
(aläcrem), quel (quälis), tel (tälis), nef (nävis), gre (grätum), pre (prätum), mortel
(mortälis), autel (altäre), aimer (amäre), aimerent (amärunt), cheminee (camminäta),
volonte (voluntätem), Mayenne (Meduana), so namentlich in den Endungen äre,
ärunt, ätus, ätem, älis.
7. Auch a in lateinischer Position findet sich znweilen in e verwandelt, nament-
lich vor r und n, zumal bei nasalirtem Vokale:
Erve (Arvii), Yenne (Etanna), ttes (trans), Charente (Carantoniis), Argenton
(Argantomagus) ; über den Nasallaut s. oben a 5.
8. Aus germanischem a ist es zuweilen neben den diphthongirten Formen ei, ai,
oi, ie anzutreffen:
gerbe (garba), alene (alansa).
9. Aus i (y) in der Position geht ebenfalls meist e hervor:
cep (cippus), sec (siccus), ferme (firmus), Nevers (Nevirnumj, aisseile (axilla),
mets afr. mes it. messo (missum), mettre (mittere), en (inde), souvent (subinde),
fendre (Andere), Vence (Vintium), trente (triginta) [neben vingt (viginti)], crete
(crista), Angouleme (Iculisma), meche (myxa). Beispiele des Uebertritts aus
langem i sind selten; vgl. Guilletres (Gallltae).
10. Ebenso aus kurzem i vor einfachen Konsonanten, in lateinischen Proparoxy-
tonen, in denen im Französischen der Acceut sich erhält nnd durch Auswerfuug
eines Vokales Position entsteht; sonst geht i in ei oder oi über:
net (nitidus), verd, vert (viridis), cendre (cTnerem), semble (sTmulo), tristesse
(tristitia), justesse (justitia) [neben justice, avarice und ähnlichen], auch zuweilen
sonst vor einfachen Konsonanten: ensemble (in-simul), wie aus germanischem
kurzen i: epeler (goth. spillon ahd. spellon.).
11. Auslautendes stummes e vertritt vorzugsweise a, doch entspricht es auch
anderen Vokalen:
porte (poita), aime (amat), vice (vitium), chantre (cantorem), centre (centrum);
ob man e hier als eingeschobenen Hülfsbuchstaben für die Aussprache oder als
§ 34. Ursprung d. französischen Vokale. 1. Die einfachen Vokale. 61
Ersatz abfrefallener Konsonanten betrachten will, kommt im Wesentlichen auf
dasselbe hinaus.
i entsteht:
1. sehr häufig aus ursprünglichem lateinischen und germanischen langen /; dieser
entschiedene Laut wird in der Aussprache gleichwohl vor Nasalen getrül)t:
fils (filius), uiil (nldus), ris (risus), si (sl u. sie), vil (vllis), gris (ahd. gris), if
(ahd. iwa), canif (altn. knifr, ags. cnif, niederd. knif), Nil (Nilus), avril (aprTlis),
ouir (audire), venir (venire), vie (vita), mie (mica), vessie (vesTca), ami (amlcus),
epi (spica), epine (spina), mime (mTmus), singe (simius), tige (tibia), livre (libra),
libre (liberum), rime (ahd. rim), riebe (ahd. richi), guise (ahd. wisä), pipe (altn. pipa
ahd. pfifä mlat. pipa), tin (finis), vin (vinum), Vervins (Verblnum), canin (canrnus),
Atride (AtrTda), und so überhaupt in den Endungen icws, Icem, tlis, Tniis, ivus,
Ire, igo, ides und in den entsprechenden icus, icem etc., in welchen der Ton auf i
fortgerückt ist.
2. Aus i in der Position erhält es sich bisweilen neben e, ei, ai, namentlich
auch vor n, gn:
11 (ille), mil (niiile), ville (villa), epitre (epistola), philtre (philtrum), Christ
(Christus), dentiste (gl. dentista), prisme (prisma), simple (simplex), la Linde
(Diolindum), Jubelins (Diablintes), quinze (quindecim), cinq (quinque), Inde
(India), instinct (instinctus), lynx (lynx), malin, maligne (malignus), digne (dignus),
seing u. signe (signum).
3. Auch aus kurzem lateinischen / hat es sich, neben anderen Formen, besonders
in Proparoxytonen, in denen der Accent durch Auswerfung gewahrt ist, und
auch sonst erhalten:
demi (dimTdius), mil (mTlium), eil (cilium), Digne (Dinia); sourcil (supercTlium),
sacrifice (sacrifTcium), avarice (avarttia), justice (justttia), disciple (discTpulus),
titre (titulus), arbitre (arbTtrium), envie (invidia) Tibre (TVberis), — doch auch
in: libre (ITbrum), nitre (nitrum), vitre (vTtrum), mitre (mTtra), tigre (tTgris), lie
(ITgo), plie (plico), Site (situs) u. s. w. — so wie in germanischen Wörtern mit
kurzem i: escrime (ahd. scirm), elingue (ahd. slinkä, slingä), esquif (ahd. seif, scef).
4. In tonlosen Silben ist auch i, wie andere Vokale, namentlich in der anlauten-
den Silbe des Wortes, vielfach erhalten, obgleich sich in die Vorsilbe in die
Formen in, im und en, ein theilen, und dis oft dem des, de weicht :
image (imago), hirondelle (hirundo), histoire (historia), liaison (ligationem), litige
(litigium), bisaieul (gl. bis-avolus oder bis-aviolus), fidele (fidelis), diable (diabo-
lus), Dijon (Divionem), disgräce (<lis-gratia), civil (civilis), cite (civitatem), cigue
(cicuta) u. s. w.
5 Aus langem e ist nicht selten französisches (' entstanden:
pis (pejus), tapis (tapes, tapete), brebis (vervecem), merci (mercedem), venin
(venenum), sarrasin (saracenus), raisin (racemus), poussin (puUicenus).
6. Auch bisweilen (neben ai und oi oder ei) aus e in der Position, namentlich
vor ns, wenn n ausgeschieden wurde, und vor ursprünglichem c;
pris (preusus), marquis (marchensis), six (sex), issu (v. issir, exire), lit (lectus),
pis (pectus).
T.Selbst aus kurzem e vor einfachem Konsonanten wird zuweilen i:
ni (neque) afr. ne, mi (medius), lis (lego), nie (nego), scie (seco), prie (precor),
dix (decem), prix (pretium), Alise (Alesia).
8. Auffällig ist die Verwandlung von a in (":
Indre (Andra) vgl. a Ü; auch in unbetonter Silbe: girofle, gerofle (caryophyllum).
62 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. Das Wort etc. nach ihr. Abstamm.
O ist:
1. aus hiteinischem o in der Position geblieben:
col (collum), cor (cornu), corps (corpus), orge (hordeum), mort (mortem), sort
(sortem), fort (fortis), dors (dormio), notre (nostrum), votre (vostrum), mont
(montem), pont (poutem), coiitre (contra), coque (concha); so auch aus dem viel-
leicht ursprünglich germanischen o in: cotte (chozzo? miat. cotta, cottus).
2. In wenigen Fällen ist es aus langem und kurzem o erhalten, beides nament-
lich vor n und m;
a) non (nön), donne (döno), couronne (corona), personne (persona), pondre
(pönere), Vaison (Vasiönem), Boulogne (Bonönia) — croc (altn. krokr) — nom
(nömen), pomme (pöma), Home (Roma), coinme (quömodo), or (höra); octobre
(octöbrem).
b) on (hömo), bon (hönus), son (sbnus), ton (tönus) — mode (modus), ecole
(schüla), rose (rosa).
3. Aus tonlosem langen und kurzen o nicht selten; namentlich in der an-
lautenden Silbe des Wortes, so wie besonders in den Vorsilben ob, oc, of, co,
col, com, con, cor, pro, post u. dgl , hat es sich oft erhalten:
omineux (öminosus), oraison (örationem), odeur (ödorem), origine (öriginem),
originaire (öriginarius), opaque (öpacus), olive (öliva), odieux (ödiosns), Olympe
(Olympus), Corbeil(CÖröbilium), oter (obstare) obeir (obedire), obscur (obscurus)u.s.w.
4. Aus u in der Position entsteht es besonders vor nasalen und liquiden Buch-
staben :
onze (undecim), ongle (ungula), onc, onques (unquam), monde (mundus), furibond
(furibundus), orme (ulmus), Gabors (Cadurci), Sorgue (Sulgas), noces (nuptiae);
vgl. in tonloser Silbe: ortie (urtlca).
5. Aus langem und kurzem u, auch germanischem ii stammt es zuweilen
ebenfalls, besonders vor nasalen Konsonanten:
Dröma (Dröma), Anconne (Acünum), Nyon (Noviodünum), Lyon (Lugdünum),
Yverdon und Yverdun (Rburodünum) — nombre (nijmerus), ton (tüus), son
(süus) — Alfonse, Alphonse (Adalfuns), Raymond (Hagimnnd).
G. Es entspricht auch bisweilen dem lateinischen au, namentlich vor r und s,
so wie dem gothischen au (ahd. meist ou, ö) :
or (aurum), tresor (thesaurns), dos (clausus), chose (causa), ose (v. ausus),
Chälons (Catalauni); vgl. in tonlosen Silben: Orleans (Aureliani), oreille (auricula),
orage (v. aura); — lot (gotb. hlauts ahd. hloz), löge (ahd. loubä, loubjä mlat.
laubia v. goth. laufs ahd. mhd. loup nhd. Laub), galop (v. goth hlaupan ahd.
hloufan). — Vgl. das lateinische lautus und lötus, fauces und sufföco, plaudo
und plödo, claustrum und clostrum u. dgl. m.
T.Aus lateinischem a findet man es bisweilen in französischer Positions-
silbe hervorgegangen:
Orne (Argenus), Souime (Samara), Dordogne (Duranius), und in tonloser Silbe:
orteil (articulus).
8. Seltsamer Weise steht es statt i in ordonne (ordino) mit vorgerücktem Accente.
Das Verb lautet afr. ordener prov. span. port, ordenar, doch frühe schon afr.
ordoner neben ordener.
u, wahrscheinlich schon in sehr früher Zeit getrübt, wird:
1. vorzugsweise zur Darstellung des langen lateinischen, so wie des gothischen und
althochdenlschen ü verwendet:
cul (cülus), sür (secürus), pur (pürus), Semur (Sinemürum), cuve (cüpa), ecu
(scntnm), vertu (virtütem), eure (cüra), enclume (incüdem), nue (nübes), sue (südo).
§ 35. 2. Ursprung der zusammengesetzten Vokale. 63
pue (püteo), mue (müto), un (ünus), Melun (Melodünum), Verdun (Virodünum) —
sur (ahd. sür), ure (ahd. ür, lat. iirus), afr. drut, drud, dm (ahd. trüt, drüt),
ecume (ahd. scüm), brun (ahd. brün).
2. Selten entsteht es aus lateinischem u in der Position oder aus kurzem m vor
einfachen Vokalen-.
juste (justus), füt (fustis), nul (nuUus) — duc (dücem), sur (super), rüde (rüdis),
humble (humilis), Luzes (Kiiisio), Anduze (Andüsia); in seltenen Fällen auch aus
germanischem kurzem u: hutte (ahd. hutta).
3. In tonlosen Silben erhält sich u häufig, besonders in der anlautenden Silbe
und in Vorsilben, wie sui, suc, suf, sug, sup etc.:
dache (dücatus\ Uiysse (Ulysses), pueril (piierilis), ecuelle (scütula, scutella),
süperbe (süperbus), humain (hümanus), usure (iisura), utilite (ütilitatem), nudite
(uüditatem), und bei vorgerücktem Accente: utile (Citilis), nubile (nübilis), rustique
(rusticus) — subtil (subtiiis), suifire (sufficere), supplier (supplicare) u. dgl. m.
4. Zuweilen entspricht u dem gothischen und althochdeutschen iu, neu-
hochdeutsch eu:
butin (nhd. Beute altn, byti, vom md. Zeitwort büten altn, byta), tudesque
(ahd. diutisk nhd. deutsch).
5.« ist auch ans v und b erweicht, doch meist nach einem Vokale, wodurch
zusammengesetzte Vokale entstehen, seltener nach einem Konsonanten;
resolus (resolvi).
6. Der seltene Uebergang aus au in u erklärt sich aus der Verwandtschaft beider
im Lateinischen, wie in Vaucluse (Vallis Clausi), vgl. das lateinische claudo und
reclüdo, causa und incüso.
33. 2. Die zusammengesetzten Vokale.
Hier kommen nur diejenigen Kombinationen von Vokalen in Betracht,
welche nicht durch den Zusammenstoss von anderweitig erklärbaren ein-
zelnen Vokalen entstanden sind, oder einzelnen Anomalien ihren Ursprung
verdanken; wir betrachten demnach:
a) die mit i schliessenden ai, ei, oi, ui;
b) die mit u schliessenden au, eau, eu, oeu und ou (mit Inbegriff der
Kombinationen eui, uei, cei und oui vor dem jotirten Schmelzlaute /);
c) die mit i begmnenden Diphthongen ie und ieu.
a) ai} ei, oi, ai:
ai (ay) steht mit ei und oi in naher Verwandtschaft, und diese drei gehen
oft in einander über. Das Neufranzösische hat das ai des Altfranzösischen oft
mit e, e und e vertauscht. Es entsteht:
1. durch Verbindung eines a mit einem nach Ausfall des folgenden Konsonanten
daran stossenden i oder e:
aimai (amavi), sais (sapio), mais (magis), essai (exagium), glaive (gladius),
gaine (vagina), faine (fagina), maitre (magistrum), plaid (placitum), abbaye
(abbatia), afr. fraile nfr. freie (fragilis), raire (rädere), faire (facere), abstraire
(abstrahere), chaire (cathedra), bai (badius), ai (habeo), plaire (placere), chaine
(catena), Varaye (Varadetum), trailre (traditorem). Da die Kehllaute an sich
eine Neigung zur Erweichung zum i haben, so ist bei manchen Wörtern eine
zwiefache Erklärung des ai möglich.
2. auch aus lateinischem unmittelbar verbundenen ae und germanischem di (ahd.
64 Erst. Tbeil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm,
ei): air (aer), laid (ahd. leid), afr. hairou nfr. heron (ahd. heigir). Vgl. in un-
betonter Silbe ai statt ae: airain (aeramen). S. auch e 5.
3. durch Versetzung der Vokale, indem das tonlose i oder e meist vor an-
deren Vokalen in einer dem a folgenden Silbe von dem a angezogen wird; so
aus den Endungen rius, raus, tius, tio, stus, sio, geus, neiis etc., doch auch
ans tonlosem ris:
contraire (contrarius), volontaire (voluntariup), aire (area), glaire (glarea),
venaison (venatioiiem), liaison (ligationem), conjugaison (conjugationem),
Vaison (Vasionem), maison (mansionem), baiser (basiare), plaise (placeat), fraise
(fragea), soudain (snbitaneus), bain (balneum), Aquitaine (Aquitania), vulgaire
(vulgaris); dahin gehört auch faisan (phasianus).
4. aus erweichtem _;', g und c nach a:
mai (niajiis), maire (majorem), saie, sayon (v. sagum), plaie (plaga), Beauvais
(Bellovaci), Cambray (Camaracum), Tonrnay (Turnacum), Bavay (Bagacum),
baie (bacca), braie (bracca), haie (mhd. hac), la Haye (s'Gravenhaag), fait
(factum), lait (lactis).
5. aus a vor einem einfachen Konsonanten, ohne Rücksicht auf die Quantität
des Vokales, namentlich vor n und m, doch auch vor /, r, s, c, q, so wie vor
den Doppelkonsonanten ss, sc und x:
main (mänus), demain (v. mäne), grain (gränum), nain (nänus), sain (sänus),
pain (pänis), romain (romänus), aubain (alliänus), semaiue (septimäna), maint
(goth. manags), [auch vor nn: etain (staunum)], daim (v. däma), faim (fämes),
essaim (exämen), aime (ämo); — alle (äla), chair (cäro), pair (pär, päris), clair
(clärus), sanctuaire (sanctnärium), frairie (v. frater, mit ausgestossenem t, wie
afr. fiaire, paire s. oben e 6.), haire (ahd. här), braise (fläm. brase vom schwed.
brasa zum altn. brasa, ferruminare gehörig), aise (v. goth. azets), aigre (äcrem),
maigre (mäcrum), aigle (äquila), aigue (aqua); — baisse (v. bassus), ais- (assis,
axis), naitre (nasci), paitre (pascere), paraitre (gl. parescere), paix (pax), laisse
(iaxo); in caisse (capsa) ist caspa, cassa als Grundform zu nehmen.
G. Vor den nasalen Buchstaben nc, ng und gn wird nicht bloss a, sondern auch
e und i hier und da in ai verwandelt, während sonst in diesen Fällen gewöhn-
lich ei gewählt wird:
Saint (sanctus), vaincre (vincere), plaindre (plangere), contraindre (constringere),
Thain (Tegna), daigne (dignor).
7. Von weiter Ausdehnung ist die Anwendung des ai vor dem jetzt mit dem
jotirten Schmelzlaute gesprochenen / oder //. Hier entsteht ai aus o, wie ei,
eui, uei, oei, oui aus anderen einfachen Vokalen:
«. theils vor II ohne Einfluss eines anderen Lautes,
ß. theils vor / mit einem vorhergehenden Lippen-, Zahn- oder Kehllaute, der
sich ihm assimilirl,
y. theils unter Einfluss eines dem l folgenden i oder e, welches einerseits kon-
sonantisch erhärtet (li und le = Ij), andererseits seine Stelle zu vertauschen
scheint (vgl. palea, palja und paela, pajla = paille) und so den Konsonanten
schon in seinem Anheben vokalisirt.
««.. Availlon neben Avalion (Aballo), faillir (fallere).
ßß. baille (bajulo, baj'lo), caille (mlat. quaquila gl. qnaq'la), caille (coagulo gl.
cag'lo), maille (macula, mac'la). Am Seltensten werden überhaupt in
diesen Schmelzlauten im Französischen die Lippenbucbstaben assimilirt.
yy. bataille (mlat. batalia), paille (palea), mail (malleus), hail (mlat. balium), ail
(allium).
§ 35. 2. Ursprung der zusammengesetzten Vokale. 65
Zuweilen wird iu diesem Falle e wie a behandelt: Cavaiilon (Oabellionem).
8 Aus langem e entsteht bisweilen neben ei und oi auch ai:
dahin gehören namentlich die aus dem lateinischen Him entwickelten Formen:
saussaie (saliceta), bonlaie, chenaie, aunaie, pommeraie, roseraie u. s. w., Her-
meray (Helmoretum), Fontenay (Fontanetum), craie (creta), faible (flebilis) afr.
floible u. dgl., ingleicheu die aus dem lateinischen ijbani entstandene Verbal-
endung ais statt der alten ois, wie in aimais, aimerais etc, die aus dem latei-
nischen emis (C'sis) hervorgegangene Nominalendung ais neben ois: fran^ais,
anglais u. dgl. m. So sind auch andere Formen durch ähnliche Vertauschung
entstanden, wie connaitre statt des alten cognoistre (cognoscere).
9. auch aus langem (' vor dem Nasal m;
parrain (mlat. patrinus), marniine (mlat. matrina) durch Verwechselung mit
der Endung in, welche nasalirt den gleichen Laut darstellt.
ei (ey) entsteht:
1. ähnlich dem of, durch Verbindung eines e mit einem nach Ausfall des folgen-
den Konsonanten daran stossenden i oder e;
reine (regina) afr. roine, reine, seize (sedecira), treize (tredecim); auch aus a
und e: seine (sagena).
2. aus ae und oe:
baieine (balaena), pleige (v. praebere), peine (poena), Mein und Main (Moenis,
Moenus altkeit. Moinos, Moginos ahd. Moin nhd. Main).
3= aus langem e vor n. und m;
frein (frenum), plein (plenus), rein (ren), veiue (vena), haieine (halena st. gl.
anhela), Reims (Rpmi). Hierher gehört auch Seine (Sequäna), worin die Silbe
qua ausfällt.
4. aus kurzem e und / vor n und m, so wie aus / und e vor 7ig, gn, nc, cn
(ein), und m, ne, worin l und c- konsonantisch erhärten:
Sein (Sena), sein (sinus), geindre (gfimere), empveindre (imprimere); —
peindre (pingere), eteindre (extinguerej, teindro (tingere). feindre (fingere),
ceindre (cingere), etreindre (stringere); — enseigne (insigne), seing (signum); —
peintre (pinctor f. pictor), peigne (pectinem); — seigneur (seniorem), teigne
(tinea). In neige (nivea, nivja) ist derselbe Vorgang anzunehmen.
5. aus /, seltener aus e vor / und // unter den oben (bei ai 7.) angegebenen Be-
dingungen :
treillis (v. trilix), oreille (auricula), abeille (apicuia), corbeille (corbicula),
Corneille (cornicula), veille (vigilo), treille (trichila), seille (situla), merveille
(mirabilia), Cormeilles (Curmiliaca), meilleur (meliorem), conseil (consilium), Cor-
beil (Corobilium). In seigle (secäle, mit zurückgezogenem Accente) ist cl als gl
erhalten, übrigens aber wie bei der sonstigen Verwandlung in II behandelt.
Eine Anomalie ist Charpeigne (Scarponna); Queyras (Quariates) u. dgl. be-
ruht auf Vertauschung von ei mit ai.
oi (oy), eine im Französischen oft vorkommende Vergröberung vokalischer
Laute, war dem Normannischen fremd und hat auch im Neufranzösischen wieder
zum Theile anderen Lauten weichen müssen; gleichwohl nimmt oi in weitem Um-
fange noch jetzt die Stelle des e und i, so wie anderer einfachen Vokale ein.
1. Es entsteht bisweilen, nach Ausfall eines Konsonanten hinter o, au oder u,
durch Verbindung mit folgendem i oder e (vgl. ni):
Roye (Rodium), moyeu (modiolus), joie (gaudium), noise (nausea), Sigoyer
(v. Segugini), Bourgoin (Bergusium).
88 Erst. Thl. Lautlehre. Zweit. Abschn. Das Wort etc. nach ihr. Ahstanim.
2. selten aus ursprünglichem oi (oj) und ue:
Troie (Troja), Soissous (Suessiones).
3. durch Umstellung der Vokale, wobei, besonders nach einem s, t (= f), n
oder r, das i oder e der folgenden Silbe von einem vorangehenden o oder u
attrahirt wird (vgl. ui):
toison (tonsionem - tösioiiem), foisou (fiisionem), angoisse (angustia = angussia),
poisou (potionem), teiiioiu (testimouium), coin (cuneus), oignon (unionem),
mangeoire (manducatoria), oraloire (Oratorium), memoire (memoria), ivoire
(eboreus), Coire (Curia), coiffe (miat. cofea, cuphia). Zuweilen findet sich a wie o
behandelt: Amboise (Ambacia).
4. aus 0 und m ohne Rücksicht auf Länge und Kürze des Vokales, auch aus au
vor ursprünglichem g und c, welches hier zu i erweicht, so wie vor .9«,
ng und nc innerhalb wie ausserhalb der Tonsilbe:
Moiran (Morginnum = Mogrinnum), foyer (v. focus mlat. focarium), voix (vöcem),
voyelle (vöcalis), noix (nücem), noyer (gl. nucarius v. nux), noyeau (gl. nücalis),
oie (auca); — accointe (accognito), poing (pugnus), poindre (pungere), oindre
(ungere), joindre (jüngere), loin (longe), point (punctum). Hier greift oi, wie in
mehreren Fällen, in das Gebiet von ui über.
5. ebenso aber auch aus e und i vor erweichtem g und c, ohne Rücksicht auf
die Quantität des Vokales:
loi (legem), roi (regem), loyal (legalis), royal (regalis), toit (tectum), droit
(directus), poitrine (gl, pectorina), poitrail (pectorale), doyen (decanus), soixante
(sexaginta, :e = cs_), voiture (vectura), poix (picem); — noir (nigrum), roide
(rigidus), Loire (Liger), Madebroye (Amagetobriga), courroie (corrigia), etroit
(strictus), emploie (implTco), verdoie (verdifco), Troyes (Tricasses), Poitiers (v.
Pictones), broyer (golh. brikaii ahd. brechan;. In doigt (digitus) hat g selbst
seine Stelle behauptet.
6. sehr häufig aus langem e (auch nach ausgefallenem n) :
coi (quietus), moi (me), soi (se), Gerberoi (Gerboredum), trois (tres), crois
(credo), dois (debeo), avoir (habere), devoir (debere), soir (serum), avoine (avena),
voile (velum), toile (telum), mois (mensis), bourgeois (gl. burgensis), toise (tensa),
poids (pensum mit poudus amalgamirt); so auch in den Verben mit kurzem e
im Infinitiv, weiche mit vorgerücktem Accente in die zweite lateinische Kon-
jugation übergehen: percevoir (percipere gl. percipere), savoir (sapere gl. sapere).
In seoir (sedere) ist das dem oir vorangehende aus dem e der Silbe se erhaltene
e im Neufranzösischen verstummt. — Aus e vor U entsteht oi in etoile (stella).
7. ebenso häufig aus kurzem * vor einem einfachen Konsonanten:
soit (Sit), quoi (quid), ibi (fides), soif (sitis), poil (pilus), vois (video), Loir
(Lldericus), boire (bibere), poire (pira), poivre (piperis), moins (minus), moindre
(minor); auch vor einem Vokale; voie (vTa), Broyes (Briae).
8. Zuweilen findet sich o« aus langem i vor s, so wie aus i vor sc entwickelt:
pois (pTsum), Clairoix (Clarlsius), afr. cervoise (cerevTsia), — poisson (v. piscis),
Frangois (Franciscus).
9. auch für ursprüngliches au:
aboie (ad-baubor), cloitre (claustrumX
10. für au und oe:
proie (praeda), foin (faenum, foenum).
ui (uy) entsteht:
1. nach Ausfall eines Konsonanten hinter u oder 0, durch Verbindung mit fol-
gendem i oder e (wie sonst oi) ;
§ 35. 2. Ursprung; der zus;imraengesctzten Vokale. ß7
pluie (plüvia), pui, piiy (pudium), hui (hodie), cuire (cöquere), fuir (fügere), luire
(lücere ^]. lücere), duire (dficere). In juif (judaeus) ist ae wie e behandelt. Bei
den Kehllauten c (q), ij kann auch die Erweichung zu i Grund des Diphthongs
sein. Bei cuivre darf man ciipreum statt ciiprum als Grundform annehmen.
2. aus ursprünglichem ui (iij), auch wi und oi (oj) (vgl. oi):
pruine (pruiua), luine (niina), fluide (fluidus), lui (ill-huic), Suisse (Schwyz),
suinter (ahd. swizzan), truie (troja^ troia sc. sus), bruyere (mlat. brueria vom
kymr. brwg).
3. durch Umstellung der Vokale, wobei von u oder o das einem Konsonanten
folgende i oder e attrahirt wird (vgl, oi) :
aiguiser (acutiare), amenuiser (ad-minutiare), juin (junius), puits (puteus),
cuir (corium), muid (modius); bei l findet diese Umstellung in juillet (Diminutiv
von Julius) statt.
4. aus u und o vor dem zum Vokal erweichten c (vgl. oi);
conduit (conductus), truite (mlat. tructa), huit (octo), biscuit (biscoctus), buis
(buxus d. i, bucsus), cuisse (coxa d. i. cocsa), suie (v, succus, sucus). Eine Er-
weichung des c vor / findet sich in aiguille mit seinen Derivaten (acucula f. acicula).
5. aus 0 vor si:
puis (post), huis (ostium), huitre (ostrea).
6. durch Umstellung eines e und u in ue, vi:
tuile (tegula gl. tugela, tiiela), suivre afr. sivir, sivre (v. sequi mit doppelter
Wirkung des u gl. sue[q]uere), suif (sevum gl. suev mit doppelter Wirkung
und Umstellung des v). Vgl. Truyere (v. Triobris gl. Troibris).
Eine Anomalie ist Guilletres f. GallTtae u. dgl., verwandt mit dem ander-
weitig vorkommenden Uebergange von a in /.
b) au, eaii, en, oen, ou.
au und eau sind zum Theil ihrem Ursprünge nach nicht verschieden, meist
findet sich jedoch eau nur da, wo ein ursprüngliches / dem u gewichen ist und
das Altfranzösische neben el die Diphthongirung ial bietet, welche dann als iau,
eau oder auch iaul, eaul auftritt; doch findet sich auch au für al, el und iL
Ursprüngliches oder aus anderen Lauten entstandenes / treffen wir übrigens noch
häufig nach au au. Wir können daher beide gemeinschaftlich behandeln.
1. au, zuweilen eau, entsteht aus ursprünglichem au, welches sonst auch in o, oi
und ou übergeht:
cause (causa) neben chose, Paul (Paulus), pauvre (pauperem), rauque (raucus),
Maure neben More (Maurus), Aleuume (Alauna). Hierher gehört auch eau
(aqua), welches aus aua nach ausgeworfenem Konsonanten entstanden scheint,
afr. aigue, ewe, iaue, eaue etc. In tonlosen Silben hält sich au sehr oft:
automne (autumnus), aurore (aurora), audace (andacia), augmenter (augmentare),
auslere (austerus), cautele (cautela) u. s. w.
2. entspricht es ahd. ö (goth. du):
Jaubert (ahd. Gozbert), Autriche (Ostarrihi); kaum lateinischem ö: Chauny
(Suecöni).
3. aus ah, ap, ao ist zuweilen durch Erweichung der Konsonanten au ent-
standen :
aurai (habere habeo it. avro), saurai (sapcre habeo), autruche (avis struthio),
afr. paraule (parabola) nfr. parole.
4. auch erscheint es als unorganischer Ersatz eines einfachen a:
gaufre (waffel mlat. gafrum), taux neben taxe (v. taxare), autour (afr. ostor,
ostour pr. austor it. astoi e lat. gl. asturius von astur, vgl. mlat. austorius). In
5*
ßS Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamru.
saule (,ahci. salahä, salha) uud gaiile (goth. \alus eugl. wale) ist das l Ursache
der Laut Verstärkung.
5. gewöhnlich ist es der Ersatz eines ursprünglichen al vor Konsonanten:
chaud (calidris), autre (alter), aune (alnus), aube (alba), bäume (balsanium),
sauce (Salsa), vaut (valet), faux (falx), sauf (salvus), saut (saltus), äuge (alveus),
Thibaut (ahd. Diotbald) auch Thibault, Avchambaut (Erchambald), haubert (ahd.
halsperc), Gautier (Walthäri), Gourgaudre (Curtis Waldradanae). In aumailles
(animalia), Äuvergue (Arvernia) findet üebertritt von n und r in / statt.
6. auch el und // vor Konsonanten werden durch au und eau ersetzt:
fleau (flagellum), Meaux (Meldi), beau (bellus), agneau (agnellus), anneau
(annellus), arbrisseau (gl. arboricellus) u. s. w., heaume (goth. hilms ahd. heim),
bedeau (ahd. butil), sceau, scel (sigillum); in faisceau (fascicuhis) und Bordeaux
(Biirdigäla) sind d und gl dem II gleich behandelt. — In tonlosen Silben:
aumöne (eleemosyna gl. elmosna), aunee auch aulnee (gl. helenata von helenium,
inula), säuvage (silvaticus), Sanvigny (Silviniacus); in auberge (ahd. heriberga)
afr. auch heberge, herberge ist r in l übergetreten; vgl. das it. albergo.
Anomal sind Aude (Edas auch Atax bei den Alten), Auray (Herius), Saulieu
(Sedelaucus) und Aehnliches, namentlich in tonloser Silbe.
en, oeu (ue und oe) stehen als getrübte o-Laute einander gleich, nur dass ue
und OB im Neufranzösischen nur in Verbindung mit i vor dem jotirten Schmelz-
laute /, II vorkommen; im Altfranzösischen finden sich die Formen puet, Huedes,
Hoedes, juene, joene, noef u. dgl. neben peut, Heudes u. s. w. Auch hat das
Altfranzösische namentlich statt des aus o hervorgegangenen neufranzösischen eu
sehr häufig o, ou und u, unter denen o besonders im burgundischen, u im nor-
mannischen Dialekte erscheint.
eu stammt:
1. zuweilen von ursprünglichem eu, namentlich in jüngeren Wörtern:
Europe (Europa), Eumenide (Eumenidem), eunuque (eunuchus), neutre
(neutrum), deuteronome (deuteronomium), Teutons (Teutones) u. s. w.
2. zuweilen entsteht es nach Ausfall eines Konsonanten zwischen e oder i und u:
jeüne (jejunium), veuve (vidua vgl. it. vedova).
3. öfter ist es für au (aw) eingetreten (vgl. ieu):
queue (cauda) afr. coe, coue, peu (paucus) afr. pau, pou, Eure (Autära), bleu
(ahd. bläo, bläw), meurtre (goth. maürpr, doch ahd. niord). - In peur ent-
spricht eu dem ao (pavor) afr. paor, peor, peour.
Das ü lautende eu in den Formen von avoir: eus, eümes, eusse, eu etc. war
altfranzösisch aü, eu.
4. eu, ceu entspricht sehr gewöhnlich dem ursprünglichen langen o:
seul (sölus); Seveux (Segobodium), aqueux (aquösus), neveu (nepötem), heure
(höra), leur (illörnm), Jongleur (joculatörem), douleur (dolorem), plenre (plöro) —
vceu (vötum), nceud (nödus), oeuf (övum), moeurs (mores).
5. ebenso dem kurzen o vor einfachen Konsonanten:
neuf (növem), veux (völo), meurs (mörior), queux (coqiius), feu (föcus), jeu
(jöcus), Feurs (Forum Segusianorum), jeudi (Jövis dies), aveugle (ab-bculus),
peuple fpupulus), a'ieul (avolus, aviöUis), lincenl (linteölum), ligneul (lineolum),
fiUeul (filiclus), Bailleul (Baliölus), boeuf (bbvem), cceur (cor), oeuvre (öpera). —
Aus 0 in der Position ist peux (possum) neben puis entstanden. —
Hier treten auch im Neufranzösischen neben eu die Formen ue und (b (aus
kurzem o) in Verbindung mit i ein; sie entstehen theils aus o mit folgendem
li, /e, oder aus iol, eol oder od: deuil (v. dbleo gl dölTum), fenille (föha);
§ 35. 2. Ursprung der zusamuiengesetzieii Vokale. 69
ecureuil (sciuriölus), chevreuil (capreblus), cercueil (sarciölus), ceil (öcülus),
treuil (torcülus mit Umstellung des r); aus o vor Ui: cueille (colligo); — auch
aus ahd. uol: fauteuil (ahd. faltstuol); vgl. leurre (ahd. luoder) wie deux (lat.
duos). — Aus olc ist es wie aus od in Evreuil (Evorüläcum) hervorgegangen;
in Corseuil (Curiosölitae) ist das lange t mit folgendem Konsonanten wie
kurzes 7 vor Vokalen behandelt; in Luxeuil (Luxövium) v wie / angesehen; vgl.
Montreuil (Monstrolium f. uionasteriolum). — Aus oil wird ebenfalls bisweilen
euil: Breuil (Broilus), Marueil (Marogildis, mit ausgeworfenem g).
6. aus langem u ist es selten entstanden:
Deux neben Doubs (Dübis), Mandeure (Epamauduodürum), meugle (v. mügio
gl. mügülo), beurre (bütyrnm).
7. aus kurzem u selten, und meist unter dem Einflüsse eines folgenden e oder i:
pleut (plüit), jeune (jüvenis), fleuve (flüvius), gueule (güla); auch aus a-ü in
beur (bonheur, lualheur) für aür, eür (augurium).
8. bisweilen aus einem i vor dem zum u verwandelten l:
cheveu (capillus), ceux (ecce illos), afr. gueude (ags. gild md. niederd. gilde),
feutre (ahd. filz mhd. vilz niederd. filt ags. engl, feit, schon mlat. filtrum,
feltrum mit euphonischem r; s. oben S. 53).
OU ist:
1. zuweilen aus langem o hervorgegangen:
nous (nös), vous (vüs), pour (pro mit umg3Stelltem r), tout (totus), proue
(pröra), couple (cöpula), Toulouse (Tolosa), doue (döto), noue (nödo), rouvre
(röbur), Rou (altn. Hrolfr); auch in der tonlosen Silbe, wo es überhaupt statt
ü und u eine bedeutende Stelle einnimmt: soulager (sOlatiari), foiirreau (v.
goth. fudr ahd. fuotar), avouer, devouer (v. votum).
2. auch aus kurzem o vor einfachem Konsonanten, hier vorzugsweise in
tonloser Silbe, obwohl sich auch oft o erhalten hat:
roue (röta), eprouve (ex-probo), Vouroux (Vorugium), Lectoure (Lectöra mit
vorgerücktem Accent), brout (.ahd. broz); — douleur (dolorem), couleur (cblorem),
moulin (mölina), couronne (Corona), souloir (sölere), courage (mlat. cöragium),
Toulouse (Tülösa), boutique (apotheca).
3. so auch aus o in der Position, besonders vor r und n:
tourne (torno), tourbe (altn. niederd. nhd. torf, doch ahd. zurf), tourte (torta),
cour (chortem), coüte (consto), couds (consuo), epoux (sponsus), — fourmi (for-
mica), Courtray (Cortoriacum), tourment (tormentum), coutume (consuetudo),
oublier (gl. oblitare v. oblitus), Goudoin (ahd. Gotwin).
4. selten entsteht es aus langem m, welches meist franzosisches u erzeugte, zu-
weilen auch in o überging:
Doubs (Dübis), outre (üter), coupe (cüpa, doch auch cuppa), glouton (glütonem,
auch gluttonem), Adour (Atüris, Atürus, Aturrus), lourd (lüridus).
5. dagegen geht es aus kurzem u vor einfachen Konsonanten und besondersaus
u in der Position, ausser vor nasakn Buchstaben, sehr oft hervor, und ist
auch in der tonlosen Silbe häufig:
loup (lüpus), joug (jügum), couve (cübo), Tours (Türönes), Bourges (Bitüriges) —
Terouanne (Taruenna), Angouleme (Iculisma), gouverne (güberno), souvent
(sübinde), jouvenceau (v. juvencus) u. s. w., zum Theil wohl unter Einwirkung
eines folgenden (>, welches selber zum Vokal erweicht zu denken ist: oü (übi),
doute (dübito), coude (cübitus), soudain (sübitaneus), souvenir (subvenire),
soumettre (submittere), sourire (subridere) u. a.
70 Erst. 'I'heil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wertete, nach ihr. Abstamm.
goüt (gustus), cours (curro), four (furnus), sourd (surdus), jour (diurnum), ours
(ursus), tour (turris), Toul (Tulliutu), sourdre (surgere), bouche (bucca), fourche
(furca), goutte (gutta), joute (v.juxta), louche (luscus), sous (subtus), souffre(suffero),
bourg (ahd. puruc, pure, bürg), Arnoul (Arnulf) — Tournay (Turnacum), etour-
neau (v. sturuus), fourbir (ahd. furban) u. s. w.
(). Häufig verwandeln sich namentlich ol und ul in ou, worin l sich in u auflöst
oder bei Verwandlung des o in u schwindet:
mou (mollis), cou (collum), absous (absolvo), coup (mlat. colpus f. colaphus),
moudre (molere), coudre (corylus gl. colryus) — doux (dulcis), soufre (sulfuris),
poudre (pulverem), ecoute (ausculto), poussin (pullicenus).
Hier tritt bei folgendem U, bl, fl, cl u. s. w. der jotirte Schmelzlaut des /
mit vorangestelltem i wiederum hervor:
mouille (mollio), fouille (gl. fodiculo), bouillir (bullire), grenouille (ranuncuhis),
agenouiller (v. geniculum gl. genuculum), fenouil (foeniculum mlat. fenuclum),
afr. genouil, verrouil statt des neufranzösischeu genou, verrou (veruculum).
7. ou entspricht auch dem lateinischen a«, av und gothischem du (ahd. om, ö) :
ou (aut), loue (laudo), ouir (audire), jouir (gaudere), alouette (v. alauda), eleu
(clavus), Anjou (Andegavi); in ouvre (aperio) ist ap wie av behandelt; — ecroue
(deutsch schrübe, Schraube engl, screw), houe (ahd. houwä nhd. Haue).
8. aus germanischem w (u) wird namentlich vor anderen Vokalen ou, welches
zuweilen mit diesen diphthongirt:
ouest (ahd. west), Hardouin (ahd, Hartwin), Baudouin (ahd. Baldwin), dagegen
üoudoin (ahd. Gotwin).
c) die Diphthongen ie, ien.
Die mit * beginnenden neufranzösischen Diphthongen sind grossentheils, wie
manche andere, aus ursprünglich neben einander stehenden oder durch Ausfall
von Konsonanten an einander gerückten Vokalen entstanden, und haben daher
kein weiteres etymologisches Interesse. Wir betrachten deshalb nur die beiden
ie und ieu, welche im Wesentlichen nur als Lautverstärkungen anzusehen sind.
Die moderne Aussprache tilgt hier und da die Diphthongirung im Gegensatze zu
ihrer sonstigen Vorliebe für Diphthongenbildung; so gelten z. B. die unten auf-
geführten brief, grief, relief gegenwärtig für undiphthongirt.
ie (ye) entsteht zunächst:
L aus ursprunglichem ie und ia, von denen der letzte Vokal ursprünglich den
Ton hat; doch auch in einigen Wörtern, in denen der Accent auf einen ton-
losen Vokal fortrückt. So auch unter 2.
Gien (Giemum), Vienne (Vienna); Viniec (Vinciäcum), Amiens (Ambiäni),
Bastien (Sebasti<inus), chretien (christiänus\ essentiel (gl. essentiälis), veniel
(veniälis) u. v. a. Auch io und eo findet man so behandelt: biere (ahd. bior,
ags. beör), Thierry (ahd. Diotrih), Liege (Leodium), afr. liepard (leopardus nfr.
leopard); so auch eu in mien (meum), dem auch tien und sien (tuum, suum)
assimilirt wurden; vgl. afr. diex (deus).
2. nach Ausfall eines Konsonanten zwischen i und a oder e und a:
lien (.ligämen), Ambieres (Ambibäri), Etienne (Stephänus); vgl. Yenne (Etanna).
3. durch Umstellung der Vokale ai oder ei in den Endungen auf ari-, eri-:
Premier (primarius), denier (denarius), sentier (semitarium), destrier (dextrarius),
sanglier (singularis), metier (ministerium) u. v. a.
4. übrigens entwickelt es sich selten aus langem oder kurzem a im Neufran-
zösischen, häufiger jedoch im Altfranzösischen:
§ 36. Ursprung der franzüsis'^hen Konsonanten. 71
biere (ahd. bära), afr. chier (cärus), nief (nävis), chievre (cäpra) u. dgl. m. —
chien (cänis), grief (gravis); afr. chief (cäput), chiez (casa) u. a,
5. oft geht es aus kurzem e vor einfachem Vokale hervor:
bien (bene), brief, bref (brevis), relief (v. levo), fiel (fei), fier (ferus), miel
(mel), pied (pedem), hier (heri), tient (tenet), vient (venit), sied (sedet), lierre
(hedera), lievre (leporem), fievre (febris), tiede (tepidus), entier (integrum), arriere
(ad-retro), pierre (petra), yeble (ebulus). Hierher gehört auch vieil (vetulus)
mit dem jotirten Schmelzlaute, welcher aus tl entstanden ist. In Thievres
(Teucera) ist u zu v erhärtet.
6. selten aus langem e, dem auch ae und oe gleichgestellt sind:
rien (rem), cierge (cereus), siege (v. sedes), Rogier (ahd. Hruodger) neben
Beranger u. a., afr. lie (laetus), ciel (caelum, coelum).
7. seltener noch aus e in der Position:
tiers (tertius), niece (gl. neptia), häufiger im Altfranzösiscben: biel (bellus),
iestre (it. essere).
8. das i erhält in der Position ausnahmsweise dieselbe Lautverstärkung in dem
Worte vierge (virgo). Bievre weiset auf altn. bifr ahd. bibar lat. fiber, vgl.
jedoch auch das vereinzelte Adj. bebrinus in Schoi. Juv. 12, 34.
ieu ist eine seltene Diphthongirung:
1. der Doppelsilbe io (eio), eu:
sieur, monsieur (senior), dieu (deus),
2. für eu, nu, o in einigen Wörtern:
lieue (lat. leuga, leuca kelt. Urspr.), Saulieu (Sedelaucus), Charlieu (Carilocus),
lieu (locus), Lisieux (Lexovium), selbst Lieury (Lubariacus).
3. in denjenigen Fällen, in welchen narh dem französischen Diphthong ie eiu /
sich in u verwandelt:
vieux (vetulus), mieux (melius), cieux (v. ciel); in ähnlicher Weise hat sich
aus ursprünglichem il, icl und selbst od die Diphthongirung ieu entwickelt:
yeuse (Tlicem), epieu (spiculum), essieu (axiculus), yeux (oculi) afr. iex, ex.
36. Ursprung der französischen Konsonanten. Wir betrachten die er-
haltenen Konsonanten der französischen Sprache in der Reihenfolge, welche
wir oben aufgestellt haben.
1. Die nasalen und die flüssigen Konsonanten n, m, l, r.
Diese Konsonanten haben sich neben dem s in ihrer Stellung zwischen
Vokalen am Festesten erhalten, während die übrigen leicht elidirt wurden.
Bei dieser Festigkeit sind sie gleichwohl wandelbar und werden mit ein-
ander vertauscht. In der Assimilation nimmt namentlich l die Stelle von
mehreren Lippen-, Zahn- und Kehllauten ein, so wie ?• an die Stelle von
anderen Zahnlauten tritt (s. oben S. 49), und selbst einzeln stehend sind
beide bisweilen aus anderen Zahnlauten hervorgegangen.
n entsteht:
1. aus ursprünglichem n:
a) im Anlaute des Wortes: uavrer (v. ahd. nabagt'r nhd. Näher nord. nafar,
nach And. v. ahd. narwa nhd. Narbe), nez (nasus), nice (nescius), uoces (nuptias),
nous (nos), nue (nubes); mit g verbunden, wie in gnomon, gnostique, nur in
neueren, meist griechischen Wörtern.
b) im Innern des Wortes, zwischen Vokalen : tenir (teuere), general (generalis),
peine (poena), ruine (ruina), opinion (opinionem), monument (monumentum),
auch nach Ausfall eines Konsonanten: Rhone (Khorlanus):
72 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamni.
und angelehnt an einen vorhergehenden Konsonanten: pernicieux (perni-
ciosus), Orne (Argenus), Etna (Aetna), Abner u. dgl. — In Verbindung mit
(/ erhält es sich ebenfalls meistentheils, sei es, dass dies y ursprünglich ist:
magne (magnus; jetzt veraltet, doch in Charlemagne, niagnaninie u. a. er-
halten), regne (regnum), signe (Signum), poignee (gl. pugnata), repugner
(repugiiare), Saint-Aignan (Anagnutes), oder dass es aus einem erhärteten und
umgestellten i (in den Silben an», eni, ini, oni, uni vor anderen Vokalen) ent-
steht: campagne (campauia), Avignou (Avenionem), Digue (Dinia), Boulogne
(Bolonia). Bisweilen ist freilich gn aus dissimilirtem nn selbst entstanden, wie
in: Charpeigne (Scarponna), grogner (grunnire), während sich sonst nn erhält:
annal (annalis), hennir (hinnire), inne (innatus), innombrable (innumerabilis);
meistentheils auch vor einem nachfolgenden Konsonanten: ange (angelus),
anguille (anguilla) , triangle (triangulus), Sancerre (Sincerra), Periandre
(Periauder), Charente (Carautonus), nientir (meutiri), Henri (Heinrich), Conrade
(Chuonrät), quinze (quindecim), anse (ansa), obgleich « besonders vor s und c
synkopirt ist (s. oben S. 46) und sich vor r meist nur mit einem eingeschobenen
(/ erhält: gendre (generum), feiudre (fingere) (s. oben S. 53).
c) Im Auslaute des Wortes weiset n meist auf ursprüngliches n zurück: bien
(bene), fin (finis), son (sonus), lion (leonem), un (unus), bain (balneum). Nach
sich duldet es meist nur verstummte Konsonanten, wie in feud (fendit), vend
(vendit), sont (sunt), Saint (sanctus), argent (argentum), dient (clientem), moins
(minus), sang (sanguis), namentlich auch Flexionsbuchstaben : Amieus (Ambiani),
Vervins (Verbinum), Chälons (Catalauni), les ans, chretiens, jardins, paons u. s. w.
Selten duldet es vor sich ein r: Tarn (Taruis), Bearn (Beueharnum), wie
namentlich iu den Fremdwörtern : Thorn, cap Hörn u. dgl. Gewöhnlich fällt
hier sonst ursprüngliches n ab : enfer (infernum), four (furnus), jour (diurnum),
u. s. w. (s. oben S. 48). Auch ein g leidet es nicht vor sich; der Kehllaut
wird entweder ausgeworfen: Thain (Tegna), benin (benignus), malin (malignus),
oder g und n wechseln ihre Stelle, so dass g nur als stummer Buchstabe er-
scheint: etang (stagnum), poing (pugnus). Doppeltes n wird am Ende, ausser
in Fremdwörtern, nicht geduldet: Inn, Hofmann, dagegen etain (stannum), an
(annus).
2. entsteht es aus ursprünglichem nt :
a) im Anlaute: nappe (mappa), nefle (mespilum), natte (matta).
b) im Innern des Wortes, selten zwischen Vokalen: daine (dama), häufig vor
Zahn- und Kehllauten: printemps (primum tempus), Linthes (Limiti), taute
afr. ante (amita), sentier (semitarius v. semita), conter (computare) neben
compter, emprunter (gl. inpromptare), Nantes (Namnetes), craindre (tremere),
empreindre (imprimere), ponce (pumicem), ronger (rumigare), ran(;on (redempti-
onem), ranche (ramicem), grincer (ahd. gremizon), und so namentlich auch vor
einem aus i oder e erhärteten g: singe (simius), songe (somnium), vendange
(vindemia), conge (commeatus); vor n assimilirt es sich bisweilen demselben:
colonne (columna), obgleich hier auch die Assimilation mm erscheint (s. oben S. 49).
c) im Auslaute, wo es als Bestandtheil des nasalirten Vokales sich von m im
Laute nicht unterscheidet, ist es auch öfter an seine Stelle getreten: on (homo),
mon (meum), ton (tuum), son (suum), Vergons (Vergummi), rien (rem), Gien
(Giemum), airain (aeramen), raisin (racemus), Gauteran (ahd. Walahram), auch
mit angefügtem unorganischen und stummen d: Baudrand (ahd. Baltram),
Bertrand (Bertram). Im Altfrauzösischen finden wir noch häufiger n statt m im
Auslaute: fain (faim), non (uom), ciain (claim v. clamare): hons (homnie) u. a.
§ 36. ürspr. der Kons. 1) Die nasal, ii. fliiss. Kons 73
3. bisweilen entsteht es aus / und selbst r-.
uiveau (libella), Mens (Mellosectuni), Vedene (Vindaliuin, Vindalum), marue alV.
niarle, merle (niarga mlat. margila ahd. oiergil), poterne afr. i)üsti'rie(posterula) —
Aienvon (Aulerci;.
4. in der Stellung (/«, «</, nt^ so wie gn findet man d, t und ^ zuweilen dem n
assimilirt (s. oben S. 49); in palefrenier (mlat. paiafrenarius v. paraveredus) ist
d zwischen Vokalen mit n vertauscht.
in weiset
1. auf ursprüngliches m:
a) im Anlaute, wo es nie aus einem anderen Laute entsteht; niai (majus),
uiauquer (v. mancus), mer (mare), mordre (mordere), ma(;on (mlat. raachio,
luacio, matio afr. niachon, niacon pr. masso, doch wohl ursp. ahd. meizo, mezzo),
Jlaubert (ahd. Madalbert), niaint (ahd. manac), selbst in Verbindung mit n:
Muemosyne, mnemonique, mnemotechnique und anderen, meist dem Griechischen
entlehnten Wörtern.
li) im Innern des Wortes zwischen Vokalen: amitie (amicitia), fronient
(frumentum), lumiere (v. lumen), hameau (ahd. heim goth. haims);
an einen vorhergehenden Konsonanten angelehnt: arme (arma), almanach
(arab. al-manah), asthme (asthma), so auch meist nach einem vorhergehenden m:
commun (communis), immortel (immortalis), sommite (summitatem) u. s. w,;
vor Lippenlauten hat es sich erhalten: campagne (campania), temple
(templum), compter (computare) neben conter, ambigu (ambiguus), ombre
(umbra), vor v in unorganischen Wörtern wie duumvir, triumvir u. dgl., selten
vor Zahnlauten, wie in comte (comitem), comtesse, comte, hamster, ebenso
selten vor n und hier theils verstummend, theils ohne Nasalirung des Vokales:
condamner (condemnare), automne (autunmus), automnal, somnifere (somnifer),
Agamemnon u. dgl.;
vor l und r wird es durch Einschiebung eines h erhalten: sembler (simulare),
cbambre (camera), bei Einschiebung eines d dagegen geht es in n über (s. oben);
doch steht es vor r in Domremy; ausgeworfen ist r in Somme (Samara); m
zwischen zwei r ist in marbre (marmor) mit h vertauscht.
c) im Auslaute steht es mit nasalirtem Vokale selten allein, wie in nom (nomen),
prenom, renom, faim (fames), parfum (v. per-fumare), daim (dama), Adam,
häufiger in unorganischen W'örtern ohne Nasalirung des Vokales: olim, interim,
maximum, Abraham, Sem u. dgl., doch hat es sich vor stummen Lippen-
buchstaben, denen noch andere, namentlich Flexionsbuchstaben, folgen mögen,
mit nasalirtem Vokale erhalten- plomb (plumbum), aplomb, surplomb, Colouib
(Columbus), camp, champ (campus), temps, printemps (tenipus), exempt (exem-
ptus), romps, rompt (v. rumpere).
2, aus ursprünglichem «.-
Dieser Fall tritt nur im Inlaute ein, theils zwischen Vokalen: Aleaume
(Alauna), Firnes (Eines), venimeux (v. venenum), etamer (v. stannum), theils
nach Konsonanten, dies namentlich nach einem 7«, wo sich n jenem assi-
milirt: nommer (nominare), femme (femina) (s. oben S. 49), und nach /■ in
Charme (carpinus); im Zusammenstoss mit folgendem h ist die Verwandlung
natürlich in Lombard (Longobardus), Gombert und Jombert (ahd. Guntperht
mhd. Gumbert), Lambert (abd. Lantperaht mhd. Lambert), auch vor einem folgen-
den m: prudemment (;prudenti mente) u. s. w. (s. oben S. 49).
74 Erst. Tbl. Lautlehre. Zweit. Abschn. Das Wort etc. nach ihr. Abstainm.
3. aus i, wie umgekehrt h aus ?« sich entwickelt:
samedi (sabbati dies).
1 bat sich
1. aus ursprünglichem / erhalten:
a) im Anlaute, wo es selten abgeworfen ist (s. oben S. 46): langue (lingua),
lettre (littera), Loire (Liger), loutre (lutra); auch bleibt es im Anlaute mit
Yoraotretendem Lippen- und Kehllaute: plaie (plaga), bloc (ahd. piloh, bloch,
bloc), flamme (flamma), clair (clarus), glaive (gladius); doch ist voranstehendes
g bisweilen wie h abgeworfen (s. oben S. 45. 46).
b) im Innern des "Wortes ist es regelmässig zwischen Vokalen erhalten:
malade (male aptus), douloureux (dolorosus), calice (calicem); ebenso, wenn es
sich an vorhergehende Konsonanten anlehnt oder mit Lippen- und
Kehlbuchstaben die Silbe anlautet: Charles (Charal, Karl), Arles (Arelate),
enlever (inde levare), cable (capulum), aigle (aquila), Grenoble (Gratianopolis),
angle (angulus), ongle (uugula), cercle (circulus), selten jedoch vor einem
Konsonanten, wie in: balcon (sp. balcon it. balcone v. ahd. balcho, balco),
bulbe (bulbus), Beige (Belga), alterer (uilat. alterare), poltron (it. poltrone),
palme (palma) neben paume, colporter (v. coUum, portare) u. a., während sonst
/ in diesem Falle sich in u verwandelt: bäume (balsamum), dauphiu (delphi-
nus), vaut (valet), veut (vult), poumon (pulmonem), doux (duicis) etc., obgleich
hier oft neben dem aus / hervorgebildeten u das l selbst geschrieben wurde,
afr. hault (altus), loiaulteis (mlat. legalitas), vault (valet) u, s. w., wie noch im
Neufranzösischen oft in Eigennamen: Thibault, Arnault, Arnauld, Arnould, und
bisweilen in faulx (falx), so wie in aulx (allium) neben ails. Hier ist l freilich
stumm, wie es auch in pouls und fils verstummt ist.
c) im Auslaute ist ursprüngliches / ebenfalls erhalten: mal (malum), canal
(canalis), sei (sal), ciel (caelum), vil (vilis), Paul (Paulus), seul (solus), poil
(pilum); obwohl erhalten, verstummt es iudess bisweilen, namentlich nach /,
wie in nombril (umbilicus), sourcil (supercilium) u. a. Doppeltes l bleibt nur
in Fremdwörtern wie bill, 111 n. dg]., sonst vereinfacht: metal (metallum), val
(vallis), duel (duellum), 11 (ille), nul (nullus), fiUeul (filiolus), rossignol (lusciui-
olus); obgleich auch auslautendes / sich in u verwandelt: chou (caulis), peau
(pellis), beau (bellus), mou (mollis) u. s. w. Jedoch ist / am Ende bisweilen
abgefallen: guimpe (ahd. wimpal), ange (angelus), amande (amygdala) u. a.,
während es sich sonst wohl selbst mit Verdrängung anderer nachfolgender
Laute als Auslaut geltend macht: Raoul (Hrolfr), marechal (marahscalh),
senechal (senescalh).
2. ist es aus ursprünglichem ;• entstanden:
a) in Verbindung mit einem anderen anlautenden Konsonanten: flairer (fra-
grare), pleiger (praebere).
b) im Innern des Wortes: matelas (pr. almatrac arab. al-matrah), crible (cribrum),
afr. Christophle (Christophorus), Herault (Arauris); einem folgenden / ist r assimi-
lirt in chambellan (afr. chamberlanc, chamberlain ahd. chamerling), wie afr.
hier und da paller f. parier, Challot f. Charlot, melle f. merle u. dgl. Vgl. das
lateinische pellucidus, pelluceo, pellego. Auch ist r wie l behandelt in Auvergne
(Arvernia), Perigueux (Petrocorii).
c) im Auslaute: autel (altare).
3. aus ursprünglichem n :
Dies geschieht bisweilen im Inlaute, wie in orphelin (v. orphanusj, Palerme
(Panormus), Boulogne (Bononia), Malvoisie (Monembasia), Roussillon (Ruscinoneui),
§ 3(5. Urspr. der Kons. 1) Die nasal, u. flüss. Kons. 75
Houcilles (Oscinejum), Senlis (Sumanecti), gonfalon neben gonfanon (ahd. gund-
fano), afr. alnie, arme (anima), Colstentinoble (Constantinopoüs), velin (vene-
num) u. a.
4. ein Beispiel der Vertauscbung eines d mit / bietet cigale (cicada).
5. besondere Beachtung verdient der jotirte Schmelzlaut des // und / im In-
laute und Auslaute, welcher zwar nicht durchweg, doch im Allgemeinen etymo-
logisch begründet ist. Er entsteht:
a) aus einfachem, seltener aus doppeltem / vor einem i oder e mit folgendem
Vokale: fille (tilia), vaille (valeat), paille (palea), Marseille (Massilia), Cavaillon
(Cabelliohem), conseil (cousilium), ail (allium), mail (malleus), mil (milium).
Ausnahmsweise findet sich hier / mit seinem gewöhnlichen Laute in eil
(cilium), exil (exsilium), Toul (Tullium) u. a.
b) bei der Assimilirung von Lippen-, Zahn- und Kehllauten mit einem
folgenden /; grouiller (ahd. grubilon), volaille (volatilia), caille (mlat. quaquila),
fouiller (gl. fodiculare), graille (mlat. gracula), veiller (vigilare), freille (trichila);
ecueil (scopiilus), vieil (vetulus), wil (oculus), peril (periculum).
Auch die umgekehrte Stellung It, Ic, lg, Ih giebt zuweilen diesem Schmelz-
laute seinen Ursprung: Corseuil (Coriosolitae), Evreuil (Evoroläcum), Chailly
(v. Calägum), cueille (colligo), Guillard (ahd. Wilihart).
c) zuweilen aus // oder /, ohne durch Vokalisation oder Konsonanz bedingt zu sein:
faillir (fallere gl. fallire), mouiller (v. mollis gl. molliare), bouillir (bullire), anguille
(anguilia), grillon (v. gryllus), Availlon neben Avallon (Aballonem) — saillir
(salire), piller (pilare, compilare), fenil (fenile), fauteuil (ahd. faltstuol) u. e. a.
Auch aus n und r hat sich dieser Schmelzlaut entwickelt: Roussillon (Rusci-
nonem), Houcilles (Oscinejum), Draveil (Dravernus).
r ist
1. aus r erhalten:
a) im Anlaute: raison (rationem), regne (regnum), rein (ren), romain (romanus),
ruer (ruere); es lautet auch mit Lippen-, Zahn- und Kehllauten die Silbe an:
priere (precaria), bref (brevis), frire (frigere), vrai (veraceni, nach And. von
einem mlat. veragus gl. veracus), troubler (turbulare), droit (directus), croire
(credere), chretien (christianus), grand (grandis), scribe (scriba), stratageme
(stratagema). Während es ein ursprüngliches h vor sich ausstösst, wie in
Raoul (altn. Hrolfr), Roger, Rogier (ahd. Hruodgär, Hrodger), duldet es nach
sich diesen Konsonanten: Rhone (Rhodanus), rhythme neben rythme (rhythmus),
rhume (rheuma) u. dgl. m.
b) im Innern des Wortes ist es nicht bloss zwischen Vokalen erhalten, wie
in souris (soricem), rare (rarus) u. s. w., sondern auch vor und nach anderen
Konsonanten: arbuste (arbustum), carte (charta), Orne (Argenus), Arles (Arelate),
Arlon (Orolaunura), Orleans (Aureliaui), charrae (carmen), clerge (clericatus),
quatre (quatuor), lepre (lepra), chevre (capra), mercredi (Mercurii dies), bisweilen
allerdings ausgeworfen oder mit / vertauscht, um den Missklang der
Wiederholung in demsell^en Worte zu vermeiden, wie in proue (prora), crible
(cribrum), pelerin (peregrinus), afr. Christophle (Christophorus) u. dgl. m., neben
rouvre (robur) und marbre (marmor). Doch leidet es nur ausnahmsweise n und
m vor sich: Henri, Amram, während sonst zwischen ?nr ein /», zwischen nr ein
d eingeschoben wird (s. oben S. 53). Auch t wird zuweilen vor r synkopirt:
Marne (Matrona), pere (patreai), mere (matrem), arriero (ad-retro), wenngleich
7^) Erst. ThI. Lautlehre. Zweit. Ahschn. Das Wort etc. nacb ihr. Abstamiu.
ee sonst sich lieber das t wie das d vor Vokalen assimilirt (s. oben S. 49). In
carerue (quadragesima), chaire (cathedra) stösst es das d vor sich aus wie das h
in paupiöre (palpebra). Wie es sich verdoppelt meist erhält, vgl. errer (errare),
horreur(horroreai), terre (terra), wenn auch zuweilen ein r ausfällt, vgl. courir (cur-
rere), so entsteht auch rr bisweilen durch das Zusammenrücken zweier r nach
Ausfall eines Vokales, wie in mourrai (mourir ai), courrai (courir ai), wie es auch
durch ein in ähnlicher W^eise veranlasstes Zusammenrücken von tr, dr bewirkt
wird: pourrai (potere habeo), verrai (videre habeo), declierrai (decidere babeo).
c) im Auslaute erscheint häufig ursprüngliches r mit seinem vollen Laute: mer
(mare), eher (carus), fer (ferrumj, air (aer), chair (caro), rigueur (rigorem), amour
(amorem), dur (durus), hier (heri), Cö?ur (cor), zephyr (zephyrus), finir (finire),
concevoir (concipere); doch verstummt es auch, wie in berger (vervecarius),
meunier (molinarius), aimer (amare); abgeworfen ist es in Oise (Isara), Somme
(Samara). Nach dem r erscheinen im Auslaute zwar Lippen-, Zahn- und Kehl-
laute, aber sie sind meist verstummt: corps (corpus), nerf (nervus), art (artem),
perd (perdit), sourd (surdus), dors (dormio), vers (versus), Gisors (Cesortium),
arc (arcus), bourg (ahd. puruc, pure, bürg mhd. burc lat. burgus); m und n
duldet es in der Regel nicht nach sich: ver (vermis), cor (cornu), Nevers
(Nevirnum) (s. oben S. 48), vor sich keinen anderen Konsonanten.
2.r ist aus / entstanden:
a) im Anlaute in rossignol (lusciniolus) und mit anderen Konsonanten anlautend :
grimper (ahd. klimban), Brescon (Blascon).
b) im Innern des Wortes: orme(ulmus), Hermeray (Helmoretus), Sorgue (Sulgas),
remorquer (v. remulcum), navire (afr. auch navile v. navis), afr. corpe neben
colpe, coulpe (culpa), concire (consilium), merencolie (= melancolie) u. a. dgl. —
apotre (apostolus), chapitre (capitulum), epitre (epistola), titre (titulus), chartre
(mlat. cartula), gaufre (deutsch waffel).
3. bisweilen ist es an die Stelle von s getreten:
Marseille (Massilia), orfraie (ossifraga), vgl. afr. varlet (nfr. valet) neben vaslet (v.
vassus); in der Champagne: dornoier neben dosnoier (mlat. domneare), in Maine:
obeis, mentis f. obeir, mentir; ahd. friusan nhd. frieren; lat. Papirius und
Papisius u. dgl. m.
4. ebenso an die Stelle des n:
coffre (cophinus), diacre (diaconus), timbre (tympanum), pampre (pampinus),
ordre (ordinem), Londres (Londinium), Langres (Lingones), afr. verin, velin
(venenum), arme (anima) u. a.
37. 2. Die Lippenbuchstaben p, b, f (ph), v (w). Diese Buch-
staben stellen drei Lautstufen dar: «. die harte Aspirata j) (gewöhnlich
die Tennis genannt), /3. das weiche b (die sogenannte Media) und 7. die
continuirlichen, verschieden modificirten Blaselaute f und v, deren ersterer
gewöhnlich die Aspirata genannt wird. In das Französische herüber-
genommeu, haben sie vielfach ihre ursprüngliche Lautstufe mit einer
anderen vertauscht, oder, auf der dritten Stufe stehend, mit einander ge-
wechselt. In einigen Fällen sind auch Konsonanten anderer Lautklassen
in die Lippenlaute übergetreten, so wie der Vokal u zuweilen zu einem
Lippenlaute erhärtet i^t.
§ 37. Urspr. Her Konson. 2) Die Lippenbuchstaben. 77
p weiset zwar, wo es sich iiiidet,
1. meistentheils auf ursprüngliches p, doch ist es vielfach durch Wegfall, Assimila-
tion und Uebertritt in andere Lippenlaute geschwunden.
a) im Anlaute beharrte es am Festesten, nicht bloss unmittelbar vor Vokalen:
parc (miat. parcus ags. pearruc), pain (panis), pis (pejus), peuple (populus), und
in Verbindung mit den flüssigen Buchstaben /, r: plein (plenns), plaindrc
(plangere), prix (pretium), pre (pratum), sondern auch vor s: psaume (psalmns),
psautier (psalterium), und so öfter in Wörtern griechischen Ursprungs, wie
Pseudonyme, psyche, psychologie u. a., obgleich das Aitfranzösische hier das \>
öfter abwarf: säume, seaume, sautier; selbst vor n und t in ursprünglich grie-
chischen Wörtern, wie pneuma, pneumonique, ptarmique, ptilose u. dgl.
b) im Inlaute finden wir ursprüngliches p zum Theil iu h, oft in v und selbst
in f übergegangen: doch ist \) auch, namentlich in neueren Wörtern, erhalten;
so zwischen Vokalen: chapeau (capellus v. capa), sapin (sapinus), stupide
(stupidus), im Zusammentretfeu mit flüssigen Buchstaben: peuple (populus),
couple (copula), Naples (Neapolis), propre (proprius), und wo es verdoppelt
steht: appeler (appellare), approcher (mlat. appropiare), nappe (mappa), lippe
(ags. afries. iippa niederd. nhd. lippe) u. dgl., wenn auch bisweilen vereinfacht:
Apulie (Appulia, Apujia), apaiser (gl. appacare mlat. apacare), etoupe (stuppa) u. a.
Wenngleich p vor t und d zum Theil ausfällt oder sich assimilirt, wie in
chetif (captlvus), acheter (captare), noces (nuptiae), route (rupta), malade (male
aptus), sade (sapidus), recette (reccpta), so hat sich doch das /» nicht nur in
vielen dieser Wörter später, vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, wieder ein-
gedrängt, sondern es ist auch in anderen erhalten, obgleich theilweise ver-
stummt: prompt (promptns), compter (computare), campagne (eampania),
bapteme (baptisma), septieme (v. Septem), — accepter (acceptare), adopter
(adoptare), apte (aptus), captif (captivus), Symptome (symptoma), sceptre (sceptrum),
precepteur (praeceptor) und in vielen anderen, namentlich neueren Wörtern. Epte
heisst ein lateinisch mit Itta bezeichneter Fluss. Auch vor s ("pj finden wir
es bisweilen im Inlaute, während es sich hier auch assimilirt, wie in caisse, casse,
chässe (capsa): capse, capsule (v. oapsa), eclipse (eclipsis), soup^on (suspicioneni),
Calypso, catalepsie u. dgl.
c) auslautend ist es aus einfachem und verdoppeltem p erhalten: cap (caput)
neben chef, loup (lupus), cep (cippus), drap (mlat. drappus), auch leidet es ?«
vor sich: champ (campus^ wie es nachfolgendes t und ä, theils stumm, theils
hörbar, duldet: exempt (exemptus), corps (corpus), temps (tempus) — Apt
(Apta Julia), rapt (raptus), abrupt (abruptus), laps (lapsus), Cecrops, Pelops u. a.
2. entspricht es dem ahd. fh, auch ytf und /", welche aus der altgermanischeu Tenuis
p entstanden sind, obgleich hier öfter im Inlaute auch f im Französischen
erscheint:
a) im Anlaute: pipe (it. pr. sp. pg. pipa ahd. phifä, fifä altn. pipa ags. pip vgl.
lat. pipare, pipire, pipiare).
b) im Inlaute: crampon (v. ahd. chramph, kramf;, harpe (ahd. harphä, harlä altn.
harpa), equiper (v. ahd. seif, scef goth. skip) neben esquif mit auslautendem f.
c) im Auslaute: hanap (ahd. hnapf, hnaph ags. hnäp), galop (v. ahd. gahloufan
goth. gahlaupau).
3. aus h ist selten p hervorgegangen und wohl nur im Auslaute: julep (arab. djuläb
pers. guläb), Aups (Albaugusta),
7S Erst. Tbl. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wertete, nach ihr. Abstamm.
b bat sich
l.aus ursprünglichem h erhalten:
a) im Anlaute vor Vokalen und flüssigen Buchstaben: bien (bene), boire (bibere),
benir (benedicere), bhimer (blasphemare), brun (ahd. brün), bru (ahd. brüt).
b) im Innern des Wortes, wo es zwar oft zwischen Vokalen und vor Konso-
nanten ausgestossen oder zum Vokal erweicht oder in v verwandelt ist, wie in
taon (tabanus), oü (ubi), soulever (sublevare), soudain (subitaueus), oter (ob-
stare), avoir (habere), aber gleichwohl theils zwischen Vokalen öfter geblieben
ist, wie in: obeir (obedire), habit (habitiis), subit (subitus), globe (globus),
habile (habilis), theils an Konsonanten angelehnt, so wie vor flüssigen Buch-
staben, mit denen es die Silbe anlautet, und vor anderen eine neue Silbe an-
lautenden Konsonanten. Vgl. Corbeil (Corobilium), arbre (arborem), arbuste
(arbustum), albäfre (alabastrum), Amboise (Ambacia), Ambieres (Anibibari) —
diable (diabolus) afr. auch diaule, fable (fabula), table (tabula), Madebroye
(Amagetobriga) — obseques (mlat. obsequiae), obscur (obscurus), nonobstant
(v. obstare), absence (absentia), abdiquer (abdicare), abject (abjectus), absinthe
(absinthium), subtil (subtilis), Charybde u. s. w., selbst obvier (obviare), während
namentlich der Zusammenstoss von hv und ht sonst vermieden ist. Auch
verdoppelt ist es erhalten: abbe (abbatem), gibbeux (gibbosus), sabbat (sab-
batum) u. n. a.
c) auslautendes einfaches h wird selten angetroffen, wie in Achab, Job, Jacob,
Oreb und in mancherlei Fremdwörtern, doch auch nach dem Nasallaute: plomb
(plumbum), Colomb (Columbus), rumb (gr. ov/ußog, ()öf.ißog) und mit folgendem
s: Doubs (Dubis).
2. aus ursprünglichem p entsteht es wohl nur im Inlaute, wenn nicht etwa
bruine aus pruine entstanden ist (in boutique [apotheca] entsteht es nach Ab-
werfung des aj; dagegen steht im Innern des "Wortes b für p theils zwischen
Vokalen, theils vor dem Konsonanten / und selbst nach vi:
abeille (apicula), Antibes (Antipolis) neben mundartl. Antiboule, ciboule (lat.
caepulla v. caepa, caepe vgl. ahd. zwibollo mhd. zibolle), cable (capulum),
Grenoble (Gratianopolis), double (duplus), timbre (tympanum).
3. aus ursprünglichem v ist es bisweilen im Anlaute und Inlaute hervorgegangen:
a) im Anlaute: Besancon (Vesontionem, schon im lat. Bisontii), Boix (Vatiana
und Batiana), Bazas (Vasatae), Besseau (v. Vassei), berger (vervecarius).
b) im Inlaute: brebis (vervecem), coarber (curvare).
c) mit m. ist es vertauscht in: flambe (v. flamma, wahrscheinlich gl. flamble v.
flammula, mit eingeschobenem h zwischen ml; s. oben S. 51), marbre (marmor).
f und ph sind nur graphisch verschieden; das letztere ist zum Theil mit
Rücksicht auf die Abstammung aus dem Griechischen, jedoch auch in ursprünglich
deutschen Wörtern angewendet, wie in Adolphe u. dgl., häufig unter dem Einflüsse
latinisirter Formen, wie Adolphus u. dgl. Das Altfranzösische schwankte oft zwischen
f and ph, nicht bloss in Wörtern griechischen Ursprungs, wie fisicien und physicien,
faisan und phaisan (phasiaiius), sondern auch in anderen, wie Phryson und Frison
(Friso), und so auch noch das Neufranzösische, wie schon das Lateinische (vgl. pha-
seius und faselus) und das Althochdeutsche / und ph mit einander vertauschen.
1. geht f aus dem verwandten lateinischen Laute /, so wie aus germanischem f, v
und dem griechischen ph (hier oft noch im Französischen ph) hervor:
§ 37. Urspr. der Konson. 2) die Lippt-ubm'lislabeii 79
a) im Anlaute unmittelbar vor Vokalen, so wie in Verbindung mit / und r an-
lautend: fable (fabiila), faim (fames), faux (falx), foi (fides), flamme (flamma),
frere (fratrem) — tief (ahd. fibu, föhu miat. feudum), fourbir (ahd. furban) —
faisaii (phasianus), fautaisie (phantasia), fantome (phantasma), t'anal (v. (/-«vo?),
frenesie, frenetique neben phrenesie, phrenetiijue (v. (f{»iv), flegme und phlegme
(phlegma), Pbare und Fare de Messine (pharus). Besonders in neueren, dem
Griechischen entlehnten Wörtern erscheint fast nur ph: phenix, phalange,
philantbrope, philosophe u. s. w., und so auch im Innern der Wörter.
b) im Innern des Wortes zwischen Vokalen, wie \'or / und r, und an andere
Konsonanten angelehnt: prefet (praefectus), soufre (sulfur, sulphur), enfer (in-
fernum), parfumer (perfumare), orfevre (auri fabrum), orfraie ossifraga) — GeofTroi,
Godefroi (ahd. Godafrid), Adolphe (nicht vom ahd. Adalolf ags. Ädeivulf, son-
dern aus dem iatinisirten Adolphus, goth. latinis. Ata-ulfus; vgl. auch ags.
Adulf), Rodolphe (ahd. Hruodiilf, Hrodulf, Rodolt) — cotfre (cophinns), girofle
(caryophyllum), orphelin (orphanus), triomphe (triumphus), prophete (pro-
pbeta) u. s. w.
Die Verdoppelung des f überträgt sich aus dem Lateinischen: otiVir (otlerre),
effet (effectus), u. dgl, entsteht al'er auch ohne etymologische Begründung, wie
in coffre (cophinus), chaufFer (calefacere) n. dgl.
c) selten erscheint ursprüngliches f (ph) im Auslaute: tuf (tofus, tophus), canif
(altn. knifr, ags. cnif, niederd. knif).
2. bisweilen aus lateinischem p und germanischem }>h, pf, f, welche auf gothisches
p zurückweisen:
a) im Anlaute: fifre (zu lat. pipare, pipire, pipiare ahd. phifari).
b) im Inlaute: nefle (mespilum), gouffre und golfe {y.ö).noi), trophee (tropaeum),
etoffe (v. stuppa), estafette (v. ahd. stapho, staph), agrafe (ahd. krapho), grifle
(ahd. grifan goth. greipan).
c) im Auslaute: chef neben cap (caput), esquif (ahd. seif, scef goth. skip).
3. aus b hat sich in seltenen Fällen / entwickelt:
a) im Inlaute: siffler (sibilare, doch auch sifilare in alter Form), vgl. afr. fon-
defle, fondelle (fuudibulum).
b) im Auslaute: suif (sebum, sevum), afr. tref (trabem).
4. sehr oft steht es, namentlich im Auslaute, für v, welches dort nur vor stummem
e wieder erscheint (vgl. vif, vive);
a) im Aulaute steht / für v in dem Worte fois (vice pr. vetz).
b) im Inlaute in palefroi (v. lat. para-veredus mlat. parafredus).
c) im Auslaute überall: nef (navis;, bref (brevis), clef (clavis), neuf (novus und
novem), oeuf (ovum), uaif, natif (nativus), vif (vivus), chetif, captif (captivus),
actif (activus), cerf (cervus), serf (servus), nerf (nervus) u. s. w. Auch aus ger-
manischem w ist f erhärtet in if (ahd. iwa ags. iv). Das russische b (w) wird
ebenfalls oft durch /", ff wiedergegeben: Azof, Romanzof, Saratof, TrogoflF.
5. auflTallender Weise findet sich auch der Zahnlaut d und t durch f ersetzt: raoeuf
(modus), Maimbeuf (ahd. Meginbodo), afr. blef nfr. bled, ble (nilat. bladum), soif
(sitis) afr. soi; dieselbe Erscheinung bietet wohl auch juif engl, jew (judaeus).
In veuf (viduus), vgl. it. vedova goth. viduvö, wirkt wohl ein dem u hinter d
nachgeschlagenes zweites u (gl. viduvus), welches sich zum Konsonanten er-
härtet; in fief, wenn es wirklich dem althochdeutschen fihu entspricht, ist u
zum Konsonanten geworden. Im Uebrigen verhält sich tief zu ieudum etwa wie
das altfranzösische aluef, aleuf neben aleu, allen zu allodium.
80 KrPt. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschii. Das Wort etc. nach ihr. Abstamm.
T tinitet überhaupt mir als Anlaut und Inlaut eine Stelle; im Auslaute
tritt es in /' über. Es hat sich
l.aus lateinischem v erhalten und ist germanischem w (goth. v) zum Theil gleich-
gestellt, obwohl hier auch g, yu eintritt, oder w zu ou erweicht wird:
a) im Anlaute: vain (vanus), viu (vinum), Vesuve (Vesuvius), voeu (votum), vagiie
(ahd. wäc, wäg goth. vegs).
b) iui Innern des Wortes, sowohl zwischen Vokalen: vivace (vivacem), priver
(privare), grave (gravis), Lodeve (Luteva), Avignon (Ävenionem), gencive
(gingiva), sauveur (salvator), treve (ahd. trinwa, triwa goth. triggva), s'avacbir
(ahd. weicbjan), Berthevin (ahd. Bertuwin), als in Verbindung mit folgendem r.
cadavre (cadavera), vivre (vivere), und nach einem die vorige Silbe auslauten-
den Konsonanten r oder l: servir (servire), verve (verva; s. Diez, Etymolog.
Wörterb. 3. Ausg. II. 452), epervier (ahd. sparwäri mhd. sperwaere), absolve
(absolvat), valvaire, valvulaire (v. valvae).
2. häufig entspricht es ursprünglichem p im Innern des Wortes zwischen Vokalen
und in Verbindung mit /*;
rive (ripa), louve (lupa), seve (sapa), cheveu (capillus), neveu (nepotem), prevöt
(praepositus), savoir (sapere), saveur (saporem), percevoir (percipere), chevre
(capra), opuvre (opera), pauvre (pauperem), ouvrir (aperire).
3. ebenso tritt es häufig statt des ursprünglichen h zwischen Vokalen und be-
sonders in Verbindung mit r auf:
avoir (habere), devoir (debere), feve (faba), cheval (caballus), Cavaillon (Cabel-
lionem), niveau (libella), prouver (probare), avant (ab-ante), etuve (mlat. stupa,
stui a pr. estuba ahd. stupä), ecrevisse (ahd. krebiz), navrer (vom ahd. nabager
altn. nafar nhd. Näber, nach And. jedoch von ahd. narwa nhd. Narbe s. S. 71), —
levre (labrum), ivre (ebrius), livre (libra), chanvre (cannabus), Vervius (Verbinum).
4. wie germanisches lo und zuweilen auch lateinisches v in g, gu übertritt, so
scheintauch umgekehrt bisweilen aus ^ französisches v entstanden; virer, environ,
environner (vgl. afr. girer, giroier = tourner) sind aus gyrus, gyrare entartet, und
rave neben rogue, Rogen, Fischlaich, weiset auf ahd. rogo mhd. roge.
5. aus u ist V erhärtet in janvier (ianuarius).
6. ans / ist v im Anlaute eine seltene Erscheinung, wie in Vabres (Fabia).
Das im Neufranzösischen dem v in lautlicher Beziehung gleichstehende v\
wenn es nicht in Fremdwörtern zum Vokal erweicht wird, wie in Newton (Neu-
f-on), Torgaw, Torgau (Torgo), oder verstummt, wie in Poniatowsky (Poniatoski neben
Poniatouski) , oder sich fremder Aussprache fügt, wie in Windsor (Oui-ndzor), ward im
Altfranzösischen bisweilen statt des einfachen v verwendet, wie z.B. in Formen desZeit^
Wortes vouloir : weil, weulent u. s. w., vielleicht unter dem Einflüsse des deutschen
wellan; öfter dagegen trat es an die Stelle des auf germanischem w und seltener
auf lateinischem v beruhendem g, gu: warder nfr. garder (ahd. warten), werpil
(v. vulpes); auch findet man w an der Stelle von hu, wie im Altfranzösischen:
wit, witisme (f. huit, octo etc.). Die Aussprache des w muss von der des v ver-
schieden gewesen sein. S. unt. g. Im Neufranzösischen hat sich w in Wallen
(hell, wale ahd. walah ags. vealh) erhalten.
38. 3. Die Zabnbuchstaben / (tfi), d, s, z, .r, j. Wir stellen
hier die beiden abgestuften <-Laute, t (th), geviöhnlich die Tenuis genannt,
und d, die sogenannte Media, mit den beiden abgestuften s und z zusammen
und betrachten demnächst den ursprünglich zusammengesetzten Laut x,
welcher häufig in den s-Laut übergetreten ist; den Laut 7, welcher dem ch
§ 38. Urspr. der Konsoii. 3) Die Zahnbuchstaben. 81
(seh) wie z dem s gegenübersteht, trennen wir von diesem, weil er nicht
wie ch zugleich als Kehllaut auftritt und seinem Ursprünge nach nichts
mit demselben gemein hat, wenngleich er öfter mit dem ebenfalls zwiefach
lautenden g wechselt und selbst aus dem Kehllaute g nicht selten entsteht.
t und th Stelleu im Französischen zwar den gleichen Laut dar und wurden im
Altfranzösischen oft mit einander verwechselt, indem man z. B. Cartage, Cathoii,
Anthoine u. dgl. schrieb; auch lindet man im Neufranzösischen noch th öfters an
der Stelle eines ursprünglichen t: vgl. Thievres (Teucera), Thury (Tauriacum),
Thain (Tegna); doch ist in neuerer Zeit th mit sorgfältigerer Berücksichtigung der
Etymologie verwendet worden. S. unten.
1. 1 ist aus ursprünglichem lateinischem t erhalten:
a) im Anlaute, wo t selten in andere Laute übergetreten ist, wie in donc (tuuc;
s. jedoch Diez, Wb. L IGO, auchLittre und Scheler s. v), craindre (tremere):
tant (tautum), table (tabula), tenir (teuere), trahir (tradere) ; in ursprünglich grie-
chischen und Fremdwörtern lautet es selbst mit m, n und l an: Tmolus, tmese
(tmesis), tnek (ein indischer Stoff), Tlemecen, Tlemcen neben Tremecen.
b) obwohl im Innern des Wortes zwischen Vokalen häufig ausgefallen, seltener
in d übergetreten, ist e^. auch häufig erhalten: nature (natura), metal (metallum),
quatorze (quatuordecim), matere (materia), poete (poeta), prophete (propheta),
utile (utilis), natif neben nai'f (nativus), pitie, piete (pietatem), so auch nament-
lich beim Ausfall von Konsonanten vor t: jeter (jactare), roter (ructare), öter
(obstare), chäteau (castellum), autel (altare), chetif (captivus), douter (dubitare),
cite (civitatem); auch oft dann, wenn es vor tonlosem i den Laut des s oder (■
erhält: nation (nationem), ambitieux (ambitiosus), initial (initialis), patient
(patientem), insatiable (insatiabilis). An Konsonanten gelehnt, welche die
vorangehende Silbe auslauten, so wie in Verbindung mit folgendem r (obwohl
hier auch synkopirt), erscheint es regelmässig: comte (comitatus), chanter
(cautare), alterer (v. alter), portion (portionem), Spartiate (Spartiates), Charte
(carta), octobre (octobrem), captif (captivus) — quatre (quatuor), outre (uter),
huitre (ostrea), contre (contra). Verdoppelt ist es gleichfalls gewöhnlich er-
halten, wie es auch oft andere Laute sich assimilirt: atteindre (attingere),
mettre (mittere), lettre (littera) u. s. w.
c) im Auslaute erscheint ursprüngliches t allein oder nach einem anderen Kon-
sonanten vorzugsweise in einsilbigen, doch auch in mehrsilbigen Wörtern, wenn
auch meist stumm: tout (totus), lit (lectus), dot (dotem), ait (habeat), fut (fuit), fat
(fatuus), gout (gustus), droit (directus), flot (fluctus), fruit (fructus), niont (montem),
pont(pontem), vent(ventus), mort(mortem), art(artem), sept(septem), rapt (raptus),
Christ (Christus), tact (tactus), doigt (digitus), vingt (viginti) — aimait (amabat),
parfait (perfectus), subit (subitus), defunt (defunctus), gratuit (gratuitus), exempt
(exemptus), serment (sacramentum), depart (v. partire), aspect (aspectus), in-
stinct (instinctiis), effort (v. fortis). Allerdings ist es in den Endungen atus,
itus, utiis, atem, utem im Neufranzösischen meist abgeworfen: aime (amatus),
oui (auditus), aigu (acutus), ecu (scutum), verite (veritatem), vertu (virtutem),
während es hier im Altfranzösischen oft noch bewahrt wurde, wie in chantet,
mentit, escut, vertut u. s. w.; doch haben manche Wörter das ursprüngliche t
erhalten oder wieder erhalten, und besonders neuere Wörter es herübergenommen:
salut (salutem), tribut (tributum), etat (status), odorat (odoralus), apparat
(apparatus), consulat (consulatus), habit (habitus), appetit (appetitus) u. a. Das
Üexivische t des Verb fiel öfter im Altfranzösischen ab: fu (fuit), venki (vain-
Mätzner, fr. Gr. 3. AiiH. (J
82 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
quit), veski (vecut), sailli (saillit), wo das Neufranzösische es fest erhalten hat.
Nach s ist t im Neufranzösischen noch abgeworfen in puis (post), huis (ostium)
u. a., afr. auch in Cris (f, Christ) u. dgl. Das t kann mit folgendem s, nament-
lich mit flesivischem s, im Auslaute stehen: puits (puteus), j'admets (admitto),
faits (facta), moiits, ponts, deuts etc.; jedoch fällt t bisweilen vor dem iJexivi-
schen s aus, wie in tous (totos), je pars (v. partir) u. a., nach Voltaire in
mehrsilbigen Nennwörtern zwischen n und s, wie enfans u, s. w,, während im
Altfranzösischen vor dem s der Flexion t, wie manche andere Konsonanten,
ausfiel. So ist t vor 5 auch in dans (de-intus) ausgeworfen.
2. dem althochdeutschen z und i, insofern diese altgermanischem t entsprechen, ist
ebenfalls das französische t entsprechend:
a) im Anlaute: targe (ahd. zarga altn. targa), tapon, tampon (niederd. tap ahd.
zapho), tourbe (ahd. zurf altn. u. niederd. torf).
b) im Innern des Wortes: tette, teton, tetin (ags. tit, titt, tite nhd. zitze — ahd.
tuttä, tutto), butin (nhd. Beute altn. byti, vom md. Zeitwort buten altn. byta).
c) im Auslaute: lot (ahd. hlöz goth. hlauts), fret (ahd. freht vgl. hoU. vracht).
3. der Uebergang aus lateinischem d in t, welcher namentlich im Auslaute im Alt-
französischen sehr gewöhnlich war, kommt im Neufranzösischen nur noch ver-
einzelt vor:
a) im Inlaute: pieter, pieton, pietiner (v. pedem, wohl mit Rücksicht auf das
lateinische peditem mlat. peditare).
b) im Auslaute: dont (de-unde), souvent (subinde), vert, sonst verd (viridis),
Escaut (Scaldis), afr. grant (grand), blout (blond), tart (tard), quant (quand),
respont (repond), ent (v. inde) u. a.
Dagegen entspricht t öfter noch dem altgermanischen d, goth. auch p (s.
unt. th): Tancrede (mhd. Dancrät ahd. Thancharat, Thancrad v. goth. pagks),
tudesque (ahd. diutisk goth. gl. piudisks), taisson (ahd. dahs), Gontard (ahd. Gund-
hart), Thibaut (Thiotbald v. goth. balps).
4. aus den Kehllauten c, g sehen wir ebenfalls hier und da (wie umgekehrt craindre
aus tremere) t besonders im Auslaute hervorgehen:
a) im Inlaute: chartre (carcerem), vgl. afr. veintre (vincere).
b) im Auslaute: maint (ahd. manac, manag goth. manags), haubert (ahd. halsperc),
vgl. afr. herbert (ahd. heriberga) neben herberge, heberge, hauberge nfr. auberge,
gerfaut (mlat. gyrofalco, nach Einigen aus ahd. gir und falcho). Vgl. auch afr.
dont f. donc. Vielleicht das umgekehrte Verhältniss bietet das deutsche Schar-
lach und ecarlate, scharbock und scorbut, deren Etymologie unsicher ist.
th erscheint im Neufranzösischeu gewöhnlich etymologisch begründet, obwohl
ursprüngliches th auch in t verwandelt ist, wie in tröne (thronus), boutique (apo-
theca); man findet es besonders in griechischen und alttestamentlichen Wörtern
nach lateinischer Schreibung: theätre (theatrum), thermes (thermae), thym (thymum),
these (thesis), theologie u. s. w., athlete (athleta), Bethleem, Ruth, Judith, Goliath,
Es entspricht aber auch ahd. d, th (goth. p), wie in Thierry (ahd. Thiotaiih,
Diotrih goth. piudareiks), Thibaut (Thiotbald), Gonthier, Gonthery (ahd. Gundahari),
Goths (ahd. Gudi, Guti goth. Gupans, Gut-piuda, latinisirt Gothi; vgl. Visigoths vom
latinis. Visigothae, bei Jemandes Vesegothae, welches im Goth. Visigupans wäre)
u. s. f. Dass es zuweilen ohne etymologischen Grund steht, ist oben bereits bemerkt.
d entsteht im Französischen
1. aus ursprünglichem d, auch aus altgermanischem d (goth. auch p), wenngleich
dies sich im Althochdeutschen auch durch t darstellt:
§ 38. ürsp. der Konson. 3) Die Zahnbuchstaben. 83
a) im Anlaute: daim (dama), dans (de-intus), dire (dicere), droit (directus) —
danser (ahd. danson), dard (altn. darradr ags. darad, darod engl, dart ahd. tart).
b) im Inlaute oft syukopirt zwischen Vokalen, wie in ouir (audire), hui (hodie),
sueur (sudorem), envie (invidia), hat es sich auch oft, zumal in neueren Wörtern,
erhalten: odeur (odorem), pudeur (pudorem), rüde (rudis), nudite (nuditatem),
mode (modus), diademe (diadema), code (codex), auch nach Ausfall eines y ;
Madeleine (Magdalena), emeraude (smaragdus) u. s. f. An andere Konsonanten,
namentlich n und r, angelehnt tritt es häufig auf: Anduze (Andusia), chandelle
(caudela), bände (ahd. bant goth. baudi), lande (ahd. lant goth. land, nach And.
kelt. Urspr.}, ardeur (ardorem), Bordeaux (Burdigala), jardin (ahd. garto goth.
gards), Asdrubal, hebdomadaire u. dgl., und liebt die Aulautung der Silbe in Ver-
bindung mit /■, obgleich hier zwischen ^'okalen meist synkopirt, z. B. in croire
(credere), voir (videre), rire (ridere), oder assimilirt, wie in arriere (ad-retro),
lierre (hedera), — : fendre (Andere), vendre (vendere), Indre (Andra), Adrien
(Hadrianus), Adriatique, edredon (eiderdaune), wie denn auch d häufig vor r
eingeschoben ist. S. oben S. 53. Verdoppelt ist es überhaupt nur in seltenen
Fällen: redditiou (redditionem) u. dgl.
c) im Auslaute ist d zwar oft abgeworfen, wie in foi (fides), nu (nudus), cru
(crudus), degre (v. gradus), aber auch häufig bewahrt, wenn auch verstummt:
nid (nidus), noeud (nodus), muid (modius), froid (frigidus), chaud (calidus), pied
(pedem), gland (glandem), rond (rotundus), profond (profundus), fecond (fecun-
dus), Gard (Vardo), sourd (surdus) — Bernard (ahd. Perinhart), reuard (ahd.
Reginhart), Aruauld, Arnold, auch Arnaud neben Arnault (ahd. Aranold) — David,
Nemrod, Talmud etc. üeber die Anhäugung eines unorganischen d s. oben S. 54.
2. bisweilen ist ursprüngliches t in d übergetreten :
a) im Anlaute geschieht dies höchst selten, wie in donc (tunc), Drac (Tricus).
b) im Inlaute ist dies zwar häufiger zwischen Vokalen der Fall, aber in Vergleich
mit dem häufigen Ausfall des t oder seiner unverkümmerten Erhaltung immer noch
selten, zum Theil in Wörtern, welche der neueren Zeit angehören: Adour (Aturis,
Aturus, Aturrus), Lodeve (Luteva), Madebroye (Amagetobriga), fade (fatuus), coude
(cubitus), cadastre (capitastrum), paladin neben palatin (palatinus), salade, Helm
(caelata), salade, Salat (sp. ensalada), cascade (sp. cascada), estrade (sp. estrada)
u. a. — Das sonderbare Agde entspricht der Ausiedlung der Massilier Agatha.
c) im Auslaute finden wir d für t in lezard (lacerta), worin die Endung wohl aus
Verwechselung mit dem ard in anderen Thiernamen, wie cauard u. s. w., ent-
stand, plaid (placitum), marchaud (mercantem). Im normannischen Dialekte
ward auslautendes t in der Verbalflexion in d verwandelt: fud, chantad,
partid etc.
8. aus s und z ist d vor r entstanden : madre (v. ahd. masar), ladre, ladrerie (v.
Lazarus), doch auch zwischen Vokalen : Blandy (Blanziacus).
4. in amidon (gr. n/uvlov lat. amylum mlat. omidonium) ist d an die Stelle des /,
wie in der entsprechenden romanischen Form desselben Wortes u. im niederd.
amedam, getreten.
8, obwohl bald geschärft, d. h. als stummer Buchstabe gesprochen, bald un-
geschärft, d. h. intonirt oder wie französisches z ausgesprochen, stellt zwar vorzugs-
weise ursprüngliches s, aber auch zum Spiranten gewordenes t und c im Französi-
schen dar.
1, Ursprüngliches s beharrt:
a) im Anlaute vor Vokalen: sacrer (sacrare), servir (servire), si (si und sie), so
(solum), seul (solus\ sain (sanus), sein (sinus), soit (sit), sous (subtus). Die auf-
6*
84 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. Das Wort etc. nach ihr. Abstamm.
fallende Erscheinung, dass dem ursprünglich in Verbindung mit einer Tenuis
oder einem nasalen und flüssigen Buchstaben anlautenden s ein e vorangesetzt
wird, bat die französische Sprache mit dem keltischen Sprachzweige gemein,
welcher als der britannisch-gallische bezeichnet wird, dessen cambrisches (kym-
risches) Idiom im gleichen Falle e, i und y voranstellt: espece (species,\ esprit
(Spiritus), estomac (stomachus), esquif (ahd. seif, scef ags. scip altn. goth. skip),
escrimer (ahd. scirman', escabeau (scabellum), afr. isnel (ahd. snel). Das Neu-
französische hat hier aber gewöhnlich das s ausgeworfen: eponge (spongia),
etable (stabulum), ecole (schola), elingue (ahd. slingä) u. s. w. Doch hat schon
das Altfranzösische auch das sogenannte unreine s ohne Voranstellung eines
e oder i zugelassen: sparnir (ahd. sparon, sparen ags. sparian nfr. epargner),
spasmeir, spameir (v. spasmus), scel, seeau (sigillum), scale (scala), schole
(schola) u. a., und das Neufranzösische geht hierin noch weiter, besonders in
Neubildungen: spacieux (spatiosus), spirituel (v. spiritus), sphinx, sphere
(sphaera), stabilite (stabilitatem), sterile (sterilis), scene (scaena), scier afr. sier
(secare), sculpture (sculptura), scrutin (scrutinium), schisme (schisma) u. v. a.
Dazu kommen Fremdwörter wie sbire, svelte, sloop u. dgl. Die altfranzösische
Schreibart scavoir, s^avoir (savoir), scierge (cierge) u. dgl. hat keine etymolo-
gische Bedeutung,
b) im Innern des Wortes hat sich ursprüngliches s zwischen Vokalen erhalten:
tresor (thesaurus), misere (miseria), desert (desertum), Isere (Isara), Vaison
(Vasionem), oser (v. ausus), cerisier (v. cerasus), roseau (v. goth. raus ahd. rör);
so auch an Schlusskonsonanten einer vorhergehenden Silbe angelehnt: transir
(transire), reponse (responsum), conseil (consilium), Perse (Persia), Alsace (ahd.
Alisaz nhd. Elsass), absence (absentia), absolu (absolutus), clepsydre (clepsydra),
wenn auch bisweilen der vorhergehende Konsonant ausfällt: maison (mansionem),
peser (pensare). Auch zwischen Konsonanten ist es erhalten: solstice (solstitium),
substance (substantia), Volsques (Volsci), abstrait (abstractus), monstre (mon-
strum) u. s. w. Vor nasalen Buchstaben und vor /, wie vor einer Tenuis,
auch selbst vor anderen Konsonanten (vgl. medire, mefier, lat. minus etc.) fällt s
im Neu französischen gewöhnlich aus, während das Altfranzösische hier s an
seiner Stelle Hess und sogar vor Konsonanten oft ein unorganisches s ein-
schob: äne (asinus), frcne (fraxinus = fracsinus), pämer (v. spasmus), Angouleme
(Iculisma), careme (quadragesima), meler (gl. misculare), ile (insula), apre (asper),
bete (bestia), gäteau (mhd. wastel), pätre (pastor), böte (hospitem), eveque
(episcopus), louche (luscus), chacun (afr. chascun lat. quisque unus), wo meist
durch den Circumflex über dem vorangehenden Vokale und dessen Längung
der Ausfall angedeutet wird. Gleichwohl findet sich auch vor diesen Konso-
nanten das s noch im Neufranzösischen erhallen: asperge (asparagus), aspect
(aspectus), Sisteron (Segusteronem), justice (justitia), astre (astrum), proscrit
(proscriptus), disque (discus), pasteur (pastorem), Tarascon (Tarasconem), Gascogne
(Vasconia), tudesque neben afr. tiois, tyois (ahd. diutisk fränk. lat. theotiscus)
u. V. a., auch in Eigennamen, wie Lestoile, Levesque, Le Forest u. s. w.
In seiner ursprünglichen Verdoppelung hat es sich oft erhalten, wie in assidu
(assiduus), dissension (dissensionem), necessaire (necessarius), obwohl es bisweilen
vereinfacht erscheint: greciser (graecissare) u. dgl.; auch ist einfaches s, oft
vielleicht der Lautschärfung halber, verdoppelt 'worden: dessous (de-subtus),
ressusciter (resuscitare), dessiner (designare) u. dgl., häufig durch Assimilation
eines vorangehenden Konsonanten, so namentlich aus x, d. i. es, wie cuisse
(coxa), laisser (laxare), ps, ds, selbst k, und umgekehrt durch Assimilation
§ 38. Urspr. der Konson. 3) Die Zahnbuchstabeii. 85
eines folgenden Konsonanten mit vorangehendem s, wie aus sc und selbst sl;
s. oben S. 49.
c) im Auslaute steht es nach Vokalen und Konsonanten, obwohl diese theil-
weise ausfallen, muss jedoch hier öfter dem x und z, wie im Inlaute bisweilen
dem 2, seine Stelle einräumen : cas (casus), ris (risus), os (os, ossis), exces
(excessus), epais (spissus), confus (confusus), i)lus (plus), mais (magis), nous
(nos), sous (subtus), vers (versus), epars (sparsus), ours (ursus), laps (lapsus),
dos (dorsum mit synkopirtem r), nioins (minus), sens (sensus), doch mois
(mensis), pris (prensus) u. a. mit ausgeworfenem n. Das auslautende s mancher
Wörter ist aus der ursprünglichen Nominalendung s entstanden, wie in corps
(corpus) u. s. w., in manchen anderen Wörtern unorganisch angefügt (s. oben
S. 54). — Aus X, d. i. es, entsteht s in buis (buxus), ais (axis, assis). Zuweilen
lautet es mit folgendem t aus: ouest (ahd. west), est (ahd. öst), le Christ (Christus),
last, laste, lest (ahd. blast), obwohl sonst entweder t abgeworfen ist: huis
(ostium), puis (post), repas (repastus), oder s synkopirt: pret (praesto, praestus).
Auch c findet sich nach s: fisc (fiscus), musc (muscus), wie in Gase, Lambesc,
während sonst c wegfällt: Damas (Damascus), frais (ahd. frisc), afr. tiois (ahd.
diutisk fränk. lat. theotiscus) neben tudesque.
2. aus dem zum Spiranten gewordenen t (d. h. t vor i und einem folgenden Vokale)
kann s natürlich nur im französischen Inlaute und Auslaute entstehen; statt s
entsteht hier oft dentales c (s. uuten):
a) im Inlaute: raison (rationem), chanson (cantionem), poison (potionem), tisou
(titiouem), oiseux (otiosus), Venise (Venetia), menniser (gl. minutiare); dem f
wird hier bisweilen *' gleichgestellt: puiser (gl. puteare). Hier entsteht auch ss:
justesse (justitia) neben justice, paresse (pigritia) u. s. w., Ecosse (Scotia). —
In es(]uisse (schedium) ist d wie t behandelt.
b) im Auslaute: tiers (tertius), palais (palatium), Gisors (Cesortium); puits
(puteus) ist zweifelhaft, da auch t bleibt; hier scheint das s des Nominativ
ebenfalls geblieben zu sein.
3. ebenso entsteht s aus dental gewordenem c;
a) im Anlaute ist dies im Französischen selten der Fall, öfter dagegen die ent-
gegengesetzte Verkehrung des s in c vor e und ?, wo beide Buchstaben den-
selben Laut darstellen: sangle (cingulum).
b) im Innern des Wortes sehr häufig, obwohl auch durch z ersetzt: voisiu
(vicinus), raisin (racemus), plaisir (placere), loisir (licere), nioisir (mucere),
oiseau (mlat. aucellus f. aucella, avicella), pause (panticem), disais (dicebam),
Amboise (Ambacia) u. a., auch mit verdoppeltem s; genisse gunicem), saussaie
(salicetum), poussin (pullicenus), coussin (gl. culcitinum). — Aus dem gutturalen
c ((/) entsteht s in cuisine (coquina mlat. cociua ahd. kuchina, chuchina ags.
cycene).
c) im Auslaute ist es ebenfalls nicht ungewöhnlich neben a;; Vars (Varcia), fois
(vicem), brebis (vervecem), souris (soricem), radis (radicem), logis (gl. laubicius),
levis (gl. levaticius). In panis neben panic (panicum) und panais (pastinaca)
scheint gutturales c wie das dentale behandelt zu sein.
4. dem althochdeutschen z (ursprünglich t) entspricht ebenfalls bisweilen franzö-
sisches s: saisir (ahd. sazjan, sezzan goth. satjan), ecrevisse (ahd. krebiz). — In
Sobusse entspricht ss dem durch lateinisches z bezeichneten Laute (Sibuzates).
So findet man es auch sonst neben z in Fremdwörtern, wo der ursprüngliche
Buchslabe dem Laute des griechischen C zu entsprechen schien, z. B. in arabi-
schen Wörtern: safran, magasin u. a.
Sß Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschu. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
5. nur ■vereinzelt erscheint französisches s für r, und zwar in wenigen Wörtern,
die vielleicht ihre Form dem Einflüsse der Pariser Mundart verdanken (s. Diez,
Gr. I. 454): Chaise (cathedra) neben cbaire, besicles wall, bericle (beryilus vgl.
nhd. Brille), pousse afr. porre, pourre (pulverem) neben poudre, und ebenso poussiere
afr. porriere, pourriere neben poudriere ; s. auch oben S. 50 über massepain.
z. Dieser schon im Griechischen nicht häufige, im Lateinischen nur in Fremd-
wörtern vorkommende Buchstabe, ursprünglich wie ds lautend, im Lateinischen
theils geschärft, theils ungeschärft iu der Aussprache und mit s wechselnd (Smyrna
und Zmyrna, smaragdus und zmaragdus, Saguntum für Zäxvvd^og), ist im Neu-
französischen im Allgemeinen nicht häufig, doch öfter statt des 8 verwendet und
namentlich in die Flexion des Zeitwortes eingedrungen; übrigens findet er sich be-
sonders in Fremdwörtern. Das Altfranzösische machte davon häufigen Gebrauch,
namentlich iu der Flexion und überhaupt im Auslaute, selten im Inlaute.
1. Es ist aus griechischem C, meist durch Vermittlung des Lateinischen, wie aus
dem entsprechend scheinenden Buchstaben anderer Sprachen herübergenoramen:
a) im Anlaute: zone (zona), zephire, zephyr (zephyrus), zodiaque (zodiacus), zele
(zelus) u. a. — arab. zero, zenith — pers. Zend-Avesta, Zoroastre u. dg). —
afrik. zebre. — zigzag ist wohl ursprünglich deutsch (Zickzack).
b) im Inlaute: zizanie (zizania), azyme (azymus) u. a. — russ. Azof — hebr.
gaze (Stadt Gaza) — arab. azimut — pers. azur — öfter selbst verdoppelt in
italienischen Wörtern: mezzo-tinto, lazzi, pouzzolaue u. dgl.
c) im Auslaute: riz (oryza), — meist in neueren Fremdwörtern, wie sp. Cortez,
Suarez u. s. w. — Fez, Suez u. a.
2. es tritt an die Stelle eines ursprünglichen s im Inlaute zwischen Vokalen, wie
im Auslaute:
a) im Inlaute: Suzanne (Susanna), Anduze (Andusia), Luzes (Eluso), suzerain
(v. sursum, susum), Sezanne (Sesana), Lezat (Latusates), gazon (ahd. waso).
b) im Auslaute: nez (nasus), chez (casa), rez (rasus), assez (ad-satis), avez
(habetis), vendiez (vendebatis) u. s. w. In lez (latus), Le Lez (Ledus) scheint
das s der Flexion erhalten und in Seez oder Sees (Saji) das Flexionszeichen der
Mehrzahl hinzugefügt. S. oben S. 55. Im Altfranzösischen ist es als Flexions-
buchstabe sehr alt: mes cumandemenz, guarnemenz, genz, granz, costez, citez,
pechiez, treuz (Liv. d. Rois), granz, cumbatenz, corouez, enterrez, venduz, menuz,
vertnz (Chans, de Roland). Im 15. Jahrhundert gab Bonaventnre Des-
perriers ((Euvr. 1544. p. 182) die Regel, den auf c endenden Nennwörtern im
Plural z anzufügen; Etienne Dolet wollte entweder voluptes oder sonst
volupte^: geschrieben haben. Im Neufrauzösischen ist dieser Flexionsbuchstabe
aufgegeben. Die ältere Sprache hatte z statt s aber auch sonst vielfach ver-
wendet, wie in sanz (sine), sonz (subtus), enz (intus) u. dgl.
3. ebenso steht es für dentales c bisweilen noch im Inlaute, altfranzösisch auch im
Auslaute: onze (undecim), douze (duodecim), quinze (quindecim), seize (sedecim)
u. s. w., dizain, dizaine, dizenier neben dizainier, dizeau (v. dix lat. decem),
altfranzösisch auch bisweilen diziesme u. dgl., lezard (lacerta); im Auslaute stand
es früher in douz (dulcis), foiz (vicem) u. m. a., wo es gegenwärtig durch x oder
s ersetzt ist. Die Stadt Metz verdankt ihren Namen den Mediomatrici; später
hiess sie Mettis, Metis.
Das Wort zeste (Sattel in der Nuss) stammt von axioiög. Vgl. Diez,
Wb. II. 456. — Zu six (sex) gehören sizette und sizain (neben sixain).
§ 38. ürspr. der Konson. 3) Die Zahiibuchstabeii. 87
Xj obwohl ursprünglich der Doppelbuchstabe es, lässt vielfach seinen Kehllaut c
ganz erlöschen, welcher sich theil weise dem s assimilirt, so dass x auch in franzö-
sisches SS übergegangen ist (s. oben S. 50). In seiner ursprünglichen Gestalt lautet
es zwar noch theils ks, theils gz, aber es ist seit alter Zeit im Französischen auch
schon statt des S-Lautes verwendet worden, so dass man es im Altfranzösischen
selbst im Anlaute für c, s, sc findet: xainture (cinctura), xentelle (scintilla), xordre
(surgere), wie im Inlante: niaixon (mansionem) u. a. Im Neufranzösischen steht es
im Anlaute nicht mehr als einfacher S-Laut, mit wenigen Ausnahmen, wie Xain-
trailles, Xaintes, Xaintonge, von denen die beiden letzten jedoch meist Saintes,
Saintonge geschrieben werden und das erste ebenfalls die Nebenform Saintrailles hat.
1. Es entsteht aus ursprünglichem x:
a) im Anlaute, meist in ursprünglich griechischen und einigen anderen Fremd-
wörtern: Xenophon, Xerxes, xeneiasie (itrt^laaia), xysto (iunrög), u. a. —
Xeres, Ximenes u. dgl.
1)) im Inlaute, in ursprünglich griechischen, lateinischen und einigen anderen
Wörtern, wo es meist als Doppellaut ks oder gz erhalten ist : Alexandre, Zeuxis,
cachexie (xaxt^ict), axe (axis), luxe (luxus), sexe (sexus), anxiete (anxietatem).
Als S-Laut erscheint x hier selten, und zwar meist geschärft, wie in Bruxelles
(Bruxellae), Luxeuil (Luxovium), soixante (sexaginta) u. e. a.; ungeschärft nur
in wenigen abgeleiteten Formen von six (sex), wie sixieme, sixiemement; für
sixain schreibt man jetzt meist sizain. Das Altfranzösische ersetzte das lateini-
sche ex in Zusammensetzungen oft durch es, wie in esbahir, espandre, eslongier,
espoenter u. a., das Neufranzösische wirft hier gewöhnlich das s aus; auch schrieb
man esploit statt des nfr. exploit (v. explicare) u. dgl. m.
c) im Auslaute, meist als hörbarer Doppellaut erhalten: Ajax, phenix, prefix
(praefixus), sphinx, Essex; doch auch als S-Laut: six (sex), und selbst ver-
stummt: flux, reflux, afflux (v. fluxus), Morlaix (Mens relaxus), P'oix (Fuxum).
2. an der Stelle anderer Konsonanten steht es kaum anders als im Auslaute, so
für dentales c, zum Spiranten gewordenes t, so wie s, und zwar meist nach den
Vokalen au, eau, eu, ou, oi, ai, zuweilen nach ?', und ist in den meisten Fällen
stumm; indessen ist es in abgeleiteten Formen hier und da auch im Inlaute
geblieben:
c vertritt es in dix (decem), doux (dulcis), faux (falcem), chaux (calcem), voix
(vocem), croix (crucem), noix (nucem), poix (picem), paix (pacera), in denen viel-
leicht zum Theil das x des lateinischen Nominativ mitwirkte. Im Inlaute erhält
sich X in dixieme, dem jetzt veralteten dixain u. e. a., während sonst dort das ur-
sprüngliche c als c, s oder z wieder zum Vorschein kommt: vgl. doux, douce;
paix, paisible; dix, dizain, dizaine, dizeau, dizenier. — In Seix (Aquae Siccae) steht
X für c und flexi visches s, eben so in Bayeux (Bajocae).
t, als Spirant, erscheint als x in prix (pretium), Upaix (Epotium).
s wird zu x in fameux (famosus) und in allen Adjektiven, denen das lateinische osus
zum Grunde liegt, epoux(sponsus), toux(tussis), deux(duos), Deux neben Doubs(Dubis),
roux (russus), houx (ahd. hulis, mhd. huls)u.a. Im Inlaute erscheint ursprüngliches s
wieder: vgl. heureux, heureuse; houx, houssine; .r erhält sich aus deux in deuxieme,
deuxiemement. In Dreux (Durocassium) vertritt a; das c und das s zugleich. — Hierher
gehört auch der Flexionsbuchstabe x in Nennwörtern und Zeitwörtern (chevaux, clie-
veux, feux, voeux, beaux — je peux, veux) statt eines s, welcher jetzt nur nach
zusammengesetzten Vokalen, deren letzter ein u ist, auftritt, im Altfranzösischen jedoch
sich viel weiter erstreckte, namentlich nach ausgefallenem / auch den Vokalen
88 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstaram.
fl, e, i, u folgte: vassax (vassal), cardinax (cardinal), oisiax (oiseau), tex (tel),
Dex, Diex (Dieu), fix (fils), fox (fol), rossengnox (rossignol) u. s. w. Das x in
Städtenamen, wie iu Vouroux (Vorogium), Seveux (Segobodium) ii. a. ist ein
falschlich übertragener Flexionsbuchstabe (s. oben S. 55).
j. Dieser Buchstabe, welcher seit alter Zeit im Französischen einen dentalen
Zischlaut bezeichnet, obgleich er früher iu der Schrift nicht immer von i ver-
schieden war, wie im Lateinischen, vfo gleichwohl schon die Alten das konsonanti-
sche scharf von dem vokalischen / schieden, wurde wegen seines Gleichlautes mit
dentalem g im Altfranzösischen oft mit diesem verwechselt. Man schrieb häufig
gette (Jette), jarbe (gerbe), gengleur (Jongleur), geuner (jeüner), selbst gardin (jar-
din), gou (jou, je), wie noch jetzt gesir statt jesir (jacere). Wie es nie im Aus-
laute steht, so findet es sich auch nur vor lokalen, jedoch nie vor dem Vokale i,
ausgenommen in der Bindung des Wortes, wenn der ihm folgende Vokal elidirt und
durch einen Apostroph angedeutet ist.
1. Es ist aus ursprünglichem j übertragen:
a) im Anlaute: ja, (jam), janvier (januarius), jeune (juvenem), jonc (juncus),
joug (jugum), juste (justus), joindre (jüngere), joyau (gl. gaudiale, eigentlich
gaudiellum, nilat. unrichtig jocale), Jehovah, Jean (Johannes).
b) im Innern des Wortes: sujet (subjectus), parjure (perjurium), conjugal
(conjugalis), majeste (majestatem), majeur (majorem), Frejus (Forum Julii), ob-
gleich hier öfter synkopirt, wie in jeüner (jejunare), aider (adjutare).
2. zuweilen ist der Vokal i zum Konsonanten j erhärtet:
a) im Anlaute, wenn dem i oder y und bisweilen selbst dem e, welche vor
einem anderen Vokale stehen, ursprünglich ein Konsonant (h oder d) voranging,
welcher abgeworfen wurde: Jeröme (Hieronymus), Jerusalem (Hierosolyma),
jacinthe (hyacinthus), jusquiame (hyosciamus, schon lat. jusquiamus), jour
(diurnum), Jubelins (Diablintes), jusque (de-usque); in je (ego mit synkopirtem
g) ist eo zu jo, je geworden.
b) im Innern des Wortes unter gleichen Verhältnissen, wo sonst dentales </
entsteht: j findet sich besonders beim Ausfalle des b oder v: Dijon (Dibionem
und Divionem), goujon (gobionem), cajoler (v. cavea fr. cage), afr. serjans f.
sergent (servientem).
3. es entsteht auch aus dem Kehllaute g:
a) häufig im Anlaute: jumeau (gemellus), jaune (galbiuus), jouir (gaudere),
Javoux (Gabali, Gabales), jatte (gabata), jarret (mlat. gareotum v. kymr. gär,
Schenkel), jardin (v. ahd. karto, garto mhd. garte), Jombert neben Gombert
(ahd. Gundobert mhd. Gumbert), Jaubert (ahd. Gozbert).
l)) im Inlaute: Anjou (Andegavi).
4. aus griechischem z (C) entsteht es in jaloux, Jalousie (v. zelus, Cn^Oi), vgl. gin-
ge mbre (zingiber).
39. 4. Die Kelilbuchstaben c, k, q, ch, g, h und der Halbvokal y,
von denen c und g gutturale, wie g und ch dentale Lautstufen bilden, da
g und ch, ^^ie auch c, zugleich als Zahnbuchstaben auftreten, sind zum
Theil rücksichtlich ihrer Lautverhältnisse historisch nicht mit Sicherheit
zu -verfolgen. Wenn beim Vergleiche des Französischen mit dem Lateinischen
der Uebergang aus einer Lautstufe in die andere nichts Auffallendes hat
und die Erhärtung von Vokalen zu gutturalen Konsonanten nicht von
allgemeinen Gesetzen der Lautverwandlung abweicht, so ist dagegen der
§ 39. Urspr. der Konson. 4) Die Kehlbuchstaben. 89
Uebertritt der durch altlateinische Schriftzüge dargestellten Kehllaute iii
das dentale Gebiet aus einer im Lateinischen vorgegangenen Aenderung
der Aussprache keineswegs vollständig zu erklären, wenngleich der Uebei--
tritt des lateinischen ci (ki) in zi vor einem Vokale alt und dentales c
dort schon angebahnt war. Am Schwierigsten aber bleibt die Erklärung
der Verwandlung eines ursprünglichen ca (ka) in dentales cha (scha),
welche weder am Lateinischen noch am Germanischen einen Anhalt hat,
wie denn auch jiamentlich fränkisches ch, welches hier zum Anhalt dienen
konnte, obwohl es noch kein Zischlaut war, im nördlichen (pikardischeii)
Dialekte in diesem Falle gerade nicht zu erscheinen pflegt, sondern durch
k und q ersetzt wird, während die übrigen Dialekte hier dem ch (seh)
seine Stelle einräumen. Es bleibt daher nur übrig, dem Keltischen hin-
sichtlich der Behandlung wie der Aussprache der Kehlbuchstaben einen Ein-
fluss einzuräumen; wenn dieser auch nicht historisch vollständig erhärtet
werden kann, so fehlt es nicht an einzelnen hierher gehörigen Beobachtungen,
deren beiläufig unten gedacht werden wird.
c erscheint:
A. als Kehllaut und wechselt als solcher in der älteren Sprache häufig mit k bis
gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, zuweilen selbst mit qu: vgl.
kemun, quemun (commun), il keurt (court), il keut, queut (cueille), kuidier,
quidier (cogitare), quer (ccjeur) u. a.
1. Es entsteht aus gutturalem c und dem altgermanischen k (ahd. häufig ch, kh,
h, selbst q, qu, qh u. a.):
a) im Anlaute nie vor c, eu oder i; doch hält sich der gutturale Laut vor
anderen "Vokalen, selten vor ursprünglichem «, wo ch seine Stelle ein-
genommen hat, und hier meist in jüngeren, besonders aus dem Italienischen
herübergenommenen Wörtern. Auch bleibt gutturales c vor den Konsonanten
/ und r, selten vor anderen, und zwar meist in Eigennamen und Fremd-
wörtern: co?ur (cor), Conde (Condate), Courtray (Cortoriacum), Cormeilles
(Curmiliaca), coffre (cophinus), couver (cubare), cotte (ahd. chozzo? mlat.
cotta) und so in den Vorsilben con, com, col, cor u. dgl. — canal neben chenal
(canalis), camp neben champ (campus), campagne und Campanie neben Cham-
pagne (campania, Campania), Cambrai (Camaracum), Carpentras (Carpento-
racte), cage (cavea), cäble neben dem jetzt veralteten chable (capuhuu) — clair
(clarus), clef (clavis), croitre (crescere), crochet (v. altn. krokr ndl. krooke;
auch kymr. crög) u. s. w. — Ctesiphon, Cneius, czar.
b) im Innern des Wortes ebenso vor dunklen ursprünglichen Vokalen und
vor Konsonanten, selten vor den hellen Vokalen e, i: balcon (ahd. balko),
afr. bacon (ahd. pacho, bacho), second (secundus), lacune (lacuna), lucarne
(lucerna), vaincre (vincere), ancre (ancora), oncle (avunculus), acquerir (ac-
quirere). In der Verdoppelung bleiben beide c guttural, wenn das zweite
vor einem dunkelen Vokale stand: accuser (accusare), accroitre (accrescere),
accointance (gl. accognitantia), obgleich hier bisweilen ein c ausfällt: secouer
(succutere), secourir (succurrere); steht dagegen das zweite vor einem hellen
Vokale, so ist nur das erste guttural: accent (accentus), succes (successus),
ein Fall, welcher meist nur in jüngeren Wörtern eintritt. Um den zweiten
ursprünglich vor einem dunkelen Vokale stehenden Buchstaben guttural zu
90 Erst. Tlieil. Lautlehre. Zweit. Al>sclin. D. Wort etc. narh ihr. Abstamm.
erhalten, wenn dieser Vokal im Französischen e wird, verwandelt sich dieses
zweite c in qu: Liicques (Lucca, früher Luca), doch kommt diese Verdoppelung
auch ohne etymologischen Grund vor: grecque (graeca), Jacques (Jacobus).
c) im Auslaute hat sich gutturales c (k), wo es ursprünglich vor einer Endung
mit dunkelem Vokale und vor Konsonanten stand, oder, wie im Germanischen,
den auslautenden Konsonanten ausmachte, bisweilen erhalten, wenn es auch
oft abgeworfen wurde, wie in ami (amicus), feu (focus) u. s. w., in Namen,
wie Henri, Aubrj', Thierry u. a. (ahd. -rih, -rieh goth. -reiks), Damigni (Dig-
maniacus), Origny (Auriniacus) und vielen ähnlichen Orts- und Personen-
namen. So erhielt es sich in: lac (lacus), Drac (Tricus), caduc (caducus),
public (publicus), Aupec (Alpicus), Viniec (Vinciacum), Levignac (Leviniacum),
Figeac (Figiacum), Frederic (ahd. Fridurih), bloc (ahd. piloh, bloch, auch
schon bloc), arc (arcus), porc (porc), Jone (juncus), banc (ahd. panch mbd. banc),
franc (ahd.Francho, Franko), aqueduc, früher auch aqueduc (aquaeductus), beson-
ders, wenn dem c ursprünglich ein zweites folgte; sec (siccus), sac (saccus goth.
sakkus gr. adyyoc, oäxoc, vielleicht oriental. Ursprungs v. hebr. syr. aethiop.
sak kopt. sok). Auffallend ist duc (ducem), nicht auflallender jedoch als Marcq
(v. Marci Portus), obgleich man im ersten Falle an dux, im zweiten an Marcus
als Ursprung dieser Formen denken kann (vgl. das italienische duca, mgr.
Joi'l IdoCxa'] und öovy.cci?), convainc (convincit). — Uebrigens kann auch c
im Auslaute mit t verbunden auftreten, obwohl sonst c ausgestossen wird:
direct neben droit (directus), respect (respectus), instinct (iustinctus), strict
neben etroit (strictus) u. a. meist neuere Bildungen.
2. aus lateinischem gu:
a) im Anlaute: car (quare), casser (quassare), coi (quietus), comme (quomodo) ;
in caille (ahd. wahtala) liegt die mittellateinische Form quaquila zu Grunde.
b) im Inlaute: aucun (aliquis unus), chacun (quisque unus).
c) im Auslaute: onc neben onques (unquam), jetzt wenig gebräuchlich; lacs
(laqueus).
3. auch steht es bisweilen an der Stelle des griechischen und lateinischen ch (};):
im Anlaute: in colere (cholera), dagegen cholera-morbus, cholera; im Aus-
laute: estomac (stomachus), mastic (uuajiyrj, lat. auch mastice), musc (muscus,
eig. ^öo/og). Lateinischem ch entspricht c z. B. in bracelet (v. brachium,
bracchium).
4. auch vertritt es ursprüngliches g im Auslaute, wie im Altfranzösischen lonc
f. long, sanc f. sang, selonc f. Selon (v. secundum longum oder sublongum)
u. dgl. m.
5. auch ursprüngliches t ist bisweilen in c verwandelt, im Anlaute in Ver-
bindung mit r : craindre (tremere), vgl. afr. veintre (vincere), wie umgekehrt
chartre aus carcerem entstand (vgl. obent); hamac weiset auf das holländische
hangmat, hangmak.
B. als Zahnlaut kann c nur im Anlaute und Inlaute auftreten und steht
namentlich vor e und i; wo es vor a, o, u dental ist, wird es p geschrieben
und entspricht überall dem scharfen S-Laute, mit dem es auch öfter wechselt;
dialektisch schrieb man im Norden Frankreichs cli für nfr. c; chiel, chite,
chainture u. dgl., chechi, rechevoir, forche u. s. w.
1. Es entsteht zunächst aus c vor ursprünglichem e, ?, ae und oe:
a) so im Anlaute: ceder (cedere), cesser (cessare), centre (centrum), cite (ci-
vitatem), ceindre (cingere), ciment (caementum), cene (coena, caena), ciel
(coelum, caelum), cimetiere (coemeterium gr. xoifxtin^Qiov), 9a (ecce hac).
§39. ürspr. der Kons. 4) Die Keblbuchstaben. 91
b) im Inlaute findet, man es bisweilen auch aus c vor dunkelen Vokalen hervor-
gegangen: prince (principera), face (facies), larcin (latrocinium), soup^on (su-
spicionem), Franc^ois (Franciscus), cecite (caecitatem), douceur (dulcorem).
2. ferner aus lateinischem qu vor hellen Vokalen, ausnahmsweise auch aus g:
a) im Anlaute: cinq (quinque), cinquante (quinquaginta), cercelle (querquedula).
b) im Inlaute: lacer (v. laqueus), cercelle (vgl. cuisine oben S, 85 unter s 3.) —
gencive (gingiva).
3. aus s konnte es leicht durch graphische Verwechselung hervorgehen :
a) im Anlaute: Cette (Setium), cercueil (v. ahd. sarc, sarch), cingler (ahd.
segaljan, segelen mhd. sigelen altn. sigla), cidre (sicera), häufig im Altfran
zösischen: cept (sept), cens (sens) u. a.
b) im Innern des Wortes: saucisse (mlat. saicitia d. i. saisitia), Cer?ay
(Cersitus), noircir (nigrescere), eclaircir (exclarescere).
4. auch entspricht es althochdeutschem z in: groncer (ahd. grunzjan), grincer
(ahd. gremizon ags. grimetan) u. a.
5. ans dentalem t ist es entstanden wie sonst s, natürlich nur im Inlaute: vice
(Vitium), apprecier (v. pretium), Durance (Druentia), ßrian^on (Brigantionem),
Valence (Valentia), Vence (Vintium), ancieu (gl. antianus), auch nach aus-
geworfenem p und c vor t: ran(;on (redemptionem), noces (nuptiae), niece
(gl. neptia f. neptis), leijon (lectionem), fa^on (factionem).
k) dem Kehllaut c gleichstehend, ist im Neufranzösischen zum Ersätze des-
sell)en Lautes oder eines gleich scheinenden in Fremdwörtern, auch mit c verbunden,
gebräuchlich: kaleidoscope, kan, kiosque, kopeck, kalmouck u. s. w., doch wird es
auch zur Darstellung des griechischen / in den neueren Namen von Massen und
Gewichten gebraucht, welche das griechische /lii-, yj^io- (v./ü.ioc:), in Zusammen-
setzungen unter den Formen kili-, kilo-, enthalten, wie kilogramme, kilolitre, kilo-
metre, kilometrique, welche die Akademie aufführt, und die seltneren kiliare, kilostere,
kilogrammetre oder kilogrammonietre.
q, von häufigerem Gebrauche, ist theilweise etymologisch begründet und
dient namentlich auch zum Ersätze des gutturalen c vor hellen Vokalen. Im Neu-
französischen steht es im An- und Inlaute in Verbindung mit m, welches meist
stumm ist, jedoch in minder organischen Wörtern vor anderen Vokalen laut wird
und diphthongirt. Eine Ausnahme bildet das Wort piqüre (v. piquer st. piquure).
Im Altfranzösischen steht oft das blosse q zur Darstellung des harten Kehllautes,
z. B. in qi, qe, qoi u. a.; statt qu wird aber auch k verwendet: ki, ke, koi u. a.
1. Es entsteht aus lateinischem q (qu) :
a) im Anlaute: quatre (quatuor), qnerelle (queiela, querelhi), question (quaestionem),
qualite (qualitatem), Qneyras (Quariates).
b) im Innern des Wortes: tranquille (tranquillus), cinquante (quinquaginta),
equestre (equestris , jusquiame (urspr. hyosciamus, doch schon lat. jusquiamus\
c) selten im Auslaute ohne folgendes u: cinq (quinque).
2. aus lateinischem c vor dunklen Vokalen, aus germnnischem k (ch u. s. w.), so
wie überhaupt aus fremdem K-Laute, wenn dieser im Französischen da bleiben
sollte, wo die Schrift kein anderes sicheres Darstellungsmittel besass, nachdem
man dem c auch den S-Laut eingeräumt hatte und der Buchstabe k ausser Ge-
brauch gekommen war, dem man erst in modernen Wörtern wieder Raum gab.
a) im Anlaute: queue (cauda), queux (coquus), qneux (cos, cotis), quille (ahd.
chiol mhd. kiel nhd. Kiel altn. kiölr); auch in Verbindung mit s: squelette
(gr. axukioi).
92 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Absclin. Das Wort etc. nach ihr. Abstamui.
b) im Innern des Wortes-, vaquer (vacare), provoquer (provocare), musique
(musica), boutique (apotheca), loqnet (ags. loc engl, lock), braque (ahd. bracco,
bracho); auch mit vorangehendem c: Jacques (Jacobus), grecque (graeca), wo-
durch der Guttural ohne Grund verdoppelt wird, wie sonst bei ursprünglichem
Doppellaute in la Mecque u. a.
c) im Auslaute ist es selten und hier und da mit vorangesetztem c gebräuch-
lich: coq (ags. cocc, vgl. i iederd. küken nhd. Gückel, Göckelhahn, Gockeihahn
und das gr. xoy.xüCtip\ Nachahmung des Naturlautes). — Marcq (Marcus), Boscq
Eigenn. (mlat. boscus, bus(jus ahd. busc).
3. aus lateinischem und griechischem ch (■/_): coque (concha), monarque (mo-
narchus) u. dgl. m.
ch ist wie c sowohl guttural als dental im Neufranzösischen.
A. als Kehllaut ist indessen ch nur in wenigen von dem Französischen in der
älteren Sprachperiode aufgenommenen, nicht dem Gebiete der Eigennamen an-
gehörigen Wörtern geblieben; die meisten hierher gehörenden Wörter sind aus
dem Hebräischen und Griechischen, so wie aus neueren, auch orientalischen
Sprachen unorganisch dem Sprachschatze einverleibt; einzelne ältere Wörter
haben im Altfranzösischen auch c, k an der Stelle des ch, wie oft Crist u. e. a.
Indessen hat man auch manche in neixerer Zeit aufgenommene W^örter hinsicht-
lich des ch den älteren Wörtern assimilirt, z. B. bachique st. bacchique.
a) im Anlaute: Christ, chretien (christianus), Chloris, Chersonese, choeur (chorus),
chorege (xoQr\y6i)^ Cham, Chaldee.
li) im Innern des Wortes; Bacchus, Acha'ie, Arachne, Achab, anachorete (ana-
choreta), orchestre (orchestra), echo (echo) u. dgl.
c) im Auslaute: Bavuch, Enoch, Moloch, Saint-Roch (Rochus), üebrigens werden
auch andere Gutturale, besonders im Auslaute, durch ch wiedergegeben, z. B.
in varech (ags. vräc, niederd. wrak), loch (engl. log).
B. als Zahnlaut, mit der ihm eigenthümlichen Aussprache als Zischlaut (seh):
1. aus gutturalem ch:
a) selten im Anlaute: cherubin (cherubim), Chirurgien, Chirurgie (chirurgia),
chyle (xukög), chimie (xr]fxt(c<. Suid. st. /v/utia v. x^H-^0 "• 6. a., auch in
Verbindung mit s: schisme (ayiaua).
Ii) häufiger im Innern des Wortes: Achille, Joachim, Ezechias, architecte
(architectus), archidiacre (archidiaconus), Archimede, hierarchie, monarchie
(uovaQxCtt) u. dgl.
2. seine Stelle hat es aber vorzugsweise, wo c oder germanisches k (ch u. s. w.)
vor einem a, seltener, besonders im Anlaute, vor anderen dunkelen, zuweilen
selbst vor hellen Vokalen stand, namentlich beim Zusammentreffen gewisser
Konsonanten mit dem Guttural. Wenngleich nun diese Erscheinungen, so wie
die dialektischen Abweichungen des Altfranzösischen in der Verwendung des
ch nicht vollständig erklärt werden können, so darf doch hier der auffallende
keltische Gebrauch des gallo-britaunischen Sprachzweiges angeführt werden, wo
die Verwandlung des gutturalen c in cJi, welches seinerseits so wie h oft schon
einem s oder x anderer Dialekte entspricht, besonders beim Zusammentreffen
von rc, Ic, nc. cc, sc, cs = x stattfindet, ein Umstand, welcher dem französischen
Gebrauche in mehreren Fällen entspricht. Im Anlaute freilich findet sich im
Keltischen erst später auch bisweilen der Uebergang von c in ch.
§ 39. Urspr. der Konson. 4) Die Kehlbuchstaben. 93
a) im Anlaute entsteht es fast nur aus c, k vor ursprünglichem a: champ
(campus), chaleur (calor), chaine (catena), Charente (Carantonus), Champion
(mlat. campio v. campus), chef (caput), chair (caro), chevre (capra), chien (cania),
chose (causa), Charles (ahd. Charal, Karl, latinis. Carolus) — chiche (v. cicer)
und chiche (ciccum); vor a und anderen Vokalen, wo c mit vorangehendem s
anlautete: Charpagne (Scarponna), Chauny (v. Sueconi gl. Sconi), chier (ahd.
scizan), daher auch dort, wo nach Voranstellung eines e vor es dieses nun
inlautend erscheint: echelle (scala), echanson (ahd. scencho), echandole
(scandula ahd. scintulä, scintalä, schindulä).
b) im Innern des Wortes finden Mir ch für c zwischen (und nicht bloss
vor dunkelen) Vokalen: duche (ducatus), farouche (ferocem), mordache
(mordacem), chiche (cicer), Richard (Rihhart), riebe (ahd. rihhi, rieh goth,
reiks), Antriebe (ahd. Östarrichi) — häufiger für c in der Position, meist vor
folgendem a; so in dem Zusammentreffen von rc: Archambaut (ahd. Ercham-
bald), archer (arcuarius), fourche (furca), marchand (mercantem), inarche
(ahd. marcha goth. marka), und rtc mit ausgestossenem t: porche (porticus),
perche (pertica); von Ic: coucher (collocare), chevaucher (gl. caballicare),
auch cl: nocher (nauclerus); von nc: Avranches (Abrincatui), pervenche
(pervinca); von cc: seche (sicca), secher (siccare), peche (peccatum), clocbe
(ahd. clocca), bachelier (mlat. baccalarius), bouche (bucca), lecher (ahd.
lecchon), chiche (ciccum), biche (ags. bicce altn. bickja), fleche, Speckseite
(ags. flicce engl, flitch) afr. fücjue; von sc und es oder x: mouche (musca),
lambruche neben lambrusque (labrusca), senechal (ahd. gl. siniscalh, vgl. mhd.
seneschalt), marechal (ahd. marahscalb), laiche (ahd. lisca) — lache (laxus),
lächer, afr. auch lasquer (laxare), meche (myxa), afr. echemer (examinare),
echalote (lat. ascalonia nhd. Schalotte, Aschlauch).
In Wörtern, wie prccher (praedicare), empocher (impedicare), arracher
(eradicare), nicher (nidificare), dem veralteten nache, afr. auch nage (gl.
natica), mächer (maslicare), treffen de, tc zusammen, aber auch c< wird durch
ch ersetzt: flechir (flectere).
Häufig ist auch der Ersatz eines i oder e nach p und vor einem anderen
Vokale durch eh: Sache (sapiat), ache (apium), proche (propius), seche (sepia),
creche (ahd. cripiä, crippea, krippha), la Ganache (Gasnapia), Gamache
(Gamapium), Acheres (Appiariae), CJichy (Clippiacuni), Attichy (Attipiacum).
Mehrere der genannten Konsonantenverbindungeu, und so auch t nach /^
bringen oft dentales y hervor, welches dem eh gegenüber nur die weichere
Aussprache oder die lutouirung desselben Lautes bezeichnet.
c) Im Auslaute ist ch selten, in Auch (civitas Auscia) ist es aus sc hervor-
gegangen.
3. dem lateinischen y« entspricht ch in chacun (.juisque unus), bisweilen auch
dem gutturalen//: chamois (ahd. gamz), Chabris (Gabrae), parchemin (vgl. mlat.
pergamenum).
4. auch aus s ist ch hervorgegangen, wie im gallo-britannischen Sprachzweige h
und ch (namentlich in der Verbindung chw) dem s anderer Sprachen ent-
sprechen und zum Theil aus ursprünglichem s hervorgingen, so in den Eigen-
namen: Ghevry (Sevriacus), Chermes (Sermanicomagus).
94 Erst. Theil. Lautlehre. Zweit. Ahschn. D. Wort etc, nach ihr. Abstamm.
g stellt einen gutturalen und einen dentalen Laut dar und geht zum Theil in
der Verbindung gn in einen Scbmelzlaut ein, welcher die Erweichung des g -voraus-
setzt. Wir betrachten daher zunächst den Kehllaut g, verbinden damit das g in
der Zusammenstellung mit ii, und wenden uns dann zu dem Zahnlaute g.
A. g als Kehllaut geht zunächst
1. aus lateinischem und germanischem g hervor. Das gutturale g steht im Fran-
zösischen vor a, 0, u oder einem die Silbe mitanlautenden Konsonanten; wo
es aber die Silbe vor e und i anlauten soll, hat es ein stummes u nach sich.
Das u ist dem stummen u in qu analog und findet sich wie dieses, scharf
vernehmlich, in lateinischen "Wörtern, wie anguis, lingua, languere, sanguis
u. dgl. m., wird aber wohl zum grösseren Theile der Einwirkung des Kelti-
schen zuzuschreiben sein, dem die Verbindung des g mit w, w sehr geläufig
war; s. unten 4. Das allgemeine Princip in der Uebertragung des alten guttu-
ralen g in das Französische als guttural oder dental, je nach seinem ursprüng-
lichen Auftreten vor Konsonanten und dunkelen oder hellen Vokalen, ist nicht
vollständig durchgeführt, indem das g auch vor dunkelen Vokalen dental wurde
und vor hellen Vokalen guttural blieb.
a) im Anlaute: Galilee (Galilaea), Garonne (Garumna), goüt (gustus), goutte
(gutta), gloire (gloria), Grenoble (Gratianopolis), gabelle (ags. gaful, gafol
engl, gavel), gai (ahd. gähi), Gonthier (ahd. Gundahari), Gontault (ahd,
Gundalt), glisser (ahd. glitison), griffe (v. ahd. grifan) — ganache (v. lat.
gena), galant (v. ahd. geil ags. gäl), afr. gueude (altu. giidi niederd. gilde
ags. gild engl, guild).
b) im Inlaute: gargariser {yanya^iCuv), languir (lauguere), langue (lingua),
fatiguer (fatigare), ambigu (ambiguus), Bourgoin (Bergusium), Vergons
(Vergummi), sangle (cingulum), ongle (ungula), Langres (Lingones), flegme
(phlegma), fragment (fragmentum) — aigrette (ahd. heigir, heigro). Bisweilen
ist gutturales g vor dunklen wie vor hellen Vokalen ausgestossen, wie in
tuile (tegula). Her neben liguer (ligare); ebenso fällt es zuweilen vor einem
zweiten g aus: agreger neben dem seltneren aggreger (aggregare); wo es vor
g erhalten ist, gilt das erste g für guttural, obwohl es vor einem zweiten
gutturalen g jetzt verstummt ist: aggraver (aggravare), agglomeration (v.
agglomerare) — suggerer (suggerere), Suggestion (suggestionem); vor d steht
es in Magdeleine neben dem üblicheren Madeleine (Magdalena), aber stumm;
es lautet in Bagdad und anderen Fremdwörtern.
c) im Auslaute ist ursprünglich (/ im Allgemeinen selten, welches in joug (jugum),
fremden Eigennamen wie Doeg, Gog, Magog und anderen Fremdwörtern als
Guttural hörbar bleibt; vor Konsonanten erhält es sich bisweilen, aber verstummt:
vingt (viginti), doigt (digitus), legs (gl. legatus f. legatum), prelegs (gl. prae-
legatus f. praelegatum); nach Nasalen, wenn nicht abgeworfen (vgl. lorrain ahd.
lodaring), ist es für die Aussprache mit Ausnahme einiger Bindungen ohne Bedeu-
tung: bourg (ahd. puruc, bürg goth. baurgs), long (longus), sang (sanguis), hareng
(ahd. harinc ags. häring), rang (ahd. bring), oing (unguen), auch da, wo es
aus Umstellung von gn entstand: etang (stagnum), seing (signum), poing
(pugnus), obgleich hier auch g ausgeworfen wurde (vgl. benin, malin), sowie
in den Fällen, wo es aus dem / der Endung nius nach Vokalen hervorging:
coing (cydonia, cotonia), vgl. afr. tesmoing (testimonium) u. a. ; s. unt. gn.
2. demnächst entsteht g durch Herabsetzung des lateinischen c, des germanischeu
k (ch) und selbst des qu auf die Lautstufe der Media, auch hier besonders vor
ursprünglichem a, o, u und vor Konsonanten:
§ 39. Urspr. der Konson. 4) Die Kehlbuchstaben. • 95
a) im Anlaute: Garris (Carasae), gonfler (conflare), gobelet (v. cupa mlat. gu-
bellus), golfe (xolnog, später xölf/og), gras (crassus) — ganivet (v. aitn.
knifr ags. cnif niederd. knit), glapir (ahd. klaphon), gratter (ahd. chrazön),
grimper (ahd. klimban). Vgl. das lat. cobio und gobio gr. xioßiug (fr. goujoii),
ahd. geist und keist, glocca und clocca u. dgl. m.
b) im Inlaute: figue (gl. fica v. ficus), aigu (acutus), viguier (vicarius), aiguille
(gl. acucula), langouste (locusta), cigale (cicada), aveugle (ab-oculus), eglise
(ecclesia), maigre (macrum), migraine (q/uixgaf(a) — raguer (nord. raka, vgl.
engl, rag ags. hracian gr. (lüxng, (ii]ypu/j.i it. ragazzo), aigue-marine (aqua
marina), aigle (aquila), egal (aequalis).
c) als ein Beispiel des im Auslaute zu g abgestuften k dürfte zigzag (zickzack)
anzusehen sein.
3. ursprüngliches h ist im Inlaute bisweilen zu y Terdichtet: agacer (ahd.
hazjan).
4. vielfach findet sich gutturales g statt eines ursprünglichen germanischen w
(goth. v) und zuweilen statt eines lateinischen v; im Neufranzösischen in der
Verbindung gu nur noch vor hellen, im Altfranzösischen oft auch vor dunklen
Vokalen; auch wechselt hier dieses g, gu mit u\ Zu vergleichen ist dafür
der gallo-britanuische Sprachzweig, welcher dem v ein g voransetzt, woraus
die Formen gu und gw hervorgehen und wofür zum Theil blosses w eintritt.
S. Zeuss, Gramm. Celtica I. p. 127. Der Lautwechsel von w und g über-
haupt entbehrt übrigens auch sonst nicht sprachlicher Analogien. Dass dem
lateinischen v nur ausnahmsweise dieselbe Behandlung widerfuhr, welche
dem germanischen w (v) zu Theil wird, möchte sich dadurch erklären, dass
dieses dem keltischen v näher stand als jenes lateinische v; der Laut des w, v
ist dabei allerdings erloschen und nur der des g der Sprache übrig geblieben.
Diese Verwandlung findet sich vorzugsweise im Anlaute, sonst nur in
Zusammensetzungen im Inlaute: garder (ahd. warten), garenne (mlat. warenna
engl, warren, v. ahd. warön), gäteau (mhd. wastel), gazon (ahd. waso), gaule (goth.
valus fries. walu engl, wale, nach And. v. lat. vallus), Gaudreville (Wadrici villa),
Gauthier (ahd. Walthari), guerpir (goth. vairpan ahd. werfan), guerir (ahd.
warjan, werjan), guichet (altn. vik ags. vic engl, wicket) — guepe (lat. vespa
ahd. wefsä), gaine (vagina), Gard (Vardo), gueret (vervactum mlat. veractum),
gui (viscus), goupillon (v. afr. goupil aus lat. vulpes) — egarer (v. ahd. waron).
5. Die Verbindung der Buchstaben gn enthält theils ein gutturales, theils ein mit
n verschmolzenes (jotirtes) g und findet sich im ersteren Falle im An- und In-
laute, im letzteren nur im Inlaute.
a) Die Fälle, in denen g guttural bleibt, beruhen auf unvollkommener Assi-
milation und gründen sich fast ohne Ausnahme auf ursprünglich verbundenes
gn in jüngeren französischen Wörtern, welche meist aus dem Griechischen
und Lateinischen herübergenommen und nicht volksthümlich geworden sind.
«. Im Anlaute trifft man die hier dem Sprachorgan besonders wider-
strebende Verbindung von gn seltener: gnome (yvwiAi]), gnomon, gnomoni-
que (v. yywf.iwf), gnostique (guosticus), Guido (Gnidus, Cnidus) — gneiss
(nhd. Gneis) — gnou (nhd. Gnu), worin g einen afrikanischen Schnalzlaut
darstellt.
ß. Im Inlaute ist diese Verbindung häufiger, worin das gutturale g eine
Silbe schliesst, n die folgende anlautet: agnat, agnation, cognation, igne
9G -Erst. Thl. Lautlehre. Zweit. Abschn. D. Wort etc. nach ihr. Abstamm.
(igneus), ignicole (v. ignis und colere), ignition (v. ignire), magnat (mlat.
magnatus und uiagnatem), recognition, stagnant, Stagnation, diagnostique,
diaguostic (Jiciyy(oaTty.6(), geognosie u. a.
b) Das jotirte gn kommt im Altfranzösischen oft als ngn vor, während anderer-
seits <j neben n ganz verschwindet, vgl. dinite (dignite), cisne, cinne, eine
(cygne), und im Neufranzösischen diner (dignare, nach And. v. decoenare gl.
decenare, desnare, disnare), wie auch jetzt noch in einzelnen Wörtern g vor a
vollkommen verstummt, vgl. Regnard (ahd. Reginhart), Regnaud (ahd. Raginolt).
Alle diese Erscheinungen deuten auf das Uebergewicht des Nasallautes in
dieser Verbindung. S. oben die Aussprache.
a. Das jotirte gn entsteht aus ursprÜDglichem gn:
magnitique (magnificus), Saint- Aignan (Anagnutes), regner (regnare),
impregner (v. praegnans), iguoble (ignobilis), cygne (cygnus), signe (signum).
Dem gn wird auch cn zuweilen gleichgestellt: peigner(pectinare gl. pecnare);
vgl. lat. Procne und Progne, Cnidus und Gnidus, cycnus und cygnus.
ß. ebenso aus der umgekehrten Stellung ng :
plaignons (plangimus), joignons (jungimus), craignant (tremendum),
teignant (tingendum); in saigner (gl. sanguinare) ist ngn mit gn ver-
tauscht. In den angeführten Verbalformen fiel im späteren Altfranzösi-
schen öfter g aus und das d des Infinitiv drängte sich statt dessen nach
n ein: plaindant, faindant, craindant, craindoye, poindoit, contrain-
dirent u. dgl.
j . auch aus ni, ne vor einem folgenden Vokale bildete sich durch Verdich-
tung des Vokales gn (gleichsam aus nj oder jn) ; man findet hier jedoch
auch Verwandlungen in ng mit dentalem g (etrange v. extraneus):
campagne (campania), montagne (gl. moutanea), baigner (gl. balneare),
araignee (v. aranea), seigneur (seniorem), Auvergne (Ärvernia), Avignon
(Avenionem), Digne (Diuia), ligne (liuea), vigne (vinea), Sanvigny (Sil-
viniacus), cigogne (cicouia), vergogne (verecundia), Boulogne (Bononia),
ivrogne (ebrioneus), oignon, auch ognon (unionem) — mignon (v. ahd.
minni, minia neben minna alts. minnia).
d. zuweilen ersetzt gn ursprüngliches nn und selbst das einfache n, wie zur
Verstärkung des Lautes-.
pignon (v. pinna), grogner (grunnire), Charpeigne (Scarponna), duegne
(sp. dueüa lat. domina) — cligner (clinare), harpigner (v. fr. harpin aus
ahd. harphä), egratigner (v. fr. gratin aus ahd. chrazon), gagner (ahd.
weidanön, weidanjan), vgl. afr. crigne (crinis).
f. in einzelnen Wörtern scheint es eingeschoben, oder durch eine uns un-
bekannte vermittelnde Form hervorgebracht, wie in epargner (ahd. sparon,
sparen ags. spariau), lorgner (mhd. niederd. lüren d. i. lauern).
L im Auslaute kann gn, welches immer einen folgenden Vokal voraussetzt,
nicht vorkommen; die hierher gehörigen Formen verwandeln die letzte
Silbe in eine rein nasale, wobei gn, ng, nl, ne entweder als ng mit
stummem g auftreten, oder g ganz ausfällt: seing (Signum), etang (stagnum),
malin (malignus), coing (cydonia, cotonia), loin (longe), temoiu (testimo-
nium), coin (cuneus), joins (jungo); dagegen signer, maligne, eloigner,
temoigner u. s. w.
§39. Urspr. der Konson. 4) Die Kchlbuchstahen. 97
B. g als Zahnlaut wird iui Neufranzösischen daran erkannt, iJass es vor hellen
Vokalen steht, abo^erechnet einige fremde Eigonnamen, wie Ges(s)ler, Giesscn
u. dgl. Es steht daher nur im An- und Inlaute nnd wechselt öfter mit dem
gleichlautenden _;' im Altfranzösischen. S. oben j.
1. entsteht es aus ursprünglichem g meist \or ursprünglich hellen Vokalen, doch
auch vor dunklen, zumal im Inlaute:
a) im Anlaute: geant (gigantem), gendre (generum), Geneve (Geneva^, gemir
(gemere), Gerard (ahd. Gerhart), gerbe (uhd. garbu), gigue (mhd. gige), gym-
nase (gymnasium), GeofFroi (ahd. Godafrid).
b) im Innern des Wortes: ange (angelus), indigene (indigena), argile (argilla),
Agen (Agennum, Aginnum), asperger (aspergere) — large (iargus), propager
(propagare), purger (purgare), asperge (asparagus), bouge (bulga), targe (altn.
targa ahd. zarga), College (collegium) neben collegue (collega), prodigue
(prodigus), naviguer (navigare), subjuguer (subjugare) u. a.
2. aus ursprünglichem c :
a) im Anlaute: Gisors (Cesortium), girofle, gerofle (caryophyllum), geole (gl.
caveola v. cavea).
b) im Inlaute häufig vor ursprünglich dunklen Vokalen: Bergerac (v. Ber-
corates), Angers (Audecavi, doch auch Andegavi), besonders wenn r oder n
nach Abwerfung eines kurzen Vokales oder Auswerfung einer Silbe vor ur-
sprüngliches c treten: clerge (clericatus), berger (vervecarins), charger (carri-
care v. carrus), forger (fabricare), serge (serica), venger (vindicare), manger
(manducare), oder zwischen Vokalen nach Ausfall der Silben di oder ti:
piege (pedica), juger (judicare), voyage (viatieum).
3. aus ursprünglichem j:
im Anlaute; genievre (juniperus), genisse (junTcem), gesir (jacere).
4. aus Verdichtung eines i oder e vor einem zweiten Vokale, wenn demselben
die Lippenlaute b, v, selten p, oder der Zahnlaut d ursprünglich vorangingen
und ausfielen:
im Inlaute: rage (rabies), rouge (rubeus), tige (tibia), changer (cambiare
V. cambire), löge (ahd. loubjä mlat. laubia v. ahd. mhd. loup goth. laubs,
laufs), äuge (alveus), cage (cavea), deluge (diluvium), sauge (salvia), sergent
(servientem), abreger (abbreviare), alleger (mlat. leviare st. levare), pigeon
(pipionem), sage (gl. sapius vgl. uesapius), — Liege (Leodium), Maubeuge
(Malbodium), orge (hordeum), gage (goth. vadi mlat. wadium, vadium, viel-
leicht unter Mitwirkung des lat. vas, vadis).
Auch nach «, rn, sowie nach r, welche sich in di sem Falle erhalten,
verdichten sich i, e in g; jedoch verwandelt sich m alsdann in n: linge
(lineus), lange (laneus), etrange (extraneus), fange (goth. fani gl. fanium),
singe (simia), vendange (vindemia), songe (somnium), conge (commeatus),
esturgeon (ahd. sturio, sturo, sturi mlat. sturio, sturjo, sturgio, sturcio, ags.
styrja).
5. aus z in giiigembre (zingiber); s. oben j.
Auffallend ist die Entstehung von Orange aus Arausio, während der
Gatttungsname orange orientalischen Ursprungs ist (arab. närandj pers.
närendj), jedoch sein o der Deutung aus aurinn zu verdanken scheint.
h, das Zeichen der Aspiration, welche jedoch meist erloschen ist und sich
vorzugsweise in nicht lateinischen Bestaudtheilen der Sprache noch geltend macht,
beruht
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 7
98 Erst. Tb'. I>autlehre. Zweit. Ahschn. Das Wort et.-, nach ihr. Abstaram.
1. auf ursprünglichem lateinischen und germanischen h oder auf solchen Lauten,
welche durch das lateinische h wiedergegeben zu werden pflegten. Abgeworfen
wurde freilich ursprüngliches h im Anlaute vor Konsonanten in germanischen
Wörtern, wenn nicht ein Vokal, wie zwischen äw, hr, eingeschoben wurde, sowie
hier und da vor lateinischen Vokalen auch im Inlaute ausgeworfen, wie es um-
gekehrt lateinischen und germanischen Vokalen ohne etymologischen Grund öfter
vorangestellt (s. oben S. 52) und zur Aufhebung des Hiatus nach Auswerfung
eines andereren Konsonanten eingeschoben wurde (s. oben S. 54).
a) im Aulaute: hennir (hinnire), hoiume (horainem), heros (heros), hui (hodie),
hier (heri) — baier (ahd. halon), haie (mhd. hac holl. haag, schon ahd. hac,
Stadt, V. ahd. Wurzelverbum hagan, umzäunen), havre (ahd. havao), housse
(ahd. hülst mlat. huicia, hulcitum; auch vergleicht man kymr. hws, couverture).
b) im Inlaute, wo es bisweilen ausgeworfen ist (vgl. epier ahd. spehon, esquiver
ahd. sciuhan mhd. schiuhen, schiuwen) erscheint es meist zwischen Vokalen,
oder nach Konsonanten und vor Vokalen: cohorte (cohortem), vehicule (vehi-
culum), inhumain (inbumanus), abhorrer (abhorrere), selten steht es vor Kon-
sonanten, auch als Vertreter anderer Gutturale, wie in brahmane (Brahmine).
2. zuweilen hat es sich aus / entwickelt:
im Anlaute: hors afr. fors (foras\ hormis (foras missum), häbler, früher besser
habler geschr. (span. hablar afr. fahler lat. fabulari).
y kommt hier nur in Betracht, insofern es völlig konsonantisch ist, oder mit
der vokalischen Natnr eines (' zugleich die konsonantische eines 7 verbindet; so kann
es nur im Inlaute vorkommen.
a) Die Behandlung des y als eines reinen Konsonanten beruht auf Willkür,
insofern dieselbe wenige Fälle trifft, welche ebenso wie die unter b) genannten
hätten behandelt werden können, und die Entstehung des y dabei gleichgültig ist:
1. aus i und j entwickelt sich der Konsonant y in: Aglaya (AglaTe oder Aglaja),
Bayeux (Bajocae).
2. aus einem erweichten Gutturale y, c: bruyere (kymr. brwg engl, brook
niederd. brücb), Mayence (Maguntia [neben Mogontiacum] ahd. Maginza, Ma-
genza), brayette (v. braca, bracca).
3. zur Aufhebung des Hiatus scheint es nach Ausfall eines Konsonanten ein-
geschoben in: bayer (afr. baer, beer it. badare), Mayenne (Meduana).
b) das zugleich als Vokal und als Konsonant wirkende y hat sich sonst aus
allen Kombinationen des französischen i mit einem vorangehenden Vokale (ai, ei,
oi, ui) vor einem folgenden Vokale, ausser stummem e, regelmässig entwickelt;
die Entstehung des i ist hierbei gleichgültig. Der Grund ist die Aufhebung des
Hiatus, und zu diesem Zwecke wirkt das i als y zwiefach:
man vgl. essai (exagium) und essayer; loi (legem) und loyal; voie (via) uud
voyage; croire (credere) und croyance; appui (v. podium) und appuyer; fuir
(fugere) und fuyard.
Vor stummem e im Inlaute wie im Auslaute hat man gegenwärtig allgemein
das y in den Formen der Verba auf oyer und uyer, zum Theil auch derer auf
ayer aufgegeben und schreibt statt dessen i: appuieras, appuies, aboie, nettoiera,
zum Theil auch paie, paierais. Die Ausnahmen, welche man hier macht, sind
vollkommen willkürlich, wie man z.B. das Präs, und Fut. der Verba auf ayer
rücksichtlich der Schrift oder wenigstens der Aussprache trotz der veränderten
Schrift hierbei meist ausnimmt, und darin aie oder aye wie ai-y' lauten lässt.
Zweiter Theil. Die Formenlehrp. 99
Zweiter Theil.
Die Formenlehre der französischen Sprache.
40. Von der Formenlehre im Allgemeinen. Nach der rein stoflflichfMi
Seite stellt sich das Wort als eine Lauteinheit dar; nach der begiiflf-
Hchen Seite erscheint es im Satze als Redetheil. Ihrem begriiflichoii
Gehalte nach unterscheiden sich aber die Redetheile als verschiedene
Wortklassen, wenngleich sie innerhalb des Satzes trotz dieser Ver-
schiedenheit zuweilen dieselbe syntaktische Funktion übernehmen.
Die gleichen lautlichen Bestandtheile einer Reihe von Wörtern, welche
um dieser Elemente willen verwandte heissen, werden Wurzeln genannt
und deuten durch die Einerleiheit der Laute zugleich auf eine ursprüng-
liche Begriffseinheit. Die Wurzel erscheint jedoch nur selten ohne Er-
weiterung durch einzelne Laute oder Silben; wie sie aber auch in der
Sprache erscheinen mag, so tritt doch niemals ein Wortkörper als dei-
abstrakte oder unbestimmte Begriff der Wurzel auf, sondern stets als ein
bestimmter Redetheil.
Wird der so gewonnene Redetheil bei unveränderter Begriffsbestim-
mung in verschiedene Beziehungen gesetzt, welche an dem Wortkörper
durch hinzugefügte Laute oder Silben bezeichnet werden , so heisst der-
jenige gleichartige Bestandtheil, an welchem dieselben erscheinen, der
Stamm, welcher auch etwa mit einer abstrakten Wurzel gleichlauten
kann. Die an den Stamm gefügten Laute oder Silben bringen die Flexion
oder Biegung des Wortes hervor, welche nach ihren verschiedenen Ai-ten
die Deklination, die Konj ugation oder die Komparation des Wortes
genannt wird.
Ein Wort, welches nicht durch eine solche Veränderung verschiedene
Beziehungen innerhalb des Satzes ausdrückt, wird ein inflexibles Wort
oder eine Partikel genannt. Die Partikeln müssen als ursprünglich
biegungsfähige oder flexible, aber abgestorbene Stämme betrachtet werden.
Die Erweiterung der Wurzeln durch Laute und Silben, wodurch
unterschiedene Begriffe und Redetheile bedingt werden, nennt man
die Ableitung der Wörter.
Wird aber einem selbständigen Worte ehi zweites oder auch meh-
rere hinzugefügt und mit jenen lautlicli und begrifflich zu einem
Ganzen verschmolzen, so entsteht die Zusammensetzung.
Die Formenlehre hat demnach die formelle Bestimmtheit der gesammten
Redetheile nach den angegebenen Gesichtspunkten zu ihrem Gegenstande.
Die Redetheile der französischen Sprache zerfallen mit Beziehung auf ihre
Form und deren Veränderung iti ilie biegung sfähigen und die biegungs-
unfähigen Kedetheile.
l.Die biegungstäbigen Kedetheile sind das Nennwort und das Zeitwort,
wobei jedoch zu bemerken ist, dass die Biegungsfähigkeit einzelner Nennwörter,
7*
100 Zweiler Theil. Die Formenlehre.
z. R. lies Zahlwortes, nur in sehr beschränktem Masse noch znr Erscheinung
kommt, da die Andeutung verschiedener Beziehungen des Wortes im Satze durch
vor<;esetzte" Partikeln nur im uneigentlichen Sinne als Flexion desselben bezeich-
net werden kann.
a) Das Nennwort, welches seinen Namen von der Benennung der Gegenstände
und ihrer Eigenschal'ten hat, drückt einen Begriff zwar unvollkommen aus,
insofern jedoch nicht ungeschickt, als es den unter die sinnliche oder geistige
Anschauung fallenden, also gleichsam fertigen Gegenstand und dessen Natur
nur zu nennen hat. Es zerfällt in mehrere Klassen:
rr. Das Hauptwort oder Substantiv, d. h. die Benennung der in der äusseren
Wirklichkeit gegebenen konkreten Gegenstände, der Personen oder
Sachen, so wie der durch die Thätigkeit des Denkens gewonnenen Begriffe
von Eigenschaften, Thätigkeiten oder Wesen, welche, als abstrakte Gegen-
stände der geistigen Anschauung, den konkreten Gegenständen analog, vor-
gestellt werden.
aa. Man unterscheidet unter den Hauptwörtern Gattungsnamen und
Eigennamen. Gattungsnamen sind alle Hauptwörter, insofern die
durch sie ihrem Begriffe nach bezeichneten konkreten oder abstrakten
Gegenstände als Einzelwesen einer Mehrzahl, Art oder Gattung aufgefasst
werden; wie dies nicht bloss bei Baum und Haus, sondern auch bei
Leidenschaft, Tugend u. dgl. der Fall sein kann. Eigennamen
dagegen, ihrem Ursprünge nach meist Gattungsnamen, wiewohl oft ent-
stellt, sind Benennungen von Personen oder anderen Gegenständen, wo-
durch dieselben in äusserlicher Weise, nicht ihrem Begriffe nach, be-
zeichnet werden; sie beruhen vielmehr auf üebereinkunft hinsichtlich der
Bezeichnung anderweitig begrifflich bestimmter Gegenstände. Gleichgültig
ist es dabei, dass dieselben Eigennamen mehreren Gegenständen beigelegt
sein können. So wie aber Gattungsnamen zu Eigennamen werden, so
können umgekehrt auch Eigennamen zu Gattungsnamen werden, wie z. B.
die Cäsaren in den Begriff der Kaiser übergehen, oder die Demosthene
den Begriff hervorragender Redner enthalten.
ßß. Koukrete Hauptwörter können ihrem Inhalte nach ferner Sammel-
namen und Stoffuamen sein. Die ersteren fassen unter eine Vor-
stellung eine Anzahl von Einzelwesen zusammen, welche in der Vor-
stellung des Ganzen in den Hintergrund treten, wie in Flotte, Heer,
Wald. Insofern diese Gesammtheiten selber wieder als eine Anzahl auf-
treten, sind ihre Benennungen Gattungsnamen. Stoffnamen be-
zeichnen die gleichartige Masse oder Materie, aus welchen Einzelwesen
bestehen, wie Eisen, Glas u. dgl. Diese Namen können zugleich zu
Bezeichnungen von Einzelwesen dienen, welche aus einem Stoffe bestehen,
wie Eisen und das Eisen (Schwert), Glas und ein Glas, womit
sie als Gattungsnamen erscheinen. Diesen Charakter haben sie auch
dann, wenn gleichnamige Stoffe nach unterschiedenen Eigenschaften,
Fundorten u. s. w. individualisirt werden, wie Kalke als kohlensaurer
Kalk, kieselsaurer Kalk u. s. w.
yy. Abstrakte Hauptwörter, wenn auch nicht als Gattungsnamen auf-
tretend, haben gleichwohl den logischen Charakter der Allgemeinheit,
insofern sie von Einzelwesen abstrahirt sind und die gemeinsame Natur
oder Thätigkeit derselben bezeichnen. Häufig gehen sie daher in Sam-
melnamen über, wie in: Geistlichkeit, Priesterschaft, Christen-
§ 40. Die Formen lehre im Allgreineineii. 101
heit u. dgl., oder sie können geradezu auch konkrete Gegenstände aus-
drücken, wie Essen, Stickerei u. dgl.
ß. Das Eigenschaftswort oder Adjektivum drückt die einem Gegenstande
anhaftenden Eigenschaften oder Beschaffenheiten nicht an und für sich, son-
dern nur in ihrer Beziehung auf das Hauptwort aus.
y. Der Artikel, seinem Wesen nach demonstratives Fürwort und Zahlwort,
dient zur Bestimmung des Substantiv, theils in demonstrativer Weise, theils
nach Seiten der Einzelheit oder Allgemeinheit.
6. Das Zahlwort bezeichnet die quaa titativpn Bestimmungen des Gegen-
standes.
i. Das Fürwort oder Pronomen übernimmt einerseits die Funktion des Sub-
stantiv, andererseits die des Adjektiv und Zahlwortes im Satze:
aa, als persönliches Fürwort, die redende, die angeredete und die !)espro-
chene Person (oder Sache) lediglich nach diesen drei Gesichtspunkten
bezeichnend. Von dem persönlichen Fürworte wird das sogenannte
Possessivpronomen, ein Pronominaladjektiv, abgeleitet, welches den
Eigenthümer des Gegenstandes in adjektivischer Form ausdrückt.
ßß. als hinweisendes Fürwort oder Demonstrativpronomen, welches
substantivisch oder adjektivisch einen sinnlich aufgezeigten Gegenstand
als solchen sprachlich bezeichnet.
yy. als fragendes Fürwort oder Interrogativpronomen, welches theils
mit der Geltung eines Substantiv, theils als Adjektiv einen durch eine
Antwort hinsichtlich seines äusseren Daseins oder seiner Beschatfenheit
zu bestimmenden Gegenstand vorführt.
öS. als bezügliches oder relatives Fürwort, weiches in adjektivischem
Sinne einen Satz auf einen vorangebenden oder vorausgesetzten Suh-
stantivbegriff bezieht.
ff. als unbestimmtes Fürwort, welches theils substantivisch, theils adjek-
tivisch entweder eine numerisch unbestimmte Quantität, oder mit Be-
ziehung auf die Einheit dieselbe auf äusserliche (^demonstrative) Weise
l)estimmt, oder den Begrift' der Einheit in Beziehung auf Personen oder
Sachen aufhebt,
b) Das Zeitwort, welches den Begriff der Thätigkeit in der Sphäre der Zeit
von dem Subjekte des Satzes aussagt und in einer bestimmten Zeitform an
demselben setzt, wird auch das Aussagewort genannt und gliedert sich
nach Arten (genera), Redeweisen oder Modalformen (modi) und Zeit-
formen (tempora), deren Bedeutung in der Lehre vom Zeitworte und von der
Wortfügung näher zu entwickeln ist.
2. Die biegungsunfähigen Redetheile oder die Partikeln (Redetheilcheu), welche
den letzteren Namen ihrem meist geringeren äusseren Umfange verdanken, können
zwar nicht, wie die beweglicheren Nenn- und Zeitwörter, verschiedene Be-
ziehungen ihres Begriffs innerhalb des Satzes ausdrücken oder anderweitig er-
halten, sind aber grossentheils von solcher Wichtigkeit in der Sprache, dass sie
wesentliche Beziehungen der Begriffe innerhalb des Satzes, so wie der Sätze ver-
mitteln, und die Physiognomie der Sprache zu einem erheblichen Theile bestim-
men, obgleich sie oft ihre sichere Deutung erst durch die Rede in ihrem inneren
Zusammenhange erhalten. Auch tragen sie zum Theil noch Spuren der Biegung
au sich oder sind in geringem Masse biegungsfähig. Hierher gehören:
a) das Umstandswort oder Adverbium. Es dient im Wesentlichen zur Be-
stimmung des Verbalbegriffes, aber auch anderer Redetheih«, wie des
102 Zweit. Th!. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbieguno^ etc.
Adjektiv uud selbst eines anderen Adverb, insofern in diesen der Begrifi' der
Thätigkeit noch in irgend einer Weise enthalten ist. Das Umstandswort dient
zur Bestimmung des Ortes, der Zeit, der Art uud Weise, endlich der
Kausalität der Thätigkeit, und charakterisirt oder individualisirt damit den
allgemeinen Begriff derselben.
b) das Verhältnisswort oder die Präposition, ursprünglich meist räumliche
Verhältnisse bezeichnend und als ein Adverb zu fassen, in dessen Funktion es
öfter Wiedereintritt, dient zur näheren Bestimmung der Orts-, Zeil-, Art- und
Kausalitätsbeziehungen, in denen ein Gegenstand zur Thätigkeit steht, oder
durch welche ein Gegenstand die Thätigkeit bestimmt und individualisirt. Solche
Beziehungen drückt das Nennwort in allgemeiner Weise durch seine Flexion
aus; die Präpositionen geben dieser Allgemeinheit ihre bestimmtere Färbung.
c) die Bindewörter oder Konjunktionen vermitteln die Verbindung der
Sätze entweder als beiordnende oder als unterordnende Bindewörter.
Die ersteren verbinden gleichartige Sätze und werden Bindewörter im
engeren Sinne genannt; die letzteren verknüpfen den Hauptsatz mit dem
Nebensatze und werden auch Fügewörter genannt. Die Bindewörter ver-
binden auch Satzglieder, eine Verknüpfung, welche ursprünglich auf eine Zu-
sammenziehung der Sätze zurückweist.
d) Als ein Redetheil wird auch der Empfindungslaut oder die Interjek-
tion angesehen. Empfindungslaute sind natürliche, aber begrifflose Aeus.se-
rungen der Empfindung und des Affektes oder in der That ursprüngliche
Wörter, welche aber zum reinen Ausdrucke des Affektes herabgesetzt werden.
Nach diesen allgemeinen Erörterungen, welche ihre näheren Ausführungen
innerhalb der Formenlehre und Syntax finden werden, können wir zunächst die
Formenlehre eintheilen:
l.in die Darstellung der Formen der biegungsfähigen und biegungsunfähigen Rede-
theile, von denen die Lehre von der Wortbiegung und ihrer Erlöschung
handelt;
2. in die Darstellung der Formen der abgeleiteten und zusammengesetzten Wörter,
von denen in der Lehre von der Wortbildung gehandelt werden soll.
Erster Abschnitt.
Die Wortbiegnng und ihre Erlöschung.
41. Das Nennwort und seine Deklination. Das Nennwort drückt im Satze
seine verschiedenen Beziehungen allgemeiner Art in den nach Seiten der
Flexion voUkonimneren alten Sprachen durch seine wandelbaren Endungen
au.s. Die Veränderungen, welche das Wort in dieser Rücksicht erleidet,
machen seine Deklination aus. Die Endungen bestimmen die Einzahl
und die Mehrzahl (den Numerus), in welcher der dem Nennwort zu
Grunde liegende Begriff vorgestellt werden soll, und zugleich die Fälle
(Kasus), wodurch das verschiedene Yerhältniss desselben zum Thätigkeits-
begrifFe ausgedrückt werden soll, sovne endlich auch zum Theil das natür-
liche oder das dem natürlichen analog bestimmte grammatische Ge-
schlecht desselben.
§41. Das Nenn^^ort und seine Deklination. 103
Die fraiizö.sische Sprache bat die Biegungsformcii der lateinischen
zu einem wesentlichen Theile aufg(!geben; vergleichsweise am Vollständig-
sten hat sie die Deklination des Fürwortes, besonders des persön-
lichen Fürwortes, erbalten.
Den Mangel der Biegung ersetzt das Französi.sclie zum Theil durch
Präpositionen {de und ä), welche man darum mit Recht Kasuspiäposi-
tionen nennt; diese scbliessen sich proklitisch an das Nennwort, ver-
schmelzen selbst zum Theil mit ihm (im Artikel : du, au, des, aux) und
drücken im Wesentlichen die Beziehungen des Nennwortes aus, welche die
Kasusendungen im Lateinischen darstellten, wenngleich diese französischen
Präpositional-Kasus zugleich über den Bereich des hiteinischen Flexions-
kasus im Einzelnen hinausgehen. Die Deklination des französischen
Nennwortes ist daher im Yergleich mit der lateinischen sehi- mangelhaft,
aber wir sind gleichwohl berechtigt, von einer französischen Deklination zu
reden, die sich auf das Hauptwort, das Eigenschaftswort, den Ar-
tikel, das Zahlwort und das Füiwort erstreckt, welche mehr oder
minder selbst noch flexivische Formen aufweisen.
1. Geschieden ist in der französischen Sprache zunächst noch die Zahlforin oder
der Numerus. Die Mehrzahl unterscheidet sich im Allgemeinen von der Einzahl
durch ein Hexivisches s (oder x). Dieser Flexionsbuchstabe, welcher im Altfranzü-
sischen auch dem Nomin. Sing, der Maskulina zukommt, erklärt sich weder aus dem
Keltischen noch aus dem Althochdeutschen. Das Gothische hat zwar im Norain.
Sing, in der starken Flexion der Maskulina meist ein s, und im Nominativ und
Akkusativ der Mehrzahl in der starken wie in der schwachen Deklination, mit Aus-
nahme der Neutra, ein flexivisches s; sein Einfluss auf die französische Flexion
kann aber unmöglich als eine ganz ausnahmsweise Einwirkung der gothiscben Be-
völkerung des Südens auf die französische Gesammtsprache, gegenüber dem ander-
weitigen formalen üebergewicht des Lateinischen angenommen werden. Dies s kann
nichts anderes sein, als das s der lateinischen Deklination, welches sich im Nomin.
des Sing, wie im Plural der männlichen und weiblichen Nennwörter im Lateinischen
in mehr als einem Kasus, namenthch überall im Akkusativ findet.
2. Das Lateinische unterschied in seinen fünf Deklinationen sechs Fälle beider
Zahlformen, den Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ und Ablativ, durch
Flexionsendungen, welche indessen nicht überall strenge gesondert waren, sondern
zum Theil zusammenfielen. Die unterschiedenen Endungen der Kasus sind im Neu-
französischen im Substantiv und Adjektiv ganz verschwunden. Das Altfranzösische
unterschied hier, wie das Provenzalische, bis zum 14. Jahrhundert zwei Kasus-
forraen, die eines Nominativ (casus rectus), womit der Vokativ meist zusammen-
fiel, und die der übrigen Kasus (casus obliqui), oder nach französischer Aus-
drucksweise ein Sujet und Regime der männlichen Nennwörter (s. unten). Es war
natürlich, dass sich bei der Auffassung des lateinischen Nennwortes die Stamm-
form desselben vornehmlich dem Ohre des fiemden Volkes einprägte; ebenso
natürlich war es, dass der Unterschied eines Subjektes und Objektes, eines Nomi-
nativ und Akkusativ, welche am Häufigsten in der Rede wieJerk.'hrten, am Klarsten
an der Flexionsendung, wo sie verschieden war, empfunden wurde und dass, ehe
die Sprache durch eine feste Wortstellung das Subjekt des Satzes (den Nominativ)
von dem obliquen Kasus unterschied, bei dem Aufgeben der anderweitigen Flexions-
104 Zweir. ThI. Formenlehre. Erst. Ahschn. D. Wortbiegimg etc.
formen gleichwohl ein Formunterschied des Nominativ und des obliquen Kasus be-
wahrt wurde.
Dass auf die Form des obliquen Kasus der Akkusativ Einfluss übte, zeigen
Wörter, in denen der Nominativ sich nicht vom Akkusativ unterschied, welche im
Französischen statt der Stamml'orui meist diese gemeinsame Form des Subjekts und
Objekts annahmen: corps (corpus), temps (tempus). Die pluralischen Formen der
obliquen Kasus des Altfranzösischen mit s, wie murs (muros), ans (annos), chieus (canes),
dous, deus, deux (duos), dis (dies), erinnern freilich nicht an den Akkusativ allein,
sondern auch zum Theil an den Dativ und Ablativ. Denn dass nicht der Akku-
sativ allein den obliquen Kasus zu Grunde liegt, beweist der Umstand, dass
mit wenigen Ausnahmen (wie mes, mou [meus, meum], ses, son [suus, suum] etc.)
kein m des singularischen Akkusativ zum Vorschein kommt und einige Neutren
nur auf andere Kasus oder vielmehr die Stammform zurückgeführt werden können,
wie genre (gener-is, i, e), lait (lact-is, i, e), während sich sonst die Nennwörter
meist auf die Stammform ohne Berücksichtigung irgend einer Kasusendung zurück-
führen lassen. Einzelne Wörter, wie rien (rem) zeigen daneben, dass allerdings
selbst ein scharf ausgeprägter Akkusativ der Nominativform zu Grunde liegen
konnte; germanische Wörter auf o, Akkus, on, welche ihre Akkusativform als die
Grundform sämmtlicher Kasus darzubieten scheinen, vgl. gonfalon, gonfanon (ahd.
gundfano), dürften jedoch vielmehr die latinisirte Grundform (gonfalon-is) im Fran-
zösischen zu ihrer Grundlage haben.
Deutliche Spuren des casus rectus zeigen noch jetzt von Wörtern der lat.
zweiten Deklination namentlich fils (filius), fonds (fundus), lacs (laqueus), legs
(gl. legatus f. legatum), lis (gl. lilius f. lilium), puits (puteus), queux (coquus) und
das adjektivische vieux (gl. vellus, veclus f. vetulus) neben vieil (vetulum); ebenso
mehrere Eigennamen, im Anschluss an latinisirte Formen, wie Charles (Carolus), Louis
(Ludovicus), Jacques (gl. Jacobus). lieber das etymologisch nicht berechtigte s vieler
Städtenamen s. oben S. 55.
Von denen der lat. dritten Deklination gehören hierher Wörter wie rets
(retis), vis (vitis), ferner soeur (soror) und die von lat. Supinis abgeleiteten ancetre
(antecessor), chantre (cantor), pätre (Hirt, pastor), peintre (gl. pinctor f. pictor),
traitre afr. traitre (traditor mlat. tradltor), die adjektivischen sire (senior), maire
(major) und vimaire (vis uiajor), moindre (minor), pire (pejor), nebst dem zum Für-
wort gewordenen on (homo).
Zum Theil wurde daneben der casus obliquus in noch fortlebenden Doppel-
formen (s. oben S. 55) mit veränderter Bedeutung erhalten: so in pasteur (Pastor,
pastorem), seigneur (seniorem) , majeur (majorem), mineur (minorem), während
chanteur, traiteur auf cantatorem, tractatorem zurückzuführen sind.
Was das Altfranzösische an Flexionsunterschieden des Maskulinum bietet,
beschränkt sich auf ein der Stammform im Nomin. Sing, und in den obliquen Kasus
des Plural angefügtes s: Sing. Nomin. murs, Kas. obliq. mur, Plur. Nomin. mur,
Kas. obliq. murs. Da diese Deklinationsform im AJlgemeinen den Maskulinen zu-
kam, so nimmt man wohl mit Recht an, dass die neue Sprache die Maskulina
aller lateinischen Deklinationen denen der zweiten Deklination analog behandelte,
so wie die meisten Zeitwörter der ersten lateinischen Konjugation zugewiesen
wurden, und dass das s der Endung us dem Nom. Sing., so wie das pluralische s
den obliquen Kasus der Mehrzahl angefügt ward.
Was die Feminina betrifft, so ward für alle französischen Nennwörter, welche
aus Wörtern der ersten lateinischen stammen, die Stammform auf a mit Ver-
wandlung des a in e beibehalten: Sing. Nomin. vie, Kas. obliq. vie: in der Mehr-
§ 42. Das [Tauptwort und seine DeklinationsforineTi. ]05
zahl tritt das im Lateinischen dem Akkusativ, aber auch dem Dativ und Ablativ
gehörende s an den Nominativ wie au die obliquen Kasus; auch an den Nominativ
vielleicht deshalb, um auch hier einen Unterschied zwischen dem überall gleich-
lautenden Singular und dem Plural, so wie zwischen männlichen und weiblichen
Pluralen im Nominativ zu gewinnen. Die übrigen nicht ursprünglich der ersten
Deklination angehörenden Feminina, ausgenommen die auf dieselbe Deklinations-
l'orm übertragenen, welche auf stummes e endigten (wie huile lat. oleum gl. olea,
pomme lat. pomum gl. poma u. s. w.), wurden in der Einzahl wie die Maskulina
l)ehandelt, in der Mehrzahl folgten sie den Femininen der ersten Deklination. In
späterer Zeit begann die Vermischung oder Verwechselung dieser Formen, welche
mit der fast allgemeinen Uebertragung der obliquen Kasusformeii auch
auf den Nominativ endete.
3. Das Geschlecht der Nennwörter, welches im Lateinischen männlich,
weiblich oder sächlich war, ist im Französischen auf das männliche und
weibliche beschränkt worden. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich in den kelti-
schen Sprachen, welche statt der drei Geschlechter des Altkeltischen nur das männ-
liche und das weibliche behielten, nachdem das Neutrum in dem Maskulinum
untergegangen war. Im Französischen haben sich die lateinischen Neutreu an das
männliche und weibliche Geschlecht vertheilt (s. unten). Indessen wird zum Theil,
und selbst bei Gleichheit der Form mit dem Maskulinum, doch dem Begrifle nach
das sächliche Geschlecht noch als solches empfunden, wie in einigen Pronominal-
fovmen, ce, ceci, cela, quoi und le (es), und in suhstantivirten Adjektiven, wie le
beau (das Schöne), deren neutraler Begriff jedoch meist nur durch den Zusammen-
hang klar wird.
42. Das Hauptwort und seine Deklinationsformen. Das Französische hat
gugi'iiwärtig nur eine Deklinationsform, welche den Plural von dem Sin-
gular durch ein flexivisches s oder x unterscheidet.
Das Altfranzösische hatte zwei Deklinationen: die erste begriff
die weiblichen Substantiva auf ein stummes e; die zweite sämmtliche
männliche Hauptwörter und die nicht auf ein stummes e ausgehenden
weiblichen Hauptwörter. Die männlichen dieser Deklination zerfallen
wiederum in solche, welche in allen Kasus den Ton auf der gleichen Silbe
behalten, und wenige andere, in denen der Accent des Nominativ der Ein-
zahl in den übrigen Flexionsformen vorrückt. Die letztere Klasse enthält
ungleichsilbige Substantive (Imparisyllaba) der lateinischen dritten Dekli-
nation, besonders auf tor (toris) und o (onis) , denen auch einige auf us
nach falscher Analogie beigesellt sind, so wie wenige andere. Diese Wörter
bewahren unter den Substantiven am Treuesten die Erinnerung an die
lateinische Flexion.
106 Zweit. Till. Formenlehre, Erst. Abschn. D. Worthiegun^ etc.
A 1 1 fr a n z ö s i s c h e Deklination.
I.
weibl. Substautiva.
a.
II.
niännliclie Substantiva.
weibliche Substanliva.
Sine
Nnm. voie
murs
rois
chiens
enipereres
bers
nours
volentes
mercis
(via)
(mu-
(rex)
(canif)
(imperd-
(bäro)
(flo-
(Dolunta-
(mer-
rus)
tor)
rein)
tem)
cedem)
Kas. obl. voie
niur
rot
chien
emperenr
(impera-
turis)
baron
(barö-
nis)
flour
volenie
merci
I'liir.
Noiu. roies
mur
roi
ChifiV
einpereor
baron
ftoura
volentes
mercis
Kas. Olli, voiex
viurs
rois
chiens
empereors
barons
flours
volentes
vier eis
Neufranzi
vmi (amicus)
iche Deklination.
femme (feiuma) jeu (jocus)
femvie jeu
femmes jeux
feriniies ieiix
cheval (caballus)
cheval
chevaux
chevaux.
Der Genitiv nnd Dativ werden im Französischen durch eiti dem Haupt-
worte vorgesetztes de nnd a ersetzt, welche aus dem lateinischen de und ad ent-
standen sind und von deueu de vor einem Vokal und stummen h apostrophirt wird
(d'). Diese Kasuspräpositionen eigneten sich ihrem Begrifle nach wohl zum Ersatz
der Flexionsendungen jener Fälle, wobei man den Ablativ mit dem Genitiv ver-
schmolz. Schon das Lateinische drückte oft durch Umschreibung mit diesen Prä-
positionen Beziehungen aus, welche auch ein Kasus für sich zu bezeichnen geeignet
war; in der sinkenden Latinität der barbarischen Völker wurden de und ad oft
selbst mit allen beliebigen Flexionskasus verbunden, um solche Beziehungen aus-
zudrücken. S. Mätzner, Syntax d. neufr. Spr. 1. p. 176.
Das Altfranzösische drückte bisweilen die Beziehung des obliquen Kasus als
Genitiv oder Dativ nicht durch die vorgesetzten Präpositionen de oder a aus: pro
Deo amur, d. i. pour l'amour de Dieu (Eidformel a. 842), la fille Caleph (S.
Gregoire), la mort li Rei (Rom. de Rou), !i fils l'empereor (Ville-Hardocin) —
les baillerent le duc, d. i. au duc (Ville-Hardodin). Das Neufrauzösische enthält
noch Beispiele dieser Auslassung des de wenigstens, wie in Hotel-Dieu, fete-Dieu,
faubourg Saint-Antoine und in Ortsnamen, wie Bar-le-Duc, Nogeut-le-Roy, Ville-
neuve-le-Comte, Chäteau-Thievry u. s. w., vgl. auch S. 109.
Die Plnralbildung geschieht im Französischen im Allgemeinen durch ein dem
Wortstamme, wie er in der Einzahl erscheint, angehängtes s; das x tritt nur aus-
nahmsweise an dessen Stelle. Im Altfranzösischen findet man neben s auch x und
z verwendet, dialektischer Einfluss macht sich hier zum Theil geltend. Ursprüng-
lich war der Gebrauch des s allgemein; z fand sich aber sehr frühe ein, namentlich
nach einem t oder dessen Ausfall: paramenz, empedementz (Eulalialied), und
später gewöhnlich argenz, serpenz, jugemenz, nuiz, clartez, citez, veritez, prelaz; so
schrieb man z im Plural der Substantive und Parlicipien auf e (für ursprüngliches
at) bis zu Ende des 17. Jahrhunderts. Auch nach einem / oder dessen Ausfall trat
statt des ursprünglichen s oft z ein: conseilz, chatelz (mlat. catallum v. capitale),
fieuz (filius), oelz, oez, eulz (oculus), genoz (genoux), ciez (cselum) u. dgl, m. Selbst
auf andere Endungen, wie trez (v. tref) dehnte man z aus. Der picardische Dialekt
allein hielt am s meistentheils fest.
Der Gebrauch des x als flexivischeu Buchstabens trat zuerst in den Wörtern
ein, welche auf / endigten, wenn dieses / oder der an seine Stelle tretende Vokal
u ausgeworfen wurde, wo ursprünglich s und zum Theil z erschien; so sehrieb man
§42. Das Hauptwort iiud seine Deklinationsformen. 107
fix (fiiius), fox (follis), cox (colaphus), fax (falsus), chevax (caballus), max (malum),
castiax (castellum); auch erscheint das ursprüngliche / oder u wieder vor diesem x,
und man übertrug tlexivisches x auch auf andere Wörter, namentlich solche, welche
auf einen Doppel vokal endigten, wie diex, dex (deus), kex (coquus), clox (clavis gl.
clauis) u. a.
Hieraus erklärt sich die Pluralbildung des 'Neufranzüsischen in Beziehung auf
die Wahl des .s oder x.
1. P.ei Weitem die Mehrzahl der Substantiva, welche ül)erhaupt biegungsfähig
sind, uimmt nach Vokalen uud Konsonanten ein s im Plural an: cerise —
cerises, arbre — arbres, acacia — acacias, roi — rois, niain — mains, pas-
sion — passions, fleur — fleurs, saut — sauts, soldat — soidats, bienfait —
bienfaits, rapport — rapports, dent — dents, chant — chants.
In den mehrsilbigen Wörtern auf ant und ent findet man, trotz des
Widerspruches vieler Grammatiker und des Gebrauches zahlreicher Schriftsteller,
vielfach auch bei klassischen Schriftstellern das t vor s ausgeworfen:
conquerant — couquerans, geant — geans, enfant — enfans, accent — accens,
President — presidens, sentiment — sentimens. Dies gilt jedoch jetzt als veraltet.
Die Akademie bewahrt deshalb das t; nur in dem einsilbigen Worte geus,
von gent, schreibt niemand das t.
Im Altfranzösischen wurde t vor einem flexivischen s stets ausgeworfen, wie
später auch d, p, f, c, g und selbst / vor dem Flexionsbuchslaben ausfielen; die
neuere Sprache hat alle diese Buchstaben wieder in ihr etymologisches Recht
treten lassen.
2. Ein X erhalten im Plural die Wörter auf .il, welche 1 in u verwandeln : cheval —
chevaux, metal — metaux, mal — maux, rival — rivanx, tribunal — tribunaux.
Diese Verwandlung des / und die des s m x findet nicht statt in: bal —
bals, cal — cals, carnaval — carnavais, chacal — chacals, choral — Chorals,
nopal — nopals, pal — pals, regal — regals, den minder geläufigen Thiernamen
caracal, narval, serval, auch Eigennamen wie les monts Ourals u. a.
Unter den Wörtern, welche auf ail, eil (oeil). el und eul endigen, folgen
nur wenige der Analogie derjenigen auf al hinsichtlich der Verwandlung von 1
in u und Annahme des flexivischen x, wobei das den L-Laut jotirende i weg-
fällt. Dahin gehören: bail — baux, corail — coraux, email — emaux, das jetzt
veraltete plumail — plumaux, soupirail — soupiraux, travail — travaux, van-
tail — vantaux, vitrail — vitraux, ail — aulx (wie oft im Altfranzösischen mit
wieder eingetretenem l) neben ails; betail — bestiaux;
oeil — yeux (afr. iols, iauls, ials, ious, ieus, eulz, euz, ex u. v. a.);
ciel — cieux (afr. ciels, ciez, cious, ciaux);
aieul — a'ieux (Ahnen).
Selbst unter diesen sind travail in den Bedeutungen Bericht und Nothstall,
anl-de-ba-uf, Rundfenster, ciel, Betthimmel und Luft oder Himmel auf
Gemälden, aieul, Grossvater, regelmässig: travails, u'ils, ciels, aieuls.
Auch die Substantive auf au, eau und eu nehmen x im Plural an; in einigen
dieser Wörter vertritt u ein ursprüngliches /, andere folgen fälschlich diesen
regelrecht auf x ausgebenden Substantiven:
noyau — noyaux, gluau — gluaux, joyau — joyaux, boyau — hoyaux; eine
Ausnahme bildet das Fremdwort landau — hindaus;
agneau — agneaux, taureau — taureaux, chäteau — chäteaux, hameau — ha-
meaux, eau — eaux;
allen — alleux, neveu — neveu.x, jeu — jeux. dieu — dieux, vcjeu — va'ux.
108 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Alischn. D. Wortbieguug etc.
Unter den Substantiven auf ou folgen nur wenige dieser Analogie: bijou —
bijoux, caillou — cailloux, choii — choux, geuou — genoux, hibou — hiboux,
joujou — joujoux, pou — poux; alle übrigen nehmen 8 an.
Biegungsnnfdhig oder indeklinabel, d.h. in der Einzahl und Mehrzahl
gleichlautend, sind im Frauzüsiscben:
Lalle Substantive, welche auf s. z oder x im Singular ausgehen, wie cours, Corps,
temps, fils, avis, carquois, nez, vois, choix, prix.
2. eine Anzahl unorganischer Fremdwörter, welche in ihrer ursprünglichen Ge-
stalt aus dem Lateinischen oder aus anderen älteren und neueren Sprachen auf-
genommen sind, wie Ave, Pater, post-scriptum, errata, Cicerone (äcad.), quatuor;
bei manchen dieser Wörter wird von Einigen der Plura! vermieden oder nicht au-
geführt, wie bei credo, compendium, Ultimatum, verdict, stathouder, thaler n. a.
(s. LiTTRE und AcAD.). Doch ist eine Menge dieser Wörter gleichwohl flektirt,
wie Alleluia— Alleluias, opera — operas, agenda — agendas, alinea — alineas,
deficit — deficits, factum — factums, examen — examens, quiproquo — quiproquos,
oratorio — oratorios, trio — trios, uumero — numeros, zero — zeros , toast —
toasts u. a., obwohl hierin unter den Schriftstellern keine üebereinstimmung
herrscht. Es versteht sich, dass im Laufe der Zeit die Zahl der flektirten
Wörter dieser Art sich nicht vermindert, sondern vermehrt.
3. die Eigennamen gelten für indeklinabel, wenn sie auf mehrere Personen
gleiches Namens bezogen werden: les deux Antonin, les deux Caton, les deux
Seneque, les deux Racine, les deux Corneille; doch herrscht hier keine üeberein-
stimmung und man findet nicht bloss in Nachahmung der Alten: les deux An-
tonius, les deux Tarquins, les deux Gracques, sondern auch les deux Rousseaux,
trois Bernards etc. Insbesondere werden die Namen, welche einen ganzen
Stamm als solchen durch die Gesammtheit seiner Glieder bezeichnen sollen,
flektirt, wie les Condes, les Montmorencys, les Guises, les Capets, les Bourbons,
les Stuarts u. s. w.
Ferner werden Eigennamen nicht fiektirt, wenn sie trotz ihrer Verbindung
mit pluralischen attributiven Bestimmungen nur ein Individuum, wenn auch
als Repräsentanten einer Gattung, vorführen sollen: les ouvrages des Collins,
des Tindal, des Shaftesbury, des Bolingbroke (Villemain). La patrie des Vil-
lani, des Bentivoglio, des Gianone, des Davila, des Guicciardini et des Machiavel
(Chateaubr.). Gloire ä ces Mabillon, ä ces Montfaucon, ä ces Marlene, ä ces
Ruinart, ä ces Bouquet^ ä ces Dachery, ä ces Vaissette, ä ces Lobineau etc. (Id.)
Le traite que fit Mazarin avec les Bouillon et les Vendöme (Cocsin).
Werden dagegen die Eigennamen schlechthin als Gattungsnamen ver-
wendet, so werden sie wie andere Gattungsnamen Öektirt. Dies geschieht:
theils, indem die genannten Individuen die Gattung derjenigen bezeichnen,
welche die als bekannt vorausgesetzten charakteristischen Eigenschaften jener be-
sitzen, wie in: les Stentors des salons (Delille). Nous n'aurons plus de Sue-
tones (J.-J. Rousseau). Je ne suis pas du parti des Verres ni des Catilinas
(Possard);
theils, wenn die Namen von Individuen in konventioneller Weise die Werke
derselben, wie Schriften, Bilder, Kupferstiche u. s. w. bezeichnen sollen, wie in
des Elzevirs (Elzevirsche Drucke), des Plines (Ausgaben des Plinius), des Ovides,
des Virgiles u. s. w., des Raphaels (Bilder von Raphael) u. dgl. m.
4.Alleau sich indeklinablen Redetheile, d.h. alle diejenigen, welche nicht
zu den Nennwörtern gehören, wenn sie entweder nach ihrem materiellen Ge-
§42. Das Hauptwort und seine Deklinationsformen. ]09
halte oder ihrem Begriffe substantivirt werden, bleiben im Plural unverändert:
les si, les car, les contrats (La Fontaine). Dahin gehören auch die sub-
stantivirten Laut» der Buchstaben: des a mal formes (Acad.). Auffallend ist die
Abwesenheit der Flexionsbuchstaben an dem seinem materiellen Gehalte nach
(als Zitier) vorgestellten un: trois un de suito (Acad), da dies Wort an sich
bieguugsunfähijj ist (vgl. les uns). Natürlich ist es dagegen, dass ihrem sinn-
fälligen Gehalte oder ihrem Begriffe nach substantivirte Fürwörter, wenn
sie nicht schon in der Form, welche Gegenstand der Betrachtung wird, ein flexi-
visches s oder x haben, oder wenn sie überhaupt in ihrer Deklination diesen
Flexionsbuchstaben nicht zulassen, auch als Substantive keine Formveränderung
erleiden: les quand, les qui, les quoi pleuvent de tous cotes (Voltaire).
Plusieurs peu.,(FLORiAs).
Substantivirte Infinitive machen eine Ausnahme: sie nehmen das
Flexionszeichen s an, wenn sie überhaupt ihrem abstrakten oder konkreten In-
halte nach in der Mehrzahl vorgestellt werden können. Die Zahl dieser Infinitive
ist allerdings beschränkt: avenir — avenirs, baiser — baisers, devoir — devoirs,
dire — dires, etre — etres, pouvoir — pouvoirs, repentir — ■ repentirs, souper —
Soupers, sourire — sourires, souvenir — Souvenirs, vivre — vivres u. m. a.
Eine besondere Erwägung erfordert die Pluralbildung der zusammen-
gesetzten Hauptwörter, über deren Zusammensetzung das Sprachbewusstsein
noch im Klaren ist und welche durch das Auseinanderrücken der durch einen
Bindestrich mit einander verknüpften oder auch durch einen Apostroph ohne
Bindestrich in Lauteinheit gesetzten Elemente in der Schrift kennbar gemacht
werden, üeber ihre Pluralbildung entscheidet die Natur der zusammengesetzten
Bestandtheile und deren Beziehung auf einander.
a) Wenn zwei zusammengesetzte Substantive im attributiven oder appo-
sitiven Verhältnisse zu einander und daher im gleichen Kasus stehen, so
werden beide im Plural flektirt: chou-fleur — choux-fleurs, chien-loup —
chiens-loups, loup-garou (lupus — Wärwolf mhd. werwolf ags. vervulf mlat.
gerulphus) — loups-garous, chef-lieu — chefs-lieux.
Steht dagegen eines der Hauptwörter im Verhältniss eines obliquen Kasus
zu dem anderen, so erhält jener Kasus kein Flexionszeichen: trou-madame
(ein Kugelspiel) — trous-madame, trique-madame (Mauerpfeifer) — triques-
madame, bain-marie (Marienbad) — bains-marie, appui-main — appuis-main,
Hötel-Dieu — Hotels-Dieu, timbre-poste — timbres-poste, chevre-feuille (Acad.
chevrefeuille) — chevre-feuilles, chevre-pied — chevre-pieds.
In einzelnen Fällen hat sich das Bewusstsein über die Natur der Zusammen-
setzung verloren, z. B. in porc-epic — porcs-epics (porcus spicarum), doch
findet man auch un porc-epics; fourmi-lion (myrmeleon gr. (xvn^rixoliior,
Acad. 1878 empfiehlt formica-leo) — fourmis-lions. Nerf-ferure (Sehnen-
verletzung) schreiben Einige in der Mehrzahl nerfs-ferures. Andere unverändert:
des nerf-ferure, beides gleich unlogisch.
b) Ist ein Substantiv mit einem Adjektiv zusammengesetzt, so erhalten beide
im Plural den Flexiousbuchstaben : beau-frere — beaux-freres, blanc-bec —
blancs-becs, cerf-volant — cerfs-volauts, revenant-bon — revenants-bons, plate-
forme — plate- formes. Hierher gehören auch bonhomme — lioushommes,
gentilhomme — gentilshommes, trotz des fehlenden Bindestriches. Statt
des Plurals von blanc-seing — blancs-seings (Acad.), verlangen einige Gram-
matiker ohne Grund blanc-seiogs. In haute-contre ist contre indeklinabel, ob-
gleich substantivirt (hautes-contre).
110 Zwoit. Thl. Formenlehre. Erst. Ahschn. D. Wortbieguug etc.
In chevan-leger — che van -legfers ist das .r des Hauptwortes ausgefallen,
wie in nu-pieds; man sagt selbst nn chevanx-legers (Acad. nn chevau-leger),
wie un ceut-suisses, oder nn cent-suisse (so Acad.), xitßii un Quinze-Vingts
(Acad. im Quinze-Vingt) (einer aus dem Blindeninstitute Qiiinze-Vingts), in
volksmässiger Abkürzung des Genitivverhältnisses , einer der leichten Reiter' etc.,
indem man den Plural als Gattungsbefjriff zum Singular macht und ihm nun
in der Einzahl wohl selbst seinen Flexionsbuchstabeu nimmt.
In Ableitungen aus Zusammensetzungen <lieser Art, worin das voran-
stehende Adjektiv nicht mehr mit dem neu entstandenen Hauptworte congruirt,
bleibt jenes in der Einzahl und Mehrzahl unverändert: haute-licier — haute-
liciers v. haute-Iice, courte-pointier — courte-pointiers v. courte-pointe; wie
man umgekehrt, wenn das Adjektiv den letzten Theil der Zusammensetzung
ausmachte, in Ableitungen dieser Art das Substantiv unverändert lässt: Terre-
neavier — Terre-neuviers (Neufundiandfahrer) v. Terre-neuve, — Ueber grand'-
mere n, dgl. s. das Eigenschaftswort.
c) Wird an ein Hauptwort ein zweites, welches sich attributiv oder bestimmend
zum ersten verhält, durch eine Präposition angeknüpft, so wird nur das
erste in der Mehrzahl fiektirt: chef-d'oeuvre — chefs-d'oeuvre, aide-de-camp —
aides-de-camp, eau-de-vie — eaux-de-vie, arc-en-ciel — arcs-en-ciel.
d) Geht einem Substantiv ein an sich inflexibler Redetheil voran, so wird
das Substantiv flektirt, wenngleich der voranstehende Bestandtheil eine das
Hauptwort bestimmende Präposition ist:
arriere-goüt — arriere-goüts, co-proprietaire - co-proprietaires, quasi-contrat
— quasi-contrats, semi-ton — semi-tons, vice-roi - vice-rois, Gallo-Romain —
Gallo- Romains, Anglo-Saxon — Anglo-Saxons:
sous-niaitre — sous-maitres, apres-diner — apres-diners, apres-souper —
apres-soupers, contrc-courant — contre-courants, entr'acte — entr'actes (Acad.),
sans-dent — sans-dents (Acad.).
Hier fehlt es nicht an widersprechenden Ansichten. Einige Grammatiker
schreiben im Plural des arriere-ban, des apres-niidi, des contre-jour, des sous-
pied (sous-pieds [Acad.]), des sous-barbe, des hors-d'a-uvre (so auch Acad.)
ohne Analogie mit anderen Zusammensetzungen dieser Art. Statt entr'acte
wollen einige Grammatiker schon in der Einzahl entr'actes, wie statt entre-
cote entre-cotes geschrieben wissen (Acad. entrecote).
Das Wort demi, ol)gleich eigentlich Adjektiv, wird in der Zusammensetzung
stets als Partikel behandelt, gleich dem lateinischen semi: demi-dieu — demi-
dieux, demi-piece — demi-pieces; ebenso mi: ä mi-jambes.
e) Ist der erste Bestandtheil der Zusammensetzung verbaler Natur, und ist
ihm ein Hauptwort oder ein anderes Nennwort als Objekt hinzugefügt,
so werden beide nicht flektirt. Bisweilen ist das Objekt schon ein pluralisches
und in diesem Falle natürlich unveränderlich: un abat-vent — les abat-vent,
nn casse-tete — les casse-tete, un coupe-gorge — les coupe-gorge, un porte-
drapeau — les porte-drapeau, un porte-monnaie — les porte-monnaie, perce-
neige — perce-neige, un garde-boutique — les garde-boutique;
un cure-dents — les cure-dents, un gobe-mouches — les gobe-mouches, un
pese-liqneurs — les pese-liqueurs, un tire-bottes — les tire-bottes, un tourne-
feuillets — les tourue-feuillets.
Auch hier finden jedoch wesentliche Abweichungen statt, und man
findet Singulare von Pluralen durch Flexion des Objekts unterschieden, wie in
§43. Eigenthiimlichkeiten des (lebrauchs der Zahlformen. Hl
un porte-manteau — les porte-manteanx, un porte-feiiille — les porte-feuilles;
doch schreibt die Akademie hier besser portemanteau, portefeuille, indem solche
Worte nur nach ihrem Gesammtbegriffe, nicht mehr als zusammengesetzte em-
pfunden werden. Doch sagt die Akademie un casse-noisette — les casse-
noisette, uu garde-foii — les garde-fous, dagegen un passeport — les passe-
ports. Littre giel)t tire-botte — tire-hottes, tire-houchon — tire-bouchons, wo
die Akademie nur den Sing, tire-botte, tire-boiichon anführt, beide haben cure-
(lent — cure-dents, bei pese-liqueur hat die Akademie wieder nur den Sing.,
während Littre un pese-lait — les pese-lait, dagegen les pese-liqueur oder liqueurs
anführt u. dgl. m. Natürlich ist aber die Unterscheidung zwischen einem
singularischen und phiralischen Objekte in der Einzahl des zusammengesetzten
Wortes. So ist un porteuiontre ein Uhrgehäuse zum Aufhängen einer Uhr,
un porte-montres ein Behälter für mehrere Uhren.
Das Wort garde wird in Zusammensetzungen sehr \ingleich behandelt.
Theils wird es, zur Bezeichnung von Sachen, als Zeitwort angesehen und das
mit ihm zusammeagesetzte Wort der Regel nach behandelt, wie in garde-
boutiijue — garde -boutique, garde-manger — garde-maoger (Acad. 1878);
theils wird trotzdem das Objekt flektirt, so in garde-fou — garde-fous, garde-
robe — garde-robes, garde-meuble — garde-meubles (Acad. 1878); theils sieht
man es, zur Bezeichnung von Personen, als Hauptwort mit nachfolgendem
abhängigen Kasus an: un garde-chasse — les gardes-chasse; garde-malade —
gardes-malade; theils endlich flektirt man sowohl garde als das folgende Haupt-
wort: garde-note — gardes-notes, garde-malade oder malades — gardes-malades,
ohne dass der Gebrauch sich hier fest entschiede; nur Formen wie die an letzter
Stelle erwähnten sind jetzt als aufgegeben zu betrachten,
f) Sind endlich die zusammengesetzten Elemente keine Nennwörter oder sind
sie substantivirte Satzglieder, adverbiale Bestimmungen u. dgl. oder
elliptische Sätze, so bleibt das Wort in allen Bestandtheilen in der Mehrheit
unverändert: des tic-tac, des pour-boire, des ou'i-dire, des vis-ä-vis, des doit-
et-avoir, des tete-ä-tete, des haut-le-corps, des pied-ä-terre, des ex-voto, des in-
folio, des tout-ou-rien, des Te deum; nos ci-devant (PoNSAno).
Büerher gehören auch Sätze und Satzverbindungen, welche sich zum Theil
aus der oben (unter e) aufgestellten Regel erklären: des passe-partont, des vole-
au-vent, des qui-va-lä, des vaet-vieut u. s. w. Patenotre (pater noster) wird
abweichend als einfaches Hauptwort angesehen und ist weiblich mit Rücksicht
auf den zu Grunde liegenden BegriiV priere; Plur. patenötres.
43. Eigenthümlichkeiten des Gebrauchs der Zahlformen. Die Grundbe-
(leutiiiig der Einzahl und der Mehrzahl geht auf die Begrifte der Einheit
und der Mehrheit der Individuen ohne anderweitige Begriffsiinterschiede
zurück. Gleichwohl knüpft der Sprachgebrauch an den numerischen Unter-
schied bisweilen auch eine BegrifFsverschiedenheit.
Ferner setzt jede Mehrzahl eine P^inzahl voraus. Dennoch wird nicht
von jeder Mehrzahl auch die Einzahl von» Sprachgebrauche verwendet.
Endlich schliesst eine Anzahl von Hauptwörtern ihrem ursprünglichen
Begriffe nach die Mehrheit aus, lässt abej- die Melirzahl bei einer ander-
weitigen Bestimmung oder einer Beziehung des Begriffes auf mehrere In-
dividuen gleichwohl zu.
1. Bisweilen giebt die Phiralform dem Hauptworte eine verschiedene Be-
deutung. Dies ist eine allgemeine Erscheiuung, welche auch im Lateinischen
112 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
und Deutschen vorkommt (vgl. lat.: auxilium — auxilia, finis -- fines, comitium —
comitia, littera — litterae, pars — partes, deutsch: Schuld — Schulden; Trupp,
Truppe — Truppen u. s. w.), und deren Grund im Allgemeinen darin liegt, dass
der vervielfältigte Gegenstand, als eine Gesammtheit gedacht, in der That eine
andere Vorstellung bedingen oder wenigstens für eine andere Vorstellung ein
Zeichen werden kann. Dahin gehören die folgenden Hauptwörter, deren Plurale
aber auch in ihrem ursprünglichen Sinne vorkommen ; es sind theils konkrete,
theils abstrakte Hauptwörter, von denen die letzteren in diesem Falle grössten-
theils konkrete Bedeutung erhalten, die ersteren zum Theil in abstrakte Bedeutung
übergehen, wenu sie nicht einen Kollektivsinn oder die Bedeutung eines Zu-
sammengesetzen
arme Waffe.
Schicht
. Steine.
chausse Strumpf.
annehmen :
croche Achtelnote.
dague Dolch,
eati (aqua) Wasser.
Nadel.
fer Eisen.
ga^e Pfand.
harde Rudel,
Koppel.
lettre Buchstabe,
Brief.
Heu Ort.
limbe Rand.
lumiere Licht,
iuneltc Fernglas.
menotte Händchen.
mouchette Kranz-
leiste.
tablette Fach, Sims,
Tafel.
troupe Trupp.
trousse Bündel,
armes Rüstung,
Wappen,
assises Gerichts-
sitzung,
chausses Hosen,
ciseaux Scheere.
croches Winkel-
zange.
dagues Spiess-
gehörn.
eaux (aquae)
Bäder, Wasser-
werke.
epingles Nadel-
geld.
fers Fesseln.
gages Besoldung.
hardes Kleidungs-
stücke.
lettres Wissen-
schaften.
lieux heimliches
Gemach.
limhes Vorhölle
(limbus infan-
tium)
lumieres Einsicht,
Aufklärung.
lunetles] Brille,
Luftlöcher.
menottes Hand-
schellen, Halt-
riemen.
mouchettes Licht-
scheere.
tabkttes Schreib-
täfelchen.
! troupes Truppen,
I trousses Hosen.
I aboi Hundegebell.
aide Hülfe.
aisance Unge-
zwungenheit,
arret Urtheil,
Beschlag.
commodite Be-
quemlichkeit.
effet Wirkung.
etat Zustand,
Staat.
etre Dasein,
Wesen.
force Kraft, Ge-
walt.
foulure Quet-
schung.
franchise Frei-
müthigkeit.
heure Stunde.
liberte Freiheit.
maniere Manier,
Art.
ou'ie Gehör.
recuite Abkühlung
des Glases, der
Metalle.
usage Gebrauch.
vacance Vakanz.
vente Verkauf.
abois Todeskampf.
aides Accise, Hülfs-
gelder.
aisances heimliches
Gemach.
arrets Arrest.
commodites heimli-
ches Gemach.
effets Güter, geld-
werthe Papiere.
etats Landstände.
etres Gelegenheiten
forces Blechscheere,
Mächte.
foulures Fährte eines
Wildes.
franchises Freiheiten,
Rechte.
heures Hören, Stun-
dengebete.
libertes Freiheiten,
Rechte.
manieres Manieren,
Benehmen.
ouies Kiemen der
Fische.
recuite^ Butter- und
Käsestoffe.
usages Kirchenbücher,
Gebetbücher.
vacances Ferien.
ventes Lehngeld,
Lehngebühren.
§43. Eigenthümlichkeiteu des Gebrauchs der Zahlformen. 113
2. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Hauptwörtern findet man nur oder doch
vorzugsweise in der Mehrzahl gebraucht. Eine Reihe derselben ist aus dem
Lateinischen herübergenommen, obgleich auch einige der im Lateinischen ge-
bräuchlichen Plurale in die Einzahl verwandelt sind oder neben dem Plural auch
einen Singular erhalten haben, wie pause fem. (pantices masc), echelle (scalae),
menace (minaciae), relique (relicjuiae), utensile (utensilia), noce (nuptiae), arme
(arma), intestin (intestina), bige (bigae), eufer neben enfers (inferi). Pluralische
Städtenameu, wie Athenes (Athenae), Thebes (Thebae), sind trotz ihrer Pluralform
im Französischen Singulare. Die französische Sprache hat aber die überkommene
Zahl um ein Bedeutendes vermehrt.
a) Hierher sind Gattungsnamen von Personen oder personificirten Wesen
und Eigennamen von Personen und anderen Gegenständen zu rechnen,
welche der Vorstellung gewöhnlich nur als eine Gesammtheit vorschweben:
ancetres (v. antecessor), doch auch ancetre, aborigenes (aborigines), penates
(penates), manes (manes), lemures (lemures), Saliens (Salii), Baleares (Baleares),
Alpes (Alpes), Hyades (Hyades), Pleiades (gew. Pleiades), Gemonies (Gemoniae
oder Gemoniae scalae), Tuileries (eig. Ziegeleien), les Indes neben l'Iude u. s, w.
b) eine grosse Menge von konkreten Sachuamen, bei denen die Vorstellung
einer Mehrheit oder der Kollektivbegriff vorherrschend ist:
legumes (legumen), annales fem, (annales masc), fastes (fasti), confins (vgl.
fiues), braies (braccae), doch auch braie (Windel), vgl. chausses; besicles (v, be-
ryllus), vgl. lunettes; brisants (Klippen), doch auch brisant; catacombes (mlat.
catacumbae), feces (faex), pleurs (vgl. lacrimae), doch auch pleur (Bossüet,
La Fontaine, V. Hcgo u. a.), armoiries (vgl. armes), syrtes, sirtes (syrtis), doch
auch la grande syrte, la petite syrte, rostres (rostra), etrennes (strenae), entrailles
(vgl. intestina, exta), premices (primitiae), debris (selten im Sing.), decombres
(vgl. reliquiae, rudera, ruinae, naufragia); viele auf -«res, wie curures (Schlamm,
vgl. sordes) neben curure, balayures (Kehricht), baquetures (Traufwein), battitures
(Hammerschlag), peignures (Kammhaare), striures (v. Stria, Säulenriefen), pier-
rures (Knöpfchen am Hirschgeweih); andere auf -ailles, wie broussailles (vgl.
virgulta), brouailles (Eingeweide von Vögeln und Fischen), cisailles (Blech-
scheere), morailles (Streckzange) (vgl. ciseaux, forces u. mouchettes), so auch
tenettes neben tenette, vergettes neben vergelte; ferner thermes masc. (thermae
fem.) und so andere Baulichkeiten: propylees (propylaea), latrines (latrina) und
Oertlichkeiten, wie landes, auch im Sing, lande (Heide) und environs, alentours
u. s. w. Archives (archivum) sind Urkunden und das Archiv, nippes (engl,
nipple) Kleinigkeiten zum Putz; frais masc. (mlat. freda PI. unsicheren Ur-
sprungs), depens, arrhes (arrha) beziehen sich auf die Summe der Gelder u. dgl. m.
c) abstrakte Hauptwörter werden ebenfalls öfter nur pluralisch gebraucht,
und bei ihnen ist zuweilen das Bewusstsein über den begrifflichen Gehalt der
Mehrheit des Wortes völlig verloren gegangen.
In der Bezeichnung von Festen, welche wiederholte Begehungen oder mehr-
tägige Festlichkeiten voraussetzen, mag noch der pluralische Begriff empfunden
werden, wie im Lateinischen: Bacchanales (Bacchanalia), Lupereales, Saturnales,
Tenaries (Neptunfest), Päques masc. d. i. das christliche Osterfest im Unter-
schiede vom jüdischen päque fem.; doch gilt Päques alsdann für den Singular
[vgl. Athenes]. Das für i)luralisch geltende Päques ist immer weiblich und be-
deutet theils den Sonntag vor oder nach Ostern, theils den Genuss des Abend-
mahls um die Osterzeit. Zur Bezeichnung einer Wissenschaft nach griechisch-
Mätzuer, fr. Gr. 3. Aufl. 8
114 Zweit. Till. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
römischer Weise, als des Inbegriffes von Kenntnissen, kommt noch mathemati-
ques (auch mathematique, vgl. dialectica, orum und ae) vor. Eine Gesammtheit
von Förmlichkeiten befassen theils aus dem Lateinischen herübergenommeue,
theils nachgebildete Wörter, als epousailles (sponsalia), fian^ailles, accordailles,
relevailles (Einsegnung einer Wöchnerin beim Kirchgange), obseques (vgl. exse-
qniae), fiinerailles (vgl. funebria). — Moeurs bezeichnet wie das lateinische
mores die Sitten und den Charakter.
Bisweilen erscheint der Plural, wenn auch zum Theil als Ausdruck wieder-
kehrender Thätigkeiten, zugleich als eine Begriffsverstärkung; so in blaudices
(blanditiae, doch auch blanditia), sevices (Saevitia), delices fem, (deliciae) neben
delice masc. (delicium), tenebres (tenebrae), so wohl auch in etre aux aguets,
aux ecoutes (das letztere auch in konkreter Bedeutung im Öing. u. Plur,),
doch nicht in coniices (comitia). Auf die Wiederholung der Thätigkeiten be-
ziehen sich auch nenies (nenia), litanies (litania), laudes (laus), complies
(completae), und diesen entsprechend die matines und vepres (Frühmette und
Ahendmette).
Verloren gegangen ist dagegen der Begriif der Mehrheit in den Nachbil-
dungen von Zeitbestimmungen, wie calendes (calendae), nones (nonae) und
ides (idus).
3. Dem Begriffe nach schliessen manche Wörter ursprünglich die Mehrzahl
aus. Dahin werden besonders die Stoffnamen und die grösste Anzahl der
abstrakten Substantive gerechnet, so wie die substantivirten, abstrakt
(oder neutral) gefassten Adjektive. Die letztgenannten, wie le beau, le vrai,
Tutile, le sublime, l'impossible, le comique u. dgl., treten in der That schon
darum nicht im Plural auf, weil sie von männlichen Personalsubstantiven nicht
zu unterscheiden sein würden. Eine Ausnahme bildet les infiniment petits
(Arago); s. §87.
Wir haben bereits gesehen, dass auch Stoffnamen in der Mehrzahl auftreten
können, wenn sie eine spezifische Bedeutung annehmen, z. B. les fers (Fesseln).
In derselben individualisirenden Weise sagt man: les granits et les laves dont
on fait un usage journalier (Andrieux de Brioude). Les marnes ne sont autre
chose que des pierres ä chaux etc. (Id.). Des ors, des cuivres de differentes
couleurs (Grammaire Nation.).
Die abstrakten Hauptwörter lassen in mehrfachem Sinne die Mehrheit zu, so
namentlich in der Dichtung, wo der Plural den Begriff zu steigern scheinen kann:
Tes clartes imniortelles (Racine). Aux hontes d'un supplice (Corneille);
auch in Prosa: les grandes ardeurs de la canicule (Acad.); oder bei der Vor-
aussetzung der Wiederholung einer Thätigkeit oder der Vervielfältigung des
abstrakten Begriffes, wovon zum Theil schon oben (unter 2.) Beispiele angeführt
sind: Dieu nous detache des trompeuses douceurs du monde par les salutaires
amertumes qu'il y mele (Le P. Thomassin), 11 a ete oblige par de grandes
considerations, par des considerations d'houneur et de probite (Acad.);
oder endlich bei der üebertragung des Begriffes auf konkrete Individuen: Les
grands courages ne se laissent point abattre par l'adversite (Acad.).
Dasselbe gilt von substantivirten Infinitiven, wenn die substantivirte
Thätigkeit wiederholt gedacht werden kann, obgleich hier der Sprachgebrauch
enge Grenzen gezogen hat (s. oben § 42. S. 109).
§44. Geschlecht der Hauptworter. 115
44. Geschlecht der Hauptwörter. Das Französische vertheilt alle Haupt-
wörter an das raännliche und das weibliche Geschleclit; selten weicht das
Neuiranzösische hinsichtlich des Geschlechtes vom Altfranzösischen ab.
Das Geschlecht wird aber theils durch den Begriff des Wortes, theils
durch seine Form bestimmt. In beiden Beziehungen beruht es im We-
sentlichen auf dem lateinischen Vorbilde, nur dass die Neuti-a des Latei-
nischen theils dem männlichen, theils dem weiblichen Geschlechte zufallen.
In Beziehung auf die Wortform bemüht man sich aber yergebens, aus den
gegenwärtigen Endungen der Hauptwörter das Geschlecht zu ermitteln; nur
wenige dieser Endungen gehören entschieden einem bestimmten Geschlechte
an: so kann z. B. die Endung age, wie dies freilich am Häufigsten der
Fall ist, auf aticum zurückweisend (voyage, viaticum), männlich sein, aber
insofern sie auf ago (image, imaginem) oder auf einer anderweitigen weib-
lichen Form (cage [cavea], rage [rabies]) beruht, ist sie weiblich. Ebenso
liegt der Endung oire bald oj-ium (oratoire, pretoire, piu'gatoire), bald oria
zu Grunde (ecritoii'e, nageoire, mächoii-e), der Endung ule bald tduin, ulus
(corpuscule, crepuscule, monticule), bald ula (canicule, capsule, formule) etc.
Das Geschlecht ist daher hauptsächlich von der Ableitmig der Hauptwörter
abhängig, so wie von der Nachbildung lateinischer Formen, selbst bei den
meisten derjenigen Wörter, welche nicht aus dem Lateinischen stammen.
Die Lehre von der Ableitung der Wörter ist die Ergänzung der Geschlechts-
regehi.
1. Das Geschlecht der Hauptwörter wird durch ihren Begriff bestimmt, insofern
sie lebendige Wesen bezeichnen, welche ein natürliches Geschlecht an sich wahr-
nehmen lassen. Die Vorstellung überträgt dies natürliche Geschlecht auf andere
Gegenstände mit Rücksicht auf solche Eigenschaften, welche sich männlichem
und mannhaftem, oder umgekehrt weiblichem Wesen vergleichen lassen. Die
hierfür geltenden Gesichtspunkte beruhen zum Theil auf üeberlieferung aus
einer Ursprache, zum Theil auf nationaler Anschauungsweise und mancherlei
Zufälligkeiten.
a) Männlich sind im Französischen:
«. die Namen männlicher Personen oder personificirter Wesen, so wie
männlicher Thiere, wenn diesen eine besondere Form für das weibliche
Geschlecht gegenübersteht: pere, fils, Charles, ange, bouc, etalon, coq.
Ursprüngliche meist abstrakte Feminina, welche in übertragener Weise
von Männern gebraucht werden, bilden hier eine scheinbare Ausnahme: la
dupe (v. dnper) der Narr, Betrogene, la sentinelle Schild wache, la recrue
Rekrut, la taille Tenor, Tenorist, la basse-contre der Bass, Bassist, la haute-
contre Alt, Altist; so auch Namen von Instrumenten: la clarinette Klarinett,
Klarinettist u. dgl. m. Vgl. das lateinische operae Arbeiten, Arbeiter.
ß. die Namen der Bäume, Sträucher und Metalle sind mit wenigen Aus-
nahmen männlich : rouvre (robur), ebene, hetre, bouleau, saule, peuplier,
pommier, eglantier, chevrefeuille; fer, cuivre, argent.
Ausnahmen sind: l'yeuse, l'ebene, la bourdaine (Faulbaum), l'hieble, la
viorne; l'epine, l'aubepine, la ronce, la vigne.
Hier weicht das P'ranzösische vom Lateinischen ab, welches Bäume und
Gesträuche meist als weiblich ansah, jedoch auch Maskulina (oleaster, styrax
8*
116 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst, Abschn. D. Wortbiegung etc.
H. a.), Neutra (acer, suber, ligustrum) und Communia (larix, rubus) hatte.
Die lateiaischen Namen der Metalle, wie aurum, argentum, plunibum, aes
u. s. w., neigen sich dem neutralen Geschlechte zu, welches in das franzö-
sische Maskulinum übertritt.
y. die Namen der Jahreszeiten, Monate und Wochentage: printemps,
janvier, jeudi.
Automne ist männlich und besonders bei Dichtern auch weiblich. Die
Namen der Festtage, la Toussaint, la Saint-Jean, la Saint-Michel u. s. w., sind
mit Bezug auf das ausgelassene fete weiblich; ebenso la Noel, doch gilt Noel
ohne Artikel für männlich. Die mit mi zusammengesetzten Zeitbestimmungen
sind weiblich: la mi-aoüt, la mi-careme, doch männlich le midi und le
minuit. Auch im Lateinischen sind die Namen der Monate männlich; die
der Jahreszeiten folgen keiner Regel.
ö. die Namen der Winde und der Himmelsgegenden: zephyr, ouragan,
nord, sud.
Ausgenommen sind: la bise, la tramontaue, la mousson, la brise.
Die Namen der Winde sind auch im Lateinischen männlich.
i. die Namen der Berge: Vesuve, Etna, Balkan, Finde, Parnasse, Helicon,
Caucase.
Ausnahmen machen: les Alpes (Alpes fem.), les Pyrenees (Pyrenaei
montes), les Vosges (Vosegus, Vosagus, Vogesus m.), les Cevennes (Cebenna
mons) les Andes, les Dophrines.
Im Lateinischen richtete sich das Geschlecht der Bergnamen häufig nach
der Endung.
t. Männlich sind substantivirte Adjektive und Infinitive, welche den
abstrakten Begriff des Adjektiv oder des Verb ausdrücken:
le blanc, le noir, le romantique, le classique, le comique, le neuvieme
(das Neuntel), le dormir, le jeüner.
Das Lateinische verwendet hier für Adjektive das Neutrum; der Infinitiv
ist selten, doch ebenfalls als Neutrum substantivirt: vivere ipsum (Cic,
Att. 13, 29).
71. alle Wörter, welche sonst ihrem materiellen Gehalte oder ihrem abstrakten
Begriffe nach substantivirt werden, wohin auch namentlich Partikeln gehören:
le moi, le qui, le quoi, le si, le pourquoi, le non, le pour et le contre etc.
Hierher gehört auch die Substantivirung von an sich anderweitig geschlecht-
lich bestimmten Wörtern, die aber nur ihrem abstrakten Begriffe nach ge-
fasst werden: c'est un autre elle-meme (Moliere).
.'>. alle zusammengesetzten Hauptwörter, deren erster Bestandtheil ver-
baler Natur ist, wie un tire-botte, un porte-clefs, un vole-au-vent, un pince-
sans-rire u. s. w., auch diejenigen, welche Sätze und Satztheile oder ad-
verbiale Bestimmungen enthalten: un qui-va-lä, un vis-ä-vis, un tete-ä,-tete.
In anderen Zusammensetzungen ist das Geschlecht desjenigen Wortes mass-
gebend, dem ein anderes zur Bestimmung dient, wie la nerf-ferure; eine Aus-
nahme bildet chevre-feuille(AcAD. chevrefeuille), welches männlich ist. Ungleich
ist die Behandlung der mit Präpositionen zusammengesetzten, wenn diese nicht
im adverbialen Sinne, sondern in ihrer präpositioneilen Bedeutung gefasst
werden müssen. So sagt man zuweilen noch mit Beziehung auf das Hauptwort:
•une apres-dinee, une apres-soupee, und diesen analog une apres-midi (trotz
der Verschiedenheit des Geschlechtes von dinee und midi), neben un apres-
diner (auch apres-dine), un apres-souper (auch apres-soupe), un apres-midi.
§44. Geschlecht der Hauptwörter. 117
für welche sich die Akademie entscheidet, dagegen un entre-cote (Acao. uu
entrecote), un entre-colonne, un entre-ligne, un hors-d'oeuvre, indem man
hier die Präposition mit ihrem Kasus als das substantivirte Objekt auf-
fasst.
b) Weiblich sind:
«. die Namen weiblicher Personen oder personificirter Wesen, so wie
weiblicher Thiere, wenn überhaupt das üoschlecht der Thiere durch be-
sondere Formen bezeichnet wird: mere, fiUe, Marie, nymphe, vache, jument,
chevre, poule.
ß. im Allgemeinen auch die Bezeichnungen moralischer Eigenschaften
und der Wissenschaften: assiduite, piefe, naivete, franchise, justice, mo-
destie, mansuetude, inertie, mechancete — philologie, mythoiogie, iihysiologie,
geogiaphie, iiumismafique, aiiafomie u. s. w.
Doch fehlt es nicht an Ausnahmen, wie le vice, l'egoisme, le courage.
2. Die Form der Hauptwörter gewährt im Allgemeinen nur einen geringen Anhalt
für die Erkennung des sogenannten grammatischen Geschlechts. Die charakte-
ristischen, wesentlich verschiedenen Endungen des Lateinischen sind durch Ab-
werfnng und Zusniumenziehung theils abgestumpft und unkenntlich geworden, so
dass die Unterscheidung von Stamm und Endung dem Sprachbewusstsein un-
möglich wird, theils sind Endungen, welche noch im Französischen hörfällig stark
hervortreten, aus mehr als einer lateinischen Form hervorgegangen. Vergeblich
hat man daher versucht, die etwa 16,000 dem Volke geläufigeren Hauptwörter
in dieser Beziehung einigermassen festen Regeln zu unterwerfen. Es ergeht hier
dem Französischen wie dem Deutschen, für welches ebenfalls wegen ähnlicher
Vorgänge keine sicheren auf die Wortform gegründeten Geschlechtsregeln aul-
zustellen sind. Vgl. S. 115.
Die wenigen Bestimmungen, welche sich aus der Vergleichung der Wortaus-
gänge ergeben, sind etwa folgende:
a) Man kann im Allgemeinen annehmen, dass die mit einer männlichen (vollen)
Silbe auslautenden Hauptwörter vorzugsweise dem männlichen Geschlechte
angehören, dass dagegen die mit einer weiblichen Silbe (einem stummen e)
endenden HauptNvörter grösstentheils weiblichen Geschlechts sind.
Wie viele Ausnahmen diese Regel auf beiden Seiten erleidet, kann man er-
messen, wenn man erwägt, dass unter der grösseren Masse mit gleicher Endung
etwa 1200 Haui)twörter auf eur, fast ebenso viele auf ion und mehr als 500
auf te weiblich, dagegen etwa 200 auf a/re, gegen 400 auf age, mehr als 150
auf iste, fast ebenso viele auf ice männlich sind.
Die Gesammtzahl der männlichen Hauptwörter überwiegt übrigens die der
weiblichen im Französischen.
b) Unter den Wörtern mit männlicher Endung sind weiblichen Ge-
schlechtes:
u. die auf ion (gion, nioii, sion, tion und xion), so wie die auf j'o« und
soll, welche auf dem lateinischen tio und fiio beruhen:
region, religion, leunion, mission, confusion, action, nation, fluxiou, reflexion,
le^on (lectionem), rangon (redemptionem), fa(;on (factionem), raison (rationem)
chanson (cantionem), boisson (gl. bibitionem), guerison, garnison, maison
(mansionem), toison (tonsionem).
Als Ausnahmen sind hier zu bemerken: bastion, tison (titionem),
soup(;ou (suspicionem), poison (potionem).
118 Zweit. Tbl. Formeulehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegiing etc.
Eine ErwähnuDg verdienen, obwohl eigentlich nicht hierher gehörig, die
männlichen talion (talionem v. talis), blason (afr. blason, blazon sp. blason
it. blasoue pg. blazäo, brazuo pr. blezo, blizo), poisson (v. piscis), septentrion
(septentrionem v. Septem triones).
/?. die abstrakten Hauptwörter auf eur:
faveur, pudeur, lenteur, grandeur.
Ausnahmen: die vom lat. augurium stammenden heur, bonheur, mal-
beur, ferner honneur, deshonneur, labeur; die Konkreten coeur, choeur, equa-
teur, pleurs sind wie die übrigen männlich. Interieur und exterieur sind als
substantivirte Adjektive gleichfalls männlichen Geschlechts.
y. unter den auf andere Nasallaute und konsonantische Endungen aus-
gehenden Hauptwörtern sind einzelne ausnahmsweise weiblich, so auf Nasen-
laute: maman, fin, catin (schlechtes Frauenzimmer — männlich ist catin
Tiegel), main, faim, mousson; und mit nachfolgendem t: dent, surdent,
jument.
auf r : chair, cour, tour (turris), mer, cuiller, fleur, moeurs.
auf Lippenlaute: clef, nef, soif.
auf Zahnbuchstaben, s und x: vis, brebis, souris, perdrix, paix, fois,
croix, voix, noix, poix, faux, chaux, toux; auf t: part, plupart, hart, mort,
foret, dot, nuit.
(J. die abstrakten. Hauptwörter, welche auf te (lat. tatem) und tie enden:
bonte, beaute, volonte, legerete, moitie, pitie, amitie, inimitie, auch das kon-
krete cite (civitatem). Von denen auf lat. ätus ist comte (comitatus) in vi-
comte und Franche-Comte weiblich. Auf lat. ätum, ätus sind auch die
männlichen cote, arrete, traite zurückzuführen; ete m. (aestatem f.) hat sich
den Namen der übrigen Jahreszeiten angeglichen.
f. einzelne auf andere volle Vokale ausgehende Hauptwörter, wie: foi, loi, paroi,
peau, surpeau, eau, fourmi, merci (Gnade), apres-midi (nach Littre vorwiegend
f., nach der Acad. 1878 jedoch in der Regel m.), bru, tribu, vertu, glu.
c) Unter den Wörtern mit weiblicher Endung ist die Aussonderung der
männlichen Hauptwörter ohne die Erwägung des Ursprunges der einzelnen
völlig unmöglich; sie müsste sich meist auf eine blosse Aufzählung von
Wörterreihen beschränken, welche den allerverschiedensten Ursprung haben
können. Wir begnügen uns daher mit der Anführung einiger Endungen,
welche meist noch als vom Stamme verschiedene Wortausgänge aufzufassen
sind. Männlich sind:
a. Die abstrakten Substantive auf isme und asme (gr. lat. ismus, asmus):
patriotisme, civisme, deisme, mahometisme, enthousiasme, pleonasme.
Auch die von zum Theil konkreten Neutren auf isma, asma herzuleiten-
den schliessen sich diesen an, wie: prisme (prisma), schisme (schisma), cata-
plasme (cataplasma).
ß. die meist abstrakten auf age (lat. aticum mlat. auch agium) :
voyage, langage, courage, carnage, outrage, village.
Die scheinbaren Ausnahmen gründen sich auf eine anderweitige Etymo-
logie, wie: rage, passerage, cage, nage, page (Seite), plage, saxifrage, image,
ambages, enallage, hypallage.
y. die auf meist stammhaftes ege und Vege, zum grossen Theil von lat. egium
oder it. eggio, wie College (collegium), privilege (privilegium), sacrilege (sacri-
legium und sacrilögus), sortilege (sortilegium), cortege (it. corteggio), manege
(it. maneggio), solfege (it. solfeggio), aber auch siege (gl. sedium it. sedia,
§44. Geschlecht der Hauptwörter. 119
sepgia und sedio, seggio, fr. zu Sieger, assieger gehörig), piege (pedica);
dagegen la Norvege, Norwege (mlat. Norwegia).
ö. die auf aire (iat. ari'iis und arium) ; wenngleich Personennamen dieser Art
auch bisweilen auf das weihliche Geschlecht bezogen werden:
libraire, niandataire, locataire, depositaire, diamantaire, lapidaire;
siiaire (sudarimn), laraire (lararium), auch luminaire (v. luminaria, luminar).
Ausnahmen verweisen entweder auf die substantivirte Femininform aria,
wie circulaire, grammaire, jugulaire, nummulaire, dentaire, dentelaire, cataire
u. dgl. m., oder auf ganz andere Abstammung, wie glaire (pr. glara, clara
sp. pg. clara it. chiara mlat. glarea, v, Iat. clara sc. pars ovis und glarea;
s. Diez, Wb. II. 321 und Mätzner, altengl. Wb. s. v. glaire), haire (ahd.
hära altu. hsera v. ahd. altn. här), chaire (cathedra), paire (paria, par).
f. die meist abstrakten auf ice (vom Iat. itiwii und icium):
hospice, Service, supplice, caprice, armistice, precipice, — so auch preju-
dice, edifice u. dgl. m. Weiblich dagegen bleiben die auf Iat. itia zurück-
gehenden: immondice, notice, milice, und überhaupt alle den Endungen ise
und esse gleichstehenden Abstrakta auf ice, ferner die dem Iat. ix, icern ent-
sprechenden: varice (varix, Tcem c), cicatrice, matrice; doch sind calice
(calicem m.) und appendice (appendicem f.) männlich, so wie auch lice (v.
licium). Das weibliche epice kommt von species.
t. alle auf iste (gr. Iat. lai^g, ista), obwohl auch zuweilen auf Frauen über-
tragen :
grammatiste, psalmiste, helleniste, latiniste, annaliste, dentiste, arboriste,
artiste, royaliste, ebeniste.
Im üebrigea bieten weibliche Endungen keinen entschiedenen Anhalt
für eine Bestimmung des männlichen Geschlechtes,
d) Eine Zusammenstellung der bisher erörterten Geschlechtsregeln mit llinzufiigung
der dem weiblichen Geschlechte vorzugsweise vorbehaltenen weiblichen Wortaus-
gänge, welche sich meist als Endungen vom Stamme absondern, würde demnach
etwa folgende allgemeinere Bestimmungen ergeben:
Männlich sind:
K. die auf einen vollen Vokal oder Üoppelvokal endigenden Uauptwörter,
mit Ausnahme einer Anzahl von Wörtern auf ie, tie.
ß. die auf einen Nasenlaut mit oder ohne nachfolgenden Konsonanten enden-
den, ausgenommen eine Anzahl von Wörtern auf io7i, fon und son.
y. die auf einen Konsonanten ausgehenden, mit Ausnahme einer Reihe von
Wörtern auf eur.
d. eine Anzahl von Hauptwörtern auf oye, ege, ice, iste und aire.
Weiblich sind:
«. mit geringen Ausnahmen alle auf ein stummes e endenden, welchem ein
Vokal oder Doppel vokal vorangeht.
ß. die Wörter mit den Endungen ane, aine, ine, agne, aiyne, ugne.
y. die auf eile, ille, aille, eille, ouille.
6. die auf iere und ure.
f. die auf ette, otie.
t. die auf asse, esse, isse, ise, ache, ecke, iche, oc/ie, uche.
rj. die auf ance und ence.
&. eine Anzahl von Wörtern auf cur, ion, ^ou und son.
I. Abstrakta auf ie und tie.
120 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschu. D. Wortbiegung etc.
3. Eine A'ergleichung des grammatischen Geschlechtes der lateinischen Wörter
mit den entsprechenden französischen lehrt, wie die französische Sprache
hierin im Ganzen vom Lateinischen abhängig blieb und deshalli den aus der
Umgestaltung der Hauptwörter hervorgehenden verschiedenen Wortformen nur
einen untergeordneten Einfluss auf die Bestimmung des Geschlechtes gestattete.
Hinsichtlich der lateinischen Neutra machten sich neue Gesichtspunkte geltend,
deren Erklärung nicht überall ohne Schwierigkeit ist. Bei den Maskulinen und
Femininen finden wir im Lateinischen, auch bei den in der klassischen Prosa ge-
wöhnlich nicht in beiderlei Geschlecht vorkommenden Wörtern, seltnere Ver-
tauschungen des Geschlechtes besonders bei Dichtern, und wir dürfen schliessen,
dass gerade dieser seltenere Gebrauch, den wir im Französischen wieder antreffen,
der des gemeinen Lebens war, wie die Poesie ja überhaupt sich volksthümliche
Elemente aneignet, welche der allgemeinen Schriftsprache fremd geworden sind,
a) die lateinischen Maskulina aller Deklinationen erhalten sich im Ganzen,
obwohl hier und da ein Uebertritt in das weibliche Geschlecht statt-
findet. Hier muss jedoch bemerkt werden, dass Wörter, denen eine weibliche
Ableitungsendung gegeben wird, nicht auf Geschlechtsverwechselung be-
ruhen, wie fumee (gl. fumata, nicht fumus), ramee (mlat. ramata), coUine
(mlat. coUina) u. dgl. m.
Eine Geschlechtsvertauschung findet selten bei männlichen Wörtern der
ersten lateinischen Deklination statt: la Marne (Matrona m., doch auch f.)
la planete (planetes, planeta, meist pianetae pl. ni.), la comete (cometes, seltener
cometa m.).
Die männlichen der zweiten und vierten lateinischen Deklination gehen
bisweilen in die weibliche Form über, wie la mousse (ahd. mos, doch urverwandt
mit muscus m.), la rame (ramus m,), la merluche (maris lucius m.). Tauge (alveus
m.), la grenouille (gl. ranuncula lat. ranunculus ni. neben ranula}, la graille (gra-
culus m. mlat. gracula), l'hieble (ebulus m. und ehulum n.), Fasperge (asparagus
m.), l'emeraude (emaragdus m., doch auch f.), l'opale (opalus m.), l'obole (obolus m.)i
Tarche (arcus m., doch auch f. bei Enn.), la figue (ficus selten m,, meist f.,
als Feigenbaum immer f.). Selten ist diese Verwandlung ohne Annahme des
stummen e, wie in la Franche-Comte, la vicomte (v. comitatus).
Die männlichen der dritten lateinischen Deklination erleiden öfter diese
Verwandlung, und auch diese zum Theil bei dem Auslaute auf ein stummes e,
wie: la Loire (Liger, eris m.), la chartre (carcer, eris m.), la pance (pantex,
icis m.), la ponce (pumex, icis m., doch auch f. bei Catull.), la puce (pulex,
icis m.), la herse (irpex, icis m.), l'ecorce (cortex, icis ra., bei Dichtern zu-
weilen f.), la moustache (/xtoia§, «y.oq m.), la tourtre (turtur, üris m., nach
Serv. auch f.), la poudre (pulvis, eris m., selten auch f.), la cendre (cinis,
eris m., selten auch f.);
doch auch ohne weiblichen Ausgang: dahin gehören namentlich die ab-
strakten Substantive auf or, öris, welche regelmässig in das Femininum über-
getreten sind, wie aigreur, couleur, douleur, faveur, fureur etc. Die Aus-
nahmen s. oben; daneben vereinzelte Fälle, wie la fin (finis m., doch schon
früh, besonders aber bei Späteren auch f.), la dent (dens m.), afr. auch la fönt
(fons m.), la souris (sorex, icis m.), la brebis (vervex, ecis m.), la fleur (flos,
öris m.), les mceurs (mores m.), la paroi (paries m.). Auch das pluralische
annales (annales m.) ist im Französischen weiblich.
b) Die lateinischen Feminina gehen öfter in das männliche Geschlecht
über, als der umgekehrte Fall eintritt.
§ 44, Geschlecht der Hauptwörter. 121
Aus der ersten lateinischen Deklination treten Feminina in das Maskuli-
num über und pflegen alsdann die ursprüngliche Endung abzuwerfen: l'epi
(spica f.), le cran (crena f.), le lezard (lacerta f., doch auch lacertus bei Dich-
tern), le fetu (festuca f.), le tilleul (tiliola f.), le Languedoc (v. lingua f.), le
daim (dama f., doch bei Virg. und Stat. m.) neben ladaine f., obgleich auch
mit Beibehaltung des stummen e für ursprüngliches a dieser Uebergang statt
hat: le lierre (hedera f.), l'ongle (ungula f. neben unguiculus m.), le rossignol
(lusciniola f. neben luscinius, lusciuia), le piege (pedica f.), l'orchestre
(orchestra f.), le dimanche (dominica sc. dies neben dies douiinicus; das Wort
dies war m. und f.), les thermes (thermae f.), le litre (n Iixqu).
Andere Formen, welche hierher zu gehören scheinen, wie plant, repos sind
französische Verbalien (von plant-er, repos-er), nicht aus lateinischen Substan-
tiven entstanden; andere weisen auf lateinische Formen verschiedener Art, z. B.
le delice stammt nicht von deliciae, sondern von delicium, hemisphere nicht
von sphaera, sondern von hemisphaerium, le moulin nicht von molina, sondern
von molinum, welches im Mittellateinischen neben molina und molendinum
vorkommt, Fantidote nicht von antidotus f., sondern von antidotum n.
Aus der zweiten und vierten lateinischen Deklination gehen ebenso
manche Feminina in Maskulina über, ohne Rücksicht auf ihre Endsilbe; häufig
die Namen von Gewächsen (mit Beziehung auf die männlichen arbre, abrisseau,
arbuste): le cypres (cupressus m., doch auch f. bei Enn.), le buis (buxus f.,
auch buxum n.), le peuple, Pappelholz, früher auch Pappel (populus f.), le pin
(pinus f.), le myrte (myrtus, i und us f.), l'aune (alnus f.), le platane (plata-
nus f.) u. s. w., namentlich aus dem Griechischen ins Lateinische herüber-
geuommene Adjektive-Substantive, wie le dialecte (dialectus f.), le diametre
(diametrus f.), l'atome (atomus f.), le perimetre (perimetrus f.), le paragraphe
(paragraphus f.) und die mit b66g zusammengesetzten Hauptwörter: le synode
(synodus f.), l'exode (exodus f.), auch le phare (pharus f.), le Pelopon(n)ese
(Peloponnesus f.) neben la Chersouese (Chersonesus f.), während andere dieser
Art weiblich bleiben, wie la diphthongue, la methode, doch le periode (Ziel,
Ende) neben la periode (Periode, Umlauf) von periodus f. Ebenso ist l'abime
(v. abyssus f. gleichsam Superl. abyssimus) männlich geworden. Le porche
und le portique entsprechen beide dem lateinischen porticus f., le dorne dem
lateinischen domus f. oder griechischen d'wfj.a, le van dem weiblichen vannus.
Episode (m.) stammt vom gr. inHaöStov, nicht unmittelbar von tneiaud^og.
Weibliche Wörter der dritten lateinischen Deklination gehen einzeln in
das männliche Geschlecht über; so l'arbre (arbor, öris f.), le sort (sors, sortis f.)
neben la sorte, l'art (ars, artis f.), le salut (salus, ütis f.), le palus (palus,
üdis f.), l'appendice (appendix, icis f.), le sphinx (sphinx, gis f.); unter den
Wörtern auf io sind le soupc^on (suspicio, önis f.) und le poison (potio, önis f.)
übergetreten, so auch talion (talio, önis f. v. talis); ferner le vertigo (vertigo,
inis f.), le cartilage (cartilago, inis f.), le diocese (dioecesis f.), le jaspe (iaspis,
idis f.), le rets (retis f. neben rete, is n.), l'iris (iris f.); le cinabre entspricht
dem cinnabari n. vielmehr als dem cinnabaris f., ebenso le chanvre dem can-
nabus m. und nicht dem cannabis f. Das Adjektiv-Substantiv le continent
kommt von dem lateinischen continens f. sc. terra, dem jedoch auch ein neu-
trales coutinens im anderen Sinne zur Seite stand und welches auch im erste-
ren Sinne bisweilen männlich war.
c) Die lateinischen Wörter, welche entschieden beiderlei Geschlechtes sind
(communia), werden vorzugsweise männlich im Französischen. Dahin ge-
122 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Ahschn. D, Wortbiegung etc.
hören: le beril, beryl (beryllus c), le crystal (crystallus c, obwohl in verschie-
denem Sinne; doch auch crystailum); besonders Thiernamen : le boeuf (bos c),
le chien (canis c), l'elephant (elephantus c. und gewöhnlicher als elephas m.),
le serpent (serpens c), le lynx (lynx c), le tigre (tigris in Prosa m., bei Dichtern
fem.), la limace und le limas (limax c), seltener weiblich wie ja perdrix (per-
dix c), la grue (grus c), so auch le quadrupede (quadrupes c), le canal,
cLenal (canalis m. und selten f.), Noel (und le noel, Weihnachtslied, Spottlied)
neben ä la Noel (natalis f. sc. dies) und andere ursprüngliche Adjektive; la marge
(niargo m., doch auch f.), endlich die Namen der Tage le lundi, mardi etc., auch
midi (und analog minuit)von dies c. L'epode (epodus c.) ist im Französischen
immer weiblich, auch l'agate (achates c).
d) Die Neutra der lateinischen Sprache folgen bei ihrem Uebergange in das
französische Maskulinum oder Femininum keinem durchgreifenden Principe;
denn weder entscheidet durchgängig die männliche oder weibliche französische
Endung des Wortes, obwohl die meisten dieser so entstandenen Feminina
auf ein stummes e endigen; noch sind begriffliche Unterschiede der alten
Neutra durchweg massgebend, wenn auch z. B. die Namen der Metalle in fran-
zösische Maskulina, die der Früchte in Feminina übergehen; noch sind endlich
die lateinischen Deklinationsformen darauf von unbedingtem Einflüsse, obschon
die meisten französischen Maskulina aus Wörtern der zweiten entstehen,
während viele Feminina ebenfalls aus derselben hervorgehen.
Männlich werden z. B. Wörter der zweiten Deklination: heur, bon-
heur, malheur (augurium), or (aurum), plomb (plumbum), argent (argentum),
metal (metallum), vin (vinum), ail (allium), huis (ostium), bras (bracchium),
prix (pretium), pre (pratum), ciel (caelum) vceu (votum), ceuf (ovum) , fait
(factum), decret (decreturu), manuscrit (manuscriptum), ecu (scutum) — arbuste
(arbustum), prodige (prodigium), verre (neben vitre f.) (vitrum), navire (mlat.
navilium, navirium für navigium), regne (regnum), signe (signum), siecle (sae-
culum), armistice (gl. armistitium), vice (vitium) — Wörter der dritten Dekli-
nation: autel (altare, altar, doch auch altarium), airain (aeramen mlat. neben
aeramentum), nom (nomen), temps (tempus), coeur (cor) — cadavre (cadaver),
vase (vas, doch im Plur. vasa, orum), marbre (marmor), volume (volumeu),
diplöme (diploma), charme (carmen) u. s. w.
Weiblich wird eine sehr beträchtliche Anzahl von Neutren. Ihre Endung
auf stummes e scheinen sie, wie auch manche der männlichen, im Allgemeinen
der Uebertragung der Pluralendung auf den Singular zu verdanken. Dies
wird namentlich aus solchen Wörtern klar, welche aus substantivirten ur-
sprünglichen Adjektiven entstanden sind, wie merveille, welches nicht auf
mirabile, sondern auf mirabilia hinweist, volaille (volatilia), und aus ursprüng-
lich pluralischen, wie epousailles (sponsalia), und ihren Nachbildungen, entrailles
(gl. intralia) u. s. w.; auch zeugen dafür Formen, wie das jetzt adjektivirte
aumaille (nicht von animal, sondern animalia) in betes aumailles (Littre).
Das Altfranzösische besass noch das substantivische aumaille f. und ebenso,
neben bestall m. (bestiale), wovon nfr. le betail und les bestiaux herzuleiten
sind, das jetzt aufgegebene bestaille f. (bestialia).
Wenige haben eine männliche Endung, z. B. jument (jumentum), mer
(mare), cuiller, zuweilen auch cuillere (cochleare).
Die meisten haben die weibliche Endsilbe, z. B. aus der zweiten lateini-
schen Deklination: arme (arma, orum), huile (oleum), levre (labrum), horloge
(horologium), etable (stabulum), joie (gaudium), etude (Studium), tourmeute
§ 45. Doppelgeschlechtigkeit und Geschlechtswandlung etc. 123
(tormentum), ache (apium), viorne (viburnum), graine neben grain (granum),
poiume (poinum), poire (piruin), prune (prunuin), inüre (morum), cymbale (cym-
balum), toise (teusum), poiate (punctum), reponse (responsum), epithete (epi-
theton); eine Anzahl von Wörtern auf aie von lateinisch etum, wie saussaie
(salicetum), boulaie, roseraie u. s. f., neben denen allerdings auch Maskulina
auf ay in alten Eigennamen erscheinen, wie Fontenay, Rouvray, Chäteuay u.
a.; volle (velum), feuille (folium), depouille (spolium) u. s. w. Cerise ist nicht
unmittelbar aus cerasum, cerasa, sondern aus dem Adj. ceraseus (cerasea, orum)
entstanden (it. ciregia, ciriegia miat. cerasea, ceresia, vgl. gr. xtgaaCa, xegctom,
Kirschbaum, und to xifjäaiov, Kirsche).
Aus der dritten lateinischen Deklination gehören hierher: elamine (stamen,
ina), pecore (pecus, ora), paire (par, paria), ensei^ne (insigne, ia), niuraille
(murale, ia), merveille (mirabile, ia), volaille (volatile, ia) etc., namentlich auch
die pluralischen epousailles (sponsalia), accordailles, fiangailles u. dgl. Ent-
schieden auf einer ursprünglichen Singularform beruhen: anagramme (ana-
gramma), epigramme (epigramma).
Aus der vierten Deklination gehört hier: corue (cornu).
Den lateinischen neutralen Substantiven verdankt das Französische auch
einige doppelgeschlechtige Substantive, wie navire (mlat. navilium, navirium für
navigium), foudre (fulgur, ora), oeuvre (opus, era), orgue (Organum), orge
(hordeum), voile (velum), auch päque (pascha, tis neben pascha, ae gr. nüa^ci
V. hebr. pesach), s. § 45; nierite (meritum), im Altfranzösischen weiblich, ist
jetzt männlich.
45. Doppelgeschlechtigkeit und Geschlechtswandlung durch Veränderung der
Wortendung. Diejenigen Wesen, welche sich durch das natürliche Geschlecht
von einander unterscheiden, werden theils diu'ch verschiedene sprachliche
Formen, theils durch dieselben Wortformen bezeichnet, die durch ihre
attributiven Bestimmungen oder anderweitig durch den Zusammenhang
ihrem natürlichen Geschlechte nach bestimmt werden können.
Die letzteren heissen doppelgeschlechtige Hauptwörter (communia) ;
die ersteren dagegen lassen entweder eine Bezeichnung durch verschiedene
Wortstämme zu, oder durch Veränderungen ihrer Endung, von denen
jene mein- dem lexikalischen Gebiete, diese, die sogenannten wandel-
baren (mobilia), der grammatischen Ex'örterung angehören.
Die doppelgeschlechtigen Wörter (communia) im engeren Sinne sind solche
Hauptwörter, welche ohne Veränderung ihres Begriffes in derselben Form
mit Beziehung auf das natürliche Geschlecht bald männlich, bald weiblich ge-
braucht werden können. Doch nehmen auch einige Hauptwörter an dieser Doppel-
geschlechtigkeit Theil, bei denen kein natürliches Geschlecht in Betracht kommt;
die Zahl derselben kann nur gering sein, da die Sprache an solcher Unterschei-
dung lebloser oder abstrakter Wesen kein Interesse haben kann. Das Interesse
entsteht jedoch alsdann, wenn an die Veränderung des Geschlechtes Begriffs-
unterschiede geknüpft werden, und namentlich bei der Uebertragung eines
Begriffs aus einer Begriffssphäre in eine andere. Dies giebt den Unterschied
zwischen den ächten oder eigentlichen und den uneigeutlichen doppel-
geschlechtigen Hauptwörtern im weiteren Sinne.
1. Die ächten doppelgeschlechtigen Hauptwörter beschränken sich meist
auf Personalsubstantive, und zwar vorzugsweise auf solche, welche dife
124 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn, D. Wortbiegung etc.
weibliche Endung (stummes e) haben; daher sind substantivirte Adjektive dieser
Art hier bevorzugt. Dahin gehören: adultere Ehebrecher, -in; aristocrate
Aristokrat, -in; artiste Künstler, -in; camarade Genosse, -in; emule Neben-
buhler, -in; eleve Schüler, -in; esclave Sklave, -in; margrave Markgraf, -gräfin;
interprete Dolmetscher, -in; patriote Patriot, -in; compatriote Landsmann,
-männin; pupille Mündel m. und f., und ähnlich: adversaire, locataire,
pensionnaire, proprietaire, depositaire, enthousiaste, demoniaque, sauvage, volage,
fidele, rebelle, coupable, und die Volksnamen auf e: Beige, Russe, Scythe,
Spaitiate, Vaudale u. s. w.
Ausnahmsweise werden einige mit männlicher Endsilbe so verwendet, wie
enfant (un enfant, une enfant) und einige ursprüngliche Adjektive auf on,
z. ß. grognon Brummpeter, Brummliese, souillon Schmutzhammel, Schmutzliese,
von denen einige besonders auf das weibliche Geschlecht bezogen werden, wie
salisson, laideron, dem Worte guenon (Aeffin) analog.
Eine exceptionelle Stellung hat unter den Personennamen das Wort gens,
Leute. Nach langem Schwanken ist dasselbe, ursprünglich weiblich, wie das
noch heute in beschränktem Gebrauche stehende la gent (nation, race), in
Folge seiner Bedeutung jetzt im Allgemeinen auch grammatisch in das Mas-
kulinum übergetreten; doch verlangt es ohne Rücksicht auf das natürliche
Geschlecht die weibliche Form des Adjektiv, wenn ihm ein attributives
Adjektiv oder Fürwort unmittelbar vorangeht, dessen Mask. und Fem.
nicht gleich lauten; daher sagt man: des gens dangereux, tous les gens,
tous les gens pieux, tous les honnetes gens, aber de bonnes gens, de fort dan-
gereuses gens, quelies gens, de telles gens, certaines gens, auch quelles mechantes
gens und selbst toutes les vieilles gens. Alle sonstigen grammatischen Be-
ziehungen bleiben hiervon unberührt: Instruits par l'experience, les vieilles
gens sont soup^onneux u. a. Beim Hinzutreten einer determinativen Bestim-
mung, wie ci, la oder de mit einem Subst. (ces gens-ci, ces gens-lä, les
gens de lettres) verschwindet dieser Ueberrest des weibl. Geschlechtes ganz:
certains gens d'affaire.
Sachsubstantive oder abstrakte Hauptwörter sind selten doppel-
geschlechtig; sie gehören meist der folgenden Klasse an, doch sind männlich
und weiblich ohne wesentlichen Unterschied des Begriffes:
orgue (Orgel), männlich im Sing., weiblich im Plur.;
Oeuvre (Werk), gewöhnlich weiblich, im Sing, bisweilen männlich (le graud
Oeuvre der Stein der Weisen, le gros oeuvre der Rohbau, un ceuvre ein musi-
kalisches, zuweilen ein anderes künstlerisch oder sonst bedeutendes Werk);
foudre, weiblich im gewöhnlichen, männlich im höheren Stile und bei Per-
sonifikationen (ce foudre de la guerre, un foudre d'eloquence);
automne (auctumnus, doch auch auctumnum), nach Nodier nur noch männ-
lich, nach der Akademie (auch 1878) und Littre jedoch männlich und weiblich
zu gebrauchen ;
päque, Passah, ist weiblich, Päques, Ostern, männlich im Sing.: ä Päques
prochain, dagegen weiblich im Plur. Dieser erscheint jedoch nur in bestimmten
Wendungen: Päques fleuries, Päques closes, faire ses päques, faire de bonnes
päques; s. auch S. 113.
comte, jetzt im Allgemeinen männlich, doch auch weiblich: la magnifique
comte de Waterford (V. Hugo), wie in Franche-Comte (aber Franc-Comtois,
der Bewohner dieser Grafschaft) und vicomte;
§ 45. Doppelgeschlechtigkeit und Geschlechtswandlung etc. 125
couple (copula), Koppel und Paar, ohne entschiedenen Begriffsanterschied
zweigeschlechtig, weiblich im Allgemeinen, wenn es von einer Zweiheit zufällig
zusammengehöriger Dinge oder Tbiere gebraucht wird, männlich von einem
natürlichen Paare und zwei durch Gesinnung oder Gleichartigkeit des Naturells
zusammengehörigen Wesen angewendet: une couple de cbapons, de serviettes,
d'annees — un joli couple, nn couple de pigeons, d"amis, de fripons, während
von zwei nothwendig zusammengehörigen Dingen une paire gebraucht wird:
une paire de bottes, de gants; doch auch une paire de pigeons, de ba?ufe,
d'amis, zum Theil mit etwas veränderter Bedeutung (s. Acad. s. v.).
baisemain (Kusshand), gewöhnlich männlich, aber man sagt auch ä helles
baisemains, mit tiefer Dankbarkeit oder Ergebenheit;
navire (mlat, navilium, navirium für navigium), gewöhnlich männlich; aber
mehr alterthümlich auch: la navire Argo;
amour (amorem) ist männlich und bisweilen weiblich im Singular, meist
weiblich im Plural, ausser wenn es Liebesgötter bezeichnet;
hymne (hymnus m.), gewöhnlich männlich, aber auch weiblich nicht bloss
von Kirchengesäugen: des hymnes obscenes, enfantines ou absurdes ä Venus
(Chateacbb.):
chose gilt in Verbindung mit quelque in der Bedeutung etwas für männ-
lich: il me semble que quelque chose est change (V. Hcgo); ebenso auch:
autre chose:
auch personne (jemand, niemand) ist männlich, während la personne
weiblich ist;
Periode, Periode, ist weiblich wie lat. periodus gr. moioiog, männlich in
der Bedeutung: höchster Grad;
sentinelle ist weiblich, nur bei Dichtern zuweilen männlich (Acad.); es
scheint eigentlich ein Abstraktum oder Kollektivum (v. sentina?) zu sein,
welches auf das Individuum übertragen ist.
Ortsnamen, Städte- und Ländernamen folgen keiner durchgreifenden Ge-
schlechtsregel, doch bedingt ihre weibliche Endung auch meist das weibliche
Geschlecht; weibliche Städtenamen werden jedoch mit vorangehendem
tout (ganz) als männlich betrachtet: tout Rome, wobei nicht sowohl an die
Stadt als an das Volk, die Bevölkerung, gedacht wird.
2. Eine grosse Anzahl von doppelgeschlechtigen Hauptwörtern beruht auf
einer Uebertragung ihres Begriffes in ein anderes Gebiet, womit zugleich
der ursprüngliche Begriff eine anderweitige Bestimmung erhält, welche ihn
einem abgeleiteten gleichstellt. Die Uebertragung geschieht:
a) aus einem konkreten Gebiete auf ein anderes konkretes. Hier kom-
men besonders Uebergänge aus dem weiblichen Geschlechte in das männliche
vor. Sie beruhen zum Theil auf Vergleichungen, wie:
aire fem. Tenne, Fläche. masc. Windstrich.
baliste Wurfgeschütz. Hornfisch.
cloaque Kloake (der Alten; Mistgrube, unsauberer Mensch.
modern egout).
givre Schlange im Wappen Rauhreif (beides von vipera).
(auch guivre).
manche (manica, ae) Aermel. Stiel (schon mlat. manicum).
masque (mlat. masca) Hexe, weibl. Scheusal, Maske, Fratze, maskirte
Heuchlerin, nur noch Person,
volksthümlich.
126
Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D, Wortbiegung etc.
moufle
paillasse
pique
pivoine
quadrille
aigle
crepe (crispus)
voile (veliim)
fem. Faustbandschuh; Fla-
schenzng (auch m.).
Strobsack.
Pieke.
Pfingstrose, Päonie.
Quadrille, Reiterabthei-
lung im Carrousel etc.
lasc. Adler.
masc. Muffel (in der Chemie).
Hanswurst.
Piek im Kartenspiel.
Blutfink, Dompfaffe.
"Vierspiel (Karten).
fem. Fahnenadler, Wappenadler,
doch männlich als Ordens-
zeichen: aigle blanc, aigle
noir, aigle rouge.
Flor. ein Gebäck.
Schleier. Segel (vela).
zum Theil drückt das eine Wort etwas von dem anderen Gegenstande
Eerkommendes oder daraus Gemachtes aus:
masc. Burgunderwein.
Champagnerwein.
Hut von Otterhaar.
Hut von Vigognewolle.
Bourgogne fem. Burgund
Champagne die Champagne,
loutre Otter.
Vigogne Schafkameel u.
Wolle des Thieres.
orge Gerste. orge monde Gerstengraupen,
orge perle Perlgraupen,
oder der Bestandtheil wird für das Ganze genannt:
pendule masc. Pendel. . fem. Pendeluhr, Stutzuhr; ähnlich
vapeur fem. Dampf, masc. Dampfschiff (im gem. Lebeu).
oder die Sache, mit welcher die Person zu thun hat, giebt der Person
den Namen:
cornette fem. Standarte, Kom- masc. Standartenträger,
modorflagge. Fahnenjunker, Kornet.
enseigne Fahne. Fähnrich,
trompette Trompete. Trompeter.
oder die Person giebt einer Sache ihren Namen:
custode masc, Kustos, fem. Altarvorhang, Ohrkissen, Pi-
stolenhalfterkappe.
b) Selten werden konkrete Begriffe zu abstrakten mit Veränderung des
grammatischen Geschlechts; so jedoch:
Echo fem. eine Nymphe. masc. der Wiederhall.
pourpre Purpurkleid. Purpurfarbe (auch f.), Friesel.
c) Abstrakte Begriffe werden zuweilen durch Geschlechtsveränderung zu an-
deren abstrakten:
mode masc. Art, Weise, Modus. fem. Mode,
merci Dank. Gnade.
d) Häufig jedoch werden abstrakte Begriffe dadurch zu konkreten:
So dienen sie häufig zur Bezeichnung von Personen, denen die
Thätigkeit oder Eigenschaft zukommt, welche das abstrakte Hauptwort
ausdrückt:
aide fem. Hülfe. masc. Gehülfe,
fourbe Betrug. Betrüger,
guide (afr. abstrakt Füh- Führer,
rung) nfr. Leitriemen.
§ 45. Doppelgeschlechtigkeit und Geschlechtswandlung etc.
127
manceiivre
Manöver, doch auch
Tau werk.
peste P
Oft werden
ständen:
Office ma
triomphe
reläche
remise
memoire
Handarbeiter (vgl. lat. operae),
Pestjunge, böser Bube (fam.).
zu Bezeichnungen von anderen konkreten Gegen-
fei
Amt. fem. Gesindestube, Nachtischkiiche.
Triumph. Trumpf.
Erholung. Ankerplatz.
Aufschub. masr. Art Miethsfuhrwerk.
Gedächtniss. Denkschrift, Rechnung.
Es ist natürlich, dass das Geschlecht mancher Wörter, welche ver-
schiedene Bedeutungen annehmen, in der Sprache des gemeinen Lebens
mit diesen Bedeutungen zugleich wechselt; auch haben die Grammatiker
manche Unterscheidungen ersonnen, welche jedoch von der Lexikographie
nicht anerkannt werden, die übrigens noch andere Einzelheiten dieser Art
verzeichnet.
3. Mit beiden genannten Arten von doppelgeschlechtigen Hauptwörtern sind aber
diejenigen Homonymen nicht zu verwechseln, welche von verschiedener
Abstammung sind, wiewohl sie in den Lauten übereinstimmen. Ihre Zahl
ist nicht unbeträchtlich, ihre Erklärung oft nicht ohne Schwierigkeit. Folgende
mögen als Beispiele dienen :
aune masc. [auch aulne] (alnus) Erle. fem. (mlat. alena v. goth. aleina,
ahd. elina, elna mhd, eine,
ein, eile gr. aksyij lat. ulna)
Elle,
(barba) Bart.
(nord. bardi oder arab. barda'a)
Pferdeharnisch, Speckschnitte,
(capparis) cäpreKaper(Pflanze).
(mlat. carpa) Karpfen,
(v. udd. nhd, drillen ags. pyr-
lian) Drillbohrer,
faux (falx) Sichel,
(fulgur) Blitz, auch masc.
(mlat. litra = limbus) Trauer-
binde in der Kirche,
(libra) Pfund,
(mola) Mondkalb,
(ahd. muscula lat. muscuhis)
Muschel,
(ahd. mos, urverwandt mit
lat. muscus) Moos,
(pagina) Seite,
(palma) Palmzweig,
(v. planare) Schnitzer, Schlicht-
hobel.
poele [u. poile afr. poisle] (pensilis (patella) Pfanne,
sc. domus, vgl. pensiles
balneae) Ofen, heizbares
Zimmer.
barbe
Berberpferd.
barde
(kelt. bard) Barde.
capre
Seeräuber.
carpe
(y.aoTiög) Handwurzel.
drille
(ahd. drigil) Kerl, Soldat.
faux
(falsum) Falsches, Fälschung.
foudre
(ahd. fuodar) Fuder.
litre
(»7 XiTQU mlat. litra) das
Liter, Mass.
livre
(über) Bach.
mole
(it. molo V. moles) Hafendamm.
moule
(modulus) Muster,
mousse
(sp. mozo V. mustus) Schiffs-
junge.
page
{nc<i6iov) Edelknabe.
palme
(palmus) Spanne.
plane
(v. platanus) Platane.
128
Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
souris
temple
tour
masc. (somnus) Schlummer. fem. (summa) Summe.
(aity^ct ahd. soum) Last.
(v. subridere) Lächeln. (v. sorex) Maus,
(templum) Tempel. (tempora) afr. temple, jetzt
tempe Schläfe,
(tornus) Umkreis. (turris) Thurm.
(vas) Gefäss. (ahd. waso ags. vase) Schlamm.
Hierher gehören auch diejenigen Homonymen, welche sich auf eine
verschiedene Geschlechtsform gründen, besonders die Adjektiv-
substantiva, wie:
(gl. — oria) Behälter für ein
Sortiment,
(gl. — oria) Badewanne (jetzt
nur baignoire).
(sc. cardiaca herba) Herzkraut
(veraltet).
assortissoir (gl. assortissorium v. fem,
sortiri) Sortirsieb.
baignoir, -e (gl. balneatorium)
Badestelle (veraltet),
cardiaque (cardiacum) Herzstär-
kung, herzstärkendes
Mittel (veraltet).
decime (decimus) Zehntel-
frank, Steuer in Höhe
eines decime vom
Frank.
(delicium) Wonne,
(decimus sc. ager)
Zehntflur (veraltet),
(ahd. warto) Wächter,
Gardist.
(parallelen) Verglei-
chung.
poste (positum it. posto)
Posten, Amt, Geld-
posten.
pretexte (praetextum) Vor-
wand.
sexte (sextus sc. Über) das
sechste Buch der
Dekretalen.
vulneraire (vulnerarium sc. em-
plastrum) Wund-
balsam.
Manche dieser Formen sind jetzt veraltet.
delice (nur Sing.)
dime, dixme
garde
parallele
(decima sc. pars) Zehntsteuer,
kirchl. Abgabe an den Staat
(veraltet).
(deliciae) dass. (nur Plur.).
(decima) der Zehnte.
(ahd. warta) Wache, Garde.
(parallela sc. linea) Parallellinie,
Laufgraben,
(posita mlat. posta d. i, statio)
Post.
(praetexta sc. toga) römisches
Oberkleid,
(sexta) die musikalische Sexte,
auch die Sexte in der katho-
lischen Liturgie (sc. hora).
(vulneraria sc. herba) Wund-
kraut.
Die "wandelbaren Hauptwörter (mobilia) sind solche, welche das männliche
natürliche Geschlecht durch eine Veränderung der Endung in das weib-
liche verwandeln; da indessen auch andere Mittel von der Sprache zur Bezeich-
nung des natürlichen Geschlechtes verwendet werden, so geben wir auch diese
der Vollständigkeit halber hier an.
üebrigens finden wir diese Unterscheidung, namentlich durch Veränderung
an der Endung, weniger hinsichtlich der Thiere als der Menschen hervortretend;
jene werden grösstentheils (als epicoena) unter ein grammatisches Geschlecht
befasst.
§45. Doppelg^eschlechtigkeit. und GeschlechtswandliiDg etc. 129
1. Das natürliche Geschlecht wird durch Wörterbildung aus verschiedener
Wurzel unterschieden, wie im Lateinischen vir und mulier, mas und femina,
pater und mater, taurus und vacca, aries und ovis, verres und scrofa:
rhonime — la femme; le pere — la mere; le frere — la soeur; l'oncle — la
tante; le taureau (bceuf) — la vache, geuisse; Tetalon - la jument, cavale; le
cerf — la biche; le sanglier — la laie; le verrät — la truie; le bouc — la
chevre; le belier (mouton) — la brebis; le lievre — la hase; le coq — la
poule etc.
2. Durch Ableitungtsformeu, besonders Augmentativ- und Diminutivformen,
wobei dem männlichen Geschlecht meist die A ugmentativ-, dem weiblichen
die Diminutivform gegeben wird, die übrigens im Französischen überhaupt
mit einander wechseln und zum Theil ihre ursprüngliche Bedeutung ganz ein-
büssen; bisweilen haben beide Geschlechter schon eine Ableitungsendung
dieser Art:
a) le canard — la cane; le dindon — la dinde; le mulet — la mule. Auch
solche, denen keine Femininform gegenübersteht, nehmen im Maskulin eine
verstärkende Form an, z. B.: verrat (verres), lanneret der männliche lanier
(gl. lanarius st. laniarius) Würgfalke.
b) Antoine — Antoinette; Guillaume — Guillemette; Charles — Charlotte;
Philippe — Philippote; le levrier — la levrette.
c) chevreuil — chevrette. Anders verhält sich die doppelte Diminutivendung
beider Geschlechter, wenn beide ein Junges von Thieren bezeichnen; le pou-
lain — la pouline, pouliche.
3. Durch Formveränderung an der Endung oder eigentliche Motionsformen,
wie im Lateinischen filius, filia; magister, magistra; caper, capva; lupus, lupa
u. s. w., gallus, gallina; poeta, poetria u. dgl., von denen die letzteren eigent-
lich schon Ableitungsendungen haben und mit den unter 2. genannten einiger-
massen verwandt sind.
a) Einige lateinische Motionsformen sind unmittelbar vom Französischen auf-
genommen, obwohl sie ihr regelrechtes Gepräge eingebüsst haben:
fils (filius), fille (filia); roi (regem), reine (regina).
b) Die meisten motionsfähigen (ursprünglich vorzugsweise der zweiten lateini-
schen Deklinationsform angehörigeu) Substantive, welche auf einen Konso-
nanten oder einen vollen Vokal enden, hängen zum Zwecke der
Femininbildung dem Stamme das stumme e an, wobei auch Wörtern der
dritten lateinischen Deklinationsform dies e (für a) der ersten lateinischen
gegeben wird:
berger, bergere; meunier, meuniere; marchand, marchande; geant, giiante;
nain, naine; orpheiin, orpheline; voisin, voisine; serin, serine; lapin, lapine;
rival, rivale ; Espagnol, Espagnole; marquis, marquise; ours, ourse; ami, amie;
ennemi, ennemie; apprenti, apprentie; bossu, bossue u. s. w. Diese Form
nehmen namentlich auch substantivirte Adjektive an.
Hierbei erhalten jedoch die Maskulina auf f und p ein v, die auf x ein
8 (ss), die auf c gewöhnlich qu, ausnahmsweise equ. lieber die hierher ge-
hörigen substantivirten Adjektive sehe man das Weitere in der Lehre vom
Adjektiv:
venf, veuve; loup, louve; epoux, epouse; Türe, Turque; Grec, Grecque.
Die auf ien, yen, een, oii, at, et und ot verdoppeln in der Regel den
Endkonsonanten :
Mätzncr,fr. Gr. 3, Aufl. 9
130 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Absohn. D. Wortbiegunj^ etc.
chien, chienne; musicien, musicienne; chretien, chretienne; citoyen, citoyeune;
doyen, doyeune; Troyen, Troyenue; Chaldeen, Chaldeeune; Kuropeen, Eiiro-
peenne; espion, espionne ; fripon, friponne; baron, baronne; lion, lionne;
paon, paonne; chat, chatte; minet, minette; linot, linotte. Ausnahmen
macheu hier: Auvergnat, Auvergnate und ähnliche; cagot, cagote; devot,
devote. S. das Adjektiv.
Die auf an verdoppeln höchst selten das n:
Jean, Jeanne; paysan, paysanne. Die ältere Sprache verdoppelte hier öfter
den Nasal, wie in: Persan, Persaune; courtisan, courtisaune u. a.
Die auf eau (el) haben im Feminin eile:
jumeau, jumelle; pastoureau, pastourelle; jouvenceau, jouvencelle und selbst
chameau, chamelle (Chateaubk., V. Hugo; in früherer Zeit chamoille). Auf-
fallender Weise ist tourtereau nicht das Männchen der tourterelle, sondern
das Junge derselben; gleichbedeutend sind cerveau und cervelle, letzteres
besonders im gemeinen Leben gebräuchlich.
c) Selten wird die Motionsendung ine (lat. ina: rex, regina; gallus, gallina) im
Französischen für die Femininbildung verwendet: heros, heroine (gr. ^Qta'ivi]);
czar, czarine; Joseph, Josephine; Charles, Caroline; Philippe, Philippine.
d) Häufiger ist die Endung esse (entsprechend der besonders bei Gentilia der
dritten Deklination im Lateinischen vorkommenden issa gr. taaa und tacsu:
Phoenix, Phoenissa; Aethiops, Aethiopissa; Scythes, Scythissa), welche im
Französischen an "Wörter aller lateinischen Deklinationsformen statt des
stummen e des männlichen Geschlechtes tritt, aber auch an einzelne Wörter
gefügt wird, welche mit männlicher Silbe im Maskulinum auslauten:
i(. poete, poetesse (wenig gebräuchlich); prophete, prophetesse; pape, papesse
(Jeanne); druide, druidesse (Druidae, ariim und Druides, um); — äne,
anesse; chanoine, chanoinesse; negre, negresse; maitre, maitresse; diable,
diablesse; — traitre, traitresse; tigre, tigresse; prince, princesse; comte,
comtesse; böte, hotesse.
ß. pair, pairesse; duc, duchesse; larron, larronnesse; abbe, abbesse.
Dieu hat deesse (gl. deissa); eine Abirrung in die folgende Form [s. e)]
ist die Bildung devin, devineresse; doge, dogaresse. In diacre (diaconus),
diaconesse ist nur die Femininform dem Stammworte getreuer geblieben.
Manche Bildungen dieser Art gehören übrigens nur dem gemeinen Leben
oder einer ironischen und scherzenden Ausdrucksweise an, welche sich
dieser hörfälligen Form gerne bedient; so maire, mairesse; libraire, librai-
resse; ivrogne, ivrognesse; sire, siresse; uioine, moiuesse u. dgl. m.
e) Die Endungen euse (lat. osa)^ eresse und rice (nur als trice, drice vor-
kommend [v. lat. tricem]) sind den Benennungen von Männern auf eui'
(orem, torem) zuertheilt.
«. Die Wörter auf eur (teur) haben die Endung euse (teuse) [welche eine
männliche Nebenform auf eux voraussetzen lässt (vgl. faucheux neben
faucheur, peteux neben peteur [Acad.]), wenn die Silbe eur an einem
Verbalstamme erscheint, wie er sich im Gerundium darstellt, z. B. in
buveur (buvant), menteur (mentant), blanchisseur (blanchissant).
blanchisseur, blanchisseuse; buveur, buveuse; causeur, causeuse; danseur,
porteuse; queteur, queteuse; glaneur, glaneuse; menteur, menteuse; porteur,
danseuse; faiseur, faiseuse; voyageur, voyageuse.
ß. Ihre seltenere Nebenform ist eresse, aus esse und dem zu er abgeschwächteu
eur, afr. eor, ere, lat. a(t)orem, e(t)orem, entstanden:
§ 45. Doppelgeschlechtigkeit und Geschlechtswancllung etc. 13]
bailleur (Verpächter), bailleresse; chasseur, chasseresse iu der Poesie,
sonst chasseuse; demandeur (Kläger), demauderesse; dagegen ist deman-
deuse eine lästige Bittstellerin, Bettlerin; defeudeur (Verklagter), defen-
deresse; enchauteur (Bezauberer), enchauteresse; pechenr, pöcheresse;
neben pecheur, pechense findet sich adjektivisch auch die Nebenform
pecheresse; vendeur, venderesse Verkäuferin (als technischer juristischer
Ausdruck), sonst vendeuse Händlerin; veugeur, veiigeresse. Docteur,
doctoresse ist eine scherzhafte Nachbildung.
y. Die Form trice (drice) findet sich regelrecht nur in Wörtern auf teur (deur),
welche sich nicht durch Anknüpfung des Suffixes tur an einen französi-
schen Verbalstamm bilden lassen, wie derselbe im Gerundium erscheint; die
Form deur, drice ist aus dem Spanischen herübergenommen:
acteur, actrice; consolateur, consolatrice; createur, creatrice; directeur,
directrice; electeur, electrica; tuteur, tutrice u. s. w, ; ambassadeur,
ambassadrice.
Hierher gehört auch bienfaiteur, bienfaitrice; zu malfaiteur, malfaitrice
s. Littre s.v., die Akad. hat malfaitrice nicht aufgenommen. Inventeur,
inven trice; executeur, executrice; persecuteur, persecutrice gehen unmittel-
bar auf lat. inventor, inventrix u. s. w. zurück.
Zuweilen finden sich beide Formen mit veränderter Bedeutung. So
neben debiteur (Schuldner), debitrice auch debiteur (Verbreiter), debiteuse;
neben procureur, procureuse (Frau eines Prokurators) steht procuratrice
(lat. procuratricem) in dem Sinne einer Bevollmächtigten; so auch neben
chanteur, chanteuse die Form cantatrice als Benennung einer Kunst-
sängeriu, besonders einer bedeutenden Sängerin von Profession. Letzteres
steht näher an chanteur (cantatorem) als an chantre (cantor), ist aber im
Lautverhältnisse unorganisch und deshalb unmittelbar auf it. cantatrice
(lat. oantatricem) zurückzuführen.
Engeren Anschluss an das Lateinische zeigt auch die Femininbilduug
empereur, imperatrice (it. imperatrice) ; das Altfranzösische hatte im Mask.
empereres, emperere (Kas. obl. empcreor), im Fem. empereris, empereis.
Die auf ächtlateinischen, aus dem Supinum gebildeten Substantiven auf
das verwandte sor beruhenden französischen Suhstantiva auf seur bilden kein
Femininum, wie defenseur, offenseur, successeur. Schon das Lateinische
fand hier Schwierigkeiten; nur vereinzelt erscheinen: tonsor, tonstrix; defen-
sor, defenstrix und mit ausgestossenem s expulsor, expultrix. Von diesen
will Littre das adjektivische expulseur, expultrico gelten lassen, die
Akademie hat es ausgeschlossen.
f) Einzelne Substantive geben ihre Motionsfähigkeit auf und haben andere
Ableitungsformen desselben Stammes als Feminina neben sich, wie
gouverneur, gouvernante ; serviteur, servante; compaguon, compagne, von denen
die letzteren sich wie compauio, compania verhalten; vgl. leno, lena; caupo, copa.
4. Viele Wörter, sowohl Benennungen von Personen als Thieren, geben ihre
Motionsfähigkeit auf oder befassen unter einem grammatischen Geschlechte
beide natürliche Geschlechter.
a) Viele männliche Personalsubstantive lassen keine Motion zu, ohne
doppelgeschlechtig zu sein oder die Verbindung mit einer weihlichen attri-
butiven Bestimmung zu gestatten; sie beziehen sich auf Thätigkeiten, Be-
schäftigungen oder Eigenschaften, welche in der Regel nur Männern
zukommen. Indess erlaubt sich die neuere Sprache, auch manche dieser
132 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. I). Wortbiegung etc.
Hauptwörter weiblich zu gebrauchen, je mehr es gewöhnlich wird, dass
Frauen die ehemals den Männern vorbehaltenen Beschäftigungen ausüben.
Zu den eingeschlechtigen rechnet man vorzugsweise Wörter, welche wissen-
schaftliche, künstlerische, amtliche, handwerksmässige und kriegerische Be-
schäftigung bezeichnen, wie die mit männlichen Endungen: auteur, censeur,
compositeur, docteur, professeur, orateur, traducteur (doch auch traductrice
[Voltaire]), ecrivain, medecin, artisan, graveur, imprimeur, charlatan, temoin,
tidejnsseur, soldat, general, vainqueur u. dgl, und mit weiblichen Endungen,
wie geometie, philosophe, disciple, artiste, peintre, capitaine, juge u. s. w.
Die Frauen von Beamten etc. werden jedoch zuweilen mit einer Femininform
solcher Substantive benannt, wie madame la generale, la prefete. In ähn-
licher Weise bildet man volksthümlich Familiennamen von Frauen aus dem
Namen des Mannes in Femininform, wie la Bricoline von Bricolin, la Bar-
beaude von Barbeau (G. Sand) u. dgl. m. Im üebrigen gebraucht man
Wörter dieser Art auch vom weiblichen Geschlechte mit männlichen Attri-
butiven: Elle fut sa nourrice, eile devient son guido (Legouve). Madame
Dacier est un des plus fideles traducteurs d'Homere (Giraclt-Dcviyier).
b) "Viele Thiernamen begreifen unter einem grammatischen Geschlechte,
dem männlichen oder dem weiblichen, die männlichen wie die weiblichen
Thiere derselben Gattung; weder die Thierklasse, noch durchweg die Wort-
form giebt für den Gebrauch des einen oder des anderen grammatischen Ge-
schlechtes den Ausschlag, obgleich die Wörter mit weiblicher Endung auch
vorzugsweise weiblichen Geschlechtes sind. Man vergleiche folgende männ-
liche :
«. le chameau, le chacal, le lama, le serpent, le requin, le hareng, le coucou,
le colibri, le faisan, le hanneton, le grillon.
ß. le renne, le zebre, le bievre, le crocodile, le vampire, le cygne, le merle,
le crabe.
und die weiblichen:
(t. la panthere, la girafe, la gazelle, la taupe, la baieine, la carpe, Tauguille,
la greuouille, la grue, la cigogne, la becasse, Tabeille, la mouche.
ß. la soiiris, la chauve-souris, la perdrix, la fourmi.
Soll bei Thieren dieser Art das männliche und weibliche Geschlecht
kennbar gemacht werden, so geschieht dies entweder durch Hinzusetzung der
adjektivischen oder appositiv gebrauchten male und fem eile: une perdrix
male, une perdrix femelle; un serin male, un serin femelle; la femelle büffle;
la femelle marmose; oder durch Voranstelluug der Substantive le male, la
femelle vor den Thiernamen im Genitiv: la femelle du renne. Weibliche
Vögel bezeichnet man auch durch poule: une poule faisane oder faisande,
une poule perdrix; die männlichen durch coq: un coq faisan.
In ähnlicher Weise unterscheidet man die von der Wissenschaft ge-
schiedenen männlichen und weiblichen Pflanzen oder Pflanzenorgane: la
plante male, la plante femelle; du chanvre male, du chanvre femelle; des
fleurs mäles, des fleurs femelies.
Wird die Thiergattung im Allgemeinen in der Einzahl oder Mehr-
zahl bezeichnet, so dient dazu selbst bei den wandelbaren Hauptwörtern
(mobilia) nur ein Geschlecht, und zwar gewöhnlich das männliche: le cerf,
le boeuf, le chien, un troupeau de moutons u. s. w.; seltener das weibliche:
la chevre aime ä gravir au sommet des coteaux (Rosset),
§ 46. Das Eigenschaftswort, sein Geschlecht u. s, Deklin. 133
46. Das Eigenschaftswort, sein Gesclilecht und seine Del^linationsformen.
Die Deklination des Adjektiv steht mit den Gescblechtsformen desselben
in genauem Zusammenhange.
Das Lateinische unterschied Adjektive von drei Geschlechts formen
(us, a, um; er [urj, a, um; er, is, e), von zwei Endungen (is, e, wozu
in einem gewissen Sinne auch die wandelbaren Substantive auf tor, trix
gehören, welche auf der Grenze der Substantive und Adjektive stehen)
und eine nicht unbeträchtliche Anzahl von einer Endung (generis omnis;
meist auf s oder x, selten l oder r nach der dritten Deklination) für alle
drei Geschlechter.
Das Französische, dem das Neutrum gänzlich fehlt, hat zu aller
Zeit Adjektive von zwei Geschlechtsformen und von einer einzigen be-
sessen. Für das Adjektiv von zwei Geschlechts formen diente das
lateinische auf us, a zum Anhalte; auch germanische Wörter fügten sich
dieser geläufigen Form. Das Altfranzösische flektirte sie wie die ent-
sprechenden Substantive. Die auf e?; a, welche auf stummes e endigen
(libre, tendre), so wie die, welche der Aussprache halber e annahmen
(digne, sauvage), konnten die obliquen Kasus des Plural der beiden Ge-
schlechter nicht unterscheiden; diejenigen, welche ein stammhaftes s vor
ursprünglichem us hatten, nahmen natürlich kein flexivisches s an, wohl
aber im Femininum ein e. Eine Form für beide Geschlechter erhalten
besonders Wörter auf is und ns.
Das Neufranzösische hat das Adjektiv von zwei Gescblechts-
formen seit dem 15. Jahrhunderte auf eine grosse Zahl von Adjektiven
der dritten lateinischen Deklination ausgedehnt, und namentlich sämmt-
liche auf al, el, ier, ant und ent ausgehenden Wörter, welche der älteren
geschlechtslosen oder vielmehr beiden Geschlechtern gemeinsamen Form
im Französischen angehörten, hierher gezogen.
Altfranzösische Deklination.
- . --
Zweigeschlechtiges Adjektiv. I Geschlechtsloses
masc. fem. masc. fem. masc. fem. Adjektiv.
Sing. Nom. bons bone dignes digne fran^ois fran^oise || temporeis resplendissanz
Kas. obl. bon bone digne digne fran^ois fran^oise :, temporel resplendissant
Plur. Noui. bon bones digne dignes fran^ois frangoises '1 temporel resplendissant
Kas. obl. bons bones dignes dignes fran^ois fran(;oises jj temporeis resplendissanz
Neufranzösische Deklination.
I.
Zweigeschlechtiges Adjektiv.
masc. fem, masc. fem. masc. fem. masc. fem.
Sing. Nom. vain vaiue fort forte charmant charmante jaloux jalouse
Kas. obl. vain vaine fort forte charmant charmante jaloux jalouse
Plur. Nora. vains vaines forts fortes charmauts charmantes jaloux jalouses
Kas. obl. vains vaines forts fortes charmants charmantes jaloux jalouses
134 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschu. D. Wortbieguns; etc.
Zweit. Tbl.
Formenlehre. Erst. Abschu. D. "\
II.
Geschlechtsloses Adjektiv.
masc. fem.
Sing. Nora. docile docile
Kas. obl. docile docile
Plur. Nom, dociles dociles
Kas. obl. dociles dociles
Im Neufranzösischen sind, nachdem der Flexionsbuchstabe s im Sing, wie
bei den Hauptwörtern aufgegeben ist, alle Adjektive, welche mit stummem e
endigen, geschlechtslos, d. h. beiden Geschlechtern gemeinsam.
Hierher gehören ursprüngliche lateinische Adjektive auf us, a, auf er, a, auf er,
is und auf is (namentlich ilis, bllis), welche das stumme e annehmen, wie maritime,
legitime, digne, large, propre, roide, tiede, sade, analogue — ueutre, tendre —
champetre, celebre, pedestre, salubre, utile, illustre, fidele, faible, affable, incurable,
incorrigible u. a., während andere dieser Klassen zweigeschlechtig sind.
Einüeberrest der alten geschlechtslosen Form ist grand in grand mere,
grand taute, grand chambre, grand garde, grand nie u. a., Plur. grand meres etc., dem
man fälschlich einen Apostroph beigiebt (grand'mere, grand'meres etc.), so wie royaux
(royals) in lettres royaux, fort in eile se fait fort de, parisis und tournois in
la livre parisis, tournois.
In gewissem Sinne gehören hierher die im gemeinen Leben zweigeschlechtig
gebrauchten Adjektive, wie rosat: onguent rosat, de Fhuile rosat; pouf (bröcklig):
ce marbre, cette pierre est pouf; ort und brut sind aber vielmehr als Substantive
zu fassen in: cette balle pese cent livres ort ou brut (brutto Bruttogewicht). Eine
Nachlässigkeit der Alltagssprache hat gewissen Adjektiven bei der Voranstellung die
Geschlechtsform und Flexionsform abgestreift, wie dem Worte feu, welches vor an-
deren attributiven Bestimmungen geschlechtslos erscheint: feu la reine, feu ses
oncles; dagegen: la feue reine, les feus rois. Aehnlich verhält es sich mit ci-
joint, ci-inclus, franc de port und einigen anderen. Diese Erscheinung bildet
einen Gegensatz zu der im Deutschen vorkommenden Flexionslosigkeit des Adjektiv,
■wenn es hinter sein Substantiv gestellt wird: aus dem Brunnen kühl (ühlasd),
auf meinen Füssen flink (Arndt). Ursprüngliche Substantive, welche wie
Adjektive verwendet werden, wohin besonders Farbenbestimmungen durch Sub-
stantive gehören, verändern ihre Form weder mit Rücksicht auf das Geschlecht
noch auf die Zahl; dahin gehören: aurore, paille, soufre, ponceau, jonquille, orange,
cerise u. dgl. m., vgl. des gants soufre, des taifetas jonquille etc. Eine Ausnahme
machen rose, pourpre, welche völlig adjektivirt sind, üebrigens werden Farben oft,
wenn sie durch Substantive bestimmt werden sollen, durch das vorangesetzte couleur
de umschrieben, wobei die Farbenbestimmung appositiv oder adjektivisch, aber
indeklinabel ist: des souliers couleur de rose.
Alle übrigen einfachen Adjektive sind zweigeschlechtig, mit Ausnahme
einiger mangelhaften (defectiva).
DieBilduug der weiblichen Geschlechtsform des Eigenschaftswortes geschieht:
1. im Allgemeinen durch Anfügung eines stummen e an die Adjektive, welche
auf einen vollen Vokal oder einen Konsonanten enden:
spontane, spontanee; joli, jolie; vermoulu, vermoulue ; vain, vaine; plein, pleine ;
grand, grande; plaisant, plaisante; seul, seule; moral, morale; civil, civile; clair,
claire; Interieur, interieure; pur, pure; indecis, indecise.
Die Adjektive auf gu erhalten ein Trema auf e, um das u als tönend zu be-
zeichnen und von dem orthographischen Zeichen der gutturalen Aussprache des
y zu unterscheiden: aigu, aigue; ambigu, ambigue; contigu, contigue.
§ 4G. Das Eigenschaftswort, sein Geschlecht u. s. Deklin. I35
Wenn der Endkonsonant der männlichen Form e vor sich hat, so erscheint
dies beim Hinzutritt der Femininendung stets als offenes e (e) : leger, legere;
passager, passagere; amer, amere ; fier, fiere; secret, secrete; complet, complete.
In dem Feminin von coi und favori erscheint das ursprüngliche, im Mas-
kulin abgeworfene t wieder: coite (quietus), favorite (gl. favoritus); in dem von
benin und malin tritt an die Stelle des n im Maskulin das ursprüngliche gn:
benigne (benignus), maligne (maügnus).
, Im Besonderen ist bei diesem Verfahren der auslautende Konsonant
des Maskulin einzelnen Veränderungen unterworfen, theils aus etymologischen
theils aus ])honetischen Gründen.
a) Unter denen auf 11 verdoppeln die Endungen ien und on im Feminin den
Nasal :
ancien, ancienne; chretien, chretienne; tien, tienue; bon, bonne; fripon, fri-
ponne; felon, felonne.
b) Von denen auf 1 verdoppeln die Endungen ei und eil, so wie einige auf
Ol und nl das l:
bei, belle; nouvel, nouvelle; cruel, cruelle; paternel, paternelle; pareil, pa-
reille; vermeil, vermeille; viel), vieille; fol, folle; mol, molle; nul, nulle.
Unter denen auf il thut dies: gentil, gentille. Bei vielen von diesen ist der
Grund der Verdoppelung das Hervortreten des ursprünglichen //, wie in
bellus, novellus, vellus (veclus, vetulus), follis, mollis, nullus.
Die Formen bei, nouvel, vieil (vetulum), fol und mol sind aber nur
noch gebräuchlich, wenn diese Adjektive vor einem Substantiv stehen, welches
mit einem Vokale oder stummen h beginnt, sonst verwandeln sie sich in
beau, nouveau, vieux (vetulus), fou und mou. Vgl. die afr. biaus, biaulx,
biax; noviaux, noviax; vielz, viaus, viex u. dgl. m. Doch findet man jene
Formen auch sonst noch vereinzelt: Philippe le Bei, Charles le Bei; le
marcher mol et doux; und adverbial gebraucht in: bei et beau; bei et bieu. —
Neben vieil findet sich zuweilen auch vor Vokalen vieux: vieux homme und
vieil homme (Littre und äcad. 1878); en vieux espagnol (Chateaübr.).
Le vieil homme ist auch „der alte, d. h. der fleischliche Mensch", wie le
vieil Adam.
Das adjektivische jumeau afr. jumel, gemel (gemellus) bildet ebenfalls
jumelle (s. oben § 45), steht aber immer nach dem Substantiv und hat des-
halb das / im Maskulinum nicht bewahrt.
Einige Wörter auf ol folgen der allgemeinen Regel, wie espagnol, es-
pagnole.
c) Die Adjektive auf f nehmen im Feminin V statt f an :
bref, breve; brief, brieve; vif, vive; craintif, craintive; expressif, expressive;
naif, naive; neuf, neuve; veuf, veuve.
d) Die auf s verdoppeln s im Feminin, wenn ihr (irundwort ss enthält:
bas, basse (mlat. bassus); gras, grasse (crassus); las, lasse (lassus); gros,
grosse (grossus); epais, epaisse (spissus); expres, expresse (expressus); profes,
professe (professus). Dagegen: ras, rase (rasus); obtus, obtuse (obtusus) u. s. w.
Die beiden absons und dissous (ab-, dis-solutus) lassen im Feminin das
ursprüngliche, vor dem Flexions-5 des Altfranzösischen ausgefallene t wieder
eintreten: absoute, dissoute; tiers (tertius) hat im Feminin das nur graphisch
verschieden erscheinende tierce, afr. auch tierse.
e) Die auf t verdoppeln meist in den acht romanischen Endungen et
und oi den Konsonanten im Feminin: gehört die Silbe einem lateinischen
136 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
Gnmdworte, so geschieht dies nur, wenn t aus einem Doppelkonsonanten
entstand, wie et, td.
ct. brunet, brünette; doucet, doucette; douillet, douillette; coquet, coquette;
mollet, mollette; bellot, bellotte; pälot, pälotte; vieillot, vieillotte.
ß. sujet, sujette (subjectus); net, nette (nitidus); doch auch sot, sötte
(rabbin. schoteh).
Dagegen sind regelmässig mit einfachem f: concret, concrete (concretus);
discret, discrete; complet, complete (completus); replet, replete; inquiet,
inquiete (inquietus); pret, prete (praestus); secret, secrete (secretus); devot,
devote (devotus); idiot, idiote (idiota); bigot, bigote (v. bigod?); cagot,
cagote (v. canis Gothus?); auch mat, mate (arab. mät [in dem pers. arab.
schäh mät] pr, mat sp. pg. mate it. niatto mlat. mattus mhd. mat).
Gleichwohl bleiben auch einige mit der romanischen Endung ot ohne
verdoppeltes t im Feminin: manchot, manchote (einhändig); ragot, ragote
(untersetzt).
f) Die auf c ausgehenden verwandeln entweder im Feminin den sich erhalten-
den Guttural aus phonetischen Gründen in qu, oder sie verwandeln ihn
organisch in ch:
a. caduc, caduque; public, publique; turc, turque; ausnahmsweise grec,
grecque.
ß. blanc, blanche; franc, franche (frei, neben franc, franque, fränkisch); sec,
Seche; so auch frais, fraiche, wegen seines Grundwortes ahd. frisc.
g) Wenn sich gutturales g der männlichen Form erhält, so verwandelt es sich
vor e in gu:
long, longue; oblong, oblongue.
h) Die auf x nehmen vor dem e des Feminin s an, da sie auf ursprünglichem s
beruhen (osus) :
creux, creuse; curieux, curieuse; dangereux, dangereuse; glorieux, glorieuse;
heureux, heureuse; harmonieux, harmonieuse; odieux, odieuse; soup?onneux,
soup(?onneuse ; jaloux, jalouse.
Roux hat dagegen rousse, weil ss in seinem Grundworte steht (russus);
doux hat douce, wegen des ursprünglichen c (dulcis); über vieux, vieille
s. oben 2. b). In faux, fausse ist die Lautschärfung etymologisch ungerecht-
fertigt. Prefix bildet regelmässig prefixe.
i) üeber die Adjektiv-Substantive auf eur, teur s. die Hauptwörter.
3. Als hinsichtlich des Geschlechts mangelhaft (defectiva) sind wenige Adjektive
aufzuführen; jedoch giebt es sowohl Adjektive, die nur im männlichen, als auch
solche, die nur im weiblichen Geschlechte vorkommen.
a) Nur männlich werden angetroffen: aquilin (nez, Adler-), chätain (kastanien-
braun), dispos (munter), ebroudi (nur in fil ebroudi, der feinste gezogene Draht),
fat (geckenhaft), gruyer von grue (faisan gruyer, der dem Kranich gleicht, fau-
con gruyer, Falke zur Kranichjagd) und gruyer v. ahd. groen, grüen, grünen (in:
seigneur gruyer, Forstlehnsherr), hebreu (le texte hebreu, les livres hebreux,
dagegen la langue hebraique), negrier (vaisseau, bätiment negrier, Negersklaven-
schiff, davon capitaine negrier), resous, rubicau (cheval, stichelhaarig).
b) Nur weiblich finden sich: crasse (ignorance, grob), cursive (lettre, ecriture.
Kursiv-), effectrice (cause), jardinee (pierres jardinees i. e. qui presentent des
herbes), occase (amplitude occase, astronomische Abendbreite), Oceane (mer,
Weltmeer), pertuse (feuille, durchstochen), pleniere (cour, indulgence); ebenso
§ 46. Das Eigenschaftswort, sein Geschlecht ii. s. Deklin. 137
asine, bovine, chevaline, ovine (bete, race), meist auch canine (faira, dent),
ranine (artere, veine, Froschader).
In Betrete' der Pluralbildung gelten für das Adjektiv die für das Substantiv
massgebenden Regeln.
Üas Adjektiv bleu bildet den Plural bleus, nicht bleux; ebenso bildet feu, wo
es überhaupt einer Veränderung fähig ist (s. oben S. 134), den Plural feus. Sonst
findet sich auf e« nur noch das oben unter 3. a) erwähnte defektive hebreu; dies hat
der Regel gemäss hebreux.
Hinsichtlich der Adjektive auf 1 finden einige Abweichungen statt.
Die Adjektive bei, nouvel, vieil, fol und mol bilden ihren Plural im männlichen
Geschlechte dem Singular auf u gemäss: beaux, nouveaux, vieux, fous, mous.
Die auf al haben 7Aim Theil männliche Plurale auf aux, wie brutal, brutaux;
egal, egaux; liberal, liberaux; moral, moraux; und so die grösste Anzahl.
Eine Anzahl anderer nimmt aber noch bis in die jüngste Zeil den männlichen Plural
auf als an, welcher im Allfranzösischen die Grundform und Nebenform des anderen
ist: afr. roialz, bealz u. s. w.; indessen ist schon in der ersten Hälfte unseres Jahr-
hunderts der Sprachgebrauch, wie die Grammatik über die Ausdehnung seiner An-
wendung in Zwiespalt. Die Akademie spricht sich 1835 über manche dieser Wörter
überhaupt nicht aus. Die Liste derer auf als giebt etwa die folgenden: amicals,
fatals, finals, frugals, glacials, Initials, labials, linguals, niatinals, medials, natals,
navals, ovals, pascals, penals, theätrals, virginals, vocals. Manche Grammatiker
wollen den Plural von Wörtern, wie austral, boreal, canonial, conjugal, fatal, filial,
final, frugal, jovial, pastoral, nasal, total, nuplial, special, pectoral u. dgl. m, über-
haupt vermieden wissen. Doch findet man Auktoritäten für den Plural dieser
Wörter auf als und auf aux. Manche derselben sind der Volkssprache fremd,
und die früher selten nach historischen und etymologischen Grundsätzen ihre Unter-
schiede feststellenden Grammatiker übten hierin wenig Einfluss auf die Bücher-
sprache. Grammatisch berechtigt ist als wie aux; der volksthümliche Gebrauch
führte aber zu einer immer allgemeineren Anwendung des aux.
Neuerdings können die Formen auf als durchaus als aufgegeben betrachtet
werden; sie erscheinen nur noch ganz vereinzelt. So führt Littre den Plural finals
an, den die Akademie 1878 nicht mehr erwähnt; dagegen führt sie als (seltenen)
Plural von fatal das nun vereinzelte fatals auf, während Littre den Plural von
fatal überhaupt als ungebräuchlich bezeichnet.
Uebereinstimmend bezeichnen beide als ungebräuchlich den männlichen Plural
von frugal, giacial, natal, naval, die Akademie auch den von automnal, colossal,
jovial, partial, pascal. Ausserdem wird bei einer nicht geringen Anzahl von Ad-
jektiven auf a/, deren Zahl bei der Akademie noch grösser ist als bei Littre, der
männliche Plural durch Nichtanführung vermieden.
Die zusammengesetzten Adjektive bieten hinsichtlich der Geschlech ts-
und PI n ralbilduug einige Anomalien. Eine Schwierigkeit kann hier entstehen,
wenn zwei Adjektive zusammengesetzt und durch einen Bindestrich verbunden,
nicht zu einem ungetrennteu Ganzen verwachsen sind, und es fragt sich, ob alsdann
eins der Adjektive oder beide die Geschlechts- und Pluralendung annehmen.
I.Ist von den zusammengesetzten Adjektiven das eine völlig adverbial und in
dieser Weise die Bestimmung des anderen geworden, so wird nur das letzte da-
durch bestimmte Adjektiv flektirt:
des enfants nouveau-nes; une fiUe nouveau-nee; des pcuples demi-sauvages ; des
robes mi-parties. Diesem Falle hat man andere fälschlich angeglichen, wie deux
enfants mort-nes; uue tragedie mort-nee (Acad.), nach Anderen morts-nes u. dgl.
138 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschii. D. Wortbie«jung etc.
Für clair-seme schreibt die Akademie jetzt clairseme: de l'avoine clairsemee;
des beautes clairseiuees.
Statt des adverbialen nouveau gebraucht man in vielen Füllen lieber das mit
dem folgenden Adjektiv nnverhundene und daher flektirte nouveau, nouvelle:
nouveaux venus, nouvelles mariees; daneben auch das regelrechte Adverb: uou-
vellement ne.
2. Wenn das erste Adjektiv im geraden Verhältnisse zu einem Hauptworte
stand, aus welchem die adjektivische Form hervorgegangen ist, so wird ebenfalls
nur das letzte flektirt:
les geants court-vetus, d. h. mit kurzen Kleidern (Voi.TAtRE), jetzt court vetu
ohne Bindestrich: une jeune fille trop court vetue (Acad.); court-jointe, ee —
loug-jointe, ee (kurzgefesselt — lauggefesselt, d. h. mit kurzen etc. Fesseln, vom
Pferde); Franc-Comtois, e (einer aus der Franche-Comte).
S.Stehen dagegen beide Adjektive im geraden Yerhältnisse zu einander,
d.h. sind sie als gleiche Kasus anzusehen, mögen sie sich additioneil zu ein-
nnder verhalten oder auch durch einander modificirt sein, so nehmen beide
die Geschlechts- und Flexionsendung an:
un fruit aigre-doux, des oranges aigres-douces (Acad.); les enfants premiers-nes
(Ead.); la perdrix grise-blanche et la perdrix rouge-blanche (Buffon); les cheveux
chätains-bruns (Id.); une couleur bleue- foncee (Id.). So flektirt man auch ivre-
mort, frais-cueiili; tout-puissant bildet das Feminin toute-puissante, aber im Plural
(nach der gewöhnlichen Behandlungsart des tout) tont-puissants.
Hier finden aber mehrfache Abweichungen statt. Die Akademie stellt ivre
mort, frais cueilli u a. un verbunden neben einander: etre ivre mort; une fleur
fraiche eclose etc.
Die Farbenadjektive werden oft in der Einzahl männlichen Geschlechts zu
Substantiven beiderlei Geschlechts in der Einzahl und Mehrzahl gesetzt: d'une
couleur gris-obsciir (Buffon); des reflets vert-dore u. dgl. m., in welchem Falle
das zusammengesetzte Adjektiv substantivisch, sei es nun als elliptisch mit Aus-
lassung einer Präposition, oder als appositiv zu fassen ist, wie wir oben auch
Substantive (couleur de rose) in ähnlicher Weise attributiv verwenden sahen.
Die Akademie vermeidet in diesem Falle gewöhnlich den Bindestrich: vert
brnn, rouge fonce, gris pommele (doch du pain bis-blanc, un habit gris-hrun),
ausser wo der zweite Bestandtheil substantivisch ist: vert-dragon, vert-pre,
jaune-citron, auch couleur gris-de-perle, etoffe gris-de-lin (neben bleu barbeau
und rouge d'ecarlate).
Bei den nach lateinischer Weise mit dem Bindevokal o in dem ersten Theile
der Zusammensetzung gebildeten Adjektiven dieser Klasse, wie anglo-saxon,
greco-latin, concavo-convexe, vegeto-mineral, neo-latin, gallo-normand, i.st der
erste Theil natürlich biegungsunfähig: les chroniqueurs de race anglo-saxonne
(Thierrv); de l'eau vegeto-minerale (Littre); des langues neo-latines (Acad.);
s. § 83. II. B.
47. Steigerung des Eigenschaftswortes. Die schlechthin einem Gegen-
stande beigelegte Eigenschaft drückt das Eigenschaftswort in seiner Grund-
form, dem Positiv, aus.
Wird aber die mehreren Gegenständen gemeinsame Eigenschaff, ver-
gleichungsweise einem Gegenstande oder einer Gesammtheit von Gegen-
ständen im höheren Masse oder Grade als dem anderen oder mehreren
§ 47. Steioerunf^ des Eigenschaftswortes. 139
anderen zugeschrieben, so dass hier der steigernden Vergleichung nur zwei
verglichene Sphären vorschweben, so drückt das Eigenschaftswort dies
höhere Mass durch seinen Komparativ aus.
Der Superlativ des Eigenschaftswortes dagegen legt in attributiver
Weise einem Gegenstande oder einer Gesammtheit von Gegenständen die
Eigenschaft, welche allen Gegenständen derselben Art oder allen von dem
Redenden in Betracht gezogenen gemeinsam ist, im höchsten Masse oder
Grade bei.
Der Unterschied zwischen dem Komparativ und Superlativ beruht
wesentlich darauf, dass jener stets nur zwei verglichene Sphären im Auge
hat und die nach einer Eigenschaft verglichenen Gegenstände sehr ver-
schiedenen Klassen von Gegenständen angehören können (das Eisen ist
härter als Holz), während der Superlativ einen einzelnen Gegenstand oder
eine Gesammtheit von Gegenständen aus einer und derselben Gesammt-
klasse hervorhebt (die Cedern sind die höclisten Bäume).
Das Lateinische bildete den Komparativ und Superlativ im All-
gemeinen durch Anhängung der Suffixe ior, ius und issimus (seltener imus,
timus, simus), a, um an den Wortstamm. Diese Formen hat das Fran-
zösische frühe bis auf einige Reste aufgegeben; weder keltische, noch ger-
manische Steigerungsformen traten an ihre Stelle. Sie wurden vielmehr
durch Umschreibung ausgedrückt, wofür das Verfahren des Lateinischen,
den Komparativ diu'ch magis, den Superlativ durch maxime mit dem
Positiv zu umschreiben, welches sich meistentheils auf eine Reihe von voka-
lisch auslautenden Stämmen beschränkte, zum Vorbilde genommen wurde.
Im Französischen wird der Komparativ durch das dem Positiv
vorangestellte plus, welches dort überhaupt die Stelle von magis einnahm,
der Superlativ durch das vom Artikel begleitete plus (le plus, la plus)
mit dem Positiv dargestellt. Vgl. plus formosus. Nemes. 4, 72.
a) Die Steigeriingsgrade gehören zuvörderst dem Eigenschaftsworte an:
1. Komparativ. Die regelmässige komparativische Steigerung geschieht durch
plus; da aber die attributive Verbindung des Komparativ mit einem Haupt-
worte, welches den bestimmten Artikel (oder statt dessen ein Possessivfürwort)
vor sich hat, durch die Mitbeziehung des Artikels auf den gesteigerten Positiv
den Begriff des Superlativ darstellen würde, so finden wir den Komparativ
nur da, wo kein bestimmter Artikel störend einwirken kann:
Un genie plus puissant, plus eleve que Bossuet (Vu.lemain). Dos maux eucore
plus longs et plus cruels que les siens (Fenelon). L'houneur est plus puissant,
plus sacre que la loi (Voltaire). II n'y a rien de plus agreable que de fen-
tendre (Acad.).
Als üeberreste lateinischer Komparativ forme n sind dem Französi-
schen die Komparative melior, pejor, minor: meilleur, pire, moindre verblieben,
welche in acht steigerndem Sinne zu den Positiven bon, mauvais, petit treten.
Meilleur ist die altfranzösische Form des obliquen Kasus zu mieldres im Nomi-
nativ; pire und moindre sind altfranzösische Nominativformen, üebrigens giebt
man dem Adjektiv bon iu dem Sinne gutmüthig, einfältig noch bisweilen
den Komparativ plus bon, Superlativ le plus bon; häufiger findet man: plus
140 Zweit. Till. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegimg etc.
mauvais, le plus nianvais; und petit (klein, in Beziehung auf einen äusseren
oder ethischen Massstah) bildet auch plus petit, le plus petit.
Andere noch vorhandene Formen, wie anterieur, citerienr, exterieur, in-
ferieur, Interieur, majeur, minenr, posterieur, superieur, ulterieur haben meist
die acht komparative Bedeutung elngebüsst. Reste des lat. Komparativ finden
sich auch in dem unbestimmten Fürwort plusieurs (gl. plusiores, pluriores von
plus, plures; vgl. plusimus f. plurimus) und den Substantiven le sire (senior)
neben le seigneur (seniorem), le maire (major) neben le majeur (majorem), le
prieur (priorem).
Das Altfranzösische besass noch mehr acht komparativische Formen, wie
graindres (gratidior), maires (major).
Die im Neufranzösischen noch erhaltenen neutralen Komparative, mieux
(melius), pis (pejus), moins (minus), plus (plus), sind theils als komparativische
Adverbien, theils als substantivirte Adjektive im Gebrauch.
So wie der Positiv durch plus zu einem höheren Grade gesteigert wird, so
kann er umgekehrt durch moins auf einen niederen Grad in der Vergleichung
herabgesetzt werden: eile est moins jolie que sa soeur.
Verstärkt wird der Komparativ durch Vorsetzung von Adverbien, wie bien,
encore u. dgl. m.
2. Superlativ. Wo der Komparativ in Verbindung mit dem bestimmten Artikel
auftritt, hat er die Bedeutung des Superlativ; dies erstreckt sich auch auf die
aus dem Lateinischen herübergenommenen Formen: le meilleur, le pire, le
moindre. Dieselbe Wirkung hat ein Possessivpronomen (mon, ton, son, notre,
votre, leur), welches vor der Komparativform steht und den Artikel ausschliesst.
Le plus grand art; le plus imbecile de tous les hommes; ma plus grande envie.
Folgt jedoch der Superlativ seinem vom Artikel begleiteten Hauptworte,
so muss der Artikel wiederholt werden: Thomme du monde le plus robuste.
Der Mangel eines selbständigen Superlativ erschwert unter Umständen,
besonders bei der Substantivirung des Adjektiv, eine strenge Scheidung von
Komparativ und Superlativ; man vergleiche: Cela depend du plus ou moins
de travail; le plus ou moins ne changent pas l'espece, mit: Le plus que je
puisse faire (Acad.). S. oben 1.
Die Absonderung des Superlativ wird übrigens früher durchaus nicht
streng festgehalten: Les supplices plus hideux ä voir ne sont pas toujours les
plus forts (Montaigne). Eine schärfere Unterscheidung beginnt eist im
17. Jahrhundert; doch auch in dieser Zeit findet sich noch häufig, besonders
bei Dichtern, aber auch bei Prosaikern, der einfache Komparativ statt des
Superlativ: Et c'est aux plus saints lieux que leurs mains sacrileges Font
plus d'impietes (Malherbe). Les vieillards sont cenx dont le sommeil a ete
plus long (La Bedveire). Vgl. Littre v. plus. 21.
Das Französische hat einige Superlativformen bewahrt, welche den rela-
tiven Superlativbegriff aufgegeben haben, wie extreme, supreme, intime, prime,
(de prime abord, de prime saut, auch als Hauptwort la prime), infime, minime.
Eine andere Reihe von Superlativen ist den lateinischen auf issimus nach-
gebildet und theils in Titulaturen gebräuchlich, wie serenissime, eminentissime,
illustrissime, reverendissime, amplisslme (als Titel des Universitätsrektors), no-
bilissime (als Titel oströmischer Kaiser), theils in vertraulicher Rede und bis-
weilen mit ironischer Färbung: excellentissime (auch als venetianischer Titel),
clarissime, bellissime, puissantissinie, savantissime, rarissime, verissime u. v. a.
Dahin gehört auch das angeblich von Richelieu, doch in der That schon
§ 48. Der Artikel. 141
früher gebildete Substantiv generalissime, Generalissimus. Das Altfrauzösische
gebrauchte manche solcher Formen, wie grandisme, hautisme, saintisme, pesme
in edler Rede.
Alle diese lateinischen Formen gehören vorzugsweise dem sogenannten ab-
soluten Superlativ, bei welchem der AdjektivliegrifiF nicht mehr den Gegen-
stand aus einer Gesammtklasse vergleichsweise hervorhebt, sondern an und für
sich in seiner intensivsten Bedeutung aufgefasst wird. Solche Verstärkungen
des Adjektivbegriffs werden auch durch die dem Positiv vorgesetzten Adverbien
extraordinairement, iiifiniment, extremement, parfaitement, oder durch die
schwächereu fort und tres bewerkstelligt.
Eine superlativische Degradation wird durch le moins bewirkt.
b) Aber auch auf das Hauptwort wird die Steigerung bisweilen übertragen. Dies
geschieht namentlich bei Personalsubstantiven, deren charakteristische Merkmale
in diesem Falle adjektivisch zusammengefasst werden. Hier haben zunächst die
Adjektiv-Substantive auf ewr, teur ihre Stelle:
Le general Foy, le moins conspirateur des hommes (Villemain).
Doch können auch andere Substantive aller Endungen so verwendet werden:
Les faux patriotes plus tyrans mille fois que les peres despotes (Ponsard).
Ce Simon Renard est plus roi que je ne suis reine (V. Hugo). H n'y a que
le roi de Prusse que je mets de niveau avec vous, parce que c'est de tous les
rois le moins roi et le plus homme (Voltairü).
Selbst eine Steigerung durch tres kommt hier vor: Oui, vous etes sergent,
monsieur, et tres-sergent (Racinic), obwohl nur in komischer Weise.
c) der Steigerung unfähig sind einige Adjektive ihrem Begriffe nach, nament-
lich solche, welche sich auf bestimmte Zeit-, Zahl- und Raumverhältnisse beziehen,
oder Stoff, Besitz und Abstammung bezeichnen, oder schon an und für sich ein höch-
stes Mass ihres Begriffes in sich schliessen u. dgl. m. Dahin gehören: aine (ains ne,
ante natus), puine (post natus), premier, dernier, eternel, carre, octogone, argileux,
paternel, dorique, fran(,-ais, principal, supreme, immortel, unique u. v. a., so wie
die oben genannten lateinischen Formen citerieur, superieur etc. Indessen ist
hier die Grenze schwer anzugeben. Theils li'sst eine übertragene Bedeutung als-
dann eine Steigerung zu, theils werden die über alle vergleichsweise Steigerung
erhabenen Begriffe abgeschwächt und so zur Vergleichung benutzt, wie nament-
lich die negativen infini, immense, incomprehensible u. v. a., selbst impossible,
oder wie parfait, divin, unique u. dgl. m.
48, Der Artikel. Unter dem Namen Artikel (apy^pov) begreift man ein
abgeschwächtes hinweisendes Fürwort, den bestimmten Artikel, und ein
ebenso abgeschwächtes Zahlwort, den unbestimmten Artikel, welche dem
Lateinischen entnommen sind, obgleich diesem der Gebrauch jener tonlosen
Formen in ihrer mehr abstrakten Funktion nicht bekannt war. In den
germanischen Mundarten waren sinnverwandte Artikel gebräuchlich, auch
die keltische Sprache hatte ihr zum Artikel abgeschwächtes Fürwort und
Zahlwort; dem älteren Französischen war aber der Artikel noch entbehr-
licher, als dem Neufranzösischen, in welchem er konkreten und abstrakten
Hauptwörtern vielfach unerlässlich und selbst im sogenannten partitiven
Verhältnisse in weitem Umfange gebräuchlich ist. Den Gebrauch des Ar-
tikels hat die Syntax zu entwickeln; wir haben es hier mit der Erörterung
der Formen zu thun.
142 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Ahschn. D. Wortbiegung etc.
a) Der bestimuite Artikel hat sich aus dem lateinischeu Fürwort ille entwickelt,
welches im ausartenden Latein wahrscheinlich durch den Einfluss fremder Sprach-
eigenthümlichkeit ebenfalls in einer abgeschwächten Bedeutung angetroffen wird.
S. Mätzner, Syntax I. p. 414, Die Eidformeln von 842 haben ihn übrigens
noch nicht.
Im Französischen sind die Formen des Artikels meist mit den Kasuspräpo-
sitionen de und a so verschmolzen, dass dadurch der Schein einer ächten Dekli-
nation entsteht. Es unterscheidet sich im Artikel das männliche und weibliche
Geschlecht in der Einzahl, ausser vor einem Vokale oder stummen //, vor denen
Ic und la ihren Vokal elidiren; in der Mehrheit fallen beide Geschlechter zu-
Das Altfranzösische hatte zahlreiche Formen des Artikels, die sich selbst
innerhalb eines und desselben Gesammtdialekts in mehrere enger begrenzte Lokal-
formen spalteten; der pikardische Dialekt unterschied überhaupt das männliche
nicht vom weiblichen Geschlechte.
Altfranzösische Deklination.
masc.
fem.
m. u. f. (pikard.)
Sing. Nom.
li, r
li, la, lai, V
li, le
Gen.
del, deu, don, du, do
de la, de lai, de 1'
de le, del ^
Dat.
al, au, eu, ou
a la, a lai, ai lai, a V
a le, al, ef
Akkus
lo, lou, lu, le, r
la, lai, r
le
Plur. Nom.
li
les, li
li
Gen.
dels, des
dels, des
des
Dat.
als, as, aus
als, as
as
Akkus
les
les
les
Neufranzösische Deklination,
mas. fem.
Sing. Nom.
le, r la, r
Gen.
du, de r de la, de
r
Dat.
au, ä r ä la, a 1
Akkus
. le, r la, r
Plur. Nom. les
Gen. des
Dat. aux
Akkus. les
Die Entstehung der zusammengezogenen Formen erklärt sich aus der Ver-
wandlung des Z in M und theil weise aus seiner Elision; in aux ist x statt s nach
Analogie anderer Flexionsformen fixirt worden.
Im Altfranzösischen wurde der Artikel, wie die ihm verwandten Formen des
persönlichen Fürwortes mehrfach mit anderen Wörtern verschmelzen: nel (ne le),
ms (ne les), jel (je le), jes (je les), mes (me les), ausser mit de und ä auch mit
en zusammengezogen : el (en le), es (en les). Davon hat sich es in der Form es
noch in einzelnen Ausdrücken erhalten: docteur, licencie, bacbelier es lettres, maitre
es arts, docteur, licencie es sciences, Saint-Pierre es liens, in der juridischen Formel
es mains (zu Händen). Noch zu Ende des 16. Jahrhunderts war es ganz gebräuch-
lich: la venue de Pbaramon es Gnules (Dd Haillan, st. 1610); und archaistisch auch
später: Le bien qui se trouve es choses temporelles (Pascal), S'il advient que
§ 48. Der Artikel. 143
ces petits vers-ci Tombent es mains de qiielque galant hommo (Voltairk). Le
vilaiu que le dit procureur du roi par son serviteur le gendarmo a fait constituev
es prisous (P. L. Courikr).
Die französischen Grammatiker reden von einem partitiven Artikel (ar-
ticle partitif). Die grammatische Erscheinung, welche mit diesem Namen fälschlich
bezeichnet wird, geht die Syntax an, und besteht der Form nach darin, dass der
durch die Kasuspräposition de mit oder ohne den Artikel ersetzte (partitive) Ge-
nitiv gleich einem Nominativ und Akkusativ verwendet und durch das voran-
gesetzte ä in ein Dativverhältniss gesetzt werden kann; so entstehen syntaktische
Verbindungen von a de, ä du, a de la, a des. Ein Genitiv dieses ursprünglichen
Genitiv, de de, de du etc., würde natürlich ungereimt erscheinen.
Es ist zu bemerken, dass diese Flexion des Genitiv durch a mit dem Ar-
tikel vor Hauptwörtern, durch a ohne Artikel gewöhnlich vor Eigenschafts-
wörtern vorkommt:
du pain — h. du pain de la viande — ä de la viande
des pains — ä des pains des viandes — ä des viandes
d'excellent vin — ä d'excellent vin
d'excellents vins — k d'excellents vins.
Dass hinsichtlich der Anwendung des Artikels und seiner Weglassung in
diesem Falle keine logische Nothwendigkeit den Sprachgebrauch bestimmt,
da der Artikel ebenso gut im partitiven Verhältnisse bei Substantiven fehlen als
bei Adjektiven stehen kann, das ist theils an sich klar, theils geht es daraus hervor,
dass im Altfrauzösischen bei Hauptwörtern der Artikel gewöhnlich fehlt, im Neu-
französischen aber auch vor Adjektiven hier und da sogar mit einer gewissen
Stetigkeit auftritt (du bon sens, du beau temps, de la bonne volonte), und dass
es übrigens lediglich von der Voranstellung oder Nachstellung des Adjektiv ab-
hängt, ob der bestimmte Artikel fortfallen darf oder nicht: vgl. de bonnes lois,
de vagues soupi^ons, de petits enfants mit des maris jaloux, des travaux impor-
tants, des hommes originaux.
Den Unterschied der Vor stellungs weise bei dem Gebrauch oder der
Weglassung des Artikels hat die Syntax nachzuweisen,
b) Der unbestimmte Artikel. Das abgeschwächte Zahlwort xin, une, an sich schon
die Einzelheit des Individuums ausdrückend, kann bei der anderweitigen Un-
bestimmtheit des lediglich nach Seiten dieser seiner Einzelheit charakterisirten
Gegenstandes leicht dazu verwendet werden, den beliebigen und damit selbst den
verallgemeinerten Gegenstand zu bezeichnen. So abgeschwächt findet sich unus hier
und da schon im Lateinischen, wo man es für pleonastisch zu erklären gewohnt ist:
una aderit mulier lepida (Plaut., Pseud. IV. 1, 33); unum vidi mortuum efferri
(Most. IV. 3, 9); forte unani adspicio adulescentulam (Terent., Andr. I. 1, 90); sicut
unus paterfamilias his de rebus loquor (Cic, de Gr. 1, 29, 138). Besonders war dieser
lateinische Gebrauch zunächst wohl der Umgangssprache angehörig. Dem Kelti-
schen ist ein solcher Artikel nicht ganz fremd; das Kornische und Armorikanische
gebrauchten so das fast gleichlautende Zahlwort (körn. «», on, armorik. «?;-, ung).
Im Altfrauzösischen flektirte un, une nach der Weise der Adjektive:
Altfranz. Neufranz,
masc. fem. masc. fem.
Sing. Nom. uns une im une.
Kas. obl. un une un une.
Es scheint gegen das Wesen dieses Artikels zu sein, in Begleitung eines
Hauptwortes in der Mehrzahl aufzutreten; gleichwohl geschah dies im Ältfranzö-
144 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Worthiegung etc.
sischeu bei Hauptwörtern, welche nur in der Mehrzahl zu stehen pflegten oder
eine zusammengehörige Zweiheit von Gegenständen bezeichneten: Et d'unes
meurs et d'un covage (Rom. du Renart I, 114). D'unes fauses armes
l'arma (Rom. de la Violktte p, 90). D'unes forces qu'ot apportees A errant
ses tresces copees (Rom. de Codct v. 7344). ünes grandes Joes (Jones);
unes grandes narines; nnes grosses levres etc. (Orelli, Altfr. Gr.
p. 41, 2. Aufl.). Vgl, das lat. una castra, unae litterae u. dgl. Das Neiifranzö-
sische hat diesen Gebrauch aufgegeben.
49. Das Zahlwort. Die quantitative Bestimmung der Gegenstände
nach Seiten der Einheit und Vielheit enthält das Zahlwort, welches, wenn
auch die Gegenstände nicht ihrer Qualität oder ihrem Wesen nach be-
stimmend, gleichwohl als Grössenbestimmung den Charakter eines Eigen-
schaftswortes hat.
Im Lateinischen hatte das Zahlwort sich zu einer Reihe von adjekti-
vischen Formen entwickelt, welche das Zahlenverhältniss der Gegenstände
nach mehreren Gesichtspunkten bezeichneten mid bis auf den grössten
Theil der Grundzahlwörter biegungsfähig waren. Das Zahlwort tiat als
Grundzahlwort, Ordnungszahlwort, Eintheilungszahlwort,
Fachzahlwort (Multiplikativzahlwort) und Verhältnisszahlwort auf.
Das Französische hat nicht alle diese adjektivischen Arten des
Zahlwortes erhalten, sondern dieselben zum Theil anderweitig ersetzt; es
hat die Grundzahlwörter und die Ordnungszahlwörter bewahrt,
die Fachzahlwörter und Verhältnisszahlwörter aber in eine ge-
meinsame Form verschmolzen. Uebrigens haben die Zahlwörter ihre For-
men im Wesentlichen seit der ältesten Zeit nicht verändert, und ihre gegen-
wärtige Orthographie hat sich etwa seit dem 13. Jahrhundert festgestellt.
Einige ältere Wortformeu sind allerdings der Sprache ganz verloren ge-
gangen.
a) Das Grundzahlwort giebt die Einheit und die Anzahl der Einheiten an. Diese
Zahlwörter lauten im Neufranzösischen:
1 un, une, 2 deux, 3 trois, 4 quatre,
5 cinq, 6 six, 7 sept, 8 hnit, 9 neuf 10 dix,
11 onze, 12 douze, 13 treize, 14 qua-
torze, 15 quinze, 16 seize, 17 dix-
sept, 18 dix-huit, 19 dix-neuf . . 20 vingt,
21 vingt et un (vingt-un), 22 vingt-deux,
23 vingt-trois etc 30 trente.
31 trente et un etc 40 quarante,
41 quarante et un etc 50 cinquante,
51 cinquante et un etc 60 soixante,
61 soixante et un etc 70 soixante et dix (soixante-
dix),
71 soixante et onze (soixante-onze), 72
soixante -douze, 73 soixaute- treize,
74 soixante quatorze etc 80 quatre-vingts,
81 quatre - vi ugt-uu, 82 quatre-viugt-
deux etc 90 quatre-vingt-dix,
§49. Das Zahlwort. ]45
91 quatre-viiigt-onze, 92 quatre-vingt-
douze, 93 quatre-vingt-treize etc. . 100 cent,
101 Cent un, 102 cent deux, 103 cent
Cent et un, trois etc.
200 denx cents (deux
Cent un etc.), 300 trois cents etc. . 1000 mille (mil),
2000 deux mille, 3000 trois mille etc. 100,000 cent mille.
Un million (decies centena millia, eine Million) und un milliard (tausend
Millionen), un trillion etc. drücken die Zahlbestimnmng in substantivischer
Weise aus. So werden auch andere Grundzahlen im gemeinen Leben häufig
substantivisch als eine Einheit zusammengefasst, namentlich mit dem Suffix aine:
une huitaine,une dizaine, une douzaine (daher Dutzend), une quinzaiue, une vingtaine,
une trentaine, une soixantaine, une centaine (neben un cent), un miliier; so schon im
Altfranzösischen. Huitaine wird besonders von dem Zeiträume von 8 Tagen (die
Woche) gebraucht, wie quinzaiue ohne weitere Bestimmung den Zeitraum von
14 (eigentlich 15) Tagen bedeutet, und quarantaine vom vierzigtägigen Fasten
und von der sogenannten Quarantaine. Maskulinische Formen auf ain werden
meist nur in ganz bestimmter Beziehung gebraucht, wie quatrain (vierzeilige
Strophe), das veraltete cinquain (von einer Schlachtordnung für 5 Heerhaufen
u, dgl.; s. Littre), sizain (sechszeilige Strophe, Paket von 6 Spiel Karten), huitain
(achtzeilige Strophe), dizain (zehnzeilige Strophe, Rosenkranz von 10 Perlen, Paket
von 10 Spiel Karten) u. s. w. Das Substantiv zero m. (arab. cifr, cifron)
drückt 0 aus.
Die subtrahirenden lateinischen Zahlwörter duodeviginti, undeviginfi, duode-
triginta etc. sind aufgegeben: das additioneile Verhältniss waltet überall inner-
halb der Zahl hundert vor, bis auf das multiplikative quatre-vingts. Die addirten
Zahlen werden jedoch jetzt meist, wenn Eins folgt, durch et verbunden: vingt
et un, trente et un etc., nach der Akademie auch soixante et dix, soixante et onze:
dagegen quatre-vingt-un, quatre-vingt-onze, cent un, mille ud. Auch findet man
soixante et deux — et trois — et douze etc. Das Altfranzösische verband häufig
Zehner und Einer durch et, selbst dis et set, dis et nuef u. s. w. Das Lateinische
setzte von 20 bis 100 die kleinere Zahl mit et voran oder liess sie meist ohne
et folgen: viginti unus, viginti duo etc., trecenti sexaginta sex.
Biegungsfähig sind die Grundzahlwörter durch Voransetzung von de und «.
Dem unus, a entsprechend hat un noch die Femininform une (s. oben Artikel).
Der Plural dieses Zahlwortes kommt nur noch in der Gegenüberstellung von les
uns, unes — les autres (die Einen — die Anderen), so wie in les uns les autres,
les uns des autres (einander, von einander) etc. vor, um eine Gesammtzahl von
Individuen zu bezeichnen.
Im Altfranzösischen waren ausser uns, une auch dui und troi biegungsfähig
(Sing. Nom. dui, doi — troi, frei, Kas. obl. dous, dem — trois, treis).
Unter den Zehnern erhält vingt in quatre-vingts ein s als Zeichen des Plural,
und ebenso cent, wo von mehreren Hunderten die Rede ist, wenn kein adj. Zahlwort
weiter darauf folgt; steht jedoch die Grundzahl für die Ordnungszahl, so fällt das s
ebenfalls fort: quatre-vingts hommes, depuis quatre-vingts ans, deux cents hommes,
quinze cents personnes, deux cents millions: dagegen quatre-vingt-deux hommes,
denx cent trente soldats und en huit cent (im J. 800), vers l'an douze cent,
numero quatre-vingt, chapitre deux cent. Das Altfranzösische gab dem cent
oft auch vor anderen Zahlen das s; l'an mil trois cens soixante et onze (Le
Chevalieb de La Tour). — Das Zählen nach Zwanzigern war dem Altfranzösi-
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 10
146 Zweit. Till. Kornienlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
sehen geläufig: trois viiiz, six vinz, sept vinz, onze vinz, qnatorze vinz, auch six vint,
sept vint etc. geschrieben. Im neueren Französischen findet man ausser quatre-
vingts noch quinze-vingts (Biindenhospital in Paris für 300 Blinde), un Qninze-
Viiigt (einer dieser Oospitaliten); il s'etait trouve dans six vingts combats (Vertot).
Mehrere Tausender werden nie durch ein s au mille bezeichnet: quarante
miile hommes. Im Ältfrauzösischen wurde mille, uiilie, mile oder auch mil ge-
schrieben, doch schon frühe in Jahreszahlen der christlichen Zeitrechnung mil,
und so noch jetzt: Tan mil huit cent vingt. Wird jedoch nach Jahren seit der
Schöpfung gerechnet, so schreibt man mille: l'an du moude trois mille, l'an mille
de la creation. Man ist wohl berechtigt, in diesem Gebrauche den Rest einer
alten Unterscheidung von afr. mil (lat. mile, miile) und mille, milie, mile (lat.
milia, millia) zu sehen, obwohl dieselbe nicht streng durchgeführt ist; aus milia,
miHia hat sich auch das subsfantivirte le mille (Meile) entwickelt (lat. decem
milia passum neben mille passus), welches im Plural les milles bildet.
Das Altfranzösische besass noch die Zahlform ambes (ambo), auch in der
Zusammensetzung ambedui, ambedoi, andui etc. (ambo-duo); sie ist gegenwärtig
noch in den Substantiven auibe m. (die Ambe) und ambesas m. (Doppelass, alle
Ass im Trictrac) vorhanden. Die neuere Sprache ersetzt sie durch tous deux,
toutes deux, tous les deux etc.
Die alten Formen septante 70, huitante, oitante, octante 80, nonante 90,
sind im Allgemeinen ungebräuchlich: septante und nonante kommen in der Arith-
metik vor und sind zum Theil noch volksthünilich. Auch wird Septante von den
70 Dolmetschern (Septuaginta) gebraucht.
Die Bruchzahlen werden durch das adjektivische demi, demie ('/j) und
durch die substantivirten ursprünglichen Ordnungszahlen tiers ("3), quart ('/■•))
cinquieme ('/a), auch bisweilen quint (j'y ai le quint [Acad.] u. dgl.), sixieme
C/e), septieme (7^) u. s. w. ausgedrückt. So auch trois centiemes (s/ico) neben
un trois-centieme Clioo) u. dgl.
Das adjektivische demi, demie wird der ganzen (benannten oder unbenannten)
Zahl nachgesetzt und mit et angefügt, was bei den substantivischen Bruchzahlen
nicht erforderlich ist (vgl. une aune un quart, une aune trois quarts neben une
aune et un quart etc.). Bei den benannten Zahlen richtet sich demi im Ge-
schlechte nach dem Hauptworte: un pied et demi, trois livres et demie.
Einem Hauptworte kann das alsdann unveränderliche demi vorangesetzt und
durch ein Tiret verbunden werden: une demi-livre etc., deux demi-pieds etc.
Den Begriff des Viertels drücken mit Rücksicht auf Mass und Gewicht
quarte f. (Quart, zwei Pinten), quarteau m. (Vierteltonne, '/i muid), quarteron m.
(Viertelpfund) aus; auch quartier wird als Viertel vieler Grundmasse und Gegen-
stände gebraucht: quartier de Tantiee, quartier de vigne u. s. w., quartier de veau
Kalbsviertel u. a. Als zehnter Theil (Zehnter) ist in spezifischer Bedeutung
noch la dime (dixme) üblich.
In der Bezeichnung der Tagesstunden findet die additiouelle Hinzufüguug
der Bruchtheile statt, wie in une heure (et) un quart, six heures (et) trois quarts,
k dix heures et demi, selbst midi et demi, minuit et demi, doch auch die sub-
trahirende Weise durch Anknüpfung mit moins, besonders für ^/n sept heures
moins un quart, midi moins un quart. Dass man statt der Bruchtheile die
Minuten additionell und subtrahirend eintreten lassen kaun, versteht sich nament-
lich bei anderen Bestimmungen als denen der halben und Viertelstunden von
selbst, ist aber auch dort gebräuchlich: deux heures (et) dix, vingt, trent-cinq,
quarante miuutes; sept heures moins deux, cinq, dix, douze
§ 49. Das Zahlwort. I47
b)Das Ordiiuug-szalihvort. Es bezeichnet in adjektivischer Weise die nach der
Zahl bestimmte ReiLoiit'olge oder Ordnurig eines Gegenstandes im Räume, welche
dann auf die Zeit und auf das ethische Gebiet (der Würde, des Hanges 11. s. f.)
übertragen wird.
Die Ordnungszahlwörler, weiche von der Sprache als durch Vergleichung be-
dingte Bezeichnungen von Steigerungsstufen gefasst zu werden pflegen, haben
ausser premier (erster), second (zweiter), woueben aber auch deuxieme vorkommt,
alle die ursprüngliche Superlativendung ieme (lat. esimus afr. isme, inte), den
lateinischen, deutschen und anderen Ordnungszahlen analog, angenommen.
Die Endung ieme wird den unveränderten Kardinalzahlwörtern augehängt,
welche auf einen Kon sonanten endigen: deuxieme, troisieme, sixieme, hnitieme,
vingt et uuieme (vingt-uuieme), vingt-deuxieme, ceutieme etc.; nur cinq nimmt aus
orthographischen Gründen ein « an: ciucjuieme; neuf verwandelt /'in das ursprüng-
liche i', welches im Auslaute nicht stehen konnte: neuvieme. Die auf stummes
e endenden Kardiualzahlwörter werfen das e vor ieme ab : onzieme, douzieme,
seizieme, trentieme, millieme etc.
Da sämmtliche Grundzahlwörter, ob durch ein Tiret verbunden oder nicht,
als ungetrenute Ganze betrachtet werden, so erhält in den zusammengesetzten
nur das letzte Zahlwort die Endung ieme: quatre-vingt-dixieme, cent unieme,
quarante millieme, abweichend vom Lateinischen, welches in den durch getrennte
Wörter dargestellten Ordinalzahlen nur die Multiplikativadverbien nicht mit dem
Suffix versah: quartus decimus, annus millesimus octingentesimus, dagegen:
decies centies millesimus, obgleich solche Zahlwörter auch uugetiennt dargestellt
werden : quingentiesmillesimus.
Neben premier finden wir das alte prime noch in einigen Verbindungen:
de prime abord, de prime saut; la prime ist Hauptwort in mehreren Bedeutungen.
In Verbindung mit anderen Zahlen steht nie premier, sondern unieme: le trente et
unieme (trente-unieme), wie im Lateinischen unus et vicesimus, unaetvicesima, unet-
vicesima, unus et trieesimus etc. häufiger vorkam als primus et vicesimus etc. Das
Altfranzösische gebraucht auch vintisme premer u. dgl. m. neben vintunisme.
Second unterscheidet sich von deuxieme nicht wesentlich im Gebrauche:
il löge au second (etage); vous etes le second sur ma liste: — il löge au deuxieme
etage; je suis le deuxieme sur la liste (Acad.). Doch gebraucht man vorzugs-
weise second, wo man die Rücksicht auf eine weitere Folge, auf ein Drittes,
Viertes u. s. w. bei Seite lässt oder lassen muss, weil nur zwei Gegenstände
überhaupt vorbanden sind: tous les seconds jours du mois; Philippe second (bei
seineu Lebzeiten der letzte Philipp); le second tome (der zweite als letzter Band),
doch hat hier natürlich oft die Reflexion ihre Willkür. In den zusammengesetzten
Ordinalzahlen steht nur deuxieme; vingt-deuxieme (lat. vicesimus et alter neben
vicesimus secundus). Im Altfranzösischen steht avich hier second: quaraunte
secund; deuxieme hat erst im Neufranzösischen um sich gegriffen.
Für troisieme, quatrieme, cinquieme, sixieme hat das Altfranzö-
sische tiers, quarz, quinz, sistes, sixtes neben den späteren tresime, cinquime,
sesime, sisime u. a. Einige Reste bewahrt davon das neuere Französische, wie
in den als Bruchzahl gebrauchten tiers, quart, quint, dem substantivischen tiers (ein
Dritter), le tiers etat, le tiers ordre de Saint-Franc^ois u, dgl.; fievre tierce das
dreitägige Fieber; le quart denier als Abgabe. Un quart voleur survient findet
sich noch bei La Fontaine (Fables I. 13). Ferner in Charles-Quint, Sixte-Quint.
Vgl. auch: la dime (dixme) neben le decinie; le Centime.
10*
14.'^ Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschii. D. Wortbiegmig etc.
c) Selbständise Eintheilungszahlwörter besitzt das Französische nicht; die latei-
nischen Formen singuli, bini, terni, quaterni, quini, seni, septeni etc. sind auf-
g-egeben. Ihre Stämme leben zum Theil fort, wie in biner, binage, binaire, in
den Substantiven lerne, quaterne, quinaire, dem Adjektiv senaire u. s. w. Man
ersetzt sie zum Theil durch die Reduplikation, wie un ä un, deux ä deux, trois
k trois, qiiatre :\ quatre etc. je einer, je zwei u. s. w. Das Altl'ranzösische ver-
band das verdoppelte Wort durch et: doi et doi etc. Andere Mittel des Ersatzes
boten sich in mancherlei Wendungen: uue multitude de chars atteles chacun de
qnatre chevaux (Bernardin dk St.-Pierre). Ces tableaux valent cent fraiics
chacun (Be^chekelle). Deux fois par semaine; de deux jours Tun (Acad.) u. s. w.
d) Das Faclizahhvort (Multiplikativzahlworl) und das Verhältnisszahlwort
werden im Lateinischen durch die Suffixe -plex und -plus (simplex — siniplus,
duplex — duplus etc.) unterschieden, im Französischen in der auf -plus beruhen-
den Form verschmolzen. Das Multiplikativzahlwort drückt insbesondere aus, wie
viele gleiche oder auch verschiedene Theilganze (Bruchtheile) der Gegenstand
enthält (vgl. duplices tabellae, cuspis triplex Dreizack, mundus triplex Himmel,
Erde und Meer, Stipendium duplex doppelte Löhnung); das Verhältnisszahlwort
dagegen bezeichnet, wie vielmal sich eine und dieselbe Grösse in einem Ganzen
wiederholt (dupla pars ein zweimal so grosser Theil). Daher konnte im Lateini-
schen das erste auch das zweite vertreten, nicht aber umgekehrt. Die Verwandt-
schaft beider Anschauungsweisen und ihre theilweise Verschiedenheit ist unschwer
zu finden. Im Französischen werden die hierher gehörigen Adjektive in beiderlei
Bedeutung gebraucht, sind also trotz ihrer Form den Wörtern auf -plex am
Meisten sinnverwandt. Im Lateinischen sind nicht für alle Zahlen Adjektive
dieser Art nachweislich und demnach wohl einige nicht vorgekommen, z. B.
quadragesuplex. Im Französischen werden einige durchaus vermieden, z. B.
uiilluplp. Adjektive dieser Art sind: simple (simplus), double, triple (afr. treble),
quadruple, quintuple (gl. quintuplus, quinquiplus), sextuple, septuple, octuple,
nouuple (die beiden letzteren jetzt wenig gebräuchlich), decuple, centuple.
Douze est sextuple de deux; une amende quadruple; une force double d'une
antre; — cette maison a une double entree; un bätiment k triple etage (Acad.).
Das den bestimmten Zahlwörtern entsprechende allgemeine Zahlwort dieser Form
multiple enthält, gerade wie das lateinische multiplex, ebenfalls beiderlei Be-
deutung: Neuf est multiple de trois; — la question est multiple, eile a beau-
coup de faces differentes (Acad.). Lateinisch: Multiplex quam pro numero
damnum est (Liv.) — multiplex lorica (Virgil.).
50. Da8 Fürwort. Die Fürwörter oder Pronomina, welche, ohne den
begriffliclien Gehalt von Hauptwörtern oder Eigenschaftswörtern zu haben,
deren grammatischen Cliarakter behaupten, führen in dieser Beziehung
ihren Namen mit Recht. Doch sind sie nicht etwa nur Vertreter von
Nennwörtern als Zeichen für dieselben, welche die Bestimmung hätten,
durch Vermeidung der Wiederkehr derselben Nennwörter die Rede ab-
zukürzen und minder schleppend zu machen, da sie in der That auch
Beziehungen ausdrücken, welche dei- objektiven Natur des Hauptwortes
wie des Eigenschaftswortes im engeren Sinne fremd sind.
Man kann die Fürwörter ihrer syntaktischen Funktion nach in substantivi-
sche und adjektivische eiutheilen.
In Beziehung auf ihren Inhalt und die Gemeinschaft der Abstauunung zerfallen
sie in 1. die persönlichen mit den daraus abgeleiteten zueignenden, 2. die
§50. Das Fürwort. 1. a) Das persönliche Fürwort. 149
hinweisenden, 3. die fragenden, 4. die bezüglichen und 5. die un-
bestimmten Fürwörter.
Alle diese Arten der Fürwörter haben im Neufranzösischen zugleich noch eine
besondere gedoppelte Beziehung innerhalb der Rede, welche meist auch gedoppelte
Formen derselben veranlasst hat, je nachdem sie in unmittelbarer Verbindung mit
einem Zeitworte oder Ilauptworte stehen oder nicht. Die einen nennt man ver-
bundene, die andern unverbu lulen e Fürwörter. Wir betrachten diese beiden
Arten innerhalb jeder der iünf angegebenen Klassen.
Die französischen Fürwörter beruhen ihrer Form nach zum grossen Theile auf
den lateinischen Prouominen. Nicht alle sind jedoch hier erhalten; dagegen hat die
neue Sprache auch neue Fürwörter namentlich durch Zusammensetzung gewonnen.
Das Lateinische hatte vollständige, zum Theil eigenthümliche Flexionsformen für
alle Klassen der Fürwörter. Das Französische hat in diesem Redetheile die latei-
nische Flexion vollständiger als im Substantiv und Adjektiv bewahrt, obgleich nicht
ohne wesentliche Verluste.
1. a) Das persüuliehe Fürwort. Es hat drei auf die lateinischen ego, tu, ille
gegründete F'ornien: die eine, wodurch die redende Person sich seihst he-
zeichnet; die andere, womit die angeredete Person benannt wird; die dritte,
welche zur Bezeichnung der nicht an dem Gespräche betheiligten Person und
demnächst des besprochenen Gegenstandes überhaupt dient. Die Unter-
scheidung der Geschlechter für die beiden ersteren als unmittelbar sinnfällig be-
zeichneten Personen war unnöthig und fehlte auch dem Lateinischen; die drei
Geschlechter des lateinischen Fürworts der dritten Person wurden auf die männ-
liche und weibliche F'orm beschränkt, obgleich sich in syntaktischer Beziehung
auch der Gebrauch eines der Form nach mit dem Maskulin zusammenfallenden
Neutrums nachweisen lässt.
Auch das für die dritte Person zum Ausdrucke der Beziehung der Thätigkeit
auf den besprochenen Gegenstand selbst vorhandene, obgleich für die Formen
der Einzahl und Mehrzahl nicht in geschiedenen Formen ausgebildete reflexive
oder zurückbezieheudo Fürwort ist vom Französischen aufgenommen, obwohl es
theilweise durch das Fürwort der dritten Person ersetzt wird. S. die Satzlehre,
Das persönliche F'ürwort hat überall den syntaktischen Charakter eines Sub-
stantiv. Das Neufranzösische uuterscheiilet für einige Kasus des Singular und
Plural eine verbundene (acht proklitische und enklitische) von der unver-
bundenen, volleren und ton volleren Form dieses Fürwortes. Das Altfranzösische
kennt diese Unterscheidung nicht in der Entschiedenheit wie das Neufranzösische,
obwohl sich dort allmählich ein solcher Untei schied herausbildet.
Altfranzüsische Deklination.
Erste Person. Zweite Person.
Sing. Nom. eo, io, jeo, jo, jou, ju, je, ge, gie tu
Dat. u. Akk. me, mi, moi, mei te, ti, toi, tei
Plur. Nom. nos, nous, nus, no vos, vous, vus
Dat. u. Akk. nos, nous, uns vos, vous, vus
Dritte Person,
masc. fem. (neutr.) reflechi
Sing. Nom. il ele, el (il)
Dat. li, lui li j se, si, soi,
Akk. lo, lou, lu, le (lui) la, le, lei, lie etc. (lo, leetc. j. sei
150
Plui
Zweit. Thl. Formenlehre
Nom.
Dat.
Akk.
. Erst.
Ahsclin.
fem.
eles
lor, lour
leur
les, eles
D. Wortbiegung etc.
(neutr.)
reflechi
lor, lour, leur lor, lour, leur |se, si, soi,
les, eis, als, ols, les, eles \ sei
eux etc., lor etc.
Anmerkung. Der Nominativ der Mehrzahl il war bis ins 14. Jahrhundert
gebräuchlich, wo ils nach und nach in seine Stelle einrückte. Die unter dem,
Akkusativ aufgeführten Formen nahmen auch Kasuspräpositionen und andere
Präpositionen zu sich. Die reflexive Form fand sich auch als Nominativ: 11 rois
soi quart (tsrceoTog cei'nöc) s'en vint.
Wir lesen noch bei La Fontaine: On a souvent besoia d'un plus petit
que soi (Fahles II. 11), wo soi ebenfalls als Nominativ oder Subjekt eines
unvollständigen Satzes aufzufassen ist; und so finden wir im Neufranzösischen
soi in: faire ses affaires soi-meme, so wie prädikativ in ette soi (äcad.).
Neufranzösische Deklination.
Verbundenes Fürwort.
Erste Person.
Zweite Pers.
Dritte Person.
masc.
fem.
(neutr.)
reflechi
Sing. Nom. je
tu
il
eile
(il)
Kas. obl. me
te
Dat. lui
lui
)
Akk. le
la
(le)
l ^^
Plur. Nom. nous
vous
ils
eiles
Kas. obl. nons
vous
Dat. leur
leurs
i
1
Akk. les
les
\ ''
I I
Dazu gesellt sich eine Nominativform des Singular und Plural der dritten Per-
son von beschränktem syntaktischen Gebrauche, da sie auf den prädikativen
Nominativ beschränkt ist, welche ebenfalls eine auch noch als Neutrum empfun-
dene der männlichen gleichlautende Form hat. Im Deutschen pflegen alle durcli
es wiedergegeben zu werden.
masc. fem. (neutr.)
Sing. Nora, le (er, es) la (sie, es) (le) (es)
Plur. Nom. les (sie, es) les (sie, es)
Etes-vous la maitresse du logis? Oui, je la suis. Etes-vous les maitres? üui,
nous les sorames. Etes-vous maitresse ici? Oui, je le suis.
Anmerkung. Der Genitiv und Dativ dieser Fürwörter namentlich der dritten
Person im Singular und Plural werden in vielen Fällen durch die Adverbien en
(inde) und y (ibi) ersetzt.
Auffallend ist die Verwendung des lateinischen Genitiv illorum in der Form
leur für den Dativ.
Die auf stummes e endigenden Fürwörter dieser Klasse werfen vor einem
Vokale oder einem stummen h das e ab und erhalten alsdann den Apostroph; eben-
so wird das a abgeworfen und durch den Apostroph ersetzt. Lehnen sich aber
solche Fürwörter enklitisch an ein vorhergehendes Wort au und stehen sie also
nicht in unmittelbarer syntaktischer Verbiudung mit dem folgenden Worte, so
§ 50. Das Fürwort. 1. b) Das zueignende Fürwort.
151
muss die sonst strenge beobachtete Abwerfung unterbleiben: rends-le avec usure;
forcez-le ä vous defendre.
Das Altfranzösische zog diese Fürwörter oft mit einander so wie mit relativen
Fürwörtern, mit Konjunktionen und Adverbien zusammen, wobei bisweilen starke
Elisionen vorkamen: jel (je le), mes (ine les), tus (tu les), sis (si les), nel, neu (ne le),
nes (ne les), kil (ki le), quel (que le), quis (qui les), eissis (eissi les d. i. aimi les);
dem Neufranzösischen sind solche Formen fremd geworden.
üuverbundeues Fürwort.
Erste Person.
Z
weite Person.
Dritte Person.
masc.
fem.
reflechi
Sing. Nom. moi
toi
lui
eile
Kas. obl. moi
toi
lui
eile
soi
Flur. Nom. nous
vous
eux
elles
Kas. obl. uous
vous
eux
elles
soi
Hier erscheinen zum Theil die volleren Formen des altfranzösischen obliquen
Kasus als Nominativ und Akkusativ; der Genitiv und Dativ werden durch die
vorangestellten Kasuspräpositionen de und ä ersetzt; einige Formen haben die
verbundenen mit den unverbuudenen Fürwörtern gemein. — Ueber den Nominativ
soi s. S. 150 Anm.
Die unverbundenen Fürwörter können zur Bezeichnung des Ausschlusses
jeder fremden Betheiligung durch das mit dem Bindestriche angeknüpfte und plu-
raliscber Flexion fähige Fürwort meme (afr. meisme gl. metipsimus f. semetip-
sissimus) nachdrücklich hervorgehoben werden: nioi-meme, nous-memes; toi-
meme, vous-memes; lui-meme etc. Vgl. das lat. egomet, mihimet ipsi, memet
ipsum, vobismet ipsis etc.
Das flexivische s fällt bei meme im Plural fort, wenn nous oder vous meist
in konventioneller Weise zur Bezeichnung der Einheit moi, toi gebraucht wird:
Va; mais nous-meme, allons, precipitons uos pas (Racine, Baj. IV. 5). Vous
seul pouvez parier dignement de vous-meme (Voltairh).
Zuweilen findet man bei Dichtern aus rhythmischen Gründen das s des plu-
ralischen memes abgeworfen, nach falscher Analogie der Abwerfung anderer
flexivisohcr s des Zeitwortes, namentlich im Reime. Eine Verlauschung mit dem
Adverb mt-me konnte hier nämlich nicht Platz greifen: Eux-meme ils detruiront
cet effroyable ouvrage, Instrument de leur honte et de leur esclavage (Voltaire,
Alz. 11. 6). 0 viis marchauds d'eux-meme (V. Hdgo, Legende des siecles XII. 2).
b) Das zueigneude Fürwort. Das mit den Genitiven des Singular und Plural
der Persoualpronomina in engster Verwandtschaft stehende lateinische Possessiv-
pronomen oder zueignende (Besitz anzeigende) Fürwort ist vom Französischen
herübelgenommen und selbst noch analog für die dritte Person der Mehrzahl ver-
vollständigt worden; die Form leur vom lateinischen illorum entspricht nämlich
ihrer Eerleitung und ihrem Begrillc nach, obwohl sie formell nur als Verkürzung
des Genitiv auftritt, ganz den anderen Possessiven. Der Genitiv und der Dativ
werden durch de und a mit der Form des obliquen Kasus gebildet.
152
Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wottbieguüg etc.
Iin Altfranzösischen tritt der Unterschied dieser adjektivischen Fürwörter
als ■verbundener, d. b. sich unmittelbar an ein Hauptwort anlehnender, und
un verbundener, d.i. ohne Beoleitnng ihres Hauptwortes auftretender Ad-
jektive in so weit nicht hervor, als auch die jetzt unverbundenen in unmittel-
barer Verbindung mit dem Hauptworte stehen konnten. Die Anzahl der alten
Pronomiualformen ist sehr gross und dialektische Unterschiede treten hier in mehr-
fachen Formen stark hervor. Einzelne dieser Formen sind nicht vollkommen ent-
wickelt, andere haben eine Mannigfaltigkeit von Nebenformen aufzuweisen.
Altfranzösische Deklination.
Aus der Einzahl der persönlichen Fürwörter hervorgegangene Possessive.
mase.
Sing. Nom. ,
burgund. mes, tes, ses
pikard. mis, tis, sis
normann. mes, tes, ses
Kas. obl.
burgund. mon, ton, son
pikard. men, ten, sen
normann. mun, tun, sun
fei
ma, ta, sa
me, te, se
masc.
ma, ta, sa
me, te, se
ma, ta, sa
Flur. Noi
ruiens, tuens, suens meie, tele, seie
miens, tiens, siens fmoie, toie, soie
\moe, toe, soe
muns, tuns, suns mieue, teue, seue
tuens, suens miue, siue
toens, soens soue
sue
meie, tele, seie
toue, soe
tue, seue
mien, tuen, suen wie der Nominat.
mien, tien, sien
tun, sun
tuen, suen
toen, soen
men, sen
[mei, tei, sei
burgund.-|mni, teu, sui (seu) mes, tes, ses mien, tuen, suen
[mes, tes, ses
pikard. mi, ti, si
normann. mes, tes, ses
Kas. obl.
burgund. mes, tes, ses
pikard. mis, tis sis
normann. mes, tes, ses
uns, tis, sis
mes, tes, ses
u. s. f.
v?ie der Nom. miens u. s. f.
meies, teies, seies
u. s. f.
wie der Nominat.
Aus der Mehrzahl der persönlichen Fürwörter hervorgegangene Possessive,
Sing. Nom.
burgund.
pikard.
normann.
Kas. obl.
burgund.
pikard.
normann.
noz,
nos,
noz,
voz,
vos,
voz.
lor
leur, lour
lor
no (nou), vo (vou), leur, lour
lur
Plur. Nom.
burgund. noz (no), voz (vo), lor
pikard. u. s. f. wie im Singular
normann.
Kas. obl.
burgund. wie im Singular
pikard. Das s erscheint an lor im PInral
normann. erst spät im 13. Jahrhundert.
fem.
[nostres, vostres nostre, vostre
,....,., ...
nostre, vostre
f nostre, vostre nostres, vostres
I
[nostres, vostres
wie der Nomin.
50. Das Fürwort. 2. Das hinweisende Fürwort. 153
Neu französische Deklination.
Verbundenes Fürwort.
masc. fem. commun
Sing. Noui. und Kas. obl
Plur. Nom. und Kas. obl.
i. obl. mon, ton, son nia, ta,
sa
notre,
votre, leur
1. obl. mes, tes, ses mes, tes,
ses
nos,
vos, leurs
Uuverbundenes Fürwort.
masc. fem.
commun
Sing. Nora. u. Kas. ob], mien, tien, sien mienne, tienne, sienne notre, vötre, leur
Plur. Nom. u. Kas. obl. miens, tiens, siens miennes, tiennes, siennes n6tres,v6tres, leurs
Im Allgemeinen sind im Neufranzösischeu die Formen der obliquen Kasus
des Altfranzijsisclien, wenn sie sich vom Nominativ unterscheiden, zum Nominativ
geworden. Die unverbundenen notre und votre hat man von den verbundenen
notre und votre durch die Quantität der Stammsilbe unterschieden.
Hinsichtlich der verbundenen Fürwörter ist zu bemerken, dass die weib-
lichen Formen ma, ta, sa vor Wörtern weiblichen Geschlechtes, denen sie als
attributive Bestimmungen angehören, wenn diese mit einem Vokale oder stummen
h anlauten, aus euphonischen Gründen in die männlichen Formen mon, ton, son
verwandelt werden: mon amie, ton äme, son autorite. Das Altfrauzösische ge-
brauchte in diesem Falle das Mittel der Elision des Vokales a, z. B. in tame,
mesperance, symage, d. i. ma ame, ta esperance, sa ymage, doch findet man auch
ma ame u. dgl. mit erhaltenem Vokale.
Die un verbundeneu Fürwörter dieser Art kommen im attributiven Ver-
hältnisse meist nur noch mit dem bestimmten Artikel vor: le mien, la tienne,
les siens etc. Auch im Altfranzösischen waren die entsprechenden Formen meist
vom Artikel begleitet, doch litten sie dort auch un und ce vor sich.
Im gemeinen Leben bedient man sich noch zuweilen, wie im leichteren und
scherzhaften Stile, des unbestimmten Artikels: un mien frere; une mienne cousine
(AcAD.). Früher war diese Ausdrucksweise noch üblicher: un mien cousin; un
mien ami (La J'ontaink); un mien pre (Racine); un mien valet; un sien portrait
(Voltaire).
Höchst selten findet mau noch im Neufranzösischen diese unverbundenen
Fürwörter in Begleitung von ce: Ce mien camarade (Corneille, Clit. II. 8);
Cette aventure mienne (Regniek, Sat. VIll); oder von quelque: Quelque mienne
rhapsodie (Voltaire, Lett. en vers et en prose 106).
Im prädikativen Verhältnisse werden sie ebenfalls gewöhnlich vom be-
stimmten Artikel begleitet: vos affaires sont les miennes (Acau.); les ennemis du
roi ne sont pas tous les vötres (Racine, Theb. I. 5). Früher kamen sie auch
ohne Artikel vor: Ainsi ce rang est sien, cette faveur est sienne (Corneille,
Polyeuctc II. 1); ta Julie sera toujours tienne (J.-J. Rousseau, Hei. III. 15);
cette puissauce etant sienne (Id.). Als veraltet führt die Akademie an: ces biens-
lä peuvent devenir tiens.
Als Verstärkung der Possessivpronomina findet man das Adjektiv propre,
wie im Lateinischen proprius, im Deutschen eigen, verwendet: c'est son propre
fils; je Tai vu de mes propres yeux, entendu de mes propres oreilles; je l'aime
comme mon propre frere u. a. Lat.: Sua propria facultate (Cic, Or. 1, 10).
2. Das hiniveiseude Fünvort, auch das zeigende oder Demonstrativpronomen ge-
nannt, weiches den Gegenstand als einen sinnfällig gegenwärtigen und gezeigten,
151 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Al>schn. D. Wortbieguug etc.
oder als eben genannten und bekannten, oder demnächst zu besprechenden an-
deutet, entnimmt seine Formen von dem lateinischen üle, iste und hoc (ecc'ille
afr. icil, icelui u. dgl., ecc'iste afr. icist, icestui etc., ecc'hoc afr. i^o etc.), und
hat noch ein entschiedenes Neutrum in ce (afr, ceu, ceo u. a.), obwohl dies mit
dem aus eist, cest und demnächst aus cet entstandenen Maskulinum ce der Form
nach jetzt zusammenfällt.
Das Altfranzösische unterscheidet, mit Ausnahme des unverbundeneu
Neutrums, hier nicht wie das Neufranzösische verbundene und unverbundeue
Fürwörter, da seine Formen sowohl in unmittelbarer Verbindung mit Haupt-
wörtern als ohne dieselben gleichmässig, wie die lateinischen ille, iste, verwendet
wnrden. Den volleren altfranzösischen Formen icil, icist, ifo stehen die kürzereu
zur Seite, welche das i abwerfen; wir geben hier die dem Neufranzösischen näher
stehenden kürzeren Formen.
Alt französische Deklination,
masc. fem. masc. fem. neutr.
Sing. Nom. eil, eis, celui cele, celei, celi eist, cestui ceste, cestei, cesti ( 90, ceo,
Kas. obl. cel, celai cele, celei, celi cest, cestui ceste, cestei, cesti \ceu, 90U
Plur. Nom. eil celes eist cestes, ces
Kas. obl. cels celes ces cestes, ces
Anmerkung. Diese Formen gestalten sich in einzelneu Dialekten natürlich
anders, z. B. pikardisch als ckil, chele, chelui etc., auch haben sie manche abwei-
chende Nebenformen erhalten. Die volleren Formen auf wt, ei (i) bilden keinen
besonderen Plural; sie sind Verstärkungen und ursprünglich Kas. obl. von eil und
eist, ihr Suffix jedoch unklaren Ursprungs. Aus lateinischem illujus, istujus oder
ilhüc, istuic konnten sie nicht entspringen, da solche Formen nicht existirteu, und
illic, istic überhaupt nicht Komposita aus ille, iste und hie sind, sondern ihr e das
Suffix ce ist, welches sich an einzelne ihrer Kasus anhängt. Oder gab das Miss-
verstehen dieser etwa populären Formen zur Bildung des Kasus illuieetc. Veranlassung?
Analog wäre das deutsche der- jene, derjenige. Die Formen auf ei (i) würden
alsdann aus einem neugebiKleten Feminin haic (vgl. horum — harum) zu erklären
sein. Dass diese verstärkten Formen aber keinen Plural haben konnten, erklärt
sich daraus, dass alle ihre Pluralformen ausser den neutralen illaec, istaec mit
denen von ille, iste zusammenfallen mussten. Die von Fallot angeführten Plural-
formen von eelui: chiau, chiaus, cheaus, ceolz, cealz, ceos u, s. f. sind nichts als
Nebenformen von eil und eels, eelz, obgleich sie die syntaktische Funktion des
Neufranzösischen celui neben der des modernen ce, cet übernehmen.
Gegen eine vielfach angenommene Ableitung der Formen celui und cestui und
der analogen lui, autrui, nului (nullui), welche alle gewöhnlich und ursprünglich
casus obliqui sind, zum Theil aber auch als casus rectus erscheinen, aus dem lat.
Gen., ecc'illius, ecc'istius und illius, alterius, nullius, wie leur aus illorum ent-
stand, sprechen namentlich phonetische Gründe; für eine solche Umstellung von
iu in ui unter Wegfall des s hat die Lautlehre sonst keine Belege, und auch die
Betonung spricht nicht dafür, da alterius fast immer kurzes i, die übrigen bald langes,
bald kurzes i hatten. Die Herleitung von ecc'ill'huic (illuic, illui), ecc'istuic u. s. w.
beseitigt diese Schwierigkeit, ist aber nach der obigen Auseinandersetzung immerhin
nicht als zweifellos anzusehen. Als unzweifelhafter Dativ ist von den afr. Formen
auf -ui das interrogative und relative cui zu betrachten, das unmittelbar auf lat.
cui zurückgeht (s. 3. und 4.).
§ 5(». Das Fürwort. 2. Das hinweisende Fürwort. 155
Neufranzösische Deklination,
Verbundenes Fürwort.
masc. fem.
Sing. Nom. u. Kas. obi. ce, cet (dieser) cette
Plur, Nom. u. Kas. obi. ces ces
ünverbundenes Fürwort,
masc. fem. masc. fem. masc. fem. neutr.
Sing. Nüin. u. Kas. obi. celui celle celui-ci celie-ci celui-lä celle-l;\ oe, ceci, cela (9a)
(derje- (dieser) (jener) (dieses)
nige)
Plur. Nom. u. Kas. obi. ceux Celles ceux-ei celles-ci ceux-lä celles-lä
a)Das verbundene hinweisende Fürwort, aus dem altfranzösischen eist ent-
standen, hat noch die mehr seinem Ursprünge entsprechende Masknlinform cet
vor Vokalen und stummem h, während ce vor Konsonanten und aspirirtem h
auftritt: ce monde, ce heros; — cet arbre, cet honneur.
Da dem verbundenen ce kein cel mehr gegenübertreten kann, so werden in
Gegenüberstellungen, welche dem lateinischen hie — ille, dem deutschen die-
ser — jener entsprechen, den von ce begleiteten Substantivbegriflen die Ad-
verbien ci (ecce hie) und la (illac) beigegeben und durch Bindestriche angeknüpft:
cet homme-ci, cet homme-lä (früher auch cet homme-ici) ; cet homme-ci est moins
estimable que cet homme-lä (Acad.).
Doch dienen ci und la auch ohne Zusammenstellung von Gegenständen zur
Verstärkung des Fürwortes, indem sie den Gegenstand als an einem bestimmten
vor Augen liegenden Orte befindlich bezeichnen: Cette vie-ci n'est qu'un songe
(Voltaire). Lorsqu'on lui representait une chose impossible, il pretendait que
ce mot-lä n"etait pas franfais (Say). Auch das Altfranzösische kannte schon
diese Verstärkung: en cel jor ci naissons nos tuit (S. Bernard).
b)Das unverbundene Fürwort tritt in dreifachem Geschlechte auf, doch ist für
das männliche und weihliche Geschlecht nur noch celui, celle übrig, während
cestui, cestei im Allgemeinen aufgegeben sind. Cettui findet sich noch bei La
Fontaine substantivisch und adjektivisch: Cettui me semble, ä le voir, Papi-
mane (Papef.). Cettui Richard etait juge (Cal.). Im marotischen Stile ist es
noch bisweilen gebräuchlich.
Die vollere Form icelui findet sich hier und da im früheren Neufranzösi-
schen und selbst noch als verbundenes (adjektivisches) Fürwort: De ma cause et
des faits renfermes en icelle (Racine, les Plaideurs III. 3). Trois procureurs,
dont icelui Citron a dechire la robe (ib.), in Nachahmung des Kanzleistils.
r(. Celui, celle kommt, dem deutschen derjenige oder dem betonten der
entsprechend, in Beziehung auf Personen oder Sachen vor, muss jedoch stets
noch qualitativ bestimmt werden; es hat darum ein Substantiv mit de, oder
de mit dem Infinitiv nach sich, oder es wird durch einen Relativsatz bestimmt,
kann aber auch durch attributive Bestimmungen, wie durch ein Particip, selbst
durch ein Adjektiv oder in anderer entsprechender Weise seine qualitative
Ergänzung erhalten, obwohl der Sprachgebrauch die beiden ersten Begrifls-
ergänzungen entschieden vorzieht. Le suffrage de la nature l'emporte sur
celni de l'art (Gresset). C'est un mechant metier que celui de medire
(Boilead). — On tient les conditions quon recoit, non Celles qu'on impose
(Cuatkacbkiand). — J'ai Joint u ma deruiere lettre celle ecrite par le
156 Zweit. Tbl. FonuenlehTe. Erst. Abschu. D. Wortbiegung etc.
prince (Racine). Vos succes me repondent de ceux ä venir (Bonif.\ce).
Dans des circonstances couime Celles actuelles (Thiers). Viele Gramma-
tiker verwerfen die Ausdrucksweisen der drei letzten Beispiele. Von Per-
sonen kann es auch absolut, d.h. ohne Bezugnahme auf ein vorangehendes
oder folgendes Substantiv gebraucht werden:
Heureux celui qui craint le Seigneur! (Acad.). La voix de celle que Ton
aime (La Brcyere). Celui de vous qui sera le plus diligent, sera recom-
pense (Nap. Lasdais). Celui qui meprise le remede, il touche de pres ä sa
chute (Bossüet). Je ne suis pas celui qui veux Paris reprendre D'avoir
manque si tost ä Pegasis de foy (Ronsard 144).
ß. Mit ci und \k verbunden entsprechen celui -ci und celui-lä dem lateini-
schen hie, ille und treten oft in Gegenüberstellungen auf: Les docteurs suc-
cedent aux martyrs: ceux-ci n'avaieut eu que leur toi: ceux-lä ont leur foi
et leur genie (Chateaubriand).
Doch haben diese Fürwörter nicht bloss in solcher Beziehung auf den
nähereu und entfernteren Gegenstand oder in Gegensätzen ihre Stelle: der
Gegenslaud kann sowohl durch celui-ci als durch celui-lä, ohne Bezugnahme
auf andere, als sinnfällig bezeichnet werden: De tous ses domestiques, c'est
celui-ci qui est le plus fidele (Acad.). Celui-lä seul merite nos homma-
ges (Ead.).
Dass diese Fürwörter auch eine Beziehung zu einem folgenden Relativsatze
haben können, wird sich in der Satzlehre ergeben.
y. Das neutrale ce (d. i. ecce hoc afr. 90, 90U etc.) wird wie die anderen hin-
weisenden Fürwörter mit de und ä flektirt, wenn es ein relatives Korrelat
hat: C'est ce que je disais, il n'a rien fait de tout ce que je lui avais dit;
ä ce que je crois; je sais ce que vous etes et ce qu'ils sont (Acad.).
Ausserhalb dieser Beziehung auf ein Korrelat tritt es im Neufranzösischen in
der Regel nur als Subjekt auf, und in diesem Falle wiift es vor e seinen
Endvokal ab: c'est, c'etait u. s. w. Diese Abwerfung kommt auch vor a und 0
vor: 9'a ete la cause de bien des malheurs (Acad.); v'ont ete; in diesem Falle
schreibt man c jetzt immer mit der cedille, irüher erschien es auch ohne dieselbe.
Hier und da und namentlich im Kanzleistile kommt ce ohne Korrelat auch als
Akkusativ und in Verbindung mit Präpositionen vor: Soit fait, ce dit le frere
(La Fontaine). De ce non content (P.-L. Courier). Sur ce, en vrai Diogene,
vous vous mettez en cherche de votre homme (Desnoter). Quant k ce, il n'a
Jamals fait de mal ä, personne (Laplace). II avait dessein d'attaquer, et pour
ce, pour ce faire, il commanda etc. (Acad.). Non-obstant lettres a ce con-
traires; et en vertu de ce que dessus u. dgl.
J. Mit ci und lä wird ce ohne Bindestrich zusammengesetzt: ceci, cela. Beide
können in der Zusammenstellung einander gegenübertreten: C'etait ceci, c'etait
cela (La Fontaine, Fables VIL 6). Ceci est soie, cela est laine (Acad.).
Quaad un enfant pleure pour avoir ceci ou cela (J.-J. Rousseau). Wo sie
ohne Gegensatz stehen, bezeichnen sie zwar nachdrücklicher den Gegenstand
als sinnfällig; doch bat cela im Sprachgebrauche diesen Nachdruck mehr ein-
gebüsst und fast überall das einfache ce verdrängt. Mehr Nachdruck hat ceci:
ceci ne me plait pas (La Fontaine); ceci n'est pas un jeu d'enfants (Acad.).
Auch wird es gern gebraucht, um auf etwas Folgendes hinzuweisen, während
cela meist die schon genannte Sache bezeichnet: Dis-leur ceci en mou nom:
Ahl insenses etc. (Bbun de Balü).
§ 50. Das Fürwort. 3. Das frac[ende Fürwort. 157
In der fragenden Satzforra findet man ce et und ce la, nnmittelbar nach
dem Zeitwort etre, getrennt geschrieben; dies hat seine grammatische Noth-
wendigkeit, wenn dem ce ein relatives Korrelat folgt, wie in: qu'est-ce l;i que
je vois? (La Fontaine), da dem cela kein relatives Korrelat gegeben zu werden
pflegt. In Sätzen, wo dies nicht der Fall ist, suchen die Grammatiker ver-
gebens einen tieferen logischen Grund der Trennung; allerdings treten jedoch
die gesonderten Adverbien ci und la alsdann mit mehr Gewicht hervor: qu'est-
ce ci donc? (La Fontaine). Qu"est-ce-ci? (Acad.). Quel maraud est-ceci?
(Regnard). Qii'est-ce lä? (La Fontaine). Quel disconrs est-ce-lä? Quelles
gens sont-ce-lä? (Acad.). Die Akademie verbindet hier ce mit ci und la durch
einen Verbindiingsstvich, was Andere nicht thun. Auch findet man in der
That gegen das von französischen Grammatikern aufgestellte Princip bisweilen
ceci nnd cela geschrieben.
Statt cela schreibt und öfter noch spricht man im gemeinen Leben po;
comment ca va-t-il? Donnez-moi <^a. II n'y a pas de mal ä ^a. (^a ira,
fa ira.
3. Das fragende Fürwort. Das fragende Fürwort oder Interrogativpronomen zer-
fällt seit der ältesten Zeit in ein adjektivisches (verbundenes) quel (qualis), und
ein substantivisches (unverbundenes) ijui [que, quoi] (quis), von denen das erstere
jedoch, mit dem Artikel zusammengesetzt (lequel), im Ngufranzösischen nie attri-
butiv mit dem Substantiv verbunden wird, während es im Altfranzösischen auch
attributiv war. Uebrigens wird quel auch noch im Neufranzösischeu bisweilen
wie lequel substantivirt, wie überhaupt im Einzelnen Vertauschungen der adjek-
tivischen und substantivischen Fürwörter vorkommen. In der ältesten Zeit war
qud wie qualh von beiderlei Geschlecht, später erst bildete sich seine Feminin-
form aus.
Das verbundene Fürwort.
Altfranzösische Deklination.
masc.
fem.
Sing. Nom.
quels ((
jueils, queus, ques, quex etc.)
quele (queile etc.)
Kas. obl.
quel
quele
Plur. Nom.
quel
queles
Kas. obl.
quels
Neufranzösische Deklination.
queles
masc.
fem.
Sing.
Nom.
quel (welcher, was für ein)
quelle
Kas. obl.
quel
quelle
Plur.
Nom.
quels
quelles
Kas. obl.
quels
quelles
Dies mit de und a deklinirte Fürwort steht in direkter und indirekter Frage
entweder attributiv in unmittelbarer Verbindung mit seinem Substantiv:
quelle heure est-il? quel temps fait-il? quel« arbres croissent en ce pays-lä? —
Dirai-je ä quels desastres de l'automne orageux nous exposent les astres? (Demi.le).
II ne sait quel parti prendre, de quel cöte tourner (Acad.). Dasselbe Verhältniss
findet in der als Ausruf betrachteten Frage statt; quel air! quelle disgräce!
Oder es steht prädikativ, und dann sowohl auf ein Hauptwort als auf ein
Fürwort bezogen und von seinem Subjekte getrennt: quel est son äge? quelle
158
Zweit. Tbl. Forruenleliie. Erst. Abschu U. Wortbiegung etc.
est votre iutention? quel est-il? Von hier ist der Uebergang zum Gebrauche des
quel für lequel oder qui leicht, wie im Altfranzösischen: vo ne set li quels
veint ne quels nun (Chans, de Rol. p. 99); und so bei Neueren: quel est
celui de nous deux qui reve? (V. Hugo). En ce castel est le fils de vos maitres —
Quel est-il? — C'est toi-meme (Scribe).
Das u n V e r b u n d e n e F ü r w o r
Altfrauzösische Deklination.
comm. neutr.
Sing. Nom. qui, ki
Kas. obl. qui, ki
que, quei, quoi, coi
que etc.
Plur.
Gen. u. Dat. auch
cui u. de, a cui
Nom. \
Kas. obl. J '''^ ^'' S^"^-
masc.
li quels
Gen. del quel
Dat. al quel
Akk. lo quel
li quel
Gen. des quels
Dat. as quels
Akk. les quels
fem.
la quele
de la quele
a la quele
la quele
les queles
des queles
as queles
les queles
comm.
Sing. Nom. qui (wer?)
Kas. obl. qui Gen
Dat.
Akk.
Plur. Nom. \ wie d. Sin-
Kas. obl. I gular.
Neufranzösische Deklination
neutr.
que, quoi (was?)
de quoi
ä quoi
que, quoi
masc.
equel (welcher?)
Gen. duquel
Dat. auquel
Akk. lequel
lesquels
Gen. desquels
Dat. auxquels
Akk. lesquels
fem.
laquelle
de laquelle
a laquelle
laquelle
lesquelles
desquelles
auxquelles
lesquelles
a) Das Fürwort qui wer? im neueren wie im älteren Französischen mit de und ä
deklinirt, ist sowohl im Singular als im Plural gebräuchlich, obgleich vorzugs-
weise auf den Singular beschränkt:
Qui a fait cela? A qui pensez-vous parier? Qui demaudez-vous? Qui
sont ceux qui pretendent ä cette place? (Acad.). Qui sont ces gens en robe?
(Racine). Entre tant d'animaux, qui sont ceux quon estime? (Boileac). Qui
de nous . . n'est sujet ä l'erreur? (Sceibe).
Sehr häufig wird es durch einen umschreibenden Satz hervorgehoben:
Qui est-ce qui l'a dit?
Qui ist als doppelgeschlechtig (geueris communis) oder vielmehr un-
bestimmt hinsichtlich des Geschlechtes zu betrachten, insofern es abstrakt
nach der Person überhaupt fragt und die Bestimmung des Geschlechtes der-
selben oft erst durch eine Antwort bewerkstelligt wird. Gleichwohl fi^ndet man
es auch als weiblich bezeichnet: Qui fut bien empechee? Ce fut Clitie (La
Fontaine, Faucon.).
In seiner geschlechtlichen Unbestimmtheit wird es selbst bisweilen da an-
gewendet, wo die Antwort eine Person oder eine Sache ergeben kann, oder wo
geradezu wie mit dem neutralen que nach einer Sache gefragt wird: Et qui
de ce dessein vous inspire l'envie? — Ma gloire, mon amour, ma sürete, ma
vie (Racine). Eufin, quand Fart invenle ou trace uu caractere, qui me frappe
§50. Das Fürwort. 3. Das tragende Fürwort. 15J)
le plus? C'est le contraste heureux etc. (Delillk). Mais qui peut leur doiiner
ce poavoir sur iios sens? Ce n'est point le compas de la geometrie, la regu-
larite, la froide symetrie; c'est l'elegance unie ä la simplicite etc. (Delillk).
Ne den)andez-vous pas qui des deux au bonheur mene plus süremeut, de
Tesprit ou du ca-ur? (BorKFLF.Rs). Mit Unrecht verurtheilen französische
Grammatiker ähnliche Ansdrucksweis<in.
Hier ist noch der Cebergang des fragenden qui in ein unbestimmtes
Fürwort zu erwähnen. So gehen auch die lateinischen quis und qui, das grie-
chische r«'c, das angelsächsische hva, die deutschen wer, was, welcher etc.
in die Bedeutung irgend einer, jemand, etwas über. Im Französischen
tritt qui so seit alter Zeit nur in Gegenüberstellungen (der eine — der an-
dere) auf: Chascun . . alleguoit, qui une origine, qui une aultre, qui la res-
semblance du nom, qui des armes (Montaigsu). Qui lance un pain, un plat,
une assiette, un couteau; Qui pour une rondache empoigne un escabeau
(Regnier, Le Festin). Nos gens . . s'en vont qui de^ä qui delä (Gocrieb).
b) Das neutrale Fürwort que hat sich im Neufranzösischen von seiner alten
Nebenform quoi im Gebrauche gesondert. Que wird nur als Nominativ und
Akkusativ im vollständigen Satze verwendet: quoi dagegen tritt mit den
Kasuspräpositionen wie mit anderen Präpositionen auf, und steht als Nomi-
nativ und Akkusativ nur da, wo es ohne Verbindung mit einem Zeitworte
steht. Als Subjekt tritt que fast nur bei etre auf, daher die häufige Umschrei-
bung qu'est-ce qui etc.: Qu'est-ce done qui vous trouble? (Feselon). Qu'est-
ce que j'entends? Que vous en semble? Qu'attendez-vous? Que devenir? Que
faire? (Acad.). — De quoi est-il question? A quoi pensez-vous? (Acad.).
A quoi bon tous nos arts? (Delille). Mais quoi? chez les Fran^ais est-il
rien de durable? (Id.). II y a dans cette afl'aire je ne sais quoi que je
n'entends pas (Acad.). Das Altfranzösische hatte de que, ä que, pour que
neben de coi etc.
Abweichend ist daher der Gebrauch des quoi bei Lamartine in: quoi
donc etait hier ce qu'il sera demain? und quoi donc, 6 mortels, vous aunonce
rimmuable que vous cherchez?
In Verbindung mit einem folgenden Genitivverhältnisse ist que
von quoi in der Bedeutung unterschieden; que geht hier auf die Quantität
(vgl. quid illic hominum litigant? [Terent., Andr. 4, 5, 6] was [für] Menschen
d. i. wie viele?), quoi auf die Qualität (vgl. quid causae est quin . . profi-
ciscar? [Terest., Andr. 3, 4, 21] was für eine Ursache, d. h. welche? wie be-
schatfen ?).
Que de Services il nia rendus! (.A.cad.), wo que auf das iiluraiische
reudus bezogen ist; vgl. oben: quid hominum litigant?
Quoi de plus heureux que ce qui vous arrive? (Acad.).
Den Begriff der Quantität und Qualität vereinigt que (deutsch was
und wie) in der Gradbestimmung: Que Dieu est puissant! Qu'il fait beau!
(Acad.).
Dem lateinischen quid? was? warum? worin der Begriff des Zweckes mit
dem der Ursache zusammenstösst (wozu?) (quid venisti? [Plaut., Amph.
1, 1, 22]), entspricht nur que: Que tardez-vous? Que ne se corrige-t-il?
(Acad.). Daher auch : Que sert la poiitique oü manque le pouvoir? (Voltaire)
für ä quoi sert etc.
c) Das fragende lecjuel, laquelle wird sowohl auf Personen als auf Sachen
bezogen, setzt jedoch seiner Form nach die Rücksicht auf ein bestimmtes
160
Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
Geschlecht und darum die Beziehung auf einen in dieser Hinsicht bestimmten
Gegenstand voraus:
Lequel aimez-vous le mieux de ces deux tableaux-lk? Par lequel des
deux chemins irons-nous? (Acad.). Lequel rend plus heureux, de l'esprit ou
du coeur? (Boufflers). On jugea qu'il importait de verifier lequel etait le
fripon des deux (J.-J. Rocsseau).
Doch findet mau lequel auch ohne Bezugnahme auf einen dem Geschlechte
nach bestimmten Gegenstand, also neutral: Lequel vaut mieux, de cultiver
un art funeste ou de le rendre utile? (J.-J, Rousseau).
In attributiver Verbindung mit einem Hauptworte steht das fragende Für-
wort nur im Altfranzösischen: Puis demanda . . les queus glises . . ierent
de plus grant renommee (Phil. Mouskes v. 13613 — 16).
4. Das bezügliche Fürwort oder Relativpronomen, welches meist auf einen voran-
gehenden Begriff oder Gedanken (Satz) zurückweist und zugleich die Ver-
knüpfung der Sätze übernimmt, steht fast ausnahmslos im Neufranzösischen ohne
Wiederholung des vertretenen Hauptwortes, und ist insofern ein unverbun-
denes Fürwort.
Doch zerfällt dieses Fürwort in ein adjektivisches (welcher) und ein
substantivisches (wer), deren Formen indessen meist zusammenfallen. Im
Wesentlichen sind die Formen des bezüglichen Fürwortes die des fragenden.
Altfraiizösische Deklination.
comm. masc. fem.
5. u. PI. Nom. qui, ki auch que, ke (viell. urspr. auch weibl.) li quels la quele
Gen. cui, de cui, de quoi (eoi) (auch ersetzt durch dont) wie oben das fra-
Dat. cui, a cui, a quoi (coi) gende Fürwort.
Akk. que, ke auch qui, cui und quoi (mit Präpositionen)
Anmerkung. Die Form cui wird von Personen und Sachen gebraucht, doch
besonders von Personen; die Form quoi mit Präpositionen von Sachen.
Neu französische Deklination.
Adjektivisches Fürwort.
(Auf Personen
(Auf Personen bezogen.) (Auf Sachen.) und Sachen.)
comm. comm. masc. fem.
Sing. u. Plur. Nom. qui qui (auch que) lequel laquelle
Gen. de qui (dont) (dont) selten de qui, auch u. s. w. wie das
de quoi fragende Fürw.
Dat. ä qui selten ä qui, auch ä quoi
Akk. que; qui mit Prä- que, auch bisweilen quoi
Positionen mit Präpositionen
Substantivisches Fürwort.
(Auf Personen bezogen.) (Auf Sachen.)
Sing. u. Plur. Nom. qui
Gen. de qui
Dat. ä qui
Akk. qui
neutr.
qui
de quoi
ä quoi
quoi
§50. Das Fürwort. 4. Das bezügliche Fürwort. Ißl
a) Das adjektivische Fürwort, welches sich stets auf eiuen im Verlaufe der
Rede enthaltenen Substantivbegriff bezieht oder mit einem grammatischen Kor-
relate vorkommt, hat die Formen qui und lequel, von denen die erstere
Geschlecht und Zahl nicht entschieden ausdrückt und in ilin-r Verbindung mit
de und ä vorzugsweise auf die Person bezogen ist, und deshall) dem lecjuel
einen grossen Theil des Gebietes abtritt. Das Adverb dont hat seit dem
13. Jahrhundert statt des ursprünglichen Genitiv cui (eigentl. Kas. obl., aus
dem lat. Dativ cui) einen immer ausgedehnteren Gebrauch erlangt. Auffallend
ist der Verlust des altfranzösischen cui als Genitiv, welcher zum Theil durch
schieppendo Wendungen ersetzt werden musste; vgl. pour cui valour voel sa
court hounerer; en cui merci vivre u morir desir (Mätzner, Altfr. Lied. p. 48.)
mit: sur le visage de laquelle les gräces etaient peintes (Fenelon).
a. qui mit Präpositionen auf Personen bezogen: C'est vous, digne Fran^ais,
ä qui je viens parier (Voltaire). Celui, celle de qui je parle, ä qui j'ai
donne cela; celui pour qui, contre qui je plaide; les gens h qui j'ai
appris cette nouvelle (Acad.). 0 vous, de qui läme se plait ä vivre en
une autre moitie (Lebrün). Selbst auf Kollektivbegriffe bezieht man qui mit
Präpositionen: II ne put faire face aux deux peuples ä qui Dieu avait livre
l'empire (Chateacbr.).
ß. qui, quoi (mit Präpositionen) auf Sachen liezogen: Une paix de qui les
douceurs etc. (Racine). La raain par qui Dieu m'a frappe (Voltaire). Un
fleuve . . k qui tout-ä-coup manque le sol de la plaine (Volney). L'oeil
intellectuel par qui vous decouvrez les merveilles de la Cite sainte (0ha-
TEADBR.), Deux pivots sur qui roule aujourd'hui notre vie (La Fontaine). —
La seule chose ä quoi ils distinguaient les catholiques des lutheriens
(Voltaire). Plusieurs diners ä quoi on ne s'etait pas attendu (Mmk de
Sevigne). Dites-moi quelques niarques ä quoi je le pourrai connaitre (La
Fontaine). Ce sont choses ä quoi vous ne prencz pas garde (Acad.). Diese
Beziehung des qui und quoi mit Präpositionen auf Substantivbegriffe war
noch im Zeitalter Ludwigs XIV. sehr verbreitet, sie verliert im Neufranzö-
sischen immer mehr an Boden, doch ist sie noch keineswegs ungebräuchlich,
namentlich die Verwendung des quoi.
y. que steht als Nominativ, dem le vergleichbar (p. 150), nur prädikativ:
Voilä ce qu'est devenu Tun. Margnerite pense ä ce qu'est l'autre (Dcmas).
Voilä ce que c'est. Je sais ce que vous etes et ce qu'ils sont (Acad.).
J. lequel, laquelle stehen besonders im Genitiv und Dativ und mit Präpo-
sitionen, seltf^ner als Subjekt oder akkusativisches Objekt, deren Stelle qui
und que einzunehmen pflegen; auch halien sie selten ein pronominales Kor-
relat und beziehen sich namentlich auf Substantive. Doch kommen sie aller-
dings bisweilen auch als Subjekt und akkusativisches Objekt des Satzes vor:
II y trouve un chapon lequel a bonne mine (Racine). Son anneau lequel
il tenait fort eher (La Fontaink); so im Kanzleistile: On a entendu frois
temoins lesquels ont dit etc. (Acad.). Zur Vermeidung einer Zweideutigkeit
ward dies ohnehin bisweilen uothwendig: Dn homme s'est leve au milieu de
l'assemblep, lequel a parle d'une maniere extravagante (Acad.).
Zuweilen findet man noch im Nenfranzösischen, wie im Altfrauzösischen
häufig, lequel mit wiederkehrendem Hauptworte verbunden: lequel Cheva-
lier d'Aubigny devait epouser dans trois jours inademoiselle de Belle-Isle
(Dumas). ,
MaUner, fr. Gr. ;i. Aut). 11
162 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschii. D. Wortbiegnng etc.
Auf das neutrale ce so wie auf rien wird leqnel nie bezogen; dort
haben qui, dont, que ihre Stelle (ce qui, ce doot, ce que) und nach
Präpositionen quoi (ce apres quoi u. a.).
b) Das substantivische Fürwort, weiches ohne jedes vorgängige Korrelat
steht, und dem deutschen wer, was in substantivirten Nebensätzen entspricht,
unterscheidet sich in das persönliche und sächliche (neutrale) Fürwort,
deren Form nur im Nominativ zusammenfällt.
ff. Das substantivirte persönliche Relativpronomen Üektirt mit de und ä:
qui preud, s'eugage; aimez qui vous aime; vous trouverez ä qui parier;
je nommerai ä cette place qui je voudrai (Acad.). Das Nähere seines Ge-
brauches weist die Satzlehre nach.
p. Das substantivirte sächlich e Relativpronomen verwendet für den Nomi-
nativ qui, für die obliquen Kasus dagegen quoi; das Altfranzösische ge-
braucht auch que für den Nominativ und Akkusativ. Fais que dois, aviegne
que puet (Obd. de Chevalerie). Neufranzösisch: Voilä qui est beau; voici
qui va bien; qui pis est; qui plus est; — nous avons de quoi vivre;
c'est en quoi vous vous trompez; und im Kanzleistile: quoi faisant, en
quoi faisant (Acad.),
5. Das unbestimmte Fürwort. Unter diesem Namen begreift man alle diejenigen
substantivisch oder adjektivisch gebrauchten Fürwörter, welche den Gegenstand
und seine Beschaffenheit nach Seiten der Qualität und Quantität, oder in beiden
Beziehungen zugleich, in so allgemeiner oder unbestimmter Weise bezeichnen
oder selbst aufheben (rien, nul, aucun), dass sie weder (wie die persönlichen, die
hinweisenden und die bezüglichen Fürwörter) eine Hindeutung auf bestimmte,
vorliegende Gegenstände enthalten, noch (wie die fragenden) die Bestimmung
des Gegenstandes oder seiner Beschaffenheit durch die Antwort voraussetzen oder
hervorrufen, obgleich auch das unbestimmte Fürwort fragende Formen enthält,
welche jedoch nur eine Bestimmung der abstrakten Zahleugrösse durch die
Antwort voraussetzen. Insofern sie die Vorstellung einer Quantität enthalten,
sind sie zugleich unbestimmte Zahlwörter, welche die gleichgültige Einheit, die
numerisch unbestimmte Vielheit oder Allheit ausdrücken. Etymologisch be-
trachtet, sind es zum Theil aus dem Lateinischen herübergenommene Pronomi-
nalien, d. h. von Fürwörtern abgeleitete oder mit Fürwörtern zusammengesetzte
Wörter, zu deren Bestandtheilen in Neubildungen nach lateinischem Vorgange
auch Zahlwörter gehören (chacun, quelqu'un), zum Theil abgeschwächte Eigen-
schaftswörter (certain, different etc.), oder Hauptwörter (rien, personne, on) und
Zusammensetzungen wie beaucoup, combien u. s. w.
Ihrer grammatischen Anwendung nach sind sie theils nur substantivisch
oder unverbunden, theils nur adjektivisch oder mit Hauptwörtern ver-
bunden, theils beides zugleich. Die Deklination dieser Fürwörter, von denen
die substantivischen grossentheils nur in der Einzahl vorkommen, ist die der
Substantive und Adjektive.
a) Zu den substantivischen oder unverbundenen Fürwörtern dieser Klasse
gehören zunächst:
a. die verallgemeinernden qui que und quoi que (it. chi che, checke), afr.
qui que, que que. Sie entsprechen entschieden den lateinischen quisquis,
quidquid, doch ist das nachfolgende que frühe als Pronominalform verkannt
und als Konjunktion (quod) behandelt worden, oder vielmehr zu einem all-
gemeinen relativen Beziehungsworte erstarrt, welches auf andere verall-
§ 50. Das Fürwort. 5. Das nubestimmte Fürwort. 163
gemeinernde Fürwörter übertragen wurde. Im Lateinischen lag die verall-
gemeinernde Bedeutung aber in der Reduplikation, wie auch in quantum
quantum, quamquam, utut.
qui que kouimt gewöhnlich nur in der Umschreibung mit etre (wer
auch immer) in affirmativen und negativen Sätzen vor: Oh! qui que
vous soyez, excusez mon audace (Voltaire, Merope). Qui que 9'ait ete
qui vous l'ait dit, il s'est trompe (Planche). Je n'y ai trouve qui que ce
seit (AcAD.).
quoi que (was auch immer) kommt noch in weiterem Umfange vor:
quoi qu'il en soit; quoi que vous fassiez (Acad). Das Altfranzösische
gebrauchte auch das substantivische li quels r/ue.
?. quiconque (quicunque), altfranzösisch auch qui oncques, qui qui oncques
(qui unquam), wahrscheinlich aus Verwechselung des unque und unquam
(wer immer, jeder, der), nur in der Einzahl gebräuchlich: Quiconque
de vous . . bravera le danger, sera couvert de gloire (Boiste). Le grand
jour sert mal quiconque veut mal faire (Boufflers). Mourir pour sa
patrie est un sort plein d'appas pour quiconque ä des fers prefere le
trepas (T. Corneille). Es steht auch mit einem darauf bezüglichen Adjektiv
oder Particip weiblichen Geschlechts: Quiconque prend un mari doit
s'attendre a lui etre soumise (Littre s, v. 5.), wie es nachträglich als
Plural behandelt wird: Quiconque n'est pas d'accord avec la regle, eile
les repousse et condamne (Bosse et).
'. quelqu'un, quelqu'une, Plur. quelques-uns, quelques-unes (einer,
jemand, im Plur. einige, etliche), wird im Altfranzösischen im Sing,
durch uns, une, im Plur. durch auquant, li auquant (aliquanti) ersetzt.
Man muss bei diesem Fürworte jedoch den absoluten Gebrauch, d. h.
seine Anwendung ohne Beziehung auf irgend einen im Zusammenhange der
Rede gegebenen SubstantivbegrifF, von dem relativen, d. h. von der
Bezugnahme auf ein Substantiv oder Fürwort unterscheiden. Im ersten
Falle ist es gewöhnlich männlichen Geschlechts und kommt ausser dem
Singular nur als Nominativ des Plural vor: quelqu'un soutient; j'attends
ici quelqu'un; je le tieus de quelqu'un; parier a quelqu'un; quel-
ques-uns assurent le contraire. Ungebräuchlich ist hier die Bezugnahme
auf das weibliche Geschlecht, wie in: quelqu'une pense; quelqu'une
m'a dit (Giradlt-Duvivier).
Dagegen kommt das weibliche wie das männliche Geschlecht in beiden
Zahlformen unter Bezugnahme auf ein Substantiv oder Fürwort vor: quelqu'-
une de ces dames; quelqu'une des vos amies; quelqu'une de vous,
mesdames; j'en connais quelqu'une; axich quelqu'une de vous mit
Bezug auf gegenwärtige Frauen. Entre les nouvelles qu'il a debitees, il y
en a quelques-unes de vraies (Acad.).
'. chacun, chacune (quisque unus), afr. chascuns, chascune, auch uns chas-
cuns etc. (ein jeder), nur in der Einzahl gebräuchlich und absolut ge-
braucht gewöhnlich vi ie quelqu'un männlichen Geschlechts: chacun a son defaut
(La Fontaine). Un chacvn findet sich noch im Zeitalter Ludwigs XIV.:
un chacun est chasse de son opinion (MoLiiiRF). Dem gemeinen Leben ge-
hören Ausdrücke wie: chacun avait sa chacune (Acad.). Dagegen sagt,
man natürlich mit Beziehung auf ein Substantiv oder Fürwort: chacune
d'elles; chacune devosamies; chacune de vous ; chacune de ses paroles.
Toutes les dames du bul etaient fort parees, et chacune avait une parure
11*
164 Zweit. ThI. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
differente (Acad.). Im Altfranzösischen ward chascun auch adjektivisch ge-
braucht; so auch noch später: chacun jour (Malherbe); chacune soeur;
uu tas de chacune espece (La Fontaine). S. auch chaque (p. 167),
welches bisweilen noch unverbunden steht.
6. on (homo), afr. homs, hom, cm, on (man), steht nur als Sulijekt, oft mit
■vorantretendem /', welches kein bloss euphonischer Ruchstabe, sondern der
Artikel ist, gegenwärtig aber meist aus euphonischen Rücksichten angewendet
wird. Von steht häufig nach Vokalen, namentlich nach si, oü, qui, quoi,
que und nach et, doch keineswegs mit Nothwendigkeit: On finit par oü Ton
devait commencer (Dorat); auch zu Anfang des Satzes: L'on bait avec
exces lorsque l'on hait un frere (Racine).
f. personne (persona), nur im Singular gebräuchlich (irgend jemand),
steht meist in verneinenden und fragenden Sätzen, doch auch in bedingenden
Nebensätzen, wie in Substantivsätzen nach dem Begriffe des Zweifeins, und
wild stets als männlichen Geschlechts betrachtet. Elliptisch auftretend
setzt es eine negative Ergänzung des Satzes voraus, d. h es steht für nie-
mand: Je ne conuais personue d'aussi heureux que cette femme (Acad.).
Personne a-t-il jamais raconte plus naivement que La Fontaine? (Restadt).
Si jamais personne est assez hardi pour Tentieprendre, il reussira (Acad.).
Je doute que personne ait mieux peint la nature etc. (Restact). Cette
place lui convient mieux qu'ä personue (Nap. Landais), Y a-t-il quelqu'un
ici? — Personne (Acad.). Im Unterschiede von quelqu'un, welches sich
zu per sonne wie einer zu irgend einer verhält, wird personne in noch
unbestimmterer Allgemeinheit gefasst und dient daher auch in be-
jahenden Sätzen dazu, den Zweifel des Redenden in Bezug auf die fragliche
Persönlichkeit zu bezeichnen.
Die entschieden verneinenden altfranzösischen nuns (ne-unus) und nelui,
nului, nullui (ursprünglich als Kas. obl. zu nul afr. nuls, nus gehörig, analog
dem autrui, Kas. obl. zu autre, vgl. celui) sind aufgegeben. Im Neufranzösischen
bedient man sich statt dessen des Ausdrucks pas un: Pas un ne le dit
(Laveadx); doch kommt pas un auch in Verbindung mit Substantiven vor:
Pas un innocent n'a perl (Mignet, Hist. de la Rev. fr.).
rj. rien (rem), afr. Nom. rieus, Kas. obl. rien, theilt den unbestimmten Cha-
rakter von personne und wird daher (in der Bedeutung: irgend etwas)
wie jenes meist in verneinenden und fragenden Sätzen u. s. w. gebraucht: Je
ne dis rien. Y a-t-il rien de si beau que . .? Qui vous reproche rien?
Que vous a coüte cela? Rien (Acad.); doch hat es mehr noch als personne
den rein negativen Sinn, auch wo es nicht elliptisch steht: Dieu a cree le
moude de rien. 11 semble que cela se soutienne sur rien. Je compte cet
homme-lä pour rien (Acad.). Als Substantiv nimmt es selbst den Artikel
zu sich und tritt auch pluialisch auf: II vaut mieux ne rien faire des
rieus (Nichtigkeiten). Das Altfranzösische gebrauchte so auch: noient,
nient (neant v. ens, entis).
&. Wie quelqu'un sich zu personne verhält, so quelque chose (etwas, ali-
quid) zu rien; quelque chose wird in diesem Falle immer als männlich be-
trachtet: S'il vous manque quelque chose, je vous le donnerai (Acad.).
Das Altfranzösische gebrauchte in diesem Sinne alques, alkes, auques
(aliquid).
§ 50. Das Fürwort. 5. Das unbestimmte Fürwort. 165
I. autrui (v. alter, ursprünglich als Kas. obl. zu autre gehörig, vgl. celui)
(anderer), wird nur von Personen und stets in der Einheit so wie nie als
Nominativ verwendet und hat in seiner Unbestimmtheit und Allgemeinheit
oft den Schein eines Plural: II ne faut pas desirer le bien d 'autrui, la
femme d' autrui (Acad.). Ne fais pas ä autrui ce que tu ne voudrais pas
que te füt fait ä toi-meme (Ead.). Pour consumer autrui le monstre se
consume (Boileau), La rigneur envers autrui (Massillon).
Ohne Kasuspräposition stand autrui, altrui im Altfranzösischen oft für
den Genitiv; daher noch im älteren Kanzleistile Vautrui das Recht oder
Eigenthum eines Anderen.
Das altfranzösische neutrale al, el (aliud, etwas anderes) wird im
Neufranzösiscben durch autre chose umschrieben.
X. Als substantivische Quantitätsbestimmungen stehen einander beaucoup
(d.i. beau coup schöner Hieb, Schnitt), altfranzösisch auch gran coup
(viel), und peu (paucum in dem Sinne des verwandten paulum) gegenüber,
wie plus (plus) dem moins (minus); sie können natürlich grammatisch nur
als Singular behandelt werden und den Genitiv zu sich nehmen. Plus und
7noins können auch superlativisch vom Artikel le begleitet sein. Statt beau-
coup gebrauchte das Ältfranzösische auch moult (multus), welches zugleich
adjektivisch verwendet wurde: moultes choses, moultes peines. Als veraltet
führt die Akademie an: 11 avait moult d'ärgent. Peu nimmt auch den
Artikel un zu sich. Bei La Fontaine findet man noch un petit für un peu:
un petit de panade. Vgl. je commence . . ä le croire un petit (Moliere).
Das lateinische nimium wird durch trop (mlat. troppus, truppus, lat.
turba?) ersetzt.
X. Das substantivische tant, autant (tantum und aliud tantum), altfranzösisch
auch itant, altretant (altern m tantum), war im Altfranzösischen auch adjek-
tivisch, gegenwärtig nicht mehr: II boit autant d'eau que de vin (Acad,).
Diable n'eut onc tant d'honneurs en sa vie (La Fontaine). Dem ta?tt stand
ein relatives quant (quantus) im Altfranzösischen gegenüber, welches zugleich
interrogativ war und ebenso adjektivisch gebraucht wurde. Ein Rest davon
findet sich in dem veralteten: toutes et quantes fois que . . toutes fois et
quantes que . . Dazu gehörte auch das verallgemeinernde quangue, eigent-
lich quant que, auch quanques und quanconques, welches im Neufranzösischen
durch tout ce qui ersetzt wird. — Quant hat sich noch in dem elliptischen
quant ä (quantum ad [Ovin.]) erhalten: quant ä moi; quant ä lui; quant ä
ce qui est de moi; quant ü cette affaire.
/u. An die Stelle des interrogativen quant ist im Neufranzösiscben com bien
(com, d. i. comme bien, wie sehr st. wie viel) getreten, ursprünglich
Adverb und auch im Altfranzösischen vielfach verwendet: Combien y a-t-il
de personnes? Combien de temps avez-vous mis pour faire ce voyage?
(AcAD.). Es wird selbst ohne einen darauf bezogenen Substautivbegriff
dem lateinischen quantum gleich gestellt: Combien avez-vous dans votre
bourse? (Ead.).
b) Die adjektivischen, verbundenen Fürwörter sind:
ct. qoelque (qualisquam analog dem quisquam), in der Einzahl irgend ein,
einig, in der Mehrzahl einige, etliche, vereinigt mit dem Begriffe des
hinsichtlich seiner Beschatfenheit unbestimmten Einzelnen, im Singular den
des unbestimmten, geringen Grades und Masses: Adiessez-vous a quelque
166 Zweit. Tbl. Foriueulehre. Erst. Abschu. D. Wortbiegiing etc.
autre personne. Quelques ecrivaios ont traite de ce sujet (äcad.). 11 n'y
a pas d'elevation Sans quelque merite (La Rochefoücacld). II y a
quelque apparence ä cela. II y a quelque temps (Acad.). Daher tritt
es selbst mit peu in Verbindung: quelque peu d'argent.
In verallgemeinernden Sätzen ist das adjektivische quelque mit folgen-
dem que, dem qui que, qnoi que analog, in der Bedeutung welcher auch
immer, was für ., auch, dem lateinischen qualis qualis nahe verwandt:
Quelque sujet q a'on traite . . que toujours la raison s'accorde avec la
rime (Boileaü). De quelque cote qu'on se tourne, ce monde est rempli
d'anicroches (Voltaire). De quelques süperbes distinctions que se flattent
les hommes, ils ont tous meme origine (Hossuet).
Das que wird hier zuweilen durch das relative Fürwort qui ersetzt,
eine Erscheinung, welche an die lateinische Reduplikation mehr noch als que
erinnert: Quelques nouveaux malheurs qui nous doivent atteindre, vous ne
m'eutendrez point murmurer (Ancelot).
Quelque wird auch als neutrales Kasusadverb in der Bedeutung: wie
auch immer, in welchem Grade auch, verwendet: Quelque puis-
sants qu'ils soient, je ne les crains point (Acad.). Quelque heureusement
doues que nous soyons, nous ne devons pas en tirer vanite (Boniface). —
Ganz dem etvva, mhd. eteswä, lat. fortasse, entspricht dies neutrale quelque
in: il y a quelque soixante ans u. dgl. Vgl. das lateinische aliquos
viginti dies.
ß. Dem verallgemeinernden quelque.. que ist auch quel..que, welcher
auch immer, von welcher Beschaffenheit auch, nahe verwandt, nur
steht quel immer prädikativ ohne Substantiv, während quelque in quelque
..que sich attributiv an ein Substantiv anschliesst: Quel qu'il soit, nul
rempart ne le peut proteger (Ancelot). Un trone quel qu'il soit, n'est
point ä dedaigner (Grebillon). Quelles que soient vos vues (Acad.).
Dem relativen quel wird hier auch sein Korrelat tel substituirt: On
prouve tres-bien ä cet enfant que cette religion, teile qu'elle soit, est la
senle veritable (J.-J. Rocsseau).
y. quelconque (qualiscumque), wie auch beschaffen, beliebig, folgt
immer seinem Substantiv und steht in negativen Sätzen in der Einzahl, in
affirmativen auch in der Mehrzahl: 11 n'y a raison quelconque qui puisse
l'y obliger. Donnez-en une raison quelconque. Deux points quelcon-
ques etant donnes (Acad.). Das Altfranzösische gebraucht so auch quelque
onques, quel onques que (qualis quam unquam); vgl. oben quiconque.
ö. maint (goth. manags, ahd. manac), mancher, ist meist nur noch im ge-
meinen Leben üblich und bezeichnet eine unbestimmte nicht unbeträchtliche
Anzahl: Maint rocher ecrase, en tombant, maint philosophe qui raisonne
(Aübebt). II etait lä maintes fiUes savantes (Gresset). Daher mainte
fois und maintes fois: manchmal. Auch wird es verdoppelt: par
maints et maints travaux.
(. different m., differente f. und divers m., diverse f. (difFerens und
diversus) geben, als unbestimmte Fürwörter betrachtet, eine unbestimmte
unbeträchtliche Anzahl an, wobei der Begriff der Verschiedenheit zu dem
der Besonderung abgeschwächt ist; beide Adjektive werden so nur in der
Mehrzahl gebraucht: Diff^rentes personnes me l'ont dit. II a parle ä
diverses personnes. A diverses fois (Acad.).
§ 50. Das Fürwort. 5. Das unbestimmte Fürwort. 167
C. certain, certaine (v. certus gl. certanus), ist, wie zuweilen das lateinische
certus, auch certus guidam, certus aliguis, gauz an die Stelle von quidam
getreten; es wird von Gegenständen gebraucht, deren Existenz dem Redenden
zwar gewiss ist, welche jedoch nach Seiten der Qualität oder Quantität und
des Grades nicht näher bestimmt werden. In der Einzahl wird es auch mit
un verbunden und steht immer vor seinem Substantiv: Certain loup . .
trouvant un chien . . s'en allait Temporter (La Fontaine), ün certain
loup . . aper^ut un cheval (Id.). Certaines persounes, certaines gens
disent que . . Durant un certain temps, Uue certaine quantite (Acad.).
Daher drückt certain auch bisweilen das geringe, nicht näher bestimmte
Mass- und Gradverhältniss aus: Cet homme jouait d'iine certaine reputation.
Geringschätzung bezeichnet es bei Eigennamen: Un certain Cleon.
T]. chaque, afr. chasque, chesque (quisque), jeder, bezeichnet den beliebigen
Einzelnen in der Sonderung einer Gesammtheit: chaque homme; chaque
arbre: ä chaque instant. Das Altfranzösische gebrauchte auch chacun ad-
jektivisch (s. oben chacun); umgekehrt verwendet noch im Neufranzösischeu
bisweilen die populäre Rede chaque für chacun, was im Altfranzösischen
ebenfalls geschah: ces volumes coütent dix francs chaque; auch findet man
chaque bisweilen von guten Schriftstellern so gebraucht: dix familles domes-
tiques de cinq personnes chaque (B. de St.-Pikrre).
c) Substantivisch und adjektivisch und in dem letzteren Falle auch
unmittelbar, obgleich nicht immer, mit Hauptwörtern verbunden, sind die
folgenden:
ß, aucun m., aucune f. (aliqui unus), in beiden Geschlechtern der Einzahl
und selbst der Mehrzahl gebräuchlich (in der Einzahl: irgend ein, mit der
Verneinung: kein; in der Mehrzahl: irgend welche, oder verneinend:
keine), verhält sich im Gebrauche des Neufranzösischen wie personne und
rien, hat also meist die Verneinung zur Voraussetzung. Absolut gebraucht
ist es nur männlichen Geschlechts in der Einzahl.
««. Substantivisch: Aucun n'est prophete chez soi (La Fontaine). Je
doute qu 'aucun de vous le fasse. De tous ceux qui se disaient mes
amis, aucun m'a-t-il secouru? (Acad.). On doit ne se rendre suspect ä
aucun (Feselon).
ßß. Adjektivisch: Quiconque cherche la verite, ne doit etre daucun pays
(Voltaire), On ne garda plus aucun es mesures (Vertot). II a obtenu
ce qu'il demandait, Sans aucuns frais (Acad.).
Im Altfranzösischen ward es ebensowohl affirmativ in dem Sinne von
quelqu'un und quelque gebraucht: II conveuoit qu'elle uiangast aucun
bon morsel d'aucune bonne viande (Le Chevalier de la Tocr),
Im Neufranzösischen wird noch der Plural aucuns, d' aucuns im alter-
thümlichen oder scherzhaften Stile für quelques-uns gebraucht: Aucuns
:i coups de pierre poursnivirent le dieu (La Fontaine). Aucuns (d' au-
cuns) croiront que j'en suis amoureux (Acad.). Mit dem Artikel findet
es sich noch bei La Fontaine:. De certains mots, caracteres, brevets,
dont las aucuns ont de tres-bons effets.
ß. Die verneinende Zahl nul m., nulle f. (nullus), kein, wird im Singular
und Plural verwendet; substantivisch und absolut steht r^ul der Regel
nach nur in der Einzahl männlichen Geschlechtes:
168 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Ahschn. D. Wortbiegnng etc.
an. Substantivisch: Nul n'est exempt de mourir (Acad.). Nnl plus que
moi . . ne respecte . . ce qu'il y a de beau dans de certaines situations
(Lamartine). A nul Tambition n'est, je crois, etrangere (Stassart).
Nul de nous de sang-froid . , n'envisage la niort (L. Racine); un ver-
bunden auch in: Nulles des expressions qui se presentent (.T.-J. Rocs-
sEAc). Dagegen sind selten Fälle wie: Que nuls ne puissent etre arretes
dans la lecture de Theophraste (La Brctere, Disc. sur Theoph., bei
Littre s. v, 2.).
ßß. Adjektivisch: Nulle paix pour Fimpie (Racine). Nuls malheurs ne
doivent abattre Thomme (Mirabeaü). Nuls frais; nulles gens; nulles
troupes (Acad.). Den Gebrauch des Plural leugnen einige Grammatiker
ohne Grund.
Nul, bedeutungslos, werthlos, nichtig, ist reines Eigenschaftswort und
steht ohne ne: un homme nul, son credit est nul; cette donation est
nulle (Littre s. v. 3. 4.).
Das Altfranzösische hatte noch nesuns, nisuns (ne ipsum unus),
neguns (nee unus); im Neufranzösischen wird so pas un gebraucht;
s. oben S. 164= Pas un seul petit morceau (La Fontaine); natürlich
nur in der Einzahl.
■y. plusieurs c. (v. lat. plus, pluris gl. pluriores, plusiores), ein Plural, afr.
pluisor, plusor, wie das deutsche mehrere gebildet, bedeutet eigentlich
mehr als einer; absolut wird es nur männlich von Personen, sonst auch
weiblich gebraucht.
«ß. Substantivisch: Parfois plusieurs valent mieux qu'un (Piron). Plusi-
eurs pretendent, tiennent, s'imaginent . . (Acad.). — Plusieurs d'entre
elles versent des larmes (Florian). De toutes ces choses, il y en a plu-
sieurs ä rejeter (Acad.).
ßß. Adjektivisch: II s'est donne plusieurs combats. Je crois cela par
plusieurs raisons (Acad.).
Das absolute plusieurs hatte im Altfranzösischen auch den Artikel:
li plusor (la plupart).
S. tout m., toute f. (totus auch st. omnis) in den Bedeutungen: ganz, all,
jeder, afr. Sing, tos, toz, tous, tus — tote, toute, tute; Plur. tuit, tut —
totes, toutes, tutes, kommt unverbunden und verbunden, jedoch nicht in allen
seinen Bedeutungen gleichmässig, vor.
aa) In der Bedeutung ganz, den Gegenstand in seiner Vollständig-
keit bezeichnend, bleibt tout dem Begriffe des totus getreu und ist
eigentlich ein vollkommenes Adjektiv, wie auch seul (sohis) allein,
ohne Begleitung, einsam, welches fälschlich zu den Fürwörtern
gerechnet wird. Doch streift tout hier auch bisweilen nahe an den
Begriff des all an, wie bei Stoff- und Sammelnamen, wo das Ganze
auch als Alles erscheint (vgl. all mein Hab' und Gut und mein
ganzes Hab' und Gut; totus equitatus die ganze oder alle Rei-
terei). Es tritt entweder attributiv vor ein anderweitig (durch den
Artikel oder ein Fürwort) seinem Umfange nach determinirtes Sub-
stantiv oder vor einen Eigennamen.
Tout le peuple y accourut. Toute sa famille est en bonne sante.
II y a a mis tout son bien (Acad.). Pendant tout ce temps de fa-
tigue et de tourment (Büffon). Tout Rome est consterne (Vertot).
In einzelnen Ausdrucksweisen fehlt die determinative Bestimmung des
§ 50. Das Fürwort. 5. Das unbestimmte Fürwort. Iß9
Substantiv: Somme toute (d. h. die Summe in der Totalität der
Eiiizelsummen;; courir ä, toiitc bride (mit ganzem, eigentlich dem
Pferde ganz überlassenen Zügel); k tonte force (mit ganzer, aller
Gewalt) u. v. a. Hier begegnen sich im Lateinischen totus und
omnis: Tot um oppidum cingit (Cars., B. G. 1, 38). Gallia omnis
(1, 1). Tota niente . . atque omni animo (Cic, Or. 2, 20).
Auch lehnt sich tout, toute in diesem Sinne an das Prädikat an
und steht appositiv auf ein Subjekt oder Objekt bezogen:
Cette somme est toute oü vous l'avez laissee (Acad.). La liberte
de rinde est toute entre vos mains (Racine). Laisse-moi desorniais
toute ä mon desespoir (Moliere). Elle est toute malade. Blies
furent tout es surprises de le voir (Acad.).
Die Leichtigkeit der Vermischung der Beziehung des tout auf die
Totalität einzelner Individuen als solcher und auf eine Gesammtzabl
von Einzelwesen hat der Anwendung des adverbial gebrauchten
tout hier eine grosse Aus lebnung begeben und dem Gebrauch des
flektirten tout einen sehr beschränkten Kreis gelassen. Auffallonder
Weise 13ektirt man es nur vor einem weiblichen Adjektiv, welches
mit einem Konsonanten oder aspirirten h beginnt, regelmässig, ob-
gleich es auch sonst, wo kein Missverstäudniss möglich ist, mit nach-
drücklicher Beziehung auf seinen Gegenstand vor Vokalen flektirt er-
scheint. — Unterschiede, wie in den Worten: je suis toute k vous
und je suis tout ä vous, wenn sie von einer Frau geschrieben wer-
den, erklären sich leicht, da die grammatische Beziehung hier ver-
schieden ist: tow^e steht appositiv lu je, und ^om< gehört der Prädikats-
bestimmung an. Vgl. lat. Sum vester totus (Cic). Plauens totus
noster est (Id.).
Uebrigens nimmt tout als Substantiv (das Ganze, ein Ganzes)
auch den Artikel an.
bb) Tout in dem Sinne all bezeichnet die Gesanimtheit von Individuen,
welche der Zahl nach abgeschlossen gedacht werden, vorzugsweise in
der Mehrzahl, absolut oder attributiv, und hier erhalten die Gegen-
stände gewöhnlich anderweitige determinative Bestimmungen, wie den
Artikel etc. Doch wird tout auch singulariscb als Neutrum von der
Gesammtheit gebraucht (Alles), dem das neutrale ce bei seiner
näheren Bestimmung durch einen Adjektivsatz beigegeben wird, wie
auch dem tous ein Demonstrativpronom folgen kann; beide erscheinen
alsdann adjektivisch gebraucht.
((Ct. Substantivisch: Tous vinrent au-devant de lui. Tous tant que
nous sonimes. Se devouer pour le salut de tous (Acad.). — Tout
fuit, tout se refuse a, mes embrassements (Raci.ne). La mort nous
separe de tout (Bossuet). Est-ce lä tout? Ä tout prendre,
Louis XI etait un roi (Acad.). — Tout ce qui nous fait sentir
notre meprise, devient lui-meme Tattrait (\\x\ la perpetue (MoLiiiRK). —
Tous ceux que j'ai vus (Acad.).
Auch tritt es appositiv zum Subjekte oder Objekte des Satzes :
Les Premiers chretiens, tous egaux et tous obscurs . . gouver-
naient secretement leur societe . . ä la pluralite des voix (Voltairf-;).
II les a tous reunis (Acad.).
170 Zweit. ThI. Formenlehre. Erst. Ahschn. D. Wortbiegung etc.
ßß. Adjektivisch: L'amour anime en ces retraites tous les regards et
tous les Coeurs (Voltairk). Auch distributiv kanu es gefasst wer-
den, wenngleich dem Hauptworte eine determinative Bestimmung
vorangeht, wns jedoch nicht anders als aus der Gesammtvorstellung
entnommen werden kann, wie intous les jours, tous les mois, tous
les deux jours, tous les trois mois u. dgl. m. Vgl. das Lateinische:
Omnibus mensibus (Cic, Fin. 2, 31).
In Verbindung mit Kardinalzahlen werden die durch die Zahl
bezeichneten Individuen durch tous mit und ohne folgenden Artikel
als die Gesammtheit hingestellt, worauf die Thätigkeit gemeinsam
bezogen wird: tous deux, trois, quatre etc., und tous les deux,
trois etc. Der ganze Unterschied zwischen der Zahl mit oder ohne
Artikel beruht in der energischeren Ilindeutung auf die genannten
Individuen durch den Artikel; ein gleichzeitiges oder ungleich-
zeitiges Zusammenwirken (oder Leiden) der Individuen kann hierin
nicht angedeutet sein, wie einige Grammatiker lehren,
cc) In der Bedeutung: jeder wird tout, und zwar adjektivisch, meist
dann gefasst, wenn seinem Substantiv keine weitere determinative
Bestimmung gegeben ist:
Tout homme est sujet ä la luort (Acad.). En tonte chose il
faul considerer la fin (La Fontaine). A tout propos; en toute
occasion; de toute part; k tout moment; k toute heure; par tout
pays u. a. (Acad.).
In der Mehrzahl kann es zweifelhaft werden, ob tout die Gesammt-
heit in der Vereinzelung oder ob es schlechthin die Gesammtzahl dei'
Gegenstände andeuten soll; die Entscheidung kann nur der Zusammen-
hang geben. So ist es z. B. in: II faisait des soupirs, de grands
elaucements, et baisait humblement la terre ä tous moments (Mo-
liere) distributiv zu fassen, wie oben tous les jours u. s. w.; ebenso
in: Les agresseurs en tous genres ont tort devant Dieu et devant les
hommes (Voltaire), wo die Angreifenden nicht allen Arten zugleich,
sondern je einer oder der andern Art angehören; aber in: Confitures
volent de tous cotes (Boileau) fliegen die Siässigkeiten, welche von
jeder Seite kommen, auch zugleich von allen Seiten, und der Unter-
schied wird hier für die Vorstellung verwischt. Am Häufigsten wird
hier der Singular verwendet, wie auch im Lateinischen: Ut neu omnem
frugem neque arborem in omni agro reperire possis, sie non omne
facinus in omni vita nascitur (Cic, Rose. Am. 27, 75).
f. tel m., teile f. (talis), afr. tels, teus, tiels, tiex etc., auch itels, autels,
altreteis, zeigt
uu. zunächst, in der Bedeutung: solcher, die Beschaffenheit des Gegen-
standes in demonstrativer Weise auf ganz unbestimmte Art an,
ist wesentlich adjektivisch, und steht in diesem Sinne mit Rück-
beziehung oder vorwärtsdeutend theils attributiv, theils prädikativ:
II tint k peu pres tel discours. Une teile conduite vous fait
honneur. Pour etre heureux ou malheureux il faut se croire tel
(Acad.). Tels sont tous les grands coeurs (Chamfort). Die Be-
schaffenheit kann nach Art, Grad und Erfolg durch einen mit que
eingeleiteten Modalsatz oder Konsekutivsatz bestimmt sein: II est
tel queson pere. Sa memoire est teile qu'il n'oublie Jamals rien
§50. Das Fürwort. 5. Das uubestimmte Fürwort. ]71
(AcAD.). Dem talis — (/uulis entspricht (el — tel: Tel niaitre,
tel valet. Teile vie, teile fin.
Mit seinem ächten Korrelate guel kommt tel nur vor, wo quel
elliptisch gebraucht wird: des gens tels quels (solche, wie sie
eben sind, unbedeuiend). Je vous rends votre somme d'argent
teile quelle (so wie sie übergeben ist, ohne Schmälerung). Beide
Arten von Ellipsen sind nur im gemeinen Leben üblich.
Auch wird es gebraucht, wo man die Beschaffenheit nicht be-
stimmen kann oder will (vgl. certain) : 11 est alle s'etabjir dans
teile viile. J arriverai a teile epoque (Acad.); und hier wird es
auch verdoppelt (wie das deutsche so und so): Avoir teile ou
teile qualite; par teile et teile raison; und in diesem Sinne wird
es auch mit un su bstantivirt: II est tantot chez un tel, tantot
chez une teile; monsieur un tel, madame une teile (Acad.).
ßß. Dem eben angeführten Gebrauche liegt die Verwendung desselben
sehr nahe, um unbestimmte Individuen ganz allgemein zu be-
zeichnen, welche der Deutsche durch mancher andeutet: Tel
homme recherche ce que tel autre meprise (Acad.).
Ist tel unverbunden und folgt ihm ein Relativsatz, so wird in
der That das Fürwort durch diesen Satz bestimmt, wenn auch tel
ein anderweitig unbestimmtes Individuum bezeichnet: Tel qui
rit vendredi, dimanche pleurera (Racine). Tel est pris, qui croyait
prendre (La Fontaine), So wird es auch verbunden gebraucht:
Tel homme est recompeuse, qui meritait d'etre puni (Acad.).
C. meme c, Flur, memes (semet ipsissimus — met ipsimus), afr. meisme,
misme, mesme, entspricht
«ß. dem lateinischen ipse (ipsimus bei Plautus) und dem aualog
gebildeten deutscheu selbst (v. ahd. selpo, selb), indem es den
Gegenstand in seiner Ausschliesslichkeit mit Nachdruck hervorhebt.
In dieser Bedeutung schliesst es sich einem vorangehenden Fürworte
oder Substantiv an:
Moi-meme, toi-meme, lui-meme, elle-meme, nous-memes,
cela meme (eben dies), celui-lä. meme (in vous-meme mit Be
Ziehung auf eine Person bleibt mime unflektirt). II fait cela de
lui-meme (aus eigenem Antrieb, allein). Etre soi-meme (sich
selber treu sein) (Acad.). Peut-on se connaitre soi-meme? Nous
ne voyons pas nous-memes nos delauts (Bescherelle). Les
Romains ne vainquirent Ics Grecs que par les Grecs memes
(Acad.). Abstrakte Substantive hel)t darum das hinzugefügte
meme (d. h. für sich selbst betrachtet gl, leibhaftig) aus
ihrer Allgemeinheit heraus und individualisirt oder personificirt sie
gleichsam: Cet homme est la valeur meme; cette femme est la
franchise meme (Acad.).
Dieser Verwendung des mime liegt eine andere nahe, wobei der
durch das Adjektivpronomen bestimmte Gegenstand anderen (ge-
nannten oder ungenannten) gegenüber nachdrücklichst wie durch
das deutsche selbst hervorgehoben wird: Les rochers uiGmes . .
sont sensibles ii de touchants accords (Gressbt). Ce mensonge n'a
rien qui ne seit innocent. Les dieux memes ne peuveut le con-
damner (Fbnelon).
172 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
Mime ist auch zum Pronominaladverb (selbst, sogar) ge-
worden und wechselt häufig mit dem flektirten 7neme; das Fürwort,
welches sich überhaupt nur im Plural als solches klar erkennen
lässt, und das Adverb bedingen keinen Unterschied des Inhaltes
des Satzes, sondern lediglich der grammatischen Konstruktion.
Vgl.: La faiblesse des humains n'est que trop naturelle; les dieux
meme . . out brüle quelquefois ile feux illegitimes (Racine).
ßß. Wie selb in der Zusammensetzung derselbe, derselbige, so
wird auch meme mit dem bestimmten Artikel (le meme, la meme),
mit dem unbeslimmteu (un meme, une meine), bisweilen auch ohne
Artikel zur Bezeichnung der Ununlerschiedenheit uudEiuer-
leiheit gebraucht, wobei der bestimmte Artikel in demonstrativer
Weise wirkt, indem er auf einen genannten Gegenstand deutet, was
auch durch das demonstrative Fürwort geschehen kann. Hier kann
das Fürwort attributiv oder prädikativ uud substantivirt (also auch
unverbunden) auftreten:
C'est le meme homme; ce sont les memes gens; ce n'est
quune seule et meme chose; deux plantes de meme espece
(AcAD.). Voici les freres Martin: meme taille, meme figure,
memes habitudes de corps (Paulmier). Suivant ce meme
historien (Bignon). — Cette femme est toujours la meme. Aristote
a dit . . le meme a soutenu que . . (Acad.). Auch neutral: cela
revient au meme.
»;. autre c, Plur. autres (alter auch st. alius), afr. zweigeschlechtig altres,
altre etc. (über autrui, afr. altrui, autrui, s. oben S. 154. 165), hat
aa) die ursprüngliche Bedeutung: einer unter zweien nur in dem
Sinne bewahrt, in welchem einer als der zweite in der Reihenfolge
oder andere einem voranstehenden gegenübertritt; auch wo es plu-
ralisch steht, ist hier die Zweitheilung der gesammten Gegenstände
die Voraussetzung. Es tritt sowohl substantivisch als adjektivisch auf
uud hat in beiden Fällen oft an Tun, l'une seinen Gegensatz, wo
das Lateinische alter . . alter und pluralisch alteri . . alteri ver-
wenden konnte.
au. II sont morts Tun et l'autre (Acad.). A celle que vous ni moi ue
pouvons nommer desormais en face Tun de l'autre (Dumas). Ils
se dechirent les uns les autres (Fenelon). Des deux livres que
vous me demandez, voici Tun, voilä l'autre (Acad.). Tout le
peuple suivit Virginie, les uns par curiosite, les autres par
consideration pour Icilius (Vertot).
ßß. L'un et l'autre consul suivaient ses etendards (Corneille). II
s'etait informe . . de ce qui s'etait passe dans l'une et l'autre
armee (Voltaihe), Connaissez-vous mon autre soeur? (Acad.).
De part et d'autre on fit sauter la mine (Dard). Les ancieus ue
croyaient pas qu'il y eüt un autre monde (Gir.-Düvivier).
Hierher gehört auch der adjektivische Gebrauch des un autre,
wodurch der Gegenstand als zum zweiten Male vorhanden bezeichnet
wird: c'est un autre Alexandre (Acad.). G'est un autre moi-
meme (mein zweites Ich), vgl. das lat. alter ego, alter idem,
alter Verres (Cic, Verr. 5, 33); daher auch un autre vous-
meme und selbst un autre elle-meme (Moliebe). Grammatiker
§ 51. Das Zeitwort im Allgfemeinen und seine Arten. 173
wollen statt Her abstrakt gefassten persönlichen Fürwörter in diesem
Falle auch iine autre elle-nieme, une autre moi-mome u. dgl. m.
gestatten,
bb) Im Sinne des lateinischen alius, dem sich auch alter bisweilen nähert,
so wie umgekehrt auch alius statt alter gebraucht wird, wo entschieden
nur von Zweien die Rede ist, steht autre ebenfalls substantivisch wie
adjektivisch, und hier ohne den bestimmten Artikel. Ks bezeichnet
wie alius thoils einen unbestimmten anderen, theils einen ver-
schiedenen und wird so zu einem Adjektiv im engeren Sinne.
(CK. A votre place im autre se serait em presse de venir (Acad.). Une
autre cependant a flechi son audace (Racine). Quelque autre
vous le dira mieux que moi. D'autres sauraient vous flatter; moi,
je vous dis la verite (Acad.).
ßß. II amena son fils et deux autres personnes. Votre habit est use,
il faut en acheter uu autre (Acad.). Une premiere victoire doit
en amener d'autres (Barthelemt), L'autre jour bezeichnet eiuen
unbestimmten unter den letztverflossenen Tagen, welcher jedoch
dem Redenden als ein bestimmter vorschwebt.
In der Verbindung nous autres, vous autres, noiis autres
Fran^ais u. dgl. werden in populärer Ausdrucksweise die bezeich-
neten Personen in ihrem Unterschiede von anderen hervorgehoben.
Im Sinne der Verschiedenheit steht es attributiv und prä-
dikativ :
C'estune autre affaire, c'est bien une autre affaire; c'est un
autre homme oder tout un autre homuie oder un tout autre
homme. Mit dem Begriffe der Verschiedenheit verbindet man hier
oft den des höheren Werthes. Vgl, lat. Longe alia mens (Sall.,
Cat. 52).
Auch wird autre attributiv bei Gegenüberstellungen wieder-
holt, wo die gleichmässig eintretende Verschiedenheit bezeichnet
werden soll: autre temps, autre usage: autre temps, autres
mceurs; d'autres temps, d'autres soins; oder prädikativ, wenn
die Verschiedenheit des Gegenübergestellten hervorgehoben wird.
Alsdann erscheint es auch neutral, oder in demselben Sinne mit
chose verbunden, und wird an die Spitze des Satzes gestellt:
Autres sont les temps de Mo'ise, autres ceux de Josue et des
Juges; autres ceux des Rois etc. (Bossüet). Autre est promettre,
autre est donner. Autre chose est une simple affirmation,
autre chose est une affirmation avec serment (Acad.). Vgl.
Aliud est maledicere, aliud accusare (Cic, Coel. 3).
.9. üeber qui . . qui vgl. oben 3. a) S. 159.
51. Das Zeitwort im Allgemeinen und seine Arten. Wie die dem Haupt-
■worte zu (i runde liegende Anschauung die eines räumlich begrenzten
daseienden Gegenstandes ist, so liegt dem Zeitworte die Vorstellung
der in der zeitlichen Sphäre an dem Gegenstande zur Erscheinung kom-
menden oder werdenden Thätigkeit zu Grunde. Auch wo das Zeitwort
als Ausdruck eines Zustandes oder Leidens erscheint, bezeichnet es Be-
wegung, Geschehen und Werden in der Aufeinanderfolge oder im Ver-
174 Zweit. ThI. Formenlehre. Erst. Abschii. D. Wortbiegunp etc.
fliessen der Zeit, und fällt damit unter die allgemeine Vorstellung der Be-
thätigung. Den Namen Zeitwort führt dieser Redetheil eben wegen
seiner Beziehung auf die Zeit, deren auf einander folgende und mit ein-
ander wechselnde Sphären ebenfalls, gleichsam in räumlicher Trennung,
durch die verschiedenen Zeitformen desselben (tempora) bezeichnet werden.
Man nennt es auch das Verbum oder vorzugsweise das Wort, weil es,
logisch betrachtet, in der That die erste Stelle einnimmt, insofern es als
Aussagewort zugleich das geistige Band des Gedankens (die Copula)
enthält.
Seiner auf das grammatische Verhältniss rückwii'kenden Bedeutung
nach zerfällt das Zeitwort in verschiedene Arten, welche in der Sprache
nur zum Theil dm-ch verschiedene Formen bezeichnet werden. Das Fran-
zösische, welches sich in seinen Verbalformen an das Lateinische an-
schliesst, hat hier Einbusse erlitten, obgleich der Verlust des sogenannten
Deponens des Lateinischen nicht die Einbusse einer für eine bestimmte
Art von Zeitwörtern ausgeprägten Form ist. Lateinische Deponentia er-
halten nämlich, wenn sie nicht überhaupt aufgegeben werden, im Franzö-
sischen die aktive Form : consoler, imiter, suivre, naitre, mentir, mourir (von
moriri bei Flautus und Ovid, nicht von mori) u. a.
A. Einen Eintheih;ngsgrund der Arten der Zeitwörter bietet die Natur der in ihnen
enthaltenen Thätigkeit, nach der Möglichkeit ihrer Beziehung auf ein Objekt.
Nach dieser Seite zeigt sich nämlich die Thätigkeit entweder als die nach aussen
gerichtete oder als die in sich beschlossene Thätigkeit. In Beziehung
hierauf unterscheidet man transitive und intransitive Zeitwörter, welche
sich in verschiedene Unterarten gliedern.
1. Transitive Zeitwörter sind diejenigen, welche eine Thätigkeit ausdrücken,
die auf einen Gegenstand als ihr Ziel gerichtet ist, sei es, dass der
Gegenstand durch die Thätigkeit hervorgebracht oder verändert oder überhaupt
berührt und afficirt werde. Wir können aber hier zwei Arten von transitiven
Verben unterscheiden :
a) transitive im engeren Sinne, deren Gegenstand als unmittelbares die
Thätigkeit erleidendes Objekt durch den Akkusativ bezeichnet wird, wie battre,
acquerir, lire, faire etc.
b) transitive im weite reu Sinne, deren Gegenstand nicht unmittelbar von
der Thätigkeit ergriffen wird, und der daher als bei der Thätigkeit betheiligt
durch den umschriebenen Dativ und Genitiv bezeichnet ist, wie nnire, appar-
tenir, obeir, succeder, accoucher etc.
Der Unterschied beider Arten zeigt sich besonders in ihrer Passivbildung
(s. unten); die transitiven im weiteren Sinne nähern sich den intransitiven
und gehen oft in diese über, wie umgekehrt intransitive leicht zu transitiven
dieser Art werden.
Die transitiven Zeitwörter erscheinen in einer doppelten Form:
a. im Aktivum, wenn das grammatische Subjekt thätig, d. h. als die
Wirksamkeit ausübend dargestellt wird.
ß. im Passivum, wenn das grammatische Subjekt als die Thätigkeit er-
leidend oder als der Gegenstand bezeichnet ist, an welchem die Thätig-
keit geübt wird.
§ 51. Das Zeitwort im Allgemeinen und seine Arten. 175
Nur die transitiven Zeitwörter im engeren Sinne sind fähig,
ein zu sämmtlichen Personalformen entwickeltes Passivum zu bilden (ich
liebe — ich werde geliebt); die transitiven im weiteren Sinne bilden im
Französischen überhaupt kein Passiv. Auch die im Deutschen gestattete
Bildung der dritten Person mit dem grammatischen Subjekte es (es wird
mir gedankt) ist im Französischen ungebräuchlich. Ausnahmsweise findet
man jedoch auch passivische Formen, welche auf Verwechselung der An-
schauungsweise beruhen: Madame la marquise sera obeie (Dumas).
Je ne veux pas etre desobei (Acad.); auch Vous etes tout pardonne
(Acad.) gehört als Passiv zu pardonner k quelqu'un. Da das Passiv in
allen seinen Formeu durch das Hülfszeitwort etre mit dem Particip ge-
bildet und darum schwerfällig ist, so ist seine Anwendung überhaupt
beschränkt, und es wird oft umgangen oder durch eine andere Form er-
setzt. Das transitive Zeitwort avoir bildet kein Passiv.
c) Das reflexive Zeitwort ist ein transitives, insofern hier das Subjekt der
Thätigkeit noch einen Gegenstand an sich selbst hat; dies Objekt wird daher
durch ein persönliches Fürwort bezeichnet.
Die reflexiven Zeitwörter zerfallen in:
«. reflexive im engeren Sinne, welche nur das Subjekt der Thätig-
keit zu ihrem Objekte haben können, wie s'ecrier, s'envoler, s'evader,
s'evanonir, se moquer, se repentir ^tc.
p. reflexive im weiteren Sinne, welche ausser der transitiven Be-
ziehung auf ein äusseres unmittelbares Objekt auch das Sub-
jekt der Thätigkeit zu ihrem Objekte haben können. Die Zahl derselben
ist nicht gering. Dahin gehöreu s'arreter, s'attendre, s'effrayer, s'ennuyer,
se rejouir, se üatter, se lamenter, se taire, se saisir, se tromper, se porter,
se depecher, se promener, se lever, se coucher, s'egarer, se consoler, se
baigner, se noyer und andere ihrer Bedeutung nach sehr verschiedenartige
Zeitwörter.
Zu unterscheiden sind hiervon noch Zeitwörter, bei welchen das Sub-
jekt als Dativ der betheiligten Person wiederkehrt. Diese können ausser-
dem noch ein unmittelbares 01)jekt (einen Akkusativ) zu sich nehmen,
wie s'approprier, s'imaginer, se proposer u. a., wenn sie nicht transitive
im weiteren Sinne sind, wie se suffire, se plaire u. dgl. m.
Trotz ihrer Verschiedenheit kommen alle diese Zeitwörter darin über-
ein, dass sie als reflexive kein Passivum und dass sie in einer und
derselben Weise ihre zusammengesetzten Zeitformen mit dem
Hülfszeitworte etre bilden. Man fasst sie gewöhnlich unter dem Namen
der Pronominalverben (verbes pronominaux) zusammen, wozu ausser-
dem die reciprok gebrauchten Zeitwörter gezählt werden, in denen die
reflexive Verbalform (in der Mehrzahl oder in der Einzahl mit einem all-
gemeinen Subjekte on u. dgl. m.) die Gegenseitigkeit der Thätigkeit als
Wirkung des Subjektes auf das Objekt und als Rückwirkung des Objektes
auf das Subjekt andeutet. Die Erkennung dieser Gegenseitigkeit einer
Handlung kann übrigens nur aus dem Zusammenhange der Rede ent-
nommen werden, da die sprachliche Form nicht fähig ist, sie anzudeuten;
wo Zweideutigkeit eintreten könnte, gebraucht man neben dem reflexiven
Zeitworte besonders die als Subjekt und Objekt gegenübergestellten run
rautre, tun ä l^autre, let uns les autres etc.;
176 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschr). Ü. Wortbieguug etc.
Ils ne s'aiment pas meme Tun l'autre (J.-J. Rousseau). Les citoyens
se fuyaient l'un l'autre (Sismondi). Les hommes sont faits pour se se-
courir les uns les autres (Voltaire). Les aventures se succedent
les unes aux autres (Id.).
An Stelle von Vun l'autre etc. erscheinen auch adverbiale Zusätze,
wie mutuellement, reciproquement, entre eux, zur näheren Bezeichnung der
Gegenseitigkeit bei reciijrok jjebrauchten reflexiven Verben; demselben
Zwecke dient bei sehr zahlreichen Verben dieser Art die Zusammensetzung
mit entre-, entr' (s. § 82. 1.), wie bei s'entre-dechirer, s'entre-hair, s'entre-
nuire, s'entre-repondre, s'entre-secourir, s'entr'accorder, s'entr'accuser,
s'entr'aider, s'entraimer, s'eutr'egorger u. a.:
Ils s'aident mutuellement. Ils se rendent reciproquement de
bons Services (äcad.). Les gueux, les gueux sont des gens heureux; ils
s'aiment entre eux (Beranger). Ces deux choeurs de musique s'entre-
repondaient (Acap.).
Auffallender Weise wird aber selbst die Einzahl der Zeitformen des
reflexiven Verb mit einem bestimmten einzelnen Subjekte unter Hin-
deutung auf den urspriänglich reciproken Gebrauch des Zeitwortes ver-
wendet, wie in se battre, gleich dem deutscheu sich schlagen, sich
duelliren: cet homme se bat bien, wobei der vorausgesetzte Gegner
auch mit einer Präposition angeknüpft wird (contre quelqu'un).
Andere Begriffsunterschiede der Zeitwörter, welche die Weise der
Beziehung auf ihr Objekt nicht berühren, sind dieser Eintheilung fremd,
üahin gehören, insoweit sie transitiv sind, die frequen tati ven oder
iterativen Zeitwörter, welche die Wiederholung derselben Thätigkeit
bezeichnen; die diminutiven, welche die Thätigkeit in kleinlichem
Masse darsteilen; die desiderativen, welche das Verlangen nach einer
Thätigkeit enthalten; endlich die sogenannten faktitiven, welche die
ursächliche Thätigkeit bezeichnen, wodurch eine andere Thätigkeit oder
ein Zustand hervorgebracht wird.
Hinsichtlich dieser Verba ist nur zu bemerken, dass die im Lateini-
schen dafür ausgeprägten Ableitungssulfixe zum Theil aufgegeben (wie
essere, issere, urire), zum Theil durch andere Formen ersetzt sind, endlich,
wo sie erhalten wurden, theilweise ihre Bedeutung verloren haben, wie
schon im Lateinischen. Vgl. cantare, votare, tutari, cogitare u. a. S.
die Lehre von der Wortbildung.
2. Intransitive Zeitwörter nennt man alle die Zeitwörter, welche eine nicht
auf einen Gegenstand gerichtete oder auf ihn wirkende und sich er-
streckende Thätigkeit ausüben, die deshalb als ein in sich abgeschlosselies
Thun erscheint, wie dormir, croupir, aller, courir etc. Man hat diese Zeit-
wörter auch Neutra genannt, insofern ihnen weder der Charakter der (transi-
tiven) Aktiva noch der Passiva zukommt; manche beschränken indessen diesen
Namen mit unklarer Begrenzung auf Zeitwörter, welche eine Zuständlichkeit
des Subjektes ausdrücken, worin der BegriiF der Selbstthätigkeit erloschen
scheint, wie dormir, luire u. dgl. m.
Auch hier können für die Eintheilung der Zeitwörter noch andere der
grammatischen Beziehung derselben fremde Gesichtspunkte geltend gemacht
werden. So sind z.B. intransitive Zeitwörter oft inchoative, wodurch das
Werden oder Anheben einer durch den Verbalstamm charakterisirten Thätig-
keit bezeichnet wird, oder desiderative u. s. w.
§ 51. Das Zeitwort im Allgemeinen und seine Arten. 177
In der Bildung ihrer zusammengesetzten Zeitformen schwanken diese Verba
zwischen den Hülfszeitwörtern avoir und etre. Insoweit sie diese Formen mit
etre bilden, können sie den lateinischen Neutro-Passiven und Deponentien ver-
glichen werden (soleo, solitus sum, solere; gandeo, gavisus sum, gaudere;
loquor, locutus sum, loqui; vgl. § 52. 3.). Ein Passivum bilden sie nicht; auch
die lateinischen Formen vivitur, Statur, itur u. dgl. sind aufgegeben,
B. Einen anderen Eintbeilungsgrund enthält die Natur der durch die Zeitwörter
ausgedrückten Thätigkeit nach der Fähigkeit ihrer Beziehung auf ein be-
stimmtes Subjekt des Satzes. In dieser Hinsicht zerfallen die Zeitwörter in
persönliche und unpersönliche.
1. Persöüliche Zeitwörter heissen diejenigen, welche sich als Prädikate auf ein
an sich begrittiich bestimmtes oder bestimmbares Subjekt, eine Person oder
Sache beziehen lassen; ihr Subjekt kann ein Substantiv sowohl als ein Für-
wort sein: Mes amis ont parle, les cceurs sont attendris (Voltaire). Vous
ni'avez crue attachee k vous nuire (Racine). Je reglerai uia conduite sur
votre reponse (Arago).
2. Unpersönliche Zeitwörter dagegen sind solche, welche im Prädikate überhaupt
auf kein an sich bestimmtes oder bestimmbares Subjekt bezogen, sondern statt
dessen an das unbestimmte neutrale und tonlose Subjekt il (es) geknüpft sind.
a) Es giebt wenige unpersönliche Zeitwörter im engeren Sinne, d. h. solche,
die überhaupt nur in unpersönlichen Sätzen vorkommen können Diese
dienen besonders zum Ausdruck von Wirkungen in der Natur, deren Subjekt
der Vorstellung unklar ist, wie in il pleut, il neige, il gele, il degele, il
grele, il tonne; aber selbst schon Erscheinungen dieser Art werden zum
Theil durch unpersönlich gebrauchte Zeitwörter ausgedrückt, welche an sich
persönlich sind, wie in il fait froid, chaud, beau, il fait du brouillard, du
vent, jour, nuit etc. Eben dies gilt auch von anderen Wirkungen, deren
Subjekt allerdings nachweisbar sein kann, jedoch der Vorstellung entweder
überhaupt gleichgültig oder augenblicklich nicht klar ist, wie z. B. in il fume
dans cette chambre, il seut bon, mauvais, wo man im gemeinen Leben nach-
drücklicher sagt 9a fume, 9a sent mauvais u. dgl. m. Aecht unpersönlich
ist auch das alte il y a (es giebt), afr. il a, il y a, mit einem folgenden
Objekte im Akkusativ.
b) Zu unterscheiden sind hiervon der Form nach unpersönliche Sätze, in
denen das unbestimmte Subjekt il als vorläufiges grammatisches Sub-
jekt in der That durch ein nachfolgendes Substantiv, einen Infinitiv
oder Nebensatz vollkommen bestimmt wird. In Sätzen dieser Art treten
besonders intransitive und reflexive, doch auch selbst transitive Verba
im Passiv auf, und die Wahl der unpersönlichen Form dient in vielen
Fällen nur zur Hervorhebung des logischen Subjektes.
ct. II est de grands hommes qui ne le sont que par des vertus (Thomas).
II arrive des revolu tions (Boistk), II en naitra d'heureux Souvenirs
(Labocisse). II en sortait une fumee noire et epaisse (Fenelon). II
en sera fait mention (Code Nap.). Apres les evenements . . dont il
a ete rendu compte (Mignet). Statt eines Substantiv erscheint ein Für-
wort: II n'est que moi qui s'interesse ä ta personne (Sedaine).
ß. II vaut mieux se taire que de parier (Acad.). II est dangereux de
conseiller les grands (La Roche).
Mätzner, fi. Gr. 3. Aufl. 12
178 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abscbn. D. Wortbiegung etc.
y. II se peut que votre projet reussisse (Acad.). Sans prendre avis
il est rare qu'on plaise (Voltaire). II m'importait que vous fus-
siez present (Acad.).
c) In anderen unpersönlichen Sätzen wird der Gegenstand, auf welchen sich
die Thätigkeit bezieht, durch einen obliquen Kasus angezeigt, wie in il y va
(es geht um , .), il en est (es verhält sich mit . .), il s'agit (es handelt sich
um . .), wo in der That die Aussage von dem gilt, was der Form nach als
betheiligtes Objekt erscheint; vgl. das lat. agitur de re und agitur res.
Anmerkung. Unter den Zeitwörtern, welche unpersönlich gebraucht werden,
ist il faut (fallit), welches stets eine Ergänzung erhält, welche man für das logi-
sche Subjekt nehmen kann: il lui faut un habit; il faut faire teile chose; il
faut que je fasse teile chose. Wo die Ergänzurg fehlt, findet eine Ellipse statt:
un homme comme il faut (sc. dass er sei). Die Etymologie des Wortes würde
statt lui in il lui faut (fallit eum) einen Akkusativ fordern. Die Konstruktion il
le faut und c'est Thomme q u'il vous faut, worin le und que als Akkusative er-
scheinen, lehrt, dass man auch in il lui faut un habit den Akkusativ (un habit)
antrifft. Während il faut in mancher Beziehung dem griechischen dtl analog be-
handelt ist, wie auch in il s'en faut de beaucoup, de peu (Jsi nokXov, oXiyov),
scheint es vielmehr wie oportet angesehen werden zu müssen, welches ebenfalls
neben dem Infinitiv und einem Nebensatze auch einen participialen Objektsakkusativ
duldet: Mansum oportuit (Terent., Heaut. 1, 2, 26). Totam rem LucuUo inte-
gram servatam oportuit (Cic, Acad. 2, 4).
52. Yertauschung der Arten des Zeitwortes. Die verschiedenen Arten
des Zeitwortes stehen jedoch, wie sich dies schon bei den unpersönlichen
Zeitwörtern zeigte, einander nicht in der Weise gegenüber, dass Zeitwörter
vermöge ihres Grundbegriffes oder ihrer Form stets nur der einen oder
anderen Art angehören könnten; dieselben Verben in derselben Form
dienen vielmehr oft auch zum Ausdrucke einer anderen Art als derjenigen,
welcher der Sprachgebrauch sie ursprünglich zugevs-iesen hat. Ebenso
wechseln auch die an verschiedene Formen geknüpften Arten des Verb mit
einander, um denselben thatsächlichen Gehalt auszudrücken,
l.Das transitive Verb wird intransitiv. Dieser Uebergang ist überall leicht,
wenn die zwar nur an einem Objekte zu ihrer Verwirklichung gelangende Thätig-
keit gleichwohl (abstrakt) ihrer allgemeinen Natur nach betrachtet wird. So
können z. B. Thätigkeiten, wie aimer, tuer, vivitier, lire, ecrire, überhaupt nicht
ohne ein bestimmtes Objekt zu Stande kommen, gleichwohl werden sie, wie viele
andere, als selbstverständliche in sich abgeschlossene Thätigkeiten von der Sprache
verwendet: II est dangereux d'aimer. La lettre tue et Vesprit vivifie. II ne
sait Dl lire ni ecrire (Acad.). Aehnliches bietet jede Sprache.
2. Das intransitive Verb wird transitiv. Dieser Uebergang ist so häufig im
Französischen, dass viele Zeitwörter, namentlich nach der zweiten Konjugation,
ihre ursprüngliche intransitive Bedeutung fast ganz an die transitive abgetreten
haben. Dieser Uebergang geschieht aber vorzugsweise auf drei Weisen:
a) entweder wird das Ergebniss der Thätigkeit, welche an sich nicht nach
Aussen auf einen vorhandenen Gegenstand gerichtet ist, als das Objekt der-
selben gefasst, wie im lateinischen ludum ludere, vitam vivere, ire viam u. dgl.
On a joue un jeu d'enfer (Picard). Aller son chemin (Acad.). S.
Satzlehre, Akkusativ.
§ 52. Vertanschling der Arten des Zeitwortes. 179
b) oder die Thätigkeit wird auf irgend einen äusseren Gegenstand bezogen,
auf den sie sich erstrecken soll, wie in monter un cheval, descendre la riviere,
courir la ville u. dgl.
c) oder der VerbalbegrifF wird faktitiv gefasst, wie dies bei sehr vielen Zeit-
wörtern geschehen kann, z. 13. bei monter, descendre, passer, sortir, pälir,
mürir u. a. Bei vielen kann man über die ursprüngliche Bedeutung im
Zweifel sein, wie bei den von Adjektiven abgeleiteten epaissir, rougir, brunir,
verdir etc., welche ebenso faktitiv wie intransitiv gebraucht werden.
3. Das transitive Aktiv wird dem reflexiven Zeitwort gleichgestellt; dahin
gehört die Verwendung von plier (sich beugen), briser (sich brechen), tourner
(sich wenden), laver (sich waschen) u. a., wie im Lateinischen abstineo, moveo,
inclino, lavo u. dgl., welche wegen der Abwesenheit eines Objektes leicht auf
das Subjekt des Satzes zurückbezogen werden können.
4. Das reflexive Zeitwort tritt an die Stelle des Passiv des transitiven. Wie
im Lateinischen der Begriff der reflexiven Thätigkeit umgekehrt durch die pas*
sive Form ersetzt werden mochte, wie in crucior, delector, fallor, feror, commo-
veor, inclinor, mutor, vertor, so wird im Französischen bei der Schwerfälligkeit
der passiven Formen das reflexive Zeitwort zum geläufigen Ersätze des Passiv :
L'air siffle, un cri s'entend (C. Delavignb). Rien ne s'y voyait plus, pas
meme des debris (de Vig.ny). Le spectacle se donnait en l'honneur des dieux
(Mmk de Si'ael) u. s. w.
5. Endlich kann hier noch erwähnt werden, wie das reflexive Zeitwort oft aus
einem intransitiven erwächst, theils wenn das letztere auch transitive Be-
deutung gewinnt, wie in se passer, theils ohne diese vermittelnde Bedeutung,
wie in s'en aller, se mourir, se pämer, se rire u. dgl. Umgekehrt fällt oft,
namentlich im Infinitiv, bei reflexiven Verben das Pronominalobjekt fort,
wodurch sie also die Gestalt intransitiver Verba erhalten: Vous le ferez
cabrer. La volonte fait mouvoir les autres facultes. Notre canon a fait
taire celui des ennemis (Acad.).
53. Biegungsformen des Zeitwortes im Allgemeinen. Die Formen, in
welche sich das einzelne Zeitwort gliedert, ordnen sich nach folgenden
Gesichtspunkten :
a) der Zeit, in welche die Thätigkeit fällt;
b) der Person, welche die Thätigkeit ausübt;
c) der Art des subjektiven Verhaltens des Redenden zu der
Aussage.
In der ersten Rücksicht erhält das Zeitwort Zeitformen (tempora),
in der zweiten Personalformen, in der dritten Modalformen, denen
man diejenigen Formen anzureihen pflegt, welche sich als Mittelformen
(Parti cipialien) des Zeitwortes und Nennwortes verhalten oder im
Uebergange zum Nennworte stehen.
l.Die Zeitformen, deren Verwendung die Satzlehre näher zu erörtern hat, zer-
fallen :
a) hinsichtlich ihres Inhaltes, objektiv oder gleichsam räumlich gesondert,
in die der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, subjektiv an-
gesehen, in die Reihe der Zeitformen der Gegenwart und die der Ver-
gangenheit, d.h. in eine Reihe von Formen für die gegenwärtige, vergan-
gene und zukünftige Thätigkeit, welche unmittelbar auf den (gegenwärtigen)
12*
180 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegnng etc.
Standpunkt des Redenden mitbezogen ist, und eine zweite Reihe von
Formen, bei welcher der Redende von diesem Standpunkte absieht und die
Thätigkeit von dem Standpunkte der Vergangenheit aus anschauen
lässt. Diesen ihren verschiedenen Charakter verrathen die beiden Reiben auch
durch ihre Form, indem die der Gegenwart überall auch eine Form des Präsens
aufweisen (aime — amo, aimerai — amare habeo, ai aime — habeo amatum,
aurai aime — habere habeo amatum), während die der Vergangenheit Formen
des Präteritum enthalten.
Die Zeitformen der Gegenwart (oder schlechthin Präsentia) sind:
1. das Präsens (Present), 2. das Perfektum indefinitum (Passe indefini), 3. das
einfache Futurum (1) (Futur oder Futur simple) und 4. das Futurum exaktum
(II) (Futur anterieur oder passe).
Die Zeitformen der Vergangenheit (oder schlechthin Präterita) sind:
1. das Imperfektum (Imparfait), 2. das Perfektum definitum (Passe defini),
3. das Plusquamperfektum I (Plus-que-parfait), 4. das Plusquamperfektum II
(Passe anterieur), 5. das Imperfektum des Futur (Conditionnel present) und 6.
das Plusquamperfektum des Futur (Conditionnel passe).
Von den Zeitformen der ersten Reihe ist im Aktiv nur das Präsens des
Indikativ und des Konjunktiv aus dem Lateinischen erhalten (aime =
amo, aime = amem). Das lateinische Perfektum ist in die zweite Reihe
übergetreten.
Unter den Zeitformen der zweiten Reihe ist das Imperfektum neben dem
Perfektum des Lateinischen noch anzutreffen (aimais = amabam, aimai =
amavi). Der lateinische Konjunktiv des Plusquamperfekt hat seine ob-
jektive Natur eingebüsst und ist als der des Imperfekt erhalten: aimasse =
amassem für amarem.
Dieser Uebergang ist indess nicht sogleich, sondern allmählich erfolgt; die
ältere Sprache enthält noch oft diesen Konjunktiv in seiner ursprünglichen
Bedeutung: Sempres caist se Deus ne li aidast (Chans, dk Rol. p. 133) (er
wäre gefallen, wenn Gott ihm nicht geholfen hätte).
Anmerkung. Die deutschen Namen dieser Formen sind mit Rücksicht auf
den Ursprung und Gehalt derselben gewählt, die französischen Namen nach der
Grammaire Nationale gegeben. Die französischen Grammatiker stimmen in der
Benennung der Zeitformen keineswegs üHerein.
b) Hinsichtlich ihrer Form zerfallen sie in einfache Flexionsformen (wenn auch
zum Theil durch Zusammensetzung entstanden, wie aimerai — aimer ai, aime-
rais = aimer avais, d. h. ich habe, hatte zu lieben) und umschreibende
Zeitformen, welche durch Zusammenstellung des Particip des Perfektum mit
den Hülfszfitwörtern avoir und etre gebildet werden.
Im Aktiv bot dns Lateinische sechs Flexionsformeu neben zwei um-
schreibenden für die Zukunft, im Passiv nur drei Flexionsformen. Das
Französische hat im Indikativ des Aktiv fünf einfache Formen, worunter drei
acht lateinisch, zwei durch eigenthümliche Zusammensetzung gewonnen sind,
und fünf umschreibende Formen. Der Konjunktiv ist ärmer (s. unten 3.).
Die des französischen Passiv sind alle umschreibende Formen, Die Zahl der
umschreibenden lässt sich übrigens im Französischen noch vermehren; solche,
welche in das gewöhnliche Konjugationsschema als ungewöhnlich nicht auf-
genommen werden, nennen wir überzählige, z. B. j'ai eu aime, ich habe ge-
liebt gehabt. Die Satzlehre wird ihrer gedenken.
Die umschreibenden Zeitformen werden durch Verbindung der Zeit-
§ 53. Biegungsformen des Zeitwortes im Allgemeinen. 181
Wörter avoir und etre mit dem Particip des Perfekt gebildet; das Verb etre
ist selbst schon durch umschreibende Zeitformen mit avoir ergänzt.
Avoir wird zur Bildung der umschreibenden Zeitformen der transitiven
Aktiva, so wie der ächten unpersönlichen und eines grossen Theiles der
intransitiven verwendet.
Etre dient zur Bildung sämmtlicher Zeitformen des Passiv, der um-
schreibenden Zeitformen der reflexiven und reciproken, und einer Anzahl
intransitiver Verba.
Die intransitiven Verba, zu denen auch transitive im weiteren
Sinne gerechnet werden müssen, folgen demnach keinem festen Principe in
der Verwendung von avoir und etre. üeber die Anwendung des einen oder
anderen bei einem und demselben Zeitworte herrscht unter den Grammatikern
mancherlei Widerspruch, wie auch der Sprachgebrauch schwankte und zum Theil
noch jetzt schwankt. Im Allgemeinen ist hier Folgendes zu bemerken:
«. die meisten intransitiven Zeitwörter bilden ihre Zeitformen mit avoir;
dahingehören: courir, errer, marcher, sauter, saillir, bondir, reculer, fuir,
voyager, couler, paraitre, vivre, eclater, crever, succomber, reflechir, mentir,
dormir, mürir, pälir, rougir, secher, reussir, suffire, auch contrevenir und
subvenir u. v. a. Bei den Verben, die hierher gehören, herrscht mehr
oder minder der Begriff einer dem Subjekt inwohnenden und aus seiner
Selbstbestimmung hervorgehenden aktuellen Thätigkeit. Einzelne Ab-
weichungen sind hier u. a.: j'y suis couru (RACiNb). Ce digne roi sous
l'äge est succombe (Parny).
/?. mit etre allein werden nur wenige Verba abgewandelt; so aller, arriver, entrer,
rentrer, retourner, venir, advenir, devenir, intervenir, parvenir, proveuir,
revenir, survenir, choir, ecboir, deceder, mourir, naitre, eclore. Hier herrscht
nicht sowohl die Vorstellung aktueller Thätigkeit als des aus der Thätigkeit
hervorgegangenen Resultates oder Zustandes.
y. mit avoir und etre dagegen wird eine nicht geringe Anzahl von intran-
sitiven Verben flektirt, je nachdem dabei vorzugsweise der Akt der
Thätigkeit oder das Ergebniss derselben dem Redenden vorschwebt.
Dahin sind zu rechnen: accourir, apparaitre, disparaitre, croitre, decroitre,
recroitre, aborder, deborder, dechoir, cesser, changer, diminuer, baisser,
passer, sortir, monter, descendre, partir, echapper, rester, demeurer,
resulter, expirer, perir und selbst tomber, ferner embellir, grandir, vieillir,
rajeunir u. dgl.; auch accoucher und sonner gehören hierher.
Es versteht sich von selbst, dass der Sprachgebrauch sich bei einigen der
selben mehr für das eine als für das andere entschieden, wie bei partir, sortir,
tomber, rester für eire, bei cesser, perir für avoir, und an andere selbst
festere Begrillsunterschiede geknüpft hat. So heisst z. B. convenir mit
avoir abgewandelt (cet emploi lui aurait bien convenu) angemessen,
genehm sein, dagegen mit etre (il est convenu lui-meme de sa sur-
prise — ils sont convenus de se trouver en tel lieu) eingestehen
und übereinkommen. Aehnliche Unterschiede finden sich bei demeurer,
echapper, auch rest'.'r und partir. Bei einzelnen Verben dagegen kommt der
Unterschied weniger in Betracht, und hier hat die Willkür einen grösseren
Spielraum.
Es versteht sich ebenso, dass intransitive Zeitwörter, wenn sie in
transitive (mit dem Akkusativ des Objektes) übergehen, statt etre
das Hülfszeitwort avoir annehmen, wie echapper (vermeiden), cesser, sortir,
monter, descendre, passer, accoucher, sonaer u. s. w.
182 Zweit. Tbl. Formenlebre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
Die Verwerfung der organischen Flexionsformen des lateinischen Zeit-
wortes ist geschichtlich nicht aufzuklären, das hohe Älter der umschreiben-
den Zeitformen im Französischen ausser allem Zweifel. Verwandt mit dieser
Erscheinung ist auch die neue Futurbildung durch den Infinitiv mit an-
gehängtem ai (habeo), welche schon in der ältesten französischen Urkunde
(Eidschwur 842) vorkommt.
Die Verwendung von etre erklärt sich hinreichend aus der Verwendung
des esse im Lateinischen. Im Passiv Hessen die periphrastischen Formen
(ornatus sum, eram, ero) leicht eine Veränderung der Zeitsphäre zu, so dass
ornatus, zum Adjektiv abgeschwächt, mit seinem Hüifsverb nicht mehr: ich
bin geschmückt worden, sondern: ich bin geschmückt bedeuten
konnte, was wenigstens die präsentische Verwendung dieser Form anschaulich
macht. Der Gebrauch des etre in intransitiven Verben entspricht dem
von esse in Neutro-Passiven und Deponentien (gavisus sum, locntus sum);
reflexive Zeitwörter konnten sich hier leicht anschliessen.
Dagegen trifft der Gebrauch des Hülfszeitwortes avoir in der Bildung
der Perfekte und Plusquamperfekte auffallend mit dem deutschen Verfahren
überein. Schon das Althochdeutsche gebrauchte so die Verba eigaii und
haben, und die Neigung zu Bildungen, wie sie das Französische hat, möchte
schon den älteren germanischen Völkern, die in Gallien einwanderten, eigen
gewesen sein. Das Lateinische unterstützte Formbildungen dieser Art durch
Umschreibungen, wie absoiutum, institutum, perspectum habeo, w-orin die
Bedeutung des habeo freilich noch nicht völlig abgeschwächt war.
Auch die französische Futurbildung stimmt eiuigermassen mit Wendungen,
wie habeo (habui) dicere, affirmare, suadere etc., überein, wenn hier auch
habere, wie das griechische i/f<f, noch in der Bedeutung des Habens und
Vermöge ns auftritt.
2. Die drei graminatischeu Personalformen der Einzahl und Mehrzahl sind
zum Theil verdunkelt aus dem Lateinischen erhalten. Im Neufranzösischen
sind sie zum Theil wegen dieser Verdunkelung, wo kein substantivisches oder
anderweitiges pronominales Subjekt des Satzes vorkommt, mit wenigen Aus-
nahmen von den persönlichen Fürwörtern begleitet: je finis, tu finis, il finit,
nous finissons etc.
3. Die Modalformen oder Redearten, welche durch die Beziehung der Aussage
auf das Denken und Wollen des Redenden bedingt sind und worüber die
Satzlehre näheren Aufschluss zu geben hat, sind: 1. der Indikativ (mode
indicatif), 2. der Konjunktiv (mode suhjonctif) und 3. der Imperativ (mode
imperatif), von denen der erste die Thätigkeit objektiv hinstellt, der zweite
die reflektirte, der dritte die gewollte Thätigkeit zur Anschauung bringt.
Zu bemerken ist beim Vergleiche des Indikativ mit dem Konjunktiv die
geringere Anzahl der Zeitformen des letzteren, indem sämmtliche Futur e (der
Präsentia wie der Präterita) ohne Konjunktivform geblieben sind, während das
Lateinische hier einen Anhalt wenigstens in amaturus sim, essem, fuissem bot,
und dass unter den Präteriten je zwei Formen (ilem Imperf. und dem Perfekt,
defin. einerseits und den beiden Plusquamperfekten andrerseits) nur eine Kon-
junktivform zur Seite steht. Ueberhaupt lagen die Konjunktivformen weniger
in dem Bedürfnisse der französischen Anschauungsweise.
Der Imperativ hat sich nicht in seinen lateinischen Formen erhalten,
Formen wie aimons, aimez sind Indikativformen des Präsens; der sogenannte
Jussiv, amato, amatote, so wie die Form amanto sind untergegangen. Einzelne
§ 54. Stiirke und schwache Konjugation, 183
Formen desselben sind dem Konjunktiv entnommen: sois, soyons, soyez; aie,
ayons, ayez; Sache, sachons, sachez; veuille, veuillons, veuillez; die beiden
letzteren ein wenig abweichend statt sachions, voiilions, sachiez, vouliez. Die
Akademie giebt als seltnere Form des letzten Imperativ veux, voulons, voulez
an, also reine Indikativformen.
4. Die Mittelformeu oder üebergangsforinen des Zeitwortes (Participalien),
welche in einer Gesaumitdarstellung seiner Abwandlung, der sogenannten
Konjugation, nicht fehlen dürfen, obwohl sie mit Unrecht zu den Modal-
formen gezogen werden, sind:
a) der Infinitiv, welcher die doppelte Natur des Zeitwortes und des Haupt-
wortes hat, indem er, ohne den auf die Zeit bezogenen Thätigkeitsbegriff auf-
zugeben, gleichwohl die Thätigkeit nur abstrakt nennt, nicht von einem
Gegenstande aussagt. Der französische Infinitiv ersetzt zum Theil auch das
verlorene ebenfalls substantivische Supinum und das mit dem Participium
des Präsens verschmolzene Gerundium des Lateinischen.
b) das Gerundium, ursprünglich eine Substantivform mit der Endung . . ndum,
welche aber im Französischen mit der Form des präsentischen Particip auf
. .ns, . . ntem vollkommen zusammengefallen ist (aimant-amantem, amandum),
ist nur noch syntaktisch in seinem Unterschiede vom Particip zu erkennen.
Es tritt in zwei Formen, einer einfachen, aimant, tombant, und einer zu-
sammengesetzten, ayant aime, etant tombe, auf und lässt auch passive und
reflexive Formen, etant aime, ayant ete aime, se cachant, s'etaiit cache, zu.
c) die Participien oder die adjektivischen Formen des Zeitwortes, in
denen der auf die Zeit bezogene Thätigkeitsbegrifl" als Eigenschaft eines
Gegenstandes erscheint:
«. das Particip des Präsens aimant (amans).
ß. das Particip des Perfekt aime (amatus).
54. Starke und schwache Konjugation. Die französische Konjugation,
obwohl durch Auswertung und Abwerfung von Lauten, so wie durch Zu-
tritt fremdartiger Laute der lateinischen Konjugation unähnlich geworden,
kann gleichwohl ihren nahen Zusammenhang mit dieser nicht verleugnen.
Das Französische hat kein selbstständiges Princip in der Abwandlung gel-
tend gemacht; denn die auch in Verbalformen vorkommende, über die
Sprache mehr oder minder verbreitete, obwohl nicht durchgeführte Laut-
verstärkung durch Diphthongirung der Vokale c, e, o in der Tonsilbe be-
gründet keine eigenthümliche Konjugationsform. S. § 59.
Die vier lateinischen Konjugationen zerfallen in zwei Klassen.
Die erste Klasse begreift diejenigen Zeitwörter, deren Stamm auf
einen Konsonanten oder auf den Vokal u ausgeht und vor der Silbe re im
Infinitiv ein kurzes nicht stammhaftes e annimmt. Diese Klasse begreift
demnach die dritte lateinische Konjugation. Man hat sie als die älteste
die Urkonjugation, oder nach Analogie der älteren Konjugationsform
der deutschen Sprache, obgleich das Princip derselben nicht genau das-
selbe ist, die starke genannt.
Die zweite Klasse bilden die drei Konjugationsformen, deren Kenn-
laute vor der Endung re die Vokale ä, e, % sind oder deren Flexionsstamm
184 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschu. D. Wortbiegiing etc.
auf einen dieser Vokale ausgeht; man hat sie als die schwache Konju-
gation bezeichnet.
Die sogenannten regelmässigen französischen Zeitwörter ent-
sprechen denen der lateinischen schwachen, die sogenannten unregel-
mässigen denen der lateinischen starken Konjugation; man ist
daher berechtigt, auch den französischen Konjugationen die entsprechenden
Namen zu geben.
Die lateiniscl:e starke Konjugation weicht am Entschiedensten von der
schwachen im Perfektum ab.
Die starke Konjugation bildet dieses Tempus:
1. durch die einfache Anhängung des i an den -von Natur oder durch Position
langen Stamm: cüdo, cüdi; mando, mandi; oder an die au sich kurze Stamm-
silbe mit Verlängerung derselben (Ablaut): lego, legi; emo, emi; ägo, f'gi.
2. durch Vorsetzung einer Reduplikationssilbe (bei 23 Verben): posco, po-
posci; pango, pepigi.
3. durch Anhängung eines s oder v, welches nach einem Konsonanten in u über-
geht, an den Stamm: carpo, carpsi; demo, dempsi; vivo, vixi; cedo, cessi; —
Imo, iTvi; colo, colui.
Die dabei vorkommenden Veränderungen im Auslaute des Stammes nach den
allgemeinen Lautgesetzen bleiben hier unerörtert.
Die lateinische schwache Konjugation bildet ihr Perfektum durch Anhängung
der Silbe vi an die Kennlaute ä, e, l: amävi, delevi, andlvi.
Es verdient hier zum Verständniss der französischen Konjugationsformen be-
merkt zu werden, dass vielfach im Lateinischen eine Mischung der starken Flexion
mit der schwachen eintrat, und dass insbesondere Verba der zweiten Konjuga-
tion in einzelnen Formen in die starke Konjugation übergingen, so wie starke
Verba häufig Formen nach der schwachen Konjugation bildeten.
Im Französischen ist das fortschreitende Bestreben die Zeitwörter regelmässig
abzuwandeln, d. h. der zunehmende Uebertritt der starken in die schwache
Flexion, ein Grundzug der Sprache.
Alle sogenannten unregelmässigen Verba aber beruhen auf der
starken lateinischen Konjugation.
Die Zahl der unregelmässigen oder starken Verba ist im Französischen
sehr zusammengeschmolzen. Erhalten haben sich vorzugsweise diejenigen, welche
den gäng und geben Thätigkeitsbegriffen angehöreu. Auch das Verhältniss der An-
zahl der den einzelnen regelmässigen oder schwachen Konjugationsformen an-
gebörigen Verben zu einander hat sich im Französischen geändert; hier findet sich
das entschiedene Streben, die grosse Masse der schwachen Verba vorzugsweise an
die beiden hörfälligsten Formen auf äre und Ire (er und ir), und zwar wiederum
mit Bevorzugung der Endung äre (er), zuzutheilen. Unter den etwa 5000 Zeit-
wörtern der französischen Sprache gehören neun Zehntheile der Konjugation auf er,
nur ungefähr 400 der auf ir und etwa 50 der auf re. Gegen 30 andere mit dem
Infinitiv auf oir gehören aber sämmtlich der starken Konjugation, welche ausser
diesen Verba auf ir und re enthält.
55. Die drei regelmässigen oder schwachen Konjugationsformen im All-
gemeinen. Die französischen Grammatiker führen vier regelmässige
Konjugationen auf, welche mit ihien Infinitiven aime?-, fin/r, devoir,
§ 55. Die drei regelmäss. od. schwachen Koiijngationsforraen im Allgem. 185
vendre auf die vier lateinischen Formen amare, ünire, debt-re, vendere
zurückgehen sollen.
Wenn man auch zugeben muss, dass in den Formen devoir und vendre
die Erinnerung an den Unterschied von ere und Sre erhahen worden ist,
•wobei es minder erheblich erscheint, ob die Form oir sich aus einer
älteren er erst später entwickelte (vgl. die alten Formen aver, seder,
teuer, veder in Diez, Zwei altromanische Gedichte. Bonn 1852, wieder
abgedruckt Bonn 1876) oder gleichaltrig als ebenbürtige Form eines anderen
Dialektes neben ihr bestand, so ist es ebenso sehr Thatsache, dass diese
vier Infinitive als solche nicht den Charakter von vier regelmässigen oder
schwachen Konjugationsformen bedingen, d. h. von Verbalformen, welche
einen unveränderten Stamm zeigen, an welchen die Suffixe oder Flexions-
endungen zur Bildung der verschiedenen Verbalformen treten.
Eine Thatsache ist es ferner, dass die Verba auf oir nicht bloss aus
lateinischen Verben auf ^re, sondern auch aus Verbeti auf ere hervorgehen:
vgl. choir (cadere), falloir (fallere), recevoir (recipere), savoir (sapere), und
dass umgekehrt Verba auf re auch aus lateinischen Verben auf ere ent-
springen : vgl. mordre (mordere), repondre (respondere), tondre (tondere),
tordre (torquere), semondre (semonere), ganz abgesehen von Verben wie
plaire (placere), taire (tacere), rire (ridere), in denen eine Zusammenziehung
von Vokalen nach Ausfall von Konsonanten stattfindet; endlich dass beide
Formen oir und re neben einander gehen: vgl. afr. ardoir und ardre (ar-
dere), auch arder und arsii', manoir und maindre (manere), cremoir und
craindre (tremere) , auch cremir u. dgl. Man kann daher annehmen,
dass das Bewusstsein eines Unterschiedes der lateinischen Verba auf gre
und ere sich frühe im Französischen verlor, und dass Verba beider latei-
nischen Klassen, insofern sie einer schwachen Konjugationsform zufielen,
eine und dieselbe Konjugationsform annahmen. Unter der überhaupt nur
geringen Anzahl dieser Verba haben auch die aus ere entstandenen den
Infinitiv re angenommen. Schon im Lateinischen standen fervere und fer-
vere, frendere und frendere neben einander. Die Form oir hat, auch wo
sie in starken Verben geblieben ist, sich als völlig unfruchtbar für
Formbildung gezeigt.
Es giebt demnach im Französischen drei regelmässige oder
schwache Konjugationsformen, denen Verba mit den Infinitivformen er,
ir und re angehören und welche den lateinischen Konjugationen auf äre,
Ire und ere insoweit entsprechen, als sie eben jenen fast durchgängig analog
den Charakter schwacher Verben entschieden ausgeprägt erhalten. Wir
stellen sie in der Ordnung 1) er, 2) ir, 3) re auf nach ihrem numerischen
Verhältnisse und der dadurch angezeigten grösseren oder geringeren Be-
deutung, welche sie für die Entwickelung des Thätigkeitsbegriffes im
Französischen erlangt haben.
1. Die erste französische Konjugationsforra auf er (äre) enthält ausser einer sehr
beträchtlichen Anzahl lateinischer Verba auf äre, germanischer starker und
schwacher Verba, welche nicht aiif^a«, ian ausgehen, und ausser zahlreichen
186
Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
Neubildungen aller Art auch Verba, welche aus der starken so wie aus der mit
starken Formen gemischten schwachen lateinischen Konjugation in dieselbe über-
getreten sind; Yiele starke Verba dieser Art sind neuere französische "Wörter.
Vgl. affliger (affligere), aftluer (affinere), ceder (cedere), contribuer (contribuere),
eriger (erigere), negliger (uegligere), opprimer (opprimere), obstruer (obstruere),
resister (resistere), tisser (texere) afr. tissir, tistre (man vergleiche übrigens den
lateinischen Vorgang in infligere und profligäre, in cumbere und cubäre, per-
ficere und amplificäre, lavere und laväre), — absorber (absorbere), exercer (exer-
cere), persuader (persuadere), reverer (revereri) — selten sind Beispiele von Ver-
ben auf tre: dahin gehört tousser (tussTre ohne Perf. u. Sup.) afr. toussir; die
Formen mouiller, chatouiller von molllre, catulire deuten auf Umbildung in mol-
liare, catuUiäre. Das Altfranzösische schwankte zwischen finer und finir (finire)
u. dgl. m. Dies Schwanken findet sich auch noch im neueren Französischen,
namentlich in Volksdialekten: frappit, emmenit, passit, arrivit, mengit u. dgl.
Die Mischung der schwachen und starken Konjugation, wie in den lat. lavare,
restare, cubare, necare, plicare, secare, sonare, tonare, ist in entsprechenden
französischen Verben, welche durchweg schwach sind, getilgt,
.die zweite französische (Konjugation auf tV (Ire) hat neben lateinischen schwachen
und selbst gemischten auf vre, so wie germanischen meist auf y««, ian (wie four-
nir ahd. frumjan, rotir ahd. rostjan, hair ags. hatian goth. hatan, doch auch
fourbir ahd. furban), in denen das i den üebergang vermittelte, auch starke
Verba auf Ure und genaischte auf ere aufgenommen; dabin gehören: agir (agere),
applaudir (applaudere), convertir (convertere), cueillir (coUigere), envahir (inva-
dere), fuir (fugere), flechir (flectere), fremir (fremere), ravir (rapere), regir (regere),
trahir (tradere), — man vergleiche das lat. cupere nel)en cupIre (Lücret.), niori
und moriri (davon das fr. mourir) — fleurir (florere), resplendir (resplendere ohne
Perf. und Sup.), vgl. das lateinische eiere und clre. Auch entschieden schwache
auf ere sind in ir übergegangen, wie abolir (abolere, Perf, evi doch auch ui),
emplir, remplir, accomplir (implere, complere).
Die Verba der zweiten Konjugation zerfallen aber in zwei Klassen, in
reine und erweiterte, von denen die letzteren die Silbe is (iss), welche aus
dem lateinischen isc, esc der Inchoativformen entstanden ist, nur im Präsens,
Tabelle der auf lateinische
lat.
I. Konjugation.
afr.
nfr.
lat.
II. Kon
reine,
afr. I
nfr.
(ao) 5
—
-e
-äs
-es
-es
-ät
-et -ed -e
-e
-ämüs
-ons -omes -ommes -um
-ous
-ät.8
-eiz -es -ez
-ez
-ar.t
-ent
-eilt
-IS
-it
-Imüs
-itis
-Tunt
z -s
■t
■ons etc.
-eiz etc.
■ent
Indi
Prä
-s
-t
-uns
-ez
-eilt
§ 56. D. franz. Verbalflexion im Vergleich mit rl. lat.
187
Imperfekt, Imperativ und Gerundium zwischen Stamm und Flexionsendung ein-
schieben, wie auch die lateinischen Iiichoativa, welche ein Perfekt und Supinum
haben, dort keine Inchoativfbrinen zeigen, wenngleich der Infinitiv die Silbe esc
(isc, ose) aufnimmt, was im Französischen nicht der Fall ist. Dort hat sie bis-
weilen, mit Ausnahme von acquiescer (acfjuiescere), eine Neubildung auf cir ver-
anlasst: noircir (nigrescere), eclaircir (exclarescere); das c wird dann als stamni-
haft betrachtet: noircisse, noircissent etc. Die Einschiebung des iss beschränkt
sich ührigens nicht auf lateinischen Vorgang, wie in floresco (vgl. fleurir), inge-
misco (vgl. gerair), pallesco (vgl. pälir), rubesco, eruhesco (vgl. rougir), abolesco
(vgl. abolir), duresco (vgl. durcir), nigresco (vgl. noircir), sondern ergreift auch
andere Verba, wie perir, punir, finir, ravir, regir u. v. a.
Im Altfranzösischen nahmen übrigens bisweilen auch andere Formen als die
oben genannten das eingeschobene iss an; die regelrechte Feststellung der In-
choativfornien, wie sie jetzt im Französischen vorkommen, gehört dem Ausgange
des Mittelalters an.
3. Die dritte Konjugation hat Verba auf ere neben einigen auf ere aufgenommen.
S. oben S. 185. Sie unterscheidet sich von der reinen zweiten nur durch den
Infinitiv auf re und das Particip auf u. Die entsprechende italienische Konju-
gation, welche ere und ere vereinigt (das erslere regelmässig nur noch in drei
Verben), unterscheidet noch Perfekt und Particip der Verba auf ere und ire (vgl.
temei, credei — temuto, creduto; sentii — seutito); im Französischen konnten
ei und ii leicht zusammenfallen.
56. Die französische Verbalflexion im Vergleich mit der lateinischen. Ab-
gesehen von den durch die Zusammensetzung mit dem Infinitiv entstan-
denen futurischen, so wie den umschreibenden Zeitformen, lässt sich das
allgemeine Verhältniss der französischen Verbalflexion zu der lateinischen
an den im Französischen erhaltenen lateinischen Formen der regelmässigen
oder schwachen Verba anschaulich machen. Die folgende Tabelle stellt
die lateinischen, altfranzösischen und neufranzösischen Flexionsformen zur
Yerffleichuns neben einander.
Formen gegründeten Vei'balflexion.
jugation.
b.
erweiterte.
afr.
III
Konjugation.
lat.
nfr.
lat.
afr. j nfr.
kativ.
sens.
(-isc- -esc-)
-is
-is
-eö
—
-s
-is
-is
-es
-z -s
-s
-ist
-it
-et
i-t
-t
-issons etc.
-issons
-emüs
-ons etc.
-ons
-isseiz etc.
-issez
-Otts
-eiz etc.
-ez
-issent
-issent
-ent
-ent
-ent
188
Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbie^ung- etc.
I.
Koujugat
on.
11
Kon
lat.
afr.
1
nfr.
lat.
a.
reine.
afr.
J__
nfr.
-äbäm
-äbäs
-äbät
-äbämiis
-ä.bätTs
-äbant
-avi
-ävistT
-ävit
-ävTmös
-ävistis
-äverunt
od. -ävere
•eve -oie -oue
■eves -oies -oues
•evet -oit -out
■iens -iemes -iomes -iui
•ieiz -ies -iez
■event -oient -ouent
-ait -at
Imper
-ols -als
-iebäm
-oie -eie
-ois -ais
-ois -als
-iebäs
-oies -eies
u. s. w.
-oit -ait
liebät
-oit -eit
wie in der
-iüllS
'-iebämüs
-iens etc.
I, Konjug.
-iez
!-iebätTs
-ieiz etc.
-uieiit -aient
|-iebant
-oient -eient
imes (-asmes)
istes
jrent (-arent)
•a
-äiiies
-iites
-ereilt
em
-e
-es
-es
et
-et -ed -6
-emüs
-iens -ions -iemes
-iomes -ium
etis
-ieiz -ies -iez
e„t
-ent
e
ions
|-(-e)
Per
|-.V.
l-ivistl
-ivit
-Ivimüs
-ivistls
-iverunt
od. -ivere
-it -i
■imes (-ismes)
■istes
■irent
las
■iät
■iämüs
iätis
•iant
■et -ed -e
iens etc.
etc.
it
imes
ites
■Irent
Kon
Prä
-e
u. s. w.
wie in der
I. Konjug.
-avissem
-aisse -asse
-asse
■avisses
-aisses -asses
-asses
■avisset
-aist -ast
-ät
-avisse-
-assiens -assions -as-
-assions
müs
.siemes -:issium
avissetis
-assieiz -assies -assiez
-assiez
avissent
-aissent -assent
-assent
P
usqua
ivissem
-isse
-isse
ivisses
-isses
-isses
ivisset
-ist
-il
ivisse-
-issiens
etc
-issions
mos
ivissetTs
ivissent
-issieiz
-issent
etc.
-issiez
-issent
Impe
Infi
-eir (-ier) -er
§ 5G. D. frari/.. Verlialflexioii im Vergleich mit d. lat.
189
jugation.
b.
erweiterte.
afr.
III.
Konjugation.
lat.
nfr.
lat.
af,.
nfr.
. —
feiitum.
-issoie etc.
-issois -issais
-ebäm
-oie -eie
-ois -als
-issoies etc.
u. s. w.
-ebäs
u. s. w.
u. s. w.
-issoit etc.
wie in der
-ebiit
wie in der
wie in der
-issiens
reinen
-ebämüs
II. Konjug.
I. Konjug.
-issieiz etc.
II. Konjng.
-ebätis
-issoient etc.
-ebant
fektum.
wie in der
wie in der
-evi
-i
-Is
reinen
reinen
-evisti
-is
-is
II. Konjug.
11. Konjiig.
-evTt
-it -i
-11
-evTmüs
-imes (-isines)
-iiiies
-evistTs
-istes
-ites
-everunt
-irent
-irent
od. -evere
I junktiv.
sens
■isset etc.
■issiens etc.
-issieiz etc.
Isse
Issiez
isseiit
]-eam
|-eäs
-eät
-eatis
-eant
■e
-e
-es
-es
■et etc.
-e
-iens etc.
-,.n.
-ieiz etc.
-lez
■ent
-ent
perfektum.
■isse
u. s. w.
wie in der
reinen
II. Konjug.
sse
-evissem
wie in der
wie in der
u. s. w.
-evisses
reinen
reinen
wie in der
-evisset
II. Konjug.
II. Konjug.
reinen
-evissemiis
11. Konjug.
-evissetTs
-evissent
rativ.
i |-^s
nitiv.
l-ir
— -s
■re (-oir)
-re (-ülr)
190 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegunp: etc.
I. Konjugation.
II. Kon
a.
reine,
lat. 1 afr. | nfr.
lat.
afr.
nfr.
Gerundium und
-and um
-antem
1 -ant
-ant
1 -iendum
/ -ientem
-ant
-ant
-ätus
-eit -et (-iet) -ed -e
-e
-itus
-it -i
-i
Aus der vorstehenden Tabelle ergiebt sich für die Flexionsendungen:
l.Der Abfall und Ausfall tonloser Vokale: afr. chant (canto, cantä), aim
(amo), noch bei Cl. Marot: je pry, snpply; aimer (amare) etc., nfr. sens (sentio
und sentl), sentes (sentias), pars (partio und partT), aimons (amamus). Die Kenn-
laute e und i gehen in der schwachen Konjugation verloren, erscheinen aber noch
in der starken, wenn anch bisweilen versteckt: voie (videam), sache (sapiam).
2. Ein Ausfall von Konsonant und Vokal (ti) findet in der Endung der
zweiten Pers. Plur. tis statt, welche als blosses z, altfranzösisch auch s, erscheint
(aimez); dies s bleibt mit e auch im Neufranzösischen nach st: etes (estis),
partites (partivistis), ferner in den beiden auch in Bezug auf ihre Betonung ver-
einzelt dastehenden Präsensformen (s. unten Betonung der Verbalformen) faites
(facitis) und dites (dicitis), unter Wegfall des Stammkonsonanten c. In ävi, evi,
Ivi wirft die schwache Konjugation überall (nach dem Vorgange des Lateinischen
in einzelnen Formen) das v aus. Das kaum nachzubildende evi fiel mit ivi zu-
sammen.
3. Der Abfall von Endkonsonanten, besonders in und t, so wie von End-
silben: aime (amem, amat, amet), dormisse (dormivissem), mentant (mentien-
dum, mentientem), aimas (amasti), tinis, partis, vendis, fini (finitus). Auch das
Flexions-s der zweiten Person fehlt bisweilen, meist bloss in Reimworten, nament-
lich in nachlässiger Schrift des 15. und 16. Jahrhunderts.
Das t der dritten Person des Singular (normannisch d), welches im Neu-
französischen manchen Formen fehlt, wie in aime (amat und amet), finisse, parte,
fende, aima und in den mit der präseutischen Form habet zusammengesetzten
Futuren aimera, finira etc., hat sich gleichwohl in Präsensformen des Indikativ,
in ait und soit, im Imperfekt ludik. und Konjunktiv, im Perfekt der II, und
III. Konjugation und im Imperfekt des Futur erhalten; im Altfranzösischen be-
hielten es auch die übrigen Zeitformen noch längere Zeit. Dagegen fiel t auch
in der 3. Pers. Indik. Perf. (auf it und ut) öfter im Altfranzösischen und noch
im 16. Jahrhunderte ab.
Das t kehrt im Neufranzösischen zur Aufhebung des Hiatus wieder in: parle-
t-il? parla-t-il? parlera-t-il? viendra-t-il? und ähnlichen Frageformeu. Volks-
thümlich: Marlborough s'en vat en guerre.
Dies t findet man sogar in der Formel voilä-t-il? ne vous voilä-t-il pas ja-
loux? (Picard).
Das t der Participial formen ätus, etus, iitus war ebenfalls im Altfranzö-
sischen noch anzutreffen: aimet, partit etc., obgleich es auch abgeworfen ward.
4. Tonlose Vokale der Flexionsendungen schwächen sich zum stummen e ab:
aime (amo und amä), defende (defendam, defendat), aimätes (amavistis), partites
(partivistis), etes (estis) etc., aimerent (amaverunt). Das u geht theilweise iu 0
§56. D. franz. Verbalflexion im Vergleich mit d. lat.
191
jugation.
b.
erweiterte,
lat. 1 afr.
III. Konjugation.
1 nfr.
lat. 1 afr. | nfr.
Participium.
-issant
1
-issant
1
-endum
-entern
j -ant
-ant
-it -i
-1
-etus (-uitus
-ütus)
-uit -ut -ud
-u
-u
welches im Präsens dem Altfranzösischen bis zum
in anderen Formen noch später fremd blieb, tritt
über: vont (vadunt), fönt (faciunt), so auch sont (sunt); abweichend ist ont
(habent), welches auch in den Futurfoimen erscheint: almeront (amare habent).
Die betonten Vokale a, e, i, u (in den Endungen ämus, enius, Traus, iimus)
gehen in o über, mit Ausuahme des Perfekt.
5. Ein unorganisches s,
13. Jahrhunderte fremd ist
an die erste Person dts Präsens der zweiten und dritten Konjugation (finis,
pars), wovon nur wenige Verba frei geblieben sind (vgl. j'ai, je cueille, je saiile,
j'ouvre, je sonfl're), sämmtlicher Impevfekte (aimais, finissais, partais, descendais),
sowie sämmtlicher Imperfekte des Fut. (aimerais, vendrais), des Perfekts der
zweiten und dritten Konjugation (partis, descendis), so wie aller starken Formen
dieses Tempus und endlich an den Imperativ der zweiten und dritten Konjugation
(pars, vends). Formen ohne s finden sich noch im 16. Jahrhunderte nicht nur
bei Verben, welche mit einem Vokal oder Doppelvokal auslauten, wie je di, sai,
doi, croi, voi, recjoi, sondern auch solchen, welche mit einem Nasal auslauten:
je pren, enten, vien, soustien, me complain (Marot), sen, me plein (Louise Labe),
repren (Mellin de S. Gelais); so bei Corneille, Racine, Moliere: je croi,
voi, sui, je tien u. dgl. m., was auch die Neueren sich im Reimworte noch er-
lauben. Imperfekte und Imperfekt-Future auf oie, oi reichen ebenso ins 16. Jahr-
hundert: cstoye, avoye (Ancies Theatre fr., ed. Viollet-le-Duc), j avoi, estoi
(Marot), exenjoi (Loeise Labe), vouldroye, sauroye, aimeroye, oseroye (Anc. Th.
FR.), vouldroy, oseroy, suppliroy (Liederbuch saec. XVI.). Das s ist wesentlich
euphonischer Buchstabe; Muret und Ronsard gestatteten s im Imperf. und Im-
perf. Fut. zur Tilgung eines Hiatus. Im Imperativ konnte es leicht durch Ueber-
tragung aus der zweiten Person des Singular entstehen. Das s findet sich auch
in den Imperativen des Neufranzösischen, wo es sonst nicht anzutreffen ist, beim
Zusammenstoss derselben mit en und y: va-s-y, va-s-en chercher, porte-s-en,
porte-s-y, oder wie die Akademie schreibt: vas-y, donnes-en, cueilles-y des fruits.
Statt des « der ersten und zweiten Person tritt nach au und eu, wie bei der
Pluralbildung des Nennwortes, x ein (s. oben S. 87. 107. 137): je faux, tu faux; je
vaux, tu vaux; je peux (puis), tu peux; je veux, tu veux; dagegen je mens, tu
meus, nach der Akademie und Littre auch je defaus, tu defaus.
6. Eingeschoben ist ein unorganisches s vor die Endung Jiies des Perfekt (ehautas-
mes, mentismes) im Altfranzösischen; es ward aus der zweiten Person auf die
erste übertragen, galt jedoch nicht als Regel. Im Neufranzösischen ist es durch
einen Cirkumflex ersetzt (aimämes, mentimes); die Formen mit s erhielten sich
bis zum 17. Jahrhundert.
7. Verwandlungen von Konsonanten treten in einzelnen Fällen ein. Die erste
Person des Plural im Präsens, Imperf., Fut. und Imperf. Fut. erhielt lange im
192 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Worthiegung etc.
Altfranzösischen das ursprüngliche m, welches nach dem Ausfalle des Vokales
vor s in n überging; dagegen erhielt sich dauernd souimes (siimus).
Im Altfranzösischen ward gewöhnlich auslautendes d in t verwandelt: je vent
(vend), und in der dritten Person fiel (1 vor t aus (il vent); v verwandelte sich
in f (je vif^viv, nfr. je vis); t und d wurden dialektisch mit c vertauscht (je
menc = ment, je renc = rend, rent); c kommt übrigens auch als unorganischer
Anhang vor: euc (habui); auch fielen t uud d nach n öfter aus (je ren = rend,
rent). Im Neufranzösischen fällt bisweilen t wie d vor s aus (je pars, mens,
sens, crains), doch bleibt auch t und d vor s (je bats, vends, mords).
Lediglich die Orthographie gehen Veränderungen wie die folgenden an:
Dentales c und g werden vor den dunklen Vokalen a, o, u, ou zur Bezeich-
nung ihrer dentalen Aussprache p und ge geschrieben (placer, pla^ant, pla(^ons;
recevoir, re^ois, regu; gager, gageait, gageant etc.). Die Verba auf gxier und
quer behalten auch vor dunklen Vokalen gu und qu (distinguer, distingua;
vaquer, vaqua). Das daraus hervorgehende Verbaladjektiv unterscheidet sich zu-
weilen vom Gerundium durch die Schreibung mit g (extravagant, fatigant, intri-
gant; vacant). So auch je vainquis und nous vainquons; dagegen vor Konso-
nanten vaincre und je vaincrai Wegen arguer s. oben S. 8.
y verwandelt sich vor stummem e in i (employer, emploie, emploiera),
womit zugleich eine Lautveränderung verknüpft ist (s. oben S. 98); doch
finden hier auch Abweichungen statt (payer, je paye, tu payes, il paye oder paie,
Fut. payerai, paierai, pairai [Acad.]; asseoir, asseyons und Fut. asseyerai, Konj.
Präs. asseye [Acad.]). Die wenigen Verba auf eyer, wie grasseyer, langueyer,
behalten y; die Akademie giebt eigentlich nur ein Beispiel: Cetts femnie gras-
seye agreahiement. Andere Einzelheiten, namentlich den Laulwechsel von i und
y in fuis, fuyons, crois, croyons u. s. w., s. oben S. 98 und bei den einzelnen
Konjugationen.
8. Das i des Konjunktiv Präs. und Imperf. im Plural fiel im Altfranzösischen
selbst in der spätesten Zeit oft aus; so noch saec. XVI,: II faut . . que le
scellons (Marot); aifin que ne perdons temps (Id.); garderay que vous n'y
mectez ja la patte (Poes. ined. de la Reine de Navarre); je veux que vous
jouez (Marot) u, s. w.
9. Hinsichtlich der Participien ist zu bemerken, dass das mit dem Gerundium
zusammenfallende Part. Präs. sich im Altfranzösischen durch seine Flexion da-
von unterschied (aus — ant). üeberall, auch bei der erweiterten 11. Konjugation,
überwog die erste lateinische Konjugation durch die Endung ant (antem, andum),
während die Endungen der übrigen Konjugationen verschwinden (besonders -iens ;
vgl. patient) oder ihren verbalen Charakter einbüssen d. h. sogenannte Verbal-
adjektive werden. Reine Verbaladjektive von ursprünglichen Participien auf ens
unterscheiden sich so von der allgemeinen Participialform auf ant bisweilen noch
durch die Endung ent: vgl. adherent, different, excellent u. a.
Das Part. Perf. der zweiten französischen Konjugation erhielt statt etus
die Endung uitus, ütus; die Form ttus ist in Adjektiven erhalten: complet, replet,
discret, concret.
Was die Betonung der Verbalformen betrift't, so schliesst sie sich im
Wesentlichen an die lateinische an.
Der Ton rückt auf die letzte Silbe vor in Proparoxy tonen der zweiten
Pers. Plur. Indik. Präs., wie vendimus, venditis fr. vendons, vendez nach Ana-
logie der zweiten Konjugation (gl. vendemus, vendetis); er bleibt in faites, dites.
Das Altfranzösische hatte auch faimes (facTmus) neben fasons, faisons und dimes
§ 57. Die nülfszeitwörter nvoir und etre. 193
(dic'imiis) neben disons. Auf die vorletzte Silbe rückt er in der ersten Pers. Plur,
Ind. Perf., wie in defendimus fr. defendimes (gl. defendlnius), ausgenommen bei
Zusammenziehungen, wie aimämes, finimes, fümes.
Zurückgeschoben wird der Ton von der Penultima auf die Antepenul-
tima bisweilen in der dritten Pers. Plur. Ind. Perf., wie in vinrent (venerunt),
tiurent (tenuerunt), wohin Zusamraenziehungen zweier Silben nach Auswerfung
des V nicht zu rechnen sind, wie chanterent (cantaverunt) u. s. w.
Mit der wechselnden Tonstelle treten übrigens auch Veränderungen der
Vokale des Stammes ein, indem der Ton hier eine Lautverstärkung hervor-
bringen kann. S. oben S. 38. Man hat diese Erscheinung auch als romani-
schen Umlaut und Ablaut bezeichnet. Der lateinische Ablaut hat sich
im Wesentlichen ebenfalls erhalten und sich zum Theil auch auf Verba erstreckt,
die ursprünglich nicht ablauteten. Die erstgenannte Erscheinung betriiTt nament-
lich die starken französischen Verba, doch auch schwache, und mehr noch im
Altfranzösischen als im Neufranzösischen.
57. Die Hülfszeitwörter avoir und etre. Da die umschreibenden Zeit-
formen des Franzö.sischen theils mit atjoir, theils mit etre gebildet werden,
so beginnen wir mit diesen. Die dem Neufranzösischen gegenübergestellten
altfranzösischen Formen gehören dem burgundischen Dialekte an; ein-
zehie davon abweichende Formen sind besonders bezeichnet. Das Zeitwort
avoir ist das lateinische habere; das Zeitwort etre (estre), das gemein-
romanische essere, hat im Infinitiv zwischen s und r ein t eingeschoben.
Aufwiesen Infinitiv deutet auch das aus esserai gekürzte Futur serm; noch
näher an estre stand ein zweites, seltenes Futur des Altfranzösischen,
estrai. Als Neubildungen aus diesem Infinitiv ist man jetzt geneigt, das
Imperfektum etais und auch das Part. Präs. etant anzusehen, während
man früher etais von stabam, etant von stäntem, standum herleitete.
Für eine Neubildung von etais aus estre ohne Zuhülfenahme von ester
(stare) spricht namentlich das gleichzeitige Auftreten von norm, estoue,
estoe (stabam) und esteie (eram), bui-gund. esteivent = estevent (stabant)
und estoit (erat) in gesicherten Texten (s. Littre, Hist. de la langue fr.
II. 201, der im Wb. dagegen seltsamerweise an der Ableitung von
etais aus stabam festhält, G. Paris, Accent latin 79. 132 und Diez,
Gr. II 229). Für das Part. Präs. ergeben ester (stare) wie estre dieselbe Form
estant, etant; doch ist hier kein zwingender Grund vorhanden, stare vorzu-
ziehen (s. G. Paris, Accent latin 80 und Chabaneau, Conjug. fr. 107).
Das Part. Perf. ete wird allgemein von Status heigeleitet. Eine seltene
präsentische Nebenform des Altfranzösischen, estnes für somes, sommes
(sumus), verdankte der zweiten Pers. Plur. estes (estis) ihre Ent-
stehung; verwandt ist die Einschiebung des s in chantasmes n. a. aus
chantastes (s. oben § 5G. G.), die einer ähidichen Analogie, obwohl ohne
Veränderung des Stammes, entsprang. Die ältere Sprache hatte auch ein
Imperfekt ei'e; ert; erium, eriez, erent und ein Futur er (iere); iers; iere,
iert; iermes (ermes) ; ierent aus eram und ero gebildet; das leichte Zusanmien-
fallen der beiden Zeiten beschleunigte offenb.-ir den Ersatz dei-selben durch
andere Formen.
Miitzner, Ir. Gr. 3. Aull. 13
194
Zweit. Tbl. Formeulebre. Erst. Abscbn. D. Wortbiegimg etc.
KonJLigations-Tabelle der Hiiliszeitwörter.
Afr.
Nfr.
Afr.
Nfr.
Indikativ.
Einfache Formen.
Präsens (Present).
ai
as, als
at, ait
avons
aveiz
out, unt
averai, aurai
aral
-ait, -at,
-ons
-eiz
-ont
avoies
avoit
aviens (-ions)
avieiz
avoient
aui, oi, 0 pikard.
eui, euc, euch
au'is, ois, os pikard.
euis, eus, aus etc.
auit, oit, ot
auimes, oimes, omes
au'istes, oistes, ostes
an'irent, oirent, orent
ai habe (habeo)
avez
ont
'suys, suix, sui, seu 1 suis bin (sum)
es, ies, iez i es
est : est
somes, sommes
estes, iestes, esteiz ! etes
sont
Futur. I. (Futur).
aurai werde haben
(habere habeo)
auras
aurons
aurez
auront
serai (auch esserai)
norm, serrai
serais, seras norm.
serras
serait, serat, sera
norm, serrad etc.
serons
sereiz
serout
Imperfekt. (Imparfait).
avais hatte (habe- |' estoie
bam)
avais estoies
avait estoit
avions estiens (-ions)
aviez estieiz
avaient estoient
Perfekt, definit. (Passe defini).
eus hatte (habui) j fui
fuis, fus
eut
eümes
eütes
eurent
fuit, fut
fuimes, fumes
fuistes, fustes
furent
sont
; serai werde sein
I (essere habeo)^
seras
serons
I serez
I seront
j etais war (v. estre
neugebildet)
etais
etait
! etions
I etiez
etaient
fus war (fui)
fus
fut
fümes
fütes
furent
§ 57. Die Iliilfszoitwörter avoir iiuii etre
195
Air.
Afr.
Nfr.
Ira|)erfekt. Fut. (Conditioiuiel present).
averoic, aiiroie,
aurais (wurde) würde
seroie
serais (wurde) würde
aroie
haben (habere ha-
sein (essere babe-
bebam)
bam)
-oies
aurais
seroies
serais
-oit
aurait
seroit
serait
-ieiis (-ions)
aunons
seriens (-ions)
serions
-leiz
auriez
serieiz
seriez
-oient
auraient
seroie nt
seraient
aüt, eut
etc.
Umschreibende Formen.
Perfekt, indefinit. (Passe indetini)
I ai eu habe gehabt i ai esteit
j (habeo habitum)
etc.
ai ete bin gewesen
(habeo statum)
etc.
Futur. II. exaktum (Futur anterieur).
averai etc. aüt, eut aiirai eu werde ge-
habt haben (habere
habeo habituui) 1
etc. I
averai etc. esteit
etc.
aurai ete werde ge-
wesen sein (habere
habeo statuiu)
etc.
avoie aut, eut
Pluscjuamperfekt. I. (Plns-que-parfail).
avais eu hatte gehabt avoie esteit
(habebam habitum)
avais ete war ge-
wesen (habebam
statum)
etc.
au'i etc. aüt, eut
etc.
Plusijuamperfekt. II. (Passe anterieur).
eus eu hatte gehabt laui esteit
(habui habitum) l
etc. etc.
eus ete war gewesen
(habui statum)
etc.
Plusquamperfekt. Fut. (Conditionnel passe).
averoie etc. aüt, eut aurais eu (wurde) ' averoie etc. esteit
w ürde gehabt haben
(habere habebam
I habitum)
etc. etc. I etc.
aurais ete (wurde)
würde gewesen sei
(habere habebam
statum)
etc.
13*
196 Zweit, Thl. Formeulehre. Erst. Absclin. D. ^Yortt)iegullg otr
Afr.
Nfr.
Afr.
Nfr.
aie
aie habe (habeam) |
aies, ayes
aies
ait
ait
auens, ayens
ayons t
aieiz
ayez
aient, ayent
aient
Konjunktiv.
Einfache Formen.
Präsens (Present).
soies
soit
soiens
soieiz
soient
Imperfekt. (Imparfait).
aüsse, eusse pikard. eusse hätte (habuis- j fuise norm, fusse
fuises etc.
fuist
fuisiens norm, fus
sum
fuisieiz
fuisent
euisse etc.
Sern)
aüsses, eusses
eusses
aüst, eust
eüt
aussiens, eussiens
eussions
aüssieiz, eussieiz
eussiez
aüssent, eussent
eussent
sois sei (siam, siem st.
sois sim)
soit
soyons
soyez
soient
wäre (fuissem)
fnt
fussions
fussiez
fussent
aie aüt, aie eut
Umschreibende Formen.
Perfekt, indefinit. (Passe),
aie eu habe gehabt l'aie esteit
(habeam habitum) ,j
etc. [ etc. '' etc.
Plusquamperfekt. (Plus-que-parfait).
aüsse etc. aüt pikard.i eusse eu hätte ge-,! aüsse esteit
euisse eut habt (habuissem
, habitum)
etc. etc.
etc.
Ii
erativ.
aie
be !, sois
aiiens, aieus, ayens j ayons haben wir j, soiens
aieiz | ayez habet j; soieiz
Infinitiv.
Präsens (Present).
avoir i avoir haben (habere);] estre
avoir aüt
Perfekt. (Passe).
avoir eu gehabt ha-:; avoir esteit
ben (habere habi- j
tum)
aie ete sei gewesen
(habeam statum)
etc.
ete wäre ge-
wesen (habuissem
statum)
etc.
I soyons seien wir
I soyez seid
etre sein (essere st.
esse)
avoir ete gewesen
sein (habere statum)
§ 58. Die regelnuiss. oiler schwachen Konjugationen insbes. 197
Afr.
Nfr.
Afr.
Nfr.
aiant, ayant
aiant, ayant
aut, eut, out
Gerundium,
Präsens (Present).
ayant (habemlum) ' estant
Perfekt. (Passe).
ayant eu (habendumii aiant esteit
habltuni) |1
Participien.
Präsens (Present).
ayant habend (ha- '.; esfant
i bentem) I
etant (standum oder
v.estre neugebildet)
ayant ete (habendnm
statuta)
I etant seiend (stan-
tem oder v. estre
I neugebildet)
Perfekt. (Passe),
iu gehabt (.habitum)|j esteit pik. u. norm. 1 ete gewesen (statum)
11 auch este I
58. Die regelmässigen oder schwachen Konjugationsformen insbesondere.
Die folgende Tabelle giebt ihre vollständige Konjugation; einzelne Auonaa-
lien derselben sind unten angegeben. Auf die Abwandlung des Aktiv
folgt eine tabellariscte Uebersicht der Abwandlung des passiven und
reflexiven, so wie des intransitiven mit etre flektirten Zeitwortes.
Da die Flexionsformen der drei letztgenannten nichts Eigenthümliches
haben, so ist die Scheidung von Stamm und Endung darin nicht mehr
angedeutet und die entsprechende altfranzösische Form nicht mehr daneben
gestellt.
198
Zweit. Till. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Worthiegnng etc
Konjugations-Tabelle des Aktivum
Konjug
ation I.
Konjii
Afr.
1 Nfr.
o.
Äfr. 1 Nfr.
Indi
Ein fa c he
Präsens
chant
chant-e, canto, singe
sent, sen
sen-s, sentio, fühle
chant-es
chant-es
sen-z
sen-s
chant-et, -e
chant-e
sen-t
sen-t
chant-ons
chant-ons
sent-ons
sent-ons
chant-eiz
chant-ez
sent-eiz
sent-ez
chant-ent
chant-ent
sent-ent
sent-ent
Futurum I.
chant-er-ai
chant-er-ai, cantare
sent-ir-ai
sent-ir-ai, sentire
habeo, werde singen
häbeo, werde fühlen
chant-er-ais, -as
chant-er-as
sent-ir-ais, -as
sent-ir-as
chant-er-ait, -at, -a
chant-er-a
sent-ir-ait, -at, -a
sent-ir-a
chant-er-ons
chant-er-ons
sent-ir-ons
sent-ir-ons
chant-er-eiz
chaiit-er-ez
sent-ir-eiz
sent-ir-ez
chant-er-ont
chant-er-ont
sent-ir-ont
sent-ir-ont
Imperfektum
chaiit-eve, -oie
chant-ais, cantabam,
sent-oie
sent-ais, sentiebaui,
sang
fühlte
cbant-eves, -oies
chant-ais
sent-oies
wie I.
chant-evet, -oit
chant-ait
sent-oit
chant-iens, -ions
chant-ions
sent-iens
chant-ieiz
chant-iez
sent-ieiz
chant-event, -oient
chant-aient
sent-oient
I
*erfektum definitum
chant-ai
chant-ai, caotavi, 1
sent-i
sent-is, sentivi st.
sang
sensi, fühlte
chant-ais, -as
chant-as
sent-is
sent-is
chant-ait, -at, -a
chant-a
sent-it, -i
sent-it
chant-ames, -asnies
chant-ämes
sent-imes, -ismes
sent-imes
chant-astes
chant-ätes
sent-istes
seut-ites
Lant-erent, -arent
chant-erent
sent-irent
sent-irent
§ 58. Die reo^elmäss. oder schv\aclieii Konjugationen insbes.
199
der drei schwachen Konjugationen.
Konjugation III.
Afr. I Nfr.
kativ.
Formen.
(Present).
flor-is
'flor-is
flor-is-t.
flor-iss-ons
flor-iss-eiz
flor-iss-ent
I (Futur).
IIa.
(Imparfait).
:flor-iss-oie
flor-iss-oies
flor-iss-oit
flor-iss-iens
flor-iss-ieiz
flor-iss-oient
(Passe detiui).
iflor-i
wie IIa.
fleur-is, floresco,
blühe
fleur-is
fleur-i-t
fleur-iss-ons
fleur-iss-ez
fleur-iss-ent
fleur-ir-ai
wie IIa,
rend, rent
rend-s, reddo, ge
wieder
ren-z
rend-s
rend, ren-t
rend (neben roiu
rend-ons
rend-ons
rend-eiz
reiid-eiz
rend-ent
rend-ent
reud-v-ai
rend-r-ais, -as
rend-r-ait, -at,
rend-r-ons
rend-r-eiz
rend-r-ont
Irend-r-ai, reddere
I babeo, werde wieder-
[geben
rend-
wie Ha.
fleni-iss-ais, floresce-
bam, blühte
fleur-iss-ais
fleur-iss-ait
fleur-iss-ions
tleur-iss-iez
fleur-iss-aient
fleur-is, florui gl. flo- rend-
rivi, blühte
wie IIa, wie II:
rend-r-as
rend-r-a
rend-r-ons
rend-r-ez
rend-r-ont
rend-ais, reddebam,
gab wieder
wie IIa.
rend-is, reddidi, gab
wieder
wie IIa.
200
Zweit. Till. Formenlehre. Erst. Absclni. D. Wortbieffung etc.
Koiijug
xtion I. 1
Konju
Afr.
Nfr. 1
Afr.
a.
1 Nfr.
Imperfektum Futuri
chant-er-oie
chant-er-oies
chaut-er-oit
chant-er-iens
chant-er-ieiz
chant-er-oient
chant-er-ais, cantare
habebam, (wurde)
würde singen
chant-er-ais
chant-er-ait
chant-er-ions
chant-er-iez
chant-er-aient
sent-ir-oie
sent-ir-oies
sent-ir-oit
sent-ir-iens
sent-ir-ieiz
sent-ir-oient
sent-ir-ais, sentire
habebam, (wurde)
würde fühlen
sent-ir-ais
sent-ir-ait
sent-ir-iens
sent-ir-iez
sent-ir-aient
Umschreibende
Perfektum indefinitum
ai chant-eit, -e
ai chant-e, habeo
cantatuiu, habe ge-
sungen
ai sent-it, -i
ai sent-i
Futurum 11. exaktuui
averai chant-eit, -e
aurai chant-e, habere
habeo cautatum,
werde gesungen
haben
averai sent-it, -i
aurai sent-i
Plusquamperfektum I.
avoie chant-eit, -e
avais chant-e, habe-
bam cantatum,
hatte gesungen
avoie sent-it, -i
avais sent-i
Plusquamperfektum II.
aui chant-eit, -e
eus chant-e, habui
cantatum, hatte ge-
sungen
aui sent-it, -i
eus sent-i
Plusquamperfektum Futuri
averoie chant-eit, -e
aurais chant-e, ha-
bere habebam can-
tatum, (wurde)
würde gesungen
haben
averoie sent-it,
aurais sent-i
§ 58. Die rcseliiiäss. od. schwaclieii Konjugationen insln
201
gation II.
Afr.
Nfr.
Konjugation III.
Afr. I Nfr.
(Conditionnel present).
flor-ir-oie
wie IIa.
I
fleur-ir-ais, florere
habebam (wurde)
würde blühen
wie IIa.
Formen.
(Passe indefinj).
ai flor-it, -i
etc. wie IIa.
(Futur anterieur).
(Plus-que-parfait).
(Passe anterieur).
(Conditionnel
rend-r-oie
rend-r-oies
rend-r-oit
rend-r-iens
rend-r-ieiz
rend-r-oient
rend-r-ais, reddere
habebam, (wurde)
würde wiedergb.
rend-r-ais
rend-r-ait
rend-r-ions
rend-r-iez
rend-raieut
ai fleur-i j
i
etc. wie IIa. '
ii rend-uit, -u
ai rend-u
averai rend-uit, -u aurai reud-u
avoie rend-uit, -u
avais rend-u
auf rend-uit, -u eus rend-u
averoie rend-uit, -u laurais rend-u
202 Zweit. Till. Foriiieiilc'hve. Erst. Absclni. D. Worfbiegnng etc,
Koujug
atiou I.
Konju
Afr.
Nfr.
Afr.
1.
Nfr.
Kon
Einfache
Präsens
chant-e
chant-e, cautem,
seut-e
sent-e, sentiam,
cbant-es
singe
chant-es
wie I.
fühle
wie I.
chaut-et, -e
chant-e
chant-iens
chaut-ions
chant-ieiz
chaut-iez
chaut-eut
chant-ent
Imperfektum
chant-aisse pikard.
chant-asse, cantas- sent-isse
sent-isse, sentivis-
norm, -asse etc.
Sern, säuge ,
sem, fühlte
chant-aisses
chant-asses j sent-isses
sent-isses
chanl-aist
chant-ät sent-ist
sent-it
chant-assiens
chant-assions j sent-issiens
sent-issions
chant-assieiz
chant-assiez \' sent-issieiz
sent-issiez
chant-aissent
chant-assent sent-issent
sent-issent
ü
mschreibende
Perfektuiu indefinitum |
aie chant-eit, -e
aie chaut-e, habeamjjaie sent-it, -i
aie sent-i
cautatum, habe ge-
sungen
aüsse chant-eit, -e
eusse chant-e, ha- jj aüsse scnt-it, -i
Plusquamperfektum
eusse seut-i
buissem cantatum,
hätte gesungen
Impe
chant(-e)
chant-e, canta, singe'l sent
sen-s, senti, fühle
chant-ons
chant-ons sent-ons
sent-ons
chant-eiz
chant-ez || sent-eiz
sent-ez
Infi
Präsens
chant-eir norm, -er
chant-er, cantare, [ seut-ir
sent-ir, sentire,
singen ,|
fühlen
Perfektum
avoir chant-eit, -e
avoir chant-e, habere! avoir sent-it, -i _
avoir sent-i, habere
cantatum, gesungen'
haben |
1
sentitnm, gefühlt
haben
§ 58. Die regelmäss. oder sehwachen Konjugationen insli^
>03
gation 11.
Afr.
Nfr.
Konjugation III.
Afr. I Nfr.
junktiv.
Formen.
(Present).
flor-iss-e
flor-iss-es
flor-iss-e
flor-iss-iens
flor-iss-ieiz
flor-iss-ent
(Imparfait).
flor-isse
wie IIa.
Formen.
(Passe),
aie flov-it, -i
-wie IIa.
fleur-iss-e, florescar
blühe
fleur-iss-es
fleur-iss-e
fleur-iss-ions
fleur-iss-iez
fleur-iss-ent
fleur-isse, floruissem'
gl. florivissem,
blühte
wie IIa.
rend-e
wie I.
rend-isse
I
(Plus-que-parfait).
ansse flor-it, -i
wie IIa.
rativ.
lor-is
flor-iss-ons
flor-iss-eiz
nitiv.
(Present).
flor-ir
wie IIa.
(Passe).
avoir flor-it, -i
wie IIa.
aie fleuv-i
wie IIa.
misse fleur-i
wie IIa.
:aie rend-uit, -u
aüsse rend-uit, -u
fleur-is, floresce, blü-' rend, rent
fleiir-iss-ons [he reud-ons
fleur-iss-ez ! rend-eiz
I fleur-ir, florere gl.flo-' rend-re
1 rire, blühen, wie IIa.
rend-e, reddam, gebe
wieder
wie I.
rend-isse, reddidis-
sem, gäbe wieder
wie IIa.
aie rend-u
eusse reud-u
rend-s, redde, gieb
rend-ons [wieder
rend-ez
irend-re, reddere,
I wiedergeben
avoir fleur-i, geblüht avoir rend-uit, -u [avoir rend-ii, bal)ere
haben redditum, wieder-
wie IIa. II I gegeben haben
204 Zweit. Till. Formenlehre. Erst. Absclin. D. Wortbiegnng etc.
Konjugation 1.
Konju
Afr. Nfr.
Afr.
1 Nfr.
Gerun
Präsens
cbant-ant cbant-ant, cantan-
sent-ant
sent-ant, sentien-
(Uim
.
1 dum
Perfektum
aiant chant-eit, -e ayant chant-e, ha-
1 aiant sent-it, -i
ayant sent-i
1 bendum cantatum
1
Parti
Präsens
chant-ant chant-ant, cantan-
1 sent-ant
sent-ant, sentien-
tem, singend
tem, fühlend
Perfektum
chant-eit, -ei, -et, -e | chant-e, cantatum,
[ sent-it, -i
sent-i, sentitum st.
1 gesungen
1
sensnm, gefühlt
Koüjugations-Tabelle des passiven,
Passives Zeitwort.
Reflexives Zeitwort. Intransitives Zeitw. mit etre.
je suis I aime, ee, ich
tu es y werde geliebt
il, eile est I etc.
nous sommes
vous etes V aiuie
ils, elles sont
je serai ] aime, ee, ich
tu seras l werde geliebt
il, ellesera werden etc.
nous serons j
vous serez l aimes.
ees
ils, elles seront j
j'etais 1 aime, ee,
ich
tu etais l wurde
ge-
il, eile etait liebt etc
nous etions
vous etiez \ aimes,
ees
ils, elles etaient
Indikativ.
Präsens (Present).
je me flatte, ich schmeichle
tu te flattes [mir
il se flatte
nous nous flattous
vous vous flattez
ils, elles se flattent
Futurum I. (Futur),
je me flatterai, ich werde
mir schmeicheln
tu te flatteras
etc.
Imperfektum (Imparfait).
je me flattais, ich schmei-
chelte mir
tu te flattais
etc.
je retourne, ich kehre zurück
tu retournes
etc.
je retournerai, ich werde
zurückkehren
tu retourneras
etc.
je retournais, ich kehrte
zurück
tu retournais
etc.
§ 58. Die regelmäss. oder schwachen Koiijni^rationeii iusbes. 205
gation II.
b.
1 Nfr.
Konju
gation III.
Afr.
i -
1 Nfr.
dium.
(Present).
flor-iss-ant
Üeur-iss-ant, flore-
1 scenduin
jj rend-ant
jrend-ant, redden-
; dum
(Passe),
ayant flor-it, -i
wie IIa.
ayant fleur-i
i wie IIa.
aiant rend-nit, -u
ayant rend-u
cipien.
(Present).
flor-iss-ant
fleur-iss-aat, flore-
rend-ant
rend-ant, reddentem,
seentem, blüheiul
wiedergebend
(Passe),
flor-it, -i
; fleur-i, ^1. floritum, rend-uit, -u
rend-u, redditum.
wie IIa.
1 gebläht, wie IIa.
! wiedergegeben
reflexiven u. intransitivea Zeitwortes.
Passives Zeitwort.
Reflexives Zeitwort. Intransitives Zeitw. mit etre.
je fus
tu fus J- •
il, eile tut j (
nous fümes
vous fütes
ils, elles furent
Perfektum definitum (Passe defini).
aime, ee, ich je me flattai, ich schmei-'je retournai, icli kehrte
wurde geliebt chelte mir ! zurück
tu te flattas
tu retournas
je serais
tu serais
il,elleserait
Imperfektum Futuvi (Conditionnel present).
aime, ee, ich | je me flatterais, ich würde je retournerais, ich würde
würdegeliebt | mir schmeicheln ; zurückkehren
werden etc. tu te flatterais tu retournerais
nous senons
vous seriez laimes, ees
ils, elles seraient
etc.
etc.
j ai ete
tu as ete
il, eile aete
nous avons ete
vous avez ete
ils, elles ont ete
Perfektum indetiiiitum (Passe indefini).
aime, ee, ich [je me suis|flatte,eeichhabe je suis | retourne, ee,
bin geliebt : tu tes J. mir geschmei- tu es l ichbinzurück-
worden etc. Iil,eilesestj chelt etc. il, eile est I gekehrt etc.
noiis nous sommesl. , . nous sommes
vous vous etes
l
3teJ
aimes,
ees
ils, elles se sont
flattes,
ees
vous etes
ils, elles sont
retonrnes,
t'es
20G Zweit. Thl. li'onuenlelire. Erst. Abschu. D. Wortbiegung etc.
Passives Zeitwort.
Reflexives Zeitwort. Intransitives Zeitw. mit etre.
Futurum II. exaktuui (Futur anterieur).
j'aurai ete
tu auras ete
il, eile aura ete
) aime, ee, ich
werde geliebt
Orden sein
etc.
nous aurons ete ]
vous aurez ete l ^","*^«'
ils, elles auront ete ^^^
i we
j WC
i ete
je me serai
tu te seras
11, eile se sera
flatte.
werde mir ge
schmeichelt
haben etc.
ich j je serai
tu seras
il, eile sera
nous nous serons
vous vous serez
ils, elles se seront
flattes, ees
retourue, ee, ich
werde zurückge-
kehrt sein etc.
nous serons
vous serez
ils, elles seront
Plusquamperfektum I. (Plus-que-parfait).
j'avais ete
tu avais ete
il,elleavait ete
nous avions ete
vous aviez ete
ils, elles avaient ete
ime, ee, ich
war geliebt
worden etc.
I aimes,
ees
je m'etais ] flatte, ee, ich
tu t'etais l hatte mir ge-
il, eile s'etait j schmeich.etc.
nous uous etions
vous vous etiez l flattes,
ils, elles s'etaient
retourne, ee, ich
war zurückge-
j etais
tu etais
il, eile etait j kehrt ete,
nous etions
vous etiez
ils, elles etaient
retournes, ees
Plusquamperfektum II, (Passe anterieur).
j'eus ete \ aime, ee, ich
tu eus ete l ^ar geliebt
il, eile eut ete j worden etc.
uous eümes ete 1 . .
vous eütes ete
ils, elles eurent ei
ees
je me fus | flatte, ee, ichlje fus
tu te fus l hatte mir ge- tu fus
il, eile se fut I schmeich.etc! il, eile fut j kehrt ete
nous nous fümes ] , I uous füiiies
I fl'ittes
vous vous fütes l ' , 'i vous futes
ils, elles se furent ^^^ ils, elles furent
retourne, ee, ich
war zurückge-
retournos.
j'aurais ete
tu aurais ete
il, elleaurait ete
Plusquamperfektum Futuri (Conditionnel passe).
aime, ee, ich
würde geliebt
worden sein
etc.
nous aurions
vous auriez
ils, elles auraieut ete
aimes,
ees
je me serais
tu te serais
il, eile se serait
flatte, ee, ichjje serais
würde miri tu serais
geschmeichelt il, eile serait
' haben etc. j ^ous serions
nous nous serions
vous vous seriez
ils, elles se seraient
retourne, ee, ich
würde zurückge-
kehrt seiu etc.
vous seriez
flattes, ., gj^gg seraient
retournes.
Konjunktiv.
Präsens (Present).
je sois 1 aime, ee, ich
je me flatte, ich schmeichle mir
tu sois l werde geliebt
tu te flattes
il, eile soit J etc.
il se flatte
nous soyous |
nous nous flattious
vous soyez l aimes, ees
vous vous flattiez
ils, elles soient
ils, elles se flattent
je retourne, ich kehre zurück
tu retournes
etc.
§ 58. Die regt^ltnäss. oder schwachen Koiijugatioueii insbes.
207
Passives Zeitwort.
Reflexives Zeitwort.
Intransitives Zeitw. mit etre.
Imperfektum (Imparfait).
je fusse I aime, ee, ich i je me flattasse, ich schmeichelte
tu fusses l würde geliebt mir
ii, eile füt j etc. i tu te flattasses
uous fussions | ' >'> eile se flattät
vous fussiez -. aimes, ees nous nons flattassions
ils, elles fusseut j vous vous flattassiez
ils, elles se flatfasseut
je retournasse, ich kehrte zurück
tu retouruasses
etc.
'erfektum iudefinitum (Passe).
j aie ete aime,
tu aies ete l sei
il, eile ait ete I word
nous ayons ete |
vous ayez ete |.
ils, elles aient ete j
j'eusse ete ] aime, >
tu eusses ete V wäre
il, eile eüt ete I worden
nous eussions ete
vous eussiez ete
ils, elles eusseut ete
ee, ich ' je me sois
geliebt tu te sois
en etc. il, eile se soit
flatte, ee, ich
habe mir ge-
schmeich. etc.
nous nous soyons
vous vous soyez
ils, elles se soient
(flattes
ees
je sois I relourne, ee, ich
tu sois J. sei ziirückge-
il, eile soit 1 kehrt etc.
nous soyons
t vous soyez
i ils, elles soient
retour u es,
Plusquamperfektum (Plus-que-parfait).
;e , ich
geliebt
je me fusse | flatte, ee, ich
tu te fusses l hätte mir ge-
il, eile se füt j schmeich. etc.
nous uous fussions
j. . I flattes,
vous vous fussiez *- '
ils, elles se fussent
je fusse 1 retourne, ee, ich
tu fusses l wäre zurückge-
il, eile fvit j kehrt etc.
nous fussions
vous fussiez
ils, elles fussent
retournes,
ees
sois aime, ee, werde geliebt
soyons \
soyez /
aimes, ees
Imperativ.
flatte-toi, schmeichle dir
flattons-nous
flattez-vous
retourne, kehre zurück
retournons
retournez
Infinitiv.
Präsens (Present).
aime, ee, es, ees geliebt 1 se flatter, sich schmeicheln
werden
retouruer, zurückkehren
Perfektum (Passe).
avoir ete aime, ee etc., geliebt I s'etre flatte, ee etc., sich ge- | etre retourne, ee etc., zurück-
worden sein 1 schmeichelt haben 1 gekehrt sein
etant aime, ee etc.
ayant ete aime, ee etc.
Gerundium.
Präsens (Present).
I se flattaut
Perfektum (Passe),
I s'etant flatte, ee otc.
I retournant
j etant retourne, ee etc.
208 Zweit. Tbl. Formeulehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
I. Zur ersten Konjugation.
1. Allgemeine Bemerkungen,
a) Flexionsformen. Das Präsens des Indikativ endigte in der ersten
Person Sing, im Altfranzösischen gewöhnlich mit dem auslautenden Vokale
oder Konsonanten des Stammes ohne stummes e (s. § 56. 5.). Die dritte
Person lautete ursprünglich at (conservat Eidformel). In der dritten
Pars. Sing. Konjunkt. erhielt sich t (normaun. c?} länger, zum Unterschiede
vom Indikativ, der diesen Buchstaben früher verlor. Das t (d) der dritten
Person Sing, des Perf. defin. im Indikativ behauptete sich bis ins
13. Jahrhundert, noch später in der Normandie.
Die Form des Imperfekt eve verschwindet gegen Aufang des 13. Jahr-
hunderts allmählich; in oie (eie) gleichen sich die Imperfekte aller Verba aus.
üeber die Schreibart ais statt ois, welche im 19. Jahrhunderte geläufig ge-
worden ist, s. oben S. 15.
Die alte Endung arent des Perf. defin. verlor sich schon im 13. Jahr-
hunderte.
Im Imperfekt des Konjunktiv findet man neben aisse, asse auch die
Endung isse bis ins 16. Jahrhundert : alissions, amissions, gardissiez u. s. w.
Im Infinitiv ist r in der Endung eir, er, ier bis auf einzelne Bin-
dungen verstummt, im Altfranzösischen war es hörbar. Die dialektische ur-
sprünglich pikardische Form ier verallgemeinerte sich besonders nach Dentalen:
effacier, cerchier, abregier, changier, brisier, laissier, aidier, cuidier u. s. w. Die
Endung ie ergriff auch das Part. Perf., z. B. aidie; auffallend ist die diesem
Particip oft gegebene Femininform mit zurückgezogenem Accente: aidie,
couchie (nicht bloss in Reimworten). Das Neufranzösische hat die norman-
nische Form er behauptet und selbst da zuweilen i getilgt, wo es stammhaft
ist: commencer (com-initiare), embrasser (im-bracchiare); lautlich hat es sich
erhalten in payer, employer, appuyer u. s. w. (s. oben S. 98), nach Einigen
auch in prier, plier u. s. w.
b) Eine Lautverstärkung der Stammsilbe findet in den Zeitwörtern der
ersten Konjugation statt, welche im Infinitiv ein e oder e in der ofi'enen
Stammsilbe haben, wie geler, celer, acheter, mener, lever, achever, ceder,
repeter, esperer, celebrer, proteger. Sie erhalten in den Präsensformen mit
betonter Stammsilbe ein e: gele, geles, gelent; mene, menes, meneut; acheve,
acheves, achevent; cede, cedes, cedent; protege, proteges, protegent. Dieselbe
Lautverstärkung findet in den Futurformen statt, in denen die im Infinitiv
stumme Stammsilbe vor eine stumme Silbe tritt: gelerai, celerai, menerai,
acheterions; die Zeitwörter mit e in der Stammsilbe behalten es auch da:
cederai, cederais, prefererai, protegerai.
Die Zeitwörter auf eer behalten überall e: cree, crees, creent, creerai,
creerais. Früher geschah dies auch bei denen auf eger; die Akademie hat
in ihrer neuesten Ausgabe (1878), der üblichen Aussprache gemäss, diese
Verba den übrigen mit e in der Stammsilbe (s. oben) angeglichen.
In den Verben auf ehr und eter stellt man die Lautverstärkurg der
Stammsilbe auch durch Verdoppelung der Konsonanten (11, tt) dar: appeler,
appelle, appellerai; etinceler, etiucelle, etincelleut-; chanceler, chancelle, chan-
cellerai; ensorceler, ensorcellerai ; jeter, jette, jettent, jetterai; cacheter,
cachette, cachetterai; feuilleter, feuillette; diese orthographische Abweichung,
obwohl in einzelnen Verben von der Akademie sanktionirt, wird gleichwohl
nicht überall beobachtet. Auch führt die Akademie hier kein Princip durch;
über viele Verba spricht sie sich überhaupt nicht aus, bei einigen eut-
§ 58. Die regelmäss. oder schwachen Konjugationsformen insbes. 209
scheidet sie sich für e, z.B.: bourreler, bourrele; celer, celerai; ecarteler,
ecartele; geler, gele; harceler, harcele; modeler, modele; peler, pele; acheter,
achete, acheterai; becqueter (bequeter), becquetent; decolleter, decollete;
etiqueter, etiquetent.
Andere Lautverstärkungen bot noch das Altfranzösische: amer, aime,
aiment; trover, truis, trueve, truevent; ebenso in rover (rogare), demorer
u. a. (s. oben S. 38. 39).
Als eine Lautverstärkung ist auch die Verwandlung des auslautenden
stummen e vor dem dazutretenden je in der Frage zu fassen; hier rückt näm-
lich der Acceut auf die Flexionssilbe: aime-je? donne-je? ein Fall, der auch
in Formen, wie euss6-je aime? fusse-je aime? dusse-je? puisse-je? u. dgl.
wiederkehrt, wo sogar der Accent (e) nicht einmal entschieden genug die
Verstärkung des Lautes ausdrückt (s. S. 9).
In diesem Falle fällt auch eine anderweitige Lautverstärkung fort, z. B.
in amene-je? espere-je? auch tritt statt i das y des Infinitiv wieder ein:
envoye-je?
c) Als euphonische Buchstaben betrachtet man s und t; jenes beim Impe-
rativ nach stummem e vor den damit unmittelbar verbundenen Adverbien en
und y: portes-en, portes-y (s. oben S. 191); dieses bei den dritten Personen
des Singular ohne t: porta-t-il? portera-t-il? u. s. w. (s. oben S. 191). Letz-
teres ist die ursprüngliche Flexionsendung.
d) Elisionen eines stummen e kommen in den Futurformen der Verba auf
ayer, oyer, uyer und selbst ier und uer vor: pairai, pairais v. payer; ähn-
lich von balayer, essayer (äcad.). Oefter trifft man dergleichen Aus-
werfungen bei Dichtern: Tage balaira etc. (Ponsard). Oublirai-je vos dons?
(Delille). Nos debats türont la republique (Possard). Te salüraient encore
(Id.). Je t'avoürai (Beranger).
e) Hinsichtlich der Orthographie ist ausser den allgemeinen Grundsätzen
(s. oben S. 192) noch zu bemerken, dass einige Grammatiker nach stamm-
haftem u dem Flexions-j vor einem anderen Vokale ein Trema geben: tuer,
tuions; jouer, jouions; dies erkennt indessen der allgemeine Sprachgebrauch
nicht an.
Zu vergleichen ist namentlich Littre s.v. saluer, tuer, wo ausdrücklich
saluions, tuions etc. als die übliche Schreibweise bezeichnet wird; hei jouer,
eehouer fehlt eine derartige Bemerkung, doch wird das einzige Beispiel,
jouions (s. V. jouer 28., aus Fenelon), ohne Trema geschrieben. Die
Akademie vermeidet solche Formen, wie es scheint, ganz (vgl. die Bei-
spiele zu den genannten Verben).
I. Anomale Zeitwörter der ersten Konjugation.
a) aller gehen (afr. aner, gewöhnlich aleir, aler, zweifelhafter Herkunft, nach
Diez, Wb. 1. 22ff. von it. andare lat. aditare; vgl. auch Littre u. a.), er-
gänzt sich aus dem lateinischen vadere und ire.
Präs. Indik. vais (auch vas), vas, va; alions, allez, vont; Konjunkt. aille,
ailles, aille; allions, alliez, aillent. Fut. I. irai. Imperf. allais. Perf. defin.
allai. Konjunkt. allasse. Ger. allant. Partie. Perf. alle. Zusammenges. Zeitf.
suis alle etc. Imperativ va (vas-y afr. va i); alions, allez.
Dazu das reflexive Verb s'en aller: je m'en vais etc., je m'en suis
alle etc., va-t'en; allons-nous-en etc.
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 14
210 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
Altfranzösisch: Präs. Indik. vai, vois — vais — vait, vet, va; alons, alez,
vont, viint. KoDJunkt. aille, alge, aiige etc. und voise.
Die Komposita raler, inesaler, tresaler, paraler, poraler, eutraler sind
verloren gegangen,
b) envoyer schicken, senden (afr. envoier norm, enveer, in anderen Dialekten
envaier, envaer, enveier, auch entveier, v. lat. viare gl. inde-viare; s.
Diez, Wb. II. 455 und Brächet, Gramm, bist. 224), weicht nur in den
Futurformen ab: Fut. I. enverrai, Imperf. Fut. enverrais, ebenso in dem
Kompositum renvoyer: renverrai (nach normannischem Dialekte, sonst alt-
französisch auch enYOierai, enveierai). In den übrigen Kompositis von -voyer,
dövoyev, convoyer und fourvoyer, sind die Futurformen regelmässig,
wie von employer, gebildet.
Verloren sind die Komposita avoyer und ravoyer.
3. Defektive Verba der ersten Konjugation.
a) ester stehen, ist nur noch im Infin. in den gerichtlichen Formeln ester en
jngement, ä droit üblich. Davon ist das Kompos. conster als unpersönlich
noch in der gerichtlichen Sprache in il conste (constat) gebräuchlich. Die
Participialformen constant, distant, instant, obstant gehören eben-
falls hierher. Die Verba res t er und ar reter (aresteir), contraster
(contresteir) haben sich vollständig in der schwachen Form erhalten. Im
Altfranzösischen hatte arester neben den schwachen auch starke Formen des
Perf. def. und Partie. Perf. : arestui und aresteu, arestu, wie die dritte Klasse
der starken Verba. S. unt. § 59. III. Verloren gegangen ist astdr.
b) puer (putere) stinken, kommt ausser dem Infin. nur im Präs., den Futuran
und im Imperf. vor.
c) tisser (texere) weben, theilt sich mit tistre in die Bildung des Tbätigkeits-
begriffes, wird aber nur im eigentlichen Sinne gebraucht (s. unt. tistre), ist
daher eigentlich nicht defektiv.
II. Zur zweiten Konjugation.
1. Allgemeine Bemerkungen.
Flexionsformen, Die Verba dieser Konjugation, welche in reine und
erweiterte oder inchoative (der Form nach) zerfallen, vertheilen sich in
sehr ungleicher Zahl an die beiden Klassen; bei Weitem die meisten werden
nach der inchoativen Form (II. b.) abgewandelt und stehen an Regelrichtig-
keit der Flexion denen der ersten Konjugation gleich.
Ein Schwanken zwischen der Flexion der reinen und der erweiterten
Form findet im Allgemeinen nicht mehr statt; doch kommen noch einzelne
Abirrungen aus einer in die andere vor.
Das einfache saillir (salire) in der Bedeutung von jaillir (jaculari) und
wo es transitiv gebraucht wird (beschälen), gehört der inchoativen Form
an; in Beziehung auf Architektur und Malerei (hervorspringen, hervortreten)
folgt es der reinen Form, ist jedoch nur in der dritten Person il saille,
saillait, saillera etc. und in saillant gebräuchlich; assaillir und tressaillir
werden nach der reinen Form abgewandelt; doch findet man auch bei
guten Schriftstellern in der 3. Pers. Präs. tressaillit (angeblich aus euphoni-
schen Gründen, Akad.) geschrieben.
Partir (aufbrechen) wie departir (abscheiden), repartir (wieder auf-
brechen und erwidern) folgen der reinen, doch repartir (vertheilen) der
inchoativen Form.
§58. Die legeliuäss. oder schwachen Konjugationen insbes. 211
Elienso werden sortir, servir und vetir nach der reinen abgewandelt,
aber assortir, ressortir (etre dans le ressort, abhangen), asservir und
investir nach der inchoativen.
Auch reussir nach der inchoativen Form steht neben dem defek-
tiven issir nach der reinen.
Der reinen Form (H.a.) gehören: dormir (dormire), mentir (mentiri),
repentir (poenitere), sentir (sentire), partir (partire), sortir (sorliri), servir
(servire), bouiilir (bullire), saillir (salire), cueillir (colligere), vetir (vestire),
fuir (fugere) und einige theilweise in die starke Konjugation übergehende,
wie ouvrir (operire), couvrir (cooperire), offrir (oiferre), souffrir (sufferre) und
die Komposita derselben.
Der erweiterten (inchoativen) Form (II. b.) fallen, ausser Verben der
vierten, der zweiten und der dritten lateinischen Konjugation, so wie
germanischen Verben, auch die Nachbildungen und Neubildungen auf ir
zu. Die Neigung zu regelrechter Abwandlung musste diese Form empfehlen,
in welcher das charakteristische i des Infinitiv in den Formen mit iss wieder-
zukehren schien und diese Konjugation von der ersten entschieden trennte.
Auffallend ist der Verlust mancher Verba auf ir, welche sich nicht in der
erweiterten Form festsetzten, wie jehir, rejehir (ahd. jehan), guenchir (ahd.
wenkjan), marrir (marrjan) noch in marri vorhanden, merir (mereri), plevir
(praebere) u. a. Einige sind nur noch in Kompositen üblich: deguerpir,
enlaidir u. dgl.
Das Präsens Ind. der reinen zweiten Konjugation wirft, da mit Aus-
nahme von fuir alle ihre Verba auf einen Doppelkonsonanten vor ir aus-
gehen, vor s und t wegen des nun erfolgenden Zusammenstosses dreier Kon-
sonanten auslautendes m, t und v ab: dors, dort; mens, ment; repens,
repent; sens, sent; pars, part; sors, sort; sers, sert; vetir hat regelmässig
vets mit ausgefallenem und duroh Circumflex ersetztem cS, wie fuir regel-
mässig fuis; fuyons mit verwandeltem i nach allgemeiner orthographischer
Die Verba, welche //, vr, fr vor der Infinitivendung ir haben, nehmen
statt des organischen s ein stummes e an: saiile, cueille, ouvre, couvre, offre,
soufi're und haben im Indikativ und Konjunktiv die Flexionsendungen der
ersten Konjugation. Nur der Indikativ von bouiilir lässt // nach « schwin-
den und nimmt s an: bous, bout, Plur. bouillons etc.
In den Futurformen flektirt cueillir (afr. coillir, cuiliir, cuellir, quel-
lir etc.) mit seinen Kompos. accueillir, recueillir wie die Verba der ersten
Konjugation: cueillerai, cueillerais (afr. cuellerai, cueldrai, keudrai etc.). Die
Kompos. escueillir, concueillir sind im Neufranzösischen verloren.
Im Per f. defin. Indik. war das s der ersten Person in ältester Zeit
nicht gebräuchlich, das t der dritten Person ursprünglich regelrecht; im
13. Jahrhunderte ward es oft abgeworfen, noch im 16. Jahrhunderte fehlte es
häufig. Dies gilt auch von der dritten Konjugation und den starken Verben.
In neuerer Zeit sind beide Flexionsbuchstaben die Regel.
2. Anomale Zeitwörter der zweiten Konjugation,
a) von 11. a:
a. vetir (afr. vestir) bildet das Partie. Perf. vetu statt veti. Das Altfran-
zösische schwankt im Particip überhaupt zwischen i und u.
14*
212 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
ß. ouvrir, rouvrir, couvrir, decouvrir, offrir, souffrir haben das
starke Partie. Perf. auf ert: ouvert, couvert, decouvert, offert, soutfert.
b) von 11. b :
ct. ha'ir (ags. hatian) hat im Sing. Präs. Indik. die nichtinchoativen Formen
hais, hais, hait (natürlich mit Einschluss des Imperat. hais) statt hais,
halt lind ist sonst regelrecht. Im Perf. defin. schreibt Littre statt der
Formen mit dem Circumflex: haimes, haites, hait, wo Andere haiimes,
haites, hart fordern. Die Akademie schweigt über diese Formen.
Altfranzösisch: Präs. Indik. Sing. 1. haz, has, he, 2. bez, hes, 3. het;
Flur. 1. haons, 2. haez, haes, 3. heent. Konjunkt. hace, hache etc., auch
später hee, 3. hast. Fut. hairai, havrai etc. Imperf. haoie. Perf. defin. hai;
auch Komposita enhair, entrehair.
ß. benir (beuedicere), afr. auch benistre, beneistre, hat neben dem Partie.
Perf. beni, ie die altfranzösische Form benit, ite von kirchlich geweihten
Sachen behalten: pain benit, eau benite, les drapeanx ont ete benits.
Das Altfranzösische bewahrte lange die mit regelrechter Betonung von
benedicere gebildeten Formen benesquis, benesquistes (benedixisti, benedi-
xistis), denen das ganze Perf. defin. angeglichen wurde: benesqui etc.; vgl.
vesqni, auch nasqui.
y. fleurir (florere) hat von der altfranzösischen Form florir das Imperf.
florissais und das Ger. Partie, florissaut im bildliehen Sinne bewahrt.
3. Defektive Verba (H.a.).
a) faillir (fallere), afr. falir, fallir, faillir, die alleinige Form des Altfranzösisehen,
woraus sich später falloir herausbildete (s. unt. falloir, starke Verba). In
der That trennt nur der Infinitiv beide Verba, die übrigen Formen sind
ihnen gemein; doch hat das Verb in den Bedeutungen: fehlen, weichen,
schwach werden, nahe daran sein, vorzugsweise die Formen faillais, faillis,
faillant, failli (j'ai failli etc.), obwohl die Akademie es vollständig konjugirt:
je faux, tu faux, il faut etc. Allerdings kommt auch vor: le eoeur me faut;
au bout de l'aune faut le drap. Vom Kompos. defaillir giebt auch die
Akademie als gebräuchlich nur die Pluralform Präs. Indik. defaillons, Imperf.
defaillais, Perf. defin. defaillis, Perf. indefin. j'ai defailli, Ger. defaillant und
Infin. defaillir an; die übrigen Formen sind weniger üblich (s. jedoch Littre),
eine Abweichung zeigen je defaus, tu defaus mit s statt x.
b) ferir (ferire) ist nur noch im Infin. sans coup ferir (Acad.) und im Partie,
feru vorhanden.
Altfranzösisch vollständig Infin. ferir, ferre. Präs. Indik. fier, fiers, fiert;
ferons etc. Konjunkt. fiere, fierge etc. Fut. ferrai. Imperf. feroie. Perf.
defin. feri, feru. Ger. ferant. Partie. Perf. fern,
e) issir (exire), afr. auch eissir, essir, ussir, hat nur das Partie, issu erhalten,
nach Burguy auch issant, das auch Littre noch als Adjektiv aufführt.
Altfranzösisch: Präs. Indik. is, is, ist; issons, isseiz, issent. Konjunkt.
isse. Fut. istrai. Imperf. issoie. Perf. defin. issi. Konjunkt. ississe. Partie.
Perf. issu, issi.
d) ouir (audire), afr. oir, jetzt vorzugsweise nur noch im Infin. und Partie.
Perf. oui nebst den mit avoir zusammengesetzten Zeitformen üblich (Acad.),
nach Nap. Landais, Littre u. a. auch im Perf. defin. ouis (bei Littre
ouis) und im Konjunkt. ou'isse, wird von der Akademie und von Littre
noch vollständig, auch mit den als veraltet bezeichneten Formen, auf-
geführt: Präs.^ois, eis, oit; oyons, oyez, ,oient. Konjunkt. oie oder oye.
§58. Die regelmäss. oder schwachen Konjugationen insbes. 213
Fut. oirai (oder orrai Littre). Imperf. oyais. Perf. defin. ouVs. Kon-
junlit. ouisse. Ger. oyant. Partie. Perf. ou'i. Die sonst circumflelitirten
Formen, von der Akademie nicht aufgeführt, giebt Littre in der Gestalt:
ou'imes, ou'ites, ou'it (bei Anderen : ouimes, ouites, ouit). Vom Imperat. führt
die Akad. oyez, Littre oyons, oyez an. Littre empfiehlt die Wiederanwen-
dung von oyant, en oyant statt des misstönigeu en entendant.
Altfranzösisch: Präs. oi, oz, ot (oit), oons, oez, oent (oient). Konjunkt.
oie etc. Imperat. oi, oez. Fut. orrai. Imperf. ooie. Perf. defin. oi. Kon-
junkt. oisse. Partie. Perf. oi.
III. Zur dritten Konjugation:
1. Allgemeine Bemerkungen.
Flexionsformen. Diese Konjugation ist nur durch ihren Infinitiv auf
re und ihr Partie, auf u von der zweiten reinen unterschieden. Im Alt-
französischen finden wir, namentlich auch bei starken Verben, oft den Infinitiv
auf ir neben re: plaisir und plaire, tesir und tere, tollir und toldre, sivir,
sieuir und sivre etc., luisir und luire, nuisir und nuire, und so bestehen noch
surgir und sourdre neben einander.
Zu den regelmässigen Verben dieser Konjugation gehören: battre (battuere),
coudre (consuere), defendre (defendere), descendre (descendere), epandre,
repandre (expaudere), fendre (Andere), pendre (pendere), rendre (reddere),
rompre (rumpere), tendre (tendere), vaincre (vincere), vendre (vendere) u. a.
aus der dritten, mordre (mordeve), repondre (respondere), tondre (tondere),
tordre (torquere) aus der zweiten lateinischen Konjugation.
Die Verba mit stammhaftem d erhalten in der dritten Pers. Präs.
Indik. d statt t, da einer dieser Buchstaben noth wendig weichen musste; rein
erscheint dies ^ nur noch in rompre: il rompt. Tordre ist mordre vollständig
angeglichen.
battre verliert natürlich, wo s an die auslautenden tt tritt, eins derselben;
in der dritten Person würden selbst drei t zusammenstossen, hier fallen zwei
derselben ab: Präs. bats, bats, bat, ebenso im Imperativ bats.
vaincre, afr. vencre, veincre, vaincre, hat im Präs. Indik. vaincs, vaincs,
vainc (afr. 3. Pers. vaint); vor e und i wechselt c mit qu: Konjunkt. Präs.
vainque etc. Perf. defin. vainquis. Konj. vainquisse; aber auch vor dunklen
Vokalen hält die Orthographie qu fest: vainquons etc. Imperf. vainquais. Ger.
vainquant. In den Futuren tritt natürlich c wieder ein: vaincrai, vaincrais.
coudre, afr. auch kendre, statt cousre, cousdre (consuere), hat im Präs.
Indik. couds, couds, coud; es behält sonst überall vor Vokalen das stammhafte
s; cousons etc. Imperf. cousais. Perf. defin. cousis. Konjunkt. cousisse. Ger.
cousant. Partie, cousu. Präs. Konjunkt. couse etc. Fut. coudrai, coudrais.
2. Anomale Zeitwörter der dritten Konjugation.
a) SU i vre (sequi gl. sequere), welches im Sing. Präs. Indik. suis, suis, suit sein
V aus lautlichen Gründen auswerfen muss und im Imperf. suivais, Perf. defin.
suivis etc. regelrecht ist, bildet sein Partie. Perf. suivi nach der zweiten
Konjugation; im Altfranzösischen dagegen segut, seut neben sivi u. a.
b) ecrire (scribere), afr. escrivre, im 14. Jahrhunderte und später auch escripre
(unter dessen Komposs. auch die Verba auf -scire: circonscrire, prescrire,
proscrire, souscrire, transcrire), verliert sein stammhaftes v vor r und so
auch vor s und t: Präs. ecris, ecrit, dagegen ecrivons etc. Konjunkt.
ecrive. Imperf, ecrivais. Perf. defin. ecrivis etc. Es hat das starke Partie, ecrit
(afr. escrit), -scrit: circonscrit etc. und das alleinstehende adjektivirte conscrit.
214 Zweit. Thl. Formenlehre. Eist. Alischii. D. Woitltieffuiifr etc.
c) iiaitre (iiasci gl. nascere, vgl. paitre, pascere), afp. nastre, naistre, erhält
in den einsilbigen Formen einfaches s (vor t durch den Circumflex ersetzt),
im Inlaute zum Theil sein s verdoppelt (sc = ss): Präs. Indik. nais, nais,
nait; naissons etc. Konjimkt. naisse. Imperf. naissais. Ger. naissaut. Es
bildet aber ein neues Perf. defin, naquis (afr. nasqui, naski, vgl. vesqui, be-
nesqui). Konjuiikt. naquisse. Fut. naitrai, naitrais. Sein Partie, ist ne (afr.
neit, ne und nascut, wie das veraltete irie neben irascut von iraistre, irasci).
d) Die V'erba mit einem nicht stammhaften d auf 7idre (lat. ngere, nguere
und mere) werfen in den einsilbigen Formen des Präsens und Imperativ
das eingeschaltete d aus, welches sie im Infinitiv und daher auch in den
Futurfoimen annehmen, und verwandeln in ihren mehrsilbigen Formen n in gn.
Sie haben ein starkes Particip auf t (eint, aint, oint). Dahin gehören: ceindre
(cingere), eteindre (extinguere), etreindre (stringere), contraindre
(constringere), astreindre (astriugere), restreindre (restringere), feindre
(fingere), enfreindre (infringere) (altfranzösisch auch das einlache fraindre
[frangere]), peindre (pingere), plaindre (plangere), teindre (tingere),
atteindre (attingere), joindre (jüngere), conjoindre, dejoindre,
d isjoindre, enjoiudre, oindre (ungere), poindre (pungere) — craindre
(tremere) afr. cremer, cremir, crembre, criembre, auch cremoir, epreindre
(exprimere) und empreindre (imprimere): Präs. Indik. ceins, ceins, ceint,
ceignons etc.; crains, crains , craint, craignons etc.; eins, oins, oint,
oignons etc. Konjunkt. ceigne, craigne, oigne etc. Imperf. ceignais, crai-
gnais, oignais. Perf. defin. ceignis, craignis, oignis etc. Partie. Perf. ceint,
craint, oint etc.
Veraltet sind lä,ngst die starken Perf. defin. auf eins (ains, oins), einsis,
einst, einsimes, einsistes, einstreut ; Konjunkt. einsisse etc. Die ganz regel-
rechten mehrsilbigen Formen mit nd statt gn finden sich besonders im
15. Jahrhunderte und selbst noch im 16ten: plaindons, plaiudais, plaindis,
plaindant; sie waren auch bei dem starken Verb prendre anzutreffen: prea-
dons, prendait, prendant.
e) Die Verba auf uire, welche von lateinischen Zeitwörtern mit wurzelhaftem
^•-Laute (duco, noceo, coquo), oder von solchen, in deren Perfekt er auftrat
(struo, strnxi), stammen, lassen c als s in ihrer Abwandlung wieder eintreten
und haben ein starkes Partie. Perf. Dahin gehören das veraltete duire (ducere)
ziemen, wovon die 3. Pers. Präs. duit vorzugsweise noch gebraucht wird, mit
seinen Kompositis conduire, econ d uire, recon duire, deduire, enduire,
induire, introduire, produire, reproduire, reduire, seduire, tra-
duire, ferner construire (construere), reconstruire, instruire (instruere),
detruire (destruere) und cuire (coquere), luire (lucere), reluire, nuire
(nocere); sie flektiren: Präs. conduis, conduis, conduit, conduisons etc. ; luis,
luis, luit, luisons etc. Konjunkt. conduise etc., luise etc. Imperf. conduisais,
luisais. Perf. defin. conduisis. Ger. conduisant, luisant. Ihr starkes Partie,
endet auf it: conduit, construit, cuit, jedoch ohne auslautendes t in den
beiden lui und nui. Dem Verb luire fehlt das Perf. defin. und der Kon-
junkt. Imperf.
Die Verba auf uire (namentlich duire und struire) hatten im Altfranzö-
sischen auch eine starke Form des Perf.: dui, destrui, nui (nocui), so wie
sie auch ohne s flektirten: destruie, coudnioit etc.
§59. Die unregeliiiilssifjeu oder starken Koujugatiüust'. 215
3. Defektive Verba der dritten Konjugation.
a) braire (mlat. braiare auch bragire, engl, bray, vielleicht, wie Diez u. A.
vermuthen, durch vorangesetztes b verstärktes raire, gl. lat. ragire, womit
sich bruire aus nigire vergleichen lässt) schreien, yanen, ist nur im Inf. und
in deu 3. Pers. brait, braient, braira, brairont, brairait, brairaient üblich.
b) bruire [nicht zu verwechseln mit brouir] (v. lat. rugire mlat. brugire?) früher
in deu Formen il bruit, bruyait, ils bruyaient, brnyant gebräuchlich, bildet
Jetzt il bruit und nach II. b. il bruissait, ils bruissaient, während bruyant
nur noch als Adjektiv im Gebrauch ist,
c) frire (frigere) nur in deu Formen des Präs. fris, fris, frit und den Fut.
frirai etc., frirais, so wie in der 2. Pers. Sing, des Imperat. fris, im Partie, frit
und in den damit zusammeugesetzten Zeitformen vorkommend.
d) tistre (texere), mit der Nebenform tisser, bildet das Partie, tissu und die
damit zusammengesetzten Zeitformen.
59. Die unregelmässigen oder starlten Konjugationsformen. Für die durch
die Neigung starke Verba schwach zu flektiren sehr verminderte Anzahl
der starken lateinischen Verba und einzelnen Verbalformen giebt das
Perfektum def. den Eintheilungsgrund. Im Infinitiv schliessen sie
sich theils an die zweite und dritte französische Konjugation auf ir und re,
theils enden sie auf oir. Säinmtliche Verba dieser Art zerfallen in drei
Klassen.
1. Die erste Klasse hat im Perfekt ein i im Stamme, ohne Ab-
leitungsbuchstaben. Im Neufranzösischen ist zwar dem Perfekt ein s an-
gefügt, welches jedoch unorganisch und lediglich epenthetisch ist, wie vins
afr. vinc (veni), vis afr. vi (vidi). Analog behandelt ist tins afr. tinc
(tenui).
2. Die zweite Klasse hat ein Perfekt mit ursprünglichem s, wie
mis (misi), conclus (conclusi), dis (dixi), analog behandelt wird fis, auch
afr. fis (feci vgl. faxo, faxim), und andere Verba, wie sis (sedi vgl. sessum)
afr. ocis (occidi vgl. occisus). Manche dieser Zeitwörter sind im Neufran-
zösischen in die schwache Form übergegangen; vgl. die Verba auf ndre
(S. 214).
3. Die dritte Klasse hat im Nenfranzösischen das Perfekt ms, ur-
sprünglich (afr.) ui; das altfranzösische i fiel beim Zutritt des .5 aus. Dies
Perfekt gehört besonders den Verben auf oir lat. eve mit Perfekt ui: dus
afr. dui (debui), tus afr. tui (tacui), voulus (volui), pus (potui), wurde aber
auch auf Verba mit vi übertragen: connus afr. conui (cognovi), mus (movi),
crüs afr. crui (crevi), repus (pavi), resolus (resolvi), und ebenso auf Verba
mit bi und pi in der Endung, welche dem vi gleichgestellt wurde: bus afr.
bui (bibi), congus afr. concui (concepi), re^us (recepi), und drängte sich
auch in andere Verba ein: crus (credidi), vecus (vixi), courus (cucurri).
Die drei genannten Perfektformen verhalten sich im Altfranzösischen und Neu-
französischen, wie es die folgende Tabelle darstellt:
21(
Zweit, Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegimg etc.
I. Klasse.
IL Klasse.
III.
Klasse.
I
ndikativ.
Indikativ.
Ind
ikativ.
Afr.
Nfr.
Afr.
Nfr.
Afr.
Nfr.
vi
vis
dis
dis
dui
dus
veis
vis
desis, deis
dis
deus
dus
Vit
Vit
dist
dit
dut
dut
veimes
vimes
desimes, deimes
dimes
deumes
dünies
(isiues)
(ismes)
(usmes)
veistes
vites
desistes, deistes
dites
deustes
dütes
virent
virent
distrent, dissent,
disent, dirent
dirent
durent
durent
Konjunktiv.
Konjunkt
v.
Konj
unktiv.
veisse
visse
desisse, deisse
disse
deusse
dusse
veisses
visses
desisses, deisses
disses
deusses
dusses
veist etc
Vit etc.
desist etc.
dit etc.
deust etc.
dut etc.
Anmerk. Die Auslassung des s im altfranzösischen desis — deis etc. ist nach
Konsonanten nicht gestattet, daher remansist nicht remanist v. remanoir, remaindre.
Die hier vorkommenden Formen des Particip des Perfekt sind:
1. Das Particip auf (uif, ut) u, welches hauptsächlich das lateinische
Particip auf ihis vertritt: du (debitus) afr. deut, deu, connu (cognitus)
afr. coneut, coneu. Im Altfi'anzösischen wird ut nach Ausfall eines stummen
Konsonanten an den durch ein e ersetzten Vokal der "Wurzel gefügt; in-
dess fällt der Vokal e schon im Altfranzösischen öfter, im Neufranzösi-
schen durchgängig aus.
2. Das Particip auf s, vom lat. sus: mis (missus), pris (prensus,
prehensus), obgleich auch andere Participien in diese Klasse übertraten,
wie afr. semons (semonitus).
3. Das Particip auf t, vom lateinischen tiis : dit (dictus), fait (factus),
cuit (coctus).
Diese drei Participial formen vertheilen sich an die drei Klassen der unregel-
mässigen Verba in der Weise, dass die erste und dritte vorzugsweise Participien
auf u, die zweite Klasse deren auf s und t erhält.
Im Allgemeinen ist hier noch zu bemerken, dass die Infinitive der starken
Verba im Altfranzösischen bisweilen zwischen drei Konjugationen schwankten,
vgl. arsir, ardre, ardoir; cremir, criembre, cremoir (craindre); nicht selten zwischen
ir und oir : veir, veoir; cheir, cheoir u. a.; auch zwischen ir und re: tollir und
toldre, s. oben S. 213; der Infinitiv auf ir wirkt dort bisweilen auf die Bildung der
Zeitformen : ursist (arsit), cheirent (ceciderunt).
Im Futur weicht die Infinitivendung oir der Endung re: recevoir, recevrai;
mouvoir, mouvrai; pleuvoir, pleuvra; savoir, saurai (d. i. savrai); valoir, vaudrai ■
(d. i. valdrai); falloir, faudra. Auch Formen, wie verrai, decherrai, pourrai von
voir, dechoir, pouvoir setzen eine Assimilirung der Infinitive mit verre, decherre,
pourre voraus.
§ 59. Die uureffelmässigen oder starken Konjugationsf. 217
Einzelne Futurformen haben eine ungewöhnliche Lautverstärkung: viendrai,
tiendrai von venir, tenir, und scheinen diphthongirte Infinitivformen, viendre,
tiendre, vorauszusetzen.
Im Präsens des Indikativ sind die Endungen eo, io unkenntlich ge-
worden, wie in tiens (teneo), viens (venio); der Stammkonsonant, seihst wenn
ihn der Infinitiv bewahrt, fällt oft aus, wie in dois — devoir, sais — savoir;
■vaux — valoir, wo / in u erloschen ist. — Unter den zweiten Personen des
Plural haben dites und faites den Stammkonsonanten c in der betonten Silbe
ausgeworfen.
Das Präsens des Konjunktiv verwischt in minderem Grade die Endungen
eam, iam: Sache (sapiam), vaille (valeat), voie (videam}; das Altfranzösische blieb
hier vielfach noch der alten Form getreuer, vgl. vienne, tienne, meure, afr. viegne,
tiegne und dialektisch vienge, tienge, morge (moriar), selbst auf die Endung a?«
übertragen: prenge (prehendam), querge (quaeram), sowie auf em der ersten Kon-
jugation: doigne, doinge (donem). — In der dritten Pers. Sing, hat der Konjunkt.
e, doch hat sich t in ait (habeat) und soit (sit gl. siat, siet) erhalten.
Die Lautverstärkung der betonten Stammsilbe, welche beim Fortrücken
des Tones in der ersten und zweiten Person des Plural wieder dem ursprünglichen
Vokale Platz macht, ist dem Präsens dieser Verba sehr geläufig; tenir: tiens,
tient, tiennent — lenons, tenez; recevoir: re(;ois, re^oit, re^oivent — recevons,
recevez; mourir: meurs, meurt, meurent — mourons, mourez. Der Grund dieser
Verstärkung ist in der Abschwächung der Flexionsendungen beim Festhalten der
ursprünglichen Betonung und der dadurch häufig veranlassten Einsilbigkeit des
Wortes, sowie in allgemeineren Gesetzen der Lautverwandlung im Wesentlichen
zu suchen; andererseits ist diese Erscheinung nicht durchgreifend in den starken
Verben und zeigt sich auch bei schwachen, wenn auch nicht mehr in dem
Umfange wie im Altfranzösischen. S. oben S. 209. Der Vokal des Infinitiv bleibt
in manchen betonten Präsensformen : croitre, crois -- croissons; connaitre, connais
— connaissons; plaire, plais — plaisons; moudre, mouds — moulons; bisweilen
tritt an seine Stelle ein regelwidriger: boire, bois — buvons, buvez (afr. beons).
Abweichungen in der 3. Pers. Plur. Indik. sind: sais — savent; vaux — valent;
fais — fönt. Uebrigens treten in der ersten und zweiten Person des Präs. Kon-
junkt. dieselben Vokale wie im Indikativ ein; valons, valions; voulez, vouliez;
buvons, buvions etc. Dagegen zeigen hier besondere Formen: fassions, fassiez;
puissions, puissiez; zu erwähnen sind auch: sachions, sachiez (s. oben S. 182.
183), nebst ayons, ayez; soyons, soyez. Auch regelwidrige Konsonanten finden
sich in Präsensformen, wie in lisons, lisez etc. (legimus); circoncisons etc. (cir-
cumcidimus).
Im Perfekt erleiden die Wortstämme hei der Endung (ai) us wesentliche
Veränderungen, indem die stummen Buchstaben, mit denen der Stamm endigt,
gewöhnlich ausfallen: dus (debui), pus (potui;, crus (credidi), plus (placui), tus
tacui); / und r erhalten sich dagegen: valus, voulus, fallut, courus, mourus.
Manche starke Verba sind theilweise oder ganz ausser Gebrauch ge-
kommen. Ferner sind theils viele Komposita verschwunden, theils einfache Verba
verloren und nur in Zusammensetzungen erhalten, sowie hier und da einzelne
Zeitformen in dem einen Kompositum erhalten, in dem anderen ausser Gebrauch
gekommen. Wir haben daher in dem folgenden Verzeichnisse eine Somlerung der
vollständig erhaltenen und defektiven Verba für unzweckmässig erachtet und nur
einige gänzlich oder bis auf vereinzelte Formen verlorene Verba besonders ver-
zeichnet.
218 Zweit. Till. Foriueulehvo. Erst. Abschu. D. Wortbieguug etc.
I. ünregelmässige oder starke Verba der ersten Klasse mit dem Perf.
auf i ohne Ableitungsbuchstabeu und Partie. Perf. auf u. Hierher gehören zwei
Verba mit dem Infinitiv ir, tenir und venir nebst Kompositis, und eins auf oir^
Yoir mit seinen Kompositis.
1. tenir (tenere) : Präs. ludik. tiens, tenons, tiennent. Konjunkt. tienne, teni-
ons etc. Fut. tieudrai etc. Perf. defin. tins, tinmes, tintes, tinrent. Konjunkt.
tinsse. Partie. Perf. tenu.
Altfranzösisch: Präs. Indik. tien, tieiig u. a. Konjunkt. tiegne, tiengne
norm, tienge, tiegnent. Fut, tenrai, tendrai, terrai. Perf. defin. tin, ting,
2. tenis, Plur. 3. tinrent, tindrent. Konjunkt. tenisse. Partie. Perf. tenuit,
renut, tenu. Die Form tien im Präs. Indik. und im Imperativ findet mau
noch bei Racine, Plaideurs I. 3. II. 4.
So auch die Komposita: s'abstenir, eontenir, deteuir, entretenir,
maintenir, obtenir, retenir, soutenir, appartenir.
2. venir (venire) wie teuir: Präs. Indik. viens. Konjunkt. vienne etc. und so
auch im Altfranzösischen.
Dazu die Komposita: a venir auch ad venir (wenig gebräuchlich), cir-
convenir, convenir, contrevenir, devenir, redevenir, intervenir,
parvenir, prevenir, provenir; revenir, se Souvenir, survenir.
3. voir (videre): Präs. Indik. vois, voyons, voient. Konjunkt. voie, voyions,
voient. Fut. verrai. Perf. defin. vis. Konjunkt. visse. Partie. Perf. vu.
Imperat. voi und vois (Acad.),
Altfranzösisch: Infin. vedeir, veeir, veir, veoir etc. Präs. Indik. voi (vei),
vois (veis), voit (veit), veons, veeiz, voyent (veient), Konjunkt. voie (veie).
Fut. verrai, später auch voirai (Rabelais). Perf. defin. vi. Konjunkt. veisse.
Imperat. voi (vei). Partie. Perf. veut, veu. Die Präsensform je voi steht
noch bei Neueren, wie Racine und Boileau.
Dem einfachen voir folgen revoir und entrevoir; prevoir und pour-
voir bilden die Future prevoirai, prevoirais; pourvoirai, pourvoirais. Pour-
voir geht selbst in die Perfektform der dritten Klasse über: pourvus (afr.
porvi); depourvoir ist nach der Akademie besonders noch im Infin., Perf.
defin. und Partie. Perf. gebräuchlich.
II. ünjegelmässige oder starke Verba der zv^eiten Klasse mit dem Perf.
auf s und Partie. Perf. meist auf s, endigen fast alle auf re im Infinitiv ; nur
querir und seoir gehen auf ir und oir aus.
1. die Komposita von eire (caedere), welches auch im Altfranzösischen in der
einfachen Form nicht vorhanden war: cireoncire, Präs. Indik. circoncis,
circoncisons etc. Konjunkt. circoncise. Fut, eirconcirai. Perf. defin. circon-
cis. Konjunkt. circoncisse. Partie. Perf. ciiconcis.
Dahin gehört auch das jetzt wenig übliche oecire (oeeidere) statt tuer,
wovon die Akademie noch das Partie, occis anführt.
Altfranzösisch: Infin, ocire, ochire, occirre, später auch ocierre, oecierre.
Präs. Indik. oci, oeions, oeient. Konjunkt. oeie. Fut. oeivai. Perf. defin. oeis,
ocesis (oceis) etc. Konj. ocoisse. Partie. Perf. oeis. Komposita waren: roeire,
s'entreoeire, parocire,
2. elore, früher auch clorre (claudere) ist gegenwärtig unvollständig und hat ausser
den drei Personen des Präs. Indik. elos, clos, clöl nur das Präs. Konjunkt.
elose und die Fut. clorai, clorais vollständig. Partie. Perf. clos.
Altfranzösisch: Infin. clore, clorre. Präs. Indik, clo, cloons, cloent. Fut.
clorai, clorrai. Perf. defin. clos, elost, elostrent. Ger. eloant. Partie. Perf. clos.
v^ 59. Die uiiregelniässi«ren oder starken Konjugationsf. 219
Das Kompos. eclore, afr. esclore, ist ebenfalls ausser dem Infin. nur
noch in einigen dritten Personen gebräuchlich: Präs. Indik. eclot, eclosent.
Koujunkt. eclose. Futt. eclöra, edorait, im Partie. Perf. eclos und in den zu-
sammengesetzten Zeitformen.
enclore, früher auch euclorre ist im Infin. und Partie. Perf. enclos und
überhaupt in den Formen von clore üblich. Im Altfranzösischen findet sich
auch enclus, enclous. Das altfranzösische forsclore ist als Gerichtsausdrui^k
noch im Infin. forciere und im Part. Perf. foiclos erhalten.
Vollständig sind im Neufranzösischen die Kompos. conclure, exclure:
Präs. Indik. con-, ex-clus, cluous. Konjunkt. con-, ex-clue. Fut. con-, ex-
clurai. Perf. defiu, con-, ex-clus. Konjunkt. con-, ex-clusse. Ger. con-, ex-
cluant. Partie. Perf. con-, ex-clu; früher schrieb man auch exclus.
Von reclure findet sich dagegen nur der Infin. und das regelrechte
Partie. Perf. reclus mit den daraus zusammengesetzten Zeitformen.
3. dire (dicere): Präs. Indik. dis, disons, dites, disent. Konjunkt. dise. Fut.
dirai. Perf. def. dis. Konjunkt. disse. Partie. Perf. dit.
Altfranzösisch: Präs. Indik. di, dis, dit und dist; disons (dimes), dites und
distes, dient. Konjunkt. die (noch bei Corneille, Racine, Moliere und
La Fontaine), Fut. dirai, dirrai. Perf. defin. dis, desis etc. Konjunkt.
desisse, deisse etc. Partie. Perf. dit.
Wie dire wird auch das Kompositum redire flektirt; dagegen weichen
contredire, dedire, interdire, medire und predire in der zweiten Hers.
Plur. des Präs. Indik. ab, wo sie contredisez, dedisez u. s. w. bilden; maudire,
afr. auch mal dire, hat im Plur, Präs. Indik. maudissons, maudissez, maudissent,
und dies verdoppelte s bleibt auch im Präs. Konjunkt, maudisse, Imperf. maudis-
sais, Ger. maudissant.
4. faire (facere), afr. faire (auch fare) und fere, ist ganz wie dire behandelt:
Präs. Indik. fais, faisons, faites, fönt. Konjunkt, fasse; fassions, fassent. Fut.
ferai. Imperf. faisais. Perf. defin. fis. Konjunkt. fisse. Partie, Perf. fait.
Altfranzösisch: Präs. Indik. Sing. 1. fai, fas, faz, fac u. a., 2. fais, feiz,
fez, 3. fait, fet; Plur. 1. fasons, faisons, fesomes, faimes u. a, 2. feites, fetes,
festes, 3. fönt, funt. Konjunkt. face, fache. Fut. ferai, fairai. Perf. defin. fis,
Konjunkt. fesisse, feisse. Partie. Perf, fait, fet.
So werden auch contrefaire, defaire, refaire, satisfaire und sur-
faire abgewandelt; eben dahin gehören die weniger üblichen forfaire, afr.
forsfaire, forfaire, mefaire, afr. mesfaire, nieffaire, parfaire, wovon das ad-
jektivirte parfait, und das nur noch im Infinitiv gel)räuchlichf malfaire, wovon
das adjektivirte malfaisant; Erwähnung verdienen hier auch verwandte Bildungen
mit bien, wie das adjektivische bienfaisant und das substantivische bienfait,
zu denen ein Inf. nicht vorhanden war.
Die von -ficere stammenden Komposita confire, suffire weichen in
einigen Zeitformen hinsichtlich des Stammvokales von faire ab: Präs. Indik.
confis, confit, confisons, confisez, confisent. Konjunkt. confise. Fut. confirai.
Imperf. confisais. Perf. defin. confis. Cier, confisant. Partie. Perf. conlit.
Suffire hat jedoch im Partie. Perf, suffi,
5. mettre (mittere), afr. metre, mattre: Präs. Indik. mets, met; mettons, met-
tent. Konjunkt. mette. Fut. mettrai. Perf. defin. mis. Partie, Perf. mis.
Altfranzösisch: Präs. Indik. met, mat .. metons, matons ., metent, ma-
tent, Konj. mete, mette, matte, mece, meche etc. Fut. meterai, metrai, ma-
terai etc, Perf. defin. mis. Koujunkt. mesisse, meisse. Partie, Perf. mis.
220 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Äbschn. D. "Wortbiegung etc.
So werden auch die Komposita admettre, commettre, demettre,
emettre, s'entremettre, omettre, permettre, proraettre, compro-
mettre, remettre, soumettre, transmettre abgewandelt; verloren sind:
malmettre, mesmettre, esdemettre, ademettre.
6. prendre (prehendere), atr. prendre, prenre, peure, panre: i'räs. Indik. prends,
prend; prenons, prenneut. Konjunkt. prenne . . prenions. Fut. prendrai.
Perf. defin. pris. Konjunkt. pvisse. Partie. Perf. pris.
Altfranzösisch: Präs. ludik. Sing. 1. pren, pran, prenc, preng, 2, prens,
3. prent; Plur. 1. prendons, prenons, pernum, 2. prendes, preneiz, pernez,
3. prennent, pernent. Konjunkt. preingne, preigne, prenge . . preignons,
prenions etc. Fut. prendrai, prenrai, penrai, panrai. Perf. defin. Sing. 1.
prins, pris, 2. prensis, presis, preis etc. Konjunkt. prensisse, presisse, preisse u. a.
Partie. Perf. prins, pris.
So beugt man auch die Komposita apprendre, desapprendre, com-
prendre, deprendre, entreprendre, s' eprendre, se meprendre,
re prendre, surprendre. Verloren sind: em prendre, porprendre.
7. rire (ridere für ridere), auch afr. rire: Präs. Indik. ris, rions, rient. Konjunkt.
rie. Fut. rirai. Perf. defin. ris. Imperat. ris (auch ri nach der Acau.). Partie.
Perf. ri (statt ris).
Altfranzösisch: Präs. Indik. ris(?). Perf. defin. ris. Partie. Perf. ris.
Hierher gehört auch das Kompositum sourire (subridere), afr. surrire,
sorrire, sourire.
8. sourdre (surgere), afr. sordre, surdre, ist nur noch im Infinitiv und in der
dritten Pers. Präs. Indik. sourd gebräuchlich; auch die Nebenform surgir ist
in der Bedeutung , anlangen" meist auf den Infinitiv beschränkt (surgir au port).
Altfranzösisch: Präs. Indik. sort, sourt . . sordent, sourgent. Konjunkt.
sorde. Fut. sordrai, sourdrai. Perf. defin. sorst, surst. Konjunkt. sorist,
sordist. Partie. Perf. sors, surs.
9. traire (trahere), afr. traire, treire, trere; Präs. Indik. trais, trait; trayons,
trayez, traient. Konjunkt. traie. Fut. trairai. Imperf. trayais. Perf. defin.
fehlt. Ger. trayant. Partie. Perf, trait.
Altfranzösisch: Präs. Indik. trai, frei etc., auch tras etc., traions, traons etc.
Konjunkt. traie, treie. Perf. defin. trais. Partie. Perf. trait, treit, tret.
Die zusammengesetzten abstraire, attraire (jetzt nur noch im Infin.
gebräuchlich, davon das adjektivirte attrayant), distraire, extraire (afr.
estraire), por traire (dessen Partie, portrait gegenwärtig nur als Substantiv
gebraucht wird), retraire, wofür man gewöhnlich retirer gebraucht, und
soustraire werden ebenso konjugirt, sind aber zum Theil wenig gebräuch-
lich. Von dem veralteten fortraire wird noch besonders fortrait als Adjektiv
gebraucht. Verloren sind: detraire, maltraire, mestraire.
10. querir (quaerere), afr. querre, später querir, ist nur noch im Infinitiv in Ver-
bindung mit den Verben aller, venir, envoyer üblich; querre noch bei La
Fontaine.
Altfranzösisch: Präs. Indik. quier, quiers, quiert; querons, quereiz, quie-
rent. Konjunkt. quiere (querge). Fut. querrai. Perf. defin. quis. Konjunkt.
quesisse, queisse. Partie. Perf. quis.
Das Neufranzösische besitzt die Komposita acquerir (afr. acquerre), re-
querir (afr. requerre), s'en querir (afr. enquerre, noch erhalten iu armes ä
enquerre u. ä.) und conquerir, reconquerir (afr. conquerre, reconquerre) :
Präs. Indik. acquiers, acquerons, acquierent. Konjunkt. acquiere. Fut.
§ 59. Die iinregelmässigen oder starken Konjugationsf. 221
acquerrai. Perf. defin, acquis. Konjunkt. acquisse. Ger. acquerant. Partie.
Perf. acquis. Die Verben conquerir und reconquerir sind vorzugsweise
im Perf. defin. und in den zusammengesetzten Zeitformen in Gebrauch und
flektiren wie acqüerir, requerir, s'enquerir. Die afr. esquerre, porquerre, sor-
querre sind verloren gegangen.
II. seoir (sedere), im Infinitiv jetzt veraltet, ist in der Bedeutung „sitzen" nur
noch im Ger. seant und Partie. Perf. sis in beschränktem Gebrauch; früher
war es auch reflexiv: se seoir (sich setzen), so noch öfter bei Corneille.
Nach der Akademie findet sich auch jetzt noch bisweilen sieds-toi in poetischer
oder familiärer Redeweise. In der Bedeutung „stehen, anstehen, ziemen" ist
es in den dritten Personen Präs. sied, sieent, Futt. siera, sierait, Imperf. seyait,
Ger. seyant gebräuchlich; dieselben Formen haben sich von dem im Infinitiv
ebenfalls veralteten messeoir, nicht oder schlecht stehen, übel anstehen, er-
halten. An das Ger. seant schliessen sich die Adjektive bienseant, malseant,
messeant.
Afr. seoir und sedeir, seer, seir, sir u. a. stimmt im Ganzen mit veoir
überein; Präs. Indik. sie, siez, siet; seons, sees, sient (sieent, siedent). Kon-
junkt. siee. Fut. serrai. Perf. defin. sis, sist; seimes, sistrent (sisent). Kon-
junkt. seisse. Ger. seant, soiant. Partie. Perf. sis.
Das Neufrauzösisi'he gebraucht die Kompositß asseoir, rasseoir und
surseoir. Die beiden ersten wandeln sich in folgender Weise ab: Präs. Indik.
assieds, a.ssied; asseyons, asseyent oder assois, assoit; assoyons, assoient. Kon-
junkt. asseye auch assoie. Fut. assierai und asseyerai oder assoirai. Imperf.
asseyais und assoyais. Perf. defin. assis. Konjunkt. assisse. Ger. asseyant
auch assoyant. Partie. Perf. assis. Die Formen mit oi\ oy sind weniger üblich.
Surseoir bildet Präs. Indik. sursois, sursoit; sursoyons, sursoient. Futt.
surseoirai; surseoirais Imperf. sursoyais. Perf. defin. sursis. Konjunkt. sur-
sisse. Ger. sursoyant. Partie. Perf. sursis.
Unter den verlorenen Verben dieser Klasse sind aerdre (adhaerere),
despire (despicere), empeindre (impingere), rescorre und seeorre (suecu-
tere), sowie maindre, manoir (manere) und remaindre, remanoir, ferner
raembre (redimere); das Verb semondre (summonere) „einladen" ist noch
im Infinitiv gebräuchlich.
III. Unregelmässige oder starke Verba der dritten Klasse mit dem Per-
fekt auf US, ahfranzösisch ui und oi, im Partie. Perf. meistentheils auf u. Der
Infinitiv dieser Verba endigt meist auf oir, re, seltener auf ir.
1. avoir (habere) s. oben §57. Das Kompositum ravoir ist nur noch im In-
finitiv üblich; Formen, wie je raurai (s. Littre v. ravoir), sind aufgegeben.
2. concevoir (concipere) flektirt wie die übrigen Komposita von capere, de-
cevoir (decipere), percevoir (percipere), apercevoir, recevoir (recipere),
in folgender Weise: Präs. Indik. -^ois; -eevons, -cjoivent. Konjunkt. -Qoive.
Fut. -cevrai. Perf. defin. -^us. Konjunkt. -^usse. Ger. -cevant. Partie.
Perf. -QU.
Altfranzösisch: Präs. Indik. -coif (coi). Konjunkt. -coive (ceive). Fut.
-ceverai, -i-evrai. Perf. defin. -cui. Konjunkt. -ceusse, -cusse. Partie. Perf. -ceu.
3. chaloir (calere), afr. chaloir, caloir, chaleir etc., wovon jetzt fast nur das un-
persönliche Präs. im Gebrauch ist (Peu me chaut [Voltaire] 11 ne ni'en
chaut [AcAD.]), war als unpersönliches Zeitwort vollständig t)is ins 16. Jahr-
hundert üblich. Das Gerundiv-Partieip ist in nonchalant enthalten.
222 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. "Wortbiegung etc.
Altfranzösisch: Präs. ludik. calt, caut, chaut, cheut, chet. Konjunkt. caille,
chaille. Fut. caldra, chaldra, chaudra etc. Imperf. caloit, chaioit. Perf. defin.
calut, chaliit. Konjunkt. calust, chalust, causist, chausist etc. Partie. Perf.
calu, chalu.
Ein Kompositum war reehaloir.
4. choir (cndere), afr. caoir, caer, cair, auch cadeir, chaoir und cbeoir u. a.,
kommt noch im Infin. und im Partie, cbu vor; es war bis zu Ende des
16. Jahrhunderts vollständig im Gebrauch, wie die altfranzösischen jetzt ganz
aufgegebenen encboir, renchoir, meschoir, rechoir. Von meschoir ist noch
mechant als Adjektiv gebräuchlich.
Altfranzösisch: Präs. Indik. chiez, chiet (chet); chaons, chieent (chient).
Konjunkt. chie. Fut. carrai, charrai, cherrai. Perf. defin. cai, chai, che], später
cheu, Konjunkt. chaisse, cheisse. Ger. caant, chaant, cheant. Partie. Perf.
cau, cheu, caet, chaet, cheoit n. a.
Im Gebrauche sind noch dechoir und echoir, das letztere nicht voll-
ständig in allen Formen.
Präs. Indik. dechois, dechoit; dechoyons, dechoient. Konjunkt. dechoie.
Futt. decherrai, decherrais. Imperf. dechoyais. Perf. defin. dechus. Konjunkt.
dechusse. Ger. decheant. Partie. Perf. dechu.
echoir, afr. eschoir: Präs. Indik. nur 3. Pers. Sing, ecboit oder echet
und im Plur. echoient (Acad.), nach Anderen auch im Konjunkt. echoie u. s. w. —
Futt. echerrai, echerrais. Perf. defin. echus. Konjunkt. echusse. Ger. echeant.
Partie. Perf. echu.
5. devoir (dehere) entspricht ganz den Kompositis von -cevoir (s. oben 2.); doch
Partie. Perf. du (fem. due, Plur. dus). Ebenso redevoir; dagegen indu (Adj.).
Altfranzösisch: Präs. Indik. doi (dei); devons, doivent (doient, deient) etc.
6. falloir (fallere\ Nebenform von faillir (s. §58. IL S.a.), ist nur unpersönlich:
oportet, opus est. Präs. Indik. faut. Konjunkt. faille. Futt. faudra, faudrait.
Imperf. faliait. Perf. defin. fallut. Konjunkt. falliit. Partie. Perf. fallu.
7. mouYoir (movere), afr. niovoir, mouvoir, moveir etc. und muevre; mouver ist
noch volksthümiich in einigen Gegenden, auch technischer Ausdruck in der
Gärtnerei und sonst.
Präs. Indik. mens . . mouvons, meuvent. Konj. meuve. Fut. mouvrai.
Perf. defin. mus. Konjunkt. müsse. P:irtic. Perf. mü (fem. nme, Plur. mus).
Manche Zeiten von mouvoir sind in der Sprache des gewöhnlichen Lebens wenig
üblich und kommen nur in der gelehrten oder lehrhaften Rede vor. Das Kom-
positum emouvoir bildet das Partie, emu (ohne Circumflex).
Altfranzösisch: Präs. Indik. muefV, muet; mouvons, mueveut. Konjunkt.
meusse. Partie. Perf. meu und bisweilen schon mu.
Unter den Kompositis ist ausser dem vollständig erhaltenen emouvoir
noch promouvoir im Infinitiv und den mit dem Partie, promu (ohne Cir-
cumflex) zusammengesetzten Zeitformen in Gebrauch, :iuch demouvoir kommt
nach Littre noch im Infinitiv vor (die Akademie hat es aufgegeben); verloren
sind die altfranzösischen comuiovoir und enmovoir nebst removoir.
8. pleuvoir (pluere), afr. plovoir, ploveir, pluveir, plouvoir u. a., unpersönlich:
Präs. Indik. pleut Konjunkt. pleuve, Fut. pleuvra. Imperf pleuvait. Perf.
defin. plut. Konjunkt. plüt. Partie. Perf. plu.
Altfranzösisch: Indik. Präs. pluet, pluevent (les nues). Fut. plovra. Perf.
defin. plut (plout), Konjunkt. pleust. Partie. Perf. pleu. Verlorene Komposita
sind aplovoir, enplovoir (mouiller), replovoir.
§ 59. I»ii^ miiejTel massigen oder starken Konjugationsf. •223
9. poiivoir (posse - potere), afr. pooir norm, poer, puer, in den Eidformeln podir.
Präs. ludik. Sing. 1. puis und peux, in der Frage fast nur puis-je, 2. peux,
3, peut; pouvons, peuvent. Konjunkt. puisse; puissions, puissent. Fut. pourrai.
Perf. defin. pus. Ger. pouvant ; daneben das Adjektiv puissant. Part. Perf. pu.
Altfranzösisch: Präs. Iiulik. puis, pues, pr.et; poons, poez, pueent u. a.
Konjunkt. puisse. Fut. porrai. Imperf. pooie, Perf. defin. poi (poc) auch
peu oder pon etc., pot, porent. Konjunkt. peuisse (peusse, pusse, poisse,
pousse). Ger. poant. Partie. Perf. peu. Verloren sind die Komposita entre-
pooir, repooir.
10. savoir (sapere), afr. savoir, saveir, saver, Eidformel savir.
Präs. Inflik. sais; savons, saveut. Konjunkt. Sache: sachions, sacLent.
Imperat. sache, sachons, sachez. Fut. saurai. Imperf. savais. Perf. defin. sus.
Konjunkt. süsse. Ger. sachant. Partie. Perf. su.
Altfranzösisch: Präs. Indik. sai, seis, seit (ses, set); savons, saveiz, sevent.
Konjunkt. saiche (sache, sace). Fut. saverai, Sarai. Perf. defin. sau, soi, seui,
seil, sou etc. — sot, seut, soiit etc. — seumes — sorent, seurent, sourent.
Konjunkt. sausse, seusse etc. Ger. sachant, später scavant. Partie. Perf. seu.
Das Geruudiv-Partic. savant ist als Adjektiv übrig. — Das Kompositum resavoir
ist nicht mehr gebräuchlich.
11. valoir (valere), afr. valoir, valeir, valer. Präs. Indik. vaux, vaux, vaut; valous,
valent. ' Konjunkt. vaille ; valions, vaillent. Imperat. vaux, valez. Fut. vau-
drai. Imperf. valais. Perf. defin. valus. Konjunkt. valusse. Ger. valant.
Partie. Perf. valu.
Altfranzösisch: Präs. Indik. val (vail, vauc), vals (vaus), valt (vaut); va-
lons, valeiz, -valent. Koujunkt. valle, vaille, vaile, vauge. Fut. valrai, valdrai,
vaurai, varrai etc. Perf. defin. valui. Konjunkt. valsisse, vausisse. Ger.
valant, vaillant, valisant. Partie. Perf. valu. Das Ger. vaillant ist als Ad-
jektiv übrig.
Die Komposita, das nur der vertraulichen Rede angehörige revaloir
(wiedervergelten), ferner equivaloir und pre valoir, werden -wie valoir ab-
gewandelt, doch bildet prevaloir den Konjunkt. des Präs. prevale etc. Das alt-
französische contrevaloir ist verloren.
12. vouloir (velle = volere), afr. voloir, voleir, voler.
Präs. Indik. veux, veux, veut; voulons, voulez, veulent. Konjunkt. veuille,
voulions, veuillent. Imperat. veux, voulons, voulez selten, gewöhnlich veuille,
veuillous, veuillez. Fut. voudrai. Imperf. voulais. Perf. defin. voulus. Konjunkt.
voulusse. Ger. voulant. Partie. Perf. vonlu.
Altfraczösisch: Präs. Indik. voil (vuel, vneil, voel u a.), voels (vuels etc.),
voelt (vuelt, velt etc.); volons, voleiz, voelent (vuelent etc.). Konjuukt. voille,
vueille, voelle, vuelle, veille u. a. Fut. volrai, vourai, voldrai, voudrai, vorrai,
vaurai etc. Perf. defin. Sing. 1. vols, vos, vous, vauc u. a., 2. volsis, vousis,
vausis, 3. volt, vout, vaut: Plur. volsimes, vousimes, vausimes — volrent,
voldrc'ut, vourent, vaurent etc. Konjunkt. volsisse, vousisse, vausisse. Ger.
volaut, voillant, vuillant, vulant, veuillant. Partie. Perf. volu, voulu. Das Ger.
veuillant hat sich in den Adjektiven bieuveiilant, malveiüant erhalten.
13. courir (cnrrere), auch noch courre in einigen Ausdrucks weisen, namentlich
Jagdausdrücken, wie courre le cerf u dgl., laisser courre les chiens etc.; afr.
corre, courre, curre.
Präs. Indik. cours, courons, courent. Konjunkt. coure. Imperat. cours,
courons. Fut. courrai. Perf. defin. courus. Partie. Perf. couru.
224 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
Ältfranzösisch : Präs. Indik. euer (cuers, qeur u. a.), corons, cuerent etc.
Konjunkt. ceure, queure u. a,, auch corge. Perf, defin. corui. Partie. Perf. coru.
Wie courir werden auch die Komposita accourir, concourir, dis-
courir,encourir, parcourir,recourir, secourir (suceurere) abgewandelt;
das Altfranzüsische besass neben discorre, recorre u. a. auch decorre, wozu das
Substantiv decours gehört.
14. gesir (in auffallender Abweichung vom provenz. jazer lat. jacere), afr. gesir,
jesir, auch gire und gisir. Davon ist nur das Präs. Indik. in den Formen git,
gisons, gisez, gisent, das Imperf. gisais etc. und das Ger. gisant gebräuchlich;
in diesen Formen verdoppeln Einige das s, welches jedenfalls geschärft wird,
während es im jetzt veralteten Infinitiv weich war.
Altfranzösisch vollständig: Präs. Indik. gis. Konjunkt. gise. Fut. gerrai.
Imperf. gisoie (gesoie). Perf. defin. jui, jiic, jeu, giu. Konjunkt. jeuisse, geusse.
Ger. gisant, gesant. Partie. Perf. jeut, jut, geut, geu. Komposita waren agesir,
porgesir, regesir.
15. mourir (moriri neben mori), afr. morir, murir, murrir. Präs. Indik. meurs —
mourons — meurent. Konjunkt. meure. Fut. mourrai. Perf. defin. mourus.
Partie. Perf. mort.
Altfranzösisch: Präs. Indik. muir (muer), muers, muert; morons, mores,
muerent. Konjunkt. muire, muere, moerge u. a. Fut. morerai, morrai (mur-
rai). Perf. defin. morui (mori). Konjunkt. morusse (morisse). Partie. Perf. mort.
16. boire (bibere), afr. boivre, beivre, bevre. Präs. Indik. bois — buvons — boi-
vent. Konjunkt. boive — buvions boivent. Fut. boirai, Perf. defin. bus.
Konjunkt. busse. Ger. buvant. Partie. Perf. bu. Zu imboire stellt sich das
Partie. Perf. imbu (it. imbevuto).
Altfranzösisch: Präs. Indik. boif, boi, beif, bei — bevons — boivent, bei-
vent. Fut. beverai, bevrai (buvrai). Imperf. bevoie. Perf. defin. bui. Kon-
junkt. beusse. Partie. Perf. beut, beu.
Von Kompositis ist emboire (tränken) und s'emboire (einschlagen, von
Farben) gebräuchlich; das Altfranzösische besass noch aboivre, surboivre u. a.
17. croire (credere), afr. croire, creire, crere, creer. Präs. Indik. crois — croyons
— croient. Konjunkt. croie. Fut. croirai. Perf. defin. crus. Konjunkt. crusse.
Partie. Perf. cru.
Altfranzösisch: Präs. Indik. crei, croi — creons, creomes, creum. Fut.
credrai, crerrai, cresrai, croirai. Perf. defin. crei, crui. Konjunkt. creusse.
Partie. Perf. creu.
Von den altfranzösischen Kompositis accroire, concroire, descroire, mes-
croire, recroire sind accroire (in der Verbindung faire accroire, en faire ac-
croire) und mecroire (in dem sprüchwörtlichen il est dangereux de croire et
de mecroire) noch im Infinitiv gebräuchlich; das Partie, mecreant wird als Sub-
stantiv verwendet; decroire wird im gewöhnlichen Leben noch öfter im Gegen-
satz zu croire verwendet; von recroire findet sich das adjektivische recru in
dem Sinne von excede de fatigue.
18. croitre (crescere), afr. croistre, creistre, crestre. Präs. Indik. crois, crois,
croit; croissons, croissez, croissent Konjunkt. croisse. Fut. croitrai. Imperf.
croissais. Perf. defin. crüs. Konjunkt. crusse (Acad.), nach Anderen crüsse
(veraltet). Partie. Perf. crü, crue (Acad.), nach Anderen crü, crüe (veraltet).
Altfranzösisch: Präs. Indik. crois, creis, eres. Perf. defin. crui. Partie.
Perf. creu.
§ 59. Die un regelmässigen oder starken Konjugationsf. 225
Die Komposita richten sich nach dem einfachen croitre, wie aecroitre,
decroitre, recroUre und das wenig gebräuchliche surcroitre; aufgegeben
sind die altfranzösischen escroistre, parcroistre. Das Partie. Perf. in aecroitre
und döcroitre erhält keinen Circumflex: accrn, decru; recroitre hat dagegen
recru, recrne. Ein Partie, von surcroitre giebt die Akademie nicht an.
19. etre (esse = essere) s. oben § 57. Das altfranzösische Kompositum r'estre,
restre (etre de nouvoan, encore, ä son tonr) ist aufgegeben (s. Littre v. r'etre).
20. lire (legere), afr. leire, lire. Präs. Indik. lis, lit; lisons, lisent. Konjunkt. lise.
Fut. lirai. Perf. defin. Ins. Ger. lisant. Partie. Perf. lu.
Altfrauzösisch: Präs. Indik. schon meist mit s auch in der ersten Person:
11 oder lis — list — lisons etc. Hier schwankt aber das Verb zwischen der
zweiten und dritten Klasse: Perf. defin. lis und lui. Konjunkt. leisse und
leusse. Partie. Perf. leit, lit und leut, lut.
Die Komposita elire, reelire, relire und das wenig gebräuchliche prelire
folgen dem einfachen Verb.
21. moudre (molere), afr. molre, moldre, morre, modre u. a., saec. XIV. auch
mieurre. Präs. Indik. mouds, mouds, moud; moulons etc. Konjunkt. moule.
Fut. moudrai. Perf. defin. moulus. Ger. moulant. Partie. Perf. moulu.
Altfranzösisch: Präs. Indik. meut — muelent — moeulent. Fut. morrai
(mourrai). Imperf. moloie. Perf. defin. moiui. Ger. molant, Partie. Perf.
molu, moulu.
Dabin gehören auch die Komposita emoudre (afr. esmoldre), remoudre,
remoudre und das Adjektiv vermoulu (von Würmern zerfressen), von welchem
das unorganische, fast nur im Infinitiv gebräuchliche se vermouler gebildet ist.
22. con-naitre (cognoscere) , afr. conoistre, connoistre, ursprünglich conostre
(norm, cunustre), später auch cognoistre, congnoistre, cougnoistre und que-
noistre. Präs. Indik. connais, connais, connait; connaissons etc. Konjunkt.
connaisse. Fut. connaitrai. Perf. defin. connus. Ger. connaissant. Partie.
Perf. connu.
Altfranzösisch: Präs. Indik. %pnois (norm, cunuis) — conessons (conissons
norm, cunessum) — conoissent. Konjunkt. conoisse (cunuisse). Fut. conoistrai,
conistrai, conuistrai u. a. Perf. defin. conui u. a. Partie. Perf. conuit,
coneu, conu.
Die Komposita meconnaitre (afr. mesconnoistre) und reconnaitre
regeln sich nach connaitre.
23. paitre (pascere, vgl. naitre, nascere), afr. paistre, peistre, pestre, auch alt
pastre, ist nicht in allen Zeitformen im Gebrauch : Präs. Indik. pais, pais, palt;
paissons etc. Konjunkt. paisse. Futt. paitrai, paitrais. Imperat. paissez.
Imperf. paissais. Ger. paissant. Das Partie. Perf. pu ist nur in der Falknerei
noch üblich: un faucon qui a pu (Acad.). Vollständig ist dagegen das Kom-
positum repaitre, welches auch das Perf. defin. repus und Partie. Perf. repu
in den zusammengesetzten Zeitformen hat.
Altfranzösisch: Präs. Indik. pais — paist (pest) etc. Perf. defin. paui,
peui, pau, peu, peuc u. a. Konjunkt. peusse. Ger. paissant. Partie. Perf.
paut, peut, peu.
24. paraitre (parescere st. parere), afr. paroir, pareir, parer, parir, wird ganz wie
connaitre abgewandelt: Präs. Indik. parais, parait; paraissons etc.
Altfranzösisch (hier erscheint paroir meist unpersönlich): Präs. Indik. pert
(peirt, piert) — perent, auch part — parent. Konjunkt pere (poire, piere.
MäUuvr, fr. Gr. 3. Aufl. 15
226 Zweit. ThI. Formenlehre. Erst. Abschn, D. Wortbiegung etc.
perge etc.), Fut. parra, perra. Perf. defin. paruit, parut. Koiijunkt. parust.
Ger. parant. Partie. Perf. paruit, paru.
Komposita sind: apparaitre, comparaitre, disparaitre, repa-
raitre, afr. apparoir, comparoir, disparoir, reparoir. Apparoir ist noch im
Infinitiv in der gerichtlichen Sprache (etre evident), obwohl wenig üblich, und
unpersönlich in der Präsensform: il appert; auch der Infinitiv comparoir (se
presenter en justice) kommt noch vor; apparoir und disparoir wurden noch
im 16. Jahrhundert und selbst später auch reflexiv gebraucht.
25. plaire (placere st. placere), afr. plaire und plaisir auch plaisier. Präs. Indik.
plais, plait; plaisons, plaisent. Konjunkt. plaise. Fut. plairai. Perf. defin.
plus. Partie Perf. plu. Das Substantiv plaisir ist aus dem schwachen afr.
Infinitiv plaisir erhalten, der die lat. Betonung festhielt (vgl. loisir von Heere).
Altfranzösisch : Präs. Indik. plais, piaist (plest); plaisent. Konjunkt. plaise
und place. Fut. plairai, phirrai. Imperf. plaisoie. Perf. defin. pleui, ploi, plou,
pleut, plot, plout — plorent, plourent. Konjunkt. pleusse. Partie. Perf. pleu.
Dahin gehören auch die Komposita complaire, deplaire.
26. soudre (solvere), afr. soldre (vgl. moldre), sorre, saiirre u. dgl. m., ist nur
noch im Infinitiv anzutreffen: soudre un probleme ii. dgl. Davon sind nur
Komposita wie absoudre, dissoudre, resoudre mit Zeitformen im Ge-
brauche.
Präs. Indik. -sous, -sout; -solvons, -solvent. Konjunkt. -solve. Fut. -sou-
drai. Perf. defin. -solus. Partie. Perf. -solu und -sous. Absoudre und dis-
soudre bilden kein Perf. defin. und Konjunkt. Imperf.; ihr Partie. Perf. lautet
absous, oute; dissous, oute; die Formen absolu und dissolu sind als Adjektive
erhalten. Das Partie, von resoudre ist dagegen gewöhnlich resolu; das nur
in der Maskulinform vorkommende Partie, resous wird in der Bedeutung des
,Äuflösens, Verwandelns" gebraucht: brouillard resous en pluie (Acad.). Alt-
französische Komposita wie persoldre, pursoldre sind aufgegeben.
27. taire (tacere st. tacere), afr. taire, taisir, taiser vgl. plaire. Präs. Indik. tais,
tait; taisons, taisez, taisent. Konjunkt. taise. Fut. tairai. Perf. defin. tus.
Partie. Perf. tu.
Altfranzösisch: Präs. Indik. tais — taist (fest) — • taisent (tesent). Kon-
junkt. taise und tace. Fut. tairai. Perf. defin. tui etc. Konjunkt. teusse.
Partie. Perf. tau, teu.
28. vi vre (vivere), afr. vivere, vivre. Präs. Indik. vis, vit; vivous, vivent. Kon-
junkt. vive. Perf. defin. vecus. Partie, Perf. vecu.
Altfranzösisch: Präs. Indik, vif — vit etc. Konjunkt. vive. Fut. viverai,
vivrai. Perf. defin. vesqui. Konjunkt. vesquisse, Partie. Perf, vescu später
auch vesqui. Das Perf. defin. vesqui etc. sind wie nasqui, benesqui, resurres-
qui etc. gebildet.
Komposita sind revivre, survivre.
Unter den verlorenen Verben dieser Klasse sind: araentevoir, ramen-
tevoir, amentoivre etc. (zum lat. memmisse, remiuisci, mens, mentio gehörig),
welche gleich denen auf -cevoir abgewandelt wurden; doloir (dolere), douloir,
bis ins 16. Jahrhundert gebräuchlich, wovon noch die Infinitive se douloir
und se condouloir avec quelquun gefunden werden; estovoir (estuet, es
ziemt sich); loire (licere) und loisir, das im 16, Jahrhundert noch in seinen
Zeitformen gebräuchlich war, jetzt im Substantiv loisir fortlebt; oloir (olere);
soloir (solere), souloir (bei L.a. Fontaine), wovon die Akademie noch il soulait
§ 60. nie Partikeln im Alloremeinen. 227
anführt; das noch bis zu Ende des 16. Jahrhunderts gebrauchte tolre, toldre,
auch tollir und tolir (tollere).
60. Die Partikeln im Allgemeinen. Die Partikeln oder die biegungs-
nn fähigen Redetheile sind zwar mit Ausnahme eines Theiles der Adver-
bien, welche die sogenannten Komparationsforrnen zulassen, der Form-
veränderung fremd, haben aber sowohl rücksichtlich ihrer wenngleich un-
veränderlichen Form und ihres grammatischen Ursprungs, als hinsicht-
lich ihres begrilFlichen Gehaltes auch ein etymologisches Interesse. Ihre
syntaktische Verwendung erhält erst durch die Einsicht in ihre etymolo-
gische Natur ihr volles Licht.
Die Partikeln der französischen Sprache gehören zwar ihrem Sprachstoffe
nach im Wesentlichen der lateinischen Sprache an, gleichwohl haben sie im All-
gemeinen ein eigenthüniliches Gepräge. Ein vorherrschender Zug des Französischen
ist nämlich hier die Zusammensetzung, worin nicht bloss ursprüngliche Par-
tikeln mit anderen verbunden erscheinen, sondern auch andere Redetheile auftreten,
welche in ihrer Verbindung den Hegriff einer lateinischen einfachen Partikel zu um-
schreiben geeignet sind. Viele cinfa>'he Partikeln verschmähte das Französische, weil
sie in ihrer abgeschwächten, einsilbigen Form eine organische, scharf ausgeprägte
Umbildung nicht zuzulassen scheinen mochten (vgl. ut, nam, dum, quum, vel, sin,
neu, ceu, seu) oder weil sie keine Verwandtschaft mit den in der Sprache vor-
handenen Stämmen verriethen, andere, weil ihre französische Form mit der eines
anderen Redetheils zusammenfallen müsste (vgl. die lateinischen Adverbien commode,
commodo und commodum und das Adjektiv commodus, das Adverbium pulchre
und das Adjektiv pulcher), überhaupt aus dem Drange nach sinnfälliger Bezeich-
nung der hierher gehörigen Begriffe, welcher einer niederen Stufe sprachlicher Bildung
eigen ist.
Die Zusammensetzungen, welche gegenwärtig als einfache Redetheile erscheinen,
sind nicht alle ursprünglich auch als Begriffs- und Lauteinheit empfunden worden,
wie z. B. toujours, jamais, parlois, longtemps u. dgl. Das Aneinanderrücken von
"Wörtern, welche als Ausdruck einer einfachen Vorstellung gelten können, hat bei
der vorwiegenden Betonung des letzten Bestandtheils zur Lauteinheit geführt, welche
nun auch durch die Schrift dargestellt wird. Indessen hat die Schrift nicht überall
die Lauteinheit adverbialer Formeln als Verschmelzung dargestellt; zum Theil hat
sie dieselbe, wie in vis-ä-vis, peut-etre, sur-le-champ, durch Bindestriche angedeutet,
zum Theil überhaupt nicht bezeichnet, wie in en vaiu, ä present, tont ä fait, tout
ä coup u. dgl., obgleich die Einfachheit der Vorstellung in solchen Gelügen dem
Sprachgefühle nicht entgeht. Oefter schwankt hier die Schrift; so schreibt man
z. B. aupres wie autour, dagegen au dedans, au dehors und au travers, und wiederum
au-dessus, au-dessous, au-devant u. dgl. m.
Es ist schwer, die Grenze zwischen den Partikeln und den in adverbialer Welse
auf einander bezogenen Wörtern ohne Laut- und Begriffseinheit anzugeben. Syn-
taktisch ist dies von keiner Wichtigkeit, da der Gehalt der Worte in ihrer Be-
ziehung auf den Satz derselbe bleibt, ob sie unter sich eine besondere Lauteinheit
ausmachen oder nicht; eine aufmerksame Beobachtung der lebendigen Sprache würde
jedoch hier für die Schrift durchgreifende Regeln aufzufassen haben, welche bis
jetzt dem schwankenden Gebrauche fremd sind.
Wir werden in der Darstellung der Partikeln auch einen Theil jener aus meh-
reren Wörtern bestehenden Umschreibungen auf/;unehmen haben, welche trotz ihrer
Souderung in der Schrift einfache Vorstellungen auszudrücken scheinen.
15*
228 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbieguug etc.
61. ]) Die Adverbien oder Umstandswörter. Das Adverb, minder genau
das Umstandswort genannt, dient zur Bestimmung des Verbalbegriffes als
des Prädikates ; indess geht es auch darüber hinaus, indem es andere Rede-
theile bestimmt, insofern in diesen der Begriff der Thätigkeit (Verbal-
begriff) Boch wirksam gedacht werden mag. Doch haben alle Adverbien
die ursprüngliche und vorzugsweise Beziehung auf das Prädikat mit ein-
ander gemein. Insofern sie eine Beziehung auf einen Satz in seiner Ge-
sammtheit annehmen, gehen sie in den Begriff der Bindewörter über;
insofern sie die nähere Bestimmung eines folgenden Substantivkasus über-
jiehmen, können sie den Charakter der Präposition erhalten. Die ver-
neinenden Adverbien allein können auch selbst das Subjekt des Satzes als
solches bestimmen, d. h, verneinen, sowie sie im Satze, gewöhnlich wenn
sie sich dem Prädikate anschliessen, nicht sowohl dies Prädikat, als die
Beziehung desselben auf das Subjekt des Satzes aufheben; sie nehmen
daher in dieser Wortklasse eine ausnahmsweise Stellung ein.
A. Betrachten wir zunächst die Adverbien ihrer Form nach, so ergeben sich: 1. ein-
fache Adverbien ohne Adverbialendung, 2. Adverbien mit eigener Adver-
bialendung, 3. zusammengesetzte Adverbien, 4. präpositionale Ad-
verbien, d. h. mit Präpositionen zusammengestellte Kasus zum Ersätze ein-
facher Adverbien.
1. Einfache Adverbien ohne charakteristische Adverbialendung sind im
Französischen in geringer Anzahl ans dem Lateinischen erhalten. Das Latei-
nische hatte eine nicht geringe Anzahl von solchen, welche von Fürwörtern
und Nennwörtern abstammten; sie waren zum grossen Theile Kasusadverbien,
obwohl bei den von Fremdwörtern abgeleiteten die Kasusendungen nicht überall
nachweisbar sind. Besonders gingen Adverbien aus dem Akkusativ (primum,
multum, paulum, partim, foras, alias, facile, recens) und Ablativ (falsö, verö,
totö, rectä, sponte, forte, gratis, foris, bac, illac) hervor.
Adverbien dieser Art hat die französische Sprache in Wörtern wie peu
(paucuni f. paulum), oü (ubi), y (ibi), lä (illac), hier (heri), quand (quando)
erhalten, namentlich aber in Adverbien der Art und Weise als Akkusativ-
adverbien aufzuweisen, wie bas, bei, bon, bref, cbaud, eher, clair, court, doux,
dru et menu, dur, expres, faux, ferme, fort, froid, gros, haut, juste, mauvais,
net, sec, vite u. a. Indessen sind manche dieser Adverbien nur in besonderen
Verbindungen mit bestimmten Verbalbegrifl'en im Gebrauche und daher nur
von beschränkter Anwendung. Vgl. refuser bei et bon; tenir, coüter bon;
sentir bon, mauvais; acheter, coüter, valoir, payer, vendre eher; voir, en-
tendre clair; parier, s'expliquer u. a. clair et net, haut et clair; semer
clair; arreter, rester, demeurer, tourner, couper court; sonner, songer creux;
voir, payer double; filer doux; ecrire, marcher, aller, mener, tirer, viser droit;
semer dru; pleuvoir dru et menu; hacher menu; entendre dur; faire, venir
expres; chanter, dater, exposer, jouir, jurer u. a. faux; frapper, parier, tenir
ferme; soutenir, nier fort et ferme; peindre gras; coucher gros; chanter,
deviner, mesurer, parier, peser, raisonner, tirer, voir juste; parier haut, bas,
franc, gras; viser haut; parier, repondre sec u. a.
In manchen Fällen scheinen Nominalformen dieser Art in ihrer ursprüng-
lichen Verwendung nicht als Adverbien, sondern als substantivirte Neutra,
welche das Objekt der Thätigkeit bezeichneten, verwendet zu sein, wie in
§ Gl. 1) Die Adverbien. 229
manger oder faire gras (fett d. i. Fettes, Fleisch au Fasttagen essen), gagner
gros (dick d. i. Dickes, viel gewinnen), boire sec (trocken d. i. Trockenes,
nicht mit Wasser Vermischtes trinken, tüchtig trinken), dire, parier vrai
(wahr d. i. Wahres sprechen, vgl. a dire vrai und ä vrai dire); die Verschmel-
zung solcher Nominalbegritfe mit dem Verb giebt ihnen aber gleichwohl den
Charakter von Adverbien, welche die Natur der Thätigkeit bestimmen.
Fort erscheint auch in anderweitiger Verbindung als Adverb (des Grades)
verwendet, besitzt aber daneben ebenfalls ein besonderes Adverb auf iitent;
dagegen ist vite (it. visto) Adjektiv und Adverb.
2. Die besonderen Adverbialendungen des Lateinischen hat das Franzö-
sische aufgegeben; dabin gehören die Endungen ter (audacter, uliliter), im (prae-
sertim, viritim), itus (funditus, radicitus) sowie die Endung e (aegre, docte, longe,
misere). Die etwa von Adverbien auf e (e und e) hergeleiteten französischen
Wörter treten der Form nach in die Reihe der unter 1. genannten: loin (longe),
tard (tarde), certes (certe), volontiers (voluntarie), bien (bene), mal (male). Das
Französische hat dagegen die eigenthiimliche Adverbialendung ment, welche
aus dem lateinischen Ablativ mente (von mens) hervorging, namentlich zur
Bildung von Adverbien der Art und Weise aus Adjektiven verwendet, dann
aber auch auf Adverbien der Zeit u. a. übertragen.
Diese Endung, welche ursprünglich ein Hauptwort weiblichen Geschlechts
ist, äussert auf die Form des Adjektiv, an welches sie geknüpft wird, noch
mehrfache Einwirkung. Die Regeln der Adverbialbildung von Adjektiven mit
ment sind die folgenden:
a) Wenn das Adjektiv auf einen Konsonanten ausgeht, so wird ment au
die weibliche Form desselben angehängt: franc: franchement; vif: vivement;
brief; brievement; long: lougueraent; general: generalement; bon: bonnement
(volksthümlich in beschränkter Bedeutung: aufrichtig, gutmüthig, tout bonne-
ment, ganz einfach; sonst bien); aucien: anciennement; leger: legerement;
premier: premierement ; gros: grossement ; secret: secretement; sot: sotte-
ment; etroit: etroitement; lent: lentement; heureux: heureusement; doux:
doucement.
Ausgenommen ist geutil: gentimeut, nach jolimeut gebildet, afr. ge-
wöhnlich gentement v. gent. Doch ist man wohl mit Recht geneigt, in
gentiment einen üeberrest der alten geschlechtslosen Form des Adjektiv
(s. oben S, 134) zu erblicken, wie neben gentilhomme auch gentilfeiume vor-
handen war. Im 15. und 16. Jahrhundert finden sich auch gentillement und
gentiement (s. Littre s. v.).
b) Wenn das Adjektiv vokalisch auslautet, so tritt die Silbe mmt un-
mittelbar an den Vokal der Endsilbe, d. h. das e der weiblichen Euduug
wird nach dem vollen Vokale ausgeworfen; in den Adjektiven, welche auf
stummes e auslauten, fällt natürlich das weibliche Geschlecht mit dem männ-
lichen an sich schon zusammen: vrai: vraiment; aise: aisement; modere:
moderement; ell'route: efirontement; poli: poliment; joli: joliment; ingenu:
ingenuuient; absolu: absolument; resolu: resolument; — facile: facilemeut;
sage: sagement; severe: söverement.
Auch Hauptwörter nehmen bisweilen die adverbialisirende Endung an:
diable: diabloment; bete (öfter sell)st schon als Adjektiv gebraucht): betement.
Ausgenommen sind: beau, nouveau, fou und mou, welche regelrecht bel-
lement (volksthümlich in der Bedeutung: sachte, langsam; sonst durch bien
ersetzt), nouvellement, follement, mollement bilden, sowie impuni, welches
230 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Al)sclin. D. Wortbiegung etc.
regelwidrig impimement hat (s. unten). Das auch adjektivische traitre hat
das Adverb traitreusement neben sich (gl. v. traitreux).
Das Altfranzösische bewahrt die regelrechten Formen veraiemeut, sense-
ement, hardieuient u. a. Eine Erinnerung an das ausgefallene e der Feminin-
form enthalten die neufranzösischen Formen, in denen dem Vokale vor ment
ein Circumflex gegeben wird: gaiment, wofür noch selbst die ursprüngliche
Form gaiement vorkommt, assidüment, contiuüment, crüment, dument, gou-
lüment, nüment neben nuement u. a. Hier schwankt indessen der Gebrauch.
Dass überhaupt keine Konsequenz stattfindet, versteht sich nach den oben
angeführten, auch von der Akademie anerkannten Beispielen von selbst.
Unter den Adverbien der oben angeführten beiden Klassen findet sich
eine Anzahl solcher, in denen das ursprüngliche stumme e in ein ge-
schlossenes e verwandelt worden ist, ohne dass ein etymologischer Grund
dafür angegeben werden könnte.
Zu der ersten Klasse gehören: communement, confusenient, diffusement,
expressemeut, importunement, obscurement, profondement, precisement. Das
Adverb profusement ohne entsprechendes Adjektiv (profus) ist den Formen
confusement, diffusement nachgebildet.
Zur zwei ten Klasse: aveuglement, commodement, incomniodement, con-
formement, enormement, immensement, opiniätrement, uniformement. Ihnen
hat sich impimement (vom lat. impunis, e, Adv. impune, für impuniement
zu impuni gebildet) angeschlossen.
c) Mehrsilbige Adjektive und Participien auf ent und ant, im Afr. ge-
schlechtslos (s. oben S. 134), assimiliren, nach Abwerfung des t der alten
dem Maskulinum gleichlautenden Femininform, den Nasal n dem folgenden
m und bilden daher ihre Adverbien auf emment, amment: prudent: prudem-
ment; diligent: diligemment; eloquent; eloquemment; afr. escient: nfr.
sciemment (afr. scientement, doch pr. scientment) — constant: constam-
ment; elegant: elegammeut; obligeant: obligeamment; savant: savamment.
Formen der letzteren Art haben nicht immer ein wirklich vorhandenes Ad-
jektiv oder Particip neben sich, wie incessamment (v. cesser), nuitamment
(vgl. das afr. anuiter) u. a.
Einige Adverbia dieser Klasse sind in die jüngere volle Form über-
gegangen; dahin gehören: presentement (present), vehementement (vehe-
ment). Das einsilbige lent: lentement gehört dagegen nicht hierher und ist
regelrecht aus lenta mente entstanden.
Im Altfranzösischen nehmen auch Wörter auf and an dieser Auswerfung
Theil: gramment (v. grandis) nfr. grandement; ebenso andere Adjektiva
dieser Art, worin keine Assimilation stattfand: forment (für fortment v.
fortis) nfr. fortement; ähnlich auch loyalment, loyaument (v. legalis) nfr.
loyalement u. a.
d) Selten nehmen ursprüngliche Adverbia noch die Endung ment an, wie
comme in comment, öfter im Altfranzösischen, wie iu alsiment, ensement,
ensembleuient, temprement u. dgl.
Ausser der Endung ment finden sich wenige Spuren des Versuches, neue
Adverbialendungen zu bilden. So tritt z. B. die Endung ons (it. one, oni)
noch an einzelnen Adverbialformen auf: ä reculons, a, tätons, ä chevauchons,
afr. ventrillon u. dgl., ursprünglich eine Substantivendung, die darum auch
mit Präpositionen zusammengestellt werden konnte.
§ 61. 1) Die Adverbien. 231
3. Die Zahl der zusammengesetzten Adverbien ist nicht unbeträchtlich.
Das Lateinische war hier mit seinem Beispiele vorangegangen; es setzte Ad-
jektive mit substantivischen Kasus zusammen, wie in magnopere, quotaiinis,
und bediente sich besonders der Präpositionen mit Nominalkasus und Prono-
minalformen, wie in denuo (de novo), extemplo (ex tempuio), imprimis, ad-
modum, invicem, obviam, adhuc. antehac, posthac, hactenus, quapropter, ab-
hinc, deinde, exinde, quousque u. s. w. Wenige dieser Formen sind unmittel-
bar ins Französische herübergenommen, wie ailleurs (aliorsum d. i. aüo-vorsum),
souvent (subinde); dagegen ist diese Bildungsart in weitem Umfange auf aller-
lei Elemente übertragen worden. Man vergl. encore (hanc horam), toujours
(tous jours), longtemps (longum tempus), alors (ad illara horam), enfin (in fine),
partout (per totum). depuis (de post), derriere (de retro), desormais (de ex hora
magis), dorenavant (de hora in ab ante), ensemble (in simul), ici (ecce hie),
jadis (jam diu), auparavant (au-par-av-ant), aujourd'hui (au-jour-d'-hui), alentour
(ä-l'en-tour) u. v. a. So wurden auch vollständige Sätze zu adverbialen Be-
griffen herabgesetzt und in Lauteinheit gesprochen, wie naguere ([il] n'a guere),
altfranzösisch auch pie^a (piece a, es ist ein Stückchen), peut-etre, pele-mele
(zwei Imperative).
4. Präpo sitionale Adverbien werden besonders durch die Kasuspräpositionen
de und h mit einem folgenden Nominalkasus gebildet, aber auch andere Prä-
positionen treten hier ein. Am Häufigsten sind die Verbindungen mit Kasus-
präpositionen; der folgende Kasus ist ein Hauptwort oder ein substanti-
virtes Adjektiv oder Fürwort:
d'abord, d'accord, de cöte, de jour, de nuit, de suite, de front, de rang, de
retour, d'avance, de force; ~ d'ordinaire, de biais, de guingois, de pres, de
nouveau ; — de plus, de meme.
ä terre, ä cöte, ä genoux, ä plomb, ä teraps, ä merveille, ä peine, k fort, a
regret, ä part, ä foison, :i dessein ; — ä bas, ä travers, ä nu, ;i plein, ä faux,
ä couvert, ä decouvert, ä sec, ä vide, a present; — ä meme.
en bas, en haut, en vain, par consequent, par hazard etc.
Auch Substantive oder substantivirte Adjektive mit dem Artikel
und mit attributiven Bestimmungen können als Umschreibungen eines ein-
fachen Adverbialbegriffes angesehen werden, obgleich hier die Grenze zwischen
einem einfachen Adverbialbegriffe und einer entwickelten Satzbestimmung
noch schwerer zu bestimmen ist als bei den oben genannten:
du reste; — du tout, du moins; — ä l'avance, ;i la fin, ä la fois, h l'instant,
ä l'ecart; — ä l'envers, ä l'etroit, au plus tot, au plus vite, le long; — au
moius, au plus, tout au plus; — quelque part, nulle part; — de bonne heure,
de plein gre, de bon gre u. a. Substan tivirte Feminina mit dem Artikel
setzen ein weggefallenes Hauptwort voraus: ä la legere, a i'etourdie, ä l'amiable,
ä lordiuaire, ;i l'improviste (sp. ä la improvista), auch stehen sie ohne Artikel,
wie ä droife, ä gauche.
Auch Partikeln werden häufig mit Präpositionen zusammengestellt,
um eine einfache adverbiale Bestimmung zu bezeichnen; die Präpositionen die-
nen zur Spezialisirung des Adverl)ialbegrilVes ihrer Bedeutung gemäss:
ä Jamals, pour jamais, des lors, des ä present, en arriere, en avant, en de-
hors, eu decjä, par oü, par ici, par \h, depuis quand, par trop u. dgl. m.
Vergl. das griechische tig atC, f^^Xi" ^'^^^ ^- ^- ^'-
232 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung ^tc.
Hinsichtlich der Form der Adverbien ist noch die Bildung ihrer Yer-
gleichung'sstufeu in Betracht zu ziehen.
Das Lateinische liess die Steigerung solcher Adverbien zu, welche von
Adjektiven stammten, die selber einer Steigerung fähig waren, und dabin ge-
hörten namentlich Adverbien auf e, o und ter neben einigen anderen. Bei der
regelmässigen Bildung der Vergleichungsstufen ward dem Komparativ die Form
des Neutrums des entsprechenden adjektivischen Komparativ, dem Superlativ
die superlativische Adjektivform auf e statt us gegeben.
Das Französische lässt ebenfalls eine Steigerung der Adverbien zu, welche
von einem steigerungsiähigen Adjektive stammen und steigert demnach eine
Anzahl einfacher Adverbien ohne besondere Adverbialendung, sowie die grössere
Anzahl derer auf ment. Auch lassen einige zusammengesetzte eine Steigerung
zu, welche durch ihren Begrifi' bedingt wird, z. B. souvent (subinde), plus sou-
vent, le plus souvent.
Die lateinischen Steigerungsformen sind im Französischen aufgegeben. Die
Adverbien werden regelmässig, wie die Adjektive, durch plus und le plus
gesteigert: loin, plus loin, le plus loin; facilement, plus facilement, le plus
facilement.
Ausnahmsweise haben sich jedoch einige anomale Steigeruugsformen des
Lateinischen für den Komparativ erhalten; der Superlativ wird bei diesen
durch den vorgesetzten Artikel gebildet: bien (bene), mieux (melius), le mieux;
mal (male), pis (pejus), le pis; peu (paucum st. paulum), moins (minus), le
moins; beaucoup (st. multum afr. moult), plus (plus), le plus. Als ursprüng-
liche Neutralformen lassen sie auch die Verwendung als Substantive zu (s.
oben S. 140).
Die Umkehrung der Steigerung oder die Degradation des Adverbial-
begriöes durch moins, le moins findet bei den Adjektiven statt.
Auch lassen die Adverbien wie die Adjektive eine Verstärkung durch
vorangestellte Adverbien, wie tres, bien, fort, jedoch nicht durch Adverbien auf
ment zu, wodurch ein missfälliger Gleichklang des bestimmenden und des be-
stimmten Begrifl'es entstände.
B. Ihrem Begriffe nach zerfallen die Adverbien in: 1. Adverbien des Ortes,
2. Adverbien der Zeit, 3. Adverbien der Art und Weise, denen sich die Ad-
verbien der Quantität dem Begriffe und der Form nach, sowie die sogenannten
Satzadverbien anschliessen, 4. die Adverbien der Kausalität.
1. die Adverbien des Ortes, welche das Wo? Woher? und Wohin? der Thätig-
keit zu bezeichnen haben, drücken diese Verhältnisse des Beharrens und der
Bewegung im Räume nicht mehr, wie das Lateinische, durch einfache Formen
(vgl. ibi, inde, eo, ubi, unde, quo) aus, sondern lassen das Wo? und Wohin?
meist aus dem ThätigkeitsbegrifFe folgern und bezeichnen anderweitige Bestim-
mungen durch vorangestellte Präpositionen. Ueberhaupt sind einfache lateini-
sche Adverbien aufgegeben, wie hie, huc, istic, hinc, illinc, quo, eo, usquam,
nusquam, uspiam, ubique, ubicunque, aliunde, circa, citra, ultra, iutra, intro,
extra u. dgl., andere nur in Zusammensetzungen erhalten, oder durch Um-
schreibung ersetzt,
a) Der Bezeichnung des Wo? und Wohin? dienen: oü (ubi), y (ibi), (ja (ecce
hac), lä (illac), auch deijä und delä, ici (ecce hie), ailleurs (aliorsum d. i.
alio-vorsum), partout (st. ubique), dedans (de-de-intus st. intus, intra), de-
hors (de foris st. extra), devant (de-ab-aute st. ante), avant (ab-ante), welches
adverbial gewöhnlich nur mit assez, bien, fort, plus, si, trop vorkommt,
§ 61. 1) Die Adverbien. 233
derriere (de-retro st. post), dessus (de-susum st. supra), dessous (de-subtus
st. infra); loin (longe afr. lonc, long, loins u. a.) vereinigt die Bedeutungen
fern, weit ab und weit hin, wätirend proche als Adverb sich auf das Wo?
beschränkt: nahe bei. Umschreibungen sind: quelque part (f. usquam),
nulle part (f. nusquam) u. dgl., ebenso ä gaucLe, ä droite, ä part u. a., en
haut, en bas u. s. f.
b) Auf das "Wo? allein beschränken sich wenige, wie ceans (ecce intus), dem
das afr. leaus, laiens gegenüberstand; dahingehörtauch alentour (ä l'entour)
rings, welches die Thätigkeit und Bewegung stets innerhalb einer allgemein
bestimmten Oertliohkeit beschränkt. Das alleinige Wohin? bezeichnen
amont (ad montem) und aval (ad vallem).
c) Das Woher? allein drücken wenig einfache Adverbien aus; dahin gehört
en (inde), dem im Altfranzösischen noch dont (de-unde) als Ortsadverb gegen-
überstand. Das vorangesetzte (nicht das mit dem Worte verschmolzene) de
drückt diese Bestimmung aus, wie in d'oü, d'ici, de lä, d'ailleurs, de dedans,
de dehors, d'en haut, d'en bas u. a. Doch hat de nicht immer diese
Wirkung; vgl. rester de de^a.
d) Nähere Bestimmungen der Oertlichkeit können theils durch Zu-
sammensetzung oder Aneinanderrückung von Ortsadverbien gegeben werden,
wie: lä-haut, lä-bas, ici-bas (hienieden), lä dedans, lä dehors, ici pres, ci-
dessous, ci-dessus ; sehr häufig geschieht dies aber durch vorangestellte Prä-
positionen, unter denen en das Adverb am Wenigsten charakteristisch färbt
und par am Häufigsten vorkommt: en dedans, ea dehors, en avant; par ici,
par-ci, par-lä, par oü, par devant, par derriere, par de(;ä, par delä, par en
haut, par en bas, jusqu'ici, jusque-lä u. a.
Zu den verlorenen Adverbien des Ortes gehören ausser dont, leans auch
ens (intus), anqui, enki (eccu' bic), iluec, iloques (illoc) noch bei La Fon-
taine illec, sore (supra), jus (deorsum, deosum) u. v. a.
. Die Adverbien der Zeit, auf welche manche Ortsadverbien übertragen werden,
bezeichnen in näher bestimmender Weise das Wann? der Thätigkeit nach
mehrfachen Rücksichten. Die Einbusse lateinischer einfacher Adverbien ist hier
noch grösser als bei den Ortsadverbien. Aufgegeben sind aliquando, quondam,
Interim, interea, illico, statim, tandem, demum, nunc, nuper, interdum, mox,
dudum, adhuc, cras, perendie n. v. a. Einige im Altfranzösischen noch er-
haltene sind vom Neufranzösischen aufgegeben, wie sempres (semper), non-
ques (numquam); vom altfranzösischen onques (uuquam) bewahrt die neuere
Sprache fast nur im Scherze onc und onques. Die Zeitbestimmungen werden
selten durch einfache Wörter, zum Theil durch Zusammensetzungen, oft auch
durch Adverbien auf ment bezeichnet.
a) Zur Bestimmung der gegenwärtigen, vergangenen und künftigen Zeit
als eines Zeitpunktes oder Zeitraumes, in welchen die Thätigkait fällt, dienen:
ß. ä present (ad praesentem sc. rem, horam st. nunc), daneben presente-
ment, maintenant afr. auch de maintenant (manu tenens), actuellement,
afr. ore, ores, wovon das neufranzösische or (hora), auch afr. asthure,
gegenwärtig ä cette beure, aujourd'hui (zusammengesetzt mit hodie) und
afr. ancui, selbst hoi, hui, oi und ouan (hoc anno).
ß. naguere, anciennement, dernierement, nouvellemeut, recemment, autrefois
(altera vice), jadis (jam diu) auch ci-devant afr. auch va en arriere, l'autre
jour (neulich) afr. l'autreier (eigentl. ehegestern), hier (heri), avant-hier
afr. auch ersoir (hier au soir) u. a.
234 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
y. k Tavenir, demain (de raane st. cras), apres-demain.tot (tostum oder tot-cito?),
tantot (auch von der Vergangenheit: soeben), bieutot, tout ä Theure
(ebenso auch von der Vergangenheit), auch ersetzt durch dans peu, sous peu,
sur-le-champ, ä Tinstaut, tout de suite. Hier war das Altfranzösische reich
an Formen, wie Ines (loco), vies, eirant, erraumeut (v. error), tempre,
temprement, demanois (de manu ipsum), en es Theure, isnel le pas, en
es le pas, ehalt pas, warmen Fusses, delivrement, a estros.
b) Die Zeitdauer oder das Erstrecken der Thätigkeit durch einen Zeitraum in
den verschiedenen Zeitsphären bezeichnen Adverbien wie: longtemps (afr.
longes), toujours (afr. auch sempres, ades [ad ipsum], toudis), continuellement,
incessamment (dies jedoch auf die Zukunft bezogen: unverzüglich), encore
(hanc horam) afr. auch uncore (d. i. unquam hora), desormais und dorena-
vant, wozu auch die negative Bestimmung jamais (jam magis afr. auch
nonques) gehört.
c) Die seltnere oder häufigere Wiederkehr oder Wiederholung der Thätig-
keit in verschiedenen Zeiträumen bezeichnen: rarement, parfois (per vices),
quelquefois, ordiuairement, auch d'ordinaire und ä l'ordinaire, communement,
frequemment, souvent (afr. soventre, soventres). Eine einfache Wiederholung
bezeichnen de nouveau und das veraltende derechef (de-re-caput st. iterum,
denuo). Dahin gehören auch die Wiederholungen in regelmässigen Zeiträumen,
wie sie in journellement (quotidie), annuellement ausgedrückt werden.
d) Eine Beziehung auf das Vorher, Nachher und Zugleich der Thätig-
keiten haben Adverbien, wie das jetzt veraltete ains (ante), erhalten in aine
(ains ne), auparavant, ensuite, puis (post, auch in puine) und depuis, welches
den Zeitpunkt angiebt, von wo ab die Thätigkeit sich erstreckt, und enfin.
Cepeudant deutet, auf die Zeit bezogen, Gleichzeitigkeit der Thätigkeiten
an; alors (ad illam horam) hat ebenfalls diese Beziehung, welche im Altfran-
zösischen auch durch donc (tunc), adonc, adonques wie durch atant aus-
gedrückt wurde. Eine nähere Bestimmung enthalten pour lors (für damals
und des lors (von da ab).
e) Ausser den objektiven Bestimmungen können aber die Zeitadverbien auch
subjektive Beziehungen haben, wohin Wörter wie dejä ([de jam] schon,
von dem noch nicht Erwarteten), soudain (subitaneum), subitement, tout ä
coup gehören; auch tard (.tarde) enthält, wie de bonne heure, meist eine
subjektive Beimischung.
f) Das allgemeine Fragewort der Zeit: Wann? quand ist das lateinische quaudo.
3. Die Adverbien der Art und Weise drücken im weitesten Sinne eine Be-
schaffenheit der Thätigkeit ans und verhalten sich in der Bestimmung des
ThätigkeitsbegrifTes zu gleicher Zeit wie das Eigenschaftswort, das Zahlwort und
das adjektivische Fürwort zum Hauptworte. Daher enthalten sie sowohl qua-
litative als demonstrative und quantitative Bestimmungen und be-
greifen selbst, wie das unbestimmte Fürwort, die Verneinung. Ihr Gesammt-
name entspricht allerdings nicht ganz ihrem verschiedenartigen Charakter, ob-
gleich sie alle die Frage nach einem Wie? (wie? wie viel? wie weit? [in
welchem Grade?]) beantworten und, mit Ausnahme der Verneinung, auch ein-
ander ihre Formen leihen. Sie zerfallen:
a) in die Adverbien der Weise im engeren Sinne, welche das Wie? der
Thätigkeit bezeichnen, und zwar:
§ 61. 1) Die Adverbien. 235
«. in allgemeiner fragender und demonstrativer Art: comment? (quo-
modo mente) und das meist konjunktionale comme (quomodo), si (sie), ainsi
afr. auch ainsinc, ensi ii. a. (atque sie, ac sie mit eingeschobenem n), telle-
ment, tellement quellemeut (so so), wohin auch pareillement, semblable-
ment, de meme, tout de nieme u. dgl. m. zu rechnen sind.
ß. in bestimmter Weise; dahin gehören die meisten von Adjektiven stam-
menden und mit ment endigenden Adverbien: bien, mal, clair, vite etc.,
foUement, heureusemeut, sagement, vivement etc. und die grosse Menge
der umschreibenden Formen, wie de force, de guingois, de bon gre, k
peine, ä contre-cceur, a tort, ä reculons, ä "raventure, ä, l'improviste u. s. w.
b) die Adverbien der Quantität und des Grades. Hierher gehören:
«. fragende, demonstrative und zum Theil vergleichsweise Be-
stimmungen: combien? (comme bien), auch comme (comme il est change!),
das demonstrative und komparative si, aussi (aliud sie), tant, autant (aliud
tantum), plus.
ß. meist allgemeine und unbestimmte Bezeichnungen des Grades und
der Quantität, wie peu, beaueoup, assez (ad satis), trop (mlat, troppus,
wahrscheinl. vom lat. turba), guere (ahd. weigaro), presque (v. pressus),
dazu die Umschreibungen ä peu pres, ä peu de chose pres, ä beaueoup
pres, environ (bei Zahlbestimmungen), tres (trans) (afr. auch moult),
quasi, tout ä fait, entierement, abondamment, extremement u. s. w.
Für bestimmte Quantitäten hat die französische Sprache keine selb-
ständigen Adverbien aufgenommen oder gebildet; dahin gehört etwa
ä demi.
Hier werden auch häufig Adverbien der Weise im engeren Sinne auf
ment zu Gradbestimmungen verwendet, wie mediocrement, passablement,
admirablement, merveilleusement, etrangement, infiuiment, diablement etc.
Dahin gehören auch fort, bien u. dgl.
c) Adverbien der Reihenfolge, welche zwar nicht den Thätigkeitsbegriff allein
bestimmen, aber doch theils in entschieden adverbialer Form auftreten, theils
sich vorzugsweise an das Prädikat anlehnen, obwohl sie andererseits auch oft
als Konjunktionen auftreten. Dahin gehören premierement, deuxiemement,
secondement, troisiemement u. s. w., welche auch zur Anreihung von Sätzen
verwendet werden können und bierin mit Zeitbestimmungen, wie ensuite,
eufin, zusammentreffen; dann die Bestimmungen der Thätigkeit als einer
mehreren Subjekten gemeinsamen (ensemble) oder unter mehreren wech-
selnden (alternativement, auch durch Umschreibungen, wie tour ä tour, ä
la ronde, de front, de rang ausgedrückt), oder ordnungslosen (confuse-
ment, pele-mele u. dgl.), womit diese Adverbien wieder mit denen der Weise
im engerein Sinne nahe zusammentreffen.
d) die Satzadverbien oder Aussageadverbien, welche nur in formeller
Weise das Prädikat bestimmen, in der That aber ein Urtheil des Redenden
in Beziehung auf das einem Subjekte beigelegte Prädikat mitenthalten,
«. An das Prädikat sich anschliessend sind sie bei scheinbar näherer Be-
stimmung desselben entweder Hetheuerungen der Aussage, wie efTecti-
vement, reellement, veritablement, vraiment, assnrement, decidemeutu. s. w.
H est vraiment sage. Je suis veritablement tres afflige de ce qui
vous arrive. Ceia est arrive effectivement (Acad.);
236 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegimg etc.
oder Ausdrücke der Wahrscheinlichkeit und des Zweifels, wie
probablement, vraiseniblablement, apparemment, peut-etre u. dgl. II reus-
sira probablement dans son entreprise. Peut-etre viendra-t-il
(ACAD.);
oder betheuernde Verneinungen der Aussage, wie nuUement, aucune-
ment u. s. w. Je ne le souffrirai nullement (Acad.).
ß. Sie lösen sich aber auch von der Aussage ab und erscheinen als selb-
ständige ßetheuerungen, welche sich auf einen folgenden oder vor-
angehenden Satz beziehen: Vraiment je vous en croirai. Certaiuemen t
les hommes sout bien aveugles (Acad.), Certes, ä voir les honiines si
occupes, si vifs, ou dirait qu'ils travaillent pour des annees eternelles
(Massillon).
Dahin gehören insbesondere die absolute Bejahung und Vernei-
nung oui (hoc illud afr. oll, analog dem verneinenden afr. nenil gebildet)
und non, welche nicht anders wirken als jene, wenn sie den Gesammt-
inhalt eines folgenden oder vorangehenden Satzes bekräftigen oder auf-
heben: Oui, oui, je le ferai (Acad.). Non, Jamals les vertus ne sont
assez nombreuses (Chenier). Sie haben daher in Autworten ihre Stelle:
Avez-vous fait cela? — Oui. Le voulez-vous? — Non (Acad.).
Andere Adverbien der bezeichneten Art dienen wieder zur Verstärkung
von beiden: oui certes, oui vraiment, oui certaiuement, non certes, non vrai-
ment, certainement non u. dgl. Auch dienen jene Adverbieu allein in Ant-
worten zur Bejahung und Verneinung: Et tu te trouverais heureuse? —
Certainement (Dumas). Lui cederez-vous vos droits? — Nullement
(Acad.).
Das alte bejahende si (sie) steht gewöhnlich nur in Beziehung auf
eine vorangehende Verneinung: Vous ne m'aimez plus? — Si, je vous
aime toujours (Dumas). Es wird durch fait (factum) u. dgl. verstärkt: Je
crois qu'il n'a pas ete lä. Si fait, il y a ete. Si fait vraiment
(Acad.).
Inwiefern non einzelne Satzglieder verneint, hat die Satzlehre dar-
zulegen.
y. Eine eigenthümliche Stellung [nimmt die Verneinung ne ein, welche
die Beziehung die Prädikats auf das Subjekt aufhebt und im Französischen
gewöhnlich von Füllwörtern wie pas (passum), point (punctum), guere
(ahd. weigaro), auch wohl goutte (guttam) und besonders landschaftlich
mie (micam) begleitet ist und in Begleitung derselben dem deutschen
nicht (goth. ni-vaihts ahd. ni-wiht, neo-wiht) au die Seite zu stellen ist.
Ihre Füllwörter erhalten selbst abgelöst von ihr negative Bedeutung,
werden zum Theil auch als absolute Verneinung (für Nein) gebraucht
(wie pas, point, verstärkt pas du tout, point du tout u. dgl.), und ver-
treten wohl auch im vollständigen Satze für sich die Verneinung ne.
Das Nähere s. in der Satzlehre. Ihren adverbialen Charakter behauptet
die Verneinung ne namentlich auch darin, dass sie sich entschieden an
den Verbalbegritf anlehnt,
d) Die Adverbien der Kausalität haben meist einen demonstrativen Charakter,
so dass sie nicht sowohl die kausalen Beziehungen der Tnätigkeit selbst an-
geben, als vielmehr in einem vorhergehenden Satze enthalten andeuten. Sie
sind daher zugleich Konjunktionen und vermitteln die Beziehung der Sätze
aufeinander. Sie sind zum Theil dem Gebiete anderer Adverbien entnommen.
§ 62. 2) Die Präpositionen. 237
Dahin gehören ainsi (also), donc, die adversativ gebrauchten cependant,
pourtant, neanmoins u. a.
62. 2) Die Verhäitnisswörter oder Präpositionen. Das Verhältnisswort
ist eine Partikel, welche in unmittelbarer Beziehung zu einem Nennworte
ein näher bestimmtes Verhältniss desselben zum Thätigkeitsbegriffe aus-
drückt, als dies durch den Objektskasus (Akkusativ) oder die allgemeineren
Kasuspräpositionen de und d geschehen kann. Dies Verhältniss des Gegen-
standes bezieht sich sowohl auf die räumliche und zeitliche Sphäre, als
auf die Begriffe der Art und Weise und der Kausalität. Ursprünglich be-
zeichnen Verhältnisswörter, wie die Kasus selbst, Raumverhältnisse; auf
andere Gebiete übertragen, geben sie bisweilen den Begriff des Raum-
verhältnisses völlig auf; neuere Wortbildungen dieser Art haben bisweilen
überhaupt keine Beziehung auf den Raum. Ohne Kasus auftretend,
werden sie Adverbien, wie denn die alten Präpositionen ursprünglich als
Adverbien zu betrachten sind, und im Französischen Neubildungen bis-
weilen m-sprünglich Adverbia sind und auch als solche oft gebraucht
werden.
Die französischen Präpositionen gehen auf lateinische Elemente zurück,
doch sind viele lateinische Präpositionen aufgegeben und auf mehr als eine
Art durch Neubildungen ersetzt, woher denn auch eine Anzahl unräum-
licher Präpositionen hier auftritt, sowie bei den erhaltenen der ursprüng-
liche Gebrauch öfter aufgegeben ist.
1. Ihrer Form nach zerfallen die französischen Präpositionen in:
a) die acht lateinischen: contre (contra), en (in), entre (inter), outre (ultra),
par (per), pour (pro), Sans (sine), sur (super), vers (versus), afr. sovre, sore,
seure (supra) und das seltene jouxte (juxta). Acht lateinisch sind auch die
Kasuspräpositionen de (de) und ä (ad).
b) Zusammensetzungen lateinischer Präpositionen: avant (ab ante), de-
puis (de post), devant (de ab ante), des (de ex), devers (de versus), envers
(in versus). Devers beginnt zu veralten,
c) Zusammensetzungen von Präpositionen mit Adverbien, Adjektiven
und Fürwörtern: dans (de intus), de^ä (de ecce hac), delä (de illac), derriere
(de retro), dessous (de subtus), dessus (de sursum, susum), apres, d'apres (ad
pressum), parmi (per medium), Selon (secundum longum oder sublongum), ä
travers (ad transversum) — avec (afr. avoc, avuec, aveuc; apud hoc, ap-hoc).
d) Verbalformen (Participien): durant, joignant, moyennant (v. moyenner),
nonobstant, pendant, suivant, wohin man auch concernaut, touchant und
dergleichen Participien des Präs. mehr rechnen kann. Auch Participien des
Perf., wie excepte, vu, attendu, passe u. a., werden präpositional verwandt,
denen die vorangestellten 9i-joint, ci-incliis, y compris u. a. (s. oben S. 134)
sich anreihen lassen.
Aus lat. Participien des Perf. sind hervorgegangen: pres (pressum), das
seltene rez (rasum) und das zusammengesetzte hormis (horas missum).
Wegen der von Manchen ebenfalls zu den Präpositionen gerechneten
Imperative voici und voilä s. weiter unten.
e) Substantivkasus: chez (casa), faute (it. falta zu faltare v. lat. fallere),
manque (v. manquer aus mancus), das nur noch in Ortsnamen erscheinende
238 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegnn? etc.
lez (latus); iu vis-ä-vis (visus ad visum) sind zwei Substantive, in malgre
(malum gratuui) ein siibstantivirtes Adjektiv mit einem attributiven Adjektiv
zusammengesetzt. Hierher sind auch ä cause, ä cote und dergleichen Um-
schreibungen zu rechnen.
f) Adjektive und Adverbien: proche (propius), plein (plenum), sauf (salvum),
sons (sv.btus st. sub}, hors (foras, foris), daneben nur noch vereinzelt fois, in
der Zusammensetzung hormis (foras missum).
g) durch Voransetzung des Artikels substsntivirte Präpositionen: au de-
dans, au delä, au-dessous, au-dessus, au-devant, aupres, au tiavers; au dehors
gebraucht die Akademie jetzt nur noch adverbial.
h) Substantive und Adjektive mit dem Artikel: au Heu, au milieu, au
moyen, autour, le long u. dgl., du haut, au bas etc.
Eine Anzahl von Präpositionen, welche das Altfrauzösische besass, ist
vom Neufranzösisohen aufgegeben: ains (ante), aprop (prope), coutreval,
contremont (hinauf, hinunter c. Accus.), decoste, encoste (neben), dejoste, par
dejoste (v. juxta), deseur, desur, empres (apres, aupres), encontre, endroit (gegen,
gen, für), enmi, emmi (inmitten), ens auch ens en (intus, in c. Accus.), entor,
entour (um), estre (extra), lez, les, deles, dales (v. latus neben; s. oben), lonc
(longum entlang, neben), od, o (v. apud st, avec), puis (post), riere (retro),
segont (secundum), de si a [en], desci, de cy a [eu], d'ici qu'a [qu'en] cf.
Chans, de Rol. p. 16. 76 ([von hier] bis), senoec c. de (ohne, sine hoc) cf.
Th. fr. p. 196, en sum, par sum (v. summus auf, über), sus (susum auf, zn),
en sus c. de (von ab, weg), soventre (secjuente, ä la suite), tres (trans hinter,
nach, seit, nächst), detres (sp. detras = post, pone), tresque, trosque, trusque,
entresque (v. trans, tres, analog dem jesque, josque, jusque) in den .Bedeutungen
bis und von ab, seit: Vint tresqu'a eis (Chass. de Rol. p, 68). Le cors
li trenchet tres Tun costet qu'al altre (p. 59), auch tres ci que, tres dont
que, tresques en (cf. Th. fb. p. 133), Chans, de Rol. p. 82. Ville Har-
douin p. 65, ed. P. Paris.
2. Der Konstruktion nach theilen sie sich in zwei Klassen:
a) ächte Präpositionen, welche unmittelbar (wie die Kasuspräpositionen) mit
dem Objektskasus verbunden werden und deshalb in die innigste Verbindung
mit dem Substantivbegrifte treten; hierher gehören alle unter l.a) — d) ge-
nannten und einige von den übrigen. Von den ursprünglichen Substantiven
ist chez stets mit dem Akkusativ verbunden. Den ächten Präpositionen
nähert sich vis-ä-vis, welches oft mit diesem Kasus vorkommt; seltener findet
man pres, proche und hors damit verbunden: Etre löge pres le Palais
Royal. Passy pres Paris. In der diplomatischen Sprache: Ministre, am-
bassadeur du roi pres la cour de etc. 11 s'est alle loger proche le palais,
Mettre quelqu'un hors la loi. So wird auch das veraltete fors, wo es über-
haupt noch erscheint, mit dem Akkusativ verbunden: Tout est perdu fors
l'honneur; im Altfranzösischen hatte es auch de bei sich, Aupres wurde
ebenfalls im Altfranzösischen auch mit dem Akkusativ konstruirt,
b) unächte oder Afterpräpositionen. Dahin sind alle mit dem Artikel
verbundenen zu rechnen, sowie die Substantive faute, mauque, ä cause, ä
cote, die Umschreibung en depit (st. malgre), ferner pres, proche und hors
und die Verbindungen en de^ä, en dedans, en dehors. Sie stehen in loserer
Verbindung mit dem Hauptworte, indem sie mit cfe (oder dem Genitiv) ver-
knüpft werden: Votre mal n'est rien aupres du sien (Nodiek). II avait
§ 62. 2) Die Präpositionen. 239
laisse en dehors du droit et de l'action politique tout le reste de la
nation (LAWARxiNh).
Zu den Präpositionen findet man auch quant und jusque gerechnet.
Quant (quaiitum) wird nur mit a (oder dem Dativ) verbunden und entspricht
dem lateinischen quantum ad. Jusque (de-usque) ist im Französischen nur
als Adverb vorhanden, wie das lateinische usque, und findet sich nur in Ver-
bindung mit ä, en, dans, sur, par-dessus etc., indem es selbst nur das Er-
strecken der Thätigkeit bezeichnet, deren Ziel die folgende Präposition aus-
drückt, vgl. lat. usque ad, in, sub, und selbst ab und ex. In Verbindung mit
Adverbien jusqu'oü, jusqu'ici, jusque-la gewinnt es in der That den Charakter
einer Präposition. S. unten. Im Altfranzösiscben findet man jusque auch
sonst, obwohl nicht häufig, als Präposition verwendet: De ci jusques Losanne
(MosMERQCE etc., Th. fr. au moyen äge p. 571).
Manche, besonders französische Grammatiker, wie Littre, Brächet, die
Akademie u. a., pflegen auffallenderweise auch voici und voilä als Präpo-
sitionen zu bezeichnen. Es sind Zusammensetzungen von voi, dem alten, auch
jetzt noch zuweilen, namentlich in der Poesie, erscheinenden Imperativ von
voir, mit den Adverbien ci und lä. Doch ist das Sprachbewusstsein von dem
verbalen Charakter beider Formen offenbar noch lebendig; dies zeigen Ver-
bindungen wie: Nous voici quatre; l'ordre que voici; le voilä qui arrive u. a.
Dafür spricht auch das volksthümliche ne voilä-t-il pas (s. oben S. 190 und
AcAD. V. voilä), und die Akademie selbst führt unter den Beispielen zu voir,
ohne besondere Scheidung, eine ebenfalls volksthümliche Wendung mit voilh
an: Voilä un beau venez-y- voir, eine Anerkennung des noch deutlich
fühlbaren verbalen Charakters.
Die Grenze der Präpositionen und der Adverbien oder adverbial gebrauchter
Redetheile ist schwer anzugeben. So schwankt z. B. das als Präposition be-
zeichnete attenant zwischen ächter und unächter Präposition und seiner
verbalen Rektion; vgl. II löge tout attenant du palais, au palais, le palais
(AcAD.). Andere charakteristische Adverbien treten bisweilen geradezu als
ächte Präpositionen auf: ce neanmoins, messieurs, Tancre de vos bontes
nous rassure (Racine). Et ä part meme ce mouvement d'ascension . .ä part
ce que la loterie de la guerre . . offrait aux ambitions individuelles, il y avait
pour le pays presque entier . . un sentiment de promotion nationale et d'orgueil
en commun (Villemain). Aussitot leur victoire (Id.).
3. Hinsichtlich der Bedentnng zerfallen die Präpositionen in:
a) solche, welche, von der räumlichen Bedeutung ausgehend, auf andere
Verhältnisse übertragen werden; dazu gehören noch die meisten dieser Ver-
hältnisswörter. Von beschränktem Gebrauche in Beziehung auf Raumverhält-
nisse sind apres und mehr noch avant. Andere beschränken sich um-
gekehrt vorzugsweise auf die Raumsphäre, wie chez, devers, de(;ä, delä,
joignant, vis-ä-vis, le long, au haut, au delä, au dedans, au-
dessus, au-dessous etc., proche und loin.
b) einige, welche auf die zeitliche Bedeutung beschränkt sind, wie durant
und peudant und im Neufranzösischen meist auch avant.
c) solche, die der räumlichen Bedeutung fremd geworden sind, oder die ur-
sprünglich diese Bedeutung nicht haben und nur in ethischer Beziehung
(d. h. im kausalen und modalen Sinne) verwendet werden. Dahin gehören
d'apres, envers und selon, welche nicht mehr vom Orte gebraucht
240 Zweit. Thl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
werden, ferner pour, Sans und hormis, denen die räumliche Bedeutung
überhaupt nicht zukommt, und moyennant, suivant, malgre, en depit,
faute, manque, ä cause, au moyen und andere Umschreibungen, welche
ursprünglich dem kausalen und modalen Gebiete zugewiesen sind.
4. In grammatischer Verbindung stehen die Präpositionen:
a) mit Nennwörtern. Dies ist ihre vorzugsweise grammatische Funktion.
b) mit Adverbien. S. oben S. 231.
c) mit anderen Präpositionen, indem hier die eine Präposition die andere
mit ihrem Nennworte näher bestimmt. Dies geschieht in der That schon in
den oben angeführten zusammengesetzten Präpositionen analog den lateini-
schen adverbialen Zusammensetzungen desuper, insuper ti. a., vgl. avant,
envers u. a. Anch die weitere Ausdehnung solcher Verbindungen von Prä-
positionen mit Kasuspräpositionen und anderen Verhältnisswörtern, wie de
de^ä, de delä, de devant, de chez, d'avec, de dessous, d'entre, par de^ä,
par delä, par devant, par chez, devant chez, des avant, auch par dedans
u. s. w., ist schon im Lateinischen vorgebildet: Super e vallo prospectant
(ViRG., Aen. 9, 168). In ante diem quartum Cal. Decembr. distulit (Cic,
Phil. 3, 8). Ex ante diem quintum Idus Octobres (Liv. 45, 2).
63. ö) Die Bindewörter oder Konjunktionen. Das Bindewort dient zur
Verbindimg von Sätzen miteinander. Auch Satzglieder werden schein-
bar durch dasselbe mit einander verknüpft; hier findet jedoch in der That
eine Zusammenziehmig von Sätzen statt.
Ihrem Inhalte nach, oder logisch betrachtet, stehen die verbun-
denen Sätze im Verhältnisse einer äusseren Anreih ung oder einer
inneren Verkettung zu einander. Insofern das Bindewort dies aus-
drückt, bezeichnet es das von dem Redenden vorgestellte sächliche Satz-
verhältniss. So dienen die Bindewörter lorsqne, quand, apres que zum
Ausdrucke eines zeitlichen Verhältnisses von Thatsachen und bezeichnen
die äusserliche Beziehung des Inhaltes von Sätzen auf einander, während
car (denn), donc (also) das Verhältniss der Kausalität darstellen und den
Inhalt von Sätzen in innerliche Beziehung zu einander setzen.
Die grammatische Beziehung unterscheidet sich von jeuer logischen,
insofern bei ihr lediglich die grammatische Form oder Vorstellung
und die dadurch bedingte Selbständigkeit oder Unselbständigkeit der
Sätze in Betracht kommt. Hiernach wird das Verhältniss der Sätze zu
einander entweder das der Beiordnung oder der Unterordnung. In-
sofern die Bindewörter dies ausdrücken, sind sie 1. beiordnende oder
Bindewörter im engeren Sinne, oder 2. unterordnende oder
Fügewörter.
Beigeordnet ist ein Satz dem anderen, wenn er weder auf die
Aussage, noch überhaupt auf ein Satzglied des andern in der Weise be-
zogen ist, dass er als grammatische Bestimmung innerhalb jenes Satzes
mitbefasst werden muss; untergeordnet ist ein Satz dem anderen, wenn
dies der Fall ist, wobei der untergeordnete Satz seine grammatische
Selbständigkeit verliert mid nur als ein Bestandtheil des anderen, seines
Hauptsatzes, in Betracht kommt.
§ 63. 3) Die Konjunktionen. 241
So ist beispielsweise in den verknüpften Sätzen: je pense, done j'existe
das Verliältniss der Beiordnung anzutreffen, da trotz der ausdrücklichen
imierlicben Beziehung des donc j'existe eben dieser Satz nicht zur Be-
stimmung eines Satzgliedes in je pense wird; dagegen findet in den
Sätzen : comme on fait son lit, on se couche das Verhältniss der Unter-
ordnung Statt, indem der Satz comme on fait son lit als die Bestimmung
des se couche in den Hauptsatz hineingezogen wird.
Der untergeordnete Satz wird Nebensatz, derjenige, welchem er
untergeordnet ist, Hauptsatz genannt. Die Bindewörter verbinden
1) Hauptsätze mit Hauptsätzen, 2) Nebensätze mit Nebensätzen und 3) Neben-
sätze mit Hauptsätzen. Inwiefern der Nebensatz einem anderen gegenüber
selber zum (relativen) Hauptsatze wird, hat die Satzlehie nachzuweisen.
Man hat den Nebensatz mit Recht als ein entwickeltes Satzglied
des Hauptsatzes bezeichnet.
A. Der Form nach beruhen die Bindewörter
1. zum Theil auf den im Lateinischen gebräuchlichen Wortformen dieser
Klasse, wie et, ni (neque afr. ne), ou (aut), quand (quando), comme (quomodo),
si, que (quod und quam), doch sind viele lateinische Formen aufgegeben, wie:
vel, nam, enim, igitur, ergo, at, sed, verum, vero, autem, tameu, quia, quum,
ut, dum, donec etc., namentlich zusammengesetzte Konjunktionen: sive, atque,
aftamen, verumtamen, namque, enimvero, etenim, itaque, quoniam, quamquam,
quamvis, quominus, quapropter, dummodo u. s. w.
2. dagegen sind andere lateinische Partikeln in übertragener und abweichen-
der Bedeutung hier verwendet, wie mais (magis st. potius, autem, sed),
car (quare st. nam), donc (tunc st. igitur, propterea), tandis que (tam diu
quam st. dum), quoique (quidquam st. quamquam), puisque (postquam st.
quoniam).
3. endlich sind Zusammensetzungen und Umschreibungen entstanden,
welche den Partikelschatz des Lateinischen zu ersetzen dienen, z. B. toutefois
(afr. toute voie, auch schon foie, fie), neanmoins (nee ens minus st. nihilo
minus), cependant (ce pendant, Acc. absol.), plutot (plus tot st. potius), aussi
(aliud sie st. etiam, quoque), encore (hanc horam dgl.), ainsi (ac sie st. itaque),
lorsque, alors que (ad illam horam quod), sans que (sine quod st. ut non, quin),
des que (de ex quod) und sitöt que, aussitot que (aliud sie „tot cito?" oder
„tostum?" quod st. simulac, simulatque), tant que (tantum quod st. dum,
donec), jusqu'ä ce que (de usque ad ecce istum quod st. donec, quoad), apres
que (ad pressum quod st. postquam), avant que (ab ante quod st. antequam),
parce que (per ecce istum [-ud] quod st. quia, quoad), bien que, encore que
(st. etsi, tametsi), pour que (pro quod st. ut, quo), ebenso afin que (ad finem
quod) u. m. a.
Das Altfranzösische besass noch manche Formen, welche theils dem Latei-
nischen näher standen, wie ains que (antequam, doch auch in abweichendem
Sinne), daneben aincois que u. a., sowie mancherlei aufgegebene Zusammen-
setzungen, wie die adversativen: porquant, nequcdent, neporquant, nonporquant,
nonpoitant, neporoc, ferner deci, desci, deci adont que (jusqu'ü ce que), devant
que (avant que), lues que, manes que, tantost que oder com (aussitot que), de
mentre que (tandis que), ja soit ce que, ja soit que, ja^oit que (quoique), portant,
portant que (parce que), por ce que (dass.) u. a.
Mätzuer, fr. Gr. 3. AuÜ. 16
242 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Ahschn. ü. WortbieguDg etc.
Gleichwohl war das Altfranzösische verhältnissniässig uicht freigebig in der
Verwendung namentlich der Fügewörter, da dem Französischen eine kunstreiche
Gliederung der Perioden lange fremd blieb.
B. Der grammatischen Bedeutung nach zerfallen sie in:
1. beiordnende oder Bindewörter im engeren Sinne, welche gleichartige
Sätze (oder Salzglieder) mit einander verknüpfen. Sie sind:
a) kopulativ, d. h. sie reihen formell gleichartige Sätze an einander;
dahin gehören: et (lat. et), et . . et (lat. et . , et) und negativ ni (lat. neque),
ni . . ni (lat. neque . . neque), nou seulement . . mais (encore, meme) lat.
noa solum . . sed etiam. Dahin gehören auch die Anreihungen mit aussi,
encore u. dgl. (lat. etiam, item, itidem u. dg!.), sowie Aufzählungen durch
d'abord, premierement, puis, enfiu etc. Kopulative Anwendung finden auch
modale und komparative Fügewörter, wie comme, ainsi que, tant que,
autaut que.
b) disjunktiv, d. h. sie deuten an, dass einer der Sätze durch den anderen
aufgehoben wird und nur einer derselben Gültigkeit hat. Hierher sind ou
(aut), verdoppelt ou . . ou (aut — aut, vel — vel) und soit . . soit, soit . .
ou in demselben Sinne zu rechnen.
c) adversativ, d. h. sie bezeichnen, dass der angeknüpfte Satz dem anderen
entgegengesetzt ist. Hier entsprechen den lateinischen at, ast, tarnen,
verum, vero, attamen, verumtamen, enimvero, autem, atqui, sed u. a. die
französischen mais (aber, sondern), toutefois (gleichwohl), cependant (indessen),
pourtant (dennoch), neanmoins (nichtsdestoweniger), plutöt (vielmehr), welche
den voranstehenden Satz entweder beschränken oder aufheben.
d) kausal, d. h. sie bezeichnen, dass in dem angeknüpften Satze der Grund
oder die Folge eines anderen enthalten ist. Dies geschieht durch das be-
gründende car (st. nam, namque) und die konklusiven donc, ainsi (st. ergo,
igitur, proinde, itaque, ideo, idcirco, propterea). Umschreibende Formeln,
etwa mit den lateinischen quamobrem, quocirca, quare zu vergleichen, sind
c'est pourquoi, c'est poiir cela que, wodurch in der That zwei Sätze ent-
stehen.
2. unterordnende Bindewörter oder Fügewörter, welche die grammatische
Unterordnung des Nebensatzes unter einen Hauptsatz andeuter.
a) Zunächst sind es Konjunktionen, welche den Substantivsatz, d, h. einen
Satz, der als Subjekt oder Objekt eines anderen auftritt, einleiten; hier hat
insbesondere que (quod) seine Stelle, dann si ob (auch lat. si statt an, ne,
num), sowie alle einen indirekten Fragesatz einleitenden Partikeln oder
Fürwörter.
b) Die relativen Fürwörter, welche den Adjektivsatz, d. h, einen Satz,
der als Attribut eines Substantivbegriffes im Hauptsatze zu fassen ist, ein-
führen, sind zugleich als Fügewörter zu betrachten, da sie mit der Rück-
beziehung des Satzes zugleich seine Unselbständigkeit und Unterordnung
bezeichnen.
c) Die Fügewörter, welche Adverbialsätze einleiten, d. h. Sätze, welche als
adverbiale Bestimmungen der Aussage eines anderen Satzes auftreten, zer-
fallen in die folgenden Klassen:
ß. die der Ortsbestimmung, wozu das relative Ortsadverb verwendet
wird: oü (ubi im Sinne von ubi und quo), wie die Zusammenstellungen
d'oü (de ubi st. unde), par oü u, s. w. Wie diese Adverbien statt der
§ 63. 3) Die Konjunktionen. 243
relativen Fürwörter in Beziehung auf Hauptwörter bisweilen auftreten, so
ist das ursprüngliche Ortsadverb dout (de unde) ganz an die Stelle eines
Kasus des relativen Fürwortes getreten.
ß. die der Zeitbestimmung, von denen viele durch Hauptwörter, Adver-
bien und Präpositionen mit dem eigentlich satzverknüpfenden que (quod)
umschrieben werden, wobei jene Redetheile in der That als Bestandtheile
des Hauptsatzes zu fassen sind, bezeichnen:
theils das Wann? im Allgemeinen als den durch eine Thätigkeit be-
stimmten Zeitraum oder Zeitpunkt, auf w'elchen eine andere Thätig-
keit bezogen wird: quand, comme (quomodo st. quum), alors que, lorsque,
auch durch Umschreibungen ersetzt und näher bestimmt, wie un jour,
matin, soir que u. dgl,
theils das Zusammentreffen einer Thätigkeit mit einer anderen in
einem Zeitpunkte: sitöt que, aussitöt que, des que (lat. ut primuni,
simulatque, simulac).
theils die Dauer einer Thätigkeit zu der Zeit, in welche eine andere
gleichdauernde oder momentane Thätigkeit fällt: pendant que, durant
que, tandis que, auch tant que.
theils die Ausdehnung einer Thätigkeit von einem Grenzpunkte
ab: depuis que (ex quo); oder bis zu einem Grenzpunkte hin:
jusqu'ä ce que (quoad, auch dum und donec), verbal umschrieben durch
en attendant que.
endlich die Zeit der Thätigkeit des Nebensatzes als der des Hauptsatzes
vorangehend: apres que; oder ihr folgend: avant que.
y. die der modalen und komparativen Fügewörter, wodurch das Wie?
der Thätigkeit qualitativ und quantitativ bestimmt wird: comme und que
(quam auch in dem Sinne von ut); que tritt hier mit mancherlei Korre-
laten auf, wie de meme, ainsi, tant, autant, aussi bien, plus, moins, si,
tel u. a.
S. die der Kausalität oder des Grundes und der Folge, und zwar:
aa. die kausalen im engeren Sinne, welche den wirklichen Grund
nach mehreren Rücksichten ausdrücken: parce que, puisque, comme,
que mit und ohne Korrelat, auch non que, non pas que (nou quia, non
quod . . sedj, umschrieben durch vu que, attendu que u. dgl.
ßß. die konditionalen, welche den gesetzten oder angenommenen
Grund andeuten: si (wenn) mit den verschieden gefärbten Umschrei-
bungen en cas que, au cas que, pose que, suppose que, pourvu que, bien
entendu que, ä condition que, welche zum Theil dem lateinischen
dummodo nahe kommen; negativ ä moins que . . ne (nisi forte).
yy. die koncessiven, welche eine Einräumung einleiten, meist Zu-
sammenstellungen mit que: quoique, bien que, encore que, malgre que,
nonobstant que, soit que . . soit que, si peu que, tout . . que, das
adverbiale quelque . . que und die verallgemeinernden von gue beglei-
teten Fürwörter, wie quelque . . que, qui que, quoi que, das von que
begleitete Adverb oii: oü. que, auch quand, sei es allein oder in Ver-
bindungen wie quand meme, quaud bien meme u. dgl.
SS. die konsekutiven, welche die Folge schlechthin ausdrücken: eigent-
lich übernimmt nur que (quod st. ut) diese Funktion, jedoch meist in
Beziehung auf vorangehende Korrelate, wie si, si bien, tellement, de
16*
244 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschu. D. Wortbieguog etc.
Sorte, eu Sorte, de maniere quo (ita ut). Sätze, welche auf diese Art
eingeleitet siad, gehen aber auch in Finalsätze über.
ff. die finalen, welche den Zweck andeuten, wie que, pour que und afin
qiie (ut, quo); die negativen ne und das mehrdeutige quin fehlen dem
Französischen.
Das Nähere über den Gebrauch und die Vertauschung der Binde-
wörter hat die Satzlehre darzuthun.
64. 4) Die Empfindungslaute oder Interjektionen. Diese biegungsunfähigen
Bestandtheile der Sprachen, von denen keine dieser Laute entbehrt, gehören
nicht der Rede im strengeren Sinne an und stehen ausserhalb der syntak-
tischen Fügung des Satzes. Sie haben bisweilen nicht die Form eines
"Wortkörpers, wie st. st! und sind als meist unwillkürliche Ausbrüche der
Empfindung und des Affektes oder selbst des Begehrens nicht Ausdrücke
einer bestimmten Vorstellung. Obwohl nicht durch Reflexion entstanden
und darum natürKche Aeusserungsweisen, sind sie gleichwohl bei ver-
schiedenen Völkern verschieden. Einige derselben, wie die anrufenden
und anmahnenden, gehören allerdings einer klarer bewussten Reflexion an
und werden traditionell zu bestimmten Zwecken verwendet, viele wieder-
holen sich jedoch, wenn auch mit verschiedener Betonung, bei verschieden-
artigen Empfindungen. Dass auch Begriffs wörter und Wortverbindungen
zu Empfindungslauten herabgesetzt und ausserhalb der Verkettung der
Rede gestellt werden, wobei ihr begrifflicher Gehalt in den Hintergrund
tritt, ist eine allgemeine Erscheinung, welche besonders der Rohheit der
niederen Volksklassen ihre Entstehung verdankt, obgleich manche dieser
Formen einen besseren Ursprung haben.
Eine strenge Eintheilung dieser zum Theil vieldeutigen Laute ist nicht wohl
möglich, doch lässt sich der geläufigere Gebrauch der einzelnen Interjektionen
einigermassen nachweisen:
1. zum Ausdrucke des Schmerzes dienen: die! ahi! aye! ouf! (Schrei der Er-
stickung) und die vieldeutigen ö! und ah! afr. auch hai! ferner helas! auch
las! und vereinzelt alas! wie in: Alas! mon Dieu, dit la fenime (G. Sano,
la petite Fadette 1.) (he lassus, lassa engl, alas! afr. gewöhnlich je nach dem
Geschlecht des Sprechenden las und lasse, auch he las, he lasse und hailas,
halas, alas), auch he! allein: he, que je suis miserable! und misericorde!
2. zum Ausdrucke des Abscheues und Ekels: fi! fi donc! ah fi! foin! potmh!
(famil.). Fi wird wie foin auch mit dem Genitiv verbunden: Fi du plaisir
que quelque crainte accompagne (Acad.). Foin du loup (La Fontaine).
3. der Verwunderung und üeberraschung: he! quoi! he guoi! oh! (oh!
oh!), ah! (ah! ah!), ha! (ha! ha!), hah! ah bah! ah pa.' vgl. ah fä! est-ce
bien vous? Dahin gehören auch Ausrufe wie ciel! 6 ciel! diable! ah diahle!
diantre! daine! ah! dame! oh! dame! (dominus), tredame! (domina), ouais!
Doch sind hier verschiedene Färbungen des Affektes möglich. Auch peste!
drückt Verwunderung mit Freude oder Unwillen aus.
4. des Spottes und der Ironie: oh! eh! zest! (famil.); ^es< wird auch gebraucht
wie husch, hui! A ces mots, zest il s'echappa. Ironisch ist oft: ah! ah!
5. der Freude: ah!
§ 64. 4) Die Interjektionen. 245
6. der Betheuerung und Verwünschung: ma foi! parbleu! parbieu! morbleu !
morbieu! (Entstellungen des Wortes dieu), auch corbieu! corbleu! vertubleu!
tetebleu! palsambleu! tubleu ! maugrebleu! sangbieu! venire bleu! venire Saint-
Gris! venire Saint-George! sapristi! bovgre! fichtre! milk bombes! million de
tonnerres! mille noms d'un diable! sacre nom du diable! ere nom! nom d'une
pipe! u. a. meist dem gemeinen Volke angehörig; peste! auch mit dem von
de begleiteten Substantiv, peste de l'etourdi! Vgl. das lateinische pol! edepol!
me castor! ecastor! me dius fidius!
7. des Anrufes: he! hem! kern, hem! hola! hola ho! Der Anruf der Fuhrleute
ist hue, huhau, hurhau, um die Pferde nach rechts, dia, um sie nach links
zu wenden.
8. der Aufmunterung: pa.' or gä! (or (jä! ecoutez-moü), ho ga! he bien! auch
fragend: he bienf Vieldeutig dagegen ist eh bien! wohlaa ! und: nun gut!
allons! courage! sus! allons gai! en avant! ferme!
9. der Billigung: eh bien! he! he, he! (he, he, pourquoi pas?), bon! pas mal!
stärker: ä merveille! a la bonne heure! Beifall: bravo! vivat. Dacapo: bis! —
Missbilligung: hem! hem! beim Rückfall: encore! oder eh quoi! encore!
10. der Beschwichtigung: chut! st! auch paix! (pax), silence! motus!
11. der Beruhigung und Abwehr: lä la! tout beau! tout doux! doucement!
auch va! und halte! halte-lä!
12. der "Warnung: gare! (wahren); dies wiid noch seiner verbalen Natur gemäss
mit Adverbien und Kasus zusammengestellt: gare devant; gare dessous;
gare de lä! gare la bombe! gare le fouet!
13. des Zweifels und der Verneinung: bah! bah, bah! (bah! cela n'est pas
possible!), baste! hom! u. s. w.
14. der Frage: Aem? (Voulez-vous, hein?)
Es versteht sich, dass die hier genannten Interjektionen noch mancher nicht
bezeichneten Färbung fähig sind; diese ergeben sich aus dem Zusammenhange der
Rede und mehr noch aus dem lebendigen Laute des Redenden.
Schliesslich verdienen hier noch die Nachahmungen von Lauten einer Erwäh-
nung, welche zum Theil selbst zu Substantiven werden: glouglou (gluck, gluck),
coucou (kukuk!), coquerico (kikeriki), rataplan (rau drau dau), wobei oft eine Dissi-
milation des Vokales eintritt, wie in die clac, cric crac, flic flac, tic tue, dreiin
dreien; substantivirt sind solche Laute in glouglou (das Gluckgluck), coucou (Kukuk),
so die Vogelnamen gri-gri, guit-guit, plui-plui (Grünspecht), cri-cri (grillon domes-
tique), crin-crin (schlechte Geige), tam-tam (chinesisches Instrument), trantran
(Schlendrian), tou-tou (Hund in der Kindeisprache), faire dodo (schlafen, desgl.)
u. m. a. Dahin gehören auch die substantivirten flicflac (Tanzpas), trictac (Spiel),
zigzag (Zickzack).
Die volksmässige Dichtung bedient sich oft, namentlich im Kehrreim (Refrain),
des Spieles mit zum Theil auf Nachahmung beruhenden, zum Theil aus Laune will-
kürlich zusammengefügten oder aus Begriffswörtern entstellten Lauten, z. B. en
pleiny plan, rantanplan ; tonton, tonton, tontaine, tonton; din don, din don, din don,
(Volksl.). Tra la la la, les demoiselles, Tra la la la, se forment lä (Bebanger).
Bon! La farira dondaine, Gai! La farira donde (Id.). Vgl. Dorenleu diva! Eya!
Oi fä, oi lä (Altfranzösische Pastourelle). Vaderali doude (dgl.). Endure,
endure, enduron Endure, suer Marion (dgl.). Validoriax, lidoriax lai rele (dgl.).
246 Zweit. ThI. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
Zweiter Absclinitt.
Die Wortbildung.
65. Von der Wortbildung im Allgemeinen. Die Lehre von der Wortbil-
dung umfasst die Lehre von der Ableitung und von der Zusammen-
setzung der Wörter zu einem neuen Wortkörper. Vgl. S. 99.
1. Die Ableitung. Wenn die Wurzel, wie sie in den davon herkommenden
Stammwörtern erscheint, durch Ableitungsendungen oder Bildungs-
silben, auch Suffixe genannt, 7Air Bildung neuer Begriffe oder Redetheile er-
weitert wird, so entstehen abgeleitete Wörter. Die französische Sprache hat
sich dieses Mittels zur Vermehrung des Sprachschatzes in einem noch weiteren
Umfange als das Lateinische bedient. Sie ist in einiger Beziehung reicher an
Ableitungssuffixen als das Lateinische und war durch das Absterben mancher
Stämme genöthigt, in zahlreichen Ableitungen einen Ersatz für diesen Verlust
zu suchen. Ihre Ableitungssilben geben meist von lateinischen Suffixen aus
oder lehnen sich wenigsiens an lateinische Formen an; einige derselben sind
jedoch aus dem Germanischen entnommen. Diese Ableiiungssulfixe werden
gleichmässig auf lateinische wie auf germanische Elemente ausgedehnt.
Die Ableitung iässl mehrere Stufen zu; von einem abgeleiteten Worte
können nämlich wiederum andere Wörter abgeleitet werden, so dass jenes nun
seinerseits als Stamm der neuen Ableitung erscheint, d. h. ein Suffix kann an
ein anderes unverändertes oder verändertes Suffix treten. Vgl. teg-o, teg-umen,
teg-umen-tum; prob-o, prob-abilis, prob-abili-tas; fr. feuille, fenill-et, feuill-et-er.
Wenn man jedoch den Begriff der Ableitung in dem weiteren Sinne der
Entstehung von Wörtern aus anderen Wortklassen überhaupt fasst, rechnet man
zu den abgeleiteten eine Anzahl von Wörtern, welche den abgeleiteten im wahren
Sinne nicht entsprechen.
Wir zählen dahin Wörter, welche ohne Formveränderung aus einer Wörter-
klasse in die andere übertreten, z. B. Adjektivformen, welche ohne Weiteres
zu Sut)Stantiven werden, wie lat. serus zu fr. soir u. dgl. m. Ebenso ziehen
wir die Fälle hierher, in welchen ans der entwickelten Verbalform der blosse
Stamm zur Substantivform wird, wie pleur aus pleurer, worin eigentlich das
Verfahren der Ableitung geradezu umgekehrt wird, oder endlich wenn ein Nenn-
wort ohne bedeutsames Suffix in die Verbalform übergeht, wie fete in feter.
Diese Art der Entstehung von Wörtern wird die uueigentliche Ablei-
tung oder die Ableitung ohne Suffixe genannt. Der Uebersicht halber mag es
gestattet sein, auch solche Formen hier zu berücksichtigen, obwohl sie zum
Theil nur einer Freiheit des syntaktischen Gebrauches angehören.
2. Die Zasamiueusetznng'. Wenn ein Wort mit einem anderen zu einem
Wortkörper verbunden und zu einer lautlichen Einheit unter einem Hoch-
tone zusammengefasst wird, wobei ein Bestandtheil als das Grundwort durch
ein anderes als ein Bestimmungswort seinem Begriffe nach modificirt er-
scheint, so entsteht ein zusammengesetztes Wort. Das Lateinische war
minder reich als das Griechische an Zusammeusetzungeu; das Französische ist
§ 66. A. Die Ableitung. 247
reicher als das Lateinische in dieser Beziehung, obwohl arm in Vergleich mit
dem Deutschen. Doch muss hier die ächte Zusammensetzung (Synthese) von
der unächten (Parathese) unterschieden werden.
Bei der ächten lateinischen Zusammensetzung tritt zunächst das Bestim-
mungswort vor das Grundwort. Dabei bleibt jenes entweder unverändert,
weil es an sich unveränderlich ist, wie in ad-duco, ex-colo, wobei jedoch eine
Assimilation seiner Endkonsonanten eintreten kann (accedo, suffero), und auch
da, wo dies nicht der Fall ist, wie in sol-stitium, centum-vir; oder der ein-
fache Stamm desselben tritt vor das Grundwort, wie in un-animis, magn-
aninms; oder endlich der Stamm wird beim Zusammenstoss von Konsonanten
durch einen Bindevokal (i, auch e und o, ungewöhnlich u) mit dem letz-
teren verknüpft: art-i-fex, cal-e-facio. Dem Französischen ist der Bindevokal
grösstentheils fremd geworden und nur in unmittelbar aus dem Lateinischen
herübergenommenen oder latinisirenden Wörtern ist zum Theil namentlich der
Bindevokal i geblieben: vgl. signifier, multiplier, fratricide — frigefier (vgl.
frigefactare).
Die unächte Zusammensetzung ist die Verbindung syntaktisch auf einander
bezogener Wörter in Schrift und Betonung (vgl, respublica, aquaeductus, usu-
capio), obgleich sie auch getrennt auftreten könnten, ohne dass dadurch die Be-
deutung geändert würde, wobei die Stellung des Grundwortes und Bestimmungs-
wortes ebenso gleichgültig ist. Im Französischen hat die unächte Zusammen-
setzung weit um siel; gegriffen, während die ächte auf einen engeren Kreis be-
schränkt geblieben ist. Näheres s. jedoch § 81.
Auch die Zusammensetzung hat ihre Stufen; ein zusammengesetztes Wort
kann nämlich wiederum eine Zusammensetzung eingehen, d. h. ein Bestimmungs-
wort kann vor das andere treten: cor-rnptus, in-cor-ruptus, fr. des-em-baller.
66. A. Die Ableitung. Die abgeleiteten Wörter gehören ganz beson-
ders den Klassen der Nennwörter und der Zeitwörter an, und unter
jenen vorzugsweise den Hauptwörtern und den Eigenschaftswörtern,
da diese W^ortklassen vor allen den Stoif bilden, welchen die Vorstellung
und der Begriff als ihr bewegliches Eigenthum nach den mannigfaltigsten
Gesichtspunkten zu bearbeiten und zu verwenden streben.
Hinsichtlich der Ableitungssuffixe und ihrer Beziehung zu den lateini-
schen oder germanischen ist hier wesentlich in Betracht zu ziehen, dass wir es im
Allgemeinen nur mit denjenigen zu thun haben, welche der Sprache als Ableitungs-
endungen in einer mehr oder minder charakteristischen Form verblieben sind und
dem Sprachbewusstsein im Allgemeinen noch als solche vorschweben. Zu unter-
scheiden sind hiervon die tonlos gewordenen und verwischten und damit der Vor-
stellung vollkommen unklar gewordenen ursprünglichen Suffixe. Dahin gehören im
Lateinischen bereits tonlose vokalische Ableitungen der Nennwörter, welche zum
Theil abgeworfen sind, wie in fat (fatuus), fils (filiu.s), oder nur theilweise und ver-
steckt noch erhalten sind: glaive (gladins), sage (sapius), neige (nivea), gräce
(gratia) u. dgl. m., oder ganz tonlosem e gewichen sind, welches schon die Aus-
sprache nach Doppelkonsonauten forderte: fleuve (fluvius), propre (proprius). Mit
jenen verschwundenen Merkmalen der Form und des Begriffes hat es die Lautlehre
zu thun; die so entstandenen Worlkörper aber gelten der lebenden Sprache als
primitive Nennwörter. Andere Wörter mit verdunkelten ursprünglichen Ableitungs
Suffixen, wie in freie (fragilis), faible (flebilis) etc., werden beiläufig erwähnt werden.
248 Zweit. Thl. Foniienlehie. Zweit. Abschn. Die Weitbildung.
Im Uebrigeu i au das §st24ff. Ausgeführte zu eriunern. Strenges Festhalten
der ursprünglichen Tonsilbe, auch wo dieselbe nicht mit der Stammsilbe zusammen-
fiel, kennzeichnet die ächtfrauzösische volksthümliche Ableitung überall (s. oben
S. 44); Auswerfung und Abwerfung von Lauten in den Endsilben, sowie auch
■wesentliche Verkürzungen des ursprünglichen Wortkörpers, namentlich der Ausfall
des kurzen Vokals vor der Tonsilbe und der Wegfall von Konsonanten im Inlaut
zwischen Vokalen (s. ol)eu S. 45tl'.), vollziehen sich nach bestimmten, der franzö-
sischen Sprache eigentbümlichen Gesetzen. Abweichungen erscheinen nur bei
späteren, meist gelehrten Bildungen. Vgl. freie und fragile, comte und comite,
avoue und avocat u. dgl.
Im Einzelnen ist hier noch Folgendes zu bemerken:
1. Alle noch als solche empfundene und fortwirkende Ableitungssuffixe haben den
Ton; weshalb sie auch mindestens eine volle Silbe ausmachen. Vgl. auch S. 44.
2. Ein and dasselbe ursprüngliche Suffix spaltet sich im Französischen bisweilen
in mehrere Formen, woran zum Theil auch Begriffsunterschiede geknüpft
werden, wie ice, ise und esse aus lat. itia (vgl. justice und justesse), aisori und
ation (vgl. raison und ration) aus lat. ationem, (a, i, u) de und cule aus lat.
(a, e, i) culus, a, um (vgl, article und monticule), ier, er und aire aus lat.
ariuSy a, um (vgl. Chevalier, berger, locataire), e und at aus lat. atus (vgl.
Dauphine und Palatinat) u. a., von denen zum Theil die eine Form neueren
Bildungen besonders eigen ist.
3. Bisweilen entspricht dieselbe französische Ableitungsform verschiedenen
lateinischen Suffixen zugleich, wie age (vgl. voyage, viaticum; Image, ima-
ginem; s. S. 115), is (vgl. brebis, vervecem; souris, soricem; chässis, capsicius),
ice (avarice, avaritia; Service, servitium), in (divin, divlnus; crystallin, crystal-
linus) u. a. Daher Unklarheit der Suffixe.
4. Bisweilen scheinen lateinische Ableituogssuffixe mit einander gemischt, wie
udinem und miwi (vgl. mausuetude afr. mansuetume und das nfr. amertume,
coutume).
5. In einer grossen Anzahl von Ableitungsformen wird die ursprüngliche, wenn
auch scharf ausgeprägte Bedeutung nicht mehr empfunden und dieselben
Formen werden zu verschiedenen Zwecken verwendet; dies betrifft besonders die
ursprünglichen Diminutivformen (vgl. oreille, auricula; soleil, soliculus; taureau
gl. taurellus f. taurulus; änon gl. lat. asin-önem kleiner Esel; rosou=rosace
grosse Rose; poisson Fisch).
6. In der Regel werden zwar lateinische Ableituugssuffixe auf die Wortklassen be-
schränkt, denen sie im Lateinischen zukommen; doch werden manche auch auf
andere ausgedehnt. So wird das an den intransitiven Verbalstamm zur
Bildung abstrakter Substantive angehängte lateinische or, oris französisch eur
auch Adjektivstämmen gegeben: fadeur, lougueur, largeur; ebenso wird das im
Lateinischen nur verbale ura französisch ure auch zur Ableitung von Nenn-
wörtern benutzt: ordure (ord), droiture (droit), chevelure (cheveu) u. dgl. m.
67. a. Ableitung der Nennwörter. I. Ableitung des Hauptwortes.
Hauptwörter gehen zwar vorzugsweise aus Zeitwörtern und Nennwörtern
hervor, doch auch bisweilen aus Partikeln, wie coutree (contra), avantage
(avant), entrailles (intra), abecedaire (a b c), vgl. moderne schon lat. mo-
dernus vom Adverb modo u. a. Die Anzahl dieser Substantive ist indessen
gering und es wird einzelner bei Gelegenheit gedacht werden.
§ 67. a. Allleitung der Nennwörter. 249
L. üneigentliche Ableitung des Hauptwortes ohne besonderes Al)-
leitungssuffix.
a) Substantive gehen ohne Formveränderuug aus Adjektiven hervor: soir m.
(serus), aube f. Dämmerung — Chorhemde (alba). Verschieden hiervon sind
elliptisch gebrauchte neuere Adjektive, wie coucher sur la dure (sc. terre).
b) Ebenso aus Participien des Präsens mit den Endungen ent, ant, das
erstere nur auf lateinische Formen zurückweiRend, und zum Theil dissimi-
lirt and:
1. von Personen: sergent (servienteni), regent, president, resident, vgl. lat.
cliens st. cluens (dient), adolescens (aflolescent) — amant, manant Insasse,
Dörfling (afr. manoir lat. mauere); garant (ahd. weren) — marchand (mer-
cantem), friand (v. frigere), gourmand (zu gourme). Anderen, zum Theil
zweifelhaften Ursprungs sind Wörter auf and, wie chaland Kunde (eigentl.
plattes Boot afr. chalaudre mlat. chelandium). Die mit erweiterndem and,
wie tisserand Weber, und das Sachsubstanliv batteraud, Steinschlägel,
weisen auf die germanische Endung ine, vgl. afr. tisserenc. Diese Sub-
stantive sind meist wandelbar (mobilia), nehmen Femininform an und
werden selbst als Adjektive verwendet. Manche Feminina stehen allein,
wie servante, gouvernante.
2. als konkrete und abstrakte Sachnamen im männlichen Geschlechte:
nach lateinischem Vorgange Orient Ost, occident West, torrent Bergstrom —
levant Ost, couchant West, courant Strom, tranchant Schneide, vivant
Lebzeil (du vivant de . ., en [de] mon vivant), seant sitzende Stellung
(sur son seaut aufrecht), afr. mon escient meines Wissens, montant Betrag,
semblant (appareuce), ascendant Aufgangspunkt astron., Einiluss, Gewalt,
penchant Abhang, Neigung, pendant Gehenk, Seiteustück, accident Zufall,
incident Zwischeufall u. v. a.
Feminina sind selten; sie lassen noch die Auslassung eines Substantiv
empfinden, wie patente (lettre), Constituante (assemblee), secante (ligne) etc.
c) Aus dem Particip des Perfekt transitiver und intransitiver Zeitwörter:
1. von Personen, zum Theil wandelbar, nach lateinischem Vorgange und
in Nachbildungen: avocat, legat, prelat, soldat, adjoint, pretendu etc.
2. seltener im männlichen Geschlechte als konkrete und abstrakte
Sachsubstantive:
theils nach lateinischem Vorgange oder mit unmittelbarem Anschluss an
lateinische und latinisirte Formen, wie mandat, certificat, decret, objet,
credit, depot, impöt etc., peche (peccatum), ecrit (scriptum); theils in
französischen Formen, wie couvert Gedeck etc., cru Gewächs, cios Gehege,
crepi Bewurf (crepir), tissu Gewebe, neglige Hauskleid, reduis Winkel etc.,
arrete Verfügung, revenu Ertrag, aper^u Ueberblick, acquis Erwerb, Kennt-
nisse, neben acquit Quittung, Zahlung, recuit Ausglühen.
3. häufig im weiblichen Geschlechte als konkrete und abstrakte
Sachsubstantive:
theils lateinischen Formen entnommen, wie promesse ipromissa), requete,
enquete, quete (quaesita), perte (perdita), dette (debita), vente (vendita),
rente (reddita), und wahrscheinlich diesen nachgebildet: fente (tendere),
pente (pendere), tente (tendere), attente, descente, ponte (ponere, pondre),
fönte (fundere, fondre) u. a., theils in zahlreichen französischen Participial-
formen: allee, arrivee, avancee, bordee, chevauchee, croisee, dictee, duree,
entree, gelee, levee, montee, pensee, renommee, tournee, tranchee, partie.
250 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Äbschn. Die Wortbildung.
saisie, saillie, sortie, issue, venue, avenue, tenue, retenue, fuite (Partie.
Perf. afr. fuit), decouverte, contrainte, feinte, prise, surprise, mise, remise,
defaite, conduite u. v. a.
d) Aus Infinitiven entstehen Substantive: baiser, loisir, plaisir, avenir, Souvenir,
pouvoir, vivre; s. oben S. 109.
e) Aus Verben gehen Hauptwörter hervor, indem der Stamm entweder rein
oder mit Anfügung eines stummen e, welches theils aus phonetischen Grün-
den, theils als Geschlecbtseudung hinzutritt, substantivirt wird.
1. selten entstehen so Personalsubstautive; die hierher zu ziehenden sind
nicht unzweifelhaften Ursprungs, und vielleicht ursprünglich abstrakte
Feminina: juge (v. juger, wohl nicht von judicem), eleve (elever), fourbe
(fourbir ahd. furbjan) noch weiblich als Abstraktum; auch dupe fem. Ein-
faltspinsel, Narr (duper zum goth. daub ahd. toub mhd. touben, douben)
scheint hierher zu gehören.
2. häufig Abstrakta und selbst konkrete Sachsubstantive männlichen
Geschlechts: envoi (envoyer), renvoi (renvoyer), convoi (afr. convoyer), aboi
(aboyer), afr. chastoi (chastoyer), accord (accorder), appel (appeler), destin
(destiner), gain (gagner mit nothwendiger Erweichung des g in i), reveil
(reveiller), accueil (accueillir), degät (afr. degaster), depart (departir),
surcroit (surcroitre), espoir (esperer mit Lautverstäikung) — amble
(ambier, ambulare), contraste (contraster), offre (offrir), change (changer
lat. cambire mlat. cambium); selten sind konkrete Sachsubstantive, wie
pleur (pleurer), groin Rüssel (grogner). Weiblichen Geschlechts sind:
ecoute (ecouter), estime (estimer), fatigue (fatiguer), fauche das Mähen und
der Ertrag der Heuernte (faucher), reserve (reserver), avance Vorsprung,
Vorschuss, auch Vorbau (avancer); ein konkretes Substantiv ist conserve
Eingemachtes, Kräuterzucker, Schiff zur Bedeckung, Plur. Conservations-
brille etc. (conserver) u. a. Als Sammelname erscheint foule (fouler).
68. BB. Ableitung des Hauptwortes mit Ableitungssuffixen.
Eine Unterscheidung der Personen- und Sachnamen ist nach den Suffixen nicht
wohl möglich, da die Suffixe oft beiden Gebieten angehören, wie die Unterscheidung
der Substantiv- und Adjektivsuffixe nicht durchgreifend ist. Gleichwohl erscheint
die folgende Eintheilung für die Uebersichtlichkeit angemessen:
1. Ableitungssuffixe der Hauptwörter, welche aus Zeitwörtern abgeleitet werden;
2. derer, welche von Hauptwörtern stammen, unter denen die Hauptwörter mit
ursprünglichen Diminutiv- und Augmentativendungen, sowie die Pa-
tronymica und die geographischen, namentlich Länder- und Völker-
namen besonders aufgeführt werden;
3. derjenigen, welche von Beiwörtern abgeleitet werden.
BB. 1) Ableitungssuffixe der Hauptwörter, welche von Zeitwörtern ab-
geleitet werden.
1. die Endungen der Personalsubstantive teur bisweilen tre, enr (afr. auch erres,
eres Kas. obl. eor) und seur entsprechen den lateinischen t-or und s-or, dem
Suffix des Supinum, wodurch derjenige angedeutet wird, der die im Staram-
worte ausgedrückte Thätigkeit vollzieht. Sie lehnen sich häufig unmittelbar
an lateinische Formen an: amateur, createur, auditeur, debiteur, definiteur,
serviteur(servitorem August), fondateur, imitateur, fauteur, acteur, protecteur,
auch inventeur, executeur und persecuteur, angeglichen sind bienfaiteur und
malfaiteur (vgl. bienfait und s. oben S. 131) — ceuseur, defeuseur, ofieuseur,
§68. BB. Ableitung des Elauptw. mit, Ableitiuigssuffixon. 251
precurseur, successeur — Reste des alten Nominativ haben sich erhalten in
ancetre (antecessor), chantre (cantor), pätre (pastor), peintre (pictor), traitre (tra-
ditor), neben pasteur (pastorem) und dem veralteten autecessenr (antecessorem),
mit veränderter Bedeutung, während cbanteur, traiteur auf cantatorem, tractato-
rem zurückzuführen sind (vgl. oben S. 104) — afr. jonglerres, jongleres (joculator)
Kas. obl. jongleor (jaculatorem), empereres (Imperator) Kas. obl. empereor
(imperatorem) etc. Die Auswerfuug des t kommt nach ursprünglichem a,
wie in empereur (imperatorem), gouverneur (gubernatorem), Jongleur (jocula-
torem), pecbeur (peccatorem), sauveur (salvatorem), und nach /, wie in vendeur
(venditorem), dormeur (dormitorem Marti al.), vor. In Neubildungen behandelt
die Sprache überhaupt die Endung eur, eigentl. atorem, e(t)ör, als ein
Suffix des Verbalstammes und hängt sie an denselben, wie er im Gerundium
erscheint: colporteur, danseur, defendeur (Gerichtsausdruck), coureur, ac-
quereur, couvreur, entrepreneur, faiseur, diseur, liseur, confiseur, connaisseur,
rieur, buveur; sie fügt dem Stamme deshalb in den Inchoativformen auf ir
auch iss an: abrutisseur, bätisseur, blanchisseur, fourbisseur, polisseur,
ravisseur.
Diese motionsfähigen und darum meist auch adjektivisch gebrauchten
Personalsubstantive hatten im Lateinischen die Femininform trix, im
Französischen trice (die jedoch nur bei Wörtern auf teur in Anwendung
kommen kann, s. oben S. 131), denen hier die Endungen esse (issa) mit
Aufnahme des r, resse, eresse, und besonders euse (osa), welche eine männ-
liche Nebenform auf eux voraussetzen lässt (s. oben S. 130), an die Seite
treten: accnsatrice, bienfaitrice, directrice, imperatrice, lectrice — pretresse,
traiiresse, pecheresse, vengeresse — buveuse, causeuse, danseuse, dormeuse etc.
Die Endung esse ist auch auf andere Formen übergegangen, wie abbesse
(abhe), hotesse (hote), princesse (prince) u. s. w. S. oben S. 130, 131.
2. Die zugleich verbalen und denominativen Suffixe age, ige mit den Neben-
formen agine, igine, lat, a-go, i-go, für konkrete und abstrakte Hauptwörter
sind für das Französische unfruchtbar geblieben; lateinische Formen sind
zum Theil aufgegeben, vgl. imago, vorago, origo, vertigo. Ihre doppelte
Form verdanken sie dem Schwanken des Französischen zwischen der des
Nominativ und des Kasus obliquus: image f. (zu im-itor), farrage und far-
rago m. (v. far), plombagiue f. (v. plumbum) — vertige auch vertigo m.
(v. vertere), origine f. (v. oriri). Die Endung age ist nicht mit dem gleich-
lautenden denouiinativen Suffix (aticum) zu verwechseln. S. unten.
3. Auch die Suffixe nim, ain oder en ni., lat. a-men, sowie die gelehrten hne m.,
lat. i-men, und ume m., vereinzelt volksthümlich o?^, lat. u-men, vgl. cer-
tämen, veläuien, exämen (exagimen), lenimen, regimen, acümen, iQmen
(lucimen), volümen, in denen die Endung men ursprünglich den Gegenstand
bezeichnet, welcher die im Verb enthaltene Thätigkeit ausübt oder erleidet
oder dazu geeignet ist, bleiben für das Französische wenig ergiebig und
kommen vorzugsweise bei ursprünglich lateinischen Wörtern vor: essaim
(examen) neben gelehrtem examen in anderer Bedeutung, levain (levamen),
airain (aeramen st. aeramentum), lien (ligamen) — regime, crime (zum
Stamm cri gr. xo(v(o^ ceruo) — • legume (v. lego), volume, auch bitume (bi-
tumen) neben volksihümlichem beton mit veränderter Bedeutung. In der
That ist hier überall die eigentliche Endung men versteckt oder verstümmelt,
als 7?ie erscheint sie aneh in royaume (afr. realme), germe (germen), charme
(carmen); en schwindet in nom (nomen) u. dgl. m.
252 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
4. Dagegen hat sich die vollere Endung ment m., lat. mentum, welche dieselbe
Funktion hatte, in zahlreichen lateinischen Wörtern erhalten und in viel-
fachen Nachbildungen wirksana gezeigt, und eine grosse Zahl von abstrakten,
aber auch konkrete Substantive hervorgebracht. Lateinischen Formen ent-
sprechen ligament, oruenient, aliment, dötriment, argumeut, document, mo-
nuinent, fragmeut, segment, ferraent, tourment, moment, froment (frumen-
tum). Bei den französischen Nachbildungen wird ment dem Verbalstamme
in der Regel mit eingeschobenem e angehängt (wohl nach der Analogie von
lat. -amentum) : accablenient, acharnement, comnieucement, habillement,
epuisement, soulevement, begaiement, deblaiement, aboiement, tutoiement,
nianiement, entendement (entendre), abattement (abattre). Bei den Verben
der zweiten Konjugation, welche die Inchoativform annehmen, tritt auch
hier das eingeschobene iss ein: abrutissement, accomplissement, applaudisse-
ment, arrondissement, deperissement, eblouissement, gemissement, rugissement,
vomissement (vgl. oben 1.), dagegen consentement, recueillement, tressaille-
ment; ausnahmsweise tritt hier iment auf, wie in assortiment, blanchiment,
bätiment, garniment — compaitinient, sentiment, assentimeut, pressentimeut,
ressentimeut. Die Verba connaitre und croitre bilden connaissement, ac-
croissement, decroissement; bruire nach Analogie der auf ir: bruissement,
s. oben S. 215. In ameublement (ameublir) ist meubler zu Grunde gelegt,
in chätiment (st. chätiement) das e nach i ausgeworfen.
5. Die Endungen ance und ence f., lat. antia, entia, sind aus dem Partie. Präs.
entstanden und zur Bildung von Abstrakten verwendet, wodurch die Thätig-
keit des Verb die Bedeutung der Eigenschaft oder der Zuständlichkeit erhält:
vgl. lat. constantia, iguorantia, infautia (fari), prudentia neben Providentia,
sapientia, scientia etc. Lateinischen Bildungen entsprechen: constance,
enfance, ignorance, jactance, audience, decence, innocence, prudence, provi-
dence, sapience, science, sentence, essence (esseutia Sen.), presence u. v. a.
In den zahlreichen Neubildungen wird ance aus französischen Participien
entwickelt: alliance, accointance, creance, croyance, defiance, doleance, nais-
sance, obeissance, oubliance, partance (v. partir), usance, vengeance etc.,
während bei denen auf eiice eine lateinische, im Französischen als Adjektiv
erhaltene, bisweilen aufgegebene Grundform anzunehmen ist : adherence (ad-
hereut), cadence (cadens), exigence (exigens fr. exigeant), permanence (per-
manent), urgence (urgent).
Nicht zu vermischen ist hiermit das Itisweilen vorkommende verbale
Suffix ange: louange, melange afr. fem. nfr. masc, vidange (v. vider) vgl.
mlat. laudemia und vendange (vindemia), vielleicht aus Verkennung des
emia als einer Ableitungsendung (demia v. demere) entstanden.
6. Die Suffixe ande, ende f., weiche den Begriff der Bestimmung der Sache zu
der durch das Verb ausgedrückten Thätigkeit enthalten, beruhen auf dem
lateinischen -nda, fem. von -ndus : offrande, reprimande, viande (gl. vivanda),
legende, prebeude, provende (providenda).
Gelten sind Maskulina dieser Form: multiplicaude (sc. nombre), ebenso
dividende der Dividendus und die Dividende; auch ohne e: ordinand (ordi-
nandus der zu weihende Geistliche).
7. Die Ableitungsendung eur mit der Nebenform our, lat. or, öris, welche an
den Stamm ohne Kennlaut namentlich von Intransitiven trat, bezeichnet die
Thätigkeit des Verbalbegriffs abstrakt oder als Zuständlichkeit und Eigen-
schaft; vgl. amor, calor, favor, furor, splendor, timor. Die dahin gehörenden
§ 68. BB. Ableitung Hes Uauptw. mit Ableitungssnffixen. 253
Substantive sind im Französischen meist weiblich (s. oben S. 118. 120) uud
zahlreich, theils Uebertragungen aus dem Lateinischen, wie ardeur, chaleur,
clameur, couleiir, faveur, fervenr, fureur, langueur, piideur, rigueur, splendeur,
sueur (sudor), torpeur etc., mit our (afr. or, our, ur in verschiedenen Dialekten)
noch in amour, labour neben labeur; theils Nachbildungen, und hier auch
namentlich zur Substantivbildung aus Adjektiven und Participien benutzt:
aigreur, ampleur, blancheur, fadeur, grandeur, grosseur, laideur, largeur,
longueur, lenteur, piofondeur, rondeur etc., pesanteur (pesant), puanteur
(puant).
8. Feminina von Yerbalstämraen auf ion, lat. to, ifmis^ ursprünglich abstrakter,
aber auch konkreter Bedeutung, wie contagio (contingo), legio, oblivio, regio,
religio, suspicio, denen sich auch deuominative beigesellen, z. B. communio,
unio, rebellio, talio, sind ins Französische, doch ohne weitere Nachbildungen,
aufgenommen: contagion, legion, opinion, rebellion, region, religion, commu-
nion etc. Dagegen sind die Endungen tion, sion (xion = ction), son und po«,
welche aus den lateinischen tio und sio (xio) oder vielmehr aus dem Suffix
io mit dem im Supinum erscheinenden t oder s hervorgehen, mit einer
grossen Anzahl lateinischer Wörter in das Französische übergegangen und zu
Nachbildungen benutzt worden; vgl. actio, motio, quaestio, occasio, con-
sensio, visio, progressio, flexio, fluxio. Französisch action, motion, question —
occasion, vision — procession, percussion — flexion, genuflexion, reflexion,
lluxion — chauson (cantionera), maison (mansionem), poison (potionem), raison
(rationem), — fa(,-on (factionem), le?on (lectionem), in Nachbildungen wie:
legalisation, certification — fanaison, fauchaison, floraison, livraison, garnison
(garnir), guerison (guerir), boisson (boire) u. a.
9. Das Suffix ure f., lat. ura (t-ura, s-ura), welches ursprünglich an den Verbal-
stamm mit dem t oder s des Sapin trat (cultura, natura, pictura, censura),
und die Art der Thätigkeit und zum Theil auch ihr konkretes Ergebniss be-
zeichnet, ist theils in lateinischen Grundformen (ture. sure) herübergenommen:
culture, nature, peinture, sculptuie, censure, uud nachgebildet aventure,
couverture, garniture, nourriture, bruniture etc., theils in der Form we an
den Verbalstamm gehängt: abattuve (Acad. nur abattures), allure, balayures,
batture, blessure, brülure, cannelure, chiure, dorure, doublure, effilure, gageure,
hachure, lavure, parure, peignure (Acad. nur peignures) etc. Im Altfranzö-
sischeu findet sich hier noch die Endung eure (mit ausgefallenem t von
atura) : armeure, ambleure, trouveure, woraus sich die neufranzösische Form
erklärt; obgleich schon das Lateinische auch die Endung ura an blosse Verbal-
stämme setzt, wie in figura (fingere). Inchoativformen nehmen das ein-
geschobene iss an: bouffissure, fletrissure. In battiture (v. battre) ist it, wie
es scheint, als Frequentativsilbe eingeschoben.
Die neuere Sprache hängt ure, selten ture auch an Nominalstämme, wie
in droiture (droit), ordure (ord), verdure (vert), beauture (Seemannsausdruck,
von der Acad. nicht angegeben), encokire (v. col), pierrures (pierre). Jn
bravoure (span. it. bravura) ist ure zu oure geworden.
10. Hierher gehört auch die Endung is m., auf das lateinische icius (icium) ge-
gründet, welche sich im Französischen vorzugsweise an Verbalstämme lehnt,
während die Endung issc (icia) [s. unten] sich mehr an Nennwörter fügt. In
einzelnen Fällen kann allerdings die Ableitung vom Verb oder Nennwort
zweifelhaft erscheinen, da sich is auch entschieden an Norainalstämme fügt.
Sie bezeichnet meist konkrete Gegenstände, drückt gern das konkrete Ergebaiss
254 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
oder Produkt einer Thätigkeit aus, und scheint um der Bedeutung willen meist
durch einen Verbalbegrifl' bindurchgef^angen: abatis (abattre) Abgeschlagenes,
Windbruch, Verhau; coulis (couler) Kraftbiühe, dünner Gips; eboulis (ebouler)
Schutt); hachis (liacher) gehacktes Fleisch, hourdis (hourder) Anwnrf; pätis
(paitre) Weide, Weideplatz; retroussis (retrousser) aufgestülpte Hutkrämpe;
taillis (tailler) Holzschlag, Niederholz; tournis (tourner) neben tournoiement
Drehkrankheit der Schale; chablis (chabler, accabler, chable, cable) Wind-
bruch; chässis (vgl. enchässer, chässe) Einfassung, Rahmen; cliquetis (eli-
queter, cliquet) Geklirr, Geklapper-, coloris (it. dag. colorito sp. colorido,
wohl Abirrung des Französischen, wie von colorer) Färbung, Kolorit; coucbis
(coucher, couche) Schicht, Sandschicht; gachis (gächer, gäche) Koth, Pfütze;
logis (loger, löge) Wohnung, Haus; patrouillis (patrouiller, patrouille) Man-
scherei, Schlamm; plumetis (wohl vom vorausgesetzten plumeter, plumet)
Entwurf, Koncept. Lattis, Lattenwerk, könnte durch latter v. latte hindurch-
gegangen sein, während palis, Pfahl, eingepfählter Ort. doch nur auf pal, wie
perchis, Steckenzaun, auf perche weist.
11. Die Adjektivendung oir, oire (toir, toire, soir, soire), lat. t-orius, s-orius oder
ursprünglich das au tor, sor angehängte ius, hat vielfach zur Bildung von
Substantiven männlichen (auf oir und oire) und weiblichen Geschlechts (auf
oire) gedient. Sie bezeichnet insbesondere Gegenstände, welche auf eine
Thätigkeit bezogen, zu ihr geeignet sind, überhaupt durch welche und an
welchen sich die Thätigkeit verwirklicht, daher zumal Werkzeuge, Geräthe
und Oertlichkeiten, zuweilen Kollektivbegriffe. Die lateinische Endung torim
wird Linsichtlich der Auswerfung des t wie tor (s. oben 1.) behandelt; des-
halb erscheint auch in französischen Bildungen oir, oire st, e (t) oir, in der-
selben Weise wie em; unmittelbar an Verbalstämme gehängt. Die an latei-
nische Formen erinnernden Maskulina endigen meist auf oire, nicht oir.
a) Männliche auf oir und oire sind: monitoire (monitorium) ErmaLnungs-
schreiben; laboratoire Laboratorium; purgatoire Fegefeuer; oratoire Betsaal ?
pretoire Prätorium ; refectoire Refektorium; audi toire Hörsaal und Zuhörer-
schaft; directoire Vorstand, Kollegium; definitoire (von der Acad. nicht
angeführt) Versammlung der Definitoren; dortoir (dormitorium) Schlafsaal —
rasoir Scheermesser; encensoir Rauchfass, beide wohl noch mit Rücksicht
auf lateinische Supina (rasura, incensum); miroir (mirer) Spiegel ; accordoir
(accorder) Stimmhammer: arrosoir (arroser) Giesskanne; lavoir (laver)
Waschbecken und Waschhaus; brunissoir (bruuir) Glättzahn; crachoir
(cracher) Spucknapf ; abattoir (abattre) Schlachthaus; parloir (parier) Sprech-
zimmer— gelehrte Doppelformen gleicher Bedeutung sind: ostensoir, osten-
soire (ostensum) Monstranz; suspensoir, suspeusoire (suspensum) Bruch-
trageband u. a.
b) Weibliche auf oire: balan^oire (balancer) Schaukel; bassinoire (bassiner)
Bettwärmer; ecumoire (ecumer) Schaumkelle; lardoire (larder) Spicknadel;
mächoire (mächer) Kinnbacken; mangeoire (manger) Krippe; rotissoire
(rötir) Bratpfanne etc. — ecritoire Schreibzeug erinnert noch an das lat.
scriptorius.
c) Bisweilen bestehen die Formen oir und oire männlich und weiblich in ver-
schiedener Bedeutung neben einander: couloir m. Seihtuch, Theaterkorridor,
couloire f. Durchschlag; decrottoir m. Stiefelabkratzer, Trittbürste in Häusern,
decrottoire f. Schuhbürste, Schmutzbürste; polissoir m. Polirwerkzeug,
§ 69. BB. 2) Ableitungssuff', des Hauptw. v. and. Hauptw. 255
polissoiref. Glanzbürste; racloir m. Schabeisen, Ziehklinge, racloire f. Streich-
brett beim Messen u. dgl. m.
12. Die Endung eile, ele f., lat, ela, vereinzelt auch ella, ist zwar in Verhallen
aufgenommen, aber nicht weiter verwendet worden; vgl. lat. corruptela,
medela, loquela etc., vereinzelt querella neben querela, auch konkret candela:
cautele, chanileüe, clientele, curatelle, Icquele, querelie, tuteile, u. e. a.
69. Bß. 2) Ableitungssuffixe der Haupt W('lrter, welche von an-
deren Hauptwörtern abgeleitet werden.
1. Hier sind die auch für Personalsubstantive gebräuchlichen Endungen
aire c, volksthiimlich ier m., iere f. und er m., ere f., lat. arius, a, um, ob-
wohl ursprünglich adjektivisch, anzuführen, da sie von viel weiterem Bereiche
sind, als andere Endungen dieser Art, welche unter den Adjektivsuffixen auf-
geführt werden. Die Substantive männlichen Geschlechts gründen sich zum
Theil auf arius, zum Theil auf arium, die weiblichen auf aria. Diese aus nris
hervorgegangene Endung, womit sie auch im Französischen wieder zusammen-
fällt, drückt im Allgemeinen aus, dass etwas dem Begriffe des Grund-
wortes angehört, eigen ist, dann, in weiterer Ausdehnung, für dasselbe geeignet
und bestimmt ist. Substantivirt bezeichnen Wörter dieser Endung die Person,
welche sich mit einem Gegenstande beschäftigt, die Sache, welche ihn enthält
(in sich hat, hervorbringt), daher auch die Pflanze in der Ableitung von ihrer
Frucht, den Behälter und Ort, abgeleitet von seinem Inhalte; bisweilen gehen
sie darum in den KoUektivbegriif, selten in abstrakte Bedeutung über. Die
blosse Endung er erscheint nach y und jotirtem II, worin / enthalten ist, sonst
auch nach ck und g.
a) Männlich wird dies Suffix gebraucht:
K. von Personen männlichen Geschlechts, und bei der Motionsfähigkeit
dieser Substantive in der Femininform auch von Frauen, die bei etwas
bethätigt sind, oder Ehefrauen der handelnden Männer: cessionnaive,
lapidaire, diamantaire (Diamantenschleifer, -händler), libraire, proprietaire,
statuaire, vicaire (vicarius) neben dem jetzt veralteten viguier — argentier,
banquier, barbier, batelier, boutiquier, cavalier, Chevalier, chamelier
(Kameeltreiber), chambrier (chambre), cordier (Seiler), dindonnier (Trut-
hühnerwärter), faisandier, huissier (ostiarius), geolier (geole), lanternier
(Laternenmacher, -anzünder), potier, sellier — ecuyer (scutarius), conseiller
(consiliarius) — archer (arcus), maraicher (v. marais zu Paris, ags. raersc,
Gemüsegärtner), vacher (vacca), berger (vervecarius), linger (linge). "Wörter
wie bijoutier, cafetier, cloutier (Nagelschmied), chainetier (Kettler), weisen
auf lat. tarius; dier findet sich in boyaudier (Darmsaitenfabrikant).
Frauen : cessionnaire fem., bateliere, cafetiere, chambriere, cordiere (la
belle cordiere ist Louise Labe st. 1566), lavandiere, lingere, bergere etc.
ß. von Thieren (arius): belier (engl, bell-wether), levrier (leporarius), limier
(afr. liemier v. ligamen Leithund), pluvier (Regenvogel).
y. von Pflanzen (arius): amandier, cacaotier u. cacaoyer, cafier (vgl. ca-
fetier Kaffeewirth, cafeier Kaffeepflanzer), cäprier, cerisier, eglantier (afr.
aiglent Hagebutte), figuier, fraisier, framboisier, grosseiller, mürier, noyer
(nucarius), poirier, pommier, prunier etc. Die Ableitung von der Frucht
fällt bei einigen fort, wie laurier (v. laurus), peuplier (v. populus).
d. von Sachen, männlich, jedoch vom Neutrum arium abgeleitet, besonders
von Behältern, Gefässen und Orten, wo das Primitiv anzutreffen ist
256 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildunpf.
(vgl. columliariutn, viridanum): laraire (lararium), chartrier (chartulariuni),
colombier (columbariiuii), grenier (grauariuml, poulailler (poulaille), verger
(viridariuiu), baguier (bague, bacca), encrier, huilier, poivrier, sablier, vi-
naigrier etc.; doch auch von anderen Gegenständen, die etwas tragen,
zu etwas geboren und gebraucht werden, was im Primitiv ausgedrückt
ist: chandelier, clocher, echiquier (ralat. scacarium, Schachbrett), foyer
(gl. focariuiu), tabuer (Schürze etc.), pierrier (Steinböller), collier (Hals-
band), oreiller (Kopfkissen), larmier (Traufleiste), suaire (sudarium), an-
nuaire (Jahrbuch, Kalender), calendrier (calendarium); millier (milliarium)
als substantivirte Zahl bedeutet das, was 1000 enthält; languier (geräucherte
Schweinezunge) ist eigentlich ein Kollektivbegriff (la langue et la gorge),
ebenso clayer (claie) Hürde und plancber (planche). Konkret ist noch
douaire (dotarium); entschieden abstrakt ist danger (miat. dangerium gl.
damnarium v. lat. damnum), zunächst Macht, Gewalt, später Gefahr,
b) Weiblich, abgesehen von den oben angeführten Persoualsubstantiven, wird
die Endung aire^ iere, lat. aria, von Hehältern, Gefässen und Orten
gebraucht, worin das Primitiv sich ündet: aiguiere (aigue) Giesskanne. bon-
bonniere, couteliere, sauciere, tabatiere, theiere u. dgl., aluniere (Älaunhütte),
carriere (quadrum) Steinbruch, chatiere (Katzenloch\ oignoniere (Zwiebel-
beet.), riziere (Reisfeld), ratiere (Rattenfalle), sabliere (Sandgrube), poivriere,
saliere, taniere (taissonniere) Wildhöhle — anch im weiteren Sinne, wie das
Maskulin: boutonniere (Knopfloch), busquiere (buche) Loch zum Blankscheit;
litiere (mlat. lectaria") Streu, Sänfte: barriere (barre), frontiere (frons), lisiere
(licium), alle etwas Umfangendes bedeutend; allgemein ist auch die Beziehung
in riviere (riparia) Fluss; kollektiv ist es zu fassen in criniere Mähne,
fourmiliere (formicula) Ameiseuhanfe u. a. Noch freier ist die Endnng ver-
wendet in verriere (Glashaus, Haus aus Glas), ansiere (Buchtnetz, Netz für
Buchten); abstrakt in dem verbalen priere (precaria).
k.\x{ die Endung äris, are gehen wenige Hauptwörter entschieden zu-
rück, wie ecolier (scholaris), sanglier (singularis sc. aper), oreiller (mlat.
auriculare), luminaire m. (luminar n. nur im Plural vorkommend).
2. Personalsubstantive werden auch durch die Adjektiveudungen ain (selten
aine), en, an m., aine, enne, ane (anne) f., lat. änus und äna, gebildet (s. unten
die geographischen Namen und das Adjektiv), obgleich diese Endungen auch
Sachsubstantiven zukommen. Sie erscheinen übrigens nicht allein an Sub-
stantivstämmen.
a) Personalsubstantive, zum Theil motionsfähig, sind, abgesehen von den
substantivirten Adjektiven dieser Art, Wörter auf ain: aubain (albanus) Aus-
länder, publicain (publicanus), chätelain (castellanus), chapelain (cbapelle),
ecrivain (mlat. scribanus); mit dem Suffix aine in capitaine afr. chevetaiue. —
Selten ist en: citoyen (gl. civitanus mlat. civitanensis) und so doyen (decanus),
paien (paganns) neben dem seltneren payen — nicht eben häufig die ge-
lehrte Form an: Veteran (veteranus), artisan, partisan, courtisan (mlat.
curtisanus, cortisianus), paysan (pays;;, vgl. persan und andere Gentilien.
Fem. chatelaine, citoyenne, courtisane. Von Thiernamen schliesst sich
dieser Form poulain (mlat. pullanus) neben poulin (lat. pullinns), vgl. pou-
liche, an.
b) Sachbenennungen, welche mit diesem Suffixe enden, sind weiblichen
Geschlechts auf aine und ane, und dienen zum Theil zur Bildung konkreter,
zum Theil abstrakter und kollektiver Substantive:
§ 69. BB. 2. Ableitungssuff, des Hauptw. v. anii. Hauptw. 257
fontaine (fontana), mitaine (vgl. miton) Fausthandschuh, aubaine (albana)
Heimfall, fredaine (v. fredum?) Jugendstreich; nicht selten sind die von
Zahlwörtern abgeleiteten Kollektive: semaine (septimana), huitaine, neuvaine,
douzaine, soixantaine u. s. w. Hier finden sich auch die männlichen Formen:
quatrain vierzeilige Strophe, dizain oder dixain, douzain u. s. w., das letzte
auch als Name einer alten Scheidemünze: Zwölfer.
Wörter auf ane: tartane (mlat. tareta) RuderschifT, tramontane (it. tramon-
tana), soutane (v. sous it. sottana) Rock des Geistlichen.
3. Fruchtbarer für die Bildung von Personalsubstantiven ist die Adjektiv-
endung ien m., ienne f., lat. ianus, a; sie wird auch zu Gentilien verwendet
(s. unten), wie sie in der üebertragung der Eigennamen auf ianus üblich ist:
Adrien, Appien, Bastien, Diocletien, Gratien etc. Sie dient besonders zu Neu-
bildungen von Personalsubstantiven und drückt aus, dass die Person dem an-
gehört, was das Grundwort ausdrückt, z. B. einem Stande: patricien, ple-
beien; oder einer Genossenschaft überhaupt: paroissien (paroisse), academi-
cien (academie); oder der Beschäftigung mit dem im Stammworte enthal-
tenen wissenschaftlichen oder künstlerischen Gegenstande oder Geschäfte:
grammairien, historien, physicien, theologien, magicien, comedien, musicien,
mecanicien, gardien etc. So ist dies Suffix auch in der Bezeichnung der An-
hänger religiöser oder philosophischer Principien und Parteien gebräuchlich,
worin es sich oft an Eigennamen knüpft, auch in der Form itianus, icianus:
chretien, presbyterien, Socinien, Lutherien, Epicurien, Platonicien, Pythagoricien,
Stoicien u. a. Da diese Wörter motionsfähig sind, insofern sich ihr Begriif auf
Frauen überträgt (vgl. patricienne, magicienne, Lutherienne etc.), so erhalten
sie auch zugleich meist ihren adjektivischen Charakter.
i. Für Personalsubstantive verwendet man auch das Suffix iste, lat. ista, gr.
tajrjs, wie in citharista, psalmista u. dgl, von der Person, welche sich inner-
lich oder äusserlich bei dem bethätigt, was das Primitiv ausdrückt. Es
wird auch an Adjektivstämme gefügt, und die so entstandenen Wörter werden
selbst adjektivisch und zweigeschlechtig gebraucht. Bisweilen erhält es einen
tadelnden Sinn,
a) von Personen, welche einen Zweig der Wissenschaft, Kunst oder In-
c''istrie verstehen oder betreiben: allegoriste, anatomiste, annaliste,
arboriste (qui cultive des arbres), archiviste, artiste, dentiste, droguiste, ebe-
uiste, fabuliste, feudiste (verse dans la matiere de fiefs), fourualiste (Schmelz-
tiegelmacher), herboriste, latiniste, legiste, paysagiste, penduliste (ührgehäuse-
macher), pianiste (piano) — duelliste (Duellant, der sich oft und gern
schlägt, Raufbold).
b) von Personen, welche einem Principe, einer Gesinnung oder einer
Lehre anhangen: monarchiste, communiste, materialiste, quietiste, royaliste,
socialiste, häufig im tadelnden Sinne, wie namentlich papiste, auch bisweilen
moraliste, sonst moraliseur.
Selten ist das verwandte Suffix iaste: enthousiaste; encomiaste (wenig ge-
bräuchlich).
5. Substantive auf age m., lat. aticum, mlat. später auch agium, zählt das Fran-
zösische zu Hunderten; sie gehen aus Substantiven und Verben, bisweilen auch
aus anderen Redetheilen hervor, und drücken mit mehrfacher Färbung theils
konkrete, theils abstrakte Begriffe aus. Die Verwechselung mit der Endung
ago scheint namentlich bei den Verbalicn dieser Klasse mitgewirkt zu haben,
Milzuer, fr. Gr. i. Aufl. 17
258 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
in denen besonders der Begriff der Handlung vorherrscht. Bei manchen
Wörtern ist es kaum zu entscheiden, ob sie aus einem Hauptworte unmittelbar
entstanden oder durch einen Verbalbegriff hindurchgegangen sind.
a) Die Grundbedeutung des Gehörens zu dem Begriffe des Grundwortes giebt
konkreten Hauptwörtern mehrfache Beziehung: village (vilJa) zur Meierei
gehöriges Dorf, ermitage Einsiedelei, visage Gesicht, fromage (forma) Käse,
potage (pot) Suppe, quaiage Kaizoll.
Häufig nimmt das Suffix die Bedeutung einer Gesammtheit des Zu-
gehörigen an und gewährt zahlreiche Kollektive: abeillage Bienenschwarm
(Nodier), branchage Astwerk, ramage dass., cordage Strickwerk, feuiilage
Laub, herbage Kräuterwerk, laitage Milch werk, nuage Gewölk, pennage,
plumage Gefieder, vitrage Fensterwerk, verbiage Wortkram, voisinage Nach-
barschaft (benachbarte Orte, Personen).
Dabei liegt die augmentative Bedeutung nahe, wie marecage Moor,
ombrage Schatten, auch Verdacht; so auch personnage bedeutende (besondere)
Person u. a.
b) In abstrakter Beziehung drückt es häufig den Zustand und die Eigen-
schaft des Primitiv aus: apprentissage Lehre, Lehrzeit; courage (coeur)
Beherztheit; esclavage Sklavenzustand: veuvage Wittwenstand; parage (par)
eigentl. Ebenbürtigkeit, Stand; parentage Verwandtschaft (auch kollektiv).
Daran grenzt der Begriff der Thätigkeit (der oft in den des Produktes
derselben übergeht) in Beziehung auf das Grundwort: baladinage (baladin)
Witzelei; carnage Blutbad; hommage (homo) Lehnseid, Huldigung; langage
Rede, Redeweise, Sprache; menage (afr. mesnage, mlat. mansionaticum) Haus-
haltung, Sparsamkeit; orage (aura) eigentl. das Stürmen, Gewitter; ouvrage
Arbeit, Werk als ihr Ergebniss; voyage (viaticum) Reise.
Hierher gehört namentlich die grosse Anzahl von Verbalien, welche die
Thätigkeit oder ihr Produkt bezeichnen: abordage, blancbissage, cabo-
tage, filage, jardinage (jardiner, jardin), labourage, outrage, passage, raccom-
modage, ravaudage, savonnage (savonner, savon); nur als Produkt erscheinen
einige wie plantage, heritage u. dgl. m. Auch dommage (damnum). Schade,
kann ursprünglich als Beschädigung (mlat. damnum u. damnatio) aufgefasst
werden; ihm ist avantage (avant) nachgebildet.
6. Die Ableitungssuffixe ay m. und aie f., lat. etum (eta), jenes besonders in
Eigennamen üblich und im Mittellatein auch durch itus^ idus wiedergegeben,
haben kollektive Bedeutung und bezeichnen auch Oertlichkeiten, worin der
durch das Grundwort bezeichnete Gegenstand sich häufig findet; vgl. dumetum,
esculetum, olivetum, palmetum, saxetum etc.; dahin gehören die Namen von
Ortschaften: Fontenay (gl. Fontanetum), Aulnay (alnetum), Chätenay (castane-
tum), Rouvray (roboretum) — aunaie (alnetum), boulaie, chenaie, foutelaie
(fouteau), jonchaie (Jone), olivaie, ronceraie, roseraie, saussaie (salicetum,
salictum) etc.
7. Von geringem Bereiche ist das Suffix agne auch aigne f., lat. anea, wie in
castanea, zur Bezeichnung konkreter Gegenstände: chätaigne {gx. xäaiavov lat.
castanea) — montagne (mont), cocagne (ahd. kuocho gl. coquanea). In cam-
pagne, Champagne fallen anea und ama zusammen. Afr. auch ouvraigne u. a.
Dem agne analog ist das Suffix ogne in charogne (gl. caronea).
8. Sachsubstantive haben auch das Suffix al mit der Nebenform el m., lat. alis,
ale, denen sich auch einige Personalsubstantive anschliessen, und die seltnere
§ 69. BB. 2. Ableitungssuff, des Hauptw. v. and. Hauptw. 259
Endung il, lat. ile; vgl. lat. canalis (canna), aninial (d. i. auimale v. anima)
und bovile, cubile, foenile, ovile.
al, el. Sachnamen: canal und chenal auch cheneau (canalis), capital
(capitalis), hopital und hotel (hospitalis), local (localis), — fanal {ipavös), ma-
drigal (mandra), Journal (diuruum), mistrai, maestral Nordwestwiud (v. magister),
nasal (nasus) Nasendecke am Visir, signal (signum) — noel (natalis); auch die
von Zahladjektiven stammenden duel (dualis), pluriel (pluralis) gehören hier-
her. — Substautivirte Feminina kommen ebenfalls bisweilen vor, wie capitale
Hauptstadt, pastorale Hirtendichtung u. dgl.
Personennamen: cardinal (cardinalis, cardo) — caporal (v. it. capo),
menestrel (mlat. ministerialis) Minstrel.
iL Sach Substantive: fenil (foenile) — chenil (canis) Hundestall, fusil
(focus). Das Suffix fällt mit Uis zusammen: vgl. fossil. Gehört hierher coutil
Zwillich, fraisil Steinkohlenasche? Eine Form auf ile m. bietet campanile (it.
campamle) Gloekenthurm.
9. Die Suffixe at und e m., lat. ätus nach der vierten Deklination, werden ver-
schieden angewendet. Sie sind in dem latinisirenden at aufgenommen und
ihm nachgebildet, sowie in das volksthümlicbe e verwandelt. Bisweilen be-
stehen beide Formen in verschiedener Bedeutung neben einander; at wird
meisteutheils auf Aemter und Standesnamen angewendet: celibat, con-
sulat, patriciat — apostolat, archiepiscopat, archidiaconat, cardinalat, diaconat —
electorat, gardiennat, vicariat, generalat, — e bezeichnet mehr Gebiete, welche
einem Würdenträger unterthan sind: archipretre (Sprengel), archidiacone,
comte, duche, eveche, Dauphine. Bisweilen fällt diese Unterscheidung fort:
landgraviat, marquisat, daher comtat Venaissin; so auch Palatinat, die Pfalz.
Kollektiv werden beide zuweilen gefasst: senat und clerge (clericatus). In
senechaussee (mlat. senescalatus und senescalcia, -altia) ist die Endung in die
Femininform ata übergegangen, afr. auch senechaucie.
üeberhaupt ist die Sprache hier für entsprechende Begriffe in andere
Formen übergegangen, wie in as, ätis, z. B. primaute, principaute (vgl. prin-
cipat), papaute u. a.
10. Von Substantiven werden andere auch durch die Endung ee, bisweilen ade f.
(sp. pg. it. ada)^ lat. äta, abgeleitet; sie sind von den oben erwähnten Par-
ticipalien unterschieden. Der Grundbegriff dieses Suffixes ist der des passivi-
schen Particip, also:
a) das von dem durch das Grundwort bezeichneten Gegenstande Bewirkte:
araignee gl. das Gespinnst, Spinnennetz (auch die Spinne selbst); cochonnee
(was eine San wirft) Wurf Ferkel; hommee die Tagesarbeit eines Mannes;
denree (denarius) was für einen Denar gekauft wird, Esswaare; ähnlich ist
ceillade gl. Aeugelei, verstohlener Blick; gambade (jambe) Luftsprung; auch
carbonnade Rostbraten.
b) damit stösst der Begriff' des von dem Gegenstande, der im Grundworte aus-
gedrückt ist, Befassten zusammen: assiettec (was ein Teller fasst) Teller-
voll; batelee Schiffsladung; becquee Schnal)elvoli; bouchee Mundvoll; brassee
Armvoll; charretee Karrenvoll; cuilleree Löffelvoli; cuvee Kufevoll; ecuellee
Napfvoll; gorgee Schluck; hottee Buttevoll; maisonnee ganzes Haus, Familie;
paneree Korbvoll; pellee, pelleree Schaufelvoll; platee Schüssel voll; poignee
Faustvoll; potee Topfvoll; tassee Tassevoll etc.
17*
260 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschii. Die Wortbildung.
c) nahe verwandt ist damit die Bedeutung von Hauptwörtern, deren Grundwort
einen bestimmten Zeitraum ausdrückt; sie bezeichnen den Zeitraum
nach seiner ganzen Ausdehnung, bisweilen mit Rücksicht auf eine
ganz spezifische Erfüllung: annee, matinee, journee (darum auch Tagewerk,
Tagemarsch u. dgl.), soiree (darum auch Abendgesellschaft).
d) ferner bezeichnet das Suffix das aus Gegenständen, welche das Grundwort
ausdrückt, Zusammengesetzte, Gemachte: balustrade (balustre) Ge-
länder; barricade (barrique) Vevrammelung aus Fässern; colonnade Säulen-
reihe; palissade (paus) Pfahlwerk, auch Pfahl; cotonnade (coton) Zeuge aus
Baumwolle; so namentlich Speisen: aillade (ail) Knoblauchbrühe; limonade
(limon) Limonade; persillade Petersilienragout. — Ambreade ist dagegen,
dem Particip ambre analog, Ambraähnliches, nachgemachter Ambra.
e) auch der Kollektivsinn, sowie frequentative und augmentative
Bedeutung ist diesem Suffix nicht fremd: nuee Gewölk, brouee Staubregen,
risee Gelächter, rosee (ros) Thau u. a.; auch in aiguillade Ochsenstachel ist
Verstärkung anzutreflen. In bourgade (petit bourg) wirkt dagegen ade ver-
kleinernd, nach Analogie anderer Augmentativformen.
1) die Bedeutung der Passivität erhält das Grundwort selten, wie in collee
Hieb in den Nacken; — afr. jouee Backenstreich,
g) Aus Verben entstehen bisweilen Substantive auf ade, welche die Thätig-
keit, die das Grundwort bezeichnet, überhaupt bedeuten: ballottade (ballotter)
Ballotade, Luftsprung eines zwischen zwei Pfeilern angebundenen Pferdes in
der Reitschule; cavalcade (chevaucher, caballicare) Spazierritt; bonnetade (bon-
neter, bonnet) Reverenz; souffletade (souffleter, soufflet) Maulschelliren u. a.
11. Während die Endung ie, lat. fa f. mit vorgerücktem Accente, besonders zur
Bildung abstrakter Substantive aus Adjektiven verwendet wird (s. unten),
so ist das erweiterte Ableitungssuffix erie (gl. aria), obwohl es auf unmittelbare
Anlehnung von ie an den Infinitiv er, wie an Substantive auf er deutet, gleich-
wohl auch als selbständiges Suffix besonders zur Bildung von Hauptwörtern
aus Hauptwörtern benutzt.
a) Es dient zuweilen zur Bildung abstrakter Begriffe der Thätigkeit oder
Eigenschaft des Gegenstandes, den das Grundwort bezeichnet, bisweilen
im tadelnden Sinne: chevalerie (cheval-ier), bigoterie (bigot), diablerie (diable),
poltronnerie (poltron), philosopherie (philosophe, philosopher) st. philoso-
phisme. Sie stammen freilich häufig von Verben auf er ; badinerie, brouillerie,
causerie, clabauderie, criaillerie, plaisanterie, tricherie.
b) darum auch zur Bildung von Substantiven, welche eine Kunst, ein Ge-
werbe oder Amt bezeichnen: oiselerie Vogelfang, Vogelhandel; penitencerie
Busspriesteramt.
c) diese Begriffe fallen dann oft mit dem des Ortes zusammen, in welchem
das Gewerbe betrieben wird: boulangerie Bäckerei als Gewerbe und Ort;
lingerie Leinwandhandel und Verkaufsort; fruiterie Obsthandel und Obst-
keller. Daher wird dies Suffix überhaupt von dem Orte gebraucht, in
welchem sich das Primitiv befindet: bouverie (Ochsenstall), canarderie (Enten-
haus), faisanderie Fasanerie, ladrerie Hospital, auch Aussatz (nachgebildet in
maladrerie), juiverie Judenviertel, hotellerie (miat. hospitalaria), laiterie
Milchkammer, huilerie Oelmühle, Oelkammer, selbst huisserie (huis) Thür-
einfassung.
d) Das Produkt der Gewerbthätigkeit wird ebenfalls dem Gewerbe gleich be-
nannt und ist als Kollektiv zu betrachten: argenterie Silberzeug, bijouterie
§ 70. Wörter mit Diminiitiv- und Augmentativenduugen. 261
Juwelenbandel und Juwelenarbeit, ma<^onnerie Maurerei und Mauerwerii, soierie
Seidenmanufaktur und Seidenwaare, verrerie Glashütte und Glaswaare.
12. Die Endung isme m., lat. ismus, gr. la^of, auch zuweilen von Adjektiven ab-
geleitet, deutet namentlich die Anhäuglichkeit an Grundsätze und
Lehren oder auch eine Gesammtheit von Grundsätzen und Lehren
selbst an: Aristotelisme, Platonisme, atomisme, cagotisme, civisme, deisme,
christiauisme, judaisme, anglicisme, mahometisme, patriotisme, im tadelnden
Sinne: papisme, philosophisme — communisme, idealisme, socialisme etc., vom
persönlichen Fürworte abgeleitet ist: egoisme auch egotisme. Lediglich die
Eigenschaft oder den Zustand drückt isme z. B. in mutisme (Stummheit) aus.
Dies Suffix fällt mit dem zum Theil stammhaften, aus dem griechischen tafta
entstandenen isme zusammen: prisme, schisme; zum Theil stammhaft ist auch
das verwandte asme (iasme) aus gr. lat. asmus, asma in Wörtern wie sarcasme,
euthousiasme, miasme.
70. Die Wörter mit Diminutiv- und Augmentativendungen bilden
hier eine zahlreiche Klasse. Sie haben die Eigenthümlichkeit, ihrer ursprünglichen
oder gewöhnlichen Bedeutung oft untreu zu werden. Vorzugsweise verlieren die
Suffixe dieser Art ihre Bedeutung, wenn ihr Stammwort der Sprache vollkommen
verloren gegangen ist, vgl. soleil (sol), genou (eigentl. genouil, genu), chäteau
(castrum, so schon castellum im Lateinischen), cerveau, cervelle (cerebrum) u. a.
Andrerseits dienen sie der Sprache zu verschiedenen, zum Theil entgegengesetzten
Zwecken. Was die Diminutivendungen betrifft, so können sie natürlich neben dem
Begriße des Kleinen auch den des Kleinlichen, unbedeutenden und Verächtlichen
annehmen, wie sie zugleich als Schmeichelnamen verwendet werdeu. Die Augmen-
tativsuffixe aber können den Begriff der Vergrösserung leicht mit dem der ünförm-
licbkeit, Verzerrung und Entartung vertauschen und damit ebenso die Vorstellung
des Verächtlichen erwecken. Endlich kann die Ironie das Kleine zum Grossen
machen und die Sprache dergleichen zufällige Bildungen fixireu; man vgl. tonneau
(tonne) Tonne, Schiffslast von 2000 Pfund, boulet Kanonenkugel, ballot ein grosser
Ballen u. a. Auch lehnen sich mehrere dieser Endungen bisweilen au einander,
ohne in dieser Häufung stets eine besondere Wirkung zu äussern, welche ihrem
Charakter gemäss wäre, wenngleich sie zuweilen zu Schattirungen des Begriffes
benutzt werden; vgl. plum-eau, plum-ass-eau; cors-et Schnürleibchen,- cors-el-et
leichter Kürass; diabl-ot-in kleiner Teufel; arch-et Violinbogen, arch-el-et Dreh-
bogen; agn-eau, agn-el-et; Perr-in (petit Pierre), Perr-in-et; Mari-on-ette ; roi-t-el-et
Zaunkönig. Solche Verdoppelungen kannte auch das Lateinische: cista, cistella,
cistellula etc. Hinsichtlich des Geschlechts bleiben zwar manche dieser Formen dem
ihres Grundwortes getreu, doch nicht ohne zahlreiche Ausnahmen; vgl. cigogne f.,
cigogneau m.; chevre f., chevreau m.; plume f., plunieau m.; arche f., archet m.;
poule f., poulet m. ; cruche f., cruchon m.; mail m., mailloche f.; papier m., pa-
perasse f. u. v. a.
1. Zunächst ist hier die Endung ule m. und f., lat. ülus, um und ula zu bemerken.
Sie ist im Wesentlichen in lateinischen Diminutiven, in denen die Endung ihrem
Begriile nach fühlbar bleibt, mit gelehrter Vorrückung des Accentes erhalten
und zum Theil nachgebildet; Maskulina: capitule (capitulum), conciliabule
(conciliabulum), globule (globulus), module (modulus); Feminina: canule (can-
nula), capsule (capsula), cellule (cellula), fecule (faecula), formule (formula),
glandule, lunule, pilule, plantule, plumule, virgule u. a. Pendule m. und f.
entspricht dem lat. pendiilum, pendula. Wörter, in denen der Diminutivbegriff
262 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abscbn. Die Wortbildung.
erloschen ist, tilgen unter Festhalten der ursprünglichen Betonung in Tolks-
tbümlicher Weise u, wenn ihm ein Konsonant vorangeht: peuple (populus),
sangle (cingulum) — table (tabula), tuile (tegnla), seille (situla). Wörter auf
ole wie girandole, gondole sind aus dem Italienischen übertragen.
2. Das Suffix cule m. und f., lat. culus, um und cula, hat sich nach Konsonanten
und nach dem Vokale i, selten e (lat. i, e), in lateinischen Wörtern in seiner
ursprünglichen Form, vorzugsweise bei ächter Diminutivbedentung, erhalten;
masc: animalcule, corpuscule (corpusculum), opercule (operculum), opuscule
(opusculum), fascicule (fasciculus) , follicule (folliculusj, indicule (indiculus),
monticule, pedicule (pediculus), reticule (reticulum, us); fem.: auricule (auri-
cula), canicule (canicula), caroucule (caruncula), clavicule (clavicula), portioncule
(v. portio), cuticule (cuticula), lenticule (lenticula), particiile (particula), pellicule
(pellicula), radicule (radicula), silicule (silicula) u. a.; molecule (v. moles), nube-
cule (nubecula). — Hinsichtlich des Geschlechtes ist utricule f. (utriculus m.)
abgewichen.
Manche der acht lateinischen Formen, in denen die Diminutivbedeutung zu-
rücktritt, namentlich die auf aculus, um, sowie diejenigen, in denen der Endung
ein n oder r vorangeht, haben mit Erhaltung des Tones das u ausgeworfen und
statt cule die Silbe de angenommen: tabernacle (tabernaculum), miracle, ob-
stacle, spectacle, article (articulus), oncle (avunculus), carboncle (carbunculus),
furoncle (furunculus), cercle (circulus), couvercle (vgl. operculum). Vgl. das
lat. vinclum st, vincuium u. dgl. Abgewichen ist im Gescblechte escarboucle f.
(carbunculus m.).
Dies Suffix, welches im Lateinischen zuweilen an Verbalstämme trat und
auch dort nicht ohne Ausnahme diminutiv wirkte, hat mit den vorautretenden
Vokalen a, e, i, u die französischen Suffixe ail, eil, il, ouil (ou) m., aille, eilte,
nie, ouille f. hervorgebracht, welche zum Theil die diminutive Bedeutung in den
Hintergrund treten lassen und auch verbal sind, namentlich die auf ail, aille.
a) ail m., aille f. (aculus, um — acula): gouvernail (gubernaculum) — epou-
vautail, eventaii, fermail, soupiraii, travail — graille (gracula st. graculus),
sonnaille.
b) eil, il m., eille, ille f. (eculus, um, iculus, um und ecula, icula, meist auf
«c .. zurückzuführen): orteil (articulus afr. arteil), soleil (gl. soliculus), som-
meil (gl. somniculus), peril (periculum) — abeille (apicula), oreille (auricula),
bouteille (mlat. buticula), corbeille (corbicula), Corneille (v. cornix) — cheville
(clavicula), coutille (v. culter vgl. cultellus) eine Art Degen, croustille (v.
crusta), flottille (v. flotte), lentille (lenticula), mantille (v. mante) — goupille
(vulpecula, schwerlich cuspicula) Stift, Pflock. — Die Form ouaille (ovicula,
ovecula) tritt in die erste Form über,
c) ouil (ou) m., ouille f. (uculus, um und ucula, auch statt ic . , auftretend):
fenouil (foenuculum st. foeniculum). Die Formen verrou (veruculum) afr.
verroll, genou (geuuculum st. geniculum) afr. genoil, haben im Neufranzösi-
schen il abgeworfen; — grenouille (gl. ranucula).
Mit diesen Formen fallen die aus lat. alia, ilia (bilia) entwickelten Sub-
stantivsuffixe aille, eille, ille lautlich zusammen, sie sind daher nicht überall von
jenen zu sondern; auch begrifflich stehen sie ihnen nicht fern, da ihnen meist
die kollektive Bedeutung mit verächtlicher Herabsetzung, wie im Lateinischen
plebecula, zukommt. Sie sind auch aus Adjektiven und Verben hergeleitet;
manche der hierher gezogenen weisen entschieden nicht auf culus: Canaille
(cauis) Lumpengesindel, racaille (engl, rack) dass,, gar(,-aille (gars, garce) Kinder-
§ 70. Wörter mit Diminutiv- und Augmentativendungen, 263
volk, schlechtes Weibsvolk, moutonnaille (mouton) dummes, gntmüthiges Volk,
moinaille (moine), gueusaille (jrueux), truandaille, valetaille — rimaille (rime)
Reimerei, vetille (vitilia) — poissonBaille (poisson) allerlei kleine Fische, Fisch-
brut; tripaille (tripe) Kaidaunen; limaille (limer) Feilspäne, mitraille Eisen-
stückcheu; \olaille (volatilia) Geflügel; ormille (orme) Pflanzung kleiner Ulmen.
Der Kollektivbegriff tritt in anderen kaum hervor: muraille (muralia) Mauer;
sie erscheinen selbst als Abstrakta: bataille (batualia), crevaille Fresserei, mer-
veille (mirabilia), semaille Saatzeit, Saat.
Auch männliche Formen auf ail kommen vor, welche auf die Endung alis, e
führen, obgleich sie auch aus acutus, um entwickelt sein konnten. Ihre jotirte
Form deutet darauf, dass sie mit der auf alia gegründeten Femininform gleichen
Ursprung haben; sie sind zum Theil kollektiv und augmentativ. poitrail (pecto-
ralia), betail (bestialia), portail (portalia), vitrail (gl. vitralia vgl. vitraria).
Die Suffixe eau m., eile f., lat. ellus, illus, um und ella, illa, werden häufig auch
da, wo das Lateinische itlus bot, angewendet und geben zahlreiche Neubildungen.
Sie wirken häufig verkleinernd und werden naraentlich oft von jungen
Menschen, von Thieren und Gewächsen gebraucht: banneau (petite banne),
bigorneau kleiner Aniboss, loqueteau kleine Klinke, preau kleine Wiese, friponneau
kleiner Schelm, larronneau kleiner Dieb, pastoureau junger Hirt, agneau (agnel-
lus), baleineau junger Wallfisch, chevreau, cigogueau, dindonneau, faisandeau,
outardeau, paonneau, pigeonneau, saumouneau, cheneau junge Eiche, ormeau etc.,
ruelle Gässchen, prunelle Schlehe (dagegen pruneau getrocknete Pflaume),
pastourelle junge Hirtin.
Oefter ist hier ein anderes Verkleinerungssuffix vorangestellt, wie et: louve-
teau junger Wolf, levreteau Nesthase, cailleteau junge Wachtel, cheneteau junge
Eiche; on: bergeronnette.
Das der Diminutivendung vorangehende er kommt nicht bloss in Wörtern
vor, die man von einem Zeitworte ableiten kann: bandereau, tombereau, sau-
terelle, sondern auch in anderen: lapereau (jeune lapin), mätereau und mäterel
(petit mät), poetereau (mauvais poete). In tourtereau liegt die Form tourtre
(it. tortora) zum Grunde. S. unten 5. 6. 7.
Der Begriff der Herabsetzung liegt bisweilen in diesen Formen: poetereau,
haridelle (engl, harridan). Indessen wird vielfach die Verkleinerung nicht mehr
fühlbar, sowohl bei leblosen als bei lebendigen Wesen: anoeau, bandeau, barreau,
chäteau, drapeau, fabliau, troupeau, ecriteau (Aufschrift), fourneau (grand, petit
fourneau), fourreau, marteau (martulus, marculus), museau, poteau, tuyau; in
den Ortsnamen Palaiseau (palatium), Fromenteau (frumentum) und den Personen-
namen Bourreau, Corbineau, Bertheau, Augereau etc., in cerveau und cervelle,
ecueile (scutella), hirondelle u. dgl. Bisweilen scheint das Suffix geradezu zu
verstärken: taureau, tonneau. — Der Frauenname Isabeau hat die männliche
Form angenommen. Vgl. 6. b) c).
Die Suffixe ceau, seau, sseau m., celle, seile, sselle f. entsprechen den lat. c-ellus,
vm, c-illus, um und c-ella, c-illa, vgl. monticellus, penicillus, um. Sie stehen
ganz den eben genannten gleich und sind im Lateinischen selten, im Neu-
französischen nicht mehr so häufig als im Altfianzösischen: faisceau (st. fasci-
culus), monceau (monticellus), pinceau, jouvenceau, jouvencelle, damoiseau,
damoisel, damoiselle, demoiselle (dominicellus, a), oiseau (aucella) , vaisseau
(vascellum), vaisselle.
In violoncelle (it. Violoncello) finden wir die grössere Kniegeige dem violou
(Violine) gegenübergestellt.
264 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
5. In den Formen ol (auch ole), eul, euü m. und ole (auch olle), eole, wie, eule f. siad die
lat. e-6lus, um, i-6lus, um und e-ö/a, i-ola wiedergegeben; die dem Lateinischen
näher stehenden Formen enthalten den Diminutivbegriff entschiedener als die
anderen, welche kaum mehr daran erinnern: rossignol (lusciniolus), alveole m.
(alveolus m.) Bieneuzelle, a'ieul (gl. avolus, aviolus), filleul (filiolus), glaieul
(gladiolus), linceul (linteolum), chevreuil (capreolus), ecureuil (gl. sciuriolus) —
antenolle f. (petite antenne), aureole (aureola), bestiole (bestiola), gloriole (glo-
riola), aieule, filleule. Auch hier finden wir das Suffix er eingeschoben, s. oben 3.:
banderole (petite banniere), casserole (v. ahd. kezi nord. kati, wovon das ahd.
kezil), feverole kleine Bohne, moucherolle Fliegenschnäpper, muserolle Nasen-
riemen.
6. Die acht romanischen Suffixe at, et, ot m., ate, ette, otte f. sind weit verbreitet
und wurzeln tief im Volke, wie besonders die Formen von Eigennamen lehren;
sie sind ursprünglich diminutiv, obgleich im Einzelnen diese Bedeutung ab-
gestorben ist. Grimm, Gr. III. 703 vergleicht das ahd. z in Eigennamen wie
Winizo. Keltische Verkleinerungsformen auf that, nat, net, nit, die letzteren
drei auf Feminina beschränkt, dürften hier ebenfalls zu vergleichen sein. Pott
sieht darin das germanische aht, eht, iht, oht. Die Form at ist übrigens die
seltnere, ihr Femininum ate noch seltener; auch fällt sie mit anderen lautlich
zusammen (wie atus).
a) at ist diminutiv kaum mehr anzutreffen wie in afr. aiglat (aigle), louvat
(loup) etc.; ohne Verkleinerung in goujat Trossbube, Flegel, verrat (verres) Eber.
b) et m., ette f. ist dagegen häufig diminutiv: barillet (baril) Fässcheu, bassinet
(bassin) Zündpfanne, cochet (coq) Hähnchen, jardinet (jardin), livret (livre),
poulet (poule), rouet (roue), Sachet (sac) — allumette (vgl. alume) Schwefel-
hölzchen, ceinturette (ceinture), chaussette (chausse), Chemisette (chemise),
chausonnette (chauson), fillette (fille), historiette (histoire), languette (langue),
logette (löge), maisonnette (maison), manchette (manche), navette (nef) "Weber-
schiffchen, villette Städtchen etc.
Sehr gewöhnlich ist bei diesen Diminutiven die Anknüpfung an ein ander-
weites ursprünglich diminutives, erloschenes oder fühlbares Suffix; so an el
(eau): archelet, agnelet, annelet, chätelet, corselet, osselet, sachelet (neben
Sachet v. sac), femmelette, tartelette etc.; desgleichen an er: dameret (herab-
setzend) Juugfernknecht, vgl. doucereux, gorgerette (gorge); an in: Perrinet.
S. oben 3.
Dies Suffix findet man häufig in Eigennamen, ursprünglich Schmeichel-
namen, wie Georget, und daher in vielen Geschlechtsnamen: Michelet,
Jacquet, Rousset, Blanchet, Condorcet etc., Antoinette, Annette, Georgelte,
Juliette, Louisette etc. Babet (neben Babette) ist Frauenname.
Oft ist die diminutive Bedeutung ganz geschwunden, wie in banquet
Gastmahl, bouquet Strauss, bracelet Armband, couplet Strophe, couperet
Hackmesser, feuillet Blatt, loquet Klinke, navet Steckrübe, valet Diener,
cliquette Klapper, lavette Waschlappen, lorgnette Augenglas, lunette Fern-
glas. Zuweilen werden die männlichen und weiblichen Thiere mit diesem
Suffixe, auch mit eingeschobenem er, bezeichnet: laueret (lanier), levrette
(levrier); chardonneret Stieglitz ist epicoenum, ebenso das Feminin fau-
vette u. a.
In beulet Kanonenkugel scheint das Suffix augmentativ zu wirken. Mit
anisette, fenouillette wie mit citronnelle werden geistige Getränke nach einem
Bestandtheile bezeichnet.
§ 70. Wörter mit Diminutiv- und Augmentativendungen. 265
c) ot m., ottei. ist ein ebenfalls nicht seltenes Suffix; seine Diminutivbedeutung
kommt seltener zum Vorschein: ilot (ile) luselchen, hachot kleines Beil, ber-
gerot junger Schäfer, fievrote (fam.) kleines Fieber; so auch in Adjektiven
wie bellet, bellotte (v. Kindern), pälot, pälotte (un peu pale) u. dgl. m. Sein
Gebrauch bei Schmeichelnamen ist in zahlreichen Eigennamen und Geschlechts-
namen anzutreffen: Charlot, Henriot, Jacquot, Denisot, Paulot, Pierrot,
Philippot, Charlotte etc., Estiennot, Jacquemot, Girardot, Renaudot etc. Als
Erauenname kommt Margot in männlicher Form vor.
Auch hier finden sich andere Dimiuutivsuffixe vor ol, otte, wie el: masse-
lotte Giesszapfen; er: hacherot (= hachot).
Häufig ist die Diminutivendung unwirksam: billot, briilot, cachot, cuissot,
javelot, ballotte, calotte, culotte, chenevotte (cannabis) Hanfstengel u. v. a.
In einigen wirkt es entschieden augmentativ, wie ballot (grosser Ballen), ge-
linotte (gemästetes Huhn) u. dgl.
Auch das Suffix on (ion) m., lat. o (lo), önis, welches bisweilen selbst weiblich
gebraucht wird, jedoch auch eine weibliche Endung onne (gl. ona) neben sich
hat, wird häufig in diminutivem und augmentativem Sinne verwendet, obgleich
sein Gebrauch nicht darauf beschränkt ist.
a) Die Grundbedeutung dieses Suffixes ist die Bezeichnung einer Person,
welcher das anhaftet, oder welche mit dem beschäftigt ist, was das
Grundwort aussagt; es tritt auch zu adjektivischen und verbalen Stämmen.
Vgl. lat. caupo, fullo, latro, praedo, optio, histrio, restio, centurio. Daher
im Französischen die Bezeichnungen von Menschen nach ihrer Beschäftigung
oder ihrem Treiben, wie ferron Eisenhändler, foulon Walker, larron Dieb,
pieton Fussgänger, espion Spion, poltron Memme (ahd. polstar), aoüteron
Schnitter, biicheron Holzhauer, forgerou Schmied, vigneron Winzer; —
histrion, tabelliou, decurion, centurion, Champion (mlat. campio Kämpe), meist
nur nach lateinischem Vorgänge. — Fem. pietonne, poltronne, championne.
Analog gebildet sind Völkernamen wie Breton, Bourguignon; s. unten.
Die Uebertragung dieser Endung auf Thiere theils männlichen Ge-
schlechts, theils epicoena, liegt hier nicht fern; im Lateinischen wird sie
gleichfalls durch o, io bewerkstelligt: leo, capo, falco, struthio, scorpio, pa-
pilio, vespertilio, curculio. Lion Löwe, etalon Hengst, mouton Schöps,
Hammel, herisson Igel, pigeon Taube, chapon Kapaun, faucon Falk, paon
Pfau, gritfon Greifgeier, poisson Fisch, limaijon Schnecke, puceron Blattlaus,
hanueton Maikäfer, charan^on Rüsselkäfer — scorpion Skorpion, papillon
Schmetterling, grillon Grille, Daumenschraube (mlat. grillio). — Fem. bulfionne
Büffelkuh, lioune, pigeonne (als Schmeichelwort), paonne Pfauhenne, lima(;onno
Büschelraupe.
Von leblosen Gegenständen aller Art wird die Endung on (ion) an-
gewendet, wie auch o (io) im Lateinischen: carbo, mucro, pulmo, pugio,
septentrio, titio etc. Dies geschieht im Französischen häufig: charl)on,
poumon, bäillon Knebel, bäton Stock, bouchou Stöpsel, canton Bezirk, cein-
turou Degengehänge, crampon Krampe, jfestou Blumengehänge, galon Tresse,
giron (ahd. gero, Akk. gerun mhd. gere) Schoss, menton Kinn, jamhou
Schinken; von Pflanzen: buisson Gebüsch, cresson Kresse, sauvageon
wilder Baum etc. — Die Endung ion findet sich im männlichen Geschlechte,
wie das lateinische to (teruio, quaternio), auch au Zahlsubstantiven : milliou,
billion, trillion etc.
266 Zweit. ThI. Formenlehre. Zweit. Ähschn. Die Worthilduncr.
b) Aus der Grundbedeutung des Behaftetseins oder Verkehres mit dem,
was das Grundwort aussagt, bildet sich unter Einwirkung des Grundwortes
leicht der Begriff des Ungebührlichen, Tadelnswerthen, was im
Lateinischen in aleo, bibo, erro, ganeo der Fall ist, und es entstehen weiter
Bildungen wie capito Dickkopf, naso Grossnase etc., womit die augmen-
tative Bedeutung des Suffixes angebahnt ist. Dies ist auf Personen
angewendet: biberon Saufbruder, glouton (gluto) Vielfrass, grognon Brumm-
bär, grison Graukopf, -hart. In Beziehung auf Frauen wird diese Endung
selbst weiblich gebraucht: salisson f. kleiner Schmutzfink, laideron f. (vgl.
laidasse) junges hässliches Frauenzimmer. Femininform: biberonne; — in-
gleichea auf Sachen: capiton (grosse fraise), gla(;on Eisscholle, grelon
grosse Schlosse, roson (= rosace, grande rose) architektonische Rose, raquetou
grosse Rakete, salon grosser Saal etc.
c) Das Suffix wird dann auch zum Diminutivsuffix, tritt aber gerne an ein
anderes Diminutivsuffix, wie ill, el, er, et etc.: cler^on, enfan^on.
«. ohne eingeschobenes Suffix: Personen: poupon, pouponne Pausbäckchen;
Thiere, junge und kleine: aiglon, änon, chaton, faon Hirschkalb, oison
(oie), ourson, raton; gueuon fem. ist Aeffin; Sachen: carafon (carafe),
cruchon, clayon (petite claie), lanternon kleine Haube, lardon Speckschnitt-
chen, sablon feiner Sand. Die Endung ion hat lampiou Lämpchen.
ß. mit eingeschobenem Suffix: Thiere: bouviJlon, carpillon, oisillon, tau-
rillon, brocheton, lamprillon (lamproie), lanceron (lance, jeune brochet),
moucheron (mouche), caneton, canechon (jeune cane); Sachen: banneton
Teigkörbchen, becquillon (bec) (Falken-) Schnäbelchen, mamelon Wärz-
chen, hacheron kleines Beil, clocheton (cloche) Glöckchen, feuilletou
Blättchen. Auch das diminutive c (wie im lateinischen homuncio) wird
hier angetroffen; indessen ist davon das zum Stamme gehörige c zu
unterscheiden, wie in oben angeführten Beispielen: hamec^on Angelhaken. —
Oft verlieren alle hier eingeschobenen Diminutivformen ihre Bedeutung,
■wie in aileron Flügelspitze, Flanke; tron^on Stück; andere Beispiele sind
unter den oben angegebenen.
Sehr oft findet man diese Endungen in Eigennamen als Schmeichel-
namen auch von Frauenzimmern: Julion, Marion, Louison, Jeanneton,
Margoton, Nanon, Ninon, Nichon (Anne), und daher in Familiennamen:
Ancillon, Gillon, Mabiilon, Massillon etc.
8. Das ursprüngliche Adjektivsuffix in m., ine f., lat. Inus, inum und Ina, obwohl
nie augmeutativ, durchläuft etwa dieselben Stadien wie die Endung on.
a) Seine Bedeutung, dass etwas dem Grundworte angehört, lässt eine weite An-
wendung zu. Personenbezeichnungen entsprechen lateinischen, wie
consübrinus, peregrinus, libertinus u. dgl.: cousin, pelerin, beguin (mlat.
Beguinus), capucin, carabin Karabiuier, citadin Städter, devin (divinus)
Wahrsager, echeviu (scabinus^v. alts. skepeno ahd. scepheno, scefino) Schöffe,
fantassin (it. fantaccino) Fussgänger, marin Seemann, galopin Laufjunge; so
auch Völkernamen: Sabin, Angevin etc., s. unten. Als beweglich lassen sie
zum Theil Femininbildung für Frauen zu: cousine, citadine, beguine, capu-
cine. Thiernamen für das männliche und weibliche Geschlecht werden
auch durch m, ine gegeben: daupbin (delphinus), lapin (lepus) Kaninchen,
mätin (mlat. mastinus) Haushund, roussin Hengst, poulin (poulain) Füllen.
Fem. fouine Hausmarder, zibeiine Zobel, lapine weibliches Kaninchen, pouliue
Stutenfüllen.
§ 70. Wörter mit Diminutiv- und Augmentativendungen. 267
Sachbenennungen männlichen Geschlechts entsprechen der lateini-
schen Endung Inus und 'mum: sapin (sapinus f.), bassin (uilat. bacinus),
chemin (mlat. catuinus), matiu (niatutinuui): moulin (molinum), butin (md.
büten, biuteu), boudin Wurst, gratin Scharre, grappin Dreg, salin unreine Pott-
asche, tetin Zitze.
Weibliche Substantive dieser Art, konkrete uud abstrakte, von denen
die letzteren jedoch meist verbal sind, entsprechen lateinischen Formen wie
farina, coquina, disciplina, ruina: farine, cuisine, discipline, ruine, courtine,
resine, latrines; colline, poitrine, racine, routine, saisine (saisir) Besitz-
ergreifung, gesine (gesir) Wochenbett. ZeugstofFen giebt mau diese Endung
z. B. in camelotine, cotonnine, lustrine u. a., und sie wird kollektiv z. B.
in vermine.
b) Als Ausdruck des Tadeins wer th en ist die Endung besonders in Personal-
substantiven anzutreffen; so scheint sie schon in arleqnin und faquin zu
fassen zu sein; andere Beispiele sind: calotin Pfaffenfieund, dandin Einfalts-
pinsel, galantin Süssling, robin Gerichtsrock, verächtlicher Mensch, poupin
Putznarr; catin f. ist eine schlechte Weibsperson. Auch von Thieren wird
sie so gebraucht: roncin eine Mähre.
c) Als Verkleinerungsendung und in Schmeichelworten findet man sie
von Personen und Sachen, auch öfter mit vorangehenden anderen Diminu-
tivenduugen, wie et, ot, el etc.; so in Eigennamen: Colin (Colas), Jupin
(Jupiter), Perrin (Pierre), Robiu (Robert), Girardin etc.; diablotin ein kleiner
Teufel, culottin ein Kleiner, der zum ersten Male Hosen trägt; — caissetin
Kästchen, pulverin, poulevrin feines Pulver, manteline Mäntelchen, marteline
Spitzhammer.
Zuweilen wird das Junge von Thieren dadurch bezeichnet: buffletin
Büffeljunges, marcassin Frischling. In poussin (pullicenus) fällt die Endung
enus mit inus zusammen.
In mannequin (niederl. mannekin) Gliedermann, Tischkorb (manne),
brodequin Halbstiefel, lambrequin Helmdecke, sind deutsche Wortausgänge
enthalten.
9. Auch die auf das lateinische accus, iceus (icius), oceus, seltener uceus gegrün-
deten Formen, jedoch, mit Ausnahme von as (aceus), nur im weiblichen Ge-
schlechte: asse, ace, ache (acea), iche, isse (icea, icia), oche (ocea), uche (ucea),
dienen ebenfalls als diminutive und augmentative Suffixe. Sie bezeichneten im
Lateinischen vorzugsweise, wie der Gegenstand seinem im Grundworte enthal-
tenen Stoffe nach geartet ist.
a) as m., asse, ace, ache f. druckt weniger im Maskulin als im Feminin Ab-
artung und Vergröberung oder Vergrösserung aus, und ist daher oft
Ausdruck der Geringschätzung,
masc. : embarras (barre) Sperrung, Verwirrung; tracas (trac) Wirrwarr; —
coutelas (gl. cultellaceus) breiter, kurzer Säbel,
fem. im tadelnden Sinne: populace Pöbel; laidasse hässliche Weibsperson;
bestiasse dummes Vieh (ein Mensch); tetasses (mamelles ffasques et pen-
dantes); villace grosse, öde, schlecht gebaute Stadt; cognasse wilde Quitte;
paperasse Wisch; grimace Fratze,
von der Grösse: mordache grosse Zange; becasse (gl. Langschual)el)
Schnepfe; rosace grosse architektonische Kose; milliasse Unzahl,
von Kollektivbegriffen: filasse Flachs; liasse Paket; paillasse Strohmasse,
Strohlager, auch Hanswurst.
268 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
von der Aehnlichkeit: colombasse Wachholderdrossel.
ohne dergleichen Beziehung: ganiache Beinstrumpf; ganache Ganasse (des
Pferdes); cuirasse Brustharnisch.
b) idie, isse f. ist in der ersten Form bisweilen verkleinernd: levriche kleine
Wiudhündin; pouliche Stutenfüllen; caniche gilt als doppelgeschlechtig für
Pudel und Pudelhündin. Dagegen ist bouliche ein grosses irdenes Gefäss,
bourriche ein langer Korb zu Geflügel etc. Formen, wie coulisse (couler),
Schiebewand, pelisse (gl. pellicea) Pelz, haben solche Beziehung nicht.
c) oche f. ist bisweilen augmentativ: mailloche (gros maillot); caboche Dickkopf,
auch Hufnagel; in besoche Karst, epinoche Stachelbarsch, filoche Netz aus
Seide, Zwirn und Bindfaden, galoche Ueberschuh, pioche Steinhaue, ist jene
Bedeutung nicht fühlbar.
d) uche f. ist diminutiv in guenuche (petite guenon); in peluche (pellis) Plüsch,
breluche Halb wollenzeug, wird dies nicht empfunden.
10. Das an Substantive und Adjektive wie an Verbalstämme gefügte germanische
ard m., arde f., deutsch hart, wird auch gleich anderen eben angeführten
Suffixen verwendet und kann deshalb ebenfalls seine Stelle hier finden; die mit
ihm gebildeten Begriffe werden aber sehr häufig Adjektive. Es bezeichnet ur-
sprünglich, dass die im Grundworte ausgedrückte Sache, Eigenschaft oder Thätig-
keit dem durch das neue Wort bezeichneten Gegenstande in hohem, darum
auch oft in tadeluswerthem Grade anhaftet; zugleich wird es selbst bisweilen
diminutiv.
a) Auf Personen bezogen, ist es den Substantiven auf eur darin verwandt,
dass es zweigeschlechtig und adjektivisch verwendet wird; hier hängt ihm
meist der Nebenbegrifi" des Tadelnswerthen an. Viele Formen sind von
Verbalstämmen abgeleitet.
bätard Bastard, bequillard (bequille) Krückengänger, cagnard (canis) Tage-
dieb, auch Hundestall, cornard (corne) Hahnrei, couard (cauda) Memme,
gueulard (gueule) Schreihals, mouflard (moufle) Pausback, mouchard (mouche)
Polizeispion, soudard (solde) alter Haudegen; in ähnlicher Weise sind die
verbalen aufzufassen: bavard (baver), babillard (babiller), braillard (brailler),
criard (crier), fuyard (fuir), grognard (grogner), peudard (pendre), pillard
(piller) u. V. a. Ohne diesen Nebenbegriff ist vieillard (vieil) Greis, nionta-
guard Bergbewohner etc. und ein Volksname Savoyard. Auch sind nach
deutschem Vorbilde eine grosse Anzahl von Eigennamen mit ard gebildet:
Abelard, Allard, Bayard, Bernard, Blanchard, Erard, Liziard, Ouvrard, Re-
gnard, Ronsard, Sicard u. v. a.
b) InThiernamen kommen männliche Formen (auch epicoena) vor, wie canard
Entrich, Ente, grisard Dachs und gefleckte Möwe, becard (bec, augmentativ)
der grosse Taucher, beccard eine Lachsart (gewöhnlich nennt man le beccard
das Weibchen), auguillard Aalgründling, renard (reginhart) Fuchs; iu che-
vrillard, Rehkalb, wirkt ard diminutiv. — Feminina: becarde Buntspecht,
poularde (poule, augmentativ) junges gemästetes Huhn.
c) Sachnamen sind konkret und die meisten Maskulina; selten tritt hier die
augmentative Bedeutung entschieden hervor: meulard grosser Schleifstein;
Feminin: bombarde grosse Donnerbüchse; — billard, brancard Sänfte, culart
Schwanzzapfen am Hammer, cuissard Beinschiene, etendard Standarte, nasard
Nasenregister in der Orgel, petard Sprengbüchse, poignard Dolch, puisard
Senkgrube. In milliard, tausend Millionen, wird dadurch ein abstrakter Zahl-
§ 71. Die Patronymika. 269
begriff substantivirt. Weibliche Substantive sind moutarde (moüt) Senf,
nasarde Nasenstüber, mansarde (genannt nach dem Architekten Mansard)
Dachstube.
11. Hier kann noch das Suffix aud, auch alcl, bisweilen ault, mit, oud, out m.,
aude f., aus dem germanischen walt (lat. oaldus, aldus), aufgeführt werden,
welches dem Suffixe ard analog verwendet wird und ebenso auch an Adjektiv-
und Verbalstämme- tritt. Hinsichtlich der Bedeutung stimmt es mit dem vorigen
überein und wird namentlich auch im tadelnden Sinne gebraucht.
a) Auf Personen bezogen, ist es ebenfalls zweigeschlechtig, auch wird es ad-
jektivisch verwendet: badaud Maulaffe, bagaud Landläufer, courtaud kurzer,
untersetzter Kerl, Ladenschwengel, auch gestutztes Pferd, finaud Pfiffikus,
heraut Herold, lourdaud Tölpel, moricaud (more) Schwarzbrauner, Tartar,
nigaud Einfaltspinsel, ribaud frecher Wüstling, rougeaud Rothback, saligaud
Schmutzfink. In Eigennamen fällt natürlich jene tadelnde Beziehung fort:
Adoald, ßonald, Rodoald, Arnauld, Bidauld, Renauld, Arnault, Machault,
Marivault, Regnault, Rigault; auch der Ortsname Saint-Cloud (ahd. Chlodo-
wald) gehört hierher. Verkleinernd scheint die Endung ursprünglich zu
wirken in Perrault (Pierre), Michaud (Michel).
b) Auch in Thiernamen liegt meist eine tadelnde Bedeutung: clabaud Kläffer
(Hund, auch vom Schwätzer), herbaut (herbe) ein zu hitziger Jagdhund,
pataud (pate, patte) Patschfuss (junger Hund mit dicken Pfoten, auch dicker
Mensch), crapaud Kröte.
Verkleinernd ist die Endung in levraut Häschen, junger Hase.
12. Endlich kann noch der Endung ätre, gewöhnlich m., lat. asier, astrum, ge-
dacht werden, welche gemeiniglich dem abgeleiteten Substantive mit Herab-
setzung eine Anähnlichung an den Begriff des Stammwortes zuschreibt;
vgl. lat. parasitaster, Oleaster, palliastrum. Im Neufranzösischen selten: parätre
(patraster) Stiefvater, Rabenvater, ecolätre Scholaster, Schulvorstand, gentillätre
(im Scherze) ein unbedeutender Edelmann, mulätre (mulus) Mulatte, pellätre
Schaufelblatt; marätre f. Stiefmutter, Rabenmutter; im Altfranzösischen häufiger:
fillastre, frerastre, clergastre. Aus dem Italienischen ist pilastre m., Pilaster,
wieder eingedrungen.
71. Die Patronymika oder die Benennungen von Nachkommen nach dem
Namen eines Stammvaters haben wenig volksthümliche französische Ableitungs-
endungen erhalten; die Glieder eines und desselben Geschlechts pflegen mit dem
unflektirten Familiennamen genannt zu werden, zuweilen, wie im Lateinischen, mit
dem Plural des gemeinsamen Namens: les üracques, les Horaces, les Scipions, les
Cesars, und so les Machabees, les Comnenes, les Jagellons, les Plantagenets, les
Tudors, les Stuarts, les Guises, les Bourbons. Indessen hat sich neben der Ueber-
tragung der aus dem Griechischen ins Lateinische übergegangenen Suffixe auch ein
französisches Suffix in einzelnen Wörtern geltend gemacht.
1. Die griechisch-lateinischen Suffixe dieser Art werden meist nur an den aus
dem Griechischen und Lateinischen überkommenen Namen angetroffen ; es sind
die Formen ide m. und f., auch eide f. st. ides und ides m. und is (eis) f., so-
wie ade, lade m. und f. st. ädes, iädes m. und as, ias f. Sie kommen meist
nur pluralisch vor: Prianiide (PriamTdes), Pelopides (PelopTdae), Pelide (Pe-
Ildes), Heraclides (HeraclTdae). Diese Form wählt man gerne bei alten Namen,
auch wenn sie nicht bei den Alten gefunden werden: Lagides (Lagus), Seleu-
cides (Seleucus) [in veränderter Bedeutung Homeride (lat. vgl. Homeronides)],
270 Zweit. Tbl. Foimenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbilduug.
und so auch in neueren Namen: Sassanides, Abassides, Seldjoucides, Gasne-
vides etc.; daneben wird zuweilen die Endung Ites beliebt, wie Edrisites, Fati-
mites — Eneade (Aeneädes). Unter den weiblichen Formen sind Naiade
(Nams, kein eigentliches Patronymikum), Nereide (Nereis u. Nereis). Andere
Verwendungen der weiblichen Formen sind ebenfalls übertragen, z. B. in
Eneide (Aeneis Virgils), Iliade (Dias), und nachgeahmt, wie in la Henriade.
Auch die zu Eigennamen gewordenen Patronymika werden ähnlich über-
tragen; vgl. Euripide, Andocide, Simonide, Alcibiade, Miltiade.
2. In einzelnen Fällen ist die Endung ien, lat. ianus, verwendet: Merovingiens,
Carlovingiens, Capetiens.
72. Unter den geographischen Namen treten besonders die Länder- und
Völkernamen oder gentilia durch charakteristische Endungen hervor, wenngleich
diese auch anderen Substantiven und Adjektiven zukommen, wie denn überhaupt
die motionsfähigen Gentilien alle zugleich adjektivisch sind.
1, Unter den Ländernamen, welche ursprünglich meist aas Volksnamen ent-
standen sind, haben manche alte, wie auch neuere jenen nachgebildete, mit
der Bewahrung ihres Accentes ihre charakteristischen Endungen eingebüsst,
wie üaule (Gallia), Grece (Graecia), Inde (India), Pouille (Apulia), Perse
(Persia), Thrace (Thracia); — Alsace, Provence, Prusse, Suede etc. Indessen
haben sich auch in solchen Namen zum Theil charakteristische Wortausgänge
festgesetzt.
a) Namen von Ländern und Landschaften mit erhaltenem Accente und ihnen
nachgebildete auf agne, ogne f. entsprechen lateinischen Formen auf ania
(anma), onia: Bretagne (Britannia), Espagne (Hispania), Champagne (Gam-
pania), Romagne (Romania), Allemagne (Alemannia); — Catalogne (Catalonia),
Gascogne (Vasconia), Pologne (Polonia), wie in den Städtenamen Cologne,
Boulogne etc. In Sardaigne ist die Endung inia durch aigne ersetzt.
b) Bisweilen sind aine und oine f. an die Stelle von ania, onia getreten:
Aquitaine und Aquitanie (Aquitania), Macedoine (Macedonia), — Touraine
(Tours); dagegen Maine m. (le Mans, Cenomanum). In Lorraine liegt die
Form lorrain (lodaring) zu Grunde.
c) Hauptform ist indess die Endung ie f., lat. ia mit vorgerücktem Accente,
vielfach auf neuere Wörter übertragen: Arabie, Arcadie, Armenie, Assyrie,
Asie, Beotie, Dacie (neben Dace), Dalmatie, Ethiopie, Galatie, Germanie,
Helvetie, Hyrcanie, Illyrie (Illyria neben Illyricum), Italie, Laconie, Ligurie,
Lusitanie, Mysie, Pamphylie, Pannonie, Phenicie, Rhetie, Samarie, Sarmatie,
Scythie, Thessalie etc. — Bothnie, Bulgarie, Gafrerie, Dalecarlie, Franconie,
Gothic, Laponie, Lettonie, Lombardie, Normandie, Picardie, Tartarie, Thur-
govie, Turquie, Valachie und Valaquie etc.
d) Die Endung ide f., lat. is, idis, ist in alten Wortformen herübergenommen:
Aulide, Colchide, Doride, Elide, Phocide, Thebaide, Tauride u. a.
e) Auch die Endung ique f., lat. fca, findet sich meist in älteren Namen:
Afrique, Armorique, Attique, Belgique, Betique, Amerique, Jauiaique.
f) Die Namen von Landschaften werden öfter durch Adjektivendungen gebildet,
welche dem Namen eines Ortes, als Grundworte, angehängt werden; dahin
gehören die Endungen ais, ois m., lat. ensis : le Ghätrais (Ohätres, Castrensis
pagus), TEtampais (Stampensis), le Provinais (v. Provins, Provinensis), l'Orle-
anais (Aurelianensis), lo Lyonnais (Lugdunensis), 1© Senonais (Senonensis),
§ 72. Die Länder- und Völkernamen. 271
le Chablais (in Savoyen), le Milanais (Milan) — le Blesois (pays de Blois),
le Genevois (Savoyeu). In le Valais ist der Stamm val kein Eigenname.
g) Eine Nebenform ist is m., lat. ensis: le Parisis (Parisieusis), le Beauvaisis
(Bellovacensis).
h) Auch die substantivirten Adjektivsaffixe an und in m., lat. anus und inus,
kommen in landschaftlichen Namen vor: le Bressan, le Mantouan, FOrvietan
(Orviette) — le Dreugesin (Dreux) neben le Drouais, le Perousin (Perouse).
. Die Volksnamen oder Namen der Bewohner von Ländern und Ortschaften,
welche durch erkennbare Suffixe gebildet werden , sind sehr zahlreich und
schliessen sich einigen lateinischen Formen mit entschiedener Vorliebe an. In
lateinischen Volksuamen werden die ursprünglichen Suffixe jedoch oft nicht
geachtet, sondern mit anderen vertauscht. Sie sind zweigeschlechtig und zu-
gleich adjektivisch.
a) Die Endungen ain seltener en und an m., aine, enne, ane (anne) f. ent-
sprechen dem lateinischen änus: Albanus, Romauus, Spartanus.
rt. auf ain sind alte Namen auf anus erhalten, jedoch nur wenig neuere
Nachbildungen versucht: Africaiu, Alain, Germain, Romain, Syracusain,
Napolitain, Palermitain (Panormitanus), Samaritain — Americain, Mexi-
cain, Chartrain (Chartres).
ß. auf en endigen selten alte Namen im Französischen, wie Troyen; ihnen
sind Wörter mit vorangehendem e nachgebildet, welche die auf aeus aus-
gehenden lateinischen ersetzen, wie Europaeus, Chaldaeus, Galilaeus, Cor-
cyraeus: Acheen, Idumeen, Europeen, Chaldeen, Galileen, Phoceen (Pho-
caeus neben Phocaeensis) — Vendeen, Chipiveen.
y. auf an, das in gelehrter Weise den engsten Anschluss an das Lateinische
zeigt, sind Namen wie Mantuanus, Pisanus, Tolosanus, Tuscanus erhalten:
Mantouan, Pisan, Tolosan, Toscan, und wenige nachgebildet: Padouan,
Parmesan, Bigordan (Bigorre), Castillan, Catalan.
b) Die Endung ien m., ienne f. ist ursprünglich meist aus Verwandlung des
Suffixes ia in ianus hervorgegangen und im Lateinischen (vgl. Asianus)
darum wenig gebräuchlich, weil die Ländernamen auf ia meist schon einen
Volksnamen voraussetzen (vgl. Gallus, Gallia; Thrax, Thracia; Venetus,
Venetia) und darum keine weitere Suffigirung zur Bildung von Volksnamen
fordern. Im Französischen ist sie dagegen von weitester Anwendung, nicht
nur da, wo eine Form auf ia vorausgesetzt werden kann, sondern auch in
vielen anderen Fällen, und oft an die Stelle der lateinischen auf us, ins ge-
treten: Assyrien (Assyrius), Athenien (Athenieusis gl. Athenianus, keine
Abkürzung des ersteren), Babylonien (Babylonius), Beotien (Boeotus, Boeo-
tius), Bithynien (Bithynus, Bithynius), Carlen (Car), Corinthien (Corinthius),
Dorien (Dores, Dorici, Dorienses), Etolien (Aetolus), Indien (Indus), Lacede-
monien (Lacedaemonius), Lydien (Lydus), Macedouien (Macedo adj. Macedo-
nianus), Messenien (Messenius), Phenicien (Phoenix adj. Phoenicius), Pho-
cidien (Phocius v. Phocide), Rbodien (Rhodius, Rhodiensis). Unter den zahl-
reichen neuereu Namen vergleiche man: Algerien, Alsacien, Artesien, Au-
trichien, Bohemien, Bresilien, Canadien, Cbilien, Colombien, Haitien, Langue-
docien, Norwegien, Parisien, Peruvien, Prussien, Venitien (lat. Venetus, da-
gegen Venetianus ein Blauer von den Circusparteien, weil in venetianisch
Blau gekleidet).
272 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Ahschn. Die Wortbildung.
c) Das Suffix in m., ine f., lat. inus (in Latinus, Sabinus, Florentinus, Placen-
tinus, Venusinus), ist nicht bloss in lateinischen Namen beibehalten: Latin,
Sabin, Florentin, Plaisantin, Byzantin (Byzantins adj. Byzantinus), sondern
auch in andere Namen herübergenommen, wie Philistin, Angevin (Ande-
gavus), Angoumoisin (Augoumois), Limousin (Lemovices), Poitevin (Pictarus),
Beauvaisin (Bellovaci), Pontin (v. Pontus), Majorquin (Majorque v. lat.
major) etc., Messin (aus Metz), Palatin (Palatinus Pfälzer).
d) Die Suffixe ois, ais m., oise, aise f., lat. ensis, sind vielfach in Gentilien
verwendet, obgleich in alten Gentilien bisweilen anderen gewichen; vgl.
Atheniensis, Carthaginiensis, Tarraconensis, Termessensis etc. Manche dieser
Formen werden im Lateinischen nur adjektivisch verwendet. Die Endung
ois ist vielfach dem ais gewichen, doch ist auch ois noch sehr häufig:
Carthaginois, Modenois, -ais (Mutinensis) , Ravennois, -ate (Ravennatensis
neben Ravennas) — Badois, Chinois, Danois, Gaulois, Hongrois, Lucquois,
Suedois, Liegeois (Liege), Genois, Genevois und Genevois etc.
Bolonais zu Bologne und Boulonnais zu Boulogne (Bononiensis), Bordelais
(Burdigalensis), Lyonnais (Lugduneusis), Marseillais (Massiliensis), Milanais
(Mediolanensis), Orleanais (Aurelianensis) — Albanais, Anglais, Ecossais,
Fran^ais, Japonais, Javanais, Irlandais, Navarrais, Polonais, Portugals etc.
e) Nicht eben häufig sind Gentilien auf on m., onne f., welche lateinischen
Gentilien auf o, onis oder onis entsprechen, Brito, Burgundio, — Laestrygo (n),
Saxo, Teuto, Vascoetc: Breton, Bourguignon, Lestrygons, Saxon, Teuton,
Gascon — Beauceron (Beauce), Braban^on (Brabant), Esclavon, Frison, Gri-
son, Lapon, Wallon.
f) Die auf das lateinische as, ätis (ätis) gegründeten Endungen ate und at m.,
ate f. sind selten und meist nur in unmittelbarer üebertragnng aus dem
Lateinischen gebräuchlich: Ardeätes, Arpinätes, Fidenätes, Atrebätes etc.,
les Fidenates, les Atrebätes. Dazu gehört die Form Auvergnat (Arvernus).
Auch die griechisch-lateinischen Formen auf ates, etes, ites, otes (ata,
eta etc.) werden zum Theil getreu wiedergegeben und kommen am Häufig-
sten pluralisch vor: Sarmate (^^avoo^ctirig), Galate (rcdcaTjg), Spartiate
(ZnaQTiäirjg), Ninivite (Ninivitae), Stagirite (ZiaysiQiJTjg), Epirote CHnti-
QWT>]g) etc. Zuweilen findet man Nachbildungen wie les Pergamotes (Per-
game). Hierher gehören die moderneu Candiote; Hydriote; Cypriot, e.
g) Die adjektivischen Formen auf icus^ iäcus werden bisweilen in Wörtern auf
ifjue, iaque wiedergegeben; gebräuchlich sind in neuerer Zeit sehr wenige
Substantive dieser Art und fast nur im Plural: les Asiatiques, les Geltiques.
Formen auf esque (iscus) und asque stammen aus dem Italienischen: Bar-
baresque, Bergamasque, Cremasque u. dgl.
h) Bisweilen sind Diminutivendungen zur Bildung von Gentilien verwendet, so
die Suffixe eau, ol und ard : Manceau oder Manseau (habitant du Maus),
Espagnol (Espagne), Romagnol (Romagne), Savoyard (Savoie).
73. BB. 3. Ableitungssuffixe der Hauptwörter, welche von Bei-
wörtern abgeleitet werden.
1. Hier ist das Suffix te f. (ete, ite', iete), afr. tet, teit, lat. tas (itas, ktas), tätis
(libertas, atrocitas, pietas), von häufigster Anwendung. Im Lateinischen ist es
selten ohne den Bindevokal / oder (von Adjektiven auf ius) e angefügt. Die
damit abgeleiteten Substantive kommen häufig von Adjektiven, selten von Sub-
stantiven, am Seltensten von Verben (egestas, potestas, voluntas) her. Die aus
§ 73. BB. 3) Ableitungssuff, der Hauptw. v. Beiwörtern. 273
dem Lateinischen übertragenen Formen folgen nicht unbedingt dem Gebrauche
des Bindevokals i (e), wo das Lateinische ihn hatte; in Neubildungen wird bei
Adjektiven, nicht bloss der zweiten, sondern auch der dritten lateinischen De-
klination, meist der Bindevokal e gewählt (oder die Femininform des Adjektiv
dem te vorangestellt). Das Suffix bezeichnet die abstrakte Eigenschaft.
activite (activitas), agilite (agilitas), assiduite (assiduitas), atrocite (atrocitas),
celerite (celeritas), facilite (facilitas), fatuite (fatuitas), morosite (morositas), per-
spicuite (perspicuitas), rusticite (rusticitas), stabilite (stabilitas), verbosite (ver-
bositas) — anxiete (anxietas), piete (pietas), satiete (satietas), variete (varietas).
Dieser Analogie folgen -. congruite (congruus), superfluite (superfluus), aposto-
licite (apostolicus), und besonders die von Adjektiven auf eux gebildeten, wie
porosite (poreux), monstruosite (monstrueux)-, — äprete (asperitas), durete
(duritas), habilete (habilitas), lächete (laxitas), naivete (nativitas) folgen der
französischen Bildungsweise.
difficulte (difficultas), faculte (facultas), liberte (libertas), vetuste (vetustas),
volonte (voluntas) ; hier folgen einige andere Substantive mit n und r im Aus-
laute des Stammes: bonte (bonitas), sante (sanitas), clarte (claritas). Dahin
gehören auch die auf /, welche / in u verwandeln: beaute (bellus), cruaute
(crudelitas). Dagegen weichen nach der anderen Seite einige in die französi-
schen Bildungsweise ab: honnetete (honestas), pauvrete (paupertas).
Zu den rein französischen Bildungen gehören: acariätrete (acariätre), an-
ciennete (ancien), gaiete, gaite (gai), legerete (leger), mitoyennete (mitoyen),
ebenso doyennete (doyen), souverainete (souverain), suzerainete (suzerain). In
mechancete hat die alte Substantivform mescheance eingewirkt.
I. Das Suffix ie f., lat. ia — vgl. oben die Suffixe ance und erie — wird in
dieser einfachen Form an Adjektivstämme, selten an Substantivstämme, mit
Vorrückung des Accentes bei der Herübernahme von Adjektiven aus dem
Lateinischen, sowie zur Bildung neuer Abstrakta angefügt; doch bewahrt
das Französische in lateinischen Formen auch den ursprünglichen Accent, wie
in den "Wörtern auf ance, ence (s. oben S. 252) und ice, esse (s. unten 3.), in
denen das Suffix ia ebenfalls mitenthalten ist. Formen der Art sind unter
den hier in Rede stehenden: angoisse (angustia), audace (audacia), concorde
(concordia), envie (invidia), gräce (gratia), histoire (historia), milice (militia),
misere (miseria) etc.
Lateinische Formen mit vorgerücktem Accente sind: argutie (argutiae),
facetie (facetiae), ineptie (ineptiae), inertie (inertia), minutie (minutia), modestie
(modestia), patrie (patria), perfidie (perfidia) u. m. a. Die griechischen Formen
auf (la haben ebenfalls diese Form: Alexandrie; auch die auf la, aus allerlei
Wortklassen hervorgehend, ob durch lateinische Wortklassen vermittelt oder
nicht, und mit gräcisirten Nachbildungen: uQioxoxQaxia (minder gut aQiajoxQo.-
leta), dri^oxQttjitt etc., aristocratie, democratie etc., denen man andere nach-
bildete, wie primatie, Suprematie u. dgl.; manie, hydrophobie, anomalie, astro-
nomie, biographie, geographie, archeologie, geologie, mineralogie etc. üeber-
haupt ist bei der Aufnahme lateinischer und griechischer Wörter auf ia in
neuerer Zeit diese Fortrückung des Tones geläufig.
Neubildungen sind: courtoisie (courtois), Jalousie (jaloux), maladie (malade);
selten aus Substantiven, wie clergie (clerc), compagnie (companium), auch mit
kollektiver Bedeutung. Auch findet man hier das Suffix er eingeschoben (s.
oben S. 260) ; drölerie (drole), pruderie (prüde).
Mtttzner, fr. Gr. 3. Aufl. 18
274 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
3. Die Suffixe ice, ise, esse f., lat. Uta (it-ia, worin t zum Stamme gehört, wie in
inept-iae, constant-ia, s. 2. und oben das Suffix ance), von dem Suffix ities
(canities, mollities) in französischen Wörtern nicht zu scheiden, bezeichnen
ebenso die abstrakte Eigenschaft.
Die Endung ice bleibt der lateinischen itia am Nächsten und entwickelt
sich zunächst aus lateinischen Formen: avarice (avaritia), immondice (immun-
ditia, ies), justice (justitia), notice (notitia). In calvitie (Calvities) ist der
Accent vorgerückt, wie in den Beispielen unter 2.
Zu unterscheiden sind von diesen Formen die auf lat. itium gegründeten
männlichen Wörter auf ice, wie hospice (hospitium), Service (servitium).
Das Suffix ise, eigentlich nur graphisch verschieden von ice, hat sich
gleichwohl vorzugsweise in nicht ursprünglich lateinischen Formen erhalten:
accortise (accort) Höflichkeit, balourdise (balourd) Tölpelei, bätardise (bätard)
Bastardschaft, betise (bete) Albernheit; convoitise (gl. concupiditia st. concupi-
scentia), franchise (franc) Freimüthigkeit, friandise (friaod) Leckerei, gaillardise
(gaillard) Fröhlichkeit, lourdise (lourd) Tölpelhaftigkeit, marchandise (marchand)
Handel, Waare; sottise (sot) Dummheit.
Das Suffix esse, afr. auch ece, ist für neuere Bildungen das beliebteste; es
ist aber auch an die Stelle lateinischer Formen auf itia getreten: justesse
(justitia mit veränderter Bedeutung: Richtigkeit), mollesse (mollitia), paresse
(pigritia), tristesse (tristitia) — ainesse (aine) Erstgeburt, allegresse (allegre),
altesse (haut, altus), finesse (fin), hardiesse (hardi), ivresse (ivre), jeunesse
(jeune), largesse (largus), noblesse (noble), politesse (poli), richesse (riche),
sagesse (sage), tendresse (tendre), vieillesse (vieil), vitesse (vite).
4. Das Suffix tude, gewöhnlich mit dem Bindevokal i, itude f., lat. tudo (ituclo),
meist an Adjektivstämme geknüpft, selten Ableitungen von Adverbien und
Verben bewerkstelligend, ist in der Bedeutung abstrakter Eigenschaft
meist in ursprünglich lateinischen Wortformen herübergenommen: altitude
(altitudo), amplitude (amplitudo), aptitude Fähigkeit und attitude Haltung (apti-
tudo), beatitude (beatitudo), desuetude (desuetudo), habitude (habitudo), lassi-
tude (lassitudo), latitude (latitudo), longitude (longitudo), mansuetude (mansue-
tudo), multitude (multitudo), plenitude (plenitudo), servitude (servitudo), simi-
litude (similitudo), soUicitude (soUicitudo), turpitude (turpitudo), vicissitude
(vicissitudo) u. e. a, Nachbildungen sind certitude, exactitude, gratitude,
promptitude. Im Altfranzösischen findet sich die Form udine: multitudine u. dgl.
Eine Vermischung der Endung udin-em und umen stellt das französische ume
dar: amertume (amaritudinem), coütume f. und costume m. (consuetudinem),
afr. mansuetume. Vgl. die Maskulina bitume (bitumen), legume (legumen).
74. IL Ableitung des Eigenschaftswortes. Eigenschafts-
wörter werden von Zeitwörtern und Nennwörtern abgeleitet; einzelne
gehen auch aus Partikeln hervor.
1. Uneigentliche Ableitung des Eigenschaftswortes ohne besonderes
Suffix.
a) Dahin gehört die Verwendung des Particip des Präsens auf ent und
ant, wovon die Form ent nur auf lateinischer Participialform beruht. Wie
im Lateinischen Participialform en auch in Zusammensetzungen vorkommen,
denen keine andere Verbalform entspricht, so auch im Französischen, nament-
lich negative Wörter mit in. Das Französische setzt in auch zu lateinischen
§ 75. Ableitnnfrssiiff. der Eigenschaftsw. yoti Zeitwörtern. 275
Formen, die es nicht aufweisen (vgl. indolent lat. nur indolentia); dies gilt
auch für die unter b) genannten Formen. Absent, present, adjacent, elo-
quent, excellent, fervent, immanent, indolent, innocent, insolent, intermittent,
irapatient, patient, prudent etc. — belligerant (belligerans), charmant, cou-
stant, devorant, important, mecbant (afr. niescheant), savant (eig. Partie, v.
savoir), puissant (it. possente), beant (afr. beer), galant (afr. galer), lieber
die Form and s. oben S. 249 und 252.
b) Auch das Particip des Perfekt wird in seinen unmittelbar aus dem
Lateinischen entlehnten und französischen Formen adjektivisch verwendet:
docte (doctus), exact (exactus), confus (confusus), obtus (obtusus), complet
(completus), discret, replet, inquiet, sujet (subjectus), erudit (eruditus), licite,
illicite (iicitns, illicitus) etc., articule, modere, poli, fleuri, connii. absolu,
inarticule, inconnu, impoli etc.
75. 2. Ableitung des Eigenschaftswortes mit Ableitungssuffixen.
a) Ableitungssuffixe der Eigenschaftswörter, welche von Zeit-
wörtern abgeleitet werden.
« Das Suffix ace, lat. a.r, äcis, drückt besonders im tadelnden Sinno die
Befähigung oder Neigung zu der im Grundworte enthaltenen Thätig-
keit aus; die hierher gehörigen Wörter sind gelehrte Bildungen und zum
Theil erst in neuerer Zeit aus dem Lateinischen übertragen: efficace
(efficax), fugace (fugax), rapace (rapax), tenace (tenax), vivace (vivax);
einige, wie audax, capax, edax, fallax, furax (furor), mordax und verax
(v. verus; s. unten), sind nicht aufgenommen, obwohl Ableitungen der-
selben vorkommen, wie capacite, mordacite, veracite, fallacieux u. dg).
Auf dieses Suffix dürfte auch zurückzuführen sein die volksthümliche
Umformung desselben, ais, in niais (it. nidiace gl. lat. nidäcem zu nidus);
dagegen geht ai in vrai afr. verai wohl nicht unmittelbar darauf zurück,
vielmehr scheint es hier nöthig, eine Zwischenform, etwa veraceus, an-
zunehmen (s. Diez und Littre s. v. und vgl. G. Paris, Accent
latin 90).
ß. Das ebenfalls nur in ursprünglich lateinischen Wörtern gelehrter Bildung
anzutreffende Suffix ide, lat. idus, meist Verbalstiimmen, selten Nominal-
stämmen angehängt, drückt aus, dass dasjenige, was das Grundwort ent-
hält, als Eigenschaft meist in stärkerem Grade einem Gegenstande an-
haftet: aride (aridus), avide (avidus), cupide (cupidus), intrepide (intre-
pidus), rapide (rapidus), sapide (sapidus), timide (timidus), — fluide
(fluidus), lucide (lucidus), rigide (rigidus), valide (validus). Unkenntlich
ist das Suffix geworden in den volksthümlich gebildeten cru (crudus,
d. i. cruidus zu cruor), chaud (calidus), froid (frigidus), net (nitidus), pale
(pallidus), tiede (tepidus), roide (rigidus), sade (sapidus) und maussade
(male sapidus).
y. Das Suffix ?/ m., ive t, lat. zuws, a, drückt die Fähigkeit und Geneigt-
heit zu der im Stammworte enthaltenen Thätigkeit, oder auch eine dem
Begriffe des Stammwortes entsprechende Beschaffenheit und Zu-
ständlichkeit aus; vgl. nocivus, fugitivus, votivus, captivus, stativus.
Unter den französischen zahlreichen Nachbildungen sind auch solche,
welche ans Nennwörtorn abgeleitet werden: actif (activus), chetif und
captif (captivus), furtif (furtivus), fugitif (fugitivus), laudatif (laudativus),
18*
276 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
nätif und naif (nativus), negatif (negativus), purgatif (purgativus) ; Totif
(votivus) — appreciatif, apprehensif, attentif, craintif, decisif, excessif,
exploitatif, expressif, evasif, fictif, hätif, instructif, intuitif, plaintif, pensif,
persuasif, vindicatif etc. Aus Nennwörtern entstehen maladif, oisif und
das jetzt joli lautende altfrauzösische jolif (nord. jol) etc.
Oefter wird diese Endung in Substantiven angetroffen, welche theils
noch adjektivisch gebraucht werden, theils nicht so vorkommen, z. B. von
Personen: baillif (v, bajulus), jetzt bailli Amtmann, fem. baillive Amt-
männin; häufiger von Sachen (vgl. lat. lixivum, donativum): aperitif
Abführungsmittel, lenitif, vomitif, correctif Milderungsmittel, motif Beweg-
grund; und so auch im weiblichen Geschlechte (vgl. lat. saliva): salive
Speichel, solive Bodenhaiken, locomotive Lokomotive, prerogative Vorrecht.
6. Das Suffix ile, auch zuweilen il, lat. tlis, bedeutet vorzugsweise die pas-
sive Angemessenheit oder Fähigkeit zu der im Verbalstamm aus-
gedrückten Thätigkeit (docilis, fragilis, utilis), selten die aktive (fertilis,
volatilis), am Supinalstamme meist die der Thätigkeit entsprechende Zu -
ständlichkeit (fictilis, coctilis). Den Begriff der Angemessenheit hat es
auch in den Denominativen aquatilis, fluviatilis. Im Französischen ist
dies Suffix nicht fruchtbar; verwischt ist es, wo der Wortaccent erhalten
ist, wie in freie (fragilis), grele (gracilis), humble (humilis v, humus) etc.
Die Endung ile findet sich in agile, docile, facile, fertile, fragile, habile,
labile, utile, versatile, aquatile, fluviatile; die Endung il in volatil m.,
ile f. flüchtig. Das substantivirte volatile, fliegendes Thier, ist in dieser
Form männlich.
f. Selten erscheint das dem eben genannten nahe verwandte bile, lat. bilis,
welches im Lateinischen an vokalische Verbalstämme (amabilis, flebilis,
nobiüs), oder mit dem Bindevokale i an konsonantische Stämme (horribi-
lis, flexibilis) gefügt wurde; so in delebile (delebilis), indelebile, mobile
(mobilis = movibilis), cantabile, welche auch substantivirt werden.
Dies Suffix tritt meist in der volksthümlicheu, den Wortaccent be-
wahrenden Form ble auf: aimable (amabilis), terrible (terribilis), dissoluble
(dissolubilis), voluble (volubilis); ebenso meuble (mobilis), immeuble (im-
mobilis), die auch substantivirt werden; faible afr. floible entsteht aus
flebilis.
Die Wortformen auf ahle und ible sind zahlreich, Neubildungen, trotz
der grossen Anzahl der überkommenen Wörter, nicht unbeträchtlich. Im
Allgemeinen wird in diesen able an Verbalstämme der ersten französischen
Konjugation gehängt, ible an andere; indessen greift die Form able über
ihr eigentliches Gebiet hinaus. Sie schliesst sich auch an den Verbal-
stamm anderer Verba, wie dieser im Gerundium erscheint, und nimmt
daher auch die Silbe iss der zweiten erweiterten Konjugation auf, indem
sie bisweilen vorgebildete lateinische Formen verschmäht: buvable (boire,
buvant), faisable (faire), concevable (concevoir), recevable, indefinissable
(definir), saisissable (saisir), tarissable (tarir), sortable (sortir vgl. assortir),
tenable (tenir), soutenable, convenable (convenir), valable (valoir) —
croyable (credibilis), vendable (vendibilis).
Die Neubildungen auf ible lehnen sich oft an lateinische Verbalformen,
statt an französische: indicible, disponible, exigible (mit Rücksicht auf
exigere, nicht exiger), appetible (appetere, nicht von appeter), corrigible,
§ 76. Ableitungssuff, der Eigenscbaftsw. von Hauptwörtern. 277
expansible, cessible (nicht von cesser, sondern lat. cessum, vgl. cessicius),
indefectible u. dgl. Doch nehmen sie auch die französische Verbalform
statt der vorhandenen lateinischen an, wie lisible (legibilis) etc.
Einige auf able und ihle werden von Substantiven abgeleitet: coupable
(afr. coulpe^' schuldig, papable fähig zum Papst gewählt zu werden, serviable
(engl, serviceable) dienstwillig, viable lebensfähig, veritable wahrhaft —
paisible (engl, peaceable) friedlich, penible (peine) mühselig, peinlich,
f. Die Suffixe ique und iic m., ugue f., lat. icus, ücus, an Verbalstämmen:
amicus, pudicus, caducus, doch auch sonst antiquus st. anticus (ante), sind
nur in wenigen Beispielen erhalten, da volksthümlich c nach Abwerfung
von US abzufallen ptlegt (ami, amicus ; vgl. auch die Substantivformen
fourmi, formica; ortie, Urtica; vessie, vesica): antique, pudique, caduc;
aus einer Nachbildung auf ücus ging malotru hervor (pr. malastruc),
jetzt nur substantivisch in beiden Geschlechtern von Personen: üngestalt.
7], Ebenso ungewöhnlich ist die an Verbalstämme tretende Endung ice, auch
is, lat. icius: adventicius, factitius; vgl. factice, fictice, afr. faitis, faintis,
nachgebildet in den wenig gebräuchlichen coulis, levis, nietis (it. meticcio
sp. mestizo). S. die Substantivendung is S. 253.
&. Das Verbalsuffix u m., ue f., lat. uns, üa, wie in assiduus, continuus, no-
cuus etc., findet man häufig in gelehrten Wörtern mit Vorrückung des
Wortaccentes übertragen : ambigu (ambiguus), ardu (arduus), assidu (assi-
duus), congru (congruus), contigu (contiguus), continu (continuus), exigu
(exiguus), ingenu (ingenuus) u. s. w., substantivirt im Maskulinum individu
und Femininum continue (duree). In einigen ist uus abgeworfen: fat
(fatuus V. for), veuf (viduus St. vid, divido) s. S. 79; zuweilen durch ein
anderes Suffix ersetzt: perpetuel (perpetuus), individuel (individuus), vgl.
continuel neben continu.
/. Wörter mit dem Suffix bond m., bonde f., lat. bundus, a, welche die Thätig-
keit des Grundwortes als eine anhaftende Eigenschaft in verstärken-
dem Sinne ausdrücken, sind aus dem Lateinischen in einigen Beispielen
erhalten: furibond (furibundus), moribond (moribundus), pudibond (pudi-
bundus), vagabond (vagabundns).
X. Auch das Suffix cond m., conde f., lat. cundus, a, welches ähnlich wie das
vorhergehende wirkt, hat sich in einigen Adjektiven erhalten: fecond
(feeundus), rubicond (rubicundus).
Abgeleitete Hauptwörter sind noch in den Femininen faconde (facun-
dia) und vergogne (verecundia) übrig.
A. Ueber das Suffix ard m., arde f , ahd. hart, welches auch adjektivisch ge-
braucht Verbalien wie Denominative giebt, s. oben S. 268; Beispiele sind:
bavard, braillard, criard, mignard (ahd. minnia, minja, minna, Caritas,
amor), nasillard, oreillard etc., savoyard etc.
76. b) Ableitungssuffixe der Eigenschaftswörter, welche von
Hauptwörtern abgeleitet werden,
«. Die Endung e m., ee f., Stoffhaltigkeit ausdrückend, entspricht bis-
weilen dem lateinischen eus, ea, namentlich in neueren Wörtern; sie ist
nicht mit der Endung e (atus) zu verwechseln: ethere (aethereus), igne
(igneus), silice (silic-eus), terre silicee (Nodier). Im Allgemeinen schwindet
sonst diese Endung wie fus.
278 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn, Die Wortbildung.
ß. Die Suffixe ace m., acee f., lat. aceus, a, Stoffhaltigkeit, dann aber
auch Stoffartigkeit, Aehnlichkeit bedeutend, sind in diesen Formen
meist der wissenschaftlichen Sprache eisten: herbace (herbaceus) krautartig,
liliace (liliaceus) lilienartig, papyrace (papyraceus) papierartig, por(r;ace (por-
raceus) lauchgrün, sebace (vgl. sebacei Talglichter) talgartig, testace (testaceus)
hartschalig etc., selbst in Nachbildungen, wie cetace (cetus) wallfischartig,
farinace (farina vgl. farinosus) mehlig, mehlartig. Auch werden diese Ad-
jektive besonders im Plural substantivirt ; so für Maskulina von Thieren:
gallinaces hühnerartige Vögel, testaces Schalthiere; Feminina von Pflanzen:
liliacees, portulacees (portulaca), rosacees etc. Sonst verwandelt sich diese
Endung in asse (ace), s. oben Substant. S. 267; so hommasse männlich,
mannartig im tadelnden Sinne, cocasse (coq) drollig, spassbaft, auch von
Adjektiven hergeleitet: bonasse gutmüthig, einfältig, mollasse weiblich. Hierher
scheint auch zu gehören ais in punais (pikard. punasse pr. putnais gl. puti-
naceus zu lat. putidus afr. put).
y. Die Suffixe al oder el m., ale, eile f., lat. älis; ele c. oder el m., eile f., vom
seltneren lateinischen elis; il m , ile f. und ile c, lat. llis; ule c, lat. iilis,
bezeichnen, dass etwas dem Primitiv angehört, ihm eigen oder gemäss
ist. Neubildungen entstanden besonders von älis, obwohl bereits zahlreiche
lateinische dieser Art übertragen werden konnten. Manche derselben gehen
aus Adjektiven hervor.
««. al, el-älis: austral, boreal, capital, legal und loyal, pectoral, pluvial,
rural, venal, virginal — allodial, banal, baptisraal, eommuual, feodal, la-
bial, partial etc.; artificiel, materiel, morte!, naturel, officiel, spirituel,
substantiel — essentiei (essentialiter August in.), Industrie], miuisteriel,
partiel neben partial, paternel, pestileutiei etc. Aus Adjektiven entstehen:
egal (aequalis, aequns), matutinal (matutinalis) — continuel, eternel, per-
petuel, sempiternel etc.
ßß. ele, el-elis: fidele (fidelis), cruel (crudelis), ohne Nachbildungen und
ohnehin leicht mit aäs zusammenfallend.
yy. il, ile = llis: civil (civilis), gentil (gentilis), pueril (puerilis), subtil (sub-
tilis), viril (virilis); hostile (hostilis), scurrile (scurrilis), ohne Nachbil-
dungen.
So. ule = ülis: curnle (curulis), schon im Lateinischen seilen.
6. Das Suffix ain, ein und in späteren gelehrten Bildungen an m., aine, enne,
ane (anne) f., lat. änus, a, dessen substantivirte Formen mehrfach erwähnt
sind (s. S. 251. 256), ist hauptsächlich in der Form ain im Gebrauehe und
tritt in Neubildungen auch an Adjektive und Adverbien, wie schon im Latei-
nischeu bisweilen (vgl. primanus, veteranus, quotidiauus). Es drückt in all-
gemeiner "Weise die Zugehörigkeit zum Begriffe des Primiiiv aus.
K«. ain: humain (humanus), mondain (mundanus), romain (romanus) — nach-
gebildet in zahlreichen Formen: certain, hautain, lointain, republicain,
souverain, vilain etc.
ßß. en: payeu (paganus), jetzt gewöhnlich pa'ien geschrieben; überhaupt nur
nach y und Vokalen. S. oben S. 256.
yy. an: mantouan (Mantuanus), gallican (Gallicanus), persan neben perse, ge-
lehrte Bildungen, wie auch das adjektivisch gebrauchte Femininum von
Trajanus in colonne Trajane.
§ 76. Ableitungssuff, der Eigenschaftsw. von Hauptwörtern. 279
e. Mit dem vorigen nahe verwandt ist im m., ien7t^ f., lat. ianus, welches sich
zwar vielfach aus Wörtern mit den Endungen ius, ia, tum entwickelt, aber
auch ohne diese Vermittlung i eintreten lässt: pretorien (praetorianus),
chretien (christianus) ; in vielfachen Nachbildungen: aerien (aer), ancien (v.
ante gl. antianus), citronien, diluvien (diluvium), prussien etc.
f. Unter den Formen ane m., anee f., ain m., aine f., und selbst ange c. stellt
sich die den vorigen nahe verwandte lateinische Endung aneus, a dar; sie
war nicht bloss an Substantivstämme geknüpft: circumforaneus, mediterra
neus, momentaneus, spontaneus, extraneus, subitaneus. Im Französischen
sind Formen auf ane auch nachgebildet: momentane, mediterrane, spontane —
instantane, cutane (cutis), simultane; substantivirt in miscellanees m. (mis-
cellanea) und Mediterranee f. (mer). Die Form ain lässt eine Vermischung
von anus und aneus eintreten: forain (foraneus v. foris, foras), soudain (subi-
taneus), Souterrain (subterraneus). Etrange entspricht extraneus st. etragne,
vgl. afr. grifaigne räuberisch.
7]. Das Suffix in m., ine f. entspricht den lateinischen inus, a, rnus, a, und
ineus, a, welche insbesondere die Zugehörigkeit nach Eigenthümlichkeit,
Artung und stofflicher Natur bezeichneten, daher auch von der Ab-
stammung gebraucht wurden. S. oben S. 266.
aa. in = lnus: alpin (alpTnus), aquilin (aquiilnus), canin (canTnus), divin (di-
vinus), latin (latlnus), leonin (leonlnus), libertin (libertlnus), marin (ma-
rlnus), salin (salTnus), voisin (vicinus) — in Nachbildungen: badin spass-
haft, gredin lumpig, mutin störrig, poupin geschniegelt, angevin und
andere Gentilien (s. oben S. 272). Einige erscheinen meist nur im fem,,
wie canin (caninus) und das von der Akademie nicht aufgenommene ranin
(v. rana), nur im fem. die ähnlich gebildeten asine (st. asinine lat. asini-
nus), bovine (bovinus) chevaline (cheval v. caballus) und ovine (ovinus);
s. oben S. 137. Adjektivische Feminina finden sich auch von Personennamen
und selbst von Eigennamen auf m, wie porte Dauphine (dauphin), bibliotheque
Mazarine (Mazarin), dime saladice (Saladin). Auch von Adjektiven findet
man Ableitungen: incarnadin (incarnat), sauvagin (sauvage).
ßß. in = rnus: Diese Endung gewährte im Lateinischen besonders Ableitungen
von Vegetabilien und Mineralien, wie fagmus, adamantinus, cry-
stallTnus; daher aimantin magnetisch, crystallin; nachgebildet in argentin
(das lateinische Argentlnus ist dagegen der Gott des Silbergeldes). In
jaune (galbTnus, galbänus) ist die Endung verwischt; in oleagineux ist
ein neues Suffix hinzugetreten; vgl. oleaginus (neus, nius) und oleosus.
yy. in = ineus: wenig gebräuchlich: sanguin (sanguineus), consanguin (con-
sanguineus). Hiermit fällt die Endung in m. aus ignus mit stammhaftem
g zusammen: benin, malin (benignus st. benigenus etc.); dagegen fem.
benigne, maligne.
&. Die Endungen aire c, volksthümlich ier m., iere f., auch er m., ere f., deren
substantivische Verwendung oben S. 255 behandelt ist, entsprechen dem
lateinischen ärius, a, aber auch zugleich ärü; beide bestanden schon im
Lateinischen neben einander: auxiliarius, auxiliaris; molarius, molaris. Die
Suffixe knüpfen sich vorzugsweise, obgleich nicht ausschliesslich, an Sub-
stantivstämme (Primarius, contrarius, septenarius, singularis). Die Bedeutung
ist weitschichtig; s. oben S. 255.
280 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Äbsehii. Die Wortbildung.
««. alre, ier, er = arius : arbitraire (arbitrarius), contraire, hereditaire, litte-
raire, sanguinaire, primaire, secondaire (secundarius), quadrageoaire (qua-
dragenarius) , sexagenaire (sexagenarius); premier etc. Nachbildungen
selten auf aire, wie die substantivirten Maskulina brumaire, vendemiaire
(gl. brumarius, vindemiarius sc. mensis), meist auf ier, er: altier (altus),
fessier (fesse), plenier (plenus), dernier (de retio), bocager (bocage), mea-
songer (mensonge), menager (menage); dahin gehört auch carnassier (caro)
fleischgierig, mit eingeschobenem Suffix asse; vgl. das Substantiv putassier
m. (zu putain v. putus = pusus).
ßß. aire, ier-äris: populaire (popularis), pupillaire, salutaire, seculaire,
vulgaire (auch vulgarius), molaire (auch molarius); familier, regulier,
seculier, singulier.
/. Die mit dem Suffix oire (toire) c. gebildeten Adjektive, welche im Lateini-
schen vorzugsweise Substantive auf tor zur Voraussetzung haben, drücken
nicht bloss aus, dass etwas zum Primitiv gehört, sondern auch ihm an-
gemessen ist, und bezeichnen darum auch Befähigung: meritoire (merito-
rius) verdienstlich, oratoire (oratorius) rednerisch, aratoire (aratorius Cod.
Justin.) zum Ackerbau gehörig, trausitoire (transitorius) vorübergehend.
Diese Endung wird zur Bildung zahlreicher Substantive benutzt, welche sich
unmittelbar an Verbalstämme fügen. S. oben S. 254.
X. Von weiterem Bereiche ist das Suffix eux m., euse f., lat. ösus, a: es be-
deutet in intensiver "Weise das Behaftetsein mit dem, was das Grundwort
enthält, und drückt daher in der Ableitung von konkreten Hauptwörtern oft
das Erfülltsein aus (aquosus, montuosus oder montosus, portuosus, saltuo-
sus), von konkreten und besonders abstrakten häufig einen Hang zu dem,
was das Primitiv bezeichnet (vinosus, invidiosus, suspiciosus). Auch aus
Adjektiven werden bisweilen Adjektive auf osus gebildet (ebriosus, bellicosus).
Alte Formen wie Neubildungen sind zahlreich: aqueux, epineux (spinosus),
fructueux, montuoux neben montagneux, noueux, pierreux (petrosus); am-
bitieux, envieux (invidiosus), iuiperieux, somptueux etc. Nachbildungen:
boiseux holzicht, bourbeux morastig, chanceux glücklich, courageux muthig,
dangereux gefährlich, douteux zweifelhaft, ennuyeux langweilig, goutteux
gichtisch, heureux glücklich, hideux abscheulich, honteux schändlich, lamel-
leux blättrig, laiteux milchicht, legumineux hülsig, orgueilleux hochmüthig,
raboteux knorrig — capiteux zu Kopf steigend; — von Adjektiven: douce-
reux (dulcis), pieux (pius), serieux (serius) etc.
Selten ist hier eine Nebenform auf oux: jaloiix (gl. zelosus), wie in den
substantivirten Femininen pelouse (pilus) Grasplatz, ventouse (ventus) Schröpf-
kopf. Eine dialektische Abweichung ist ou m., oute f. in voyou (voie lat.
via) Pariser Strassenjunge, Bummler.
Auch kommt die Form ose c. vor: morose (morosus); ähnlich pluviose
m., ventose m. als Substantive u. a.
l. Das Suffix igue c, zuweilen ic m., igue f., lat. icus, o, ist meist in lateini-
schen Wörtern mit Verschiebung des Tones beibehalten, nachgebildet vor-
züglich in Gentilien (s. oben S. 272), wie es überhaupt vorzugsweise ein An-
gehören bezeichnet: aulique (aulicus), civique (civicus), classique (classicus).
domestique (domesticus), organique (organicus), rustique (rusticus), britanni-
que, celtique, teutonique, francique etc.; auch in ursprünglich griechischen,
besonders kirchlichen und wissenschaftlichen, zum Theil nachgebildeten
§ 76. Ableitungssuff, der Eigenschaftsw. v. Hauptwörtern. 281
Wörtern: comique, tragique, scenique; cenobitique, monastique; gastrique,
stomachique etc. — laic und laique c. (laicus), public (publicus).
Hier ist es besonders die Form atique c, lat. aticus, a, welche sich in
neueren Wörtern überall so darstellt: aquatique (aquaticus), astbnoatique
(asthmaticus), dogniatique (dogmaticus), fanatique (fanaticus), lunatique (luna-
ticus), systematique etc., auch nachgebildet in hanseatique n. dgl. Aeltere
französische Formen verwandeln die Endung in age (vgl. oben S. 257): sau-
vage (silvaticus), volage (volaticus), afr. auch ombrage (umbraticus) als
Adjektiv und ramage (v. ramus).
Auch die Endung iaque c, der Nebenform iacus (luxös) zu icus ent-
sprechend, welche besonders zu Eigennamen gefügt wurde, kommt, obwohl
seltener, vor: syriaque (syriacus), maniaque (/uccvicixos neben /xavixög), wo-
von auch Formen vorkommen, welche nicht auf alten Vorbildern beruhen:
demoDiaqne (Saifxoyixöi), hypochondriaque (vTio/opSgiaxos), simoniaque
(Simonie), iliaque (v. ilia fr. iles u. von sUfös).
fit. Die Suffixe esgue, asqtie c. (vgl. lat. syriscus) sind ins Französische aus dem
Italienischen übertragen; sie drücken Artung nach dem Stammworte und
Abstammung aus: chevaleresque, grottesque, pittoresque, romanesque —
barbaresque, moresque, tudesque, bergamasque, comasque, cremasque ;
nachgeahmt ist fantasque neben fantastique. S. oben S. 272.
y. Eine Anzahl von Adjektiven auf e und u m., ee, ue f., lat. atus, ütus, sind
aus Substantiven nach Participialformen gebildet, wie die lateinischen alatus,
barbatus, dentatus; astutus, cornutus, nasutus, neben denen seltene Formen
auf Uus, wie auritus, tnrritus, gefunden werden. Das Französische bildet
nicht wenige nach ätus, ütus, während kaum Formen nach itus aus Sub-
stantiven entstehen. Alle bedeuten das Versehensein oder Begabtsein
mit dem Primitiv.
rt«. e: aile (alatus), crete (cristatus), etoile (stellatus); vielfach nachgebildet:
affaire (afiaire), äge (äge), ardoise (ardoise), dente (dent), herissonne (he-
risson), labie (lat. labium), lacinie (lat. lacinia), lame (lame) mit Lahn
durchwirkt, lezarde (lezard) rissig, lanule (lanule), madre (ahd. masar)
gemasert, gefleckt, muscle (muscle), mamelonne (mamelon), mannequine
(mannequin), maniere (maniere), moufle (moufle), naufrage (naufrage),
perle (perle), potele (vgl. Adj. pote), sense (sens) etc.
ßß. u: coniu (cornutus); die lateinischen Formen auf ätus gehen öfter in ütus
über: barbu (barbatus); chevelu (capillatus), auch crepu (gl. crisputus st.
erispatus, crispans); häufig sind Nachbildungen, und bisweilen bestehen
die Formen auf e neben denen auf u: bossu (bosse), bourru (bourre),
branchu (brauche), crochu (croc), feuillu (feuille), fessu (fesse), grappu
(grappe), grenu (grain), herbu (herbe), joufflu (joue und inflare), lippu
(lippe), mamelu (mauielle), membru (membre), mafflu neben maffle (?),
moussu (mousse), pansu (panse), poilu (poil), pointn (poiute), räblu neben
räble (räble), tetu (tete), veiitru (veutre). Das Suffix erscheint intensiver
als e und wird daher auch oft zu einer tadelnden Bestimmung.
yy. Von Bildungen auf i ist etwa allouvi (lupus) heisshungrig, anzuführen.
f. Adjektive mit dem Suffix lent m., lente f., lat. lentus, a, mit der Nebenform
lens (pestilens), welches die Behaftung mit etwas in nachdrücklicher Weise,
wie eux, bezeichnet, sind aus dem Lateinischen aufgenommen, nicht nach-
282 Zweit, Th!. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
gebildet: opulent (opulentus, opulens), pulverulent, sangninolent, turbulent,
violent u. dgl.
0. Die Endungen esie und estre, auch etre c, lat. e-stis und e-ster, -stris, welche
mit Beziehung auf räumliche Gegenstände bezeichnen, dass etwas an oder
auf dem Primitiv befindlich ist, sind ebenfalls nicht für Nachbildungen
fruchtbar geworden: agreste (agrestis), Celeste (caelestis) — equestre (eque-
stiis), pedestre (pedester), terrestre (terrestris), champetre (campester), daneben
campestre als Substantiv, Silvestre (Silvester) als Eigenname.
n. Das Suffix time c, lat. tiinus, ö, ist ebenfalls nicht über das lateinische
Mass hinausgegangen, sondern, wie die vorigen, dahinter zurückgeblieben;
es bezeichnet, mii der Superlativendung identisch, ursprünglich unmittel-
bare Nähe in Bezug auf den Gegenstand, welchen das Primitiv ausdrückt,
und zugleich die Angemessenheit zu demselben als ein ihm Nahekommen:
maritime (maritimus), legitime (legitimus).
77. c) Ableitungssuffixe der Eigenschaftswörter, welche von
anderen Eigenschaftswörtern abgeleitet werden.
Es ist bereits mehrfach beiläufig bei den bisher erörterten Suffixen erwähnt
worden, dass sie auch Ableitungen aus Adjektiven gewähren; wir betrachten daher
hier nur einige charakteristische Endungen der Adjektive, namentlich auch die
augmentativen und diminutiven.
«. Zuvörderst mag hier des eigentlich superlativischen Suffixes der Zahlwörter
iüne c, afr. iesme, isme, lat. esimus, a, gedacht werden, welches sich auch
statt der verschiedenen anderen lateinischen Formen (us, tus, iinus) an die
Stämme der Zahlwörter fügt und Ordinalzahlen bildet: cinquieme, sixieme,
septieme, vingtieme, centieme, millieme. Als wissenschaftlicher Ausdruck
findet sich noch nonagesime neben jetzt veralteten nonantieme und dem ge-
läufigen quatre-vingt-dixieme, wie in dem männlichen Substantiv millesime
Jahrzahl, in dem weiblichen quadragesime Fasten u. e. a. In weiterer Ab-
leitung geht ihne (esime) in esimal über: quadragesimal, centesimal; in
decimal wird decimus zu Grunde gelegt, vgl. das substantivirte decime (deci-
mus) neben dem ächtfranzösischen dime afr. disme (S. 128), während das eben-
falls substantivirte Centime m. alter Bildung folgt (afr. centisme lat. centesi-
mus). — Ueber die Endung aire bei Zahlwörtern s. oben S. 279. 280.
ß. Das Suffix dtre c, lat. aster (novellaster, surdaster), dient besonders zur Ab-
leitung aus Adjektiven, obgleich auch aus anderen Stämmen; es übt auf das
Stammwort abschwächende Kraft und verkleinert daher auch öfter im
ethischen Sinne (s. oben S. 269). Man trifft es in Neubildungen am Häufig-
sten in Farbenadjektiven: blanchätre weisslich, bleuätre, brunätre, grisätre,
jaunätre, olivätre, roussätre (roux), verdätre; herabsetzend wirkt es in
bellätre scheinschön, douceätre süsslich, folätre leichtfertig; acariätre (afr,
acarier) störrisch, opiniätre (opinion) hartnäckig. In saumätre (salmacidus,
fr. auch saumache) seesalzig, wird eine Herabsetzung nicht empfunden.
y. Das Suffix et m., etie f. (s. oben S. 264), ist verkleinernd uud schmei-
chelnd, hier und da auch tadelnd: aigret säuerlich, clairet und paillet
bleichrotb, doucet süsslich, duret härtlich, follet tändelnd, kindisch, grasset
ein wenig fett, guilleret munter, jeunel blutjung, joliet ziemlich hübsch, lon-
guet länglich, mollet weich, seulet ganz allein. Die Verkleinerung wird in
bruuet bräunlich, schwarzbraun, und louvet (loup) wolfsgrau, nicht merklich.
§ 77. desgl. V. Eigenschaftswörtern § 78. Ableitung der Zeitwörter. 283
Häufig wird hier eine andere Diminutivendung eingeschoben, namentlich el:
aigrelet, grandelet, uiaigrelet, nettelet, rondelet; douillet (gl. dulciculettus),
grassouillet (gras). Als Eigenname kommt Noiret vor.
d. Die Endung ot m., otte (ote) f. findet sich seltener in diminutivem
Sinne verwendet, wie in bellot, vieillot, pälot, raget kurz und dick, knirpsig;
ohne Diminutiou manchot (mancus) einarmig. Das ursprünglich adjektivische
Vertot (verd, vert) kommt als Eigenname vor (s. oben S. 265).
*. Zuweilen sind die lateinischen Formen auf culus in cule c. dargestellt: du-
riuscule (duriusculus), rectiuscule (presque droit); in pareil (par mlat. jiari-
culus) ist die Endung wirkungslos, wie uIks in vieil (vetulus).
f. Selten ist durch eau m., eile f. an Adjektivstämmen das lateinische ellus, a
dargestellt (vgl. misellns, gemellus): jumeau (gemellus), moreau (vgl. mori-
caud) schwarz; ponceau (gl. punicellus st. puniceus) ist, wie jumeau, auch
als Substantiv gebräuchlich. S. oben S. 263.
Tj. Meist in tadelndem oder verstärkendem Sinne findet sich hier auch
das Suffix aud m., aude f., ahd. walt, wieder. S. oben S. 269. Vgl. lour-
daud tölpelhaft, noiraud (noir), salaud (sale), sourdaud (sourd) u. a,
d) Von Partikeln abgeleitete Adjektive. Das Französische hat zwar eine
Anzahl von lateinischen Adjektiven, welche von Partikeln stammen, über-
kommen, z. B. von Adverbien, wie benin (bene, benignus), quotidien (quotidie,
quotidianus), und weiter entwickelt: sempiternel (semper, sempiternus), oder
von Präpositionen, wie: anterieur, posterieur, exterieur, Interieur, superieur,
contraire u. a., doch hat das Französische selten dergleichen Bildungen selb-
ständig hervorgebracht. Diese waren im Wesentlichen überflüssig, da sich
Adverbien leicht durch die Kasuspräpositionen in das attributive Satzverhältniss
einreihen Hessen. Doch gehören hierher einige Neubildungen, wie: moderne
(modo), ancien (ante gl. antianus). souverain (supra) u. e. a., sowie selbst aus
der Interjektion pouah das Adjektiv pouacre unflätig.
78. b. Ableitung der Zeitwörter. In Bezug auf den Stamm unter-
scheiden sich zwei Klassen von abgeleiteten Zeitwörtern: I. die von Nenn-
wörtern und II. die von Zeitwörtern abgeleiteten. Die von Nennwörtern
stammenden nehmen zum grossen Theile nur die einfache Flexionsendung
der Zeitwörter an, doch erhalten sie auch besondere, bedeutsame Suffixe;
die von Zeitwörtern abgeleiteten erhalten Suffixe der letzteren Art. Alle
abgeleiteten Verba sind schwach. Schon im Lateinischen gewährte die
Ableitung meist Verba auf are und ire, im Französischen giebt sie Verba
auf er und ir, am Häufigsten auf er, wie im Lateinischen auf are.
Die Ableitungsweise der Zeitwörter von Nennwörtern wird ausnahms-
weise auch auf einige Partikeln angewendet.
I. Ableitung des Zeitwortes tou Nennwörtem. Diese Ableitung gewährt
die bedeutendste Anzahl von abgeleiteten Verben. Die Annahme der Flexions-
endung der eisten oder zweiten Konjugation geschieht zwar nicht nach einem festen
Principe, doch neigen sich Substantive fast ausschliesslich der ersten, Adjektive
gern der zweiten Konjugation zu. Uehrigens können abgeleitete Verba beider
Konjugationen transitiv und intransitiv sein; doi'.h sind die auf ir sehr oft beides
zugleich.
284 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
1. Ableitung durch die einfache Flexionsendung. So entstehen Verben:
a) aus einfachen Nennwörtern, wohin auch die zu rechnen sind, welche im
Französischen eine ursprüngliche charakteristische Endung eingebüsst haben.
Bei dieser Ableitung findet im Allgemeinen keine Veränderung des Stammes
statt, an den die Flexionsendung tritt, doch nicht ohne Ausnahme. Eine Uni-
lautung des Stammvokales, wie sie im deutschen köpfen von Kopf, glätten
■von glatt stattfindet, kommt hier kaum vor; ein Beispiel wäre etwa baisser
von bas. In dem umgekehrten Verhältnisse etamer von etain, affamer von
faim, dresser von droit ist vielmehr auf die ursprüngliche lateinische Form
stannum, fames, directus zurückzugehen, wie in Formen gleich arborer afr,
arbrer das lateinische arbor in Betracht gezogen wird. Doch kommen aller-
dings auch Verwandlungen des Stammvokales vor: daigner (digne).
Auslautendes stummes e kommt nicht in Betracht; die Flexionsendung
hängt sich an den vorangehenden Konsonanten: lancer (lance), peiner (peine).
Auslautende Konsonanten verändern sich zum Theil nach etymolo-
gischen und euphonischen Rücksichten; so wird /zu v: sauver (sauf, salvus
vgl. spät. lat. salvare), und achever (chef, caput) wird analog behandelt; x wird
mit Rücksicht auf ursprüngliches c in ch verwandelt: faucher (faux vgl. lat.
f'alcatus), mit Hinsicht auf ursprüngliches ss in ss: roussir (roux, lussus), oder
auf ursprüngliches ti, ci in s: priser (prix, pretium) vgl. croiser (cruciare);
appaiser (pax, acis); auslautendes c geht theils in ch über: blanchir (fr. blanc,
ahd. blanch), franchir (francus), joncher (gl. juucare v. Jone), theils in qu:
flanquer (flanc), bivouaquer (bivouac).
Häufig treten Verdoppelungen von Konsonanten ein; n neigt be-
sonders dazu: chienner (chien), faonner (faon), dagegen brunir (brun); auch s
hat diese Neigung oft wegen stammhafter Verdoppelung: passer (pas, passus),
tasser (tas ags. tass), epaissir (epais, spissus) etc.; das verdoppelte / weist
zum Theil auf ursprüngliches //, wie mollir (mol, mollis), oder es verdoppelt
sich, weil es jotirt war: emailler (email), auch in sourciller (sourcil).
Die Vertauschung der Endung are mit iare hat den auslautenden
Konsonanten t in einfachen wie in abgeleiteten Nennwörtern mehrfach ver-
ändert; er erscheint bald als .5 oder c: accoiser (coi gl. acquietiare), nienuiser
(nienu gl. minutiare), agencer (gent gl. agentiare), avancer (gl. abantiare), oder
verdoppelt sich als ss: dresser (gl. directiare), hausser (altiare). In puiser kann
s auf der vorauszusetzenden Form puteare gl. putiare beruhen, dagegen weist
foncer (von fonds, fundus) auf das ursprüngliche Flexions-s.
Wie verdoppelte Konsonanten, so kehren auch überhaupt im Französischen
vom Stammvsrorte abgefallene Konsonanten bisweilen wieder: carner
(chair, lat. carnem), corner (cor afr. corn, lat. cornu), bituminer (bitume, lat.
bitumen). Bisweilen sind euphonische Buchstaben eingeschoben, namentlich t:
abriter (abri), clouter (von clou oder clouer), se delicoter (licou), filouter (filou),
a. Beispiele der Bildung aus Hauptwörtern: ambrer (ambre) tr., ancrer
(ancre) intr., auner (aune) tr., couper (coup) tr., camper (campus) intr.,
ecumer (ecume) tr. und intr., feter (fete) tr., ganter (gant) tr., gommer
(gomme) tr., latter (latte) tr., larder (iard) tr., leurrer (leurre, luoder) tr.,
monter (mont) intr. und tr., venter (veut) intr. — Kaum finden sich im
Neufranzösischen noch Verba anf /V, welche nicht aus dem Lateinischen
stammen, wie finir (fin), fleurir (fleur lat. florere), asservir (serf), sonst etwa
noch garantir (garaut) tr., aguerrir (guerre) tr., terrir, atterrir (terre) iutr.
§ 78. I. Ableit. v. Nennwort. 1. durch einf. Flexionsend. 285
ß. aus Eigenschaftswörtern: baisser (bas) tr. und intr., dresser (directus)
tr., selten intr., hausser (haut) tr. und intr., longer (long) tr. — sehr ge-
wöhnlich auf ir: aigrir (aigre) tr., blanchir tr. und intr., bleuir (bleu) tr.,
blemir (bleme) intr., blondir (blond) intr., cherir (eher) tr,, froidir (froid)
intr., grossir (gros) tr. und intr., maigrir (maigre) intr., pälir (pale) intr.
und tr. etc.
y. selten aus anderen Nennwörtern, z. B. alterer (alter) tr., vgl. aliener
(alienare), soixanter (soixante) intr., vgl. uuir (un, lat. unire TertuU.) tr,
ä. Partikeln nehmen bisweilen an dieser Bildung Theil: arrierer (arriere) tr.,
avancer (avant) tr. und intr., devancer (devant) tr. und intr., joüter (juxta)
intr., outrer (outre) tr. u. e. a.
b) aus abgeleiteten Nennwörtern, von denen das Französische mit geringer
Beschränkung Zeitwörter durch blosse Flexionsendungen bildet, während sich
hier das Lateinische innerhalb enger Grenzen hielt. Hinsichtlich der Ver-
änderungen des Stammwortes gelten hier ähnliche Bestimmungen, wie für die
einfachen Nennwörter.
In einzelnen Fällen ist in Beziehung auf die Vokalisation auf die ur
sprüngliche Wortform zurückzugehen, vgl. contrarier (contraire lat. con-
trarius), justicier (justice lat. justitia). Eine Veränderung der Vokale tritt
bisweilen beim Wachsen des Wortes durch die Endung ein: vgl. manierer
(maniere). Das stumme e im Auslaute kommt auch hier nicht in Betracht.
Veränderungen auslautender Konsonanten sind analog: vgl. captiver
(captif, captivare Eccles.), activer (actif), motiver (motif) — jalouser (jaloux,
zelosus).
Verdoppelungen von Konsonanten treten unter denselben Bedingungen
ein, so bei n: bouchonner (bouchon), emprisonner (prison), rayonner (rayon),
moyenner (moyen), doch bleibt n in mehreren Endungen einfach, wie in in,
ine: cheminer (chemin), ruiner (ruine) u. a. Auch s verdoppelt sich, nament-
lich in as (aceus): embarrasser (embarras); /, wo es jotirt war: sommeiller
(sommeil), travailler (travail); in der auf ellus gegründeten Endung eau tritt
dagegen nur einfaches l auf: creneler (creneau), oiseler (oiseau), und so auch
in peler mit stamnihaftem / (peau lat. pellis).
Unter den abgeleiteten dieser Klasse bilden die von Substantiven her-
stammenden die Hauptmasse; von diesen sind es vorzugsweise Sachnamen,
darunter namentlich auch abstrakte, welche in Verbalbegriffe eingehen; Personen-
namen lassen seltner Bildungen dieser Art zu, obgleich sie so wenig als Thier-
namen ausgeschlossen werden. Manche Substantive bleiben durch ihren Begriff
der Verbalbildung fremd.
Beispiele von Wörtern auf:
ade (ata): barricader, estrapader, gambader, pallissader.
age (aticum): avantager, en- de-courager, en- de-dommager, fourager, mennger,
outrager, partager, ramager, ravager, en-visager, voyager.
al (älis, äle): egaler — sigualer.
ance, ence (entia): fiancer, in-fluencer, engeancer, licencier (lat. licentia), sen-
tencier (sententia), differencier neben diiferentier.
ard (hart): bavarder, goguenarder, mignarder, a-bätardir, bombarder (bom-
barde), nasarder (uasarde).
as, asse, ace, (aceus, acea): embarrasser, cuirasser, crevasser, paillasser, grimacer.
ätre (aster): folätrer, opiniätrer.
286 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Äbschn. Die Wortbildung.
ail, eil, il, ouil m,, aille etc. f. (a- e- i- u- ciilus, a, um): grailler (graille), son-
nailler (v. sonnaille oder sonner), griller (gril, grille), aiguiller, a-genoniller
(genou - genouil), verrouiller (verrou - verronil), grenouiller (grenouille), gar-
gouiller (gargouille).
näle, eille, ille (alia, ilia): batailler, rimailler, mitrailler, grenailler, gneusailler
(gueusaille), merveiller, vetiller.
aim (amen): essaimer neben examiner.
aire (arius): contrarier, salarier, vicarier.
aud (walt): badauder, courtauder, nigauder, levrauder (levraut).
eau (el) m., eile f. (ellus, illus): agneler, bateler, bourreler, creneler, marteler,
a-monceler, oiseler.
e/e, eile (ela, auch elia): quereller.
ent, ant (ens, entis; ans, antis): absenter, diligenter, preseiiter, patienter, ser-
penter, epouvanter (expavens), plaisanter, ensanglanter, enfanter.
esse, ice (itia): caresser, ap-paresser, justicier.
ice (itium): supplicier.
et, ot m., ette, ote (otte) f.: breveter, cacheter, caqueter, feuilleter (feuillet), lo-
queter, louveter (vgl. louveteau) — aiguilleter (aiguilletle), vergeter (vergette) —
chicoter (chicot), a-mateloter (matelot), de-mailloter (maillot), ballotter (bal
lotte), marcotter (raarcotte).
eul, ol (ölus): flageoler (afr. tlajol, nfr. fJageolet), rossignoler.
eur, OUT (or, öris): savourer (saveur, sapor vgl. lat. saporatus), vgl. labourer
(laborare).
eux. oux (osus): jalouser, veutouser (ventouse).
ide (idus): liquider, in-timider.
ter (arius): acierer.
if (ivus): activer, joliver (afr. jolif, nfr. joli).
in, ine (Inus, inus): limousiner (limousin), cheminer, discipliner (discipline),
mariner, en-raciner, ruiner,
on (o, önis): aiguillonner, änonner, bouchonner, chaponner, crampouner, crayon-
ner, frissonner, gasconner, goupillonner, grisonner, papillonner, pelotonner,
rayonner.
on, ion, tion, son, ^:on (tio, tiönis; sio, siönis) : actionner, additionner, aflPec-
tionner, cautionner, mentiouner, perfectionner — occasionner, moisonner,
em-prisonner, em-poisonner, raisonner — favonner.
u (utus): bossuer; (us, ütis): s'evertuer.
ule, cule, le (iilus, cülus) ; formuler, craticuler (craticula), graticuler (graticule),
sangler (sangle, cingula).
ume (u(linem): accoiitumer.
ure (ura): aventurer, peinturer, mannfacturer, vgl. figurer (figurare).
öo7id (bundus): vagabonder.
lent (lentus): violenter.
ment (mentum): alimenter, cementer und cimenter, parlementer, tourmenter,
experimenter, vgl. argumenter (lat. argumentari), angmenter (spät. lat. awg-
mentare).
iime (timns): legitimer, vgl. intimer (intimare).
§ 79. I. Ableit. von Nennwort. 2. mit besond. Suffixen. 287
79. 2. Ableitung mit besonderen Suffixen.
Wenngleich die Ableitung vermittelst besonderer Suffixe zum Theil für die von
Nennwörtern und von Zeitwörtern abstammenden Verba gleiche Formen bietet, und
bisweilen ein abgeleitetes Verb sowohl aus einem Nennworte als aus einem daneben
stehenden Zeitworte hergeleitet werden kann, so erscheint doch eine Scheidung der
Denominativen von den Verbalien nicht unzweckmässig, indem die Suffixe
zum Theil in der That nicht beiden gemein sind, die gleichen aber überwiegend
einer von beiden Klassen zukommen, was an seinem Orte für die einzelnen Suffixe
angemerkt ist.
a) Besonders denominativ ist die Endung, welche durch das lateinische Suffix
ic in icare hervorgebracht wird; wir rechnen dazu auch diejenigen, deren
Suffix schon in einem Nennwoite enthalten ist (faber, fabrica, fabricare) und
welche daher auch unmittelbar davon hergeleitet werden können. Diese
Endung stellt sich theils noch in der Form iquer, jedoch nur in einigen un-
mittelbar aus dem Lateinischen überkommenen gelehrten Formen, dar; in
vielen Verben nimmt sie die Gestalt von eher, ger, cjuer (mit ausgefallenem
tonlosen i) an oder geht mit Ausfall des c in ier, vereinzelt auch in oyer
über. Die Bedeutung des Suffixes ist nicht von charakteristischer Bestimmt-
heit: es giebt transitive, doch auch intransitive Verba. Es bezeichnet ent-
weder allgemein die Bethätigung (chevaucher) oder selbst die Hervor-
bringung des Primitiv (nettoyer).
ß. auf das Lateinische unmittelbar oder in volksthümlicher Umbildung ge-
gründete Formen:
iquer: fabriquer (fabricare), communiquer (communicare), in dem ähnlich
behandelten vendiquer, revendiquer (vindieare = vim dico) ist ic stamm-
haft, Pratiquer ist uneigentliche Ableitung aus pratique.
eher: empecher (impedicare), macher (masticare, fxaarui, ^aGiät,iiv),
ecorcher (cortex vgl. corticatus), zu vgl. mit precher (praedicare mit
stammhaftem ie).
ger, guer: forger (fabricare), juger (judicare), charger (carricare Hieron.),
und ähnlich manger (manducare), auch venger (vindieare, s. oben).
ier: publier (publicare, publicus, populus), vgl. mendier (mendicare, men-
dicus), communier (communicare); in dedier (dedicare) ist ic stamm-
hafi, ebenso in plier (plicare) neben ployer, sacrifier (sacrificare),
emier (mica).
oyer: verdoyer (viridicare) ; vgl. dazu G. Paris, Accent latin 100.
ß. Die Nachbildungen stehen theils dem Lateinischen näher mit der Endung
eher, ger, guer: chevaucher (gl., caballicare), narguer (gl. naricare), vgl.
intriguer (intricare mit stammhaftem ie).
Vorzugsweise finden sich jedoch hier die Formen mit ausgeworfenem
c; bornoyer (borgne afr. borgnoier) mit einem Auge abmessen, charroyer
Karren fahren, cötoyer (cote) entlang gehen, chatoyer (chat) schillern,
coudoyer (coude, couder) mit dem Ellenbogen stossen, festoyer, fetoyer
(fete, feter) festlich bewirthen, fiam boyer (flambe) blitzen, foudroyer
(foudre) niederblitzen, guerroyer (guerre) kriegen, grossoyer (mettre en
grosse) ausfertigen, jointoyer (Joint) Fugen verstreichen, larmoyer (lärme)
bitterlich weinen, louvoyer (engl, loof) lavireu, nettoyer (net) reinigen,
ondoyer (onde) wallen, rudoyer (rüde) anfahren. Dahin gehören auch die
von Fürwörtern abgeleiteten tutoyer (tu) dutzen, vousoyer (vous) sietzen.
288 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschu. Die Wortbildung.
Seltener sind Bildungen auf ier: charrier (neben cbarroyer), manier (vgl,
lat. manicatus) handhaben; afr. seigneurier herrschen.
Hierher gehört auch eine Form ayer und eyer, die sich neben oyer
entwickelt hat: begayer (begue) stammeln, bordayer (it. bordeggiare)
laviren, cartayer (it. andar di quarto) Halbspur fahren, grasseyer (parier
gras), langueyer (visiter la langue d'un porc), plancheier dielen, poteyer,
poteyer, poteier die Form ausschmieren (von der Akademie nicht auf-
genommen). Hier ist die Orthographie sehr verschieden. Vgl. frayer afr.
freier (fricare) reiben, bahnen.
Das verwandte Suffix ig (in navigare, mitigare), welches schon im
Lateinischen auch ohne i auftritt (purgare, jurgare von jur-is), wird ein-
fach herübergeuommen. Es stellt sich in den Endungen iguer, iger und
ger dar: naviguer (navigare), fatiguer (latigare), fumiger (fumigare), l^viger
(levigare), mitiger (mitigare), purger (purgare); doch auch in ier: chätier
(castTgare, castus) afr. chastoier.
b) Die Endung iser- {\di,i. issare, auch izare, gr. (Cfi^) ist mehr noch als die eben
genannte denominativen Zeitwörtern gegeben; sie hat eine grosse Menge
von Zeitwörtern aus Substantiven und Adjektiven hervorgebracht, da sie mit
der grössten Leichtigkeit gehaudhabt werden kann. Sie erscheint namentlich
an solchen Wörtern, deren Ausgang nicht wohl eine Verbalbildung durch die
blosse Flexionsendung gestattet. Das Suffix hat ursprünglich eine imitative
Bedeutung (vgl. graecisso, patrisso, q:ilni7it^(a), welche sich theils intransitiv,
theils transitiv darstellt.
«. Intransitive Verba dieser Art bezeichnen eine Bethätigung in der
Weise und dem Sinne der durch das Primitiv bezeichneten Person oder
nach Massgabe der darin enthaltenen Sache: fraterniser (fraternus), greciser,
poetiser; — agoniser, algebriser, anglomaniser, herboriser, moraliser, sym-
boliser, symetriser, sympathiser, temporiser.
ß. Transitive Verba erhalten
«a. entweder eine faktitative Bedeutung, wodurch an einem Gegenstande
das als Merkmal gesetzt oder hervorgebracht wird, was das Primitiv
bezeichnet; so besonders von Adjektiven: centraliser, diviniser, eterniser,
fertiiiser, fanatiser, familiariser, generaliser, humaniser, latiniser, lega-
liser, naturaliser, regulariser, ridiculiser, tranqnilliser, und ähnlich von
Personennamen: autoriser (auteur), martyriser zum Märtyrer machen;
und Sachsubstantiven: alcaliser alkalisch machen, alcooliser alkoholi-
siren, capitaliser zum Kapital machen, pulveriser zu Pulver machen.
ßß oder die Thätigkeit erhält das Primitiv in der Weise zur Bestimmung,
dass dasselbe als Merkmal der handelnden Person erscheint: brutaliser,
maitriser, tyranniser brutal, als Herr, Tyrann behandeln, economiser
haushälterisch verwalten, prophetiser als Prophet voraussagen, — oder
ein bestimmendes Objekt der Thätigkeit wird: anathematiser mit dem
Anathem belegen, aniser mit Anis versetzen, cauteriser (cautere) mit
einem Aetzmittel brennen, favoriser mit Gunst behandeln, scandaliser
(ay.avSttUCtiv) Anstoss geben, gl. damit hehaften, carai-teriser charak-
terisiren (xaQaxtriQiCfiv eig. mit einem Merkmale versehen), cotiser
nach der Quote berechnen, courtiser den Hof machen, gl. behofiren etc.,
egoiser viel von sich sprechen.
§ 79, I. Ableit. von Nennwort, 2, mit besond. Suffixen. 289
c) Das Suffix cir, hervorgegangen aus dem lateinischen sc in escere, iscere, ur-
sprünglich inchoativ und an intransitiven Verben, findet sii;h nur an
wenigen Ädjektivstämmen und gestattet auch die transitive, namentlich
faktitive Bedeutung, Die Erhaltung und das Eindringen des Suffixes sc in
der Form iss in die zweite französische Konjugation ist oben (S. 186, 187)
erörtert; es ist übrigens bedeutungslos geworden. In acquiescer (acquiescere)
hat es ein Verb nach der ersten Konjugation erzeugt; statt parere hat sich
parescere in der Form paraitre gebildet.
Beispiele von c/rsind: chancir (canescere) schimmeln intr., durcir (dure-
scere), tr, und intr., hart machen und werden, eclaircir (ex-clarescere) tr.,
noircir (nigrescere) tr, und intr. Neubildungen dieser Art sind etrecir (etroit,
strictus) tr., obscurcir (obscur) tr. Diese Verba behalten natürlich ihr c
durch die sämmtlichen Konjugationsformen und nehmen das Suffix iss ausser-
dem nach dem Masse der erweiterten zweiten Konjugation noch einmal an.
d) Bisweilen werden mit dem Suffixe eler, welches weiter reicht als das lateini-
sche illare und sich näher an ilare für ulare anschliesst (vgl. ventilare st.
ventulare), aus Nennwörtern Zeitwörter entwickelt, welche zwar auch dimi-
nutive und frequentative Bedeutung hier und da zeigen, meist aber nur
eine auf den Gehalt des Grundwortes gerichtete Thätigkeit ausdrücken.
Bisweilen ist es schwer zu ermitteln, ob sie nicht ein Substantiv auf eau, eile
zur Voraussetzung haben, wenngleich dies der gegenwärtigen Sprache fehlt.
Einige sind, wie wir unten sehen werden, aus Verben herzuleiten. S. IL 5.
Hierher gehören bosseler (bosse) getriebene Arbeit machen, botteler (botte)
in Bündel binden (nicht von botter stiefeln), chanceler (chance) schwanken,
ecarteler (quart) viertheilen, ensorceler (sors, vgl, sorcellerie) behexen, harceler
afr. herceler (herse) necken. Dagegen ist enchanteler (chantier), auf Lager-
bäume legen, nicht hierher zu ziehen; das Grundwort canterius, cantherius
scheint identisch mit xay&t^ktos Lastesel.
e) Verba auf uler oder, mit korripirtem u, auf ler, lat, ulare, meist mit dimi-
nutiver und frequentativer Bedeutung, sind auch bisweilen denomina-
tiv. Vgl, cumuler (cumulare), moduler (modulari), pulluler (pullulare, dies
wohl nicht von pullare, sondern unmittelbar aus pullulus), onduler (lat. undu-
latus, vgl. jedoch in-onder), fourmiller (formica) wimmeln, habiller (gl. habi-
tulare), vgl. seille = situla. S. II. 3,
f) Ebenso sind die Endungen aüler, Hier, ouiller, lat. a-c-ulare, i-c-ulare, u-c-u-
lare, nicht bloss verbal; sie sind meist frequentativ und diminutiv.
Dahin gehören: bretailler (brette) ein Raufbold sein, hourailler (houret) mit
schlechten Hunden jagen, quoailier (queue, gl, caudiculare) mit dem Schweife
wedeln, boursiller (bourse) Geld zusammenlegen, bousiller (bouse) klehmen,
kleiben, mit Stroh und Lehm bauen, egosilier (gosier afr, gueuse) die Kehle
abschneiden (abschreien), vgl. essoriller (gl. exauriculare) die Ohren stutzen,
gambiller (jambe, vgl, gambade) mit den Füssen baumeln, grappiiler (grappe)
Nachlese halten, barbouiller (barba, barbula, gl. barbuculare). In beugler
(buculus) ist mit Erhaltung des c-Lautes eine veränderte Form eingetreten.
g) Auch die Suffixe eter, oter finden sich an Nominalstämme geknüpft; ihre
verkleinernde und frequentative Endung ist nicht immer ersichtlich:
echarseter (echars) zu geringhaltig ausprägen, pocheter (poche) in der Tasche
tragen, barboter (barba) sohnatteiu, grilloter zirpen, von der Grille (gryllus,
vgl. grillon); auch you der Partikel chut kommen Verba dieser Art: chucheter
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 19
290 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
piepen, chuchoter flüstern. Dahin gehört auch chevroter werfen (von der
Ziege), dem kein chevrot zur Seite steht,
h) Ueber einige denominative auf iter^ lat, itare, s. unten II. 2,
80, n. Ableitung der Zeitwörter von primitiven Zeitwörtern. Manche
der hier im Lateinischen gebräuchlichen Suffixe sind aufgegeben; dahin gehören die
zur Bildung desiderativer Verben verwendeten turire, essere, issere, wie die zur
Bildung inchoativer benutzten escere, iscere (s. oben S. 289). Mit der Aufnahme
und Benutzung anderer Suffixe aber hat das Französische nicht auch zugleich den
Begriff derselben immer festgehalten, sondern mehrfach ganz aufgegeben.
1. Hier sind zuvörderst die Zeitwörter auf ter und ser (auch xer) zu bemerken,
welche den lateinischen captare, pulsare gemäss gebildet sind. Man nahm die
mehr hörfälligen, der schwachen Konjugation angehörigen lateinischen Formen
dieser Art herüber, deren ursprüngliche Frequentativbedeutung schwand
und deren Primitive oft aufgegeben wurden, zumal wenn sie Verba der dritten
Konjugation (ere) waren, und bildete aus lateinischen Primitiven diesen andere
nach. Da ihre Bildung sich formell an das Supinum oder Particip des Per-
fektum Passivi anschliesst, so bewerkstelligte sie sich leicht aus lateinischen
Primitiven in Neubildungen.
Lateinische Formen sind: chanter (cantare), dicter (dictare), intenter (in-
tentare), jeter (jactare), noter (notare), sauter (saltare), traiter (tractare);
penser (pensare), pousser (pulsare) etc. Nachbildungen zahlreich: executer
(exsecutus), exempter (exemptus), infecter (infectus), inventer (inventus), per-
secuter (persecutus), relater (relatus), sculpter (sculptus), inciser (incisus),
infuser (infusus), oser (ausus), professer (professus), raser (rasus), user (usus),
fixer (fixus). In oublier (oblitus gl. oblitare) ist t ausgeworfen, wie in marier
(maritare) etc.; in dem alterthümlichen admonester (Acad.), auch admoneter
(admonitus, gl. admonitare) afr. admonester ist ein s eingeschoben.
2. Die aus dem lateinischen itare entstandenen Verba auf iter, auch eter, sind
nicht zahlreich, ihre Nachbildungen geringfügig. Vgl. agiter (agitare), hesiter
(haesitare), palpiter (palpitare) und das Particip usite (usitari), nachgebildet
graviter (gravare). Die Form eter treffen wir in haleter (halitare), voleter
(volitare).
Im Lateinischen wurden auch von einigen Nennwörtern Verba auf itare
abgeleitet; sie sind auch ins Französische zum Theil übergegangen und nach-
gebildet: debiliter (debilitare), periciiter (periclitari), auch militer (militare),
obwohl hier it zum Stamm gehört; nachgebildet in faciliter (facilis), feliciter
(felix), habiliter (habilis). In douter (dubitare v. duo) ist i ausgeworfen;
ebenso in der Nachbildung vanter (vanus, gl. vanitare).
3. Die auf das lateinische Suffix ic (ig) gegründeten Ableitungen von Verben
mit den Endungen eher, oyer sind selten, dahin gehört pencher (gl. pendicare),
soudoyer (solder gl. solidicare).
4. Verba auf uler, oder mit ausgestossenem m, meist auf kr, lat. ulare sind in
ursprünglich lateinischen Formen aufbewahrt: postuler (postulare v. poscere),
ambler (ambulare), brüler (br-ustulare goth. brinnan), feler (fissulare st. fissi-
culare v. Andere); nachgebildet in: meler (gl. misculare), trembler (tremere),
troubler (turbare). In jaillir (jaculari) ist ein üebergang in eine andere Kon-
jugation zu bemerken.
§ 80. II. Ableit. der Zeitwörter von primitiven Zeitwort. 291
5. Das Suffix Hier entspricht in ursprünglich lateinischen Wörtern dem lateinischen
illare (cantillare etc.) mit verkleinernder Bedeutung; ihm zur Seite steht das
französische Suffix e/er, welches sich an das Nomiualsuffix eau anzulehnen
seheint und dem althochdeutschen Suffixe üdn und alou entspricht. Lateini-
schen Verben entsprechen: titiller (titillare), vaciller (vacillare). Französische
Bildungen, zum Theil ohne diminutive Bedeutung, sind: bretteler (bretter)
berappen, gratteler (gratter) leicht kratzen, greneler (grener) Leder narben,
panteler (engl, to pant, s. Diez v. pantois) ; in creteler, creteler, gackern, ist
das Suffix wohl auf einen Naturlaut angewendet.
üeberhaupt wird das einfache l, oder auch mit vorangehendem Vokale,
welcher sich nominalen Diminutivsuffixen assimilirt, zur Darstellung von Verben
aus Naturlauten angewendet; miauler (miau?) miauen, piauler piepen, sind
wohl auf -aculare gegründet (vgl. piailler und it. miagolare, piagolare); grisoUer,
trillern, scheint dem Verb rossiguoler nachgebildet, dagegen ist in pupuler
(upupa) wie ein Wiedehopf schreien, roucouler wie Tauben rucksen, ronfler
(ahd. rofazon) schnarchen, renifler (it. nifla) schnüffeln, wohl wie in rafler
(afr. raffer) wegraffen, das / selbständig zur Verbalbildung benutzt.
6. In frequentativem und verkleinerndem, auch herabsetzendem Sinne
wirken die Suffixe aüler, Hier, ouiller, lat. a-c-ulare, i-c-ulare, u-c-ulare, in
zahlreichen Verbalien: vgl. brailler (braire), criailler (crier), danach gebildet
piailler, disputailler (disputer), se harpailler (harper) sich raufen, marchandailler
(marchander), rimailler (rimer), tirailler (tirer), tournailler (tourner); brasiller
(vgl. embraser), brandiller (brandir) neben branler, bresiller (briser), se fendiller
(fendre), fouiller (fodere, fodicare gl. fodiculare) mit ou wegen des stammhaften o,
mordiller (mordre), pendiller (pendre), petiller (peter), pointiller (pointer),
sautiller (sauter), tortiller (tordre), s'eventiller (venter); Verba auf ouiller sind
zum Theil durch Vertauschung von i- mit u-c-ulare entstanden: gazouiller
(v. jaser), bredouiller (davon bredouille, afr. bredir), ecarbouiller zerquetschen
(excarbunculare), gribouiller schmieren, sudeln, schlecht schreiben (?).
7. Auch Frequentative auf eter und oter sind häufig verbal: claqueter zirpen
(ciaquer), craqueter (craquer), marqueter (marquer), rapieceter (rapiecer);
häufiger auf oter: baisoter (baiser), brilloter (briller), buvoter (boire), chan-
geoter (changer), clignoter (cligner), crachoter (cracher), fringoter (fringuer),
frisotter (friser), pissoter (pisser), sufoter (sucer), tapoter (taper), trembloter
(trembler), vivoter (vivre) = subsister avec peine.
8. Einige werden auf onner gebildet, dem Nominalsuffix on (o, önis) entsprechend:
sie sind verkleinernd und herabsetzend: chantonner (chanter) trällern,
griffonner (griffer krallen) kritzeln, mächonner (mächerj langsam kauen, nasil-
lonner (nasiller) ein wenig näseln; tätonner, oft betasten, ist frequentativ.
9. Das Suffix asser, dem Nominalsuffix as (aceus) entsprechend, wird mit Herab-
setzung gebraucht: revasser (rever) alles durch einander träumen; auf ein
vorausgesetztes ecrivasser = ecrivailler deutet das Substantiv ecrivassier
Schmierer; auch an Nominalstämme hängt sich dies Suffix: avocasser (avocat)
den Rabulisten machen, se prelasser (prelat) stolz einhergehen. In den letzten
Fällen trifft es mit der Endung atiare zusammen.
10. In einzelnen Fällen findet man Verbalsuffixe, welche hier nicht angeführt sind,
wie iner in pietiner (pied, pieter) stampfen, se ratatiner (?) einschrumpfen ;
ousser, wie in tremousser (tremere) flattern; ocher, wie in bavocher (baver)
unsauber zeichnen, drucken u. dgl. m.
19*
292 Zweit. Thl. Formeniehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
81. B. Die Zusammensetzung. Wir unterscheiden die ächte und die
un ächte Zusammensetzung. S. § 65. 2. Indessen ist die Grenze beider
schwer anzugeben, indem die unächte in die ächte Zusammensetzung über-
gehen kann.
Dieser üebergang der unächten in die ächte Zusammensetzung ge-
schieht in der That schon da, wo im Französischen der erste Bestandtheil
einer unächten Zusammensetzung verkürzt oder umgebildet erscheint, wo-
durch die einzelnen Bestandtheile zu einer Begriffseinheit verschmelzen
und womit freilich die Gefahr verknüpft ist, dass die Zusammensetzung als
solche überhaupt nicht mehr empfunden wird: vgl. lundi (lunae dies),
printemps (primum tempus), connetable (comes stabuli), merluche (maxis
lucius), champart (campi pars); so oft in Eigennamen: Courville (Curva
villa), Binanville (Binandi villa). In anderen Zusammensetzungen ist der
zweite Theil so verkümmert, dass er die Natur einer Ableitungssilbe zu
haben scheint: vgl. quatorze (quatuordecim), seize (sedecim), Cornouailles
(Cornu Galliae).
Andererseits gewinnt die der Form nach unächte Zusammensetzung
die volle Bedeutung der ächten, wenn der dadurch ausgedrückte Begriff
eben nur durch den Zusammentritt der Elemente der Zusammensetzung
fixirt wird, während dieselben ohne diese phonetische Einheit auch etwas
Anderes darstellen könnten. So ist z. B. ein casse-noix nicht ein jeder,
welcher Nüsse zerbricht, sondern nur ein Vogel, der Nusshäher, und
ein casse-uoisette nur ein Werkzeug zum Zerbrechen der Nüsse, der Nuss-
knacker. Dabei kann ein solches Kompositum allerdings selbst wieder mehr-
deutig sein, wie z.B. casse-noix auch das Werkzeug, casse-cou einen Wage-
hals und eine Strickleiter, sowie einen halsbrechenden Ort bedeuten kann.
Diese Uebertragung unterscheidet sich aber von kemer anderen Begriifsüber-
tragung, welche einem einzigen Wortkörper zukommt. Die Sprache ist
daher in ihi'em Rechte, auch solche Zusammensetzungen zu ihrem Begriffs-
reichthum zu zählen.
Indessen ist es nicht zu leugnen, dass die französische Sprache viele
unächte Zusammensetzungen zählt, welche nicht ui diese Klasse gehören.
Daher zum Theile die Unsicherheit über die Lauteinheit der Wörter,
welche sich durch die schwankende Anwendmig des Bindestrichs in den
der Form nach unächten Zusammensetzmigen vemith, obgleich diese Un-
sicherheit auch in anderen stattfindet.
Mit Ausnahme einer beträchtlichen Anzahl von Zusammensetzungen
mit Partikeln und der unmittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen
überkommeneu oder in latinisirender und gräcisirender Weise, namentlich
von der wissenschaftlichen Sprache, nachgebildeten, werden nämlich die
meisten zusammengesetzten Wörter in der Schrift durch ein Tiret ver-
bunden. Bei Zusammensetzungen, in denen ein Vokal elidirt wird, vertritt
der Apostroph dies Bindezeichen: (s') entr'avertir, entr'acto.
Das Wort, welches zur begritFlichen Modificii'ung in der Zusammen-
setzung dient, oder das Bestimmungswort, kann ein Nennwort, ein
§ 81. B. Die Zusammensetzung. 293
Zeitwort oder eine Partikel sein; das Grundwort kann ebenfalls jeder
der genannten Klassen angehören. Das letztere entscheidet über die Natur
des neu entstandenen Redetheiles; dieser gehört der Klasse des Grund-
wortes an. Wird jedoch ein vollständiger oder elliptischer Satz als ein
zusammengesetzter Begriff behandelt, so entsteht ohne Ausnahme ein
Hauptwort. S. § 83. Eine eigenthümliche, dem Lateinischen im All-
gemeinen fremde Art der Zusammensetzung gewährt diese Auffassung von
vollständigen und elliptischen Sätzen und selbst Doppelsätzen als eines
lauteinheitlichen Substantivbegriffes. Sie hat in der deutschen Sprache
ihre Analogien.
Die Betonung des zusammengesetzten Wortes wird nicht durch die
Natur der Zusammensetzung bestimmt, wie z. B. im Deutschen dem Be-
stimmungsworte der Hochton zukommt. Nach dem allgemeinen Gesetze
der französischen Betonung fällt der Hauptton stets auf die letzte volle
Silbe des zusammengesetzten Wortes, ob sie dem Bestimmungsworte oder
dem Grundworte angehört. In denjenigen Zusammensetzungen, welche
durch einen Bindestrich verknüpft werden, fällt auf den ersten Theil der
Zusammensetzung ein verhältnissmässig stärkerer Nebenton als in voll-
ständigen Verschmelzungen, wie merluche u. dgl. , welche ganz den Ge-
setzen des Worttones unterworfen sind.
In der folgenden Eiutheilung nach den durch die Zusammensetzung entstehen-
den Wörterklassen ist demnach im Allgemeinen das Grundwort zum Eintheilungs-
grunde gemacht.
Die Lehre von der Zusammensetzung behandelt nur das Nennwort und das Zeit-
wort (mit Ausschluss des Fürwortes), weil nur bei jenen beiden in der Zusammen-
setzung eine der Wortableitung analoge, noch nicht erloschene und dem Sprach-
bewusstsein gegenwärtige Wortbildung vorliegt, während die Partikelzusammen-
setzung mehr als eine ein für allemal ahgethane sprachliche Thatsache anzusehen
ist, und in ihr das Bewusstsein der Bestimmung eines Grundwortes durch ein Be-
stimmungswort mehr in den Hintergrund tritt. Die Partikelbildung ist übrigens im
ersten Kapitel dieses Abschnittes beiläufig erörtert.
Es ist zu bemerken, dass die Zusammensetzung des Nennwortes vielseitiger ist,
als die des Zeitwortes; denn während bei dem letzteren die Zusammensetzung mit
Partikeln fast allein von Bedeutung ist, bilden sich Nennwörter durch den Zutritt
verschiedener Arten von Bestimmungswörtern in bedeutend grösserer Anzahl.
Wir beginnen mit der Anfügung von Partikeln an das Zeitwort und an das
Nennwort, ohne Trennung beider Klassen, weil die hier vorkommenden Erschei-
nungen im Allgemeinen gleichartig sind, und handeln hierauf von der anderweitigen
Zusammensetzung des Nennwortes und des Zeitwortes.
82. I. Die Zusammensetzung des Zeitwortes und des Nenn-
wortes mit Partikeln.
In der Zusammensetzung mit Partikeln nimmt das Zeitwort die erste Stelle
ein, insofern die allerdings grosse Zahl von Nennwörtern dieser Klasse eine be-
deutende Masse von solchen erhält, welche erst von zusammengesetzten Zeitwörtern
abgeleitet oder sogenannte Parasyntheta sind. In einer anderen Rücksicht
reicht aber die Zusammensetzung des Nennwortes weiter, weil manche Partikeln
294 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
hier häufiger in AnwenduDg kommen, als bei Verben, z. B, ante, hien, mal und das
negative in, weil ferner Partikeln, welche überhaupt nicht bei Verben vorkommen,
hier antreten, wie avant, apres, arriere, Sans, vice statt pro, das Zahladverb bis (?)
und die negative Partikel non, endlich andere mit eigenthümlicher Färbung Nenn-
wörtern vorangestellt werden, wie ex.
a) Zusammensetzung mit präpositionalen Partikeln.
1. Bei dieser Zusammensetzung, in welche die Mehrzahl der 42 lateinischen
Präpositionen nebst den untrennbaren dis, re und se eingeht, ist zunächst
mit besonderer Berücksichtigung der Nennwörter anzuführen, dass die Kraft
der Partikel entweder rein adverbial wirkt, oder dass ihr zugleich ihre prä-
positionale Bedeutung verbleibt, so dass das Grundwort in ursprünglicher
Abhängigkeit von ihr zu denken ist. Bildungen der letzteren Art haben viele
Sprachen aufzuweisen, gr. nooxoiTsia Wache vor dem Lager, nQÖnoXig Vor-
stadt, aviC&fog (uvil &(oii), lat. proconsul (pro consule), antesignanus (ante
Signum). Im Französischen hat diese Zusammensetzung weiter um sich ge-
griffen: surlendemain, embonpoint, encan (in quantum), apres-midi, arriere-
ligne, entre-coionnement, contrepoison, sous-chef, surtout, surhumain, suraigu,
avant-dernier, wohin auch die Zusammensetzung mit Infinitiven gehört, wie
pourboire, avenir, avant-faire-droit u. a.
2. Im Allgemeinen schliesst sich das französische Verfahren an das la-
teinische an und bewahrt nicht nur in den überkommenen Zusammen-
setzungen Präpositionen, welche als selbständige Redetheile aufgegeben sind,
wie cum, ex, prae, trans neben den untrennbaren dis, re und se, sondern
verwendet auch die meisten im Lateinischen gebräuchlichen Präpositionen zu
Neubildungen und dazu analere (extra, foras, subtus, ultra, selbst inde), welche
im Lateinischen eben nicht zu diesem Zwecke verwendet wurden.
3. In der Verknüpfung dieser Partikeln mit einem Grundworte bleiben dieselben
gewöhnlich dem Assimilations verfa hren der lateinischen Sprache treu;
danehen findet sich französische Assimilirung, wie in essuyer (sl. exsucare),
essouffler (exsufflare), oder Elision, wie in apercevoir u. dgl. Zuweilen ist das
präpositionale Element eben dadurch verwischt, wie in cailler (coagulare),
cueillir (colligere), dorer (de-aurare), oter (obstare), sür (securus). Wenn bei
überkommenen Wörtern das Bewusstsein des Präfixes, selbst ohne seine Ver-
wischung, oft schwindet, so tritt dagegen bei neuen Zusammensetzungen seine
Bedeutung stärker hervor und dient meist zu einer charakteristischen Be-
stimmung des Grundwortes oder wirkt wenigstens augmentativ.
4. Oft hat im Französischen das lateinische Präfix eine doppelte Form (vgl.
des, de neben dis, en neben in, enire neben inter, par neben per, pour neben
pro, se neben sub, tre, tres neben trans), von denen die jüngere französische
Form besonders zu Neubildungen benutzt wird. Bisweilen erhält dasselbe
Grundwort beide Präfixe mit unterschiedener Bedeutung, wie in imprimer,
empreindre; interposer, entreposer. Umgekehrt haben verschiedene lateinische
Präfixe bisweilen dieselbe französische Form erzeugt und fallen damit für das
Sprachbewusstsein zusammen, wie die lateinischen dis und de im französischen
de, die lateinischen in und inde im französischen en.
5. Während das Präfix im Lateinischen oft auf den Wurzelvokal des Grund-
wortes einwirkt (teneo, contineo; gradior, ingredior; pars, expers), so erkennt
das Französische in seinen Bildungen den Ablaut nicht an, sondern fügt die
Partikel an das unveränderte Grundwort. Selbst lateinische Wörter sind
§ 82, I. Zusammensetz. d. Zeitw, u, Nennw. m. Partikeln. 295
nach diesem Principe bisweilen ungeformt; querir, s'enquerir (quaerere, in-
quirere); tenir, contenir (tenere, continere); damner, condamner (damnare,
coudemnare) u. a.
6. Dekomposita oder Wörter mit mehr als einem Präfixe, wobei das "voran-
tretende Präfix das bereits zusammengesetzte Wort als eine Gesammtvor-
stellung wiederum modificirt, kennt auch das Lateinische: compromittere,
disconvenire, praeoccupare, recomponere, subdealbare, superimpendere; das
Französische bedient sich ihrer oft, vgl. apercevoir (ad-per-cipere), accom-
pagner (ad-companiare), desenivrer, desemplir, presupposer, subüeleguer; eine
Verdreifachung bietet recommencer (re-com-in-itiare).
a, ab, abs, dem lateinischen gleichlautenden Präfix entsprechend, ist in überlieferten
Formen anzutreffen, wie abuser (abnsus), abroger, abstenir etc.; die Formen
abattre, abecquer entsprechen dem mittellateinischen abbattere, abbeccare; —
avancer ist ein Parasyntheton aus avant (ab-ante), auffallend abasourdir be-
täuben. Das Adjektiv aveugle (ab-oculus) ist gebildet wie avorton (v. abortus).
a, ad, mit seinen Assimilationen dem lateinischen ad gleich, giebt neben vielen
lateinischen Formen viele Neubildungen, oft mit Auswerfung des d ohne Assimi-
lation, im Altfranzösischen selbst vor Vokalen: aaisier, aesmer, nfr. apaiser (Acad.)
neben appaiser, apercevoir, abaisser, adonner, aligner, averer, so namentlich vor ch:
achever, acheter, acheminer u. s. w. Das Französische bildet damit gern Fak-
titive auf er und ir : affiner, afFoler, allonger, appreter, assimiler (vgl. lat. assi-
mulare), assoter, attrister, averer — adoucir, affadir, afFaiblir, afiPermir, affranchir,
agrandir, amollir (lat. emollire), anoblir, appauvrir, appesantir, assouplir, assujettir,
assourdir, attiedir. Einige auf iV sind zugleich intransitiv, wie abätardir, amaigrir,
amoindrir, obgleich so meist Simplicia verwendet werden. Die seemännischen
Verba affraicher und affraichir sind beide intransitiv. — Nennwörter: affüt (fustis),
appät, appas pl. (pastus), appui (podium); Substantive, wie abandon, apiomb,
adieu, alarme etc., sind aus ä bandon, ä plomb u. s. w. mit präpositionaler
Wirkung des ad entstanden. Adjektiv: adroit (ad-directus).
ante, anti, lat. ante, anti (nicht zu verwechseln mit dem verwandten griechischen
avxl), ist kaum in überlieferten Verben anzutreifen, wie anticiper (anticipare);
eine verbale Neubildung ist das parasynthetische antidater. Bisweilen findet es
sich in überkommenen Nennwörtern: antecesseur (antecessorem), antecedent, ante-
penultieme; Neubildungen sind: anteoccupation (Rhetor.), anticabinet, antichambre,
anticour, antisalle, antidate — antediluvien. Entstellt ist das Präfix in ancetre,
gewöhnl. ancetres (antecessor) und aine (afr. ainsne, ante-natus); afr. ans etc.:
Statt dessen findet sich in Nennwörtern, besonders Hauptwörtern, auch das
französische avant: avant-bras, avant-cour, avant-garde, avant-goüt, avant-pied,
avant-propos, avant-scene, avant-veille u. a., avant-dernier. Mit Verben verbindet
es sich nicht anders, wie jedes andere Adverb: n'allez pas si avant (Acad.).
circon und circom, lat. circum, erscheint in wenig altlateinischen Verben: circon-
cire, circonscrire, circonvenir; ein neues Verb ist nur das Parasyntheton circon-
stancier (circumstantia): überkommenen lateinischen Nennwörtern, wie circon-
ference, circonflexe, circonlocution, circonscription etc., sind andere nachgebildet:
circonvallation, circonvolution (beide nicht lateinisch) — circompolaire, circonvoisin.
a-pres (ad pressum) findet sich nur in den Nennwörtern: apres-diner (neben apres-
dine, früher auch apres-dinee), apres-midi, apres-souper (neben apres-soupe und
apres-soupee) und in apres-demain.
arri&re s. retro.
296 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abscbn. Die Wortbildung.
com, con, co etc., lat. C07h, co = cum mit seinen Assimilationen, ist in zahlreichen
Beispielen übertragen, bisweilen jedoch lautlich verwischt: cailler (coagulare)
neben coaijuler, couvrir (cooperire), coudre (consuere) u. a. Neubildungen sind
öfter Parasyntheta: completer, complimenter, confectionner, confiner (confinium),
contenter, contracter (v. coutractus nicht contrectare) u. a. Neugebildete Verba,
wie combattre, commencer, concentrer, constater, controuver, converger, convier,
coordonner, correspoudve, coexister, stehen zu der grossen Zahl der überlieferten
in keinem Verhältnisse. Neubildungen von Nennwörtern sind: compagnon afr.
compaius nom., compaignon, compagnon cas. obl. (com-panis) (Parasyntheta
compagnie, compagnounage), compas (com-passus), compere, commere (commerage),
coucierge (eonscherio v. ahd. scario, scarjo, nach Anderen gl. consergius, con-
servius v. servire), confrere, contour, coadjuteur, coetat (Mirabead), coeveque
(Bossüet), colegataire u. a. Adjektive sind zum Theil parasynthetisch auf latei-
nische und französische Formen gebaut, wie commutatif, compressif u. dgl.,
commercial, complementaire, confortatif etc.; neu sind commensal (com-mensa),
correlatif u. a.
contre, lat. contra, im Lateinischen selten als Präfix, ist in wenigen alten Formen
vorhanden, wie contredire; Nennwörter mit contra, contra, ausser einige Parasyn-
theta, hatte das Lateinische überhaupt nicht. Das Französische hat eine Reihe
von neuen Verbalbildungen : contraster (it. contrastare), contrecarrer, contremander,
contresigner, contrevenir, contrefaire, contre-balancer, -bouter, -calquer, -degager,
-hacher, -latter, -murer, -peser, -sommer, -tenir etc., auch viele, die von der
Akademie nicht aufgenommen sind, deren Vorkommen aber anderweitig wohl
verbürgt ist, wie contreventer, contre-brasser, -emailier, -forger, -fraser, -indiquer,
-jauger, -mailler, -percer, -poser, -sommer, -tenir etc., ausserdem Parasyntheta
von Nennwörtern; Neubildungen von Substantiven sind hier: contrebande, contre-
basse, contredanse, contremaitre, contrepoids, contrepoint (it. contrappunto),
contresens, contretemps, controle (contre-roie), contre-allee, -amiral, -appel, -coeur,
-coup, -marque, -mine, -mur, -ordre, -revolution, -ronde, -ruse, -scel u. a. Die
Form contra findet sich in dem herübergenommenen contradiction, dem nach-
gebildeten contravention (gl. contraventio) und in contrapontiste (it. contrappun-
tista), contro in controverse (lat. controversia) nebst controverser und contro-
versiste. Neue Adjektive sind kaum vorhanden, ausser contre-alize (Seemanns-
ausdruck), contre-fleure (Botan.) und die Parasyntheta contre-harmouique und
contre-revolutionnaire.
de, gewöhnlich de, lat. de, in der Form de oft nur durch Vergleichung der Formen
anderer romanischer Sprachen und des Altfranzösischen von dem auf dis beruhen-
den de, und nicht immer mit Sicherheit zu scheiden, ist in zahlreichen auf-
genommenen Kompositen erhalten, wie dechoir (decidere), dedier, deduire, de-
meurer (demorari), desservir (deservire) etc., decours (decursus), declive (declivis),
decrepit (decrepitus) etc. Neubildungen: decamper (it. decampare), decoUer (it.
de-, dicollare), decapiter (it. decapitare), dechiörer (it. diciferare), defalquer (it. diial-
care), so defiler, degrader, deguerpir, dementir u.a. Nennwörter: degre (gradus)
u. a., meist Parasyntheta.
dis, di und de's, de, lat. dis, di, mit seiner Assimilation, tritt meist in den beiden
letzten französischen Formen, de vor Konsonanten, des vor Vokalen und stummem
h, in zahlreichen Neubildungen auf. Vgl. distinguer, discuter, dissoudre, dilfamer,
digerer etc., mit Neubildungen: decomposer, defaire, degarnir, debander, debar-
quer, decharger, denouer, degoüter, desarmer, desavouer, desemplir, desenivrer,
§ 82. Zusammens. d. Zeit.w. u. Nennw. mit Partikeln. 297
(lesesperer, desorienter — deiaveiir, deraison, dehanche, dehonte, deloyal, deme-
sure, desastre, desagreable, desempenne, deshonnete etc., und so auch in den auf
älteren Formen beruhenden depenser (dispendere, -sare), deplaire (displicere),
deluge (diluvium). Doch findet sich auch das lateinische dis in Neubildungen:
discontinuer, disculper, disparaitre, disloquer, disgräce u. a. Das Altfranzösische
bot auch vor Konsonanten des: desguiser, desgrainer, deshueser, desnouer,
desinesure u. s. w. Zwingende Gründe, bei diesen oder bei allen, die alt-
französisch die Form des bieten, eine Zusammensetzung des Präfixes aus lat.
de-ex nach Analogie der Präposition des (lat. de-ex) anzunehmen, liegen nicht
vor, selbst da nicht, wo die Bedeutung des zusammengesetzten Wortes dafür zu
sprechen scheint, wie bei devoyer afr. desvoier, desveier und dem oben (unter de)
erwähnten deduire afr. desduire; vielmehr widerspricht eine Vergleichung der
verwandten romanischen Formen einer solchen Annahme.
ex, e, lat. ex, e, mit seiner lateinischen Assimilation und mit der Form es vor s,
trifft man in aufgenommenen Wörtern: exagerer, exclure, excuser, emigrer, enu-
merer, evoquer, etrange (extraneus); mit es: essouffler (exsuiflare), essuyer (ex-
sucare) — etfronte (eörons); auch e/", wo das Lateinische ex bietet: effeuiller
(exfoliare). Nach ex wird s oft ausgestossen: execrer, executer (v. exsecutus),
exuder (exsudare) neben exsuder, vgl. lat. existere st. exsistere in nachlässiger
Schreibweise. In Neubildungen finden sich die Formen e, e/, es (ess vor Vokalen):
ebahir, ebarber, echapper (so schon echaufi'er st, excalfacere), echeveler, ecouer,
ecremer, ecourter, eclairer, effacer, efforcer, effrayer, essorer (gl. exaurare), esso-
riller (gl. exauriculare); doch auch mit ex : excorier, exbausser, exhumer; dies
ex findet sich namentlich in Zusammensetzungen mit Substantiven, denen es die
Bedeutung des Ausseins oder der Ehemaligkeit giebt: ex-depute, ex-ministre,
ex-oratorien, ex-lectgur, ex-jesuite etc. Adjektive, wie ecervele, ehanche, eplore
u. s. w,, sind nicht selten. Das Altfranzösische Hess es an die Stelle von e treten:
esbahir, esbarber, esprendre neben explorer u. s. w.
extra kommt im Lateinischen in Verbalzusammensetzung nicht vor; im Französi-
schen steht es in extrapasser, extravaguer, s'extravaser; lateinische Nennwörter,
wie extra-clusus, -mundanus, -muranus, -naturalis, -Ordinarius stehen allein. Das
Französische bietet neben extraordinaire neugebildete Parasyntheta: extravasation,
extravagance, und einige andere wie extradosse, extrajudiciaire, extra-seculaire
u. dgl. Verwandt ist extrinseque (extrinsecus v. extra secus).
for, selten four, kor, aus lat. foras, foris entstanden, ist in einigen französischen
Bildungen noch gebräuchlich: forclore, forfaire, forhuir oder forhuer, forjeter, for-
lancer, forligner, forlonger, fourvoyer; ebenso in Parasyntheten, wie forfait, for-
faiture, forjet, forjelure und forban, den Adjektiven forceue (st. sene) und hormis
(jetzt nur Praep.). Das Altfranzösische ist reicher au Kompositis: forbannir und
fourbannir, forgager, forjouster, forjurer, formarier, i'ormener, forpasser etc.
in (im, il, ir) und en, em, vom lat. in etc., wird theils in seinen lateinischen Formen
herübergenommen, theils auch in alten Wörtern mit dem französischen en, em
vertauscht: vgl. incliner (inclinare), imbiber (imbibere), implorer (implorare),
illustrer (illustrare), Irrigation (irrigatio) neben encourir (incurrere), endormir
(indormire), emplir (implere), empreindre (imprimere). Jn trifi't man auch in Ab-
leitungen aus lateinischen Formen, wie: incendier (incendium), inciser (incisus),
infecter (infectus), infixer (infixus), infuser (inlusus), insoler (insolatio); doch auch
in einigen Neubildungen, wie in s'incarner (kirchl.), infiltrer, intimider, intro-
niser. Nenbildungen mit en, em sind sehr zahlreich: enchainer, enfoncer, engainer,
298 Zweit. Tbl. Formenlehre. Erst. Abschn. D. Wortbiegung etc.
engager, engraisser, enroler, ensacher, enteter, enterrer, emballer, emboucher,
emboiter, enibrasser, empieter, empoisonner — encablure (cäble), encolure (col),
endolori (J.-J. Rousseau), enjoue, embruine, embrume etc.
Verba mit en sind häufig Faktitive aus Adjektiven, nach der ersten und
zweiten französischen Konjugation: enivrer, engrosser, enjoliver, intimider.
euibellir, embrunir, empuantir, endurcir, enforcir, enhardir, enrichir; einige sind
zugleich intransitiv, wie empirer, enlaidir. Das ähnlich gebildete endiabler ist
nur intransitiv.
en, em, aus dem lateinischen inde entstanden, kommt selten in Zusammensetzungen
vor: enfuir, enlever, entrainer, eiivoyer, emmener, empörter, afr. enchacier und
in parasynthetischen Nennwörtern : sonst tritt es getrennt von Verben auf: s'en
aller, retourner, veriir.
inter und entre (lat. inter), jenes für überlieferte, dieses für neagebildete Zusammen-
setzungen : intercaler, interceder, intercepter (interceptus), interdire, interesser
(Interesse), interpelJer, interrompre, intervenir etc., auch in einigen nachgebildeten
wissenschaftlichen Ausdrücken, wie inter-osseux, inter-musculaire etc. Neuere
Verbalbildungen sind: entrecouper, entrelarder, eutreprendre, entretenir, s'entre-
mettre. Der Begriff des „unter einander" liegt in entremeler, entrelacer und
führt zur Anwendung dieser Zusammensetzung in reciproken Verben, die sehr
zahlreich sind: s'entr'accorder, s'entr'accuser, s'entr'aider, s'entr'aimer, s'entr-
avertir, s'entr'egorger, s'entre-haiser, -dechirer, -devorer, s'entre-hair, -nuire,
-quereller, -repondre u, a. Oft dient es zum Ausdruck der Halbheit oder Un-
vollständigkeit der Thätigkeit: entre-bäiller, entre-luire (vgl. lat. interlucere),
entrevoir, entr'ouir, entr'ouvrir etc., afr. entrechenu halbgrau. Unter den neu-
gebildeten Substantiven sind manche, in denen entre präpositional wirkt: entr'acte,
eutre-colonne, entre-ligne, entre-noeud, entrepont, doch auch andere: entremets,
entre-temps u. dgl., ausserdem Parasyntheta; Adjektive sind nur parasynthetisch.
intro (lat. intro) findet sich nur in dem überkommenen Verb introduire; Nennwörter
nach dem Lateinischen: intro'it, intromission. Verwandt ist intrinseque (intrin-
secus v, intra secus).
ob, mit den Assimilationen des lateinischen ob, tritt nur in lateinischen Wörtern
auf: obeir (obedire, ob-audire), objecter, occire (occidere), offenser, opprimer, ob-
jet, occulte etc. In oter (obstare) ist b ausgefallen; in oublier (oblitus) o in ou
verwandelt; obseques (st. lat. exsequiae) ist das mittellateinische obsequiae.
outre, lat. ultra, findet sich im lateinischen ultramundanus. Das Französische hat
das Verb outrepasser, das Altfranzösisi-he outrecuider, wovon im Neufranzösischen
noch oufrecuide, outrecuidance; von Nennwörtern kommt vor: outremer (Farbe).
Die lateinische Form wird in ultra-mondain (Physik) und ultramontain angetroffen,
ferner in Neubildungen, wie ultra-violet, ultra-zodiacal u. a., auch ultra-liberal,
ultra-radical, ultra-royaliste u. a.
per, par, lat. per, wird in beiden Formen in überlieferten Wörtern angetroffen, ob-
gleich par nur selten: percevoir (percipere), perdre (perdere), permettre (permit-
tere), perorer, persecuter, pervertir — parcourir, parvenir; in neueren Bildungen
ist dagegen per ungewöhnlich :_ parchasser (techn.), pardonner, parfiler, parfumer,
parsemer — persifler.
Die namentlich in lateinischen Nennwörtern hervortretende verstärkende Be-
deutung des per (gl. durch und durch): pergracilis, pergratus, perhorridus,
ist mit der Bedeutung einer durchgeführten Thätigkeit in Verben verwandt:
parachever, parfaire, parfournir (alle jetzt wenig gebräuchlich oder ganz veraltet;
§ 82. Zusamruensetz. d. Zeitw. u. Nennw. mit Partikeln. 299
erhalten in dem adjektivirten parfait); im Altfranzösischen kam sie häufiger vor:
paramer (peramans Cic), parcroistre, pardire, pavestrangler, parmener, parpayer,
auch partrouver; altfranzösische Substantive: parfin, parclose. — Ein neueres
Substantiv ist parterre.
post ist seltener als das übrigens nicht häufige lateinische posi in Zusammen-
setzungen; lateinisch sind das veraltete postposer (postpositum), davon postposi-
tion, postpositif, ferner das ganz lateinische post-scriptum (postscribere), und pos-
thume (post hu m 11 s); französische Bildungen: postdater, postcommunion, postface
(nach preface gebildet). In der Form puis erscheint es in pume (post natus).
pre, lat. prae, ist häufig in überkommenen Wörtern, wie precerier, precipiter, pre-
destiner, predire, prejuger, preluder, preparer etc., preface (praefatio), preaiubule
(praeambulus), preniature (v. praematurus) etc. Verbale Nachbildungen: precompter,
predeceder, predeterminer, predominer, preetablir, preexister, prelever, preopiner,
presupposer. Nennwörter: preliminaire, und technische Ausdrücke, wie predorsai,
prespinal u. dgl.
preter, lat. praeter, kam in einer nicht erheblichen Anzahl lateinischer Bildungen
vor; es hat sich in wenig übertragenen Nennwörtern erhalten: preterit (praeteri-
tum), preterition, pretermission.
pro und pour, lat. pro, findet sich in der ersten Form in nicht wenig überkommenen
lateinischen Wörtern, wie proceder, procnrer, prodiguer (prodigere, prodigus),
produire, profaner, probiber, piomettre etc., und abgeleiteten Verben, wie professer
(professus), profiter (proiectns), projeter (projectus), proposer (propositus) u. a.
Das neufranzösische promener, promenade, promenoir afr. pourmeuer beruht auf
dem lateinischen prominare; proeminent, proeminence steht neben dem lateini-
schen prominens, prominentia. Selten wird es in lateinischen Bildungen mit
pour vertauscht: poursuivre, pourvoir. Das Französische hat kaum Nachbildungen,
in denen pour erscheint: pourchasser, pourparler (ehemals Verb, jetzt nur als Sub-
stantiv), pourtour Subst. Statt des altfranzösischen pourtraire hat das Nenfran-
zösische portraire, portrait; profil afr. pourfii, porfii entspricht dem italienischen
profilo, proffilo. Auf Verwechselung mit per beruhen pourpoint (miat. perpun-
ctum), pourfendre.
re, re, lat. re (red, redi), ist in alten und neuen Wörtern vom häufigsten Ge-
brauche. In der Verwendung der tonlosen und accentuirten Form ist in herüber-
genommenen Wörtern kein Princip zu erkennen; re erscheint jedoch nothwendig
vor Vokalen, wenn nicht (/ eingeschoben ist; vgl. se rebeller, rechanter, recenser,
recevoir, renoncer, repousser, reprendre, retenir, revenir, reviser, mit reciter,
reduire, reparer, repeter, revoquer, refuter, reedifier, reiterer, reintegrer (reinte-
grare neben redintegrare); red ist erhalten in rediger, se redimer, redempteur,
redemption. In den zahlreichen Nachbildungen wird e gewöhnlich vor den mit
a (ad), en (in), c (ex) und überhaupt vor den mit e anlautenden Verben aus-
geworfen: raccomoder, racheter, rattacher, remplacer, remplir, rembourser, ren-
cherir, rencourager, rendormir etc. — rechauffer, relargir — recurer, repouser,
und so auch vor a (ab) in rabattre, ravoir, vor ha in rhabiller; doch erscheint
es auch oft als e vor a (ad) : reaggraver, reajourner, reassigner, reatteler, reappo-
ser (wie auch in reagir und rearpenter), vor e (ex): reeiire, und stets vor in:
reinfecter, reinstaller, reinterroger, reinviter, reimprimer, wie vor o und u: reor-
donner, reorganiser, reussir (doch rouvrir). Mit einer gewissen Entschiedenheit
ist in neuen Kompositionen, ausser vor Vokalen, re (ohne Accent) festgehalten,
wo es wieder oder zurück bedeutet: rebaisser, rebauder, rebätir, rebattre,
300 Zweit. Tbl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
reblancbir, reborder, rebotter, recacher, recbanger, recbercher, redeclarer, redanser,
redefaire, redeuaolir, refa^onner, refixer, reflatter, reforger, regagner, rehanter etc.,
reculer, refluer, refuir, regorger etc., und so knüpft man an Komposita mit re
und re Begriffsiinterschiede: recreer wieder schaffen und recreer ergötzen (re-
creare), repartir wieder abreisen und repartir -vertheilen etc. Docb finden sich
hier Inkonsequenzen in Stämmen und Ableitungen, wie recueillir neben recoliec-
tioD, recolte, se refugier neben refuge, reconduire neben reconduction, retenir
neben retention, retentif u. dgl. m. (s. oben S. 8). Auch macht sich zuweilen
eine leichte AbscLwäohung oder Veränderung der ursprünglichen Bedeutung des
Präfixes bemerkbar, wie bei ralentir, rejouir, rencontrer, remercier, neben denen
alentir, ejouir (afr. esjouir), encontrer, niercier nicht mehr vorkommen; man vgl.
auch remplir und eniplir, repandre und epandre u. a. Neubildungen von Nenn-
wörtern sind meist Parasyntheta, wenig andere, wie rebours, recoin, refin (feine
Wolle), reflux — rebarbatif zurückstossend.
retro, lat. retro^ und daraus arriere (ad-retro); das erstere ist nur in einem latei-
nischen Verb enthalten: retrograder; retroceder ist dem lateinischen retrocessus
nachgeformt; Nennwörter sind: retroaction, retroaclif (nach retroagere), retro-
cession und retrograde (retrogradus). Mit arriere sind Substantive zusammen-
gesetzt, wie arriere-ban, -cour, -garant, -fief, -goüt, -main, -neveu, -pensee, -saison
u. e. a. ; afr. rere: rereguarde wie ansgarde, enguarJe (Chans, de Rol.).
Sans, lat. sine, wird in einigen Nennwörtern mit präpositionaler Wirkung angetroffen :
sans-cceur, sans-culotte, sans-dent, sans-fleur, sans-jupon, sans-peau, sans-souci,
sans-tache, und in einigen Parasyntheten, wie sans-culottiser, sans-culottisme u. dgl.
se, se, lat. se (sed), ist nur in lateinischen Wörtern anzutrefi'en: seduire, segreger,
separer, sevrer — segregation, Separation — secret; verdunkelt in sür, assurer.
sous, sou, lat. subius, tritt neben das lateinische sub, welches mit seinen Assimi-
lationen zum Theil ins Französische übergegangen ist, hier aber zuweilen in sou
und SU verwandelt und selbst in se verkürzt wird. Da das vielleicht aus subs
entstandene oder vielmehr aus susu7n (vgl. susque deque) abgekürzte lateinische
sus in suscipere, suspendere, sustinere ebenfalls die Form sou neben sus an-
genommen hat, so ist in einzelnen Fällen im Französischen die Grundform nicht
mit Sicherheit festzustellen.
sub mit seinen Assimilationen (ausgenommen sur, sum) findet sich in lateinischen
Formen erhalten: subir, suborner, subjuguer, succeder, suffire, suggerer, supposer;
in der Form sou (souf) : souffrir (sufferre), souffler (sufflare); sourire (it. sorridere
lat. subridere), Souvenir (it. sovvenire lat. subvenire); su: snjet, assujettir; se:
secouer (succutere), secourir (suceurrere), semondre (submonere), davon semonce,
semoncer. Neue Bildungen mit sub, se sind : subdeleguer, subodorer, subordon-
ner, sublingual (anat.), sublunaire, submarin, submental (anat.), sejourner (it.
soggiornare).
sous, sou (suhtus)y afr. sos, soubs, steht auch in überkommenen Wörtern an der
Stelle von sub, jedoch nicht stets unzweifelhaft: sousdiviser (vgl. subdivisus),
souscrire (it. sottoscrivere, subscribere), soussigner (subsignare), soumettre (afr.
auch submettre), soulever (afr. auch sublever neben soubslever), Souterrain. Ent-
schiedene Zusammensetzung mit subtus enthalten neuere Wörter, wie sous-amen-
der, sous-fermer, sous-aifermer, sous-deleguer (neben subdeleguer), sous-entendre,
sous-freter, sous-louer, sous-traiter. In Substantiven: sous-aide, sous-arbrisseau,
sous-bail, sous-ferme, sous-bibliothecaire, sous-chantre, sous-maitre, sous-lieutenant,
sous-precepteur, sous-prefet, vgl. subcenturio u. dgl. Bisweilen wirkt es ent-
§ 82. Zusammensetzung . . . mit griechischen Präpositionen. 301
schieden präpositional, was auch bei den vorhergehenden Wörtern zum Theil
angenommen werden kann: sous-gorge, sous-pied. Adjektive: sons-marin (Acad.),
sous-costal, sous-culane, sous-occipital (anat.), sous-double, sous-triple, sous-mul-
tiple etc. Die Formen mit suJ) und sous gehen öfter neben einander her.
sus, sou, st. lat. sus: susciter, siispendre, soupirer (suspirare, sus-sp.), soutenir
(sustinere).
soubre, subre, lat. supra, findet sich in einigen Substantiven, wie soubresaut,
soubreveste, subrecot (ecot), aus dem Italienischen eingedrungen; subrecargue ist
das spanische sobrecargo (st. super).
super und sur, afr. sor, lat. super, ist in seiner lateinischen Form in wenig lateini-
schen Wörtern beibehalten, wie superseder, superficie (neben surface), superstition,
superflu etc., sonst gewöhnlich auch hier mit sur vertauscht: surabonder, sur-
croitre, surfleurir (superflorescere Plin.), surnommer, surseoir, survenir, survivre
etc. In neueren Zusammensetzungen ist sur gebräuchlich, und hier theils mit
der räumlichen Bedeutung des darüber: surdorer (darüber vergolden), surhausser,
surjeter (überwendlich nähen, vgl. dagegen superjactare in die Höhe werfen, hin-
überbringen), theils in dem Sinne des üeberschreitens und Uebertreibens
des im Grund worte Enthaltenen: suranner (überjährig sein), suracheter, surchar-
ger, surchauffer, surencherir, surfaire, surmener, surpayer, surtaxer, doch auch in
der Bedeutung der Plötzlichkeit: surprendre (vgl. lat. supervenire). In Nenn-
wörtern steht ebenfalls sur, räumlich: surdent, surpeau (epidermis), mit dem
Begriffe der Ueberordnung: sur-arbitre (Oberschiedsrichter), surintendant; des
Hinausgehens über den Grundbegriff: surdemande — suraigu, surhumain etc.,
surcompose (mehrfach zusammengesetzt) etc. Selten ist in neuen Zusammen-
setzungen super: superpurgation (medic), superfin.
trans, tra, tre (tres), lat. trans, in überlieferten Formen: transcrire, transferer,
transfigurer, transformer, transiger, transir (transire), transmettre, transmuer,
transporter, transfuser (trausfusus), transgresser (transgressus) — traduire (tradu-
cere), trahir (tradere) — tressaillir (transsilire); und in allen Formen auch in
neuen Zusammensetzungen: transpirer, transsuder, transpercer, transvaser, trans-
colation, transparent — travestir, trafic (?), tramontane (it. tramontana) —
trepasser, trepas, trebucher. Das Altfranzösische liebt die Form tres: tressuer,
tressauter, trespenser, trespercer, trestrembler, trestrancher etc. Mit Adjektiven
und Adverbien wurde tres früher gewöhnlich durch den Bindestrich verbunden:
tres-grand, tres-petit etc., tres-peu, tres-bien, tres-sagement, auch mit adjektivirten
Participien: tres-connu, tres-estime, zur Verstärkung des Begriffes; die Akademie
hat jedoch 1878 diesen Bindestrich fallen lassen und schreibt jetzt tres bon, tres
bien, tres peu, tres estime u. s. w. (s. oben S. 40).
Auch vice, abgekürzt vi, lat. vice, in dem Sinne von pro (vgl. proconsul) gehört
hierher; es kommt nur in Substantiven vor: vice-amiral, -amiraute, -chancelier,
-consul, -consulat, -gerant, -gerent, -legat, -legation, -president, -roi, -reine,
-royaute, -senechal, vicomte (vice-comes), vicomte, vidame (vice-dominus), vidamie,
afr. noch sspc. XVI. viroy und visroy.
Griechische Präpositionen haben in der Verbalzusammensetzung im Fran-
zösischen für die volksthümliche Sprache wenig Bedeutung; wo sie bei Verben
eintreten, sind diese meist denominativ. In Nennwörtern sind viele griechi-
sche Komposita herübergenommen, meist in wissenschaftlichen und technischen
Ausdrücken; einige sind auch in Neubildungen übergegangen, namentlich anti,
auch sind viele Wörter mit syn eingebürgert. Adjektive sind meist Parasyntheta.
302 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
üebrigens haben fast alle 18 griechische Präpositionen im Französischen Kom-
posita aufzuweisen. Es ist zu bemerken, dass manche dieser Wörter durch die
lateinische Sprache hindurchgegangen sind.
amphi, gr. ufxcpt, hat kein Verb gebildet: wissenschaftliche Nennwörter fehlen
nicht, unter den gebräuchlicheren sind: amphibie, amphitheätre, amphibologie,
minder gebräuchlich amphisciens etc. Das damit verwandte lateinische ambi^
amh findet sich in ambages, ambigu, ambitieux, ambition, ambitionner etc.
ana, gr. dvn, giebt Parasyntheta, wie anagrammer, anagrammatiser (anagramme),
analyser (analyse), anathematiser (anatheme), Nennwörter, wie anabaptiste, ana-
chronisme, anachorete, anacoluthe, anatomie, analogie, analyse, anapeste, ana-
theme etc., analogue, analytique etc.
anti, gr. «vt/", hat nicht nur herübergenommene Zusammensetzungen, sondern auch
neue Bildungen gegeben; Verba fehlen fast, mit Ausnahme des Parasyntheton
antiphraser (antiphrase); alte Nennwörter sind in grösserer Anzahl aufgenommen,
wie antagoniste, antidote, antilogie, antinomie etc., neue gräcisirende Zusammen-
setzungen, wissenschaftliche Wörter mit griechischen und lateinischen Bestand-
theilen und einige volksthümliche französische Bildungen überwiegen jedoch.
Von der ersteren Art sind: antiasthmatique, antiapoplectique, antiarthritique,
anticachectique, antigalactique etc., antiputride, antifebrile, antipestilentiel etc.,
volksthümlicher sind: antipape - anticonstitutionnel, antimonarchique, anti-
social etc.
apo, gr. «770, gewährt verbale Parasyntheta: apostasier (apostasie), apostropher
(apostrophe), apostumer (apostume, eme); Nennwörter: apocope, apogee, apologie,
apologiste, apoplexie, apostasie, apostat, apotre, apostrophe, apotheose und das
abgeleitete apothicaire (ceno&rjy.t]) nebst apothicairerie (st. des üblicheren phar-
macie), vgl. die volksthümlich verstümmelten boutique (anoSrjxri), boutiquier in
anderer Bedeutung. — apocryphe, apologetique, apoplectique.
cata, gr. xarti, abgeleitete Verba: se cataracter, catechiser (xaxrixiofiöq) ; Nenn-
wörter: catalogue, cataplasme, catarrhe, catasfrophe, catechese, catechisme, cate-
gorie, cathedrale, catholicisme — catarrheux, catholique etc.
dia, gr. 6iä, abgeleitetes Verb: dialoguer; von den Nennwörtern sind manche dem
Volke geläufig, wie diable mit seinen Ableitungen diablesse, diablerie; diacre,
diaconat, diademe, dialecte, dialogue, diametre etc., meist abgeleitete Adjektive:
diabolique, diaconal, diagonal (Siaywvioi), diametral — diaphane (öiacfapris).
ec, ex, gr. Ix, ^|, Verba: exorciser (^'^ogxl^ttv), extasier, eclipser etc.; Nennwörter:
eclipse, eccope(e), ectype, exode — exotique, ecciesiastique etc., verdunkelt in eglise
(ecclesia).
Zusammensetzungen mit ih fehlen; versteckt erhalten ist es in episode ßnsiaöSiov),
episodique.
en, em, gr. ^v, ist selten in Zusammensetzungen; abgeleitetes Verb: enthousiasmer;
Nennwörter: embryon, embaterienne f. (flute gr. ifißaTrjQiog). enthousiasme,
enthousiaste, entbymeme, entomologie nebst eutomologiste, entomologique.
epi, (ep, eph), gr. ini, abgeleitetes Verb: epilogner; Nennwörter: epidemie, epidermC)
epigramme, epigraphe, epilepsie, epiphanie, epitaphe, epithete, epitre, epoque —
ephemere, epicene etc.; entstellt in den Substantiven eveque (episcopus), eveche
(vgl. archeveque, archeveche), neben episcopat, episcopal (vgl. archiepiscopat,
archiepiscopal). Episode ist aus ^nuaöSiov entstanden (s. oben dg).
hyper, gr. vnio, in keinem Verbum; Nennwörter: hyperbate, hyperbole; einige
Nachbildungen: hypercrise, hypercritique (vthqxqIvo}) — hypertouie (v. vn^Q-
xovos) — hypertrophie, hypertrophie (vgl. vntqxqafprjs).
§ 82. Zusammensetzune; . . . mit adverbialen Partikeln. 303
hypo, gr. vnö, findet sich im abgeleiteten Verb hypothequer; von den überkomme-
nen Nennwörtern sind einige mehr volksthümlich geworden: hypoorite, hypo-
condre, hypothese, hypotheque etc.
meta, jne't, met/i, gr. ,ufT«, findet man in den parasynthetischen Zeitwörtern meta-
morphoser, metaphysiquer (famil.); sonst in wissenschaftlichen und einigen all-
gemeiner verwendeten Nennwörtern: metaphore, metamorphose, metaphysique,
metempsycose, meteore, methode, und abgeleiteten, wie metaphysique, methodi-
que, methodiste etc.
para, gr. nagä, ist in einigen gebräuchlichen parasynthetischen Verben enthalten,
in dem verkrüppelten parapher oder paraler (v. nanäyoacpog), paralyser, para-
phraser, parodier — parangonner (v. parangon), ist nicht griechisch, nach Diez
vom sp. para con; — manche Nennwörter sind sehr gebräuchlich: paraclet,
paradigme, paradoxe, paragraphe, paraliponienes, paralysie, paraphrase, parasite,
parodie, paroxysme — parallele etc., auch ungriechische Nachbildungen, wie pa-
rachronisme, paracentrique etc. Verdunkelt ist die Präposition in parole (naga-
ßoltj); paroisse, paroissien kommt von nccQoiyJa !at. parochia.
Aus dem Italienischen herübergenommen sind parapet (it. parapetto), parasol
(it. parasole), paravent (it. paravento), in denen para nicht griechisch ist, sondern
der Imperativ des it. parare in der Bedeutung des lat. defendere, abwehren (vgl.
frz. parer); auch Nachbildungen finden sich, wie parachute, parapluie, paratonnerre
u. a., vielleicht begünstigt durch die im Französischen auch vorkommende Kon-
struktion von parer mit der Präposition ä.
peri, gr. ntgi, kommt im parasynthetischen Verb periphraser vor, in Substantiven,
wie perigee, perihelie, periode, peripateticien, peripetie, periphrase, peripherie,
peristyle, und abgeleiteten Adjektiven: periodique, peristaltique etc.
pro, gr. TiQO, mit dem lateinischen pro der Form nach zusammenfallend, giebt das
Verb prophetiser (nQoq)rjTiX(tv) und das Parasyntheton pronostiquer; Nennwörter
sind theilweise eingebürgert: probleme, proboscide, proceleusmatique, prodrome,
prolegomenes, prologue, pronostic, prophete, prophylactique — problematique etc.,
auch ungriechische Nachbildungen, wie prochronisme (ngö/govos in anderem
Sinne), procondyle.
pros, gr. ngöi, kommt wenig in Betracht; dahin gehören die Nennwörter proselyte,
prosodie, prosodique, Parasyntheton proselytisme.
syn (sym, syl, sy), gr. avv (ovy- verwandelt sich im Französischen in stjn), kommt
in wenig parasynthetischen Verben vor: symboliser, symetriser, sympathiser,
syncoper, systematiser; die Zahl herübergenommener, meist wissenschaftlicher
Nennwörter ist nicht ganz unbedeutend, manche sind völlig eingebürgert: syna-
gogue, synchronisme, syncope, syncretisme, syndic, synode, syutaxe — Symbole,
symetrie, Sympathie, Symphonie, Symptome — syllabe, syllogisme — Systeme.
Adjektive meist parasynthetisch: synonyme, syndicai, synodal, synoptique, sym-
bolique, symetrique, sympathique, syllabique, systematique etc.
b) Zusammensetzung mit anderen adverbialen Partikeln. Sie treten
mit geringen Ausnahmen an Nennwörter, einige nur in Parasyntheten an Verba.
Wir unterscheiden hier von den mehr qualitativen Partikeln die quantitativen
und negativen, obwohl sie hier und da in einander übergehen.
1. mit qualitativen Partikeln.
hien, lat. hene (vgl. benedicere, benefacere, benevolentia), kommt in Verben
nur im Infinitiv vor, und gewöhnlich nur, wo diese substantivirt werden:
bien-dire, bien-etre, bienfaire, das letzte noch als ächter Infinitiv; benir
(benedicere) mit verwischter Form der Partikel ist rein verbal, ebenso das
304 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
abgeleitete Verb beneficier. In Nennwörtern ist es häufiger; sie sind zum Theil
Parasyntheta: bienfait, bienfaisance, bienfaiteur, bienseance, bienveillance,
bienvenu — bien-aime, bien-aise, bienfaisant, bienheureux, bienseant, bien-
veillant, bienTenu, bienvoulu, auch im Adverb bientot.
Das entgegengesetzte mal, mau, lat, male (vgl. maledicere, malefacere, malevolens,
malevolus), tritt mehrfach in Verben und Nennwörtern auf; bei den Nenn-
wörtern fällt es indessen zum Theil mit dem Adjektiv malus zusammen. Verba
sind theils überkommen, wie maudire, malfaire (nur im Infinitiv), maltraiter
(maletractatio Arnob.), theils nachgebildet: malmener, malverser, maugreer
(famil.), afr. malmetre (maumetre), maltourner; Nennwörter aus dem Lateini-
scheu: malfait, malfaiteur und das wenig gebräuchliche malfaisance, ferner die
gelehrten malediction, malefice — malefique, malevole, nachgebildet mal-entendu
und viele Adjektive-, malade, maladroit, malavise, malliäti, malcontent, maldi-
sant, malencontreux, malfame, malhabile, malhonnete, malsain, maiseant etc.,
wie im Lateinischen male besonders vor Participien und Adjektive als Mass-
bestimmung im herabsetzenden Sinne tritt, wovon male gratus in malgre fort-
lebt. Als Parasyntheta sind anzusehen maladresse, malhabilete; in malaise wie
in malheur, wovon malaise, malheureux, wirkt mal adjektivisch.
mes vor Vokalen, me vor Konsonanten, mes vor «, afr. mes, lat. minus (vgl. sp.
pg. menos, pr. zuweilen mens), mit dem althochdeutschen mis, missi (nhd. miss)
zusammenstimmend, ist besonders in Zeitwörtern häufig; die Nennwörter sind
grösstentbeils Parasyntheta: mesallier, mesarriver, mesestimer, mesinterpreter,
mesoffrir, mesuser — se mecompter, meconnaitre, mecroire, medire, mefaire,
se mefier, se meprendre — messeoir (im Infinitiv nicht gebräuchlich; davon
das Adjektiv messeant) ; Parasyntheta: mecontenter, mepriser etc. Altfranzösisch
mesaesmer, mesamer, meschaoir (davon nfr. mechant), mesconseiller u. v. a.
Nennwörter: mesaise, mesintelligence — mecontent etc.
Dem Sinne nach verwandt ist hiermit das seltene bis, bes, be, wohl das lateinische
bis, doppelt (vgl. lat. bilinguis, gr. Singöaconos), im Sinne von dispar (vgl.
ahd. mis, missi = varius, dispar, diversus, gr. öi/k, doppelt — uneinig) gl.
widersprechend, verkehrt: bistourner afr. bestourner — bevue — besaigre,
afr. bestors.
pen, lat. paene, trifft man in Nennwörtern, wie peninsule, penombre, wie das
französische presque in presqu'ile, eine annähernde Bestimmung fast ganz
quantitativ ausdrückend.
quasi, lat. dass., steht in quasi-contrat, quasi-delit und dem Adjektiv quasi-
pupillaire.
Von griechischen Wörtern ist archi, arch, «p;ft-, als französische Partikel zu
betrachten, welche in Nennwörtern angetroffen wird, und nicht bloss in über-
kommenen und durch das Lateinische hindurchgegangenen Wörtern, wie archange,
archidiacre, architecte (gr. aQxixaxjmv, lat. architectus) etc., vorkommt, sondern
auch in Neubildungen: archichambellan, archidruide, archiduc, archiechanson,
archimarechal, und im gemeinen Leben wie das deutsche Erz- mehrfach
tadelnd verwendet wird: archifou, archipedant, archivilain etc.
Auch dys, gr. 6vg-, ist in wissenschaftlichen Ausdrücken herübergenommen, wie
dyscrasie, dysenterie, dysodie, dysode etc.; einige sind ungriechisch, wie
dysphagie ((faytty) beschwerliches Schlucken.
2. mit quantitativen Adverbien; sie kommen in Nennwörtern vor:
bis, bi, lat. bis, bi, steht nicht bloss in lateinischen Wörtern, wie bicorne, bideut,
bipenue, bivoie (bivia v. bivium) — bifere (bifer), bifida (bifidus), bipede etc.,
§ 82. Zusammens. d. Neiuiw. iiisbes. AA. Das Hauptwort. 305
sondern auch in neuen Zusammensetzungen: bisaieul, bisaigue, biscornn, biscuit,
bimilliard, bicapsulaire, biscuspide etc. ; andere sind von alten Wörtern ab-
geleitet: bicornu (bicornis), biennal (biennis) u. dgl. m. In biuocle ist binus
enthalten.
deiiii, lat. dimidium, scheint nur adverbial zu wirken: demi-aune, -bouteille, -cercle,
-colonne, -dien, -futaine, -lune, -metal, -piece, -solde etc., in Adjektiven: demi-
cylindrique, -epineux, -membraneux und anderen meist technischen Ausdrücken.
Ersetzt wird diese Partikel auch durch mi (medium) : midi, minuit, milieu,
mi-careme, -denier, -douaire, -janvier, -mai etc.; namentlich in adverbialen
Ausdrücken, wie ä mi-corps, -cote, -chemin, -jambes, -mur, -sucre, -terme etc.
Adjektiv: mi-parti. üebrigens können demi und mi auch als Adjektive be-
trachtet werden, wenngleich sie freilich nie in diesem Falle flektiren.
Daneben kommt selbst das lateinische semi in Nachbildungen vor: semi-
prebende, -preuve, -double etc., semi-lunaire u. m. a.
Zu erwähnen sind hier noch einige Zusammensetzungen mit plus: la plupart, la
plus-value und la plus-petition, von denen das letztere plus als Objekt zu ent-
halten scheint.
3. mit negativen Partikeln; sie stehen vorzugsweise in Nennwörtern und
werden nur zum Theil in verbale Parasyntheta herübergenommen:
in (im, il, ir), das lateinische untrennbare in, deutsch un, ist nicht nur in einer
grossen Anzahl lateinischer Bildungen erhalten, sondern auch in zahlreichen
neuen Zusammensetzungen von Nennwörtern verwendet. Schon das Lateinische
besass aber auch Parasyntheta aus negativen Adjektiven, wie incommodare,
indignari, ineptire, infelicare, infelicitare, injuriari, inquietare, integrare (in-
teger zu tango) etc. Das Französische hat die Anzahl derselben vermehrt;
sie sind alle faktitiv, vgl. indemniser, individualiser, indisposer, inutiliser,
invalider, immortaliser, immobiliser, impatienter etc. Neugebildete Substantive,
welche nicht als Parasyntheta erscheinen, sind nicht zahlreich, wie inadver-
tance, inconduite, inexecution, impudeur. Die meisten entstehen aus Adjektiven.
Neue Adjektivzusammensetzungen sind sehr zahlreich, besonders von Participieu
und von Adjektiven auf able und ible: inattentif, inconstitutionnel, indecis,
impopulaire; inacheve, inaccoutume, inconteste, illimite, insermente; inattendu,
imprevu ; inabondable, inaccommodable, inalienable (lat. inalienatus), inamusable,
incontestable, indechiffrable, inebranlable, immanquable, illisible und inlisible etc.
non, lat. non, dient ebenfalls zur Zusammensetzung von Nennwörtern: non-confor-
miste, non-intervention, non-jouisssance, non-lieu, non-payement, non-residence,
non-sens, non-usage, non-valeur; — nonchalant (wovon nonchalance) vom alt-
französischen substantivirten Infinitiv non chaloir, auch jetzt noch in der
Form nonchaloir substantivisch gebraucht (Acad.), non-pair (= impair), nonpareil
zuweilen nompareil geschrieben; 7ion tritt auch öfter in freien Bildungen auf,
wobei es bisweilen unverbunden neben dem Nennworte steht.
In ursprünglich griechischen Wörtern findet sich das negative a (an), «-; es
bleibt natürlich auch in Weiterbildungen von Wörtern, die dem Griechischen
fremd sind; vgl. agenesie (v. dysytig), agerasie (dyrjQCjg) u. dgl. m.
83. II. Die Zusammensetzung des Nennwortes insbesondere.
AA. Zusammensetzung des Hauptwortes. Hier sind mehrere Fälle zu unter-
scheiden:
a) Das zusammengesetzte Hauptwort kann aus zwei Hauptwörtern ent-
stehen (im Lateinischen überhaupt selten), welche
Mälziier, fr. Gr. a. Aul). 20
306 Zweit. ThI. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbilduiis-
1. im {iferaden Verhältnisse zu einander stehen, d. h. in gleichem
Kasus gedacht werden.
n. In diesem Falle kann das erste die Bestimmung des zweiten in
attributiver Weise enthalten: chef-lieu Hauptort, taupe-grillon Maul-
wurfsgrille.
ß. oder das zweite enthält die attributive Bestimmung des ersten in
der Gestalt einer Apposition, wobei der Gattungsname überflüssiger
Weise mit dem Artnamen verbunden sein kann, wie in autruche (avis
struthio), loup-garou (lupus werwolf), pierre-ponce (petra pumex, Acad.
pierre ponce), chien-loup (canis lupus), poix-resine (Baumharz); oder
der Gattungsbegrif}' erst durch die Apposition zum Artbegriff wird,
wie in betterave (beta rapa = espece de bette), bien-fonds (bien im-
meuble), chou-Üeur (dnrch Entartung der Blüthe blumenähnlicher
Kohl), chou-navet (Kohlrübe), chou-rave (Kohlrabi), cerf-cheval, cerf-
cochon (especes de cerf), laurier-nain, ver-coquin (Rebenstecher, Hirn-
wurm — Grille, Laune); vgl. struthio-camelus (kameelhalsiger Vogel).
y. oder beide Substantive drücken ein additonelles Verhältniss aus:
androgyne und hermaphrodite (Mann und Weib, avSgöyvvos Zwitter);
ähnlich sind nord-est, nord-ouest und selbst ouest-nord-ouest und der-
gleichen Bestimmungen der Himmelsgegenden; gomme-resine (suc
vegetal compose de gomme et de resine). Ebendahin kann man
Zusammensetzungen rechnen, wie laurier-rose (Oleander, Lorbeerrose,
mit Blättern wie die des Lorbeer und Blüthen wie die der Rose),
lanrier-cerise (Kirschlorbeer, an den Blättern lorbeerartiger Kirschbaum),
colin-maillard (Spiel, worin Colin den Maillard verfolgt).
2. Die zusammengesetzten Hauptwörter stehen im ungeraden Verhält-
nisse zu einander.
«. Das erste Hauptwort kann in diesem Falle als Genitiv in mehr-
facher Beziehung gedacht werden; vgl. manupretium, solstitium, sena-
tusconsultum. Französisch in Uebertragungen : solstice etc., haubert
(halsperc), heberge (heriberga) etc.; in Neubildungen: banlieue, cham-
part (campi pars), chevrefeuille (Geisblatt), chiendent (Hundszahn),
merluche (maris lucius), lundi, mardi, mercredi, jeudi, vendredi,
samedi (lunae — sabbathi dies), oriflamme (auri flamma), orfroi afr.
orfrois, orfrais (eigentlich Goldfranze — Goldstickerei), terre-noix
Erdnuss), trefonds (terrae fundus); so in Eigennamen: Gommerville
(Gomarii villa), Binanville (Binandi villa) etc.
Manche solcher Zusammensetzungen weisen auf ein ursprüngliches
Objektsverhältniss des Bestimmungswortes zu einem Verb, aus welchem
das Grundwort entwickelt ist, ein im Lateinischen und Griechischen
häufiger Vorgang; vgl. agricola, parricida, artifex, fenisex etc., gr.
^^yap/Tjf, iTiiaToXoyQctcpos etc. Sie sind in nicht kleiner Anzahl ins
Französische herübergenommen, wie artifice, homicide, parricide, sang-
sue (sanguisuga), epistolographe, ethnarque, geographe, geographie,
thaumaturge etc., auch hat man analoge gräcisirende und latinisirende
Bildungen, wie anthropotomie, altimetrie, calorimetre u. dgl. Volks-
thümliche Neubildungen in dieser Folge der zusammengesetzten Wörter
finden sich indess wenige ; dahin gehört etwa orfevre (auri faber
[= faciber] nach aeris faber gebildet), orpailleur (gl. von einem Verb
§ 83. II. Znsanimeiis. H. Neiinw. insbos. AA. Das Hauptwort. 307
pailler, qiii recueille des paillettes d'or), iierf-ferure Sehnenverletznng,
bientcriue Besitz.
Dies ol)jektive Verhältniss findet sich im Frauzösischeu in der
Zusammenstellung eines substantivirten Particip mit einem
Akkusativ: nn ayant-cause, ayant-droit (Acad. ohne Bindestriche:
ayant cause, ayant droit, ebenso im Plur. ayants cause, ayants droit)
und mit umgekehrter Wortstellung lieutenant, vielleicht auch in
careme-prenaut, wie in le plus-oftVant (Acad. plus offrant).
Auch gehören hierher zusammengesetzte Infinitive, wie
savoir-faire, savoir-vivre, in denen der erste sul)Stantivirte Infinitiv den
andern als sein Objekt zu sich nimmt.
Bisweilen liegt der Exponent des Verhältnisses in einem anderen
Kasus oder einer Präposition, wie in cliaufour (four ä chaux), fourmi-
lion (Insekt, welches den Ameisen nachstellt), wohin auch hyl)ridische
Bildungen, wie anglomanie, dansomanie (Vorliebe für . .) etc. gehören;
vgl. auch funambulus gr. axoivoßätrig fr. funambule.
Dahin gehören auch Parasyntheta, wie mainmise, maintenue.
ß. oder das zweite Hauptwort ist als Genitiv zu fassen: appui-main
(Malerstock), bain-marie (Marienbad), connetable (comes stabuli), fete-
Dieu, garde-chasse, garde-cote, garde-magasin etc., insofern hier garde
als Hauptwort behandelt wird, Hotel -Dieu, mappemonde (mappa
mundi), porc-epic (porcus spicarum), tripe-madame, trique-madame
(Mauerpfeffer), trou-madame (ein Spiel) etc. Dies Verhältniss findet
oft in geographischen Namen statt: Brie- Comte -Robert, Chäteau-
Thierry, Finistere (finis terrae) , Fontevrault (Föns Evraldi), Mont-
Lu9on (Mons Luzzonis), Montmartre (Mons martyrum), Arnay-le-Duc,
Bar-le-Duc, Nogent-le-Roy, Villenenve-le-Comte etc.
y. oder der Exponent des Verhältnisses ist durch eine Kasusprä Po-
sition ausdrücklich bezeichnet. Hier schwankt der Gebrauch in der
Bindung der Wörter durch ein Tiret: die Lauteinheit sollte überall
bezeichnet sein, wo die einzelnen Bestandtheile nur in ihrer Ver-
einigung den Begriff hervorzubringen fähig sind, um den es sich
handelt:
aide-de-camp (Acad. ohne Bindung, Adjutant), barbe-de-bouc (Bocks-
bart, salsifis sauvage), barbe-de-capucin (chicoree sauvage), barbe-de-
renard (Bocksdorn), bec-de-cane, -de-cygne, -de-vautour etc. (chirur-
gische Instrumente), chef-d'ceuvre (Meisterstück), corps-de-garde (Acad.
ohne Bindestriche, Hauptwache), eau-de-vie (Branntwein), oeil-de-bwuf
(rundes Dachfenster) etc. — char-ä-bancs (Acad. ohne Bindestriche,
Bankwagen), pied-ä-terre (Absteigequartier, eigentlich: Fuss zur Erde),
ver-ä-soie (Acad. ohne Bindestriche, Seidenwurni), pot-au-feu (die
Fleischmasse im Topfa); der alte Eigenname fier-ä-bras (Ferabras) be-
deutet jetzt den Eisenfresser.
Auch in geographischen Namen findet diese Verbindung durch a
statt: Sury-aux-Bois, Vitry-aux-Loges. Adverbiale Verbindungen, wie
tete-ä-tete, das die Akademie als Adverb jetzt ohne Bindestriche
schreibt (tcte a tete), vis-ä-vis, ci-devant, werden natürlich ebenfalls
suhstantivirt; in coq-ä-lane (Ungereimtheit) scheint das Unzusammen-
hängende durch ,vom Hahn zum Esel" angedeutet. Plur. des coq-ä-l'äne.
20*
308 Zweit. Thl. Formenlehre, Zweit. Abschn. Die Wortbildung.
ä. Selten ist durch andere Präpositionen eine Zusammensetzung ver-
mittelt, wie durch en (in): arc-en-ciel, bec-en-ciseaux, bec-en-poin?on
(Vögelnanien), croc-en-jambe (Beinstellen), pet-en-l'air (kurzer Rock),
maitre-es-arts (en les arts); in Eigennamen werden auch andere Prä-
positionen verwendet: Bourg-en-Bresse, Plessis-lez-Tours, Saint-Denis-
lez-Paris, Aulnay-sous-Crecy, Villeneuve-sous-Tboury, Bar-sur-Aube etc.
b) Das zusammengesetzte Hauptwort kann ferner aus einem Substantiv und
einem Adjektiv bestehen.
1. Hier geht das Adjektiv oft dem Substantiv voran; diese Zusammen-
setzung ist im Lateinischen kaum in Gebrauch und etwa in Formen wie
plenilunium nachzuweisen, im Griechischen dagegen nicht ungewöhnlich, wie
in y.ttxoSuCfi(av, xa/j'^Cu. Französisch : aubepine (alba Spina), balevre(basse 1.,
s. jedoch LiTTRE), faubourg, gentilhomme, hautbois, malheur, primidi (premier
jour de la decade), primevere (der Frühling und der Name der Schlüssel-
blume), plafond (plat f.), printemps, quintessence, sauvegarde (mlat. salva-
gardia), und so ungetrennt geschrieben in geographischen und anderen
Eigennamen: Courbevoie, Hauterive, Neufchätel, Neuchätel, Secqueval
(sicca vallis) — Beaumont, Belmont, Beaufort, Beifort etc.
Sehr ansehnlich ist die Zahl der durch den Bindestrich geeinten,
zwiefach deklinirten Wörter: basse-cour, basse-taille, bas-ventre, beau-fils,
beau-frere, beau-pere, belle-mere, belle-sceur, blanc-bec, blanc-seing, chauve-
sonris, courte-botte (Stiefelchen, kleiner Mensch), courte-pointe (Acad.
courtepointe) , franc-alleu', franc-fief, franc-ma?on, grand-maitre (Acad.
grand maitre), grand-oncle, grand-pere, haut-fond, petit-fils, petit-lait,
petit-maitre, plate-bande, plate-forme, sauf-conduit etc. Hierher gehören
auch prud'homme (Plur. prnd'hommes) und grand'mere, grand'tante,
grand'route etc. (Plur. grand'meres etc., s. oben S. 110. 134).
Auch substantivirte Infinitive kommen in solchen Verbindungen vor:
blanc- manger, beau-partir (schöner Abgang des Pferdes), beau-revoir
(Spüreifer, vom Hunde).
In den Substantiven haut-le-corps, Sprung, haut-le-pied, überzähliger
Offizier, Mensch ohne Anhalt, sind elliptische Sätze enthalten: hoch den
Leib! etc.
In abgeleiteten Hauptwörtern kann das Adjektiv, welches im geraden
Verhältnisse zum Substantiv stand, unverändert bleiben und damit aus
seinem Verhältnisse ausscheiden, wie in courte-pointier (v. courte-pointe,
Acad. courtepointe); ebenso blanchceuvrier (v. oeuvres blanches, ohne das
Kompositum blanche-ceuvre).
Zusammensetzungen dieser Art mit Zahlwörtern sind zum Theil aus
lateinischen (auch ursprünglich adjektivischen) Formen hervorgegangen,
wie treillis (trilix), triangle, trident, trimestre, quinquereme etc. Nach-
bildungen sind gewissermassen mille-pertuis (Pflanze), une mille-feuille,
une mille-fleurs, un quatre-vingts-ans, quatre-yeux (Beutelratze), quatre-
cornes, quatre-dents, quatre-taches (Fischnamen), mille-pieds (Insekten),
mille-points (Conchylie) u. dgl. Doch finden sich hier auch dem centumvir
(d. h. einer von den Hundertmännern, klarer ausgedrückt in triumvir,
einer von drei Männern) entsprechende Formen: un cent-suisse oder
-suisses, wie un quioze-vingts ohne Substantiv.
Dagegen verhalten sich die Zahlwörter in Zusammensetzungen wie
centimetre (centieme partie du metre), decimetre, milligramme u. dgl.,
§ 83. II. Zusammens. d. Nennw. insbes. AÄ. Das Hauptwort. 309
als Bruchzahlen. Vgl. dagegen lat. centimeter, hundert dichterische
Metra gebrauchend.
2. oder das Adjektiv folgt dem Substantiv; so nach lateinischem Vor-
gange in republi(iiie (respublica), roniarin (rosmarinus); französisch: ban-
queroute (jetzt it. banco fallito), bejaune (bec jaune), luainmorte, outarde
(avis tarda), pivert (pic vert), raifort (radix fortis), vinaigre; in Eigennamen:
Chäteauneuf, Forcalquier (forum calcarium), Pontlevoy (Pons Lapidensis),
Vaucluse (vallis clausa), Villeneuve; öfter durch den Bindestrich ver-
einigt: aigue-mariue, chat-huaut, cerf-volant, chien-marin (Acad. ohne
Bind.), eau-forte, fer-blanc, garde-bourgeoise, garde-noble, main-forte, pied-
fort (Probemünze), pot-pourri (Acad. ohne Bind.), pont-Ievis, taille-douce;
in Eigennamen: Chäteau-Neuf, Terrr-Neuve.
Auch diese Zusammensetzungen haben zum Theil substantivische Ab-
leitnngsformen, in denen natürlich das Adjektiv seine Form aufgiebt, wie
'in den unter 1. erwähnten Fällen des Substantiv: banqueroutier, ferblan-
tier, Terre-neuvier, Auch Adjektive werden davon abgeleitet, wie maiu-
mortable.
c) Auch entstehen Substantive durch Verbindung eines Zeitwortes in einer
persönlichen Form mit einer objektiven Bestimmung. Die hier auf-
tretende Verbalform ist bei Weiten in den meisten Fällen lür den Imperativ
zu nehmen, wenngleich sich äusserlich meistentheils nichts gegen die
Erklärung derselben als Indikativform der dritten Person Sing, einwenden
lässt. Indessen, da in diesem Falle das Lateinische keine Analogien
bietet, dürften sich die deutschen Analogien als massgebend erweisen,
zumal da es an pluralischen Imperativformen hier nicht ganz fehlt; vgl. un
rendez-vous, un laissez-passer. Auch erklären sich die meisten Wortverbin-
dungen am Natürlichsten aus einer Imperativischen Redeweise, wodurch die
Bestimmung einer Person oder Sache, oder die Neigung zu irgend
etwas, in der Form eines Aufrufes dazu, charakterisirt oder ironisch be-
handelt wird, wie in Schlagetod, Saufaus, Thuniehtgut, Stören-
fried (störe den Frieden).
1. Der gewöhnlichste Fall ist die Verbindung des Verb mit einem abhängigen
Akkusativ eines Substantiv (oder substantivirten Adjektiv) oder Für-
wortes. Nur selten sind die Bestandtheile eines solchen Wortes ohne
Bindestrich an einander gerückt und zum Theil selbst in ihrem verbalen
Elemente verkürzt: begueule (l)ee gueule) Maulaffe, licou (lie cou) Halfter,
tournebride Bedientenschenke, tournebroche Bratenwender, tournemain
Handumdrehen, Augenblick; die Zahl der mit einem Bindestriche geeinten
Sätze dieser Art ist sehr beträchtlich: breche-dents (Acad, breche-dent),
brise-cou, brise-glace, brise-raison , caille-lait, casse-cou , casse-noisette,
casse-noix, casse-cul, chasse-cousin, chasse-mouches, chauffe-pieds, couvre-
chef, coupe-gorge, essuie-mains, gagne-denier, garde-fou, gäte-metier,
gratte-cul, passe-temps, perce-neige, pese-liqueurs, jetzt gewöhnlich pese-
liqueur, pleure-pain, pleure-misere, porte-manteau (Acad. portemanteau),
porte-faix (Acad. portefaix), prie-Dieu, serre-papiers, tire-botte, tire-
bouchon, tourne-feuille, tourne-feuillet, trouble-fete, vide-bouteille(s), vide-
poches u. V. a.; mit einem andern Objekt als einem Substantiv: faineant,
vaurien, gagne-petit, pisse-froid, avale-tout, brise-tout, briile-tout u. dgl.,
rendez-vous Stelldichein, von denen auch die beiden ersten als Imperative
310 Zweit. Till. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die WortbiUkmg.
anzusehen sind. In abat-faim, abat-vent, rabat-joie und einigen ähnlichen
ist die Imperativform zweifelhaft.
lieber die aus dem Italienischen entlehnten hierher gehörigen parapet,
parasol, paravent und ihre Nachbildungen, wie parachute, parapluie
paratonnerre u. a.. s. oben S. 303.
2. Das Verb kann durch eine Kasuspräposition oder eine andere Prä-
position auf einen SubstantivbegrifF bezogen sein: fouille-au-pot Küchen-
junge, vol(e)-au-vent Windbeutel (Gebäck), tourne-ä-gauche Drehschlüssel,
boute-en-train Aufmunterer, pissenlit oder pisse -en-lit Bettpisser und
Löwenzahn (Pflanze), chie-en-lit u. dgl. In meurt-de-faim, unbeschäftigter
Arbeiter, ist der Indikativ enthalten. In tournesol, tournevent fehlt das
vermittelnde ä (au).
3. Das Verb kann mit einem Adverb verbunden sein: boute-hors Kämmer-
chenspiel etc., boute-dehors Spiere, faitard Faullenzer, passe-debout Passir-
zettel, passe-partout Hauptschlüssel.
4. Doppelsätze, entweder zwei koordinirte Imperative oder Indika-
tive, oder einen Haupt- und einen Nebensatz enthaltend, kommen
ebenso substantivirt vor: cbantepleure Giesskanue, passe-passe Taschen-
spielerei, tire-laisse leere Hoffnung — va-et-vient Gestängbewegung etc. —
un ecoute-s'il-pleut (Acad. ohne Bindestr.) wasserarme Mühle durch
Schleusen getrieben etc.
d) Die Verdoppelung von Naturlauten oder au sich bedeutungslosen
Lauten giebt ebenfalls Substantive; dahin gehören coucou, gri-gri, guit-guit,
plui-plui (Vogelnamen), cri-cri Grille, crin-erin schlechte Violine etc. S. oben
S. 245. Dahin gehört auch das substantivirte bonbon, worin bon als Ausruf
zu denken ist.
BB. Zusammensetzung des Eigenschaftswortes. Eigenschaftswörter ent-
stehen durch Zusammensetzung von zwei Adjektiven oder einem Adjektiv und
Substantiv.
a) Zusammensetzung eines Eigenschaftswortes aus zwei Eigenschafts-
wörtern:
1. Das einfachste Verhältniss ist hier das gerade additioneile, in welchem
beide neben einander als gleichberechtigte (auch mit einander gemischte)
Attribute eines Gegenstandes gelten: aigre-doux, bis-blanc (halbschwarz,
vom Brote), gris-brun, rouge-blanc, jaune-brun (Buffom), lombard-venitien,
grec-latin. Die Akademie vermeidet bei den Farbenadjektiven dieser Art
gewöhnlich den Bindestrich, hat jedoch du pain bis-blanc, un habit gris-
brun ; s, oben S. 138. Für Zusammensetzungen, wie fran<;ais-italien,
anglais-fran?ais etc. (z. B. dictionnaire), kann jedoch die äussere Reihen-
folge der beiden eintretenden Bestimmungen in Betracht kommen, vgl.
dictionnaire fran^ais-allemand und allemand-fran^ais. Solche Zusammen-
setzungen sind oft substantivirt: aigrefin Spitzbube, clair-obscur Hell-
dunkel, blanc-jaune, vert-blauc (Fischnamen). Das additionelle Verhältniss
findet auch bei den Zahladjektiven statt, welche in absteigender Zahlordnung
mit einander verbunden sind: dix-sept, trente-deux — dix-septieme etc.
Adjektive dieser Klasse nehmen aber auch bisweilen den lateinischen
Bindevokal o in den ersten Theil der Zusammensetzung auf (vgl. albo-
gilvus Serv.), namentlich in wissenschaftlichen, sowie in den aus Völker-
namen zusammengesetzten Adjektiven : concavo-concave (auf beiden Seiten
hohlrund), concavo-convexe, anglo-saxon, norwego-suedois , greco-latin ;
i3. ir. Zusammens. d. Nennw, insbes. BB. Das Eigenschaftswort, 311
dies gilt übrigens auch für andere französische Adjektive. In diesem Falle,
wo die Verbindung inniger erscheint, ist natürlich der erste Theil der
Zusammensetzung biegungsunfähig; s. S. 137. 138.
Zwei Adjektive stehen in geradem Verhältnisse zu einander, oder sind
als in gleichem Kasus stehend zu betrachten, wobei jedoch das eine als
Bestimmungswort des andern auftritt.
a. Das Bestimmungswort geht entweder dem Grundworte voran:
frais-cueilli , premier-ne; so besonders vor Participialformen. Doch
schwankt hier der Gebrauch, indem solche vorangehende Bestimmung
oft ganz wie ein Kasusadverb behandelt, oder überhaupt nicht mit dem
folgenden Adjektiv durch einen Bindestrich geeint wird; s. S. 137. 138.
Andere Formen sind nach lateinischer Weise durch einen Bindevokal
verschmolzen: neo-latin, neo-grec-latin, gallo-normand (zum Unter-
schiede von anderen Normännern), vegeto-mineral; auch mit dem
Bindevokale i, wie in stnltiloquus, largifluus, lardigradus, in Ueber-
tragungen aus dem Lateinischen oder latinisirenden Bildungen, in
denen der letzte Bestandtheil verbaler Natur ist, vgl. tardigrade (sub-
stantivirt als Name eines Thieres); eine Nachbildung ist das substan-
tivirte celerifere (celer, fero), auch velocifere als Name eines Fuhrwerks
(neuerdings nachgebildet in velocipede). Im letzteren Falle wirkt das
erste Adjektiv ganz adverliial.
ß. oder das Bestimmungswort folgt einem zweiten Adjektiv: (l'empire)
romain-latin und romain-barbare (Chateacbr.), ivre-mort (ivre mort
AcAD.), bleu-clair, bleu-päle, bleu-fonce (meist ohne Bindestrich ge-
schrieben).
Zwei Adjektive stehen in ungeradem Verhältnisse zu einander (wobei
das zweite Adjektiv bisweilen die Form eines Substantiv hat). Dieser
Fall tritt ein, wenn das voranstehende Adjektiv ursprünglich (als Attribut)
in geradem Verhältnisse zu dem Substantiv stand, aus welchem sich das
Grundwort des zusammengesetzten Eigenschaftswortes entwickelt hat.
Vgl. das lat. longaevus, magnanimus, tardipes d. h. einer, dessen Alter
lang, dessen Muth gross, dessen Fuss langsam ist. Solche Formen sind
aus dem Lateinischen herübergenommen, wie equivoque (aequivocus,
aequa vox), magnanime, multiforme (multiformis). Dahin gehören auch
Zusammensetzungen mit Zahladjektiven: unanime, quadrisyllabe, decennal,
und entsprechende griechische Formen, wie polysyllabe u. dgl. Auch an
Nachbildungen fehlt es nicht: solipede (pes st. Huf, einhufig), equiangle,
rectangle, multiflore, multitige, unilabi^, pluriloculaire, rectiligne, uniflore,
unilateral und andere meist wissenschaftliche Ausdrücke. So sind auch
manche substantivirte Eigenschaftswörter entstanden, wie lougicaudes,
longicornes, louf^iiienues, longirostres, solidicorues u. s. w., in Thier-
namen etc. Aecbt französische Bildungen dieser Art sind in court-,
leger-vetu enthalten, wobei im Particip vetu der Begriff von veste f. zu
wirken scheint, wie in court-, long-jointe der Begriif jointe f., und die
Maskulinformen des ersten Adjektiv nicht auflfallen können. Die Akademie
schreibt übrigens jetzt court vetu und giebt für leger-vetu nur vetu ä la
legere; das jetzt ganz veraltete fort-vetu ist nichts als fehlerhafte Schreib-
weise für forvetu (s. oben S. 297).
312 Zweit. Thl. Formenlehre. Zweit. Abschn. Die Wortbildung,
b) Zusammensetzung eines Eigenschaftswortes aus einem Substantiv und
Adjektiv.
1. Hier kann sich das Substantiv (oder ein substantivirter Begriff) als Ob-
jekt zum verbalen Adjektiv verhalten, wie in lat. causidicus, foedifragus,
ignivomus, umbrifer; solche Adjektive sind vielfach dem Lateinischen ent-
nommen: carnivore (carnivorus), omnivore (omnivorus), fatidique (fatidicus),
ombrifere (nmbrifer), ovipare (oviparus), pacifique (pacificus), somnifere
(somnifer) etc. ; diesen sind manche nachgebildet: centrifuge, centripete,
ignicole, nasicole (ver), germicide, mammifere, ombellifere, morbifique,
granivore, ossivore, ovivore.
2. Oder das Verhältniss des Substantiv zum Adjektiv ist durch eine Prä-
position als Exponenten zu erklären, vgl. das lat. caprigenus, noctiva-
gus, noctividus, das deutsche „erdgeboren, anmuthbegabt" u. dgl.
Dies Verhältniss, wobei das Substantiv an erster Stelle stehen miisste,
ist, ausser in unmittelbar herübergenommenen Wörtern, im Französischen
nicht häufig; Neubildungen sind: somnambule schlafwandelnd, noctiflore
(bei Nacht blühend), vermoulu (durch den Wurm gemahlen, von Würmern
zerfressen, wurmstichig). Das Adjektiv noctiluque entspricht dem lateini-
schen Substantitiv noctiluca.
3. Oder das Häuptwort verhält sich als ein attributiver Genitiv zu
dem Hauptworte, aus welchem das Adjektiv hervorgegangen ist, vgl. lat.
caniformis (Hundsform habend). Nachbildungen: carniforme, caseiforme,
vermiforme u. a.
4. Oder das Substantiv wirkt adverbial, vgl. lat. salmacidus (aus salma,
salgama und acidus) scharf wie Lake, salzsauer, im Französischen bis-
weilen noch somache (davon saumätre).
Zusammensetzungen, wie dehonnaire, welches aus einem attributiven
Genitiv de bon aire, wie im Altfranzösischen auch demalaire, deputaire,
entstanden ist, sind ausnahmsweise Erscheinungen.
84. in. Zusammensetzung des Zeitwortes insbesondere.
Anderweitig als mit Partikeln zusammengesetzte Zeitwörter sind im Französi-
schen seltene Erscheinungen.
a) Im Lateinischen war eine Zusammensetzung eines Zeitwortes mit einem an-
deren Verbalstamme als seinem Bestimmungsworte nur bei facere, fieri im
Gebrauch, wie in arefacere, patefacere, commonefacere, und etwa bei dicere in
valedicere. Das Französische hat solche Formen in chauffer (calefacere), liquefier
(liquefacere), stupefier (stupefacere), torrefier (torrefactus) erhalten, ausserdem
finden sich parasynthetische Substantive, wie arefaction, calefaction, liquefaction,
meist als technische Ausdrücke. Nachgebildet ist frigefier; doch findet sich
schon bei Plaut us frigefactare.
b) Eine andere Zusammensetzung ist die des Zeitwortes mit einem Haupt-
worte, vgl. lat. belligerare, nidificare, tergiversari, gr. ^oyoXaßiiv, InnoxQOfftiv,
vofj,o&eTeTy, wenngleich solche Zusammensetzungen zum Theil selbst Parasyn-
theta sein mögen.
1. Hier ist entweder das Substantiv als Objekt des Zeitwortes im Akku-
sativ zu fassen; aufgenommene Verba dieser Art sind: das Particip bellige-
rant (belligerare), se carnifier (carnifex, carnificare), in einem vom Lateini-
schen abweichenden Sinne: zu Fleisch werden, fructifier (fructificare), edifier
(aedificare), modifier (modificare), mortifier (mortificus, mortificare von mortem
§ 84. III. Zusammensetzung des Zeitwortes insbesondere. 313
facere), pacifier (pacificare), siguilier (significare), versifier (veisificare), tergi-
verser (tergiversari den Rüclien kehren). Neue Zusammensetzungen sind
selten: morigener ist aus moiigerare, -ri entstellt; Neubildungen sind ossifier
(es), petrifier (petra), raniifier, personnifier, vitrifier; arc-bouter (eigentl.
einen Bogen stützen, daher arc-houtant Pfeiler), champlever, champ-lever das
Feld einer Platte erhöhen, morfondre erkälten (morve fondre). Champarter
oder champartir, den Kehrzehnten einnehmen, ist ein Parasyntheton von
champart. Mystifier scheint griechischen Formen wie {.ivaii-nolevw nach-
gebildet.
2, oder das Substantiv entspricht einem anderen Kasus oder einem Kasus
mit einer Präposition, vgl. mandare (manui, in manum dare), manu-
mittere. Herübergeuommen sind hier lateinische Komposita und Parasyn-
theta, wie mander, manifester (manifestare v. mani-festus handgreiflich),
participer (participare v. particeps). Neue Bildungen: colporter (coUo-),
culbuter (culbuter, bouter, stürzen mit dem Bürzel zu oberst, culo oder
culum? propellere), crucifier (in cruce, cruci figere), maintenir (manu-),
saupoudrer (sale-); von dem adjektivischen vermoulu (eigentl. durch den
Wurm gemahlen) ist das unorganische, fast nur im Infinitiv gebräuchliche
se vermouler gebildet (s. oben S. 225). Parasyutheta dieser Art sind:
manoeuvrer (v. manceuvre), manufacturer (v. manufacture, manu factum),
mauutentionner (v. manutention) u. dgl. m.
In bouleverser (umstürzen) wirkt boule adverbial (kugelartig umdrehen).
Ein Adjektiv tritt selten zu einem Zeitwort; im Lateinischen geschah dies
namentlich bei dem Verb facere (ficare), wie in amplificare, laetificare, grati-
ficari etc., die bisweilen selbst als Parasyntheta von Adjektiven anzusehen sind;
in manchen kann man ein Adverb statt eines Adjektiv sehen, wie in aequivalere
(aeque valere). Das Französische nimmt solche Formen auf und bildet neue.
Lateinische Verba sind : amplifier, clarifier (clarificare in anderem Sinne), equi-
valoir, fortifier, mollifier, multiplier, purifier, vivifier, rarefier (lat. rarefacere);
theilweise lateinisch sind equilibrer (aequilibratus Tekt. neben aequilibris),
equipoller (lat. aequipoUens), falsifier (lat. falsificatus neben falsificus) etc.;
französische Formen: acidifier (acidus), certifier (certus), dulcifier (dulcis), diver-
sifier (diversus), ratifier (ratus), rectifier (rectus), verifier (verus). Faufiler
kommt von faux, filer, verloren heften; equivoquer ist eine Ableitung von aequi-
vocus. Auch von Fürwörtern sind Verba auf fier gebildet: qualifier (qualis).
Die Form identifier (v. idem) hat f eingeschoben, vgl. identidem. Aus Verben
dieser Art gehen zahlreiche parasynthetische Nennwörter hervor.
314 Dritter Theil. Die Lehre von der Wort- und Satzfäpfungr
Dritter Theil.
Die Lehre von der Wort- und Satzfügung oder
die Syntax.
85. Von der Wort- und Safzfügung im Allgemeinen. Die Rede ist der
sprachliche Ausdruck des Gedankens, worin die Wörter als Worte in be-
stimmter Beziehung zu einander aufti'eten; die Syntax handelt von den
Gesetzen der Rede. Die Grundform der Rede ist aber der Satz, worin
au einem Subjekte ein Prädikat gesetzt wird oder ein Gegenstand mit
einer Aussage auftritt. Die Beziehung beider wird durch die Biegungs-
form des Thätigkeitsbegriifs (das sogenannte yerbum finitum) ausgedrückt.
Jeder Gedanke tritt in der sprachlichen Form des Satzes auf, welche der
besondere Gegenstand der Lehre von der Wortfügung ist.
Eine Reihe von Gedanken erscheint daher als eine Reihe von
Sätzen, welche, wenn ihre innerliche Verwandtschaft äusserlich anschau-
lich gemacht wird, in einem grammatischen Verhältnisse zu einander
stehen. Die Darstellung dieses grammatischen Verhältnisses enthält die
Lehre von der Satzfügung.
Die Reihenfolge der syntaktischen Elemente des einfachen Satzes, so-
wie des Satzgefüges, ist zwar nicht überall unabhängig von den Gesetzen
der Rede, welche die Lehre von der Wort- und Satzfügung entwickelt,
doch fällt die Aufeinanderfolge der Worte und Sätze zum Theil unter Ge-
sichtspunkte, welche durch ihre grammatische Beziehung nicht unmittelbar
gegeben sind. Als Ergänzung tritt daher der Lehre von der Wort- und
Satzfügung die Lehre von der Wort- und Satzstellung zur Seite.
Erster Abschnitt.
Die Lehre von der Wortfügung oder vom einfachen Satze.
86. Der einfache Satz im Allgemeinen und seine Arten. Unter einem
einfachen Satze im engeren Sinne vex'steht man die Beziehung eines
einzelnen Subjektes auf ein einzelnes Prädikat; im weiteren
Sinne begreift man darunter auch den zusammengezogenen Satz, in
welchem entweder mehr als ein Subjekt auf ein und dasselbe Prädikat,
oder mehr als ein Prädikat auf dasselbe Subjekt bezogen sind, oder
in welchem selbst verschiedene Subjekte mit verschiedenen Prä-
dikaten in grammatischer Beziehung stehen (s. die Satzfügung).
Erster Abschnitt. Die I.ohre von der VVortfügiinff etc. 315
Der einfache Satz wird ein erweiterter 8atz genannt, wenn ent-
weder sein Subjekt bereits anderweitig bestimmt ist, oder wenn der Thätig-
keitsbegriff im Prädikate ein Objekt erhält, auf welches er sich erstreckt
und welches seinerseits gleichfalls bereits anderweitig bestimmt sein kann,
oder wenn überhaupt noch eine weitere Bestimmung des Thätigkeits-
begriffes stattfindet. In diesem Falle treten erweiternde Bestandtheile
in den Satz, welche sich entweder an das Hauptwort oder an das Zeit-
wort näher anschliessen und damit als attributive oder als adver-
biale Satzbestimmungen Gegenstand der Lehre vom Satze werden.
Die Sätze zerfallen, unabhängig von den genannten Formen :
1. hinsichtlich der Beziehung des Prädikates auf das Subjekt in:
a) bejahende, wenn diese Beziehung einfach ausgedrückt ist;
b) verneinende, wenn die durch die Flexion ausgedrückte Beziehung durch
eine adverbiale oder selbst attributive Bestimmung aufgehoben wird.
2. mit Rücksicht auf die syntaktische Würde der Sätze in:
a) Hauptsätze, d. h. Sätze, welche an sich selbst verständlich und in sich ab-
geschlossen sind, oder, wenn nicht, einen anderen Satz als eines ihrer Satz-
glieder in sich aufnehiuen;
b) Nebensätze, d. h. solche, welche wegen ihres Beziehungswortes aufhören
selbstverständlich zu sein, und als ein zum Satze entwickeltes Satzglied eines
anderen anzusehen sind.
Grammatisch auf einander bezogene Sätze können sich wie Hauptsätze zu
Hauptsätzen, oder wie Hauptsätze zu Nebensätzen, oder wie Nebensätze zu
Nebensätzen verhalten. In dem ersten und letzten Falle sind sie einander
beigeordnet, sonst einer dem andern untergeordnet.
3. mit Bezugnahme auf die Geltung des Inhaltes in:
a) behauptende Sätze, deren Geltung weder von dem ürtheile noch von dem
Willen eines Anderen abhängig gemacht ist;
b) Fragesätze, welche in ihrem ganzen Umfange oder in ihren einzelnen Be-
standtheilen als von dem Ürtheile einer angeredeten Person abhängig aus-
gesprochen werden;
c) Heischesätze, deren Inhalt erst durch den Willen des Angeredeten Geltung
erlangt.
4. mit Beziehung auf grammatische Vollkommenheit in:
a) vollständige Sätze, welche in allen ihren Theilen entwickelt erscheinen;
b) elliptische oder unvollständige Sätze, deren Ergänzung dem Auftassenden
anheim gegeben wird. Der elliptische Satz ist besonders in alltäglicher Rede
üblich. In geläufigen Sätzen erspart sich die Flüchtigkeit der Rede die
vollständige Ausführung, der Affekt übergeht einzelne Bestimmungen, das
Streben nach ausdrucksvoller Kürze bringt dieselbe Wirkung hervor, und
der Sprachgebrauch gewöhnt sich an Ellipsen, deren Vervollständigung
durch eine bestimmte Ergänzung kaum mehr möglich ist. Wir werden solche
Verkürzungen des Satzes beiläufig mehrfach berühren.
Zu unterscheiden ist hiervon die Aposiopese, oder die Abbrechuug
eines angefangenen Satzes, sowie das Anakoluth oder das Anheben mit
einem syntaktischen Gliede, von welchem die Rede in eine andere Konstruk-
tion übergeht. Auch hiervon werden beiläufig Beispiele angeführt werden.
316 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfüi^uiig.
I. Kapitel.
Die Gru ndbestaudtheile des Satzes und ihre Beziehung zu
einander.
87. Das Subjekt und seine Formen. Der Satz erfordert einen Gegen-
stand, von welchem etwas ausgesagt wird; zu seinem Ausdrucke dient
daher wesentlich das Substantiv; jeder andere Redetheil, welcher an
seine Stelle tritt, ist als ein Substantivbegriff anzusehen, wodurch eine
Person, oder eine konkrete oder abstrakte Sache ausgedrückt wird.
Man unterscheidet persönliche und unpersönliche Sätze. Persönliche
Sätze sind diejenigeo, in denen ein bestimmtes Subjekt mit dem Thätigkeitsbegriffe
grammatisch geeint ist; unpersönliche diejenigen, in denen die Thätigkeit auf
kein bestimmtes Subjekt, gleichsam keine sich bethätigende Person, zurückgeführt wird.
A. Persönliche Sätze. Ihr Subjekt ist:
1. ein Hauptwort: Minerve est la prudence (Boilead). La terre manqua
aux Auglais et non la haine (Chateaubr.).
2. ein substantivirtes Adjektiv (Particip u. Pronominaladjektiv):
entweder von Personen: A Paris le riebe sait tout (J.-J. Rousseau).
L'accuse, s'il est pauvre, est dejä cotidamne (Chenier), Les tiens et toi
pouvez . . vaquer k vos affaires (La Fontaine).
oder im abstrakten Sinne: Le naturel s'enfuit, l'art tombe en deca-
dence (Delavigne). Le tien et le mien engendrent beaucoiip de guerres
et de proces (Acad.). Der Plural tritt hier ausnahmsweise ein: Les infini-
ment petits, que Leibnitz introduisit dans son calcul differentiel, exciterent
plus de scrupules (Akago, Not. ßiogr. L 578 cf. 576 und § 183), während
er im Lateinischen geläufig ist, wie in vera, falsa, mala etc. und Participial-
formen: Apud veteres facta arguebantur, dicta impune erant (Tag.,
Ann. 1, 72).
3. ein Infinitiv: Parier est imprudent, et se taire est bien lache (Pon-
sard). Braver la mort n'est den (Id.). Vgl. lat. Invidere non cadit in
sapientem (Cic, Tusc. 3, 10). Entschiedener substantivirt tritt hier der
Infinitiv mit dem Artikel auf: Le raisonner tristement s'accredite (Vol-
taire). Vgl. lat. Hoc ipsum nihil agere et plane cessare . . (Cic, Or. 2, 6).
Der Akkusativ mit dem Infinitiv konnte im Altfranzösischen Subjekt des
Satzes werden, wie im Lateinischen: Les viles persones . . avint parvenir
as corones de martyre (S.-Geegoire). Lat. Omnibus bonis expedit, salvam
esse rempublicam (Cic, Phil. 13, 8). Im Neufranzösischen ist diese Kon-
struktion nicht mehr üblich.
Der Infinitiv lehnt sich häufig als logisches Subjekt an ein grammati-
sches. S. Verdoppelung des Subjekts.
4. ein Fürwort: Hier sind einige Einzelheiten in Betreff des persönlichen und
des hinweisenden Fürwortes anzumerken.
a) das persönliche Fürwort: Es tritt in der Regel in seiner sogenannten
verbundenen Form als Subjekt auf: J'a,i commence ma carriere politique
avec la Restauration (Chateaubr.). Tu regnerais encore si tu I'avais
voulu (Delavigne). Vous avez vu tomber la gloire D'nu llion trop Insulte
(Beranger).
I. Kap. ürundbestandt heile des Satzes. § 87. Das Subjekt, 317
Dabei ist der Gebrauch des nous und vous statt der Einzahl zu be-
merken. Erhabene Personen, besonders regierende Fürsten, nennen sich
mit der Mehrzahl: nous; aber auch Schriftsteller und Redner bedienen
sich dieser Bezeichnung, indem sich beide oft als die Organe einer all-
gemeinen Ansicht auffassen oder den Leser und Hörer mitbegreifen, wo-
durch nous zum konventionellen Ausdruck der Bescheidenheit geworden
ist: Plein de confiance dans son exactitude, nous avons pris son edition
pour base de la notre et nous l'avons en geueral fidelement reproduite
(Fenelon, Telemaque, Paris 1853. Avertissement de l'editeur). Der
Lateiner gebraucht oft nos so für ego: Nos in causa auctoritatem eo
minorem habemus (Cic, ad Fam. 1, 1). Nos tamen nihil, quod ad eam
rem pertiueat, praetermittimus (1, 5. 6).
Yous wird seit alter Zeit in der Anrede von Personen gebraucht, denen
man irgend eine Achtung schuldet, auch in der Anrede an Gott; vgl. afr.
Oncles, dist il, que avez vos? (Rom. du Renart) Sire Vis-Quens, c'aves
vos fait de Nicholete? (Aucasin et Nicolette) Der Römer brauchte vos
bei Kollektivbegrii^en : Vos, romauus exercitus etc. (Liv.). Vos . . Gae-
tulia etc. (Sil.). — Tu gebraucht man gegenwärtig im Verkehr mit sehr
untergeordneten Personen oder in vertraulicher Rede. Dichter und Redner
verwenden tu auch in der Anrede an erhabene Persönlichkeiten und Gott.
Leblose Gegenstände, Thiere und Abstrakta werden in der Regel mit tu
angeredet: Deplorable Vendee! . . Marches-tu ceinte de tes armes Au
Premier rang de nos guerriers? (V. Hdgo) 0 lac! . . je viens seul m'asseoir
sur cette pierre Oü tu la vis s'asseoir! (LamabtiiNe) Nature, tu ne peux
pas mentir (Boiste). Doch findet sich auch vous in solchen Anreden:
Ceci s'adresse ä vous, fausse philosophie (L.-P. Segcr).
Seltener trifft man das unverbundene Fürwort als Subjekt, dies be-
sonders in der dritten Person, wo es in einem ausgedrückten oder nicht
ausgesprochenen Gegensatze mit Nachdruck hervorgehoben wird; seltener
erscheint die erste und zweite Person: Eux dechirent la France, et lui
la deshonore (Ponsard). Vous pensez ainsi, mais lui pense autrement
(AcAD.). II lui fit present de ses ailes . . Et lui-meme les attacha
(L.-P. Segdr). Lui n'a eu qu'un fort (Dcmas). Moi seule ä votre amour
ai SU la conserver (Racine). Le goüt de ces plaisirs que toi senle etais
capable de sentir (J.-J. Rodssead). Mon avocat et moi sommes de cet
avis (Acad.). S. Verdoppelung des Subjekts.
das hinweisende Fürwort: Zu bemerken ist hier, dass das neutrale ce
vorzugsweise mit dem Verb etre als Subjekt auftritt, selten vor anderen
Zeitwörtern, wie devoir, pouvoir, sembler, vcnir (s. den unpersönlichen
Satz); als neutrale Subjekte stehen sonst ceci und cela. Ce als Subjekt
eines persönlichen Satzes deutet stets auf etwas unmittelbar Vorliegendes
oder Genanntes hin: Qui sont cos nouveaux autenrs? Ce sont des gens
bien habiles (Pascal). Eine Angleichung des Subjekts an einen prädi-
kativen SubstantivbegrifF, wie im Lateinischen, ist dem Französischen
fremd: Haec morum vitia sunt, non senectutis (Cic, Sen. 18, 65).
Auch sonst unpersönlich gebrauchte Sätze werden bei einer Rück-
beziehung persönlich; vgl. II faudrait, ce me semble, user d'indulgence
(AcAD.). Auch das blosse (7 übt allerdings bisweilen diese Rückbeziehung
aus: Je suis jeune, il est vrai, mais aux ämes bien nees La valeur n'attend
318 L)i"itt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfiigunjr. I. Grnndhestandth.
pas le nombre des annees (Corneille). Je dois bientot, il me le semble,
Mettre poiir jamais babit bas (Beranger).
Cela als Subjekt, obwohl entschieden neutral, wird gleichwohl von
Personen, besonders mit Missachtung gebraucht, indem es dem Individuum
das Persönliche abstreift: C'etait un brave homme, mais trop bon, trop
doux, cela ne savait pas manier les hommes (Boürrienne). Cela est
benreux, cela ne fait que jouer (Acad.), von einem Kinde. Cela n'a
que dix-huit ans (G. Sand, le Meunier d'Angibault 5), von einem Mädchen.
Aehnlich verhält sich ce: C'est jeune, c'est faible, ^a ne connait pas le
mal (G. Dboz, Autour d'une Source 21), von einem jungen Mädchen.
5. eine Partikel, sowie jeder andere seinem materiellen Gehalte oder seinem
abstrakten Begriffe nach substantivirte Bestandtheil der Rede, wie Laute,
Silben, Satzglieder etc., können Subjekte wie Objekte des Satzes werden:
Aujourd'hui n'amene plus logiquement demain (V. Hugo). Les quand,
les qui, les quoi pleuvent de tous cotes (Voltaire). lau forme diphthongue
et se prononce io bref (Malvin-Cazal).
B. unpersönliche Sätze.
Hierher gehören Sätze mit dem Subjekte il (es), dem die Vorstellung keinen
bestimmten Träger unterlegt (s. oben S. 316), namentlich wie il pleut, il neige,
il tonne etc., il fait chaud, froid, jour, nuit, du vent, de la pluie, de l'orage etc.
II est tard, il faut que je te quitte (V. Hugo). Der Sprachgebrauch dehnt die
Verwendung des unbestimmten Subjektes auf transitive und intransitive Verba
aus, denen nähere Bestimmungen gegeben werden: II n'y avait pas un arbre
(Accus.) qui ne füt plante de sa main (Bodilly). II lui en a coüte un bras
(Accus.) pour avoir ete ä la guerre (Acad.). II y va de ma gloire (Corneille).
II en etait de meme des ministres (J.-J. Rousseau). S'il est ainsi (Acad.).
Verschieden hiervon sind die Fälle, in denen il als vorläufiges Subjekt
einem anderen voransteht (s. Verdoppelung des Subjekts). Das unbestimmte
Subjekt wird zuweilen kaum nachdrücklicher durch ce bezeichnet: Cen est fait;
c'est fait de moi; quand ce vint ä payer, il se trouva sans argent (Acad.).
Dem Altiranzösischen ist diese Form bekannt: Quant ce venoit aux festes an-
nuelles (Joinville), neben der häufigen Auslassung des Fürwortes in unpersön-
lichen Sätzen: quant vanra au paier (Rutebeuf),
88. Verdoppelung des Subjektes. Diese Verdoppelung ist im Franzö-
sischen von weiter Ausdehnung aus mehrfachen Gründen. Sie geschieht
theils vermittelst des verbundenen persönlichen Fürwortes, theils durch
das demonstrative ce.
1. Durch das neutrale il wird ein grammatisches Subjekt einem logischen voran-
gestellt. Dies geschieht namentlich bei dem Verb ätre als dem eigentlichen
Prädikate, welches die Sprache (auch die deutsche) nicht gern ohne prädikative
Bestimmung auftreten lässt; hier erhält das logische Subjekt den Schein einer
solchen: 11 est midi; il est uue heure etc. 11 n'est pas encore temps de
songer ä cela (Acad.). II etait nuit; personne dans le camp anglais ne dormait
(Chateaübr.). II est un moyen de lui procurer la jouissance qu'll desire
(Bouilly), II est, il est encore des mortels geuereux (Chamfort). II nen
serait rien (Acad.).
Dieser Gebrauch dehnt sich dann auf intransitive und reflexive Verba
aus und wird hier mit Vorliebe angewendet, wenn das logische Subjekt umfang-
reicher ist: II me vient une idee (Bouilly). Pourquoi donc vieut-il par ici
§88. Vcnloppchmg des Subjektes, 319
tant de jeunes gentilshommes? (V. Hugo) 11 -viendra quelqu'un (Acad.).
II en sortait uue funiee noire et epaisse (Fenelon). II se forma des he-
resies d'imagination (Chateaubr.). II s'elevait des tourbillons affreux
(BoDiLLTf). II s'en va onze heures, midi etc. (Acad.); seltener auf das
Passiv: II en sera fait mention (Code Nap.).
Ist das logische Subjekt ein Infinitiv oder ein Substantivsatz, so
geben Zeitwörter der genannten Klassen ebenfalls mit // voran, da die Sub-
stantivirnng des Infinitiv überhaupt ohne Anlehnung an ein grammatisches
Subjekt nicht beliebt ist: II est beau de perir pour sanver Tinnocence (Vol-
taire). II ne depend point de nous d'avoir ou de ne point avoir de pas-
sions (J.-J. Rodsseac). II ne suffit pas d'etre graud homme, il faut venir :i
propos (Mignet). II est ordonne . . de vendre . . les oeufs surabondans des
metairies (Chateaubr.). II lut enjoint au confesseur de se transporter k
Pytionte (Id.).
II est rare que la faussete de l'esprit ne fasse pas gauchir la droi-
ture du cceur (Chateadbr.). II paraitqu'il y a eu ce matin de la hausse
dans les effets publics (Bouilly). II fut couvenu qu'ä partir de ce de-
licieux instant, ce chef de famiile ne resterait jamais seul (Id.).
Durch das neutrale ce -wird ebenso ein grammatisches Subjekt einem logischen
beigesellt; indessen ist ce nicht wie il abgeschwächt, sondern bewahrt seine vor-
wärtsdeutende oder rückdeutende Kraft auch als grammatisches Subjekt,
a) Bei dieser Verdoppelung durch ce tritt das Fürwort mit einer prädikativen
Ergänzung dem logischen Subjekte voran, jedoch nicht gern ohne ein
relatives Korrelat (s. unten). Es findet sich so vor einem Subjekts-In-
finitiv: Cest un pesant fardeau d'avoir un grand merite (Regnard).
Cest faiblesse de craindre la philosophie des paiens (Chateaubr.).
C'est ä vous ä parier (Acad.). In dem Satze: C'est bien, cela (Acad.),
ist dagegen in ce schon eine Rückbeziehung auf etwas Vorliegendes ent-
halten.
Dies geschieht ohne prädikative Ergänzung, wenn dem logischen Subjekte
ein Adjektivsatz angeknüpft wird: Ce sont nos methodes qui nous
egarent (B. de St. -Pierre). Ce furent les Pheniciens qui inventerent
I'ecriture (Bosslet). Ce sera vous, messieurs, qui le ferez (Acad.). Est-ce
vous qui avez donne le conseil de me faire venir ici par ce cote de la
riviere? (Glizot) Hier findet eine logische Beziehung des Adjektivsatzes
auf das grammatische Subjekt statt: vgl. das, was uns irre leitet, sind
unsere Methoden; der Adjektivsatz beruht auf Attraktion. (S. unten).
Dagegen tritt diese Stellung stets ein, wenn dem ce das Korrelat gue
beim logischem Subjekte gegenübersteht, wodurch dieses die Form eines
elliptischen Satzes annimmt ; dies geschieht sowohl, wenn ein Suhstantivbegrifl',
als wenn ein Infinitiv das logische Subjekt ist. Das Verb, welches hier ein-
tritt, ist etre, mit dem ein prädikativer Begritl' eingeführt wird; bei dieser
Zerfälhing des Satzes treten beide Satzglieder noch entschiedener hervor, als
in den ersten Fällen: C'est une charmante chose qu'une femme (Regnard).
Ce n'etait pas un leger fardeau que Tepiscopat (Ciiateacur.). G'est
beaueoup que de savoir Commander (Acau.). C'est ttre criminel que
d'etre miserable (Gcvm. de la Tolche).
Hieraus entstehen elliptische Formen, in denen dem invertirten
Subjekte kein ce gegenübersteht: Un homme singulier que ce roi Henri VIII
(V. Hdgo). L'aimable enfant que celui-lä (P.-L. Segdk). Häufig in
320 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
Fragen, die mit quel eingeleitet sind: Quel devoüment que le votre!
(V. HüGo) Et quel tyran que ce tyran qui nous gouverne . .! (Id.) Hier
kommt selbst statt des logischen Subjekts ein von de begleiteter Substantiv-
begriifvor: si j'etais que de vous, auch bloss de vous. S. die Kasuslehre.
Diese Ausdrucksweise kommt auch in Fragen vor, in denen der prädi-
kative Begriff durch das fragende Fürwort que bezeichnet ist: qu'est-ce
que ceci? (Molif;re) Mais qu'est-ce que cela? (Florian) Qu'est-ce
qu'une vertu qui en s'indigue pas? ''Ponsard) Die Auslassung des que in
diesem Falle wird von den Grammatikern getadelt: Qu'est-ce cela? (La
Fontaine und Dumas)
In dieser Frageform tritt auch eine Erweiterung durch den vollständigen
Relativsatz que cest ein, welcher schon in der Formel qu'est-ce que c'est?
pleonastisch hinzugefügt wird und ein logisches Subjekt mit que zu sich
nehmen kann: Qu'est-ce que c'est donc que la propagande? (Le Clercq)
Ohne prädikative Ergänzung tritt ce als grammatisches Subjekt
auf, wenn das Subjekt als ein mit que eingeleiteter Substantivsatz er-
scheint: Est-ce qu'il part? (Acad.) Est-ce qu'il y a quelqu'un ici?
(Chateaubr.) Est-ce que nous n'existons pas? (Id.) Diese Frageform
ist ungemein häutig, und namentlich wird die Umschreibung dann gewählt,
wenn sonst Fragesätze (wie sers-je? cours-je? romps-je?) gegen das Gesetz des
Wohllautes Verstössen würden.
Ausserhalb der Frage form ist dagegen die Anwendung des ce mit
eire ohne prädikative Ergänzung vor einem Substantivsatze wenig
üblich, wie in: Quoi que vous en puissiez dire, si est-ce que je ne crois
pas . . (Acad.). II vous ressemble, si ce nest qu'il est trop petit (Ead.),
In Sätzen der letzteren Art ist zuweilen ce abgeworfen: N'etait, n'eüt ete
que je suis de vos aniis (Ead.).
Allerdings findet sich auch sonst c'esl que . . ce n'est pas que..; aber
Sätze dieser Art streifen an das kausale Gebiet, vgl.: D. Pour moi, je me
crois juste . . H. Moi, je crois entrevoir que vous ne l'etes point. D. C'est
qu'ä vingt ans . . on juge ä la legere. H. C'est que plus tard . . on est
par trop severe (Delavigne).
Hiervon ist die Umschreibung zu unterscheiden, in welcher dem auf einen
Substantivsatz als Subjekt hindeutenden ce mit dem Verb etre scheinbar eine
Bestimmung gegeben wird. Es wird nämlich zur Hervorhebung des Bestand-
theiles eines erweiterten Satzes dieser seinem Satze entzogen und dem mit
dem grammatischen Subjekte ce eingeleiteten Satze beigegeben: Eh! ce n'est
point pour lui que je veux m'acquitter (Bodilly). C'est ä vous que je
parle (Acad.). Madame, est-ce par vous que je pourrais apprendre
(L.-P. Segür). Est-ce donc pour veiller qu'on se couche ä Paris?
(Boileac)
Mit ähnlicher Wirkung tritt in c'est ä peine si . . ein Bedingungssatz
auf, aus welchem für das ce seine anderweitige Bestimmung zu entnehmen
ist: C'est ä peine si l'arai de Frederic-Guillaume IV trouve un
motif de cousolation dans ces victoires (Revue d. d. M. 1873).
Zuweilen entsteht auch hier, wenn der ausgeschiedene Bestandtheil ein
Substantiv oder ein Fürwort ist, eine Attraktion, indem der Substantiv-
satz in einen Adjektivsatz oder in einen relativen Adverbialsatz verwandelt
wird, welcher sich grammatisch dem Substantivbegriffe anschliesst: C'est ;i
vous, mon esprit, ä qui je veux parier (Boilbau). Ce n'est pas de ces
I
§ 88. Verdoppelung des Subjektes. 321
sortes de respects dont je vous parle (Moliere). Etait-ce dans mon äme
Oü devait s'allumer cette coupable flamme? (Racine) Neuere Gram-
matiker tadein diese früher sehr gewöhnliche Attraktion,
b) Wenn in den bisher aufgeführten Beispielen ce nach vorwärts deutete, so
tritt es in anderen Füllen rück deutend auf.
Dieser Fall tritt bei der Verbindung des Verb etre mit ce häufig bei der
Umkehr ung der prädikativen Bestimmung und des logischen
Subjektes ein, wobei der prädikative Begriff zunächst absolut an der Spitze
des Satzes steht, das logische Siil)jekt aber an ce seinen Träger erhält: Apres
la bienfaisance Le plus grand des plaisirs C'est la reconnaissance
(De Belloy). La gloire de TAnglais, c'est sa patrie; celle du Fran^ais,
c'est le monde (Lamartine).
Doch tritt auch der umgekehrte Fall ein; ein vorangehendes Subjekt
wird durch ce wieder aufgenommen: Gardez tous votre foi; la foi c'est
rhero'isme (Ponsard).
Namentlich geschieht dies nach einem Subjekts-Infinitiv: Vegeter
c'est mourir, beaucoup penser c'est vivre (Fbederic 11). Alleguer
l'impossible aux rois, c'est un abus (La Fontaine). Danser et
chanter c'est gai sans doute (Revue d. d. M. 1874).
In beiden Fällen kann auch ce ein schon vorhergehendes Demonstrativ-
pronomen (ce, celui) wieder aufnehmen: Ce qu'on souffre avec le moins de
patience, ce sont les perfidies, les trahisons, les noirceurs (Th. Corneille).
Tout ce que put faire le prudent et fidele Marcelin, ce fut d'abriter les
bustes (Bolilly). — Celui qui dit qu'il connait Dieu et ne garde pas ses
commandements, c'est un menteur (Bossuet). Celui-lä, c'est un habile
homme (Acad.). Diese Wiederholung des demonstrativen Fürwortes unter-
scheidet sich oft wenig von der affektvolien Wiederholung jedes anderen
Subjekts: Arnauld, le grand Arnauld fit mon apologie (Boileaü).
3 Zu unterscheiden von dieser Verdoppelung des Subjekts durch neutral zu
fassende Fürwörter ist die Verdoppelung durch persönliche Fürwörter,
■welche in Person, Geschlecht und Zahl mit dem Subjekte übereinstimmen,
dem sie vorangehen oder folgen. Das durch das persönliche Fürwort vorgängig
oder nachträglich wiederholte Subjekt kann ein Hauptwort oder ein Fürwort
sein. Bei den unverbundenen persönlichen Fürwörtern ist dies die Regel ge-
worden. (Eine Ausnahme s. oben.) Auf diese Weise tritt das Subjekt überall
stärker hervor.
Ils tombeut, ces palais que l'art en vain decore (Delavigne). Elle n'est
pas tarie, la source de nos larmes (Mirabeau). 11 mange de l'argent et
boit de l'or, cet homme! (V. Hugo) Oh! il n'est pas difficiie en aflfaires, ce-
lui-Iä (Bolilly). Je voulus tout vous dire: il ne voulut pas, lui; pourquoi?
je l'ignore. — Je le sais, moi (Dcmas).
Nous autres juges, nous ne uous enflons pas d'une vaine science (Montes-
quieu). Toi, tu vivras vil et malheureux, et je mourrai trop vengee (J.-J.
Rousseau). Im Altfranzösischen war die nachträgliche Wiederholung des Haupt-
wortes, besonders nach einem eingeschobenen Satze, üblicher als im Neu-
französischen: Parole qui n'est entendue, Sachiez de voir, ele est perdue
(ECSTACHE d'AmIENS).
Die nachfolgende Wiederholung ist in behauptenden Sätzen, namentlich
dann, obgleich nicht mit Nothwendigkeit, üblich, wenn an die Spitze eines
Satzes eine adverbiale Bestimmung, wie ä peine, au moins, du moins, tout au
Mätzncr, fr. Gr. 3. Aufl. 21
322 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfü^ng. I. Grundbestandth.
plus, aussi, encore, en vain, vainement, peut-etre, tonjours u, dgl., tritt: Vaine-
ment des amis d'enfaace sont-ils separes par les distances sociales (Booillt).
Encore les reis qui les ont bäties n'ont-ils pas eu le pouvoir d'y etre iniiumes
(Chateaübr.).
Sehr gebräuchlich ist sie in Fragen geworden: La vie nest-elle pas un
songe? (Aime-Martin) Pourquoi donc mon peuple ne in'aime-t-il pas?
(Dumas) Dans quelle langue tous ces poemes etaient-ils ecrits ou chantes?
(Chateaübr.) Comment cela s'est-il opere? (Id.) Personne a-t-il jamais
racoüte plus na'ivement que La Fontaine? (Restaut) Tout est-il perdu? (De
Vigny)
89. Nichtbezeichnung des Subjekts. Sie kann nur vorkommen, wo ein
persönliches Fürwort Subjekt des Satzes ist und die Verbalflexion das
Subjekt zu bezeichnen geeignet scheint.
Für die erste und zweite Person ist dies in den Formen des Imperativ der
Fall: viens, allons, donnez. Indessen iässt man öfter in alterthümlicher Weise auch
sonst die entsprechenden Personalpronomina aus: Si ne Tai plus, dit-il, qui m'ai-
mera? (Lebrun) Fais ce que dois, advienne que pourra (Acad.). Tant que nap-
prendrez point ces heureuses nouvelles N'esperez pas voir de contens amours
(L.-P. Segür). Bis ins 16. Jahrhundert war dies sehr gewöhnlich: Sire, fet-il,
"vostre conmant ferai (Rom. du Renart). Fet 11 cos, qne onques fui nez (ib.),
Toz jors i sui (Rutebeuf). Que n'entendeiz a vostre afaire Tant -com de vie
aveiz espace (Id.). Encor ay peur que Dieu ne soit desdit, Si ne mettez l'homme
en bonne memoire (Gl. Marot).
Geläufiger ist dagegen im Neufranzösischen die Auslassung des neutralen il in
ächten und unächten unpersönlichen Sätzen. Manche Ausdrucksweisen dieser
Art sind auch der gebildeten Rede geläufig, andere beim niederen Volke gebräuch-
lich: N'en deplaise ä l'oracle iatin (Le Sage). Je m'en irai, messieurs, quand
bon me semblera (Courier). Vous vous plaignez de nous; d'oü vient? (Dela-
vigse) Que t'en semble? (Id.) Eh! que m'importe ä moi? (Id.) Suffit, ma-
dame (Balzac). T a distribution gratis (Dumas). Soit dit entre nous (Duval).
Comment vous en va? (Acad.) Soit! (es mag sein!) etc.
Wo ein Infinitiv oder ein Satz das logische Subjekt der Rede ist, sind
manche dieser Auslassungen sehr gebräuchlich: Passe encore de bätir (Acad.).
Eh bien! k quoi nous sert de nous etre hattus? (Ponsard) Mieux vaudrait
que le soleil perdit ses rayons que Bouche-d'Or ses paroles (Chateaübr.). In Sätzen,
wie Sauve qui peut; s'en tirait qui pouvait (V. Hugo), ist der substantivirte
Adjektivsatz das Subjekt, welches keiner Anlehnung an ein Fürwort bedarf.
90. Anakoluthisches Subjekt. Anakoluthisch steht ein Subjekt, wenn
der Redende einen Gegenstand nennt, dem er eine Aussage hinzufügen zu
wollen scheint, jedoch, mit plötzlich veränderter Konstruktion, den Gegen-
stand in einer anderen grammatischen Form in einen neuen Satz verflicht.
Das Subjekt ist überall ein bedeutsamer, dem Redenden zunächst vor-
schwebender Gegenstand.
L'argent, Targent, dit-on, Sans lui tout est sterile (Boileau). Elle, me la
rends-tu? (V. Hugo) Cette confiance, il /'avait exprimee devant le roi (La-
ceetelle). Mais ne voyez-vous pas ..que cet exemple, on doit en prevenir les
effets? (La Mbnnais) VgL lat. Signa aliaque ornamenta, quae quererentur ex
§ 92. Das Prädikat und seine Formen. 323
aedibus sacris sublata esse, . . . de iis — placere ad collegium pontificum referri
(Liv. 38, 44).
Zu unterscheiden ist von diesem Anakoluth die Wiederholunpj des Subjektes
in einer anderen Form; Vous, Navcisse, approchez. Et vous, qu'on se retire
(Racine). Je vous laisse h. vos pleurs . . Vous, qu'on suive mes pas (Soümet).
Elliptisch steht das Sul>jekt selten. So in Ankündigungen, wie la voiture
de madame! u. dgl., d. i. der Wagen ist da.
91. Das Prädikat und seine Formen. Das Prädikat, die am Subjekte ver-
mittelst des Thätigkeitsbegriffes gesetzte Bestimmung, erfordert wesentlich
ein Zeitwort, welches in einer bestimmten persönlichen Flexionsform steht
(verbum finitum). Abgesehen Yon den mannigfaltigen adverbialen
Bestimmungen, welche der Thätigkeitsbegriff erhalten kann, lässt das
Prädikat auch im unerweiterten Satze mehrfache Formen zu, welche durch
prädikative Bestimmungen des Zeitworts hervorgebracht werden.
1. Die einfachste Fonn des Prädikates ist nämlich ein se'neni Begriffe nach ab-
geschlossenes einfaches Zeit wort in einer persönlichen Flexionsform: L'oiseau
chante. Le tigre rugit.
2. Eine Reihe zusammengesetzter Formen M'ird aber durch die Noth wendigkeit
hervorgebracht, Zeitwörter von allgemeiner (abstrakter) Bedeutung zu näher be-
stimmten (konkreten) Thätigkeitsbegriffen zu gestalten, ohne dabei Beziehungen
der Thätigkeit nach aussen aufzunehmen. Solche prädikative Bestimmungen,
welche darum meist in Einheit der Form mit dem Subjekte (im Nominativ) auf-
treten, kommen bei dem Verb etre und den abstrakt gefassten rester, demeurer,
bei devenir, semHJer, paraitre, bei den passiven (eigentlich selbst schon prädi-
kativ bestimmten) etre nomme, declare, designe, elu, proclame, fait, re^u, con-
sidere etc., deren Aktiva faktitive Bedeutung haben, besonders vor. Zuweilen
ist es schwierig zu unterscheiden, ob eine Bestimmung in unmittelbarer Einheit
mit einem allgemeinen Verbalbegriffe, oder als Apposition zum Subjekte zu
fassen ist, wie bei den Verben vivre, naitre, mourir u. a. "Wesentlich kommt
es hier darauf an, dass die prädikative Bestimmung als Inhalt oder als Wirkung
und Resultat der allgemeinen Thätigkeit zu fassen ist. So z. B. ist in je
naquis sujette (J. Chenier) svjette offenbar prädikative Bestimmung, insofern
die redende Person nicht sagt, dass sie, eine Unterthanin, geboren ist, sondern
dass sie durch die Geburt Unterthanin geworden ist. Vgl. lat. Nemo
nascitur dives (Sen., Ep. 20). Dass hier am Häufigsten in Betracht kom-
mende Verb ist etre, die prädikative Bestimmung ein Nennwort im ersten
Falle.- Doch kommen auch andere Bestimmungen vor.
a) Die prädikative Bestimmung ist ein Adjektiv oder Partieip: La neige
est blanche (Pascal). Gar il etait pensif et recueilli (Chateaubr.).
Je n'etais point esclave, insullee, opprimee, J'etais heureuse enfin
(J. Chenier). La lioime devient terrible des qu'elle a des petits (Buffon).
Le feu qui semble eteint, souvent dort sous la cendre (Corneille),
II demeura tout interdit (Acad.). Elle paraissait enchantee (Cha-
TEADBR.).
Für das Partieip des Perfekt bei etre ist die Auffassung als Theil einer
umschreibenden Verhalform oder als reines Adjektiv gleichgültig; das gram-
matisch e Verhältniss bleibt dasselbe.
21*
324 Dritt. Tbl. Syntax. Erst, Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
Besondere Beachtung verdient die Verbindung des Particip auf ant mit
dem Zeitworte etre: Je suis tont souffrant aujourd'hui (Acad.). Je l'as-
surai que Paul etait vivant (B. de St.-Pierre). Quoique son corps ait
ete depose en terre sainte, son äme est errante (Dumas). Soyons bien
buvants, bien mangeants (La Fontaine). Dieu etait dans Jesus-Christ,
reconciliant le monde avec soi (Bocrdaloue). Vgl. Romani semper
appetentes gloriae . . fuerunt (Cic, Manil. 3). Senectus est operosa et
semper aliquid agens et moliens (Sen. 8, 26). Diese Ausdrucksweise ist
keine blosse Umschreibung des einfachen Verbal begritfs (suis souiTrant st.
souffre, est agens st. agit u. dgl.), sondern sie prädicirt vom Subjekte eine
Thätigkeit als vorhandene Zuständlichkeit oder anhaftende Eigenschaft
desselben.
b) Oder die prädikative Bestimmung ist ein Hauptwort und zwar zunächst
im Nominativ: Temerite n'est pas prudence (Rigald). A Rome tous
les citoyens etaient soldats (Corbiere). Le serin est le musicien de
la chambre (Blffon). Le iac devient un torrent (L.-P. Segce). II fut
proclame vainqueur aux jeux Olympiques (Acad.). Cet apprenti venait
d'etre re(ju maitre (Acad.). Des rangs de Tartillerie il passa capitaine
de dragons (Villemain).
Bei den Verben des Schätzens und Haltens, wie considerer, regar-
der eic, wird statt des prädikativen Nominativ auch der Nominativ mit
comme als ein abgekürzter Adverbialsatz eingeführt: II fut regarde comme
le plus habile capitaine de son siecle (Acad.). Auch tritt hier die Prä-
position pour ein: C'est un honnete homme et reconnu pour tel (Ead.)
Hier ist indessen die Verbindung nicht so innig als im prädikativen Ver-
hältnisse; vgl. lat. Cum jam pro damnato esset (Cic, Verr. 4, 15); pro
magistro esse (3, 70).
Das Hauptwort wird indess nicht bloss im Nominativ, sondern auch
durch Kasuspräpositionen oder andere Präpositionen an ein Zeit-
wort von unbestimmt allgemeiner Bedeutung, namentlich an etre geknüpft,
um eine prädikative Bestimmung auszudrücken. Da nämlich attributive
Bestimmungen überhaupt auch die Stelle prädikativer einnehmen, und ur-
sprünglich adverbiale Bestimmungen auch attributiv werden, so hat
diese Ergänzung nichts Auffallendes.
«. mit de: Le sort . . n'est pas toujours de fer (A. Chenier). Rose, tes
mains sont de glace (Beranger). La chair de ces oiseaux est d'un
meilleur goüt (Bdffon). Cela est de rigueur (Acad.). Les heresies
du premier siecle furent de trois sortes (Chateaübr.).
ß. mit ä: La France est k genoux (Delavigne). L'herbe etait fort ä son
gre (La Fontaine). Les places des senateurs sont ä vie (Barthelemy).
Das Lateinische verwendet seinen Genitiv und Ablativ ebenso prädi-
kativ: Claudius erat somni brevissimi (Sdet., Claud. 83). Parvi
pretii est qui jam nihili sit (Cic, Qu. Fr. 1, 2, 4). Mira sum ala-
critate (Cic, Att. 2, 7). Britanni capillo sunt promisso etc. (Ces.,
B. G. 5, 14).
y. mit anderen Präpositionen, namentlich en, dam, sans: Les bles sont
en fleur (J.-J. Rousseau). Londres est en feu (V. Hugo). La maison
est en cendres (Noel et Chaps.). Dahin gehört etre en colere, en
crainte, en larmes, en extase, en deuil, en cheveux, en botteS; en armes.
§ 91. Das Prädikat und seine Formen. 325
, en nage, en vie etc., dans la douleur, dans les armes, dans la joie etc.,
etre sans reproche, sans uialice etc. Wenn diese Bestimmungen auch an
sich adverbial sind, so gelten sie doch hier als Vertreter prädikativer
Nennwörter, da dem Verb nicht eine konkrete Bedeutung zukommt, wie
z. B. in etre en ville u. dgl. So steht auch im Lateinischen esse in
toga (d. i. togatum) mit prädikativer Bestimmung, während esse in urbe
(nicht st. urbanum) sich ganz anders verhält. Der Ursprung solcher
Ausdrucksweise geht allerdings auf die sinnliche Anschauung zurück.
•c) Dass der Infinitiv als prädikative Bestimmung vorkommen kann, ist aus
seiner substantivischen Natur erklärlich: C'est etre assassine d'une horrible
fa^on (Delavigne). Vegeter c'est mourir etc.
Häufig steht der Infinitiv mit a prädikativ, wie er im Sinne eines
griechischen Verbaladjektiv auf -rd?, -riog attributiv gebraucht wird:
Cette niarchaudise est ä prendre, ä laisser; cela est ä faire, ä revoir,
ä recommencer (Acad.). ün tröne . . n'est point k dedaigner (Crk-
billon). Une seule remarque reste ä faire (Chateatbr.). Diese Konstruktion
ist einigermassen mit der des lateinischen Gerundium mit ad zu vergleichen,
selbst theilweise mit der des Dativ des Gerundium: Radix ejus vescendo
est decocta (Plin., H. N. 21, 16, 56).
d) Auch das Zahlwort wird prädikativ gebraucht: Vous n'etiez que trois?
(Scribe) 11s sont mille, tous fils du soleil de Provence (Ponsard).
e) Fürwörter erscheinen im prädikativen Verhältnisse, insofern sie den
Charakter von Substantiven oder Adjektiven haben.
«. Die persönlichen Fürwörter treten hier nur in ihren unverbundenen
Formen auf, insoweit diese sich durch die Form von den verbundenen
scheiden: Et cet homme ce sera moi (J.-J. Rousseau). C'est donc toi
qui detrais la liberte romaine (Voltaire). Si c'etait lui . .je tremble
(Dccis). C'est eux qui ont bäti ce süperbe labyrinthe (Bossuet). C'est
lui-meme, monseigneur (Beaumarchais). Die Form moi-meme, toi-
meme etc. wird auch mit dem unbestimmten Artikel als abstraktes Haupt-
wort männlichen Geschlechts substantivirt: C'est un autre elle-meme
(MoLiiiRE). C'est un autre vous-meme (Mme Tastu). Das Altfranzö-
sische gebraucht auch die schwächeren Formen prädikativ: Ce suis-je
voirement (Rom. du Resart). C'est-il (Pathelis).
Hierher gehört auch das in den Nominativen le, la, les nur prädikativ
gebrauchte Fürwort der dritten Person, worunter k auch als achtes
Neutrum auftritt. Sie beziehen sich auf Substantive und Adjektive. Die
Wahl des neutralen le oder der anderen geschlechtlichen Formen
hängt davon ab, ob das Fürwort auf einen Begrifi' lediglich nach seiner
allgemeinen und abstrakten Qualität (wie dies bei der Rückdeutung auf
das Eigenschaftswort oder l'articip wie ein artikelloses Hauptwort immer
der Fall ist), oder auf bestimmte Individuen einer Gattung zurück-
weisen soll.
an. Das neutrale le: Cette femme est belle et le sera lougtemps
(AcAo.). Mais ne m'es-tu pas fiancee? — Je le suis ä quelqu'un
(Boui'FLERs). 'Vous me traitez de veuve; il est trop vrai que je le
suis (Voltaire). Je veux etre mere, parce que je le suis, et c'est
en vain que je ne le voudrais pas etre (Molibke). II est de grands
hommes qui ne le sont que par des vertus (Thomas). Elle s'appro-
326. Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung, l. Grundbestandth.
visionnait largement de gants, de papier rose, de bonbons . . ., toutes
choses utiles sans deute, mais qui le sont moins qu'un diner
(0. Fecillet).
Les objets de nos voeux le sont de nos plaisirs (Corneille),
Est-ce que nous sommes la cause qu'ils s'en eloignent? oui, nous le
sommes (Marmostel). Es versteht sich, dass hei der Rückdeutung auf
ein Hauptwort mit dem Artiiiel eine zwiefache Anschauungsweise
möglich ist.
Das neutrale le kann auch auf ein Verb zurückdeuten: Le boeuf
rempiit ses preuiiers estomacs tout autaut qu'ils peuvent Tetre
(Bcffon). Hier ist sogar eine andere Verbalform als die voranstehende
bei le zu denken, und so öfter.
; ßß. Die geschlechtlichen Formen le, la, les: Etes-vous le roi? — Je le
suis (Gr. Nat.). Nos eherchons Francjois. Voilä quelqu'un; fest-ce,
ne /'est-ce pas? (Piuon) Je me regarde comme la mere de cet
enfant; je la suis de cceur, je la suis par ma tendresse pour lui
(AcAD.). Etes-vous les trois Romains qu'on a choisis pour le
combat? — Nous les sommes (Marmontel). He! sont-ce lä vos
gants? Est-ce lä votre epee? — Oui, ce les sont (Regnard).
Wenn übrigens das Subjekt des Satzes das Demonstrativpronomen
ce ist, so werden im Prädikate die betonten Fürwörter lui, eile, eux etc.
gern von Personen gebraucht, während /e, la, les auf Sachen
gehen; doch werden auch jene von konkreten und abstrakten Sachen
angewendet: Et c'est ma iethargie. — Oui, c'est eile, en effet (Re-
gnabd). L'amour propre est captieux: c'est cependant lui que nous
prenons pour guide (Wailly). Voici dans ma poche un morceau de
papier . . Voici un autre papier . . Bon! c'est lui (Bprqi'In). Dieser
Gebrauch fällt auf, wo der Gegenstand nicht wohl personificirt werden
kann.
üeberhaupt verwendet man die Äusdrucksweise ce Vest, ce les
sont etc., welche leicht anderweitig ersetzt werden kann, seilst in Be-
ziehung auf Sachen, wenig, da man durch das prädikative le, la, les
an eine logische Begriffsbestimmung des Sui'jektes erinnert wird,
während hier nur ein Urtheil über die Identität von Personen oder
Sachen zu Stande kommen soll.
Ueber die Pronominaladjektive mien, tien, sien vgl. S. 153.
ß. Die demonstrativen Fürwörter: Je suis celui qui suis (Bergasse).
Le moment du peril est celui du courage (La Harpe). C'etait ceci,
c'etait cela, il avait toujours quelque pretexte pour ne pas venir (Acad.).
C'est cela, c'est bien cela (Ead.).
y. Die fragenden Fürwörter; hier kommen die fragenden qui, que und quel
in direkten und indirekten Fragen in Betracht, von denen qui die Be-
zeichnung einer Person, que einer Sache, quel einer Beschaffenheit
fordert: Qui sont ceux qui pretendent ä cette place? (Acad.) Je sais
qui c'est (Dümas). Qu'est-ce que c'est? (Acad.). Que vous en re-
viendra-t-il? (Ead.) Quel est ce cri? (Dumas) Quel est ce droit que
vous vous arrogez sur les terres d'autrui? (Thierby) Quel est ce vieil-
lard blanc, aveugle et sans appui! (A. Chemer) — Wo eine Person das
Subjekt der Frage ist, fragt qui gewöhnlich nach dem Namen, que nach
§ 92. Elliptisches Prädikat. 327
dem Gattungsbegriffe, dem sie angehört, quel nach der allgemeinen
Beschaffenheit: Qui est ton pere? C'est Claude- Joseph Lemare.
Qu'etait ton frere? II etait laboureur. Quel etait ton pere? 11 etait
bon et juste (Lemare). Doch sind weder die Antworten an die Fragen
streng gebunden, indem eine Bestimmung als mit der anderen nahe ver-
wandt erscheinen kann, noch verlangen die Fragen stets vorzugsweise die
angegebenen Antworten: Quel est-tu? Je suis roi du peuple souterrain
(Thomas). Quel est ce maraud? Qui es-tu? (V. Hugo) Qui sont ces
gens en robe? Etes-vous avocats? (Racine) Songez ce que je puis,
qui vous-etes, quel est Sapor, et qui je suis (Regnard). Ganz all-
gemein ist auch die prädikative Bestimmung in Fragen, wie: Que sera
devenu Fabiani? (V. Hugo)
S. Unter den bezüglichen Fürwörtern ist das neutrale que prädikativ:
Qu'est-ce que c'est qu'un peuple en furie? (V. Hugo) Voilä ce que c'est
(ACAD.).
In Sätzen, wie: Insense que j'etais, de croire ä leur bonne foi! (Acad.)
Ne voyez-vous point, aveugle que vous etes, le piege qui vous est tendu?
(Ead.) und: Le fripon qu'il etait, m'emporte dix mille francs (Ead.). La
eruelle qu'elle est etc. (Eao.), ist que wie in dem Koncessivsatze: tout
grand qu'il est etc. anzusehen, d. h. que entspricht nicht sowohl dem
lateinischen quod, sondern quam.
f. Unter den unbestim mten Fürwörtern dienen die adjektivischen weniger
als die substantivischen zu prädikativen Bestimmungen, obgleich manche,
wie on, quicouque etc., hier kaum anders als materiell (vgl. S. 108,
109) betrachtet vorkommen können, üh! vous n'etes pas quel qu'un,
vous . . vous etes ma mere (Dumas). Ces papiers sont tout pour moi
et ne sont rien pour toi (V. Hugo). Deux souverainetes c'est trop
(Ponsard). Tel est le malheur de la nature humaine (Chamfort).
Autres sont les moyens de construire et d'abattre (Ponsard).
f. Zuweilen treten bei dem Verb etre statt prädikativer Adjektive Adverbien
auf. wie ainsi, bien, mal, pis, mieux etc. Dieser Ueberganff aus
dem prädikativen Verhältnisse in das adverbiale hat auch im Lateinischen
statt, wie im Deutschen, wo ein formeller Unterschied zwischen Adverb
und Adjektiv im Prädikat überhaupt aufgehört hat. Vgl. lat. Sic vita
erat (Ter., Andr. 1, 1, 35). Recte est aeger (Hör., Sat. 2, 3, 162).
Frustra id inceptum Volscis fuit (Liv. 2, 20). Das Verb erscheint hier
in seiner abstrakten Bedeutung und man giebt ihm mit Unrecht in solchen
Fällen die prägnantere Bedeutung des Daseins, der Zuständlichkeit etc.
Le malade est bien maintenant. Cette femme est bien (schön). 11 se
portait un pen mieux, mais il est pis que janiais (Acad.). Mais, venez
par ici . . nous serons mieux (Daodet).
92. Elliptisches Prädikat. Der unerweiterte Satz lässt in seinem
einfachen Prädikate kaum eine andere Ellipse zu, als die des Zeitwortes
etre vor einer prädikativen Bestimmung; damit kann dann allerdings auch
die Auslassung des Subjektes verbunden sein.
1. Ellipse des Hülfszeitwortes etre; sie ist zum Theil die "Wirkung des Affektes:
Mon frere egorge, noye! (Dumas) Moi, gros fermier! (Collin d'Harleville)
Heureux le sage instruit des lois de la nature (Delille). Andere Ausdrucks-
328 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
weisen gehören dem verkürzenden Brauche des gemeinen Lebens an: Temoin
teile chose. Temoin ce qui est arrive (Acad.). Vgl. lat. Legati a Saguntinis
Romam missi (Liv. 21, 6).
2. Ellipse des Hülfszeitwortes mit dem Subjekte: Un homrae singulier que ce
roi Henri VIII (V. Hugo). Quel devouement que le votre (Id.), Hier ist
das Subjekt noch in einem abgetrennten Satzgliede angedeutet (s. oben S. 319).
Quelle heureuse idee! (Delavigne) — Je les recuse. — Bon! Pourquoi les
recuser? (Racine) Impossible de l'avoir un moment ä soi (Scribe). Hierher
kann man auch das abwehrende assez! das genehmigende accorde, die
häufigen Formeln tant pis, tant mieux und raison de plus u. dgl. m.
rechnen, sowie die Frage Eh quoü, während andere Substantivbegriffe, wie
pardon! mille pardons! rien de plus etonnant etc., plus de larmes,
plus de soupirs etc., als Bruchstücke erweiterter Sätze (als Akkusative)
anzusehen sind; in manchen Fällen bleibt die Ergänzufig zweifelhaft. Auf-
schriften und Inschriften sind ebenfalls hierher zu rechnen, wie Bibliotheque
Royale, Place de la Bastille etc.
Auch die Apposition kann man als einen elliptischen Satz dieser Art auf-
fassen, wozu besonders die Apposition zu einem Satze oder Satzgefüge Anhalt
giebt: II me fut enfin permis de me livrer au sommeil deux ou trois heures,
chose tres-necessaire apres tant de fatigues (L.-P. Segcr). II (La Fon-
taine) trouva moyen d"etre plus souvent ä Paris qu'ä Chäteau-Thierry, et se
mit, sans souci de l'avenir, k manger son fonds avec son revenu, regime de
vie et genre de comptabilite fort peu reguliers (Gerusez).
3. In einzelnen Fällen scheint indess das ganze Prädikat zu fehlen und nur das
Subjekt genannt zu werden. Vgl. S. 323. In Anrufen von Personen oder Gegen-
ständen, welche herbeikommen sollen, kann man freilich auch einen andern
Kasus erkennen: Allons, permettez qu'on vous panse. Vite un Chirurgien
(Racine). Partons, ma voiture! (Delavigne) S. oben 2. und vgl. ausserdem,
was S. 315 im Allgemeinen über elliptische Sätze gesagt ist, besonders
auch § 135. 7. (Elliptischer Akkusativ).
93. Der Thätigkeitsbegriff im Prädikate nach seinen Zeitformen und IModal-
formen.
A. Die Zeitformen des Thätigkeitsbegriffes. Wir theilen die
Zeitformen in die der Gegenwart (Präsentia) und die der Vergangen-
heit (Präterita), s. S, 179 flf. Diese Eintheilung beruht einerseits auf den
flexi vischen Elementen, welche die beiden Reihen der Zeitformen darbieten,
andrerseits auf der allgemeinen Zeitspbäre, worauf der Thätigkeitsbegriff
vom Redenden bezogen wird. Es kann nämlich die ihrem Wesen nach
der Zeit angehörende Tbätigkeit, welche von ihi-em Zeitpunkte oder
Zeiträume aus ein Vorher und ein Nachher und somit ausserhalb ihrer
Gegenwärtigkeit eine Vergangenheit und Zukunft hat, von zwei
Standpunkten aus gemessen oder in ihre drei objektiven Stufen eingetheilt
werden.
Der Redende kann nämlich die Thätigkeiten mit Beziehung auf die
Zeit, in welcher er redet, oder auf seine jedesmalige Gegenwart, als
gegenwärtig, vergangen oder zukünftig darstellen; oder mit Beziehung auf
eine nicht mehr in seine Gegenwart fallende, also für ihn vergangene
§ 93. A. Die Zeitformen.
329
Zeit, welche durch den Zusammenhang der Rede anderweitig näher be-
stimmt wird, die Thätigkeiten als damals gegenwärtig, vergangen oder
zukünftig betrachten.
Der unterschied zwischen absoluten und relativen Zeitformen ist nicht
durch die Natur derselben bedingt; jede Zeitform ist in einem gewissen Sinne
relativ. Ebenso ist der Unterschied zwischen Zeitformen, welche eine dauernde
oder momentane Thätigkeit ausdrücken, nicht vorhanden: alles, w^as unter den
Begriff der Zeit fällt, hat eine gewisse Dauer; die Länge oder Kürze derselben
kümmert die Zeitformen des Verb nicht.
Es ergeben sich nun zwei Reihen von Zeitformen, welche sich im Indikativ
und Konjunktiv folgendermassen gliedern;
Präsentia. Präterita.
Indik. Konjunkt. Indik. Konjunkt.
faimais
Gegenwart aime aime 1 „j^„; aimasse
Vergangenh. ai aime
avais aime
eus aime
Zukunft
aimerai aimerais
aurai aime aurais aime
Jede dieser beiden Reihen lässt aber die Thätigkeit wieder in gedoppelter Rück-
sicht erscheinen, nämlich als im Werden begriffen oder auf dem Standpunkte der
Vollendung; nach diesem Gesichtspunkte gliedert sich die Thätigkeit in folgender
Pri
Zeitformen des
Werdens:
sentia.
Indik.
Konjunkt.
Präterita.
Indik. Konjunkt.
aunais
aimai
aimerais
Zeitformen der
Vollendung:
/ avais aime
ai aime aie aime i „„^ „• - eusse aime
l eus aime
} aurai aime aurais aime.
Was die Doppelformen betrifft, welche auf zwei Stufen der Präterita neben
einander stehen, so hat die Sprache daran logische Unterschiede geknüpft, welche
sich an den Gebrauch des Imperfekt und Perfekt im Lateinischen zum Theil an-
lehnen. Die Formen aimais und aimai unterscheiden sich nämlich wie das latei-
nische Imperfekt und das historische Perfekt in der Weise, dass aimais die
Thätigkeit schlechthin im Werden auffasst, wahrend aimai die in der Vergangen-
heit werdende Thätigkeit unter die einfache Anschauung eines beschlossenen
Daseins, d. h. als Thatsache fallen lässt, und dass demgemäss die zusammen-
gesetzten Formen avais aime und eus aime die Thätigkeit, weiche in der Vergangen-
heit vollzogen war, einerseits als eine vorher gewordene, andererseits in ab-
schliessender Weise als eine vorher dagewesene, d. h. als vorher vollendete
Thatsache einführen. Das Nähere darüber ergiebt die Darstellung der einzelnen
Zeitformen.
330 Dritt. Tbl. Syutax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Gruiidbestandth.
94. a. Die Zeitformen der Gegenwart oder Präsentia,
aa) Das Präsens.
1. Seine Grundbedeutung ist die Beziehung einer iin Werden begriffenen
Thätigii'eit auf die Gegenwart des Redenden, -welche nicht als mathe-
matischer Punkt, sondern nur im Verfliessen zu denken ist, oder die Versetzung
einer Thätigkeit in die Zeitsphäre, in welcher der Redende sie ausspricht.
Die zeitliche Ausdehnung der Thätigkeit, ihre Dauer oder Unterbrechung sind
hierbei gleichgültig; sie kann daher nach rückwärts und vorwärts in begrenzter
oder unbegrenzter Ausdehnung liegen, was übrigens nur aus dem Zusammen-
hange der Rede oder aus der Natur der Sache erschlossen werden kann.
Le Yoici qui arrive (Acad.). D'oü vous vient anjourd'hui cet air sombre
et severe? (Boileau) Besangon fume encor sur son loc foudroye (Id.). Notre
siecle est fecond en sots admirateurs (Id.). Cela est toujours preseut ä mes
yeux (Acad.). Vingt muids ranges chez moi fönt ma bibliotheque (Boilead).
Je pense, donc je suis (Descartes). AUgemeioe Urtheile, in welchen
scheinbar von der Zeitsphäre überhaupt abgesehen wird, stehen daher im
Präsens, da hier die Aussage in der Zeitsphäre des Redenden bei der Ab-
wesenheit einer anderweitigen Zeitschranke den Anspruch auf Geltung
zu aller Zeit am Anschaulichsten auszudrücken vermag; hierbei unterstützt
übrigens die Natur des Subjektes wie des Prädikates das Verständniss: La
superstition cause mille accidents (La Fontaine). G'est la profonde ignorance
qui inspire le ton dogmatique (La Bbutere). La verite religieuse est la
connaissance d'un Dieu unique manifestee par un culte (Chateatbr.). Latei-
nisch: Omne animal sensus habet (Cic, N. D. 3, 13).
2. Dabei kann es vorkommen, dass das Präsens von einer noch nicht aus-
geführten oder in der Ausführung begriffenen Thätigkeit gebraucht
wird. Dieser Mangel wird jedoch erst aus dem Zusammenhange erschlossen:
Je meurs d'elfroi (Scbibe). Gomez. Eh bien, tout, fiefs, chäteaux, vasse-
lages . . Pour ce coup h frapper, je te les donne, ami. Hernani. Non
(V. Hlgo). Ein sogenanntes Praesens de conatu giebt es nicht, denn die
Präsensflexion vermag dergleichen Bestimmungen nicht auszudrücken. Inchoa-
tive und desiderative Verba haben natürlich auch ein inchoatives und deside-
ratives Präsens, wie capto, ostento, sciscitor, pallesco, obdormisco etc.,
wie im Französischen intransitive Inchoativa rougir, verdir etc.
3. Ebenso wird das Präsens von Thatsachen gebraucht, die zwar der Vergangen-
heit angehören, aber doch theils in ihren Ergebnissen in die Gegenwart
hineinreichen, theils wegen ihres unmittelbaren Zusammenhanges mit
der Gegenwart des Redenden in dieselbe hineingezogen werden: Ses
transporis des longtemps commencent d'eclater (Racine). Depuis deux jours
je ne quitte plus Votre Majeste (Scribe). Depuis que tu es avec moi . . je
ne suis plus reine (Id.). Je viens pour vous dire que .. (Acad.). So be-
sonders mit Bezugnahme auf das eben Vernommene oder Gesagte: J'apprends
que vous devez partir ce soir (Acad.). Qu'est-ce que j'apprends? (Ead.)
C'est magnanime . . d'oublier ainsi le scandale . . — L'oublier, dites-vous?
(Scribe) Lateinisch: Veniunt, ut dico, ad Chelidonem (Cic, Verr. 1, 52).
Hierher gehören auch die Anführungen von Schriftstellern als in ihren Werken
existirenden und in die Gegenwart reichenden Persönlichkeiten : Herodote com-
mence son histoire par declarer les motifs . . (Ciiatealbr.). Thucydide n'a
pas une seule citation (Id.). Fenelon donne d'excelleuts preceptes sur la
§ 94. Zeitformen der Gegenwart. Präsens. 331
manierede composer et d'ecrire Thistoire (Geri-sez). Lateinisch: Diogenes ait,
Antipater negat, cui potiiis assentier (Cic, Off. 3, 23).
Durch das sogenannte historische Praesens vergegenwärtigt der Redende
lebhaft das Vergangene, als wenn es in seine Zeitsphäre fiele: Cesar . . s'ecrie:
Scelerat, que fais-tu? Casca ap pelle son frere ä son secours . . Cesar, atteint
de plusieurs coups ä la fois, porte ses regards autour de lui . . mais des
qn'il voit Brutus lever le poignard sur lui, il quitte la main de Casca qu'il
tenait encore; et se couvrant la tete de sa rohe, il livre son Corps au fer
des conjures (Miciielet). La nuit approche, l'instant arrive, Lausus se
presente: il se nomme du nom de l'esclave; les -verronx des cachots
s'ouvrent avec un bruit lugubre . . il penetre dans ce sejour d'horreur, il
ecoute; les accents d'une voix gemissante frappent son oreille, il reconnait
la voix de son ami (Marmontel). Lateinisch: Simulac potestas primum data
est, adeunt hi, quos 'dixi. Loqaitur Mustius: rem demonstrat: petit
auxilium: pecuniam pollicetur. Respondit illa . . non inhumane . . reverti
jubet. Tum discedunt; postridie revertnntur (Cic, Verr. 1, 52). Vgl.
Ramshorn, Lat. Gr. §164. 3.
Ein Wechsel dieses Präsens mit Präteriten sowohl in folgenden Neben-
sätzen als Hauptsätzen ist, trotz des Widerspruchs der Grammatiker, welche
insbesondere in Nebensätzen nach dem Präsens wiederum dieselbe Zeitform oder
überhaupt ein präsentisches Tempus fordern, sehr gewöhnlich. Insbesondere
tritt (las Imperfekt dazwischen, wo die Handlung nicht fortschreitet, sowie das
Präsens gern diesem Tempus wie dem Perfekt, defin. folgt, wenn eine über-
raschende Thatsache eingeführt werden soll: II veut avoir recours au poison;
on le lui avait enleve: il appelle vainement ä grands cris le gladiateur
Spicilius. Ne trouverai-je donc pas, s'ecriait-il, d'amis pour me defendre..?
Furieux, il s'eloigne du palais, et court pour se precipiter dans le Tibre.
Phaon . . l'arrete et lui offre un asile . .: il l'accepte, et fuit enveloppe
dans im manteau grossier. L'infäme Sporns et trois esclaves composaient
sa seule escorte . . Pendant sa route une violente secousse de tremblement de
terre, et la lueur des eclairs qui sillonnaient les sombres nuages, aug-
nientent ses terreurs. II se croit poursuivi par les dieux . . et prend
chaque objet et chaque bruit pour Tombre et pour le cri d'une de ses victimes.
En passant pres du camp des pretoriens, il entend les soldats qui l'acca-
blaient d'imprecations et il rencontre des voyageurs etc. (L.-P. Segle).
Le combat etait douteux et il se prolongea plusieurs heures de plus,
lorsqu'on voit tout ä, coup soixaute vaisseaux de Cieopätre traverser ä, toutes
Voiles les lignes d'Antoine (Michklet). La honte reveilla le courage; les
peuples bretons . . ne pureut souflrir d'etre humiiies; ii se levent, s'arment
et se revoltent tous ä la fois (L.-P. Segur). Solche Mischung ist auch dem
Lateinischen geläufig: Quum diu anceps fuisset certamen et . . crevissent
animi, Poenus, quia non vicisset, pro vicio esset, damorem repente oppi-
dani tollunt, hostemqne . . expelluat; inde impeditnm . . exturbant;
postremo fusum . . redigunt. Interim ab Roma legatos venisse nuntiatum
est, quibus obviam ad mare missi ab Hannibale, qui dicerent . . Adpare-
bat, non admissos protenus Carthaginem ituros. Literas igitur nuntiosque . .
praemittit, ut praepararent suorum animos, ne quid pars altera grati-
ficari pro Romanis posset (Liv. 21, 9). Squalebat civitas . . cum subito
edicnnt consules, ut ad suum vestitum senatores redirent <'Cic., Sext. 14).
332 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschu. Die Wortfijgung. I. Grundbestandth.
5. Bei der Vergegenwärtigung einer zukünftigen Thätigkeit ist das Präsens
der Ausdruck der Zuversichtlichkeit, womit die Thatsacbe als vorliegend
ausgesagt wird. In Hauptsätzen mit bestimmter Zeitangabe, namentlich
einer ferneren Zukuuft, ist das Präsens wenig gebräuchlich: Je suis ici dans
la minute (Berquin). Soü proces se juge demain (Acad.). Demain l'Europe
entiere attend cette poursuite (Ponsard). Des que je le pourrai, je reviens
sur vos traces (Racine). Si vous m'abandonnez, je n'ai plus qu'ä mourir
(Scribe). Auch im Lateinischen ist das Frä,sens in Hauptsätzen seltener statt
des Futur anzutreffen. In Nebensätzen ist seine Anwendung nach lateini-
schem Vorgange häufiger, und mehr noch als im Lateinischen in hypothetischen
Sätzen, in denen das Futur nicht mehr gefunden wird: Disons ä l'Europe que
le peuple fran^ais, s'il tire l'epee, en jettera le fourreau (Mignet). S'il se
tue, on l'enterrera (0. Feijillet). Lateinisch: Si vincimus . . coloniae
atque municipia patebunt (Sall., Cat. 58, 9). Es wird dann auch in beiden
Gliedern des Satzgefüges das Präsens von der Zukunft gebraucht: S'il a le
Saint empire . . Dien seul peut le toucher du doigt (V. Hugo). Das Alt-
französische gebrauchte im Nebensatze auch das Futur: Se jo descendrai a
enfern, tu i es (Ps. 138). Lateinisch: Nunquam labere si te audies (Cic,
Fam. 2, 7).
Der Konjunktiv des Präsens muss überall das Futur ersetzen: Le sceptre
ne sortira point de Juda . . jusqu'ä ce que vienne celui qui doit etre envoye
(Bossüet). Ob die Thätigkeit der Zukunft angehört, entscheidet nur der Zu-
sammenhang; eine dadurch ausgesprochene Absicht weist natürlich immer
klar auf die Zukunft: N'attendez pas que je vous reponde lä-dessus (Pascal).
Souffrez que Bajazet voie enfin la lumiere (Voltaire). Je me propose d'assas-
siner le duc . . pour me venger d'une maniere qui reponde ä l'offense
(Le Sage). Lateinisch: Erit mox, qui arguat nequidquam Antiochum ultra juga
Tauri remotum (Liv. 42, 42).
6. Das Präsens steht im Lidikativ scheinbar statt eines Imperativ, wo eine
Bitte oder ein Wunsch als verwirklicht anticipirt wird: Vous consentez,
n'est-ce pas? (De Coimcv) Vous permettez que nous traitions devant vous . .
(Beaumarchais). Der Konjunktiv dagegen ersetzt geradezu in der dritten
Person den Imperativ, wie der lateinische Konjunktiv, in dem Sinne eines
mehr oder minder bescheidenen oder affektvollen Wunsches, Befehles oder
Aufrufes: Le nom du Seigneur soit beni! Le ciel eu soit loue! A Dieu ne
plaise que • .; Vive la Charte! (Acad.) Dieu me pardonne (Voltaire).
Perisse le Troyen, auteur de nos alarmes! (Racine) Lateinisch: Audi Jupiter,
inquit, audiat Fas. Ego sum publicus nuntius populi Romani, verbisque meis
fides Sit (Liv. 1, 32). In der Form eines Nebensatzes: Q u'aux accents de ma
voix la terre se reveille! (J.-J. Rousseau) Lateinisch: Ut te omnes dii
deaeque . . perdant (Terent., Phorm. 4, 4, 7).
95. bb) Das Perfekt (Indefini).
1. Es bezeichnet eine Thätigkeit, welche in der Gegenwart des Redenden
vollendet ist, mag sie in ihren Wirkungen und Folgen in die Gegenwart
reichen oder nicht: Eu vaiu le peuple en deuil . . attendra leur retour; Ils
. out vecu (Barthelemy et Mery).
Bei dieser Betrachtung der Thätigkeit von der Gegenwart aus ist es natür-
lich, das Perfektum zu verwenden, wenn ausdrückliche Zeitbestimmungen, wie
aujourd'hui, ce matin, ce soir, cette semaine, ce mois-ci, cette
§ 95. Zeitformen der Gegenwart. Perfekt. 333
annee, le siecle qui court etc., die vergangene Thätigkeit auf die Gegen-
wart des Redenden beziehen: II a fait bien chaud aiijourd'hiii (Acad.). En
renfrant chez moi ce soir, j'ai appris qua le citoyen Didot venait d'eprouver
un grand sujet de chagrin (B. de St.-Pierre). Ueberhaupt hat diese Zeitform
im Französischen bei der Darstellung dessen, was unmittelbar noch das Interesse
des Redenden in Anspruch nimmt, eine weitere Ausdehnung als in anderen
Sprachen erhalten: J'ai eu une assez longue conversation avec Firmin . . J'ai
commence par l'assnrer que son mariage avec toi etait certain: il s'est
obstine ä me dire que non; et il m'a toujours repondu lä-dessus froide-
ment . . Ensuite je lui ai dit que je voulais te donner une dot; et alors il
m'a repondu tres-gaiement, il m'a saute au cou, et n'a plus doute de
t'epouser demain. Apres cela, je lui ai confie que pour des raisons dont je
Tai fait juge, je ne pouvais pas payer ta dot le jour meme de ton mariage,
et il est retombe dans ses doutes . . Oh! tout cela m'a paru clair, et j'ai
conclu . . que Firmin ne t'aime pas (Florian).
Dass von der angedeuteten Sphäre der unmittelbaren Gegenwart jedoch
nicht abgesehen werden dürfe, ist ein Vorurtheil der Grammatiker; die Thätig-
keiten können auch mit Beziehung auf die aus der Gegenwart des Redenden
abgelöste Vergangenheit betrachtet werden: ,Si c'etait moi" me disait-il ce
matin (Beaumakchais). Ce matin nous nous sommes rendus chez le ministre:
il n'y etait pas; nous resolümes de l'attendre (Dessiaux).
2. Dies Perfekt kann von jeder vergangenen Thätigkeit gebraucht werden,
wenn sie lediglich mit Bezug auf den gegenwärtigen Redeakt ausgesprochen
wird, auch wenn sie an sich Glied einer historischen Reihe ist; am Gewöhn-
lichsten ist dies freilich, wo einzelne oder allgemeine Thatsachen der Ver-
gangenheit ohne Verbindung erwähnt werden: Je vous ai ecrit il y a une
quinzaine de jours (B. de St.-Pierbe). II n'est parti que d'hier (Acad.). —
Homere a cree l'epopee (Ead.). Les ecrivains fran^ais qui se sont occupes
de l'histoire depuis la Revolution, ont pris des routes opposees ; les uns sont
restes fideles aux traditions de l'ancienne ecole, les autres se sont attaches
ä l'ecole nouvelle (Chateacbr.). — J'ai tenu hier ma seconde seance . .; j'ai
ete comble d'applaudissements (B. de St.-Pierre).
Den Wechsel des Perfektum indefinitum und definitum finden wir öfter
bei Dichtern: La crainte fit des dieux, l'audace a fait les rois (Crebillon).
II a vecu cent ans, il fut cent ans utile (Fontanes).
In der Erzählung vergangener Ereignisse, deren objektive Natur keine
Einmischung des Standpunktes des Erzählers zuzulassen scheint, und wo das
Definitivum seine Stelle hat, tritt das Perf. indef. öfter durch Vermittelung des
historischen Präsens ein: Bonaparte s'avance, et son regard si prompt De la
ligne ennemie a mesure le front; Son genie a juge le combat qui s'apprete,
Un plan vainqueur jaillit tout arme de sa tete (Barthelemy et Mery). G'est
maintenant que la veritable bataille commence. Le premier consul a fait
de nouvelles dispositions. Tous les corps sont prets . . Partout oii le premier
consul a paru, les esprits se sont ranimes (Bignon).
Ist die erzählende Person selbst in den Lauf der Ereignisse verflochten
oder nimmt die Erzählung Reflexionen auf, so wird sie leicht durch Perfekta
def. unterbrochen, wie namentlich in brieflicher Darstellung: Madame de la
Tour passa toute la nuit dans ces cruelles soufi"rances; et par leurs longues
periodes j'ai juge qu'aucune douleur n'etait egale ä la douleur maternelle (B.
DE St.-Pieree).
334 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abscbn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
Die altfranzösische erzählende Dichtung bedient sich häufig des Perfektum
indefinitum, wo jetzt das Definitum üblich ist; die naive, alterthüuiliche Er
Zählung ahmt dies nach. Ungebildete erzählen gern im Perf. indefiu.
3. Auch die Vollendung in der Zukunft (das Futurum II exaktum) wird im
Indikativ bisweilen durch diese Zeitform anticipirt; wie der Konjunktiv des
Präsens den Konjunktiv des Futur I, so ersetzt der Konjunktiv des Perf. indef.
den Konjunktiv des Futur II. Die Analogie beider Fälle ist einleuchtend: At-
tendez, j'ai fini dans le moment (Wailly). — .J'attends, pour l'epouser, que
j'aie fait fortune (Scribk). Attendons d'abord que je lui aie parle (Id.).
Je ne mangerai rien que je n'aie vu mon pere (Berquin). Vgl. Brutus si con-
servatus erit, vicimus (Cic, Fani. 12, 6). Hie vinceudum.. est, ubi primum
hosti obcurristis (Liv. 21, 43).
96. cc) Das ersre Futurum.
1. Durch diese Zeitform wird eine Thätigkeit als in der Zukunft werdend
ausgesagt: Je le dis, le soutiens et je le soutiendrai (Regnabd). Je t'aime,
je t'aimerai toiijours (Scribe). Veuillez vous trouver ici dans huit jours . .
et je vous confierai le reste de mon secret (Bouilly). Que dira l'avenir
(Campistron).
Auch in Nebensätzen, welche wie ihr Hauptsatz auf die Zukunft bezogen
sind, steht gern der Indikativ des Futur: Ecrivequi voudra (Boileac). Vous
serez mon ami, quand vous me quitterez (Voltaire). Ce sera Thomme
qui honorera l'etat (Beaumarchais). II en. arrivera ce qu'il pourra
(Scribe). Viens nous voir un peu plus souvent; mon pere t'estime beau-
coup, et cjuand tu connaitras bien notre Nanette, tu verras que tu n'au-
ras pas de meilleure idee que celle de devenir mon beau-frere (G. Sand).
Lateinisch: üt voles me esse, ita ero (Plaut., Pseud. 1, 3, 11). Profecto
tunc erimus heati, qimm . . cupiditatum erimus expertes (Cic, Tusc. 1, 19).
Naturam si sequeuiur ducem, nunquam alierrabimus (Off. 1,28). In
Nebensätzen, die den Konjunktiv erfordern, sowie in Bedingungssätzen mit dem
Indikativ, steht dagegen das Präsens. S, oben S. 332. Selten sind Aus-
nahmen, wie: Monsieur me croira, s'il voudra (Beaumarchais) im Munde eines
Ungebildeten.
2. Dies Futur erscheint als Ausdruck einer Bitte, Ermahnung oder eines Be-
fehles, wenn der Redende das, was geschehen soll, zuversichtlich als das,
was geschehen wird, ausspricht; dies ist besonders häufig in der Umgangs-
sprache: Vous qui etes la maitresse, qui etes la reine., vous Ic voudrez,
n'est-ee pas? (Scribe) Nous prendrons une petite fasse de the pour de-
jeuner deiuain, pas vrai? (Droz) Ces demoiselles voudront bien m'excuser
(Berqdin). Saint-Paul, tu prepareras mon epee de bal (Dumas). II y a ce
matin un concert . . . vous ni'y menerez . . Volontiers . . Ah! mon Dieu, non,
je ne peux pas. J'ai ce matin un dejeuner de gar^ons . . Vous le refu serez
(Scribe). Dieu en vain tu ne jureras (Acad). Lateinisch: Quod superest,
etiam puerum Giceronem curabis et amabis (Cic, Att. 4, 7.) In Aventinum
ite . . Ibi . , tribunos plebis creabitis (Liv. 3, 54).
So wird besonders in Fragen nach dem, was geschehen soll oder darf,
das Futur gebraucht: Qui annoncerai-je? lui demande le valet de chambre
^Boüillt). Prononce; mourra-t-il? ou dois-je fuir? (Lemercier) Commandez!
que dirai-je? (Scribe) Comment nommerai-je cette sorte de gens qui ne
§ 96. § 97. Zeitformen der Gegenwart. Futurum 1. Futurum IL 335
sont fins que pour les sots? (La Brcyere) Vous le dirai-je? Monseigneur,
c'est bieii mal fait ä lui (Berquin).
Aehnlich erscheint das Futur in Substantivsätzen, um den Gegenstand
einer zuversichtlichen Erwartung auszudrücken, wie nach Hauptsätzen
mit esperer, s'attendre, compter u. a., und nach den Begriffen des Gebietens
oder Festsetzens, indem das Gebot die Form der zuversichtlichen Erwartung
annimmt (s. unten § 116 und vgl. § 105): Je m'attends que vous viendrez
demain (Acad.). „L'Angleterre conipte que cbaque homme fera son devoir."
(Lamartine) — Nous stipuions quon ne nous demandera point les mille
ecus de notre vivant (Patkd).
3. Auch das, was zu geschehen pflegt, wird als das, was zu erwarten ist,
im Futur ausgesprochen: Qu'avez-vous? — Je n"ai rien. — Mais . . Je n'ai
rien, vous dis-je, Repondra ce malade ä se taire obstine (Boileaü). Un
adulateur ingenieux epiera les traces de votre amour propre . . et ne man-
quera pas de vous louer par le titre qui vous chatouille davantage (Boiste).
4. Häufig wird die gegenwärtige Thätigkeit als zukünftig ausgesprochen; so
erscheint sie
theils als Voraussetzung, Vermuthung oder Annahme: Vous saurez
que je suis fils unique d'un riche bourgeois (Le Sage). II sera loin de se douter
que etc. (Bocilly). Enfin, ce sera, je le suppose, un trait lance contre la
juridiction expeditive (Dupin).
theils nimmt sie andere subjektive Färbungen an, wie die der Bescheiden-
heit, Höflichkeit oder Ironie, welche das, was eben geschieht, gleichsam
als noch nicht geschehen aussagen: II ne convient ä ma mission ni ä mon
honneur que je vous ecoute plus longtemps. — Comme il vous plaira, mon-
sieur (BEAtMAncHAis). Pourtant, songez-y, vous dirai-je, Nous avons abattu
le dernier privilege; Que reste-t-il eucor etc. (Ponsard); so häufig j'avouerai,
je demanderai etc., afr. auch je voudrai (voldrai, vorrai) st. je veux, gr.
ßovkrjaofxai u. dgl.
5. Auch mit einem Ausgangspunkte in der Vergangenheit wird dies Futur
verknüpft,
wenn die für jenen Ausgangspunkt zukünftige Thätigkeit dies auch noch
für den Redenden ist, er also seine Gegenwart einmischen kann; wobei
dann die Vergangenheit ebenfalls von dieser Gegenwart aus gefasst zu werden
pflegt: II a ete convenu que la duchesse . . viendra aujourd'hui (Scribe);
oder wenn in der Erzählung vergangener Thatsachen der Redende das
von da aus Zukünftige mit lebhafter Vergegenwärtigung der Vergangenheit von
seinem Standpunkte aus betrachtet und das Ereigniss gleichsam vorhersagt:
Le general Ott eut trois mille tues, et laissa cinq mille prisoiiniers entre les
mains des Fran(;ais. De cette bataille sortira, pour le general Lunnes, le
titre de Duc de Montebello (Bignon). Häufig und natürlicher ist dieser Ueber-
gang, wenn dies Futur sich an ein Präsens anschliesst, welches statt eines
Präteritum steht: Dejä la ligne de defense est tracee sur ses cartes; l'ar-
tillerie du siege marche sur Riga, ä cette ville forte s'appuiera la gauche
de l'armee (Segur).
97. dd) Das zweite Futurum (Futurum exaktum).
1. Es stellt eine vom Standpunkt des Redenden aus zukünftige Thätigkeit
in ihrer Vollendung dar, diese mag auf eine andere zukünftige Thätig-
keit bezogen sein oder nicht: II aura bientot fini (Acad.). En un instant
336 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
je Taurai juge (Scribe). Je vous ait dit dejä que je vais ä Paris: j'y aurai
bientot recouYre les effets d'Aurelly; j'en ferai de Targent (Beacmarchais).
Qu'on m'avertisse quaud les chevaux seront arrives (Id.). Soyez sur
qu'il justifiera ce que vous aurez fait pour lui (Id.). In den letzten
Fällen ist die Vollendung der künftigen Thätigkeit die Voraussetzung der
anderen. Lateinisch: Quid inventum sit, paulo post videro (Cic, Acad. 2, 24).
In una urba universam ceperitis Hispaniam (Liv. 26, 43). Si in omuibus
innocens fuero, quid mihi inimicitiae nocebunt? (Cic, Verr. 3, 69) In
asyndetischen Sätzen, wie: Qu'ils les noniment, ils auront cesse de vivre
(Mignet), vgl. Reddite argentum, abiero (Plact., Most. 5, 2, 52.), ist die vol-
lendete Zukunft ein energischerer Ausdruck des sicher eintretenden Ereignisses.
Gleich dem ersten Futur (s. oben) erscheint es auch iu Substantivsätzen,
um den Gegenstand einer zuversichtlichen Erwartung auszudrücken:
Nous attendons que notre esperance ne sera pas de^ue (Pascal). Ordonne
qu'il sera fait rapport k la cour (Racise).
2. Wie das erste Futur von der gegenwärtigen Thätigkeit (s. oben), so wird auch
das zweite Futur von der in der Gegenwart des Redenden nach seiner Vor-
aussetzung vollendeten Thätigkeit gebraucht; hier kann die Bewährung
der Aussage noch der Zukunft angehören: Attends, et souviens-toi que je
I'aurai predit, Qu'il lui donne ä ta honte et son trone et ton lit (Lemercieb).
N'aurai-je donc re^u sa foi que pour la trahir äTinstant? (Beaumarchais),
oder die Aussage steht schlechthin als Vermuthung oder Annahme einer schon
vollendeten Thatsache: Qui sait encore ce qu'il aura fait de pis? (Bebqdik)
Non, 11 n'est pas coupable. II aura rendu quelque grand Service etc. (Beac-
marchais). Ces lieux sont solitaires. Elle est rentree au camp . . Oui, j'au-
rai trop tarde (Chateacbr.). Jamals, ä coup sür, 11 n'aura fait autant de
bruit de son vivant (von einem Todten) (Scribe). Tu m'auras fait ici
quelque coup de ta tete (Regnard).
2. Das zweite Futur wird auch, wie das erste, mit einem Präsens statt eines
Präteritum verknüpft (s. oben §96. 5.): C'est daus Sniolensk qu'il veut la
prevenir (l'armee ennemie); s'il reussit, il aura separe l'armee russe . , eile
sera releguee dans le nord; il aura effectue dans Smolensk . . ce qu'il
a teute vainement h Vitepsk (Segor).
98. b. Die Zeitformen der Vergangenheit oder Präterita.
aa) Das Im perfektum und das Perfektum definitum. Beide Zeitformen
stehen auf demselben Boden der Vergangenheit, welche der Redende nicht mehr
von seiner Zeitsphäre aus betrachtet, indem er sich vielmehr aus dieser schlecht-
hin auf den Boden der objektiven Vergangenheit versetzt. Durch beide Zeit-
formen wird in jener von der Beziehung auf den Redenden abgelösten Sphäre
die werdende Thätigkeit dargestellt, dem Präsens der ersten Reihe der Zeit-
formen analog. Der Unterschied des Imperfekt und des Definitum lehnt sich
zum Theil an den des lateinischen Imperfekt und Perfekt an, obwohl das lateini-
sche Perfekt die aoristische Katur mit der des eigentlichen Perfekt verbindet,
welches im Französischen in seiner zusammengesetzten Form scharf davon ge-
sondert ist. Das längere Schwanken des Altfranzösischen in der Verwendung
beider Zeitformen hörte mit der Feststellung einer allgemeinen Schriftsprache
auf. S. Mätzner, Synt. I, p. 94. Das Imperfekt bewahrte den Charakter an-
schaulicher Darstellung einer vormals gegenwärtigen, in ihrem Werden und
§ 99. Zeitformen der Vergangenheit. Imperfekt. 337
Verfliessen oder in ihrer unmittelbaren Lebendigkeit und Ent-
wickelung aufgefassten Thätigkeit, während das Perfektum definitum eben
diese Thätigkeit als eine abgeschlossene Thatsache oder als ein zu-
sammengefasstes Moment darzustellen bestimmt ward. Der Unterschied
beider knüpft sich nicht an Zeitausdehnung und Zeitkürze, er ist lediglich
logischer Natur; das Imperfekt erweckt die konkretere Anschauung, das
Perfektum definitum die abstraktere Vorstellung der Thätigkeit; jenes lässt
mehr die einzelnen Momente, dieses mehr die Totalität erscheinen. Darum
ist das letztere insbesondere die historische Zeitform, worin die entwickelte
Handlung zum einfachen Akte wird; wogegen das erstere als die schil-
dernde und beschreibende gefasst werden kann.
99. a. Das Imperfekt findet sich demnach im Allgemeinen da -verwendet, wo
der Berichterstatter über die Vergangenheit die Thätigkeit nicht als ein
anderen Momenten gegenüber abgeschlossenes Moment anschaulich macht
sondern von jenen, die als ein Vorher und Nachher erscheinen, absieht,
1. Darum steht es da, wo Zustände, Gesittung und Gesinnungen
wie Gewohnheiten der Vergangenheit dargestellt werden: Les
Arabes erraient en silence sur le Sinai comme les ombres du peuple
de Diea. Les aspirans du ciel exer9aient un graud pouvoir sur la
terre: les empereurs les envoyaient consulter (Chateaubr,). Augustin
etait propre, mais simple daus ses vetements . . II etait chausse et
disait ä ceux qui allaient pieds nus: „J'aime votre courage;
souffrez ma faiblesse." Aucune femme n'entrait dans sa maison ..■
s'il etait absolument oblige de communiquer avec des femmes, il
ne leur parlait qu'en presence d'un pretre: il se souvenait de sa
chute. II mourut dans Hippone assiegee (Id.). Roland etait l'oppose
de Dumouriez: c'etait un caractere que la liberte trouvait tout fait . .
Roland avait des mauieres simples . .; il aimait la liberte avec
enthousiasme, ei il etait capable de lui coosacrer . . sa vie entiere
(Mignet). Jerusalem, ses maisons carrees, ses galeries . . etaient
entourees d'une triple muraille. La premiere enceinte . . commen^ait
ä la tour d'Hippicos, continuait du cote de l'orient vers le palais
de marbre oü s'assemblaient les vieillards et les sages, et allait
finir au portique du temple. Du cote de l'occident, eile s'etendait
vers Betso etc. (Capefigüe). Lat. Maiores nostrl libertis non multo
secus, ac servis imperabant (Cic, Qu. Fr. 1, 1, 4). Quum Verres
ad aliquod oppidum venerat, eadem lectica usque in cubiculum defe-
rebatur (Cic, Verr. 5, 11). Caesar Alisiam circumvajiare instituit.
Erat oppidum in colle summo, cujus collis radices duo . , flumina
subluehant. Ante id oppidum planities patebat, reliquis ex Om-
nibus parlibus colies oppidum eingebaut (Caes., B. G. 7, 69).
2. Das Imperfekt wird auch gern gewählt, wo das gleichzeitige
Werden der Thätigkeiten zu veranschaulichen ist: Lorsqu'il etait
laquais, il n'etait pas si sage (Qlinauli). Les vaisseaux restaient
ä sec, tant que dural t fhiver (Le Bas). Au moment oü ce nom
reteutissait, M. Guizot . . sortait enfin . . des Tuileries (Lamar-
tine), Pendant que les assieges avaient ä soutenir tant d'attaques,
leur flotte effectuait une descente . . et detruisait les moissons
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 22
338 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
(Dard). Lat, Catilina erat unus timendus tarn diu, dum moenibns
urbis continebatur (Sall., Cat. 3, 7).
Es versteht sich, dass solche parallele Vergangenheiten auch als
historische Momente zusammengefasst oder als für den Redenden in
seiner Gegenwart vollendet einander gegenübergestellt werden können:
Pendant que les Romains mepriserent les richesses, ils furent
sobres et vertueux (Bossuet). — Tandis qu'Atala a vecu, je vous ai
sollicite moi-meme de demeurer aupres de moi (Chateaubr.). Lat.
Hoc feci, dum licuit (Cic, Phil. 3, 13).
Ist dagegen dieser Parallelismus nicht vorhanden, so tritt eine
Thatsache, welche anderweitig selbst als die andere Thätigkeit unter-
brechend oder abbrechend betrachtet werden kann, im Perfektum
definitum auf: Pendant que ceci se passait dans l'assemblee et dans
Paris, les emigres . . furent consternes de son arrestation (de
Louis XVI) (Mignet). Elle etait prete d'epouser le sultan, lorsque
le jeune Fran(?ais arriva (Voltaire). Lat. Jam ver adpetebat,
quum Hannibal ex hibernis movit (Liv. 22, 1).
3. Einerseits wird durch das Imperfekt die werdende Vergangenheit in
ihrer Allgemeinheit der Gegenwart des Redenden gern gegenüber-
gestellt: Oü souriait l'enfance, est assis le trepas (Sodmet). J'obe-
issais alors et vous obeissez (Racine). Hier on m'adorait, au-
jourd'hui on m'exile (Delavigne); auch der Zukunft: J'etais folle
alors, je ne le serai plus (Scribe) ; andererseits wird die in die un-
mittelbare Gegenwart des Redenden reichende, obwohl ab-
geschlossene Vergangenheit durch das Imperfekt bezeichnet, namentlich
in der Umgangssprache: II y a peu de moments qu'il etait ici
(Acad.). C'est precisement ce que tont k l'heure me disait ma
femme (Scribe). Oui, tont ä Fbeure j'etais un extravagant (Id.). Oü
donc est-il (le billet)? tantot encore je l'avais (Collin d'Harleville).
Qui? ce poete chicaneur dont vous parliez ä l'instant? (Picaed)
Que vous disais-je? (Scbibe) Ce niatin Daiglemont Ecrivait ä
Dortis, et Dortis lui repond (Andrieux), Lat. Ego sum multum cum
Phaedro in Epicuri hortis, quos modo praeteribamus (Cic, Ein.
5, 1). Tuum, obsecro, ne hoc dictum erat? vetus credidi (Ter.,
Eun. 3, 1, 38).
4 Wie einzelne Begebenheiten der Vergangenheiten durch das
Imperfekt ausgedrückt werden, wenn sie dem Redenden lebendiger
vorschweben, wie in: Je lui en parlais encore l'autre jour (Scribe),
so kann auch eine mit lebhafterem Interesse erzählte Reihe von
Thatsachen durch das Imperfekt statt des Perfektum definitum auf-
geführt werden. Dies geschieht namentlich, wo die einander folgenden
Ereignisse als die Schilderung einer Situation erscheinen: Combien
leurs adieux furent tendres! Ils se pressaient mutuellement contre
leur sein, se quittaient, revenaient s'embrasser encore. Leurs
Coeurs . . tremblaient pour les moindres hazards qui pouvaient menacer
leur ami. Gonzalve demandait ä Lara de ne point chercher les
perils . . Lara suppliait Gonzalve de moderer sa fierte naturelle. .
Tous deux invitaient Isabelle ä cousentir qu'ils partissent eusemble . .
Gonzalve fut force de mettre ä la volle (Florian). Besonders häufig
§ 99. Zeitformen der Vergans:enheit. Imperfekt. 339
ist der Gebrauch des Imperfekt der Zeitwörter des Aussagens,
wenn die Aussige wörtlich angeführt wird; hier wird der Hörer oder
Leser gleichsam mitten in den Verlauf der Thätigkeit gestellt: Votre
bienfaisance vous trahira, lui repond Ducis, . . Avouez, reprenait
doucement le digne pasteur, avouez cjue la revocation du terrible
anatheme . . a porte dans vos sens un calme salutaire . . n'est-ce
pas un engagement pris avec Dieu . . d'ouvrir les bras ä votre fils? —
Jamais, non jamais! repetait avec force le vieux comte: plutot cent
fois la mort (Bocill-?).
Das Imperfekt findet sich auch da verwendet, wo eine in der Ver-
gangenheit werdende Thätigkeit nicht zur Vollendung kam, ob-
gleich nicht die Zeitform als solche, sondern der ausgesprochene oder
angedeutete Gegensatz des Resultates mit dem veranschaulichtea
Werden der Thätigkeit dem Imperfekt diesen Charakter giebt, den
man als conatus rei faciendae bezeichnet findet: Moi, je me
noyais un beaujourdans la Tamise, tu m'as tire de Feau (V.Hugo).
Lat. Num dubitas id me imperante facere, quod jam tua sponte
faciebas? (Cic, Cat. 1, 5)
Dieselbe Anschauung liegt den Hauptsätzen hypothetischer Satz-
gefüge zu Grunde, deren NichtVerwirklichung aus dem Zusammen-
hange hervorgeht: Si le bras du Türe n'avait fait un mouvement, . .
le roi etait mort (Voltaire). Si j'avais dit un mot, on vous don-
nait la mort (Id.). Je pouvais . . gagner cette victoire Si le ciel
n'eüt voulu m'en derober la gloire (Moliere). Lat. Etiam si immen-
sum imperii corpus Stare ac librari sine rectore posset, dignus eram,
a quo respublica inciperet (Tag., H. 1, 16). Si per L. Metellum
licitum esset, matres illorum, uxores, sorores veniebant (Gig., Verr.
5, 49). Hier verwendet das Lateinische auch das Perfekt, welches der
Franzose vermeidet: Occasio egregie rei gerendae fuit, si protinus de
via ad castra obpugnanda duxisset (Liv. 31, 21).
Die Bescheidenheit bedient sich dieser Zeitform von der sich eben
vollziehenden Handlung, welche dadurch auf eine frühere Stufe ver-
setzt wird: Qu'y a-t-il? — Je venais annoncer que j'avais vu eutrer
dans la cour du palais la voiture de madame la duchesse (Scribe).
C'est vous! — Oui, j'apportais ä madame la comtesse . . cette ro-
mance d'Othello etc. (Id.).
Vom weitesten Umfange ist der Gebrauch des Imperfekt in Verbin-
dung mit anderen Zeitformen der Vergangenheit (oder der
Vollendung in der Gegenwart) sowohl in beigeordneten und über-
geordneten als in untergeordneten Sätzen, in denen dies Im-
perfektum die allgemeine Sphäre, in welche die Thatsachen fallen,
charakterisirt, die Beweggründe, Gesinnungen und Absichten der han-
delnden Personen ausdrückt, oder Reflexionen des Berichterstatters
darlegt Es unterbricht den Fortschritt der Erzählung und stellt die ab
geschlossenen Thatsachen in die Sphäre von Thätigkeiten, durch welche
sie objektiv (durch Substantivsätze) oder in örtlicher, zeitlicher,
kausaler und modaler Beziehung, sowie ihre Subjekte oder Objekte
in attributiver Weise bestimmt werden.
22*
340 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
«a. Das Imperfekt in beigeordneten und übergeordneten Sätzen
und Parenthesen: Je n'etais pas eloigne de la riviere: je vis
pres de lä des pas fraichement iniprimes de deux hippopotames
(Le Vaillant). Je n'etais que depuis trois jours ä Atbenes
quand, ä ma grande surprise, je me trouvai nez ä nez avec notre
homnie, daus Fun des carrefours de la rue d'Hermes (Cherbcliez).
II etait neuf heures et deruie quand les deux chefs . . se ren-
contrerent (Beaüchamp). La duchesse se mit en marche, eile
tenait par la main le comte de Paris etc. (Lamartine). Elle se
mit a fuir, mais il etait trop tard (L.-P. Segub). Le maitre de
la maison, que j'eus quelque peine ä reveiller, car la nuit etait
avancee, me dit etc. (Id.). La duchesse de Berry . . lui dispu-
tait le tröue; il lui laissa enlever le voile de sa vie privee de
femme (Lamartine). Sa marche fut precedee par un manifeste
. . Charles par cet ecrit invitait tous les Polonais ä joindre leur
vengeance ä la sienne (Voltaire). Lat. Cimon celeriter ad prin-
cipatum pervenit; habebat enim satis eloquentiae etc. (Nep.
5, 2). Ipse Carthaginem rediit . . Neque vero tum ig norabat,
se ad crudelissimum hostem . . proficisci (Cic, Off. 3, 27).
Dahin gehören auch beigeordnete Nebensätze, wie: Je me rap-
pelle encore un prix de sagesse que tu as obtenu et que je
meritais (Scribe).
In Verknüpfung mit dem Definitum dient es oft zugleich der
Antithese in der Gegenüberstellung eines Zustandes und einer That-
sache, welche diesem Abbruch thut oder ihn aufhebt: La ville
etait abondamment approvisionnee, il la couvrit d'un deluge de
feux pour incendier les magasins. La garnison etait renforcee, il
la fatigua par des assauts (Daec). Les accuses avaient des
defenseurs; ils n'en eurent plus . . on les jugeait individuelle-
ment; on les jugea en masse (Mignet).
ßß. In untergeordneten Sätzen: Comme le desespoir lui otait la
raison, pour prevenir sa perte, Domingue et moi lui attachämes
a la ceinture une longue corde (B. de St.-Pierre). Frederic second
qui, tout roi qu'il etait, futunpenseur profond (Andbiecx). Lat.
Patres nonnihil etiam ob hoc, quia parum dignitatis in legatione
erat, negaverunt pacem (Liv. 30, 30).
Hier sind die Adjektivsätze zu bemerken, welche ein Subjekt
oder Objekt so charakterisiren, dass ihr Inhalt nicht selbst als ein
abgeschlossener Akt getasst wird: On proclama . . une loi mar-
tiale, qui autorisait la municipaüte ä faire usage de la forc*
(Mignet). Robespierre, qui passait pour le fondateur de cette
democratie morale, parvint alors au plus haut degre d'eievation
(Id.). J'ai toujours eu des idees que tu ne partageais pas
(Scribe). Lat. Thucydides, qui et Atheniensis erat et summo loco
natus . ., tantum mortuum scripsit Themistoclem et in Attica
clam humatum (Cic, Brut. 11).
Werden dagegen die in Nebensätzen bezeichneten Thätigkeiten
selbst zugleich als historische Momente aufgefasst, so nehmen sie
auch das historische Tempus auf: On a dejä dit que la nation avait
le droit de reprendre les domaines . . par cela seul, que dans le
§ 99. Zeitformen der Vergang^enheit. Imperfekt. 34I
principe ces biens ne furent consacres qu'aux depenses de la
royaute (Mirabeau). — Deux invalides qu'on prit pour des espions,
furent massacres (Mignet).
Unter den Substantivsätzen sind die nach Verben des
Empfindens, Denkens und Darstellens eintretenden Nebensätze mit
dem Imperfekt zu beachten, deren Inhalt auch noch für den Reden-
den in seiner Gegenwart Gültigkeit haben kann: On se demanda
de quel droit les princes de l'Europe intervenaient dans notre
gouvernement (Mignet). Morosini sentit qu'ii etait inevitable de
capituler (Darü). II apprit . . que . . les Ecossais avaient pris
Carlisle et marchaient vers le midi (Güizot). — J'ai trouve
que la liberte valait encore mieux que la sante (Voltaire). On
me l'avait bien dit que les marätres tourmentaient les enfants
de leurs marls (Berquin). Mit Rücksicht auf den Standpunkt des
Redenden, seine Ansicht und Mitwissenschaft kann hier nach einem
Hauptsatze, welcher auf die Vergangenheit geht, das Präsens ge-
braucht werden: Si Ton eüt pretendu qu'on savait que la terra
ne tournait pas, on n'eüt point puni Galilee pour avoir dit
qu'elle tourne (J.-J. Rousseau). Enthält der Substantivsatz ein
historisches Moment, so steht natürlich das Perfektum definitum:
On a SU par lui que son projet n'echoua que la veille de l'exe-
cution (Lacretelle).
Bisweilen findet man hier das Imperfekt im Indikativ von
einer von dem Standpunkte der Vergangenheit aus zukünftigen
Thätigkeit: II me jurait que jusques ä la mort Son amour me
laissait maitresse de son sort (Racine), wo das Imperf. Fut. seine
Stelle hat. Dieser Indikativ verhält sich hier nicht anders als der
sonst so gebräuchliche Konjunktiv (s. unten S. 344), doch wird er
wegen seiner Zweideutigkeit vermieden.
Ebenso tritt umgekehrt das Imperfekt für das Plusquam-
perfekt ein: Darius, qui peu de jours auparavant couvrait la
terre de ses armees, arriva seul . . ä Soque (L.-P. Segdr). Das
Zeitverhältniss wird hier anderweitig klar.
7. Von häufiger Anwendung ist das Imperfektum im Nebensatze
eines hypothetischen Satzgefüges, dessen Inhalt als nicht
verwirklicht gedacht wird. Hier sind zwei Fälle zu unterscheiden:
««. Der Nebensatz enthält eine Bedingung, welche der Vergangenheit
angehört und deren NichtVerwirklichung in der Vergangenheit auch
die im Hauptsatze ausgesprochene Folge aufhob: Si ces brefs par-
venaient aux eveques . . il etait ä craindre que quelques-uns
n'obeissent par faiblesse (Voltaire). Die NichtVerwirklichung geht
nur aus dem Zusammenhange hervor; denn auch das Gegentheil
kann hier stattfinden: Si les Romains l'emportaient sur les
vainqueurs par la civilisation, ceux-ci leur etaient superieurs en
vertus (Chateaubr.). Si Lara connaissait Torgueil, c'etait en
parlant de Gonzalve (Florian). Uebrigens erledigt sich jener Ge-
brauch im Nebensatze wie im Hauptsatze aus dem, was oben an-
geführt ist.
ßß. Der Nebensatz stellt eine unverwirklichte Bedingung auf, welche
auf die Gegenwart und Zukunft bezogen wird: Si mon coeur
342 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
etait libre, il pourrait etre ä vous (Regnard). S'il revenait . .
Tous seriez fort embarrasse (äcad.), Ces quatre voix, si je pou-
vais les lui donner, je serais toute-puissante (Scribe). Nos Ties
ne seraient pas en sürete, si nous restions ici (ärago). Si sa
sante le lui permettait, il sortirait (Scribe). Auch mit Weg-
lassung des Hauptsatzes: Ce qu'un cbeval fait par force, il ne
Tappreud pas, et cela ne peut etre beau, non plus que si on
voulait faire danser un homme ä coups de fouet et d'aiguillon
(Cherbüliez). Ici le bon eure s'arreta plein d'epouvante: ,Mi-
sericorde! si mes paroissiens ra'entendaient! . ." (Daudet) Das
Lateinische verwendet hier den Konjunktiv: Non possem vivere,
nisi in literis vivereni (Cic, Fam. 9, 26). Si semper omnia
teuere posseniuS, haud sane consilio mnltum egeremus (Part.
25). Hier wird dasjenige, dessen Verwirklichung der Gegenwart
und Zukunft abgesprochen werden soll, in der Form der Ver-
gangenheit dargestellt, uiu den Widerspruch des angenommenen
und doch nicht verwirklichten Ereignisses anschaulicher zu machen.
00. ß. DasPerf. definitum hat im Französischen hauptsächlich die Bedeutung
der erzählenden Zeitform erhalten, welche die in der Vergangenheit
werdende Thätigkeit als ein abgeschlossenes Ganze anschaulich macht.
1. Auch alleinstehend oder ohne Beziehung auf eine fortlaufende Reihe
von Thatsachen kann es die Thätigkeit als eine einfache Thatsache
darstellen, wobei die zeitliche Ausdehnung derselben, so wie ihre
Wiederholung in Zwischenräumen gleichgiiltig ist; eiu ganzer Ver-
lauf von Ereignissen kann dadurch in eine einzelne Vorstellung zu-
sammengefasst werden. II partit hier (Acad.). C'est Boileau qui le
Premier enseigna l'art de parier tonjours convenablement (Voltaire).
Aux siecles de Midas on ne vit point d'Orphees (Id.). Qui ne sait
se borner, ne sut jamais ecrire (Boileai). Le luarquis de Ville fut
blesse trois ou quatre fois (Daru).
2. Es kann in Gegensatz zur unmittelbaren Gegenwart des
Redenden treten: Ce qui fut bien hier peut-il etre mal aujourd'hui?
(Acad.) Elle fut sa nourrice, eile devient son guide (Legocve).
Lyon fit la guerre, Lyon n'est plus (Barrere bei Mignet). Afr. Fous,
fait il, toz dis fustes e estes e serrez (Thom. v. Canterbcby).
Vgl. lat. Filium unicum adolescentem habeo . . imo habui
(Ter., Heaut. 1, 1, 42), obwohl das lateinische Perfektum nicht ganz
analog ist.
Mit anderer Färbung tritt das Perfektum definitum dem Perfektum
indefinitum gegenüber: Pison nous offeusa; Pison s'est repenti
(ärnault); das erstere lässt den Blick lediglich auf einen Akt der
Vergangenheit richten, das zweite weist auf eine für die Gegenwart
vollendete Thatsache, stellt also die Verhältnisse der Gegenwart zu-
gleich jener Thatsache gegenüber. Umgekehrt in: Si j'ai vecu, ce
ne fut qu'un moment (Parny).
3. In der Erzählung giebt eine auf einander folgende Reihe von Defi-
niten ebenso viel fortschreitende Momente der Handlung an,
wenn nicht eine anderweitig angedeutete oder ausgesprochene
Bezeichnung derselben ihre Gleichzeitigkeit ausspricht; an und
§ 100. Perf. defin. § 101. Konj. des Imperf. u. Perf. defin. 343
für sich drückt die Zeitform den Fortschritt nicht aus, obwohl die
Abgeschlossenheit der Thatsachen die Vorstellung eines zeitlichen
Fortschritts überall leicht voraussetzen lässt: Ainsi la philosophie fut
pratiquee secretement par les pretres; c'est le premier pas; eile fut
etudiee par quelques hommes superieurs de la Grece hors des sanc-
tuaires: c'est le second pas; eile fut livree ä la foule par les chre-
tiens; c'est son troisieme et dernier pas (Chateaubr.). II se rendit
le soir ä la Societe populaire. II fut reQU avec enthousiasme. II
lut le discours . ., et les Jacobins le couvrirent d'applandissements.
II leur fit alors le recit des attaques qui avaient ete dirigees contre
lui, et lenr dit pour les exciter davantage: Je suis pret, s'il le faut,
ä boire la coupe de Socrate. Robespierre, s'ecria un depute, je la
boirai avec toi (Mignet). Lorsque nion pere voulut partir . . je le
priai de me prendre sur son cheval . . il y consentit . . II me
prit donc sur l'ar^on de sa seile, et mon frere fut place de meme
entre les bras du doniestique. Ce malheureux valet . . le serra si
fort sur Testomac, que l'on rapporta mon frere mourant (Floeiak).
Dass dies Verhältniss auch ein anderes sein kann, lehren Sätze wie:
Taut que j'eus de j'argent, mon hote eut de grands egards pour moi
(Le Sage). Vgl. oben § 99 2.
Tritt das Perfektum definitum in Beziehung zu Imperfekten, so
unterbrechen diese gewöhnlich den Fortschritt und lassen den Blick
meist auf gleichzeitigen allgemeineren Verhältnissen ruhen. S. oben
S. 338. 339.
4. Im Bedingungssatze steht das Perfektum definitum, wenn ohne
Entscheidung ein Faktum gesetzt wird: Si cet acte . . fut commis
pour eviter i'effusion du sang . . il faut le plaindre. S'il fut tolere
par ambition persounelle, il faut le fletrir (Lamartine). So auch in
der geläufigen Wendung: II est musicien . . Ivrogne s'il en fut,
d'ailleurs fort honnete hotume (Andriel'x). Dal)ei kann auch die Vor-
aussetzung der Wahrheit der Thatsache stattfinden: Si les uns furent
remarquables par la sa^iesse . ., les autres le furent par la vigueur
du Corps (Theodore le Moine).
101. y. Die dem Imperfektum und Perfektum definitum gemeinsame
Konjunktivform bezeichnet überall die werdende Vergangenheit,
während sie im Ältfranzösischen noch zum Theil auf die vollendete Ver-
gangenheit mit Erinnerung an ihre Plusquamperfektform angewendet
wurde.
1. Die Unterschiede der Indikativformen sind hier verwischt und es ist
für diese Zeitform gleichgültig, ob die durch sie ausgedrückte Thätig-
keit noch in die Gegenwart des Redenden hineinreicht oder
nicht: On ne s'apercevait pas qu'on parlät ä une personne si ele-
vee (Bossüet). La plupart des naturalistes ont cru qu'il n'y avait
qu'une espece d'animal qui fournit le parfum qu'on appelle civette
(Buffon). Im letzteren Falle ist die Beziehung auf die Vergangenheit
im Konjunktiv festgehalten, obgleich der Inhalt auch die Gegenwart
angeht. Vgl. dagegen: Je ne fis rien qui vaille (J.-J. Rodsseaü).
Lat. Quoniam, quae subsidia novitatis haberes et habere posses
344 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
exposui, nunc de magnitudine petitionis dicam (Cic, Pet. Cons. 4).
S. die Folge der Zeitformen.
2. Wie der Konjunktiv des Präsens zugleich den Konjunktiv des Futur
der Gegenwart ersetzt, so ersetzt der Konjunktiv des Imperfek-
tum und Perfektum definitum den des Imperfektum Futuri.
Dies ist überall der Fall, wo eine Absicht oder Tendenz im konjunk-
tivischen Nebensatze ausgedrückt wird, deren Verwirklichung eben in
einer für die Vergangenheit noch zukünftigen Zeit liegt. Gerade so
wirkt auch der lateinische Konjunktiv des Imperfektum: Pompee as-
pirait b. des honneurs qui le distinguassent de tous les capitaines
de son temps (Vertot). La commune voulut eviter que les prisonniers
concertassent leur justification (Mignet). Lat. Atheniensium legatio
venit, quae regem Philippum appropinquare finibus suis nuntiaret
(Liv. 31, 5).
Dies Verhältniss findet auch statt, wo im Hauptsatze ein Futur
der Vergangenheit steht: Je voudrais que les philosophes voulus-
sent bien nous dire etc. (B. de St.-Pierre). Vgl. lat. Equidem vel-
lem, ut aliquando redires (Cic, Fam. 7, 31). Wie hier der Haupt-
satz auf dem Boden der Vergangenheit steht, so auch der Nebensatz.
3. Dieser Konjunktiv steht auch in hjpothetischen Satzgefügen,
deren Inhalt nicht verwirklicht gedacht wird, und kommt sowohl
im Hauptsatze als im Neben satze vor. Im Nebensatze erklärt
sich diese Erscheinung aus dem ähnlichen Gebrauche des Indikativ,
im Hauptsatze schon daraus, dass dieser Konjunktiv zugleich für den
Konjunktiv des Imperfektum Futuri (des sogenannten Konditionalis)
' gelten kann, welches hier gerade seine Stelle hat.
Der Gebrauch des Konjunktiv im Nebensatze und im Hauptsatze
zugleich ist im Neufranzösischen nicht mehr üblich, seit das Imper-
fektum Futuri seine Stelle mit einer gewissen Stetigkeit eingenommen
hat; das Altfranzösische kennt, wie das Lateinische, den Parallelismus
beider Glieder:
au. Entweder sind hier beide Glieder des Satzgefüges auf die Ver
gangenheit bezogen; altfranzösisch sehr häufig mit parallelen
Gliedern: Jade (jo ne m'entremesisse . . Se ne fust pur vostre
priere (Marie de France). C'est avoir pas ne li rendrons Quar icil
pas ne le perdist Se Diex consentir le vosist (Ghastoiement
d'un pere ä son fils). Das Lateinische bietet hier das doppelte
Plusquamperfektum neben dem doppelten Imperfektum: Antiochus
si . . parere voluisset consiliis Hannibalis . . , propius Tiberi
quam Tbermopylis de summa imperii dimicasset (Nep. 23, 8).
Quod si quis deus diceret, numquam putarem, me in Acade-
mia . . disputaturum (Cic, Fin. 5, 3).
Der einseitige Konjunktiv des Imperfekt ist hier im Altfran-
zösischen häufig, wie er im Lateinischen der häufigere Fall ist:
Afr. Mouit volentiers i fust venue, Ne fust por estre aperceue
(Garin). Lat. Ante misissem ad te litteras, si genus scribendi
invenirem (Cic, Fam. 6, 10). Im Lateinischen wird die Ver-
doppelung des Imperfekt hier leicht zweideutig.
§ 102. Zeitformen der Vergangenheit. Das erste Plusguamperfekt. 345
Im Neufranzösischen ist die Beziehung auf die Vergangenheit
selten: J'eusse ete vous rejoindre, füt-ce au bout du monde
(DcMAs), im koncessiven Satze.
ßß. Oder die beiden Glieder beziehen sich auf die Gegenwart und
Zukunft; altfranzösisch mit parallelen Gliedern: Grant sonlaz me
feissiez, S'une chancon me chantissiez (Rom. du Renart).
Sire, fait el, . . üne chose vus demandasse Mut volentiers, se
jeo osasse (Marik de France). Lat. Gohortarer vos . ., nisi
TOS fortiores cognoscerem quam quemquam virum (Cic, Fam,
14, 7).
Im Französischen ist jetzt nur der einseitige Gebrauch des
Konjunktiv zulässig, und zwar nur in bestimmten Fällen, da ge
wohnlich der Indikativ des Imperfekt im Nebensatze, das Imper-
fektum Futuri im Hauptsatze steht.
a) Im Hauptsatze steht der Konjunktiv, wenn dieser (als rela-
tiver Hauptsatz) seihst abhängig ist, so dass er schon in seiner
anderweitigen Beziehung den Konjunktiv erhalten kann oder
muss; das hypothetische Satzgefüge kann hier elliptisch sein,
wobei der Nebensatz entweder verkürzt oder verschwiegen ist:
Si le sage roi Charles vivait encore . . pense-t-on qu'il ne vint
pas ä son aide? (Barante) Je doute qu'il jouät, s'il avait de
l'argent (Nap. Landais). Je ne crois pas que vous me ju-
geassiez Sans m'entendre (J.-J. Rodssead). Je n'en connais pas
un qui voulüt me servir (Scribe). Vous etes modeste, et il
est peu de vos confreres qui goutassent votre fa^on de penser
(Cherbüliez).
b) im Nebensatze, wenn neben einem mit si eingeleiteten Satz
ein zweiter mit que eintritt: S'il revenait et qu'il fit une
reclamation, vous seriez fort einbarrasse (Acad.); s. d. Satzfügung
u. Konjunktiv.
Wo sonst der Konjunktiv auftritt, geht der Redingungsatz in
den Koncessivsatz über: Que j'ai de peine a me separer de
vous, füt-ce pour quelques heuies (V. Hugo). Fussiez-vous
dieu ou dial)le, vous m'avez insulte, vous descendrez (Bouilly).
4. In Wunschsätzen steht ebenfalls dieser Konjunktiv; die Anwen-
dung der Zeitform der Vergangenheit beruht hier auf denselben Grund-
sätzen, wie in Bedingungssätzen: Plüt a Dieu que cela füt! (Acad.)
102. bb) Die beiden Plusquamperfekte (Plus-que-parfait u. Passe anterieur,
letzteres auch Parfait anterieur, Preterit anterieur und Anterieur defini
genannt). Sie entstehen durch Zusammensetzung des Imperfekt und des
Perfektum definitum eines Hülfszeitwortes mit dem Participium Perfekti
und haben einen gemeinschaftlichen Konjunktiv. Daher werden sie im
Allgemeinen mit der Bedeutung der Vollendung der Thätigkeit für den
Standpunkt der Vergangenheit dem Imperfekt und Perfektum definitum
analog verwendet.
a. Das erste Plusquamperfekt stellt seiner Zusammensetzung ge-
mäss die Vollendung in der Vergangenheit in der Weise dar, dass der
Blick des Redenden auf einer werdenden Vergangenheit ruht,
in welcher die Thätigkeit vollendet gedacht wird; darum erscheint
346 Dritt- Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
I die Thätigkeit mehr als ein Zustand denn als ein Akt der Vollen-
dung und bildet für eine andere vergangene Thätigkeit die all-
gemeine zeitliche Voraussetzung. Es hat im Neuf'ranzösischen ein
weiteres Gebiet erlangen können als im Altfranzösischen, da es in den
meisten Fällen genügt, die Vorvergangenheit als allgemeine Voraus-
setzung der Vergangenheit darzustellen, ohne sie zu der Vorstellung
einer abgeschlossenen Thatsache zusammenzulassen,
1. Es hat, wie das Imperfekt, in Haupt- und Nebensätzen seine
Stelle. Wo es ohne Beziehung zu einer Zeitform der Vergangenheit
steht, ist eine angedeutete oder zu erschliessende Thätigkeit in
der Vergangenheit seine Voraussetzung: Nul, chez ces
j generations, ne pouvait dire d'oü il venait, car il avait ete
i coniju loin du lieu oü il etait ne, et eleve plus loin encore
(Chateahbr.). Malesherbes, d'une famille de robe, avait he rite
des vertus . . parlementaires (Mignet). Dans ma rage je m'elan^ai
vers lui, mais l'equipage avait disparu (Scribe). Quand la
Grande-Bretagne se separa de la cour de Rome, le parlement avait
dejä juge et depose des rois (Chateacbr.). — La paix, qui avait
ete jusque-lä le bienfait et la vertu de ce regne, venait d'etre tout
ä coup coinpromise (Lamartine). J'y etais ä peine trois mois, que
j'avais re(;u ce que je desirais le plus an monde (Scribe). Quand
j'avais tue un oiseau . . il fallait que je me trainasse contre
terre . . pour aller ramasser ma proie (Fenelon). Apres le
diner, qui avait dure un temps infini, nous fümes dans le jardin,
oü le cafe avait ete prepare, et nous nous etalämes beatement,
le cigare aux levres (G. Droz).
In der Zusammenstellung mit dem Perfektum definitum dient
es auch der Antithese, wie das Imperfektum. S. oben S. 340.
Necker avait conseille l'economie, Calonne vanta la prodigalite;
Necker etait tombe par les courtisans, Calonne voulut se main-
tenir par eux (Mignet).
Wo das Plusquamperfekt auf ein Präsens bezogen scheint, ist
ein vermittelnder Gedanke verschwiegen; dies ist namentlich häufig
in der Umgangssprache: Quest-ce donc? — J'avais cru eutendre
de ce cote . . Non (Scribe). Voici les ordonnances que Bolingbroke
vous avait Charge d'apporter k notre signature (Id.). Oh! je ne
quitte pas mon amie . . ne vous avais-je pas dit quej'etais son
Mentor (Dcmas). 11 vous conoait depuis longtemps, il vous avait
remarquee ä Saint-Cyr (Id.).
. Im Nebensatze eines hypothetischen Satzgefüges steht
diese Zeitform, dem Imperfekt analog, wenn die Unwirklichkeit der
vollendeten Thätigkeit vorausgesetzt wird. Wie der bedingende
Satz dort das Imperfekt auf die Gegenwart und Zukunft bezieht,
so hier das Plusquamperfekt auf die werdende Vergangenheit:
Napoleon . . etait bien loin d'avoir le genie des societes. S'il
l'avait eu, il aurait fait marcher la revolution en ordre sous ses
aigles (Lamartine). Si je m'etais couchee, vous vous en seriez
bien aper^u (G. Droz). Si j'avais dit un mot, on vous donnait
la mort (Voltaire), Elliptisch: J'en ai parle pendaut sa vie avec
§ 103. Zeitformen der Vergangenheit. Das zweite Plusquamperfekt. 347
la meme liberte que s'il avait cesse d'exister (Lamaetine). Der
Indikativ des Plusquamperfekt kam auch im Lateinischen, obwohl
seltener als der Konjunktiv, in Sätzen dieser Art vor: At id neque,
si fatum fuerat, etfugisset, nee, si non fuerat, in eum casum
incidisset (Cic, Div. 2,8). — Im Hauptsatze kommt diese Zeitform
im Indikativ selten vor (s. S. 339), die sich auch im Lateinischen
findet: Ni caedem ejus Narcissus properavisset, verterat pernicies
in accusatorem (Tac, Ann. 11, 37). Si modum orationi posuisset,
misericordia siii gloriaque animos audieutium impleverat (4,9).
Dass Nebensätze dieser Art ebenso wenig als die mit dem Im-
perfekt stets die Un Wirklichkeit der Thätigkeit voraussetzen, ist an
sich klar; vgl. Maurepas . . avait toujours choisi des ministres po-
pulaires: il est vrai qu'il ne les avait pas souteuus . . mais si le
bien ne s'etait poiut opere, le mal ne s'etait pas accru (Mignet).
103. ß. Das zweite Plusquamperfekt stellt, dem Perfektum definitum ent-
sprechend, welches in ihm neben dem Particip erscheint, die vollendete
Thätigkeit als abgeschlossene Thatsache vor, und erscheint daher
vorzüglich als Glied einer Reihe von Thatsacheu. In Nebensätzen steht
es namentlich dann, wenn diese mit Zeitbestimmungen, wie quand,
lorsque, apres que, des que, aussitot que, sitot que, d'abord
que, äpeineque, eingeführt sind und die vollendete Thatsache mit
ihrem Abschlüsse an die erzählende Zeitform gereiht wird; auch tritt es
in Hauptsätzen ein, wenn hier die vollendete Thatsache in entsprechender
Weise als historisches Moment vorgeführt werden soll: Quand Mentor
eut cesse de chanter, les Pheniciens se regarderent (Fenelon). Des que
Raymond eut donne le signal du depart, ses soldats . . firent eclater
leur joie (Michaüd). Apres que Dieu eut donne de si heureux succes ä
cette guerre, il s'appliqua . . ä regier ses etats (Flechier). Lorsqu'ii fut
entre dans la classe de l.i jeunesse, il surpassa tous ses compagnons
(L.-P. Seguü). Aussitot que nous fümes arrives ä Memphis, le gou-
verneur ordonna que nous irious jusqu'ä Thebes (Fenelon). — Les habi-
tants euren t aban donne la ville avant que Fennemi y enträt (Gramm.
Nat.). A peine eurent-ils appris la mort de Charles VIII, qu'ils
ordonnerent etc. (Sismondi). Mila n'eut pas plus tot appris cette nou-
velle, qu'elle dit etc. (Chateacbr.), Les Suedois, sans se rebuter, le pour-
suivirent par le bois meme , . les Saxons n'eurent traverse le bois
que cinq heures avant la cavalerie suedoise (Voltairk).
Das Altfranzösische dehnte den Gebrauch dieser Zeitform selbst über
die Nebensätze aus, in denen, dem Imperfekt analog, gegenwärtig das erste
Plusquamperfekt erscheint. Das Neufranzösische fordert auch in Neben-
sätzen, welche mit Zeitpartikeln eingeleitet sind, das erste Plusquam-
perfekt, wenn parallele Ereignisse eingeführt oder allgemeine Behauptungen
ausgesprochen werden: II avait manifeste de la defiance . . lorsque
celui-ci . . avait menace le Milanais d'une Invasion (Sismondi). Mentor
qui craignait les maux . . ne savait plus ce que c'etait que de les craindre,
des qu'ils etaient arrives (Fenelon).
348 Dritt. Tbl, Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügimg. I. GruDdbestandth.
104. y. Der Konjunktiv des Plusquamperfekt ist beiden PI usquamperfekten
gemein, wie dem Imperfekt und Perfektum definitum ein und dieselbe
KoDJunktivform.
1. Seine Anwendung in den auf die Vollendung in der Vergangen-
heit bezüglichen Sätzen beschränkt sich auf wenige Klassen von Neben-
sätzen: Avant meme que Rome eüt grave douze tables, Metius et
Tarquin n'etaient pas moins coupables (Racine fils). II lui fit dire
de rester lä . . dejä offense qu'il füt venu si pres sans son aveu
(Gcizot). La noblesse avait perdu tous ses pouvoirs, quoiqu'elle eüt
conserve ses distinctions (Mignet). Oft tritt natürlich auch dieser
Konjunktiv nach Futuren der Vergangenheit auf: II vaudrait mieux
qu'elle füt morte (Nodier). Analog den bisher aufgeführten Kon-
junktivformen steht diese Form auch als Ersatz eines Konjunktiv des
zweiten Futur (Plusquamperf. Fut.) dieser Sphäre: II pourrait bien
attendre que vous fussiez revenu de votre promenade (Berqüin).
2. In hypothetischen Satzgefügen ist dieser Konjunktiv sowohl im
Hauptsatze als im Nel)ensatze gebräuchlich, wenn ihr Inhalt in der
Vergangenheit, in welcher er hätte vollendet sein müssen, nicht ver-
wirklicht wurde: II n'eüt point de son livre illustre l'Italie, Si son
sage heros . . N'eüt fait que mettre enfin Satan ä la raison (Boileac).
Lat. Si Neptunus, quod Theseo promiserat, non fecisset, Theseus
filio . . non esset orbatus (Cic, Off. 1, 10).
Oft wechselt dieser Konjunktiv mit anderen Formen im zweiten
Gliede des Satzgefüges : Je ne me serais console de la vie, si mon-
sieur le comte eüt succombe (Bouilly), Vgl. lat, Passurusque
Cyrus grave bellum Graeciae fuit, si quid in Croesum crudelius con-
suiuisset (JcsT. 1, 7). Si illo die P. Sestius occisus esset, fuistisne
ad arma ituri? (Cic, Sest. 38) — Si les Titans avaient chasse du
ciel Jupiter, les poetes eussent chasse les Titans (Voltaire). Vgl.
lat. At id neque, si fatum fuerat, effugisset (Cic, Div. 2, 3). Der
Nebensatz ist oft versteckt oder wetrgelassen : On avait emmene les
seigneurs les plus puissants; leur defection eut ete d'un exemple
trop dangereux (L.-P, Segur). Lamartine ne pouvait pas etre entendu
et ne voulait pas descendre: une hesitation eüt tout perdu (Lamartine).
Ein invertirter Nebensatz dieser Art geht in koncessive Bedeutung
über: Eüt-il ete bien plus fort et bien plus babile . . il füt tombe
de meme (Mignet).
105. cc) Die beiden Future der Vergangenheit (das Imperfekt und das
Plusquamperfekt des Futur), für welche man ohne allen formalen oder
sachlichen Grund einen besonderen Modus, den sogenannten Kouditio-
nalis, erdichtet hat, bezeichnen Thätigkeiten, welche vom Standpunkte
der Vergangenheit aus als in Zukunft werdend oder vollendet zu
betrachten sind. Ihrer Entstehung und ihrem Gebrauche nach sind sie
indikativische Zeitformen.
«. 1. Das erste Futur der Vergangenheit oder das Imperfekt des
Futur zeigt sich in seiner ursprünglichen Bedeutung am Klarsten in
Nebensätzen, deren Hauptsätze die Thätigkeit in die Vergangenheit
verlegen; von diesem Standpunkte aus erscheint die Thätigkeit im
Nebensatze als zukünftig werdend: Les janissaires jurerent sur
§ 104. Konj. d. Plusquamperf. § 105. Das erste Fut. der Vergangenh. 349
leurs barbes qu'ils n'attaqueraient point le roi (Voltaire). Nous
convinmes que nous partirions le lendemain (Chateaübr.). II
s'engagea ä leur rendre les places . . lorsque leurs etendards flotte-
raient sur les murs de Jerusalem (Micbaud).
Hiermit ist das periphrastische lateinische Futur habiturus erani,
habendus eram zu vergleichen: In urbis increniento seniper, quantum
moenia processura erant.. tantum termini consecrati proferebantur
(Liv. 1, 44).
Dies Futur steht auch nach den Begriffen des Gebietens oder
Festsetzens, wo sonst der Konjunktiv angetroffen wird: Le duc . .
ordonna . . que lesjugements civils seraient prononces . . par un
podestat civil (Sismondi), nicht anders, als sonst ein Futur der Gegen-
wart: Ordonne qu'il sera fait rapport ä la cour (Racine).
2. Auch in der Erwähnung des auf dem Standpunkte der Vergangenheit
als zukünftig zu Erwartenden steht, dem Futur der Gegenwart
analog, das erste Futur der Vergangenheit in Hauptsätzen wie in
Nebensätzen: Qu'importait sa presence dans l'AssembJee . .? les evene-
ments se passaient au-dessus de lui . . il les apprendrait comme
le public avec indifference ou avec joie, seien qu'ils paraitraient
servir ou desservir la cause desiuteressee qu'il portait dans son cceur
(Lamartine). II n'hesita que sur le choix du chef . . Eugene reste-
rait avec ce monarque; son äge, son rang inferieur repondraient
de sa soumission et son caractere de son zele. 11 en donnerait
l'exemple aux autres marechaux (Segur). Lat. Sicut Campani Capuam,
Tuscis ademtam, sie Jubellius et ejus milites Rhegium habituri
perpetuam sedem erant (Liv. 28, 28),
3. In hypothetischen Satzgefügen hat dies Futur sehr häufig seine
Stelle. Es steht:
aa. im Hauptsatze, wenn im Nebensatze das Imperfekt oder Plus-
quamperfekt vorkommt, der Inhalt desselben als nicht verwirk-
licht angenommen und die Folge auf die Gegenwart oder Zu-
kunft bezogen wird. Das Futur der Vergangenheit kann hier
mit demselben Rechte gebraucht werden, womit die Form der
Vergangenheit im Nebensatze steht (s. oben Imperf.); jenen Formen
gegenüber ist aber die Futurform für den Hauptsatz ein sinn-
fälliger Ausdruck der logischen Folge: Si mon coeur etait libre,
il pourrait etre ä vous (Regnard). Si Ton m'en avait cru, tout
n'en irait que mieux (Id.).
Steht ein hypothetisches Satzgefüge dieser Art in Abhängigkeit
von einem Satze, welcher seinem Inhalte nach der Vergangen-
heit angehört, so wird das Satzgefüge mit seinem gesammten
Inhalte in die Vergangenheit zurückverlegt: Je m'assurais qu'il
serait impossible d'atteindre des mains k cette hauteur, si nous
etions forces ä revenir (Nodier).
Der Nebensatz kann auch versteckt oder verkürzt sein: Que
deviendrais-je sans eux? (Berqdin) A votre place, je
changerais mes lectures (G. Dboz). II faudrait des alles . .
pour remonter cette tour ou pour en descendre (Nodier).
A vous voir ainsi marcher ä petits pas presses . . on vous pren-
drait pour une fiUette qui sort de confesse (G. Droz). J'ai pu
350 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügiino- I. Grundbestandth.
resister ä cette epreuve, robuste comme vous me voyez: mais vous,
chetif, de petite sante . . Non, ce serait une pitie, je vous ferai
gräce (Cherbdliez).
Sehr gewöhnlich ist aber der elliptische Gebrauch des
Hauptsatzes; seine Anwendung ist zu einem Ausdrucke des Affektes
der Ironie, der Vermuthung, der Bescheidenheit und Höflichkeit
geworden, wobei der Satz von einer verschwiegenen Bedingung ab-
hängig gemacht wird und durch den Zusammenhang s^ine Färbung
erhält: Qlioü monsieur, vous auriez l'audace et l'impudence . .
(Regnard). Et je me laisserais proteger, c'est-ä-dire tyranniser
par eile! Plutot mourir! (Scribe) Serait-il vrai? (Dumas) Uela
po.urrait bien etre (Regnard). Et puls enfin Sidonie avait tou-
jours ete une brave fille; pourquoi ne serait -eile pas une brave
femme? (Daudet)
ßß. im Nebensätze, welcher auf die Gegenwart und Zukunft bezogen
ist. Hier steht jedoch diese Zeitform nicht, wenn der Nebensatz
mit si eingeleitet ist, wie dies im Altfranzösischen noch gebräuch-
lich war: Je contereie, Si vos conge en avereie (Marie de France).
Vgl. lat. Quantae nunc mihi turbae concitantur, quae profecto in-
cassum agerentur, si priusquam vos serviendi finem, illi domina-
tionis facturi erant (Sali.., Hist. fragm. 3). Wo dagegen si im
Neufranzösischen mit dem Imperfektum Futuri verbunden wird,
steht dieser Nebensatz zugleich im Verhältnisse eines Hauptsatzes
zu einem anderen versteckten Nebensatze: Ou, si d'un sang trop
vil ta main serait trempee, Au defaut de ton bras, prete-moi
ton epee (Racine). Si Ton savait cela au regiment . . Le diable
m'etrangle, si je n'aimerais pas mieux vous savoir enterree que
moucharde (Merimee).
Dagegen steht es noch in Adjektivsätzen: Le camarade qui
l'aurait dans le corps, serait un peu malade (Ponsard); natür-
lich auch, wenn diese substantivirt sind, wie in der Formel c'est
comme qui dirait etc. wie wenn jemand sagte, d. i. gleichwie,
wie etwa.
Ebenso findet es sich in hypothetischen Nebensätzen mit
quand, quaud meme u. dgl. oder in fragender Form, worin
der Satz der Bedingung in den der Ei nräumung übergeht:
Quand vous me hairiez, je ne m'en plaindrais pas (Racine).
Quand meme jusque-lä je pourrais me trahir, Mes yeux lui de-
fendront, seigneur, de m'obeir (Id.). Quand je n'aurais d'autre
preuve de l'immaterialite de l'äme que le triomphe du mechant
■et l'oppression du juste en ce monde, cela seul m'empecherait d'en
douter (J.-J. Rousseau, Emile). Et quand cela serait, s'ecria
M. Chebe furieux de cette insistance . . Est-ce k uous de nous en
preoccuper? (Daudet) Je n'en voudrais pas, quand ce serait un
prince (Regnard). Je le placerai Selon son merite, devrais-je
creer une place pour lui (Boürrienne).
Endlich ist dies der Fall, wenn der logische Nebensatz zum
grammatischen Hauptsatze gemacht wird, wobei der logische
Hauptsatz meist durch que angeknüpft ist; hier entsteht seltener
^in rein konditionales, häufiger ein koncessives Verhältniss:
§ 106. Das zweite Fat. der Vergangenh. § 107. Ueberzählige Zeitf. 351
konditional: Ou imprimerait aujourd'hui le chapitre de Gilblas
sur les couiediens, tjue cbacuu voudrait reconnaitre les personnages
(Dülavigne). Et ce serait ä refaire que certainement je le referais
(Dumas).
koDcessiv: Le dernier des Bourbons serait tue . . que la France
n'en aiirait pas moins uu roi (Mig.net). De mon sang la coupe
serait pleitie Que je hoirais k toi, France repubiicaine (Ponsard).
106. ß. 1. Das zweite Futur der Vergangenheit oder das Plusquamperfekt des
Futur, im Gebrauche dem ersten völlig analog, lässt vom Standpunkte
der Vergangenheit aus eine in der Zukunft vollendete Thätigkeit an-
schauen: Un seul espoir restait ä Napoleon: c'est que le vice-roi . . s'y
serait reuni ä, Davoust et k Ney (Segur).
2. Ebenso wird das auf dem Standpunkte der Vergangenheit in seiner künf-
tigen Vollendung Erwartete auch im Hauptsätze durch dies Futur
ausgedrückt: 11 pretendait que, depuis Viazma, il esoortait Tarmee . .
c'etait dans les marais de la Berezina que s'eteindrait ce meteore, que
s'affaisserait le colosse . . Lui le leur aurait livre affaibli, desarme,
mourant (Segur).
3. In hypothetischen Satzgefügen steht es dem Konjunktiv des Plus-
quamperfekt in seiner Beziehung auf die Vergangenheit gleich.
aa. im Hauptsätze: Si nous avions bien fait, nous t'aurions etrangle
(Regnard). Si je navais pas appaise la quereile, H serait arrive
mort d'homme ou de femelle (Id.). Vgl. lat, Callicrates divinat etiam,
quae futura fuerant, si Philippus vixisset (Liv. 41, 24). So auch
mit verstecktem oder verkürztem Nebensätze und ohne Nebensatz:
Gomment auriez-vous pu me preter cent louis, ne m'ayant ja-
mais TU? (Regnabd) J'aurais perdu le sens et la raison, De
pretendre emprunter de Targent d'un Gascon (Id.). — Quoi!
dans si peu de temps vous auriez herite? (Id.) N'aurait-elle
point reQu ma lettre? (Ddmas)
ßß. im Neben satze, unter denselben Bedingungen, wie das erste Futur
(oben S. 350). Les personnes qui auraient vu passer et repasser
M. Lelio , , se seraient doules de quelque chose (Florian). —
Quand je m'y serais soumis, j'aurais toujours conserve . . la tache
dune faute (Bekquin). — Voilä mon homme! je l'aurais fait expres
qu'il n'aurait pas ete mieux confectionne (Ddmas). Auch: Je lui
aurais repondu non, que nos relations etaient brisees du coup
(G. Dboz); s. oben S. 339.
107. üeberzählige Zeitformen. In französischen Sprachlehren findet man
sogenannte temps surcomposes aufgeführt, wie j'ai eu aime, j'avais eu aime,
j'aurai eu aime, j'aurais eu aime etc., vgl. ich habe geliebt gehabt etc., welche
mehr in der Sprache des gemeinen Lebens, als in der Schriftsprache angetroffen
werden. Mau gebraucht sie, wo eine vollendete Thätigkeit eine andere in der-
selben Zeitsphäre bereits vollendete zur zeitlichen Voraussetzung haben soll: II
sera sorti des qu'il aura eu acheve la lettre (Gir.-Duvivier). So sinnfällig ähn-
liche Ausdrucksweisen sind, so werden sie doch von der gebildeten Sprache ver-
mieden, welche die Stufenfolge der vollendeten Thätigkeiten auf gefälligere Weise
durch minder schleppende Verbalformen zu bezeichnen sucht.
352 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
108. Folge der Zeitformen. Die Zeitformen in den auf einander folgenden
Sätzen der zusammenhängenden Rede werden durch die Natur der darzustellenden
Thätigkeiten einerseits und andererseits durch den Standpunkt bedingt, welchen der
Redende zu ihnen einnehmen will, so dass hier die subjektive Freiheit des Redenden
neben dem objektiven Verhältnisse der Thätigkeiten hergeht. Es ist klar, dass die
Freiheit der Darstellung am üngebundesten in einer Reihe auf einander folgender
Hauptsätze waltet, während das Satzgefüge bei der innigen Verbindung von Haupt-
und Nebensatz auch in seinen verschiedenen Zeitformen ein einheitliches Ganze
darzustellen bestrebt sein wird, insoweit die Natur der Thatsachen nicht die Ver-
änderung des Standpunktes des Redenden gebietet, oder rhetorische Motive einen
Wechsel desselben hervorrufen. Auch unterliegt hier der Wechsel der Zeitformen
zum Theil einem übrigens nicht unmotivirten, allmählich fest gewordenen Brauche.
Das Altfranzösische war in dem Wechsel des Standpunktes für die Zeitformen
weniger beschränkt als das Neufranzösische. Die grössere Konsequenz des Neufran-
zösischen in der Behaputung des ursprünglich eingenommenen Standpunktes des
Redenden ist ein Fortschritt dem Altt'ranzösischen gegenüber. Ein Gesetz der
Folge der Zeitformen giebt es in einem gewissen Sinne nicht; die Gesichtspunkte,
welche dafür innerhalb des Satzgefüges massgebend werden können, sind der
Gegenstand der Lehre von der Folge der Zeitformen.
109. a) Der Redende kann innerhalb des Satzgefüges auf demselben Stand-
punkte bleiben. In diesem Falle ist der Mittelpunkt, von welchem aus er
die Thätigkeiten betrachtet, entweder der seiner unmittelbaren Gegenwart
oder der der Vergangenheit.
1. Stellt sich der Redende auf den Standpunkt seiner Gegenwart, so folgt
auf das Präsens, das Perfektum indefinitum und die Future der Gegenwart,
je nach der Natur der objektiven Zeitverhältnisse, eine von denselben Zeit-
formen. Gerade so folgte im Lateinischen auf das Präsens, Futurum und
Perfekt, insofern dies als präsentisches Tempus gelten kann, beim Verharren
des Redenden auf demselben Standpunkte ebenfalls eine dieser Zeitformen.
Der Imperativ gehört demselben Standpunkte an.
J'ose vous conseiller de ne pas ceder . . ä un avis qui ne sauvera rien
et qui peut tont perdre (Lamartine). II veut que je le serve (Racine).
Songez, mousieur, que demain vous aurez trois semaines (Florian). On
a dit depuis longtemps que les extremes se touchent (L.-P. Segdr). J'ai
ete malheureusement le premier qui ait fait connaitre en France la poesie
anglaise (Voltaire). Mais, malheureuse, tu ne sais pas qu'il y a le loup
dans la montagne . . Que feras-tu quand il viendra (Daudet), Votre
aventure de cette nuit sera cause que vous aurez reflechi etc. (Mme de
LA Faye-Brehier). Tu verras ce que Ton gagne ä vouloir vivre libre
(Daddet). On n'aura Jamals une idee de la violence que je me suis faite
(Chateaübr.).
2. Dagegen folgt auf das Imperfekt, das Perfektum definitum, die beiden Plus-
quamperfekte und die beiden Future der Vergangenheit gleichfalls eine von
denselben Zeitformen, wie im Lateinischen auf das Imperfekt, das historische
Perfekt und das Plusquamperfekt eine dieser Formen folgt.
De temps en temps il venait voir si eile etait bien (Daudet). II n'avait
que moi qui put le secourir (Voltaire), Garnot fut un des premiers
officiers de l'armee fran?aise qui embrasserent loyalement et avec enthou-
siasme les vues regeneratrices de l'Assemblee nationale (Akago). Je pris
§§ 108. 109. 110. Folge der Zeitformen. 353
conge des deux epoux, en leur Protestant qua j'etais ravi qua l'hymen eüt
succede ä leurs longues amours (Le Sage). Je croyais qu'il serait
venu avec voiis (Berqoin). On aüt dit qua le sort de la liberte etait
attache k cette decision (Mignet). Je n'aurais jamais imagine que des
parsonnes polies et bien elevees se reprochassent les defauts de la natura
(BeKQCIiN).
110. b) Dar Redende kann aber auch nach verschiedenen Rücksichten seinen
Standpunkt innerhalb des Satzgefüges verändern, und sich theils mit
seiner unmittelbaren Gegenwiirt in den Tarlauf von Thatsachen, welche der-
selben fremd waren, einmischen, theils sich aus den ursprünglich auf seinen
gegenwärtigen Standpunkt bezogenen Ereignissen zurückziehen. Das Lateini-
sche, welches im Allgemeinen den einmal eingenommenen Standpunkt das
Darstellers konsequent behauptet, lässt in einzelnen Fällen gleichwohl die
Veränderung des Standpunktes zu; das Altfranzösische ist ungebunden; das
Naufranzösische nimmt eine mittlere Stellung zwischen beiden ein. Der Wechsel
das Standpunktes ist theil weise schon bei der Betrachtung der einzelnen Zeit-
formen erörtert worden.
«. Der Uabergang aus den Zeitformen der Gegenwart in die der Ver-
gangenheit ist der häufigere.
1. Vom Präsens im Hauptsatze geht die Darstellung am Häufigsten in alle
Zeitformen der Vergangenheit über.
Natürlich ist dies beim historischen Präsens leicht. S. oben.
Leicht knüpft sich auch ein Adjektivsatz mit einem Präteritum an: Je
suis Thomme qui accoucha d'un ceuf (Voltaire). Reportez vos
Souvenirs vers les evenements militaires qui suivirent la retraite legale,
obligee de notre confrere (Arago). Etes-vous encore ce meme graud
seigneur qui venait souper chez un miserable poete (Boilead).
Aber auch sonst ist dieser üebergang häutig, wo das Präsens eine
gegenwärtige Vorstellung und Darstellung oder eine Reflexion
des Redenden ausdrückt, deren Gegenstand eine vergangene Thätigkeit
ist, welche nur an und für sich betrachtet wird: Je ne sais comment je
n'eus pas le plus grand succes (Beaumarchais). Personne n'ignore
que madame votre tante protegeait M. Lelio (Florian). On peut dire
avec verite que trois exces de prudence dynastique furent les trois
principales causes de sa parte (Lamartine). Est-il naturel qu'Alaric
voulüt passer las Alpes et l'Appenin, lorsque Constantin, plus tremblant,
s'offrait ä sa conquete (Voltaire). N'allez pas, au reste, vous ima-
giner que votre plan de campagne m'effrayät beaucoup. Je soufl'rais
seulement de voir parmi mes adversaires un Egyptien, un homma qui
avait mange avec moi le pain du bivouac (Arago). Auch der üebergang
aus dem l^räsens in hypothetische Satzgefüge mit Zeitformen der
Vergangenheit gehört hierher; diese gehen ohnehin dem Sinne nach zum
Theil in die Sphäre der Gegenwart des Redenden über. Si j'habitais
un pays de fripons, je crois que je me ferais honnele homme pour etre
le mieux deguise (Florian). La faiblesse est le seul defaut qu'on ne
saurait corriger (J.-J. Rodsseaü). U me semble qu'un fils devrait..
Ignorer ou cacher la faiblesse d'un pere (La Chaussee). Sie werden in
elliptischen Formen, namentlich mit dem Konjunktiv, leicht verkannt:
MäUner, fr. Gr. 3. Aufl. 23
354^Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügimg. I. Grimdbestandth.
Ce n'est pas qu'aisement comme un autre k ton char Je ne pusse atta
eher Alexandre et Cesar (Boileau). A Dieu ne plaise que je voulusse
vous obtenir ä ce prix (Beaumarchais), wo voulusse als Konjunktiv zu
voudrais zu fassen ist. Vgl. oben § 101. 3. ßß. a) (S. 345).
In den umschreibenden Sätzen mit etre und dem Fürworte ce kann
vom Präsens c'est der Uebergang zu allen Zeitformen gemacht werden,
durch welche die prädicirte Thätigkeit in ihre eigentliche Zeitsphäre ge-
setzt wird: C'est sürement moi qui fai enseigne ä parier (Florian).
C'est lä que vous me vites (Fenelon). C'est vous-memes que tous les
peuples accuseront (Id.). Est-ce que monsieur le duc Toserait?
(Dumas)
Dagegen findet sich auch die Angleichung der umschreibenden Formel
mit der prädicirten Thätigkeit: C'etait bien de chansons qu'alors il
sagissait (La FontaiiNe). Ce ne fut pas une certaiue invasion qui
perdit Tempire (Montesquieu). Ce sera vous qui de nos villes Ferez
la beaute refleurir (Malherbe). Auch wird von den Formen der werden-
den zu denen der vollendeten Vergangenheit und Zukunft der uebergang
gemacht: Ce n'etait pas que jusqu'alors Raymond n'eüt ete plus gour-
mand que sa soeur (Mme Goizot). Alors, ce ne ne sera plus moi qui
t'aurai precipitee (Dcmas).
2. Der uebergang vom Perfektum indefinitum im Hauptsatze zu den
Zeitformen der Vergangenheit ist darum leicht zu bewerkstelligen, weil die
vollendete Thätigkeit, obwohl hier zunächst vom Standpunkte des Redenden
betrachtet, als vergangen mit anderen vergangenen Thätigkeit^n in Ver-
bindung stehen kann, zu denen der Redende nicht mehr in demselben
Verhältnisse steht, oder aus denen er zurücktreten kann, wenngleich sie
selbst in seine Gegenwart hineinreichen (s. oben Imperfekt S. 341): Je me
suis bien servie Du pouvoir qu'Amurat me donna sur sa vie (Racine).
Vous avez fait . . ce que vous deviez faire (Regnard). J'ai voulu
que mademoiselle Silvia vi^ ce joli marmot (Floeian). J'ai gage que
cette dame et vous etiez de meme äge (Montesquieu). Je n'ai point
oublie que je naquis sujette (J. Che.nier). Si jamais auteur comique
a fait voir comment il avait concju le Systeme de la societe, c'est
Moliere (Chamfoet). Marat a jure qu'avant peu II gouillotinerai t
tous ceux qui croient en Dieu (Po.nsard).
3. Nach den Futuren der Gegenwart im Hauptsatze wird besonders nach
den Begriffen des Vorstellens und Darstellens ein der Vergangenheit an-
gehöriger Inhalt durch Präterita ausgedrückt: II saura que ma main lui
devait presenter ün poison que votre ordre avait fait appreter (Racine).
Je me rappellerai ce que j'etais hier (Collis d'Harleville). On se
demandera sans doute oü Carnot avait puise cette fermete, cette
vigueur, ce coup d'ceil militaire, cette connaissance des troupes? (Arago)
Je vous avouerai que cette confidence me fit beaucoup de peine
(Le Sage). Je n'assurerai pas que ce füt vous (Regnard). In Sätzen
wie: Tu lui diras qu'il m'etait impossible de le recevoir, que je suis
fiancee etc. (Dumas), wo mau statt etait vielmehr est erwartet, ist der
Zeitpunkt des Empfanges der Botschaft vorausgesetzt, wie in lateinischen
Briefen: Habes totum reipubiicae statum, qui quidem tum erat, cum
has literas dabam (Cic, ad Br. 10). Die Folge von Futuren der Ver-
gangenheit in hypothetischen Satzgefügen bedarf kaum der Erwähnung:
§ 111. B. Die Modalformen des Zeitwortes. 355
Vous direz que ces conditions vous paraitraieut merveilleuses, si vous
pomiez vous assurer etc. (Fenelon).
ß. Der üebergangf aus den Zeitformen der Vergangenheit in die der
Gegenwart ist von beschränkterer Ausdehnung.
1. Aus dem Imperfelit und Perfektum definitum kann in das Präsens
und das Perfektum indefinitum übergegangen werden: Un ancien osait
dire qu'il faut combattre souvent les lois par la nature (Chamfokt). Les
visages portaient l'expression de l'effroi qui precipite les resolutions
et qui brise les caracteres (Lamartine). Devait-il ignorer, quelle pompe
on apprete? (Solmet) C'etait un de ces moments supremes qui deci-
dent du sort, de l'existence des nations (Arago). En me baissant, je
reconnus son poitefeuille, un gros portefeuille luisant, ä coins casses,
qui ne le quitte jamais et qu'il ap pelle en riant sa poche ä venin
(Daudet). Ce matin, M. Lelio etait avec madame Camille, quand le
mari est revenu (Florian). Si Ton savait meme que tu as parle
pour lui (Scribe). Das Altfranzösische gestattete auch das Uebergehen
in das Futur der Gegenwart: Porpenssa soi que a Provins . . voudra
aler Et si fera de lui parier (Coortois d'Arras). Das Lateinische bietet
Beispiele in Konsekutivsätzen: Ibi oppugnabam oppidum, ut mihi ad
summam gloriam nihil desit (Merleker, Vergleich. Schul-Gramm. S. 266).
Quamquam adeo excellebat Aristides abstinentia, ut unus post hominum
memoriam Justus Sit appeilatus (Nep., Arist. 1).
2. Die Plusquamperfekte gestatten ebenfalls in beschränktem Masse jenen
Uebergang: Je n'avais pas encore senti que loujours Tobstacle se pre-
sente et vient se placer entre l'entreprise et le succes (Le Vaillant).
Dis-lui que, quand j'ai fait ce don, J'avais perdu l'esprit, le sens et la
raison (Regnard). Im lateinischen Konsekutivsatze findet sich bisweilen
auch das Perfekt nach dem Plusquamperfekt: Tantum opes creverant
ut ne morte quidem Aeneae . . movere arma . . ausi sint (Liv. 1, 3).
3. Der Uebergang aus den Futuren der Vergangenheit in Präsentia
wird da gemacht, wo jene als Glieder eines hypothetischen Satzgefüges
auftreten: On dirait que le ciel est soumis ä sa loi, Et que Dien l'a
petri d'autre limon que moi (Boileai-). Quand mes regards ne vous
auraient point fait juger que j'ai quelque boune volonte pour vous, la
demarche que je fais . . ue vous permet pas d'en douter (Le Sage).
III. B. Die Modalformen des Zeitwortes. Die Modalformen,
der Indikativ, der Konjunktiv und der Imperativ, bezeichnen als
solche ein Verhältniss des Redenden zur Aussage.
Der Indikativ und der Konjunktiv drücken das Verhalten des
Denkens und Vorstellens zur Aussage aus, der Imperativ ist ein
Willen sausdruck des Redenden.
a. Der Indikativ stellt den unmittelbaren Inhalt und den ob-
jektiven Gehalt der Vorstellung dar; die Aussage erscheint hier als
die Kundgebung einer äusseren oder inneren Anschauung oder das Aus-
sprechen der W^irklichkeit nach der Auffassung und unter der Gewähr
des Vorstellenden: Les revolutions de l'esprit humain sont lentes comme
les periodes de la vie des peuples (Lamartine). Die objektive Wahrheit
der Aussage geht die grammatische Form nicht an. Wenn der Redende
356 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Ahschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
nicht seine eigene unmittelbare Vorstellung, sondern die eines Anderen
in ihrer ursprünglich indikativischen Form aufnimmt, so übernimmt er
damit nicht selber die Gewähr der fremden Vorstellung, obwohl er sie
auch nicht durch seine Reflexion trübt. Dies ist zunächst in der Anführung
der direkten Rede eines Anderen klar: Ils disent: tel peuple en est ä
sa decauence (Lamartine), wo der Darstellende sich völlig gleichgültig
zu der mitgetheilten Rede verhält. Aber auch da, wo der Darsteller den
Inhalt einer fremden Vorstellung in das Satzgefüge einreiht, für dessen
Hauptsatz er selber der Träger wird, kann ihm die Gewähr dafür nicht
ohne Weiteres zugeschrieben werden: M. de Girardin . . dit au Roi . .
que les tätonnements de noms ministeriels n'etaient plus de Saison
(Lamartine), obwohl er sich hier des Mittels begiebt, seine Person ent-
schieden aus dem Gehalte der fremden Vorstellung zurückzuziehen. Dass
der objektive Gehalt der Aussage verneint oder bedingt aufgestellt sein
kann, ist ebenso wenig auffallend, wie dass der Indikativ in der Frage
auftritt, wodurch vermittelst eines Dritten ein gewährleisteter Satz ent-
stehen soll.
b. Der Konjunktiv giebt der Aussage die Form der reflektirten
Vorstellung; der Redende spricht den Inhalt der Vorstellung nicht un-
mittelbar als solchen, sondern mit dem Bewusstsein der Unterscheidung
seiner Vorstellung von dem Gehalte derselben aus. Der Gehalt der Vor-
stellung wird als Gegenstand der Betrachtung dargestellt. Insofern der
Redende den Inhalt zum Gegenstande der Reflexion herabsetzt, tritt er
aus der Gewährleistung desselben zurück, aber er spricht ihn darum weder
als etwas bloss Mögliches, oder Ungewisses, noch als etwas Unwirkliches
aus, wenngleich das Unwirkliche, insofern es vom Redenden vorgestellt
wird, leicht (wenn auch nicht nothwendig) die Form des Konjunktiv er-
hält. Der zum Gegenstande der Reflexion gewordene Inhalt kann ebenso
in der Seele des Redenden, wie durch die Vorstellung eines Dritten, ent-
stehen: II mesemble que ce seit une crise (Mme de Sevigne). Perfectum
officium rectum, opinor, vocemus (Cic, Off. 1, 3, 8.). On pensait, ä
Vitre, que ce fussent des Bohemes (Mme de Sevigne). Hi. . quaere-
bant, per quem quisque eorum aditum commendationis haberet ad
Caesarem (Caes., B. C. 2, 74), oder der Inhalt kann durch die Natur der
Sache gesetzt erscheinen: L'homme est le seul animal qui Sache qu'il
doit mourir (B. de St.-Pierre). Medio montium et paludum porrigebatur
planities, quae tenuem aciem pateretur (Tac, Ann. 1, 6,4). Der Träger
des Konjunktiv jedoch ist stets der Redende, welcher dadurch dem Inhalte
das Gepräge bewusster Reflexion aufdrückt.
c. Der Imperativ, als Darstellung einer Willen säusserung und
unmittelbaren Anrede, kommt nur in Hauptsätzen vor, während der Indi-
kativ und Konjunktiv auch in Nebensätzen auftreten. Sein Gebiet ist be-
schränkt und seine Färbung gleichwohl mannigfaltig, da er durch die
mannigfaltigsten Affekte des Redenden eine besondere subjektive Bestim-
mung erhält.
§ 112. ModaUbrmen. Der Indikativ. 357
Die Modalformen künuen zum Theil mit einander vertauscht werden, wobei sie
natürlich ihren Charakter nicht einbüssen, sondern einen und denselben Inhalt bei
veränderter Form der Aussage durch den Zusammenhang der Rede oder äussere
Umstände erschliessen lassen. So tritt der Indikativ öfter an die Stelle des Impe-
rativ (s. oben S. 332. 334), wobei der Redende die Ausführung seines Willens anti-
cipirend unter seine Gewähr nimmt, und ebenso der Konj unktiv (s. oben S. 332)
in welchem Falle der Redende ans seiner subjektiven Aeusserung auf einen
Willensakt Sfhliessen lässt. Umgekehrt tritt der Imperativ an die Stelle des
Indikativ und Konjunktiv (s. unten Imperativ) in konditionalen und koncessiven
Sätzen. Hinsichtlich des Indikativ und Konjunktiv kann man aber eine Ver-
tauschung in diesem Sinne nicht annehmen; wo beide Modalformen verwendet
werden können, sind zwei Gesichtspunkte für die Autfassung geboten, unter denen
der Sprachgebrauch keinen entschieden bevorzugt, was er in anderen Fällen thut.
112. a. Gebrauch des Indikativ. Der Indikativ ist im Französischen,
dem Konjunktiv gegenüber, die bevorzugte Modalform und hat im Vergleiche
mit dem Lateinischen eine grosse Ausdehnung erlangt.
1. Der lateinische Konjunktiv in Hauptsätzen (s. unten Konjunktiv) wird
vielfach durch den Indikativ der Future der Vergangenheit, d. h. durch
eine hypothetische Aussage, ersetzt:
«. wo der Redende in behauptenden oder fragenden Sätzen sein ür
theil mit einer gewissen Unentschiedenheit, Bescheidenheit
oder Höflichkeit ausspricht: A ce coup je ne saurais survivre
(Chateaübr.). On dirait qu ils ont seuls l'oreille d'Apollon (Boileac).
Croirait-il ma douleur moins vive que la sienne? (Racine) Je ne
voudrais pas . . recommencer les dix-huit uiois qui viennent de
s'ecouler (Ghateadbb.). Vgl. lat. Hie quaerat quispiam (Cic,
N. D. 2, 53). Bruti ego Judicium, pace tua dixerim, longe antepono
- tuo (Gic, Tusc. 5, 5). Equidem haud abnuerim, Clusium Gallos.,
adductos (Liv. 7, 26). So velim, malim, nolim etc. S. Konjunktiv.
ß. in Hauptsätzen hypothetischer Satzgefüge, wo mit geringen
Ausnahmen eben diese Future eintreten. S. oben S. 339 und Kon-
junktiv.
2. In Substantivsätzen, sowohl indirekten Fragesätzen, als den mit que
angeknüpften Nebensätzen, welche den Inhalt des Empfindens, Denkens
und Darstellens aussagen, steht mit wenigen Ausnahmen (s. Konjunktiv)
ebenfalls der Indikativ.
«. Indirekte Fragesätze behalten die indikativische Modalform der direkten
Rede: Dites-moi en quoi je puis vous servir (Acad.). Tu jugeras
toi-meme lequel vaut le mieux de ce que tu dis ou de ce que tu fais
(J.-J. Rousseau). 11s combattaieut pour savoir de qui ils seraient
esclaves, ou d'Octave, ou d'Antoine (Voi/rAiKE). Et tu demandes si
je suis bien aise d'etre mariee! (Sceiue) Vgl. lat. Quis esset et
quid vellet, quaesivit (Caes., B. C. 2, 35). Quid sui consilii sit,
ostendit (B. G. 1, 21).
ß. Objektsätze nach den Begriffen des Empfindens, Denkens und Darstellens
im affirmativen Hauptsatze haben im Allgemeinen den Indikativ: Je
vois . . que tu fais le docteur et que tu ues qu'un sot (Reg.nard).
II sait que je Tattends (Id.), Dis-lui que je n'ai pas voulu lire sa
358 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
lettre (Scribe). Hier pflegte das Lateinische neben dem Akkusativ
mit dem Infinitiv auch den Konjunktiv der indirekten Rede zu ver-
wenden.
3. Im konditionalen Nebensatze sowohl bei der Voraussetzung der Un-
wirklichkeit, als bei der Unentschiedenheit über dieselbe steht im Franzö-
sischen fast nur der Indikativ. S. oben S. 341 und Konjunktiv.
4. Im reinen Konsekutivsatze ist ebenfalls die Verwendung des Kon-
junktiv meist aufgegeben. S. Konjunktiv.
113. b. Gebrauch des Konjunktiv. Der Konjunktiv führt diesen Namen,
weil er gewöhnlich in Verbindung mit einem Hauptsatze erscheint, und wird
auch, wie im Französischen gewöhnlich, Subjunktiv genannt, weil er sich
im Nebensatze im Verhältnisse der Unterordnung zu finden pflegt. Das
Verhältniss der Unterordnung unterscheidet ihn aber nicht vom Indikativ,
welcher ebenso im Nebensatze untergeordnet auftritt.
Der Konjunktiv kann seinem Wesen nach sowohl im Hauptsatze als im
Nebensatze eine Stelle haben. Indessen ist es natürlich, dass er sich ge-
wöhnlich im Nebensatze findet, da die Rede in ihrem Kerne auf die Dar-
stellung eines objektiven Inhaltes gehen muss, welcher für einen Dritten das
wesentliche Interesse ausmacht. Dagegen hat die subjektive Reflexion ihre
Stelle da, wo die innere Verbindung der Sätze, der logische Zusammenhang
derselben das Interesse beschäftigt, wo die Begiitfe der Kausalität, der Be-
dingtheit oder des Zweckes als der subjektiven Auffassung augehörig dar-
gestellt, oder der Inhalt fremder und eigener Vorstellung seiner Unmittel-
barkeit entnommen und gleichsam nur abgespiegelt werden soll. Es ver-
steht sich, dass der Konjunktiv keine absolut nothwendige Modalform ist,
wenngleich er als eine Bereicherung der Sprache angesehen werden muss.
Sein Gebiet wird in neuerer Zeit im Französischen, wie in anderen Sprachen,
immer mehr beschränkt.
114. I. Der Konjunktiv in Hauptsätzen.
1. Der meist durch die Future der Vergangenheit ersetzte Konjunktiv,
welcher im Lateinischen als Ausdruck subjektiver, unentschiedener
oder urbaner Aussage gebraucht ward, wird im Französischen kaum
noch anders als in der Formel je ne sache pas angetrofien: Je ne
Sache pas qu'il y ait eu d'hommes blancs devenus noirs (Buffoin). Je
ne Sache pas qu'on ait jamais appele duel ce qui se passait entre
Louis XVI . . et le bourreau (Chateaubr.). Je ne sache rien de plus
beau quune Institution consacree ä la garde de cette verite d'esperance
(Id.). Je ne sache personne qu'on puisse lui comparer (Acad.).
Dahin gehört auch der elliptische Nebensatz que je sache, lat. quod sciam
(Cic), quod noverim (Plin.), welchem das hinsichtlich des Modus unklare
gueje pense: II en a fait serment, que je pense, k la cour (Reg.nard),
und das indikativische gue je crois : La mere d'un amant . . Est toujours,
que je crois, re<;ue avec plaisir (Voltaire), zur Seite stehen; beide
letztere sind jedoch kaum mehr im Gebrauche.
2. Der Ausdruck subjektiver Vorstellung kann als Wunsch und selbst als
Gebot erscheinen; bisweilen wird hier der Konjunktiv (gewöhnlich des
Präsens) mit que, wie im Lateinischen mit utinam, eingeführt, so dass er
als elliptischer Nebensatz auftritt: Aiusi soit-il (Acad.). Dieu seit
§ 113, Modalf. Der Konjunktiv. § 114. /. Konj. in Hauptsätzen. 359
loue! la Saison sera bonne (Ponsabd). Dieu garde leurs etats (Delille).
Grand bien vous fasse (Racine). Vive le roi! (Littre v. vivre). Vive
Barrot, vive la reforme! (Lamartine) Vivent les gueux! (Bebanger)
Vivent la franchise et la jeunesse! (G. Droz) In qui vive? dient der
in den Frap^esatz gezogene Optativ zum Ausdruck der Frage nach dem
Feldgeschrei der kämpfenden Parteien: „wer soll leben?" wem gilt der
Ruf vive? Fe risse le Troyen, auteur de nos alarmes! (Racine) Pe-
rissent enfin ces jalousies fatales qui rendent les hommes ennemis des
hommes! (Montesquieu) Puisse-t-il arriver bientot! (Acad.) Puisse-
t-elle me venir en aide (Cherbuliez). Puissent, puissent aussi
trembler les malfaiteurs! (Ponsard) Puissiez-vous reussir dans vos
projets! (Acad.) A Dieu ne plaise (Ponsard). Le diable m'emporte
(Acad.). Afr. Si m'aist Diex. Lat. ita me dii ament etc. Dii bene
vertant (Plaut., Aul. 2, 3, 5). Ne sim salvus, si aliter scribo ac
sentio (Cic, Att. 16, 13). — Mais voici l'empereur. — Qu'on me laisse
avec lui (Racine). Que le ressentiment expire avec l'injure (Arnault).
Que je te retrouve sur cet escalier (Le Sage). Mais que cette aven-
ture te serve de le^on (Berqdin). Lat. ütinam modo conata efficere
possim (Cic, Att. 4, 16).
Auch der Konjunktiv des Präteritum kommt so vor: Plüt ä
Dieu que la comedie du Tartufe eüt eu le meme honneur! (Champort)
Düt le ciel egaler le supplice ä l'offense (Corneille). Lat. Illud utinam
ne vere scriberem (Cic, Farn. 5, 17, 3). Der unerfüllte Wunsch wird
in die Vergangenheit verlegt, wie die un verwirklichte Bedingung; s. S. 344.
3. Auch im Sinne der Einräumung steht der Konjunktiv, welcher hier
ebenfalls als elliptischer Nebensatz mit que eingeleitet werden oder mit in-
vertirtem Subjekte in fragender Form eintreten und einen konditionalen
und koncessiven Nehensatz vertreten kann; in fragender Form ersetzt
er besonders den koncessiven Nebensatz: Mais veille qui voudra, voici
mon oreiller (Racine). II approche. — Qu'il vienne (Id.). Vous le
voulez: soit (Acad.). Qu'il choisisse, s'il veut, d'Auguste ou de
Tibere; Qu'il imite, s'il peut, Germanicus mon pere etc. (Racine) Lat.
Age dicat: sino (Ter., Andr. 5, 3, 24). Malus civis . . fuit. Fuerit
aliis; tibi quando esse coepit? (Cic, Verr. 1, 41)
Konditionales Satzgefüge: Vienne une puissance, les arts se mettront
ä son niveau (Soülie). Qu'il parle, tont se tait (Acad.). Ils auraient
resiste, n'eüt ete le canon (Ponsard).
Koncessives Satzgefüge: Vienne qui voudra, je ne me derange plus
(Michadd). Qu'il perde son proces ou qu'il le gagne, il partira (Acad.).
F US siez -vous dieu ou diable . . vous descendrez (Bouilly).
Wie die Auffassung des Konjunktiv nur durch den Zusammenhang
ermöglicht wird, geht aus Stellen wie folgenden klar hervor: Que je
sauve la France et que je sois fletrie; La honte soit pour moi, le
fruit pour ma patrie (Ponsard), wo Wunsch, Bedingung und Einräumung
neben einander gehen und der Gesammtsinn dem einzelnen Satze seine
Beziehung anweist.
4. Im Hauptsatze eines hypothetischen Satzgefüges kommt im Neu-
französischen nur der Konjunktiv des Plusquamperfekt vor, der des Imper-
fekt nur, wenn der Hauptsatz selbst Nebensatz geworden ist (s. oben
S. 848 und 345): Si j'eusse ete surpris, quels traitements cruels n'eusse-
360 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschu. Die Wortfi5guns. J. Grundbestandth.
je point essuyes? (J.-J. Rousseau) Der Konjunktiv der Präsentia kommt
hier überhaupt nicht vor, wie im Lateinischen: Dies jam me deficiat,
si quae dici possint, coner expromere (Cic, Coel. 12).
115. II. Der Konjunktiv in Nebensätzen.
aa) Von weiter Ausdehnung ist der Gebrauch des Konjunktiv in Substan-
tivsätzen, obwohl sich eine Anzahl derselben diesem entzieht (s. auch
oben S. 341. 357) und zwar:
«. zunächst in Subjektsätzen, denen ein grammatisches Subjekt il
oder ce in einem unpersönlichen Satze voranzugehen ptiegt, welches
indess auch fehlen kann (s. oben S. 322). Der Konjunktiv steht, wenn
der Nebensatz nicht sowohl die Existenz einer Thatsache ausdrücken,
als den Gegenstand der Reflexion bezeichnen soll, welche das Prädikat
des unpersönlichen Satzes andeutet. Der Konjunktiv ist nothwendig,
wenn die Aussage des Nebensatzes überhaupt erst als eine Forde-
rung und noch nicht als Existenz erscheint; doch findet er auch
sonst statt. Im Lateinischen findet man hier im Nebensatz vielfach
quod mit dem Indikativ oder den Infinitiv; doch steht auch ut mit
dem Konjunktiv, z. B. nach accedit, convenit, expedit, restat, sequitur,
jus, mos, opus est, extremum, reliquum est etc., und im silbernen Zeit-
alter öfter, wo sonst der Infinitiv gebräuchlich war.
II suffit qu'on me craigne (Racine). 11 Importe que vous y
soyez (Gir.-Düvivikr). II repugne que cela soit ainsi (In). II
faut que justement je fasse une meprise (Regnard). 11 semblait
que ma vue excität son audace (Racine). II semble quil se re-
duise ä rien (Lk Vaillant). 11 me semble que mon c«ur veuille
se fendre par la moitie (Mme de Sevigse).
11 est assez drole que nous soyons les seuls ä gagner (Beequin).
II etait naturel que le pouvoir se concenträt (Mignet). II est
faux qu'on I'ait vu devant les prisons (Id.). II est ä propos . .
que je vous apprenne de quel caractere est l'intendaut (Le Sage).
G'est dommage . . que tu ne sois pas nee gar^on (Berqüin).
C'est une peine extreme Qu'il nous faille aujourd'hui prier Dieu
pour vous-meme (Voltaire). Cest heureux quil fasse nuit
(Dumas). — Le pis est que Frederic ne soit pas ici (Beequin).
Mieux vaudrait que le soleil perdit ses rayons que Bouche-d'Or
ses paroles (Gbateaübr.). Bien a pris ä ce droie-iä que je n'aie
pas ete ä la maison (Laplace). Tant mieux, Chevalier, que vous
en ayez eu cette idee (Berquin). Quelle honte que les hommes
fassen t consister leur grandeur dans les ragouts (Fenelon). Quel
bonheur . . qu'il ne soit pas venu hier (Mme Glizot).
Es ist natürlich, dass da der Indikativ eintritt, wo ein Inhalt
auszusprechen ist, welchem im unpersönlichen Satze ein seine Wahr-
heit und Wirklichkeit aussagendes Prädikat gegeben wird; dies ge-
schieht nach il arrive, il s'ensuit, il resulte, il est certain, evident, in-
contestable, sür, vrai u. dgl., obgleich hier im Lateinischen zum Theil
auch ut mit dem Konjunktiv eintreten kann (accedit, sequitur ut).
Ebenso erlaubt man sich den Indikativ zu verwenden, wenn der Neben-
satz die Thatsache entschieden aussprechen soll, welcher das Prädikat
§§ 115. 116. //. Konjunktiv in Nebensätzen. Substantivsätze. 361
des unpersönlichen Satzes zukommt; 11 suffit que l'on est content
du detour (Molikrk), obgleich dies hei Neueren seltener geschieht.
Aber wenn der Indikativ nach il parait, il est probable, und abwech-
selnd der Indikativ und Konjunktiv nach il semhle, il me (te, vous etc.)
semble verwendet wird, so beruht dies auf einem Sprachgebrauche,
welcher sich einmal für eine der möglichen Ausdrucksweisen ent-
scheidet, das andere Mal der Freiheit der Auffassung Raum lässt.
Auflallender noch sind Sätze, wie: 11 se peut faire qu'ils seront
vos amis dans la suite (Fenelon), während sonst der Begriff der
Möglichkeit nur als Prädikat einer reflektirten Aussage vorkommt.
Wenn der unpersönliche Satz verneinend, fragend oder (als
relativer Hauptsatz) betlingend ist, so steht nach allen Sätzen dieser
Art der Konjunktiv im Nebensatze, insoweit der Nebensatz hier
nicht unter der Gewähr des Redenden stehen kann und nur als
Produkt seiner Reflexion in Betracht kommt: 11 na pas tenu k toi
que nons fussions tous brüles (Ds Codrcy). II ne me parut
point qu'elle me remit (Lk Sage). Mais est-il vrai que nous
debutions par unenegation? (Cousin) S'il est vrai qu'Homere ait
fait Virgile, c'est son plus bei ouvrage (Voltaire).
Nimmt dagegen <ler Redende den Nebensatz unter seine Gewähr,
so steht der Indikativ, was nach fragenden und bedingenden Haupt-
sätzen der Fall sein kann: S'il est vrai que j'ai chasse les ennemis
de votre territoire . . que vos tribuns se levent (Vertot). II n'est
donc pas vrai, comme on lassure, qu'elle est votre cousine? (Scribe)
N'est-il pas evident que c'est la meme trame? (Racine), und
selbst Est-il possible que vons serez toujours embeguine de vos
apothicaires et de vos medeoins? (MoLiiiRE)
116. /?. Im Objektsatze oder im Kasussatze tritt unter mehrfachen Be-
ziehungen der Konjunktiv ein.
1. wenn der Nebensatz die durch eine affirmative oder negative
Willensäusserung, Billigung oder Missbilligung, oder
durch die Natur der Tbätigkeit gesetzte Tendenz im weitesten
Sinne aussprechen soll. Jm Hauptsatze treten hier Zeitwörter auf,
wie arreter, Commander, decider, demander (verlangen), exiger,
ordonner, dire (befehlen), preteudre (verlangen), attendre (erwarten),
entendre (gemeint sein, wollen), etre d'avis, aimer (gern haben),
desirer, souhaiter, vouloir, prier, supplier, adm.-ttre, agreer, ap-
prouver, permettre, souifrir, trouver naturel, bon etc., preferer,
meriter, consentir, conclure (ä ce que), veiller (ä ce que), tenir (ä ce
que) etc. — abhorrer, desapprouver, defendre, empecher, eviter,
garder, prendre garde etc. Aehnlioh sind im Lateinischen Neben-
sätze mit ut und dem Konjunktiv nach Hauptsätzen mit den
Verben decernere, imperare, optare, poslularo, praecipere, velle,
dicere, mandare, respondere, curare, videre, cogere, prohibere etc.
11 exige que ce nionarque n'en tretieune que cinquante ou
quatre-vingts invalides dans les unes (sc. forteresses): il veut qu'il
souffre la preseuce de plusieurs officiers frau<;ais dans les autres
(Seglk). Que voulez-vous que je sache? (Üi;mas) J'atteuds
362 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. [. Grundbestandth.
que vous me teniez parole (Gramm. Nat.). De sa fortune co-
lossale, le bon bomme comprenait que, lui vivant, lien ne pas-
sät ä sa famille (Daodet). Va vite, cours, dis-leur qu'ils soient
prets au besoin (Regnard). A qui dois-je que la terre de France
me soit interdite? (Dümas) On trouvait naturel que la prin-
cesse . . vint presenter son fils ä l'adoption du pays (Lamartine).
Souffrez que Bajazet voie enfin la lumiere (Voltaire). Ils
croiront, en effet, meriter qu'on les craigne (Racine). Je
consens que Finette vienne avec nous (Jaüffret). II con-
cluait ä ce que Louis XVI füt juge (Mignet). Je vais veiller
a ce qu'on ne vienne pas vous troubler (Dumas). Je tiens a ce
que vous jugiez de mon pouvoir en connaissance de cause (La-
boclaye). — Je defends qu'on prenne les armes (Voltaire).
Empechez qu'un rival vous previenne et vous brave (Cor-
neille). Cette eure secrete de Severe est un mauvais artifice
qui n'empeche pas que la eure ne soit publique (Voltaire).
Gardez qu'on ne vous voie (Acad.). Prends garde qu'on ne
te voie (Dümas).
Wegen des in Nebensätzen nacb Verben des Verhinderns und
Verbütens häufig erscheinenden ne s. die Verneinung (§ 164).
Wenn in den Hauptsätzen mit den Verben dire, pretendre, en-
tendre, prendre garde etc. die Vorstellung einer Willensäusserung
oder Tendenz wegfällt, so steht im Nebensatz der Indikativ: Ne vous
avais-je pas dit que j'etais son Mentor? (Dcmas) On pretend
que Thesee a paru dans i'Epire (Racine). Mad. de Maintenon
pretendit que ce n'etait point nn couvent que je devais choisir
(Dumas). On lui donne ä entendre qu'il ferait bien de se
retirer (Acad.). Prenez garde que l'auteur ne dit pas ce que
vous lui pretez (Beaüzee).
Ebenso wird bei attendre, wie bei sattendre, compter,
esperer u. a. (s. oben S. 335. 336 und vgl. S. 349), der Inhalt der
zuversichtlich ausgesprochenen Erwartung durch den Indikativ aus-
gedrückt: C'esi lä que nous attendons que notre esperance ne
sera pas de^ue (Pascal), üebrigens steht im Nebensatze nach
attendre auch in dem Sinne des Wartens der Konjunktiv; der
Nebensatz entspricht hier einem Temporalsatze: II faudrait du moins
attendre que les peres et les meres . . des victimes fussent
morts (Chateaübr.).
Auch nach Hauptsätzen mit den Verben arreter, decider, Com-
mander, ordonner, resoudre, stipuler etc. wird statt des Konjunktiv
der Indikativ der Future der Gegenwart und Vergangenheit ge-
braucht, indem das Gebot die Form der zuversichtlichen Erwartung
annimmt: Ordonne qu'il sera fait rapport ä la cour Du foin
que peut mtinger une poule en un jour (Racine). (Edipe . .
Ordouna que chacuu regnerait son annee (Kacine). II fut
decide qu'on ne recevrait plus de commissaires (Guizot). Le
duc de Ferrare ordonna que les jugements civiis seraieut
prononces ä Pise par un podestat civil (Sismondi). Le gouverne-
ment . . decreta que vingt mille hommes d'abord, puis dix mille
ensuite, seraient rappeles d'Alger (Lamartine). In: Le tribunal
§ 117. //. Konjunktiv in Nebensätzen. Substantivsätze. 363
a decide que la donation etait nulle (Acad.) ist die Entscheidung
nicht sowohl ein Willensakt als eine Auslegung.
117. 2. wenn der Kasnssatz den Gegenstand eines im Hauptsatze aus-
gedrückten Affektes, wie der Verwunderung, der Freude, des
Schmerzes, der Scham, des Unwillens, der Furcht etc. ausmacht:
Je m'e tonne qu'il ne voie pas le danger oü il est (Acad.).
Nous somnies heureux qu"il n'en ait rien su (Ead.). Je suis
charme que vous ayez de moi cette idee (Berqcin). Je suis
fache que nous fassions ici notre partie (Id.). II se plaint
quon l'ait calomnie (Acad.). Craignez que le ciel rigoureux
ne vous haisse assez pour exaucer vos Toeux (Racine). J'ai
peur qu'il en ait trop dit (Bocrriense). Bei de crainte que, de
peur qne mit folgendem Konjunktiv gehören die Substantive zum
Hauptsatze: Je n"osais me deguiser dans notre hotel, de peur
que cela ne f ü t remarque (Le Sage).
Im Lateinischen steht nach den Begriffen des Affektes ausser
dem Akkusativ mit dem Infinitiv auch der mit quod angeknüpfte
Nebensatz mit dem Konjunktiv, namentlich nach gaudeo, laetor,
delec^or, doleo, queror, angor, indignor, miror u. a., aber es hat
auch den Indikativ, indem es die Thatsache, welche zugleich Grund
des Affektes ist, auch objektiv auszusprechen gestattet: Gaudeo
quod te interpellavi (Cic, Legg. 3, 1). Quod spiratis, quod
vocem mittitis, quod formas hominum habetis, indignantur
(Liv. 4, 3). Num reprehendis quod libertus patronum jnvabat?
(Cic, Verr. 1, 47)
Der Indikativ ist auch im Französischen gebräuchlich, wobei
der Nebensatz gewöhnlich von dem hinweisenden Fürworte ce ge-
stützt wird, zu dem jener als erklärender Satz tritt: Glaire se
plaignait de ce qu'on l'avait appelee par sou nom (Florian).
On se plaint de ce que les plus belies tragedies de Voltaire . .
sont fondees sur des mal-entendus (Mme de Stael). Es-tu
fächee de ce que ton frere a une montre? (Berqlin), doch auch
ohne ce: Nous nous sommes plaints que la mort, ennemie des
fruits que nous promettait la princesse, les a ra vages dans la
fleur (Bosscet). Tu te plaignais hier, ä tes amis, qu'on n'en
trouvait plus de difficultes (Dcmas).
Statt des Substantivsatzes steht hier auch nach dem Begriffe
der Verwunflerung ein Satz der Bedingung: Ne vous etonnez pas
s'il en use de la Sorte (Acad.). Je ne suis plus surpris si Ton
declame tant contre les personnos qui pretent ä interets (Le Sage),
wie im Lateinischen miror si . . (Cic, Lael. 15).
Wegen des in Nebensätzen nach den Verben des Fürchtens
unter Umständen erscheinenden ne s. die Verneinung (§ 164). So
steht im Lateinischen ne nach metuere, timere, est periculum etc.;
doch hat das Französische doppelte Verneinungen, wie lat. Sed
timeo ne non impetrem (Cic, Ätt. 9, 6), nicht aufzuweisen.
364 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfü^ng. I. Grund bestandth.
118. 3. weuu der Kasussatz den Inhalt des Empfindens, Denliens und
Darstellens ausspricht, so wird im Allgemeinen im Nebensatze der
Indikativ gebraucht; selten findet man hier noch nach dem behaup-
tenden Hauptsatze, wenn dieser bejahend ist, den Konjunktiv;
ist aber der Hauptsatz verneinend, fragend oder bedingend,
so kann auch die subjektive Auffassung im Nebensatze Platz greifen,
namentlich wenn sein Inhalt überhaupt nur in der Vorstellung vor-
handen ist.
a«. Nach einer bejahenden Behauptung war im Altfranzösischen
hier der Konjunktiv im Nebensätze nicht ungewöhnlich; im Neu-
französischen ist er seltener, z. B, nach penser, croire und oublier:
On pensait . . que ce fussent des Bohemes (Mme de Sevigne).
Son erreur , . c'est d'avoir cru qu'unroi püt seresiguer (Thiers).
M. et madame de la Fere . . oubliaient qu'ils eussent
Jamals eu du chagrin (Mme Gcizot). Am Häufigsten findet
man ihn nach on dirait: On dirait qu'il soit aveugle (Jac-
qüenard), obgleich hier natürlich auch der Indikativ seine Stelle
hat. Nach supposer steht gewöhnlich der Konjunktiv. Suppe
sons qua notre histoire generale f ü t ä composer (Chateacbe.),
doch auch der Indikativ: Je suppose qu'un moine est chari-
table (La Fontaine). Supposons, nous aussi, que Tarbre est
un homme ä la peau rüde, reveur et silencieux (G. Deoz).
Esperer dagegen steht hier immer mit dem Indikativ.
ßß. Der verneinende Hauptsatz kann ein verneinendes Satzadverb
enthalten, oder anderweitig die Ablehnung eines Gedankens be-
zeichnen, oder die Verneinung kann in dem Thätigkeitsbegriff
selbst aufgenommen sein, wie in douter, ignorer, dissimuler,
dementir, disconvenir, nieretc: N e vous souvenez plus qu'il
vous ait offense (Racine). N'esperez plus alors que Ion
vienne h votre aide (Ponsard). Je ne crois pas. moi, que
nous eussions pour vingt francs de bonne marchandise
(Regnard). Je ne Sache pas qu"on ait jamais vu d'enfant
en liberte se tuer (J.-J. Rousseau). — Lorsque la flotte egyp-
tienne s'eloigna, I'idee ne lui vint pas que ce füt sur un
ordre de la reine (Ricvl'e d. d. M. 1872). On a peine ä com-
prendre que plusieurs annees apres le discours contre Era-
tostbene, oii la pensee et le style ont une si saine et si male
simplicite, il ait ecrit ces pages tout artificielles (1871). —
J'ignorais qu'elle füt comedienne (Le Sage). Je nie que
cela soit (Acad.). Selbst wo ein verneinendes Verb verneint
ist, findet sich der Konjunktiv: Je ne nie pas qu'il ait raison
(ACAD.).
Auch steht hier der Indikativ: Je ne puis oublier qu'elle
a porte mou nom (Dlmas). II ne sera pas dit que j'aggra-
verai ta position (Id.). N'allez pas croire que je suis
intolerante (G. Droz). Mais, malheureuse, tu ne sais pas
qu'il y a le loup dans la montagne (Daudet).
yy. Nach einem fragenden Hauptsatze steht häufig der Kon-
junktiv: Crois-tu que dans son coeur il ait jure sa mort?
(Racine) Voit-on ä mes yeux que j'aie pleure? (Berqüin)
§ 118. 11. Konj. in Nebens. Substantivsätze. § 119. 120. Adverbialsätze. 365
Dagegen hört die Frage auf unbefangen zu sein, wenn der
Fragende durch den Indikativ im Nebensatze eine Antwort
voraussetzt oder unter seine Gewähr nimmt: Croirai-je
qu'une nuit a pu vous ebranler? (Racine) Sais-tu bien que
l'acteur dont nous parlons est un sujet rare? (Le Sage) Ne
vois-tu pas que Tescalier est ronipu? (Nodier)
JJ. Nach einem bedingenden Satze steht die im Nebensatze ent-
haltene mitgesetzte Thätigkeit im Konjunktiv: Si tu t'aper(;ois
que quelque parent de den Gonzale alt de grandes assiduites
aupres de lui . . tu m'en avertiras aussitot (Le Sage). Der
Indikativ steht hier, wenn der Inhalt des Nebensatzes als That-
sache vom Redenden ausgesprochen werden soll: Si Ton savait
meme que tu as parle pour lui? (Scribk)
119. bb) In adverbialen Nebensätzen steht der Konjunktiv:
1. in Nebensätzen der Ortsbestimmung. Da diese mit dem relativen Orts-
adverb oü eingeleitet sind, so werden sie nach denselben Grundsätzen wie
die relativen Adjektivsätze hinsichtlich ihrer Modalform behandelt. S. unten.
2. In Nebensätzen der Zeitbestimmung:
«. welche die Thätigkeit aussagen, vor welcher die im Hauptsatze ent-
haltene stattfand; sie werden mit avant que und dem jetzt veralteten
devant que eingeleitet, im Altfranzösischen auch durch ains que, aingois
que, primes que, premier que, und entsprechen den mit antequam, prius-
quam eingeführten lateinischen Temporalsätzen. Im Lateinischen hatten
Sätze dieser Art den Konjunktiv, besonders Sätze, welche allgemeiner
Natur waren, oder bei denen die Vorstellung eines Dritten zu reflektiren
war, doch ging man auch darüber hinaus; die für den Standpunkt des
Hauptsatzes noch unverwirklichte Thätigkeit ward auch hier oft von der
Reflexion des Redenden getragen, wie im Französischen immer:
Lon est mort avant quou ait aper^u qu'on pouvait mourir (Flechier).
Avant qu'il soit neuf mois . . mes coUateraux auront ä qui parier
(Regnakd). Je lui ai paye cette somme avant qu'il partit (Gir.-Duvi-
vier). Je veux ä ton tour Et devant qu'il soit peu, t'y regaler un
jour (Regnard). Lat. Ducentis anuis antequam Clusium oppugnarent
. . in Italiam Galli descenderunt (Liv. 5, 33).
120. ß. in Temporalsätzen, welche die Thätigkeit aussagen, bis zu welcher
die des Hauptsatzes sich erstreckt. Sie werden durch jusqu'ä ce que
und tant que, auch en attendant que eingeleitet, von denen die
beiden ersteren in der Erzählung auch den Indikativ zulassen, während
das letztere, en attendant — que, eigentlich einen mit que ein-
geführten Substantivsatz mit dem Konjunktiv enthält. Sie entsprechen
den lateinischen dum, donec, welche wie priusquam, antequam behandelt
wurden: Des fosses profoudes oü l'on precipite chaque jour les femmes,
les enfants, les vieillards, jusqu'ä ce qu'elles soient remplies (B. de
St.-Pierre). Les Juifs oserent s"y defendre jusqu'ä ce qu'un soldat
romain ayant jete un solive enflammee, tout prit feu ä l'instant (Vol-
taire). Je vais trainer une mourante vie Tant que par la poursuite
eile me soit ravie (Corneille). II Joint les mains . . Julie y pose un
366 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschu. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
livre, puis un autre, tant qu'il y en alt jusqu'au menton (BERQuiN). —
Le sort de nos guerriers reglera uotre sort. Cependant tout est libre
attendant qu'on les nomine (Corneille). Aussi n'y avait-il . . qua
les troupes regulieres sur lesquelles on put conipter, en attendant que
les nouvelles levees se formassent (Mignet). Das Altfranzösische ver-
wendete noch manche andere Formeln, wie jusque, desque, de si que etc.
Lat. Rhenus . . servat nomen et violentiam cursus . . donec Oceano
misceatur (Tag., Ann. 2, 6).
IJeispiele des Indikativ in der Erzählung erklären sich leicht: Lucain
fut d'abord ami de Neron, jusqu'ä ce qu'il eut la noble imprudence de
disputer contre lui le prix de poesie (Voltaire).
121. 3. in Nebensätzen des Kausalverhältnisses.
«. im kausalen Satze im engeren Sinne, welcher affirmativ den wirklichen
Grund angiebt, findet der Konjunktiv im Allgemeinen keine Stelle; der
einzige Fall dieser Art findet sich in der Formel: comme ainsi soit
que . . (AcAD.), vielleicht auf Verwechselung des quomodo (comme) mit
cum, quum beruhend.
Jedoch steht der Konjunktiv immer in Sätzen, in welchen der Redende
einen Grund abwehrt, an dessen Stelle er einen anderen setzt; dies ge-
schieht durch ce n'est pas que, non que, non pas que, lat. non
quo, quod, quia, quoniam, bei denen sich im Lateinischen zum Theil auch
der Indikativ findet. Sätze dieser Art, welche zum Theil ihrer Form
nach als Substantivsätze gefasst werden müssen und selbst die Abwehr
eines Umstandes im Sinne eines Konsekutivsatzes ausdrücken können,
haben im Französischen stets den Konjunktiv, da hier die Absicht der
Entfernung einer reflektirten Vorstellung vorwaltet. Diese Sätze sind
mit den von loin que eingeleiteten nahe verwandt, insofern durch diese
eine Vorstellung abgewehrt wird, an deren Stelle eine andere Behauptung
tritt. Sie entsprechen dem lateinischen abest ut . . und sind Substantiv-
sätze, welche von loin abhängen: Loin que les peuples soient faits
pour eux, ils ne sont eux-memes tout ce qu'ils sont que pour les peuples
(Massillon).
Ce n'est pas que nous eussions des voix fort agreables; mais . . nous
chantions Tun et l'autre notre partie methodiquement (Le Sage). Je
ui'avan(,ais vers Athenes avec une espece de plaisir . . non que j'eprou-
vasse quelque chose de semblable ä ce que j'avais senti ä la vue de
Lacedemone (Chateaubr.).
122. ß. im ko7iditionalen Satze steht, wenn er mit si eingeleitet ist, nur der
Konjunktiv des Plusquamperfekt neben dem Indikativ: Je ne me serais
console, si monsieur le comte eüt succombe (Bouilly). Der Konjunktiv
der Präterita steht im unvollständigen Satzgefüge: Le roi, comme
s'il eüt voulu servir mon impatience, retourna des le lendemain ä Madrid
(Le Sage). Ses paroles, son caractere, toucherent Lamartine, comme s'il
eüt retrouve la statue un peu fruste de l'Incorruptibilite dans un temps
d'intrigue, de mollesse et de corruption (Lamartine). J'ai toujours remar-
que que votre majeste devinait juste, comme si eile eüt le don de la
prescience (Schifflin, Syntax p. 228). Der Konjunktiv der Präterita hat
§§ 121. 122. 11. Konjunktiv in Nebensätzen. Adverbialsätze. 367
auch seine Stelle, obwohl nicht unbedingt, wo der Nebensatz die Form eines
fragenden Hauptsatzes annimmt: Ils auraient resiste, n'eüt ete le canon
(Ponsard). S. oben S. 359.
au. Selten erscheint der Nebensatz in Form eines mit que eingeführten
Konjunktiv (eigentlich im einräunieuden Sinne): Qu'il parle, tout se
tait (AcAD.). Mais que Moliere eüt traite ce sujet, il l'eüt dirige
vers un but philosophique (Chamkort), auch ohne que, s. oben S. 359.
Doch ist diese Form sehr gewöhnlich, wenn einem konditionalen
Nebensatz ein anderer augereiht wird: Tout est perdu, si l'auteur n'a
pas reinarque que i'aunee commen^ait ä Päques et qu'il l'ait datee
du 1er janvier (Chatealbr.). Si cet honime-lä etait vivant et qu'il
vous entendit me parier comme vous faites, il ne pourrait pas etre
content (G. Sasd).
ßß. Wird der Nebensatz unter der Form einer Voraussetzung durch pose,
suppose que, pose le cas, le cas pose que, en cas que, au
cas que eingeleitet, so entstehen eigentlich mit que beginnende Sub-
stantivsätze, welche stets den Konjunktiv lordern: Pose que cela
füt oder Pose le cas que cela füt, que feriez-vous? (Acad.) En
cas que vous persistiez, il faudra que j'allegue au prince et au
roi meme votre mauvaise sante (Fenelon).
yy. Ebenso erscheint der Konjunktiv in den beschränkenden Sätzen, welche
mit pourvu que anheben, worin que eigentlich einen Substantivsatz
anknüpft: Aucun moyen ne lui paraissait condamnable, pourvu qu'il
lui füt utile (Mignet). 11s attachaient peu d'importance ä la verite
materielle; pourvu qu'il y eüt un fait vrai ou faux ä raconter, que
ce lait offrit un grand spectacle . . cela Jeur suifisait (Chateaubk.).
Bei der Verwendung von ä condition que, ä la charge que,
(bien) entendu que wird die gestellte Bedingung im Indikativ mit
Entschiedenheit ausgesprochen: Je ferai ce voyage ä condition que
vous viendrez avec moi (Acad.). Je te pardonne ä la charge que
tu mourras (Molieee). Je vous accorde cela, mais bien entendu
que vous ferez ce que je vous demande (Acad.).
Doch erscheint hier auch der Konjunktiv: Je vous donne cet argent
ä condition que vous partirez demain,ou que vous partiez demain
(Littre V. condition 7.). Faites-nous douc un discours, u la Charge
toutefois qu'il n'y soi t pas plus question de vous que de moi (Cherblliez),
Vgl. Je consens de donner la paix aux conditions suivantes,
auxquelles il ne faut pas s'attendre que je change rien. I. Que le
roi Auguste renonce pour jamais ä la couronne de Pologne, qu'il
reconnaisse Stanislas pour legitime roi etc. (Voltaire).
6ö. Die Einführung einer aufgestellten Ausnahme durch ä moins que —
ne oder das blosse que — ne fordert ebenfalls den Konjunktiv:
A moins que vous ne preniez bien votre temps, vous n'en viendrez
pas ä bout (Acad.). Jamais je ne vous epouserai, que vous ne soyez
aussi pauvre que moi, ou moi aussi riche que vous (0. Fecillet).
ff. Die populäre Umschreibung der Bedingung durch si taut est que
hat in dem mit que angeknüpften Substantivsatz nach allgemeiner
Regel den Konjunktiv: Si tant est que cela soit comme vous
dites . . (Acad.).
368 Dritt, Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfüi^ung. I. Grimdbestandth.
123. y. In koncessiven Sätzen aller Art ist der Konjunktiv vorherrschend,
der Indikativ eine Ausnahme:
ua. in den mit quoique, hien que, encore qiie, nonobstant que,
malgre que, zuweilen auch noch mit ja<;oit que (ja soit que) ein-
geführten Sätzen: Qixoiqvi'il se füt vendu ä la cour, il n'etait pour-
tant pas vil (Mignet). Et la ville et la cour diront que tant de
Charmes, Bien qu'ils seien t tout puissants, sont vos plus faibles
armes (Delavigne). II fait bon craindre encor que Ton soit saint
(La Fontaine). Je vous aime nonobstant que vous m'ayez fait
bien du mal (J.-J. Rocsseac). Malgre qu'il en alt, wie en depit
qu'il en ait sind volksthümliche Ausds ucksweisen, in denen que
eigentlich Fürwort ist, doch findet man bei Neueren malgre adver-
bial gefasst: Malgre que je ne veuille pas (Gattel), und selt-
samer Weise malgre que mit dem Indikativ: Malgre que je fus
mal satisfait de mon arrestation. il y mit de la courtoisie (De Vign's).
Das veraltete ja9oit que ist fast vergessen: On attribue la guerison
au dernier remeile appiique, ja(;oit qu'il ne füt diiferent des autres
en vertu (Laur. Jolbert). Das Lateinische lässt hier der zwiefachen
Auff;issung Raum und gebraucht in Sätzen mit quamquam, eisi, tain-
etsi, etiamsi meist den Indikativ, während die mit licet, quamvis,
quantumvis eingeleiteten Sätze meist den Konjunktiv als Produkt der
reflektirten Vorstellung enthalten.
ßß. der Satz der Einräumung kann auch durch das einfache que mit dem
Konjunktiv und durch den Konjunktiv allein ersetzt werden. S. oben
S. 345. 359.
yy. in disjunktiven Doppelsätzen mit soit . . soit, soit . . ou wird dem
schon koncessiven soit der eigentlich substantivische Nebensatz mit
que und dem Konjunktiv angefügt: Ils mouraient tous, soit que
nous les traitassions fort mal, soit que leurs maladies fussent
incurables (Le Sage). Soit qu'il ait de l'appetit ou qu'il n'en ait
pas, il croit toujours qu'il est malade (Gramm. Nat.).
ö6. in den Sätzen, in denen mit der Einräumung die Gradbestimmung
eines Begriffs verbunden ist, welche durch die Adverbien si, quelque,
tant und die Präposition pour bezeichnet wird, worauf que den
Thätigkeitsbegriff anknüpft: Mais si haut cependant qu'interrogeät
le maitre, Nul ne lui repondit (Dümas). Montes sur les epaules les
uns des autres, Le dernier, si petit qu'il soit, est un grand homme
(Scribe). Si interessant que vous soyez, mon eher docteur, j'ai
le malheur de vous connaitre ä. fond (Cherbdliez). Quelque puis-
sants qu'ils soient, je ne les crains point (Acad.). Das in dieser
Ausdrucksweise veraltete tant findet sich noch in der Formel tant
soit peu (ohne que, welches auch sonst im Altfranzösischen wegfiel):
ün diner de poete, Comme vous le savez, est tant soit peu frugal
(Etienne). Pour dagegen steht ganz dem si gleich: Pour grands
que soient les rois, ils sont ce que nous sommes (Corneille). II
faut eviter de se faire un ennemi pour petit qu'il soit (Acad.).
Pour peu que vous donniez, donnez pour Texemple (Boistr).
Nur bei der Einführung des koncessiven Satzes mit tout. .que,
worin tout vor einer Femininform mit anlautendem Konsonanten die
§§ 123. 124. //. Konjunktiv in Nebensätzen. Adverbialsätze. 369
Pronominalform des weiblichen Geschlechtes e im Singular, es im
Plural anzunehmen pflegt, gestattet die Sprache einen doppelten Ge-
sichtspunkt; die neuere Sprache verwendet hier häufiger den Kon-
junktiv; natürlich steht der Indikativ da, wo der Redende ausspricht,
was für ihn Thatsache ist.
mit dem Konjunktiv. Tout auteur que je sois, je ne suis pas
jaloux (Regnard). Tout interessante que soit cette question,
eile demeure presque insoluble (Chateadbr.).
mit dem Indikativ: Tout casse que je suis, je cours toute la
ville (Corneille). Tout terrible qu'il est, j'ai l'art de Tafl^aiblir
(Voltaire). Que si, tout pur qu'il est, mon devouement s'abuse
(Ponsard).
is. in den Sätzen, worin ein relatives Fürwort oder Adverb in ver-
allgemeinertem Sinne mit folgendem que auftritt; dahin gehören
die Fürwörter qui que, quoi que, quel que, dem man tel que
assimilirt hat, afr. auch quant que, lequel que, quelque . . que und
die Adverbien oü que, comme que, combien que, afr. auch
coment que, quand que, von denen jedoch vorzugsweise oü que noch
gebräuchlich ist. Diese relativen Wörter entsprechen den lateinischen
Verdoppelungen guisguis, quidquid, quotquot, utut u. dgl., denen auch
guamquam analog ist. Das Lateinische gebrauchte hier den Indikativ
neben dem seltneren Konjunktiv: Quidquid erit, tibi erit (Cic,
Farn. 2, 10). Quoquo modo res se habet, peto a te etc. (13, 37).
Illud utut est, etsi dedecorum est, patiar (Plaut., Bacch. 5, 2, 73).
Das Altfranzösische hat ebenfalls bisweilen den Indikativ nach qui
qui etc.
verallgemeinernde Fürwörter: Qui que ce soit, parlez, et ne le crai-
gnez pas (Racine). Qui que tu sois, ami lecteur etc. (Le Sage); so
häufig: qui que ce soit, qui que ce füt, qui que (j'ait ete etc., meist
mit Beschränkung auf das Zeitwort etre. Quoi que vous ecriviez,
evitez la bassesse (Boileau). Quel qu'il soit, nul rempart ne le
peut proteger (Ancklot). La liberte doit vaincre ä tel prix que ce
soit (Mignet). Je n'ai jamais refuse mon admiration aux talens dans
quelque parti qu'ils se soient trouves (Chateaubr.). II voudra,
ce rival, qui que l'on puisse elire, S'assurer par l'hymen de vos
droits ä l'empire (Corneille, Pulch. 1, 1).
Der Konjunktiv bleibt auch dann, wenn der mit que eingeleitete
Satz sich in einen relativen Satz mit qui verwandelt: Quelque chose
qui arrive (äcad.). Quelques eiforts qu'il ait faits (Ead.).
verallgemeinernde Adverbien: Helas! oü que vous soyez, vous etes
mort ponr moi (J.-J. Rousseau). Comme que tout aille; peu importe
au pretendu s;ige (lo ). Combien que les malhonnetes gens pros-
perent, ne pensez pas qu'ils soient heureux (Makmontel).
124. ö. in Konsekutivsätzen, welche mit que anheben und gewöhnlich auf
ein adverbiales, substantivisches oder pronominales Korrelat, wie si,
tellement, de sorte, de maniere, de fa^on, au point etc., ce,
tel, tant, bezogen sind, oder ohne Korrelat in affirmativen Sätzen
stehen, wird, abweichend von dem Lateinischen, wo dem ut der Kon-
junktiv folgt, der Indikativ verwendet.
Mätzncr, fr. Gr. 3. Aufl. 24
370 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
aa. Hier muss indess der Inhalt der Sätze, nicht die Form allein, erwogen
werden; wird nämlich der Inhalt des Nebensatzes, als Zweck oder
Tendenz des Prädikates, im Hauptsatze reflektirt, so entsteht der
Finalsatz, welcher uothwendig den Konjunktiv verlangt: II faut tou-
jours se conduire de maniere qu'on nait aucun reproche ä se faire
(AcAD.). Faites en sorte . . que je puisse voir secretement Diego
(Le Sage). Vous n'etes pas si bas . , que vous ne puissiez vous
relever (Id.).
ßß. Dies geschieht auch, wo der Nebensatz das Ergebniss oder die
"Wirkung in ihrem Verhältnisse zu der Intensität oder Natur
des Prädikates im Hauptsatze ausdrückt und durch pour que ein-
geleitet wird; hier tritt häufig ein Korrelat, wie assez, trop, im
Hauptsatze auf, welches jedoch auch fehlen kann: Le mal fut assez
grand pour que, dans cette longue suite de desastres, il fit epoque
(Segür). C'est une chose trop vaste et trop epouvantable ä la fois
pour que je vous en parle dans cette histoire (Sodlie). C'est une
raison de plus pour que je desire lui parier Sans retard (Dümas).
Qui es-tu, malheureuse creature, pour que la reine s'occupe de
toi (V. Hugo).
yy. Der Konjunktiv steht auch in negativen Nebensätzen mit que . .
ne, denen ein negativer Hauptsatz vorangeht, wie im Latei-
nischen in den mit ut non oder quin nach einem negativen Haupt-
satze eingeleiteten Konsekutivsätzen: II n'a Jamals rien fait qu'il ne
m'ait consulte (Etienne). Ils ne voulurent point le quitter qu'ils
ne l'eussent . . tire de la Russie, et qu'il ne füt en sürete (Segür).
Un mois ne se passe pas que l'occasion ne vienne (J. Michelet).
Vgl. lat. Non possunt una in civitate multi rem atque fortunas amit-
tere, ut non plures secum in eandem calamitatem trahant (Cic,
Manil. 7). Deesse mihi nolui, quin te admonerem (Fam. 5, 12).
Die Sätze dieser Art wehren die Vorstellung einer Folge, dann aber
überhaupt eines begleitenden Umstandes ab. Daher ihre Mehr-
deutigkeit. Sie können oft als Temporalsätze mit avant que . . ne
oder jusqu'ä ce que, sowie als Bedingungssätze mit ä moins que
ne u. dgl, aufgefasst werden, und meist durch sans que ersetzt
werden. Vgl. S. 365. 367.
Vgl. Je ne vous quitte point, Seigneur, que mon amour n'ait
obtenu ce point (Cornkille), Et son glaive au fourreau ne sera pas
remis Qu'il n'ait extermine ses derniers ennemis (Ponsard). Je
n'irai point lä que tout ne soit pret (äcad.). Je ne sors point d'ici
qu'on ne m'en chasse (Regnard).
•JJ. Die mit sans que eingeführten Sätze haben den Konjunktiv, weil sie
in ähnlicher Weise die Vorstellung einer mit der Handlung des Haupt-
satzes verknüpften Thätigkeit abwehren: Eioignez-le de vous Sans
qu'il ait aucun Heu de me croire jaloux (Racine;. Lanjuinais com-
battit l'ordre du jour sans que la discussion füt reprise (Mignet).
Toutes les creatures paraitront devant Dieu, sans qu'il y ait entre
elles de prerogatives (Montesquieu). Elle ne voyait aucun etre
souffrant sans que son visage n'exprimät la peine qu'elle en res-
sentait (B. de St-Pierre).
^ 12b. n. KonJ. in Nebens. Adverbialsätze. §§ 126. 127. Adjektivsätze. 371
125. e. in Finalsätzen steht ausnahmelos der Konjunktiv, wie im Lateinischen
nach ut, quo in diesem Falle; die einleitende Konjunktion que wird hier
von afin oder pour begleitet, oder bezieht sich auf Korrelate, wie in
den Konsekutivsätzen (s. oben J.), oder steht ohne Korrelat: Ce livre est
toujours sur le bureau, afin qu'on puisse le consulter (Acad.). Pour
qu'une Innovation soit pacifique, il faut qu'elle ne soit pas contestee
(Mignkt). Donnez-moi un lit ou une botte de paille, que je puisse
dormir (Merimee), Das Altfrauzösische gebrauchte im Finalsatze auch
ä ce que mit dem Konjunktiv, welches gegenwärtig noch in Verbindung
mit de maniere vorkommt.
126. cc) Im adjektivischen Nebensatze, welchem der adverbiale Neben-
satz der Ortsbestimmung völlig analog behandelt wird, steht der Kon-
junktiv im Allgemeinen nach denselben Grundsätzen, welche im Lateinischen
gelten, abgesehen von dem lateinischen Gebrauche des Konjunktiv in indi-
rekter Rede. Der allgemeine Grund des Konjunktiv ist hier der, dass der
Nebensatz nicht als einfache Beschreibung oder blosser Bericht auftritt, sondern
eine an seinem Korrelate, d. h. seinem Substantivbegriffe, gesetzte oder vor-
ausgesetzte Beschaffenheit aussagt.
1. Dies geschieht zunächst, wenn für die im Hauptsatze angegebene
Thätigkeit der Inhalt des Nebensatzes als die geforderte Beschaffen-
heit eines Gegenstandes mitgesetzt zu denken ist. Häufig erscheint hier
im Hauptsatze ein Verb der Willensäusserung, ein Imperativ oder ein
Infinitiv mit pour, was indessen nicht das Wesentliche ist: Pompee aspirait
ä des honneurs qui le distinguassent de tous les capitaines de son
temps (Vertot). Adressons-nous aux anciens si nous voulons trouver
des vertus qui ne soient pas dressees ä la parade et des ceuvres d'art
qui soient autre chose que des affiches (Cherbuliez). Je voudrais in-
venter quelque petit cadeau, qui coütät peu d'argent, et qui parüt
nouveau (Regnard). Reprends des sentiments qui soient dignes de toi
(Id.). Montrez-moi des heros que je puisse honorer (Ponsard). — Caius
proposa de faire construire des greniers publics oü Ton piit conserver
une assez grande quantite de grains (Vertot). Oui, pour vous faire un
choix oü vous puissiez souscrire J'ai parcouru des yeux la cour, Roma
et l'empire (Racine). Lat. Serit arbores quae alteri saeculo prosint
(Cic, Tusc. 1, 14).
J27. 2. Der Konjunktiv steht aber nicht nur da, wo der Nebensatz mit Bezug auf
die Thätigkeit des Hauptsatzes eine Forderung stellt, sondern überhaupt
da, wo die Beschaffenheit eines Gegenstandes durch den Reden-
den gesetzt wird, oder wo eine Beschaffenheit als Bestimmung eines
Gegenstandes in seinen Begriff mit aufgenommen werden soll.
«. Dies ist der Fall, wenn im Hauptsatze einem Gegenstande ein super-
lativisches Adjektiv oder eins der numerischeu Adjektive seul,
unique, premier, dernier, welche superlativischen Bestimmungen
analog sind, als Attribut beigegeben wird, welches nicht dem Gegen-
stande an und für sich, sondern nur in seiner durch den Nebensatz
mitgesetzten näheren Bestimmung zukommt: Le meilleur usage qu'on
puisse faire de son esprit est de s'en defier (Fenelon). Les Templiers
de M. Raynouard sont certainement l'une des pieces les plus dignes
24*
372 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfi5gung. I. Grundbestandth.
de louange qui aient paru depuis longtemps (Mme de Stael). Le&
plus grands originaux que j'aie vus ä Athenes n'etaient pas des
Atheniens (Cherbüliez). L'homme est le seul des animaux qui
soit oblige de se vetir (B. de St-Pierre). Je suis le seul qui
vous connaisse (Fenelon). Neron est le premier empereur qui
ait persecute l'eglise (Bossdet).
Indessen findet sich hier auch häufig der Indikativ, insofern die
mitgesetzte Bestimmung auch als eine unter der Gewähr des Reden-
den ausgesprochene Beschaffenheit des Gegenstandes erseheinen kann:
C'etait la plus intrepide menteuse que j'ai connue (Marivaux),
C'est le moindre secret qu'il pouvait nous apprendre (Racine).
La tendre jeunesse est le seul äge oü l'homme peut encore tout sur
lui-meme pour se corriger (Fenelon). Et serez-vous le seul que
vousn'oserez croire? (Racine) Malpighi est le premier qui a fait
cette decouverte (B. de St-Pierke). 11 est pret k le donner [sc.
l'argent] au premier qui a besoin de lui (G. Sand). So auch, wo
die Absicht vorwaltet, der Aussage den Charakter einer blossen Angabe
von Thatsachen zu verleihen: Carnot fut un des premiers officiers
de Tarmee fran<^aise qui embrasserent loyalement et avec enthou-
siasme les vues regeneratrices de FAssemblee nationale (Arago). Ces
annees qu'il passa au seminaire furent les seules oü il respira
l'air d'une grande ville (G. Droz).
Wenn im Hauptsatze die numerische Bestimmung peu enthalten
ist, tritt ebenfalls der Konjunktiv im Nebensatze ein: 11 y a peu de
rois qui sachent chercher la veritable gloire (Fenelon). II est peu
d'hommes qui sachent veritablement aimer (Mme de Stael). 11 y
a peu de conjectures oü il ne faille tout dire ou tout cacher (La
Bbcyere), Vgl. lat. Pauci ex multis sunt amici homini, qui certi
sient (Pladt., Pseud. 1, 3, 170). Perpauci equites, qui equos secum
eduxissent, inventi sunt (Liv. 41, 3).
ß. Wenn ein verneinender Hauptsatz den Begriff" einer Person oder
Sache enthält, welche durch die im Nebensatze gesetzte Beschafi'en-
heit ihre unbestimmte Allgemeinheit verliert, so steht im Nebensatze
der Konjunktiv. Der Hauptsatz enthält alsdann entweder die sub-
stantivirten Verneinungen personne, rien, die substantivisch oder
adjektivisch gebrauchten aucun, nul, oder ne (pas, point) mit
folgendem de oder un vor dem Substantivbegriffe oder ein artikelloses
Substantiv: 11 w'y a personne qui, en pareil cas, ne negligeät
un interet si important (Voltaire). Je n'ai rien fait ä messire Olivier
de Glisson dont je me repente (Barante). Aujourd'hui, il ne se
fait rien, il ne se dit rien, il ne s'ecrit rien oü Ton ne sente
percer le desir de paraitre (Cherbüliez). Je n\i employe aucune
fiction qui ne soit une image sensible de la verite (Voltaire). Je
n'&i point encore rencontre d'homme qui n'eüt ete trompe dans
ses reves de felicite (Chateacbk.). Nous ne vivons pas dans un
temps regulier qui permette ä chacun son voeu particulier (Ron-
sard). La societe /»'etait point encore une arene oü Ton se me-
surät avec une defiance deguisee en politesse (Chamfort). 11 ^i'est
passion qui nuise plus que la colere (Montaigne). Pas de fre-
daine dont on ne fit un couplet (A. de Müsset). Lat. Nemo est
§ 128. Modalformen. Der Imperativ. 373
orator, qui se Demosthenis similem esse nolit (Cic, Opt. Gen,
2, 6). Natura nihil habet, quod magis expetas quam honestatem
(Tiisc. 2, 20). Nullum est animal praeter homiuem, quod habeat
notitiam aliquam dei (Leg. 1, 8).
Nach Sätzen, worin durch ne . . que ein negativer Satz mit
einem Moialsatze zusammengezogen ist, steht unter ähnlichen Be-
dingungen ebenfalls der Konjunktiv im Nebensatze: II n'y a que la
■volonte publique qui puisse operer la renonciation de tous (Mirabeau).
Je ne vois que nous deux qui soyons raisonnables (Collin
d'Harleville). Je ne vois que vous qui . . Puissiez paraitre
ainsi plus jeune tous les jours (Regnard). Obgleich hier der Relativ-
satz der Form nach auf Substantivbegriffe bezogen wird, welche dem
in den Hauptsatz mit aufgenommenen Modalsatze angehören, so ist
doch der Nebensatz seinem Wesen nach auf den verneinten (obwohl
verschwiegenen) Substautivbegriff des Hauptsatzes bezogen.
Selten hat man hier den Indikativ verwendet; Je nesuispas
un orphelin qui n'eut jamais connaissance de ses parents (Boni-
facb). II n'y a jamais eu que mademoiselle de Langeron ä qui
madame la princesse a parle (Fenelon). II w'y eut que moi qui
esperai la victoire (Id.).
y Nach fragenden Hauptsätzen tritt der Konjunktiv ausserdem ein,
wenn die im Nebensatze ausgedrückte Beschaffenheit als in dem in
Frage gestellten Gegenstande mitgesetzt zu denken ist: Que reste-
t-il encore qui puisse etre empörte? (Ponsard) Qu'est-il arrive
qui puisse vous degager de l'obeissance . ,? (Dumas) Quelle est
la porte qu'il n'ait pas flechie par sa persevevance? (Fenelon)
Et depuis quand l'homicide est-il une action qu'il soit utile de
consacrer an nom du ciel? (La Mknnais) A quoi sert d'avoir un
roi qui Sache bien gouverner en paix? (Fenelon) Lat. Quis est,
qui utilia fugiat? (Cic, Off. 3, 28) Quotusquisque est, qui
voluptatem neget esse bonum? (Div. 2, 39) Qualis ista philosophia
est, quae non interitum äffe rat pravitatis? (Fin. 2, 9)
d. Ist der Hauptsatz ein bedingender oder einräumender Satz, so
steht im Nebensatze, der die vorausgesetzte Beschaffenheit eines
Substantivbegriffes enthält, ebenfalls der Konjunktiv: G'est . . inutile,
si je trouve ä Madrid des Fran^aises qui veuillent bien m'aimer
un peu (Dumas). Ä'il vous faut un couteau dont la trempe soit
bonne (Ponsakd). Quel que füt le nombre d'invitations qui put
lui arriver . . (Mme Guizot). Lat. Qui beatus est, non intelligo, quid
requirat, ut sit beatior: si enim est, quod desit, ne beatus quidem
est (Cic, Tusc. 5, 8). Si quis est talis, qui me accuset . . non
est ista mea culpa (Cat. 2, 2).
128. c. Gebrauch des Imperativ. Der Imperativ enthält eine Willens-
äusserung, deren nähere Beschaffenheit, als Befehl, Bitte, Ermahnung,
Aufforderung, Erlaubniss etc., aus dem Zusammenhange der Rede, sowie aus
dem Affekte, dem Tone und der Haltung des Redenden zu entnehmen ist.
1. Der Imperativ verlangt, indem er sich der Form nach dem Präsens an-
schliesst, eine Thätigkeit, welche vollzogen werden soll oder mag;
374 Dritt. Tbl. Syntax, Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
doch kommt auch eine zusammengesetzte Imperativform vor, welche, in
der Bedeutung dem Futurum exaktum analog, die vollendete Thatsache
gebietet oder gestattet: Ayez abandonne la ville, quand l'ennemi y
entrera (Gramm. Nat.). Ayez fini votre täche ä Theure indiquee ou
ne l'ayez point finie, on ne vous en temoignera ni plus ni moins de
satisfaction (De Sacy). Vgl. lat. At vos admoniti nostris quoque casibus
este! (OviD., Tr. 4, 8, 51) Jacta alea esto! (Slet., Caes. 32)
2. Die erste Person der Mehrzahl wendet sich ursprünglich an die im
Gespräche betheiligten Personen mit Einschluss des Redenden selbst: Ne
tardons plus, marchons (Racine). Oft gebraucht jedoch der Redende
diese Person von sich allein, indem er in seiner Person gleichsam den
Anredenden und den Angeredeten zusammenfasst, wobei anderweitige
prädikative oder adverbiale Bestimmungen auf die Einzahl bezogen bleiben
können: Tout emu que je suis, restons maitre de moi (Delavigse).
Tächons de me remettre un peu (Berquin).
3. Die dem Imperativ mangelnden Formen werden dem Konjunktiv ent-
nommen ; auch der Indikativ des Präsens und des Futur vertritt seine
Stelle. S. S. 332. 334. Im Altfranzösischen ward ein Heischesatz, be-
sonders mit der Negation, auch durch den (elliptischen) Infinitiv ersetzt:
Va tost, dist-il, ne te targier (Rom, de Rod). Se tu i passes nester
pas (Fabl, et C. II. 78), wie im Provenzalischen. Uebrigens vgl. über
den reinen Infinitiv § 148. I. d).
4. Einzelne Imperative, wie va, alions, tiens, tenez, voyons etc., sind in der
Umgangssprache zu Empfindungslauten abgeschwächt, die den Charakter
einer Ermunterung, Abweisung, Beanspruchung der Aufmerksamkeit etc.
erhalten können: Loin de le provoquer, va, c'est le desarmer (Abnault).
Voilä qui est fait, tenez, et selon toutes les regles de l'etiquette
(Dumas). Voyons, as-tu besoin de quelque chose avant que je m'en
aille? (Id.)
5. Der Imperativsatz steht zuweilen statt eines konditionalen und
koncessiven Satzes: Avoue-le, et je te pardonne tout (Dcmas).
Suivez-moi, et je vous conduirai dans un pays oü vous prendrez de
l'or et de Targent autant que vous en pouvez desirer (Grizor). Ayez
fini votre täche . . ou ne l'ayez point finie, on ne yous temoignera
ni plus ni moins de satisfaction (De Sacy). S. Satzfügung.
129. Beziehung des Subjektes und des Prädikates auf einander. Die
Einigung des Subjektes und des Prädikates wii-d an der Form des Thätig-
keitsbegriffes im Prädikate erkannt, welcher zugleich das Band (die
Copula) derselben ist. Hierbei ist jedoch nicht das Prädikat, sondern
das Subjekt massgebend, und die allgemeine Regel fordert daher für das
Zustandekommen des Satzes, dass der Thätigkeitsbegriff hinsichtlich der
Person und der Zahl mit dem Subjekt übereinstimme. Da aber statt
des einfachen Zeitwortes auch ein Verb allgemeiner Natur mit einer prä-
dikativen Bestimmung im Satze auftreten kann, so entstehen hierdm'ch
zum Theil Schwierigkeiten für die Durchführung der Kongruenz des so
zusammengesetzten ThätigkeitsbegrifFes, dessen prädikative Bestimmung
etwa keine vollständige Uebereinstimmung mit dem Subjekte gestattet, zum
§ 129. Bez. d. Subj. u. Präd. § 130. Kongr. d. Subj. u. Präd. im einf. Satze. 375
Theil Abirrungen des Verbs zur Kongruenz mit dem prädikativen Begriffe,
Andererseits kann auch das Subjekt nach seiner grammatischen Form
und seinem logischen Gehalte eine zwiefache Auffassung hinsichtlich der
Zahl oder der Person möglich machen und danach eine verschiedene
Form des Prädikates bedingen. Endlich gewähren zusammengezogene
Sätze, welche mehrere Subjekte enthalten, die selbst verschieden in Zahl,
Geschlecht und Person sein können, hinsichtlich der Person und der Zahl
des Prädikates verschiedene Gesichtspunkte für die Kongruenz des allen
gemeinsamen Prädikates.
Wir betrachten daher A. die Kongruenz des Prädikates im einfachen
Satze mit einem Subjekte und B. im zusammengezogenen Satze, in welchem
mehr als ein Subjekt erscheint.
130. A. Kongruenz des Prädikates im einfachen Satze mit einem
Subjekte.
a) Wenn das Prädikat ein selbständiges Verb enthält, welches keine prädi-
kative Ergänzung bedingt, so stimmt es in Person und Zahl mit seinem
Subjekte überein: L'orage gronde (AcAn.). Sept heures sonnent (Dumas).
Ma fin approche; vous ne reverrez plus mon visage (Chateacbr.). II
revient; les peuples accourent sur son passage; il rentre en triomphe
dans sa ville episcopale (Id.). Marat a jure qu'avant peu II guillotine-
rait tous ceux qui croient en Dieu (Ponsard).
Ausnahmsweise findet man den Torangesetzten Imperativ vive auch vor
einem pluralischen Subjekte: Parbleu! vive les gens pleins d'imaginative!
(Reosard) Vive les jeunes gens! tout est feu, tout est gräce (Bret).
Gewöhnlicher ist der Plural vivent in diesem Falle.
b) Enthält das Prädikat ein Verb allgemeiner Natur (namentlich etre) nebst
einer prädikativen Bestimmung, so sind hier die Fälle zu unter-
scheiden, in denen die prädikative Bestimmung ein Adjektiv oder ein Sub-
stantiv ist :
1. Ein prädikatives Adjektiv (Particip, Fürwort etc.) steht mit seinem
Subjekte in gleichem Geschlechte, gleicher Zahl und gleichem
Falle, wenn es nicht undeklinirbar oder geschlechtslos ist. S. S. 134.
138. La renommee d'Origene etait repandue dans tout le monde
romain (Chateacbr.). La physique de l'hexaemeron n'est pas bonne,
mes les details en sont charmans (Id.). Quel est votre mal?
(Molierf)
Beispiele geschlechtsloser Farbenadjektive: Les couleurs du grand
casque sont aurore (B. de St-Pierre). Ses yeux etaient jaune pale
(Albert Montemont), sind im prädikativen Verhältnisse aufzufassen, wie:
A quoi bon tous nos arts? ä qnoi bon nos tresors? (Delille) A
quoi bon les efforts du patriote austere? (Ponsard) und das Lateini-
sche: Varium et mutabile semper femina (Virg.), d.h. als neutrale
oder substantivirte Begriffe. In: 11 etait nu-tete et nu-jambes
(Acad.), sowie in Les pieds et les ongles de la perruche . . sont
couleur de chair pale (Bcffon) begegnen wir elliptischen Bestim-
mungen mit ausgelassener Präposition oder ursprünglich adverbialen
Akkusativen.
376 Diitt- Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Gnindbestandth.
2. Beim prädikativen Substantiv kommt es zunächst darauf au, ob es
ein Personal- oder ein Sachsubstautiv ist.
o. Das prädikative Personalsubstantiv stimmt in der Regel in
Geschlecht, Zahl und Fall mit seinem Subjekte überein: Dieu
est le maitre de l'univers (Acad.). Plotin, fondateur du neo-plato-
nisme, n'en etait pas Tinventeur (Chateadbe.). La rime est une
esclave et ne doit qu'obeir (Boileau).
Doppelgeschlechtige Substantive (s. S. 123) sind, wie die
lateinischen adolescens, affinis, antistes, artifex, civis, comes, conjux,
custos etc., als im Geschlechte mit dem Subjekt kongruirend an-
zusehen. Motionsunfähige Substantive männlichen Geschlechtes
(s. S. 131) werden ebenso auf beide Geschlechter bezogen: Mademoiselle
de Schurmann . . etait peiutre, musicienue, graveur, sculpteur,
philosophe, geometre, theologienne meme (Biogr. univ.). Li-
sette en est temoin (Regnard), obwohl sie, grammatisch betrachtet,
männlichen Geschlechtes bleiben. Ursprüngliche Sachsubstantive,
welche in übertragener Bedeutung von Menschen gebraucht werden,
bewahren, wenn sie weiblichen Geschlechtes sind, auch von Männern
gebraucht, ihr grammatisches Geschlecht. Dahin gehören besonders
die Namen musikalischer Stimmung und Instrumente, wie
taille (jetzt le tenor), haute-taille (jetzt ebenfalls veraltet), basse-taille
(jetzt zum Theil durch le barytou oder la basse ersetzt), basse, haute-
contre, basse-contre etc., clarinette u. dgl. Ce chanteur est la
meilleure basse-taille de l'Opera (Acad.). C'est une excellente
clarinette (Ead.). So werden auch übertragene Namen, wie victime,
bete, delices etc., behandelt: II a ete la victime de la bonne foi
(Acad.). Notre ami Drolichon qui n'est pas une bete (Racine). De
Rome . . Caius fut les delices (Racine), Vgl. lat. amores ac de-
liciae tuae Roscius (Cic). Dahin gehört auch das ursprünglich wohl
abstrakte la dupe, welches bisweilen auch in der Zahl nicht mit
seinem Subjekte kongruirt: II en a ete la dupe (Acad.). Nous eu
fümes les dupes (Ead.), doch auch: Les personnes de bonue foi
sont souvent la dupe des gens Interesses (Ead.).
Bei invertirter Wortstellung findet die Nichtübereinstimmung des
ursprünglich abstrakten temoin auch in der Zahl statt: Temoin trois
procureurs (Racine). Temoin ces deux mätins (La Fontaine).
Temoin les victoires qu'il a remportees (Acad,).
Zuweilen benutzt die Sprache die Motionsfähigkeit oder Doppel-
geschlechtigkeit des prädikativen Substantiv nicht, um auf ein weib-
liches Subjekt einen männlicheu Personennamen meist in
einer mehr energischen oder ehrenden oder ironischen Weise zu über-
tragen: Elle devient son maitre au moment oü sa voix Begaie ä
peine un nom qu'il entendit cent fois (Legolvb). Mon maitre en
Palestine . , etait une abeille (Chateaübr.). La mere est le pre-
mier instituteur de son enfant (B. de St-Pierre). La republi-
que est un robuste enfant (Ponsakd), Les petites maitresses
sont de grands maitres en coquetterie (Boiste).
ß. Das prädikative Sachsubstantiv kann natürlich sein Geschlecht
nicht nach Massgabe seines Subjektes ändern und wird auch hinsicht-
lich der Zahl freier verwendet: es hat nur im Falle mit seinem
§ 130. Kongruenz des Subj. u. Präd. im einfachen Satze. 377
Subjekte übereinzustiniujeu: La corruption avouee etait devenue
un pouvoir de I'etat (Lamautune). M. Thiers en etait Täme,
Tintelligence et la parole (Id.). Le peuple est toujours pas-
sion (Id.). Les lois, les mceurs antiques, Sont Tappui de Tetat
(Chenier). Les delices de Rome en devinrent Thorreur (Racine).
Lat. Captivi militum praeda fuerunt (Liv. 21, 15). Omnia Caesar
erat (LtCAN. 3, 108).
c) Wenn in dem Satze das grammatische Subjekt il oder ee auftritt, so
findet hinsichtlich eines prädikativen Begriffes (des logischen Subjektes) mit
Ausnahme der Kongruenz im Kasus keine beschränkende Bestimmung statt.
Für das Verb dagegen gelten folgende Bestimmungen:
1. Mit dem grammatischen Subjekte il muss das Zeitwort stets kon-
gruiren: Selon lui, il est des oiseaux chastes qui se reproduisent sans
s'unir (Ciiateaubr.). II se repandit une nouvelle (Acad.).
2. Ist aber ce das grammatische Subjekt, so stimmt das Zeitwort ent-
weder mit dem Subjekte ce überein, oder es kongruirt mit dem folgenden
prädikativen Begriffe.
«. Ist der prädikative Begriff ein Hauptwort oder ein hinweisendes
Fürwort mit folgendem Adjektivsatze, so entsteht gewöhnlich die
oben (S. 319) berührte Attraktion des Zeitwortes durch den prädikativen
Begriff: Ce ne furent plus les soldats de la republique, mais de
Sylla, de Marius etc. (Montksqciec). Les chevaux de Hollande sont
bons pour le carrosse, et ce sont ceux dont on se sert le plus
communement en France (Bcffon).
Man findet jedoch auch das Verb in Kongruenz mit dem Subjekt
ee: Ce n'etait que festins et bals, neben ce n'etaient efc. (Acad.).
N'est-ce pas lä les enfants des prophetes? (Volnet)
ß. Ist dagegen der prädikative Begriff ein persönliches Fürwort, so
kongruirt das Verb mit ce: c'est moi, toi, lui, nous, vous, eux, elles;
nur bei der dritten Person der Mehrheit steht gewöhnlich der Plural
des Verb: ce sont eux, elles: im Altfranzösiscben findet man ce
suis-ge, ce fui-ge, c'estez-vous u. dgl.: C'est moi qui suis Guillot
(La Fontaine). Est-ce nous qui avons fait cela? (Acad.) C'est
eux qui ont bäti ce süperbe labyrintbe (Bossuet). La seniaine pro-
chaine ce sera vous, Chandos, et le mois prochain ce sera moi
(V. Hugo). Dagegen: Ce sont eux qui ont iait cela (äcad.).
d) Wenn die bisher gegebenen Regeln der Kongruenz des Prädikates mit dem
Subjekte lediglich die grammatische Form berücksichtigen, so kann dagegen
bei Sammelnamen, persönlichen und bezüglichen Fürwörtern als
Subjekten des Satzes eine Berücksichtigung des Gehaltes derselben, abgesehen
von ihrer grammatischen Form, für die Form des Prädikates massgebend
werden; es kam; hier eine Konstruktion nach dem Sinne oder Synesis
eintreten.
1. Ist das Subjekt ein singularischer Kollektivbegriff oder ein Substantiv,
welches eine Anzahl bezeichnet, so steht das Zeitwort in der Mehrzahl,
wenn die in dem Substautivbegriffe zusammengefassten Individuen zur
Anschauung gebracht werden sollen. Gewöhnlich folgt in diesem Falle
dem Subjekt ein Genitiv des Plural.
378 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
Das Neu französische ninamt hiervon Sammelnamen aus, wie armee,
flotte, nation, peuple, compagnie, foret u. dgl., bei denen dem Redenden
eine begrifflich bestimmte Totalität vorschwebt, während das Alt-
frauzösische auch Subjekte, wie estores, compaignie, gent etc., mit dem
Plural des Verb verband, wie das Lateinische exercitus, Juventus, gens,
classis, nobilitas und nicht bloss pars, multitudo, turba, vis u. dgl.
konstruirte.
üne foule de citoyens ruines remplissaient les rues de Stockholm
(Voltaire), üne nuee de barbares desolerent le pays (Acad.). üne
troupe de soldats s'aper^urent qua ceux qui avaient ete tues . .
etaient tous Romains (Veetot). La plupart des femmes n'ont guere de
principes (La BRUYiiRE). üne vingtaine de soldats ont peri (Sicard).
ün millier d'epees . . sortiront des fourreaux (Dcmas). Nombre
d'historiens l'ont ainsi raconte (Acad.). — ün petit nombre s'echap-
perent et se sauverent dans les marais (J.-J. Rocsseac). On a repete
que, si Moliere donnait ses ouvrages de nos jours, la plupart ne reus-
siraient pas (Chamfort).
Doch steht auch hier mit Bezug auf die grammatische Form des
Subjektes oft die Einzahl des Zeitwortes, selbst wo dem Subjekte ein
pluralischer Genitiv folgt: üne troupe de montagnards ecrasa la
maison de Bourgogne (Domergce). ün grand nombre d'hommes ne
donne jamais son assentiment complet ä toutes les opinions d'un seul
(Mme de St.a'el).
Im Fortschritte der Rede zu neuen Sätzen bezieht übrigens noch das
Neufranzösische auf allerlei Kollektive die Mehrzahl: Que ferai-je ä ce
peuple? bientöt ils me lapideront (Bible). Le peuple accourait en
foule . . Nous demandämes la cause de leur empressement (Fenelos).
Neutrale Quantitätsbezeichnungen und ebenso adverbiale, die ebenfalls
als Neutra in der Einzahl zu betrachten sind, mit folgendem attributivem
Genitiv werden nach denselben Gesichtspunkten behandelt, wie die ur-
sprünglich substantivischen Kollektivbegrifl'e; es findet hier eine Attraktion
des Prädikates durch die den Quantitätsbezeichnungen folgenden attribu-
tiven Genitive statt; vgl. unten die Anmerkung zu § 155. 2.
Nach der Quantitätsbestimmung plus d'un im Subjekte steht die
Einzahl im Prädikate: Plus d'une Penelope honora son pays (Boileac).
Plus d'un charmant ouvrage Etait perdu pour moi (Delille).
Nach anderen Zahlbestimmungen, wie plus de deux, de trois, de cent etc.
steht immer der Plural, wie im Lateinischen: Plus milie capti (Liv.
24, 41).
Im Verlaufe der Rede findet man auch hier in einem folgenden Satze
den Plural auf plus d'un bezogen: Nous avons plus d'une ancienne
piece qui etant corrigees pourraient aller ä la posterite (Voltaire).
Der Grund des Gebrauchs des Singular scheint in der Attraktion
des Zeitwortes durch das Zahlwort un zu liegen.
2. Mit den persönlichen Fürwörtern nous, vous und on, welche auf eine
Einzahl und Mehrzahl von Individuen männlichen oder weiblichen Ge-
schlechts bezogen sein können, werden, je nach dieser verschiedenen Be-
ziehung, prädikative Adjektive (Participien etc.) oder Substantive von
verschiedenem Geschlechte und verschiedener Zahl verbunden:
Noussommes toujours votre bonne amie, mylord (Dumas), sagt eine
§ 131. Kongruenz des Subj. u. Präd. im zusammengezogenen Satze. 379
Königin. Nous sommes trop persuadee du peu d'interet qu'offirent
ces memoires (Mme de P.). Vous etes le maitre (Acad.). Songez
bien dans quel rang vous etes elevee (Racink). Quand on est mariee,
on n'est pas toujours maitresse de ses actions (Noül et Chaps.).
Quand on est jeunes, riches, et jolies, comme vous, mesdames, on
n'est pas reduites ä l'artifice (Diderot).
3. Das Zeitwort des Satzes, in welchem qui das Subjekt ist, richtet sich
hinsichtlich der Person wie der Zahl nach der grammatischen Person,
welcher die Thätigkeit beigelegt wird: C'est moi seul qui suis coupable
(Mabmontel). C'est vous qui le premier avez rompu nos fers (Vol-
taire). Nous sommes deux religieux de Saint-Bernard qui voyageons
pour nos affaires (Florian). Vgl. lat. Ego idem sum, qui et infans fui
et puer et adoiescens (Sen., Ep. 121). Tu ipse, qui illis tam multa
concedis (Cic, Lig. 11).
Steht im voranstehenden Satze ein prädikatives Substantiv oder sub-
stantivirtes Adjektiv, so kann auch dieses durch den Adjektivsatz bestimmt
werden, und das Verb steht alsdann in der dritten Person: Je suis
l'homme qui accoucha d'un oeuf (Voltaire). Tu etais le seul qui
püt me dedommager de l'absence de Rica (Montesqüied).
131. B. Kongruenz des Prädikates im zusammengezogenen Satze
mit mehr als einem Subjekte.
) Wenn dasselbe Prädikat verschiedenen Subjekten (ia der Einzahl) zukommt,
so gelten hinsichtlich der Zahlform des Prädikates folgendeGesichtspunkte:
1. Das Prädikat steht in der Mehrzahl, wenn die Subjekte, als eine Ge-
sammtzahl unterschiedener Individuen zusammengefasst werden,
denen das Prädikat gemeinsam zukommt: La vertu et l'ambition sont
incompatibles (B. de St-Pierre). Flavien et Jean Chrysostome
furent encore plus meles que Basile ä la politique (Chateaubr.) Vir-
gile, Varius, Pollion, Horace, Tibulle etaient amis (Voltaire). L'ambi-
tion, la soif de l'or, l'esprit de rivalite, ne dicterent aucune de ses
actions (Aeago). Vgl. lat. Pompejus, Lentulus, Scipio foede perierunt
(Cic, Fam. 9, 18).
Auch Infinitive als Subjekte können so betrachtet werden: Vivre
et jouir seront pour lui la lueme chose. Produire et conserver sont
l'acte perpetuel de la puissance (J.-J. Rousseai').
Sind die einzelnen Subjekte durch ou oder ni mit einander ver-
bunden, so kann ein doppelter Gesichtspunkt massgebend werden: die
Subjekte können entweder trotzdem, dass ihnen das Prädikat nur ab-
wechselnd, oder selbst einem mit Ausschluss des anderen zukommt, kol-
lektiv in der Vorstellung des Redenden zusammengefasst werden, oder
das ausschliessende Moment kann in den Vordergrund treten. Im
ersten Falle steht der Plural, im zweiten der Singular.
Le temps ou la mort sont nos remedes (J.-J. Rousseau). La repu-
blique ou la monarchie sont suspendues k ses levres (Lamartine).
Ni l'or ni la grandeur ne nous rendent heureux (La Fontaine). Vgl.
lat. Si quid Socrates aut Aristippus contra morem . . fecerint (Cic,
Off. 1, 41). Erant quibus nee senatus gloriari nee princeps possent
(Plin., Pan. 75). — Immer steht hier der Plural, wenn die Subjekte zu-
380 i^ritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschu. Die Wortfügung. J. Gruudbestandth.
gleich verschiedene grammatische Personen sind: Mon frere ou moi
ferons la reponse ä cette lettre (Acad.). Vgl. lat. Haec si neque ego
neque tu fecimus (Ter., Ad. 1, 2, 23).
Le bien ou le mal se moissoune, Selon qu'on seme ou le mal, ou le
bien (Lamotte). Ni son coeur ui le mien ne peut etre perfide (Voltaire).
Lat. Si Aeacus aut Minos diceret (Cic, Off. 1, 28, 97). Sine imperio
nee domus ulla, nee civitas, nee gens, nee hominum Universum genus
Stare, nee rerum natura omnis, nee ipse muadus potest (Cic, Leg. 8, 1).
Dieser Fall ist natürlich der gewöhnlichste.
Auch bei den Subjekten Tun et l'autre, ni Tun ni l'autre tritt
die Möglichkeit der doppelten Auffassung ein: L'un et lautre ä ces
mots ont leve le poignard (Voltaire). Ni Tun ni l'autre u'ont eu la
nioindre part au grand changement qui va se faire (Voltaire), verglichen
mit: Emilie et Cesar, Tun et l'autre me gene (Corneille). Ni l'une
ni l'autre maniere n'est elegante (Voltaire).
Wird ein Subjekt mit einem anderen durch unterordnende
Bindewörter, wie comme, de meme que, aussi bien que, ainsi
que oder die Präposition avec verbunden, so knüpft sich das Prädikat
natürlich vorzugsweise an das grammatisch zunächst in Betracht kom-
mende. Doch findet man auch hier den Plural im Prädikate: Louis XIV,
comme Napoleon . . substituerent l'ordre ä la liberte (Chateaübr.).
Bacchus, ainsi qu'HercuIe, etaieut reconuus pour demi-dieux (Vol-
taire). Le comte Piper, avec quelques officiers . , etaient sortis de
ce camp (Id.). So auch zuweilen im Lateinischen: Ipse dux cum ali-
quot principibus capiuntur (Liv. 21, 60).
2. Das Prädikat steht dagegen in der Einzahl, wenn die Vorstellung einer
Gesammtheit unterschiedener Individuen aus logischen oder rhe-
torischen Gründen zurücktritt.
ß. wenn die Subjekte synonym sind, also nur einen Grundbegriff von
mehreren Seiten darstellen: Son courage, son intrepidite e tonne les
plus braves (Üomergde). Le noir veuin, !e fiel de leurs ecrits N'ex-
cite en moi que le plus froid mepris (Colardeac). Lat. Societas
hominum et communitas evertatur necesse est (Cic, Off. 3, 5, 22).
ß. wenn die Subjekte eine Steigerung darstellen, wobei das letzte Sub-
jekt als das vorzüglichste die Vorstellung des Redenden beschäftigt:
Louis, son fils, l'etat, TEurope est daus vos iiiains (Voltaire), ün
seul mot, un soupir, ud coup d'oeil vous trahit (Id.). Lat. Aetas et
forma et super omnia Romauum nomen te ferociorem faeit (Liv.
81, 18).
y. wenn die Subj^'kte durch ein Wort in der Einzahl, wie chacun, nul,
aucun, persoune, tout oder rien zu einer Einheit zusammen-
gefasst werden; hier können auch pluralische Subjekte vorangehen, bei
deren Hinzutritt sonst der Plural des Prädikats eintritt: Facteurs,
associes, chacun lui fut fidele (La Fontaise). Vous u"etes point
ä vous, le temps, les biens, la vie, Rien ne vous appartient, tout
est ä la patrie (Gresset). Hommes, dieux, animaux, tout y fait
quelque röle (La Fostakne).
cT. wenn das Zeitwort den Subjekten vorangeht, so verbindet es
sich leicht mit dem nächstfolgenden Subjekte, namentlich wenn dieses
§ 131. Kongruenz des Subj. u. Präd. im zusammengezogenen Satze. 331
selbst mit Nachdruck an die Spitze gestellt ist; auch hier können plu-
ralische Subjekte folgen: Tombe Argos et ses murs! (Lemercieb)
Qu'importe sa pitie, sa joie et sa vengeance? (Voltaire) Quel
nouveau trouble excite en mes esprits Le sang du pere, 6 ciel, et
les larmes du fils (Racine). Lat. Convicta est Messalina et Silius
(Tac, Ann. 12, 12). In oiiinibus rebus difficilis est optimi per-
fectio et absolutio (Cic, Brut. 39). — Natürlich findet sich auch
der Plural häufig: Vous pouvez m'expliquer d'oü viennent cette
crainte, cet eiTroi? (Dumas) Vivent la Champagne et Ja Bourgogne
pour les boDS vins! (Acad.). Vivent la franchise et la jeunesse!
(G. Droz).
f. wenn das den Subjekten folgende Prädikat sich dem letzten Sub-
jekte assimiiirt, ohne dass dies durch seine Bedeutsamkeit hervorragt,
so geschieht dies gewöhnlich bei Subjekten, die einen mehr oder minder
empfundenen Gegensatz enthalten, bisweilen ans einer erklärlichen
Nachlässigkeit: Le bien et le mal est en ses mains (La Brdyeee).
La grandeur et la simplicite de cette idee eleva mon ame (ThomasJ).
Das Altfranzösische ist hier bei Weitem freier oder nachlässiger; das
Lateinische ebenfalls: Orgetorigis filia et unus e filiis captus est
(Caes., B, G. 1, 26). Gallos . . a Belgis Matrona et Sequana dividit
(1, 1). Cur Lysias et Hyperides amatur? (Cic, Brut. 17)
b) In Bezug auf die Person des Zeitwortes im Prädikate gelten folgende
Regeln :
1. wenn die Subjekte gleiche grammatische Personen sind, so steht das
Zeitwort in der entsprechenden Form.
2. wenn der Redende selbst nebst anderen Personen Subjekt des
Satzes ist, so steht das Verb in der ersten Person der Mehrzahl:
Albert et moi sommes tombes d'accord (Moliere). Mon frere ou moi
ferons la reponse k cette lettre (Acad.). Hier fasst man häufig die
verschiedenen Personen durch nous zusammen: Vous et moi, nous
sommes contents de notre sort (Acad.). Lat. Ego et vos scimus
(Hör., Ep. 2, 3, 272). Incredibile est, quanti et ego et frater mens faci-
amus M. Laenium (Cic, Fam. 13, 63). Doch gestattet das Lateinische
auch eine andere Auffassung: Et ego et Cicero meus flagitabit (Cic,
Att. 4, 17, 3).
3. wenn die angeredete und die dritte Person als Subjekte auftreten,
so steht im Prädikate die zweite Person: Vous et les miens avez
merite pis (La Fontaine). II faut que toi et ceux qui sont ici fassiez
les memes serments (Vertot). Auch hier werden die Subjekte durch das
Fürwort vous zusammengefasst: Vous et lui, vous savez la chose
(Blffier). Lat. Si tu et Tuilia voletis (Cic, Fam. 14, 5). Quid est,
quod tu aut ilia cum fortuna hoc nomine queri possitis? (4, 5)
c) In Betreff des Geschlechtes des prädikativen Adjektiv, Particip etc. gelten
bei Subjekten in der Einzahl und Mehrzahl folgende Regeln:
1. wenn die Subjekte demselben grammatischen Geschlechte an-
gehören, so richtet sich das Prädikat, wie im Lateinischen, nach ihrem
gemeinschaftlichen Geschlechte: La science qui instruit et la medecine
qui guerit sont bonnes (J.-J. Rousseac). Flavien et Jean Chryso-
stome furent encore plus meles . , k la politique (Chateaube.).
382 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. I. Grundbestandth.
2. sind dagegen die Subjekte verschiedenen Geschlechts, so steht im
Prädikate in der Regel das männliche Geschlecht in der Mehrzahl,
die Subjekte mögen Personen oder Sachen sein: Paul et Virginie
etaient ignorants (B. de St-Pierbe). Le merite et la vertu sont
estimes et recherches (Noel et Chaps.). Pudeur, sagesse, lois,
moeurs, principes, vertus , . qu'etes-vous devenus? (La Chaussee)
Tout regne, toute regence sont dejä ecroules dans les esprits (La-
martise).
Dies gilt auch für die Zusammenfassung der ungleichen Subjekte
durch ein Fürwort in einem folgenden Satze: Les boeufs . . et les
brebis . . venaient en foule: ils ne pouvaient trouver assez d'etables
pour etre mis a couvert (Fenelon). Lat. Tanaquil et Lucumo . .
urbem ingressi sunt (Liv. 1, 34). Cerere nati sunt Liber et Libera
(Gic, N. D. 2, 24). Rex regiaque classis una profecti (Liv.
21, 50).
3. bisweilen wird indessen, hiervon abweichend, das bedeutsamste oder
das zunächst stehende Subjekt für das Geschlecht wie für die Zahl
des prädikativen Begriffes massgebend: Le fer, le bandeau, la flamme
est toute prete (Racise). Ce duvet ou ces soies sont tres serrees,
tres fournies et tres douces (Bcffon). C'est un homme ou une
femme noyee (Boniface). Lat. Populi provinciaeque liberatae
sunt (Cic, Phil. 5, 4, 12). Visae nocturno tempore faces ardorque
caeli (Cic, Cat. 3, 8).
II. Kap. Die adverbialen Satzbestimmungen. § 133. A. Kasuslehre. 383
n. Kapitel.
Die adverbialen Satzbestimmungeu.
132. Von den adverbialen Satzbestimmungen im Allgemeinen. Die nähere
Bestimmung des Thätigkeitsbegrilfes in objektiver Weise geschieht durch
die adverbialen Satzbestimmungen, durch welche die Thätigkeit nach ihrer
Erscheinung in Raum und Zeit, sowie nach ihren Grunde und der
Weise ihrer Entfaltung bestimmt erscheint. Diese erweiternden oder er-
gänzenden Bestimmungen haben an den Kasus oder den durch Präpo-
sitionen weiter bestimmten Kasus der SubstantivbegrifFe, sowie an den
Participialien und Adverbien ihren Ausdruck. Eben diese Bestim-
mungen schliessen sich indessen nicht bloss an das Zeitwort, sondern auch
an andere prädikative und attributive Satzbestimmungen, insofern
jene, als in den ThätigkeitsbegrifF aufgenommene Bestimmungen, an der
verbalen Natur Antheil haben, diese aus jenen erwachsen sind, und in-
sofern überhaupt andere Redetheile, als aus dem VerbalbegrifF abgeleitet,
den Charakter desselben einigermassen bewahren.
Die Lehre von den adverbialen Satzbestimmungen zerfällt darnach in: A. die
Kasuslebre, ß. die Lehre von den Präpositionen, C. die Lehre von den Participialien,
D. die Lehre von den Adverbien.
133. A. Die Kasuslehre. Die Kasus, zu denen wir den mit den Kasus-
präpositionen de und a verbundenen obliquen Kasus rechnen, gehen von
der räumlichen Grundanschauung aus und bestimmen ihrem Wesen
nach das Wo? Wohin? und Woher? Ihre Uebertragung auf die Sphäre
der Zeit, der Kausalität und Modalität bleibt ihrer Gruudanschauung
getreu.
Die Kasus, welche im adverbialen Verhältnisse in Betracht kommen, sind der
Akkusativ, der Genitiv und der Dativ; der Nominativ und der Vokativ stehen
ausserhalb dieser Beziehung. Den lateinischen Ablativ hat das Französische auf-
gegeben; er wird durch den Genitiv und Dativ, zum Theil selbst durch den Akku-
sativ ersetzt (Akkus, absol.). In ihrer Anwendung gehen aber der Genitiv und der
Dativ über den Gebrauch der lateinischen entsprechenden Kasus überhaupt hinaus,
indem sie unter anderem auch dem durch de und ad näher bestimmten lateinischen
Kasus theilweise zugleich entsprechen, wie diese im Lateinischen schon öfter statt
des Genitiv und Dativ verwendet wurden; vgl. pars de nostris bonis, alter de duobus,
scribere, litteras dare ad aliquem, oCFerre se ad mortem, dare se ad lenitatem etc.
S. S. 103 ff.
134. a) Der Nominativ und der Vokativ. Der Nominativ hat seine Stelle
im Satze als Subjekt und als die, bei seiner Verschmelzung mit einem
an und für sich unbestimmten Verb im Prädikate, im Einklang mit dem
Subjekt gesetzte prädikative Bestimmung. Sein Gebrauch ist oben
erörtert.
384 D"tt- Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Der Vokativ, welcher sich der Form nach nicht vom Nominativ unter-
scheidet, wenngleich er im Altfranzösischen oft, unter Einfluss der Vokativ-
form der zweiten lateinischen Deklination, das Flexions-s verlor, steht
ausserhalb des Satzes, und vertritt an und für sich einen Satz, so dass man
ihn als eine Ellipse betrachten kann.
1. Seine Funktion ist im Wesentlichen die Anrede, d. h. die Nennung des-
jenigen, an welchen die Rede gerichtet wird. In der vertraulichen und
höflichen Rede erfordert das Neufranzösische in der Regel die Hinzufügung
des Pronominaladjektiv der ersten Person der Einzahl: Bon
jour, mon oncle (Scribe). Eh bien, ma tante, etes-vous satisfaite?
(G. Droz) Bon jour, mon papa (Jauffret). Je vous en prie, mon
mari (G. Sand). Mon gendre, tout est rompn (G. Droz). Venez, mes
enfants (Bkkqdin). Ah, mon capitaine, me disais-je ä moi-meme,
que de joies cachees sous ces terreurs, car eile t'aime! (G. Droz) Com-
meiit, mon eher comte, vous etes marie? (Scribe) Je te dois quelque
chose, Jacques. — ,A moi, mon empereur?" (Soclie); selbst bei sub-
stantivirten Adjektiven: Merci, mon vieux! (Dumas) Qu'est-ce, mon
brave? (Id.) Mais je plaisante, ma chere (G. Droz). Daher die Zu-
sammensetzungen monseigneur, monsieur, madame, mademoiselle. In der
niederen Lebenssphäre wird auch wohl notre vorgesetzt: Bien, notre
hote, merci! (Dumas) Oui, notre maitre (Id.).
Allerdings fehlt auch das Fürwort: Tiens, frere, lui dit-il, si nous
pouvons nous decider ä la Separation, mieux vaut que je m'en aille
(G, Sand). Tu es un brin jaloux, petitmari (G. Droz). Oui, baronne,
j'ai retrouve ma pomme (Id.). Mais, comtesse . . mais, chere tante,
veux-je dire, je . . j'etais ebloui par ce soleil de juillet (Id.). Voyons,
capitaine, me dis-je, une lärme, trouve une lärme (Id.). Franchement,
docteur, etait-il besoin pour eu arriver lä de tant de tours et de detours
(Cherbuliez). Auch findet man beide Formen der Anrede nebeneinander:
Ah! docteur, mon bon docteur, s'ecria milord, vous etes vraiment
Uli brave homme (Id.).
Im gemeinen Leben wird auch der bestimmte Artikel voran-
gestellt: Bon jour, Thötesse (Jalfkret). Merci, l'ami (Dcmas). Parlez
pour vous, la duegne (Delavigne). Eh bien! la belle (De Vignt). La
vieille. oü peut-on se cacher ici? (Balzac)
Die Höflichkeit erfordert besonders nach einer einfachen Bejahung
oder Verneinung die Hinzufügung der Anrede monsieur, madame etc.:
Olli, monsieur; non, mademoiselle etc.
2. Die Anrede kann aber auch den Charakter des Anrufes, der Aufforde-
rung zu kommen, oder des Ausrufes, der zum Theil als Anruf zur
Hülfleistung geiasst werden kann, erhalten: Charlotte! — Elle me fuit
(Dumas). Dubouloy! Dubouloy! — Hein! qui m'appelle? (Id.) Holä!
Quelqu'un! (Voltaire) — Zu den Ausrufen jener Art gehören: mon
Dieu! dieux! 6 mon dieu! ciel! u. dgl. m. Vgl. Pro sancte Jupiter! 0
dii boni! 0 dii immortales! etc.
Sonst erscheint der Ausruf auch als Klage: 0 temps! 0 mcBurs!
Vgl. 0 tempora, o mores!
3. Die Anrede und der Ausruf können aber auch die Natur des Prädi-
kates eines ürtheils erhalten, während sie sonst mehr den Charakter
eines prädikatlosen Subjektes haben: 0 traitre, 6 bourreau d'homme
§ 134. Kasuslehre. Nominativ u. Vokativ. § 135. Akkusativ. 385
(Mouere) 0 bonheur m"ecriai-je (Nodier). Flatteur! Malheureux!
u. dgl.
4. In anderen Ausrufen stellt sich im attributiven Satzverhältnisse gleichsam
ein Unheil ohne Copula heraus: 0 moments pleins de charmes!
(Dccis) Der Lateiner pflegt hier andere elliptische Kasus zu gebrauchen:
Populum vero praeclarum! (Cic, Att. 13,14) Me miserum! (Fam.
14, 1) Vae misero mihi! (Tkr., Ad. 3, 2, 3)
135. b) Der Akkusativ, der Kasus des Zieles, beruht auf der Grund-
vorstellung der Richtung und Bewegung zu einem Gegenstände hin, woran
sich der Begriff der Raumerfüllung schliesst; dann reiht sich die Vorstellung
der Bewegung durch eine Zeit hin, sowie der Dauer; endlich die der Wirkung
und des Werkes.
1. In räumlicher Beziehung wird die einfache Bestimmung des Wohin?
im Französischen nicht mehr, wie im Lateinischen bei Städtenamen,
Insel- und Halbinselnamen und den Wörtern domus und rus, durch
einen Akkusativ bezeichnet; es tritt vielmehr der Dativ ein. Hieran er-
innern indess noch Ausdrücke wie quelque part, autre part: Pouvais-je
vous conduire autre part? (Dklavigne) und volksthümliche Wendungen
wie: Confiant et bon comme toujours, il continuait d'envoyer les cent
francs du mois rue Bon aparte, oü Coucou-Bianche allait les chercher
(Daddet).
Doch steht der Akkusativ von der Ausdehnung im Räume oder
der Raumerfüllung nicht nur, wenn das Zeitwort im Satze eine Be-
wegung durch den Raum hin ausdrückt, sondern auch, wenn inner-
halb des Raumes in seiner ganzen Ausdehnung ein Punkt be-
stimmt wird, auf die Fragen wie weit? und wo?
Allez tout le long de la prairie (Acad.). Je continuai ma reute . .
l'espace de six milles (Volney).
Selten ist der Akkusativ auf die Frage wo? J ai vu cet abbe-lä
quelque part (Bealmarchais). On a beau chercher, on ne le
trouve nulle part (Acad.). A six heures, j'etais rue Cassette
chez M. Laubepin (0. Fecillet). La nommee Delohelle, vingt-quatre
ans, fleuriste, demeurant rue de Braque, a tente de se suicider en
se jetant dans la Seine, d'oü eile a ete retiree saine et sauve par le
sienr Parcheminet, tireur de sable, domicilie rue de la Butte-
Chaumont (Daddet). Das Lateinische dehnt diesen Akkusativ noch
weiter aus, wendet ihn aber nicht auf das Wo? an: Millia passunm
decem murum fossamque perducit (Caes., B. G. 1, 3). A te pedem
discessi (Cic, Dej. 15).
Bisweilen ist es zweifelhaft, ob der Akkusativ bei Verben der Bewegung
nicht vielmehr als Objekt oder Produkt der Thätigkeit aufzufassen ist:
J'ai couru toute la ville (Acad). II va toujours son chemin (Ead.).
Vgl. Triduique viam a suis finibus processisse (Caes., B G. 1, 38).
Septingenta millia passuum ambulare (Cic, Quint. 25).
2. Der Akkusativ wird in Beziehung auf die Zeit, seiner räumlichen Be-
deutung analog, zunächst von der Zeitdauer gehraucht, dann aber auch
von dem Zeiträume, innerhalb dessen ein Zeitpunkt für die
Thätigkeit fällt, auf die Fragen: wie lange? und wann?
Slätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 25
386 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
a. Les Fran^ais travaillerent toute ia nuit (Segür). J'ai ete deux
h eures ä vous attendre (Acad.). Le sentiment est semblable ä la
rose, Fletrie une heure, eile Test pour toujours (Lebrcn). Der Akku-
sativ kann bisweilen als Objekt der Thätigkeit gefasst werden, wie in:
II a passe Tete ä la campagne (Acad.). Doch unterscheidet das Fran-
zösische den Akkusativ der Zeitdauer von dem des Objektes dadurch
ersichtlich, dass es das Particip nicht mit ihm kongruiren lässt: Les
annees que j'ai vecu (Dumas). Pendant les annees qu'a dure cette
guerre (De Pbadt). — Vgl. lat. Pericies quadraginta annos praefuit
Athenis (Cic, Gr. 3, 34). Multa saecula . . viguit Pythagoreorum
nomen (Tusc. 1, 16). Nestor tertiam jam aetatem hominum vivebat
(Sen. 10).
ß. ün ouvrage plus necessaire aujourd'hui qu'il ne le fut le siecle
passe (Chamfoet). Un juge, Tan passe, me prit ä son Service
(Racine). II les prechait . . le matin et le soir, et, . . 11 renvoyait
ses auditeurs ä ce qu'il avait dit la veille (Cbateaube.). Nous ne
sommes pas 1793; nous sommes 1847 (Lamaetine). Le 11 Sep-
tem bre nous decouvrimes la terre (L.-P. Segdr). Dieser Akkusativ
steht namentlich bei der Angabe der Jahreszahl und des Monatstages ;
im Lateinischen ist diese Angabe eines Zeitraumes ungebräuchlich.
Den Zeitpunkt giebt auch das Französische durch den Dativ an;
im Altfranzösischen war dieser Kasus auch für den Zeitraum ge-
bräuchlich.
3. Mit beiden genannten Bestimmungen ist der Akkusativ des Masses ver-
wandt, welcher ein Quantum räumlicher und zeitlicher Ausdehnung,
Gewicht, Mass, Preis etc. bezeichnet, indem er den Fragen wie lang?
wie lange? wie viel? wie oft? wie theuer? etc. entspricht und den
Begriff einer Schätzung enthält. Er steht gern bei vergleichenden Be-
stimmungen, daher namentlich beim Komparativ; so: quelques jours
apres; deux heures plus tot; vingt-quatre heures plus tard; deux
etages, trois portes plus bas; — il est mille fois plus blamable
(Andrieüx); dann namentlich bei den Verben des Schätzens, Kaufens,
Verkaufens, Spielens etc., wie estimer, priser, taxer, acheter, payer,
vendre, valoir, jouer etc., zur Bestimmung des Preises: Le meurtre d'un
Frank est estime deux cents sous d'or, celui d'un Romain proprietaire
Cent sous, la moitie d'un homme (Chateacbr.). Elle vend ce secret
mille louis ä Pouche (Bourrienne). Nous ne jouons que dix sous
(Acad.). So erklären sich adverbiale Akkusative wie beaucoup, plus,
moins, tant, peu, un peu, quelquefois etc., wie im Lateinischen aliquid,
aliquantum, plurimum, nihil, partim etc. Bei Adjektiven wie altus,
crassus, latus, longus etc. steht im Französischen nicht wie im Lateini-
schen der Akkusativ, sondern der auch im späteren Latein vorkommende
Genitiv.
4. Als Kasus des Objektes der Thätigkeit ist der Akkusativ von dem aus-
gedehntesten Gebrauche; er bezeichnet so entweder den durch die Thätig-
keit hervorgebrachten oder den unabhängig von ihr vorhandenen,
jedoch betroffenen (berührten) oder modificirten Gegenstand.
a. Der Akkusativ des hervorgebrachten Gegenstandes bezeichnet ihn
als das Resultat oder Produkt der Thätigkeit, wobei es gleichgültig ist,
ob der Stoff, woraus etwas hervorgebracht wird, vorhanden gedacht
§ 135. Kasuslehre. Akkusativ. 387
ist oder nicht: Dieu a cree le ciel et la terre (Acad.). Les hommes
maries forgeront les armes (Mignet). II a invente cette histoire
(Acad.). Lat. Deus mundum aedificavit (Cic, Tusc. 1, 25). Apum
examina fingunt favos (Off, 1, 44).
Dieser Akkusativ findet sich auch bei intransitiven Verben, zu
denen ein Substantiv desselben Stammes als Ausdruck des Produktes
des Tbätigkeitsbegriffes hinzutritt: On a joue un jeu d'enfer (Picakd).
Vgl. lat. gaudere gaudium, pugnare pugnam, ridere risum, servire
servituteni, vivere vitam etc. Diese Ausdrucksweisen sind dem Alt-
französischen geläufig; das Neufranzösische wählt hier den (kausalen)
Genitiv und gewöhnlich nur dann, wenn eine attributive Bestimmung
zum Substantiv hinzutritt, wie dies beim lateinischen Akkusativ eben-
falls meist der Fall ist: Cinq-Mars . . rit aussi d'un rire amer (De
Vigny). Mourir d'une mort naturelle, vivre d'une vie nou-
■velle (Acad.). So auch, wo nur ein dem Begriffe, nicht dem Stamme
nach verwandtes Substantiv hinzutritt: II dormit d'un sommeil
calme (Lacretelle). Doch kann man unterscheiden dormir d'un bon
somme und dormir un bon somme als Akkusativ der Zeit = longtemps.
Ausdrücke wie aller le pas, n'en sonner motetc. lassen in ähn-
licher Weise das Verb transitiv erscheinen und fügen das Ergebniss
der Thätigkeit im Akkusativ hinzu.
Bei den Verbis des Athmens und Duftens kann das Subjekt
ebenfalls als das Hervorbringende des Gegenstandes gefasst werden:
Que tout respire ici luxe et magnificence (Dlval). Cet or sent-
11 le sang? (Chateaubr.) Cela sent la fleur d'orange (Acad.). Cet
homme pue le vin (Ead.), wie im Lateinischen spirare, olere, redolere
aliquid, obwohl auch das Objekt als an sich fertiger Gegenstand be-
trachtet werden kann.
ß. Der Akkusativ des von der Thätigkeit nur betroffenen (berührten)
oder modificirten Gegenstandes bezeichnet den an sich fertigen
Gegenstand, worauf jene bestimmend einwirkt: L'habit change les
mceurs (Voltaire). Us ont attire sur nous une guerre inique
(Thierrv). Les polytheistes memes admiraient le docteur chretien
(Chateaübe.). In Beziehung auf die Anwendung dieses Akkusativ
stimmt das Französische mit dem Lateinischen überein; so werden
abweichend vom Deutschen, jedoch dem Lateinischen analog, die Verba
desHelfens, aider, assister, seconder, secourir, wiejuvare, adjuvare;
die des Vorangehens und Zu Vorkommens, devancer, preceder,
prevenir, exceder, wie antevertere, excedere; das Verb suivre, wie
sequi, suhsequi, sectari; imiter, wieimitari; flatter, aduler, wie adulari
aliquem (selten c. dat.); fuir, wie fugere, effugere, subterfugere; egaler,
wie aequare, aequiparare, u. a.mit dem Akkusativ gebraucht.
Es versteht sich, (iass Zeitwörter mit verschiedenen Kasus in
verschiedenem Sinne verbunden werden können, und dass auch solche
Verba, welche mit einem Akkusativ des Objektes vorkommen, mit
anderen Kasus in anderem Sinne auftreten können.
Häufig steht dieser Akkusativ bei Verben, welche ursprünglich
intransitiv sind, wenn sie in faktitiver Bedeutung gefasst werden
sollen; dahin gehören: accoucher, camper, caserner, cesser, chambrer,
debucher, dejucher, descendre, echouer, fumer, monter, nicher,rentreretc.
25*
388 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
und eine grosse Anzahl von Verben der zweiten Konjugation, bei
denen es oft nicht festzustellen ist, ob ihnen ursprünglich die tran-
sitive oder die intransitive Bedeutung zukommt. In manchen Ver-
bindungen intransitiver Verba mit dem Akkusativ ist indessen die
faktitive Bedeutung nicht klar ausgeprägt und die Beziehung auf das
Objekt der Thätigkeit sehr unbestimmt, wie z. B. in courir risque
u. dgl. m. Solche Verbindungen sind wie zu einer Einheit ver-
wachsene Verbalbegriffe anzusehen, oder wie Zusammensetzungen,
deren Exponent verdunkelt ist.
Viele intransitive Verba können nur faktitiv werden, indem
sie reflexiv werden und den Akkusativ der Person annehmen, wie
s'ancrer, se dandiner, se devier, s'ebouler, s'echapper, s'eclater, se
forlonger, se froidir, se grandir, se mourir, se pämer, se panacher, se
prevaloir, se rire etc.
Intransitive Zeitwörter erhalten bisweilen die faktitive Be-
deutung durch Hinzutritt einer Vorsilbe, wie encourir, parcourir,
endurer, endormir, refroidir, enfumer, reveiller, rejouir etc. Vgl. lat.
antecurrere, circumvenire, inire, peragrare, praeterire, transcendere etc.
y. Ein doppelter Akkusativ wird auf ein und dasselbe Zeitwort be-
zogen, wenn das letztere als prädikative Bestimmung des
Gegenstandes ausgesprochen wird, worauf die Thätigkeit gerichtet
und mitbezogen ist. Der prädikative Akkusativ kann ein Substantiv
und ein Adjektiv oder Particip sein. Hier ist die prädikative Be-
stimmung mit dem Zeitworte meist zu einem faktitiven Begriffe
verwachsen. Die Verba, welche mit diesem doppelten Akkusativ auf-
treten, bezeichnen ein Machen, Darstellen oder Auffassen, wie
faire, rendre, constituer, couronner, declarer, proclamer, nommer, creer,
eure, appeler, croire, estimer, definir, jiiger, reputer, soup(;onner, dire,
trouver, voir, s'avouer, se montrer u. dgl, wie ähnlich im Lateinischen
facere, efficere, reddere, creare, coustituere, legere, declarare, nominare,
vocare, appellare, nuncupare, existimare, judicare, ducere, perhibere,
se praebere, se exhibere, se praestare etc. Das Lateinische geht hier
indessen noch weiter, indem es auch zu Verben wie dare, petere,
ponere, sunieie, tribuere, adjungere etc. den Prädikalsakkusativ setzt.
Bei der Verwandlung in das Passiv wird dieser Prädikatsakkusativ
zum Nominativ (s. oben S. 323).
«a. substantivischer Prädikatsakkusativ. De simple soldat qu'il
etait on le fit sergent (Acaü.j. Sa probite /'a rendu Tarbitre
de tous ses voisins (Ead.). Le roi /"a nomme ministre des
affaires etrangeres (Ead.). 11 me courouna Dame de la
Beaute (Dumas). Aucune loi nationale n'a constitue le clerge
un Corps permanent dans l'etat (Mirabkac). Je le reputais
homme d'honneur (Acad.). üne certaine passion qu'on dit mere
de rinjiistice (L.-P. Segür). II se fit. Capucin (Id ). Ne vous
läites pas leurs complices (Thierry), Ils n'osaient s'avouer
repubiicains (Thiers). Statt des Substantiv tritt auch ein sub-
stantivisches Fürwort auf: II s'est montre ce qu'il etait (XodierV
ßß. adjektiv isc her und partici pialer Prädikatsakkusativ: La nature
avait fait ce prince probe et modere (Lamartine). La fierte
d'un grand nom reud ses maux plus pe*r9ans (Lebrlw). Ceut
§ 135. Kasuslehre. Akkusativ. 389
eveques orthodoxes le declarent innocent (Chatkacbr.). Je tiens
ces deux opinions egalement soutenables (Acad.). Une fois
je me serais vue riche et paree (Dumas). — Je te soupijonnais
ou mort ou dangereusement blesse (Le Vaillant). Les ennemis
se declaraient vaincus (Lamartine). So kommt auch das Verb
avoir vor: avoir la jambe emportee par un boulet de canon
(Acad.), wo emportee nicht etwa bloss appositiv zu fassen ist.
Der Unterschied zwischen dem appositiven und prädikativen Ver-
hältnisse liegt darin, dass das Particip nicht an und für sich dem
Substantiv hei gegeben ist, sondern nur in der Beziehung auf den
Thätigkeitshegriif Geltung hat.
Im Alffranzösischen stand hier oft ä „zu", wie in ä musart
me trouva; il la prit ä fame, ä Chevalier l'ad adoube; le recon-
gnoistre ä seigneur et ä createur u. s. w. Im Neiifranzösischen
wird nur selten ä gebraucht, wie in prendre k temoin (wo temoin
als ursprüngliches Abstraktum allerdings auch dann unverändert
bleibt, wenn von 'mehreren Personen die Rede ist) etc.
Häufig steht hier indess pour beim prädikativen Akkusativ,
und bei manchen Verben kommt die prädikative Bestimmung nur
mit pour vor; so gebraucht man choisir, compter, accepter, tenir,
prendre, reputer, connaitre, reconnaitre, avoir etc. pour, wie im
Lateinischen habere, putare, ducere pro.
Zweckbestimmung und Gleichstellung werden sowohl durch ä
wie durch pour hier ausgedrückt.
Statt beider findet sich auch comme, wodurch eigentlich ein
abgekürzter Modalsatz der Gleichstellung eingeführt ist: II l'annon^a
hautement comme le defenseur de l'humanite (Michelet). II
considerait les electeurs comme ses prete-noms, et les emigres
comme ses Instruments (Mignet).
Statt des einfachen Akkusativ steht auch bisweilen der Akku-
sativ mit dem Infinitiv etre: La France qu'on m'a dit etre
beaucoup plus grande et plus riche que le pays de Salomon
(Voltaire). Eum te esse finge, qui sum ego (Cic, Fam. 3, 12).
Diese unentwickelte Satzform deutet an, dass der Thätigkeits-
akkusativ ursprünglich der Vertreter eines Satzes ist.
Der doppelte Akkusativ eines persönlichen und eines
sächlichen Objektes, wie ihn das Lateinische bei den Thätig-
keitsbegrili'ea des Lehrens, Bittens, Forderns, Fragens, Verbergens,
docere, dedocere, rogare, orare, poscere, flagitare, exquirere, percontari,
interrogare, celare etc., setzt, ist im Französischen ungebräuchlich.
Die Person tritt bei solchen Begriffen im Dativ auf.
Das Französische geht so weit, zur Unterscheidung des Personen-
und Sachkasus bei einem transitiven Verb den Akkusativ der Person
auch dann nicht zu dulden und vielmehr in den Dativ zu verwandeln,
wenn zu dem Verb ein Infinitiv mit einem anderen Objekte im
Akkusativ tritt: La garde nationale fit tourner tete aux nobles as-
saillants (Cocriek). Je lui laissai sans fruit consamer sa tendresse
(Racine). Va, laisse ä ma douleur achever son ouvrage (Dücis).
Une certaine scene d'une petite comedie que je leur ai vu essayer
(Moliere). So schon, obwohl nicht ohne Ausnahme, im Altfranzösischen.
390 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Auch wo ein Substantivsatz statt des Akkusativobjektes auf-
tritt, steht die Person im Dativ: Je lui ferai bien voir ä qui il se
joue (AcAD.). Lui avez-vous fait observer qua je n'y consentais
pas? (Ead.) Selbst dann, wenn statt des Akkusativ ein anderer
Kasus auftritt, findet man den Dativ der Person beibehalten: ün
sentiment . . d'orgueil lui a fait applaudir a tout ce qui aplanissait
la route des honneurs et de la gloire (Mme Gampan). Ces chants
firent changer de visage a Atala (Chateacbr.).
Diese Ausdrucksweise ist öfter zweideutig, wie in je lui ai vu
donner un soufflet, wo das Fürwort Subjekt der Handlung oder
mitbetheiligtes Objekt als Dativ sein kann; hier zieht man den Akku-
sativ le im ersten Falle vor. Doch finden sich auch sonst Ab-
weichungen: Je les ai laisses boire mon vin (Gib.-Dcvivier). II
fallait, comme moi, Tavoir entendu declamer Mabomet (VoLXAreE).
Ein doppelter Akkusativ steht namentlich, wenn der eine Akku-
sativ das Objekt der reflexiven Verbalform ist: Laissez-le s'egarer
dans la vague hauteur de ses conceptions (Nodier).
5. Ein unabhängiger Akkusativ, der die Natur eines unvollständigen
Satzes verräth und einen Gegenstand bezeichnet, welcher der Sphäre
des Subjektes als Theil oder Besitz angehört, tritt oft in Begleitung
einer näheren Bestimmung auf: II ne songe ä vous que les larmes
aux yeux (V. Hugo). Tous les plus gros monsieurs me parlaient
chapeau bas (Racine), ün honnete homme et un noble projet
vont toujours figure decouverte (Dümas). Je marchais lentement, la
tete baissee (Laboülate). Dites, la main sur la conscience,
dites (Foy). Der Akkusativ bezeichnet hier ein Objekt, dessen nähere
Bestimmung das wesentliche Interesse des Redenden ausmacht und dessen
Thätigkeitsbegriff sich unschwer ergänzt.
6. Der sogenannte absolute Akkusativ erscheint im Französischen als der
Vertreter des lateinischen absoluten Ablativ; er tritt in Verbindung mit
einem Particip auf und steht als Verkürzung eines Temporal-, Kausal-,
Konditional- oder Koncessivsatzes, obgleich er an sich wohl ursprünglich
an den Akkusativ der Zeit anknüpft. Bei dem Verschwinden der Kasus-
flexion trat der Akkusativ leicht an die Stelle des Ablativ; er hat im
Griechischen seine Analogie: La geographie et la Chronologie
etant les deux yeux de Thistoire, pour bien etudier celle-ci, il faut etre
guide par celles-lä (Beaczee). La nature s'etant ainsi soulagee . .
un long assoupissement succeda ä Tetat convulsif de leur douleur (B. de
St-Pierre). — Ce devoir accompli, il demandera vos ordres ä genoux
(Delavigne). Moi mort, mon fils est le legitime heritier de mon empire
(Ddmas). Vgl. den Abschnitt über die Participien § 154ff.
Zuweilen wird an die Stelle des Particip ein Substantivbegriff gesetzt:
Toi debutant (substantivirt), chacun te suit d'un cell d'effroi; Auteur,
aucun de nous ne prendra garde ä toi (Delavigne). Diese Ausdrucksweise
ist dem Gebrauche des Particip des Perfekt ohne etant analog. Die
Substantive dieser Art üben verbale Kraft, wie im Lateinischen auctore,
duce, suasore etc.
7. Elliptische Akkusative aller Art finden sich namentlich in der Sprache
des gemeinen Lebens: Bon jour, jetzt gewöhnlich bonjour (vgl.
§ 135. Kasuslehre. Akkusativ. § 136. Genitiv. 391
le bonjour, Plur. les bonjours); bon soir, jetzt gewöhnlich bonsoir
(vgl. le bonsoir); bonne nuit; bonsoir et bonne nuit; salut;
mille pardons. Merci de la genealogie! (Dumas) Bonne reussite!
bon voyage, mon ami! (Id.) Citoyens, treve ä cette dispute!
(Ponsard) Vite un flambeau! (Racine) 0 mille ans de mon etemite
pour un jour passe pres de don Juan! (Dumas) Soixante centi-
metres d'inclinaison, s'il vous plait! (0. Fecillet) u. v. a. Vgl.
lat. Cicero Cassio salutem. Ne multa! etc. ünde mihi lapidem?
(HoR., Serm. 2, 7, 116)
€. In Verbindung mit Partikeln findet sich der Akkusativ namentlich bei
Präpositionen; s. S. 238. Die Verbindung der ächten Präpositionen mit
dem Akkusativ ist natürlich, da eine Zusammenstellung mit dem Akku-
sativ nicht minder gerechtfertigt ist, als die der Kasuspräpositionen de
und ä mit demselben Kasus, ünächte Präpositionen assimiliren sich den
ächten durch die ähnliche Behandlung.
Bei voici, voilä wird der einfache oder doppelte Akkusativ durch
das darin enthaltene Verb (vois, Imperativ von voir, poetisch noch jetzt
voi) vermittelt: Nous voici ä la fin de l'hiver (Acad.). Me voilä grand
d'Espagne (V. Hugo); s. oben S. 239.
136. c) Der Genitiv, welcher durch die Kasuspräposition de gebildet wird,
geht überall auf die Vorstellung des Woher? zurück und bezeichnet einer-
seits den räumlichen und zeitlichen Ausgangspunkt, andererseits das Princip
und die Quelle der Thätigkeit.
1. In räumlicher Beziehung bezeichnet er den Punkt, von wo die Thätigkeit
ausgeht, daher auch von welchem sie abgeht, sich entfernt und
sondert: On voit sortir d'un enfoncement . . un nuage de vapeurs
(VoLSEv). Nous retirämes des flots le malheureux Paul (B. de St-Pieree).
Ordinairement les voyageurs contemplent la chute de ce local (Volnet).
II arrive de Londres (Acad.). II vient de Marseille (Ead.). Nous
nous eloignämes de ce Heu (B. de St-Pierre). Lorsque nous nous trou-
vänies ä six ou sept portees de canon des Anglais (L.-P. Segur). Daher
steht der Genitiv nach Partikeln wie loin, hors, en de^'ä, en delä,
en dehors, en avant, en sus (in übertragener Bedeutung).
Auch bei dem Begriffe der Annäherung findet sich der Genitiv, so
namentlich bei pres, proche, approcher, rapprocher, wobei die Annäherung,
wie im Griechischen, vom Zielpunkte aus und von ihm ab in Betracht
gezogen wird: Je massis pres de lui (Mme de Socza). Les maisons
proches de la riviere (Acad.). En approchantdelabaie (L.-P. Skgcr).
Approchez cet enfäntde moi (Acad.). Les tableaux p 1 us rapproches
de nous (Mme De Staül). Approcher kommt auch mit dem Objekts-
akkusativ vor.
Oft tritt der Ausgangspunkt einem durch ä, jusqu'ä oder en mit
seinem Kasus bezeichneten Zielpunkte gegenüber: Lespace qui s'eteod
du fleuve ä la montagne (Acad.). L'evenement qui se deroule De
la cause jusqu'ä l'effet (Ponsard). L'homme flotte de sentiment
en sentiment (Chateadbr.). Räumlich ist ursprünglich auch die
Formel: ceci est de vous ä moi gedacht, d. h. von euch bis zu mir,
nicht weiter, unter uns. Damit hängt auch die ungefähre Quantitäts-
392 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Ädv. Satzbest.
bestimm ung zusammen: Ils etaient de vingt ä vingt-sept (Acad.),
wo die Zahlengrösse als Raumdimension behandelt ist.
Auffallend ist die Erscheinung, dass in einzelnen Fällen die Bestim-
mung des Woher? auch zugleich da eintritt, wo es sich um das Wo?
und das Wohin? handelt. Dies geschieht bei den Substantiven cote
und part, wie im Deutschen: rechter, linker Hand, aller Orten etc.,
theiUeise auch im lateinischen Roiuae, domi, humi etc., terra marique,
tota Asia, wo das Wo? dem Woher? substituirt ist. Für das Wo vgl.:
Les ruines . . sont du meme cote de la mer que le Vesuve (Mme de
Stael). Voyez-vous Londres de l'autre cote de l'eau? (V. Hcgo)
De toutes parts Ton ne voyait que champs cultives, que chemins
frequentes etc. (Volney). — Für das Wohin?: Leur direction naturelle
est de ce cote (Nodier). — Je ne vais jamais de ce cote (Domas).
Le vent s'est tourne du cote du midi (Acad.). II va toujours de cote
et d'autre, pour apprendre des nouvelles (Acad.). II courut de tous
les cotes (G. Sand). Hier wird der Ort aus dem verkehrten Gesichts-
punkte betrachtet, indem der Redende den Ort zu sich herüber oder sich
an den Ort versetzt, wie dies bei der deutschen Vertausihung von her
und hin geschieht. Doch wird auch a cote gebraucht: N'allez pas
tout droit, prenez un peu ä cote (Acad.): wie es präpositional für neben
steht.
«. Mit dieser räumlichen Bedeutung steht die Verwendung des Genitiv
bei den Begriffen des Beraubens, Entwöhnens, Enthaltens,
Entbehrens, Abweichens, Ausschliessens, Verschieden-
seins, Bewahrens, Befreiens, Erholens u. dgl. m. in naher
Beziehung, da ihnen allen die Vorstellung der Entfernung und
Trennung von etwas zum Grunde liegt. So werden namentlich
viele Verba, die mit de und dis zusammengesetzt sind, neben anderen
konstruirt, wie deposseder, depouiller, depourvoir, degarnir, denuer,
demettre, demouvoir, dessaisir, desheriter, priver; deshabituer, corriger,
manquer; devier, detourner , distraive, diverger, degenerer, dechoir;
detacher, exclure, effacer; distinguer, discerner, differer, disconvenir;
garantir, preserver, sauver, guerir; dispenser, exempter, affranchir,
delivrer, debarrasser, defaire; respirer etc., und so auch namentlich
reflexive Verba dieser Klassen, wie s"al)Stenir, s'acquitter, se dedire, se
defendre, se demunir, se devetir, se passer, se lelever etc., und manche
sinnentsprecbende Adjektive, wie leger, exempt, libre, orphelin, vide
etc. Das Lateinische hat hier den Ablativ. Hierher ist auch die
Ausdmcksweise: il s'en faut de peu, de beaucoup zu ziehen.
ß. Auf dem Begriffe der Entfernung und Verschiedenheit beruht
auch der Genitiv der Vergleichung nach Komparativen und
Faohzahlwörtern (Multiplikativen), welcher dem latt-inischen Ablativ
entspricht; beim Komparativ beschränkt sich dieser Genitiv auf die
quantitative Bestimmung und tritt nicht ein, wo es sich um die
Vergleichung von Gegenständen oder Qualitäten handelt: Plus
de six mois s'etaient ecoules (Michaud). Nous n'etious pas moins
de Cent personnes (Acad.), d. i. mehr von 6 ab, weniger von 100
ab gerechnet. Wo midi und minuit zum Komparativ treten, sind sie
statt der gezählten Stunden gesetzt; II est plus de midi (B, de
St-PiERRE). II etait alors plus de minuit (De Vig.ny).
§ 136. Kasuslehre. Genitiv. 393
Mon jardin est le quadruple du votre (Acad.). Neuf est multiple
de trois (Ead.)
In plus d'^ demi (ä moitie) fait etc. ist nur der Quantitätsbegriff
Tevgflichen : wenn man statt dessen plus qu'ä demi fait (was Gram-
matiker tadeln) findet, so ist die Gesammtvorstelliinff als eine qualita-
tive Bestimmung in den Vergleich gezogen.
Das Altfranzösische gebrauchte nicht bloss bei quantitativer Be-
stimmung de; vgl. front., plus der de cristal; melleur Chevalier
de vous u. dgl. m. Im Neufranzösischen ist dies durchaus nicht
gestattet.
y. Auch die Konstruktion der Begriffe des Empfangens, Nehmens,
Erfahrens, Entlchnens, Forderns, Erwartens, Erlangens
und Erbens von jemand beruht auf der Vorstellung des Ausgehens.
Im Lateinischen entspricht hier der Ablativ mit de, vgl. quaerere,
emere, audire, discere de aliquo: Les agrements qu'il a re(;us de
la nature (Acad.). Ils firent . . des lignes paralleles dans leurs
tranchees, usage que nous avons pris d'eux, mais qu'iis tenaient
d'un Ingenieur Italien (Daru). II vaut mieux que lui-meme
Enlende son arret de la bouche qu'il aime (Racine). Nous pou-
vons le savoir de cette jeune femme (Ponsaüd). J'ai emprunte
de mon oncle dix mille francs (Acad.). Qu'exigez-vous de nioi?
(Ddmas). Un bienfait que de toi j'ose attendre (Parseval-Grand-
maison). 11 y avait tout h craindre des mauvaises volontes de
l'Europe (Mignet). Beim Zeitwort heriter steht nicht nur die Person,
von welcher man erbt, sondern auch die Sache, welche man erbt, im
Genitiv (wenn nicht Person und Sache zugleich vorkommen): 11 herita
de son oncle (Acad.). Cet homme a herite d'une grande for-
tune (Ead.). Dagegen: C'est une maladie qu'il a heritee de son
pere (Ead.).
d. Damit ist auch der Genitiv bei dem Begriffe der Abhängigkeit
verwandt, wie bei dependre, relever, etre tributaire etc.: C'etait une
fort belle terre, qui ue relevait que du roi (Acao.).
2. In Bezug auf die Zeit ist der Gebrauch des Genitiv seiner Beziehung
auf den Raum analog; er bezeichnet den Zeitpunkt oder Zeitraum, von
welchem die Thätigkeit ausgeht oder beginnt: II y a trois
semaines de cela (von da ab) (V. Hdgo). II y a vingt-cinq ans de
cette nuit (Dumas). Je compris que je commeu^ais seulemeut de ce
jour k respirer (Id.). Rome . . Du regne de Neron compte sa liberte
(Racine). Es kann natürlich ausser einer Zeit oder einer Thatsache
auch eine Person als zeitlicher Ausgangspunkt genannt werden: Datant
surtout du chancelier de l'Hopifal la proclam:ition de la vraie liberte,
et du Cardinal de Richelieu le despotisme ministeriel (Villemain).
Dem Ausgansspunkte tritt auch hier der Zielpunkt mit ä und en gegen-
über: La nuit du 28 au 29 (L.-P. Seocr). Nous laisons connaissance . .
Et nous sommes amis du soir au lendemain (Etienne). Darauf be-
ruht auch de temps en temps, wie de temps ;i autre, von Zeit zu Zeit,
d. h. bisweilen.
Hier geht die Vorstellung auch vom Ausgangspunkte weiter,
und der Genitiv entspricht den Fragen: wann? und wie lange?
Beide können ihren Anfang zu jeder Zeit, also a\ich in der Zukunft,
394 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. H. Adv. Satzbest.
haben: De tres-grand matin nous nous dispersämes (L.-P. Segdr).
Confie de bonne heure aux Oratoriens (Villemain). C'etait bien autre
chose de mon temps (Acad.). Mettez-vous donc en campagne de cette
chaleur-lä (bei, d. i. während dieser Hitze) (Dumas). So entsprechen
der Frage wann? die Ausdrücke: de nos jours; du temps, du vivant
d'un tel; de jour; de nuit: eben dahin gehören die adverbialen: de pre-
sent, d'abord u. a. Vgl. lat. De mense Decembri navigare (Cic, Qu.
Fr. 2, 1). Caesar dixit, se proxima nocte de quarta vigilia castra
moturum (Caes., B. G. 1, 40); de die, de nocte etc.; sonst steht der
blosse Ablativ: eodem tempore, uatali die suo, ludis gladiatoriis etc.
Hier wird etwas in den Verlauf einer Zeit verlegt; dagegen wird der
ganze Verlauf, das wie lange? vorgestellt in: La marquise ne le
quitte pas d'un instant (einen Augenblick lang) (Ddmas). II n'a pas
repose de toute la nuit (Acad.). Messire Jean qui n'avait, de sa
vie, Connu repos, ni plaisir, ni bonheur (L.-P. Segür). Je n'ai jamais de ma
vie autant bu et autant mange que ce matin-lä (G. Droz). Ami de tous
les temps, fidele de toutes les heures (Ddmas). Vgl. lat. tota
aestate, bis viginti annis etc. Auf die Zukunft weisen: Ne quitte pas ton
hotel de la journee (Dumas). On me defend, monsieur, de plaider de
ma vie (Racine). Je ne veux de trois mois rentrer dans la maison
(Id.). Dies geht natürlich nur aus dem Zusammenhange hervor.
3. An den Begriff des Ausgehens knüpfen sich eine Reihe von üeber-
tragungen auf das kausale Gebiet, die von der Vorstellung des Ur-
sprunges zu dem des Urhebers, dann des Werkzeuges, sowie des
Grundes und der Ursache fortgehen, und sich in den Begriff einer
allgemeineren Motivirung verlieren.
a. Ursprung: Elle etait native de Ronen (Acad.). Les enfants
qui naitront de ce mariage (Ead.). Les Francs . . etaient ori
ginaires de Germanie (Ead.). So stehen gignor, nascor, orior etc.
im Lateinischen, obgleich gewöhnlich mit Beziehung auf den Urheber,
mit dem Ablativ, sonst auch mit de, ex, ab.
ß. Urheber: Ces vers sont de Virgile (Acad.). Cette idee n'est pas
de vous (Dumas). Vgl. lat, Natus de pellice (Ov., Met. 4, 422).
Von besonderer Wichtigkeit ist die Bezeichnung des logischen Sub-
jektes als des Urhebers der Thätigkeit (einer Person, aber auch einer
Sache) beim Passiv durch den Genitiv; das Lateinische hat keine
Analogie geboten, da es vielmehr hier die Präposition ab verwendete.
Im Altfranzösischen war die Anwendung des Genitiv weit ausgedehnt;
im Neufranzösischen ist sie durch das Umsichgreifen der Präposition
par sehr beschränkt worden. De tritt gegenwärtig vorzugsweise da
ein, wo die Thätigkeit innerlich oder unmittelbar (als keiner
äusseren Vermitteln ng bedürftig) von ihrem Urheber vollzogen wird,
daher bei den Verben, welche eine Gesinnung, einen Affekt, das
Wahrnehmen, Kennen oder Misskennen, das Aufnehmen,
Begleiten oder Verlassen bezeichnen, während das Subjekt anderer
äusserlich vermittelter Thätigkeiten durch par eingeführt wird. Jedoch
greift auch par in jene Gebiete über, wie umgekehrt de noch bisweilen
bei anderen als den genannten Thätigkeiten gefunden wird: II est
respecte de tous (Acad.). L'on gagne ä . . mourir d'etre loue
§ 136. Kasuslehre. Genitiv. 395
de ceux qui nous survivent (La Bruykre). Cette . . invasion
qui devait etre redoutee de tont le monde (Sismondi). Cain
etait maudit de Dieu (Acad.). 11 voulait n'etre vu de per-
sonne (Ead.). Je ne suis pas connu de vous (Ead.). Est-ce Ad-
mete qui craint d'etre oublie de moi? (Ddcis) M. de Narbonne
navaitpas ete moius accueilli d'un autre ministre (Villemain).
Les triumvirs aides d'un si puissant secours (Ponsard). Le comte
de Toulouse etait suivi de Tancrede et du duc de Normandie
(Michaüd). Tu vas etre abandonnee meme de Chactas (Cha-
TEAÜBR.).
Doch auch: Ce papier . . est signe du roi (Dumas). Les
ordres . . contresignes d'un secretaire d'Etat (Id.). Quoi! tou-
jours enchaine de ma gloire passee (Racine). Autant vaut etre
morduduchien que de la chienne (Acad.). Un arbuste epineux . .
battu des vents de mer, du soleil calcine (Lamartine). Dichter
bedienen sich gern der mehr alterthümlichen Weise.
Beispiele von par statt des gewöhnlicheren de: Ceux-ci . . avaient
d'abord ete accueillis par le calife (Michald). Leopold hai
par les grands, aime par le peuple, estime par les savants
(L.-P. Segdk). Accompagne par la Folie (Id.).
r- Werkzeug und Mittel, wodurch eine Thätigkeit hervorgebracht
wird; hierbei ist von Personen abzusehen, welche nicht füglich als
blosses Werkzeug eischeinen können: Elle nous faisait signe de
la main (Ponsard). Couvrant ma tete du pan de mon manteau
(Volnet). 11s m'ont tant importune de leurs demandes (Acad.).
Avec quelle candeur comique . . ne tiahit-il pas d'un seul mot la
foule de ses complices (Chamfort). Lie de goüt et d'amitie avec les
Premiers hommes (Villemain). Faisant peu de sermons, ne prechant
que d'exemple (L.-P. Segcr). Ayant brise de sa parole le
Parlement Maupeou (Villemain). Que Rome le louait d'une com-
mune voix (Racine). Je ue mens pas d'un mot (Andkieux). J'y
cours de ce pas (Delavigne).
Die Verba des Spiele ns (von Instrumenten) gehören ebenfalls
hierher: jouer du clavecin, de la flute, jouer, sonner, donner du cor;
vgl. lat. canere fidibus, lituo. Ihnen sind pincer, toucher u. dgl. m.
assimilirt: pincer de la guitarre, de la harpe, wie bisweilen toucher
du piano, de l'orgue.
Dieser Genitiv entspricht ganz dem lateinischen Ablativus instru-
menti: Cornibus tauri, apri dentibus, morsu leones se tutantur
(Cic, N. D. 2, 50).
d. Grund und Ursache; hier bezeichnet der Genitiv den Gegenstand
(eine Sache, aber auch eine Person), welcher die Thätigkeit als Folge
oder Wirkung veranlasst oder verursacht, aber nicht selber als logi-
sches Subjekt hervorbringt: II fit couper la tete ä son coq, de co-
lere (Racine). De gräce, secourez-moi (Acad.). La France Tombera
de fatigue aux mains d'un dictateur (Ponsard). Comment se trouve-
t-on en France des Bourbons? (Dumas) Fort de la loi (Id.).
Belle de son enfant k son sein suspendu (Legolve). Le land-
grave..riche des soldats qu'il avait vendus (L.-P. Segle). Das
Lateinische gebraucht hier den Ablativ.
396 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abscbu. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Dieser Genitiv kann zur Motivirung der verschiedensten Thätig-
keitsbegritfe und ihnen entsprechender anderer Redetheile gebraucht
■werden. Die häufigsten Fälle, in denen er vorkommt, sind etwa fol-
gende:
««. bei den Begriffen des Schmerzes, der Trauer, der Klage, der
Besorgniss, der Furcht und des Zweifels, wie bei plaindre,
pleurer, gemir, soufFrir, fremir, trembler, avoir peur, douter,
desesperer, s'affliger, s'alarmer, s'attrister, se chagriner, se desoler,
s'eflfrayer etc., und entsprechenden Adjektiven, wie inquiet etc.
Im Lateinischen steht hier bisweilen de, wie in angi, dolere
de aliqua re.
ßß. der Reue, der Schani, der Eifersucht, des Neides, des
Ueberdrusses, des Ekels, des Erstaunens, des Unwillens,
des Zornes etc.: se repentir, avoir regret, rougir, s'indigner,
s'etonner, s'emerveiller etc., etre jaloux, ambitieux, envieux, las,
ennuye, degoüte, etonne, stupefait, impatient, niecontent, furieux etc.
Man vergleiche die Konstruktion der lateinischen Wörter piget,
pudet, poenitpt, taedet mit dem Genitiv.
Hierher ist die Konstruktion der Interjektionen fi, foin mit
dem Genitiv zu ziehen. S. S. 244.
YY- bei den Begriffen der Freude, des Scherzes und Spottes: se
rejouir, s'amuser, s'applaudir, rire, sourire, railler (auch c. Acc),
se railler, se moquer, aise, charme, ravi etc.
öS. des Verlangens und der Sorge: amourenx, curieux, desireux,
epris, soivmeux, insouciant, se soucier, avoir . . prendre soin etc.
Ausgenommen sind meist Zeitworter, wie desirer, soigner etc. Vgl.
die Konstruktion der lateinischen avidus, cupidus, Studiosus, appetens,
anians, curiosns, incuriosus, sitiens etc. mit dem Genitiv.
ff. der Zufriedenheit und des Stolzes: content, heureux, fier,
glorieux, orgneilleux, superhe, se contenter, s'enorgueillir, se piquer,
triompher etc.
f^. der Vergeltung, Strafe, Rache, Anklage, Entschuldi-
gung, des Lobes und Tadels, des Dankes und des Trostes
und anderer verwandter Begriffe, wie punir, venger, accuser, taxer
(st. accuser), justifier, dedommager, s'excuser, louer, reprimander,
reprendre, rendre gräce, savoir gre, etre oblige, remercier, con-
soler, conpable, innocent, coniptable, suspect etc. So steht im
Lateinischen der Genitiv des Grundes bei accnsare, arguere, deferre,
postulare, convincere, damnare, condemuare, absolvere, noxius, reus,
insons etc.
f. Bisweilen erscheint die Bedingtheit als eine blosse Massgabe:
Puisqu'il est vrai, du consentement unanime des sages, que etc.
(Chateaubr.). Quand la France ne veut pas la revolution, de l'aven
meme du ministere (Constant). Lat. De amicorum sententia
Romam confugit (Cic, Rose. Am. 10).
f. Endlich tritt der kausale Genitiv als Bezeichnung des Gegenstandes
auf, durch welchen überhaupt eine Thätigkeit oder ein Zustand in
allgemeinster Weise motivirt ist oder mit Rücksicht auf
welchen sie eintritt: I! eu est de cela comme de la plupart des
§ 136. Kasuslehre. GeniUv. 397
choses du monde (Acad.). II y va . . de votre vie (Racine). Pour
ce qui est de lui (Acad.). Comiue il arrive des mesures trop
contraires ä Tesprit d'un temps (Villemain). Parle ou c'est fait de
toi (Parseval-Grandmaison). C'est bien infame de me traiter ainsi,
comme oa fait d'un e courtisane (Dumas). Que fais-tu de ce chien?
(Lebrün) IIs different d'ailleurs d'esprit et d'apparence (Ponsard).
N'ose-t-il etre Auguste et Cesar que de nom? (Racine) Je me trompe
de mot (Ddval). Qui lutte de luxe avec le prince royal (Id.). Dahin
gehören auch changer de lieu, virer de bord, doul)ler, ledoubler de
qch. u, dgl. m. Ueberall tritt hier der Gegenstand auf, wegen oder
in Betreff dessen die Aussage Geltung hat, durch welchen sie be-
dingt wird. In einzelnen Fällen ist der Genitiv selbst das logische
Subjekt der Rede.
Namentlich steht dieser Genitiv bei Adjektiven oder adjektivirten
Participien: II est toujours presse d'argent (Acad.). Les deux sa-
vants celebres . . opposes de talents, de caracteres et de
partis (Villemain). Superieur par I'habilete militaire, mais sub-
alterne de coeur (Id.). Le duc jeune d'annees (Lamartine),
Moins releve de ton et d'idees (Id.). Froid d'exterieur (Id.).
ün homme large des epaules (Acad.). Bien fait de sa per-
sonne (Ead.).
In dieser Weise hat das Lateinische den Ablativ verwendet:
Quid hoc homine facias? (Cic, Sext. 13); seltener, meist später,
auch den Genitiv: Pendere animi (Legg. 1, 3, 9), und so auch bei
Adjektiven: Grandes erant verbis,crebri sententiis,comprehen-
sione rerum breves (Brut. 7). Anxius animi (Sall., Jug. 55).
Sanus mentis, ambiguus pudoris, atrox odii, modicus laetitiae (Tac).
Truncus pedum (Virg.).
Der Genitiv der Art und Weise, der auf das Wie? antwortet, steht der
Antwort auf das Warum? nahe; die Grenze zwischen beiden ist oft
schwer zu ziehen: Louis XVI . . venait d'etre ramene de force dans
son palais (Villemain). II m"a dit de sang-froid etc. (Ponsard). Ils
ont, de bonne foi, pu croire un pareil conte? (Andriedx) Peut-on se
comporter de la Sorte? (Acad.) De concert avec le senat, ils defen-
dirent Rabirius (Michelet). II est sorti d'un air singulier (V. Hugo);
so de bon cceur, de bon accord, d'une maniere etrange etc. Im Lateini-
schen steht der Ablativ: Injuria fit duobus modis, aut vi aut fraude
(Cic, Off. 1, 13), Miltiades summa aequitate res constituit Chersonesi
Nep. 1, 2).
Der possessive Genitiv, welcher unter den attributiven Bestimmungen
näher betrachtet werden wird, bezeichnet denjenigen Gegenstand (Person
oder Sache), dessen Bereiche ein anderer angehört. Er streift an den
partitiven Genitiv, drückt jedoch nicht bloss das Verhältniss des Ganzen
zum Theile aus: Ce sont ceux de Guise (seine Leute) (Dümas), Ceux
de mon metier gaguent beaucoup d'argent lä (V. Hcgo). Cette affaire
est du ressort de la cour royale de Paris (Acad.). Et son courage au
moins n'est pas d'un coeur vulgaire (Delavigne). Le faire est d'un
brave homme et d'un bon citoyen (Id.), Achille, äme de feu, Dont
la rage est d'un tigre, et les vertus d'un Dieu (Delille), Lat. Omnia
haec hostium erant (Liv. 6, 40). Petulantia niagis est adolescentium
398 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. H. Adv. Satzbest.
quam senum (Cic, Sen. 11). Rüdem esse omnino in poetis inertissimae
segnitiae est (Fin. 1, 2).
6. Der Genitiv der Eigenschaft oder der qualitative Genitiv drückt, mit
dem vorigen nahe verwandt, das Wesen, die qualitative Sphäre aus,
welcher ein Gegenstand angehört und welche seine Beschaffenheit
ausmacht: La hauteur de la figure est de 26 coudees (Barthelemy).
II etait d'un coeur trop fidele pour passer de prime abord au Service
de la revolution (Villemain). Ces fleurs sont de bon goüt (Delavigne).
L'etiquette tragique est de rigueur sur notre theätre (Mme de Stael);
so etre d'usage, de mode, de raison etc. Lat. Murena . . multae indu-
striae et magni laboris fuit (Cic, Brut. 67).
7. Der Genitiv des Masses drückt bei einer prädikativen oder attributiven
Bestimmung, welche sich auf die Grösse bezieht, theils das bestimmte
Quantum derselben, theils bei Komparativen oder Ausdrücken, welche
einen Komparativbegriif enthalten, die Differenz oder das Quantum aus,
um welches der eine Gegenstand ein Mass überschreitet oder hinter dem-
selben zurückbleibt:
«. Im ersten Falle hat der Lateiner den Akkusativ gebraucht; im Fran-
zösischen steht nach long, large, haut, epais, äge, fort, riche, distant
u. dgl. der Genitiv; profond wird nicht als Dimensionsbestimmung
gebraucht: un bäton long de tant de pieds; un livre epais de
trois doigts; une fille ägee de vingt ans; une armee forte de
Cent mille hommes; il est riche de tant; ces deux villes ne
sont distantes l'une de l'autre que de huit Heues (Acad.).
,ß. Im zweiten Falle gebraucht das Lateinische den Ablativ: Quoiqu'il
füt plus jeune de dix ans (Villemain). üne autre plaine d'un
niveau inferieur de plus de 230 pieds (Volnet). II en est
d'autant plus ä craindre (Acad.). Le duc est trop grand de la
tete (V. Hugo). La riviere a baisse d'un pied (Acad.). Ma
montre retarde de dix minutes (Ead.). J'ai avance d'un jour
la reunion (Dumas). P. Mais cet acte, il n'est que differe? E. De
quelques jours (Delavigne). Monsieur l'emporte d'une ou de
deux voix (Scribe). Je me suis mecompte de tant (Acad.).
Vgl. afr. Qui estait la plus belle de molt (Le Cheval.de la Tour).
8. Der Genitiv des Werthes und der Schätzung steht:
«. selten bei den Regritien des Kaufen s, Zahlens und Bietens für
einen Gegenstand: Vous me payez de tout le mal que j'ai souflfert
(B. de St-Pierke). Envoie-moi les cinq mille francs de mon cheval
(Scribe). II offre cent raille ecus de cette Charge (Acad.). Auch
steht hier der Genitiv des Preises: ün vieux noir qu'elle avait
acquis de quelques deniers empruntes (Chateaubr.). Ces plaisirs
. . Que tout autre que lui me paierait de sa vie (Racine).
ß. bei denen der Schätzung und Gleichstellung, wobei jedoch von
einem Geldwerthe abgesehen wird, so nach tralter, qualifier, servir,
etre. Im Lateinischen ist er von weiterem Umfange, wie bei ducere,
facere, habere, pendere, esse etc., die Genitive magni, parvi, nihili,
nauci, assis, pili, teruncii, quantietc: Traiter quelqu'un de prince,
d'excellence, de majeste, de fat, de fou; qualifier quelqu'un
de fourbe, d'imposteur, auch mit Adjektiven: La Sorbonne con-
damna cette proposition et la qualifia d'erronee, d'impie; il m'a
§ 136. Kasuslehre. Genitiv. 399
servi de pere; il lui a servi de modele; cela ne vous servira
de rien; cet homme ne m'est de rien (äcad.).
Hierher ziehe ich auch den Genitiv in: si j'etais de vous, que
de vous, der nicht füglich als partitiver Genitiv betrachtet werden
kann, wegen altfranzösischer Beispiele, wie: Se estoie com de li.
y. bei denen der Würdigkeit und Un Würdigkeit: digne, indigne,
wie im Lateinischen dignari, dignus, indignus.
6. bei denen des Bürgens für einen oder etwas: repondre; doch nicht
bei garantir, cautionner, welche ein Akkusativobjekt haben.
Der Genitiv bezeichnet ferner den Stoff, woran die Thätigkeit sich voll-
zieht, oder den Inhalt, welchen sie in sich fasst:
a. bei den Begriffen des Hervorbringens, Bildens, Bestehens oder
Werdens aus etwas: Dieu a crce toutes choses de rien (Acad.).
Cette ville est donc bätie de sapin et de resine (Dumas). Le genie
se compose de l'e tonn ante rennion du tact des circonstances et
de rinspiration poetique (Mme de Stael). Les memes hochets, sous
des noms differents, Font de la vie humaine une eternelle enfance
(L.-P. Segdr). Je ne suis pas tont d'une piece (V. Hugo). Daher
stammt die Verbindung von de mit Adjektiven, wie in: De riche
qu'il etait il devint pauvre (äcad.). Vgl. lat. De duro est ultima
(sc. aetas) ferro (Ov. Met. 1, 127). Fies de rhetore consul
(Juv. 7, 197).
ß. bei denen des Füllens, AnfüUens, Umgebens oder Versehens
mit etwas, wie emplir, remplir, bourrer, charger, combler, encombrer,
accabler. pourvoir, peupler, douer, enrichir, environner, entourer, cein-
dre etc., plein etc. La salle commen^ait ä se remplir de monde
(Acad.). Vous vous chargez d'un fardeau beaucoup trop pesant
(Ead.). Les antres de Faros de dieux peuplent la terre (A. Chenier).
So gebraucht das Lateinische seltener den Genitiv bei implere, com-
plere, explere, scatere, häufiger den Ablativ bei diesen und ähnlichen
Verben und den entsprechenden Adjektiven plenus, refertus, onustus,
praeditus, auch fertilis. Bei fertile steht im Französischen die Prä-
position en. — Dahin gehört auch meler, mischen, und namentlich
das bildlich gebrauchte se meler de qch,: Quelque chose de noble . .
qui n'etait point mele de cet etonnement etc. (Mme de Souza).
Auch die Begriffe des Genug-, Zuviel- und Zuwenigseins
von etwas haben den Genitiv: II ne me suffit pas d'un change-
ment de forme (Ponsard). C'est peu d'un vengeur (Id.). Pensant
que ce n'etait pas trop de toutes les assistances dans un aussi
grand danger (MigiNet). Vgl. Suarum rerum satagit (Ter., Heaut.
3, 1, 13).
bei den Begriffen des Verschwe ndens und Kargens mit
namentlich bei Adjektiven, wie jirociigue, liberal, econome, chiche u. a.:
Etre liberal de louanges; prodigue de son bien et du bien des
autres etc. (Acad.). De paroles sois econome (Scribe). Thomas
Goff, le brasseur, est du sien moins avare (Delavigne). Vgl. lat.
überaus pecuniae, prodigus animae etc. Die entsprechenden Verba
prodigner, economiser haben ein Akkusativobjekt.
400 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
6. bei den Begriffen des sinnlichen und geistigen Geniessens, Näh-
rens mit etwas, Benutzens und Bemäclitigens eines Gegen-
standes, wie nouirir, repaitre, rassasier, 'vivre, abreuTer, enivrer, jouir,
user, abuser, se servir, profiter, s'emparer etc. So steht im Lateini-
schen seltener der Genitiv, wie bei potiri, potens, compos etc., häufiger
der Ablativ, wie bei frui, uti, vesci, potiri: Cette espece d'animaux
se repait de chair (Acad.). Repaitre quelqu'un d'esperances, de
chinieres, de fumee (Ead.). Les Francs , . ne vivaient que de
legumes, defruits, de raciues, et des animaux qu'ils prenaieut
ä la chasse (Andrieux), II jouit de ses droits (Acad.). De leur
credulite je pourrais abuser (Andüiedx),
e. Gegenstände, welche den Stotf einer Beschäftigung, Wahrneh-
mung, Veriuuthuug, Erinnerung, Benachrichtigung, sowie
des Urtheilens oder Redensausmachen, treten ebenfalls im Genitiv
auf, so bei s'occuper, s'apeicevoir, s'a viser, se douter, se Souvenir, il
me souvient, avertir, informer, instruire, prevenir, juger, penser, con-
vaincre, persuader, couvenir, decider, parier, causer, dire, assurer, cer-
tain, sür etc. Manche der dahin gehörigen Verba kommen nur in der
reflexiven Form vor; andere haben noch ausserdem ein Personen- oder
Sachobjekt. Das Lateinische kennt diesen Genitiv bei memini, recor-
dor, reminiscor, moneo, admoneo etc., memor, providus, peritus, gna-
rus etc. Tu ue t'occupes pas de ces choses-lä (V. Hugo). II
s'aper^ut du piege qu'on lui tendait (Acad.). Dans les temps qu'il
ne se doutait de rien (Ead.). Informez-moi regulierement de tout
ce que vous aurez appris (Ead.). Parlant toujours de vous, mais
ne me disant rien De ce prochain retour (DeLAvioNE). Socrate
mouiant entretient ses amisDes immortels destins que Dieu nous
a promis (Ponsard). D'interets politiques nous causerons en-
semble (Id.). II reve de tresors, de sceptres, de palais (Delille)
[unterschieden von II reve ä cette fleur (Id.)]. Assure de la
faveurqui s'attachait ä son nom (Villemain). Im Lateinischen steht
bei manclien dieser Begriffe de mit dem Ablativ.
Die Formel on dirait (eüt dit) (man sollte denken) wird häufig
mit de konstruirt: Quelle main quand il s'agit de prendre! On dirait
d'un ressort qui vient de se detendre (Mglif.re). II semble qu'il y
ait comme une barriere iuvisible . . On dirait d'un mauvais genie
qui Sans cesse eloigne et detourne le but (Scribe). Statt des Genitiv
findet sich auch das Substantiv ohne Präposition: On dirait une
erneute (V. Hugo); in beiden Fällen findet wohl eine Ellipse statt;
der Genitiv scheint possessiv oder kausal, das Hauptwort ohne Kasus-
präposition scheint ein prädikativer Nominativ zu sein.
C Auch bei den Begriffen der Fähigkeit und Unfähigkeit: capable,
incapable, susceptible, passible etc., steht der Genitiv, wie bei den
lateinischen Adjektiven auf ax: capax u. a. Bei andern Begriffen der
Fähigkeit, wie sensible, accessible, nuisible etc., steht der Dativ der
betheiligten Person oder Sache: La matiere est susceptible de toutes
sortes de foimes (Acad.). Ils etaient passibles d'une detention
(Mignet).
jj. In einer mehr poetischen Ausdrucksweise steht der Gegenstand, welcher
als Ursache der Thätigkeit oder Zuständlichkeit zu fassen ist, als
§ 136. Kasuslehre. Genitiv. 401
Stoff oder Inhalt derselben im Genitiv; so bei den Begriffen des
Glänzens, Blühens und ähnlichen: La chrysalide . . Rayonne de
splendeur, de jeunesse et de vie (Parseval-Grandmaison). Ta
gräce auguste et tiere De nature et d'etemitö Fleurit (A. Chenier).
Je t'imaginais grand de toute ta grandeur (Delavigne).
10. Der partitive Genitiv drückt das Ganze aus, von dem ein Theil zu
denken ist. Das Substantiv steht im Plural, wenn es Individuen be-
zeichnet; Sammelnamen, Stoffuamen und selbst Abstrakta stehen auch
im Singular.
lt. Dieser Genitiv tritt als Subjekt des Satzes, als prädikative und
objektive Bestimmung bei intransitiven und transitiven Zeit-
wörtern auf, wo ein Theil von einem Ganzen, oder Individuen einer
Gattung eingeführt werden:
aa. Subjekt: De l'argent qu'on a pris fait de la peine k rendre
(Boorsaclt). De faibles gemissements . . remplissent les
deserts d'une sombre et sauvage harmonie (Ghateacbr.). Logi-
sches Subjekt: II est des gens de bien sous ditferents climats
(Chenier). II est dans laviede ces coups du sort (Bodilly).
ßß. prädikative Bestimmung: Je me souviens que vous etes de ses
ennemis (V. Hlgo). Je suppose, je crois meme que vous etes
de ces elues (Dcmas).
yy. objektive Bestimmung: Ce titre donnait de fausses esperances
(Chamfort). Toutes Celles qui ont de la beaule sont bien aises
qu'on s'en aper^oive (Marmontel). J'ai bu de son vin (Acad.).
Elle a perdu de sa fraicheur (Ead.). Voilä du vrai courage
(Delavigne).
Sammeinamen treten hier häufig als prädikative Bestim-
mungen auf: La question de la propriete . . est certainement
de ce nombre (Mirabeac). Emilie et Cinna! je suis de votre
race (Ponsard). L'empereur vous croit-il du parti de Junie?
(Racine) Abstrakte und konkrete Substantive anderer Klassen
werden oft wie Sammelnamen behandelt: Eiles ont toujours ete
de ropposition (Dü.mas). II etait du gobelet . . ou de la
garderobe (Id.). ün poete . . esperait etre du voyage et admis
dans le cortege de la princesse (Villemain). Sätze dieser Art
streifen an das Gebiet des possessiven und qualitativen Genitiv.
Auch Personennamen werden bisweilen wie Abstrakta oder
KoUektiva behandelt: C'est du Lauzun tout pur (Ddmas). Je
jouerai ce soir du Corneille (Id.). Quand il a fallu montrer de
l'homme, ils se sont sauves (Id.). 11 y a du Don Quichotte
dans le bebe (G. Droz).
Die Konstruktion von vouloir und essayer mit dem Genitiv
von Personennamen dürfte sich hieraus erklären: La mort ne veut
pas de moi (Dumas). Essayez d'uu depute, qui, corps et äme,
est ä vous (Id.).
Dahin kann man auch die Verba rechnen, welche einen An-
theil oder eine Gemeinschaft an etwas bezeichnen, wie parti-
ciper, tenir und selbst trancher. Le mulet participe de lane et
du cheval; le mulet tient de l'äne et du cheval; trancher du
grand seigneur, du bei esprit etc. (Acad.). So werden auch
ner, fr. Gr. 3. Aufl. 26
402 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
complice, contemporain, synonyme mit dem Genitiv gebraucht,
sonst zieht man hier den Dativ vor: selbst participer wird im
eigentlichen Sinne ebenfalls mit a konstruirt.
Da dieser Genitiv als Nominativ und Akkusativ behandelt er-
scheint, so hat man ihn mit der vorangesetzten Kasuspräposition
a an die Stelle eines Dativ treten lassen: Le bonheur nous expose
ä des dehors trompeurs (Destouches). On s'expose ä de
graves erreurs (Bodilly).
Bei Präpositionen vertritt dieser Genitiv im partitiven Sinne
die Stelle des Akkusativ: Pour des rubans la France entiere
Fut en proie ä de lougs debats (Beranger). Dans ce pays, ils
ne bätissent qu'avec du bois (Acad.). Avec de bons livres
(Gir.-Duvivikr).
Im Lateinischen findet man den Genitiv nicht als Subjekt,
selten als prädikative und objektive Bestimmung: Eorum homi-
num (ut res docuit) Attalus erat qui etc. (Liv. 45, 19). Huc . .
Thessalos ac reliquarum gentium et civitatum adjecerat
(Caes., B. C. 3, 4).
ß. Dieser Genitiv wird ferner bei Substantivbegriffen und einigen
substantivirten Adjektiven, wie le seul, l'unique, le dernier etc., ge-
braucht, welche eine Quantität oder einen Theil bezeichnen: Quel-
ques centaines d'hommes reunis (Gonstant). La plus grande partie
de la Population (Id.). üue classe entiere de la societe
(MiRABEAü). So auch im Lateinischen.
y. nach Superlativen: La pire des betes est le tyran (Marmontei,),
dies wie im Lateinischen.
S. bei Kardinalzahlen und Ordinalzahlen: Claudius, un des
consuls, se leva (Vertot). Les Marses, I'une des plus puissantes
nations de l'Italie (Id.). Soixante des leurs allerent etc. (Daeü).
L'or est le premier des metaux (Acad.), dem Lateinischen analog.
«. nach persönlichen und sächlichen substantivischen Fürwörtern,
wofür das Lateinische entsprechende Beispiele und noch in weiterer
Ausdehnung giebt.
a«. bei fragenden: Qui de nous n'est sujet k Ferreur? (Scribe)
Laquelle de ces deux villes est la plus illustre, Athenes ou
Rome? (Lemare) Quoi de plus heureux que ce qui nous ar-
rive? (Acad.) Qu'y a-t-il de plus etrange? (Mme de Stael)
Que d'idees antiques et touchantes s'attachent ä notre seul
mot de foyer (Chateaübr.). Que de larmes devorees en silence
depuis ce moment-lä! (Daudet)
Wenn dem Genitiv als Eintheilur^sglieder Personen- oder
Sachnamen beigegeben sind, welche mit dem fragenden Fürworte
in demselben Kasus stehen sollten, so werden diese gewöhnlich
von dem Genitiv attrahirt: Ne demandez-vous pas qui des deux
au bonheur Mene plus sürement, de l'esprit ou du coeur?
(Bodfplers) Man lässt in diesem Falle sogar den die einzelnen
Glieder zusammenfassenden Genitiv fort: Lequel rend plus heureux
de l'esprit ou du cceur? (Id.)
§ 136. Kasuslehre. Genitiv. 403
ßß. bei hinweisenden Fürwörtern: L'Amour est celui de tous
les dieux qui sait le mieux le chemin du Parnasse (Racine),
La meilleure le(;on est celle des exemples (La Harpe). J'ai
cela de bon que je ne me fais guere attendre (Berqüin). Tout
ce qu'a de cruel l'injustice et la force (Racine). Elle ne savait
pas ce qu'elle trouvait de plus cruel, ou cette parodie de sa
marche irreguliere, . . ou la pitie des gens qui passaient (Daudet);
bei der Verbindung des Demonstrativ mit dem Relativ scheint
sich der Genitiv zunächst an das Relativ anzulehnen.
yy. bei unbestimmten Fürwörtern und Zahlwörtern, quelqu'un,
chacun, aucun, nul, personne, plusieurs, quiconque, Tun, l'autre,
tant, autant, beaucoup, quelque chose, peu, trop, rien, combien,
wie nach plus und moins: On gagne ä. niederer son Imagination
de voir au nioins se realiser quelques-unes de ses esper an ces
(Lingree), Chacun d'eux resolut de vivre en gentilhomme (La
Fontaine). Nul de nous de sang-froid . . N'envisage la mort
(L. Racine). Quiconque de vous . . bravera le danger, sera
couvert de gloire (Boiste). Des deux livres que vous me
demandez, voici Tun, voilä, l'autre (Acad.). II a tant de bonte,
tant de vertu (Ead.). II y a beaucoup d'appeles et peu d'elus
(Ead.). Avec non moins d'evidence (Mme de Stael).
Bei Zahlwörtern und unbestimmten Fürwörtern und
anderen Quantitätsbestimmungen steht auch die Präposition entre
mit der Kasuspräposition de verbunden, besonders vor Fürwörtern,
wie im Lateinischen inter oder de, ex, in: Est-il quelqu'un d'entre
eux qu'avec plaisir j'ecoute? (Delavigne) La plupart d'entre
eux, Quel est celui d'entre vous qui . . (Acad.).
Bei dem substantivisch wie attributiv gebrauchten Zahl-
worte un und unbestimmten Fürwörtern im Singular, welche
eine Zahlbestimmung enthalten, wird oft durch die von dem voran-
gehenden Substantivbegriff geübte Attraktion der Genitiv eines
Adjektiv hervorgebracht, welcher nur als attributive Bestimmung
des vorangehenden Substantivbegriifes erscheint: II n'y a plus
qu'un de vivant (V. Hügo). Ji y a un soufflet de donne
(Acad.). Sur dix il n'y en avait pas un de bon (Ead.). Je ne
serais pas surpris qu'il y eüt quelque coup de fait cette nuit
(V. Hugo). Pour l'apaiser il faut qu'il y ait quelqu'un de de-
capite (Id.). J'avais besoin de quelqu'un de jeune et de
fort (Id.). Y a-t-il personne d'assez hardi? (Acad.) Dahin
gehören auch die substantivischen Genitive de moins, de plus, de
trop: dix ecus, quelque chose de moins etc., wie Bestimmungen
dieser Art auch sonst als prädikativer Genitiv vorkommen, z. B.
in: suis-je de trop?
bei Adverbien der Quantität, wie im Lateinischen bei satis, abunde,
affatim , nimis etc., so bei assez, considerablement, excessivement,
infininient, suffisaninient und im gemeinen Leben noch bei vielen
anderen, wobei die qualitalive Intensität in den Begritf der Quantität
übergeht: assez d'argent, suffisamment de bien, infinimeut d'esprit etc.
(Acad.).
26*
404 Dritt. Th], Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
7], bisweilen bei Ortsadverbien, wie im Lateinischen bei ubi, ubi-
cunque, hie, huc, nusquam, quo, eodem etc.: Oü en etes-vous de
votre proces (Acad.). Vous n'en etes que lä de votre ouvrage
(Ead.). Oü en est-il demeure de son travail? (Ead.) Der Genitiv
bezeichnet hier die örtliche Sphäre überhaupt, von der ein Theil oder
Punkt gedacht werden soll; so im Lateinischen ubi terrarum, hie
viciniae, eo loci, nusquam gentium.
^. bei verneinenden Partikeln, wie ne . . pas, ne . . point, ne . .
guere, ne . . plus, ne . . jamais, pas, point und ne. Die Ursache
dieser Erscheinung ist nicht die Verneinung als solche, sondern die
Füllwörter pas, point, guere etc., wozu früher noch andere substanti-
vische Begriffe kamen, denen als Quantitätsbestimmungen meist
geringfügiger Quanta ein Genitiv hinzugefügt werden konnte; der so
dem Substantivbegriff ursprünglich zukommende Kasus wurde später
auf die Negation überhaupt bezogen. Daher steht auch der Genitiv
nur dann in Beziehung zu der Verneinung, wenn die Negation nicht
adverbialisch den Thätigkeitsbegriff allein (in dem Sinne von
nicht) afficirt, sondern wenn sie unmittelbar als Verneinung einer
quantitativen Bestimmung (wo diese auch nicht mehr aus-
gedrückt ist) zu fassen ist (in dem Sinn von Nichts von. ., kein),
deren allgemeine Sphäre der Genitiv bezeichnet. Klarer ist diese
Beziehung, wenn ein folgendes Substantiv oder substantivirtes Adjektiv
ohne Artikel der Verneinung folgt; unklarer wird sie, wenn einem
Substantivbegriffe attributive Bestimmungen vorangehen. Der Zu-
sammenhang allein kann überall Aufschluss geben:
Pourquoi n'ai-je pas de mere? (Soumet) II n'est point de no-
blesse oü manque la vertu (Crebillon). L'ambition . . n'a guere
de limites (Bocrsaolt). N'est-il plus de Tartufes? (Chamfort)
II n'a plus d'emploi (Acad.). II n'y a jamais de lois observees
que Celles qui tiennent ä la nature du gouvernement (J.-J. Rocsseac).
In elliptischen Sätzen ohne ne tritt natürlich de ebenso nach den
Füllwörtern allein auf: Pas d'argent, pas de Suisse (Gramm.
Nat.). Oh! de gräce, interrompit-elle, pas de fadeurs, pas de
madrigaux (Cherbdliez). Point de vraies tragedies Sans grandes
passions (La Harfe).
Wo ne ohne Füllwort steht, findet dasselbe statt: C'est un duel
ä mort qui n'aura de temoin que toi seul (Dumas). N'y a-t-il de
ridicule que ce qui ne nous ressemble pas? (Mme de Stael) Elle
n'a vu couler de lärm es que les siennes (Racine). II n'a d'autre
desir que celui de vous etre utile (Acad.). II n'y a de serieux
dans ce monde que ce qui parait plaisant au vulgaire de hommes
(Cherbdliez).
Selbst in einer Frage mit verneinendem Sinne, der die
negative Partikel überhaupt fehlt, findet sich daher der artikellose
Genitiv: Ce roi doit-il avoir d'autre volonte que celle de la loi?
(Mignet)
Daher hat man auch da, wo die Negation durch die Präposition
Sans bei einem Infinitiv ausgedrückt ist, das in seinem ganzen Um-
fange verneinte Objekt mit de angeknüpft: Pendant que ce proces se
§ 136. Kasuslehre. Genitiv. § 137. Dativ. 405
discutait encore, niais saus laisser d'esperance aux amis du ma-
rechal etc. (Lacretelle). Ils se mirent en marche . . sans com-
mettre de devastations sur leur route (Thierry).
Das Altfranzösische setzte zu dem in seinem ganzen Umfange
durch ne verneinten Substantivbegriffe die Partikel de nicht; auch
nachdem Füllwörter der Negation, wie pas, point, mie, brin etc., all-
gemeiner ühlich wurden, pflegte man das Substantiv ohne Kasus-
präposition zu gebrauchen.
Im Neufranzösischen tritt nach der Negation die Partikel de nicht
ein, wo ein artikelloses Hauptwort (meist ohne attributive Bestimmung)
als Objekt eines Zeitwortes mit diesem in einer Begriffseinheit gefasst
wird, wie dies namentlich bei den Verben avoir, demander, donner,
faire, porter, prendre, tenir, aber auch bei einer beträchtlichen Anzahl
anderer der Fall ist; vgl. avoir acces, affaire, compassion, coutume,
dessein, envie, bonne gräce, horreur, peur, raison etc.; chercher fortune;
demander compte, conseil, gräce, passage; donner conge, courage, lieu,
naissance; entendre malice, plaisanterie, raison; faire amende honorable,
attention, banqueroute, grand bruit, compte, grand compte, connais-
sance, tort etc.; fournir caution; perdre connaissance, courage, haieine;
prendre conge, conseil, exemple, omi)rage, part; rendre compte, gräce,
justice; savoir gre; tenir classe, compagnie, compte; trouver goüt.
Die objektiven Bestimmungen sind meist abstrakter Natur. Ein festes
Princip wird hier indess nicht beobachtet; Verbindungen dieser Art
mehren sich in der neueren Zeit wieder, wie sie dem Altfranzösischen
geläufig waren. Gegenwärtig kühn erscheinende Neuerungen einzelner
Schriftsteller sind nichts als Erneuerungen des alten Sprachgebrauches;
die Verzeichnung der dahin gehörigen Einzelheiten hat vorzugsweise
ein lexikalisches Interesse.
Es versteht sich von selbst, dass, wo die Negation als die des
Prädikatsverb zu fassen ist, ein partitiver Genitiv in unmittelbarer
Beziehung zum Verbal begriffe steht: N'abaissez pas des regards
dedaigneux sur les bonnes gens qui vous entourent (Bodilly). Je
n'ai point des sentiments si bas (Racine). Voilä-t-il pas de vos
jeremiades (Voltaire).
11. Elliptisch tritt namentlich der Genitiv des Gehalts oder Stoffes
auf; so häufig in Ueberschriften, Büchertiteln u. dgl.: De l'education
physique. De la condition des femmes dans les divers gouvernemens etc.
137. d) Die Anschauung, welche dem Dativ zu Grunde liegt, ist die der
Richtung zu einem Gegenstande hin, welche mit der Vorstellung
der Bewegung wie der Ruhe verträglich ist; er bezeichnet den Gegen-
stand, auf welchen sich die Thätigkeit richtet und bezieht. Aus
der Vorstellung der Richtung und Beziehung gehen die der Gemein-
schaft und Betheiligung, sowie der Vermittelung hervor.
1, In Beziehung auf den Raam kann der Gegenstand, auf welchen die
Thätigkeit gerichtet ist, sowohl bei den Begrifl'en des Einwendens und
der Bewegung, als der Ruhe auftreten und so zur Bestimmung des
Wohin? und des Wo? dienen.
a. Auf die Frage nach dem Wohin?, welches nur der Zusammenhang
als ein Wo hinan? Wo hinauf? Wo hinein? etc. bestimmen kana
406 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
antwortet der Dativ in allgemeinster Weise, so dass nur der Zielpunkt
ausgedrückt wird, der eine Person oder Sache sein kann.
att. Zunächst können hier Thätigkeitsbegriffe auftreten, welche nur das
Hingekehrtsein zum Richtungspunkte bezeichnen: II vise
ä ce but-lä (Acad.). Bildlich: Mais puisque vous visez ä l'im-
mortalite (L,-P. Segur). So wird auch durch das Richtungs-
ziel die Richtungslinie für die Thätigkeit bestimmt: Traverser . .
diagonalement la riviere du sud au nord-ouest (L.-P. Segur).
/S/S. oder der Dativ bezeichnet den Gegenstand, zu welchem eine
Bewegung hinstrebt, den sie erreichen will: Je vais a Rome,
ä l'eglise, ä l'armee (Acad.). Paul allait s'elancer ä la mer
(B. DE St-Pierre). Le vent et la mer le jetaient ä terre (Id.).
Je remontai h cheval (Chateaubr.). Tout mon sang se porte ä
ma tete (Dumas); vielfach in bildlichen Ausdrücken: Je cours au
recit (Lamartine). II allait revenir ä la vertu (Arnaült). Le
peuple eleve aux dieux nos noms retentissants (Ponsard). Louis-
Philippe d'Orleans fut appele au trone (Lamartine). Seltener
kommen Personen als Richtungsziel vor: Quelques soldats courent
ä Leonidas (Barthelemy). Robespierre se levant et courant ä
Danton (Ponsard). Les troupes marchent ä l'ennemi (Acad.).
En repoussant comme cela la fortune qui vient ä, toi (Dcmas).
J'ai couru ä vous, comme un voyageur egare court ä la lumiere
(Dumas). Im Altfranzösischeu waren dagegen Personennamen bei
Verben der Bewegung sehr gewöhnlich. Zu den Eigennamen der
Länder tritt bei den BegriÖen der Bewegung und der Ruhe ä
gewöhnlich nicht; bei ihnen steht en oder dans; doch vgl. aller
au Japon, aux Indes (Acad.).
Oft giebt der Dativ in Verbindung mit einem Genitiv die
Grenzbestimmung des Wie weit? an: Le Perse regnant de l'Indus
ä la Mediterran ee (Volney). Dies geschieht auch ohne voran-
gehenden Genitiv: Chaque lame . . y jetait des galets ä plus
de cinquante pieds dans les terres (B. de St-Pierre); so be-
sonders bei den Begriffen des Reichens, Sicherstreckens,
wie atteindre, toucher, se borner, s'etendre etc.: Atteindre ä une
certaine hauteur; II est si grand qu'il touche au plafond;
II faut se borner ä cela (Acad.). Que ne peut-il (le bien) s'etendre
a Tunivers entier? (Arnault); doch auch durch jusqu'ä:
L'eau atteignit jusqu'au premier etage (Acad.). Cette longue
muraille qui du Piree s'etend jusqu'ä la porte de la ville
(Barthelemy).
Auf dieser Anschauung beruht die Benutzung des Dativ bei
der Angabe einer numerischen Unbestimmtheit bis auf
eine gewisse Höhe: Viugt ä trente personnes; deux ä
trois livres de Sucre (Acad.). Wo dem Redenden keine mittlere
Grösse vorschwebt, die auch ein Bruchtheil sein kann, wie bei
deux ä trois livres, setzt man lieber ou statt ä: einq ou six
personnes. Der Unterschied zwischen ä und ou ist natürlich
der, dass bei ou eine Wahl zwischen bestimmten Grössen, bei ä
eine Steigerung bis zu einer bestimmten Höhe freigestellt wird.
§ 137. Kasuslehre. Dativ. 407
Das Lateinische bedient sich statt des hier betrachteten Dativ
theils des Aldiusativ: Romam, rus etc., theils der bestimmteren Be-
zeichnung durch Präpositionen wie ad, in, tenus, versus etc.
ß. Anf die Frage nach dem Wo? in seiner allgemeinsten Fassung, welches
nur der Zusammenhang der Rede als Woran? Worauf? Worin? etc.
näher bestimmen kann, antwortet der Dativ bei Begriffen, welche das
Verharren bezeichnen: La bataille qu'ils livrerent aux Lacedemoniens
ä CEnoe, aux Perses ä Marathon (Barthelemy). Les troupeaux
parquent au senil des templps (Volney). Quand nous fümes k
l'entree du vallon (B. de St-Pierre), L'on se promene au milieu
de ces morts debout (Mmb de Stael), Nous etions tous ä cheval
(Chateadbb.). La nation etait calme k la snrface, inquiete au fond
(Lamartine). Louis XVIII . . mourut tranquille k Tombre de l'idee
de 89 (Id.), Dahin gehören auch die Bestimmungen eines örtlichen
Leidens, wie avoir mal aux yeux, aux dents, k la jambe, ä la
tete etc. So werden auch die Begriffe des Hangens und Haftens
an einer Sache mit dem Dativ verbunden: Sa robe s'accrocha k des
ronces; ma maison tient k la sienne (Acad.); bildlich: Qu'ä cela
ne tienne (Ddmas). Ce vice plus inherent k notre ame, est un
protee (Champort). Ebenso die Thätigkeitsbegriife des Schöpfens
und Trinkens (an) aus etwas: puiser ä la ri viere, boire k la
fontaine (Acad.), boire k cette coupe enchantee (Chateaubr.);
sonst mit dem bestimmteren dans. — Das Lateinische bedient sich
hier theils des Genitiv: Romae, domi, theils des Ablativ: rure, ruri,
Lacedaemone, Delphis, opportunis locis, tota Asia, media urbe, eo
libro etc.
Bei der Bestimmung einer Ortsentfernung bezeichnet der Dativ
den Punkt, bis zu welchem von dem angegebenen (oder vorausgesetzten)
Orte zu rechnen ist: Dans la rade de Phalere, k vingt Stades
d'Athenes (Barthelemy). Ma lanterne . . s'arreta . . ä six pieds de
profondeur (Nodier). Se tenir ä une distance respectueuse (Acad.).
Vgl. lat. Ariovistus milibus passuum sex a Caesaris castris . . sub-
sedit (Cae.s., B. G. 1, 48). Paucis citra milibus lignatores ei . .
occurrunt (Liv. 10, 25).
Auf die Zeit bezogen, wird der Dativ analog seiner räumlichen Beziehung
zur Angabe des Bis wann? und Wann? gebraucht.
CK. Da die Zeit nur eine Dimension hat, so ist bei dem Begriffe der
Bewegung und des Sicherstreckens zu einem Zeitpunkte die
Mannigfaltigkeit der Ortsbeziehung nicht vorhanden : Les parties
ajournerent ieurs esperaiices au jour de sa mort (Lamartine). Re-
mettre une chose ä huitaine (Acad.). Entre vous et moi c'est k la
vie ä la mort (Bocilly). So auch mit Bestimmung des Ausgangs-
punktes: Des gens k qui Ton doit couper le cou d'ici ä un mois
(V. HüGo). La nuit du 28 au 29 (L.-P. Segcr).
ß. Das Wann? mit Bezug auf den Zeitpunkt oder Zeitraum, innerhalb
dessen die Thätigkeit verharrt oder fällt, wird durch den Dativ in be-
stimmterer Weise ausgedrückt, als durch den Akkusativ, weshalb der
erstere oft neben dem letzteren zur Begrenzung desselben eintritt:
Domain donc ä huit heures du matin (Boüilly). Le 14 au 8oir . .
408 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung-. H. Adv. Satzbest.
on sentit tout ä coup le fond diminuer (L.-P. Segdr). Faites partir
un courrier ä, Tinstant, d. i. eigentlich „in diesem Augenblicke"
(Dpmas). II etait presque impossible qu'elle arrivät ä temps, d.i. zu
rechter Zeit, nicht zu früh und nicht zu spät (hier: noch vor Abgang
des Zuges) (Daudet). Das Lateinische gebraucht seinen Ablativ so :
Pyrrhi temporibus, suo tempore, tempore, hieme et aestate, hoc anno,
mense, die, hac nocte etc.
Zeitbestimmungen wie: A vingt-cinq ans . . il devint colonel
(ViLLEMAis) können hierher gehören, doch auch auf den Dativ der Ge-
meinschaft bezogen werden.
Bei distributiven Bestimmungen liegt die distributive Bedeutung
entweder in den zugefügten Attributen, wie in: ä tout moment, ä
toute minute, a chaque instant, oder im Substantiv: Cette comete ne
reparait qu'ä de longs intervalles (Acad.), oder in dem generali-
sirten Artikel: Le cours du fleuve, qui file ä peine trois milles a
Theure (in der Stunde, d. i. in jeder Stunde). Sonst wird die distri-
butive Bedeutung durch par vermittelt: par heure, par jour.
3. Die Zeitbestimmung kann auch durch andere Begriffe als durch Zeit-
benennungen vermittelt werden; man kann den Dativ in diesem Falle
den des ümstandes nennen: M. de Narbonne, k la mort de cette prin-
cesse . . fut amene . . ä Versailles (Villemain). Demain Aux pre-
mieres chaleurs mettez-vous en chemin (Ponsabd). On a entendu cela
au commencement de la revolution . . On l'avait entendu ä la deca-
dence de la feodalite. On l'entend aujourd'hui ä la chute de la
monarchie constitutionnelle (Lamartine). Se voyant renaitre k la troi-
sieme generation dans ses petits-fils (Id.). A cette terrible vue
le matelot s'elan?a ä la mer (B. de St-Pierre). Dans les cbamps du
bonheur, ä ta vois desolee, mon ombre s'est troublee (Lebrcs). Hier
geht die Vorstellung selbst über die bloss zeitliche Bedingtheit hinaus.
Selbst Personennamen können zugleich eine Zeitbestimmung aus-
drücken: C'est k lui (La Fontaine) que le charme a commence, d. i,
mit ihm der Zeit nach (Chamfort).
Das Lateinische bediente sich eines Ablativ des zeitlichen ümstandes,
wie in Luculli adventu (Cic, Manil. 8). Senensi proelio (Brut. 18).
Bello . . tumultu (Phil. 8, 1); sonst der Präpositionen m, cm?« oder ad:
Ad diem dedit (Verr. 4, 2).
4. An diese letzte Gebrauchsweise grenzt der Dativ der Gemeinschaft,
welcher namentlich im attributiven Verhältnisse vorkommt (s. unten).
Das ä, welches hier in Betracht kommt, mag zum Theil mit dem proven-
zalischen ab (apnd, im Französischen av-ec), wofür es bisweilen vorkommt,
zusammengeflossen sein; dem Sprachbewusstsein ist eine Unterscheidung
dieser Art natürlich fremd geworden.
Dieser Dativ drückt zunächst ein rein additionelles Verhältniss
aus, wie in: un ä un, brin ä brin, feuille ä feuille, goutte ä goutte, mit
dem der Richtung geeint in: tete ä tete, dos ä dos, bec a bec, worin
zeitliches und räumliches Nach- und Nebeneinander bezeichnet wird.
Darauf beruhen Verhältnissbestimmungen, wie: quand nous
quittämes le jeu, nous etions quatre ä six, vier zu sechs, d. i. eigent-
lich einerseits 4 und andererseits 6 (Acad.).
§ 137. Kasuslehre. Dativ. 409
Diesen Dativ gebraucht das Neufranzüsische im adverbialen Verhält-
nisse besonders da, wo die begleitende Tbätigkeit durch ein abstraktes
Hauptwort bezeichnet ist: Dans phisieurs de ses assertions, 11 y avait, ä
bonne intention, un peu d'injustice (Constant).
Das Lateinische drückt die Begleitung zum Theil durch den Ablativ
aus: Dictator ingenti exercitu ab urbe profectus (Liv, 7, 9), und so
bezeichnet das Altfranzösische durch den Dativ die Gemeinschaft von
Personen und konkreten Sachen, was dem Neufranzösischen im adverbialen
Satzverhältnisse fremder gewordei; ist.
Der instrumentale und kausale Dativ drückt den die Tbätigkeit ver-
mittelnden oder eigentlich bei derselben mitwirkenden Gegenstand
aus, der theils als Werkzeug, theils als Mittel im weiteren Sinne auf-
treten kann: im Unterschiede vom Genitiv, der als der wirkende Gegen-
stand selber eingeführt wird. Dahin gehören: fouler aux pieds; toucher
au doigt; frapper ä bras raccourci; recevoir ä bras ouverts; pour-
suivre ä coups de pierres; s'enfuir ä toutes jambes: aller ä volles
et ä, rames; crier ä haute voix (Acad.). Cesar prend le prämier une
coupeäla main (Racine). Du brouillard ä couper au couteau (Dumas).
Laissez-les tirer ä poudre (Id.). Nous gagnons notre vle ä cet humble
metler (Poxsard). Le matelot qui l'avalt voulu sauver ä la nage
(B. DE St-Pierre). A force d'esprlt, Shakespeare refroidit souvent
l'action (Mme de Stael). Je ranlmai leur cendre au feu de mes crayons
(Lebrdn). Des ouvrages . . marques au coin du genie (Chamfoet).
Selbst der Stoff wird als Mittel betrachtet: Un mur bäti ä chaux et ä
sable (Acad.). Das Lateinische verwendet so im Allgemeinen den Ablativ.
Dazu gehört auch der Begriff des Splelens, dessen Stoff oder Mittel
im Dativ auftritt: jouer aux cartes, aux des, aux echecs, woraus sich dann
weitere Formeln, wie jouer ä la main chaude, au roi depouille etc., er-
klären. — Auch bei dem Begriffe des Erkenne ns wird der Gegenstand
oder das Merkmal für das Erkennen als das Mittel desselben betrachtet-
so sagt man voir, reconnaitre, jiiger, deviner u. s. w. ä qch., an etwas er-
kennen: A son air un peu fou je vois qu'il est auteur (Etienne). Tu
me devlneras ä mes gemlssements (Nodier).
Auch kann der Dativ des Preises als des Mittels der Erwerbung
(sonst auch durch moyennant mit dem Substantiv bezeichnet) hierher
gezogen werden: veudre a vll prix, au prix de fabrique: acheter k bon
prix etc.; Nous aurons La farine et le reste au prix que nous voudrons
(Ponsabd); bildlich: Au prix d'un torrent de sang, cet ouvrage fut entiere-
ment rase (Darc).
Hier schliesst sich der Dativ des Masses, der Massgabe und An-
gemessenheit an: Vendre du vin ä pot et a pinte (Acad.). Preter ä
huit pour cent (Dumas). Engager ä raison de vingt sols par jour
(Daru). Lald mals riche ä millions (Dumas). Ausdrücke wie ä quel
point, au meme degre, k moitie, ä demi, au moins, tout au plus etc. er-
klären sich aus dem Begriffe der Bewegung bis zu einem Richtungs-
punkte. Am Ausgedehntesten ist der Begriff der Gemässhelt: Sa vie
ä nos besoins ne fut pas mesuree (Aksaui.t). Ne saurons-nous Jamals
agir ä notre guise? (Ponsard) Falles ä votre tete (Dcval). Rien
n'est plus ä mon gre (Delavigne). La revolution l'a fait k son Image
(Ponsard). A ce merite qui, au jugement des mellleurs, . . semblait
410 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Ahschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
fait pour sulfire ä tout (Villemain). Dahin ist das elliptische ä la, etwa
nianiere, mode etc., mit eiueni Adjektiv zu rechnen: S'habiller a la
frangaise; chanter a Fitalienne (Acad.). Juger ä la legere (Dela-
vigne). Auch steht statt des Adjektiv ein gleichsam adjektivirtes Sub-
stantiv: Elle parut . . une demarche k la Cromwell (Mignet); auch ä
la diable (Acad.).
7. Der Dativ der Art und Weise liegt ebenfalls den vorhergehenden Vor-
stellungen nahe, besonders der der Gemässheit; viele Dative dieser Art
sind aus substantivirten Adjektiven entstanden und bilden zusammen-
gesetzte Adverbien; vgl. k l'improviste, ä jeun, ä nu, ä cru, au plus
vite etc., ä genoiix, ä la renverse, ä merveille, ä tort u. a.
8. Der Dativ der Bestimmung' und des Zweckes beruht auf dem Begriffe
der Richtung; er erscheint als der Gegenstand, auf dessen Hervorbringung
oder Erreichung die ethische Tbätigkeit als auf ihr Ziel gerichtet ist. Er
steht daher nach Begriffen der Tendenz oder Bestimmung zu etwas, wie:
aspirer, tendre, autoriser, destiner, accoutumer, hahituer, condamner, en-
courager, engager, exciter, inciter, provoquer, pretendre, servir, tourner etc.;
nach Adjektiven, wie: enclin, bon, ardent; nach Substantiven, wie:
disposition etc., aber auch in vielen anderen Verbindungen. J'allais a
votre recherche (Ddmas). A I'appui de cette idee, il montrait etc.
(Villemain). Tant de talents destines a la celebrite (Id.). Elle
n'aspirait point ä la guerre (Lamartine). Dahin gehört auch boire ä
la sante de quelqu'un, abgekürzt in boire ä quelqu'un: Vous boirez ä la
France! (Ponsard); ebendahin der statt des Akkusativ im faktitiven
Verhältnisse früher gebräuchlichere Dativ, wie jetzt noch in prendre ä
temoin, ä täche, tenir k honneur etc.
9. Der Dativ der Betheilignng ist derjenige Dativ, welcher zu einem in
sich abgeschlossenen Thätigkeitsbegriffe tritt, wenn seine Thätigkeit gleich-
wohl noch nach aussen auf ein Ziel gerichtet erscheinen soll. Abgeschlossen
ist aber die Thätigkeit des transitiven Verb im engeren Sinne, wenn es
sein Akkusativobjekt bei sich bat oder selber intransitiv gebraucht wird;
die des intransitiven (mit Einschluss des transitiven im weiteren Sinne)
kann überall als in sich abgeschlossen gedacht werden. Der betheiligte
Gegenstand, der nicht das Objekt im engeren Sinne des Wortes ist und
bei transitiven Verben auch das entferntere Objekt genannt wird, ist,
wenn nicht eine Person, wenigstens ein personificirter Gegenstand, und
dieser Dativ daher auch vorzugsweise der Personenkasus. S. oben S. 389.
«. Der Dativ der Betheiligung beim transitiven Verb im engeren
Sinne bezeichnet den in verschiedenem Sinne nach Massgabe des
Thätigkeitsbegriffes mittelbar betroffenen Gegenstand. Seine Anwendung
ist der des Lateinischen analog: 11 faut faire ä ses vices une
guerre continuelle (La Fontaine). Sans vouloir diminuer la
gloire de Newton, on peut remarquer qu'il doit beaucoup ä Galilee
(Fontenelle). L'ambition seule lui inspira des crimes (Villemain).
Qu'un autre desormais ä ce peuple insense Prodigue un devoue-
ment ainsi recompense (Ponsaud). La senora veut-elle que je lui
essaie ces bijoux? (Dlmas)
Statt des Sachobjektes kann auch ein Satz stehen: II vous jure
qu'il n'en est rien (Acad.); ebenso ein Infinitiv: Dites-lui donc
de ne jamais ecrire (Etibnne).
§ 137. Kasuslehre. Dativ. 411
Es ist zu bemerken, dass auch bei den Verben, welche das Er-
fragen, Fordern oder Entnehmen bezeichnen, die Person,
von welcher eine Sache erfragt oder entnommen wird, im Dativ
auftreten kann, während sie sonst (ausgenommen bei demander) im
Genitiv steht; dahin gehören acheter, arraeher, demander, emprunter,
gagner und ähnliche. Wo Zweideutigkeiten über die Art der Bethei-
ligung entstehen könnten, muss der Genitiv angewendet werden: Je
lui ai achete nn volume qu'il m'a fait payer eher (Acad.). II lui
a demande son nom (Ead.). Je veux vous en gagner (abgewinnen)
ä chacun cinq cents (louis) (Dcmas). Puis je pris une feuille ä
ce meme tilleul (Ponsard).
Der Dativ der betheiligten Person steht auch bei Zeitwörtern,
welche zum Sachobjekte einen Theil, einen Besitz oder eine
Eigenschaft der betheiligten Person haben, wo eine attribu-
tive oder eine anderweitige adverbiale Bestimmung Platz greifen könnte;
so werden besonders persönliche Fürwörter als Pevsonalkasus ver-
wendet. Die Thätigkeit bezeichnet entweder eine das Objekt be-
rührende praktische Handlung: 11 s'assied et lui preud les deux
mains dans les siennes (V. Hugo). 11 lui serre vivement la main
(Lemercikr). Se meurtrissant le sein (Delille). Je m'attachai ä me
perfectionner le goüt (Le Sage); oder eine Wahrnehmung und
Erkenntniss: Ronie . ., Fussent-ils innocents, leur trouvera des
crimes (Racine). On ne lui connait que deux ennemis (La
Mennais). Qui plus que moi desire vous voir une volonte ferme
(Dcmas).
Wo es sich um ein Objekt als einen Theil der betheiligten
Person handelt, gebraucht man den Dativ selbst dann bisweilen, wenn
dieser Theil nicht mehr im Akkusativ steht ■• On lui frappait sur
l'epaule (Dcmas), neben: 11 saisit un couteau et la frappa dans le
cote (Acad.).
Reflexive Verba, bei denen das reflexive Fürwort im Akkusativ
steht, haben in derselben Weise einen Dativ der Person oder der per-
sonificirten Sache bei sich, wie s'adonner, se consacrer, se vouer, se
presenter, se rendre, se fier, s'opposer ä quelquun oder ä. quelque
chose, se plaindre, s'informer de qch. ä quelqu'un. Häufig erscheint
aber bei diesen Verben der Dativ nicht mehr allein in dem Sinne des
betheiligten Objektes, sondern enthält die Darstellung einer räum-
lichen Beziehung, Tendenz u. s. w. Vgl. s'attaquer, se frotter
ä quelqu'un, s'appliquer, s'exercer ä qch. u. v. a.
Ceber die Verwandlung eines Personalobjektes in den
Dativ beim Zusammenstoss mit einem Sachobjekte s. oben
S. 389.
Bei dem intransitiven Verb oder dem transitiven im weiteren
Sinne, so\\ie bei dem Adjektiv und selbst Adverb tritt bei der
Richtung des darin enthaltenen Thätigkeitsbegriffs nach aussen der
Dativ der Betheiligunti in einem weiten umfange ein. Man hat diesen
Dativ als dativus commodi und incommodi bezeichnet, obgleich diese
Ausdrücke nicht seine ganze Sphäre umfassen.
412 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Ahschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Zu den hier in Betracht kommenden Begriffen gehören:
««. die der Gemeinschaft und Theilnahme, wie compatlr, con-
courir, cooperer, participer (auch mit dem Genitiv), commun,
coucurrent u. dgl.
ßß. der üebereinstimmung und Angemessenheit, sowie des
Widerspruchs, wie aller (passen), acquiescer, adherer, consentir,
convenir, equivaloir, ressembler, — parer (wehren, dagegen , ab-
wehren* mit dem Akkus.), renoncer, resister, — comparable,
conforme, egal, naturel, pareil, semblable, — contraire, etranger,
rebelie, auch indifferent, — conformement, convenablement, conse-
quemment, proportionnement etc.
yy. daher auch die ethischen Begriffe der Befähigung und Geneigt-
heit zu etwas, sowie des Gegentheils, oder freundlicher und
feindlicher Beziehung, wohin namentlich der Dativ bei vielen
Adjektiven gehört: vaquer, — accessibie, sensible, dement, —
hostile, implacable, ingrat, inexorable, severe, sourd u. s. w. Vgl.
Implacable au süperbe et dement au vaincu (Ponsabd).
Souple aux circons tances (Lamartine). Patient aux evene-
ments (Id.).
36. des Gefallens und Missfallens, des Angenehmen und
Unangenehmen: plaire, deplaire, eher, doux, agreable, — amer,
desagreable.
tB. des Nutzens und Schadens: remedier, subvenir, aider (selten
mit dem Dativ), — il Importe, avantageux, favorable, propice, sa-
1 Utaire, utile, defavorable, desavantageux^ funeste, mortel (verderb-
lich), nuisible, pernieieux etc.
Dahin gehört auch der Gebrauch von etre (für jemand sein,
bedeuten, d. i. von Wichtigkeit oder ünwichtigkeit sein): Napo-
leon fut ä la France ce que la fatalite est au libre arbitre
(Lamartine).
ff. des Gebietens und der Ueberlegenheit, sowie des Gehor-
chens und der Unterordnung: Commander (oft transitiv mit
dem Akkusativ), obeir, ceder, superieur, inferieur, fidde, infidde etc.,
superieurenient, inferieurement, preierablement; auch bisweilen des
Vorangehens und Folgens in der Zeit: prduder, survivre,
succeder, anterieur, posterieur, anterieurement, posterieurement.
717}. des Scheinens und Erscheinens, sowie des Verschwindens
und Entkommens: apparaitre, paraitre, disparaitre, echapper
(auch mit dem Genitiv und transitiv mit dem Akkusativ), visible,
invisible etc.
9&. des Genügens und des Mangels: suffire, satisfaire (auch tran-
sitiv mit dem Akkusativ), manquer (gleichfalls transitiv mit dem
Akkusativ) etc.
lt. der Möglichkeit, Nothwendigkeit und Unmöglichkeit:
possible, necessaire, impossible etc.
Eine Anzahl anderer Begriffe fügt sich nicht allgemeineren
Gesichtspunkten: jede Beziehung, die als Richtung nach aussen
zu fassen ist, lässt dem Dativ Raum; so insbesondere bei ethischen
Beziehungen zu Menschen: Le cerf pleurant aux veneurs
§ 137. Kasuslehre. Dativ. 413
(Chateacbr.); doch auch zu Sachen: Qu'il . . rie aux lampes
ardentes (V. Hugo).
Auch findet sich eine Zahl von meist transitiven Zeit-
wörtern, welche ohne ihr Akkusativobjekt auf ein entfernteres Ob-
jekt bezogen werden und zum Theil selbst elliptisch erscheinen:
vgl. ajouter, applaudir, croire, entendre, insulter, suppleer u. dgl.,
an deren verschiedene Konstruktion sich natürlich verschiedene
Bedeutung knüpft. Dahin gehört auch prendre ä qch.: Le feu
prend ä quelques barils de poudre (Darc). Encore un acces
qui lui prend (Dcmas).
Der lateinische Dativ stimmt hier vielfach mit dem franzö-
sischen übereiu.
10. In Sätzen mit einem prädikativen Adjektiv, Particip oder Substantiv und
Adverb tritt ein Dativ auf, in dem eine betheiligte Person eigentlich
das thätige Subjekt ist: C'est indiscret ä moi (Scribe). C'est tres-
bien fait ä vous (Ddmas). C'est folie ä eux de croire . . (Acad.). C'est
bien ä vous (Scribe). Er gleicht dem lateinischen Dativ beim Passiv:
Magno studio mihi a pueritia est elahoratum (Cic, Caecil. 13).
11. Verwandt ist hiermit der sogenannte ethische Dativ, welcher bei leb-
hafter oder gemüthlicher und vertraulicher Rede in der Form des per-
sönlichen Fürwortes der ersten und zweiten Person das die Thatsache
nicht berührende subjektive Interesse des Redenden oder des Angeredeten
aussprechen soll: N'approfondis jamais rien dans la vie, Et glisse-moi sur
la superficie (Voltaire). On lui lia les pieds, on vous le suspendit (La
Fontaine). Lat. Quid mihi Celsus agit? (Hör., Ep. 1, 3, 15) Haec
vobis ipsorum per biduum militia fuit (Liv. 22, 60).
12. Der possessiye Dativ drückt aus, dass der Gegenstand einem anderen
zugehört, d.i. gleichsam zu ihm gehört, ihm zugegeben ist: II n'a rien
ä lui, tout est ä ses amis (La Mennais). 11 est tout ä ce qu'il fait
(AcAD.). On n'est point ä soi quand on prend beaucoup d'engagements
(Ead.). Lat. Dives est, cui tanta possessio est, ut nihil optet amplius
(Cic, Par. 6, 1). Ausdrücke wie: II y a tant de pas ä la lieue fran-
^aise (Acad.). II y a autant de vanite ä vous . . que de sottise ä
moi (Dumas) lassen sich hieraus erklären.
18. Die allgemeinste Fassung der Rücksicht auf etwas, welche mit dem Be-
griffe des Umstandes -verwandt ist, lässt dieser Dativ, worin ä dem latei-
nischen ad entspricht, in wenigen Fällen zu: Je nentrerai point ä ce
sujet dans une discussion (Chamfobt). Dahin kann man auch den Dativ
bei einigen reflexiven Verben ziehen, wie se meprendre, se tromper ä qch.:
Un moyen certain de ne pas se tromper au caractere de ces crises
(Lamartine). Vgl. Ad omnia alia aetate sapimus rectius (Ter., Ad.
4, 3, 46).
14. Elliptisch tritt der Dativ vielfach, in den meisten seiner Beziehungen,
auf; z. B. in räumlicher: Aux armes! (Acad.) A vos rangs, grena-
diers! (Dcmas); so in Aufschriften von Briefen: A monsieur N. Die
Ausrufe: Au voleur! au feu! ä lassassin! sind nicht anders als ä moi! ä
nous! in Bezug auf den Ort zu fassen; darauf gründen sich die Wen-
dungen: crier ä la barbarie u. dgl., wie crier „aux armes!", crier „au
voleur!" A d'autres! ist abweisend, verweist an andere. — In zeitlicher
Beziehung: A demain! ä dimanche! ä ce soir! auf morgen! etc., so auch
414 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügungr. H. Adv, Satzbest.
ursprünglich ä la bonne heure! Ein reiner Dativ der Art und Weise
erscheint dagegen in dem ähnlich gebrauchten ä merveille. Der Dativ
der Betheiligung findet sich in Aufschriften wie: Aux grands hommes
la patrie reconnaissante; der Begriff der Bestimmung in: A votre
sante! — A nos amours, Ines! (Dümas) Dative wie: ä, qui; c'est ä qui
mieux mieux, c'est ä qui ne partira point; tirons ä qui jouera le premier;
ils s'empressaient ä qui lui plairait davantage etc. gehen auf den Begriff
des Wetteifers und Spieles zurück und bedeuten den Inhalt des Spieles;
ä bezieht sich nicht auf qui, sondern auf den ganzen substantivirten
Fragesatz. Das (ä) qui mieux mieux ersetzt einen Nebensatz und einen
Hauptsatz, etwa: „wer es besser vermag, macht es besser".
Elliptisch ist auch oft jusgu'ä . ., welches als Subjekt und Objekt
aufzutreten scheint: Jusqu'ä Montaigne essayait d'y propager sa mu-
rale (selbst M.) (Boüillt). II aime jusqu"ä ses ennemis (Acad.),
Vollständigere Ausdrucks weisen erklären die Ellipse: Tous les peres,
jusqu'aux plus graves, jouent avec ieurs enfants (Ead.). Es fehlt das
Glied, welches den Anfangspunkt enthält.
Auch die Ausdrücke ä lui seul, ä nous deux etc., welche appositiv
zu stehen pflegen (für sich allein, wir beide allein), scheinen elliptisch
und sind wohl Dative der Betheiligung, denen ein Thätigkeitsbegriff, wie
„überlassen" etc., fehlt.
138. e) Die Kasus des persönlichen Fürwortes. Eine besondere Er-
örterung fordert die Anwendung der Kasus des sogenannten verbundenen
persönlichen Fürwortes, oder der Flexionskasus desselben, im Unterschiede
von den Kasus des unverbundenen Fürwortes, dessen Genitiv und Dativ
durch die Kasuspräpositiouen de und ä gebildet werden. Die jetzt tonlos
gewordenen Kasus waren dies im Altfranzösischen nicht; bei dem allmählich
häufiger werdenden Gebrauche der Präpositionskasus schwankte die Anwen-
dung derselben; eine Regelung ihres verschiedenen Gebrauches hat sich erst
in neuerer Zeit festgestellt.
Der Genitiv kommt hier nicht in Betracht, da er keine flexivische Neben-
form hat; seine Vertretung durch das Adverb en s. unten.
1. Im Allgemeinen gebraucht man die Flexionskasus der verbundenen
Fürwörter, wenn sie ohne rhetorischen Nachdruck als Subjekt, oder als
das nähere (Akkusativ) oder entferntere Objekt (Dativ der Betheiligung
und ethischer Dativ) im Satze in Beziehung zum Thätigkeitsbegriff stehen :
Je te verrai sans ombre, 6 verite Celeste! (Voltaire) Je me suis plaint
aux Dieux (Id.). Je ne te puis blämer (Corneille). Je te le dis du
fond de mon cceur (J.-J, Rocsseao). 11s ont quelques defauts; ma foi, je
les leur passe (Bret). Te montrerai-je les objets tels qu'ils sont?
(J.-J. Roüssead) T'attendre aux yeux d'autrui, quand tu dors, est erreur
(La Fontaine). So auch in Beziehung auf voilä wegen seines verbalen
Bestandtheiis: Le voilä donc rempli cet oracle! (Voltaire)
Eine Ausnahme wird in diesem Falle dadurch bedingt, wenn die
Formen me und te auf einen Imperativ bezogen sind, welchem sie
folgen, und wenn ihnen selber kein anderes Fürwort oder eins der
Adverbien en oder y folgt; hier treten die Formen 7noi und toi ohne
Kasuspräposition ein. Der Grund ist der Wohlklang oder vielmehr die
§ 138. Kasnslehre. Kasus des persönlichen Fürwortes. 415
Verhütung der Tonlosigkeit: Rends-moi chretienne et libre . . (Voltaire).
Montrez-le-moi, ce mortel privilegie (Ballanchk). Vous ailez dans
■votre voiture, donnez-y-moi une place (äcad.). Dagegen va-t'en com-
mencer (Moliere).
Wenn im Satze ein reflexives Verb noch in Beziehung zu einem
Dativ steht, so tritt dieser ohne Rücksicht auf seine besondere Natur
stets in der unverbundenen Form mit ä auf: II s'est presente ä moi les
larmes aux yeux (Acad.). On trouve ä qui parier, quand on s'adresse ä
moi (Delavigne), und wenn überhaupt der Akkusativ wie der Dativ
eine Person bezeichnen: Dites-lui que je me recommande bien ä lui
(Acad.). Je vous presenterai ä lui quand vous voudrez (Eaü.).
Das unverbundene Fürwort tritt theils allein auf, theils lehnt es
sich verdoppelnd oder appositiv an ein verbundenes Fürwort an.
(t. Es tritt allein auf:
«a. wenn es elliptisch oder wenigstens ohne unmittelbare
grammatische Verbindung mit seinem Thätigkeits-
begriffe steht: Moi! trahir le meilleur de mes amis! une lächete !
moi! (Acad.) Qui sera charge de le lui annoncer? — Toi (Ead.).
De vous k moi, c'est un pauvre homme (Ead.). C'est ä moi
qu'on en veut (Piron). Chez mon oncle, qui s'appelle Desroches,
comme moi (Picakd), Darum auch nach ne . . que: Je n'aime
que toi (Acad.). Les avares ne voient dans le monde qu'eux et
leurs tresors (Gramm. Nat.).
ßß. wenn es auf irgend einen anderen Redetheil unmittelbar be-
zogen wird als auf ein Verb im Satze oder auf einen aus einem
Verb und einer prädikativen Bestimmung zusammengesetzten
Thätigkeitsbegritf: II est fort irrite contre toi (Acad.). T a-t-il
des Corps subtils en soi? (Condillac) Selon moi, vous avez
raison (Acad.). Quant k vous, vous devez voir ici une preuve
du vif interet etc. (Nodier). Nous nous assimilons volontiers aux
hommes superieurs ä, nous (Boiste). II s'agit d'une succession ä
eile echue (Code Nap.).
yy. Namentlich ist zu bemerken, dass, wo der Dativ nicht als der
Dativ der betheiligten Person erscheint, er meistentheils mit ä
in der volleren Form auftritt; so bei den Begriffen der Bewegung
und räumlichen Beziehungen: J'ai couru ä vous (Ddmas). Elle
vint ä nous (L.-P. Segur). Dieu vient de l'appeler k lui (Acad.).
II ne tient pas ä moi (Ead.). Cet homme tire tout ä lui (Ead.).
Dem Begriffe der Bewegung analog werden die Verba penser,
songer, rapporter, gewöhnlich auch parier, behandelt: Chacun ne
songe plus qu'ä soi (J.-J. Rousseau). Wenn man dagegen sagt:
il me vient . . il me parle de qch., so tritt hier der Begriff der
Bewegung und Tendenz in den Hintergrund. Ferner bei Begriffen
wie avoir affaire, prendre ganle, prendre interet u. dgl.: Que quel-
qu'un preud ä vous l'interet le plus tendre (Ronsard) etc. ; beim
possessiven Dativ: Quand on est au Service de quelqu'un, on n'est
plus ä soi (Acad.). Daher auch in Sätzen wie: C'est tres-bien
fait ä vous (Dumas). C'est aimable ä vous (Delavigne); s. oben
S. 413.
416 Dritt. Thl, Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. IL Adv. Satzbest.
äö. wenn das Fiärwort als prädikative Satzbestimmung zur Be-
zeichnung der Person als solcher gebraucht wird. S. oben
S. 325.
ß. Es lehnt sich in der Regel verdoppelnd oder appositiv (vgl. § 193) an
ein anderes verbundenes Fürwort im vollständigen Satze, wenn der
Affekt des Redenden dem Fürworte einen Nachdruck geben will, wenn
es im Gegensatze zu einem anderen Begriffe steht, oder wenn es von
attributiven Bestimm ungen, wie seul, meme etc., oder statt dessen
von einem Adjektivsatze begleitet wird: II ne voulut pas, lui; pour-
quoi? je l'ignore . . Je le sais, moi (Dümas). Cela m'est egal ä moi
(V. HoGo), La fortune nous a perseciites, lui et moi (Fkselon).
II nous doit cette somme, ä nous et ä nos associes (Gir.-Dcvivier).
II me verra, moi et mon domestique (Racine). N'allons point nous
appliquer ä nous-memes les traits d'une ceosure generale (Moliere).
Oft steht indess das betonte Fürwort allein im vollständigen
Satze, namentlich auch begleitet von attributiven Bestimmungen,
z.B. als Subjekt, s. oben S. 317, auch als näheres und betheiligtes
Objekt, namentlich bei Gegenüberstellungen: Penelope, ne voyant
revenir ni lui ni moi (Feselos), Avant que je la demaude ä lui,
souffrez que je la demande ä vous (Marivacx).
3. Bei der Anwendung des reflexiven Fürwortes soi, se findet der Unter-
schied statt, dass se stets ohne Rücksicht auf die Natur des Subjektes
die reflexive Beziehung auf die dritte Person ausdrückt, soi dagegen
häufig durch lui, eile (in der Einzahl und Mehrzahl) ersetzt wird.
Im Allgemeinen wird soi angewendet, wenn das Subjekt, worauf
es bezogen wird, den Charakter der Allgemeinheit oder Unbestimmt-
heit hat; dagegen treten lui, eile etc. ein, wenn das Subjekt be-
stimmte Individuen in der Einzahl oder Mehrzahl begreift.
«. Soi steht demnach:
c«. wo überhaupt das Subjekt fehlt, z. B. beim Infinitiv oder im
attributiven Verhältnisse: Des passions la plus triste . . C'est de
n'aimer que soi (Florias). II est beau de triompher de soi
(Th. Cokseille). II faut toujours etre soi (Acad,). Prendre
garde ä soi; navoir rien ä soi (Acao.). L'amour de soi (Ead.).
ßß. wenn das Subjekt ein unbestimmtes Fürwort ist, wie on,
quiconque, aucun, personne, chacun etc., oder das allgemein ge-
fasste celui (qui): On doit parier rarement de soi (Acad.). Qui-
conque rapporte tout ä, soi, n'a pas beaucoup d'amis (Ead.).
Chacun travaille pour soi (Ead.). Celui qui hait le travail n'a
assez ni de soi ni des autres (Boiste).
yy. wenn von einem Begriffe etwas ausgesagt wird, was ihm seinem
Wesen nach, d. h. an sich zukommt: De soi le vice est odieux
(Acad.). La nature est aimable en soi (Ead.). Cela parle de
soi-meme (Ead.). Doch giebt es hier auch Abweichungen: Les
choses ne sont en elles-memes ni pures ni impures (Montes-
quieu).
Sä. wenn ein konkretes Hauptwort als Subjekt in der Einzahl
mit le oder un oder in der Mehrzahl mit les die Gattung im All-
gemeinen bezeichnet, oder wenn das Subjekt ein abstraktes
§ 139. ß. Gebraxich der Präpositionen. § 140. Aechte Präp. Raum. 417
Substantiv ist: Le chat ne parait sentir que pour soi (Acad.).
Un ecrivain qui s'aime, Forme tous ses heros semblables ä soi-
meme (Boileau). Les hommes prudents songent toujours ä
soi pour l'avenir (Boinvilliers). La poesie porte son excuse
avec soi (Boileau), ün bienfait porte sa recompense en soi
(Acad.). L'Honneur, beau par soi-meme, et sans vains Orna-
ments, N'etalait point aux yeux Tor ni les diamants (Boilead).
Ce mariage portait en soi de tels germes de destruction pour
la politique et pour le trone meme de Louis-Philippe, qu'ils frap-
paient tous les diplomates (Lamartine).
Doch schwankt hier der Gebrauch, und bei der Bezeichnung
der Gattung treten auch häufig lui, eile etc. ein: L'Anglais
porte partout sa patrie avec lui (B. de St-Pierre). Les avares
ne voient dans le monde qu'eux et leurs tresors (Gramm. Nat.).
ß. Enthält aber das Subjekt den BegriiF bestimmter Individuen als
solcher, so stehen in der Regel die Fürwörter lui, eile etc.: Per-
rin tire l'argent ä lui (La Fontaime). II s ont quereile entre eux
(Acad.),
Ausnahmsweise steht auch soi in diesem Falle: Dumont se dit ä
soi-meme (Lemercier). Idomenee revenant ä soi rFENELON),
Namentlich muss dann soi eintreten, wenn eine Unterscheidung
des reflektirten Subjekts von einer anderen dritten Person oder Sache
im Satze nothwendig wird: II sentait trop de diiference entre soi
et lui (Salvandy). II se mouche sous soa chapeau; il crache presque
sur soi (La Brdyere).
139. B. Gebrauch der Präpositionen, Die Präpositionen, deren Natur
imd Entstellung oben erörtert ist (§ 62), dienen zur näheren Bestimmung
und Individualisirung der räumlichen, zeitlichen, kausalen und modalen
Verhältnisse, welche durch die Kasus nur im Allgemeinen und, in Ver-
gleich mit den Präpositionen, zum Theil ungenau bestimmt werden. Bei
der Mehrseitigkeit der Bedeutung vieler Präpositionen ist trotz ihrer ander-
weitigen Verschiedenheit eine Eintheilung der Präpositionen nach ihrem
Begriffe nicht wohl möglich. Wir imterscheiden sie nach dem oben (S. 238)
angegebenen Charakter als ächte und u nachte.
Unter den 42 lateinischen Präpositionen wurden 28 mit dem Akkusativ, 10 mit
dem Ablativ, 4 mit dem Akkusativ und Ablativ verbunden. Die ächten französi-
schen Präpositionen haben sich in ihrer Konstruktion der Mehrzahl der lateinischen
angeschlossen; zu den wichtigsten derselben gehören nicht bloss unmittelbar herüber-
genommene. Die Verhältnisse der Ruhe und Bewegung werden auch bei den Prä-
positionen nicht unterschieden.
140. a. Die ächten Präpositionen.
L Präpositionen, welche vorzugsweise zum Ausdruck räumlicher
Verhältnisse dienen.
1. ä travers, „quer durch, mitten durch"; räumlich: Aller ä travers le
bois. On ne voyait le soleil qu'ä travers les nuages (Acad.). Le genie
et la vertu marchent ä travers les obstacles (La Rochefoücalld); oft
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 27
418 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
bildlicb bei den Verben des Erkennens von dem vermittelnden oder
hemmenden Gegenstande, wie bei apercevoir, decouvrir, remarquer u. a.:
ün roi ne voit le peuple qu'ä travers le prisme brillant de la cour
(Malesherbks). A travers le manque de fortune et l'orgueil feodal on
aperijoit en tont un certain air de beau (Mme de Stael). So wird auch
au travers gebraucht. In: Meme dans notre seizieme siecle, meme ä
travers ces temps afFreux de guerres civiles (Villemain) ist die ur-
sprünglich räumliche Bedeutung bildlich auf die Zeit übertragen.
2. chez, „bei"; räumlich zunächst vom Wohnorte, Wohnbause: J'ai
ete chez vous (Acad.). Vgl. Neoptolemus apud Lycomedem erat edu-
catus (Cic, Lael. 2); dann auf eine weitere Sphäre und den Wir-
kungskreis, Sitte und Gesinnung von Personen oder Völkern bezogen,
bisweilen den Begriff der Zeitbestimmung ersetzend: Chez les gens cousus
d'or rhumanite n'est guere (Villefee). Le theätre, respecte chez les
Grecs, avili chez les Romains (Ghamfort). Lat. Apud patres nostros
(Cic, Mur. 36); auch von der Sphäre der Person als solcher: C'est
inne chez eile (Sckibe). Chez tout autre, forfait, chez Judith c'est
vertu (Ponsaed); sowie von dem Bereiche ihrer schriftstellerischen Werke:
On trouve chez les auteurs grecs . . (Acad.). Lat. Apud Homerum
(Cic, Sen. 10).
Es ist oft mit anderen Präpositionen zusammengestellt: Je viens de
chez vous, d'aupres de chez vous; j'ai passe par chez vous (Acad.).
3. de^ä und delä drücken den räumlichen Gegensatz von diesseits und
jenseits aus-. II n'y a point de conquete delä le Rhin ni delä le
Danube qui nous düt pleinement satisfaire (Voltaiee, Lett.). De^ä et
delä la riviere, les habitants et le laugage different beaucoup (Littee).
Sie werden auch mit de, par und en zusammengestellt; mit en de^ä,
delä verbindet man aber den Genitiv: de de^ä la riviere; par de^ä la
riviere; en de?ä de la riviere (Acad.). Par de<;k l'horizon dans le pays
du reve (Ponsard), Qu'Agrippine promet par delä son pouvoir (Racine).
4. devant und derriere, „vor und hinter", das erstere über das räum-
liche Gebiet hinausgehend;
devant wird räumlich von dem, was voran, dem Gesichte der
Person, bildlich, der Sache gegenüber, liegt: Avoir toujours une chose
devant les yeux. Passer devant quelqu'un saus le voir. Mettez cela
devant le feu. Regarder devant soi (Acad.). Avoir de l'argent de-
vant soi = avoir une reserve d'argent disponible, u. avoir du temps de-
vant soi = avoir du temps de reste pour faire quelque chose (Littre).
Daher auch: Quand je vais devant moi (vor mir hin) la uuit (V. Hügo).
Dann wie coram, Angesichts, in Gegenwart: Ne dites rien devant
lui. II a preche devaut le roi (Acad.). So gebraucht man par-devant
in rechtlicher Beziehung: ün contrat passe par-devant notaire: com-
paraitre par-devant le commissaire (Acad.). De devant drückt Ent-
fernung aus: Otez-vous de devant mon jour (Acad.).
Im Altfranzösischen ward es auch auf die Zeit bezogen: Plusieurs
ans devant le voyage (Amyot), so auch später öfters: Devant l'aurore
(La Fontaine). Devant ce temps l'on est enfant (Pascal), ün peu
devant sa mort (Bossdet). Devant le deluge (Id.), und adverbial:
Longtemps devant (La Fontaine). Tout ce qui est arrive devant ou
§ 140. Aechte Präpositionen. Kaum. 419
■apres (Bossüet), wie jetzt noch in der adverbialen Formel comme
de van t; daher das auf die Zeit bezogene Verb devancer.
In übertragener Bedeutung steht es wie prae, ante für gegen
über, in Vergleich mit, wobei dem mit ihm verbundenen Objekte
eine Ueberlegenheit eingeräumt wird: Malesherbes dont le talent s'est
•efface devant sa vertu (Villemain), Dann in Beziehung auf das ür-
theil einer Persönlichkeit, gl. in den Augen jemandes: Pour honorer
notre temps devant la posterite (Lamartine); sowie auf ihre einwir-
kende Macht als Ursache: Les lois se taisent devant lui (Possaed).
Les caresses ont cesse devant la lampe indiscrete (Beranger).
De devant enthält wie d'avec einen zusammengesetzten Begriff
von vor, von . . weg: On m'arrache de devant l'empereur (Mme Göttin).
derriere hat die räumliche Bedeutung hinter, im Rücken: II
etait assis derriere vous (Acad.). II avait, derriere sa grange, un
beau verger (G. Sand). On a referme la porte derriere moi (Dlmas);
im letzteren Falle könnte auch sur stehen. Bildlich ist es verwendet in:
Au XVe siecle Tltalie laissait bien loin derriere eile tout le reste de
l'Europe (Raynal).
h. joignant, attenant und jouxte, lez und rez, nebst pres und proche, von
denen die beiden letzteren aus der Reihe der unächten Präpositionen in
die der ächten eindringen, theilen mit einander den Grundbegriff räum-
licher Nähe.
joignant, „anstossend ", wird meist nur noch von unmittel-
barer Nähe von Grundstücken gebraucht: Un champ joignant la
prairie; une maison joignant la sienne (äcad.). Tout joignant cette
pierre (La Fontaine). Lassay se crut devot, et se fit une retraite charmante
joignant les Incurables (Saint - Simon). Gerade so wird attenant
gebraucht, doch mit schwankender Konstruktion: II löge tout attenant
du palais, au palais, le palais (Acad.). Die Präposition ist veraltet.
jouxte wird noch selten, wie proche, gebraucht: jouxte le palais
(äcad.), wie juxta; auch in übertragener Bedeutung der Gemässheit:
jouxte la copie originale (Acad.), wie im späteren Latein juxta st.
secundum: juxta praeceptum (Jcst. 2, 12, 25).
lez, afr. lez, les etc. (v. latus, s. oben S. 237. 238), erscheint zu-
weilen noch alterthümlich in einigen Ortsnamen, wie Plessis-lez-Tours,
Saint-Denis-lez-Paris, für das sonst übliche pres.
rez, ähnlicher Bildung wie das folgende pres (s. oben S. 237), wurde
von nächster Nähe (zum Anstreifen) gebraucht, ist aber im Neufranzösi-
schen nur in rez pied, rez terre und in der Zusammensetzung rez-de-
chaussee erhallen: Les arbres ont ete coupes rez terre (Acad.).
pres, eigentlich gedrängt, wird von der Nähe im Allgemeinen
und gemeinhin mit de verbunden gebraucht; den Akkusativ erhält es
bisweilen, namentlich in eigentlicher räumlicher Bedeutung: Passy
pres Paris. Etre löge pres le Palais - Royal. II demeure pres la
porte Saint-Antoine (Acad.). Selten auf Personen bezogen: Un fauteuil
pres mon oncle (Regnard); vgl, Littre v. pres 10. Im Altfranzö-
sischen war bei pres und empres der Akkusativ häufig. S'asseoir
pres de quelqu'un (Acad.). Des muses la troupe . . Accourut pres de
mon berceau (Ponsard.). — Der Begriff der Nähe überträgt sich auf den
Bereich von Personen überhaupt, wie beim lateinischen apud: Soyez
27*
420 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
mon interprete pres d'elle (Dumas). Madame Adelaide . . pres de la-
quelle sa mere . . avait toute faveur (Villemain). Les succes obtenos
pres de 1 Assemblee (Id.), auch mit dem Akkusativ: Ambassadeur pres
le saint-siege (Acad.). Auch wird die Nähe als Annäherung an ein
Quantum gefasst: Des dettes enormes . . pres d'un million de francs
(Scribe). II y a pres de vingt ans que cela est arrive (Acad.). Ferner
wird pres, in derselben Weise wie devant, in der Bedeutung von neben
sl. in Vergleich mit gehraucht: Pour vous regier sur eux que sont-ils
pres de vous? (Racine) Die Neueren gebrauchen so gewöhnlich aupres.-
Von der Zeit gebraucht, bezieht es sich auf einen nahe liegenden
Zeitpunkt oder Zeitraum: II est bien pres de midi. Nous voila
bien pres du moment decisif (Acad.). Vgl. Prope Calendas Sextiles
(Cic, Farn. 3, 5).
proche drückt nur räumliche Beziehung aus: II s'est alle loger
proche le palais, proche du palais (Acad.). Proche les bornes de
Manasse, Ephraim aura son partage, depuis la region Orientale jusqu"ä la
region de la mer (Saci). Vgl. lat. prope oppidnm; proxime Carthaginem etc.
6. outre, hors (dehors, fois; bormis, exceptö, sauf, ä part, oioius).
Diese Präpositionen, deren theilweise Vertreter hier zugleich mit erörtert
werden, bezeichnen im Allgemeinen das Ausserhalb im Gegensatze zu
einem abgegrenzten Räume, innerhalb dessen etwas befindlich ist.
Im rein räumlichen Sinne drückt outre, wie ultra, das Darüber
hinaus, Jenseits, aus, so nur noch selten gebraucht: Isabelle de France,
Amieie de Courtenay . . suivirent lenrs maris outre mer (Chatbaübr.);
attributiv: Dans les trois eveches outre Rhin, sur la frontiere de France
(Villemain); meist in Zusammensetzungen: outre-Meuse, outre-Rhin, outre-
mer, les pays d'outre-Meuse, (Acad.); bildlich vom Hinausgehen über
ein Mass: battu outre mesure (Acad.).
hors, ausserhalb, wie im späteren Lateinischen foras, bisweilen
mit dem Akkusativ verbunden, während das noch im 17. Jahrhundert
häufige, später seltene, jetzt nur noch adverbiale dehors früher stets
mit dem Akkusativ auftritt, bezeichnet wie dieses das Ausgeschlossen-
sein aus dem Bereiche des Gegenstandes: Hors de la maison, de la
ville, de la prison; il est lege hors la barriere (Acad.). Ces choses
sont hors de Thomme, le style est Fhomme meme (Bdffon). — Les
ennemis sont dedans et dehors la ville (noch Acad. 1835); so werden
jetzt in Gegensätzen en dedans de und en dehors de gebraucht, in
par dehors dient dagegen par zur Modifikation der Bewegung: il passa
par dehors la ville (Acad.). — Bildlich wird hors auf alles das be-
zogen, von dem man frei oder dessen mau selbst beraubt ist: etre hors
d'embarras, de difficulte, de danger, de peril, de soup(;on, — d'haleine, de
cadence, de soi-meme, mettre hors la loi u. s. w., auch über dessen.
Mass eine Sache hinaus ist: hors de proportion, de prix, de com-
paraison etc., vgl. praeter modum. — Von der Zeit: Cela est hors de
Saison. Nous voilä hors de l'hiver (Acad.).
üebertragen werden alle diese Präpositionen im Sinne des lateinischen
doppelsinnigen praeter, ausser, verwendet, doch verhält sich hier outre
entgegengesetzt dem hors: outre bezieht sich auf das, was noch hinzu-
kommend, hors auf das, was ausgeschlossen, ausgenommen ge-
dacht werden soll: Outre la somme de tant, il a re^u encore tant
§ 140. Aechte Präpositionen. Raum,. 421
(AcAD.). — Hors le tröiie et la mort, il doit tout dedaijrner (Corneille).
Hors moi, il n'y a qiie lui seul de tolerant depuis que j'existe (J.-J. Rocs-
sead). Hors steht hier immer mit dem Akkusativ; so findet sich ver-
einzelt auch das alte fors: Ils sout tous uiorts, fors deux ou trois
(AcAü.), wirklich im Gebrauche eigentlich nur noch in dem angeblich
von Franz I. nach der Schlacht bei Pavia gethaiien Ausspruch: Tout est
perdu fors Thonneur.
Die übrigen oben angeführten Formen vsirken meist ausschliessend:
„Personne n'entre." Hormis les delateurs (Ponsard). — Ils ont tous
peri, excepte cinq ou six hommes (Acad.). — Cette litterature . . bien
qu'elle eüt dejä perdu tous ses grands hommes, sauf Buflbu (Villemain). —
A part quelques auteurs favoris, j'ai renouce ä tous les livres (Acad.);
fam,: ä part moi, soi, lui, heimlich bei mir seilest, für mich etc. — Je
ne savais pas que . . moins la malediction paternelle nous nous trou-
vions juste daus la nieme position (Dcmas).
vers, envers, devers und contre haben die räumliche Bedeutung einer
Richtung.
vers, wärts, bezeichnet wie versus die Richtung nach einem
Zielpunkte: 11 [sc. Goethe] dit en se tournant vers sa servante:
„Approchez la chandelle." (Fourniek) Tournez-vous vers moi. Levez
les yeux vers le ciel (Acad.); bisweilen mit Bezugnahme auf die Er-
reichung des Zielpunktes: Retournez vers monsieur (Delavigne).
Envoye vers (d. i. aupres de) tel prince d'Allemagne (Acad.); bildlich;
D'uue aspiration . . vers un meilleur ordre de gouvernement (Lamartine).
Auf die Zeit bezogen bezeichnet es unbestimmte Annäherung, wie
das adverbiale environ: Vers la fin du quatorzieme siecle (Lemare).
Vers la mauvaise Saison (Chateaübk.). Cela arriva vers l'annee 1500,
Vers les quatre heures (Acad.).
In übertragener Bedeutung kommt es von freundlicher und feind-
licher Beziehung nur im Altfranzösischen vor; das Neufranzösische er-
setzt es in dieser Bedeutung durch envers, welches umgekehrt im Alt-
französischen auch die jetzt verlorene räumliche Bedeutung des vers
hatte: La royaute est un minislere de religion envers Dieu, de justice
envers les peuples, de charite envers les miserables, de severite envers
les mechants, de tendresse envers les bons (Flechier). Tu es uu traitre
envers moi, un lache envers eile (V. Hugo). H avait ete ingrat en-
vers eile (G. Sand). Envers et contre tous, je protege Dorante (Piron).
Servir, aider, defendre quelqu'un, soutenir quelque chose envers et contre
tous (Acad.).
devers, veraltend, ist ein verstärktes vers mit räumlicher Be
deutung: Devers Paris je lu'en revins ä pied (Voltaire); dann auch im
Sinne unbestimmter Nähe: II entendit, devers le bois voisin, Bruit
de chevaux et grand cliquetis d'armes (Voltaire). 11 demeure en Lan-
guedoc, devers Montpellier (Acad.). — Par-devers, par devers bezeichnet
den Bezirk oder Besitz: Pierre de Bourges, le tavernier par-devers
les lunoceuts (Dlmas). Retenir des papiers par-devers soi (Acad.),
contre ward ursprünglich vom Gegenüberstehen und -gekehrt
sein im Räume gebraucht (so im Altfranzüsischen auch das Kompositum
encontre), jetzt mehr von der Nähe überhaupt: Sa maison est contre
la mienne. J'etais assis contre le mur. Ce champ est contre le bois;
422 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
doch auch: donner de la tele contra la muraille, attacher contre la
muraille (äcad.). On la voit . . Contre son sein bercer une ombre vaine
(Mme Desbordes-Valmobe). — Im Altfranzösischen ward es auch von
der Zeit in der Bedeutung gegen (vers, environ) gebraucht.
In ethischer Beziehung wird es bei der Vergleichung ungleicher
Gegenstände gebraucht: Beaucoup de billets blancs contre un billet noir.
II y a dix hommes qui mangent le revenu des terres contre un laboureur
(MoNTESQciEü). Vgl. lat. Non carus est auro contra (Plaut., Epid.
3, 3, 30); bei den Begriffen des Tausches, wie changer, echanger,
troquer etc.: II a troque son cheval contre un tableau (Acad.). Lat.
Contra auro vendere operam (Plaut., Mil. 4, 2, 84); endlich zum Aus-
druck der Nichtübereinstimmung und Feindschaft: II est sorti de
bonne heure contre sa coutume. Cela est contre l'usage, contre le
bon sens (Acad.). Vgl. lat. contra naturam, opinionem. — Que Rome
se declare ou pour ou contre nous (Coeneille), Ils combattirent Tun
contre lautre (Acad.).
8. eutre und parmi werden in verschiedenem Sinne auf die Mitte bezogen;
entre eigentlich auf die Mitte zwischen zwei Gegenständen, parmi
ursprünglich auf die Mitte eines Gegenstandes.
entre, zwischen, dem lateinischen inter analog, geht entweder
auf den Zwischenraum in voller Ausdehnung: La distance qu'il y a
entre les deux pöIes (Acad.), oder auf einen Punkt, der innerhalb
zweier Gegenstände liegt: Etampes est entre Paris et Orleans (Acad.):
bildlich: Tenir le milieu entre deux choses; le gris est entre le blanc
et le noir (Acad.). Daher auch vom Fassen und Halten mit beiden
Händen: Tenir un enfant entre ses bras (Acad.). Cet ecrit est demeure
entre mes mains (Ead.); in freierer Anwendung gleich dem lateinischen
intra: Mettre quelqu'un entre quatre muraiiles (Ead.). Vgl. lat. Intra
parietes meos (Cic, Att. 3, 10).
Hiermit hängt der Gebrauch des entre (auch d'entre, s. S. 403 und
§ 183) im partitiven Sinne zusammen; man betrachtet etwas als in-
mitten einer Mehrheit liegend: Entre toutes les merveilles de la nature
11 n'en est point de plus admirables (Acad.); vgl. lat. Aliquem inter sicarios
accusare (Cic, Rose. A. 32); darum steht es bei den Verben des Wähle ns
und Vertheilens, wie choisir, balancer etc., distribuer, partager, repartir,
faire la distribution, le partage, la repartition entre plusieurs personnes,
ferner bei den ßegrifl'en der Gemeinschaft, Aehnlichkeit und Ver-
schiedenheit zwischen Gegenständen: Qu'y a-t-il de commun entre
nous? Les historiens difi'erent entre eux sur ce point (Acad.). Sans etre
ressemblants ni contraires entre eux (Delille), dem Lateinischen analog;
endlich von allen wechselseitigen Beziehungen zwischen Personen und
Sachen: 11 y a proces, querelle, intelligence entre ces deux hommes. Ils ne
se marient qu'entre eux. Ils s'aident entre eux (Acad.), vgl. S. 176;
daher auch scheinbar überflüssig: Entre Seneque et vous disputez-vous
la gloire A qui m'efl'acera plus tot de sa memoire? (Racise), and mit ab
schliessender Begrenzung: Soit dit entre nous (Acad.).
Auf die Zeitsphäre übertragen, wird entre auf eine Zeitlinie zwischen
zwei Grenzpunkten: II y a tant d'annees entre ces deux evenements
(Acad.), und auf einen Zeitpunkt, der innerhalb derselben fällt: Je
serai chez vous entre onze heures et midi (Acad.), bezogen.
§ 141. Aechte Präpositionen. Zeit. Raum und Zeit. 423
parmi, eigentlich durch die Mitte eines Gegenstandes, und so
im Altfranzösischen gebräuchlich, wird ähnlich noch von Neueren ver-
wendet, wie in: paruii la plaine (La Fontaine). Assieds-toi parmi
Iherbe fleurie (A. Chenier), und bildlich bei Abstrakten: Parmi une
teile agitation (Bossl-et). Parmi son tiouble (Saint-Simon), doch haupt-
sächlich beim Plural oder bei einem Kollektivum gebraucht von dem,
was sich inmitten oder unter mehreren Gegenständen befindet: II se
niela parmi eux. J'ai trouve un papier parmi mes livres; parmi le
peuple (Acad.); auch dem chez in seinem ausgedehnteren Gebrauche
entsprechend: Sejournez-vous long-temps parmi les Bordelais? (Delavigne)
Une juste priere Parmi les gens d'honneur ne se refuse guere (Scarron).
Son röle de prince parmi les democrates, et de democrate parmi les
princes (Lamartine); so wie von den Umständen, unter denen etwas
eintritt: Parmi les cris du sang Tamour en vain murmure (De Belloy).
Vgl. Silent ieges int er arma (Cic, Mil. 4).
I4L H. Präpositionen, welche sich a) nur auf die Zeit und b) vorzugsweise
auf Raum und Zeit beziehen.
a) dnrant und pendant sind unter den ächten die einzigen dieser Art;
beide gehen auf die Zeitdauer oder die Zeit, wo etwas dauert (dauernd^
schwebend), und beide können auf die Zeitlinie wie auf einen Zeit-
punkt innerhalb derselben bezogen werden: Annibal victorieux durant
seize ans est vainement rappele et ne peut defendre sa patrie (Bosscet).
Durant toute sa vie; durant l'hiver (Acad.). Pendant la guerre
maritime avec PAngleterre, la marine fran^aise avait ete presque entiere-
ment ruinee (Mignet). On travaille pendant la nuit ä un pont, sur
lequel toute Tarmee passe la riviere, le 28, ä la pointe du jour (Berthier).
Pendant Fhiver; pendant votre sejour (Acad.). Die participiale Natur
von durant tritt noch in seiner Stellung nach dem Substantiv hervor:
On vous parle une heure durant (Moliere). Ses lettres sont toujours,
deux mois durant, Tornement de toutes les poches (Sevigne). Elle aura
cette fortune sa vie durant (Littre).
b) 1. depuis und des, von, seit, bezeichnen die Entfernung von einem
Punkte ab; depuis schliesst den Punkt selbst aus, des schliesst
ihn ein.
depuis, im Altfranzösischen auch das einfache puis, auf den
Raum bezogen, von . . ab, hat seinen entgegengesetzten Grenzpunkt
mit jusquä angeknüpft: La France s'etend . . depuis le Rhin jusqu'ä
rOcean (Acad.); übertragen auf eine Reihenfolge: Je les ai vus
depuis le premier jusquau dernier (Acad.); ebenso mit Bezug auf die
Zeit: Je vous attendrai depuis cinq heures jusqu'ä six. Je ne Tai
point vu depuis son retour (Acad.). Hier wird auch die verflossene
Zeit selbst mit depuis verbunden, welche dadurch von ihrem An-
fangspunkte ab entweder eingeschlossen: Depuis six mois je
roule ce prqjet dans ma tete; oder ausgeschlossen wird; Depuis
quelle epoque est-il parti? II est arrive depuis peu de temps (Acad.).
des, eigentlich von . . aus, von . . an, im Altfranzösischen auch
statt depuis verwendet, wird meist vorzugsweise mit Bezug auf den Aus-
gangspunkt gebraucht, so dass der Weg von da ab für die Vorstellung
zurücktritt; so besonders von der Zeit.
424 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Auf den Raum bezogen ist es selten-. Des Orleans; des sa source
(AcAD.); bei Ortsbestimmungen auch im Sinne von ä partir de:
Vous savez qu'il tomba malade des Amboise (Mme de Maintenon). Ce grand
sacrilice etait dejä commence des Smolensk; Rostopcbine l'acheva
(Segur); — a\if die Zeit häufig: La faveur . . qu'il avait si particuliere-
ment eprouvee des l'enfance (Villemain). J'y travaillerai des la semaine
prochaine (Acad.). Les bergers des longtemps ont rentre leurs troupeaux
(Mme de Gibardin). — Une chaire d'histoire et de droit public creee
des 1780 (Villemain). II annon(jait des lors (eigentlich Substantiv) ce
qu'il serait un jour (Acad.). In einer folgernden Bedeutung steht es
mit dem Adverb lä: C'est votre pere, et des lä vous lui devez du respect
(Acad.) (nur noch selten).
2. ayant und apres (afr. auch empres), ursprünglich als vor und nach
(hinter) einander entgegengesetzt, gleich ante und pone (auch secun-
dum), entziehen sich zum Theil ihrer räumlichen Grundbedeutung.
avant (in seiner ursprünglichen Bedeutung Stamm von avancer)
■wird in räumlicher Beziehung nur noch von der Priorität in der
Reihenfolge gebraucht: II faudrait mettre les histoires generales avant
les histoires particulieres (Acad.), in dem Sinne von voran, voraus,
vorwärts ist es als Adverb allein (gew. durch si, bien, trop, plus, assez,
fort verstärkt) und in Verbindung mit en üblich. En avant wird auch
als unächte Präposition verwendet: II marchait en avant du roi (Acad.).
Mit Bezug auf die Zeit bezeichnet es Priorität, wie ante: Les
hommes qui ont ete avant nous (Acad.). Avant le canon c'etait une
ville de guerre (Picard).
Beide Bedeutungen vermitteln die des Vorranges, wie in avant
tout, avant toutes choses; vgl. lat. ante alios, ante omnes, ante omnia —
dulces ante omnia Musae (Virg.).
apres, räumlich, bezeichnet nach (hinter): Apres le parterre
est un boulingrin, et apres le boulingrin une grande piece d'eau (Acad.);
so noch entschiedener in: fermer, jeter, tirer la porte apres sei, hinter
sich zumachen; und bei den Verben der Bewegung: courir, envoyer,
s'elancer, faire voile apres quelqu'un, nachlaufen etc., wie bei aboyer,
crier, jurer, murmurer, nachbellen etc., dann bei den Verben des Ver-
langens, Erwartens, Forschens etc.: etre acharne, attendre, s'im-
patienter, languir, soupirer apres quelqu'un, auch von eifriger Be-
schäftigung im guten und bösen Sinne, hinterher sein: Cette mere
est toujours apres ses enfants (Acad.).
Mit Bezug auf die Zeit bedeutet es die Folge: II est arrive apres
I'heure indiquee. Tibere fut empereur apres Auguste (Acad.), gleich
lat. po8t.
Daraus ergiebt sich die Bedeutung der Unterordnung in der
Reihenfolge: Apres I'or et le platine l'argent est le plus eher des metaux
(Acad.), ebenso aber auch die der Folge oder Gemässheit: Apres cela
on doit s'attendre ä tout (Acad,), wie bei secundum, zufolge.
142. III. Präpositionen, welche zum Ausdruck räumlicher, zeit-
licher und ethischer Beziehungen dienen.
1. avec und saus, mit und ohne, gehen nicht unmittelbar auf Raumverhält-
nisse zurück; avec drückt besonders Gemeinschaftlichkeit der
§ 142. Aechte Präpositionen. Baum, Zeit und ethische Beziehungen. 425
Thätigkeit aus, sans dagegen das Ausgescblossensein eines
Gegenstandes von einer Thäti;^keit.
avec -wird in räumlicher Beziehung, welche jeiioch mehr oder
minder zurücktritt, vom Zusammensein und der Gemeinschaft und
damit von den mannigfaltigsten Beziehungen der Menschen und Dinge
zu einander gebraucht, wie das lateinische cum: II partit avec dix mille
hommes (Acad.). Si j'allais ressortir avec des cheveux blancs (V. Hdgo).
Oü va-t-elle, avec une si brillante parure? (Acad.) II s'est marie avec
eile (Ead.). L'equitation est intimement liee avec l'education (Ghkrbcliez).
Ne confondons pas Tindetermine avec riulini (Id.); von freundlichem
und feindlichem Verkehre: Je me concerterai avec vous. II s'est
battu avec un tel (Acad.); wie im Lateinischen consontire, aber auch
pugnare, bellum gerere, discrepare, diiferre, dissentire cum aliquo, obwohl
das Französische bei den Begrirten der Scheidung und Unterschei-
dung d'avec zu gebrauchen ptiegt: Separer l'or d'avec l'argent. Distiu-
guer la fausse monnaie (.ravec la boune (Acad.). Daher kann avec in
Bezug auf Menschen iäberhaupt bei, d. i. im Verkehre mit, bedeuten:
Avec Desroches, tu dois etre fait ä ces manieres (Picard), Man vgl. chez.
Auf die Zeit wird es häufig bezogen, wobei der Gegenstand als zeit-
lich mitbethätigt gedacht wird: Naitre avec le printemps, mourir avec
les roses . . Voilä, du papillon le destiu enchante (Lamartine). Avec
notre existence, De la femme pour uous le devoüment commence (Le-
goüve). Avec le temps, c'est-ä-dire par la suite des temps (LiTXRi;).
Vgl. lat. cum primo sole, cum prima luce.
Uebertragen wird avec auf den Stoff, woraus etwas gemacht wird:
carreler avec de la brique; bätir avec du bois (Acad.); auf das Mittel
und Werkzeug: Avec de l'argent je l'obtiendrai (Acad.). Napoleon.,
protegea , . le passage avec son artillerie (Segur). — II ne marche
encore qu'avec des bequilles. Prenoz cette ordure avec les pincettes
(Acad.); auf die Art und Weise, als auf einen begleitenden Umstand,
so besonders bei abstrakten Hauptwörtern: Quand on aime avec crainte,
on aime avec exces (Dklavigne). \'gl. lat. Magna cum cura et diligentia
scripsit (Crc, Inv. 1, 39). Quod cum spe magna sis ingressus id non
exsequi (Rab. P. 2); endlich auch von einem begleitenden Umstände in
adversativem Sinne, bei, trotz: On est etonne qu'avec tout son
esprit il fasse de pareilles sottises (Acad.).
Sans hebt den Begriff der Gemeinschaft der Thätigkeit auf: Le
roi marche incertain Sans escorte et sans guido (Voltairb). Die Ab-
wesenheit der Mitwirkung kann aus dem Zusammenhange als Motiv oder
als negative Bedingung erscheinen: Sans argent, que pouvais-je faire?
Sans cet obstacle, nous aurions reussi (Acad.). In sans cesse, sans
fa^on, Sans ceremonie kann man negative Adverbien der Art und Weise
ersetzt sehen.
2. en und daos (dedaus). Beide liedeuten ursprünglich das Sein im
Innern eines Gegenstandes, jedoch mit dem Unterschiede, dass en,
wie das lateinische in, nicht die entschiedene Bedeutung einer Umschliessung
und EinSchliessung nach allen Seiten fordert, während dans seiner Ab-
stammung nach (de intus) eine vollständigere Umschliessung und eine
engere Beziehung zu dem Innern des Gegenstandes hat. Das jüngere
dans hat in neuerer Zeit sich über seine ursprünglich engere Sphäre
426 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Ahschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
hinaus erstreckt, und gegenwärtig unterscheiden sich en und dans vorzugs-
weise dadurch, dass dans sich mehr auf das Sein innerhalb bestimmter
Gegenstände bezieht, weshalb nach en selten der Artikel angetroffen wird.
Indessen ist dieser Unterschied hinsichtlich der Bedeutung der Prä-
positionen kein wesentlicher: beide tauschen oft ihre Stelle mit ein-
ander, auch wenn der Gegenstand seinem Umfange nach näher bestimmt
ist. Denn während en, freilich ohne einen ersichtlichen Grund, den
Artikel vor dem Hauptworte meist nur dann erträgt, wenn der Vokal des-
selben elidirt ist (en l'etat, en Fabsence, en l'horrible Situation, en Tair,
en l'honneur), so steht es auch häufig vor un und attributiven Fürwörtern,
gerade wie dans: Dans ce siecle coupable (De Belloy). ün bon mot en
ce siecle (De Bernis), L'homme intrepide . . Tient toujours . . la fortune
en ses mains (Blin de Sainmore). Portant dans ses mains le destin des
etats (Saürin). Auch steht der bestimmte Artikel ohne Elision noch vor
einigen Substantiven, wie: en la chambre du conseil, des comptes, en la
presence de Dieu, se confier en la Providence. Das Altfranzösische
duldete den Artikel nach en wie nach dans^ knüpfte aber entschiedenere
Begriffsunterschiede an die Präpositionen.
en steht räumlich sowohl vom Innern des kubisch bestimmten
Raumes als der Fläche in allgemeinster Weise, entspricht daher dem
In, An, Auf, Nach, Zu etc., auf die Fragen Wo? und Wohin?:
Etre en pleine mer; loger en chambre garnie; avoir de l'argent en poche;
etre en France; rester en place; etre en croix; avoir le casque en tele;
etre bien en seile; etre arme de pied en cap etc.; — mettre quelqu'un
enprison; monter en voiture; se mettre en chemin; passer en Espagne;
voltiger de fleur en fleur; donner du nez en terre etc. Bei Städte-
namen kann en nicht mehr gebraucht werden, wie noch im 17. Jahr-
hunderte, sondern nur dans; dagegen steht bei den Namen von Ländern
und Provinzen gewöhnlich en, aber auch dans. Vgl. über ä S. 406. —
Mit Artikel und Fürwörtern: President en la chambre des comptes (Acad.).
Pourquoi m'entrainiez-vous en un piege homicide? (J. Chenier) Et tu
t'es retire en cette ville (Beaumarchais). — Der Begriff der Um-
schliessung wird namentlich auf Kleidung und Umhüllung über-
tragen: etre en veste, en chemise, en manteau, en bottes, en armes, en
deuil, en blanc etc. Lat. in veste domestica, in crepidis, in armis, in
vinculis; dann auf äussere und innere Zustände aller Art: etre en
colere, en crainte, en paix, en repos, en liberte, en guerre etc.; auch
wird ein nur begleitender Gegenstand oder eine Person als das um-
fassende behandelt: la vigne e n fleurs; nn enfant en nourrice. Ferner
steht en bei der Person, weicher eine Eigenschaft oder Thätig-
keit als innewohnend betrachtet wird: Si vous ne reconnaissez pas en
moi Tami de votre frere (Scribe). Tout folätrait en eile (Lamartine);
oder in deren Macht etwas liegt: II n'est pas en moi de le faire
(ÄCAD.). — Mit dem Begriff der Richtung auf etwas hängt es zusammen,
dass die Begriffe des Glaubens, Vertrauens und Hoffens an und auf
etwas en zu sich nehmen: croire en Dieu, avoir, prendre confiance, se
confier, esperer en quelqu'un etc.
Auf die Zeit bezogen, giebt en entweder den Zeitraum über-
haupt an, in den etwas fällt: Son pere . . fut nomme par Buffon, en 1745,
jardinier en chef du Jardin du Roi (Cdvier). En ces temps la France
§ 142. Aechte Präpositionen. Raitin, Zeit und ethische Beziehungen. 427
eilt des victimes (V. Ilcfio); oder den erfüllten Zeitraum: Gagne-t-on
en un an iin million Sans crime? (Regnard) Une royaute . . Desarmee
en un an (Ponsard). Lat. Neque in tam multis annis . . funus vidit
(Nep. 21, 2.); oder den Endpunkt eines Zeitraumes: d'aujourd'hui
en huit, en quinze (Acad.). In: de jour en jour, de temps en temps
oder k autre wird der Zielpunkt auf der Zeitlinie augegeben.
üebertragen wird en auf die Vorstellung des Mittels: se ruiner en
folles depenses; s'epuiser en efibrts inutiles; expliquer une chose en deux
mots etc.; auf die des Stoffes und Inhalts: Sa demeure etait en bois
de sapin (Mme Göttin). Sa fortune consiste en rentes sur l'Etat. Une
inscription en caracteres grecs; une comedie en vers, en prose; il
possedait tant en argent, en billets (Acad.). Daher hei den Begriffen der
Fülle und des Mangels an etwas: abonder, riche, fertile, sterile enetc;
und in Bezug auf den Stoff als Gegenstand der Bearbeitung und
Verarbeitung: Ses manufactures . . en or et en argent (Mignet).
Tourneur en bois; ouvrier en soie (Acad.).
Vom Zwecke und der Bestimmung zu etwas steht es, wie in:
mettre en gage, livreren proie, donner en otage, etablir en principe, en
l'honneur des Saints etc. Rien ne me vient en aide (Scribe). Vgl. lat.
Pecuniam in Stipendium pendere (Liv. 33, 46.). In honorem Junonis
(Hör.). Quorum in gratiam Saguntum deleverat (Liv. 28, 39); daher
überhaupt bei den faktitiven Begriffen desMachens und Verwandeins
in etwas: mettre, changer, transformer en qch.; wie im Lateinischen:
Mutare in deforme animal (Ovid). In soUicitudinem versa fiducia est
(CüKT. 3, 8, 20); und bei den Begriffen der Theilung: partager, diviser
en etc.; wie im Lateinischen: dividere, describere in (c. Acc).
Ebenso dient en zum Ausdruck der Angemessenheit und Ge-
mässLeit in Ausdrücken wie en conscience, en apparence, en vertu, en
bonne philosophie, en verite. Lat. praeclara classis in speciem (Cic,
Verr. 5, 33). Dahin gehört auch das gleichstellende en in dem Sinne
des deutschen als: Je pense en citoyen, j'agis en empereur (Voltaire).
Vivre en honnete homme (Boursaclt). Un general en chef; une fenetre
en ogive. Vgl. im späteren Latein: jacens in mortuum (Apcl., Met. 4).
Oft ist darum en nichts als Ausdruck der Art und Weise: en häte,
en grande häte (wie avec häte, ä la häte), en vain, en secret, wie lat.
hostilem in modum etc.
Auch steht es überhaupt zur Bezeichnung des Gegenstandes, mit
Rücksicht auf welchen oder in Betreff dessen etwas ausgesagt wird:
Nous ne dillerons qu'en un seul point; eile les surpasse en attraits
(Acad.). Etre juge en peinture (Racine); so bei Adjektiven: En valeur
eclatant, en vertus magnifique (Boileaü). Lat. Quod . . in virtute dici
potest (Cic, Leg. 1, 19).
dans ist auf dem kausalen und modalen Gebiete weit seltener
anzutreffen als en. Ausser vor Eigennamen steht es nie ohne Artikel
oder ein demonstratives und quantitatives Attribut; im Uebrigen ist es
dem Gebrauche des en analog.
Auf dem räumlichen Gebiete entspricht es mit Beziehung auf
Tiefe und Fläche, wie en, dem Wo? und Wohin?: Dans lair, sur
la terre et les flots (Delille). La nouvelle se repandit bientot dans le
428 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. U. Adv. Satzbest.
chäteau et dans la ville (Barante). Assis dans le forum (Ponsard).
II s'enferra lui-meme dans Tepee de son ennemi (Le Sage). Vgl. ruere
in ensem (Val. Flacc). Auch tritt es bei Länder-, Insel- und
Städtenamen auf: dans la France, dans Paris, dans Besannen. Le
prince . . debarqua dans Rügen (Voltaire). Bei Personennamen
steht es, wenn sie statt ihrer Werke gesetzt sind, wie chez: Ces insti-
tutious de liberte qu'il avait etudiees dans Montesquieu (Villemain). —
Auch wird es gleich en auf äussere und innere Zustände und Ver-
hältnisse des Subjektes bezogen: etre dans la misere, dans l'opulence,
dans l'attente, dans les larmes etc., se mettre dans les afifaires, entrer
dans la magistrature etc. Ebenso steht es vor der Person, der eine
Eigenschaft oder Thätigkeit als inwohnend zugeschrieben wird: On
aime dans Desaix jusquä l'admiration qui . . lui fait quitter Tarmee
d'Allemagne (Bignon). Auch steht es bei den Begriffen des Glaubens,
Vertrauens und Hoffen s: Robespierre a foi dans son Systeme (Pon-
sard). Bei den Begriffen des Hervorholens aus einem umschliessenden
Raum wird mit Rücksicht auf den Beginn der Thätigkeit, das Eindringen,
gewöhnlich dans gebraucht (über ä vgl. oben S. 407), so bei puiser,
prendre, manger, boire und selbst fumer dans une pipe u. a., wie lat.
bibere iu auro, in argento; darum auch bei dem der Wahl aus einer
Mehrzahl oder einer Totalität: Choisir ses . . ministres dans le parti
victorieux (Migret). J'ai pris une femme dans une tres honnete famille
(AcAD.). L'imagination dans la meme nature Ne choisit pas toujours les
traits de ses tableaux (Delille).
In räumlicher Bedeutung wurde frülier auch dedans neben dans
bis ins 17. Jahrhundert gebraucht; jetzt findet es sich noch in der Ver-
bindung mit en und par: en dedans et en dehors de la ville; il passa
par dedans la ville (Acad.),
Auch von der Zeit wird dans, wie en, theils zur Angabe eines
Zeitraums im Allgemeinen verwendet: Dans le courant de 1777, une
circonstance favorable me conduisit ä Paris (Le Vaillant). Ce prince . .
allait bientot mourir dans sa trente-sixieme annee (Villemain), theils zur
Bezeichnung des erfüllten Zeitraums: II fait deux fois plus d'ouvrage
que son frere dans le meme temps (Acad.), theils zur Angabe des End-
punktes desselben: Girondin dejä par calcul, pouvant etre Jacobin dans
un mois et emigre royaliste dans un an (Villemain). II arrivera dans
trois jours (Acad.); hier gewöhnlicher als das beschränktere en.
In seirier Uebertragung auf andere Gebiete sind die dem en ent-
sprechenden Verwendungen seltener; vom Mittel: Cette femme l'a pris
dans ses filets (Acad.); vom Stoff und Inhalt: La vertu des humains
n'est pas dans leur croyance, Elle est dans la justice, dans la bien-
faisance (Chesier); vom Zweck und der Bestimmung nach faktitiven
Verben: Convertir la conscience obscure dans une couscience claire et
distincte (Cousin); von der Angemessenheit und Gemässheit: Cela
est vrai dans les principes de fei philosophe (Acad.); von der Art und
Weise: Qui fait les glaces dans la perfection (Picakd). Auch wird es
zu dem Gegenstande gesetzt, mit Rücksicht auf welchen etwas aus-
gesagt ist: Les bourgeois blesses dans leur respect de la foi catholique..
(Villemain). Les Turcs . . superieurs aux Chretiens dans l'art militaire
Darü).
§ 142. Aechte Präpositionen. Raum, Zeit und ethische Beziehungen. 429
3. par geht zum Theil über den Gebrauch des lateinischen per hinaus.
In räumlicher Beziehung drückt es die Bewegung aus, welche
sich durch einen bestimmten Raum hin erstreckt und wieder aus dem-
selben hervordringt: passer par la porte, par Paris; jeter par la fenetre,
oder auch über einen Raum hin: courir par monts et par vaux;
voyager par terre, par eau, par mer. Mit dem Verlassen der ein-
seitigen Richtung wird dann die Bewegung nach allen möglichen
Richtungen oder die Verbreitung innerhalb des begrenzten Raumes
durch par bezeichnet, so dass es selbst mit dem Begriffe des Verweilens
innerhalb desselben zusammentreten kann: Dejä, par tout le pays les
■villageois s'attroupaient (Villemain). II me semble . . qu'il existe par
le monde un homme qui devaif otre consulte (Dumas). L'autre etait par
la ville (Regnard). Nous etions par trente degres de latitude (Acad.).
Vgl. lat. Amici tui per provinciam . . pecunias Ptolemaeo regi credide-
runt (Cic, Fam. 1, 7). Opifer per orbem dicor (Ov., Met. 1, 521). In
tomber, jeter par terre (eig. die Erde entlang) ist natürlich eine andere
Grundanschauung als in jeter k terre, contre terre.
Von der Zeit gebraucht, bezeichnet es das Sicherstrecken durch
einen Zeitraum; jedoch beschränkt sich, da diese Funktion im Neufranzö-
sischen durch pendant und durant ersetzt wird, par auf die Angabe des
Zeitraumes, in dessen Dauer ein Umstand fällt, oder einer relativ be-
stimmten Zeit: Entreprendie un voyage par ce mauvais temps. Oü
allez-vous par cette pluie-Ia? (Acad.)
Uebertragen wird far auf zahlreiche Beziehungen: zunächst auf die
vermittelnde Person als Urheber, dies namentlich beim Passivum,
wo das Lateinische ab verwendet und das Altfranzösische mehr de ge-
brauchte. S. oben S. 394. Cette guerre a ete conduite par un habile
general (Acad.). Un regiment fran^ais leve par le Duc de Lorraine
(Darc). La Henriade par Voltaire; Souvenirs contemporains d'histoire et
de litterature par M. Villemain etc. Lat. Hae insidiae Avito ab Oppi-
anico per Fabricios factae sunt (Cic, Cluent. 23). In Verbindung mit
einem persönlichen Fürworto und meine wird die Person hier als die ohne
fremde Vermittelung und Hülfe wirkende gedacht: Regnez par vous-meme
(DcMAs). Un administratenr est rarement en etat d'apprecier par lui-
meme des vues scientifiques (Ccviek). Lat. Per se ipsum nomen Cae-
ninum impetum facit (Liv. 1, 10). Per me tibi obstiti (Cic, Cat. 1, 5).
Die PersoH wird auch als Mittelperson, durch welche etwas geschieht,
bezeichnet: Je lui ai fait dire cela par un tel (Acad.), oder als diejenige,
welche für einen Umstand die Vermittlung übernimmt: II descendait de
telroipar les femmes (Acad.). Charles d'Espagne, etranger par sa ruere,
Pretend au Saint empire (V. Hugo); als Mittel selbst wird sie angesehen:
Le gouverneur rempla^a ce general par un Fran^ais (Daru).
Als vermittelnde Sache, Mittel und Werkzeug erscheint der
mit par eingeführte Gegenstand: II a obtenu cela par force, par adresse,
par l'intercession d'un tel (Acad.). Brutus et Cassius briJlaieut par
leur absence (J. Chenier). Chaque siecle se caracterise par sa graude
maladie (J. Michelet). II est arrive par le bateau (Acad.). A portee
de suivre par ses yeux le succes des affaires (Daru). In diesem Sinne
stehen die Verba commencer, finir mit par, und die des Fassens und
430 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Haltens, wenn der Theii bezeichnet wird, vermittelst dessen der Gegen-
stand ergriffen wird: Prenez-le par le bras (Acad.). II prend son epee
par la pointe (V. Hugo). Bei Betheuerungen wird der Gegenstand
oder die Person, wobei man schwört, als der vermittelnde Gegenstand
betrachtet: Je pretends, par ma foi. täter votre courage (Dcval). Ainsi
que par Cesar, on jure par sa mere (Racine). Lat. Per dextram te
istam oro (Cic, Dejot. 3). Te per Genium dextranique deosque Penates
obsecro et obtestor (Hoe., Ep. 1, 7, 94). Daher die Schwurformeln:
pardieu, parbleu. Lat. per deos immortales; per deos atque homines etc.
Die Vorstellung des Grundes liegt hier nahe: Toute femme est co-
quette ou par raffinement, Ou par ambition, ou par temperament (Des-
TocCHEs). Daignez uous accorder quelques mots par faveur (Ponsard).
Par craiute, par amonr, par charite (daher auch donner par aumone),
par Üatterie, par megarde, par principe u. s. w., wie im Lateinischen
per avaritiam, per viam, per imprudentiam. Daher die Formel par
quoi weshalb.
Par drückt auch das vermittelnde Mass oder die Gemässheit aus:
II avait represente le cheval sortant de terre par l'ordre de Neptune
(Uherbüliez). II l'a fait par mon ordre (Acap.); man vergleiche damit:
de quel ordre faites-vous cela? (Ead.) Par une sage loi, tout differe
entre nous (Fontanes). So steht par auch bei den Verben des ür-
theileus, voir, juger par qch.: Faut-il juger les diamants par la fange
qui les recouvre (G. Droz).
Der Begriff der Art und V^eise liegt dem des Grundes sehr nahe;
beides liegt z. B. in: II ne va que par sauts et par bonds (Acad.).
Cela est dit par jeu (Ead.). Vgl. lat. per jocum.
Oft wird par in distributivem Sinne gebraucht, theils wo die
einzelnen Theile (Raumgegenstände) durch die Mehrzahl bezeichnet werden:
couper par morceaux, tomber par lambeaux, poeme divise par chants etc.;
theils wo der wiederkehrend gedachte Gegenstand (die Zeit) durch den
Singular bezeichnet ist: deux foires par an; vingt sous par jour.
Die Verbindung von de par, die fast nur noch im Kanzleistile üb-
lich ist: de par le roi, la loi et justice, oder in Nachbildungen desselben:
Fourier etait prefet et baron de par l'Empereur; il etait une des gloires
de la France de par son propre genie! (Arago) De par la politique,
les ministres de Louis XVIII arreterent qu'un des plus savants hommes
de ia France n'appartiendrait pas a l'Academie . .! (Id.), leitet man, wohl
mit Recht, von lat. de parte her, auch wo dies nicht nöthig scheint, wie
in: J'ai un cousin de par le monde qui a fait une grande fortune
(Acad.). Vgl. das it. da -parte, sp. de parte und besonders das afr. de
pari der älteren Texte: de part Deu, de part le roi Henri u. a. Doch
deutet das frühe Auftreten von de par auf frühzeitiges Schwinden des
Sprachbewusstseins für diesen Zusammenhang.
4. ponr hat die räumliche Beziehung des pro auf die Richtung nach
vorwärts, wie in pro rostris, pro castris, pro concione, aufgegeben und
an devant, avant abgetreten.
Auf die Zeit wird es nur bezogen, wenn es sich um eine Bestim-
mung für eine Zeitdauer handelt: Je suis votre ami pour la vie
(ÄCAD.); oder für die Zeit im Allgemeinen, in welche eine Thätig-
§ 142, Aechte Präpositionen. Raum, Zeit und ethische Beziehungen. 431
keit fällt: L'assemblee indiqua, poiir le soir, une seance extraordinaire
(Mignet). II (Dumouriez) comptait sur une revolution pour le jour oü
il entrerait en Hollande (Rkvüe d. d. M. 1884). Daher auch: Je courus sur-
le-cbamp ä cette bibliotheqiie; et c'est lä que, pour la premiere fois, je
lus le Programme des connaissances exigees des candidats (Aeago).
Im Uebrigen hat 'pour sich in übertragener Bedeutung dem Lateini-
schen im Allgemeinen angeschlossen, ist aber auch darüber hinaus-
gegangen. Es dient zunächst zum Ausdruck der Vertretung als Ver-
wechselung, Vergeltung und Gleichstellung: II a donne son cheval pour
mille francs. Faire troc pour troc. Traduire mot pour mot. Danger
pour danger, il faut choisir celui qui promet de la gloire (Acad.). Com-
mandant pour le roi dans teile province (Ead.). J'en rougis pour la
nation, d. i. im Namen der Nation. Daher steht es bei faktitiven und
intransitiven (passer) Thätigkeitsbegriffen, die eine Gleichstellung
durch eine Handlung oder ein Urtheil ausdrücken, wobei der Begrifi' der
Bestimmung zum Theil hindurchscheint; so bei donner, laisser, tenir,
compter, prendre, adopter, passer etc. Dieu a donne pour soutiens
l'esperance et la resignation (Acad.). Cette province avait compte pour
une Sorte de liberte d'etre loin de ses maitres (Villemain). Pour qui
me prenez-vous? (Acad.) So im Lateinischen: esse pro damnato, pro
magistro, pro consule, scire, habere, credere, affirmare, polliceri pro
certo etc. Gerere se pro cive etc.
In genauer Verbindung damit steht der Begriff des Verhältnisses,
■welches als das der Angemessenheit erscheinen kann: Ce cou verde
est assez grand pour le vase. La porte est bien etroite pour une
pareille uiaison (Acad.). Lat. Castra metatus latius quam pro copiis
(Liv. 36, 10). Scaevolam pro dignitate ue laudare quidem quisquam
satis commode potest (Cic, S. Rose. 12).
Der Begriff der Bestimmung für etwas und des Zweckes ist von
•weitschichtigem Gebrauche: Get homme n'est pas fait pour le nietier
de la guerre (Acad.). Cette lettre n'est pas pour lui (Ead.). Diese
Präposition steht bei den Begriffen der Abreise (partir, s'embarquer,
faire volle, se mettre en route etc.) zur Angabe des Bestimmungsortes:
II partira dans trois jours pour la campagne (Acad.). Dahin gehören
auch Ausdrücke wie: Je lirai pour moi (für mich allein) (Dümas).
Auch drückt 'pour die Bestimmung zu Gunsten eines Anderen aus:
Tous les honaetes gens sont pour vous (Acad.). Je tiens pour vous
contre lui (Ead.). Melpomene et la gloire ont combattu pour moi
(Lebrün). Vgl. lat. dimicare pro legibus, pro libertate, pro patria etc.
Jedoch wird pour auch in ganz allgemeiner Weise von der Bezie-
hung (welche oft durch envers ausgedrückt werden könnte) auf eine
Person oder Sache gebraucht, in Verkehr mit denen und um derentwillen
gleichsam etwas in freundlichem oder feindlichem Sinne geschieht oder
vorhanden ist; so steht pour oft nach Substantiven und Adjektiven: On
aura pour Danton une moindre rigueur (Po.nsard). Le roi a ete tres-hon
pour nous (Dc.mas). La fidelite pour les hommes et la crainte pour
les dieux (Fenelon). Sa durefe pour sa inere (B. de St-Pierre). Anders
verhält sich die Beziehung auf die Person, welche bei einer Sache als
interessirt gedacht wird: Cela est heureux, iqalbeureux pour votre
432 Dritt. Th], Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbe .
ami (AcAD.); besonders, wo es sich um das ürtheil der interessirten
PersoQ handelt: Criminel pour tont autre, il ne Test pas pour moi
(Dücis). C'est uu crime pour eux de rester ä l'ecart (Possard). Noch
lockerer kann die Beziehung werden, -wie dies in der Formel pour moi,
pour toi, pour son aflfaire, j'en aurai soin (Acad.) u. dgl. der Fall ist,
wo pour dem lateinischen quantum ad entspricht. Vgl. Ainsi plus de
Majeste, plus de Sire, je vous prie . . — Cependant le Comte de Mauleon
me passera bien FAltesse. — Non pas: le Monseigneur tout au plus. ~
Va donc pour Monseigneur (Dumas).
Auch den Grund drückt pour aus und im weiteren Sinne die Ver-
anlassung: II fait cela pour de bonnes raisons (Acad.). EUes s'en
rapporterent ä moi pour ce partage (Chateaubr.). Autant pour les
moyens il est irresolu (Ponsard). So erklären sich pourquoi? c'est
pour cela que; je n'en dis pas davautage et pour cause etc. und die
Betheuerungsformeln : pour Dieu, pour l'amour de Dieu.
5. sons, dessous und sus, dessns, sur, unter denen dessous, sus und
dessus im Neufranzösischen wenig mehr als Präpositionen gebräuchlich
sind, bilden den Gegensatz, welchen sub und super im Lateinischen be-
zeichnen.
sous, unter, bezieht den Begriff der Ruhe oder Bewegung auf
einen Gegenstand, welcher sich oberhalb eines anderen erstreckt
und ihn unmittelbar berührt oder nicht: Sous le ciel. Sous le toit.
Sous le lit. Sous la couverture. Porter un paquet sous le bras (Acad.);
auch auf den Gegenstand, welcher einen anderen überragt: Lorsque
sous la coUine, au creux de la prairie. Je puis errer (Sainte-Beuve).
Camper, se retirer sous une ville, sous les canons d'une Tille (Acad.);
wobei die Vorstellung des Deckens und Schützens, sowie die der un-
mittelbaren Nähe mitgesetzt werden kann: Pres de Londres, jusque
sous les murs des chäteaux normands, on -vit se former aussi plusieurs
troupes- de ces hommes (Thierry). Lat. Caesar hostem . . sub muro
consistere cogit (Caes., B. C. 1, 45). Milites Caesaris sub montem suc-
cedunt (ib.). Sub ipsos muros struxere aciem (Tag., H. 5, 11). Nach
lateinischem Vorgange knüpfen sich hieran viele bildliche Ausdrücke :
mettre une chose sous les yeux de quelqu'un, etre sous les armes,
sous poil noir, sous voiles; regarder quelquun sous le nez; rire sous
cape; ce cheval est sous la main du cocher; — etre sous clef, sous
les verrous, sous le scelle u. dgl., wie im Lateinischen esse sub armis,
sub oculis, sub manus succedere, cadere sub sensum etc., namentlich
auch mit der Vorstellung einer Einwirkung von obenher: Gravir sous
un feu terrible, des rochers ä pic (V. Hcgo). Etre sous le feu d'un
bataillon (Acad.). Lat. Sub jactu teii esse (Liv. 38, 10). Enfin je ne
sais pas un seul gouvernemeut Qai sous le feu des clubs puisse vi vre
uu moment (Possard).
Von der Zeit wird es gebraucht, indem ein Zeitraum, unter
welchen etwas subsumirt wird, durch die ihn erfüllende Thätigkeit oder die
in ihm thätige Person bezeichnet wird: Narbonne, ministre de Louis XVI,
sous l'Assemblee legislative (Villemain). Cela est arrive sous tel consul
(Acad). Sous le regne de Louis XIV, les gens de lettres etaient
ivrognes (Brillat - Savarin). Lat. sub proscriptione (Nep., Att. 12).
Quaedam acciderunt sub eo (Tito) (Sdet., Tit. 8). Auch steht sous bei
§ 142. Aechte Präpositionen. Raum, Zeit und ethische Beziehungen. 433
der Zeit, nach deren Verlaufe etwas stattfinden soll: Je ferai teile chose
sous peu, sous quinze jours, sous quinzaine. Vgl. lat. sub st, un-
mittelbar hinter: Euryalumque Helymus sequitur; quo deinde sub
ipso Ecce Yolat calcemque terit iam calce Diores (Virg., Aen. 5, 323),
und unmittelbar nach: Sub haec dicta ad genua Marcelü procubue-
runt (Liv. 25, 7).
In übertragener Bedeutung bezeichnet sous die Unterordnung und
Abhängigkeit: II a tant d'hommes sous lui, sous son commande-
ment, sous son autorite, sous ses ordres, sous sa direction (Acad.).
Ceux qui ont vecu sous la loi| de Moise (Ead.). Vgl. lat. sub dicione
atque imperio alicujus esse; daher auch logische Subsumtion: Cela
est compris sous la meme regle (Acad.). Auch die Beziehung auf die
V ermittelnde Einwirkung einer Person: Des etudes physiologiques,
faites . . sous des maitres illustres (Nodiek). Cf. Sub Haiinibale magi-
stro onines belli artes edoctus (Liv. 25, 40), steht hiermit in Verbindung.
"Wo es auf die Ursache bezogen wird, streift es nahe an die räum-
liche Bedeutung: plier sous le fardeau, mourir feous le bäton etc.
Oft bezeichnet es den begleitenden Umstand, wie in sous un
faux nom, sous ce titre modeste, sous pre texte, sous ces conditions,
sous cette restriction, sous ce rapport; affirmer sous serment, passer
sous silence, faire un acte sous seing prive, plaider sous le nom de
quelqu'un, defendre sous peine de la vie, und im Lateinischen sub
specie, titulo, lege, condicione, sub poena mortis denuntiare etc.
Dessous ist seit dem 17. Jahrhunderte kaum anders als adverbial
im Gebrauche; nur vereinzelt noch: J'ai cherche inutilement dessus et
dessous le lit (Acad.). Es findet sich mit par und de als Präposition:
Prendre quelqu'un par-dessous les bras (Acad.). In: Qui sort de
dessous terre et demande du sang (Ponsard) geht die zusammen-
gesetzte Präposition auf Bewegung von unterhalb.
sus war im Altfranzösischeii im räumlichen und ethischen Sinne
gebräuchlich, wo jetzt sur verwendet wird; im Neufranzösischen ist sus
Adverb, wie in courir sus, und Interjektion. Präpositional gebraucht wird
en sus, welches im Altfranzosischen ebenfalls auch im räumlichen Sinne
verwendet ward, in der quantitativen Bedeutung des Hinausgehens über
ein Massund Hinzufügeus zu demselben: II a touche des gratifications
en sus de ses appointements. La moitie en sus de six mille francs
est de trois mille francs (Acad.).
dessus ist gegenwärtig, wie dessous, als Präposition von be-
schränkter Anwendung: II n'est ni dessus ni dessous la table (Acad.).
De dessus kommt dem de dessous analog vor: Otez cela de dessus
le bullet (Acad.). Par-dessus bedeutet über (auch hinweg) und da-
rüber hinaus: Porter un manteau par-dessus son habit. Sauter
par-dessus les murailles. — II est jeune, il est riebe, et par-dessus
tout cela il est sage (Acad.).
sur, dem lateinischen super und supra im Ganzen entsprechend,
bezeichnet im räumlichen Sinne bei den Begriffen der Ruhe und Be-
wegung über und auf, und wird mit dem Gegenstande verbunden,
welcher sich unterhalb eines anderen befindet, den er unmittelbar be-
rührt oder nicht. In dem letzteren Falle kann die Bewegung auf einen
Gegenstand zu, oder über ihn hin, oder über ihn hinausgehen : J'ai devance
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 28
434 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung^. II. Adv. Satzbest.
sur la montagne Les premiers rayous du soleil (Sodmet). Se coucher
sur un lit. Monter sur une echelle. Donner un coup sur la tete.
Passer la main sur uue etoffe. Un oiseau qui plane sur la riviere
(AcAP.). Yoyez-le plutot , . levez les yeux sur lui (Cherbdliez). Die
Vorstellung der dem höheren Gegenstande zugekehrten Fläche wird in
weiterer Ausdehnung auf die Oberfläche überhaupt bezogen: Ecrire
sur du papier. Peindre sur tolle, sur verre. Graver sur le cuivre.
L'inscription qui est sur la tombe. Avoir une marque sur la joue (Acad.).
Hiermit hängt zusammen: avoir une chose sur soi (auf, an d. i. bei
sich haben), auch: As-tu une arme sur toi? (V. Hugo) und fermer la
porte sur soi, die Thür auf sich d. i. an sich heran, hinter sich zu-
machen: 11 sortit lentement, et referma la porte sur lui (V. Hdgo). So
auch von einer Rückwärtsbewegung: Une courbe qui revient sur elle-
meme; revenir sur ses pas (Acad.), und von der Bewegung um eine
Achse: La terre tourne sur elle-meme (Ead.).
Sur geht auch auf die höhere Lage oder Stellung mit Bezug-
nahme auf niedriger gelegene Gegenstände, namentlich Gewässer: Les
villes qui sont sur la Seine, sur le Rhin (Acad.). Dumouriez est
vainqueur sur les bords de la Meuse (Ponsard). So namentlich auch
adnominal bei Städtenamen: Chälons- sur- Marne, Nogent-sur-Seine etc.
Lat. Situs super flumen (Liv.); dann auf unmittelbare Nähe, dem
sous analog: Une abbaye sur la frontiere (Acad.). Le duc, sur la
porte regardant les deux femmes (Ddmas).
Es dient ferner zur Bezeichnung der Richtung: Tourner sur la
droite, sur la gauche. Cet appartement donne sur le jardin; cet hotel
ouvre sur deux rues etc. ; auch feindlicher Annäherung: Guillaume • .
cessa de longer la cote, et marcha sur la ville capitale (Thiebry). Les
troupes marchaient sur nos frontieres (Mignet). Sur eux! camarades!
(V. Hdgo); militärischer Bewegung überhaupt: L'archiduc Charles marcha
sur Maestricht; Miranda se crut perdu, leva le siege la nuit du 3 mars,
et se replia sur Liege, oü se trouvait Valence (Revde d. d. M. 1884). Auch
bei einer Bewegung von oben nach unten: Les meteorites tombent sur
la terre (Littre).
Bildliche Ausdrücke in grosser Anzahl gehen auf diese räum-
lichen Verhältnisse zurück, wie etre sur un bon pied; remettre ses
affaires sur pied; etre toujours sur les livres; etre sur la defensive,
sur le qui-vive; marcher sur les traces de ses ancetres; revenir sur le
passe etc.; namentlich auch bei den Begriffen des Lastens und Sich-
stützens: Cela lui pese sur le coeur; je m'en repose sur vous; daher
auch des Sichverlassens: Je compte sur vous, und Uebernehmens:
Prenez sur vous de cacher votre indifference ä mon pere (Ddmas); end-
lich des Hinzufügens als eines Haufens: II fait folies sur folies, wie
in mettre sou sur sou (Acad.). Lat. Alii super alios trucidentur (Liv.
1, 50). Vulnus super vulnus (22, 54).
Auf die Zeit bezogen, geht es theils auf den Zeitpunkt, theils auf
den Zeitraum, in welchem etwas geschieht: Sur ces entrefaites arrive
l'autorite (Courier); sur l'heure, sur Taube du jour etc.; vgl. lat. nocte
super media (Virgil.); auch namentlich auf die nahe liegende Zeit: II
vient sur l'heure du diner; il est sur son depart (Acad.). Auch wird
das ähnliche Raumverhältniss auf das rasche Aufeinanderfolgen
-§ 142. Aechte Präpositionen. Raum, Ztit und ethische Beziehungen. 435
übertragen: II a eu trois maladies oonp sur coup (Acad.). Bisweilen
erscheint eine mit sur angeknüpfte Thatsache zugleich als Angabe der
Zeitfolge und des Motivs: Repondez - m'en . . ou, sur votre refus,
Dautres me repondtnnt et d'elle et de Burrhus (Racine?).
In übertragener Bedeutung dient es zur Bezeichnung einer Ueber-
ordnung als Vorzug, Auktorität, Recht und Obhut: sur tout (als
Adverb surtout), sur toute cbose, sur toutes choses (über Alles d.i. vor-
züglich, lat. super omnia). II a un grand avantage sur vous (Acad.);
Temporter, regner, avoir autorite (pouvoir, juridiction), veiller sur quelqu'un,
avoir droit sur qch. etc. L'ascendant prodigieux de la cour sur la ville
(Chamfort).
Dann steht es von dem die Thätigkeit bedingenden Gegen stände
einer äusseren Thätigkeit, vrelche auf einen Stoff gerichtet ist: II
travaille sur Tor, sur I'argent, auch snr tel sujet (Acad.); einer gei-
stigen Thätigkeit und Darstellung: Qu'a-t-il ete juge sur ce diffe-
rend? Qua-t-on decide sur cela? II ma eclair^ sur mes vrais senti-
ments. Ils disputent sur teile question. Je nie suis trompe sur son
caractere (Acad.). Cet homme qui a tant ecrit sur la revolution (Ville-
maiin). J'interrogeais chaque debris fragile sur l'avenir (Mme Tastü);
daher elliptisch auf Büchertitelu: sur quelques Lois relatives aux Femmes
en Angleterre etc. Lat. Consultant hello super (Sil. 2, 271). Multa
super Priamo rogitans (Virg., Aen. 1, 750). Sed hac super re nimis
(Cic, Att. 10, 8): oder eines Affektes: Peuple qui ne pleurait . . Que
sur le trone et sur la croix (V, Hugo); so s'attendrir, s'egayer sur qch.
Ses regrets sur un passe dejä loin de lui (Villbmain). Je vous jette
sur lui dans des craintes nouvelles (Racine). La seconde Restauration
trouva Fourier dans la capitale, sans emploi et justement inquiet sur
son avenir (Arago).
Auch wird es zur Bezeichnung des massgebenden Grundes ver-
wendet: Le procureur-syndic . . s'y etait transporte . . sur l'ordre du
roi (Mignet). Je ne suis venu que sur invitation (Acad.). II s'excusait
sur sa sante (Barante). II sera condamne tantot sur son recit (Racine).
Cesar nomnie les chefs sur la foi des soldats (Id.); daher se regier se
modeler sur , . juger sur les apparences etc.
Hierher sind auch Betheurungen zu rechnen, wie: sur luon hon-
neur, sur l'honneur, sur ma parole, sur ma foi, sur ma vie, sur
ruon äme; der angerufene Gegenstand wird hier mit sur eingeführt
ursprünglich mit Bezug auf die Nähe eines etwa berührten Gegen-
standes. Diese Vorstellung tritt aber zurück und weicht der eines ver-
bürgenden Gegenstandes, auf Grund dessen man redet. Häufig ist indessen
die ursprüngliche räumliche Vorstellung noch deutlich erkennbar: Jurer
sur les saints Evangiles (Acad,). Et malgre les seriuents que Louis de
Valois, Que le roi Tres-Chretien a pretcs sur la croix (Delavigne). Le
drap d'or fut leve, et Ton decouvrit les ossements et les corps saints
dont la cuve etait remplie jusqu'aux hords, et sur lesquels le fils de
Godwin avait jure sans se douter de leur presence (Thierry).
Es steht in Beziehung auf eine Substanz oder Person, welcher eine
Leistung auferlegt wird: Assigner une pension sur les produits dune
terre; les subsides quon leve sur les peuples; les impositions sur le
bien-fonds etc. (Acad.). Je ferai vivre mes hommes sur les manants
436 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschu. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
(DcMAs); daher auch von Abzügen: On lui deduira tant sur ses gages;
sur cette somme il faut retrancher tant (Acad.).
Es wird endlich zum Ausdrucke des Verhältnisses eines Quan-
tums zum andern, namentlich auch eines Theiles zum Ganzen benutzt:
Un fleuve de 700 metres de largeur sur une profondeur moyenne de
15 pieds de courant (Volney). Cent exemples vicieux pris sur un million
de citoyens (Marmontel). II eut deux cents voix sur trois cents, et fut
elu (Acad.). Aehnlich: Sur les trois generaux qu'avait designes le
miuistre . . M. de la Fayette n'avait pas ete nomme (Villemain). Bis-
weilen giebt sur die Höhe des Beiaufs der Theile eines Ganzen an:
Les insurges s'avan^aient sur plusieurs colonnes (Mignet).
143. IV. Präpositionen, welche überhaupt keine Beziehung mehr
anf Raum und Zeit haben.
1. moyennant trifft mit par im Begriffe der Vermittelung zusammen:
J'en viendrai ä bout moyennant la gräce de Dieu. Je lui remettrai
mille francs, moyennant quo! nous serons quittes (Acad.). Doch hat
es auch, wie pour, die Bedeutung einer Vergeltung oder Bezahlung:
Un de tes gar(;ons . . peut-il, moyennant ces deux sous parisis, porter
un billet? (Dümas)
2. Selon, suivant, d'apres treffen in dem Ausdruck einer Massgabe und
üebereinstimmung zusammen und kommen mit dem lateinischen
secundum in seiner abstrakten Bedeutung im Wesentlichen überein.
Selon tritt zu dem massgebenden Gegenstande: Cela n'est
pas Selon la raison. Chacun sera recompense selon ses ceuvres (Acad.).
Le Grand Dauphin, Selon l'expression d'usage (Villemain). Vgl. lat.
secundum naturam vivere (Cic, Ein. 5, 9); dann auch zu der mass-
gebenden Person: Cela n'est pas selon Dieu (Acad.); meist in Bezug
auf deren Ansicht oder Aussprüche: L'histoire, selon moi, n'aura ni le
droit de le hair, ni le droit de le dedaigner (Lamartine). Voila en quoi
consiste, selon Xenophon, la bonne education du cheval (Cheebuliez).
Selon vous, selon cet auteur (Acad,). In den Ausdrücken: l'EYangile
selon Saint Matthieu, selon Saint Jean, ist das griechische xata, secun-
dum, wortgetreu wiedergegeben.
suivant wird gerade so verwendet: Recompenser, punir suivant
son merite (Acad.). Juger suivant les lois (Marmontel). On ne gou-
verne les hommes que suivant leurs prejuges (Voltaire). Cette union
si prematuree, suivant un usage trop frequent de la societe d'alors
(Villemain); von Personen: Suivant Descartes (Acad.).
d'apres trifft mit den beiden anderen zwar im Wesentlichen zu-
sammen, erinnert aber noch an die ursprüngliche Bedeutung von apres.
Neben Sätzen wie: II faut apprecier les systemes d'apres leur influence
sur les peuples (J.-J. Rodssead). D'apres Chaulieu je vantais la mol-
lesse (Voltaike), finden wir d'apres auch da, wo die Vorstellung des
Vorbildes als des Früheren vorherrscht: Ce portrait est fait d'apres
nature (Acad.). Ce tableau est d'apres Raphael (Ead.), welche den
anderen Präpositionen fremd ist.
3. coucernant und tonchant, betreffend, in Betreff, sind selbstver-
ständlich ihrem Verbalgehalte nach: J'ai ä vous dire quelque chose con-
cernant cette affaire-lä. II m'a entretenu touchant vos affaires (Acad.).
§ 143. Aechte Präp. Ohne Beziehung auf Raum u. Zeit. § 144. ünächte Präp. 437
4. inalgre und uouobstant, trotz, ungeachtet, kommen in ihrer kon-
cessiven Bedeutung üherein:
malgre (malum gratum) wurde im Altfranzösischen als zusammen-
gesetztes Hauptwort auch mit attributiven Satztheilen verbunden, wie
maugre mien, sien u. dgl. Es steht bei Personen- und Sachnamen: J'ai
servi malgre moi d'interprete ä ses larmes (Racine). II est sorti malgre
la pluie (AcAD.).
nonobstant steht dagegen nicht bei Personennamen : La verite non-
obstant le prejuge, l'erreur et le mensonge, se fait jour et perce ä la
fin (Marmontel).
5. Zu erwähnen sind hier auch Participia Perf., wie excepte, passe, vu,
atteuda u. a., auch compris (y compris, non compris), ci-inclus, ci-
joiut, welche in der Voranstellung zum Theil präpositional verwandt
werden, in der Nachstellung dagegen und zum Theil auch sonst ihre
attributive Natur hervortreten lassen; s. § 155. 2. und vgl. S. 134. Ueber
excepte s. auch oben S. 420. 421.
Aehnlich verhält sich plein in einigen Verbindungen mit avoir, ur-
sprünglich ein adjektivischer Prädikatsakkusativ, der, flexionslos und ge-
schlechtslos gebraucht (s. oben S. 134), präpositionale Geltung erlangt:
Avoir du vin plein sa cave, du ble plein ses greniers. Avoir de Targent
plein ses poches. Avoir plein ses poches d'argent (Acad.). J'avais
des fleurs plein mes corbeilles (V. Hugo). Demande-lui des dragees, il
eu a toujours plein ses poches (G. Sand).
144. b. Die unächten Präpositionen. Die unächten Präpositionen
haben im Wesentlichen kein syntaktisches Interesse. S. S. 238. Sie be-
zeichnen, mit Beschränkung auf ein enges Gebiet, auf welchem auch ächte
Präpositionen eintreten könnten, entweder sinnliche oder ethische Beziehungen.
Sie werden mit dem Genitiv konstruirt. Einzelne derselben sind beiläufig
erörtert worden. Diejenigen, welche hier noch im Allgemeinen zu betrachten
wären, sind:
1. Substantive mit oder ohne Artikel, welche theils im Dativ, theils im
Akkusativ, theils mit Präpositionen auftreten: ä cote, en face, autour,
au milieu, vis-ä-vis — lors — ä cause, ä 1 egard, au defaut, faute, manque,
k force, en vertu, au Heu, au moyen, au prix. Sie erklären sich aus
ihrer Substantivbedeutung.
Unter ihnen steht vis-ä-vis, gegenüber, den ächten Präpositionen
am Nächsten; es wird auch mit dem Akkusativ konstruirt, ausgenommen
bei persönlichen Fürwörtern: Tout vis-ä-vis la porte d'un couvent
(Voltaiub). Auf dem ethischen Gebiete verwendet man vis-ä-vis theils
im Sinne einer vergleichenden Gegenüberstellung: Des preuves ad-
ministrees de cetle maniere . . perdent toute autorite dans mon esprit
vis-ä-vis de vos observations (J.-J. Rousseau); theils wie envers: Le
souverain n'a qu'un seul devoir ä remplir vis-ä-vis de l'etat (Napoleon).
Prendre les mesures les plus promptes et les plus efficaces vis-ä-vis
les puissances etrangeres (Villemain).
2. Adjektive und substantivirte Adjektive, wie loin, en bas, en
haut, le long, tout le long, du long, du haut, au haut, au bas etc.,
bleiben in der sinulichen, aus ihrer ursprünglichen Bedeutung erhellenden
Sphäre.
438 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
3. Die substantivirten Präpositionen mit dem Artikel dienen zum
Theil zu Schattirungen des präpositionalen Ausdrucks; im Allgemeinen
bringen sie die räumliche Sphäre der Präposition als ein räumliches
Ganze zur Anschauung: au delä, au dedans, au-dessus, au-dessous, au-
devant, aupres, au travers; au dehors wird nach der Akademie jetzt nur
adverbial gebraucht, während Littre noch einen präpositionalen Gebrauch
kennt: Les avantages qui sont au dehors de nous (Littre v. dehors 6.).
au delä, räumlich wie delä verwendet, drückt im übertragenen
Sinne das Hinausgehen über ein Mass aus: au delä de Timagination,
de toute croj'ance (Acad.).
au dedans und au dehors (in seiner früheren Verwendung) sind
auf das räumliche Innere und Aeussere bezogen; au dedans wird
auch auf die Person übertragen: II se troublait au dedans de lui-meme
(Fenelon).
au-dessus und au-dessous, von der oberen und unteren oder
höheren und niederen Raumsphäre gebraucht: Le thermometre est
ä quinze degres au-dessus de zero. — Etre löge au-dessous de quel-
qu'un. Ce -village est au-dessous de Paris, par rapport au cours de la
Seine (Acad.); werden auch zur Bezeichnung des Ueberschreitens
eines Masses oder des Zurückbleibens unter demselben ver-
wendet: Tous les citoyens au-dessus de dix-huit ans. — Toute somme
au-dessous de mille francs (Acad.). Dann dienen sie auch zum Aus-
drucke des Begrifl's der üeberordnung und höheren Bedeutung oder
der Unterordnung und Inferiorität: II est au-dessus de tous par son
merite (Acad.). üne grande äme est au-dessus de l'injure, de l'inju-
stice, de la douleur, de la moquerie (La Bruyere). — Je mets cet ecri-
vain au-dessous de tel autre. Cet ouvrage est au-dessous de la
critique (Acad.).
au-devant, entgegen, wird nur auf den Begriff der Bewegung
bezogen, wie bei aller, venir, envoyer.
aupres nahm im Altfranzösischen auch den Akkusativ zu sich: La
comte de Ferrette aupres la comte de ßourgogne (Comises). Aupres
unterscheidet sich von pres zunächst nur durch seinen substantivischen
Charakter; in seiner übertragenen Verwendung hat aber der Sprach-
gebrauch einen weiteren Unterschied an beide Formen geknüpft.
Es wird, -wie pres, auf räumliche Nähe bezogen: La riviere passe
au.pres de cette ville (Acad.). II m'a dit en passant aupres demoietc.
(Dumas); auch, gleich pres, auf Bereich und Wirkungskreis einer
Person und den Verkehr mit derselben: Au sein de ses amis, aupres
de ses parents, Les plaisirs sont plus doux et les malheurs plus grands
(Delille). Lambassadeur de Sa Majeste Britannique aupres du roi de
Franee (Acad.); bei dem Begriffe der Trennung steht hier d' aupres: On
l'a ote d'aupres de ce jeune prince (Acad.); doch wird hierbei häufig
auf das ürtheil der bezüglichen Person Rücksicht genommen: II est
fort bien aupres du roi (Acad.). On m'a desservi aupres des puis-
sances (Beaumarchais). — Auch wird aupres zum Ausdruck der Zu-
sammenstellung in dem Sinne der Vergleichung: Votre mal n'est rien
aupres du sien (Nodier). Le sable ardent du desert africain Est habi-
table aupres du sol republicain (Ponsard).
§ 145. Verbindung v. Präp. m. Adv. etc. § 146. Wiederholung u. Ausl. etc. 439
au travers iintersclieidet sich von a travers nur durch den sub-
stantivischen Charakter.
145. c. Die Verbindung von Präpositionen mit Adverbien und
ihre Verwendung als Adverbien. Wie die Kasusprilpositionen und die
übrigen Präpositionen die Beziehung des Thätigkeitsbegrifles auf den Sub-
stantivbegrifT nach räumlichen, zeitlichen, kausalen und modalen Gesichts-
punkten näher bestimmen, so treten sie auch mit Adverbien in Beziehung.
S. S. 240 und vgl. S. 231. 233. Dies geschieht am Häufigsten mit den Adver-
bien des Ortes und der Zeit, selten mit anderen. Da indessen manche
Präpositionen auch noch als Adverbien, woraus sie ursprünglich hervor-
gingen, vorkommen, so sind hierher nicht alle Verbindungen von präposi-
tional gebrauchten Wörtern mit Adverbien zu rechnen; vgl.: Par oü a-t-il
passe? AUez par lä (Acad.). Et depuis quand as-tu eu cette idee?
(DcMAs) Vous le pouvez des ä present (Delavigne). Entre ci et lä
(ÄCAD.). Ce nioment pour jamais a fixe mon destin (Mme de Girardin).
Ueber Zeit- und Raumbestimmung gehen Verbindungen hinaus, -wie par trop,
par ainsi u. dgl. m.
Die Verwendung der Präpositionen als Adverbien ist nach dem
eben Erörterten zu beurtheilen; Präpositionen wie devant, apres, derriere,
dessous, dessus, depuis etc. können in der That ebensowohl als ursprüng-
liche Adverbien wie als Präpositionen gefasst werden. Dagegen sind Prä-
positionen wie avec, sans, par, pour, sur, sous u. s. w. im Wesentlichen nur
als Präpositionen, d. h. in unmittelbarer Verbindung mit einem Substantiv-
begriff gebräuchlich, und ihre theilweise Verwendung ohne denselben er-
scheint bisweilen als elliptisch: Quand on fit cette proposition, tout le monde
s'eleva contre (Acad.); doch gehen sie auch hier und da ganz in Adver-
bien über: II a ete bien traite et il a encore eu de l'argent avec (Acad.).
C'est trop beau pour un trou de province, vous me direz, et c'est bien
vrai . . Mais tonte la ville est ä genoux devant (0. Fecillet). Je crois,
ajoutait-il, le roi de Prusse tres embarasse et tres fache d'avoir ete si avant,
et qu'il desirerait trouver un moyen de sortir d'embarras (Revce d. d. M. 1884).
Das Lateinische hatte eine grosse Anzahl von Adverb-Präpositionen, wie die
auf a: citra, ultra, infra, supra, intra, extra, contra, circa, daneben ante,
post u. a. Der Sprachgebrauch allein kann die Grenze zwischen Adverb und
Präposition ziehen.
Auch die Verbindung der Präpositionen mit anderen Präpo-
sitionen bedarf hier der Erwähnung, insofern dabei die Präposition mit
einem adverbialen Satzgliede verbunden wird, welches bereitsaus einer
Präposition mit einem Substantivbegritfe besteht. Das Nähere darüber ist
oben S. 240 und bei den einzelnen Präpositionen nachzusehen, bei denen
auch ihre häufigsten Verbindungen mit Kasuspräpositionen und anderen
Verhältnisswörtern angegeben sind.
146. d. Die Wiederholung und Auslassung der Kasuspräposi-
tionen und der übrigen Präpositionen. Wenn eine Reihe von koor-
dinirten, syndetisch oder asyndetisch an einander gereihten Begriffen (Sub-
stantiven oder Infinitiven) gleichniässig durch eine und dieselbe Präposition
mit einem gemeinsamen Beziehungsworte grammatisch verbunden ist, so
440 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
ist die Frage, ob die Präposition nur vor dem ersten oder vor allen Gliedern
wiederholt auftreten soll.
1. Hinsichtlich der Kasuspräpositionen verfährt das Neufranzösische
mit einer grösseren Strenge als in Betreff der übrigen Präpositionen.
cc. Die Kasuspräpositionen de und ä müssen vor an einander ge-
reihten Substantiven mit oder ohne attributive Bestimmungen
regelmässig wiederholt werden, ausgenommen vor einer Appo-
sition und überhaupt vor einem denselben Gegenstand bezeichnen-
den Substantiv. Abweichungen sind hier selten, wie: L'äge de la
premiere et seconde enfance ne nous presente qu'un etat de
misere (Buffon). Hier ist freilich auch das zweimal gedachte Sub-
stantiv nur einmal gesetzt. Selten findet man dagegen umgekehrt
bei einer Apposition die Präposition wiederholt : L'empereur . . ne put
s'emparer dAlexandrie, de cette ville aux murs de boue et de
paille (Des Michels). Das Altfranzösische beschränkte sich in dieser
Beziehung nicht wie das Neufranzösische.
Bei den unächten Präpositionen hat ihrer Natur gemäss in der
Regel nur die Wiederholung der sie begleitenden Kasuspräposition de
statt, und zwar unter denselben Beschränkungen, wie die der einfachen
Kasuspräposition; auch hier findet man nur selten Fälle wie-. II faut que
vous retourniez avec moi aupres de la marquise, de cette belle
veuve dont l'abbe m'avait vante le merite et la sagesse (Cherbcliez).
ß. vor Infinitiven verlangt die Konsequenz und die Ansicht der neufran-
zösischen Grammatiker dieselbe Wiederholung; doch weicht der Ge-
brauch selbst der besseren Schriftsteller öfter davon ab: Les soins qu'on
prend d'enveiopper et gener tous leurs membres (J.-J. Rousseau).
J'ai condamne la France ä vaincre ou disparaitre (Ponsard).
Das Altfranzösische lässt natürlich auch hier die Präposition sehr
häufig auf mehr als ein Glied wirken.
2. In Bezug auf die anderen Präpositionen findet auch im Neufranzösi-
schen eine grössere Freiheit statt; es ist hier gestaltet, die einzelnen
Begriffe in der gemeinsamen Verbindung mit einer Präposition gleichsam
zu einem Gesammtobjekt zusammenzufassen oder gesondert vor die Vor-
stellung treten zu lassen. Bei der Apposition oder bei der Beziehung
auf denselben Gegenstand kehrt die Präposition jedoch regelmässig nicht
wieder, wie sie umgekehrt, wenn die einzelnen Objekte durch wieder-
kehrende Konjunktionen, wie et . . et, ou . . ou, ni . . ni, oder durch
comme, non moins que verbunden sied, ebenso stetig wiederholt wird,
wie dies im Lateinischen mit den Präpositionen in ähnlichen Fällen
geschieht.
Wiederholung: Toute femme est coquette ou par raffinement Ou
par ambition, ou par temperament (Destocchics). Daus les colonies nou-
velles on considere comme ses voisins ceux dont on n'est separe que par
des bois et par des montagnes (Chateaobr.). C'est lä cette capitale de
l'univers, assise sur l'Europe et sur l'Asie (Lamartine). II savait que
i'hybridation, procede de jardinier-fleuriste, n'a rien ä demeler avec la
poesie ni avec la sculpture (Cherbcliez). Bei asyndetischer Anreihung
ist das Interesse meist auf die einzelnen Glieder gerichtet: Quand ceux-ci
les virent sans chefs, sans ordre, presque saus armes, gravir . . des
§ 147. C. Die Mittelformen des Verb oder die Participialien. 441
rochers ä pic (V. Hcgo). Vgl. lat. Convenit dimicare pro legilms, pro
libertate, pro patria (Cic, Tusc. 4, 19). Bei en wird diese Wiederholung
meist wie bei den Kasuspräpositionen gefordert, ausgenommen nach den
Begriffen der Theilunsz; und Eintheiiung, wo bei den Eiutheilungsgliedern
en nicht wiederholt wird: Comment divise-t-on ces terres? On les divise
en cinq grandes parties: TEurope, l'Asie, TAfrique etc. S. auch unten
über en beim Gerundium. Entre kann seiner Natur nach nicht wohl
wiederholt werden: Cette uialadie l'a mis entre la vie et la mort
(ÄCAD.). Dac^egen lat. Videte, quautum intervallum sit interjectum inter
majorum nostrorum consilia. et inter istoriim hominum dementiam
(Cic, Agr. 2, 33).
Nicht Wiederholung: Litterature etrangere dans ses hardiesses
et sa Variete (Villemain). Dans l'ombre et le secret vos monstres gran-
diront (Possard). Chez Tun et l'autre vous trouverez et les memes
principes et la meme methode (Chi;rbüliez). Occupe par la gloire et
Tamonr et les muses, II n'a pas le temps de mourir (L.-P. Segue). Auch
bei asyndetischer Anreihung kann die Zusammenfassung unter eine Prä-
position beliebt weiden, wo es sich darum handelt, die Glieder als eine
grössere Gesammtsumme anschaulich zu machen: Leur exemple fut
rapidement iniite par Toulon, Nimes, Montauban, et les principales villes
du Midi (Mignet). Qu'elle etait jolie la chevre de M. Seguin ! Qu'elle
etait jolie avec ses yeiix doux, sa barbiche de sous-officier, ses sabots
noirs et luisants, ses cornes zebrees et ses longs poiis blancs qui lui
faisaient une houppelande (Dacdrt). Vgl. lat. Hoc apparet in bestiis,
voluciibus, nantibns, agrestibus, cicuribus, feris (Cic, Lael. 21).
Ebenso verhält es sich mit der Wiederholung und Nichtwiederholung
vor Infinitiven. Die Frage erledigt sich überall weniger nach logischen
als nach rhetorischen Gesichtspunkten.
Der umgekehrte Fall, die Nichtwiederholung des Substantiv
bei der Beziehung zweier Präpositionen auf einen und denselben
Begriff, tritt selten ein, und zwar meist dann, wenn die Präpositionen
einen Gegensatz enthalten: II s'agissait d'etre pour ou contre le pape
(V. HüGo). Dans ce siecle, oü Ton respecte Le merite avec ou sans
nom (Scribe). C'etait Delille lui-meme, avant et apres ce voyage etc.
(ViLLEMAix). Soutenir quelque chose envers et contre tous (Acad,).
147. C. Die Mittelformen des Verb oder die Participialien. Sie gehören
ebenfalls zu den ergänzenden Bestimunnigen des Tluitigkeitsbegriffes (s.
S. 183) und sind für die französische Sprache, von grosser Wichtigkeit, da
insbesondere der Infinitiv durch seine Verbindung mit Kasuspräpositionen
und anderen Präpositionen die Fähigkeit erhalten hat, als adverbiale Satz-
bestimmung in die mannigfahigsten Beziehungen einzugehen, wie er da-
durch zugleich geeignet ward, als attributive Bestimmung verwendet zu
werden, und da andererseits auch das gerundivische Particip eine vielseitige
syntaktische Verwendung zulässt. Der Verlust des lateinischen Supinum
und des biegungsfähigen Gerundium wird zugleich durch diese Mittelformen
ersetzt.
442 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Absehn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest,
148. AA. Der Infinitiv. Seine Zeitformen bezeichnen das Werden und
das Vollendetsein der Thätigkeit; die nähere Bestimmung der Zeit, welcher
die werdende oder vollendete Thätigkeit angehört, wird durch das Verb
im Prädikate oder durch den Zusammenhang der Rede bestimmt.
I. Der reine Inliuitiv oder der Infinitiv ohne Präposition,
a) Er entspricht in seiner Anwendung zunächst einem Nominativ und
tritt ein:
1. als Subjekt des Satzes: Attendre est impossible, agir ne Test pas
moins (Delavigne). S'etonner est du penple, admirer est du sage
(Delille). Tenir vaut mieux mille fois que d'attendre (Corneille).
Vous entendre louer me rend heureuse et fiere (Delavigne).
So tritt der Infinitiv vorzugsweise auf, wenn ihm kein grammatisches
Subjekt (il, ce) vorangeht und gewöhnlich nur an der Spitze des Satzes,
wo er mit einem gewissen Nachdruck hervorgehoben ist. Hier kann die
Verdoppelung des Subjektes durch ein nachfolgendes ce eintreten (s.
S. 321): Alleguer I'impossible aux rois, c'est un abus (La Fontaine);
dies geschieht regelmässig, wenn auch das Prädikat ein Infinitiv ist: Car
te montrer c'est plaire, et te voir c'est t'aimer (Delille). Vous faire
aimer, c'est amasser des tresors de bonheu r pour l'hiver (G. Droz}.
Der Infinitiv mit de bildet hier eine äusserst seltene Ausnahme:
„Mais alors", crie-t-il, d'etre Dauphin, ce n'est rien du tout!" (Daudet)
Es liegt hier nur eine seltene Umstellung der weiterhin beim Infinitiv
mit de erwähnten Konstruktionsweise vor (s. S. 447).
In seltenen Fällen tritt der Subjektsinfinitiv an das Ende des Satzes:
Autant vaut etre mordu du chien que de la chienne (Acad.), zumal wenn
ihm eine prädikative Bestimmung vorangeht, wie in: A quoi bon vou-
loir sauver ma vie? (V. Hogo) Gewöhnlich tritt bei dieser Stellung die
Kasuspräposition de vor den Infinitiv nach einem prädikativen Hauptworte,
woran er sich alsdann anlehnt: Le premier commandement de la religion
est d' aimer Dieu (B. de St-Pierre).
Als logisches Subjekt neben den grammatischen Subjekten il und ce
ist der reine Infinitiv ungewöhnlich. Man findet ihn nach il in 11 faut,
il fait beau, il fait bon, il me semble, il vaut autant, il vaut
mieux: II faut etre utile aux hommes pour etre grand ä leurs yeux
(Massillon). II fait bon etre protege par eile (Scribe). II me semble
avoir vu remuer cette porte (Dumas). 11 y a beaucoup d'occasions oü
il vaut mieux se taire que de parier (Acad.).
Ein zweiter Infinitiv, welcher hier wie im letzten Falle angeknüpft
wird, hat gewöhnlich de bei sich (s. unten S. 448). Doch kommt auch
der reine Infinitiv wiederholt vor: Et dis-moi qu'il vaut mieux punir
que pardonner (V. Hdgo). In einer Apposition kann de ebenfalls
fehlen: II lui restait deux partis ä pendre: s'emparer du pouvoir supreme
ou descendre de sa puissance tribunitienne (Chateaubr.).
Wenn das grammatische Subjekt ce eintritt, so wird der Infinitiv als
logisches Subjekt mit de oder que de angeknüpft (s. unten S. 447); doch
findet sich hier der reine Infinitiv namentlich nach c'est, dem kein prä-
dikatives Substantiv folgt: C'est meriter la mort que 1' attendre d'au-
trui (Decaux). C'est louer plus que nous que louer notre amant
(Sacrin).
I
§ 148. Mittelformen. AA. Der Infinitiv. Der reine Infinitiv. 443
2. als prädikative Satzbestim luims im eigentlichen Sinne (d. h. nicht als
logisches Subjekt) steht der reine Infinitiv bei einigen Zeitwörtern, wie
etre, sembler, paraitre, etrecense, suppose etc., von denen etre
dem Subjekte einen Thätigkeitsbegriff im Sinne einer Begriffsbestimmung
(Definition) beilegt, die übrigen eine scheinbare, vermeinte oder behauptete
Thätigkeit, im Sinne eines prädikativen Particip des Präsens oder Präte-
ritum: A la ün c'est parier (Delavigne). Epargner Teunemi qui cede
ou qui supplie c'est user du pouvoir, c'est agir en vainqueur (Arnault).
Cette dignite qui vient ou qui parait venir avec la puissance (Villemain).
11 serait cense avoir abdique la royaute (Migset). Passive dieser Art
entsprechen den unter b) 2. aufgeführten Aktiven.
Selten ist hier ein Infinitiv mit de angeknüpft: Qu'est-ce quo c'est
donc que la propagande? C'est de dire aux peupies qu'iis ne sont pas
des troupeaux de moutons (Le Clercq).
3. Bisweilen steht dieser Infinitiv anakoluthisch, wie der Nominativ des
Hauptwortes: Se demettre de la puissance tribunitienne, Artevelle ne
l'osait (Chateal-bk.). Naitre avec le printemps, mourir avec les roses,
Voiiä du papillon le destin enchante (Lamartine). Etre aime toute
sa vie par un etre qu'on aime! voii-Ji le probleme ä resoudre et vers la
Solution duquel doiveut tendre vos etforts (G. Droz). Vgl. S. 322.
b) Als Akkusativ wird der reine Infinitiv jetzt seltener verwendet als im
Altfranzösischen; sein Gebrauch ist auf die Verbindung mit einer Anzahl von
Thätigkeitsbegriffen beschränkt, bei denen der Gebrauch selbst zum Theil
schwankt. Dahin gehören:
1. Verba der Sinnesempfindungen des Bürens, Sehens und Fühlens,
auch in übertragener Bedeutung, wie entendre, ecouter, ou'ir, voir
(daher auch bei voici und voilä), prevoir, apercevoir, observer,
regarder, sentir, pressentir: J'entends venir (V. Hugo). Je me
rappelais tout ce que j'avais oui dire ä Mentor (Fenelon). Je te regar-
derai travailler (V. Hugo). Dans cette atfaire nous n'avons qua voir
venir (Acad.). Voici venir le printemps (Eau.), Voilä parier nette-
ment, j'espere (V. Hugo). Je me suis senti entrainer (Beesquis).
2. manche Verba der Vorstellung und Darstellung (cogitandi et de-
claraudi), wie compter, croire, penser, s'imaginer, se persua-
der, se figurer, presumer, reconnaitre, savoir und affirmer,
assurer, avouer, confesser, declarer, dire, deposer, ecrire,
publier, soutenir, temoigner, nier u. a.
Das Subjekt dieses Infinitiv ist das Subjekt oder auch ein Akkusativ-
objekt des Verb im Prädikate (s. unten). Tritt ein Personalkasus (Dativ)
in den Satz ein, welcher als Subjekt des Infinitiv auftreten soll, so wird
der Infinitiv mit de gebraucht: Si tu comptes le retenir (L.-P. Segor).
Les grands ne croient etre nes que pour eux-memes (Massillox). Cha-
cun dans ce miroir pense voir son Image (Boileau). II s'imagine etre
un graud homme (Acad.). Personne ne dit avoir vu le prince ecrire
(Bourrie.nne). Nous declarons y ad her er (Acad,), Man vergleiche da-
gegen: Dites au roi, seigneur, de vous l'abandonuer (Racine). Doch
bleibt beim P^intreten eines Dativ der reine Infinitiv, wenn die Beziehung
des letzteren auf das Subjekt oder Objekt nicht angetastet wird: La
France qu'on m'a dit etre beaucoup plus grande etc. (Voltaire),
444 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. IL Adv. Satzbest.
3. einige Verba der Willensäusserung, des Begebrens und Hoffens:
vouloir, pretendre (beanspruchen und beabsichtigen, aber auch
vermeinen als Verb der Vorstellung), desirer, souhaiter, aimer,
aimer mieux, preferer, esperer: Voulez-vous du public meriter
les aiuours? (Boileaü) II pretend donner la loi partout. J'ai pretendu
plaisanter. Elle desire vous parier. Je souhaiterais pouvoir vous
obliger (Acad.). 11 n'y a rien que les hommes aiment mieux con Ser-
ver . . que leur propre vie (La Brcyere), II espere vivre en sa poste-
rite (Racine).
Alle diese Verba, mit. Ausschluss von vouloir, lassen aber Aus-
nahmen zu, für welche ein logischer Grund vergebens gesucht wird:
C'est par une hunible foi . . que rhomme peut pretendre D'honorer
ses autels (J.-B. Rousseau). II y a longtemps que je desirais de vous
rencontrer. Souhaiter d'avoir un emploi. Peut-on esperer de vous
revoir? (Acad.)
Besonders wird von Neueren nach einem Infinitiv der Infinitiv
mit de gestattet, hei esperer selbst von Einigen gefordert. Aimer wird
hier und da mit dem reinen Infinitiv verbunden, gewöhnlich mit ä;
aimer mieux und preferer stehen bei einem zweiten Infinitiv ge-
wöhnlich mit de: J'aimerais mieux mourir que de faire une si mauvaise
action (Acad.). Je prefererais mourir que de trahir mon ami. Bei
aimer mieux findet sich auch der verdoppelte reine Infinitiv: J'aimerais
mieux etre guillotine qu'etre guillotineur (Ponsard). Nach preferer
steht sonst de.
4. die Verba faire, laisser, devoir, pouvoir, oser, souloir (veraltet),
daigner: Calchas . . Fera taire nos pleurs (Racine). Je les ai laisses
boire mon vin (Gir.-Düvivier). Tons les peuples sont freres et doivent
s'aimer comme tels (Fenelon). II soulait dire (Acad.). Calliope jamais
ne daigna leur parier (Boileau).
Ne faire que . . hat den reinen Infinitiv in Sätzen wie: 11 ne fait que
jouer (er spielt nur); il n'a fait que paraitre et disparaitre; doch in:
11 ne fait que de sortir (er ist eben hinausgegangen) entspricht der In-
finitiv einem Genitiv. Nach faire plus que steht ebenfalls der Genitiv mit
de: Foi consolatrice! tu fais plus que de transporter des montagnes
(Chateacbr.).
Devoir in dem Sinne von schuldig sein bat den Infinitiv mit rfe;
On se doit k soi-meme de respecter les bienseances (Acad.).
5. die Verba faillir und mau quer, in dem Sinne von etre sur le point
(wofür auch penser im Gebrauche ist), sind oft vom reinen Infinitiv be-
gleitet: Mad. d'Etampes qui a failli perdre la France (Ddmas). J'ai
failli mourir (Acad.). Doch steht faillir auch mit einem präpositionalen
Infinitiv: J'ai failli de tomber und ä tomber (Acad.). [Das Verb kann
auch unpersönlich auftreten: II faillit de nous arriver uu grand malheur
(Ead.).] J'ai manque me trahir (Scribe). Doch steht sonst hei manquer
der Infinitiv mit de: II a manque d'etre tue (Acad.).
6. der reine Infinitiv kann im Akkusativ auch als Apposition eines Sub-
stantivbegriffes auftreten: 11 n'y a pour Thomme que trois evenements,
naitre, vivre et mourir (La Brdte;re). Hier ist der Infinitiv völlig
als ein abstraktes Substantiv behandelt.
§ 148. Mittel formen. Der reine Infinitiv. 445
Das Subjekt des Infinitiv, welcher den grammatischen Charakter
eines Akkusativ hat, ist entweder ein unbestimmtes, wie in: j'entends
venir oder: je nie suis senti entrainer u. s. w., oder es ist das Sub-
jekt des Satzes selbst, wie in: les grands ne croient etre nes que
pour eux-memes, oder endlich ist es das Objekt des Prädikatsverb im
Akkusativ. Dieser letztere Fall tritt nur bei Verben der Sinnes-
empfindungen, der Vorstellung und Darstellung, sowie bei faire
und la isser ein. So entsteht scheinbar die syntaktische Verbindung,
welche Akkusativ mit dem Infinitiv genannt wird. Der lateinische
Akkusativ mit dem Infinitiv, welcher in einer begrifflichen Einheit des
Akkusativ mit dem Infinitiv besteht, die sowohl bei intransitiven als
transitiven Verben als Subjekt oder Objekt des Satzes auftreten kann, ist
dem Altfranzüsischen nicht fremd, im Neufranzösischen aber nur in be-
schränktem Umfange vorhanden. Im Französischen steht der Akkusativ
im Wesentlichen als das Objekt des Prädikatsverb, von welchem noch
eine Thätigkeit ausgesagt ist; dies wird am Klarsten bei den Verben der
Sinnesempfindungen, zum Theil auch bei Verben der Vorstellung und
Darstellung wahrgenommen, nach denen der Infinitiv in diesem Falle
durch ein Particip oder einen Adjektivsatz ersetzt werden kann:
Je f'ai vu lä griffen nant sur ton genou (Beaumarchais). II sent ses
genoux chancelants (Fenelos). La cour me croit errant de rivage
en rivage (Delavigne). Ils se disaient envoyes par lui (Acad.), und
Je la vois qui chancelle (J. Chenier). II fentend qni siffle dans
l'ombre (Delavigne). Auch nach den Verben machen und lassen
empfindet die Sprache den Akkusativ nicht als zu einer Begriffseinheit
mit dem Infinitiv verbunden. Am Innigsten ist diese Verbindung nach
den Verben der Vorstellung und Darstellung, bei denen jedoch alsdann
der Akkusativ gegenwärtig auf das relative Fürwort beschränkt wird.
Beispiele: J'ai vu la tempete faire tourbillonner mon vaisseau
(DcMAs). Nous favons entendue parier (Voltaiee). Je sens de jour en
jour deperir mon genie (Boileac). Je sens ses larmes baigner
mon visage (Marmontel). C'est ce qui le fait vivre (Acad.). 0 Julie!
si le destin ^'eüt laissee vivre (J.-J. Rocsseaü). II (Phenix) se dit . .
d'une personne qu'on pretend etre uuique ou rare dans son espece
(Acad.). Sphinx, monstre imaginaire, que les poetes disent avoir eu
le visage et les mamelles d"une femme etc. (Ead,).
Dass bei dem Infinitiv eines transitiven Verbes mit einem Objekte
der vorangehende Akkusativ meist in den Dativ verwandelt wird, ist
oben gezeigt. S. S. 389.
c) Ferner steht der reine Infinitiv nach Verben der Bewegung, wie aller,
courir, accourir, descendre, rentrer, retourner. venir, revenir,
auch etre in dem Sinne von hin sein, d. i. auf dem Wege nach einem
Ziele sein, jetzt in der Regel auf die Zeiten der Vergangenheit, besonders
das Perf. indef., beschränkt, in dem Sinne von hin gewesen sein, meist
mit dem Nebeiibegriffe des Wiederzurückseins (s. Littre 19. und
Acad.), ferner envoyer, mener und anderen, zum Ausdruck der Be-
stimmung und des Zweckes der Bewegung: Ils allerent ensuite de-
meurer a Oviedo (Le Sage). Nous accourons savoir quels sont les
nouveaux maitres (Scribe). Gilbert, je viens vous sauver (V. Hcgo). Apres
avoir ete saluer la reine mere et Louise de Lorraine, les nobles polonais
446 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzliest.
vinrent visiter Marguerite (Revce d. d. M. 1884). Elle a ete trouver le
roi (DcMAs). Ils out ete regarder jusque sous les lits (Id.). L'alliance
que Judas avait envoye demander fut accordee (Bossuet). Mener paitre
des vaches (äcad.). Das Lateinische bedient sich hier des Supinum:
Themistocles Argos babitatum concessit (Nep. 2, 8). Totius fere Galliae
legati ad Caesarem gratulatum venerunt (Caes., B. G. 1, 30). Doch
braucht auch das Lateinische den Infinitiv in ähnlicher Weise: It visere
(Ter., Uec. 1, 2, 114). Venerat aurum petere (Plaut., Bacch. 4, 3, 18).
Wie das Verb ire mit dem Supinum bisweilen, so wird aller mit dem
reinen Infinitiv für damit umgehen, wollen, im Begriff sein ge-
braucht: Je vais y aller; ils vont partir; le jour va finir; un homme
qui va mourir (Acad.). Que diable allait-il faire dans cette galere?
(De Bergerac) Vgl. Cur te is perditum? (Ter., Andr. 1, 1, 107)
Das Verb venir wird auch in dem Sinne von dabin oder dazu
kommen, auf etwas stossen, mit dem Infinitiv mit a verbunden: S'il
venait ä, mourir; si le secret venait ä etre decouvert; nous vinmes
ä parier de teile chose (Acad.).
Bei Verben der Bewegung kann übrigens auch der Begriff der Absicht
durch den Infinitiv mit pour hervorgehoben werden: J'etais dans ces
reflexions lorsqu'on m'annon(;a qu'un persounage qui etait venu dans ma
maison pour avoir de mes nouvelles s'etait dispense de me voir de peur de
m'incommoder (Revue d. d. M. 1874). II court de tous cotes pour ar reter
le pillage et le massacre (Voltaire). Aussitot une foule accourut pour
seconder les efforts de leurs soldats (Michaud).
d) Häufig wird dieser Infinitiv und meist in Form des Ausrufes oder der Frage
elliptisch verwendet: Enfoncer ce couteau moi-meme, chose horrible!
(Ponsard) Ah! plutot mille fois mourir sous les poiguards, Que garder
ä ce prix le trone des Cesars! (Arnault) Moi, vous abandonner! (Andrieüx)
C'est Mme votre mere qui m'envoie, et vous savez qu'elle aime ä etre
obeie. — Obeir! on n'entend que ce mot dans cette maison (Gherboliez).
Quel travail immense ue font-ils pas en quelques mois! Percevoir les
bruits, les classer entre eux, comprendre que certains de ces bruits
sont des paroles et que ces paroles sont des pensees; trouver ä eux tout
seuls le sens de toute chose, distinguer le vrai du faux, le reel de l'ima-
ginaire; corriger, par l'observation, les erreurs de leur Imagination trop
ardente; debrouiller un chaos; et, durant ce travail gigantesque, assouplir
sa langue, fortifier ses petites jambes chancelantes, se faire homme, en
un mot (G. Droz). Et dire qu'ä moi seul je vins ä bout de toutes ces
provisions! (Daudet) Les defauts des enfants sont presque toujours des
emprunts faits au pere; ils sont la consequence d'une copie trop exacte.
Les premunir? — Oui, sans doute etc. (G. Droz). Grands dieux! encore
remonter? Mais nous voici tout en haut, arrives k une impasse bizarre
(Revue d. d. M. 1884). De quel front soutenir ce fächeux entretien?
(Racine) Pourquoi toujours parier d'un pareil scelerat? (Ponsard) Com-
ment decouvrir le secret de ce style enchanteur? (Chamfort) Quel parti
prendre? (Lamartine) Oii donc te reucontrer, adorable Immortelle?
(Delille) So im Lateinischen: Me non cum bonis esse! (Cic, Att. 9, 6)
Te ista virtute . . in tantas aerumnas propter me incidisse? (Farn. 14, 1)
Die Ergänzung bietet der Zusammenhang überall leicht. Dahin gehören auch
die Imperativisch gebrauchten voir (siehe), s'adresser (man wende sich) u. a.;
savoir (nämlich) ist wohl Abkürzung aus: c'est ä savoir, ä savoir (assavoir).
§ 149. Mittelf. Infinitiv mit Kasuspräpositionen. § 150. //;/. mit de. 447
Auch in indirekten Fragen und in relativen Sätzen findet sich
diese Ellipse: On sait ä qui repondre (Dcval). Je ne sais que resoudre
(Docis). La pauvre fille, tout a fait decouragee, ne sait plus que repondre
(Revce d. d. M. 1884). Quoi! personne ^ qui me fier ici! (V. Hugo) Nous
avons de quoi vivre (Acad.). ün terrain h bätir assez grand pour qu'il
en reste de quoi faire un jardin (Revde d. d. M. 1884). Dies geschieht
besonders nach den Verben savoir und avoir, indSss wird der Infinitiv
nicht von diesen Verben getragen; denn wenn man auch koustruiren könnte:
ou sait . . repondre (ä qui), so ist doch eine solche Konstruktion in Sätzen,
wie: donnez-moi de quoi ecrire (Acad.) unmöglich. Alit Auslassung des
Infinitiv erscheint diese Art der Ellipse in: C'est un homme qui ade quoi
(vivre etc.).
149. IL Der Infinitiv mit Kasuspräpositionen.
Der Infinitiv hat überall die Vorneigung, als ein abhängiges Satzglied auf-
zutreten und sich zum Theil selbst scheinbar an einen anderen Redetheil an-
zulehnen; daher die fortschreitende Beschränkung des reinen Infinitiv auch in
anderen Sprachen, wie z. B. im Deutschen. So hat denn auch der französische
Infinitiv namentlich mit den Kasuspräpositionen de und ä eine weite Aus-
dehnung im Gebrauche erlangt, am Meisten jedoch der mit de angeknüpfte.
Die Sprache hat übrigens nicht bloss im Altfranzösischen häufig in der An-
wendung von de und a geschwankt, insbesondere da, wo der Begriff, zu welchem
der Infinitiv tritt, nicht eine entschiedene Beziehung auf einen Genitiv oder
Dativ hat, und wo das Lateinische keinen Anhalt in gerundivischen Formen
oder in der Verwendung von de und ad bietet. Im Einzelnen knüpfen sich an
den scheinbar beliebigen Gebrauch von de und ä auch Unterschiede der Be-
deutung; im Allgemeinen aber ist da. wo de und ä über den Gebrauch der
Kasuspräpositionen hinausgehen, vielfach mehr eine dunkel gefühlte Analogie
mit der Anwendung des de und ä bei Substantiven als die klar bewusste Geltung
derselben massgebend.
150. a) Der Infinitiv mit de.
1. Dieser Infinitiv erscheint zuvörderst als Subjekt des Satzes und zwar
als das logische Subjekt desselben. Hier ist ihm entweder ein gram-
matisches Subjekt il oder ce beigegeben; dem letzteren folgt dann ge-
wöhnlich das relative que (s. oben S. 319 und vgl. p. 442, wo auch ein
seltener Fall von Umstellung dieser Konstruktionsweise Erwähnung ge-
funden): II est doux de revoir les murs de la patrie (Corneille). II
me restait d'etre oublie de vous (Racine). — C'est bien mal . .
d'effrayer ainsi ses amis (Dlmas). C'est une maladie d'esprit que de
souhaiter des choses impossibles (Fenelon). C'est beaucoup que de
savoir Commander (Acad.). Allons, c'est ätoi de parier (Racine),
Est-ce k moi d'usurper l'oeuvre de la justice? (Ponsard) In dem letzten
Falle wird de auch mit ö vertauscht: Est-ce ä moi d'en porter la
peine? Est-ce aux Germains ä m'en punir? (Delavigne) Der Infinitiv
mit de erinnert an den appositiven Genitiv (s. attribut. Satzbest.); die
Vertauschung mit ä erklärt sich aus dem gerundivischen Charakter des
Infinitiv mit ä. Vgl. est videre mit videndum est.
oder das grammatische Subjekt fehlt bei einem prädikativen Sub-
stantiv: Le defaut de Flecbier est de toujours ecrire et de ne jamais
parier (Thomas), wo der Infinitiv einen attributiven Charakter zu er-
halten scheint.
448 I^ritt. Tbl. Syntax. Erst. Absehe. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Hier verdient noch der Fall erwähnt zu werden, in welchem nach
einem Komparativbegriff dem reinen Infinitiv ein mit que (quam)
angeknüpfter zweiter Infinitiv mit de beigegeben wird. Dies geschieht
indess nicht bloss nach einem Subjektsinfinitiv, sondern auch nach einem
Objektsinfinitiv und selbst ohne vorangehenden Infinitiv; daher nach
vajoir mieux, aimer mieux und dem zuweilen ähnlich verwendeten
preferer, "dann nach faire plus que.., plut6t..que und nach
ä moins que. De tritt hier, wie es scheint, trotz des zugleich vor-
handenen que (quam), dem Genitiv nach Komparativen analog ein: II
vaut mieux lire ses pieces que de les voir (Mme de Stael). J'aimerais
mieux mourir que de faire une si mauvaise action (Acad.). Foi
Celeste! . . tu fais plus que de transp orter les moutagnes (Chateadbr.).
Plutot mourir que d'etre esclave (Acad.). Elle eüt du buvetier empörte
les serviettes Plutot que de rentrer au logis les mains nettes (Regnard).
A moins que d'etre huissier . . on ne voit point sa fille (Id.). Natürlich
auch wo que nach ä moins nicht steht: A moins d'etre fou, il n'est pas
possible de raisonner ainsi (Acad.).
Hiermit hängt auch wohl der Gebrauch dieses Infinitiv nach avant
que zusammen: J'ai voulu te revoir avant que d'expirer (Delavigne),
dessen de selten bei Dichtern ausfällt; er steht allerdings auch bei dem
blossen avant: Ils soutiennent les lois avant de les abattre (Voltaire).
Auch scheint dieser Analogie der Infinitiv bei si . . que zu folgen: Qui
vous reud si hardi que de m'interroger (Delavigne); auch hier bleibt
beim Wegfall des que der Infinitiv mit de: Qui te rend si hardi de
troubler mon breuvage (La Fontaine).
Wo zwei Infinitive auftreten, können freilich auch zum Theil zwei
reine Infinitive an einander gereiht werden: Plutot souffrir que mourir
(La Fontaine). Vgl. S. 444. 446.
2. Als Objekt oder Akkusativ tritt dieser Infinitiv mit Ausnahme der
wenigen Fälle, in denen der reine Infinitiv und der Infinitiv mit a hier
stehen, nach transitiven Verben sowohl ohne als mit Personalobjekt (im
Dativ) auf. Die dahin gehörige nicht unbeträchtliche Anzahl von ver-
schiedenen Thätigkeitsbegriffen bedarf keiner besonderen Eintheilung.
Einige derselben lassen allerdings nach verschiedenen Gesichtspunkten
den Infinitiv mit de und a zu, von denen unten gehandelt wird: Le sage
cepend:int obtient d'etre ecoute (L.-P. Segcr). II resolut de cultiver
mon esprit (Le Sage). J'evite d'etre long et je deviens obscur (Boileac).
Verite que j'implore acheve de descendre (Racine). On craint de se
montrer sous sa propre figure (Boileaü). II y a longtemps que je me-
dite de vous ecrire (Voltaire). Ils ont fait feu sur leurs concitoyens,
ils meritent d'etre pendus (Mignet). — Adele lui demanda de revenir
souvent (Mme de Souza). Je ne me suis propose que de representer
la vie des hommes teile qu'elle est (Le Sage). Le ciel protege Troie et
. . Son courroux nous defend d'en eher eher les passages (Racine),
Dieser Gebrauch des Infinitiv geht über den des lateinischen hinaus;
seine Präposition entfernt sich am Weitesten von ihrer sonstigen Ver-
wendung. Vielleicht ist die Erinnerung an den partitiven Genitiv hier
an der Stelle.
3. Im Sinne eines Genitiv steht der Infinitiv überall, wo ein Substantiv
im Genitiv auftreten könnte, und selbst noch über den Gebrauch des
Substantiv hinausschreitend.
§ 150. Mittelformen. Der Infinitiv mit de. 449
«. bei Hauptwörtern: As-tu peur de mourir? (Cokneille) Prends
garde de te perdre! (Possard) Si je sais le secret de lui plaire.
Je sais Tart de punir un rival temeraire (Racine). Apres avoir hai
j'ai besoiu d'admirer (Ponsard). A Dieu ne plaise que j'aie en
.dessein de desiguer quelqu'un en particulier (Le Sage). A condition
d'y bätir uu chäteau (G. Sand). So gebrauchen die Lateiner den
Genitiv des Gerundium nach Substantiven, wie in ars vivendi, ille-
cebra peccaiidi, cupiditas certaudi etc., auch mit folgendem Objekte:
Studio patres vestros videndi (Cic, Sen. 23), an dessen Stelle be-
sonders bei Späteren auch der Infinitiv steht: Te consilium cepisse . .
fortunas funditus evertere (Quint. 6).
ß. bei Adjektiven: Je suis sür de l'avoir entendu cAcad.). Nar-
bonne ambitieux de se signaler (Mignet). Je suis jaloux d'acquerir
votre estinie (Acad,). Je suis content de voir, lui dit-il, que cette
fille-iä a tant de qualites (G. Sasd). So steht im Lateinischen der
Genitiv des Gerundium nach cupidns, ignarus, conscius, Studiosus,
peritus, insuetus, aber auch der Infinitiv bei suetus, consuetus,
adsuetus, insuetus. Das Französische lässt auch die Genitivform in
der entferntesten kausalen Beziehung zu: Que tu es gentille de venir
me voir (Scribe). Que vous etes hardi de vous railler de la reine
(V. Hugo). Dieselbe lose Ankniäpfung kommt auch nach anderen
Sätzen vor: J'aurai perdu . . la raison De pretendre emprunter de
I'argent d'un Gascon (Regnard).
y. bei Zeitwörtern, sowohl transitiven (und besonders vielen reflexiven)
als intransitiven (transitiven im weiteren Sinne), und namentlich auf
dem kausalen Gebiete auch da, wo der Genitiv eines Sul)Stantiv nicht
vorzukommen pflegt, wie bei hesiter, se depecher, s'efForcer, s'empresser,
presser und se presser, se häter, wobei öfter der Gebrauch zwischen de
und ä schwankt: Bailiy venait de renoncer ä la mairie (Mignet).
On Taccusa d'avoir eu des intelligences avec l'ennemi (Acad.). Et
le daim si leger s'etonnait de languir (Delille). II faut rougir de
commettre des fautes et non de les avouer (Voltaire). Je me
sens mourir de songer qu'on va clouer une biere pour cet homme
(V. Hcgo). Die lockerste Anknüpfung kausaler Beziehungen findet
sich in Sätzen wie: Je vous aime de l'aimer (V. Hcgo); vgl. oben ß.
6. bei Partikeln, wie bei pres, loin, hors u, a., bei der Konjunktion
afiu (ä fin): II n'est pas pres de finir (Acad.). Loin de le pro-
voquer, va, c'est le desarmer (Abnadlt). J'ai pris ce livre afin de
le consulter. Hors de le battre, il ne pouvait le traiter plus mal
(Acad.). lieber andere s, oben S. 448.
4. In der Weise des lateinischen Infinitiv steht bei lebenaiger Schilderung
von Thatsachen oder Zuständen der sogenannte historische Infinitiv
mit de, der als elliptisch betrachtet werden kann: Un etranger m'a jete
ce secret ä la face, et chaque electeur alors de dire: C'est vrai (Ddmas).
La voix per^anle . . Des limiers acharnes redoublait la vitesse. Et les
bons limiers de courir, Et le pauvre cerf de fremir (Viesnet). Im
Lateinischen ist er von weniger beschränktem Gebrauche: Quum Philippum
adesse . . nuntiassent, trepidare Damocritus ceterique Aetolorum duces
(Lrv. 31, 41). Yento mixtus imber quum ferretur in ipsa ora . . con-
Mätzuer, fr. Gr. 3. Aufl. 29
450 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Äbschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
sedere. Tum vero ingenti sono coeluiu strepere, et inter horrendos
t'ragores micare ignes (21, 58).
5. Elliptisch steht auch ein Infinitiv an der Spitze des Satzes als Aus-
spruch eines Gedankens oder einer Reflexion, worauf sich ein folgen-
der Satz bezieht: II demeura dans une etrange confusion de pensees.
De recourirä Blanche, eile avait trop d'interet ä deguiser la verite
(Le Sage).
151. b) Der Infinitiv mit ä.
Dieser Infinitiv nimmt im Allgemeinen das Gebiet des Dativ in Anspruch
und vertritt zugleich neben dem Dativ des lateinischen Gerundium auch den
Akkusativ desselben mit ad, sowie das Siipinum auf u.
1. Zunächst steht dieser Infinitiv, wo nach einem Thätigkeitsbegriffe
der Dativ eines Hauptwortes im Französischen verwendet werden kann,
vorzugsweise wo es sich um die Begriffe der Bestimmung und des
Zweckes handelt: Qui pardonne aisement invite ä l'offenser (Corneille).
Ils m'exhorterent ä prier Dieu pour mon oncle (Le Sage). II y a dans
certains hommes une certaine mediocrite d'esprit qui contribue ä les
rendre sages (La Bruyere). Der Zweckbegriff wird sehr weit aus-
gedehnt und tritt zu vielen Thätigkeitsbegrifi"en, die an sich keinen Dativ
haben, ohne oder mit einer adverbialen Satzbestimmung: Aidez-moi ä
oublier qua je suis roi (Dumas). Que tardez-vous, seigneur, ä la
repudier? (Racine) A te parer j'avais pris tant de soin (Delavigne).
Mon valet . . qui sera reste ä se griser dans quelque cabaret (Dümas).
So auch namentlich, wenn das Verb ein Substautivobjekt hat: Pour
trouver un pretexte ä vous plaindre de lui (Racine). On aurait
peine ä concevoir entierement cette depression des esprits (Villemain).
J'eprouverais dans ce moment quelque contrariete ä quitter la France
(Domas).
2. Zuweilen tritt dagegen dieser Infinitiv ein, wo gleichsam der Stoff und
Inhalt der Thätigkeit angegeben wird: Tu vas passer encore une nuit
ä travailler (Dümas). La politique ne s'occupait qu'ä maintenir
l'autorite (L.-P. Srglr). Voilä des aigles bien desoeuvres de s'amuser
ainsi k chasser aux mouches (Piron). Elle se plait ä s'en nourrir
(L.-P. Segur). Atheisme, opinion qui consiste ä ne reconnaitre point de
Dieu (Nodier). II n'y a pas sürete ä abdiquer le crime (Chateacbr.).
Hier fehlt es der Sprache an der Möglichkeit einer anderen Wahl beim
Infinitiv; daher auch Ausdrücke wie: S'il me surprenait ä pleurer
(Beaumarchais).
3. Der Dativ erscheint oft bei Thätigkeitsbegriffen mehr im instru-
mentalen und kausalen Sinne: Deux hommes aussi adroits . . n'ont
rien ä gagner ä se tromper Tun l'autre (V. Hugo). Tu as trop de
plaisir ä voir passer le cortege . . de la reine (V. Hugo). II con^ut
qu'il aurait plus d'avantage ä combattre le ridicule qu'ä sattaquer
au vice (Chamfort). Et Ton se decourage k poursuivre ici-bas Le bien
que Ton veut faire et que l'on ne fait pas (Ponsard).
Auf diesen Begriff ist auch quitte k (vgl. quitte ä bon marche),
wofür auch quitte pour vorkommt, zurückzuführen; bei sauf ä ist
dagegen mehr die Rücksicht auf die Bestimmung vorherrschend: Mon
§ 151. Mittelformen. Der Infinitiv mit a. 451
cheval etait vigoureux, et je crus pouvoir, avec son secours, approfondir
la verite.., quitte ä piquer des deux, si le bruit repandu etait vrai
(L.-P. Segir). Oui, . . je les donnerais! Sauf, plus tard, ä les re-
prendre (V. Hugo).
4. Bei der Verwendung dieses Infinitiv, wo er gleichsam absolut an der
Spitze eines Satzes, oder parenthetisch eintritt, gelten die eben genannten
Gesichtspunkte. Er erscheint meist als eine Reflexion des Redenden,
und vertritt anscheinend einen konditionalen, kausalen, konsekutiven oder
finalen Satz: A vous entendre, on croit que vous avez raison (Collin
d'Harleville). Du reste, ä ne considerer cette demarcbe que sous son
rapport politique, eile etait iuiprudente (Mignet). Nous etions, ä n'en
pas douter, dans les souterrains (Nodier). Cette fete, ä vrai dire,
etait tres-seduisante (Delavigne).
5. Dieser Infinitiv tritt ferner im Sinne eines Gerundium oder Gerundivum
als prädikative oder attributive Bestimmung auf; der Zweck-
begriff geht hier auch in den des Sollens, der Fähigkeit und
Möglichkeit über:
Prädikativ: Un trone quel qu'il soit n'est pas ä dedaigner (Crebillon).
Dans ce raoment surtout oü nos manufactures sont si ä plaindre
(Le Clercq). II restait ä sauver quatre mille habitants (Darc). C'est
ä s'y perdre (Scribe). liest ä croire, ä presumer; cela est ä. faire
(AcAD.). Daher auch c'est-a-dire.
Attributiv: Der Infinitiv ist hier theils aktivisch, theils passivisch zu
fassen. Un sourire k glacer l'improvisateur le plus confiant (Villemain).
Merveilleuse faciiite ä tout saisir (Id.). Un beau spectacie a ravir
la pensee (V. Hcgo). C'est un proces ä ne jamais finir (Acad.). —
C'est un ouvrage ä recommencer. Les eufants nes et ä naitre
(Acad.).
6. Bei Adjektiven tritt dieser Infinitiv in zwiefacher Weise auf:
a. einmal im Sinne eines Gerundium mit ad meist bei solchen, die
auch den Dativ zu sich nehmen und eine Tauglichkeit oder Be-
stimmung und Geneigtheit zu etwas ausdrücken: Je suis pret ä vous
entendre. Le diner est pret ä servir. Ce bois est propre ä bätir.
II est habile ä tromper (Acad.). — Dahin gehören auch Ordinal-
zahlen: II a ete le premier ä le remarquer (Mmk de Solza).
ß. im Sinne eines Supinum auf u mit passiver Bedeutung des Verb, zur
näheren Bestimmung von Adjektiven: Ce n'est pas aise ä trouver
(Scribe). Les defauts du theätre sont faciles ä remarquer (Mme
DE Stael). Ce passage est difficile ä expliquer (Acad.). Un banc
de sable impossible k passer (L.-P. Segür). Ce serait trop long ä
vous expliquer en un jour (Scribe). So steht das Supinum im
Lateinischen bei bonus, duicis, gravis, levis, facilis, difficilis, honestus,
turpis etc., bei denen theilweise auch das Gerundium mit ad eintritt:
verbis ad audiendum jucundis (Cic, Gr. 1, 49).
7. Endlich erscheint dieser Infinitiv nach transitiven Verben als Objekt
der Thätigkeit oder Akkusativ, wo das Lateinische zum Theil den ein-
fachen Infinitiv verwendet. Die Verba dieser Klasse sind nicht zahl-
reich; es sind die Begriffe Haben: avoir; Geben: donuer; Suchen
und Finden: chercher, trouver, auch essayer; Lehren, Lernen
29*
452 Dritt. Tbl. Syntax. Eist. Äbschn. Die "Wortfügung. 11. Adv. Satzbest.
und Verlernen: enseigner, montrer, apprendre, oublier; Be-
reiten: preparer; Verlangen: demander; Lieben: aimer; und
Anfangen, Fortfahren und Enden: co mmmeucer, recom mencer,
continuer, finir; einige derselben haben auch mit anderer Beziehung
den Infinitiv mit de oder selbst ohne Präposition, wie aimer. Der Infinitiv
mit a bezeichnet die Richtung auf ein Ziel und auch auf etwas
Künftiges, und es wird dadurch im Wesentlichen Bestimmung oder
Befähigung ausgedrückt, wobei der Infinitiv zum Theil auch passivisch
gefasst wird: J'ai ä faire une visite; il a ä choisir; il y a tout ä
esperer (Acad.). Si ces dames avaient un peu ä souffrir dehors
(B. DE St-Pierrk), Cela lui donna fort ä penser (Acad.). Quelqu'un
qui cherche ä se rappeler diverses circonstances (B. de St-Pierre).
Les Premiers noms qu'ils apprirent ä se donner (Id.). Elle avait soin
de preparer ä manger (Ddmas). Ueber Abweichungen s. unten.
8. Infinitiv bei Partikeln. Ueber quitte und sauf ä s. oben S. 450.
Die Verbindung des Infinitiv mit jusque steht dem jusqu'ä bei Sub-
stantiven gleich: Je vais jusqu'ä former des voeux contre moi-meme
(Delavigne), wie die mit quant dem quant a bei einem Substantiv:
Quant ä, ne prendre soin ni de ma personne, ni de mes manieres,
cela devrait montrer que je ne suis pas assez folle pour me croire belle
(G. Sand). In de maniere ä (de fa?on ä) ist der Begriff der Bestim-
mung und des Geeignetseins enthalten; es dient mit dem Infinitiv zum
Ersatz eines Konsekutiv- und Finalsatzes: II parle de maniere ä con-
vaincre les jnges de son innocence (Acad.).
152. c) Der Infinitiv mit de und a nach demselben Thätigkeits-
begriffe.
Wenn bei demselben Thätigkeitsbegriffe der Infinitiv mit de und a
wechselt, so knüpft sich hieran entweder ein begrifflicher unterschied, oder
der verschiedene Standpunkt für die Auffassung des Infinitiv bedingt nicht
zugleich einen sachlichen Unterschied. Der Infinitiv mit de bezeichnet aber
in solchen Fällen vorzugsweise den Grund, dann aber auch schlechthin das
Objekt als soUhes, der mit a vorzugsweise den Zweck oder den Stoff der
Thätigkeit.
1. Transitive Verba haben oft als alleiniges Objekt den Infinitiv mit
de und a; so commencer, recommencer, continuer, essayer,
demander, oublier; auch bei risquer steht zuweilen a statt des ge-
wöhnlichen de. Hier bezeichnet der Infinitiv mit de lediglich das Objekt
als solches, der mit a das zu realisirende Objekt. Das ursprünglich in-
transitive tächer wird ganz diesen transitiven gleich behandelt. Bei
oublier k tritt der Gegensatz zu apprendre ein: oublier ä chanter, k
danser, d. i. en perdre Thabitude; bei demander mit a und de findet
gewöhnlich der Unterschied statt, dass bei einem hinzutretenden (zu-
weilen vorausgesetzten) Personalobjekte der Infinitiv mit de ein-
tritt: II demande ä entrer, ä parier, ä manger etc., dagegen: je vous
demande de m'ecouter (Acad.).
2. Bei Verben, welche ein Objekt ausser dem Infinitiv haben, wie
contraindre, forcer, obliger, solliciter, defier quelqu'un mit
de und a fällt Grund und Ziel meist zusammen und die Wahl steht
oft frei; sie wird zum Theil durch den Wohllaut, wie auch bei anderea
§ 152. Mittelf. Inf. mit de und a. § 153. Inf. mit anderen Präp. 453
der angeführten Verba, bestimmt. Bei analeren transitiven, wie accou-
tumer, decider, determiner, resoudre quelq u'u n k . ., bei denen
auch im Passiv ä bleibt, ändert sich mit dem Verschvfioden des Per
sonalobjekts die Beziehung des Verb zum Infinitiv, weshalb man zu
avoir accontume, decider, determiner, resoudre etc. den einfachen Objekts-
infinitiv mit de fügt.
3. Bei reflexiven Verben mit hinzutretendem Infinitiv mit de oder ä
treten bisweilen einander Grund und Ziel schärfer gegenüber: s'efforcer
de — s'efforcer ä; s'empresser de — s'empresser ä; s'engager
de — s'eugaffer ä, se lasser de — se lasser ä; der Begriff" des
Grundes dem des Stoffes der Thätigkeit: s'oecuper de — s'occuper
ä; se tuer de — se tuer k; s'ennuyer de — s'ennuyer ä; s'amuser
de — s'amuser ä u. dgl. m. Aehnlich verhält sich souffrir, das in
seiner Verbindung mit de und ä von intransitivem Sinne ausgeht, und
wobei der Infinitiv mit de den Grund, mit ä den veranlassenden Um-
stand des Leides angiebt.
4. Bei der Verwandlung eines transitiven Verb in das reflexive tritt
oft eine veränderte Beziehung der objektiven Ergänzung zum Verb ein,
womit sich die Kasuspräposition ändert; daher accorder de, offrir de,
refuser de, resoudre de u. s. w., dagegen s'accorder ä, s'offrir ä,
se refuser ä, se resoudre ä. Im ersten Falle ist der einfache Objekts-
kasus durch den Infinitiv mit de vertreten; im zweiten tritt zu dem
Objekte se der Infinitiv im Sinne eines Dativ nach mehr als einer
Rücksicht.
Andere Einzelheiten sind oben beiläufig bemerkt worden.
153. III. Der Infinitiv mit anderen Präpositionen.
Die Verbindung des Infinitiv mit pres, loin, hörs und avant ist be-
reits beiläufig augemerkt; dort wie bei anderen ächten Präpositionen erklärt
sich ihre Bedeutung aus der Lehre von den Präpositionen.
a) Zu Zeitbestimmungen dienen avant und apres: J'irai le voir
avant de partir (Acad.). Quittons-nous avant de nous hair (G. Sand).
Apres avoir hai, j'ai besoin d'admirer (Ponsard). Apres steht ge-
wöhnlich mit dem Infinitiv des Perfekt; im gemeinen Leben sagt man
aber auch apres boire u. dgl., wie bei den substantivirten apres-diner,
apres-souper etc. Im entwickelten Satze steht statt derselben avant
que, apres que; früher auch avant que mit dem von de begleiteten
Infinitiv: Je les conjure de tout mon coeur de ue point condamner les
chosfcs avant que de les voir (Molikre).
b) K ausali)estim mungen werden durch par und pour mit dem Infinitiv
bezeichnet.
par, auf Mittel und Vermittelung bezogen, steht im Neufran-
zösischen nur noch bei den Begriffnen des Beginnens und Endigens:
La vanite commence par ternir les bounes qualifes et finit presque
toujours par les detruire (Flokias). Das Altfranzösische gebrauchte
par in weiterem Umfange: On se de^oit par legierement croire
(EüST. Deschamps).
pour dient zum Ausdrucke der Gleichstellung und Verglei-
chung: II passait pour s'inspirer de la pensee des orateurs de la
454 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. IT. Adv. Satzbest.
gauche dynastique (Lamartine), II est bien ignorant pour avoir
etudie si longtemps (Acad.).
Doch dieut es auch zur Bezeichnung des Grundes und entspricht
dem Nebensatze mit parce que (afr. auch pource que): On se convient
pour ne pas se ressembler (Fostenelle). 11 a ete chasse pour avoir
trop parle (Acad.), und ebenso zum Ausdrucke des Zweckes statt
eines mit pour que angeknüpften Nebensatzes: Ils jeterent de l'eau sur
la pierre pour la laver (Le Sage). Le feu du bon Dieu est fait pour
chauffer et brüler (G. Sand). Ne craignez rien, devenez un peu son
camarade pour avoir le droit de rester son ami (G. Droz). Mais que
vous ai-je fait, moi, pour vous courroucer? (Regnard) Suis-je un de
tes Sujets pour me traiter comme eux? (Voltaire) In den letzten
beiden Sätzen ist der Begriff der Angemessenheit vorherrschend.
Ueber pour bei Verben der Bewegung zur Bezeichnung der Absicht
s, oben p. 446.
c) Als einem Nebensatze mit sans que gleichstehend kommt sans mit dem
Infinitiv vor: L'annonce de l'arrivee de la princesse agite sans etonner
(Lamartine).
d) Ausserdem findet sich noch entre beim Infinitiv in Bezug auf den Begriff
der Verschiedenheit: II y a de la dilference entre avoir egard ä et
avoir des egards pour (Boinvilliers). Hier ist freilich der Infinitiv
mehr seinem materiellen Gebalte nach aufgefasst; vgl. afr. Moult a entre
fere e dire (Rom. dü Renart).
Das Altfranzösische bat auch en: En jeunes et eu oroisons Et en
soufrir temptacions (Du Prevost d'Aqcilke), das Lateinische praeter
(wie hors de), cf. Ov., Her. 7, 164, und inter, cf. Sen., Benef. 5, 10,
mit dem Infinitiv konstruirt.
Die Wiederholung und Auslassung der Kasuspräpositionen und
der übrigen Präpositionen vor Infinitiven regelt sich nach den oben in
§ 146 (S. 439 ff.) für die Präpositionen im Aligemeinen angegebenen
Gesichtspunkten.
Anmerkung. Vertauschung des Infinitiv mit einem Nebensatze.
Wenn der Infinitiv nicht ganz als der abstrakte Begriff der Thätigkeit auf-
tritt, wo ihm dann ein unbestimmt allgemeines Subjekt zugeschrieben
werden kann (vgl. La liberalite consiste moins ä donner qu'a donner ä
propos [La Brüyere]), lehnt er sich entweder 1. an das Subjekt des Satzes:
Le ciel, pour les punir, voulut les exaucer (Voltaire); oder 2. an ein
Objekt (einen Akkusativ oder Dativ): Forcez votre pere k revoquer
ses voeux (Racine). L'incertitude au moins nous permet d'esperer (Id.);
oder endlich 3. ein Subjekt ist anderweitig im Zusammenhange an-
gedeutet: Suis-je un de tes sujets pour me traiter comme eux?
(Voltaibe)
Die Vertauschung des Infinitiv mit einem entsprechenden Nebensatze
wird für die beiden ersten Fälle von Grammatikern untersagt. Bevorzugt
wird hier allerdings der Infinitiv, doch ist der entwickelte Nebensatz nicht
ungebräuchlich; dieser ist oft sogar nothwendig, namentlich wo der Infinitiv
des Präsens die Beziehung auf die Zeit und die Natur der Thätigkeit
verdunkeln müsste: Je n'oublierai pas que je parle de comedie (Chamfort).
Je sais bien que j'en suis indigne (V. Hugo). Der Infinitiv hat nämlich
§ 154. Mittelfornien. RB. Die Participien. 455
vorzugsweise einen subjektiven Charakter und seine Stelle da, wo es sich
um eine Tendenz oder um das Wollen, Können und Dürfen handelt
und weist demnach zum Theil auf die Zukunft hin, während er zum Aus-
dnick der objektiven Thatsache minder geeignet ist; daher der Unterschied
zwischen je sais parier und je sais que je parle.
Aber freilich weicht der Sprachgebrauch auch sonst zum Nebensatze ab,
wo der Infinitiv an seiner Stelle wäre: Je lui promets Que je viendrai
au theätre Fran(^ais (Etienne). Vous lui direz qu'elle vienne ä l'instant
meme au palais (Scribe). Das Lateinische bevorzugt entschieden den Neben-
satz, wo nach Verben der Wiliensäusserung das Objekt des Satzes zum Sub-
jekt des Infinitiv wird. Im Allgemeinen gebraucht das Französische aber
den Nebensatz nur dann, wenn es sich um die Darstellung des objektiven
Gehaltes als solchen handelt: II me semble que j'ai entendu cette voix
(DcMAs) ; in anderen Fällen ist der Nebensatz selbst der entschiedenere Aus-
druck einer Tendenz: Jurez-moi qua l'avenir vous me cons ulterez (Id.).
Ueber den sn bstantivirten Infinitiv mit dem bestimmten
Artikel s. oben S. 316 und § 172 (zu Ende); er erscheint auch mit anderen
determinativen und qualitativen Bestimmungen (s. § 176. 180), ist jedoch
von beschränktem Gebrauche und hat mit dem Verluste der Rektionsfähigkeit
zum Theil seine verbale Natur ganz eingebüsst. Dies zeigen namentlich
veraltete Infinitive, welche sich als reine Substantive erhalten haben, wie
loisir, plaisir, auch avenir u. a. Vgl. auch S. 109. 250.
154. BB. Die Participieu.
I. Die einfachen Participialformen.
a) Das Particip des Präsens. Seine Form auf ant, worin sich die lateini-
schen Formen auf antern, entern und andum, endum verschmolzen finden, er-
scheint im Satze theils unveränderlich als gerundivisches Partici-
pium, theils veränderlich als reines Verbaladjektiv, welches föhig
ist eine Feminin- und Pluralform anzunehmen. Während das erstere seinem
verbalen Charakter gemäss adverbiale Ergänzungen aller Art zulässt, kann
das Verbaladjektiv keinen Kasus des Objektes (Akkusativ) zu sich nehmen.
Im Altfranzösischen war das jetzt unveränderliche Particip, auch wenn es
adverbiale Ergänzungen bei sich hatte, noch veränderlich; vgl. noch bei
Marot: Petits ruisseaux . . Toujours faisants . . Un doux murmure.
Das gerundivische Particip ohne en entspricht dem lateinischen Particip des
Präsens in seinem Gebrauche.
ß. Das gerundivische Particip.
1. a) Es zeigt eine Thätigkeit an, welche mit der durch das Prädikatsverb
bezeichneten Handlung gleichzeitig ist, und kann mit allen Zeit-
formen verbunden werden: Ainsi notre amitie triomphant ä son
tour, Vaincra la Jalousie en cedant ä Tamour (Corneille). Je quittai
mon venerable hote qui, me pressant sur son coeur, me donna ses
derniers conseils (Chateacbb.). Vgl. lat. Hipparchus . . cecidit, arma
pro patria ferens (Cic, Att. 9, 10).
b) Die gleichzeitige Thätigkeit kann ihrem Inhalte nach den Grund der
Haupthandlung des Satzes ausdrücken und somit einem Kausalsatze
entsprechen: Les animaux, vi van t d'une maniere plus conforme k
la nature, doivent etre sujets ä moins de maux que nous (J.-J. Rousseau).
456 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Absclin. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Mais c'est ce qne dous ne pouvions savoir, etant saus pilote et ne
pouvant -voir les bancs qui etaient cacbes sous l'eau (L.-P. Segor).
La supposant egaree, j'ai voulu lui offrir mes Services (0. Fecillet).
Vgl. Nihil affirino, dubitans plerumque et mihi ipse diffidens
(Cic, Div. 2, 3.).
c) Oder sie kann eine Bedingung enthalten, oder einem Konditional-
satze entsprechen: Corsaires ä corsaires L'un Fautre s'attaquant, ne
fönt pas leurs affaires (La Fontaine). Vgl. lat. Quis est, qui totum
diem jaculans, non aliquando collineet? (Cic, Div. 2, 59) So
namentlich in der Verbindung mit comme: Elle nous faisait signe . .
comme nous disant un eternel adieu (B. de St-Pierre), wo bei
comme ein ausgelassener Modalsatz zu ergänzen ist. S. die Lehre
von der Satzfügung.
d) Endlich kann darin eine Einräumung enthalten sein: Et vous vous
etes assis ä la place de don Sandoval, sachant qu'elle etait a don
Sandoval? (Domas) Vgl. lat. Scripta tua . . jam diu exspectans,
non audeo tarnen flagitare (Cic, Acad. 1, 1).
Dies Particip kann ebensowohl auf ein Objekt als auf das
Subjekt des Satzes bezogen sein: Elle m'a surprise pleurant
(Dlmas). Si le barbier lui tira du sang etant malade, vous lui en
avez tire se portant bien (Florian). Bisweilen ergiebt sich die Be-
ziehung auf das Subjekt anderweitig aus dem Zusammenhange, wenn
der Satz unvollständig ist: Comment nourrir les prisonniers . .
n'ayant point de vivres? (Bodrrienne)
2. Wenn das Particip weder das Subjekt noch ein Objekt des Satzes zu
seinem Subjekte hat, so muss ihm sein Subjekt beigegeben
werden; dies absolute Particip steht mit seinem Subjekte im
Akkusativ, dem lateinischen absoluten Ablativ entsprechend; das
Subjekt kann auch ein persönliches Fürwort sein: Le cas echeant,
je suis homme ä retarder mon depart (Dcmas). Consentiriez-vous k la
cacher . . moi vous jurant . . qu'aucune cause politique ne nous
force ä nous entourer de ce mystere? (Id.)
Autfallend ist, dass auch dann bisweilen dem Particip ein beson-
deres Subjekt beigegeben wird, wenn dies zugleich das Subjekt
des Satzes ist: Les Romains se destinant ä la guerre et la re-
gardant comme le seul art, ils avaient mis tout leur esprit . . ä la
perfectionner (Montesquieu). Dies ist nicht immer blosse Nachlässig-
keit, sondern das Bestreben, die Nebenbestimmung des Satzes nach-
drücklicher hervorzuheben; auch steht in diesem Falle das näher be-
stimmte Subjekt voran und wird beim Prädikatsverb durch ein ton-
loses Fürwort wiederholt. Aehnliche Erscheinungen bietet auch das
Lateinische. S. Krüger, lat. (ir. S. 661.
Die Auslassung des Subjektes beim absoluten Particip ist
selten. Unbestimmt oder auf den Redenden bezogen ist das Subjekt
zu fassen in: Matrim onialement parlant, il n'y avait plus ni
mari qui osät repondre de sa femme, ni amant de sa maitresse
(Dlmas); aus dem Zusammenhange zu entnehmen in Sätzen wie: La
Prusse humiliee . . il devint impossible ä Napoleon de s'eu dessaisir . .
Ne pouvant la gagner . . il restait ä la denaturer, en la divisant
§ 154. Mitteiformen. Das Particip des Präsens. 457
(Skgür). Vgl. lat. Atticus Serviliam Bruti matreiu, non minus post
mortem ejus quam florente coluit (Nep. 25, 11).
Das gerundivische Particip, von en begleitet, ist als ein
Substantivkasus zu betrachten, welcher von der Präposition en ab-
hängt, und beruht auf dem lateinischen in mit dem Ablativ des
Gerundium, dessen syntaktische Verwendung jedoch von grösserer
Ausdehnung ist. Es l)edeutet im Unterschiede von dem Particip ohne
en in einer entschiedeneren Weise, dass die Haupthandlung des Satzes
in die durch dies ächte Gerundium bezeichnete Thätigkeit fällt oder
mit ihr zusammenfällt. Im Uebrigen dient es zum Ausdruck der-
selben Beziehung wie das erstere.
a) Es bezeichnet Gleichzeitigkeit: 11 perit, en voyaut de ses
derniers regards Brüler son Ilion (Delillk). 11 riait en me
regardant (Fenelon).
f>) Die gleichzeitige Thätigkeit kann einen Grund enthalten: Je ne
puis cacher ä Votre Majeste les craintes qu'eprouvent ses fideles
Sujets, en ne la voyant pas reconnaitre hautement cette grande
association (Dumas).
c) ebenso eine Bedingung: On husarde de })erdre en voulant
trop gagner (La Fontaine).
d) oder eine Einräumung: ün autre aussi l'aime; je l'entendis pres
d'elle, Meme en voyant mes pleurs, benir son heureux sort
(Corneille). In diesem Falle ist es oft von tout begleitet: Louis
XVI, tout en condamnant la conduite des emigres, ne voulut
pas donner son adhesion aux mesures prises contre eux (Mignet).
Wenn mehrere Gerundien auf einander folgen, so wird en nach
den für die Präposition im Allgemeinen geltenden Grundsätzen
bisweilen nicht wiederholt: C'est ainsi qu'il apprend k sentir la
pesanteur etc. en regardant, palpant, ecoutant, sourtout en
comparaut la vue au toucher (J.-J. Rousseau). Das Zusammen
treffen mit einem zweiten adverbialen en (inde), wie in: Maupeou
avait remplace !e parlement, en en changeant les membres
(Migset), wird wegen des Missklanges gern vermieden, findet sich
aber hier und da bei besseren Schriftstellern
Das Gerundium bedarf keiner Beziehunir auf ein be-
stimmtes Subjekt: 11 vaut mieux prendre une ile par des
intrigues qu'en repandant du sang (Bourkienne). Mais l'appetit
vient toujours en mangeant (Latouche). Vgl. lat. Vitiosum est
in divideudo, partem in genere numerare (Cic, Fin. 2, 9).
In Beziehung auf ein bestimmtes Subjekt hat es jedoch
vorzugsweise das Subjekt des Satzes auch zu dem seinigen.
Vgl. die oben angeführten Beispiele. Es wird sogar regelmässig
da verwendet, wo ein nach einem Subjekte des Satzes auftretendes
Objekt die Uückbeziehung des folgenden gerundivischen Particip
auf das Subjekt verdunkeln könnte: Je vous ai vu en priant
Dieu (GiR.-DcviviEi{).
Gleichwohl kann es auch einen Akkusativ, Genitiv oder
Dativ im Satze zu seinem Subjekt haben, wenn nur die Möglich-
keit einer Verwechselung durch den Zusammenhang der Rede ab-
gewehrt wird: Sans doute, en me voyant, une pudeur secrete
458 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Ne vous laisse goüter quune joie inquiete (Racine). Je voudrais
pouvoir vous decrire les pleurs de Jacquine en Toyant TOtre
frere monter k cheval (Mme de Sevigne). En disant ces mots,
les larmes lui vinrent aux yeux (Fenelon).
Es wird sogar auf ein Subjekt bezogen, welches im Satze nur
durch ein Possessivpronomen angedeutet ist: Des pleurs en l'em-
brassant, coulereut de ses yeux (Voltaire). Diese Erscheinungen
erklären sich aus der Natur des ächten Gerundium.
Die Anwendung des Particip mit oder ohne en ist in vielen
Fällen gleichgültig; ohne en hat es in der That zugleich einen
attributiven Charakter, während es mit en ganz aus demselben
heraustritt und als selbständiges Glied im Satze erscheint. Vgl.
En rentrant chez moi, j'ai trouve mon frere und Rentrant
chez moi, j'ai trouve etc.
4. Sowohl mit als ohne en erscheint das gerundivische Particip in
Verbindung mit dem Begriff des Gehens als Modalbestimmung,
•wobei jenes Verb in allgemeiner Weise die werdende oder fort-
schreitende Thätigkeit bezeichnet, als deren nähere Bestimmung
das Particip zu fassen ist, welches der Form nach nur eine damit
gleichzeitige Thätigkeit bezeichnet: ün ruisseau qui va serpentant
(AcAD.). Sa voix..allait roulant dans le silence des deserts
(Ghateaubr.). Le mal va toujours croissant. ün etroit chenal
qui allait toujours en se retrecissant (L.-P. Segur). Den Begriff
einer Steigerung, wie in aller croissant, en augmentant, en
dirainuant, en declinant, gewährt vielmehr der Thätigkeitsbegriff
des Particip als die Verbindung desselben mit aller.
5. Vereinzelt erscheint statt en die Präposition ä in alterthümlichen
Wendungen, wie ä son corps defendant (= ä [en] defendant son
Corps): II a tue l'agresseur ä son corps defendant (Acad.). Si
j'y ai consenti, <^'a bien ete ä mon corps defendant (Ead.). Vgl.
Ils ne prenoient de l'eau beniste en entrant en l'eglise qu'en leurs
corps deffendant (Satyre Men. p. 70).
Bei SubstantiviruDgen, die sich zum Theil auf ursprüngliche latei-
nische Gerundien zurückführen lassen, hat das Auftreten anderer
Präpositionen nichts Auffallendes: du vivant de, de (en) mon vivant;
sur son seant. Vgl. S. 249.
ß. Das Participialadjektiv auf ant steht, wie jedes andere biegungs-
fähige Adjektiv, als prädikative und als attributive Bestimmung;
auch als Form eines transitiven Verb kann es kein Akkusativobjekt bei
sich haben, obwohl es andere adverbiale Bestimmungen zu sich nimmt:
Elle parait souffrante (Dumas). Des yeux .. qui .. sont reluisants
dans l'ombre (Ponsard). Des muses la troupe dansante (Id.). Des
yeux clairs et per(;ants (Id.). II m'offrait une main fumante de sang
(Voltaire). Isaure, eclatante d'attraits (Legodve). Riga etait pleine
de marchandises appar tenan tes aux Hollandais (Voltaire). Die
Participien etant und ayant kommen, wie manche andere, vorzugsweise
mit Rücksicht auf ihren Begriff nie adjektivisch vor. Selbstverständ-
lich ist dies auch überall da nicht der Fall, wo besondere Verbaladjektive
sich neben der allgemeinen Participialform gebildet haben und entweder
1
§ 155. Mittelformen. Das einfache Particip des Perfekt. 459
durch abweichende Schreibung, wie extravagant, vacant u. a., oder durch
die Endung ent, wie different, excellent u. a. sich vom Particip unter-
scheiden; s. 55 56. 7 und 9 (S. 192) und vgl. S. 249.
Vielfach findet man jedoch das Particip auch mit einer anderen ad-
verbialen Bestimmung als dem Akkusativ unflektirt. Im Wesentlichen
kommt es dabei darauf an, ob man das Particip mehr als den Ausdruck
einer anhaftenden Beschaffenheit oder als den der Thätigkeit
auffasst, obgleich nicht zu leugnen ist, dass der Sprachgebrauch hier
mehrfach schwankt: Vgl. Toutes sont donc de meme trempe, mais agis-
sant diversement (La Fontaine). Tu foules une terre fumant tou-
jours du sang des malheureux mortels (Bescher.). Quelques degres
conduisant k une sortie (Dumas). Une fenetre . . donnant sur une
petite rue (Id.). Charlotte entrant par la porte ä gauche (Id.).
Des bateaux de vivres appartenant aux Romains (L.-P. Segur).
Oefter ist dem Particip transitiver Verba vom Spracbgebrauche eine
intransitive oder reflexive und passive Bedeutung gegeben: a jour ouvrant,
ä porte ouvrante, ä jour feruiant, ä portes fermantes. Diese Vertauschung
ist mit anderen Erscheinungen verwandt. S. oben S. 452. 453. Vgl. lat.
res moventes (bewegliche) (Liv. 3, 25).
155. b) Das einfache Particip des Perfekt.
Dies Particip ist im Wesentlichen passiver Natur, selbst in seiner Zu-
sammenstellung mit dem Verb avoir bei der Bildung zusammengesetzter
Zeitformen transitiver Verba, obwohl sein Gebrauch bei der Bildung der
Formen intransitiver Verba in aktive Bedeutung übergeht. S. oben S. ISlff.
Es dient ursprünglich zur Bezeichnung der vollendeten Thätigkeit, doch
nimmt es auch die Bedeutung der werdenden Thätigkeit an, wie schon
im Lateinischen: sperata victoria, ein Sieg, welcher gehofft wird. Seine
Beziehung auf die Vollendung oder das Werden entscheidet jedoch nur
der Zusammenhang. Vgl. 11 est venge, condamne, puni er wird gerächt etc.
und er ist gerächt etc. Damit hängt die Verwendung dieses Particip als
eines reinen Adjektiv nahe zusammen, wobei die vollendete Thätigkeit in
ihrem Resultate als bleibende Eigenschaft angesehen wird. Sie hat an
dem Gebrauche lateinischer Formen, wie doctus, eruditus, mansuetus, osus,
exosus, inveteratus, exoletus etc., ein Vorbild.
1. Das Particip tritt als absolutes Particip mit seinem Subjekte im
Akkusativ auf; dies geschieht, wo sein Subjekt von dem Subjekte wie von
dem Objekte des Satzes verschieden ist. Es kongruirt alsdann mit seinem
Subjekte in Geschlecht und Zahl: Mais le combat fini, c'est alors qu'il
se montre (Ponsard). Eux punis, nous pourrons faire admirer au
monde . . la liberte (Id.). Dies Particip kann transitiven oder in-
transitiven Verben angehören: Je le jure, par ma mere, Fabiane
mort, tu mourras (V. Hugo). 11 ne sera pas dit que, moi parti, vous
rirez de la dupe que vous venez de faire (Dumas); dem absoluten Par-
ticip tritt dann das gerundivische etant voran: La Constitution
etant achevee, aucune esperance ne restait au roi etc. (Thiers); auch
sonst tritt es zu dem passiven Particip: Nous avons plus d'une piece
qui etant eorrigees pourraient aller k la posterite (Voltaire).
Dem Particip werden mit Bezug auf unmittelbare Aufeinanderfolge
der Handlungen auch die Partikeln aussitot, sitot beigegeben: Aussi-
460 l^f'tt- Tbl. Syntax. Erst. Absohii. Die Wortfügung. 11. Adv. Satzbest.
tot revenement connu au chateau, Mme Aubry s'etait fait trans
porter .. chez son amie (0. Fecillet). Aussitot la lettre re^ue, vous
partirez (Littre). Sitot le dejeuner fini, Fromont jeune annon^a
qu'il retouruait ä Savigny (Daüdki).
Ist das Subjekt im Satze nicht ausgesprochen, aber aus dem Zu-
sammenhange zu schliessen, so steht das Particip allein absolut, je-
doch sowohl für die vollendete als für die werdende Thätigkeit,
namentlich an der Spitze des Satzes: Vous deviendrez mon ami et je
deviendrai votre amie. Arrivesäce poiut, dites, tout . . ne sera-t-il
pas delices? (Ddmas) De tels hommes sont bien ä plaindre. Accou-
tumes ä tout ce que les sens offrent de plus doux, la plus legere douleur
deconcerte leur felicite (Massillon).
2. Von der Verschiedenheit der Verwendung dieses Particip innerhalb des
Satzes hängt seine Kongruenz mit einem Sulistantivbegriffe ab.
«. Das attributive Particip. Wenn das Particip ohne Vermittlung
eines Zeitwortes zu einem Substantiv oder Fürwort in attribu-
tivem Verhältnisse steht, so stimmt es mit diesem in Zahl und
Geschlecht überein: La terre n'est couverte Que de palais detruits,
de trones renverses (Racine Fils). Et chaque fois qu'au gouffre
entrainee ä grands pas La tremblante patrie errait au gre du crime
(V. Ht'Go).
Die Participien attendn, compris (y compris, non compris),
excepte, oui, passe, suppose, vu, ci-joint, ci-inclus sind
unveränderlich, wenn sie ihrem Substantivbegiiffe vorangehen, ver-
änderlich, wenn sie ihm folgen. Doch bleiben ci-joint und ci-
inclus nur an der Spitze des Satzes oder sonst vor einem Haupt-
worte ohne Artikel unverändert: Ci-joint quittauce. Vous trouverez
ci-joint (ci-inclus) copie du contrat; dagegen vous trouverez ci-
jointe (ci-incluse) la (une) copie du contrat (Acad.); s. auch
S. 134 und 237. 437. Man vergleiche hiermit die Inkongruenz eines
grammatischen Subjektes mit einem logischen: il est des hommes.
ß. Das prädikative Particip. Wenn das Particip ein prädikativer
Satztheil ist, so ist seine Kongruenz mit dem Subjekte nach den
allgemeinen Regeln derselben unerlässlich: Le fer est emousse,
les büchers sont eteints (Voltairh). Le merite et la vertu
sont estimes et recherches (NoiJL et Chaps.). A'os arts semblent
bornes (Delille). Mon äme..demeure suspendue (Aime-Martis).
II y a toujours dans ces environs un berger ou une bergere qui est
muni — ou munie — de la clef (0. Feuillet).
Dies findet nach dem Zeitwort etre in passiven und intransitiven
Verben und nach allen Zeitwörtern statt, welche eine prädikative
Ergänzung im Nominativ zu sich nehmen; in den mit avoir konju-
girten intransitiven Zeitwörtern bleibt das Particip unverändert.
Das Particip als Prädikatsakkusativ kongruirt mit dem Ob-
jekte; s. oben S. 388. 389 und vgl. S. 462.
y. Das Particip in Beziehung zum Akkusativobjekt.
aa) Wenn das Akkusativobjekt eines transitiven, reflexiven und
reciproken Zeitwortes in seinen mit avoir und etre gebildeten
Zeitformen dem Particip vorangeht, so kongruirt dieses
mit dem Akkusativ.
§ 155. Mittelformen. Das einfache Farticip des Perfekt. 461
Dieser Fall tritt ein iu direkten und indirekten Fragen und Aus-
rufungen, in Adjektivsätzen und in denjenigen Sätzen, welche ver-
bundene persönliche Fürwörter zum Akkusativobjekte hnhen: Quelle
guerre in testine avons-nous allumee? (Oornhille) Que de mi-
racles les historiens ont prodigues . .! (Voltairb) Je sais . .
conihien de devoirs en un jour j'ai trahis (Id.). L'eveque de
Meau.x a cree une langue que iui seul a parlee (CnATEAUBR.). Vous
/ft'avez crue attachee h vous nuire (Racink), Le bruit de nos tresors
les a tous attires (Id.). II n'est pas un point de theologie sur le-
quel les hommes ne se soient divises (Voltaire).
Selbst auf das Adverb en (inde), wo es einen partitiven Genitiv
vertritt, welcher einem Akkusativ gleichgestellt werden kann, hat man
ein flektirtes Particip bezogen: L'usage des cloches . . est de la plus
haute antiquite; nous n'en avons eues en France qu'au sixieme
siecle (Voltaire). J'avais chevche un nioyen de donner ä mes ob-
servations sur ces lois un air de nouveaute. Comnie je viens de le
dire, ä plusieurs epoques on en a proposees et adoptees (Cos-
stant). Indessen ist hier der Gebrauch gegen die Flexion des Particip.
Anmerkung. In den mit que und combien beginnenden Sätzen
findet eine Attraktion des Particip durch die denselben folgenden Ge-
nitive statt; an sich sind jene, welche übrigens auch als Quantitäts-
bezeichnungen und KoUektivbegrift'e angesehen werden können, als
Neutra in der Einz;ihl zu betrachten. Eben dahin gehört die Attrak-
tion im Adjektivsatze nach le peu mit einem folgenden Genitiv: Le
peu de le(;ons ;que j'ai prises ont suffi (Acad.). Nothwendig ist
sie indess hier nicht: Le peu de diligence et d'exactitude q u'il a
mis dans la conduite de cette affaire (Acad.). Hier könnte die At-
traktion selbst sinnstörend erscheinen. Uebrigeiis vgl. oben S. 378.
Ausjnahmen von dieser Regel sind folgende:
Das Particip der unpersönlich t;ebrauchten Zeitwörter bleibt
unveränderlich: Une des idees les plus utiles ä la morale qu'il
y ait jamais eu (Thomas). Les chaleurs excessives qu'il a fait (Cos-
DiLLAc). Tontes les humiliations qu'il vous en a coiite (Voltaire).
Ueberhjiupt wird in solchen Verben das Particip nie flektirt: Que de
maux il en est dejä resulte (Bescher.). *
Mit einem Akkusativ der Zeit kongruirt das Particip nicht:
Pendant les annees qua dure cette guerre (De Pradt). Les nom-
breuses annees que j'ai vecu (J.-J. Rocsseau). Qui pourrait dire
combien de siecles a vecu celui qui a beaucoup senti et medite?
(De Meilhan)
Häufig findet man auch das Particip nach einem Akkusativ des
Preises und des Gewichts nicht kongruirend, namentlich coiite,
valu, pese: les vingt mille francs que cette maison m'a coüte
(Acad). La peine que ce travail m'a coüte (Ead.). Der Gebrauch
ist jedoch meist dagegen, namentlich bei Uebertragungen, bei denen
man ein völliges üebertreten in transitive Bedeutung annehmen darf:
La gloire que cette action Iui a value (Acad.).
Es versteht sich übrigens nach dem Vorstehenden von selbst,
dass das Particip nicht mit einem vorangehenden Dativ im reflexiven
462 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung;. IL Adv. Satzbest.
und reciproken Verb kongruiren kann: Nous nous sommes parle
des yeux (Molieee).
Das Particip ete bleibt unter allen Dmstänclen unverändert,
bb) Wenn irgend ein anderes transitives Zeitwort ausser avoir
und etre die loeziehung des Particip auf das Objekt übernimmt, so
erhält das Particip vollständig den Charakter eines prädikativen Ad-
jektiv (s. S. 460 und vgl. S. 388. 389) und stimmt stets mit dem Objekte
überein, wenn es auch diesem vorangeht: A son retour, le Chevalier.,
trouvait reprimee . . une autre tentative d'emigration (Villemain).
Tenez toujours divises les mechants (La Fontaine); umgekehrt:
Je vois aux flammes eternelles Nos rois precipites sans fia
(Bebanger). Uebrigens kommt auch avoir mit einem Particip als
Prädikatsakkusativ vor (s. S. 889).
cc) Wenn auf das Particip eines transitiven Verb, welchem ein Akkusativ
vorangeht, ein Infinitiv oder im seltneren Falle ein Substantiv-
satz folgt, dessen Objekt der Akkusativ ist, so bleibt das
Particip unveränderlich: Elle s'est fait aimer, eile m'a fait
hair (Corneille). Asservie ä. des lois que j'ai su respecter
(Racine). L'alliance que Judas avait envoye demander (Bosscet).
Tous les soldats s'etaient laisse prendre (Voltaiee). Les affaires
que j'ai prevu que vous auriez (Bealzee). La verite qu'il a ne-
glige de suivre (Fenelon). Je les ai vu frapper [on les frappait]
(Gramm. Nat.). Le cordonnier, auteur de la tragedie de la Reine
de Palmyre, que tout Paris a entendu lire il y a quelques annees,
prenait beaucoup de cafe (Brillat-Savarin).
Auch kann hier ein aus dem Zusammenhange zu entnehmender
Infinitiv fehlen: II a ete libre de mettre ä cet abandon la
condition qu'il a voulu (Sirey).
Es versteht sich, dass, wenn das dem Particip folgende Verb an
dem vorangehenden Akkusativ nicht sein Objekt hat, das Particip
mit dem Objekt übereinstimmt: A peine Tavons-nous entendue parier
(Voltaire). 0 Julie! si le destin t'eüt laissee vivre (J.-J. Rocssead).
Je les ai vus frapper [ils frappaient] (Gramm. Nat.). Monsieur
nous a bien vus passer (0. Feuillet).
In den zahlreichen Verschmelzungen von faire mit einem intran-
sitiven oder reflexiven Zeitwort zu einem gemeinsamen faktitiven
Verbal begriffe, wie faire sortir, faire taire u. a., bleibt das gemein-
same Objekt ohne Einwirkung auf das Particip von faire, das also
auch hier, wie bei folgendem transitiven Infinitiv (vgl. oben) un-
veränderlich ist: La lettre qu'il m'a fait parvenir (Acad.).
Folgt den mit vu und entendu zusammengesetzten Zeitformen
der Infinitiv eines transitiven Zeitwortes und geht ihnen zugleich
ausser dem Sachobjekte eins der persönlichen Fürwörter me,
te, nous, vous voran, so kann das Fürwort entweder als Dativ oder
Akkusativ betrachtet werden. S. oben S. 389. 390. Als Akkusativ
betrachtet fordert es die Kongruenz des Particip: Voilä, mon fils, le
sujet des larmes que tu m'as vue verser (Florian); als Dativ
lässt es die Kongruenz nicht zu: Les airs que je vous ai entendu
chanter. Man vermeidet die letztere Ausdrucksweise.
§ 156. Mittelformen. Die zusammengesetzten Participial formen. 463
dd) "Wenn die zusammengesetzten Zeitformen eines transitiven Verb des
Aktiv, wie avoir und donner, den Infinitiv eines transitiven Verb
mit ä im Gefolge haben, so lässt ein vorhergehendes Objekt sowohl
die Verbindung mit dem Particip als mit dem Infinitiv zu: la
fable que j'ai eue ä composer; les peines qu'ils out eu ä souffrir.
Die Wahl wird hier durch den dem Redenden zunächst vorschweben-
den Thätigkeitsbegriff bestimmt.
Die über die Kongruenz des Particip mit eiuem Akkusativ-
objekt gegebenen Regeln sind erst durch den neufranzösischen
Sprachgebrauch festgestellt. Das Altfranzösische Hess, obwohl nicht
ohne Abweichung, das Particip mit einem Objekte bei jeder Stellung
des Objekts kongruiren. Vgl. Puisque perdue ot la reine (Marie
DE France). Li reis ad sa fille menee (Ead.). Die im letzten
Beispiele auftretende Stellung des Objektes findet sich noch bisweilen
im Neufranzösischen bei Dichtern: Chaque goutte epargnee a sa
gloire fletrie (Corneille). La noble epee Qui d'Holopherne a la
tete coupee (Voltaire).
Auch andere im Altfranzösischen vorkommende Abweichungen in
umgekehrter Weise finden sich noch im Neufranzösischen bisweilen:
Les miseres Que durant notre enfance ont endure nos freres
(Cobneille). Je /'ai laisse passer dans son appartement (sc. Junie)
(Racine). Das Particip laisse betrachten einzelne Grammatiker noch
jetzt als stets unveränderlich.
Die formelhaft erstarrten Wendungen l'avoir echappe belle,
l'avoir man que belle (sc. l'occasion) gestatten jetzt keine Ver-
änderung des Particip; im 16. Jahrhundert sagte man noch richtig:
U f& echappee belle (s. Littre v. beau, Rem. 2.; echapper 11.).
156. II. Die zusammengesetzten Participialformen.
Die zusammengesetzten Participien der Vergangenheit der transitiven und
intransitiven Verba, mit Inbegriff der passiven, reflexiven und reciproken
Verbalformen, entstehen durch Zusammensetzung der veränderlichen oder
unveränderlichen Form des einfachen Particip des Perfekt mit den gerun-
divischen Formen ayant und etant, und haben stets die Bedeutung der
vollendeten Thätigkeit, ausgenommen wo etant mit dem passivischen
Particip einem Particip des Präsens entspricht. Sie werden nie adjekti-
visch und können ihrer Natur nach nicht die Präposition en vor sich
haben.
In ihrer syntaktischen Verwendung folgen sie der Konstruktion des
einfachen gerundivischen Particip des Präsens; sie können, ihrem Gehalte
nach, wie jenes, neben der zeitlichen Beziehung auf die vollendete Thätig-
keit, einen Grund, eine Bedingung und eine Einräumung aussprechen.
Sie können ebenso als absolute Participien verwendet werden, und
nehmen auch an allen Anomalien des Gei)rauchs der einfachen Participien
Theil. Man vergleiche hinsichtlich der Freiheiten ihres Gebrauchs: Les
inquisiteurs abuserent tellement de leur pouvoir . . Bientot apres,
ayant ete retablis, les büchers se rallumerent (Florian), wo das
Subjekt aus dem vorigen Satzgefüge zu ermitteln ist; Licinius etant
venu ä Antioche et se doutant de l'imposture, il fit mettre ä la torture
464 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Artv. Satzbest.
les prophetes de ce nouveau Jupiter (Font^nklle}, w^o das absolute
Parlicip vor einem Satze mit gleichem Subjekte steht. Auch auf ein
Objekt im Satze ist es zuweilen bezogen, namentlich wenn es an der
Spitze steht: Etant rentre dans une taverne . . le maitre de la
maison . . me dit qu'il ne pouvait me loger (L.-P. Segor).
Wenn gleichartig zusammengesetzte Participien auf einander folgen,
so wird das Hülfszeitwort gewöhnlich nicht wiederholt: N'ayant jamais
ni touche ni ordonnance de fonds publics (Boürrienne).
Die Schwerfälligkeit mancher dieser Participiaiformen hat den Ge-
brauch derselben, mit Ausnahme ihrer Verwendung als absolute Partici-
pien, auf engere Grenzen beschränkt. Als Ersatz derselben kann vielfach
das einfache Particip des Perfekt dienen.
157. D. Die Adverbien oder Umstandswörter. Die Adverbien, deren
Eintbeilung nach Form und Inhalt in der Formenlehre nachgewiesen ist,
(s. S. 228 ff.), bestimmen im adverbialen Satzverhältnisse das Zeitwort, das
Eigenschaftswort und ein anderes Adverb. Im Allgemeinen starrer Natm-,
geht das Adverb nur in seinen aus Präpositionen und anderen Bestand-
theilen erwachsenen Formen in einer mehr beweglichen Weise in ver-
schiedene Beziehungen ein, welche sich aus der Kasuslehre, sowie aus der
Lehre von den Präpositionen erklären. Die feststehende Bedeutung der
biegungsunfähigen Adverbien bietet daher für ihre syntaktische Verwen-
dung in Bezug auf räumliche, zeitliche, modale und kausale Be-
stimmungen des Thätigkeitsbegriffes wenig verschiedene Gesichtspunkte.
In einzelnen Fällen berührt sich das Adverb mit dem Adjektiv, oder eine
attributive Bestimmung tritt an die Stelle eines Adverb. Die attributive
Bestimmung erscheint alsdann als die eines Subjektes oder Objektes im Satze
statt der Bestimmung des Thäligkeitsbegriffes durch das Adverb. Diese Attrak-
tion der Verbalbestimmung durch einen Substantivbegriff ist sowohl der Poesie als
der Prosa eigen, kommt aber selbst in der Sprache des gemeinen Lebens vor. Sie
bezieht sich besonders auf Zeitbestimmungen und Modalbestimmungen: II alla tou-
jours le premier ä Tassaut. 11 arrive toujours le dernier (Acad.). Est-ce ä
moi de mourir? Tranquille je m'endors Et tranquille je veille (Chesier).
Les rares moments que vous derobez ä ceux qui vous entourent passent si rapi-
des et si tourmentes (Dcmas). II est mort content (Acad.). Hier berühren
sich zuweilen das prädikative und appositive Verhältniss mit dem adverbialen.
Vgl. lat. Hispania postrema perdomita est (Liv. 28, 12). Philippus proximus
accedebat (Cic, Brut. 47). Raras tuas . . accipio litteras (Fam. 2, 13).
Zwischen dem Attribut und Adverb schwankt das Französische namentlich bei
dem adverbialen tout, s. S. 169, wie bei meme, s. S. 172.
Zu diesen Vertauschungen gehört auch zum Theil die Verwendung des durch
das adverbiale le plus, le luoins superlativisch bestimmten prädikativen Adjektiv
(oder ihm gleichgesetzten Satzgliedes) neben dem durch le, la, les gebildeten super-
lativischen Adjektiv. Durch jenes wird die Eigenschaft an und für sich bestimmt,
durch dieses die Person oder Sache, welcher es beigelegt wird. Beides kann im
Prädikate denselben Inhalt darstellen: De ces deux sceurs, la cadette est celle
qui est le plus aimee, la plus aimee (Acad.). Les plus beaux sont le plus
fetes, les plus fetes (Gramm. Nat.). Der unterschied aber ist der, dass im
§ 157. D. Die Adverbien. § 158. Ort. 465
ersten Falle dem Gegenstande eine Eigenschaft beigelegt wird, welche in ihrer ver-
gleichsweise intensivsten Bedeutung genommen werden soll, während im zweiten
Falle der Gegenstand selbst aus einer Klasse vergleichsweise mit an-
deren hervorgehoben wird. Daher bisweilen der stärkste Unterschied unter beiden
Ausdrucksweisen: C'est la riviere la plus profonde du pays. — C'est ici que la
riviere est le plus profonde (Schmitz, Fr. Gr. S. 184). Uebrigens s. über die
Vertretung des Adjektiv durch Adverbien im Prädikate S. 327.
158. a) Die Ortsadverbien, welche den Thätigkeitsbegriff meist in demon-
strativer, fragender oder relativer Weise auf eine Oertlichkeit beziehen,
treten auch bisweilen aus dieser Weise heraus:
a. Sie werden zum Theil auf die Zeitbestimmung übertragen:
Cela ne s'etait pas vu jusqu'ici. Revenez demain; d'ici lä, j'aurai
arrange votre aöaire. De ce jour-lä en avant. Depuis deux ans en
(jk (ACAD.); auch auf Massbestimmung: Les hommes grandissent
jusqu'ä vingt-cinq et meme au-delä (Lamabtine), Je lui ai donne
tout ce que je lui devais, et au delä. Je Tai satisfait, et par delä
(AcAD.).
ß. Die ursprünglichen Ortsadverbien oü, y, dont und en traten an die
Stelle eines Dativ und Genitiv der Einzahl und Mehrzahl des rela-
tiven und demonstrativen oder persönlichen Fürwortes. Diese Ver-
tauschung beruht auf der Natur der Kasus, welche von der An-
schauung räumlicher Verhältnisse ausgehen; doch ist der Gebrauch
dieser Adverbien meist beschränkter als der der entsprechenden Pro-
nominalkasus, was sich aus ihrer zum Theil nicht zu verwischenden
Beziehung auf Ortsverhältnisse, sowie aus ihrer Unbestimmtheit in
Bezug auf Geschlecht und Zahl erklärt.
1. oü vertritt den Dativ auf die Frage nach dem Wo? und Wohin?
zunächst bei einer Ortsbestimmung: La maison oü je de-
meure. Le lieu oü il va (Acad.), und so auch bei einer Zeit-
bestimmung: Au moment oü la monarchie absolue perissait
(Lamartine). C'est du premier jour oü je vous ai vue, que je
vous aime (A. de Musset); dann andere Beziehungen eines Dativ
ausdrückend: Le but oü il tend (Acad.). C'est un mal oü mes
amis ne peuvent porter de remede (Montesqlied). C'est une
gräce oü je n'osais pretendre (Campistron). Quelque chose . .
oü il n'a nulle part (La Brdyere). Vgl. lat. Navem ubi vectus
fui (Flaut., Mil. 2, 1, 40). Vitam miseram . . ubi alienae
superbiae ludibrio fueris (Sall., Cat. 20). ■
Auch mit den Präpositionen de und -par verbunden, wird oü
gleich einem Relativpronomen verwendet, obwohl nicht häufig: ün
proces d'oü depend ma fortune. Les endroits par oü nous
passons (Acad.). Les points par oü l'on peut nous blosser
(J.-J. Rocsseau).
Auch statt des Neutrums des fragenden Fürwortes findet
man oü mit de und par: Doü vient que vous faites cela? Par
oü reussira-t-il? (Acad.)
2. y vertritt den Dativ des demonstrativen und persönlichen Für-
wortes, bei einer Ortsbestimmung: En quelque pays que j'aie
Mäuuer, fr. Gr. 3. Aufl. 30
466 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
ete, j'y ai vecu comme si j'avais du y passer ma vie (Montes-
quieu). Notre eher cbevalier . . ira d'ici ä Bourbonnais, et
tu y iras (Fenelon); dann auch mit Hückbeziehung auf Sachen,
oft zur Vermeidung des Gebrauchs der persönlichen Fürwörter
lui, leur, ä lui, ä eile, ä eux, a elles, die man nicht gern
auf Sachen bezieht: Vous avez peu de bien, joignez-?/ ma for-
tune (Dorat). Quant ä. la raison que vous m'alleguez, je m'y
rends (Acad.). Mais je vois bien que tu regrettes la danse,
mon bon Landry, et je ne sais pas pourquoi tu y as reuonce
(G. Sand); endlich selbst auf Personen: C'est un homme
equivoque, ne vous y fiez pas (Acad.), und nicht bloss die
dritte grammatische: Quoique je parle beaucoup de vous, ma
fille, j'j/ pense encore davantage (Mme de Sevigne), obwohl man
diese Beziehung in neuerer Zeit nicht für angemessen erachtet.
Auf Sachsubstantive bezog auch der Lateiner bisweilen ihi: Huic
ab adolescentia bella intestina . . grata fuere: ibique juven-
tutem suam exercuit (Sall., Cat. 5).
Auch auf einen ganzen Satz wird y bezogen: Prenez-y garde . .
vos louanges et vos approbations sont dangereuses
(Mme de Sevigne).
3. dont (de unde) hat seine ursprüngliche Adverbialbedeutung völlig
verloren und tritt ganz an die Stelle eines singularischen und
pluralischen Genitiv der relativen Fürwörter. Es wird auf Sachen
wie auf Personen bezogen, und nur wenn das Fürwort durch
einen Substantivbegriff von seinem Korrelate geschieden ist, treten
statt dont die ächten Fürwörter duquel, de laquelle, des-
quels etc. ein: L'esprit retourne au ciel, dont il est descendu
(Racine). II est des blessures Dont un coeur genereux peut
rarement guerir (Voltaire). Fuir n'est un deshonneur Que pour
ceux dont on peut soup(;onner la valeur (Grebillon). Im Latei-
nischen ward unde vielfach ganz ähnlich gebraucht: Locum
unde erant profecti (Gaes., B. G. 1, 28). Hereditatem unde
ne nummum quidem unum attigisset (Cic, Fin. 2, 17). Eum
unde discas (Gr. 2, 87).
4. en steht überall für den Genitiv und wird, gleich einem demon-
strativen oder persönlichen Fürworte, auf Sachen wie auf Per-
sonen bezogen: Vient-il de la ville? Oui, il en vient. Cette
mal adle est dangereuse, 11 pourrait en mourir. Donnez-moi
cela, j'en ai besoin (Acad.). Un vieillard amoureux merite
qu'on en rie (Corneille). Depuis le temps qu'elle aimait Landry
et quelle en etait aimee (G. Sand).
Wo bei der Beziehung von en auf Personen eine Zweideutig-
keit stattfinden könnte, oder wo man die Person hervorheben will,
gebraucht man den Genitiv des persönlichen Fürwortes: Qui rit
d'autrui, Doit craindre qu'en revanche on rie aussi de lui
(Moliere).
Bisweilen deutet en auf einen ganzen Satz oder einzelne
Satzbestimmungen, und zwar selbst diesem Satze vorangehend:
N'en doutez pas, ils cederont si vous montrez de la fermete.
C'est lä, soyez-en certain, la cause de son refus. On ne doit
I
§ 158. Adverbien. Ort. 467
jamais se repentir d'avoir bien fait, aussi ne s'e n repent-il pas
(AcAD.). Le temps . . passe et s'ecoule sans que nous nous
en apercevious (Trad. d'Ovide).
Oft steht en im Sinne eines attributiven (possessiven)
Genitiv mit Rückdeutung auf ein vorangehendes Hauptwort statt
eines Possessivpronomens, jedoch nur in Verbindung mit einem
Nominativ oder Akkusativ. Die Behauptung früherer Grammatiker,
dass en in solchem Falle nicht auf Personen, andererseits »ora, sa,
leur nicht auf Sachsuhsfantive zurückweisen dürften, ist irrig, ob
wohl das Possessivpronomen vorzugsweise bei Personennamen
steht: Quand on est dans un pays, il faut en suivre l'usage
(MoNTESQüiKc). De mes sujets seduits qu'il comble la misere;
II en est l'ennemi, j'e n dois etre le pere (Voltaire). Daneben
aber auch : La patience est amere, mais son fruit est doux
(J.-J. RODSSBAO).
Gewöhnlich tritt en ein, um in einem folgenden Satze oder
Satzgliede einen Substantivbegriff im Sinne eines partitiven
Genitiv als Subjekt oder Objekt zu wiederholen, oder um die
Subsumtion eines Art- oder Tbeilbegriffs unter das vorangehende
Substantiv wiederholt anzudeuten. Diese sinnfällige Darstellung
ist im ersten Falle bisweilen eine logische Nothwendigkeit, im
zweiten ein durch die Gewohnheit fixirter Gebrauch: 11 a eleve
plus de monuments que d'autres n'en ont detruits (Acad.).
Pour avoir de vrais amis, il faut etre capable d'en faire et
digne d'en avoir (La Rochk). A-t-il des protecteurs? II en a
de tres puissants. C'est la seule reconipense qu'il ambitionne,
11 n'en veut point d'autre (Acad.), Diese Rückbeziehung durch
en unterbleibt nur bei unbestimmten Quantitätsangaben
durch : Einige, Mehrere, die Meisten, die Hälfte, ein Theil u. dgl.
Pleonastisch steht es häufig nach einem Genitiv im Plural,
oder nach einer mit parmi, entre oder einer anderen Präposition
eingeführten numerischen Gesammtheit: De ces trois unites
il n'y en a qu'une d'iuiportiinte (Mme de Stael). Mais parmi
elles (ces plantes) il s'en trouvait toujours quelqu'une suscep-
tible de contribuer ä l'avantage ou aux agrements de la societe
(Ccvier). Eu est-il un seul parmi vous qui consentit . . (Acad.).
Entre toutes les merveilles de la nature, il n'en est point
de plus admirable (Ead.) Selten nach einem Singular: Cette
liaison ne fut pas la seule dont M. Thouin dedaigna en profiter
(Cdvier).
En steht bisweilen ohne Beziehung auf ein im Satze genanntes
Substantiv im partitiven Sinne: II en est qui disent u. dgl.
Das Lateinische ging mit der Verwendung des inde statt eines
Pronomens mit oder ohne Präposition voran: Pars inde cavis ex-
sultat ahenis (Ov., Met. 6, 645). Nati filii duo: inde ego hunc
adoptavi (Ter., Ad. 1, 21).
Eigenthümlich ist die häufige pleonastische Verwendung der
Ortsadverbien y und en in Verbindung mit einem Tbätigkeitsbegriffe,
wie in: il j/ a, il y va de qch., je v\y vois plus, s'j/ prendre d'avance,
s'en aller, s'en retourner, s'en venir, s'en tenir, s'en prendre, en
30*
468 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. 11. Adv. Satzbest.
vouloir, en imposer, en faire accroire, en coüter, en user, en venir^
en finir, en etre ä, c'en est fait, je ne sais plus oü j'en suis u. v. a.
Meist sind diese Ausdrucksweisen, welche dem grösseren Kreise des
Volkes angehören, aus der Neigung hervorgegangen, die Thatsachen
gleichsam sinnfällig vor den Augen des Zuhörers entstehen zu lassen,
und so theils den Schauplatz, theils den Ausgangspunkt der Handlung
als unmittelbar vorliegend zu bezeichnen, wie dies sich am Klarsten
in il 2/ a (da giebt es), in s'en aller (davon gehen) und anderen
ähnlichen Ausdrücken noch verräth.
159. b) Die Zeitadverbien. Sie bestimmen in vielseitiger Weise die Zeit-
sphäre der Thätigkeit, ohne über ihre durch ihren begrifflichen Gehalt
abgegrenzte Sphäre hinauszugehen. S. S. 233 ff.
160. c) Die Adverbien der Art und Weise. Sie bestimmen nach mehr-
fachen Rücksichten, welche oben S. 234 ff. entwickelt sind, die Be-
schaffenheit der Thätigkeit.
K. Unter den Adverbien der Weise im engeren Sinne dienen die nahe
verwandten comme und comment (die anderen Adverbien der
Weise assimilirte Form) in ihrer syntaktischen Verbindung im Neu-
französischen zum Theil verschiedenen Zwecken.
1. comme, ehemals in direkter und indirekter Frage üblich, steht
jetzt in direkter Frage nur dann, wenn die Frage den Charakter
des verwunderten Ausrufes angenommen hat: Comme vous voilä
fait! Comme il est change! (Acad.) In indirekter Frage steht
es zwar wie comment, jedoch bisweilen ebenfalls mit einer Neben-
beziehung auf Gradbestimumng: Voilä comment il est pere, voici
comme il est ami (Lacretelle). La faculte du lieu le traitaDieu
sait comme? (Delavigne) Vous voyez comme (wie sehr) il
travaille (Acad.). Jane! si tu savais comme je t'aime (V. Hdgo).
2. comment steht dagegen in direkter wie in indirekter Frage, ohne
Nebenbestimmung: Comment se porte-t-il? Comment a-t-il pu
se sauver? Comment faire? Comment cela? Comment?
(Acad.) — II est juste que vous sachiez comment est fait et
comment se gouverne un cceur (Flechier). Au diable j'ai
prescrit comment il repondrait (Andrieux).
ß. Von den Adverbien der Quantität und des Grades erfordern
die komparativen und zugleich korrelativen Bestimmungen, zu
denen auch comme neben si, aussi, tant und autant gehört, eine
nähere Erörterung ihrer syntaktischen Verwendung.
1. comme hat hier nur noch bisweilen das Korrelat ainsi, während
es im Altfranzösischen gern auch mit si, alsi (aussi), autresi,
tel, autretel u. a. korrespondirte: Comme le soleil chasse les
tenebres, ainsi la science chasse l'erreur (Acad.). Das demon-
strative Korrelat steht nur nachfolgend mit besonderem Nach-
drucke, sonst fehlt es. Autant comme kommt noch im 17. Jahr-
hunderte vor. S. die Satzfügung.
2. Die Adverbien si, aussi und tant, autant unterscheiden sich im
Gebrauche im Wesentlichen dadurch, dass, trotz der beiderseitigen
§ 159. Adverbien. Zeit. § 160. Art und Weise. 4^9
Beziehung auf Grad bestimmung, bei si, aussi noch die Rücksicht
auf Qualität, bei tant, autant die Rücksicht auf Quantität vor-
waltet.
««. In vollständigen oder unvollständigen Satzgefügen,
in denen beide gleichgestellte Glieder der Verglei-
chung vorhanden sind, oder das verglichene Glied dem Zu
sammenbange zu entnehmen ist, stehen aussi und si gewöhn-
lich vor prädikativen und attributiven Bestimmungen (den In-
finitiv mit a eingeschlossen) und Adverbien, autant und tant
vor Thatigkeitsbegrifien (mit Ausschluss des adjektivirten Particip)-
aussi und autant werden sowohl in bejahenden als in ver'
nemenden Sätzen, si und tant nur in verneinenden gebraucht
wo man sie vorzieht: L'Allemagne est aussi peuplee que la
la Fnince (Voltaire). II est aussi affable (jue son frere est
bourru. II est aussi sage que vaillant (Acad.). Je fuis las
oisifs des vilies, gens aussi ennuyes qu'ennuyeux(J.-J. Rousseau).
II Vit aussi magnifiquemeut quun prince. II est aussi ä
plaindre que vous. Cet ouvrier ne travailie plus aussi bien
que vous. Ce livre est estimable, mais il y en a d'aussi bons
(AcAD.). — II s'estime autant qu'un autre (Ead.). Le bon
Louis XII fut autant aime que Louis XI avait ete execre
(Nap. Landais). — 11 n'est pas si riebe que vous (Acad.). —
Rien ne m'a tant fache que cette nouvelle (Ead.). Rien ne
persuade tant les gens qui ont peu de seus que ce qu'ils
n'entendent pas (De Retz).
autant findet sich auch bisweilen bei Adjektiven mit stär-
kerer Betonung der quantitativen Bestimmung; autant tritt
hier meist dem Adjektiv nach: Cornelius Nepos, auteur ancien
et judicieux autant qu'elegant (Bossüet). Si leur trone n'est
pur autant que les autels (Hoüd. dr la Mothe). D'un jour
autant heureux que je Tai cru funeste (Racine).
aussi steht auch bei dem substantivischen peu: J'en ai
aussi peu que vous (Acad.).
Wird der Art- oder Gradbestimmung ein konsekutiver
Nebensatz oder ein ihn vertretender Infinitiv beigefügt, so stehen
si und tant: II marchait si vite que je ne pus l'atteindre
(Acad.). Qui te rend si hardi de troubler mon breuvage? (La
Fontaine) Die Sätze mit tant que gehen in Temporalsätze
über: Tant fut plaide, qu'ils se ruinerent de part et d'autre
(Acad.). Tant .. que, sowohl . . als, kommt in jeder Ver-
bindung vor.
Wo das zweite Glied der Vergleichung fehlt, stehen ge-
wöhnlich si und tant mit dem oben angegebenen Unterschiede:
Les gens riches, sont-ils si heureux? (Acad.) Pour l'appeler
encore sa mere a tant pleure (Mme Desbordes-Valmobe).
Selten wird ohne ein angedeutetes zweites Glied aussi ge-
braucht: Comment un homme aussi sage a-t-il fait une pareille
faute? (Acad.)
470 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
yy. "Wenn autant und tant substantivirt sind, so gilt für beide
die Regel, dass bei der Vollständigkeit der Glieder der Ver-
gleichung oder bei Ergänzung des zweiten aus dem Zusammen-
hange autant in bejahenden und verneinenden, tant in ver-
neinenden Sätzen steht; bei der Anknüpfung eines Konsekutiv-
satzes oder bei gänzlicher Abwesenheit des zweiten Gliedes der
Vergleichung aber nur tant gebraucht wird: II boit autant
d'eau que de vin. Ce vase contient autant qua l'autre. II
ne fait pas autant de froid qu'hier (Acad.). Tes remords te
suivront comme autant de furies (Racine). Cette tragedie offre
tant de beautes que je Taurais crae de Racine (Gib.-Duvivier).
II a tant de vertu. II en a tant et tant, tant et plus
(Acad.).
si und tant ohne zweites Glied der Vergleichung beruhen
auf einer ursprünglich sinnfälligen Massbestimmung durch Zeigen
oder Zeichen.
3. Zu diesen Adverbien gehören auch plus und dayantage (das adver-
bialisch verwendete Substantiv a van tage); sie steigern vergleichs-
weise den Begriff, auf welchen sie bezogen sind. Das erstere dient
zur Komparativbildung des Adjektiv und Adverb, das letztere nicht;
jenes kann auf einen modalen (auch unvollständigen) Nebensatz
mit que (quam) bezogen sein, dieses tritt selten mit dieser Be-
ziehung auf: Les actions sont plus sinceres que les paroles (Mlle
DE Scüdery). — II est riche, mais son frere Test bien davantage
(ACAD.).
Davantage wird auch zuweilen wie plus substantivirt und tritt
bei früheren Schriftstellern mit einem Genitiv des Hauptwortes, bei
neueren mit dem partitiven en auf: A sonffrir en vivant davantage
d'ennuis (Malherbe). II ne peut guere en demander davantage
(Delavigne). In: Je veux qu'un homme soit bon, et rien davan-
tage (La Brüye:re) entspricht davantage seinem Begriffe als
Genitiv, wie de plus. Statt eines Superlativ tritt es ein (obwohl von
Grammatikern getadelt) in Sätzen wie: C'est toujours le dernier qu'on
aime davantage (Dumas). Un adulateur . . ne manquera pas de
vous louer par le titre qui vous chatouille davantage (Boiste),
wie im Altfranzösischen plus statt le plus; vgl. auch S. 140.
4. Die dem lateinischen saltein^ certe entsprechenden Adverbien du
moius und au moins (auch tout du moins, tont au moins neben pour
le moins) sprechen die Beschränkung auf ein kleinstes Mass aus.
Formell unterscheiden sie sich dadurch, dass bei du moins, minde-
stens, von dem Kleineren ausgegangen, bei au moins zum Kleineren
übergegangen wird. Das Erstere setzt voraus, dass auch ein Mehr
vorhanden oder anzunehmen sei: S'il n'est pas fort riche, du moins
a-t-il de quoi vivre honnetement (Acad.). Si Ton ne sait point dis-
cuter, il fant du moins ne point ennuyer (Laroche); au moins be-
zeichnet, dass der Redende ein Quantum auf das Mindeste beschränkt:
II n'y a point.de famille . . qui n'ait sa provision d'argent au moins
pour vivre un an (B. de St-Pierre). Si Ton n'est pas maitre de ses
sentiments, au moins on Test de sa condnite (J.-J. Rousseau). N'y
manque pas au moins. Si vous ne voulez pas etre pour lui, au
i
§ 161. Adverbien. Die Satzadverbien. 471
moins ne soyez pas contre (Acad.). Der Unterschied ist nicht
wesentlich, doch wird du moins mehr ethisch, au moins auch
namentlich im eiqfentlich quantitativen Sinne gebraucht.
5. Unter den auouientativen Bestimmungen sind tres, bien, fort und
beanconp; welche bei ihrer Synoiiymität sich gleichwohl im Ge-
hrauche einigerniassen scheiden. Ueber tres s. S. 40. 301. Es be-
zeichnet ursprünglich das Hinausgehen über ein Mass (trans) und
steht selten bei Paiticiiiien, welche nicht rein adjektivisch verwendet
werden: Genes etait toujours tres-menacee par les Piemontois
(Voltaire), bei Uaupt Wörtern nur noch, wenn sie adverbial gehraucht
sind, wie tres-matin; avoir tres-faim, tres-soif sind populär.
Ueber das scherzhaft gehrauchte tres-sergent (Racine) s. oben
S. 141. Nicht Auffallendes hat es bei den Adjektiv-Substantiven auf
eur, teur: Les Colons sont tres travailleurs et doues d'une grande
patienre (Revüe d. d. M. 1885) ; s. § 180. I. und vgl. oben S. 141. —
Nachdem die Akademie (1878) den Bindestrich hat fallen lassen, darf
der Wegfall desselben jetzt als herrschender Gebrauch angesehen werden.
bien, eig. wohl, recht, hat ursprünglich eine subjektive Färbung,
dem lateinischen bene in bene potus, bene multi, bene mane ent-
sprechend, und steht bei Adjektiven, Adverbien und Verben: II est
bien savant. 11 s'est leve bien matin. Je desire bien qu'il reus-
sisse (AcAD.).
fort, altfranzösisch auch forment, eig. stark, wird in einem
energischeren Sinne gleich bien verwendet: Elle est fort aimable;
eile lui plait fort; j'ai cela fort ä cceur (Acad.).
beaucoup steht bei Verben, sowie bei dem Komparativ des Ad-
jektiv und Adverb: Cela m'inquiete beaucoup. Ce vin est beau-
coup meilleur (Acad.).
161. d) Die Satzadverbien. Die Satzadverbien (s. S. 235) treten im All-
gemeinen, insofern sie ihrem Inhalt nach ein Urtheil aussprechen, aus
der syntaktischen Verbindung innerhalb des Satzes, und hören damit auf
Satzbestimmungen zu sein. In einem ähnlichen Sinne sind auch die ab-
solute Bejahung oni (oui-dä populär), si und die absolute Verneinung iion
(nein), zuweilen noch uenni, als Vertreter von Sätzen anzusehen. Sie
werden daher als solche auch mit der Konjunktion que gleich Substantiv-
sätzen angeknüpft: Je crois que oui. Vons me dites que non, et je dis
que si. Je gage que non. Vous ne ferez donc pas cela? Oh! que si
(Acad.). 11 t'a trompe, enfant. — Mais dis-lui donc que non (Dcmas).
Ursprünglich sind sie elliptisch; eine vollständigere Form der Bejahung
bietet noch: Si ferai, Si ferai-je (Acad.), woneben auch elliptisch si fait
vorkommt. Uebrigens s. S. 236 und vgl. § 167.
162. Die Terneiimiig innerhalb des Satzes ist dagegen nach ihren Beziehungen
und, im Zusammenhange damit, nach ihren Formen aus mehrfachen Ge-
sichtspunkten zu betrachten.
«. Verneinung des vollständigen Satzes.
Die ursprüngliche Form der Verneinung des Satzes, wodurch
die Beziehung des Subjektes auf das Prädikat aufgehoben wird, war
die Form UOD, welche frühe dem abgeschwächten ne wich. Die ältere
472 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Äbschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Form hat sich lange neben der jüngeren erhalten und findet sich noch
hier und da im Neufranzösischen: Non ferai-je (Rkgnard). Der ab-
geschwächten Form ne wurden frühe Füllwörter hinzugefügt, welche
meist eine geringfügige Raumbestimmung oder einen kleinen und un
bedeutenden Gegenstand bezeichnen, wie point, paSj mie, brinj
goutte, i'ieii (etwas, rem), guere (ahd. weigaro in ne weigaro,
non multum, mhd. un-weiger, s. Diez, Wb. I. 229) u. dgl., wie im
Lateinischen den Verneinungen ne, neque hilus = pilus und pilus
selbst hinzugefijgt wurden: Neque proficit hilum (Cic, Tusc. 1. 5).
Neque hilo majorem . . fructum (Lücr. 5, 1408). Ne pilo quidem
minus me amabo (Cic, Qu. fr. 2, 16), wovon nihil (nihilum). Manche
dieser Füllwörter haben sich in neuerer Zeit verloren; rien, welches
früher dem point oft ganz gleich gesetzt wurde [II savoient que il ne
feroient rien nul exploit (Ville-Hardoüin)] kommt nicht mehr in rein
adverbialer Bedeutung vor.
Füllwörter dieser Art werden auch in manchen Fällen der
volleren Form non beigegeben.
Einerseits werden <liese Füllwörter ganz wie Adverbien be-
trachtet, andererseits behaupten sie ihren substantivischen Charakter
als Quantitätsbezeichnungen, so dass ein partitiver Genitiv auf
sie bezogen wird, welcher später auf die einfache Negation ohne Füll-
wort übertragen wurde (s. oben S. 404).
Sie werden auch abgelöst von der Negation, namentlich im unvoll-
ständigen Satze, selbst als Negationen betrachtet. Auch Wörter
andererArt, welche häufig, ohne anderweitiges Füllwort, mit ne verbunden
auftreten, wie persouue, aucuu, jaiuais etc., haben dadurch einen
negativen Charakter erhalten (s. S. 164. 167), und wenn sie in bejahen-
den Sätzen vorkommen, s. S. 474, geschieht dies in der Regel wenig-
stens mit Bezug auf ein Zeitwort, welches eine Verneinung oder den
Begriff des Zweifels enthält, oder mit Beziehung auf einen verneinen-
den Satz als Antwort: Je doute que personne y reussisse (Acad.).
Impossible alors d'avoir aucune nouvelle de vous (Scribb). Y a-t-il
personne d'assez hardi? (Acad.) Qui vous reproche rien? (Ead.);
so natürlich auch in Sätzen mit Sans que: Eloignez-le de vous Sans
qu'il ait aucun Heu de me croire jaloux (Racine) und anderen Sätzen
mit negativem Sinne, wie ja auch bei Sans mit dem Inf. ein parti-
tiver Genitiv erscheint (s. S. 480 und 404. 405).
Im Zusammenhange damit werden auch die Füllwörter pas und
point noch bisweilen im Neufranzösischen, wie oft im Altfranzösischen,
selbst in vollständigen Sätzen ohne ne als Satznegationen ge-
braucht. Dies geschieht jedoch nur in der Poesie und theilweise in
der Rede des niederen Volkes und besonders in Fragen: Voudrais-tu
point encore Me nier un mepris que tu crois que j'ignore (Racine).
Mais de quoi s'agit-il? Suis-je pas fils de maitre? (Id.) He bien!
l'ai-je pas dit? (Id.) Voilä-t-il pas de vos jeremiades! (Voltaire)
Voyez-vous pas s'enfuir les hotes du bocage? (Delille) C'est pas
toi qui me feras peur, entends-tu, paillasse (Dümas). Voudrais-tu pas
qu'on suivit tes conseils? (A. de Müsset) Der Grammatiker Vaugelas
(ssec. XVII) findet noch Ont-ils pas fait? angemessener als die Frage-
form mit ne . . pas.
§ 163. Adverbien. Die Verneinnng. Füllwörter. 473
63. 1, Im Allgemeinen steht die Verneinung ne, welche die Beziehung
des Subjektes auf das Prädikat aufhebt und sich stets unmittelbar an
das Verb schliesst, in Haupt- und Nebensätzen mit Anlehnung an andere
Wörter, durch weiche sie entweder nur sinnfällig verstärkt wird, oder
welche als Subjekt, Objekt oder als prädikative und adverbiale Be-
stimmung in unmittelbarer Einheit mit der Negation gedacht werden,
aa) Wörter der ersteieu Art oder eigentliche Füllwörter sind, wo
sie nicht mit substantivischem Charakter auftreten: pas, point, das
meist nur noch mundartliche mie: II n'en tätera raie. Tu ne l'auras
mie (AcAD.), wozu man auch goutte und brin rechnen kann, ob-
wohl sie jetzt nur in wenigen Ausdrucksweisen und zwar als Objekt
vorkommen (ne voir goutte, nj entendre goutte, il ?i'y en a brin),
wie das ebenso vereinzelt stehende mot (in: ne dire mot, ne sonner
mot) und das theils substantivisch, theils adverbial auftretende guere,
gueres, welches jedoch die Verneinung zugleich (in dem Sinne von
presque point) modificirt: II «est pas toujours bon d'etre trop
politique (Rotrou). Non, non, le consulat «'est point fait pour son
äge (Voltaire). II n'avait guere dormi, mais il etait tranquille et
comme abattu (G. Sand). Les hommes eclaires ne s'y trompent
guere (Prevost-Paradol). II ?j'a guere d'argent. Elle n'a guere
moins de trente ans (Acad.). Guere wird selbst noch flektirt: II ne
s'en faut de guere que ce vase ne soit plein (Acad.). Naguere
entsteht aus ?i'a guere.
Einen Unterschied zwischen ne . . pas und ne . . point bedingt
die grössere Entschiedenheit, welche der Verneinung des Minimums
point (punctum) im Vergleich zu pas (passus) zukommt; ein ander-
weitiger begrifflicher Unterschied ist nicht vorhanden. Es folgt
daraus, dass es dem Affekte freisteht, point statt pas zu wählen;
doch ist es ebenso natürlich, dass vor Bestimmungen des Grades und
der Quantität, wie si, aussi, bien, fort, beaucoup, tant,
autant, plus, moins, oder Zahlbestimmungen pas und nicht point
gebraucht zu werden pflegt, ida hier der Schwerpunkt nicht in die
Negation, sondern in die Gradbestimmung zu verlegen ist. Auch
wird man geneigt sein, von dem, welcher eben nicht liest, zu sagen:
il ne lit pas, während man von dem, welcher nie liest: il ne lit
point sagen wird; so wie man in Fragen wie: N'est-ce point vous
qui nie trahissez? Sind Sie es nicht, nicht etwa, der mich ver-
räth? etwas anderes sagt, als was man mit: N'est-ce pas vous qui
me trahissez? Sind Sie es nicht, der mich verräth? sagen kann,
wenn man das vous betont. Vgl. auch N'avez-vous point pris
ma montre? und N'avez-vous pas pris ma montre? (Acad.) Im
ersten Falle wird die Negation in Frage gestellt, d, h. es wird
negativ gefragt und auch die negative Antwort freigelassen; im
zweiten Falle kann die in der Frage zurücktretende Negation die
Frage als eine rhetorische Form erscheinen lassen und die Voraus-
setzung der bejahenden Antwort andeuten. Vgl. lat. Non in casis
habitare est satius inter sacra . . (juam Vejos migrare? (Liv. 5, 53)
Der Sprachgebrauch lässt übrigens point, niemals aber pas allein
auftreten: Etes-vous fache? Point (Acad.).
474 Dritt. ThI. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
bb) Zu den Wörtern der zweiten Art gehören unbestimmt allgemeine
adjektivische und substantivische Bezeichnungen von Personen
und Sachen (sowohl unbestimmte Fürwörter als Vertreter derselben):
aucun, quelconque, nul, qui que ce soit, personne, welches
auch durch homme vivant, äme vivante ersetzt wird, rien, quoi
que ce soit, sowie die Adverbien aucunement, nuUement und
die allgemeinen adverbialen Zeitbestimmungen jamais, das
veraltete onc, onques, und plus in dem Sinne von amplius [ne • .
pas plus bedeutet dagegen quantitativ: nicht mehr, auch
ebenso viel oder ebenso wenig]. Vgl. die lat. nemo (ne homo),
nullus (ne ullus), nunquain (ne unquam), nusquam (ne usquam)
u. dgl. m. Bei nul, nullement ist die Verneinung ne ursprüng-
lich eine überflüssige Verdoppelung der Negation: II ne prend aucun
soin de ses affaires (Acad.). Aucun n'est prophete chez soi (La
Fontaine). Madame Dacier remarque qu'Homere ne parle de viande
bouillie en aucun endroit de ses ouvrages (Brillat-Savaein). II n'y
a mal quelconque. Je w'y ai trouve qui que ce soit (Acad.).
Personne ne veut etre plaint de ses erreurs (Vacvenargües). II
«.'y a homme vivant qui puisse assurer etc. Je n'y ai trouve äme
vivante (Acad.). Ainsi je «ai rien fait que bien dans tout ceci
(Regnard). Je w'en veux aucunement (Acad.). II ne mourra
jamais (Destouches). Je ne vis onc un si mechant homme. II
■;t'en fut onques de plus niai;idroit (Acad.). Oh! ce w'est plus le
temps (Regnard).
Dem Adverb jamais ist die Zeitbestimmung de la vie, de ma,
ta, sa vie, assimilirt: Je ne lui pardonnerai de la vie. Je nah. vu
de ma vie un tel homme (Acad.). Auch andere Zeitbestimmungen
hat man so behandelt: Je ne sortirai de trois jours (Ead.). Je ne
veux de trois mois rentrer dans la maison (Racine).
Besondere Bemerkungen.
a) Pas, point, rien und plus können noch durch du tout ver-
stärkt werden: Je neu veux point du tout. II ra'aura rien
du tout. Je n'y songe plus du tout (Acad.).
b) Selten findet man ein Füllwort der ersten Art zu einem
Worte der zweiten Art hinzugefügt: Oii ne veut pas rien
fiiire ici qui vous deplaise (Racine).
Dagegen können mehrere Füllwörter der zweiten Klasse als
Satzliestimmungen neben einander auftreten, wobei die negative
Partikel ne auf alle gleichmässig einwirkt: On ne garda plus
aucunes mesures (Vertut). Je «ai jamais rien accorde ä la
nienace. Je ;i'en dirai rien ä personne (Scribe).
Füllwörter der zweiten Art sind, mit Ausnahme von nul,
nullement, natürlich auch fähig, in bejahenden Sätzen auf-
zutreten, wo sie dann in ihrer ursprünglich affirmativen, unbestimmt
allgemeinen Bedeutung genommen werden. Vgl. S. 164. 167 ff. und
namentlich auch S. 472. Aehnlich verhalten sich meist die latei-
nischen uUus, quisquam, usquam, unquam.
c) Zwei Verneinungen innerhalb desselben Satzes durch das
wiederholte ne mit seinem Füllworte, in einzelnen Fällen auch
§ 164. Adverbien. Die Verneinung ohne Füllworter. 475
ohne Füllwort, bejahen: Je ne puis point, ä la verite, ne
point admirer leur courage, mais je ne puis aussi ne pas sentir
la plaie cruelle qtie leur mort a faite ä mon cceur, et ne point
hair et detester les Atheniens, auteurs de cette malheureuse guerre
(Rollin). Vgl. lat. Qui mortem in malis ponit, non potest eam
non tiniere (Cic, Fin. 3, 8).
d) Zwei Verneinungen heben einander nicht zu einer Bejahung
auf, wenn neben der Verneinung des Satzverbs noch einzelne
Glieder des Satzes verneint werden, wie bei ne . . ni . . ni und
ni . . ni . . ne: Elle «'est ni belle ni riche. Ni vous ni moi ne
le pouvons (Acad.). Nous eümes le regret de ne rencontrer ni
berger ni bergere (0. Fecillet). Lat. Themistocles non vidit nee
quomodo Lacedaemoniorum, nee quomodo snorum civium invidiam
elTugeret etc. (Cic, Att. 10, 8).
Auch wird die Negation nicht aufgehoben, wenn ein einzelner
Begriif durch non plns einem anderen im Verhältnisse der Gleich-
heit gegenübergestellt ist: 11 ne dort non plus que votre pere
(Racine). Vons ne le voulez pas, ni moi non plus (Acad.),
Lat. Angor iste . . non tantum valet, ut tollat e vita amicitiam,
non plus quam ut virtutes, quia nounullas curas . . afTerunt,
repudientur (Cic, Coel. 13).
Ne nach ni in einem Satze, der einem anderen negativen
folgt, hebt gleichfalls die Verneinung nicht auf: II ne boit ni ne
(Acad.).
164. 2. Auch ohne den Zutritt der genannten Füllwörter und Beziehungswörter
tritt in vollständigen Sätzen die Verneinung ne als Satzvernei-
nung auf.
aa) In Hauptsätzen, welche jedoch auch zum Theil in Nebensätze
verwandelt werden können, steht ne:
a) in Fragen, welche theils mit dem fragenden qui im Sinne der
lateinischen quis und quotusguisque einijeleitet werden und die
affekt volle Versicherung des Gegen theils in die rhetorische
Form der Frage kleiden: Qui ne sait son pouvoir? (Delille) Qui
n'a ses torts dans ce bas monde? (Delavigne); theils mit dem
Fragepronomen que, wobei que ne dem lateinischen quin ent-
spricht, welches in ungeduldigen Kragen, die vielmehr einen
Wunsch, eine Aufforderung oder ein Bedauern aussprechen,
erscheint: Jusqu'au bout que ne urecoute-t-elle? (Racine) Avocat
iucommode, Que ne lui laissiez-vous fiiiir sa periode? (Id.) Que
ne se corrige-t-il? Que nattendez-vous? (Acad.) Que w'ai-je
interroge les niinistres de Dieu? (Delavigne) Lat. Quin conscen-
dimus equos? (Liv. 1, 57) Quin respondes? (Liv. 8, 32)
b) bei den Zeitwörtern savoir (ausgenommen in der Bedeutung:
etwas verstehen), pouvoir, oser, cesser, bouger, avoir
garde und in einigen mehr volksthümlichen Austlrücken, wie: je
n'ai que faire ä cela, «"Importe, auch in Wunschsätzen mit dem
Konjunktiv und ursprünglichen Nebensätzen: ä Dieu ne plaise,
ne vous eu deplaise, ue vous deplaise, n"e n deplaise k . .,
qu'ä cela ne tienne u. a.
476 Dritt. ThI. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Soll die Negation hervorgehoben werden, so tritt auch bei savoir,
pouvoir, oser, cesser, bouger ein Füllwort ein: Je ne sais ce que
c'est (Regnard). II ue sait ce qu'il veut (Acad.). Je ne saurais me
taire(Gramm.Nat.). Cela nepeut tarder (Dumas). On w'oserait(AcAD.).
Dans sou appartement eile 7^'osait rentrer (Voltaire). La liberte ne
cesse d'etre aimable (Corneille). Je ne bougerai de iä, puisque vous
Tordonnez (Acad). Je «'aurai garde d'y manquer (Delavigne). Bei
savoir, pouvoir, oser, cesser fehlt das Füllwort häufig, wenn sie
vor einem Infinitiv stehen, obwohl auch dort nicht, wenn der Negation
ein Nachdruck gegeben werden soll.
Selten fehlt das Füllwort bei anderen Verben; vgl. Suspendez votre
marche; il ne faut tenter Dieu (De Vigny). Ce n'est sa faute, et je
puis l'attester (L.-P. Segdr). Im Altfranzösischen genügte natürlich
ne bei jedem Verb.
c) vor oder nach den durch ni . . ni verneinten Satzgliedern, sowie vor
einem mit ni ne beginnenden Gliede, wo ne im ersten Gliede statt
neque steht; s. oben.
d) wenn im negativen Satze durch uon plus (que) ein Gleichheits-
verhältuiss eingeleitet wird: 11 ne dort non plus que votre pere
(Racine). II n'eu fut non plus emu que s'il etait ionocent (Acad.);
doch auch mit einem FüUworte der zweiten Klasse: Je w'en sais rien,
non plus que vous (Ead.); seltener der ersten Klasse. Vgl. § 165. 2.
e) im negativen Satze, dem eine (modale) Beschränkung durch ein mit
que (quam st. nisi) angeknüpftes Satzglied folgt: Je ne plaignais
que moi (Delavigne). II n'y a de puissauce que dans la conviction
(Chateaubr.). Hier findet sich jedoch auch ein Füllwort mit oder
ohne ein Korrelat zu que: Nous n'avions guere que neuf ans
(Bourrienne). Je n'ai point encore agi qu'en commandant (Cor-
neille), ün garde du roi . . qui w'a pas ä s'occuper d'autre chose
que detenirsa hallebarde (Dumas). Je ne lui ai pas connu d'autre
pere que le mari de sa mere (Id.).
bb) In vollständigen Nebensätzen hat die einfache Verneinung ne ein
noch bei Weitem grösseres Gebiet.
a) In Substantivsätzen steht ne:
aa. nach affirmativen Hauptsätzen, die den Begriff der Furcht
und Besorgniss enthalten, welcher durch Verba wie craindre,
apprehender, redouter, trembler etc. oder Substantive wie
peur, crainte, apprehension, inquietude (daher auch nach
de peur, de crainte que), oder Adjektive, wie in je suis
inquiet, il est dangereux etc., ausgedrückt sein kann. Der
Grund der Anwendung der Verneinung ist die verneinende Tendenz
des Hauptsatzes, der in der Furcht liegende Wunsch, der Inhalt
des Nebensatzes möge sich nicht verwirklichen: Craignez que le
ciel rigoureux Ne vous haisse assez pour exaucer vos voeux (Racine).
II doit apprehender que cette occasion ne lui echappe (La
Brüyere). J'ai bien peur qu'ils ne reussissent ä le cloitrer
(Vitet). II est dangereux que la vanite n'etouffe une partie
de la reconnaissance (Flechier). So steht im Lateinischen ne
nach metuere, timere, est periculum etc.
Ist der Hauptsatz verneinend, so fällt die Verneinung
des Nebensatzes, welcher den Gegenstand der Furcht enthält, fort;
j 164. Adverbien. Die Verneinung ohne Füllwörter. 477
ist der Gegenstand der Furcht das Nichteintreten einer
That Sache, so steht im Nebensatze ne . . pas (point); eine
doppelte Verneinung, wie im Lateinischen: Sed timeo ne non
impetrem (Cic, Att. 9, 6), ist im Französischen nicht zulässig.
Hier wird alsdann der Gegenstand der Furcht ohne subjektive
Beimischung ausgedrückt.
Für die Anwendung des ne im Nebensatze kommt es jedoch
nicht bloss auf die affirmative Form des Hauptsatzes, sondern
darauf an, ob in der Vorstellung des Redenden das Vorhanden-
sein der Furcht vorauszusetzen ist. Dies ist besonders für die
Beurtheilnng der Anwendung des ne nach bejahenden oder
verneinenden Fragesätzen oder Bedingungssätzen wichtig.
Es kann daher nach bejahenden Sätzen die Verneinung zuweilen
nicht eintreten, sowie umgekehrt nach verneinenden erforderlich
sein: Peut-on craindre que la terre manque aux hommes?
(Fenelon) (d. h. man darf es nicht fürchten). Mais ne craignez-
vous pas que monsieur le due . . ne reconnaisse que c'est vous-
meme? (Dumas) (d. h. Sie sollten es befürchten). Et si je
jj'avais craint que d'un si noir forfait Ma pitie ne m'eüt fait
soupQonner un secret (Crebillon) (also fürchtete er). Elle ne
redoutait pas moins que .. le peuple ne la rendit responsable
(Thierry).
Doch fehlt es nicht an Abweichungen. Das Neufranzösische
und mehr noch das Altfranzösische bieten auch Beispiele der
Darstellung des Gegenstandes der Furcht ohne Beimischung der
negativen Tendenz: Seigneur, je crains pour vous qu'un Romain
vous ecoute (Corneille), was Voltaire nur der Poesie einräumt.
Vgl. auch: Qui rit d'autrui, Doit craindre qu'en revanche on rie
aussi de lui (MoLiiiRE). Quoi! si mon fils se va mettre dans la
tete que ces propositions ne sont point de Jansenius, comme j'ai
peur qu'il le fasse (Pascal). J'ai peur qu'il en ait trop dit
(Boürrienne). M. de Taileyrand . . craignait que les Anglais,
dont ropiuion ne lui etait plus aussi favorable, engageassent la
partie militaire (Chateaübr.) u. a.
Rein objektiv ist der Gegenstand der Besorgniss gel'asst und
ne fällt demgemäss fort, wo die seltene, jetzt unijebräuchliche Ver-
bindung von j'ai peur und craindre mit dem Indikativ (der Future)
sich findet: J'ai peur que tont ;i fait je deviendrai rimeur (Rkgniek),
J'ai peur qu'il sera bläme, quelque raison qu'il puisse alleguer
en cette rencontre (Balzac). J'ai peur qu'on trompera M. Saumaise
(Id.). Je crains bien que tous ces petits sophistes grecs acheve-
ront de corrompre les mceurs roniaines (Fenelon). Je craignais
que les Grecs nous communiqueraient bien plus leurs arts que
leur sagesse (Id.); s. Littre v. craindre und Suppl. v. peur.
Tritt an die Stelle des Nebensatzes der Infinitiv, so darf
ne nicht eintreten: J'avais peur que ce mouvement n'en empechät
un autre; j'avais peur de vous quitter, j'avais peur de vous
suivre (Mme de Sevigne). II craint d'etre importun (Acad.),
wie im Lateinischen: Sulla timens, suo corpori posse accidere etc.
(Cic, Leg. 2, 22). Nasicae, metuentis reddere soKlnm (Hob.).
478 I^ritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
ßß. nach Hauptsätzen, welche den Begriff des Verhütens und Ver-
hinderns enthalten, wie garder, prendre garde, se donner
garde (de garde), e viter, empecher, wird die negative Tendenz
des Hauptsatzes ebenso im Nebensatze durch ne ausgedrückt,
wie dies iui Lateinischen bei cavere, considerare, videre und
defendere, proliibcre, impedire, ohstare, recusare etc. der Fall
ist: Prends garde qu'on ne te voie (Dumas). Donnez-vous
de garde qu'on ne vous voie. Evitez qu'ii ne vous parle
(AcAD.). Empechez qu'elle ne se mele d'aucune affaire (Voltaire).
Cette eure secrete de Severe est un niauvais artifice qui n'empeche
pas que la eure ne soit publique (Id.). Nach defendre verbieten
die Grammatiker die Anwendung von ne, obwohl sie dem Alt-
französischen geläufig war, und noch vorkommt: Defends qu'aucun
objet d'un augure sinistre Ne trouble le presage (Delille). üeber-
haupt wird der Gebrauch der Verneinung allmählich mehr be-
schränkt; vgl. Empechez qu'il vous tende la main (Arago). Je
n'empeche pas qu'il ne fasse (ou qu'il fasse) ce qu'il voudra
(ACAR.).
Beim Infinitiv statt des Nebensatzes fällt auch hier die
Negation weg, doch wird auch bisweilen eine Verneinung gesetzt:
II Iui defendit ..denejamaisse presenter devant Iui (Vertot).
Ist der Infinitiv von mehreren Objekten begleitet, so werden sie
statt mit et durch ni verknüpft: Bientot ils defendront . . De
donner a Themis ni bandeau ni balance (Boileau). Die negative
Partikel ist freilich nicht überall nothwendig.
Nach dem unpersönlichen il tient k steht im Nebensatze ne
ebenfalls mit Rücksicht auf den Begriff des Hinderns im Haupt-
satze: II tint ä peu de chose que je ne Iui fisse un affront.
A quoi tient-il que nous ne partions? A qui tient-il que
cela ne se fasse? (Acad.) II ne tenait pas ä Iui qu'on «'oubliät
ses victoires (Mascaron). Wo die Verneinung nach bejahenden,
behauptenden oder verneinend fragenden Hauptsätzen fehlt,
gewährt der Hauptsatz mehr die Vorstellung des Abhangens als
der Hinderung: II tient ä moi que cela se fasse (Acad.). Ne
tient-il pas ä moi que cela se fasse? (Colin d'Ambly)
yy. nach Hauptsätzen, welche den Begriff des Leugnens, Zweifeins
und Verzweifeins, wie contester, disconvenir, nier,
douter, desesperer, nebst den ihnen verwandten Hauptwörtern
und Adjektiven, enthalten, steht im Nebensätze, wenn der Redende
im Hauptsatze jene Begriffe dem Inhalte nach verneint oder
ausschliesst, wobei übrigens auch der Hauptsatz in affirmativer
Frageform u. s. w. auftreten kann, gewöhnlich ue. Das Französi-
sche folgt hier zum Theil lateinischem Vorgang: On ne saurait
contester que la diversite des mesures ne brouille les cominengauts
(J.-J. Rocsseau). Vous ne sauriez disconvenir qu'il ne vous
ait parle (Acad.). Je ne nie pas que je ne I'aie dit. Je ne
doute pas qu'il ne vienne. Ne desesperez pas que ce moyen
ne vous reussisse (Nap. Landais). II ne doutait pas que
l'energie accumulee de la France ne triomphät longtemps de cette
coalition (Lamartine). Point de doute que cela ne soit(AcAD.). —
§ 164. Adverbien. Die Verneinung ohne Füllwörter. 479
Doutez-vous que mes voeux ne soient honorables? (Dumas)
Peut-on nier qiie les bonues moeurs ne soient essentielles k la
duree des empires (J.-J. Roisseau). Vgl. lat. Negare non posse
quin rectius sit (Liv. 40, 36). Non dubitabat quin ei credere-
mus (Cic, Att. 6, 2). — Quid ergo dubitamus, quin . , dolor
Sit maximus? (Cic, Fin. 2, 9) Quis ignorat quin tria Grseco-
rum genera sint vere? (Cic, Flacc. 27) Doch greift der affirmative
Satz statt des negativen allmählich mehr um sich; die Akademie
erlaubt: je ne disconviens pas, je ne conteste pas, je ne nie
pas que cela so it. Auch findet man nach dem Begriffe des
Zweifels im ähnlichen Falle den bejahenrlen Nebensatz: II n'y a
pas de doute que je lui conseille de faire cela (Picard).
66. nach einem Hauptsatze, der das Fehlen an etwas durch 11 s'en
faut ausdrückt, wird, wenn er verneint, oder ein bejahen-
der Fragesatz ist, die Verneinung auch vom Nebensatze angezogen,
welcher dann ne erhält: II ne s'en faut presque rien qu'il ne
soit aussi grand que son frere (Ferald). II ne s'en faut pas de
beaucoup que la somme n'y soit? (Gramm. Nat.)
Den negativen Hauptsätzen werden Sätze mit peu: il s'en
faut peu (de peu), peu s'en faut, gleichgestellt: II s'en fallait
peu qu'il n'eüt acheve. Peu s'en est fallu que je ne vinsse
(ACAD.).
Hier wird überhaupt das Lateinische massgebend, welches
nach nihil abest, non multum ahest, wie nach quid abest und
paulum abest, parum abest im Nebensatze die negative Seite des
Entferntseins oder Fehlens durch guin reflektirt.
Gegen den allgemeinen Gebrauch findet sich ausnahmsweise
ne nach anderen bejahenden Behauptungen: Cet homme parait
faire tout ce qu'il veut; mais il s'en faut bien qu'il ne le fasse
(Fenklon).
€6. nach einem dem Sinne nach negativen Hauptsatze steht im
verneinenden Substantivsatze, welcher in Verbindung mit
jenem ein affirmatives Resultat ergiebt, im Nebensatze ne: Ce
n'est pas que je ne convienne qu'il faut leur pardonner quelques
petites fautes (Gramm. Nat.). 11 etait impossible qu'il «'y
eut reussi (Montesquieu).
b) In adverbialen Nebensätzen findet sich ne:
aa. in temporalen Nebensätzen, welche mit que (nach 11 y a),
depuls que und avant que eingeleitet sind; die Negation fehlt
Indessen oft, namentlich bei avant que. Der Gebrauch oder die
Weglassung des ne hängt davon ab, ob man auf die Zeit, in
welcher etwas nicht mehr oder noch nicht war, reflektirt, oder
ot) man den Anfangspunkt oder Endpunkt der Zeit ins Auge fassen
will oder muss. In Sätzen mit que und depuls que mit dem
Präsens, Futurum I und Imperfekt findet man im ersteren Falle
ne . . pas (point oder ein anderes Füllwort): II y a longtemps
que tu ne t'es occupe de dessin (Dumas). Depuls que je ne
vous al vu, 11 s'est passe de bien grandes choses (Acad.). Je seral
morte avant qu'il n'entre dans cette chambre (Dumas). Mme
480 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. II. Adv. Satzbest.
Laroque, qui a beaucoup vecu ä Paris avant que la sante de son
beau-pere ne l'eüt condamnee a une perpetuelle villegiature,
conserve fidelement . . le goüt des interets eleves, elegants ou
frivoles (0. Feuillet). — II y a six mois que je ne lui parle pas.
Y a-t-il longtemps que vous w'etes plus avec votre frere? (Acad.)
Comment vit-il depuis que nous ne le voyons plus? II y avait
longtemps que nous ne nous voyions point. Quand il y aura
douze ans que tous ne verrez pas votre patrie, vous y serez
rappele (Nap. Landais). Ein anderer als ein euphonischer Grund
ist hierfür bisweilen nicht abzusehen. — Vgl. dagegen Sätze ohne
Negation: II y a peu de moments qu'il etait ici. II y aura
demain huit jours qu'il est parti (Acad.). L'on est mort avant
qu'on ait aper^u qu'on devait mourir (Flechier).
ßß. Im Bedingungssatze steht ne gewöhnlich, wenn derselbe eine
Ausnahme enthält (daher gewöhnlich bei ä moins que), aber
auch sonst häufig: A moins que vous ne preniez bien votre
temps, vous n'en viendrez pas ä bout (Acad.). Quoiqu'il ne croie
ä rien, si ce «est a lui-meme (Ronsard). Que leur tete soit
livree ä l'expiation, si vous «aimez mieux que l'expiation retombe
sur votre tete (Thierry). Je ne sortirai pas, si vous ne me venez
prendre en voiture (Acad.). Mais si vous ne regnez, vous vous
plaignez toujours (Racine). Si je w'etais moi, je voudrais etre
vous (V. Hcgo). So steht ne in den Formeln si ce n'est, si
mieux n'aimez u. dgl.; auch wenn der Nebensatz die Form der
Frage annimmt und mit ne beginnt: Cet ouvrage serait fort bien,
n'etait la negligence du style (Acad.). Selten fehlt ne in Sätzen
mit ä moins que: D'ailleurs . . lui promettre acces . . A moins
q u'ä vos projets un plein effet reponde, Ce serait trop donner ä.
discourir au monde (Corneille).
yy. In dem negativen Konsekutivsatze, welcher mit sans que
eingeleitet ist, findet sich häufig die in sans liegende Negation
noch einmal durch ne ausgedrückt: Elle ne voyait aucun etre
souflfrant sans que son visage /i'exprimät la peine qu'elle en res-
sentait (B. de St-Pierre). Sehr häufig bleibt freilich die Partikel
fort; sie ist berechtigt wie negative Attribute nach sans: Sans
nul egard pour nos scrupules (Beranger).
Der negative Konsekutivsatz wird sehr häufig durch das blosse
que mit folgender Negation ne (den lateinischen quin, ut non ent-
sprechend) negativen Hauptsätzen beigegeben: Je ne vous quitte
point . . que mon amour nait obtenu ce point (Corneille). Je
ne me bats jamais qu'aussitot je ne tue (Regnard). Ils ont dit
qu'ils ne le feraient pas qu'ils «eussent prouve leur puissance
(Db Vigny).
66. Im Modalsatze wird nach einem Komparativbegriffe oder nach
autre, autrement im Hauptsatze des Satzgefüges dem Neben-
satze ne beigegeben, wenn der Hauptsatz bejahend oder fragend-
verneinend ist. Die Negation wird durch die Reflexion hervor-
gebracht, dass der im ersten Gliede gesetzte Steigerungsgrad
dem zweiten nicht zukommt: G'est encore plus vrai que vous ne
le croyez (Delavigne). Je le souhaite plus que je ne l'espere
§165. Adverbien. Die Verneinung im unvollständigen Satze. 481
(Corneille). N'ai-je pas fait plus et bien plus que je uo
devais (De Vigny). On dompte la panthere plutot (= plus tot)
qu'on ne Tapprivoise (Bcffon). — On se voit d'un autre oeil
qu'on ne voit son prochain (Racine). II est fait autrement que
vous ne croyez (Acad.). Sehr unp;ewöhnlich ist die Auslassung
des ne: Nous sommes toujours attaches ä l'interet plus qu'il
convient (Boinvilliers).
Im abgekürzten Nebensatze, dem das Verb fehlt, tritt natür-
lich ne nicht ein; doch finden sich hier oft attributive und ad-
verbiale Bestimmungen, sowie andere Partikeln negativer Art:
Ulysse entend mieux que nul autre mortel les lois de Minos
(Fenelon). La patrie est plus digne de respect que ni pere ni
mere (Rollin).
Nach verneinenden und fragend-bejahenden Haupt-
sätzen steht ne demnach im Nebensatze nicht; die Grammatiker
gestatten die alsdann bloss auf den Komparativ gerichtete
Reflexion, welche bisweilen vorkommt, nicht. Dagegen fordert der
Sprachgebrauch nach einer verneinenden Behauptung im Neben-
satze ne, wenn die Nichtexistenz des Inhaltes des Nebensatzes
wie des Hauptsatzes der Vorstellung vorschwebt: Je ne le con-
nais pas plus que vous ne le connaissez (Acad.), wobei der
thatsächliche Gesichtspunkt sich einmischt. Das gramma-
tische Verhältniss wird aber auch hier bisweilen von guten
Schriftstellern festgehalten. Das Lateinische bietet keine Analogien,
wie dies im Griechischen der Fall ist.
e) Im Adjektivsatze steht nach einem dem Sinne nach negativen
Hauptsatze (welcher also auch durch einen bejahenden Fragesatz
ausgedrückt sein kann), wenn der Nebensatz an sich verneint ist,
nur ne; beide Sätze ergeben hier ein affirmatives Resultat: Vous ne
direz rien que je ne puisse entendre (Delavigne). II Ji'y a pas
une de ces lettres dont je ne sache d'avance le contenu (Dumas). —
Est-il un seul de vous qui ne tremble pour lui? (Delavigne) Tai-
je fait quelques voeux qui ne fussent pour lui? (Racine)
Auch nach Hauptsätzen, in denen peu das Korrelat eines nega-
tiven Nebensatzes ist, steht ne (vgL oben S. 479): II est peu de
grands hommes qui ne soient sensibles au plaisir de Commander.
165. ß. Die Verneinung im unvollständigen Satze.
Die Verneinung ne lehnt sich innerhalb des Satzes au das Satzverb; wo
dieses fehlt, kann also ne nicht vorkommen. Im unvollständigen Satze sind
daher verneinende Bestimmungen anderweitig zu ersetzen.
1. Unvollständige Sätze schliessen sich als Antworten oder Fragen oder
widersprechende Bemerkungen an andere Sätze, aus denen sie zu er-
gänzen sind. Hier bleiben, wenn das Satzverb fehlt, nach Auswerfung
des ne die Füllwörter desselben in verneinendem Sinne; pas kann
jedoch nie allein auftreten: Vous a-t-il dit qui vous ctes? — Pas encore
(Delavigne). Je suis donc libre! — Pas du tout (Id.). Avez-vous ete
ä Rome? — Jamals (Acad.). Nous ne pouvons pas accepter ce qu'il
nous donua. — Pourquoi pas? (Ddmas) Etes-vous fache? — Point
UüUuer, it. Ur. 3. AuÜ. 31
482 Dritt- Tbl. Syntax. Erst. Abschn, Die Wortfügunsr. II. Adv. Satzbest.
(AcAD.). Avez-vous de Targent? — Pas trop, auch selbst point trop
(AcAD.). Sätze, an welche sich die Negation anschiiesst, können selbst
elliptisch sein: Richard depute! — Pourquoi pas? (Ddmas) Auch das
die Negation -verstärkende du tout erscheint so negativ: Ferez-vous
cela? — Du tout (Acad.). Pas wird hier auch durch non verstärkt:
Prendrai-je cela? — Non pas, s'il vous plait (Acad.). II en apparaitra. —
Non pas un seul (Ponsard).
2. oder der unvollständige Satz schliesst sich durch ein Bindewort oder
asyndetisch unmittelbar an einen anderen Satz. Hier werden ent-
weder nur die negativen Bestimmungen, welche die Partikel ne im voll-
ständigen Satze begleiten würden, gesetzt oder, besonders bei adversativen
Bestimmungen, mit Nachdruck durch non verstärkt, was hauptsächlich
bei pas und point vorkommt, oder durch non ersetzt: Ce fut un oubli
et pas autre chose (Ddmas). Le roi etail trop pere et pas assez peuple
(Lamartine). Un genereux courage Pardonne k qui le hait, mais point
ä qui l'outrage (Crebillon). J'entends le philosophe et non l'homme
d'etat (Ponsard). Et saluez la loi, non les individus (Id.). Que je me
trompe ou non, respectez ma chimere (L.-P. Segur). C'etait toujours de
ritalie qu'il etait question et non jamais de l'Espagne (Bourrienne).
Asyndetisch wird non plus (lat. non plus, non magis) mit wiederholter
Negation einem negativen Satze mit angeknüpftem oder vorausgesetztem
Gliede der Vergleichung beigegeben: Je n'en sais rien, non plus
que vous (Acad.). Je ne te comprends pas non plus moi (V. Hugo);
auch nach einem unvollständigen Gliede: Personne non plus (Scribe).
Auf einen vollständigen Satz weisen non, non pas, non point
que, parce que, wie im Lateinischen non quod, non quia, non quoniam,
non quin, wodurch ein vorauszusetzender Grund abgewehrt wird: Je ne
veux pas que le vieillard reconnaisse don Joses pour mon frere . . et
cela non pas parce qu'il est le fils d'une bohemienne, non pas parce
qu'il est un pa'ien, non point parce qu'il deshonorerait mon nom . .
mais . . (Dumas). Je m'avan^ais vers Athenes avec une espece de
plaisir . .; non pas que j'eprouvasse quelque chose de semblable ä ce
que j'avais senti ä la vue de Lacedemone (Chateadbr.). — Auch sinon
weist auf einen Satz zurück: Cessez ce discours, sinon je me retire
(Acad.). A quoi devons nous penser . . sinon ä notre bonheur futur
(De Vignt).
3. oder der unvollständige Satz hat in keinem anderen seine Ergänzung;
er erläutert sich dann aus Ton und Geberde oder ist eine geläufig ge-
wordene Ellipse; hier fällt ne fort, die negativen Füllwörter bleiben:
Point de travail qui le rebute (Acad.). Eh! pas si pres, mon honnete
Asturien (Dumas). Rien de plus facile (Id.). Rien de Monsieur le
duc de Richelieu? (Id.) Plus de mystere! Plus de mariage secret
(Delavigne). Plus d'art, plus de negoce! (Ponsard) So erklären sich
auch Sätze mit rien que (quam), wo rien einen elliptischen Satz dar-
stellt: Rien que pour ce mot-lä vous meritez sa voix (Delavigne).
4. Es können aber auch im Satze einzelne Bestimmungen anderen
einzelnen Bestimmungen gegenüber verneint werden. Dies ge-
schieht auf ähnliche Weise wie oben (3.), obgleich meist durch non, non
pas (point): Produisant . . plusieurs etfets tous prepares et non prevus
§§ 166. 167. Adverbien. Die Verneinung. 483
(Chamfobt). üne perception de Täme, non point indecise . . mais nette
(Desnoters). Doch auch: Les gens peu ou point instruits (Acad.).
So wird durch non seulement ein Glied (jedoch auch ein voll-
ständiger Satz) einem anderen ergänzenden oder überbietenden gegen-
über gestellt: Non seulement je Tai paye, mais encore je lui ai
fait un present (Acad.). Un chretien doit aimer non seulement ses
amis, mais meme ses ennemis (Acad.); worin auch pas zutreten kann :
On se prosternait non pas seulement par contrainte et par peur,
mais par eblouissement sincere (Villemain), wie auch non und mais
einander gegenübertreten : II s'etait popularise non dans la gloire, mais
dans les immanites de cette epoque (Lamartine). — Statt non seule-
ment findet man aber auch ne . . pas seulement, welches sonst dem
ne . . pas meme, nicht einmal, selbst nicht, entspricht: Le
crime , . w'etait pas seulement un crime politique, c'etait aussi un
attentat religieux (Thierry). Ce w'etait pas seulement de la surprise
qu'il ressentait, c'etait aussi de la douleur (G. Deoz).
166. y. Die Verneinung eines einzelnen Wortes.
Wird ein einzelnes Wort als solches verneint, sodass es in den
entgegengesetzten Begriff übergeht, so geschieht dies durch non: Non
loin de la ville se trouve le chäteau (Acad.). II y a un non-moi pose
par ce moi (Cousin). Auf diese Weise entstehen Zusammensetzungen
mit non; s. S. 305. Vgl. lat. non corpus (Cic), non sutor (Hör.),
nonnemo, nonnullietc.
Wo sonst eine Verneinung eines einzelnen Begriffs auf andere Weise
stattfindet, schwebt die ünvollständigkeit der Ausdrucksweise zugleich vor:
Je vous ai connu pas plus haute que cela (V. Hugo). Hier entspricht
natürlich auch die Zusammenstellung keinem einzelnen zusammengesetzten
Begriffe.
Ein Zeitwort im Infinitiv, der nicht völlig substantivirt ist, wird
durch ne . . pas (point etc.) verneint, weil die Erinnerung an die prä-
dicirende Natur des Verb vorherrscht und ne die eigentliche Verneinung
des Verb ist: Je ne puis point . . ne point admirer . . ne pas
sentir . . ne point hair (Rollin). Cette verite eüt pu ne pas laisser
de traces (Chamfort). Je ferai tout pour ne vous pas deplaire (Racine).
167. S. Die absolute Verneinung (Nein).
Das Nein als Ausdruck der Nichtübereinstimmung mit einer in
Frage stehenden Behauptung wird durch noii ausgedrückt, und zum Theil
durch negative Füllwörter (s. oben ß. 1.) ersetzt, bei denen jedoch noch das
Bewusstsein einer Ellipse vorhanden ist. üeber Verstärkungen desselben
s. S. 236. Wenn pas zu non tritt, so ist das non nicht absolut in
diesem Sinne zu fassen, da pas noch an eine Satzform erinnert. In pour-
quoi non?, das neben pourquoi pas? auftritt, mischt sich die Vor-
stellung der Ellipse und der absoluten Verneinung. Vgl. übrigens das
lat. Aut etiam aut non respondere (Cic, Ac. Pr. 2, 32). Zuweilen
gebraucht man in vertraulicher Rede noch die Verneinung nenni afr.
nenil, neunin: Voulez-vous aller ä la chasse? Nenni (Acad.).
31*
484 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. IL Adv. Satzbest.
168. f. Beigeordnete verneinte Satzbestimmungen.
Bei der Verbindung zweier oder mehrerer negativen Glieder der Rede
durch die kopulative Verneinung ni (afr. ne, lat. nee), deren
ältere Form ne in einzelnen Fällen beibehalten wird, steht diese ent-
weder anknüpfend nur einmal vor dem zweiten Glieds der Rede
(auch nicht), oder sie tritt als Ausdruck der Wechselbeziehung
vor jedes der verneinten Glieder (weder . . noch), wobei zugleich die
Satzverneinung ne im Satze auftritt.
1. Wenn in dieser Anreihung im zusammengezogenen Satze Satzverba
die negativen Glieder sind, so wird bei Festhaltung der Wechsel-
beziehung dem ersten Zeitworte die Partikel ne (d. i. ni), den übrigen
die durch ne unterstützte Partikel ni vorangestellt: II ne boit ni
ne mange (Acad.). Je ne veux, ni ne dois, ni ne puis vous obeir
(BoiNviLLiEEs). Die entsprechende altfranzösiscbe Form hat: ne . .
ne ne, im 16. Jahrhundert ward ne in ni verwandelt; später noch
erhielt sich ne statt ni in anderen Redetheilen. Afr. Si ne mengai
ne ne bus (Acc. et Nicol.).
Auch im ersten Gliede findet man noch bei Neueren, wie bisweilen
im Altfranzösischen, die Einschiebung des ne nach dem ersten ni
(ne): Son grand cceur ni ne s'aigrit, ni ne s'emporte contre eile
(Bossdet).
Dagegen ist auch die Auslassung des ne im zweiten Gliede nicht
mehr ganz ungewöhnlich: Ce peuple . . Qui . . Depuis quatre mille
ans n'avance ni recule (Viennet).
Die Vertauschung von ni n e mit et ne, mit Aufgebung der
Wechselbeziehung, wird von einzelnen Grammatikern empfohlen; sie ist
auch bei guten Schriftstellern anzutreffen: Les animaux n'inventent et
ne perfectionnent rien (Bcffon).
Die Uebertragung von ne . . ni ne auf Infinitive ist selten:
Pour vivre exempt de chagrin, il faudrait ne voir ni «'entendre
(Nivernäis).
Die Verdoppelung der Negation (ne) nach ni ist nicht ohne Ana-
logie im Lateinischen: Neque illud haud objiciet mihi (Plaut., Epid.
5, 1, 57). Neque ego haud committam (Bacch. 4, 9, 114). Neque
tuas minas non pluris facio (Id.).
2. Wenn andere verneinte Satzglieder an einander angeknüpft werden,
a) so tritt entweder zu einem abgeschlossenen verneinten Satze
ein mit ni angefügtes negatives Glied: Je ne reconnais plus
tes moeurs ni ton langage (Delavigne). L'unanimite «est pas aussi
grande ni aussi active (A. Chenier). Je ne demande pas mieux. —
Ni moi (DüMAs). Je ne crois pas qu'il vienne, ni meme qu'il pense
k venir (Acad.). Vgl. lat. Quia non viderunt nee sciunt (Cic). —
So wird auch an andere negative Bestimmungen mit ni angeknüpft,
wie nach sans: L'on parle d'une region oü les vieillards sont galants,
polis et civils; les jeunes gens au contraire, durs, feroces, sans
moeurs ni politesse (La Bruykre). Cette grande plaine sans un village
ni une maison (De Vigny). II la trouve sans peine ni travail
(Bdffon). Beispiele dieser Anknüpfung nach anderen Begrifl'en s.
oben S. 475 und vgl. S. 478.
§ 168. Adverbien, Die Verneinung. ^qk
b) oder die Verneinung ni wird zugleich zum Ausdruck der Wechsel-
beziehung jedem der bezogenen Glieder beigegeben, wobei
dem Satzverb ne hinzugefügt ^^ird (ne . . ni . . ni . . oder ni . .
ni . . ne . .): H w'y en a ni plus ni moins. Vous ne devez ni le
dire ni Tecrire. Elle n'est ni laide ni belle (Acad.). Claude ne
fut ni liberal ni humain envers uiie portion notable de la population
gauloise, les druides (Güizot). Ni l'or ni la grandeur ne nous rendent
heureux (La Fontaine). Ni ta lance, ni ton epee, ni ta hache ne
sout en etat de servir (Gcizot). So steht auch im Lateinisr-hen oft
non beim Verb, während die einzelnen Glieder durch neque
ueque verneint sind: Non . . prae lacrymis possum reliqua nee
cogitare nee scribere (Cic, Att. 9, 12). S. oben S. 475.
Dem ersten von zwei Gliedern wird indessen oft die Verneinung
ni nicht beigegeben, wobei der Negation des Zeitworts zugleich ein
Füllwort (pas, point etc.) hinzugefügt werden kann: Les grands
ni les rois ne peuvent se perdre ni se sauver tout seuls (Massillon).
La volupte ni la mollesse ne peuvent contenter nos coeurs (Lebrln).
Je ne veux renverser ni troubler les etats (Viennet). — Mais l'un
ni l'autre enfin n'etait point necessaire (Racine).
Anmerkung. Zuweilen findet sich noch im Neufranzösischen, wie oft
im Altfranzösischen, ni affirmativ statt et gebraucht: Je serais Wen
fache que ce füt ä refaire Ni qu'elle m'envoyät assigner la premiere
(Racine); s. Mätzner, Syntax L 409.
486 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
m. Kapitel.
Die attributiven Satzbestimmungen.
169. Die attributive Satzbestimmung im Allgemeinen. Die attributive Be-
stimmung schliesst sich an den Substantivbegriff als dessen erweiternde
Bestimmung; sie hat das prädikative und adverbiale Satzverhältniss zur
Voraussetzung, worin der Akt der Beziehung enthalten ist, welcher hier
als vollzogen vorausgesetzt wird. Unter den attributiven Bestimmungen
nimmt das Adjektiv oder Eigenschaftswort im engeren Sinne als Aus-
druck der qualitativen Beschaffenheit des Gegenstandes die erste Stelle
ein; ihm reihen sich der Artikel, das Zahlwort und das Fürwort an,
welche determinative, d. h. demonstrative und quantitative Be-
stimmungen oder Beziehungen des Gegenstandes auf das anschauende
Subjekt ausdrücken. Sie sind zugleich, wenn auch mit Ausnahmen, fähig,
durch ihre Kongruenz in Geschlecht und Zahl ihre Einigung mit dem
Gegenstande auszudrücken. Aber auch andere Redetheile können, wie im
prädikativen, so im attributiven Verhältnisse zur Bestimmung des Sub-
stantivbegriffes verwendet werden, und zum Theil als Ersatz des Adjektiv
angesehen werden.
Das attributive Satzverhältniss zerfällt in das attributive im engeren Sinne
und in das appositive; durch beide wird ein Substantivbegriff bestimmt. Ihr
Unterschied besteht darin, dass das Attribut in unmittelbarer Einheit mit dem
Substantivbegriffe steht, welche theils durch seine Form, durchgängig aber durch
die Betonung der begrifflich geeinten Glieder dargestellt wird; während die
Apposition, obwohl mit dem Substantivbegriffe verknüpft, das ursprüngliche,
entwickelte Satzverhältniss verräth und, als ein abgekürzter Satz, selbständig und
ohne Toneinbeit mit jenem auftritt, wovon der Sprachgebrauch allerdings in
einigen Fällen, z. B. in Eigennamen, abweicht.
170. A. Das attributive Satzverhältniss im engeren Sinne.
a. Determinative Bestimmungen. Sie begreifen den Artikel, das Zahl-
wort und die Pronominaladjektive.
Diese Bestimmungen haben das mit einander gemein, dass eine andere nicht
determinative Bestimmung, welche neben ihnen auftritt, zu ihnen nicht im
Verhältnisse der Beiordnung, sondern der Einordnung steht, d. h. dass nicht
beide Attribute den Substantivbegriff in gleicher Weise bestimmen, sondern das
erstere das Substantiv mit seinem anderweitigen Attribute bestimmt;
vgl. Je prefere Laideur affable ä beaute rüde et fiere (Voltaire) mit: Le
pasteur . . recitait maintes devotes oraisons (La Fontaine). Wo mehrere deter-
minative Attribute neben einander auftreten, ordnet sich eins dem anderen ein.
§ 170. A. Attrib. SatzverL. a. Determinat. Best. (^ 171. Der Artikel. 487
171. I. Der Artikel. Der Gebrauch des bestimmten sowohl wie des
unbestimmten Artikels (s. S. 141. 143) ist im Französischen von
weiter Ausdehnung; seinem Gebrauche liegt vorzugsweise die germanische
und keltische Vorstellungsweise zu Grunde. Die Anwendung namentlich
des bestimmten Artikels reicht im Neufranzösischen weiter als im Alt-
französischen; die neuere Sprache scheint indessen auf dem Wege, ihn be-
sonders im adverbialen Verhältnisse wieder mehr zu beschränken.
1. Der bestimmte Artikel. Seiner ursprünglichen, demonstrativen Natur ge-
mäss hezeichiiet er den sinnfällig vorliegenden Gegenstand; die Erweite-
rung seines Gebrauches zum Ausdruck der bestimmten Einzelheit, sowie der
Art und der Gattung beruht auf jener Vorstellung. Seine rein demonstrative
Natur erscheint noch in einzelnen Ausdrucksweisen, wie: pour le coup, de la
Sorte, ä /"instant meme, depuis la huitaine u. dgl. m., wo das demonstrative
Fürwort näher zu liegen scheint als der Artikel,
Der Artikel dient dazu, das Substantiv, welches im Singular oder Plural
den Gegenstand an und für sich ausdrückt, nach der Sphäre seiner Exi-
stenz für die Anschauung des Redenden zu bezeichnen.
a. 1. Er wird demnach gebraucht, um Gegenstände als bekannte einzelne,
der Anschauung vorschwebende zu bezeichnen: La lune est dans
son apogee (Acad.). Le soleil sur les monts cuit la grappe doree
(Delille). La terre ä nos besoins prodigue ses largesses (Lemieree).
Oü aviez-vous donc les yeux? Portez cette lettre avant que la poste
soit partie. Vive le Roi! (Acad.) J'ai mal ä, la tete, aux yeux,
aux dents (Ead.) u. s. w,, wofür man auch sagen kann: J'ai mal a ma
tete, mon bras me fait mal (Dessiaüx) u. dgl.
So wird namentlich bei vorausgesetzten, auch abstrakten, Gegen-
ständen, besonders häufig aber von Theilen eines organischen Körpers,
wenn ihnen eine Eigenschaft beigelegt wird, der bestimmte Artikel ge-
braucht: 11 a le nez fin (Acad.). II avait l'ceil noir et grand (Soclie).
Cette femme a l'air fier (Laveadx). Elle avait la tete baissee et les
mains jointes (Soclie). Cet arbre a l'ecorce tendre (Acad.). Der be-
stimmte Artikel wird hier aber nicht unbedingt gefordert: Elle avait
un menton pointu (Le Sage). Avez-vous de bons yeux? (V. Hcgo)
Im Altfranzösischen bleibt oft der Artikel weg: Jambes out cortes (Rom.
de Roü).
2. oder der Artikel deutet auf bereits genannte einzelne Gegenstände
zurück: Alexandre .. retomba sur leur centre oü se trouvait Darius.
La presence des deux rois inspira une nouvelle ardeur aux combattants
(L.-P. Segür).
3. oder der Artikel tritt zu einem Substantivbegriff, welcher durch nach-
folgende attributive Bestimmungen, auch durch Relativsätze
näher bezeichnet ist: Les debris de l'empire romain sont disperses
(L.-P. Segür). Je re^ois ä mon Service le gar^on que tu m'amenes
(Le Sage). Le cri douloureux qu'elle avait pousse (Salvandt). Ob in-
dessen hier der Artikel bestimmte Individuen oder Artbegriffe als solche
bezeichnet, entscheidet nur der Zusammenhang.
ß. Der Artikel bezeichnet aber auch den Artbegriff oder Gattungsbegriff,
d. h. er fasst entweder den näher bestimmten Begriff oder den anderweitig
nicht bestimmten Begriff als ein Ganzes der Anschauung zusammen
488 Dritt- Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
und bezeichnet ihn so seinem ganzen Umfange nach. Dies kann durch
die Einzahl wie durch die Mehrzahl geschehen: Le moment du peril est
ceiui du courage (La Harpe). L'arbrisseau le plus sain a besoin de
culture (Fabre d'Eglantine). — Le renne vit de mousse aux plages boreales
(Delille). Les femmes sont la plus belle moitie du moade (J.-J. Rousseau).
172. Der bestimmte Artikel bei den verschiedenen Klassen der
Hauptwörter.
a. Bei konkreten Gattungsnamen vorzugsweise dient der Artikel sowohl
zur Bezeichnung bestimmter Individuen, wie der Art und der Gattung.
Er kommt hier zuweilen bei Personennamen in der Anrede vor:
L'ami, crois-moi, rentre chez toi (V. Hdgo) (s. oben S. 384), nicht ohne
eine demonstrative Wirkung (vgl. das gr. w oitog!) und deutet auf Ver-
traulichkeit, welche auch der höher Stehende dem Niederen gegenüber durch
demonstrativen Anruf zeigt.
Wo er distributiv erscheint, ist er zugleich im Singular verallgemei-
nernd: üne fois Tan. Deux fois la semaine (Acad,). Le cours du fleuve,
qui file ä peine trois milles ä. Theure (Volney).
ß. Bei Stoffnamen deutet der Artikel die Gesammtsphäre des Begriffes an:
Le vinaigre est utile contre la peste (Rosset). Le marbre est l'orne-
ment du foyer qu'il surmonte (Delille). La porcelaine est la propriete
du luxe (Esmenard); doch können die Stoffnamen auch wie Gattungsnamen
behandelt und mit attributiven Bestimmungen als Artbegriffe oder als be-
stimmte unter die Anschauung des Redenden fallende Individuen betrachtet
werden: On a decrie l'or leger (Acad.). Des ors de couleurs, des fers
aigres, les plombs d'un bätiment (Gir.-Duviviek).
y. Die Eigennamen, welche den begrifflichen Charakter der Gattungs-
namen entbehren und auf äusserliche, konventionelle, gleichsam demonstra-
tive Weise bestimmte Personen oder Gegenstände kenntlich machen, sind
gleichwohl in mehrfacher Beziehung fähig, den Artikel zu sich zu nehmen.
Denn theils erinnern sie an ursprüngliche Gattungsnamen; theils
können sie in der Mehrheit einer Gattung gleich erscheinen; theils kann
der Begriff eines Benannten auf seinen Namen übertragen werden; theils
kann ein Attribut des Namens diesen einem Gattungsbegriffe anähnlichen;
endlich kann ein Eigenname durch den Artikel als ein bekannter Gegen-
stand ausgezeichnet werden.
a) Dies bezieht sich besonders auf Personennamen.
a«. Als ursprüngliche Gattungsnamen haben viele Personen-
namen den Artikel, bei denen derselbe zum Theil mit einem Nenn-
worte völlig verschmolzen ist: Leroux, Lebrun, Le Beau, Le Vaillant,
Le Sage, Lamartine, Latouche, La Bruyere, La Fontaine, La Harpe
u, s. w. Der Artikel wird freilich auch da, wo er getrennt geschrieben
ist, nicht mehr als solcher behandelt, und daher nicht flektirt. Der
Genitiv und Dativ werden nur durch die vorangesetzten Partikeln de
und ä gebildet. Als ursprünglicher Gattungsname wird Christ ge-
wöhnlich mit dem Artikel als le Christ bezeichnet; dagegen Jesus-
Christ.
ßß. Wenn eine Anzahl Gleichnamiger zusammengefasst wird, so
kann hier der Artikel zum Plural treten, obgleich der pluralisch
gedachte Eigenname nicht immer die Flexionsform des Plural hat
§ 172. Determinat. Besf. Der bestimmte Artikel. 489
(s, oben S. 108): Buvons au plus grand des Henris (Beranoeb).
La noble fille des Stuarts (Id.). J'y ai connu des Malherbe, des
Dutoit, des Retif, des Cocher (Le Vaillant), Le deruier des
Blanchemont reposait tranquillement sur le grabat du plus pauvre
paysau de ses domaines (G. Sand).
yy. Werden die Eigennamen von Personen in übertragener Bedeutung
als Gattungsnamen betrachtet, so tritt ebenfalls der Artikel dazu:
Elle fait l'Agnes (äcad.). Si tous les houimes etaient desSocrates,
la science alors ne leur serait pas uuisible (J.-J. Rocssi:au).
Verwandt damit ist die üebertragung des Eigennamens auf Bild-
werke und schriftstellerische Erzeugnisse etc.: l'Apollon
du Belvedere, la Venus de Medicis, le Telemaque de Fenelon u. s. w.
Ein besonderer Fall, welcher hierher gehört, ist der Gebrauch des
meist unflektirten Eigennamens mit dem Plural des Artikels, wenn
die Person ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nach in gutem oder
bösem Sinne ausgezeichnet werden soll: Les La Fontaine, les
Boileau, les Moliere, vivaient entre eux (B. de St-Pierre). Les
Bertin, les Sacy, les Gir ardin, les Ch ambolle . . se disputaient
l'empire des esprits (Lamartine). Tu t'es montre le digne descendant
des Selim et des Soliman (L.-P. Segdr). Hier findet sich indess
auch öfter das Flexions-s am Substantiv. In dem Einzelnen wird der
Repräsentant einer Gattung gesehen,
6S. Wird ein Eigenname durch ein vorantretendes adjektivisches
Attribut näher bestimmt, so nimmt er den Artikel an; dies gilt von
allen Eigennamen: Le jeune Edmond (Mme de Genlis). La
pauvre Babonnette! (Racine) La süperbe Genes (L.-P. Skgdr).
Le rigoureux janvier (Fontanes).
Die durch vorantretendes Saint bestimmten Eigennamen sind
hiervon ausgenommen: Saint Bernard, der heilige Bernhard (von
Clairvaux), les apotres saint Paul et Saint Pierre, auch in Ab-
kürzungen, wie S. Jean oder St Jean, Ste Genevieve. Ebenso
auch in den zahlreichen Zusammensetzungen mit Saint-, Sainte-,
abgekürzt St-, Ste-, bei denen die Person des Heiligen mehr oder
weniger zurücktritt und zur Bezeichnung anderer Personen oder Sachen
benutzt wird; dahin gehören: l'ordre de Saiut-Lazare, une croix
de Saint-Andre u. dgl.; Familiennamen, wie Saint-Arnauld,
Saint-Pierre, Sainte-Beu ve; Namen von Oertlichkeiten, wie
Saint - Germain en Laye, Saint -Cloud, Sainte - Pelagie,
Saint-Louis, Saint-Honore, Sainte-Heleue u. a., nebst la
ville de Saint-Germain en Laye, le village de Saint-Cloud, la
prison de Sainte-Pelagie und Teglise Saint-Louis, la rue Saint-
Honore, rile Sainte-Helene u. a.
Als Namen von Bergen und Flüssen haben jedoch die Heiligen-
namen den Artikel: le Saint-Bernard, le Saint-Laurent; so
auch le Saint-Geran als Schifi'sname (s. S. 493) u. dgl.
Ueber Namen von Festtagen, wie la Saint-Michel, la
Saint-Jean etc., s. unten S. 493 und vgl. S. 116.
Folgt die attributive Bestimmung, so nimmt der Eigenname den
Artikel nicht an: Marat assassine (Mignet). Paris fidele et affame
(Id.). Junou Olympienne (Acad.).
490 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn, Die Wortfügimg. III. Attrib. Satzbest.
ff. Auffallender noch ist der Gebrauch der Eigennamen mit dem Artikel
im Sinne eines partitiven Genitiv: II y avait en lui plus du Fox
et du Pitt que du Mirabeau (Lamartine).
^f. Bei der Bezeichnung berühmter oder berüchtigter Persönlich-
keiten, sowie von Personen niederen Standes oder solchen, mit denen
der Redende vertrauliche Bekanntschaft verräth, bedient man sich
öfter des Artikels. Dahin gehören Namen bekannter Schriftsteller,
Künstler, Schriftstellerinnen etc.: Le Dante, le Tasse, le Camoens,
le Correge, le Poussin, la Duchesnois, la Taglioni etc. J'ai
ete voir les Gelosi, tu sais! ces comediens. Je me suis fiance ä la
Juana. Tres-bien! alors, ä moi laVittoria (Dumas). Sans attendre
la Barbette (Balzac).
Völkernamen sind als eigentliche Gattungsnamen zu betrachten;
als Namen bestimmter Individuen oder Gesammtheiten haben sie den
bestimmten Artikel. Das Altfranzösische gebraucht sie oft ohne
Artikel: Quant Engleiz cheient. Norm an z crient (Rom. de Roi).
b) Die Namen unpersönlicher Gegenstände haben in noch weiterer
Ausdehnung den Artikel, Zum Theil erinnern sie an die Substanti-
virung von Adjektiven (vgl. /"Espagne, terra Hispania [Liv.], le
Mantouan sc. pays; la ßaltique sc. mer), deren Substantiv aus-
gelassen wird, zum Theil an ursprüngliche Gattungsnamen (vgl. le
Havre); überhaupt weist der Artikel auf den Gattungsbegriff, welchem
sie angehören.
ßß. Die Namen von Oertlichkeiten, wie die der Welttheile, Länder,
Provinzen, Berge, Meere und Flüsse nehmen in der Regel
den bestimmten Artikel zu sich: /"Europe, Z'Oceanie; — la France,
TAllemagne, la Belgique, le Danemark, la Seuegambie; — la
Lorraine, laBourgogne, le Lauguedoc, TArtois; le Milanais, le Casen-
tin, le Mantouan, l'Amienois; — les Pyrenees, les Alpes, le Vesuve,
TEtna, le Rhodope, THelicon, le Parnasse, le Jura; — f Atiantique,
la Baltique, la Mediterranee, ^Archipel, le Cattegat, le Sund; —
/'Ebre, le Rhin, le Rhone, le Tage, le Danube, la Meuse, la Vistule etc.
Auch die Namen mancher, besonders grösserer Inseln nehmen
den bestimmten Artikel an: /"Irlande, la Sardaigne, la Sicile, la
Corse, Z'Eubee, la Guadeloupe, la Martinique, la Dominique, la Bar-
bade, la Desirade, la Trinite; — les Antilles, les Orcades, les
Hebrides, les Shetland, les A(;ores etc. Viele haben indessen den
Artikel nicht; man setzt ihnen oft das Substantiv ile vor: l'ile Bour-
bon, rile Saint-Thomas, l'ile Maurice, File Lu^on; les iles Moluques,
les iles Philippines, les iles Mascareignes, les iles Lipari etc., neben
nie de Goree, l'ile de Macao, File de Sardaigne etc. Auch die
Namen von Wüsten treten mit dem Artikel auf: le Sahara.
Namen von Städten und Ortschaften haben als auf Orte
übertragene Gattungsnamen den Artikel: /'Orient, Z'Ecluse, la Rochelle,
la Ferte, la Haye, la Corogne, la Mecque u. dgl. Auch erhalten
Städte, wenn sie einem Lande den Namen geben, öfter den Artikel,
wie le Brunswick, le Hanovre, le Braudebourg, le Luxembourg, le
Salzbourg.
Den Namen der Gebirge und Berge geht öfter ihr Gattungs-
name mont, montagne voran: les monts Himalaya, les mouts
§ 172. Determinat. Best. Der bestimmte Artikel. 4/91
Ourals, les monts Rocheax, les monts Cantabres, les monts Pyrenees,
le mont Cenis, le mont Etna, le mont Liban, le mont Sinai, auch:
la montagne de Sinai etc., wobei immer die Kasuspräpositiou de auf
montagne folgt. Bei Dichtern finden sich auch Bergnamen ohne
Artikel und Gattungsnamen: Pour renaitre au sommetd'CEta (Lebrün).
Olympe, qu'assiege un orage (Id.).
Die Namen der Flüsse verlieren in Zusammensetzungen gewöhn-
lich den Artikel: Chälons-sur-Marne, Bar-sur-Aube, Bar-sur-Seine,
Pont-sur-Seine etc.: seltener behalten sie ihn: Dance-sur-^Erre, Franc-
fort-sur-le-Meiu, Francfort-sur-rOder etc. Zuweilen dienen sie ohne
Artikel wie qualitative Bestimmungen: Le nom d'armee de Sambre-
et-Meuse (Mignet); daneben: L'armee de la Moselle (Id.). Vin du
Rh in (AcAD.). Auch ihnen wird oft ihr Gattungsname fleuve,
riviere beigefügt: le fleuve ludus, le fleuve Hudson, la riviere
Genesee (Volney). Die weiblichen Flussnamen werden gewöhnlich
mit der Kasuspräposition de angeknüpft: la riviere de Loire. Im Alt-
französischen stehen sie oft ohne Artikel: Et passerent Loire
(Froissart).
Die Weglassung des Artikels bei den Namen der Welt-
theile und Länder in manchen Fällen hängt mit dem früheren
französischen Gebrauche zusammen, welcher überhaupt den Artikel
bei Ländernamen nicht nöthig fand. Das Neufranzösische lässt den
Artikel weg, wenn das Gebiet nicht, mit der Erinnerung an seinen
äusseriich bestimmten Gattungsbegriff, als ein abgeschlossenes
Ganze gefasst, sondern der Eigenname als eine selbstverständliche
Erinnerung an das Gebiet überhaupt auftritt.
Dabei ist es nicht auffallend, das zwischen unbekannteren
Namen ferner Länder und bekannteren ein Unterschied gemacht
wird; bei jenen bleibt nämlich in der Regel der bestimmte Artikel.
Auch werden im Allgemeinen die Eigennamen männlichen Geschlechts
nicht leicht ohne Artikel, die seltneren pluralischen Namen nie
ohne denselben gebraucht.
aa) Dies geschieht sowohl bei den Begriflen des Verweilens als der
Bewegung bei der Präposition en, worauf bei allen Eigennamen
der Artikel wegfällt; dies ist dem Gebrauche dieser Präposition im
Neufranzösischen überhaupt gemäss. S. S. 426. Etre en France;
voyager en Italie; passer en Espagne (Acad.). üne foule
d'objets precieux que je n'avais jamais vus en France (Le
Vaillant). Vous l'envoyez en Europe (B. de St-Pierre). Da-
gegen: aller aux Indes, au Bresil, au Japon, au Perou.
bb) bei den Begriffen des Ausgehens von einem Lande, wie bei venir,
revenir, partir, sortir, auch chasser etc.: Un navire venant
d'Europe (Le Vaillant). Cela vient d'Orient oder de TOrient
(AcAD,). II vient d'Italie (Ead.). Quand Napoleon revint
d'Egypte (Skgor). Le comte d'Artois et ses deux fils . . sortirent
de France (Mignet). Dagegen: venir du Japon, du Mexique;
auch bei den Namen der Welttheile fehlt hier seltener der Artikel.
cc) wenn der Genitiv dieser Eigennamen das appositive Verhält-
niss ersetzt: L'empire d'Orient: Tempire d'Occident; l'empire
de Russie; le royaume d'Espagne; le grand-duche de Tos-
492 Dritt. ThI. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
cane; l'archiduche d'Au triebe; dagegen: le royaume des Deux-
Siciles; la presidence du Bengale; Tempire insulaire duJapon;
le canton du Valais. In anderer Rücksicht sagt man natürlich:
Tempire des Perses, des Romains etc., l'empire romain, l'empire
fran(;ais, la republique fran(;aise, le royaume lombard-venitien u. dgl.
dd) wo der Genitiv des Eigennamens als qualitative Bestimmung
eines Gattungsbegriffes auftritt.
Dies ist der Fall, wenn er zu den Namen von Fürsten,
Würdenträgern oder Beamten eines Landes gesetzt wird:
l'empereur d'Autriche, le roi de France, le scbah de Perse,
le ministre de France, Tambassadeur d'A utriche, la noblesse
de France, le grand ecuyer de France, un pair de France etc.
Ebenso wird gewöhnlich der artikellose Genitiv mit cour, cou-
ronne, trone u. dgl. verbunden: la couronne d'Espagne etc.
Dagegen sagt man: l'empereur de la Chine, duJapon,du
Bresil, le president du Perou, du Mexique etc. Öfter tritt
hier auch das Adjektiv ein: Tempereur russe, l'empereur fran^ais,
l'ambassadeur turc (Segur).
Natur- und Kunstprodukte der Länder erhalten ebenso
oft diese attributive Bestimmung: Histoire naturelle des oiseaux
d'Afrique. La caille d'Europe. L'asperge d'Europe. Le viu
d'Espagne. Le fer de Suede. Les laines d'Espagne (Le
Vaillant). üne solanee d'Amerique (Cuvier). Hier mischt sich
die Vorstellung des Ursprungs ein. Daher auch bei Landes-
münzen, Massen u. dgl.: L'ecu de France, le schelling de
Danemark etc., la lieue commune de France, la lieue d'AUe-
magne (Acad.). Dagegen in Bezug auf fernere Länder: Porce-
laine de la Chine, du Japon (Acad.). En toile bleue du Ben-
gale (B. DE St-Pieere). De magnifiques etofifes de soie de la
Chine (Id.).
Länder und ihre Grenzen, Küsten, Städte und Ein-
wohner werden mit Beziehung auf den Welttheil oder das Land,
welchem sie angehören, durch den artikellosen Genitiv bestimmt:
La Turquie d'Asie, la Turquie d'Europe, la Russie d'Europe.
Dans quelques etats d'Amerique (Chateaubr.). — La cote de
France, les cotes de France, la cote de Barbarie; les cotes
d'Angleterre — la frontiere d'Espagne (Mignet) — les villes
d'Asie, les villes de France (Gir.-Düvivier) — les mahometans
d'Europe, les barbares d'Asie (Segur). Hier findet sich indessen
vielfach ebenso der bestimmte Artikel: les limites de la France,
les villes de la France, les peuples de la France; und das
attributive Adjektiv: La Turquie europeenne (Segür). Le trace
des frontieres prussiennes (Id.). La frontiere russe (Id.). Les
nations europeennes (Acad.).
Auch in anderen Beziehungen findet sich der artikellose
Ländername gebraucht, wie in: Histoire de France, de Russie,
de Bourgogne (Gramm. Nat.). La carte d'Europe (ib.). La
revolution d'Angleterre (Mignet). L'expedition d'Egypte, la
guerre de Russie, de Pologne, d'Autriche (Gir.-Ddvivier).
La guerre de la succession d'Espagne (Acad.), neben: Histoire
§ 172. Detertninat. Best. Der hesthnmte Artikel. 493
du Languedoc, du Roussillon, du Poitou etc. La carte de
l'Europe (Gramm. Nat.). L'expedition du Portugal (Segoh),
mit Bevorzugung des männlichen Artikels; ausserdem auch das
Adjektiv: La revolution fran(;aise (Mignet).
ßß. Die Namen der Himmelsgegenden haben gewöhnlich den Artikel,
nur attributiv gebraucht zuweilen nicht: le vent d'est, le vent
d'ouest, le vent de sud; doch gewöhnlich auch: le vent du sud,
du nord. Sie werden jedoch auch ganz adjektivisch: le pole nord,
le pole sud, degre de latitude sud; le vent est nord etc. (Acad.).
yy. Pie Namen der Monate und Wochentage haben im Allgemeinen
keinen Artikel; doch sagt man: la mi-juillet, ä la mi-juin etc., und
in übertragener Bedeutung: l'aoüt (die Erntezeit), le raai (der
Pfingstbaum). Die Namen der Tage haben den Artikel, wenn sie als
Gattung verallgemeinert werden: Le samedi est chez les Juifs
le jour du sabbat. II faut sanctifier le dimanche (Acad.). Tel qui
rit le vendredi, pleure le dimanche (Acad.). Auch wo die Tage
durch Attribute näher bestimmt werden: Le mercredi Saint; le
mercredi des Cendres (Acad.), obgleich man sagt: jeudi passe u. dgl.
Auch findet man sonst den Artikel: Le mardi 2 aoüt 1815, vers
les dix heures du matin (Joüy). Le vendredi je partis de bonne
beure de Bruxelles (Janin). In übertragener Bedeutung steht: faire
le lundi (blauen Montag). Die mit Heiligen namen bezeichneten
Festtage haben den weiblichen Artikel mit Bezug auf das zu er-
gänzende Substantiv fete: la Saint-Michel, la Saint-Martin etc.
Unter den Namen christlicher Feste haben nur Noel und
Päques gewöhnlich den Artikel nicht; doch findet sich auch: ä la
Noel, und im Sprüchworte: Quand Noel est vert, les Päques seront
blanches (Acad.).
66. Die Namen der Schiffe erhalten gewöhnlich den Artikel: Allez
reconnaitre la cote avec la felouque la Caroline (Dumas). Un petit
vent s'etant eleve, leMercure s'approche (Le Vaillant). Le Saint-
Geran parut . . avec son pont charge de monde (B. de St-Pierke).
Der Artikel fehlt indessen auch: Le navire Catharina (Le Vaillast).
Argo, la nef ä voix humaine (Lebrün).
Die nach Eigennamen benannten Namen der Sterne und Stern-
bilder behalten die Natur von Eigennamen und stehen demgemäss
ohne Artikel: Quand Jupiter est en conjonction avec Saturne, und
so auch: Sirius est la plus brillante etoile du ciel, neben reinen
Gattungsnamen, wie l'Ourse, la Balance, le Sagittaire (Acad.).
h Abstrakte Substantive erhalten ebensowohl den Artikel, als Gattungs-
namen; der abstrakte Begriflf erscheint hier als ein bestimmter individua-
lisirter Gegenstand. Das Altfranzösische Hess den Artikel häufig fort,
auch wo das Substantiv als Subjekt auftrat; im Neufranzösischen ist der
letztere Fall ungewöhnlich: Toujours Thnmanite plaint ceux qu'il faut
detruire (De Bki,loy). L'honneur, la proiiite, le sens et la raison
demandent qu'on s'applique . . A remplir ses devoirs (Voltaire). L'amour,
la gloire, le genie Ont trop enivrc' mes beaux jours (Beranger). Sie
werden übrigens auch als Art- und Gattungsnamen behandelt: On
eprouva tout-ä-coup les horreurs de la famine (Mme de Geslis). Des
sottises d'un pere un fils n'est pas garant (Pibon).
494 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
f. Jeder Redetheil, selbst jedes umfangreichere Glied der Rede kann
endlich durch den Artikel die Bedeutung eines in sich abgeschlossenen
der Vorstellung vorschwebenden Ganzen und die Würde eines konkreten
oder abstrakten Substantiv erhalten.
Dahin gehören: das Adjektiv, mit Einschluss des Verbaladjektiv
oder Particip, sowohl als Personalsubstantiv: Les absents ont tort
(AcAD.). L'inconnue lui disait (Bouilly); wie als Sachsubstantiv:
le littoral, le Casentin, le Milanais etc., besonders auch als ab-
straktes Hauptwort, wobei der Artikel im neutralen Sinne zu fassen
ist: C'est le propre du genie de rendre digne des beaux-arts la nature
commune (Chamfort). L'assemblee aristocratique craignit de prendre
sur eile Todieux d'une teile condamnation (Thierry). Ces ecoles anti
ques oü Ton s'exer^ait ä debattre la cause du juste et celle de l'utile
(Prfvost-Paradol); s. S. 316. Auch der Superlativ des Adjektiv
wird so zuweilen substantivirt: Souvent qui choisit prend le pire.
Quand on n'a rien ä dire, le meilleur est de se taire. C'est le mieux
que vous puissiez faire. Le pis qui puisse arriver (Acad.). Depechons-
nous, c'est le plus sage (Scbibe). Der Artikel fällt hier im partitiven
Genitiv nach Fürwörtern fort: Qu'y a-t-il deplusbeau? Ce qu'il y
a de plus rare (Acad.).
Das Zahlwort, als Ziffer: le cinq de trefle (Acad.); als Quan-
tum: le sextuple de deux est douze (Acad.); oder als Personal-
substantiv: La commission des Neufs (Thiers). Le premier qui
fut roi, fut un Soldat heureux (Voltaire).
Das unverbundene und verbundene Fürwort, als Personalsub-
stantiv: liest plein d'egards pour moi et pour les miens. II se mefie
toujours des autres (Acad.); sowie als Sachsubstantiv, namentlich
auch abstrakt: Le mien et le tien engendrent beaucoup de guerres et
de proces (Acad,). Le tout est plus grand qu'une de ses parties (Ead.).
Sans le moi, le moi ne connait rien (Cousin). Mais quand je m'arme
du redoutable nous, je professe; il faut se soumettre (Brillat-
Savarin).
Der Infinitiv: dies ist seltener; s. S. 109. 250 und 316. 455. Le
voler des oiseaux frugivores (B. de St-Pierbe). Le raison ner triste-
ment s'accredite (Voltaire). Au doux tomberdujour (Lamartine).
Le long dormir (La Fontaine). Vgl. auch §§ 176. 180.
Partikeln und Satzglieder oder Sätze: II a toujours des si,
des mais (Acad.). Encor des non? toujours ce chien de ton (Voltaire).
Sans souci du qu'en dira-t-on (G. Droz). Ces phrases d'une politesse
affectee dont ils surchargent leurs demandes, comme les je vous en
prie, les petite maman, en gräce (Mme Campan); s. S. 108. 111.
173. Gebrauch des bestimmten Artikels im partitiven Verhält-
nisse.
Eigenthümlich ist die Verwendung des Artikels, wenn von einem un-
bestimmten Theile der im Allgemeinen bezeichneten Gesammtsphäre
eines Gegenstandes die Rede ist.
Er steht in diesem Falle im Genitiv, welcher gleich einem Nominativ
und Akkusativ gebraucht und durch Versetzung des ä vor den Artikel in
einen Dativ verwandelt werden kann, wenn konkrete Substantive, Gat-
§ 173. Determinat. Best, Der bestimmte Artikel im partiiiven Verhältnisse. 495
tiings- und Stoffnamen, oder abstrakte Substantive, welche jenen
gleich behandelt werden, im partitiven Sinne vorkommen, ohne dass ihnen
eine attributive Bestimmung oder ein Quantitätsbegriff vor-
angeht. D;is Neu französische fasst hier den Suhstantivbegrifi' mit oder ohne
attributive Bestimmungen in seiner Abgeschlossenheit als Gattungs- oder
Art begriff. Das Altfranzösische kann den Artikel überhaupt entbehren.
In der Einzahl wird das Substantiv als Stoff oder Gesammtmasse
betrachtet, von der ein unbestimmter Theil bezeichnet wird: Manger du
pain; vendre du vin en gros et en detail (Acad.). Gattungsnamen können
so in übertragener Bedeutung behandelt werden, wie du boeuf, du veau,
du mouton etc., wo das Fleisch statt des Thieres gemeint ist; ein wenig
verschieden davon ist: prendre, pecher du poisson, wo die ganze Gattung
als Masse betrachtet wird. Abstrakte Begriffe lassen sich leicht wie Stoff-
namen gleichsam als ein Quantum betrachten: Vous ferez du bien ä vous-
meme (Feselon). Elle a de l'esprit comme un äuge (Acad.). Ilyadupour
et du contre (G. Dboz). Daher haben auch substantivirte Adjektive den be-
stimmten Artikel: C'est un pere qui a du bon et du mauvais (Acad,). II y a
du haut et du bas dans la vie (0. Feuillet). üeber Eigennamen s. oben
S. 401. 490.
In der Mehrzahl wird von der Gesammtzahl der Individuen eines
Gattungsbegriffs eine unbestimmte Anzahl vorgestellt, auch abstrakte iu-
dividualisirte Begriffe treten hier auf; De vos corps dechires vons moffrez
des flambeaux! (Jocy) L'amour n'a que des fers honteux (Favart).
Dieu sur des plaines devorantes Vous prepare un tombeau lointain
(V. HüGo), Vous ne mourrez pas tous sous des bras intrepides (Id.),
Cet homme a des projets sinistres (Acad.).
Wenn der Einzahl oder Mehrzahl attributive Bestimmungen vor-
antreten, so fällt der Artikel fort; der Substantivbegriff in seiner Ab-
geschlossenheit tritt hier für die Vorstellung zurück, und die attributive
Begriffsbestimmung vermittelt für sich die Artbestimmung: 11 m"a
donne de bon papier (Acad.), Proposons-nous de grands exemples ä
imiter plutot que de vains systemes ä suivre (J,-J, Rousseau), — Le
pretre ouvrait de grands yeux (G. Droz).
Wenn vor der attributiven Bestimmung der Artikel beibehalten wird,
80 geschieht dies, weil der Substantivbegriff in seiner näheren Bestimmung
als ein der Anschauung vorschwebender bestimmter Gegenstand, in seinem
Gegensatze zu anderen Bestimmungen desselben dargestellt werden soll,
wobei denn der Gegenstand mit seinem Attribute oft als ein zusammen-
gesetzter Substantivbegriff gefasst wird. Von einer logischen Nothwendig-
keit ist überall nicht die Rede (s. S. 143). Der Sprachgebrauch wird durch
geläufig gewordene, neben anderen mögliche Gesichtspunkti' bestimmt. In
diesem Sinne sind Verbindungen wie du bon argent, du gros parchemin,
du petit vin, du gros vin, du petit poisson, de la belle musique, de la
vraie poesie, du veritable honneur u. a. dgl. aulzufassen, die zum Theil als
Substantivbegriffe auftreten, wie du petit-lait, des petits-maitres, des petites-
maisons, des blancs-becs, des rougcs-gorges, des beaux-esprits (Acad. 1878
ohne Bindestrich), des plains-chants etc., ob sie durch ein Tiret verbunden
werden oder nicht, und in Vergleich mit Formen wie: de petits maitres, de
petites maisons nun eine Begriffsverschiedenheit enthalten können.
Wenn dem allgemein gefassten Substantivbegriff eine Quantitäts-
bestimmung, wozu auch negative Füllwörter und dann die Negation selber,
496 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
auf welche die Vorstellung der Quantität übertragen ist, zu rechnen sind
(s. oben S. 404. 472), vorangeht, so fällt der Artikel beim Hauptworte fort,
d. h. der Quantitätsbegritf allein bestimmt die anderweitig unbestimmte Sphäre
des Begriffs: Une livre de fer, de plomb, de viande; une foule de
peuple, de spectateurs etc. Diablo n'eut onc tant d'honneurs en sa
Tie (La Fontaine). Le plus heureux est celui qui souffre le moins de
peines (J.-J. RocsstAc). Quelque chose de merveilleux. Combien de
jours avez-vous mis pour faire ce voyage? (Acad.) II n'est point de fierte
que le sort n'humilie (Crebillon). L'ambition, seigneur, n'a guere de
limites (BorRSACLT). II n'y a d'utile que ce qui est juste (Mirabeac).
II ny a pas de haut pour moi (0. Fecillet).
Nach bien, welches, dem combien analog, den Artikel ausschliessen
sollte, fehlt er nie beim Substantiv: Bien de l'argent, bien de la peine,
bien des hommes (Acad.); doch: bien d'autres. Bien wird hier als
Satzadverb behandelt und tritt nicht als Quantitätsbegriff auf.
Wird nicht mehr der Stoff oder die Gattung überhaupt durch den
Substantivbegriff bezeichnet, sondern ist derselbe schon anderweitig seiner
äusseren Sphäre nach für die Vorstellung bestimmt, so tritt der bestimmte
Artikel wieder ein: ün grand nombre des personnes quej'ai vues hier etc.
Wo nach negativen Bestimmungen der Artikel bleibt, tritt der Quantitäts-
begriff der Negation zurück, sie bestimmt den Verbalbegriff allein, und dieser
wird der Träger des partitiv gefassten Substantiv: II n'avait pas des outils
k revendre (La Fontaine). Je ne prendrai pas de la peine pour rien
(MoNTESQüiEi). Dass die verschiedenartige Auffassung der Negation eine
verschiedene Vorstellung bedingt, welche wesentlich den faktischen Gesichts-
punkt ändern kann, ist klar. S. oben S. 404. 405.
174. Verbindung des bestimmten Artikels mit einer anderen deter-
minativen Bestimmung.
Der Artikel hat überall wesentlich dieselbe Funktion, welche keiner
weiteren Erörterung bedarf. Doch bedarf sein Zutritt zu einer determina-
tiven Bestimmung als zweite Bestimmung derselben Art noch einer Er-
läuterung.
«. Er steht beim determinativen un, abgesehen von den meist substantivirten
Tun, l'autre. Tun et Taiitre, wo er selbstverständlich ist. Zu jenem
wird er vor einem folgenden partitiven Genitiv gesetzt, wenn durch das
Zahlwort nicht irgend ein Individuum lediglich als ein einzelnes einer
Gesammtzahl, sondern als ein bestimmtes einzelnes, der Anschauung
des Redenden vorschwebendes Individuum bezeichnet werden soll. Dies
geschieht vorzugsweise dann, wenn dies Individuum schon genannt ist,
obgleich auch in diesem Falle un stehen kann: L'Arabie, l'une des plus
grandes peninsules du monde connu (Kaysal). Ducis, Tun des quarante
de l'Äcademie fran9aise (Domergue). Le bec croise est l'un des oiseaux
dont les couleurs sont plus sujettes ä varier (Bdffon). Vgl. Un des
quarante de l'Äcademie fran(jaise (Domergle). Un des inconvenients qui
m'ont le plus eloigne de nos assemblees . . c'est la legerete de leurs
jugements (B. de St-Pierre). Perpenna, un de ses officiers, l'y vint
joiudre (Voltaire). II est u n de ceux qui ont le mieux reussi (Acad.).
ß. üeber le bei on s. oben S. 164.
y. üeber tout mit dem Artikel s. obeu S. 168 ff.
§ 175. Determinat. Best. Wiederholung des bestimmten Artikels. 497
175. Wiederholung des bestimmten Artikels in der Anreihung von
Substantiven oder von attributiven Bestimmungen desselben
Substantiv.
a. Wenn mehrere Substantivbegriffe syndetisch oder asyndetisch an
einander gereiht sind, denen, einzeln betrachtet, der bestimmte Artikel
zukommt, so kommen folgende Gesichtspunkte in Betracht:
1. a) Wenn mehrere Substantive durch et oder ou verbunden, oder
asyndetisch angereiht auf einander folgen, so wird der Artikel
wiederholt, wenn die einzelnen Begriffe nicht unter einen Ge-
sammtbegriff befasst werden können oder sollen. Die Zusammen-
fassung unter einen Artikel wird namentlich, wo sie auch sonst zu-
lässig ist, bei Verschiedenheit des Geschlechtes und der Zahl ver-
mieden: Ils croient que les sorciers et les sorcieres ont le pouvoir
d'attirer les esprits (La Harpe). Seulement le mercredi et le
samedi il y a quelques leQons de moins (Cocsin). Les malheurs du
pere et de la mere ne passent point ä leur posterite (Chatkacbr.).
C'est un calcul tres-fautif que d'evaluer toujoiirs en argent les gains
ou les pertes des souverains (J.-J. Rocssead).
b) Dagegen wenn synonyme Begriffe auftreten, oder Substantive,
wenn auch ungleichnamig und selbst verschiedenen Geschlechtes, zu
einem Ganzen verbunden werden sollen, so steht der Artikel nur
einmal, in dem letzteren Falle jedoch meist im Plural: L'abus du
gouvernement a fait imaginer la voie des deputes ou represen-
tants du peuple (J.-J. Rousseau). Son neveu Loth est etabli dans
la ville ou bourg de Sodom (Voltaire). — Le minimum des le^ons
. . est de cinq lecjons d'une heure chaque jour, les lundi, mardi,
jeudi et vendredi (Codsin). II en etait de meme des ministres
et grands officiers (J.-J. Roussead). Les pere et mere conti-
nuent de les nourrir (Blffon). Selten ist hier die Befassung unter
einem singularischen Artikel: Le 20, 21 et 22, contiuuation de calme
et d'ennui (B. de St-Pierre). Das Altfranzösische war in dieser
Hinsicht sehr frei.
2. a) Wenn mehrere durch et oder ou verbundene Adjektive in der
Weise auf einen Substantivbegriff bezogen sind, dass dadurch
ein Gattungsbegriff in Artbegriffe zerlegt oder auf verschie-
dene Individuen bezogen wird, so wird
entweder der Artikel bei jedem folgenden Adjektiv wiederholt: Les
bons et les mauvais conseils (Bosscet). La comparaison de quelques
scenes de la Phedre grecque, de la latine, de la fran^aise et de
l'anglaise (Montesquieu). ün peuple dont la bonne ou la
mauvaise forfune dependit de sa piete (Bosslet).
oder die verschiedenen Arthestimmungen werden, als einem gemein-
samen Gattungsbegriffe angehörend, ohne Wiederholung des
Artikels an einander gereiht, wobei das Substantiv häufig im Plural,
jedoch auch im Singular auftritt: Je lis les historiens anciens
et modernes (Montesqliec). Les puissances vegetale et
animale (B. de St-Pierre). Les bons auteurs du dix-septieme
et dix-huitieme siecles (Voltairk). L'äge de la premiere et
seconde enfance (Bdffon). Qu'importe du bonheur la source
fausse ou vraie (Piron).
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 32
498 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abscbn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
b) Treten die durch et -verknüpften oder unverknüpften Adjektive als
Bezeichnungen verschiedener Eigenschaften eines und des
selben Gegenstandes auf, so wiederholt sich in der Regel der
Artikel nicht: Si nous voyageons, les belies et fertiles plaines
nous ennuient (L.-P. Segdr).
Ausgenommen sind hiervon die auf einander folgenden Super-
lative, bei denen der Artikel als Ausdruck der superlativischen
Bedeutung nothwendig ist: Les dogmes les plus vrais et les plus
saints peuvent avoir de tres-mauvaises consequences (Montesqoikd).
La plus grande et la plus importante chose du monde a pour
fondement la faiblesse (Pascal).
Selten wird sonst bei Adjektiven der Artikel wiederholt, wodurch
den einzelnen Attributen ein besonderes Gewicht gegeben wird: II
s'etait propose pour modele le sage et l'humble Saint-Augustin
(Bocrdalode).
176. 2. Der unbestimmte Artikel. Er dient zur Bezeichnung eines
unbestimmten Individuums (s. S. 143); er steht daher nur bei Gat-
tungsnamen; wenn er zu ursprünglichen Stoffnamen oder abstrakten
Substantiven tritt, so sind diese zu Gattungsnamen geworden: Cesar prend
le premier une coupe ä la main (Racine). Croirai-je qu'une nuit a pu
vous ebranler? (Id.) — On lui trouva la poitrine pleine d'une eau rousse
(AcAD.). — Croyez-vous que cela soit d'une necessite absolue? (Bossdet)
Das einzelne Individuum kann aber auch als jedes beliebige Indi-
viduum der Gattung angesehen und damit selbst als Vertreter der Gattung
genommen werden: On ne saurait nier qu'un homme n'apprenne bien des
choses quand il voyage (Fenelon). Une femme prudente est la source
des biens (Destocches).
Der unbestimmte Artikel bei verschiedenen Klassen der Haupt-
wörter.
a) Hier ist zunächst der unbestimmte Artikel bei Eigennamen zu er-
wähnen:
tt. Bei Personennamen steht dieser Artikel, wenn der Einzelne
eines gleichnamigen Geschlechtes bezeichnet wird: On y remar-
quait . . le comte de Dampierre . .; un Choiseul, un Castelane,
major des gardes; unColbeit (Darc); oder wenn die einzelne be-
stimmte Person als ein Individuum einer vorzüglichen, durch
seinen Namen bezeichneten Klasse betrachtet wird: Quas-tu vu
cependant? . . Un Ca ton libre encore dechirant ses entrailles Sur
la fei de Piaton! (Lamartine); oder wenn der Eigenname des Einzelnen
die ganze Gattung repräsentirt: Un Auguste aisement peut faire
des Virgiles (Boileac). C'est une Agnes (Acad.). Je te dis que tu
es un faux ami, un Judas (G. Sasd); ähnlich wird Jehovah, als
sinnbildliche Darstellung Gottes, zu einem reinen Gattungsnamen:
On a graveL un Jehovah au-dessus de l'autel (Acad.). In einem
anderen Sinne geschieht dies, wenn Schriftwerke oder Kunstwerke mit
dem Namen des Urhebers bezeichnet werden, vgl. S. 108. C'etait lä
qu'on eüt pu trouver non pas seulemeut un Longus, mais un
Plutarque, un Diodore ou un Polybe plus complets que nous
les avons (Codbier).
176. Determinat. Best. Der unhest. Artikel. § 177. Wegfall des Artikels. 499
ß. Auch Eigennamen von Oertlichkeiten erhalten ihn in ähnlichen
Beziehungen: L'interieur de l'Afrique . . me paraissait un Perou
(Le Vaillant).
y. so auch die Eigennamen bestimmter Zeiten: Un dimanche soir la
famiile etait en prieres (Mme Göttin).
b) Jeder Redetheil und jedes Satzglied kann ferner durch un wie durch
den bestimmten Artikel substantivirt sein:
Das Adjektiv: von einer Person: un beau; une belle; von
einer Sache: Tout ce qui peut . . mettre un ridicule en evidence
(Chamfort). Hier ist noch der Fall zu bemerken, wo un mit einem
Particip des Perfekt in der Weise verbunden ist, dass es zweifelhaft
scheint, ob un substantivirt oder determinative Bestimmung des Particip
mit einem folgenden Substantiv ist: Avec une nommee Jane . . qui
a pour amant un nomme Fabiani (V. Hcgo). Vgl. afr. Et lui fut
amene ung qu'on appelait Estienne Boyleaue (Joinville); un steht hier
wie quelqu'un. Tritt dagegen der bestimmte Artikel ein, dessen
Funktion als determinative Bestimmung nicht zweifelhaft sein kann, so
ist natürlich die Möglichkeit einer zwiefachen Deutung ausgeschlossen:
La nommee Delobelle, vingt-quatre ans, fleuriste, demeurant rue de
Braque, a tente de se suicider en se jetant dans la Seine (Dacdet).
Das Zahlwort als Ziffer: Un cinq; un deux de chiffre; über-
tragen: un cinq de carreau (Acad.).
Das unverbundene und verbundene Fürwort: von Personen:
C'est un autre elle-meme (Moliere), s. oben S. 325. Un chacun
est chasse de son opinion (Moliere); diese Verbindung ist veraltet. II
est tantot chez un tel, tantot chez une teile (Acad.); von Sachen:
Un rien le fache. Diviser un tout en plusieurs parties (Acad.).
Der Infinitiv: dies ist im Neufranzösischen selten; Ausdrücke wie:
un bon mourir u. dgl. werden vermieden; anders verhält es sich mit
den völlig substantivirten un devoir, un sourire u. s. f.
Partikeln, Satzglieder und Sätze: Un doux nenni (Acad.).
Un tiens vaut mieux . . que deux tu Tauras (La Fontaine) etc.
Verbindung des unbestimmten Artikels mit einer anderen
determinativen Bestimmung.
So findet sich der Artikel bei Ordnungszahlen: un second
enfant; bei den Fürwörtern autre, certain und tel, auch bei meme:
une meme affaire (Acad.). Bei tout tritt er wie le dem Fürworte
nach: Colomb, seul de tout un monde, s'obstine ä croire ä un nouvel
uuivers (Chateadbr.). In der Poesie und im gemeinen Leben kann er
noch vor dem unverbundenen Possessivpronomen stehen: un mien pre
(Racine), un sieu portrait (Voltaire), un mien frere, un mien parent.
une mienne cousine u. dgl. (Acad,).
Die Wiederholung des Artikels un folgt im Allgemeinen denselben
Gesichtspunkten, welche für den bestimmten Artikel in der Einzahl gelten.
177. Der Wegfall des Artikels überhaupt.
Insofern das Substantiv den Gegenstand schlechthin ausdrückt,
erinnert es nur an den Begriff desselben; durch den Artikel wird der
Gegenstand in die Sphäre der äusseren Existenz verlegt. Sprachen,
welche einen Artikel besitzen, verwenden ihn nicht überall, wo das Sub-
500 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
stantiv auftritt, obwohl die Grenze seiner Verwendung nicht durch ein
festes Gesetz zu bestimmen ist, da er ebensowohl auf Gattung und Art,
als auf ein Individuum bezogen werden, und selbst der Eigenname, dessen
Gegenstand doch durch die Anschauung unmittelbar verständlich ist, den
Artikel annehmen kann.
Wo demnach der Artikel fehlt, tritt entweder der Begriff in seiner
Allgemeinheit als das Wesentliche oder als das allein Vorschwebende in
den Vordergrund, oder sein für die Anschauung zu bestimmender Gegen-
stand ist durch anderweitige Bezeichnung oder durch seine un-
mittelbare Gegenwart verständlich. Es versteht sich dabei von
selbst, dass an die Stelle des artikellosen Hauptwortes vielfach ein Haupt-
wort mit einem Artikel treten könnte und zum Theil wirklich tritt.
Auch greift hier das Gebiet rhetorischer Freiheit in das des erstarrten
Sprachgebrauches öfter hinüber. Dass aber der Artikel bei der mehr-
fachen Möglichkeit seiner Beziehung auch einen wesentlichen Unterschied
bedingen kann, ist aus dem Bisherigen hinlänglich klar. Die Fälle, welche
dabei vorzugsweise in Betracht kommen, sind folgende.
a) Im prädikativen Verhältnisse fällt gemeiniglich jeder Artikel fort,
wenn das Subjekt durch seinen Gattungsbegriff auf allgemeine
Weise bestimmt wird: Par la mode, du moins, la France est encore
reine (Delille). Les beaux-arts sont amis, et les muses sont soeurs
(Id.), Ils sont freres de pere et de mere. Elle est mere de
tant d'enfants. II est devenu ministre. II me parait fort hon-
nete homme. Cet apprenti veoait d'etre re?u maitre (Acad,).
Ne demeure-t-il pas maitre de notre cceur? (Boileaü)
Es kann jedoch namentlich in der Mehrheit die Subsumtion unter
den partitiven Gattungsbegriff stattfinden: Les rois sont des hommes
(Bossüet). Auch kann das Subjekt als ein zu einer Gattung ge-
höriges Individuum, oder als ein Artbegriff im Prädikate durch un
bezeichnet werden: Dieu est un esprit (Acad.). La politesse est
souvent une vertu de mine et de parade (Mirabeau); dagegen
auch: La vigilance inquisitoriale .. etait chose d'usage (Villemain).
So wird namentlich das einzelne Individuum gern als ein einzelnes
einer Gattung oder Art bezeichnet: Un genereux conseil est un
puissant secours (Corneille). Auch nimmt der anderweitig zu
einem Ärtbegriff bestimmte Gattungsbegriff als solcher den Artikel zu
sich: Leserinest le musicien de la chambre (Bcffon). Le paon
est . . le roi des oiseaux (Id.). Le pain est Taliment le plus
sain (Berqüin), sowie hier der individualisirende Artikel seine Stelle
hat: Elle est la mere de tel enfant (Acad.). Wo das Subjekt mit
dem demonstrativen Fürwort bezeichnet ist, tritt entweder der
bestimmte Artikel als Bezeichnung eines bestimmten Individuums auf:
Cette femme est la mere des pauvres (Acad.); oder das Individuum
wird als ein einzelnes einer Gattung gefasst: Ce monde-ci nest qu'une
loterie de biens, de rangs etc. (Voltaire). C'est un milord, un
millionnaire, un menteur, un hardi menteur etc. Wo der
Gattungsbegriff oder Artbegriff vorschwebt, kann indessen auch der
Artikel, namentlich bei Stoffnamen und Abstrakten, fehlen: C'est
obere epice; c'est folie; c'est affaire finie (Andriecx).
§ 177. Determinat. Best. Wegfall des Artikels. 501
Ebenso kann dem durch die Kasuspräpositionen oder andere
Präpositionen im prädikativen Sinne angeknüpften Substantiv der
Artikel fehlen, wenn es sich nur um die Begriflssphäre handelt:
Cela est de rigueur (Acad.). Rose, tes mains sont de glace
(Berasger). La France est ä genoux (Dklavigne). La famille etait
en priores (Mmk Göttin).
Doch tritt bei näherer Bestimmung ein Artikel ein: Le ciel etait
d'azur, les flots d'un jaune transparent (De Vigny).
Der prädikative Akkusativ beruht auf derselben Anschauung
wie der prädikative Nominativ; die Subsumtion der Individuen unter
einen allgemein gefassten GattungsbegrifF erscheint dabei nur in anderer
Form: Je le reputais homme d'honneur (Acad.). Plusieurs gros
bätimeuts que nous jugeämes bätiments de guerre anglais
(L.-P. Segur). Quand il me couronna Dame de la Beaute (Dumas).
Je t'en fais juge toi-menie (De Courcy). Doch kann natürlich ein
anderer Gesichtspunkt eine anderweitige Bestimmung durch den Artikel
herbeiführen.
h) Im adverbialen Satzverb ältnisse fällt der Artikel fort, wenn in
den adverbialen Ergänzungen des ThätigkeitsbegriÖes die begriffliche
Bestimmung ins Auge gefasst wird. Am Häufigsten kommen hier zwar
Abstrakia -vor, doch keineswegs ausschliesslich. Am Innigsten eint
sich die Ergänzung durch ein artikelloses Hauptwort (s. oben S. 405)
mit dem Verbalbegrifl'; dadurch wird der Substantivbegriff gleichsam
in den Thätigkeitsbegriff aufgenommen. Wenn statt dessen das Sub-
stantiv im partitiven Genitiv mit dem Artikel zum Verb tritt, so ist
noch die Vorstellung der quantitativen Autfassung vorhanden, die frei-
lich sonst bei vielen, auch abstrakten Begriffen nicht vermieden wird.
Doch tritt auch die mit den Kasuspräpositionen de und ä
angefügte adverbiale Bestimmung häufig ohne Artikel auf, wie bei
descendre de cheval; tirer de prison; accuser d'erreur; perdre de
vue, sortir d'embarras, d'apprentissage; niourirde faim; mettre
pied ä terre; imputer ä crime; condamner ä mort u. v. a., wobei
zwar nicht jene enge Verbindung des Substantiv mit dem Verb statt-
findet, das Substantiv aber ebenso in seiner begrifflichen Allgemein-
heit gefasst ist. Dahin gehören auch die vielen durch de und ä mit
einem Substantiv gebildeten adverbialen Ausdrücke.
Sehr gewöhnlich ist die Verbindung von anderen Präpositionen
mit dem artikellosen Substantiv: operer avec dexterite; se defendre
avec courage; recevoir avec joie; etre sans argent, sans res-
source, sans malice; voyayer par eau, par mer; il a fait cela
par crainte, par haine, par bonte; compter par ordre; s'en
aller par pieces; il a fait cela pour raison; traduire mot pour
mot; etre sous clef, sous voiles; naviguer sous pavillon fran-
9ais, passer sous silence; affirmer sous serment; peindre sur
toile, sur verre, wie fast ausnahmslos bei en, u. s. w.
c) Im attributiven Verhältnisse wiederholt sich die Anknüpfung einer
substantivischen Bestimmung durch Kasuspräpositionen und sel-
tener durch andere Präpositionen ohne Artikel. Wir haben diese An-
knüpfung im partitiven Verhältnisse bereits oben (S. 495. 496) gesehen:
une chaine d'or; des boutons d'argeut; des mines de fer, de soufre;
502 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Äbschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
un jour de fnnerailles; une uuit de teuebres; des sentiments
d'amertunae; une caisse d'epargnes; un agent d'affaires; les gens
d'esprit; — des betes ä laine; les plantes ä fleurs; les hommes ä
imagination; l'arbre ä pain; — la vigne en fleurs; des femmes
en couche; une bete en chaleur; un homme en fureur; une lettre
Sans date; un homme sans esprit etc.
In der Apposition steht die allgemeine Bestimmung ebenfalls
ohne Artikel: Vous, de la lyre amis harmonieux (Mme Tastu).
A milord Kilbourden, vieil avare, hypocondre (Asdriedx). Le
Pheiiicien, sacrificateur homicide de Slolok (Volnet). Elle
m'avait de volle son äme, et la mienne s'etait k demi refermee. Faible
malheur sans doute pour la jeune millionnaire, mais bonheur
veritable pour moi (0. Fedillkt).
cl) Wo demonstrative, fragende und unbestimmte Fürwörter die
äussere Sphäre des Substantiv bestimmen, fällt im Französischen der
Artikel fort: so nach ce, quel, maint, quelque, aucun, nul,
plusieurs, chaque, und häufig nach certain, wie nach diffe-
rents, divers, selbst nach dem ursprünglichen Hauptworte force,
welche ebenso zum Ausdrucke einer unbestimmten Quantität dienen.
Ebenso nach den Possessivpronomen mon, ton, son, notre,
votre, leur, obgleich andere Sprachen hier zum Theil einen Artikel
dulden. Dagegen verträgt tout in gewisser Beziehung den Artikel le
und un, wie certain und tel den Artikel un zu sich nehmen.
Autre und meme erfordern gewöhnlich einen oder den anderen
Artikel; beide werfen ihn zuweilen ab: Autre temps, autre usage
(La Bruyere). Voici les freres Martin: meme taiile, meme figure,
memes habitudes de corps (Paulmikr); s. oben S. 172. 173.
e) Bei der Aufzählung von Personen und Sachen stehen in bejahenden
und verneinenden Sätzen, namentlich bei ni . . ni, die Substantive
ohne Artikel: L'on ne voyait que champs cultives, que chemins
frequentes, qu'habitations pressees (Volney). Dignites, äge,
profession, religion n'arreterent point les fureurs de la debauche
(Chateacbr.). On joue argent, bijoux, maisons, contrats,
houneurs (Regnabd). Allemagne, Russie, Antriebe, Italie
ont plus d'un compte ä regier d'ensemble (Revüe d. d. M. 1872).
La nature ne fait ni princes, ni riches, ni grands seigneurs
(J.-J. Rousseau).
f) ebenso bei der Verbindung entgegengesetzter Begriffe, wie soir
et matin, jour et nuit, corps et äme, corps et biens etc.
g) und so auch bei der Wiederholung desselben Substantivbegriffes,
unter Vermittlung von Präpositionen, wenn es darauf ankommt, die
Gleichheit des Gegenstandes besonders hervortreten zu lassen: Disons-
nous nos secrets De compere k compere (Pikon). De larrons ä
larrons ii est bien des degres (Necfchateau). La pensee d"une
providence condult le sage de decouverte en decouverte (Aime-
Martin). Les voilä aux prises, pieds contre pieds, mains contre
mains (Fenelon). Bohemond . . envoyait courriers sur cour-
riers ä Godefroy (Voltaire). Danger pour danger, il faut choisir
celui qui promet de la gloire (Acad.).
§ 178. Determinat. Best. Das Zahlwort. 503
Aj Aufschriften, Ueberschriften, Bezeichnungen von Oert-
lichkeiten, kurze Angaben aller Art werden ohne Artikel zum
Theil elliptisch gegeben: Dictionnaire de l'Academie Fran(;aise,
septieme edition . . Tome premier. Paris. Librairie de
Firmin-Didot et Cie. (Euvres de . . Poesies erotiques. Acte
premier. Scene premiere. Le theätre represente un salon; porte
au fond. Maison h. louer. — Ce biliet au marquis de Torcy, hotei
de TAmbassade (Schibe). Charles Leblanc, lieutenant . . dans la garde
imperiale, troisieme bataillon, grenadiers (Merimee). A minuit
moins un quart, quai de la Megisserie, devant le n° 17, la
nommee Delobelle, vingt-quatre ans, fleuriste, demeurant rue de
Braque, chez ses parents, a tente de se suicider en se jetant dans la
Seine, d'oü eile a ete retiree saine et sauve par le sieur Parcheminet,
tireur de sable, domicilie rue de la Butte-Cha umont (Daudet).
i) In a llerthümlicher Redeweise, wie sie auch in Sprüchwörtern
erhalten ist, fehlt häufig beim Subjekte wie beim Objekte der
Artikel: Jeune fillette a toujours sein de plaire (La Fontaine).
Fe m me sage est plus que femme belle (Voltaire). Apres sombre
hiver gai printemps; Apres joli tenips triste pluie (Piron).
Robe de veiours, ventre de son u. dgl. m.
Im Neufranzösischen fehlt beim allgemein gefassten Subjekte nach
jamais regelmässig der Artikel, obwohl auch un vorkommt; beim
Objekte steht regelmässig der von der Negation getragene partitive
Genitiv mit de; doch kommt auch der artikellose Akkusativ bisweilen
vor: Jamais poete comique ne rencontra des circonstances si heu-
reuses (Chamfort).
Dasselbe findet natürlich statt, wo man eine Begriffserklärung
giebt: Necessite impiique privation (Chatealbr.).
Der Wegfall des Artikels bei einzelnen Substantiven, wie nombre,
multitude, quantite, force, wenn sie von einer grösseren
Menge gebraucht werden, erklärt sich leicht, da das nachdrücklich ge-
brauchte Hegriffswort um so prägnanter wirkt. Die Fülle der hier
vorkommenden Einzelheiten geht über das Mass der Grammatik hin-
aus, welche nur die leitenden Gesichtspunkte für die Auffassung der
Spracherscheinungen anzugeben hat.
178. II. Das Zahlwort bestimmt den Substantivbegriff nach Einheit
und Vielheit, nach Reihenfolge und Ordnung, sowie nach seiner Verviel-
fältigung, dem Begriffe der einzelnen Klassen des Zahlwortes gemäss (vgl.
S. 144 ff.). Die Syntax hat es mit einigen Anomalien seiner Verwendung
zu thun.
Unter den Kardinalzahl en wird un zuweilen zu einem attributiven Adjektiv
im engeren Sinne, in der Bedeutung einig, d. h. ein Individuum bildend:
La republique une et indivisible. Auch wird es für einerlei, identisch ge-
braucht: C'est tout un (Acad.). Mit dem Plural des Artikels steht es in: vers,
sur les une heure (Acad.), den Ausdrücken: vers les deux, trois etc. heures in
nachlässiger Weise angeglichen.
Wenn un einem Zehner, Hunderter etc. folgt, so steht das Substantiv
nach fast allgemeinem Gebrauche im Plural: Cent cinquante-un individus
504 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Absohn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
(MiRABEAc). Le vieillard des Mille et une Nuits (Chateaübr.), obwohl hier und
da das Substantiv von un attrahirt wird.
Um eine grosse Anzahl zu bezeichnen, bedient man sich der Zahlen cent und
besonders mille, auch wohl des substantivirten million: Le bon homme qui fit
Cent prodiges qui nous enchantent (Boüfflers). Mille pardons! (Picaed) J'ai
mille affaires. II y a mille et mille choses ä dire la-dessus (Acad.). Mil-
lion de tonnerres! (Merimee) Je vous rends un million de gräces (Acad.); so
im Lateinischen: sexcenti und mille.
Die Kardinalzahlen treten bisweilen an die Stelle der Ordinalzahlen;
der Grund ist die Gewohnheit der Bezifferung der Ordinalzahlen und das Aus-
sprechen der Ziffer statt derselben.
a) bei den Namen regierender Fürsten und Päbste (mit Ausnahme von un):
Charles premier, second und deux, trois, quatre etc. Die alte Form
der Ordinalzahl quint kommt in Char les-Quint und Sixte-Quint vor,
welche als zusammengesetzte Wörter anzusehen sind. Im Altfranzösischen
stehen gewöhnlich die Ordinalzahlen; so auch zuweilen im Neufranzösischen,
meist in der Poesie: Cette replique si famense de Louis douzieme (Boileaü,
VI. Preface, ed. de 1701). Clement le quatorzieme (Chenier).
b) bei den Tagen der Monate (ebenfalls un ausgenommen): Le premier janvier,
le deux avril, le quatre mai etc., früher vollständiger: Le deux de mars, le
quatre de mai (Voltaire); daher auch: Nous sommes au quatre du mois
(Acad.). Im Altfranzösischen stehen oft die Ordinalzahlen; so auch bisweilen im
Neufranzösischen: Le cinquieme du mois; nous sommes au quatrieme du
mois (Acad.). In Briefen findet man den Monatstagen le oder ce vorausgesetzt
oder die Ziffer ohne Determination: A Reggio, en Calabre, le 15 avril 1806
(Courier). Neuilly, ce 2 septembre (Mme de Souza).
c) in Jahreszahlen nach l'anoderan und en l'an oder en, oder alleinstehend,
mit Ausnahme des ersten Jahres: L'an mil sept cent; und Tan du monde
trois mille quatre cent seize (Vertot) (s. S. 146). An premier, an deux,
an trois etc. Le 16 floreal an IV ou de l'an IV. En l'an 700 de l'hegire.
En l'an 500 de la fondation de Rome. En 1830 (Acad.). Wenn dem Tausend
keine Zahl folgt, so schreibt man gewöhnlich auch in christlicher Zeitrech-
nung mille.
d) bei allerlei anderen gewöhnlich bezifferten Gegenständen, wie Bücher-
bänden, Kapiteln, Seiten, numerirten Häusern, durch Nummern klassificirten
Gegenständen u. dgl.: Tome cinq, chapitre cinq, page cinq, folio trois,
article dix (Acad.). II sortait de la maison numero dix-sept (Boürrienne).
Ce contrat est inventorie sous le numero dix-sept. Achetez cent rames de
papier du numero un, du numero deux des Vosges (Acad.); daher auch mit
supplirtem Substantiv: Ne prenez pas ce numero, on va vous donner du seize
(Acad.).
e) Die Tagesstunden, Minuten etc. werden gezählt, nicht nach der Reihen-
folge bezeichnet; deshalb findet hier keine syntaktische Unregelmässigkeit
statt: II etait une heure apres miniiit. II est deux heures, trois heu-
res etc. II est trois heures vingt minutes a ma montre (Acad.). üeber
vers les une heure s. oben.
§ 179. Determinat. Best. Die Pronominaladjektive. 505
179. III. Die Pronominaladjektive. Hierher gehören die zueignenden
Fürwörter, sowie die adjektivischen Formen des hinweisenden, des
fragenden, des bezüglichen und des unbestimmten Fürwortes.
S. S. 151. 155. 157. 161. 165.
1. Das zueignende Fürwort, welches einen Gegenstand vorzugsweise als einer
Person, aber auch einer Sache angehörend bezeichnet, steht syntaktisch einem
possessiven Genitive gleich. Im Altfranzösischen wird es daher auch oft durch
den Genitiv des Personalpronomens ersetzt: En l'onor de uioi (Gautieb de
CoiNsi). A Ja requeste de lui (Joinville), wie im Lateinischen: Non solum
sui deprecatorem, sed etiam accusatorem mei (Cic, Att. 11, 8); im Neufran-
zösischen nicht mehr. Für die dritte Person des Plural hat zwar der Genitiv
illorum die Form leur gegeben, ihr Ursprung (ist aber verwischt; der Ersatz
des Fürwortes der dritten Person im Genitiv en beschränkt jedoch den Gebrauch
des Possessivpronomens im Französischen: Maitres de l'univers, les Romains
s'en attribuerent les tresors (Montesquieu). S. oben S. 467.
Oft steht statt des Fürwortes auch der bestimmte Artikel, wenn ein
Gegenstand einem Subjekte oder einem durch ein persönliches Fürwort be-
zeichneten Objekte des Satzes angehört, wo auch im Lateinischen das Possessiv-
pronomen nicht verwendet zu werden pflegt: J'ai re(;u un coup de feu au
bras. Je me suis blesse ä la main (Gir.-Düvivier). 11 lui serre vivement
la main (Lemercier). Doch tritt auch das zueignende Fürwort zuweilen des
Nachdrucks halber oder zur Vermeidung von Zweideutigkeit, doch auch ohne
besondere Veranlassung ein: Quand mes bras manqueront, je vivrai si l'on
me nourrit, je mourrai si l'on m'abandonue (J.-J. Rousseau). Baissez vos
yeux vers la terre, chetifs vers que vous etes (Racine).
Zur nachdrücklichen Hervorhebung des zueignenden Fürwortes
kann der (possessive) Dativ des persönlichen Fürwortes hinzutreten: G'est mon
opinion ä moi (Acad.).
Dies Fürwort leidet in seiner verbundenen Form keine determinative Be-
stimmung vor sich, ausser tout (tous ses amis), wohl aber sagt man: ce
monsieur, ces messieurs, worin das possessive Fürwort nicht mehr in seiner
Bedeutung empfunden wird, üeber mien etc. s. S. 153. 499.
Die Wiederholung des Fürwortes bei mehreren Substantiven etc. folgt
den für den Artikel aufgestellten Gesichtspunkten.
2. Das hinweisende Fürwort deutet auf eine gegenwärtige, auf eine ge-
nannte oder auf eine zu besprechende Person oder Sache. Damit nähert
es sich dem Artikel, bewahrt jedoch seinen stärkeren Nachdruck. Doch wird
es auch oft da gebraucht, wo eine Person oder Sache in ihrer Bedeutsamkeit
als der Vorstellung gegenwärtig bezeichnet werden soll: N'etes-vous plus
cet Ulysse qui a combattu tant d'annces pour Helene etc. (Mme Dacier). Oü
sont-ils ces remparts de Ninive, ces murs de Babylone, ces palais de Perse-
polis, ces temples de Balbek et de Jerusalem? (Volney) Lat. Ex ponto
Medea illa quondam fugisse dicitur (Cic, Manil. 9). Iste tuus vates (Ov.,
Am. 1, 8, 57).
Es steht oft zu sinnfälligerer und nachdrücklicherer Rückbeziehung be-
sonders auf genannte Personen statt des Artikels: Ils se plut . . ä deployer
sa magnificence devant Solon . . Ge legislateur republicain n'en fut
point ebloui (L.-P. Segur). Mandane epousa Cambyse . . pere de Cyrus. Ce
jeune prince . . naquit un an apres Cyaxare (Id.). Le general Lannes . .
506 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Ahschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
Attaque par la plus grande partie de l'armee autrichienne, si ce general
reeule, il recule en heros (Bignon).
Statt der Anrede in der zweiten Person steht ce in auszeichnender
Weise mit einem Substantiv: Ces Messieurs viennent de Paris? (Picard)
Ce eher Bonnard, il comprend etc. (Delavignb).
Vor sich duldet das Fürwort nur tout: Tous ces petits anges (Mme
Desbordes-Valmork).
3. Das nach der Beschaffenheit fragende Fürwort steht auch in Scheinfragen,
welche eine Verwunderung über die Beschaffenheit des Gegenstandes in loben-
der oder tadelnder Weise enthalten; das Fragezeichen wird hier gewöhnlich in
das Zeichen des Ausrufes verwandelt: Quelle honte! Quel malheur! Quelle
folie d'agir ainsi! (Acad.) Der Satz ist gewöhnlich elliptisch. Lat. Qual ine
amico mea commendavi bona! (Plagt., Trin. 4, 4, 3)
4. Das bezügliche Fürwort lequel kommt nur noch in seltenen Fällen in
attributiver Verbindung mit seinem Hauptworte vor; vgl. S. IGl.
5. Die unbestimmten Fürwörter, welche hier in Betracht kommen, sind nach
ihrer attributiven Bedeutung iu der Formenlehre entwickelt. Vgl. S. 165 ff.
Als ein achtes Adjektiv wird unter ihnen nul bisweilen verwendet:
Les auteurs de livres nuls sont responsables envers Dieu du temps qu'ils fönt
perdre aux lectturs (Boistk). Vgl. lat. Patre nullo, matre serva (Liv. 4, 3).
Andere determinative Bestimmungen dulden certain, tel, autre und
meme, wie das immer dem Substantiv nachstehende quelconque vor sich:
un certain . ., un tel . ., un autre . ., /'autre . ., le meme . ., u n meme • .,
ce meme . ., un pretexte quelconque, deux points quelconques etc.
Seltener ist quelque einer anderen Bestimmung eingeordnet: Si qnel-
que chose de nous vit encore sous la terre, ce quelque chose tressaille
de plaisir au bruit des pas de ceux que nous avons aimes (Dumas). Paidonnez-
moi d'avoir passe ces quelques instants que vous m'accordez, ä vous tour-
menter (In.).
180. b. Qualitative Bestimmungen. Wir haben hier das Eigenschafts-
wort, das Adverb, den Infinitiv und das Hauptw^ort als Bestim-
mungen eines Substantivbegriffes zu betrachten.
I. Das Eigenschaftswort. Das Eigenschaftswort, zu welchem das
Verbal adjektiv oder Particip gehört und wozu auch die motionsfähigen
Substantive namentlich auf eur, welche schon im Lateinischen zwischen
dem Adjektiv und Substantiv schwanken, zu zählen sind, bezeichnet die
Eigenschaft oder Beschaffenheit, welche dem Gegenstande anhaftet, und
steht in der innigsten Verbindung mit seinem Substantiv; der Sprach-
gebrauch hat dem Adjektiv deshalb mehr als anderen attributiven Be-
stimmungen die Fähigkeit bewahrt, seine Kongruenz mit dem Substantiv
nach Geschlecht und Zahl an semer Form auszudrücken.
1. Das Eigenschaftswort und seine Kongruenz im Allgemeinen. Jedes
Hauptwort ist als solches durch ein Adjektiv bestimmbar.
a) Dies gilt zunächst von dem nach Inhalt und Form entschieden ausgeprägten
Substantiv, wie in: La justice est mere de la paix publique et de
Tordre prive (Lacretelle). L'histoire des temps passes se retrafait
§ 180. b. Qualitative Bestimmungen. Das Eigenschaftswort. 507
vivement ä ma pensee (Volney). — Le feu venpeur (Racine). La
puissance usiirpatrice (Malesherbes). Le glaive ami, sauveur de
Tesclavage (A. Chesier).
b) Der zum Substantiv erhobene Infinitiv, welcher nicht vom Sprachgebrauche
als achtes Substantiv verwendet wird, kommt nur in seltenen Fällen mit
dem attributiven Adjektiv vor: Le long dormir est exclu de ce lieu (La
Fontaine). Au doux tomber du jour (Lamartine).
c) Bei den zu Substantiven erhol)enen Adjektiven steht ebenfalls ein adjek-
tivisches Attribut, wobei der Zusammenhang, die Wortstellung, und im par-
titiven Verhältnisse die vorangestellte Partikel, das Adjektiv vom Substantiv
unterscheiden lassen müssen.
Oft werden so Personalsubstantive bestimmt: II y a des scele-
rats parfaits (La Roche). Ce sont de pauvres aveugles (Chateaübk.).
L'impie heureux insulte au fidele souffrant (V. Hugo). Gassendi,
vrai sage, philosophe pratique (Chamfort). Das Lateinische ist darin be-
schränkter; es kann nur die durch den Sprachgebrauch entschieden substan-
tivirten Adjektive mit einem Attribute versehen; vgl. paternus inimicus,
amicus dulcis, legatus quaestorius u. dgl.
Auch als (abstrakte) Sachnamen werden sie durch andere Adjektive
bestimmt, obwohl nicht häufig: Une seule scene de bou comique (Cham-
fort). Des personnages d'un ridicule outre (Id.). Ne serait-il pas pos-
sible que les femmes eussent des ridicules particuliers? (Id.) Aux
goüts blases sur le vrai beau (Neufchatkal). Der Plural substantivirter
Adjektive ist nur in seltenen Fällen üblich und setzt den häufigen substan-
tivischen Gebrauch voraus. Im Lateinischen ist hierbei der Plural häufiger,
namentlich von ursprünglichen Participien: Ista comprobabis divina prae-
dicta (Cic, Fat. 7).
Die Formenlehre weist eine Anzahl von attributiven Bestimmungen
nach, welche zum Theil, wenn sie anderen attributiven Bestimmungen voran-
gehen, wie feu, franc de port (s. S. 134), zum Theil überhaupt nicht
(s. S. 138) mit dem Substantiv kongruiren. Zu den letzteren gehören
Farbenbestimmungen, auch ursprüngliche Substantive oder zusammengesetzte
substantivirte Adjektive. Von anderer Art sind die Participien wie compris,
ci-joint etc. (s. S. 437. 460), welche, wo sie wirklich attributiv auftreten, mit
ihren Substantiven kongruiren. Für adjektivirte Substantive können nord,
sud etc. gelten: A cinq degres nord de la ligne (Le Vaillant). La
pointe sud (L.-P. Segor). Dagegen sind ort, brut und pesant (S. 184)
als wahrhaft apposiiive Substantive anzusehen: Une livre pesant, deux
kilogranimes pesant (Acad.). Tournois und parisis sind alte zwei-
gescblechtige Adjektive: La livre tournois etait de vingt sous, la livre
parisis de vingt-cinq sous (Acad.). Dagegen ist noble rose als Münzname
appositiv gebraucht: Voili un bon de dix ecus noble rose (Dumas).
Andere Bestimmungen durch nicht motionsfähige Substantive wie:
La division Duhesme (Bignon). L'affaire Leblanc (Dumas). Les
barbes moyen-äge: les perruques Louis XIV (Gueris). Une societe
Jeune-France (Scribe), sind nachlässige Abkürzungen des Cienitivver-
hältnisses.
508 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
181. 2. Beziehung mehrerer Eigenschaftswörter auf dasselbe
Substantiv. Wenn mehr als ein attributives Adjektiv mit einem Substantiv
verbunden werden, so sind zwei Beziehungsweisen zu unterscheiden:
a) die attributiven Bestimmungen können Prädikaten entsprechen, welche
demselben Subjekte zukommen.
a. In diesem Falle können die ohne Bindewort an einander gereihten
oder durch das Substantiv getrennten Adjektive im Verhältnisse der
Einordnung zu einander stehen, so dass eines zur Bestimmung des
Gesammthegriffes wird, welcher durch die Vereinigung des anderen
mit dem Substantiv entsteht: La noiiyelle Organisation judi-
ciaire (Mignet). Le plus riebe grand seigneur de l'Angleterre
(Güizot). Une opinion publique forte (Mignet). Des arbres
etrangers utiles (Cüviur). Vgl. Praepotenteiu finitimum regem
(Liv. 42, 50). Columna aurea solida (24, 3).
ß. oder mehrere durch Bindewörter verknüpfte oder asyndetisch an-
gereihte Adjektive stehen im Verhältnisse der Beiordnung: Le
theätre et la societe ont une liaison intime et necessaire (Cham-
fort). Cette sensibilite reveuse, irritable et passionnee de
Werther (Nodier). Quel affreux, quel magnifique spectacle
(Chateaubr.). Lat. In animos teneros atque moUes influere (Gic,
Leg. 2, 15).
y. oder das Verhältniss der Beiordnung ist mit dem der Einordnung
verbunden: Un ^raud interet politique et social (Villemain),
üne opinion publique forte et eclairee (Mig.net). Lat. Privata
navis oneraria maxiuia (Cic, Verr. 5, 52).
b) Die attributiven Bestimmungen können Prädikaten entsprechen,
welche verschiedenen Subjekten zukommen:
«. Diese Zusammenziehung mehrerer attributiver Verhältnisse ist am
Häufigsten, wo das Substantiv eines jeden derselben im Plural
stehen müsste; hier wird das Substantiv im Plural mit pluralischen
Adjektiven verbunden: Les oiseaux domestiques et saiivages
nourrissent Thomme (Bdffon).
ß. oder die einzelnen attributiven Verhältnisse erfordern den Singular
des Substantiv.
Hier steht entweder das Substantiv in der Mehrzahl, die
Adjektive in der Einzahl: Les langues rornane et tudesque
furent les seules en usage jusqu'au regne de Charlemagne (Dcclos).
Lat. Placuit consules circa portas Colliuam Esquilinainque ponere
castra (Liv. 26, 10).
oder zu dem Substantiv in der Einzahl treten die Adjek-
tive in der Einzahl: La legislation civile et criminelle
(Mignet). Cet arret . . infligeait au condamne la torture ordinalre
et extraordinaire (Villemain). Lat. Inter Esqniliuam CoUiuaiiique
portam (Liv. 26, 10). Einige Grammatiker macheu in diesem Falle
die Wiederholung des Artikels gegen einen weit verbreiteten Sprach-
gebrauch zum Gesetze, welche übrigens ebenfalls vorkommt : La poesie
anglaise, la fran^aise et l'italienne (Voltaire).
§§ 181. 182. 183, Qualit. Best. Das Eigenschaftswort. 509
182. 3. Beziehung desselben Eigenschaftswortes auf mehrere
Substantive. Wenn dasselbe Eigenschaftswort auf mehr als ein Sub-
stantiv bezogen ist, so können ebenfalls verschiedene Fälle eintreten.
a) die Substantive sind synonym und es ist im Wesentlichen nur ein
Gegenstand mit einem Attribute versehen. Stehen die Substantive in der
Einzahl, so kongruirt gewöhnlich das Adjektiv im Geschlechte mit dem
ihm zunächst stehenden: Tonte sa vie n'est cju'un travail, qu'une
occupation continuelle (Massillon).
b) oder die Substantive bezeichnen verschiedene Gegenstände.
a. Alsdann steht das Eigenschaftswort gewöhnlich in der Mehrzahl
(immer wenn eins der Substantive in der Mehrzahl steht), und wenn
die Substantive verschiedenen Geschlechts sind, im männlichen
Geschlechte: Pour peser dans son esprit une resolution et une
responsabilite si terrihles (Lamartine). D'une veste et d'un
pantalon bleus (Bouilly). Quei est . . le bon pere de famille qui
ne gemisse de voir son fiis ou sa fille perdus pour la societe
(Voltaire). Vgl. oben S. 381. 382.
ß. Doch stimmt auch oft das Eigenschaftswort mit dem letzten Sub-
stantiv überein, welches dem Redenden zunächst vorschwebt: Je ne
connais point de roman, point de comedie espagnole sans comhats
(Florian). Lat. Virtutem et bonum alie num oderunt (Liv. 35, 43).
Vgl. oben S. 382.
183. 4. Weitere Bestimmbarkeit des attributiven Eigenschafts-
wortes. Das Eigenschaftswort kann im attributiven wie im prädikativen
Satzverhältniss auch adverbiale Bestimmungen aufnehmen, welche mit dem
Attribute zur Begriflfseinheit verschmelzen; am Häufigsten kommen dabei
Gradbestimmungen vor: Des attentions bien touchantes (La Mennais).
De fort sottes gens (La Brcyere). Des Protections doublement scan-
daleuses (Villemai.v). D'aussi grandes reformes (Mignet). Andere
adverbial bestimmte Eigenschaftswörter haben mehr den Charakter von Satz-
verkürzungen: Ces routes aujourd'hui solitaires (Volney). Un enfant
encore ignorant (Adel. Mo.ntgolfier); am Meisten die Participien: Une
autorite toujours combattue (Villemaiis). Les caracteres malformes,
les figures grossierement esquissees (Mme de Stael). — Selbst sub-
stantivirt sind Adjektive zuweilen ähnlich bestimmt: Les infiniment
petits ont un orgueil infiniment grand (Voltaire).
Auch die dem Lateinischen nicht treu gebliebenen Steigerungsgrade
der Adjektive gehören zu den adverbial bestimmten Adjektiven: Vous n'auriez
pas trouve en France un genie plus puissant, plus eleve que Bossuet
(Villemain). Le plus grand art est de cacher l'art (Diderot). Sie können
zuweilen weiter bestimmt werden, wie durch possible, welches hier adver-
bialisch wirkt: Aux plus longues echeances possible. Aux epoques
les moins longues possible (Gramm. Nat.); obgleich dies nur die
Abkürzung eines Nebensatzes (qu'il est possible) ist. Ausserdem wird bis-
weilen das schon adverbial bestimmte Adjektiv gesteigert, wie in: Victor
Hugo, un des genies les plus originalement inventeurs (Nopier).
Ersetzt wird das superlativische Adjektiv hier und da durch andere Wen-
dungen, wie die Einschiebung eines Satzes vor oder nach dem Positiv (on
ne peut plus, s'il en fut): II envoya une lettre on ne peut plus in-
510 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
jurieuse (Bocrrieske). II est musicien . . Ivrogne s'il en fut, d'ailleurs
fort honnete bomme (Andrieüx); von denen die erstere eine leicht aus dem
Zusammenhange zu ergänzende Ellipse ist.
Statt des attributiven durchgängig mit seinem Substantiv kongruirenden
Superlativ tritt oft der Superlativ in der Form eines substantivirten
Adjektiv und in dem Geschlecbte des Hauptwortes, worauf es bezogen ist,
zu seinem im partitiven Genitiv stehenden Hauptworte, welches noch
das determinative tout vor sich haben kann: La pire des betes est le
tyran (Marmontel). Quelques genies doues du plus rare des privileges
(Nodier). G'est le plus imbecile de tous les hommes (Acad.). Vgl.
lat. ürbem Syracusas maximam esse Graecarum urbium pulcherri-
mamque omni um saepe audistis (Cic, Verr. 4, 52). Statt der Genitiv-
partikel kann auch die Präposition entre, gewöhnlich d'entre, eintreten:
Le plus petit d'entre nos disciples (Massillo.n). Lat. Iris Africana
amplissima inter omnes (Plin., H. N. 21, 7). Acerrimus inter
recusantes Callisthenes fuit (Just. 12, 7). Alle diese Verbindungen geben
dem scheinbar substantivirten Superlativ einen grösseren Nachdruck.
184. II. Das Adverb. Es erscheint in einigen Fällen beim Mangel
entsprechender Eigenschaftswörter ohne Weiteres an der Stelle des Adjektiv;
doch erhält es unter Vermittlung der Kasuspräposition de, substantivischen
Attributen analog, leicht den attributiven Charakter, besonders zur Be-
zeichnung räumlicher und zeitlicher Beziehungen.
a) Das blosse Adverb als Attribut: La note ci-dessous. La page ci-contre
(ÄCAD.). La baie vis-ä-vis (B. de St-Pierre). Ces niorts debout (Mme
DE Stael). Les ci-devant recollets. Cela etait bon au temps jadis (Acad.);
an Zusammensetzung streifend in Ausdrücken wie: la presque unanimite
(Revüe d. d. M. 1871). Votre presque eternite (Lamartine). Raum- und
Zeitbestimmungen finden sich, wie hier, auch im Lateinischen: Nunc homi-
num mores (Plaut., Pers. 4, 1, 57). Gravibus superne ictibus conflictabantur.
Sensit dux imparem cominus pugnam (Tag., A. 2, 20).
b) Das Adverb mit der Kasuspräposition de: L'air d'alentour (Boileaü).
Les maux d'ici-bas (La Mennais). Le seigneur de ceans (Dumas). Les
jambes de devant, de derriere, Le jour d'avant, d'apres (Acad.), La
representation d'hier (Scribe). La fete d'aujourd'hui. L'annee d'apres
(Acad.). Aehnlich ist die Anknüpfung adverbialer Bestimmungen, in denen de
einer anderen Präposition vorantritt: En face de chez moi (Andriedx). Les
hommes d'avant le deluge (Acad.).
185. III. Der Infinitiv. Er kommt mit den Kasuspräpositionen de und ä
als attributive Bestimmung vor.
1. Der Infinitiv mit de entspricht Genitivverhältnissen verschiedener Art: Le
droit de disposer et de transmettre (Mirabeaü). La resolution de com-
battre snr ce terrain (Bignon). L'occasion de sevenger (L.-P. Segur).
Gette idee de me tenir sous sa dependance (Scribe). Les fa^ons de parier
proverbiales (Joüt). S. oben S. 448. 449. So steht im Lateinischen statt des
Gerundium zuweilen der Infinitiv nach Hauptwörtern: Consilium erat . . con-
tinuare bellum (Liv. 5, 2.).
§184. Qualit. Best. Adverb. §185. Infinitiv. §§ 186. 187. Hauptwort. Genitiv. 511
2. Der Infinitiv mit ä steht in der That auch beim Hauptwort in dem Sinne
des lateinischen Gerundium mit ad und erscheint so oft in freierer Verknüpfung
mit dem Hauptwort.
a) Hier kommt der Fall vor, dass das durch den Infinitiv bestimmte Haupt-
wort weder das Subjekt, noch das Objekt der durch den Infinitiv
ausgedrückten Thätigkeit ist: C'est un conte ä dormir debout (Acad.). II
n'y a aucune volonte, aucune tendance h. changer i'etat des choses (Con-
stant), Lat. Det ausas ad reprehendendum (Cic, Lael. 16, 59).
b) oder das Substantiv ist zugleich das Subjekt der durch den Infinitiv
ausgedrückten Tbätigkeit: C'est un beau spectacle ä. ravir la pensee
(V.Hugo). C'est une entreprise k vous faire honneur (Acad.). C'est uue
affaire ä vous perdre. C'est un proces ä ne jamais finir (Ead.).
c) oder das Substantiv erscheint als das Objekt des Infinitiv: ün ouvrage
k recommencer. ün homme ä pendre. Un cheval ä garder (Acad.).
Des terres ä cultiver (Mikabeau). Ces distinctions ä faire entre les ditl'e-
rents objets (Mignet). Hier wird der Infinitiv in der Bedeutung ganz einem
passiven Particip des Futur gemäss verwendet (s. oben S. 451) und im
strengsten Sinne attributiv.
186. IV. Das Hauptwort. Es wird sowohl unter Vermittlung von
Kasuspräpositioiien als von anderen Präpositionen mit einem Hauptworte
verbunden und tritt vielfach aus der Sphäre des attributiven Verhältnisses
im strengeren Sinne heraus, indem es objektive Beziehungen des Sub-
stantivbegriffs bezeichnet, welche nicht mehr als demselben anhaftende
Beschaffenheiten betrachtet werden können. Gleichwohl sind darin Be-
stimmungen des Substantivbegriffs vorhanden, wenn der bestimmte Sub-
stantivbegriff auch bisweilen nur wegen seiner Abstammung von einem
Zeitworte die Fähigkeit hat, in diese Beziehung einzugehen, wovon auch
das Lateinische auffallende Beispiele bietet, wie in: Iter Romam ejus
mulieris (Cic, Cluent. 68). Quid tibi hanc aditio est? quid tibi hanc
notio est? (Plaut., Truc. 2, 7, 62)
Ein blosser Akkusativ ohne Präpositionen als nähere Bestimmung
eines Hauptwortes ist jedoch im Französischen im Allgemeinen nicht üblich,
abgesehen von Zusammensetzungen, meist Uebertragungen aus dem Grie-
chischen und Lateinischen, die auf ein ursprüngliches Objektverhältniss
des Bestimmungswortes zu einem Verb hinweisen, aus welchem das Grund-
wort entwickelt ist; s. oben S. 306. 307. Eine Erwähnung verdienen in-
dessen volksthümlich verkürzte Wendungen, wie: Le plus terrible, ce fut
l'arrivee rue de Braque, la maison en emoi, la curiosite des voisins
qu'il fallut subir (Daudet), obwohl ihr elliptischer Charakter deutlich
erkennbar ist; vgl. oben S. 385.
Dem Substantiv ist auch das substantivische Fürwort vielfach gleich-
zustellen.
187. 1, Der attributive (xenitiv verknüpft sich mit dem Substantiv zur
Bezeichnung der meisten jener Beziehungen, welche oben als adverbiale
Bestimmungen aufgefasst sind (s. S. 391 fi".).
512 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Äbschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
a) So dient er zur Bezeichnung räumlicher Verhältnisse und der damit in
Verbindung stehenden Bestimmungen des Ausgehens, der Trennung, Be-
raubung u. s. w., oft mit Rücksicht auf die Abstammung des Hauptwortes,
zu welchem er tritt: Apres sa sortie de prison. A mou retour de
tel Ijeu. Vivre dans Teloignement du monde. Un homme qui est
dans la privation de toutes choses (Acad.). Vgl. den lateinischen
Ablativ: Narbone reditus (Cic, Phil. 2, 30). Doch kommt die dem de
entsprechende lateinische Präposition mit einem Substantiv häufiger vor: De
paupere mensa dona (Tibull.). Copo de via Latina (Cic). Nauta de
navi Alexandrina (Surt.).
b) zur Bestimmung der Zeit: Le lendemain de ses noces (Acad.). Le
jour de son mariage (Laboulaye). Son echeance de j anvier etait
tres-lourde (Daudet).
c) zur Bezeichnung des Grundes, des Ursprunges, des Urhebers, des
Werkzeuges etc.: La fierte d'u n grand nom (Lebron). Trois pasteurs
enfants de cette terre (A. Chenier). Un articie de vous (Delavigne).
Saura-t-il que je tiens pour outrage Tout eloge de lui (Id.). II faut trois
coups de canon (V. Hl-go), Vgl. lat. Invidia annonae (Ursache) (Cic,
ad div. 5, 17), und mit de: Genitrix Priami de gente (Virg.). De summo
loco eques (Plact.).
d) Vom weitesten Umfange ist der possessive Genitiv, wodurch eine Person
oder Sache als diejenige dargestellt wird, welcher eine andere angehört.
Unter diesen Genitiv können die mannigfaltigsten Beziehungen befasst wer-
den, und bei der Entwicklung des attributiven Verhältnisses zu einem Satze
kann der Genitiv bald als Ausdruck des Subjektes, bald des Objektes
erscheinen; zuweilen kann nur der Zusammenhang über die Auffassung des
Genitiv entscheiden, wie in Tamour des femmes (die Liebe der Frauen
oder zu den Frauen), Vgl. lat. Metus hostium recte dicitur et quum
timent hostes et quum timentur (Gell, 9, 12): Les biens de l'eglise
(MiRABEAü). L'oeil jaloux de la Parque trompee (Lebrun). La dignite
de Tarne (Bodilly). Der objektive Genitiv ist häufig bei verbalen Sub-
stantiven anzutreffen: Une famille vouee . . ä la culture des jardins. Le
premier partage de la Pologne. Les defenseurs de Tignorance. Les
habitants du Nord etc.
Die freieste Verwendung des Genitiv ist auf dieses Gebiet zurück-
zuführen; die Subsumtion eines Hauptwortes unter die Sphäre des anderen
lässt Ausdrucksweisen Raum, die sich nur durch Mittelglieder erklären
lassen, welche der Zusammenhang bietet. Manches dieser Art hat der
Sprachgebrauch fixirt, wie: La route de Negrepont (Chateaübr.). Le
voyage de Varennes (Mme Gampan). Le chemin du tombeau (J. Chenier).
Les assiegeants se preparerent ä effectuer la descente du fosse (in den
Graben) (Darü). L'habitude du cheval (mit dem Pferde umzugehen)
(Boüilly) etc.
Hierher gehört auch der appositive Genitiv, wodurch ein engerer
Begriff einem weiteren, namentlich ein Eigenname einem Gattungs-
namen, zu näherer Bestimmung beigegeben wird: Le titre de duc de
MoiitebelJo (Bignon). La religion . . ne s'est servie, pour l'exprimer, ni du
mot d'amour; ni du mot d'amitie . . ni du mot de pitie; mais eile a
trouve l'expression de cbaritas (Chateaibr.), La comedie du Tar-
tufe (Chamfort). Ses pieces les plus libres de l'Ecole des Maris et de
§ 187. Qualit. Best. Attributiver Genitiv. 513
l'Ecole des Femmes (Id.). L'ouvrage qu'on donne ce soir, cette piece
des Comediens (Delavigne). Le royaume d'Espagne; Tempire de
Russie; le royaume des Deux-Siciles; la ville de Paris, l'ile de
Tine; la place de Candie; le mois de juin etc.
Dieser Genitiv tritt nach Substantiven wie nom, surnom, titre, möt,
cri, empire, royaume, republique, dache, grand-duche, princi-
paute, margraviat, comte, vicomte, archeveche, eveche, pro-
vince, commune, canton, district, departement, arrondis-
sement, diocese, paroisse, ville, village, ile, presqu'ile, fort,
iorteresse, place, montagne, riviere, fleuve, mois u. v. a. auf,
doch finden sich hier auch Ausnahmen, wie z. B. mont, capitale stets,
fleuve, ile, cap u. a. oft das ap positive Substantiv ohne Kasuspräposition
zu sich nehmen, rue, place, faubourg, porte, eglise, hopital u. dgl.
besonders bei näherer Bestimmung durch Personennamen. Vgl. auch: Au mot
peuple il se trouble (Delavigne). J'entendais les cris Au meurtre! ä
Tassassin! (Acad.) Uebrigens vgl. das lat. Vox voluptatis (Cic, Fin.
2, 2). Arborem fici (Flacc. 17). ürbs Patavii (Vibg., Aen. 1,247). In
oppido Antiochiae (Cic, Att. 5, 18).
Verwandt hiermit ist eine Ausdrucksweise, in welcher der appositive
Genitiv zu einem Hauptworte tritt, welches, logisch betrachtet, das Attri-
but des anderen ist. Sie gehört der Sprache des gemeinen Lebens an: ün
grand coquin de coureur (Joct). Ce danine d'heretique (Ddmas).
Quel diable de metier fais-tu la? (Id.)
e) Der Genitiv der Eigenschaft, des Werthes, Preises und Masses ist
ebenfalls von weitem umfange: Ses joues d'une blancheur eclatante
(Chateacbr.). ün homme de talent (Scribe). Des affaires de quelque
importance (Dabli). Des nuages d'une forme horrible (B. de St-Pierre).
ün diamant d'un grand prix (Acad.). Des boulets de plus de cent
livres (Daru). Une flotte de quatorze volles (Id.). Un front de dix-
huit printemps (Chateacbr.). La guerre de Trente ans (Dcrcy). Lat.
Mitis ingenii juvenem (Liv. 1,46). Coronam auream . . parvi ponderis
(3, 57). Quatuor jugerum agrum (3, 26).
f) Der Genitiv des Stoffes und Inhaltes ist im Französischen um so mehr
im Gebrauch, als die Sprache wenige Adjektive des Stoffes aufzuweisen
hat: ün siege aux clous d'argent (Ä. Chenier). Un crucifix d'ebene
(Chateaubr.). Le pain de pur froment (Id.). Le bei escalier de marbre
des Propylees (Cherblliez). Sur des aiies de feu (Lebrün). Den Inhalt
bezeichnen: Un tonneau, une bouteille, un verre de vin etc., bildlich: La
coupe des malheurs (Lebrun). Im Lateinischen entspricht der Genitiv in:
auri argentique venae (Cic), montes auri (Ter.), flumina lactis, nec-
taris (Ov.); auch de mit dem Ablativ: Verno de flore Corona (Ov.).
Templum de marmore solide (Virg.).
g) Der partitive Genitiv gehört ebenfalls hierher. S. oben S. 401. Er tritt
zu Substantiven, welche als Tbeile eines Ganzen oder als Individuen einer
Gesammtheit zu fassen sind; letzteres besonders nach (substantivirten)
Ordinalzahlen und Superlativen: Quelques centaines d'hommes reunis
(Constant). Une grande partie du lit du rivage (B. de St-Pierre). —
L'homme est le seul des animaux qui soit oblige de se vetir (B. de St-
Pierre). Le premier de tous les peuples oü Ton voit des bibliotheques
(RoLLis). Quelques genies doues du plus rare des privil^ges (Nodier).
Mälzner, fr. Gr. 3. Aufl. 33
514 Pritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
Dem Lateinischen ist der Genitiv ebenfalls geläufig, doch auch de mit dem
Ablativ: Partem de istius impudentia reticere (Cic, Verr. 1, 12). De
tribus et decem fundis tres nobilissimos fundos (Id.).
Darauf beruht auch die Steigerung von Adjektiven und Substantiven
durch Wiederholung eines vorangehenden Begriffes im Genitiv
der Mehrzahl: L'Etre des Etres. Le Cantique des Cantiques. Vanite
des Yanites. Le Saint des saints (Acad.). Ney le brave des braves!
(DüMAs); womit man vgl. Elle est belle parmi les belies (Id.). Der Lateiner
kennt diese Wendung nicht; sie ist wohl ursprünglich aus der Bibelsprache
aufgenommen.
Ein unbezeichneter Genitiv nach Art des Altfranzösischen findet
sich namentlich noch in Zusammensetzungen; s. S. 106 und vgl. S. 109. 307.
Andere Einzelheiten dieser Art, auch Ellipsen, nachlässige Bezeichnungen
des Genitivverhältnisses, üebergänge in das appositive Verhältniss u. dgl.
sind an geeigneter Stelle angemerkt worden.
188. 2. Der attributive Dativ kommt ebenfalls in fast allen seinen ad-
verbialen Beziehungen auch zur Bestimmung des Substantiv vor.
a) zu räumlicher Bestimmung des Wo? und Wohin?: ün vaste incendie
aux cimes des montagnes (A. Cheniee). Un tel, notaire ä Paris, fabricant
ä Lyon. Conseiller ä la cour de Cassation. Commis au ministere de la
guerre (Acad.). Le Chevalier . . lieutenant aux gardes du roi (Ddmas).
Vgl. lat. Mansio Formiis (Cic, Att. 9, 5). — Votre voyage ä Paris
(Picard). Notre entree ä Athenes (Chateaubr.). A son avenement au
trone (Mignet). Aehnlich steht im Lateinischen der Akkusativ bisweilen:
Introitus Smyrnam (Cic, Phil. 11, 2); vgl. auch oben S. 511.
b) zur Bezeichnung der Zeit: bis wann? auf wie lange?: Consul ä temps
(Dumas). Pension ä vie. Rente ä perpetuite (Acad.). Vgl. lat. Dux
ad tempus lectus (Liv. 28, 42).
c) Vielfach wird der Dativ der Gemeinschaft verwendet, welcher den Sub-
stantivbegriff durch einen zu ihm hinzutretenden, mit ihm ver-
knüpften Gegenstand charakterisirt, während der Genitiv der Eigenschaft
die Beschalfenheit des Substantivbegriffs als sein Prädikat ausspricht:
Table ä tiroir; lit a colonnes; bague ä diamants; chaise ä bras;
voiture ä deux roues; les animaux ä quatre pieds; les oiseaux ä bec
fin etc. (Acad.). Les fleurs ä pistil oder ä pistils; les arbres et ar-
brisseaux ä fruit (J.-J. Rousseac). Des animaux ä poumons. Des mon-
tagnes ä glace, ä glaces (B. de St-Pierre). Les honimes ä cheveux
noirs ou bruns (Buffon). — Les gens ä talents (J.-J. Rousseau), ün
homme ä pretentions (Planche). Un sto'ique aux yeux secs (A. Chenier).
Un jeune ange au maintien triste et doux (Mme Tastu). Une ample
comedie ä cent acteurs divers (La Fontaine). Oft in sehr freier An-
knüpfung: L'homme ä la chiquenaude (mit dem Nasenstüber, d. h.
welcher einen Nasenstüber gegeben hat) (Sceibe). Daher die Namen zu-
sammengesetzter Speisen und Getränke, welche nach ihrem unterscheidenden
Bestandtheile genannt werden: Soupe aux choux, aux ecrevisses, aux
herbes, ä l'oignon; morue ä Fhuile, glace ä la vanille u. a. Un faisan
aux truffes est moins bon qu'on ne pourrait le croire (Bkillat-Savarts),
Mischungen wie: couleurs ä l'huile etc. Einigermassen entspricht hier der
lateinische Ablativ bisweilen: Summa virtute et humanitate adolescen-
§ 188. Qnalit. Best. Attrihutiver Dativ. § 189. Hauptwort mit Präp. 515
tem (Caes. 1, 47). Tuam epistolam vacillantibus literulis (Cic, Fani.
16, 15).
■d) Der Dativ der Bestimmung und des Zweckes ist hier nicht minder ge-
läufig: Une invitation ä un festin, k un bal. II parait dans l'air de la
disposition äla pluie (Acad.). Ses lettres au marecbal Davoust (Segor).
Manifeste k l'Europe (Lamartine). Dahin gehört auch: la chasse au cerf,
au loup, au sanglier, d. i. auf den Hirsch, um ihn zu erjagen, etc.
Moulin ä farine, zum Mehlmahlen; ebenso: le marche ä la volaille; le
pot au lait; la boite aux lettres; le panier au charbon (Gramm.
Nat.). Sac ä ouvrage; cuilier ä cafe etc.
e) Der Dativ der betheiligten Person oder Sache steht nicht selten bei
Substantiven, welche von Zeitwörtern stammen, bei denen dieser Dativ als
adverbiale Bestimmung vorkommt: Bon devouement au prince (Acad.).
Sa soumission au Systeme continental (Segur). Toutes ses reponses aux
homniages et aux serments renouveles devant sou trone (Villemain).
Ses opinions de depute . . ne sont plus que dans son coeur; homme et
Soldat, 11 bondit devant l'insulte ä une femuie (Lamartine). Son Oppo-
sition aux maitresses (Migset). Diesem Dativ entspricht auch bisweilen
der lateinische: Sibi ipsi responsio (Cic, Or. 3, 54). Obtemperatio legibus
(Leg. 1. 15, 42).
f) Der possessive Dativ, welcher im Altfranzösischen häufig war, wird im
Neufranzösischen seltener angetroffen; er findet sich im gemeinen Leben,
doch auch in der Poesie: Noble comme la cuisse k Abraham (Dumas).
La barque ä Caron (Acad.). Est-ce un autel aux Dieux des champs?
(Delille) C'est un homme de merite, un ami ä moi (Acad.), Un homme
ä moi (Dumas). Un cousin k eile (Scribe). II vit la mere Fanchette, qui
etait la parente et la marraine ä Fanchon (G. Sand). Appositiv tritt
dieser Dativ nach allgemeinem Brauche zum Possessivpronomen: De notre
salut k tous (Scribe). S. oben S. 505. Lat. Achaeos, Philippo quondam
milites (Liv. 34, 22).
^) Der instrumentale Dativ kommt ebenfalls vor: Des bas ä l'aiguille,
au metier (Acad.). La course ä pied (B. de St-Pierre). Une lecture . .
k voix basse (Scribe).
/)) Der Dativ des Masses und der Angemessenheit ist nicht selten: Or k
vingt-deux carats (Acad.). Une protection k ce prix-lä. (Scribe).
Habit k ma taille (Acad.). Jeunes gens ä la niode (Bouilly).
189. 3. Das Substantiv mit Präpositionen. Die Beziehung des Sub-
stantiv auf ein anderes vermittelst der Präpositionen im engeren Sinne ist
ein sehr gewöhnliches Verfahren, wodurch räumliche, zeitliche und ethische
Beziehungen ausgedrückt werden. Das Lateinische machte davon ebenfalls
vielfach Gebrauch; das Französische dehnte diesen Gebrauch noch viel weiter
aus. Alle adverbialen Beziehungen werden auf Hauptwörter übertragen. Es
liegt -vielfach eine Abkürzung des adverbialen Verhältnisses zu Grunde, wenn
nicht das Substantiv selbst noch eine seinem Ursprünge entsprechende verbale
Kraft bewahrt; dies gilt auch in weitem Bereiche für die Anknüpfung durch
Kasuspräpositionen, kommt aber hier noch klarer zur Anschauung. Beispiels-
weise vergleiche man:
a) räumliche Beziehungen: Une abbaye sur la frontiere; une maison sur
le grand chemin; un grand succes sur la scene; Nogent-sur-Seine;
33*
516 Dritt. Tbl. Syntax. Erst. Abschn. Die Wortfüguug. III. Attrib. Satzbest.
Plessis-lez-Tours; Passy pres Paris (äcad.). Les paves dans les rues
(Mme de Stael). Le genie en France (Nodier). L'intervalle entre le
Rbin et le Niemen (L.-P. Segür). Une babitation entre cour et jardin
(0. Feüillet). Un acte par-devant notaire (Acad,). Lat. Insula in
lacu Prelio (Cic, Mil. 27). Caesaris in Hispania res secundae (Caes.,
B. C. 2, 37). Antiochia super Maeandrum (Liv. 38, 13). Omnia trans
Iberum (21, 5).
b) zeitliche Beziehungen: üne heure de paix dans un jour agite (Lamar-
tine). Description geographique de l'Europe . . vers la fin du treizieme
siecle (Des Michels). De Rome et des papes avant et pendant le Grand
Schisme (Id.). ün roucoulement d'oiseau avant l'orage (Daudet). Lat. In
bis post aedilitatem annis (Cic, Brut. 93). Omnes ante eum (Socra-
tem) pbilosophi (Cic, Ac. Post. 1, 4).
c) ethische Beziehungen: Invasion de la Grande-Bretagne par les Anglo-
Saxons (Des Michels). Premiere periode de rivalite entre les deux
couronnes (Id.). Son alliance avec les Espagnols et les Autrichiens
(L.-P. Segur). Malgre votre goüt pour les details (Mme de Sodza). Une
meilleure ressource contre l'ennui (Trüblet), La reconnaissance de
l'Europe envers le gouvernement fran?ais (Cuvier). Les droits de
Valentine Visconti . . sur l'heritage de Milan (Sismondi). C'est un homme
Sans jugement (Acad.) etc. Lat. Dooiinatio in patriam (Liv. 35, 17).
Auxilium adversus inimicos (6, 18). Merita Plancii erga me (Cic,
Plane. 2, 4) etc.
Die Präpositionen werden im Französischen zum Tbeil durch Vermitte-
lung der Kasuspräposition de an Substantive geknüpft und erhalten dadurch
mit ihrem Substantiv den Charakter einer genitivischen Bestimmung (s. oben
S. 510), vgl. les voyages d'outre-mer. Doch trifi't dies die meisten der alt-
lateinischen Präpositionen überhaupt nicht, und ist selten aus dem adverbialen
in das attributive Verhältniss übertragen.
190. B. Die Apposition. Die Apposition unterscheidet sich vom Attri-
hute dadurch, dass sie mit dem SubstantivbegrifFe, welchen sie bestimmt,
nicht zur Toneinheit verschmilzt, vreshalb sie auch meist durch ein Inter-
punktionszeichen von jenem getrennt wird, mag sie ihm folgen oder vor-
angehen. In der Regel folgt sie ihm, wovon sie ihren Namen erhalten
hat. Als Apposition tritt nicht bloss das Substantiv auf, sondern auch
andere Redetheiie; sie werden daran als solche erkannt, dass sie die
selbstständige Stellung, welche ihnen die Natur eines abgekürzten
Satzes giebt, behaupten.
Ursprünglich gehören manche attributive Bestimmungen, welche gegenwärtig
unter die Toneinheit mit einem Substantivbegriffe befasst werden, zu den Apposi-
tionen. Dahin dürfte namentlich die Verbindung von Gattungsnamen mit Eigen-
namen zu rechnen sein, wie in: l'ile Maurice, I'ile Bourbon, le mont Jura,
le cap Finistere, le cap Matapan etc. Vgl. urbs Roma, Taurus mons; noch
deutlicher erinnern daran Eigennamen mit Beinamen, wie: Jean le Bon, Frederic
le Sage, Pepin le Bref. Auch gehören hierher mit Gattungsnamen verbundene
Gattungsnamen, wie: citoyen comraandant (Domas), monsieur l'artiste (G. Droz),
monsieur le Duc (Scribe), monseigneur duc (Dumas), bei denen dem Sprachbewusst-
sein das ursprüngliche Verhältniss unklar geworden ist.
V7ir betrachten hier a. das appositive Hauptwort, b. das appositive Eigen-
schaftswort, c. das appositive Fürwort und Zahlwort.
§§ 190. 191. B. Apposition. Hauptwort. 517
191- a. Das appositive Hauptwort.
Fiär die Kongruenz des appositiven Hauptwortes mit dem Substantiv-
begriffe, auf welchen es bezogen ist, sind die für das prädikative Substantiv
geltenden Regeln massgebend; s. S. 376. Sein Kasus ist der des anderen Sub-
stantivbegriffes, wenngleich die Kususpräpositionen de und a vor ihm nicht
wiederholt zu werden pflegen; die vorangehende Kasuspräposition ist hier fort-
wirkend zu denken, wie dies auch sonst zuweilen der Fall ist. Vgl. L'äge de
la preraiere et seconde enfance (Buffon). Bewiesen wird dies dadurch,
dass bisweilen die Kasuspräposilionen sich wiederholen: C'est le fruit du Tuba,
de cet arbre si grand etc. (V. Hugo). Une application eclatante en avait
ete faite presque aussitot ä TAllemagne de Mme de Stael, ä cette ceuvre
de critique litteraire et d'imagination (Villemais).
Es schliesst sich entweder allein oder selbst anderweitig attributiv be-
stimmt:
1. an ein Hauptwort: L'orgueil, vice qui se nourrit de vertus (Cuateaübb.).
Turgot, esprit ferme et vaste, caractere d'une force et d'une
fermete peu commune (Mignet). La cour . . avait contribue au deve-
loppement d'un de ses principaux moyens, les lumieres (Id.). Travailleur
infatigable, M. Leon Gautier s'est deja conquis avec les couronnes acade-
miques, l'estime du public savant et lettre par son ouvrage considerable sur
les epopees fran^aises (Revde d. d. M. 1872). Lat. Hannibal Saguntum,
foederatam civitatem, vi expugnavit (Nep. 23, 3).
2. an ein Fürwort: Vous, de la lyre amis harmonieux (Mme Tastü).
Mol, fils inconnu du brave Pompilius, moi, le parent, l'anii du
vaillant roi des Sabins (Florian). Dies ist meist ein persönliches Für-
wort, doch kann es auch ein relatives sein: Cette lampe d'airain qui . .
Symbole du soleil . . Luit devant le Tres-Haut (Fontanes). Lat. Vos,
romanus exercitus (Liv. 7, 40).
3. Nicht ungewöhnlich ist die Beziehung der Apposition auf einen nur durch
ein zueignendes Fürwort angedeuteten Substantivbegriff, wenn derselbe
schon in einem anderen Satze genannt ist: Ho mme digne d'etre ne dans
une republique . . ses talents n'etaient pas superieurs (Mignet). Charles-
Quint . . avait cruellement persecute les reformes des Pays-Bas; mais,
Flamand de coeur comme de naissance, son administration avait ete
en general bienveillante et habile (Durly).
4. Bisweilen ist aus einem Infinitiv ein unbestimmtes (allgemeines) Subjekt
zu entnehmen, worauf die Apposition bezogen wird: Mieux jour et nuit vau-
drait tenir l'aiguille, que faible echo, mourir en de vains sons (Berangee).
5. Endlich tritt das appositive Substantiv auch zu ganzen Sätzen und Satz-
gefügen; s. oben S. 328. Hier ist die Apposition als prädikativer Nominativ
anzusehen: Sans etre sorti de son palais, mon pere parlait cinq langues,
chose que les etrangers admirent en nous (Segür). Elle m'avait devoile
son äme, et la mienne s'etait ä demi refermee. Faible malheur sans
deute pour la jeune millionnaire, mais bonheur veritable pour moi
(0. Fel'illet). Im Lateinischen wechselt der Nominativ mit dem Akkusativ.
Im Aligemeinen ist diese Apposition im Französischen häufiger als im
Lateinischen.
Das appositive Substantiv hat, wie das appositive Adjektiv, bisweilen
Bestimmungen bei sich, welche dem entwickelten Satze angehören, an den
es erinnert, namentlich Konjunktionen und Adverbien: Comme avocat
518 Dritt. Thl. Syntax. Erst. Abschu. Die Wortfügung. III. Attrib. Satzbest.
inscrit sur notre tableau, 11 connait les lois (Dupin). Et bien
qu'anlmal sans vertu, II faisait trenibler tout le monde (La Fontaine).
Ce prince, quoique gendre de Louis XI . . avait vecu dans Fadversite
(SisMONDi). Nous traversämes le lit d'ua torrent . . probablement le
Cephise Eieusinien (Chateaubb,). So auch das Adjektiv und Particip:
Ce sont des gens brusques . . qui, bien qu'oisifs et sans aucune affaire . »
vons expedient en peu de paroles (La Brdyere). Les fils de ce roi, Quoique
nes de mon sang, sont etrangers pour moi (Racine). Hier geht die
Apposition in das zusammengezogene Satzgefüge über. Lat. Societatem cum
rege Pyrrho, ut parum salubrem, iniri dissuasit (Süet., Tib. 2).
192. b. Das appositive Eigenschaftswort.
Es ist als ein selbständiges Satzglied theils nach, theils vor seinem Sub-
stantivbegriffe, äusserlich meist an der Pause zu erkennen, durch welche es
davon geschieden wird: La nature, plus belle et plus riante, invite aux
sentiments les plus doux (Picard). Un grand fleuve . . Tantot lent, 11
serpente entre des pres fleuris . . Tantot rapide, il s'enfle (Aenault).
Auch der Superlativ, welcher seinem Substantive nachsteht, hat ganz den
Charakter der Apposition: Racine . . sera regarde comme le poete le plus
parfait qui alt ecrit (La Habpe). Diese Stellung und grammatische Be-
deutung des Superlativ ist ganz der des Positiv mit dem Artikel ähnlich
(in Pepin le Bref), welche das Altfranzösische auch sonst anwendet. VgL
Propinquum nostrum, Crassum, illum divitem (Cic, Or. 1, 37).
193. c. Das appositive Fürwort und Zahlwort.
Diese Apposition ist da anzutreffen, wo durch Fürwort oder Zahlwort eine
erläuternde Bestimmung zum Substantivbegriffe gesetzt wird; die blosse Ver-
doppelung des Fürwortes (s. S. 416) gehört nicht hierher. Die Pause wird
meist nicht in der Schrift angedeutet, und sie tritt auch in der Aussprache oft
wenig hervor, wie die Erinnerung an eine entwickelte Satzbestimmung hier
im Allgemeinen ferner liegt.
1. Das Fürwort und Zahlwort treten als erweiternde und erklärende
Bestimmungen ein: Leur reine elle-meme . . revet un habit de guerre
(L.-P. Seglr). Nous les enJevames tous les deux (Le Vaillant), D'autres
puissances, qui toutes sont en effet plus ou moins ä craindre (A. Chenieb);^
so auch namentlich das Fürwort mit einer Ordinalzahl: Le roi de Pologne
n'eut que le temps de monier ä cheval lui onzieme (selbeilft) (Voltaire).
Et lui cinquieme, il fait face ä des milliers de Russes (Segür).
So erscheint auch tel, mit seinem elliptisch gebrauchten Korrelat quel
verbunden, in volksthümlicher Rede (s. oben S. 171): Teile quelle, cette
action, dans le livre, emprunte une valeur particuliere du caractere de Xavier
(Revce d. d. M. 1885). Teile quelle, je me felicite d'avoir vu cette
rarete (Ead.).
2. Oft dient die Apposition dazu, einen Kollektiv begriff oder einen Plural zu
zerlegen oder distributiv darzustellen: La fortune nous a persecutes, lui
et moi (Fenelon). II nous doit cette somme, ä nous et ä nos associes
(Gib.-Düvivier). Votre pere et moi, nous avons ete lougtemps ennemis
Tun de l'autre (Fenelon). II y a deux sortes de ruines: Tun l'ouvrage du
temps, l'autre l'ouvrage de l'homme (Chateaubb.). Ces deux hommes se
trompent Tun l'autre (Laveaüx). Tout le monde se confiait Tun k l'autre
§§ 192. 193. Apposition. Eigenschaftswort, Fürwort und Zahlwort. 519
cette nouvelle (Rclhieres). Lat. Uli a negotiis publicis totes se alii ad
poetas, alii ad geometras, alii ad rausicos contulerunt (Cic, Or. 3, 15).
Noxii ambo, alter in alterum causam conferunt (Liv. 5, 11).
Dahin gehört auch chacun (selten chaque, s. S. 167) als Apposition:
Ils ont rempli chacun leur devoir. II faut remettre ces livres-lä chacun
ä sa place. Ils apporterent des offrandes au temple chacun selon ses
moyens (Acad.). Nous allämes nous reposer chacun de notre cöte (Lk Sage).
Tous les juges ont opine chacun Selon ses lumieres oder leurs lumieres
(Laveaux). Die Attraktion der Zeitwörter durch chacun wie durch das
lateinische quisque in: Pictores et poetae suum quisque opus a vulgo
considerari vult (Cic, Otf. 1, 41) findet im Französischen nicht statt.
Hierbei ist zu bemerken, dass ein Possessivpronomen in der adverbialen Satz-
bestimmung in diesem Falle theils dem vorangehenden Substantiv in der
Mehrzahl, theils dem distributiven Singular chacun folgt. Der Sprach-
gebrauch und die Grammatiker sind über die Anwendung des singiilarischen
oder pluralischen Fürwortes nicht einig. Doch steht im Allgemeinen Fol-
gendes fest:
«. wenn ein transitives Zeitwort mit seinem Objekte dem appositiven
chacun vorangeht, so werden die anderweitigen adverbialen Satz-
bestimmungen auf chacun bezogen; folgt dagegen das Objekt dem
zwischen Verb und Objekt gestellten chacun, so richtet sich das Pro-
nominaladjektiv nach dem pluraüschen Subjekt;
ß. wenn das Zeitwort intransitiv ist, so wird ein im Satze vorhandenes
Possessivpronomen gewöhnlich auf chacun bezogen.
520 Dritt, ThI. Syntax. Zweiter Abschnitt. Die Satzfügung.
Zweiter Abschnitt.
Die Lehre von der Satzfügung.
194. Die Satzfügung im Allgemeinen. Die Lehre von der Satzfügung
hat das grammatische Verhältniss der auf einander bezogenen und für die
Vorstellung zu einem Ganzen verbundenen Sätze zu ihrem Gegenstande.
Diese stehen zu einander entweder im Verhältnisse der Beiordnung oder
der Unterordnung. S. S. 240.
Der Unterschied des grammatischen uud des logischen Verhältnisses der Sätze
ist am angeführten Orte dargelegt. Die Verknüpfung der beigeordneten Sätze ge-
schieht durch die Bindewörter, die des Hauptsatzes mit seinem Neben-
satze durch die Fügewörter. Wenn die Beziehung beigeordneter Sätze ohne
Vermittelung der Bindewörter vorausgesetzt wird, so entstehen asyndetische
Sätze; die verknüpften Sätze werden syndetische genannt.
I. Eapitel.
Von der Beiordnung der Sätze.
195. Li der grammatischen Beiordnung erscheinen die Sätze theils
vollständig, theils unvollständig. Wenn nämlich dasselbe Satzglied
in mehreren Sätzen wiederkehren müsste, so wird es gewöhnlich nicht
wiederholt, wo ihm nicht ein besonderer Nachdruck gegeben werden soll.
Dadurch entstehen zusammengezogene Sätze, welche im Verhältnisse
der Beiordnung durch das Streben nach Vereinfachung der Rede zu einer
sehr gewöhnlichen Erscheinung geworden sind. Sie treten sowohl für
syndetisch wie für asyndetisch beigeordnete Sätze ein. Wir betrachten
demnach zunächst A. die Zusammen ziehung beigeordneter Sätze, B. die
syndetische und C. die asyndetische Beiordnung.
196. A. Die Zusammenziehung beigeordneter Sätze. Sie gewährt entweder
eine Verschmelzung der Sätze, oder das eine Satzglied, welches im
Zusammenhange mit dem anderen verständlich wird, erscheint als ein
verkürzter Satz. Das Erstere findet namentlich da statt, wo der Verbal-
begriff an seiner Form die Zusammenfassung ausdrückt.
1. Verschiedene Subjekte können unter einen Thätigkeitsbegriff zu-
saramengefasst werden; entweder kollektiv: L'honneur et la justice sont
entierement bannis de ce monde (Boiste). La plus longue patience et
la plus robuste obstination doivent, l'une et l'autre, finir tot ou tard
(A. DE Messet). Vieillards, femmes, enfants aecouraient vers le temple
(Fontanes). Dans la Saison d'amour et l'epoux et l'epouse ont le meme
sejour (Delille); oder distributiv: Le bien ou le mal se moissonne
I. Kap. Beiordnung;. § 19G. A. Zusammenziehung- beigeordneter Sätze. 521
Selon qu'on seme ou le mal ou le bien (La Motte). Dabei wird das Verb zu-
weilen nur auf eins der Sulijekte unmittelbar bezogen; dies wird nothwendig,
wenn demselben Verb in den einzelnen Sätzen verschiedene Bestimmungen zu
kommen: Notre merite nous attire la iouange des honnetes gens, et notre
etoile Celle du public (La Rochefoucauld). L'un veut plaider toujours,
Tau tre toujours j liger (Racink). Lat. Conon plurlmum Cypri vixit, Iphicrates
in Thracia, Chares in Sigeo (Nep. 12, 3). Es geschieht aber auch sonst, s.
oben S. 379 ff. Das Verb kann hier auch in Nichtübereinstimmung mit einem
folgenden Subjekte stehen: J'aimais, jetais aimee, et nos peres d'accord
(Corneille). La petite retouruera k Paris, nous k Paris, et tout sera
dit (A. DE Musset). Aussitot l'ordre regne, et avec l'ordre tous les bien-
faits de l'unite (Laboclaye).
}. Ein Thätigkeitsbegriff enthält verschiedene erweiternde Bestim-
mungen:
a) verschiedene prädikative Bestimmungen: Je serai pour toi et famille
et patrie (Dumas). II est riebe, mais avare (Acad.). Dahin gehört
auch die Zusammenziehung passiver Verbalformen: Cinq cents tetes . .
furent etalees aux yeux du grand-visir et promenees autour de la place
(Darc). Lat. Cupiditas tollenda est, atque extrahenda radicitus (Cic,
Ein. 2, 9). Summa dicendi vis et inventa est et perfecta (Cic, de Or. 1,4).
b) verschiedene adverbiale Bestimmungen: II donne aux uns la crainte,
aux autres l'esperance (Fontanes). Les affaires ne se jouent plus
aux echecs, mais aux cartes (V. Hugo). Quand et conime il vous
plait (Corneille). Dazu gehören auch die Participialformen der mit avoir
zusammengesetzten Zeitformen: Les emotions . . qui avaient precede,
accompagne et suivi mes vaines recherches (V. Hugo). La Saison avait
ralenti, mais non. suspendu les attaques (Daru). Diese Nichtwiederholung
des Hülfszeitwortes ist sehr gewöhnlich, obwohl nicht stete Regel.
Zuweilen wird das Zeitwort als ein in sich abgeschlossenes Verb ia
einem folgenden Gliede noch einmal mit einer adverbialen Bestimmung im
Gedanken wiederholt: La question prealable fut demaudee, mais faible-
ment (Mignet). Lat. At laudat, et saepe, virtutem (Cic, Tusc. 3, 20).
3. Mehrere Thätigkeitsbegriffe werden auf ein gemeinsames Subjekt
bezogen: Tout un monde qui hurle et bouillonne et conspire (V, Hugo).
Les anciennes hymnes . . ont le merite de la simplicite, mais n'ont qua
celui-lä (Marmontel). Die Wiederholung des Subjektes tritt besonders
dann ein, wenn das Subjekt ein Fürwort, häufiger noch, wenn es ein per-
sönliches Fürwort ist, nicht nur in asyndetischen, sondern auch in syn-
detischen Sätzen. Doch unterbleibt in beiden Fällen oft die Wiederholung
des Fürwortes, namentlich wenn die Zeitform der Verben dieselbe ist:
J'obeis et reviens sur mes pas (Reg.nard). Tu leur commandes et leur
obeis (Montesquieu). II effraya, mais fit horreur (De Vigny); in asynde-
tischen Sätzen bei der lebendigen Vergegenwärtigung der Folge oder Abwechse-
lung der Tbätigkeiten: II prit, quitta, reprit la cuirasse et la haire (Vol-
taire). Bei der Ungleichheit der Zeitformen fordern die Grammatiker
die Wiederholung des Fürwortes; der Sprachgebrauch ist der Auslassung nicht
entschieden abgeneigt: Je vous obeirai..Et mets bas le respect (Corneille).
Je Tai aiine et l'aime encore (Gramm. Nat). Je suis et serai toute ma
vie, madame, etc. (Courier).
522 Dritt. Tbl. Syntax. Z^^eit. Abschn. Die Satzfügung. I. Beiordnung.
4. Verschiedene Thätigkei tsbegriffe können auf dieselben prädikativen
oder adverbialen Bestimmungen bezogen sein: L'ceil du sage, lui seul,
voit, discerne, mesure, Surprend Thomme echappant des mains de la
nature (JIillevoye). La cour autour de vous ou s'eloigne, ou s'empresse
(Raciink). Dabei verlangt jedoch das Französische die Wiederholung der per-
sönlichen Fürwörter: Tout ce que j'aper(;ois nie charme et m'interesse
(La Harpe). Je vous perdrai donc et ne vous verrai plus (Parseval-Grand-
maison). Colomb les soutient, les console (Millevote). Peiguez-les-moi . .
ou bien me les ruontrez (La Fontaine). Selten weichen Dichter in dieser
Beziehung ab: Je le crains et souhaite (Corneille). Dena Altfranzösischen
ist die NichtWiederholung auch der Person nicht fremd.
5. Im adversativen Verhältnisse kommt es vor, dass ein negatives Satzglied
im unvollständigen Satze affirmativ gedacht wird: Le flambeau de la cri-
tique ne doit pas brüler, mais eclairer (Favart). Das Lateinische geht darin
viel weiter, indem es nach negativen Begriffen, wie nolo, nego, nescio,
nemo etc., die affirmativen volo, aioetc. im abgekürzten Satze denken lässt:
Nolo existimes me adjutorem huic venisse, sed auditorem (Cic, N. D. 1, 7).
197. B. Die syndetische Beiordnung. Hier gelten die einzelnen Sätze
oder Satzglieder (wie sie in der Zusammenziehung der Sätze vorkommen)
grammatisch als einander gleichstehend, während das logische und rheto-
rische Verhältniss derselben nach mehrfachen Gesichtspunkten verschieden
sein kann.
a. Die kopulative Beiordnnug'. Sie wird durch die anreihenden Bindewörter
bewerkstelligt, wodurch im Aligemeinen die einzelnen Glieder mit einander
gesetzt oder aufgehoben werden.
1. ß. Die Anreihung von Sätzen oder Satzgliedern, als mit einander harmoni-
renden T heilen eines Ganzen, wobei der anderweitige relative Werth
der Theile nicht in Betracht kommt, wird durch et bezeichnet: Les cen-
seurs qui contrarient nos penchanfs et qui nous avertissent de nos
erreurs (L.-P. Segur). Le nom de ce roi rappelle le faste et l'opu-
lence (Id.).
Zu der Gleichheit des Rangverhältnisses wird keineswegs die Gleich-
artigkeit der verbundeneu Redetheile gefordert: Les veritables sages
vivent entre eux et tranquilles (Voltaire). Ils revinrent . . sur
la plate-forme lentement et en causant (De Vigny). Tant il etait
homme juste et de bon cceur (G. Sand). Des mauxplus grands en-
core et qu'il ne connait pas (Ducis). Le fameux Grison, grand
homme en son genre et qui semble avoir suivi Xenophon
sur plus d'un point (Cherbuliez).
Zuweilen findet sich et zu Anfang eines in sich abgeschlossenen
Satzes oder Satzgefüges. Dies geschieht entweder mit Rückbeziehung
auf einen Gedanken des Redenden oder eines Dritten: Ah! j'y cours
de ce pas . . Et Bonnard, que j'attends . . S'il arrivait! (Delavigne) Je
connais l'assassin, — Et qui, madame? — Vous (Racine). So auch im
Lateinischen: Sed estne iste noster Parmeno? et certe ipsus est (Ter.
Eun. 5, 5, 4); — oder der Redende bezieht sich auf einen verschwie-
genen Gedanken: Le visir ne sut que fondre en larmes. Et toi, dit-il, . .
ne peux-tu me secourir? (Salvandy) Et voilä que tout d'un coup . .
(Acad.).
§ 197. B. Syndetisi'he Beiordnung^; kopulativ. 523
Das Altfranzösische gebrauchte statt et auch si (sie) und et si zur
Anreihung von Sätzen; davon sind iiu Neufranzösischen einige
Spuren im gemeinen Leben übrig, doch wird hier si und et si meist
adversativ gefasst: Vous avez beau reculer, si faudra-t-ii que vous en
passiez par lä, (Acad.). — Je souffre plus que vous, et si je ne me plains
pas (Ead,). Vgl. lat. Dico med esse atriensem. Sic hoc respondit mihi
(Plaut., Asin. 2, 2, 85).
ß. Nach seinem Inhalte betrachtet, kann das angereihte Glied
a«. ein Gegensatz oder ein adversatives Glied sein: Quoi! tu connais
TamGur et tu n'es pas humain! (Dücis) Lat. Summa jam senec-
tute est, et quotidie commentatur (Cic, ür. 3, 23). So besonders
nach negativen Sätzen im Französischen wie im Lateinischen. Dahin
gehört auch et non; s. oben S. 482.
ßß. oder eine erläuternde und steigernde Bestimmung: J'avoue et
hautement, monsieur, que je le suis (Corneille). Chez ma sorciere
il va nieuie des hommes, Et beaucoup (Andrieüx). Lat. Magna vis
est conscientiae et magna in utramque partem (Cic, Mil. 23);
vgl. § 196. 2.
yy. oder eine Folge, besonders nach einem Heischesatze, oder einem
Satze mit dem Konjunktiv, welcher eine Annahme (Bedingung) aus-
drückt: Oh! redis roon nom ainsi, encore, et j'oublierai tout
(DcMAs); elliptisch: Des vaisseaux et je pars (Millevove). — Vienne
encore un proces, et je suis acheve (Corneille). Lat. Huic . .
impinge lapidem; et dignum accipies praemium (Phaedr.
3, 5, 6). Das Altfranzösische knüpfte den Nachsatz überhaupt auch
mit et an, wie das Lateinische oft mit atque (Virg., G. 1, 200);
das Neufranzösische kennt diesen Gelirauch nicht mehr; denn in
Sätzen wie: Plus j'y retiechis, et moins je tvouve cette scene naturelle
(Voltaire), sind in der That nur zwei Hauptsätze verbunden.
y. Eine Wechselbeziehung wird durch die Wiederholung des et vor
jedem einzelneu Gliede hervorgebracht, d. h. der Redende knüpft bereits
das erste Glied im Gedanken an das folgende an: Et le riebe et le
pauvre et le fort Vont tous egalement . . ä la mort (Voltaire). Mais
une femme et tendre et belle et sage De la nature est le plus digne
ouvrage (Id.). So verbindet das Lateinische die Glieder durch et — et,
que — que, et — que, que — et.
Verschieden von diesen in Wechselbeziehung stehenden Gliedern sind
Polysyndeta oder die einem vorangehenden Gliede mit wiederholter
Konjunktion angeknüpften Glieder zur Veranschaulichung ihrer Häufung:
Le beau temps et la pluie, et le froid et le chaud Sont des fonds qu'avec
eile on epuise bientöt (MoliilBe). So auch im Lateinischen, vgl. Cic,
Mil. 11. Gewöhnlich wird nämlich sonst nur das letzte Glied einer Reihe
mit et angeknüpft: Buvez, mangez, dormez, et faisons feu qui dure
(Racine). L'airain, le marbre et Tor frappaient Rome eblouie (Delille).
Ueher die Mischung der syndetischen und asyndetischen Anreihung s.
unten C.
Wenn diese Wechselbeziehung partitiv gefasst werden soll, so be-
dient man sich der adverbialen partie . . partie {iär partim) und mit
Bezug auf wechselnde Geltung tantöt . . tantot. Das Altfrauzösische
brauchte das dem lateinischen qua . . qua entsprechende que . . que
524 Dritt. Till. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfiigung. I. Beiordnung.
partitiv, welches noch in volksthümlicher Rede vorkommt: II s'acquitte
de son emploi que bien que mal (Acad.).
198. 2. Zur Bezeichnung der gemeinsamen Aufbebung der Sätze oder
Satzglieder dient iii.
a. Dies Bindewort erscheint anknüpfend nur nach einem verneinten
Satze: Je ne crois pas qu'il vienne, ni meme qu'il pense ä venir (Acad,).
Lat. Nihil est, quod seosum habet, quin intereat; . . nee uUum animal
est sine sensu (Cic, N. D. 3, 13). Hier ist indessen auch die Anknüpfung
mit et gestattet: Rien n'est si aise et si commun que de calomnier ä
demi-mot (La Harpe). In diesem Falle verbindet sich die Negation nur
mit dem Verb; die durch et verbundenen Glieder bilden eine Gesammt-
heit, worauf der verneinte ThätigkeitsbegrifF bezogen wird.
Wird an einen verneinenden Satz ein bejahender gereiht, so
steht noth wendig et: On lui rapportait aussi que les chevaux . . ne
voulaient plus manger et versaient des pleurs (Michelet). Auch wird et
gebraucht, wenn ein verneinender Satz an einen bejahenden ge-
knüpft ist: Elles aimaient autant et ne pleuraient pas moius (De Vigny).
Die Anknüpfung eines verneinenden Satzes an einen bejahenden durch
ni, welche im Altfranzösischen gestattet war, wie im Lateinischen durch
negue, nee (Opinionibus vulgi rapimur in errorem, nee vera cernimus
[Cic, Leg. 2, 17]), ist im Neufranzösischen nicht mehr gestattet. Uebrigens
s. S. 485.
ß. Eine Wechselbeziehung negativer Glieder wird durch ne . . ni (ne)
und ni . . ni . ., wie im Lateinischen durch negue . . negue, ausgedrückt,
wobei auch ein einseitiger Wegfall des Bindewortes eintreten kann.
S. das Nähere oben S. 484.
Zu bemerken ist indess noch, dass dem ni in dieser Wechsel-
beziehung (auch wo es nur einmal gesetzt ist), trotz der gleichmässigen
Aufhebung der Glieder, zugleich ein disjunktiver Sinn zukommt, bei
dem die gegenseitige Ausschliessung der Glieder zugleich vorschwebt.
Soll diese entschieden abgewehrt werden, so muss statt ni vielmehr et
gewählt werden. Vgl. Le Senat et le peuple romain n'oublient ni les
Services ni les injures (Vertot) mit: Ni le Senat ni le peuple romain
(oder: le Senat ni le peuple) n'oublient les Services et les injures, wobei
einerseits die gegenseitige Ausschliessung verbundener (senatus populus-
que Romauus) und andererseits die Zusammenfassung einander aus-
schliessender Glieder (les Services — les injures) der Vorstellung zunächst
liegen würde.
199. 3. Soll die Anreihung die Vermehrung der Glieder durch ein gleich
wichtiges oder bedeutsameres ausdrücken, so werden aussi, non plus
und encore zur Anknüpfung verwendet.
«. aussi als Ausdruck der Gleichheit (aliud sie) reiht gleichstellend an
und deutet, dem lat. ywoy«e entsprechend, einen Zusatz an: Rene mort!
sa petite fille va bientot uiourir! Chactas qui s'en va aussi! (Chateadbb.)
Vous le voulez, et moi aussi (Acad.).
Das angeknüpfte Glied enthält oft den Grund oder die Folge des
vorigen, und wird alsdann namentlich bei der Begründung häufig von
bien begleitet: Vous fächez la Reine..; vous avez ete trop loin aussi
§ 199. Syndetische Reiorrlniinp; kopulativ. 525
(De Vigny), Je ne veiix point y aller; aussi bien est-il trop tard
(AcAD.). — Ces etoftes sont heiles, aussi coiitent-elles eher (Acad.).
In diesem Falle steht es auch nach einem negativen Gliede:
Le titre par lequei iis le possedent n'est . . que la fantaisie de ceux qui
ont fait les lois. Ils n'ont aussi aucune force pour le posseder sürement
(Pascal).
In Fragen, welche den vorangehenden Satz nachträglich begründen
oder erläutern sollen, steht aussi oder mais aussi, wie auch,
aber auch: L'Anglais est tombe etrangle. Aussi pourquoi ce diable
d'homme s'acharne-t-il apres moi . .? (V. Hcgo) 11 a ete vole la nuit;
mais aussi pourquoi n'a-t-il personne pour garder sa niaison? (Acad.)
Vor aussi kann auch et stehen, wobei aussi als Adverb und nicht
zugleich als Bindewort auftritt: Nous vous disons que vous ayez ä rendre
. . les villes et chäteaux que vous lui avez pris, et aussi son argent
(Barante). Dugast! et toi aussi tu volais comme moi ä un rendez-
vous d'amour (Dumas).
Zur Anknüpfung negativer gleich wichtiger Glieder an andere
negative Glieder gebraucht das Neufranzösische nicht mehr, wie das
AltlVanzüsische, ne . . aussi; dies ist nur nach einem affirmativen
Gliede üblich: Ma douleur serait trop mediocre, si je pouvais vous la
depeindre; je ne l'entreprendrai pas aussi (Mme de Sevigne).
Doch finden sich auch noch Beispiele des alten Gebrauches nach
negativen Sätzen: Je n'ai point de bien, vous re'en avez point aussi
(Moliere). La faveur du prince n'exclut pas le merite et ne le suppose
pas aussi (La Buuyere).
non plus steht im Sinne des altfranzösischeu ne . . aussi nach ver-
neinenden Sätzen; s. oben S. 482.
. encore steht gleich dem lateinischen adhuc, namentlich in der Volks-
sprache (Plaut.) und im uachaugusteischeu Zeitalter (st. quoque und
etiam).
acc. Es ist wesentlich nicht von aussi verschieden, wo ein gleichstehendes
Glied hinzugefügt wird, bewahrt jedoch mehr den Charakter des
Adverb als aussi: 11 imposa aux Venitiens l'obligation . . II voulut
encore que les Florentins accordassent une amnistie sans reserve etc.
(SisMONüi). Monsieur le president, dis-je, est-ce encore lä une de
ces theories que vos precedents consacrent? (Laboülayk) Lat. Unam
rem adhuc a<ljiciam (Sen., N. Qu. 4, 8).
ßß. Dann aber dient es auch besonders und im steigernden Sinne nach
aufwärts wie nach abwärts (noch dazu) ein Glied anzureihen: Revolte
oü il ny a eu qu'un volontaire national de tue, encore l'a-t-il ete
par ses propres camarades (V. Hcgo). So steht es oft in Verbindung
mit et: Quelle erreur k une chretienne, et encore ä une chretienne
penitente, d'orner ce qui nVst digne que de son mepris (Bosslet),
und mit mais; s. unten S. 528. Lat. Punctum est quod vivimus, et
adhuc puncto minus (Sen., Ep. 49), wie et etiam.
Bei komparativen Begriffen steht es ebenfalls wie adhuc:
II est encore plus riche que son frere. Ils exigent encore davan-
tage (Acad.). Lat. Amplior adhuc cumulus accessit (Slet., Tib. 17).
Encore steht an der Spitze hypothetischer Sätze in der Be-
deutung einer Steigerung nach abwärts, die oft den Charakter eines
526 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Ahschn. Die Satzfügungr- I- Beiordnung.
Wunsches haben: Encore s'il entendait raison, mais non, c'est le
plus entete des hommes (Nap. Land.).
De plus kann bisweilen dem encore ähnlich verwendet werden:
Ses juges n'avaient pas le droit de le juger; de plus il etait innocent
(Dupin).
200. 4. Eine Wechselbeziehung affirmativer oder negativer Sätze und
Satzbestimmungen, worin die als Theile zu einem Ganzen zusammen-
gefassten Glieder einander zugleich gegenübergestellt sind, wird
durch nou (pas etc.) senlement . . mais (mit oder ohne folgende Partikel)
hervorgebracht.
a. Hier wird entweder dem mit non (pas etc.) seulement (auch non-
seulement mit Bindestrich) anhebenden Gliede ein anderes mit mais
und einer gleichstellenden oder steigernden Partikel (aussi,
encore, meme, lat. non solum [modo, tantum], sed eiiam) gegenüber
gestellt, so dass das zweite Glied als ergänzend oder überbietend er-
scheint: ün chretien doit aimer non seulement ses amis, mais meme
ses ennemis (Acad.). Ces peres de I'eglise . . furent non-seulement
des professeurs eioquents, mais encore des hommes politiques (Cha-
teadbr.). Vgl. oben §165. Die Anreihung mit mais aussi war im
Altfranzösischen sehr geläufig, im Neufranzösischen ist sie selten.
ß. oder das zweite Glied wird mit mais allein angeknüpft, wobei durch das
zweite das vorangehende zwar aufgehoben, aber zugleich mitbefasst
wird; das letzte Glied ist umfangreicher oder inhaltreicher als das
erste und überbietet dasselbe. Lat, non solum . . sed. Non seule-
ment il n'est pas savant, mais il est tres ignorant (Acad,). Le parti
whig . . a non-seulement pour lui l'armee, mais le parlement (Scribe).
üeber die Vertretung des non seulement durch non pas seule-
ment, ne . . pas seulement s. oben S. 483. Das adversative mais
kann selbst fehlen: Je ne viens pas seulement de la part du peuple;
je viens de la part de Dieu vous declarer etc. (Chateaubr.).
Ueber die anreihenden Bindewörter s. auch §206.
201. b. Die disjunkÜTe Beiordnung'. Disjunktiv verhalten sich die bei-
geordneten Glieder, welche eine Gesammtsphäre ausmachen, wenn sie ein-
ander in der Weise ausschliessen , dass nur eins derselben Geltung haben
kann, wobei jedoch die Entscheidung über das geltende Glied fehlt. Das
Lateinische hatte hier die Form aut und daneben vel, ve, sive, wodurch
der sachliche Gegensatz von dem auf subjektiver Ansicht und Wahl beruhen-
den geschieden wird. Das Französische hat die Formen ou . . ou und
seit . , soit, die letzteren subjektiver Natur, die ersteren jedoch nicht bloss
die objektive Entgegensetzung, wie aui, andeutend,
1. on wird entweder (dies jedoch seltener) vor jedem einzelnen Gliede
wiederholt, oder nur dem letzten Gliede beigegeben, wie die nach-
drücklichere Wechselbeziehung neben der einseitigen Anwendung
der Partikeln aut, vel &tc. auch im Lateinischen üblich ist: Arme contra
un perfide ou mon bras ou le tien (Lemercier). Quel chemin le plus
droit ä la gloire nous guide, Ou la vaste science, ou la vertu solide?
(Boileal) Messieurs, ou la maladie vous tuera, ou le medecin, ou bien
200. Syndet. Beiordn. kopulativ. § 201. disjunktiv. § 202. adversativ. 527
ce sera la medecine (Molierb). — Ayez moins de frayeur ou luoins de
modestie (Racisi;), Le roi, l'äne ou moi, nous luourrons (La Fo.staine).
Homme, animal ou plante, l'etre fremit, souffre ou jouit (G. Droz). Geht
die Zahl der Glieder über zwei hinaus, so sieht ou meist nur bei dem
letzten Gliede.
ou kann durch das Satzadverb bien verstärkt werden, welches als
der Ausdruck subjektiver Einräumung oder Ansicht erscheint.
ß. Die disjunktive Beiordnung kann auch da eintreten, wo die Aufhebung
der Glieder nicht ihrem Begriffe, sondern nur ihrer Form nach
stattfinden soll: so kann ein Glied als Erklärung des anderen angesehen
werden: Son beau-frere, ou le mari de ma soeur. La iogique, ou la
dialectique. Byzance, ou Constantinople. Byzance, ou bien Con-
stantinople (Acad.). Im Lateinischen hat hier sive seine Stelle.
ß. oder es kann eine Berichtigung in disjunktiver Form hinzugefügt
werden; dies kann geschehen, wenn durch bien, plutot die Wahl
des Redenden angedeutet ist. Hier kann selbst eine Ueberbietung des
vorangehenden Gliedes durch ou meme stattfinden: AUez-y, ou bien
j'irai moi-meme (Acad.). C'est par Taifection qu'on en adoucit l'eflfet,
ou plutot qu'on Teiface (Mme de Stael). — Cet escarpement vient
de Toronto, ou meme de plus loin (Volnet). Ou plutot und ou
meme entsprechen dem lateinischen vel potius, vel etiam.
y. ou leitet oft einen Satz ein, welcher sich logisch zu einem voran-
gehenden behauptenden Satze, oder häufiger zu einem Heischesatze,
als der Hauptsatz zu einem Bedingungssatze verhält. Zur Herstellung
dieses Satzgefüges hat man aus dem vorangehenden bejahenden
Satz einen verneinenden hypothetischen Satz, und umgekehrt aus
dem verneinenden einen bejahenden, zu bilden. Das gramma-
tische Verhältniss der Sätze ist aber in der That das gewöhnliche
disjunktive zweier Sätze, zwischen denen die Wahl nicht entschieden
ist: Je connais mal Junie ou de tels sentiments Ne meriteront pas
ses applaudissements (Racine). Parle ou c'est fait de toi (Parseval-
Grandmaison), N'attendez rien de plus ou votre attente est vaine
(Corneille). So auch mit ou bien: II payera, ou bien il ira en
prison (Acad.).
2. soit • . soit (on) stellt, gleich dem lateinischen sive . . sive, seu . . seu,
der subjektiven Wahl frei, eins der Glieder für das allein gültige
zu erkennen. Das verdoppelte soit ist eigentlich ein doppelter asynde-
tisch wiederholter Koncessivsatz ; bei soit . , ou ist nach ou wiederum
soit zu suppliren: Soit d'argent, soit d'amis, nous n'en manquerons
pas (Corneille). Ceux qui out leur fetiche avec eux, soit qu'ils le
portent aux jambes ou aux bras, Tarrosent d'un peu de vin (La Harpe).
Soit stellt zuweilen zwei disjunktive Doppelglieder einander gegenüber:
La fortune soit bonne ou mauvaise, soit passagere ou constante, ne
peut rien sur Tarne du sage (Marmontel).
Uelier ni . . ni als disjunktiv s. oben S. 524.
202. c. Die adversative Beiordnung. Ein voranstehendes Glied wird
durch ein entgegengesetztes entweder beschränkt, oder es wird an die
Stelle eines aufgehobenen ein anderes gesetzt. Die Beziehung beider
wird nur an dem entgegengesetzten durch Bindewörter bezeichnet; mit Aus-
528 I^ritt. Thl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. I. Beiordnung.
nähme von mais, kann diesen auch das kopulative et und selbst das ad-
versative mais vorantreten, wie im Lateinischen et und sed zu tarnen tritt.
1. Bei der Beschränkung eines vorangehenden Gliedes wird nicht das darin
enthaltene L'rtheil selbst, sondern eine darin mitenthaltene oder vor-
ausgesetzte Folge aufgehoben.
a. Wird das entgegengesetzte Glied durch den ursprünglich absoluten Akku-
sativ cepeudant (ce pendant) eingeleitet, so wird dadurch, wie durch
das lateinische interea angedeutet, dass mit dem ersten Glied gleich-
zeitig auch das adversative Geltung hat: On disait qu'il ne viendrait
pas, cependant le voici. Vous m'avez promis teile et teile chose, et
cependant vous faites tout le contraire (Acad.). Faire bonne et prompte
justice Sans entamer la liberte, voilä le probleme que ces Yankees ont
resolu. La science nous a trompes, le hasard les a servis. Sur un point
cependant il me restait quelque scrupule. Je demandai ä Humbug s'il
n'etait pas effraye de son pouvoir (Laboulate). Vgl. interea bei Virg.,
G. 1, 82.
ß. Die Anknüpfung des entgegengesetzten Gliedes geschieht auch durch
pourtant, welches ursprünglich konklusiv gebraucht wurde und deshalb,
da hier die Folge aufgehoben werden soll, die Negation erfordert;
daher im Altfranzösischeu non pourtant neben den relativen non
pourquant, ne pourquant; vgl. Et les mismes ä la fuite . . Mais
non pourtant y eut grant bataille (Joinville), womit man das in ne-
gativen Sätzen vorkommende pour cela vergleichen kann: Tous ceux
qui s'acquittent des devoirs de la reconnaissance ne sont pas reconnais-
sants pour cela (La Rochefodcaulu).
Im Neufranzösischen ist nur das übrigens auch schon im Altfranzö-
sischen vorkommende pourtant üblich: Qu'il fut grand! . . Pourtant
cette tombe est la sienne! (V. Hcgo) Die ursprünglich nothwendige
Negation ward vielleicht zuerst in negativen Sätzen, später auch in affir-
mativen ausgelassen.
y. toutefois (eig. toutevoie, allewege) bezeichnet im adversativen Gliede,
dass mit dem ersten Gliede jeweilig auch das zweite Geltung hat:
Toujours l'esperance nous trompe, toutefois nous la croyons toujours
(Boiste). Man vgl. hiermit toujours, welches auch im Hauptsatze des
koncessiven Satzgefüges vorkommt: Quand ce que je vous dis pourrait
etre conteste, 11 est toujours vrai que etc. (Acad.).
6. neanmoiuS; dem lateinischen nihilo minus, um nichts weniger,
nichts desto weniger, entsprechend, bezeichnet, dass das adversative
Glied durch die im ersten Gliede enthaltene Folge in nichts beein-
trächtigt wird: 11 lui avait promis de l'aller voir, neanmoins 11 ne
l'a pas fait (Acad.). Nahe steht dem neanmoins das mit dem kausalen
en verbundene ne . . pas moins: Pelopidas . . embrassa Tausterite
lacedemonienne, et n"en fut pas moins un ardent enneml de Lacede-
mone (De Rozoik).
€. Die bedeutendste Stelle nimmt hier mais, aber, ein, welches nicht, wie
die anderen, et vor sich duldet und die lateinischen serf, verum, vero,
autem^ attjui u. a. vorzugsweise ersetzt.
au. mais (magis) beschränkt das vorangehende Glied zunächst in all-
gemeinster Weise, indem es demselben ein gleichsam überbietendes
gegenüberstellt, und verbindet sich auch mit den eben genannten Par-
§ 203. Syndetische Beiordnung; adversativ. 529
tikeln, wodurch die Entgegensetzung sich verstärkt: II est fort honnete
homme, mais il est un peu brutal (Acad.).
ßß. Das adversative Glied enthält oft eine Erweiterung, Berichtigung
oder Einwendung, selbst einen entschiedenen Gegensatz,
welcher neben dem vorangehenden Gliede Geltung haben soll: Sois
belle, si tu peux, sage, si tu veux; mais sois consideree, il le faut
(Beaumarchais). Elle n'est pas aussi jolie que sa sceur, mais eile
est plus spirituelle (Acad.). „Le maitre . . De se faire obeir n'a plus
aucun nioyen." — Mais cependant je vois qu' . . Aün de vous
servir, chacun s'empresse, vole (Ddval). II faut, en quelque sorte,
re'specter les fautes des grands hommes; mais il ne faut pas les
imiter (La Roche). Vous pourriez bien refuser saus fa^on L'industriel,
mais non le noble comte (Scribe). Lat. Primo Poenico hello, sed
temporibus extremis (Nep. 22, 1). Contemno magnitudinem doloris. —
,Sed si tantus est dolor quantus Philoctetae?" Bene plane magnus
mihi videtur, sed tamen non summus (Cic, Tusc. 2, 19).
Auch steht es bei einer Selbstwiderlegung: Une necessite funeste
regit au hazard le sort des hommes. Mais non etc. (Volney).
yy. Beim Abbrechen eines Gedankens und dem Uebergange zu einem
anderen tritt ebenso mais ein: Ah cervelle ignorante! Mais mon
pere survient (Corneille). Lat. Ego sane a Quinto nostro dissentio.
Sed ea, quae restant, audiamus (Cic, Leg. 3, 11).
rf(f. Oft findet es sich daher ohne unmittelbare Beziehung auf etwas Vor-
hergegangenes, wobei der Redende, namentlich im Zwiegespräch, an
einen bei dem Andern vorausgesetzten oder einen verschwiegenen
Gedanken anknüpft, und wobei er bisweilen den Schein des Besinnens
und der Selbstwiderlegung annimmt: Et qu'y a-t-il de nouveau k
Paris? — Mais rien, madame (Picard). Quaud saura-t-on le nom de
l'elu? — Mais, je crois dans une heure au plus tard (V. Hdgo).
Avez-vous travaille ä votre cathedrale depuis hier? — Mais oui,
docteur (0. Fkcillet). Vous n'avez donc jamais regarde un capucin? —
Mais si, mais si, j'en ai vu un de tres-pres (G. Droz). So in Aus-
rufen, meist als Ausdruck der Verwunderung beim Eintritt des Un-
erwarteten: Eh mais, c'est toi, Victor (Collin d'Harleville).
203. 2. Bei der Gegenübersetzung, worin das entgegengesetzte Glied allein
Geltung haben soll, ist das erste aufgehobene stets negativ.
a. Hier hat vorzugsweise wiederum das überbietende mais als sondern
und vielmehr im adversativen Gliede seine Stelle: Le flambeau de la
critique ne doit pas brüler, mais eclairer (Favart). Dem mais tann
das subjektiv versichernde bien beigegeben werden: Nous ne voulons
pas nous imposer les privations de la vertu, des lois, mais bien aux
autres (Boiste).
Doch steht hier auch pintöt, dem lateinischen potius ähnlich, wo-
durch die vergleichsweise Höherstellung des zweiten Gliedes aus-
gedrückt ist: Le cceur ne se gouverne pas comme l'esprit; on ne lui com-
mande point: c'est lui plutöt qui nous conduit (Mme de Poisieux).
Lat. Quaestio ergo facti potius est non juris (ülpian,). Das Altfran-
zösische hat auch ains, ainpois (v. antea); als veraltet wird im Neu-
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 34
530 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. I. Beiordnung.
französiscben noch das scherzhaft gebrauchte ains au contraire (Acad.)
aufgeführt.
Mit plutüt wird auch mais verbunden: Sa puissance n'est pas
diminuee, mais bien plutöt eile est accrue (Acad.).
Anmerkung. Einem beschränkten sowohl wie einem aufgehobenen
Gliede kann mehr als ein Glied gegenübergestellt sein, welche zusammen-
genommen den Gegensatz ausmachen; in diesem Falle kann mais bei
jedem einzelnen mit Nachdruck wiederholt werden: Ah! je saurais mourir;
mais, helas! je suis mere; Mais je laisse une fiUe (J. Chenier). La
mort! . . non cette mort qui plait k la victoire . , Mais lente, mais
horrible (Delille). Vgl. das wiederholte sed (Ov., Met. 5, 507).
204. d. Die kausale Beiordnung findet da statt, wo das einem oder
mehreren anderen angefügte Glied eine Begründung derselben oder eine
Folgerung daraus enthält.
1. Das Glied, welches zur Begründung eines anderen dient, kann dies
entweder im Sinne eines sachlichen Beweises oder einer mehr subjek-
tiven Erklärung ausdrücken. Im Neufranzösischen wird das begründende
Glied durch car (quare) eingeführt, wodurch das altfranzösische que,
welches neben ihm vorkam und aus einer relativen zu einer anknüpfenden
Kausalpartikel ward, ganz verdrängt ist. Car war ursprünglich fragend,
ward auch als unterordnende Konjunktion im Kausalsatze gebraucht, ging
dann in den angeknüpften Hauptsatz über und ist hier, dem lateinischen
nam und enim analog, vom häufigsten Gebrauche.
a. car knüpft einen beweisenden Satz entweder unmittelbar an das
Vorhergehende, dessen Beweis er enthält: Je pense, donc Dieu existe;
car ce qui pense en moi, je ne le dois point ä moi-meme (La
Brdyeire); oder der beweisende Satz setzt einen vermittelnden Ge-
danken voraus: Comment et d'oü viens-tu? Car l'onde maritime
Mugit de toutes parts sur nos bords orageux (A. Chenier). Vgl. lat.
At prooemium aliquando et narratiouem dicit malus homo, et argu
menta, sie, ut nihil sit in his requirendum: Nam et latro pugnabit
acriter (Cic, Qu. 2, 20, 10). Dabei geht der beweisende Satz oft in
einen erklärenden über.
ß. Der erklärende Satz giebt eine nähere Erläuterung einer Behaup-
tung: La mort de mon neveu . . Car le pauvre garfon est bien
mort etc. (Andbiedx).
205. 2. Das angeknüpfte Glied, welches eine Folgerung enthält, wird
durch eine konklusive Partikel eingeleitet; es kann eine strengere Schluss-
folge, oder das Ergebniss einer Thatsache, oder einen durch das vorangehende
ürtheil irgendwie motivirten Gedanken aussprechen. Das Lateinische ge-
brauchte hier ergo, igitur, ideo, idcirco, itague, proinde u. a. Das
Altfranzösische besass einige jetzt aufgegebene Partikeln, wie gier, giers
(ergo), viaus (?), auch de ce, pourtant, poruec, pruec (per hoc),
wovon das letzte dem neufranzösischen pour cela (meist in der Umschreibung
c'est pour cela que) entspricht; auch ward pourquoi wie par quoi
gebraucht. Statt pourquoi kommt c'est pourquoi vor; par quoi, ob-
wohl veraltend, steht noch bisweilen für en consequence de quoi: Par
quoi il fut unanimement resolu de decamper (Acad.).
§§ 204. 205. Syndetische Beiordnung; kamal. 581
a. Im Geschäftsstile vorznp^sweise und in der Umgangssprache findet sich
noch das in älterer Zeit geläufigere partant (gl. pourtant), welches auch
mit et angereiht wird, als allgemeiner Ausdruck einer Folge (vgl. parce
qne): Sur qiioi paye tant, partant reste . . Re9u tant, paye tant, et
partant quitte. II n'avait plus de fortune, partant plus d'amis (Acad.).
Die Dichtung verschmäht es ebenfalls nicht: A tout homme public on
doit la verite; Partant, l'eloge aussi, quand il Ta merite (Delavigne).
ß. Die gebräuchlichste konklusive Partikel ist donc (tunc), welches im Alt-
französischen auch den Nebensatz einleitete, in der Bedeutung dem
alors verwandt und ursprünglich das Zusammenfallen mit einem anderen
Zeitpunkte bezeichnend.
««. donc stellt ein Urtheil sowohl im Sinne einer logischen Schluss-
folge, als einer irgendwie motivirten Folgerung (ergo und igitur)
aus dem Vorhergehenden dar, wobei auch ein vermittelndes Urtheil
verschwiegen sein kann: Le sage est heureux: or Socrate est sage,
donc Socrate est heureux (Acad.). Je pense, donc j'existe (Ead.).
eher epoux, je te vois: les fieres Eumenides N'ont donc point prononce
des arrets homicides (Docis). Voyez comme le feu accourt! Le vent
est donc complice? (Ddmas)
ßß. Oft ist überhaupt kein Satz vorhanden, worauf donc zu beziehen
wäre; in diesem Falle ist es ein aus der Situation des Redenden zu
entnehmender Gedanke, worauf es sich bezieht. Dies ist namentlich
bei Fragen der Fall, worin der Redende andeutet, dass er auf einen
überraschenden Grund vorbereitet ist: Qu'avez vous donc? Que dit-il
donc lä? (Acad.) Que regardez-vous donc toujours de ce cote?
(Beaumarchais) So auch in Heischesätzen: Ecoutez-donc, monsieur,
monsieur (Picard). Repondez donc! Gare donc! (Acad.)
yy. Zur Wiederanknüpfung einer von dem Redenden selbst (durch
umfangreiche Zwischensätze oder Parenthesen) oder von Anderen unter-
brochenen Gedankenreihe steht ebenfalls donc, wie im Lateinischen
igitur, ergo, und itaque: Mais je vous prie au moins, et c'est
la seule gräce, monsieur, que vous demande un miserable amant, Dont
vous seul aujourd'hui causez tout le tourment, Je vous conjure
donc etc. (Moliere). Alfred. Bon jour, mon oncle. Comment cela
va-t-il? Japporte de bonnes nouvelles . . (jetzt folgt ein Zwiegespräch
mehrerer Personen). Le General. Tu disais donc, mon eher Alfred,
qu'il y avait de bonnes nouvelles? (Scribe) Lat. Illud excutiendum
est, ut sciatur, quid sit carere, ne relinquatur aliquid erroris in
verbo. Carere igitur hoc significat etc. (Cic, Tusc. 1. 36).
y, alors kommt dem donc nahe, wie es auch den Nachsatz einleiten kann,
und verbindet sich selbst mit demselben: „La poudre a ete transportee
dans la ville." II faut tirer sur la ville alors, et profiter de l'explosion
du magasin etc. (Dumas). ,Avec quelle impatience je t'attendais!" Allons,
embrasse-moi donc alors! (Id.) Sein Gebrauch ist indessen weit be-
schränkter.
6. ainsi entspricht dem lateinischen itaque und bezeichnet eine auf dem
Gegebenen beruhende, meist thatsäch lieh begründete Folgerun g:
Vous voilä prevenue, ainsi soyez discrete (Dumas). II ne sait point
ramper, ainsi vous pouvez croire Qu'il etait tard lorsqu'il put arriver
(L.-P. Skglr). Schon im Altfranzösischen ward oft ainsi mit donc
34*
532 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. I. Beiordnung.
verbunden, wie noch jetzt: Ainsi donc vous refusez (Acad.). La liberte,.
dit-il, est devenue creanciere de tous les citoyens . . Ainsi donc tous
les Fran(;ais . . sont appeles par la patrie ä defendre la liberte (Mignet).
So steht im Lateinischen itaque ergo (Ter. und Liv.).
f. or (hora, nun), im Altfranzösischen oft von donc begleitet, fügt in
lockerster Weise zu einem begründenden Satze eine Folgerung, welche
mehr die Natur einer Anreihung hat: Lorsque vous avez cru que vos
decrets . . ne portaient point atteinte au droit de propriete, vous avez ete
fondes sur ce que ce nom ne convenait point ä des prerogatives . . Or
les memes prineipes ne s'appliquent-ils pas aux fondations particulieres
de l'eglise? (Mirabeao) Vgl. lat. Nam haud mansisti dum darem illam;
tute sumsisti tibi. Nunc habeas, ut nactus (Plaut., Truc. 4, 3, 69).
Oft steht es bei dem Zurückkommen auf eine unterbrochene Gedanken-
reihe, fast wie donc: Or pour revenir ä ce que nous disions (Acad.).
Seine Verwendung bei Aufstellung eines Untersatzes im Schlüsse
(lat. atqui) ist zum technischen Ausdruck geworden: Le sage est heureux:
or Socrate est sage, donc Socrate est heureux (Acad.).
In Heischesätzen wird es dem donc ähnlich verwendet: Or,.
dites-nous (Acad.), und es steht in Aufmunterungen gleich einer
Interjektion: or 9a! or sus!
206. C. Die asyndetische Beiordnung. Sätze oder Satzglieder sind
einander asyndetisch beigeordnet, wenn sie, ohne durch ein Bindewort
verknüpft zu sein, wegen ihrer inneren Beziehung als ein zusammen-
geschlossenes Ganze aufgefasst werden müssen. Nachlässigkeit und
Berechnung, die Macht des Affektes wie der Gewohnheit sind die
Ursachen dieser Spracherscheinung.
a. Die kopuLative Beiordnnng- wird am Häufigsten durch asyndetische An-
reihung ersetzt.
1. Den Uebergang zu dieser freieren Anreihung machen diejenigen anreihen-
den Adverbien, welche wegen der gewobnheitsmässigen Auslassung einer
verknüpfenden Partikel selbst als Bindewörter angesehen werden, wie
d'abord, puis, apres, alors, enfin u. a., die Zahladverbien premiere-
ment, deuxiemement etc., und welche, gleich den lateinischen primum,
deinde, tum, postea, prae.terea, denique, den Faden der Rede unabgebvochen
erscheinen lassen, weil sie die Beziehung der Glieder auf einander vermitteln.
Die meisten derselben dulden übrigens auch et vor sich.
2. Die nachlässigere Weise des Gespräches lässt oft das Bindewort aus:
Je Tai ecrit; je Tai signe; l'article est lä; 11 paraitra aujourd'hui (Scribe).
Vgl. lat. Placuit; despondi; hie nuptiis dictus est dies (Ter., Andr. 1, 1, 75).
Diesen Ton ahmt die naive Erzählung nach: Le lion le posta, le couvrit
de ramee, Lui commanda de braire (La Fontaine). II s'habille en berger,
endosse un hoqueton, Fait sa houlette d'un bäton (Id.).
3. Die Lebhaftigkeit der Darstellung drängt die einzelnen Glieder zusammen,
um sie in ununterbrochener Folge vorüberzuführen: 11 revient; les peuples
accourent sur son passage; il rentre en triomphe dans sa ville episcopale
(Chateaubr.). Ah! j'entends quelqu'un; on s'approche; la porte s'ouvre;
c'est eile! (Dumas) Aujourd'hui il ne se fait rien, il ne se dit rien,
il ne s'ecrit rien oü Ton ne sente percer le desir de paraitre (Cherbcliez).
§ 206. C. Asyndetische Beiordnung; kopulativ. 533
A ce mot . . Ce prince s'affaiblit, chancelle, tombe, expire (Hegnard).
La presence d'esprit, la penetration, les observations fines sont
la science des femnies (J.-J. Rousseau). Lat. Alpicos, conantes prohibere
transitu, concidit, loca patefecit, itinera uiuniit (Nki>. 23, 3).
So werden l)esonders einzelne Satzbestimmungen asyndetisch an einander
gereiht: Le fer, l'onde, la flamme entourent ses heros (Lebuün). Ce n'est
plus l'Eglise militante, esclave, democratique . .; c'est l'Eglise
triomphaute, libre, royale (Chateaubr.). Vers dix heures, tout le
monde, honimes et femmes, meies, serres, empiles, malmenes, etait
place de queique fagou que ce füt (Retde d. d. M. 1884). On laisse ä son
prochain le soin coüteux de bätir, d'amenager, de nieubler la maison
(Ead.). Vgl. lat. Nam pro pudore, pro abstinentia, pro \irtute, audacia,
largitio, avaritia vigebant (Sall., Cat. 3). Oratoris est, composite,
Ornate, copiose eloqui (Cic, Or. 1, 11).
Wenn die Glieder der Rede eine aufsteigende Reihe (Klimax) enthalten,
oder aufgezählt und schliesslich zusammengefasst werden, so stehen
alle gewöhnlich unverbunden neben einander: II va venir, il -vient, il
est lä (Ddmas). Je vous en prie, je vous en supplie (Id.). Dans ces
egarements, mon coeur opiniätre Lui prete des raisons, l'excuse,
l'idolätre (Racine). L'empire, votre coeur, tout condamne Octavie
(Racine). Mon regard, mon langage, en moi tout lui plaisait (Mme
DE Girardin). Remords, craintes, perils, rien ne m'a retenue (Racine).
Le temps, les biens, la vie, Rien ne vous appartient (Gresset). Lat.
Viri non est debilitari dolore, frangi, succunibere (Cic, Fin. 2, 29).
Res obscurae ad confessionem ignorationis adduxerunt Socratem, et jam ante
Socratem, Democritum, Anaxagoram, Empedoclem, omnes paene
veteres (Ac. 1, 12).
Bei Gegenüberstellungen aller Art liebt die Sprache das Asyndeton,
um die einzelnen an einander gerückten Glieder nicht bloss additioneil auf-
fassen zu lassen: Ma vie ä vous, la sienne ä moi (V. Hugo).
Diese Parallelisirung findet besonders auch da statt, wo Eintheilungen
und Wechselbeziehungen durch Fürwörter oder Adverbien bewerkstelligt
werden, wie durch Tun . . l'autre, celui-ci . . celui-lä, tantot . .
tantot u.dgl., wie iui Lateinischen durch alius . . alius, alter . . alter,
nunc . . 7iunc, modo . . modo u. dgl.: L'un dit: seis tes pareils! l'autre:
fuis les humains (Fontanes). Ceux-ci n'avaient eu que leur foi; ceux-lä.
ont leur foi et leur genie (Ghateaubr.). Nous detestons les gens tantot
rouges, tantot blancs (Bkrangee).
Das Bindewort et kommt hier allerdings ebenfalls vor: L'un etait plus
philosophe et l'autre plus citoyen (J.-J. Rousseau) u. s. w.
Dahin gehören auch die mit autant . . autant, tant . . tant,
plus . . plus, moins . . moins gegenübergestellten Sätze, welche den
lateinischen mit tarn . . quam, tantum . . quantum, quo . . eo, quanto . .
tanto in ihrer Anwendung, obwohl nicht in grammatischer Bedeutung, ent-
sprechen. Im Französischen sind sie korrespondirende Uauptsätze, welche
meist ohne et, doch auch durch et verbunden, erscheinen: Autant ils
sont serviables . . autant ils deviennent difficiles (Bouilly). Plus il a
bu, plus il veut boire (Abnaclt). — Plus leur cause m'est chere, et
plus l'effet m'en blesse (Corneille). Auch stellt man plus , . moins
534 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. I. Beiordnung.
(oder umgekehrt) so gegenüber: Plus j"y reflechis et moins je trouve cette
scene naturelle (Voltaire).
6. Häutig ist die asyndetische Anreihung bei der nachdrücklichen "Wieder-
holung desselben Wo rtes oder derselbenBestimmungander Spitze
der einzelnen Glieder, wodurch diese gesondert und hervorgehoben werden.
Diese asyndetische Anaphora ist besonders in der Poesie auch dem Latei-
nischen geläutig: Pison nousoffensa; Pison s'est repenti (Arnallt). Tout
s'ebranle, tout sort, tout marche en diligence (Boileaü). Chaque mot,
chaque regard est un irait plein de flamme (Mouere). Jamals des
Sciences inutiles n'avaient fait couler leurs larmes, jamais les le(;ons d'une
triste morale ne les avaient remplis d'ennui (B. de St-Pierre). C'esl lä,
tout mon malheur, c'est lä tout mon souci (Corneille). 11 faut que Ton
en vienne aux coups; il faut plaider; il faut combattre (La Fontaine).
Dazu ist auch die Wiederholung der unterordnenden Konjunktionen,
Adverbien und Fürwörter zu zählen: Ah! lorsque la nature ä mes yeux
attristes . . brille en vain renaissante, Lorsque du renouveau Thaleine
caressante Rafraichit l'univers (Chenier). Des qu'a sonne l'airain, des que
le fer a lui, II s'eveille (Delille). Songe que je te vois, que je te parle
encore, que ma foudre ä ta voix pourra se detourner (Voltaire). Du soli-
taire asyle Oü languit sa misere, oü son destin l'exile (Lebrun). Vgl. lat.
Sic agna lupum, sie cerva leonem, Sic aquilam penna fugiunt trepidante
columbae (Ov., Met. 1, 505). Quod spiratis, quod vocem mittitis, quod
formam hominum habetis, indignantur (Liv. 4, 3).
7. Die Mischung der asyndetischen und syndetischen Anreihung ist in
weiter Ausdehnung in der Poesie wie in der Prosa gebräuchlich.
CK. Wenn mehr als zwei Glieder mit einander zusammengestellt sind,
so wird, abgesehen von besonderen Zwecken der Rede, wie sie oben an-
gegeben sind, gewöhnlich nur dem letzten Giiede das Bindewort vor-
gesetzt: Les plaintes, les regrets et les pleurs sont perdus (Voltaire).
ß. Paarweise verknüpfte Glieder werden gewöhnlich durch ihre asyn-
detische Zusammenstellung als angereihte Doppelglieder erkennbar gemacht:
L'homme est un assemblage de lumiere et d'ignorance, d'esperance et
d'incertitude (Pluche). Seltener ist hier die Verbindung durch et: Le
beau tenips et la pluie et le froid et le chaud (Moliere). Das Lateinische
stellt oft die selbst asyndetischen Doppelglieder asyndetisch zusammen:
Bona, mala; aequa, iniqua; honesta, turpia etc. (Cic, Tusc. 5, 39).
y. Die Dichter verfahren am Freiesten, indem sie die Zahl der Glieder ab-
wechselnd in ihrer Zusammendrängung oder Häufung anschaulich
machen: On egorge ä la Ibis les enfants, les vieillards, Et la
soeur et le frere, Et la fille et la mere, Le fils dans les bras de
son pere (Racise).
207. b. Die disjnuktiTe Beiordnung wird gleichfalls zuweilen nicht durch
ein Bindewort bezeichnet: Est-ce un boeuf, un cheval? (La. Fontaine)
Deux ou trois peut-etre, un peu plus, un peu moins Eclairciront ce
trouble (Corneille). So oft im Lateinischen: Quadrigentis sex, Septem
milia desunt: plebs eris (Hob., Ep. 1, 1, 57); plus, minus; serius',
ocius u. a.
§§207. 208. 209. Asyndet. Beiordn.; disjunictiv, adversativ, kausal. 535
208. c. Das adversative Verhältniss wird ohne Vermittlung der Binde-
wörter nicht ohne rhetorischen Nachdruck anschaulich gemacht, indem der
Gegensatz durch seinen Inhalt bei dem Mangel einer anderweitigen An-
deutung des Verhältnisses überraschend wirkt.
«. Dies geschieht zunächst da, wo das angereihte Glied das vorangehende
beschränkt oder berichtigt: J'ai moins de colere que vous, mylord;
j'ai plus de haine (V. Hdgo). Massena aurait, avec, les braves qui lui
restaient, mis un grand poids dans la balance: il etait trop tard
(Bignon). Lat. Opinionum commenta delet dies, naturae judicia
confirmat (Cic, N. D. 2, 2).
ß. Ferner geschieht es auch da, wo das angereihte Glied einem aufgeho-
benen gegenüber den Gegensatz zur Geltung bringt: Je ne parle pas,
j'agis (V. HoGo). Ne detruis pas, corrige (Delavigne). Ce ne sera
pas ma vie que je regretferai, ce sera de lui laisser la sienne
(Dumas). Dasselbe Verhältniss findet in dem zugleich kopulativen und
adversativen Verhältnisse statt (s. oben S. 526): Ce phenomene n'est pas
seulement singulier, il est sans exemple (Gcizoi). Et ici ce n'est pas
Paris seulement, c'est la France entiere qui vous supplie (De Vigny).
Lat. Non agitur de vectigalibus . . libertas et anima nostra in
dubio est (Sall., Jug. 52). — Non hoc solum, multa alia praeter-
misi (Cic, Qu. Fr. 1, 3, 6).
Hier findet auch die Umstellung der Glieder statt, indem das ver-
neinende Glied folgt: Et saluez la loi, non les individus (Ponsard).
Lat. Davus sum, non Oedipus (Tkr., Andr. 1,2,20). Gewöhnlich wird
das zweite Glied durch et oder durch niais angeknüpft: J'entends le
philosophe et non Thomme d'etat (Ponsard). Heritiers des progres et
non pas des douleurs (Id.). Vous pourriez bien refuser Sans fa^on
L'industriel, mais non le noble comte (Scribe).
209. d. Auch das kausale Verhältniss wird in einem asyudetisch an-
gereihten Satze nicht grammatisch bezeichnet; dieser tritt durch seine Be-
deutsamkeit hervor.
«. So wird der Grund aus dem Inhalte des angereihten Satzes ersichtlich:
Vous ne me trompez pas, je vois tous vos detours (Racine). Ban-
nissons le chagrin, II nous consume (Beaumarchais). Je gardai le
silence, je sentais mon fort (V. Hugo), der auch als Erklärungsgrund
des vorangehenden Satzes eintreten kann: Narcisse c'en est fait, Neron
est amoureux (Id.). II (le merite) ne se plaignait point; on sait qu'il
est modeste (L.-P. Segür). Lat. Si animus hominem pepulit, actum est;
animo servit, non sibi (Pladt., Trin. 2, 2, 31).
ß. oder die Folge: II aime, il croira (Ddmas). C'en est trop; il faut
que sa ruine Me delivre ä jamais des fureurs d'Agrippine
(Racine). Lat. Nunc uxore opus est, animum ad uxorem appulit
(Ter., Andr. 2, 6, 15).
536 n. Kap. Unterordnung. § 210. A. Unterordnung im Allgemeinen.
n. Kapitel.
Von der Unterordnung der Sätze.
210. A. Von der Unterordnung im Allgemeinen. Ein Satz ist dem anderen
untergeordnet, wenn er als ein zum Satze entwickeltes Satzglied desselben
anzusehen ist. Derjenige Satz, als dessen Glied der untergeordnete er-
scheint, heisst der Hauptsatz, dessen Nebensatz der untergeordnete
ist. Dabei kann es vorkommen, dass der Hauptsatz ohne seinen Neben-
satz unvollständig bleibt, wenn z. B. dieser das Subjekt des Hauptsatzes
darstellt, während der Hauptsatz an sich abgeschlossen scheint, wenn
z. B. der auch seinerseits selbständiger erscheinende Nebensatz eine ad-
verbiale Satzbestimmung darstellt. Das Wesentliche des Verhältnisses
wird indessen dadurch nicht beeinträchtigt, da überall der Nebensatz ein
in den Hauptsatz aufzunehmendes Glied ist, oder vielmehr Hauptsatz und
Nebensatz ein in sich abgeschlossenes Satzganzes ausmachen, welches ent-
weder einem einfachen unerweiterten oder erweiterten Satze gleich zu
achten ist. Das aus Hauptsatz und Nebensatz bestehende Satzganze wird
ein Satzgefüge oder eine Periode im weiteren Sinne genannt. Mit
Rücksicht auf die Redetheile, als deren Entwickelung die Nebensätze er-
scheinen, zerfallen diese in Substantiv-, Adverbial- und Adjektivsätze.
Die besonderen Formen, unter denen das Satzgefüge auftreten kann, und die
Beziehung von Haupt- und Nebensatz lassen sich unter folgende Gesichtspunkte
zusammenfassen:
211. 1, Vorder- und Nachsatz. Ein Nebensatz, welcher seinem Hauptsatze
vorangeht, wird, wenn er eine adverbiale Satzbestimmung enthält, der
Vordersatz, dieser der Nachsatz genannt, wobei der Nachsatz alle
Formen des Hauptsatzes zulässt: Lorsque Rome a parle, les rois n'ont plus
d'amis (Voltaire). Quand vous me hairiez, je ne m'en plaindrais pas
(Racine). Mais s'iis ne vous plaisent pas, dites-le-nous tout bas (Regnard).
Der Nachsatz kann in nachdrücklicher Weise seine Rückbeziehung auf
seinen Vordersatz durch ein Adverb als Korrelat andeuten; dies geschieht
namentlich nach Temporal- und Konditionalsätzen:
a) durch das Adverb der Zeit alors: Mais lorsque . . la Vierge triomphante
Ramenait vers le Nil son onde decroissante, Quand les troupeaux . . et
les epis . , S'emparaient ä leur tour des champs desalteres; Alors
d'autres vaisseaux ä l'active Industrie Ouvraient des aquilons l'orageuse
patrie (Esmenard). Mais si, contre mon gre. Tun de vous le hasarde,
Vous me verrez alors combattre k l'avant-garde (Ponsard). Im Alt-
französischen war hier auch donc, adonc gebräuchlich. So folgt im
Lateinischen oft tu7n im Nachsatze: vgl. quum . . tum, ubi . . tum,
si . . tum.
§§211. 212. Vorder- u. Nachsatz; Haupt- u. Zwischensatz; Parenthese. 537
b) durch das Modaladverb si: Dies war im Altfranzösischen sehr gebräuch-
lich; im Neufranzösischen erhalten sich Spuren dieses (lebrauchs nach
einem koucossiven Vordersatze im invertirten Nachsatze: Quoiqu'il mange
peu, si faut-il bien qu'il mange (Regnard). Quoi que vous en puissiez
dire, si est-ce que je ne crois pas . . (Acad.). Das Lateinische setzte
Sic und ita im Nachsatze nur nach iiloda\sä.izen mit sieut, quemadniodum etc.,
womit man vgl.: Comme il est inconstant dans ses projets, aussi voit-
on qu'il reussit rarement en quelque chose (Acad.).
212. 2. Der Hauptsatz und der Zwischensatz. — Die Parenthese,
Wenn der Nebensatz Glieder des Hauptsatzes trennt, so heisst er Zwischen-
satz; diese Satzstellung wird die Periode im engeren Sinne genannt: Le
fer qui tranche tout n'est qu'un moyen vulgaire (Delavigne). Nul
homme, quel qu'il soit, ne saurait le guider (Ponsard). ün sou, quand
11 est assure, vaut mieux que cinq en esperaiice (La Fontaine).
Dem Nebensätze selbst, als relativem Hauptsatze (s. unten), kann ein
anderer Nebensatz als Zwischensatz eingefügt werden: Et ce sont des plaisirs
qu'on peut dans nos familles, Lorsque l'on a du hien, permettre
aux jeunes filles (Moliere). Dies geschieht besonders in der Weise,
dass der Zwischensatz unmittelbar nach dem Fügeworte des ersten Neben-
satzes, besonders nach que, wie im Lateinischen nach ut, doch auch nach
anderen und nach dem Relativpronomen eintritt: J'avoue qn'ä moins que
son altesse ne m'eu donne l'ordre formel, j'eprouverais . . quelque
contrariete ä quitter la France (Dumas). A quoi sert-il . . si, quand
tous les tyrans ne sont pas abattus, Nous devons lui crier: Tu dors
. . Brutus! (Ponsard) N'est-ce pas cette meme Agrippine . . qui, si je
t'en crois, a de ses derniers jours . . precipite le cours (Racine).
Wenn der Hauptsatz als Zwischensatz eintritt, so wird er Paren-
these genannt; die Parenthese trennt aber nicht nur die Glieder eines
Haupt- oder Nebensatzes, sondern sie kann auch zwischen den Haupt- und
den Nebensatz treten. Der Inhalt der Parenthese, welche nicht immer durch
die sogenannten Parenthesezeichen äusserlich abgesondert wird, kann sehr
verschieden sein; sie enthält meist vorgreifende oder nachträgliche
Bemerkungen und Erlä.uterungen, Betheuerungen und Fragen. Manche
Parenthesen sind volksthümlich und zu stehenden Formeln geworden: M. de
Vintimil, incapable de parier, tant son emotion etait grande, tendit
les bras ä son fiis (Sohlie). Un jour, c'etait le 27 juillet 1812, le
general re^oit de TEmpereur l'ordre etc. (Id.). Un soir, t'en souvient-il?
nous voguions en silence (Lamartine). Oui, madame, Neron, qui l'aurait
pu penser? Dans son appartement m'attend pour m'embrasser (Racine).
Je ne vous ai pas dit . . De depenser, que sais-je? au moins vingt-mille
francs (Dcval). Parce que chaque matin, voyez-vous, la force me man-
que etc. (V. Hcgo). Tandis . . que vos ressentiments se perdront en dis-
cours, II n'en faut pas douter, vous vous plaindrez toujours (Racine).
So werden namentlich Zeitbestimmungen mit il y a, Formeln, wie il est
vrai, c'est vrai, j'espere, je crois, je ne dis pas, je vous prie
u. dgl., parenthetisch eingeschoben.
Oft steht an der Spitze der Parenthese ein Bindewort: II fut, ou je
me trompe, assez bien ecoute (Corneille). Et vous m'expliquerez (car
vous etes tres-fin) Comment etc. (Andrieux). So auch oft im Lateini-
538 Dritt- Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfiigung. II. Unterordnung.
scben: Curii villam ego contemplans (abest enim non longa a me) ad-
mirari satis non possum etc. (Cic, Sen. 16). Sublatis raptim dolonibus (et
erat secuudus . . ventus) capessunt fugam (Liv. 37, 30).
Die Parentbese kann auch ein Satzgefüge sein: Un noir (c'etait celui-
lä meme que je cberchais!) lui cria en fran^ais: Punis-moi! (V. Hugo)
Dahin gehören auch Satzgefüge, welche mit dem Hauptsatze je ne sais
einen unvollständigen Fragesatz mit quel, comment etc. verbinden: De
\k viennent les Eones et je ne sais quelles formes bizarres (Chateacbe.).
Lorsque . . il l'eut perdu (le fief), on ne sait comment, il parcourut
l'Espagne (Augcis). Lat. Prope me hie nescio quis loqultur (Pladt.,
Pers. 1, 3, 19). Fortasse non jejunum hoc, nescio quid, quod ego gessi,
et contemnendum videbitur (Cic, Fam. 15, 14).
Von der Parenthese sind die in den wörtlich angeführten Inhalt der
Rede oder des Gedankens eingefügten invertirten Sätze: dit-il, repond-il,
reprit-il etc., lat. inguit, respondet, ait etc., zu unterscheiden; die an-
geführten Worte verbalten sich zu diesen Sätzen stets als materiell gefasste
Objekte oder als Substantivsätze, obwohl ihnen die Form derselben abgeht,
was bei anderen Parenthesen nicht nothwendig stattfindet.
213. 3. Umfang: des Satzgefüges. Der Umfang des Satzgefüges hängt
von dem Gehalte ab, welchen der Redende innerhalb eines entwickelten
Satzganzen zur Anschauung bringen will; doch hat dies Satzganze seinen
Massstab an dem Gesetze der Klarheit und Uebersichtlichkeit desselben,
a) Die einfachste Form des Satzgefüges stellt sich in einem Hauptsatze
mit einem Nebensatze dar.
b) Jedoch können einem Hauptsatze auch mehrere Nebensätze unter-
geordnet sein.
«. In diesem Falle können die Nebensätze einander beigeordnet
sein: S'il est marie et s'il a des enfants, il regarde sa femme
comme sa soeur (Chateaubr.). II me demanda d'oü je venais, oü
j'allais et qui j'etais (Le Sage).
Bei gleichartigen beigeordneten Nebensätzen, welche durch
Bindewörter verknüpft sind, wird in der Regel das Fügewort
nach dem Bindewort wiederholt:
ß«. Auf diese Weise wiederholt sich das einfache que: Praxeas . .
soutenait que Dieu le pere etait le meme que Jesus-Christ et
qu'en consequence il avait souffert (Chatkaubr.). Im Altfranzösi-
schen findet die Wiederholung oft nicht statt, die im Neufranzösi-
schen dann wegfällt, wenn das Subjekt des folgendes Satzes zugleich
ausfällt, also ein zusammengezogener Satz entsteht. Doch finden
sich auch Ausnahmen: Une des consequences . . de ce gouverne-
ment, c'est qu'il engageait, il entrainait, il faisait servir ä son
developpement . . des gens memes qui ne l'aimaient pas (Villemain).
ßß. Wenn das Fügewort des ersteu Nebensatzes mit que zusammen-
gesetzt oder verbunden ist, wie in lorsque, tandis que,
pendant que, parce que, puisque, quoique etc., so wird
gewöhnlich in syndetischen Sätzen nur que, welches eigentlich
das dem Nebensatze angehörige Glied ist, wiederholt: Lorsque
une grande nation est assemblee et qu'elle examine une questionetc.
(Mirabeau). Je ne denoncerai pas ce traitre, parce que ce serait
§ 213. Umfang des Satzgefüges. 539
aussi trabir, et qu'il est mon ami, et qu'il est malheureux
(De Vigjjy). Quoiqu'un peuple l'adore et qu'un roi !e caresse etc.
(Corneille). In asyndetischen Sätzen ist die Wiederholung von
que mit der vorangehenden Partikel das Gewöhnliche, obwohl
auch hier die blosse Wiederholung des que vorkommt; in synde-
tischen Sätzen ist die Wiederholung der Korrelate selten. Bei
einer Häufung der Nebensätze, deren letzter durch ein Bindewort
angeknüpft ist, werden auch die vorhergehenden asyndetischen
Sätze häufig nur mit que eingeleitet.
yy. Auch die Fügewörter quand, comme und si werden in folgenden
gleichartigen Nebensätzen durch die Partikel que vertreten: Quand
on s'etait bien repu et qu'on approchait de l'ivresse, on appelait
lea gladiateurs (Chateaubr.). Comme il etait tard et qu'on
craignait la chute du jour etc. Si vous le rencontrez et qu'il
vous demande ou je suis etc. (Acad.). Bei negativen Nebensätzen
findet sich auch statt que im zweiten Gliede ni: Si on n'aimait
pas les justes, ni on ne les protegeait pas pour eux-memes, il les
faudrait proteger pour le bien public (Bossl'et).
Doch ist die Vertretimg der genannten Fürwörter durch que
auch in der syndetischen Beiordnung keineswegs durchaus noth-
wendig: Teiles sout les gräces qu'on trouve k la mort; mais c'est
quand on l'a meditee et quand on s'y est longtemps prepare etc.
(Bossüet). (S'il eüt ete Corneille et si j'etais Voltaire etc. (Lebron).
ß. oder die Nebensätze sind einander untergeordnet. Ein Neben-
satz wird dadurch in Beziehung auf einen ihm untergeordneten Satz
zum relativen Hauptsatze, dem der Träger des ganzen Gefüges
als absoluter Hauptsatz übergeordnet ist. In der Abstufung der
Sätze kann dem relativen Hauptsätze noch ein relativer Haupt-
satz zweiter Ordnung hinzugefügt sein; jedoch geht die Abstufung
nicht leicht weiter, weil sonst das Verständniss des Gefüges erschwert
wird: L'on est mort, a van t qu'on ait aperen qu'on pouvait moiirir
(Flechier). Et que vous uiontrent-ils (ces lieux) qui ue
vous avertisse qu'il faut qu'on me respecte (Racine).
y. oder die Nebensätze, welche einem Hauptsatze untergeordnet sind,
stehen weder im Verhältnisse der Beiordnung, noch der
Unterordnung zu einander: Quoiqu'il füt toujours en mouve-
ment, des que sa sceur paraissait, il devenait tranquille (B. de
St-Pierre). Comme il esperait sa delivrance de la part des
pnissances coalisees . . il ne voulut pas se servir des constitu-
tionnels, parce qu'il aurait fallu traiter avec eux (Mignet).
Dies findet besonders bei ungleichartigen Nebensätzen statt, welche
das Satzganze nach mehr als einer Seite hin erweitern.
J. Im Verhältnisse der Einordnung können nur attributive Neben-
sätze zu einander stehen. S. unten den attrib, Adjektivsatz.
c) Auch können zwei oder mehr Hauptsätze einem oder mehreren
Nebensätzen übergeordnet sein, namentlich wenn die Hauptsätze zu-
sammengezogen sind: Je me resigne et me devoue volontiers
pour victime pourvu que je sois la seule (Skgcr).
540 Dritt. Thl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
214. 4. Ausdruck der Beziehung des Hauptsatzes auf deu Nebensatz.
Am Nebensatze wird seine Beziehung auf den Hauptsatz durch das Füge-
wort ausgedrückt; die Fügewörter, wozu man auch die relativen Fürwörter
und das relative Adverb oü rechnen muss, haben im Allgemeinen die Form
relativer Wörter. In den mit que zusammengesetzten Fügewörtern macht
in der That nur que das Band zwischen dem Haupt- und Nebensätze aus.
Darum ist es natürlich, dass dem Hauptsatze ein demonstratives Korrelat
beigegeben wird, welches eine Beziehung auf das Relativ andeutet.
a) Daher findet sich auch im Französischen in mehreren Fällen ein demon-
stratives Korrelat im Hauptsätze, wie dies im Lateinischen ebenfalls vor
den mit ut und quod anhebenden Nebensätzen vorkommt: Extremum
illud est, ut te orem et obsecrem etc. (Cic, Farn. 4, 13). Id agunt, ut
boni viri esse -videantur (Cic, Off. 1, 13). Habet hoc Optimum in se . .
quod concitatur ad honesta (Sen., Ep. 39). Eine solche meist nachdrück-
lichere Hindeutung auf den Nebensatz ist indess seltener; ohne Nach-
druck erscheint dort das Korrelat in propterea vor yworf, quia, quoniam.
Im Neufranzösiscben erscheint als Korrelat im Hauptsatze:
«. U.
aa. gewöhnlich vor einem Nominativsatze: II n'etait guere possible
qu'il en fut autrement (Mignet), II serait sans doute ä regretter
qu'un barreau . . n'eüt pas offert d'avocat au malheur (Ddpin).
ßß. Selten findet man noch im Neufranzösiscben den Akkusativ le vor
einem Objektssatze. S. unten.
ß. ce.
««. vor einem Nominativsatze: Cest dommage que vons n'ayez point
appiis cela plus tot (Acad.), doch auch: il est bien dommage etc.
Cest heureux qu'il fasse nuit (Dumas); am Häufigsten in der
Formel c'est que: Est-ce que j'ai sujet d'etre jaloux? (Picard),
und bei der Zerfällung eines Satzes in zwei Glieder: Cest dans
vos vertus qu'est votre puissance (B. de S t-Pierre). S. S. 319 ff.
ßß. vor Sätzen mit den Küsuspräpositionen de und a; obwohl dies
keineswegs dus gewöhnliche Verfahren ist: On se plaint de ce
que ies plus belles tragedies de Voltaire . . sont fondees sur des
mal-entendus (Mme de Stael). Je vais veiller ä ce qu'on ne
vienne pas vous troubler (Dcmas).
yy. in den VerbinduBgen parce que und jusqu'ä, ce que ist die Hin-
deutupg auf den mit dem Relativ beginnenden Nebensatz erhalten,
während das Altfranzösische den die Adverbialsätze einleitenden
Präpositionen überhaupt ce hinzuzusetzen pfiegte, -wie in des ce
que, devant ce que, avant ce que, apres ce que, cepen-
dant que, sans ce que, pour ce que u. a.
Im Neufranzösischen ist auch bei den Präpositionen en und
sur vor einem nachfolgenden Nebensätze ce unerlässlich ; die Ver-
bindung von par cela que ist seltener. S. Kausalsatz §227.
b) Während in den bezeichneten Fällen bei der Hindeutung des Hauptsatzes
auf den Nebensatz gleichsam ein sprachlicher üeberfluss erscheint, wird
andrerseits dem Nebensatze bisweilen sein Fügewort genommen. Im
Altfrauzösischen war das Ausfallen der Partikel que in Substantivsätzen
§ 214. Bezieh, d. Hauptsatzes auf d, Nebensatz. § 215. Zusauiinenziehung. 541
und Adverbialsätzen nicht ungewöhnlich; im Neufranzösischen beschränkt
sich die Auslassung des que meist auf den Fall, in welchem der sub-
stantivische Nebensatz als Hauptsatz erscheint, auf weichen durch ein
Fürwort vor- oder zurückgedeutet wird:
Je /'avoue, je suis battu (Dumas). Ce discours me surprend, il le faut
avouer (Racine). Durch ce geschieht dies etwa in Sätzen wie: N'est-ce
pas, Tamour rend bien mechant? (V. Hugo)
Seltener geschieht dies ohne das Fürwort: Va, crois-moi, le destin
n',a pas droit sur les coeuis (Ducis). Hierher gehören die eingeschobenen
Sätze dit-iletc. (s. oben S. 538). Auch könnte man manche Fälle hier-
her ziehen, in denen eine Parenthese sich zu dem Satze, in welchen sie
eingeschoben ist, wie zu ihrem Subjekte oder Objekte verhält,
üeber Sätze mit dem Konjunktiv ohne que s, oben S. 359.
c) Ueber die Korrelate des Adj ekti vsatzes s. §248.
215. .5. Znsammenziehniig des Hauptsatzes mit seinem Nebensatze.
Diese Zusammenziehung ist weit beschränkter als die der beigeordneten
Sätze und erscheint meist als Verkürzung des Nebensatzes.
a) Verkürzt findet sich der Konditionalsatz, am Häufigsten, wenn er
negativ und im Sinne einer Ausnahme mit sinon eingeleitet ist: II ne
se mele de rien, sinon de raanger et de boire (Acad.). Rien n'y
fut decide, sinon que la paix etait impossible (Lacketelle). Lat. Quid
est pietas nisi voluntas grata in parentes? (Cic, Plane. 33) Dabei folgt
der verkürzte Satz dem Hauptsatze. Die Umkehrung macht den Satz
koncessiv: Arriere vous! sinon le bras, j'ai l'äme (V. Hugo). Lat
Ubi si non venerabilis, inviolata saltem senectus eorum considat (Liv.
88, 53).
Ausserdem findet man auch den affirmativen Nebensatz verkürzt, be-
sonders, wenn die Verwandlung des Verb im Hauptsatze in den Infinitiv
ihn verständlich macht: Parlez de loin, si vous voulez (Moliere).
Das Lateinische ist hier viel freier: Sapienter haec reliquisti, si con-
silio, feliciter, si casu (Cic, Fam. 7, 28).
b) Häufig ist die Verkürzung des Koncessivsatzes wie im Lateinischen:
Ce devoir, quoique tard, enfin s'est eveille (Corkeille). Elle . . se
servait des Feuillants, quoique avec beaucoup de defiance, contra
les Girondins (Mignet). Im Lateinischen geschieht dies meist vor Adjek-
tiven und Participien, wie auch im Französischen; hier und bei Haupt-
wörtern fällt diese Verkürzung mit dem appositiven Verhältnisse zu-
sammen: Pour moi, bien que vaincu, je me repute heureux (Boileae).
S. oben S. 517. 518.
c) Sehr geläufig ist die Verkürzung auch im Modalsätze der Vergleichung:
Je le sais comme toi (Racine). Jai ma folie, helas! aussi bien que
mon pere (Id.). Autant que l'amitie c'est blesser la raison (Arnaclt).
Cela ne va pas si vite que ta tete (Id.). La faiblesse est plus opposee
ä la vertu que le vice (La Bkcyere). Hier kann bei dem Ausdrucke
der Gleichheit aus dem negativen Begriffe des Hauptsatzes der
affirmative im Nebensatze supplirt werden: Mais, comme lui, je
n'ai point pardonne (V. Hugo). Zuweilen ist das Zeitwort etre zu sup-
pliren, welches der Hauptsatz nicht enthält: Je la crus plus grande que
cela (DoMAs). Das Lateinische geht noch weiter, indem es auch aus
542 Dritt. Tbl. Syntax. Zwait. Abschu. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
dem vollständigen Nebensatze den unvollständigen Hauptsatz ergänzen
lässt: Ut olim arbitrabar, esse meum, libere loqui, sie ea nunc amissa,
nihil loqui etc. (Cic, Farn. 9, 16).
Hier findet zuweilen eine Verschmelzung der Sätze statt: Bacchus,
ainsi qu'Hercule, etaient reconnus pour demi-dieux (Voltaire).
S. oben S. 380.
Ueber die Sätze mit comme si s. unten §240.
d) Die Zusammenziehung eines attributiven Nebensatzes mit einem Haupt-
sätze kann dann eintreten, wenn aus dem Hauptsatze ein Infinitiv oder
ein Substantivsatz entnommen werden muss: II sauva donc tout ce qu'il
put (La Fontaine). Faites ce que je veux (Acad.). Je nommerai ä
cette place qui je voudrai (Ead.).
e) Andere "Verkürzungen von Nebensätzen kommen vor, wenn es sich nur
um das Herübernehmen eines Infinitiv aus dem Hauptsatze handelt;
vgl. II le fera quand il voudra (Acad.) u. dgl. m.
216. 6. Die Satzellipse. Wie der einzelne Satz, so tritt auch das Satz-
gefüge elliptisch auf; indessen ist der Wegfall eines Satzes selten und nur
da möglich, wo sich der fehlende leicht ergänzen lässt, was namentlich in
der lebendigen Rede aus Ton und Geberde des Redenden möglich ist. Doch
ist auch hier manches zur Gewohnheit geworden und wird in der Schrift
zum Theil durch Interpunktionszeichen angedeutet, namentlich das Aus-
rufungs- und Fragezeichen. Der fehlende Satz ist immer der Hauptsatz,
welcher gegen die im Nebensatze enthaltene nähere Bestimmung der minder
wesentliche ist. Die Satzellipse gehört meist der Sprache des Affektes an.
a) Am Häufigsten tritt der Substantivsatz mit que elliptisch auf.
a. Mit dem Konjunktiv eignet er sich am Meisten zum elliptischen
Gebrauche, da er seine, obwohl verschiedenartige, Beziehung am
Leichtesten verräth.
««. Er dient zum Ausdrucke eines Willensaktes, wie er auch
geradezu den Imperativ vertritt; die Natur des Willensaktes muss
der Zusammenhang klar machen: Ma soeur, que je vous die
une bonne nouvelle! (Corneille) Que j'aille ä son secours,
s'ecria-til, ou que je meure! (B. de St-Pieere) Que le
diable m'emporte, si etc. (Acad.). Lat. Ut dolor pariat quod
jamdiu parturit! (Cic, Phil. 2, 46). S. oben S. 358. 359.
ßß. zum Ausdruck der Verwunderung und des Schmerzes:
Qu'ou n'ait pas eu plus de respect pour un si grand per-
sonnage! (Acad.) In diesem Falle zieht das Lateinische den
Akkusativ mit dem Infinitiv vor.
yy- zum Ausdruck einer Frage, welche unwillig eine Zumuthung
abwehrt, oder eine Voraussetzung bezweifelt: Moi, que je
lui prononce un arret si severe! (Racine) Moi, que j'eusse
une äme si traitresse! (Corneille) So sehr gewöhnlich im Latei-
nischen: Egone illam ut non amem? ego illi ut ne bene
velim? (Pladt., Truc. 2, 4, 87) Tu ut unquam te corrigas?
etc. (Cic, Cat. 1, 9).
ß. Mit dem Indikativ drückt er, gewöhnlich durch eine Interjektion
eingeleitet, eine Reflexion und subjektive Ansicht aus: Ah!
qu'il faut avouer que celui qu'on vous a donne etait peu digne de
§ 216. Satzellipse. § 217. B. Unterordnung der Sätze insbesondere. 543
l'honneur qu'il a re^u (Moliere). Dahin gehören auch wohl Imperativ-
sätze: Oh! qiie pardonnez-moi! (Id.) Vgl. Je crois que oui,
je gage que non u. dgl., wo que ebenfalls nicht mit der Form des
folgendes Gliedes liarmonirt. In Sätzen wie: Qu'il fait beau! ent-
spricht que dem fragenden Fürworte was?
Zu Tinterscheiden sind davon die Nebensätze mit elliptischem
Hauptsatze: Apparemruent que je vous crois (Regnard). Heu-
reusenient qu'il n'a rien vu (Acad.). Sätze mit peut-etre que
sind l)is auf das Subjekt vollständig.
y. Auch der indirekte Fragesatz mit si kommt elliptisch vor: Bri-
tannicus, l'aime-t-il? — Quoi? s'il l'aime, Seigneur? (Racine) „Fais-
moi donc donner une rohe de chambre. Je serai plus ä mon aise
pour passer la nuit, et ces dames m'excuseront, n'est-ce pas?" —
„Si elles t'excuseront! toi, mon docteur, mon ami." (G. Droz),
besonders in affektvoller Frage, welche die bejahende Antwort errathen
lässt; doch auch sonst: Est-ce vous qui viendrez ou si c'est lui?
(Acad.)
b) Elliptisch gebrauchte Temporalsätze sind selten; sie streifen an kon-
ditionale Sätze: Helas! lorsque je pense, Elle ne manquait pas une
seule audience (Racine). Et quand je pense que j'ai ete plusieurs
fois demander des messes k ce magicien d'ürbain! (De Vigny)
c) Kausalsätzen begegnet m?n gleichfalls: Evidemment, il etait trop äge
pour eile; mais, apres tout, puisqu'ils s'aimaient (Daudet). Puis-
que je suis lä, si nous liquidions un peu ce vieux compte (Id.).
d) Sehr gewöhnlich sind elliptische Bedingungssätze; die Ergänzung er-
giebt sich dabei leicht: Si vous saviez eombien ceci m'a fait souffrir!
(Andeiecx) Maraud, si tu dis un mot! (Beaumarchais) Besonders
häufig ist der Ausdruck lebhaften und schmerzlichen Wunsches: Si je
pouvais dormir! mais quelle est ma faiblesse! (Jouy) Oh! si des
traits si doux suspendaient. mes tourments! (Dccis) Lat. 0 mihi
praeteritos referat si Juppiter annos! (Virg., Aen. 8, 560)
Der Konditionalsatz kommt ebenfalls bisweilen mit einem elliptischen
Hauptsatze vor: A peine si eile a quelques annees de plus que moi
(Dumas); vollständig: C'est k peine si ma tete entre dans ce chapeau
(Acad.). C'est ä peine si . . quelques fremissements ont ete ressentis
sur la cöte d'Italie (Revue d. d, M. 1885).
e) Zuweilen findet sich der (substantivirte) Adjektivsatz im Sinne eines
Bedingungssatzes (s. den attrib. Adjektivsatz) elliptisch verwendet: Passez
votre chemin, mon ami. — Que je passe mon chemin? — Oui. — Oui,
qui le pourrait (Regnard).
Ueber die Sätze mit non que, non pas que s. oben S. 366.
217. B. Von der Unterordnung der Sätze insbesondere. Die Darstellung
der verschiedenen Klassen der Nebensätze und ihrer Beziehungen innerhalb
des Satzgefüges als eines Satzganzen besteht in der Na eh Weisung der
Nebensätze als, entwickelter Satzglieder, welche denen des einfachen Satzes
entsprechen. Wie aber in dem einfachen Satze die verschiedenen Satz-
bestimmungen nicht durch ihre Form strenge gesondert sind, sondern zum
Theil in einander übergehen, so vertauschen auch die Nebensätze mehrfach
544 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfüguiig. II. ünterorclnung.
ihre Funktionen und weisen daher nicht lediglich durch ihre Form auf
ihre Bedeutung im Satze hin.
Bei der Eintheilung der Nebensätze in I. den Nebensatz als Subjekt und
als prädikative Bestimmung, II. als adverbiale Satzbestimmung,
III. als attributive Satzbestimmung kann daher ein und dieselbe Satzform
tbeils in verschiedenen dieser Klassen wiederkehren, theils in einer und derselben
Klasse, wie dies namentlich bei Adverbialsätzen der Fall ist, verschiedenen Ge-
bieten zugetheilt sein. Seinen Namen erhält jedoch der Satz von seiner wesent-
lichsten Funktion.
218. I. Der Nebensatz als Subjekt und als prädikative Bestimmung. Der
einfache Satz, abgesehen von adverbialen und attributiven Bestimmungen,
gestattet nur die Entwickelung des Subjektes und einer prädikativen Be-
stimmung zu Nebensätzen; eine Entwickelung des die Kopula enthaltenden
Yerb zu einem Satze würde den Satz selber zerstören.
1. Der Nebensatz als Subjekt.
a) Hier hat zunächst der Substantivsatz im engeren Sinne, welcher mit
Rücksicht auf die dem Substantiv entsprechende Verbalform auch der In-
finitivsatz genannt und durch die dem lateinischen quod (und ut) ent-
sprechende Satzpartikel qne eingeleitet wird, seine Stelle. Die an einem
Subjekte gesetzte Thätigkeit ist in ihm der Gegenstand der Aussage.
«. Nicht so hänfig und meist nur bei bestimmten Verben tritt dies Subjekt
an und für sich auf, wie in: D'oü vient que je suis presque con-
tente de ce retard? (Ddmas) Bien en a pris ä ce drole-lä que je
n'aie pas ete ä la maison (Laplace). S. S. 322. Diese Ausdrucks-
weise ist als ein Rest des altfranzösischeu allgemeineren Gebrauches an-
zusehen, der dem lateinischen entsprach: Accedit, quod mirifice in-
geniis excellentibus delectatur (Gic, Farn. 6, 6). Mirum est, ut
animus . . excitetur (Plin,, Ep. 1, 6). Das Neufranzösische begnügt
sich gewöhnlich nicht mit der einfachen Bezeichnung des Subjekts.
ß. Daher wird der Nebensatz meist, als das logische Subjekt, durch ein
grammatisches Subjekt gestützt.
tttt. Dies geschieht entweder durch il, wobei das Verb mit seinem gram-
matischen Subjekte ganz den Charakter eines unpersönlichen Satzes
erhält und das Subjekt ap positiv erscheint: II m'importait que
vous fussiez present (Acad.), und so namentlich bei intransitiven,
passiven und reflexiven, besonders auch bei den durch ein prädi-
katives (adjektivisches) Satzglied näher bestimmten abstrakten Verben,
doch auch zuweilen bei dem in prägnanter Bedeutung gebrauchten
etre: II n'est pas que vous ne sachiez quelques nouvelles
de cette affaire (Moliere). Toujours est-il que la drogue . . le
pin^ait si horriblement que les larmes lui en venaient
aux yeux (Scribe). Vgl. S. 319.
ßß. oder durch ce, iheils, obwohl seltener, vor einem abstrakten Verb mit
adjektivischer Ergänzung und alsdann nachdrücklicher: Cest heureux
qu'il fasse nuit (Dumas); theils bei Ergänzung des Verb durch Sub-
stantive: Cest dommage que vous n'ayez point appris cela
plus tot (Acad.), Ferner, wo etre in prägnanter Bedeutung zur
Hervorhebung eines ganzen Satzes verwendet ist, besonders in der
§ 218. I. Der Nebensatz als Subjekt und als prädikative Bestimmung. 545
Frage: Est-ce qu'il part? (Acad.); doch auch ausserhalb der Frage:
Quoi que vous en puissiez dire, si est-ce que je ne crois pas . .
II vous ressemble, si ce n'est qu'il est trop petit (Acad.); endlich,
wo ein Satztheil hervorgehoben und damit ein einfacher Satz in zwei
Glieder zersetzt wird: Cest ä vous que je parle (Acad.). Est-ce
donc pour veilier qu'on se couche k Paris? (Boileaü) S. S. 320.
Dem Lateinischen ist die Hindeutung auf einen Satz durch esse
nicht unbekannt, obwohl hier das Demonstrativpronomen nicht nöthig
gefunden wurde: Est autem ut id maxime deceat (Cic, Or. 59);
so steht häufig fore ut . .
b) Statt des Substantivsatzes findet sich zuweilen der Konditional-
satz als logischer Hauptsatz: Cest hazard si je les conserve (La
Fontaine);
ebenso der Temporalsatz: Cela me touche encore . . quand je
songe avec quelle anxiete personnelle je suivais dans l'histoire ancienne
les heros louables (Sainte-Becve). Vgl. lat. Quum ille ita est, ut
esse nolo, id crucior (Plaut., Trin. 5, 2, 46).
c) Demnächst erscheint der abhängige oder indirekte Fragesatz, der
Substantivsatz im weiteren Sinne, insofern die Frage selbst nach ihrem
Inhalte das Subjekt zu einem Prädikate wird: Que m'importe quel est
le faible ou le puissant? (Dumas) Näheres s. Kasussatz.
d) Der Adjektivsatz kann zum Substantivsatze erhoben werden, wie das
Adjektiv zum Substantiv und kann so als Subjekt des Satzes auftreten;
das Fürwort, welches hier vorkommt, ist das substantivische qni, in Be-
ziehung auf Personen: Qui pardonne aisement invite ä l'offenser
(Corneille). Et qui suivrait leurs pas, les trouverait peut-etre assem-
bles chez Pallas (Racine). Vgl. lat. Qui e nuce nucleum esse vult,
frangit nucem (Plaut., Cure. 1, 1, 55). Sätze dieser Art sind meist ver-
allgemeinernd, wie die mit qniconque beginnenden: Quiconque pense
au crime est pres de s"y resoudre (Nodier), wenngleich sie selbst auf
ein bestimmtes Geschlecht bezogen sein können: Qui veut etre aimee
doit etre aimable (Gramm. Nat.). Im Altfranzösischen wurden sie oft
auf bestimmte Individuen bezogen.
Neutral kommt der Adjektivsatz nicht mehr vor wie im Altfranzösi-
schen: Fai que dois, aviegne que puet; das Keufranzösische fordert hier
das demonstrative Korrelat. Vgl. Kasussatz.
2. Der Nebensatz als prädikative Bestimmung.
a) Es ist natürlich, wenn hier der substantivirte Adjektivsatz auftritt,
wie das Adjektiv; dieser Adjektivsatz ist indess nur neutral: Cest de
quoi je voulais vous parier (Acad.). Cest ä quoi je n'ai pas
pris garde autrement (Picard).
Verallgemeinernde Sätze mit qui qiie, quoi que treten jedoch
von Personen und Sachen als prädikative Bestimmungen auf: Qui que
ce soit, qui que vous puissiez etre, quoi que ce soit, quoi qu'il en
soit (Acad,). Im letzten Falle ist der Satz entschieden das logische
Subjekt.
b) Der Substantivsatz findet sich kaum, wie das Substantiv, wenn man
nicht diejenigen Substantivsätze hierher zieht, denen als logischen Sub-
jekten ein grammatisches Subjekt vorangestellt ist. S. oben S. 544.
Mätener, fr. Gr. 3. Aufl. 35
546 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
219. II. Der Nebensatz als adverbiale Satzbestimmung. Hierher gehören
die Nebensätze, welche als Kasussätze, als präpositionale Nebensätze
und als Adverbialsätze im engeren Sinne die reichhaltigste Entwicke-
luiig des Satzgefüges bedingen. Ihre Formen und ihre Verwendung,
besonders die der Adverbialsätze, haben in der Entwickelung der fran-
zösischen Sprache die meisten Veränderungen erlitten. Die ihnen ent-
sprechenden unentwickelten Satzglieder deutet ihr Name an.
1, Der Kasussatz.
Die Sätze, welche hier eintreten, sind dieselben, welche als Subjekte
des Satzes vorkommen; sie treten innerhalb des Satzgefüges gleich einem
Akkusativ, Genitiv und Dativ auf,
a) Der Substantivsatz mit der Satzpartikel qne erscheint:
a. als Akkusativsatz oder Objektsatz und spricht die an einem
Gegenstande gesetzte Thätigkeit einerseits als den Gegenstand oder
die thatsächliche Wirkung, andererseits als die bezweckte
Wirkung des Thätigkeitsbegriffes im Hauptsatze aus: Une infinite
de monde pense que la vie des courtisans est une comedie
perpetuelle (La Rochefoucauld), II obtint de lui qu'Eurydice
retournerait parmi les vivants (Fenelon). Peut-on craindre
que la terre manque aux hommes? (Id.) La religion veut qu'on
aide son semblable (Acad.). Auch die nach voici und voilä
stehenden Substantivsätze sind Objektsätze: Voici que la premiere
enceinte de la Tour est forcee (V. Hdgo). Je les goütais a peine,
et voilä que je meurs (A. Chenier).
Sätze wie: Je ne puis cette fois que je ne les excuse
(BoiLEAü), welche dem lateinischen (facere) non possum quin ihre
Entstehung verdanken, sind ebenfalls als Objektsätze anzusehen.
Objektsätze, die einem Thätigkeitsbegriffe untergeordnet sind, sind
zuweilen ungleichartig, indem sie einen ungleichen Modus enthalten;
dies ist als Zeug ma anzusehen, da die Nebensätze ihre ungleiche
Beziehung in das Verb reflektiren, welches dadurch gleichsam in zwei
Bedeutungen auftritt: Dis-lui que je suis empeche, et qu'il
revienne une autre fois (Moliere).
ß. als Genitivsatz ist der Substantivsatz anzusehen, wenn ein an seiner
Stelle stehendes Substantiv mit der Kasuspräposition de untergeordnet
sein müsste: En portant votre epee souvenez-vous qu'elle est k
Dieu (De Vigny). Si Chimene se plaint qu'il a tue son pere
(Corneille). — Je suis süre que nous n'allons retrouver qu'un
ami bien devoue (Dümas). — II est temps que les lois se de-
clarent pour vous (A. Chenieb). Le hazard avait detruit la possi-
bilite que cela füt (Dumas). Diese Sätze werden auch mit de wie
Substantive angeknüpft, doch ist dies im Altfranzösischen bei Weitem
häufiger als im Neufranzösischen: Je rends gräces au ciel de ce qu'il
a permis Que je sois survenu pour vous refaire amis (Corneille).
II se plaint de ce qu'on le calomnie (Acad.).
Zu unterscheiden sind hiervon Nebensätze nach Substantiven,
welche den Zeitbegrifi" enthalten, wie temps, jour, matin, soir,
heure etc., in denen die Partikel que, welche in ihnen erscheint,
§ 219. II. Der Nebensatz als adverbiale Bestimmung. Der Kastmatz. 547
dem lateinischen quum entspricht: ün temps viendra que tous les
les hommes..se conduiront par les clartes de I'esprit
(Chateaübr.). ün soir que nous fuyions devant la tempete,
notre bateau vint se refugier ä Fentree du detroit de Bonifacio
(Daudet). Enfin Theure est venue qu'il faut que mon secret eckte
ä votre vue (Racine). Lat. Fuit quoddam tempus, quum in agris
homines , . vagabantur (Cic, Inv. 1, 2); so nach tempus, annus,
dies etc. Das Altfranzösische hat öfter noch quant (quando) und
cum; das Neufranzösische leitet den Nebensatz auch mit oii ein.
S. S. 549. 551.
y. Der Dativsatz steht da, wo in die Konstruktion ein Substantiv mit
der Kasuspräposition a aufzunehmen wäre; er ist indess nicht häufig:
Je m'attends que vous viendrez demain (Acad.). Mon pere a
consenti que je suive mon choix (Corneille). Auch wird hier die
Beziehung gern durch a ausgedrückt: Veille ä ce que je ne ren-
contre personne (Dumas). Si sa majeste tient ä ce que l'evasion
soit secrete (V. Hugo). Im Altfranzösischen wird ä ce que auch
zum Ausdruck des Zweckes, wie pour que, afin que, verwendet.
b) Statt des Substantivsatzes im engeren Sinne kam im Altfranzösischen
oft nach Verbendes Vorstellens und Dar stell ens, auch des Affektes,
der mit comme und comment eingeführte Fragesatz vor; im Neu.
französischen findet sich noch commeut: On sait comment Napoleon
. . ne parut mecontent et preoccupe d'aucune chose plus que de
cet etrange . . peril (Villemain), und selten comme quoi: Vous savez
comme quoi je vous suis tout acquise (Corneille); comme quoi
ist veraltet als Frageformel für comment? Vgl. lat. Credo te audisse . .
ut me circumsteterint (Cic, Att. 1, 16).
Der Konditionalsatz steht öfter nach den Verben der Affekte:
Ne vous etonnez pas s'il en use de la sorte (Acad.). Je ne suis plus
surpris si Ton declame tant contre les personnes qui pretent ä interets
(Le Sage). Lat. Miror . . si quem quam (fidum amicum) habere
potuit (Cic, Lael. 15).
Der Temporalsatz steht bisweilen mit qnaud nach Verben der
Erinnerung: Vous vous rappelez quand le soir il fallait mettre
l'epee ä la main, pour rentrer chez soi (Scribe). Lat. Memini quum
mihi desipere videbare (Cic, Fam. 7, 28).
<c) Der indirekte Fragesatz zerfällt in zwei Klassen:
a. entweder wird nämlich der Satz überhaupt oder die Richtigkeit
der Verknüpfung des Subjektes mit seinem Prädikate in Frage ge-
stellt; dies geschieht durch Fragen mit si (ob): Dites-moi si vous
irez lä. Je ne sais si cela est vrai (Acad.). Elle . . ecoute et
regarde si eile est seule (Dumas). Lat. Quaesivit si incolumis
Lycortas evasisset (Liv. 39, 50). Visam si domi est (Ter.,
Heaut. 1, 1, 118).
ß. oder ein Satzglied, welches durch ein fragendes Fürwort mit
oder ohne andere Bestimmung, oder durch ein fragendes Adverb
ausgedrückt ist. Dabei kann die Frage auch durch den Hauptsatz
thatsächlich schon beantwortet und im Zusammenhange als ein asser-
torischer Satz erscheinen: Mais tu sais donc de qui il est ques-
tion? (Dümas) Vous comprenez dans quel etat d'exasperation
35*
548 Dritt, Thl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
me mit cette reponse (Id.). Je ne sais comment je n'eus pas
le plus grand succes (Beaumarchais). Demandez-moi pourquoi
il s'est mis en colere (äcad.). Vois oü conduit Tindulgence
(ärnadlt). Durch das neutrale que -wird selten im Neufranzösischen
ein Glied in Frage gestellt: Rome . . attend que deviendra le destin
de la reine (Racine), und gewöhnlich nur beim elliptischen Infinitiv:
Je n'y sais que faire (Acad.).
Abgesehen von der eben erwähnten Doppelnatur der Frage, kann
die fragliche Sache überhaupt als Gegenstand gefasst werden, dessen
Fraglichkeit der Hauptsatz allein ausdrückt, und darum, wo ein Frage-
pronomen eintritt, auch in den substan tivirten Adjektivsatz
übergegangen werden, so dass es der Form nach bisweilen unent-
schieden bleibt, ob ein Relativsatz oder ein Fragesatz vorhanden ist.
Der Fragesatz wird namentlich gern, wo das neutrale que einzutreten
hat, geradezu durch einen an ce gelehnten Adjektivsatz ersetzt:
J'ignore oü je suis, qui je suis et ce que je fais (Moliere). Je
demande ce qu'ont produit jusqu'ici tant de pardons
reiteres? (Mignet)
d) Auch der substantivirte Adjektivsatz hat hier seine Stelle, sowohl
auf Personen als auf Sachen bezogen: Je nommerai ä cette place qui je
voudrai. Voilä qui vous en dira des nouvelles (äcad.). En
Allemagne, le theätre appartient au souverain; il Touvre et le ferme ä
volonte, y re(joit qui bon lui semble et distribue les places Selon I'eti-
quette (Revce d. d. M. 1884). Que la terre est petite k qui la voit
des cieux (Delille). Le grand jour sert mal quiconque veut mal
• • faire (Bodfflers). — Vous comprenez qu'il y avait de quoi degoüter
Bilboquet des plaisirs militaires (Soülie). Voilä de quoi je
voulais vous parier (Acad.). Hier kommt auch noch zuweilen der
mit dem neutralen qui eingeführte Satz vor, welcher meist mit dem
Korrelate ce eingeleitet wird: Allons, voilä qui est entendu (Acad.).
Auch der Akkusativ que in dem elliptischen: Je n'ai que faire de lui
(Acad.), welches dem lateinischen non habeo quod entspricht, kann hierher
gezogen werden; im Altfranzösischen steht que natürlich auch als Akku-
sativ im substantivischen Nebensatze. Der substantivirte Adjektivsatz
ist auch dem Lateinischen geläufig.
220. 2. Der präpositionale Nebensatz.
Hierher gehören eigentlich alle an Präpositionen angelehnte Nebensätze,
wie apres que, avant que, depuis que, des que, durant que, parce
que, pour que etc., obwohl das dort erscheinende que nicht allein dem
lateinischen quod und ut, sondern auch dem quam und quum entspricht.
Wir betrachten die Mehrzahl derselben beim Adverbialsatze im engeren Sinne,
weil sie wesentlich im Sinne lateinischer Konjunktionen wirken und die Er-
innerung an die in ihnen enthaltene Präposition nicht so sehr in den Vorder-
grund tritt. Für die Natur des Nebensatzes ist übrigens die formale Be-
trachtung desselben als Kasussatz oder Adverbialsatz gleichgültig.
Der hier in Betracht kommende Nebensatz, welcher unter Vermittelung
von Präpositionen wie ein Substantiv dem Satzgefüge einverleibt wird, ist
entweder der Substantivsatz im engeren Sinne, oder der substantivirte
Adjektivsatz. Die Präpositionen, welche für den Substantivsatz hierher
§ 220. Adv. Best. D. präp. Nebensatz. § 221. D. Adverbialsatz d. Orisbest. 549
zu ziehen sind, sind hors, OUtre, en, sur; en und sur werden nur mit
folgendem ce auf einen Satz bezogen. Der substantivirte Adjektiv-
satz wird auch durch andere Präpositionen bestimmt.
a) Substantivsatz: Outre qu'il etait coupable d'une erneute, il
avait essuye un veritable echec (Mignet). Cette difference consiste en ce
que . . (AcAD.). „Et sur quoi fondes-tu cette croyance?" . .sur ce qu'il
n'a pas cesse une seconde de te regarder (Dumas).
b) substantivirter Adjektivsatz: Pour qui ne les craint pas, 11
n'est pas de prodiges (Voltaire), II y avait peine de mort contre
quiconque aurait tue volontairement aucun de ces animaux
(Rollin).
221. 3. Der Adverbialsatz.
a) Der Adverbialsatz der Ortsbestimmung. Er wird durch das
relative Adver b des Ortes mit dem Hauptsatze verknüpft. Vgl. oben S.465.
entweder mit Bezug auf ein adverbiales Korrelat: II est encore lä
oü il etait hier (Acad.). So auch in: Voi/a par oü j'ai passe (Ead.).
oder ohne Korrelat: Cette batterie est oü eile doit etre (Ddmas).
Je peux te porter oü tu voudras, aussi Lougtemps que tu voudras
(Daudet).
Verallgemeinert (oü (lUe, lat. ubiubi, quoquo, ubicunque) giebt
dieser Satz einen Koncessivsatz der Ortsbestimmung: Oü qu'il soit,
puisse-t-il y etre heureux. Oü que vous alliez, conformez-vous äux
moeurs du pays (Acao.).
Ueber die Rückbeziehung des oü auf Substantive, die den Begriff des
Raumes und der Zeit enthalten, s. oben S.465. 546. 547. Ohne ein sub-
stantivisches Korrelat wird der Nebensatz des Ortes nicht mehr, wie im
Altfrauzösischen und im Lateinischen, auf die Zeit bezogen: Ubi satur
sum, nulla crepitant intestina (Plalt., Men. 5, 5, 27). Ubi pericula
virtute propulerant, sociis auxilia portabant (Sall., C. 6). Einiger-
massen kann man hiermit Sätze vergleichen, welche denen mit tandis
que nahe kommen: Lä oü le vulgaire rit, le philosophe admire (Vol-
taire). Ueber oü im Konditionalsatze s. unten S. 560.
222. b) Der Adverbialsatz der Zeitbestimmung.
«. In Sätzen dieser Art kann zunächst das Wann? im Allgemeinen als
Zeitraum oder Zeitpunkt l)estimmt werden, worauf eine gegenwärtige,
vergangene oder zukünftige Handlung bezogen wird, und welcher selbst
jeder dieser Sphären angehören kann. Die Thätigkeiten des Haupt- und
Nebensatzes können ungleichzeitig sein oder zusammenfallen und dann
entweder einander decken oder eine die andere, wie der Zeitraum einen
Zeitpunkt, in sich fassen. Die dabei in Betracht kommenden Formen des
Nebensatzes sind folgende:
a) Der mit quaud eingeleitete Nebensatz entspricht dem lateinischen
Satze mit quando und quuin, und ist vom ausgedehntesten Gebrauche:
Quand j'ai sommeil, je dors (Delavigne). J'irai vous voir quand
je pourrai (Acad.). Quand je revins ä moi, ii etait nuit
(V.HüGo). Quand tu y auras laisse la moitie de tes hommes,
avec le reste tu iras attaquer le fort (Dcmas).
550 Dritt. Th]. Syntax. Zweit. Abschii. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
ßß. Wenn diese Sätze verallgemeinert sind, so kommen sie Kon-
ditionalsätzen nahe, mit denen sie auch leicht wechseln: Si
mes melons ont soif, je suis leur sommelier; mais quand j'ai
soif aussi, je me sers le premier (Delayigne).
ßß. Steht der Nebensatz einem Hauptsatze mit adversativem Inhalte
gegenüber, so erhält er den Charakter eines Koncessivsatzes:
Et quand tout meurt, peuples, monarques, Homere triomphe
des Parques (Lebrcn). Dies ist besonders in Sätzen mit den Futuren
der Vergangenheit oder mit dem Konjunktiv des Plusquamperfekt
häufig der Fall, wobei dem Nebensatze auch meme oder bien
meme beigegeben wird: „Quand, pour m'etre agreable, tu
vaincrais une petite repugnance, quand tu frolerais de
tes levres cette belle gelee blanche, oü serait le mal?" —
„Le mal, le mal! . . ce serait absurde; Jamals de la vie.' (G. Deoz)
Quand on decouvrirait votre demarche, on ne pourrait la
blämer. Je serai (oder je serais) votre ami, quand meme (oder
quand bien meme) vous ne le voudriez pas (Acad.). Le
depit de Scipion pour sa femme lui eüt attire la haine de . .
Cornelie, quand meme l'ambitieuse fille du premier
Scipion n'eüt vu avec depit dans le second Africain
l'heritier d'une gloire etc. (Michelet). So wird das ursprüng-
lich temporale quwn im Lateinischen in Koncessivsätzen gebraucht:
Druentia . ., quum aquae vim vehat ingentem, non tarnen
navium patiens est (Liv. 21, 31). Phocion fuit . . pauper, quum
divitissimus esse posset (Nep. 19, 1).
yy. In kausalem Sinne ward es häufig im Altfranzösischen ge-
braucht, seltener im Neufranzösischen, wo ein begründender
Umstand angegeben wird: Croyons ..quand le plus ver-
tueux n'est jamais sans faiblesse, Que le moins genereux
n'est Jamals Sans noblesse (Arnallt). Lat. nicht selten: Id omitto,
quando vobis ita placet (Sall., J. 110); auch ist hier das
lateinische guoniam, eig. guwii jam, zu vergleichen.
b) Wie quand wird auch lorsque in diesem Nebensatze gebraucht;
im Allgemeinen steht das den Zeitbegriff umschreibende lorsque dem
quand ganz gleich, wenn auch in der weiteren Anwendung desselben
der Sprachgebrauch Unterschiede bedingt: II n'est point de vertu
lorsqu'il n'est point d'epreuve (Resnel). Lorsque Rome a
parle, les rois n'ont plus d'amis (Voltaire). J'en jugerai lorsque
je serai mieux informe (Acad.). II les prechait . . le matin et
le soir, et, lorsqu'il reprenait la parole, il renvoyait ses audi-
teurs ä ce qu'il avait dit la veille (Chateaubr.). Vous savez qu'il m'a
dit de ne le reveiller que lorsque j'aurais de mauvaises nou-
velles (Dumas).
Der von den Grammatikern nach Boiste angegebene unterschied
zwischen quand und lorsque, dass jenes den zeitlichen Umstand
(la circonstance du temps), dieses den gelegentlichen Umstand (celle
de Toccasion) ausspreche, ist einerseits nicht ganz klar, andererseits
durch den Gebrauch nicht bewährt, der zwischen beiden oft wechselt:
Lorsque dans les airs la Vierge triomphante Ramenait vers le Nil
son onde decroissante, Quand les tronpeaux . . et les epis . . S"em-
§ 222. Adv. Best. Der Adverbiahatz der Zeitbestimmung. 551
paraient ä leur tour des champs desalteres; Alors etc. (Esmenard).
Das Altfranzösische setzte selbst lors quand statt lorsque.
Statt lorsque wird mit stärkerer Hervorhebung des ZeitbegrifFs
alors qne verwendet: Tu sais meme charmer alors que tu te
moques (Corneille). L'on est reduit ä imaginär ce que ce pouvait
etre, alors quo les travaux et la gaite des cultivateurs
animaient tous ces tableaux (Courier).
oß. In verallgemeinerten Sätzen kommt auch der Nebensatz mit
lorsque dem Konditionalsatze nahe: Lorsqu'on est hon-
nete homme, on a bien de la peine ä, soup^onner les autres de
ne l'etre pas (Waillt).
ßß. Auch dem Koncessivsatze nähert sich dieser Nebensatz, besonders
wenn lors durch meme verstärkt ist: Serions-nous implacables
envers les hommes . ., lorsque le maitre des hommes a prie
sur la croix pour les bourreaux? (Chatealbe.) C'est un
homme qui a le secret de plaire lors meme qu'il contredit
(ACAD.).
yy. In kausalen Sätzen im engeren Sinne ist der Nebensatz mit
lorsque selbst im Altfranzösischen nicht verwendet.
c) Der Zeitraum oderZeitpunkt, welchen der Nebensatz durch seinen
Thätigkeitsbegriff und dessen Bestimmungen im Allgemeinen bezeichnet,
kann auch durch ein Substantiv oder Adverb der Zeitbestimmung
mit darauf folgendem Nebensatze, den que anknüpft, ausgedrückt
sein. Hier entspricht que dem lateinischen quum. Dahin gehören
neben anderen oben genannten (s. S. 546) Substantiven auch (a)
chaque fois, toutes les fois que und Adverbien wie mainte-
nant, ä present, aujourd'hui que etc.: Maintenant que tu
le sais, adieu (Ddmas). Aujourd'hui qu'il est puissant, il
pourra nous servir (Acad.).
Ein besonderer Fall ist die Verbindung eines Substantiv oder
Adverb mit einer Präposition und einem folgenden Temporalsatze mit
que, wobei die Präposition zweimal wirksam zu denken ist, da sie
auch auf den Nebensatz bezogen werden kann: L'on vient trop tard
depuis plus de sept mille ans qu'il y a des hommes et qui pen-
sent (La Brctere). II est vrai ^ue pendant quarante ans que je
Tai servi, je ne lui ai jamais rien vu faire de semblable (De Vigny).
Et comme depuis hier qu'il nous a quittes, il doit etre loin
maintenant etc. (Scribe). Zu vergleichen ist das Lateinische: Ante
paucos dies, quam aedilitatem iniret (Scet., Caes. 9).
d) Das blosse que wird wie quand und lorsque verwendet, wobei der
Hauptsatz stets vorangeht, und der Nebensatz meist ein überraschen-
des gleichzeitiges oder folgendes Ereigniss enthält. In diesem Falle
ist der Hauptsatz entweder negativ oder er enthält, wenn er affir-
mativ ist, meist Zeitbestimmungen, wie ä peine, encore, dejäetc.
Je n'etais pas sorti de Londres que j'ai entendu galoper sur
mes traces (Scribe). II ne voit pas plus tot M. Diderot qu'il se
felicite de la rencontre (Soulik). Lat. Dies haud multi inter-
cesserunt quum ex Leontinis legati . . venerunt (Liv. 24, 28).
A peine le soleil etait leve qu'on aper(jut l'ennemi (Acad.). On
leur parle encore qu'ils sont partis (La Brüyere). Et l'on roule
552 Dritt. Tbl Syntax. Zweit. Abschn. Die Satz fügurig. II. Unterordnung.
dejä qu'on croit encore marcher (Dklavigne). Lat. Jam ver
adpetebat quum Hannibal . . movit (Liv. 22, 1). Vix explicandi
ordiuis spatium Etriiscis fuit, quum pugna jam ad gladios . .
venerat (Id. 2, 46).
Hier finden sich jedoch auch asyndetische Hauptsätze, wie:
Je n y suis pas plus tot, soudain je perds haieine (Regnaed). A peine
le soleil est-il leve, on se met en marche (Acad.). A peine en fus-je
parti, cette Illusion s'evanouit (Cherbüliez); und statt que tritt auch
quand oder lorsque ein.
e) Temporalsätze werden auch durch den mit comme eingeführten
Modalsatz ersetzt, wie im Lateinischen Sätze mit ut den Nebensatz
mit quum vertreten: Verum, in tonst ri na ut sedebam, me infit
percontarier (Plaot., Asin. 2, 2, 76). Im Altfranzösischen wurden
comme und ainsi que, namentlich das erstere, überall wie quand
und lorsque verM'endet; im Neufranzösischen findet man comme
fast nur mit dem Imperfekt: L'abbaye de Camaldoni, oü il arriva
comme les moines chantaient matines, Sans croire courir
aucun danger (Sismondi). Deux jours apres, comme le jeune
iieutenant dormait dans son hamac ä bord de l'Inkle, il fut
reveille en sursaut (G. Sand).
223. ß. Das unmittelbare Zusammentreffen der im Haupt- und Neben-
satze ausgesagten Thätigkeiten, wobei die Thätigkeit des Hauptsatzes der
des Nebensatzes meist als unmittelbar folgend vorzustellen ist, wird
durch sitöt que und das verstärkte aiissitöt que, welches neben dem
ersteren später allgemein geworden ist, daneben durch des que und das
erweiterte des loi'S que bezeichnet.
a) Sitot que und aussitot que entsprechen den lateinischen simul
ac, simul aigue: Sitot qu'il est assis, on fait cercle ä sa table
(Delavigne). Sitot qu'il en re(;ut la nouvelle, il partit (Acad.).
Je reviendrai sitot qu'elle sera partie (Regnard). — II rampe
aussitot qu'il ne peut plus marcher (Domas). Aussitot qu'il
m'aper(?ut, il vint ä moi (Acad.). Das Altfranzösische gebrauchte
auch sitost comme, tantost que (comme).
b) Des que, des lors que sind den lateinischen «< prmwjn, ubi primum,
simulac primum näher verwandt, da des (s. oben S. 423) die Thätig-
keit entschieden auf ihren Ausgangspunkt bezieht: Des qu'il
parait, je veux l'entendre (Scribe). Des qu'a sonne l'airain . . H
s'eveille, il s'anime (Dehlle). Des qu'il m'aper^ut, un pale sourire
effleura ses joues fletries (0. Feuillet), — Semblable ä l'idee de moi-
meme, celle de Dieu est nee et produite avec moi des lors que j'ai
ete cree (De Vigny). Das Altfranzösische gebrauchte des que, des
ce que vorzugsweise in der Bedeutung von depuis que (ex quo),
während ihm für die andere Bedeutung viele Partikeln, wie lues que
(loco), incontineut que, manes que (manu ipsum), soudain
que, erraument que, maintenant que zu Gebote standen.
aa. In verallgemeinerten Sätzen grenzt der Nebensatz mit des
que an den Konditionalsatz: Est-on laide jamais des qu'on
est bonne mere? (Gosse)
§§ 223. 224. Adv. Best. Der Adverbialsatz der Zeitbestimmung. 553
ßß. Auch als Kausalsatz erscheiut er gleich dem mit puisque:
II n'y a plus de dispute, des que vous en tombez d'accord
(Boiste), so auch mit des lä que uach Boiste, gleich par
cela meme que.
224. y. In dem Nebensatze, welcher die Dauer der Thätigkeit zu der
Zeit ausdrückt, in welche die Thätigkeit des Hauptsatzes fällt, treten die
Fügewörter duraut que, peudant que (poet. auch noch cepeudant
qae), tandis que, taut que, seltener autant que auf.
a) Durant que und pendant que, lat. dum, unterscheiden sich nicht
wesentlich in der Bedeutung (vgl. S. 423), doch ist durant que ver-
altet und weicht dem pendant que; Nebensätze, welche sie einleiten,
bezeichnen die dauernde Thätigkeit, in welche eine zweite gleich
yr dauernde oder momentane fällt: II vous dira . . que durant
qu'il dormait, je me suis derobee d'aupres de lui (Moliere). —
Pendant que les assieges avaient ä soutenir tant d'at-
taques, leur flotte effectuait une descente (Darü). Pendant que
je m'habillais, Corcuelo arriva avec un memoire (Le Sage). —
Cieopätre, cependant qu'ils prennent leurs places, parle ä
l'oreille de Laonice (Corneille). Cependant que war früher in der
Prosa wie in der Poesie gebräuchlich.
Zuweilen gehraucht man auch den Nebensatz mit pendant que,
wenn die Sätze in adversativem Verhältnisse stehen: Le vrai sage
n'est applique qu'ä bien faire, pendant que le fanfaron travaille
k ce que Ton dise de lui qu'il a bien fait (La Bruyere). Die neuere
Sprache verwendet lieber tandis que.
b) Der Nebensatz mit tandis que (tam diu quam) steht dem mit pen-
dant que zwar nahe, deutet aber vorzugsweise auf eine mit einer
anderen gleich dauernde Thätigkeit: Tout le regiment attentif le
suit des yeux tandis qu'il nage (Soulie). Tandis que uous
par Ions la mort est en ces lieux (Voltaire). II faut se häter de
jouir du monde . . tandis qu'il est encore temps (Massillon).
Eh bien! mademoiselie, dit le docteur, tandis qu'il battait les
cartes, avez-vous travaille ä votre cathedrale depuis hier? (0. Feüillet)
Doch wird tandis que vorzugsweise bei einer adversativen
Beziehung der Sätze gebraucht: II s'amuse tandis que nous tra-
vaiilous (Acad.). Et que me servira que la Grece m'admire, Tandis
que je serai la fable de rEi)ire? (Racine)
c) Die gleiche Dauer der Thäligkeiten wird entschieden durch tant
que (autant que) ausgesprochen: Tant qu'il respirera je ne vis
qu'ä demi (Racine). Les vaisseaux restaient ä sec tant que durait
l'hiver (Le Bas). — Cette chaine qui dure autant que notre vie
(Corneille).
aa. In verallgemeinerter Bedeutung grenzen auch diese Sätze an Kon-
ditionalsätze: Les lois sont toujours chancelantes tant qu'elles
ne s'appuient pas sur les maMirs (De Tocqueville).
ßß. Im Altfranzösischen bezeichnete tant que, wie im Lateinischen
dum und donec, auch die Daner der Thätigkeit bis zum
Eintritt einer anderen (so lange bis); das Neulrauzösische hat
davon vyenige Beispiele: Je vais trainer une mourante vie, Tant
554 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
qua par la poursuite eile me soit ravie (Coeneille). Dahin
gehört auch das Sprüchwort: Tant \a la cruche ä l'eau, qu'ä
la fin eile se brise (Acad.).
225. J. Der Nebensatz kann die Ausdehnung der Thätigkeit des Hauptsatzes
von einem Grenzpunkte ab oder bis zu einem Grenzpunkte
hin ausdrücken.
a) Das Erstrecken der Thätigkeit von einem bestimmten Zeitpunkte
an bezeichnet depiiis que, lat. ex quo: Le jour a trois fois chasse
la nuit obscure Depuis que votre corps languit sans nourri-
ture (Racine). Depuis que je ne vous ai vu, il s'est passe de
bien grandes choses (Acad.). Im Altfranzösischen ward so auch puis
que und des que verwendet.
Das einfache que steht nach Zeitbestimmungen mit il ysa, wo-
durch ein Zeitpunkt, von wo ab gerechnet wird, jedoch nicht das Er-
strecken vom Ausgangspunkte entschieden angedeutet ist: II y aura
demain huit jours qu'il est parti (Acad.). II y avait quelques in-
stants qu'il ecrivait (De Vigny). Y a-t-il longtemps que vous
n'etes plus avec votre frere? (Acad.) Que entspricht hier dem
lateinischen guum, wofür bei Späteren auch guod steht: Multi anni
sunt quum in aere meo est (Cic, Farn. 15, 14). Tertius est dies
quod audivi recitantem etc. (Plin., Ep. 4, 27).
b) Das Erstrecken bis zu einem Endpunkte wird durch jusqu'ä ce
que ausgedrückt, sowie durch (eu) attendaut que, selten im Neu-
französischen durch tant que [s. oben § 224. c) ßß.J ersetzt: Le sceptre
ne sortira point de Juda jusqu'ä ce que vienne celui qui doit
etre envoye (Bosslet). II ecor(ja . . quelques arbres voisins et
d'autres encore ,. jusqu'ä ce qu'il füt hors du bois (Le Sage).
Das lateinische quoad entspricht theilweise.
Attendant que und das häufigere en attendant que ersetzen
jusqu'ä ce que nicht ganz und treten insbesondere nicht dem
depuis que gegenüber: Cependant tout est libre attendant qu'on
les nomme (Corneille). Aussi n'y avait-il . . que les troupes
regulieres sur lesquelles on püt compter, en attendant que les
nouvelles levees se formassent (Mignet). . . en attendant
que vous soyez mieux informe (Acad.).
226. e. Die Thätigkeit, welche der Nebensatz enthält, kann als der des
Hauptsatzes vorangehend oder folgend bezeichnet werden. Die Be-
zeichnung dieses Verhältnisses beruht ursprünglich auf einer Vergleichung
der Zeiten (post — quam, ante — quam).
a) Der Kebeosatz mit apres que bezeichnet schlechthin, wie postquam,
die vorangehende Thätigkeit, welcher die des Hauptsatzes folgt,
ohne dass dadurch die unmittelbare Folge entschieden angedeutet
wird: Apres que vous eütes parle, il se retira (Acad.). II faut
bonne memoire apres qu'on a meuti (Corneille). Im Altfranzö-
sischeu war hier auch das dem postquam ganz entsprechende puisque
üblich.
b) In den Nebensätzen mit avant que (ab-antequam) wird umgekehrt die
dem Hauptsatze folgende Thätigkeit in analoger Weise ausgedrückt,
225. 226. 227. Adv. Best. Adverbials. d. Kausalverh. Grund. Kausalsalz. 555
ohne dass auch hier ein unmittelbares Zusammenstossen ausgesprochen
ist: J'irai le voir avant qu'il parte (Acad.). Je veux pourtant
songer h mettre ordre ä mon bien Avant qu'un prompt trepas
m'en öte le moyen (Regnard). Je lui ai paye cette somme avant
qu'il partit (Gir.-Düvivier). Ueber das veraltete devant que
s. S. 365. Das Altfranzösische hat so auch ains que, aincjois que,
und primes que, premier que (gl. priusquam) verwendet.
227. c) Der Adverbialsatz des Kausalverhältnisses.
Hier entwickelt sich eine doppelte Reihe von Sätzen, wovon die eine den
Grund, die andere die Folge als Inhalt der Nebensätze unter verschiedenen
Gesichtspunkten darstellt.
ß. Nebensätze des Grundes.
a) Der Kausalsatz im engeren Sinne enthält die Begründung des
Hauptsatzes als Darlegung eines nicht bloss von dem Redenden ge-
setzten, sondern als des wirklichen und wirkenden Grundes, welcher
einerseits materiell als Ursache und Beweggrund oder formell als
Erkenntnissgrund und Erklärungsgrund aufgestellt werden
kann.
««. Die Ursache und der Beweggrund, der sachliche oder ethische
Grund des Hauptsatzes wird durch i)arce que, (d'autant) que,
c'est que, ä cause que und selten durch de lä que eingeleitet.
aa) Parce que, zuweilen mit stärkerer Hinweisung auf den Neben-
satz par cela que, wird vorzugsweise im Sinne des lateinischen
quia und guod verwendet: Ges fleches fönt des blessures mor-
telles, parce qu'elles sont empoisonnees (Acad.). H ne
fait pas sortir son corps volontairement de la vie, parce que
Dieu le lui defend (Chateaübr.). Je ne reviens en ville que
parce que c'est mon jour de societe (Picard). — La
nation avait le droit de reprendre les domaines de la couronne,
par cela seul que . . ces biens ne furent consacres
qu'aux depenses communes de la royaute (Mibabeau).
bb) Das Fügewort que, welches im Altfranzösischen auch für sich
den Kausalsatz einleitete, ist gegenwärtig in seiner Verwendung
auf einzelne besondere Fälle beschränkt:
wenn nach einem Fragesatze die Begründung desselben
durch einen Nebensatz ausgesprochen wird: Qu'avez-vous donc,
dit-il, que vous ne mangez point? (Boileau)
wenn nach einem mit der Massbestimmung d'autant auf-
tretenden Komparativ der kausale Nebensatz eintritt: H
agissait avec d'autant plus de chaleur, qu'il etait anime par
la reconnaissance (Acad.). Lat. Haec eo facilius . , facie-
bant, quod nostrae naves tempestatibus detinebantur
(Caes., B. G. 3, 12).
auch mit d'autant ohne Komparativ wird der Nebensatz
mit que verbunden, doch nur, wenn jenes den Begriff der
Steigerung enthält: A votre place je n'irais point h\, d'autant
que rien ne vous y oblige (Acad.). Veraltet ist das be-
sonders im Kanzleistile früher übliche, rein kausale d'autant
556 Dritt. Tbl. Syutax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
que: Et d'autant que c'est iiion pupille, je dois veiller
ä ses interets (Acad.).
cc) C'est que knüpft oft einen Kausalsatz an: S'il est parti c'est
qu'il y avait saus doute, pour qu'il restät, des obstacles
(Dumas). Ueber ce n'est pas que, non que, non pas que
s. oben S. 366.
dd) Die Umscbreibung ä cause que gebort der Prosa an: Trouvant
toute l'Egypte en joie, h. cause qu'on avait trouve le dieu
Apis (Rollin). Vgl. lat. ob eam causam quod (Cic, Tusc.
5, 36); ea de causa quod (Caes., B. G. 8, 17).
ee) De lä que veraltet: De lä que cet homme a eu quelques
torts, ne le croyez pas mechant (Acad.).
228. ßß. Der Nebensatz, welcber den Erkeuntnissgrund oder Er-
klärungsgrund ausspricht, enthält ein Urtheil, woraus der Haupt-
satz als Folge abgeleitet werden soll, ohne die sachliche Be-
ziehung des Grundes zur Folge, welche übrigens an sich vorhanden
sein kann, auszudrücken. Hier treten die Fügewörter coiuilie}
puisque und die Umschreibungen YU que, attendu que ein.
aa) Comme leitet eigentlich einen Vergleichungssatz ein, der, auf
das kausale Gebiet übertragen, die gleichmässige Geltung des
Hauptsatzes mit dem Nebensatze veranschaulicht und die
Kausalverbindung errathen lässt: Comme ses raisons
paraissaient bonnes, on s'y rendit (Acad,). Comme les
Fran^ais s'ennuient facilement, ils evitent les longueurs
en toutes choses (Mme de Stael).
hh) Auch puisque, ursprünglich die Zeitpartikel postquam, dient,
wie diese selbst, zur Motivirung des Hauptsatzes und ist ihrer
Natur nach besonders dazu geeignet, den Grund als eine voll-
endete Thatsache und darum öfter als etwas Bekanntes
und Ausgemachtes anzuführen: Fais du bien aujourd'hui, puis-
que tu vis encor (Villefre). Puisque j'ai commence de
rompre le silence, II faut poursuivre (Racine). Je n'ai
besoin de rien; mais puisque vous voulez me faire une
amitie, donnez quelque chose ä ce petit (Soulie). „Pauvres
gens! ils ne re^oivent pas beaucoup de visites; c'est bien
le moins que nous allions leur dire bonjour, puisque nous
voilä . .* — „De tout mon coeur, patron." (Daddet) Vgl.
d. lat. Abeo ab illis, postquam video, me sie ludificari
(Plaut., Capt. 3, 1, 27). Nunc ego illam me velim convenire,
postquam inanis sum (Bacch. 3, 6, 2). Ueber quand
und des que, des lä que in kausalen Sätzen s. S. 550. 553.
cc) Die umschreibenden prosaischen Formen vu que, attendu
que nehmen für die Erklärung des Hauptsatzes gleichsam den
Hinblick und die Aufmerksamkeit auf den Inhalt des
Nebensatzes in Anspruch: Je m'appelle Lorrain vu que je
suis de la Lorraine (Dumas). Les parents de sa femme
s'etaient opposes k son mariage attendu qu'il u'etait pas
gentilhomme (B. de St-Pierre). Der den Participien fol-
gende Satz mit que ist eigentlich ein Substantivsatz.
§§ 228. 229. Adv. Best. Grund. Kausalsatz. Konditionalsatz. 557
229. b) Der Konditionalsatz ist derjenige Nebensatz, in welchem vom Reden-
den ein Grund ganz abstrakt gesetzt oder angenommen wird,
dessen Folge der Hauptsatz aussagt. Jener enthält so die Bedingung,
dieser das Bedingte; beide stehen im innigsten Zusammenhange.
Das Bedingte erhält nur Geltung durch die Verwirklichung der Be-
dingung, und diese Beziehung allein ist es, welche ausgesagt wird.
Ob aber ihr beiderseitiger Inhalt verwirklicht oder nicht verwirklicht,
oder lediglich dahingestellt, ob er möglich oder unmöglich ist, dies
geht nicht aus dem Satzgefüge als solchem hervor, sondern folgt im
einzelnen Falle aus dem Zusammenhange, oder aus der anderweitig
bekannten Natur der Sache, sowie zum Theil aus dem konventionell
gewordenen Gebrauche der Zeit- und Modalformen. S. §93 ff.
aa. Das eigentliche Fügewort des Konditionalsatzes ist si (wie
im Lateinischen), welches auch in der indirekten Frage auftritt.
Dieser Nebensatz erscheint demnach in seiner grammatischen
Reinheit:
aa) da, wo der Zusammenhang keine Entscheidung über seine
Verwirklichung enthält: Si vous pardonnez ä notre
ville, j'y retournerai plein de joie; si vous la condamnez,
je n'y rentrerai jamais (Chateachr.). L'Autriche donna l'ordre
au marechal . . de defendre l'electeur s'il etait attaque
(Mignet). Lat. Perficietur bellum, si urgemus obsessos
(Liv. 5, 4).
bb) oder es ergiebt sich anderweitig, dass der Inhalt des Neben-
satzes vom Redenden bezweifelt oder verneint wird: Dieu
me punisse si j'imagine quelque chose (G. Sand). Si les
morts revenaient . . Les peres et les fils ne se connaitraient
pas (Bgürsault). Si ces brefs parvenaient aux eveques . .
11 etait ä craindre que quelques-nns n'obeissent par faiblesse
(Voltaire). In diesem Falle setzt man auch wohl dem si das
adversative toutefois hinzu, wie im Lateinischen modo, vero,
tarnen: G'est ä vos seuls remords que je vous abandonne; Si
toutefois . . ün cceur comme le vötre ecoute des remords
(Voltaire). Lat. Peream, si te omnes, quot sunt, conan-
tem loqui ferro poterunt (Cic, Farn. 11, 23). A deo
tantum rationem habemus, si modo habemus (N. D. 3, 28).
ec) oder der Redende bedient sich dieser Satzform, obwohl er den
Inhalt des Nebensatzes als verwirklicht weiss: Si j'ai veeu,
ce ne fut qu'un moment (Parny). Si Toreille etait etonnee,
les yeux ne l'etaient pas moins (De Vignv). Lat. Si Zenoni
licuit . . inauditum . . rei nomen imponere, cur non
liceat Catoni? (Cic, Fin. 3, 4, 15)
Im Zusammenhange mit der letztgenannten Verwendung
des Konditionalsatzes stehen seine anscheinenden Uebertragungen
auf andere Gebiete.
aa. So tritt er, namentlich allgemein oder frequeutativ gefasst,
an die Stelle eines Temporalsatzes: Si j'entrais dans
les Salons, mille rires dedaigneux m'accueillaient (V. Hcoo).
S'il triomphe, un nouvel obstacle Lui defend l'objet de
ses vceux (Lebrdn). Das Lateinische dehnte hier den
558 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. IL Unterordnung.
Konditionalsatz noch weiter aus, da es ihn auch auf einzelne
Thatsachen, besonders der Zukunft, bezog: Herus si
redierit, molendum (Ter., Phorni. 2, 1, 18).
bb. Er erscheint statt eines Kausalsatzes des Erkenntniss-
grundes: Si les anciens attribuaient quelque chose
de merveilleux ä Thoiume que Tespoir n'abandonne
jamais, qu'auraient-ils pense du chretien? (Chateaübr.)
Vgl. das Lat. oben cc) ; dort steht namentlich si quidem
mit kausaler Beziehung (Ov., Met. 10, 104. 11, 219).
cc. So steht er auch da, wo ein Gegensatz zwischen zwei
Thatsachen hervorgehoben werden soll: Si Tun est vieux
et faible, l'autre est jeune et fort (äcad.). S'il vous
mentait alors, A present il dit vrai (Corneille). Neben-
sätze dieser Art werden leicht koncessive Sätze. Lat.
Si ridere concessum sit, vituperatur tarnen cachinnatio
(Cic, Tusc. 4, 31).
230. ßß. Der verneinende Konditionalsatz, dessen grammatischer
Charakter so wenig wie der des bejahenden durch seine anderweitigen
Beziehungen verändert wird, kann durch seinen negativen Inhalt
besondere Verhältnisse bedingen.
aa) Der Nebensatz kann in geradem Gegensatze zu einem anderen
Satze oder zu seinem eigenen Hauptsatze stehen und jenen über-
haupt, sowie in diesem eine einzelne Satzbestimmung aufheben;
beides geschieht durch die Satzverkürzung mit siuon, welches
im letzten Falle von der Satzbestimmung begleitet ist, welche
einer anderen gegenübersteht: D'ici lä, silence et obeissauce, sinon,
malheur ä vous (Scribe). Si vous etes de bonne humeur, vous
parlerez, sinon, chauffez-vous (A. de Musset). Cessez ce dis-
cours, sinon, je me retire (Acad.). Tous ces peuples le regar-
daient, sinon comme leur maitre, au moins comme leur chef
(Ead.). Lat. Si haec civitas est, civis sum ego; si non, exsul etc.
(Cic, Fam. 7, 3).
bb) Der Nebensatz kann einen Fall setzen, mit dessen Eintreten der
Hauptsatz unverträglich ist und demnach keine Geltung hat, d. h.
er kann eine Ausnahme enthalten. Auch hier tritt sinon oder
statt dessen si ce n'estj dem lateinischen nisi entsprechend, ein;
der Hauptsatz ist alsdann entweder negativ oder fragend, selten
ein nicht fragender affirmativer Hauptsatz: Rien n'y fut decide,
sinon que la paix etait impossible (Lacretelle). Que lui dites-
vous, sinon une injure? (Acad.) Qu'est-ce en eifet que l'automne,
sinon le soir de l'annee? (J. Michelet) — Qui m'aidera si ce
n'est mes amis? (Boniface) Si ce n'etait la crainte de vous
deplaire, je ferais teile chose (Acad.). (Dies Satzgefüge enthält
eine Ellipse.) Les Chinois ne savent point que leur pays s'appelle
la Chine, si ce ne sont ceux qui trafiquent avec les Europeens
(B. de St-Piebre). Die Konstruktion des Verb mit dem logischen
Subjekte in dem letzten Beispiele ist der seltenere Fall. Vgl.
lat. Negant enim quemquam virum bonum esse, nisi sapieutem
(Cic, Amic. 5). Quid aliud expectemus, nisi etc. (Pis. 21),
i
i230. 231. Adv. Best. Grund. Der Konditionalsatz. 559
Wird die Ausnahme mit ihrem Motive angegeben, so steht
si ce n'est que (nisi quod) mit einem Nebensatze nach affirma-
tivem wie negativem Hauptsatze: II vous ressemble si ce n'est
qu'il est trop petit (Acad.). Lat. Tuscuianum et Pompejanum
valde me delectant; nisi quod me aere alieno obruerunt
(Cic, Att. 2, 1). Nicht zu verwechseln sind diese mit que an-
hebenden Sätze mit Nebensätze, welche unmittelbar vom Haupt-
satze abhängen: Je n'ai rien ä vous dire, si ce n'est que je le
veux (Nap. Landais).
Eine Ausnahme wird in einem vollständigen Nebensatze
nach affirmativen und negativen Hauptsätzen durch ä moins que
eingeführt, dem man jetzt ne beigiebt, vvelches durch den Kom-
parativ moins veranlasst wird: La route est süre, ix moins que
les chouans ne ressuscitent (Balzac). II n'en fera rien ä
moins que vous ne lui parliez (Acad.). S. S. 480. Das
exceptive ä moins erklärt sich aus moins statt hors (s. obeu
S. 420) und findet sich auch sonst früher vor Hauptwörtern: Je
me voyais perdre ä moins d'un tel otage (Corneille). Vgl.
lat. minus st. praeter.
Damit können auch Sätze mit hors que zusammentreffen:
Hors qu'un commandement expres du roi me vienne De
trouver bons les vers . . Je soutiendrai toujours, morbleu, qu'ils
sont mauvais (Moliere).
Auch der Konsekutivsatz mit que . . ne (lat. quin) lässt sich
bisweilen als exceptiv auff"assen: Je ne sors poiut d'ici qu'on ne
m'en chasse (Regnard).
231. yy. Statt des Bedingungssatzes mit si finden sich auch andere Neben-
sätze, welche eine Voraussetzung oder Annahme anzudeuten
geeignet sind:
aa) Sätze, welche mit den umschreibenden pose que, suppose que,
pos6 le cas que (le cas pose), au cas que, en cas que ein-
geleitet werden; unter den beiden letzteren zieht man meist au
cas que vor, es deutet durch seinen Artikel entschieden auf den
mit que beginnenden Nebensatz als den gemeinten Fall hin: Pose
oder pose le cas que cela füt, oder le cas pose, que feriez-
vous (Acad.). Au cas, en cas que cela arrive . . (Ead.).
bb) Nebensätze mit que und dem Konjunktiv: Qu'il parle, tout
se tait (Acad.). Que Dieu nous aide, nous leur ferons payer
leur crime (Labodlaye); oder auch ohne que: Vienne une
puissance, les arts se mettront ä son niveau (Soülie); Sätze mit
permissivem Sinne, denen auch der logische Hauptsatz mit et
beigegeben sein kann: Qu'il nous vienne un gai refrain Et
voilä le monde en train (Bkranger). Vienne encore un proces
et je suis acheve (Corneille). Ueber die an einen Nebensatz
angereihten Sätze mit que s. oben S. 538. 539.
cc) Daher vertreten auch Imperativsätze mit einem anderen folgen-
den Hauptsatze das konditionale Satzgefüge: Ötez . . ce but,
l'histoire de France serait une enigme sans mot (Villemain).
560 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abscbn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
Chassez le naturel, il revient au galop (Destoüches). Avoue-
le et je te pardonne tout (Dcmas). — Soyez secrete ou bien
vous etes morte (La Fontaine). Hier fehlt natürlich ein leicht
zu ergänzendes Mittelglied. Solche Sätze stehen auch elliptisch:
Avise-toi d'y toucher! (Acad.); es fehlt der Drohung ihre zu
errathende Folge.
dd) Sehr oft tritt der Fragesatz, mit oder ohne Fragezeichen, an
seine Stelle: Voulons-nous etre heureux? evitons les extremes
(Fontanes). S'agit-il de brilier, de gagner, de faire for-
tune, ils sont tous ce qu'ils appellent positifs, ce qui veut dire
grossierement materiels (J. Michelet). Die der Frage eigenthüm-
liche Inversion wird auch ohne Andeutung durch ein Interpunk-
tionszeichen auf negative Sätze ausgedehnt, jedoch nur mit dem
Zeitwort etre: Cet ouvrage serait fort bon, n'etait la negli-
gence du style (Acad,). Et n'etait que le ciel a su le
soulager, Vous le verriez encore fort net et fort leger (Cor-
neille).
ee) Yollständige und elliptische behauptende Sätze, namentlich
asyndetisch an einander gereiht, können ebenso ein konditionales
Satzgefüge vertreten: On resiste, eile ordonne; on flechit,
eile opprime Et traine le vaincu des fautes jusqu'au crime (De-
lavigne). Elle est loin, . . je respire. Elle ici! Je craindrais
pour ses jours (Id.). Lat. Rides, majore cachinno concutitur
(Jdv. 3, 100).
ff) Inwiefern Temporalsätze an die Stelle von Konditionalsätzen
treten, s. S. 550. 551. 552.
gg) Der Nebensatz der Ortsbestimmung nähert sich bisweilen kaum
dem Konditionalsatze, während er im Lateinischen ihn geradezu
vertritt: Oü un seul est tout, il n'y a pas de societe (Boiste).
Vgl. lat. übi semel quis pejeraverit, ei credi postea non
potest (Cic, Rab. P, 13).
hh) Ueber den substantivirten Adjektivsatz im Sinne des Kondi-
tionalsatzes s. Adjektivsatz.
232. Sä. "Wird die Geltung des Hauptsatzes von einer Bedingung als einer
beschränkenden Forderung abhängig gemacht, so wird der
Nebensatz mit pourTU que, (bien) entendu que, ä condition
que, ä la Charge que u. dgl. eingeleitet, welche zum Theil die
lateinischen dum, dmmnodo, modo ersetzen: Je ne le bläme point,
pourvu qu'il se contente (Nodiek). Je vous accorde cela, mais
bien entendu que vous ferez ce que je vous demande (Acad.).
Je ferai ce voyage ä condition que vous viendrez avec moi
(Ead.); vgl. S. 367. Das Altfranzösische gebrauchte hier auch mais
que, moyennant que, par si que, par ainsi que.
Anmerkung. Wenn si von dem vorangestellten que begleitet ist, so
entspricht beides dem lateinischen quod si, worin guod, wie in quod
quum, quoniam, übt, utinam, nisi, etsi, lediglich ein zurückdeutendes
Verbindungsglied mit dem Vorangehenden ausmacht; diese Zurück-
deutung giebt aber dem Satze zugleich eine Nebenbeziehung auf einen
erwähnten Umstand, welche bei dem Folgenden festzuhalten ist, wie
il
§§ 232. 233. 234. Adv. Best. Grund. Konditionalsat::. Koncessivsatz. 561
etwa das deutsche demnach, nun, also: Detale vite et cours.
Que si ce loup t'atteint, casse-lui la mächoire: on t'a ferre de
neuf (La Fontaine). Lat. Tyranni coluntnr simulatione duntaxat ad
tempus: quod si forte ceciderint, tum intelligitur, quam fuerint
inopes amicorum (Cic, Lael. 15).
233. c) Der Koncessivsatz ist dem Konditionalsatze nahe verwandt, insofern
er die Natur eines Bedingungssatzes hat, dem ein Hauptsatz gegen-
übertritt, wodurch seine muthmassliche Folge aufgehoben wird. So erhält
die Bedingung den Charakter einer blossen Einräumung. Die Ein-
räumung eines Urtheiles, wodurch die Geltung des Hauptsatzes nicht
aufgehoben wird, ist aber nicht bloss an den Bedingungssatz gebunden,
sondern sie erscheint auch in anderen Nebensätzen, welche als Ausdruck
eines Zugeständnisses oder einer blossen Annahme auftreten, ob-
wohl in allen mehr oder minder ein Grund angedeutet wird, welcher
der Geltung des Hauptsatzes entgegensteht. Der Hauptsatz ist an und
für sich adversativer Natur, doch werden ihm häufig noch adversative
Partikeln, wie cependant, ponrtant, toutefois, toujonrs, neanmoius,
ne . . pas moius, beigegeben ; s. S. 528.
ß«. Der Konditionalsatz wird zum Koncessivsatz, wenn der Hauptsatz
seine adversative Beziehung durch eine adversative Partikel ausdrückt:
Si je n'ai pas reussi, toujours ai-je fait mon devoir (Acad.).
Et s'il arrive que Ton plaise, il ne faut pas neanmoins s'en
repentir (La Brütere). Lat. Si ridere concessum sit, vituperatur
tarnen cachinnatio (Cic, Tusc. 4, 31). Das adversative Verhältniss
des Hauptsatzes kann aber auch ohne diese Vermittelung aus seinem
Inhalte hervorgehen: S'il a plus de pouvoir, il n'a pas plus de
zele (Corneille). Dahin gehören auch zum Theil Sätze mit sinon:
Sinon le bras, j'ai l'äme (V. Hügo). Vgl. § 230.
234. ßß. Der Koncessivsatz wird durch die Partikeln quolque, bien que,
encore que, nonobstant que, iiialg're que, selten durch ja^oit
que eingeleitet; vgl. S. 368.
Quoique entspricht dem Sinne nach dem lateinischen guam-
(juam und enthält eigentlich eine Gradbestimmung, ,was auch,
wie sehr auch": Ce maitre nous comble de ses biens, quoique
nous Toffensions tous les jours (Chateaubr.). Quoique la
cause du combat n'existät plus, le combat ne s'engagea pas
moins (Mignet).
Bien que bezeichnet, dass die Annahme subjektive Billigung
oder Anerkennung für sich hat (gl. obwohl): Bien que je le
souhaite de tout mon cceur, je ne le puis pas (Acad.). M. de
Vintimil, bien quil füt content en lui-meme de la . • conduite
de son fils, ne lui avait pas encore adresse la parole (Soulie).
Encore que, in der Bedeutung dem lateinischen etiamsi ver-
wandt, deutet an, dass der Hauptsatz einem an sich bedeutsamen
Nebensatze gegenübersteht, mit welchem er zugleich noch Geltung
hat: L'envie honore le merite, encore qu'elle sefforce de Tavilir
(Marmontel).
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 36
562 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
Nonobstant que bezeichnet, dass die Einräumung die Geltung
des Hauptsatzes nicht hindere: Je vous aime nonobstant que
vous mayez fait bien du mal (J.-J. Rocsseac).
Malgre que s. S. 368.
Jadeit (ja soit) que ist veraltet und findet sich seit dem
18. Jahrhunderte selten mehr; es drückt eigentlich die Gestaltung des
unmittelbaren Miteintretens (ja, schon) des Zugestandenen
aus. S. S. 368.
235. yy. Statt des Koncessivsatzes treten, wie statt des Bedingungssatzes,
andere und meist dieselben Sätze wie für diesen auf:
aa) So der Nebensatz mit que und dem Konjunktiv; er tritt jedoch
gewöhnlich nur da ein, wo dem Koncessivsatze ein zweiter im dis-
junktiven Verhältnisse zu ihm stehender Satz mit oder ohne ou
folgt: Que la mort la ravisse, ou qu'un rival l'emporte,
La douleur d'un amant est egalement forte (Cobseille). Que
votre fille ait faim ou non, eile y viendra (A. de Müsset).
Qu'il soit brave guerrier, qu'il soit grand capitaine,
Je lui rabattrai bien cette humeur si hautaine (Corneille); auch
ohne que: Vienne qui voudra, je ne me derange plus (Michaüd);
daher auch die disjunktiven Doppelsätze mit soit . . soit, soit . .
ou (s. S. 368. 527): Gardez ma memoire aussi chere, Soit que je
vive encor, soit qu'en vain je l'espere (A. Chenier). Soit qu'il
le fasse ou qu'il ne le fasse pas . . (Acad.). Die Nebensätze mit
que nach soit sind Substantivsätze.
Der einfache Satz mit que entspricht dem lateinischen Satze
mit ut: üt quaeras omnia, quomodo Graeci ineptum appellent,
non reperies (Cic, Or. 2, 4, 18); der Doppelsatz ohne que ent-
spricht Formen wie: NuUa ejusmodi adstrictus necessitate, ut
mihi, velim, nolim, sit certa quaedam tuenda sententia (Cic,
N. D. 1, 7).
bb) Der eigentliche Imperativsatz kommt hier seltener vor; als
disjunktiver Doppelsatz in: Ayez fini votre täche . . ou ne
l'ayez point finie, on ne vous temoignera ni plus ni moins de
satisfaction (De Sacy).
ec) Der Fragesatz steht namentlich mit den Futuren oder den
Konjunktivformen der Vergangenheit: Je le placerai selon son
merite, devrais-je creer une place pour lui (Bocrriksne).
Eüt-il ete bien plus fort . . il fut tombe de meme (Mignet).
dd) Der behauptende Hauptsatz kann den Koncessivsatz vertreten,
wo ihm syndetisch oder asyndetisch ein Adverbialsatz angereiht
ist, da die adversative Beiordnung dasselbe logische Verhältniss
der Sätze enthalten kann. S. §202. Dabei ist indessen der
besondere Fall zu beachten, in welchem der Koncessivsatz durch
einen Hauptsatz mit den Futuren der Vergangenheit ersetzt wird,
wie in: II serait un Achille . ., je vous le conduirais poings
lies ä mon char (Regnabd). Statt dieser Anreihung verwandelt
man nämlich gern den logischen Hauptsatz in einen konsekutiven
Nebensatz mit que: II pleuvrait des couronnes qu'aucune
§§ 235. 236. Adv. Best. Grund. Der Koncessivsatz. 563
ne pourrait bien aller ä la tete de ma femme (Florian). Le
dernier des Bourbons serait tue . . que la France n'en
aurait pas moins un roi (Mignet). Vous auriez cent mil-
lions de rente que vous De me verriez pas ä vos pieds
(0. Feüillet). Diese Satzform schliesst sich übrigens auch an
den Fragesatz: Le monde a ses lois . . et eusse-je le desir
de m'y soustraire, qu'il faudrait encore que je les acceptasse
(Dumas).
ee) über die Temporalsätze mit quaud und lorsquej lors menie
que als Vertreter des Koncessivsatzes s. S. 550. 551.
ff) Ueber koncessive Adjektivsätze s. 8.564 und §250.
236. SS. Im Koncessivsatze kann auch ein einzelner Begriff, vorzugsweise
eine prädikative oder adverbiale Satzbestimmung besonders her-
vorgehoben und in gesteigertem Masse eingeräumt werden; es
wird ihm in diesem Falle ein Adverb des Grades, si, tont, quelqiie,
oder die Präposition pour vorangesetzt. Hier wird das Satzglied eiuem
mit que eingeleiteten Satze vorangestellt und erscheint als ein ellip-
tischer Satz, der sich, als prädikative Bestimmung, zum Theil appo-
sitionell zum Hauptsätze verhält, jedoch im Nebensatze noch einmal
zu suppliren ist.
Si giebt einen so hohen Grad zu, als er angenommen werden
mag, d. h. jeden beliebigen Grad (mit dem Konjunktiv), im Altfran-
zösischen auch einen so hohen, als er gerade vorliegt (mit dem Indi-
kativ): II n'y a pas de conseils, si sages qu'ils soient, qui puissent
-eclairer un homme qui est amoureux (Dümas). Mais si haut cepen-
dant qu'interrogeät le maitre, Nul ne lui repondit (Id.). Statt
des Satzes mit que erscheint auch hier der Fragesatz mit invertirtem
Subjekt: La seule pensee qu'on lui demanderait encore une concession
territoriale, si petite füt-elle, la faisait litteralement bondir (Revue
D. D. M. 1884). II est bien difficile de concevoir cependant qu'un
procede, si habile soit-il, puisse amener des troupes (Ead.).
Tout räumt den Begriff in seiner vollen Intensität ein, mag
er als angenommen oder als Thatsache ausgesprochen werden. Siehe
S. 368. 369.
Quelque räumt einen beliebigen Grad ein: Pourquoi l'air et
l'eau, quelque agites qu'ils soient, ne s'enflamment-ils pas?
(B. DE St-Pierbk) Quelque bons traducteurs qu'ils soient,
ils ne comprendront pas ce passage (Boniface). Quelque heureuse-
ment doues que nous soyons, nous ne devons pas en tirer
vanite (Id.).
Pour weicht von den genannten Bestimmungen ab; in dem Sinne
für, dafür . , dass scheint es in die kausal-adversative Bedeutung
darum . . dass übergegangen zu sein; vgl. pourtant. Im Alt-
französischen steht es nicht bloss bei prädikativen und adverbialen
Bestimmungen, sondern auch bei Hauptwörtern überhaupt: Je m'en
tairay . . pour chose qu'il advienne (Pathelin). Im Neufranzösischen
erhält es sich vor peu und Adjektiven in dem Sinne von si. S.
S. 368. C'est une illusion puerile que de pretendre arriver par des
arrets de justice h. la suppression d'un ecrit, pour peu que le
36*
564 Dritt. Thl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügunp^. II. Unterordnung.
public eclaire ait un motif quelconque d'en prendre con-
naissance (Prevost-Paradol). Pour peu que vous donniez,
donnez pour Texemple (Boiste). Si peu que vous donniez, vous
pouvez faire beaucoup par Fexemple (Id.).
237. se. Als Koncessivsätze sind auch die Sätze mit relativen verall-
gemeinernden Fürwörtern und Adverbien anzusehen, wie mit
qni que, quoi que, quel . . que, quelque . . que — oü que,
comme que, conibien que. S. S. 369. Dass sich auch tel . . que
diesen Fürwörtern assimilirt hat, wie in: Ce grand choix, tel qu'il
soit, peut n'oflenser personne (Voltaire). A tel prix que ce
soit, il ni'en faut acheter (Corneille), erklärt sich aus der ver-
allgemeinerten Bedeutung des Komparativsatzes. S. S. 563. 569.
Bei dem adjektivischen quelque erscheint statt des mit que
eingeleiteten Nebensatzes oft ein attributiver Nebensatz, am Häufigsten,
wenn der Substantivbegriff sich als Subjekt zum Satzverb verhält, ob-
wohl auch sonst: Quelque ennui qui le presse, 11 ne voit dans
son sort que moi qui s'interesse (Racine). Quelque peril qui me
puisse accabler, Sa seule iuimitie peut me faire trembler (Id.). Quel-
ques eiforts qu'il ait faits (Agad.). Par quelque espoir de gain
dont son coeur füt guide (Regnard). Das unbestimmte que
weicht dem relativen Fürworte wegen seiner Attraktion durch das
unmittelbar vorhergehende Substantiv.
Ueber den einfachen Adjektivsatz ohne verallgemeinernden
Sinn in koncessivem Verhältnisse s. § 250.
Anmerkung. Das Altfranzösische gebrauchte auch lequel que und
quant que in verallgemeinerndem Simie und dehnte qui que,
welches jetzt nur meist in umschreibenden Formen wie: qui que ce
soit; qui que ce puisse etre qui ait fait cela; qui que (;'ait ete
qui vous Fait dit (Planche), namentlich mit dem Verb etre vor-
kommt, auf die Konstruktion mit transitiven Verben aus.
238. ß. Nebensätze der Folge:
a) Der Konsekutivsatz drückt die Folge als das Ergebniss oder die
Wirkung aus, welche in der Art und Weise oder in der Intensität
der Thätigkeit des Hauptsatzes begründet ist. Er wird durch die dem
lateinischen ut dem Sinne nach entsprechende Konjunktion que ein-
geleitet, welche theils auf ein adverbiales, pronominales oder substanti-
visches Korrelat einer Art- oder Gradbestimmung bezogen ist, theils
ohne ein solches auftritt.
«K. Der Konsekutivsatz wird auf Adverbien wie si, tellement, tant,
jusque-lä, wie im Lateinischen auf sie, ita, tarn, eo, adeo, usque eo
bezogen: 11 est si sage qu'on le cite pour modele. Je ne suis
pas si prevenu en sa faveur, que je ne v.oie bien ses defauts
(Acad.). La singuiarite de son nom eontrastait tellement avec
Telegance de ses manieres . . que l'attention de tout le monde
se porta sur lui (Soülie). II est tellement preoccupe que . .
(Acad.). Un hemme aimait tant la vertu, qu'il etait fou (L.-P.
Segür). Si tu crois que mon coeur jusque-lä se ravale, Qu'il
souffre qu'un hymen . . Te mette la vengeance et mon sceptre :\ la
§ 237. Adv. Best. Grund. Koncessivsatz. § 238. Folge. Konsekutivsatz. 565
main (Corneille). Si wird nie für sich allein, sondern nur mit
einem Adjektiv oder Adverb verbunden, Korrelat des Nebensatzes;
das altfranzösische si que wird jetzt durch si bieu que ersetzt: La
nuit nous surprit, si bien qu'il fallut nous arreter en route
(AcAD.). Die unmittelbare VerbindunfT tellement que in dem Sinne
von de Sorte que ist nur noch in vertraulicher Rede üblich: Telle-
ment donc que vous ne voulez point vous meler de cette
affaire (Acad.).
ßß. oder es bezieht sich auf pronominal-adjektivische Korrelate
wie ce und tel oder das substantivische tant, wie im Lateinischen
auf IS, hie, talis, tantm, tot: Une grande offense est de cette natura,
que toujours son auteur impute ä, l'offense ün vif ressen
timent dont il le croit blesse (Corneille). II faisait un tel bruit
qu'on ne pouvait rien entendre (Acad.). L'apologue au roi fit
tant de honte Qu'au philosophe il pardonna (L.-P. Segur).
Der Nebensatz kann auch auf das prädikative tel bezogen sein: Sa
memoire est teile qu'il n'oublie jamais rien (Acad,).
Am Seltensten ist die Anlehnung an ce, während im Lateinischen
die Beziehung auf das demonstrative Fürwort sehr gewöhnlich ist:
Non is sum, ut mea me maxime delectent (Cic, ad Brut. 15).
Hoc fato uatus est, ut ne se quidem servare potuerit (Mil. 11).
yy. oder er hat an einem Substantive sein Korrelat, welches Art und
Grad bezeichnet, wie de sorte, de maniere, de fa^on, eu sorte,
au point u. dgl., zu denen übrigens auch oft tel tritt: de teile
sorte, eil teile sorte, ä im tel point que: La nuit vint, de fa(jon
que je fus contraint de me retirer (Acad.). Le sage fait en
sorte que Ton ne s'occupe plus de lui qu'il ne s'occupe des
autres (Boiste). — II s'est compromis de teile sorte, qu'on aura
bien de la peine a le tirer d'embarras. II est afflige k un tel
point, qu'il en perd la raison (Acad.). Hier macht sich der
Unterschied bemerklich, dass bei der Einschiebung des tel die Grad -
bestimmung in den Vordergrund tritt, während die Anknüpfung
an das blosse Hauptwort die Folge als die Weise der Wirkung
überhaupt darstellt.
66. Ohne jedes Korrelat wird der Nebensatz mit que wie im Lateini-
schen der Nebensatz mit ut angefügt:
aa) nach affirmativen Hauptsätzen, wo er im Altfranzosischen
häufig vorkam, ist er im Neufranzösischen selten: On le regala
que rien ny manquait (Acad.). Hierher gehören die Sätze,
weiche nach Hauptsätzen vorkommen, die einen koucessiven Satz
vertreten. S. S. 562. Die Unklarheit und Mehrdeutigkeit des
Satzes mit que beschränkt seinen Gebrauch. Vgl. lat. Fuit et
disertus ut nemo Thebanus ei par esset eloquentia (Nep.,
Epam. 5).
bb) nach negativen Hauptsätzen steht dagegen häutig der negative
Konsekutivsatz, wie im Lateinischen der Nebensatz mit ut non
oder quin, mit dem Konjunktiv. S. S. 369 ff.
Als Vertreter solcher Sätze können die mit saus quc ein-
geleiteten angesehen werden. S. S. 370.
566 Dritt. Tbl. Syutax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. IL Unterordnung.
«f. Wird die Folge nach iiirem Verhältnisse oder nach ihrer An-
gemessenheit oder Unangemessenheit zu dem Prädikate des
Hauptsatzes dargestellt, so wird der Konsekutivsatz mit pour qne
eingeführt; ihm können Korrelate der Gradbestimmung, wie assez,
trop, gegenüberstehen, doch kann das Verhältniss auch ohne die-
selben hervortreten: Le genie particulier k cette ecole etait-il donc
menace, pour qu'il fallüt courir au-devant des nouveaux
venus qui semblaient le continuer? (S.-Rene Taillandieb) S. S. 370.
Pour, dem lateinischen pro entsprechend, dient der Vergleichung,
wie dieses mit anderer Beziehung in prout, proquam ,in dem Masse
als", je nachdem.
Anmerkung. Wird der Inhalt der wie Konsekutivsätze mit Korrelaten
auftretenden Nebensätze als Absicht oder Zweck dem Subjekte des
Hauptsatzes zugeschrieben, so entstehen Finalsätze, welche stets den
Konjunktiv haben. In diesem Falle findet sich auch das altfranzö-
sische ä ce que statt ut mit de maniere verbunden: Je veux le
defier de maniere ä ce qu'il s'ensuive combat ou deshonneur
(Dumas). S. S. 371.
239. h) Der Finalsatz spricht die beabsichtigte Folge, d. h. den Zweck
der Thätigkeit des Hauptsatzes aus.
aa. Hier treten gewöhnlich die Konjunktionen afln que (,zu dem Zwecke,
dass", vgl. lat. ad eam rem ut, wie ideo, idcirco ut) und pour que
(vgl. pourquoi, warum? d. i. sowohl „aus welchem Grunde?" als
„zu welchem Zwecke?") auf: Afin quon ne puisse douter de
leur bonne foi . . il les oblige ä sceller leur temoignage de leur
sang (Bossüet). Pour qu'on vous obeisse, obeissez aux lois
(Voltaire).
ßß. Das alleinige que findet sich nur in beschränktem Masse verwendet,,
während im Lateinischen ut ohne Korrelat im Finalsatze sehr ge-
wöhnlich ist. Es steht besonders nach Heischesätzen oder nach
Hauptsätzen, welche diese vertreten: Reviens, que je te revoie
(Ddmas). Vous lui direz de monter que je sache de lui-meme . .
(Id.). Im Altfranzösischen findet sich que nach jeder Art von Haupt-
sätzen.
yy. Mit Beziehung auf Korrelate, welche die Art und Weise oder die
Intensität der Thätigkeit des Hauptsatzes ausdrücken, steht que wie
in Konsekutivsätzen. S. oben S. 564 und vgl. 370. 371.
66. Ueber den Adjektivsatz als Vertreter des Finalsatzes s. §250 und
vgl. oben S. 371.
240. d) Der Adverbialsatz der Modalbestimmung. Er dient dazu,
die Art und Weise oder die Beschaffenheit des Thätigkeitsbegriffes des
Hauptsatzes näher zu bestimmen. Dies geschieht dadurch, dass dem Haupt-
satze an seinem Nebensatze ein Massstab gegenübergestellt wird, womit der
Nebensatz ein Vergleich ungssatz wird, welcher die Thätigkeit des Haupt-
satzes nicht nach ihrem Ergebniss (wie der Konsekutivsatz), sondern nach
der Thätigkeit eines anderen Subjektes oder nach einer anderweitig bestimmten
Thätigkeit desselben Subjektes bemisst. Der Vergleichuugssatz kann, wie
das Modaladverb, die Qualität, die Quantität und den Grad bestimmen,
§ 239. Adv. Best. Folge. Der Finalsatz. § 240. Der Modalsatz. 567
und sowohl das Verhältniss der Gleichheit wie das der Ungleichheit
aussagen. Die hier nach mehrfacher Beziehung in Betracht kommenden
Fügewörter sind comuie und qne (quam). Der Zusammenziehung dieser
Sätze mit ihren Hanptsätzen ist oben gedacht S. 541. unter den hier Tor-
kommenden Beispielen sind daher auch verkürzte Satzforinen aufgeführt.
«. Der Nebensatz mit conime (quotnodo, auch für quemadmodum und ut)
drückt qualitative Gleichheit und Aehnlichkeit, seltener Grad-
bestimmung aus: im ersten Falle hat er bisweilen das Korrelat ainsi,
wie häufig im Lateinischen sie und ita.
a) Die Nebensätze, in denen die Gleichheit oder Aehnlichkeit der
Beschaffenheit der Thätigkeitsbegritfe ausgesprochen wird, haben selten
das demonstrative Korrelat aiusi, welches dann an der Spitze des
folgenden Hauptsatzes steht: Comme le soleil chasse les te-
nebres, ainsi la science chasse l'erreur (Acad.). Je devais le con-
naitre comme je me connais (Dumas). Mais, comme lui, je n'ai
pas pardonne (V. Hdgo). Diese Sätze dienen namentlich in ihrer
Verkürzung zur Darstellung scheinbar verschiedener Bestimmungen,
weiche jedoch auf ihre ursprüngliche Funktion begründet sind:
aa. Insofern die gleichmässige Geltung beider Sätze aus ihrer
Beziehung hervorgeht, können sie ein kopulatives Satzverhältniss
vertreten: La sante, comme la fortune, retirent leurs faveurs ä
ceux qui en abusent (St-Evremont). Auch steht comme aussit
Le contrat porte que . . comme aussi que . . (Acad.). S.S. 468.
Lat. Dolabellam, ut Tarsenses, ita Laodiceni arcessierunt (Cic,
Divers. 12, 13).
ßß. ebenso ein adversatives Verhältniss: II fuyait les discussions,
comme il cherchait les batailles (V. Hugo). Auch tritt
comme mit aussi ein: Uomme il avait puni le crime, il
voulut aussi recompenser la vertu (Acad.). Lat. Ut hi miseri
sie contra illi beati (Cic, Tusc. 5, 6).
yy. Der Nebensatz kann die im Hauptsatze aufgestellte Behauptung
zu bedingen oder zu bestätigen scheinen; dahingehören meist
eingeschobene Sätze, wie comme Ton dit, comme dit tel
auteur, comme j'espere, comme vous voyez, comme vous
le savez u. dg]., wie im Lateinischen ut opinor, ut videtur, ut
fere fit, quemadmodum spero etc. Sätze dieser Art werden auch
mit k ce que eingeführt: II le gene, ä ce qu'il parait (Dumas).
6S. Er kann die Anführung eines Beispiels enthalten: On prefere
foUement ce qui plait ä ce qui est utile, comme l'esprit au
bon sens, les gräces k la vertu (Boiste). Lat. Eadem mente
res dissimillimas comprehendimus, ut colorem, saporem, calo-
rem (Cic).
ts. Verkürzt erscheint in ihm ein appositiver Begriff, der zugleich
eine kausale Beziehung enthalten kann: Comme ouvrage de
circonstance cette piece a du merite. Je vous dis cela comme
votre parent et ami (Acad.). Lat. Apud me, ut bonum
judicem etc. (Cic, Or. 1, 38).
CC- So steht in der Verkürzung comme mit einem faktitiven
Akkusativ oder einem prädikativen Nominativ, namentlich bei
den Verben für etwas halten etc.: Nous devons considerer
568 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
cela comme le presage de quelque grand evenement
(AcAD.). Vgl. S. 389. Daher auch: II proposa comme ex-
pedient de faire teile cbose (Ead.).
1JIJ. An eine einzelne Satzbestimmung gelehnt, wird comme, gleich dem
lateinischen quasi, oft der Ausdruck einer vorgestellten Aehn
lichkeit und kann bisweilen mit presque vertauscht werden:
L'on aper^oit devant soi comme un haut rempart (Volney).
II est comme mort (Boiste).
In Ausdrücken wie: II est comme cela (Acad,). C'est
comme cela que tu te venges? (V. Hugo) ist cela Hindeutung
auf eine augenfällige oder besprochene Beschaffenheit.
06-. üeber den Ersatz von Temporalsätzen und Kausalsätzen
durch diesen Nebensatz s. S. 552. 556.
b) Soll im Nebensatz eine angenommene Thatsache mit einer existi-
renden verglichen werden, so entsteht ein hypothetischer Ver-
gleichungssatz, und dem Nebensatze geht comme si, lat. ut (velut,
iamquain, ac, qua) si, voraus, wobei eine Satzverkürzung stattfindet.
Vor dem Konditionalsatze, welcher mit si anhebt, fehlt nach comme
der Satz, welcher das Bedingte enthält (ein relativer Hauptsatz); er
ist aus dem (absoluten) Hauptsatze zu ergänzen: II me traite comme
si j'etais son valet. II n'osait avancer, comme s'il eüt craint
d'etre maltraite (Acad.). Tous m'ont repondu comme si je les
avais souffles (Laboülaye). Lat. Abseutis Ariovisti crudelitatem,
velut si coram adesset, horrebant (Caes., B. G. 1, 32).
Oft verbirgt sich unter dieser Form die Ironie, welche die dem
Angenommenen entgegengesetzte üeberzeugung verräth: Et ces depeches
du marechal qu'il me faut lire, comme si je comprenais quel-
que chose ä ces termes de guerre! (Scribe) Das Lateinische
gebrauchte so quasi, quasi si, quasi vero.
c) Die Beziehung dieses Nebensatzes auf Quantitäts- und Grad-
bestimmungen, wie antaut, anssi, im Verhältnisse der Gleich-
heit findet sich bei früheren Schriftstellern: Ce beau feu vous aveugle
autant comme il vous brüle (Corneille). Aussi bien comme
vous je pensais etre prise (Id.). Bei den Neueren wird comme
ohne Korrelat bisweilen mehr auf Gradbestimmung als auf Art-
bestimmung bezogen: Rien u'anime le Soldat comme Fexemple
des chefs (Acad.).
Im Altfranzösischen wird comme auch da gebraucht, wo die
höhere oder niedere Gradbestimmung eines Gliedes von der
des anderen abhängig gemacht wird: Com plus ot de mal, plus fu
liez. Im Neufranzösischen werden die Glieder der Vergleichung ge-
wöhnlich als Hauptsätze mit Komparativen gegenübergestellt, s. S. 533;
doch wird auch im Hauptsatze die Massbestimmung durch d'antant
vor dem Komparativ dem Nebensatze mit que vorausgeschickt:
L'homme est d'autant moins pauvre qu'il desire moins (Boiste),
selbst ohne que bei Frühereu: L'heur en croit d'autant plus,
moins eile (la faveur) est meritee (Corneille). Zum Theil wird
einer komparativen Bestimmung ein Nebensatz mit ä mesure que,
ä Proportion qne gegeben: A mesure qu'on avance dans ses
etudes, on s'y plait davantage (Mme de la Faye-Brehier). A
§§ 240. 241. Adv. Best. Der Modalsatz. 569
Proportion qiie les hommes s'eclaireront, ils seront plus
heureux (Acad.); doch smd diese Sätze, welche ausdrücklich augeben,
dass der Inhalt eines Satzes in dem Masse oder Verhältuisse
statt hat, als der des anderen verwirklicht ist, nicht an die Aufnahme
von Komparativen gebunden: On vous payera ä mesure que vous
travaillerez (Acad.). II (sc. un scandale) ne se forme dans nous
qu'ä Proportion que nos mceurs se pervertissent (Bocr-
dalock), ebensowenig wie Sätze mit dem alterthümlichen au (ä) für
et ä mesure que: Nous vous ferons passer les marchandises au für
et ä mesure qu'ils arriveront (Acad.). Demnächst wird der
Nebensatz mit selon que verwendet: Les hommes sont plus mechants
et plus malheureux, selon que la philosophie leur manque
davantage (Aignan).
Uebrigens wird überhaupt comme, insofern es die Gemässheit
darstellen kann, auch mit selon que vertauscht: J'en userai avec
lui Selon qu'il en usera avec moi (Acad.).
241. ß. Der Nebensatz mit que, welches die Stelle des lateinischen quam
und zugleich des ut, ac oder atque, sowie der relativen qualis und quantus
im Vergleichungssatze einnimmt, dient in seiner Beziehung auf den Haupt-
satz zur Darstellung der Gleichheit, wie der Ungleichheit.
a) Zum Ausdruck der Gleichheit wird der Nebensatz durch seine Be-
ziehung auf ein korrelatives Pronominaladjektiv oder -Substantiv,
wie tel, le meuie, taut, autaut, oder ein Adverb, wie si, aussi, de
uieme, ainsi, theils hinsichtlich der Qualität, theils der Quantität
und des Grades.
aa. mit Beziehung auf Pronomiualadjektive und -Substantive:
aa) Tel que, lat. talis qualis oder talis ac, atque, bezeichnet quali-
tative Gleichheit oder Aehnlichkeit: Je ne suis pas tel
que vous pensez. II est tel que son pere (Acad.). Oft steht
es nachdrücklich an der Spitze des Satzgefüges: Tel qu'aux
deserts parfois brille un mirage, Aux cceurs vieillis s'offre
un doux Souvenir (Bkrangek). Im Hauptsatze, wozu tel selbst
gehört, findet man öfter noch ainsi: Tels qu'on voit des gascons
. . Ainsi viennent en cha-ur les matous du quartier (Lemontez),
Dabei tritt selbst die Vermischung der Beziehung von tel auf
Haupt- und Nebensatz ein: Tel qu'une fois lance le rapide
vaisseau Se souvient de la rame .. Ainsi, dans le sommeil,
räme . . Obeit aux objets dont eile fut frappee (Delille). Tel
wird zuweilen selbst wiederholt: Teile qu'une bergere .. Teile . .
Doit eclater . . une elegante Idylle (Boileau).
Tel que wird, wie comme, auch bei Anführung von Bei-
spielen gebraucht: Les ouvrages destines au theätre, tels que
les comedies etc. (Acad.). üeber tel quel s. S. 171. 518.
bb) Le meme que, lat. idem ac, atque, bei Späteren auch idem
quam, drückt Dasselbigkeit oder Identität aus: Les ruines . .
sont du meme cote de la mer que le Vesuve (Mme de Stael).
Lat. Nou eadem portione vincit quam vincitur (Colum. 3, 2).
Bisweilen fehlt das pronominale Korrelat: Me voyait-il de Toeil
qu'il me voit aujourd'hui? (Racine)
570 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfüguu^'. II. Unterordnung.
cc) In tant und autant que, lat. tantus quantus, erscheinen die
Fürwörter theils als solche, theils adverbial; sie enthalten die
Bestimmung des Quantums und des Grades: La verite ne fait
pas autant de bien dans le monde que ses apparences y
fönt de mal (La Rochefoucauld). II aimait autant qu'un
coeur profond et fier peut aimer (Dumas). Jamals Ton
n'est grand qu'autant que Ton est juste (Boileaü). — Tant
que insbesondere gebraucht man auch vom Räume statt aussi
lein que, von der Zeit (aussi longtemps que; s. S. 469. 553)
und in einzelnen Redeweisen, wie tous tant que nous sommes
neben autant que nous sommes; il pleut tant qu'il peut
u. dgl.; auch ersetzt es et . , et, partie . . partiet Mille tant
paysans que bandits (Courier). Je le sers tant pour lui que
pour me faire plaisir (Acad.). Tant bien que mal „gut oder
schlecht" etc. — En tant que geht theils auf Gradbestim-
mung (en tant que je puis), theils entspricht escomme: en
tant qu'homme il les plaint; mais, en tant que juge, il les
condamne (Acad.).
ßß. mit Beziehung auf Adverbien:
aa) Si que, aussi que gehen vorzugsweise auf Gradbestimmung
und si, aussi treten nicht unmittelbar, sondern nur als adver-
biale Bestimmungen eines anderen Begriffes dem Nebensatze
gegenüber: ün n'est jamais servi si bien que par soi-meme
(Etienne). II est aussi k plaindre que vous (Acad.). S. 469.
Ueber die hierhergehörigen sitot que und aussitot que im
Temporalsatze s. oben S. 552.
In verneinender Form wird dasselbe Verhältniss durch non
plus qnej lat. non magis (plus) quam bezeichnet: Ma soeur, non
plus que moi, ne lit pas dans son äme (Corneille).
bb) Ainsi que und de meme que dienen zum Ausdrucke quali-
tativer Gleichheit oder Aehnlichkeit, wie comme; die
Korrelate des que verdoppeln sich auch öfter, wenn der Haupt-
satz dem Nebensatze folgt, und namentlich dann fast nothwendig,
wenn der Nebensatz umfangreich ist: Ainsi que les Saisons
sa richesse varie (Delille). II fondit sur lui de meme que
Toiseau fait sur la perdrix (Acad.). — Ainsi que le soleil
dissipe les nuages, ainsi la verite . . (Acad.). — De meme
que la cire molle re^oit aisement toutes sortes d'em-
preintes et de figures, de meme un jeune homme re(;oit
facilement toutes les impressions etc. (Ead.). So folgt auf sicut
im Lateinischen sie, ita und item.
Nebensätze dieser Art ersetzen auch, wie comme, die kopu-
lative Verknüpfung der Glieder und theilen die Satzverschmelzung
derselben: Le Jaguar, ainsi que le couguar, habitent dans les
contrees les plus chaudes de l'Amerique meridionale (Bdffos).
Als Betheuerungsformel und als Wunschformel dient ein
Satzgefüge mit ainsi que; meist jedoch steht dabei der Hauptsatz
elliptisch: Ainsi Dieu me soit eu aide que je ne mens point.
Ainsi Dieu me soit en aide. Ainsi le ciel vous soit propice. Lat.
Ita me Venus amet, ut ego te . . nunquam sinam in domo
§ 242. Adv. Best. Der Modalsatz. 571
esse istacetc. (Plaut., Cure. 1, 3, 52), und elliptisch: Ita me dii
ament! ita sim felix! Sic te diva potens Cypri . . regat (Hob.).
yy. Der Nebensatz mit que im Sinne der Gleichstellung wird auch
auf einen Superlativ bezogen in qu'il est possible: Je vous re-
commande .. de lui faire enfin tout le meilleur accueil qu'il vous
sera possible (Moliere). Dabei findet eine Satzverkürzung statt,
wie im Lateinischen: Jugurtha quam maximas potest copias armat
(Sall., Jug. 1, 13), welche durch vollständigere Formen, v?ie: Tarn
gratum id mihi erit quam quod gratissimum (Cic, Farn. 13,3),
erklärt wird. Im Französischen ist daraus gewöhnlich das einfache
possible nach dem Superlativ entstanden; s. S. 509.
242. b) Der Nebensatz mit que (quam) dient mit Bezug auf einen die Ver-
schiedenheit bezeichnenden Begriff zur Darstellung der qualitativen
und quantitativen Ungleichheit,
Kß. nach einem Komparativ im Hauptsatze: La poesie est plus natu-
relle ä rhomme qu'on ne le pense (St-Lambert). Cela est plus
impossible que vous ne l'imaginez (D'Alembert); darum auch
nach plntöt und davantage: Les Brachmanes fönt plutot une
secte qu'un peuple (Büffon). Quel astre brille da van tage dans
le firmament que le prince de Conde n'a fait dans TEurope?
(Bosscet) Die Verkürzung dieser Sätze s. S. 541 und die Verwen-
dung des Genitiv statt des abgekürzten Satzes S. 392.
ßß. nach komparativen Begriffen im weiteren Sinne, wie autre, antre-
ment, ailleurs, different, differemmeut etc., wie im Lateinischen
guain nach alius, aliter, alibi, diversus, secus eintritt: C'est bien
autre chose que ce qu'on disait. II agit autrement qu'il ne
parle (Acad.). Le despotisme a regne ailleurs que dans l'Empire
romain (Guizgt). Nach dem Begriffe der Verschiedenheit wird der
Nebensatz auch mit de ce eingeleitet: II a raconte l'affaire diffe-
remmeut de ce qu'elle s'est passee (Acad.). Sätze mit que
nach apres, avant und dem nicht mehr in dieser Verbindung ge-
bräuchlichen auparavant (De se plaindre ä Pompee auparavant
qu'ä, lui [Corneille]) sind ursprünglich Sätze der Vergleichung.
yy. nach verneinenden und fragenden Hauptsätzen, in denen der
komparative Begriff nicht enthalten, obwohl vorauszusetzen ist; bei der
hier vorkommenden Negation findet man zwar rien, aber nicht mehr
pas oder point, obgleich dies bei älteren Schriftstellern vorkommt.
Der Nebensatz erscheint verkürzt: II ne peut rien resulter de vos
projets que des fautes et des malheurs (Acad.). On ne perd
les etats que par timidite (Voltaire). Un peuple «'est grand que
par lui-meme (Lamartine). Oü je n'ai point encore agi qu'en
commandant (Corneille). — Que dois-je esperer qu'un tourment
eternel? (Corneille) D'oü viendrait cette adresse . . Que d'un
sang amoureux..? (Id.) A qui puis-je confier ce secret qu'ä
vous seul? (Acad.) Oefter steht hier rien elliptisch an der Stelle
eines Hauptsatzes: Rien que pour ce mot-lä vous meritez sa voix
(Dklavigne). Vollständig mit dem Begriffe der Verschiedenheit
kommen natürlich diese Satzgefüge ebenfalls vor: Sans rien voir
autre chose que quelques flambeaux (De Vigny). Elliptisch findet
572 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschii. Die Satzfiigung. II. Unterordnung.
sich der Nebensatz bisweilen in der Umgangssprache: 0 mon pere,
est-ce possible? . . Que trop veritabie, continua l'abbe (De Vigny),
Das Lnteinische gehraucht hier nisi: Nulluni imperium est tutum
nisi beuevolentia muuituoi (Nep. 10, 5). Quid est pietas, nisi
voluutas grata in parentes? (Cic, Plane. 33); vollständiger: Est
historia nihil aliud nisi . . (Or. 2, 12). Philosophia . . quid est
aliud nisi . . (Tusc. 1, 26). Ohne aliud steht quam, nicht leicht
anders als bei Späteren: Quid est compati quam cum alio pati?
(Tert., adv. Prax. 29) Im Französischen kann iudess ein Nebensatz
auch mit si ce n'est oder sinon erscheinen. S. S. 541. 558.
243. III. Der Nebensatz als attributive Bestimmung. Der Nebensatz als
Attribut eines SubstantivbegrifFes entspricht vorzugsweise dem Adjektiv
als Adjektivsatz, neben welchem, gleich dem attributiven Adverb und
Substantiv, auch ein Adverbialsatz und ein Substantivsatz ein-
treten kann; indessen nimmt der Adjektivsatz natürlich die erste Stelle
ein, wie ihm auch das grösste Gebiet zukommt.
Die Entwickelung eines Attributes zum Nebensatze ist theils darin begründet,
dass der Akt, wodurch ein Prädikat au einem Subjekte gesetzt wird, die Lebendig-
keit der Anschauung vor der Voraussetzung dieses Aktes voraus hat, theils darin,
dass für manche Bestimmungen einfache attributive Formen überhaupt nicht vor-
handen sind, theils endlich darin, dass die Bereicherung des Attributes durch
anderweitige Bestimmungen nicht wohl an vorhandenen Adjektivformen statt-
finden kann.
a) Der Adjektivsatz.
Er bestimmt einen Substantivbegriff, worauf er durch die bezüglichen
Fürwörter als durch verknüpfende und unterordnende Konjunktionen
bezogen ist. Der Substantivbegriff ist entweder ein Nennwort oder dessen
Vertreter, oder ein Satz und Satzgefüge.
1. Der Adjektivsatz und sein Beziehungswort. In der Verknüpfung
des Adjektivsatzes mit seinem Hauptsatze findet eine zwiefache Beziehung
auf einen Substantivbegriff statt.
«. Der Nebensatz wird auf einen Substantivbegriff mit einem demon-
strativen Korrelate, wozu auch der Artikel gehört, oder auf ein
demonstratives substantivirtes Korrelat bezogen.
J'entends dejä Baldus, ce pedant froid et sec Qui mäche ä tout
propos du latin (Viennet). Les Tyriens furent les premiers qui
dompterent les flots (Fenelon).
Notre galant qui lorgne une fiUette De celles-lä que je viens
d'exprimer (La Fontaine). Celui-lä vit ignore qui vit heureux
(Boniface). L'amour est celui de tous les dieux qui sait le mieux
le chemin du Parnasse (Racine). Ce qui fait le heros degrade
souvent l'homme (Voltaire). Bei dieser Beziehung wird der Gegen-
stand von vorne herein in Gemeinschaft mit seinem Merkmale gefasst,
welches als Begriffsbestimmung desselben unmittelbar dem Redenden
vorschwebte. Doch ist bei demonstrativen Fürwörtern zu unterscheiden,
ob sie, nach rückwärts oder auch nach vorwärts auf eine ander-
weitige Bestimmung deutend, noch zugleich eine attributive Be-
stimmung annehmen, oder lediglich als Korrelate des Nebensatzes
§§243. 244. III. Der Nebensatz als attrib. Best. Der Adjektivsatz. 573
auftreten. Das Erstere ist mit ceci und cela der Fall, während
celui-ci, celui-lä in beide Beziehungen eintreten, obwohl die
Grammatiker ihnen nur die erstere anweisen möchten. S. die Bei-
spiele. Ueber ceci vergleiche man: Mais ecoutez ceci, qui doit
bien vous surprendre, et m"a surpris aussi. C'est que madame
Argante etc. (Regnard).
ß. Der Nebensatz hat kein demonstratives Korrelat, so dass er ent-
weder auf einen Eigennamen oder Gattungsnamen in unbestimmter
Allgemeinheit oder mit anderweitiger Bestimmung oder auf ein per-
sönliches, fragendes oder unbestimmtes Fürwort bezogen ist. Das
Merkmal erscheint als ein äusserlich hinzutretendes: ün sot qui ne
dit mot ne se distingue pas D"un savant qui se tait (Moliere). II
est certains esprits qu'il faut prendre de biais (Regnabd).
Fiile qui vieillit tombe dans le mepris (Corneille). Qu'avez-vous
qui vous puisse emouvoir? (Moliere) Je vois . . Pousser dans
la prison quelqu'un qui vous ressemble (CorxNeille).
Hinsichtlich der persönlichen Fürwörter ist zu bemerken, dass
der Nebensatz gewöhnlich nur auf ein betontes Fürwort bezogen ist:
Et moi qui ne voulais pas la lire (Dcmas). Toi qui connais
ce peuple (Corneille). Doch wird er auf ein persönliches Fürwort
der dritten Person, namentlich im Akkusativ, bezogen: Je Tai vu hier
qui se promenait avec son pere et ses huit freres (Laboclaye).
La vois-tu qui passe? (Dcmas) Les voilä tous endormis qui
ronflent! (Pirox) S.S. 445. Auf den Nominativ wie auf den Akkusativ
nimmt er bei der Inversion Bezug, worin der Nebensatz substantivirt
und eigentlich nur der Substantivbegriff verdoppelt ist: Qui veut
qu'on s'en souvienne, il le doit oublier (Corneille). S. S. 321. 3.
Doch wird er auch iu einzelnen Fällen gleichsam als prädikative Be-
stimmung auf ein Fürwort dieser Art wie auf ein Substantiv bezogen:
11 est la, dans la chambre peinte, qui attend (V. Hlgo). Vgl. Toute
la cour est lä aussi qui attend (Id.).
Unter den unbestimmten Fürwörtern wird tout niemals ohne ein
demonstratives Korrelat des Nebensatzes zum Beziehungsworte: Tout
ce qu'il dit est verite (Massillon). Je retrouve en ce jour tous
ceux qui me sont chers (Joly).
244. 2. Kongruenz des Nebensatzes. Die Beziehung des Nebensatzes
auf seinen Substantiv begriff im Hauptsatze setzt seine Kongruenz mit dem-
selben voraus; indessen ist das wichtigste relative Fürwort qui unfähig, seine
Kongruenz in Geschlecht und Zahl an seiner Form auszudrücken, während
das minder gebräuchliche lequel diese bezeichnet. Das Verhältniss beider
ist S. 160 ff. nachgewiesen.
a. Zu bemerken ist noch, dass lequel, wenn zwei Substantiv begriffe im
Hauptsatze vorkommen, für die Beziehung des Nebensatzes auf einen
derselben nicht nur dann zum Unterschiedsmerkmale wird, wenn jene
Substantive verschiedenen Geschlechts und verschiedener Zahl sind, sondern
dass auch, wo dies nicht der Fall ist, dies Fürwort auf den entfernteren
SubstantivbegrilV hinzuweisen pflegt: J'allai trouver Ihomme qui m'avait
parle du mariage de madame de Miramion, lequel me parut dans les
memes sentiments (B. Raboti.n). Ce qui minteresse . . c'est que chacun
574 Dritt. Thl. Syntax. Zweit. Abschii. Die Satzfügunpf. IL Unterordnung.
Sache qu'il existe un arbitre du sort des hommes, duquel nous som-
mes tous les enfants (J.-J. Rocsseau). Qui bleibt hier öfter, wo
keine Unklarheit zu befürchten ist, besonders wenn dem Beziehungsworte
nur ein abhängiger Genitiv folgt. Im Genitiv muss die Form lequel
verwendet werden, wenn dieser Fall sich auf einen vorangehenden
Substantivbegriff mit einer Präposition bezieht: La propriete de leurs
seigneurs au pouvoir desquels rien ne pouvait les soustraire
(J.-J. Rodssead).
Uebrigens scheidet der Sprachgebrauch die Beziehung auf die
Person oder Sache in den obliquen Kasus dadurch im Allgemeinen,
dass hier die Formen de qui, ä qui, pour qui etc. vorzugsweise auf
Personen bezogen werden; die Grammatiker sprechen diesen die Beziehung
auf Sachen jedoch mit Unrecht ganz ab. S. S. 161. Inwiefern qnoi
nicht bloss neutral, sondern auch mit Bezug auf Sachen (männlichen
und weiblichen Geschlechts) gebraucht wird, s. ebendaselbst.
ß. Wenn der Hauptsatz mehr als ein Substantiv enthält, worauf der
attributive Nebensatz gleichmässig bezogen wird, so ist die Kongruenz des
Fürwortes von verschiedenen Gesichtspunkten abhängig. Die Kongruenz
des Fürwortes qui kann hier zum Theil an seinem Verb, an prädikativen
Bestimmungen etc. erkannt werden, zum Theil ist sie nur nach Analogien
zu bestimmen.
aa) Ist der Adjektivsatz auf kopulativ (sei es syndetisch oder asyn-
detisch) angereihte Substantivbegriffe bezogen, so steht das Fürwort
nach Substantiven gleichen Geschlechts in der Mehrzahl des-
selben Geschlechts; sind die Substantive ungleichen Geschlechts,
in der Mehrzahl des männlichen: J'ai une femme et une
fille qui gemissent de mon absence (Marmontel). — Le zele
et l'exactitude avec lesquels je me suis acquitte etc. (J.-J. Rous-
seau). Bientot la cour n'eut plus l'eclat, la dignite que lui avait
donnes Louis XIV (Villemain). Das Letztere ist in Bezug auf
Personen auch im Lateinischen meist der Fall; in Bezug auf Sachen
oder auf Personen und Sachen ungleichen Geschlechts erscheint meist
das Neutrum.
Sind die asyndetisch angereihten Substantivbegriffe synonym
oder enthalten sie eine Steigerung, so richtet sich der Nebensatz nach
dem letzten derselben: Louis XIV accorda aux savants et aux artistes
cette faveur, cette protection sans laquelle les arts ne peu-
vent fleurir (Noel et Chaps.). Ces beautes immortelles montrent
une innocence, une modestie, une simplicite qui charme
(J.-J. Rolsseau).
Ist die kopulative Anreihung, dem Sinne nach adversativ,
■durch et non oder non vermittelt, so folgt der Adjektivsatz dem
affirmativen Gliede: C'est le bon ordre, et non certaines epargnes
sordides, qui fait le profit (Voltaire). Et queDieu, non les rois,
dispose de mon sort (Bernis).
Geht mehreren kopulativ angereihten Substantivbegriffen, die sich
grammatisch als prädikative Bestimmungen verhalten, das gramma-
tische Subjekt ce voran, so kann der Adjektivsatz auf die Sub-
stantivbegriffe, aber auch auf das grammatische Subjekt bezogen
§ 244. Attrib. Best. Der Adjektivsatz. 575
werden: C'est votre orgueil et votre emportement qui vous
trompaient (Fenelon). — r"est la force et la liberte qui fait las
excellents horumes (J.-J. Rousseac).
Gewöhnlich wird indessen der Nebensatz in diesem Falle, sowohl
wenn eins, als wenn mehrere prädikative Substantive vorhanden sind,
auf diese bezogen: Ce sont nos methodes qui nous egarent
(B. DE St-Pierre). Ce sera nos descendants qui nous jugeront
(Planche).
bh) Enthält der Hauptsatz im disjunktiven Verhältnisse stehende Sub-
stantive, worauf der Adjektivsatz bezogen ist, so richtet sich dieser
nach dem letzten Gliede: II montra un courage ou une prudence ä
laquelle on prodigua des eloges (Noül et Chaps.). Dies geschieht
auch, wo den Gliedern das grammatische Subjekt ce vorangeht: C"est
le godt, la vanite ou Tinteret qui les lie (Massillos). Sind die
Substantiv begriffe verschiedene grammatische Personen, so tritt der
Plural ein: C'est toi ou moi qui avons fait cela (Agad.).
cc) Stehen die Substantivbegrilfe im adversativen Verhältnisse, so be-
zieht sich der Nebensatz auf den des adversativen Gliedes: Ce ne se-
ront pas mes souhaits, mais votre inclination qui decidera
de la chose (Moliere). Dies ist auch in dem kopulativ-adversativen
Verhältnisse der Fall (non seulement . . mais): Non seulement
toutes ses recherches . . mais toute sa vertu s'evanouit (Vaü-
GELAS).
dd) "Wenn ein Hauptsatz, welcher die Komparativbegriffe plus, plu-
tot oder moins enthält, mit seinem Vergleichungssatze zusammen-
gezogen ist, so richtet sich ein Adjektivsatz, welcher auf einen dem
Hauptsatze und einen dem Vergleichungsatze angehörigen
Substantivbegriff bezogen ist, nach diesem oder nach jenem, insofern
der eine oder der andere den Gegenstand enthält, auf welchen der
Redende das Attribut vorzugsweise und zunächst bezogen wissen will:
C"est moins la naissance que les dignites curules qui deci-
daient de la noblesse (Vertot). Ce sont ses revers, plus encore
que son ambition, qui ont cause sa ruine (Journ. gramm.).
y. Wenn der Nebensatz auf einen Kollektivbegriff im Hauptsatze be-
zogen ist, so wird der Sammelname in der Einzahl, wie jedes andere
Substantiv in der Einzahl behandelt. Folgt dem Sammelnamen ein Ge-
nitiv des Plural, welcher die Gattung bezeichnet, der die im Sammel-
namen enthaltene Gesammtzahl angehört, so kann der Nebensatz auf den.
Sammelnamen oder auf den Gattungsnamen bezogen sein : Le petit
nombre de citoyens qui gouverne (Bauthelemt). D'un peuple
d'importuns qui fourmillent sans cesse (Boileau).
Bei den Pronominalsubstantiven beaucoup und peu richtet sich
der Nebensatz stets nach dem Plural: II y a peu d'hommes qui
sachent connaitre leur veritables interets (Acad.), der übrigens auch
durch en angedeutet sein kann: H y en a beaucoup qui sont d'une
opinion differente (Acad.).
Nach plus d'un findet die oben erwähnte Attraktion statt: Plus
d'un qui y vient pour moi y vieiidra pour soi (V. Hcgo): doch kommt
auch der Plural vor: Nous avons plus d'une ancienne piece qui
etant corrigees pourraient aller ä la posterite (Voltaire); vgl. S. 378.
576 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
6. Wenn im Hauptsatze ein Individuum neben seinem Gattungsbe-
griffe im partitiven Genitiv steht, so kann der Nebensatz, welcher ein
Attribut der Gattung enthält, das zugleich das des Individuums ist, mit
jenem wie mit diesem kongruiren: C'est une des choses qui m'ont
le plus decourage durant ma courte carriere litteraire (J.-J. Rocsseau). —
C'est un des meilleurs ouvrages qui ait paru depuis longtemps
(Chateacbr.). L'astronomie est une des sciences qui fait (oder qui
fönt) le plus d'honueur ä l'esprit humain (Acad.).
f. Was endlich die Kongruenz des Nebensatzes hinsichtlich der Personal-
form des Zeitwortes betrifft, so ist davon oben S. 379 die Rede gewesen.
Eine Kongruenz in dieser Beziehung mit einem Substantivbegriff (nament-
lich auch einem persönlichen Fürworte) kann nur stattfinden, wenn das
relative Fürwort Subjekt des Nebensatzes ist: II n'y a que toi qui
puisses le faire (Acad.), so auch bei der Umschreibung mit c'est: C'est
Tous qui le premier avez rompu nos fers (Voltaire). Nach einem
Vokativ im Hauptsatze steht die zweite Person des Verb: Soleil qui
vois, entends, connais tout (A. Ghenier). Lat, Judices qui ex lege
judicatis (Cic, Inv. 1, 39). — Abweichungen finden sich bei Aelteren na-
mentlich in den umschreibenden Sätzen mit c'est: C'est toi seul qui
l'a fait (Corneille), doch auch: II n'avait plus que moi qui put le
secourir (Voltaire). — Ueber die Kongruenz mit einem Nennworte nach
einem Subjekte der ersten oder zweiten Person im Hauptsatze s. S. 379.
Wenn sich der Nebensatz auf verschiedene grammatische
Personen bezieht, so kommt auch hier die oben S, 379. 381 gegebene
Regel in Anwendung; sie gilt namentlich für kopulativ angereihte
Substantivbegrifi'e im Hauptsatze und, wenn beide Fürwörter sind, auch
für die, welche im disjunktiven Verhältnisse stehen: C'est votre
frere et moi qui avons decouvert cette intrigue (Voltaire). C'est
toi ou moi qui avons fait cela (Acad.). Sonst folgt der Nebensatz
auch dem letzten Substantivbegriffe: Je ne sais si c'est vous ou Piaton
qui le Premier a dit que les idees sont eternelles (Wailly).
Eine Wiederholung des Subjektes durch ein persönliches Fürwort un-
mittelbar nach dem bezüglichen Fürworte, wie im Deutschen »ich, der
ich; du, der du" etc., findet zwar im Französischen im Allgemeinen
nicht statt; doch findet sich eine solche Wiederholung durch das Fürwort
der dritten Person nach dem hinweisenden Fürworte ce, namentlich bei
unpersönlichen Zeitwörtern: Arrivera ce qu'il pourra ä moi et aus miens
(Scribe). Ce qu'il restait de seigneurs dans le quartier royal s'etait
approche du cardinal (De Vigny); dann steht die sonst nur prädikative
Pronominalform que. Diese Sätze sind aber nicht mit solchen zu ver-
wechseln, die eine Ergänzung fordern, und in denen que der Akkusativ
ist: Je leur abandonne . . mes ouvrages . . pour eu faire et dire tout
ce qu'il leur plaira (Moliere), wo die Infinitive aus dem Vorhergehen-
den zu suppliren sind.
245. 3. Der Adjektivsatz als Bestimmung von Sätzen. Der Neben-
satz kann unmittelbar auf einen Satz oder ein Satzgefüge bezogen werden,
wenn er mit der Kasuspräposition ä oder einer anderen Präposition anzufügen
ist; dies geschieht durch das Fürwort quoi: II me demanda . . A quoi
I
§§ 245. 246. Attrib. Best. Der Adjektivsatz. f^'J'J
il me fallut repondre (Le Sage). Elles resterent ainsi pendant quelques
minutes. Apres qnoi la princesse . . lui park ainsi (De Vigsy). II a
manque ä son ami, ä son bienfaiteur; en quoi il est doubiement coupable
(AcAD.). Auch der blosse Akkusativ quoi findet sich noch in der An-
knüpfung mit quoi faisant etc.
Ist dag^epen der Adjektivsatz mit dem Fürworte im Nominativ oder
Akkusativ oder Genitiv zu beginnen, so wird der Satz oder das Satzg-efüge,
worauf er sich beziehen soll, appositiv durch ce zusammengefasst, woran
sich der Nebensatz mit qui, qne oder doiit als an sein Korrelat anlehnt:
La cour . . attendait toujours des temps meilleurs, ce qui l'empechait
d'agir d'une maniere invariable (Mignet). II parvint ä iire couram-
ment son breviaire, ce qu'il navait jamais fait auparavant (Le Sage);
selten mit Auslassung des ce vor dont: „Mais mon maitre est aime." —
Dont j'enrage (Regsard). Vgl. das lat. Diem consumi volebant; id quod
est factum (Cic, Farn. 1, 2). In wenigen Fällen finden sich Nebensätze
mit qui, que ohne Vermittelung eines Demonstrativpronomens auf Sätze
bezogen: Elle est laide et qui pis est mechante (Acad.), ebenso qui plus
est, und que je sache, que je pense, que je crois, s. S. 162 und
vgl. S. 358.
246. 4. Die Attraktion des Adjektivsatzes oder seine Verschrän-
kung mit einem anderen Satze. Attraktion ist im Allgemeinen die
Angleichung eines Satzgliedes rürksichtlich seiner Beziehungsform an ein
anderes, dessen grammatische Beziehung von der seinigen verschieden ist;
sie wird durch die enge Verkettung, in welcher Satzglieder zu einander
stehen, veranlasst.
ß. Der Nebensatz übt bisweilen eine Attraktion auf den Substantiv-
begriff, auf welchen er bezogen ist, so dass dieser den Kasus des be-
züglichen Fürwortes annimmt. Hierdurch entstehen Anakoluthe: Tout
ce qui lui manquait, eile Navait pour lui (Mignet). Les gens qui
dans l'etat, rouages necessaires, Oecupent des emplois, j'en fais beaucoup
de cas (Gas. Bonjour). Lat. Ille qui mandavit, eum exturbasti ex
aedibus? (Plaut., 'Irin. 1, 2, 100) Damit verwandt ist die jetzt seltene
Attraktion in dem umschreibenden Satze mit c'est: C'est ä sa table ä
qui Ton reud visite (MouiiRE).
ß. Attraktion ist auch das Hineinziehen der Substantivbegriffes in den
Adjektivsatz: Pour quiuze sous vous aurez une chanson faite expres
pour la fete de votre oncle dans laquelle chanson sera son nom
(Janis); namentlich wenn das Substantiv eigentlich Apposition eines
Satzes ist, worauf der Nebensatz sich bezieht: „Comment! quinze cents
francs!" — Oui, sans laquelle clause Le present testament sera nul
(Regsard). Le proces-verbal sera signe par le demandeur ä moins
qu'il ne sache ou ne puisse signer; auquel cas il en sera fait mentiou
(Code Nap.).
y. Eine Verschränkung des Adjektivsatzes mit einem Substantivsatze,
welche der eines Fragesatzes ganz analo? ist, findet in dem Falle statt,
wenn im Adjektivsatze (wie im fragenden Hauptsatze) der Thätigkeits-
begriff des Vorstellens, des Darsteilens oder Wollen.s vorkommt, wovon
ein Substantivsatz abhängt. Dem Sinne nach gehört dai)ei das bezügliche
Mätzuer, fr. Gr. 3. Aufl. 37
578 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. Unterordnung.
Fürwort (wie das fragende) dem Substantivsatze an, seiner Stellung nach
dem Adjektivsatze (wie dem Fragesatze): Fragesätze: Que veux-tu
que nous fassions? (Ddmas) „Et tu crois que c'est ä Mad. de S. que
tu dois ces precautions?" — A qui donc veux-tu que ce soit? (Id.)
Adjektivsätze: Des voeux que votre coeur peut soubaiter qu'on
m'ote (MoLiiiRE). Cette lettre . . qu'avec cette boite on pretend qu'ait
re<jue Isabelle de vous (Id.). La lettre que j"ai presume que vous
recevriez (Maemontel). Der Substantivsatz entspricht dem lateinischen
(Akkusativ mit dem) Infinitiv.
Bei dieser Art der Verschränkung findet, wenn das bezügliche oder
fragende Fürwort im Substantivsatze das Subjekt abgeben müsste und
nicht im Nominativ steht, eine Verwandlung der Konjunktion que in
das Fürwort qui statt: Fragesätze: Mais que veux-tu qui nous
arrive de pis? (Dümas) Laquelle des deux tetes crois-tu qui vaille
le mieux en ce moment? (V. Hugo) Adjektivsätze: Nous verrons
si c'est moi que vous voudrez qui sorte (Moliebe). La pluralite des
dieux est une chose qu'on ne peut s'imaginer qui ait ete adoptee
par des hommes de bon sens (Restaüt).
In der neueren Zeit vermeidet man Doppelsätze der letzteren Art
und verwandelt den Substantivsatz, wo es möglich ist, in den Infinitiv:
Le seul peche mortel que je croie pouvoir lui etre reproche (De
Vignt).
247. 5. Verdoppelung des Beziehungswortes des Nebensatzes.
Sie besteht darin, dass das vorangehende Beziehungswort des Nebensatzes,
der als Zwischensatz eintritt, nach dem Nebensatze durch ein demonstratives
oder persönliches Fürwort des Nachdrucks oder der Deutlichkeit halber
wiederholt wird. Sie ist zum Theil Sache der Gewohnheit geworden.
a. Hinweisende Fürwörter stehen so zweimal im Hauptsatze: Ce
que je sais le mieux c'est mon commencement (Racine). Ceux qui
connaisseut la race romaine . . ceux-lä sentiront le recit de Tite-Live
(Michelet). Oft tritt das Fürwort ce nach celui wie nach Substantiven
rückdeutend ein. Vgl. S. 321.
ß. Das substantivische hinweisende Fürwort und ein Substantivbegriff
überhaupt wird oft durch das unbetonte persönliche Fürwort der
dritten Person wiederholt: Ce qu'il dit, il le croit (Delavigne). Vgl.
auch S. 321 ff.
y. Ein betontes persönliches Fiirwort wird durch ein unbetontes
wiederholt: Moi Henri de Saint-Jean, qui jusqu'ä vingt-six ans fus
regarde comme uu elegant . . savez-vous comment tout d'un coup je
devins un homme d'etat? (Scribe)
248. 6. Der Adjektivsatz als Substantivsatz, Wenn der Adjektiv-
satz ohne Beziehungswort ist, so erscheint er als Substantivsatz; substan-
tivirt wird indessen, im Unterschiede vom Lateinischen, vorzugsweise der
auf die Person bezogene Satz, während der sächlich (neutral) gebrauchte
Satz selten ist. Auf die Person bezogen, enthält der substantivirte Satz
das substantivische Fürwort qui, de qui, ä qui, qui und das verall-
gemeinernde qniconqne; im neutral erscheinenden Satze steht qui, de
quoi, ä quoi, que.
§§ 247. 248. 249. Attrib. Best. D&r Adjektivsatz. 579
Da das bezügliche Fürwort im substantivirten Nebensatze ein demon-
stratives Korrelat voraussetzt und gleichsam in sich enthält, so erhält es
eine gedoppelte Beziehung, nämlich die eine zu seinem Hauptsatze, die
andere zu seinem Nebensatze, dessen Glied es ist. Dabei kommen zwei
Fälle in Betracht:
«, Das bezügliche Fürwort verhält sich gleichartig zu seinem Hauptsatze
und zu seinem Nebensatze, oder der Hauptsatz fordert den gleichen
Kasus des demonstrativen Fürwortes, in welchem das bezügliche Fürwort
innerhalb des Nebensatzes steht, ob dieser vollständig oder unvollständig
ist: Qui veut regner en paix veut un peuple devot (Chknier). Qui-
conque veut le salut de la republique me suive (Thierry). Je m'en
rapporte ä qui vous voudrez (Acad.). Lat. Non facile est invenire, qui,
quod sciat ipse, non tradat alteri (Cic, Fin. 3, 20).
ß. Oder die Beziehung des bezüglichen Fürwortes zum Hauptsatze und
Nebensatze ist ungleichartig, wenn nämlich der Hauptsatz einen
anderen Kasus fordert, als denjenigen, welchen der Nebensatz verlangt:
aa) Alsdann steht entweder das bezügliche Fürwort in dem Kasus, welchen
der Nebensatz verlangt und wird von der Präposition begleitet,
welche er erfordert: Aimez qui vous aime (Acad.). Voilä qui est
entendu (Picabd). Vous trouverez a qui parier (Acad.). C'est ä quoi
je m'oppose (Delavigne). J'ai sur qui m'en venger (Acad.). Lat.
Semper in proelio maximum est periculum qui maxime timent (Sall.,
Cat. 58). Caesar naves paulo facit latiores quam quibus in reliquis
utimur maribus (Caes., B. G. 5, 1).
bb) oder vor dem bezüglichen Fürworte steht diejenige Kasuspräposition
oder Präposition, welche der Hauptsatz erfordert: Que la terre est
petite ä qui la voit des cieux (Delille). Pour qui ne les craint
pas, il n'est pas de prodiges (Voltaire). Die Präposition ist jedoch
nicht bloss auf das Fürwort, sondern auf den ganzen Satz als einen
Substantivbegriff zu beziehen, wie dies auch im Lateinischen der
Fall ist, wenn einem Relativsatze eine Präposition vorangeht: Nunc
redeo ad quae mihi mandas (Cic, Att. 5, 11),
249. 7. Adverbialsätze als Vertreter des Adjektivsatzes. Hierher
gehören:
«. Sätze der Ortsbestimmung mit oü, d'oü, par OÜ, s. S. 465. 549, wozu
auch die mit doiit eingeleiteten ursprünglich zu rechnen sind, s. S. 466.
ß. Temporalsätze mit que (dem lateinischen quum entsprechend): Je
parle . . Qu'ä Theure que je parle il est dans un breian (Regnabd),
s. S. 546. 551.
y. Andere Sätze mit que, welche nicht auf die Zeit zu beziehen sind,
scheinen ursprünglich wie die Sätze mit oü betrachtet werden zu müssen;
sie sind im Neufranzösischen selten: En l'etat qu'ils sont, vous pouvez
continuer vos amours (MoLiiiHE). De Thumeur que je sais la chere
Marinette, L'hymen ne ferme pas la porte ä la fleurette (Id.). De la
fa9on que j'ai dit les choses, on m'a du eutendre (Waillt). Doch
kann man diese Sätze auch wohl auf Vergleichungssätze mit quam zu-
rückführen, wenn man das Korrelat le. la wie tel fasst. Vgl. S. 569 bb).
580 Dritt. Tbl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfü^ung. II. Unterordnung.
250. 8. Logische Bezieiiung des Adjelitivsatzes zum Hauptsatze.
Der Nebensatz, dessen grammatisches Yerhältniss natürlich überall dasselbe
bleibt, ist in seinem Zusammenhange mit dem Hauptsatze zum Ausdrucke
verschiedener logischer Verhältnisse geeignet, welche aus der Natur der
Gedankenreihe, sowie zum Theil aus den in ihm enthaltenen Modal- und
Zeitformen erhellen.
«. Unter diesem (Gesichtspunkte kam das bezügliche Fürwort bei seiner
Rückdeutung lediglich anknüpfend erscheinen und gleichsam das Demon-
strativpronomen mit einer kopulativen oder adversativen Konjunktion
■vertreten. Dies ist namentlich bei der Rückbeziehung auf ganze Sätze der
Fall, s. oben S. 576, 577, sowie da, wo ein SubstantivbegrifF wieder in den
Nebensatz gezogen wir^l: Je donne et legue ä Lisette presente . . Deux
mille ecus comptant en espece . . . Lesquels deux mille ecus Du
plus clair de mon bien seront pris et per^us (Regnard), vgl. oben S. 577,
aber auch sonst: L'esprit ebauche le bonheur que la vertu acheve
(Helvetiüs) u. dgl. m. Solche Anknüpfung auch nach einer durch einen
Punkt abgeschlossenen Gedankenreihe ist dem Lateinischen geläufig.
ß. Der Nebensatz kann eine kausale Beziehung enthalten: Que les mceurs
du pays oü vous vivez sont saintes, qui vous arrachent ä l'attentat
des plus vils esclaves! (Montesquieu) Im Lateinischen sind Sätze
dieser Art oft mit quippe qui, ut qui eingeleitet; das Altfranzösische
hat oft com eil qui (mit dem vorangesetzten Demonstrativ eil).
y. Er kann einen Konditionalsatz ersetzen; dies thun namentlich sub-
stantivirte Adjektivsätze: L'autorite qu'on meprise est bientot bravee
(L.-P. Segür). Qui nous verrait alors nous prendrait pour deux
fous (Etienne). Dem substantivirten Satze gab das Altfranzösische oft
eine freiere Haltung in dem Sinne eines bedingenden Satzes, wie das
Lateinische, welches ^wi für s« ^u* und umgekehrt verwendete: Qui secus
faxit, deus ipse vindex erit (Cic, Leg. 2, 8). Im Französischen ist
davon die Formel c'est comme qui . . (es ist, als wenn man . .) übrig
geblieben.
6. In koncessivem Verhältnisse steht der Nebensatz nicht selten: Nous
honorons Janus que nous traitons de fable (Viennet). La douleur
qui se tait n'en est que plus funeste (Racine). Lat. Oculorum . . est
in nobis sensus acerrimus: quibus sapientiam non cernimus
(Cic, Fin. 2, 16).
f. Statt des Konsekutivsatzes findet man den Nebensatz mit Beziehung
auf einen Substantivbegriif, dem ein Attribut mit einer Gradbestimmung
beigelegt ist: II n'est point de murs si eleves qu'on ne puisse
frauchir (Dü.mas). Lat. Nulla gens tarn fera . . est, cujus mentem
non imbuerit deorum religio (Cic, Tusc. 1, 13).
L,. Auch einem Finalsatze entspricht er nicht selten, wenn er den Kon-
junktiv enthält und das Attribut ein gefordertes ist: Mentor voulait une
grande quantite de jeux qui animassent le peuple (Fenelon). Lat.
Serif arbores quae alteri saeculo prosint (Cic, Tusc. 1, 14).
251. 9. Folge von Adjektivsätzen. Wenn mehrere auf denselben
Substantivbegriif bezogene Adjektivsätze auf einander folgen, so stehen sie
entweder im Verhältnisse der Beiordnung oder der Einordnung, oder
der Unterordnung zu einander.
§§ 250. 251. Attril). Best. Der Adjektivsatz. 581
«. Sie sind einander beigeordnet, wenn sie grammatisch gleichstehende
Attribute des Substautivbegritfes enthalten, wobei sie asyndetisch oder
syndetisch durch kopulative, disjunktive oder adversative Bindewörter an
einander gereiht sein können: S'il etait quelque voie . . Que lu'ensei-
gnät la gloire, ou que m'ouvrit le crime (Corneille). Comme un
meteoreque rien narrete mais qui va passer (Gcizot). Sätze dieser
Art sind dem Französischen mit dem Lateinischen wie mit anderen
Sprachen gemein. Zu bemerken ist, dass der mit einer beiordnenden
Konjunktion angeknüpfte Nebensatz sich auch einer anderen, nicht in der
Form des Satzes auftretenden attributiven Bestimmung anreiht: Des maux
plus grands encore, et qu'il ne connait pas (Docis). C'est un
homme d'ordre, et qui vit congrüment (Regnard). Cette piece du
mondain, charmante si l'on veut, mais qui nest que l'apotheose
du vice elegant (Villemain). Vgl. S. 522. So im Lateinischen: Vir
acer et qui plus in eo, ne posset decipi, quam in fide Siculorum
reponeret (Liv. 24, 37). Haud parva res . . sed quae patriciis
omnem potestatem auferret (2, 56).
Wiederholt wird bei der asyndetischen Anreihung mehrerer Sätze
das Fürwort gewöhnlich, s. S. 534, wie nach einem disjunktiven und
adversativen Binde worte; wenn dagegen das kopulative et die Sätze ver-
bindet, so kann auch das den Sätzen gemeinsame bezügliche Fürwort in
mehreren Sätzen fortwirken: Justin qui la commence (cette histoire)
au trente-sixieme livre, et, Tayant quittee, la reprend sur la fin du
trente-huitieme, et Tacheve au treute-neuvieme (Corneille).
Eine nachdrückliche Wiederholung des Beziehungswortes
tritt öfter bei asyndetisch angereihten Sätzen ein: Mon bras, qu'avec
respect toute l'Espague admire, Mon bras, qui tant de fois a sauve cet
empire (Corneille). Dies geschieht stets, wenn das neutrale ce Korrelat
des Satzes ist: Voilä ce qu'elle fut, ce qu'elle est de nos jours (De-
laviose).
ß. Das Verhältniss der Einordnung findet da statt, wo ein Adjektivsatz
sich auf den Substantivbegrift' mit seiner durch einen oder mehrere Ad-
jektivsätze bereits gesetzten Bestimmung bezieht: J'aliai trouver l'homme
qui m'avait parle . ., le(£nel lue parut daiis les memes sentiments
(B. Rabutin). Lat. Sed nionstra Hosce homines mihi, quos ego
quaero, quibus uie Oportet has deferre epistolas (Plaut., Trin.
4, 2, 106).
y. Untergeordnet ist dem Adjektivsatze ein anderer, wenn jener einen
von seinem Beziehungsworte verschiedenen Substantivbegriff enthält,
dessen Attribut der folgende darstellt: J'ai vu un homme qui sort des
galeres auxquelles ce porte-chandelier l'avait . . condamne
(Düi'aty). Pardonne aux devoirs qu'exige enfiii un roi A qui tu
dois le jour qu'il a perdu pour toi (Corslille). Die Abstufung
erstreckt sich nicht leicht über drei Glieder; für fehlerhaft und miss-
lautend gilt sie, wenn die gleiche Form des Fürwortes an der Spitze
jedes Nebensatzes mit verschiedener Beziehung wiederkehrt.
582 Dritt. Thl. Syntax. Zweit. Abschn. Die Satzfügung. II. ünterordnuDg.
252. b) Der Substantivsatz.
"Wie das Substantiv, so kann auch der Substantivsatz als attributive
Bestimmung im Satzgefüge auftreten. Sein Gebrauch ist indessen durch die
Verwandlung des Nebensatzes in den Infinitiv beschränkt, welche jedoch da
nicht eintreten kann, wo nach einem Substantivbegriffe das Verb des Neben-
satzes ein besonderes Subjekt erfordert.
1. Der Substantivsatz als attributive Bestimmung im engeren Sinne
steht nach Hauptwörtern: Le hazard avail detruit la possibilite que
cela fiU (Dumas). Quelle apparence qu'elle se resignät k renoncer
au trone (De Vigny). Vgl. lat. Mos est hominum, ut nolint eundem
pluribus rebus excellere (Cic, Brut. 21).
2. Auch als Apposition tritt er ein: Revenons ä ce que je vous
disais que M. de L. s'enfermait souveut dans sa chambre
(Soülie). Lat. Tres convenit res habere narrationem, ut brevis, ut
dilucida, ut verisimilis sit (Ad Herknn. 1, 9). So steht im La-
teinischen auch oft der Akkusativ mit dem Infinitiv appositiv.
Dritter Abschnitt. Wort- und Satzstellung. I. Kap. Wortstellung. 583
Dritter Absclinitt.
Die Lehre von der Wort- und Satzstellung.
253. Die Stellung der Bestandtheile der Rede im Allgemeinen. In Bezug
auf die Wort- und Satzstellung weicht das Französische insofern von dem
Lateinischen merklich ab, als dieses, bei seinen entschiedener ausgeprägten
Flexionsformen und Wortformen überhaupt, in der Wort- und Satzfolge
eine weit grössere Freiheit zeigt als jenes, welches die an seinen Formen
minder erkennbare Beziehung dieser Elemente durch das Aneinander-
rücken der zunächst auf einander bezogenen Glieder der Rede klar zu er-
halten sucht. Indessen herrschte im Französischen früher auch in dieser
Hinsicht bei Weitem mehr Freiheit als gegenwärtig, wo die Aufeinander-
folge der syntaktischen Glieder in Uebereinstimmung mit ihrer grammati-
schen Verbindung eine Stetigkeit gewonnen hat, welche der Rede eine
Dm'chsichtigkeit gewährt, die von wenigen Sprachen erreicht wird.
Man unterscheidet die gemeine Wortstellung von der invertirten. Die
letztere weicht von der gewöhnlichen, herkömmlicher Weise auch als die logische
bezeichneten Reihenfolge ab, ohne dadurch die Beziehung der Worte und Glieder
unklar zu machen: sie dient besonderen rhetorischen Zwecken und ist der
Poesie insbesondere eigen. Ihr Gebiet ist beschränkt.
I. EapiteL
Von der Wortstellung im Satze.
254. A. Die Stellung des Subjektes und des Prädikates. Die Stellung
dieser beiden Satzglieder kommt, abgesehen von den erweiternden Be-
stimmungen des Satzes, zunächst in Beziehung auf die verschiedenen
Arten der Hauptsätze in Betracht, und dann rücksichtlich einzelner Ab-
weichungen in den verschiedenen Klassen der Nebensätze.
a) Subjekt und Prädikat im Hauptsatze.
1) Im behauptenden Hauptsatze nimmt in der Regel das Subjekt, ohne
welches das Prädikat zunächst unverständlich ist, die erste, das Prädikat
die zweite Stelle ein; dies bezieht sich auf alle Formen des Subjektes: Un
dieu suffit, la nature l'atteste (Chenier). Attendre est impossible (De-
lavig.ne). Les tiens cesseront de regner (Fenelon). Lat. Ratio praeest,
appetitus obtemperat (Cic, OiT. 1, 28).
Die bei der Verdoppelung des Subjektes vorkommenden Stellungen
desselben erledigen sich aus dem, was S. 318 11'. erörtert ist.
Eine Umstellung des Subjektes und des Prädikates findet jedoch in
mehreren Fällen ausnahmsweise statt:
«. Als Umstellung ist die Voranstelhing einzelner intransitiver Verba
zu betrachten: Viennent ensuite les deputes de la Grece (Le Bas). In
ächten und unächten unpersönlichen Sätzen kann die Umstellung auf
584 Dritt. Thl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u, Satzstelluug. I. Wortstellung.
die Auslassung des grammatischen Subjektes zurückgeführt werden. S.
S. 322. Das Altfrauzösische lässt transitive wie intransitive Zeitwörter
dem Subjekt vorantreten.
ß. In Sätzen, deren Prädikat das Verb etre mit einem prädikativen
Adjektiv oder Substantiv ausmacht, tritt der prädikative Begriif, dem
das Verb folgt, bisweilen mit Nachdruck an die Spitze: Ah! ah! nouvelle
est la maxime (Regnard). Humbles furent d'abord les pouvoirs et
les attributions de ces magistrats du peuple (Michelet). Bien ingrat
serait un gouvernement . . qui oublierait etc. (Lamartine). De toutes
les qualites du cuisinier, la plus indispensable est l'exactitude
(Brillat-Savarin). Auch Pronominaladjektive, wie tel und autre, ge-
hören hierher; Tel est le caractere de l'avarice (Massillon). Autres
sont les temps de Moise, autres ceux de Josue (Bossüet). S. S. 173. —
L'effet du commerce sont les richesses (Montesqüibc). Das Altfran-
zösische lässt auch Participien wie Possessivpronomina an die erste Stelle
treten, was im Nenfranzösischen nicht mehr gestattet ist.
y. Wenn adverbiale Satzbestimmungen (wovon jedoch das Akkusativ-
objekt meist ausgenommen ist) an der Spitze des Satzes stehen, dessen
Verb in diesem Falle gewöhnlich ein intransitives, oder ein passives, re-
flexives und reciprokes — selten ein transitives im Aktiv — ist, so
folgt das substiintivische Subjekt dem Prädikate: De vous vient
mon pouvoir (Delavigne). Ce jour-lä fut perdue l'autorite royale
(Mignet). Sur mes yeux se repand un nuage confus (Delille). Ainsi
creait Rousseau (Id.). Non loin s'egare un fleuve (Fontanks). Et de
lä prend son cours mon deplaisir se er et (Corneille). Pour se sauver
de la pluie Entre un passant morfondu (La Fontaine). Das Alt-
französische konnte auch den Akkusativ dem Verb vorangehen lassen;
über das Neufranzösische vgl. S. 589.
Die persönlichen Fürwörter und das unbestimmte on werden
als Subjekte gegenwärtig nur noch bei der Voranstelluug einiger Adverbien
und adverbialer Bestimmungen, wie aussi, encore, toujours, peut-
etre, en vain, vainement, au moins, du moins, ä peine, a
plus forte raison, tout au plus u. e. a., dem Prädikate nachgesetzt:
Ces etoffes sont belies, aussi coiitent-elles eher (Acad.). Peut-etre,
Sophie, vous entretiendrai-je de l'astronomie (Aime- Martin); in einigen
veraltenden Ausdrucksweisen auch nach si: Si ferai-je (Acad.). Uebrigens
tritt das Fürwort unmittelbar nach liem Zeitworte ein, dem noch andere
Bestimmungen folgen können. Die Inversion des pronominalen Subjekts
ist indessen nicht Gesetz: Peut-etre on voudra d'un Cesar (V. Hugo).
A peine je la quitte que . . (Delavigne). — Ein Hauptwort wird in
diesen Fällen nicht hinter das Verb gesetzt, kann aber auch durch ein
nachgestelltes F'ürwort wiederholt werden: vgl. S. 321. 322.
d. Wenn ein behauptender Satz die direkte Rede oder den Gedanken einer
Person in ihrer ursprünglichen Fassung oder auch in einer durch
den Standpunkt des Erzählers veränderten Form (jedoch nicht als ab-
hängigen Satz oder abhängiges Satzgefüge) zum Gegenstande hat und als
Zwischensatz die Rede trennt oder ihr nachfolgt, so wird das
Subjekt dem Prädikat oder mindestens dem Prädikatsverb nachgesetzt:
Frappe, m'ont-elles dit, frappe (Socmet). Oui, lui repondit Solon; c'e-
taient deux freres (L.-P. Segur). — La lice lui demande encore une
§ 254. A. Stellung des Subjektes und Prädikates. Hauptsatz. 585
quinzaine; „Ses petits ne marchaient", disait-elle, „qu'ä peine" (La Fon-
taine). In den zusammengesetzten Zeitformen tritt das Fürwort hinter
das Bülfszeitwort. — Der invertirte Satz kann auch der Nachsatz
eines vorangehenden sein: Mais comiue il n'y pouvait atteiiidre: ,Ils sont
trop verts," dit-il etc. (La Fontaink), sowie der direkten Rede andere
dem invertirten Satze angehörende Bestimmungen vorangehen können:
Et hii serrant la uiain: ,Ah Cyrus," lui dit-ii . . (Bakthklemy).
Bisweilen tritt auch das Subjekt des eingeschobenen oder nachge-
setzten Satzes vor die direkte Rede, wird aber dann nachträglich durch
ein persönliches Fürwort wiederholt: Lucius Junius . . laissait . .
tomber le masqne, et se montrant ä. decouvert, „Oui," dit-il, „je jure etc."
(Vertut). Die Voranstellung des Subjekts ündet sich auch im Lateini-
schen wie die Nachstellung: Alcibiades, Quoniam, inquit, victoriae
repugnas (Nep., Alcib. 8). — Ergo, iuquiet quisquam, donavit (Cic,
Verr. 2, 18).
üeber den Unterschied invertirter Sätze dieser Art von der Pa-
renthese s. oben S. 538.
f. Im Nachsatze ist die Umstellung bisweilen noch in Sätzen, welche mit
si, toujours und aussi eingeleitet sind, üblich; dies ist ein üeberrest
der im Alifranzösischen geläufigen Umstellung: Et quolqu'il mange peu,
si faut-il bien qu'il mange (^Regnard). Si je n'ai pas reussi, toujours
ai-jefait mon devoir (Acad.). Comme il est inconstant . . aussi voit-on
qu'il reussit rarement . . (Ead.). Si und toujours stehen so nur ad-
versativ. Ohne einleitende Partikel ist die im Altfranzösischen auch sonst
gebräuchliche Inversion jetzt sehr selten: Tandis que coups de poing
trottaient . . Arrive un troisieme larron (La Fontaine).
2.. Im fragenden Hauptsatze ist die Inversion ein gewöhnliches Mittel, dem
Satze eben den Charakter der Frage zu geben: Somnies-nous decouverts?
(A-NDRibux) A qui va cette lettre? (Uegnakd) Et oü est le mal?
(Scbibe). Que deviendra le plebeien? (Michelkt) Quand viendra l'ac-
complissement de vos promesses? (Acad.)
Indessen liebt die Sprache vorzugsweise die Inversion des Verb und des
Fürwortes; das invertirte Nennwort steht gewöhnlich nur in Sätzen mit
interrogativen Fürwörtern oder Adverbien. Deshalb wird gewöhnlich in
Fragesätzen, deren Subjekt kein tonloses persönliches oder demonstratives
Fürwort (ce) oder on ist, das Subjekt der Frage verdoppelt, das eigentliche
Subjekt dem Verb vorangestellt und durch das tonlose Fürwort hinter dem
Verb wiederholt: Mais nia cousine oü est-elle douc? (Sckibe) Et d'oü
cela vient-il douc? (Berquin) Commi-nt cela va-t-il? (Scribe) Par oü
Napoleon avait-il peri? (L. Blanc) Quelqu'un t'a-t-il Irappee? (G. Sand);
selbst Qu'arrive-t-il? (Acad.) Que se passait-il cependant au chäteau?
(Lamartine) und Aehnliches; auch: Cest-il bien vrai? (Scribe) S. S. 322.
Den Verlust der lateinischen Fragepartikeln ««?«, an, ne ersetzt das
Französische zum Theil durch die Formel est-ce, negativ n'est-ce pas,
welche als Hauptsatz eines untergeordneten Satzes auftritt und auch inter-
rogative Fürwörter und Adverbien vor sich duldet.
ß. Die einfache Formel stellt den als Substantivs atz auftretenden Satz
überhaupt in Frage: Est-ce que j'ai sujet d'etre jalouxV (Picard)
ß. oder sie nimmt eine adverbiale Bestimmung des einfachen Frage-
satzes zu cish, welche vorzugsweise in Frage gestellt ist: Est-ce pour
586 Dritt. Tbl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
toi qu'elles viennent? (Berqui.n) N'est-ce pas lä que s'etablit . . ce
peuple illustre . .? (Lemostey) Oü est-ce qu'on trouvera ce livre?
(ACAD.)
y. oder ein Substantiv oder Fürwort des einfachen Fragesatzes wird
der Formel (doch beim Plural sont-ce) als prädikative Bestimmung
zugefügt, und der Nebensatz wird zum attributiven Satze: Est-ce
une faible femme comme moi, qui peut venir ä votre secours? (Ddmas)
£st-ce une tigresse dont il a suce la mamelle? (Fenelon) Sont-ce
les ennemis qui ont ete vaiucus? (Acad.) Dahin gehören auch die
Ausdrücke qui est-ce . ., qu"est-ce.. mit folgendem Relativsatze.
S. S. 320.
Die Inversion ist aber keineswegs überall nothwendig, sie ist
sogar zum Theil nicht anwendbar:
aa) Der behauptende Satz in fragendem Tone gesprochen (in der
Schrift mit dem Fragezeichen) kann die Bedeutung der Frage erhalten.
Dies geschieht entweder, wo die Frage eine Voraussetzung enthält,
oder wo die Behauptung Zweifel oder Erstaunen verrathen soll:
Tu sors? (AsDKiEcx) Ma fille l'aimerait? (Dlval) Vous n'avez nul
remords? (Delavigne) Lat. Clodius insidias fecit Miloni? (Cic, Mil. 22)
bb) Die nicht mit est-ce umschriebenen Fragen, in denen ein sub-
stantivisches Interrogativpronomen (qui, lequel) oder ein
von einem attributiven Interrogativpronomen (quel) be-
gleitetes Nennwort das Subjekt der Frage ist, fordern die Stellung
des Subjektes vor dem Verb, wobei jedoch dem Subjekte adverbiale
Bestimmungen vorangehen können: Et qui douc Fy forgait? (De-
lavigne) Si matin, Nerine, qui t'envoie? (Regnard) Lequel des
deux est preterable? (Fenelon) Quelle crainte l'alaraie? (Le-
mekcier) Lat. Quis Dionysium . . doctrinis Omnibus expolivit?
(Cic, Or. 3, 34) Quid praeclarum non idem arduum? (Tusc. 3, 34)
ce) Wenn die Frage nicht sowohl den Charakter der Frage als den des
verwunderten Ausrufes oder des Affektes hat, so fällt gewöhnlich
selbst bei den mit einem fragenden Fürworte oder Adverb eingeführten
Sätzen die Inversion fort: Avec quelle impatience je t'attendais!
(Dc.MAs) Quel noble cceur vous avez! (V. Hcgo) Que de fois
11 vous a nomme en sa douleur! (Socmet) So auch in den mit que
statt des adverbialen couibien anhebenden Sätzen: Que cette
epoque m'interesse? (Delille)
3. In Heischesätzen, welche mit den einen Imperativ vertretenden Formen
gebildet werden, steht namentlich bei der dritten Person das Subjekt oft
nach dem Verb, doch selten nach dem Aktiv des transitiven Zeitwortes:
Puisse-je de mes yeux y voir tomber ce foudre! (Corneille) Sois-je du
ciel ecrase si je mens (Molieee). Maudit sois-tu de m'oter cette joie!
(V. Hcgo) Puissiez-vous reussir dans vos projets! (Acad.) Tombe sur
moi le ciel, pourvu que je me venge! (Corneille) Me preservent les
cieux d'une nouvelle guerre! (V'oltaire) M'en preserve le ciel! (Acad.)
Vive Barrot, vive la reforme! (Lamartine) Lat. Pereant amici . . (Cic,
Dejot. 9). Das Gewicht liegt hier auf dem Thätigkeitsbegriffe, der für sich
oder mit seiner Ergänzung die Anwünschung enthält.
§ 255. Stellung des Subjektes und Prädikates. Nebematz. 587
255. b) Subjekt und Prädikat im Nebensatze.
Im Nebensatze sind im Ganzen die für den behauptenden Hauptsatz
aufgestellten Regeln massgebend, doch sind in einzelnen Fällen Abweichungen
zu bemerken.
1. Im Substantivsatze, welcher mit que untergeordnet wird, ist zuweilen
das Subjekt, jedoch nie das unbetonte Fürwort, seinem Prädikate oder
wenigstens dem Thätigkeitsbegrillie nachgestellt, namentlich wenn das
Subjekt durch Erweiterungen und attributive Nebensätze umfangreicher
wird, was bei allen Inversionen in Nebensätzen mitwirken kann. Das
Verb ist meist intransitiv oder passiv, reflexiv und reciprok: L'on vit
que du bout de l'ile . . accourait en efifet une foule d'hommes, de
femmes et d'enfants de la He du peuple etc. (De Vigny). C'est
ainsi que fut fonde ce vaste empire de Perse qui . . (L.-P. Skgür).
In den hierher gehörigen indirekten Fragesätzen ist die Inver-
sion nothwendig, wenn die fragenden Fürwörter qui, que, quel als
attributive Bestimmungen des Fragesatzes eintreten; sie kommt auch vor,
wo ein solches Fürwort oder ein Frageadverb adverbiale Satzbestimmung
ist: Ils demandent qui est cet homme? (La Brcyere) Rome . . Attend
que deviendra le destin de la reine (Racine). — Dirai-je ä quels
desastres De l'automne orageux nous esposent les astres? (Delille)
Vois oü conduit Find u Ige nee (ärsault). Voyons comment furent
amenees les hostilites du clerge (Mignet). Die unbetonten persön-
lichen Fürwörter, sowie ce und on, machen, wie in allen anderen Neben-
sätzen, abgesehen von den im Konditionalsatze und Koncessivsatze ein-
tretenden Inversionen, eine Ausnahme. — Das Lateinische bietet hierzu
Analogien.
2. Unter den Adverbialsätzen sind einige der Inversion zugeneigt,
namentlich insofern ihre Fügewörter ursprünglich Adverbien sind, welche
nun an die Spitze des Satzes treten.
a. SO namentlich die Adverbialsätze der Ortsbestimmung: A quoi
sert le merite oü manque la fortune? (Corneille) Tout ce que
celui-ci disait de l'impossibilite oü serait don Carlos etc. (L. Blanc).
Dans ces lieux oü les redemandait la voix de leurs aieux (Fon-
tanes). Cependant je fis un voyage ä Paris, oü m'appelaient les
interets de Mme Laroque et les miens (0. Feuillet).
ß. Seltener geschieht dies in Temporalsätzen: Tant que dura la
tyrannie etc. (Le Bas). Le sceptre ne sortira point de Juda . .
jusqu'ä ce que vienne celui qui doit etre envoye (Bossüet). Des
que fut annoncee la reddition de compte d'Eratosthene, Lysias
le prit ä partie, et l'accusa d'avoir fait perir sans jugement un etranger
que protegeaient les lois d'Athenes (Revue d. d. M. 1871).
y. Im Konditionalsatze steht die Inversion, wo der Fragesatz
seine Funktion übernimmt, s. S. 560, ebenso im Koncessivsatze,
s. S. 562. 563.
J. Gewöhnlich ist die Nachstellung des Subjektes, mit Ausnahme der
unbetonten persönlichen Fürwörter, sowie von ce, cela und on, in
Koncessivsätzen, welche durch Adverbien des Grades und
pour oder durch verallgemeinernde Fürwörter und Ad-
verbien eingeleitet werden: Toute interessante que soit cette
588 Dritt. Tbl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
question, eile demeure presqu insolable (Chaieaubr.). — Quelques
etibrts que fassent les hoiumes, leur neant parait partout (Rollin).
S. S. 563. Dagegen auch: Combien que les lualhonnetes gens
prosperent, ne pensez pas etc. (Marmontel). Stellt man das Haupt-
wort dem Satzgefüge voran, so wiederholt man das Subjekt im Neben-
satze vor dem Zeitworte durch das persönliche Fürwort: Les hommes
tout ingrats qu'ils sont, s'interessent toujours ä uue femme tendre,
abandonnee par un ingrat (Voltaire).
e. Modale Vergleichungsaätze haben eine Vorneigung für die In-
version des substantivischen Subjektes: II vit dans ses foyers comme
ont vecu ses peres (Boufflers). Tel qu'aux deserts parfois brille
un mirage, Aux coeurs vieillis s'offre un Souvenir (Beranger). Est-il
vrai que nous soyous {)lus mechants que ne Tetaient nos peres?
(Lemare)
3. Der Adjektivsatz bietet neben der gewöhnlichen Stellung häufig auch
die Nachstellung des Subjektes (mit Ausnahme der persönlichen Für-
wörter etc.). Da der oblique Kasus des relativen Fürwortes meist au
der Spitze des Nebensatzes steht, so ist seine Zusammenrückung mit
dem Verb, von dem er abhängt, natürlich; alle Rücksichten, welche im
behauptenden Hauptsatze für die Inversion massgebend werden, sind
hier zugleich im weitesten Umfange massgebend: Voilä ce qu'a vu le
soleil d'hier (Lamartine). La place qu'occupait cette ville ce lehre
(L.-P. Seglr). Cette memoire fatiguee, au sein de laquelle flottent les
images coufuses de tout un siecle (0. Fecillet). Notre via est
un pelerinage Auquel nous condamne le sort (Stassakt). Voilä ä quoi
se terminaient tant de mouvements, taut de depenses, tant de
travaux (Rollin).
Anmerkung. 1. Die unbetonten persönlichen Fürwörter, sowie ce und on,
stehen als Subjekte stets in unmittelbarem Anschlüsse an das Satzverb
und können von ihm nur durch die Negation ne, sowie durch den Kasus
der unbetonten Fürwörter und durch die Adverbien y und en getrennt
werden. Im Altfranzösischen konnten auch andere Satzbestimmungen
dazwischen treten, wie im Lateiiuschen, wo persönliche Fürwörter als
Subjekte das Zeitwort begleiten.
2. Im Prädikate stehen die Hülfszeitwörter in den zusammen-
gesetzten Zeitformen stets vor der Pariicipialform; eine Ausnahme findet
sich in Sätzen wie: Que maudit soit ton champ (Chateaubr.). Vgl.
S. 584.
3. Prädikative Satzbestimmungen aller Art stehen (mit Ausnahme
der oben angeführten Formen, s. S. 584) nach dem Verb in seinen ein-
fachen oder zusammengesetzten Zeitformen; nur die prädikativen Für-
wörter le, la, les gehen ihm immer voran: Ils ne sont pas encore
habiles, mais ils le deviendront (Acad.). Einzelne Ausnahmen anderer
Art sind Seltenheiten, wie: Ainsi que besoin est (Moliere). Vous
pouvez aller oü bon vous semble (Id.), Ueberreste eines weiter ver-
breiteten altfranzösischen Gebrauches. — Dahin gehört auch die seltene
EinSchiebung einer prädikativen Bestimmung in die zusammengesetzten
Zeitformen: Vous m'etes en dormant un peu triste apparu (La Fon-
taine). Qui du soir au matin sont pauvres devenus (Id.).
II
§ 256. B. Stellung der adverbialen Satzbestimraimgen. Kasus. 589
256. B. Die Stellung der adverbialen Satzbestimmungen. Diese Be-
stimmungen treten als Erweiterung des Thätigkeitsbegriffes entweder ein-
zeln im Satze auf, oder es erscheinen mehrere derselben innerhalb des-
selben Satzes.
a) Die einzelne adverbiale Satzbestimmung.
1. Der Kasus des Hauptwortes und des Fürwortes, der des letzteren jedoch
nicht ohne erhebliche Ausnahmen (s. unten), steht in der Prosa und in
der einfacheren Sprache der Poesie gewöhnlich nach seinem Beziehungs-
worte, wenn er als eine unmi ttelhave Ergänzung des Thätig-
keitsbegriffes als seines Beziehungswortes anzusehen ist: II y trouve
un chapon, lequel a bonne mine (La Fontaine). Le pauvre et le
riche . . se regardaient d'un ceil de haine (Michelkt). Je pardonne
ä la main par qui Dieu m'a frappe (Voltaire). Du consul jaloux de
sa gloire (Lacretelle). Les choses necessaires ä lenr nourriture
(Micüklet).
Steht da^'egen der Kasus als Ausdruck für räumliche, zeitliche, kau-
sale und modale Verhältnisse in einer mehr äusserlichen Beziehung
zum Thätigkeitsbegriffe, so kann er auch an die Spitze oder zwischen
Subjekt imd Verb treten; bisweilen steht er selbst zwischen einem ab-
strakten Verb und seiner prädikativen Ergänzung oder zwischen dem
Hülfsverb und Particip in zusammengesetzten Zeitformen: Tous les
jours on le voyait monter au Capitole (Lacketelle). A ce moment,
un homme se detacha d'un groupe (Lamartine). Mere ecrevisse, un
jour, a sa fille disait (La Fontaine). Le duc d'Orleans qui, ä tort
ou ä raison, etait considere comme le machinateur de l'insurrection
(Mignet). — Les Romains sont plusieurs fois repousses (Capefigoe).
C'est Lamartine, . crieiit les citoyens qui l'avaient une premiere fois
entendu (Lamartine).
Das Altfranzüsische machte den eben angegebenen Unterschied nicht
geltend; es verfuhr hinsichtlich der unmittelbaren Ergänzungen des
Thätigkeitsbegriftes sehr frei, wovon namentlich die Sprache der Poesie
noch Spuren in neuerer Zeit aufweist.
Als Ausnahmen von der aufgestellten Regel, wobei die Scheidung
der unmittelbaren Ergänzung und der mehr äusserlichen Be-
ziehung allerdings durch keine scharf gezogene Grenze festzustellen ist,
müssen folgende Fälle betrachtet werden.
«. Dichter verfahren hinsichtlich der Stellung des Genitiv und Dativ,
selten nur noch des Akkusativ freier; die ersteren stehen namentlich
oft ihrem Beziehungsworte voran: Deux mulets cheminaient. Tun
d'avoine charge (La Fontaine). Des moments les heures sont
nees (Lamartine). Un fanatisme aimable h leur äme enivree
Disait etc. (Legouve). Beispiele des Akkusativ finden sich meist bei
älteren Dichtern: Le cerf il depe(;a (La Fontaine). Chemin faisant
(Id.). Tu veux . . Un baiser derober? (Regnard) Aux pleurs . .
de l'Aurore Vos douces larmes je mclai (L.-P, Segür). Die Stellung
zwischen Uülfszeitwort und Particip kommt noch bei Voltaire vor:
La noble epee Qui d'Holopherne a la tete coupee. S. S. 463. Lat.
Quo esset iter facturus (Nei-., Ages. 3) u. dgl.
590 Dritt. Tbl. Syntax. Dritt. Ahschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
Einen Ersatz für die verloren gegangene Freiheit in der Behand-
lung des Akkusativobjektes, wo eine nachdrucksvolle Voranstellung des-
selben geboten erscheint, besitzt die jüngere Sprache der Poesie wie
der Prosa in der Fähigkeit, dasselbe, wie andere bedeutsame adver-
biale Satzbestimmungen, als anakoluthisches Subjekt vorantreten
zu lassen und dann in anderer grammatischer Gestalt, hier also als
Akkusativ des unbetonten Fürwortes, in den neuen Satz zu ver-
flechten: Cette confiance, il favait exprimee devant le roi (Lacre-
telle). So auch: Elle, me la rends-tu? (V. Hugo); s. oben S. 322.
Noch nachdrucksvoller ist die Zerfällung des Satzes durch das
umschreibende c'est und einen Adjektivsatz mit que: C'est la gloire
et les plaisirs qu'il recherche. Ce sont vos conseils que je
demande (Acad.); vgl. oben S. 319. 320.
ß. Die Prosa bat noch die Voranstellung eines Akkusativ unbestimmter
Fürwörter besonders vor Infinitive und seine Einfügung in die zu-
sammengesetzten Zeitformen bewahrt; dabin gehören besonders autant,
tant, beaucoup, trop, tout, auch plus, moins und rien:
Autant vaut mon enfant (La Fontaine). Tant vaut l'homme, tant
vaut sa terre. C'est un homme qui a beaucoup lu (Acad.). Le
corsaire . . tout enleve et tout pille (Voltaire). Le pauvre est fait
pour beaucoup amasser (Id.). II passe sa vie ä ne rien faire
(Acad,). Les gens de qualite savent tout sans avoir jamais rien
appris (Mouere).
y. Die Kasus der fragenden und bezüglichen Fürwörter, sowohl für
sich, als in attributiver Verbindung mit ihrem Substantivbegriffe,
geben ihrem Thätigkeitsbegriffe voran: Qui nonime-t-on encore?
(V. HcGo) A qui va cette lettre? (Regnard) Que faites-vous lä?
(Acad.) A quoi pensent ces flots? (V. Hugo) Quel cheval voulez-
vous? (Acad.) etc. — Celui que vous avez vu. Les gens ä qui j'ai
dit votre aifaire (Ead.) etc.
6. Die verbundenen persönlichen Fürwörter nebst den pronominalen
Adverbien en und y stehen in der Regel vor dem Thätigkeitsbegriffe,
und zwar unmittelbar vor demselben: Qu'on ne me vante plus
l'eclat de la gaite (Lanoue). Et je ^'epouserai . . (Voltaire). Les
Atheniens le condamnerent ä l'exil (Barthelemy). Je ne vous ferai
point de reproches frivoles (Racine). N'en disputons plus (Moliere).
Lorsque j'?/ pense (Racine).
Wenn das Fürwort auf einen Infinitiv bezogen ist, so kann
die unmittelbare Voranstellung eine Ausnahme erleiden; negative
Füllwörter und Adverbien (s. unten) können zwischen das Fürwort
und den Infinitiv treten: Pour ne vous pas voir exposes ä ses coups
(Corneille). Le roi qui voulait le mal recevoir (De Vigny). Y trop
resister n'est pas sage (Sainte-Beuve).
Wenn das Satzverb dem reinen Infinitiv nahe steht, so kann das
Fürwort durch jenes von diesem getrennt werden: Je ne te puis
blämer (Corneille). Soleil, je te viens voir pour la deruiere Ibis
(Racine). Nous /'allons montrer tout ä l'beure (La Fontaine).
Jamais il ne se fera peindre (Id.). L'interet que ]'y dois preudre
(Moliere). Doch findet auch hier die allgemeine Regel Anwendung:
A qui du bien d'autrui veut te gratifier Tu ne dois pas trop te fier
(Perrault). Moi seule ä votre amour ai su la conserver (Racine).
§ 257. Stellung der adv. Satzbestiinmungen. Kasus mit Präp. 591
Phalante . . ne peut y remedier (Fenelon). Beide Stellungen finden
sich sogar neben einander: L'un voulait le garder, lautre le voulait
vendre (La Fontaine). Es ist kaum auszumachen, welche Stellung
die bevorzugte ist. Sehr gewöhnlich steht das Fürwort vor dem
Infinitiv, wenn das Satzverb eine zusammengesetzte Zeitform ist;
indessen sind hiervon die zusammengesetzten Zeitformen von faire,
iaisser, ou'ir und voir ausgenommen, vor denen die Pronominal-
form sich regelmässig findet.
Selten kann die Stellung des Fürworts einen verschiedenen Sinn
bedingen, wie in: il me faut donner qch. und il faut me donner qch.
Folgen zwei Infinitive auf einander, so steht das vom zweiten
abhängige Fürwort in der Regel vor dem ersten: Croit-il le pouvoir
rompre? (Corneille); doch auch zwischen beiden: Une mere pour
vous croit devoir me prier (Racine).
Der affirmative Heischesatz fordert die Nachstellung des
Fürworts: Recompensez-moi (Acad.). Leve-toi Aicione (Boüfflers).
Marche et suis-nous (Boileau). Jouissez-en, possedez-les toujours
(Longepierre). Vas-y (Acad.). Die ursprünglichen Imperative voici,
voilä haben dagegen den Akkusativ vor sich: me voici, te voilä.
Auch wird, wenn einem Heischesatze ein anderer durch ein beiord-
nendes Bindewort angereiht ist, die allgemeine Regel, wie in negativen
Heischesätzen, befolgt: Suivez leurs pas et me repondez d'eux
(Voltaire). Laissez-moi cette chaine ou »/i'arrachez le jour (La
Hakpe), Doch wird auch die entgegengesetzte Stellung angetroffen:
Cessez . . et laissez-moi (Racine),
Bei dem mit Kasuspräpositionen und anderen Präpositionen ver-
bundenen Infinitiv steht das Fürwort unmittelbar vor dem Infinitiv:
Quand on n'acheve pas de les opprimer (Flechier).
Anmerkung. Die Stellung des Vokativ ist sehr frei; er kann zu
Anfang oder am Ende eines Satzes vorkommen, oder in denselben ein-
geschoben werden; nach den Adverbien der Bejahung oui und noii
steht er gewöhnlich, wie nach bonjour, adieu und anderen Be-
grüssuugsformeln.
257. 2. Wenn der Kasus mit einer Präposition verbunden ist, so hängt
die Stellung dieses Satzgliedes von der innigeren oder mehr aus ser-
lichen Verbindung desselben mit dem Thätigkeitsbegriffe ab (s. 1.). Vgl.
Son pere avait trempe dans les exces les plus deplorables (Lamar-
tine). La seance finit avec le jour (Id.). Les rats sont gouvernes par
la raison d'etat (La Fontaine). Un faste ruineux pour le peuple
(Viennet), mit: En un clin d'oeil je fus libre (V. Hcgo). Apres la
revolution de juillet, il donna sa demission (Lamartine). J'en suis,
depuis un mois, prive par son silence (Delavigne).
Freiere Stellungen der in näherem Zusammenbange mit dem Thätigkeits-
begriffe stehenden Satzglieder dieser Art findet man in der Poesie: Home,
Athene, en ces lieux quel art vous imita? (Delille) L'eclat d'un nom
par toi-meme anobli (Lcbrcn). Sous le niveau jaloux si tu veux les
reduire (Fontanes). La popularite que pour toi je redoute (Delavigne)
In der Prosa linden sich Voranstellungen vorzugsweise dann, wenn noch
andere Satzbestimmungen vorhanden sind, und die Nachstellung Unklarheit
der Beziehung herbeiführen könnte: Le clerge, par sa formidable hie-
592 Dritt. Tbl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellunp:. I. Wortstellung.
rarchie et son opulence, etranger aux changements nouveaux,
se serait maiiitenu republique dans le royaume (Migsei).
Die Präposition selbst steht unmittelbar vor ihrem Kasus, nur durant
tritt bisweilen hinter denselben: Six ans durant (Acad.). Quatre jours
durant (Revce d. d. M. 1884); die participiale Natur von durant tritt
hier noch hervor, s. oben S. 423. Im Altfranzösischen standen auch andere
Präpositionen bisweilen nach ihrem Kasus, wie im Lateinischen.
258. 3. Die Mittelfornien des Zeitwortes.
a. Der Infinitiv,
aa) Der reine sowohl ais der von Kasuspräpositionen begleitete
Infinitiv steht in der gemeinen Wortstellung unmittelbar nach seinem
ßeziehungsworte, wenn diesem keine weitere objektive Bestimmungen
zukommen; ihm selber können persönliche und unbestimmte Für-
wörter, Verneinungs Wörter und einige Adverbien vorangehen (s. unten):
Je vais combattre (Beranger). Nous ne pouvons refuter les
raison nements etc. (L.-P. Segcr). Si Tage ou la maladie Tempechent
de comparaitre (Michelet). Tel excelle ä rimer qui juge sotte-
ment (Boileac). Ce n'est point aise ä trouver (Scribe).
Wenn das Beziehungswort des Infinitiv noch andere ergänzende
Bestimmungen hat, so gehen diese dem Infinitiv voran: Nous per-
dimes deux heures ä l'amariner (L.-P. Segür). Diocletien or-
donna au Cesar Galere d'aller venger la gloire de l'empire (Viesnet).
Vous ne tardez pas longtemps ä distinguer les vertus qui firent
sa grandeur (L.-P. Segcr). Eine Ausnahme s. unten § 260 unter 1. 6.
ee). Ueber den Infiuitiv ais Subjekt s. S. 583.
Wenn der Infinitiv in mehr unabhängiger Weise, d. h. ohne ein
entschiedenes Beziehungswort im Satze, eintritt, so steht er auch an
der Spitze oder wird eingeschoben: De recourir k Blanche, eile
avait trop d'interet ä deguiser la verite (Le Sage). A vous
entendre, on croit que vous avez raison (Collis d'Harleville). II
doit tout, ä Ten croire, empörter dans sa chute (Delavigxe); s.
S. 450. 451.
Die Dichtung erlaubt sich besonders den Infinitiv mit Kasus-
präpositionen seinem Beziehungsworte vorangehen zu lassen: De vous
trouver ici je suis ravi, mon fröre (Regnard). Mais de douter il
s'ennuya (Parny). A recevoir le monde oa vous voit toujours
prete (Moliere). Die" altfranzösische Poesie und Prosa sind hierin
sehr frei; im Neufranzösischen macht selbst die Dichtung nur einen
beschränkteren Gebrauch von dieser Freiheit.
Bestimmungen, welche dem Infinitiv selbst augehören,
stehen ihm, namentlich bei Dichtern, bisweilen voran : üne mere pour
vous croit devoir me prier (Racine). Voulez - vous du public
nieriter les aniours? (Boileal) Des hommes prechent chaque jour la
vertu, et ne laisseut pas, chaque jour, de s"en ecarter (Boiste).
bb) Der mit einer anderen Präposition in den Satz eintretende Infinitiv
ist rücksichtlich seiner Stellung im Satze bei Weitem freier. Jedoch
kommt auch hier der Fall vor, dass der Infinitiv sein entschiedenes
Beziehungswort im Satze hat, dem er sich anreihen muss: La vanite
commence par ternir les bonnes qualites (Florian).
i
§ 258. Stellung der adv. Satzbest. Mittelformen. 593
Wo dies nicht der Fall ist, nimmt er jede Stelle ein und tritt
selbst zwischen das Verb und seine prädikative Ergäazung: Apres
m'avoir demande la permission de soigner . . ma connaissance,
il se retourna etc. (Mme de Souza). II fait, sans se flatter, le
proces ä son vice (Boileac). Cyrus, pour balancer la superiorite
du nombre par celle des armes, distribua ä ses troupes . . un
grand nombre d'epees etc. (L.-P. Segcr).
Zwischen die Kasuspräposition oder eine andere Präposition
und den Infinitiv können die unbetonten persönlichen Fürwörter
und Pronominaladverbien, einige unbestimmte Fürwörter, wie beau-
coup, trop, tout, rien, und einzelne Adverbien, wie bien,
mieux, plus, proprement (ä proprement parier) etc. und Ne-
gationen treten. Selten stehen Substantive dort und nur nach Präpo-
sitionen im engeren Sinne: Pour de ce grand dessein assurer les
succes (Coeneille). Pour ses maux soulager (Regnard).
ß. Das Particip kommt hier in Betracht, insoweit es nicht als Bestand-
theil zusammengesetzter Zeitformen oder als rein attributive Bestimmung
in den Satz eintritt.
aa) Die gerundivischen Participien mit und ohne en nehmen im
Satze eine freiere Stellung ein, welche indess durch grammatische
Rücksichten mitbedingt ist, wodurch die Annäherung an das Be-
ziehungswort oft geboten wird.
(tu. Sie können an die Spitze des Satzes treten, mögen sie auf
das Subjekt oder auf das Objekt etc. bezogen sein, wenn bei der
in ihnen enthaltenen Bezugnahme auf zeitliche oder kausale Ver-
hältnisse die Priorität oder Wichtigkeit der Thätigkeit anschaulich
gemacht werden soll: En disant ces paroles, son regard etait
faroucbe (Fekelon). En usant de la sorte on ne peut vous
blämer (Corneille). En faisant des heureux un roi Test ä
son tour (Voltaire). Triomphant je riais (Delavigne).
ßß. oder sie treten an das Ende, wenn jene Rücksicht nicht vor-
handen ist, zum Theil auch, um ihre Beziehung auf einen voran-
gehenden Begrifl' klar zu erhalten: Chacun songe en veillant
(La Fontaine). Nous ne pouvons espeier d'echapper qu'en nous
dispersant (Fenelon). J'entends . . les sons de Tairain se
melant aux orages (La Hakpe). Als modale Bestimmung eines
Begriffes der Bewegung steht das Gerundium dem Satzverb nach:
Le mal va toujours croissant (Aoad.); s. S. 458.
YY- Zwischen Subjekt und Satzverb und selbst in die Mitte zu-
sammengesetzter Zeitformen kann es eingeschoben werden, oft
auch, um seine Beziehung auf einen bestimmten Begriff nicht zu
gefährden: Ce n'est pas une affaire si pressee, repondit en sou-
riant Ortiz (Le Sage). La graine en se gonflant boit le suc
qui l'arrose (Dehlle). Illustre porte-croix par qui notre banniere
N'a Jamals, en marchant, fait un pas en arriere (Boileaü).
bb) Bei den absoluten Participien kommt nur ihre Stellung zu
ihrem Suiistantivbegritte in Betracht. Sie folgen demselben wie im
attributiven Verhältnisse überhaupt, obwohl sie als Verbalbegriffe
einzelne objektive Bestimmungen, wie persönliche Fürwörter u. s. w.,
zwischen sich und dem Substantivbegrifte dulden: Consentiriez-vous . .
Mälzner, fr. Gr. 3. Aufl. 38
594 Dritt. Thl. Syntax. Dritt. Abscbn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
moi vous jurant sur l'honiieur etc. (Ddmas). De sa fortune colossale,
le bonhomme comprenait que, lui vivant, rien ne passät ä safamille
(Daudet). Les parties ainsi entendues, la cause fut appointee
(Baeante). Im Altfranzösischeu fand, wie im Lateinischen, oft die
entgegengesetzte Stellung statt, wovon das Neufranzösische wenige
Reste enthält, wie: avenant le deces de Tun des deux (Acad.),
pose le cas u. dgl., wohin man auch die Voranstellung von Parti-
cipialformen wie excepte, compris, vu, attendu, touchant u. dgl.
rechnen könnte, welche ihren Charakter zum Theil ganz eingebüsst
haben.
259. 4. Die Adverbien haben eine gewisse Beweglichkeit der Stellung,
welche anderen Satzgliedern nicht in demselben Masse zukommt, doch
ist ihre Freiheit nicht ohne Beschränkung. Im Allgemeinen schliessen
sie sich ihrem Beziehungsworte so nahe als möglich an, wovon die Prosa
am Seltensten abweicht. Manche Bestimmungen hat der Gebrauch fixirt;
theilweise macht sich auch die Rücksicht auf Wohllaut und Ebenmass
der Rede geltend.
a. Fragende und relative Adverbien stehen in der Regel an der
Spitze des Satzes; Konjunktionen und Präpositionen, mit denen
sie verbunden werden können, gehen ihnen indess voran: Qu and
verrai-je, 6 Sion, relever tes remparts? (Racine) Comment et d'oü
viens-tu? (A. Chenier) D'oü lui vient cette impudente audace?
(Racine) „D'oü savez-vous mon nom?" — „D'oü savez-vous le
mien?" (Regnard) Par oü faut-il que je commence? (V. Hugo)
Depuis quand est-il venu? (Acad.) Dahin sind auch comme und
que im Ausruf zu zählen: Comme 11 est change! Qu'il fait beau!
(Acad.)
La maison oü je demeure (Acad.). C'est un proces d'oü depend
ma fortune (Ead.).
Doch kann den fragenden Adverbien auch das Subjekt oder eine
andere Satzbestim m>ing vorantreten, wobei im ersten Falle das Sub-
jekt durch ein Fürwort nach dem Verb wiederholt wird; auch stehen
die Adverbien stets vor dem Verb: Mais ma cousine, oü est-elle
donc? (Scribe) De ses soup(;ons jaloux pourquoi la gueris-tu?
(Regnard) Noch freier ist das Lateinische: Dens falli qui potest?
(Cic, N. D. 3, 31) Verbis paucis quam cito Alium fecisti me!
(Plaut., Trin. 1, 2, 124)
ß. Ortsadverbien und Zeitadverbien beschränken sich am Wenig-
sten auf eine bestimmte Stelle.
aa) Sie stehen häufig an der Spitze, um von vorn herein die Auf-
merksamkeit auf den Ort oder die Zeit der Thätigkeit zu lenken,
oder auf seine vorgängige Bestimmung zurückzuweisen: La ils se
fortifierent (Michelet). Dejä les legions se debandaient (Lacre-
tellb). Bientot il revint dans Rome (Id.). Toujours la
tyrannie a d'heureuses premices (Racine). Jamals je ne me bats
(Regnard). So auch oft im Lateinischen: Hie tui omnes valent
(Cic, Fam. 6, 20). Inde foedus ictum inter duces (Liv. 1, 1).
Quia perraro grati homines reperiantur (Cic, Plane. 2).
§ 259. Stellung der adv. Satzbest, Adverbien. 595
bb) oder sie stehen unmittelbar nach dem Thätigkeitsbegriffe,
wenn ihm auch noch andere Bestimmungen folgen: Vous ne
sauriez la voir presentement (Le Sagk). Ma maitresse changea
tout-ä-coup d'entretien (Id.). Ces messieurs arrivent toujours
un peu tard (Brillat-Savarin); selten nach anderweitigen Be-
stimmungen dessellien: On en augmenta le nombre depuis
(Vertot). Das Erstere ist gewöhnlich auch im Lateinischen der
Fall: Egredere aliquando ex urbe (Cic, Cat. 1, 5).
Ist die Zeitform des Verb zusammengesetzt, oder besteht
das Prädikat aus einem abstrakten Verb mit einer prädi-
kativen Bestimmung, so werden die Adverbien häufig zwischen
die Bestandtheile beider eingeschoben: Un empereur qu'il avait
jusque-lä regarde comme son maitre (Viennet). Les vrais
ambassadeurs sont partout reveres (Voltaire). Vous etes des
longtemps ami de la maison (Regnakd). Adverbien auf -ment
werden innerhalb der zusammengesetzten Zeitformen nicht so häufig
angetroffen, auch Formen wie ici, lä (ausgenommen in: c'est \k
une belle action u. dgl.) vermieden. Im Altfranzösischen findet
man solche Formen nicht in demselben Grade ausgeschlossen.
cc) Zwischen das Subjekt und das Zeitwort tritt das Adverb in
der Prosa selten, häufig in der Poesie: La serine assez souvent
tombe malade au commencement du printemps (Büffon). — Un
rival Sans talent partout voit un defaut (Stassart). La valeur
quelquefois existe sans lumiere (Delille), Diese Stellung, wo-
bei das Verb meist unmittelbar dem Adverb folgt, ist im Lateini-
schen gerade die gewöhnlichste.
dd) Ist das Adverb die Bestimmung eines einzelnen attributiven Satz-
gliedes, so steht es unmittelbar vor demselben: Leur äge
encore faible (Ducis). Et rentre dans sa couche ä peine
encor tranquille (Legoüve). Dies ist auch im Lateinischen ge-
wöhnlich, obwohl die umgekehrte Stellung ebenfalls vorkommt; sie
findet sich zuweilen, besonders bei Participien, im Französischen:
Ce Systeme adopte precedemmen t par l'empereur (Viennet).
. Die Modaladverbien schliessen sich meist enger an den Thätig-
keitsbegriff.
aa) Zum Satzverb gehörend, folgen sie diesem gewöhnlich unmittel-
bar: Je Taime bien (Bdiste). Outrageons hardiment qui nous
ose outrager (Campistkon). Le lierre s'unit moins etroitement
ä l'ormeau (Chateaubk.). Die Umstellung vor den Verbalbegritf
ist besonders der Poesie eigen: La gentille echansoune . . maligne-
ment sourit (Parkt). Auch tritt es an die Spitze: Plus agre-
ablement peut-on passer la vie? (Regnard) So stehen in der
Prosa die korrespondirenden Gradbestimmungen autant . . autant,
plus . . plus, moins . . moins, plus . , moins u. a. zu
Anfang der Sätze, wie das konjunktionale ainsi u. a., auch
autant, mieux in autant vaut, mieux vaut etc. Vor In-
finitiven duldet dies die Prosa ebenfalls: Des sau vages qui nous
fönt mieux seutir tous les avantages des sciences (L.-P. Skoür).
L'amitie des deux monarques etait dejä bien ebranlee; l'extension
donnee ä l'empire frauQais pour mieux assurer TexecutioQ du
596 Dritt. Tbl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
blocus Continental y porta les derniers coups (Düroy). Der im
Französischen ungewöhnlichere Fall ist im Lateinischen der ge-
wöhnliche und auch im Altfranzösischen sehr gebräuchlich,
bb) Zusammengesetzte Zeitformen und abstrakte Verba mit prädika-
tiver Ergänzung nehmen auch diese Adverbien häufig in ihre
Mitte: II avait profondeuient etudie les hommes de son siecle
(Viennet), obwohl sie auch nachfolgen,
cc) Modaladverbien und unter ihnen besonders die der Quantität und
des Grades, welche zur Bestimmung einzelner Satzglieder
dienen, treten gewöhnlich unmittelbar vor dieselben: Un air plus
pur, un sol moins enflamme (Campenon). Le cerf craint beau-
coup moins l'homme que les chiens (Büffon). L'ceuvre glorieu-
sement commencee (Lacretelle). Lat. Rem tam veterem (Liv.
1, 3). Eum videram frustra litigantem (Cic, Cael. 11). — Bei
den Adverbien der Quantität und des Grades findet bisweilen eine
Auseinanderrückung durch Einschiebung des Zeitwortes oder
anderer Satzglieder statt: Tant le succes est puissant (De Vignt).
Je vous y ai trop vu enclin (Id.); so beim Vorantreten von
autant, plus, moins etc. Lat. Multo illud magis (Cic,
Plane. 2). Haec ipsa nimis mihi videor multa in genera des-
cripsisse (Or. 2, 71). Nachgestellt werden dem einzelnen dadurch
bestimmten Satzgliede bisweilen namentlich Modaladverbien im
engeren Sinne, von anderen besonders encore, seulement-.
Quelque chose de plus agreable encore (V. Hugo). Autant in
Verbindung mit que steht gewöhnlich hinter dem Worte, zu dem
es gehört: Si leur tröne n'est pur autant que les autels (Hodd.
DE LA Mothe).
dd) Satzadverbien der Betheuerun g, welche völlig ausserhalb des
Satzes stehen, sind ungebunden in ihrer Stellung; insofern sie sich
näher auf ein einzelnes Satzglied beziehen, folgen sie den all-
gemeinen Regeln. Die ersteren treten gern an die Spitze. Vgl.
8. 235. 236.
ee) Die Adverbien der Verneinung sind hinsichtlich ihrer Stellung
an festere Regeln gebunden,
««. Die Verneinung ne steht immer vor dem Satzverb. Sie duldet
zwischen sich und diesem die tonlosen Fürwörter en und y.
Ihre Füllwörter ,pas, point, guere (mie) und plus stehen
immer, jamais, rien, personne, aucun, nul u, a. oft nach
dem Satzverb: Je ne sais comment vous remercier (Dcmas).
Ne doutez point, seigneur, que ce coup nelefrappe (Racine).
Nous n'avions guere que neuf ans (Bolrrienne). A^en doutez
nullement (La Fostaise). On n'a jamais rien vu de pareil
(AcAD.). — Aucun, nul, personne, rien gehen als Subjekte
oft dem ne voran, das Adverb jamais ebenfalls, pas nur in
pas un: Personne ne veut etre plaint de ses erreurs
(Vacvenargues). Jusqu'ici jamais La probite ne fut la vertu
des valets (Qüinault). Pas un ne le dit (äcad.). Das Voran-
treten der Füllwörter pas, point etc. ist dem Altfranzösischen
geläufig; selten findet sich im Neufranzösischen plus voran-
stehend: Que les vautours plus ne se chamaillerent (La Fon-
§ 260. Stellung der adv. Satzbest. Reihenfolge. 597
taine). — Gewöhnlich stehen pas, point, guere, plus und
rien unmittelbar nach dem Tempus finitum (nicht dem Particip
der zusammengesetzten Zeitform); doch treten ihnen konjunk-
tionale Adverbien, wie donc, neanmoins, pou rtant, cepen-
dant, peut-etre u. e. a., voran: ne dis donc pas etc., ce
«'est pourtant pas etc. u. dgl.
ßß. Bezieht sich die Verneinung auf einen Infinitiv, so ist, be-
sonders wenn dem Infinitiv eine Kasnspräposition oder eine andere
Präposition vorangeht, die Voranstellung von ne in Verbindung
mit pas, point, rien, plus, jamais erlaubt. Diese Füllwörter
können aber ebenso dem Infinitiv nachstehen. Zwischen Ver-
neinung und Füllwort, wenn dies dem Infinitiv vorangeht,
können uubetoute persönliche Fürwörter stehen, von denen
jedoch se beiden Bestandtheilen der Negation zu folgen pflegt:
II faut ne point songer ä sa passion (La Brcyere). Pour ne
pas se faire un si grand nombre d'ennemis (Mignet). II lui
defendit ..de ne jamais se presenter devant lui (Vertot).
Pour ne vous pas voir exposee ä ses coups (Corneille); doch
auch: II m'est indifferent de necrire pas (Acad.); beides selbst
neben einander: Pour moi me marier ou ne pas me marier, etre
ou /i'etre pas, c'est la meme question sous deux formes distinctes
(Revüe d. d. M. 1885). Quoi! tu m'aimes assez pour ne te pas
venger, Pour ne me punir pas de t'oser outrager (Voltaire).
yy. Trifl't die Negation sonst einen einzelnen Begriff, so stehen
non, pas, point unmittelbar vor diesem; Beispiele s. S. 482.
260. b) Reihenfolge adverbialer Satzbestimmungen.
Wenn mehrere nach Form und Inhalt gleichartige adverbiale Be-
stimmungen sich an einander reihen, so ist die Folge derselben an kein
Gesetz gebunden, wenn nicht die Natur der Sache oder rhetorische Zwecke
des Redenden oder die Gewohnheit (vgl, y faire la pluie et le beau
temps) die Reihenfolge entscheiden.
Es kommen daher nur solche Bestimmungen in Betracht, welche den
ThätigkeitsbegrifT nach verschiedenen Rücksichten bestimmen. Feste
Gesetze herrschen hier natürlich ebenfalls nicht, da die Klarheit, der Wohl-
laut und das Ebenmass der Rede neben einander Berücksichtigung ver-
langen; doch lassen sich einige allgemeine Gesichtspunkte, wenn auch nicht
ausnahmelos, aufstellen. Es versteht sich, dass auch die oben aufgestellten
Regeln für einzelne Satzglieder hier zum Theil Ausnahmen bewirken.
1. Bei der unmittelbaren Aufeinanderfolge adverbialer Satzbestim-
mungen sind folgende Fälle zu bemerken:
a. Wenn Orts- oder Zeitbestimmungen sich den Kausal- oder
Modalbestimmungen anreihen und beide nicht als unmittelbare
Ergänzungen des Thätigkeitsbegriffes auftreten, so treten in der Prosa
gewöhnlich jene diesen voran: Quelques gerbes de ble que le pauvre
allait recneillir dans les campagnes au peril de sa vie (Gapb-
figle). Alarchons presentement avec assurance (Salvandt).
Elles Tattaquerent plus tard ä force ouverte (Mignet). Vgl. lat.
Si in aedem ad coenam veneris (Plaut., Trin. 2, 4, 67). Abi ad
thesaurum jam confestim clanculum (3, 3, 70;.
598 Dritt. Thl, Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
ß. Wo Orts- und Zeitbestimmung neben einander stehen, scheint
man dem Zeitbegriff im Allgemeinen den Vortritt zuzugestehen:
Vous lui direz qu'elle vienne ä Tinstant meme au palais (Scribe).
Un jour, chez Syphax, le general romain rencontra Asdrubal
(Lacretelle). M. Le Fiot . . se presenta un matin ä, l'hotel du
general (Revce d, d. M. 1884). Vgl. dagegen lat. Ad medias acies
aliquanto serius pervenit pugna (Liv. 28, 15).
y. Unter mehreren auf einander folgenden Orts- oder Zeitbestim-
mungen steht meist die allgemeinere der specielieren voran: Je vis
pres d'ApolIon, h. son autel de pierre, Un palmier (A, Chenier).
Le jour meme, ä Theure du diner, Charles etait ä table (Güizot);
Le lendemain avant le jour (Lamartine); umgekehrt gewöhnlich
bei Jahreszahlen: Biaye, le 10 mai 1833. Ne . . au mois d'avril
1755 (Villemain). Lat. Eae literae, per forum ad tribunal
praetoris latae etc. (Liv. 27,50). Postero die, sub ortum solis
instruxere . . naves (30, 10).
J. Wenn mehrere Kasus (abgesehen zunächst von den tonlosen Für-
wörtern) auf einander folgen, so sind verschiedene Fälle zu betrachten:
aa) Wenn ein Akkusativ mit einem anderen faktitiven Akku-
sativ zusammenstösst, so steht der faktitive Kasus (Substantiv-
begriff oder Adjektiv) nach jenem: Nommer quelqu'un son
heritier. Je tiens ces deux opinions egalement soute-
nables (Acad.); s. S. 388. Lat. Sacrum profanum, publicum
privatum habent (Plaut., Trin. 2, 2, 10). Ist der Objekts-
akkusativ durch andere Bestimmungen erweitert, so geht ihm, oft
schon zur Vermeidung von Zweideutigkeiten, der faktitive Kasus
voran: II ne restait qu'un moyen, celui de declarer nationales
les proprietes ecclesiastiques (Mignet). II rendit palpable ä ces
hommes . . l'impraticabilite de leur Systeme (Lamartine).
II y a autre chose encore dans le menage, une autre chose qui
rend delicieux ces devoirs, ce sacerdoce, ces liens, qui, si on
vous en croyait, ne seraient plus bientot que d'insupportables
corvees (G. Droz); bei Dichtern auch sonst: Tenez toujours divises
les mechants (La Fontaine).
bb) Wenn der Akkusativ neben einem Genitiv oder Dativ vor-
kommt, so tritt gewöhnlich der Akkusativ dem anderen Kasus
voran; doch macht sich hier das Gesetz des Ebenmasses und
Wohllautes namentlich darin oft geltend, dass das umfangreichere
Satzglied dem kiärzeren folgt: La pie-grieche nourrit ses petits
de chenilles (Buffon). Ils ecartaient les paroles de leurs
oreilles (Lamartine). Elle ouvrit les portes de la ville aux
Romains victorieux (Lacretelle). Dagegen: En vain vous
plantez de vertus tont le champ de votre vie (Livry). II
donna au titre d'empereur une signification nouveUe
(Viennet). Darum steht gewöhnlich der Genitiv des persönlichen
Fürwortes einem anderen Kasus voran: On ne demande pas de ,
toi beaucoup de paroles, on n'exige de toi que la verite *
(Gramm. Nat). Attends de lui tes dignes recompenses *
(Corneille). Der Genitiv tritt übrigens oft schon zur Vermeidung
einer falschen Beziehung desselben voran und steht darum auch
i
§ 260. Stellung: der adv. Satzbest. Reihenfolge. 599
vor einem Dativ: Parlez de mon affaire au ministre (Acad.).
Doch fehlt es hier uicht an Abweichungen,
cc) Bei dem Zusammentreten zweier tonloser persönlicher Für-
wörter geht in der Regel der Dativ dem Akkusativ voran,
mit Ausnahme von lui und leur, welche dem Akkusativ folgen:
Je te le veux donner (Florian). Du doigt ils se la montrent
(La Fontaine). Je vous le conseiile (Le Sage). Ne me Z'enviez
pas (Voltaire). — Ils ont quelques defauts; ma foi, je les leur
passe (Bket).
Dagegen steht in einem bejahenden Heischesatze der
Akkusativ vor dem Dativ: Peignez-les-moi (La Fontaine).
Imprimez-le-vous bien (Moliere). Ist aber ein bejahender Heische-
satz mit einem zweiten durch ein beiordnendes Bindewort ver-
knüpft, so kann in dem letzteren die gewöhnliche Folge stattfinden:
Peignez-les-moi ou bien me les montrez (La Fontaine).
Die Pronominaladverbien en und y treten gewöhnlich nach
dem Kasus des persönlichen Fürwortes vor das Verb; im be-
jahenden Heischesatze stehen sie jedoch nach dem Verb und
dem Kasus: Mon cceur s'en est plus dit que vous ne 7ft'en direz
(Racine). Je vous en prie (Delavignb). Je nCy suis fort amusee
(Picard). Ne fy trompe pas (J.-J. Rousseau). Repondez-7«'e n
(Racine). Gardez-vous-en (Voltaire). Attendons-nous-y (Id.).
Doch sagt man auch: portez-«/-moi, jettes-?/-toi (Gramm. Nat.).
In der Verbindung von y und en geht jenes diesem stets
voran: II ?/ en a; on vous j^ en portera.
Zwei Dative persönlicher Fürwörter können zusammentreffen,
wenn einer derselben ein ethischer Dativ ist, welcher dem
anderen vorangeht, jedoch beim Imperativ folgt: Une ruade Qui
vous lui met en marmelade Les mandibules et les dents (La
Fontaine). — Dressez-lu i-moi son proces (Moliere).
dd) Wenn demselben Beziehungsworte ergänzende Kasus und prä-
positionale Satzglieder angehören, so steht diejenige Bestim-
mung dem Thätigkeitsbegrift'e zunächst, welche als seine unmittel-
bare Ergänzung anzusehen ist, wenn nicht der Umfang eines
Gliedes etc. seine Umstellun«: bedingt: Ils commencerent la jour-
nee par des embrassades (Le Sage). II ne faut Jamals jeter
la manche apres la cognee (Acad.). — Vous suivez avec
enthousiasme le vertueux Socrate dans sa prison (L.-P. Segdr).
On faisait en desordre les preparatifs de la retraite
(Lacretelle). De vehementes apostrophes clonaient sur ses
levres ses premiers mots (Lamartine). II en respectait en
ce nioment le mystere et la liberte (Id.). On se souleva
d'indignation contre cette hypothese (Villemain).
ee) Wenn ein Infinitiv und ein Kasus dasselbe Beziehungswort
haben, so kommt es vor, dass gegen die allgemeine Gewohnheit
(s. oben S. 592) der Infinitiv auch dem Akkusativ vorangeht, be-
sonders nach den Begrifi'en machen und lassen und nach Verben
der Sinnesempfindung: Cette tragedie a fait courir tout
Paris. 11 faut laisser parier le monde. Je sentais battre
mon cceur. Apprendre ä, parier ä un perroquet (Acad.).
600 Dritt. Thl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
Uebrigens ist die umgekehrte Stellung besonders nach Verben der
Sinnesempfindung üblich: Vous voyez devant vous un abime
s'oavrir (Regnabd),
2. Häufig ist indessen die Auseinanderrückung der verschiedenen Satz-
glieder, welche einem und demselben Beziehungsworte angehören, in der
Prosa wie in der Poesie, obgleich hier noch in weiterer Ausdehnung
als in der Prosa. Die adverbialen Bestimmungen werden alsdann durch
den Thätigkeitsbegriff wie durch andere Satzglieder von einander getrennt,
wodurch der Häufung und Verwirrung mehrfacher Bestimmungen vor-
gebeugt wird: üne autre fois Caton, en plein Senat, calomnia sa
conduite (Lacretelle). — Vous qu'un peu trop bas La fortune au
hazard a places sur la terre, Cousolez-vous (NAiiOEx). Diese Äus-
einanderrückung wendet auch das Lateinische häufig an.
Anmerkung, Das Motiv für die Stellung eines Satzgliedes liegt bisweilen
in einem folgenden oder vorhergehenden vollständigen oder unvoll-
ständigen Satze. Dies ist hei dem sogenannten Chiasmus der Fall,
worin zur Hervorhebung des Eintlangs oder Widerspruchs zweier
Glieder gleiche oder entgegengesetzte, adverbiale oder prädikative
Bestimmungen unmittelbar an einander gereiht werden: Je l'evite
partout, partout il me poursuit (Racine). Ne te souvient-il plus,
barhare! que tu dois Leur conquete ä mes pleurs, k mon sang tes
exploits? (Lemerciei!) II fit pour nos defauts la porte de derriere,
Et Celle de devant pour les defauts d'autrui (La Fontaine). Dies
geschieht selbst mit dem Verb: Pour eile il s'embellit, et s'em-
bellit par eile (Delille). Das Lateinische kann leichter die Thätig-
keitsbegriife zusammenrücken: Ratio nostra consentit: pugnat
oratio (Cic, Fin. 3, 3).
261. C. Die Stellung der attributiven Satzbestimmungen. Die attributiven
Bestimmungen schliessen sich im Allgemeinen ihrem SubstantivbegrifFe so
eng als möglich an, mit welchem sie ein abgeschlossenes Satzglied aus-
machen. Es handelt sich hinsichtlich der Freiheit ihrer Stellung nur um
die Voranstellung oder Nachsetzung des Attributes, welche zugleich einen
Unterschied der Betonung mit sich führt; ein Umstand, der theils die
Stellung gewisser Attribute bedingt, theils mit dem Wechsel der Stellung
zugleich Begriffsunterschiede andeutet.
a) Das attributive Adjektiv.
1. Das determinative Adjektiv geht im Allgemeinen seinem Substantiv-
begriffe voran, da es den Substantivbegriti" nicht qualitativ bestimmt und
deshalb in der Regel keine erhöhte Betonung fordert.
«. Sowohl der bestimmte wie der unbestimmte Artikel steht nicht
nur vor seinem Substantivbegrilfe, sondern auch vor anderen attribu-
tiven Bestimmungen desselben; den letzteren können indessen noch
bestimmende Adverbien vorangehen, namentlich Gradbestimmungen
wie si, tres, fort, bien, trop, plus, tout u. a.: La guerre est
le tribunal des rois (Rivarol). Une belle figure n'est point un avan-
tage indifferent pour les souverains (Dcpaty). Allez, langues maudites
et des plus mal apprises (Moliere). Avec un tout autre caractere
§ 261. Stellung der attiib. Satzbest. Adjektiv. 601
(Mignet). Selbst parenthetische Einschiebungen kommen vor, wie in:
un je ne sais quel homme (Acad.).
Selten werden die Artikel zwischen determinative Attribute und
den Suhstautivbegriff eingeschoben, wie nach tout: Le plus precieux'
de tous les dons (Fenelon). Colomb seul de tout un monde
(Chateaübk.). Dahin gehört auch: tous les deux, tous les trois etc.
Auch nach anderen erstarrten Attributen steht der bestimmte Artikel,
wie in: feu la reine u. dgl., s. S. 134.
Der bestimmte Artikel insbesondere findet sich vor appositiven
Attributen, wie Frederic le Sage u.dgl., s. S. 516. 518, welche früher
auch nach anderen als fürstlichen Personennamen vorkamen. Vgl.
noch: Etes-vous d'Athenes la graude (La Fontaine).
ß. Das Zahlwort steht ebenfalls meist vor seinem Substantivbegriffe und
dessen Bestimmungen, während ihm jedoch der Artikel, das hinwei-
sende und possessive Fürwort vorangehen können: Dix tribus ont fui
la cite sainte (Fontanes). Philippe mourut dans sa soixantieme
annee (Anqdetil). Un double rang de colonnes. Des souliers k
triple semelle (Acad.).
aa) Kardinalzahlen, welche statt der Ordnungszahlen ver-
wendet werden, stehen, mit Ausnahme der vor Monatstagen und
Tagesstunden vorkommenden, nach dem Substantiv: Gregoire
Sept: chapitre deux; pagecinq; articledix; Tan mil huit cent
treize etc.
bb) Ordnungszahlen stehen ebenfalls ihrem Hauptworte nach,
wenn sie zur Unterscheidung gleichnamiger Personen und bezifferter
Gegenstände dienen: Sixte-Quint; Charles Second; chapitre
Premier; le chapitre second (Acad.), neben: Sept lerne edition
(Acad.). Troisieme bataillon (Merimee). Histoire de la pre-
miere croisade (Michald). Le second livre; il löge au deuxieme
etage (Acad.). Andere nachgestellte Ordinalzahlen werden viel-
mehr zu qualitativen Attributen: la cause premiere (Endursache),
la matiere premiere (Urmaterie), matieres premieres (Rohstoffe),
nomhres premiers (Primzahlen), eau seconde (verdünntes
Scheidewasser), en main tierce, fievre tierce u. s. w. Dernier,
welches als Zahlwort dem premier gegenüber zu fassen ist, heisst
nachstehend ,!etztverffossen'' : dimanche dernier, l'ete dernier;
doch le jugement dernier, das jüngste Gericht.
Appositiv steht die Ordnungszahl ihrem Beziehungsworte
nach: II se jeta dans l'eau, la tete la iiremiere. II est venu lui
cinquieme (Acad.).
Wenn eine Kardinalzahl neben einer Ordnungszahl
eintritt, so steht die erstere meistentheils voran: Les citoyens des
trois premieres classes (Le Bas).
cc) Multiplikativzahlen auf -uple und andere in übertragener
Bedeutung folgen ihrem Subst:intiv: une valeur septuble; une
somme decuple; seize est a huit en raison double (Acad.);
un homme double u. dgl.
y. Das attributive Fürwort.
aa) Das zueignende Fürwort verhält sich ganz wie der Artikel:
mon livre; ton fröre; ma principale atfaire; un de nos plus
602 Dritt, Thl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstelluiig. I. Wortstellung.
grands rois (Acad.). On perd tous ses amis en perdant tout
son bien (Destouches).
Die selten noch attributiv vor ein Substantiv tretenden
mien, tien, sien dulden den Artikel vor sich: Un mien cousin
(La Fontaine), D'un mien pre (Racine). Un mien valet (Vol-
taire), Un sien portrait (Id.); vgl. S. 153. 499,
bb) Das hinweisende Fürwort ce, cet, cette verhält sich wie
der Artikel: Cet encens, ces honneurs, que le vulgaire admire
(Soclie), Diese Stellung ist dem gewöhnlicheren Gebrauche des
Demonstrativpronomens im Lateinischen entsprechend,
cc) Das attributive fragende Fürwort tritt ebenfalls, gleich dem
Artikel, an die Spitze des attributiven Satzverhältnisses: Quelle
heure est-il? En quel etat sont les choses? (Acad.), wie im
Lateinischen: Quali fide . . existimatis eos esse . .? (Cic,
Font. 10) Qua facie est homo? (Plaut., Irin. 4, 2, 58)
dd) Das bezügliche Fürwort muss, wo es überhaupt mit einem
Substantiv zusammensteht, an der ersten Stelle stehen; dies findet
nur mit lequel statt: Une chanson . , dans laquelle chanson
Sera son nom, lequel nom riuiera avec le vers suivant (Jamn),
ee) Unter den unbestimmten Fürwörtern stehen maint, quel-
que, chaque, nul und plusieurs stets wie der Artikel, ohne
eine attributive Bestimmung vor sich zu dulden; quelconque
dagegen fol<;t immer seinem Hauptworte, Nul nimmt als quali-
tative Bestimmung ebenfalls seine Stelle nach dem Substantiv
ein: un homme nul; auch maint stand im Altfranzösischen bis-
weilen nach seinem Substantiv. Ditferent und divers schliessen
sich in ihrem beschränkten Gebrauche (s. oben S. 166) den er-
wähnten Fürwörtern au, als qualitative Bestimmungen können sie,
wie jedes andere Eigenschaftswort, vor und nach dem Substantiv
erscheinen.
Die übrigen Fürwörter dieser Klasse unterscheiden sich von
jenen theils dadurch, dass sie attributiven Bestimmungen den
Vortritt lassen, theils durch die Veränderlichkeit ihrer Stellung.
Certain und tel lassen dem unbestimmten Artikel den Vor-
tritt; meme deu Artikeln und dem hinweisenden Fürworte; autre
allen determinativen Bestimmungen; aucun, wie das dem Sub-
stantiv vorangehende tout, dulden keine Bestimmung vor sich.
Certain steht als unbestimmtes Fürwort vor seinem Sub-
stantiv, wie im Lateinischen gewöhnlich dus entsprechende certus:
Cupiditates certorum hominum (Cic, ilarc. 6).
Tel folgt seinem Substantiv mit und ohne Artikel, w^eun ein
verschwiegener Eigenname dadurch vertreten wird: Les
vers de messieurs tels (Moliiire). Jlonsieur un tel, madame
une teile (Acad.); ebenso, wenn es das Korrelat eines voll-
ständigen oder unvollständigen Modalsatzes (nicht eines Konsekutiv-
satzes) ist, wobei ihm auch andere attributive Bestimmungen vor-
angehen können: Un homme tel que lui; dans une affaire teile
que celle-ci; les ouvrages destines au theätre, tels que les comedies
(Acad.), obgleich tel auch an die Spitze treten und den ab-
i
§ 261. Stellung der attrib. Satzbest. Adjektiv. 603
gekürzten Modalsatz zwischen sich und seiuem Substantiv haben
kann; s. S. 569.
Meme geht in der Bedeutung klein seinem Hauptworte
voran, folgt ihm aber in der Bedeutung ipse; vgl. k la meme
heure und ä l'heure meme; cette femme est la franchise meme
(ACAD.).
Autre kann auch seinem Hauptworte folgen, wenn ihm ein
modaler Nebensatz beigegeben wird: Par des circonstances autres
encore que des soins de forme et d'arrangement (Sainte-Bedve).
Auch dem persönlichen Fürworte steht es appositiv nach:
nous autres, vous autres (Acad.).
Aucun, gewöhnlich seinem Substantivbegriffe vorangehend,
kann ihm auch folgen: Allous, Sans crainte aucune (Moliere),
Ne lui ferez-vous gräce aucune? (Boileau) Sans responsabilite
aucune (Thiers).
Tout geht regelmässig dem Substantiv begriffe und allen seinen
attributiven Bestimmungen voran, wie schon das lateinische totus
gern vorantritt: Universa re et tota sententia (Cic, Fin. 4, 1).
Totis horis (Plaut., Mil. 2, 2, 57). Totus equitatus (Hirt.,
B. Alex. 5); doch auch Sex . . totos . . hos menses (Ter., Eun.
2, 2, 46). Zuweilen ist es mit Nachdruck nachgestellt:
Somme toute, c'est un pauvre homme (Acad.); öfter im Alt-
französischen. Auch tritt es dem persönlichen Fürworte
nach: Aucune de nous toutes (B. de St-Pierre).
Wenn die Bestimmungen der Ganzheit oder Allheit nach
einem Nennworte oder Fürworte hervorgehoben werden sollen, so
treten sie mit dem Prädikate zusammen und nehmen theils
einen appositiven Charakter an, theils erscheinen sie geradezu als
ein Bestandtheil des Prädikates: La liberte de l'Inde est toute
entre vos mains (Racine). Sa face etait de pleurs toute baignee
(La FoiNTArME). Nous serons tous heureux (Voltaire); wie oft
im Lateinischen: Fratris igitur Thais tota est (Tkr., Eun. 5, 9, 10).
Octavius mihi totus deditus (Cic, Att. 14, 11). Uebrigens s. S. 169.
Dem Eigen Schaftsworte im engeren Sinne, welches den Substantiv-
begriff fjualitativ bestimmt, weist die französische Sprache zwar nicht
mit Entschiedenheit seine Stelle vor oder nach dem Substantivbegriffe an,
doch herrscht im Allgemeinen die Neigung, es dem Substantiv nach-
zusetzen, wie auch im Lateinischen diese Stellung als die natürlichste
erschien, obwohl hier die Rücksicht auf Wohllaut und die durch die
Flexionsformen erhaltene Klarheit der Beziehung des Adjektiv eine grosse
Freiheit der Stellung gestattete.
Im Französischen werden mehrfache Gesichtspunkte für die Stellung
des Adjektiv massgehend, welche einander zum Theil Abbruch thun und
einer subjektiven Auffassung der Beziehung Raum lassen, woneben
gewohnheitsmässig festgesetzte Stellungen erscheinen, von denen eine
Abweichung kaum gestattet wird.
«. Im Allgemeinen sind hier die folgenden Rücksichten leitend,
aa) Der wesentlichste Gesichtspunkt ist die Art der Bestimmung
des Substantiv begriffes. Entweder erscheint das Adjektiv als
604 t)ritt. Tbl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
Ausdruck einer dem Substantivbegriffe inwohnenden, in seiner
Natur begründeten oder an ihm vorausgesetzten und ihm einver-
leibten Eigenschaft; alsdann geht ihm das Adjektiv voran, und in
dem zu einem Tonganzen vereinten Satzgliede fällt der Hauptton
auf dys Substantiv; oder das Adjektiv wird als Bezeichnung eines
unterscheidenden Merkmals und als der bedeutsamere Theil
des Satzgliedes aufgefasst und nimmt die Stelle nach dem Sub-
stantiv ein, womit es der Träger des Haupttones wird; vgl, Nul
ne sait mieux combien vaut la vertu Que l'homme criminel
quand il s'est reconnu (Gilbert). Je me flattais, esperance
frivole, De ramener Zaire etc. (Voltaire). Ce ministere dit au
Jury: „Je crois cet ecrit coupable et dangereux , ." Cet auteur
croit, de son cote, avoir fait une ceuvre utile ou du moins
innocente (Prevost-Paradol). Un caractere franc (Acad.). —
Chassez la calomnie: Ses criminels attentats Des plus paisibles
etats Troublent l'heureuse harmonie (Racise). Pour contenter
ses frivoles desirs L'homme insense vainement se consume
(Racine). Mais [moi] qu'une humeur trop libre, uu esprit peu
soumis De bonne heure a pourvu d'utiles ennemis (Boilead).
Un franc Ganlois (Acad.).
bb) Der Umfang des Hauptwortes und des Eigenschaftswortes ist für
die Stellung derselben von einiger Bedeutuno-; namentlich tritt das
einsilbige Wort dem volltönenderen gern voran, wenn sonst nicht
die Auffassung des ganzen Satzgliedes dadurch gefährdet wird.
cc) Wenn ein Eigenschaftswort durch Uebertragung aus einer Be-
griffssphäre in eine andere übergeht, so nimmt es gewöhnlich,
wenn auch nicht nothwendig, die Stelle ein, welche ihm in der
Regel nicht eingeräumt wird: Une barbe noire; une noire
trahison. Un liou furieiix; uu furieux menteur.
ß. Im Einzelnen sind aber bei diesen allgemeinen Regeln der Begriff
und die Form der Eigenschaftswörter mit ins Auge zu fassen.
aa) Nach dem Substantiv stehen in der Regel:
««. Eigenschaftswörter, welche die physische Beschaffenheit be-
zeichnen, wohin nicht bloss die sinnlich wahrnehmbaren
Eigenschaften, sondern auch die räumlichen und zeitlichen
Beziehungen, daher auch Abstammung und äussere Zustände,
sowie überhaupt alle nicht ethischen Eigenschaften der Personen
und Gegenstände gehören: une couleur jaune; les medicaments
amers; des fruits savoureux; un bouillon chaud; un ter-
rain sec; un ete humide; une figure ronde: une forme
ovale; un lit dur; un chemin raboteux; deux lignes paral-
leles; des regions lointai nes; des agneaux tardifs; un enfant
aveugle; une femme boiteuse: Feglise grecque; le general
persan etc.
Ausgenommen sind manche meist einsilbige Adjektive,
wie grand, gros, petit, vaste, haut, long, jeune,vieux,
beau u. a.. weiche meist dem Substantiv vorangehen. Auch
manche bildlich gebrauchte treten vor das Hauptwort: le vif
§ 261. Stelluncr der attrib. Satzbest. Adjektiv. 605
eclat des coulenrs; une mure deliberation; d'ameres in-
fortunes; une molle oisivete u. dgl., un chemin etroit; une
etroite alliance. Doch fehlt es nicht an Abweichungen-, man
sagt z. B. un savoir profond und un profond savoir; un
repas leger und un leger repas; une educatioa molle und
une molle induigence u. v. a.
Bisweilen knüpft sich an die Stellung ein Begriffsunter-
schied, wie in: le grand air (vornehme Manieren) und l'air
grand (edle Physiognomie); une grosse femme (beleibte Frau)
und une femme grosse (schwangere Frau); un nouvel habit
(ein anderes Kleid) und un habit nouveau (modisches Kleid);
le nouveau vin (der angestochene, frische Wein) und le vin
nouveau (der diesjährige Wein).
Die Poesie entbindet sich öfter in der freieren altfranzö-
sischen Weise von der üblichen Wortstellung: Monsieur aux
blonds cheveux (Moltere). Le bleu manteau des rois
(V. HcGo). La grecque beaute (Helene) (La Fontaine).
ßß. Die Participien des Aktiv und Passiv: ün mensonge ef-
frayant (Dccis). Ses mains chancelantes (Legoove). La
brebis perdue (Bossuet). Un asile assure (Dccis).
Ausnahmen machen nach den aufgestellten allgemeinen
Grundsätzen häufiger die Participien des Aktiv als die des
Passiv, namentlich diejenigen, welche ganz adjektivirt erscheinen:
Saisis d'une degoütante frayeur (L.-P. Segdr). Tant de
brillantes creations (Volney). Ce vivant poeme (Delille).
Un assure menteur; une feinte reconciliation (Acad.); so
namentlich pretendu (vorgeblich): Ce pretendu gentilhomme;
un pretendu droit (Acad.). Vgl. auch das formelhafte dit
(besagt) in ledit tel; ladite maison; audit lieu; mondit
seigneur, so n dit proces-verbal u. a. (Acad.).
yy. Eigenschaftswörter und Participien, welche durch die Verbindung
mit anderen, von ihnen abhängigen Satzgliedern zu einem
umfangreichen Ganzen verwachsen: Pour embellir les
champs simples dans leurs attraits (Delille). Fuyez,
volez, instants fatals ä mes desirs (St-Lambert). On avait
fait des plans fort beaux sur le papier (Andriedx). Un
homme grand dans ses projets (Boiste).
Jcf. Wird das Eigenschaftswort durch vorangehende einsilbige
Adverbien der Gradbestimmung, wie si, bien, fort, plus
u. dgl., auch aussi, bestimmt, so ändern diese die Stellung
des Adjektiv nicht; umfangreichere Adverbien des Grades, sowie
andere Adverbien überhaupt fordern meist die Stellung desselben
nach dem Hauptworte: D'une fiUe assez jeune et passable-
ment belle (Moliere). Un temps assez long (V. Hcoo). —
Un ecrivain celebre alors et respectable en tout temps
(Villemain).
bb) Vor oder nach dem Substantivbegriffe stehen die Eigenschafts-
wörter, welche ethische Eigenschaften bezeichnen, nach den oben
aufgestellten allgemeinen Regeln. Hier herrscht die grösste Frei-
606 Dritt. Tbl. Syntax. Dritt. Ahschn. Wort- u. Satzstellung^. I. Wortstellung.
heit, bei welcher die subjektive Auffassung und die Gesetze des
Wohllauts sich geltend machen können.
Ausnahmen machen wenige Adjektive, welche fast nur vor
dem Hauptworte angetroffen werden, wie bon, meilleur, mau-
Tais, pire, eher, sot, fou (fol), digne u. a. — Auch finden
sich üebertragungen aus einer ethischen Sphäre in die andere,
■wobei in der Regel die ursprüngliche Bedeutung dem nach-
gestellten, die übertragene dem voranstehenden Adjektiv zu-
kommt: un homme brave (ein tapferer Mann), un brave homme
(ein wackerer Mann); une femnie cruelle (eine grausame Frau),
une cruelle femme (ein unerträgliches Weib); une homme galant
(ein gefallsüchtiger Mann), un galant homme (ein feiner, wackerer
Mann); un homme honnete (ein feiner Mann), un honnete
homme (ein rechtschaffener Mann); un homme, un auteur p au vre
(ein armer Mann, Schriftsteller), nn p au vre homme, auteur (ein
armseliger Mensch, Schriftsteller); un conte plaisant (eine lustige
Erzählung), un plaisant conte (eine erlogene Geschichte) u. v. a.,
wobei indessen oft der Zusammenhang die Deutung an die Hand
geben muss.
y. Wenn mehrere Eigenschaftswörter denselben Substantivbegriff
bestimmen, so stehen sie entweder im Verhältnisse der Beiordnung
oder der Einordnung.
aa) Beigeordnete Adjektive stehen syndetisch oder asyudetisch
angereiht:
««. entweder sämmtlich vor dem Substantiv: Ses longues et
1 arges mains (Lamabttne). Plein de mon ancienne et
aveugle confiance (J.-J. Rousseau). Un long et lache malaise
(Sainte-Beüve). Cette etonnante, veridique, sublime
histoire (Florian). Lat. Qui perniciosa et injusta populis
jussa descripserunt (Cic, Leg. 2, 5).
ßß. oder sie folgen sämmtlich dem Substantiv: Ce front päle et
sauglant (Chenier). Un cceur droit et loyal (Ponsard).
Ses cheveux bruns, longs, entremeles de pailie et de
poussiere (Lamartine). Cette sensibilite reveuse, irritable
et passionnee (Nodier), So folgen auch verbundene Adjektive,
welche einzeln voranzustehen pflegen: L'ami d'une femme
je une et jolie (Ddmas). Lat. Vir ex doctrina nobilis et
"clarus (Cic, Rab. Post. 9).
yy. Durch das dazwischentretende Hauptwort getrennt kommen in
der Regel nur Adjektive ohne Bindewort vor, wobei jedoch das
nachfolgende oft den Anschein einer Apposition erhält: Une
etroite chaumiere, antique et delabree, D'un pauvre tisse-
rand etait l'humble reduit (Florian). Durch eine Konjunktion
ein nachfolgendes Adjektiv anzuknüpfen, liebt das Neufranzö-
sische nicht; im Altfranzösischen ist dies sehr gebräuchlich:
Quelque autre vilaine chose et deshonneste (Joisville),
wie im Lateinischen: Quam fideli animo et benigne in
illum fui (Ter., Hec. 3, 5, 21).
bb) Bei den im Verhältnisse der Einordnun g stehenden Eigenschafts-
wörtern wird:
§261. Stellung der attrib. Satzbest. Adverb; Infinitiv; Substantiv. 607
K«. entweder das den Substantivbegriff mit seiner attributiven Be-
stimmung umfassende Adjektiv vor das Substantiv gestellt,
wenn dies die allgemeinen Gesetze der Wortstellung gestatten,
und das eingeordnete Adjektiv nach dem Substantiv; auf
beiden Seiten können auch mehrere Adjektive beigeordnet sein :
De petits monstres fort hideux (La Fontaine). De quel-
ques grandes ameliorations legislatives, politiques et
sociales (Lamartine). II etait vetii d'une longue et large
robe rouge (De Vigny). Höchst selten kann bei dieser Stellung
das Verhältniss umgekehrt werden wie in: Une jeune fille
tiniide (Mme Cottin). Im Lateinischen ist das Yerhältniss
unentschieden; beide kommen vor, doch gewöhnlich das im
Französischen ungewöhnliche: Utrum bono viro pauperi an
minus probato diviti (Cic, Off. 2, 20). Alienum aes
grande (Sall., Cat. 14).
ßß. oder das umfassende und das eingeordnete Eigenschafts-
wort gehen dem Substantiv voran, so dass das umfassende
wiederum an die Spitze tritt: Sous un pauvre petit toit
(Saiste-Beuvk). Diese im Französischen seltene Stellung ist
im Lateinischen dagegen gewöhnlich: Nota mala res optima
est (Plaut., Trin. 1, 2, 25). Cervicibus Carthaginiensium
praepotentem finitimum regem imposuerunt (Liv. 42,50).
In Le pauvre petit cheval noir ist das Verhältniss noch
komplicirter.
yy. oder das umfassende und das eingeordnete Adjektiv stehen
nach dem Substantiv, wobei das umfassende an das Ende
tritt: La juridiction criminelle anglaise (Prevost-Paradol).
Des arbres etrangers utiles (Cuvier). Son front . . couronne
de cheveux blancs fort longs (De Vigny). Lat. Naves lon-
gas triginta veteres (Liv. 27, 22). Columna aurea solida
(24, 3); doch auch: Bellum acerbissimum civil e (Oic,
Phil. 5, 15), mit Umkehrung des Verhältnisses.
b) Das attributive Adverb, wenn es unmittelbar oder unter Vermitte-
lung von Präpositionen zum Substantiv tritt, folgt demselben: Au temps
jadis (La Fontaine). Dans la baie vis-ä-vis (B. de St-Pierre). La
page ci-contre (äcad.). Un passe dejk loin de lui (Villemain). La
porte de derriere (La Fontaine). Le seigneur de ceans (Dcmas).
Die Voranstellung, welche im Lateinischen regelmässig ist: Populus
late rex (Viro., Aen. 1, 21), findet sich selten im Französischen, wie
in: Les ci-devant recoUets (Acad.).
c) Der attributive Infinitiv steht ebenfalls in der Regel seinem Sub-
stantiv nach: L'occasion de se venger (L.-P. Segdr). Pour trouver des
terres k cultiver (Mignet). Ces distinctions ä faire (Id.). Die Poesie
kehrt den Infinitiv mit de, wie den Genitiv, bisweilen um.
d) Das attributive Substantiv (auch das substantivische Fürwort) folgt
in der gemeinen Wortstellung dem dadurch bestimmten Substautivbegriffe,
wobei es gleichgültig ist, ob dasselbe durch eine Kasuspräposition oder
durch eine andere Präposition mit seinem Beziehungsworte verknüpft
ist: Les gens d'esprit; un marchand de vin; un pot de giroflee;
608 Dritt. Thl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. I. Wortstellung.
douze niille livres de rente; Thirondelle de fenetre; la place de Can-
die: la culture des jardins; le cLemin du tombeau; les fleurs ä
etamine; les fruits ä noyau; des machines a vapeur; une exception
ä la regle; — La vigne en fleurs (J.-J. Rousseau). Des officiers en
activite de Service (Bouilly). Les homines sans passions (Con-
dorcet). ün grand succes sur la scene (Mme de Stael). Son identite
avec mon antagoniste (V. Hugo), Sa presence dans le bosquet
du pavillon (Id.). II n'a pas de goüt pour la musique (Acad.) etc.
1. Dies ist die in der Prosa allgemein übliche Stellung des attributiven Sub-
stantiv; doch kommt die Inversion dieser Bestimmung theiis und vorzugs-
weise in der Poesie, theiis in einem engeren Kreise auch in der Prosa vor.
Diese Inversion trifft zwar auch die mit Präpositionen angeknüpften Glieder,
wie in: Pour mon pere tantot votre haine inflexible A penetre mon
cceur du coup le plus sensible (Dccis); doch findet sich am Häufigsten die
Inversion des Genitiv.
Die Inversion des Genitiv ist jedoch nicht gleichmässig bei allen Arten
desselben gebräuchlich. Selten findet man, selbst in der Poesie, den qua-
litativen Genitiv oder den des Stoffes oder den appositiven Genitiv
invertirt.
ß. In der Poesie wird dagegen besonders ein kausaler, ein posses-
siver, sowie ein partitiver Genitiv invertirt; dabei tritt entweder der
Genitiv seinem Beziehungsworte unmittelbar voran, oder der Thätigkeits-
begriff, sowie auch andere Satzglieder, stehen zwischen beiden: Des
vengeances des iois l'executeur farouche (Cheinier). Des elements
rivaux les lüttes intestines (Lam.\rtine), Non, non, de mes amis aueuu
n'eüt fait cela (Delavigne). — Son oreilie de l'ombre ecoute le siience
(Legoüve). Des accents inconnus . . Du rivage charme frapperent les
echos (Lamartine). Pendant que du dieu d'Athalie Chacun court
encenser Taut ei (Racine).
ß. In der Prosa findet man vorzugsweise den partitiven Genitiv um-
gestellt, und auch hier ist die Auseinanderrückung des Genitiv und seines
Beziehungswortes sehr gebräuchlich, besonders wenn ein Fürwort, ein
Zahlwort oder ein Superlativ das Beziehungswort ist: De toutes
les passions que les hommes opposent ä la verite, la Jalousie est la
plus dangereuse (Massillon). Vgl. lat. Omnium rerum ex quibus
aliquid anquiritur, nihil est agricultura melius (Cic, Off. 1, 42). Gal-
lorum omnium fortissimi sunt Belgae (Caes., B. G. 1, 1).
2. Eine Auseinanderrückung des Beziehungswortes und seines Genitiv
findet auch bei der gemeinen Wortstellung in der Poesie wie in der Prosa
beim partitiven Genitiv statt: Mais eile a tant verse de pleurs, tant
pousse de soupirs (Moliere). — Si vous saviez combien le calme donne
de superiorite sur les hommes (De Vigny). Moins l'homme a de
lumieres, plus il a de volontes (Lamartine). Lat. Justitia n i h i 1 expetit
praemii (Cic, L^g. 1, 18). Diese Stellung ist im Altfranzösischen wie im
Lateinischen auch bei anderen Genitiven vielfach anzutreffen.
3. Wenn zwei attributive Substantive auf einen Substantivbegriff in der
Weise bezogen sind, dass ein Verhältniss der Einordnung entsteht, so wird
das umfassende Attribut (oder das dem Beziehungsworte nebst einem
Attribute zur Bestimmung dienende) dem anderen nachgestellt; doch fällt
^261. Stellung der attrib. Satzbest. Adverb; Infinitiv; Substantiv: Apposition. 609
allerdings oft die Betrachtungsweise des einen und des anderen Attributes
subjektiver Willkür anheiiu: Deux pendants d'oreille en or (Foüinet). La
snccession des femmes ä la couronne d'Espagne (Laboclate). Der
Genitiv geht dabei gern einer anderweitigen Bestimmung voran; doch auch
umgekehrt: Lavenement au trone de Philippe le Long (Laboülaye),
La reuniou ä la France du duche d'Oldenbourg (Villemais). Apres
cette mise en Suspension publique du raisonnement et de la
pensee (Id.). L'acceptation Sans replique et sans delai du drapeau
rouge (Lamartine).
4. Wenn ein adjektivisches und ein substantivisches Attribut dem-
selben Beziehungsworte syndetisch angereiht sind, so stehen beide in der
Regel nach demselben, und das Adjektiv nimmt die erste Stelle ein: Son
bras vigoureux et d'une adresse redoutable (Bouilly). ün cas tout-
ä-fait determine et d'exception (Sainte-Beuve). Des gens armes et ä
cheval (De Vignt).
5. Wenn bei einem adjektivischen und einem substantivischen Attribute
das Verhäitniss der Einordnung stattfindet, wobei die Auffassung des
einen oder des anderen als des umfassenden oft gleichgültig ist,
a. so kann das Adjektiv dem Beziehungsworte vorangehen und das
Substantiv ihm folgen: üne legere hesitation d'etonnement
(Lamaetinb). Les differentes formes de gouvernement (Chatealbb.).
Jeunes gens ä la mode (Bodilly). Lat. Maximum remedium irae
dilatio est (Sen., Ira 3, 12).
ß. oder beide stehen dem Beziehungsworte nach und das Adjektiv zuletzt:
Entre les membres du gouvernement presents (Lamartine), üne
nourriture d'esprit croissante (Sainte-Beuve). Lat. Stirpem fratris
virilem (Liv. 1, 3).
y. oder unter beiden nachgestellten nimmt das Substantiv die
letzte Stelle ein: Le cceur etouffait les objections timides de l'es-
prit (Lamartine). La place importante de Dunkerque (Voltaire).
Ces Corps lumineux ä longue queue (B. de St-Piebbe), Lat. Vultus
sermo quidam tacitus mentis est (Cic, Pis. 1).
e) Die Apposition.
1. Die gewöhnlichste Stellung der Apposition ist die nach dem Worte, worauf
sie sich bezieht: C'etaient des pres fleuris, sejour des doux loisirs (Delille).
La fiere Niobe, cette mere thebaine (A. Chexiee); ebenso steht die
Apposition von Sätzen und Satzgefügen denselben nach, s. S. 517. Indessen
kann die Apposition auch durch dazwischen tretende Satzglieder von ihrem
Beziehungsworte getrennt sein: Cette lampe d'airain qui, dans I'antiquite,
Symbole du soleil . . Luit devant le Tres-Haut (Fontanes). Dies ge-
geschieht namentlich, wo ein appositives Fürwort im Satze steht: Les lan-
gues ont chacune leurs bizarreries (Boileac).
2. Die Inversion der Apposition kommt in der edleren Prosa und in der
Poesie vor; die Apposition tritt alsdann gewöhnlich an die Spitze des Satzes:
Pere de la puissauce, le desir ou l'esperance est un veritable genie
(Cbateaubr.). Impartial spectateur des faits, je declare avoir vu
dans la (irande-Bretagne des ecoles primaires fort bien administrees sous la
direction de l'eglise etablie et sous la main des dissidens (Revde d. d. M.
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl. 39
610 Dritt. Thl. Syutax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. 1. Wortstellung.
1872). Observateurs de Thospitalite en tout le reste, ils violent
en cela le droit le plus sacre des nations (Voltaire). Häufig geschieht
dies in der Prosa wie in der Poesie, wenn die Apposition an dem durch
ein Possessivpronomen angedeuteten Substantivbegriff ihr Beziehungswort
hat: Compagnon inconnu de ces hommes fameux, Ah! si ma faible
voix pouvait chanter comme eux (Delille). Hemme digne d'etre ne
dans une republique . . ses talents n'etaient pas superieurs (Mignet),
und vor einem verbundenen persönlichen Fürworte als Satzobjekt: Soeur
de Louis XVI, un devouement plus fort . . la retenait pres du roi
(Villemain).
II. Kap. Satzstellung. §262. A. Stellung der beigeordneten Sätze. 611
n. Kapitel.
Von der Satzstellung.
262. A. Die Stellung der beigeordneten Sätze. Die Aufeinanderfolge
beigeordneter Sätze ist im Allgemeinen durch den Inhalt, nicht durch
die grammatische Form der Sätze bedingt, und entzieht sich daher
meist einer gi-ammatischen Regelung. Indessen sind einige allgemeine
Gesichtspunkte zum Theil selbst durch die Form der Sätze für ihre
Stellung gegeben. "Was übrigens, wie beim Satzgefüge, vom vollständigen
Satze gilt, findet auch auf unvollständige Sätze Anwendung; daher sind
beide Formen hier und da in den Beispielen gemischt.
a) Die kopulative Beiordnung duldet die grösste Freiheit in der Anreihung
der Sätze; als Regeln können hier etwa folgende Punkte aufgestellt -werden:
1. "Wo eine zeitliche Aufeinanderfolge von Handlungen geschildert
wird, folgen die Sätze der zeitlichen Ordnung derselben: Je leve un peu
la tete, et puis siffle aussitot, Puis fais un long repli, puis
täche ä faire un saut (La Fontaine). Les hommes chantent d'abord;
ils ecrivent ensuite (Chateacbr.). Le feu nait, brille et fuit
(L.-P. Segur).
2. Wenn ein Satz den Grund, ein anderer die Folge enthält, so steht
dieser jenem nach: Les jours croissent, le cceur s'eveille (Bekanger).
Flore a souri; lua voix va chanter les jardins (Delille). So steht
namentlich der Folgesatz nach einem Imperativsatze; s. oben S. 523.
3. Enthält ein Satz einen Zusatz oder eine nachträgliche Behaup-
tung, so tritt er anderen nach; dahin gehören besonders Sätze, welche
mit aussi, encore, d'ailleurs, de plus angefügt werden.
4. Wenn ein Satz eine Steigerung enthält, so steht er nach den schwä-
cheren Gliedern: Ce phenomene u'est pas seulement singulier, il est
Sans exemple (Gcizot).
5. Wenn die kopulativ angereihten Sätze einen Gegensatz ausdrücken, so
steht der Satz am Ende, welcher das adversative Glied enthalten soll:
J'y cherche les vertus, j'y vois l'oisivete (L.-P. Segor). Vous croyez
ne m'oter que Moscou et vous m'arrachez le monde (Dumas).
6. Vom Allgemeinen wird zum Besonderen übergegangen: II semble
aujourd'hui que toute notre histoire soit en Allemagne, qu'on ne trouve
que lä, nos antiquites et les hommes qui les ont connues (Cha-
teacbr.).
Alle diese Gesichtspunkte sind auch im Lateinischen, wie überhaupt
in gebildeten Sprachen massgebend.
b) Die disjunktive Beiordnung scheint bei der gegenseitigen Aufhebung
der Glieder Sätze von gleichem Werthe zu enthalten, deren Stellung darum
gleichgültig ist; doch sind auch hier einzelne Beschränkungen zu bemerken:
1. Ein negatives, einem anderen kontradiktorisch entgegengesetztes Glied
steht gewöhnlich dem affirmativen nach: Soit qu'il le fasse ou qu'il ne
39*
612 Dritt. Thl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. II. Satzstellung,
le fasse pas (Gramm. Nat.). II faut se marier, Riebe ou non
(COLLIN d'HaRLEVILLe).
2. Ein Satz, welcher eine Steigerung oder Berichtigung enthält, tritt
an das Ende: Cest par Taffection qu'on en adoucit l'eifet, ou plutot
qu'on l'efface (Mme de Stael). Lat. De nostris rebus satis, vel etiam
niminm multa (Cic, Fam. 4, 14).
3. Eine Erklärung steht dem erklärten Gliede nach; s. S. 527.
4. Enthält ein Glied eine Betheuerung, so kann es auch von dem anderen
umschlossen werden: Charle, ou j'y perirai, ne sera point hussard
(Düval).
c) In der adversativen Beiordnung steht das beschränkende oder auf-
hebende Glied stets dem anderen nach; Beispiele s. S. 527 ff.
d)In der kausalen Beiordnung tritt sowohl der Satz, welcher mit der
Kausal Partikel car, als der, welcher mit einer Konklusivpartikel eingeführt
ist, unter den verbundenen Sätzen zuletzt auf; Beispiele s. S. 530 ff.
Stellung der Bindewörter.
ß. die kopulativen Bindewörter et und ni stehen immer zu Anfang
der Sätze oder der dadurch verbundenen Satzglieder, während die adver-
bialen Bindewörter aussi, encore u. dgl. der freieren Stellung der
Adverbien folgen.
ß. die disjunktiven stehen immer zu Anfang der Sätze oder Satzglieder.
y. von den adversativen steht mais wie das lateinische sed stets zu
Anfange, dagegen werden die adverbialen cependant, pourtant,
neanmoins u. a. oft auch nicht zu Anfange angetroffen.
<f. unter den kausalen steht car im Neufranzösischen stets zu Anfange
des Satzes, von den konklusiven ainsi und partant; andere Formen,
welche die konklusiven ersetzen, wie par consequent u. dgl., werden
wie Adverbien freier gehandhabt. Selbst donc kann auch in die Mitte
und selbst ans Ende treten: Elle a donc disparu (L.-P. Segur). Ouvrons
donc . . ma carriere nouvelle (Delille). Qu'as-tu donc? (Dumas)
Gerade so verfährt das Lateinische mit igiiur und ergo. Auch steht
donc, wie jene, bisweilen nach einer unterordnenden Konjunktion: Si
donc Ton veut determiner Tantecedent (S. de Sacy). Lat. Si igitur
memoria . . est (Cic, Ac. 2, 33). Si ergo et philosophis . . ademta
sapientia est (Lact. 6, 6, 28).
Ueber die Stellung der Parenthese s. S. 537.
263. B. Die Stellung der untergeordneten Sätze. In der Stellung der
Nebensätze unterscheidet sich das Französische vom Lateinischen durch
die geringere Beweglichkeit derselben, welche jedoch nicht bis zur Er-
starrung geht und periodologischen Entwickelungen noch eine gewisse
Freiheit lässt.
a) Der Nebensatz als Subjekt und als prädikative Bestimmung.
1. Als Subjekt tritt
a. der eigentliche Substantivsatz stets an das Ende des Satz-
gefüges, wobei es gleichgültig ist, ob er durch ein grammatisches
Subjekt gestützt wird oder nicht: D'oü vient que je suis presque
§§263.264. B. Stellang der untergeordneten Sätze. 613
contente de ce retard? (Dcmas) II se peut que votre projet
reussisse (Acad.). Lat. Accedit quod mirifice . . delectatur (Cic,
Farn. 6, 6). Extremum iilud est, ut te orem (4, 13). Die Inversion
kommt kaum vor: Que je les paye ou non, ce n'est pas ton affaire
(Regnard); auch im Lateinischen ist sie selten: Forte . ., ut comitiis
praeesset, potissimum M. Duilio evenit (Liv. 3, 64).
Auch der indirekte Fragesatz steht als Subjekt dem Hauptsatze
nach: Qu Importe qui vous mauge, homme ou loup? (La Fontaine)
II peut Tous Souvenir quelles furent mes larmes (Corneille). Im
Lateinischen ist die Inversion desselben nicht selten: Quid possit ef-
fici . . est videndum (Cic, Part. 26).
Der substantivirte Adjektivsatz tritt dagegen gern als Subjekt an
die Spitze: Qui prend, s'engage. Quiconque n'observera pas
cette loi, sera puni (Acad.). Diese Stellung ist auch im Lateinischen
Bisweilen findet sich im Französischen die Nachstellung des Neben-
satzes und selbst die Einschiebung in den Hauptsatz: Sauve qui peut
(Mignet). Adopte qui voudra les Chinois pour modeles (Viennet).
Dies ist im Lateinischen eine gewöhnliche Satzstellung: Sordidi putandi
sunt qui mercantur a mercatoribus etc. (Cic, Off. 1, 42).
Als prädikative Bestimmung steht der Nebensatz nach dem Haupt-
satze; s. S. 545.
264. b) Der Nebensatz als adverbiale Bestimmung.
Der Kasussatz steht im Allgemeinen dem Hauptsatze nach:
a. SO der Kasussatz im engeren Sinne: Ne croyez point que la nature
Ait rien fait de mal ici-bas (L,-P, Segcr). Je serais vraiment fache
q u'il arrivät quelque chose ä Bug-Jargal (V. Hugo). En portant
votre epee souvenez-vous quelle estäDieu (De Vigny). Die Inver-
sion ist hier nicht gebräuchlich, wie im Lateinischen: Dehinc ut quie-
scantporro, moneo (Ter., Andr. Prol. 22). Ueber die Einschiebung
s. unten.
ß. auch der indirekte Fragesatz folgt in der Regel dem Hauptsatze:
Je n'examine point si mon pere est coupable (Dccis). Je dirai
comment l'art embellit les ombrages (Delille). Savez-vous qui
c'est? (Moliere) Et voici quel fut son langage (L.-P. Skgür). Seine
Umstellung ist nicht, wie im Lateinischen und im Altfrauzösischen, ge-
stattet; doch kann er dem Hauptsatze einverleibt werden. S. unten.
y. Der substantivirte Adjektivsatz folgt zwar gewöhnlich dem Haupt-
satze, wie im Lateinischen: Autre part que chez moi cherchez qui
vous encense (MoLiiiRE). Que la terre est petite ä qui la voit des
cieux (Delille). Doch ist die Umstellung erlaubt, zumal wenn der Sub-
stantivbegriff im Hauptsatze nachträglich durch ein Fürwort wiederholt
ist: Qui se fait brebis, toujours le loup le mange (Fabre d'Eglantine).
Eine Einschiebung aller dieser Nebensätze in den Hauptsatz
findet dann statt, wenn sie ein Beziehungswort im Hauptsatze haben,
dem sie sich anschliessen: den substantivirten Adjektivsatz schieben
Dichter auch sonst ein: Paul, dans l'espoir que quelque chasseur
pourrait l'entendre, cria alors etc. (B. de St-Pierre). Consuelo,
incertaine si eile accepterait ce compagnon de voyage . ., feignit
614 Dritt. Tbl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstelluug. II. Satzstellung.
d'etre distraite (G. Sand). Magnus ne doit point a demi De qui
rhumilia s'etre fait l'ennemi (Dumas).
Die mit Präpositionen angeknüpften Kasussätze stehen als un-
mittelbare Ergänzungen des Thätigkeitsbegriffes dem Hauptsatze nach;
bei freierer grammatischer Beziehung nehmen sie auch eine andere Stelle
ein: s. S. 548. 549. Hinsichtlich substantivirter Adjektivsätze ist die Poesie
unbeschränkter: Pour qui ne les craint pas, il n'est pas de prodiges
(Voltaire).
2. Der Adverbialsatz im engeren Sinne wird im Allgemeinen mit grösserer
Freiheit als Vordersatz, Zwischensatz oder Schlusssatz verwendet: doch
nehmen nicht alle Adverbialsätze in gleicher Weise an dieser Freiheit Theil.
Insofern sie ein Korrelat im Hauptsatze haben, kann die Freiheit ihrer Stel-
lung dadurch beschränkt werden, ebenso durch ihren geringeren Umfang,
oder durch ihre Ausdehnung und Bedeutsamkeit, welche sie mehr an das
Ende des Satzgefüges verweisen.
lt. Der Adverbialsatz der Ortsbestimmung tritt mit seinem relativen
Adverb, wo er ein Korrelat im Hauptsatze hat, meist unmittelbar an
dasselbe: II est encore lä oü il etait hier (Acad.). II se croyait sur
un lointain rivage Oü regnaient les vertus (L.-P. Segcr). A Lon-
dres oü vous courez, Quel devoir vous atteud? (Delavigse) Doch
ist die unmittelbare Folge so wenig als im Lateinischen schlechthin noth-
wendig: Le cas n'arrive guere oü Ton puisse dire: J'etais ambitieux
(La Britere). — Ohne Korrelat lässt ihn die gemeine Satzfolge dem
Hauptsatze nachstehen: Cette batterie est oü eile doit etre (Ddmas).
Dieser Satz geht dem Hauptsatze mit und ohne Korrelat öfter dann
voran, wenn er allgemeiner Natur ist, und der Hauptsatz als Nachsatz
hervortreten soll: Oü le danger est grand, c'est lä que je m'efforce
(Malherbe). Oü I'oeil n'espere plus, le charme disparait (Delille).
Diese Inversion ist dem Lateinischen geläufig: Tempus est hujusmodi,
ut ubi quisque sit, ibi esse minime velit (Cic, Fam. 3, 6). Doch
auch mit verdoppeltem Korrelat: Lä oü est le coeur de la jeunesse,
lä est l'esprit de l'avenir (Lamartine).
ß. Die Adverbialsätze der Zeitbestimmung nehmen in der gemeinen
Satzstellung vorzugsweise die Stelle der Vordersätze ein, da sie in der
Regel dem Hauptsatze gegenüber nebensächlich erscheinen: Pendant
que je m'habillais, Corcuelo arriva avec un memoire (Le Sage).
Quand Cesar entra, tous les senateurs se leverent (Michelet). Lors-
que le roi cessa de juger, son conseil jugea pour lui (Chateacbr.).
Quand on aime, on craint taut (L.-P. Segur). Lat. Quum redeo,
Hortensius venerat (Cic, Att. 10,16). Donec eris felix, multos nume-
rabis amicos (Ov., Trist. 1, 8, 5). Eben darum können sie auch als
Zwischensätze dem Hauptsatze eingefügt werden: Heureusement la
poursuite des Russes, apres qu'ils eurent reconquis leur terri-
toire, s'etait ralentie (L.-P. Segur). Notre entretien, quand on quitta
la table, etait si anime, que mon interlocutrice, pour n'en point rompre
le cours, prit mon bras sans y penser (0. Feuillet). Vgl. lat. Cato,
quoad vixit, virtutum laude crevit (Nep. 24, 2).
Nach dem Hauptsatze erscheinen jedoch meist diejenigen Tem-
poralsätze, welche der Zeitfolge nach den Hauptsatz voraussetzen; da-
hin gehören die mit jusqu'ä ce que und entsprechenden Fügewörtern
§ 264. Stellung der untergeordneten Sätze. 615
eingeleiteten Sätze: Ils tinrent jusqu'ä ce qu'ils eussent re^u
l'ordre du roi tle cesser le feu (Mignet), wie im Lateinischen Sätze
mit donec, quoad u. dgl. hier ihre natürlichste Stelle haben.
Dieselbe Stellung tritt ein, wo ein mit quand, lorsque oder que
angeknüpfter Satz als logischer Hauptsatz ein meist überraschendes Er-
eigniss einführt: A peine etait-il sorti qii'un esclave etranger
vient etc. (Michelet). Dejä la fusillade commence, lorsqu'un parle-
mentaire autrichien vient proposer une Suspension d'armes
(Bignon). So stehen im Lateinischen Sätze mit quum, quando u. a. nach
ihrem Hauptsatze.
Endlich findet sich auch sonst der Temporalsatz nach seinem Haupt-
satze, doch meist wo das grössere Gewicht auf den Nebensatz fällt, oder
dieser umfangreicher und meist auch inhaltreicher ist: L'Amour ne vit
qu'en s'agitant: II est mort des qu'il se repose: II perd tout, lors-
qu'il perd Terreur (L.-P. Segdb). Car il rampe aussitöt qu'il ne
peut plus marcher (Dumas). II etait ä Misene aupres de Tibere,
quand le prince rendit le dernier soupir (L.-P. Segur). On
l'ecouta patiemment, lorsqu'il parla des aieux de Claude, de leur
gloire, et des victoires etc. (Id.). Lat. Lacedaemoniorum gens fortis
fuit, dum Lycurgi leges vigebant (Cic, Tusc. 1, 42). Contendi
cum P. Clodio, quum ego publicam causam, ille suam defenderet
(Att. 14, 13).
Der Kausalsatz im engeren Sinne nimmt gerne die letzte Stelle im
Satzgefüge ein, wenn er Ursache und Beweggrund ausspricht, wohin
besonders Sätze mit parce que, ä cause que und que gehören: Je le
venx, parce que cela est juste (Acad.). II n'obeit aux lois qu'ä
cause qu'il les croit justes (Pascal). II est d'autant plus neces-
saire de se taire que tout est mal interprete (Boiste). So treten
auch im Lateinischen die auf die Korrelate propterea, ideo, idcirco etc.
bezogenen Kausalsätze meist nach dem Hauptsatze ein. Seltener stehen
die mit parce que eingeführten Nebensätze als Vordersätze.
Die mit puisque anhebenden Sätze stehen häufig zu Anfang des
Satzgefüges, obwohl sie dem Hauptsatze auch in derselben Weise, wie
Temporalsätze dem ihrigen, folgen. Das Erstere ist um so natürlicher,
wenn sie auf etwas Vorhergehendes Bezug nehmen. Vgl. Ah! puisque
vous m'aimez, je suis votre complice (J. Chenier) mit Les dieux ne sont
pas inflexibles, Puisqu'ils punissent nos forfaits (J.-B. Rousseau).
Die mit comme beginnenden Sätze, welche einen Erkenntniss-
grund enthalten, erscheinen am Häufigsten als Vordersätze, während
die mit vu que, attendu que eingeleiteten vorzugsweise nach dem
Hauptsatze stehen.
Als Zwischensätze kommen Kausalsätze ebenfalls, doch nicht so
häufig als Temporalsätze, vor.
Der Konditionalsatz und der Koncessi vsatz haben sehr gewöhn-
lich ihre Stelle vor dem Hauptsatze: Si je t'imite, ici nous perirons
(L.-P. Segur). Si mes pinceaux ne manquaient de chaleur, Je
vous peindrais le courroux etc. (Id.). Pose que cela füt, que feriez-
vous? (Acad.) Et bien que la vertu triomphe de ses feux, La
victoire est penible (Corneille). Quel qu'il soit, nul rempart ne le
peut proteger (Ancelot). So natürlich indessen diese Stellung im Fran-
616 Dritt. Thl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. IL Satzstellung.
zösischen wie im Lateinischen ist, so findet sich doch oft die entgegen-
gesetzte: der Nebensatz nimmt die letzte Stelle ein, wenn er als das be-
deutendere, zuweilen auch nur umfangreichere Glied, oder als nachträg-
liche und beschränkende Bestimmung auftritt : II viendra ä bout de cette
afFaire, si de nouveaux obstacles ne s'y opposent (Acad.). Je
l'aurais entierement abandonne, s'il n'avait pas voulu suivre mes
conseils (Diderot). Je rougirais de mon ivresse, Si tu conservais
ta raison (Berangeb). Dieu me punisse, si j'imagine quelque
chose (G. Sand). II fait bon craindre encore que l'on soit Saint
(La Fontaine). Wenn der Nebensatz eine Ausnahme enthält, so ist
diese Stellung ganz natürlich: II vous ressemble, si ce n'est qu'il est
plus petit (Acad.). La route est süre, ä moins que les chouans
ne ressuscitent (Balzac). Ganz entsprechend ist auch das lateinische
Verfahren.
Als Zwischensätze sind Konditionalsätze und Koncessivsätze
häufig: Saisissez, s'il se peut, leurs traits les plus frappants (Delille),
M. de Viutimil, bien qu'il füt content . . de la nouvelle conduite
de son fils, ne lui avait pas encore adresse la parole (Soülie), Le
plus fin, tel qu'il soit, en est toujours la dupe (Regnard). Im Latei-
nischen sind diese Zwischensätze noch häufiger.
Wo ein Bedingungssatz einen Substautivsatz ersetzt, erhält
er auch die Stelle desselben. S. S. 545. 547.
f. Der Konsekutivsatz und der Finalsatz stehen am Natürlichsten
nach ihrem Hauptsatze, dessen Folge und Wirkung sie aussagen.
Wenn der Konsekutivsatz und der Finalsatz auf ein adver-
biales, pronominales oder substantivisches Korrelat bezogen sind, so müssen
sie diesem Korrelate folgen ; Beispiele s. S. 564.
Der konsekutive Nebensatz mit que . . ne wird ebenfalls immer
seinem Hauptsatze nachgestellt. S. S. 565. 562.
Der mit que eingeleitete Finalsatz folgt immer seinem Hauptsatze,
s. S. 566; der mit pour que eingeführte gewöhnlich; der mit afin que
meistentheils. Daher ist die Inversion von Sätzen mit pour que häufiger
als mit afin que: Pour qu'on vous obeisse, obeissez aux lois (Vol-
taire). Pour que cet homme devint sage, il faudrait . . (Acad.).
Afin qu'il füt plus frais . . On lui lia les pieds, on vous le suspendit
(La Fontaine). Selten ist diese Inversion im Lateinischen: Quo mox
furatum veniat, speculatur loca (Plaut., Trin. 4, 2, 22).
Während im Lateinischen Konsekutivsätze und Finalsätze oft als
Zwischensätze vorkommen, ist dies im Französischen selten. Der
Grund liegt zum Theil in der Leichtigkeit der Verwandlung des Neben-
satzes in den Infinitiv.
3. Der Adverbialsatz der Modalbestimmung, welcher mit comme ein-
geleitet ist, unterscheidet sich von dem mit qua (quam ut) eingeführten
auch durch seine Stellung.
1. Der mit comme eingeleitete Modalsatz hat, vollständig oder verkürzt,
entweder seine Stelle nach dem Hauptsatze: Je devais le connaitre
comme je me connais (Domas). II y a des heros en mal comme
en bien (La Rochefoucauld). On le citait comme le plus integre
des magistrats (Acad.), was im Lateinischen ebenfalls, obwohl seltener
der Fall ist; oder er tritt als Zwischensatz ein, womit besonders seine
§ 265. Stellung der untergeordneten Sätze. 617
häufige Verkürzung in Zusammenbang steht: II parle, comme il ecrit,
par sentences et par adverbes (Picard). Les peuples, comme les hom-
mes, ne peuvent ctre heureux que dans un etat de calme (Thomas).
Lat. Atheniensium res gestae, sicuti ego aestumo, satis amplae . .
fuere (Sall., Cat. 8). Dolabellam, ut Tarsenses, ita Laodiceni arces-
sierunt (Cic, Fam. 12, 13).
Als Vordersatz steht dieser Satz, wenn der Hauptsatz hervorzu-
heben ist: Et comme un rayon pur colore un beau nuage Des
couleurs du sujet je teindrai mon langage (Dehlle). Comme on fait
son lit, on se couche (Acad.). Comme le soleil eclaire les te-
nebres, ainsi l'etude eclaire Tignorance (Boiste). Dies ist im Lateini-
schen die gewöhnlichste Form des entsprechenden Satzgefüges, worin dem
ut gewöhnlich ein Korrelat im Hauptsatze, wie zuweilen ainsi im Fran-
zösischen entspricht: Ut tute es, item censes omnes esse (Plaut.,
Rud. 4, 5, 55). — Wenn der verkürzte Satz an der Spitze steht, so hat
er stets als Satzglied den Nachdruck, welchen ihm die Bedeutung eines
Satzes giebt: Comme chretien je dois vous dire que Dieu ne souffrira
pas que des rebelies prosperent (üuizot). Lat. Uti initium sie tinis
est (Sall.).
2, Der mit que beginnende Nebensatz steht, vollständig oder verkürzt, stets
nach dem Hauptsatze oder als Zwischensatz, da er seinem zum
Hauptsatze gebörenden Korrelate stets folgen muss; dies Korrelat kann
übrigens auch an die Spitze des Satzes treten: Je ne suis pas si mau-
vais que tu penses (Corseille). Ma gloire vous serait moins obere
que ma vie (Racine). — Les plaisirs ainsi que les peines troublent
l'äme (Acad.). Ainsi que nos plaisirs eile accroit uos douleurs
(Düval). So treten auch im Lateinischen die Nebensätze mit quam, ac,
atque ihrem Beziehungsworte gewöhnlich nach; doch ist dort die im
Französischen ganz unzulässige Inversion nicht ganz ungebräuchlich:
Facere quam sanare vulnera facilius est (Qcinct. 5, 13, 3).
265. c) Der Nebensatz als attributive Satzbestimmung.
1. Der attributive Adjektivsatz schliesst sich seiner relativen Natur
nach seinem Beziehungsworte an und muss ihm folgen.
a. Er steht entweder als Schlusssatz oder als Zwischensatz nach
seinem Substantivbegriffe: L'usage est un vieux sot qui gouverne
le monde (Viesnkt). On ne peut desirer ce qu'on ne craint pas
(Voltaire). — Un jeune homui e qui aime ä se parer comme une
femme, est indigne de la sagesse et de la gloire (Fkselon).
ß. Der Substantivbegriff kann auch durch nachfolgeude attributive Be-
stimmungen erweitert sein, welche dem Adjektivsatze vorangehen:
Ces siecles de barbarie pendant lesquels tout perit (Blffon).
Voici un exemple tire des papiers anglais, lequel je ne puls
m'empecher de rapporter (J.-J. Rolsseau). Ein sogenanntes
Hyperbaton tritt bisweilen ein, wenn der Adjektivsatz zwischen
seinen Substantivbegriff und dessen attributive Bestimmung (besonders
einen Genitiv oder Infinitiv) tritt: L'habitude qu'il avait du peuple
(V. Hloo). Dans l'irapuissance oü il fut d'etablir solidement
une dominatiou (Villemai.n).
618 r^ritt. Tbl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. II. Satzstellung.
y. Auch findet eine Auseinanderrückung des Substantivbegriffes
und des Attributivsatzes durcii Einschiebung Ton nicht attributiven
Satzgliedern des Hauptsatzes, nicht selten auch bei guten Schrift-
stellern statt: Un loup survint ä jeun, qui cherchait aventure
(La Fontaise). Tel donne h pleines mains qui n'oblige per-
sonne (Corneille). Celui-lä est riche qui regoit plus qu'il ne
consume (La Brcyere). Et c'est nous trop souvent qui faisons
nos malheurs (Chbnier). Grammatiker missbilligen solche Tren-
nungen, welche dem Altfranzösischeu überaus geläufig sind, wie dem
Lateinischen: Hie vero nihil habet in bis malis, quod minus
moleste ferat (Cic, Mil. 22).
Eine Auseinanderrückung dieser Art findet jedoch nothwendig
statt, wenn der Nebensatz auf ein fragendes oder ein tonloses per-
sönliches Fürwort bezogen ist: Qu'avez-vous qui vous puisse
emouvoir? (Moliere) Je la vois qui s'avance (Corneille).
2. Der attributive Substantivsatz folgt seinem Substantivbegriffe un-
mittelbar: Peut-etre la conviction qu'il etait gueri contribua-t-elle
ä le guerir (V. Hügo). Eine Trennung findet sich namentlich in den
auf Hauptwörter bezogenen Temporalsätzen, die für Vertreter attributiver
Sätze gelten können: ün temps viendra que tous les hommes . . se
conduiront par les clartes de l'esprit (Chateaubr.).
Stellung der Fügewörter.
Was die Stellung der unterordnenden Fügewörter mit Ein-
schluss der relativen Adverbien und Fürwörter betrifft, so stehen sie im
Allgemeinen an der Spitze des Nebensatzes, dessen Beziehung zum
Hauptsatze sie von vorn herein anzudeuten haben. Es sind jedoch auch
einzelne Ausnahmefälle zu bemerken:
«. Die mit que zusammengesetzten Konjunktionen lorsque,
puisque werden bisweilen durch ein eingeschobenes W^ort getrennt:
La vraie vertu se fait respecter lors meme qu'elle deplait (Voltaire).
Puis donc que vous le voulez (Acad.). So trennt man im Lateinischen
oft postea . . quam, ante . . quam: An ante desinam quam . .
cognovero (Cic, Cat. Maj. 6).
ß. Bisweilen stehen Glieder des Nebensatzes vor dem Füge-
worte, namentlich in der Poesie: Mais de vos deux enfants si
l'interet vous touche (Delavigse). Tächons ä ce progres que le reste
reponde (Moliere). Lat. Perfectionis laudem si non assequimur . .
(Cic, Or. 30), Huic quia bonae artes desunt . . (Sall., Cat. 11).
y. Wenn der Hauptsatz in den Nebensatz eingeschoben wird,
so steht die Konjunktion nie vor dem ersten Theile des Nebensatzes,
welcher übrigens mit Nachdruck vorangestellt wird, sondern sie folgt
immer dem Hauptsatze: Sur vous l'on sait assez que je jette les
yeux (Regnard). Avec de vains detours, Ingrat, ne croyez pas
qu'on m'abuse toujours (Id.). Lat. Tibi me exorno ut placeam
(Plaut., Most. 1, 3, 135). Nothwendig ist diese Stellung, wenn
ein fragendes oder bezügliches Fürwort oder Adverb einem Substantiv-
satze angehört: Que veux-tu que j'en fasse? (Beacmarchais)
Comment fallait-il que füt le Messie? (Id.) S. S. 577. 578.
§266. Stellung der untergeorrineten Sätze. 619
J. Das bezügliche Fürwort giebt noch zu einigen besonderen Bemer-
kungen Veranlassung:
aa) Ihm kann eine Präposition vorangehen: Toute affeetation est ridi-
cnle meme celle par laquelie on pretend s'eloigner de l'afFectation
(Brisson).
bb) Ein Glied des Nebensatzes geht ihm selten in der Poesie voran: De
la rohe du Christ qui revet la blancheur Doit hair le peche (Dela-
vigne); der Satz ist substantivirt. Lat. Senex, Triennium qui jam
hinc abest (Pladt., Most. 1, 1, 75).
cc) Eine Umstellung des Fürwortes tritt uothwendig ein, wenn es im
Genitivverhältnisse steht und von einem Genitiv, Dativ oder
einem mit einer Präposition verbundenen Akkusativ abhängt: II
le montra entoure de satellites h la violence desquels il livrait ses
contradicteurs (Thiers). Tonte disposition testamentaire sera caduque,
si celui en faveur de qui eile est faite, n'a pas survecu au testateur
(Code Nap.). Ist jedoch der Genitiv auf einen Nominativ oder
Akkusativ bezogen, so bleibt das Fürwort an der Spitze des Neben-
satzes: Toi de qui la parole domine au parlement (Dklavigke). Un
arbitre du sort des homuies, duquel nous sommes tous les enfants
(J.-J. RoCSSEAl).
dd) Wenn Nebensätze durch Bindewörter verknüpft sind oder das Satz-
gefüge, in welchem der Nebensatz vorangeht, durch ein solches an-
gereiht wird, so geht das Bindewort, wenn es überhaupt auch sonst
stets zu Anfange des Satzes steht, dem Fügeworte voran.
266. d) Vereinigung mehrerer Nebensätze im Satzgefüge.
1. Wenn mehrere beigeordnete Nebensätze im Satzgefüge erscheinen, so
folgen sie unmittelbar auf einander: Puisqu'on plaide, et qu'on meurt
et qu'on devient malade II faut des medecins etc. (La Fontaise). J'ignore
si je vis, si je meurs loin de toi (Lemercier). Qui ne connait Rhinsberg
qu'un lac immense arrose, Oü se plaisent les arts, oü la valeur
repose (Delille). Das Französische unterscheidet sich dabei von dem
Lateinischen dadurch, dass ihm eine Anreihung einer grösseren Zahl von
Nebensätzen nicht widerstrebt.
2. Wenn von mehreren Nebensätzen einer dem anderen untergeordnet
ist, so wird der untergeordnete:
a. entweder dem übergeordneten vorangestellt (als sein Vordersatz):
II est difficile, quand on aiuie la verite, Qu'on n'ait aussi du
zele pour la justice (Le Sage). Dies ist indessen der seltenere Fall,
im Lateinischen ein nicht ungewöhnlicher: Qualis esset natura
montis . . qui cognoscerent misit (Caes., B. G. 1, 21). „Quid id
est?, „Scies, Si quid stulte fecit, ut ea missa facias omnia."
(Plact., Trin. 5, 2, 43)
ß. oder der untergeordnete wird als Zwischensatz dem übergeordneten
Nebensatze einverleibt; doch geschieht dies meist nur unmittelbar nach
dem Fügeworte des übergeordneten: Je ferais observer que, quoique
le sacerdoce, parmi nous, ne soit point uni ä l'empire, la
religion doit cöpendant se confondre avec lui (Mirabeau). Dies
geschieht auch im Lateinischen häufig. S. S. 537.
620 Dritt. Thl. Syntax. Dritt. Abschn. Wort- u. Satzstellung. IL Satzstellung.
y. oder der untergeordnete Nebensatz folgt dem übergeordneten: II ne
veut pas qn'on decide sur la moindre verite avant qu'elle soit
connue clairement et distinctement (La Brutere). Le medecin
Duncan a fait . . l'observation qu'il etait surprenant, que le demon
fit des barbarismes et des solecismes (De Yigny).
«f. nicht uDgewübulicb ist die Trennung beider durch den eingescho-
benen absoluten Hauptsatz: Mais si le gouvernement eüt voulu
la guerre, il y a cinq mois que les hostilites seraient commencees
(FOY).
3. Wenn mehrere gegen einander gleichgültige Nebensätze im Satzgefüge
enthalten sind:
«. so reihen sich entweder die auseinander tretenden Nebensätze um ihren
Hauptsatz, dem selbst ein Nebensatz noch einverleibt sein kann: Quand
i'avais temoigne assez de sollicitude, je nie retournais, comme
de son consentement, vers madame R., afin que celle-ci ne füt
pas trop jalouse (Saiste-Beüve). Lat. Posteaquam mihi nihil de
adventu tuo scriberetur, verebar, ne id ita caderet etc. (Cic,
Farn. 2, 19). Diese Art der Vertheilung der Nebensätze ist der mehr-
fachen Erweiterung des Satzgefüges am Günstigsten.
ß. oder die Nebensätze folgen einander unmittelbar entweder vor
oder nach dem Hauptsatze: Quoiqu'il füt toujours en mouve-
ment, des que sa sceur paraissait, il devenait tranquille (B. de
St-Pierre). Rappelle-toi . . la maniere dont il est parti tout-ä-coup,
aussitot que le colonel d'flervey te demauda en mariage,
lorsquil pouvait s'offrir ä notre pere etc. (Domas). Obgleich
beide Stellungen eben nicht sehr häufig sind, so scheint doch die erstere
im Französischen öfter vorzukommen, wie sie auch im Lateinischen bei
den gegen einander gleichgültigen Sätzen häufiger ist: Ubi eo ventum
est, quacumque incedit, armata multitudo pavorem ac tumultum
facit (Liv. 1, 59). Natürlich kann auch die Voranstellung mit der Nach-
stellung gleichgültiger Nebensätze verbunden sein, obwohl das Satzgefüge
dadurch oft zu sehr in die Breite gehen würde.
Wort- und Sachregister.
Die Ziffern bezeichnen die Seitenzahl.
a Vokal 8, Aussprache 9,
stumm 19, apostrophirt
35, Lautwechsel 39, Ur-
sprung 58.
a Kasuspräposition 103.
237, mit dem Akkusativ
391; wechselt mit en und
dans 406. 426. 428. 491,
mit dans 407. 428, mit
four 431, mit sur 434.
— zur Bildung präpositio-
naler Adverbien 231. 410,
voQ zusammengesetzten
oder umschriebenen Prä-
positionen 237. 238. 240,
Tgl. 417. 420. 437. 439;
jmqu'a 239. 414. 452,
quant a 165. 239. 450.
452; sauf ä 450. 452;
vis-a-vis, vis-a-vis de 238.
437; in Interjektionen 245.
— zur Bildung des Dativ
237. 405 ff., des attributi-
ven Dativ 514 ff.; im p;ir-
titiven Verhältnisse 143.
402. 494.
— adverbiale Bestimmung
mit a ohne Artikel 501,
attributive 502,
— bei einem prädikativen
Hauptwort 324. 501, einem
prädikativen Infinitiv 325 ;
statt des prädikativen Ak-
kusativ 389.
— beim Infinitiv 450 ff.,
wechselt mit de 452, vgl.
447 ; bei dem prädikativen
Infinitiv 325. 451, dem
attributiven 451. 511.
— beim Dativsatz 547, vgl.
540.
— Wiederholung und Nicht-
wiederholung 439. 440.
454. 517.
— Wegfall im Altfranzösi-
schen 106.
a cause de 238. 240. 437.
a cause que 555.
ä ce que 540. 547. 567.
a condition de mit dem In-
finitiv 449.
ä condition ^ue 243. 367. 560.
a cote de 238. 437.
ä demi 235.
ä force de 437.
a für et a mesure que 569.
a la . . elliptisch für a la
maniere, mode . . , ä la
moniere, mode de . . 410.
ä la bonne iieure! 245.414.
a la Charge que 367. 560.
a la Noel 122. 493.
ä fegard de 437.
ä merveille Adverb 231.
410; a merveille! Inter-
jektion 245. 414.
a mesure que 568.
a moins de präpositional
für hors 559.
ä moins de, a moins que de
mit dem Infinitiv 448.
a moins que, gewöhnlich a
moins que ne, Konjunktion
243. 367. 480. 559.
ä mon Corps defendant etc.
458.
a pari 231. 233; 239. 421.
a peine Adverb 235, Ver-
doppelung des Subjekts,
Inversion 321. 584; « peine,
ä peine . . que beim
Temporalsatz 347. 551.
615; a peine si, c'est a
peine si 320. 543.
rt Proportion que 568.
ä qui, (a) qui mieux mieux,
c'est a qui . . 414.
ii travers 237. 417.
a un iel point que 565,
Modus 369.
a-, ab-, abs- 295.
a-, ad- 295.
a-, an- 305.
ab- 295.
Ablaut 193, vgl. 38. 183.
208. 209. 217; in der
Zusammensetzung vom
622
Wort- und Sachregister.
Französischen vermieden
294.
-able 276. 277.
Ableitung der Wörter
99. 246. 247.
— uneigentliche ohne be-
sonderes Ableitungssuffix
246. 249. 274.
— der Nennwörter 247.
248.
— des Hauptwortes 247.
248; uneigentliche ohne
besonderes Ableitungs-
suffix 249; mit Ableitungs-
suffixen 250.
— des Eigenschaftswortes
247. 274; uneigentliche
ohne besonderes Ablei-
tungssuffix 274; mit Ab-
leitungssuffixen 275.
— des Zeitwortes 247.
283 ; von Nennwörtern
(und einigen Partikeln)
283, durch einfache Flexi-
onsendung 284, mit be-
sonderen Suffixen 287;
von primitiven Zeitwörtern
durch Suffixe 290.
Ableitungsendungen
246, Betonung 44. 248.
Ableitungsformen zur
Bezeichnung des natür-
lichen Geschlechtes 129;
s, auch Ableitungssuffixe,
besonders 246 ff. 248.
Ableitungsuffixe 246.
247.
— der Hauptwörter von
Zeitwörtern 250, von an-
deren Hauptwörtern 225,
von Beiwörtern 272.
— der Eigenschaftswörter
von Zeitwörtern 275, von
Hauptwörtern 277, von
anderen Eigenschaftswör-
tern 282, von Partikeln
283.
— der Zeitwörter von Nenn-
wörtern (und einigen Par-
tikeln) 283, durch einfache
Flexionsendungen 284, von
Partikeln 285, mit beson-
deren Suffixen 287 ; von pri-
mitiven Zeitwörtern 290.
Abreisen mit pour 431.
abs- 295.
Abscheu 244.
Absichtssatz s. Finalsatz.
Absolute Bejahung 236.
471, Verneinung 236. 483,
vgl. 481; Verstärkungen
derselben 236.
Absoluter Akkusativ 383.
390 und 456. 459. 463.
Absoluter Hauptsatz 537.
539. 568; Stellung 619.
620, vgl. 537.
Absolutes Particip 456.
459. 463, vgl. 383. 390.
absoudre 226.
Abstammung des Wortes
u. seiner Bestandtheile 42.
s'abstenir 218.
abstraire 220.
Abstrakte Hauptwörter
100, kollektiv gebraucht
100, konkret 101.
— Plural 112. 114, nur im
Plural 113, ohne Plural
114.
— Geschlecht 116. 117 ff.,
doppelgeschlechtige 124.
126.
— Kongruenz übertragener
376, kollektiver 377.
— im Akkusativ oder Ge-
nitiv bei intransitiven
Verben desselben Stammes
oder verwandter Bedeutung
178. 387.
— mit dem bestimmten
Artikel 487. 493, dem un-
bestimmten 498, ohne Ar-
tikel 500 ff.
Abwehr 245.
Abzeichen d. Alphabets 7,
It cause de 238. 240. 237.
a cause que 555.
Accent der Wörter, Satz-
glieder und Sätze 34 ff.
87 ff.; Wortaccent 37 ff.,
vgl. 34; Satzaccent 37. 40,
vgl. 34. 36; dialektischer
Accent 38.
Accente als Abzeichen
des Alphabets 7, acce7it
aigu 7, accent grave, ac-
cent circonflexe 8.
accorde)' de, s'accorder a
mit dem Infinitiv 453.
accourir 224.
accoutumer de, ä mit dem
Infinitiv 453.
accroire in faire accroire,
en faire accroire 224.
accroitre 225.
accueillir 211.
•ace, lat. -aceus, -acea
267. 278. 285. 291; lat.
-aa;, äcis 275.
-ace 278.
-acea 267. 278. 285.
-acee 278.
ä ce que 540. 547. 567.
-aceus 267. 278. 285. 291.
-ache 267.
a condition de mit dem
Infinitiv 449.
a condition ywe 243. 367. 560.
a cote de 238. 437.
acquerir 220.
-aculare 289. 291.
-aculus, a, um 262. 286.
ad- 295.
-ada (sp. pg. it.) 259.
-ade, gr, lat. -ädes 269;
lat. -äta, sp. pg. it. -ada
259. 285.
-ades 269.
adhe'rent 192, vgl. 459.
adieu vor dem Vokativ
591.
Adjektiv, attributives im
weiteren Sinne s. Ar-
tikel, (adjektivisches) Zahl-
wort, Pronominaladjektiv,
Eigenschaftswort (auch
Verbaladjektiv oder ad-
jektivisches Particip), be-
1 sonders 133 — 173 (auch
Wort- und Sachregister.
455 — 464), 486 — 510;
Stellung 600 - 607.
Adjektiv, attributives im
engeren Sinne s. Eigen-
schaftswort (auch Verbal-
adjektiv oder adjektivi-
sches Particip), besonders
133— 141 (auch 455-464),
506—510; Stellung 603
—607.
Adjektivsatz 536. 572 ff.
— substantivirt 578.
— Zeit 339. 340. 344. 346.
350, Folge der Zeitformen
354; Modus 371 ff.
— bei der Verdoppelung
des Subjektes verwandt
319. 320. 586.
— Kongruenz 379. 573,
Attraktion durch das lo-
gische Subjekt des Haupt-
satzes 319, den Bestand-
theil eines erweiterten
Satzes 320.
— ersetzt einen Infinitiv
445; enthält einen Akku-
sativ mit dem Infinitiv ib.
— Verneinung 481.
— Zusammenziehung mit
einem Hauptsatze 542.
— Ellipse 543.
— Subjekt 545, vgl. 322.
— als prädikative Bestim-
mung 545.
— für eine adverbiale Be-
stimmung, den Kasussatz
548, den präpositionalen
Nebensatz 549, Lokalsatz
549, vgl. 579, Temporal-
satz 547. 549, vgl. 579,
Konditionalsatz 560, Kon-
cessivsatz 563. 564, Kau-
salsatz, Konsekutivsatz,
Finalsatz 580.
— als attributive Bestim-
mung 572 ff. (Beziehungs-
wort 572; Kongruenz 573,
NichtWiederholung und
Wiederholung des Sub-
jekts durch ein persön-
liches Fürwort 576; als
Bestimmung von Sätzen
576; Attraktion, Ver-
schränkung 577: Verdop-
pelung des Beziehungs-
wortes 578; als Suhstantiv-
satz 545. 548. 549. 578;
durch Adverbialsätze ver-
treten 579: logische Be-
ziehung zum Hauptsatze
580; Folge von Adjektiv-
sätzen 580, Beiordnung,
Wiederholung und Nicht-
wiederholung des Relativ
581, Einordnung, Unter-
ordnung 581, vgl. 539).
— Wortstellung 586. 588:
Satzstellung 603. 604. 617 :
Stellung des bezüglichen
Fürwortes als Fügewort
618. 619.
Adjektiv - Substantiva
Geschlecht griechisch - la-
teinischer 121; doppelge-
schlechtige 128; Feminin-
bildung derer auf -eur
(-teur) 130. 133. 136. 251,
Ableitung 250; Steigerung
141; Verstärkung durch
tres 141. 471; als attri-
butive Bestimmung 506.
admettre 220.
s'adresser elliptisch 446.
advenir 218.
Adverb 101.
— Form 228 ff., ohne Ad-
verbialenduug 228, Akku-
sativadverbien, substanti-
virte Neutra ib.; mit be-
' sonderer Adverbialendung
229 ; zusammengesetzte Ad-
verbien231; präpositionale
Adverbien ib.
I — Vergleichungsstufen 232:
Verstärkung durch andere
! Adverbien ib.
i— Begriff 232 ff., Ort 232;
! Zeit 233; Art und Weise
i 234 (Weise 234, Quantität
I und Grad 235, Reihenfolge
ib., Satzadverbien ib.);
Kausalität 236.
— Verwendung als Präpo-
sition und zur Bildung
von Präpositionen 228.
237. 238.
— üebergang in Binde-
wörter und Präpositionen
228. 235 ff.
— Grenze der Präpositionen
und der Adverbien 228.
239.
— in Verbindung mit Prä
Positionen 231. 249. 439.
— Verwendung der Präpo-
sitionen als Adverbien
439.
— Berührung mit dem Ad-
jektiv 327. 464, vgl. 324;
Akkusativadverbien 228.
— substantivirt 494. 499,
vgl. 108. 109. 318.
— in der Wortbildung, zur
Ableitung von Hauptwör-
tern 248, Adjektiven 283,
Zeitwörtern 283. 285; zur
Zusammensetzung von
Nennwörtern und Verben
303, Hauptwörtern 303,
Eigenschaftswörtern 311,
Zeitwörtern 313.
— als Subjekt 318: Her-
vorhebung eines Adverb
oder einer adverbialen Be-
stimmung durch Verdop-
pelung des Subjekts 320.
585. 590; Beziehung des
verneinenden Adverb auf
das Subjekt 228. 473.
— als prädikative Bestim-
mung 327, vgl. 324.
— als adverbiale Bestim-
mung 101. 228. 464 ff.,
Berührung mit attribu-
tiven Bestimmungen,
Schwanken zwischen Ad-
jektiv und Adverb 464;
j Ort 465; Zeit 468; Art
und Weise 468; Satz-
1 adverbieu, absolute Be-
624
Wort- und Sachregister.
jahung und Verneinung,
Satzverneinung 471 ff.,
Satzadverbien heim appo-
sitiven Substantiv und
Adjektiv 517.
— ziu Bestimmung des
Eigenschaftswortes 509,
vgl. 517, des appositiven
Substantiv 517.
— als attributive Bestim-
mung 510.
— Stellung beim Infinitiv u.
Particip 593. 594; Stellung
des fragenden und relati-
ven 594, der Orts- und
Zeitadverbien ib., Modal-
adverbien 595; Reihenfolge
adverbialer Bestimmungen
597; Stellung des attribu-
tiven Adverb 607.
— bewirkt Inversion des
Subjekts 584. 585. 587,
Nachstellung des Eigen-
schaftswortes 605.
Adverbiale Satzbe-
stimmungen 383 ff.
(Kasus 383, Kasus mit
Präpositionen 417, Mittel-
formen des Zeitworts 441,
Adverbien 464).
— im zusammengezogenen
Satze 521. 522.
— Stellung 589 ff., Reihen-
folge mehrerer 597.
— bewirken Inversion des
Subjektes 584. 585.
— der Nebensatz als ad-
verbiale Satzbestimmung
546 ff., Stellung 613 ff.;
s. auch Adverbialsatz.
Adverbialsatz im wei-
teren Sinne 546 ff., Zeit
339, Modus 357. 361 ff.,
Stellung 613 ff.; s. auch
Kasussatz, präpositionaler
Nebensatz, Adverbialsatz
im engeren Sinne.
Adverbialsatz im en-
geren Sinne 549 ff., Zeit
339, Modus 365 ff., Stel- auch -«^o 251; Geschlecht
lung 614 ff". 118.
— der Ortsbestimmung -agine 251.
549, Zeit 339, Modus 365. •agium 257.
369. 371, Stellung 614;
s. auch Lokalsatz.
— derZeitbestimmung549, i
Zeit 339. 347, Modus 365, |
Stellung 614; s. auch 1
Temporalsatz.
— des Kansalverhältnisses i
555 ff, Zeit 339. 344 ff. |
353 ff., Modus 358. 359. j
366 ff, Stellung 615; s. j
auch Kausalsatz im enge-
ren Sinne, Konditional-;
satz, Koncessivsatz, Kon- j die' 244.
sekutivsatz, Finalsatz. -aie 258.
— der Modalbestimmung äieul Plural 107.
566 ff., Zeit 339, Stellung ! -aigne, lat. -anea 258
588. 616; s. auch Modal- i -inia 270.
Satz.
— als Vertreter des Ad-
jektivsatzes 579, vgl. 549.
546. 551, auch 465. 466
und 365. 371.
-agne, lat. anea 258; lat.
anm (annia) 270.
-ago 251. 257.
ah! (ah, ah!) ah bah! ah
fa! ah! dame! ahdiabk!
ah fi! 244.
ahi! 244.
-aht (german.) 264.
ai Vokal 8, Aussprache 12,
vgl. 20, Lautwechsel 39,
Ursprung 63.
-ai in vrai 275.
lat.
! all Plural 107.
\-ail, -aille Suffix 262.
■ 286; — Plural der Wörter
auf -ail 107.
i -alller 289. 291.
Adversative Beiordnung, i ailleurs Adverb 232 , ailleurs
syndetisch 527, asynde-
tisch 535; Stellung 612.
— Bindewörter, Stellung
612.
— Partikeln im Hauptsatze
eines Koucessivsatzes 561.
(e, ae, ae Schreibweise und
Aussprache 8. 19.
Aechte Präposition 238.
417.
aerdre (afr.) 221.
afin de mit dem Infinitiv
449.
afin que 566, Modus 371.
a force de 437.
Afterpräposition 238.
437.
a für et a mesure que 569.
-age, lat. -ago 251, vgl.
257. 281; Geschlecht 118.
251; — lat.-afjc«wj, -agium
257. 285, vgl. -aticus 281,
que 571; d' ailleurs Kon-
junktion, Satzstellung 611,
vgl. 524.
aim nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17, Lautwechsel
39.
-aim 251. 286.
aimer mit dem Konjunktiv
361; dem reinen Infinitiv
444. 452, mit de 444. 452,
kausal 449, mit a 452; —
aimer mieux mit dem
Konjunktiv vgl. 361; dem
verdoppelten reinen In-
finitiv 444, aimer mieux ...
que de 444. 448.
ain nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17, Lautwechsel
39.
-ain, lat. amen 251.
-ain, -aine, Jat. anus, a, in
Personal- und Sachsub-
Wort- und Sachregister
625
stantiven 256, Volksnamen
271, Adjektiven (und Ad-
verbien) 278, vgl. 279;
lat. -aneus, a 279.
-aine, lat. -anm m. 256, in
Kollektivzahien 145. 257;
lat. -ana 256. 271, 278;
lat. -anea 279; lat. -ania
270.
aine 234. 295.
ainsi Adverb der Weise
235, prädikativ 237, Kor-
relat zu comme 468. 567,
zu tel que 569; — Kausal-
adverb 237.
— ainsi, ainsi donc Kon-
junktion, beiordnend 531,
Stellung 595. 612; ainsi
que, ainsi . . que, ellip-
tisch ainsi im Modalsatz
570, vgl. auch 242, Kon-
gruenz 380, Stellung 617.
-aire 255. 279. 282. 286.
-ais, lat. -ensis, m. 270,
-ais m., -aise f. 272; lat.
-ax, acis 275.
Akademie, Wörterbuch
5; orthographische Aende-
rungen, e und e 7. 8, oi
und ai 15, tres ohne
Bindestrich 40. 301. 471
u. a.
Akkusativ 103 ff. 106;
im partitiven Verhältnisse
143. 402. 494; zum No-
minativ geworden 104, vgl.
151 und 152. 153; bei
Präpositionen 238. 391.
417.
— zur Bildung von Ad-
verbien 228. 229. 386.
— in der Zusammensetzung
des Hauptwortes 306. 307.
511 und 309, des Zeitwortes
312.
— erscheint im Satze zu-
nächst in der Gestalteines
anakoUithischen Subjekts
322. 590.
— prädikativ 388, Kon-
Mälzner, fr. Gr. 3. Aufl.
gruenz des participialen
Prädikatsakkusativ 458.
460. 462; der Infinitiv als
prädikativer A kkusativ 445 ;
durch poiir 389. 431, co/n/ne
389. 567, einen Akkusa-
tiv mit dem Infinitiv etre
ersetzt 389; ohne und mit
Artikel 501; Stellung 598.
- als adverbiale Bestim-
mung 383 ff. (Raum 385;
Zeit 385; Mass, adver-
bialer Akkusativ 386; Ob-
jekt 386, bei Intransitiven
387, doppelter prädikativ
388, vgl. oben, doppelter
der Person und Sache 389,
der Akkusativ der Person
wechselt mit dem Dativ
389, 411. 445; unabhängig
390; absolut 383. 390,
auch 456. 459.463; ellip-
tisch 390; mit Partikeln
391, vgl. 238. 417; bei
il y a 177; bei voici,
voilä 391, vgl. 239);
durch den Infinitiv ver- i
treten 443. 448. 452; ohne
Artikel 501, vgl. 405;
Stellung 589. 598, vgl. 322. 1
590, des faktitiven 598. |
— als attributive Bestim- i
mung 511, vgl. 306. 307, |
auch 309. 514. j
— Kongruenz des Particip 1
des Perfekt mit dem Ak-
kusativobjekt 460 ff., des
prädikativen Particip 388.
458. 460. 462. j
Akkusativ mit dem In-
finitiv 389.390.445, für!
den einfachen Akkusativ j
389; der Infinitiv wechselt I
mit einem Particip oder
Adjektivsatz 445, der Ak- ^
kusativ der Person mit
dem Dativ 389. 390. 445.
— im Altfranzösischen Sub- j
jekt des Satzes 316. |
Akkusativadverbien '
228. 229, des Masses 386.
Akkusativsatz 546, Stel-
lung 613.
j Aktiv 174; Konjugations-
I tabelle für die schwache
! Konjugation 197. 198 ff.,
j die starke 215. 216.
-al, -ale 258. 259; 278;
I 285; — Plural der Wörter
! auf -al 107. 137.
\ä la . . elliptisch 410.
, a la bonne heure ! 245. 414.
j ä la Charge que 367. 560.
' ä la Noei 122. 493.
lalas! 244.
-ald 269.
-aldus 269.
-ale 259; 279.
ä l'egard de 437.
alentour mit vorhergehen-
dem de attributiv 510.
-alia 286, vgl. auch 122.
\-alis, e258. 259; 278; 285.
aller 209.
— mit dem reinen Infinitiv
445. 446.
— mit dem gerundivischen
Particip (mit und ohne
en) 458.
— reflexiv s'era aller 209.
298. 467. 468.
— unpersönlich il y va de
396. 397. 467.
— Verwendung der Impe-
rativformen als Interjek-
tionen 245. 374.
allons! 245. 374; allons
gai! 245.
-alön (ahd.) 291.
alors Adverb 234; im Nach-
satz 531. 536; — Kon-
junktion, beiordnend 531.
532, do7ic alors 531.
alors que 551.
Alphabet 6; Abzeichen
desselben 7.
Altfranzösisch, Namen,
Dialekte 4; Hülfsmittel für
das Studium desselben 4.5.
— Deklination des Nenn-
40
626
Wort- und Sachregister.
Wortes 103 ff. (Hauptwort
105; Eio^enschaftswort 133;
ArtikelUl; Zahlwort 145;
Fürwort, persönliches 149,
zueignendes 152, hinwei-
sendes 154, fragendes 157,
bezügliches 160, unbe-
stimmtes 162.
— Konjugation 184 ff., Ta-
belle der Flexionstormen
186, Hülfszeitwörter 193,
Aktiv der drei schwachen
Konjugationen 198, starke
Konjugation 215.
— Adverbien 230. 231.
233 ff.
— Präpositionen 237. 238.
— Konjunktionen 241.
— Interjektionen 245.
am nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
ainb-, ambi- 302.
äme vivante Füllwort 474.
-amen 251. 286.
avientevoir (afr.) 226.
ä merveille Adverb 231.
410; a merveille! Inter-
jektion 245. 414.
ä mesure que 568.
ä moins de präpositional
für hors 559.
ä moins de, a moins que de
mit dem Infinitiv 448.
a moins que, gewöhnlich a
moins que ne Konjunktion
243. 367. 480. 559.
a man corps defendant etc.
458.
amont 233.
amour Geschlecht 125.
amphi- 302.
s'amuser de und ä mit dem
Infinitiv 453.
an nasaler Vokal 16, Aus-
sprache ib.
an- 305.
-an 256. 271. 278; — Fe-
mininum 130.
ana- 302.
Anakoluth 315; anakolu-
thisches Subjekt 322;
durch eine vom Adjektiv-
satz geübte Attraktion ent-
standen 577; ersetzt die
Voranstellung des Akku-
sativobjekts 590; anakolu-
thischer Infinitiv 443.
Anaphora in der asynde-
tischen Beiordnung 534,
der unterordnenden Kon-
junktionen, Adverbien und
Fürwörter ib., des bezüg-
lichen Fürwortes 581, des
Beziehungswortes beim
Adjektivsatz ib.
-ance 252. 285.
ancien 283.
-and, lat. -antem 249, vgl.
275; lat. -andus 2b'2; ger-
man. -ine 249.
-ande 252.
-ane 256. 257. 271. 278.
-ane, e 279.
-anea 258. 279.
-anee 279.
-aneus, a 279.
-ange, vgl. lat. -emia 252;
lat. -anea 279.
Angleich ung mehrerer
Wörter 56.
— verschiedener lateini-
scher Suffixe 248.
Anlaut in der Bindung
34 ff.
-ania 258. 270.
[Ankündigung als ellipti-
; sches Subjekt 323, vgl.
! 328.
j -anne 256. 271. 378.
: -annia 270.
[Anomale Zeitwörter 209.
211. 213.
I Anrede von Personen mit
vous und tu 317; durch
den Vokativ 384, mit dem
Pronominaladjektiv der
ersten Person ib., dem be-
stimmten Artikel 384. 488,
mit attributivem ce 506.
Anruf, Interjektion 245,
Vokativ 384, elliptischer
Akkusativ 328. 390. 391.
-ans, antis 192. 249. 274.
286.
-ant 249. 274. 286; Plural
der Substantiva 107, Ad-
verb der Adjektiva und
Participien 230.
ante- 295.
ante- 295.
anterieur 140. 283, mit h
412.
anti-, lat. ante-, anti- 295;
gr. ävTi- 302.
-antia 252.
Antwort, verkürzt, Be-
jahung 236. 471, Vernei-
nung 236. 471. 481. 483.
Anzahl, grosse, durch
cent, milk, million be-
zeichnet 504.
-anus, a 256. 271. 278.
279.
a part Adverb 231. 233;
Präposition 239. 421.
a peine Adverb 235, kann
Inversion bewirken, mit
Verdoppelung des Subjekts
321. 584; — ff peine, a
peim . . que beim Temporal-
satz 551, Satzstellung 615,
Zeit 347: ä peine st, c'est
ä peine si 320. 543.
apercevoir 221.
apo- 302.
Aposiopese 315.
Apostroph 34. 35, vgl.
I 150. 151 etc.
i apparaitre 226.
I apparemment que elliptisch
[ 543.
] apparoir 226.
I appartenir 218.
iAppellativa s. Gattungs-
namen.
Apposition 486. 516 ff.
— Hauptwort 517, Kon-
gruenz ib., vgl. 376. 377;
bei Sätzen und Satzgefü-
gen 328. 517.
I
Wort- und Sachregister.
627
Apposition, Eigenschafts-
wort 518.
— Fürwort und Zahlwort
518, vgl. 415. 416.
— als Satzverkürzuug 328.
517. 541, vgl. 567.
— Subjektsatz appositiv
544.
— attributiver Substantiv-
satz als Apposition 582.
— Nichtwiederholung (und
Wiederholung) der Präpo-
sitionen 440. 517.
— ohne und mit Artikel
502, vgl. 516. 518. 601;
Vun 496.
— mit comtne 517. 541.
567, bien gue, quoique
518. 541, probablement
u. a. 518.
— Stellung 609.
Appositiver Genitiv 512.
apprendre 220; mit a und
dem Infinitiv 452.
aprh Präposition 237. 239.
424, mit dem Infinitiv
458; ff a/;m 237. 239. 436.
— Adverb 439; dapres
attributiv 510.
apres- 295.
apres que 241. 554. 571,
Zeit 347.
a Proportion que 568.
a qui, (a) qui mieux, c'est
a qui . . 414.
Aquitanier 1.
Arabisches Element 3.
arc/i- 304.
archeveche mit de 513.
archi- 304.
-ard, e (german.) 268. 272.
277. 285.
-are mit -iare vertauscht
284, vgl. 208.
arguer Orthographie 8. 192.
-aria 260.
-aris 256. 279.
-arius, a, um und -arius, a
255. 279. 286.
arreter 210.
arriere- 295. 300.
arridrer 295.
arrondissement mit de 513.
Arten des Satzes 240.
314 ff., in der Beiordnung
520 ff., der Unterordnung
536. 543 ff.
— des Zeitwortes 101.
173. 174. 177; Vertau-
schung 178.
Artikel 101. 141. 486;
Stellung 600.
— , bestimmter, Formen
142; Verschmelzung mit
de, a ib., mit en (in es) ib.
als determinative Be-
stimmung 487 ff.
Gebrauch im Allge-
meinen 487.
— — bei den verschiedenen
Klassen der Hauptwörter
488 ff.
bei anderen Rede-
theilen 494.
im partitiven Ver-
hältnisse 143. 401. 494.
Verbindung miteiner
anderen determinativen
Bestimmung 496.
beim Vokativ 384.
488.
— — statt des attributiven
Possessivpronomen 505.
— — Wiederholung, Kon-
gruenz 497, vgl. 508.
509.
Korrelat 572. 579,
vgl. 569.
Stellung 600.
— , unbestimmter. For-
men 143.
als determinative Be-
stimmung 498 ff.
— — Gebrauch im Allge-
meinen 498.
— — hei verschiedenen
Klassen der Hauptwörter
498.
bei anderen Kede-
theilen 499.
— — Verbindung mit einer
anderen determinativen
Bestimmung 499.
Wiederholung, Kon-
gruenz 499, vgl. 497. 508.
509.
Stellung 600.
— , Wegfall des Artikels
überhaupt 499.
-as, adis (lat.) 269; -as, ätis
(ätis) (lat.) 272, vgl. 259.
-as (fr.), lat. -aceus 267.
285. 291.
-asc- s. Inchoativformen.
-nsma 261.
-asme 261,
-asmus 261.
-asque (it.) 272. 281.
assaillir 210.
-asse 267. 278. 285; -assier
280: -asser 291.
asseoir 221.
-asser 291.
asservir 211.
assez Adverb 235, mit de
403; Einfluss auf die Stel-
lung des Adjektiv 605.
-assier 280.
assidüment 230.
Assimilation der Konso-
nanten 49; bei der Zu-
sammensetzung mit Par-
tikeln 294.
Assimiiirung bewirkt
Doppelformen desselben
Wortes 55: s. auch An-
gleichung.
assortir 211.
-aster 269. 282. 285.
-astre 269.
nstreindre 214.
Asyndetische Beiord
nung 532 ff., kopulativ
532, disjunktiv 534, ad-
versativ 535, kausal ib.
— Mischung mit der syn-
detischen 534.
— Kongruenz 379. 380.
Asyndetische Hauptsätze
für das temporale Satz-
40*
628
Wort- und Sachregister.
gefüge 552, das konditio-
nale 559, koncessive 562.
-at, lat, -atus, um 249;
lat. -atus, üs 259; lat. -as,
ätis ib.
-at, e, lat. -a«, ütis (ätis)
272: acht roman. 264; Fe-'
mininum der Wörter auf
-at 129. 135. 264
■ata 259. 285; für -ates 272.
-ate acht roiuan. 264; lat.
-OS, ätis (ätis) etc. 272.
•ates 272.
Athaulf 3.
-atiare 291.
-aticum 257. 285, vgl. 281
(auch 251).
-aticus 281, vgl. 257.
-atique 281.
ä travers Adverb 231; Prä-
position 237. 417.
-ätre 269. 282. 285.
atteindre 214.
attenant mit schwankender
Konstruktion 239. 419.
attendani que, en attendant
gue 554, Modus 365.
attendre, s'attendre Zeit 335.
336, vgl. 349; Modus 362.
attendu 237. 437. 460. 507.
594, vgl. 134.
attendu que 556.
attraire 220.
Attraktion liei der Ver-
doppelung des Subjektes
319. 320.
— des Zeitwortes durch
einen attributiven Genitiv
beim Subjekt (plus d'un,
Quantitätsbezeichnungen)
378. 575; s. auch Synesis
377. 378 und vgl. das Par-
ticip 461.
— des Zeitwortes durch
den prädikativen Begriff
319. 377, vgl. 379.
— vonEintheilungsgliedern
beim fragenden Fürwort
402.
— eines Adjektiv (oder
Particip) bei Zahlbestira-
mungen 403.
— des Particip durch einen
attributiven Genitiv bei
que,coTnbien, le peuetcAGl.
— der Verbalbestimmung
durch das Subjekt oder
Objekt (Attribut statt des
Adverb) 464.
— des Adjektivsatzes 319.
320, vgl. 377. 379, auch
461; durch den Adjektiv-
satz 320. 577.
Attribut 486,Betonung ib.
Attributive Satzbe-
stimmung 486 ff., Stel-
lung 600 ff.
— im engeren Sinne 486 ff.,
determinativ 486 ff., (Ar-
tikel 486, Zahlwort 503,
Pronominaladjektive 505),
Stellung 600; —qualitativ
506 ff. (Eigenschaftswort
506, Adverb 510, Infinitiv
ib., Hauptwort 511), Stel-
lung 603 ff., eines adjek-
tivischen und eines sub-
stantivischen Attributes
bei demselben Beziehungs-
wort 609.
— Apposition 516ff.(Haupt-
wort 517, Eigenschafts-
wort 518, Fürwort und
Zahlwort ib.), Stellung
609.
— Nebensatz, Adjektivsatz
572 ff., Substantivsatz 582;
Stellung 617. 618; An-
reihung an andere attri-
butive Bestimmungen 581,
vgl. 522.
Attributiver Akkusativ
511, Genitiv ib., Dativ
514; Stellung des attribu-
tiven Substantiv 607 ff.
Attributivsatz s. Ad-
jektivsalz.
-atus, a, um 249. 281 (vgl.
277), -ata 259. 285; —
-atus, tls 259.
au Vokal 8, Aussprache 12,
Lautwechsel 39, Ursprung
67.
-au Plural der "Wörter auf
-au 107, vgl. 137.
au bas de 238. 437.
au cas quebbd. Modus 367.
aucun Fürwort 167, affir-
mativ ib., ohne Artikel
503. 602.
— Füllwort 472. 474; ohne
ne verneinend 472, vgl.
481.
— mit de 403.
— zusammenfassend, Kon-
gruenz 380.
— Stellung 596, des attri-
butiven 602. 603.
aucunement 236. 474.
-aud 269. 283. 286.
-awf/e 269. 283.
au dedans de 238. 438.
au defaut de 437.
au dehors Adverb 238. 438,
Präposition 438.
au dela de 238. 239. 438.
au-dessous de 238. 239. 438.
au-dessus de 238. 438.
au devant de 238. 438.
A ufforderung im Vokativ
384; mit que ne 475.
i Aufmuntern ng 245.532.
au für et ä inesure que 569.
lAugmentativendungen
; derHauptwörter250.261fl\,
vgl. auch 260: der Eigen-
i Schaftswörter 277. 281 ff. ;
' frequentative Suffixe bei
Verben 289 ft\
au haut de 437.
; avjourd'hui mit vorherge-
: hendem de attributiv 510.
I au Heu de 238. 437.
' -ault 269.
au milieu de 238.
au moins Adverb 231. 470,
kann Inversion bewirken
321. 584; tout au moins
470.
au moyen de 238. 437.
Wort- und Sachregister.
« un tel point que 565, Mo-
dus 369.
auparavant 231. 234; au-
paravant que 571.
au point que 565, Modus
369.
aupres de 238. 438; d'au-
pres 438: d' aupres de chez
418.
•aw prix de 437.
Auseinanderrückung
der Satzglieder 596. 600,
der Nebensätze 620.
Auslassung der Präposi-
tionen 439 ff., vor Intiuiti- \
Yen 441. 454, vor der Ap-
position 440. 517.
— des Subjekts 322, des
grammatischen 322. 583.
— des Prädikats 323. 328.
S. auch Wiederholung
und Niclitwiederholung,
Ellipse, elliptischer Akku-
sativ u. s. w.
Ausruf Interjektion 244.
245; Vokativ 384; ellip-
tischer Infinitiv 446; di-
rekte Frage 468. 475. 506,
vgl. 159, elliptisch 506,
mit comme 468, vgl. que
ne 475 u. a., Stellung 586.
594; mit eh mais 529;
elliptischer Substantivsatz
etc. 542. 543.
Aussageadverbien 235.
471.
Aussagewort 101.
aussi Adverb 235. 468 ff.,
mit pas (nicht poinij 473,
bei Adjektiven ohne Ein-
fluss auf deren Stellung
605.
— in der Beiordnung 524,
Stellung 611. 612; aussi
bien 524, mais aussi, et
aussi, ne . . pa« (point)
attssi 525.
— kann Inversion be-
wirken 321. 322. 584.
585.
aussi im Nachsatz 536. 567,
mit Inversion 585.
— im Modalsatz comme
aussi, comme . . aussi 567 ;
früher aussi . . comme
568; aussi . . que 469.
570, ohne que 469; aussi
bien que 243. 469, ver-
kürzt 469. 541, Kongruenz
380.
aussitöt beim absoluten
Particip des Perfekt 459; |
präpositional 239.
aussitöt que 552. 570, Zeit
347.
Aussprache der Vokale
9 ff., der Diphthonge 14, der
nasalen Vokallaute 16, Vo-
kalisation vor / jnouilleld;
Verstummung 19.
— der Konsonanten 21 ff.,
nasale und flüssige Buch-
staben 21, Lippenlaute
22, Zahnlaute 29, Kehl-
laute 24; Verstummung 28.
-aut 269. 286.
autant Fürwort 165. 470,
vor dem Modalsatz 570;
autant de 403, vgl. 470.
570, Kongruenz 378, vgl.
461. 575; Stellung 590.
— Adverb 235. 468 ff.,
autant und tant, si, aussi
ib.; Stellung 595. 596.
— mit pas (nicht point)
473.
— konjunktional, in der j
Beiordnung, autant . .|
autant 533, vgl. 568, Stel- 1
hing 595; durch d' autant
. . que ersetzt 242, vgl
568.
in der Unterordnung,
temporal autant que 553.
570. I
— — kausal, d autant . ,|
que, d'autant que 555. i
modal, früher autant
comme 468. 568; d autant
. . que, früher dautant . .
ohne que ib.; autant que,
autant . . que 469. 470. 570,
vgl. 242.
autant vaut 595.
automne Geschlecht 124.
autour de 238. 437.
au travers de 238. 439.
autre 172; Stellung 173.
584. 602. 603.
— neutral (autre, autre
chose) 165. 173.
— prädikativ 327, vgl. 173.
502; Stellung 584.
— attributiv 172. 173. 506;
Stellung 602. 603.
— appositiv 518. 603.
— mit dem bestimmten
Artikel 494. 496. 506, dem
unbestimmten 499. 502,.
ohne Artikel 502; dautres
173, bien dautres 496.
— im Modalsatz, autre . .
que 571, Verneinung 480,
Stellung 603.
autre . . autre 173. 502.
584.
autre chose 165. 173.
autre . . que 571. 603,
. . que ne 480.
de cbte et d autre, de part
et dautre 172. 392.
Vun V autre etc. 172. 496.
518, bei reciproken Verben
175; Tun . . Fautre 172.
518. 533; Fun et F autre
172. 496. 533, Kongruenz
380; ni fun ni l' autre
Kongruenz 380.
nous autres etc. 173. 603.
un autre moi-meme etc. 172.
325. 499.
nutrement que 571, . . que
ne 480.
autrui 165, vgl. 154. 172;
Cautrui 165.
aval 233.
avancer 285.
avant Präposiiiou 237. 239.
424. 516, elliptisch 439;
mit de und dem Infinitir
630
Wort- und Sachregister.
448. 453: d'avant . . at- j
tributiv 510; des avant '■
240; en avant de 424.
avant Adverb 232. 295. 424.
439, verstärkt 233. 424; en'
avant 424. ;
avant- 295.
avant que 241. 453. 554.
571, Modus 365. 370;!
avant que . . ne 370. 479, '
ohne ne 480. |
— mit de und dem Infini- I
tiv 448. 453, früher ohne ;
de 448.
avec Präposition 237. 424.
516, wechselt mit chez \
418. 425; Kongruenz 380; j
d'avec 240, 425.
— Adverb 439. j
avenir 218, substantivirt I
109. 250. 455. !
avoir Konjugationsformen f
193ff. 221 ; ohne Passiv 175. :
— Hühszeitwort zur ßil- ■
düng umschreibender Zeit- 1
formen ISOfT. |
— mit doppeltem Akkusa- !
tiv 389, vgl. 487, prädi- j
kativem Particip des Per- i
fekt 389. 462, mit pour 389. j
— mit artikellosem Objekt
405. 501, negirt mit Füll-
wörtern ohne de 405. j
— mit ä und dem Infinitiv I
451, Kongruenz des Par-
ticip 463. I
— ayant mit dem Particip j
des Perfekt 463; in der
Zusammensetzung 307.
— mit einfacher Vernei-
nung ohne Füllwort in
avoir garde, je n'ai que
faire a cela 475.
— NichtWiederholung im
zusammengezogeneu Satze
521.
— unpersönlich il y a mit
folgendem Objektsakkusa-
tiv 177, pleonastischem y
467, mit a und dem In-
finitiv 452; — il y a . .
que im Temporalsatz 554,
mit ne oder ne . . pas etc.
479. 480.
-ax, acis 275.
ay Vokal 8, Aussprache 12,
Ursprung 63.
— mit konsonantischem
oder vokalischem und kon-
sonantischem etc. y 27.
27, Ursprung 98, vgl. 63.
-oy 258.
ayant zur Bildung zusam-
mengesetzter Participial-
formen 463; in der Zu-
sammensetzung 307.
aye! 244.
-ayer als Verbalsuffix 288;
Formen der Zeitwörter auf
-ayer 98. 192. 208. 209.
B.
b Konsonant 20, Aussprache
22, stumm 29, Ursprung 78.
bah! 244. 245, ah bah!
244, bah, bah! 245.
baisemain Geschlecht 125.
bas Akkusativadverb 228;
a bas, en bas 231; au bas
de 238. 437.
baste! 245.
battre 213.
Bäume, Geschlecht 115.
be- 304.
beau, bei Femininum 135,
Plural 137, Stellung 604;
bei Akkusativadverb 228,
bellemeni, bien 229 ; belle in
Pavoir echappe belle etc.
463.
beaucoup Fürwort 165, mit
de 165. 403.
— Kongruenz 378, mit
einem Adjektivsatz 575.
— Stellung als Objekt 590,
beim Infinitiv 593.
— il s'en faut de beaucoup
392, mit que ne 479.
— Adverb 235. 471, Stei-
gerung 232.
Bedauern, ungeduldige
Frage mit que ne 475.
Bedeutung des Haupt-
wortes im Plural verändert
111.
Bedingung einer Behaup-
tung durch comme 567.
Bedingungssatz s. Kon-
ditionalsatz.
Begriffs unterschiede
an Doppelformen desselben
Wortes geknüpft 55, des-
selben Suffixes 248; an
den bestimmten Artikel
im partitiven Verhältnisse
495.
Behauptender Satz 315,
Stellung de« Subjekts 581.
586.
Behauptung durch cowme
bedingt oder bestätigt 567.
Beinamen 516. 518. 601.
Beigeordnete Sätze s.
Beiordnung.
BeiordnendeKonjunktioii
s. Bindewort.
Beiordnung der Sätze
240. 520 ff.
— Zusammenziehung in
derselben 520.
— syndetische 522 (kopu-
lativ 522, disjunktiv 526,
adversativ 527, kausal
530).
— asyndetische 532 (kopu-
lativ 532, disjunktiv 534,
adversativ 535, kausal ib.).
— asyudetische und syn-
detische gemischt, kopula-
tiv 534, vgl. 523, disjunk-
tiv 526. 527.
— polysyndetisch 523, vgl.
534.
— Kongruenz 379 tf.
— Stellung 611.
Beiordnung von Satz-
gliedern 102. 240. 522.
— der Eigenschaftswörter
508, Stellung 606; vgl.
486.
Wort- und Sachregister.
631
Beiordnungder Adjektiv- !
Sätze 580.
Beispiel mit comme ange-
führt 567, mit tel que 569.
Beiwort s. Eigenschafts-!
wort. ;
Bejahung, absolute 236. [
471; zwei Verneiuungeu 1
bejahen 474, nicht 475. |
484. 485; ein negatives
Satzglied im unvollständi- ,
gen Satze affirmativ ge-
dacht 522.
bei s. btau. j
Beigen 1. |
belle in favoir echappel
belle etc. 463.
bellemeni 229.
bellissime 140.
bene- (bene-) 303. !
benin 283, Femininum 135.
benir 212.
Berain 15.
Bergnamen, Geschlecht I
116, mit und ohne Artikel ]
490. 491, vgl. 489, ohne
und mit de nach mont, i
wionfa^ne 490. 491. 513. 516. !
Beruhigung 245. |
bes- 304.
Beschwichtigung 245. |
Besorgniss, Modus 363,
Verneinung 476.
Bestandtheile des Wor- 1
tes 6, Abstammung 42.
Bestätigung einer Be- 1
bauptung durch com7He567.
Bestimmungswort 246.
292.
Äe'tazVPlural 107, Geschlecht
122.
beieme/U 228. 1
Betheuerung, Satzadverb [
235. 236, Stellung 596. '
— Interjektion 245. ,
— mit par 430, pour 432,
sur 435.
— mit ou 612, vgl. 527.
— mit ainsi . . que, ainsi
570, Modus 359.
Betonung des einzelnen
Wortes 34. 37 ff.
— der Satzglieder u. Sätze
37. 40, vgl. 34. 36.
— in der Ableitung 38.
42 ff. 247. 248.
— in der Znsammensetzung
39. 42 ir. 247. 293.
— der persönlichen Für-
wörter 149. 414. 573.
— der Veibalformen 38.
192, vgl. 190.
— des Attributes 486. 516;
vgl. Stellung 600. 604. 609.
Beziehung des Subjektes
und Prädikates auf einan-
der 374, im einfachen
Satze 375, im zusammen-
gezogenen Satze 379.
— des Hauptsatzes auf den
Nebensatz 540.
— logische des Adjektiv-
satzes zum Hauptsatze
580.
Bezügliches Fürwort 101;
Biegungsformen 160.
— Ersaiz des Genitiv durch
dont 161. 465. 466; des
Dativ durch oii 465; d'oü,
par oü ib.
— Subjekt 161. 379. 576;
NichtWiederholung durch
ein persönliches Fürwort
576,Wiederholung (gue) ib.
— prädikativ (que) 161.
327.
— Objekt und mit Präpo-
sitionen 161. 162.
— attributiv (lequel) 161.
506. 577, Stellung 602.
— im Adjektivsatz 572 ff.;
Kongruenz des Relativ mit
dem Substantivbegriff im
Hauptsatze 573 ff., des
Zeitwortes 379. 576.
— Wiederholung u. Nicht-
wiederholung 581, vgl.
534.
— Stellung 588. 590. 602.
618. 619.
bi- 304.
Biegung 99. 102 ff.
Biegungsformen 99.
— des Nennwertes 102 ff.
(Hauptwort 105, Eigen-
schaftswort 133. 138, Ar-
tikel 141, Zahlwort 144,
Fürwort 148).
— des Zeitwortes 179 ff.
— der Partikeln (Reste)
191. 227. 232.
bien Adverb 229. 235. 471,
neben bonnement 229, für
bellement ib.; Steigerung
232, verstärkt den Kom-
parativ 140. 232.
— in Interjektionen, eh
bien! he bien! he bien?
245.
— prädikativ 337.
— mit de und dem Artikel
496, bien d'autres ib.
— zur Verstärkung des
Komparativ 140. 232; ou
bien 527; mais bien 529,
mais bien plutot 530;
quand bien meine 550.
— Stellung beim Infinitiv
593, dem attributiven Ad-
jektiv 600. 605.
bien- 303.
bien entendu que 243. 560,
Modus 367.
bienfaisant, bienfait 219.
bien que 561, Modus 368;
im verkürzten Koncessiv-
satz 541, beim appositiven
Substantiv, Adjektiv und
Particip 517. 518.
bienseant 221.
bientot 234.
bienveillant 223.
■bile 276.
-bilis 276.
Billigung 245.
Bindestrich 39; jetzt
nicht mehr nach tres 40.
301. 471.
— in derZnsammensetzung
292, der Hauptwörter 109
632
Wort- und Sachregister.
305, der Eigenschaftswörter
137. 310, der Partikeln
227.
— durch Apostroph ver-
treten 40. 292. 298, vgl.
auch 34. 35.
Bindevokal in der Zu-
sammensetzung 247, des
Substantiv 247. 306, des
Adjektiv 138. 310. 311, des
Verb 247. 312.
Bindewort 102. 240.
— Form 241; üebergang
der Adverbien in Binde-
wörter 228.
— grammatische Bedeu-
tung, Eintheilung 240.
242 ff.
— beiordnend, Binde-
wort im enge reu Sinne
102. 240. 242. 520. 522 ff.
au der Spitze der
Parenthese 537.
durch das unter-
ordnende ersetzt 242. 380.
542. 567. 570.
— — Stellung 612, neben
Füllwörtern 597, Füge-
wörtern 619.
— unterordnend, Füge-
wort 102. 242. 520. 536 ff.
beim appositiven
Substantiv, Adjektiv und
Particip 517. 518.
im verkürzten Satze
541. 542, vgl. 517. 518
und 456. 567 ff.
ersetzt das beiord-
nende 242. 380. 542. 567.
570.
Stellung 618, neben
Bindewörtern im engeren
Sinne 619.
Bindung der Worte 34,
im Verse 37.
bis! 245.
bis- qualitativ 304, quan-
titativ ib.
'ble 276.
boire 224.
bon Adjektiv, Femininum
135, Steigerung 139, Stel-
lung 606; bonfiomme 109;
bonjour, bonjour, bon soir
etc. 390; bien, bonnement
229, toul bonnement ib.
— Akkusativadverb 228.
— Interjektion, bon! 245.
-bond, -bonde 277. 286.
bonhomme 109.
bonjour etc. 390, vor dem
Vokativ 591.
bonnement 229.
bouger ohne pas 475.
bougre! 245.
bouillir 211.
Brächet^ Dictionnaire des
doublets 56; Grammair e
hisiorigue 2.
braire 215.
brave Stellung 606.
bravo! 245.
bref Akkusativadverb 228.
6rm Füllwort 236. 472. 473.
Bruchzahlen 146.
bruire 215.
brut 134. 507.
Buchstaben 7.
-bundus 277. 286.
Burgunder 2.
Burgundischer Dialekt 4,
Burguy, Orammaire de la
langue d'o'il 5.
€.
c Konsonant 20, Aussprache
24, stumm 32, Ursprung
88. 89; dentales c in Ver-
ben 192, Verba auf -querih.
-c Femininum der Wörter
auf -c 129. 136.
p 7. 192.
pa hinweisendes Fürwort
157, Subjekt 318.
ca Ortsadverb 232
— Interjektion 245, ho fä!
or fä! ib.
Cäsar, Julius 1. 2.
Cäsur nicht beachtet 37.
canton mit de 513.
cap ohne (und mit) de 513.
516.
capitaine Ableitung 256.
capitale ohne de 513.
car 241. 242. 530, ausge-
lassen 535, Stellung 612.
cas in au cas que, en cas
que, le cas pose que, pose
le cas que, le cas pose
243. 559, Modus 367.
cata- 302.
ce hinweisendes Fürwort
154 ff.
— unverbunden, neu-
tral 154. 156.
Subjekt 156 317.
318, wechselt mit il 317;
Stellung 585. 587. 588.
grammatisches Sub-
jekt und zur Verdoppelung
des Subjekts 318. 319 ff.
544, vor einem Subjekts-
Infinitiv 319. 321. 442.447 ;
Zeitfolge 354, Kongruenz
377. 379. 574ff.; Stellung
319 ft". 583.
— — Objekt und mit Prä-
positionen 156.
Korrelat eines Sub-
stantivsatzes 320. 540.
544, Modus 360, in de
ce que 540. 546. 571,
Modus 363, a ce que 540.
547, 566, parce que 540.
555, jusqu'ä ce que 540.
554, Modus 365. 366, en
ce que, sur ce que 540.
549; — dient zur Hervor-
hebung 320. 540. 544, in
der Frage ib.; Stellung 583.
585.590; — Zeitfolge 354.
Korrelat eines Ad-
jektivsatzes319.320.572ff.,
vgl. auch 548, verdoppelt
321. 578, Kongruenz 377.
379. 574 ff., Zeitfolge 354;
— dient zur Hervorhebung
319 ff'. 574ff., in der Frage
320;Stellung583.586.590.
Wort- und Sachregister.
633
ce, unverbunden in der
kausalen Beiordnung, cest
pour cela que, c'est pour-
quoi 530.
im Temporalsatz,
jusqu'ä ce que 540. 554,
Modus 365. 366.
im Kausalsatz, parce
que 540. 555, c'esi que,
ce rCest pas que 320. 556,
Modus 366.
im Konditionalsatz,
si ce n'est etc. 558, si ce
liest que 559.
im Finalsatz, de
maniere ä ce que 566,
Modus 371.
— verbunden, attributiv
155. 505, bei momieur 505,
in der Anrede 506, beim
Datum 504, mit iout 168.
506, quelque 506: ce . .
•ci, ce . . -la 155.
vor dem Konsekutiv-
satz 565, Modus 369.
vor dem Adjektivsatz
572.
Stellung 602.
ce(-)ei, ce(-)la 157; ce . .
-ci, ce . . -Ih 155.
c'est a . . mit de oder ä
und dem Infinitiv 447;
c'est-a-dire 451.
c'est a peine si 320. 543.
c'est ä qui . . 414.
c'est comme qui dirait 350,
c'est coimite qui 580.
c'est que, ce n'est pas que
kausal 320. 556, Modus
366.
c'est pour cela que 530.
c'est pourquoi 530.
ceans mit vorhergehendem
de attributiv 510.
-ceau 263.
ceci 156, Subjekt 317, prä-
dikativ 326, Korrelat 573.
cedille 7.
ceindre 214.
cela 156, Subjekt 317,
318, prädikativ 326, Kor-
relat 573.
-cella 263.
-Celle 263.
-cellus 263.
I celui 154. 155, prädikativ
1 326, Korrelat 572; celui-
j ci, celui-la 156. 533, Kor-
I relate 573.
! Cent 145, attributiv 503.
504, mit folgendem un
j 503, bezeichnet eine grosse
I Anzahl 504; un cent 145.
I Centime 147. 282.
i cependant Adverb 234. 237.
I — Konjunktion 241. 242.
I 528, im Nachsatz 561,
Stellung 597. 612; e< cepen-
j dant, mais cependant b28.
\ cependant que 553.
I -cer in Verben, Orthogra-
j phie 192.
certain 167.
{ — mit dem unbestimmten
j Artikel 499.
— attributiv 506.
— Stellung 602.
certainement, oui certaine-
ment, ccrtainement no7i236.
certes 229. 236.
cesser ohne pas 475.
c'est, c'est que, c'est qui eic.
s. ce.
cettui 155.
-cevoir Komposita 221.
ch Konsonant 20, Aus-
sprache 25, Ursprung 92.
Chahaneau, Gonjug. fr. 193.
chacun 163, adjektivisch
164; durch chaque ersetzt
164. 167. 519.
— mit un 163. 499; sa \
chacune 163. i
— appositiv 519, vgl. ;
chaque 167, zum Ersatz i
1 für das Eintheilungszahl- 1
[ wort benutzt 148, Kon- 1
gruenz mit dem Prädikat
380, dem Possessivprono- 1
i men 519; Stellung 609. |
chaloir 221.
Chanson de Roland, Kon-
junktiv des Plusquamper-
fekt 180.
chaque 167, für chacun
164. 167. 519.
— appositiv 519.
— Stellung 602.
Charassin 5.
Charge in a la charge que
367. 560.
Charles- Quint 147. 504.
chaud Akknsativadverb228.
eher Adjektiv, Stellung
606; Akkusativadverb 228.
-eher 287. 290.
chercher ä mit dem Infini-
tiv 451, de und a 452.
Chevallet, Origine et forma-
tion de la langue fr. 2.
chez 237. 239. 418, wech-
selt mit parmi 423, avec
425, dans 428; d'aupres
de chez 418, de chez 240.
418, attributiv 510, devant
chez 240, par chez 240.
418.
Chiasmus 600.
Chlodio 2.
Chlodwig 2.
choir 222.
chose Geschlecht 125; vgl.
autre chose 125. 173, quel-
que chose 125. 164. 403.
496. 506.
Christ mit Artikel 488,
Jesus-Christ ohne Artikel
ib.
chut! 245.
ci in ce . . -ci 155, celui-
ci 156, ceci 156. 156, ce
ci, ce-ci 157.
— in voici s. voici.
— in ci-inclus, ci-joint 134.
237. 437. 460, vgl. 507.
594.
— in ci-dessous, ci-dessus,
233, ci-contre, ci-dessous,
ci-devant attributiv 510.
ciel Plural 107; ciel! 244.
634
Wort- und Sachregister.
ci-inclus, ei-Joint s. ci.
-cilla 263.
-cillus 263.
cinquieme 147-
-cir 289.
circom- 295.
circon- 295.
circoncire 218.
circonscrire 213.
circonvenir 218.
circum- 295.
-ciVe Komposita 218.
cite'rieur 140.
c/a/r Akkusativadverb 228,
clarissime 140.
-c/e 262.
c/tc c/ac 245.
cZore 218.
CO- 296.
coj Femininum 135.
com- 296.
combien Adverb 235. 586;
Fürwort 165, ohne de ib.,
combien de 165. 403. 496;
Kongruenz 378. 461.
combien que 564, Modus
369.
comedie mit de 512.
eomme Adverb (Weise und
Grad) 235. 468, in direk-
ter Rede als Ausruf ib.;
Stellung 594.
comme Konjunktion 243,
vgl. 242.
— bei der prädikativen
Bestimmung 324. 389. 567,
dem Particip des Präsens
456, der Apposition 517.
567.
— Zeitformen 339. 340.
350. 552.
— Modus bei comme si 366.
— Kongruenz 380.
— modal 567 ff., comme
aussi, comme . , aussi ib.;
verkürzt 541. 542. 567,
Kongruenz 380, bei der
prädikativen Bestimmung
324. 389. 567, dem Par-
ticip des Präsens 456, der
Apposition 517.567, comme
si 542. 568, Modus 366,
c'est comme qin . . 580,
Zeit 350; — mit Korrelat
comme . . ainsi 468. 567,
früher autant comme 468.
568 und aussi . . comme
568, comme aussi, comme . .
aussi 567, vgl. 468. 537.
585.
— im Substantivsatz früher
comme, jetzt noch comme
quoi 547, indirekte Frage
468, vgl. 547.
— temporal 552. 568, Zeit-
form 552.
— kausal 556.568, Zeit 339.
340.
— koncessiv in comme que,
combien que 564, Mudus
369.
— durch que vertreten 539.
— durch a ce que ersetzt
567, durch selon que 569,
durch asyndetische Bei-
ordnung 533. 568.
— vertritt Beiordnung 242.
567, vgl. 380. 542. '
— Stellung des Modalsatzes
mit comme 588. 616.
comme . . ainsi 468. 567.
comme aussi, comme . . aussi
567, vgl. 537. 585.
comme cela 568.
comme ton dit, comme
fespere etc. 567.
comme que, combien que
564, Modus 369.
comme qui . . , cest comme
qui dirait 580, Zeit 350.
comme quoi 547; früher für
comment ib.
comme si 542. 568, Modus
366.
commencer ä mit dem In-
finitiv 452, de und ä ib.,
par 453.
comment 230. 235. 468; in
direkter Frage 448, com-
ment^ ib.; in indirekter
Frage 468. 548, für que 547.
commettre 220,
commune mit de 513.
Communia, Substantiva
123, Adjektiva 133. 134.
comparaitre 226.
comparoir 226.
comp Zaire 226.
comprendre 220.
compris^ non compris, y
compris 237. 437. 460.
507. 594, vgl. 134.
compromettre 220.
comti' Geschlecht 124: mit
de 513.
con- 296.
-fon 253. 286.
concernant 237, 436.
concevoir 221.
conclure 219.
concourir 224.
condition in a condition de
mit dem Infinitiv 449, a
condition que, aux condi-
j tions suivantes . . que 243.
I 560, Modus 367.
j se condvuloir 226.
i conduire 214.
! confire 219.
j conjoindre 214.
connattre 225.
j conquerir
220.
consent 213.
consequence in en conse-
quence de quoi 530.
consequent in par conse-
quent Adverb 231; kon-
klusiv 612, Stellung ib.
conster, constant 210.
cunstruire 214.
contenir 218.
contester Negation 476.
continuer a mit dem Infini-
tiv 452, de und a ib.
Continuirliche Konso-
j nanten 20.
i continument 230.
' contra- 296.
contraindre 214; mit de und
ä und dem Infinitiv 452.
Wort- und Sachregister.
635
contraire Ableitung 283.
contraster 210.
contre Präposition 237. 421,
adnom. 516; Adverb 439.
contre-, contr 35. 296.
contredire 219.
contrefaire 219.
conirevenir 218.
contro- 296.
convenir 218.
convoyer 210.
coquerico 245.
corbieu! cor bleu l 245.
cote in h cote de 237. 438.
coucou 245.
coudre 213.
couple Geschlecht 125.
cowr mit rfe 492.
Courage! 245.
couronne mit rfe 492.
courir 223.
eoMT-T-e 223.
C'owr^ Akkiisativadverb 228.
co«r< -Juinte, court - vetii,
court vetu 138. 311.
couvrir 211. 212.
craindre 214; craindre que
Modus 363, vgl. 477, Ne-
gation 363. 476; mit de
und dem Infinitiv 448,
ohne Negation 477.
crainte in de crainte que
ne etc. 363. 476.
cre nom! 245.
creux Akkusativadverb 228.
cri mit und ohne de 513.
cric crac 245.
croire 224, vgl. 98. 192.
croiire 224; er« Substantiv
249.
croix mit (/e 489.
cruel Stellung 606.
crüment 230.
-ction 253. 286.
cueillir 211.
cut (afr.) 154. 158. 161.
cuire 214.
-cii^e 262. 283. 286.
-culus 262. 283. 286.
cum- 296.
c? Konsonant 20, Aussprache
23, stumm 30, Bindung
36, Ursprung 82.
— des Stammes bei Verben
192
d'abord 242. 532.
d'abord que Zeit 347.
daigner mit reinem Infini-
tiv 444.
d'aiUeurs Satzstelluug 611,
vgl. 524.
dame! 244.
daiis 237. 425. 516; wech-
selt vom Räume mit ä
und en 406. 426, vgl. 428,
a 407. 428, chcz 428, von
der Zeit mit en 428, vgl.
426; — dan^ peu 234.
dapres 237. 239. 436.
Dativ 103. 106, unbezeich-
uet (afr.); im partitiven
Verhältnisse 143. 402.
494.
— in derZusammensetzung
307.
— durch oü und y ver-
treten 465.
— prädikativ 324. 389; prä-
dikativer Infinitiv mit h
325. 451.
— als adverbiale Satzbe-
stimmung 405 fif. (Haum
405; Zeit 407; umstand
408, Gemeinschaft 408;
instrumental und kausal
409; Mass 409; Art und
Weise 410; Ijestimmiing
und Zweck 410; Betbeili-
gung, Personenkasus 410,
für den Akkusativ der
Person beim Zusammeu-
stoss mit einem Sachob-
jekt 389. 411. 445; be-
zeichnet das thätige Sub-
jekt 413; ethisch 413;
possessiv 413: Rücksicht
413; elliptisch 413); des
persönlichen Fürwortes
414 0".; durch den Infinitiv
mit a vertreten 450. 452;
Stellung 589 If., in Ver-
bindung mit anderen ad-
verbialen Restimmungen
598. 599.
— attributiv 514, appositiv
beim Possessivpronomen
505. 515; attributiver
Infinitiv mit a 511, vgl.
451: Stellung 607 ff.
Dativsatz 540. 547, Modus
361 ff.; Stellung 613.
Datum 504; Stellung 598.
601.
d'aupres 438; d'aupres de
chez 418.
d'autant . . que, d'autant
que kausal 555, d'autant
. . que, früher dautant
. . modal 568.
davantage 470, mit de, en
ib., superlativisch ib.;
davantage que 571.
davec 240 425.
de Kasuspräposition 103.
237, mit dem Akkusativ
391.
— zur Bildung von präpo-
sitionalen Adverbien 231,
zusammengesetzten oder
umschriebenen Präpositio-
nen 237 ff. 391. 437 ff.,
Interjektionen 244. 245;
beim attributiven Adverb
511, vgl. 516; Zeitbestim-
mungen mit de als Füll-
wörter 474.
— zur Bildung des Genitiv
237. 391 ff., des attributi-
ven 511 ff., vgl. 489 ff.;
im partitiven Verhältnisse
143. 401 ff'. 495, bei der
Negation 404. 472. 495,
Wegfall vor artikellosem
Hauptwort 405. 501.
— adverbiale Bestimmung
ohne Artikel 501, vgl. 491,
attributive 495. 496. 501,
vgl. 511 ff.
636
Wort- und Sachregister.
de bei einem prädikativen
Hauptwort 324, ohne Ar-
tikel 501.
— beim Infinitiv 319 ff.
447 ff., wechselt mit ä
452, vgl. 447; bei dem at-
tributiven Infinitiv 510.
vgl. 447.
— beim Genitivsatz 547,
vgl. 540.
— Wiederholung u. Nicht-
wieiierbolung4B9.440. 454.
— Wegfall im Altfranzösi-
schen 106; im Neufranzö-
siseheii 106. 109. 307, auch
405. 501 ff 507 u.a.; vgl.
unhezeichneter Genitiv.
dabord 231. 242. 532;
dabord que 347.
dailleura 611, vgl. 524.
d apres 237. 239. 436; 510.
dauprh 438; daupres de
chez 418.
d'auiant (/ue, d'autant . .
que, dautant . . 555. 568.
davant attributiv 510.
davec 240. 425.
de ce que 540. 546. 571,
Modus 363.
de chez 240. 418. 510.
de craiate 363. 476. I
de de^a 240. 418.
de dehors 233. I
de delh 240. 418. \
de dessous 240. 433.
de dessus 433.
de devant 240. 418. 419.
de fa^on a mit dem In-
finitiv 452; de fa^-on que
565, Modus 369.
de la que 556.
de la vie, de ma vie etc.
Füllwort 474.
de manicre a mit dem In-
finitiv 452; de maniere que
565, Modus 369. 370, de
maniere ä ce que 566,
Modus 371.
de meine 231; de mime que
243. 570, Kongruenz 380.
den bas, den haut 233.
dentre 240. 403. 422. 510,
vgl. 402.
de par 430.
de peur 363. 476.
de plus Adverb 231 ; Kon-
junktion 526, Satzstellung
611.
de Sorte que, de teile Sorte
que 565, Modus 369.
doü 233. 242. 465, Stel-
lung 594.
doutre- 420. 516.
de-, de-, lat. de- 296; lat.
dis-, dt- ib.
debout attributiv 510.
deck 232; 237. 418; — de
degä 233; 240. 418, en
defä 231, en de^a de 238.
418,par(/efa233;240.418.
de ce que 540. 546. 571,
Modus 363.
decevoir 221.
de chez 240. 418. 510.
de'choir 222.
de'cider de und ä mit dem
Infinitiv 453.
de'cime 128. 147. 282.
decouvrir 212.
de craiiite 363. 476.
decroire 224.
decroitre 225.
dedans 232: 425. 428; — au
dedans de 238. 438; en
dedans 233, en dedans de
238. 420. 428; par dedans
240. 428.
de rfep« 233; 240. 418.
de dehors 233.
de delh 233; 240. 418.
de dessous 240. 433. I
de dessus 433.
de devant 240. 418. 419.
dedire 219.
deduire 214.
de fafon a mit dem Infini-
tiv 452; de fa^on que 565,
Modus 369.
defaillir 191. 212.
defaire 219.
Defektive Adjektiva 136.
Defektive Zeitwörter,
schwache 210. 212. 215,
starke 217.
defendant in a mon corpg
de'fendant etc. 458.
defier de und ä mit dem
Infinitiv 452.
Degradation durchmowts,
le moins bei Adjektiven
140. 141, Adverbien 232.
dehors 232. 420; — au de-
hors 238. 428, au dehors
de 438; de dehors 233; en
dehors 231. 233, en dehors
rfc238. 420.428;/afZe/iors
233; par dehors 420.
dqa 224; defa que 551.
dejoindre 214.
Deklination des Nenn-
wortes 102 ff. (Hauptwort
105; Eigenschaftswort 133;
Artikel 141; Zahlwort 144;
Fürwort 148).
delh 232; 237. 418; — au
delh de 238. 239. 438,
de delh 233; 240. 418, en
delh deAlS, par delh 2BB;
240. 418.
de Ih que 555. 556.
de la vie, de ma vie etc.
Füllwort 474.
De Lesclache 15.
demander a mit dem In-
finitiv 452, de und a ib.
de maniere a mit dem In-
finitiv 452; de maniere
que 565, Modus 369. 370,
de maniere a ce que 566,
Modus 371.
de meine 231 ; de meme que
243. 569. 570, Kongruenz
380.
demettre 220.
demi, e 146; ä demi 235.
demi- 305, vgl. 146 und
110. 137, auch 311.
demouvoir 222.
den bas, den haut 233.
Deutale s. Zahulaute.
Wort- und Sachregister.
637
dentre 240. 403. 422. 510,
vgl. 402.
de par 430.
departement mit de 513.
departh' 210.
de peur 363. 476.
depit in en depit de 238.
240.
de'plaire 226.
de phis Adverb 231; Kon-
junktion 526, Satzstellung
611.
depourvoir 218.
Deponentia erhalten im
Französischen die aktive
Form 174.
deprendre 220.
depuis Präposition 237. 423,
depuis (juand 231. 439,
depuis . .que 551.
— Adverb 234. 439.
depuis que 243. 554, mit
ne 479; depuis . . que
551.
dernier vor einem Adjektiv-
satz, Modus 371. 372; mit
de 402, vgl. 513; Stellung
601.
derriere Präposition 237.
419, wechselt mit sur 419,
vgl. 434.
— Adverb 233. 439, par
derriere 233.
des 237. 423.
— in des ä pre'sent 231.
439, des avant 240, des
1(1 424, des lä que 553.
556, des lors 231, des
lors que 552; des que s.
unten.
des- 296.
desapprendre 220.
desesperer Negation 476.
des 1(1 que 553. 556.
des lors (jue 552.
desobeir Passiv 175.
de Sorte que, de teile Sorte
que 565, Modus 369.
Desperriers 86.
despire (afr.) 221.
des que 241. 243, temporal
552, kausal 553. 556; Zeit
347; Satzstellung 615.
dessous Präposition 237.
433; Adverb 233. 439; —
au-dessous de 238. 239.
438; ci-dessous 233; de
dessous 240. 433; par-
dessous 433.
dessus Präposition 237. 433;
Adverb 233. 439; — au-
dessus de 238. 239. 438;
ci-dessus 233; de dessus
433; par-dessus 433.
detenir 218.
Determinative Bestim-
mungen 486 ff. (Artikel
487, Zahlwort 503, Prono-
minaladjektive 505); Stel-
lung 600 ff.
deter miner de und ä mit
dem Infinitiv 453.
I detruire 214.
I -deur 130. 131, vgl. 250.
I deuxibnement konjunktional
I 242. 532.
i devancer 285. 419.
i devant Präposition 237.
i 418, adverbial (elliptisch)
I 439: devant chez 240; —
I au devant de 238. 438,
de devant 240. 418. 419;
par-devant, par devant
240. 418, adnominal 516.
devant che:: 240.
devant que 365. 555.
devenir 218.
devers 237. 239. 421; par-
dcvers, par devers 421,
devoir 222; substantivirt
109, vgl. 250. 455; mit
dem reinen Infinitiv 444,
mit de und dem Infini-
tiv ib.
devoyer 210.
di- 296.
dia! 245.
dia- 302.
diable in Interjektionen 244.
245; diablement 229.
Dialekte des Altfranzösi-
schen 4.
Dialektischer Accentder
franz. Mundarten 38.
diantre! 244.
Dictionnaire de Trevoux 6.
Diefenbach, (Jeltica 2.
-dier 255.
Diez, Grammatik der ro-
manischen Sprachen 5;
Wörterbuch 80. 86 u. a.
j different 166; Bildung 192.
' 459, vgl. 249; Stellung
I 602; — different, diffe-
rewment que, de ce que 571.
j digne Stellung 606.
di7ne (dixme) 118. 147. 282.
Diminutiv- und Aug-
mentativendungen der
I Hauptwörter 250. 261 ff.,
I vgl. auch 248. 260; der
! Eigenschaftswörter 277.
I 281 ff.; diminutive und
' frequentative Suffixe bei
j Verben 289 ff.
din don etc. 245.
diocese mit de 513.
I Diphthonge 13 ff., Ur-
j Sprung 50. 63; Diphthon
j girung etc. in der Kon-
: jugation 183. 209. 217.
dire 219.
Direkte Frage s. Fragesatz.
Direkte Rede mit einem
eingeschobenen oder nach-
i gestellten invertirten Satze
j 538. 584.
I dis- 296.
I disconvenir Negation 478.
: discourir 224.
' disjoindre 214.
Disjunktive Beiordnung
526. 534, Stellung 611.
Disjunktive Doppelsätze
j 527; soit..soit, soit..ou
I mit und ohne que 527.
I 562, Modus 368, Satzstel-
hing 611; Imperativsätze
374. 562.
I disparaitre 226.
638
Wort- imd Sachregister.
disparoir 226. |
Dissimilation s. Doppel-
fonnen; des Vokales bei
Nachahmungen von Lau-
ten 245,
dissoudre 226.
distant 210.
distraire 220.
district mit de 513.
dit in ledit etc., Stellung
605.
divers 166, Stellung 602.
Dolet 86.
doloir 226.
rfo??c Kausaladverb 237; fi
donc! 244; j:>!«s donc que
618.
— Konjunktion 241. 242.
531, Stellung 597. 612.
618; ainsi donc 531. 532,
donc alors 531.
donner a mit dem Infinitiv
451, Kongruenz des Par-
ticip 463.
dont 160 ff., ursprünglich
Ortsadverb 233. 243. 465.
466, im Adjektivsatz 577.
579; Stellung 618.
Doppelfor nien desselben
Wortes55, desselben Sufl'ix
248.
Doppelgeschlechtig-
keit (com m u nia) 123 ; Kon-
gruenz 376.
Doppelsätze substanti-
virt 310, vgl. 111; s. dis-
junktive Doppelsätze.
dormir 211.
rf'o?/ 233. 242. 465, Stellung
594.
double Akkusativadverb 228.
doucement! 245.
deute Negation 476.
douter Modus 364, Nega-
tion 478.
doutre 420. 516.
douloir, se douloir 226.
doux Akkusativadverb 228.
dreiin dreien 245.
-drice 130. 131, vgl. 251.
droit Akkusativadverb 228.
dru Akkusativadverb 228.
dache mit de 513.
duire 214.
ditment 230.
du moins 231. 470, kann
Inversion bewirken 321.
584; tont du moins 470.
dupe Kongruenz 376.
dur Akkusativadverb 228.
durant 237. 239. 423, Stel-
lung 423. 592.
durant que 243. 553.
du tout 231. 482; pas, point^
rien, plus du tout 236. 474
481.
Duzen 317.
dys- 304.
E.
e Vokal 8, Aussprache 9,
stumm 10. 19, apostro-
phirt 34, Lautwechsel 39,
Ursprung 59.
e- 297.
6"8.
e- 297.
-e, lat. -afus, üs 259; -e, e'e,
lat. -eus, a 277, lat. -ätus,
a 281.
eau Vokal 8, Aussprache 12,
Ursprung 67.
-eau Suffix 263. 272. 283.
286; — Plural der Wör-
ter auf -eaii, 107, Femini-
num 130. 135.
ec- 302.
echapper in Vavoir echappe
belle 463.
echoir 222.
eclore 219.
econduire 214.
ecrire 213.
-eculus 262. 286
-ee französische Participial-
formen 249; lat. -ata, sp.
pg. it. -ada 259. 285; -e,
e'e, lat. -eus, a 277, lat.
-ätvs, a 281.
-eer in Verben 208.
-een 271, Femininum 129.
ef- 297.
s'efforcer de und b mit dem
Infinitiv 453.
-eger in Verben, Lautver-
stärkung 208.
eglise 302; ohne (und mit)
de 489. 513.
ehl 244; ek bien! 245; eh
quoi! cncore! ib.
ei Vokal 8, Aussprache 12,
Lautwechsel 39, Ursprung
65.
-eide 269. 270.
-eier Verbalsuffix 288.
Eigennamen 100; Plural
108. 269. 488. 489, Plu-
ralia tantum 113: Ge-
schlecht 115. 116.
— mit dem bestimmten
Artikel 488 ff., vgl. 108.
269, partitiv 401. 490, dem
unbestimmten 498.
— attributiver Genitiv
512 ff'., vgl. 489 ff., auch
507. 514; attributiver Da-
tiv 515; Apposition 516,
vgL489ff\, auch 507.514.
— mit einem appositiven
Adjektiv 516. 518. 601.
Eigenschaftswort, at-
tributives Adjektiv im
engeren Sinne (vgl. oben
Adjektiv) 101.
— Geschlecht und Dekli-
nation 133 ff. (Geschlecht
133, geschlechtslos 134,
mangelhaft 136; Plural
137; das zusammenge-
setzte ib., flexionslos 138).
— Steigerung 138, auf das
Hauptwortübertragen 141;
steigerungsunfähiges ib.
— bildet Adverbien 228 ff.,
Präpositionen 237 ff. 437,
Hauptwörter 249. 272. 308,
Zeitwörter 285. 313.
— Ableitung 247. 274 ff.,
Zusammensetzung 293 ff.,
310 ff.
— Subjekt 316.
Wort- und Sachregister.
639
Eigenschaftswort, prä-
dikative Bestimmung im
Nominativ 323; Kongru-
enz 375, mit nous, vous,
on 378.
— prädikativer Akkusativ
388. 460. 462.
— als Akkusativadverb 228;
Berührung mit (iem Adverb
464.
— mit einer adverbialen
Bestimmimg (Akkusativ
386, Genitiv 392 i^'., Dativ
407. 411 ff., Präposition
mit Kasus 417 if., Infini-
tiv mit de 449, mit ä
451).
— Verbaladjektiv oder ad-
jektivisches Particip 455 ft'.
(des Präsens 455, des Per-
fekt 459).
— bewirkt bei Eigennamen
den Gebrauch des bestimm-
ten Artikels 489; durch
den Artikel suhstantivirt
494. 499, vgl. 316; im
partitiveu Verhältniss 495,
vgl. 143. 402.
— qualitative Bestimmung
506 ff. (Kongruenz 506 ff.,
Nichtkongruenz 134. 138.
507; mehrere Adjektive
bei einem Substantiv,
Einordnung, Beiordnung
508; ein Adjektiv bei
mehreren Substantiven
509; mit adverbialen Be-
stimmungen 509); apposi-
tiv 516. 518, vgl. 601, als
Satzverkürzung 509, mit
comine, quoique, bien que
etc. 517. 541.
— Stellung 603 ff. (Allge-
meines 603; Begriff und
Form 604; Beiordnung und
Einordnung 606), des ap-
positiveu 516. 518. 609.
-eil, -eille 262. 286; Femi-
ninum 135, Plural vgl. 107.
137.
' eim nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
ein nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17, Lautwechsel 39.
! Einfache Zeitformen 180.
Einfacher Satz 314, er-
{ weitert 315; Kongruenz 375.
I Pvingeschobener Haupt-
satz mit invertirtem Sub-
jekt 538. 541. 584; ~ ein-
geschobener Modalsatz 567 ;
Zwischensatz 537. 613 ff.
Einordnung der deter-
I minativen Bestimmungen
486, der qualitativen Ei-
genschaftswörter 508. 606,
I eines adjektivischen und
1 eines substantivischen At-
tributes 609, der Adjektiv-
sätze 539. 580. 581.
Eint h eilung der franzö-
sischen Grammatik 6.
Eiutheilungszahlwort
148.
-eis 269, -eis 270.
-eZ, lat. -älis 259. 278; lat.
-His 278; lat. -ellus 263.
286; — Plural 107. 137,
Femininum 130. 135.
-el- in -elet 264. 283, -elot
265, -elon 266.
-ela 255. 286.
-ele, lat. -e/a, -e//a255. 286;
lat. -elis 278.
-eler, lat. -illare, -ilare
(-ulare) 289; fr. Suffix, an
-eau angelehnt, ahd. -ilön,
-alön entsprechend 291; —
Lautverstärkung 208.
elire 225; mit prädikativem
Nominativ 323, Akkusativ
388.
-Ulis 278.
Elision 34; in der Zu-
sammensetzung 294. 296.
298. 304 u. a.: eines stum-
men e in Futurformen 192.
209.
-ella, -ela 255. 286; -ellus, a
263. 283. 286.
j eile 150. 151. 414 ff, wech-
selt im Dativ mit y 150.
I 466, wechselt unverbunden
j mit soi 416; elle-menic 151.
[ -eile, lat. -ela, -ella 255. 286;
lat. -ella, -illa (-ula) 263.
283. 286; lat. -älis 278.
Ellipse des einfachen
Satzes 315.
— Nichtbezeichnung des
Subjekts 322, elliptisches
Subjekt 323, Prädikat
327.
— elliptischer Vokativ 384,
Akkusativ 390, Genitiv 405,
Dativ 413, elliptisch ge-
brauchte Präpositionen
439.
— elliptischer reiner Infi-
nitiv 446, mit de 449. 450.
— Bejahung und Vernei-
1 nung 236. 471. 481. 488.
— elliptische Satzglieder
ohne Artikel 503.
— Satzellipse 542.
Elliptischer Satz 315;
s. auch Ellipse.
-ellus 263. 283. 286.
em nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
em-, lat. in- 297 ; lat. inde-
298; gr. h- 302.
emboire, s'emboire 224.
emettre 220.
-emia 252.
eminentissime 140.
emoudre 225.
emouvoir 222.
empeindre (afr.) 221.
Empfindungslaut 102.
244.
empire mit de 513.
empreindre 214.
en nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
en (lat. inde) Adverb 233.
465. 466 ff
— Pronominaladverb für
den Genitiv eines demon-
strativen oder persönlichen
640
Wort- und Sachregister.
Fürwortes 465. 466 ff, vgl.
150. 414.
en wechselt mit dem per-
sönlichen Fürworte 466,
dem zueipfnenden 467. 505.
— deutet auf einen Satz
oder Satzbestimmungen
466.
— pleonastisch 467. 468,
Tgl. 298.
— attributiv 505.
— mit ne . . pas moins für
neanmoim 528.
— Zusammentreffen mit
dem präpositionalen en
beim Gerundium 457.
— Kongruenz des Particip
des Perfekt 461.
— Stellung 596. 599.
en (lat. in) Präposition 237.
425 ff.; wechselt vom
Räume mit ö, dans 407.
428, bei Ländernamen 406.
426. 491, xmi Tpour 431, sur
434, von der Zeit mit dans
428, vgl. 426, adverbial
mit avec, a 427; adnomi-
nal 516, in der Zusammen- j
Setzung 308. \
— mit und ohne Artikel
426, bei Ländernamen j
ohne Artikel 491; es für
en les 142. |
— beim Gerundium 457, i
Zusammentreffen mit dem {
adverbialen en ib.
— Wiederholung und Nicht-
wiederholung 441, beim
Gerundium 457.
— in Verbindungen, ad-
verbial: en arriere 233;
671 avant 233. 424, Inter-
jektion 245; en Las 231.
238, den bas 233: en defh
231; en dedans 233; en
dehors 231. 233; en haut,
d'en haut, par en haut 233;
en secret 427 ; en vain 231.
427, kann Inversion be-
wirken 322. 584.
präpositional mit de:
en avant 424; en de^^a 238.
418; en dedans, en dehors
238. 420. 428;eftrfe/ä418;
en depit 238. 240; en sus
433.
— — konjunktional : en
attendant que 554, Modus
365; en cas que 243. 559,
Modus 367 ; en ce que 540.
549; en conse'quence de
quoi 530; en sorte que, en
teile Sorte que 565, Modus
369; en tant que 570.
en-, lat. in- 297; lat. inde-
298; gr. lu- 302.
-en, lat. -amen 251; lat.
-anus 256. 278, -een für
-aeus 271.
s'e« aller s. aller.
en arriere 233.
en attendant que 554, Mo-
dus 365.
en avant 233. 424, Inter-
jektion 245; en avant de
424.
en bas 231. 233; den bas
233.
en cas que 243. 559, Mo-
dus 367.
-ence 252. 285.
en ce que 540. 549.
enclore 219.
en consequence de quoi 530.
encore Adverb 231. 234,
verstärkt den Komparativ
140. 525; encore . . que
temporal 551.
— Konjunktion 241. 242.
524. 525; et encore 525,
mais encore 525, vgl. 483.
526, non seulement . . mais
encore 242. 483. 526, en- j
core st 525. 526. |
— Stellung 596. 611. 612; |
kann Inversion des Sub-
jekts bewirken 322. 584. |
— Interjektion, encore!
oder eh quoi! encore!
245.
encore que koncessiv 561,
Modus 368; encore . . que
temporal 551.
encourir 224.
-ende 252.
en de^h 231; en defä de
238. 418.
en dedans 233; en dedans
de 238. 420. 428.
en dehors 233; en dehors
de 238. 420. 428.
1 en delä de 418.
: en depit de 238. 240.
I Endkonsonanten in der
i Bindung als Anlaut des
I folgenden Wortes betrach-
! tet 34; stumm 28 ff., in
I der Rindung als Anlaut
I des folgenden Wortes wie-
j der hörbar 35; Verände-
I rungen in der Aussprache
36.
enduire 214.
enfant Geschlecht 124.
enfin Adverb 231; konjunk-
tional 242. 532.
enfreindre 214.
s'enyayer de und a mit dem
Infinitiv 453.
en haut, den haut, par en
haut 233.
enjoindre 214.
Enklitische Formen des
persönlichen Fürwortes
149. 414.
en les wird es 142.
-enne, lat. -äna 256. 278,
-eenne für -aea 271.
s'ennuyer de und ä mit dem
Infinitiv 453.
s'enquerir 220.
-ens, entis 192. 249. 274.
286.
enseigner a mit dem Infini-
tiv 452.
en secret 427.
-ensis 270. 271. 272.
en Sorte que, en teile sorte
que 565, Modus 369.
en sus de 433.
Wort- und Sachregister.
641
-tnt 192. 249. 274. 286;
Plural der Substaiitival07,
Adverb der Adjektiva 230.
en tant que 570.
entendu Veränderlichkeit
462; entendu que 243. 560,
Modus 367.
■entia 252. 285.
enire 237. 422, wechselt mit
de, dentre 422. 510, vgl.
402. 403, Elision (entr'au-
tres, enifeux) 34, entre eux
bei reciproken Verben 176.
422, entre ci et la 439,
NichtWiederholung 441.
— mit dem Infinitiv 454.
— pleonastisches en (inde)
nach entre mit seinem Ka-
sus 467.
— in dentre, wechselt mit
de, entre 403. 422. 510, vgl.
auch 402.
entre-, entr' 34. 40. 298,in re-
ciproken Verben 176. 298.
sentremettre 220.
entreprendre 220.
entretenir 218.
entrevoir 218.
Entwickelung der ein-
zelnen erhaltenen Laute 57.
en vain 231. 427, kann In-
version bewirken 322. 584.
envers 237. 239. 421, ad-
nominal 516.
environ 235. 421.
envoyer 210, vgl. 298. ,
-eole 264.
epi- 302.
Epicoena 128. 131.
episode 121. 302.
epreindre 214.
s'eprendre 220.
equivaloir 223.
-er 255. 279; 283.
-er- in -erie, -ereau 263,
-erole,-erolle 264, -ere^264,
-erot 265, -eron 266.
-ere Tob. 279.
-eresse 251, vgl. 130.
Ergänzungdes verkürzten
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl.
Nebensatzes aus dem
Hauptsatze 541,
-erie 260.
Erwartung, Zeit 335. 336,
vgl. 339 ; Modus 362, vgl.
364.
Erweiterte zweite Kon-
jugation 186. 198.210.289.
Erweiterung des Wortes
51 ff., durch Vokale 51,
durch Konsonanten 52.
es aus en les 142.
es- 297.
-esc- s. Inchoativformen.
-escere 289.
-esimal 282.
-esime 282.
-esimus 282.
esperer, Zeit 335. 336, vgl.
349; Modus 362. 364; rei-
ner Infinitiv 444, mit de ib.
-esquc (it.) 272. 281.
ess- 297.
essayer a mit dem Infinitiv
451, de und a 452.
-esse, gr. -iaau, -laaa, lat.
-issa 251, vgl. 130; lat.
-itia (-ities) 274. 286.
-este 282.
ester 210, vgl. 193.
-ester 282.
-estis 282.
estovoir (afr.) 226.
-estre 282.
et 242. 522 ff.; et Von 164.
— in der syndetischen Bei-
ordnung 522 ff. (Anreihung
522, ungleichartiger Theile
522. 581. 609, zu Anfang
eines Satzes etc. 522; Ge-
gensatz, Erläuterung, Stei-
gerung 523, Folge 523. 559.
560;Wecbselbeziehung mit
et.. et, Polysyndeta 523.
534; Verknüpfung vernei-
nender und bejahender
Sätze 524, verneinender
484. 524; adversativ 523.
528).
— in der asyndetischen
Beiordnung 532 ff. (Mi-
schung 534, letztes Glied
mit et angeknüpft 523.
534, paarweise Verknüp-
fung 534).
— Kongruenz des Prädi-
kats 379 ff., des Adjektiv-
satzes 574; Folge von Ad-
jektivsätzen 581.
— Wiederholung der Prä-
position 439; des Artikels
497, bei Adjektiven ib.
— Stellung 612, vgl. 522
Stellung durch et verbun
dener Adjektiva 606,
— in et aussi, et . . aussi
525; et cependant 528
et encore 525; et . . et etc
523. 534 ; et ne'anmoins 528
et non 482. 523. 535; et
partant 531; et pourtam
528; et puis etc. 532; et si
523; et toutefois 528.
-et 264. 282. 286; — Fe-
mininum 129. 135.
-et- in -eteau 263, -eton 266.
-eta für -etam 258 ; für -etes
272.
etant mit dem Particip des
Perfekt 463.
ete unveränderlich 462.
-ete, -äe 272.
eteindre 214.
-eter an Nominalstämme ge-
knüpft 289 ; lat. -itare 290 ;
an Verbalstämme geknüpft
291; — Lautverstärkung
208.
-etes 272.
Ethischer Dativ 413.
etrange Ableitung 279.
etre Konjugationsformen
193 ff. 225.
— Hülfszeitwort zur Bil-
dung umschreibender Zeit-
formen 180. 181. 204, vgl.
175.
— mit neutralem ce als
Subjekt 317 (vgl. ce), mit
il (es) 318; mit il oder
41
642
Wort- und Sachregister.
ce zur Verdoppelung des j -ewr Adjektiv -Substantiva
Subjekts 177. 318 ff. (vgl. \ 250, Femininum 130. 136.
ce, \l). I 251; Abstrakta 252. 286,
etre Kongruenz 375 ff., mit I Geschlecht 118. 120.
dem grammatischen Sub- 1 -eure 253.
jekt il oder ce 377. I -euse 130. 251
— mit prädikativen
Be- -eux 280. 286,
136. 280.
Femininum
Stimmungen verschiedener
Art 323 ff. 460. 500. 584.
— mit dem Genitiv 394. j
397. 398. 399, dem Dativ
413.
— reiner Infinitiv in der
Bedeutung hin sein, hin
gewesen sein 445, bei
der Verdoppelung durch
nachfolgendes cest . . 442,
vgl. 321; Infinitiv mit de
bei vorhergehendem il
est . ., c'est . . 319. 447;
c'est ä, il est a mit dem
Infinitiv 325. 451.
— mit prädikativem Par-
ticip des Präsens 324, des
Perfekt 323. 460; ete un-
veränderlich 462; etant
mit dem Particip des Per-
fekt 463.
— im Fragesatz statt des
Konditionalsatzes 560, Ver-
neinung 480.
— mit den Korrelaten il,
ce etc. s. il, ce, c'est que,
c'est qui etc.
-etre 282.
etreindre 214.
-ette 264. 282. 286.
-etum 258.
eu Vokal 8, Aussprache 12,
Lautwechsel 38. 39, Ur-
sprung 68.
-eu Plural der Wörter auf
-eu 107. 137.
-euil 264.
Eulalialied 4. 106.
-eul Suffix 264. 286; —
Plural der Wörter auf -eul
107.
eun nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 18.
136; wechselt mit -eur
130. 251.
eveche mit de 513.
ex-,\sitex-291; gr. I|- 302.
excellent 192. 459.
excelleniissime 140.
excepfe 237. 437. 460. 507.
594, vgl. 134.
exclure 219.
expres Akkusativadverb 228.
exterieur 140. 283.
extra- 297.
extraire 220.
extravagant 192. 459.
extreme 140.
extrimeque 297.
ey Vokal 8, Aussprache 12,
Ursprung 65.
— mit zugleich vokalischem
und konsonantischem y
27, Ursprung 98.
eyer Verbalsuffix 288; For-
men der Zeitwörter auf
-eyer 192. 208.
f (ph) Konsonant 20, Aus-
sprache 22, stumm 29,
Bindung 36, durch Assi-
milation verdoppelt 50,
Ursprung 76. 78.
-/ Femininum der Wörter
auf -/ 129. 135.
Fachzahlwort 148, mit
dem Genitiv 392; Stellung
601.
foA^on in de fa^on a mit
dem Infinitiv; de fa<;on
que 565, Modus 369.
faible Ableitung 276.
faillir 191.212; mit dem rei-
nen Infinitiv 444, dem prä-
positionalen (de und a) ib.
faire Konjugationsformen
219.
— mit prädikativer Be-
stimmung im Nominativ
323, Akkusativ 388.
— mit dem reinen Infinitiv
444, ne faire que, ne faire
que de, ne faire plus que
de mit dem Infinitiv ib.:
Akkusativ der Person 445,
Dativ 389. 445.
— Verschmelzung mit in-
transitiven oder reflexiven
Verben 179. 462. 599.
— Nichtkongruenz des Par-
ticip 462.
— Stellung 591. 599.
— unpersönlich 177. 461,
mit reinem Infinitiv 442.
Faktitive Bedeutung in-
transitiver Verba 387. 388;
intransitiver und reflexiver
durch Verschmelzung mit
faire 179. 462. 599.
— Verba, Passiv 323. 588;
Aktiv 388. 598.
Faktitiver Akkusativ
388. 460. 462, Stellung
598; Nominativ 323, Stel-
lung 588.
falloir 222; nur unpersön-
lich (il faut) 178. 222, mit
reinem Infinitiv 442; il s'en
faut peu que ne etc. 479.
Fallot, Recherches etc. 4.
Farbenadjektive 134.
138. 310. 375. 507.
fatigant 192.
fauhourg ohne (und mit)
de 489. 513.
faute de 237. 238. 437.
faux Akkusativadverb 228.
favori Femininum 135.
feindre 214.
ferir 212.
ferme Akkusativadverb 228,
ferme! 245.
fermer in a porte fermante
etc. 459, vgl. 178. 452.
Festtage,Pluralia tautum
Wort- und Sachregister.
643
113; Geschlecht 116; Ar-
tikel 116. 489. 493.
fete Wegfall 116. 489. 493.
feu 134. 137. 507, Stellung
601.
fi! 244, mit dem Genitiv
244. 396; fi donc! 244.
fichfre! 245.
fi donc ! 244.
Finalsatz 566, Modus 371.
— durch den Infinitiv mit
a vertreten 451. 452, mit
pour 454.
— berührt sich mit dem
Konsekutivsatz 370. 566,
vgl. 564, dem Adjektiv-
satz 371. 566. 580.
— Stellung 616.
finir a (de) mit dem Infini-
tiv 452, par 453.
fleurir 212.
fleuve ohne (und mit) de
491. 513.
Flexion 99. 102 ff.: vgl.
Biegungsformen, Deklina-
tion, Konjugation.
Flexionsendungen des
Yerb 186, Entstehung 190.
Flexionsformen desVerb
180, der ersten schwachen
Konjugation 208, der zwei-
ten 210, der dritten 213; der
starken 215.
Flexionskasus 103, des
Altfranzösischen ib., des
persönlichen Fürwortes
103 149. 414. I
flic flac 245.
Flussnamen mit und
ohne Artikel 491, vgl. 489,
nach Gattungsnamen ohne i
und mit de 491. 513. I
Flüssige Konsonanten 20, j
Aussprache 21, vgl. 19, j
stumm 28, durch Assimi- j
lation verdoppelt 49, Ur- ]
Sprung 71. i
foin! 244, mit c?e 244. 396. |
fol s. fou.
Folge der Zeitformen 352ff.
Folge, Inhalt von Haupt-
sätzen hypothetischerSatz-
gefüge s. Hauptsatz; von
Nebensätzen 555. 564 ff.
566, s. Konsekutivsatz,
Folgesatz s. Konsekutiv-
satz.
follement 229.
for- 297.
foras,foris2dl, vgl. 237. 238.
force 502. 503.
forcer de und a mit dem
Infinitiv 452.
forclore 219.
forfaire 219.
foris 297, vgl. 238.
Formenlehre 99.
fors 238. 420. 421.
fort Substantiv, mit de 513.
fort Adjektiv, geschlechts-
los in eile se fait fort 134,
mit ^el34. 395. 398; Ad-
verb 229. 471, Stellung
600. 605, Akkusativadverb
228, fortement 229.
forteresse mit de 513.
fortraire 220.
fort-vetu, forvetu 311, vgl.
297.
fou, fol Femininum 135,
Plural 137, Stellung 606;
follement 229.
foudre Geschlecht 124.
four- 297.
foxirvoyer 210.
Frage s. Fragesatz.
Fragende Adverbien 232ff.
465. 468; in der indirek-
ten Frage 547, der direk-
ten 585; Stellung 585. 594.
Fragendes Fürwort 101;
Deklination 157.
— Ersatz des Neutrums
durch OM mit rft'und par 465.
— prädikativ 326, vgl. 157.
— attributiv 506, vgl. 157 ;
afr. 159.
— in der direkten und in-
direkten Frage s. Fragesatz.
— Stellung s. Frngesatz.
Fragesatz 315.
— direkte Frage, Frage-
wörter s. fragende Adver-
bien, fragendes Fürwort.
umschrieben 320.585.
Zeit und Modus 334;
345 ff. 359. 366 ff.; Modus
nach fragendem Haupt-
satze 361. 364.
Verneinung 475, im
unvollständigen Fragesatze
481. 483; nachfragendem
Hauptsatze 478. 479.
rhetorische 586; s.
auch Ausruf.
elliptisch 506, ellip-
tischer Infinitiv 446, ellip
tischer Substantivsatz 542;
I s. auch Ausruf.
für den Konditional-
satz 560. 587, Modus 359.
366. 367, Verneinung 480;
für den Koncessivsatz562.
563. 587, Zeit und Modus
345. 348. 350. 359. 368.
Verschränkung 577.
579. 618.
Stellung des Subjektes
585. 586; der fragenden
Adverbien 585. 594, Für-
wörter 585. 586. 590. 602.
— indirekte Frage,
Fragewörter s. si und fra
gende Adverbien, fragen-
des Fürwort.
Modus 357.
als Subjekt 545; als
adverbiale Bestimmung,
Kasussatz 547. 548, statt
des Substantivsatzes mit
que 547, durch einen Ad-
jektivsatz ersetzt 548.
elliptisch 543, ellip-
tischer Infinitiv 447. 548;
.s. auch Ausruf.
Wortstellung 587,
Stellung der Fügewörter
618, vgl. 594 und 590.
602; Satzstellung 613.
41*
644
Wort- und Sachregister.
fraindre (afr.) 214.
frais Femininum 136; in
der Zusammensetzung
(frais-cucilli, frais cueilU
etc.) 138. 311.
franc Adjektiv, Femininum
136, franc de fort 134.
507; Akkusativadverb 228.
Frangois 5.
Franken 2.
Französisch, Entstehung
1, geschichtliche Ent-
wickelung 3.
Frequentative Verbal-
suffixe 289.
Freude, Interjektion 244;
Modus 363.
frire 215.
froid Akkusativadverb 228.
Fügewort s. Bindewort.
Füllwörter bei der Ver-
neinung 236. 472 fT., bei ne
. . qve 476. 571; Vernei-
nung ohneFüllwörter475ff.
— verstärkt 236. 474.
— mit de 404. 472, vgl.
513, ohne Artikel 495, mit
Artikel 405. 496. 501;
ohne de 405. 501.
— alleinstehend negativ
236. 481. 483, vgl. 404.
472; für die absolute Ver-
neinung 236. 483, vgl. 481.
— Stellung 596, vgl. 593.
Furcht, Modus 363, Ver-
neinung 476.
Fürwort 101, Arten ib.
— Deklination 148 ff.
— Subjekt 316; zurVerdop-
pelung des Subjektes 318;
Kongruenz 377ff. 380. 381.
— prädikativ 325, Kon-
375. 377. 381.
— (persönliches) als ad-
verbiale Bestimmung 414.
— mit dem bestimmten
Artikel 495. 496, dem un-
bestimmten 499, ohne 502.
— attributiv 505. 511. 515,
appositiv 518.
— mit Apposition 517.
— mit einem Adjektivsatz
572. 573. 578.
— Stellung als Subjekt und
Prädikat 583 ff. 587, als
adverbiale Bestimmung 589
ff. 593. 599, als attributive
Bestimmung 601. 607.609,
beim Adjektivsatz 617, als
und beim Fügewort 618.
619.
Im Uebrigen s. die ein-
zelnen Arten von Für-
wörtern.
fuir 211, vgl. 98. 192.
Futura 180. 182, der Ge-
genwart 334. 335, der
Vergangenheit 348. 351,
Zeitfolge 354. 355.
G.
g Konsonant 20, Aussprache
26, stumm 32, in der Bin-
dung 36, Ursprung 88. 94;
dentales g in Verben 19,
Verba auf -guer 192. 287.
-g Femininum der Adjek-
tiva auf gutturales -g 136,
gai! 245.
gaiment, gaiement 230.
galant Stellung 606.
Qallia Narbonensis 2.
Gallier 1.
gar de in avoir gar de mit
ne 475; in prendre garde
etc., Modus 361. 362, Ver-
neinung 478, Infinitiv 449.
garder Modus 361. 362,
Verneinung 478.
gare! 245, mit Adverbien
und Kasus ib.
Gattungsnamen 100;
werden zu Eigennamen,
Eigennamen zu Gattungs-
namen ib., vgl. 269. 488.
490. 498, Plural 108. 269.
488. 489, Pluralia tantum
113; Abstrakta, Sammel-
namen, Stoffnamen als Gat-
tungsnamen 100, vgl. 498.
— Plural 107, Pluralia
tantum 113.
— mit dem bestimmten
Artikel 488 ff., im partiti-
ven Verhältnisse 494, dem
unbestimmten 498.
Gaumenlaute 20.
Gebirge s. Bergnamen.
Gegenwart, Zeitformen
179. 180. 330 ff., Zeitfolge
352. 353.
geindre (lat. gemcre) vgl.
craindre 214,
Gemeine oder logische
Wortstellung 583.
Gemeinschaft, Dativ 408.
514; un, a un, deux ä
deux etc. 148. 408.
gene'ralissime 140. 141.
Genin, des Variations du
langage frangais 28.
Genitiv 103. 106, unbe-
zeichnet 106, vgl. 109.
306. 307. 514.
— zur Zusammensetzung,
unbezeichnet 109. 306.
307, mit de 110. 307.
— bei Präpositionen 238.
437, Interjektionen 244.
245.
— durch dont und en ver
treten 414. 465. 466 ff.,
vgl. 505.
— Subjekt 401, vgl. 143,
402. 494.
— prädikativ 324. 401. 403;
Infinitiv mit de als logi-
sches Subjekt 319. 447.
— adverbial 391 ff. (Raum
391; Zeit 393; kausal
394, Urheber mit de und
par 394. 395. 429; Art
und Weise 397; possessiv
397; Eigenschaft 398;
Mass ib.; Werthib.; Stoff,
Inhalt 399; partitiv 401,
vgl. 143. 494. 513; ellip-
tisch 405); des persönli-
chen Fürwortes, durch en
vertreten 414. 465. 466,
Wort- und Sachregrlster.
645
•vgl. 505; der Infinitiv mit
de als Genitiv 448, vgl.
452; — Stellung 589, in
Verbindung mit anderen
adverbialen Bestimmungen
598.
— attributiv 511 ff., sub-
jektiv und objektiv 512,
appositiv ib., vgl. 489ff.,
emphatische Wiederholung
eines vorangehenden Be-
griffes in der Mehrzahl
514, unbezeichnet ib.; at-
tributiver Infinitiv mit de
510, vgl. 448. 449; — Stel-
lung 607, Inversion 608.
Genitivsatz 540.546, Mo-
dus 361 ff.; Stellung 613.
gern s. gent.
gent Plural 107. 124, Ge-
schlecht 124, Kongruenz
von gens mit einem Ad-
jektiv etc. ib.
gentil Femininum 135; gen-
timent 229; gentilhomme
109. 229.
Geographische Kamen,
Pluralia tantum 113; Ge-
schlecht, Bergnamen 116,
Ortsnamen, Städte- und
Ländernamen 125; Ablei-
tung, Länder- und Völker-
namen 270, Zusammen-
setzung 292. 307 ff.; mit
und ohne Artikel 490 ff.;
mit und ohne de bei vor-
hergehendem Gattungs-
namen 512. 513, vgl. 489.
490 ff. 516.
-ger 287. 288; Orthographie
in Verben auf -ger 192.
Germanisches Element2.
Gerundium 183. 455 ff.
463; achtes mit en 457,
Zusammentreffen mit ad-
verbialem en ib., alter-
thümlich mit h 458, sub-
stantivirt ib., vgl. 249;
Stellung 593.
Gerundivisches Particip
183, einfach 455 ff., zu-
sammengesetzt 463; Stel-
lung 593.
Geschlecht der Nenn-
wörter 105.
— des Hauptwortes 115 ff.
durch den Begriff
bestimmt 115, durch die
Form 117, Vergleichung
desselben im Lateinischen
und Französischen 120.
Doppelgeschlechtig-
keit (communia) 123, ächte
123, Begriffsübertragung
125, Homonyme 127; Kon-
gruenz 376.
— — Gescblechtswandlung
(mobilia) 123. 128, auf-
gegeben (epicoena) 131;
Kongruenz 376.
— des Eigenschaftswortes
133 If., geschlechtsloses
Eigenschaftswort 134,
Bildung des Femininum
ib., zusammengesetztes
Eigenschaftswort 137, vgl.
310; Kongruenz des prä-
dikativen 37.5, des attri-
butiven 506.
— des Artikels 142. 143.
— des Zahlwortes 144 ff.
— des Fürwortes 148 ff.
Geschlechtswandlung
(mobilia) 123. 128, auf-
gegeben (epicoena) 131;
Kongruenz 376.
gesir 214.
Glauben mit en 426.
Gleichartige Sätze (oder
Satzglieder) durch Binde-
wörter im engeren Sinne
verbunden 102, vgl. 240.
242. 522; grammatische
Gleichartigkeit der dem
Range nach gleichstehen-
den Glieder nicht erforder-
lich 522. 581. 609.
Gleichlautende Wörter
s. Homonyme.
glouglou 245.
gn nasal gefärbter Schmelz-
laut 26, Ursprung 94. 96.
Gothen 3.
goulument 230.
gouttc Füllwort 236. 472.
Grammatik (französische)
Eintheilung 6.
Grammatischer Wortton
38.
Grammatisches Subjekt
316. 318 ff.
^ranrZ Adjektiv, geschlechts-
los in grandmere (grand
mere) etc. 134, vgl. 35.
110. 308; Stellung 604.
gras Akkusativadverb etc.
228. 229.
grec Femininum 136.
S. Gregoire 106.
Griechisches Element 2.
gros Adjektiv, Stellung
604; Akkusativadverb etc.
228. 229.
Grund, Inhalt von Neben-
sätzen 555 ff. 557. 561 ; s.
Kausalsatz, Konditional-
satz, Koncessivsatz.
Grundbestandtheile des
Satzes 314. 316 ff. (Subjekt
316, Prädikat 323, adver-
biale Bestimmungen 388,
attributive 486).
Grundwort 246. 293.
Grundzahlwort 144, im
Zähler von Bruchzahlen
146, für die Ordnungszahl
145 504, zum Ersatz für
das Eintheilungszahlwort
148.
— prädikativ 325.
— attributiv 503, appositiv
518; Stellung 601, vgl. 609.
— mit partitivem de 402.
513.
— mit Artikel 494. 499,
vgl. 496; mit tout, mit
und ohne Artikel 170.
-guer 287; Orthographie der
Verba auf -guer 192.
guere (gueres) 235, Füllwort
646
Wort- und Sachregister.
236. 472. 473, flektirt
473; Stellung 596.
Gutturale s. Kehllaute.
H.
h Konsonant 20, Aussprache
26, Ursprung 97.
ha! (ha! ha!) 244.
hdir 212.
Halbsilben 83.
Halbvokalischer Konso-
nant (y) 20. 98.
halte! halte-la! 245.
-hart (german.) 268. 277.285.
Hauptsatz 315.
— beigeordnet 520 ff., Zu-
sammenziehnng ib.
— übergeordnet etc. 536 ff.,
Nachsatz 536, Parenthese
537, Umfang des Satzge-
füges 540, Zusammen-
ziehung mit dem Neben-
satze 531, Wegfall in der
Satzellipse 542.
— absoluter 537.539.619;
relativer ib., zweiter Ord-
nung 539.
— für den Substantivsatz
538. 540. 541, den Tem-
poralsatz 552, den Kondi-
tionalsatz 559. 560, vgl.
523, den Koncessivsatz
562. 563, vgl. 523.
— Verneinung mit ne blb.
— Zeit 328 ff., Modus 357.
358 ff. 373, vgl. 356.
— Wortstellung 583 ff.,
Satzstellung 611. 612 ff.
Hauptwort 100, Klassen
ib.
— Deklination 105 ff. (Plu-
ral 106, Eigenthümlich-
keiten des Gebrauches der
Zahlformen 111; Ge-
schlecht 115, Doppelge-
schlechtigkeit 123, Ge-
schlechtswandlung 128).
— als Adjektiv verwendet
134, komparirt 141, durch
tres verstärkt 141. 471; vgl.
auch Adjektiv-Substantiva.
— mit Adverbialendung
229; bildet Adverbien 231,
Präpositionen 237. 238.
437, Konjunktionen 241 ff.,
Interjektionen 244. 245.
— Ableitung 247. 248 ff.;
von Hauptwörtern ab-
geleitete Adjektiva 277,
Verba 283 ff'.
— Zusammensetzung 293 ff.
305 ff.; in der Zusammen-
setzung von Adjektiven
312, vgl. 311, von Verben
312. 313.
— Subjekt 316, verdoppelt
318 ff., Kongruenz 375 ff.
379 ff.
— prädikativ 322, elliptisch
327.328, Kongruenz 376 ff.
— als adverbiale Satzbe-
stimmuug 383 ff.
— mit de und dem Infini-
tiv 449. 510, h 451. 511.
— mit attributiven Be-
stimmungen 486 ff. (be-
stimmter Artikel 486, un-
bestimmter 498, Wegfall
499; Zahlwort 503; Pro-
nominaladjektive 505; —
Eigenschafts\\ort 506; Ad-
verb 510; Infinitiv 510.
511; Hauptwort 511); mit
Apposition 516. 517.
— attributiv 511 ff'., appo-
sttiv 517.
— Stellung 583 ff. 589 ft'.
600 ff. 607.
haut Akkusativadverb 228.
he in Interjektionen (he! he
bien? he' bien! he, he! he!
he! he! he quoi!) 244. 245.
hebreu 136. 137.
Äem? 245.
Heischesatz 315.
— Subjekt desselben 322.
586.
— Modus 182. 356. 373.
374, durch den Indikativ
des Präsens und Futur
vertreten 332. 334. 374,
den Konjunktiv 358. 359.
374. 586.
— für den Konditionalsatz
I 374. 527. 559, vgl. 359,
i elliptisch 560.
— für den Koncessivsatz
374. 562, vgl. 359. 368.
527.
— vor dem Finalsatz mit
blossem que 566.
— Stellung des Subjektes
! 586, persönlicher Fürwörter
als Objekt etc. 591. 599,
l von e«, y ib.
\helas! 244.
hem! (hem^ hem!) 245.
1 he'riter mit dem Genitiv
j 393, dem Akkusativ und
Genitiv ib.
i Hermanrich 3.
heureusement que elliptisch
: 543.
! Hiatus 35.
hier 233; d'hier attributiv
510.
Himmelsgegenden, Ge-
schlecht 116; mit und
ohne Artikel 493, adjek-
tivirt 493. 507.
Hinweisendes Fürwort
101, Deklination 153.
— Vertretung des Genitiv
und Dativ durch en und
y 465. 466.
— Subjekt 310. 318, zur
Verdoppelung 318. 319.
544. 545; Kongruenz 377.
— prädikativ 326.
— mit partitivem de 403.
— attributiv 505, ohne Ar-
tikel 502, beim Zahlwort
in Daten 504.
— Korrelat 544 ff'. 546 ff.
572 ff., verdoppelt 578,
vgl. 321.
— Stellung als Subjekt
583 585. 587. 588, als
Attribut 602.
HistorischerInfinitiv449.
Wort- und Sachregister.
647
Historisches Präsens
331, Perfekt 329. 342.
ho <;a! 245.
Hoffen, Zeit 335. 336, vgl.
349; Modus 362. 364; mit
en 426.
hola! holli ho! 245.
hom! 245.
homme vivant Füllwort 474.
Homonyme von verschie-
dener Abstammung 127.
honnetv Stellung 606.
höpital mit und ohne de 513.
hör- 297.
hormis 237. 238. 297. 420.
kors, hors de 238. 420;
hors de mit dem Infinitiv
449. 453.
hors que 559.
hue! huhau! hurhau! 245.
Hülfs Zeitwörter avoir
und etre 175. 180. 193;
s. auch avoir, etre.
hymne Geschlecht 125.
hyper- 302.
Hyperbaton 617.
hypo' 303.
Hypothetisches Satzge-
füge 557 ff., zusammenge-
zogen 541, elliptisch 543;
Zeit 332. 339. 341. 343 ff.,
Zeitfolge 353. 355, Modus
357. 358 ff. 366 ff.; Stellung
587. 615.
I.
i (i voyelle) 1, Vokal 8,
Aussprache 11, stumm 20,
apostropbirt 35, Laut-
wechsel 39, Ursprung 61.
■i 8.
-i 281.
ia Diphthong 14.
-ia in Ländernamen 270.
271; in Abstrakten 273,
vgl. -erie 260, -aiice, -ence
252. 285, -ice, -esse 274.
286; — gr. -tia, -Ia 273.
-iacus 272. 281.
-iade 269.
iai Diphthong 14.
ian nasaler Diphthong 16,
Aussprache 18.
-ianus 257. 270. 271. 279.
-iague 272. 281.
-iare mit -are vertauscht
284, vgl. 208.
-ias 269.
-iasme 261.
-taste 257.
iau Diphthong 14.
-ible 276. 277.
-ic, lat. -icus 280.
-ic- in lat. -icare 287. 290;
in lat. -iculus 262. 286,
-iculare 289. 291.
-ica 270.
-icare 287. 290.
-ice, lat. -itia 274. 286,
-itium 274; lat. -icius 217.
icelui, icelle 155.
-icevs 267. 268.
-iche 267. 268.
ici 231. 232, Stellung 595;
ici-bas, ici pres 233, crici
233, dici-bas attributiv
510, dici Ia 465, jusqu'ici
233. 239. 465.
-icius 253. 267. 277.
-iculare 289. 291.
-iculus 262. 286.
-icus 272. 280; -icus 277.
-ide Patrooymika, gr. lat.
-tdes, -tdes m. und -is
(-eis) f. 269; Ländernamen,
lat. -is, tdis 270; Adjek-
tiva, lat. -idus 275. 286.
-tdes, -tdes 269.
-idus Adjektiva 275. 286;
mlat. -idus für -etujn 258.
ie Diphthong 14, Lautwech-
sel 39, Ursprung 70.
-ie in Ländernamen 270;
in Abstrakten 273, vgl.
erie 260, -ance, -ence 252.
285, -ice, -esse 274. 286;
— gr. -«/«, -ia 273.
j -ieme 282, vgl. 147.
I ien nasaler Diphthong 16,
I Aussprache 18.
-ien 257. 270. 271.279; —
Femininum der Wörter
auf -ien 129. 135.
-ienne 257. 271. 279.
-ient, lat. -iens, lentis 192,
vgl. 249. 274. 286.
-ier, lat. -arius und -aris
255. 279 C-assier 280). 286;
lat. -icare 287, -igare 288;
zur Konjugation der Verba
auf -ier 208. 209.
-ier für -er 208, vgl. 284.
-iere 255. 279.
-ietas 272.
-ie'te 272.
ieu Diphthong 14, Ursprung
70. 71.
-if 275. 276. 286.
-ig- in -igare 288, vgl. 290.
-ige 251.
-iger 288.
-i^me 251.
-igne, lat. -/;^wa 279.
ignorer Modus 364.
-ignus 279.
-?>o 251.
-iguer 288.
i/ unpersönliches Subjekt
177. 318, wechselt mit pa
177, ce 318, ausgelassen
322, vor einem prädika-
tiven Infinitiv mit a 451.
— grammatisches Subjekt
(mit ce wechselnd) 318,
Kongruenz 377; eines rei-
nen Infinitiv 442, mit de,
que de 442. 447. 148; aus-
gelassen 322; eines Sub-
stantivsatzes 319. 510 (Kor-
relat). 544, Modus 360.
— Wortstellung 583. 585;
Satzstellung 612. 613.
il- 297; negativ 305.
-il, lat. -ile 259; -iculus, a,
um 262. 286; -ilis 259.
276; -ilis 278.
-ilare 289.
ile mit und ohne de 513,
vgl. 489. 490.
Ile de France Dialekt 4.
648
Wort- und Sachregister.
-ik, it. -lle 259; lat. -ilü
276, -lUs 278, vgl. 259.
-lle 259.
-ilia 262. 286.
-iliii 259. 276; -ilis 278,
vgl. 259.
-ill- in -j7/o« 266.
-illare 289. 291.
-i7/e, lat. -icula 262; lat.
-i7m 262. 286.
-Hier, lat. -«cu/are 289. 291;
lat. -illare 291.
-illus 263. 286.
illustrissime 140.
-lYon (ahd.) 291.
m nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
im- 297; negativ 305.
-inie 251.
-imen 251.
-meft? 252.
Imperativ 182. 356.
— Gebrauch 373. 374.
— Vertretung durch den In-
dikativ des Präsens und Fu-
tur 332. 334. 374, den Kon-
junktiv 358. 359. 374. 586.
— für den Indikativ und
Konjunktiv 357. 374.
— Interjektion 245. 374.
— in der Zusammensetzung'
309. 310, vgl. 303; Plural
110. 111, Geschlecht 116.
— konditional 374, vgl.
359. 527. 559. 560, kon-
cessiv 374. 562, vgl. 359.
368. 527.
Imperativsatz s. Heische-
satz.
Imperfekt 180.
— Gebrauch 329. 336 ff.;
in Verbindung mit ande-
ren Zeitformen 339; im
hypothetischen Satzgefüge,
Hauptsatz 339, Nebensatz
341.
— Konjunktiv 182. 343,
vgl. 180.
— Zeitfolge 355, vgl. 353.
354.
Imperfekt des Futur 180.
182.
— Gebrauch 348 ff.
— Zeitfolge 355.
impune'ment 230.
-imus 282.
in nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
in- 297; negativ 305.
-in Hauptwörter, lat. -Inus,
um 266, landschaftliche
Namen 271, Volksnamen
272; Eigenschaftswörter,
lat. -Inus, -inus, -ineus
(-ignus) 279; abgeleitete
Zeitwörter 286.
-in- in -inet 264.
-Ina 130. 266. 272, -lua,
-ina 279.
-ine (german.) 249.
Inchoative Zeitwörter 176.
Inchoativformen 186.
187, Konjugation 198 if.
210 ff. 215; in der Ablei-
tung der Hauptwörter 251
(vgl. 130). 252. 253. 254
(vgl. 251), der Zeitwörter
289, vgl. 290.
inclus s. ci-inclus.
inde- 298.
Indikativ als Zeitform
180. 329 ff.
— als Modalform 182. 355.
357.358; neben dem Kon-
junktiv 357, in Substan-
tivsätzen 341. 357. 360 ff.,
in adverbialen Neben-
sätzen 365 ff., in Adjektiv-
sätzen 371 ff.; für den Im-
perativ 332. 334. 374.
— in der Znsammensetzung
310, vgl. 309; Plural 111,
vgl. 110; Geschlecht 116.
Indirekte Frage s. Frage-
satz.
Indirekte Rede, Modus
357. 358; ohne que 540.'
541, vgl. 538. I
induire 214. !
-me Hauptwörter, lat. -Ina !
130. 266, in Volksnamen
272; Eigenschaftswörter,
lat. -ina, -ina, -inea 279;
abgeleitete Zeitwörter 286.
-iner 291.
-ineus 279.
inferieur 140, mit h 412.
infime 140.
Infinitiv 183. 184 ff.
— ersetzt zum Theil das
lateinische Supinum und
Gerundium oder Gerundi-
vum 183. 441, vgl. 445.
446. 447. 449. 451 und
510. 511.
— in der Ableitung 246;
substantivirt 250. 455, mit
determinativen und qua-
litativen Bestimmungen
494.499.507; Plural 109,
Geschlecht 116.
— in der Zusammensetzung
307.309; Plural 110. 111,
Geschlecht 116.
— Subjekt 316. 321. 442,
vgl. 447. 448, logisches
Subjekt 316. 319. 442. 447.
— prädikativ 325, vgl. 321.
442. 443. 451.
— adverbiale Bestimmung
etc. 441. 442 ff.
— — ohne Präposition
442 ff. (Nominativ 442;
Akkusativ 443, Apposition
444, Subjekt desselben
445, Akkusativ mit
dem Infinitiv 445, der
Akkusativ wird Dativ 389.
445; nach Verben der Be-
wegung für lat. Supinum
445, wechselt mit pour
und dem Infinitiv 446.
454; elliptisch 446. 548).
mit de Ul ff. (No-
minativ 447 ; Akkusativ
448, . . que de ib.; Geni-
tiv 448. 449, bei Partikeln :
a moins de, avant de, pres
de, hin de, hors de u. a.
afin de 448. 449; histori-
Wort- uud Sachregister.
649
scher Infinitiv 449; ellip-
tisch 449. 450).
mit h 450 If. (Dativ,
Bestimmung und Zweck
450, Stoft; Inhalt 450, in-
strumental, kausal 450,
absolut 451, für lat. Ge-
rundium oder Gerundivum
451, bei Adjektiven für
lat. Gerundium oder Su-
pinum 451; Akkusativob-
jekt 451; bei Partikeln:
guitte ä, sauf ä 450. 452,
jmqua, quant ä, de maniere
ä, de fafon a 452).
mit6?eundrt 452.453.
mit anderen Präpo-
sitionen: pm rfe, loin de,
hors de, avant de, par,
pour (quitte pour 450),
Sans, entrc 453. 454, vgl.
448. 449.
— Wiederholung und Aus-
lassung der Präpositionen
454, vgl. 439 ff.
— Vertauschuug mit einem
Nebensatze 454. 455. 616
u. a.
— Verneinung 483 ff., Weg-
fall 477. 478, Stellung 597.
— substantivirt mit dem
bestimmten Artikel 494,
dem unbestimmten 499,
mit einem Eigenschafts-
vrort 507; vgl. 250. 455,
Plural 109, Geschlecht 116.
— attributiv 510. 511, vgl.
447. 448. 449 und 451;
der reine Infinitiv im
Akkusativ als Apposition
444.
— das Subjekt des Infini-
tiv 445. 454, unbestimmt
mit folgender Apposition
517.
— Stellung als Subjekt 583,
des adverbialen 592. 599,
des attributiven 607; Stel-
lung der Verneinung 597.
Infinitivsatz 544.
instant 210.
instruire 214.
inter- 298.
interdire 219.
Interieur 140. 283.
Interjektion 102. 244.
Interpunktion 36. 37.
intervenir 218.
intime 140.
Intransitive Zeitwörter
176, ohne Passiv 177, vgl.
175, ihr Particip des Per-
fekt 459. 460, vgl. 181 ff 249.
— Uebergang in transitive
174. 175. 178. 181, fakti-
tiv 179. 387. 388, reflexiv
179. 388, mit faire ver-
bunden 179. 462.
— Uebergang transitiver in
intransitive 178, ihres Par-
ticip des Präsens 459; re-
flexiver in intransitive 179.
462.
' — mit avoir, mit etre, mit
: avoir und etre 181.
i -- Konjugationstabelle 204.
— mit verdoppeltem Sub-
: jekt 318.
; — mit prädikativer Bestim-
j niung im Nominativ etc.
i 323 ff., Infinitiv 442. 443.
451, vgl. 321. 325.
— mit dem Akkusativ 387.
388.
— Inversion des Subjekts
583. 584.
intrigant 192, vgl. 459.
intrinseque 298.
intro- 298.
introduire 214.
-Inus Hauptwörter 266, land-
schaftliche Namen 271,
I Volksnanien 272; -Inus,
i -inus Eigenschaftswörter
I 279; abgeleitete Zeitwörter
I 286.
Inversion 583 ff.
investir 211.
io Diphthong 14. 15.
-io 253. 286; 265.
-iole 264.
ion nasaler Diphthong 16,
Aussprache 18.
-ion 253. 286; 265.
iou Diphthong 14. 15.
-ique, lat. -fca 270, -tcus
272. 280; lat. -icus 277.
-iquer 287.
ir- 297, negativ 305.
Ironie, Interjektion 244;
contine si 568.
-is (fr.), lat. -icius 253. 277 ;
lat. -ensis 271.
-IS (-eis) lat. 269.
-isc- s. Inchoativformen.
-iscere 289.
-iscus 272, vgl. 281.
-ise 274.
-iser 288.
-isma 261.
-isme 261.
-ismus 261.
-iss- s. Inchoativformen.
-issa 130. 251.
-issare 288.
-isse 267. 268, vgl. 253.
issir 211. 212.
-ista 257.
-iste 257.
-ita 272.
-itare 290.
-itas 272.
-ite 272, vgl. 270.
-ite 272.
-iter 290.
-ites 270. 272.
-itia 274. 286.
-ities 274.
-itium 274. 286.
-itude 274.
-itus, a 281; mlat. -itus für
• etum 258.
-ive 275. 276.
-ivus, a, um 275. 276. 286.
-izare 288.
J.
j (i consonne, ji) 7, Konso-
nant 20, Aussprache 24,
Ursprung 88.
650
Wort- und Sachregister.
jafoit que 562, Modus 368. 1
Jahreszahlen 145. 146,!
504; Stellung 598. 601. '
Jahreszeiten Geschlecht!
116, vgl. 124. j
jamais Adverb 234. 474, '
vgl. 472, a jamais, pour j
jamais 231. I
— als Füllwort gebraucht i
472. 474, jamais rieii 474; j
im unvollständigen Satze !
ohne ne 481; mit (und '
ohne) de 404. 405. 472, |
vgl. 495. 501. 503; Weg-
fall des Artikels nach
jamais 503.
— Stellung 594. 596.
Jehovah mit un 498.
Jesus-Christ ohne Artikel
488.
joignant 237. 239. 419. j
joindre 214. i
Joint s. ci-joint. j
Jotirter Schmelzlautl
des / (l mouille) 19. 21. |
joüter Ableitung 285. |
jouxte 237. 419.
jusque afr. Präposition 238.
239; präpositional mit om,
ici, la 239, vgl. 238.
— Adverb mit «, en, dans,
sur, par-dessus etc. 239.
jusqu'a 239; Zielpunkt, mit
a und en wechselnd (de
. . jusqu'a . .) 391 ; ellip-
tisch 414; mit dem Infinitiv
452.
jusqu'a ce que 540. 554,
Modus 365. 366.
jusque-lä 233. 239; jusque-
la . . que 564.
juste Akkusativadverb 228.
k Gebrauch 7, Konsonant
20, Aussprache 25, Ur-
sprung 91.
Kardinalzahl s. Grund-
zahlwort.
Kasus 102. 103. 383; s.
auch Deklination und die
einzelnen Kasus.
— adverbial 383, des per-
sönlichen Fürwortes 414,
mit Präpositionen 417;
attributiv 511.
— Stellung, adverbial 589,
mit Präpositionen 591, Rei-
henfolge 598; attrib utiv 607.
Kasuslehre 383.
Kasuspräposition 103.
383.511; in der Zusammen-
setzung 307. 310, vgl. 110.
111. 116; beim Infinitiv
447. 510, Stellung 593.
— Wiederholung und Nicht-
wiederholung 439; beim
Infinitiv 440. 454, bei der
Apposition 440. 517.
Kasussatz 546; Stellung
613.
Kausaladverbien 236;
konjunktional 237. 241.
242.
Kausale Beiordnung, syn-
detisch 530, asyndetisch
533; Stellung 612.
— Unterordnung555 (Grund
555, Folge 564), Modus
366; Stellung 615.
Kausalsatz im engeren
Sinne 555, elliptisch 543.
— durch den Temporalsatz
ersetzt 550. 551. 553, durch
den Modalsatz mit comme
556. 568.
— durch den Infinitiv mit
a vertreten 451, mit par^
pour 453. 454; durch Par-
ticipien 455 fl".
— Modus 366.
— Stellung 615.
Kehllaute 20, Aussprache
24, stumm 32, in der Bin-
dung (g) 36, Ursprung 88.
Kelten 1.
Keltisches Element 1.
Kennlaute der schwachen
Konjugation 483 ff., vgl.
190tf.
Klage, Vokativ 384.
Klimax 533; Kongruenz
380.
Kenrick 42.
Kollektiva s. Sammel-
namen.
Komparation s. Steige-
rung.
Komparativ des Adjektiv
138. 139, attributiv 509,
Scheidung vom Superlativ
139. 140.
— des Adverb 232, vgl.
140. Stellung 593. 595.
— verstärkt 140. 232. 525.
— mit MassbestimmuDgen
im Akkusativ 386; mit
dem quantitativen Genitiv
392. 571, mitfZ'a«torti;568.
— bei proportionaler Gleich-
stellung in asyndetischen
Hauptsätzen 533. 568,
Stellung 595; bei a mesure
que, a proportion que 568.
569.
— vor dem Modalsatz der
Ungleichheit mit que 571,
j que ne 480. 481, Verkür-
zung 541; Satzstellung 617.
Komparativsatz s. Mo-
dalsatz.
Koncessivsatz 561, ver-
kürzt 541, vgl. 517. 518;
durch Participien vertre-
ten 456 ff.
— Vertretung durch andere
Satzformen 562.
— prädikativ 545.
— Zeit 340. 345. 348, Mo-
dus 359. 368.
— Wortstellung 587, Satz-
stellung 615.
Konditionalis, der soge-
nannte 348, vgl. 344.
Konditionalsatz 557,
verkürzt 551. 558. 572,
elliptisch 543; durch den
Infinitiv mit ä vertreten
451, durch Participien
456 ff.
Wort- und Sachregister.
651
Konditionalsatz, durch
andere Satzformen vertre-
ten 559.
— als Subjektsatz 545,
Kasussatz 547.
— temporal 550. 557, kau-
sal 558, koncessiv 541.
558. 561.
— Verneinung: 480. 558.
— Zeit332. 334. 336; 339.
341. 343 ff. 348. 349 ff.,
Zeitfolge 353 ff., Modus
358. 359. 366.
— Wortstellung 587, Satz-
stelluug 615.
Kongruenz des Prädi-
kates mit einem Subjekte
375; mit mehreren Sub-
jekten 379, vgl. 520. 542.
— des prädikativen Adjek-
tiv etc. 375. 378. 381;
des Pariicip des Präsens
458, vgl. 324. 388; des ein-
fachen Particip des Perfekt
460. 462, vgl. 323. 388, j
mit einem Akkusativobjekt i
460 S. \
— des prädikativen Sub- 1
stautiv 376.
— der attributiven Satz-
bestimmiingen 486, des
Artikels 497. 499, des |
Eigenschaftswortes 506; i
der Apposition 517 ff., des j
Possessivpronomen mit j
dem appositiven chacun 1
519. I
— des Adjektivsatzes 573 ff.,
hinsichtlich der Person
575. 576, vgl. 379. 381.
Konjugation 99; Arten
des Zeitwortes 173; Bie-
gungsformen 179, Zeitfor-
men 179, Personalformen
182, Modalformen 182,
Mittelformen 183; Beto-
nung 38. 190. 192; starke
und schwache Konjugation
183.
— schwache im Allgemei-
nen 184, im Vergleich mit |
der lateinischen 187, Ta- j
belle des Aktiv 197; erste
Konjugation 208, zweite {
210,' dritte 213.
— unregelmässige oder
starke 215, Tabelle des
Perfekt 216: erste Klasse
218, zweite 218, dritte
221.
— Tabelle von avoir und
etre 193.
— Tabelle des passiven,
reflexiven und intransiti-
ven Zeitwortes 204.
Konjunktion s. Binde-
wort.
Konjunktiv als Zeitform
180. 329, des Präsens 332,
des Perfekt 334, des Im-
perfekt und Perfekt um de-
finitum 343, der beiden
Plusquamperfekte 348.
— als Modalform 355 ff.,
in Hauptsätzen 358 ff., in
Nebensätzen 360 ff'. (Sub-
stantivsatz 360; Adver-
bialsatz im engeren Sinne
365, lokal, temporal ib.,
kausal, konditional 366,
koncessiv 368, konsekutiv
869, final 371; Adjektiv-
satz 371).
— neben dem Indikativ
357; vgl. Indikativ.
— für den Imperativ 357.
374.
Konkrete Haupwörter 100,
durch Abstrakta bezeich-
net 101.
Konsekutivsatz 564,
durch den Infinitiv mit
de, que de vertreten 448.
469, mit h 451. 452.
— wird final 566, vgl. 371.
372.
— für den logischen Haupt-
satz eines Koncessivsatzes
562.
— Modus 358. 369 ff.
— Verneinung 480.
— Stellung 616.
Konsonanten 20; Aus-
sprache 21; Verstummung
28; in der Bindung 34;
Wegfall 45, von Konso-
nanten und Vokalen 47;
Assimilation 49; Ver-
setzung 50; Erweiterung
des Wortes durch Konso-
nanten 52; Ursprung 57.
71.
Konsonanz des Französi-
schen 4.
Konstruktion nach dem
Sinne in der Kongruenz
des Prädikates mit dem
Subjekte 377.
Kopulative Beiordnung,
syndetisch 522, asynde-
tisch 532; Stellung 611.
612.
Korrelate des Neben-
satzes im Hauptsatze 540,
vgl, auch 544. 548. 549.
564 etc., des Adjektiv-
satzes 541. 572. 578.
/ Konsonant 20, Aussprache
21, mit dem jotirten
Schmelzlaut 19. 21. 75,
stumm 28, durch Assimi-
lation verdoppelt 49, Ur-
sprung 71. 74.
-/ Plural der Wörter auf
-/ 107. 137, Femininum
129. 135, vgl. 130.
la Artikel, in la Saint- Jean
etc. 116. 489. 493; in a
la Cromwell etc. 410.
/aFürwort, mit und ohne Eli-
sion 34. 35. 150; prädikativ
325. 326, Stellung 588.
la in tra la la la etc. 245.
lä 228. 232, Stellung 595.
— in ce . .-la 155; celui-
la 156, Korrelat 156.572;
cela (<;a) 155. 156, ce la
157.
652
Wort- und Sachregister.
la in de lä 233, des la 424,
par la 231. 233; s. auch
defh, delä.
— in la-haut, la-bas, la de-
dans, lä dehors, par-lä 233.
— in jusque-la 233. 239.
595; s. auch voila.
— in de la que 555, des la
que 553. 556, jusque-la . .
que 564, la oii 549. 614.
— in la la! halte-lä! gare
de lä! 245.
Labiale s. Lippenlaute.
La farira dondaine etc. 245.
Ländernamen, Pluralia
tantum 113; Geschlecht
125.
— Ableitung 270.
— mit o, en, dans 406. 426.
428. 491; vgl. pour 461.
— mit und ohne Artikel
490 ff., mit und ohne de
bei vorhergehendem Gat-
tungsnamen 512. 513, vgl.
490 ff. 516.
laisser mit reinem Infini-
tiv 444; Akkusativ der
Person 445, Dativ 389.
— Kongruenz des Particip
462.
— Stellung 591. 599.
landau Plural 107.
langue d'oc 3.
langue d'o'il 3.
las! 244.
Lateinisches Element 2.
Latouche, Art de bien par-
ier fran^ais 15.
Laute 6; Ablaut, Umlaut
38. 183. 193. 208. 209. 217,
Ablaut in der Zusammen-
setzung vermieden 294.
— Wegfall 45, Versetzung
50, Hinzufiigung 51.
— Entwicklung der einzel-
nen erhaltenen 57 ff., Ur-
sprung der Vokale 58, der
Konsonanten 71.
— Nachahmung von, Spiel
mit Lauten 245. 310, in
der Bildung von Zeitwör-
tern 289. 291.
Lauteinheit, das Wort
als Lauteinheit 99.
Lautlehre 6.
Lautnachahmungen,
Interjektionen und Haupt-
wörter 245. 310, Zeit-
wörter 289. 291.
Lautschwächung der
Stammsilbe 38, vgl. 183.
193. 217, auch 208. 209.
Lautstufe, Veränderung
derselben 57.
Laut Veränderung des 2/
98. 192.
Laut Verschmelzung 57.
Lautverstärkung in der
Tonsilbe 38. 183. 193. 208.
209. 217.
Lautwechsel 38, vgl.
183. 193. 208. 209. 217.
Vavoir echappe belleetcAGS.
le, la, les Artikel, s. bestimm-
ter Artikel; le un 27, ks
infiniment petits 114. 316.
509 ; vers, sur les une heure
etc. 27. 503.
le Fürwort, mit und ohne
Elision 34. 35. 150; prä-
dikativ (neutral und ge-
schlechtlich) 325. 326,
Stellung 588.
'le 262. 286.
le meine que 569.
lemozi 3.
■lens 281.
-lent 281. 286.
-lente 281.
lentemeiit 229. 230.
-lentus 281. 286.
lequel fragendes Fürwort
158, neutral 160; attribu-
tiv (afr.) ib.; lequel de 160.
402, Attraktion ib.; Ver-
schränkung 578; Stellung
586.
lequel bezügliches Fürwort
160; lequ£l und qui 160.
161. 573.
— attributiv 161. 506. 577.
580.
— im Adjektivsatz 573 ff.,
Attraktion 577, anknüpfend
580.
— Stellung 588. 590. 602.
618. 619.
leur persönlich, aus illorum
150, wechselt mit y 150.
466; Stellung 599.
— zueignend, aus illorum
151. 505, wechselt mit en
467. 505; bei chacun
519.
lez 237. 238. 308. 419. 516.
lieu in au Heu de 228. 437.
lingua vulgaris, romana,
rustica 2.
Lippenlaute 20, Aus-
sprache 22, stumm 29, in
der Bindung (f) 36, Ur-
sprung 76.
lire 225.
Littre, Dictionnaire etc. 193.
209. 477 u.a.; Hist. de la
langue fr. 193.
Logische Wortstellung
583.
Logischer Hauptsatz mit
que, lorsque, quand 551.
552; Stellung 615.
Logisches Subjekt 318 ff.,
vgl. 316; Kongruenz 377.
loin de ABl; mit dem Infi
nitiv 449.
loin que 366.
loire 226.
loisir 226. 250.
Lokalsatz 549,
— temporal 549, konditio-
nal 549. 560, koncessiv
549. 564, für den Adjek-
tivsatz 579.
— Zeit 339; Modus 365.
369. 371.
— Stellung 614.
fon 164. 496.
long Adjektiv, Stellung 604.
— präpositional in le long
de 239. 437, tout le long
"Wort- und Sachregister.
653
de, du long de, au, long de
437.
long-jointe 138. 311.
lors in lors de 437; lors
meme que 551. 563. 618.
— in des lors 231. 234,
des lors que 552; pour
lors 284.
lorsque 241. 243. 550, ellip-
tisch 543; quand und lors-
que 550.
— temporal 550, konditio-
nal 543. 551. 560, lorsque
und lors meme que kon-
cessiv 551. 563.
— im logischen Hauptsatz
551. 552. 615.
— Zeit 347.
— Stellung 618, Satzstel-
lung 614. 615.
lorsque Von 164.
Ludwig XIV 5.
lui verbunden 150, wech-
selt mit y 150. 466, Stel-
lung 599; unverbunden
151. 415, wechselt mit soi
416, im Dativ mit y 466;
lui-meme 151.
luire 214.
Tun 496; Fun, lautre etc.
. s. autre und un.
TO Konsonant 20, Aussprache
21, vgl. 16, stumm 28,
durch Assimilation ver-
doppelt 49, Ursprung 71.
73.
— des Stammes bei Ver-
ben 211.
— als Endkonsonant bei
Verben abgefallen 190.
ma foi! 245.
madame, mademoiselle beim
Vokativ 384.
maindre (afr.) 221.
maint 166, verdoppelt ib.,
ohne Artikel 502; Stellung
602.
maintenant 233; maintenant
que 551, afr. für des que
552.
maintenir 218.
maire 104. 140.
mais kopulativ 525. 526;
mais aussi für kopulatives
aussi 525; non seulement
(non - seulement) . . mais
(mais aussi, encore, meme),
non pas (ne . . pas) seule-
ment . . mais 526, vgl.
483, ohne mais 526, ne . .
pas seulement . . aussi 483.
— adversativ beschränkend
528, mais cependant, pour-
tant, toutefois, toujours,
neanmoins ib., mais non,
mais rien, mais oui, eh
mais 529.
aufhebend 529, mais
bien ib., mais bien plutöt
530; vgl. non pas (point)
parceque . . mais 482, non
. . mais 483, auch mais
non 535, mais pas (point)
482.
— wiederholt 530.
— ausgelassen 483. 526.
535. 611.
— Stellung 612.
majeur 140, vgl. 104.
mal 229. 235, Steigerung
232; prädikativ 327.
mal- 304.
male- 304.
mal faire 219; malfaisant ih.
malgre 238. 240. 437.
malgre que 243. 561, Mo-
dus 368.
malin Femininum 135.
malseant 221.
malveillant 223.
maniere in de maniere a
mit dem Infinitiv 452; de
maniere que 565, Modus \
370, de maniere a ce que
566, Modus 371.
manoir (afr.) 221.
manque de 237. 240. 437.
manquer mit dem reinen i
Infinitiv und dem Infinitiv
mit de 444; Favoir man-
que belle 463.
marcher mit a 406, s«r 434.
margraviat mit de 513.
Mass, Akkusativ 386, Ge-
nitiv 398. 513.
Massilia 2.
matin adverbial mit tres
All.
mau- 304.
maudire 219.
maugrehleu! 245.
mauvais Adjektiv, Steige-
rung 139; Stellung 606.
— Akkusativadverb 228.
-me 251.
me- 304.
mechant 222.
meconnaitre 225.
mecroire 224; mecreant ib.
inedire 219.
Meere mit Artikel 490.
me faire 219.
meilleur 139, Stellung 606.
meme Fürwort 171, an Für-
wörter oder Substantiva
angeschlossen (moi-meme
etc.) ib., vgl. 151; mit Ar-
tikel 172. 499, vgl. 494,
ohne (meme . . meme . .)
172. 502, mit ce 172. 506;
attributiv 506, Stellung
603; le meme que 569.
— Pronominaladverb 172;
de meme que 569. 570, de
meme que . . de meme 570,
Kongruenz in der Ver-
kürzung 380.
— mais meme 483. 526;
ou meme 527.
■men 251.
■ment 252. 286.
mentir 211.
-mentum 252. 286.
menu Akkusativadverb 228.
se meprendre 220.
merveille in a merveille
Adverb 231. 410, Inter-
jektion 245. 414.
654
Wort- und Sachregister.
mes-, Ines- 304.
messeoir 221; messeant ib.
met-, meta- 303.
Metalle, Geschlecht 115.
mcth- 303.
7nettn' 219.
ml- 305, vgl. 110. 137, auch
311. 493.
mie Füllwort 236. 472. 473,
Stellung 596.
mien attributiv 153. 505,
mit un 153. 499. 602, ce,
guelque 153.
mieux 140. 232, prädikativ
327; Stellung 593. 595,
vgl. 322.
mieux vaut 322, 595.
milk 145. 146, prädikativ
325, attributiv 504, be-
zeichnet eine grosse An-
zahl ib.; in Interjektionen
245.
milllard 145.
milllon 145. 504; in Inter-
jektionen 245.
mineur 140, vgl. 104.
mlnime 140.
mis- (ahd.) 304.
Mischung der asyndeti-
schen und syndetischen
Beiordnung, kopulativ 534,
vgl. 523, disjunktiv 526.
527.
miss- (nhd.) 304.
Missbilligung 345.
mlssl- (ahd.) 304.
Mittelformen des Zeit-
wortes 183, als adverbiale
Bestimmung etc. 441 ff.;
Stellung 592 ff.
Modaladverbien 234; st
im Nachsatz 537. 585.
— konjunktional 235. 241 ff.
Modalformen des Zeit-
wortes 101. 182, Gebrauch
355 ff.
Modalsatz 566; verkürzt
541. 542, vgl. 567 ff., auch
469 und die Apposition mit
comme 517, ohne ne 481;
comine si 542. 568, durch
das Particip des Präsens
mit comme vertreten 456.
— ersetzt verkürzt die ko-
pulative Beiordnung 242.
567. 570, Kongruenz mit
dem Prädikat 380, eines
folgenden Adjektivsatzes
575 ; (Vautant que etc. für
autant . . autant etc. 568,
vgl. 533.
— temporal 552. 570, kau-
sal 556, mit dem Kondi-
tionalsatz verschmolzen
542. 568, vgl. 456, kon-
cessiv 563. 564. 569, für
den Adjektivsatz 579.
— Zeit 339; Verneinung
480, im verkürzten 481.
— - Wortstellung 588, Satz-
stellung 616.
moderne 283.
moindre 139, vgl. 104.
moim Adverb 140. 232;
zur Bezeichnung der De-
gradation bei Adjektiven
und Adverbien ib., Schwan-
ken des Superlativ zwi-
schen Attribut und Ad-
verb 464; Stellung 595.
— substantivirt mit dem
Artikel 140. 232, vgl. 165.
494; du, moins, au moins
470, Verdoppelung und
Stellung des Subjekts 321.
584; taut du, moins, tout
au moins, pour le moins 470.
— Fürwort 165; Stellung
590.
— mit dem Genitiv der
Vergleich ung 392, dem
partitiven 403; . . de
moins ib.
— Präposition 420, vgl. 559.
— in der Beiordnung, inoins
. . moins, plus . . moins,
moins . . plus 533. 534,
vgl. dautant moins que . .
moins etc. 555. 568; Stel-
lung 595.
— vor dem Modalsatze 568.
571, vgl. 392.
— in a moins de präposi-
tional 559: a moins de,
a moins que de mit dem
Infinitiv 448; ä moins que
. . ne konditional 480. 559,
ohne ne 480, Modus 367,
Satzstellung 616.
mois mit de 513.
mol s. mou.
mon für ma 153, vgl. 35;
mon beim Vokativ 384,
monsieur ib., ce monsieur
etc. 505, monsieur Tartiste
etc. 516.
Monatsnamen,Geschlecht
116, mit und ohne Artikel
493, vgl. 499, bei Dati-
rungen mit le und ce 504,
le mois de . . 513.
tnont ohne de 490. 513.
montagne mit de 491. 513.
montrer mit dem präposi-
tionalen Infinitiv 452.
Moralische Eigenschaf-
ten, Geschlecht 117.
morbieu! morbleu! 245.
mordre 213.
mori-ne 137, vgl. 311.
mot mit und ohne de 512.
513; Füllwort 473.
Motionsfähige Haupt-
wörter (mobilia) 128, ei-
gentliche Motionsformen
129, Motionsfähigkeit auf-
gegeben (epicoena) 128.
131.
motus! 245,
mou Femininum 135, Plu-
ral 137, Stellung 605.
moudre 225.
mourir 224.
mouvoir 222.
moyen in au moyen de 238.
437.
moyennant 237. 436.
Multiplikativzahl s.
Fachzahlwort.
multitude ohne Artikel 503.
Wort- und Sachregister.
655
mutueUement bei reciproken
Verben 176.
N.
«Konsonant 20, Aussprache
21, vgl. 16, stumm 28,
durch Assimilation ver-
doppelt 49, Ursprung 71.
73.
-n Femininum der Adjek-
tiva auf -n 135.
Nachahmungen von Lau-
ten s. Lautnachahmungen. I
Nachsatz 536: mit Korre- I
laten 536. 537, vgl. auch
56L 567. 585: Inversion
des Subjekts 585.
naguere 231. 473. '
naitre 214. ;
Namen von musikalischen
Stimmen u. Instrumenten, i
Geschlecht 115, Kongruenz j
376. j
Nasale Diphthonge 16, |
Aussprache 18, Bindung ;
35; Ursprung 58. |
Nasale Konsonanten 20,'
Aussprache 21, vgl. 16,
stumm 28, durch Assimi-
lation verdoppelt 49, Ur-
sprung 71.
Nasale Vokale 16, Aus-
sprache ib., in der Bin-
dung 16. 35; Ursprung 58.
Naturlaute s. Lautnach-
ahmungen.
navire Geschlecht 125.
-ndre Verba auf -ndre 214.
-ndus, a 252.
ne Adverb der Verneinung
236. 471 ff.
— mit Füllwörtern 236.
472 ff., verstärkt 236. 474,
mit folgendem partitiven
de 404. 472. 501, ohne de
405, vgl. 501, ohne und
mit Artikel 404. 495. 4%,
vgl. 501; ne . . pas und
ne . . point 473; ne . .
aussi mit Füllwort kopu-
lativ (Grund, Folge) 524.
525, ne . . pas (point)
aussi für non plus 525;
ne . . pas seulement . . mais,
ne . . pas seulement . . aussi
483. 526 ; ne . . pas moins
mit en für neanmoins 528.
561.
— fällt weg in vollständi-
gen Sätzen 236. 472, in
unvollständigen 236. 481.
483.
— ohne Füllwörter 236,
mit folgendem partitivem
de 404. 495. 496, in der
Verdoppelung 474. 475, in
vollständigen Hauptsätzen
475 ff., Nebensätzen 476 ff.
(Substantivsatz 476, Tem-
poralsatz 479, Konditio-
nalsatz, Konsekutivsatz,
Modalsatz 480, Adjektiv-
satz 481).
— ne . . gue mit und ohne
Füllwort 476. 571; ne
faire gue . . mit dem
reinen Infinitiv 444.
— verdoppelt 474. 475; in
Verbindung mit ni 475.
j 476. 484. 524, ni. .ne ..
pas (point) 525; mit nul,
nullement 474; mit sans
gue 480, vgl. 472. 404.
— Stellung 596.
ne Konjunktion (für ni)
475. 476. 484. 524.
neanmoins Kausaladverb
237; konjunktional 241.
242. 528, im Hauptsatze
des Koncessivsatzes 561;
Stellung 597. 612.
— Präposition 239.
Nebensatz 315. 241. 536,
Arten 536. 543 ff., ver-
kürzt 541, elliptisch 542.
— als Subjekt und als prä-
dikative Bestimmung 544.
545.
— als adverbiale Bestim-
mung 546.
Kasussatz 546, prä-
positionaler Nebensatz
548.
Adverbialsatz im en-
geren Sinne 549 (Ort ib.;
Zeit ib.; Kausalverhält-
niss, Grund 555 [kausal
ib., konditional 557, kon-.
cessiv 561], Folge 564
[konsekutiv ib., final 566];
Modalbestimmung 566).
— als attributive Bestim-
mung 572.
Adjektivsatz 572.
Substantivsatz 582.
— Ersatz durch den In-
finitiv 453. 454, Partici-
pien 455. 459. 463.
— mit der einfachen Ver-
neinung ne 476.
— Zeit 330, Zeitfolge 353 ;
Modus 357. 360.
— Wortstellung 587; Satz-
stellung 612, Reihenfolge
mehrerer im Satzgefüge
619, vgl. 537. 538, Ver-
schränkung 577. 618.
Negation s. Verneinung.
nenni absolute Verneinung
471. 483, vgl. 236.
Nennwort 99. 100, Dekli-
nation 102.
— Ableitung 247, der Zeit-
wörter von Nennwörtern
283.
— Zusammensetzung 293.
305, mit Partikeln 293,
des Zeitwortes mit Nenn-
wörtern 312. 313.
neuf in der Bindung 36;
neuvieme 147.
Neu französisch 5.
Neutrum 105.
ni, ni . . ni kopulative Kon-
junktion 242. 524, disjunk-
tiv 524. 527.
— in Verbindung mit der
Verneinung ne 475. 476.
484. 524, mit ne . . pas
(point) 485.
656
Wort- und Sachregister.
ni, ni . . ni für et beim
Infinitiv nach negativen
Begriffen 478; ni im ab-
gekürzten Modalsatz 481;
Sans . . ni 484.
— affirmativ für et 485.
— et ne für ni 484. 524.
^ — Wechsel mit dem kon-
junktionalen nc 475. 476.
484. 524.
— Kongruenz 379. 380.
— Wegfall des Artikels
502.
— statt que im zweiten
Gliede 589.
— Stellung 612.
niais Ableitung 275.
Nichtbe Zeichnung des
Subjekts 322. 583. 584;
s. auch Auslassung.
NichtWiederholung s.
Wiederholung.
Niederbretagne 1.
nier Modus 364; mit ne
478.
noble rose appositiv 507.
Noel, noel Geschlecht 122,
mit und ohne Artikel 493.
nom mit de 513; in Inter-
jektionen 245.
nombre ohne Artikel 503.
Nominativ 103. 383.
— Subjekt 316, anakolu-
thisch 322. 590, elliptisch
323, vgl. 328.
— prädikativ 323, mit
comme 324. 567, wechselt
mit pour 324. 431; ohne
und mit Artikel 500.
non absolute Verneinung
(nein) 236. 471. 483, je
gage que non etc. 471.
543, mais non 529, pour-
quoi non 483; non beim
Vokativ 591, vgl. 384.
— verstärkt 236. 483.
— durch negative Füll-
wörter ersetzt 481. 483,
non pas 482. 483.
710» Satz Verneinung (nicht)
471, neben Füllwörtern
472.
— im unvollständigen Satze
482, non pas für die ab-
solute Verneinung 482.
483.
im Anschluss an
einen anderen Satz: non,
et non 482. 535, vgl. Ad-
jektivsatz 574, et non pas
535, ou non 482, mais non
482. 535, et non jamais
482, non plus 482, vgl.
kopulative Beiordnung
525, non plus que 482,
vgl. Modaisatz 570, non,
non pas (point) que, parce
que 482, vgl. Kausalsatz
556. 366, sinon 482, vgl.
Konditionalsatz 541. 558.
verneint einzelne Be-
stimmungen anderen Be-
stimmungen gegenüber:
non, non pas (point) 482,
non (non pas) seulement . .
mais, mais aussi (encore,
meine) 483. 526, non . .
7nais 483.
verneinteineinzelnes
Wort 483, in Zusammen-
setzungen 305. 483,
non- 305. 483.
nonante 146.
non compris s. compris,
non . . mais 483.
nonobstant 237. 437.
non obstant que 243. 561,
Modus 368.
non pas (point) 482. 483.
non pas (point) que, parce
que 482. 556, Modus 366.
non plus 482. 525, non plus
que 482. 570.
non que, parce que 482.
556, Modus 366.
non seulement . . mais etc.
483. 526.
Normannen 3.
Normannischer Dialekt
4.
nouveau, noxivel Femininum
135, Plural 137, Stellung
605; nouvellement 229.
nouveau-ne, nouveau venu
137. 138, vgl. 311.
nuire 214.
nul Fürwort 167, Füllwort
474, im verkürzten Modal-
satz (ohne ne) 481, reines
Adjektiv (ohne ne) 168.
507, Stellung 596. 602;
nullement Satzadverb (ohne
ne) 236, Füllwort 236. 474,
Stellung 596.
nüment, nuement 230.
Numerus 103.
nu-pieds 110.
0.
0 Vokal 8, Aussprache 11,
stumm 20, Lautwechsel
39, Ursprung 62.
6! 6 ciel! 244; 6 beim
Vokativ 384. 385.
-0 (-io), önis 265. 286; -o,
önis oder onis in Völker-
namen 272.
oa Diphthong 14. 15.
-oaldus 269.
ob- 298.
obeir Passiv 175.
Objekt 173, Kasus des
Objektes 174. 386. 414;
vgl. Akkusativ, Dativ, Ge-
nitiv.
— inderZusammensetzung
306. 309. 312.
— ohne Artikel 405. 501.
— Subjekt eines gerundi-
vischen Particip 456. 457.
464; in Kongruenz mit
dem einfachen Particip des
Perfekt 460.
— Stellung 589. 598.
Objektiver Genitiv 512.
Objekts atz 546, elliptisch
542, mit le als Korrelat
540. 541, ohne que 540.
541, vgl. 538. 584.
— Modus 361.
Wort- und Sachregister.
657
— Verneinung mit ne 476.
— Wortstellung 587, Satz-
stellung 613.
ohliger de und a mit dem
Infinitiv 452.
obstant 210.
obtenir 218.
oc 3.
occire 218.
Occitanisch 3.
octante 146.
soccupcr de und ä mit dem
Infinitiv 453.
-oceus, a 267.
-oche 267.
-ocher 291.
oe Vokal 8, Aussprache 8.
12, Ursprung 68.
oe S.
(Sil Plural 107.
Oertlichkeiten mit dem
bestimmten Artikel 489.
490 ff., dem unbestimmten
499, ohne Artikel 489.
490 tr.; mit de 513.
(SU Vokal 8, Aussprache
12, Ursprung 68.
oeuvre Geschlecht 124.
offrir 211. 212.
-ogne, lat. -onea 258; lat.
-oma 270.
oh! 244, oh! oh! ib.
oiDiphthoug 14,Aussprache
15, vgl. 20, Lautwechsel
39, Ursprung 65; oi und
oy 98, in Verben 98. 192.
208. 209.
oil 3. 4. 236.
oin nasaler Diphthong 16.
18.
oindre 214.
-oine 270.
-oir, lat. -ere in Zeitwörtern
185. 215. 218. 221 ff., verlo-
renen 226; lat. -orius 254.
-oire 254. 280.
-ois 270. 272.
-oise 272.
-ol, lat. -ßo/«s, -jo/ms 264.
286; in Völkernamen 272;
Mätzner, fr. Gr. 3. Aufl.
Femininum der Adjektiva
auf -ol 135, Plural 137.
-ole (-olle) 264, vgl. 129.
272; it. 262.
oloir (afr.) 226.
-olus 270, vgl. 264, auch
272.
am nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 18.
omettre 220.
on nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
on Fürwort 164, vgl. 104,
mit Artikel 164. 496;
Stellung 585. 587. 588.
-on, lat. -0 (-io), Ö7iis 265.
286; lat. -o, önis oder
Ollis in Völkernamen 272;
— Femininum der Sub-
stantiva auf -on 129, der
Adjektiva 135.
-on- 263.
-ona 265.
071C 233, Füllwort 474.
-onia 270.
-onne 265. 272, vgl. 129.
135.
-onner 291.
onques 233, Füllwort 474.
onze, onzieme 144. 145. 147,
aspirirt 27.
or 233. 532; or ^-a! 245.
532, or sus! 532.
Ordinalzahl s. Ordnungs-
zahlwort.
Ordnungszahlwort 147,
ältere Formen 146. 147.
282. 504; in Bruchzahlen
146. 147; durch die Grund-
zahl ersetzt 145. 504.
— Adverb desselben 235,
konjunktional 235. 242.
532.
— Ableitung 147. 282.
— attributiv 503. 504, ap-
positiv 518; Stellung 601,
Tgl. 609.
— mit partitivem de 402.
513.
— mit Artikel 494. 499.
0 r e II i , altfranzösische
Grammatik 5.
Organisation des Wortes
43.
orgue Geschlecht 124.
ort 134. 507.
Ortsadverb 232. 465; als
Korrelat 549; als Kon-
junktion 242. 614, vgl.
dont, oü; — Stellung 594.
Ortsbestimmungen,
Stellung in der Reihenfolge
597.
Ortschaften mit Artikel
490.
Ortsnamen, Geschlecht
125.
-osa 130. 251; 136. 280.
-ose, ose 280.
oser mit dem reinen In-
finitiv 444; ohne pas 475.
-osus 130. 251; 136. 280.
286.
-ot 264. 265. 286, in Eigen-
namen 265. 283, Völker-
naraen 272, Adjektiven
265. 283; — Femininum
129. 135.
-ota 272.
-ote in Völkernamen 272;
für -otte 286.
-oter 289. 291.
-otes 272.
-otte 264. 265. 286, in Ad-
jektiven 265. 283.
ou Vokal 8, Aussprache
13, Lautwechsel 38. 39,
Ursprung 69.
ou, ou . . QU Konjunktion
526; polysyndetisch oder
nur vor dem letzten Gliede
526. 527, fällt aus 534;
ou hien, ou meme, ou plu-
tot 527.
— disjunktive Beiordnung
mit ou, ou bien für das
konditionale Satzgefüge
527. 560.
— disjunktive Impera-
tivsätze für den Kon-
42
658
Wort- und Sachregister.
cessivsatz 374. 562; soii. .
soit, sott . . Ott mit und
ohne qm 527. 562, Modus
368, Satzstellimg 611,
que . . ou que 562, Modus
368, vgl. 345. 359, que..
ou non 482, verkürzt
(riche ou non) 612.
— elliptische indirekte
Frage mit ou si 543.
— Wirkung auf das Prä-
dikat 379. 380, den Ar-
tikel 497. 499, den Adjek-
tivsatz 575. 576.
— Stellung 611. 612.
oü fragendes Ortsadverb
228. 232. 465, für das Neu-
trum des fragenden Für-
wortes 465, in der indirek-
ten Frage 547. 548, vgl. |
587; Stellung 594.
— relatives Ortsadverb,
konjunktional 242. 465.
im Lokalsatz und
Temporalsatz 549, vgl.
465. 587. 614.
— r — im Koncessivsatz
(oü que) 243. 549. 564,
Modus 369.
im Adjektivsatz 579,
vgl. 465. 549, Modus 365.
371.
— in (Toü, par oü 233.
439. 465; 242. 465 etc.;
jusquoti 239.
ou, -oute 280; — Plural der
Wörter auf -ou 108. 137,
Femininum der Adjektiva
135.
oua Diphthong 14. 15.
ouai Diphthong 14. 15.
ouais! 244.
ou bien 527. 560. 612.
oublier 298, mit de und a
uml dem Infinitiv 452.
oue Diphthong 14. 15.
ouen nasaler Diphthong 16.
19.
-ouer in Zeitwörtern 209.
oufl 244.
oui Diphthong 14. 15.
oui absolute Bejahung 236.
471, verstärkt ib., aspirirt
27, Stellung beim Vokativ
591, vgl. 384; oui-da 471,
mais oui 529, que oui 471.
543.
oui 460, vgl. excepte etc.
-ouil, -ouille 262. 286.
-ouiller 289. 291.
ouin nasaler Diphthong 16.
19.
ouir 212, aspirirt 27, oiii
460, vgl. excepte etc. ; Stel-
lung 591. 594.
oü Von 164.
ou meme 527.
ou non 482. 612.
ou . . ou s. ou.
ou plutot 527. 612.
. . ou que 367. 562.
oü que 243. 369. 549. 564.
-our 252. 286.
-ouse 280. 286.
ou si 543.
-ausser 291.
-out 269.
-oute 280.
outre 237. 420, d^outre-
420. 516.
outre- 298, vgl. 420. 516.
outre que 549.
outrer Ableitung 285.
ouvrir 211. 212; ä jour ou-
vrant etc. 459, vgl. 178.
452.
-oux 280. 286.
Oxytona 44.
oy 27.28, Ursprung 65. 98;
oy und oi 98, in Verben
98. 192. 208. 209, auf
-oyer ib.
-oyer Verbalsuffix 287.
Oytanisch 4.
p Konsonant 20, Aussprache
22, stumm 29, Ursprung
76. 77.
-p Femininum 129.
Paarweise verknüpfte
Doppelglieder asyndetisch
zusammengestellt 534, vgl.
523.
paene- (paen-) 304.
paire (und couple) 125.
paitre 225.
paix! 245.
palsamhleu! 245.
pdque, Päques Zahl 113,
Geschlecht 123. 124; mit
und ohne Artikel 493.
par 237. 429. 516, vgl. 439,
beim Passiv etc., mit de
wechselnd 429. 430, vgl.
394. 395, beim Infinitiv 453.
— in Verbindungen, prä-
positionalen: par chez 240.
418, par de^ä 240.418, par
dedans 240. 428, par dela
240. 418, par-dessous, par-
dessus 433, par-devant, par
devant 240. 418. 516, par-
devers, par devers 421.
adverbialen: par-ci,
par-lä 233, par conse'quent
231, par de^ä, par delä,
par derriere, par en bas,
par en haut 233, par ha-
zard 231, par ici 231.
233, par Ja 231. 439, par-
Va 233, par oü 233. 439.
469 etc., par trop 231.
konjunktionalen: par
cela que ööb, vgl. 540, par
cela meme que 553, par
cela seul que 555, par
conse'quent 612, vgl. 231,
par oü 242. 469 etc., par
quoi 430. 530.
in de par 430.
par-, lat. per- 298; gr. nag-
303.
para-, gr. naga- 303; sp.
para- ib. : it. para- in Im-
perativischen Zusammen-
setzungen 303. 310.
paraitre 224.
Parasyntheta 293.
parbieu! par bleu! 245.
Wort- und Sachregister.
659
par cela qm 555, vgl. 540,
par cela meme que 553,
par cela seul que 555.
parce que 555, vgl. 531. 540,
durch pour mit dem Infi-
nitiv ersetzt 454; noji, non
pas (point) parce que 482.
par chez 240. 418.
par-ci, par-la 233.
par consequent 231, kon-
junktional 612.
parcourir 224.
par defh 233; 240. 418.
par dedans 240. 428.
par dela 233; 240. 418.
par derriere 233.
par-dessous 433.
par-dessus 433.
par-dtivant, par devant 240.
418. 516.
par-devers, par devers 421.
pardonner Passiv 175.
par en bas 233.
par en haut 233.
Parenthese 537. 538, vgl.
585; Stellung 612, vgl. 601.
par faire 219. 298, parfait ib.
parfois 227. 234.
par hazard 231.
par ici 231. 233.
G. Paris, Accent latin 193.
275.
parisis in la livre parisis
134. 507, vgl. 271.
par la 231. 439, par-ci,
par-la 233.
parmi 237. 423. 514, parmt
und en/re 422; wechselt mit
cAe2 423,vgl.418;en(inde)
pleonastisch nach parmi
mit seinem Kasus 467.
paroisse mit rfe 513.
par oü 233. 439. 469 etc.;
242. 469 etc.
par quoi 430. 530.
pari in ä pari 231. 233;
239. 421.
partant, et partant 531;
Stellung 612.
Particip 183. 441. 455 ff.
— bildet Präpositionen 237,
umschriebene Konjunktio-
nen 243.
— in der Ableitung des
Hauptwortes 249 ff., des
Eigenschaftswortes 274 ff.,
in der Zusammensetzung
des Hauptwortes 307, des
Eigenschaftswortes 311.
— als Subjekt 316.
— prädikativ, im Nomina-
tiv 322. 458. 460, Kon-
gruenz 375; im Akkusativ
388. 460. 462.
— als adverbiale Bestim-
mung etc. 441. 455 ff.
einfaches 455.
des Präsens 455, ge-
rundivisch ib. (mit comme
456, auf Subjekt und Ob-
jekt bezogen ib.; absolut
ib., ohne bestimmtes Sub-
jekt ib.; mit en 457, sein
Subjekt 457, mit und ohne
en 458, alterthümlich mit
a ib.); Participialadjektiv
458.
des Perfekt 459, ab-
solut ib., mit aussitot,
sitötih., ohne Subjekt 460;
Kongruenz mit einem Sub-
stantivbegriff 460, dem
Akkusativobjekt ib., Nicht-
kongruenz 461.
— — zusammengesetztes
463.
Stellung 593.
— durch den Artikel sub-
stantivirt 494. 499, vgl.
249. 458.
— attributiv 458. 460. 506,
Stellung 605; appositiv
518, mit Konjunktionen
und Adverbien 517. 518,
vgl. 541, Stellung 609.
Participialadjektiv auf
■ant 455. 458, vgl. 192.
249. 274, auch 307.
Participialien s. Mittel-
formen.
partie . . partie 523, vgl.
533. 595.
Partikel 99. 101.
— Reste der Flexion 101.
227. 232.
— Formenlehre (Form, Be-
deutung) 227 ff., Adverbien
228, Präpositionen 237,
Konjunktionen 240, Inter-
jektionen 244.
— Zusammensetzung 227 ff.
293.
~ in der Zusammensetzung
anderer Redetheile 293 ff.
— Subjekt 318.
— prädikativ 327.
— als adverbiale Bestim-
mung, mit einem Kasus
391 ff. 417 ff., dem Infi-
nitiv 447. 453 und 448.
449. 452, dem Particip
456 ff. 459, vgl. 517. 541;
Adverbien 465.
— durch den Artikel sub-
stantivirt 494. 499, Plural
108, Geschlecht 116.
— attributiv (Adverb) 511,
mit dem Infinitiv 510,
einem Kasus 511. 515.
— Syntax der Konjunktio-
nen 522. 544.
— Stellung 584. 592. 594.
612. 618.
partir 210. 211, mit pour
431.
Partitiver Genitiv 401,
attributiv 510. 513, durch
entre, dentra vertreten 403.
422. 510, vgl. 402; Stel-
lung 608.
partout 231. 232.
par trop 231.
parvenir 218.
pas Füllwort 236. 472, pas
und point 473, durch du tont
verstärkt 474, mit rien ib.,
fällt aus 475, negativ ohne
42*
660
Wort- und Sachregister.
ne 472. 481. 482; mit de'
404. 472; Stellung 596. |
;;asse 134.237.437.507.594. I
Passiv 174, Konjugations- 1
tabelle 204; mit verdoppel- |
tem Subjekt 319; mit prä-
dikativer Bestimmung im j
Nominativ 323, mit comme
324. 567, pour 324. 431;
Urheber mit de, par be-
zeichnet 394. 429; Zusam-
menziehung 521; Stellung
584. 587.
patieni 192. 275, vgl. 249.
Patronymika, Ableitung
269.
pauvre Stellung 606.
peindre 214.
peine in ä peine 235; kann
Inversion bewirken, mit
Verdoppelung des Sub-
jekts 321. 584; — a peine,
a peine . . que beim Tempo-
ralsatz 551. 552. 615, Zeit
347; a peine si, c'est a
peine si 320. 543.
pen- 304.
pendant 237. 239. 423; ad-
nominal 516.
pendant que 243. 553, ad-
versativ ib.; pendant que
und tandis que ib.
per- 298.
percevoir 221.
Perfektum indefinitum
(Passe indefini) 180. 332;
Zeitfolge 354.
Perfektum definitum
(Passe defini) 180. 336.
342, in Verbindung mit
Imperfekten 338 ff. 343,
mit dem Präsens 342;
Konjunktiv 182. 343, vgl.
180; Zeitfolge 352. 355.
pe'ri- 303.
Periode 536, im engeren
Sinne 537.
Periode Geschlecht 121. 125.
permettre 220.
Perry 42.
Person des Zeitwortes im
Prädikat, Kongruenz 379.
381, vgl. 521, im Adjektiv-
satz 379. 381 u. 575. 576.
Personalformen des
Zeitwortes 182.
Personennamen, Plural
108, Pluralia tantum 113,
Geschlecht 115. 117.123;
mit und ohne Artikel s.
Artikel; dam, chez bei
Personennamen 418. 428.
Persönliche Zeitwörter
177.
Persönlicher Satz 316.
Persönliches Fürwort
101. 148; Deklination 149
(verbunden 150, nous, vous
mit appositivem autre 173. j
603; unverbunden 151, \
durch meme verstärkt 151. ]
171). !
— reflexiv 149. 150. 416. '
— durch en und y ver-
treten 150. 414. 465 ff. 505.
— Subjekt 316, in der An- ]
rede 317; unverbunden
allein im vollständigen
Satze 317. 416, verdoppelt
321. 416; nicht bezeichnet
322; anakoluthisch 322.
590; grammatisches Sub-
jekt il 318. 540.
— prädikativ 325. 416.
— attributiv 505. 511. 512.
515; s. auch zueignendes
Fürwort.
— als adverbiale Bestim-
mung etc. 414.
— Kongruenz 380. 381, vgl.
521, mit dem Adjektiv-
satz 379. 381 und 575. 576.
— mit Artikel 494. 499,
un autre moi- meine etc.
172. 325. 499.
— appositiv 518, mit Appo-
sition 517, nous, vous
autres etc. 173. 603.
— Wiederholung im zu-
sammengezogenen Satze
522, Wiederholung und
NichtWiederholung im Ad-
jektivsatze 576, vgl. 379.
— Stellung, Subjekt 584.
587; prädikativ 588; ad-
verbial 589. 590, beim
Infinitiv 593, dem ver-
neinten 597, dem Particip
593, Reihenfolge 598. 599;
attributiv vgl. 607, appo-
sitiv 518, vgl. 609, mit
appositivem autre 603.
personne Geschlecht 125.
— Fürwort 164; Füllwort
472. 474, ohne ne ib.,
vgl. 481.
— zusammenfassend, Kon-
gruenz 380.
— mit de 403.
— Stellung 596.
pesant 507, vgl. 134,
peste! 244. 245, mit de
245.
petit Steigerung 139, Stel-
lung 604; les infiniment
petits 114. 316. 509; un
petit für un peu 165; pour
petit que 368, vgl. 563.
peu Adverb 235, Steigerung
232; Fürwort 165, mit
de 403, Kongruenz des
Particip mit le peu de
461; il s'en faut de peu
392.
— mit ne im folgenden
Substantivsatz 479, Ad-
jektivsatz 481.
— in pour peu que 563, si
peu que 564, Modus 368;
tant soit peu 368.
— in ä peu pres etc. 235.
peur in de peur que neetc.
363. 476.
peut-etre 231. 236, kann
Inversion bewirken 321.
322. 584; Stellung 597; —
peut-etre que 543.
Wort- und Sachregister.
661
ph Konsonant 20, Aus- 1
Sprache 22, stumm 29, !
Ursprung 76. 78. j
piece mit de 512. 513. •
Pikardischer Dialekt 4.
pire 139, vgl. 104; Stellung |
606.
pis 232, substantivirt 140. !
232. 494, prädikativ 327.
place mit de 513. ,
plaindre 214. |
plaire 226; plaisant Stel- j
Inng 606.
plein präpositional 238. 437,
vgl. 134. j
pleuvoir 222, vgl. 177. !
plupart Kongruenz 378, i
mit de vgl. 402. 513. !
Pluralbildung, Haupt-:
v?örter 106 (biegungsun-
fähige 108, Eigennamen |
ib.) , zusammengesetzte j
109; die Pluralform ändert i
die Bedeutung 111; Plu-
ralia tantum 113; Haupt- '
Wörter ohne Plural 114.
— Eigenschaftswörter 137,
zusammengesetzte ib.
p/«s Adverb 140. 232; zum
Ersatz der Steigerung bei
Adjektiven und Adverbien
139. 232, bei Substantiven
141; plus für le plus 140,
vgl. 470, Schwanken des
Superlativ zwischen Attri-
but und Adverb 464;
Stellung 595. 596, beim
Infinitiv 593, Artikel 600,
Adjektiv 605.
— Fürwort 165, mit de
392. 403. 404, . . de plus
403; plus d'un, Kongruenz
378, mit einem Adjektiv-
satz 575: faire plus que
de mit dem Infinitiv 444.
448; Stellung 590.
- adverbiale Bestimmung
470, Füllwort 474, mit de
404, ne . . pas plus, ne . .
plus du tout 474: ohne
ne 482; ne faire plus que
de mit dem Infinitiv 444;
Stellung 596. 597.
— in der Beiordnung: non
plus 525, de plus für
encore 526. 611; — plus
. . plus, plus . . et plus,
plus . . moins, moins . .
plus 533. 534, vgl. dau-
tant plus que, d'autant
plus, 7noins . . 555. 568;
Stellung 596.
— vor dem Modalsatze 568.
571, vgl. 392. 393, mit gue
ne 480; non plus que 570.
plus- 305.
plusieurs 168, vgl. 140;
Stellung 602.
Plusquamperfekte, die
beiden der Vergangenheit
180. 345, ihr Konjunktiv
182. 348, Zeitfolge 352. 355.
Plusquamperfekt des
Futur 180. 182, Gebrauch
348.351, Zeitfolge 352. 355.
plutot 241. 242. 529, inais
hien plutot 530, ou plutot
527.
— in plutot . . que . . ,
que de . . mit dem Infini-
tiv 446. 448.
— vor dem Modalsatz 571.
poindre 214.
point in au point gue, ä un
tel point que 369 ff. 565.
point Füllwort 236. 472, rae . .
pas und ne . . point 473,
durch du tout verstärkt
474, ohne ne 481. 482,
point trop 482, non point
parceque ib. ; mit de 404.
472; vgl. Füllwort und pas.
Polysyndeta 523. 526,
vgl. 534.
porte ohne (und mit) de
513.
portraire 220.
pose que, pose le cas que (le
cas pose) 243. 367. 559.
Positiv des Adjektiv 139,
mit Artikel nachgestellt
appositiv 516. 518. 601;
des Adverb 232.
Possessiver Genitiv 397.
512, Stellung 608; Dativ
413. 515.
possible , guil est possihle
nach Superlativen 509.
571.
post- 299.
postmeur 140. 283, mit a
412.
pouah! 244, pouacre 283.
pouf 134.
pour 237. 430. 516, vgl.
439, von der Abreise für
ä, en 431, vgl. 406. 426.
491.
— mit dem Infinitiv 446.
453. 454.
— in pour cela, cest pour
cela que 528. 530.
— im Koncessivsatz pour
. . gue 563, Modus 368;
pour que im Konsekutiv-
satz und Finalsatz 566,
Modus 369 ff.
— in pour jamais 231.
439.
pour- 299.
pour jamais 231. 439.
pour peu que 368. 563.
pour que konsekutiv und
final 369 ft'. 566.
pour . . que koncessiv 368.
563.
pourquoi in pourquoi pas?
pourquoi non? 481. 483,
in der indirekten Frage
548, relativ in cest pour-
quoi 530.
pourtant Kausaladverb 237 ;
Konjunktion 528, vgl. 530.
563, beim Koncessivsatz
561; Stellung 597. 612.
pourvoir 218.
pourvu ^«e 560, Modus 367.
pouvoir 223, puisse-Je etc.
359. 586, puissaiit 223;
mit reinem Infinitiv 444;
662
Wort- und Sachregister.
ohne pas 475, mit pas 476.
prae- 299.
Prädikat 323, elliptisch
327.
— Zeitformen 328, Modal-
formen 355.
— Kongruenz 374, mit
einem Subjekte 375, mit
mehr als einem Subjekte
379.
— Stellung 583. 588. 595,
Prädikative Bestimmun-
gen 323 ff. (Adjektiv oder
Partie! p im Nominativ
323 ; Hauptwort im Nomi-
nativ 324, mit comme ib.,
mit povr ib., mit anderen
Präpositionen ib.; Infini-
tiv , Zahlwort , Fürwort
325, Adverb 327); im
Akkusativ 388. 460. 462,
mit ä, pour, comme 389.
— Kongruenz 375. 379;
der participialen, im No-
minativ 460, Akkusativ
460. 462.
— ohne und mit Artikel
500. 501.
— Nebensatz 545.
— Stellung, Nominativ 584.
588, Akkusativ 598, vgl.
Adverb 595.
Prädikativer Nominativ
des persönlichen Fürwortes
325; Stellung 588.
Präfixe 293 ff.
Präposition 102. 237; s.
'Y^f'-auch Kasuspräposition.
^ — Form 237 : Konstruktion
238; Bedeutung 239; gram-
matische Verbindung 240.
— Zusammensetzung 237.
238. 437; bildet zusam-
mengesetzte Adverbien
231, Hauptwörter 307.
308. 310; vgl. auch Eigen-
schaftswort 312, Zeitwort
313.
— mit ihrem Kasus 240.
417.
prädikativ 324. 389.
adverbial 417, ächte
417 ff. (Raum 417, Zeit,
Raum und Zeit 423, Raum,
Zeit und ethische Bezie-
hungen 424, ohne Bezie-
hung auf Raum und Zeit
436),unächte437ff.; Stel-
lung 584. 585 und 591.
597. 599.
attributiv 515; Stel-
lung 607.
— mit dem Infinitiv 453,
dem gerundivischen Par-
ticip 457; Stellung 592.
593.
— mit einem Nebensatz
548. 579.
— Verbindung mit Ad-
verbien 231. 240. 439, mit
anderen Präpositionen 240.
439, Verwendung als Ad-
verbien 439.
— Wiederholung u. Nicht-
wiederholung 439. 454.
457.
— Wegfall des Artikels
491. 501. 502.
— Stellung 592.
Präpositionale Adver-
bien 231.
Präpositionale Partici-
pien 237.
Präpositionaler Neben-
satz 548. 579.
Präsens 180. 330, Kon-
junktiv 180. 182. 332;
inchoativ 330; für das
Präteritum , historisches
Präsens 331, Wechsel mit
Präteriten ib.; für das
Futur 332; für den Impe-
rativ 332. 374; Zeitfolge
352. 353.
Präsentia 180. 182. 329.
330; Zeitfolge 352. 353.
praeter- 299.
Präterita 180. 182. 329.
336; Zeitfolge 352. 355.
pre- 299.
predire 219.
preferer mit dem reinen
Infinitiv 444, mit de und
dem Infinitiv 448.
prefix Femininum 136.
Preis mit de 398. 513.
prelire 225.
premier 147. 504, vor einem
Adjektivsatz mit dem Kon-
junktiv 371, dem Indika-
tiv 372; mit de 402. 513;
Stellung 601.
premierement konjunktional
242. 532.
prenner-7ie' 311, vgl. 137.
prendre 220.
preparer ä mit dem In-
finitiv 452.
pres, pres de 237. 238.
419, adnominal 516; pris
de mit dem Infinitiv 449.
453.
— in ici pres 233, ä peu
pres etc. 235.
prescrire 213.
pre'sentement 230.
presgue 235, attributiv 510,
in der Zusammensetzung
304, vgl. 510: für comme
568.
presqu'ile mit de 513.
preteiidre mit dem reinen
Infinitiv 444, de ib., a
vgl. 450; pretendu, Stel-
lung 605.
preter- 299.
prevaloir 223.
prevenir 218.
prevoir 218.
prime 140. 147.
principaute mit de 513.
prison mit de 489, vgl. 513.
prix in au prix de 437.
pro-, lat. pro- 299; gr.
ngo- 303.
prohablement Satzadverb
236, bei der Apposition
518; Stellung 596.
proche, proclie de 238. 420.
produire 214.
\Vort- und Sachregister.
663
proensalesc 3.
Proklitische Formendes
persönlichen Fürwortes
149. 414.
promettre 220.
promouvoir 222.
Pronomen s. Fürwort.
Pronominaladjektive
151. 155. 157. 161. 165;
prädikativ 326, Stellung
584. 588; attributiv 505,
Stellunpr 601.
Proparoxytona 44.
Proportion in a projiortion
gue 568.
propre verstärkt das zu-
eignende Fürwort 153;
proprement^^ SteWung beim
Infinitiv 593.
pros- 303.
proficrire 213.
Prosodie 37.
provenir 218.
Provenzalisch 1. 3.
province mit de 513.
Provinzen mit Artikel
490, vgl. 499.
prud'homme 308, vgl. 110.
134.
puer 210.
puine 234. 299.
puis Adverb 234.
— afr. Präposition 238.
— konjunktional 242. 532,
vgl. 611; et puis 532.
puis donc gue 618.
puisgue 241. 243, kausal
556, vgl. 553, elliptisch
543; Stellung 618.
puissant 223, puissantissime
140.
punais 278.
g (qu) Konsonant 7. 20,
Aussprache 25, vgl. 15.
19, stumm 32, Ursprung
88. 91; in Verben 192.
Qualitative Bestimmun-
gen 506 ff. (Eigenschafts-
wort 506, Adverb, Infini-
tiv 510, Hauptwort 511);
Stellung 603 ff. 607. 608.
quand Adverb 228. 234.
585. 594; depuis quand
231. 439. 594.
— Konjunktion 241. 243.
549; guand und lorsque
550.
im indirekten Frage-
satz vgl. 242. 547.
— — im Temporalsatz 549,
dem verkürzten 542, ellip-
tischen 543; durch grie
vertreten 539, wiederholt
ib.; im Substantivsatz 547;
kausal 550. 556; koncessiv
550, quand, quand meine,
quand hien meme 550. 563,
Zeit und Modus 350. 351.
550, vgl. 348.
quant a 165. 239, mit dem
Infinitiv 452.
Quantitätsbegriffe mit
(/e 402. 403. 513, vgl. 393;
Kongruenz 377. 378, mit
dem Particip 461.
guantite ohne Artikel 503.
quart 146. 147: quarte,
quarleau, quarteron, quar-
tier 146.
quasi- 304.
quatre-vitigts , quaire-vingt
144. 145.
que fragendes Fürwort 157 ff.,
unbestimmt in que . . que
523. 524; Stellung 586.
590, vgl. 320.
— mit de 159. 402; Kon-
gruenz 378, des Particip
461. j
— Subjekt 159. 320, Stel- j
lung 586. [
— prädikativ 320. 326, !
Stellung des Subjekts 585. j
— adverbiale Bestimmung,
Stellung 590; vgl. auch
que was = wie sehr, wa-
rum, wozu 159.586.594,
gue ne für quin 475. |
— in der indirekten Frage
548, mit elliptischem In-
finitiv 447. 548; üeber-
gang in den substantivir-
ten Adjektivsatz 548; Stel-
lung des Subjekts 587.
— Verschränkung der di-
rekten Frage 578; Stellung
des Subjekts 585. 586.
que bezügliches Fürwort
160 ff.
— prädikativ 161. 327, in
der Verdoppelung 320. 327.
586.
— als adverbiale Bestim-
mung 160. 162. 577, vgl.
358.
— im Adjektivsatz mit dem
Korrelat ce 540. 542. 549.
573. 576. 577, mit ver
doppeltem Beziehungswort
578.
— im substantivirten Ad-
jektivsatz 578; s. auch
Kasussatz 548, präpositio-
naler Nebensatz ib. und
vgl. Subjektsatz 162. 545.
— Stellung 588. 590, vgl.
618. 619.
ywe Konjunktion 241.242, in
Zusammensetzungen und
Umschreibungen 241. 243.
— im Satzgefüge wieder-
holt und nicht 538, ver-
tritt andere Konjunktionen
538. 539.
— im elliptischen Substan-
tivsatze 542.
— im Subjektsatze 544,
vgl. 545, Kasussatze 546,
präpositionaleu Nebensatz
548, temporal 551. 554,
kausal 555, konditional
559, vgl. que si 560, kon-
cessiv 562, konsekutiv
559. 565, final 566, modal
569. 571, vgl. 542.
— für den Adjektivsatz 579.
— im logischen Hauptsatze
551. 615.
664
Wort- und Sachregister.
— Modus 357. 358. 360 ff.
— mit der absoluten Be-
jahung und Verneinung,
que oui, que si, que non 471.
— mit der einfachen Ver-
neinung ne 476 if.
que je crois, que je pense,
gv£ je Sache 358. 577,
vgl. 160.
jweZ fragendes Fürwort 157.
— prädikativ 326; qui und
quel ib.
— attributiv 506.
— in der indirekten Frage
545. 547.
— Wortstellung 586. 590.
602; Satzstellung 613.
quel relativ in tel quel 171.
518; tellement quelkment
235.
quelconque 166, attributiv
166. 506, Füllwort 474;
Stellung 602.
quellement in tellement quel-
kment 235.
gue Von 164.
quel . . que 166, prädika-
tiv ib.
— koncessiv 563, Modus
369.
— durch tel que vertreten
166. 369. 564.
quelque 165. 506. 602, neu-
trales Kausaladverb 166.
quelque chose 164. 506.
quelque . . que 166, neutral
ib.; quelque . . qui ib.
— koncessiv 564, Modus
369.
quelqu'un 163, mit de 163.
403.
que non 471.
que oui 471.
que . . que (lat. qua . . qua)
unbestimmtes Fürwort
523. 524, vgl. qui . . qui.
-quer in Verben 192.
querir 220.
que si für que oui 471; für
lat. quodsi 560.
qui fragendes Fürwort 158,
unbestimmt in qui . . qui
159. 173.
— prädikativ 327, qui und
quel ib.
— mit de 402, Attraktion
ib.
— in der indirekten Frage
547.
— Verschränkung 578.
— Umschreibung, qui est-
ce . . mit einem Adjek-
tivsatz 158. 586, vgl. 320.
— Wortstellung 585. 586.
587.590;Satzstenung613.
qui bezügliches Fürwort
160. lequel und qui 160.
161. 573, qui und quoi
161. 576. 577. 578.
— Genitiv durch dont ver-
treten 160. 161. 465. 466.
577. 579, Dativ etc. durch
oü 465. 579.
— im Adjektivsatz 573 ff.,
auf einen Satz bezogen
576. 577, Attraktion 577,
Verschränkung ib., Ver-
doppelung des Beziehungs-
wortes 578, im substanti-
virten Adjektivsatz 578,
vgl. Subjektsatz 545, Ka-
sussatz 548, präpositiona-
1er Nebensatz 549, an-
knüpfend 580.
— Korrelate 572. 577. 578.
— Wiederholung u. Nicht-
wiederholung 581.
— Stellung 618. 619; s.
auch Wortstellung 588.
590, Satzstellung 617.
quiconque 163, im Adjektiv-
satz 578, vgl. Subjektsatz
545, Kasussatz 548, prä-
positionaler Nebensatz 549.
qui ton 164.
quint 146. 147. 504, Charles-
Quint, Sixte- Quint 147.
504.
quinze-vingts 146,«» Quinze-
Vingt(s) 110. 146.
qui pis est, qui plus est
162. 577.
qui que 162 ; koncessiv 564,
vgl. Nebensatz als prädi-
kative Bestimmung 545,
Modus 369; qui que ce
soit Füllwort 474.
qui . . qui unbestimmtes
Fürwort 159. 173.
quitte ä mit dem Infinitiv
450. 452, quitte pour 450.
qui vive? 359.
quoi fragendes Fürwort 158.
159; que und quoi 159.
— mit de 402.
— Wortstellung 585. 590.
quoi bezügliches Fürwort
160, qui, quS und quoi ib.
— im Adjektivsatz , auf
einen Satz bezogen 576,
im substantivirten Adjek-
tivsatz 545.578; par quoi
für en conse'quence de quoi
530, vgl. 430.
quoi ton 164.
quoi que 162; koncessiv
564, vgl. Nebensatz als
prädikative Bestimmung
545, Modus 369; quoi que
ce soit Füllwort 474.
quoique Konjunktion 241.
243. 564, im verkürzten
Satz 541, vgl. Apposition
517. 518; Modus 369. "
quotidien 283.
R.
r Konsonant 20, Aussprache
22, stumm 29, durch As-
similation verdoppelt 49,
Ursprung 71. 75.
raembre (afr.) 221.
raison in h plus forte
raison, kann Inversion des
Subjekts bewirken 584,
vgl. 321.
ramentevoir 226.
rarissime 140.
rantanplan in en plein,
plan^ rantanplan 245, ra-
taplan ib.
rasseoir 221.
ravoir 221.
Raymond 6.
re-, re- 299, vgl. 8.
recevoir 221.
Reciproke Zeitwörter 175.
176. 298, Kongruenz des
Particip 460; Stellung
584. 587.
reciprocjuement 176.
reclure 219.
recommencer a mit dem In-
finitiv 452, de und ä ib.
reconduire 214.
reconnaitre 225.
reconquerir 220.
reconstruire 214.
recourir 224.
reeroire 224.
recroitre 225.
recueillir 211,
/•erf-, r^'rf- 299.
Redetheile 99, biegungs-
fäbige ib.; biegungsun-
fähige 101, durch den Ar-
tikel substantivirt 494.
499, Plural 108, Geschlecht
116.
— Gleichartigkeit verbun-
dener nicht erforderlich
522. 581, vgl. Stellung 609.
redevenir 218.
redevoir 222.
Redeweisen s, Modal-
formen.
redt- 299.
rer/iVe 219.
reduire 214.
refaire 219.
Reflexive Zeitwörter 175,
transitiv ib., vgl. 453,
ohne Passiv 175, mit itre
ib.; Kongruenz ihres Par-
ticip 460, Nichtkongrueuz
461, vgl. 179. 462.
— Konjugationstabelle 204.
— für das Passiv der tran-
sitiven 179, vgl. 175.
Wort- und Sachregister.
— durch das transitive Ak-
tiv ersetzt 179. 459.
— Uebergang in intransi-
tive 179. 462.
— Uebergang intransitiver
in reflexive 388.
— mit dem doppelten Ak-
kusativ 388.
— mit de und dem Infini-
tiv 449, vgl. 448, de oder
a 458.
— Stellung 584. 587.
Reflexives Fürwort 149.
150. 416, se und soi 416;
s. auch persönliches Für-
wort.
i refuser de, se refuser ä mit
' dem Infinitiv 453.
Reihenfolge adverbialer
Satzbestimmungen 597.
Reine zweite Konjugation
186. 198. 210.
Relative Adverbien, Stel-
lung 594. 618.
Relativer Hauptsatz 537.
539, zweiter Ordnung 539;
verkürzt 568, vgl. 366.
542 u. a.
Relativsatz s. Adjektiv-
satz.
I reelire 225.
relire 225.
reluire 214.
remaindre (afr.) 221.
remettre 220.
remoudre 225.
remoudre 225.
repaitre 225.
reparaitre 226.
repartir 210.
repartir 210.
[ se repentir 211.
I reprendre 220.
; reproduire 214.
republique mit de 513.
requerir 220.
resavoir 223.
rescorre (afr.) 221.
resoudre 226; resoudre
guelqu'un a und resoudre
665
de, se resoudre a mit dem
Infinitiv 453.
-resse 251, vgl. 130.
ressortir 211.
rester 210.
restre, restre (afr.) 225.
restreindre 214.
retenir 218.
retraire 220.
retre 225.
retro- 300.
reussir 211.
revaloir 223.
revenir 218.
reverendisslme 140.
revivre 226.
revoir 218.
rez 237. 419.
Rhetorische Wortstel-
lung 583.
Rhetorischer Wortton
38.
n'e/i Fürwort 164, vgl. 104;
substantivirt negativ 164,
vgl. 499.
— Füllwort 472. 474, durch
du tout verstärkt 474,
vgl. 236, ne . . pas rien,
ne . . Jamals rien etc. 474 ;
ohne ne 164, vgl. 472.
482, mais rien 529.
— zusammenfassend 533,
Kongruenz 380.
— vor dem Modalsatz, ne
. . rien . . que 571, vgl.
476; elliptisch 482.
— mit de 403. 404.
— Stellung 590. 593. 596.
rire 220.
risquer de und a mit dem
[nfinitiv 452.
riviere mit (und ohne) de
491. 513.
Römer 1. 2.
r Omans 3.
rompre 213.
rosat 134.
rose in noble rose 507.
rouvrir 212.
royaume mit de 513.
66G
Wort- und Sachregister.
royaux in lettres royaus
134.
rue mit und ohne de 513,
vgl. 489.
s Konsonant 20, Aussprache
23, stumm 81, Bindung
36, durch Assimilation
verdoppelt 49, Ursprung
80. 83.
-s des Plural 103. 105 if.
137.
— unorganisches iu der
Verbalflexion 191, des
Imperativ vor en und y ib.
— Plural der Wörter auf
-s 108, vgl. 137, Femini-
num 129. 135.
sacre nom du diablel 245.
saillir 210. 211,
Saint, Saint ohne (und mit)
Artikel 489, in Zusammen-
setzungen ib.
Sammelnamen 100; Plu-
ralia tantum 113; Kon-
gruenz singularischer 377.
378, vgl. Particip 461,
Adjektivsatz 575; ohne
Artikel 503.
sangbieu! 245.
Sans 237. 424, sans cesse,
Sans ceremonie 425; mit
folgenden negativen Attri-
buten 480, mit ni 483;
adnominal 516.
— mit dem Infinitiv 454,
vor partitivem f/e404. 472.
«ans- 300.
sam gue 565, Modus 370;
Verneinung 472. 480.
sapristi! 245.
satisfaire 219.
Satz, Arten 314. 315, des
beigeordneten 520, unter-
geordneten 536.
— Wort- und Satzfügung
314 ff. (Wortfügung 314,
Satzfügung 520, Wort-
und Satzstellung 583).
— Subjekt 544, prädikativ
545, adverbial 546, attri-
butiv 572.
— durch den Artikel sub-
stantivirt 494. 499, Plural
110. 111, Geschlecht 116;
vgl. die Zusammensetzung
309. 310.
— mit Apposition 517, vgl.
328.
Im Uebrigen s. die ein-
zelnen Satzarten.
Satzaccent 37. 38.
Satzadverbien 235.471.
Satzbestimmungen des
einfachen Satzes 315, ad-
verbiale 383, attributive
486; Stellung 589. 600.
— im Satzgefüge 536, ad-
verbiale 544. 546, attri-
butive 544. 572; Stellung
613. 617.
Satzellipse 542.
Satzfügung 520 (Bei-
ordnung 240. 520, Unter-
ordnung 240. 543).
Satzgefüge 536, Formen
ib., Umfang 538, Beziehung
des Hauptsatzes auf den
Nebensatz 540, Zusammen-
ziehung 541, Satzellipse
542: Stellung 612. 613.
617. 619, vgl'. 536 ff.
— mit Apposition 328. 517.
— als Parenthese 538, nach
dem Artikel eingeschoben
601.
Satzglieder, durch den
Artikel substantivirt 494.
499, Plural 111, Geschlecht
116.
— Subjekt (und Objekt)
318.
— negative im unvoll-
ständigen Satze affirmativ
gedacht 522.
— Gleichartigkeit verbun-
dener nicht erforderlich
522. 581, vgl. 609.
Satzstellung 611.
Satzton 37. 38.
sauf 238. 420. 421 ; sauf a
mit dem Infinitiv 450. 452.
sauve qui peut 322.
savant 223; savantissime
140.
savoir 223, savant ib.; mit
dem reinen Infinitiv 443;
ohne pas 475; je ne sais
etc. mit einem unvoll-
ständigen Fragesatze als
Parenthese 538; savoir
elliptisch (nämlich) 446.
seh Aussprache 23. 26.
Scheinsilben 33.
A. Schelei; Dictionnaire
detymohgie fr. 81.
Schiffsnamen mit (und
ohne) Artikel 493, vgl. 489.
Schlussfolge mit donc
531, Untersatz mit or 532.
Schlusssatz in der Satz-
stellung 614. 617, vgl. 612.
Schmeizlaut, jotirter des
l 19. 21, Ursprung 75.
— nasal gefärbter des gn
26, Ursprung 94. 96.
Schmerz 244.
Schwache Zeitwörter s.
Konjugation.
Schwur mit par 430, sur
435: vgl. Betheuerung.
-scrire Komposita 213.
se s. reflexives Fürwort.
se-, se- 300.
seant, sur son seant 249. 458.
-seau 263.
second 147. 504; Stellung
601.
secorre (afr.) 221.
secourir 224.
seduire 214.
seigneur 104. 140.
Selbstwiderlegung mit
mais 529.
-seile 263.
Selon 237. 239. 436.
Selon que 569.
sembler mit prädikativer
Bestimmung 323, dem
Wort- und Sachrefjister.
667
reinen Infinitiv 443; il
semhle, il nie semble Modus
360. 361, il ine semble mit
dem reinen Infinitiv 442.
semi- 305, vgl. 110.
semondre 221.
sempiternel 283.
sentinelle Geschlecht 125.
sentir 211.
seoir 221.
septante 146.
-ser 290.
serenissime 140.
servir 211.
seul vor einem Adjektiv-
satz mit dem Konjunktiv 1
371, dem Indikativ 372; j
mit de 402. 513.
seulement Modaladverb, Stel-
lung? 596; ne . . pas seule-
ment . . aussi, non (non
pas) seulement . . mais,
mais aussi (encore, meme)
483. 526.
-seur 131. 250.
Sheridan 42.
si (lat. sie) Adverb der
Weise 235; si, et si ad-
versativ 523; im Nachsatz
nach koncessivem Vorder-
satze 537, vgl. 561; mit
Inversion des Subjekts 585.
— Adverb des Grades 235,
si und aussi, tant, autant
468; Stellung bei dem
Artikel 600, dem Adjektiv
605.
koncessiv in si . .
que oder si mit dem Frage-
satze 243. 563, vgl. 587,
H peu que 243. 564;
Modns 368.
konsekutiv in si . .
gue 243. 469. 564, durch
de, que de mit dem In-
finitiv vertreten 448. 469,
si bien que 565; final
566; — Modus 370. 371.
modal in si . . que
243. 570.
— Satzadverb 236, abso-
lute Bejahung 236. 471,
verstärkt ib.; bewirkt In-
version 584.
si (lat, 8i) Konjunktion
241; vor il, ils apostro-
phirt 35, si Von 164.
— wenn, konditional 243.
557; verkürzt 541, ellip-
tisch 543, mit elliptischem
Hauptsatz (a peine si,
vollständig c'est a peine
si) 543, vgl. 320.
im Subjektsatz 545,
Kasussatz 547, temporal
557, kausal 558, koncessiv,
meist mit adversativen
Korrelaten im Hauptsatze
561, vgl. 558; comme si
366. 542. 568.
encore si 525, 526;
Si toutefois 557; si ce
n'est 480. 558, si ce riest
que 559, vgl. 320. 545;
que si (lat. quod si) 560.
durch que vertreten
345. 539, negativ durch
ni 539; wiederholt ib.
Zeit 332. 341. 343 ff,
348, Modus 366.
in sifetais de vous,
que de vous 399.
— mit 7ie verneint 480,
vgl. 558. 559.
Satzstellung 615.
— ob, in der indirekten
Frage 242. 547, elliptisch
543; Modus 357: - Satz-
stellung 613.
si ce n'est 480. 558, si ce
n'est que 559, vgl. 320.
545.
Sibilanten in der Bin-
dung 36.
sien attributiv 153, vgl.
505, mit un 153. 499.
602.
sifetais de vous, que de
vous 399.
s'tV, s'ils 35.
Silbe 6. 33: offene, ge-
schlossene 33, männliche,
weibliche ib. ; lange, kurze,
mittelzeitige 40; Stamm-
silbe 43, Tonsilbe 43. 44.
Silbenmessung 37. 40.
Silbentheilung 33.
si Ton 164.
sine- 300.
Sinn, bestimmt die Kon-
gruenz 377.
sinon 482. 541. 558.
-sio 253. 286.
-sion 253. 286.
si . . que s. si (lat. sie),
Adverb des Grades.
sire 104. 140.
sitot beim absoluten Parti-
cip des Perfekt 459.
sitot que 552. 570, Zeit
347.
si toutefois 557.
six vingts 146.
soi s. reflexives Fürwort.
-soir, -soire 254.
soit . . soit, soit . . ou mit
und ohne que 527, 562;
Modus 368: Satzstellung
611.
solliciter de und li mit dem
Infinitiv 452.
soloir (afr.) 226.
son für sa 153, vgl. 35;
wechselt mit en 467, 505;
bei chacun 519.
-son 253. 286.
sonner in ne sonner mot
473.
-sor 131. 250. 254,
-sorius 254,
Sorte in de sorte que, en
Sorte que, de teile sorte
que, en teile sorte que 565,
Modus 369,
8ortir 211.
SOS- (afr.) 300.
80t Stellung 606.
sou- 300.
soubre- 301.
soubs- (afr.) 300.
Wort- und Sachregister.
soudain 234. 279.
soiidre 226.
souf- 300.
souffrir 211. 212.
souloir 226; mit dem reinen
Infinitiv 444.
soumettre 220.
sourdre 220.
sourire 220.
sous 238. 482, vgl. 439.
sous- 300.
souscrire 213.
soustraire 220.
soutenir 218.
se Souvenir 218.
souvent 234.
souverain 283
Spiel mit Lauten 245.
Spott 244.
Sprache, französische 1.
3, italienische 1, occitani-
sche 3, oytanische 4, por-
tugiesische 1, provenzali-
sche 1. 3, rhätoromanische,
spanische, walachische 1,
wallonische 4.
Sprachstoff, Umfang des
französischen 5.
Sprach Stoffe des Proven-
zalischen und Französi-
schen 1 ff., das keltische
Element 1, griechische,
lateinische, germanische
2, arabische 3.
Sprachzweig, romani-
scher oder neulateini-
scher 1.
-sseau 263.
-sselle 263.
st! 245.
Städtenamen, Geschlecht
125, tout Rome etc. ib.;
zusammengesetzte 292.
307. 308, vgl. 514. 515.
— mit a 406. 407, dms
426, sur 434; vgl. 2>our
431.
— mit und ohne Artikel 490.
— wj7/e mit ffe 489.492.513,
mit de und dem Artikel
492; capitale ohne de 518.
Stamm 99. 246 ff., des
Zeitwortes 183. 185. 283 ff.
Stammsilbe 43; wird dia-
lektisch zur Tonsilbe 38.
Stammwörter 246.
Starke Zeitwörter s. Kon-
jugation.
Steigerung des Adjektiv
138, auf das Hauptwort
übertragen 141; Degrada-
tion 140. 141 ; Steigerungs-
unfähigkeit 141.
— des Adverb 232; De-
gradation ib.
— von Adjektiven und
Substantiven durch Wie-
derholung im Genitiv der
Mehrzahl 514.
Stellung s. Wort- und
Satzstellung.
Sterne und Sternbilder
ohne und mit Artikel 493.
Stoff, Genitiv 399. 513.
Stoffnamen 100, im Plu-
ral 100. 114, Pluralia
tantum 113.
— mit dem Artikel 488.
498; im partitiven Ver-
hältnisse 495, ohne Arti-
kel 501.
Strassburger Eidformeln
4. 106.
Sträucher, Geschlecht
115.
-struire Komposita 214.
Stumme Endkonsonanten
28, in der Bindung als An-
laut hörbar 35.
sub- 300.
Subjekt 316; verdoppelt,
grammatisches und logi-
sches 318. 319; nicht be-
zeichnet 322; anakoluthisch
322. 590.
— Kongruenz 375. 379.
— reiner Infinitiv als Sub-
jekt 442, Subjekt des ak-
kusativischen Infinitiv445;
i Infinitiv mit de 447.
— des absoluten Particip
456. 460, ausgelassen, un-
bestimmt oder aus dem
Zusammenhang zu ent-
nehmen ib.; des gerundi-
vischen Particip 457: der
zusammengesetzten Parti-
cipien 463.
— in der Zusammenziehung
beigeordneter Sätze 520.
— Nebensatz als Subjekt
j 544.
I — Objekt des reflexiven
I Zeitwortes 175.
I — Stellung 583. 587.
j Subjektiver Genitiv 512.
I Subjektsatz 544, mit
I Korrelaten 540, Modus
i 360; Stellung 612.
subre- 301.
Substantiv s. Hauptwort.
Substantivirter Adjek-
tivsatz 578, zusammenge-
I zogen 542, elliptisch 543.
— Subjekt 545, prädikativ
! ib., Kasnssatz 548, prä-
[ positionaler Nebensatz 549,
konditional 560. 580.
I Substantivsatz, Subjekt
' und prädikativ 544. 545,
I Kasussatz 546, präpositio-
naler Nebensatz 548, at-
I tributiv 582.
1 — mit Korrelaten 540;
I ohne ()ue ib., vgl. 538;
I elliptisch 542.
1 — Modus 358. 360 fi.
j — Verneinung mit ne 475.
I — Wortstellung 587, Satz-
stellung 612. 613. 618.
subtus- 300.
Sueven 3.
; suffire 219.
I suivant 237. 240. 436.
suivre 213.
super- 301.
supe'rieur 140.283,mitä412.
Superlativ des Adjektiv
139. 140, Scheidung vom
Komparativ ib., Degrada-
Wort- und Sachregister.
669
tion 141; prädikativ in
der Form schwankend
464.
— attributiv 509, durch
■possible verstärkt ib., vgl.
571: appositiv 518; mit de
402. 510. 513, entre, ctentre
510; mit dem Artikel sub-
stantivirt 494. 510; mit
Modalsatz 571.
— Modus im folgenden Ad-
jektivsatz 371.
— des Adverb 232, Degra-
dation ib.; substantivirt
140. 232. 494.
suppose que 243. 559, Mo-
dus 367.
supra- 301.
supreme 140.
sur 237, 433. 515, Ziel
einer Bewegung 434, vgl.
ä, pour; sur ce que 540.
549.
sur- 301, vgl. 308. 515.
-sura 253.
sur ce que 540. 549.
surcroitre 225.
-sure 253.
sur faire 219.
surnom mit de 513.
surprendre 220.
surseoir 221.
survenir 218.
survivre 226.
SMS afr. Präposition 433;
Adverb ib.; Interjektion,
SWS .'245. 433.
— präpositional in en sus
de 433.
Syndetische Beiordnung
522 ff., kopulativ ib., dis-
junktiv 526, adversativ
527, kausal 530.
— Mischung der asyndeti-
schen und syndetischen,
kopulativ 523. 534, dis-
junktiv 526.
— polysyndetische 523.526,
vgl. 534.
— Kongruenz 379. 574.
— Satzstellung 611.
Synesis 377.
Synonyme Begriffe mit
dem Artikel 497, einem
Eigenschaftswort 509,
einem Adjektivsatz 574.
Syntax 6. 314.
t (ih) Konsonant 20, Aus-
sprache 22, stumm 30,
Bindung 35, durch Assi-
milation verdoppelt 49.50,
Ursprung 80. 81.
— des Stammes bei Ver-
ben 192. 211.
— als Endkonsonant bei
Verben abgefallen 190.
-t der dritten Person des
Singular 190, in der Frage-
form ib.
-i Femininum der Wörter
auf -i 129. 135.
Tabelle der Verbalflexion
186.
— von avoir und e(re 193.
— des Aktiv der schwachen
Verba 198.
— des passiven, reflexiven
und intransitiven Verb
204.
— des Perfekt der starken
Verba 216.
tächer de und ä mit dem
Infinitiv 452.
Tage der Monate 504, vgl.
493. 598.
Tagesstunden 146. 504.
taire 226.
tandis que 241. 243. 553,
adversativ ib.; tandis que
und pendant que ib.
tunt Fürwort 165. 470, vor
dem Koncessivsatz 565,
Modalsatz 570; mit de
403, vgl. 470; Stellung
590.
— Adverb 235. 468 ff.,
tant und aulant, si, aussi
ib.; Stellung 596.
— konjunktional, in der
Beiordnung, tant . . tant
533, Stellung vgl. 595;
durch tant que ersetzt
242, vgl. 570.
in der Unterordnung
243.
lokal taut que 570.
— — temporal tant que
553. 570.
— — koncessiv tant soit
peu 368.
konsekutiv tant . .
que 565, final 566; Modus
370. 371.
— — modal tant que, tant
. . que 469. 570; en tant
que 570.
tant bien que mal 570.
tant et plus, tant et tant 470.
tantot . . tantot 523.
tant . . quant (afr.) 165.
tant que, tant . . que lokal
570; temporal 469. 553.
570; konsekutiv, tinal 565.
566, Modus 370. 371;
modal 469. 570.
tant sott peu 368.
tant . . tant 533, vgl. 595.
tard 229. 234.
tarder a mit dem Infinitiv
450.
-tarius 255.
■tas 272.
-te 272.
teindre 214.
tel 170; tel et tel, tel ou tel
171.
— Subjekt 171; prädikativ
170. 327. 565. 569, Stel-
lung 584; attributiv 170.
502. 506. 564 ff., mit un
ib., appositiv 518. 564.
569, Stellung 602. 609.
— mit «ra substantivirt 171.
499.
— in tel que, tel . . que
koncessiv 564, Modus 369.
— in tel . . que, tel que,
de teile sorte (en teile sorte^
670
Wort- und Sachregister.
a IUI tel poiiit) qiie, kon-
sekutiv 565, final 566,
Modus 369 ft'. 371.
— in tel que, tel . . tel
modal 569, Stellung 602.
— in tel quel 171. 518.
— mit Relativsatz 171.
tel et tel 171.
tellement que 565, vgl. 566.
369 ff. ; tellement quellement
235.
tel ou tel 171.
tel quel 171. 518.
tel . . tel 171. 569.
te'moin Nichtkongruenz 376.
Tempora s. Zeitformen.
Temporalsatz 549, el-
liptisch 543.
— als Subjektsatz 545,
Kasussatz 547, kausal 550.
551. 553, konditional 550.
552. 560, koncessiv 550.
551. 563, für den Adjek-
tivsatz 546. 551. 579.
— durch den Lokalsatz
vertreten 549, den Kon-
ditionalsatz 557, den Mo-
dalsatz mit comme 252.568.
— durch den Infinitiv mit
avant, apres ersetzt 448.
453, das absolute Particip
459. 463.
— äJodus 365. 370.
— mit ne 479, ohne ne 480.
— Wortstellung 587, Satz-
stellung 614.
tenir 218; mit Dativsatz
547, Modus 361; il tient
a . . que mit und ohne
ne 478; tiens^ tenez Inter-
jektion 374.
-ter 290.
tetebleu! 245.
-teur 130. 136. 137. 250.
-teme 130. 136. 251.
th Konsonant 20, Aus-
sprache 22, stumm 30,
Ursprung 80. 81. i
Thätigkeitsbegriff im
Prädikat, Zeitformen und j
Modalformen 328. 355;
Kongruenz 375. 379.
Theodorich I. 3.
Thiere, Geschlecht 115.
117, mobilia 128, epicoena
131.
tic tac 245.
tien attributiv mit un 602,
vgl. mien, sien.
-tier 255.
tiers 146. 147.
-time 282. 286.
-timus 282. 286.
-iio 253. 286.
-tion 253. 256.
tiret 39. 109. 137. 227. 292.
tisser 210.
tistre 215.
titre mit de 513.
Tobler, vom französischen
Versbau 37. 40.
-toir 254, -toire 254. 280.
tolre 227.
ton für ia 153, vgl. 35.
Ton 37; s. Accent, Be-
tonung, Tonsilbe.
Toueinheit s. Betonung.
Tonsilbe 43 fl.; Festhalten
der ursprünglichen 44.
248; seltene Verschiebung
44, vgl. 43. 248, dialekti-
sche 38; Einfluss auf die
Qualität der Vokale 38,
vgl. 183. 193. 208. 209.
217.
— in der Ableitung 248,
der Zusammensetzung 39.
248. 293.
-tor 130. 131. 136. 250,
vgl. 254. 280.
tordre 213.
-torius 254. 280.
tot 234.
touchanl 237. 436.
tovjours Adverb 231. 234.
— im Nachsatz adversativ
528. 561, vgl. 585.
— konjunktional 528, et
toujours, mais toujours ib.
— Stellung 594. 612, kann
Inversion bewirken 322.
584. 585.
tournois in la livre tournois
134. 507, vgl. 272.
tout Fürwort 168.
— prädikativ 327.
— attributiv 168. 170 (di-
stributiv ib.), mit Deter-
minativen 168. 502. 505.
506, ohne 168. 169, mit
Kardinalzahlen mit und
ohne Artikel 170, apposi-
tiv mit Anlehnung an das
Prädikat 169; Stellung
603, vgl. 505. 506. 601.
— substantivirt mit dem
Artikel 169. 494. 499, mit
Anlehnung an das Prädi-
kat ohne Artikel 169;
tout zusammenfassend
533, Kongruenz 380.
— nur mit ce (tout ce)
Korrelat eines Adjektiv-
satzes 573.
— Adverb 169, Schwan-
ken zwischen Attribut und
Adverb 169.464, Stellung
beim Artikel 600; tout a
fait^ tout de mime 235,
tout au moins, tout du
moins 470, tout au plus
322. 584; pas, point,rien,
plus du tout 474, du toxit
alleinstehend negativ 482.
— in Interjektionen: tout
beau! tout doux! 245.
— koncessiv in tout . . que
563, vgl. 368. 369; Stel-
lung 587. 615.
tout ä fait 227. 235.
tout au moins 470.
tout au plus kann Inversion
bewirken 322. 584.
tout beau! 245.
tout bonnement 229.
tout ce vor dem Adjektiv-
satz 573.
tout de meine 235.
tout doux! 245.
tout du moins 470.
Wort- und Sachregister.
671
toutefois Adverb, adversativ
im Hauptsatze eines Kon-
cessivsatzes 561, vgl. 236.
237; si toutefois bbl.
— beiordnende Konjunk-
tion 242. 528; Stellung
vgl. 612.
tout . . qvLe koncessiv 563,
Modus 369. 369; Wort-
stellung 587, Satzstellung
615.
tout Rome etc., Geschlecht
125.
tra- 301.
traduire 214.
traire 220.
trait (Vunion 39. 109. 137.
227. 292.
tra la la la etc. 245.
trans- 301.
transcrire 213.
Transitive Zeitwörter
174, mit avoir 181; passiv
175. 204, reflexiv ib.
— im engeren Sinne 174,
im weiteren ib.
— werden intransitiv 178,
entstehen aus intransitiven
ib., Yerhältniss zu den
reflexiven 179.
— mit einem Objektsakku-
sativ 38G, dem doppelten
Akkusativ 388, ä, pour,
comvie BS'd : im Passiv mit
dem doppelten Nominativ
323, pour, comme 324;
mit dem Dativ, Genitiv
174.
— mit dem Infinitiv, dem
reinen 443, mit de 448,
de und ä 452. 453.
— ihr Particip des Perfekt
459 ff. 462.
transmettre 220.
travail Plural 107.
travers in ä travers 237.
417 ; au traoers de 238. 439.
tre- 301.
-tre 250. 251, vgl. 130.
tredanie! 244.
trema 8, vgl. 209. 212.
tres 235. 471, bei Substan-
tiven und Adjektiv-Sub-
stantiven 141. 471, früher
mit Bindestrich 40. 301.
471.
tressaillir 210.
Trevoux, Dictionnaire de 6.
-trice 130. 131. 251.
■trix 130. 251.
trop Adverb 235; Stellung
596. 600, vgl. 605.
— Fürwort 165, trop de
403, . . de trop ib.; Stel-
lung 590. 593.
trouver a mit dem Infinitiv
451.
tu Anrede 317.
tubleu} 245.
-tude 274.
■tudo 274.
se tuer de, a mit dem In-
finitiv 453.
■iura 253.
-iure 253.
-tus 282.
U.
u Vokal 8, Aussprache 11,
stumm 20, Ursprung 62.
-M, lat. -ucus 277, -WMsib. ;
lat. -utm 281. 286; lat.
-«s, utis 286.
ua Diphthong 14. 15.
uan nasaler Diphthong 16.
19.
-MC 277.
-iiceus, a 267.
-uculus 262. 286.
-ucus 211.
-udinem 274. 286.
ue Vokal 8, Aussprache
12, vgl. 19, Ursprung 68.
— Diphthong 14. 15.
-ue, lat. -ua 277; lat. -uta
281.
üebereinstimmuug s.
Kongruenz.
Uebergang aus den Zeit-
I formen der Gegenwart in
die der Vergangenheit
353, der Vergangenheit
in die der Gegenwart 355.
— transitiver Zeitwörter
in intransitive, intransi-
tiver in transitive etc.
178. 179.
Ueberraschendes Er-
eigniss durch quand, lors-
(jue, que eingeführt 551,
Stellung 615; Ersatz durch
asyndetische Hauptsätze
552.
üeberraschung 244.
üeber zähl ige Zeitformen
351.
-uer Schreibweise in Zeit-
wörtern 8. 209.
Mi Diphthong 14. 15, nicht
diphthongirt 16, Lautwech-
sel 39, Ursprung 66; ui und
uy 98, in Verben 98. 192.
208. 209.
-ui in Fürwörtern 154.
uin nasaler Diphthong 16.
19.
-uire in Zeitwörtern 214.
-ul Femininum 135.
■ula 261. 286.
-ulare 289. 290.
-ule, lat. -ulus, um und
-ula 261. 286; lat. -ulis
278.
-M/er 289. 290.
-Ulis 278.
ulterieur 140.
ultra- 298.
-ulus 261. 286.
um nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 18.
-ume, lat. -umen 251. 274;
lat. -udinem 274. 286.
-umen 251. 274.
Umfang des Satzgefüges
538; vgl. Stellung 612 ti'.
619.
Umkehrung der Steige-
rung durch woi'ns, lemoins
bei Adjektiven 140. 141,
Adverbien 232.
672
Wort- und Sachregister.
Umlaut 193, vgl. 38. 183.
208. 209. 217.
Umschreibende Zeitfor-
men 180.
Umstandswort s. Ad-
verb.
Umstellung der Bestand-
theile der Rede 583 ff.
wn nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 18.
im Zahlwort 144. 145, Plu-
ral (les uns . . les autres
etc.) 145, zuweilen aspi-
rirt 27; attributiv 503,
reines Adjektiv (einig)
503, sur les une heure,
vers les une heure 503,
vgl. 27, nach Hunderten,
Zehnern etc. mit folgen-
dem Plural 503.
— substautivirt /'«« 496,
mit dem partitiven Geni-
tiv 403. 496, ohne Artikel
496, für quelqu'un 499 ; le
un als Ziffer 27, vgl.
494.
— in run lautre etc. 172.
518, vgl. 496, bei reci-
proken Verben 175; lun
. . lautre 172. 518. 533;
lun et lautre 172. 496.
533, Kongruenz 380; ni
lun ni lautre, Kongruenz
380; — Plural 145.
un- (german.) 305.
Unächte Präposition 238.
437.
Unbestimmtes Fürwort
162 ff., substantivisch 162,
adjektivisch 165, substan-
tivisch und adjektivisch
167.
— prädikativ 327.
— attributiv 506.
— mit partitivem de 403.
— Füllwort 472. 474,
vgl. 164. 167 ff., auch
481.
— mit Artikel 494. 499,
ohne 502.
— Korrelat eines Adjektiv-
satzes 573.
— Stellung als Subjekt,
on 584. 585. 587, aucun,
nul, per sonne, rien 596;
als Objekt 590; beim In-
finitiv 593; als Füllwort
596; als Attribut 602.
Unbezeichneter Genitiv
106. 514, vgl. 109. 306.
307 u. a.
unieme 147.
Unorganische Wörter 43.
Unpersönliche Zeit-
wörter 177,
Unpersönlicher Satz 316.
318, vgl. 177.
Unregelmässige oder
starke Zeitwörter s. Kon-
jugation.
Unterbrochene Konso-
nanten 20.
Untergeordnete Sätze
s. Unterordnung.
Unterordnende Kon-
junktion s. Bindewort.
Unterordnung der Sätze
240. 536. 543 ff".
— Formen 536, Umfang
des Satzgefüges 538, Kor-
relate 540, Zusammen-
ziehung 541, Satzellipse
542.
— Nebensatz als Subjekt
544, prädikativ 545, ad-
verbial 556, attributiv 572.
— Wortstellung 587, Satz-
stellung 612.
Unvollständiger Satz
315; s. auch Ellipse.
-uque 277.
-ura 253. 286.
-ure 253. 286.
Urheber mit de und par
bezeichnet 394. 429, ad-
nominal 512. 516.
Ursache, Genitiv 395. 512.
Ursprung, Genitiv 394.
512.
Ursprung der französi-
schen Konsonanten 71,
Vokale 58.
-US, utis 286.
-Utas 281. 286.
-uns 211.
uy 27. 28, Ursprung 66.
98; uy und w« 98, in Ver-
ben 98. 192. 208. 209, auf
-uyer ib.
V.
V Konsonant 7. 20, Aus-
sprache 22, stumm 30,
Ursprung 76. 80.
va! 245. 374.
vacant 192. 459.
vaillant 223.
vain in en vain 231. 427;
kann Inversion bewirken
322. 584, vainement ib.
vaincre 213, vgl. 192.
vainement kann Inversion
bewirken 322. 584.
valoir 223, vaillant ib.
— unpersönlich il vaut
autant, mieux mit dem
reinen Infinitiv 442, mit
folgendem que, que de und
dem Infinitiv 442. 448.
— in autant vaut, mieux
vaut 595, vgl. 322.
Vandalen 3.
vehementement 230.
veiller a ce que 547, Mo-
dus 361.
venir 218.
— mit dem reinen Infinitiv
445, mit ä 446, pour 446.
454, de 449.
venire in Interjektionen
245.
Verallgemeinernde
Fürwörter und Adverbien
in Koncessivsätzen 564,
vgl. 545. 549, Modus 369;
quiconque im Adjektivsatz
578, vgl. 545. 54S. 549.
Verbaladjektiv s. Parti-
cipialadjektiv.
Verbum s. Zeitwort.
Wort- und Sachregister.
673
Verdoppelung der Kon-
sonanten durch Assimila-
tion 49.
— der Kardinalzahl zum
Ersatz der Eintheilungs-
zahlwörter (un a un etc.)
148. 408.
— von Naturlauten 245.
310.
— des Subjektes 318.
— des Korrelates im Ad-
jektivsatze 578.
Vereinigung mehrerer
Nebensätze im Satzgefüge
538. 619.
Vergangenheit, Zeit-
formen 179 ff. 328. 336 ff.,
Zeitfolge 352. 355.
Verhältniss des Franzö-
sischen zum Lateinischen
42; Deklination 103, Ge-
schlecht 120, Verbalflexion
186.
Verhältniss wort s. Prä-
position.
Verhältnisszahlwort
148.
v&issime 140.
Verkürzung des Wortes
45.
— des einfachen Satzes
315; s. auch Antwort.
— beigeordneter Sätze 520.
— untergeordneter Sätze
541 (Zusammenziehung
541, Satzellipse 542).
se vermouler 225. 313.
vermoulu 225. 313.
Verneinung 236. 471 ff.
— absolute 236. 471. 483,
vgl. 481.
— im Satze 471, des voll-
ständigen Satzes ib., des
unvollständigen 481, eines
einzelnen Wortes 483.
— mit Füllwörtern 472,
ohne 475, durch Füllwör-
ter allein 481.
— zwei Verneinungen be-
jahen 475, nicht ib.
Mätzner, Ir. Gr. 3. Aufl.
— kopulative Verneinung
ni 484. 524; vgl. ni, ni
. . ni.
— negative Satzglieder af-
firmativ wiederholt ge-
dacht 522. 541.
— mit folgendem de 404.
472, vgl. 403.
— durch Interjektionen 245.
— Stellung 596, vgl. 590.
593.
vers 237. 421, adnominal
516; vers les une heure
503, vgl. 27.
Verschmelzung beige-
ordneter Sätze 520, des
Modalsatzes 542. 567. 570;
! Kongruenz 379. 380.
: Verschränkung des Ad-
i jektivsatzes und Frage-
I Satzes 577. 618.
[Versetzung der Laute 50.
[Verstärkung der Adver-
bien 232, der Verneinung
236. 474.
Verstummung von Kon-
j sonanten 28, von Vokalen
I 19.
! Vertauschung der Arten
' des Zeitwortes 178.
- des Infinitiv mit einem
Nebensatze 454. 455. 578.
582 u. a.
— der Nebensätze 543. 544.
I Vertrauen mit en 426.
I vertubleu ! 245.
' Verwunderung 244.
I Verwünschung 245.
vetir 211.
vi- 301.
vice- 301.
j vicomie mit de 513.
i vie in de la vie etc., FüU-
j wort 474.
vieil, vieux Femininum 135,
Plural 137; Stellung 604.
I village mit de 513, vgl. 489.
I viUe mit de 489. 492. 513.
' Ville-Hardouin 106.
\ vimaire 104.
I vingl 144. lAb^quatre-vingts,
quatre-vingt 145, quinze-
vingts, six viiiyts 110. 146.
vis-ä-vis (de) 227. 238.
239. 437.
vite 229. 235; Akkusativ-
adverb 228.
vivanl in du vivant de etc.
249. 458.
— in homme vivant, dme
vivante, Füllwort 474.
vivat! 245.
vivre 226; vivant S. oben;
vive le roi! etc. 359, Kon-
gruenz 375, quivive?Bb9.
— mit dem Akkusativ der
Zeit 386, Kongruenz des
Particip 461 ; mit Objekts-
akkusativ vgl. 178. 387;
mit kausalem Genitiv 387,
dem Genitiv des Stoffes
400.
voici, voila 239, ne voila-t-
il pas? 190. 239.
— mit einfachem oder dop-
peltem Akkusativ 391, mit
persönlichen Fürwörtern
414, Stellung 591.
— mit reinem Infinitiv 443.
— mit einem Kasussatz 546.
548, Lokalsatz 549, sub-
stantivirten Adjektivsatz
162. 548. 579.
voir 218; voyom Interjek-
tion 374.
— mit doppeltem Akkusa-
tiv 388, im Passiv mit
doppeltem Nominativ vgl.
323.
— mit reinem Infinitiv
443; als elliptischer In-
finitiv 446.
— Kongruenz und Nicht-
kongruenz des Particip
s. vu.
— in we vüir gouite 473.
— Stellung 591.
Vokale 8, Aussprache 9,
stumm 19, Lautwechsel
38, Wegfall 45 (von Kon-
43
674
Wort- und Sachregister.
sonanten und Vokalen 47),
Erweiterung durch Vokale
51, Ursprung 58.
— nasale 16, Aussprache
ib., Bindung 16. 35, Ur-
sprung 58.
— Diphthonge 13, Aus-
sprache 14, Uraprung 58.
63.
— nasale Diphthonge 16,
Aussprache 18, Bindung
35, Ursprung 58. 63.
— einfache Zeichen 8. 14.
16. 58, zusammengesetzte
8. 14. 16. 58. 63.
Vokalisation des Fran-
zösischen 4.
Vokativ 384, mit ?»o« etc.,
notre ib., dem bestimmten
Artikel 384. 488.
— Kongruenz mit einem
folgenden Adjektivsatz 576.
— Stellung 591.
Volksnamen, Ableitung
271.
— mit dem Artikel 490,
vgl. 498.
Vollständiger Satz 315.
520. 536, vgl. 541. 542.
Voltaire 15.
Vordersatz 536. 614.
vouloir 223, Modus 361;
mit dem reinen Infinitiv
444, Auslassung desselben
462.
vous Anrede 317.
-voyer Komposita 210.
voyou Ableitung 280.
vrai Ableitung 275; Akku-
sativadverb etc. 228. 229;
— vraiment Satzadverb
235, Verstärkung 236.
vu Nichtkongruenz 237.
437. 460. 594, vgl. 134.
507; Kongruenz 462.
vu que 556.
w Konsonant 7. 20, stumm
30, Ursprung 76. 80.
Wahlverwandtschaft
der Laute 50.
Wallia 3.
-loalt (germ.) 260. 283. 286.
Wechsel des Akkusativ
und Dativ bei folgendem
Infinitiv 389. 390. 445.
Wechselbeziehung mit
et . . et 523, ni . . metc.
475. 484. 524, ou . . ou
526, partitiv oder distri-
butiv mit partie .. . partie,
tantöt . . tantot, que . .
que, Vun . . lautre, celui-
ci . . celui-lä, autant . .
auiant, plus . . plus etc.
523. 533, steigernd, über-
bietend mit 7ion seulement
. . mais etc. 483. 526.
Wegfall des Vokales 45,
des Konsonanten ib., von
Konsonanten und Vokalen
47.
— des Artikels 499, vgl.
489 0'.
Welttheile mit Artikel
490, ohne 491.
Wiederholung (u. Nicht-
wiederholung) der Präpo-
sitionen 439. 454. 457.
— des Artikels 497. 499.
— des attributiven zueig-
nenden Fürwortes 505.
— eines Adjektiv oder Sub-
stantiv im Genitiv der
Mehrzahl 514.
— von etre und avoir 521.
— der Bindewörter 523.
524. 526, der persönlichen
Fürwörter in der Zusam-
menziehung beigeordneter
Sätze 522.
— von Satzgliedern etc.
533. 534.
— der Fügewörter, asynde-
tisch 534. 581 ; syndetisch
im Adverbialsatz 539, Ad-
jektivsatz 581; der Füge-
wörter des Adverbialsatzes
durch que 538. 539 (mit
que zusammengesetzte 538,
quand, comme, si 539).
— des Subjektes durch ein
persönliches Fürwort 321.
584. 585, in anderer Form
323, im Adjektivsatz 576,
vgl. 379.
— des anakoluthischen
Subjektes in einer anderen
grammatischen Form 322.
590,
— der Korrelate des Ad-
jektivsatzes 578.
Winde, Geschlecht 116.
Wissenschaften, Ge-
schlecht 117.
Wochentage, Geschlecht
116, dimanche 121; Zu-
sammensetzung 306; ohne
und mit Artikel 493. 499.
Wort, nach seinen Bestand-
theilen 6, Bindung 34,
Betonung 37. 43.
— Abstammung 42 ff., un-
organisches, Organisation,
Tonsilbe ib., Verkürzung
45, Erweiterung 51, Dop-
pelformen 55, Angleichung
mehrerer Wörter 56.
— Klassen 99.
Wortaccent s. Accent,
Betonung, Tonsilbe.
Wortbiegung 99. 102ff.;
vgl. Biegungsformen, De-
klination, Konjugation.
Wortbildung 99. 246.
Wortfügung 314.
Wortklassen 99.
Wortstellung 583,
Wort ton s. Accent, Be-
tonung, Tonsilbe.
Wort- und Satzfügung
314 ff., Wortfügung 314,
Satzfügung 520.
Wort- und Satzstel-
lung 583 ff.
Wortstellung 583.
— Subjekt und Prädikat, im
Hauptsatz 583, Nebensatz
587.
Wort- und Sachregister.
675
— adverbiale Bestinimun-
f^en 599, Reihenfolge meh-
rerer 597.
— attributive Bestimmun-
gen 600.
Satzstellung 611.
— beigeordnete Sätze 611;
Bindewörter 612.
— untergeordnete Sätze
612, Subjekt und prädi-
kativ ib., adverbial 613,
attributiv 617 ; Fügevsrörter
618.
— Vereinigung mehrerer
Nebensätze im Satzgefüge
619.
Wunsch, durch einen Fra-
gesatz mit que ne bezeich-
net 475; durch einen ellip-
tischen Nebensatz, Substan-
tivsatz 358. 542, Kondi-
tionalsatz 543 ; durch einen
Modalsatz mit ainsi . . que
570, denelliptischen Haupt-
satz mit ainsi ib., vgl, 359.
Wunschsatz s. Heische-
satz, Wunsch.
Wüsten, mit Artikel 490,
vgl. 499.
X Konsonant 20, Aussprache
24, stumm 31, Bindung
36, Ursprung 80. 87.
-X des Plural 103. 105 ff.
137; vgl. 87.
— in der Verbalflexion
191; vgl. 87.
— Plural der Wörter auf
-X 108, vgl. 137, Femini-
num 129. 136.
-xer 290.
-xio 253.
-xion 253.
Y.
y Vokal 8, Aussprache 11.
— Konsonant, halbvoka-
lisch 20, Aussprache 27,
Ursprung 98.
y Adverb 228. 232. 465,
pleonastisch 467.
— für den Dativ des de:
monstrativen und persön-
lichen Fürwortes 150. 465.
— in y compris s. compris.
— Stellung 590. 593. 599.
-yen Femininum 129; vgl.
256. 278.
ym nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
yn nasaler Vokal 16, Aus-
sprache 17.
Z.
z Konsonant 20, Aussprache
24, stumm 31, Bindung vgl.
35. 36, Ursprung 80. 86.
-z des afr. Plural 106.
— Plural der Wörter auf
-z 108.
Zahladverbien 235.
— konjunktional 235. 242.
532.
Zahlformen 102. 103,
Eigenthümlichkeiten des
Gebrauches 111 ; vgl. Plu-
ralbildung.
Zahlwort 101. 144 ff.,
Grundzahlwort 144, Ord-
nungszahlwort 147, Ein-
theilungszahlwörter 148,
Fachzahlwort ib.
— prädikativ 325.
— attributiv 503, appositiv
518: Stellung 601. 609.
— mit partitivem de 402.
513.
— mit Artikel 494. 499,
vgl. 496.
Zahnlaute 20, Aussprache
22, stumm 30, Bindung
36, Ursprung 80.
Zeitadverbien 233, alors
im Nachsatze 536.
— konjunktional 235. 242.
532.
— Stellung 594.
Zeitbestimmungen als
Füllwörter 474.
— Stellung in der Reihen-
folge 597.
Zeitfolge 352.
Zeitformen des Zeitwor-
tes 101. 179; einfache 180,
umschreibende ib., des
Aktiv 181, des Passiv ib.
vgl. 174. 175.
— Gebrauch 328 ff. (der
Gegenwart 330, Vergan-
genheit 336).
— überzählige 351.
— Folge 352.
Zeitwort, Arten 173, Ver-
tauschung der Arten 178.
— Biegungsformen 179 ff.,
Zeitformen 179, Personal-
formen 182, Modalformen
ib., Mittelformen 183.
— Konjugation 183 ff.; vgl.
oben Konjugation.
— Prädikat 323, Kongru-
enz 374. 375. 379; Stel-
lung 583. 587. 588 etc.
— mit einer adverbialen
Bestimmung, einem Kasus
etc. 178. 383 ff'., einem Ka-
sus mit Präpositionen 417
ff., einem Infinitiv 443 ö'.,
Nebensatz 454. 546 ff.
— Ableitung 283, Zusam-
mensetzung 293. 312.
— in der Ableitung des
Hauptwortes 248. 250, des
Eigenschaftswortes 274.
275.
— in der Zusammensetzung
des Hauptwortes 309, des
Zeitwortes 312.
zei-o 145.
zest! 244.
Zeugma 546.
Zeuss, Grammatica Cel-
tica 2.
Ziffer mit Artikel 494.
499, le un 27.
Zueignendes Fürwort
151, verbunden 153, un-
verbunden ib.; durch
propre verstärkt il>.
43*
676
Wort- und Sachregister.
— mit Artikel 153. 494.
499, ohne 153. 502; mit
tont 168, vgl. 601. 602.
— prädikativ 153. 326.
— attributiv 153. 505, 601.
Ersatz durch en 467.
505, den bestimmten Ar-
tikel ib., durch den pos-
sessiven Dativ des persön-
lichen Fürworts verstärkt
505. 515, un mien etc.
attributiv 153. 499. 505.
602.
Wiederholung 505.
Stellung 601.
beim Vokativ 384.
— — Beziehungswort einer
Apposition 517, vgl. Stel-
lung 610; eines Gerun-
dium 458, eines absoluten
Particip des Perfekt 460,
vgl. 463.
Zukunft, Zeitformen 179.
180.182. 328. 334ff. 348 ff.,
Zeitfolge 352. 354. 355.
Zusammengesetzte
Zeitformen ISO.
Zusammengesetzter
Satz 240. 520. 536 etc.; s.
Satzfügung.
Zusammengezogener
Satz 520. 541, Kongruenz
379. 380.
Zusammensetzung 99.
246. 292.
— ächte und unächte 247.
292.
— des Zeitwortes undNenn-
i Wortes mit Partikeln 293.
i — des Nennwortes 305
(Hauptwort 305, Eigen-
schaftswort 310).
— des Zeitwortes 312.
' — der Partikeln 227. 293.
I Zusammenziehung bei-
I geordneter Sätze 520, des
1 Hauptsatzes mit seinem
I Nebensatze 541; Kon-
I gruenz 379. 380.
Zuversichtliehe Erwar-
tung, Zeit 335. 336, vgl.
349; Modus 362, vgl. 364.
Zwanziger, Zählen nach
denselben 145. 146.
Zweck mit a 410. 515.
Zweifel, Modus 364, Ver-
neinung 478; Interjektio-
nen 245.
Zwischensatz 537; vgl.
Satzstellung 612. 613 ff.
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