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Full text of "Frau von Staël ihre freunde und ihre bedeutung in politik und literatur"

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'^^^RA^^' 


^rau  »Ott  §f aef, 

in  S0litiä  u\i  CttemtoL 


So:z 


Qtb.  ©rafin  itqlttL 


2Jlit  einem  $ortrdt  ber  3^ttu  son  Zia^A. 


aSetloö  Don  ©ebtüber  ^{^irtel. 


.^7 


J(.^ 


^Uüc  9flcd&te,  Uorncl^mlid^  baS  bcr  neberfe^iincj  in  frembe 

©pvac^en,  vorbehalten. 


^^flG3-  /9a 


%Xi\iSi[{mn}n^m% 


©citc 

^it  ganülie  9^ecfer 1 

(B^xozxytx  Suftänbe  jener  3^^^ 5 

3afob  ^kdzx 8 

3)ie  Defonomiften 9 

9ierfer'g  SSerl^efratl^unö 13 

gräulein  föurd)ob 14 

®ibbon 16 

S.  3.  ^ouffeau 25 

5^oItaire  in  gerneg 28 

S3routftanb  unb  ö^e 31 

S^ierfer'ö  ^erfönli(i)feit  öon  S^itgenoffen  gefc^ilbert 33 

Söfiabnme  SRedfer  grünbet  il^ren  ©ak)n 38 

93uffon 47 

Sl^omag 50 

greunbf(^often  mit  grauen 52 

Sßerfel^r  mit  gremben 57 

®eburt  öon  Sinne  Souife  (^ermoine  9?ecfer,  22.  Slpril  1766   ....  65 
SJlabame  9iec!er  unb  bte  ^ebeutung  il^reö  ©alonö  in  literarifd)er  S3e 

jiel^ung 70 

5D^abame  Nieder  eine  ^Diutter  ber  5lrmen 74 

Stueited  ilapitel. 

S^ecfer'g  Eintritt  tn  bog  öffentliche  Öeben 78 

för  greift  bie  Defonomiften  on 83 

Sll^ronbefteigung  fiubtotg'ö  XVI 86 

Slurgot  wirb  aJlinifter 87 

©eine  Reformen 89 

©ein  ©turj 98 


VI  3nl&alt«öetac!(j^nlfe. 

©cite 

9Mer  In  (Snglanb 102 

©eine  Berufung  in  baö  2Jltniflenum 105 

©eine  ginanjüernjaltung 109 

©egenfä^e  in  ber  $ollti!  beö  ad^tjel^nten  Sal^rl^unbertö 111 

erfte  ©ttmmen  ju  ©unften  bee  Sujammenttittö  ber  0tänbe   ...  116 

dkd^x  beruft  bie  erften  ^roöinäialöerfammlungen 119 

®r  üeröffentUt^t  feinen  Compte-rendu 125 

©ein  mdtxitt 133 

0ie  geiftige  S3ett)egung  in  granfreid^  wed^felt  il^re  ^id)tung     ...  135 

2)ie  franäöpl*'«i"e^tfanifd)e  SlUiana 138 

Uebergong  öom  23egriff  ber  grei^eit  ju  bem  ber  ©leid^^eit,  üon  ber 

Sfleform  jur  Sfleöolution 146 

^rltted  Stmtl 

0ie  5^inberia]^re  üon  ©ermoine  SRecfer 147 

©rjiel^unggmet^obe  il^rer  SöJutter 151 

Slnnöl^erung  gwifd^en  9iec!er  unb  feiner  2;od^ter 160 

(Srfte  Iiterarif(J)e  §Berfu(i)e  Don  gröulein  S^ietfer 163 

Sl&re  (Sltern  l^alten  fte  öom  ©ebanfen,  etmag  ju  publi^iren,  gurücf  .  167 

(grfte  ©(^toierigfeilen,  tit  il^rer  5Ser]^eirotl5un0  begegnen 168 

3)ie  gamilie  SRecfer  in  ber  ©d^weij 172 

Goppet 173 

2)ie  f*riftfteUeri|d^e  SH^ätigfeit  üon  ajjabame  SRecfer 178 

sRecfer  beflagt  ben  S^erluft  feiner  öffentlichen  SÜJirffamfeit     ....  181 

Slufjeid^nungen  mn  gräulein  SRedfer  m^  ben  ^a^xm  1783—1785    .  184 

2)ie  ©darneben  in  granfreic^ .188 

S5oron  ©rld^  ajlagnug  üon  ©tael-JE>oIftein 194 

©eine  2:rouung  mit  gräulein  dkdtx,  14.  ganuor  1786 204 

äSierte^  Stat^M. 

2)ie  junge  grau  üon  ©tael 206 

©uftoö  III.,  bie  ©darneben  unb  ber  aJ^^fticiömuS 215 

2)08  „Bulletin  des  Nouvelles**  üon  grau  üon  ©tael  an  £önig  ®uftaü  219 

Slugjüge  au^  bemfelben 220 

2)cr  ©alon  5Recfer  erpit  grau  üon  ©tael  ^u  feinem  5DfJittelpunft     .  237 

2)ie  fo^ialen  Swftctnbe  üeränbern  jtd^ 240 

S)le  ©tellung  ber  grauen  In  ber  ©efeUfc^aft 243 

S)le  grauen  unb  3^^"  S^cqueö  SRouffeau 246 

©ein  ©inf[u6  bel&errfd^t  bie  Seit 247 

Urfad^en  bemfelben 252 

gflouffeau  unb  SD^^abame  SRoIanb 265 

grau  üon  ©tael  üerfa^t  bie  „^^rlefe  über  3.  3.  SHouffeau"     ...  273 


@citc 

fünftes  StapM. 

sRedfcr'8  sRad^folfter .  284 

©olonne •  286 

Äonflift  gwifd^en  (s:aloniie  unb  dkdtx 292 

Öom^nie  be  S3rienne 299 

23ricnne  üerfprid^t  tu  S3erufun0  ber  ©eneralftaatcn,  19.  ^ioöember  1787  309 

2ßiberftanb  bc3  ^a\xpf)ine 315 

dkdtx  wirb  ajMnifter,  17.  Sluguft  1788 320 

S)ie  gran^ofen  fud^en  il^re  ^onftftution 331 

grau  üon  ©tael  unb  bie  politifd^c  Soge 339 

3Ba8  ttonte  «Recfer? 344 

sRedfer  gewäl&rt  btc  boppelte  SScrtretung  beö  %kx^ 349 

SJiirabeau 358 

©ie^^ö 365 

Urtl^eil  öon  grau  üon  ©tael  über  il^n 371 

2)te  SBal^len  öon  1789 372 

^edftfted  Stapiitl 

©röffnung  ber  ©eneralftaaten 377 

ajürabeau  unb  S^iedfer 385 

©i^ung  öom  15.  3unl  unb  SRedfer'ö  Programm 388 

2)er  ^o\  gegen  SRerfer 404 

sRedfer'ö  ^ntlaffung,  17.  3uU 409 

S)er  14.  Süll 411 

^iedfer'ö  mdU^x  nad^  $ari3 413 

grau  öon  (Bta'el  an  ©uftao  III 416 

Umjtd^gretfen  ber  Slnard^ie 421 

Sa  ga^ette 423 

StaKe^ranb 426 

2)ie  aJlenfdftenred^te 431 

2)ie  S^erfaffung 434 

2)ie  Dftobertage.    S3ertd^t  öon  grau  üon  (Stael 447 

2)ie  SJJonard^ifd&^jeonftitutioneKen  unb  i^re  S3ebeutung  für  bfe  Sufunft  453 

©leBente^  StapM. 

granfreid^  nad^  ben  Dftobertagen  .    : 456 

SSejtftergreifung  ber  5^ird^engüter  burd^  ben  (Staat 466 

©turg  ber  ^Parlamente 467 

©ouöerneur  SJloniö  über  grau  üon  ©tael 469 

aRa(^tloftg!ett  «Redfer'ö 474 

S^erfer  unb  ble  ginan^lage 477 

grau  üon  ©taöl  über  il^ren  SBater  unb  ajifrabeau 480 

2)le  eiölllonftttution  beö  ^leruö 488 


Vin  3n^ölt«öet8cid^ni6. 

eeite 

grau  öon  Otoel  über  ©ewiffcnöfrci^eit 497 

dkdtx  nimmt  leine  CSntlaffung,  September  1790 504 

%o\>  öon  TOrobeau,  2.  Slpril  1791.    grou  üon  Stacl  barüber    .    .  509 

^eecfer'ö  SBud)  über  bie  ©jcefutioe 517 

Urfprung  ber  SBeaeid^nung  „3)oftrinär" 519 

0tanbpunft  oon  grau  öon  0tae( 521 


@tfted  i^apitel. 

Sfiecfer  unb  ®raf  griebrid)  !i!eopoIb  gu  ©tolberg 1 

2)er  ^arteil^afe  menbet  \\6)  Q^Qm  grau  Don  Gtaöl 5 

©uftat)  III.  unb  fein  ©efanbter  in  ieonflift 16 

2)ie  glu(^t  nad^  SBarenneg 32 

2)ag   granfreid^   üon    1791    wiU   bie   SDionart^ie   unb   g^ün^et  bie 

atepubli! 40 

sRcDijton  ber  33erfaffung 43 

2)08  SBerf  ber  5tonftituante 49 

a3riefe  üon  grau  üon  Otaöl 51 

Stteite^  StapM. 

2)ic  Sage  im  ^erbft  1791 57 

auftreten  ber  fünftigen  ©ironbe  unter  gül)rung  üon  Sriffot    ...  65 

5taifer  Seopolb 69 

Slnnöljierung  ^itoifd^en  ben  Ä'onftitutiüneUen  unb  ber  ©ironbe   ...  74 

®raf  iiJouiö  be  9iarbonne,  ^^crtrctcr  ber  fonftitutioneUcn  4$üliti!  .    .  76 

(Sinjlul  be6  5treife0  öon  grau  üon  ©taöl  auf  biefelbe 78 

0ic  SJliffion  üon  (Suftinc  nacl)  53raun|(^tt)eig 83 

9iarbonne  unb  bie  gefefegebenbe  äJerfammlung 88 

Sntlaffung  öon  S^iarbonne 100 

SDRabame  S^lolanb  unb  grau  ton  ©tatU 102 

5lbberufung  beö  öaron  ^BtciVl  unb  ©rmorbung  ©uftaö'ö  III.  ...  103 

Der  20.  Suni 110 

giud^tplan  üon  grau  öon  (StaM  für  bie  fönigüdfee  gamilie ....  113 

ße^tc  aWagregeln  ber  SHeüoIution  cor  bcm  10.  ^uguft 116 

Da«  SJianifeft  bed  ^cr^ügö  uon  Si^raun(d)U)eig.    grau  üon  ©tael 

über  baöfelbe 119 


Snl^altSberaetd^nife.  IX 

©eitc 

drittes  Stapxitl 

grau  öoit  ©tael  am  10.  SluQuft 121 

SSorbereitung  ju  beu  ©eptembermorben 128 

Suftuö  ßrid)  S3üllniann  unb  ^iarbonne 132 

grau  öon  0tael  unb  5lUanuel 138 

3)ie  (Septembermorbe 143 

grau  Don  (Stael  in  ber  ©d^weij 147 

^f)x  ^ufentl^nlt  in  (Snglanb,  Sanuar  1793 152 

S^re  plfreici)e  Stptigfeit  in  guniper  ^aU 158 

2)ie  englifdie  ©efeUfd^aft 163 

©turj  ber  ©ironbe 167 

SSertlÖeibiöunggft^rift  für  hk  Äönigin 171 

grau  öon  0tael  rettet  franjöftfc^e  greunbe 173 

®raf  Sofep^  be  2Jlaiftre  in  Sau[anne 178 

2)aö  (Snbe  öon  SDfinbame  Diedfer,  6.  3JJai  1794 183 

^er  9.  Sl^ermibor 184 

Senjamin  ©onftant 189 

grau  öon  föl^arrito 191 

SSenjamin  (Sonftant  in  Sraunfc^weig 195 

0eine  erfte  Begegnung  mit  grau  üon  8tael  in  öaufanne  ....  203 

©ie  veröffentlicht  bie  „Setraditungen  über  ben  grieben" 211 

©ie  befennt  pd)  jur  3fiepublif 213 

SJMffton  beg  SBaron  ©tael  nad^  ^axU,  mäxi  1795 215 

2)ie  Parteien  im  ^onöent 219 

Ouiberon 224 

grau  öon  0tael  über  bie  SSerfaffung  Dom  Saf)x  III 227 

2)aö  $ariö  öom  Sa^r  1795 229 

^er  ^reig  öon  grau  öon  ©tael 234 

2)ie  ^efrete  Dom  5.  unb  18.  gruftibor 241 

Slntl^eil  öon  grau  oon  t^tael  an  ber  politifd^en  5tontroöerfe   .    .    .  244 

^er  13.  33enb6miaire 246 

Segenbre  benun^irt  grau  Don  ©tael 249 

PnfteS  StapM. 

2)ie  ©dirift  „lieber  bie  (S(I)öpfungen  ber  föinbilbungöfraft" ....  254 

^ag  S3ud)  „Ueber  ben  (§influ6  ber  Seibenfc^aften" 258 

geinbfelige  (Stimmung  ber  ^ireftorialregierung  gegen  grau  öon  0tael  264 

Slbberufung  beö  S3aron  ©tael,  ^^iooember  1796 269 

2)ie  5^on[piration  üon  Babeuf  unb  bie  ©nttticflung  ber  fo^iolcn  grage 

feit  ber  SHeDolution 271 

grau  üon  (Staiil  für  ^ufred^ti^altung  ber  35erfaffung  Dom  Sai^r  111 .  280 


X  Sn^altSöcrscid^nife. 

@citc 

gluöfd^rift  üon  SSenjamln  (Sonftont  über  bie  politifdften  SReoftionen  .  285 

SSermittlung  öon  grau  oon  (Bta'el  ju  ©unften  öon  XaKc^ranb    .    .  289 

grau  öon  ©tael  unb  bic  SBonapartc 291 

©taatöftreid)  üom  18.  gruftibor  1797 298 

Slngriffe  gegen  grau  öon  ©tael  wegen  il^reö  Slntl^eilö  am  ©efd^el^enen  300 

Sl^re  erfte  S3egegnung  mit  Sonaparte    . 306 

2)ie  ©räfin  üon  53eaumont  unb  il^r  ^eiö 310 

S3ctron  ©tael  abermals  jum  ©efanbten  in  $ariö  ernannt.  2:rennung 

üon  feiner  grau 319 

©eiifled  i^apttel. 

ßeitgenöfflfd^e  Urtl^eile  über  SBenjamin  föonftant 321 

grau  üon  ©tael  üermenbet  jtd^  bei  goud)^  ju  ©unften  politifd^  SBer- 

urtl&eilter 326 

5)er  30.  «prairial 329 

2)ag  «Problem  beö  gortfdftrittö 332 

3:i^eürie  öon  grau  oon  ©tael  im  S3ud^  über  bie  Literatur    ....  336 

^f)x  Programm  für  bie  3"^^"«!* 343 

©^ateaubrianb 348 

2)er  18.  S3rumaire 366 

Swifd^enfaU  im  Stribunat 373 

^rieggerilärung  üon  S3onaparte  gegen  bie  gbeologen 376 

grau  öon  ©toel  befreunbet  ftd^  mit  SRabame  SR^camier 379 

SDRittaggl^öl^e  beö  Sebeng 382 

öe^te  ^Begegnung  jmifdften  SBonaparte  unb  grau  oon  ©tacl     ...  385 

2)er  Sßinter  öon  1802 389 

%ot>  beö  Saron  ©tael,  9.  SWai  1802     .    ;    .    . 393 

^tebenteg  Aopttel. 

„5)elp]^ine" 396 

Slufna^me  beö  9^iomanö 404 

2)ie  Floxal  üon  „2)elp]^ine'' 406 

«Politifd^e  3:ragtteite  beö  S3u(f)ö 408 

9fiad^»irfungen  beSfelben  in  ber  Siterotur 415 

©efeUigeö  ^thtn  unb  geiftige  (Stimmung  in  @enf 420 

(Siömonbe  be  ©igmonbi 423 

grau  öon  5^rübener 424 

S3onftetten  unb  grieberife  S3run 425 

grau  üon  ©tael  in  ber  gamilie 428 

Slufentl&alt  in  9JiafHerö 436 

SScrl^aftung  üon  grau  üon  ©tael,  15.  Dftober  1803 440 

Slbreife  nad^  2)eutfd^Ianb 444 

aöal  töu|ten  tk  granjofen  üon  ben  S)eutf(^en? 446 


3iil&aUSüct3eid^nife.  XI 

©eitc 

2ötl^elm  Don  ^umbolbt  in  ^ariö 452 

2)ie  granjofen  in  2)eut[(f)lanb 458 

ei^arleö  be  35iUer3 461 

©rfte  (Sinbrücfe  jenfeitö  beg  ^^einö 469 


mm  stüpM. 

S3ef(i)äftiöun0  öon  ©oetl^e  unb  ©d^tUer  mit  ben  Sßerfen  Don  grou 

üon  ©tael 1 

gl^re  Slnfunft  in  Söeimar 11 

förfte  Begegnung  mit  ©d)iUcr 14 

grau  üon  ©tael  unb  ©oetl^e 18 

„3)ie  natürlid)e  Zo^Ux" 22 

©oetl^e  unb  bie  granjofen 28 

2)er  ^of  öon  2Beimar -.    . 31 

grau  üon  (Stael  über  ha^  bortige  Seben 35 

Urtl^eil  öon  Söenjamin  (Sonftant  über  ©oetl^e 42 

grau  öon  ©tael  über  bie  beutfdien  grauen    .    .    .    ; 45 

S3eurt]^eilung,  bie  pe  in  SBeimar  finbet 48 

©oet^e'ö  „Slnnalen" 52 

©egenfafe  ätöif(f)en  beutf(i)er  unb  franjöjif(i^er  2öeltanfcl)auung  ...  59 

StoeiteS  StapM. 

grau  öort  (Stael  in  S3erlin 65 

S3egegnung  mit  gid^te 69 

2)ic  politifd^e  Sage 71 

2)ic  ^omantif  in  Berlin 76 

2)ic  Vorüber  ©d^legel 80 

©rmorbung  beö  ^er^ogö  üon  (Snglö^en 85 

5Redfer'ö  2ob,  7.  Slpril  1804 87 

2)ie  ©dirift  „Du  caractere  de  Monsieur  Necker  et  de  sa  vie  privee"  93 

»reife  und)  Italien 99 

SBincenjo  SJionti 101 

2)ie  italienifd^e  Siteratur  ju  Slnfang  be^  neunüel^nten  ^al^rl^unbertö  104 

Stnfunft  in  diom 108 

2)ic  ^ünftler  in  9flom 112 

S^Jeapel 115 

5lbf(i^ieb  öon  diom  ...                    119 


XII  3nT&oW8ücracid^nife. 

©eitc 

Söiebereintreffen  in  SJioilanb 121 

©eiftiße  ^iürfwirfuiiö  ber  itaUenifc^en  SKetfe 128 

„doxinm" 130 

©dlilberung  Stalienö  burd)  grau  öon  (Btaüi 140 

2)aö  pf9(i)oloöt|(J6e  Problem  beö  Romano 143 

2)ie  Stxitxt  über  „(Sorinno" 151 

^ritteg  Stapxitl 

^er  SBinter  öon  1806  in  ®enf 159 

^aö  3)ilettantentl^eater  öon  grau  öon  Stael  unb  51.  Sß.  ©(Riegel 

über  il^r  2)arfteUuuöötaIent 162 

Slufentl^alt  öon  grau  uon  ©tael  in  granfreid^ 169 

SSeröffentlidbung  öon  „(Corinna" 175 

Poppet  im  Sa^r  1807 179 

Sweite  Steife  nad)  3)eutf(^Ianb,  Slufentl^alt  in  3J?ün(f)en 187 

Slnfunft  in  mzn 192 

S(.  2B.  ©dilegerö  SSorlefungen  über  bramatif(f)c  Äunft 198 

griebridd  ®en^  unb  5lba«i  g^üUer 204 

SBiebereintreffen  in  SBeimar 206 

©oet^c  unb  Änebel 209 

Sßielanb 212 

grau  öon  ©tael  in  granffurt  unb  „©oetl^e'ö  53rieftt)e(J6feI  mit  einem 

5^inbe" 214 

Slbfd^ieb  üon  2)eutfd^Ianb 220 

S^ierteg  mittel. 

Snnere  ©türme 222 

©aö  3:aöebud^  Don  S3eniamin  ©onftant 225 

„Slbolp^" 235 

„5lbolp]^"  wnb  „Corinna" 242 

Poppet  im  Sal^r  1809 244 

j^lippen  ber  greunbfd)oft 253 

Sluöfluö  nac^  S^on.    Slalma  alö  ^amlet 259 

Slufentl^alt  im  ©ci)lo6  föl^aumont 264 

Stubienj  öon  Sluguft  öon  ©tael  hü  DZapoIeon 269 

grau  öon  (Stael  an  StaHeijranb 271 

3Ör  S3rief  an  SRapoleon  1810 275 

Unterbrürfung  beö  33uc^ö  „De  l'Allemagne" 278 

golgen  berfelben 282 

pnfteg  Stapm. 

2)ie  religiiJfen  2tn[d)auungen  Don  grau  öon  ©tael  in  i^rer  Sugenb  285 

2)aö  religiöfe  ^Problem  tritt  in  hm  SBorbergrunb 289 


Snl^altSöcracld^nife.  XIII 

@eitc 

2)ie  gfleaftion 293 

2)ic  teligiöfe  3)i(f)tung  in  ^eutfc^Ianb 295 

©tanbpunft  öon  grau  öon  ©tael 301 

(Srlebniffe  eineö  fronjöjtft^en  Offtäicrö  in  ©panicn 305 

Söiebctüerl^eirotl^ung  üon  grou  Don  ©tael 309 

2)er  Sßinter  üon  1811  in  ®enf 312 

SScreinfornung  in  Poppet. 320 

©d^rift  gegen  ben  ©elbftmorb 322 

8Iu(J)t  naö)  Defterreid) 324 

2)le  Sßeltlage  im  Sal^r  1812 327 

Slbreife  üon  grou  oon  ©tael  nod^  ©oliaien 333 

Sl^re  Slnfunft  in  SRufelanb 336 

SDf^oöfau  unb  ®raf  aioftopfdiin 339 

^etetöburg  unb  5^aifer  Slleyanber 341 

grau  üon  ©tael  in  ©ditceben 347 

S3ernabotte 850 

©c^rift  Don  21.  S53.  (5ci)IegeI  über  ha^  ^ontinentalf^ftem     ....  354 

grau  üon  ©tael  über  2)eutf(^lanbö  (Srl^ebung 358 

S^re  ^nfunft  in  öonbon,  Sunt  1813 361 

SSeröffcntlid^ung  beö  95u(i^ö  „De  PAlIemagne" 364 

(Seine  S3eurt]&eilung  beutfcl)er  SSerl^öItniffe 366 

©eine  ^eroorl^ebung  beutfd^er  S3ilbung  . 369 

©eine  Ü)Mngel 374 

^ücfwirfung  feiner  Seigre  unb  bleibenbeö  SSerbienft  beö  S3u(i^g ...  377 

2)ie  granjofen  auf  baefelbe  nic^t  üorbereitet 384 

®OÜf)t  unb  „De  rAllemagne" 388 

Slufnai^me  beö  S3uc^ö  in  ©nglanb 392 

grau  öon  (Btael  unb  hit  englifd^e  ©efeUfd^aft 396 

5)ie  Siteratur  unb  bie  ^olitif 398 

S3etucöe  auf  bem  öanbe 403 

2)ie  „©onpb^rationö"  über  fönglanb 407 

Slnmenbung  ber  englifd^en  politifc^en  Seigren  auf  bie  Su'fwnft  öon 

granfreicJ^ 415 

©leBenteS  itopitel. 

2)er  greil^eitöbegiiff  üon  grau  üon  (Stael 417 

Sl&r  ©egenfa^  p  9^apoleon 419 

S3riefe  Don  grau  üon  ©tael  au3  htn  Sauren  1813-1814   ....  421 

2)ie  Parteien  in  granfreicä^ 426 

©eflnnung  ber  äJJäd^te  in  Sejug  auf  bie  Sfleftauration 428 

grau  Don  ©tael  für  t>k  Siotljwenbigfeit  einer  folc^en 433 


XIV  Sn^artööeraeic^nii 

©citc 

S^rc  ««üdffc^r  nati)  «Paria,  mal  18U 437 

Rai\ex  Sllcponbcr  unb  bcr  ^er^og  Don  SÖJeUington 438 

2)ic  innere  Sage 440 

grau  öon  0toel  in  Poppet,  ©ommev  1814 448 

S3erlobun0  il^rer  ^odftter  Sllbertine  mit  bem  ^erjog  öon  23ro0lie .    .  450 

5RapoIeon'ö  fR\xdUf)x  aug  (glba 455 

grau  Don  ©tael  terlöfit  ^ariö 458 

2)er  „Acte  additionnel** 463 

2)ie  jweite  3fteftauration 467 

2)a8  ajJinifterium  goud^e^SlaHe^ranb 470 

©inb  bie  granjofen  jur  grei^eit  beftimmt? 476 

2)ag  SDfiinifterium  «Ridfeelieu 477 

©ntftel^ung  ber  boftrinären  Partei 480 

^erül^runggpunfte  jwifd^en  i^ren  ^nf(^auungen  unb  ienen  Don  grau 

ton  ©tael 484 

S^r  le^ter  ^ufent^alt  in  Stalien 484 

Slbfd^ieb  öon  G^oppet 487 

Sefete  ^ranf^eit  unb  ^ob,  $ariö,  14.  Suli  1817 491 

epilog 495 

9?amenregifter 503 


(^xp$  ^ttpitd. 


Unb  nun,  xoa^  wufete  SBeimar,  toa^  ®eutf(^Ianb  öon  ber 
^5rau,  bte  alö  Slüd^tige,  nad^  ßeiftigem  Srob  öerlangenb,  über 
feine  @(I)tt)eIIc  trat. 

©ci^on  il^re  erfte  ©d^rift,  bie  Sriefe  über  %  %  SRouffeau, 
l^atte  Sea(l)tung  über  bem  Sil^ein  gefunben,  benn  eine  Heber* 
fe^ung  bat)on  erfd^ien  bereite  1789^). 

Seit  ben  neunziger  S^^ren,  feit  ben  §oren  ünb  bem  5!Wufen* 
aimanad),  alfo  feit  1795,  n^ar  bie  Slufmerffamfeit  ©d^iUer'^ 
unb  ®oeilöe'^,  bie  t)on  SBielanb  unb  feinen  3Kttarbeitern  auf  bie 
werbenbe  @d[)riftftellerin  gerid^tet,  unb  jwar  »ar  es  bie  @amm= 
lung  il^rer  Sugenbarbeiten,  ju  Saufanne  unb  Setp;\ig  1795  unb 
1796  erfd)ienen  2),  bie  ©oetl^e  guerft  Deranlafete,  ftdl)  mit  il^r  ju 
befd^äftigen.  ,,3d)  pnbe  mel^r  Arbeit  babei,  aU  id)  badete", 
fd^rieb  er  im  erften  ©rief  an  ©d^iHer,  wo  t)on  if)r  bie  SRebe  ift, 
„inbeffen   xoxd  id^   fte   burd^fe^en,   benn   e§  ift  nid)t  Diel;  ba§ 

®anje  gibt  l^ödiftenö  55  »lätter  meines  3RannffripteS 

Sd^  »erbe  mid^  in  einer  fleinen  Sßorrebe  an  ben  •Herausgeber 
über   bie  2[rt  erflären,  tt)ie  id)  bei  ber  Ueberfe^ung  Derfal^ren 


')  grau  öon  @toeI,  SBi'iefe  über  9louffeau,   Seipaig,   i^ummer,  1789. 
6ampc,  Briefe  ouS  gJariö  ^ux  3eit  ber  SHeöoluHon,  305  u.  ff. 

*)  Madame    de    Stael,  Recueil   de    morceaux   d6tach(5s,   Öaufonne, 
1795,    Seipaig,  1796,    fp5ter   in   ben  Oeuvres  completes   abgcbrudft,   entl^ielt: 
Zuima  et  trois  nouvelles,  precedees  d'un  Essai  sur  les  fictions. 
»lennerl&affett,  Qfrau  toon  ©taöl.  III.  1 


2  ©rftc  »efd^aftiflung  öon  ©oetl^e  mit  grou  öon  @tael. 

bin.  Um  Sinnen  flctne  3iJ^^ö)ttt)etfun9en  gu  erfparcn,  f)aV  iä) 
il^re  SBortc  unfcrm  Sinne  genäl^ert  unb  ijugletc^  bte  frangöftfct)e 
Unbcftimmtl^cit  nad^  unfercr  beutfd^en  3[rt  etwaö  genauer  gu 
beuten  ß^fi^^^-  3^  ©tngelnen  »erben  @ie  fel^r  Diel  ®uteö 
fnben,  ba  Pe  aber  einfeitig  unb  bod)  wieber  gefd^eut  unb  el^r* 
lid)  ift,  fo  fann  jte  mit  pd^  felbft  auf  feine  SBeife  einig  werben; 
alö  Sejct  aber  fönnen  Sie  eö  gewife  fürtrefflid^  braud^en.  3d) 
wünfd^te,  ba|  Sie  ftd^  bie  ?ÖJül^e  gäben,  in  3[f)rer  Slrbeit  fo 
nar  unb  galant  al§  möglid^  gu  fein,  bamit  man  il^r  eö  in  ber 
fjolge  gufd^tden  unb  baburd^  einen  Slnfang  mad^en  fönnte,  ben 
Stang  ber  §oren  aud^  in  baö  umgefä)affene  ?5^önfreid^  l^inüber 
gu  leiten"^).  9Son  ©ifenad^  auö  fdE)rieb  er,  nod^  einmal  auf 
benfelben  ©egenftanb  gurfidf ommenb :  „SReinen  l^iejtgen  ftiUen 
Slufentl^alt  l)abe  id^  gleicf)  benu^t  um  SRabame  be  ©tael  DöUig 
gu  überfe^en,  mitunter  gu  Derfe^en.  @ine  weiblidEje  SRetl^obe 
unb  bie  frangöfifd)e  @prad)e  mad)ten  mir  öiel  gu  fd^affen,  unb 
befonberö  aud^  bie  Slnnäl^erung  il^rer  SÄeinungen  an  bie  unfrigen 
unb  bie  ewigen  Slberö.  9lun  bin  idE)  fertig,  laffe  baS  2Berf 
bruden  unb  gleid)  foHen  Sie  e§  l^aben"^).  ©dritter  antwortete: 
„©en  @taerfdE)en  a3ogen  fel^e  idE)  mit  öieler  Erwartung  entgegen. 
SBenn  e§  irgenb  ber  SRaum  erlaubt,  fo  bin  id)  and)  bafür,  fo= 
gleid)  ba§  ®angc  in  ein  ©tfid  gu  fe^en.  5IReine  Semerfungen 
bringe  id)  alsbann  im  nädE)ften  Stücfe  nad^.  ©er  Sefer  l)at 
unterbeffen  bie  feinigen  barüber  angefteHt  unb  l^ört  mir  mit 
mel^r  gntereffe  gu".  ©inige  Stage  fpäter  fugte  er  bei:  „3d) 
l^abe  Sl&nen  öon  ber  2Rabame  Stael  gu  fd)reiben  öergeffen. 
3)aö  ^robuft  ift  mit  öielem  ®eifte  gefd^rieben  unb  ba  e§  barin 
mel^r  wetterleud^tet  alö  orbentlid^  Sag  ift,  fo  qualipcirt  eö  jid^ 
gar  nid^t  übel  gum  6ommentiren.  Sine  eigentlid)e  Harmonie 
l^ineingubringen  möd)te  fdE)wer  fein  unb  aud^  bie   SJtül^e  nid^t 


>)  SBriefloec^fer  aioifc^en  ©c^ittcr  unb  ©octl^c,  IV.  3lufl.,  I,  79—80,  »riefe 
107  u.  108,  ®oet§e  an  ©editier,  SBeimar,  6.  unb  10.  Dftober  1795. 

«)  Ooetl&e-Sal^tbuc^,  1885,  381,  ©oetl^e  an  ©dritter,  13.  Oft.  1795. 


S)ie  «öorcn  über  fic.  3 

genug  lol^nen.  Swt  einjelnen  aber  läfet  e§  jtd^  öerf ud)en,  aud^ 
l^abe  td)  mir  fd^on  etltd^e  SÄaterien  barauö  gewäl^It,  bie  aud^ 
fonft  nid^t  aufeer  ber  Qdt  fein  ttjerben." 

<äö  tt)ar  aber  3)egember  geworben  unb  nod^  nidE)tö  er« 
fd^tenen,  fo  ba|  wteber  ©oetl^e  mal^nenb  fd^rieb,  länger  aU  bis 
Februar  ratl^c  er  ben  Slbbrudf  nid)t  ju  Derfd^ieben,  ba  franjö* 
jtfd)e  ßjcentplare  beö  a3ud)e§  anfingen,  ftd^  in  ®eutfd)lanb  ju 
öerbretten  *).  ®ie  arbeit,  t)on  ber  l^ier  ble  Sftebe  ift,  ber  :^ Essai 
sur  les  fictions«,  erf(^ien  öon  ©oetl^e  unter  itm  SiUl  „33er= 
fud)  über  bie  ©id)tungen"  in§  ©eutfd^e  fibertragen,  im  gleiten 
©tfid  ber  „^oren"  fflr  1796;  eine  t)on  i^m  beigefügte  Sftotig, 
„er  »erbe  ©inigeö  über  ben  Sluffa^  ber  gtau  t)on  ©taäl  be* 
rid^ten",  blieb  ol^ne  »eitere  ^olge. 

©ie  alte  @rfal)rung,  ia^  bie  ©röfeten  bie  nad^jtd^tigften 
pnb,  beftätigte  jtd)  aud^  l^ier,  benn  nac^  ber  33eröffentlid^ung 
be§  gffaq  fc^rieb  @d)iner,  baö  in  »erlin  burc^  3.  %.  SReid^arbt 
rebigirte  g^urnal  „®eutfd)lanb"  ermäl^nenb,  baö  3nfeft  l^abe 
ba§  ©ted^en  ttjieber  nid^t  laffen  fönnen  unb  öon  bem  2luffa|^ 
ber  ©taäl  mit  größter  SSerad^tung  gefprod^en'^). 

Snjtüifd^en,  nJäl^renb  ®oetl^e  jie  überfe^te,  unb  ©filier  pe 
3u  commentiren  Derfprad^,  l^atte  fjrau  öon  ©tael  ba§  S3ud) 
über  ben  ßinflufe  ber  Seibenfd^aften  öoHenbet.  ©oetl^e  nannte 
eö  in  einem  S3rief  an  @d)itter,  „fel^r  intereffant,  im  beftänbigen 
Slnfd^auen  einer  fel^r  meiten  unb  grofeen  3Belt  gefd^rieben,  in 
ber  jte  gelebt  ^at,  unb  öott  geiftreid)en,  jarten  unb  fül^nen  a3e= 
merfungen". 

(Sr  fanb  eö  ber  SÄül^e  wertl^,  einige  Stage  fpäter  nod^  ein* 
mal  barauf  jurüdfjufommen.  „®a§  32Berf  ber  grau  t)on  ©tael, 
tt)Ot)on  Sinnen  §err  öon  ^umbolbt  »irb  gefagt  l^aben,  fommt 


')  SBricfttJcd^fcI  ait)if(%en  ©d^mev  unb  ®oct§c,  I,  81,  84,  97,  9lo.  109, 
114,  128,  an  ©octl^e,  gena,  16.  unb  26.  Ott.  1795,  on  ©d^iHcr,  SBeimar, 
15.  S)ea.  1795. 

2)  ^bcnbafclbft,  I,  183,  5«o.  225,  an  ©octl^e,  16.  Dil  1796. 

1* 


4         aSeurtl^eirung  be«  öud^e«  „Uebcr  ben  ©influfe  ber  ÖcibenWaften''. 

in  einigen  Stagen",  fc^rieb  er  nad)  Sena  l^inüber.  „@ö  ift  äufeerft 
intcreffant  ju  feigen  wie  eine  fo  l^öd)ft  pafjtonirte  9latur  burd^ 
baS  grimmige  Säuterungöfener  einer  foI(f)en  Sieöolution,  an  ber  pe 
jo  öiel  antl^eil  nel^men  mufete,  bnrd^gel^t,  unb,  id^  möd^te  fagen, 
nur  ba§  geiftreid^  menfdöUd^e  an  il^r  fibrig  bleibt.  35ieneid)t 
liefee  jtd^  eine  ärt  t)on  Slnögug  ber  ]^öd)ften  ©prüd^e  in  einer 
Solge  mod^en  unb  für  bie  •^oren  gebraud^en,  DieKeidE)t  näl^me 
man  nur  ein  eingeln  Äapitel,  aber  balb ;  benn  gu  Dftern  ift  bie 
Ueberfe^ung  gewife  ba.  .^ieräber  überlaffe  ic^  3l^nen  ba^  Ur- 
tl^eil''^).  9ln  anberer  ©teile  bemerft  ®oetl^e,  baö  Sud^  Don 
Srau  t)on  ©tael  bringe  „ben  SRetaUfönig  ii^re^  ©el^altö"  öor 
bie  Slugen  be§  ^ublifum^^).  @ä)tller  erflarte  pd^  mit  bem 
93orfd)lag  feinet  greunbeö  DoKfommen  einuerftanben  unb  in  ber 
@ä)rift  felbft  burd)  einige  uortrefflid^e  3been  angegogen.  3)ann 
fam,  unerad)tet  be§  ©rängenö  t)on  ©oetl^e,  ein  aSud^  t)on  ©i- 
berot  bajn)ifd)en,  baS  ©dritter  feffelte,  unb  beibe  SBerfe  nannte 
er  „ein  red^teö  ©eifteöbebfirfni^,  weil  meine  eigene  Slrbeit,  in 
ber  id)  gang  lebe  unb  leben  mu^,  meinen  Äreiö  fo  fel^r  be= 
fc^ränff'  3). 

®ie  Arbeit  war  feine  anbere  alö  ber  „SBaHenftein",  unb  eö 
blieb  wol^l  bie  l^öd^fte  SSnerfennung,  bie  ber  2)id)ter  ber  jungen 
©d^riftftellerin  gu  geben  l^atte,  wenn  fein  ®eift  auö  biefer  SBelt 
ber  tragifd^en  Äonpifte  in  bie  il&rige  püd)tenb,  bort  einen  SRui^e^ 
^junlt  fud^te  unb  fanb.  „©ie  Dptifa  gelten  Dorwärtö",  ant= 
wortete  ber  inbeften  mit  geleierten  Unterfud)ungen  befd^äftigte 
©oetl^e;  „Änebel  nimmt  Slnti^eil  baran.  .  .  .  Uebrigenö  ift  unb 
bleibt  e§  uorjüglid^  eine  Uebung  be§  ®eifte§,  eine  Serul^igung 


0  »rtefwcc^fcr  awifd^cn  ©d^iHcr  unb  @oetf)t,  I,  203,  205,  208,  Sßo.  247, 
248,  250,  253,  an  ed^ittcr,  SCöcimar,  30.  Sloöbr.,  5.  ©eabr.,  7.  ©eabr., 
10.  S)c8br.  1796. 

«)  ©octl^c-Sal^rbud^,  1880,  416,  ©ottfit  an  Stbvntx,  SBeimor,  8.  S)cabr. 
1796. 

3)  aSricfwed^fel  atoifd^cn  ©dritter  unb  @ottf)t,  I,  204,  208,  210,  9to.  249, 
252,  255,  an  &ottf)t,  Scna,  6.,  9.,  12.  ©cabr.   1796. 


©d^itter'S  Stnüt  il^rer  ©rftrinfiSatbeiten.  5 

ber  Setbenfdiaften  unb  ein  ©rfa^  für  bie  Seibenjd^aften,  »tc 
uns  tJrau  öon  ©tael  umftanblid)  bargetl^an  l^at"^). 

Smmer  lautete  ba§  Urtl)eil  ni(f)t  [o  gfinftig.  Sllö 
@ci)tHer  ben  S:eft  ber  ©rgäl^lungen  in  bie  .^anb  befam,  bie 
freilid^  faum  ba§  Sntereffe  öon  ©oetl^e  red^tferttgten,  fanb  er 
„ber  58erfa[ferin  gefpannte,  ratfonnirenbe  unb  babei  völlig 
unpoetifci)e  9latur,  ober  ötelmel^r  bieje  t)erftanbe§reici)e  Un* 
natur''  fel^r  döcirafteriftifd)  in  benfelben  bargefteHt.  „SJtan  mxb 
bei  biefer  Settüre  red)t  fül^Ibar  öerftimmt",  fäl)rt  er  fort,  „unb 
eö  begegnete  mir  babei  baSfelbe,  »aS  Sie  beim  Sefen  fold^er 
©d^riften  ju  erleiben  pflegen,  nämlid^,  bafe  man  gang  bie  ©tim= 
mung  ber  @d)riftftellerin  annimmt  unb  pd)  l^erglici^  fd^led^t  ba== 
bei  bepnbet.  (äö  fel^lt  biefer  ^erfon  an  jeber  fd^önen  3Beibli(i^* 
leit,  bagegen  pnb  bie  ^el^ler  be^  SSud^e^  öoUfommen  tt)eiblid)e 
gel^ler.  @ie  tritt  au§  il^rem  ®efd^led^t,  ol^ne  pdf)  barüber  ju 
erl^eben.  S^beffen  bin  *  id^  aud^  in  biefer  Keinen  @dE)rift  auf 
rec^t  pbfd^e  3fiePe;rionen  geftofeen,  woran  e^  il^r  nie  fel^lt,  unb 
bie  il^ren  burd^bringenben  Slid  über  ba§  Seben  öerratl^en". 
5!Rilber  xoax  abermals  ®oetl^e.  6r  begnügte  pd),  gu  erwibern, 
bie  SRomane  öon  grau  Don  Stael  feien  xijm  be!annt,  unb  »unber* 
lid^e,  pafponirt  gebadete  5ßrobuftionen  ^j. 

9lid)t  nur  bie  @d)riftftenerin,  fonbern  aud^  bie  i?rau  »urbe 
inbeffen  in  JDeutfd^lanb  biöfutirt.  SereitS  im  Sanuar  1797, 
alfo  gerabe  in  einem  S^itpunft,.tt)o  bie  SBogen  ber  ©d^mäl^ungen 
unb  SSerleumbungen  gegen  pe  l^od^  gingen,  berid^tete  Söttiger 
barüber  an  Sl.  2B.  @d)legel,  bem  er  einige  Slummern  ber  ro^a* 
liftifd^en  »Quotidienne«  mit  bem  SSemerlen  überfanbte,  „eö  werbe 
il^m  t)ieHeid^t  ©pafe  mad^en,  ba§  Sftüft^auS  biefer  ©atanaöpfeile 
felbft  gu  lefen"  ^). 

1)  »ricfwed^fcr  a^mWen  ©dritter  unb  ®oet§c,  I,  198,  9to.  242,  an  (Sd&iaer, 
Söcimar,  17.  ©ca.  1796. 

«)  ebenbafclbft,  II,  85,  86,  9lo.  481  u.  482,  an  ®ott^t,  Sena,  20.  3«K 
1798,  SBeimor,  21.  3"«  1798. 

8)  81.  aSB.  ©d^ leget,  aSricftoed^fer.  24  »änbe.  3m  »eftfe  ber  2)rc8bener 
miUioi^tl    Jööttiger  on  a.  358.  ©d^lcgel,  7.  u.  29.  3anuar  1797. 


6  @Tfter  Srtef  don  ^ou  don  Biael  an  ®ot^t, 

6ttt)a§  fpäter  nal)m  SBil^elm  öoit  $nmboIbt,  au§  Spanien 
jurüdfgefel^rt,  bcn  gaben  »ieber  auf.  6r  überfanbte  ©oetl^e, 
„burd^  ein  paar  ©änen",  ba§  Sud^  über  bie  Siteratur,  »eld^cS 
ffrau  t)on  Stael  mit  einigen  S^Wm  begleitete,  ben  erften  t)on 
il^r  cm  bm  Sid^terfürften,  bie  burd^  ben  ©rudf  befannt  geworben 
pnb.  ».  .  .  Panni  vos  nombreux  admirateursc,  fd^rieb  fte, 
>il  n'en  est  point,  je  crois,  qui  sente  votre  ouvrage  avec 
un  enthousiasme  plus  profond  que  moi.  La  lecture  de 
Verther  a  fait  epoque  dans  ma  vie  comme  un  ^venement 
personnel,  et  ce  livre  ainsi  que  la  nouvelle  HeloTse,  sont  les 
deux  chefs  d'oeuvres  de  la  litterature  selon  moi«  *).  „®ie 
©tael  el^rt  Sie",  fd^rieB  ^umbolbt,  ,,unb  e<8  »ürbe  aud^  fte 
fel^r  freuen,  wenn  Sie  il^r  ein  paar  SBorte  fagen  ober  fagen 
laffen  wollten.  3d^  l^abe  je^t  nur  nod^  etwa  uiergel^n  Stage 
mit  il^r  gufammen  l^ier  gugebrad^t,  pe  aber  täglich  gefeiten.  3d^ 
Hebe  pe  fel^r;  bei  manä)en,  fel^r  wetblid^en  300^«  f^P  i^t 
freilid^  t)iel  t)on  bem,  toa§  wir  fd^öne  SBeiblid^feit  nennen,  unb 
bei  einem  bewunberung§würbigen  Sßerftanb  ip  pe  nur  feiten, 
toa^  unö  geiftöoH  l^eifet.  Slber  Pe  bep^t  eine  unglaublid^e  ®ut* 
mfitl^igfeit,  bringt  felbft  mitten  im  Äreife  fleinlicf)er  Sßerpltniffe, 
ber  pe  oft  umgibt,  alles  auf  Sbeen  unb  ßmppnbungen  gurüdf, 
lä|t  ber  5Ratur  in  bem  ®efül^l  il^r  Siedet,  raifonnirt  nie,  wie 
l^ier  fo  gewöl^nlid^,  biö  alle  SBa^rl^eit  mit  Stumpf  unb  Stiel 
üertilgt  unb  aUeö  in  @cf)all  uub  SBort  aufgelop  ip,  fonbem 
raifonnirt  pd^  öielmel^r  immer  auf  bie  fünfte  l^in,  bei  benen 
ba<8  blofee  SRaifonnement  nun  nid)tö  me^r  au«mad)t,  ip  immer 
unparteiifd)  unb  uielfeitig  in  il^ren  öupd^ten  unb  grofe  unb 
ebel  in  il^rer  emppnbungöart.  Sie  fonnnt  mir  immer  wie  ein 
freierer  ßl^arafter  unb  fü^nerer  ®eip  Dor,  ber,  feitbem  er  an^ 
fängt,  bie  JJittige  gu  bewegen.  In  beut  Äiuberrocf  frangöpfd^er 
armfeligfelt  eingcfd)nürt  ip.    ?luf  gewiffe  Sßeife  pnb  jwar  i^re 


»)  ©octl^c-Söl^rbuc^,    1884,    112.    \}xm   uon   etael   an  öoctl^e,   i^oriö, 
28.  8lptU  1799. 


Sudler,  »ie  bei  allen  SJlenfd^en,  weniger  qI§  fte,  aber  auf  ber 
anbem  Seite  aud^  mel)r.  ®enn  feiten  finbet  man  fte  im  ©e* 
fpräd^  fo  einfam,  fo  rul^tg  ober  fo  vertieft  aU  in  il^ren  ©d^riften. 
Sl^re  „Seibenfd^aften"  fd^einen  mir  immer  il^r  befteö  SBerf; 
biefeö  fann  natürlid^  für  feinen  eigentlidjen  ®el^alt  nur  fd^wad^ 
fein.  Um  ben  ßwftanb  ber  ganjen  Siteratur  in  allen  Säubern 
unb  S^ten  gu  beurtl^eilen,  fel^lt  e§  il^r  an  5ßl^ilofop]^ie  unb 
©elel^rfamfeit  gugleid).  @te  l^at  feinen  beutUd^en  a3egriff 
t)on  3)em,  wol^in  ber  SJtenfdE)  gelangen  foll,  unb  fielet  alle  Site^» 
raturen  bod)  eigentlid)  al^  ^rangöftn  an.  @ie  werben  erftaunen 
gu  finben,  wie  unrid^tig  bie  ®ried)en  bel^anbelt  ftnb.  SBir 
®eutfdE)e  erlennen  nid)t  genau,  wieviel  wir  einjig  baburd)  ge^ 
winnen,  ba^  ^omer  unb  ©opl^ofleö  unö  nal^e  unb  gleid^fam 
öerwanbt  geworben  jtnb.  SBie  jic  über  bie  ®eutfd)en  urtl^eilen 
fann,  feigen  Sie  felbft.  3n  mand^en  ©tüdfen  ift  eö  biefelbe 
Seier,  wie  weilanb  ber  ^ere  a3oul)ourö,  ungefäl^r  wie  id)  nod^ 
neulid)  in  Saillefö  »Journal  des  Savants«  fanb:  »les  alle- 
mands  dans  leurs  ecrits  restent  toujours  allemands«.  Slber 
es  ftnb  aud^  einige  Sluöfprüd^e,  bie  mir  Diel  wertl^  jtnb,  j.  6.: 
»En  AUemagne,  les  id6es  sont  encore  ce  qui  Interesse  le 
plus  au  monde.  Les  Allemands  n'ont  point  une  patrie  poli- 
tique,  mais  ils  se  sont  fait  une  patrie  littiraire  et  philo- 
sophique,  pour  la  gloire  de  laquelle  ils  sont  remplis  du 
plus  noble  ehthousiasme.  Les  hommes  eclairis  de  TAUe- 
magne  ont  pour  la  plupart  un  amour  de  la  vertu,  du 
beau  dans  tous  les  genres,  qui  donne  ä  leurs  6crits  un 
grand  caractere.  Ce  qui  distingue  leur  phllosophie,  c'est 
d*avoir  Substitut  Paust^rit^  de  la  morale  ä  la  superstition 
religieuse.  En  France,  on  s'est  content^  de  renverser  Tempire 
des  dogmes  etc.« 

„Heber  3l^ren  „SBertl^er''  ift  eine  geiftDoHe  SSemerfung  in 
biefer  ©d^rift.  @ie  fagt,  man  table  ©ie,  SBertl^ern  nod^  ein 
anbereS  Seiben  aU  bie  Siebe  gegeben,  ©rniebrigung  feinet  natür* 
lid^en  ©toljeS  burd)  gefellfd^aftlid)e  SBerl^ältniffe  l^ingugefügt  ju 


8  SB.  t),  ^umbolbi^d  aSrtefe  ou«  ^orid. 

I^aben,  unb  fäl^rt  bann  fort:  Goethe  voulait  peindre  un  ^tre 
souffrant  par  toutes  les  aflfections  d'une  äme  tendre  et  fiere, 
il  voulait  peindre  ce  melange  de  maux  qui  seul  peut  con- 
duire  un  homme  au  dernier  degre  du  d^sespoir.  Les  peines 
de  la  nature  peuvent  laisser  encore  quelques  ressources:  il 
faut  que  la  societe  jette  ses  poisons  dans  la  blessure  pour 
que  la  raison  soit  tout-ä-fait  alteree  et  que  la  mort  de- 
vienne  un  besoin«.  Ucbcr  btcfeS  Problem  im  SBcrtl^cr  l^at 
5RcH)oIeon  befanntlic^  in  ber  Untcrrcbung  mit  ©oetl^c  anbcr§ 
geurtl^cilt  als  iJrau  Don  ©tael.  ^Äönntcn  @ie  bcforgcn", 
fäl^rt  SB.  t).  ^umbolbt  fort,  „bafe  bie  3ficccnjton  btcfcr  Sd^rift 
in  literarifd)en  B^itungen  in  unparteiifc^c  unb  milbe  ^dnbe 
famc,  fo  träten  ©ie  ber  ©taöl  einen  Gefallen.  3d)  werbe 
il^rem  Sud)e  eine  frangöjtfc^e  Slbl^anblung  beilegen,  bie  id)  l^ier 
gefd^rieben  l^abe,  um  bie  Stael  unb  einige  Slnbere  mit  ben 
^auptibeen  meines  beutfd)en  a3ud)eS  befannt  ju  maci^en  unb 
bie  in  ÜRiUin'S  SJtagagin  abgebrudft  ift.  S)iefe  Slrbeit  l^at  mid^ 
interefftrt,  weil  fte  micf)  geleiert  l^at,  wie  man  lautren  mufe, 
wenn  man  in  beutfc^er  SRic^tung  mit  franjöftfd)em  SBinbe  fegein 
will,  unb  ed)t  franjöjtfd)  ju  fd^reiben,  fo  Diel  id^'S  erreid^en 
fonnte,  war  meine  2lbftd)t"  ^). 

S)ie  auf  SSeranlaffung  üon  grau  uon  Stael  entftanbene 
Slbl^anblung  ijotk  ba^  Musee  des  petits  Augustins  gum 
©egenftanb,  weld)e§  alle  aus  ber  SRcDolution  gerttteten,  biSl^er 
in  ^ariS  gerftreuten  Äunftwerfe  üon  ßlobwig  bis  Subwig  XV. 
in  d^ronologifd^er  Drbnung  unb  befonbcrS  intereffante  Porträte 
entl^ielt. 

©oetl^e  fd)rieb  banfenb  gurücf,  unb  ^umbolbt  erwiberte  nod) 
einmal,  wie  fel^r  baS  Urtl^eil  bcS  greunbcS  über  baS  Sud^ 
ber  ©tael  il^n  gefreut  ^abe,  benu  eS  trage  baS  ®e))räge  ber 
SBiHigfeit,  bie  man  il^r  feiten  wibcrfal)ren  laffe.     „aSie  ginnen, 


>)  ©oetl^e'«  «rlcfwedbtel  mit  bcn  ÖJebrübctn  uon  ^^umbolbt,  1795—1832, 
bei  S.  2:1^.  Jövatranerf,  111,  159-161,  <liu.  29,  ^H^.  t>m  .^umbolbt  an  ©oet^c, 
«Paris,  30.  3Kai  1800.   »etöi.  öoet^cSafttbudl),  1887,  69. 


(Sin  Urt^ctl  bon  fdafitl  Seöin.  9 

ift  CO  aud)  mir  immer  öorgefommcn'',  fügte  er  l)tnju,  ,,al§  fei 
il^r  ber  Ärei§,  in  ben  ©rgiel^ung  unb  Silbung  unter  ^ranjofen 
unb  burd^  franjöjtfd^e  Siteratur  jie  gebannt  l^at,  gu  enge,  aU 
ftrebte  jte  fid)  bat)on  lo^gumad^en,  ol^ne  bafe  bie^  boä)  jemafö 
gelingen  lan'n.  6^  ift  ein  »unberbare^  5ßPnomen,  mitten  in 
einer  Station  mand^mal  ?!Äenfd)en  gu  finben,  bie  einen  fremben 
®eift  in  biefen  Sanben  ber  SRationalitdt  tragen,  unb  id^  möd^te 
nic^t  entfd^eiben,  ob  ^ier  nid^t  ein  (Streit  gwifc^en  ber  angeerbten, 
bei  ber  ©tael  alfo  beutfd^en  eigentpmlid^feit  unb  ber  burdt) 
SSilbung  erworbenen  fei"  ^). 

Seit  bem  5!Rai  1800,  too  jte  jtd^  in  ^ari^  t)on  il^m  t)er* 
abfd^iebet  l^atte,  um  nad^  ßoppet  jurfidgufel^ren,  fal^  g^rau  uon 
Stael  aBilf)elm  t)on  ^umbolbt  tt)äl^renb  mel^rerer  Saläre  nid^t 
tt)ieber.  @r  war  bereite  preufeifd^er  9DZinifterrejtbent  in  Sftom, 
als  jte  nad^  ©eutjd^Ianb  !am,  unb  in  ber  ewigen  ©tabt  fanben 
jte  pd^  im  ©ommer  1805  wieber.  SBon  feiner  gemeffenen, 
männIidE)en  3lnerfennung  fo  Derfd^ieben  afö  möglief)  Hang  eine 
anbere  ^ulbigung,  bie  Jtd^  über  ben  Sil^ein  l^erüber  ben  SBeg 
gu  grau  t)on  @tael  bai)nte.  Sial^el  Set)in  war  e§,  bie  angeregt 
burdt)  ba§  Sud)  über  bie  Seibenfd^aften  an  Srindfmann  jtd) 
wanbte.  „@ie  fd^reiben  mir  meifterl^aft  über  bie  ©taäl",  lautete 
ber  33rief,  „unb  eine  Ungebulb  ergreift  mid),  bafe  id^'§  nid^t 
fann  brucfen  Iaf[en.  3war  würben  e§  bann  aud)  bie  Seiten 
lefen,  aber  bie  ©rften  auc^.  S^  l^abe  Sie  gang  öerftanben, 
glauben  @ie  mir'ö!  Seigren  @ie  fie  beutfd).  Sagen  @ie  ii)r, 
fic  l^ätte  au  fond  de  rAllemagne  eine  innige  Slnbeterin;  jte 
wäre  mir  in  ber  unglüdli^ften  Stunbe  meinet  gebend  wie  ein 
®ott  gu  §ülfe  gefommen;  la  terre  m'avait  manque  sous  les 
pieds,  ba  ptt'  ic^-  bieg  in  il^rem  33ud^e  sur  les  passions  ge= 
lefen,  weld^eö  Sie  mir  gaben:  »ä  vingt-cinq  ans,  la  terre  nous 


»)  ©oetl^c'S  SBrieftoed^fcI  mit  ben  ©cbrübcrn  öon  ^umbolbt,  bei  ff.  %f). 
»ratranedf,  III,  168,  9?o.  31,  2ö.  öon  ^umbolbt  on  ©oet^e,  «ßari«,  10.  Of- 
tober 1800. 


10  „^tipf)int"  unb  bic  6cnfut. 

semble  manquer  sous  nos  pieds.«  Unfer  %xznnb,  unfcr  @e^ 
liebtet  Derläfet  uns  —  „wir  müßten  unfer  ®Iücf  im  Sieben 
flitben,   baö  fönnc  unö  9ltemanb   rauben",   »ie  id^  ba^  la§, 

fannte  id^  jie  unb  gelobte  il^r  Siebe Sagen  Sie  tl^r,  ftc 

foU  ntid)  nid^t  öerad)ten,  ttjeil  ic^  ein  ^rauengimmer  bin;  aud^ 
bei  mir  l^ätte  e§  fd^wer  gcl^alten,  jte  gelten  gu  laffen.  Sagen 
@ie  H)x,  xä)  fenne  jte  »al^rfd^einlid^  beffer  alö  irgenb  S^manb, 
mit  bem  jte  je  liirt  toar.  @ie  wifjen,  was  mir  ©oetl^e  ift. 
Sllleö,  mein  gangeS  innere^  Seben  unb  er  —  ift  ©inö  bei  mir. 
Slber  id^  glaube  nid^t,  ba^  ©oetl^e  il^r  gel^olfen  l^ötte;  freilid), 
wenn  jte  il^n  üerftanben  l^ätte,  jo  l^ätte  jie  baö  anbere  aud)  gewußt, 
unb  ein  ^robirftein  ift  er,  auSbilben  tl^ut  man  jtd^  burdf)  il^n, 
ber  ©tern  im  Seben  ift  er,  aber  ol^ne  il^n  mufe  man  alles  fein. 
SSielleid^t,  wenn  jte  eine  S)eutjd^e  n)äre.  3m  ©runbe  mufe  man 
aUeS  t)on  felbft  fein'' '). 

©iefer  ftürmijd^e  S3rief  finbet  feine  ©rflärung  barin,  ba^ 
SRal^el  bamalS  unter  ber  Söfung  beS  SSerpltnifjeS  jum  ©rafen 
fjinfenftein,  ©ol^n  beS  preufeifd^en  ©taatSminifterS  litt,  bem  jte 
nie  Dcrjeil^en  gu  fönnen  meinte,  „nie,  n^enn  jte  nid^t  ein  ganj 
neues  §erg  friege,  mit  biejem  nie;"  ttjol^l  beSl^alb  l^atte  jte  ein 
Sud^  jo  mäd^tig  ergriffen,  baS  bie  ©pur  ä^nlidöer  ßrfal^rungen 
benjal^rte^). 

%m  einen  ©rfolg  anberer  Slrt  l^atte  ber  @rfte  ßonful  Sorge 
getragen,  inbem  er  ben  Äurfürften  öon  Sad^fen  öeranlafete 
„3)elpl^ine"  ju  verbieten,  worauf  baS  SudE),  öon  mld)tm  brei 
Ueberfe^ungen  in  beutfd^er  Sprad^e  erjd)ienen,  i)on  ben  SBud^» 
pnblern  nid)t  genug  angefd^afft  werben  fonnte,  benn  ba^  5ßer== 
bot  beS  Äurfürften  befd^ränfte  jtd^  auf  ben  SBerfauf  in  Seipgig 
unb  förberte  if)n  überaß  fonft  nid^t  wenig  ^).    ®aS  SSorl^aben 


')  SSatnl^oßcn  Don  @nfe,  fRaf)el.  ©in  S3ud^  bcö  StnbcnIcnS  für  i§tc 
Srrcunbc,  I,  182—183,  ffiaf)d  an  SBrintfmonn,  9.  SWöra  1799. 

3)  ßubmilla  Slffing,  Sluö  SHa^elS  ^etaenöleben,  1—18  u.  121. 

^)  3.  8r.  gicid^arbt,  »ertraute  »riefe  auö  ?5ari8,  I,  473,  III,  14—16. 
»onftetten,  »riefe  öti  g.  »run,  I,  171. 


Sttitlunft  Don  fjtau  öon  ©tael  in  äöetmör.  H 

öon  ®octl)e,  bcn  SRoman  ju  befpred^cn,  fam  ^toax  ntä)t  jur 
Sluöfül^rung,  aber  er  nannte  „©elpl^me"  eine  itm  3rttalter  @^re 
maci)enbe  @rfcf)einung. 

@o  traf,  int  unüemteiblid^en  ®elcit  t)on  ©qmpatl^ien  unb 
Slntipati)ien,  öor  »eldiem  nun  einmal  im  Sauf  ber  SBelt  felbft 
ööKige  ^afftüität  nid^t  fd^ü^t,  ber  erwartete  @aft  an  Jenem 
13.  ©egember  „Slbenbö  bei  gid^t  um  72^  Ut|t'\  wie  Henriette 
öon  Änebel  mit  fleinftäbtifd^em  @inn  für§  ©etail  an  il^ren 
SBruber  Äarl  gu  berid^ten  nid^t  unterliefe,  in  SBeimar  ein. 
SBol^nung  nal^m  pe  im  §au^  ber  ®räfin  SBert^ern,  baö  im 
Sftuf  ftanb,  t)on  ©efpenftern  bewol^nt  ju  fein.  ^Jrau  öon  ©ta^l 
blieb  öon  il^nen  Derfd^ont,  fanb  aber  cine^  3lbenb§  alle  öer* 
fd^loffen  gewefenen  Stpren  offen,  wnb  berief,  Siebe  ffird^tenb, 
bie  3)ienftleute  jufammen;  jie  öerftd)erte  am  näd^ften  Sag  über 
ba^  SSorfommnife  befragt,  bie  Seute  ptten  gef^)rod^en,  wie  bie 
ßl^öre  in  ber  Sraut  t)on  SJfefjtna^). 

S)er  erfte  ©inbrudf,  ben  bie  beutfd^e  SRufenftabt  öom  Sefud^ 
t)on  ^rau  t)on  ©tael  empfing,  war  unleugbar  ber  eine§  in  feinem 
gewol^nten  treiben  gcftörten  3lmeifenl^aufen§.  ®a§  erfte  S^i^cn 
ber  a3eunru]^igung  fam  Don  ©d^iHer.  Sie  {Reifenbe  war  nodö  in 
ffranffurt,  al§  er  an  bm  in  3ena  bcfinblid^en  ©oetl^e  fd^rieb: 
„%xavi  t)on  Stael  bürfen  wir  balb  l^ier  erwarten.  SBenn  fie 
nur  beutfd)  öerftel^t,  fo  gweifle  id)  nid)t,  ba^  wir  über  jte  SJteifter 
werben;  aber  unfere  3fieligion  in  franjöfifd^en  ^l^rafen  il^r  t)or= 
gutragen,  unb  gegen  il^re  frangöjtfd^e  SJolubilität  aufgufommen, 
ift  eine  gu  l^arte  3lufgabe.  @ie  würben  nid)t  fo  leidet  bamit 
fertig  werben,  wie  ©d^etting  mit  SamiHe  3ourban,  ber  il)m  mit 
Sode  angegogen  fam  —  Je  m6prise  Locke,  fagte  ©d^eHing, 
unb  fo  öerftummte  benn  freilid^  ber  ©egner"^).  Slm  S:ag  ber 
Slnfunft  oon  tJrau  üon  ©taöl  fd)rieb  ©oetl^e,  bef[en  SRücffcl^r 


')  ^.  ©ünfeer,  8(u8  5hicbcr8  SBrtefioed^fcl  mit  feiner  ©d^toefter  Henriette, 
1774—1813,  Henriette  ihtebel  an  Staxl,  7.  Sanuor  1804. 

2)  @*illcr  unb  ©oetl&e,  S3riefn)e(i^fel,  IP,  »erlin,  1870.  5ln  ®oct§e, 
30.  9?oöbr.  1803. 


12  &oetf^e  in  3eno. 

Äarl  Sluguft  befonbcr§  bringcnb  wünfc^tc,  in  nid^t  üicl  bcffcrer 
©timmung  an  ©d^iKcr:  „fßoxan^n]tf)tn  war  c§,  bafe  man 
mxi),  tt)cnn  SRabame  be  @tael  nad^  aßeimar  fämc,  bal^in  bc= 
rufen  würbe.  3d)  bin  mit  mir  ju  SRat^e  gegangen,  um  nid^t 
t)om  Slugenblidf  uberrafd^t  gu  werben,  unb  ^atte  jum  33oraii5 
befc^loffen,  ^ier  gu  bleiben.  ^6i  l^abe,  befonberS  in  biefcm 
böfen  SJlonat,  nur  gerabe  fo  Diel  pi^^fd^e  Gräfte,  um  notJ^- 
bürftig  auSgulangen,  ba  idE)  gur  SKitmirfung  an  einem  fo  fd^weren 
unb  bebenflid^en  ©efd^äft  Derppid^tet  bin.  .  .  .  aSifl  grau  t>on 
©tael  mic^  befud)en,  fo  foH  ein  Sl^eil  beö  Sober'fd^en  Quartiert 
möblirt  fein,  um  fte  aufgunel^men ;  fte  fofl  einen  bürgerlid^cn 
Sifd^  finben;  wir  wollen  un§  wirflic^  fe^en  unb  fprec^en,  unb 
fie  fott  bleiben  fo  lange  fte  will.  2Baö  id^  l^ier  gu  t^un  l^abe, 
ift  in  eingelnen  SSiertelftunben  getl^an,  bk  übrige  3^it  \^^  ^^^ 
gel^ören;  aber  in  biefem  SBetter  gu  fal^ren,  gu  fommen,  mic^ 
angugiel^en,  bei  ^of  unb  in  ©ocietät  gu  fein,  ift  rein  unmöglid^, 
fo  entfd)ieben  aU  eö  jemals  t)on  Sinnen,  in  äl^nlid^en  Säßen 
auögefprodE)en  worben. 

„®ieö  3lHe§  fei  Sl^rer  freunbfd^aftlid^en  geitung  an^eim* 
gegeben,  benn  ic^  wünfd^e  nid^t§  mel^r  aU  biefe  merfwürbige, 
fo  fel^r  oerel^rte  grau  wirflidE)  gu  feigen  unb  gu  fennen,  unb  id^ 
wünfd^e  nid^t^  fo  fel^r,  aB  bafe  fte  biefe  paar  ©tunben  SBegeS 
an  mid)  wenben  mag.  @c^lecf)tere  Sewirtl^ung,  al§  jie  ^ier 
finben  wirb,  ift  jte  unterwegs  f d^on  gewol^nt.  Seiten  unb  be- 
l^anbeln  @ie  biefe  3wftänbe  mit  Sl^rer  garten,  freuubfd)aftli(^en 
^anb,  unb  fd^irfen  @ie  mir  gleid^  einen  ©jrpreffen,  wenn  jid^ 
etwaö  bebeutenbeS  ereignet''^). 

3nbef[en  l^atte  grau  oon  @tael  am  Sag  nad^  i^rer  Sin* 
fünft  bei  ^of  gefpeift,  wo  nad)  Ijergebrac^ter  Srabition  bie 
5ßflid^t  fürftlidier  ®aftfreunbfd^aft  auf  baö  liebenSwürbigfte  geübt 
würbe.    De  vieux  chäteaux  ou  Ton  s'amuse,  l^atte  SSoltaire 


»)  ©deiner  unb  @ottf)t,  ©rlefwct^fcr,  II,  350,  ^o.  925.    S(n  ©dritter, 
Sena,  13.  S)ea.  1803. 


©mpfang  öon  ^rrau  öon  @töel  bei  ^ofe.  13 

bie  bcutfd^en  Siejtbenjen  genannt.  Sind)  %xan  t)on  Staöl  urtf)ctlte 
t)on  SBcimar,  „cö  fei  ntd)t  wie  eine  fleine  ©tabt,  fonbern  wie  ein 
großes  ©d^Iofe".  SBenige  SRonate  öor  il^rer  Slnfunft  l^atten  Äarl 
augufi  unb  bie  ©einen  U)xtn  @ingug  in  baö  neue  ©d^lo^  gel^alten, 
öon  weldiem  Sötte  Sd^iUer  bie  belannte  ©d^ilberung  gibt:  „(5s  war 
ein  6v^neinent,  ba§  un§  3lHe  interefftrte.  ®§  ift  wirllid^  fel^r 
fdlön  in  ben  Seinem,  unb  aßeö  3llte  ift  {e^t  öerfdiwunben,  ba 
bie  SÄeubleö  bie  Harmonie  ]^ineingebraä)t  l^aben.  ©a§  Slubienj* 
jimmer  ift  nod)  nid^t  fertig.  Sie  Sonntage  öerbringen  jie  im 
Drangegimmer  unb  ^appelgimmer.  Sei  attem  $rä(I)tigen  aber 
ift  eö  einem  bod^  bel^aglid^  barin.  .  .  .  Sll§  ben  erften  S:ag  im 
@d^lo^  gegeffen  würbe,  wobei  bie  «^ergogin  fel^r  munter  war, 
füi)rte  ber  ^erjog  pe  nac^  bem  offen  im  ganjen  @(l)Iofe  l^erum, 
unb  fo  aud^  in  bie  Äudt)e;  ba  fam  eine  alte,  garftige  @(fteuer= 
frau  l^erauö,  unb  war  fo  entgudft,  ba|  fte  ben  ^ergog  tüfete. 
Äurg  e§  war  ein  wal^reö  %t\t  an  biefem  Sag.  ®er  alte  ©d^mibt 
ergofe  feine  ©ntjürfungen  in  ba§  SBod^enblatt,  in  einem  ©ebid^t, 
bie  aSürger  brad^ten  @tänbä)en§,  in  allen  ©äffen  würbe  getanjt. 
3)ie  Slrbeiter  befamen  febe  ÄIaf[e  einen  SaK ;  am  fd^önften  aber 
war  ber  ^immel,  benn  fo  fd)ön  wie  ber  5!Ronb  über  bem  langen 
®ebäube  an  biefem  Slbenb  fiber  bm  Säumen  im  Stern  l^eruor* 
fam,  l^abe  id)  lange  nid)t§  gefeljen"^). 

Ueber  baö  erfte  6rfd)einen  t)on  5Rerfer'ö  S£:od)ter  in  biefen 
Sftäumen  berid^tet  eine  anbere  weiblid^e  geber,  bie  uon  •Henriette 
Änebel,  ßrjiel^erin  unb  Segleiterin  ber  S:od^ter  Äarl  SluguffS, 
f^)ätem  ©rbpringefftn  t)on  SRecflenburg,  ^ringefftn  ifaroline: 
„@el)r  lebl^aft,  gut  unb  t)iel  fpred^enb",  fd^reibt  biefe  bem  ©ruber, 
„aufeerorbentlidE)^  gefd^winb,  bod)  beutlid)  unb  angenel^m.  .  .  Sie 
ift  eine  %xa\x  öon  ber  großen  SBelt  unb  abrefjtrt  ftd)  meiftenö 
nur  an  bie  Sßornel^mften  öon  ber  ©efeUf^aft,  bod^  ift  fte  fe^r 
l^öflid^,  artig  xmb  freunbli^  gegen  Seben.    31^r  Singe  ift  fdE)ön 


')  Caroline  öon   aSBoIaoöcn,  öUeröinfd^cr  ^aä^la^   II,   205.     Sottc 
©dritter  an  SBUl^elin  öon  SBoIaogen,  SBeimar,  4.  ©cpt.  1803. 


14  Chrfte  SSegegnung  mit  ©dritter. 

unb  gciftreid^,  aber  il^r  ©cjtd^t  ctwaö  mol^rcnarttg.  ©ic  ift 
Don  mittlerer  ©rofee  unb  tttoa^  bid,  fc^warge  Slugen  unb  ^oare. 
©icfcn  3lbenb  lommt  fte  wieber.   ®ore'§  aud^,  @d^ifler'iS,  u.  f.  xo." 

SBei  biefer  ©elegenl^cit  fal^  %xan  t)on  ©taäl  ben  SDici^tcr  bcö 
SBaUenftein  gum  erften  9Kal  beim  SEI^ee  ber  ^ergogin  in  .&of  uniform, 
unb  l(ielt  i^n  für  einen  ®eneral.  Ueber  il^ren  3^rtl^utn  aufgeflärt, 
leitete  jte  bie  Sefanntfd^aft  mit  il^m  burd^  Sefpred^ungen  fiber 
bie  Äanffd^e  ^^ilofopl^ic  unb  bie  Ueberlegenljeit  beö  frangöpfd^en 
©ramaö  ein^).  ©d^itter'ö  ernfte,  felbftlofe  (Sinfad^l^eit  intponirte 
il^r  fo  fe^r,  ba^  jte  ben  anfangt  fd^ergenb  lebl^aften  SEon  fd^neK 
wed^felte,  fpäter  ba§  @ett)if[en  Sä)\Sltx'&  3Rufe  genannt  l^at  nxtb 
gleid)  anfangt  uon  ber  bewunbemben  SBerel^rung  erfaßt  würbe, 
bie  i^r  Urtl^eil  über  il^n  burd^bringt.  ®a§  erfte  Stficf  t)on 
il^m,  baö  fie  in  SBeimar  auffül^ren  fal),  war  aCBaUenfteinS  2ager, 
an  btm  fte  jtd^  fel^r  erfreute;  eine  befonbere  Vorliebe  bel^ielt  ft€ 
für  SJtaria  Stuart  „al§  ber  patl^ctifd^ften  feiner  Sragöbicn"  2). 

©dritter  entlebigte  jtc^  beö  Sluftragö,  baö  9lidE)terfc^einen 
feineö  iJreunbeö  gu  entfd)ulbigen.  ®oetl^e,  unb  ©eutf^lanb  mit 
il^m,  ftanben  bamalö  uid^t  unter  il^ren  glücflid^ften  Sternen. 
3m  Dorl^ergel^enben  3Kärg  mar  Älo^)ftod  gefd^ieben.  Äant  foHte 
am  12.  gebruar  1804  folgen.  @d)iller  l^atte  faum  einen  ge- 
funben  Sag  mel^r;  burcf)  be§  ©id^terö  @eele  Hangen,  wie 
lefete  Slfforbe,  bie  greil^eitölieber  be§  2eH.  ^erber  rang  in 
jenen  SBintertagen  mit  bcm  Sob  unb  ftarb  am  18.  iDegember 
1803.  aSei  §of  entpfanb  man  ben  SSerluft  aU  einen  ^jerfön* 
lid)en.  „3)ie  ^ergogin=3Rutter  jammert  mid)",  fd^rieb  Henriette 
Änebel,  „jte  glaubte  nid^t,  baö  gu  erleben.  Unfere  ^ergogin 
geigt  jtd^  wie  baö  ewige  @d)idfal,  bod^  jagt  ^ringefed^en,  ba% 
jte  jel)r  angegriffen  wäre  unb  jtd^  mit  il^r  mit  SBel^mutl^  baöon 
unterl^ieltc.  3Uiabame  be  ©tael  aber  barf  nid)tö  gewaljr  werben ; 
Don  biefer  iljrer  Sebenbigfeit  läßt  jte  jtdt)  l^inreißen  unb  eleftri* 


>)  ^.  S)ün^cr,    ©oetl^e    unb    Staxl    Stuöuft,    II,    458.     Madame   de 
Stael,  De  PAllemagne,  2de  partie,  Chap.  VIII. 

2)  Madame  de  Stael,  De  rAllemagne,  2de  partie,  Cbap.  XVIII. 


Srübc  Seiten.  15 

jtren.  ©agegcn  l^abe  id^  eben  nid^t^,  bafe  pe  ©cfd^ntarf  an 
il^rem  SBcrftanb  unb  H)xtx  \d)onm  3ftabefunft  finbet,  bod^  würbe 
il^r'§  bic  @tael  gcmife  nid^t  übel  beuten,  wenn  il^r  bie  ^erjogin 
a\xi)  ntel^r  ©efül^l  geigte.  S)en  §ergog  ergoßt  bie  ©taöl  aud^ 
fel^r,  unb  er  glaubt  einen  feltenen  aWann  gu  l^ören,  fo  fd^neU, 

ri4)tig  unb  umfaffenb  ift  il^re  9fiebe Sie  l^at  burd)au§ 

ttid)t  ba§  ^regiöfe  unb  ^ebantifc^e,  tt)Q§  unfere  geleierten  SBeiber 
oft  fo  fatal  mad^t,  nid)t§  UeberfpannteiS,  ^albreifeö,  fonbern 
gefunb  bei  all  il^rer  ^einl)eit.  SBeniger  3)rüdfenbeö  lann  man 
nid^t  finben;  jte  fann  bal^er  im  Umgang  nic^t  anberö  atö  an= 
genel^m  fein.  Sie  fagt,  ba^  in  ber  ©d^redenSgeit  faft  9?iemanb 
franf  war,  unb  nur  SBemgc,  —  baö  l^eifet  natürlich  —  geftorben 
jtnb.  .  .  .  ®a§  6pred)cn  öon  S^rau  bon  Stael  ift  wirflid^  ba^ 
feltenfte  SEalent,  xoa^  mir  nodt)  borgelommen  ift,  bie  fanfte,  öoHe 
Äraft,  bie  bod^  immer  ein  äalent  auögeid^net;  nie  etwas 
@df)neibenbeS,  ©egibirteS,  waö  eine  grau  befonberö  oft  läftig 
unb  ungragiös  madt)t;  ebenfomeit  ift  fte  aber  t)on  affeftirter 
SJlad^giebigfeit  unb  Äofetterie  entfernt  —  unb  bod)  weife  5Rie= 
manb  beffer  atö  jte  nadigugeben  unb  eingulenfen.  ®a§  Äenn= 
geid^en  il^reS  großen  SCalenteö  ift  bod)  gewife,  ba^  \f)x  ©efpräd^ 
nur  ermuntert,  nie  ermübet,  unb  wenn  unfereinö  auö  Strägl^eit 
ober  Ungewol^nlieit  jtd^  il^r  ben  anbern  3:ag  mit  etwaö  SBiber« 
Witten  näl^ern  fönnte,  fo  fül^lt  man  ftdt)  leid)t  emporgel^oben 
unb  bie  innere  Ungufriebenl^eit  oerfd)winbet.  ®iefe  Sßirfung 
l^abe  id^  an  ber  ^ergogin  öfterö  beobad)tet.  .  .  .  @ie  giel^t  nid)t 
an,  man  f4)liefet  jtd)  il^r  an.  3Son  Sonaparte,  ben  fte  nid^t 
liebt,  fprid^t  fte  mit  SBi^  unb  ©ered^tigfeit.  @ie  fagte  neulid), 
bafe  er  ftd^  Äarl  V.  gum  SBorbilb  genommen  l^atte,  mais  qu'elle 
lui  trouvait  cette  diflference  que  Charles  V  voulait  devancer 
son  siäcle  et  Bonaparte  voulait  reculer  le  sien.  Sie  ift  fel^r 
ungufrieben  mit  feiner  6inrid)tung  ber  6d)ulen,  unb  ba  fte  bie 
Iatl)olifd^e  3fteligion  nid^t  leiben  fann,  fo  fd^mergt  fte  e§,  bafe 
nun  bie  3ugenb  fott  fel)r  bigott  ergogen  werben.  .  .  .  @ie  war 
nur  furge  ß^it  l^ier  oben  bei  unö  (bei  ber  jungen  ^ringefe)  unb 


16  Öottc  ©drillet  an  ©oetl^e. 

mit  bem  ^crgog,  tütH  aber  balb  lieber  mit  il^rcm  5töä)kx^ 
d^en  ivi  un§  fommen,  baö  ein  pbjd)eö  Ätnb  ift  öon  fteben 
Salären  unb  im  ®eift  ber  SWutter  fel^r  äl^nlid)  gu  werben  öer^^ 
fprid^f'  i). 

©0  vergingen  bie  erften  Sage  in  3Beimar,  ol^ne  ba^  ©oetl^e 
bal^in  gurüdffetirte.  3Kit  Slrbeit  überl^äuft  unb  faum  öon  fd)tt)erer 
Äranfl^eit  genefen,  war  er  immer  nod)  in  Sena,  alö  er  burd^ 
ßotte  @d)iller  5Rad^rid^t  bon  bem  Eintreffen  bon  ^rau  öon  @tael 
in  ber  SRejtbenj  erl^ielt. 

„®a§  ift  baö  aSettDünfdöte  in  biefen  irbifd)en  ©ingen", 
fd)rieb  er  an  ßotte  ©d^iHer  gurüdf,  „ba^  unfere  S^reunbin,  ber  ju 
Siebe  id^  ju  gelegener  ßcit  breifeig  SWeilen  gern  unb  weiter  ffil^re, 
gerabe  anfommen  mufe,  wo  idf)  bem  liebften,  wa§  id)  auf  ber 
3Belt  t)abe,  meine  Slufmerffamfeit  ju  entstellen  genötl^igt  bin. 
®erabe  gu  einer  ßeit,  bie  mir  bie  DerbriefeHd)fte  im  ^af)x  ift; 
wo  id)  red^t  gut  begreife,  wie  ^einrid)  III.  ben  §erjog  öon 
®uife  erfd^iefeen  liefe,  blofe  weil  e§  fatale^  SBetter  war,  unb 
wo  id)  .^erbem  beneibe,  wenn  id^  l^öre,  bafe  er  begraben  wirb"  % 
gngwifdtjen  traf  ein  Srief  feiner  ßorrefponbentin  mit  ben  be= 
rul)igenbften  9ladörid)ten  über  bie  Sage,  foweit  pe  grau  öon 
©tael  betraf,  bei  il^m  in  Sena  ein.  „3d)  glaube  gewife", 
fd^rieb  Sötte  ©c^iHer,  „fie  wirb  S^nen  aud)  ein  grofeeö  3nteref[e 
erwerfen,  il^r  ©eift,  il)re  Sebl)aftigfeit  beö  ©efü^lö  reifet  einem 
mit  fort,  unb  wa§  mid)  am  meiften  t)on  il^r  freut,  ift  il^r  @rnft 
um  bie  ©ad^e,  unb  wenn  jte  jtd)  für  etwaö  interef jtrt,  fo  ift  e§ 
il^r  nal^e.  ©ie  lünbigt  pd)  tl^eilnel)menb  an  unb  einfadt)er,  ate 
unfre  beutfd^en  geleierten  f^^auen,  unb  gibt  mel^r  auf  anbre 
Sld^tung.  3)ie§  ganj  unter  unö  gefagt."  ©d^iHefö  ^rau  er^ 
wäl^ttt,  grau  Don  @ta6l  fei  ol^ne  männlid^e  Segleitung,  SßiHerS 
nad)  ^ariö  gurüdf,  33.  ßonftant  bor  ber  ^anb  in  ©öttingen. 


*)  ^.  S)ünicr,  Äu«  StntbtV»  SBricfwed^fet.  Henriette  ^cbel  an  il^ren 
»ruber  Staxl,  23.  ©ca.  1803  unb  3.  Sanuar  1804. 

2)  SBriefroed^fer  a^oiWen  ©oet^e  unb  ©dritter,  ^nl&ang,  II,  388—389, 
9to.  13,  ©octl^e  an  grou  ei^arlotte  ©d^iller,  Sena,  20.  2)ea.  1823. 


Sottc  ®d&itter  an  ©oetl^c.  17 

@ic  t)erftcl)e  pd^  fct)r  gut  mit  bem  ^erjog,  ber  gern  mit  it)r 
pd)  unterl^Qltc.  SBielanb,  mit  bem  pc  bei  ber  ^erjogin*9!Kuttcr 
foupirte,  l^abe  ben  SBunfct)  auögefprod)en,  ^rau  Don  ©tael  im 
t§te-ä-tete  ju  feigen,  unb  pc  l^abc  if)n  auf  ben  nä(i)ften  TOorgen 
eingelaben.  „SEBir  muffen  unfere  ©eifteöMfte  immer  lebenbig 
fldten  in  biefer  S^it^  itnb  ba  mir  nur  in  ber  ^ßl^antape  reid) 
fein  fönnen,  in  unfern  engen  äußern  Sßerpltniffen,  fo  mirb  e§ 
un§  fd)tt)erer  un§  mittl^eilenb  gu  ftimmen  alö  einer  9?atur,  bie 
nur  ben  S^tPwfe  ber  äußern  ©egenftänbe  verarbeiten  barf,  um 
neu  unb  lieben§tt)ürbig  pd)  gu  äußern.  Sßenn  bie  ©tael  länger 
aU  einen  Siag  bei  S^nen  bleibt,  fo  laffen  @ie  pd)  öon  iljr 
beftamiren,  pe  Ijat  e§  bei  ber  ßlairon  gelernt.  Sie  fprid^t  bon 
ber  Harmonie  ber  franjöpfd^en  Sragöbien,  unb  bel)auptet,  bie 
©eutfd^en  l)ätten  feinen  33egriff  t)on  3ftacine,  menn  pe  il)n  nid^t 
fd^ön  beflamiren  Ijörten.  Sie  mag  un§  Diel  fdt)öneö  barüber 
fagen  fönnen,  fo  leidet  mirb  pe  un§  nid)t.  befel^ren,  unb  Sd^iHer 
nimmt  bie  ©eutfd^en  in  @d)u^,  mo  er  nur  fann.''  Slm  @d)lu6 
beö  Sriefeö  pnbet  pd)  aud^  nod^  ermäl^nt,  \vk  e§  ©oetl^e  nid^t 
unerfreulid)  fein  »erbe  gu  miffen,  bafe  ^rau  t)on  @tael  leinen 
Sl^ee  trinfe,  nur  etwa^  rotten  SBein  bei  Sifd^,  unb  bie  pl)r)[\= 
fc^en  Sebürfniffe  ben  geiftigen  fel^r  nac^fianben;  „nur  unter= 
l^alten  miH  pe  immer  fein"  ^).  3lm  15.  ©ejember  Ijatte  inbeffen 
grau  öon  ©taöl  felbft  ©oetl^^  il^re  Slnlunft  gemelbet  unb  pc^ 
bereit  erflärt,  gu  il^m  nad)  Sena  l^inübergufommen. 

»Je  vous  avais  ecrit  ce  matin  ici,  Monsieur,  vous  devez 
croire  que  mon  premier  desir  en  venant  en  Allemagne  est 
de  vous  connaitre  et  de  m'honorer  de  votre  bienveillance, 
je  reste  ici  jusqu'au  1®^  de  Tan,  si  vous  y  venez  plusieurs 
jours  avant  ce  moment  je  vous  y  attendrai;  si  votre  sante 
ne  le  permettait  pas,  ayez  la  bonte  de  me  l'^crire  et  j'irai 
passer  deux  jours  ä  Jena  avec  vous,  il  ne  me  faut  pas 
raoins    de    temps    pour   vous  exprlmer  mon  admiration  et 

»)  ®oetl^e»3o]&rbuci^,  1883,  245,  Öotte  ©dritter  an  Ooetl^c;  äßeimar, 
14.  SDea.  1803. 

ädlennetl^affett,  ^xarx  toon  @tael.  IIL .  2 


lg  grou  Don  <Btae{  unb  ©06%. 

pour  recueillir  quelques-unes  de  vos  pens6es  qui  germeront 
dans  mon  esprit  le  reste  de  ma  vie«^). 

S)iefe  Stilett  bewogen  ^äjiVi,  nun  bod)  au§  feinem  Qtlt  ju 
treten.  Sluf  ftangöfifd),  beffen  er  liäufig  in  feiner  3w0^i>  wni> 
gutüeilen  im  SBriefroedifel  mit  g^rau  t)on  Stein  jtd)  bebiente, 
fd^rieb  er  gurüdf:  »Voilä,  Madame,  une  des  conlradiclions  les 
plus  frappantes,  Vous  Vous  trouves  ä  Weimar  et  je  ne  vole 
pas  Vous  porter  les  assurances  d'un  parfait  d^vouement. 
Cependant  je  ne  me  plaindrai  pas  ni  des  affaires  momenta- 
nöment  compliqu6es  ni  des  indispositions  phisiques,  qui 
me  retiennent  ici,  ces  accidens  me  sont  chers  car  ils  me 
procurent  un  bonheur  que  je  n'aurai  jamais  os6  souhaitter. 
Vous  Vous  approchez  de  Theremite  qui  fera  son  possible 
pour  ^Carter  ce  qui  pourrait  Tempecher  de  se  vouer  en- 
tierement  ä  la  bienvenue.  Vous  ^clairer^s  ces  jour  tristes 
et  les  soirees  infinies  passeront  comme  des  moments.  Soyez 
persuadee,  Madame,  que  je  sens  lout  le  prix  de  Votre 
bont6  et  que  j'attends  avec  impatience  le  moment  de  Vous 
exprimer  combien  je  vous  suis  attach^.  Je  vous  arrange 
un  petit  logis  dans  mon  voisinage«  ^). 

SWittlerweile  war  aber  im  Sweater  ju  SBeimar  eine  SBorfteHung 
be^  @tüd^  „S)ie  natürliche  Stod^ter"  angefagtworben,  tt)eld)e§  %ran 
Don  ©tael  befonberö  ju  feigen  gewänfd^t  f)atte,  unb  fte  bat  be§l)alb 
©oetl^e,  if)ren  S3ejud)  in  Sena  etwas  Derjögern  ju  bürfen. 
»Je  n'ai  besoin  que  de  deux  chambres«,  fd)rieb  fte,  »une 
pour  ma  fille  agee  de  six  ans  et  l'autre  pour  moi,  je  suis 
la  personne  du  monde  la  plus  indifferente  ä  tout  le  ma- 
töriel  de  la  vie  et  j'y  penserai  encore  moins  que  de  cou- 
tume  quand  je  serai  avec  vous  —  je  vous  dis  cela  pour 


1)  &oüf)t'^af)xhuäi,    1887,    5,    gfrou    öon    @tael    on    ©octl^e,    SBcimor, 
15.  S)ea.  (1803). 

.  2)  @octl^e^3a]&rbuci^,  1884,  113,  ©oct^e  an  gtou  öon  ©tael,  S)ea.  (1803). 
Su  öerßl.  120— li?3,  ©teilen  ouS  S3riefen  öon  ©octl^c  an  ©dritter  über  jlc, 
1803-1804. 


fjtau  oon  ©tael  unb  ©oetl^e.  19 

que  vous  nMmaginiez  pas  de  me  recevoir  comme  une  dame 
de  Paris,  mais  comme  la  femme  du  monde  qui  a  le  plus 
pleurö  ä  Verther  et  au  comte  d'Egmont  —  si  vous  ne  re- 
venez  pas  avec  moi  lundi  je  vous  avertis  que  je  serai  un 
peu  blessee.  On  pr^tend  ici  qu'il  n'est  pas  fier  ä  moi 
d'aller  vous  chercher  et  peu  galant  ä  vous  de  ne  pas  venir 
me  voir.  Moi  je  consens  avec  plaisir  ä  ce  premier  hommage 
que  mon  esprit  et  mon  coeur  vous  rendent  avec  taat 
d'abandon.  Mais  si  je  ne  vous  ramenais  pas  dans  ma 
voiture,  je  sais  d'avance  que  cela  me  ferait  beaucoup  de 
peine.  —  Voilä  une  lettre  ecrite  comme  si  je  vous  avais 
vu  toute  ma  vie,  mais  ne  vous  ai-je  pas  lu  toute  ma  vie? 
Mais  votre  Verther  n'est-il  pas  Touvrage  que  j'ai  relu  cent 
fois  et  qui  s'est  uni  ä  toutes  mes  impressions.  Adieu, 
Monsieur,  Adieu,  ä  samedi,  si  je  ne  renverse  pas  dans  vos 
montagnes,  je  serai  chez  vous  ä  une  heure.«  >Non,  Ma- 
dame«, jd^rieb  je^t  ®oetf)e  gurürf,  »ce  ne  sera  pas  Vous  qui 
feres  par  ces  neiges  le  petit  mais  tres  desagreable  trajet. 
Cette  semaine  me  suffit  pour  arranger  les  affaires  qui  me 
tenait  ici.  Samedi  je  viens  me  vouer  tout  ä  Vous  et  j'es- 
pere  que  vous  voudrez  prendre  le  diner  chez  moi  avec 
Mr.  et  Mme.  de  Schiller.  Mon  impatience  de  vous  voir, 
Madame,  s'accroit  de  jour  en  jour  et  Vous  series  surement 
contente  d'un  ancien  ami  si  Vous  pouvies  lire  ce  qui  passe 
et  repasse  dans  mon  äme  .  .  .« ^). 

6in  aSrief  ©d^iHer'ö,  Dom  21.  ©egember,  foHte  nod)  ein= 
mal  Quf  bie  Segcgnung  mit  bem  gefeierten  ®afte  SBeimorg 
vorbereiten,  „grau  bon  ©tael",  fd^rieb  er,  „mirb  S^nen  böHig 
fo  erfc^einen,  wie  @te  jte  a  priori  fd)on  fonftruirt  l)aben  mer* 
ben;  e§  ift  2lHe§  au§  einem  ©tüdf  unb  fein  frember,  falfd^et 
unb  patl^ologifd^er  ßwfl  i^  i^^-  S)i^^  wt^*)*/  ^^6  ^"^^  P^  tro^ 

»)  Ooet^e  *  Sol^tbu*,  1884,  113,  114,  grau  öon  etoel  an  ©oct^e, 
2öcimar,  18.  S5ea.  1803,  9^o.  114,  ©oet^e  an  Srau  öon  ©tael,  19.  ober 
20.  ®ca.  1803. 

2* 


20  <S(^iaer  an  ©oetl^e. 

beö  immcnjctt  äbftanbeö  ber  ?(Jaturen  unb  ©enfroeifcn  Doli* 
fommen  wol^l  bei  H)x  bepnbet,  bafe  man  SlHeö  Don  il^r  l^örcn 
unb  il^r  ällcS  jagen  mag.  ®ie  franjöpjd^e  ®eifteöbübung  ftcHt 
jtc  rein  unb  in  einem  l^ödjft  intereffanten  gierte  bar.  3n  3HIcm, 
mad  tt)ir  $]^iIo[opl^ie  nennen,  folglich  in  aQen  legten  unb  pd^- 
ften  gitftanjen,  ift  man  mit  il^r  im  Streit  unb  bleibt  e8  tro^ 
allen  SRebenS.  aber  il^r  SflatureH  unb  ©efiil^l  ift  beffer  als  il^rc 
TOetapli^jtf,  unb  i^r  fd)öner  33erftanb  erl^ebt  ftd)  gu  einem 
genialifc^en  SBermögen.  @ie  wiH  Wie^  erflären,  einleiten,  au^^ 
meffen,  pe  ftatuirt  nid^tö  ©unlleö,  Ungugänglic^eö,  unb  mol^in 
pe  nid^t  mit  il^rer  Sadfel  leuchten  fann,  ba  ift  nid)t§  für  pc 
öorl^anben.  ®arum  l)at  pe  eine  l^orrible  @d)eu  t)or  ber  ^bcaU 
pl^ilofopl^ie,  welche  nac^  il^i^er  3Keinung  gur  ^JMqftif  unb  gum 
Aberglauben  fül^rt,  unb  ba§  ift  bie  ©tidtluft,  too  pe  umfommt. 
%ixx  ba§,  \va^  voix  5ßoepe  nennen,  ift  fein  Sinn  in  il^r;  pc 
fann  pd)  Don  fold^en  SBerfen  nur  baö  SlHgemeine,  SRebnerifc^ 
unb  geibenfdiaplic^e  gueignen,  aber  pe  »irb  nid^tö  ^tilfc^eS 
fc^ä^en,  unb  ba^  3fled)te  nid^t  immer  erlennen.  @ie  erfel^en 
au§  biefen  paar  SBorten,  bafe  bie  Älarl^eit,  ©ntfc^iebenl^eit  unb 
geiftreid^e  gebl^aftigfeit  il^rer  9latur  nic^t  anberö  al§  tooliltptig 
mirfen  fönnen.  S)a§  eingige  gäpige  ift  bie  gang  ungemöftnli^c 
??ertigfeit  il)rer  ßwnge,  man  mufe  pc^  gang  in  ein  ©el^örorgan 
öerwanbeln,  um  il^r  folgen  gu  fönnen.  ©a  fogar  id),  mit 
meiner  wenigen  S^ertigfeit  im  5rangöpfd)reben  gang  leiblid)  mit 
if)x  fortfomme,  fo  werben  Sie,  bei  3l)rer  größeren  Uebung,  eine 

fel)r  leid)te  Äommunifation  mit  il^r  l)aben 2llle§  fömmt 

barauf  an,  ba^  @ie  eilen  eine  Slnfd^auung  Don  il)r  gu  befommen 
unb  pc^  einer  gewiften  Spannung  gu  entlebigen.  @ö  ift  red^t 
fd^abe,  bafe  unö  biefe  intereffante  @rfd)einung  gu  einer  fo  un- 
gefd)idften  3^it  fömmt,  mo  bringenbe  ©efd^äfte,  bie  böfe  3al)reö= 
geit  unb  bie  traurigen  (Sreignipe,  über  bie  man  pd)  nid)t  genug 
erl^eben  fann,  [o  traurig  auf  un§  brüdfen"  0- 


»)  @d^irrcrunb®oetl^e,SBrieftt)cd^feI,SBctrin,1870,lP,««o.ll25.  ©Rittet 


diMUf)x  öon  ©octl^c  nad^  SBeimot.  21 

3Bäl)renb  btefcr  aSrtef  naö)  Sena  ging,  traf  ®octt)e'§  ©in«' 
labung  im  ©d^illcff^en  §aufe  ein.  6r  fd^rieb  in  bcftcr  @tim= 
tttung  on  feine  fleißige  ßorrcfponbentin  Si^orlotte  Don  @d)iHer: 
„^van  Don  ©taäl  wirb  mir  ber^eilien,  menn  id^  il^r  Dorl^^r 
ni(f)t,  ber  ^orm  gcmäfe,  aufmorte.  3cf)  fomme  baju  l^ier  nid)t 
früf)  genug  weg.  .  .  2lm  liebfien  »äre  mir'S,  mir  l)ielten  un§ 
in  fo  fleiner  ®efeHfd)aft;  f)aben  Sie  ober  fonft  nod^  irgenb 
einen  ©ebanfen,  men  id^  einlaben  fönnte,  fo  t^eilen  @ie  mir 
i^n  in^mifd^en  mit.  SBir  fönnen  un§  ®Iürf  tt)ünfd)en,  bafe  biefe 
minternä(i)tlid)en  Äranfen*  unb  Sobtenbilber  burc^  eine  fo  geift= 
reid^e  3latur  einigermaßen  Derfc^eu^t  unb  ber  ©laube  an§ 
geben  mteber  geftärft  mirb'^  ^), 

©nblid^,  am  SBeil^nad^tgabenb,  bei  ber  ^erjogimSWutter, 
trat  il^r  ©oetl^e  jum  erften  Wial  entgegen.  ®afür,  bafe  feine 
äußere  (grfcl)einung  fte  enttäufd)te,  „meil  jte  jtd)  einen  ]^öd)ftenS 
etmaS  älter  gemorbenen  SBertl)er  pfiantajtrt  l)atte",  liegt  nur 
ba^  S^^ißnife  SSöttiger'ö  bor.  »Le  voudrais  mettre  son  esprit 
dans  un  autre  corps«,  foH  jte  gefagt  l^aben,  »11  est  inconce- 
vable  qu'un  esprit  aussi  superieur  puisse  etre  si  mal  löge«. 
Site  er,  auf  il)re  erfte  Begegnung  mit  ©d^iHer  anfpielenb,  fc^er* 
jenb  fragte,  mofür  jte  mol^l  il)n  in  ber  §ofuniform  gelialten 
ptte,  entgegnete  jte,  er  mürbe  jte  nid)t  irre  gemad)t  unb  jtd^ 
jum  befien  barin  aufgenommen  l^aben,  Ȋ  cause  de  votre 
bonne  et  belle  (avec  un  geste  fort  significatif)  rotondite«  ^). 
@ie  äußerte  Oon  ©oetl^e  »qu'il  pouvait  ^tre  aimable  quand 
11  etalt  s^rleux,  mals  qu'll  ne  devalt  Jamals  plaisanter.« 

3n  bie  erften  SWomente  be§  33efanntmerben§  mit  il^m  mar 
ein  TOßton  gefommen,  unb  biefer  füfirte  auf  ba§  S)rama  „©ie 
natürlid)e  Soc^ter"   gurücf.    2lm  21.  ©ejember  mar  eö  jum 


on  ®oetf)t,  21.  SJej.  1803.  Uebercinftimmcnb  bomit  Sötte  ©dritter  an  ©oetl^c, 
©octl^e^So^tbu*,  1883,  247—249,  18.  u.  21.  ©ea.  1803. 

0  SBricfwed^fel  awift^cn  ©(^tUer  unb  ©octl^c,  IKnl^anö,  II,  388,  Sßo.  12, 
389,  9^0.  14,  ©oet^c  an  grau  S^atlotte  ©d^tUcr,  Scna,  1 9.  u.  23.  ©ca.  1803. 

2)  ^.  ©ün^cr,  ©octl^c  unb  S^axl  Stuguft,  II,  461,  467. 


22  i»2)ie  natürliche  a:o(^ter.'' 

öicrten  SJlal  im  Sil^eater  gu  SBcimar  aufflcfülört  worben,  aber, 
wie  Henriette  Änebel  an  il^ren  ©ruber  f^ricb,  „®oetl^e'ö  ßugcnia 
l)at  bcr  grau  bon  ©toöl,  einige  wenige  ©teilen  aufgenommen, 
jel^r  mißfallen.    @ie  jagt,  in  ^ariS  ptte  man  nid)t  ben  erjten 

aft  auSgei^alten S)od^  fann  id^  nic^t  glauben,  bafe  il^m 

bie  ©taöl  mf)  ü)m  wirb"  ^). 

3n  biefen  SEBorten  lag  wie  eine  aSefürd^tung,  bafe  e§  bod^ 
fo  fommen  werbe.  Sin  bie  neuefte  ®abt  bon  ©oetl^e  für  bie 
beutfc^e  aSül^ne  Inilpfte  pd^  für  ben  franjöjtfd^en  ®aft  nod^  ein 
anbereS  Sntereffe  al§  biefeö,  bafe  eS  überl^au^3t  baö  crfle  @tüdt 
t)on  il^m  war,  weld)eö  jte  auffül^ren  fal^. 

3u  wieberl)olten  ORalen  war  er  burd^  bie  ©reigniffe  ber 
franjöpfd^en  SJtebolution  ju  bic^terijd)er  ©eftaltung  angeregt 
worben.  Sie  Helfen  einer  ^erle  feiner  ©ic^tung,  bem  1796 
öollenbeten  @po§  „^errmanu  unb  ©orötl^ea"  btn  l^iftorifd^cn 
^intergrunb,  aber  Sal^^e  früljer  l^atte  er  bie  ©inbrücfe  ber  S^it 
bramatifd)  wiberju[piegeln  Derfuc^t.  „2)er  ©rofecöpl^ta"  mit  ben 
SJteminiöcengen  an  ßaglioftro  unb  an  ben  Äarbinal  öon  Sftol^an, 
t)on  weld)  le^terem  bie  gigur  be§  ©oml^errn  3üge  entlel^nt,  ging 
1791  über  bie  ^ixtjnt  t)on  SBeimar.  SSon  einer  ju  Strasburg 
fpielenben  Sflebolutionötragöbie  „2)a§  9J?abd)en  t)ön  Obcrfird^" 
fanb  |td)  ber  Slnfang  im  ®oetl)e=2lrd)it).  ^m  geiler  1793  entftanb, 
in  wenigen  Stagen,  al§  ©atire  gegen  ben  jafobinifd^en  ^rofel^tiSmuS, 
ba^  Suftfpiel  „S)er  S3ürgergenera^^  ©en  Sräger  ber  SEitelroHe, 
@d^nap§,  bringt  ber  beutfc^e  ©belmaun  mit  bem  ed^t  ©oetl^e'fc^en 
3lu§fprud^  gum  Schweigen :  „Sei  jtd)  fange  S^ber  an,  unb  er  wirb 
biel  JU  tl^un  pnben.  6r  benu^e  bie  frieblid^e  Qtxtf  bie  un§  gegönnt 
ift;  er  fd^affe  jtd)  unb  ben  ©einigen  einen  red^tmäfeigen  SSor- 
tl^eil:  fo  wirb  er  bem  ©angen  SSort^eil  bringen"  2). 

5ftun  folgte  ba§  politifd^e  ®rama  „25ie  3luf geregten",  mit 
ben  bebeutfamen  SEBorten:  „@in  3eber  fann  nur  feinen  eigenen 


0  ^.  S)ün^er,  8(u8  StnthtU  33ricfiüC(3^fel.    Henriette  ilnebel   an  ii^ren 
©ruber  Äarl,  3.  3anuar  1804. 

2)  ©oetl^e,  S)er  SSürgergeneral,  XIV.  3luftritt. 


I 

©oeti^e  unb  bie  franjöftWe  SReöoIution.  23 

@tanb  beurtl^cilen  unb  tabeln.  .  .  .  Slbcr  eben  bc^ttjcgcn,  metl 
id^  ein  S3ürger  bin,  ber  e§  ju  «bleiben  benft,  ber  baS  grofee 
©enjic^t  be§  l^öl^eren  ©tanbeS  im  ©taat  anerfennt  unb  ju 
fd)ä^en  Urfad)e  l)at,  bin  id^  aud)  unDerföl^nltd^  gegen  bie  Hein* 
Ixdjm,  neibifd^en  5He(fereien,  gegen  ben  blinben  ^afe"^). 

S)aö  ©tfid  blieb  unDöHenbet  unb,  wie  bie  genannten  im 
^inblicf  auf  bie  franjöftfc^en  3«ftclnbe  entftanbenen  bramatifd)en 
^robuftionen,  beft^t  e§  !aum  einen  anbem  SBertl^  atö  ben,  bie 
perfönlic^e  2lnfcl)auung  Don  ©oetl^e  jum  3lu§brud  ju  bringen.  ®er 
Umftanb,  bafe  er  feinem  gfirften  in  ben  Srfbjug  gegen  iJranfreic^ 
folgte,  mobipcirte  biefe  Slnfd^auung  nic^t.  @§  ift  bemerft  morben, 
bafe  ber  ©id^ter  wäl^renb  beöfelben  bk  Ueberfe^ung  be§  SReinefe 
gud)§  DoHenbete,  unb  e§  in  feiner  bamaligen  Stimmung  ergö^= 
lid^  fanb,  „n)ie  in  biefer  unl^eiligen  SBeltbibel  baS  SWenfd^en* 
gefc^led^t  [\ä)  in  feiner  unge^eud)elten  2;i^ierl)eit  ganj  natürlich 
verträgt"  2)  gg^g  p^l)  mit  feiner  SBeltanjd^auung  mdE)t  Der« 
einigen  liefe,  war  nid^t  ber  iJaH  eines  Sl^ron^,  nod)  weniger  ber 
©turj  einer  ©tjnaftie.  ©§  war  Dielmet)r  bie  gewaltfame  Untere 
bred)ung  jener  orbnungSmäfeigen  ©ntwidlung,  bie  il^m  nid^t  nur 
bie  pl)#fd^e,  fonbem  aud^  bie  f|iftorifdE)e  SBelt  erflärte,  ba§ 
preisgeben  ber  [gefe^mäfeigen  Slutorität,  bie  fein  §ebel  beS 
^ortfd)rittS  war.    ©al^er  bie  befannten  SBorte: 

„fjrangtl^um  brängt  in  biefen  verworrenen  SEagen,   wie  el^malS 
gutl^crti^um  es  getl^an,  rul^ige  Silbung  jurürf." 

Unb  jene  anbem: 

„SlUe  3^reil^eitSa^)oftel,  jte  waren  mir  immer  guwiber; 
SBiHffir  fud)te  bod^  nur  Seber  am  (änbe  für  jidt).'' 

©ie  bamals  entpfangenen  ßinbrüde  üerwifd)ten  jtd^  nid^t 
wieber.  gn  Dielen  feiner  l^rifd^en  ©ebid^te,  in  ben  Denetia* 
nifd^en  Epigrammen,  ift  il^re  ©pur  nad)weisbar.    @S  blieb  ein 


1)  Ooetl^e,  Sic  STuföeteßten,  Slft  III,  (Sccnc  1. 

2)  griebt.  «ifd^et,  i^Ietne  SBeitrüöc  aut  Sl^araltcnfti!  ©oetl^e'«.    ©oetl^c 
Sal^rbud^,  1883,  39. 


24  ©octlftc  unb  bic  franaöftfd^c  Sflcbolution. 

ßug  ber  9!Kenfd)enöerQ(i^tunö  jurüd,  ben  aud^  ©d^illcr'^  9läl^c 
nid^t  mef)r  enbflültifl  übcriminb.  SSielmel^r  jetgtc  ftd)  biefcr, 
unter  anbern  im  ©cmetriug,  bon  ®oetl^c'§  polttifd)cr  ®e= 
jtnnung  beeinflußt.  Slber  biefe  ©ejtnnnng  milbcrte  unb  öer^ 
trug  jtd)  in  feiner  l^armonifd)en,  bon  SebenöfüHe  überftrömenben 
5ftatur  mit  einer  ttJol^toöHenben,  nad)jtd)tigcn  Seurtljeilung  bc§ 
einjelnen  SÄenfd^en.  ®er  ^efjtmiSmuö  l^atte  über  ©oetl^c 
feine  ©ewcilt,  aber  ber  ®laube  an  bie  5BerbefferungSfdl^tg^ 
feit  beö  ®efd)lec^teö  fanb  ftc^,  n^enn  er  überl^au^t  jematö 
beftanben  l^atte,  feitbem  auf  ein  nod^  befct)eibenere§  Sölafe  bc= 
fd^ränft.  giterärifdt)  äußerte  jtdt)  bie  gefteigerte  ©leid^gültigfctt 
für  ba§  Urtlö^il  ber  5!fienge  in  bem  @ntfd)Iuß,  nid)tS  mel^r 
fd^reiben  ^n  n)oKen,  „waö  nid^t  3!JJenf d)en,  bie  ein  großes  unb 
bewegtes  Seben  fül^ren  unb  gefül^rt  l^aben,  nid)t  audt)  lefen 
bürften  unb  möd^ten"^).  6S  mar  ber  freiwiKige  5Berjid^t  auf 
bie  Popularität,  bie,  xok  @d)iner  eS  betont  l)at,  feinem  großen 
t^reunb  niemals  ju  Sl^eil  werben  follte;  bie  ftets  toadt)fenbc 
Ueberjeugung,  „baß  aHeS  ®roße  unb  ©efd^eibte  nur  in  ber 
Sölinorität  eJ:iftire'^  Sin  eine  fold^e  auSermäl^lte  SRinberl^eit 
war  bie  le^te  ber  literärifd)en  5ßrobuftionen  oon  ©oetl^e,  bie 
pd^  mit  ber  franjöftfd)en  SReöolution  befd^äftigt,  mar  „©ie  natür= 
lid^e  2:od)ter"  gerid^tet.  @ie  ifi  als  biejenige  feiner  ©id^tungen 
begeid^net  worben,  in  meldjer  fid^  juerft  bie  ben  pli^jtfd^en  ®e^ 
fe^en  entlel^nte  Slnfd^auung  ber  ®inge,  wie  ein  nac^  rücfmärtS 
gemanbter  gataliSmuS  23al^n  bridjt^).  ®aS  2)rama,  meld^eS 
ben  erften  3:l)eil  einer  Srilogie  bilben  follte,  bewegt  |td)  faft 
lebiglid^  im  ©ialog  jwifd^en  ^erfonen,  bie  feine  Eigennamen 
führen  unb  bal)er  als  bloße  Sippen  gebeutet  worben  jtnb,  bie 
il)re  SWotioe  unb  Slbpd^ten  in  unflarer  ©^mbolif  oerliüHen.   ©er 


^)  Jp.  ©rimm,  ©oetl^e  an  ^axl  8luguft  übet  ©gmont.  ©octl^e,  QxDaxf 
algftc  Söotrefung,  357.  (Sdermann,  ©efpräd&c  mit  ©oetl^e,  11.  Ott  1828. 
SB.  ^el^n,  ©ebanlcn  übet  ©oetl^e.     ©oet^e  u.  baö  «Publifum,  169,  173. 

-)  $.  ©timm,  ©oetl&e.     ©retunbattjanaiflfte  Sotlefung,  427. 


©ugenie.  25 

Äönig  \)at  Süge  bcr  Slct)nlid^fcit  mit  ßubmig  XVI. '),  aber  bie 
^anblung  bc^  ©türfö  berul)t  nid^t  auf  einem  l)iftorifd^en  SSorgang, 
Jonbern  auf  ben  1798  erfd^ienencn  SRemoiren  einer  ^Betrügerin. 
S)aS  3ntereffe,  baS  einmal  auf  aBeltbegebenl)eiten  gerid^tet  »orben 
mar,  Hefe  jtc^  burd^  ba^  @d)idffal  ber  ©injelnen  nid^t  für  ben 
SBegfaH  berfelben  entfd)äbigen.  S)urd^  bie  großen  @d^önf)eiten 
gewonnen,  priefen  @d)iHer  unb  nod^  mel^r  gid)te  bie  ^nnft 
ber  SDarfteHung,  bie  SlUeö  ijum  ©lieb  eineö  ibealen  ©anjen 
oerlläre^).  gn  ber  anfängUd)en  SSetounberung  be§  ©l^epaar^ 
Berber  fprad)  bie  Dppojttion  gegen  ©dritter  ^).  @in  moberne§ 
Urt^eil;  ba^  ßugenie  „eine  Diel  Derfannte,  tiefe  politifd)e  ®id^= 
tung"  nennt,  bleibt  bereingelt*).  ©ie  jeitgenöfjtfd^e  ÄritÜ,  an= 
fang§  burd^  bie  meifterl^afte  ©arfteHung  in  Serlin  geblenbet, 
öerl^ielt  ftd^  im  ®anjen  ablel^nenb  ^),  unb  ®oetl)e,  obwol^l  ciuf 
ba§  Urtl^eil  beö  ^ublifumS  vorbereitet,  äußerte  jidE)  Derle^t 
barüber,  ba^  felbft  Sl.  3B.  ©c^legel  ba^  ©tücf  mit  feiner 
Silbe  ertüäl)nte^).  SBie  baS  ^ublifum  bad)te  aber  auc^  fjrau  öon 
©tael  über  baSfelbe.  „@ie  ^atte\  berid)tet  ®oet^e,  „eine  Sluf- 
fülirung  fo  gut  »ie  erjmungen.  SEBa§  woHte  jte  aber  bei  ber 
wenigen  mimifd^en  Bewegung  beö  @tüdf§  au§  ber  \i)x  oöUig 
unt)erftänbHd)en  SRebefüHe  l^crauönefimen  ?  3Kir  jagte  (te,  bafe 
id^  nid)t  tüol)lgetl^an,  biefen  ©cgenftanb  gu  bel)anbeln.  ®a§ 
a3ud^,  ba§  ben  ©toff  baju  l)ergegeben,  »erbe  nid)t  gefd)ä^t, 
unb  ba^  Original  ber  ^elbin,  bk  barin  figurire,  nid^t 
gead)tet.  Sllö  id^  nun  fold^e  3«ftanjen  fdier^l^oft  abjulel^nen 
§umor   genug   ^atte,   berfe^te   |te:   ba§   fei   eben  ber   fjeljler 

1)  Ooetl^e,  9^atürlid^c  2:od^ter,  Slft  I,  ©ccne  6. 

2)  ©drillet  an  ^umbolbt,  Stuguft  1803. 

3)  Ooetl^e-Sol^rbud^,  1884,  424.  ß.  gerbet  on  gean  ^aut,  12.  Stpril 
1803.    3*.  ^a^m,  ^erbcr,  767. 

*)  ».  Jpel&n,  einige«  über  ©octl^e'S  SJetS,  ©oetl^e-Sol^rbud^,  1885,  218. 
%x.  a5if(%cr,  kleine  Beiträge  a«^  61&aToftcrifti!  ©octl^e'S,  ®octl^e*3a5tbu(3^, 
1883,  17. 

*)  33  raun,  ©oetl^e  im  Urtl^eil  feiner  ßeitgenoffen,  III,  39,  41—46;  65, 
72,  79-84,  97. 

c)  «B.  .feel^n,  ©ebonlen  über  Ooetl^e,  120,  SRotc,  ©oct^e  an  B.  S3oifferee. 


26  (Sugenie. 

an  un§  ®cutf(J)en  Tutoren,  ba^  wir  im§  ni^t  um  ba§  ^uMifum 
befümmerten''  ^). 

©oujcit  ©octl^e.  Ueber  feine  perfönlid)e  Stellung  gu  bcn 
©reigniffen,  bte  einen  fo  gewaltigen  ©influfe  auf  baö  ©cnten 
unb  2eben  Don  %xan  bon  ©tael  ausgeübt  l^atten,  liefe  aud^ 
biefe  ©id)tung  feinen  B^d'fd  beftel^en.  @o  fagt  gleid)  im  erftcn 
3lft  ber  Äönig: 

„SBenn  ®ir  bie  3Kenge  .  .  . 
Sebeutenb  fd^einen  mag,  fo  tabr  id^'^  nid^t; 
@ie  ift  bebeutenb,  mel^r  nod)  aber  ftnb'S 
®ie  SBenigen,  gefd^affen,  biefer  9Wenge, 
©urdi)  SBirfen,  Silben,  ^errfdi)en  üorjuftel^n." 
Unb  wieber: 

„£)  biefe  3^it  i)^^  fürc^terlid^e  S^ic^^"'- 
®a*5  9liebre  fdi)U)iUt,  bao  ^ol)e  fenit  ftd)  nieber, 
2llö  fönnte  jeber  nur  am  ^la^  beig  anbern 
SBefriebigung  Derworrner  3Bünfd)e  finben, 
?)Zur  bann  ftd^  glüdlic^  fül^len,  wenn  nid^ts  mel^r 
3u  unterfd^eiben  wäre,  wenn  wir  alle 
SBon  einem  @trom  t)ermifd)t  bal^ingeriffen 
3m  Ocean  un§  unbemerft  verlören. 
O!  lafet  unö  wiberftel)en  .  .  ."^). 
2lud)    läfet    ftd)    unfd^wer    Dermutl^en,    weld^e    SBortc    cd 
waren,  bie  5fau  t)on  ©tael  ergriffen.     ®el)örtcn  bod^  mand^c 
berfelben  gu  ben  l^errlid)ften,  bie  ©oetl^e  iemalö  ju  ben  grauen 
gefpro^en  i)aU 

„®er  ®atte  jielit  fein  SBeib  unwiberfte^lid^ 
3n  feinet  Äreife^  abgefd^loffene  33al^n.  .  ." 
®a§  ®ange  aber  blieb  il^r  fremb.   Sl^ren  einbrucf  gab  lool^I 
am  beften  eine  SSemerfung  öon  21. 2B.  @d^legel  wieber,  ®oetl^e  bc|t|e 
mel)r  bramatifd)eö  alö  tl^eatralifd^eö  Salent,  unb  balb  erjäl^lte  man 


»)  ©oct^e,    3JnnaIcn.      ©ammtltc^c   2ßer!c,   (Sotta'fd^e   auSgabc,    1840, 
XXVII.     150,  Sal^rganö  1804. 

2)  ©oct^e,  SRatürlid^c  Sod^ter,  Slft  I,  ©cene  5. 


^Jeujal^r  1804  in  Söetmor.  27 

|td)  in  SBeimar,  wie  pe  bic  ©ugcnic  »un  noble  cnnui«  genannt 
unb  @oett)e  il^rcr  Äritif  mit  bem  Semerfen,  er  fei  über  40  Saläre 
alt,  ein  (Snbe  öemacl)t  f)abe^). 

Unter  fold^en  Umftänben  »ar  e§  tt)of)l  afö  gfinftige  S^ügung 
jn  betrad)ten,  bafe  er,  am  SWorgen  nad)  feiner  SRücffel^r  in  (Jolge 
fieftiger  ©rfältnng  nntüot|l  geworben,  einige  Sage  Ijinburci^  ba§ 
33ett  nnb  mel^rere  SBoc^en  baS  3tomer  lauten  mufete.  Solange 
freilict)  bejäl^mte  ^ran  bon  ©tael  if)re  Ungebnlb  nid)t.  Unb 
ba§  nm  fo  weniger,  al§  fte  Ijörte,  bafe  @oetf)e,  ber  fte  nid^t 
fet)en  »oHte,  ben  SBefnc^  be§  5ßrofeffor  SBolf  an§  §alle  empfing. 
6§  war  injwifd^en  Sleujal^r  geworben  nnb  it)r  ©Ificfwunfd^  ber 
folgenbe:  »Schiller  vous  a-t-il  dit  que  je  vous  boudais.  Je 
vous  dis  ce  compliment  de  nouvelle  annöe.  Si  je  m'eta- 
blissais  ici,  vous  feriez  bien  de  me  traiter  comme  tout  le 
monde,  mais  pour  quinze  jours,  n'auriez-vous  pas  du  me  les 
donner  sans  chicaner.  Venez  demain  me  voir,  je  serai 
seule  pour  me  fächer  sans  temoin.  Ne  faut-il  pas  que 
j'avoue  que  je  suis  jalouse  d'un  professeur,  nouveau  genre 
de  Jalousie,  dont  j'etudierai  les  sentiments«^). 

©oetl^e  felbft  melbete  @ct)iller,  ba^  er  %xavi  öon  @tael  am 
23.  gcinuar  jnm  erften  3Jlal  in  feinem  ^au^  gefeiten  l^abe. 
„6ö  bleibt  immer  biefelbe  ßmpfinbung",  fd^rieb  er  giemlic^  übel 
gelaunt,  „fte  gerirt  jtd^  mit  aller  Slrtigfeit  nod^  grob  genug  alö 
SReifenbe  gu  ben  ^^perboräem,  beren  capitale  alte  gidjten  unb 
gießen,  beren  ©ifen  unb  SBemftein  jid)  fo  nod^  gang  wol)l  gu 
5Ru^  unb  $u^  öerwenben  laffen,  inbeffen  nötl^igt  fte  einem  bod^ 
bie  alten  %eppiä)t  al§  ®aftgefd)enl  unb  bie  oerrofteten  SBaffen 
gur  SBertl^eibigung  l^eröorgul^olen''^). 

Sebenfallö  brang   oon  fold^en  3flegungen  beö   SKifefaUenö 


>)  $.  ©ünicx-,  ©octl^c  unb  Äarl  Stußuft,  II,  461,  471. 

2)  ©oet^cSal^tbud^,  1884,  115.  Sttou  bon  ©toel  an  ©oetl^e,  1.  Sanuar 
1804,  9^0.  116,   117.     Unbotirtc  SBiUetc,   9lo.  118—131. 

»)  SBtiefwed^fel  atotWen  ©d^iriet  unb  ©octl^e,  H,  362,  ^o.  942.  Sin 
©c^iUcr,  23.  3anuar  1804. 


28  ®i«  ©ebcutunfl  öon  Ooetibe  für  Srou  öon  ©tael. 

ntd)t§  an  bie  Dbcrpäd^c,  benn  f^au  ööit  ©toöl  brad^te  il^m 
tl^re  Uebcrfc^ungen  ber  ©cbid^tc,  „bie  Sraut  bon  ßörintl^'',  ^bet 
®ott  «nb  bie  Sajabere"  unb  fanb  balb  wtcber  bie  redete  ©tim* 
mung  il^m  ju  fagen,  »je  vous  aime  de  tout  mon  cocur,  de 
tout  mon  caractcre,  et  de  tout  mon  talent,  si  j'en  ai«,  obct 
it)m  Sftacine  ju  citircn:  »Bajazct,  ecoutcz,  je  sens  que  je  vous 
aime«.  @ic  bcburftc  feiner,  nid)t  nur  feinet  unoergletci^Ud^en 
SEBcrtl^e§  wegen,  fonbem  »eil  er,  met)r  al§  jonft  S^manb  in 
SBeimar,  SSerftänbnife  für  bie  geiftige  SBelt,  au§  ber  ftc  lam, 
bereit  l)atte. 

®oett)e  ift  lüieberljolt  auf  baö,  toa^  er  ben  ^Jranjofen  f(t)ulbc, 
jurücfgefommen.  3«  ßrfermann  l^at  er  alö  ®reiö  gefagt,  wie 
t)iel  er  ben  ©ried^en  unb  il)nen  Derbanfe.  3l)re  Sprache  war 
il^m  feit  ben  ^inberjaliren  geläufig;  ol^ne  ©rammatrf  unb  ol^nc 
gef)rer,  wie  eine  gleite  5Wutterfprac^e,  t)atte  er  fie  in  ben  fjrant 
furter  Siagen,  bie  er  in  SBaf)rl^eit  unb  ®id)tung  befd^retbt,  Qt^ 
lernt;  unb  ©teilen  au§  ben  Sragöbien  t)on  SRacine  feinem  ®c* 
bäd^tnife  eingeprägt.  Sluf  bem  Sl^eater  einer  franjöfifd^cn 
©d^aufpielertruppe  fal^  er  Äomöbien  t)on  ©e^toud^eö,  5!RariDauj:, 
Sa  ßtiauffee,  ben  »Devin  du  village«  öon  S-  3-  9^ouffeau,  ber 
1759  bort  gegeben  würbe,  ©iberof^  »Pere  de  famille«,  bie 
„^^perntneftra"  öon  Semierre,  auc^  6inige§  öon  SKoliere. 
i5a[t  nod^  al§  Äinb  entwarf  er  ein  franjöftfd^eö  ©d^äferfiücf; 
alö  ©tubent  in  Setpjig  überfe^te  er  bie  erfte  ©cene  öon  @or» 
neiUe  »le  Menteur«.  ^n  ©trafeburg  laö  er  öiel  %xaniö^](ii^, 
unter  anbern  Siabelaiö.  ®ie  älteften  feiner  ©ramen  maren 
unter  bem  ©influfe  franjöjifd^er  9Kufter  gefd^rieben.  3n  SSejug 
auf  ben  2lntl)eil  öon  3.  3.  SRouffeau  auf  bie  ßntwidflung  öon 
®oet^e  genügt  e^  „Söertl^er''  ju  nennen.  „(Slaöigo"  fül^rt  auf 
a3eaumard)ai§  jurüd.  ©iberot  erfd^ien  i^m  nid^t  nur  atö  ber 
beutfdf)e[te  unter  ben  g^ranjofen;  er  ^atte  nodE)  anbere  fünfte 
ber  Uebereinftimmung  mit  il^m  ^).    ^m  Srief n)ed)fel  mit  ©dritter 

1)  A.    Ca  um  011 1,   Ga>tlie  et  le  litterature  fran^aise,   $rogtamm   be« 
ftabttfc^en  ®^mnaftum§  ju  granffutt  a.  m.,  1885,  8  u.  ff.  gibt  ^naclne«  barübti. 


©oetl^e  unb  bte  fjranaofeii.  29 

ncl^men  bie  (ärjeugniffe  ber  franäöjtfd^eu  ßitcratur  eine  l^eröor- 
ragenbe  ©teile  ein.  SBi^  an  ®oetl^e'§  Sebenöenbe  finben  jtc^ 
l^in  unb  wieber  franäöjtfd)  gefd)riebene  Sriefe  in  feiner  6or= 
refponbenj,  obwol^l  il^m  ber  @til  ber  Umgang§fprad)e  feit  btn 
frangöjtfd)en  Briefen  an  feine  ©d^wefter  mcl^r  unb  ntel^r  ab- 
l^anben  gefontmen  war.  2)ie  Ueberfe^ung  beS  „5Wal^ontet"  öon 
3Soltaire  fällt  in  ba^  ^af)x  1799.  ©ein  „Sancreb",  ein  ßieblingS- 
ftüd  öon  grau  Don  Stael,  folgte  1800.  3lm  ©d^lufe  be§  3al)re§ 
1804  untemal)m  er  bie  Uebertragung  bon  ©iberot'§  »le  neveu 
de  Rameau«,  mit  9?oten  über  frangöjifd)e  @d)riftfteHer.  ®er 
©treit  über  bie  brei  @int)eiten,  ®efe^  unb  Sau  ber  franjöjtfd^en 
Stragöbie  berül)rte  aud)  if)n.  befonberö  infofern  al^  er  il^n  früf) 
junt  Söiberfprud^  reigte  ^).  Slm  @nbe  feinet  8eben§  gab  er,  auf 
ben  ©egenftanb  gurtidffommenb,  fein  Urtt)etl  barüber  in  merf= 
toürbigen  SBorten  ab.  „SBünfd)en  wir  unö  einen  neuen  SRacine", 
fagte  er  1830,  „felbft  mit  ben  fjel^lern  be§  alten.  ®ie  SReifter^ 
werfe  ber  franjöftfdien  Sül^ne  bleiben  SWeifterwerfe  für  immer. 
3f)re  25arfteHung  l)at  mid^  felbft  in  jungen  Salären,  nod^  in 
Stanffurt,  l^öd^ft  interefjtrt;  bamals  fafete  ict)  guerft  ben  ®e= 
banfen,  ©ramen  ju  fd^retben". 

Unb  auf  5Biftor  §ugo  unb  beffen  Sluflefinung  gegen  ben 
Älafjtci§mu§  fibergel^enb,  fitgte  er  l^inju:  „5)ie  franjöfifd^e 
Station  ift  bie  Station  ber  ©jrtreme,  jie  fennt  in  nid)t§  3Ra^. 
3Rit  gewaltiger  moralifd^er  unb  pl^^pfd^er  Äraft  auögeftattet, 
fönnte  ba^  franjöjifd^e  5Bolf  bie  SJÖelt  l)eben,  wenn  e§  ben 
(Sentralpunft  gu  finben  bermöd)te.  .  .  .  @ö  ift  bie§  ba^  einzige 
Sßolf  auf  @rben,  in  beffen  ®efd)id^te  wir  bie  a3artl)olomäu§nad^t 
unb  bte  S^eier  ber  5Bemunft,  ben  2)efpoti§mu§  Subwig'ö  XIV. 
unb  bie  Orgien  ber  ©anSculotten,  beinat)e  in  bemfelben  Saläre 
bie  (ginnal^me  t)on  SÄoöIau  unb  bie  Kapitulation  oon  5ßariö 
finben.    ©omit  mufe  man  fürd^ten,  bafe  aud^  in  ber  Siteratur 


0  ^.  ©ün^er,  ©oct^c'S  Slnfid^t  über  ha$  SEBcfen  ber  Srogöbic.    ©oetl^e* 
So^rbu«,  1881,  132. 


30  @oet]^e  unb  bie  grran^ofen. 

nad^  bcm  ©cfpotiömuö  eincö  Soilcau  SÖG^n^^Pflf^it  ^^^  53er* 
ipcrfung  bcr  ®cfc^c  eintrete"  ^). 

Selbft  ipo  tiefet  rege  gntereffe  t)on  ©oetl^e  für  franjöjlfd^e 
Singe  im  SBiberfprud^  mit  il^ren  eigenen  Slnftd^ten  ftd^  geltenb 
mad^te,  blieb  e§  für  ^rau  t)on  ©tael  eine  Quelle  ber  Anregung, 
bie  jte  fonji  DergebenS  fud^te.  Selbft  in  ©d^iller^S  5Rä^c  toar 
man  juroeilen  Derfud^t,  il^r  ju  entgegnen: 

„©u  rufft  lauter  frembe  ®ötter  an, 

®ie  un§  nid^t  l^eilig  nod^  uerel^rlid^  pnb''^). 

©oetl^e  bagegen  l^atte  bie  weite,  intetteftueUe  S^ntpatl^ie, 
bie  jjrembeö  tt)ie  6igene§  aufnal^m  unb  nid^t§  öon  nationalen 
®egenjä^en  wufete.  Slber  ®oetl^e  tuar  nid^t  immer  ju  ^abcn, 
unb  felbft  Äarl  2lugu[t  pod)te  guweilen  Dergebenö  an  feiner  Sl^ur. 
„(äö  tt)äre  rec^t  i)ixb\6)",  fc^rieb  ber  Surft  um  3Kittc  ganuar, 
„wenn  ©u  ijrau  üon  @tael  morgen  Slbenb,  @d^iller'§,  bie 
fleine  ©d^arbt  etman,  @eebact)'ö,  bie  S^gemann,  ©d^lidE'ö,  ßln* 
jtebeln  unb  mid^  jum  Sl^ee  gu  5)ir  bäteft  unb  un§  etwa  9lac^t8 
ettt)a§  Äalteö  ober  aud^  nid)t§  öon  biefem  in  ben  ^alö  mürfeft, 
babei  aber  9Kujtf  mad^en  liefeeft,  gu  xoddjtx  niemanb  fonft  wie 
S)e§toucl)e§  nöt^ig  wäre,  unb  ^öd^ften§  noc^  Unrein  wegen  ber 
$ßioUne.  Safe  mid)  bod^  ein  paar  Seilen  Slntwort  wiffen''^). 
®ie  Slntwort  war  iebod)  ablel^nenb,  unb  §rau  oon  ©tael  mufete 
fidt)  unterbeffen  ol^ne  ©oetl^e  guredt)t  pnben.  35on  S38eimar  auS 
öerfönbete  Söttiger  in  ber  SlUgemeinen  ßeitung  Dom  31.  Sa« 
nuar  bem  beutfd^en  ^ublifum  aufö  feierlid^fte  i^re  Slnwcfenl^eit. 
Safe  fte  bie  Äunft  befafe,  ftd^  ben  oerfcftiebenften  ß^arafteren 
anjupaffen,   fam  i^r   nid)t   gum  wenigften  bei  ben  fürftlic^en 


')  ®oct]^e*3al^rbu(^,  1886,  226-227,  ämi  SScfud^e  eitteS  ^olen  M 
©octl^e,  1829,  1830. 

2)  ©oetl^cSol^rbud^,  1883,  248,  Sötte  ©dritter  att  ©octl^c,  21.  ©caembet 
1803. 

«)  ^.  5)ün^er,  ©oetl^e  unb  ^axl  Siuguft,  II,  463. 


^OLxi  3luöuft.  31 

^erfönlid^feiten  ju  Statten,  bic  am  Sl^üringer  .§of  ein  gemein* 
[ame§  g^amilienbanb  umfä)lang.  B^tx^i  -Äarl  3lugu[t  felbft, 
ber,  freilid)  ju  ungünftiger  ©tunbe,  unter  bem  ©tnbrud  ber 
ßreigniffe  öon  1793,  ben  gtanjofen  jebe  ©pur  eines  moraIifd)en 
©efül^fö  abgefprod^cn  roiffen  njoUte  unb  beSl^alb  meinte,  „ein 
Seber  foHe  jtd^  beftreben,  feinen  9lad)fommen  bie  größte  @in= 
fad^l^eit  ciniuflöfeen,  bie  allein  [tetig  glurflid)  mad^t.  ©enn  tüaS 
Pft  ber  fogenannte  unb  fo  t)od^  belobte  SltticiömuS  ber  S^ranfen, 
biefer  Station,  bei  ber  fonft  aHeö  i^onette,  35auerl^afte,  ©rl^altung 
unb  tt)ürbige  S^ortppanjung  *@id)embe  gänjlid)  erlofd^en  ift? 
3)cr  SJlenfd^  war  nie  jur  Sreibl^auSpflanje  beftimmt,  fobalb  er 
biefe  ßultur  erl^ält,  gel^t  er  ju  ®runbe"  ^). 

©ie  natfirlid^e  Steigung  Äarl  Sluguffö  fam  öielmel)r  ben 
ßnglänbern  entgegen;  biejenigen  unter  il^nen,  bie  ber  ßwfall  ober  il^r 
Seruf  nad)  SBeimar  fülirte,  würben  ftetS  auf§  freunblid)[te  t»on  il)m 
empfangen.  3lHeirt  wenn  e§  fxä)  um  einzelne  ^erfonen  l^anbelte, 
beengten  feine  SJlenfd^enfenntni^  bod^  feine  SSorurtl^eilc  ber  SRatio« 
naiitöt.  ©er  Umgang  mit  gtau  öon  ©tael  mar  il^m  mol^Itl^uenb 
unb  erfrifd)enb,  unb  i^re  Sefudjer  trafen  ityx  oft  im  SBertl^em'fd^en 
^au§,  alle  möglid)en  fragen  ber  Siteratur,  ^I^Hofopt)ic  unb 
5ßoIitif  mit  i^r  biSfutircnb.  Site  fte  eineS  SageS  bic  STabadf^ 
pfeife  in  SBofeenS  „guife"  anftö^ig  fanb,  erinnerte  er  fte  an  bie 
@d)n)eine  be§  §omer.  @in  anbereS  9Kal  beftritt  er  bie  SBal^r* 
l^eit  bcS  Don  \t)x  mit  SBörme  üertl^eibigten  ©a^eö :  Les  grandes 
pensees  viennent  du  coeur.  »Monseigneur,  voici  la  Philo- 
sophie de  Kant  en  Italien«,  fd)rieb  jte  il^m  am  ©eburtStag  ber 
^erjogin  ßuife,  »le  troisieme  cahier  est  le  meilleur;  11  y 
a,  dans  les  sentiments,  une  noblesse  et  une  61dvation  qui 
m'ont  singulierement  captivee,  et  quoique  Votre  Altesse 
prötende  qu'elle  n'est  pas  romanesque,  je  ne  crains  pas  de 
lui  envoyer  en  ce  genre  ce  qui  me  plait.  .  .  .    Aujourdhui, 


0  Sq.  ©cl^cr,    S)ic   neuere    beutfd^e   SRattonaUiteratur,    II,   382.     Ävarl 
5luöuft  übet  bie  S^ottaofen,  13.  ^anmx  1793. 


32  ^etaogin  9[malie. 

ce  qui  nous  occupera  toiis,  c'esl  un  hommage  ä  la  meilleure 
et  ä  la  plus  noble  des  femmes.  On  me  mande  de  Paris 
quo  la  descente  est  renvoyee  ä  Vautorane  prochaln.  Voilä 
un  bien  long  billet,  n'y  repondez  qu'ä  diner,  mais  agr^z, 
avec  un  intdr^t  bienveillant,  un  hommage  respectueux  et 
reconnaissant«  ^). 

3Rit  ber  älteren  Generation,  berjenigen,  bie  noci^  öötttg  bcm 
a^tjel^nten  S^l^rl^unbert  angel)örte  unb  feine  unbefangenere  ®c* 
nufefäliigfeit  ftd^  bemal^rt  l^atte,  war  baS  SBerftänbnife  oJ^nel^ln 
geftd)ert  ^erjogin  Slmalie,  bors  gräulein  Sl^uönelbe  öon 
©öd^l^aufen,  il^re  wol^lbefannte  ^ofbarne,  bie  feit  fünfunbjwanjig 
3al^ren  bei  ber  fürftlic^en  Herrin,  mit  il^r  alt  geworben  unb 
l^eiter  geblieben  mar  2),  SBielanb  enblid),  fibertrafen  ftci^  gegen* 
feitig  an  gobeöerl^ebungen  über  ben  gefeierten  @aft.  „SBarum 
lommen  Sie  nid)t  ju  un^S,  ein  ^pi^änomen  in  ®eftalt  öon  %xan 
oon  ©tael  Fennen  ju  lernen?"  fd^rieb  «^erjogin  Umalie  au  ben 
tt)iberfpenftigen  Änebel,  ber  öon  Ilmenau,  wo  er  feit  feiner 
1797  erfolgten  a3erl)eiratt)ung  mit  ber  Äammerfängerin  Siuborf 
lebte,  nid)t  tierfiber  nad^  SBeimar  fommen  wollte.  ^@ie  würbe 
3^nen  gewife  gefallen.  @ie  ift  öott  Siebenöwürbigfeit,  ol^ne 
6goi§mu§,  ol^ne  5Präten|tonen ;  fte  weife  gu  fd^ä^en  toa^  gu 
fd)ä^en  ift  in  iebem  SKenfd^en.  TOan  mufe  jte  felber  fennen, 
um  gang  anbere  ^btm  üon  il^r  gu  befommen;  faft  alle  Slbenbe 
bringt  |te  bei  mir  gu."  Unb  in  einem  ^oftffriptum  fügte  bie 
iJreunbin  beS  ©id)terfürften  bei,  waö  il^r  alö  baö  l^öd^fte  2ob 
galt:  „25ie  ©tael  l^at  einen  fel^r  flaren  fflegriff  über  ©oetl^e"  3). 

Sm  Auftrag  t»on  SBielanb  fd^rieb  Henriette  ^ebel  il^rem 
Sruber,  eö  werbe  il^n  reuen,  fo  lange  er  lebe,  je^t  nid^t  nad^ 


')  L^Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Goppet 
et  Weimar.  Madame  de  Stael  et  la  Grande-Duchesse  Louise,  Paris,  1862; 
45,  Madame  de  Stael  au  Duc  de  Saxe- Weimar,  Weimar,  1804. 

2)  SSricfe  öon  ©oetl^e'ö  SKutter  an  ^eraogin  Slnno  Slmolio,  Söeimar,  1885, 
aSricf  1  u.  SWotc  4,  @.  127. 

3)  Stnthcl,  öitcrärifd^cr  SWad^Iafe,  I,  208.  ^etaoöln  SlmoUc  an  ÄncM, 
Söeimar,  7.  Sonuot  1804. 


^craogin  Öuifc.  33 

SBeimar  ju  fommen.  91I§  ber  ©td^ter  be§  Dbcron  jte  einft 
befiamircn  l^örte,  tt)ünfd)te  er  jtd)  ©lud  baju,  in  feinem  l^ol^en 
Sllter  nod^  fold)  eine  grau  gefeiten  ju  l^aben^).  3wtt)eilen  bat 
er  jte,  weniger  gefd^winb  gu  benfen  unb  ju  fpred^en;  pe* 
fpafete  mit  il^m  unb  meinte  mand^mal,  jte  tt)erbe  il^m  biefen 
ober  jenen  ©ebanfen  ftel^len,  unb  tpenn  er  red^t  liebenötpürbig 
fei,  ujol^l  aud)  fagen  Wolter  fte  il^n  genommen  l^abe^). 

6ö  blieb  aber  nod^  S^manb  ju  gett)innen,  bie  ftd^  nict)t 
leidet  unb  unbefangen  toie  bie  anbem  gab,  jtdt)  niemals  gelten, 
gefd^tt)eige  benn  l)inreifeen  liefe,  ein  gefd^ulter  ßl^arafter,  oon  ge= 
meffener  SBürbe,  mitten  in  biefer  SBelt,  beren  l^öd^fteS  ®efe^ 
eben  bod)  ba§  felbft  gegebene  il^rer  äftl^etifd^en  Sebenömeiöl^eit  ober 
momentanen  Stimmung  blieb,  unb  ba§  mar  |)er3ogin  guife  öon 
@ad^fen:^S38eimar.  Unter  ben  öielen  Urtf)eilen  über  jte  ftnb  befonberS 
jmei  bagu  geeignet,  6inblidf  in  i^re  eble,  fd^mer  gugänglid^e  9latur 
ju  gemäl^ren :  ba§  eine,  meil  e§  üon  einer  grau  l^errü^rt,  bie  ganj 
üerfd^ieben  oon  ber  ©attin  Äarl  Sluguft'5  mar,  ba§  anbere  oon 
bicfem  felbft.  S)ie  grau  —  ß^arlotte  oon  Äalb  nämlid)  —  fd)reibt: 
„^erjogin  guife  mar  eine  plaftifd)e  9latur.  SSiele  nal^ten  il^r 
mit  el^rfurd^t^ooHem  gutrauen.  ©elbftermäl^lte  Haltung,  bie  in 
pc^  feinen  SBec^fel  noc^  Slffeft  bulbete,  bie  felbft  bie  Älage  beg 
©d^merge^  ber  3llatur  oerbietet  —  ein  fold^eg  3Befen  ift  aud^ 
geredet  in  ber  33eurtl)eilung  Slnberer,  benn  eö  meife  mol^l :  mürbe 
id)  mein  ®efe^  oerle^en,  fo  märe  id^  mie  pe!  Qkt^  ebenmäßig, 
unbefangen,  frei  mie  bie  3wngfräulidt)feit,  ungugänglid^  jeber 
Reinlichen  Slnpc^t''^). 

©en  3nl^alt  biefer  SBorte,  unter  meldten  pd^  mol)l  ©elbft* 
erfal)reneö  banfbar  anerfennenb  birgt,  oerooEftänbigt  ein  S3rief 


')  Henry  Crabb  Robinson,  Diary,  Reminiscences  and  Correspon- 
dence,  1789—1866,  I,  117. 

2)  Q,  2)ün^cr,  Slu§  ihicbcl'S  Söricfwcd^fcr  mit  feiner  ©d^weftet  ^en« 
riette.  ,&euriette  Änebel  an  \i)xtn  SSniber  ^axl,  @.  194  u.  195,  7.  u.  19.  So« 
nuor  1804. 

3)emil^ane8fe,  ei^otlotte,  1879,  173. 
«lennet^affett,  Stau  toon  ©t^U  lU.  3 


34  ^eraogtn  Suife. 

Äarl  auöuff  ö,  über  [eine  bamafö  nod)  jugenblidie  ®attin  1788 
an  Änebel  gerid^tet:  „Sie  ©rfd^einung  ber®ore*§  ju  SBeimar", 
fd)reibt  ber  fjürft  Don  einer  bort  ^6)  aufl^altenben  englifdjcn 
'fjamilie,   „Ijatte  eine  ganj  befonberö  gute  SBirfung,  tt)eld)e  td) 

nic^t  einmal  gu  l^offen  mid^  unterftanb 9lod^  nie  l^abe 

id^  meine  ^Jrau  S^manb  fo  loben  l^ören,  unb  SBenige  l^aben 
bie  33erbien[te  meiner  ^Jrau  jo  rein  erfannt  toie  ßmilie. 
®iefe  ©nglänber  werben  enblid)  fid)er  be§  ,^erumirren§  mübe, 
unb  ßmilie,  bie  immer  ©eutfd^lanb  befonber^  liebte,  fann  in 
il^ren  unb  meiner  f^au  alten  Sagen  t»ielleid)t  mit  un5  ein 
SSünbnife  fnüpfen,  ba^  Seiben  nötl^ig  i[t,  inbem  meine  %xa\x 
ganj  einfam  in  ber  3Belt  lebt,  ol^ne  irgenb  eine  weiblici^e  ßreatur 
gu  l^aben,  bie  i^rem  fflebürfnife  nad^  ^eunbfd)aft  ®enüge  tl^äte. 
®ie  «Stein  unb  bie  Berber,  mit  Dielen  S8erbien[ten,  aber  gu 
n)enig  ä  leur  aise,  pnb  il^r  gu  leidet.  3J?eine  5?rau,  ba  |tc 
felb[t  fein  S^alent  übt,  n)eld^e§  il^r  SBefen  gefd)meibig  erljielte, 
läuft  @efal)r,  gu  abgefd^loffen  gu  njerben  unb  gänglid^  ba^  Se* 
toufetfein  einer  gen^iffen  gieblid)feit  gu  berlieren,  bie  fo  nötl^ig 
gur  6j:ifteng  ift.  2)a  id)  mid^  bem  35ienfte  unfereö  allgemeinen 
aSaterlanbeö  l)abe  Derpflid^ten  muffen,  Fann  id^  meiner  %xan 
nid^t  immer  bie  ®efellfd)aft  geroäl^ren,  bie  pe  braudt|t,  unb 
bloßer  Umgang  mit  SJfännem  ift  SBeibern  nid)t  guträglid^;  jtc 
berlieren  ba§  fd^öne  SBeiblid^e  unb  n^erben  im  ß^arafter  ^er* 
mapl^robiten,  n)eld)e§  id)  nie  lieben^mürbig  pnben  fonnte"  ^). 

Saläre  fpäter  fnüpfte  ^ergogin  Suife  benn  aud^  wirflid) 
ein  33anb  tt)eiblic^er  Si^eunbfd)aft,  toie  Äarl  Sluguft  e§  für 
pe  gen3Ünfd)t  l)atte.  3lber  nid^t  mit  einer  Swgenbbefannten, 
fonbern  mit  ber  iJrangöpn,  bie  fo  oiele  innere  unb  äußere  Um^ 
ftänbe  Don  il^r  gu  entfernen  fd)ienen.  ®ie  ßorrefponbeng  gmifd^en 
i^r  unb  ijrau  Don  ©taöl  l^ielt  biefe^  Sanb  fo  lange  unb  fo 
innig   atö  möglid)   feft.    6ö   n^ar  feine  conDentionelle  ^l^rafc^ 


>)  Stntbtl,   «iterötlft^er   Wac^lafe,    l,    167,    Staxl    Sluguft    an    Änebcl, 
22.  Sonuot  1788. 


grau  ton  ©tael  über  Söcimar.  35 

fonbent  tiefe,  bewunbernbe  3lnerfennung,  tuenn  biefe  ber  beutfd^en 
?für[tm  fc^rieb:  »Je  vous  revere  comme  la  plus  noble  per- 
sonne que  j'ai  connue  et  ce  sentiment  me  suivra  jusqu'ä 
la  mortf.  Unb  tt)em8e  ^af)xt  nad)  il^rem  er[ten  2lbfd)teb  öon 
SBeimar,  al§  bie  ©d^idffale  üon  1806  ben  [tili  bemal^rten,  großen 
3u0  in  |)eri5ogin  Suife  jur  Sl^at  ujedften,  fd^rieb  il^r  bie  ^reun* 
bin  im  SBoHgefül^l  befriebigter  (ämartung  au5  ber  ©ditüeij: 
»J'ai  eu  la  gloire,  Madame,  d'avoir  priedit  ici  ce  que  vous 
feriez  lä-bas«^). 

t^erjlid^  geboten  unb  banfbar  l^ingenommcn  wie  biefe  Stuf* 
nal^me  in  SBeimar  blieb,  begab  jtd^  grau  Don  Stael  in  fflejug 
auf  bie  SSerl^ältnifje  bort  ber  Unabpngigfeit  il)rer  SÄeinung 
nid^t.  ©elbft  im  SBerfel^r  mit  ©oetl^e  fdieute  fte  ben  32Biber= 
jprud)  fo  tüenig,  bafe  ein  $erj,  welc^eö  nid^t  üergeffen  fonnte, 
bie  in  bie  Siolle  einer  blofeen  Seobad^terin  jurüdfgetretene  grau 
Don  (Stein  il)rem  ©ol^ne  fd)rieb:  „^ä)  glaube,  grau  üon  ©tael 
l^at  ®oet{)e  ba§  fflebürfnife  beigebrad^t,  wieber  etwaö  gebilbetere 
grauen  bei  jtd^  ju  feigen,  aU  biSl^er  e§  feine  Umgebung  mar". 
Unter  bem  ßinbrudE  langer  unb  t)ertraulid)er  ©efpräd^e  mit 
il^m  äußerte  einmal  grau  t)on  @ta6l:  »II  y  a  un  double 
Goethe,  le  poete  et  le  metaphysieien.  Le  poäte  est  lui- 
ra^me,  Tautre  est  son  fantome.  Mais  il  me  semble  que 
lui-meme  a  souvent  peur  pour  son  autre  Soi,  comme  on 
dit  qu'il  y  a  des  visionnaires,  qui  se  voient  double.  Quand 
ce  fantome  se  met  devant  ses  yeux,  Goethe,  qui  est  lui- 
meme,  s'effraye,  recule,  se  renferme  en  soi-meme;  puisse 
un  genie  bienfalsant  le  delivrer  de  cette  funeste  doublure. 
Gar  sans  eile  11  est  et  il  sera  toujours  le  plus  grand  homme 
en  originalitd  et  en  conceptions  pures  en  Allemagne«  2). 
@ine§  SageS  fd^idfte  er  il^r  feinen  ©ol^n,  mit  ber  Sitte,  etmaö 
in  ba§  ©tammbud^  beSfelben  eijijutragen.    @ie   nannte  fold^e 


»)  Coppet  et  Weimar,  93-94,  156,  Madame  de  Stael  k  la  Duchesse 
Louise,  Coppet,  Oct.  1807,  26  Nov.  1809. 
2)  »öttifler,  aKorgcnbla«,  1855,  659. 

3* 


36  ®«tne  gcfettfd^aftli^n  duftftnbe. 

©ammhmgcn  ©terberegifter  unb  tl^at  e5  nid^t  gem.  Scniamiii 
ßonftant,  bcr  anroefenb  war,  rictl^  fpottcnb  jum  SÄotto,  baö 
3Konte§qmcu  bcm  ®cift  ber  ©cfe^c  Dorangcfc^t  l^at.  %xa\x  t)on 
©taäl  fd)ricb:  »Mon  aimable  enfant,  je  ne  puis  pas  dire: 
imitez  votre  pere,  parceque  les  dons  du  ciel  ne  s'imitent 
pas,  mais  soyez  le  digne  heritier  de  la  gloire  de  votre  p§re 
et  souvenez-vous  d'un  vers  d'un  de  vos  plus  celäbres  poätes: 
®er  SRul^m  tft  cbicr  Seelen  unt»ergänglici^  @rbtl)eil". 

2Baö  pe  am  meiften  in  ßrftaunen  fe^te,  wenn  pc  pd^  bic 
geben§gewol)nl^eiten  ber  berfil^mten  SJlänner,  bie  in  SBeimar 
bereinigt  waren,  betrad^tete,  ba§  war  bie  ßinfad^l^eit  unb  ®e^ 
nügfamfeit,  mit  weld)er  pe  pd)  mit  fo  geringen  SBefolbungcn 
begnügten,  unb  baö  obwol^l  ??ran  öon  ©tael  in  2Beimar  SItteS 
jo  tl^euer  fanb  wie  in  ^ariö.  3n  il^rem  Urtl^eil  über  bie  fonftigc 
SKännerwelt  begegnete  pe  pd)  mit  ®oetl^e.  6§  war  ntd^ts 
weniger  al§  fd^meidt)ell^aft.  »Ils  ont  tous  l'air  comrae  s41s 
n'6taient  pas  encore  nes«,  fagte  pe  einmal,  fo  im  Sßorüber- 
gel^en,  jur  5ßringejpn  üon  SBeimar.  „@ie  bepnben  pd^  alfo  nod^ 
jenfeits  ber  Äinb^eit'',  bemerft  •Henriette  Don  Änebel  baju, 
„aud^  l)aben  pe  wirflid)  ein  l)öd)\i  unfdt|ulbige^  Sluöfel^en,  bafe 
man  il)nen  immer  etwa§  5leueö  fagen  fönnte,  wenn  man  Suft 
l^Stte."  Seffer  famen  bie  ©amen  weg,  bei  weld)en  pe  meljr  Äultur 
fanb.  ©en  gefeUfd^aftlid^en  SBergnügungen  entgog  pe  pd^  nid^t. 
Slnfang^  fpeifte  pe  täglid^  im  ©d^lofe,  „wo  man  nid)t  wufetc, 
wie  e§  fünftig  ol^ne  pe  werben  foHe".  Slud^  ging  pe  auf  bcn 
San,  „redt)t  gefdimadfüoH  angezogen  unb  tanjte  red)t  pbfd^,  wie 
pe  benn  SlHeS  mitmacht,  wa§  in  bie  SBelt  get)ört.  @ie  fpielt 
SBI^ift,  fpielt  Älaüier  unb  pngt  fe{)r  artig.  ©a§  SReiterlieb  aud 
SEBallenfteinö  Sager  l^at  pe  fe^r  gern.  @ie  fagt:  II  a  toute  la 
gaiete  et  toute  la  mdlancolie  du  militairec. 

(5§  gab  nod)  eine  Seite  be§  gefeUfdjaftlid^en  gebend,  worin 
biefe§  fleine  SBeimar  anberen  beutfd)en  ©täbten,  leiber  nid^t 
nur  ben  bamaligen,  öorau§  war.  2luf  biefer  befd)ränften  fflül^nc 
galten  bie  3J?enfd^en,  nid)t  roa^  pe  barfteUten,  fonbern  voaS  pc 


©eine  gefeUfd^oftlid^en"  Suftöwbc.  37 

tüaren,  unb  e§  war  ein  Slu^flufe  feiner  bortigen  ©rfal^rungeU; 
tüenn  SBtelanb  fagen  fonnte:  „S«  ^^^  guten  ©efeUfd^aft  gilt 
fein  Unterfd^ieb  ber  @tänbe;  a  gentleman  fann  überall  tele 
levee  gelten,  unb  ift  in  ber  ©ocietftt  tt)ie  ein  Slnberer.  Unb 
gentleman  ift  man  nid^t  burd)  ®eburt,  fonbern  burd^  perfön* 
lid^e  eigenfd^aften.  3ft'^  ¥^  «nb  ba  in  Seutfd^lanb  anberS, 
fo  wollen  wir  wenigften^  feine  Slotij  baöon  nel^men''  V\ 

Slnbrerfeit^  war  e§  natürlid^,  ba^  jtdi)  ber  an  anbere  3Ser* 
pltniffe  gewöl)nten  fremben  fflefud^erin  mel^r  unb  me^r  ba§ 
®efül^l  bemäd)tigte,  pe  fei  in  einer  großen  geiftigen  SBerfftatt, 
in  weld^er  nur  ©oldje  il^re  Stelle  auffüllen  unb  |td)  l^eimifd) 
finben  fonnten,  bie  mit  an  bie  3lrbeit  gingen.  »On  s'amuse 
chez  vous  quand  11  n'y  a  pas  de  plaisirs«,  meinte  fte  treffenb 
genug,  unb  in  immer  beutlid^eren  Umriffen  fd^webte  \i)x  bie 
Slufgabe,  bie  fte  ftd^  erwäl^lt  l^atte,  üor.  ©leid)  anfangs  l^atte 
jte  il^re  in  ©eutfc^lanb  empfangenen  ßinbrüde  in  bem  Siagebud) 
feftjul^alten  begonnen,  ba§  nod^  jum  Sfieil  e^iftirt^),  tl^r  aber 
balb  nid)t  mel^r  genügte.  @ie  fd)rieb  an  (Seranbo,  er  müf[e 
il^r  für  einen  S^eil  be§  33ud)§  über  Seutfd^lanb ,  ba^  jte 
fd)reiben  woHe,  l^elfen;  oon  9J?etap^^fif  foHe  nur  in  foweit  barin 
bie  Siebe  fein,  al§  jte  mit  gum  SSerftänbnife  beö  beutfd)en  ßl^a* 
rafter^  gehöre.  Slud^  in  SEBeimar  entbel^rte  jte  bie  franjöftfdien 
Sreunbe.  »Ge  Gamille«  (Jordan),  fd)lie^t  ber  fflrief,  »est 
pourtant  un  insigne  paresseux;  pas  un  mot  de  lui  depuis 
deux  mois.  II  a  une  paresse  ä  la  Narbonne,  et  cependant  je 
veux  croire  qu'il  n'a  de  la  legerete  que  la  gräee;  Nous  qui 
sommes  solides,  mon  eher  Gerando,  nous  sommes  exacts«^). 


1)  SGBielanb,    ^Briefe    an    ©opI^te    Sa   SRod^e,    223,    SBeimar,   14.   gc- 
hxüOLX  1781. 

^  Comtesse  d'Haussonville,   La  jeunesse  de  Lord  Byron,  122, 
erttjöl^nt  biefeS  2:o9ebud^  il^rer  ©tojmutter. 

^)  Baron  de  Gerando,  Lettres  inedites  et  Souvenirs  biographiques, 
62—63,  Madame  de  Stael  ä  Gerando,  Weimar,  26  Fevr.  1804. 


38  Knebel  unb  grtau  t>on  ®tael. 

gnbeffen  warb  fic  um  ben  Seiftanb  i^rcr  neuen  beutfc^en 
greunbe.  Huf  il^re  Sitte  tt)anbte  pc^  Söttiger  an  itnebel,  mit 
bem  6rfud)en,  ©ebaufen  über  beutfd)e  ^oejte  für  fle  aufju* 
jeid^nen.  ©r  tl^at  eö  unb  fd^rieb  feinem  greunb  bei  tteber* 
fenbung  be^  ^Kanuffriptö:  „©er  ©egenftanb  ift  reid^,  unb  id^ 
l^abe  il^n  bei  weitem  nid)t  erfd^öpft.  @o  Ijabe  id^  ba&  Urtl^eil 
über  ^ilofopl^ie  gang  weggelaffen.  Sie  wiffen,  tt)ie  fel^r  td^  bic 
franjöpfdjen  ©d^riftfteHer  gum  S^eil  aud^  l^terin  fd^äfee,  unb 
bafe  id^  jte  faft  mel^r  gelefen  Ijabe,  wie  meine  SanbSleute.  SBaS 
id^  über  ben  3lrtifel  5Poe|te  nod^  fagen  follte,  um  mid^  über  bic 
aSorjüge  ber  beutfd)en  Senbengen  gang  üerftänblid^  gu  madE)en, 
ift,  bafe  bie  frangöftfd^e  ^oefie  weit  mel^r  rl^etorifd^  atö  bilbenb 
ift,  unb  bafe  bk^  le^tere  bie  ©eutfd)en  gu  erftreben  fuc^tcn. 
3tt)ifd)en  fpred^en  unb  fd)affen  ober  ergeugen,  ift  aber  ber  Unter* 
fc^ieb  unenblid).  25od)  meinen  Sie  \a  nid^t,  ba^  iä)  bic 
3)eutfd)en  aUgufel^r  f)erau^rü]ö»ten  will.  6^  fel^lt  if)neu  aUgufcl^r 
an  ®efd)mad,  unb  l^ier  ^t  grau  öon  @tael  nur  gar  gu  red)t. 
Les  Allemands  manquent  de  goüt  presque  generalement. 
©aiS  ift  leiber  ber  gaU  bei  unfern  größeren  ©id^tem,  bencn 
ein  gewiffer  Saft  fel^lt,  ben  man  ntel^r  auö  bem  Umgang  unb 
ber  2öelt  al§  au§  ber  Setrad)tung  nimmt,  ©ie  neuefte  „eugenie'' 
mag  fogar  l)iergu  ein  Heiner  Seif^)iel  liefern.  SBielanb  nel^mc 
id^  inbeffen  auö.  ©eine  gel^ler  ftnb  ]^öd)ften§  nur  Don  einem 
Diel  probucirenben  ©eifte.  ©eine  „©ialogen",  bie  er  neulid^  an 
feinet  @ol^ne^  SRoman  l^ingepngt  f)at,  ftnb  mir  ein  Sluöbunb 
Don  geinl^eit  unb  ©efd^mad''  ^).  / 

5rau  Don  ©tael  war  über  biefeö  wenigften^  fc^riftlid^e 
©ntgegenfommen  Änebel'^  fel^r  erfreut;  „man  möd)te  il^r  nur 
baö  befte  geben",  fc^rieb  Henriette  an  ben  Sruber  gurüd,  „benn 
il^re  Slrt,  e§  aufgunel^men,  ift  gar  gu  liebenöwürbig'' 2). 


')  itnebel,  ßttcr5rifd^er  ««ad^Iafe,  III,  65,  Knebel  an  »öttiflet,  3.  8rcbtw 
1804. 

2)  $.  S)ün^er,  2(uS  i^nebers  SBricfmed^fcI,  197,  Jpenriettc  Stnthtl  an 
i^rcn  SBrubcr  Stavl,  4.  gebr.  1803. 


äBielanb  unb  gftau  t)on  @toeI.  39 

25ie  Swfttott^wng  Don  Stau  öon  @tael  loar  aud)  l)tcr  eine 
bebingte.  31I§  i{)r  öon  anberer  Seite  gefagt  ipurbe,  bafe  SBielanb'ö 
Salent  in  feiner  8lrt  bem  franäöjtfd^en  SBefen  am  meiften  öemanbt 
fei,  eTOiberte  pe,  gerabe  beStoegen  Dermoge  |te  il^n  nid^t  fo  l^od^  ju 
ftetlen:  ein  ©eutfd^er  fönne  nid^t  beutfd^  genug  fein^).  SBorin 
übrigeng  ber  SBerfaffer  be§  Slgatl^on  unb  SKufarion  felbft  niii^t 
anberö  bad)te  al§  pe,  benn  er  fprid^t  einmal  öom  läd^erlid^en 
SBal^n  ber  ^rangofen,  alö  fei  er  »le  Voltaire  de  TAllemagne«, 
einem  SBal^n,  bem  er  e5  ju  banlen  l^abe,  im  Dftober  1806  öon 
i^nen  nid^t  ge^)Iünbert  morben  gu  fein  2). 

Sind)  üerl^el^lte  pd^  %xaxi  öon  Stael  nid)t,  wie  üiel  il^r 
felbft  gu  tl^un  übrig  blieb,  big  eö  gelingen  fonnte,  in  biefen 
beutfd^en  ®eift  etngubringen,  mit  weldiem  pe  ein  um  fo  Doli:» 
ftänbigereö  aSerftänbnife  erftrebte,  „al§  er  Ja  fein  SBerleugnen 
beg  eigenen  SBaterlanbeg,  feine  Emigration,  bie  nod)  niemals 
geglüdft  ift'\  öon  il^r  begel^rte^). 

Um  biefe^SW  ju  erreid^en,  arbeitete  pe  „mit  üoHer  Äraft", 
ging  feiten  mel)r  gur  Safel  in§  @dt)lofe,  fonbern  gab  Heine 
3)inerg  bei  pd);  pe  fud^te  aud)  burc^  3u^ülfenal)me  eineg  in 
SBeimar  anmefenben  gremben  gleid)fam  mie  eine  S3rüdfe  gmifd^en 
ber  pe  je^t  umgebenben  unb  il^rer  bigl^erigen  geiftigen  SBelt  gu 
fd)lagen.  ©iefer  ^Jrembe  xoax  ein  fel)r  talentöoHer,  aud^  öon 
@oetl)e  t)od^gejd^ä^ter  junger  ©nglänber,  ^enr^  ßrabb  Slobinfon, 
ber  gu  feiner  Sluöbilbung  inö  Si^üringer  Sanb  gefommen  voax, 
unb  balb  barauf  alö  SEimeöcorrefponbent  nad^  Spanien  ging*). 

Sl^m  fdirieb  nun  fflöttiger  ©nbe  Sanuar,  ^rau  oon  @taäl, 


0  Henry  Crabb  Robinson,  Diary,  Reminiscences  and  Correspön- 
dence,  I,  117. 

2)  Söicionb,  SluSttjol^l  bcnfttjürbtgcr  «riefe,  133. 

3)  m.  3§Iet,  «riefe  ou8  bem   SWod^laS  öon  ^.  be  SSitterS,    296,  Ma- 
dame de  Stael  ä  Villers,  Weimar,  28  D6c.  1803. 

*)  aSriefmed^fel  atoifd^en  ©oetl^e  unb  StntUl,  I,  329  unb  «riefe  ton  ©oetl^e 
an  äclter,  V,  280. 


40  $ettt^  C^rabb  SÜobinfon  übet  fie. 

eifrig  mit  flnfertigung  einer  Ueberfe^ung  Don  ©dieüing^ö  Seftl^ettt 
befci^äftigt,  bie  i^r  rounberbar  ju  gelingen  fd^eine,  »unfeine  beS 
$erm  3flobin[on  Sefanntfd)att  ju  mad)cn  unb  bitte  i^n  ju  Sijd^. 
8lu(i^  werbe  er  pe  fel)r  öetpflici^ten,  wenn  er  einige  Hnjtc^ten  fibcr 
©c^ßing'^  ©Aftern,  ^auö  ber  pl)ilofop^ifc^en  in  bie  SSerjianbe^ 
weit  fibertragen'',  ju  ^Papier  bringen  woHe.  3liobin|on,  obwol^I 
fibergeugt,  bafe  fein  ©a^  t)on  il^m  über  beutjd^e  ^l^ilofopl^ie  öor 
berufenen  SKici^tem  befielen  fönne,  meinte  bod),  einer  franjöjlfd^eri 
®ame,  unb  fei  e^  auä)  grau  öon  ©tael,  Don  einigem  SRu^en  in 
foId)en  Singen  fein  gu  fönnen,  öerfprad^,  waö  jte  wunfd^te,  unb 
machte  il)r  feine  Slufwartung.  ©ie  empfing  xl)n  naci)  frangöjtfd^er 
©itte,  dccorously  wie  er  fagt,  im  S3ett,  wo  er  fte  mit  ©einreiben 
befd)äftigt,  bie  5Rad)t^aube  auf  bem  Äopf  fanb.  ©ie  bel^ielt 
xijn  in  lebl^aftem  ®ef^)räcl)  biö  $Rad)mittag  unb  lub  il^n  öon 
ba  an  öftere  gu  Sifd).  @ewöf)nlic^  war  bei  fold^en  ®elegcm 
l^eiten  neben  ber  $au§frau  nur  eine  2)ame,  ba§  erfte  5KaI 
grau  öon  Äalb,  anwefenb.  6in  anbereö  SSlal  tarn  Äarl  Slugufl, 
bem  fie  Siobinfon  mit  ben  SBorten  öorfteHte:  »J'ai  voulu  con- 
naitre  la  philosopliie  allcmande;  j'ai  frappe  ä  la  porte  de 
tout  Ie  monde,  Robinson  scul  Ta  ouverte«. 

35er  junge  ©nglänber  war  üor  SlUem  barauf  bebad^t,  il^r 
ba^  SBerftänbni^  ©oetl^e'^  gu  üermitteln,  beurt^eilte  jte  aber 
balb  ate  niä)t  bagu  befäl^igt,  ben  ®runb  feiner  Ueberlegenl^eit 
jtd)  flar  gu  mad)en;  nur  burd)  ©qmpatl^ie  l^abe  pe  bie  aUge^' 
meine  S3ewunberung  für  il^n  (td)  biiS  gu  einem  gewiffen  @rab 
angeeignet,  niemaliS  aber  ben  SEBi^  ber  feinften  feiner  Epigramme, 
wie  g.  S.  beö  folgenben  erfannt: 

„SlUe  neun,  pe  winlten  mir  oft,  id^  meine  bie  9Jlufen; 

®od)  id)  ad)tef  e^  nidjt,  f)atte  ba§  3J?äbd)en  im  ©c^ofe. 
9lun  öerlie^  id)  mein  Siebd)en;  mid)  f)aben  bie  SKufen  üerlaffen, 

Unb  id)  fc^ielte  verwirrt,  fud)te  nad)  ÜReffer  unb  ©tridf. 
®od^  öon  ®öttern  ift  üoU  ber  Dl^ntp;  t>\x  famft,  mic^  gu  retten, 

Sangeweile!    2)u  bift  3Kutter  ber  9Wufen  gegrüßt." 


gol&attncS  öon  aKfiHcr  in  Söcimor.  41 

ai§  xlix  aüobinfon  bc^l^alb  freimüt^ig  fagte,  fte  l)öbe 
©oetl^e  nicl)t  öcrftanben  unb  tucrbe  il^n  md)t  öcrftcl^en,  büßten 
il^re  Slugen,  unb  mit  einer  fä)önen,  \i)x  eiQentpmlid)en  Slrm« 
bemegung  unb  empl)atifd^em  3:on  fagte  fte:  „?!Kein  ^txv,  id^ 
öerftel^e  3lHe§;  »aö  uerftanben  311  tüerben  öerbient;  n)a§  id) 
nid^t  Derftel^e,  i[t  nid)t^."  ©er  junge  3Jlann  üerneigte  ftd)  tief. 
6^  n^ar  bei  Stifd^,  unb  nad)bem  man  gefpeift  l)atte,  ging  grau 
Don  ©tael  auf  il^n  ju,  reichte  il^m  bie  §anb  unb  fagte  freunb^ 
lid):  „^ä)  tt)ar  einen  Slugenblidf  ärgerlid^,  aber  ba§  ift  Dorüber". 
6in  anbenual  citirte  er  il^r  bie  fd^öne  @teHe  au§  Äant:  „6§ 
gibt  jwei  Singe,  bie,  je  länger  id^  pe  betrad^te,  meinen  ©eift 
mit  immer  fteigenber  Setüunberung  erfüllen :  ber  Sternenhimmel 
über  mir  unb  ba§  ©ittengefe^  in  meinem  gnnern".  @ie  fprang 
auf  unb  rief:  „9ld),  tpie  fdt)ön  ift  ba^!''  211^  jebod^  Siobinfon 
nad^  Solaren  bie  ©teile  in  il^rem  fflud^  überfe^t  laö,  fanb  er 
ju  feinem  @d)re(Jen,  bafe  jte  mit  ben  SBorten  eingeleitet  wax: 
»Pour  les  Coeurs  sensibles,  etc.« 

33ei  einer  anbern  ©elegenl^eit  la^  fie  tl^m,  Söttiger  unb 
einigen  anbern  ®äften  it)re  Ueberfe^ung  ber  „Sraut  öon  60= 
rintV\  öon  |)erber,  nebenbei  bemerft,  ftet^  al§  „biefeS  fd^eu6=^ 
lid^e  ®ebid)t"  erwähnt,  t»or.  @ie  lobten  3llle  il^re  SSerfe,  nur  dio^ 
binfon  fdt)tt)ieg  unb  fagte  erft  auf  Sefragen,  pe  l^abe  bie  Pointe 
n)ol)l  nidt)t  bemerlt,  unb  folglid^  aud^  nidt)t  überfe^t,  worauf  pe 
ju  ben  Uebrigen  getoenbet  meinte:  »Vous  tous  m'avez  louec 
—  Robinson  seul  m'a  corrigee«.  @ie  biSfutirte  lange  mit 
i^m  über  Sd^eHing'g  SSegeid^nung  ber  Slrd)iteftur  al§  „öerftei= 
nerter  SWupf " ,  beöor  pe  ben  Sluöbrudf  gelten  liefe,  ben  pe  fpöter 
lobenb  t)eröorl)ob. 

3lm  22.  Januar  lam,  auf  bem  2Beg  nad^  Serlin,  gol^^nneö 
Don  3!Küller  nad^  SBeimar.  grau  Don  @tael  begrüßte  il^n  al§ 
einen  alten  SSefannten,  beffen  aufeerorbentlic^e  ®abeu  il)re  S3e= 
munberung  crioecften.  Später,  nad^  feinem  Uebergang  gu  S)?a= 
poleon,  l)at  pe  über  bm  ^Kenfd^en  mit  einer  bei  il^r  feltenen 


42  Scttjornm  Sonftant  in  SGßeimar. 

Strenge  geurtl^eilt  0-  8lm  17.  ober  19.  3Kär3  rooJ)nk  er,  Don 
aSerlin  gurüdfgefel^rt,  einer  ber  erften  SSorfteEungen  be§  Seil  auf 
ber  SJSeimarer  Sül^ne  bei.  2ll§  bie  ©teile  fam,  wo  @tauffad)er 
ben  3Korb  Don  Äönig  Sllbred^t  berid^tet,  opplaubirte  [türmifd^ 
ba§  gange  $au§;  gegen  bie  Soge,  wo  ber  grofee  $i[toriIer  5pia^ 
genommen  l^atte,  getoenbet. 

Slm  1  Puüiofe,  20.  ganuar,  war  faft  gleidigeitig  mit  il^m 
Senjamin  6on[tant  in  SBeimar  eingetroffen,  wo  am  näd^ften 
3lbenb  ©oetl^e'^  ßlauigo  über  bie  Sretter  ging.  2lm  Jag  nad) 
feiner  Slnfunft  fal^  er  ©oetl^e  unb  J:)erjeid)net  ben  ßinbrudf  in 
fein  Sagebud):  „ijeinl^eit,  @elbftgefül)l,  biö  jum  Sd^merj  ge^ 
fteigerte  p^l^jtfc^e  SReijbarfeit,  l^erüorragenber  SBerftanb,  fd)öner 
SBlicf,  etwa^  verfallene  300^  —  figure  un  peu  degradee  — , 
ba§  ift  fein  Silb.''  ®ann,  etwa^  f^)äter:  „3Kit  ©oet^e  gefpeift. 
'^ä)  fül^le,  bafe  ein  S^cinjofe,  ber  im  eigenen  ganb  nid^t  Sllle^ 
gutl^eifeen  fann,  mit  g^remben  nie  unbefangen  ift.  @o  gel^t  e§ 
mir  mit  ®oetl^e.  SBie  fd)abe,  ba^  bie  beutfd)e,  m^ftifd^e  5pi^ilo* 
fopl)ie  xi)n  ergriffen  l)at.  @r  befannte  mir,  ber  ®runb  biefer 
^pi^ilofopl^ie  fei  ber  @pinoji§muö.  ?!K^ftifer  wie  ©d^eUing  ^aben 
benn  aud^  wirflidt)  einen  ]^of)en  fflegriff  von  ©pinoga.  Slber 
warum  benn  religiöfe  3been  unb  üor  3lllem  ben  Äatl^olici^muS 
bamit  üerbinben  wollen?  @ie  fagen,  eö  gefd^el^e  be^l^alb,  weil 
ber  Äat^olici§mu§  poetifd)er  fei.  Unb  ©oetl^e  fagt:  „Sieber 
foH  ber  Äatl^olici§mu§  mir  @d^aben  bringen,  al§  bafe  id)  feiner 
gu  ©unften  meiner  ^robuFtionen  entbel^ren  mü^te".  Unb  toieber: 
„©oetl^e  ift  Doli  aSerftanb,  Siefe,  SBi^,  neuer  ©ebanfen.  Mais 
c'est  le  moins  bon  homme  que  je  connaisse«.  Ueber  ben 
^auft,  ber  nur  al§  g^ragment  ju  feiner  Äenntni^  fommen  !onnte, 
fällt  er  ba§  erftaunlid)e  Urtl^eil:  „3d^  ^abe  il^n  wieber  gelefen. 
6^  ift  ein  Spott  auf  baö  ü)ienfdt)engefd^led)t  unb  alle  Seute  ber 
SBiffenfd)aft.  ©ie  ©eutfd)en  finben  wunberbar  tief  finnige  Singe 
barin,  unb  id^  finbe,  bafe  er  weniger  wertl^  ift  al§  ßanbibe; 


')  MadamedeStaeljDe  rAUemagne,  2de  partie,  Chap.  XXIX,  ©d^lufe. 


©ein  Uttl^eil  über  C^oetl^e.  43 

gerate  fo  unmoralifd^,  ßbe  unb  bürr,  unb  nid^t  »eniger  Ieid^t= 
fertig,  mit  nid^t  fo  t)iel  treffenbem  SBi^  unb  me^r  fc^leä)tem 
®efc^mad\ 

„@ö  ift  öiel  Sijarrerie  in  feinem  SBerftanb'',  l^eifet  e§  ein 
anbereö  SSJlal  über  ©oetl^e,  unb  bann  folgt  eine  Slüge,  äl^nlid) 
berjenigen  öon  grau  üon  ©tael  über  bie  ßugenie:  „Sonber^ 
bare^  ©qftem,  baö  ^ßublifum  für  nid^tö  gi^  jäl^len  unb  bei  jebem 
gel^ler  eineö  ©tüdfeö  ju  wieberl^olen,  eö  merbe  f\ä)  fd)on  baran 
gemöl^nen".  33on  SESielanb  l^ei^t  e§:  „Svangöfifdöer  @eift,  falt 
tt)ie  ein  ^l^ilofopl^,  unb  Püd)tig  wie  ein  5Poet,  lieben^mürbig, 
aber  fel^r  ungläubig".  ®a^  grofee  ©reigniß  be^  Sageö  in  2Bei= 
mar,  ben  SieU,  befpri(i)t  S3enj|amin  ßonftant  eingel^enb;  feine 
3lner!ennung  aber  befd^ränfte  jtd^  auf  bie  Hauptfigur  be^  @tüd^. 
@dt)iner  erfd^ien  it)m  aU  ber  ®id)ter  im  au^fc^Iiefelid^en,  eigent= 
lid^en  @inn  beö  338orteö.  ©ie  „Sutfe"  üon  2So^  prie§  er  if)rer 
wunberbaren  @infac^{)eit  töegen.  Äo^ebue'ö  „§uf|tten"  wirb 
»une  piece  detestable«  genannt.  SJlit  grau  üon  ©tael  in 
ber  SitelroEe  la§  er  bei  ©oetl^e  in  ber  5ß^äbra  Don  SRacine  ben 
^ippol^t.  ©ein  Sntereffe  jebod)  gilt  üor  SlHem  ber  SBeiter^^ 
füljrung  beö  SBer!eö  über  bie  ^Religionen,  ba§  wdl^renb  biefe§ 
Slufentl^altö  eine  faft  gänjlid^e  Umarbeitung  feineö  bereite  üoH^ 
enbeten  erften  Sl^eil^  erful^r.  ®abei  war  er  üornel^mlidt)  burd) 
^erbefg  Sd^riften  unb  ä^nlid^e  Slrbeiten  beö  geleierten  Sßiel* 
fd^reiberö  SReinerö  beeinflußt,  ^erber'ö  Softem  nennt  Senjamin 
ßonftant  „milb  unb  begeifternb,  aber  nidt)t  pojttiD  genug",  ©eö 
3!)eutfd)en  Sluffaffung  öom  Urfprung  unb  gortfd)ritt  beö  6l)riften* 
tl^umö  wirb  im  ®egenfa^  gum  „abfurben  S3ud)"  üon  6^ateau= 
brianb  gelobt,  ©einen  bamaligen  ©tanbpunft  bcjeidtinet  ßonftant 
mit  ben  SBorten,  eine  glüdflidje  Unterfd^eibung  trenne  baö  reli= 
güJfe  ®efül)l  t)on  ben  pofttiöen  Sieligionen.  ©iefe  Unterfdieibung 
bewal^re  öor  brutalem  SltJ^ei^mnö  unb  rette  jugleid^  ben  SSegriff 
ber  greil^eit.  ©er  bogmatifc^e  Unglaube  fei  ber  geinb  aUe§ 
©d^önen,  aUeg  greien.  35ie  SSemerfung  öon  Berber,  eine  buc^=^ 
ftäblid^   genommene  9ieligion  fei  ein  ®ing  ber  Unmöglid)feit; 


44  ^^in  CHttbrud  Dun  ^eutfd^Ionb. 

alle^  fei  je  nad^  3^'^  unb  Uniftänben  gut  ober  öemerflid),  foUtc 
gur  3tid)tfdönur  bienen.  9Jfit  So^amieö  öon  SKüHer  l^attc  er 
eine  S)iöfufjton  „über  bie  iutcreffante  fjrage  ber  ©rfdjaffung 
ober  9?id)terfd)atfimg  ber  SJSelt.  3^  ^tad)  bem  fte  entfd^iebcn 
toirb,  ergibt  fid)  eine  biametral  entflegengefe^te  ©ntroicfhmg  bt^ 
3Kenfd)enflefd)led)fö.  3fßurbc  e^  erfd)affen,  bann  S)eterioratton ; 
n^urbe  e§  nid)t  crfd^affen,  Slmelioration''. 

SBie  [tet^,  wenn  er  in  ©eutfd^Ianb  toar,  reagirte  er  gegen 
ba^  franjöftfd)e  SBefen,  loeldie^  nnn  einmal  bic  ©ffeft^afd^erei 
nid)t  anfgeben  fönne,  loal^rcnb  beutfd)e  @d)riftftener,  „felbft 
fed)fter  Älafje",  immer  nod)  oer^ältnifemäBig  fe^r  nnterrid)tet 
nnb  liberaler  in  il^ren  3been  alö  alle  gläubigen  Sranjofen  unb 
jieben  5ld)tcl  ber  übrigen  feien.  @in  Slrtüel  be§  Mercure  über 
©oetl^e  oeranlafete  if)n  i;um  Sln-^ruf:  „S)iefe  Sente  wären  t)er* 
rüdt,  loüfete  man  nid)t,  bafe  pe  ©pipnben  ftnb.  3^  nä^er 
id)  bem  S^i^puntt  meiner  SRüdffel^r  nad)  ^ranfreid^  fomme,  um 
fo  n)ol)Itl^uenber  mirft  bie  gefnnbe  üBernnnft,  bie  SRul^e  ber 
®entfd)en,  and)  ber  nid)t  geleierten,  aii\  midj,  JJad^  bem  Slb^ 
fd)ieb  oom  gaftlid^en  SBeimar  werbe  id^  ba§  3Bol)ln)onen,  weld^eS 
mir  gum  SSebürfni^  geworben  ift,  nid^t  me^r  finben,  bie  Un- 
parteilid)feit  nnb  bie  fiiebe  gnr  SJBa^rl^eit  oermiffen,  bie  mir  in 
®entfd)lanb  fo  angenel^m  unb  nü^lid)  waren''  ^).  Obwol^l  Sen« 
jamin  ßonftant  öortreffUd)  beutfd^  fprad),  nnb  grau  öon  @taöl 
il)m  bie  2Bege  jum  intimen  Serfel^r  mit  ben  Serütimtl^eiten  öon 
Söeimar  geebnet  I)atte,  ging  feine  Slnwefenl^eit  bort  jiemltdf) 
unbemerft  vorüber.  9lur  (Soet^c  gebenft  feiner  anerfennenb  in  ben 
5lnnalen.  @^  fel^lte  ßonftant  eben  aud)  l)ier  an  ber  warmen  ©Qm^ 
patl)ie,  bie  bei  ber  grau  für  ba^  geringere  SSerftänbni^  beutfdt)er 
SBerl^ältniffe  unb  Si^een  entfd^äbigte.  ©agegen  würbe  bcmerft, 
bafe  wäl)renb  fie  il^n  bei  feinem  Vornamen  nannte  unb  etwa 
wie  einen  jüngeren  Sniber  bel^anbelte,  er  ftetis?  im  el^rerbietigften 


')  Benjamin    Constant,    Journal    intime,     Revue    internationale, 
10  Janvier  1887,  91—96,  98,  100,  102,  103,  106. 


grou  öon  ^tael  über  bic  beutft^cn  grauen.  45 

Son  i^u  il^r  fprad),  obwol)!  er  Ijäufig  anberer  Slnjtd^t  war  afö 
fte,  unb  feine  (Gelegenheit;  e§  gu  fagen,  t»orübergel^en  lie^^). 
SBeimar  l^atte  übrigen^  ben  guten  @efd)mad,  ol)ne  tt)eitem 
Kommentar  33eiiel^ungen  l)injune]^men,  \nx  tt)eld)e  bie  bamaligen 
beutfd)en  SBerpItniffe  e§  jur  3Jitlbe  vorbereiteten,  ©a  loaren, 
anberer  ^erfönlid^feiten  unb  ber  Sage  im  ^au§  t»on  ®oetl)e 
gar  nid^t  ju  gebenfen,  6l)arlotte  t)on  Äalb  unb  Caroline  öon 
SBoIjogen,  feit  1794  gefd^iebene  grau  öon  SBeulwi^,  aber  nod) 
in  bemfelben  ^ai)x  mit  il)rem  SBetter  »iebertierl^eiratfiet,  tt)ä]^renb 
im  naiven  Sena  eine  anbere  ßaroline,  ber  begabtefte  Äopf  ber 
flafjtfd)en  3^Wf  ^i^  „©reimännerfrau"  ber  3tomantif,  jtd)  menig 
3Konate  früher  t)on  il)rem  gtt)eiten  ®atten,  Sluguft  SBiIl)eIm 
@d)legel  lo^gefagt  l^atte,  um  Sd^eDing'S  gi^au  gu  tt)erben,  inbefe 
griebrid)  ©d^legel  bie  üorbereitenben  ©d^ritte  if)at,  um  mit 
©orotl^ea  3Renbel§fol^n,  %xa]x  be^  33anquier§  SBeit,  in  bie  (gl)e 
ju  treten.  2lngejtd)t§  fold)er  3Serl)ältni[fe  tt)ar  ^rau  t)on  Stael 
biejenige,  bie  ftd)  tt)unberte,  al§  jte  faf),  ba^  man  ®atten  taufd)te, 
ate  ob  e§  jtd^  um  blofee  3toifd)enfäne  eine§  erbid^teten  ©ramaö 
l^anble.  @ie  [taunte  mit  äied^t  über  biefe  eigentpmlid^e  grauen^ 
weit,  ,,jugleid^  leidötjtnnig  unb  fentimental,  bi§  jur  Unnatur 
ej:altirt,  nid^t  aufrid^tig  unb  bod)  nid^t  falfd),  an  weld^er  bie 
SBirflid^feit  wie  eine  blo^e  ^anta^magorie  öorfiberjog,  wäl^renb 
eine  ben  3Jiännern  wie  ben  Stauen  eigentl)ümlid)e  ®utmütl)ig= 
feit  biefen  rafd^en  Trennungen  ieglid)e  SBitterfeit  nal^m.  .  .  . 
S)enn  bie  ©eutfd^en  l^aben  mel^r  ©inbilbung^fraft  al§  wal)re 
ßeibenfd)aft,  weswegen  bie  fonberbarften  ©inge  ftd^  mit  ber 
größten  dtui)t  unter  il^nen  oongiel^en'' ^^^ 

Unter  biefen  3Beimarer  S)amen  war  @d)iUer'§  @d)Wägerin 
unb  fpätere  SSiograp^in,  ßaroline  oon  SBoIjogen;  fd)on  1802 
eine§  beutfd^en  ©rjiel^er^  wegen  in  fd^riftlid^em  SSerfel^r  mit  grau 


0  Henry  Crabb  Robinson,  Diary,  Reminiscences  and  Letters,  I, 
116,  118-119. 

-)  Madame  de  Stael,  De  TAllemagne,  l^re  partie,  Chap.  III,  Les 
Feinmes. 


46  dl&atlottc  öon  ©dritter  an  Söitl^elm  öon  ©olaogen. 

öon  @tael  geftanben,  bic  burd)  SB.  Don  ^umbolbt  ober  aSrlncfmann 
ber  33erfaf[ertn  bc§  JRomanö  „Signet  öon  Sitten''  Ijatte  ttJtfjen 
laffen,  biefe§  fei  \>aß  erfte  beutfd)e  S3ud)  gewefen,  »eld^eS  jte  im 
Original  gelefen,  unb  ba^jenige,  toa^x^x  naä)  SBertl^er  ben 
größten  ©enufe  bereitet  l^abe^).  (Sin  Sob,  tt)eld)e§  übrigen^  mit 
ber  beutfd^en  Äritif  übereinftimmte,  bie  belanntUd)  burd^  ben 
5Ulunb  ber  SSrüber  Sd^legel  ben  1798  anonym  erfd)ieneiten 
JRoman  ©oetl^e  äufd^rieb.  §err  unb  S^rau  t)on  SBoljogen  maren 
t)on  SBeimar  abmefenb  aU  iJrau  t)on  ©tael  bort  eintraf,  unb 
tt)ä^renb  biefer  B^xt  rid^tete  Sötte  @d)iner  einen  SSrief  an  if)ren 
©d^toager,  ber  il^m  Jene  SSBintertage  üon  1804  [d^ilbert.  „SBir 
ftnb",  fd)reibt  fte,  „in  einer  ewigen  Spannung  be§  ®eifte§; 
tt)äl)renb  unfere  ®emütl)er  Keber  gum  [tiUeren  9lad)benfen  ge= 
neigt  mären,  muffen  mir  auf  ber  @pi^e  ftefien  unb  SBi^  unb 
@(^arfftnn  aufbieten,  um  ber  mi^ig  belebten  ©tael  bie  @pi^c 
ju  bieten.  @ie  ift  in  emiger  S3emegung  unb  mitt  8llle§  miffen, 
2ine§  fel)en  unb  prüfen.  S3ei  biefcm  (Srnft  in  i^rem  ©eifte  f)at  ftc 
bod)  ba§  fuperftcielle  SBefen  ber  grangofen,  unb  id)  möd)te  f agen, 
beinal)e  eine  ^xtdj^txt  in  if)ren  Urtfieilen,  bie  unö  S)eutfd)en, 
bie  Heber  Sitten  gum  aSeften  legen  möci^ten,  gumeilen  anftöfet, 
aber  bei  il^r  auö  feiner  fd^Hmmen  Ouelle  fommt  unb  auS  einer 
eblen  Siebe  jur  SBal^rlieit  entfpringt.  Slber  in  ber  ©ocietät  ift 
bod^  ba^  äiunbe  millfommener  al§  ba^  @pi^e  unb  immer  auf 
ber  Sauer  fein  muffen,  bie  fd^einbaren  SSlöfeen  äujubedfen,  ift 
angreifenb.  .  .  .  S3ei  ber  @tael  l^ört  man  Mt^  nid)t  ungern, 
meil  fte  eine  fd)öne  ©prad^e  l^at  unb  fein  unbebeutenbeS  SSBort 
fagt.  3lber  ba^  SRaifonniren  über  bie  beutfd)en  Äunftmerfe, 
über  bie  SReiftermerfe  ber  grangofen,  über  if)re  ©inl^eit  beö 
Drte§  u.  f.  m.  unb  i^ren  peuple,  mürbe  mir  in  $ariö  felbft 
unb  t)on  leeren,  unbebeutenben  SRenfd^en  äufeerft  fatal  fein.  ®ie 
33olubiHtät  ber  ßunge  ift  unbefd^reibttd).  ^umbolbt  ift  gar 
nid^tö  gegen   bie  6ta6l,  unb  ber  fann  mand^mal  bod)   red^t 


»)  Caroline  öon  SBoIaogcn,  SitcrötiWcr  Sla^lafe,  II,  277. 


(Sf)axlotti  öon  ©dritter  an  SBUl^elm  öon  ©olaogen.  47 

fd^WQ^cu.  Sie  fd^reibt  über  it)te  JReife,  über  35cut[d^lanb,  fiber 
bie  ^l^ilofopl^ie,  bte  jtc  fel^r  bcfd^dftigt,  über  bte  beutfd)e  ßite= 

ratur  überl)aupt  ein  gro&eö  SBerl 3m  Calais  (bei  ^er* 

jogin  Slmalie)  ift  bie  @tael  aud^  oft,  aber  bort  betet  |te  bie 
®öd)f)aufen  am  meiften  an;  Söttiger  mad)t  orbentlid^  ben  petit- 
maitre  unb  ift  jum  Sobtlad^en,  tt)enn  er  franjöpfd^  fprid^t. 
©afe  wir  biefen  verlieren,  ol^ne  ia^  xf)n  ber  Stob  fällt,  ift  ein 
guteö  evenement;  er  fommt  nad^  ©reiben  gu  ben  ^agen. 
®oet^e  war  tt)of)l  brei  SBod^en  IranI,  ba  mußten  @d)iner  unb 
SSßielanb  allein  bie  ©l^re  ber  ©elel^rten  retten;  bann  war  aber 
@d)iner  aud)  beinal^e  elf  Stage  frani;  ie^t  ift  er  wieber  beffer 
unb  wirb  jum  ®eburt§tag  auSgel^en"  ^).  ©iefer  Srief  ift  Dom 
28.  3^nuar;  einige  Sage  früfier  l^atte  ©oetl^e  grau  öon 
@tael  jum  erften  Wal  in  feinem  ^aufe  bewirtl)et,  unb 
würbe  fpäter  aud^  il^r  ®aft,  obwohl  er,  immer  nod)  ®d)onung 
bebürfenb,  alle  fonftigen  6inlabungen  ablel^nte  unb  fid)  auf 
einen  fleinen  Ärei§  befc^ränfte.  Sei  einer  fold)en  ©elegenl^eit 
fd)rieb  fte  an  @d)iller:  :& Goethe  s'est  engag6  ä  venir  vendredi 
chez  moi  ä  sept  heurs  pour  y  souper;  si  vous  vouliez 
honorer  de  votre  presence  ce  souper  tout-ä-fait  intime  — 
ne  me  refusez  pas,  vous  qui  etes  aussi  simple  dans  vos 
manieres  qu'illustre  par  votre  gänie,  —  11  n'y  aura  que 
Goethe,  vous,  Benjamin  Constant  et  moi  —  vous  viendrez 
Sans  toilette,  n'est-ce  pas,  et  (auf  ein  ®efpräd)  mit  il^m  an- 
fpielenb)  vous  rendrez  heureux  tous  mes  moi,  Tempyrique, 
Tabsolu,  etc.«  2).  allein  ©d^iller,  mel^r  unb  mel^r  öon  feinem 
SBerf  abforbirt  unb  burd)  ba^  Serliner  Sweater  wegen  2luf* 
fü^rung  be§  „Stell"  an  einen  beftimmten  itermin  gebunben, 
war  ermübet  unb  abgefpannt,  unb  »erlangte  nad)  Siul^e.  S)iefe 
aber  war  bei  %xa\x  öon  @tael  nidjt  ju  finben.    2lfö  bei  einem 


')  eatoUnc  bon  SBoIaogcn,  Öltcrätifd^ct  ^aä^lai,  II,  217.  Sottc 
(Bä^iUtt  an  2ö.  ö.  SöoIaoQcn,  Sßcimat,  28.  Sonuor  1804. 

2)  Ulrid^S,  »riefe  an  ©d^iUer,  grau  bon  eta'el  on  ©«iUer,  20.  gebruar 
1804. 


48  Sftcaltiou  in  ber  ©timmung  öcgcn  grou  bon  ©toel. 

berartigen  Swfammenfein  mit  xi)x  Don  feinem  5ßrojeIt  eincö 
©tüdeö  auö  ber  nieberlänbifd^en  ®efd)td)te  bie  SRebe  war,  l^alf 
if)m  il)r  gegenüber  bie  ©rol^ung  nic^t,  er  tüoHe  e§  lieber  nid^t 
fd)reiben  aU  im  SBorauö  nennen,  ©ie  brad^te  il^n  bod^  jum 
®e[tänbnife,  e§  foHe  „^Uiargaretl^a"  fieifeen"  ^). 

Unter  fold^en  Umftänben  gef^al^  »aö  unt»ermeiblid)  mar. 
@ie  fanb,  bafe  biefe  ©eutfd^en,  aud)  bie  größten  unter  il^nen, 
2lUe§  wiHig  anerfannten,  n)orin  jte  il^nen  überlegen  tt)ar:  bie 
SSertrautl^eit  mit  großen  3Serf)äItniffen  unb  @taat§aftionen,  bie 
t)on  mitburd^Iebten  politifd^en  kämpfen  gefd^ärfte  Seobad^tung 
ber  3»enfd)en,  il^rer  SRotiöe  unb  Seibenfd^aften  für  bie  unmittelbare 
S]^eilnal)me  an  ©ramen,  tragifd)er  nod^  al^  jene,  meldte  il^re 
fünftlerifc^e  5ßl)antafte  ftd)  fonftruirte,  @oId)e  SBorjüge  fdt)ä^ten 
jte  um  fo  f)öl^er,  alö  fte  ben  Sftangel  berfelben  für  ba§  eigene 
©diaffen  peinlid^  genug  empfanben.  SBielanb,  öon  Srau  öon 
©tael  aufgeforbert,  bie  neuefte  ß^itgefd^id^te  jum  ©egenftanb 
feiner  35arfteHung  gu  machen,  entgegnete  mit  einem  @Iaubenö= 
befenntnife  über  bie  Dl)nmad^t  aller  @d)riftftellerei,  'menn  e§ 
barauf  anfomme,  3tegenten  unb  @taatenfd^idffale  ju  beeinpuffen: 
er  tt)älie  fein  dtah,  tt)eil  il^n  ber  SRü^iggang  tobten  würbe;  auf 
SBirfung  red^ne  er  nidit^). 

©a§  aSebürfnife,  einmal  frembeö  großes  Sireiben  gu  fet)en, 
trieb  @d)iller  im  ©ommer  1804  nad)  SSerlin,  „benn",  fagt  er, 
„meine  Slrbeiten  foHen  auf  eine  größere  SBelt  »irfen,  unb  id^ 
fel^e  mid)  in  fo  engen,  Meinen  SBerpltniffen,  ba^  e§  ein  3Bunber 
ift,  mie  id)  nur  einigermaßen  etwas  leiften  fann,  ba§  für  bie 
größere  SBelt  ift"^).  (S§  mar  biefelbe  ©mpfinbung,  bie  i^n 
tt)ät)renb  beS  6ntftel)en§  ber  3Ballenftein=2:rilogie  tieranlaßt  l)atte, 
an  ©oetl^e  ju  fd)reiben,   „er  öerliere  unfäglid^e  Äraft  unb  S^it 


0  st,  S(.  S3öttigcr,  öitcrärifd^c  Suftänbc  unb  gcUgenoffen,  11,251,  S«ote. 

2)  ebcnbafclbft,  I,  203. 

3)  aaroUnc  öon  Söolaogcn,  Öitctärifd^er  dla^lai,  I,  421.    ©d^iHcr 
an  Söolaogcn,  16.  Sunt  1804. 


©rüiibc  bofür.  49 

bic  ©d^ranfen  feiner  jitfättigen  Sage  gu  übeminben  unb  eigene 
SBerfjeuge  jtd^  ^uguberelten,  um  einen  il^m  fo  fremben  ®egen* 
ftanb  alö  bic  lebenbige  unb  befonberS  bic  pontifd)e  SBelt  ju 
ergreifen"^). 

SRifemutl^ig  würben  er  unb  fein  grofeer  greunb  erft  bann, 
al§  ^rau  öon  @tael  t)on  il^nen  verlangte,  tt)a§  fte  il^r  nid)t  geben 
fonnten:  bie  SBermittlung  if)rer  eigenen  t>oetifd)en  SBelt  unb  eineö 
inteUeltuellen  Suftanbeö,  t)on  bem  fte  »ufeten,  t>a^  il^r  ad^ 
5Borbebingungen  jum  watiren  SBerftanbnife  be§felben  fef)lten,  unb 
bafe  er  ftd^  and)  ber  genialften  2)it)ination§gabe  nid^t  plö^lid) 
unb  unvorbereitet  erfd^llefeen  lonnte.  Slu§  biefem  Äonflif t  gn)ifd)ert 
perfönlid^er  Steigung  unb  geiftigem  ©etrenntfein,  ätt)ifd)en  ben 
ftd)  abftofeenben  $olen  t)erfd^iebenartiger33ilbung  unb  Nationalität, 
unb  ben  ftd^  berül)renben  Strömungen  fd^öpferifd^en  SBermögenö 
unb  geiftiger  Ueberlegenl^eit  erflärt  jtd^  ber  Ston,  in  loeld^em 
©deiner  tt)ie  ©oetl^e,  al§  einmal  ber  erfte  bett)unbernbe  9Koment 
vorüber  ttjar,  it)re  ©inbrüdfe  über  grau  von  ©tael  taufd)ten. 
„SRein  @tücf  nimmt  mir  ben  gangen  Äopf  ein/'  fd^rieb  @d)iller 
an  Äörner,  „unb  nun  ffil)rt  mir  ber  S)ämon  nod)  bie  franjöjtfdie 
5pi)ilofopl^in  t)ierl)er,  bie  untep  allen  lebenbigen  SBefen,  bie  mir 
nod^  vorgefommen,  ba§  beioeglidifte,  ftreitfertigfte  unb  rebfeligfte 
ift.  @ie  ift  aber  aud^  ba^  gebilbetfte  unb  geiftreid^fte  tt)eiblid)e 
35Befen,  unb  ttjcnn  fte  nid)t  mirflid)  intereffant  ttjäre,  fo  foUte  fte 
mir  aud)  ganj  rul^ig  l^ier  ft^en.  S)u  lannft  aber  benfen,  mte 
eine  fold^e  gang  entgegengefe^te,  auf  bem  ©ipfel  franjöftfdier 
(Sultur  ftel^enbe,  auö  einer  gang  anberen  SBelt  l^ergefd)leuberte 
©rfd^einung  mit  unferm  beutfd)en  unb  voUenb^  mit  meinem 
SBefen  contraftiren  mufe.  2)ie  5ßoefte  leitet  jte  mir  beinal)c  gang 
ab ,  unb  id)  tt)unbere  mid),  mie  ic^  je^t  nun  nod^  etmaS  mad)en 
fann.  Sd)  fel^e  fte  oft  unb  ba  id)  mid^  nod^  bagu  nid^t  mit 
Seid)tigfeit  im  Stangöftfd)en  auöbrüdfe,  fo  l^abe  id^  mirflid^  l^arte 


»)  SBricfttJC^fel  jtüif^cn  ©(^iffer  unb  (^oci^e,  I,  198,  9Zo.  242.    ©d^iHcr 
an  &oii^t,  Scno,  18.  9Zoö.  1796  unb  II,  1,  SRo.  396,  2.  San.  1798. 
asiennerl&affctt,  grau  »on@ta6L  III.  4 


50  ©rünbc  bofüt. 

©tuttben.    9Kan  mufe  jtc '  aber  if)re§  fd)öncn  SScrftanbeö,  felbft 

ifircr  gibcralität  unb   t»ielfcitigen  6mpfänQlid)feit  mcgen  l^od)= 

fd^ä^ctt  unb  öcrcl^ren"  ^).   S)a§  ttjar  immer  nod)  ölimppid)  genug; 

allein  e§  foHte  fd^Hmmer  fommen:  ,,®a  id)  je^t  franf  unb  grämlid^ 

bin/'   fd)rieb  fetnerfeitö   ©oetl^e   ein   paar  Stagc  barauf,    „fo 

fommt  es  mit  faft  unmöglid)  t)or,  jemals  lieber  foId)e  S)i§furfe 

gu  fül^ren.    3Äan  begef)t  bo6)  eigentlid^  eine  @ünbe  lüiber  ben 

fieiligen  ©eift,  wenn  man  ilö^^  aud)  nur  im  9Rinbe(ten  nad)  bem 

9»aul  rebet."    SBorauf  @d)iner:   „SRabame  be  @tael  will  nod) 

brei  2Bo(^en  l^ier  bleiben.    Zxo^  aller  Ungebulb  ber  granjofen 

tt)irb  jte,  furd^te  id),  böd^  an  il^rem  eigenen  £eib  bie  ©rfa^rung 

mad^en,   ba^  wir  ©eutfd^e  in  SBeimar  aud^  ein  öeränberlid^eS 

SSolf   jtnb,  unb   bafe  man  wiffen   mufe,   jur  red)ten  3^it  8« 

gellen  ...    ©ie  @tael  l^abe  id^  geftern  bei  mir  gefeiten,  unb 

fel^e  fte  l^eute  wieber  bei  ber  §ergogin^3Rutter.   — ^   (S§  ift  baö 

alte  mit  xi)x;  man   würbe  jtd)  an  ba§  gafe  ber  ©anaiben  er= 

innern,  wenn  einem  nid^t   ber  Dfnoö   mit  feinem  6fel  babci 
einfiele"  2). 

„@ö  ift  mir  nad)  Slbreife  unferer  iJreunbin  nid)t  anberö  3u 
5D?ut]^e/  afö  wenn  id)  eine  grofee  ^ranll^eit  auögeftanben!"^) 

^ad)  ben  Äönigen  bie  Äörrner,  öorauS  ber  5ßl)ilolog  äiiemer. 
S)urd)  eine  ober  bie  anbere  unmutf)ige  Sleufeerung  ©oetl^e'S  auf= 
merffam  gemad^t,  fanb  er  e§  angezeigt,  SSemerfungen  über  bie 
Stimme  oon  ^rau  öon  Stael  gu  ^Papier  gu  bringen,  bie  öon 
@oetl^e*§  Sittittter  bis  ju  bem  ®emad)  gebrungen  war,  wo 
SRiemer  bie  flafftfd^en  ©tubien  beS  iungen  ®oet^e  förberte*). 

Sn  feinem  ©efd^mad*  wol)l  nod^  mel^r  als  in  feiner  greunb- 


0  ©filier  unb  ©oetl^c,  S3rtcftt)ec^?el.  Seilin,  1870,  IP,  il27, 
^d^iHer  an  Körner,  Söeimar,  4.  ganuar  1804;  bann  1129,  1130,  ©d&iKcr  an 
©oetl^c,  ol^nc  S)atuni. 

2)  ebcnbofelbft,  IP,  1131,  1132,  ©d^iller  an  &otif)c,  13.  u.  14.  3^' 
nuar  1804. 

••')  SBriefmcd^fcl  attJiWen  ©d^iller  unb  ©octl^e,  II,  365,  92o.  956,  ©Wer 
on  ©oetl^c,  ol^nc  ®atum. 

*)  Dr.  g.  2ö.  91  i  cm  er,  aKittl&eilunflen  über  ^otif^e,  II,  497. 


"SB.  ö.  .ßumbolbt  über  bie  ©curtöcilung  bon  grau  ö.  Btael  in  SCßcimor.      51 

fdiaft  Derle^t,  ijai  ftd)  3af)re  fpäter,  al§  ©oct^e'ö  Srtefwec^fel 
mit  Schiller  ber  Deffentlid^feit  übergeben  würbe,  SBiIl)eIm  öon 
§umbolbt  gegen  ß^arlotte  Siebe  über  biefe  Sleu|erungen  feiner 
SBeimarer  grennbe  au§gefprod)en.  „Sm  t)ertraulid)en  Srief« 
wed^fel,"  fagt  er,  „lann  man  jtd^,  wie  im  Oefpräd^,  f leine 
©pöttereien  erlauben,  ba  man  feine  üble  .2lb|td)t  bamit  öerbinbet, 
unb  genau  weife,  wie  man  öerftanben  wirb.  SBenn  man  aber 
fold^e  SBriefe  üor  ba^  grofee  ^ßublifum  bringt,  mufe  man  fold)e 
©teilen  wegftreid^en,  unb  barum  ift  ©oetl^e,  ber  ben  SSriefwed^fel 
l)erau§gab,  ju  forglog  gewefen.''  Unb  auf  bie  aSeurtl^eilung  über= 
gel^enb,  bie  feiner  fran3Öftfcl^en  fjteunbin  in  SBeimar  ju  Stlieil  ge= 
worben  war,  äufeert  ^umbolbt  fel^r  treffenb:  „3)er  ©tael  mußten 
©oetl^e  unb  ©dritter  Unred^t  tl^un,  ba  fte  jte  gar  nid)t  genug  fannten. 
35ie  ©taöl  war  bei  weitem  weniger  öon  il^ter  fd)ritt[tellerifd)en  ©eite 
al§  im  Seben  unb  öon  ©eiten  il)re^  6l)aralterö  unb  il^rer  ©efülile. 
®eift  unb  ©ntpfinbung  waren  in  \i)x  auf  eine  ganj  il^r  ange= 
l)örenbe  3Beife  öerfdimoljen.  @petl)e  unb  ©d)iller  fonnten  ba§ 
nid)t  fo  wal)rnel)men.  ©ie  fannten  fte  nur  auö  einjelnen  ®e^ 
fpräd)en,  unb  aud^  ba  nur  unDoHfommen,  ba  fte  ftd)  bod^  beibe 
nid)t  franjöjtfd)  mit  öollfommener  5reil)eit  auöbrüdten.  ©iefe 
®efpräd)e  griffen  fte  an,  weil  fte  baburd)  gezwungen  würben, 
ol^ne  ftd^  bod)  in  bem  fremben  Drgan  gauj  unb  rein  au§fpred)en 
gu  fönnen,  unb  fo  würbe  il^nen  bie  läftig,  bie  fold^e  Oefpräd^e 
öeranlafete.  33on  bem  wal^ren,  inneren  SBefen  ber  %xa\i  wußten 
fte  nid)tg.  SBa<§  tnan  Don  if)rer  Unweiblid^feit  fagte,  gehört  ju 
bem  trivialen  ®efd)wä^,  baö  fid^  ber  gewölinlid^e  ©d^lag  ber 
SRänner  unb  SBeiber  über  Si^auen  erlaubt,  bereu  Slrt  mb 
SBefen  über  ii^ren  ©eftd^t^punft  fielet,  ©id)  über  ba§  ^i)^ere 
alle§  Urtl)eifö  ju  entl^alten,  ift  eine  gu  eble  ßigenfd^aft,  afö  bafe 
fte  l)äufig  fein  fönnte"  *). 

8llö  Söill^elm  öon  »§umbolbt  biefe  Qdkn  fd)rieb,  wufete  er 


^)  SB.    bon    ^umbolbt,    ^Briefe    an    eine    gfrcunbin,    II,    225—227, 
2.  3lu9uft  1832. 

4* 


52  (BoHfie^  Qtnnolen. 

nid)t,  bafe  ein  äl^nlid^e^  Urtf)cil  bereite  t»on  @d)ittcr  auögcfprod^cn 
»ar  unb  alle  Slcufeerungcn  öorübcrgel^enbcn  Unmutl^ö  tilgte,  blc 
im  SBerfel^r  mit  @oett)e  unb  imtcr  bem  läftigcn  S^Jang  bcr 
33erf)ältmffe  il^m  cntfd^lütift  fein  mod)ten.  Sin  feine  ©ci^ttjeftcr 
ßl^riftopl^ine  f(t)rieb  er  in  freiem  3Jieinung§au§taufd)  am  5.  ganuar 
1805:  „^rau  öon  ©tael  ift  ein  ^ßpnomen  in  il^rem  ®efd^lecf)t, 
an  ®eift  unb  Serebtfamfeit  mögen  xtjx  wenige  Männer  gleicf) 
fommen,  unb  bei  SlHem  bem  ift  feine  ©pur  t)on  5ßebanterie  ober 
©ünfel.  @ie  l^at  alle  ^einl)eiten,  tt)eld)c  ber  Umgang  ber  großen 
SBelt  gibt  unb  babei  einen  feltenen  6rnft  unb  Stiefc  be§  ®eifte§, 
ttjie  man  fonft  nur  in  ber  ©infamfeit  ftd^  enptrbt"  *). 

(Sin  äl)nlid^e§  ©efül^l,  al§  ob  l^ier  etwas  gut  ju  mad)en  fei, . 
mag  aud^  ®oetl)e  gel^abt  l^aben.  ®en  im  Sid^gel^enlaffen  be§ 
intimen  33erfel)rö  gefd)el)enen  Sleufeerungen  liefe  er  eine  3)ar^ 
ftellung  feiner  SSejiel^ungen  ju  ^au  öon  @ta6l  im  forgfam 
abgewogenen  Ston  ber  Slnnalen  folgen,  bic  ba§  Silb  biefer 
SBeimarer  ^dt  öeröoHftanbigen. 

(Sr  begann  mit  einem  Si^Ö^ftänbnife,  n)eld)e§  er  allein  il^r 
gemad^t  l^at.  „^^xt  ©egenwart/'  fd^reibt  er,  „i^atte,  wie  im 
geiftigen,  fo  in  förperlid^em  Sinne  etwas  reijenbeS,  unb 
jte  fd^ien  e§  nid)t  übel  ju  nef)men,  wenn  man  aud)  öon  biefer 
(Seite  nid^t  unentppnblidö  war.  SBie  oft  mod^te  jte  ®efelligfeit, 
SSBol^lwoHen,  $ßeigung  unb  Seibenfd)aft  jufammengefd)moljen 
l^aben.  Sind)  fagte  jte  einft:  „id)  l)abe  niemals  einem  9Äanne 
öertraut,  ber  nid^t  einmal  in  mid)  öerliebt  gewefen  wftre."  ®ic 
SSemerfung  ift  rid^tig:  benn,  l)at,  wie  in  ber. Siebe  gefd^ieljt,  ein 
TOann  fein  gnnerfteS  aufgefd^loffen  unb  ftd^  l^ingegeben,  fo  ift 
baS  ein  ®efd)enf,  baS  er  nid)t  jurüdfnel^men  fann,  unb  eS  würbe 
unmöglid)  fein,  ein  el^emals  geliebtes  SBefen  ju  befd)äbigen  ober 
ungefd)ü^t  gu  laffen. 

„3Rxt  entfd^iebenem  Slnbrang  verfolgte  jte  it)re  Slbjtd)t,  unjerc 


*)  ©d^iHer'ö  S3ricftt)ed^Jel  mit  feiner   ©d^njefter   ©^riftopl^ine   unb   feinem 
©d^ttjoget  Sfteinttjolb,  247. 


©oct^e'ö  UnnaUn.  53 

3uftänbe  fennen  gu  lernen,  fte  il^ren  Segriffen  ein=  unb  untet:^ 
juorbnen,  jtd^  nad)  bem  ©injelnen  fo  öiel  aU  möQlxdj  ju  er= 
lunbigen,  aU  Söeltfrau  ftd^  bie  gcfeHigen  SSerl^ältniffe  Ilar  ju 
mad^en,  in  ii^^cr  geiftreid^en  3Beiblid)feit  bie  allgemeinen  SSor- 
fteHung^arten  unb  tt)a§  man  ^ßl^ilofopl^ie  nennt,  ju  burd^bringen 
unb  ju  burd)fd^auen.  Db  id^  nun  gleid)  gar  feine  UrfadE)e  l^atte, 
mid)  gegen  fte  gu  DerfteHen,  wienjol^l  id),  aud)  tt)enn  id^  mid^ 
gelten  laf[e,  bod^  immer  öon  ben  Seuten  ttid^t  red)t  gefaxt  werbe, 
\o  trat  bod)  l^ier  ein  Sufeerer  Umftanb  ein,  ber  mid^  für  ben 
Slugenblid  fd^eu  mad)te.  ^ij  erl^ielt  foeben  ein  erft  l^erau^ge^^ 
fommeneS  Sranjöftfd^e^  Sud),  bie  ßorrefponbenj  t)on  ein  paar 
iJrauenjimmern  mit  SRouffeau  ent^altenb.  6ie  l^atten  ben  un= 
gugänglid)en  fd)euen  9»ann  gang  eigentlidt)  m^ftipcirt,  inbem  jte 
il^n  erft  burd^  fleitte  Slngelegenl^eiten  gu  interefjtren,  ju  einem 
Sriefttjed^fel  mit  il^nen  aujulotfen  geii^ufet,  ben  jte,  nac^bem  jte 
ben  @d)er3  genug  l^atten,  jufammenftellen  unb  brudfen  liefen, 
hierüber  gab  id^  mein  aWifefaHen  an  grau  öon  ©tael  ju 
erfeimen,  n^eldie  bie  ©ad^e  leid)t  nal^m,  fogar  ju  billigen  fd)ien 
unb  nid)t  unbeutlid^  ju  öerftel^en  gab :  fie  benfe  ungefäl^r  gleid)cr= 
weife  mit  un^  gu  öerfal^ren.  SBeiter  beburft'  e^  nid)tö,  um  mid^ 
aufmerfjam  unb  öorjtd^tig  gu  mad^en,  mid)  einigermaßen  ju 
tierjd)liefeen  ^). 

„2)ie  großen  SSorgüge  biejer  l^od^benfenben  unb  empfinben* 
ben  ©d^riftfteHerin  liegen  jebermann  üor  Slugen,  unb  bie  Siefultate 
il)rer  äieife  burd^  ©eutjd^lanb  geigen  genugfam,  wie  wol^l  jte  il^re 
Seit  angewenbet. 

'f^¥^  B^^dt  waren  öielfad^:  jte  wollte  ba§  jtttlid^e,  ge* 
feHige,  literarijd^e  SBeimar  fennen  lernen  unb  jtd)  ftber  Stilen 
genau  unterrid)ten;  bann  aber  wollte  aud)  jte  gefannt  fein,  unb 
fud)te  bal^er  il^re  Slnjtc^ten^  ebenjo  geltenb  gu  mad^en,  als  eS  il^r 
barum  gu  tl^un  fd)ien,  unfere  ©enfweife  gu  erforfd)en.     SlHein 

»)  iBcröI.  S3rieftt)ed^fel  attJifd^en  ©drillet  unb  ©oetl^c,  II,  357,  «Ro.  937. 
S(n  ©dritter,  2öcimot,  16.  3anuat  1804  unb  3cnaif(^c  Slügcmeinc  ßiteratur« 
aeitung,  16.  Sanuat  1804. 


54  ©oetl&c'ä  8(nnolen. 

• 

babci  fonnte  jte  c§  md)t  laffen;  and)  mxtm  wollte  jtc  auf  bic 
(Sinne,  aufö  ©eföl^l,  auf  ben  Oeift,  jte  wollte  gu  einer  gewiffen 
Sptiflfeit  aufregen,  beren  ^Rangel  fte  un§  öorioarf. 

„®a  fie  feinen  SSegriff  fiatte  öon  bem  tt)a§  5ßpid)t  l^eifet, 
unb  ju  weld^er  [tiUen  gefaxten  Sage  jtd^  berjenige,  ber  jte  über= 
nimmt,  entfd)liefeen  mufe,  jo  jollte  immerfort  eingegriffen,  äugen* 
blirflid^  gettjirlt,  jo  wie  in  ber  ®ejellfd)aft  immer  gejprod^en  unb 
öerl^anbelt  werben. 

„®ie  SBeimaraner  jtnb  gewife  eines  ent^ufta§mu§  fällig,  biet 
letä)t  gelegentlid^  aud)  eines  falfd^^^/  ^t)er  baS  fraujöftjdie  Sluf:= 
lobern  liefe  jtd)  nid^t  üon  i^nen  erwarten,  am  wenigften  ju  einer 
Seit,  wo  bie  franjöjtjd^e  Uebergewalt  jo  alljeitig  brol^te  unb 
ftiHfluge  3Kenjd^en  ba^  unau§weid)lid^e  Unfieil  öorauSfal^en,  ba§ 
uns  im  näd)ften  Satire  an  ben  3tanb  ber  33ernid)tung  \nijxcn 
joHte. 

„Slud^  üorlejenb  unb  beflamirenb  wollte  S^rau  Don  ©tael 
jtd)  Äränje  erwerben,  ©ine  SBorlejung  ber  „^p^äbra",  ber  id) 
nid)t  beiwolinen  fonnte,  l^atte  jebod^  einen  öorauSjufel^enben 
©rfolg:  es  warb  abermals  flar,  ber  3)eutjd)e  möd^te  wol^l  auf 
ewig  biejer  bejd)ranften  S^orm,  biejem  abgemeffenen  unb  aufge» 
bunjenen  ^atf)oS  entjagt  l^aben.  35en  barunter  tierborgenen 
]^übjd)en  natürlid)en  Äern  mag  er  lieber  entbel^ren,  als  il^n  auö 
jo  oieler  nad^  unb  nad)  barum  gef)üUten  Unnatur  gutmütl^ig 
l^erauSflauben. 

„^l^ilojopl^iren  in  ber  OejeHjd^aft  Reifet  jtd^  über  unauflöS- 
lid^e  Probleme  lebf)aft  unterljalten.  2)ieS  war  iljre  eigentlid^e 
Suft  unb  £eibenjd)aft.  5yiatärlid)erweije  trieb  fte  eS  in  Sieben  unb 
SBed^jelreben  gewöfinlid)  bis  ju  benen  Slngelegenl^eiten  beS  35enfen§ 
unb  ©mpfinbenS,  bie  eigentlid)  nur  jwijd)en  ®ott  unb  bem  ,eitt:= 
jelnen  jur  ©prad^e  fommen  joHten.  ©abei  l^atte  jte,  als  ^rau 
unb  S^cingöfin,  immer  bie  Slrt,  auf  ^auptfteUen  pofttio  gu  ber* 
l^arren  unb  eigentlid^  nid^t  genau  ju  l^ören,  waS  ber  Slnbere  jagte. 

„35urd)  aUeS  biefeS  war  ber  hö'it  ©eniuS  in  mir  aufgeregt, 
bafe  id^  nid^t  anberS  alSj  wiberjpred^enb  bialeftijd^  unb  probte:» 


&ottf)t'&  Slnnalen.  55 

matifd)  alle^  Sßorfommenbe  bel^anbelte,  unb  jte  burd^  l^artnädfiflc 
©cgenfä^e  oft  jur  5ierjtt)cipunö  braä)tc,  wo  fte  aber  erft  red)t 
liebcnSioürbig  toar,  unb  tf)rc  ©eioanbtl^eit  im  S)enfen  unb  ®r« 
»ibcrn  auf  bic  glängenbfte  SBcife  bart^at. 

,,9?od)  fiattc  id^  mel^rmalö  unter  öier  äugen  folgered^te  ®e« 
fpräd)e  mit  il^r,  ttjobei  fte  jebod)  aud)  nad)  il)rer  SBeife  läftig 
ttjar,  inbem  jte  über  bie  bebeutenbften  33orfommenl)eiten  nid)t 
einen  Slugenblid  ftitteS  9lad^benfen  erlaubte,  fonbem  leibenfd^aft* 
lid^  verlangte,  man  folle  bei  bringenben  Slngelegenl^eiten,  bei 
ben  mid^tigften  ©egenftänben  ebenfo  fd^neU  bei  ber  §Anb  fein, 
al^  wenn  man  einen  g^eberbaU  aufjufangen  ptte. 

„(Sin  @efd)id)td^en  ftatt  oieler  möge  l^ier  §ßla|  nef)tnen: 
grau  t)on  ©taäl  trat  einen  Slbenb  üor  ber  ^ofgeit  bei  mir  ein 
unb  fagte  gleid^  jum  SBiUfommen,  mit  l^eftiger  gebfiaftigfeit: 
«3d)  ^cibe  eud)  eine  mid^tige  9lad)rid)t  anguffinbigen :  3Koreau 
ift  arretirt  mit  einigen  Slnberen,  unb  be§  3Serratf)§  gegen  ben 
S^raniten  angeflggt.''  —  Sd^  l^atte  feit  langer  Seit,  tt)ie  S^ber= 
mann^  an  ber  ^erfönlid)feit  be§  (Sblen  Sl^eil  genommen,  unb 
njar  feinem  Stl^un  unb  ^anbeln  gefolgt ;  id^  rief  im  ©tiHen  mir 
ba§  3Sergangene  jurüdf,  um,  nad^  meiner  Slrt,  baran  ba^  ®egen= 
märtige  ju  prüfen  unb  ba^  künftige  barauö  ju  fd)liefeen,  ober 
bod^  tt)enigften^  ju  al^nen.  S)ie  S)ame  oeränberte  ba^  (Sefpräd), 
ba^felbe  mie  gemöf)nlid),  auf  mannigfad^  gleid^gültige  JDinge 
fül)renb,  unb  al§  id)  in  meinem  ©rübeln  oerl)arrenb  i^r  nid)t 
fogleid^  gefpräd^ig  ju  ern)ibern  tt)ufete,  erneuerte  fte  bie  fd^on 
oft  vernommenen  SSortt)ürfe:  id)  fei  biefen  Slbenb  mieber  einmal, 
gemol^nter  SEBeife,  mauffabe  unb  feine  l^eitere  Unterlialtung  bei 
mir  ju  finben.  —  Sd)  »)arb  tt)irflid^  im  @rnft  böfe,  öerjtd^erte, 
jte  fei  feines  tt)al)ren  2lntl)eitö  fällig ;  jte  falle  mit  ber  Spr  in^ 
§au§,  betäube  mid^  mit  einem  berben  ©d^lag,  unb  verlange 
fobann,  man  folle  alfobalb  fein  Siebd^en  pfeifen  unb  oon  einem 
©egenftanb  j^um  anbem  ppfen. 

„®ergleid)en  Sleufeerungen  waren  reä)t  in  il^rem  ©inn;  jte 
»oUte  Seibenfd^aft  erregen,  gleid^öiel  loeld^e.    Um  mid^  gu  Der- 


56  ©oet^c'S  Stnnolen. 

foi^nen,  fprad^  fte  bic  SJlomente  bcö  öebad^ten  widitigen  UnfaHö 
grünbltd)  burd)  unb  bett)teö  babei  grofec  ©inftd^t  in  bic  Sage 
ber  35inge,  tt)ie  in  bie  ßl^araftere. 

,,(gin  anbetet  ®efc^ic^td)en  bejcugt  gleid^falls,  xok  l^eiter 
unb  leid)t  mit  il^r  ju  leben  tt)ar,  »enn  man  e§  auf  il^re  SBeife 
nal^m.  Sin  einem  perfonenreid^en  Slbenbejfen  bei  ^ergogin  Simalic 
fa&  id)  ttjeit  tion  if)r,  unb  njar  eben  aud^  für  bieömal  ftiU  unb 
mel^r  nad^benflid).  SÄeine  §Ra(i^barfd)aft  öerwie^  e§  mir,  unb 
e§  gab  eine  fletne  SSen^egung,  bereu  Urfad)e  enblic^  bi§  gu  ben 
l)ö]^eren  5ßerfonen  l^inaufreid^te.  g^rau  öon  @tael  tierual^m  bic 
Slnflage  meinet  @d^U)eigen§,  äußerte  pd)  barüber  U)ie  gewöl^nUci^, 
unb  fügte  l^ingu:  „Ueberl^aupt  mag  id^  ©oetl^c  nid^t,  ttjcnn  er 
nid)t  eine  SouteiUe  ßl^ampagncr  getrunlen  f)at."  Sd)  jagte 
barauf  l^alblaut,  fo  bafe  e§  nur  meine  §Räd)ften  öemel^men 
lonnten:  ba  muffen  wir  un^  benn  boc^  fd^on  mand)mal  gu= 
fammen  befpi^t  l^aben.  @in  mafeige^  ©eläd^tcr  entftanb  barauf; 
fte  ttJoHte  ben  Slnlafe  erfal^ren,  niemanb  lonntc  unb  mod^tc  meine 
SBorte  im  eigentlid)ften  @inne  granjöjtfd)  ujiebergcben;  bi^  enb= 
lid)  S.  ßonftant,  aud)  ein  S^al^p^cnber,  auf  i^r  anl^altenbeö 
gorbern  unb  ©rängen,  um  bie  @ad^e  abjufd^Iiefecn,  eö  unter* 
nal^m,  il^r  mit  einer  eitp]^emiftifd)cn  5ßl^rafc  genug  ju  tl^un 

„2Rit  33.  (Sonftant  ujurben  mir  glcid^faUö  angenel^mc,  be= 
lel^renbe  ©tunben  .  .  .  3&tnn  il^m  aud)  meine  Slrt  unb  SBeife^ 
9latur  unb  Äunft  angufcl^en  unb  gu  bel^anbeln,  nid^t  immer 
beutlid^  tt)erben  fonnte,  fo  mar  bod)  bie  Slrt,  tt)ie  er  jtd^  biefelbe 
reblid)  gujueignen,  um  fte  feinen  a3egriffen  angunäl^ern,  in  feine 
©prad^e  ju  überfe^en  trad)tete,  mir  felbft  tion  bem  größten  5Ru^en, 
inbem  für  mid)  barauf  l^eröorging,  maö  nod)  Unentmirfelte^, 
Unflare^,  Unmittl^eilbare^,  Unpraftifd^e^  in  meiner  S3e]^anblung§s 
meife  liegen  bürfte. 

„Slbenblid)  öermeilte  er  einige  9Kale  mit  g^rau  tion  ©tael 
bei  mir,  fpäterl^in  langte  nod)  gol^anne^  tion  2Rüncr  an,  unb 
eö  fonnte  an  l^öd)ft  bebeutenber  Untcrl^altung  nid^t  fcl^lcn,  ba 
aud)  ber  ^ergog,  mein  gnäbigfter  ^err,  an  fold)en  engen  Slbenb* 


©oetl&e'S  Slitnalen.  57 

jfreifen  Sl^cil  ju  nel^mcn  flenctgt  toax^).  %xc\lxä)  waren  alsbann 
bie  tt)id)ti0[ten  ©reigniffe  imb  SSerpngniffc  beö  2lugenblidf§  un= 
aufl)altfam  an  bcr  SageSorbnung,  imb  um  l^icöou  gu  gerftreuen, 
lam  bie  tion  mir  angelegte  SJIebaiUenfammlung  au§  ber  jtDeiten 
Hälfte  beö  XV.  Sa^r^unbertS  glücHic^  ju  ^ülfe,  inbem  bie  @e= 
feUfd^aft  pc^  baburd^  tieranlafet  fal^,  au§  bem  a3ebenflid)*5ßoli* 
tifd^en,  au§  bem  Singemetn--5ßl^tIofop]Öifd^en  in  baö  SBefonbere, 
§iftorifd^*3!Äenfd^ltc^e  l^inübergugel^en."    . 

©ottjeit  ©oetl^e.  @elb[t  in  SBegug  auf  eine  Äritif,  bie  il^m 
empfinblid)  gewefen  toax,  geigte  er  jtd)  fpäter,  in  ben  ®ef))räd^en 
mit  ©cfermann,  üon  bulbfamer  ®üte.  ©r  l^abe,  fagte  er  gu 
biefem,  gu  oft  motiüirt  unb  bamit  feine  @tücfe  tiom  Sl^eater 
entfernt.  @o  fei  feine  „ßugenie''  eine  Äette  öon  lauter  SRotiöen 
unb  l^abe  beSl^alb  auf  ber  Sül^ne  fein  ©lud  gemad^t^). 

®ang  geredet  für  %xaxx  öon  @tael  lonnte  ©oetl^e  erft  bann 
werben,  als  jte  burd)  eine  grofee  literärifd)e  S^at  bewies,  wie 
jte  nid^t  üergebenö  unter  ben  ^almen  ®oet]^e'fd)er  35id^tung  unb 
Sebenöweiöl^eit  gerul^t  l^atte.  Unb  bafür  l^ielt  er  mit  feiner 
Slnerlennung  nid^t  gurüdf.  „3Ba^  man  Jebod^  öon  fold^en  SSer^^ 
pltniffen  l^interl^er  beulen  unb  fagen  mag,"  fd^lie&t  bie  betreff 
fenbe  Stelle  ber  „Slnnalen'',  „fo  ift  immer  gu  befennen,  ba^  pe 
t)on  großer  Sebeutung  unb  ©influfe  auf  bie  Solgc  gewefen. 
Seneö  SBerf  über  ®eutfd)lanb,  weld^eö  feinen  Urfprung  ber= 
gleid^en  gefelligen  Unterl^altungen  öerbanfte,  ift  aB  mäd)tigeö 
SRüftgeug  angufelien,  ba^  in  bie  ßl^inepfd^e  2Rauer  antiquirter 
SBorurtl^eile,  bie  un^  üon  Sranheid^  trennte,  fogleid^  eine  breite 
Südfe  burd)brad),  fo  ba^  man  über  bem  JRliein  unb  in  ©efolg 
beffen,  über  ben  (Sanal,  üon  un§  naivere  Äenntnife  nal^m,  woburd^ 
wir  nid)t  anber^  al^  lebenbigen  ©inpufe  auf  ben  fernen  SBepen 
gu  gewinnen  l^atten.    Segnen  wollen  wir  alfo  jenes  Unbequeme 


0  U^nQl  e^nUx  unb  &ottf)t,  S3ncfnje(i&fel,  IIP,  ®octf)t  on  81.  ö.  fBoU 
sogen,  Sßeimat,  4.  ffcbr.  1804  unb  S3rieftt)C(i&fcI  a^Jifci&en  &otti)e  unb  ©dritter, 
n,  361,  9^0.  945.    Sin  ©d^mcr,  SBetmar,  26.  Sonuor  1804. 

2)  e  der  mann,  ©cfprä^c  mit  ©oet^c,  I,  197. 


58  SftütfttJtrfunö  ber  bcutfd^cn  Sbcentüclt  auf  grau  öon  ^taoi. 

uttb  bcn  6onfli!t  nationeHet  eigcntpmlid^feitcn,  bic  ung  bamaU 
ungelegen  famen  unb  feine§tt)egö  förberlid)  erjd^einen  njoHten''  ^). 

3^  biefen  bebeutenben  SBorten  über  %xa\x  öon  @tael  l^at 
©oetl^e  neben  bem  getftigen  @ett)inn  nod^  etoa^  angebeutet, 
ba^  if)x  felbft  faft  unbewußt  unb  tt)te  ein  Äetm  in  tl^re  ©ecle 
gelegt,  nad)  unb  nad)  barin  SBurjel  fafete,  ftd^  ausbreitete,  unb 
in  einer  plieren,  befferen  unb  berul^igteren  2Beltanfd)auung  gebiel^. 

2ll§  grau  öon  @tael  nad^  SBeimar  fam,  ftanb  fte  felbft  nocf) 
gröfetentl^etlS  im  Sbeenireiö  ber  Slufflärung  unb  be§  XVIII.  ^af^x^ 
l)unbert§.  S^r  galt  bie  SReuolution  ntd)t  nur  al§  ein  ©reignife,  ba^ 
ttjeit  über  bie  ©rengen  granheid^S  l^inauS  einen  bleibenben  6influfe 
auf  bie  menfd)licl^en  @d)icffale  gu  üben  beftitnmt  tt)ar.  @ie  fiatte 
öon  biefer  JReöolution  eine  unmittelbare  5IBirfung  auf  bie  ®efd)irfe 
be§  frangöftfci^en  SSolIeS  burd)  Segrünbung  ber  politifd)en  S^rei^ 
l^eit  ertüartet.  Sind)  in  35eutfd)lanb  mar  biefe  optimiftifd)e  2luf* 
faffung  öon  SSielen  getfieilt  morben.  Slllein  ba§  mar  Dorüber,  unb 
bie  beutfd^en  SSerpltniffe  l^atten  ftd)  in  bireftem  ©egenfa^  ju  ienen 
be^  9lad^barlcinbeg  entmicfelt.  (S§  lag  im  innerften  2Befen  ber  fran= 
3öftfd)en  5pi^ilofo^3f)ie  be§  XVIII.  Sal^rl^unbertS  unb  il^rer  logifd^en 
ßonfequeng,  ber  franjöpfd)en  JReöolution,  ba§  ganje  ^Problem  be§ 
f5ortfd)ritt§  nad^  Slu&en  gu  tjerlegen,  eine  Sefferung  beö  aSeftel^enben 
Dom  S3rud^  mit  ber  SBergangenl^eit,  Dom  5Reubau  ber  ftaatlid^en  3n- 
ftitutionen  gu  ermarten,  äußere  Swftänbe  für  innere  @d)äben  öer* 
antmortlid^  ju  mad^en.  3n  il)rem  Urfprung  gegen  religiöfe  Seiiren 
unb  bamit  jufammenpngenbe  politifd^e  Suftänbe  gerid^tet,  beren 
Snl)alt  verloren  gegangen  ober  bis  gur  Unlenntlid)feit  entftellt 
morben  mar,  blieb  bie  gange  Semegung  polemifc^  unb  bogma^^ 
tifd^,  fanatifdj  unb  abfolutiftifd),  mie  bie  religiöfen  unb  poUtifd^en 
Snquifttionen,  beren  SSerurtl^eilung  fte  ftets  auf  ben  Sippen  Ijatte 
unb  beren  ^ra?:is  fte  mieber  aufnal)m. 

Sie  gmang  gur  greil^eit,  ober  gu  bem,  maS  fte  fo  nannte, 
mie  man  in  ben  Stagen  ber  $l)ilipp  unb  Sllba  gum  Olauben 

0  ©octl^c,  5tnnalen,  ©ammtlid^c  Söcric,  ^oüaW  ^luSßobe,  1840, 
XXVII,  143—149. 


©egenfafe  ber  bcutfd^en  auf  froniöfifd^en  2öcUonfd^auung.  59 

jtpang,  beugte  bie  3Jienfd^en  unter  baö  ^06)  ber  S:i)corie,  unb 
ftrafte  il^ren  SEBiberftanb  mit  bem  Sobe. 

3laäj  ge^n  Salären  eine^  foId)en  6;rpcrimente§  glid^  %xanh 
reid)  einer  Äafeme,  unb  bie  ßl^araftere  maren  entroeber  gebrod^en 
ober  mit  einem  fo  unau^löfc^Iidöen  ^afe  gegen  ifire  Sebrüder  erfüllt, 
ba^  bie  fortan  in  jtoei  gager  gefpaltene  Station  ba§  ®efül)l  ber 
Sufammengel^örigfeit  nur  im  Äampf  nact)  Sloifeeu  toieberfanb. 

ßntgegengefe^te  2Bege  mar  man,  mie  gefagt,  in  ©eutfd)* 
lanb  gegangen. 

©ort  lie^  man  bie  äußeren  SSerl^ältniffe,  aud)  ba  mo  jte 
mal^rl^aft  unerträglid^  erfd)einen  fonnten,  oorläupg  mie  fie  maren, 
erfannte  baö  ©ute,  mo  e§  beftanb,  bereitmiHig  an,  unb  baute 
ben  inneren  3Dtenfd)en  auf.  Oleid^oiel  ob  feine  Umgebung  eng 
unb  unfd^einbar,  feine  ftaatlid)en  6inrid)tungen  mangelhaft  unb 
fein  materielle^  SBol^lerge^en  beeinträd^tigenb  maren^  fein  eigenes 
pttUd)e§  ©elbft  fönte  frei  fein,  am  freieften  bann,  menn  er  e§ 
im  Äampf  gegen  bie  SJlül^en  unb  ©orgen  beS  SlUtaglebenö, 
gegen  btn  2Biberfprud)  öon  Slufeen  unb  bie  Ungunft  be§  @d)icf= 
fal§  ftd)er  fteUen  mufete.  ^n  biefem  Streben  begegneten  fid^ 
alle  Sräger  ber  beutfd^en  ßultur,  Sefftng  mit  Äant,  5id)te  mit 
@d)iKer.  ^n  ii)xm  folgen  freilid)  beftimmten  il^re  Seigren  bie 
SJBeiterbilbung  be§  3fied)teS  unb  bie  ßntmidlung  be§  Staate^. 
Slllein  il^r  näd)fteö  S^id  mar  i>a^  nid)t.  @ie  legten  ben  3lad)* 
brutf  auf  bie  ^eranbilbung  unabpngiger  ßl^araltere  unb  fttt= 
lici^er  3nbioibualitäten ;  fte  mollten  oor  bem  SBürger  ben  3Kenfd)en, 
t)or  bem  @emeinme[en  bie  ^erfönlid^feit  fd)affen.  ßbenfo.flar 
als  fd)ön  l^at  ba^,  unb  jmar  nod)  in  t)orreOolutionären  Sagen, 
gerabe  ©erienige  auSgefprod)en,  ben  fein  begeifterteS  ©emütl)  hm 
franjöjtjci^en  SSer^eifeungen  am  3ugänglid)ften  mad^te. 

3)amit  ift  griebrid)  @d)iller  genannt,  ber  1788  an  feine 
@d)mägerin,  Caroline  Don  SSeulmi^,  fd)rieb:  „Unb  bann,  bann 
glaube  \d),  bafe  jebe  einzelne,  il)re  Äraft  entmidelnbe  9Kenfd)en= 
feele  mel)r  ift,  als  bie  größte  9»enfd)engefellfd^aft,  menn  id^  biefe 
als  ein  ©anjeS  betrad^te.     ®er  größte  Staat  ift  ein  SKenfc^en- 


60  ©cgcnfafe  bct  bcutfd^cn  3ur  franjöfifdöcn  SöeltanWauung. 

»crl,  ber  SRenfd^  ift  ein  SBerl  bcr  großen,  unerreichbaren  5Ratur. 
®er  Staat  ift  ein  @efd)öpf  beö  Bn^aM,  aber  ber  aKenfdö  ift 
ein  notlött)enbigeö  SBefen;  unb  burd^  tüaö  fonft  ift  ein  Staat 
grofe  nnb  el^rwürbig,  alö  burd^  bie  Äräfte  feiner  S^biöibuen! 
©er  Staat  ift  nur  eine  SBirlung  ber  SKenfd^enJraft,  nur  ein 
©ebanfenwerl;  aber  ber  aRenfd)  ift  bie  Quelle  ber  Äraft  felbft 
unb  ber  Sd^öpfer  be§  ©ebanfenö"  ^). 

9lid^t  allein  il^re  SSerirrungen  unb  ©reuel,  fonbern  gerabe 
biefeS  Setüufetfein,  bafe  if)re  etl^ifd^e  Slufgabe  gef(I)eitert  fei, 
entfrembete  bie  ®eutf(i)en  ber  SReüolution.  SRod^te  immerl^in 
Äant,  an  feinem  Sieblingögebanlen  be§  ewigen  griebenö  feft= 
l^altenb,  „öon  ber  bereinftigen  ©rreid^barfeit  il^rer  nie  mtiix  auö 
ber  SBelt  üerlierbaren  Sbeale  in  einer  freien,  im  Slngrip^ 
frieg  au§f(I)lie§enben  SSerfaffung  gereifter  SSölfer''  ^äj  feft  über= 
geugt  l)alten,  ober  bie  5ßf)ilofo))löi^  öon  %\ä)k  ben  il^r  eigenes 
tpmlid^en  revolutionären  Swß  cxuftoeifen,  nid^t^  loar  t)on  ber 
Surücfforberung  ber  ©enlfreil^eit  beö  ©inen,  öon  bem  nai)  t)tx^ 
nünftigen  ©enlgefe^en  gebilbeten  ©ingeltoiHen  beö  Slnbern  loeiter 
entfernt,  al§  ber  tgrannifd^e  SSernunf tftaat ,  ber  nid^ts  t)on 
fubieftiüer  greil^eit  tonnte. 

Sllö  jte  ba^  \f)x  fo  ungetüol^nte,  befd)eibene  Sid^unterorbnen 
unb  aSegnugen  in  bie  befd^ränften,  ftiHen  SSerl^ältniffe  einer 
Äleinftabt,  biefe  billige  Slnerfennung  ber  gefeUfd^aftlid^en  Drbnung 
unb  ftaatlid^en  6inridf)tungen,  biefe  ed^t  beutfd^en  6igenfd^aften 
ber  Slnl^änglid)Ieit  an  ba^  Ueberfommene  unb  ber  Sld^tung  öor 
ber  gefegten  Dbrigfeit  fal^,  würbe  ^xan  öon  Stael  an  unö  irre 
unb  befä)ulbigte  nod^  im  Sud^  über  ©eutfd^lanb  bie  Station  im 
(Srofeen  ber  Seroilität,  be§  9!Kangel§  an  5l:^atfraft,  ber  ^ßeban*' 
terie,  „bie  jtd)  bamit  juf rieben  gebe,  nad)  ben  Siegeln  gef dalagen 
gu  werben";  pe  nannte  un§:  »flatteurs  avec  energie  et  rigou- 
reusement   soumis;   se.  servant  de  raisonnements   philoso- 


»)  (JaroUnc  öon  aBoIaogen,  ßUetörtWcr  ^a^lai,  I,  216. 


©cgcnfafe  bcr  bciitfd^cn  3ur  fronabftWcn  SBcUonfd^auuttö.  61 

phiques  pour  expliquer  ce  qu'il  y  a  de  moins  philosophique 
au  monde:  le  respect  pour  la  force«i). 

©er  Srrtl^um,  fo  grofe  er  tüar,  Iie§  ftd^  bi§  gu  einem  ge* 
tüiffen  ®rab  entfd)ulbi8en,  benn  er  ftammte  au§  ber  S^W  i^er 
tiefften  ©rniebrigung,  au§  ben  2:agen  be§  3filö^inbunb§  iinb  Don 
3ena.  SBor  bem  1813  ertüad^ten  ®ei[t  l^at  gtau  Don  @tael 
feierlid^  Slbbitte  bafür  geleiftet^).  gn  anberer  SBeife  aber,  unb 
in  aSegug  auf  btn  etl^ifd^en  SESertl^  ber  beutfd^en  pl^ilofopl^ifd^en 
©oftrinen  täufd^te  jte  ftd^  nid^t.  6ö  mag  bal^in  gefteHt  bleiben, 
ob  e§  il^r  jemals,  aud^  nad^  jal^relangem  SSemül^en  unb  unter 
©d)Iegerö  Sü^i^ung,  gelungen  ift,  jtd^  in  ber  ttjiffenfd^aftlidien 
Sterminologie  gured^tjufinben  unb  ©gfteme  gu  burd^bringen,  über 
beren  3n^cilt  nod^  l^eute  bk  Sibliotl)e!en  jtd^  mit  bänbereid^en 
Kommentaren  füllen.  3)ie  SSebeutung  ber  ©ottrinen  öon  gid^te 
unb  Äant;  ber  SBeltanfc^auung  öon  ©oetl^e  unb  be§  @d^iller= 
fd^en  gi^^öH^JWii^  öuf  il)re  eigene  jtttlid^e  SBelt  aber  war  ent= 
fd^eibenb. 

3n  biefer  reinen,  unter  baö  ®ebot  beS  ®ett)iffenS  gefteHten 
Sltmof|)pre  Derfd^mauben  für  immer  bie  Struggebilbe  ber  auf 
ba^  Sntereffe  begrünbeten  3!Jloral  unb  bie  ©opl^iömen,  bie  ba& 
©lud  gum  Stt)etf  beS  ©afeinS  gefegt  wiffen  tooHten.  ©ö  war 
vorüber  mit  ber  5J:i^eorie  t)on  „®el:pl^ine",  oorbei  mit  bem  35erfud^, 
ba§  5{}flid)tgebot  nad^  :perfönlid)er  Steigung  gu  beuten.  Slu§ 
biefem  Suftanb,  ben  ®oetl^e  in  ber  il^wi  eigentl^ümlic^en  SBeife 
burd)  bie  Sleufeerung  angebeutet  l)atte,  „jte  l^cibe  feinen  SSegriff 
t)on  bem,  toaS  5ßflid^t  l^eifee",  er^ob  fte  jtd^  langf am  aber  ftetig 
gum  aSemufetfein,  bafe  „bie  Seftimmung  beö  9Menfd^en  auf  Grben 
burd^auö  nid^t  auf  ®lücf,  fonbern  auf  SßerdoHfommnung  gerid^tet 
fei."  „SSergeblid^  ift  ba§  eitle  beginnen,"  fc^liefet  ba§  Äapitel 
über  bie  3Woral,  „biefe  beiben  Segriffe  al§  in  eins  öerfd^molgen 
barfteßen  gu  moßen.     SBir  fül^len  mit  nid)t  mifeguDerftel^enber 


0  Madame  de  Stael,   De   l'Allemagne,   Ill^me   partie,    Chap.  XI; 
De  rinfluence  de  la  nouvelle  philosophie  sur  le  caract^re  des  Allemands. 
2)  etJcnbofeTbft,  «Wotc  ju  S^apM  VI. 


62       ®^^  politifd^c  @tottb|)un!t  öon  grou  Don  (Stoel  aufredet  erholten. 

@d)merjtäl^igfeit  ben  Unterfd)ieb  jmifd^en  ßntfagung  unb  ®enufe. 
Slber  tüäl^renb  mir  faft  nid^tö  jur  @rrei(I)ung  unb  Steigerung 
be§  ®lficf§  vermögen,  jtnb  ungäpge  SJiittel  jur  SBeröoHfomm* 
nung  in  unferc  ^anb  gelegt.  3öie  lönnten  bemnaeft  bie  t)on 
SufaH,  @d^merg;  Sllter  unb  Äranfl^eit  bebrof)ten  ®üter  biefe^ 
furgen  £eben§  ba§  S^^l  unferer  jtttlid^en  ^Ji^eil^eit  fein?  Unb 
mie  anberö  uerl)ält  e§  ftd)  mit  ben  Sebingungen  unfere^  tnneren 
gortfd^ritt^,  ben  jeber  Stag,  jebe  ©tunbe,  jeber  Slugenblicf,  glüd^ 
lid)e  ober  unglüdlid)e  B^fäVie  gleichmäßig  gu  förbern  im  ©taube 
jtnb,  ber,  tüie  immer  unfere  äußere  Seben^lage  befd^affen  fein 
mag,  [tet§  nur  Don  un§  aHein  abpngt"  ^). 

@o  mäd^tig  l^ier  auf  moralifd)em  ©ebiet  ber  ßinfluß  ber 
beutfd)en  Sbeenwelt  gu  2:age  trat,  ergab  ftd^  il^r  %xa\x  t)ou  @tael 
bod^  niemals  big  gum  SSergid^t  auf  bie  eigene  ©elbftänbigfeit. 
9?id)t  nur,  ba^  felbft  Äant  eine  @ta:p:pe  auf  bem  SBeg  innerer 
@ntmi(flung  begeid^net,  ber  pe  burd^  feine  ©ittenlel^re  l^inburd^ 
bem  :pofttit)en  6f)riftentl^um  entgegenfül^rte;  e§  gab  ein  anbereö 
®ebiet,  in  n)eld)em  jte  bie  ®eutfdE)en  nod^  ntd)t  für  ftimm^ 
bered)tigt  l^ielt,  unb  ba§  mar  ba§  pra!tifd)=politifd)e.  ^ier  blieb 
fie  ifirer  SSorliebe  für  ben  germanifd)en  SSruberftamm,  i^rer 
eigenen  SSergangenl^eit  unb  bem  Äultug  il^rer  Si^genb  treu. 

SBie  fte  im  Sud)  über  bie  Siteratur  bk  ©taatöfunft  unb 
aSerebfamfeit  ber  SRÖmer  Dor  jenen  ber  @riedE)en  gepriefen  l^atte, 
fo  entfd^ieb  fte  je^t  lieber  gu  ®unften  ber  mobernen  SRömer, 
ber  6nglänber,  unb  glaubte  in  berUeberlegenl^^it  ber  geitgenöfftfdEien 
©eutfd^en  auf  bem  ©ebiete  ber  ©pefulation  einen  weiteren  @runb 
tl^rer  Unfäl^igfeit  in  ber  §anbl^abung  öffentlid)er  S)inge  gu  erfennen. 
„2)enn",  fagt  fte,  „in  ben  mobernen  Seiten  fd)n)äd^en  auSge*^ 
breitete  Äenntniffe  bie  Energie  beg  6l^arafter§,  toenn  biefer  nid^t 
burd)  bie  (Semol^nl^eit  ber  SSefd^äftigung  mit  öffentlid)en  2lnge= 
legenl^eiten  unb  beftänbtge  Uebung  beg  SBiUenö  geftärft  tpirb. 
SlHeö  erfennen  unb  begreifen  moKen  t)eranlaßt  Unentfd)iebenl^eit  im 

')  Madame  de  Stael,  De  PAllemagne,  Illeme  partie,  Chap.  XIV, 
Du  principe  de  la  morale  dans  la  nouvelle  pbilosopbie  allemande. 


ßcfetct  SiDcd  bcSfcISen:  SerBinbunQ  öott  SWotoI  imb  gjolitif.  63 

§anbeln,  imb  lebenbige  Stl^atfraft  ift  nur  in  j|enem  freien  unb 
ttiä^tigen  ©emeinwefen  gu  finben,  wo  bie  :politi[c^en  Stitereffen 
tt)ie  ba§  SSIut  in  ben  Slbem  jirfnliren." 

Srau  öon  ©tael,  in  il^rer  loarmen  menfd^Ud^en  2:i^etlnal^me, 
l)ätte  e§  ntd^t  demtodit,  rul^ig  betrad^tenb  tt)ie  ©oetl^e,  bic  tt)elt= 
erf^ütternben  ßreigniffe  ber  näd^ften  S^^re  an  ftd^  uorübergie^en 
ju  laffen,  nod^  würbe  ba§  2ßa§  ber  ^Jreil^eit/ mit  bem  er  ftd) 
jufrieben  gab,  il^ren  :poIitifd^en  Hoffnungen  genügt  l^aben. 

„&^  ift  mit  ber  greil)eit  ein  munberlic^  3)ing,  unb  S^ber 
l^at  leid)t  genug,  wenn  er  fxö)  nur  ju  begnügen  unb  ju  flriben 
weife,"  lautet  eine  benfwürbige  Sleufeerung  bei  ßdermann.  „Unb 
waö  f)ilft  unö  ein  Ueberflufe  t)on  ^Jt^^'^c^t,  bie  wir  nid^t  gebraud^en 
fönnen  ...  §at  eine.r  fo  t)iel  S^eil^eit,  um  gefunb  ju  leben 
unb  fein  bewerbe  gu  treiben,  fo  l^at  er  genug,  unb  fooiel  l)at 
leid)t  ein  Seber.  Unb  bann  jtnb  wir  alle  nur  frei  unter  gewiffen 
aSebingungen,  bie  wir  erfüllen  muffen  ...  5Rid)t  i>a^  mad)t 
frei,  bafe  wir  nid^t§  über  un§  anerfennen  wollen,  fonbern  eben 
bafe  wir  etwas  oerel^ren,  i>a8  über  un§  ift.  'S)mn  inbem  wir 
eS  oerel^ren,  lieben  wir  un§  gu  il^^  l^inauf  unb  legen  biird^ 
unfere  Slnerfennung  an  ben  2:ag,  bafe  wir  felber  baS  ^ö^ere  in 
un§  tragen  unb  wertl^  jtnb,  feinet  ®leid)en  gu  fein"  ^). 

@old)e  33etrad)tungen  l^ätte  ^5rau  oon  ©tael  wol^l  bal^in  er* 
gängt,  ba^  wenn  aud)  bie  SBelt,  bie  ©oetl^e  in  ftd)  trug,  grofe  unb 
weit  genug  war,  il^n  felbft  gu  befriebigen,  bod^  bie  Stationen, 
um  il)re  SSeftimmung  gu  erfüllen,  nod)  anbere  gorberungen 
fteKen  muffen.  3ln  il^n  mod)te  fte  gebad)t  l^aben,  aU  fte  fd^rieb : 
„^l)ilofo:p]^ifd)e  @:pefulationen  entfpred^en  einer  fleinen  3^^!  t)on 
3)enfern,  aber  jte  oermögen  bie  eingelnen  ©lieber  einer  Station 
nid^t  gufammengul^alten  unb  eröffnen  eine  gu  weite  Äluft  gwifd)en 
ben  Unwiffenben  unb  ben  ©ebilbeten.  S«  2)eutfd)lanb  gibt  e§ 
gu  oiele  neue,  bagegen  gu  wenige  allgemein  gugänglid)e  S^^een. 
®ie  aSegriffe  unb  Sntereffen,  weld^e  bie  3Wenfd)en  miteinanber 


')  (Sdtxmann,  ©cfpra^e  mit  ©octl^c,  I,  306—307,  1827. 


64  Sc^tct  Stoed  bc§feI6cn:  SBcrbinbuncj  öon  üKoroI  unb  ^olHü. 

ücrbinben,  muffen  ftet§  einfad^  unb  t)on  übcrgcngcnber  SBal^r^ 
l^cit  fein.'' 

3Son  biefem  ©tanbpunft  au§  wagte  jte  ben  SBerfud^,  bcr 
üon  il^r  vertretenen  ^wlitifd^en  ©oftrin  bm  jtttli(I)en  ^nl^alt  gu 
geben  unb  bie  öffentlid)e  auf  bie  ^öl^e  ber  :perfönlid)en  ?!JloraI 
ju  erl^cben.  „SBenn  ber  5£l^eorte  ein  eingiger  gatt  be!annt  wäre/ 
fagt  fte  im  Slnfd^Iufe  an  Äant,  „xoo  eö  gerechtfertigt  erfd^tene, 
baS  5ßfli(iötgebot  gu  uerle^en,  fo  mären  bamit  aud^  atte  SSor- 
f(I)riften  ber  SKeligion  unb  5ßl^ilofo))t)ie  untergraben,  unb  tt)aö 
übrig  bliebe,  nur  ÄIugl)eit  ober  ^eud^elei". 

Unb  auf  bie  il^r  gemad^te  ©inmenbung,  e§  fei  unmöglid^, 
bei  Slu^übung  ber  3!Jla(f)t  jtdE)  ftetö  nur  auf  im  ©ebraud^  \)oU^ 
fommen  red)tmäfeiger  SWittel  gu  befd^ränfen,  gab  jie  gur  Slntmort: 
»Ävec  du  genie,  on  n'aurait  jamais  besoin  d'immoralitö,  et 
Sans  genie  il  ne  faut  pas  accepter  les  places  difficiles«^). 

®amit  mar  jte  auf  bie  ^öl^e  ber  £eben§anfd)auung  gelangt, 
meldte  ba§  SSud^  über  S)eutfd)lanb  mit  bem  SBerf  fiber  bie 
SReöolution  gu  innerer  ©inl^eit  öerbinbet. 


0  Madame  de  Stael,  De  rAllemagne,  Illäme  partie,  Chap.  XIII; 
De  la  morale  fondee  sur  Tinteret  national.  Madame  Necker  de  Saus- 
sure, Notice  sur  la  vie  et  les  ecrits  de  Madame  de  Stael,  Conversations, 
opinions  politiques. 


^mtiitB  ^ü^xitl 


Sn  ben  erften  SJiärgtagen  traf  iJrau  öon  ©tael  öon  SBetmar 
in  aSerlin  ein,  unb  fd^on  am  10. 3Wärj  tüurbe  fie  öom  pren§if(I)cn 
^of  mit  juüorfommenber  Slufmertfamleit  em:pfangen.  Königin 
guife,  nod)  im  ©lang  ber  Sugenb  unb  beö  (SlüdEö,  !am  il^r  mit 
ber  aSerjtd^erung  entgegen,  mie  ungebulbig  jte  ermattet  morben 
fei.  ©ie  Königin =3öittme,  ^ßrinjeffin  t)on  ,I^effen==©armftabt, 
mar  eine  ©d^mefter  ber  ^ergogin  Suife  öon  @ad)fen=3Beimar. 
3n  b^m  eben  anmefenben  bringen  öon  Dranien  fanb  jie  einen 
alten  SSelannten  auS  5ßarifer  Sagen  mieber,  lernte  ben  Äurfürften 
öon  Reffen,  bm  5ßringen  unb  bie  ^ßringefjtn  öon  a3raunfcf)meig 
lennen,  unb  öerbanb  jtd)  in  ^reunbf(I)aft  mit  5ßring  Souiö  ^er^ 
binanb.  3)amal§  einunbbreifeig  Saläre  alt,  mar  er  nid^t  mel^r 
„ber  junge  Sld^itt  be§  ^eereö  unb  l^ol^e  fd)lanfe  Jüngling  mit 
bem  braunen  ®elod",  aU  ben  il^n  gouque  im  Slfieinfelbgug 
öon  1794  fd^ilbert;  bafür  ftanb  er  Je^t  in  ber  aSoHIraft 
ber  Sö^re.  ^r  mar  ein  glängenber  Dfpgier  unb  ein  feuriger 
®eift,  ben  unbefriebigter  Stfiatenburft  öergel^rte.  Sllö  einer  ber 
erften,  bie  ba^  faft  erftidEte  geuer  be§  preufeifd^en  5ßatrioti§mu§ 
in  entfd^eibenber  ©tunbe  gur  flamme  entfad^ten,  follte  er  faum 
gmei  Saläre  fpäter  mand)e  SSerirrung  feiner  3ugenb  burd^  ben 
^elbentob  auf  bem  @dölad)tfelbe  fül^nen,  ber  biefen  ^ol^engoHer 
allen  ©eutfd)en  in§  ^erg  gefd^rieben  i^at  Slud^  ber  frangöjtfd^e 
®efanbte,  ßaforeft,  empfing  jte  mit  Sluiogeid^nung,  unb  jte  fonnte 

SUnneiK^affett,  $rau  toon  @tasi  IIL  5 


66  Stou  öon  (Stael  in  Söcrlin. 

banfenb  il^rem  ©onner,  Sofe^^  33onaparte  berid^ten,  mt  feine 
mutJ^ige  greunbfd^aft  il)r  aud^  in  SSerlin  bie  SBege  geebnet  l^abe. 
Sie  f:prad^  il^m  t)on  literärifd^en  Pänen,  bie  jte  in  Sejng  auf 
©entfd^lanb  befd^äftigten,  öon  ber  Sebeutnng  feiner  geleierten 
unb  ben  SWängeln  feiner  gefenfäiaftlid^en  3öelt.  ©er  Slngenblicf, 
meinte  fte,  fönne  nid^t  fern  fein,  mo  ber  (Srfte  Gonfnl  anerfennen 
werbe,  ba^  bie  republifanifd^e  ©ejtnnnng  il^m  nid^t  fd)aben,  bie 
SSerbreitung  einer  befferen  6r!enntnife  nur  nn^en  fönne  ^). 

©iefe  berliner  @efenfd)aft,  bie  aU  ber  SBerfud^  begeid^net 
tt)orben  ift,  bie  S^l^eorie  ber  fd^önen  3ni^it)ibnalitäten  im  geben 
gu  realiftren,  befa^  ungmeifelf)aft  il^re  SBorgüge.  ©er  einer  an- 
mutl)igen  Sftatürlid^Ieit  toax  \tboä)  fanm  unter  benfelben  gu  pnben. 
Sll§  Srau  öon  ©tael  nad^  SSerlin  tarn,  war  einer  ber  glängenbften 
SSereinigung§:punfte  ber  §au:ptftabt,  ba^  i^auS  ber  fd^önen  unb 
gebilbeten  3§raelitin  Henriette  ^erg,  bereite  gefd^loffen.  ©ort 
mar  SWirabeau  gu  ®aft  gemefen  unb  f)atte  bie  ^auSfrau,  bie 
tragifd^e  SJiufe,  mie  man  fte  nannte,  bemunbert.  ßel^n  S^^tc 
fpäter  biffertirte  fte  mit  @d^leiermad)er  über  ba^  3Befen  ber  Siebe, 
fd)U)§  mit  i^m  unb  mit  3Bilf)elm  öon  ^umbolbt  einen  ibealen 
i5teunbfd)aftöbunb,  führte  bie  Srüber  ©d^legel  unb  Sean  5{}aul 
in  bie  berliner  ©efellfd^aft  ein,  bellamirte  il^ren  (Säften  ©teilen 
auö  ber  neueften  Stragöbie  uon  (Sd^iHer  ober  @oetf)e§  Ie^te§ 
(Sebid^t,  unb  l^ielt,  oiergigjäfirig,  bie  Siebe  beö  jungen  ©tubenten 
Submig  Sörne  in  platonifd)en  @d)ranfen.  ©urd)  ben  1803 
erfolgten  SJ;ob  il^re^  9Manneg  oerarmt,  gab  fte  S^jrad^ftunben 
unb  fd^Iug  bie  .^anb  be§  ®rafen  ©ol^na,  eine^  S^glingö  t)on 
©d^leiermad^er  au§,  um  il^re  alte  9Kutter  nid^t  burd^  einen 
Uebertritt  gu  betrüben,  ber  fpäter  au§  Uebergeugung  erfolgte. 
3m  Saläre  1803  fteKte  ^ring  Soui§  ^erbinanb  fte  ber  ^ergogin 
üon  Äurlanb  mit  ben  SBorten  oor,  jte  möge  ftd^  Henriette  ^erg 
mol^l  betrad^ten:  niemals  fei  jte  fo,  mie  fte  e^  öerbient  l)abe, 


^)  Du  Gasse,  Memoires  du  roi  Joseph,  X.  appendix,  424,  Madame 
de  Stael  a  Joseph,  Berlin,  17  Avril  1804.  S)ev  SBricf  ift  falfd^  battrt,  gtau 
t)ott  ©tael  war  au  biefcr  Qtxt  nid^t  mt^t  in  S3erlin. 


grau  öon  ©tael  in  Söcrlin.  67 

geliebt  tt)orben.  SSon  biefem  ßettpunft  an  trat  ©orotl^ea  t)on 
SKebent,  britte  ©emal^lin  beö  ^erjogö  öon  Äurlanb,  eine  feiten 
lieben§tt)ürbige  unb  gefd^meibige  ^xan,  t)on  ber  man  rül^mte, 
ba^  fte  bie  entgegengefe|te[ten  3lnf:prüd^e  ju  befriebigen  tt)iffe, 
an  bie  @:pi^e  einer  ©efelllc^aft,  bie  SJiitglieber  beö  preu§ifd)en 
Äönig§l)aufe§,  tüie  bie  ^ringen  Sluguft  unb  £oui§  i5erbinanb,  bie 
gürftin  9flabgitt)itt,  bie  geiftreici^en  Söbinnen  ^rau  ©aral^  SeüQ 
nnb  füaijd  &m\n,  Äünftler  nnb  Diplomaten,  SBeltleute  nnb 
©elel^rte,  (Sinl^eimifd^e  unb  ^rembe  gu  ben  Sangen  gäl^lte.  ©ort 
fanb  %xan  oon  @tael  il^ren  ganbömann,  ben  ©rafen  ZiVit),  ifrau 
Don  ®enli§  unb  3of)anne§  Don  aJlüHer  wieber.  ©aö  abfterbenbe 
©efd^led^t  ber  3lufflärer  lernte  jte  in  ber  ^erfon  öon  5licolai 
felbft  lennen,  ber  für  feinen  SRoman,  „SBriefe  ber  2lbelf)eib", 
il^r  Urtl^eil  erbat.  SJJit  ber  Slnnäl^erung  an  feine  SBiberfad^er, 
bie  aSrüber  ©d^legel,  l^örten  jebod)  feine  Segiel^ungen  gu  if)r 
balb  toieber  auf^). 

®ie  jüngere  ©eneration  ber  SKomantifer  toar  faft  nod)  un= 
befannt.  Sl.  uon  ßl^amiffo  bemol^nte  mit  feinem  jungen  ^Jreunb 
SSarnl^agen  ein  paar  @tübd)en  in  einem  britten  Stodf,  wo  fte 
gujammen  ©ried^ifd^  trieben  unb  ba^  SÄufenalmanad)  ]^erau§= 
gaben,  gu  bem  Souque,  SSernl^arbi  unb  einige  Slnbere,  gum 
5lorbfternbunb  bereinigt,  Beiträge  lieferten.  3lrnim  bereitete 
„be^  Änaben  SBunberl^orn"  oor,.  ßlemenS  Srentano  war  weniger 
burd)  feine  6rftling§arbeiten  alö  burd)  bie  Singriffe  auf  Äo^ebue 
befannt,  beffen  Swö^fänbniffe  an  bie  SRomantif  aud)  bie  ®ebrüber 
@d)legel  nid)t  oerfö^nten.  grau  öon  @tael  fanb  pe  unerbittlid) 
für  ben  SJ;f)eaterbid^ter,  ber  eben  t)on  5{}ari§  nad^  Serlin  gurüdf* 
gefeiert  war.  ®a§  erfte  beutfd^e  ©tüd,  „bie  Äreugfal^rer",  ba^ 
fie  in  granffurt  auffül^ren  fal^,  war  oon  i^m  gewefen  unb 
l^atte  jte  an  ^robuftionen  oon  ©ebaine  erinnert.  SBeber  bamalS 
nod^  fpäter  lie§  fte  jtd^  in  il^rer  Slnerfennung  feiner  a3üf)nen= 


')  9Haurer--($onftant,  Supplement  au  3.  ö.  9J2ülIer§  fammtlid^en  Söerfen, 
IV,  148,  «Ricotai  on  S-  ö.  aWütter,  SBerlin,  4.  Stpril  1804. 

5* 


68  Srtau  Don  @tael  in  Berlin. 

fertigldt  t)on  il^rer  Umgebung  beeinfluffcn ,  obtüol^I  e§  über 
ein  l^albcS  S^^l^rl^unbert  voaiixttf  bis  man  il^r  in  ©eutfd^Ianb 
barin  Sledjt  geben  unb  e§  triebet  laut  fagen  burfte'). 

©ie  naivere  Sefanntfd^aft  t)on  dtaf)d  würbe  in  einer  Slbenb= 
gefettfd^aft  bei  SSrinfmann,  nunmel^r  fd^ioebijci^em  ©efanbten  in 
Serlin  gemad^t.  ©iefer  ergäf)It,  wie  er  Sllleö  eingelaben  l^abe, 
waö  ber  SSerfafferin  öon  „©etpl^ine"  S^l^eilnal^me  erwedfen  lonnte, 
löniglid^e  ^ringen,  @elef)rte  ieber  Sarbe,  ^rauengimmer  öom  §of, 
Sid^te,  bie  Ungelmann,  3fP<^nb.  Slber  faum  war  SRal^el  ber 
gtan  öon  @tael  üorgefteUt  worben,  alö  biefe  pd)  mit  il^r  in 
bie  6de  eines  ©opl^aS  fe^te,  wo  fte  fid^  über  anbertl^alb  ©tunben 
attein  unterl^ielten,  of)ne  jtd^  um  bie  ftbrige  ®efettfd)aft  gu  be= 
fümmern.  „@:päter]öin",  fäl^rt  Srinfmann  fort;  „lam  grau  üon 
@taäl  gang  ernPaft  gu  mir  unb  jagte :  »Je  vous  fais  amende 
honorable;  vous  n'avez  rien  exag^r6.  Elle  est  etonnante. 
Je  ne  saurais  que  repeter  ce  que  j'ai  dit  mille  fois  pendant 
ce  voyage:  que  rAllemagne  est  une  mine  de  genie,  dont 
on  ne  connait  nulle  part  les  richesses  ni  la  profondeur. 
Vous  etes  bien  heureux  de  posseder  ici  une  amie  pareille.« 
—  hierauf  winfte  jie  SRal^el  l^crbei:  »ficoutez,  Mademoiselle ! 
vous  avez  ici  un  ami  qui  sait  bien  vous  appr^cier  commo 
vous  le  m6ritez,  et  si  je  restais  ici,  je  crois  que  je  deviendrai 
jalouse  de  votre  superioritec  —  »Vous,  Madame,c  Iäd)ette 
fRai^tl.  »Oh  non,  je  vous  aimerais  tant  et  cela  vous  rendrait 
si  heureuse,  que  vous  ne  deviendriez  jalouse  que  de  mon 
bonheur,  car  qui  pourrait  jamais  vous  en  inspirer  un  pareil»^). 

^liä)t  o^ne  3Sorbereitungen  würbe  bie  Begegnung  mit  ffid^te 
eingeleitet.  Swctft  fottte  ber  5ßf)iloIog  ©palbing  baS  SSerftänbnife 
feiner  $]^ilofo:pl^ie  Vermitteln.    „Sld^",  feufgte  er,  „morgen  ift  ein 


»)  Madame  de  Stacil,  De  rAllemagne,  2de  partie,  Ghap.  XXV. 
9K.  Sölcr,  Söricfc  auS  bcm  «Rad^Iafe  öon  6^.  bc  SSiUerS,  292,  grau  öon  ©tael 
on  SStUcrö,  gtonffurt,  19.  «Roö.  1803.  Srettfd^fc,  3ur  ©cfd^td^tc  ber  bcutfd^cn 
momanttf.    ^reufeifd^e  Sa^rbüd^er,  S3b.  49,  35. 

2)  «Barn^agen  t)on  ©nfc,  ©cnfttJürbiöWten,  VIII,  G62— 663. 


Segcönung  mit  gid&te.  69 

l^artcr  2:ag  für  mid).  3^  [ott  beim  ®incr  ein  93udö,  ba§  td^ 
nid^t  öerftel^e,  in  eine  @prad)e,  bie  mir  nid^t  geläufig  ift  übcr:= 
fe^en"^).  ^ßring  Sluguft  t)on  5ßreufeen  fud^te  grau  t)on  ©tael 
t)on  ber  anfd^einenb  l)offnungöIofen  Slufgabe  abgubringen. 
„^rd^ten  @ie  mdf)t§/'  entgegnete  fie,  „nad)  unb  nad^  tüirb  e^ 
gelingen." 

@o  fanb  benn  enblid)  ba§  ©efpräd^  mit  g-id^te  felbft  ftatt, 
ba§  Slncillon,  bamafö  ^rebiger  ber  franjöjifd^en  ©emeinbe  SSerlinö, 
bem  amerilanifd^en  ©d^riftfteHer  Sidnox  gefd^ilbert  l^at.  9lad^= 
bem  pe  eine  SBeile  mit  gid^te  ftd^  unterl^alten  l^atte,  fagte  jie: 
„5Jlun,  §err  ^fidjte,  fönnen  Sie  mir  in  fürgefter  Qdt,  etwa  in 
einer  aSiertelftunbe,  einen  Ueberblidf,  einen  S3egriff  S^reö  ©gftemS 
geben,  fo  bafe  mir  flar  ujürbe,  tt)aö  @ie  benn  eigentlid^  unter 
S^rem  S^,  —  votre  moi  —  üerftel^en,  benn  id^  bin  barüber 
t)oIlftanbig  im  ©unfein."  ®ie  SwwtMt^Mnfl/  in  einer  SSiertel^ 
ftunbe  S^nianbem,  ber  nid^tö  baöon  ju  tüiffen  geftanb,  baö 
©gftem  auSeinanberjufe^en,  n)eld)e§  au§  einem  ®runbpringtp  gu 
enttüideln  bie  3lufgabe  feineö  gangen  £eben§  gewefen  tt)ar,  biö 
e§  enblid^  fogufagen  tüie  ein  au§  feinem  tiefften  3nnern  l^erauS^^ 
gefponneneö  (Semebe  ba§  Uniüerfum  umfaßte,  biefe  Si^niutl^ung 
»erlebte  feine  ^jl)ilofop]^ifd)e  SBürbe.  Slber  bennod^  gab  er  ber 
immer  bringenber  werbenben  Slufforberung  nad^  unb  fud)te  il^^ 
in  fd)led^tem  Si^cmgöjtfd)  fo  gut  atö  möglid)  gu  entf:pred^en.  @r 
l^atte  iebod^  nod^  feine  gel^n  9Minuten  gerebet,  als  %ran  öon  ©tael, 
bie  il^m  mit  ber  gefpannteften  Slufmerffamfeit  gefolgt  tüar,  il^n 
plö^lid)  mit  glüdlid^er  Sßiene  unterbrad^:  „Dlj,  eö  ift  genug, 
$err  f?id^te,  gang  genug;  id)  öerftel^e  Sie  öollfommen.  S^r 
Softem  ift  burd^  eine  ber  9ieifegefd^id)ten  beS  SSaron  3Rixnä)^ 
l^aufen  auf§  Streffenbfte  iHuftrirt."  gid^te^S  ©ejtd^t  nafim  einen 
tragifd^en  Sluöbrud  an,  unb  alle  2lnberen  begannen  barein  gu 
feigen,  als  ob  jte  btm  fünften  2lft  eines  ©rama'S  beimol^nten. 


^)  E.  Hillebrand,  La  societe  de  Berlin,  Revue  des  Deux  Mondes, 
Mai,  1870,  83. 


70  2)ad  lUet&tifd^e  »etlin. 

%xa\x  öon  ©tael  allein  fd)ien  nid^tö  gu  bemerfen  unb  ful^rfort: 
,,SII§  einmal  ber  Saron  an§  Ufer  eineö  mäd^tigen  Slwff^^  fcim, 
fiber  ben  webet  Srücfe  nod)  Sä^te,  weber  @d^iff  nod^  Soot 
fül^rte,  nnb  er  fd^on  beinal^e  dergtüeifelte,  tarn  x^m  plölßd)  ein 
8ltidflid)er  ßinfatt  gu  ^ülfe.  ©r  pacfte  mit  feftem  ®riff  feinen 
eigenen  Slermel  unb  fci^tüang  ftd^  an§  anbere  Ufer.  ®aiS  ift 
e§  gerabe,  wenn  id^  Sie  red)t  öerftel^e,  xoa^  Sie,  ^err  Sfid^te, 
mit  ^l^rem  S^),  —  votre  moi  —  getl^an  l^aben".  3)er  @in« 
brudE  biefer  SBorte  wirfte  unnjiberftel^li^  ^wf  Sitte,  nur  auf 
^id^te  nid^t,  ber  bie  ßpifobe  weber  »ergeben  nod^  Dergeffen 
lonnte^).  Sei  atter  Slnerlennung,  bie  jie  il^m  f:päter  jottte,  l^at 
^au  öon  ©tael  bod^  eingeftanben,  ba^  gid)te  il^r  jum  großen  3:i^eil 
unDerftänblid^  geblieben  fei  ^),  bi§  ber  l^iftorifd^e  Slugenblid  lam, 
tt)o  feine  ^l^ilofopl^ie,  öon  ber  Sl^eorie  in  ber  StJö^t  überfe^t, 
fid^  einer  il^r  geläufigen  ©prad^e  bebiente.  ©iefer  SlugenblidE  mar 
jener  ber  SReben  an  bie  beutfd^e  Station,  ©er  SBedfruf,  bm 
biefer  gro^e  SBerfunber  unb  Seigrer  öon  ber  9Mad)t  unb  Unbeug= 
famfeit  beö  geläuterten  5Iöittenö,  unb  bamit  t)om  enblid^en  Sieg 
einer  ibealen  3Belt  bt^  ®uten  über  Unwal^rl^eit,  S^ang  unb 
©ewalt  ergel^^n  lie§,  fanb  SRiemanben  fo  bereit,  il^m  gu  folgen, 
al§  grau  uon  ©tael. 

9!Kit  @d^leiermad)er  fanb  leine  perfönlid^e  Slnnä^erung  ftait. 
(gr  lebte  wäl^renb  einiger  Seit  in  ber  SMl^e  ber  ^au^)tftabt,  gu 
©tolpe,  wo  er  ^erftettung  feines  ©eelenfriebenS  fud^te,  ben  eine 
ibeale  ^Jreunbfd^aft  für  bie  unglüdElid^  öerl^eiratl^ete  grau  t)on 
®runott)  ettt)a§  geftört  l^atte.  grau  Don  Stael  gebadete  f))äter 
nur  öorübergel^enb  feiner  „:pl^ilofop]^ifd^en  5J:l)eologie". 

3m  Uebrigen  war  bie  ^auptftabt  griebrid^ö  be§  ©rofeen, 
aU  grau  t)on  ©tael  pe  befud^te,  nur  mit  ^araben  unb  3Ser* 
gnügungen,  inSbefonbere  mit  SBorbereitungen  ju  einem  großen 
9Ma§fenfeft  befdt)äftigt,  für  ba^  man  il^ren  @ol^n  als  Sl^eilnel^mer 

')  Ticknor,  Life,  Letters,  and  Journals  1791-1871.    I,  410. 
2)  S3onftetten,  Sricfc  an  g.  S3run,  l^erauSöcgeben  öon  SKatt^iffon,  I, 
218,  Poppet,  11.  Sunt  1804. 


Sallfeft  bei  ^ofc.  71 

warb  unb  in  tücld^em  bie  fd^önc  Königin,  t)or  gweitaufenb  Su= 
fdiauem,  in  einer  ^ßantomime,  bm  ©injug  SHejranberS  in  SSab^lon 
barftettenb,  tangte.  ®a§  Seft  befd^rieb  SftedEer'S  S^od^ter  ber 
^ergogin  Suife  atö  ))räd^tig;  Äo^ebue,  ergäfilt  jte,  erfd^ien  babei 
im  ®ett)anbe  eines  ^ßriefterS  be§  3Rer!ur,  ba^  §au:pt  mit  SJiol^n 
befränjt  unb  fo  l^äfelid^,  bafe  man  feinet  Silben  nid^t  mel^r  lo§ 
tt)erben  gu  fönnen  meinte,  tüie  benn  fiberl^au^)t  biefe  9?ad)af)mungen 
i^rer  üaterlänbifd^en  Sitten  ber  grangöjtn  als  blofeer  S^itDerluft 
erfd^ien,  ber  xi)x  baS  wal^re  S3ilb  beutfd^en  SebenS  unter  fünft» 
lidEiem  Seiwerf  uerpHte^). 

Sie  l)atte  9iedE)t,  bie  S^ftgeit  ging  gur  3leige.  ^reufeenS, 
ttjä^renb  eines  faft  geJ^njäl^rigen  ^riebenS  fc[tgef)altener  ^ßoliti! 
entgegen  bie  ßreigniffe  täglid),  ja  ftünblid^  ben  33oben.  ®aS 
feit  ben  5J:agen  beS  SSafeler  griebenS  t)on  il^m  aufgeftellte  Softem 
ber  Sleutralität  l^atte  baS  ®leid^gemid[)t  ber  europäi[d)en  Staaten 
gur  SBorauSfefeung  gel^abt  unb  mit  biefem  ®leid)gen)id^t  toax  eS 
feit  SEßieberaufnal^me  beS  Krieges  gn)ifd^en  iJranfreid)  unb  6ng= 
lanb,  feit  ber  SSefe^ung  ^annoberS  burd^  frangöftfd)e  jlmppm 
gu  @nbe.  ©ie  @opl)iSmen,  mit  tt)eld^en  man  fid)  in  Serlin 
über  ben  SSerluft  beS  linlen  3iI)einuferS  l^inn^eggefe^t  l^atte, 
l)ielten  t)or  ber  Sebrol^ung  norbbeutfd^en  ©ebieteS  nid^t  mel^r 
©tanb;  bie  äufeere  SEBol^lfal^rt  unb  baS  materielle  ®ebeil)en,  in 
weld^en  man  ©ntfd^äbigung  für  l^öl^ere  ßi^k  gefud)t  l^atte  unb 
gefunben  gu  l^aben  glaubte,  maren  je^t  nid^t  minber  als  bie 
Sufunft  ber  preufeifdien  Sßonarc^ie  bebrol^t.  3n  SBeimar  mod^te 
man  fid^  nod^  in  trügerifd^e  @id^erf)eit  miegen  unb  im  Sturm 
ber  Seiten  vok  in  einem  inteUeftueKen  ® eloS  gef d^ü^t  glauben ;  in 
Serlin  galt  eS  fd)on  bie  ^Jrage,  ob  man  im  @tanb  fein  merbe,  für 
©ein  ober  9lidE)tfein  beS  SBaterlanbeS  eingutreten.  6S  fef)lte  nid)t 
an  @oldE)en,  bie  barauf  vorbereitet  maren,  fie  gu  beantworten. 
Sm  felben  S^^^  tnit  grau  oon  ©tael,  aber  etujaS  f))äter  als  ftc, 


*)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Ooppet  et 
Weimar,  50.   Madame  de  Stael  ä  la  Duchesse  Louise,  Berlin,  13  Mars 


72  8r.  ®«n6- 

fant;  t)om  Äönig  jum  ^ittanjminifter  ernannt,  ber  fjreil^err  öon 
Stein  au§  SESeftpl^alen  mä)  SBerlin,  lool^in  Sol)anneS  öon  3HüHer 
f(I)on  t)or  il^m  berufen  tooxbm  toax.  S3eibe  Sßänner  fanben  bic 
Patrioten  il^rer  ©ejtnnung  unter  bem  ©inbrutf  ber  ©d^rift  „Uebcr 
ben  Urfprung  unb  ßl^arafter  beö  Äriegö  gegen  bie  franjöjifd^e 
SReöolution",  beren  SSerfaffer  ber  1802  üon  ©tabion  „ate  Sßolontär 
im  Äampt  gegen  bie  9iet)olution"  nad)  SBien  gerufene  ®en^  tüar, 
SSon  bort  au§  arbeitete  er,  mie  g.  t).  3Jifitter  in  SSerltn,  an 
^erftellung  ber  SHKanj  gtt)ifd)en  Defterreid^  unb  ^ßreu^en,  beffen 
feige  S^i^ö^^^to^Ö  ^^  ^^  Flamen  einer  ))oIitifdöen  ©oftrin  öer* 
urtfieilte,  bie  üon  ßbmunb  SSurle  unb  ber  praftifd^en  Staate* 
ttjei^l^eit  (Snglanb^  auögel^enb,  ben  Ärieg  tüiber  bie  SKeöolution 
auf  bie  jtttlid^en  gorberungen  ber  Äantifd^en  Seigre  geftü^t  wiffen 
wollte.  ®urd^  bie  eigene  ©rfal^rung  jmar  nid^t  ))erfönlidö  ge- 
beffert,  aber  bod^  poUtifdt)  gereift,  fud^te  Senfe  „ba^  Uebel  ber 
3eit  an  bem  5ßunft,  too  er  felbft  gefd^eitert  loar,  ber  9iet)olutiott 
in  ber  eigenen  33ruft,  ber  griöolität,  ber  ©enufefud^t,  ber  @inn= 
lid^feit,  ber  einfeitigen  unb  auöfd^toeifenben  SBerftanbeScultur,  bic 
in  feinem  ßbenmafe  mit  ber  S3ilbung  be§  ©^arafterö  ftanb''  ^). 

2)ie  literärifd^e  Söaffe  l)atte  [xä)  3)eutjdt)lanb§  großer  ^ublicift 
juerft  1793  burd)  bie  Ueberfefeung  öon  Surfet),  bann  burd^ 
jene  öon  Stallet  bu  5ßan^)  unb  l^ierauf  öon  9Mounier*)  gefd^ärft. 

©eine  erfte  felbftänbige  Seiftung  war  jeneö  „©enbfd^reiben 
an  griebrid)  SBil^elm  III.\  ba§  1797  unter  bem  burd^  aSil^elm 
üon  ^umbolbt  befürworteten  (Sinflu^  ©d^iller'fd)er  ^bttn  ge= 
fd^rieben,  t)om  Äönig  bei  feiner  S^l^^^onbefteigung,  wie  5ßofa  öon 
^l^ili:p:p,  SSegrünbung  eineö  9ieid)e^  ber  Steilheit  unb  beö  ©efefeeiS 
begel^rte.   .  ©taatömännifd^er  beftimmt  waren  bie  ©ebanfen,  bie 


1)  fft,  fia^m'ä  tjortreffli^c  ©tublc  üBer  ©enfe,   bei   ©rf^   unb   ©nibct, 
enc^clopäbic,  %%  I,  58,  324. 

2)  SBctrad^tungcn  über  bic  ftanaöfifd^c  Sfleöolution,  1793. 

3)  Ucber  bie  fronaöftfd^c  Sftcöolution  unb  bic  Urfad^en  il^rcr  Sauer.    1794. 
*)  ©nttoidttung  ber  Urfad^en,  »eld^e  grtanfreid^  gel^inbctt  l^aben,  jur  Steilheit 

au  gelangen.     1795.    Unöottenbet. 


®lc  poKtifd&c  Sage.  73 

feilt  l^tjtorifd^eg  Journal  1799-1800  in  ber  abpc^t  öertrat, 
bic  bcutfdie  öffentlid)e  SUieinung  auf  ba§  SSerftänbni^  englifd^en 
poHtifd^en  ©enfenö  unb  gebend  üorgubereiten.  @o  entwidfelte 
pdö  ber  gbeengang  ber  @d)rift  „Heber  ben  Urf:prung  unb  6l^a= 
ralter  be§  Ärieg§  gegen  bie  frangöftfd^e  SReüolutton",  »eld^e  ba§ 
aSerlangen  fteHte,  „ber  3flet)oIution  burd^  bm  geläuterten  ®eift 
ber  SleDoIution  gu  begegnen"  unb  bamit  bem  ^Programm  t)on 
Stein  bie  SBege  bal^nte.  3n  ©nglanb,  »ol^in  er  pd^  1802  be^^ 
geben  l^atte,  üerfel^rte  er  mit  (SrenöiHe,  %otc,  9Madfintofl^,  5ßitt 
unb  ©l^eriban;  in  SSerlin  tt)ar  er  mit  Srinfmann,  griebrid^ 
©d^legel  unb  SKal^el  befreunbet;  i5rau  t)on  @tael  fannte  il^n  bem 
Slamen  nad^,  obmol^l  bie  :perfönlid^e  SSegegnung  mit  il^m  in 
fpätere  g^l^re  fällt.  @ie  gab  jtd^  nod^  nic^t  Sfled^enfd^aft  barüber, 
wie  Sliemanb  in  SSerlin  unb  !aum  ein  Slnberer  in  S)eutfcl)lanb 
il^rem  eigenen  ^itmlxü^  fo  nal^e  ftanb  al§  ber  ®en^  öon  1804, 
ber  nodö  bm  ©lauben  an  ben  auf  freil^eitlid^en  ®arantieen 
errid^teten  Staat  feftf)ielt  unb  „um  bie  moralifd^e  ^äulnife  ber 
SBelt  ju  überwinben,  ben  S3unb  ber  @tar!en,  Steinen  unb 
®uten"  prebigte.  Snt  33erltn  uon  bamalS  fonnte  fie  nur  feigen, 
n)a§  t)or  il^r  lag,  eine  ©tabt  unb  ©efellfd^aft,  bie  ber  tl^euer 
er!aufte,  gu  lange  erl^altene  griebe  öermeid^lid^t  unb  aßen  l^oi^en 
aSeftrebungen  abtoenbig  gemad^t  l^atte;  eine  öffentlid^e  9Kei* 
nung,  bie  nod^  fo  gut  vok  tfieilnal^mSloS  bem  Swfammenbrud^ 
ber  europäifd^en  ©taatengebilbe  gugufd^auen  fd^ien;  eine  Siegie- 
rung,  bie  ben  @eift  gnebrid^ö  in  leeret  g^ormenn^efen  auflöfte. 
Unter  fold^en  (Sinbrüdfen  ift  il^r  Srief  an  ®oetl^e,  öom  7.  Stpril 
1804  gef daneben: 

»Je  vous  devrais  des  excuses,  my  dear  sir,  pour  ne 
vous  avoir  pas  encore  ecrit,  si  je  ne  savais  pas  que  Ton 
vous  fait  toujours  un  peilt  plaisir  secret  en  retardant  pour 
vous  Toccasion  de  repondre.  Vous  etes  si  sür  de  mon  amitie 
et  de  mon  admiration  que  vous  aimez  autant  qu'elle  reste 
dans  le  vague,  et  vous  ne  desirez  pas  que  manquant  ä 
toutes   les   loix   de   la   nouvelle   poetique,  je   vienne    tout 


74  S^^u  t)on  ©tael  an  ©oetl^e. 

directement  sans  vague  et  sans  niystere  vous  exprimer  ce 
que  je  sens.  Vous  avez  bien  voulu  me  dire  que  vous  auriez 
ete  bien  aise  de  voir  Berlin  avec  moi.  En  vdrite,  ce  que 
j'ai  de  vif  et  de  jeune  dans  las  impressions  ne  peut  guöre 
s'exercer  ici.  C*est  un  pays  qui  ne  frappe  point  Timagi- 
nation.  La  sociäte  y  est  alignec  ä  la  prussienne,  et  les 
femmes  ici  doivent  etre  tout  etonnees  de  vieillir,  car  elles 
disent  et  fönt  la  meme  chose  pendant  soixante  ans  de  suite 
et  le  temps  ne  devrait  pas  marcher  quamd  les  pensees,  les 
sentiments  et  les  circonstances  sont  stationnaires.  Si  je 
vivais  en  Allemagne,  je  ne  m'etablirais  certainement  pas 
dans  une  grande  ville.  Les  Allemands  ne  savent  pas  tirer 
parti  d'une  grande  ville,  on  n'y  choisit  pas  sa  societe,  on 
Taugmente;  on  n'y  sait  guere  plus  de  nouvelles  publiques, 
mais  seulement  mille  fois  plus  de  commerages;  on  n'y  a 
pas  plus  de  liberte  que  dans  une  petite  ville,  mais  seulement 
un  plus  grand  nombre  d'observations,  et  la  vie  physique, 
boire,  manger,  danser,  jouer,  y  tient  mille  fois  plus  de 
place  qu'ä  Weimar.  Au  milieu  de  tout  cela  Ton  deceme 
dans  le  monde  litteraire  ce  qui  caracterise  PAllemagne, 
erudition,  philosophie,  droiture,  mais  il  n'y  a  pas  Tombre 
de  comparaison  entre  ce  que  nous  appelons  societö  en 
France  et  ceci.  Et  je  ne  suis  pas  etonnee  que  les  savants 
ayent  en  Allemagne  plus  de  temps  pour  Tetude  que  partout 
ailleurs,  car  la  seduction  de  la  societe  n'existe  pas.  Je  n*en 
ai  pas  moins  ete  bien  aise  de  voir  un  pays  nouveau,  d*etre 
regue  vraiment  ä  merveille  et  de  rencontrer,  au  milieu  de 
cette  foule,  des  hommes  et  des  princes,  des  reines  et  des 
femmes  qui  ont  un  goüt  aimable  et  bon  pour  tout  ce  qu'ils 
croyent  distingue.  Vous  avez  des  fanatiques  ici  comme  ä 
Weimar,  et  si  vous  y  arriviez,  je  suis  süre  que  la  cour  et 
la  ville  serait  aussi  en  mouvement  que  par  Tarrivee  d*un 
Bonaparte;  c'est  beaucoup  que  le  genie  soit  ä  l'egal  de  la 
puissance  .  .  .«    Unb  Don  ber  geplanten  SRüdffefir  naä)  SBeimar 


2)ad  ^nbenlen  grtiebttd^S  bed  otogen.  75 

fpred)cnb,  fügte  ^rau  öon  @tael  l^inju:  »Ces  trois  semaines, 
peut-etre  helas  les  dernieres  que  je  passerai  de  ma  vie  avec 
vous,  je  veux  les  consacrer  ä  vous  entendre,  je  veux  vous 
voler  tout  ce  qui  se  vole,  cela  vous  laissera  bien  riebe  encor, 
et  revenir  en  France  avec  un  butin  tout-ä-fait  dififerent  de 
celui  que  nos  generaux  y  rapportent.  Adieu,  vous  n'avez 
pas  besoin  d'etre  aime  et  je  vous  aime,  c'est  une  preuve 
de  plus  de  ce  que  j'ai  toujours  remarque,  c'est  qu'on  obtient 
aisement  ce  qu'on  desire  peu.  Adieu,  dictez  sans  gene  votre 
reponse,  j*ai  de  votre  ecriture  que  je  ne  perdroi  point.« 
»Soyez  sür,  [taub  im  $o[tf!ri))tum,  qu*il  n'y  a  pas  un  prince 
ä  Berlin  ni  un  homme  du  monde  aussi  spirituel  que  notre 
duc«  ^). 

Se  imfQmpatl^ifd)er  bie  ©egenwart  auf  jte  ttJirfte,  um  fo 
lebenbiger  trat  ber  fraujöfifd^en  Steifeuben  ia^  S3ilb  be§  großen 
Äönigö  öor  bie  ©eele,  an  U)eld)en  Sllleö  in  feinem  iRtiij  erinnerte. 
3tt  feinem  S^eil  be§  aSud)^  über  lS)eutfd)lanb  ^at  fpäter  bie 
SRopoleonifd^e  ßenfur  öerl^ältnifemäfeig  mel^r  ju  ftreid^en  gefunben, 
alö  in  bem  furgen  Kapitel,  ttjorin  bie  ßl^arafterifti!  %xkbxiä)^ 
jtd)  tt)ie  eine  ©at^re  auf  bie  l^eimatl^lidjen  ßwftänbe  laS^).  SBenn 
es  aber  beS  SäuterungöfeuerS  öon  1806  beburfte,  um  ik 
SBelt  ju  überzeugen,  ba^  ber  @eift,  ber  ^reufeen  grofe  gemad^t 
I)atte,  ttjol^l  öerbunfelt,  aber  nid)t  erlofd^en  ttjar,  fo  entfaltete 
jtd^  bafür  anä)  in  ber  norbifd^en  §au^3tftabt  neben  ben  uner= 
quidlid^en  politifd^en  SSerl^ältniffen  ein  jugenbfräftiger  3ftei(i^tl)um 
geiftiger  ^robuftion.  SSon  ben  Anfängen  ber  beutfd^en  flafjtfd^en 
giteratur  fpred)enb,  bemerft  ^rau  t)on  @tael  im  2lbfc{)nitt  über 
SBinfelmann  unb  Sefjtng  fein  unb  treffenb,  biefe  Siteratur  fei 
unter  allen  befannten  ttjol^l  bie  einjige,  bie  mit  ber  Äritif  be^» 
gönnen  l^abe^),   freilid^,  njaS  jte  l^inüUjufügen  unterläßt,  mit 


')  Madame   de   Stael  k   Goethe,   Berlin,  7  Avril   1804.     ©oetl^e« 
Sal&tbudö,  1887,  5. 

2)  Madame  de  Stael,  De  l'Allemagne  l^re  partie,  Chap.  XVI. 
^)  Madame  de  Stael,  De  rAllemagne  2de  partie,  Chap.  VI. 


76  ^tc  aHomanttf  in  »erlin. 

einer  Äritif,  bie  fd)öpferifd^  anregte  wie  feine  anbere.  3e^t  trat 
il^r  eine  öom  entgegengefe^ten  $ol,  bem  ber  ^oepe,  auSgegan* 
gene  S3ilbung§form  entgegen. 

®a,  tt)o  SSoltaire  unb  griebrid)  für  einen  ÄreiS  üon  8[uö* 
ertt)älÖlten  baö  SReid^  be§  Sßerftanbeö  errid^tet  I)Qtten,  baö  bie 
Epigonen  jn  bem  ber  SBemünftigfeit  unb  Slufflänmg  erweiterten, 
in  bem  alle  SMittelmäfeigfeiten  tt)u(l)fen  unb  gebiel^cn,  in  biefem 
qB  bie  fefte  Surg  beö  StationaliömuS  gepriefenen  Serlin  l^errfd^te 
je^t  bie  SRomantif. 

3nr  3cit,  t)on  weld^er  l^ier  bie  SRebe  ift,  war  il^r  gröfete^ 
SJalent  unb  \i)x  ^ropl^et,  9lot)ali§,  feit  1801  nid)t  mel^r  unter 
ben  gebenben;  bie  b\^  bal)in  beröffentUd^ten  ^robuttionen  öon 
Sied  beftimmten  baö  9Rafe  beffen,  xoa^  biefer,  il^r  erfter  Sal^n- 
bred^er  unb  fnidbtbarfter  ©id)ter,  ber  neuen  3fiid^tung  gu  geben 
unb  nid^t  ju  geben  I)atte.  Sin  bie  Äritif  be§  üon  il)r  beanfprud^ten 
„3Bill)elm  3Wei[ter''  fnüpfte  jtd^  bie  ©efinition  ber  romantifd^en 
SDid^tung;  jte  lautete,  ba^  wenn  biefeö  Sud^  ni(^t  nad^  ben  bi§= 
l^erigen  ©attungSbegriffen  ber  ^oejte  beurll)eilt  werben  fönne,  man 
genötl)igt  fein  werbe,  nid^t  etwa  ben  Stoman  t)on  ®oetl^e  ju  öcr* 
urtl)eilen,  fonbem  bie  bi^l^erige  Älafftfifation  ju  beränbem^). 
@d)leiermad^erö  SReben  über  bie  ^Religion  gaben  ba^  Programm 
einer  neuen  Sl^eologie,  bie  ^nebrid^  @d)legel  ,,il^rer  abfoluten 
©ubjeftiöität  wegen  felbft  einen  SRoman''  nannte.  SDKt  bem 
pl)ilofop]^ifd^en  ©lauben^befenntnife  t)on  ^id^te  bolljog  ftd^  bie 
entfd^eibenbe  SBenbung,  weld^e  bie  jtttlid^e  ^reil^eit  al^  i^öd^fteö 
Siel  fe^t  unb  bie  SReöolution  befämpft,  inbem  jte  i^r  ^rincip 
überbietet  2). 

SRad^bem  @d^etting,  aU  jüngfter  Stepräfentant  ber  ©d^ule, 
bie  Vermittlung  gwifd^en  ®oetl)e  unb  gid)te  berfud^t,  unb  ben 
romantifd^en  SJI^eorieen  il^ren  pl)ilofopl^ifd^en  Sluöbrudf  gegeben 
l^atte,  fonnte  bie  erfte,  borwiegenb  poetifd^^pl)ilofopl^ifd^e  5ßl^afe 


')  SR.  Jpa^m,  S)ie  romanttf d^c  ©d^ulc,  251  u.  280. 
2)  ©bcnbafclbft,  ®.  214.    ^.  ü.  3:rcitfd^fc,  gid^tc,  ^iftor.  unb  polit. 
5Jufföfec,  I,  125,  135-13G. 


Sr.  SB.  (Sd^tcöcrs  ©ortefuttöett  1802-1804.  77 

ber  Sciüeflung  al§  abgefd^Ioffen  bctrad^tet  toerbcn  unb  nunmcl^r 
ein  berufener  bie  @efd^id)tc  ber  romantifd^cn  5ßoc|tc  crgäl)len. 
6S  flefd^al)  burd^  21.  SB.  @d)legcl,  in  ben  todl^rcnb  gttjcier  SBinter, 
üon  1802  bi§  1804,  ju  Serlin  gel^altenen  SSorlcfungcn. 

©einer  S3eftimmung  ber  Stomantil  als  ber  5ßoefte  ber  ^au:pt= 
nationen  t)on  ßuropa,  bie  tt)ie  baö  Sateinifd^e  mit  ben  35ialelten 
ber  germanifd^en  gröberer,  fo  baS  2lltbeutfd)e  mit  bem  d^riftUd^ 
gettjorbenen  SRömifd^en  öermifd^ten,  jtnb  gal)lreid)e  anbere  ®efi* 
nitionen  gefolgt. 

©ie  9Kei[ten  aber  beurtl^eilten  bie  romantifd^e  Seioegung 
nad^  il^ren  SluögangSpunften  unb  im  ®egenfa^  gur  gebanfem 
armen  intoleranten  Slüpd^feitSlel^re,  bie  SlKeg  ttjegleugnete,  tt)a§ 
jte  nid^t  begriff.  @ie  erfd^ien  balier  öor  SlÖem  atö  eine  literä^ 
rifd^e  ®egenret)olution,  alö  bie  Sftealtion  beö  ®effil)l8,  ber  ©eele 
unb  ber  ^oejte,  bie  Slnfprud)  erl^ob  auf  baö  3fled^t  liebenber 
SBerel^rung  beffen,  wa^  il)r  in  ber  S3ergangenl)eit  nad^alimungS- 
ttjürbig  galt,  bie  ben  SKeufd^en  nid^t  auf  fid^  gefteöt,  fonbern 
im  3wföwtmenl^ang  mit  ber  gefammelten  2Bei§l^eit  frül^erer  ®^= 
fd^led^ter  erfaßt  ttjiffen  tt)onte,  unb  bamit  auf  bie  Strabition 
gurücf griff  unb  baä  ber  revolutionären  ©oftrin  abljanben  ge= 
fommene  I)tftorifd^c  SSenju^tfein  ttjieber  emjedtte. 

2)a§  eben  ttjar  ber  5ßunft,  an  ttjeld^em  bie  fpäter  ®eIom= 
menen  anfnüpften,  al§  il^nen  bie  romantif  d^e  Senjegung  f  elbft  ttjieber 
I)iftorifd^  geworben  unb  bie  Qüt  gelommen  ttjar,  ben  bleibenben 
Sinn  unb  SBertl^  berfelben  gu  beftimmen.  @ie  erlennen  üjn,  nid)t 
in  ber  33ett)unberung  be§  3Wittelalter§,  gu  ttjeld^er  SoI)anneS  t)on 
SRuHer  ben  erften  3lnftofe  gegeben  l)atte,  unb  bie  felbft  lieber  nid^t 
minber  einfeitig  al§  bie  revolutionäre  SSerad^tung  beSfelben  öer* 
ful|r,  fonbern  t)ielmel|r  in  bem  großartigen  ßug,  ber  bie  SSe^ 
ftimmung  ber  ©eutfd^en  in  ber  Uniöerfalität  ber  Silbung  fud^te 
unb  bem  SBerlangen  ®oetI|e'§  nac^  einer  SBeltliteratur  burd^ 
nad^bid^tenbe  Ueberfe^ungen  ber  5!Keiftermerfe  aller  SSolfer  ent= 
gegenfam.  ©aburd^  mürbe  bie  9Sergangenl)eit  lebenbig,  ber 
Drient  erfd[)loffen,  ©ried^enlanb  unb  fRoin  bom  3lnfang  in  bie 


78  Sflürfwtrfunfl  bcrfelben  auf  grou  bon  ©toel. 

3J«ttc  ber  ®ef(^i(l)te  t^erleflt,  bic  555iffcnf(i^aft  bcr  l^ijlorifd^cn 
3KetI)obc  untemorfcn  iinb  auf  bem  Saum,  bcn  bic  ©td^tung 
gcppaujt  })atk,  bie  cbelftcn  Sriid^te  ber  Arbeit  unb  ©rlernitnife 
gereift  ^). 

©aö  SlUeä  lag  borerft  uod)  im  Äeim  verborgen,  als  jene 
SEBinterborlefungeu  über  ®efd)ici^te  ber  ^oefte  in  S3erlin  gel^alten 
ttjurben,  3n  mel)r  alö  einer  ^injtd^t  blieben  jte  bebeutungSöoB, 
aud^  für  ^ran  öon  ©tael.  gn  benfelben  traten  il^r  fo  mand^c  ber 
®ebanfen  unb  Probleme  ttjieber  entgegen,  bie  ba§  Sud^  über 
bie  Siteratur  mel^r  angebeutet  al§  auögefül^rt  l^atte.  ©eine  poetifd^e 
unb  d[tl)etifd^e  ©oftrin  fanb  jte  in  biefen  Sortragen  Don  ?[.  SB. 
@d)legel  ju  einem  Softem  abgefd^Ioffen  ttjieber.  6§  bot  i^r, 
neben  Dielen  fünften  ber  Uebereinftimmung,  aud^  ©lemente  beS 
SBiberfprud^ö,  mit  meldten  pe  pd)  bamalö  unb  fpäter  au8ein= 
anberjufe^en  l^atte.  @ie  tl^at  e§  in  felbpänbiger  SBeife  unb 
nid^t  ol)ne  SSorbel^alt. 

Siterärifd)  äunad)[t  fanb  pe  ben  Stanbpunft  be§  Sud^S 
über  bie  Siteratur  jttjar  erweitert,  aber  nid^t  pringipieH  öer^^ 
änbert.  @ie  l)attt  ben  Siad^brud  auf  bie  il^r  beffer  befanntcn 
norbifd^en  giteraturen  unb  auf  ©l^afefpeare  gelegt;  bie  Ueber^» 
tragungen  ber  ®ebrüber  ©d^legel  unb  il^rer  @d^ule  beanfpruc^ten 
je^t  im  9lamen  t^on  ©ante  unb  ßalberon  ben  poetifd^en  SBor:» 
rang  für  Italien  unb  Spanien.  f?rau  bon  ©tael  folgte  il^ncn 
nid^t  fo  toeit,  ba^  pe  bie  romantifd)e  über  bie  flafpfd^e  Äunft= 
form  gefteKt  l^ätte,  aber  pe  geftanb  il^re  ®leid^bered)tigung  unb 
SSebeutung  alö  Slu^brucf  be§  d)riftlid^en  S^eioufetfeinS  gu,  baö 
ben  3Renfd^en  t)erinnerlid)t  unb  ben  (Sf)axafttx  entwicfelt,  weil 
e§  ben  @d)ioerpunft  nid)t  wie  bie  Slntife,  in  baS  unbeugfamc 
Satum,  fonbern  in  ben  3Billen,  unb  bamit  ben  l^öd^ften  bra* 
matifd)en  Äonpift  in  ba§  ©emiffen  verlegt  2). 


')  SB.  ©d^crcr,  ©efd^id^tc  ber  bcutfö^cn  ßUcrotur,  616—639.  Lord 
Acton,  German  Schools  of  History.    Historical  Review,  January  1886. 

2)  Madame  de  Stael,  De  PAllemajrne,  2(^e  partie,  Chap.  XI,  De  la 
poesie  classique  et  de  la  poesie  rotnantique. 


Sl^rc  ©tcHunö  ^^^  titcrarifd^cn  Stl^conc  bcr  Sflontontil.  79 

3n  I)i[torifc^er  Sejteliung  bagcgen  öerftdnbigte  jte  jtd^  mit 
biefcr  erften  ^l^afe  ber  beutfd^en  Stomantif  nid)t.  2Benn  bicfc 
ba§  Sllte  oor  bem  bleuen  prie§,  il^r  politifd^eö  unb  religiöfeS 
Sbeal  in  geträumten  mittelalterlichen  Suftänben  fanb,  bie  mit 
ber  SBirflid^feit  t)on  bamafö  faum  meljr  al§  ben  Flamen  gemein 
Iiatten,  ttjenn  jte,  mit  g.  @d)legel  unb  9iot)ali§,  bie  Steformation 
anflagten,  bie  europäif(i)e  Silbung  mel^r  gel^emmt  als  geförbert 
unb  bie  33lätl)e  ber  Äünfte  gerftört  ju  Iiaben,  fo  erlannte  pe, 
bie  franjöjtfci^e  ^roteftantin,  einen  fold^en  ©tanbpunft  feineöwegö 
aU  i5ortfd)ritt  an. 

e§  fam  ber  Slugenblid,  tt)o  21.  SB.  @d)legel,  nid^t  au§ 
religiöfer  Ueberjeugung,  fpnbern  blofe  auS  wiQftifd)  angeregter 
Saune  unb  ä[tl^etifd)em  ©efaHen  an  ben  äußeren  formen  ber 
alten  Äird)e  jid^  in  Uebereinftimmung  mit  gläubigen  Äatl^olifen 
glaubte  unb  feinen  Uebertritt  in  2luöjtd)t  [teilte.  SllS  er  ben 
Srrtl^um  erfannte,  befd^ränfte  er  jic^  nid^t  barauf,  bie  9iefor= 
mation  tt)ieber  „ate  ©enimal  beutfd)en  9tu]^me§,  jeber  ßrttjeite« 
rung  ber  ©rfenntni^,  jeber  |ittlid)en  unb  gefettigen  SBerbefferung 
förberlid)"  ju  feiern;  er  tt)urbe  aggreffiö  unb  fd)rieb  ujegttjerfenb 
einer  Uebergetretenen  in  feiner  gamilie,  „l)öd^ften§  SÄaler  unb 
etlid)e  33ilbl)auer  n)ürben  fatl^olifd^,  Slrd)ite!ten  nie!"^). 

3Sor  fold)en  SBanblungen  bewal^rte  grau  öon  ©tael  ba§ 
treue  ^eftl^alten  am  ÄultuS  iljrer  gugenb.  ©benfottjenig  al§ 
in  revolutionären  Sagen  bie  populäre  S^rannei,  t)ermod)ten  fie 
je^t  bie  SIräumereien  ber  SRomantif  baju,  iljm  abtrünnig  gu  werben. 
SRit  n)af)rl^aft  genialer  ©iüination  eilte  jte  ben  großen  @efd)id)t§= 
fd)reibern  beS  XIX.  3al)r]^unbert§  in  ber  ©rfenntnife  oorauS, 
bafe  bie  Sftücffel^r  in  bie  SSergangenl^eit  nid^t  gleid)bebeutenb  mit 
ber  SReaftion  ttjiber  bie  ®egentt)art  fei.  Qntx\i  in  btn  »Dix 
annees    d'exil«,    unb    fpäter    in    i^rem    politifd)en  Steftament 


')  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Rccamier,  Coppet  et 
Weimar,  194.  A.  W.  Schlegel  k  M.  de  Montmorency.  31.  2Ö.  ©d^Icgel, 
S3cri(ä^tiöunö  einiger  SWifebeutungcn,  SSerlin  1828. 


80  ®i«  S3rübcr  ©d^lcöcl. 

ptibct  jtd)  bic  mit  Siedet  \o  oft  gerfll)mtc  ©teile:  „^an 
gefällt  ftd)  in  ber  33el)ailptiing,  als  ob  ber  Slnfprud^  auf  fjrei^^ 
l^eit  in  @uro))a  erft  im  öergangenen  Scil|rl)unbert  erl^oben  toorben 
fei,  toalirenb  t)ielmel)r  ber  ©efpotiSmuS  eine  mobeme  ©rfinbung 
ift.  SlHen  Slnl^ängern  ber  aus  ber  SSergangenl^eit  überlieferten 
Siedete  mufe  immer  toieber  gefagt  toerben,  bafe  guerft  bie  fjrei^ 
I)eit  unb  bann  ber  ©efpotiSmuS  toar,  bafe  bie  ^reil^eit  alt,  ber 
©efpotiSmuS  mobern  ift!"^).  Sluf  bem  mü^famen  SBeg  gut 
©rfenntnife  ift  biefeS  SBort  ein  aWarfftein,  ber  ben  Flamen  öon 
^au  oon  @tael  öor  SBergeffenl^eit  benjal^ren  toirb. 

3tt)ifci^en  il^r  unb  ben  9ftomantifem  Mpfte  ftd^  nod^  eine 
weitere,  gang  ))erfönlid^e  SSejiefiung.  ^m  S3eftreben,  ben  ge= 
tt)ünf(i)ten  (ärjiel^er  für  il^re  ©öl^ne  gu  fxnben,  l^atte  jte  fxäj  unter 
Slnberen  aud^  an  ©oetl^e  gewenbet  unb  oon  biefem  einen  33ricf 
nad)  Serlin  miterl^alten,  ber  31.  SB.  ©d^legel  bei  il^r  einfül^ren 
foUte:  „Srau  oon  @tael  tt)ünfd^t  @ie  näljer  fennen  gu  lernen/' 
fd^rieb  er;  „fie  glaubt,  bafe  einige  3^il^^  öon  mir  bie  erfte 
Einleitung  erleid^tern.  3d)  fd^reibe  jte  gern,  ttjeil  id^  mir  ®anl 
Don  beiben  Seiten  öerbiene,  ttjo  jtd^  SlHeS  öon  felbft  gegeben 
l^atte.    ©rl^alten  @ie  mir  ein  freunblic^eS  Slnbenfen"  2). 

jDer  ®ebanfe  t)on  ®oetl^e,  einen  3!Äann  t)on  21.  SB.  @d)Ieger8 
33ebeutung,  n^enn  aud)  unter  aufeergeioötinlid^  günftigen  SSer= 
pltniffen,  als  förgiel^er  in  33orfd)lag  gu  bringen,  toirft  ein 
d^arafteriftifc^eS  Sid^t  auf  bie  einfädle  ©enügfamfeit  beutfd)er 
SSerpitniffe.  SSeibe  SSrüber,  Sluguft  SBil^elm  unb  griebrid), 
ttjaren  nid)t  nur  I)ert)orragenbe  ®elel^rte,  jte  befafeen,  ttjenn  aud^ 
nid^t  grofee  fd^öpferifd^e  ®aben,  fo  bod^  Stalente  erften  SlangeS, 
^ifeißf  geiftreid^  unb  fd)arf,  ber  6ine  ein  Slneigner  beS  gremben, 


')  Madame  de  Stael,  Dix  annees  d'exil,  2de  partie,  Chap.  XV. 
Considerations  sur  la  Revolution  fran^aise.  Oeuvres  comp.  XII  25,  bonn 
136  u.  ff. 

2)  SBricfe  ©d^iHet'ö  unb  ©octl^e'.ö  an  91.  SB.  Gd^IcöcI,  Mpm,  1846,  51. 
®ottf)e  an  9t.  SB.  ©d^Iegel,  1.  SDiära  1804. 


S)ie  »ruber  ©(i^leflcl.  81 

tt)ic  naä)  xifm  nid)t  töicber  ein  folci^cr  crftanb;  bcr  Slnberc  ein 
Äritifer  Don  unitJerjeHer  Silbmtß  unb  fificrftrömenbem  3fidd^* 
tl^nm  bcr  ®cbanfen,  beffcn  Seiftungcn  für  bic  9ricd)ifd^c  ^oeflc 
jenen  Don  äBinfelmatm  für  bte  ßried^tfri^e  Äunft  gur  Seite  ge^ 
fteUt  ttjorben  pnb.  ®ie  3lrbeit§fraft  beiber  S3rüber  war  eine 
ftounengtocrtl^e,  bic  ücrfd^icbcnftcn  ©ebiete  umfaffenb.  ^m 
„Athenäum"  l^atten  jte  feit  1798  bie  ©mnblagen  jur  äftl^etifdien 
3)oftrin  ber  SRomantif  gelegt,  bie  ®oetl)e  juerft  aU  Seftlmmnng 
bcr  Segriffe  flafjtfd^er  unb  romantifci^er  ^ßoefie  öufgefteHt  ju 
l^abcn  beanfprud^te,  n)äl)rcnb  ber  reigbarere  ©dritter  nur  baS 
D^)pojtlionene  l^erauiSfül^Ite  unb  an  ®oetI)e  fd^rieb,  btefe  nafe* 
»eife,  entfd^eibenbc,  fd^neibenbe  unb  cinfeitigc  SRanier  tl^ue  \i)m 
pl^^fifd^  tt)cl^e.  8[n  bcr  unartigen  unb  unbdnfbaren  Slrt  ber 
^Icmil  gegen  ^umbolbt,  ber  immer  ein  guteä  SSerl^ättnife  gu 
bctt  ©d^Icgel  geliabt  l^bc,  fönnc  man  auf§  SHeue  feigen,  bafe  pe 
bod^  mdl)t3  taugten.  S)a9,  xoaS  man  @cmütl^  f)ti^t,  fel^Ic  il^nen 
bcibcn').  3«föfem  bcr  SSortourf  gegen  SEaltlojtgfeiten  fid) 
rid^tete,  war  unb  blieb  er  öcrbicnt.  ©a§  aber  „bic  ©d^lcgcl 
bod^  etwas  taugten'^  geftanb  Sd^iKcr  felbft,  aU  er  Sluguft 
SSßill^elm'S  an  ©oetl^c  gerid^teter  ©legie  „über  bie  Äunft  bcr 
©ried^cn''  fein  £ob  nid^t  Derfagen  fonnte.  68  folgte  ber„3on", 
ber  im  SSerein  mit  Siect  l^erauggegebene  SRufenalmanad),  enb= 
lid^  bie  SSorlefungen  in  JBcrlin,  Slrbeiten,  weld^e  bie  ©Iiafefpeare- 
Ueberfe^ungen  nid)t  unterbrad)en.  ®ie  Eingebung  an  feine 
Äunft,  bie  il^n  fo  mäd)tig  bel)crrfd^te,  bafe  il^m  Sl^ränen  in  bic 
Sugen  traten,  wenn  er  uon  (Salbcron  fprad^,  war  einer  ber 
fd^önflen  3öfle  bei  a.  SB.  @d)legel.  „Äritil  gc^t  unter",  I)atte 
il^m  einft  Caroline  gefd^rieben,  „leiblid)e  ®efd^led)ter  erlöfd^en, 
S^fieme  wed^feln,  aber  wenn  bie  SBBelt  einmal  aufbrennt  wie 
ein  5ßa^)ierfd)ni^el,  fo  werben  bie  Äunftwerfe  bie  legten  leben^ 


*)  edermänn,  ©cfprSd^c  mit  ©oetl&e,  II,  203  unb  »rieftoed&fel  atoiWeit 
©dritter  unb  ©oct^c,  I,  343,  H,  78,  88,  194.  ©d^lUcr'ö  SSriefe  öom  22.  S)C8. 
1797,  28.  Sunt,  23.  Su«,  16.  Ölufluft  1798. 

»Icnnerfiatfett,  grau  toon  ©taöL  III.  q 


82  2)te  SBrfiber  (Sd^tcgcl. 

btgen  Sunfen  fein,  bie  in  ba§  ^au§  ®ottc§  gel)ett  — -  bann 
crft  fommt  ginftcrni^."  ©tcfcr  treu  fcftgelialtenc  äftl^ctifd^c 
©laubc  ücrliclö  xf)m  bie  Serebfamfeit,  über  bie  fd)on  ^enr^ 
SSe^le  bei  ©elegeni^eit  eines  Si^f^w^tnentreffenS  in  SBeimar  ge^ 
ftaunt  I)atte^). 

SlHein  bei  aller  geiftigen  3iül)rigfeit  unb  SSebeutung  ftanb 
bie  ®efäl^rlin  fo  öieler  l^erüorragenber  $erjßnli(i)feiten  bcr 
beut|d)en  Ilafjtfd^en  Qdt,  bie  ©orge,  auc^  ben  SBrübern  ©d^lcgcl 
unentwegt  jur  Seite.  Sriebrid^  unb  fein  etn)a§  älterer  Sruber 
2Bill^elm  [tauben  1804  in  ben  breifeiger  3al)ren;  jeber  t^on  il^nen 
tt)ar  in  feiner  SBeife  berül^mt  imb  nod)  l)atte  feiner  t)on  beiben 
eine  gejtci^erte  SebenSfteHung..  3m  Satire  1802  begab  fid^ 
griebrid^  nad^  5ßariS,  um  bort  eine  Qcxt  Ijinburd^  au§fd)lieBlid^ 
bem  ©tubium  ber  inbifd^en  Siteraturen  gu  leben,  worauf  fein 
erft  1808  in  ©eutfd^lanb  belannt  geworbener  Uebertritt  jur 
fatl^olifd^en  Äird^e  erfolgte.  SBäl^renb  er  jtd^  mit  ©orotl^ea, 
ber  grau  beö  SanquierS  33eit  öerbanb,  löfte  jtd^  bie  @l^e  feine^S 
SruberS  mit  ber  SBittwe  \)m  Söl^mer,  Caroline  3Kid^eli8. 
SBJill^elm'ö  S3unb  mit  il^r,  in  ber  trübften  ©tunbe  il^rer  öie^ 
oerfd)lungenen  weiblid^en  ©d^idfale  gefd^loffen,  war  ein  SRettung«^ 
aft  gewefen,  ber  bleibenben  3)anl  öerbient  \)attc,  @ie  Derftonb 
e§  anberS  unb  würbe  1803  @d)elling'ö  grau.  3n  btnx  „Sauben^ 
W^i"i  i'^  weld^em,  bieömal  ol^ne  Unterfd^ieb,  bie  beutfd^en 
Hafjtfd^en  wie  bie  romantifd)en  Greife  ben  ©l^eftanb  .gemad^t 
l^atten,  l^inberte  fo  etwas  nid)t,  ia^  ber  5ßl)ilofopl^  ber  SRomantif 
unb  il^r  3leftl^etifer  in  guten  SSejieliungen  ju  einanber  blieben, 
SBäl^renb  Caroline  mit  il^rem  britten  ©atten  nad^  ©üben  jog, 
fnitpfte  a.  SB.  @d)legel  fo  innige  gteunbfd^aftsbanbe  mit  Siecf« 
©d^wefter,  ©opI)ie  Sernl^arbi,  ber  fpäteren  grau  Don  ^orring, 
bafe  grau  öon  ©tael  fte  fennen  gu  lernen  wünfd^te.  35er* 
geben«  wanbte  man  ein,  bafe  ©opl^ie  fein  S98ort  franjöjtfd^  fpred^e. 
„^a^  ift  ganj  gleid^",  erwiberte  bie  nid^t  ju  entmut^igenbe 


*)  Stendhal  (Henry  Beyle),  Correspondance  inedite,  1,  31. 


S)ic  iBrfibcr  ©d^Ieflcl.  83 

^xavL  öon  ©tael,  „iä)  tocrbc  flc  fpred)ett  feigen. "  Slfö  ©olmetfd^ 
gtt)i|d)cn  il^nen  mufetc  Sd^lcgcl  bienen,  unb  grau  öon  @ta6l, 
bic  bcftänbtg  fragte  „tt)a§  I)at  jtc  jc^t  gefagt?"  nod^  obenbrcin 
Aber  bcn  3nl)alt  beö  ®efpräd)S  täufd^en,  bcnn  ©op^ic  S3crn* 
l^arbi  trieb  tl^r  Spiel  mit  ben  SBeiben  unb  jagte  ©inge,  bie  pd) 
ttid^t  fiberfe^en  liefen. 

®oetI)e  beI)ieU  mit  ber  SSorauöfe^ung  SRed^t,  bafe  2[.  SB. 
©d^legel  eine  völlige  Slenberung  feiner  Sage  ttjiöfommen  fein 
werbe.  Slud^  ol^ne  ben  SRüdEfd^lag,  ber  feinen  perfönlid^en  @r= 
fal^rnngen  eben  boä)  folgen  mufete,  waren  bie  legten  S^l^i^^ 
burci^  bie  5ßoIemif  gegen  SBielanb  nad)  ber  einen,  gegen  bie 
Slufflarnng  nad^  ber  anbern  Seite,  bie  ©treitigfeiten  in  ber 
^naer  Siteraturgeitung,  Uneinigfeit  nnb  Qtoi\t  im  eigenen 
2agcr  getrübt  worben.  ^n  2Beimar  t)or  Slllem  war,  feit  bem 
Srud)  mtt  ©d^iKer,  bie  Stimmung  ben  beiben  SBrübern  fo 
wenig  günflig,  bafe  grau  öon  ©tael  in  il^ren  ©efprädjen  mit 
©oet^e  ftd^  baDon  beeinflußt  geigte').  ®iefe  ßinbrüdfe,  bie  er 
ftdö  möglid^ft  fem  gel^alten  l^atte,  Derfd)wanben  aud)  bei  il^r 
nad^  ber  perf8nlid)en  Begegnung  mit  21.  SB.  ©d^legel.  3u  ^^m 
bereits  erwäl)nten  SSrief  an  ®oetl)e  fd)reibt  fie  bdrüber:  »II  faut 
aussi  que  je  vous  remercie  de  la  societe  la  plus  interessante 
que  j'aye  rencontree  ä  Berlin,  Wilhelm  Schlegel.  Je  suis 
punie  ou  recompensee  de  toutes  nos  plaisanteries  sur  les 
Schlegel.  Je  ne  crois  pas  possible  d'avoir  une  critique  lit- 
l^raire  plus  spirituelle,  plus  ingenieuse  que  Wilhelm,  et  des 
connaissances  si  etendues  en  litterature,  que  lors  meme 
qu'on  n'est  pas  de  son  avis,  c'est  de  lui  qu'il  faut  em- 
prunter  des  armes.  Enfin  je  trouve  dans  son  caraclere 
quelque  chose  qui  ne  röpond  pas  ä  Tamere  reputation  qu'on 
lui  a  donn^e  et  je  veux  attribuer  ä  son  frere  ce  qu'il  y  a 
de  trop  rüde  dans  Tesprit  de  la  famille  pour  aimer  ä  mon 
aise  celui-ci.« 


^)  ^.  ©ünfeer,  ©oet^e  unb  ^axl  ^Tugaft,  II,  461. 

6' 


84  2)ie  SBvüber  (Sd^tcgcl. 

aud)  ©d^lcgel  fäl)ltc  fid^  angejogcn  unb  gcwürbigt,  urtb 
ging  auf  ba§  Slncrbietcn  ein,  tooburd)  Stau  öon  @taßl  mit 
einem  g^^tgel^att  t)on  12  000  granfen  imb  Snjtd^erunfl  einer 
^enjton  il^m  bk  Unabl^angigfeit  verbürgte.  SSon  ienem  SÄätj 
an  trat  er  in  il^re  Familie,  unb  e§  begannen  aSejiel^ungen,  bie 
raal^renb  fteben  ^df)xtn  fortbauerten,  l)ierauf  burd)  einen  ^Iccpo^ 
leonifd^en  9Jiad^tbefeI)I  auf  einige  3^it  unterbrod^en,  1814  lieber 
aufgenommen  ujurben  unb  biö  jum  Stöbe  feiner  ®önnerin  wal^rtett. 
3Bie  fo  mand^e  anbere  ttjufete  jte  aud)  biefe  greunbfd)aft  mit 
nie  fxäj  üerleugnenber  Sreue  unb  fd)onenber  ^Jlad^ficiöt  burd) 
mand^e  Älippe  l^inburd^  jju  fteuern.  ©d^legel,  ein  Solent,  bod^ 
fein  ßl^arafter,  mad^te  fold^e  Störungen  unDermeiblid^,  aber  im 
Sab^rintl^  ber  beutfd^en  ®ebanfentt)elt  blieb  er  il^r  ein  unDer* 
gleid^lid^er  güf)rer  unb  n)ie  fie  ben  feinigen,  fo  erfannte  er 
il^ren  2öertl^.  3n  il^rer  beiber  Seben  ift  bie  ^Begegnung  in 
aSerlin  ein  .glüdlid^er  SBenbepunft  geblieben. 

3unäd)ft  ttjollten  e§  bie  ©reigniff e,  bafe  für  bie  geiftigen 
Stttereffen,  n)eld)e  biefem  Sufammenfein  SSebeutung  gabertr  fein 
SJtaum  blieb.  ®ie  Slufmerlfamfeit  Don  ©uropa  ttjar  nod)  auf 
btn  $roje^  V)on  ^JJloreau,  ^id^egru  unb  ©eorge  gerid)tet,  beffen 
gel)eime  ®efd)id)te  iüngft  t)on  ber  ^anb  eineö  ^reunbeS  öon  %xan 
oon  @tael,  Glaube  g^auriel,  aufgejeid^net  gefunben  worben  ift^). 
Sauriel  raar  nad^  bem  18.  Srumaire  ©efretär  öon  Soud^e,  l^atte  fid^ 
aber  fd^on  im  3!Äai  1802  gur  5Rieberlegung  biefer  Stelle  »er- 
anlaßt  gefunben.  „@ie  jtnb  nid)t  red^t  gefd)eibt",  ertt)iberte  ber 
^ßoligeiminifter  auf  fein  ©ntlaffungögefud^,  „baö  ift  ber  Slugen* 
blidE  gu  bleiben;  tt)ir  gewinnen"  2).  Slber  ju  feinem  ®lüdE  war 
ber  republilanifd^  gepnnte  gauriel  feinen  l^iftorifd^en  unb  Ute«» 
rärifd)en  ©tubien  längft  jurücf gegeben,.  al§  bie  ©reigniffe  oon 
1804  ftd)  abfpielten.  SSon  feinem  furgen  SBermeilen  bei  ber 
^oligeiberwaltung  blieb  i^m  nur  ber  aSortl^eil,  ftd^  befler  als 

0  Claude  Fauriel,  Les  derniers  jours  du  Consulat.  Manuscrit 
in^dit,  Paris  1886. 

^  Sainte-Beuve,  Portraits  contemporains,  Claude  Fauriel,  II,  492. 


ättbcre  über  bte  verborgene  ©ittwidfelung  be§  ©ramaS  Do« 
Stncenne^  informiren  ju  fönnen.  ©eine  ©arfteUung,  bte,  wie 
man  t)ermutl)et,  burd^  SSenjamin  ßonftant  [teflenttjeife  corrigirt 
mxbm  ift^),  läfet  jtd^  in  ben  ,&au^)täügen  in  berjenigen  öon 
f^rau  Don  ©taers  »Dix  annees  d'exil«  ttjiebererfennen.  ^ier 
ttJte  bort  tt)irb  ber  @r[te  ßonful  befd^ulbigt,  bie  (Emigranten 
unb  SKoreau  bnrd^  Sntriguen  feiner  gel^eimen  Slgenten  förmli^ 
gur  ßonfpiration  getrieben  gu  l^aben,  bte  il^m  bie  ©elegenl^ett 
bot,  pd^  feines  größten  militärifci^en  3fliDaIen  gn  entlebigen^). 

©te  ©rregung,  bie  folci^e  Sefnrci^tungen  bei  grau  öon  ©taöl 
l^erDorriefen,  mar  feit  jener  Unterrebung  mit  ®oetl^e  in  SBeimar, 
auf  bie  erfte  5Rad)rici^t  ber  aSerl^aftung  beö  ©iegerö  oon  ^oijm^ 
Hnben,  nid^t  mel)r  gemid^en.  9Mit  ängftlid^er  Spannung  fal^  fie 
bem  weiteren  SSerlauf  ber  ®inge  entgegen,  als  eines  SRorgenS 
frül)  ad^t  Ul^r,  mät)renb  fie  noc^  rul)te,  5ßring  SouiS  ^erbinanb 
gu  $ferb  bor  ben  g^enftern  il^rer  am  @pree-£)uai  gelegenen 
aSol^nung  l^ielt  unb  fte  gu  fpred^en  verlangte.  @ie  beeilte  ftd), 
ein  SRorgenfleib  übergumerfen  unb  ii)m  entgegen  gu  gelten. 
„SBiffen  Sie",  rief  er  il^r  gu,  „bafe  ber  |)ergog  t)on  ©ngl^ien 
auf  babifd^em  SEerritorium  aufgegriffen,  einer  9Jtilitärcommiffion 
öberantmortet  unb  öierunbgmangig  ©tunben  fpäter  erfd^'offen 
worben  ift?" 

i5rau  oon  ©tael  lannte  bie  Slbneigung  beS  ^^Jringen  gegen 
Sonaparte.  „SESeld^e  ßrfinbung",  ermiberte  jte,  „feigen  @ie 
benn  nid^t,  bafe  bie  tJeinbe  ^ranfreid^S  biefeS  ©erüd^t  auSge= 
ftreut  l^aben?"  —  „9lun,  fo  mill  id^  S^nen  ben  SRoniteur  fd^icfen", 
entgegnete  $ring  ßouis  gerbinanb,  „ba  fönnen  @ie  ba^  Urtl^eil 
abgebrudt  lefen''.  @S  ftanb  in  ber  Plummer  Dom  21.  3!Äärg 
gegen  ben  »nomme  Louis  d*Enghien«.  »Le  nomme  Louis 
de  Prusse«,  mar  am  anbem  SSag   ein  SBiHet  beS  ritterlid)en 


')  Claude  Fauriel,  Les  derniers  jours  du  Consulat,  Introduction, 
VIII  u.  0?0tc. 

2)  ©benbafclbft,  148  u.  ff.,  287,  373.  Madame  de  Stael,  Dix  annees 
d'exil,  läre  partie,  Chap.  XIV  unb  XVII. 


^rinjen  an  jtc  unterjcid^uet.  ®r  ffil^lte  aufö  ticffte  bcn  allem 
fürftlid^en  Slut  in  bcr  ^crfon  bicfcS  Dpferö  angctl^ancn  ©d^intpf 
nnb  \ä}\i)\xx,  x\)n  gu  rädien. 

3wct  SEage  t)or  bcm  20.  aßärj  l^attc  ßl^ateaubrianb,  gum 
frangöp|d)en  SRepbcnten  im  SBcltltn  ernannt,  Slubieng  beim  6r[ten 
©onful  @r  fanb  il^n  fo  öerdnbert,  bafe  er  il^n  frani  glaubte. 
®ie  Memoires  d'Outre-Tombe  begleiten  bie  ©döilberung  be§ 
©efd^el^enen  mit  ben  2Borten:  „@in  überlegener  ®ei[t  gebärt 
baö  S3öfe  nic^t  ol^ne  ©d^merg;  benn  eS  ift  nid^t  feine  natürlid^e 
^rud^t,  unb  er  foHte  jie  nid^t  bringen"  ^). 

®er  2Rorb  beö  ^ergogö  Don  6ngl)ien  l^atte  gum  näd^ften 
3tt)e(f ,  bm  Safobinern  ein  5ßfanb  be§  a3rnd)ö  mit  ben  Sfio^aliften 
gu  geben.  »Enfin,  le  voilä  des  nötres!«  tt)irb  SSernabotte  in 
ben  SKunb  gelegt,  ali8  er  ha^  ®efd^el|ene  feinem  ©d^wager  Sofepl^ 
mittl^eilte*).  SEBeit  über  biefeS  3^d  l^inauSgreifenb  eröffnete 
bie  SEl^at  bie  feit  5Rit)6fc  nod)  immer  überbrücke  Äluft  gttjifd^en 
Sonaparte  unb  ben  el^rlid^en  Seuten.  SSor^er  l^atte  er  gttjar 
ijeinbe,  aber  aud^  fold&e  SSerbienfte  gel^abt,  bafe  feine  ent= 
fd^iebenften  SBiberfad)er  bie  erften  Saläre  beS  ßonfulat^  nur 
mit  bm  beften  Seiten  frangöfifd^er  ©efd^id^te,  wie  fie  etwa  einige 
3fiegi*erungöabfd)nitte  §einrid)'ö  IV.  aufweifen,  öergleid^en  gu 
fönnen  meinten^).  9lad)  bem  2)rama  t)on  SSincenneö  bagegen 
erI)oben  jtd^  unt)erföl&nlid)e  ®egner  unb  ber  3Biberftanb  gegen 
il^n  würbe  gum  ftttlid^en  ®ebot.  „@r  l^atte  ben  SRubifon  be§ 
SBerbrec^eng  überfd)ritten  unb  baS  @c{)idffal  l^erauögeforbert, 
feinen  9?amen  in  baS  S3ud^  ber  SBergeltung  gu  fd)reiben'' *). 

®er  befannte  2lu8fprud^:  »c'est  pis  qu'un  crime,  c'est  une 
faule«  wirb  tjon  %xaix  t)on  @tael  nid^t,  wie  ei8  gewöl^nlid^  gc* 
fd)iel^t,  SaHe^ranb,  fonbern  ^oud^e  in  ben  2Runb  gelegt.  6r 
war  gur  S^t  ber  2:1^  at  nid)t  an  ber  @))i^e  ber  faiferlid)en 


')  Chateaubriand,  Memoires  d'Outre-Tombe,  U,  299. 

^  Th.  Jung,  Luden  Bonaparte  et  ses  Memoires,  II,  431. 

^  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  33. 

*)  Madame  de  Stael,  Gonsiderations,  Oeuvres  comp.  XIH,  321. 


S^ctfcr'S  %ob,  10.  Slprtt  1804.  87 

^oHjci;  uttmittelbar  mä)  berjelbcn  würbe  er  iebod)  al§  unentbel^r* 
\x6)  bal^in  jurücfflerufen,  „benn",  l^eifet  eS  barüber  in  ben  Dix 
annees  d'exil,  „er  toar  berjenige,  ber  beffer  alS  irgenb  Semaub 
a3ou(iparte  baburd^  unterftü^en  lonnte,  ba^  er,  gum  Unglfidf  für 
bte  3BeIt,  Ilug  genug  war,  um  ein  fd^ranlenlofeö  ©Aftern  mit 
ttufd^einenber  SKäfetgung  ju  vertreten''.  9Kettemi^  l^at  fpäter 
biefe  aSemerlung  l^eröorgel^oben,  njeil  er  fanb,  bafe  jte  goud^e 
Dortrefflid^  d^aralteriprte  ^).  grau  öon  @tael  l^ebt  in  bm  Dix 
annees  d'exil  ba§  SSotum  öon  Sa  ga^ette  gegen  ba§  Äaifer» 
reid^  l^erDor.  @ie  ttjar  falfd^  unterrid)tet ;  er  l^atte  mit  SSor= 
bel^alt  gegen  baö  ßonjulat  auf  SebenSäcit  geftimmt  unb  jtc^ 
uid^t  an  ber  Slbftimmung  öon  1804  betl^eiligt  2).  gjiit  freubiger 
®euugtlÖiiii^i8  öernal^m  pe,  ba^  ßl^ateaubrianb  unmittelbar  nad) 
bem  20.  3Raxi  feine  *  ©ntlaffung  genommen  i^atte.  SaUe^ranb 
bagegen  gab  üier  Sage  fpäter  ein  grofee^  SBaUfeft^). 

®er  le^te  SSrief  9Zerfer'§  an  feine  Sod^ter  fprad^  öon  feiner 
tiefen  gntrüftung  über  bie  S^at  üom  21.  SKärg.  SJli^tS 
^atte  jte  auf  bie  ujenige  Sage  fpäter  eingetroffene  9ladörid)t  bon 
feiner  plö^lid^en  ©rfranfung  vorbereitet,  bie  jte  jur  fc^leunigen 
Slbreife  t)on  Serlin  üeranlafete.  Slm  10.  5lpril  ftarb  9ledEer  im 
älter  Don  jweiunbfiebengig  Sö'Ö^^^«-  SWan  tt)agte  nic^t,  grau 
öon  ©tael  gu  fagen,  ba^  bie  Sobe^botfdjaft  eingetroffen  war, 
beöor  jte  bie  preufeifd^e  ^auptftabt  verliefe,  um  ben  ^eimmeg, 
ber  über  2Beimar  fül^rte,.  anzutreten.  2ßan  mufete  bort,  mit 
weld^em  @d)merj  man  gu  red)nen  l^aben  würbe.  Qmn  @d)reden 
ber  Slnwefenben  war  grau  öon  @tael  eineö  Sagg  in  SBeimar, 
aus  Slufregung  über  baS  9lid)teintreffen  ber  ^oft,  bie  SSriefe 
öott  9leder  bringen  foHte,  bewufetlo^  gufammengefunfen.  grdu« 
lein   öon  ®öd^l^aufen  würbe  je^t  mit  ber  fc^weren  Aufgabe 


')  g.  SR.  aWctternid^,  5lu5  SKcttcrni^'ö  m^QtXa^mm  ^apiextn,  III, 
446 — 447.  Th.  Jung,  Lucien  Bonaparte  et  ses  Memoires,  III,  294. 
Madame  de  Stael,  Dix  annees  d'exil,  lere  partie,  Chap.  XV,  XVII. 

2)  La  Fayette,  M^moires,  V,  198—200,  217. 

^)  Miot  de  Melito,  Memoires,  II,  159. 


88  Sd^metaltd^e  ©emüü^dfttmmtmg. 

betraut,  il^r  bcn  DoUcn  Umfang  il^rc^  SßcrIufteiS  ju  fagm;  cS 
war  an  %cm  ©cburtStag,  ben  22.  april  ^).  2)cr  3wft<^ttt>f  ^^ 
nun  folgte,  war  ein  fold^er,  ba^  ^erber'S  ©ol^n,  ber  Slrgt,  nie 
einen  foId)en  gefeiten  ju  l^aben  meinte  2).  SBenjjamin  ßonftant, 
ber  iujwifd^en  nad)  ber  Sd^weij  jurücfgefel^rt  unb  auf  bie 
SRad^rid^t  öon  9lerfer'§  fd^werer  ©rfranfung  nad^  Soppet  geeilt 
war,  ol^ttc  il)n  mei^r  lebenb  ju  pnben,  fam  je^t  mit  ©tSmonbl 
nad^  ©eutfd^lanb  jurfidE.  ©r  l^atte  ben  SSerftorbenen  aufrid^tig 
lieb  gel^abt  unb  biefer  feine  Steigung  erwibert.  5Run  wufete  er 
%xau  öon  ©tael  allein  unter  gremben,  unb  fül^lte,  „bafe  pe  nid^t 
nur  feines  SErofteö,  fonbem  aud)  feinet  ©d^merjeS  bebürfe"*). 

Sei  ber  Slnfunft  in  SBeimar  fanb  er  fte  in  ßontjuljtonen. 
@r  berfud)te  nid)t,  wie  bk  Änbem,  il^r  3;roftgrfinbe  gu  bieten, 
fonbern  tl^eilte  tt)x  geib  mit  ber  gangen  fjäl^igfeit  ber  Sin* 
empfinbung,  bie  er  befafe. 

@ie  fanb  !aum  bie  Äraft,  jtd^  briepid)  öon  ber  ^ergogin 
Souife  gu  Derabfd^ieben,  öon  ber  ©tabt,  bie  il^r  fo  gaftfrci  ge* 
wefen  unb  „wo  il^r  ßrbenglüd  gefd^eitert  war".  @ö  lag  nur 
fd^einbar  etwas  Uebertriebeneö  in  fold^en  äeufeerungen;  Pe  fül^lte 
pd^  Don  einem  ©d^merg  erfaßt,  ben  feine  3^tt  ^^^^  Ö^ttä  f)^\ni 
foHte.  ©ie  @d)laflopgfeit,  an  weld^er  pe  litt,  unb  bie  pe  fpäter 
burd^  ben  ocrberblid)en  @enufe  öon  D))ium  gu  beldmpfen  fud^te, 
batirt  m^  jener  ß^it- 

©rft  Anfang  Sßai  üermod^te  pe  ßönd^  gu  erreid)en,  wol^in 
baS  ßl^epaar  5RedEer  be  ©auflure  xljx  ben  gweiten  ©ol^n  ent* 
gegenfül^rte.  gl^re  ßoupne  fprad^  fpäter  nid^t  gern  üon  ben 
l^erggerreifeenben  ©cenen,  weld^e  biefem  SBieberfclien  folgten; 
bod^  ergäl^lte  pe,  wie  grau  oon  ©taöl  wäl^renb  rul^igeren  Slugen« 

*)  Lettere  inedite  del  Foscolo,  del  Giordiano,  e  della  Signora  di  StaSl 
a  Vincenzo  Monti.  Livorao,  Vigo,  1876,  255.  grau  Don  @tael  an  Sin* 
cenao  ^onÜ,  Bologna,  23.  Januar  1805. 

2)  Jp.  ©ün^cr,  S(uS  ÄncbclS  öttcftocd^fcl.  Jpcnricttc  an  il^ren  »ruber, 
25.  Slpril  1804. 

^)  Benjamin  Oonstant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
10  Janvier  1886,  108-109. 


(Sd^merslid^e  ©emütl^dftimmung.  g9 

blidfett  ftd^  \)oä)  noc^  ju  einem  SBort  ober  einer  Semerfung 
aufraffte^  bic  ©d^Iegel  ©elegenl^eit  gaben,  pc^  wäl^renb  biefer 
Steife  feiner  neuen  Umgebung  in  günftigem  Sid)t  gu  jeigen.  Sie 
ppegte  bann  bie  Slnbern  aufguforbem,  ol^ne  JRuctjtd^t  auf  pe, 
öott  öerfd^iebenen  ©ingen  gu  reben.  SKabame  §Redfer  be 
©aufture  war  mit  Sonpetten  an  Sfterfer*§  Sobtenbett  ge* 
Panben  unb  fonnte  il^r  feine  legten  Slugenblirfe  fd^ilbern.  ©r 
l^attc  mä)  allen  feinen  Jreunben  unb  Untergebenen  für  il^re 
Siebe  gebanft,  bie  Hoffnung,  mit  ber  tl^euren  ®attin  lieber* 
Dereinigt  gu  werben,  auSgefprod^en,  unb  war  betenb  l^inüber^^ 
gegangen,  biö  gule^t  mit  bem  ©ebanfen  an  feine  Sod^ter  be* 
fci^äftigt:  »On  ne  doit  pas  la  blämer  de  n'etre  pas  ici«,  fagte 
er;  »je  Tai  voulu  ainsi;  c'est  au  coeur  d'un  pere  de  la  juger.« 
gelteres  wieberl^olte  er  mel)rmals,  I)ingufügenb,  in  feinem  bergen 
wenigPenö  fei  pe  niemals  öcrfannt  worben.  @8  mürbe  öon 
SonPetten  bemerft,  bafe  er,  aud^  in  gieberpl^antapen,  mit  feinem 
Söort  auf  bie  grofee  füoUt  gurüdffam,  bie  er  in  ber  2Bett  ge* 
fplelt  fiaüe^). 

Seine  legten  Seben^ial^re  unb  bie  ©d^eibegrfifee  feiner  @eele 
gel^örten  il^r  nic^t  mel^r.  6r  mar  ein  d^riftlid^er  SBeifer,  ber 
aSater  ber  Slrmen,  ber  gi^^unb  ber  SSebrängten  geworben,  unb 
bie  Sodfter,  gu  weld^er  er  einp  gefagt  l^atte,  er  wünfd^te,  il^r 
Sruber  gu  fein,  um  pe  biö  an§  6nbe  befd^ü^en  gu  fönnen^), 
fanb  SErop  in  bem  ®ebanfen,  il^n  nid^t  aHein  gu  beweinen. 

3n  ben  erpen  ^tikn  il^reö  SBerlufteS  bemäd^tigte  pd^  il^rer 
eine  eigentl^ämlid^e  Stimmung.  9Zedfer  ppegte  t)on  feiner  2;od)ter 
gu  fagen:  Pe  fei  wie  bie  g^bianer,  bie  be^  9Korgen§  il^re  §ütte 
abbred)en  ol^ne  gu  wiflen,  wo  pe  be§  SlbenbS  Dbbad^  pnben 


0  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  ecrits 
de  Madame  de  Stael.  Relations  domestiques.  ^onfietien,  SBriefe  an 
8f.  »tun,  I,  205,  207,  ®cnf,  10.  u.  13.  ^pxii  1804.  Madame  de  Stael,  Du 
caract&re  de  Monsieur  Necker  et  de  sa  vie  priv^e.    Oeuvres  comp.  XVII,  123. 

*)  Madame  de  Stael,  Du  caractfere  de  Monsieur  Necker  et  de  sa 
vie  priv^e.    Oeuvres  comp.  XVU,  96  u.  118. 


90  ©d^meiaUd^e  (^ntfltl^ftinimung. 

werben.  3lber  er  mad)te  fie  fo  fllücflid),  tt>eil  er  jic  gemäl^ren 
unb  bem  S"fl  ^^^  Unabl^ängiflleit  folgen  liefe,  beffen  i^re  encr« 
gifd)e  9laiux  nun  einmal  beburfte,  um  ftd^  nid^t  in  nu^lofen 
kämpfen  aufgureiben.  6r  begriff,  bafe  tvenn  fte  ftc^  QtoanQ 
auferlegte,  um  il^r  Seben  »ie  atte  anberen  Seute  l^ingubringcn, 
il^re  gäl)igfeiten  barunter  litten,  unb  badete  toofjl  wie  3Rabame 
9?ecler  be  @auf[ure,  >que  Madame  de  Stael  dompt^  n'^tait 
plus  tout-ä-fait  Madame  de  Stael«.  @ie  lol^nte  eS  il^m  burc^ 
bie  3«itigfeit  unb  SBoHftänbigfeit  eines  SBertrauenS,  baS  feine 
geitiüeilige  Trennung,  feine  SReinungSDerfd^iebenl^eit  jemals  un* 
terbrac^en.  Unjc^lüfpg  in  Heinen  ©ingen,  fragte  fte  il^n  bei 
2inem  um  SRatl^,  Dom  ©eringfügigften,  wie  bie  SBal^l  cineS 
ÄleibungSftüdeS,  bis  gum  gölgenfd^ttjerften  unb  SBid^tigftcn. 
SBaS  bem  ©rlebten  unb  fem  t»on  il^m  ©rfal^renen  erft  äBertl^ 
üerliel^/  »cir  bie  SluSftd)t,  eS  il^m  ju  jd)ilbern  unb  jo  nod^  einmal 
mit  il^m  burd^juleben.  @r  forgte  für  SllleS,  unb  ber  lebl^aftc 
Slntl^eil  an  il^rem  ©d^idjal  erl^ielt  il^n  felbft  wieber  anfd^einenb 
jung  unb  tl^atfräftig  unb  tSufd^te  fie  über  bie  ®efunbl^eit  bcS 
P^^)P!^  früi^  gealterten  3!ÄanneS.  3lun,  ba  fte  il^n  uerloren 
l)atte,  \äjxm  eS,  als  ob  ein  ©d^winbel  jte  erfaßt  l^abe,  unb  bie 
fie  umgebenben  33er]^ältniffe  mit  inS  SBanfen  geratl^cn  feien. 
@ie  begann  au  ber  Eingebung  il^i^er  ©ienftleute,  am  ©el^orfam 
il^rer  Ä'inber,  am  SSeftanb  il^reS  33ermögenS  ju  gmeifeln,  öerlor 
ftd)  in  fleinlid)en  Sorgen  unb  antwortete,  wenn  il^^e  ßouflne 
oon  biefen  le^teren  meinte,  fte  feien  il^r  ja  bod^  im  @runbe 
gleid^gültig,  feit  bem  Sobe  il^reS  SBaterS  finbe  fte  ftd^  nirgenbS 
mel^r  gured^t.  @S  beburfte  eines  l^eroifd)en  ©ntfc^luffeS,  um  ftd^ 
über  einen  fold)en  ßwftctnb  ju  erl^eben,  unb  fte  fanb  il^n  im 
Sewufetfein,  ba^,  xoa^  \\)x  Sßater  erworben  l^abe,  il^ren  Äinbera 
nid^t  üerloren  gel)en  bürfe.  S^neu  ju  Siebe  lernte  fte  baS  SBer« 
mögen  Don  brei  aWillionen,  baS  5Jieder  ol^ne  bie  ©c^ulbforberung 
an  bie  frangöftfd)e  ^Regierung  l)interliefe,  mit  pünftlid^er  ©enouig* 
feit  verwalten.  35arauf  begiel)t  ftd^  eine  SReil^e  öon  Sriefen,  bie 
fie  an  ©ouöerneur  3RorriS   fd^rieb,    mit   weld^em   nieder  ein 


33ricf  an  ©ouöcrneur  SWorriS.  91 

finanjicHeö  Slbfommen  jum  Qvo^ä  ber  ßrwerbung  üon  Sänbe* 
rcien  in  ben  SBcrcinigten  Staaten  getroffen  l^atte.  grau  öon 
©taöl  üermel^rte  biefe  ®elbanlagen  im  ©efül^l  ber  Unjtd^erl^eit 
l^cimatpd^er  SSerl^ältniffe,  „jeitbem  jte  einjig  auf  SBiUfür  be« 
rul)ten"^).  ©d^on  bamalö  befd)äftigte  jte  ber  Pan,  felbft  ein= 
mal  über  ben  Djean  gu  gelten.  „SBäre  id^  fünfunbäwangig 
ftatt  öierjig  Saläre  alt,  id^  mürbe  eä  tl^un  unb  @ie  autfud)en", 
fd^rieb  jte  an  5!Äorri§.  „galten  @ie  mid^  nur  bagu  gut,  ber 
©efettfd^after  junger  ©amen  ju  fein?''  fd^rieb  biefer  jurürf. 
,r3d^  bitte,  jtdl)  öom  ©egentl^eil  überjeugt  gu  Italien  unb  ju 
glauben,  ba^  bie  Saläre  ber  SBernunft  allein  aud)  bie  jum  SReifen 
beftimmten  fein  foUten.  ...  3d^  mn^  @ie  warnen,  bafe  ©ie 
l^ier  nid)t  pnben  xoüxbm,  waö  bie  ©ewol^nl^eit  Sinnen  unent- 
bel^rlidö  gemad^t  l^at.  ©ie  ®üte  Sl^re^  l^ergenö  würbe  überatt 
anerfannt  werben,  ©el^r  SBenige  unter  unö  aber  ftel^en  auf 
Sl^^er  geiftigen  §öl)e,  unb  t)on  bm  Slnnel^mlid)feiten  ber  guten 
franjöjtfd^en  ®efellfd)aft  wiffen  wir  nid^t^,  obwol)l  wir  mel^r 
@efd^mad  bafür  alö  unfere  falten  SSorfal)ren,  bie  ©nglänber, 
bejt^en.  .  .  .  Suftfd)löffer  bauen  ift  ftets  unb  überall  unter= 
l^altenb  gewefen;  ©c^löffer  in  Slmerifa  bauen  wollen,  wäre  eine 
öerberblidie  ©pefulation,  bie  Slrbeit  ift  gu  tl^euer.  Slber  eine 
©ommerwol^nung  in  biefem  neuen,  rafd)  aufblül^^nben  Sanbe 
für  brei  biö  fünf  SRonate  ber  fc^önen  '$al)xc^txtf  ein  ebenfo 
langer  Slufentl)alt  in  ^^ilabelpl^ia  ober  5Rew=g)orf,  unb  ber  übrige 
Stl^eil  beö  3al)re2»  auf  SReifen  uerwenbet,  erfd)iene  mir  als  eine, 
ber  SBernunft  entfpred^enbe  ßeben^weife"  2). 

©aö  SSorl^aben  einer  SReife  nad)  ben  SSereinigten  Staaten 
würbe  Weber  bamalS  nod^  fpäter  öerwirflidit.  Slber  bie  finge 
unb  l^au§l)älterifd^e  33erwaltung  il)re§  33ermögen§  ermöglid^te 
e§  ^Jrau  üon  @tael,  Slnbern  grofemütl)ig  gu  f)elfen,  unb  SRabame 
SReder  be  ©auffure  beftätigt,  bafe  [xt  e^  t^at.  3luc^  Sl.  2Ö.  ©c^legel 


0  Jared  Sparks,  Life  of  Gouverneur  Morris,  III,  110,  111,  121, 
182,  207. 

2)  ebcnbafclbft,  III,  210,  220,  236,  242. 


bewal^rte  ein  S^^Ottife  baöon:  „@ic  Detlefen  mid)  bur^  Wc  gc^ 
fdjäftömäfeigc  Art,  mit  tt)eldf)cr  @ic  mir  oon  S^rcn  ©elbrntgc« 
kgcnl^itcn  fprcdjcu",  fd^ricb  jic  il^m  in  ben  forgcnDoUften  3^agen 
öon  1813,  „roiffcn  @ic  bod),  ba%  e§  meine  ^öd^fte  §reubc  tfl, 
@ie  bei  mir  aufjuncl^men.  ©rl^eben  @ie  @elb  Don  mir,  fo 
gilt  mir  baö  aU  eine  Sürgfd^aft  3^rer  SBieberfel^r.  SRel^mcn 
@ie  alfo,  ttjaö  Sie  wollen,  ol^ne  ^ä)  im  ©eringften  ju  befd^rftnfcn, 
imb  oergeffen  @ie  nid^t,  bafe  ein  auf  mid^  auSgefteHter  SBed^fel 
in  meinen  Singen  einer  3[nt)ängIid^feitöerFläning  gleid^Kmmt*  *). 
9lad^  @ainte«Seuoe,  ber  nod^  Oäfte  Don  Poppet  barfiber  be« 
fragen  fonnte,  l^enfd)ten  bort,  inmitten  fteten  SBed^fetö,  Kommens 
nnb  ©el^enö,  ®ett)o^nl)eiten  ber  Drbnung  mit  ber  Sel^aglid^fcit  beS 
5Reid[)tl^um§,  ol^ne  bafe  biefe  jemalö  jur  3Serfdf)menbung  ausgeartet 
wäre  2).  ©ie  ^errin  be§  ^aufeö  war  für  pdf)  oon  fo  anfprud&S- 
lofer  @infad)l^eit,  bafe  fte  erft  nad)  bem  6rfdf)einen  oon  „Corinna* 
jn  einem  orbentlid)en  @d)reibtifdf)  !am.  „3d)  ^ätte  fd^on  lange 
gern  einen  fold^en  gehabt",  fagte  fte  ju  il^rer  ©oufitte,  „nun 
l^abe  ic^  t»ieneid)t  Slnfpnid)  barauf,  ibn  ju  erJ^alten".  Siö  bol^in 
fd)rieb  fte  wie  fte  fonnte,  an  ber  ©de  beS  ifamin^  ober  mit  ber 
OJtavv^  ctuf  bem  @d)ofe,  auö  SRücfjtd^t  für  il^ren  Sater,  ber 
ben  fd^riftitenerifd)cn  Seruf  niemals  für  fie  gewünfd^t  l^atte. 
Sie  bewal)rle  ftd^  bie  @igentl^nmlid)feit,  immer  gum  @df)reibcn 
bereit  jn  fein,  ol)nc  ba^  fte  ftd)  oon  i^ren  ©ebanfcn  ber  fte 
mngebenbcu  Söirflid^fcit  entfremben  Hefe,  unb  i^r  geben  war  fo 
elngerid)tct,  ba^  'OJiabamc  'Kecfer  be  Sauffnre  fte  einft  fragte, 
wie  fie,  wcld)c  bic  ganjc  %\d)\  b^^burd^  fd^Iöfe,  bm  gangen  Sag 
tbStig  ober  fvred)enb  gnbringe,  benn  flberl^aupt  bagu  !omme, 
einen  literärifdjcn  ^\m,  fo  wie  fte  eS  tbat,  bis  in  feine  Keinflen 


')  Madaino  Nockor  do  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  ^rits 
de  Madamo  ile  Stai^I,  (lonre  ilc  \u\  affaires,  etc.  91.  99.  3(I^IegeI, 
JHiflehpe<t)fd.     ;\iu   J^cfl^    bcv    ?Kv^bcnev    ^ibUütl)cf.     grau   öon   Stael  an 

*)  Saiute-Heuve,  Nouveaux  Portraits  ot  oritiques  liUeraires,  III,  27 
tt»  ff,   PelitSenn,  U  OhÄteau  di»  Ooppet,   Revue  Suisse,  1S54,  XVII,  492. 


2)ic  ©d^rift,  ,Du  caractfere  de  Monsieur  Necker  et  de  sa  vie  privee'.     93 

ßittjdnl^eitcn  burd)gubenfcn?  „"Sinn  [a",  erwibcrtc  pe  lad^enb, 
„in  meiner  ©änfte  benfe  id)  barfiber  nad^".  @ie  war  aber 
niemals  länger  als  dxoa  fünf  SKinuten  gn  biefer  3lrt  ber  Sofi> 
motion  gu  vermögen,  empfanb  fonberbarer  SBeife  fiberl^anpt 
nid^t  baß  geringfte  SBerlangen  nad)  förperlid^er  Bewegung,  l^otte 
feine  ©etüol^nl^eiten  nnb  faft  feine  materiellen  33ebürfntffe.  Sl^r 
eigenes  3^^""^^^  in  ßoppet  l)atte  feine  weifegetünd^te  ®ecfe, 
nnb  als  man  jte  baranf  anfmerffam  mad^te,  ba^  man  bic  33alfen 
fel^e,  entgegnete  fie,  ba^  l)abe  fte  nie  bemerft;  in  einem  3^^^ 
wie  biefeö,  wo  eS  fo  üiel  6lenb  gebe,  möge  man  il^r  geftatten, 
eS  babei  gu  laffen.  3Rur  baS  ®aftred^t  für  il^re  grcunbe  liefe 
pe  pd^  nid^t  befd^ränfen.  j^J'ai  pris  un  cuisinier  qui  court  la 
poste«,  änderte  pe,  »n'est-ce  pas  lä  exactement  ce  qu'il  me 
faut  pour  donner  ä  diner  au  döbotte  dans  toute  TEuropePc 

es  ift  ein  rüi^renber  3w9  ^^^  '^^^,  i^^fe  P^r  ^'^^  ^^^  Slrmcn 
großartig  gab,  mit  befonberer  SSorliebe  bie  burdf)  älter  linb 
©ebred^en  ©ebengten  bebaute,  weil  pe  bnrd)  biefe  an  i^xtn 
Spater  erinnert  mürbe. 

SllS  ein  naiverer  Sefannter,  gmar  nid^t  arm,  aber  bejal^rt, 
atter  SBal^rfd)einlid^feit  nad^  ber  $Däne  Saron  SBogt,  il^r  einft 
begrünbeten  Slnlafe  gnr  Älage  gab,  antwortete  pe,  bie  er  tief 
üerle^t  l^atte,  auf  bie  Semerfnng  il^rer  ßonpne,  eS  fei  nid)t  üer^ 
nünftig,  pd)  baS  fo  fel)r  gu  bergen  gu  nel)men:  „SBaS  wiKft 
S)u,  id)  weife  eS  wol^l;  aber  er  war  gut,  er  war  alt,  er  l^atte 
feinen  gewol^nten  $lafe  an  meinem  Stifd^;  id)  rid)tete  meine 
©tunben  nad^  ben  feinigen;  ba^  SlUeS  bewegte  mir  ba^  ^erg". 

aRit  ber  Seit  öerflärte  pd^  baS  Slnbenfen  i^reS  aSaterS  gu 
bem  eines  StröfterS  unb  Sefd^ü^erS,  oon  beffen  fflilb  pe  pdf) 
niemals  trennte,  in  beffen  unpd)tbarer  ©egenwart  pe  lebte,  gu  bem 
pe  betete  unb  beffen  33ermittlung  pe  anrief,  fo  ba^  pe  befonbere 
gügungen  il^reS  SebenS  iijxn  banfen  gu  bürfen  glaubte,  ©iefer 
grofeen  unb  feltenen  Siebe  fe^te  pe  baS  ©enfmal  öon  3Reder'S 
®iograpl)ie,  bie  literarifd^  gu  ben  beften  il^rer  Seiftungen  gel^ört, 
obwohl  pe  gerabe  bei  biefer  Slrbeit  am  wenigften  an  blofe  for* 


94     ®^^  ©d^tlft.  ,üu  caractfere  de  Monsieur  Necker  et  de  sa  vie  privee*. 

mcHc  aSorgügc  gebadet  unb  fogar  MtS  getl)an  l)atte,  um  jtd) 
fclbft  in  bcn  @d)atten  unb  baS  gange  Std)t  il^rer  bewegten 
Sd^ilberung  auf  ben  ®egen[tanb  berjelben  ju  bereinigen.  Um 
biejeS  ^id  befto  fidlerer  gu  erreid^en,  gelang  i^r,  njaö  fonft  ber 
SIrt  il^ve^  Stalenteö  am  feltenjien  gelang:  jte  mäfeigte  il^re  über* 
[tromenbe  ©mpfinbung  unb  gewann  eö  über  pd^,  mit  Surficf* 
l^altung  öon  5RedEer  gu  fpred)en.  3)ie  innere  ©rregung,  weld^e 
bie  ©d^rift  burd^gittert,  wirft  um  fo  mad)tlger,  weil  fie  nieber= 
gefämpft  erfd)eint  unb  ber  @d)merg  jtd^  üerput. 

SBeniger  mit  fortgeriffen  al§  übergeugt,  unb  mit  für  ben 
3Henfd)en,  ber  ein  fold)eö  ©efül^l  eingupöfeen  wufete,  erwärmt, 
ftimmt  man  mit  bem  @d)lu6fafe  iene§  SebenSbilbeS  übcreln: 
„©ewife  l^at  es  glüdRid^ere  @d)idEfale,  rul^mreid^ere  5Ramen, 
glängenbere  ßaufbal^nen,  gefld^ertere  6rfolge  gegeben;  aber  eine 
fold^e  l^ingebung  an  bie  frangöfifd^e  Sfiation,  einen  fo  tugenb* 
l^aften  ®eniu§,  einen  fo  gütigen  ßl^arafter,  ein  fo  ebleö  unb 
fo  weifeö  ^erg,  weber  bie  SRenfd^l^eit  nod^  id)  felbft  werben  e§ 
iemate  wieberfinben"  ^). 

lieber  gel^n  ^aijxe  waren  t)erftrid)en,  als  fte  auf  baöfelbe 
fd^merglid)e  ©reignife  gurüdfommenb,  l)ingufngte:  „Sanfbarfeit 
fd)ulbe  id)  auf  biefer  @rbe  nur  ®ott  unb  meinem  3Sater.  allein 
gangeS  Seben  ift  im  Äampf  öerbrad^t  worben,  gefegnet  l^at  er 
es  allein.  SlHeS,  xoa^  id)  burd^  mid^  felbft  gewann,  fann  oer* 
fd)Winben.  SUJeine  eigene  3t>cntität  berul^t  auf  ber  Streue,  bie 
ic^  feinem  Slnbenfen  bewal^re.  3d)  i^abe  ©old^e  geliebt,  bie  id) 
nid^t  mel^r  liebe,  gead^tet,  bie  id^  nid)t  mel^r  ad)te.  ®ie  SBoge 
beS  gebenS  l)at  SllleS  mit  fortgetragen,  SlKeS,  mit  SluSnal^me 
biefeS  großen  @d)attenS  öor  mir  auf  bem  ®ipfel  beS  S3ergeS, 
ber  mid^  auf  baS  geben,  baS  ba  fommen  foK,  öerweift"  2). 

35ie  il^r  am  näd^ften  ftanben,  l^aben  nad)  il^rem  2;obe  auf 
bie  ©d^rift  über  3Rerf'er  als   auf  biejenige  il^rer  5ßrobuftionen 

')  Madame  de  Siael,  Du  caractere  de  Monsieur  Necker  et  de  sa 
vie  priv^e.     Oeuvres  comp.  XVIT,  126—127. 

^  Madame  de  Stael,  Considerations,  Oeuvres  comp.  XIII,  306. 


SolftonncS  öon  SWüttcr  botübcr.  95 

bcrwicfen,  bie  bcn  ticfften  ßinblid  in  il^re  eigene  ©eele  ßewäljrt^). 
Sol^anne^  üon  3!ÄiiI(er,  bcr  im  Sunt  1804  roieberl^olt  mi) 
dopptt  tarn,  wibtttete  9?ccler'§  Slnbcnfen  einen  Sßortrag,  ber  mit 
bcn  SBorten  fd^lofe,  wenn  auö  ben  Srümmem  beö  nntergel^enben 
©nropa  fein  Sei^enftein  l^erüorrage,  fo  werbe  man  baranf 
fd^reiben,  er  l)abe  e§  gut  gemeint  unb  getl)an,  was  er  fonnte^). 
Sm  ®ro§en  unb  ®angen  ift  biefeS  ba§  ttrtl^eil  ber  ^lad^melt 
über  ben  erften  9)Zinifter  be§  mobemen  g^ranlreid^  geblieben, 
©ein  bamalS  gegebenes  S^erfpred^en,  9ieder*§  politifd^eö  Seben 
gu  fd^reiben,  l^at  3.  uon  SRüHer  ni(f)t  gel^alten.  SBol^I  gum 
ai^eil  au8  bem  wn  Sonftetten  angefül^rten  fJrunbe,  i>a^  eS  xi)m 
fd^wer  würbe,  nad^  grau  üon  ©tael  an  ben  il^m  gufattenben 
Sl^eil  ber  Aufgabe  gu  gelien^).  @ie  flbernal^m  il^n  fpäter  jelbft 
in  ben  Setrad^tungen  über  bie  Sfteöolution,  in  weld>en  jte  ftc^ 
biö  gule^t  bem  Slnbenfen  il^reS  SSaterS  weil^te. 

®ie  lefete  @eitc  feiner  öon  i^r  gejd^riebenen  33iograpl^ie 
trägt  ba^  JDatum  be§  25.  Dftober  1804.  "Slchtn  ber  Sejd^äfti- 
gung  mit  biefer  ©d^rift  l^alf  il^r  bie  Eingebung  il^rer  ßoujtne 
unb  il^rer  f^reunbe  burd)  ben  ©ommer.  Sonftetten,  ©iSmonbi, 
SJlatl^ieu  be  SRontmorenc^,  33.  (Sonftant^),  bie  ©enfer  unb  bie 
au§  ber  Sterne  Äommenben  tijtilkn  ifjre  Iraner  unb  fud[)ten 
aud)  wieber,  fte  auf  alle  2ßeife  gu  gerftreuen.  SllS  jte  einmal 
eine  im  Sejt^  t)on  ©iSmonbi  befinblid)e  ®enfer  ©rudferei  befud^te, 
üeranla^te  er  pc,  felbft  einen  Sogen  gu  bruden,  ber  auS  ber 
treffe  genommen,  SBerfe  auf  fle  unb  Slerfer  entl^ielt.  6ine 
grofee  OueKe  ber  Unterl^altung  unb  Slnregung  bot  ©d^legel.  S3ei 
SCifd^  ganWe  er  fid^  eines  SageS  l^eftig  mit  3.  ö.  SRüHer  unb 


')  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  ecrits 
de  Madame  de  Stael,  Vie  domestique.  Benjamin  Constant,  M61anges 
da  litterature  et  de  politique.  De  Madame  de  Stael  et  de  ses  ouvrages, 
171—172. 

2)  3.  ö.  müUtx,  ©ammtlid^c  SBcrfc,  VII,  »riefe,  131,  200. 

»)  SBonftetten,  »riefe  m  gr.  »run,  I,  219,  221,  225. 

*)  3W.  3«rer,  »riefe  ou8  bem  ^kd^lafe  bon  6^.  b.  »itterS,  5,  »enjamin 
(Sonftant  on  »itterö,  26   9J?ai  1804. 


96  Stalienifd^ed  SHeifeproieft. 

bcf^lofe  bic  ©töfuffton  bantit,  bafe  er  ba^  i)t[torifc^c  ©afcin  nid^t 
nur  bcS  mijtl^ifd^en  DfPan,  jonbern  aud)  ^omer'ö  unb  cnblidE) 
baiS  t)on  3ÄofcS  bcftritt,  vorauf  SJlüHcr  befanntlid^  ht  einem 
geleierten  SBerf  beweifen  gu  woHen  erflärte,  ba^  aud)  Äarl  ber 
©rofee  niemals  ejriftirt  l^abe.  ©benfo  meinte  (Sd^legel,  bie  f^ram 
gofen  feien  ber  l^öd^fte  SewetS  be§  3fleid)tieumö  ber  ©d^öpferfraft 
®otte§,  benn  atte  wären  fxä)  äJ^nlid^,  unb  bod)  feien  il^ter  brer^ig 
3RiUionen  ©jremplare^). 

grau  üon  Stael  erlannte  banfbar,  waS  il^r  geboten  ttjurbe ; 
ber  SSerlel^r  mit  geiftreid^en,  anregenben  Seuten  blieb  il^r  nad^ 
tt)ic  üor  Sebürfnifef  3lber  wieber  war  eS  SRatl^ieu  be  SRont^ 
morenc^,  ber  il^r  am  wol^lften  tl^at.  „3^n  erwarten,  unb  nod^ 
Sreube  barüber  empfinben  fönnen,  ift  meiner  jerriffenen  ©eele 
ein  fremb  geworbene«  ©efül^l,  unb  bod^  fd^mergen  meine  SESunben 
boppelt  bei  bem  ©ebanfen,  bafe  er  fte  gu  öerbinben  fömmt 
lOh,  comme  le  coeur  bouleverse  la  viec,  fd^rieb  fte  an  &e^ 
xanbo % 

3Rat\)\m  be  SRontmorenc^'S  Sefud^  fiel  im  Suli,  unb  fd^on 
bamalö  war  fte  entfd^loffen,  ben  fommenben  SESinter  in  Italien 
ju  Derbringen.  9?odf)  einmal  tauchte  ber  SBunfd^  auf,  ßamiHe 
Sorban  tnöge  ftd^  il^r  anfd^liefeen.  (St  war  in  6ot)t)et  wät)renb 
ber  anwefenl^eit  feine«  gteunbe«  SKontmorenc^  erwartet  worben, 
aber  nic^t  bort  eingetroffen,  weSl^alb  il^n  ^au  oon  Stael  brief- 
li^  aufforberte,  bie  ©elegenl^eit  einer  italienifd^en  SReife  ttid)t 
t)orfdönett  jurfidjuweifen.  SBon  bem  il^rer  fd)wer  franfen  ©eele 
bamit  ju  erjeigenben  SiebeSbienft  wolle  fte  nid^t  fpred^en; 
iSd^legel  unb  bk  Äinber  würben  fte  begleiten.  3^1«  wöge  ein 
gunfe  Don  Segeifterung  für  Stalien,  St^eilnal^me  für  %xtmb' 
fd^aft  unb  Unglüd  beftimmen.  aUein  Mamille  Sorban  lam  nid)t. 
„9Kan  möd)te  bei  ü^m",    fagt   bie  Siograpi^ie  öon  ©ainte^ 


»)  S3onftcttcn,  SBrlefe  on  ffr.  »run,  I,  221,  225. 

^)  Baron  de  G^rando,  Lettres  in6dites  et  Souvenirs  biograpbi- 
ques.  Madame  de  Stael  ä  Görando,  18  Juillet  1804.  (gälfd^lid^  bon  1806 
batirt.) 


Sofert  Sonopotte.  97 

SeuDe,  „etwas  mel^r  SBärmc,  einen  lebl^afteren  3"9  ^^^  ®W^ 
patfflt  fflr  ben  fdjwejlerli^en  ©eniuS,  ber  il^n  fo  oft  gerufen 
iatte,  flttben" '). 

3ofep]^  Sonapartc,  nunmel^r  fatferltd^er  ^ing,  fd^idEtc,  t>tm 
ifixtm  Sotl^aben  unterrii^tet,  entpfel^lungSbriefe  für  üerfd)tebene 
^erfonen  in  SRom  an  Srrau  bon  Staöl,  barunter  einen  fold^en 
an  feinen  Dnfel  §ef^,  ber  bie  SEßortc  entl^ielt,  biefer  möge  fie 
fo  aufnel^men,  wie  fte  felbft  wfinfd^en  nriirbe,  3öf^t>^/  »5^^  ^ 
an  if)xtt  ©teile,  aufgenommen  gu  fel^. 

„5Weln  fSrinj,  mein  lieber  ^^tpYt  f^neb  fte  i^m  gerfil^rt 
gurfid,  ,r$5flinge  werben  nimmermehr  ben  Zon  beS  ^erjen« 
treffen,  mit  welc^  ftd)  meine  3)anlbarleit  auSfpred^en  wirb. . . 
Wöge  es  3ftnen  wol^lergel^en*  % 

Um  biefelbe  Qext  fc^rieb  pe  nad)  Seimar,  wo  bie  ^od^geit 
be«  ©rbpringen  mit  ber  ©rofefürfKn  SKaria  fSaulowna  gefeiert 
nmrbe,  unb  wo  fte  wenigflenS  burd)  il^re  SBfmf^e  gegenwärtig 
fciti  wollte.  3)er  ®rief,  öon  @enf  batirt,  ift  an  bie  ^ergogin  guife 
gerid^tet.  „^  ffobt  bie  mir  burdf)  Stimmung  unb  ttmftänbe 
gebotene  ©nfamfeit  oerlaffen  muffen",  fdf)rieb  grau  oon  ©taöl, 
„um  ber  i£>ergogin  oon  ifurlanb,  bie  in  Scrlin  fo  liebenSwürbig 
für  mid^  war,  bie  ^onneurS  oon  ®enf  gu  mad^en. . . .  9Rit  ober 
wegen  il^r  trifft  eine  €d^ar  öon  3talienem  l^ier  ein,  bie  mid^  auf 
meine  Sfleife  in  il^r  8anb  Vorbereiten.  @o  ftellte  man  mir  geftem 
ben  ßommanbeur  ßarraccioli  oor,  beffen  ®efid)t  wirflid^  einem 
SBalb,  in  bem  gemorbet  würbe,  ober  bem  ©(^lofe  Ubolpl^ö^ 
gleid^t,  unb  bod^  ift  er  ein  gang  gutmfitl^iger,  giemlid^  gewöl^n- 
Rd^er  STOenfd^.  SBenn  überhaupt  nod^  etwa«  mid^  anregen 
Mnnte,  fo  wäre  eS  bie  Sluspc^t,  Stalten  fennen  gu  lernen.  Slber 
feit  meinem  ttnglürf  bin  idf)  fo  beftänbig  oon  SobeSgcbanfen 


^)  Sainte-Beuve,  Canaille  Jordan.  Nouveaux  Lundis,  XII,  255  unb 
Madame  de  StaSl  a  Camille  Jordan,  21  Jaillet  1804. 

*)  Da  Casse,  Mi^moires  da  Roi  Joseph,  X,  Appendice,  42G,  Madame 
de  Sta^l  k  Joseph,  Coppet,  18  Sept.  1804. 

*)  Sefonntf  Stomonfigut  Don  9nne  9(abc(tfte. 
fßUuntifiaUttt,  drau  toü  CiaiSl.  IIL  7 


öcrfolgt  imb  umgeben,  bafe  td^  Jag  unb  9lad)t  mit  itid^t«  an* 
betem  befd)äftigt  unb  in  meinen  SReröcn  üoHpänbtg  gu  @intitbe 
gerid^tet  bin.  S)ie  ®üte  Sl^rer  ^ol^eit  ermntl^igt  mid),  fo  über 
mic^  ju  reben,  benn  roaS  (Sic  felbft  betrifft,  fo  rieten  |t(^  3^^ 
^anblungen  fo  genau  nad^  ^i)xm  ^pid^ten,  bafe  wer  biefe  femtt, 
aud^  Aber  jene  nid^t  in  S^^^f^l  ift.  6ine  foldje  Unterwerfmtg 
ift  mir  nod)  nid^t  gelungen,  aber  bie  Seit  wirb  t^un,  xoaS 
@eelenftär!e  nid)t  öermod^te.  ©einer  ^oi^tit  bem  ^ergog  will 
id)  Don  SRom  an^  antworten,  afö  bem  redeten  Ort,  um  einen 
©rief  ju  batiren.  5Rod^  lieber  ptte  i(^  eS  oon  ^arig  au«  getl^an, 
unb  e§  ift  wol^l  nid)t  ganj  ol^ne  SBerbienft,  bie  öon  bort  mir  ju* 
fommenben  SSorfc^Iäge  abgulel^nen,  benn  unter  8Hlen,  bie  ftc^  Dor 
bem  ©ebieter  beugen,  bebürfte  wol^I  9licmanb  mel^r  als  id^  bcr 
in  3[u§fid)t  gefteWen  Selo^nung.  ^tad)  ber  MOkffx  beS  Äai» 
fer§^)  werbe  id)  feine  ßntfd^eibung  in  33ejug  auf  mein  ®ut:= 
l^aben  erfal^ren  unb  mid^  auf  meinem  SBeg  mit  btm  ^cüp^t 
freujen.  Sd)  empfanbe  nid^t  übel  Suft,  an  feiner  Statt  ben 
pä:pftlid)en  @tul^l  eingunel^men,  benn  eS  wiQ  mir  bünfen,  atö 
fei  meine  abreife  Iat^olifd)er  ate  feine  Slnfunft''  2).  ^apft  ^u« 
war  belanntlid)  auf  bem  SBeg  gur  Äaiferlrönung  nad^  Sßariä. 
ßinen  il^rer  legten  SBriefe  oor  ber  äbreife  rid^tete  %xa\x  oon 
©tael  an  SKabame  Sftöcamier,  bie  oerfprod^en  l^atte,  im  Sauf 
be§  näd)ften  ©ommerS  nad)  (Soppet  ju  fommen.  @ie  empfol^l 
il^r  ben  ®rafen  6opertino«5ßignatelli,  beffen  ©ruber,  ber  fjflrft  - 
SBelmonte,  jtd)  il^r  aufö  ©ntgegenfommenbfte  ffir  Stölicn  gur 
S^erffigung  geftellt  l^atte.  ,,3ci^len  Sie  meine  ©d^ulb",  fdf)rieb 
fie  ber  S^reunbin,  „bann  wirb  Sebermann  mir  gu  teilten  geben. 
3d)  umarme  @ie,  wa§  @raf  (Sopertiuo  gu  tl^un  nid^t  ba^  ®lüdt 
l^aben  wirb,  obwol^l  er  @ie  anbetet.    3Baä  mid^  betrifft,  fo 


*)  Sßopotcon  ttjar  an  ben  U^txn  unb  nad)  ^ad)tn  gegangen. 

^  L^Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet 
et  Weimar,  61—64.  Madame  de  Stael  k  la  Duchesse  de  Saxe- Weimar, 
Gen6ve,  30  Sept.  1804. 


Slbreifc  nod^  Stollen.  99 

liebe  xä)  @te  mcl^r  al§  jebe  anbete  %xa\x  in  gfanfrdd),  aber 
wann  werbe  xij  ©ie  wieberfelien?"') 

Salb  nad)  btefem  Slbfd)tebSgni6  ging  %ran  i?on  @tael 
über  bie  Sllpen.    S)a§  3flet[egiel  war  fRom. 

©inen  gleiten  ®eb«rt§tag,  eine  wallte  SBiebergebnrt  nannte 
©oetl^e  ben  Sag,  an  weld^em  er  bie  ewige  @tabt  jum  erflen 
ERal  betrat,  ©ort,  [agt  SBincfelmann,  fei  bie  l^ol^e  @d)ule  für 
alle  SBelt,  in  ber  anä)  er  geprüft  unb  geläutert  worben  fei. 
SBenn  and)  in  anbercr  Sejie^ung  al§  für  ben  ©id^terfürften 
unb  ben  ©elel^rten,  tft  bie  italienifd)e  SReife  bebeutungSöoll  für 
fjrau  öon  Staöl  geworben. 

Sn  politifd^er  SBejiel^ung  freilid^  war  in  bem  wo  nid^t 
gang  unter  franjöfifdier  ^errfd^aft,  fo  bod)  gang  unter  frangö= 
ftfd^em  ©inpufe  ftel^enben  9lorb=  unb  SUJittelitalien  fein  befriebi^^ 
genber  ©inbrud  für  jte  gu  gewinnen.  3Ba§  oon  ^Patriotismus 
Dorl^anben  war,  löfte  ftd^  in  Älagen  auf  ober  üerföl^nte  ftd^  mit 
ber  5Kad^t.  Seit  ber  ^a^^ft  barin  gewilligt  l^atte,  9?apoleon  in 
^aris  gu  frönen,  l)ing  eS  öon  beS  legieren  SBiHen  ab,  aud)  ben 
eifernen  Sfteif  ber  lombarbifd^en  Ärone  jtd)  um  bie  Stirn  gu  legen, 
weld^e  üon  ber  5Ratur  bagu  oorbeftimmt  erfd^ien,  ben  @d)mucf 
t>er  gtttperatoren  gu  tragen.  9Rit  3luSnal^me  SEoSfanaS  l^atte 
baS  italienifc^e  ©taatsleben  wenig  babei  gu  verlieren,  ©d^on 
1797  war  ®eneral  Sonaparte  mit  ben  SEBorten  begrübt  worben: 

»Gösar  asservit  Pltalie 
Et  tu  lui  rends  sa  liberte.« 

aiS  er,  aus  Sleg^pten  gurücfgefe^rt,  ben  italienifd^en  SBobcn 
wieber  betrat,  galt  er  über  ben  3llpen  mel^r  benn  je  als 
ein  33efreier.  3^m  fam  baS  3«terregnum  ber  plünbemben, 
Derfolgenben,  religiös  intoleranten  ©ireftorialregierung  gu  ®ute, 
ber  es  in  furger  ß^^t  gelungen  war,  bie  legten  etwa  nod^  bei 
ben  Seöölferungen  üorl)anbenen  gßwjtonen  gu  gerftören.    ®en 


0  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet 
et  Weimar,  65.  Madame  de  Stael  ä  Madame  Recamier,  Coppet,  2  Nov. 
1S04. 

7* 


100  ^o^mlarttat  fHapoUm'S  bei  ben  Sialienent. 

gfrelflnnigen  unb  ®cbilbeten  tombc  bic  SRcüolution  oljnebie^ 
balb  genug  ijuwibcr;  gegen  il^re  wilben  au5fd)rcüuttgen  fd^leu^ 
bette  aifleri  feine  Snüeltiöen,  fc^rieb  SWonK  bie  »afeüittiana; 
bet  gefd^nlte  SRed)t§Pnn  be^  gebilbeten  3taliener§  entpfanb  nur 
abfd^eu  öor  „aVi  biefen  raifonnirenben  9RafameKtö",  bie  ba^ 
SBerl  ber  33eccaria  unb  Seopolb  auf  unbeftimmte  Seiten  gu  Der«: 
tagen  brol^ten.  3»wi  ®egenfa^  ju  il^nc^  erfd^ien  Sona^)arte  ate 
SBleberI)erftener  ber  Drbnung,  unb  als  er  Äaifer  geworben 
toar,  aud)  als  ber  niöglld^e  SBieberl^erfteller  ber  9iationalität. 
(Sefare  ßantü  l^at  bie  ©tammlifte  ber  italienifdjen  3)id^terpleiabe 
gegeben,  bie  ben  ©ieger  t»on  SKarengo  Derl^errlid^te.  8ln  i^rer 
®;pl^e  ftel^t  SRonti  mit  ber  Warnung,  baji 

»L'amina  altera 

Che  nel  gran  cor  di  Bonaparte  brilla 

Fu  del'italo  sole  una  scintilla.« 
aber  aud^  Ugo  goScolo  fel^lt  nid^t  mit  einer  Dbe,  >Bona- 
parte  liberatore«,  bie  il^n  mit  „republifanifd^er  ©nergie" 
feierte  unb  Sefarotti,  ber  Ueberfe^er  DfftanS,  öerl^rrlid^te 
baS  ®(i^n)ert,  baS  nad^  einem  ^^^l^rtaufenb  au§  ben  ^änben 
beS  9Kagno  in  bie  beS  SDlafjimo  übergegangen  feiO-  5Rod) 
auf  @t.  Helena  fd^rieb  SRapoleon,  jener  ^ulbigungen  gebenfenb: 
„SBo  id^  üorüber!am,  crbröl^nte  bie  fiuft  bon  SeifaKSrufcn. 
SlUe«  lag  mir  ju  Süfeen,  ©elel^rte  unb  Ungeklärte,  SReid^e  unb 
Sinne,  ber  ÄleruS  unb  bie  9Kagiftratur.  ©er  Älang  meines 
5RamenS  war  ben  Italienern  tl^euer,  unb  id^  felbft  würbe  gefügt 
los  für  8llleS  mit  ^uSna^me  beS  Stul^meS.  Umfonft  fud^ten 
bie  fd)ötten  Italienerinnen  mid^  mit  il^ren  Steigen  gu  befiridfen, 
id)  fai  nur  bie  Siad^wclt  unb  bie  ©efd^id^te"  ^J. 

@S  war  fein  SufaQ,  bag  ber  ^od^fle  Tribut  Don  ^nfi  unb 
$oef{e,  ber  ^annor  Sanooa'S  unb  SRangoni'S  >Cinque 
Maggiot,  il^m  oon  Italienern  gegoHt  würbe. 


^)  Oessire  Oantü,  Vincento  llonti  e  TeU  che  fu  sua,  59  n.  ff. 
^  Memorial  de  Sainte  H^l^ne. 


SBiticenao  SWonti.  101 

®cr  entl^upaSmu«  für  il^n  ftanb  auf  bem  ^öl^epunft,  aH 
%xan  öon  ©tael  in  3Jlairanb  eintraf.  @ö  n^ärc  cbenfo  ungcrc^t 
al§  bcrgcblid^  gewcfen,  bcr  ©rfal^rung  vorgreifen  gn  wollen  «nb 
bie  3:i^atfadf)e  gu  üerfennen,  bafe  bie  (Seffil^le  ber  gt^liener  für 
9lapoIeon  eines  realen  ^intergrunbeS  nid^t  cntbel^rtcn  ^).  SKit 
ber  Dorl^ergegangenen  ^rembl^errfd^aft  Derglid^en,  tt)ar  bie  feinige 
ber  ttebergang  g«  einer  nationalen  SRonard^ie  unb  SRarengo 
faft  ein  patriotifd^er  Sieg  ju  nennen,  ben  bie  SÄufe  Sßincengo 
SWonti'S,  als  beS  größten  lebenben  italienifdien  ®i(i)ter§,  im 
©inflang  mit  ber  5Ration  als  einen  Slriumpl^  über  bie  Sarbaren 
feierte : 

»II  giardino  di  natura 
No  pei  barbari  non  e.« 

©elbftloS  freilid)   unb  ot)ne  ©d^atten  brannte  baS  Steuer 
biefeS  Patriotismus  nid^t.    ©aS  unbeftimmte  3irf  feiner  SBünfdje 
toar  bie  Unabl^angig!eit  Italiens ;  beftimmter  unb  flarer  fprad^ 
ftd)  baS  aSerlangen  nad)  SBürben  unb  gieren,  nad^  allen  fo  lange 
öorentl^altenen  greifen  beS  ©J^rgeigeS  aus.    SBeld^e  moralifd)en 
Dpfer  man  bereit  toar  bafür  gu  bringen,  geigte  eben  baS  33ci* 
fpiel  9Äonti'S,  an  meldten  feit  bem  1803  erfolgten  Sobe  Sllfieri^S 
baS  ©ccpter  ber  italienifd)en  S)id^tung  übergegangen  war  unb 
ben  fein  größerer  5Rad^f olger,  SRangoni,  mit  ben  SBorten  grüßte: 
Salve,  o  divino,  a  cui  largi  natura 
Di  Dante  il  core  e  del  suo  duce  11  canto, 
Fla  questo  il  grido  dell'etä  futura, 
Ma  Tetä  che  fu  tua  tel  dice  in  pianto.« 

SRonti,  1754  gu  Sujtgnano  als  fd)lid^ter  Sanbleute  ^inb 
geboren,  war  als  Süngling  im  befolge  beS  ßarbinals  Sorgl^efe 
nad^  9iom  gefommen  unb  bort  als  Slbbate  unb  ©efretär  in  bie 
©Icnftc  beS  Surften  a3raSd)i,  9leffen  «ßius  VI.,  getreten. 

©eine  erften  2)id)tungen  oerl^errlid^ten  baS  ^a^^fttl^um.  3)ie 
flafpfdie  SEragöbie  „Slriftobemo''  entftanb  1786,  im  ©egenfa^, 


0  Madame  de  Stael,  Considerations,  XIII,  334—335. 


102  iBincenao  äJlontt. 

akr  boc^  aud)  wicber  unter  bem  ©npufe  Don  Sllflcrrö  „JBirginia". 
®a§  ßntftel^cn  bcr  »Bassvillianac  ffil^rt  auf  bic  (grmorbungr 
beö  flletd^namiflen  franjöjtfd^cn  ®cfanbtjci^aftSfefrctarS  burd^  ben 
^öbcl  üon  SRom  jurudE,  unb  rid^tete  jtd^  aeßcn  bic  8luS{d^rcu 
tungen  bcr  SRcöolution,  bereu  Url^cbcr,  bic  Sebenben  toie  bic 
3;obten,  Don  be§  ®ld^tcr§  %l\xöi  ßctroffen,  Dor  ben  Siid^tcrftul^l 
@oütä  gelaben  tDcrbcu.  3n  bem  in  SEerjinen  Derfafeten  ®ebid^t 
glaubte  3tcilien  ©aute'ö  ©timme  wieber  ju  l^örcn,  fo  mächtig 
Hangen  biefe  §Bcrfe,  bie  er  nid)t  mc\)x  übertreffen  foHtc.  3>et 
@inpu6  Don  TOilton  unb  nod^  mel^r  jener  oon  Älopftod  auf 
ben  m^tl^ologifdien  SE^eil  unb  bie  ßompofttion  be§  ®anjen  ift 
erft  fürjlid^  oon  einem  fontpetenten  italienifd^en  Äritifer  na(j^= 
getoiefen  worben  ^).  ®a§  ©rfd^eincn  bcr  republifanifd^en  Slmicen 
ocranlafete  ben  SSerfaffer  ber  Sa^oiKiana  gur  %ln(i)t  au§  Sftom, 
bie  il^m  übrigen^  burd)  ben  franjöpfd^en  ©cncral  SKarmont 
fclbft  erleid^tert  würbe.  SJionti,  bcr  Oom  gelftlid^cn  33cruf  nur 
bm  9?amcn  unb  ba^  Äleib  angenommen  l^atte,  l^eirati^etc  1791  bic 
fd^öne  Sl^erefa  5ßicfler,  3;oci^ter  be§  berühmten  ©teinfd^neibcr^, 
ging  nac^  SJiailanb,  würbe  ßommiffär  ber  ci^atpinifd^cn  SRepublil 
in  bcr  SRomagna  unb  11  cittadino  Monti.  Sllö  fold^er  feierte  er 
bie  Sieger  beö  S^age^,  bie  granjofen  unb  Sonaparte,  unb  1798 
bie  SRcoolution  felbft  in  ©cbid^ten,  bie  baö  £ob  bi3  jut  ©er* 
Dilität  erniebrigten  unb  ben  @rfolg  oergötterten,  fo  bafe  bicfelbcn 
SBcrfe,  bie  er  wenige  S^^t-e  frül^cr  gegen  bie  frcmbe  SE^rannei 
gerid^tet  l)atte,  je^t  mit  oeränberten  SRamen  gu  ^ulbigungen  für 
jte  umgeftaltet  würben,  ©a  fam  ba§  gal^r  1799  unb  mit  il^m 
bcr  ©nmarfd^  ber  |tegreid)en  SRuffen  unb  Oefterreid^cr  in  bie 
Sombarbei.  9Äonti;  gum  gweiten  ?iÄal  gur  glud^t  gcgwungcn, 
fänb  im  ®rafen  9Kareöcald^i,  SKinifter  ber  äufeem  Slngclegen* 
l^eiten  bcr  ©öatpina,  weld^er  in  biefer  ©igenfd^aft  bei  S3ona^)arte 
rcflbirtc,  einen  gütigen  Sefd^üfeer,  ber  il^n  mit  pd^  nad)  5ßari§  nal^m, 


*)  B.  Jumbini,  Sülle  Poesie  di  Vincenzo  Monti,  Firenze,  Le  Mon- 
nier,  1886.  Viech i,  Vincenzo  Monti,  le  lettere  e  la  politica  in  Italia, 
1885.    ffloäi  unbottenbet. 


©eine  Begegnung  mit  gfvau  üun  ®tael  in  9)lailanb.  X03 

biö  btc  ©icge  be§  3a^rcS  1800  [eine  SRficffe^r  in  bie  ^eimatl^ 
ermöglid^ten.  3n  9Kailanb  üerbanfte  er  bem  ^erjog  SRelji* 
6ril,  Sicepräjtbenten  ber  neuen  unter  bem  ^präpbium  bei5  ©rften 
(Sonfulä  9efd)affenen  SRegterung,  feine  emennung  jum  5ßrofeffor 
ber  fd)önen  Literatur  am  Snftitut  ber  33rera  unb  ben  Sel^rftul^l 
ber  Serebfam!eit  an  ber  Uniberjttät  ju  5ßat)ia.  Seoor  er  feinen 
SBol^nfi^  bortl^in  l^atte  verlegen  fönnen,  mürbe  ber  ©änger  üon 
SÄarengo  afö  ßaüaliere  SWonti  jum  offtjieKen  S)id)ter  beö  fünf* 
tigen  italienif(t)en  ^önigrei^ö  beftimmt  unb  baburd^  in  SSSlaU 
lanb  feftgel^alten  ^). 

Stn  biefem  ^unft  feineö  bemegten,  meift  in  brücfenben 
materiellen  Sorgen  üerbrac^ten  gebend  lernte  il^n  g^rau  üon 
Stael  burd)  SSermittlung  iljxt^  beiberfeitigen  ^reunbeö,  be§  feines 
Pedenlofen  föl^arafterS  megen  \ioä)  Don  il^r  gefd)ä^ten  .^erjogS 
SRelji  fennen.  gl^r  erfteS  SiKet  an  btn  3)id)ter,  mit  ber  Sitte 
jte  aufjufud^en,  ift  a\x&  9Äailanb  oom  30.  ©ejember  1804, 
Auberge  de  la  die,  gerichtet.  @ie  fpridjt  il^m  barin  Don 
feinen  ©id)tungen  als  benjenigen,  bie  nod^  bie  @§re  ber  mobernen 
Siteratur  Italiens  aufregt  erl^ielten.^). 

©aS  mar  nid)t  ju  oiel  gefagt,  benn  Sllperi  mar  tobt, 
21.  SDfanjoni,  1784  geboren,  oeröffentUd^te  fein  erfteS  grofeeS 
bramatifd)eS  ®ebid)t,  t)m  ßarmagnola,  erft  auf  ber  3KittagS= 
l^öi^e  beS  SebenS  unb  ber  Äunft;  Sfticcolini  unb  ©ilbio  ^eUico 
ftanben  nod^  im  SfinfllingSalter,  Äeoparbi  mar  ein  Äinb,  ®iuftt 
nid^t  geboren.  ®er  ©injige,  ber  mit  SIKonti  um  bie  ^alme 
ringen  fonnte,  Ugo  ifoScolo,  fd)rieb  feinen  politifd^en  SBertl^er' 
Sfioman,  „3<^copo  DrtiS'',  oiele  ^a\)xt  fpäter;  bie  „©epold^ri"  er* 
fd^ienen  erft  1807,  unb  mie  ber  tl^m  bamalS  nod)  in  greunb= 


*)  ?5ouI  ,&c^fc'ö  fd^önc  (StuMc  über  SSinccnao  SWonti,  im  Slnl^ang  ju 
@.  ®iufti'8  ©cbid^ten.  C.  Cantü,  Vincenzo  Monti  e  Petä  che  fü  sua,  11—53. 
Galerie  historique  des  contemporains,  VIT,  139.  Madame  A.  Dupiu, 
Pontes  modernes  d'ltalie,  Revue  de  Paris,  1842,  VII,  178. 

^)  Lettere  inedite  del  Foscolo,  del  Giordano  e  della  Signora  di  Stael 
a  Vincenzo  Monti,  Livorno,  1876,  249. 


104     2)ie  iialtenifd^e  Stteratut  au  Anfang  bed  neunael^nten  Sal^t^unbertd. 

fc^aft  öcrbunbenc  3Ronti  ftanb  ^JoScoIo  inncrl^alb  bcr  flafpfd^en, 
öon  franjöpfd^cu  SBorbilbcm  bcJ^errfd^ten  SErabition  ^).  @ie  blieb 
in  Stauen  nnangefoditen  bis  jum  Sixfl,  wo  mit  bem  ßrfd^einen 
beS  „ßarmagnola",  1819,  bie  ÄriegSerfldrung  gegen  bie  alte 
©d^ule  erfolgte  unb  faum  fed^S  gal^rc  fpäter  bie  SRomantif  auf 
flafpjd^er  6rbe  mit  ben  „^romeffi  ©poft"  il^r  öoHenbetfte« 
Äunftwer!  fd)uf. 

Slfö  grau  üon  ©tael  jtc^  mit  3Konti  beflegncte,  mar  ber 
3)id)ter  fünfjig  Saläre  alt,  nad)  appiani^S  fd^önem  »ilb  öon 
i^m  ju  jd^liefeen,  nid^t  ol^ne  bie  ©pur  mancher  6nttäufdf)ung 
in  ben  bemeglid^en  Bw^-  @^ine  SRebe  l^atte  ben  2Bol^llaut 
feiner  SBerfe,  bie  nad^  feiner  eigenen  ©epnition  ber  ^oefte,  „bie 
TOujtf  beS  ®ebanfett§"  fein  foUten^),  nad^  ber  Definition  eines 
8lnbem  bem  ©efang  beS  33ogelS  glid)en,  »que  tout  bruit  fait 
chanterc.  ©iefem  auSfd^liefelidien  Sleij  fprad^lid^er  SKelobie 
mar  grau  Don  @tael  \o  jugänglid^,  bafe  pe  mol^l  felbft  barüber, 
mic  über  eine  ©d^mad^e  ju  fd^ergen  pflegte.  ,,SBaS  id^  barin 
liebe,  ift  bie  Slbmefenl^eit  jebeS  ®ebanfenS",  meinte  jte  oft 
fd^erjenb  nad^  bem  fd^mungöotten  Vortrag  mancher  fd^önen 
SSerfe  ober  l^rifd^en  ©tropl^en  ol^ne  befonbem  3nl^alt,  unb  bc^ 
fannte,  nie  ol^ne  SRül^rung  bie  SSerSgeile  öernommen  gu  ^abe«: 
iVotre  nom?  —  Moncassin  —  Votre  pays?  —  la  France,  c 

Sinein  menn  eS  fid^  nid^t  mel^r  um  blofee  ßmpflnbungen, 
fonbern  mie  bei  SÄonti,  um  preisgeben  beS  ßl^aralterS  ^anbelte, 
bann  ffil^lte  Sliemanb  fd^neller  als  pe  bie  ©efal^r,  bie  in  einem 
fo  auSgefprod^enen  3Kangel  an  felbftdnbigen  Ueberjeugungen 
lag.  „©lauben  ©ie  mir",  fd^rieb  jte  il^m,  „3^re  Äraft  unb 
Unabl)ängig!eit  liegen  in  gl^rem  Salent,  unb  in  ben  SKeifter* 
merfen,  bie  eS  fd^afft.    ®ie  Segiel^ungen  gu  ben  SRegierenben 


')  ^onegoer,  jhittfd^e  ©efd^id^te  ber  ftanadfifd^en  JhtUureinflüffe  in  ben 
letzten  Sal^tl^unberten,  339  u.  ff.  Martinetti  e  Traversi,  Ultime  lottere 
di  Jacopo  Ortis.    Saluzzo,  Molino,  1887. 

')  Madame  A.  Dupin,  Vincenzo  Monti,  Revue  de  Paris,  1B42, 
VII,  178. 


©tfte  S3riefe  t)on  grau  t)on  BMI  an  S^tncettao  äRonti.  105 

löfen  ober 'trüben  pd)  öon  einem  SlugenblidE  jum  anbern:  @ie 

tt)irb  ^^x  tt)ad)fenber  Sluf  fd^ü^en gaffen  @ie  poUttfd^e 

Stttereff en  nid^t  jn  nal^e  an  pd)  l^eranf ommen ;  bamit  fci^wlnbet 
aud^  bie  %xi\ä)t.  3^r  @eniu^  bebarf  l^tenteben  nnr  be§  @tü^» 
punfteS  eines  ungetrübten  SRameng.  S)te  Segeifterung  für  Sl^r 
Salent  fd^etnt  mir  im  SBad^fen  begriffen,  unb  mand^mal  >mi 
lusingoc  als  fönnte  id^,  wenn  id^  in  biefem  Äanbe  lebte,  Sf^nen 
üon  einigem  ?Ru^en  fein.  SBoHen  @ie  ein  unabl^angigeS  SBerl 
fd^affen,  fo  lommen  Sie  ju  mir  nad)  ©oppet"  0-  ^^^  «^^  ^^"^^ 
»efud^  in  aiperi'S  ^auS  ju  glorenj  unb  bei  feiner  SBittwe,  fagte 
pe  in  äl^nlid)em  Sinne  ju  SUlonti:  „aiperi  toax  bewunberungö* 
tt)ürbiger  tt)egen  feines  ßl^arafterS  als  »egen  feines  S:alenteS, 
unb  baS  in  einem  2anbe,  wo  ber  6§arafter  eine  fo  feltenc 
iSad^e  ift.  er  fc^ä^te  3^r  Salent  l^od),  aber  S^r  geben  lonnte 
nid^t  fo  unabl^ängig  wie  baS  feinige  bleiben.*  „SBann  werben 
@ie  3l^re  Aufgabe  als  ^oeta  laureatuS  gelöft  l^abcn?  ©rft 
bann  wiH  id^  nad^  3Railanb  fommen",  fc^rieb  pc  il^m  ein  an* 
bcreS  aRal.  35ie  flare  ©rfenntnife  beffen,  waS  il^m  fel^Ue,  öer^^ 
l&inberte  aber  nid^t,  bafe  i^r  SJlonti'S  ^erfönlidjfeit  bie  wärmpe 
©^tttpatl^ie  einpöfete.  Sie  Ijatte  nid)t  länger  als  öierge^n  Zaqt 
gugleid^  mit  i^m  in  SKailanb  öerbrad^t,  als  pe  nad^  il^rer 
abreife,  üon  Sobi  aus  fc^rieb:  „6S  ifl  mir  eine  fo  liebe  &t' 
wol^nl^eit  geworben,  caro  SJionti,  mit  S^^^en  meine  Sage  ]^in= 
anbringen,  ba§  id^  Sinnen  üon  nun  an  fd^reiben  wiK.  ©ine 
@ewol^nl|eit  üon  üiergel^n  Sagen?  Sa,  baS  ift  ganj  möglic^. 
3d^  l^abe  @ie  ja  nur  wiebererfannt,  meine  eigene  3latur  in  ber 
3^rigen  gefül^lt.  Sie  waren  ein  ^Jreunb,  ber  auf  mid^  wartete, 
lein  neuer  Sefannter.  2luf  Sie  l^abe  idt|  baS  3ied)t  ber  Qtli, 
benn  pnb  nid)t  feit  S^t^ren  fo  üiele  unferer  ®ebanfen  bie 
gleid^en?  Unb  war  nid^t  baS  ßnbe  unferer  l^eftigften  SWeinungS» 
üerfd^iebenl^eiten  immer  biefeS,  bafe  eS  ju  einer  befferen  aSer* 
ftänbigung  jwifd^en  unS  fül^rte!    S^Jcrnjig  3!Äal  l^abe  id^  mir 

*)  Lettere  inedite,   etc.,  277,   281,   283,  288.    SStiefe  ber  gtou  öon 
Btael  k)om  3.  aif)ril,  21.  SRai,  13.  unb  16.  3uni  1805. 


106  (^innerungen  an  tl^ren  Slufentl^alt  in  SRailanb. 

l^eutc  tt)icberf(olt :  »ahi  vista,  ahi  conoscenza«.  ©cr^on  3l^rcr 
Stimme  Hingt  mir  int  ^erjen  luieber,  unb  @te  l^aben  mir 
bie  italienifdie  Sprad^e  burd^  alle  @inbräcfe  Derebelt,  bie  iä) 
Sinnen  banfc.  3lte  id^  ^\ol\m  betrat,  badete  id)  an  bie  unter 
grofeen  Wänteln  verborgenen  Solche,  je^t  vertraue  id^  btefcn 
©eftalten  unb  Stimmen,  bie  menn  aud^  in  weiter  ijerne,  eine 
^eimat^  mit  3l)nen  tljeilen.  ©d^idfen  Sie  mir  \>a&  @omtet: 
Quando  Gesü  .  .  .^),  ic^  will  üerfud^en,  e§  in  franjöjtfd^en 
3Serfen  wieberjugeben.  6aro  SJlonti,  leben  @ie  »o^l  ffir 
l^eute  abenb.  SKorgen,  in  ^iacenja,  wiH  ic^  ben  ©rief  fd^Uefeen. 
Pflegen  @ie  ^i)xt  ©efunbl^eit,  gebenfen  @ie  ber  greunbfd^aft, 
bie  unö  für  immer  Dcrbinben  wirb,  wenn  @ie  c^  fo  wollen, 
wenn  @ie  bereit  pnb,  eine  ßun^ißung  ju  erljalten,  bie  3^r  ganjeö 
aSefen  fc^neH  erwedft  l^at  unb  ber  3f(re  @igenfd)aften  35auer  Der» 
teilten  werben."  5ßon  ^iacenga  auö  fügte  pe  l^ingu,  pe  fälble 
pd^  leibenb,  mit  l^eftigen  Sruftfd^merjen.  2)a§  ßeben  fei  wieber, 
wa^  e§  üorbem  für  pe  gewefen,  ein  ßrinnern-). 

Sn  SRailanb,  ba^  xf)x  lieb  geworben  war,  lernte. fie  nod^ 
ben  berül^mten  Slrgt  ^oöcati,  ben  ©eologen  Sre^j^laf,  bie 
@d)riftpeller  Senincafa  unb  Sofp,  fpäter  ben  ßarbinal  ©aprara 
unb  ba^  ©l^epaar  ßicognara  fennen.  35er  ®atte  war  SBerf  äff  er 
einer  ®efd)id^te  ber  ©futptur;  feine  fd)öne  unb  gebUbete  ®e* 
mal^Iin  9Kafpmiliaua,  gefd)iebene  S^rau  beö  Orafen  SRotari,  l^t 
über  ben  bamaligen  Slufentl^alt  Don  %xa\x  üon  @tael  eine 
änefbote  aufbewal^rt,  bie  aud)  Salle^ranb  wä^renb  feiner  8ln» 
wefenl^eit  in  SÄailanb  bei  bem  Ärönungöfeft  üon  1805  mitgetl^eilt 
erl^ielt  unb  in  etwa§  üeränberter  ©eftalt  gu  erjä^len  pflegte*). 
2Ronti  l^atte  eben  bamalö  ben  römifd)en  Sat^rifer  $erpuS 
überfe^t  unb  ber  SSerfafferin  üon  „©elpl^ine"  ein  ©yentplar 
biefer  Ueberfe^ung  gegeben,  worauf  pe  il^m  al§  ©egengabe  einen 


^)  Onofrio  Minzoni's  «Sonnet,  „Quando  Gesü  coirultimo  lamento*. 

2)  Lettere  inedite,  etc.,  250.  S3ricf  öon  grau  öon  (Stael,  ßobl,  3<>nuat 

1805. 

3)  Greville,  Memoirs.    Edited  by  Reeve,  II,  187. 


SGÖeltcrtcife  nad^  ^ornio  unb  SBoloöua.  107 

»attb  Dort  3Mcv'^  SBeifen  überreid)tc.  ate  9Jlonti  pc  hierauf 
öeriiefe,  um  jtd^  gu  ©cognara  gu  beflebcn,  Hefe  er  ba§  Suc^  mit 
bcm  Scmcrfeii  bort  liegen,  er  i^erbe  e§  bei  feinem  näd^ften 
Sefud^  mitnel^men.  ^aum  »ar  er  fort,  fo  lam  ^Jrau  öon  @tael 
angefal^ren,  gleid^faHö  mit  einem  Sud^  in  ber  §anb,  in  weld^em 
jte  wä^renb  ber  gal^rt  geblättert  l^atte.  @§  mar  ber  ^erjtuö, 
unb,  mie  SJionti,  bat  jefet  auc^  jte,  e§  möge  liegen  bleiben,  biö 
flc  mieberfäme  unb  e§  mitnel^me.  9lod^  lange  nad^l^er  pflegte 
bie  grau  be§  ^aufe§,  bie  Süd)er  oorgeigenb,  an  bie  SSergefe« 
lid^Ieit  il^rer  beiben  iJreunbe  gu  erinnern  0. 

2Bäf(renb  ber  gangen  2)auer  iljrer  italienifd^en  Sieife  blieb 
grau  tjon  @tael  in  fo  regem  fd^riftlid^en  SSerfe^r  mit  SKonti, 
bafe  ber  SBriefmed^fel  mit  il^m  faft  ein  SCagebuci^  erfe^t  Sl^r 
näd^ftcr,  au§  ^arma  batirter  33rief  berid^tet,  mie  baö  Sluötreten 
beS  STaro  fie  oierunbgmangig  ©tunben  lang  im  Keinen  Drte 
©an  ©onnino  gurürf^ielt,  mo  ftd^  il^r  gleid^  ein  edjteö  33ilb 
italientfdjen  33olföleben§  barbot.  3We]^rere  Äutfd)er  maren  Don 
einem  tollen  .§unb  gebiffen  U)orben;  baöfelbe  miberful^r  itm 
Slufmärter  il^reö  Oaftl^ofö  unb  nun  liefen  fid^  SlKe,  ftatt  Segen« 
mittel  angumenben,  oon  einem  ^riefter  fegnen,  bem  gum  gleid^en 
3toe(f  nun  aud^  fämmtlic^e  ^ferbe  borgcfülirt  mürben,  benn  e§ 
mar  ber  Sag  be§  1^1.  Slntoniu§.  „3ld^  3Jionti",  fügt  bie  mit 
bem  ©üben  nod^  nid^t  vertraute  grau  üon  Stael  l^ingu,  „mirb 
ein  SSolf  fid)  jemals  oon  allem  S)em  erl^olen?"  3n  ^arma 
mad^tc  il^r  ber  frangöftfd)e  Oeneralgoiioerneur  SWoreau  be  Saint 
3Wer9  feine  3lufmartung,  unb  begleitete  jte  in  bie  D^jer.  Sei 
bem  5i:i)pograpl^en  Soboni  mürbe  il^r  3Ronti  al§  ber  erfte 
35id)ter  Stalienö  unb  alö  »sulfureoc  gerül^mt,  fo  bafe  jte  il^m 
fc^rieb,  er  fd^eiue  mirflid^  alle  ©igenfd^ften  be§  geuerS  gu  be» 
ft^en.  3wr  (Srinnerung  an  il^ren  SBefud)  gab  il^r  Soboni  3Jiin= 
goni'§  ©onnette  unb  ^arini'S,  beö  1799  geftorbenen  lombarbi» 
fc^en  2)id^ter§  fat^rifd^e  ©ompofttion,  »II  Giorno«.    @ine  be» 


')  Cesare  Cantü,  Vincenzo  Monti  e  Veik  che  fu  sua,  102—103. 


108  ^nfunft  in  Sflom,  3.  Srebruat  t805. 

rül^mtc,  1789  erfd^ienene  ausgäbe  üon  2:affo'3  ^Slmtnta''  war 
mit  ber  warmen  Sw^iö«i^"0  3Ronti'S  an  bie  SDlarquijc  SMoIoä* 
pina  cinflcleitct.  „3)ici^ten  @te  eine  SEragöbic  mit  einer  mir 
gugcbad^ten  9lotc",  fd^rieb  ^Jrau  üon  ©tael,  „ober  öielmel^r 
l^alten  Sie  mid^  wertl^  ü^^^Qi  um  meinen  Slamen  nid^t  laut 
ju  nennen.    3l^r  Sdiweigen  wirb  mir  lieb  fein." 

^arma  mit  feinen  Don  SDlöndien  unb  Settlcm  angcfüEten 
©trafen  fd)ien  il^r  traurig  unb  elenb,  ein  treues  SIbbilb  ber 
$erfönlid^!eit  beö  jum.  5Rapoleonifd)en  Äönig  oon  ©trurien  er« 
l^obenen  Snfanten.  3n  33ologna  oerfd^affte  il^r  ber  ^rofeffor 
Slbbate  guigi  SBiamonti  ben  ©enufe  einer  3mprot)ifation;  jte 
würbe  aUfeitig  mit  größter  SluSgeid^nung  empfangen,  unb  fanb 
nod)  3^it  ju  einem  5lu§flug  nad^  ber  SSifla  beS  ©rafen  SRareS* 
cald^i.  S)ann  eilte  jte  bem  Qiü  entgegen,  nad^  Sftom.  6tnc 
Ueberfd)Wemmung  beö  Siber  „wie  feit  70  Salären  nid^t",  l^tclt 
fte  jwei  Sage  Dor  ben  2;^oren  ber  ewigen  ©tabt,  bie  jte  am 
Slbenb  be§  3.  fjebruar  1805  jum  erften  3!Jlal  betrat  ^). 

Sl^r  erfter  33efud^  galt  bem  35om  oon  @t.  ^eter,  ber  jte 
mit  Trauer  unb  33ewunberung  erfüllte,  wie  fo  SBieleS,  was 
xifv  gum  ©ontraft  l^erauSguforbem,  bie  l^öd^fie  ©rl^abenl^eit  neben 
baS  tieffte  @Ienb  ju  fteKen  fd^ien.  ©ie  Setrad^tung  über  bie 
3Renfd^en  auf  biefem  fd^irffalreid)en  33oben  erwedfte  bei  il^t 
öberl^aupt  mel^r  bemütl^igenbe  ©d^wermutl^  aU  Ergebung.  @ie 
liebte  tior  SlHem  bie  römifd)en  ^&i)U,  wo  ba^  SRonblid^t  bie 
Sftuinen  wieber  aufbaute.  SBaö  fte  ftörte,  waren  bie  Seute,  in 
bie  jte  jtd^  nid^t  red)t  finben  fonnte.  „SEBaS  wäre  auS  mir  ge* 
worben,  wenn  id),  ftatt  beS  auSerwäl^lten  3Renfd)en,  ber  ben 
SRittelpunft  meines  SebenS  bilbete,  baSfelbe  mit  biefen  ^f rauen  ol^nc 
Siebe,  mit  biefen  SJJännefn  ol^ne  @tolj  l^ätte  l^inbringen  muffen'', 
fd^rieb  jte.  „^ier  gilt  bie  Spanier  für  ®eift,  bie  grauen  ftnb 
S)efpoten,   bie  Siebl^aber  ©flauen.     SBerratl^en   Sie    um  bcS 


0  Lettere  inedite,  etc.,  252,  254,  257.    Sricfc  öon  grau  öon  ©tael, 
^Parma,  18.  3><*nuar,  öologno,  23.  S^nuat,  8*om,  5.  gebruat  1805. 


©rfte  einbrfitfe.  109 

^immelä  willen  nicmatö,  wa^  id^  Sinnen  ba  fd^reibc,  bcnn  bei 
allem  3)em  ift  ein  ®runbton  öon  @üte,  ber  mii)  rül^rt,  ein 
i)crfönlid)e§  SBol^tooHen  ffir  mid^,  baS  um  fo  gro^mütl^ißer, 
weil  flä^ili^  uttmotiöirt  ift.  3Rtt  feinem  SBort  öermag  id^  l^ier 
etwas  aus  meiner  ©eelc  ^ommenbeS  ju  fagen;  wenn  id^  gefalle, 
fo  ift  eS  nur  burd^  gang  oberpädijlid^e,  geiftigc  ©igeufd^aften. . . 
S)od^  ftnb  einige  SBeltmänner  unb  ein  paar  Sarbinäle  als  3luS= 
nal^mcn  ju  nennen.  S)ie  le^feren  entfpred^en  mir,  bie  SBal^rl^elt 
ju  fagen,  am  beften.  ©enn  ba  fle  regiert  unb  um  SMenfd^en 
unb  S)inge  jtd^  befümmert  l^aben,  ift  nid^ts  JDürreS  in  i^ren 
Äöpfen.  Sonfabi,  ga  ©omaglia,  6rSfine,  gefallen  mir  befonbcrS. 
SBenn  td^  S^nen  jemals  untreu  werbe,  foH  eS  nur  ffir  einen 
ßarbinal  fein" '), 

35erfelbc  2:ott  Hingt  in  einem  SBrief  an  SSonftetten  wiber. 
S^m  fc^reibt  jte;  „Ueber  biefeS  Äanb  ift  fo  SBieleS,  fo  üiel  @df)limmeS 
unb  fo  oiel  @uteS  gu  fagen,  ba^  pd^  fein  @a^  nieberfd)reiben 
läfet,  ol^ne  ben  SBunfd^,  il^n  wieber  ouSjuftreid^en  ober  einer 
eben  angefteHten  a5etrad)tung  bie  entgegengefe^te  folgein  gu  laffen. 
S)aS  ®efül^l  ber  Siebe  für  Slom  wirft  wie  ein  ßauber,  bei  mir 
befonberS,  bie  unter  ben  Slömem  nic^t  eine  Seele  finbet,  mit 
weld^er  bie  meinige  jtd)  oerftänbigen  fönnte.  (äS  bilbet  pd^  l^ier 
wie  ein  gel^eimer  ßwfammenl^ang  mit  ber  @onne,  mit  ber  S3er« 
gangenl^eit,  ber  biefen  Slufentl^alt  reigenb  erfd^einen  liefee,  tl^eiltc 
man  il^n  mit  ©enjenigen,  bie  man  liebt,  aber  feit  einiger  Seit 
l^abe  id^  gelernt,  allein  mit  mir  gu  leben,  unb  feit  gwei  SUlonaten 
gum  erften  3Ral  fel^lt  mir  ber  Umgang  mit  einem  intimen 
Sreuttb.  3dÖ  fud^e  il^n  anberSwo  als  l^ienieben.  ©er  33egriff, 
ben  man  l^ier  oon  mir  l^at,  ift  gwifdfien  33ewunberung  unb 
Surd^t  getl^eilt,  unb  wenn  gemanb  fagte,  id)  fei  ein  ®ämon, 
würbe  baS  feinen  üblen  Sinbrud  mad^en.  ßwnäd^ft  gel^e  id^ 
nad^  3(leapel  unb  feiere  bann  auf  oier  SBod^en  l^ierl^er  gurüd. 


0  Lettere  inedite,  etc.,  257,  260—263.    »riefe  öon  Sfrou  ton  @tael, 
5.  u.  7.  gebruor  1805. 


110  etftc  einbrürfc. 

ol^ne  btc  beftänbigc  aScrppid)tung  gu  SäUen  unb  ßonöerfationen, 
bei  »cld^cn  man  alle  3^it  öerliert,  bie  jte  loften.  .  .  ^umbolbt 
t[t  l^ier  meine  Uebfte  ©efellfd^aft,  bodj  gefalle  id^  mid^  aud)  mit 
auSfd^liefelid^  römifd)en  SlrtiMn,  mit  ätuönal^me  bcr  ffürfien, 
bie  red^t  langmeilig  jtnb.  SBaS  bebarf  eS  anbrerfeltö  ber  SÄen* 
fd^en  ober  ber  gbeen,  tt)o  bie  S)inge  fo  berebfam  jtnb.  6S 
märe  ju  Diel,  menn  l^ier  aud^  nod^  ®efül^l  unb  bcr  lebenbige 
®ebanfe  fid^  fänben"  >). 

5Bon  biefen  SRömem  lernte  jte  aufeer  ben  ©enannten  nod^ 
bie  ©d^riftfteller  nnb  ©id^ter  SSerri,  aHofjt,  ©inntotarbt  fennen, 
lauter  fjreunbe  unb  Semunberer  3!Jlonti'§  unb  SWitgliebcr  ber 
römifdfien  afabemie  ber  Slrfabia,  meld^er  unter  htm  Flamen 
Gimante  SRicenio  ber  3lbbate  ®obarb  üorftanb.  Son  biejer  SWa» 
bemie,  bie  ©oetl^e  178G  gum  arfabifd^en  @d)äfer  entannt  l^atte, 
mürbe  nun  aud^  fjrau  öon  Stael  aufgeforbert,  einer  il^rer 
@t^ungen  beijumol^nen  unb  etmaS  Dorjutragen.  @ie  bejümmte 
i^re  Ueberfe^ung  beä  Sonnet^  öon  SJlinjoni  Aber  ben  SEob  be« 
erlöferS  baju^). 

S)ie  feftlid^e  geier  felbft  befd^rieben  S3riefe  öon  il^r  an 
SBonftetten,  an  ?!Äonti.  Sie  mürbe  bor  einem  Siop\  an  Äo))f 
jtd^  brängenben  ^ublifum  burd^  bie  33orlefung  eineS  Signor 
SdeHi  über  ben  Swf<JWiJ«^"'^cmg  gmifd^en  ^oejte  unb  SWalerei 
eröffnet.  „SBie  Sie  miffen",  fd)rieb  bie  ©efeierte,  „ift  bie  ©id^tung 
SCod^ter  ber  5ßl^antajte,  moruber  eine  ateil^e  öon  nid^t  gu  be* 
ftreitenben  ©emeinplä^en  folgte,  für  bie  id^  feine  befonbere 
2eibenfd)aft  emppnbe;  barauf  fam  ein  öiel  meniger  unanfed^t« 
bares  unb  in  ^Jolge  beffen  gang  l^übfd^eö  ©ompliment  für  mld^." 
hierauf  ernannte  Slbbe  Oobarb  ^au  öon  @tael  gur  Slrfabierin ; 
Surft  ei^igi  fdjlofe  eine  (älegie  auf  ben  fürglid^  oerftorbenen 
©arbinal  ©erbil  mit  l^übfd^en,  il^r  gu  @l^ren  gebid^teten  SBerf en ; 
ein  Slnberer  beglficfte  jte  mit  einem  lateinifd^n  Sonnet  unb 

0  Sonftettcn,  Briefe  an  gr.  S3rmi.  grau  öon  ©tael  on  a3onftcttcn 
diom,  15.  gcbruar  1805. 

2)  Madame  de  Stael,  Oeuvres,  XVII,  421. 


©iSmonbi  üBer  ben  römifd^cn  Slufentl^aU  öon  grau  öon  ©tael.      Hl 

tiun  blieb  nid)tS  übrig  atö  jtd)  tl^rerfcit^  ju  erl^eben  unb  bic 
Uebcrfe^ung  SRingoni'^  Dorjutragen.  @tc  begann  mit  jittember 
©timme.  fafete  bann  aber  ^Jiutl^  unb  tt)ürbe  mit  einem  SeifaHS* 
fturm  gelol^ttt.  5ftun  folgte  ein  S^uenegen  tion  ©onnetten;  jel^n 
junge  2eute.  fd)Ieuberten  jle,  „ate  ob  e§  öatifanifd^e  S9li|c  ge^ 
wefen  wären",  ol^ne  Unterlaß  uml^er;  eine  unglaublid^e  SBitalität 
unb  ©nergie  erfd^öpfte  jtd^  in  Suftgebilben.  ®raf  3llborgl^etti, 
ebenfalls  Slrfabier,  reimte  ein  ©tficf  auS  bem  S3ud)  über  bic 
Literatur.  Slm  nad^ften  Sag  intproöiprte  bie  fd)öne  einem  frül^en 
Sob  beftimmte  3f abella  ^eHegrini  bem  berül^mten  @aft  ju  (äl^rcn ; 
bicfer  folgte  ein  ganjer  ©d^mann  Don  ©id^terlingen,  jeber 
mit  feinem  ©onnett  bewaffnet.  6iner  berfelben  fagte,  als 
er  il^r  öorgefteUt  würbe,  ju  Siran  oon  @tael:  „^ä)  bin  ein 
3nfeft  beS  ^arnafe".  3lbbate  ©obarb  ergriff  feine  ^anb,  „er 
ift  ein  Sd^wan,  id)  ftel^e  für  il^n  ein",  fagte  er.  2)er  alfo  Sln^ 
gerebeten  fd^ien  eS,  als  werbe  pe  unter  einem  SBortfd^wafl 
erftidft.  „grau  oon  Stael  gefällt  überall,  pnbet  jebod^  nid)ts, 
was  il^r  gefällt",  berid)tete  ©iSmonbl  an  feine  3Rutter.  „@ie 
ift  unwillig  über  biefe  öoHtönenbe  ©prad^e,  bic  erflingt  um 
nid^tS  JU  fagen,  pnbet  bie  tl^r  gerül^mte  ^oepe  gebanfenloS  unb 
feine  wal^re  ßmppnbung  in  ben  ®efpräd^en  ber  ßeute"  ^).  „@id) 
befd^ränfen,  pd^  fammeln,  Don  SlHem  ben  Äern  l^erauSfd^älen, 
fd^eint  eine  unbelannte  Äunft",  fdjreibt  pe  felbft.  „SBenn  feine 
f^lutl^  fömmt,  biefe  ©emeinplä^c  mitfortjufpülen,  bann  weife  id^ 
nidjt,  wie  baS  enbcn  foll"^). 

ff3<^  fd)enfe  S^nen  alle  ©onnette,  in  weld^en  id^  als  ®e= 
ftirn  erfd^eine",  fdjliefet  ein  ®rief  oon  il^r  an  Sonftetten,  „fo 
wie  es  ift,  bleibt  biefeS  ®eftirn  Sinnen  gugewanbt.  Erwarten 
@ie    mid^    in    ßoppet    unb    oergeffen    @ie    nid^t,    um   wie 


')  Villari,  Sismondi.  Fragments  de  son  Journal  et  Corre^pondance, 
Revue  hislorique,  1877-1878,  III-IV. 

2)  Lettere  iriedite,  etc.,  263—266.  S3riefc  öon  Srrau  öon  @toeI  an 
monti,  mom  unb  SBcKetri,  15.  u.  17.  gcbruor  1805. 


112  S)ie  Stün\ilex  in  ?Rom. 

ütel  intereffanter  iä)  bin,  wenn  id)  wieberfcl^re,  aU  mnn  id) 

grfa^  für  bic  SÄängcI  ber  römifd^en  ©efcafd^aft  bot  il^r 
btc  SBtcberbegcgnung  mit  SGßill^eltn  öon  ^umbolbt,  bcr  ate 
prcufeifd^cr  ®efanbter  feit  ©nbe  1802  bort  in  ber  »iHa  gjlalta 
repbirte,  wo  fein  $au§  ber  gefud^te  ©ammetpunft  für  ©in« 
l^eimifd^e  unb  ^embe  mar.  S»  feinem  ÄreiS  oerlebte  %xan 
üon  ©taöl  auci^  nod^  einige  SBod^en  mit  bem  üon  feinen  großen, 
fiberfeeifd^en  SReifen  gurüdfgefel^rten  Sllepanber  öon  ^umbolbt, 
bann  mit  2ubtt)ig  S:iecf  unb  feiner  Sd^toejier  Sophie  Sem« 
l^arbi,  ber  35id^terin,  bie  unter  bem  milben  ^immel  ©rl^olutiö 
fud)tc2). 

SefonberS  glSnjenb  mar  gerabe  in  biefem  ^al)x  1805  bie 
beutfd^e  Äunft  vertreten.  9?o(i^  lebte  Slngelifa  Äaufmann  alS 
bie  rul^mreid)e  SBertreterin  bcr  beutfd^en  SJlalerei  be«  ad^gel^nten 
Sal^rl^unbertS.  Äurg  guoor  mar  SRaudi  in  Slom  eingetroffen,  mo 
er  ben  Sn^cilt  feines  ÄünftlerberufeS  al^nenb  gefud)t  unb  aitd^ 
gefunben  l^attc^).  SGßie  gtau  üon  @tael  fünfunbjmanjig  Sa^re 
früher  bie  Slufermedung  römifdier  Äunft  mit  ©aoib'S  großem 
Silbe,  ben  @d)mur  ber  ^oratier  unb  Äuriatier  barfteüenb,  mit* 
erlebt  l^atte,  burd^  baS  Salma'S  ®eniuS  angeregt  mürbe,  fo 
fal^  fte  je^t  bie  auf  ben  beutfd^en  9Jlaler  Sarften«  jurücfgel^cnbe 
aCßieberbelebung  gried^ifd)er  Äunftformen,  bie  auf  bem  ©ebiet  ber 
bilbenben  Äunft  juerft  oon  Sanooa,  bann  mit  ftrengerer  Äraft 
oom  Sslänber  3:l^ormalbfen  meitergeffil^rt  mürbe,  beffen  epod^e« 
madienbe  ßoloffalftatue  beS  3afon  1803,  unb  jmar  ®an!  ber 
Unterftfi^ung  feiner  ganbSmannin  gtieberife  Srun,  l^atte  öottenbet 
merben  lönnen*).   SBon  beutfd)en  TOalern  maren  ferner  Äod),  ber 


*)  SBonftcttcn,  »riefe  an  gr.  S3run,  I,  247.  grtau  öon  ©tael  on 
SBonftctten,  15.  gebruat  1805. 

2)  St.  SB.  (B^Uqtl,  ©d^rctben  an  ©oetl^e,  1805.  eämm«i«e  SGßcrIe, 
IV,  264-265  unb  «Rote. 

^)  8.  ^Ööer«,  ei^tiftian  ©aniel  SRauc^,  r,  73  u.  ff. 

*)  3:]^iclc,  i'eben  Sl^cmoalbfenS. 


®ie  i^ünftter  in  Sftom.  113 

Stifter  bcr  flajjtfd^en  ganbfd^aftöfdöule,  unb  fein  SBorgänger  ©d^icf 
bort  eingebürgert.  Sm  Sltelier  üon  Ganoüa,  ba§  pe  oft  be§  2lbenb§ 
bei  iJacfelfd^ein,  in  ©efeUfd^aft  oon  gteunben  gu  befud^en  pflegte, 
ftanben  bie  ©rabmonumente  ber  6rgl^ergogin6l)riftine,  bie  Äoloff al== 
ftatuc  Sftapoleon'ö  mit  ber  Siegesgöttin  in  ber  SRed^ten,  ben  Speer 
in  ber  ginfen,  in  antifer  Srad^t  unb  mit  bem  Sorbeer  um  bie 
Sd^läfen.  ©benfaHS  ooUenbet  war  bie  liegenbe  ??igur  feiner 
Sd^ttjefter  ^auline  Sorgl)efe  unb  bie  berül^mte  für  Äaiferin 
Sofepl^ine  beftimmte  Oruppe  oon  Slmor  unb  ^f^d^e.  93on  be= 
lannten  Sßerfönlid)feiten  traf  g^rau  oon  Stael  im  ^umbolbt'fd^en 
§aufe  ben  S)id)ter  Siebge,  bann  SRumol^r,  ber  burd^  bie  erfte  feiner 
italienifd^en  SReifen  ben  ®runb  gu  bett  „g^orfd^ungen"  legte,  bie 
aud^  auf  frangöpfd^e  Äunftanfd^auung  fo  anregenb  geioirtt  l^aben  *). 
®cm  Äupferfted^er  ®mäelin  bradt)te  fjrau  üon  Stael  Aufträge 
t)on  Sonftetten.  Sie  f elbft  fül^rte  bei  ben .  römif d^en  fjreunben 
31.  SB.  ©d^legel  unb  Siömonbi  ein,  weld^er  le^tere,  öon  feiner 
toSfamfd^en  ^eimatl^  fommenb,  i^r  nad^  3iom  gefolgt  tt)ar2). 

Wt  Sluönal^me  einiger  Mnftler  unb  Sorfd^er,  wie  b'Sfgin= 
court,  aSerfaffer  einer  ®efd)id^te  ber  Äunft  im  5!JlitteIalter, 
l^attc  biefer  gange,  in  gried^ifd^er  3Belt=  unb  Äunftanfd^auung 
öcrfunfene  Ärei§  nur  Sinn  unb  Sluge  für  ba§  l^eibnijd^e  SRom 
unb  bie  ©rinnerungen  ber  flafpfd^en  S^it.  8(n  ber  d)riftlid^en 
unb  folglid^  aud^  an  ber  eng  bamit  öerbunbenen  mittelalterlid^en 
SSergangenl^eit  ging  er  tl^eilnalöwtloS,  wenn  nid^t  feinbfelig  oor* 
über,  es  war  ber  ß^itpunft  oon  ®oet^e'S  „gottlo Jen  Sluf= 
fä^en''^)  über  SBinfelmann.  Sie  begeid^nen  ben  ^öl^epunlt 
feines  SlntagoniSmuS  gur  d^riftlid^en  SBeltanfd)auung ,  ber  pd^ 


l)  Rio,  L'art  chr^tien,  I,  Introduction. 

*)  Artaud  de  Montor  bei  Th.  Jung,  Lucien  Bonaparte  et  ses 
M6moires,  II,  50—59.  SR.  ^o^m,  2Ö.  öon  fiumbolbt.  Villari,  Sismondi. 
Fragments  de  son .  Journal  et  Correspondance.  SlbgcbrudCt  in  bct  Revue 
historique  öon  Faignez  unb  Monod,  Sal&rg.  1877—78.  51.  Äo^cbuc,  (Sx-- 
inneningen  einer  Steife  ouS  ßieflonb  naä)  Sdom  unb  ffltaptl,  SJerlin,  1805. 

3)  gr.  &cn^,  SBricfwed^fer  mit  m>am  SKüIIer,  Stuttgart,  1857,  49, 
®en^  on  S(.  aWüUer,  13.  SuK  1805. 

»lennerl&atfett,  grau  toon  ©taei.  UI.  8 


114  2)ie  Mnftlcr  in  9lom. 

fo  fd)roff  ju  erfenneu  Qob,  bafe  33en|amin  ßonflant  bat)on  al« 
tion  einer  ^Zerfwürbigfeit  ©mäl^nung  tl^at').  SBic  bamate  für 
©oetl^e  war  faft  für  eine  ganje  ®eneratton  an  bic  Stelle  be« 
religiöfen  ber  ä[tl)etifci^c  ©laube  getreten,  beffcn  ©d^önl^ritöibeal, 
üon  romantifd^en  ©inpffen  unberül^rt,  feine  l^öd^fte  Sufgabe  in 
ber  Slöieberbelebung  flafftfd^er  Seiten  fanb.  @o  üoDfldttbtg  war 
aud)  SBil^elm  tion  ^umbolbt  üon  biefer  aitmofpl^äre  Ifinftleri« 
jd^en  @enuffe§  umfangen,  ba^  bie  eigentlid^e  Aufgabe  feinet 
gebend  barfiber  gurfidftrat,  unb  er  ben  ^ItuS  einer  ibealcii  SJcr* 
gangenl^eit  in  ^Jormen,  üon  ©d^ifler  entlel^nt,  jum  bid)terif(i^n 
SluSbrucf  brad^te.  „3dö  ^nne  für  mid^  nur  nod)  jnm  fd^redf^ 
lid^e  ©inge",  fd^rieb  er  1804  an  ©oetl^e,  „wenn  man  bie  ^cm^ 
pagna  bi  SRoma  anbauen  unb  Sioni  gu  einer  poHjirten  @tabt 
mad^en  wollte,  in  ber  fein  3!Jlenfd^  3Reffer  trüge,  j^otmnt  je 
ein  jo  orbentIid)er  ^a^)ft,  wa§  bann  bie  gweiunbjtebenjig  Sarbt« 
näle  öerl^üten  mögen,  fo  jicl^c  id^  au§.  Slur  wcrni  in  Slom  eine 
fo  göttlid^e  5lnard^te  unb  um  9tom  eine  fo  l^immlifd^e  SBSüftenei 
ift,  bleibt  für  bie  @d)atten  $la^,  beren  einer  me^r  wcrt^  ift, 
al§  bie^  gange  ®efdöled)t".  Slnf länge  an  fold^e  Stimmungen 
finben  ftd^  in  „ßorinna"  wieber,  aber  niemals  beftimmtcn  jle 
eine  Sebenöanfd^auung,  beren  eigenfter  Sfteij  eben  in  i^ren  tiefen 
menfd^lid)en  S^mpatl^ieen  lag.  aSon  allen  um  fie  gefammeltcn 
Äunftwerfen  SlomS  rül^mte  benn  aud^  ?frau  üon  ©taöl  Icincö 
fo  als  ©anoüa'S  SaSrelief  für  aiperi'S  ®rabmal,  mit  ber  latcf:» 
nifd^en  Snfd^rift,  in  weld^er  ber  2)ld)ter  bejeugt,  ba^  er  bie 
Sreunbin  wäl^renb  fed^Sunbjwanjig  Salären  mel^r  als  SCHeS  in 
ber  3Belt  geliebt  l^abe  unb  mit  ©anleSworten  bafür  fd^eibä, 
bafe  es  il^m  nid^t  beftimmt  gewefen  fei,  pe  ju  überleben  2). 

5)er  römifd^en  ßampagna  gebadete  Srau  öon  ©taßl  ba* 
gegen  nur,  weil,  wie  fie  eS  unumwunben  gefielet,  ein  S3u(l^  t>ort 


>)  Benjamin  Gonstant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  Jan  vier  1887,  214. 

^)  Lottere  inedite,  etc.,  265.  S3rtef  bon  grau  t)on  @tael  an  SDHonti, 
ffiom,  15.  gcbruor  1805. 


^Wtl  115 

SBonftetten  tl^r  3ntercffe  auf  bicfelbe  gclenit  l^atte^).  9ieapel 
aHein  erprobte  auci^  an  il^r  bte  nnwiberftel^lid^e  SRad^t  feiner 
©d^önl^eit.  ©en  @olf  äberfd)auenb,  ber  feit  ^ai^rtaufenben  bie 
SRfnfd^en  bezaubert,  fagt  auci^  fie:  „Slöeld^eS  ©d^aufpiel  gewal^rt 
biefer  ^euerftrom,  ber  fid^  t>om  3Sefuti  ]^erabtt)älgt  unb  beffen 
flammenbe  SBogen  baS  33üb  be§  SRecreS  in  il^rer  SBeife  tt)ieber= 
geben,  wie  übermäd^tig  wirft  biefer  Slnblid  eineö  ewigen  S^euerS, 
einer  unerfd^öpfUd^en  9?atur,  biefer  ßitronen-  nnb  Drangenl^aine, 
beren  ^Jrüdjte  in  ben  ©trafen  l^erumrotten,  biefer  ©leid^gültig- 
leit,  bie  ber  3ieid)t]^nm  ergeugt.  SlUeö  baö  ift  ja  wunberbar, 
mit  3(u§nal^me  ber  moralifd)en  ^tmofpl^äre,  bie  genügenb  baran 
erinnert,  wie  man  l)ier  gu  Sanbe  eben  bod^  nid^t  im  ^arabtefe 
fei.  aSorgeftern  angefommen,  empfing  mid^  bie  ^iad^rid^t  t>on  ber 
nod^  in  berfelben  9?ad^t  beüorftetjenben  Slbreife  nnfereö  ®efanbten. 
2)ie  Slad^rid^t  ift  üerfrül^t,  aber  5fteapel  ift  nid^t^beftoweniger  ju 
2anb  unb  9Jleer  bebrol^t,  unb  bte  l)ier  öorgefül^rten  Silber  mufe 
bie  @inbilbung§fraft  für  rul^igere  ß^ten  gu  ungeftörterem  ©enufe 
bewal^ren"  2).  am  2.  Januar  l^atte  3Japoleon  ber  Königin 
ÄaroUne  bie  Slbfe^ung  in  Slu^jtdöt  gefteUt,  unb  e§  wanfte  ber 
le^te  noc^  beftel^enbe  italienifd^e  St^ron. 

2)ie  ©d^wefter  üon  SRarie  Slntoinette  empfing  ^rau  üon 
Stael  auf§  liebenSwürbigfte,  blenbete  jie  jeboc^  über  bie  be= 
ftel^enben  SSerl^ältniffe  nid^t.  3n  einem  Opernte;rt  würbe  ber 
Slu^bnicf  amore  tiranno  al§  gu  bebenflid^  geftrid^en,  aber  bie 
SRegicrung  entwürbigte  nad^  wie  Dor  ba§  aSolf,  unb  in  ber 
©efeHfd^aft  beflagte  %xa\x  üon  ©tael  alle  ©d^attenfeiten  ber 
fd^led^ten  Sitten,  ol^ne  bie  milbernben  Umftänbe,  weld)e  anberöwo 
äl^nlid^e  ©d^äben  etwa  nod^  begleiten.  S^ain  tarn  bie  faft  üoH* 
ftänbige  Slbwefen^eit  überlegener  SRenfd^en.  2Bäl)renb  eine§ 
gwanjigtägigen  Slufentl^altö  traten  il^r  nur  jwei  ^erfönlid^Ieiten 


^)  Bonstetten,  Voyage  sur  la  sc&ne  des  six  derniers  livres  de 
TEn^ide.    Gen^ve,  Pashoud,  1804. 

2)  Lettere  inedite,  etc.,  267—268.  SBrIef  öon  grau  öon  ©tael  an 
Wonti,  SReopel,  23.  gebruor  1805. 


116        Gorblnal  Sluffo  unb  Gopecelot^o,  bcr  (SribIWof  Don  Sarent 

naiver,  ßarbinal  SRuffo  unb  ßopecelatro,  ©rjbifd^of  öon  Sarent. 
9Mit  bm  crftcren,  bcffcn  @ei[t  jte  froppirtc,  blieb  Wc  »e* 
gegnung  eine  t)orfiberge]^enbe;  @apecelatro  hingegen  nourbe 
für  ^au  öon  ©taöl  ein  gteunb,  befannt  mit  ®octl^  unb 
gerbet,  ^umbolbt  unb  be  ÜWaifhre,  GuDier  unb  SBkilter  Scott, 
fpäter  mit  gamartine  unb  JDelaDigne,  ein  fluger,  Iiebendn)äri>iget 
TOann,  ber  feiner  SBorliebe  für  mand^e  3been  be«  ad^tjel^ten 
Sal^rl^unbertS  treu  blieb  unb  in  ^olge  beffen  in  politifd^r  SSc« 
giel^ung  SBege  ging,  bie  in  btametralem  ®egenfa^  gu  {enen 
SRuffo'g  unb  ber  SReaftion  flanben.  g^rau  öon  Staöl  betounberte 
feine  f d^önen  Sammlungen,  bejonberö  einen  6l^riftu§  Don  9)turilIo, 
beffen  jle  in  Corinna,  aber  al§  üon  Sijian  gemalt,  ©noffl^mtng 
tl^ut*).  35ie  S^it  beeinflußte  Sopecelatro  nid^t  in  bem  @intt, 
in  n)eld^em  fte  ^au  bon  ©tael  beeinfluffen  foHtc;  er  btteb  ein 
freibenfenber  ^rälat  be§  ad^tgel^nten  gö^tl^iinbertS.  3n  fp&teren 
Salären  bat  jle  il^ren  „lieben  ßrjbifdöof",  er  möge  fle,  wie  ber 
SRetropolit  t>on  SJloSfau  e§  getl^an  l^abe,  ujenigfteng  mit  einer 
SRofe  fegnen,  ba  er  nod)  tüeiter  atö  fte  e§  loünfd^e,  oom  Segen 
be§  Äreujeö  entfernt  fei  2). 

3l^r  l^öd^fter  Tribut  ber  Semunberung  fflr  Stteopel  blieb 
ber,  bafe  fein  ^immel  unb  feine  blaue  See  fte  baju  anregten, 
ftd^  poetifd^  au§i5ufpred)en.  3mmer  unter  bem  Stadel  eine« 
Sd^mergeS,  „ber  frud)tbarer  aU  alle  greuben  ber  6rbe,  allein 
ba§  menfd^lid^e  §erj  biö  in  feine  liefen  auftoül^lt",  entfianb 
bie  »Epitre  sur  Naples«.  3Som  Sauber  ber  Slatur  me^r  be« 
megt  al§  berul^igt,  fprid)t  ftd^  barin  bie  Sel^nfuc^t  nad^  einem 
Sid^tftral^l  in  ba§  ©unfel  be§  ®rabe§  au§  unb  baS  Dor  i^r 
ausgebreitete  fflilb  l^eiterer  Sßrad)t  öerl^üHt  ftd)  in  Sopranen»). 

*)  Coulmann,  R^miniscences,  I,  95—97.  Madame  de  Stael  ä  Mgr. 
Capecelatro,  Arche veque  de  Tarente,  Rome,  28  Mars  1805,  Miot  de 
Melito,  M§moires,  I,  351. 

^)  Coulmann,  R^miniscences,  I,  97.  Madame  de  Stael  ä  Mgr.  Ca- 
pecelatro, Goppel,  8  Sept.  1814. 

^)  Madame  de  Stael,  Oeuvres,  XVII,  415.  EpHre  sur  Naples» 
1805. 


SRütflel^t  nad^  9lom.  117 

am  16.  SKärj  xoax  jie  in  SRom  gurücf,  wo  jtc  bie  Sobeö« 
nad^rid^t  eineö  g^reunbeS,  beö  9Karqm^  bc  S3lacon§  erl^iclt,  bcr 
jtd^  luegcn  ©d^ulben  ba§  Seben  genommen  l^atte.  @ie  war 
feinem  3Bunfd^,  fte  nad^  Stallen  ^u  begleiten,  nid^t  entgegen^ 
gefommen,  unb  mad^te  jtd^  je^t  SSomürfe  barüber,  i^m  bie 
rettenbe  $anb  üerroeigert  gu  l^aben.  6r  gcl^örte,  ate  ®e))u* 
tirter  beö  ©aupl^ine,  gut  freijinnigen  Sugenb  Don  1789,  für- bie 
il^re  aSorliebe  jtd&  niemals  Derleugnete. 

Unter  bem  ©inbnidf  fold^er  bei  il^r  leidet  bi§  gur  SReue  jtd^ 
fteigernben  ©m^jfinbungen  tierliefen  bie  legten  SBod^en  in  SRom, 
ol^ne  bafe  il^re  Stimmung  in  33egug  auf  ba^felbe  eine  wefent* 
ltd)e  SSeränberung  erful^r.  „3)ian  ift  l^ier  fo  ooUftänbig  Dom 
©ebanfen  an  ben  Stob  öbenoältigt'',  jd^rieb  fie,  „er  bietet  jtd^ 
fo  oielgeftaltig,  in  ben  Äatafomben,  auf  ber  SSia  Slppia,  an  ber 
^^ramibe  beS  6eftiu§,  in  ben  ®rabgett)ölben  öon  @t.  $eter, 
in  ben  Äird^en  unb  Älöftern,  bafe  baö  ©efül^l  beö  iebtn^ 
jd^winbet  unb  mit  il^m,  in  Gegenwart  biefer  ewigen  S8ernid)tung, 
aud^  bie  Suft  gu  mirfen  unb  gu  fd^affen.  @S  ift  bieö  freilid^ 
eine  milbe  Slrt  ber  SBorbereitung  auf  ba§  @nbe,  an  weld^e§ 
man  beftänbig  erinnert  wirb!  aUein  Slngeftc^tö  biefer  SRuinen 
menfd^lid^er  Hoffnung  unb  Arbeit  atl^men,  träumen,  l^anbeln, 
wollen,  ift  eine  faft  unmöglid^e  Seiftung.  SBogu  nod^  fömmt, 
ia^  l)\tx  ©tatuen  unb  Silber  ba§  Sntereffantefte  ftnb,  unb  id) 
lein  fo  unerfättlid^eö  SSerlangen  nad^  ber  mettfd)lic^en  ©rfd^ei* 
nung  ate  fold^er  oerfpüre,  um  mein  Seben  mit  33etrad^tung  ber- 
felben  l^ingubringen.  @in  ®el^eimnife  ber  Seele,  eine  g^orm  öer^^ 
ringerter  @d^mergfäf)igfeit  ober  gefteigerter  gäl^igfcit  ben  Slnbern 
wol^lgutf)un,  folc^e  Probleme  rühren  midi)  unenblid^  mel^r  alö  alle 
biefe  fd^önen  ©lieber,  oon  weld)en  ben  gangen  Sag  l^inburd^ 
gefprod^en  wirb,  unb  bie  ©efeUfd^aft  bietet  jene  Originalität 
ni(^t,  bie  Sllleg,  felbft  bie  Slnmutl^  erfe^t." 

„9Son  Italien",  fd^rieb  jie  an  3)?ottti,  „bleibt  mir  ein  oier* 
fad^er,  lebl^after  ©enufe:  @ie  gel^ört,  @t.  5ßeter,  ba§  2Reer  unb 
ben  3Sefut>  gefeiten  gu  l^aben,  mit  ber  einfd^ränfung,  baji  ber 


118  Sßil^elm  üon  «^umbolbt  an  (»ottf^t. 

SScfuö  uub  ©ie  ma^rfc^einlic^  für  eiiieö  uub  baöfelbc  ju  jqI^* 
Icn  jtnb"  0.  6in  nod^  auö  SRom  batirter  ©rief  an  @oetl^ 
fpracl)  tion  ber  9Jlöglicl)fcit,  i^ii  in  bcr  ©ci^wcig  ju  bcgrüfem. 
»Dites-vousc,  fd^rieb  pe,  »que  moi,  Benjamin  et  Schlegel 
nous  vous  recevrons  comme  im  emperem*,  comme  notre 
empereur  tres  electif  et  point  du  tout  hereditaire.  Mon  fils 
aussi  cependant  voudrait  que  le  vötre  fut  de  la  partie  et 
le  15  de  juin  je  serai  ä  Coppet,  vous  attendant,  vous 
esperant,  et  quoiqu'il  arrive,  vous  aimant  et  vous  admirant 
jusqu'ä  nia  mort«  -).  Ucber  i^ren  römifd^en  Slufcntl^alt  fd^rieb 
SBillielm  üon  §umbolbt  ebenfalls  an  ©octl^e,  „S^cm  üon  @ta6l 
I)at  mit  immer  9leid)er  SJcgeifterung  üon  S^^nen  gcfprod^en.  @ic 
ift  mir  Diel  wertf)er  geworben  als  jte  njar.  Sie  l^atte  l^icr 
mcl^r  SRul^e  unb  Stille,  lüar  nid^t  fo  nml^^rgetrieben  üon  bcn 
®eiftern,  bie  and)  jte  plagen  nnb  irre  leiten,  nnb  »cnn  t^re 
SRegfamfeit,  bie  fon[t  nur  ermübenb  ift,  bie  redete  Sal^n  trifft, 
ift  jte  ftärfenb  nnb  n)ol^ltptig.  @df|legel  war  l^ier  Diel  milber 
als  id^  il^n  fonft  gefannt  l^abe.  6r  f(at  burd)  bm  Umgang 
mit  ber  Stael  inbefe  üieHeid^t  weniger  an  Sßielfeitigfeit  gewonnen 
als  an  SSI^ätigfeit  oerloren.  6r  l^at  ein  unleugbares,  aber  fo 
oiel  id)  beurtlö^ilen  fann,  immer  fubalterneS  Salent,  unb  feine 
wal^re  ©ppre  wirb  er  immer  nur  in  Ueberfe^ungen  finben''^). 
aSon  SRom  aus  fd^rieb  21.  SB.  @d)legel  ben  Srief  an  ©oetl^c 
über  bie  ju  5Rom  Icbenbcn  Äünftler,  in  weld^em  bie  legten 
Silber  öon  Singelifa  Kaufmann  unb  bie  ©rftlingSarbeiten  beiS 
jungen  2:t)orwalbfen  erwäl^nt  jinb*).  3ln  iJrau  oon  Stael  rid^tetc 
er  bie  (glegie  über  SRom,  bie  fpäter  ©ainte-Senoe  inS  gtanjö« 


1)  Lottere  inedito,  etc.,  268,  275.    grau  öon  ©tael  an  SKonti,  S3rlefc 
üoni  23.  gfebriiar  unb  30.  W^x^  1805. 

2)  @oet]&c-3a^rbu(^,  1887,  7,  Sfrau  öou  ©taol  an  ©octl&e,  SHom,  20.  aKarj. 

3)  Sratranedf,  ©oetl^c'S  SBricfiocd^fcI  mit  bcn  ©cbrübcrn  öon  ^umbolbt, 
1795—1832,  III,  227.    2Ö.  öon  .^umbolbt  an  ©octl^e,  SRom,  5.  Sunt  1805. 

*)  Sl.  2ß.  (St^IeßcI,  (Sd)rcibcn  an  ©oct^c  über  einige  ÜKrbeltcn  in  SRom 
Icbcnbcr  Ä^ünftler.    (Sommer  1805.    ©animtdc^c  2öer!e,  IX,  231  u.  ff. 


«bfd^icb  öon  gHorn.  119 

jtfd^e  übertrug,    "^m  Sinn  i^rer  eigenen  (ginbrüde  jtnb  bte  ein- 
leitenben  SBorte: 

„^aft  2)u  baö  geben  gefc^lürft  an  ^artl^enope'ö  üppigem 

»ufen, 
gerne  ben  Job  nun  aud)  über  bem  @rabe  ber  SBelt. 
3n)ar  e§  umläci^elt  bie  @rbe  t>on  gatium  Ijeiterer  Fimmel, 
SRein  am  entoölften  Sljur  bilbet  jtd^  3?om^  ^orijont, 
SBie  eö  bie  @bne  beJ^errfd^t  «tit  ben  jtebengepgelten  Sinnen 
Siö  gu  bem  9Keer  jenfeitö,  bort  üom  Sabinergebirg. 
Slber  ben  3Banberer  leitet  ein  ®eift  tiefpnniger  ©d^wermutl^ 
3!Jlit  oft  tüeilenbem  ®ang  burd^  beö  3fluin§  gabtirintl^." 

®ie  poetifd^e  Slöanberung  burc^  bie  ewige  ©tabt  fd^liefet 
mit  ber  ^ulbigung: 

„2:rö[tenb  begegnete  fo  ®ein  33lidE  mir,  eble  ©efäl^rtin, 
Sener  entgücfenbe  @traf)l  göttlid^en  ®oppeIge[tirn§. 
SBal^rl^eit  wol^net  in  il^m,  unb  bie  liebenbe  l^ol)e  Segeifterung, . 
SSBeld^e,  jur  SBonne  bem  Sd^merj,  [eiber  in  S:l)ränen  er- 

glänjt. 
SBem  2)u  boteft  ber  greunbfd^aft  .^anb,  fann  nimmer  t)er= 

gttjeifeln, 
SBann   ungläubiger  ^ol^n  mad^t  jum  ^l^antom   baS  ®e= 

Sart^cit   l^egenb    in    tiefem   ©emütl^,    beim   ©uten   baö 

Sd^öne, 

Äennft  S)u  ber  ^ulb  Slnl)aud^,  gleid^  mie  ber  ©röfee  ®e^ 

walt. 

9Wit  vielfarbigem  ßciuber  umgibft  S)u  ben  ©id^ter:   e§ 

l^emmt  nic^t, 

3Baö  Stationen  entfernt,  ©einen  gepgelten  ®eift. 

gafe  benn  laufd^en  mid^  S)ir,  SJlittl^eilerin  grofeer  ©ebanfen, 

SGßenn  ba^  berebte  ©efpräd^  ftngenben  gippen  entftrömt!''^) 


0  3L  SB.  ©c^Ieger'S  fämmtUd^e  S5ßcr!e,  f^ttauS^tqthtn  öon  @.  »öling, 
II,  21-31. 


J> 


120  glorcna  unb  Gräfin  SWbon^. 

grau  üott  ©tael  l^atte  Sflom  nod^  unfd)lüfftg  barübcr  t)cr=^ 
laffen,  ob  fte  3KaiIanb  tüäl^renb  ber  Slntüefenl^eit  9lcH)oleön'§ 
ober  erft  nad)  feiner  Slbreife  Don  bort  berül)ren  foHe.  ©ie  2ln= 
gelegenl^eit  toegen  5Recfer'ö  beponirten  SiJlillionen  toar  nod^  immer 
nid^t  geregelt.  Sl^re  g^reunbe  rietl)en  '^^x}}!^  jte  burd)  3ofepl)'§ 
SSermittlung  gum  Slbfd)lufe  gu  bringen.  SlKein  bie  ©rtoartung 
ber  StciKener,  biefen  SSonctparte  gum  Äönig  ju  erl)alten,  erfüllte 
ftd^  nid^t,  toeil  Sofe^il)  toeber  auf  bie  5Rad^folge  in  granfreid^ 
öerjid^ten,  nod)  ben  S3ebingungen  ftd)  fügen  tooKte,  om  bie  S^ia« 
))oleon  bie  3Serleif)ung  ber  italienifd)en  Ärone  Inüpfte.  Sucien 
feinerfeitö  toar  üoUftänbig  mit  bem  Äaifer  übertoorfen,  ber  »e- 
niger  al§  Je  guöor  feine  @l^e  mit  SKabame  3oubertl)on  anerfennen 
wollte,  unb  fo  fel^lte  jeber  8lnfnüpfung§punft  mit  ber  Umgebung 
be§  Äaiferö,  ber  übrigen^  feiner  offiziellen  SSelt  in  Italien  bie 
SBeifung  ertl^eilt  l^atte,  g^rau  üon  @tael  rüd jtd^tööoH  gu  em- 
))fangen.  SBäf)renb,  toie  fte  e§  auöbrüdfte,  Ärönungen  unb 
5!Kamelufen  bie  SKailänber  befd^äftigten,  begab  fte  ftd^  nad^ 
iJlorenj,  gur  ®räfin  t)on  Sllban^.  ®ino  ßapponi,  nad^  il^m  ber 
^erjog  üon  S3roglie  unb  fo  mand^e  Slnbere  l^aben  üon  biefer 
beutfd^en  fjrau,  ber  SBittwe  6arl  @buarb'§,  ber  ©eliebten  Sil* 
fierfö  unb  enblid^  ber  ®attin  beö  SKalerö  8^abre  au§  3Jlont* 
peUier  nid^t  ben  ©inbrucf  erl^alten,  alö  ob  il^r  innere^  SBefen 
auf  ber  §öf)e  il^rer  äufeem  ©d^idfale  geftanben  fei.  6at>poni 
nennt  jte  „plump  in  formen  unb  ®eift,  etwaö  materiell,  >ma- 
terlalotta«,  bod^  gebilbet  unb  üerftänbig;  ein  toenig  berb,  aber 
nid)t  übeltoollenb,  gar  nid^tö  $oetifd)eö;  gelleibet  wie  eine 
gSagb,  l^ielt  fte  ein  §au§  wie  eine  prftin.  Sllfleri  liebte  jte 
feit  mel)reren  Salären  nid^t  mel^r,  unb  gewiffe  Sad^en  üerftanb 
fte  nid^t"  %  »Une  veritable  commere«  ift  SlKeS,  waö  ber 
nüd^terne  ^erjog  üon  Sroglie  über  bie  ©räfin  Sllban^  in  il^rem 
alter  gu  fagen  fanb^).    ^r  bie  SBerfafferin  öon   „Sorinna" 


^)  Gino  Gapponi,  Memorie  inedite,  Opere  V. 
^)  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  347. 


Sötcbctctntreffcn  in  aKotlonb,  Sunt  1805.  121 

llingcgcii  blieb  jte  1805  U)ie  fpäter  burd)  bie  ©riniterunß  an  baö 
©effil^l  üertlärt,  ba^  jte  eingepfet  l^atte.  grau  bon  ©tael  t)er= 
fentte  ftd)  tüä^renb  biefeö  Slufcnt^altö  in  bie  Seftüre  bon  3ttperr§ 
@clbftbit)grapl)ie  unb  gab  jtd^,  bie  tl^atfäd^lid^en  3Serl)ältniffe  nid^t 
fennenb,  bem  ©ebanfen  l^in,  ber  ©d^merj  um  ben  aSerlorenen  l^abe 
ba^  ^aar  ber  grau  gebleid^t,  bie  il^m  bereits  ben  SRad^folger 
gegeben  l)atte^).  3n  ben  erften  Sagen  be§  Suni  traf  grau  bon 
©taäl  wieber  in  SRailanb  ein,  baö  jtd^  im  furgen  ß^W^löf^^itt 
gtüifd^en  biefem  unb  il^rem  erften  SSefud^  nid^t  unwefentlid^  ber:= 
änbert  l)atte.  Slm  26.  9Jtai  »ar  3lapoleon  bort  mit  ber  eifernen 
Ärone  gefrönt,  @ugen  SSeaul^amaig  aSicefönig,  SÄelji  ^erjog 
Don  Sobi  getüorben;  ber  SJiinifter  beö  gnnem,  ®raf  9!}iareöcald)i, 
folgte  bem  neuen  ®ebieter  auf  einer  3lunbreije  nad)  ben  ©d^lad^t^^ 
felbern  unb  ©täbten  ber  ^rooinjen,  bie  einem  Striumpl^gug  glid). 
9?eueö  Seben  regte  pd)  unter  ben  ^nftlern,  btn  ©elel^rten,  bm 
SBürbenträgern  be§  5Rapoleonif  d^en  ^ofeö.  Unter  ben  arifto!ratifd)en 
gamilien,  bie  jtd^  ber  neuen  Drbnung  angefd)loffen  l^atten,  war 
aud^  jene  be§  3Karqui§  (äattinara  be  SSreme  auö  5ßiemont  nad^ 
ber  Sombarbei  übergepebelt.  ©en  SSater  berief.  5Rat>oleon  in  ben 
©taatöratl^,  fpäter  in  ba§  3iKinifterium.  ®er  jtoeite  @ol^n, 
Soui§,  mn  Slbbate  ßalufo,  Sllfieri'ö  greunb,  ergogen,  l)ulbigte 
einer  leid)ten,  wenn  aud^  nid^t  gerabe  anftöfeigen  Seben§p]^ilo= 
fopl^ie,  bie  ü)n  nid^t  babon  db^klt,  bem  geiftlid)en  SSeruf  gu 
folgen.  @r  em))fal)l  |td)  @ugien  Seaul^amai^  burd^  ein  gefällige^ 
2)id^tertalent  unb  liebend würb  ige  Umgangsformen,  würbe  fein 
Silmofenier  unb  fpäter  ber  feiner  ©emal^lin.  2Rit  Ugo  goScolo, 
ber  bamaB  nod^  bie  (gpauletten  trug,  mit  3Konti,  ber  ©räfin 
aiban^,  SRangoni,  wie  f))dter  mit  ©tenbl^al  unb  Sorb  S^ron, 
©onfalonieri  unb  ©iloio  ^eHico  befreunbet,  grünbete  unb  rebi= 
girte  er  mit  le^terem  1818  eine  literarifd^e  S^itfdjrift  »II  Con- 
ciliatore«,  beren  S^etf  bie  5ßolemif  gegen  Defterreid^  war,    @r 


^)  Lettere   inedite,   etc.,   280.    grtou  öon  ©toel  on  SRonti,  S^ologna, 
21.  mai  1805. 


122  5tbbatc  Ö.  be  S3remc. 

entging  beni  (Sd^idffal,  bafür,  wie  ^eHico,  im  Werter  ju  büfeen; 
ein  frül^er  Slob  ereilte  H)n,  nennunbbreifeigjäfirig,  1820  ^).  ®r  war 
nod)  faum  bem  Süngling^alter  enttoad^fen,  alö  er  im  SSerein 
mit  ©d^riftfteKern  unb  ®elel^rten  ber  ^errin  üon  ßoppet  bei 
einem  in  SiJlailanb  xijx  ju  (Sf)ren  gegebenen  %e\t  begegnete,  über 
»eld^eö  iJerbinanb  Slrriöabene,  ein  l^eute  üergeffener  Sd^riftfteKer, 
an  ben  5Reftt)r  ber  italienifd^en  Siteratur,  iem  faft  neunjigiälirigen 
SBettineHi  berid^tet.  »Ha  11  vlso  dl  Cerere,  11  seno  dl  Aglaja, 
11  braccio  e  la  mano  dl  Venere«  brücft  jtd)  feine  füblid^e  S3e= 
ttjunberung  au§.  @r  bemerft  wie  jte  [elbft  bei  Sifd^e  ein  gor* 
beerjweiglein  fpielenb  burd^  bie  Ringer  gleiten  liefe  unb  e§  in  ber 
§anb  bel^ielt,  wäfirenb  fte,  baö  5ßapier  auf  bem  ©d)ofe,  eilig 
einige  3^it^n  fd)rieb.  „Sßir  ftnb  SlKe  üerliebt  in  fte,  am  meiften 
5!Konti,  btm  bie  ©iftatur  gebül^rt"  ^),  Sin  biefe  furje,  nod^malige 
aSegegnung  mit  bem  ®id)ter,  bie  faum  länger  ate  ben  Stag  be§ 
Sßieberfe^enö  —  ben  12.  Suni  -  währte »),  fnüpft  fid)  ber  feitbem 
öftere  wieberfel^renbe  (Sinbrud,  alö  fei  il^re  ©eftnnung  in 
S3egug  auf  9Jlonti  feine  blofe  freunbfd^aftlid^e  geblieben*).  6r 
mufete  fd^on  am  13.  3uni,  in  feiner  offiziellen  ©genfd^aft  al§ 
§ofpoet,  mit  bem  ®rafen  3Kare§cald^i  bem  bereite  abgereiften 
Äaifer  folgen,  al§  ^rau  oon  ©tael,  in  3Kailanb  jurücfgeblieben, 
il^m  fd^rieb,  er  möge  jtd^  erinnern,  bafe  wenn  er  jte  lieb  bel^alte  unb 
einige  S^it  in  ßoppet  bei  il^r  jubringe,  er  ein  unabl^angigeS 
SBerf  fd^affen  unb  fein  ©influfe  auf  il^r  Seben  ein  großer  fein 
werbe,  ©einer  ^Jrau,  bie  bei  il^r  ju  Sti^äj  gewefen,  l^abe  jte  bie 
SReife  anö  ^erg  gelegt,  tf)r  ®ebid^te  vorgetragen,  mit  einem  3Borte 


1)  2t.  ö.  SRcumont,  ®ic  ©täfln  öon  SUbon^,  II,  146.  Feu  Duc  de 
Broglie,  Souvenirs,  I,  353.  Stendhal,  Lord  Byron  en  Italie,  Revue  de 
Paris,  1830,  XII,  186  u.  ff.  Cesare  Cantü,  II  Conciliatore  e  i  Carbo- 
nari.    D.  Bianchini,  Lettere  inedite  a  ügo  Foscolo,  173—267. 

2)  Cesare  Cantü,  Vincenzo  Monti  e  l'etä  che  fu  sua,  111.  Ferdi- 
nande Arrivabene  a  Bettinelli,  13  Juin  1805. 

3)  Lettere  inedite,  etc.,  282,  Stau  öon  @tael  an  3Kontt,  13.  Sunt 
1805. 

*)  Cesare  Cantü,  Vincenzo  Monti  e  Teta  che  fu  sua,  97—105. 


SBcitctc  SBeaicl^ungcn  ju  SJinccnao  9Honti.  123 

il^r  gel^ulbigt  xok  einer  3Kad^t,  unb  fiberlö^upt  bie  legten  gwei 
Stage,  tt)ie  bic  ©laubigen  mv  einem  ^eiligenfd^rein,  in  fetner 
Gegenwart  gelebt.  „Sieber  2Ronti",  fdjliefet  ber  SBrief,  „eö  ift 
mir  ein  bitterer  ©d^merj,  bie  Stätte,  wo  @te  3^^  S^^^n  311= 
bringen,  ju  öerlaffen;  e§  wäre  mir  weniger  ))einlid)  gewefen, 
öon  3f)nen  felbft  8lbfd)ieb  ju  nel^men,  alö  mit  einem  Sebewol)l 
gu  fd)eiben,  ba§  2)eriemge,  bem  eö  beftimmt  t[t,  nid)t  mel^r  in 
©mpfang  nimmt.  5IRan  möd^te  e§  mit  ©ebeten,  an  einem  leeren 
®rab  üerrid^tet,  üergleid^en.  ^ür  ©ie  bin  id^  l^iel^ergefommen 
unb  @ie  gelten.  .  .  .  Slber  id^  mufe  e0  ^Ijmn  öerjeilien,  benn 
@ie  l)aben  mir  unwiffentlid^  baö  ^erj  öerwunbet"  0- 

3Benn  l^ier  unb  ba,  an  anberen  ©teilen  ber  ßorrefponbenj, 
©efül^le,  bie  g^rau  öon  @tael  SSRonti  gegenüber  al§  fd^weftcr* 
lid)e  bejeid^net  l)at,  eine  ©prad^e  reben,  bie  ftmft  nid^t  bie  ber 
iJreunbfd^aft  ju  fein  ppegt,  fo  ift  eö  um  fo  mcl)r  geboten,  aud^ 
ber  (Sinfd)rän!ungen  gu  gebenfen,  mit  weld^en  pe  biefelben  be^^ 
gleitet.  @o  fagt  jte  einmal  nad)  einer  berartigen  Sleufeerung, 
il^re  ^l)antafte  entf^iringe  il^rem  §ergen;  bamit  pnge  fowol)! 
il^r  ßl^cirafter  alö  il^r  Stalent  gufammen;  fei  biefe  erregt,  fo 
bürfe  man  fte  niemals  mi^üerfteliett  unb  in  il^rer  ©mpfinblid^* 
feit  ben  l)öc^ften  Semeiö  i^rer  ßuneigung  crfennen,  benn  in 
einem  3wftcinb  ber  ©leid^gültigfeit  fei  9?iemanb  leidster  gufrieben 
ju  fteHen  al^  fte.  @r  aber  möge  fte  nie  üerle^cn,  öor  SlKcm 
nie  bm  3Serbad^t  l)egcn,  aU  lönne  fte  jemals  etwaö  üon  il^m 
begel)ren,  waö  bie  ^flid^t  gegen  feine  gamilie,  gegen  fein  SSater* 
lanb,  gegen  feinen  SHul^m  beeinträd)tigen  !önne,  ber  il^r  tl^eurer 
fei  alö  il^m  felbft.  @ö  fam,  um  fte  in  biefer  9ieigung  für 
SKonti  JU  beftärfen,  nod^  ein  anberer  SSewe^grunb  l^ingu.  3^ber= 
mann  in  ^tcilien  warnte  fte  öor  il^m,  öor  feinem  wanlelmütl^igen 
@inn,  feinem  unftäten,  unguüerläfftgen  3Befen,  feinen  »occhi 
furbi«,  wie  fte  eö  il|m  fd^erjenb  mit  bem  Semerfen  fd^rieb,  in 


»)  Lettere  inedite,  etc.,  282  u.  ff.,  Srau  öon  Stael  an  SWonti,  SKoUanb, 
13.  Sunt,  bann  16.  unb  22.  Suni,  3,,  9.,  15.,  17.  unb  19.  SuH  1805. 


124  SBctterc  SBcatcl^unöen  au  SJinccnjo  SWontt. 

il^rem  ßi^arafter  fei  bafür  »pas  Tombre  d'adresse«  ju  finbcn. 
2)cr  Umftanb,  bafe  jtc  ben  ©id^ter  ftetö  auf  Äoften  be§  SJienfc^eit 
loben  l^örte,  öermel^rte  bei  il^r  ben  SBnnfd^,  aud)  biefen  auf 
bie  §()l)e  feineö  ®eniu§  ju  erl^eben.  ©urd^  jeitoeilige  @nt^ 
fentung  t)on  Stalten,  pefunidre  $ülfe,  bie  fte,  vok  immer,  fd^o= 
nenb  unb  bereitoiKig  bot,  t)or  Slllem  aber  burd^  bie  Eingebung 
an  ein  grofeeö,  begeiftembeö  ©id^terwerf,  I)offte  fie  il^m  jur 
Unabpngigfeit  gu  öerl^elfen.  ^n  biefer  Slbftd^t  fprad^  pe  üjxn 
üon  Stragöbien,  beren  ©egenftanb  5!Karia  Stuart,  ober  ©leonore 
üon®uienne,  ©emal^lin  Subwig'S  VII.  üon  granfreid)  unb  öon 
©ultan  ©alabin  geliebt,  ober  Sflofamunbe  unb  ^einrid^  II. 
^lantagenet,  ober  Saffo  fein  foKte.  @ie  fd^idte  il)m  bie  fpäter 
t)on  ©affi  ins  St^lienifd^e  übertragene  Semplertragöbie  öon 
3lenouarb,  bie  bamalö  in  ^ariS  einen  aufeerorbentlid^en  ©rfolg 
feierte.  SEBenn  er  über  bie  erften  SBorboten  be§  SllterS,  über 
(Sntmutl^igung  unb  Slbfpannung  flagte,  erwiberte  fie,  5ftiemanb 
fo  tt)ie  er  oermöge  bie  Sugenb  gu  gewinnen.  2lud^  pe  bewal^rc 
il^m  ein  nod^  jugenblid^eö  ©efül^l  unb  träume  t)on  öoMommener 
iJreunbfd^aft  mit  il^m  bis  ans  @nbe.  Sie  rief  il^n  mit  i>m 
©einen,  mit  bem  Slbbate  be  SSr^me  immer  mieber  nad^  Poppet, 
©ort  werbe  er,  fern  oon  ber  ^olitü,  baS  bauernbe  Äunfttoerl 
feines  gebenS  fd^affen.  3Konti,  ber  im  ^erbft  1805  mit  einer 
italienifd^en  Deputation  nad^  ©eutfd^lanb  ging,  um  9lapoleon  ju 
feinen  Siegen  im  britten  6oalitionSfrieg  gu  beglüdtoünfdtjen, 
!am  auf  ber  SRüdreife  aud^  wirHid)  üorübergel^enb  nad)  Soppet, 
wo  Seniamin  ßonftant  feine  fanften  ftolgen  Söß^  iinb  feine 
©eflamation  bewunberte  ^).  9lad^  Italien  gurürfg^f el^rt ,  lebte 
SKonti  lange  genug  um  äl^nlid^e  ^ulbigungen,  wie  bamalS  an 
5Rapoleon,  nad^  ben  ©reigniffen  öon  1815  an  Äaifer  S^anj  öon 
Defterreid^  ju  rid^ten.  ©ie  befte  geiftung  feiner  fpätern  ^a\)Tt 
blieb  bie  berül^mte  ^omerüberfe^ung,  bie  il)m,  ber  nid^t  gried^ifd) 


^)  Benjamin    Gonstant,   Journal   intime.      Revue    internationale, 
25  F^vr.  1887,  632. 


grau  öon  ©tael  öcrlSfet  StoKen.  125 

öerftanb,  bie  befannten  ©pottderfc  be§  tl^m  längft  cntfrcmbetcn 
ttgo  iJoöcolo  giijog: 

»Questi  e  Monti,  poeta  e  cavaliero 
Gran  traduttor  dei  traduttor'  d'Omero.« 

©er  l^ol^c  3w0f  ^^n  feine  g^reunbin  unb  ©önnerin  in  üöwt 
öermutliet  l^atte,  »ar  md)t  üorl^anben  unb  3Konti  im  l^ödjftcn 
Sinne  ba§,  tt)a§  bie  g^rangofen  un  genie  verbal  nennen,  ©ie 
ßorrefponbenj  mit  il)m  l^örte  'nad)  unb  nad^  auf,  eine  reget 
mäßige  gu  fein;  boäj  blieb  f^rau  öon  ©tael  il^m  gut.  ®er 
einjige  öon  il^m  öeröffetttlid)te  S3rief  an  fte  öom  Sal^r  1815 
fd)lie^t  mit  bm  2Borten  »Amatemi,  che  ne  siete  ben  corris- 
posta«  ^).  3tti  barauffolgenben  Sal^r  1816,  aU  fte  mit  Siod^ter 
unb  @ä)tt)iegerfo]^n  nad)  3Railanb  !am,  fallen  fte  jtd)  wieber. 
@r  brad^te  il^r  fein  furg  üorfier  entftanbeneS  ©ebid^t,  eine  »il 
mistico  omaggio«  genannte  ©antäte  auf  ©rgl^erjog  S^fiann, 
bereu  fprad^lid^e  ©d^önl^eit  fte  lobte.  »Les  objets  de  ces  vers 
doivent  etre  fort  contents«,  fd)liefet,  tt)t)l)l  d\m^  ironifd^, 
biefer  le^te  Srief^).  gi^r  ©id^ter  öon  ©otteö  ©naben  enbete 
atö  §oft>oet.  3)aö  war  e§  nid^t,  roa^  jte  üon  il^m  gewollt 
l^atte. 

©er  Slufentl^alt  in  3Kailanb  fd^lofe  bie  italienifd)e  [Reife 
ab;  bereits  (Snbe  Sunt  1805  war  grau  t)on  ©tael  wieber  in 
Poppet,  ba^  jtd)  mit  g^reunben  unb  ®äften  belebte.  3m  Swli 
erwäl)nt  jte  bie  Slnwefenl^eit  t)on  Senjamin  ßonftant,  ber  bis 
September  blieb,  unb  bie  il^reS  jungen  f^reunbeS  §od^et,  ber 
injwifd)en  3!Jiacd)iaöeni  überfe^t  l^atte.  ©eutfd^e  iJfirften,  ber 
5ßrinj  t)on  3Recflenburg=@d^werin  imb  ^rinj  f^riebrid^  üon 
@a(f)fen=®ot]^a,  beibe  mit  bem  §of  oon  SBeimar  oerwanbt, 
famen  nad)  @enf.    Se^terer  war  ein  SBruber  beS  regierenben 


*)  Vincenzo  Monti,  Prose  e  Poesie,  Epistolario  V,  417,  Milano, 
9  Agosto  1815. 

2)  Lettere  inedite,  etc.,  318,  grau  öon  @tael  an  SKontt,  «pifa,  29.  Sa- 
nuat  1816. 


126  Sölcbcrfcl^cn  uitt  gfrcunbcn. 

Surften,  bett  %xavi  t)on  ©tael  in  ©eutfd^tanb  fennen  gelernt  l^atte. 
»Est-il  vrai  que  son  frere  devienne  extraordinaire  au  delä 
de  ce  qu'il  faut  pour  elre  poetique?«  fragt  jte  einmal  bte 
^ergogin  Suife  über  ben  färftlid)en  ©onberling.  Salb  barauf 
fam  ßl^ateaubrianb  mit  feiner  f^rau  nad^  6op))et.  &x,  ber 
feiten  üon  einem  ©pagiergang  gurüdfel^rte,  ol^ne  SBlumen  ober 
wenigftenö  SSlätter,  felbft  itjelfe  Slätter,  nad)  ^anfe  gu  bringen 
unb,  wie  alle  großen  9Jlaler,  bie  3Ratur  leibenfd^aftlid)  liebte, 
war  t)on  ber  @d)ön]^ett  be§  2lufentl^alt§  l^ingeriffen  unb  prieö 
fie  glüdlid^,  bort  tl^r  ßeben  t)erbringen  ju  fönnen.  SBießeid^t 
nid^t  ol^ne  Slbftd)tlici^feit,  betonte  er  im  ©egenfa^  jn  xf)X  eine 
auögefprod^ene  Slbneigung  gegen  bie  gefeHfd^aftlid^en  S^ftön^^ 
t)on  ^ariö,  befonberö  gegen  bie  Ueberlebenben  be§  ad^tjel^nten 
Sal^rl^unbertö.  @o  würbe  aud^  bie  berül^mte  ©d^ilbcrung  ber 
®otte§leugnerin  im  „@enin§  be§  6f)riftentl)um§":  „©er  Sag  ber 
SRad^e  nal^t;  ba^  Sllter  an  ber  ^anb  fül^renb,  !ömmt  bie 
Seit  l^erbei.  ®er  ©d^atten  in  weitem  .!^aar,  mit  gebeugtem 
SRüdfen  unb  eifigen  §änben  läfet  ftd^  an  ber  ©d^weKe  ber 
®otte§leugnerin  nieber.    Sie  fielet  il^n  unb  ftöfet  einen  @d)rei 

au§ ",  t)on  ben  S^itgenoffen  aU  eine   birefte  Sin» 

fpielung  auf  SRouffeau'ö  unb  @t.  Sambert'ö  ^reunbin,  3Äabame 
b'^oubetot,  üerftanben  0- 

Srau  öon  ©tael  em^jfanb  bie  Slbftd^t,  gu  tabeln,  unb  fd)rieb 
an  5IKabame  3lecamier:  „2öie  fd^led)t  fennt  bod)  ßl^ateaubrianb 
ba§  menfd)lid^e  $erg,  wmn  er  mid^  glfidElid^  preift.  6r  fagt, 
er  würbe,  wenn  er  reid)  wäre,  nid)t  fd)reiben,  unb  nad^  bem 
gleid^en  SJiafeftab  bemifet  er  baö  ®lüd.  2)aö  ift  ein  Qvlq  ber 
(Sewöl^nlidöfeit  in  biefem  fonft  fo  überlegenen  5IKenfd)en".  ©pdter 
l^at  er  il^r  mit  ben  SJÖorten  Slbbitte  geleiftet:  »II  en  est  des  dou- 
leurs  comme  des  patries,  chacun  a  la  sienne«^).  (gie  l^atte 
baö  ©efül^l,  beffer  üerftanben  gu  werben,  wenn  fte  ber  ^ergogin 


0  Marcellus,  Chateaubriand  et  son  temps,  141. 

2)  Chateaubriand,  Memoires  d'Outre-Tombe,  III,  348,  VIII,  183. 


SBicbctfcT^en  mit  grcunbcn.  127 

giiife  flagtc,  n)ie  ber  Slnblidf  tiefer  (Segenben  unb  bie  SRüdfel^r  in 
bie  ^eimatl^  bie  alten  SBunben  »ieber  bluten  mad)ten.  „@§  foUte 
nid^t  fein",  fd)rieb  pe,  „bafe  äußere  ©egenftänbe  fo  ben  innern 
©d^merg  erneuern,  aKein  meine  angeborne  £ebl^afttg!eit  mad^t 
mid)  aud^  ben  3erftreuungen  öon  Slufeen  jugänglid^,  beren  id^  mid), 
al§  ctneö  Unred)t^,  bann  lieber  aufläge".  Sm  Sauf  be§  ^erbfte§ 
traf  §riebrid)  @d)legel  gum  Sefuc^  feinet  Sruberö  in  Poppet  ein, 
„ein  Heiner  bider  SKann  mit  fd^önen  Slugen,  etmas  fubalterneg 
in  feinem  gangen  Sluftreten,  unb  nid^t  minber  abfurb  tüie  fein 
Sruber,  »aö  bie  ©runbfä^e  betrifft",  fo  lautete  baö  Urtlö^il 
öon  aSenjamin  ßonftant,  ber  au§  feiner  Slbneigung  gegen 
beibe  ©d^legel  fein  ^el^l  mad^te  0.  Salb  barauf  brad^te 
Stau  öon  @tael  baö  Opfer,  pd)  öon  it)rem  älteften  ©ol^n  ju 
trennen,  ber  gur  SBollenbung  feiner  ©tubien  nad^  5ßari§  ging. 
„2öaö  foU  id)  öon  ^ranfreid^  feigen",  fd^rieb  fie  nad)  SJÖeimar, 
„bie  ©d^idfale  ber  SBelt  fongentriren  pd^  in  einem  eingigen 
Äopfe,  unb  5Riemanb  barf  einen  ©d^ritt  tl^un  ober  einen  (gnt= 
fd)lufe  faf[en,  ben  biefer  nid^t  gutl)ei§t.  5Rid^t  nur  bie  §reil)eit, 
fonbern  ber  freie  SöiHe  mit  il^r  fd^einen  au§  ber  SBelt  üerbannt. 
SSBie  l)abe  id^  @d)iHer'§  Sob  beflagt.  3Kit  i^m  ift  eine  ge= 
wältige  Striebfraft  für  aHe§  @ble  unb  ®ute  an^  ber  3Belt  ge= 
fc^ieben"  2). 

Briefe  an  ^ülonti  ermäl^nen,  mit  ttjeld^em  3ntereffe  pe 
SRoöcoe'ö  S3iograp^ien  oon  Sorengo  bi  SJiebici  unb  geo  X.  la§, 
mit  weld^em  ernften  SBiUen,  il)m  näl)er  gu  fommen,  pe  2)ante 
gu  lefen  begann.  @egen  benfelben  Äorrefponbenten  äußert  pe 
tt)ieberl|olt,  pe  fei  oon  geiftreid^en  2Renfd^en  umgeben,  allein  ber 
frangöpfd)e  ®eift  bebürfe,  um  pd^  in  feiner  gangen  £ieben§= 
würbigfeit  gu  geben,  ber  äußern  Slnregung  unb  ber  SKöglid^teit, 


^)  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
10  Fevr.  1887,  429. 

2)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Coppet 
et  Weimar,  72.  Madame  de  Stael  ä  la  Duchesse  Louise,  Coppet,  24  Aoüt 
1805. 


128  ©ctftißc  gflüdftoirfunö  bcr  italicnifd^en  ?Rctfc. 

Über  Sl^atfad^en  unb  gl^arafterc  ju  urtl^eilcn.  ^n  bcr  ©tillc 
bc§  ganblebenö  jcigc  er  ftd^  weber  fd)öpferifci^  nod^  fibcrl^aupt 
bid)tcrifd)  angelegt.  31^r  fei  fürglid),  jum  großen  ©pafe 
il^rcr  Umgebung,  ber  äuSbrud  „mir  Staliener"  entjd^Iilpft  ^). 
3flod^  toax  fein  SSort  über  ba§,  tt)a§  jte  innerlid)  befd^äftigte, 
gefallen.  3)ie  erfte  Slnbeutung  barüber,  weld^e  ©eftalten  unter 
bem  @d)atten  be§  ^arf§  t)on  Poppet  i^re  ^l^antafte  beDölferten 
unb  il^re  Seele  bewegten,  entl|ält  bie  ©tefle  eine§  SriefeS  an 
SRonti  t)om  8.  Sluguft:  ,,3d)  l^abe  meinen  f^reunben  ben  2lm 
fang  be§  JRomanS  über  ^t^lien  öorgelefen;  fte  finben  il^n  beffcr 
aU  Mt^f  tt)a§  id^  btSl^er  gefd^rieben  ^abe.  ^ij  weife  warum"  % 
3n  ©eutfd^lanb  glaubte  man  il^re  Sl^ättgfeit  auf  baS  SBud^ 
gerid^tet,  ba§  ftd^  mit  ben  bortigen  Swftänben  befaffen  fottte 
unb  war  il^rer  SBanberung  burd^  ^tölien  gwar  ftetS  mit  3n^ 
tereffe,  aber  nid^t  ganj  ol^ne  Sebenfen  gefolgt.  @elbft  ein  fo 
t)orurtl^eil§freier  ®eift  wie  SSill^elm  üon  ^umbolbt  fe^te  bei  btn 
fjrangofen  weber  SBerftänbnife  nod)  ©^ntpatl^ie  für  ©prad^c  unb 
Silbung  il^rer  füblid^en  SHad^bam  unb  ©tammeSüerwanbten 
öorauS.  SSon  ber  Sfleife  t)on  grau  t)on  ©tael  über  bie  SItpen 
war  nod)  nid^t  bie  SRebe,  als  er  an  ©oetl^e  fd^rieb:  „@8ttlid^ 
3Baffen  unb  bie  id&  nid^t  ol^ne  innige  greube  benü|e,  leil^t  bie 
italienifd^e  @prad)e  gegen  bie  granjofen,  bie  genau  genommen 
für  fte  nod^  weniger  ©inn  l^aben  al§  für  bie  beutfd^e,  benn 
in  unfern  S)id)tern  l^afd^en  fte  wenigftenS  nod^  ba§  ©entimen« 
tale  auf,  wenn  il^nen  aud)  ba§  ©d^tpoetifd^e  immer  fremb  bleibt. 
Slber  für  bie  Italiener,  wenn  fte  nid^t  auf  ®lauben  an  Saffo, 
S)ante  unb  Slrioft  nad^fd^wa^en,  l^aben  fte  gar  feinen  ©inn. 
©a§  wirb  Sinnen  aud^  an  ber  ©tael  aufgefallen  fein,  bie  über* 
l^aupt  meiner  ©mpfinbung  nad)  eine  red^t  unpoetifd)e  3flatur  Ifl, 
ol^ne  eine  profaifd^e  gu  fein.    aSirflidö  gibt  eS  SKenfi^en,  blc 


')  Lettere  inedite,  etc.,  298—307.  grau  öon  ©tael  an  SWontf,  »tiefe 
öom  15.,  17.,  19.  Sult  1805. 

»)  ebcnbüfclbft,  311—312.  grau  öon  @tael  an  ».  aWontt,  8.  augiifl 
1805. 


©eiftifie  ?Rödftt){r!unö  bcr  itaricniWcn  Sflclfc.  129 

öon  bcm  @rflreifcnbcn  in  bcr  5ßocjte,  [tatt  in  bic  ^öl^e  gefiil^rt 
jii  werben,  gu  Sobcn  finfen;  auf  bie  pd)  poetifci^  toirtm,  aber 
in  benen  ftd^  nid^tö  ^oetifd^eö  erwecfen  läfet.  ©ennod^  liebe 
«nb  beiüunbere  id)  bie  @tael  fel^r"  ^).  ®oetl>e  feinerfeit§  ur* 
tl^eilte  faum  anberö.  „Srau  üon  ©tael  ift  in  Stalien",  fc^rieb 
er  tt)äl^renb  il)re^  bortigen  8lufentl>altö  an  Sol^ahneiS  Don  9RfiUer, 
„ob  il^re  pafftonirte  iJormloftgfeit  burd)  bicfen  Slufenti^alt  etmaö 
beftitttmter  werben,  ob  jte  mel^r  9leigung  gu  bm  Äünften  bei 
il^rer  Sflüdffel^r  l^aben  wirb,  ntufe  bie  Qext  leieren"  2).  ^^©ic  l^at 
fein  Äunftgeffii^r,  rief  Sonfietten,  jeine  SJiufe,  Srieberife  Srun, 
auf  Äoften  ber  iJreunbin  in  Poppet  rül^menb,  „bie  Seite,  wo 
©u  am  beften  bift,  ift  bei  il^r  Demagelt.  8lKe§  @d)öne,  wa§ 
nid^t  aSi^  unb  Serebfamfeit  ift,  ejriftirt  nid^t  bei  if)r"^). 

Sie  irrten  pd)  SlUe,  benn  jte  red^neten  Sille  nur  mit 
einem  Salent. 

Sngwifd)en  aber  war  unter  bem  fublid^en  ^immel,  unter 
ber  l^ei^eren  Serül^rung  beö  @d^merje§,  nad^  Strennungen,  für 
weld^e  bic  6rbe  fein  SBieberfcl^n  bereit  l^at,  ber  ®eniu^  erwacht, 
tl^eilnal^möoB  nod^  immer,  pifreid)  unb  gut,  aber  emft,  bie 
6tim  t)om  Äranj  umfd^attet,  beffen  bunfle  Slatter  mit  bcm 
®lüdf  bejal)lt  werben. 

@o  entftanb,  unter  kämpfen  unb  (Stürmen,  eine  jener 
^)oetifd^en  @d)öpfungen,  bie  für  immer  ben  Äünftler  unb  fein 
SBcrf  öerbinben.  ^TOit  „Corinna",  fagt  ©ainte^Seuoe,  fd)ritt 
aud^  Stau  öon  ©taöl  gum  ßapitol  unb  fortan  grüfete  fie  bte 
aSBelt  unter  bem  Flamen,  ben  jte  oerewigt  l^at.  ®ie  Slütl^en 
ber  Sugenb  fielen  entblättert ;  innerlid^  t)ereinfamt,  wie  bie  eble 
®eftalt  ilöter  ©id^tung,  empfing  jte  ben  5ßreiö,  ber  baö  3Ser= 


»)  iBratTQTtcdf,  ©octl^c'ö  »rfcfttjcd^fcl  mit  ben  ©cbrübcrn  öon  ^umBolbt, 
1795—1832,  206.  SB.^öon  ^umbolbt  an  ©ottf^t,  SRom,  25.  gcbniat  1804. 
212,  O^oetl^e  an  äB.  l?on  «umbolbt,  @ttbe  Sult  1804. 

*)  aWautcr.donftant,  g.  ö.  ÜKüKcr'S  fammtttd^c  SBetfc,  ©uppicmcnt 
III.    ©oetl^e  on  3.  ö.  aKütlct,  25.  Sonuar  1805.  ' 

»)  aonftetten,  »riefe  an  gr.  »tun,  I,  228,  26.  ^lugiift  1804. 
Slenner^affett,  grau  toon  eta«U  III.  9 


130  „6ortmiQ.- 

langen  il^rer  ©cele  ni^t  ftillte.  3[t  e§  bod^  pe,  bie  jagt:  »La 
gloire  n'est  pour  les  femmes  qu'un  deuil  eclatant  du  bon- 
heur.« 

S)ic  dgentUd^e  ©cfd^id&te,  ber  Aufbau  öon  „Sorinna",  ift 
cinfad^,  [o  einfad^  unb  faft  bürftig  ju  nennen,  ba§  bie  an[prüd)e 
auc^  be§  befd^eibenften  ber  feitl^er  cntftanbenen  SRomanc  voolfl 
faum  babnrd^  befrtebigt  werben  tofirben. 

®er  §elb  be§  a3nd^§,  ein  ©d^otte,  ber  ffinfunb^mangig^ 
jäl^rifle  Döwalb  Sorb  S^elöil,  begibt  jid&  nad)  Italien,  wo  er 
©tdriung  [einer  angegriffenen  @efunbl)eit  nnb  ginberung  be§ 
©d)merje§  nm  ben  SSerluft  feinet  SBaterö  fud)t,  ben  SReue  t)er^ 
bfiftert.  @o  gelangt  er  bt§  JRom.  2)a§  erjie  @d)aufpiel,  ba§ 
ftd^  an  einem  fonmgcn  9J?orgen  bem  jungen  3Kann  bort  bietet, 
ift  ber  Siriumpl^jug,  ber  Corinna,  bie  2)id)terin  unb  3m)3roDi= 
fatrice,  jur  Ärönung  auf  ba§  ©apitol  geleitet.  Sluf  einem  SBagen 
öon  antifer  Sorm,  üon  öier  eblen  weisen  §ßferben  gegogcn,  um= 
geben  öon  Äinbern  unb  jungen  5!J?äbd)en,  empfangt  jte  in  ber 
Äleibung  öon  S)omenid^ino'§  Sibylle  bie  ^ulbigungen  ber 
Sflömer  mit  jenem  ©emifd^  öon  9?atürlicf)feit,  Slnmutl^  unb  Icife 
befangener  ©d^eu,  bie  il)re  iugenblid)c  @d)önl^eit  gum  reijenben 
aSilbe  weiblid^er  ®ragie  öerflären.  Sluf  bem  ßapitol  ertoibcrt 
fte  bie  Segrü^ung  ber  ©id^ter  JRomS  mit  ber  berül^mten  ^m^ 
proöifation  an  Italien,  alö  ber  ^txmaüj  t)on  ©d^önl^eit  unb 
Äunft,  ber  SSerfünberin  ber  g^reiJö^it  unb  S3e]^errfd)crin  ber  SSJelt, 
worauf  fte  unter  unenblid^em  Si^bel  öom  Senator  t)on  3lom 
gefrönt  wirb.  Sn  ^^^  begeifterten  3Äenge  l^at  fie  ben  ^remben 
bemerft,  beffen  ernfte  SSlicfe  il^r  mit  unüerl^o^lener  Sewunberung 
gefolgt  ftnb.  SSor  bem  ©el^en  wenbet  pe  ftd^  il^m  gu  unb  in 
biefem  Slugenblicf  entfdUt  il^i^em  bunflen  Sodenl^aupt  ber  auS 
Sorbeer  unb  SR^rtl^en  gewunbene  Ärang.  Oöwalb  l^ebt  il)n  auf 
unb  jagt,  beüor  er  il^n  jurütfgibt,  ein  paai:  SSBorte  ju  ßorimia, 
weld)e  jte  in  feiner  @prad)e  erwibert.  aSon  jenem  2:ag  an  öer= 
fel)rt  Sorb  9leloil  in  tl)rem  §au§.  ©urd^  bie  gefeUfd^aftlid^en  Sitten 
be§  ©ubenö  unb  bie  Unabl^dngigteit  römif ct)en  SebenS  gefc^u^t,  im 


,,6orinna."  131 

Seft^  eine§  örofeen  a3ermögen§,  Derbinbet  jte  bie  ®ett)o]^nl)eiteu 
einer  üomel^meu  (5?:ifteug  mit  ben  ^ntereffen   ber  Äünftlerin, 
oi^ne  ben  Sd)leier  ^n  lüften,  ber  il)re  aSergangenl^eit  becft.   SBie 
il)m  ba^  i^vige,  fo  tft  D§tt)alb'§  innere^  geben  für  fte  nod)  ein 
Derfd^loffeneö  33nd^.    3m   SBerfel^r  mit  il^m  entnjitfelt  jtd)  ba§ 
erfte,   fd^nell  ent)ad)te   ©efül^l   ber   S^mtiatl^ie  jnr   ßlü^enben 
Seibenfd)aft,  bie  fte  nid^t  gu  befämpf en  öerfud^t,  beren  folgen 
jte  iebod^   erfennt.    ®enn   auäj   er  liebt  pe,  aber  nid)t  ol^ne 
inneres  SBiberftreben,  ju  fe^r  üon  il^rem  Qanbcx  umftricft,  um 
fte  aufjngeben,   nid^t  genug,   um  jte  burd)  biefe  Siebe  ju  be= 
glflcfen.    Um  feine  @d)n)ermutl^  gu  baniten,  ttjirb  jte  feine  %nt)= 
rerin  burd)  bie  Äunftfd^ä^e  unb  Sfluinen  öon  3lom.    gür  il|n 
erttjetft  |te  ben  ®eift  »ergangener  Seiten,  läfet  bie  Steine  reben 
unb   bie  ©enfmäler    jmeier  SBelten    il)re   ®efci^id)te    ergäl^len. 
©iefer  Sl^eil  be§  Sud^S  ift  üon  ber  Sltmofpl^äre  be§  ^umbolbt- 
fd^en  ^aufeö  burd^jogen  unb  Don  ber  Äunftanfd^auung  ©djle* 
gel'ö  becinpufet,  bie  felbft  mieber  ötm  SBindelmann,  Sefftng  unb 
@oetl)e  auögel^t  ^).    Sßie  bie  Stalienerin  i^ren  englifd)en  greunb, 
fo   geleitet  ber  S)eutfd)e   bie  granjöftn  burd^  baö  ^eiligtl^um 
ber  Äunft.   SlKein  tüenn  aud^  bie  Stl^eorie  ben  beutfd)en  9Keiftern 
entlel^nt   ift,   bleiben   bod^  bie  ©inbrüde  üon  iJrau  uon  ©tael 
unabl)ängig  öon  il^nen.   ©o  ift  il^re  S3efd)reibung  beS  ^ant^eonö 
ebenft)  fd^ön  al§  originell,  unb  bie  liebfte  ©tätte  in  SRom  bleibt 
il^r  bie  wunberbare  Slrena,  wo  baö  Slut  ber  SIMrt^rer  ieneö 
ber  ©labiatoren  gefül^nt  l^at.    2^x  giebling  unter  ben  SKalern 
ift  5IKid)el  Slngelo,  toeil  er  feine  SSorgänger  l^at,  unb  jte  il^n 
gleid)  weit  uon  ferüiler  5Rad)al^mung  ber  Slntife  wie  t)on  mo= 
berner  SSerweid^Ud^ung  entfernt  finbet.   ©ie  römifd)e  Sampagna 
nennt  jte  »cette  terre  fatiguee  de  gloire,  qui  semble  dedaig- 
ner  de  produire«;  angejtd^tS  ber  Fontänen  auf  bem  ^la^  oor 
©t.  5ßeter  citirt  jte  bm  frangöjtfd^en  ©id^ter: 

»L'eternel  mouvement  et  Teternel  repos«^). 

')  @.  btc  bcm  %tit  am  ©d^lufe  beiöefügtcn  SRotcn  311  ©orinno. 
2)  S)cr  SSerö  tft  üon  gfoiitancS. 

9* 


132  jhtnftanic^iunig  b<#  3lloinan#. 

8.  SB.  ©(^Icgel  l^ebt  aU  gart  unb  treffenb  bic  Semerfung  Aber 
gorrcgio  l^cröor,  „er  fei  ber  einjige  3RaIer,  ber  niebergefc^Iage^ 
nen  ÄUflen  einen  jo  einbringlid^  au§bru(t  gu  geben  »iffe,  ate 
)oären  fte  gen  ^immcl  erhoben",  unb  fü^rt  bic  ©teile  an,  »o 
„bie  $ropl^eten  unb  Sibyllen  ber  ftjrKnif^en  Kapelle  in  ber 
2)&mmerung  be^  SlbenbS  unb  beS  SBeil^rau^  als  fc^nmgenbe 
SHefengebilbe  über  ben  t>er]^affenben  ©eufgem  beS  3Kiferere  am 
©Karfreitag"  gefd)ilbert  »erben  *)•  ©al^in  gel^ort  auc^  bic  Se^ 
geid^nung  ber  3Jhifif,  al§  ber  Soral^nung  eines  funftigen  ÄcbenS 
unb  tt)a§  über  i^re  SBirtung  gefagt  \\t.  „Sn  ber  ntuftfalifd^en 
©prac^e  ifl  baS  8eib  ol^ne  Sitterfeit,  ol^nc  ^crggerreiften,  ol^ne 
@ron.  2)ic  Sötte  l^bcn  fanft  bic  SBflrbe,  bic  öon  allen  cmflcn, 
tiefen  3fleiguttgcn  l^ieniebcn  unjcrtrcnnlidö  i^  unb  oft  toie  bic 
Saft  beS  gebend  felbfl  empfunben  toirb,  fo  eng  ift  eS  mit  einem 
fold^en  ©d^merg  Derfnüpft.  gaufd^t  man  ben  reinen,  entgüdenben 
Slfforben,  fo  fd^eint  eS,  al§  werbe  baS  ©el^cimnift  beS  ©d^öpferS 
öcrjtänbUd^  unb  ba§  SK^ftcrium  beS  gebenS  entJ^üHt.  SBorte 
vermögen  eine  fold^e  @mpflnbung  nid^t  gu  fd^ilbem,  bemt  3Bortc 
fd^leppcn  pd^  il^r  nad^  wie  eine  §ßrofaüberfefeung  ben  ^faben 
ber  S)id)tung.  S)er  SlidE  allein  gibt  einen  ©egriff  baöon,  ber 
SBlicf  ®erer,  bic  man  liebt  unb  ber  pd^  fo  tief  ins  §erg  l^inein* 
fenft,  ba%  man  bic  Singen  t)or  einem  fold^cn  ®Iücf  öerf(^lie|en 
mufe.  ©0  würbe  ein  ©tral^l  öom  gid^te  beS  S^nfcitS  ben 
©terblid^en  öcrgcl^rcn,  ber  eS  unücrmanbt  betrad^ten  möchte." 

3u  bicfen  Äunflfd^ilbcrungcn  gel^ört  aud^  jene  bcS  italieni^^ 
fd^en  SH^eatcrS,  wcld^c  gunäd)ft  burd^  baS  Sluftreten  ©orinna'« 
als  ©l^afcfpeare'S  Sulie  öcranlafet  wirb.  3flad)bem  Vertreter 
ber  Dcrfd^iebcnctt  ^Rationalitäten  bie  SScrbienfte  unb  ©d^wäd^en 
öon  9!Keta[tafio,  Sllficri,  ©olboni,  ®oggi  befprod^en  l^abcn,  wirb 
baS  italienifd^c  S)rama,  nid^t  auf  Slad^al^mung  beS  Sremben, 
fonbern  auf  bic  neue  Äunftform  öerwiefen,  „bie  baS  ^eitere 
neben  baS  SBunberbarc,   ja   8lbenteuerlicl)e   fe^t,   unb   woöon 


»)  51.  9B.  <B^UQtl  ftf»er  (Sorinno.    ©ammtUd^e  SBer!e,  XT,  188  u.  ff. 


S)a«  ttalicntfd^c  Sl^eatct.  133 

bcutfd)e  Äomt^oniften  einige  öortreffUd^e  Seifpiele  gegeben 
l^aben"  ^).  ®iefe  erfte  SSerfünbigung  ber  SRomanti!  in  Stalten 
ift  auf  bie  Sippen  be§  Sanbömanneö  öon  ©l^afefpeare,  auf  bie 
t)on  gorb  1Sld\)x\  gelegt  ^j, 

Sn  fold^en  ®efpräd)en  enttüitfelt  Sorinna,  bie  ben  ©eliebten 
al§  3ulie  bezaubert,  eine  fo  genaue  Äenntnife  ber  englifd^en 
Siteratur,  ber  ©itten  unb  ©ebräud^e  beö  Sanbeö,  bafe  er  il^re 
U)al|re  Slbfunft  üermntl)et.  ©obalb  er  jebod^  mel^r  öon  il^r  ju 
ttjiffen  begel^rt;  üerweift  fle  i^n  auf  bie  Swfw^ft^  wtit  ber  fiel^ent* 
lid^en  Sitte,  ben  furgen  Straum  ber  ©egenwart  nid^t  t)orfcf)nell 
gu  gerftören.  @o  öergel)en  5IKonate,  wäl^renb  U)eld)en  6orinna'§ 
Siebe  jtd^  in  immer  neuen  Q&Qtn  offenbart.  %ixx  Dswalb  ent= 
faltet  fte  alle  ®aben  eine§  ©eifteö,  weld^er  burd^  bie  9iatur  ju 
l^eiterem  SebenSgenufe  öorbeftimmt  fd^eint;  für  il^n  rfil)rt  pe  bie 
§erjen  gu  tl)ränent)oHer  Setüunberung,  wenn  fte  als  SuUe,  il^m 
jugewenbet,  fprid^t: 

»In  truth,  fair  Montague,  I  am  too  fond, 
And  therefore  thou  mayst  think  my  havior  light: 
But  trust  me,  gentleman,  VW  prove  more  true 
Than  those  that  have  more  cunning  to  be  stränge. 

2)er  Sauber,  ben  fte  ausübt,  erreid^t  ben  ,!^ö^epunft  ttjäl^renb 
eines  SluSfiugS  nad^  S^ieapel,  am  6ap  SJiifenum,  tt)o  jte  üon  ber 
©c^ön^eit  beS  Dor  il^r  ausgebreiteten  S3ilbeS  erfaßt,  aber  fd^on 
im  SBorgefülöl  nal)enben  aSerl)ängniffeS,  nod^  einmal  in  bie  Seier 
greift  unb  8lngejtd)tS  ber  unmanbelbaren  ^rad^t  ber  5Ratur  bie 
©d^idtfale  öergänglid^er  9Jienfd)en  beftngt.  „6rbe,  in  SBlut  unb 
Sl^ränen  gebabet,  niemals  l^aft  ®u  S3lumen  unb  g^rüd^te  l)ert)or* 
anbringen  unterlaffen.  Sift  2)u  benn  erbarmungslos  für  ben 
9Benfd^en  unb  feiert  fein  ©taub  in  ©einen  ©d^ofe,  of)ne  bafe  er 
barüber  erbebe,  gurücf?" 


>)  31.  SB.  (Sd^regcr  übet  Corinna,     ©ämmtltd^c  SBerfc,  XI,  196. 
^)  Madame  de  Stael,  CorioDe  ou  Tltalie,  Livre  YII,  Cbap.  !• 


134  2)i«  (Bctnt  am  6ap  SWtfcnum. 

@d)on  fennt  gorinna  bie  @efd)id^tc  öon  Sorb  5Relt)tI.  2ll§ 
iunger  5IRcnfci^,  unb  tüäl^renb  ber  franjöpfd^en  SReöolution,  ift 
er  in  ^ari^  in  bie  Sanbe  einer  Untüürbigen  geratlien,  bie  il^it 
ber  ^pid)t  gecjen  feinen  3Sater  entfrembet  l)at.  S)ie[er  [tarb, 
ol^ne  ba^  ber  ©ol^n,  ber  il^n  [d^tüärmerifd^  öerel^rte,  if)m  bk 
Singen  gnbrüden  fonnte.  ©eine  3Sergebung  l)at  er  an  bie  SSe^ 
bingung  gefnüpft,  D^tüalb  möge  nid^t  jnm  gleiten  ^al  burd) 
bie  SJerbinbung  mit  einer  f^remben  ftd)  üon  ber  §eimatl^ 
trennen. 

3n  biefer  2lbpd)t  beftimmte  er  il^m  gncile,  Sodjter  t)on 
gorb  unb  S^abt)  6bgermonb  jur  ®attin.  33iefe  war  bamalö 
nod^  ein  Äinb  unb  il^r  3Sater  injtüifd^en  geftorben,  aber  bie 
3!Jiutter,  eine  ernfte,  felbftbelierrfdöte,  falte  gtau,  plt  an  bem 
©ebanfen  biefer  SSerbinbnng  feft.  S3alb  nad^  ber  ^Begegnung 
mit  D§malb  l|at  Corinna  erfal^ren,  in  weld^er  SBeife  il^re  ®e= 
}d^id)te  mit  ber  feinigen  jufammenpngt;  aber  e§  l)at  i^r  ber 
yRntij,  e§  gu  fagen,  gefel^lt.  @r[t  nad^  ber  SRütffel^r  üon  9leapel, 
al§  Dötoalb  fte  gur  ©attin  begel^rt  unb  bie  Situation  gwifd^en 
i^nen  ein  längere^  ©d^ttjeigen  unmöglich  mad^t,  befennt  fte, 
ma§  fte  t)on  ber  93ergangenl)ett  »eife.  Sorb  (Sbgermonb,  Suci^ 
len'§  SSater,  ift  aud^  ber  ilirige  au§  erfter  ©1^^  mit  einer  3ftö* 
merin.  3Rel)rere  ^al^re  nad^  bem  STob  ber  STOutter  folgte  fte 
il^m  nad^  ©nglanb,  mo  fte  il)n  toiebcrt)erl)eirat]^et  fanb.  2Kit 
inniger  3ä^tHd)fcit  fd^lofe  fte  ftd)  bort  il)rer  fleinen  ©dEftoefter, 
ber  bamalö  breijäl^rigcn  Sucile  an.  Solange  Sorb  ©bgermonb 
lebte,  blieb  ba§  3Serpltni6  gur  Stiefmutter  letblid),  unb  fte  be« 
!ämpfte  baö  ^dmrocij  naij  bem  Süben.  6rft  nad)  be§  SSaterö  Sob 
roaxb  if)r  biefe  norbifdf)e  ©fifteng  gur  unerträglid^en  Saft.  S§  finb 
perfönlid)e  SRemini^cengen,  n^ie  eine  fpate  ?Reüand)e  für  bie  jo« 
cialen  Snterbifte  t)on  3uni))er  §all,  unb  it)a§  lebf)afte  ?Raturen 
nod)  öiel  fd)n)erer  üergeil^en,  für  bie  bort  auSgeftanbene  Sauge« 
n)eile,  in  jenen  @d)ilberungen  fleinftäbtifdf)er  englifd)er  SBerl^ält* 
niffe,  in  ber  Sefd^reibung  ber  langen  Slbenbe,  wä^renb  weld^cn 
bie  SRänner  beim  SBein  forttafeln,  bie  grauen  ftd^  in  ben  Salon 


©(^tlbcrunö  bcr  öcfellWaftKd^cn  Suftänbc  in  ^glanb.  135 

• 

gurüdfgiel^en  imb  ba§  ©efpräd)  jtd^  wäl^rcnb  ©tunben  im  engen 
Äreiö  ber  lofalen  3ntereffen  bewegt.  3n  ber  Unterrebung  einiger 
älteren  ©amen  am  3:]^eetifd),  „meine  Siebe,  glanben  @ie,  bafe 
ba^  aSBaffer  lange  genug  gefod^t  l|at,  um  ben  S:i)ee  aufjugiefeen? 
—  9lein,  meine  Siebe,  e§  märe,  fürchte  id),  ju  frül),  bie  Ferren 
fommen  nod)  nid^t.  SBer  meife  öon  maö  [te  fprec^en;  üieHeid^t 
üon  ber  ^arlamentsmal^l,  bie  näd^fte  SBod^e  ftattfinben  foH, 
öieHeid^t  öon  ber  SucJ^öjagb,  bie  le^te  SBo(i)e  ftattgefunben  l^at'', 
fanb  (5l)ateaubrianb  bie  (ärinnerung  an  feinen  eigenen  3[ufent= 
l^alt  bei  alten  ^äulein  in  Sonbon,  t)on  meld)em  er  in  Poppet 
ergäl)lt  l^atte,  mieber^.  ®aran  fnfipft  pd)  auc^  bie  ^tnefbote, 
bafe  eine  Heine  nortl^umbrifd^e  ©tabt,  bie  g^rau  öon  Staöl  nie 
l)atte  nennen  l^ören,  fid^  in  il^rer  ©arfteßung  mieberjufennen 
glaubte,  unb  ftatt  bie  unangenel^me  (äntbedfung  für  jtd)  ju  be= 
l^alten,  jtd^  laut  t)or  aller  SBelt  barüber  befd^merte. 

S)aö  emige  Einerlei  fold^er  (äfiftenjen  fd^ien  jtd^  ber  3ta= 
lienerin  in  ben  fd^önen  aber  leblofen  3öö^"  ^^^^^  infularen 
Sllterögenoffinnen  miberjufpiegeln.  3eber  originelle  ©ebanfe, 
jebe  marme  3f{egung  beö  ©efül^ls  mar  verpönt;  il^r  bünfte, 
afö  l^ätte  eine  aufgewogene  ^uppe  il^re  3f{olle  oiel  beffer  al§  jte 
in  biefer  Umgebung  gefpielt.  ®a§  S3ilb  ift  einfeitig,  mte  alle 
SBerfuc^e,  in  folc^en  Singen  ju  generalijtren.  Originalität  ift 
ber  3wgf  ber  bem  britifd)en  5Kationald^arafter  am  menigften 
fel^lt.  2lu§  einem  ^farrl^au^  auf  ber  norbifd^en  ^aibe  ift  ßl^ar* 
lotte  SSronte,  an^  einem  ^ad)tl^of  ©eorge  ßliot  gefommen. 
3;l)oma§  GarlQle  mar  ber  ©ol^n  eineö  fd^ottifd)en  Sauern;  mel^r 
geiftige  9fiü]^rig!eit  unb  grifd^e  aU  ber  in  ben  bebrängteften 
SSerpltniffen  aufgemad^fene  3)icfenö  l^at  niemals  ein  ©üblänber 
gel)abt.  3n  bem  ©nglanb,  ba^  auf  Corinna  laftet  „mie  ber 
bleierne  SÖlantel,  ben  ©ante  ber  2Rittelmäfeigfeit  auf  bie  ©d^ultem 
brüdft",  mud^fen  SS^ron,  ©lieUe^,  Äeat^  lieran,  bid^teten  SB.  Scott 
unb  SJloore,  SBorbömortl)  unb  Soleribge.   SBenn  grau  t)on  @tael, 


*)  Chateaubiriand,  M^moires  d'Outre-Tombe,  II,  116. 


136  ©d^Uberung  ber  gefeüfc^aftltd^en  3uft&nbe  in  @nglanb. 

• 

jtd^  in  bicfem  fünfte  gctäufd^t  l^at,  fo  l^at  pc  bafür  um  fo  xi6)t\Qex 
l^eröorgel^obcn,  \>a^  ba^felbe  Sanb,  in  weld^em  ber  blofec  SBcr« 
baäjt  eincö  Slngrip  auf  bie  nationalen  5reil)eiten  Sieöolutionctt 
entjünbet  unb  ben  3;l^ron  gefoftet  l^at,  bie  brücfenbften  fjorbe^ 
rungen  focialer  Sgrannei  unb  altljergebrac^ten  QxoaixQt^  toiber* 
ftanbSloö  über  ftd^  ergel^en  läfet.  Sab^  ©bgermonb  ift  eine  ber 
Hüterinnen  biefer  2!lrd)e  beö  gefeUfd^aftlid^en  SlnftanbeS  unb  ber 
unantaftbaren  @itte.  3^r  Segriff  beffen,  »aö  ftd^  fci^icft,  l^at 
feinen  JRaum  für  ba^  Salent,  gefd^weige  benn  für  bie  ^tra= 
üaganjen  beö  ®eniu^.  SlI^  jte  ber  Slboptiütod^ter  mit  ber  @nt= 
fernung  ber  Keinen  ©d^tüefter  auö  bem  elterHd)en  $aufe  ben 
legten  Sroft  raubt,  fteigert  ftd)  bei  biefer  bie  ©el^nfud^t  naci^ 
ber  erften  ^eimatl)  jur  pl^^ftfd^en  Äranfl^eit  unb  jur  moralifd&en 
golter.  ®a  erfd^einen  üon  ber  naiven  Äflfte  Siöornefer  ©dnger 
unb  5Ratrofen,  um  ber  ^errin  be§  englifd^en  ©d^loffe^  ein 
@tänbd)en  gu  bringen.  @ie  xo&i)lm  baju  bie  Sßerfe,  bie  3Äonti 
au§  ber  SSerbannung  an  bie  §eimatl^  gerid^tet  l^at: 

»Bella  Italia,  amate  sponde 
Pur  ti  torno  a  riveder! 
Trema  in  petto,  e  si  confonde, 
L'alma  oppressa  dal  piacer.« 

allein  eö  ift  ©onntag  9lad^mittag;  Sab^  ßbgermonb  unb  bie 
englifc^en  Slnftanböbegriffe  mit  il)r  erlauben  nid^t,  bafe  man 
biefen  Sag  burd^  profanen  ©efang  entl^eilige.  SSergebenS  er* 
bittet  3Ri6  (äbgermonb  eine  Sluönal^me.  SBenige  Sage  frül^r 
l^at  bie  Stiefmutter  il^r  freigeftellt,  afö  ^errin  eines  unabl^ätt* 
gigen  SSermögenS  gu  leben,  voo  e§  il^r  gefalle,  öorauSgefe^, 
bafe  jte  il)ren  Flamen  änbere  unb  il^i^er  ??amilie  Dom  Slugenblicf 
an  für  tobt  gelte,  tt)o  jte  ben  l)ergebrad^ten  Ueberlieferungen  be« 
englifd^en  2eben§  jtd^  entgiel^en  miH.  ©er  an  jtd^  unbebeutenbe 
3mifd)enf all  mit  ben  italienifd)en  SanbSleuten  ruft  il^r  bie  Der* 
le^enben  SBorte  mit  erneuter  SSitterfeit  inö  ®cbäc^tnife  gurficf. 
©d^on  am   näd^ften  Sag  feiert  ba§  ©d^iff  au5  bem  britifd^en 


^afen  l^eim  naij  SiDorno,  unb  mit  i^m  reift  9Jlife  ©bgermonb, 
nur  t)on  einer  treuen  Wienerin  begleitet.  @o  beginnt  bie  neue 
ßyiftenj  in  3iom. 

®er  Sftame  Corinna  ift  ber  ©efd^id^te  einer  ©ried^in  ent= 
lel^nt,  bie  ©id)terin  unb  ^inbar'ö  greunbin  n)ar.  SBdl^renb  jte 
in  6nglanb  tobtgefagt  n)irb,  txtoaä)t  bie  Äünftlerin  in  il^r  gu 
ungeaf)ntem  Seben  unb  glänjenben  S£;riuttH)]^en.  S)ie  Srau  l^in= 
gegen  empfinbet  nur  öorübergel^enbe  3fleigungen,  an  bie  fte  nun, 
ba  fte  wal^rl^aft  liebt,  nid)t  ol&ne  3ieue  gurficfbenft.  S3or  Mtm 
aber  »ill  fte  D^walb  nid)tg  verbergen,  felbft  ben  Umftanb  nid^t, 
bafe  fein  33ater  fie  gefannt  unb  nicl)t  al§  bie  redete  ©attin  ffit 
feinen  ©ol^n  befunben  l^at.  „Sucile  ift  iung",  fdjliefet  il^r  a3e= 
fenntnife  an  Dötcalb,  „um  gtüölf  ^a^xt  jünger  als  id^.  Sl^r 
3iamen  ift  PedenloS,  il^re  ©eele  rein  unb  fanft.  Um  mid^ 
nid[)t  ju  Derlieren,  müfeten  ©ie  mid^  jur  ©attin  nel^men  unb 
öieUeid^t  mürben  @ie  e§  eines  5£ag§  bereuen.  Scüor  @ie 
fid^  entfd)eiben,  merben  @ie  DieUeid^t  gu  wiffen  begel^ren,  maS 
id)  leiben  werbe,  menn  @ie  mid^  öerlaffen.  3d^  mcife  c§  nid^t. 
3umeilen  [türmt  eS  in  meiner  @eele;  e§  regen  ftc^  SRöd^te 
in  il^r,  bie  ftärfer  jtnb  als  alle  SSemunft,  unb  id)  tDöre 
nid^t  öerantmortlid^,  menn  jte  mir  baS  geben  unerträglid^ 
mad^ten.  ^[nbrerfeitS  ift  eS  nid^t  weniger  mal^r,  bafe  id^  eine 
feltene  SBefäi^igung  jum  @lücf  bep^e.  3utt)eilen  überfommen 
mid)  bie  ®ebanfen  wie  im  gieber  unb  jagen  mir  ba§  Slut  be« 
fd^leunigt  burd)  bie  Slbern.  SRid^  intereffirt  äßeS;  id^  rebe 
gern,  geniefee  ben  33erftanb  ber  Slnbem,  bie  3:l^eilna]^me,  bie  jte 
mir  entgegenbringen,  bie  SBunber  ber  Statur  unb  bie  9!JJeifter= 
werfe  ber  Äunft,  ba  wo  fte  nid^t  burd)  Unnatur  entfteHt  ift. 
35ie  Srage  ift  nur,  ob  eS  mir  möglid^  fein  wirb,  @ie  nid^t 
mel^r  ju  feigen  unb  bennod)  fortzuleben.  Urtl^eilen  @ie  felbft 
barüber,  Dswalb,  benn  @ie  fennen  mid)  je^t  beffer,  als  id^  felbft 
mid^  fenne.  %nx  baS,  waS  id^  empfinben  werbe,  fann  td^  nid^t 
jur  3ied^enfd^aft  gebogen  werben,  äln  ©emjenigen,  ber  ben 
S)old)ftid^  fü^rt,  ift  eS,  ju  wiffen,  ob  feine  SBunbe  töbtlic^  ift. 


138  D«nmlb. 

Sollte   pc   eö   aber  fein,   O^fwalb,  and)  bann  nod^  würbe  id^ 
3l)nen  Der^ei^en  mnffen." 

aRit  biefem  Scfenutnife,  ßorinna  tt)ei&  c§  tDol^l,  ifl  bcr 
tragifd)e  ßonflift  gegeben.  @cl)on  bic  Siebe  Don  JDelpl^inc  war 
feine  üerblenbete  Siebe,  ©ie  öon  Corinna  ift  boUcnbö  fd^arf« 
blidfenb  genug,  um  ftd)  über  ba§  enblid)e  SRefultat  feinem 
Stoeifel  l^injugeben,  e§  fei  benn,  bafe  fte  eine  furjc  Qexi  l^inburd^ 
in  felbftgemoHter  Säufdiung  leben  toiH.  ©enn  ber  ritterlid^e, 
eble,  jeber  @efal)r  begegnenbe  Döwalb  ift,  man  l^at  ^  oft  genug 
gefagt,  unter  t»eränberteni  SRamen  eben  bod^  wieber  S^oncc, 
wenn  er  aud^  nid)t,  wie  biefer,  ber  blofeen  SRüdtftd^t  auf  baS 
Urtl^eil  ber  2Belt,  fonbem  tieferliegenben  Seweggrünben  feine 
Siebe  opfern  wirb.  ®er  erfte,  aber  nic^t  ber  cinjtge  berfelben 
ift  Pietät  gegen  ba§  8lnbenfen  feinet  Sßaterö.  @S  ift  aber  nod^ 
ein  anbereS,  ntd)t  weniger  entfd^eibenbeS  SRotiö  gegeben.  Sn 
Döwalb  uttb  Corinna  begegnen  ftd)  nidE)t  nur  gwei  5!Äenfcl)en, 
fonbern  jwei  ßiöilifationen.  33ie  feinige  ift  bie  be§  protcftan* 
tifd)en  5Rorben§,  baö  biö  jur  3lu^fd)lie&lid^feit  gefteigerte,  über« 
mäd)tige  9lationalgefül^l.  ®ie  Ueberlieferungen  feiner  SRace  Der« 
langen  @elbftbe]^errfd)ung  nad^  3nnen,  nad^  Slufeen  Surfidfl^altung, 
@ie  eieren  bie  l^ergebrad)te  ©itte,  verlangen  2ld)tung,  nid^t  nur 
ber  ©runbfä^e,  fonbern  aud)  ber  SSorurtl^eile;  jte  opfern  ber 
greil)eit  be§  ©an^en  bie  Unabl)ängigfeit  ber  Snbioibuen  unb  bem 
?5ortfd)ritt  be^  @emeinwefen§  baö  3Bol^lergel)en  feiner  einjelnen 
©lieber.  3n  gewiffen  Singen  giel^en  fte  bie  blofe  äufeerlid^e  Unter» 
werfung  ber  offenen  3luflel)nung  öor,  fd^idfen  bie  Ungläubigen  in  bie 
Äird^e  unb  binben  aud^  bie  innerlid^  Slbgefallenen  nod^  äufeerltc^ 
an  bie  l^ergebrad)ten  formen.  3"^  freieften  Sanb  ber  SBelt  gibt 
eö  Srcigen,  bie  niemals  bi^futirt  werben  bürfen,  unb  unerträg« 
lid^e  Seffeln,  bie  fein  5Kenfd)  abwirft.  ®er  puritanifd^e  3ttg 
biefer  ßioilifation  finbet  fxä)  bei  DSwalb  wieber.  „©aö  geben*, 
fagt  er,  „ift  fein  ^^mnuö,  fonbern  ein  Äampf.  3)er  SReufd^ 
ift  ein  gefä^rlid)ereö,  fprobereS  ®efd)öpf,  al§  3l)r  ^crj  t&  ju# 
jugeftel^en  bereit  ift.    ^oetifd^e  SBegeifterung  ift,  wa«  @ie  au(^ 


£>§watb.  139 

fagcn  mögen,  nid^t  bie  pd^fte  gorm  ber  grömmigfcit.  @tc 
bereitet  nid^t  auf  bie  unjäl^Iigen  Dpfer  üor,  bie  n)ir  ber  ^pid^t 
gu  bringen  l^aben.  ^ä)  erfenne  bie  ©ottl^eit  in  ber  SSernunft, 
fo  gut  tt?ie  im  (äntl^ujtaSmuö,  unb  mag  eö  nid^t  leiben,  ba^  ber 
9Menfd)  einer  feiner  gä^igfeiten  beraubt  toerbe.  @r  bebarf  il^rer 
afler,  um  bie  SBal)rl^eit  ju  erfennen.  SSeöor  id)  @ie  fannte, 
Corinna,  glaubte  id^,  bafe  nur  eine  einfad)e,  [trenge  ^Religion 
bie  ®efäl^le  fongentrirt  unb  benjal^rt.  6ö  ift  ettt)a§  @d[)öne§, 
ßrl^abeneö  um  bie  9fieue,  unb  »er  bebürfte  il^rer  mel^r  alö  id^. 
Slber  jte  erfd^lafft  bie  Seele,  wenn  jte  jtd^  wieberl^olt ;  jte  red)t5 
fertigt  nur  einmal.  ®enn  bamit  öoUjiel^t  pd^  bie  ßrlöfung, 
unb  ©rlöfung  fann  e^  nur  eine  geben"  *). 

SluS  einer  gang  anbern  SBeltanfd^auung  ift  Sorinna  l^erüor* 
gegangen,  ^xvax  ift  baö  füblid^e  ©lement  Dorwiegenb  in  il^rer 
Slatur,  aber  il^rem  gemifd[)ten  S3lut  öerbantt  jte  eine  loSmo- 
polttifc^e  SBeltanfd^auung,  äl)nlidö  berjenigen,  nad^  ttjeld^er  bie 
beutfd^e  JRomantif  als  ber  pd^ften  Slütl^e  ber  Äultur  ftrebte; 
felbft  i^r  fat^olifd)e§  Sefenntnife  ift  religiöfer  efleftiSmuS  unb 
nad^pd^tige  Soleranj.  Sllö  eines  5£ag§  in  SReapel  ein  greifer 
SRönd^  H)x  unb  £orb  9lelüil  anbietet,  il)re  2Bol)nung  burd) 
©egen  unb  ©ebete  öor  anftedenber  Äranfl)eit  gu  bemal^ren, 
nimmt  pe  e§  banfbar  an  unb  fagt  gu  Sorb  5Relüil,  ber  pd^  bie 
Zeremonie  läd^elnb  betrad)tet:  „SlHeS  3fleligiöfe,  felbp  wenn  e§ 
öon  ^[berglauben  nid^t  frei  ift,  l)at  für  mid)  eine  unbefd^reiblid^e 
2lngiel)ungSfraft,  folange  eS  tolerant  unb  frei  üon  geinbfeligfeit 
gegen  5lnberSbenfenbe  bleibt;  bie  göttlii^e  ^ülfe  ift  fo  notl^^» 
wenbig,  fobalb  pd^  ©ebanfen  unb  (äntppnbung  über  baS  @e= 
wöl^nlid^e  erl^eben,  bafe  gerabe  überlegene  2Renfd)en  itjxtx  am 
wcnigften  entbel^ren  tonnen."  —  „©ewife",  erwibert  Sorb  9lelüil, 
„liegt  baS  SSebfirfnife  nac^  bem  Uebematürlid^en  tief  in  ber 
menfd^lid)eu  aSruft.    aber  ift  baS  bie  3lrt,  eS  gu  befriebigen?" 


')  Madame  de   Stael,    Corinne,    Livre   X,    Chap.  V,    Livre  XI II, 
Chap.  III. 


14(j  ^furt^eilung  ^talirno. 

—  „?RiemaIi§",  entflcfluetc  (Soriuna,  „Dcrwcigcre  ic^  SSercinigung 
im  ©ebet,  t)on  tt)eld)er  Seite  fte  mir  aud)  geboten  toerben 
möge.''  —  ^©ie  l)aben  SRed)t'',  fagt  DSwalb,  uub  reid^t  feine 
Sörfe  bem  itjn  fegneuben  ^riefter*).  6r  ift  aber  nid^t  immer 
fo  leidet  gu  überjeugen. 

Sl^n  t)crlefet  bic  Dbcrpäd)lic^feit  beö  StolienerS,  bie  grioo* 
lität  ber  graucu,  il^re  aiuffaffung  ber  Siebe.  3n  ber  gerfil^ntten 
focialen  Unabt)äugigfeit  fielet  er  nur  bie  SSerle^ung  ber  @itte, 
unter  ad  bem  Slufmanb  uon  poetifd)en  SRebeniSarten  fä^It  er 
ben  SRangel  an  2^riüt\ü\)\  burd^.  @r  ftnbet,  ba%  bie  SRänner 
in  Stcilien  nod^  \>k\  weniger  wertl^  finb  al§  bie  grauen,  bcmi 
fte  l^aben  alle  n)eibHd)en  %t\)kx  unb  bie  übrigen  baju.  Sic 
flögen  feine  ^d^tung  ein,  unb  il^re  Eingebung  üerbient  feinen 
2)anf,  benn  fte  i^al^en  weber  i^eftigfeit  beS  6]^aralters$  tufäf 
emfte  Sefd^äftigungen.  ^talxm  fennt  baö  malere  ®lficf  in  ber 
(Sf)t  nid^t,  weil  eS  bie  ed^te  ^auSlid^teit  nid^t  !ennt  unb  biefe 
in  ©nglanb  felbft  ber  Untreue  nod^  eine  gewiffe  @ittli(^leit  Der» 
leil^t,  bie  btm  ©üben  fel^lt.  ©eine  Äultur  erfd)eint  il^m  fo  un* 
genügenb,  bafe  er  einmal,  über  ©orinna  nad^benlenb,  jid^  fdbp 
geftel&t,  fte  fei  gwar  bie  l^inreigenbfte  ber  grauen,  aber  eben 
bod^  eine  Italienerin. 

®iefe  entgegnet  mit  ber  Slpologie  beö  Äanbeö,  ba§  er  fo 
ungered^t  üerfennt.  ©ie  erinnert  an  bm  erbulbeten  S^^^ng,  an 
bie  «ngunft  ber  politifd)en  SSerpltniffe  uub  citirt  aifierl'fl 
aSorte : 

»Servi  siain,  si,  ma  servi  ognor  frementi.c 
„2)ie  Italiener",  fagt  fte,  „tiaben  Slufrid^tigfeit  unb  Srcue  in 
allen  perfönlid^en  Sejiel^ungen.  Sntereffe  unb  ©l^rgeij  bccin» 
Puffen  pe  mäd^tig,  nid)t  aber  ©tolj  ober  ©itelfeit.  9iangunte^ 
fd^iebe  bebeuten  wenig  bei  il^nen;  e^  gibt  weber  eine  tonangebenbe 
©efeUfc^aft  nod)  ©alonö,  weld^e  bie  SJloben  beftimmen  unb 


')  Madame  de  Stabil,  Gorinne,  Livre  XV,  Chap.  III. 
2)  ebcnbafelbft,  Livre  VI,  Chap.  II,  111,  Livre  IV,  Chap.  I. 


öeürtl^ilung  StotienS.  141 

®ekgenl^eit  jii  fleinen  perfönlid)en  Erfolgen  bieten.  35iefe 
Quellen  be§  5Äeibe§,  ber  ^Kifegunft  unb  Serfteflung  ftnb  unter 
il^nen  nid^t  Dorl)anben;  too  fie  betrügen  ober  täufd)en,  tl^un  fte 
eö  ©old^en  gegenüber,  bie  jte  aU  xijtt  iJrfnbe  betrad^ten.  gm 
täglid^en  Seben  ftnb  jte  tt)a]^rl)aft  unb  natürlid^.  3^,  biefer 
3Mg  ber  SBal^rl^eit  ift  e§  gerabe,  ber  ba§  öon  ginnen  gerügte 
aergernife  üeranlafet.  grauen,  bie  [tet§  üon  Siebe  l^ören  unb 
in  einer  Sltmofpl^äre  berartiger  Sntrtguen  leben,  verbergen  nici^t 
uiel^r,  wag  jte  fül^len,  unb  fürd^ten  bie  Säd^erlid^feit  nid^t.  ©ie 
©inen  jtnb  jo  unwijfenb,  ba§  fe  ntd^t  fd^reiben  lönnen,  e§  ganj 
offen  geftel^en  unb  Siebeöbriefe  auf  Df taöpapier  unb  im  @t^l 
amtlid^er  JDofumente  oon  fiffentlid)ett  ©d^reibern  beantworten 
lafjen.  @inb  bieje  grauen  aber  einmal  unterrid^tet,  bann  jtnb 
jie  audE)  nidE)t  feiten  gelel)rt,  befleiben  ^rofeffuren  an  Slfabemien, 
Italien  öffentlid^e  SBorträge  unb  enoibern  htm  Spötter,  ob  eß 
etwa  lädE)erlid^  ober  unred^t  fei,  gried^ifd^  gu  fönnen  unb  fein 
Srob  bamit  ju  oerbienen? 

„SBaß  bie  SWaitncr  betrifft,  fo  l^at  ber  Mangel  an  offent:: 
fidler  Sl^ätigfeit  ben  ©influfe  ber  g^rauen  über  jte  wol^l  aHjujel^r 
gefteigert.  Slber  wenigftenS  ftnb  jte  bei  5ßertl)eilung  ber  gegeit* 
fcitigen  ^flid^ten  unb  Verantwortungen  ttid^t  ungered^t  ober 
unebel  oorgegangen.  @ic  l)aben  im  ^al!  eine§  Sreubrud^S  jtd^ 
felbft  für  fd^ulbiger  al§  bie  ^trauen  erflart,  bie  mel)r  babei  gu 
opfern  unb  gu  oerlieren  l^aben,  unb  nid)t  mit  Unred^t  geglaubt, 
ba%  Oor  bem  3f{id[)terftulöl  be§  .^ergenß  berjenige  ber  @d)ulbigere 
ift,  ber  am  meiften  S3öfe§  ftiftet. 

f,Zxo1^  allem,  wa§  über  italienifd^e  5ßerfibie  gefagt  worben 
ift,  behaupte  ic^,  ba^  fein  5ßolf  gutmüt^iger  ij*  alö  biefeö.  e§ 
bereitet  ben  ffremben,  bie  e§  feit  (Generationen  mit  Säbel  über* 
fd^ütten,  ftetö  ben  gleid^en,  freunblid^en  ©mpfang.  ©ein  $ang 
jur  ©d^meld^elei  entfpringt  oiel  weniger  ber  Sered^nung  al§ 
bem  SBBunf d)  gu  gefallen  unb  tJreube  gu  bereiten,  unb  wenn  e§ 
aud^  rid^tig  ift,  bafe  feine  f5reunbfdE)aft  nur  in  wenigen  fällen 
bie  ^robe  oon  Unglücl  unb  @efal)r  beftel)en  würbe,  fo  trifft  bie 


142  Scurtl^eirunö  Stalten«. 

SSemcrfung  nfd^t  nur  in  Stalten  ju.  ©iefelben  SSlanmx,  bic 
pd^  unter  gettjöl^nlid^en  Serpltniffen  orientattf(i)er  Srägl^eit 
l^ingeben,  werben  auöbauernb  unb  unermübltd^  tl^ätig,  fobalb 
il^rer  Energie  ein  ßtrf  gefegt  ift;  biefe  inbolenten  iJrauen  ftnb 
l^eroifd^er  Slufopferung  fätiig.  ßl^arafter  xxnb  ^l)autajte  ber 
Italiener  t)erjd)Uefeen  ©el^eimniffe,  wie  be§  @belmutl)§  unb  ber 
l)ingebenbften  iJreunbfd^aft,  fo  ber  3ftacl)fud^t  unb  be§  §af[e5. , . 
2(He§  fd^lummert  bei  il^nen,  aber  in  einem  Sanbe,  wo  bie  großen 
Sntereffen  nod)  fd^weigen  muffen,  ftnb  SRul^e  unb  Oleid^gültigfeit 
ebler  alö  frud^tlofe  Stufregung  um  Keiner  2)inge  wiKen. 

,SBo  ba§  öffentlidE)e  geben  ftiaftel^t,  muffen  au^  ^unft  unb 
Siteratur  ben  SRücffd^lag  batjon  empfinben.  Slber  weld^eg  ßanb 
l^at  jte  jemals  mel^r  bewunbert  aU  Italien,  unb  gerabe  biefe 
SSegeifterungSföi^igfeit  ift  e§,  bic  mid^  mel^r  al§  afle§  Rubere 
mit  il^m  Derbinbet.  §ier  weife  man  ni^ts  üon  SSlajtrtl^eit  be§ 
Oefd^madfS;  geiftiger  ©ntmutl^igung,  befpotifd^er  Mittelmäßig* 
feit,  wie  fte  anber^wo  bie  natflrlid)e  Segabung  foltern  unb 
jurfidfbrängen.  ^ier  gfinbet  ein  ®ebanfe,  ein  SBort  entflammt. 
®a§  STalent  gilt  aU  ha^  ^öd^fte  unb  wirb  beneibet,  wie 
anberöwo  bie  SRad^t.  Um  feinet  „©tabats"  willen  ift  ^ergolefc 
getöbtet  worben.  ®iorgione  mufete,  wenn  er  fein  $au§  verliefe, 
jtd)  burd^  eine  SRöftung  gegen  ®old)ftidE)e  fd^ii^en.  Aber  felbji 
im  ^anatiömuS  fold^er  SBerbred^en  fprid^t  nod^  Sewunberung. 
@ie  fpornen  ben  ®eniu§,  ben  jte  verfolgen,  gu  neuen  SÖ^atcn 
an"  1). 

@old)e  unb  äl^nlidt)e  S3etrad)tungen  jtdf)em  bem  SRoman  ate 
Äulturftubie  einen  bleibenben  SBertl^.  ©ein  l)ödf)fte8  Slnrcd^t 
barauf,  als  Äunftwerf  fortjuleben,  liegt  aber  barin,  bafe  bei 
aller  SRannigfaltigfcit  ber  angeregten  3ntereffen  bie  innere  ©in- 
l)eit  gewal^rt  unb  bie  Sfieilnal^me  auf  ba§  Seelenleben  ber 
Sfrau  gerid^tet  bleibt,  beren  eble  ®eftalt  ber  a»itteH)miIt  be§ 
glängenben,  um  pe  l^er  entrollten  SilbeS  ift 


»)  Madame  de  Staöl,  Corinne,  Livre  VI,  Cbap.  III. 


(Corinna  mag  immerl^in  mit  geiftiger  Ucberlegenl^eit  benfen, 
bid^ten,  l^anbcln;  fte  märe  n\ä)t  Heben^mertl^,  tpcnn  jte  nid^t 
fül^lte  lüic  ein  3Beib.  Sßom  Stugenblidf  an,  wo  |te  tl^r  ^erji 
»ergibt,  entdufeert  fte  ftd)  il^re^  3BiHen^.  9lid^t  nur,  bafe  ber 
Umgang  mit  ben  iJreunben,  bie  gefeUfd^aftlid^en  5ßergnügungcn, 
ber  applauö  ber  9Henge,  bie  perfönlid^en  Striumpl^e  il^r  gleid^* 
gültig  werben.  Sie  opfert  felbft  i^r  Slalent  ber  niemals 
auögefprorf)enen,  aber  bod^  burd^gefüf)Iten  ©mpflnbung,  „bafe 
ber  3!Kann,  aud^  ber  oorjüglid^fte,  bie  Ueberlegenf)eit  einer  g^rau 
nid^t  mit  ungemifd^ter  greubc  geniest.  Siebt  er  jte,  fo  toirb 
fein  §eri5  baburd)  beunrul^igt,  liebt  er  fte  nid^t,  fo  tt)irb  feine 
6igenliebe  öerle^t"  ^).  @o  gefd)iel)t  eö  eine^  Sag^,  ba§  (Sorinna 
jum  3ntprot)iftren  aufgeforbert,  inö  Stodfen  gerätl^,  unb  bie 
fonft  tt)ittigen  ©ebanfen  il^r  bm  ©ienft  öerfagen.  2ll§  ber  be* 
troffene  Döroalb  nad^  ber  Urfad^e  ber  l^eroorbred^enben  5£l)ränen 
fragt,  erwibert  fte:  „Sd^  benjeine  mid);  baö  ift  SlBeS.  (5§  gab 
eine  3^tt,  tt)o  id^  ftolj  auf  mein  Salent  toar,  too  3f{ul)m,  (äl^re 
unb  felbft  bie  Sitftimmung  ®leid)gültiger  mid^  reijten.  2)a^  ift 
ie^t  üorbei.  5Rid^t  baö  ®lüd  l^at  mid^  oon  biefen  ©itelfeiten 
befreit,  fonbern  tiefe  (gntmutl^igung.  9iid)t  Sinnen  fd^reibe  id^ 
bie  3Seranttt)ortung  bafür  gu,  fonbern  mir  felbft.  3Sietteid^t 
fann  id)  fte  überminben.  ^\n  ®runb  ber  Seele  tragen  fid^  fo 
öiele  ©inge  ju,  bie  wir  Weber  üorau§fef)en  nod^  lenfen  fönnen! 
Sd^  bin  nid^t  ungereimt,  Döwalb;  id^  fel^e  wie  mein  geib  ba^ 
3l&rige  ift.  Slud^  id)  entpfinbe  9Jiitleib  mit  Sinnen.  ©icfe§ 
©efül^l  entfprid^t  un§  beiben  unb  ol^ne  un§  ber  ®efal^r  beö 
3rrtl^um§  au^jufe^en,  fönnen  wir  SlHeö,  waö  atf)met,  barin 
begreifen." 

3i^re  Siebe  ju  Döwalb  ift  nid)t  frei  öon  ??utd^t,  öon  ber 
il^m  ju  mißfallen,  nod^  mel)r  üon  jener,  il^n  gu  t)erlieren. 
@r  bel^errfd^t  fte  burd)  bie  guten  wie  burd^  bie  fd^limmen 
SKäd^te  in  feiner  9Mur:  „im  ®lüd,  baö  er  il)r  gab,  war  feine 


')  Madame  de  Stael,  Corinne,  Livre  VII,  Chap.  III. 


144  ^^  ^f^c^oloflifd^e  Noblem  bed  d^omaitS. 

®ctDfil^r  bc§  S5eftanbc§,  «nb  ba^  erflärtc  öieDcid^t  bic  6;raltatiott 
il^rcr  geibenfd^aft"  *).  Swßlci^  fd^üd^tcrn  unb  pafftonirt,  weil 
au5  SBiberfprüd^en  jufammcngefc^t,  befd^afttgt  er  il^re  ffiin- 
bilbungöfraft  unb  feffelt  fie  \>\xx6)  feine  ?!Reland^olie  wie  burc^ 
ben  fül^nen  3Rutl^,  ber  bie  ©efal^r  auffud^t,  unb  ftd^  im  Äantpf 
mit  ben  Elementen  gefällt,  ©ie  3[u§ftd)t,  t)on  il^m  berul&igt 
unb  befd)ü^t  ju  werben,  öerföl^nt  jie  mit  ber  il^r  W  bal^in  faft 
unbefannt  gebliebenen  ©mpfinbung  pl)^ftfci^er  %nxöit;  banfbar 
nimmt  fie  bie  Keinen  Seweife  ber  ^firforge  unb  liebenben  Sluf« 
merifamfeit  an,  ,,bie  ba§  gartefte,  jmifd)en  9Wann  unb  92Betb 
gefd^lungene  Sanb  fnfipfen".  9?id^t§  alfo  unterfd^elbet  bie  2tebc 
6orinna'§  t)on  jener  ber  befc^eibenften  unb  l^ingebenbften  il^reS 
©efd^led^teö,  nid^tö  al§  biefeö  eine,  bafe  fie  mit  tJoHer  Ueber^^ 
legung  wiebergeliebt  fein  will.  3liä)t  im  SEaumel  finnlid^er  ©r« 
regung,  wie  in  ber  lauen  9Ronbnad^t  gu  a;erracina,  ntd^t  in  ber 
begeifterten  ©tunbe  nac^  ber  giebeSfcene  jwifd^en  SRomeo  unb 
3ulie,  nid^t  tiuf  bem  ©d^merjen^lager,  wo  er  fie  Dom  anftecfen^ 
ben  Sieber  ergriffen  wieberfinbet  unb  burd)  feine  ^tQt  htm 
a;obe  entreifet,  foK  Döwalb  fie  jur  ®attin  begel^ren.  ©iefe« 
l^öd^fte  ©lud  wiH  fte  einem  männlid^  befonnenen,  in  rul^iger 
©tunbe  gefaxten  (5ntfd)lufe  ju  banfen  l^aben,  unb  eben  an  biefer 
gorberung  foK  e§  fd^eitern.  ®enn  fobalb  Dswalb  überlegt, 
entfd^eibet  er  nid^t  mel^r  gu  ©unften  üon  (Sorinna. 

Sn  fold^en  SMomenten  fann  er  fid^  nid)t  oerl^el^len,  bafe  %e 
Äritif  ber  focialen  S^^fiänbe  (Snglanb^  il^n  auf§  tieffte  DerjHmmt 
l^at;  er  ift  Weber  bereit,  auf  fein  SSaterlanb  gu  Dergid^ten,  nod^ 
gewiHt,  bie  f5rau,  bie  er  liebt  in  bie  Sltmofpl^äre  gurfidfguöerfe|ew, 
in  weld^er  fie  ftd)  niemals  l^eimifd^  fül^len  wirb.  „2)enn  in  6ad^n 
beö  $ergen§  läfet  fidf)  ber  ©tolg  überwinben.  ©obalb  aber  weltlid^e 
•SRfldftd^ten  unb  Sntereffen  in  ijrage  fommen,  unb  e^  fic^  batum 
l^anbelt,  bem  ©egenftanb  unferer  5Jleigung  burdE)  bie  SSerbinbung 


•)  Madame  de  Stael,    Corinna,    Li  vre   XV,    Chap   II,  Livre  VID, 
Cbap.  IV.       • 


mit  il^m  ein  D))fcr  aufgucrlegcn,  ift  e§  nid^t  ntel^r  möglid^,  ba§ 
blo^c  ©efü^l  rebcn  ju  laffen''  ^j. 

©aö  empflitbet  DStcalb,  fobalb  ßorinna'ö  gicbretj  unb 
il^rc  Slnjiel^itnggfraft  ttid^t  mel^r  burd)  unmittelbare  ©egenipart 
auf  il^n  tptrfen  unb  er  jtd^  an  bie  Sleufeerung  be§  englifd^en 
greunbeS  erinnert,  ber  im  Sud^  bie  praftifd)e  SebenSflugl^eit  gu 
3Bort  fommen  lä^t:  „^ä)  jage  tt)ie  Sl^omaö  SBalpole,  waS 
tl^ut  man  bamit  gu  §aufe.  S)aö  §auö  aber  ift  2(Ile§  bei 
un§,  wenigftenS  für  bie  grauen,  ©teilen  @ie  jtd^  biefe  fd^öne 
Italienerin  allein  unb  öemad^läfjtgt  tjor,  n^al^renb  Sie  lagen, 
im  Parlament  jtnb,  mitSl^ren  iJr^unben  guf ammenleben  ?  Sieber 
DSttJalb,  nur  unfere  a;ödE)ter  unb  ©d^roeftern  l)aben  biefe  füllen 
a;ugenben.  3«  Italien  bleibt  izn  5Rännem  nid)t§  anbere§  übrig, 
atö  ben  S^rauen  gu  gefallen,  ^t  liebenSttJÜrbiger  alfo  bie  Stauen 
jtnb,  um  fo  beffer  für  pe.  ©ei  un§  gel^ören  bie  SRänner  in 
bie  Deffentlirf)feit,  bie  Stauen  in  ben  ©d^atten.  6§  märe 
fd>abe,  Corinna  bal)in  gu  öerfe^en.  9liemanb  bemunbert  pe 
mel^r  al§  id^,  aber  id^  mödE)te  pe  auf  einem  %i)ton  unb  nid^t 
unter  bem  einfad)en  33ad)  eine§  $riöatl^aufe§  feigen"  ^). 

©iefer  Siebe  l)at  ein  ^änbebnid  gugeftimmt.  ©ei  D§=^ 
walb  ift  ba§  ©d^idffal  6orinna'§  entfd^ieben,  beöor  er  burd^ 
biefe  felbft  erfäl^rt,  ba^  fein  3Sater  bie  (S^e  mit  i^r  burd)  eine 
le^tmillige  SSerffigung  verboten  l^at.  ^f^d)ologifd)  nid)t  weniger 
rid^tig  mirb  D^walb'g  geibenfd^aft  gu  Corinna  eben  baburd^ 
gcfieigert,  bafe  pe  e§  ift,  meldte  il^m  bie  SBal^rl^eit,  an  ber  il^r 
Scbenöglfidf  fd^eitert,  befennt.  (g§  ift  ^erbft  gemorben;  er  gel^t 
mit  il^r  naä)  SSenebig  unb  befd^mid^tigt  fein  ©emiffen  mit  bem 
6ntfd^lu6,  tt)enn  nid)t  pe,  fo  bod^  niemals  eine  älnbere  gur 
®attitt  gu  nel)men. 

®a§  le^te  furge  ©lud  biefe§  Sufammenfein§  unterbridE)t 
ber  ^rieg  unb  ber  in  S^otge  baüon  erlaffene  ©efel^l,  ber  Sorb 
SRetoil  als  englifd^en  Dfpgier  unter  bie  S^al^nen  ruft.    9lad^ 

^)  Madame  de  Stael,  Gorinne,  Livre  VI,  Chap.  III. 
«)  ebcnbofctbft,  Livre  VIII,  Chap.  I. 
a^Iennerl&affett,  $rau  toon  (^taül  III.  10 


146  ®o^  pf^(^oIo()tf(l^e  Problem  beS  SlomonS. 

einer  legten  erfd^üttcrnben  ©cene  üerläfet  er  mit  bem  5ßerjpred^en 
ber  SBieberfel^r  bie  bettjufetloö  getoorbene  Corinna,  aber  „eö 
ift  in  ber  Siebe  ein  feierlicl)er  @d)ritt  gefd^el^en,  wenn  e§  gelungen 
ift,  jte  einmal  ju  übertpinben.  ©er  ®laube  an  il^re  SHlmad)t 
ift  ba^in". 

5ßergeben§  l^at  Oöiüalb  bie  beliebte  tröftenb  öor  bem 
©d^eiben  baran  gemal)nt,  bafe  nid^t§  in  feinem  SEßefen  ober= 
fläd^licl)  fei;  nid)t  in  ©egug  auf  fte  aKein  fönne  er  feine  Sftatur 
verleugnen.  ®iefe  9latur  ift  eben  bie  ber  ®inge  felbft,  bie  j|ebcn 
redeten  SKann  an  eine  praftifd)e  gebenöaufgabe  binbet  unb  il^n  nur 
barin,  nid^t  in  einer  SiebeSepifobe,  unb  fei  jte  aud^  bie  öerfül^« 
rerifd^fte  unb  bie  cbelfte,  SSefriebigung  finben  läßt.  @d&on  auf 
bem  SBeg  nad^  ber  ^eimatl^,  nod)  mel)r  nad)  ber  Slnfunft  auf 
feinen  ®utern  in  ©d^ottlanb  umftricft  il^n  bie  SBirllid^feit  mit 
taufenb  graben  altgenjol^nter  Segiel^ungen  unb  wieberenoad^ter 
©rinnerung,  bie  ba§  gal^r  in  Italien  tt)ie  einen  Sraum  erfd^einen 
laffen,  bem  Jeber  Si^f^^^^nl^ang  mit  ber  ®egenmart,  xi)xm 
$flid)ten  unb  SSerantmortungen  fel^lt.  »II  rentrait  dans  l'exis- 
tence  qui  convient  aux  hommes,  Taction  avec  un  but«*). 
@ine  Sßerjögerung  ber  Slbfenbung  feineö  ^Regimentes  auf  ben 
Ärieg§fd^au))la^  gemälirt  il^m  Qext,  jtd)  gu  Sab^  ßbgermonb  gu 
begeben,  um  öon  il)r,  tt)ie  er  e§  jtd)  gelobt  l^at,  bie  SRel^abili^ 
tirung  Don  Corinna  gu  erlangen.  @r  finbet  jte  fd&mer  erlrantt 
unb  Don  il^rer  gur  blül^enben  Jungfrau  l^erangereiften  Stod^ter 
gepflegt.  @ie  oertpeigert  bie  SSerföl^nung  unb  Sorb  3flelöil  mu^ 
unuerrid^teter  ®inge  nad^  Sonbon  gurudf,  nid[)t  ol^ne  baS  Stlb 
be§  jungen  9Ääbd^en§  in  feiner  ©eele  mitfortgunel^men,  baS 
ii^re  3iJgenb  in  einfamer  ^ftid^terfüttung  verbringt.  SBon  aUen 
Seiten  bringen  g^reunbe  auf  il^n  ein,  ben  legten  SBunfd^  feine« 
SBaterS  gu  erfüllen  unb  jtd)  nid^t  einer  6l)imäre  gu  opfern.  3»t 
l^eraufbefd^mornen  innem  Äonflüt  tt)erben  bie  Sriefe  nad^  SSe* 
nebig  jeltener;  an  il^rem  3:on  fül^lt  ßorinna,  bafe  bie  Srennmig 


*)  Madame  de  Stael,  Oorinne,  Livre  XVI,  Chap.  IV. 


2)aS  ^f^d^ologifd^c  gJrobIcm  bcS  SftomanS.  147 

\i)v  2BcrI  DoHaief)!.  e§  ergreift  fte  bie  3fiaftloft0fett  ber  Sßer- 
jweiflung;  il^re  ©ebanfen  üermirren  fid);  beüor  jte  il^m  auf 
immer  entfagt,  will  fte  il^n  lüenigfteng  nod)  einmal  feigen,  il^r 
S:obe§urtl)eil  öon  H)m  felbft  öernel^men.  Unerfannt  folgt  pe  il^m 
itad^  Sonbon,  tt)of)tn  Je^t  anä)  &ab\)  ©bgermonb,  um  ärjtlid^e 
§ülfe  ju  fud)en,  mit  i^rer  Sod^ter  gefommen  ift.  (Sorinna 
folgt  ber  §albfd)iüe[ter  unb  gorb  5JlelDil  in  ben  ^arf,  in§ 
Slieater.  Sie  pel^t,  ober  glaubt  ju  feigen,  ba^  Sucile  xi)n  liebt, 
ba^  biefe  il^m  nicf)t  gleid^gültig  ift.  SRit  ben  fed^jel^n  Salären 
be§  blonben,  anmut^igen  SWäbd^enS  üerglid^en,  erfd^eint  il)r,  bie 
ettoaö  älter  al§  D^ioalb  ift,  bie  eigene  @d^önl|eit  mit  allen  ®aben, 
tt)eld)e  il^r  bie  9latur  üerliel^en  l^at,  bod)  tt)ert]^lo^  unb  arm. 
3l)t  3Sorl^aben  einer  Begegnung  mit  Sorb  9Zelüil  tt)eid)t  bem  ©nt* 
fd^lu^,  il^m  jU  f d^reiben ;  aber  and)  biefer  wirb  nid^t  au^gefül^rt. 
„®enn  loaö  bebeuten  SBonoürfe  in  ber  Siebe?  @ie  würbe  auf- 
l^ören  ba§  innigfte  unb  reinfte  ®efäl^l  ju  fein,  märe  jte  nid)t 
gugleid^  ba^  unfreimiHigfte  öon  aßen,  ©ine  anbere  Stimme, 
ein  anberer  S3lirf  bejt^en  ba§  ®el)eimnife  feiner  Seele,  untf  ba- 
mit  ift  2iae§  gefagt" ').  (Sin  SufaH  beftätigt  i^r  bie  5Reigung 
ber  @d)tt)efter.  33a  fd^idt  fte  ben  SRing  jurfid,  ben  Dsmalb 
H)X  aU  ^fanb  feiner  Sreue  gegeben  l^at,  pHt  ftd^  mit  fanfter 
Ergebung  in  ©d^meigen,  benn  ©anftmutl)  ift,  man  bead^te  baö 
wol^l,  ein  ß^arafterjug  öon  Corinna.  ®ann  fliel^t  jte,  in§ 
^erj  getroffen,  ein  gmeiteö  SRal  nad^  Italien.  SSeüor  Sorb 
9lelöir§  Regiment  eingefd)ifft  wirb,  ift  er  ber  ©emal^l  tjon  Sucile. 

Sftid^t  ol^ne  fd^meren  Äampf  l^at  er  ben  6ntfd)lufe  gefaxt, 
unb  in  ber  Unfenntnife  über  ba^  ©d^icffal  (Sorinna'S  ftd)  mit 
bem  a;rugfd)lufe  befd)mid)tigt,  ba^  bie  anfd)einenb  falten  9Jlenfd^en 
biejenigen  jtnb,  bie  am  tiefften  fül^len.  „&x  irrte  jtd^.  ®ie 
leibenfd)aftlid^en  Staturen  öerratl)en  jtd)  burd)  taufenberlei  309^- 
SBa§  niemals  feine  ©darauf en  burd^brid)t,  ift  fraftloö." 

es  üergel^en  Dier  gal^re.    SabQ  ©bgermonb  ift  tobt,  Sab^ 


0  Madame  de  Stael,  Corinne,  Li  vre  XVIT,  Chap.  VII. 

10* 


5ftelt)il  ^Jluttcr  cincö  Söd^tercl)en§.  DSwalb  ^at  ingiotfd^ 
längP  ben  tüal^^cn  @ad)Dcr]^alt  erfal^rcn  unb  unter  tropifd^ 
Sonnen,  in  9lotl^  unb  ®efal)r,  t)iel  mel^r  an  Corinna  wte  an 
Sucile  gebad)!.  ®er  2:ob  l^at  il^n  üerfd^mäl^t,  aber  bie  a3e*= 
fd^tt)erben  beö  SelbjugS  l^aben  fein  atte§  ttebel  wieberflcbrad^t, 
unb  er  Qcijt  mit  grau  unb  Äinb  über  bie  Sllpen,  tDO  er  l^offen 
fann,  (Sorinna  nod^  einmal  mieberjufel^ett.  3^  iJlorenj  entbecft 
er  il^re  ©pur,  aber  jte  ift  nur  mel^r  ber  ©d^atten  il^rer  felbfl 
unb  fterbenb.  ©in  älterer  iJreunb  auö  römifci^en  Sagen,  in 
beffen  Söflcn  21.  3B.  ©d^legel  jtd^  wiebererlemten  wollte*),  ber 
$ring  6aftel=f5orte,  t)at  jte  feit  ber  SRücffel&r  auö  ©nglanb  nid^t 
mel)r  öerlaffen  unb  mit  felbftlofer  Aufopferung  il^ren  einfamen 
©d^merj  ju  milbern  gefud^t.  6r  ift  e§  aud^,  ber  fe^t  2orb 
SReloil  in  xijvtm  Flamen  bittet,  fte  jU  fd^onen  unb  öor  bcm 
6nbe  nid[)t  tüieberjufel^en.  $Rur  einen  SSrief  öon  il^m,  ber  feine 
fpdte  9teue  fd)ilbert,  beantwortet  fte  mit  ben  SBorten:  „Sßantm 
id)  feine  Sitterfeit  gegen  @ie  l&abe,  meife  id^  felbft  faum  gu 
fagen,  obwol^l  ber  blofee  ®ebanfe  an  ba§  Seib,  ba«  Sie  mir 
gugefügt  l^aben,  mid^  fd^aubern  mad^t.  S)a  id^  Sie  nld^t  l^affe, 
mu§  id^  @ie  mol^l  nod^  lieben.  ®ie  Sieligion  allein  l^fttte  mid^ 
nid^t  fo  entwaffnet.  3d^  l)abe  Slugenblicfe  burd^lebt,  wo.  mein 
®eift  fid^  gu  umnad^ten  brol)te;  anbere,  unb  ba§  waren  bie 
glä(Jlid)ften,  wo  id^,  beoor  ber  5£ag  jtd^  feinem  6nbe  neigte,  gu 
fterben  l)offte;  wieber  anbere,  wo  id)  an  SlHem,  felbft  an  ber 
5£ugenb  gweifelte.  .  .  .  SBa§  wäre  ol^ne  bie  göttlid^e  ^filfc  au8 
mir  geworben?  3n  ber  SBelt  war  nid[)tö  mel^r,  wa«  bie  ®r« 
innerung  an  Sie  nid^t  vergiftet  l^ätte.  ®ott  aber  war  gnäbig, 
SÄeine  Äräfte  flnfen,  bie  innere  glamme  aber  ift  nid^t  erlofd^. 
®ie  6wigfeit  öerbienen  ift  ber  S^vtd  ber  S^it.  ®lficf  unb  8eib 
förbern  il^n  in  gleid^er  3Beife.  @ie  ftnb  bagu  beftimmt  wort)en, 
mid^  Don  ber  6rbe  gu  entwurgeln.  3)a§  Sanb,  ba^  mid^  gurfid« 
l^ielt,  war  gu  ftarf S5Ba^  l^ätte  id)  Sinnen  fonft  nod^  ju 


0  Mrsw  Jameson,  Sketches  of  art,  literature  and  character,  I. 


2)ad  pf^d^oIoQtfd^e  ^ßxohUm  beS  9floman$.  149 

fagen  unb  tt)ie  tüärc  e§  mir  erlaubt,  in  Sl^ren  Slrmen  ju  fterben, 
ba  @ie  bcr  @atte  einer  Slnbern  jtnb.  ©iefeö  le^te  Opfer  toirb 
mir  ben  iJneben  gett)tnneu.  ®aö  ©lüdf,  ba§  id^  em))fanb,  ba 
id^  @ie  liebte,  ttjar  feines  Don  jenen,  bie  Harmonie  inö  Snnere 
bringen;  eS  toar  aufregenb,  nnftät,  unb  fortwSl^renb  öon  ber 
©efal^r  beS  SSerlufteS  bebrol^t.  ©rft  als  id^  il&m  entfagte,  ift 
milbe  ©rgebung  über  mid^  gelommen.  Unb  nun,  ®ott  fegne 
@ie.  Seien  Sie  glücflid^,  feien  @ie  e§  auö  SWitleib  für  mid^, 
bie  brüben  für  Sie  beten  toxxb." 

©ic  QueKe  beö  ®efangö  ift  in  (Sorinna'S  SBruft  öerjtegt; 
feit  bem  Slbfd^ieb  öon  DSmalb  l^at  jte  nid)t  mel^r  in  bie  Seier 
gegriffen.  2lngejtd)tS  beö  a;obe§  aber  bid^tet  jte  ben  @d^tt)anen= 
gefang,  mit  U)eldE)em  fie,  bie  SRömerin,  Don  ber  italienifd^en 
@rbe  fdt)eibet.  Slud^  il^r  entfällt  bie  menfd^lid^c  Älage  aller 
S^rül^DoHenbeten.  „(äble,  oielleid)t  aud^  frud^tbare  ©ebanfen  er= 
löfd^en  mit  mir.  SBon  allen  gäf)igfeiten,  weld^e  bie  9latur  mir 
mit  auf  ben  SBeg  gegeben  l^at,  ift  bie  be^  ©djmerjeS  bie  ein* 
jige,  bie  id^  erfd^öpft  l)abc."  2)iefer  @d)merj  ift  je^t  über= 
tt)unben.  Sie  fd^eibet  mit  liebenben  SBorten  öon  DStoalb'S 
SEBeib  unb  Äinb,  fein  SSilb  aber  njeift  fie  fanft  gurüdf  unb  ftirbt  . 
mit  bem  Äreug  beS  ©rlöferö. 

®er  ©d^lufe  beS  9fioman§  ift  in  ben  SBorten  gegeben: 
„3BaS  tourbe  au§  D§tt)alb?  anfangt  mar  fein  ß^ft^nb  ein 
fold^er,  bafe  bie  Slergte  für  feinen  SBerftanb  mie  für  fein  geben 
fürd^teten.  (5r  folgte  in  9iom  bem  Seid^engug  ßorinna'ö.  S)ann 
lebte  er  einige  S^^  in  üoUftänbiger  (äinfamfeit  ju  STiooli,  ol)ne 
grau  unb  Äinb  um  jtd^  feigen  ju  motten,  biö  Slnl^änglic^feit 
unb  ^flid)tgefül^l  il^n  mieber  ju  ii^nen  brad^te.  $Rad^  einiger 
3eit  begab  er  pd^  mit  bm  ©einen  jurüdf  nad^  (änglanb,  mo  er 
ein  reines,  mufterl^afteS  Familienleben  fül)rte.  ^at  er  jtd^  jemals 
baS  SSergangene  oergielien?  l^at  bie  SBelt,  bie  il^n  freifprad^, 
il^n  getröftet?  fonnte  il^n,  nad^  bem,  maS  er  verloren  l^atte,  ein 
gett)öl)nlid)eS  SooS  bef riebigen?  ^^ä)  meife  eS  nid)t  unb  mitt 
il^n  in  S3egug  barauf  meber  öerurtl^eilen  nod^  freifpred)en." 


150  ®cinc  Scbcn§p]^ilofo|j]&ic. 

3n  tiefen  ru^eöoUen  Woxbm  flingt  ba§  Suc^  au§, 
beffen  gering[te§  Sntereffe  c§  nid^t  ift,  bic  eigenfte  ©eele  ber 
aSerfafferin  jum  Sluöbrud  ju  bringen,  ba§  ßrgebnife  il^rer  5E8eIt* 
anfc^auung  ju  bieten.  Sie  fpiegelt  ftd^  in  ben  Betrachtungen 
Aber  bie  3Äenfc^en  unb  baö  Seben,  über  feine  mäc^tigften  SEriebe, 
bie  Siebe  unb  ben  ©d^merj.  „3nbem  tc^  nad)  di\xt)\n  ftrebte", 
fagt  ßorinna,  „t)abe  id)  immer  gel^offt,  baburd)  Siebe  ju  er* 
werben.  3^  ^^^  f^^f^  fönnte  er  ber  ^au  bienen?"  „SSieKeid^t 
liegt  eö  im  SBefen  aller  tiefen,  n)al)ren  Siebe,  nur  mit  Settern 
unb  SBiberftreben  bie  Hoffnung  für  baö  ®lüd  ju  taufd)en." 
„3weimal  l^abe  id)  ©anbe  gelöft,  bie  ba^  Sebürfnife  beö  ^er= 
jenö  fnüpfte  unb  bie  id)  ju  beftänbigen  ju  mad^en  mid^  boc^, 
nic^t  entfd^liefeen  fonnte."  „^f^uen  wollen  eine  ©tü^e  pnben; 
nid)tö  erfältet  fte  mef)r  alö  bie  9lotl^tt)enbigfeit,  felbft  eine  folc^e 
JU  fein."  „(Sinen  Slnbem  Dollftänbig  fennen  lernen,  wäre  bie 
aufgäbe  eineö  ganjen  Sebenö.  2öa§  berftef)t  man  unter  bem 
Slu^brudf:  bie  SRenfd^en  fennen?  @ie  bel)errfd)en  ift  möglid^. 
aber  fte  öerfte^en,  baö  !ann  nur  @ott.''  „Dberfläd)lic^e  @e^ 
fül^le  l^aben  oft  eine  lange  ®auer.  5Rid^tö  trennt  fte,  weil  nichts 
fte  eng  jufammenl^ält.  @ie  folgen  ben  Umftänben,  berfd^winben 
unb  fel)ren  mit  if)nen  wieber.  Siefe  5Reigungen  bagegen  jer« 
reiben  für  immer  unb  laffen  nid)t§  al§  bie  blutenbc  3Bunbe 
jurürf."  Corinna  enblid)  ift  e^,  bie  fterbenb  ba§  berföl^ntc 
3Bort  finbet:  »Tout  comprendre  rend  Ires-indulgent  et  sentir 
profondement  inspire  une  grande  bonte.« 

®er  SRoman  erfd)ien  faft  gleid^jeitig  ju  ^aris  unb  Seipjtg, 
unb  erreid)te  nod)  bei  Sebjeiten  ber  aSerfafferin  eine  fed^fte 
Auflage,  ©ein  (Srfolg  n)ar  ein  berartiger,  bafe  bereinjelte 
©inwenbungen  ber  Äritif.  fortan  wenig  mel)r  gu  bcbeutcn 
Ratten.  S)ie  alte  ©d^ule  gwar  gefiel  ftd)  nad)  wie  bor  in  flcin» 
lid)em  SEabeP),  aber  ©uarb  beftätigte  im  »Publiciste«,  weld^e 
Slufnal^me  ba§  europäifc^e  ^ublifum  bem  SBcrf  bereitete^  unb 


•)  Dussault  in  ben  Annales  litteraires,  III,  166 — 169. 


S)ic  fronaöftfd^c  acitöcnöfpfd^c  ihittl.  151 

eine  %tbtx,  lüeld^e  D.  D.  jetd^nete,  aKer  SBal^rfd^einIid)feit  nad) 
bie  öon  gräulein  öon  SJieulan,  ber  fpätern  3Kabame  ©uiäot, 
vermittelte  in  ben  ®ebat^  bie  Slnerfennung  ber  ^arifer  ßefeiüelt. 
3m  5Rameu  ber  Siteratur  begeid^nete  3W.  3-  ß^enier  ba^  ®anje 
alö  imponirenb,  rügte  bie  6t)aralter3eid)nung,  Don  Döwalb  unb 
l^ulbigte  ber  ßentralfigur  mit  rüd l^altlofer  SetDunberung  ^).  ©ine 
Äritif  t)on  nid^t  blofe  literärifd)er  fflebeutung  fnüpfte  jtdö  an  bie 
SflebenroUe  be^  ®rafen  b'ßrfeuil.  ©iefer,  ber  einjtge  Sranjofe 
be§  a3ud^§,  ift  ate  ein  3Wann  Don  bortrefflid^en  SUJanieren  unb 
unbegrenztem  Seid^tpnn  gefd^ilbert,  fo  ba^  aud^  bie  ärg[ten 
©d^idfalfdjläge  feine  Saune  faum  gu  trüben  vermögen  unb  er 
in  aKen  Seben^lagen  friool  unb  unbebad^t,  aber  aud^  «tutl^ig, 
liebenöujürbig  unb  bien[tfertig  bleibt.  D^ne  t)on  ber  italienifc^en 
©prad^e  ein  SBort  ju  t)erftet)en,  gel^t  er  nad^  Stauen.  35e= 
fragt,  ob  er  nid)t  gefonnen  fei,  fte  gu  erlernen,  gibt  er  jur  ^nU 
\ooxt,  ba^  liege  nid)t  in  feinen  ©tubienplänen,  unb  bleibt  babei 
fo  emft,  ate  l^anble  eö  ftd^  um  einen  ber  Dernünftig[ten 
ßntfd^lüffe  t)on  ber  SBelt.  35a6  er  feinen  meland)olifd^en 
greunb  Döwalb  nid^t  berftel^t,  fd)reibt  er  lebiglid^  einem  3Wife- 
Derftänbnife  gu,  „loeil  biefer  nid)t  gut  genug  frangöpfd^  fpred^e". 
3n  3fiom  finbet  er  nid^tö  gu  betounbern  al§  bie  ^eterö= 
fuppel,  „weil  fte  an  jene  ber  Snöalibenttrd^e  gu  ^ari§  er* 
innert".  ®egen  ben  ©d^lufe  be§  3fiomang  ift  e^  b'ßrfeuil,  ber 
ber  Derlaffenen  Corinna  gu  i&ülfe  fommt;  aber  gu  tröften  weife 
er  fte  nid^t,  unb  xoo  er  Don  .&ergenöangelegent)eiten  gu  fpred^en 
oerfud^t,  nennt  er  fte  »ces  affaires«  unb  empfiep  il^r,  ba  fte 
bereite  fterbenb  ift,  it)re  @efunbf)eit  gu  fd^onen. 

2luf  biefe  ^Jigur  be^  Siomanö  35egug  nel^menb,  erfd^ien  im 
3!Äoniteur  eine  f)eftig  tabelnbe  Äritif,  bie  feinen  3Kangel  an 
^atriotigmu^  rügte  unb  ftd^  in  geiftreid)er  aber  bitterer  SBeife 
gegen  ba§  auf  ben  (gnglänber  D^walb  fongentrirte  Sntereffe 
au^fprad^.     5Rad^   aSillemain   war  ber   Sßerfaffer  biefer  Äritif 


')  M.  J.  Chenier,  Tableau  de  la  litterature,  217. 


152  SBcnjamin  ßonftont. 

5R(tpoIeon  fclbft,  ber  aud^  bei  fonftigcn  Stnläffcn  bic  SBetl^etttguitg 
an  Htcrärijd)cn  3^et)bcn  titd^t  bcrfdömäl^t  t)at^). 

Unter  ben  franjöftfd^en  Äritifern  nnb  Siterarl^iftorifem  i[t 
faft  leiner,  ber  ftd)  nid^t  met)r  ober  weniger  eingcl^enb  mit 
„Corinna"  befd^äftigt  t)ätte.  (S^arafteriftijd^  ftnb  bie  Semer« 
fnngen,  bie  Seniamin  ßonftant  nod^  1829  in  Segug  barauf 
nieber[d)ricb.  ®em  SSorwurf,  alg  ob  ber  @ntl^ufta§mu§  bei5 
35ud^§  öerfül^rerifd^  loirfen  fönne,  begegnet  er  mit  ber  ironifdjen 
grage,  ob  benn  plö^lid^  bie  ©elbftfud^t  anSjufterben  brol^e,  toeil 
il^r  öon  atten  Seiten  3Sertt)eibiger  ernjüd^fen.  D^walb  nennt  er 
geu)onnen,  bod^  nid^t  überjeugt,  t)ingeriffen,  nic^t  nntertoorfen, 
oft  glürflid^,  niemals  mit  ftd)  felbft  jnfrieben,  t)on  ber  2iebe, 
bie  er  einflößt,  beranfd^t,  öom  ®Ianj  ber  mertoürbigen  6r= 
fd^einung  geblenbet,  nnb  [tolj  anf  bie  mitbnrd^lebten  ©rfolge. 
Slber  irgenbn)ie  fei  eben  bod^  bie  il^n  nmgebenbe  Snft  ju  bünn 
für  feine  männlid^e  ©ruft,  er  fet)ne  fid^  nad^  bem  Sanb,  »o  il^n 
it)ürblgere,  rut)igere  ®üter  ertoarten  al§  aH  biefe  ^oejte,  bie 
Silber,,  bie  fd)önen  fünfte,  bie  ber  ©c^mnd  be§  SebenS  unb 
bo^  nid^t  fein  3nt)alt  fein  foHen.  Äein  anbereg  35nd^  bagegen 
fd^eine  einbringlid^er  alö  biefeS  bie  loid^tige  get)re  einjufd)ärfen, 
bafe  je  anfeerorbentlid^er  bie  gö^igf^iten,  je  not^wenbiger  e^  fei, 
fte  gn  bänbigen. 

2Ber  ben  ©türmen  fo  mäd^tig  fd^meKenbe  Segel  entgegen» 
breite,  bürfe  nid^t  mit  jittember  ^anb  ein  fd)mad^e§  Stener 
lenfen;  U)er  gldnjenbe  nnb  üielfeitige  ®aben  entpfangen  l^abe, 
föne  mit  SJlifetrauen  nnb  ßi^i^örf^öltung  bnrd^  bie  3Kenge  fd)rei= 
ten,  benn  jttJifd^en  bem  unabl)ängigen  ®enin§  nnb  ber  unemt)flnb* 
lid^  l^arten  SBelt  ift  ber  Äampf  ein  nngleid)er.  3Benn  tieffül^lenbe 
Seelen,  ftolje  6f)araftere,  mit  l^eifeer  ®lntl^  ber  ^l^antafie  unb 
l^ellem  SSerftanb  begabt,  il^r  nid^t  jum  Opfer  fallen  foHen, 
muffen  fte  einfam  gu  leben,  ju  leiben,  ju  öerad^ten  lernen.   ©aS 


*)  Villemain,    Cours  de  litterature  fraD^aise  au  XVIII  siede,  IV, 
357. 


@alntc»53cubc.  153 

ift,  fagt  er,  nid)t  ber  moralijd^e  Qw^d,  tt)ol^l  aber  ba§  moralifd^e 
©rgebnife  bon  ßorinna,  imb  eben  barin  liegt  xijx  ftttüd^er 
SBert^  1). 

SBenige  ^al^re  nad^  beut  (Srfd^etnen  biefer  ©tubie  fd^rieb 
©ainte^SBeuüe  über  g^rau  t)on  @tael  unb  äußerte  in  Sejug  auf 
„Corinna",  t)om  Slugenblid  an,  wo  fte  t)on  ber  Seibenjd^aft  ge= 
padt  erfd^eine,  „t)on  ber  ©eierfralle,  unter  weld^er  ®lüd  unb 
Unabt)ängigfeit  erliegen'',  liebe  er  fte  eben  biefer  Ünfäl^igfeit 
wegen  jtd)  ju  tröften,  um  ber  ©efül^le  U)iKen,  bie  mäd^tiger 
bleiben  afö  baö  ®enie.  ®ann  auf  ben  @t^l  übergetienb,  „ben 
@tql  unb  bie  ^orm,  bie  Silier  pnb,  ol^ne  weld^e  bieSfeit^  be§ 
diijmx^  bie  gebad^teften  Sudler  nid)t  leben'' 2)^  fäUt  @ainte= 
a3eut)e  baö  folgenbe,  bon  il^nt  felbft  nid)t  immer  feftgel^altene 
Urtl^il:  „9iid^t  in  Se^ug  auf  „ßorinna"  ift  e^  mel^r  an  ber 
3eit,  gegen  g^rau  öon  ©tael  ben  5ßortt)urf  eines  SKangetö  an 
3ufammen]^ang  unb  ^^ftigfeit  in  S3ejug  auf  bm  @tgl  gu  er^^ 
lieben.  Sn  ber  2luSfüt)rung  biefeS  3Ber!eS  I)at  fie  ben  Son 
geiftreid^en  ®efpräd)S,  gefd^riebener  S^ip^öDifation,  fo  wie  fte 
il^n  juweilen,  auf  bie  3Rarmoruerfleibung  beS  Camino  geftü^t, 
stans  pede  in  uno,  beigubel^alten  pflegte,  öollftänbig  berlaffen. 
SBenn  aud^  noc^  l^ie  unb  ba  Unüollfommenl^eiten  be§  @tgl§  ftd) 
nad^weifen  laffen,  fo  ftnb  fte  feiten  unb  unwefentlid^.  ®ie 
©injell^eiten  be§  ©anjen  erfd)einen  mit  aufmerffamer  (Sorgfalt 
burd^gefül^rt;  bie  SSerfafferin  ift  bi§  jur  Äunft,  jur  mafeboHen 
@d)ön]^eit  gelangt"  ^).  Unb  an  anberer  Stelle  bie  Sefd^reibung 
öon  dtoMx  im  ©rief  ß^ateaubrianb'ö  an  3^ontane§  öon  1803, 
bie  er  „eine  ol9nipifd)e"  nennt,  befpred^enb,  fügt  er  Ijinju, 
i^au  öon  ©tael  fei  nid^t  fo  ftolj,  nid^t  fo  formgewanbt,  aber 


')  Benjamin  Constant,  M^langes  de  litterature  et  de  politique, 
172  u.  ff. 

^  Marcellus,  Chateaubriand  et  son  temps,  Paris,  1859,  135,  Cha- 
teaubriand 3U  Marcellus. 

9)  Sainte-Beuve,  Madame  de  Stael.  Nouveaux  Portraits  et  Criti- 
ques  litteraires,  1836,  27  u.  ff. 


154  „Corinna"  unb  Mc  ilunft. 

ntd)t  tüenißer  üornel^m  unb  im  ®runbe  crnfter  alö  ß^ateau* 
brianb  ^). 

änregenb  l^at  „Corinna"  nici^t  nur  auf  bic  ßitcratur,  Jon- 
bern  aud^  auf  bte  Äunft  getotrft.  ®er  grofee  Wakx  bcr  9lapo= 
leonifd)en  @pod^e,  S3aron  ©erarb,  ge[taltetc  bie  @cenc  am  (^ap 
2Ri[enum  ju  einem  großen  I)iftorifd)en  ©emälbe,  baö  er  jpdter 
auf  SBunfd)  &nbm0  XVIII.  alg  fleinereS  ©taffeleibilb  für  Vtjxt 
reprobucirte.  3n  ben  ^uQm  ber  .^auptpgur,  bejonberö  in  il^rem 
surf,  ift  bie  5le]^nlid)feit  mit  bem  Urbilb  üon  ßorinna  feft== 
get)alten,  menn  aud)  entfpred)enb  ibealijtrt^).  S)aö  ®emälbe 
ujurbe  1821  DoKenbet,  Dom  ^ringen  Sluguft  oon  ^reufecn  für 
SJiabame  SRecamier  angefauft  unb  ift  feitbem  oft  bnxä)  ben 
©tid^  oeroielfältigt  unb  in  ©eutfc^Ianb  äuerft  burd)  einen  S3rief 
oon  ©ulpig  Soifferee  an  21.  SB.  @d)legel  befannt  geworben^), 
3lid)t,  tt)ie  ©erarb  nad^  ber  ©rinnerung,  fonbern  1807  unb 
nad^  bem  ßeben  l^at  aud)  bie  3KaIerin  SJlabame  SSigee=£ebrutt 
grau  oon  ©tael  afö  ßorinna,  bie  Seier  im  Slrm,  im  antifen 
6oftüm  bargefteUt.  ®aö  S3ilb  ujurbe  wä^renb  eineg  8lufentl^alt« 
ber  Äünftleriu  in  Poppet  Dottenbet,  ein  3al^r  fpater  in  5ßariS 
au^gefteUt  unb  l^ierauf  ber  Sluftraggeberin  jugefenbct.  »II  y  a 
lä  tout  votre  talent«,  fd^rieb  biefe  jurüd,  »et  je  voudrais 
bien  que  le  mien  put  etre  encourag6  par  votre  exemple, 
mais  j'ai  peur  qu'il  ne  soit  plus  que  dans  les  yeux  que 
vous  m'avez  donnes«^). 

©ie  beutfd)e  Ueberfefeung  oon  „6orinna"  ujurbe  unter  bcti 
Slugen  oon  griebrid)  @d)legel  burd^  feine  ©attin  beforgt,  unb 
erfd^ien,  mit  einem  SSorujort  t)on  il)m  berfel^en,  lurj  nad^  bem 

*)  Sainte-Beuve,  Chateaubriand  et  son  groupe  litt^raire  sous 
PEmpire,  I,  399. 

*)  31.  2Ö.  ©d^legcl,  Corinna,  ©ernftlbc  öon  ©erorb.  ®cf.  Söcrfc,  IX, 
360—368  unb  i^iinftblatt  beS  etuttgartcr  aWorgcnblatteS,  24.  Sonuar  1821. 

3)  Strs  blc  bcftcn  SRcprobuftioncn  bcS  SBilbcS  gelten  bte  Wtcre  öon  »te» 
tonntet,  bie  neuere  bou  Slb.  SBraun. 

*)  Madame  Vigee-Lebrun,  Souvenirs,  III,  264.  Madame  de 
Stael  ä  Madame  Vigee-Lebrun,  Goppet,  14  Juillet  1809. 


„Corinna"  in  ©cutfd^Ianb.  155 

DriginaP).  3n  SBeimar  la§  man  hm  SRoman,  wie  %xa\x  Doii 
@d|arbt,  bic  ©d^tüägerin  öon  5^(iu  Don  @teiu,  barüber  an 
ßamiKe  Sorban  bcrid^tet,  mit  ©ntjüdfen^).  Änebel  meinte,  bie 
©id^terin  l)abe  barin  mit  bem  5lnfang  be^  Saffo  lüetteifern 
wollen,  unb  lobte  bcn  aufeerorbentlid)en  3fieid)t]^um  ber  ©ebanfen. 
©oetl^e  ewiberte  anf  bie  6infd)rän!un9en  jeineö  greunbeS  Siein* 
l^arb,  er  fei  gegen  biefe^  SBerf,  fowie  gegen  aUe§  ^ert)or= 
gebrad^te  nad^jtd^tiger  unb  fd)onenber,  inbem  jd)on  Salent  er= 
forbert  werbe  um  ba§,  wa^  md)t  rec^t  fei,  Ijerborgubringen.  6r 
fd^lofe  mit  ben  2Sorten:  „Unb  fo  t)erfd)meljen  ftd^  Dor  meiner 
Stnpci^t  bie  gel^ler  inö  (ante,  wie  e0  ja  bei  Setrad^tung  ber 
Sfnbiöibuen  aud)  ber  gaH  ift,  an  benen  wir  immer  ju  loben 
unb  3U  tabeln  pnben  unb  bie  wir  jule^t  bod)  lieben  muffen. 
®ie  ©qntl^efe  ber  SJeigung  ift  e^  eigentlid),  bie  aHeö  lebenbig 
mad)t''^).  %,  ®en^  unb  Sean  ^aul  Derl)ielten  ftd)  ablef)nenb. 
©agegen  ift  ber  wirffamfte  tragifd^e  ©id^ter  feit  Sd^iller,  ®rill= 
paxitx,  burd)  „Corinna"  gur  „@appf)o"  angeregt  worben*). 

S)a§  ^öd^fte  ßob  goUte  Königin  ßuife.  Oft  ^abe  [k  bie 
Sefung  beö  S3ud)ö  t)on  grau  bon  ©tael  unterbred^en  muffen, 
äufeerte  fte  ju  iJ^^^er  Umgebung,  weil  il)re  Seele  jerriffen  war, 
nid)t  fowol)l  burd)  ben  Sdjmerg,  atö  burd)  ben  3Serluft  ber 
.^Öffnung,  ber  fte  an  il^r  eigenem  ©d^idffal  erinnerte^),  an  bie 
©ornenfrone  Don  1806.  ®ie  patl)etifd)e  Trauer  ber  ©id^tung 
unb  bie  Älage  um  baö  in  ben  ©taub  getretene  Sßaterlanb,  waö 


»)  Baron  de  G6rando,  Lettres  inedites,  68—69.  31.  2Ö.  ©d^lcgcl, 
®ef.  2öer!c,  VII,  142.  dianä),  ©orotl^ca  üon  BiS^Uqtl,  I,  191,  225,  »riefe 
öon  S)orot5ea,  1806  unb  1807. 

2)  Madame  R6caraier,  Les  amis  de  sa  jeuriesse,  etc.  Canaille 
Jordan  ä  Madame  de  Stael,  Lyon,  10  Sept.  1807. 

3)  ©oet^e  unb  SRein^arb,  SSricfttJcd^fcI,  SuU  —  Sluguft  1807.  ©oetl&e« 
Sal&rbud^,  1884,  129-130. 

*)  9B.  ©d^erer,  »orträgc  unb  ^n^'ia^e.  ©riHpor^er,  233.  g.  ©en^, 
aSriefteed^fel  mit  31.  mmn,  107.  St.  3J2ager,  ©efd^id^te  ber  fronjöfifd^eu 
S^attonoUiteratur,  II,  80  u.  ff. 

*)  3.  Sß.  @d^ü4,  Ueber  ben  6:]öorafter  unb  bie  Söerle  bon  grtau  öon 
©toel,  in  ber  Seitfd^rift,  S)ic  ßeitgenoffen,  III,  1818. 


156  Äöniöin  öuifc. 

l^atten  jtc  gemein,  wenn  uid^t  ben  ibealen  3wg  beö  ©dimerjcS 
um  ba§  ßoo§  be§  ©d^önen  auf  ber  6rbe?  »J'ai  vu  les  reines 
pleurer  comme  de  simples  femmes«,  fagte  ßl^ateaubrianb, 
ber  gefrönten  35ulberin  gebenfenb,  bor  il^rem  SJlarmorbilb  gu 
ßl^arlottenburg. 

Sn  ber  angelfäd)ftfd^en  SBelt  toax  ba§  Sntcrcffc  fein  gc* 
ringereS.  Ueber  bem  Dcean  Ia§  ©ouderneur  SÄorriiS  „Corinna" 
mit  bem  feften  @ntf(i)Iufe,  aUcö  ma^  i^m  mißfiel,  tt)ät)renb  ber 
Seftüre  genau  ju  Rapier  ju  bringen.  6r  mar  md)t  bi§  jur 
t&älfte  gelangt,  als  er  feine  3lotijen  megmarfi  »Rare  quality 
of  genius,  to  lead  us  in  our  ripe  days,  as  love  in  the  green 
ones,  wheresoever  it  will«,  fd^rieb  er  nad)  6opt)ct.  ©ann 
fäl^rt  er  in  feiner  SBeife  fort:  „3^  bebaure,  bafe  31^r  fd^ottifd^cr 
Sorb  an  jenem  monbbeglänjten  Slbenb  nid)t  ein  mentg  untere 
nel^menber  mar.  .  .  .  3dÖ  erinnere  mid^  einft  don  einem  armen, 
jungen,  beutfc^en  9Wäbd)en  get)ört  ju  l^aben,  meld)em  bic  Äerjtc 
ba§  geben  abfprad^en.  35a  l^ub  fte  bitterlid^  gu  meinen  an: 
5Rein,  nein,  id^  fann  nod)  md)t  fterben,  fagte  fie,  erft  mufe  iä) 
ein  menig  l^eiratl^en.  Unb  mat)rlid^,  marum  foH  ©orinna  b^r 
SBelt  öerloren  gelten?'' ^) 

S)aS  jüngere,  ernftere  ®efd^led)t  fam  mit  Sc^meS  SRadintofl^ 
gu  SBort.  6r  mar  bamalS  in  ^nbien  unb  f d)rieb  t)on  Sombaq : 
„Sangfam  lefe  id)  „Corinna",  um  ben  ©enufe  gu  öerlängem, 
unb  mit  @d)re(fen  fel^e  id),  bafe  e§  mit  bem  Sud^  nun  bod^  gu 
(5nbe  gel^t. .  . .  Sebe  mot)I,  bu  mäd^tige,  eigentpmlid^e  ©d^öpfung, 
beren  g^e^Ier  fo  auffaKenb  ftnb,  bafe  e§  ftd^  nid^t  ber  9Hfil^e  lol^ncn 
mürbe,  fte  aufgugäl^len,  unb  öon  meld)er  bod^  eingelne  @ä^ 
met)r  @efüt)le  ermedft  unb  met)r  ©ebanfen  angeregt  l^aben,  atö 
bie  fel)Ierlofeften  3Kufter  literärifd^er  eiegang.  ©ie  Sntrlgue 
be§  3fiomanS  entmidelt  ftc^  nur,  um  bie  innere  SBelt  gum  Shiä» 
brud  gu  bringen.    35er  gange  ^totd  einer  ©pifobe  ift  erreicht, 


0  Jared  Sparks,  Life  of  Gouverneur  Morris.    III,  248,  18.  Sanuat 
1803. 


S)ic  eitöIiWe  iWHf.  157 

wenn  pe  leibcnf(i^attlid)e  ßntpfinbuncj  vermittelt  l^at.  aber  [elbfl 
bei  jold^en  3lnlä[fen  geigt  pd^,  wag  bie  Sßerfafferin  t)ermod)t 
l^aben  würbe,  ptte  pe  it)rem  2:alent  naä)  biefer  SRid^tung  @piel= 
raunt  gelaffen.  ©ie  S^^gli^berung  ber  geibenfd^aften  unb  (Sija^ 
raftere  i[t  bon  {el^er  aud^  für  ntid^  ein  foId)e§  Sieblingöftubium 
gewefen,  ba^  xd)  felbft  feine  Uebertreibungen  entfd^ulbige.  Db* 
tt)ot)I  id^  anbrerfeitö  nid^t  leugnen  lann  nod)  wiK,  ba^  eine  gu 
fubtile  a3eobad)tungggabe  gu  ©d^lufefolgerungen  fül^rt,  bie  nur 
in  einjelnen  fJäKen  gutreffenb  pnb,  in  anbern  bagegen  ebenfo 
gut  gang  öerfd^ieben  gebeutet  werben  fönnten.  3n  ben  Se^^ 
fd^reibungen  ift  übrigens  grau  t)on  ©tael  oft  nid^t  ntinber 
genau  unb  berläfpg  aU  ber  ffll^lfte  Seobac^ter.  Sl^re  ®ar« 
ftellung  öon  3KitteImäfeigfeit,  Sangeweile,  eintöniger  Sefd^ränft« 
l^eit,  bie  nur  3leib  unb  SKifegunft  in  Bewegung  gu  derfe^en  im 
©tanbe  pnb;  t)on  geiftiger  Ueberlegenl^eit,  bie  gefürd)tet  unb 
gel^afet,  aber  nid^t  öerftanben  wirb,  bon  SBerftanb  unb  SBi^,  bie 
nad^  unb  nadE)  in  ber  ©tidluft  ber  ®umml)elt  erlöfdE)en  muffen, 
ift  fo  wal^r!  VLnb  bann,  wie  gefd^idt  ift  ber  ungünftige  ßin^ 
brud  ber  ©d^tlberungen  3lortl)umbrifd^en  ^rodinglebenS  burc^ 
bie  SBemerfungen  Döwalb'S  wie  burd^  ba^  beränberte  Urtl^eil 
öon  Corinna  felbft  nad^  bem  gweiten  Sllifentl^alt  in  ©nglanb 
forrigirt,  unb  wie  wei§  anbrerfeits  bie  merfwürbige  g^rau  wieber 
ben  ßntl^upaSmuö  für  Italien  burd)  bie  6infd)ränfungen  ber 
©d^lufefapitel  auf  ba^  9Ra^  ber  Söal^rl^eit  gurüdgufüljren"  ^). 

6in  anbere§  ttrtf)eil  öon  englifd^er  Seite  barf  nid)t  über= 
gangen  werben.  6§  ift  ba§  t)on  Sorb  S^ron.  5luf  ba§  le^te 
S3latt  beS  ber  ®räpn  ©uiccioli  gel^örenben  @femplar§  üon 
„Corinna"  fd^rieb  er  innige  SBorte  an  bie  beliebte.  S)ann 
fugte  er  in  Segug  auf  biefeö  il^r  Siebling^bud)  l^ingu:  „S^ 
l^abe  %xan  Don  @tael  gut  gefannt  —  beffer  al§  pe  Italien 
fannte.  Slllein  id^  war  weit  baöon  entfernt,  bamal^  gu  af)nen, 
bafe  ic^  einft  mit  il)ren  ©ebanfen  in  bem  ganb  benfen  würbe, 


0  Sir  James  Mackin tosh,  Memoirs  of  the  life  of,  I,  405  u.  ff. 


158  „^oxima"  in  Stalien. 

ba§  pe  gum  3fial)men  il^rer  anjiel^enbften  ©d^öpfung  getöäl^It 
l^Qt.  Sn  Sejug  auf  Italien  unb  ßnglanb  l^at  fte  gutt)eilcn 
SRed^t,  öftere  nod^  Unred^t;  in  Segug  auf  ba§  ^erg  aber,  ba§ 
nur  eine  5Jlationalität  unb  fein  SSaterlanb  fennt,  irrt  jte  jtd^  faft 
niemals"  ^). 

Sßdl^renb  biefe  ffleurtl^eiler  jtd^  burd^  bte  an  il^ren  f)eU 
matpd^en  3Serl)ältniffen  geübte  Äritif  ben  ©enufe  an  ber  fünft* 
lerijd)en  Seiftung  nid^t  Derfümmem  liefen,  erl^ob  ber  Staliener 
Ugo  5o§coIo  in  ben  ©palten  be§  »Gazettino  del  bei  Mondoc 
ben  SSortüurf,  al§  l^abe  baS  S3ud^  t)on  g^rau  Don  @tael  »infa- 
mato  ritalia,  nel  volere  patrocinarlac  3lud^  er  l^at  fpätcr 
anber§  über  biefen  $unft  gebadet 2). 

Stauen  felbft  ift  banfbar  geblieben.  3n  ben  Sd^aufenftem 
ber  bortigen  SBuc^pnbler  fel^lt  nod^  l^eute  faft  niemals  ein  gyem- 
plar  Don  „Corinna",  al§  unDerujelflic^eS  SBlatt  im  ©l^renfranj, 
ben  bie  gremben  auf  flaf|tfd)er  6rbe  niebergelegt  l^aben. 


')  Th.  Moore,  Letters  and  Journals  of  Lord  Byron,  with  Notices  of 
his  life,  407. 

^)  G.  Cantü,  Yincenzo  Monti  e  Tetä  che  fu  sua,  101  u.  ff. 


f  ntte0  inpitel 


3lai)  SSoHenbxing  Don  „(§.oxxnm"  befanb  ftd)  S^rau  öon 
@tael  in  Scjug  auf  5Jlapolcon  in  einer  Sage,  &})n\\d)  berjemgen, 
bie  bem  ©rfd^einen  Don  „©elpl^ine''  gefolgt  n)ar. 

3Bie  1802  ben  ^öl^e:punft  be§  6onfulat§,  fo  bejeid^neten 
bte  3a]^re  1806  nnb  1807  bie  äU)ifd)en  aufterli^  nnb  Silpt 
liegenbe  ©lanjgeit  be§  Äaiferreid)^.  ®ie  tributären  Äönigreid^e 
waren  errid^tet,  ^reufeen  niebergeworfen,  Siufelanb  genjonnen, 
ba§  töbtlid^e  ©jrperiment  in  Spanien  nod)  ni(i)t  berfuti^t.  Sluf 
bem  3^eftlanb  toax  faft  niemanb  mel^r,  ber  tüiberftanb.  3m 
Sanuar  1806  fd^rieb  ®en^,  nnb  swar,  bejeidinenb  genug,  gerabe 
an  3ol)anne§  Don  SJiüHer:  „5lrmfelbt  fd^rieb  mir  Dor  einiger 
3eit:  »Groyez-moi,  11  n'y  a  plus  que  les  femmes  qui  vaillent 
quelque  chose«,  unb  bei  Sott,  er  l^at  9fied)t!  @§  ift  ein  tt)al)r= 
l^aft  aufeerorbentlid^e^  ^l^änomen,  bafe  man  l^eute  jetin  trefflid^e 
grauen  Don  großem  ©emütt),  lebenbigem  6l)rgefüt)l,  unDerfälfd^« 
tcm  ^a§  gegen  ba§  Söfe  unb  babei  umfaffenbem  ®eifte  pnbet, 
el^e  man  nur  einem  SÄann  begegnet,  ber  bie  ^älfte  biefer  6igen= 
fd^aften  Dereinigte"  ^).  33ie  ©reigniffe,  bie  nun  folgten,  fd^icnen 
faft  ba§  ju  überfd)tt)änglid)e  Sob  ju  beftdtigen.  »Qui  etes-vous, 
Madame?«  frug  5JlapoIeon  bie  allein  in  SBeimar  gurüdgebliebene 


^)  aRautct-eonftant,  ©u^plcmcitt  ju  S.  ö.  3Hünet*S  fämmtl.  Söericn, 
I,  211,  ®enfe  on  S.  b.  SWüÄer,  6.  Sonuar  1806. 


IgO  ^ie  gfrauen  unb  9lapoXton. 

^erjogin  Suife,  aU  pc  il^n,  nad^  3ena,  auf  bcr  &(i)\o%treppt 
bort  ctttpftng.  @ic  nannte  ^ä).  »En  ce  cas,  je  vous  plainsc, 
entgegnete  er,  »car  j'ecraserai  votre  mari.c  Slm  anbem  Siag 
jagte  er  nad)  einer  langen  ttnterrebung  unb  mit  9lad)bru(f  ju 
il^r,  jte  möge  e§  glauben,  e§  gebe  eine  33orfe]^ung,  bie  Sllleö 
lenfe,  er  jei  nur  il^r  SBerfseug.  „©a§  ijt  eine  ^au,  weld^er 
meine  breil^unbert  Kanonen  nid^t  Slngft  gemad^t  l^aben",  be« 
jeugte  er  beim  S^ortget)en.  SBie  fjrau  Don  ©tael  über  ben 
35organg  bad)te,  ift  bereite  erwäl^nt  worben.  Äaroline  t)on 
SBoIjogen,  bie  mit  il)rem  franfen  ©atten  in  ber  brennenben, 
geplünberten  @tabt  auSl^ielt,  liefe  jid^  fpäter  nod^  als  bejal^rte 
f^rau  Don  biefen  Erinnerungen  jum  SRoman  „Gorbelia"  be= 
geiftern').  Slm  preufeijd^en  §oflager  gu  Königsberg,  »o  baS 
@efül)l  l^errfd^te  „als  l^äufe  ©ott  unfere  Sflnben  auf  unfer 
$aupt  unb  fuc^e  unS  l^eim  in  großer  SErfibfal",  bejtanb  ein 
anbereS  ^auenl^erj  bie  5ßrobe  unb  empfaf)l  ben  »anfenben 
5!Kannem  „feft  ju  bleiben  unb  nid^t  fjrieben  gu  fd^liefeen"  2).  — 
SBä^renb  baS  in  ©eutfd^lanb  ftd^  gutrug,  litt  eS  ^au  öon 
©tael  nid^t  mel)r  in  ber  Stille  bon  Poppet.  ®urd^  il^rc  9latio= 
nalität  auf  bie  Seite  beS  ©iegerS  gefteHt,  ftanb  pe  nur  gu  fe^r 
für  il^re  innere  SRul^e  mit  il^ren  ©^mpatl^ien  auf  {euer  ber  Se» 
pegten,  unb  empfanb  unter  bem  ®rudE  welterfd^üttember  6retg* 
niffe  um  jo  bringenber  baS  Sebürfnife  beS  ®ebanfenau8taufd^8 
unb  Umgangs  mit  gleid^gepnnten  Sreunben.  (5S  toar  eine 
gang  perfönlid^e  ©rfal^rung,  bie  pe  auSfprad),  wenn  pe  in  „©0'= 
rinna"  baS  SReifen  eines  ber  traurigften  SBergnflgen  ber  SBeft 
nannte,  fiber  bie  §aft  läd)elte,  mit  meld)er  man  an  Drtcn  an« 
gulangen  trad^tet,  n)0  man  üon  5Riemanbem  erwartet  wirb,  unb 
in  ber  Srembe  burd^lebte  Saläre  mit  wurgellofen  Qmxqm 
Derglid^,  wä^renb  bie  an  ber  ©eburtsftätte  üerbrad)te  ©iciftenj 
burd^   alte  Erinnerungen  Derjüngt  bleibe,  bie  baS  $erg  frift^ 

')  Caroline  öon  Söolaogcn,  Siterörifd^ci*  SWad^Iofe,  I,  44  u.  55. 
*)  ©rftfin  bon  S^ofe,  S^cununbfcd^atg  Saläre  om  prcufeiWen  $of,  256, 
266,  284. 


®cr  aCßinter  bon  1806  iit  ®eitf.  161 

crl^altcn  unb  ba^  6nbe  ntilbemb  umgeben.  6§  ergriff  Pe,  U)a§ 
@aiutc=^35eut)e  in  il^rem  geben  »le  mal  de  la  capitale«  nennt, 
unb  pd)  jum  Stt)eil  burdE)  bie  au&erorbentlid)e,  innere  ©rregung 
erfldrt,  in  tt)eld)er  „Corinna"  gefd)rieben  würbe. 

%xm  Don  @tael  toar  officieH  feit  beut  2:ob  il^re§  SßaterS, 
tl^at|ää)Iiä)  aber,  n)ie  bereite  gefagt,  fd)on  t)iel  frül^er  unter  bie 
bircfte,^  ftrenge  3lufftd)t  be§  ^räfeften  be§  S^man  gefieKt  njorben. 
@(i^on  im  S^ebruar  1804  njurbe  il^r  ba§  9ied)t,  in  ®enf  eine 
SBol^nung  ju  bel^alten,  nur  aU  SBergünftigung  jugeftanben/^).  Se* 
fragt,  xoa^  er'tt)un  würbe,  wenn  ein  italienifd^er  ©ouöerän  in 
mifeöerftanbenem  ßifer  fte  wäl^renb  il^reö  Slufentl^altg  über  ben 
Sllpcn  feftnel^men  laffen  foKte,  t)atte  5Jlapoleon  geantwortet,  in 
biefem  %aVi  feien  20,000  5Kann  ju  it)rer  Befreiung  bereit  2)  unb 
bann  feinen  Seamten  bie  erwäl^nte,  rfidftd^töDoKe  fflel^anblung 
ber  SReifenben  Dorgefd^rieben,  Slfö  ^rau  bon  @tael  aber  gum 
erften  9JlaI  feit  i^rer  3iücffet)r  nad)  ßoppet  einen  Slufentl^alt  in 
^anfreid)  aufeerl^alb  ber  Dorgefij^riebenen  (gntfernung,  öierjig 
SRcilen  t)on  ^ariS  öerfud^te,  lonnte  fte  gewal^r  werben,  au§  wie 
engen  5!Kafc^en  ba^  5Re^,  ba^  fte  umftridfte,  beftanb.  3lm 
31.  Sluguft  1805  verweigerte  il^r  ber  ^ßoligeiminifter,  •  immer 
%o\x(i)e,  einen  ^afe  nad^  granfreid^  unb  wie§  ben  5ßräfeften 
beö  S^man  an,  fie  im  %a(i  eineö  Ueberfd)reiten§  ber  franjö- 
fifd)en  ®renje  augenblidlid)  gu  uerl^aften.  @d)on  bamalö 
war  bie  [Rebe  baDon,  il^r  bie  freie  Bewegung  jwifd^en  ®enf 
unb  bem  wenige  Kilometer  baöon  entfernten  Poppet  gu  be« 
fd^ränfen.  6ö  lag  nid^tö  gegen  fte  t»or,  al§  bie  SBemerfung 
in  einem  Srief  5Rapoleon'ö  an  g^oudye,  „für  grauen  fei  ber 
aSerlel^r  mit  SBaronin  @tael  nid^t  minber  fompromittirenb 
al8  jener  mit  ber  Königin  Don  Sfleapel^' «).    8lm  22.  Dftober 


')  H.  Welsch inger,  La  Censure  sous  le  premier  Empire,  168. 
^)  Benjamin  Constant,  Memoires  sur  las  Cent  Jours. 
^)H.    Welschinger,    La    Censure    sous    le    premier   Empire,  168. 
napoUon  on  goud^e,  22.  aWoi  1805. 

»lennet^atfett,  grau  t?on©tael.  III.  H 


162  ^ilfttantent^eater  t)on  grau  bon  @tael. 

bcäfclben  §erbfte^  murbc  jebod)  ber  verlangte  ^afe  nad^  %vanh 
rcid),  unter  bcr  Scbingung,  bafe  ^ariö  uid^t  berül^rt  werbe,  gu* 
gefteKt.  %xan  öon  ©taöl  benu^te  if^n  erft  im  barauffolgenben 
5rüt)ia^r  1806.  @tc  l^atte  ben  SBlnter  bei  jtd^  in  6oppet  unb 
tt)eiln)eife  in  @enf  öerbrad)!,  unb  fid^  baburd^  ein  neucö  3"= 
tereffe  ju  fcl)affen  geujufet,  bafe  fte  mit  il^rer  näd^ften  Umgebung 
auf  einer  Keinen,  gu  @enf  im:proDijtrten  SBul^ne  einige  il^rer 
Sieblingöbramen  au§  bem  St)eater  Don  SBoItaire,  „3Rexo)pc'', 
„3llgire",  f,B^m'\  bann  SRacine'S  „^l^abra"  unb  eine  biblifd^c 
@cene,  „«^agar  in  ber  3GBü[te"  jpielte. 

33on  biefen  SßorfteHungen  pnb  mel^rfad^e  Serid^te  üon 
3lugengeugen  erl^alten,  barunter  ein  überfd^wanglid^  bewunbem- 
ber  öon  Sneberile  S3run,  bie  ben  SBinter  öon  1806  in  @enf 
»erlebte^),  unb  ber  ma^DoH  anerfennenbe  öon  8[.  3B.  @d^legd 
an  bie  ©d^aufpielerin  Setl^mann  am  5Rationaltl^eater  gu  Serltn 
gerid^tet. 

8[.  2Ö.  ©d^legel  l^atte  nad)  ber  beutfd^en  bie  frangöpfd^e 
unb  italienifd^e  barfteUenbe  Äunft  gu  beobad^ten  ®elegenl^dt 
gel^abt,  lebod)  Sialma  unb  ba§  tragijd^e  S^ad^  in  fjranfreid^ 
nid^t  fnmen  gelernt.  3n  biefem,  fd^rieb  er  an  SRabame  SetJ^* 
mann,  l^abe  er  nun  enblidt)  baö  ®lüdE  gel^abt,  etwaö  in  ber 
SEl^at  SBottenbeteS  bemunbern  gu  fönnen,  unb  gwar  wo  man  eS 
am  wenigften  erwarten  burfte,  auf  einem  ©ejeUfd^aftStl^eater 
unb  in  ber  ^erfon  einer  Dilettantin.  (5r  nennt  ba§  ©piel  üon 
grau  Don  @tael  baö  einer  unöergleid^lid^en  Äünftlerin.  3«^ 
eigenen  S^^ti^^wung  unb  mel^r  nod)  gur  Unterl^altung  il^rcr 
greunbe  l^abe  jie  eine  3iei^e  tl^eatralijd^er,  bejonberö  tragifc^er 
SBorfteHungen  gegeben,  meldte  le^tere,  ber  anerfannten  Schwierig» 
leit  wegen,  in  S^ranfreidE)  fonft  gewöl^nlid^  üon  gefeUfd^aftlid^en 
Sül^nen  au^gejd^Ioffen  blieben,  ©ie  feltene  ®abe  üon  fjrau 
üon  ©ta^l,  ieben  ®eift  nad)  feinem  SRafe  anguregen,   befeeltc 


>)  gr.  fßxun,  @))ifoben  au»  SHeifen  kt  bie  ©d^toeia,  grtanfrdd^  unb  Stauen, 
I,  388  n.  ff . 


5C.  So.  ©d^leflcl  übet  ^aQ  ©atftcHunßStalcitt  üon  grau  öon  ©tael.     163 

Sitten  unb  jo  l^attc  pc  balb  einen  ÄreiS  t)on  Talenten  unb  Sc^ 
[trebungcn  um  ftd)  gefammelt,  bcr  im  ©tanbe  toar,  jte  ju  untcr= 
ftü^en  unb  ba§  ®attjc  ber  ©tüdfe  gut  ©rfd^cinung  ju  bringen. 
8[.  SB.  ©d^leflel  l^ebt  bie  gefd)ma(fDoKe  ?lnorbnung,  befonber^ 
in  ber  SBal^l  imb  aSeobadjtung  ber  a:rad)ten  l^erdor,  unb  wie 
bie  Äleinl^eit  bcr  ©cene  baburd)  ber  ©ejammtoirfunfl  feinen 
©ntrau  getl^an  t)abe. 

„Um  t)or  ber  Sütine  au^gejeid^net  ju  erf(i^einen",  fSl^rt  er 
fort,  „Qt^tdtn  jtd)  bei  grau  don  @tael,  gu  Dielen  33e0ÜnftlflUtt= 
gen  ber  9?Qtur  unb  fd^önen  Slnlagen  aKe  SSortt)eiIe  ber  feltenften 
SluSbilbung.  S)ie  @ett)ol^nt)eit  be§  3BeItton§,  bie  für  ba§  feinere 
Suftfpiel  immer  unentbel^rlid^,  aber  aud^  für  ba§  Strauerfpiel, 
wenigPen^  für  ba^  frangöjtfdie,  worin  fo  fel^r  eine  auf  Ueber«= 
einfunft  gegrünbete  SBürbe  l^errfd^t,  äufeerft  wid^tig  ift;  bie  oft 
im  &t\)pxä6)  geübte  ®abe  ber  Ueberrebung,  ©ewanbtl^eit  unb 
©egenwart  beö  ®cifte§;  ein  bi§  auf  bie  ©üben  fid^ereö  unb 
untrüglidieä  ®ebäd)tnife;  eine  aufeerorbentlid^e  ttebung  im  35or= 
trag  ber  3Scrfe.  .^ierin  ift  jte  früt)geitig  @d)ülerin  ber  berül^mten 
ßlairon  gewefen,  freilid^  Diele  "^ai^xe  nad^bem  ftd)  biefe  üom 
Stl^eater  gurüdfgegogen  l^atte;  unb  bieienigen  Swfd^^w^^;  toeld^e 
biefe  merfwürbige  ©d^aufpielerin  gefet)en,  Derftd^erten,  bie  Spuren 
bat)on  in  il^rer  3Beife  fel^r  too^  gu  erfennen. 

„®ie§  SlKeö  reid^t  jebod)  nid)t  l^in,  um  einen  angenteffenen 
^Begriff  don  ber  6igentl^ümlid)feit  il^reS  @piel§  gu  geben,  bie 
gang  au§  il^rem  6t)arafter  unb  innerften  ©efül^l  t)ert)orgel^t. 
grau  t)on  ©tael  öerbinbet  mit  ber  natürlid)cn  SSorliebe  für  bie 
©prad^e  unb  ßiteratur  il^rer  9lation  bie  in  granfreid^  anwerft 
feltenc  gäl^igleit,  jtd)  in  auölänbifd^e  SinneiSart  gu  öerfe^en  unb 
jte  burd^  bie  ^l^antajte  jtd)  angueignen.  @ie  ift  Äennerin  unb 
Sreunbin  ber  frangöjtfd^en  ©id^tfunft,  Dorgüglid)  ber  bramatifd^en, 
jebod)  ol^ne  baöon  gang  erfüKt  unb  befriebigt  gu  werben.  3Ba§ 
jte  in  aUer  ^oejte  guuörberft  jud)t,  maö  |te  felbft  in  il)reu 
©(^riften  al§  ben  ]^errfd)enben  ©inbrudf  il^re§  SebenS  bargufteHen 
üerjud)t  l^t,  jtnb  bie  üon  einem  fül&lenben  .^ergen  unjertrcnn* 

11* 


164     ^'  ^.  <B^Uqt\  über  ba$  taTftfffun()$taIent  don  ^an  bon  ^taet. 

lid^en  €d^tdffale,  feine  ©eJ^rinmlffe,  feine  8eiben,  auf  ba§  un* 
mittelbarfte  unb  einfad^ftc  auögcbriicft.  9lun  ift  nid^t  ju  leugnen, 
bafe  bie  engen  ©d^ranfen,  meldte  ber  franjöftfd)e  ©efc^macf  bem 
®rama  gefegt  l^at,  gum  Sl^eil  aud^  ber  ganj  ber  äußern  @r« 
fd^einung  jugewanbte  ßl^arafter  ber  5Ratton  felbft,  fowol^l  waS 
bie  Siefe  ber  bargefteHten  Seibenfd^aften  afö  bie  flberrafd^cnbe 
SBal^rl)eit  be§  au^brurfS  betrifft,  gar  Diel  öermiffen  laffert. 
aSerebfamfeit  fd^eint  if)ren  ©id^tem  ba^  erfle  ©rforbemife,  unb 
Serebfanifeit  ift  immer  ettoaö  Vorbereitetes.  ®e§  SBol^lftanbe« 
wegen  njoKcn  fie  un§  bie  menfd)Iid[)e  9latur  nie  ganj  t)om 
@di)merj  verwirrt  unb  übentjältigt,  unb  ol^ne  allen  feftlid^en 
SJufpu^  jeigen,  ujeSmegen  ©d^iHer  i^re  ^erfonen  treffenb  mit 
ben  Königen  auf  alten  Äupferftidjen  t)crgleid^t,  bie  fid^  in 
9Wantel  unb  Ärone  gu  Sette  legen.  3Äan  fonntc  aud^  föfl^n, 
ba§  bie  gelben  beS  franjöjifd^en  StrauerfpielS  faft  nie  mie  unter 
ftd^  allein  unb  unbeobad)tet  reben  unb  l^anbeln,  fonbem  mtc  ber 
©d^aufpieler  bem  ßiif^^ii^r  nid)t  ben  SRüdfen  menben  foH,  fo 
l^at  l^ier  fd)on  ber  ©id^ter  @orge  getragen,  bie  SReben  jtd^tbar 
nad)  bem  5ßarterre  l^inauSjufel^ren.  2)ie§  ftnb  nur  einige  öon 
ben  Urfad)en,  n^arum  uns  ©entfd^e  felbft  bie  beften  tragtfd^en 
2Berfe  ber  iJranjofen  bei  ber  ßefung  meiftenS  falt  laffen. 
SBflrben  fte  aber  in  ben  Hauptrollen  burd^gel^enbS  fo  aufgeführt, 
tt)ie  eS  3^rau  oon  @tael  in  ben  if)rigen  geleiftet  l^at,  fo  müßten 
fte  bennod)  rül)ren  unb  erfd^üttern.  Ä'önnte  id^  Sinnen  nur'be= 
fd)reiben,  tDie  il^r  Sebürfni^  tvid)  inniger  3Bal)rl^eit  ben  3Biber- 
ftanb  ber  g^orm  übertoanb,  toie  |te  biefen  abgemeffenen  ^eröor« 
bringungen  ein  freieres  @emüt^  ein]^aud)te,  fte  mit  ber  %Mc 
i^reS  eigenen  ^ergenS  ern^ärmte,  fte  burd^  il)re  Segetfterung  in 
poliere  SRegionen  ber  ^oefte  emporl^ob!  5Rid^t  als  ob  fie  be8= 
wegen  über  bie  ®renjen  ber  Gattung  f)inauSginge.  @^er  bflrftc 
bieS  ber  %a\i  einiger  t)on  ben  berül^mteften  l^eutigen  Qä^aU'^ 
fpielem  in  SßariS  fein,  bie  nad)  bem  33ertc^t  grfinblic^er  »e« 
urtl^etler  bie  2Ber!e  t^rer  ©id)ter  giemlid)  wiHfürlid^  be^anbeln, 
unb  oft  aus  pompl^after  ©cllamation  plö^lid^  in  eine  frampf* 


■  ^.^^M»    .       ^     ^.  .•.1^*'      J-    '    ■      Am'J 


3t.  aSB.  BäiU^d  über  baä  ©arftettungötalcnt  Don  ^an  üon  @tael.     165 

l^afte  §cftlgfeit  nld)t  ol^ne  entftcUenbe  SBerjerrung  übergcl^eii, 
ipoju  ber  S;ej:t  feineötDeßö  2SeranIa[fung  gibt,  ©iefer  Scl^lgriff 
entfpringt  bieHeid^t  au§  2)em,  ba^  ba§  geben  in  ben  Srauer* 
f:pielen,  bie  fte  barjufteHen  l)aben,  fparfam  au^geftreut  ift;  jte 
tüoUen  bal^er  in  ben  lüenigen  8lugenbUdfen,  xoö  bie  Seibenfd^aft 
einigermaßen  il^re  9lecl)te  geltenb  mad^t,  ba^  SBerfäumte  nad^= 
Idolen,  unb  überlaben  jte  gleid^fam  mit  ber  jufammengeprefeten 
Äraft  beffen,  njoöon  bag  gange  ©tiidf  gleid)mäfeig  burd)brungett 
fein  fönte.  @ang  anber^  lüeife  grau  -bon  @tael  ben  SRangel 
3u  erfe^en;  bei  il^r  ftnb  alle  Uebergänge  t)on  ber  gel^altenften 
Siebe  bi§  gum  untt)illfürlid)ften  S(u^ruf  be§  @d)merge5  l^armo* 
nifd^.  9iie  überfd)reitet  jie,  ic^  Witt  nid)t  fagen,  bie  garte  Sinie 
ber  Slnmutl^,  fonbern  felbft  bie  ©d^ranfen  be§  l^erfömmlidEien 
Slnftanbeg.  9Jlan  lann  fagen,  ba^  ein  eigentpmlidjer  9leig 
il^re^  @piel§  in  bem  au^geglid^nen  2Biberftreit  be§  innern  Sin- 
triebet  unb  ber  bennod^  beobad^teten  3legel  liegt.  6^  ift  freie 
aSewegung  im  gebunbenften  ©benmafe,  ein  tiefet  ®emütl^  unter 
einer  glängenben  Dberfläd^e,  S(ufrid^tigfeit  unb  §erglid^feit  ber 
Siatur,  bie  forglog  überlegen  am  •^ofe  ber  verfeinerten  Äunft 
crfd^eint. 

„iJrau  bon  @tael  geprt  nid^t  gu  ben  befonnenen  @dE)au* 
.f|)ielern,  lüeli^e  ba^,  njaö  fte  einmal  afö  ba6  3fiid^tigfte  ober 
aSortl^eill^aftefte  bered)net  l^aben,  immer  auf  gleid)e  SCSeife  auö= 
fül^ren.  9iad^bem  fte  il^re  3lolle  forgfältig  burd^bad^t  unb  geübt, 
überläßt  jte  ftd^  bei  ber  Slupl^rung  gang  ben  ©ingebungen  beö 
SlugenblicfS.  @ie  verliert  ftd)  in  bie  borgefteHte  ^erfon,  ringt 
mit  ftreitenben  ©efül^len,  leibet,  bergagt,  entfe^t  jtd^,  jtnft  in 
Ermattung,  faßt  neuen  2Rutl^  ober  mirb  gum  legten  @ntfd)lu6 
ber  Sßergmeiflung  l^ingetrieben;  furg  alle§,  tboburd^  bie  tragifd^e 
Jßoefte  bie  ©emfltl^er  bemegt  unb  erfd^üttert,  fül^lt  fte  bi§  gur 
Säufd^ung,  ate  ginge  e§  mit  il^r  felbft  bor.  ®arum  jtnb  bann 
baS  tiefere  Sltl^men,  ba§  ftärfere  ©dalagen  be§  'Öergen^,  ba§ 
IBeben  ber  Stimme,  ber  ©d^red  bei  bem  plö^lidtien  Unfälle  einer 
a^ltebten  ^erfon,  ja  bie  überftrömenben  Sl^ränen  nid^t  mel^r  6r* 


166     9.  8B.  ©d^Uget  über  baS  ^arfteüungdtalent  t)on  gftau  bon  &ael. 

bic^tung,  fonbent  SßJirflicl)!eit.  ©iefe«  angcfd^lagcncn  ©aitcn 
fann  feine  oemanbte  il^ren  afforb  ocrfagen;  jte  l^at  bic  3flü]^= 
nmg  il^rer  3iifd)auer  mit  i()rem  eigenen  @d)merj  erfauft." 

2)ie  Stetige  ber  SBorftellnngen  in  ®enf  wurbe  burd)  „9Jii* 
rope"  eröffnet,  einer  Sragöbie,  bie  wegen  be§  in  berfelben  gum 
an^brud  fommenben  2Rutterfd)merge^5  gang  befonberiS  bem  ©ar* 
fteHungötalent  bon  grau  Don  ©tael  entfprad^.  ®er  SeifaH, 
ben  pe  in  ber  Titelrolle  erregte,  mad^te  allen  Sebenfen  über 
ba§  ®elingen  beS  Unternel^nienS  ci!i  6nbe.  S3ejonben8  gcrül^mt 
tourbe  bie  Stimme  ber  S)ar[tellcrin,  bie  güHc  unb  SBeid^l^eit, 
mit  welken  ftd^  il^r  Organ  allen  2lnforberungen  il^rer  SloKen 
fügte.  S^re  fd)önen,  bunflen  Singen,  bie  auöbrucfi^öollen  QÜQt, 
bie  in  ber  %txnt  gn  il^rem  Sortl^eil  gemilbert  erfd^ienen,  eine 
flafjifd^e  Haltung  unb  SSetoegung,  bie  befonberS  ^armonifd^e 
®ebärbe  ber  arme  unb  ^anbt  tl^aten  ia^  Uebrige.  ^erbor« 
gel^oben  tourbe  il^re  Sluffaffung  ber  Stollen  oon  ^alm^re  wegen 
ber  ®ragie  unb  frifd)en  gebenbigfeit  in  ber  ©arftellung  einer 
auffeimenben  mit  religiöfem  ßntl^upaömuö  gepaarten  Siebe. 

„Sllgire"  beurtl^eilte  31.  3B.  @d)Iegel  alö  bie  gelungcttjie 
ber  tl^eatralifd)en  ßompofttionen  öon  SSoltaire,  beS  glüdflid^en 
®runbgebanfeng  megen,  unb  meil  bie  Äontrafte  gmifd^en  ber 
alten  unb  ber  neuen  5Ißelt  Slnlafe  gu  gelungenen,  bid^terifd^cn 
©c^ilberungen  gaben.  S)ie  §anblung  fanb  er,  obmol^I  erbid|)tct, 
reid^er  an  l^iftorifd)em  ©el^alt  al§  bie  meiften  anbern  frangöp» 
fd^en  Sragöbien.  iJrau  oon  @tael  fpielte  Sllgire  in  fpanifd^er 
2:rad)t,  t)ielleid)t  ber  Slbfid^t  beö  3Serfaffer§  entgegen,  aber  im* 
ftreitig  im  ®eift  ber  ®efd)ic^te,  ba  fte  bereite  g^riftin  unb  im 
Segriff  ift,  einem  fpanifd)en  ©rofeen  öermäl^lt  gn  werben.  @o 
wie  grau  oon  @tael  i^re  treue  unb  innige  ßörtli^f^it,  bcii 
abel  ifirer  ©ejinnung  gum  Slu^brud  brad)te,  würbe  aigire  fafl 
nod^  ein  fd^önerer  Sriumpl^  l^ol^er  SBeiblid^Ieit  als  3R^rapc. 
©ie  SloUe  ber  Qam  war  bid)terifd)  öiel  weniger  begünftigt. 
SBä^renb  aKc  menfd)lidöen  Seweggrfinbe  für  aigiren«  2icbc 
fprcd^en,  l^at  bie  £iebe  bon  Saire  jte  aUe  gegen  ftd^.    35er 


8(.  SB.  ©d^tcgcl  über  ba§  ©arftcttunöStarent  öon  grou  öon  @tael.     167 

bcutfd^c  Äritifer  tuollte  jtd)  nid^t  jur  @5m:patl^ic  für  biefc  leiben* 
fd^aftlid)c  SHeigung  iu  einem  öerliebten  unb  eiferfüd)tigen  SEürfen 
berftel^en,  ber  jwar  mit  ©rofemntf)  unb  europäifd)em  B^rtgefäl^l 
:pral^le,  aber  äße  Slußenblide  in  fein  rol^e^  2Bütl^en  unb  in 
feine  befpotifd)en  Slngewöl^nungen  jurüdffaHe.  (Sr  nennt  Dro^^ 
man  einen  berfelilten  Dtl^eßo  unb  bebauerte,  ba^  SSoltaire  bie 
©elegenl^eit  öerfäumt  l^abe,  ba§  S3ilb  be§  orientalifdjen  9Jlon= 
ard)en  nad^  ber  2lrt  öon  ©alabin  ju  jeid)nen. 

®en  ©d^lufe  bicfer  aSorfteHunßen  bilbete  bie  fd^merfte,  unb, 
bei  ijollfommenem  Gelingen,  tt)ol^l  aud^  bie  lol^nenbfte  SRoHe  be§ 
franjöftfd^en  9le^)ertoire^,  bie  „^i^äbra"  bon  SRacine.  ©d^legel 
nennt  il^re  2)arftellun0  burd)  grau  üon  ©tael  eine  g^terpre:» 
tation  im  großen  ©t^l,  bie  burd^  33etonung  be§  UnwiUfürlid^en 
unb  aSerl^ängnifeöoHen  in  ber  unfeligen  Seibenfd^aft,  ber  ^l^äbra 
unterliegt;  ben  tiefften  ©inbrudf  auf  bie  Sufc^auer  l^cröorbradtite. 
©urd^  ii^ren  S3eifall  angeregt,  fül^rte  grau  bon  Staäl  ba§ 
f leine  Sc^aufpiel  auf,  ba5  bie  bereits  öon  Semercier  uub  grau 
t)on  ®enli§  bel^anbelte  ©efd^id^te  ber  ^agar  treu  nad^  ber 
biblifd^en  ßrjäl^lung  auöfül^rte  unb  weld^e«  fte  allein  mit  H)rm 
Äinbern  fpielte.  Sl^re  Sod^ter,  ein  feelenboHeS  Äinb  bon  jeljn 
3a]^ren,  trat  als  gSmael,  iljr  jüngerer  ©ol^n  in  ber  SRolle  be§ 
@ngels  auf,  unb  bie  Swf^^ti^r  würben  burd)  bie  einfad)e  §anb* 
lung  ju  S^ränen  gerül^rt  unb  maren  nid)t  wenig  überrafd^t,  bie 
aSerfafferin  an  bemfelben  2lbenb  mit  aller  geid)tigfeit  unb  fröl^== 
lid^en  @d)alf^eit  als  falfd^e  SlgneS  ober  Slojine  tbieber  auftreten 
ju  feigen  1). 

aSon  ben  9)iitfpielenben  finbet  fid^  nur  ®raf  35ibonne  als 
©arftelier  beS  Suftgnan  in  „Qam"  lobenb  bei  grieberife  Srun 
erwäl^nt.  Db  eS  ber  ^Dilettantin,  bie  $pbra  fpielte,  gelang, 
baS  l^eilige  geuer  il^rer  Äunft  ben  ©enfern  mitjuti^eilen,  barüber 


*)  Madame  de  Stael,  Agar,  scfene  lyrique,  Oeuvres  comp.  XVI,  1, 
1806.  8t.  SB.  ©d^lcßcr,  Ucbcr  einige  tragifc^e  Sflotten  öon  grau  öon  etael 
an  fßlahamt  »et^mann,  ©d^aufpielerin  au  SBerlin,  1806.  ®ef.  SBerfe,  IX, 
266—281.    3uerft  abgebrudt  im  S3eriinet  ©omcnfotenber,  1806. 


168  9<urt^tlung  in  @enf. 

^ben  biefe  felbfi  mit  geringen  ^(udna^men  ein  Serbad^t  tu 
regenbeS  ©c^meigen  bewal^rt.  3la6)  ^^räulein  @aliffe  fpidte 
grau  oon  ©tael  bie  fomifd)en  SioUen  lieber  unb  beffer  ate  bie 
tragifd^en,  in  weld^en  pe  bie  eigene  ^rfönlid)feit  nic^t  oott^ 
ftänbig  genug  ben  Slnforberuugen  beS  2)icl^terS  unterguorbnen 
wufete^).  3Rabame  5leder  be  ©auffure  nennt  boö  Spiel  il^rer 
@oupue  nid)t  fomol^l  ffinftterifd^  burd)gebilbet  al^  padenb  unb 
originell  unb  im  J^öd^ften  @rab  ergreifenb.  6ö  wec^felte  b^» 
ftänbig  in  ben  3Ritteln  gur  ßräiclung  feiner  ßffefte  unb  Der* 
fd)mäl^te  meiftenS,  ben  9lad)brud  auf  befannte  @d^lagtt)orte  ju 
legen,  um  bafür  unbemerfbar  gebliebene  ©teilen  gur  @eltung  gu 
bringen.  Sie  felbft  war  fo  ergriffen,  baß  fte  atö  Qaixt  nie  baS 
,Rreuj  erfaßte  ol^ne  eö  gu  gerbred^en,  unb  bod)  niemals  bie 
©eifteSgegenwart  unb  beftänbige  2lufraerffamfeit  barüber  oerlor, 
bereu  fte  beburfte,  um  fowol^l  pd^  felbft  alö  i^re  wenig  geübten 
TOitglieber  gu  übermac^en.  3«  S^gug  auf  bie  £ebl^aftigfeit, 
mit  meld^er  grau  üon  @tael  il^re  SRoUen  auffaßte,  fo  bafe  pe 
pd)  gang  mit  benfelben  ibentipcirte,  ergdi^lt  il^re  ©oupne  einen 
d)arafteriftifd)en  oiele  Saläre  frfil)er  üon  il^r  miterlebten  ßug. 
6S  war  bei  il^r  auf  bem  Sanbe,  unb  eg  foHte  ein  Heiner  gujt* 
fpiel  oon  ßarmontel,  „®er  ®efd^mä^ige",  bargefteUt  werben,  in 
weld)em  eine  oornel^me  ®ame,  fränflid^  unb  nerööS,  baS  Sitt^ 
gefud)  eineö  alten  Ärieger^  um  eine  ^enpon  unter  ber  Sebim 
gung  entgegengunel^men  unb  gu  unterftü^en  oerf|)rid^t,  bafe  ber= 
felbe  pd)  nid)t  in  überflüfpge  SReben  berliere.  6r  iftgu  biefem 
3wed  eigene  abgerichtet  worben,  DerfäHt  aber  nad^  ein  |)aar 
SBorten  wieber  in  enblofe^  ©erebe  unb  langweilt  bamit  feine 
©önnerin  fo  entfefelid),  bafe  pe  pdö  nid^t  mel^r  für  i^n  oer* 
wenben  will,  '^^xt  SRoHe  l^atte  grau  oon  (gtael  gu  fpielen  unb 
gab  üortreffli^,  erft  i^re  erfd^öpfte  SRattigfeit,  bann  i^re  Sangei:* 
weile  unb  ßntrüftung  wieber.  2ll§  aber  ber  Slugenblid  fam, 
ben  alten  ©olbaten  unberrid^teter  ®inge  fortgufd^idten,  fonnte  pc 


0  Galiffe,  D'un  siecle  ä  Tautre,  318. 


Slufcnt^att  öon  grau  öon  (Btael  in  Slujcrrc.  169 

fid^  nid^t  baju  cutfd)Ite6eu.  6r  l^atte  bon  feiner  grau,  feinen 
Äinbern,  feiner  2lrmutl^  gefprod)en;  fte  fiel  öoUftänbig  auö  ber 
Stoße,  üergafe  bie  gange  Pointe  beg  @tud§,  entpfal^l  t^m,  ba§ 
näd^fte  9Jlal  weniger  ju  fd^wä^en,  t)erftd)erte  aber  aud^,  bafe  jte 
il^m  beiftel^en  unb  für  SlUeö  forgen  woUe.  ©iefeö  Sebürfnife 
nad^  SBaliri^eit  unb  Sftatürlid^feit  im  SluSbrucf  ber  ßmpfinbung 
war  Urfad^e,  bafe  xijx  bie  ©eflamation  bon  SRabemoifeUe  ©eorgeö, 
bie  jte  in  3Bien  l^atte  fpielen  l^ören,  nid^t  gefiel.  @ie  fanb  biefe 
3lrt  ber  ©arfteUung  ju  fünftlid^.  Sßon  ben  großen  ®ä)an^ 
fpielern  il^rer  S^W  t)^t  S;alma  allein  jte  DoHftänbig  be= 
friebigt  ^). 

®ie  Stl^eaterborfteUungen  öon  1806  toäl^rten  bi§  gum  Slpril, 
bann  feierte  bie  @el^nfud)t  nad^  granfreid)  wieber,  woju  bie 
SBerpflid^tung  fam,  ben  S)rud  bon  „ßorinna"  ju  übent)ad£)en, 
3n  ®enf  l^atte  jie  pd^  in  ber  5ßerfon  be§  faiferlid^en  ^räfeften 
SBarante  einen  greunb  erworben,  ber  il^re  SDiitte  Slpril  erfolgte 
Slbreife,  borläupg  nac^  2luj:erre,  mit  bem  ofpcieHen  a3erid£)t  an 
feinen  5ßarifer  SSorgefe^ten  begleitete,  wäl^renb  beö  gangen  in 
feiner  unmittelbaren  9Wl^e  berbrad£)ten  ^at)xt^  l^abe  grau  bon 
@tael  bie  gemeffenfte  Haltung  bewal^rt  unb  weber  über  ben 
Ärieg  nocf)  über  fonftige  ©reigniffe  Sleufeerungen  getl^an,  bie  ber 
^Regierung  Slnlafe  jur  Älage  gegen  fie  ptten  geben  tonnen  ^j. 

ein  übereifriger  ßoHege  bagegen,  ber  ^räfeft  be§  Departemente 
ber  2)onne,  mad)te  bie  polijeilid^eUeberwad)ung  ber  grau  bon  ©tael 
ju  feiner  perfönlid^en  Slngelegenl^eit  unb  berid)tete,  bafe  fte  mit  bem 
®ebanfen  jtd)  trage,  im  ©d^lofe  SSinceUeö,  in  ber  3lä\)t  bon 
9luj:erre,  SBol^nung  gu  nel^men.  SJiatl^ieu  be  SKontmorenc^  fei 
bort  ju  aSefud^  bei  il^r  eingetroffen.  S)ie  Heine,  eintönige 
^robinjftabt  mad^te  inbeffen  bie  S3efd)ränfung  ber  perfönlid)en 
grcil^eit  nur  um  f o  fühlbarer ;  grofee  ©täbte,  fagt  Corinna,  ftnb 


')  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  ecrits 
de  Madame  de  Stael. 

2)  H.  Welschinger,  La  Censure  sous  le  premier  Empire,  169,  nod^ 
ben  ©ofumcntcn  ber  Archives  nationales. 


170  Unöerföl^nüd^c  Haltung  ber  faifcrtid^en  aflcgicrmtg. 

bic  cinjiflcn,  erträglidien  Slufcntl^altgorte  für  @old)c,  bie  nid^t 
bie  betretenen  SBege  gelten  unb  boc^  flefeHtg  leben  »otten. 
Ueberaß  wo  SRonotonie  gut  jtüeiten  5ftatur  unb  fteten  ©ewol^n:* 
l^eit  geworben  ift,  liebt  man  e§  gar  nid^t  mcl^r,  jtd^  einmal  gu 
unterl^alten,  um  bann  ju  entbecfen,  t>a^  man  jtd^  bie  gange 
übrige  Qüt  l^inburd^  langweilt,  ©ie  Sangeweile  bon  Sluferre 
gu  unterbred)en,  berfuc^te  fte  gar  nid^t,  unb  empfanb  aud^  wenig 
babon,  fo  lange  tl^r  greunb  9Ratl)ieu  bei  il^r  bleiben  fonnte. 
2)ann  aber  mufete  jte,  ba  Weber  Seigrer  nod^  ©d^ulen  ober 
SRuftf  in  „biefem  wal^ren  Sc^tl^ien''  borl^anben  waren,  il^re 
beiben  ©öl^ne  mit  @d)legel  nad^  ^ari§  fd^iden.  Se^terer,  ob^ 
wol^I  ^^  fl^i^c  beutfd^e  Stäbte  gewöl^nt,  Ijatte  ftd^  in  biefer 
frangöjtfd^en  ^robingatmofpl^äre  fo  wenig  gured^t  gefunben,  baft 
grau  bon  ©tael  il^n  „al§  gu  Stöbe  gelangweilt"  bemitleibete. 
»Benjamin  Constant«,  meinte  fte,  »se  tire  inieux  d'affaire  avec 
les  betes«  ^).  Unterbeffen  berwenbeten  jtdE)  iljre  ifreunbe  für  jie 
in  $ari§,  um  enblid^  boc^  bie  SRürfgal^lung  bon  ÄecfefS  ®ar» 
leiten  unb  bie  2luf{)ebung  einer  SSerbannung  burd^gufefeen,  für 
weldt)e  jeber  triftige  @runb  fel^lte.  ©eranbo  befprad^  ftd^  in 
biefer  8lbftd^t  mit  StaUe^ranb.  »II  me  semble  qu'il  lui  si^rait 
de  me  faire  rappeler c,  fd£)rieb  banlenb  grau  bon  StaäP). 

SJlan  l^atte  bom  15.  Sluguft  als  bom  SlapoleonStag  eine 
SBenbung  in  il^rem  ©d^idffal  erwartet.  SBaS  fte  wollte,  war 
nid^t  ®nabe,  fonbern  ®ered^tigfeit.  Slls  baS  geji  berftrid^  unb 
SlUeS  beim  Sitten  blieb,  fd^rieb  jte  in  trüber  Stimmung,  ba« 
Seben  fange  an,  il^r  uncrträglid^  gu  werben. 

Sn  einem  SBrief  an  grieberife  SBrun  liefe  fte  jid^  gum  eigen« 
tpmlid^en  ©eftänbnife  l^inreifeen:  „3d&  weife,  obwol^l  Si^re  ®ütc 
mid^  überfc^ä^t,  bafe  id^  unter  glücflid^eren  SBerl^ältniffen  mel^t 
l^ätte  leiften  fönnen  als  id^  geleiftet  l^abe.    aber  als  grangöpn 


')  Sainte-Beuve,  Madame  de  Stael.  Nouveaax  Portraits  et  Griti- 
ques  litteraires,  27 — 137. 

')  Baron  de  Gerando,  Lettres  inedites,  etc.,  66.  Madame  de  Stael 
ä  G6rando,  Auxerre,  9  Aoiit  1806. 


©rftc  ^^mptomc  gcfd^toöci&tcr  ©efunbl^cit.  171 

mit  nid)t  franiöftfcl)em  ßl^arafter,  mit  bem  ®efd^mad  unb  bcn 
®ett)ol|nl|citcn  be§  franjöpfd^en  Seben§,  aber  mit  bcn  3bccn 
unb  ber  6mpfinbung§melt  be§  5Rorben§  geboren  werben,  ba§  ift 
ein  ©egenfa^,  ber  ba§  Seben  untergräbt.  3ci^  bin  immer  in 
ber  gleid^en  Sage,  juiüeilen  in  ©efeHfdjaft  t)on  greunben,  biel 
öfter  in  ©rmartung  il^rer  Slnfunft,  unb  ol^nc  bic  SRöglid^feit, 
mein  einfameö  Seben  auöjunü^en  mie  id)  foHte,  meil  id)  Dpium 
ncl|me,  um  ju  fd^Iafen,  unb  meil  Dpium  bie  9lert)en  jerftört''  ^). 
.  .  .  (Sin  furjer  Slufentl^alt  in  35Ioii8  brad^te  feine  S3cfferung 
biefer  Ueberreijung  be§  ganjen  ©^ftemö,  bie  il^r  „einen  ^oft= 
wagen  nod)  afe  ben  Ieiblid)ften  SlufentJ^att"  erfd^einen  liefe.  Sie 
laö  Diel,  u.  a.  SBoöweß'ö  Seben  oon  Sol^nf^^n,  t>a^  if)r  ba^ 
SRafe  be§  in  ber  Sewunberung  ßuläfjtgen  ju  überfd)reiten  fd^ien, 
unb  ©iSmonbi'ö  Einleitung  jur  ©efd^id^te  ber  italienifd^en  Sie* 
publifen,  bie  fte  mit  SRed^t  bemunberte  2).  ©a§  ©ingige  aber, 
wa^  il^r  wirflid^  mol^l  tl^cit,  war  ba§  @rfd)eincn  bon  greunben, 
wn  3Rabame  SRecamier,  bie  fel)nlid)  erwartet  worben  war,  unb 
aud)  bieSmal  nic^t  enttäufd)te,  bann  öon  Semercier,  bem  ©id^ter, 
öon  Semonte^'^),  ber  1789  al^  ©eputirter  öon  S^on  mit  ben 
SBorten  „granfreid^  bebürfe  eines  ©uU^'S  9lecfef  S  SRüdfberufung 
verlangt  unb  baburd^  allein  jid^  feiner  Sod)ter  inö  ^erg  gefd^rieben 
^attc.  @r  blieb  \f)x  treu  ergeben,  obwol^l  er  alö  ©ireftor  ber 
faiferlid^en  ßenfurbel^örbe  feine  (Stellung  burd^  biefe  Si^ßunbfd)aft 
gefä^rbete.  5Had)  Sluferre  fam  aud^  SamiHe  Vorbau,  ber  gegen 
%xavi  öon  @tael  etwa§  gut  gu  mad^en  l^attc.  Seit  Äurgcm 
öerl^eiratl^et,  war  er  bei  ©elegenl^eit  ber  SReife  burd^  S^on  il^rem 
SBunfd^,  feine  junge  grau  fennen  gu  lernen,  nid)t  entgegen^» 
gefommen.    Ueber  biefe  ©üentualität  feiner  3Serl^eiratl)ung  l^atte 

0  SSonftctten,  S3riefc  an  g.  SBrun,  l^erauSöCöcben  öon  SKatt^tfon,  I, 
252.    grau  öon  ©tael  an  g.  5Brun,  Slujem,  15.  SuU  1806. 

*)  Sainte-Beuve,  Canaille  Jordan.  Nouveaux  Lundis,  XII,  259. 
»onftcttcn,  aSriefc  an  g.  SBrun,  I,  254. 

•^  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Röcamier,  Coppet 
et  Weimar,  76.  Madame  de  Stael  ä  Madame  Recamier.  Madame  Recu- 
mier,  Les  amis  de  sa  jeuaesso  et  sa  Correspondance  intime,  27 — 31. 


172  Scfud^  öon  grteunben. 

fte  einiflc  Saläre  frül^er  an  ©eranbo  flcfd^rieben,  jte  benfe  übcr= 
l^aitpt  ungern  an  SBerbinbungen,  bic  il^rc  tfreunbeSrcd^tc  fd^md- 
lerten,  unb  l^alte  berebfame  SBorträgc  bagcgen  bereit,  über  bercn 
SBirfung  fte  ftd)  feiner  Stäufdiung  l^lngebe. 

9lun,  ba  ßamiße  ben  @d)rltt  getl^an  unb  il^r  feine  grau 
nid^t  gebrad^t  l^atte,  fd^rieb  fte  il^m  Don  Stuyerre,  wie  |)einlid^ 
eö  il^r  getoefen  fei,  fid^  eine  g^reube  ju  öerfagen,  Don  ber  fte  gu 
bemerfen  geglaubt  l^abe,  bafe  man  fte  il^r  verweigern  wollte. 
ff3c^  ^abe  oiel  mel^r  SBol^lwoUen,  al§  id^  einflöße",  fd^rieb  fte 
bem  ifreunb,  „bic  Stau,  bie  @ie  lieben,  i^at,  um  aud^  mir 
gu  gefallen,  nur  einige  Sll^eilnal^me  für  mid^  an  ben  Sag  gu 
legen.  2Benn  idE)  e^  aud^  ni^t  gern  fel^e,  bafe  meine  S^eunbe 
jtdl)  berl^eiratl^en,  l^iefee  eö  bie  Sreunbfd^aft  bod)  fd)led^t  öcr* 
ftel^en,  wollte  id^  fte,  wenn  ber  ©d^ritt  einmal  gefd^el^cn,  nid^t 
auf  ben  ©egenftanb  ifjrer  9leigung  auöbel^nen.  3(^  will  STOa« 
bame  ßamille  ebenfo,  wie  einft  Sinnen,  gu  gefallen  fud^en.  Sft 
baö  nid^t  red^t?  3d^  kbe  l^ier  in  oöUiger  ßu^rfgegogenl^t, 
getragen  oon  ber  unoergleid£)lid)en  ®üte  bon  ^ülatl^ieu.  3^ 
l^offe,  Sie  gu  feigen  unb  möd)te  nid^t  mel^r  leiben  muffen,  benn 
id^  fül^le  mid^  am  $unft  angelangt,  wo  bie  Äraft  gu  öcrfagen 
beginnt." 

Unb  nad^bem  ßamiUe  S^rban  baö  SSorgefallenc  gu  erflareit 
üerfud)t  l^atte,  antwortete  fte  begütigenb,  fte  fül^le  ftd^  Iran!  an 
Äörper  unb  Seele,  woHe  aber  be§  fd^önften  SSerfeg  bon  SSoUaire 
eingeben!  bleiben: 

»Tout  mortel  est  Charge  de  sa  propre  douleur.c 

„8lbicu  ßamille'',  fd^lofe  einer  biefer  SSriefe,  „Sic  ftiib 
etwa§  berb  mit  mir.  SBenn  @ie  babei  im  SRec^te  ftnb,  fottte  tä 
mir  gum  5Ru^en  gereid^en.  aSielleid)t  aber  ift  eö  nid^t  mittbcr 
rid)tig  gu  fagen,  ba^  @ie  weniger  berb  wären,  wenn  @ic  mid^ 
lieber  Ratten.    Slbieu" '). 


')  Sainte-Beuve,  Gamille  Jordan.     Nouveaux  Lundis,  XII,   255. 
Madame  de  Stael  h  Gamille  Jordan,  1er  Mai  et  20  Juin  1806. 


S9efu(j^  üon  fjrreunben.  173 

€c(i^§  SRonate  fpäter  war  Mamille  Sorban  unter  benicniöen, 
Wc  ben  @d)mcri  ber  ^rennbin  über  il^re  SBerbannuug  au§  $ariö 
ber  Ucbertrcibung  befdiulbigen  ju  muffen  glaubten.  „@te  l|aben 
an  ^Katl^ieu  gef daneben,  ba^  id)  Sinnen  groHte",  antwortete 
grau  t)on  @tael  in  Se^ug  barauf,  „baran  ift  etwas  SBal^reö. 
^6)  liebte  @ie  mel^r  atö  @ie  mid)  liebten.  3[u§  biefem  SRife^ 
öerljältnife  entftanben  petnlid^e  ©inbrflcfe  für  mxä).  (SS  gibt 
feinen  Äummer,  ber,  wenn  aufriditig,  nid)t  ^DHtgefül^l  berbiente. 
Sßor  aUem,  wenn  ein  fold)er  Äummer,  wie  @ie  e§  auö  „(5o= 
rimia"  erfe{)en  fönnen,  wol^l  biele  Sti^ränen,  aber  feine  VLn- 
würbigfeit  gefoftet  unb  taufenb  2Ral  Zögere,  einen  35ante, 
einen  6icero  unter  3[nbern,  gebeugt  l^at.  3)lit  einem  SBort, 
glauben  @ie  mir,  wenn  id)  Sinnen  fage,  ba^  man  über  meinen 
@d)merj,  wie  ja  flberl^aupt  über  allen  ©d^merj  biefer  SBelt 
taufenb  ©inge  gefagt  l^at,  bie  mic^  berwunbet  l^aben.  ginnen 
allein  l^abe  id^  eö  nad)getragen,  weil  id)  @ie  lieb  l^abe.  Sft 
baö  nid^t  billig?  3d)  werbe  Sinnen  „Sorinna"  fd^idfen.  @d)reiben 
@ie  mir  barüber  nad^  Soppet,  wol^in  id)  jurüdfel^re,  fobalb 
baS  S3uc^  gebrudt  ift.  Je  vous  embrasse,  rancune  te- 
nante« '). 

Sias  33orl)aben,  bor  biefer  Sftüdfel^r  nad)  ber  ©d^weij  burd) 
ben  ©ebraudö  ber  SSäber  bon  @pa  Stärfung  il^rer  angegriffenen 
®e[unbl^eit  gu  fud)en,  mufete  ebenfalls  in  golge  ber  bon  ben 
S3el)örben  bagegen  erl^obenen  (Sd^wierigfeiten  wieber  aufgegeben 
werben,  unb  am  14.  September  würbe  Sluyerre  mit  SRouen  ber= 
taufest,  bortl^in  folgten  il^r  SBenjamin  Sonftant,  ier  junge  ®raf 
ßljear  bon  ©abran  unb  mit  35Jill^elm  aud)  beffen  SBruber, 
tJtiebric^  @d)legel,  ben  il^re  ®aftfreunbfd^aft  wäl^renb  fed)§ 
31Honaten  bor  ben  brüdfenben,  pefuniären  Sorgen  bewaf)rte,  bie 
feinen  Slufent^alt  in  5ßariS  begleitet  l^atten,  wofür  fte  banfbar 
anerfennenb    empfing,    wa§  biefer   unerfd)öpflid)  tl^ätige  ®eift 


')  Sainte-Beuve,  Canaille  Jordan.    Noiiveaux  Lundis,  XII,  Madame 
de  Stael  ä  Camille  Jordan,  Meulan,  10  Avril  1807. 


174  SRouen  iinb  Bäjilo^  9(cofta. 

t^r  an  Slnreßungcn  aller  3[rt  ju  geben  l|atte*).  Sie  fc^rleb  an 
ben  in  ®enf  bei  Sneberife  Srun  unb  il^rer  erfranftcn  Soc^tcr 
jurüdgebliebenen  aSonftetten,  bie  rul^ige  ^roöingftabt  fei  auf 
eine  Itterärifd^e  3nt)ajton  wie  bie  il^rige  nic^t  oorbereitet  gctoefen. 
Sänger  bort  gn  berweilen,  lag  nic^t  in  il^rer  8lbpd)t.  Sie  backte 
an  eine  3lficffel^r  nad)  Stauen;  bann  bat  jie  il^^e  S^eunbc 
tt)ieber,  jte  in  @enf  ju  ertt)arten.  @ie  l^abe,  erwibert  flc  am 
@d)Infe  eine§  biefer  ©riefe,  ein  Sanbgut  in  ber  SRal^e  öon 
^ari§  gefauft  unb  werbe  in  ungefäl^r  öiergel^n  Sagen  erfal^ren, 
ob  e§  il|r  geftattet  fei,  bort  ju  leben.  „ߧ  wirb  traurig  genug 
fein,  ben  SBinter  auf  bem  Sanbe  jujubringen,  unb  bod^  ift  baS 
meiner  SEßünfc^e  l)öd^fteS  3'^.  2ßer  möd^te  überl^aupt  in  biefer 
jufammenbred)enben  SSelt  nod)  bon  ftd)  reben.  9liemate  l^abcn 
bie  ßreigniffe  fo  mit  ben  2Kenfd)en  gefpielt,  unb  wenn  id)  bcnfe, 
t>a^  id)  in  einer  Qüt  aufgewad^fen  bin,  in  wcld^er  ber  literärifci^c 
SRul^m  bie  erfte  aller  9lu§geid)nungen  war,  glaube  id^  mid^  auf 
einen  anbem  Planeten  oerfe^t''^).  Äurj  nad^  Sleujal^r,  am 
23.  Sanuar  1807,  würbe  il)r  bie  Bewilligung  ertl|eilt,  big 
1.  Slpril  ba§  iSd)lofe  Slcofta,  in  3[ubergeent)ille,  @eine=et:=Dtfc, 
JU  bewol^nen.  6§  gel^örte  einer  guten  Sefannten,  SRabamc-  bc 
ßaftellane,  unb  bort  würbe  bie  le^te,  feilenbe  ^anb  an  „6o* 
rinna"  gelegt. 

3n3Wifd)en,  im  SKärg,  würbe  ber  Äauf  be§  @d)loffe8  (Scr^ 
na^  bei  granconöille  in  ber  2lbjid)t  abgefd^loffen,  bort^in  Seigrer 
au§  ^ari§  fommen  gu  laffen  unb  e§  mit  9lüdfftd)t  barauf  gum 
ftänbigen  SJßol^np^  gu  nel^men.  S"  trüber  Stimmung  fd)rieb 
grau  t)on  @tael  in  Segug  auf  biefen  $lan  an  Sonftetten,  bie 
^auptftabt  üerblaffe  bor  il^rem  SSlid,  je  naiver  fte  il^r  fommc. 
„Slber  nid^t  ^ari§",  fügte  fte  l^ingu,  „fonbem  id)  felbft  bin  e&, 
bie  beränbert  ift.    ^Diejenigen,  weld)e  fünfgel^n  3a^re  alt  ftnb, 


*)  fRai(^,  ^dxot^ta  öon  ©d^leöct,  I,  225  unb  SBricfc  öon  S)orot]^ea, 
92ot)cmbei-  1806  bis  %tit  1807. 

^  SBonftcttcn,  S3rtcfc  an  g.  S3run,  I,  254.  grau  öon  ®tael  an  ^on^ 
ftcttcn,  SRoucn,  15.  9lot).  1806. 


^ublifation  bon  „Corinna",  Stiil^ial^r  1807.  175 

emppnben  nid^t  tceniger  lebenöfreubig  al^  einft  id).  .  .  .  9Son 
©cnf  au§  lobt  man  mir  bic  33riefe  Don  SRabamc  33run  im 
©egenfafe  gu  ben  meinigen.  9Ran  l^at  5Red^t,  benn  feit  id)  nid^t 
mtl^x  an  meinen  SBater  f d^reibe,  bermag  id^  fiberl|aupt  nid^t, 
mid^  brieflid^  ju  äußern,  gür  einen  beftimmten  3tt)edt,  in  ber 
©rregung  ber  ßeibenfd)aft,  fönnte  id)  nod)  berebfam  fein.  Slber 
mic^  einem  3lnbern,  alö  meinem  Sßater  jn  fdljtlbern,  ba^  Dermag 
id^  nid^t  mel^r.  gorbern  @ie  3Rabame  Srun  anf,  mir  burd^ 
einen  il^rer  Sriefe  il^re  Seele  nä^er  gu  bringen,  ©ie  meinige 
fül^lt  ftd^  in  biefem  Sfiiefenreid^  beengt"  ^). 

aiö  jebod),  furge  3eit  nad)  biefem  SBrief,  S3onftetten'§  Sud^ 
über  „SBefen  unb  ©efe^e  ber  ßinbilbungSfraft"  erfd^ien,  fanb 
i5rau  bon  @tael  bie  lebenbigfte  Sil^eilnal^me  »ieber,  um  e§  gu 
loben,  ^©oeben,  mein  lieber  Sonftetten",  fd)rieb  fte,  „fjabe  id^ 
@ic  gelefen  unb  ebenfo  geift==  alö  pl^antafieöoH  gefunben.  gö 
ift  gum  erften  9Ral,  bafe  man  in  frangöftfdier  ©prad^e  Äenntnife 
beS  menfd^lidien  §ergenö  unb  SSerftanbnife  für  5ßoefte  in  ber 
SÄetopb^ftl  bermertl^et  l^at.  Sie  fjaben  ben  lebenben  SWenfd^en 
anal^prt,  unb  gl^r  S3ud)  l^at  l^iftorifd)  auf  mid^  gewirft.  35enn 
tüa§  fönnte  l^iftorifd^er  fein  al§  bie  ber  gangen  3Jlenfd)l^eit  ge^ 
mcinfamen  SBegriffe  t)on  g^reube  unb  t)on  ©d^merg.  @ie  l^aben 
©teilen  bon  munberbarer  ©etoalt,  unb  id)  n)erbe  2lu§güge  babon 
im  „^ublicifte"  beröffentlid^en. .  . .  3c^  njoUte,  3^rc  fd)arfrtnnige 
Slnal^fe  beö  ©d)merge§  gäbe  mir  bie  ^löglid^feit,  il^m  gu  ent* 
rinnen,  aber  glauben  @ie  mir,  lieber  SSonftetten,  ftd)  felbft 
l^aben  @ie  bargefteUt.  3eber  bon  un§  fd)ilbert  ja  immer  toieber 
jtd^  felbft,  unb  jener  fed^fte  ©inn,  an  n)eld)en  aud)  id)  glaube, 
ift  eben  ba^  ®efü]&l  be§  ©ein§.  Heber  ba§  eigene  3d^  aber 
bcrmag  man  nid^ts,  benn  biefe§  Sd)  ift  8llle§.  2Benn  id)  meine, 
ba^  man  nid)t§  über  ba^felbe  bermöge,  fo  fage  ic^  baö  in  Se« 
gug  auf  ba§  ©lud.  S)enn  bie  §anblungen  jtnb  ba§  unmittel* 
bare  ©rgebnife  be§  3Billen§  unb  barauf  berul^t  ber  gange  33egriff 

*)  S3onftctten,  SSvicfc  an  g.  S3run,  I,  255.  grau  öon  ©tael  an  S3on» 
pcttcn,  aWelun,  2.  S^nuar  1807. 

i. 


kyü^: 


176  S(u«wcifung«bcfc]&I  ^apoXion'$. 

bcr  SJforal  ©old^e  unb  ät(nlid)e  ©ebanfen,  bic  3l^r  35ud^  bei 
mir  angeregt  l)at,  ttJoHen  lüir  einmal  weiter  au§fjpinnen.  SBüfeten 
(Sie,  tt)ie  traurig  unfer  f^rül^jal^r,  lüie  traurig  mand^eS  3[nbere 
ift,  @ie  wären  banfbar  für  Sl^ren  fd^onen  Fimmel  unb  mel^r 
nod)  für  bie  @eele  Sfjrer  ?5reunbin,  bie  nid^t  weniger  flar  al§ 
biefer  ift" '). 

Um  biefclbe  ß^^t  fd^rieb  $Rapoleon  an  SoudE)e,  wie  er  mit 
aSergnfigen  bemerfe,  i>a^  bon  fjrau  Don  @tael  nid)t  mel^r  bie 
JRebe  fei.  „SBcnn  id^  mid)  nod)  mit  il^r  befd^äftige",  fügt  er 
l^inju,  r/Ö^f^i^'^t  e§  auf  Stl^atfad^en  l^in.  ©iefe  grau  tft  ein 
wafjrer  SRabe.  @ie  glaubte  btn  @turm  bereite  gelommen  unb 
fd)welgte  in  gntriguen.  @ie  foH  nad)  il)rem  Seman  jurüdf* 
feieren,  ^aben  un§  bie  ©enfer  etwa  nic^t  genug  gefd^abet?  . . . 
@§  ftef)t  il^r  übrigens  frei,  ins  SluSlanb  ju  gelten  unb  bort  fo 
Diel  ^ampl^lete,  als  fte  nur  wiH,  gu  fd^reiben."  „S3el)alten  @ie 
aud)  Senjamin  ^onftant  im  Sluge",  Ijeifet  eö  in  einem  Srief 
t)om  Suni  1806,  „wie  er  ftd)  in  baS  ©eringfte  mifd)t,  fd^icfe 
id)  ttjxi  nad)  Sraunfd)weig,  gu  feiner  grau,  ^d)  wiH  nid^tS 
t)on  bie[er  gangen  Slique  bulben;  id)  wiH  nid^t,  ba^  fic  $ro* 
feilten  mad^e"^). 

3näwifd)en  ging  mit  8lnfang  Slpril  bie  für  ben  Slufentl^att 
im  @d)lofe  Slcofta  gewäl^rte  grift  gu  @nbe,  unb  eS  traf  ein 
faiferlid)er  Sefel^l  bort  ein,  entweber  bie  ©ntfemung  ber  üiergig 
SReilen  bon  5ßariS  genauer  eingul^alten  ober  granfrdd^  untJe^ 
gflglid)  gu  berlaffen.  grau  bon  @tael  war  leibenb  unb  gu  Sett, 
als  jte  ben  SSefel^l  erl^ielt.  @ie  erflärte,  bor  bem  1.  SiRai  nid^t 
reifen  gu  fönnen  unb  an  jebem  frül^eren  3:ermin  nur  ber  ®ewalt 
weid)en  gu  wollen,  worauf  fie  borläufig  unbel^elligt  blieb. 

Slm  27.  Slpril  melbete  ein  5ßoli3eiberid)t  bem  Äaifer  tt)Xt 
Slbrei[e  nad)  ®enf.  „3d^  bebaure,  (Sie  fo  fd)led^t  informirt  gu 
wiffen",  l^eifet  eS  in  feinem  Slntwortfd^reiben  an  goud)e.    „grau 


0  S3onftcttcn,   S3riefc   on  g.  SBnin.    gvau  öon  @tael  on  S^onftetten, 
grül&ial&r  1807. 

^)  Napoleon  I.,  Correspondance,  XV. 


bon  ©tael  mx  am  24.,  25.,  26.,  27.,  28.  unb  t[t  wal^rfc^einlid^ 
nod^  in  $ari§.  .  .  .  6§  l^eifet  bie  un0lädlid)e  Sage  bicfer  %xaxx 
nur  erfd^weren,  wenn  mau  il^r  Slluftoneu  über  biefelbe  mad^t 
uub  fie  baburd)  ^eiulicl)feiteu  auöfe^t,  bmn  id)  werbe  uid^t 
jöfleru,  pe  uötl^igen  %aUt^  ber  ®eubarmie  ju  überautworten''  *)• 

3u  Sejug  auf  beu  5ßolijeimiuifter  war  Slapoleon  gauj  im 
3led)t.  ©em  ©päl^erauge  feiner  5Dtou(^arb§  glüdlid)  entronnen, 
l^atte  %xan  bon  @tael  ber  3Serfud)ung  cine§  furgen  Slufentl^^lt^ 
in  5ßari§  nid)t  wiberftanben.  9lur  wenige  ^reunbe  wußten 
barum,  unb  erft  fpät  SIbenbö  ober  be§  9lad)t§  pflegte  |te  il^rc 
SBol^nung  ju  oerlaffen  unb  bie  beröbeten  ©trafen  ju  burd^* 
wanbern,  weniger  um  frifd)e  Suft  ju  fd)öpfen,  aU  um  tl^eure 
©rinnerungen  wiebergufinben.  SlUeö  ging  gut,  bi§  fte  :plö^liclö 
ber  aCBunfd)  ergriff,  9Jiabame  be  STeffe  auf jufud^en.  ©iefe  aber, 
bereu  frül^ere  ©nergie  bem  ©nflufe  be§  Sllterö  nid)t  wiberftanben 
l^atte,  erfd)ra!  bei  bem  ©ebanfen,  burd)  ben  Sefud)  fompro^ 
mittirt  gu  werben.  6§  gefd^al^en  Snbi^fretionen,  bie  bi§  gum 
Äaifer  brangen.  g^rau  bon  @tael  mufete  fd^neU  abreifen  unb 
fal^  5ßari§  erft  nad)  bem  ©turj  9lapoIeon'§  wieber  ^). 

aSon  S)ijon  auö,  in  ben  erften  STagen  beö  3ila\,  melbete  fie 
il^rer  greunbin  Suliette  baö  (grfd)einen  bon  „Corinna".  „SBenn 
etwa§  meine  ©egner  entwaffnen  fönnte",  fd)rieb  fie,  „foHte  eö 
biefeö  l^armlofe  S3ud)  fein"^). 

®ie  Antwort  barauf  gab  jene  bereite  erwäl)nte  Äritif 
SHapoleon'^. 

35ei  biefer  ®elegenl)eit  wieberl^olte  jtd)  bie  alte  ©rfal^rung, 
wie  oft  gerabe  @oId)e,  bie  felbft  wol^lgeborgen  bom  fid)ern  Ufer 
aus  äufel^en,  wie  Slnbere  um  ber  Ueberjeugung  willen   gegen 

0  Napoleon  I.,  Correspondance,  XV.  H.  Welschinger,  La  Cen- 
Sure  sous  le  premier  Empire,  169-— 172. 

^  Sainte-Beuve,  Madame  de  Stael.  Nouveaux  Portraits  et  Criti- 
ques  litteraires,  III,  27—137. 

*)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Coppet 
et  Weimar,  78.  Madame  de  Stael  ä  Madame  Rt^camier,  5  Mai  1807.  (gm 
«u*,  toic  bie  meiften  abriefe,  falfc^  öon  1806  batitt.) 

»UnncrI&affett,  grau  toon  ©tael.  III.  12 


178  SRüdlel&r  in  bic  (Sd^wcts. 

ben  ©trom  anMmpfeu,  jid)  bod)  bem  freiwinigen  Dpfcr  Q^Qm-- 
über  ba§  SBergnüflen  ber  Äritif  nid^t  fd^mälern  laffcn. 

Segen  einen  berartigen,  t)on  ©räfin  Sllban^  crl^obenen  SSor* 
tt)urf  würbe  %xa\x  bon  ©tael  t)on  Si^monbi  in  @d)u^  genommen. 
Unmittelbar  nad^  il^rer  anfunft  in  So^)^)et  l^atte  er  öier  SBod)en 
bei  il^r  gngebrad^t,  unb  fd^rieb  nun,  nad^  feiner  tojSfanifd)en  SSifla 
gu  ^e^cia  gurücf gefeiert,  an  bie  ®räfin  nad)  gloreng:  „Ol^ne  ß^^rif^l 
l^ätte  aud)  id)  grau  üon  ©tael  genug  SBiUenSftärfe  getDÜnfd)t,  um 
bem  Slufentl)alt  in  5ßartö  üoUftänbig  unb  ol^ne  Sfiüdfl^alt  ju  cntfagen. 
aillcin  bie  Slnjiel^ung^fraft  ber  ^yauptftabt  für  pe  benil^te  auf 
ftärferen  al§  auf  blofe  gefeüfd^aftlidien  S3eweggrunben.  S^re 
greunbe,  barunter  fold)e,  bie  il^rem  t^ergen  befonbcrö  nal^e  ftel)en, 
ftnb  beftänbig  bort,  unb  aufeer  biefen  fielet  i^r  SHiemanb  mel|r 
nal^e  genug,  um  il^r  Familie  unb  ^eimatl^  ju  erfefeen.  @o  n)ie  fte 
ift  gefül^looll,  3ine§,  toaä  xi)x  berroeigert  wirb,  leibenfd^aftltd) 
begel^renb,  unb  bod)  wieber  weiblid)  gagl^aft  unb  beftimmbar, 
ift  e^3  fd)on  fel^r  öiel,  jenen  negativen  SKutl^  bewal^rt  gu  l|aben, 
ben  jte  niemals  verleugnet  l^at.  ©ie  l^at  barein  gewilligt,  ju 
fd^weigen,  ju  warten,  ju  bulben,  um  ju  ©enjenigen,  bie  jte 
liebte,  äurfldjufel^ren.  gebe  |)anblung  aber  unb  jebeS  SBort, 
bie  aB  |)ulbigung  ber  3Rad)t  aufgelegt  werben  fonntcn,  l|at  jte 
verweigert.  9lod)  gang  bor  Äurjem,  alö  fie  auS  ^ariS  «nb 
au§  ber  faum  erworbenen  SSeft^ung  bertrieben  würbe,  liefe  il^r 
ber  ^oligeiminifter  wiffen,  ein  Ilug  angebrad)te8  SBort  be8 
Sobe§  unb  ber  Slnerfennung  in  „Corinna''  werbe  alle  @d|Wiertg* 
feiten  wegräumen,  alle  il^re  3Bünfd^e  erfüllen.  Sie  erwiberte, 
bafe  fte  afleS  etwa  SBerle^enbe  ober  3lnftöfeige  auS  il^rem  SBud^ 
tilgen,  aber  fein  SBort  ber  ©d^meid)elei  l^injufügen  wolle.  @o  Ijl 
e§  benn  aud)  babor  bewal^rt  geblieben,  fein  geringe«  SScrbienfi 
fürwal^r  in  Seiten  ber  ©d^mad)  unb  ßrniebrigung,  wie  biefe^ '). 


')  Saint-Rene  Taillandier,  Lettres  inedites  de  Sismondi,  Bon- 
stetten,  Madame  de  Stael,  etc.,  68—69.  Sismondi  k  Madame  d^Albanj, 
Pescia,  18  et  25  Juin  1807. 


^oppti  im  Srt^t  1807.  179 

©iömonbi  be£)ielt  9led)t.  Slapoleou  aber,  tubem  er  %xan 
t)on  &tael  nad^  Poppet  t)ertt)te§  imb  förmlid)  jur  Dp:pofttion 
t^erurtl^eilte,  fd)uf  eö  jit  einem  fleiftigen  SKittelpunft  unb  ß^- 
flue^töort  für  Sllle,  rotldjt  pd)  feinem  befpottfd)en  SBillen  n^eber 
bengen  moHten  nod)  fonnten. 

®ie  @d)one  6rbe,  mo  e§  gelang,  unter  feinem  eifemen 
©cepter  unabpngig  ju  fnl^Ien  unb  frei  jn  benfen,  njurbe  l^ifto^ 
rifd).  S)ie  g^rau,  bie  in  feiner  3läijt,  Don  feinem  ©lang  t)er« 
bunfelt,  unb  politifd)  bebeutung§lo§  geblieben  wäre,  umgab  \>a^ 
(Sfxl  mit  bem  Derflärenben  £id)t  ungered^t  erbulbeter  $ßerfolgung 
unb  bemal^rter  ©elbftänbigfeit.  SJleben  il^m,  ber  SEalent  unb 
£eiftung§fä£)igfeit  fo  wunberbar  gu  mdm  unb  au^gunü^en, 
ß^araftere  fo  wenig  gu  ad^ten  wufete,  blieb  fte  aufredet  ftel^en. 

3)afe  e§  il^r  fd)toer,  gumeilen  faft  unerträglid^  würbe, 
fd)mälert  il^r  SSerbienft  nid)t. 

3iad)  ber  fRMtt^x  in  bie  ©d^weig  war  ber  erfte  Sefud) 
au§  ber  g^erne,  ben  ^rau  oon  @tael  in  ßoppet  empfing,  ber 
t>on  SWabame  Slecamier. 

3m  Sauf  be§  Sa^reö  1806  ^atte  il)r  Wann  faft  fein  gangem 
SSermögen  oerloren  unb  il^re  greunbe  gaben  il)r  alle  ba^  3^wö= 
ntfe,  bafe  fte  ben  @d)lag,  ber  fie  au§  reid)en  unb  glängenben  in 
befd)eibene  SSerpItniffe  brad)te,  mit  würbiger  ©tanbl^aftigfeit 
ertrug.  5)amit  l)atte  fid)  ba^  Sd)iclfal  nid^t  gegen  fte  erfd^öpft. 
Sm  barauffolgenben  Sanuar  öerlor  jie  bie  SRutter,  unb  al^  pe 
©rl^olung  fud)enb,  im  ©eleit  be§  ®rafen  ©Igear  be  ©abran 
gum  erften  5Wal  nad)  ber  @d)Weig  unb  nad^  ßoppet  ftd^  begab, 
würbe  pe  in  ^olge  eineö  2Bagenfturge§  mit  il^ren  Begleitern  in 
ben  Slbgrunb  gefd)leubert  unb  wie  burd)  ein  SBunber  famen  pe 
mit  bem  Seben  baoon.  9Jiabame  SRecamier  felbft,  leidet  am 
%\x^  öerle^t,  brad^te  ben  gangen  Sommer  bei  il^rer  greunbin 
gu,  wo  ©türme  anberer  Slrt  pe  erwarteten. 

SJamatö  unb  in  Soppet  war  e§,  wo  pe  ben  ^ringen  Sluguft 
uon^rcu^en,  einen  Jüngern  SSruber  be§  ^ringen  Souiö  ^erbi« 
nanb  fennen  lernte,    ©eit  bem  Sag  öon  ©aalfelb,  ber  biefcm 

12* 


180  SWabomc  SHecamicv  unb  SPrina  ^Wfiuft  Don  ^rcufeen. 

baö  Scben  gcfoftet  l^atte,  \t)ar  5ßrinj  Stuguft  fricgSgcfangcn  in 
granfreid).  Sin  September  1807  ging  er  nad^  ®enf  unb'  blieb 
wäl^renb  ber  nä(i^ften  \eä)^  5löod)en  ber  @aft  t)on  ^rau  t)on 
@tael.  3n  ßoppet  xoax  er  fo  öollftänbig  unter  bem  Sauber 
ber  eigentpmH(i^en  ©d^önlieit  t)on  SKabamc  SRecamicr,  bafe  er 
SllleS  aufbot,  um  jte  jur  ©(i^eibung  öon  il^rem  SWann  unb  jur 
SBieberöerl^eiratl^ung  mit  il^m  gu  bewegen.  @o  weit  lam  e§ 
allerbingö  nid^t,  allein  Suliette  blieb  bieSmal  nid)t  ungerül^rt 
unb  badete,  ftatt  an  bie  gewol^nte  Äofetterie,  einen  Slugenblidf 
tt)enigften§  an  ben  fd^liefelid^  bod)  t)on  il^r  abgelel^nten  Sunb 
mit  bem  ^ol)enjoller  ^).  Un  homme  distingue,  nennt  il^n  ber 
ebenfalls  anwefenbe  Senjamin  ßonftant.  „SBic  t)iel  mel^r  pnb 
bod)  bie[e  ©eutfd^en  wertl^  al§  wir",  fügte  er  l^inju^). 

2)em  5ßrinjen  gu  gieren  fd)lug  ^Jrau  t)on  ©tael,  bicömal 
nid^t  in  ®enf,  fonbern  in  Poppet  bie  Keine  Sül^nc  auf,  wo  fo 
©rofee^  gewagt  würbe.  2Kan  fpielte  „SMal^omet",  ,,2R6ropc", 
bann  „^ß^rrl^uS",  „Slnbromaque",  „5ß^5bra",  bagu  Sfiacine'S 
Äomöbie  »Les  Plaideurs«,  wo  81.  51Ö.  ©d^lcgel,  ber  nad^  6on= 
ftanf  ^  a3erid)t  in  ber  STragöbie  „lomifd^''  gewirft  l^atte,  „burd^= 
aus  nid^t  luftig  gu  fpielen  wufete",  wäl^renb  SDtabame  Si^camier 
al§  Slricie  in  ber  5ßpbra  gufammenbrad),  in  bereu  SitelroKe 
grau  öon  ©tael  SBeniamin  ßonftant  gum  SSelenntnife  l^inrife, 
„jte  l^abe  wunberbar  gefpielt"  unb  il^n  gur  Sftad)bid^tung  beS 
SBallenftein  begeifterte,  t)on  weld)em  t)ier  Slftc  in  ein  paar 
taufenb  Sllejranbrinem  im  Sßerlauf  öon  wenigen  SRonaten  unter 
t>cn  Slugen  t)on  ^Jrau  öon  ©taöl  unb  burd)  il^ren  Siatl^  geförbert, 
öollenbet  würben,  wie  jie  e§  mit  freubiger  ©enugtl^uung  über 
ba§  ©elingen  an  |)ergogin  Suife  berid)tete  3). 

0  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Goppet 
et  Weimar,  91,  147.  Lettres  de  Madame  de  Stael,  Goppet,  13  Oet  1807 
et  25  Aoüt  1808. 

^)  Benjamin  Gonstant,  Journal  intime,  1807. 

^)  Benjamin  Gonstant,  Journal  intime.  L'Auteur  des  Sou- 
venirs de  Madame  R6camier,  Goppet  et  Weimar,  92.  Madame  de 
Stael  ä  la  Duchesse  Louise,  Goppet,  13  Oct.  1807. 


33.  ßonftant'S  «Rad^bid^tunß  bc8  „Söallenftctn".  181 

■  ©er  „SSBattcnftcin"  folltc  nad^  feiner  aSoHenbung  in  $ari§ 
jur  Sluffül^ning  Qtbxaä)t  werben  unb  bic  Sieaftion  gegen  ba§ 
flafftfd^e  franiöftfd^e  SSl^eater  einleiten,  t)on  bem  @d)iDer'§  Ueber= 
fe^er  urtl^eilte,  eö  fei  in  feinem  ffinftlid)en  ®efd)matf  fo  fel^r 
tt)iber  bie  Statur,  ba^  im  „6ib"  allein  etwa  gwanjig  Situationen 
unb  Ungefd^icfli(i^feiten  öorfämen,  genägenb  um  iebeS  mobernc 
@tütf  gu  %aU  ju  bringen.  ©a§  @d)aufpielerperfonal  t)on  ßoppet 
war  fo  grünblid)  t)om  Santpenfieber  erfaßt,  bafe  in  ®enf  fol= 
genbe  3(nefbote  furjtrte.  3^^i  Ferren,  öon  weld^en  ber  eine  bei 
ben  Sorftellungen  betl^eiligt,  ber  anbere  ein  pafjtonirter  Säger 
war,  l^atten  ftd^  gufammen  auf  bie  3agb  begeben,  al§  ber  le^tere 
feinen  ©efäl^rten  plö^lid)  lebl^aft  auf  feinem  @tanb  geftifuliren 
fa^.  SBilb  in  ber  3lat)t  öermutl^enb,  fd)lid^  er  l^eran  unb  fragte 
Pfternb,  ob  ber  greunb  etwaö  gefeiten  l^abe.  „9lein",  erwiberte  er 
verblüfft,  „id^  benu^te  bie  S^t  um  meine  SioHe  einguftubieren" '). 
©rofee  Erwartungen  erwerfte  bie  SJlitwirfung  t)on  (älgear  be 
©abran,  ber  felbft  bid)tete  unb  ba^  geben  in  ber  berl^ängnife^ 
t)ollen  ©igenfd^aft  eine^  SBunberfinbeö  begonnen  l^atte  um  a\§ 
©onbcrling  gu  enben.  8lber  er  berbarb  bie  SRolle  be^  'J&iWol^t, 
wäl^renb  ber  furgftd^tige,  gewöl^nlid^  mit  SriHen  oerfel^ene  a3en= 
iamin  Gonftant,  fd^mal  unb  lang,  einen  ebenfo  gweifell^aften 
S^efeuS  barftente. 

Sludö  ^i^  Swfd)auerwelt  üon  @enf  l^atte  in  ber  legten  S^W 
einigen  Sntoaä)^  erl^alten.  33creit§  oor  ber  Slbreife  üon  f^i^^u 
öon  @tael  nad^  Seutfd^lanb  fteHte  ber  öorübergel^enb  am 
®enfer  See  ftd^  aufl^altenbe  SRontloftcr  ben  feit  1802  entannten 
neuen  5ßräfeften  beö  Seman,  Sarante,  in  Poppet  t)or.  ©icfer, 
ein  S^reunb  üon  9larbonne,  war  auö  ben  SReil^en  ber  alten  fran- 
göjifd^en  SRagiftratur  in  Jene  ber  faiferlid^en  Slbminiftration 
übergegangen  unb  gel^örte  gu  ben  unabl^ängigen  ßl^aralteren, 
bie  über  ber  Seamtenpflid^t  niemals  üergeffen,  wa§  fte  il^rer 
perfönlid^en  Söürbe  fd^ulbig  jtnb;   9lapoleon   follte   il^m   @e= 

0  Mallet  d'Hauteville)  Souvenirs  des  sejours  de  Madame  de 
Stagl  ä  Geneve,  Bibliothequo  uDiverselle  de  Geneve,  1860. 


182  ^lofpere  bc  ^arantc. 

Icgenl^eit  üerfd^affen,  ber  $evrin  wn  ßo^^pet  einen  glänjenben 
Sett)eli§  bie[er  ßl^arafterfeftigfeit  gu  geben.  3)ie  legten  SebenS^ 
Jal^rc  üon  9terfer  l^atte  ber  Umgang  mit  Sarantc  belebt  unb 
erfreut,  aber  mel^r  nod)  al§  t)on  il^m  fül^lte  jtdö  grau  t)on  @tael 
i^on  feinem  ©oJ^«  ^rofpere,  einem  öierunbjwanjigiäl^rigen  iungen 
^ann  t)on  ungen)ö]^nlid)er  SSegabung,  angezogen,  ber  feine 
öffentlid)c  Saufbal^n  alö  Slubitor  im  ©taat^ratl^  begann,  ©eit 
1806,  mo  il^n  ber  Äaifer  mit  mel^reren  Kollegen  in  bie  neu* 
eroberten  preufeifdjen  unb  polnifd^en  ^roüingen  fanbte,  feiert  ber 
9lame  beö  Jüngern  Sarante  oft  in  ber  ßorrefponbeng  t)on 
grau  t)on  @tael  wieber,  unb  e^  fnüpfte  ftci)  jtoifd^en  il^nen  ein 
neues  SSanb  ber  ©^mpatl^ie,  aU  fte  gewal^r  mürbe,  meldte  Sie- 
gungen jtttlid)er  ©ntrüftung  ber  Slnblid  biefer  ^err[d)aft  ber 
brutalen  ©emalt  unb  ber  SKittel,  bereu  jtc  beburfte,  tu  ber 
@eele  beS  jungen  aßanneS  ermerfte.  ^m  |)erbft  1807  befud^te 
er  feinen  Sßater  in  ßoppet,  um  l^ierauf  aU  Unterpräfeft  öon 
®reffuire  im  ^oitou  einen  befd^eibenen  2öirfung§frei§  anzutreten, 
ben  ber  faiferlid)e  ©ebieter  mie  eine  8lrt  tjon  ©träfe  bafur  an= 
gemiefen  ^atte,  bafe  ^rofpere  be  Sarante  in  Serlin  unb  SBar« 
fd^au,  in  ©d^lepen  unb  ^olen  nur  gejmungen  unb  mit  innerem 
SSßiberftreben  ba^  Söerfjcug  feiner  Unterbrücfung  gemefen  war. 
®er  Slufentl^alt  im  ^oitou  tourbe  frud^tbringenb  fiJr  feine  literö» 
rifd)e  SSI^ätigfeit*  ©enn  auf  bem  nal^e  bei  Sreffuire  gelegenen 
©d^lofe  Gliffon  lernte  er  bie  SJfarquife  t)on  Sa  3lod)eiaqueleitt, 
SSBittme  t)on  SeScure,  bem  ^elbenfül^rer  ber  SSenbee,  fennen,  bie 
il^m  ©elbfterlebteö  unb  5lufgeäeid^nete§  auS  jenen  Sagen  mit* 
tl^eilte,  worauf  [\ä)  unter  ber  geber  t)on  Sarante  baS  3Wemoiren= 
merf  geftaltete,  ba§  nad^  Snl^alt  unb  gornt  ju  ben  5ßerlen  ber 
ro^aliftifd)en  Siteratur  gel^ört.  3n  anberer  SBeife  mad)te  ßoppet 
feinen  literarifd^en  ©influfe  geltenb.  Slngeregt  burd)  ba§  Sud^ 
oon  grau  oon  ©tael,  fd^rieb  ^rofpere  be  Sarante  über  bie 
frangöjtfd^e  Siteratur   im    aditjel^nten  S^l^rl^unbert^).     ©iefeS 

')  P.  de  Barante,  Tableau  litteraire  de  la  France  au  dix-huiti^me 
siecle. 


^rofperc  bc  Sorantc.  183 

SBerl  getüanu  ftd^  eine  üerblente  ^Popularität  imb  tt)urbe  tüte  ber 
Kommentar  ium  befannten  Sluöfprud^  öon  S3onalb,  bie  giteratur 
fei  ber  au^brud  ber  ®efeafci)aft,   unb  mit  für  if)re  ®efd^tcfe 
üerantttjortlid^.    3n  biefem  ©eift  lüar  ba§  ati^tjel^nte  Sal^rl^imbert 
t)om  SBerfaffer  mit  Unabl^ängigfeit  beurtl^eilt,  ba§  SBerf  beSfelben 
aU  abgef(i^Ioffen  bejeid^net,  bie  Sßergangenl^eit  lüieber  in  il^re 
fRtitjk  eingelegt  unb  für  bie  Söfungen  ber  Sufunft  auf  anbere, 
neue   Gräfte   üerwiefen.     ©urd^    ben   gi^eengang    beö   SSud^^ 
mäd^tig  ergriffen,  fd)rieb  grau  üon  @tael  eine  Äritif  bcöfelben. 
Sie  lobt  feine  mafeüolle  Äraft  unb  beilegte  3wrädfl^altung,  ben 
reid^en  @d)a^   t)on  ^enntniffen,  bie  e§  tjerwertl^et  l^abe.    ©er 
Flamen   ^Jranfreici),   fagt  jte,  wirft,  ba^  fül^lt  man,  allmäd)tig 
auf  ben   3[utor.    2)a§   alte  granfreid^   fpnd^t  ju  feiner  6in^ 
bilbungöfraft;  baö  granfreid)  £ubtt)ig'§  XIV.  bef riebigt  feinen 
@toli;  ba§  beö  ad^tjel^nten  3al)r]^unbertö  befd^äftigt  feine  ®e^ 
banfen  unb  ieneö  ber  erften  revolutionären  Seiten  erl^ebt  ftd^  auf 
bie  ^öl^e  ber  ©efd^idfe  eines  freien  SBolfeö.    6in  üon  fold)en  2ln= 
fd^auungen  getragener  Patriotismus  befeftigt  bie  ®efinnung  unb 
berleil^t  bem  fd^riftftellerifdt)en  SSeruf  eine  Sebeutung.    6S  bliebe 
ber  Söunfd^,  ben  aSerfaffer  öfters  unb  ungel)emmt  feinen  6in^ 
gebungen  folgen  gu  feigen.    „3wriid^^ttwng  ift  nid)t  immer  ein 
3eid^en  ber  Äraft.    Dbmol^l  baS  Sud^  t)on  ^errn  uon  SSarante 
größere  SBärme  üerrätl)  als  auSfprid^t,  möd^te  man   il^m  ju= 
tt)eilen  mel)r  ©eutlid^feit  tt)ünfd)en.    ©eine  ©eftnnung  ift  eine 
burd)auS  religiöfe,   unb  bod)  fd^eint  feine  Söeltanfd^auung  oft 
tt)ie   öon  einem  fo   fataliftifd^en  3ug  burd)brungen,  als  ob  er 
nid^t  an  freie  ©elbftbeftimmung  glaubte.    6S  ift  möglid^,  bafe 
baS  neungel^nte  Sti^rl)unbert,  burd^  baS  ©d)aufpiel  ber  mäd^= 
tigen,  t)on  uns  mitburd)lebten  (greigniffe  beeinflußt,  ber  5!Rad^t 
ber  2:i^atfad)en  mit  übergroßer  ©rgebung  jtd^  fügen  ttjerbe.  SBeil 
baS   ad^tgel^nte  Sal^rl^unbert  ein   ju  auSfdjließlid)  tl^eoretifdjeS 
war,  wirb  baS  neunjel^nte  uieHeid^t  ben  SBertl^  rein  praftifdtier 
3iefultate  überfd)ä^en;   baS   eine  glaubte  an  baS  SBefen  ber 
®inge,  baS  anbere  wirb  nur  ben  Sßerl^ältniffen  3?ed^nung  tragen 


184  Sran^oid  &m^ot. 

iDoIlctt ;  ba§  crftcre  l^offte  ber  3w^u"tt  ä«  gebieten,  ia^  folgenbe 
tt)irb  pd^  auf  'OJleufd^enfeuntmB  befd^^änfcn.  3)en  SSerfaffer  c^ 
füllt  frf)on  ber  ®eift  einer  neuen  Qtxt  6r  erl^ebt  jtd^  über  bie 
ßinbrficfe,  t)on  weld^en  feine  Sugenb  bel^errfd)t  würbe,  unb  fein 
Urt^eil  über  ftc  ift  bereits  ba^  ber  SRac^tt)elt/ 

grau  t)on  @tael,  aU  ftc  in  fo  warm  eutpfunbenen  SBorten 
il^rem  iungen  greunb  ba§  ©eleit  in  bic  Deffentlid^feit  gab, 
al^nte  nid)t,  bafe  ein  Zl)t\l  feiner  Aufgabe  barin  beftel^en  würbe, 
biefer  neuen  ©eneration  il^re  eigene  politifd)e  ©oftrin  ju  ver- 
mitteln. 

3wifd)en  il^r  unb  ber  Helnen  ®ru^)pe  bebeutenber  SJlänner, 
bie  unter  bem  3lamen  ©oftrinärc  ju  l^iftorifci^er  Sebcutung  ge= 
langt  ftnb,  ift  ^rofpere  be  Sarante  ba&  erfte  üerbinbenbe  ®licb. 
Salb  nad)  il^m  würbe  fein  greunb  unb  @e|tnnung§genoffe,  ber 
fünftige  Staatsmann  ber  ©oftrinäre,  ^JrauQoiS  ©uijot,  mit 
grau  öon  @tael  befannt.  ^m  3luguft  1807  fam  er  auf  bem 
3Beg  na(i^  ^imeS,  wo  feine  SRutter  lebte,  für  einige  Sage  an 
ben  ®enfer  @ee  unb  erbat  fd^riftlid^  bie  (ärlaubnife,  ftd^  ber 
aSerfafferin  tjon  „Corinna''  borftellen  gu  bürfen.  3n  Dud)^  bei 
Saufanne,  wo  fte  ftd^  gerabe  aufl^ielt,  lub  fte  ben  nod^  völlig 
unbefannten,  jwangigiäl^rigen  Jüngling  ju  Sifd^,  gab  il^wt  ben 
^la^  an  il^rer  @eite  unb  liefe  ftd^  baö  SReuefte  auS  $aris,  wo= 
l^er  er  fam,  er^älölen.  ©uijot  berid)tete  t)om  ©inbrutf  beS  Sir* 
tifels,  ber  am  4.  Suli  1807,  alfo  gur  Seit  ber  »nwefen^eit 
SRapoleon'S  in  STilftt,  im  „2Kercure"  erfd^ienen  war,  unb  wicber« 
l^olte  mit  bewegter  ©timme  Jene  als  Slnfpielung  gemeinte  unb 
öerftanbene  ©teile:  „S)ie  3Wufe  l^at  oft  SBerbred)en  gu  ergäl^len 
gel^abt.  SlHein  eS  liegt  etwas  fo  ©rl^abeneS  in  ber  SRebe  beS 
®id)terS,  ba^  burd^  fte  felbft  bie  ©d^ulb  wie  gemilbert  erfd^eini 
S)er  ©efd^id^tfd^reiber  allein  fd^wftd^t  il^re  ©reuel  nid^t  ab. 
SBenn  im  @d)weigen  ber  6rniebrigung  nid^tS  mel^r  öemel^mbar 
ift  als  bie  Äette  beS  ©flauen  unb  bie  ©timme  beS  Serrätl^erS, 
wenn  9(lleS  t)or  bem  S^^rannen  gittert  nnb  eS  ebenfo  gefäl^rlid^ 
ift,  feiner  @unft  gu  begegnen  als  feine  Ungnabe  gu  t)erbienen, 


S)cr  Stitifcl  oon  ß^otcaubrianb  im  „SJJcrcure".  185 

bann  crfdjeint  bcr  ®e[(i^ici^tfci^retber  als  SRäd)er  bcr  ^Rationen. 
Umfonft  bertraut  5lcro  auf  fein  ©lud;  SacituS  ift  im  3fieid^ 
geboren;  unbefannt  to&ä)\t  er  bei  ber  ^\ä)t  beS  ®crmanifuö 
l^eran  unb  fd^on  l)at  bie  SJorfel^ung  einem  unbeaci)teten  ^nbe 
ben  Siul^m  beö  ^errn  bcr  SBelt  ausgeliefert." 

©er  Slrtifel,  burd)  baS  Sud^  bon  Saborbe  über  Spanien 
beranlafet,  toax  bon  ßl^ateaubrianb,  ber  furj  borl^er  aus  bem 
Drient  gurüdfgefel^rt  toax. 

®er  SSon,  in  tt)eld)em  ©uijot  bie  angefüi^rtc  ©teile  bor= 
getragen  l^atte,  frappirte  ^rau  bon  ©tael  fo  fel^r,  bafe  jte  il^n 
beim  3lrm  fafete:  „SSleiben  Sie  bei  un^",  fagtc  fte  lebl^aft, 
„unb  übernel^men  Sie  eine  SRoHe  in  3(nbromaque".  ®uijot 
cntfci^ulbigte  ftd^  läd^elnb  mit  [einem  3Wangel  an  Salent  für  bie 
Sül^ne.  3n  feiner  ernften  gugenb  toax  fein  SRaum  für  3^1^== 
ftreuungen,  felbft  tDenn  biefe  S^^Pr^ww^gen  barin  beftanben, 
Sragöbie  ju  fpielen.  S)aS  ®e[präd)  fam  auf  ben  3(rtifel  unb 
beffen  tt)a]^rfci)einlicf)e  ijolgen  für  Gl^ateaubrianb  gurüd.  @ie 
liefen  nid^t  lange  auf  ftd)  warten.  3(m  27.  guli  toax  ber 
^aifer  lieber  in  ^aris  eingetroffen  unb  furj  barauf  ber  „^fer= 
eure''  auf  feinen  SSefel^l  unterbrüdt  ttjorben'). 

@iner  europäifd^en  ©röfee,  ber  ßl^ateaubrianb  ebenfalls  bie 
3(nerfennung  berfagte  ^),  mürbe  aber  bennod^  in  Poppet  gel^ulbigt. 
6S  tt)ar  bieS  ber  SJlontblanc,  ben  ©auffure  1787  jum  erften 
SWal  beftiegen  l)atte.  SiS  gum  Seginn  beS  ad^tgel^nten  Sal^r- 
l^unberts  pflegten,  mit  fel^r  geringen  SluSnal^men,  bie  SReifenben, 
tt)eld)e  über  bie  Sllpenpäffe  famen  ober  gingen,  etnja  mit  ben 
SBorten  eines  beutfd)cn  SReifenben  beS  ftebgel^nten  S^i^i^l^w^^^^tS 
bon  ber  SBergwclt  gu  fd^eiben,  nun  enblid)  „liege  baS  gräulid) 
unb  langweilige  ©ebürg"  l^inter  il)nen;  freubig  begrüßten  fte 


0  Guizot,  Memoires  pour  servir  Phistoire  de  mon  temps,  I. 
Sainte-Beuve,  Chateaubriand  et  son  groupe  litteraire  sous  PEmpire,  II, 
100  u.  ff. 

^  Sainte-Beuve,  Chateaubriand  et  son  groupe  litteraire  sous  l'Em- 
pire,  I,  398—399. 


186  ®ine  ÜJ?ontblanc«a3cfteiöim9. 

bafür  „bie  fd^önc,  öbene  Sanbf(i^att"  womit  bann  ba§  bcutfd^c 
Scd)felb  ober  ©onaumooö,  bic  (gbencn  ber  ßoire  ober  bie  (Sf^am- 
pagnc  gemeint  loareu^).  ®em  ad^tjel^nten  ^al^rl^unbert  t)er= 
mittelte  ba§  n)ad)fenbe  S^tereffe  an  ben  5latunotffenfdöaften  t>a§ 
SBerftänbnife  für  bie  Sd^önl^eiten  ber  Sllpenlüelt,  bie  SUbred)t 
Don  ^aller'^  ©id)tuiig  guerft  gefeiert  l^atte.  3)em  Säger  unb 
ÄrJ)[tallfud)er  folgten  ber  ®elel^rte,  ber  ^orfd)er,  ber  ©ammler, 
nnb  balb  aud)  ber  5Kaler  nnb  ber  Sourift  in  bic  einfamett 
SRegionen  ber  ijelfennjänbe  unb  Sergftröme,  ber  Slabell^öljcr 
unb  Slbgrünbe,  ber  ®letf(i^er  unb  Stirnen,  bie  3.  %  9louffeau 
in  ben  ßonfefftonS  al§  bie  einzigen  ®egenben  bcjeid)net,  auf 
bie  ftd^  in  SSegug  auf  ba^  £anbfd)aftlid)e  ber  33egriff  be§ 
©d^önen  anwenben  laffe.  Äarl  SRitter  em&lfixt  bereits  1809, 
tt)ä^renb  eine§  8lufent^alt§  in  @aint*®erbai§,  am  %n^  be§ 
SWontblanc,  bie  Karawanen  oon  6inl^eimif(i^en  unb  f^remben, 
barunter  befonberö  biele  ©amen,  n)elci^e  mit  Sll^jenftödfen  bc? 
tt)affnet  einJ^ergogen^).  ©ineö  SagS  tourbe  aud^  bie  Jtolonic 
oon  6o))pet  bom  el^rgeigigen  SSßunfd)  erfaßt,  bic  SBunber  ber 
®letf cf)erwelt  in  ber  Jläl^e  gu  fd)auen,  unb  man  befd^Iofe  nid)t§ 
®eringere§  al§  bie  Scfteigung  be§  3Wontblanc.  Sin  einem 
©ommermorgen  be§  g^i^reS  1807  begann  bie  SluSfül^rung 
be§  Unternel^menS,  unb  man  l^atte  bereite  eine  jiemlid^  be« 
trädjtlid^e  ^öl)t  erreid^t,  al§  bie  immer  glül^enber  werbenben 
©onnenftral^len  burd^  bie  leidsten  Kleiber  ber  3)amett  burd^ju» 
bringen  begannen.  S(n  Slrmen,  ^aU  unb  ®eftd^t  berbrannt, 
fd)on  lange  mübe,  unb  enblid^  gauj  erfd)ßpft,  erfldrten  ^rau 
oon  @tael  unb  SRabame  Sftecamier,  bafe  jte  umgutel^ren  tKX^ 
langten.  Umfonft  Derwiefen  bie  %ül)xev  auf  bie  oerl^ältnifemäfetge 
9lä]^e  be§  ®letfd^ergarten§,  auf  bie  l^errlid)e  2tu§ftd^t  bort  oben. 
„Wein  Sieber",  antwortete  g^rau  Don  @tael  bem  braben  3&aU 


')  3Upinc  * SRcifeliteiatur    in    früherer    ä^it,   II,   ^ttöem.    ßtö-r    »eilofie, 
9.  <Sept.  1885. 

-)  ®.  Älramer,  Stcixl  SRittcr,  ein  SebcuSbilb,  I,  173. 


93orbcrcitunöcii  jur  ittJeitcn  SReifc  na6)  2)eut[d^(anb.  187 

lifer,  beut  ftc  anvertraut  war,  „wenn  ©ie  eö  mir  in  allen 
@prad)en  uon  ßuropa  jagten,  id^  ginge  bennod^  feinen  ©d^ritt 
weiter",  womit  bie  Sergbefteigung  il^r  @nbe  fanb^). 

31B  cS  wieber  |)erb[t  würbe,  fd^rieb  ßamiHe  Sorban  an 
grau  üon  @tael:  „S)iefe§  Poppet,  baö  @ie  Slnbern  fo  liebeng* 
wertl^  mad^en,  ift  e^  enblid)  aud^  3f)nen  lieb  geworben?  5Ran 
fprid)t  üon  nid^tS  9lnberm  al^  t)on  ben  SReijen,  bie  Sie  il^m  gu 
geben  wiffen.  Unb  bod),  id)  fürd^te  e§,  waö  üemtag  ba§  5llle§ 
gur  a3efd)wid)tigung  be!§  ^erjenö,  \>a^  Corinna  fd^uf? 

„SBaö  wirb  au§  S^rem  ^rojeft,  über  bie  ßontjerfation  gu 
fd^reiben,  waö  au§  bem  SBerf  t)on  Senjamin  über  bie  ^Religionen, 
auö  @d)legerg  ©iffertation  über  bie  ^l^äbra?  Sejweifeln  @ie 
bie  Sreue  meiner  Slnpnglid^feit  um  fo  weniger,  al§  ber  2lu§= 
brurf  berfelben  ftetö  ein  gurürfl^altenber  gewefen  ift"  2). 

f5rau  t)on  @tael  aber  brangte  e§,  einen  anbern  %abm 
wieber  aufgunelimen,  nad^  3)eutfd^lanb  jurüdgufei^ren  unb  fo 
bie  Slufgabe  gu  (gnbe  gu  fül^ren,  bie  ber  Sob  ii^reö  SBaterg 
unterbrod^en  l^atte. 

3m  S)egember,  al^  feine  ®äfte  ba§  @d)lofe  am  ©enfer 
@ee  üerlaffen  l^atten,  fül^rte  fte,  uon  iljren  gwei  jüngeren  Ä'in= 
bem  begleitet,  bm  lang  gel^egten  ^lan  aug.  ^n  il)rer  Sage 
aber  fd)ieb  man  nid^t  auö  bem  SReic^  9tapoleon'§,  ol^ne  gu  fagen 
wol^in  man  ging.  @in  Srief  oon  il^r  auö  Saufanne  an  ben 
^räfeften  Sarante,  t)om  3.  ©egember,  nannte  al§  33eweggrunb 
gur  SRctfe  bie  9lotl^wenbigfeit,  il^i^en  längeren  @ol)n  im  ©eutfd^en 
unterrichten  gu  laffen.  2)ic  peinlid)en  ©rfal^rungen  ber  legten 
3a]^re,  fdjliefet  ba§  ofpgiellc  ©d^reiben  t)on  ^Jrau  t)on  @tael, 
beranlafeten  fte,  ber  ^Regierung  eine  SRittl^eilung  t)on  fo  burd^= 
au§  privater  Siatur  gufommen  gu  laffen.    3)ie  (ärlaubnife  gur 


^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet 
et  Weimar,  107. 

^  Madame  Recamier,  Les  amis  de  sa  jeunesse  et  sa  Corres- 
pondance  intime,  43.  Camille  Jordan  ä  Madame  de  Stael,  Lyon,  10  Sept. 
1807. 


188  Stufcntl^olt  in  SWünd^cn. 

SKeifc  tt)urbc  gegeben,  aber  mit  bem  SBorbel^alt,  ba^  xffx  ©ol^it 
lünftig  als  Slu^länber  betrad^tet  lüetben  foHc^). 

©a§  SRelfejiel  tDar  SBicn,  wol^in  ber  SBeg  über  Sern  unb 
2Känd^en  eingefd)Iagen  ttjurbe.  aSon  Sern  anö,  too  Pe  auf§ 
3ut)orfommenb[te  cntpfangen  ttjurbe,  fd)rieb  fte  an  Sneberifc 
aSrun,  ber  abfd^ieb  uon  Seniamin  ßonftant  fei  il^r  fd^wer  gc* 
fallen,  t>o6)  gebe  i^r  @d)leger§  ©eleit  ben  ajlutl^  gur  Steife. 
®er  näc^ftc  ©ommer,  fo  ijo^t  fte,  werbe  bie  greunbc  wieber  in 
Poppet  bereinigt  finben.  „3^  empfinbe  ein  fteteS  Scbürfni^ 
nad^  3lbtt)ed^§lung  unb  eine  nid)t  geringere  gurd^t  üor  SScr:^ 
änbernng,  bie  mir  etgentlid^  nur  bie  eine  @tabt  atö  wünfd^enS:» 
wertl^en  Slufentl^alt  erfd)einen  laffen,  xoo  SlllcS  in  ftetem  SBed^fcl 
begriffen  ift,  oi^ne  bafe  man  bod)  felbft  babei  ftd^  öon  ber 
Stelle  bewegt,  ^ä)  möd)te  über  biefen  SBinter,  wie  über  einen 
böfen  S:raum  l^inwegfommen"  2).  ©ie  näd^ften  Slad^rid^tcn 
üon  f?rau  öon  ©tael  erl^ielten  il^re  ^Jreunbe  auS  Sägern,  baS  fte 
gur  aSerüoUftänbigung  il^rcr  ^enntnife  beutfd^er  SSerl^Itniffc 
wenigftenö  tjorübergel^enb  befud)en  wollte.  ®ie  unglaublid^ 
Stagnation,  in  bie  ba§  ba^rifd^e  SSoII  wäl^renb  ber  jweiten 
Hälfte  be§  adjtgel^nten  Sal^rl^unbertS  geratl^en  war,  l^atte  ganj 
öeränberten  Suftänben  ^la^  gemad^t.  ^önig  ber  jungen  9Xott» 
ard^ie  war  je^t  Jener  ^rinj  SJiaj:  oon  ®euj:*$ontS,  einft  ber 
5!Baffengef alerte  unb  ^reunb  oon  Sftarbonne  in  Strasburg  unter 
franjöftfc^en  ^Jal^nen.  ^m  ©abo^er  9Röntgela§  l^atte  er  einen 
9Rinifter  gefunben,  ber  mit  fd^onungSlofer  $anb  ben  angefam* 
melten  ©d^utt  wegräumte  unb  bei  ©urd)fü]^rung  feiner  SReformen 
bie  Sangmutl^  biefeö  treuen  beutfd)en  Stammet  auf  eine  foum 
minber  l^arte  ^robe  ftcHte,  alö  e§  bie  Sfteaftion  oor  il^m  getl^an 
l^atte.  Unter  biefer  neuen  5lera  würbe  aber  bod^  ein  mobemer 
©taat  glüdlid^  unb  leben^Jfrdftig  wie  wenige  gefd)affen  unb  ber 
®runb  gur  fpäteru  Sebeutung  oon  9!Jlünd)en  gelegt.    6S  befa& 


1)  H.  Wolschinger,  La  Censure  sous  le  premier  Empire,  172. 

2)  Sonftetteti,   S3ricfe   an   g.   S3run,   I,   260.     grau   öon   ©toel   Ott 
S.  SBrun,  Sern,  6.  D!tober  1808. 


^(ufentl^alt  in  SKfind^en.  189 

rtod^  feine  Uniöerfttät,  aber  ©d^eHing  uitb  ^afobx  waren  an  bie 
neu  organiprte  Slfabemie  berufen  worben  unb  ber  auf  bem 
übrigen  3)eutfd)Ianb  laftenbe  SwatiQ  würbe  bort  fo  wenig  em= 
pfunben,  ba^  man,  wie  ^atohi  berid^tet,  in  ben  beiben  6Iub§ 
beö  SWufeumS  unb  ber  ^anuonie  tro|  ber  Slnwefenl^eit  ber 
Sranjofen  bie  „SJiorning  $oft"  unb  ben  ,,^ercure  britannique" 
gu  lefen  befam,  waö  fonft  nirgenbS  mel^r  in  ©eut[d^lanb  ber  %aU 
war.  9la))oleon  felbft  l^inberte  ben  SRarfd^aH  Sernabotte  an  ber 
SluSffil^rung  t)on  SteprefpDntaferegeln  unb  an  feber  6inmifd)ung 
in  bie  tnnern  Slngelegenl^eitcn  be^  öerl^ältnifemäfeig  immer  nod^ 
beöorjugten  Sanbe§  unb  wünfd^te  bem  guten  SJiafimilian  Sofepl^ 
©lud  bagu,  Äönig  über  bie  ^erjen  feiner  Untertl^anen  gu  fein. 
8luf  einmal  aber  liefe  jid^  ber  Umfci)Wung  gum  Seffern  aud^  in 
Wünd^en  nid^t  t)olljie]^en.  Söäl^renb  feine  Sibliotl^ef,  au§  ben 
angefammelten  ©d^ä^en  ber  Älöfter  unb  ©tifte  bereidE)ert,  üon 
ben  ®ele]^rten  gepriefen  würbe,  befafe  e§  nod)  feine  eingige 
nennenöwertl^e  SSud^l^anblung  unb  wer  ein  SBerf  öon  aufwärts 
fommen  liefe,  mufete  SKonate  lang  barauf  warten^).  Sind)  fonft 
mad^te  jtd^  bie  ^leinftabt  nod^  in  üielen  S)ingen  fül^lbar,  be» 
fonberS  barin,  bafe  ber  gefellfd^aftlid)e  Äreiö,  fo  befd^ränft  er 
war,  bod^  fleine  S^el^ben  nid^t  au§fd)lofe.  3lud^  @d)elling  l^atte 
feine  gange  SiebenSwürbigfeit  aufbieten  muffen,  bi§  fein  literäri- 
fd)er  ©egner  S^fobi  jtd^  oerföl^«^«  H^fe  «nb,  enblid)  überwunben, 
meinte,  „jte  feien  nun  bie  beften  ^Jeinbe  ber  SBelt".  Sll§  %xan 
t)on  ©tael  am  14.  Segember  1807  in  3Wünd)en  eintraf,  war  fte 
wie  bereite  erwäfint,  t)on  21.  SB.  ©d^legel  begleitet,  ber  fomit 
<n  bie  immerl)in  eigentpmlid^e  Sage  geriet)^,  feine  gefd^iebene 
®attin  als  ©djeHing'S  %ra\x  wiebergufinben.  ©ie  @d)Wierigfeit 
würbe  iebod^,  wenn  überliaupt  empfunben,  mit  t»oIlenbeter 
@id)erl^eit  gelöft,  nad^  bem  SSrief  gu  fd^liefeen,  ben  Caroline 
barüber  an  if)re  ^reunbin  Suife  ©otter  fd^rieb.    „SBir  l^aben 


«)  3K.  3«ler,  »riefe  au8  bem  9la^\ai  uon  e^.  be  SBiKerß.     Safobl  an 
»iKer«,  SRünd^cn,  25.  3onuor  1806. 


■-^ 


190  ©d^ettinfl  iinb  &.  SoJobi. 

I^ier  furg  t)or  5löci]^nad)tcn  grau  üon  @tael  ncbft  il^rer  f^cxmilic 
imb  @d)le0el  gefelö^n.  ®iefc  Slntüefcnl^cit,  tt)eld)c  «ber  ad)t 
Sage  baucrte,  Ijat  xxxx^  ulel  Shtgcnel^meS  gewäl^rt.  @d)lcgcl  mar 
fel^r  gefunb  unb  i^citcr,  bie  SBcrl^äUniffe  bie  angenel^mften  unb 
oI)ne  alle  Spannung.  6r  unb  @d)clling  waren  unjertrennlidö. 
grau  üon  ©tael  l^at  über  allen  ®eift  l^inauö,  ben  fte  bep^t, 
and)  uod)  ben  ®eift  unb  ba§  ^erj  gel^abt,  @d)elling  fel^r  lieb 
f^xi  gewinnen.  @ie  ift  ein  ^^änomen  üon  Seben^Iraft,  ©goiö^ 
xxxxx^  unb  unaufl^örltd)er  geiftiger  SRegfamfeit.  gl^r  Sleufecre§ 
wirb  burd^  ii^r  3««^^^^  uerflärt  unb  bebarf  e§  wol^l;  e§  gibt 
SWomcnte,  ober  Äleibung  üielmel^r,  wo  fte  wie  eine  SRarfeten- 
berin  au§ftel)t,  unb  man  jtd)  bod)  gugleid)  benfen  fann,  bafe  pe 
bie  ^l)äbra  im  l^öd)ften  tragifd)en  @inn  bargufteHen  fällig  ift" '). 
3}on  biefcr  furjen  Begegnung  mit  bem  ^l^ilofopl^en  ber  ?Ro= 
mantif  l)at  grau  üon  ©tael  ben  ßinbrnd  bel^alten,  bafe  er  einer 
ber  gewaltigften  unter  allen  (grwerfern  üon  ©ebanfen  fei,  ben 
fie  jemals  begegnet  l)abe,  unb  in  biefem  @inn  ift  fein  S3ilb  im 
Sind)  über  S)eutfd)lanb  mit  SSorliebe,  wenn  aud^  nur  Pfid^tig 
berüt)rt.  ^Ixt  '^atoh'i  war  pe  feit  einem  5ßarifer  Slufentl^att 
beöfelben  im  Sa^r  1802  befannt  unb  vertraute  pd^,  wäl^renb 
i^re§  fünftägigen  Slufentl^altö  in  ber  ba^rifdien  |)auptpabt 
gern  feiner  gül)rung2).  aiö  pe  fpäter,  im  Sud^  über  ©eutfd^^ 
lanb,  oon  i^m  ju  fpred)en  fam,  l^atte  pe  bie  ®epil^l§reIiglon 
t»on  S-  S-  SRouffeau,  bie  gafobi  if)r  in  beutfd^e^  ©ewanb  ge? 
Keibet,  äurürfbrad)te,  innerlid)  übcrwunben,  unb  über  feine  fRo- 
mane  gab  pe  pd)  t)ollenb^  feiner  2äufd)ung  bi«-  S^^c  Äritif 
be§  „3Bolbemar''  würbe,  in  bie  ©prad^e  uon  Caroline  @d)legel« 
@d)elling  überfe^t,  bal)in  gelautet  l^aben,  bafe  in  bemfelben  ber 
2)id)ter  „l^öd)p  unnatürlid)e  Staturen"  gefd^apen  l^abe.  ©le 
fannte  wal^re  geibenfd^aft  gu  gut,  um  pd)  mit  foldt)eu  Äflnpe» 


')  ®.  Söoife,  Caroline,  «riefe,  11,  343.  ^arorine  B^mm  on  Sulfc 
(Sotter,  aWünd^en,  15.  ^amiax  1808. 

2)  3K.  Ssrer,  »riefe  ou§  bem  9?ad^Io6  oon  (Si).  be  «BiHerS,  198.  3o!obi 
an  fSmtx»,  SWünd^en,  20.  ^amax  1808. 


^dicUm  unb  S-.  Safobi.  191 

leien  gufricben  gu  geben.  W\t  Sejug  auf  biefeS  Sud)  fagt  fte 
eben[o  \ä)ön  al§  wa^r:  „Stile  ^erfönlid^feiten  beö  3ioman§  äber= 
bieten  jtd)  an  ©belmutl)  auf  Äoften  ber  Siebe.  S)ie§  ift  nid^t 
nur  im  Seben  gang  anber^ ;  wenn  bie  SSugenb  ein  folc^e^  Dpfer 
gar  ni(i^t  uerlangt,  fo  ift  e^S  aud)  nid^t  einmal  fd^ön.  3)enn 
ftarle  unb  lctbenfd)aftlid)e  ©efüi^le  ef)ren  bie  menfd)lid^e  Statur 
unb  eben  be§l)alb  ift  bie  Sieligion  fo  erl)aben,  weil  e§  fold^e 
©efül^le  ftnb,  über  bie  fte  trium))l)irt.  Unb  mie  l^ätten  weid^e, 
leid)t  aufgugebenbe  6mpfinbungen  genügt,  um  ®ott  felbft  ju 
üeranlaffen,  unö  gum  bergen  gu  fpred^en?''  ^)  SlKein,  menn  aud) 
nid)t  aU  ©d^riftfteller  unb  SReligion^pl^ilofo))!),  fo  bod)  al^ 
9Renfd^  blieb  if)r  Safobi  immer  f^mpatl^ifd) ;  feine  SSegeifterung 
für  baö  ®ute  fonnte  fte  nid)t  unempfinblid)  laffen.  SKünd^en 
bagegen  »erliefe  jte  ol^ne  Sebauern,  obtt)ot)l  bie  ®efellfd^aft  jte 
auf  ba§  3w^ör!ommenbfte  unb  Sieben^tuürbigfte  empfangen 
l^atte.  ®er  ^of  mar  abmefenb  in  Statten.  6ine  ©tunbe  t)or 
ber  Slbreife  fd)rieb  fte  an  SKabame  Siecamier,  ber  5lrmreif  mit 
bem  a3ilb  öon  guliette  fei  bie  Urfac^e,  i>a^  H)x  öfter  al^  fonft 
bie  ^anb  gefügt  merbe.  @ie  gebe  ber  ^reunbin  bie  ^ulbigung 
guriidE.  3)ic  ba^rifd^e  .^auptftabt  gefalle  il^r  gar  nid^t:  »G'est 
nous  petrifies,  et  nous  avons  beaucoup  plus  de  gräce  dans 
la  m§me  Situation«  2). 

3)er  erfte  6inbrudf  t^on  SBien  bagegen  mar  ein  guter,  ber 
©mpfang  bei  §of  fo  marm  unb  lieben^mürbig,  bafe  grau  tjon 
©tael  an  §ergogin  Suife  nad)  SBeimar  fd)rieb,  fte  fei  nid^t 
meniger  gerül^rt  aU  erftaunt  bariiber  gemefen,  meil  gerabe  ba§,  ma§ 
fle  perfönlid^  au^geid^nen  fönne,  bort  fein  grofee^  Sntereffe  ermedfe. 
©ie  ©efellfd^aft  fei  fel^r  gal)lreid),  l)abe  aber  fel)r  wenige  be« 
beutenbc  5ßerfönlid)feiten  unb  befonber^J  menig  SWanner  aufgu^ 
weifen,  fo  ba^  e§  fd^wer  fei,  geutc  wieberguerfennen,  mit  weld)en 


')  Madame  de  Stael,  De  TAllemagne,  troisi^me  Partie,  Chap.  XVII. 

*)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^»camier,  Coppet 
et  Weimar,  1 12.  Madame  de  Stael  ä  Madaoie  Recamier,  Munich,  20  Dec, 
1807. 


192  ^nfunft  in  Söicn. 

pd)  fein  bcfttmmter  33egriff  irgcnb  einer  Slrt  öerbinbe.  @le 
l^atte  längere  ©efpröd^e  mit  ©rj^ergog  Sol^ann,  eine  furge  Unter» 
rebung  mit  @rgl)ergog  ^arl,  unb  fanb  ba^  gange  Äaiferl^auö  fo 
einfad^  in  feinen  Sitten  imb  fo  meit  öon  jeber  SSermeid^Ud^ung 
entfernt,  bafe  eö  il^r  fd^on  baburd)  gu  jebem  Dpfer  für  baö 
aSol^l  be^  aSaterlanbe^  vorbereitet  fd)ien^).  Äaifer  fjronj  be- 
ging eben  unter  g^ftlid^feiten  feine  §od)geit  mit  ber  britten 
®emal^lin,  SJiarie  Suife  t)on  Defterreid^^ßfte,  unb  feine  entgegen^ 
fommenbe  Haltung  für  9ledfer'^  2:od)ter,  weld^e  bicfe  bantbar 
feinem  S[nben!en  gufd^ricb,  beftimmte  aud^  iene  beS  frangöftfd^en 
a3otfd)after§  Slnbreoff^,  ber  e§  an  Slufmerlfamfeiten  für  fte  nid^t 
fel^len  liefe.  ®a§  ©epränge,  bie  gefte  unb  bie  gaftli^e  Sluf* 
nal^me  in  ben  offigieHen  Äreifen  üermod^ten  jebod^  nid^t,  über 
bie  SRegung§loftg!eit  ber  geiftigen  Sltmofpl^äre  in  ber  öfterrcid^i» 
fd)en  ^auptftabt  gur  3^it  gwifd^en  ben  Ärieg§ial^ren  1805  unb 
1809  gu  täufd)en.  S)a§  ©fperiment,  ba§  Äaifer  Sofepl^  gewagt 
l^atte,  xoav  in  feinen  ©rblanben  faft  fpurloS  vorübergegangen. 
3)afe  e§  fo  gefommen  toax,  liefe  ftd)  nid^t  allein  burd^  ben  Um« 
ftanb  erflären,  bafe  feine  9lad^folger  in  anbere  Salinen  gurücf^ 
lenften.  ^n  ben  1810  gu  SBien  gel^altenen  Sßorlefungen  über 
neuere  ®efd)id)te  l^at  unter  Slnbern  griebrid^  @d)Iegel  einen 
weitem  ®runb  für  bicfe  S;i^atfad)e  barin  gefunben,  bafe  bie 
Sieformen  von  Äaifer  Sofepl^  ol)ne  33erül)rung  mit  ber  Station, 
ol^ne  Unterftü^ung  ber  öffentlid^en  SJieinung  vollgogen  worben 
feien  2).  »ereitS  frül^er  al§  %.  ©d^legel  l^atte  grau  von  ©tael 
im  aSud)  über  Seutfd^lanb  ein  äl^nlid^e^,  tt)ol)l  auf  ®efpräd^e 
mit  il^m  gurüdfgufül^renbeS  Urtl^eil  niebergefd^rieben.  ©ie  ^aifer 
Sofep]^  betreffenbe  Stelle,  „il^m  gelang  für  bm  Slugenblidt 
SlHeS,  was  er  wollte,  weil  in  Defterreid^  feine  lieftige  Strömung, 
Weber  für  nod)  gegen  feine  SBünfd^e  beftanb,  aber  nad^  feinem 


0  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Ck>ppet 
et  Weimar,  113,  115.  Madame  de  Stael  k  Madame  R^camier,  D^c.  1807, 
ä  la  Ducbcsse  Louise  de  Saxe-Weimar,  Vienne,  19  Janvier  1808. 

^  %.  ©d^leöet,  SJorlefungen  über  neuere  ©efd^id^te,  XIX. 


25ic  Älaifcrftabt  im  So^r  1808.  193 

Sob  übcrbaucrtc  il^n  m(i^t§  öon  bcm,  waS  er  aufgerid)tet  l)attc, 
tt)dl  nur  ba§  allmälig  ®ett)orbene  befielet",  mirbe  t)on  ber 
9iapoIeonifd)en  Genfur  9eftricf)en,  weld^c  aud^  bie  Semerfung 
nid^t  bulbete,  bie  ©runblagen  be§  öfterreid^ifd^en  ©taatögcbäubeö 
feien  jwar  el^rtüürbig  unb  gut,  nur  fel^lten  il^m  bie  Säulen  unb  ber 
Irönenbe  Slbfd^lufe,  wie  fte  bem  SJiul^m  unb  ber  ®röfee  gebül^rten  0- 
©ie  jä^e  SBiberftanbSiraft  be§  alten  3fieidf)e§  beiüäl^rte  ftc^  aber 
niemals  glän^jenber  afö  in  ber  Slrt  unb  SBeife,  wie  e§  bie  ^ol* 
gen  ber  9lieberlagen  üon  1805  überwanb  unb  bie  ^rieg§ereig= 
niffe  öon  1809  vorbereitete.  SSßäl^renb  Äaifer  Slle;ranber,  „ber 
2Reifter  in  ber  ^unft,  [\i)  felbft  3u  belügen",  jtmfdien  Silftt 
unb  ©rfurt  im  ^^oä)  ber  9lapoleonifd^en  Sllliang  bie  Sntereffen 
euro))äifd)er  Kultur  ben  Dricntträumen  ber  rufjtfd^en  Sßcrgröfee^ 
rungSpoUtif  opferte,  unb  5ßreufeen  fein  le^teS  @ut,  ben  greil^errn 
oon  Stein  preisgeben  mufete,  öerliei^Iten  ftd^  ©tabion,  ber  SWi- 
niftcr  oon  Äaifer  S^anj,  unb  @rgf)erjog  ^arl,  fein  gelbfierr, 
nid^t,  ibeld)eS  ungel^eure  SBagnife  jte  begingen,  als  fte,  allein 
auf  bem  europäifd^en  ^eftlanb,  bie  Siüftungen  für  ben  näd^ften 
Ärieg  gegen  granfreid^  betrieben.  SBäl^renb  bie  ß^ten  brausen 
im  SReid)  fo  ernft  unb  forgenooH  geworben  waren,  bafe  ber 
SßolfSmunb  feine  ^lott)  unb  bie  unbeftimmten  Hoffnungen  auf 
eine  beffere  ßu^wnft  in  ben  SSerS  fleibete: 

„SBer  Slnno  8  nid)t  üerbirbt, 

anno  9  nid)t  ftirbt 

3(nno  10  übrig  bleibt, 

®er  erlebt  Slnno  11  bie  golbene  S^xt", 
bewal^rte  man  in  ben   öfterreid)ifd)en   §ßrooingen  feinen  alten 
Stoliftnn  unb  jubelnb  eilten  bort  bie  Sanbwel^rmänner  gu  ben 
^Jol^nen,  mit  ^ifen  bewaffnet,  wo  eS  an  ©ewel^ren  fel^lte,  ol^ne 
ba^  bie  ^al)t  ber  @efal)r  bie  33eüölferung  il^rem  gewol^nten, 


*)  Madame   de    Stael,    De    PAllemagne,    lere    partie,    Cbap.    VI 
unb  VII. 

SJennerl&atfett,  %tau  »on  ©taei.  in.  ^3 


194  ^»e  Äaifcrftabt  im  ga^r  \SOS. 

I^eitcru  fiebeu^gcnufe  gu  cutfrcmben  ücrmod)t  l^ättc.  SBien  be= 
fonbcr^  war  nod^  immer  blc  Stabt,  üon  bcr  Sd^iKer  gcfoflt 
l^attc : 

„W\ä)  umiüol^nt  mit  glänjenbem  Slug'  ba^  Soll  bcr  ^l^aiafcn; 
3mmer  iffö  Sonntag,  e§  brel^t  immer  am  ^erb  pd^  ber  ©piefe." 

93erfeinert  aber  unb  einer  Ijöl^eren  Äultur  gugänglid^  waren 
biefe  ©enüffe,  wie  pe  etwa  Gaftelli  in  feinen  Sugenbcrinneningen 
fd)ilbert,  zb^n  bod)  nid)t.  @ic  befd)ränftcn  ftd^  meijt  auf  ba§ 
geben  unb  treiben  im  Krater,  in  3Birtl^fd^aften,  l^intcr  ben 
ßouliffen,  aud)  ben  be[d)eiben[ten;  fie  erl^eiterten  SSolföfefle  unb 
erfreuten  bie  6.rifteng  be§  Reinen  3Wanne^  in  biefer  ©tabt,  in 
weld)er  grau  uon  Stael  ftd^  nid)t  erinnerte,  eineS  SBettlerä  an* 
ftd^tig  geworben  ju  fein. 

S)em  ®ebilbeten  aber  blieb  für  ernftere  ©tunben  etwa  ein 
Srauerfpicl  Don  GoHin,  beffen  „SReguluS"  bei  ©elegenl^eit  feiner 
Sluffiifirnng  gu  SSerlin  1802  eine  fo  ftrenge  Seurtl^eilung  oon 
21.  SB.  @d)legel  erfal^i^en  l^atte^),  ober  jur  3cvftreuung  ein  Sfto* 
man,  wie  ber  burd)  ©ibbon'jS  SBerf  angeregte  unb  gegen  ba^ 
felbe  gerid^tete  „Slgatl^ofleö"  oon  Caroline  ^idjler^).  ©ic  Sluf* 
fül^rung  beö  ©on  6arlo§  aber  war  unterfagt;  in  ber  Jungfrau 
oon  DrleanS  erfd)ien  Signet  ©orel  al§  bie  legitime  ®emapn 
.^arr§  VII.;  oon  ben  SSibliot^efen  burfte  2Ronte§quieu'S  ®eift  ber 
@efe^e  md)t  au§geliel)en  werben,  wäf)renb  bie  SRomane  öon  Gre« 
billon  oon  •^anb  gu  §anb  gingen.  ©old)e  3uftänbe  Deranla&ten 
grau  oon  ©tael  gur  Semerfung,  ftatt,  wa§  gefä^rlid^  fei,  ge- 
waltfam  gu  unterbrüdfen,  möge  man  bem  ®uten  neue  Äräfte  be§ 
SBiberftanb^  gufül^ren.  ©o  oiele  Söorte  feien  gefprod^cn,  fo 
oiele  ©opl)i§men  ungäl^lige  SKale  wieberl^olt  worben,  bafe  man 
oon  nun  an  oiel  wiffen  muffe,  um  überl^aupt  ein  Urtl^eil  ah 
gugeben.  2)ie  ^dtm  feien  oorüber,  wo  man  mit  Ererbtem  ftd^ 
begnügen  unb   ber  Unfd)ulb   bie   Unwiffenl^eit  jut  SBäd^terin 

»)  91.  2ö.  ©d&reflel,  ^ri«fd^e  ©d^riftcn,  «crUn,  1828,  II,  122. 

•-')  „^qatl)otU^"  erfd^ten  1808. 


^er  Sötft  öon  Signe.  195 

geben  fönne.  9flid)t  mel^r  barum  l^mtble  e§  jtd&,  ba§  Sid^t 
äurürfäutüeifen,  jonbern  eö  in  feinem  öoHen  ©lang  Iend)ten  gu 
laffen.  ©in  gebrod^ener  ©tral^l  fönne  nnr  falfd^eg  Sid^t  tüieber- 
geben  ^). 

35ie  SRüdwirfung  biefe§  über  bie  öfterreid)ijc^e  SBöIferfamilie 
wad^enben  öäterlid^en  2)ejpoti§mn§  äußerte  fic^  bei  ?5rau  öon 
©tael  barin,  ba^  jte  mit  gefteigerter  (SmpfängHd)feit,  unb  tüol^I 
nid)t  ol^ne  einige  Ueberfd)äfeung  beffen,  wa^  il^r  geboten  mnrbe, 
ben  legten  B^wQtn  anberer  gejellfd)aftlid^er  ßiiftättbe  ftd)  ju= 
njanbte.  ©in  foId)er  bot  ftd)  il^r  in  SBien  in  ber  ^erfon  be^ 
gelbmarfd)an§  g^ürften  öon  Signe.  SSelgier  öon  ©ebnrt,  l^atte 
er  mit  Stu^geid^nung  im  öfterreid^ifd^en  .^eer  gebient  unb  al§ 
3!JliIitärfd)riftfteIler  in  öielen  Sänben  eine  @efd)id^te  feiner  %db^ 
güge  unb  bie  Slnregnng  jn  mand^en  9ieuemngen  unb  3Serbeffe= 
Hingen  gegeben,  bie  fpäter  öon  Slnbem  au^geffil^rt  morben  ftnb, 
inöbefonbere  fold^e  über  aSerproöiantirnng  ber  Slrmeen  unb  ben 
Umbau  öon  SBien^).  ®agu  gett)ann  er  al§  geiftreid^er  unb  aud^ 
literärifd)  tl^ätiger  unb  gebilbeter  SEBelt'  unb  Sebemann  jene 
internationale  Popularität,  gu  m\ä)tv  feine  Segiel^ungen  gu  fo 
Dielen  fiänbern  unb  faft  allen  §öfen  ©uropaö  Slnlafe  boten. 
Seine  „JDenfmürbigfeiten",  bi§  je^t  nur  al§  g^ragment  er= 
fd)ienen  ^),  ftnb  gefällig  unb  oberfläd)lid)  unb  geben  wenig  mel^r 
al§  blofee  3lnefboten  gur  Äenntnife  ber  @efd)id)te  il^rer  Qdt 
3ntereffanter  bagegen  ftnb  bie  Pensees  et  Lettres,  mit  mand&en 
n)iffen§tt)ert]^en  ßingell^eiten  über  Äatl^arina  II.,  bie  er  nad^  ber 
Ärim  begleitete,  unb  Äaifer  Sofepl),  ben  er  fterben  fal^.  g^rau 
öon  ©tael  fd)rieb  njäl^renb  biefe§  Slufentl^altS  in  3Bien  ein 
aSortt)ort  gu  benfelben.  ^Ifx  Urt^eil  über  ben  aSerfaffer  begegnet 
fid^  mit  Jenem  öon  @ainte==a3eut)e,  ber  ben  g^ürften  Signe  einen 


')  Madame  de  Stael,  De  TAllemagne,   l^re  partie,  Chap.  VI,  VII. 

^)  Prince  de  Ligne,  M^langes  militaires,  litt^raires,  sentimentaires. 
II,  182,  IX,  ,230-235. 

*)  Prince  de  Ligne,  M^moires  avec  Introduction  par  A.  Lacroix, 
GenSve  et  Bruxelies,  1860,  13. 

13* 


196  5)cr  gfirft  öon  Öignc. 

ber  licben^tüürbigften  unter  ben  ®ludElid)en  bicjcr  3Bclt  nennt. 
Reiter,  IcbcnSfrol^,  laudator  temporis  acti,  Sewunbercr  bcr 
©cgcntoart,  DoH  ©potte^  Aber  ben  öftcrrcid)ifd)cn  ^o\  unb  bic 
einl^eimifd^cn  SBcrl^altniffc,  red)t  njenig  cmft  für  einen  @rei§ 
Don  ad^tjig  Sauren,  ben  ntand^e  9Zarbe  fd^müdfte,  fo  fanb  il^n 
ber  junge  ^ergog  öon  Sroglie  einige  Saläre  nad|  bem  Sefu^ 
Don  %xa\x  Don  @tael  wieber,  unb  jo  erlebte  er  nod^  ben  SBiener 
Äongrefe.  Sein  ^auö  am  ©raben,  fd)mal  unb  l^od^,  glid|  einem 
^apageienläpg ;  in  feinen  einfadjen  Sitttmem  ftanben  SEifd^e  unb 
©tül^Ie  an^  Sid^tenl^olj,  benn  be§  Surften  treuem  fJefH^alten  an 
Defterreid^  l^atte  il^m  nad)  bem  ©inmarfd)  ber  Srangofen  aUe 
feine  belgifd^en  ®üter  gefoftet,  bie  er  na(j^  3lufl^ebung  bcS  @e* 
quefter§  im  ^al)x  1803  nid^t  mel^r  antrat,  fonbem  feinem  alte« 
ften  Sol^n  übergab.  &x  felbft  fannte  fein  größeres  SBergnügen, 
al^  in  biefen  einfad^en  SRdumen,  Don  feinen  Zöijkm,  ber  fJürfHn 
&ax\),  ben  ©räfinnen  ^alff^  unb  Spiegel  unb  feiner  ßnfelin 
ßl^riftine,  ber  fpäteren  ®räfin  D'35onnell  umgeben,  feine  ffrcunbc 
um  ftd^  gu  öerfammeln.  SBäl^renb  ein  frugale^  9Kal,  Qmöf)n^ 
Ixä)  magere  §fil^ner  mit  ©pinat  unb  ©iern  aufgetragen  würbe, 
erjäl^lte  ber  §au§^err  feine  ßrlebniffe,  bie  biiS  in  bie  2:agc 
Submig'^  XV.  jurüdffül^rten  unb  liebte  eö,  bie  @d[)lad[)ten  beS 
fiebeniäl^rigen  Kriegs  mit  jenen  be§  Äaiferreid)§  ju  Dergleid^cn  ^). 
„^rft  Signe  ift  mal^rl^aft  liebenöwürbig",  fd)rieb  g^rau  Don  ©tael 
an  SKabame  SRecamier,  „er  l^at  bie  9Äanieren  Don  Sftarbonne  unb 
ein  §erg  bagu.  2Sie  fd^abe,  ba&  er  fo  alt  ift.  Sdt)  bewal^rc 
biefer  gangen  ©eneration  eine  unbegminglidje  S^mpatl^ie"  2). 

58on  fonftigen  Sefannten  an^  frül^erer  Qdt  befanben  jid^ 
in  SEBien  5ßring  Sluguft  Don  Sirenberg,  @raf  be  Sa  9Äardf,  ber 
greunb  Don  SMirabeau,  unb  ®raf  Subwig  Gobengl.  SBon  öfter» 
reid)ifd)en  ßelebritäten    lernte  %xau  Don  @tael    ben  ©id^ter 


•)  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  85—87. 
^)  L^Auteur  des  Souvenirs   de   Madame   R^camier,  Ooppet 
et  Weimar,  113. 


©cfcflfd^oftlid^c  »caicl^ungcn.  197 

ßoßin;  bcn  Drientaliften  Jammer,  ^orma^cr,  bcn  bcfanntcn 
Slrjt  Saron  Stürffieim  unb  bcn  Dberft  33aron  ©tcigentefd^,  ein 
ed)tciS  SBicuer  ,Ätnb,  fennen,  ber  Suftjpicle  bid^tetc  unb  biplo= 
matifd)e  SBerl^anblungen  führte,  tt)ie  cö  Dor  il^m  ein  anberer 
Dfpgier,  bcr  bamalö  nod)  lebcnbc  ^5elbmarfd)all  Don  Sl^renl^off 
getl^an  l^attc,  ber  SEragöbien  im  flafftfdöen  ©t^l  unb  ba§  t)om 
©rofeen  g^riebrid^  fo  gelobte  Suftfpiel  „S)ie  5ßo[tfutfd^e''  fd^rieb. 
®aö  mafeig  Dorl^anbene  Sebfirfnife  nad)  geiftreid^en  ijrauen 
bedien  bie  ©amen  auiS  bem  §aufe  Stgne,  unb  5!Rarianne  ^e^er, 
aSaronin  t)on  ©Abenberg,  SBittme  eine§  ^ringen  Sfteufe.  93on 
i^raelitifd^en  ©Itern  gu  Serlin  geboren  unb  frül^  ßl^riftin  geworben, 
l^atte  il^re  geiftDoHe  ©d^önl^eit  bie  Setounberung  öon  ©oetl^e 
ermecft.  %xa\x  oon  @tael  begegnete  jte  l^äufig  in  ben  SEBiener 
©alonö  unb  bemog  jte  bagu,  il^r  ©elbftporträt  gu  jd)reiben. 
©iefer  gange,  jpater  1812,  an  %.  @d)leger§  ©eutfd^em  3)Zufeum 
betl^eiligte  Ärei§  fammelte  ftd^  gern  um  Caroline  ^id^Ier,  bie 
ber  ^xan  t)on  @tael  in  il^ren  „S^itbilbern"  gebenft,  mie  jte  in 
golbfarbenem  3ltla§,  gefdt)müdt  mit  ©iamanten,  einen  ^arabie^^ 
t)ogel  al§  Äo^)fpu^  unb  um  bie  @d)ultern  ein  leidstes  Slonben- 
tud),  in  ^Begleitung  Don  31,  SB.  @d^legel  unb  il^rer  Äinber,  einer 
fc^önen  2:od)ter  unb  eineö  golblocfigen  Änaben,  bei  feftlid^er 
©elegenl^eit  ftd^  ben  SBienern  geigte  ^).  Slud^  Sl^eater  fpielte  fte, 
öornel^mlid)  bem  Sötften  gigne  gu  Gefallen,  ber  felbft  nod^  in 
f leinen  SRoHen  mitmirfte,  njöl^renb  jte  bk  5ßl^ilaminte  in  ben 
Femmes  savantes  gab,  bei  toeld^er  ®elegenl^eit  @raf  Subtoig 
ßobengl  ftd^  al§  öoHenbeter  ©d^aufpieler  bettJäl^rte^).  3«  biefer 
@igenfd)aft  unb  aud^  alö  Äomöbienbid^ter  toar  er  jd^on  an 
Äatl^arina'^  §of  aufgetreten,  bie  fd)ergenb  meinte,  ba§  t)orgüg= 
lid)[te  unb  toßfte  feiner  Sl^eaterftüde  werbe  ber  immer  l^eitere 
öfterreid)ifd^e  ©efanbte  mol^l  für  ben  ©ingug  ber  g^rangofen  in 


Oi^orolinc  «Pikier,  Seitbilbcr,  II,  144—146. 
^)  Comte  Ouwaroff,  Etudes  de  philologie  et  de  critique,  St.  Peters- 
bourg,  1843. 


SBtcn  fparen.  ®ic  grofeeii  Briten  bc5  Surgti^catcra  funbigten 
ftd^  erft  an,  aber  bie  Scl)ö))fimg  üon  ^qbn  unb  Stojart'iS 
SRequiem  Denial^m  jtc  an\  bcm  flafjtfd(cn  Sobcn  il^rer  Jhtnft. 

ate  ber  5afd)ing  üon  1808  ju  6nbc  war,  bcgonn  9.  SB. 
Sd)Iegel  Dor  einem  au^erlefenen  ^xti^  Don  ehoa  brdl^unbert 
3u]^orem  bie  aSorlefungen  über  brawiatifd^e  Äunjl  unb  Literatur. 
3n  Sejug  auf  bie  frangöjtfcl)en  Sragifer  nal^men  jie  bcn  Äampf 
gegen  bie  ßtnjeitigfeiten  unb  Uebertreibungen  bed  J(Ia{ft€tSmud 
im  anfd^Iu^  an  Sefftng  unb  an  ben  gleid^fadd  üon  9.  äS. 
Sd^legel  ^errul^renben  SSergleid)  jwifd^en  ber  $^&bra  öon  Stactne 
unb  jener  be§  @uripibe§  wieber  auf.  Sie  erflArten  jid^  gegen 
ben  anfprud)  ber  granjofen,  bie  ®efe^e  be§  ©efc^madS  ju  be« 
[timmen,  unb  gegen  i^re  tqrannifdie  Seflfe^ung  unb  SiuSlegung 
ber  brei  ßinl^eiten.  3"t  ©egenfa^  gu  il^nen  öerwicö  8.  SB. 
Sd)IegeI  auf  bie  ®ried)en,  Spanier  unb  @nglanber,  atö  auf  bie 
eigentUd^en  ÜJlufter  unb  SSorbilber  bramatifd)er  Jhtnfi,  unb  auf 
ben  ©nflufe,  ben  ba^  fpanifc^e  5tl^eater  auf  bie  fjranjofcn  unb 
befonberS  auf  ßomeiae  auSgeäbt  l^atte.  S)ie  9R&ngeI  bedfelben 
Derbunfelten  bem  beulfd^en  Äritifer  feine  Äraft  unb  ®roge,  fo 
bafe  felbft  bie  Slnerfennung  Don  „^olqeucte"  baburd^  gefc^mälert 
erfd)eint.  SSoHenbö  SKoliöre  würbe  oon  81.  SB.  @d^Iegel  fo 
burd)auS  unb  unbegreiflid^  unterfd^ö^t,  bag  @(oet]^  nod^  1828 
in  einem  S3rief  an  ßriter  feine  tiefe  Äränfung  barfiber  audfprad^: 
„3dt)  fct)Wieg  Diele  So^^^"»  fct)rieb  er  btm  greunb,  ,,»111  aber 
bodi)  nun  eins  unb  baS  anbere  na(l)bringen,  um  jum  £rofi 
mand^er  Dor=  unb  rüdfmärts  benfenben  SRenfd^en,  ie^iger  unb 
fünftiger  3^*t  bergleid^en  Srrfale  aufgubedfen"  *)• 

2)ie  anfd^auungSweife  Don  $rau  Don  @ta§I,  il^re  Abneigung 
gegen  alles  oberfläd^lid^e,  conDentioncHe,  Derad^tlid^=fp5ttifd^eSBcfctt 
ift  in  ben  Semerfungen  erfennbar,  weldje  ä.  S.  Sd^Iegd  über 
bie  gefeQige  S(uSbiIbung  mad^t,  bie  in  ber  gefammten  miffenfd^aft« 


1)  @üet]^e  unb  Belter,  Brieftoed^fel,  Y,  80.    IL  m,  6(tlegel,  »ot« 
lefungen  übet  brautatifc^e  jlunft  unb  V^ttetatur,  II,  XX  u.  XXII,  Sodefintg. 


SRütfwirfung  fcincS  i^unfturt^öcUS  auf  grou  öon  Btael  199 

lid^en  unb  fftnftlerifd)en  Äultur  bcr  granjofen  öoTOaltet,  ®e* 
jeHigc  auöbilbuufl,  fagt  er,  fd^ärft  ben  @inn  für  baö  Säd^erlid^c 
unb  barnm  wirb  jtc,  bis  jur  SBerfeinerung  getrieben,  beut  6n= 
tl^ujtaSmuS  töbtlid^.  3ft  eine  fold)e  ©enfart  allgemein  bei  einer 
SRation  getüorben,  bann  folgt  eine  getüiffe,  gang  negatib  jtd) 
öerl^altenbe  Äritif.  Ueber  il^ren  6injcl)ränfungen  tt)trb  t)a^ 
^öl^ere,  ba^  eigentlid^  geleiftet  tüerben  fottte,  bergeffen.  ®ie 
gnrd^t  üor  bem  gäd^erltd^en  ift  jnnt  ©etoifjen  ber  franjöftfd^en 
©id^tung  erl^oben  njorben,  fte  l^at  il^re  ?5lügel  befd)nitten,  i{)ren 
€d)tt)ung  geläl^mt. 

DbttJol^l  grau  bon  ©tael  bie  @d)lu6folgerungen  Don  31.  SB. 
@d)legel  in  SBejug  auf  bie  ??rangofen  ablel^nt,  fo  ift  fein  Äunft= 
urtl^eil  boä)  nid^t  ol^ne  SRüdwirfung  auf  fte  geblieben.  ©a§ 
öortrefflidie  Äapitel  über  bramattfci^e  Äunft,  im  S3ud^  über 
©eutfd^lanb,  ift  unter  bem  ßinbrudf  biefer  ßontroöerfe  ent= 
ftanben').  @§  plt  gtoar  an  ber  Ueberlegen{)eit  ber  großen 
frangöjtfd^en  3;ragtfer  in  SBegug  auf  toirfungSöoHe  S3ül^neneffefte, 
SBürbe  ber  Situationen  unb  beS  @ti)lö  feft,  unb  toiH  feine 
frembe  Stragöbie  mit  bem  wol^lgeorbneten,  i^armonifd^en  ©angen 
eines  frangöftfc^en  SKeifterujerfö  üerglid^en  toiffen.    ©ann  aber 

folgen  weitgel^enbe  3«9^ftä"i>i^i[f^- 

3Son  ben  bis  gur  6rfd)övfung  befprod^enen  brei  ßinl^eiten 
tt)iH  fte  nur  bie  ber  ^anblung  feftgel^alten  ttjiffen.  SBenn  biefe 
mel^r  als  öierunbgioangig  Stunben  unb  SBed^fel  beS  DrteS  üer= 
lange,  fo  l^iefee  bie  Slufred^tl^altung  gegentl^eiliger  SRegeln  baS 
bramatifd^e  ®enie  bem  Sw)ang  eines  Slfroftid^onS  unterwerfen 
unb  ber  gorm  baS  SBefen  opfern,  ©er  Uebergang  uon  ber 
antifen  gur  mobemen,  {)iftorifd)en  3;ragöbie,  ben  bie  Qext  Der= 
lange,  ber  burd)  SSoltaire  angebal^nt,  burd^  2)id)tungen  wie 
„S)ie  Siempler"  Don  SRa^nouarb  weitergefül^rt  worben  fei,  mad)e 
DoHenbS  bie  aSeibefialtung  ber  biSl^erigen  Sftoutine  beS  guten 
@efd[)macfS,  ber  bramatifd^en  ßtiquette  unb  beS  feierlid^en  2llej:an= 


')  Madame  de  Stael,  De  TAllemagne,  2de  partie,  Chap.  XV. 


200  SRürfttirfuttö  feine«  Äunfturtl^cilö  auf  grau  öon  ©tael. 

brinerS  unmöglid),  bcm  ber  eingigc  SRacinc  in  bcr  SRoHc  bc§ 
3oa§  ©infadöl^cit  abgerungen  \)Qbc,  SBenn  man  nun  in  granf^ 
reid^  einwenbe,  bafe  91euerungen  in  ber  Sragöbie  biefelbe  jum 
SRelobram  erniebrigten,  fo  lo^ne  eö  jtd^  öieneid)t  ber  SKül^e 
gu  tragen,  ttjarum  benn  ba§  9!Ke!obram  fo  uielen  fieuten 
greube  mad^e,  ober  ©l^afefpeare  ber  po^)uIäre  unb  gefeierte 
©id^ter  aller  @d)id^ten  ber  engHfd[)en  9iation  fei,  wäl^renb  in 
granfreid^  baö  SBolf  t^eilnal^mloö  an  ben  größten  ©d^öpfungen 
feiner  ®id)ter  Dorübergel)e.  „Unter  bem  SBortoanb,  bafe  unferc 
©efül^le  für  gett)iffe  Slufregungen  gu  gart,  unfer  ©efd^mact  gu 
rein  fei,  l^aben  mir  bie  Äunft  in  gtoei  Sil^eile  gefpalten",  lautet 
bie  3lnttt)ort  bon  grcm  bon  ©tael.  Unfere  fd^led^ten  Stficfc, 
fagt  fte,  entl^alten  fd[)led^t  anSgebrüdft,  bie  rül^renben  Situationen ; 
bie  guten  ©törfe  fd^ilbern  meifterl^aft  Situationen  oon  fo  tt)ür= 
biger  3lrt,  bafe  fte  oft  falt  unb  lebloö  baräber  toerbeu.  2:ra= 
göbien,  bie  9!Jlenfd)en  aller  klaffen  ju  rül^ren  unb  gu  ergreifen 
vermögen,  beft^en  toir  nur  wenige. 

3)aö  praltifc^e  ©rgebni^  il^rer  Setrad^tungen  fud^t  bie  35er^ 
fafferin  in  ber  ^lotJ^wenbigfeit,  ftd^  fünftig  nid[)t  ntel^r  auf  bie 
9lad^al)mung  üon  SWeifterroerfen  gu  befd^ränfen.  SBie  nid^tS  im 
geben  ftotionär  bleibe,  fo  oerfteinere  ftd^  aud)  bie  Äunft,  bie 
ftd^  nid^t  üon  ber  Stelle  bewege  unb  enblid^  nid)t§  mel^r  gu 
fd^affen  oermöge  alö  l^eroifd)e  SMarionetten,  bereit,  bie  Siebe  ber 
^flic^t  gu  opfern,  ber  Sflaoerei  ben  Job  oorgugiei^en,  in  il^ren 
^anblungen  wie  in  il^ren  SBorten  burd)  bie  Slntitl^efe  beftimmt, 
aber  ol^ne  birefte  33egie{)ung  gu  Jenem  wunberbaren  ©efd^öpf, 
bem  9!Kenfd^en  felbft,  beffen  Sd)idffal,  gleid^oiel  ob  eö  il^n  mit 
fortreifet  ober  oerfolgt,  ob  er  eö  beftegt  ober  i^m  unterliegt, 
unfer  SKitgefül^l  erwedt  ober  unfere  Stl^eilna{)me  oerbient.  ®er 
Sd^werpunft  liege  in  ber  ©arfteUung  ber  ßl^araftere,  in  ber 
SBal^rl^eit  ber  Seobad)tung.  Sei  ba§  S^d  erreidt)t,  fo  lol^ne  eS 
ftd^  nid^t  ber  SJiüfie,  über  ben  SBeg,  ber  bal^in  geffil^rt  l^abe, 
nad[)träglid)  gu  redeten. 

6iS  war  bie  Slnfd)auung  be§  Sud)§  über  bie  Siteratur, 


3(.  2B.  ©c^lcöcl  unb  hk  frnnaöftfd^c  Stxiüt  201 

aber  erweitert,  öertieft  unb  begrünbet.  ®er  raftlofe  SKercier 
l^atte  Diel  mel^r  8ett)a9t,  ba  er  bereite  1773  im  ©ffa^  fiber 
bramatifd^e  Äunft  bem  Programm  ber  SRomantil  üorau§= 
geeilt  war  unb  einen  burd^greifenben  SBed)fel  beö  ©qftem^, 
bie  diMkf)x  jur  ^iatur,  für  bie  franjöftfd^e  Söl^ne  »erlangt 
l^atte,  jo  ba^  ein  frangöflfd^er  8iteratur{)i[torifer  gu  bel^aupten 
md)t  anfielet,  wenn  man  alle§  fecl)üig  Saläre  fpäter  in  Sejug 
auf  biefe  fragen  gu  S^ag  geförberte  Sfteue  prüfe  unb  bann  bie 
@d|riften  öon  9JJercier  öergleid)enb  gur  §anb  nel^me,  werbe 
man  e§  barin  pnben  ^).  3lel^nlid)e  ®ebanfen  wie  er  äußerte  ber 
©l)afefpeare=Ueberfe^er  getourneur,  ber  guerft  in  granfreid)  eine 
Segripbeftimmung  beö  SRomantifd^en,  alö  be§  in  33egug  auf 
bie  5latur  guglei(j^  SRül^renben  unb  aMalerifd)en  öerfuc^te.  SlDein 
jte  würben  beibe  Don  ber  in  l^ergebraij^ten  Ueberlieferungen  jid^ 
bewegenben  ofpgiellen  Äritif  al§  Dereingelte  ©onberlinge  betrad&tet 
unb  tobtgefdöwiegen.  ©iefe  Saftif  erwies  jtc^  nici^t  mel^r  l^alt= 
bar,  nad^bem  21.  SB.  ©c^legerö  geiftöoUe  aSergleid[)ung  gwifd^en 
ben  beiben  5ßpbren  1807  unb  gwar  in  frangöjtfd^er  ©prad^e 
erfd^ien,  woburd^  fte  ftärfer  unb  unmittelbarer  wirfte,  ate  bie 
Diel  weitge{)enbere,  ben  tJrangofen  aber  er[t  1814  gugänglid) 
gemad^te  ^olemif  ber  SBorlefungen  über  bramatifd^e  ilunft  unb 
gtteratur^). 

©en  Eingriff  auf  SRacine  beantwortete  ba^  Journal  de 
TEmpire  mit  einem  fold)en  auf  31.  SB.  Sd^legel,  afö  einen  ber 
erften  Äritifer  S)eutfd^anb§,  auf  ben  fein  ßanb  ftolg  gu  fein  ba§ 
Sfted^t  l^abe  unb  beffen  ©elel^rfamfeit  e§  nur  an  jenem  feinen, 
auögefud^ten  unb  nid^t  beftimmt  gu  bepuirenben  @inn  mangle, 
ben  man  @ef d^mad  nenne,  unb  ben  feine  ©ialef tif,  fei  fte  aud^ 
nod)  fo  pnnreid^,  gu  erfe^en  öermöge.  ©ie  Äunft  ber  Slrgu* 
mentation,  l^eifet  eö  weiter,  laffe  ftd^  nid)t  auf  bie  Siteratur 


0  A.  Michiels,  Histoire  des  Idees  litteraires   en   France   au   dix- 
huitiemo  Si^cle,  I,  283. 

3)  ebcnbafclbft,  I,  533,  II,  76. 


202  3i.  m.  ©d^lcgel  uiib  bic  frnnaöfifd^c  Ärit». 

antocnbcn,  o^ne  ba§  SSBefen  berfclben  ju  öcrfennen.  gl^rc  Orunb* 
lagen  jeicn  feit  laitfler  ß^it  feftgefe^t  unb  Steuerungen  in  biejer 
33ejielÖnng  ben  Urtl^eiföfäf|igen  nid)t  ttJtUfommen.  ®ie  Stenbenj 
ber  ganjen  Slbl^aublung  bejd^ränfe  jtd)  übrigens  nid^t  auf  bie 
n)iflfürUd)en  @d)Iufefülgerungen  eines  gefd^idften  ©opl^iften;  pc 
fei  öielmel)r  gegen  bic  ®rö^e  beS  fd^ßnen  S^italterS  felbft  ge- 
rid^tet,  baS  bie  bentfd)e  Äritif  gu  berleumben  ttjage.  @in  Se= 
meggrunb  für  biefe  Haltung  @d)Iegers  muffe  ttjol^l  in  feinen 
SSejiel^ungen  gu  einer  berül^mten  franjöftfd^en  ®ame  gefud^t 
werben,  beren  SBerfe  ftets  me{)r  Sialent,  ^euer  ber  @inbilbungS= 
fraft  unb  SSegeifterung,  als  ©ic^erl^eit  beS  ©efd^matfS  Derrictl^en '). 

SBenn  bamit  bie  ^olemif  Don  äftl^etifd^en  auf  anbere  fragen 
überging,  fo  trug  baS  offigieHe  Journal  beS  Äaiferreid^ö  bieS= 
mal  nid^t  allein  bie  @d)ulb  baran.  „©d^legers  glugfd)rift 
fprubelt  üon  @eift\  fd)rieb  ©iSmonbi  an  ®räfin  Sllban^, 
„allein  eS  ift  l^äufig  ber  @eift  cineS  gefd^idften  SlbDolaten  unb 
faft  in  ieber  Seile  ift  Slbpc^t  füpar"^).  3iud)  in  SBien,  wo 
t&.  3.  oon  ßoHin  bie  ^l)äbrabiffertation  inS  ©eutfd^e  übertrug, 
^anbelte  eS  ftd)  babei  nid)t  nur  um  Äunftregeln,  fonbem  um 
^olitif.  GoUin,  bem  5)rama  nad^  antifen  SSorbilbern  entfagenb, 
bidjtete  bie  „2öel^rmannSlieber"  für  bie  Ärieger  Don  1809. 
.^oi*ma^er,  aSerfaffer  beS  öfterreid^ifdjen  Putard),  öeröffcnt^» 
lid^te  1808,  mit  S^^Ö^i^nbelegung  beS  33ud^eS  Don  a3caud[)ampS 
über  ben  ilrieg  in  ber  SSenbee  eine  politifd^e  Senbengfd^rift  mit 
mid^tigen  SSemerfungen  über  ben  ©ebirgSfrieg,  unb  unterl^anbeltc, 
bie  (grl^ebung  in  S^rol  öcrbereitenb,  mit  §ofer,  toie  benn  aud^ 
er  es  mar,  ber  im  folgenben  ^ai)x  baS  ^Jlanifeft  bon  ©rgl^ergog 
Sol^ann  Derfafete. 

3m  gleid)en,  :patriotifd^en  @eift  fd^rieb  Caroline  5ßid(ler 
ben  „©ermanifuS'-,  ber  jebod)  erft  1812  über  bie  SSrettcr  bcS 


»)  Journal  de  l'Empire,  16.  u.  24.  gcbruar,  4.  SWftra  1808. 
2)  Saint-Rene    Taillandier,   Lettres    iuedites,   etc.     Sismondi   k 
Madame  d'Albaiiy,  Pescia,  2(j  Mars,  1808. 


giicbvid)  ®cn^.  203 

Surgtficaterö  ging.  2?a§  ^ublifuni;  bor  tücld^cm  21.  2B.  @cl)legel 
ba§  ßcitdter  ßubmig'ö  XIV.  fritiprtc,  baijk  mit  i^m  bei  »c^ 
fpred^ung  be§  großen  ÄßuigS  an  5Rapolcon  unb  bicfer  tüufete  c§ 
rt)ol^l.  8ll§  bie  3Sorlefnngen  im  ??rü]^iat(r  1809  gum  erftcn  ^al 
gebrudt  crfd^ienen,  fonnte  il^r  SBcrfaffer  baran  erinnern,  wie  er 
in  ber  Äaiferftabt  an  ber  25onan  bie  §erglid)feit  befferer  Qdkn 
mit  jener  Uebenötüfirbigen  SRegfamfeit  be§  Sübenö  bereinigt  ge= 
funben  fiabe,  weld^e  oft  bem  beutfd^en  ßrnft  oerfagt  fei,  unb 
banfbar  backte  er  an  ben  ßwi^örerfreiö  jurücf,  „ben  6rinne= 
rungen  altbeut[d^en  Sftul^me^,  jebem  baterlänbifd^  ©cftnnten 
l^eilig",  beim  Slbfd^ieb  feierlid)  unb  wel^mütl^ig  jugleid^  geftimmt 
liatten »). 

grau  bon  @tael  berid^tete  nad^  SBeimar  an  bie  .^erjogin  ßuife 
über  ben  burdjfd^Iagenben  ßrfolg  biefer  SBorIe[ungen.  ©oetl^e  werbe 
jufrieben  fein,  wenn  uberl^aupt  SSewunberung  il^n  gu  befriebigen 
bermöge.  ©inige  5ßartien  feien  bon  l^inreifeenber  @ci&ön{)eit,  fo 
in^befonbere  jene  über  bie  ©panier.  Sie  fprad^  ben  SBunfd^ 
au§,  ba^  ®ange  überfe^t  gu  feigen  2).  SRabame  Nieder  be 
©auffure  lam  bemjelben  entgegen,  benn  pe  war  e§,  bie  1814 
@cl)legerö  SBorlefungen  frangöjtjd)  l^erauögab.  ^ngwifd^en  war 
mit  bem  Srii^^'Ö^  ^^^  ©i^monbi  gum  SSejud^  bei  iJrau  bon 
©tael  auf  furge  ß^'t  nad)  SBien  gefommen  unb  lol^nte  bie 
öfterreid)ifd^e  ©aftfreunbfd^aft  burd^  eine  ©enffc^rift  über  bie 
Sinangen  be§  Äaif erftaatg  3).  g^n  3tpril  war  ber  Eintritt  be§ 
iungen  3llbert  bon  ©tael  in  bie  SBiener  TOIitärfc^ule  erfolgt 
unb  fed^§  SBod^en  fpäter  begab  fid^  feine  3D?utter  in  Segleitung 
bon  31.  SB.  ©d^Iegel  unb  @i§monbi  gum  gweiten  Wal  nad^ 
SBeimar.    ^Jaft  unmittelbar  nad^  il^rer  Slbreife  traf  griebrid^ 

*)  81.  SS.  ©d^lcgcl,  SJorrcbc  jur  crften  SluSgobc  ber  SJorlcfungcn  über 
bramatifd^c  5^unft,  ©cnf,  gcbruar  1809. 

-)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Goppel 
et  Weimar.  Madame  de  Stacl  ä  la  Duchesse  Louise,  125,  Vienne,  8  Avril, 
150,  Coppet,  13  Sept.  1808. 

'^)  Sismondi,  Memoire  sur  le  papier-monnaie  dans  les  Etats  autri- 
chiens,  et  des  moyens  de  le  supprimer,  Weimar,  1810. 


204  ,^riebri(^  C»en|j. 

©d^lcgcl,  Doii  SRetternid)  berufen,  in  SBien  ein,  wo  er  in  polU 
tifd^er  Sejiel^unö  burd)  bie  oon  il^m  unb  ®en^  rebigirten 
^roflamationen  geflcu  5lapoIeon,  bie  Slrmeejeftung  öon  1809 
unb  ben  Dcftcrrcid)ifd)en  SBcobadjter,  litcrärifd^  burd^  üerfdjiebcnc 
ßeitfd^riftcn  unb  burd^  bie  SSorlefuugen  über  bie  giteratur,  fein 
ijröfeteS  unb  reiffteö  SBerf,  baju  beitrug,  Ston  unb  SRid^tung  bc§ 
geiftigen  gebend  in  Defterreid)  gu  beftimmen.  (Sinfld^t  in  bie 
Slrt  unb  SBeife,  wie  bai^felbe  unter  bem  ©influfe  ber  S^tercigniffc 
ftd)  geftalten  foHte,  gewann  grau  uon  @tael  burd^  bie  Selannt* 
fd^aft  mit  @en^,  mit  weld^em  jie  jtd)  auf  htm  SEBeg  nad^  Sei^^ 
mar  in  SepU^  begegnete. 

5?ad^  Slufterli^  fiatte  ©iefer  im  patriotifd^en  Sd^mcrj 
an  %  uon  ^Dlüller  gefd^rieben,  nun  fei  ber  Sob  il^m  nid^t  ju= 
wiber,  unb  1807,  nad)bem  SRüHer  in^  ^Rapoleonifd^e  gager 
übergegangen  war,  mit  tieffter  ©ntrüftung  ftd[)  öon  i^m  loS* 
gefagt.  ©egenftanb  feiner  Derel^renben  SBewunberung  war  ©tein, 
ber  öon  äl^nHd)en  ©ebanfen  wie  einft  Surgot  auSgel^enb,  burd^ 
^Befreiung  be6  S3oben§,  i^erftellung  ber  ©elbftuerwaltung  unb 
Slubal^nung  be§  nationalen  ©inl^eitftaateS  auf  ben  ©runblagcn 
einer  ftarfen  SRonard^ie  ba§  ©egengewid^t  gu  ben  reoolutionären 
aMäd)ten  fud^te  unb  fanb.  3lu§  fold^em  ®rantt,  wie  ber  SReform» 
minifter  ber  Äönigöberger  Sage,  war  aber  ®en^  nid^t  gemad^t. 
S)ie  Hinneigung  jur  Sftomantif  unb  ber  Slbfd)eu  oor  ber  SReüo- 
lution  bereitete  fd)on  bamafö  bei  il^m  bie  reaftiondre  ®eflnnung 
fpäterer  Saläre  t)or.  ©in  SSal^^bred^er  im  dttiij  ber  ©ebanfcn 
ift  ®en^  niemals  gewefen;  fein  Sebürfnife  nad^  geiftiger  3[n= 
Iet)ttung  befriebigte  S^l^re  l^inburd^  ein  ^ann,  bm  er  ergogen 
gu  l^aben  ftd)  rüljmte,  obwol^l  ber  Sö^ger  bem  aJleifter  längfl 
über  ben  Äo^)f  gewad)fen  fei^);  e§  war  Slbam  SMüßer,  ben  er 
feinen  ^5^eunben  „aU  einen  ber  erften  9!Jlenfd^en  biefer  unb  aller 
Seiten''  em^)fa^I2).    SBon  Slbam  SRütter^ö,  an  SBonalb  erinnembe, 


»)  ®.  ©d^Icficr,  S3ricfmcd^fcl  awif*en  ©eii^  unb  3.  ö.  müUtx,  198. 
2)  @.  ©(^Icfier,  g.  ö.  ®cn^.   S3ricfe  unb  öertroutc  S3iattct,  123  u.  312. 


3rbam  3KüÜcr.  205 

aber  tn§  ^]^antaftifd)e  übertriebener  Se^re  öom  d^riftlic^en  Staat 
ift  gejagt  tüorben,  jte  ^abe  ba^  fieilige,  römifd^e  SReid^  afö  beii 
auöbau  ber  ^:ßer[öuli(i^feit  ß^rifti  gefeiert^).  ®en^  füllte  ftd^ 
fo  tttäd^tig  öon  biefer  m^ftifd^en  Slu^Sleguug  ber  ©efd^id^te  an^ 
gejogen,  ba^  er  jtd^  nun  atö  burd^au^  d^riftlid^  geworben  be^ 
jeid)nete.  „3c^  betrad)te  ba§  Gl^riftent^um  ate  bm  cigentlid)en 
SJKttelpunft  ber  3BeIt'\  fagte  er  unter  bem  ©inbrud  ber  @elbft* 
täujd^ung,  bie  (Stimmungen  mit  Ueberjeugungen  öerwed^felte, 
„8llle§,  tt)a§  in  mir  nod)  jugenblid^  ift,  l^abe  id)  biefer  mol^^ 
tl&ätigen  Sfteöolution  gu  banfen"^). 

an  abam  aJiüHer  in  ©reeben  ift  auö  Sepli^  ber  ©rief 
gerid)tet,  tt)eld)er  bie  ^Begegnung  mit  g^rau  öon  Stael  er* 
gäl^lt.  „®eftern",  fd^reibt  er,  „l^abe  id)  einen  überaus  merf* 
tt)ürbigen  Sag  mit  il^r  üerlebt  unb  tro^  aller  SBerfdjiebenl^eit 
ber  Slnftd)ten  iiber  einige  «^auptpunfte,  eine  gro^e  iJreunbfd^aft 
geftiftet.  SBon  ber  ßeid^tigfeit  be§  Umgang^  mit  il^r  lönnen 
Sie  jtd)  faum  eine  SBorfteHung  mad)en;  in  einer  ]^alben  Stunbe 
werben  Sie  fo  mit  i^r  fein,  aU  l)ätten  Sie  jte  feit  S^^ren  ge* 
fannt.  Sd^  färd)tete  ba§  Sli^en,  bie  Saittien  i^re§  Seiftet, 
eine  ©attung,  bie  id^,  toie  Sie  wiffen,  nid^t  oorjüglid)  liebe. 
Sm  ©egent^eil  l^abe  id^  fte  über  bie  3Ka&en  pjfig,  flar,  bei 
ber  Stange  bleibenb,  georbnet,  gujammenl^ängenb,  grofe,  jum 
Spred^en  einlabenb,  toie  nod)  feine  Srau  auf  ber  SBelt  gefunben ; 
e^  fd^eint  @inem,  man  fönnte  eine  ©migfeit  mit  il^r  burd)fpred^en. 
So  Ift  jte,  al§  ©rjd^einung,  unb  bieg  fann  S^nen  genügen. 
Sie  fennt  Sl^re  Slufjä^e  über  Corinna;  llagt  blofe  barüber,  bafe 
Sie  jte  ettoaö  bunfel  unb  m^ftifd)  gefunben;  id)  l^abe  il^r  ol^ne 
aSeitereg  oerftdiert,  bafe  Sie  ber  erfte  Äopf  oon  ©eutjd)lanb 
jtnb.  aifo  toiffen  Sie,  wie  Sie  jtd)  gu  benel^men  ^aben.  Sd)le= 
gel,  ber  ebenfalls  eine  gro&e  Sbee  üon  S^nen  Ijat,  ift  fcljr  oer= 
änbert,  fe{)r  fultioirt,  gefeUig,   gejpräd^ig,   gewanbt " 


7  $.  ö.  SrcHfd^fe,   ©cutfd^c   ©cfd^id^tc   im   neunac^ntcn  SaWunbctt, 

I,  314. 

2)  ®.  ©(i^Icfiet,  g.  tj.  ©cnfe.    SBricfc  unb  öcvtrautc  SBlätter,  123. 


206  Söicbereintrcffcn  in  SBcimor. 

„SRabatttc  be  @tael  l^abe  id)  gcjet(cn",  antwortete  5KüIler  einige 
Stage  fpäter  an^  ©reiben.  „@ie  ift  mir  aUerbing^  eine  be= 
beutenbe  (Srfd^einung,  J^offentUd)  Sinnen  and).  ®a  ift  mirflid^ 
fübltdö^t  SEumuIt  beö  SSluteS,  ®eifte§ben)egli(j^feit  unb  ©id^erl^eit 
öor  aUem  Sllttüerben.  2)ie§  el^re  id^.  9!Jlan  müfete  wenig  üon 
3:on,  aSIid  unb  ßmpfinbung  öerfte{)en,  um  nid^t  p  ffil^len  wie 
il^re  SJiatur,  weld^e  ba§  Sd^önfte  ift,  t»om  eigentlid^en  geben  er« 
weidet  unb  öom  ßeiben  burd)[tf)moIien  ift.  ®ie§  Hebe  id^.  .  ." 
„5!Rid)  l^at  bie  @tael  entjüdt,  id^  fage  eö  Sinnen  gerabe  f)txaixS'\ 
fd)rieb  ®enfe  nod)  einmal  jurücf.  „6ine  foId)e  Uniöerfalität 
unb  3;iefe  be§  ®eifte§;  mit  einer  foId)en  ßeid^tigfeit,  ©ewanbt^ 
^eit,  ©utmütl^igfeit  unb  ®ra3ie  ber  6onDerfation  l^abe  id^  in 
ber  SBelt  nid)t  gefunben,  Sd)  will  unb  mufe  jte  aud^  nod^  ein- 
mal  feigen"  ^). 

®iefe  gmeite  Segegnung  fanb  auf  ber  ©urd^reife,  in  Pma, 
ftatt.  2)ie  Ueberfc^menglid)feit  ber  bamaligen  Semunberung 
Don  @en^  foHte  5rau  Don  @tael  übrigen^  nod[)  ju  bflfeen  l^aben. 
211^  jte  tf|n  1812  in  SBien  toieberfanb,  mar  biefe  Semunberung 
oerflogen  unb  ber  Unmutl)  an  il)re  Stelle  getreten,  ber  ftd^  in 
einem  ©rief  an  3fla{)el  in  ebenfo  gefd£)macfIofer  al§  ungered^t= 
fertigtet  SBeife  Suft  madite^),  eine  3Ka]^nung  an  bie  grauen, 
bie  ^ulbigungen  ber  3D?änner  nad)  ber  3lrt  öon  ®en^  niemaB 
ju  überfd^ä^en. 

SBie  jte  e§  uberl^aupt  ju  tl^un  pflegte,  ignorirte  grau  öon 
@tael  bie  Stimmungen  aud)  biefer  manbelbaren  9latur.  ^U 
®en^  1815  nad)  ^ari^5  fam,  fanb  er  jie  unoerSnbert  für  il^n 
unb  für  feineu  greunb  21.  §.  3Wüller,  ber  il^n  begleitete, 
mieber.  Sie  l^at  fpäter  nid)t  ermäfint  unb  oieneid)t  audt)  nid^t 
gemußt,  t>a^  biefer  geiftreid^e  Sonberling  jtd)  fd^on  1808  in 
©reiben  mit  ber  Sbee  eines  SSünbniffeS  aller  Staaten  auf  relU 

')  &.  (Sd^Icficr,  Sriefwed^fcl  awifd^cn  S.  ö.  ©cnfe  unb  8C.  $.  aRütter, 
107,  112,  113,  145.    Briefe  öom  29,  30.  m<\\,  1.  u.  2.  SunI  1808. 

2)  ®.  Sc^Iefier,  g.  ö.  ©cnfe.  «riefe  unb  öertraute  ÖWtter,  176, 
15.  Suni  IS14. 


95eranbertc  S3erlöältniffc.  207 

giöjcr  ©runblagc  trug,  au§  loeld^er  jmn  Zl)dl  bic  J)t\l\Qt  Miatii 
l^eröorgegangen  ift^. 

SBon  ©reiben  fefete  "S^an  Don  ©tael  ben  SBeg  nad)  3Beimar 
fort,  Don  lüo  Henriette  bon  Änebel  il^rem  Sruber  bic  Slnfunft 
ber  SRcifenben  melbcte.  ,,@ie  ift  Dorgefiem  l^ier  angefomtncn", 
fd^rieb  fte  am  11.  Sunt,  ,;ge[tern  9Ktttag  l^aben  tt)ir  ftc  gefeiten ; 
Slbenb^  l^atte  fte  ju  jcl)reibcn.  @ic  t[t  dxüa^  ftiHer  geworben, 
tt)ie  e§  jtdö  fflr  bie  iefeigen  3^^ten  fd^idt.  SBon  •öerrn  ©iömonbi 
ober  anbem  Segleitern  Don  %xan  Don  ©tael  l^abe  id^  nod)  nid)t§ 
gefe{)en.  ^d)  beft^e  Don  ber  Sibliotfief  feine  ®ef(l)id)te  ber 
mittleren  ßdim  Don  3tcilien,  bie  mir  3Bielanb  aufeerorbentlid^ 
gelobt  l^at"  % 

S)ie  wenigen  Saläre  feit  1804  l^atten  genügt,  um  and)  in 
SBeimar  a3iele§  ju  Deranbern.  3lm  10.  april  1807  war  bie 
l^eiter  Derftänbige  »^erjogin  Slmaiie  il^rem  ??reunbe  ©dritter  in  bie 
®ruft  gefolgt,  nad^  ®oetl)e'ö  fd^önen  SBorten  „eine  Don  S)en= 
ienigen,  gu  benen  wir,  aU  gu  Söol^lwoHenben  unb  ^ülfreid)en, 
un§  im  Seben  l^inwenbeten,  unb  bie  nun  bie  fel^nfud^t^DoHen 
aSlide  nad^  jtd)  giel^en  al§  SSoHenbete,  Selige." 

2lber  nid)t  ber  Sob  allein  l^atte  in  ber  3:pringer  §aupt= 
ftabt  bie  SReil^en  gelid^tet  unb  bie  ©emütl^er  Derbüftert.  2Bie 
Sena,  trug  SBeimar  nod^  bie  frifd)en  ©puren  ber  SSerwüftung 
unb  Pünberung  Don  1806.  ©ein  ritterlid)er  ßanbe^l^err  war 
jum  ©ntritt  in  ben  SRlieinbunb  Derurtl^eilt  unb  eine  faft  uner^^ 
fd^winglid^e  Ärieg^fontribution  Don  2,200,000  graulen  bie 
©träfe  für  fein  treues  geftl^alten  an  ber  Daterlänbifd^en  ©ad^e^). 

©er  ©id^ter  Don  „^ermann  unb  ©orotl^ea"  nannte  e§ 
unter  bem  ®rucf  biefer  SJiieberlage  ©eutfd^lanbs  „eine  grofee 


')  81.  $.  aWüUcr,  Elemente  ber  (StaatSfunft,  SBcrlin,  1809.  m.ö.SKo^I, 
©efc^id^te  unb  Sitcratur  ber  (StaatSnjiffenfd^aftcn,  I,  254. 

2)  $.  S)ünbcr,  ihiebel'S  SBriefwcd^fcI  mit  feiner  ©^wefter,  339,  1774- 
1813. 

8)  9t.  Äeil,  ©oet^e.  SEßeimar  unb  Sena,  1806,  21—47  unb  154. 
Jp.  Öuben,  Sftüdfblide  in  mein  Seben,  bie  ^ä)ia^t  bon  Sena. 


208  ^te  poWmt  Safle. 

unb  l^eilige  Aufgabe,  im  @etft  jufammengul^Qtten,  um  in  htm 
all()emeinen  ^uin  mcnigfteitd  baS  bi^^  je^t  unangetaftete  ^alla« 
bium  mifcrcr  gitcratur  auf^  6ifcrjäd)tigftc  gu  bemal^ren,  unb  gu 
uer^ütcn,  bafe  ber,  in  beffcii  .^anb  je^t  ba«  @d)icffal  Hegt,  bte 
Sc^tung,  bte  mir  iijxn  burd)  ein  I}öl)ered  geiftige!^  Uebergetoi^t 
abgenötl^igt  l^abcn,  nid)t  üerliere*). 

6ö  mar  ber  Äugenblidf,  in  meld)em  fclbft  ein  Patriot  mie 
©neijenau  am  beutfd)en  SSolf,  ^fo  ad)tbar  im  ©ngelnen,  fo 
miferabel  im  ®anjen",  irre  gu  merben  brol^te  unb  „bie  9lation 
fo  fd)led)t  mie  il^r  SRegiment"  nannte  2). 

®er  Patriotismus  üon  ©oetl^e,  ber  im  ©lauben  an  eine 
beffere  3»fw»ft  iior  Slllcm  bie  SBilbung  retten  moWe,  ber  ani 
beut  @d)iffbruc^  ber  ©egeumart,  „in  SBiffenf^aft  unb  Äunfl 
bie  @d)mingcn,  fid^  bariibcr  l^inmeggul^eben"  faub,  ber,  geftfi^t 
auf  ©elbfterfeuntnife  unb  ßrgebung,  „nid^t  jebe  Semegung  aud^ 
fd)on  eine  ©rl^ebuug"  genannt  miffeu  moHte  unb  nod^  1812  ba* 
uor  mamte,  „bie  ^Befreiung  00m  fremben  3od^  mit  bem  @r» 
ringni  ber  grei()eit  gu  t)ermed)felu"  3),  ein  fold^er  Patriotismus 
lief  ®efa()r,  als  gu  leibenfdjaftSloS  üon  bem  ßinen  abgelel^nt, 
uou  ben  Slubern  mi^uerftanben  gu  merben.  Unb  mifeüerftanben 
l)ätte  mol^l  axxä)  grau  üon  @tael  Sleufeerungen  wie  bie  öon 
©oetl^e  über  SRapoleou  int  gönuar  1807,  menn  man  bieftn 
Äaifer  unb  feine  Umgebungen  mit  9?ait)etät  befd^reiben  l^öre, 
ba  fel^e  mau  freilid),  ba&  uid)ts  bergleid^en  mar  unb  k)ielleid^t 
aud^  nid)t  fein  merbe*),  ober  mie  jene  beS  33erfaffer8  ber 
„^puomenologie  bcS  ©eifteS",  ^rofeffor  ^egel  in  Sena,  ber 
ben  granjofcnfaifer  als  „bie  SBcltfeelc",  „ben  Drganifator 
einer  freien  3Jlouard)ie"  mib  „ben  3[ufred[)tl^alter  ber  ®efe^* 

')  9«.  Äell,  (Hoet^e.  SBeimar  unb  Stna,  1806,  152.  ®o«t^  an  8fcf 
iionj,  7.  Saiiuar  18()7. 

2)  Sreitf(i&re,  ©eutWc  Ocfd^id^tc  Im  neunacl&nten  SoWwnbert,  330. 

»)  $.  t'ubeii,  Stürfbllrfe  in  mein  iJcben,  SJcrül^rungen  mit  (Soetl^e,  (Sk* 
]pxh6i  mit  iftm,  ©ommer  1812,  119-120,  122. 

«)  &  ottfit  an  Stnthtl,  »rifftoeci^fel,  I. 


(Soet^e  unb  Knebel.  209 

pricS^),  wäl^renb  ftc  ba^  ocrnid&tenbc  Urtl^eil  über  9lapoleon 
fäntc,  ber  33egriff  bc§  ©ciDiffen^  fei  für  iijn  mir  eine  poetifd^e 
Umjd)rcibunö  für  bcn  Setrug,  unb  fein  ganje^  Seftreben 
barauf  gerietet,  bebeittenbe  9Kenfd)eit  ftttlid)  tief  genug  gu 
entwertl^en,  um  fte  nur  mel^r  unter  feinem  ©epräge  gangbar  gu 
crl^alten  % 

3u  fold^en  (Srörterungen  fam  e§  Jebod^  nid)t.  ®oetl)e  war 
feit  bem  12.  ^ai  abwefenb  in  Äarl^bab,  wo  er  bt§  gum  @ep= 
tember  blieb.  aSergebenö  fd)Iug  ein  nod^  an^  SBien  batirter 
©rief  Don  ^rau  öon  @tael  eine  Begegnung  in  ©reiben  t)or. 
6r  Iel)nte  ab  „ba  er  fid^  beö  3^rü^ling§  unb  ber  länblid)en  ©in* 
famfeit  erfreue,  ©eben  @ie  ja  balb  S^re  Semerfungen  über 
un§  e]öriid)e  ©eutfd)e",  fd^lo^  er.  „2Btr  Derbienen  burd)  ben 
guten  SBillen  einer  freunblid^en  9iad)barin  unb  ^alblanbömännin 
aufgeregt,  ermuntert  gu  werben  unb  un§  in  einem  fo  lieben 
Spiegel  gu  befd)auen.  Urlauben  @ie  mir  fobann,  tt)a§  id^  fo 
gern  nad)  gelefener  Corinna  getl^an  ptte,  meine  lebtjafte  Sll^eil* 
nal^me  an  Sfinen  felbft  unb  g^^ren  Slrbeiten,  meine  SBerel^rung, 
meine  SBewunberung  aud)  einmal  fd^riftlid^  unb  umftänblid^  oor* 
gulegen"  ^). 

®ie  ©nttäufd^ung  Don  fyrau  Don  «Stael  über  ba§  5lid^t* 
erfc^einen  Don  ©oet^e  berid^tete  il^m  ein  Brief  Don  Sötte  @d)iller, 
ber  unter  bem  übertt)ältigenben  ©inbrucf  ber  Seftüre  beö  erften 
^tiU  Don  Sauft,  mit  ber  Bwciö^wng  an  il^ren  ©atten,  ge* 
fc^rieben  ift.  aSon  grau  Don  ©tael  ermäl^nt  aud)  @d)iller'8 
SBittwe,  fte  fei  fetjr  emft  geworben,  ber  lebcnbige  Slu^brudf  Don 
Sröpd^feit  fel^Ie  il^r,  fte  fel)e  au§  wie  ^^manb,  ber  Diel  gelitten 
l^abe,  obwol^l  jte  ba§  nationeHe,  lebenbige,  laute  SSSefen  mol^l 


»)  Äarl  ^egel,  SSricfc  öon  unb  an  ^eöcl.   ^Briefe  bon  1806,  1807,  an 
ban  &f)ett,  1822. 

^  Madame  de  Stael,  Consid^rations,  XIII,  226,  271. 

8)  ®oet^e.3al^rbu(i&,    1887,  7,   104.    grau   bon  ©tael  on  ©octl^e,  fflien, 
21.  mai  1808.    ©oetl^e  an  grrau  bon  (Btaei,  6arl«bab,  26.  mal  1808. 
»lenner batfett,  %xa\x  toon  ©tael.  III.  ^4 


210  StntM  an  (»oeihe. 

immer,  tDenn  pc  aufgeregt  fei,  bel^alten  tücrbe').  ©tefer  ©d^il' 
berung  entfprad)  bie  Stimmung,  in  weld^er  %tan  Don  &aSl 
Don  SBeimar  au^  an  3»abame  Slecamier  Don  ber  UebertDtnbung 
fd^rieb,  bie  e§  i^r  gefoftet  l^abe,  ba§  bort  erlittene  nod^  einmal 
bnrd^äuleben.  9lur  ber  ®ebanfe  an  bie  unglücHtd^e  unb  be* 
tuunbern^mertl^e  ??ürftin,  unb  an  bie  ^riifungen,  bie  auci^  pe 
beftanben,  l^abe  pe  ba^in  gurüdfgefül^rt.  3te  unglüdflid)  pnb 
n)ir  bod)  SlUe",  f (^liefet  ber  Srief. 

Sereit§  an  ber  fäd^pfd^en  Sanbeägrenje  war  pe  auf  baS 
^erjlid)fte  empfangen  morben.  S(m  äl^or  eine«  Keinen  @tabt= 
d)en§  öffnete  ber  ßoHbeamte  ben  SBagenfd^lag,  um  gn  Derpdiern, 
nun  tDerbe  er  ruhiger  fterben,  ba  fein  SBunfc^,  pe  gu  feigen,  in 
ßrfnUung  gegangen  fei.  Slel^nlid)c  Sluftritte  njieberl^olten  pd^ 
in  ben  ©aftl^äufern.  „®iefeö,  meine  tl^eure  Swltette",  fd^rieb 
(Vrau  Don  @tael,  „pnb  meine  @ntfd)äbigungen  für  ba8  Derlorne 
®Iucf  mcinc^3  2ebcn§"  2).  - 

Sn  Sßcimar  anmefenb  mar  biefeö  9Ral  Änebel,  „mit  bem 
3(nfel)cn  eincö  alten  SBeifen",  ia^  B^itgenoffen  an  ©oftratcS  er- 
innerte. 6r  mar  in  eine  Slrt  Don  Slalar  gefleibet,  ber,  um  bie 
A>ilftcn  sngefnöpft,  bie  innner  nod)  fräftige  ®eftalt  bc8  Dierunb^ 
fei1)jigiälÖrigeu  ÜKanneiS  erl^öl^te,  mäl^renb  fein  DrigineUc«,  für 
alle^  i^oeti|d)c  bcfonber«  em))fänglid)e  SBefen  ®oetl^e'iS  3unetgung 
für  ihn  erflärt^).  9ln  Änebel  manbte  pd)  biefer  audö  iefet  um 
^iai1)rid)t  über  ben  a[ufentl)alt  Don  %xa\\  Don  Staßl  ju  erl^alten. 
»^oDicl  magft  ®u  mir  gngeben'',  fd)rieb  er  bem  ^reunb  ani 
ä.  ;^uU  auv^  ßarlvJbab,  „bafe  e«  ber  ÜRül^e  mert^  ifl,  pc  ju 
fcnneu;  benn  man  lann  pd)  nur  einen  ^griff  Don  il^r  bun^ 
pd)  felbft  mad)cn,  inbem  e^  ein  fo  merfmurbige«  SnbiDtbitunt 


->  LWHteur   dos   Souvenirs   de  Mailame  Reramier,   Goppet 

ec  Weüttcir«  1^:^.     3ll;ftvi;iiue  vte  Stät^l  ^  b  l>uebe$se  Louise,  13  Jain  1808. 

n  J^.  Va>c«.  ^ücfWKf^  in  mein  ^ebrti,   Ki,  i>:?— 93.    Jt.  €f Treffe-; 


Knebel  an  ©oet^e.  211 

\]t,  bei  bcffen  @d)ilberim9  man  in  Sob  unb  Stabel  ba§  3Rafe 
Dcrfcl^lt"  1). 

©nifle  3:age  fpäter  tarn  Äncbel  biefem  SBunfd)  entflegett. 
;,Sd)  tt)ar  mcl^rcre  S^agc  l^intercinanber  in  il^rcr  ®efellfd)aft'\ 
fd)ricb  er  am  10.  Suli,  „unb  l^atte  eben  nid)t  Urfad^e,  meine 
Seit  bei  il^r  gu  bereuen,  ob  id)  gleich  nid^t  ben  SESunfri^  empfanb, 
bafe  id^  alle  STage  meines  SebenS  be4  il^r  gubringen  möd£)te.  Stuf 
ba§  5ftäd^fte  gu  fommen,  fo  ftnb  i^re  Äenntniffe  unb  Segriffe 
t)on  beutfd^er  Siteratur  l^öd)ft  unDoUftänbig,  wenn  man  anberö 
ba§  nur  Äenntniffe  nennen  lann,  maö  il^r  biDinatorifd£)er  ®elft 
ans  einjelnen  Sefungen  unb  ©teilen  errätl^. 

„35a§  Seben  unb  geiftige  3ntereffe  ber  ??rau  Don  ©tael  i[t 
übrigens  fel^r  preiStoürbig  unb  ermedenb.  @ie  möd)te  mie  ein 
©eniuS  biefe  tobte  SKJelt  befeelen,  aber  freilici^  giemlid)  nad) 
il^rer  Slrt.  SBaS  mir  am  mol^Iften  in  il^rer  Unterl)altung  mad)te, 
ftnb  bie  glüdfnd£)en  SluSbrüdfe  unb  feinen  Kombinationen,  bie 
il^r  SSlid  unb  il^re  grofee  ifenntnife  ber  SBelt  unb  ber  ®inge 
eigen  unb  intereffant  mad)en.  So  fagte  fte  jum  33eifpiel,  ba^ 
aus  ben  SBienern  nidf)tS  merben  fönnte,  fo  lange  fte,  mie  fte  eS 
in  ben  l^öl^ern  ©täuben  gu  tl^un  ))flegten,  frembe  @prad)en 
fpräd)en.  Ce  sont  comme  des  Images  de  cire,  qui  parlent 
des  langues  niortes,  unb  fo  lönnten  fte  im  Seben  nid)t  Dor- 
ttJÖrtS  fommen. 

„SllS  ic^  H)x  bei  einem  fleinen  ©ouper,  baS  fte  unS  gab, 
unb  wobei  ber  ^ergog  gugegen  mar,  eine  Sbee  Don  ©einer 
Dptif  geben  foUte,  bie  id)  nur  in  wenigen  unb  Derworrenen 
SBorten  l^eröorbringen  fonnte,  fo  fa^te  fte  bod)  bie  3bee  unb 
rief  aus :  Ah,  mon  äge  est  le  rayon  affaibli  (eS  war  aber  ein 
anbereS  SBort  wie  oerfaHenb  ober  abftufenb)  de  ma  jeu- 
nesse,  alS  wenn  bie  Sugenb  gelb  unb  baS  Sllter  blau  wäre. 
^ä)  l)abe  nod^  meliere  SReben  bemerft,  bie  mir  aber  ie^t 
nid^t  eben  einfallen,    ©onft  war  fte  überaus  gutmütl^ig  unb 


')  ©oetl^e  unb  Ä^uebel,  33rtcfrt)ed^fer,  I,  330. 

14* 


212  Söiclonb. 

einucl^menb  flcflcn  J^bennaim.  9hir  eine«  Äbenbd  famen  tt>ir 
bei  %xan  uon  SBoIjoßen,  wo  lulr  foupirtcn,  ctoaö  l^ort  aneim 
anber,  ia  fie  tm$  anfcinglid)  Don  ben  Siiglfinbem  unb  nad^l^ 
Don  JReligiou  «nterl^ielt,  unb  id^  niid)  Aber  t^rc  ßttdfett  etma^ 
luftig  mad^te.  Sie  fd)rieb  mir  aber  ben  lag  barauf  ein  fcl^r 
uerbinblid^eö  SiUet  unb  babei  blieb  e^.  @on|t  fagte  pc  noc^ 
ju  §errn  Salf,  ber  fte  einige  ^a(c  befud^te,  »Vous  me  plaisez, 
Monsieur  Falk,  j'aime  les  bavardsc.  Unb  ba§  fei  genug  wn 
ber  mit  9ted)t  geeierten  unb  bewunberteu  fyrau. 

„^lod)  6in§:  bie  SEBoIff  mad)te  bie  3w«9frau.  D  Dortreff^ 
lid).  3^)  war  in  ber  Soge  Don  grau  Don  ©taßl.  Sic  fogte 
ein  paar  'i)3lal:  Elle  joue  comme  une  inspiree.  ©iefcr  8uS« 
brucf  l^at  mir  fel^r  gefallen,  um  ba§  SBal^rc  in  ber  Jhtnfi  \>t>m 
Wed)anifd)en  gu  unterfd^eiben" '). 

2lud)  SBielanb  fam  Dom  l^ergoglid)en  ©dfilofe  SclDebere,  baS  er 
JU  jener  3^it  betuol^nte,  nad^  SBeimar  l^eriiber,  um  %xan  Don  @ta6l, 
bie  i^n  jmeimal  aufgefud^t  l^atte,  feinen  ®egenbefud^  gu  mad^en 
unb  fie  in  eine  2lbenbgefellfd)aft  bei  ber  .^ergogin  gu  begleiten. 
Heber  biefc  Segegnung  mit  „ber  berül^mteften  grau  unferer 
Seit'',  mie  er  jte  gu  nennen  ppegte,  l^at  er  fid^  gweimal  fd^rift» 
lid)  geäußert,  ba§  erfte  5Ral  in  einem  Srief  an  grei^emi  Don 
Steuer  inSBien:  „@ie  fd)eint  mir  in  bem,  waS  fte  Don  bcm  bei 
meitem  größten  3:i^eil  ber  bortigen  ?Robleffe  beiberlei  ®efd^led^t8 
mit  il^rer  gemö^nlid^en,  anfprud)ölofen  gebl^aftigfeit  unb  am3= 
nität  gu  fagen  \m^,  berfelben  aUe  @ered)tigfeit  miberfol^ren  gu 
laffen,  unb  e«  ift  nid)t  gu  leugnen,  bafe  il^r'S  angenel^m  gul^drt. 
S^r  Protege,  a.  SB.  @d)legel,  fc^eint  auf  il^re  ttrt^cile  über 
bie  beutfd)e  Siteratur  unb  bie  3JJänner,  bie  ftd^  feit  fünfjig 
Salären  in  berfelben  am  meiften  l^erDorgetl^an  l^aben,  »enlg  ober 
leinen  ©influfe  gel)abt  gu  l^aben.  hingegen  foU  bie  @ett>att 
i^reS  ®eniuj§  über  ben  feinigeu  befto  ftdrfer  gewefen  fein,  unb 
fte  läfet  un§  Don  beiben  aSrflbern  Sßieleö  erwarten,  moburd^  fie 


1)  ©oetl^e  unb  ilnebel,  ;öv!eftped^iel,  I,  332. 


Sötetonb.  213 

bie  fritifd)en  SBerirrungen  unb  8eicl)tfertigfeitcn  H)vtx  jüngeren 
Saläre  bebeden  unb  Dergeffen  maä)tn  würben.  Sefagter  ^err 
SBill^elm  fam  l^ier  nid^t  gum  a3orfd)ein  unb  mad^te  einen  Slb=^ 
[ted)er  nai)  ^annoDer,  um  feine  SJiutter  ju  befud)en"  *).  SBieber 
tjon  grau  üon  ©tael  fprid)t  einige  Sage  fpäter  SBielanb'S  Srief 
an  eine  beutfdje  i^ürftin,  bie  ftd)  nad)  i^r  crfunbigt  l^atte.  „©afe 
aud^  biefe  Sonne  nid)t  ol^ne  gledfen  ift,  ober  bod^  war,  Derfte^t 
fid)  Don  felbft";  fd)reibt  ber  fünfunbftebenjigiäl^rige  ©id^ter  jurürf, 
„aber  wenigftenö  würbe   eö  feinem  ÜKanne  giemen,  baüon  gu 

fpred^en 3Ba§   ftc  in  SlHer  Singen  gu  SBeimar  ebenfo 

lieben^mürbig  aU  refpeftabel  mad)te,  mar  il)re  gänjUd^e  unb 
Pd)  immer  gang  gleid^  bleibenbe  Unbefongenl^eit  unb  Slnfprud)^ 
loftgfeit,  worin  jte  jtd)  wäl^renb  il^reö  legten  jcl^ntägigen  Sluf^ 
ent^altö  unter  un§  barfteUte. 

„SBenn  bie§  ein  permanenter  ^uq  il^reö  ß^arafter^  wäre 
unb  bliebe,  fo  möd)te  xdy^  nid)t  fowol^l  für  bie  fogenannte  Se* 
fc^eibenl^eit  l^alten,  alö  für  eine  unmittelbare,  natfirlid^e  golge 
be§  ebenfo  natürlid^en  ©elbftgefüi^lö  ober  oielmel^r  Haren  Se= 
wufetfeinö  beffen,  waö  fte  i[t,  weld)e^  i^r  jebe  Seforgnife,  öon 
einer  5Bollfommnercn  in  il^rer  3lrt  gleid^fam  Dom  Sl^ron  geworfen 
gu  werben,  unmöglidE)  mad)t.  33or  wem  lönnte  fte  ftd^  fürchten? 
wem  beneiben?"^) 

„@ie  benal^m  ftd^  gegen  mid^  oortrefflid^",  fügt  SBielanb 
an  anberer  ©teile  l)ingu,  „unb  beinal^e  wie  eine  gute  STod^ter 
gegen  einen  geliebten  unb  Derel)rten  3Sater,  roa^  \f)x  Don  mir 
um  fo  l^öl^er  angered^net  würbe,  ba  id)  il^r  abftd)tlid)  nid)t  ein 
©terben§wörtd)en  über  „Corinna"  fagtc.  ®iefe  i5rau  fann 
SlUeö  fein,  wa§  fte  will,  unb  war  ftd^  ol^ne  ßweifel  red£)t  gut 
bewußt,  bafe  bie  ooHfommene  Slnfprud)§lojtgfeit  bei  fo  aufeer= 
orbentlid)  glängenben  @igenfd)aften  unb  Stalenten,  unb  ber  leichte 


^)  SBielanb,  StuStool^t  bcnlwürbigcr  SBriefe,  80.  9ln  3.  g.  grell&cvrn 
oon  Sfle^er,  Söeimar,  20.  Sunt  1808. 

2)  2öielanb,  ^luSwal^l  benfwürbigcr  »riefe,  128.  Sin  eine  beutfd^e 
gürftln,  SBelöeberc  bei  SBeimar,  29.  Su^t  1808. 


214  Slbrcife  öon  grau  öon  (Stael  uad^  gran!furt. 

®rajicnf(i^lcicr,  womit  ftc  ba§  Steuer  il^rcö  ®eiftc§  fo  licMtdö  ju 
bämpfen  xou^k,  gerabe  ba^  wal^re  9Jlittel  war,  bieicmgcn  unter 
un§  JU  bejaubcrn,  bic  [onft  mit  einem  pd)ern  SdiSman  geflen 
alle  anbern  S^i^l^^nnittel  wol^I  öerfel^en  jtnb''  ^). 

®iefe  SBorte  beö  9leftorö  ber  beutfd^en  ©id)tunfl  Pub  2Bei= 
mar§  Slbfci^ieb^grufe  an  S^rau  Don  ©tael.  @ie  t)erliefe  eS  nad) 
gel^ntSfliöem  Slufentl^aU  um  pd)  über  granffurt  nad^  ©oppct 
jurücfjubegeben.  „grau  uon  ©tael,  geb.  5Redfer  war  l^ier", 
fd^rieb,  in  einem  il|rer  legten  Sriefe  an  ben  ©ol^n,  ifrau  9iat^ 
am  1.  ^x\\\  an  ©oetl^e  nad^  Äartebab^).  9Rit  biefjer  fafonifd^cn 
Semerlung  l^at  pd^  befanntUd^  Settina,  bie  SBerfaffcrin  öon 
„©oetl^e'ö  23riefn)ed)fel  mit  einem  Äinbe",  nid)t  begnügt,  fonbcrn 
au^fül^rlid)  über  eine  Begegnung  jwifdEien  ber  3Rutter  öon  ©oetl^c 
unb  grau  Don  ©tael  berid^tet.  ©en  ©d^aupla^  bafür  verlegt 
pe  in§  ^au^  eineö  ber  europäifdjen  ®efellfd)att  wol^lbefannten 
unb  tjon  il^r  wertl)  gel^altenen  granffurter  ®ürgcr8,  in  bcn 
„Sanier  ^of''  be§  Sanf^errn  2Rorife  »et^mannS). 

Slm  21.  ©eptentber  1808  läfet  bie  bamalS  brciunbjwaniig» 
iäl^rige,  feit  1801  in  granifurt  ober  in  ber  3ldl)e  lebenbe  Settina 
©oell^e'ö  9Hutter  an  pc  fd^reiben:  „SDer  SJiori^  Setl^mann  l^at 
mir  gefagt,  \>a^  bie  ©tael  mid)  befud)en  will;  pe  war  in  SBei» 
mar,  ba  woHf  id),  S)u  warft  l^ier,  ba  werb'  id^  mein  granjöpfd^ 
red^t  jufammennel^men  muffen"^).  Sin  jenem  21.  September 
aber  war  grau  3fiatl^,  ba  pe  bcfanntlid)  am  13.  September 
1808  ba^  S^itlic^e  fegnete,  feit  neun  Steigen  tobt  unb  grau  öon 
@taäl,  bie,  wie  gefagt,  6nbe  3uni  jenes  @ommer§  burd^  granl» 
fürt  fam,  längft  wieber  in  (Soppet.  SBaS  Settina  nid^t  J^inbett, 
in  il^ren  öierunbäwanjig  '^af)xt  fpäter  öeröffentlid^ten  Slufjeid^? 

0  Söielanb,  SfuStoal^I  bcnlwürbtöer  »riefe,  123  u.  ff.,  9.,  10.  u.  II. 
Suli  1808  unb  Söielanb  an  »öttißer,  30.  Suni  1808,  filftorlfd^cä  SofiäSenbiul^, 
1839,  450. 

2)  gH.  Steil,  gron  fRatf^,  S3t{eftoed^fer,  156. 

8)  Daniel  Stern  (Gräfin  b'3lgouU),  Mes  Souvenirs,  58.  (Boetl^e, 
3lu«  einer  SReife  am  S^l^ein,  3Kain  unb  9?e(far  in  ben  Sauren  1814—1815. 

*)  ©oetl^e'S  iBriefUKd^fel  mit  einem  ilinbe,  SBerlin,  1835,  I,  54, 


31u§  ©oetl^c'S  Sriefwed^fel  mit  einem  5^inbe.  215 

nungen  folgenben  Srief  an  grau  ^att)  ju  rid^ten.  „35ie§mal 
i^at  pe  mir'ö  niä)t  rcd^t  0emad)t;  grau  SRati^ ;  warum  fc^idft  [ic 
mir  ©oet^e'ö  »rief  uic^t?  3d)  ^abe  feit  bem  13.  Sluguft  md)tö 
tjou  il^m  unb  je^t  i)ahm  toir  fd^on  Stuögang  ©eptember.  ®ie 
©taöl  mag  il^m  bie  2t\t  üerfürjt  l^aben,  ba  l^at  er  uicl)t  an 
mid)  gebadet.  @ine  berül^mte  grau  ift  ma§  furiofeS,  feine  anbre 
%xai\  fann  fid)  mit  i^r  meffen,  fte  ift  rmt  33ranntn)ein,  mit  bem 
faim  ftd^  ba§  ^orit  aud)  nid^t  Dergleid)eu,  anö  bem  er  gemad^ 
ift.  @o  33ranntu)ein  titelt  auf  ber  Sw^ö'/  ^^^  P^'öt  i«  ben 
^opf,  ba^  tl^ut  eine  berül^mte  grau  auc^;  aber  ber  reine  SBeijen 
ift  mir  bod^  lieber,  ben  fäet  ber  ©äemann  in  bie  gelocferte 
@rbe  .  .  V  id)  n)iH  bod^  lieber  ein  einfadjeiS  3Beijenforn  fein 
aU  eine  berüi^mte  grau,  unb  miH  aud)  lieber,  bafe  @r  mid^  al§ 
täglid^e^  Srob  bred£)e,  ate  bafe  td)  il^m  wie  ein  @d£)nap§  burd^ 
ben  Äopf  fal^re.  —  Se^t  will  id^  il^r  nur  fagen,  bafe  id^  geftern 
mit  ber  ©tael  gu  5Rad^t  gegeffen  l^ab'  in  SÄainj;  leine  grau 
moHt  neben  il^r  ft|en  bei  Sti^ä),  ba  l^ab'  id^  mid)  neben  jte'ge= 
fe^t;  e§  war  unbequem  genug,  bie  Ferren  ftanben  um  ben  Stifd) 
unb  l^atten  ftd^  aHe  l^inter  unö  gepflcingt,  unb  einer  brüdtte  auf 
ben  anbem,  um  anit  il^r  gu  fpred£)en,  unb  if)r  inö  ©ejtd^t  ju 
feigen;  fte  bogen  ftd)  weit  über  mic^;  id)  fagte,  »Vos  adora- 
teurs  me  suffoquent«,  jte  lad)te.  —  Sie  fagte,  ©oetl^e  l)abe 
mit  il^r  öon  mir  gefprod)en ;  ic^  blieb  gern  ft^en,  benn  id^  l^ätte 
gern  gewußt,  m^  er  gefagt  l^at,  unb  bod^  war  mir'ö  unred^t, 
benn  id)  woHt  lieber,  er  fprad)'  mit  niemanb  öon  mir;  unb  id) 
glaub'ö  aud^  nid^t,  —  fte  mag  nur  fo  gefagt  l)aben;  ~  e§ 
fcimen  gule^t  fo  oiele,  bie  alle  über  mid)  l^inauS  ntit  il^r  fpred)en 
wollten,  bafe  id^'S  gar  nid£)t  länger  !onnte  auöl^alten;  id)  fagt' 
il^r,  »Vös  lauriers  me  pesent  trop  fort  sur  les  epaules«. 
Unb  id>  ftanb  auf  unb  brängf  mid)  gwifd)en  ben  giebl^abern 
burd);  ba  fam  ber  ©iömonbi,  il^r  ^Begleiter,  unb  fitfef  mir  bie 
§anb,  unb  fagte,  id)  ptte  oiel  ©eift  unb  fagfö  ben  anbern, 
unb  pe  repetirten  e§  wol^l  jwanjigmal,  afö  wenn  id)  ein  $rinj 
wdr';  oon  benen  pnbet  man  aud)  immer  SlHe^J  fo  gefc^eut,  wenn 


216  5(us  ©octl^c'ö  ©riefroed^fet  mit  einem  ^inbe. 

CO  aud^  baö  ßewöl^nlid^fte  mx\  —  Slac^i^er  ^ört'  td^  il^t  jii, 
wie  Pc  Don  ©oetl^e  fprad);  ftc  fagtc,  Pc  l^abc  cmartet,  einen 
jiüeiten  SBertl^er  ju  pnben,  aHein  fte  l^abe  pd^  g^'^^r  fotuol^I 
fein  Senel^men  n)ie  aud£)  feine  gigur  paffe  nid^t  bojn,  unb  pc 
bebanerte  fetjr,  bafe  er  tf)n  ganj  t)erfel^le;  iJrau  Siatl^,  id^  »urb' 
jornifl  über  biefe  SReben,  („ba^  war  überpüfpg'',  wirb  Sie  fagen) 
id^  wanbf  mid^  an  ©d^legel  unb  fagf  il^m  auf  ©eutfd):  bic 
grau  @tael  l^at  pd^  boppelt  geirrt,  einmal  in  ber  (ärwartung 
unb  bann  in  ber  SDleinung:  SBir  2)eutfd^en  erwarten,  bafe 
©oetl^e  jwaniig  gelben  au§  bem  Slermel  fd)ütteln  fann,  bie  ben 
granjofen  fo  tmponiren.  SBir  meinen,  bafe  er  felbp  aber  nod^ 
ein  gau/i  anbrer  ^elb  ip.  — ■  ©er  ©d^legel  l^at  Unred^t,  bafe  et 
il^r  feinen  beffern  aSerpanb  l^ierüber  beigebrad^t  l^at.  @te  warf 
ein  gorberblatt,  womit  pe  gefpielt  l&atte,  auf  bie  @rbe;  id^  trat 
barauf  unb  fd^ubpe  e§  mit  bem  fjufe  auf  bie  Seite  unb  ging 
fort.  —  ®aö  war  bie  ®ef d^id^f  mit  ber  berül^mten  grau ;  l^ab' 
@ie  feine  9lot]^  mit  i^rem  franjöpfd),  fpred^'  @ie  bie  ^nger= 
fprad^  mit  i^r,  unb  mad)e  @ie  ben  Äommentar  baju  mit  il^ren 
großen  Slugen,  ba^  wirb  imponiren;  bie  ©taöl  l^at  ja  einen 
ganjen  ameifenl^aufen  ©ebanfen  im  Äopf,  waiS  foH  man  i^r 
nod^  ju  fagen  l^aben?  Salb  fomm'  id^  nad^  gtanifurt,  ba 
fönnen  wir'ö  beffer  befpred^en.  ..."  ^). 

Settina  l^ielt  SBort.  ^m  näd^Pen  Srief,  wo  t)on  gtau 
oon  @tael  bie  SRebe  ip,  pnb  wir  örtlid)  t)on  3Rainj  nad^  granf» 
fürt,  jeitlid^  oom  September  jurürf  in  ben  äugup  1808,  Hte« 
rärifd^  öom  Sriefwed^fel  mit  ber  2Rutter  öon  ©oetl^e  ju  jenem 
mit  il^m  felbp  übergegangen.  „2Rein  Unglüdf",  fd^reibt  biei^mal 
ba§  breiunbiwanjigiäl^rige  Äinb,  „führte  mid^  gerabe  nad^  granf* 
fürt,  al§  %xavi  öon  ©tael  burd^fam,  id)  l^atte  pe  fd^on  in  SRainj 
einen  gangen  Slbenb  genoffen,  bie  3Kutter  aber  war  red^t  frol^, 
\>a^  id)  xf)T  Seipanb  leipete,  benn  pe  war  fd)on  pret)enirt,  ba§ 
bie  ©taßl  i^r  einen  Srief  öon  ©ir  bringen  würbe,  unb  Pe 


')  ©oetl^e'S  33rieftt)ed^fel  mit  einem  i^inbe,  I,  54-57. 


3ru«  ©oetl^c'ö  »ncfwed^ffl  mit  einem  Äinbe.  217 

tüünfd^te,  bafe  id^  bic  SntermejjoS  fpielcn  möge,  tucnn  i^r  bei 
biefer  großen  Äataftropl^e  ©rl^olung  nötl^ifl  fei.  ®ie  9Wuttcr 
l^at  mir  nun  befol^Ien,  35ir  aUeS  auöffil^rlid^  ju  bcfd^reibcn;  bie 
cntreDue  war  bei  Setl^mann=@d^aaf,  in  ben  3intmcrn  be^  9Rori^ 
aSetl^mann.  ©ie  SJiutter  l^atte  ftd^  —  ob  auö  Sronie  ober  au§ 
Uebcrmutl^,  wunberbar  gefd)mü(ft,  aber  mit  beutfd)cr  Saune, 
nid)t  mit  tfaniöftfd)em  ©efd^madf,  id^  mufe  ©ir  fagen,  bafe, 
njenn  id)  bie  9Jlutter  an\a\),  mit  il^ren  brei  Gebern  auf  bem 
Äopf,  bie  mä)  brei  berfd)iebenen  Seiten  l^infd^manften,  eine 
rotl)e,  eine  loeifee  unb  eine  blaue,  —  bie  franjöftfd)en  ^Rational* 
färben,  weld^e  auö  einem  ^^Ib  Don  Sonnenblumen  emporftiegen,  — 
fo  flopfte  mir  ba§  ^erj  t)or  Suft  unb  ©rmartung;  fte  mar  mit 
großer  Äunft  gefd^minlt,  il^re  großen  fdömarjen  Singen  feuerten 
einen  Äanonenbonner,  um  il^ren  §alö  fd)lang  ftd^  ber  belannte 
golbene  ©d^mucf  ber  Äönigin  Don  ^ßreufeen,  @pi|en  tjon  altl^er= 
fömmlid^em  Slnfel^en  unb  großer  ^rad)t,  ein  mal^rer  gctmilien:^ 
fd)a^,  Derl^ünte  il^ren  Sufen,  unb  fo  ftanb  pe  mit  meinen  ®lacec* 
§anbfd)ul^en,  in  ber  einen  ^anb  einen  fänftlid)en  S^ad)er,  mit 
bem  fie  bie  Suft  in  Semegung  fe^te,  bie  anbre,  tt)eld)e  entblößt 
mar,  ganj  beringt  mit  bli^enben  Steinen,  bann  unb  mann  au§ 
einer  golbenen  Sabatiere  mit  einer  SRiniatüre  Don  ©ir,  mo  ®u 
mit  pngenben  Sorfen  gepubert,  nad)benllici^  ben  Äopf  auf  bie 
^anb  geftü^t,  eine  ^rife  nel^menb.  S)ie  ®efeHfd)aft  ber  Dor* 
nel^men  älteren  ©amen  bilbete  einen  ^albfreiö  in  bem  ©d^laf* 
äimmer  be§  3Kori^  ®etl^mann;  auf  purpurrot^cm  Steppid^  in 
ber  5Ritte  ein  meifeeö  g^lb,  morauf  ein  Seoparbe,  —  fal^  bie 
©efeUfd^aft  fo  ftattlid^  an^,  bafe  fte  mol^l  imponiren  fonnte. 
Sin  ben  SBänben  [tauben  fd^öne,  fc^lanfe  inbifd)e  ©emäd^fe,  unb 
baS  3iwi«i^^  ^^^  ^it  matten  ©la^fugeln  erleud^tet,  bem  ^alb* 
IreiS  gegenüber  [tanb  ba§  Sett  auf  einer  jmei  Stufen  erl^abenen 
(gftrabe,  aud)  mit  einem  purpurnen  STeppid)  berpUt,  an  beibcn 
Seiten  Äanbelaber.  3d^  fagte  gur  9Äutter:  bie  %xa\x  Stael 
mirb  meinen,  fte  mirb  ^fer  Dor  ®eri(^t  beö  9JHnnel^of§  gitirt, 
benn  bort   ba§   SSett   fielet  auö  mie  ber  Derl^üHte  SEl^ron  ber 


218  ^"fi  ©oct^e'ö  S^ricfwet^ffl  mit  ciiifm  Äinbe. 

aSenuö.  SRaii  meinte,  ba  biirfte  eS  mand^cö  ju  t)eranhootten 
geben,  ©nblid^  fani  bie  Samjemartete  bnrd^  eine  SReil^e  öon 
erleud^teten  3"Ji»i^i^i^  begleitet  Don  Senjamin  ßonftant,  pe  war 
aU  Corinna  gefleibet,  ein  Snrban  uon  anrora=  imb  orange^^ 
farbener  ©eibe,  ein  eben  fold^eö  ®ewanb  mit  einer  orangen 
Snnifa,  fel^r  ()od)  gegürtet,  fo  ba^  \\)x  §erj  wenig  ^la^  l^atte, 
il^re  fdjwarjen  Slngenbranen  unb  SBimpern  glänzten,  i^re  gtp^ 
pen  and^  Don  einem  m^ftifdjen  SRoti^;  bie  §anbfd)ul^  waren 
l^etabgeftreift  nnb  bebecften  nnr  bie  §anb,  in  ber  pe  ba§  be^ 
lanntc  gorbeergweiglein  l^ielt.  ®a  ba§  S^w^wier,  worin  pe  cr= 
wartet  war,  fo  Diel  tiefer  liegt,  fo  mnfete  pe  Dier  Steppen  l^r» 
abfteigen.  Unglücflid^er  SBeife  nal^m  pe  baö  ©ewanb  Dome  in 
bie  Jpöl^e  ftatt  leinten;  bieö  gab  ber  Scierlid)leit  il)re§  Empfangs 
einen  gewaltigen  ©tofe,  benn  e§  fal^  wirflid^  einen  Woment 
mel^r  aU  fomifd)  au8,  wie  biefe  ganj  in  orientalifd^em  Son 
äberfd)wanlenbe  ©eftalt,  anf  bie  [tcifen  ©amen  ber  Iugenb= 
Derfd^wornen  ^ronffnrter  ®efeHfd)aft  loörüdfte.  Sie  ^Kutter 
warf  mir  einige  couragirte  Slicfe  ju,  ba  man  pe  einanber  prä- 
fentirte.  3d)  l^atte  nnd)  in  bie  ^eme  gefiellt  nm  bie  ganjc 
@cene  jn  beobad)ten.  3d)  bemerfte  ba5  ßrftannen  ber  6tael 
über  ben  wnnberbaren  ^u^  nnb  baS  anfeilen  35einer  3Kntter, 
bei  ber  pd^  ein  mäd)tiger  ©tolj  entwidfelte.  Sie  breitete  mit 
ber  linfen  ^anb  il^r  ©ewanb  auö,  mit  ber  red)ten  falutirte  Pe 
mit  bem  gäd)er  fpielenb,  unb  inbem  pe  ba^  ^aupt  mel^rmals 
fel^r  l^erablaffenb  neigte,  fagte  pe  mit  crl^abener  Stimme,  bafe 
man  e^i  bnrd)ö  ganje  3^«^«^^^  ^ören  fonnte:  »Je  suis  la  mere 
de  Goethe«;  »all,  je  suis  charmee«,  fagte  bie  ©d^riftftelferitt, 
unb  l^ier  folgte  eine  feierlid)e  Stille,  ©ann  folgte  bie  trafen- 
tation  il^reö  geiftreid)en  ©efolgeö,  weld^eö  eben  and)  begierig 
war,  ©oetl^e'ö  3JJutter  fennen  gu  lernen.  ®ie  3Kutter  beant« 
wortete  il^re  ^öflid)!eiten  mit  einem  frangöpfd^en  9leuial^r§wunfd^, 
weld)en  pe  mit  feierlid)en  Verbeugungen  äwifd)en  ben  Sännen 
murmelte,  —  furj,  id)  glaube  bie  aubienj  war  DoUfommen,  unb 
gab  einen  fd)öncn  Sewci^S  Don  ber  beutfc^en  Oranbegja.    Salb 


5(u^  ©oet^e'e  ^Hiefmed^fel  mit  einem  Äiiibc.  219 

winfte  mid^  bie  2Kiitter  l^erbei,  id)  mufete  ben  ©olmetfd^cr 
jtüifc^en  beibeu  mad)en;  ba  toax  beim  bit  Sftebe  nur  Don  ®ir, 
t)on  ©einer  Sugenb,  ba^  .^orträt  auf  ber  Sabatiere  tüurbe  be-- 
trad)tet,  e§  war  ßemalt  in  fieipjiß,  el^'  ®u  fo  franf  warft,  aber 
fd)on  fel^r  mager,  nmn  erfennt  iebod)  ©eine  (janje  {e^ige  ®rö6e 
in  jenen  finblid)en  ^ÜQcn,  nnb  befonberö  ben  Stutor  be§  3Ber= 
tl^er.  ©ie  ©tael  fprad)  über  3)eine  33riefe,  nnb  ba^  pe  gern 
lefen  möd)te;  wie  3)u  an  ©eine  3RntUv  fd^reibft,  nnb  bie  SKntter 
oerfprad)  e§  il^r  and),  id)  bad)te,  ba^  fic  gewife  ©eine  Sriefe 
nid^t  gu  lefen  befommen  würbe,  benn  id)  bin  il^r  nid)t  grün, 
fo  oft  ©ein  SRame  Don  il)ren  nid)t  wol^Igebilbeten  Sippen  fara, 
überfiel  mid)  ein  innerer  ©rimm;  fte  erjäf)lte  mir,  ba^  ©u  fte 
Slmie  in  ©einen  33riefen  nennteft ;  ad),  fte  l^at  mir'ö  gewife  am 
gefeiten,  bafe  bie§  mir  fel^r  unerwartet  fam;  ad),  fte  fagte  nod) 
mel^r.  —  5Wun  rife  mir  aber  bie  ®ebulb;  —  wie  lannft  ©u 
einem  fo  imangenel^men  ®eftd)t  freunblid^  fein?  — ■  2l(i^,  ba 
fielet  man,  bafe  ©u  eitel  bift.  —  Ober  fte  l^at  aud^  wo^l  nur 
gelogen!  —  3Bär'  id£)  bei  ©ir,  id)  litfö  nid^t.  ©o  wie  %em 
mit  feurigen  ©rad^en,  würb'  id^  mit  Sliden  meinen  @d)a^  be= 
wad£)en.  9Run  ft^'  id)  weit  entfernt  Don  ©ir,  weife  nid^t  waö 
©u  aUe^  treibft,  nnb  bin  nur  frol),  wenn  mid)  feine  ©ebanlen 
plagen. 

„3d^  fönnte  ©ir  ein  33ud)  fd)reiben  über  aUeö,  wa§  id^  in 
ben  ad^t  Stagen  mit  ber  SJiutter  Derl^anbelt  unb  erlebt  l^abe. 
6ie  fonnte  laum  erwarten,  ba^  id)  fam,  um  aHeö  mit  il^r  gu 
refapituliren.  ©a  gab§  SSorwürfe;  id)  war  empfinblid^,  ba^  fte 
auf.  if)re  Sefanntfd^aft  mit  ber  ©tael  einen  fo  großen  SBert)^ 
legte;  fte  nannte  mid^  finbifc^  unb  albern  unb  eingebilbet,  unb 
waö  gu  fd)ä^en  fei,  bem  muffe  man  bie  Sld)tung  nid^t  Derfagen, 
unb  man  fönne  über  eine  fold^e  ^rau  nid^t  wie  über  eine  ®offe 
fpringen  unb  weiter  laufen;  e§  fei  aUemal  eine  au^gejeid)nete 
@l^re  Dom  ©d^ictfal,  ftd)  mit  einem  bebeutenben  unb  berül^mten 
3Renfd^en  ju  berül^ren.  Sd)  wufete  eö  fo  ju  wcnben,  bafe  mir 
bie  2Kutter  cnblic^  ©einen  33rief  geigte,  worin  ©u  il^r  ®lüdC 


220  Wbfc^ieb  bon  3)futfd^Ianb. 

tt)ünf(I)eft,  mit  biefem  TOetcor  gufanimeniuftofeen,  unb  ba  polterte 
benn  alle  il^re  Dorgetragene  SBeiöl^eit  au§  ©einem  Sricfe  l^crt)or. 
30)  erbarmte  mid^  über  ©id)  unb  faßte:  ßitel  ift  ber  ©ötter* 
Jüngling;  er  fül^rt  \>e\x  Sewci§  für  feine  e^Dige  gwfl^nb.  3)ie 
^hitter  üerftanb  feinen  ©pafe;  fte  meinte,  tdj  nel^me  mir  ju  Diel 
l^erauö,  unb  id)  foß  mir  bod^  nid)t  einbilben,  bafe  $Du  ein  anbere^ 
Sntereffe  an  mir  l^abeft,  afö  man  an  Äinberu  l^abe,  bie  nod)  mit 
ber  ^uppe  fpielen ;  mit  ber  @tael  fönneft  ®u  SBeltweiSl^ett  machen ; 
mit  mir  fönneft  ®u  nur  tänbeln.  SBenn  bie  9Rutter  red)t  l^ätte?" ') 

SBir  tuiffen  eiS;  t)on  allen  JDaten  bicfeS  S3riefe5  ift  taum 
eine  rid^tig.  Senjamin  (Sonftant  war  nid)t  mit  in  granffurt, 
grau  Don  @tael  toeber  im  Sluguft  nod)  im  September,  fonbern 
im  3"tti  ^^^  3af)re§  1808  am  SRI^cin,  unb  fic  cnoäl^nt  nid)t5 
üon  einer  Segeflnung  mit  grau  SRatf)  ober  Settina. 

SBer  aber,  ber  Don  ben  SBeUen  gefd^aufelt,  am  gelfentl^ron 
ber  Sorele^  ber  altbefannten  SBeife  laufd^enb,  Dorübergleitet, 
ptte  ftd^  jemals  bie  ^Jreube  am  ureigenften  Sieb  beö  SR^ein^ 
burd)  ben  Umftanb  Dcrfümmern  laffen,  ba§  e§  eine  2)id^ter= 
p^antafte  beö  neunjef)nten  3ol)ri)unbertö,  ba§  eö  6lemcn<5  Sren= 
tano  erfann?  Unb,  wie  il^r  Sruber,  ^at  aud)  Settina  ®eftalten, 
lebenbiger  al^  baö  Seben  gcfd)affen.  §rau  SRatl^,  „wunberbar 
gefd^mücft",  leud^tcnben  2luge§  bie  SBorte,  je  suis  la  mere  de 
Goethe,  fpred)enb,  ift  eine  folc^e.  SBaS  nü^t  eö,  nod^  einmal 
JU  wieberl^olen,  bafe  bie  ©cene  nie  ftattgcfunben  l)at?  SBaren 
wir  ja  bod)  Sllle  babci^). 

granffurt  war  baö  le|te  Silb  beutfd)en  SebenS,  ba§  grau 
oon  Stael  feftl^alten  foHte.  Sll^  jte  burd^  SR^einbunbgebict^ 
ben  3Beg  nad)  ber  @d)weijer  ©renje  einfd)lug,  mod)te  fte  fid) 
fragen,   ob   bem   aSolf,   ba§  fd^einbar  fo  willig  ba§  ^oä^  be§ 

^)  ©oetl^e'ö  SBriefmed^fel  mit  einem  5einbe,  I,  314—319. 

2)  SR.  ®.  So!ob,  ®oett)c'§  SWutter.  ^iftorifd^eS  3:aMenbu«,  1844, 
474  u.  ff.  ©ün^er,  Srauenbilber  au§  ©oetl^c'S  Sugenbaeit,  578.  SR.  Äeil, 
fftou  SWotl^,  SBrieftoecJ^fer.  einleitung,  29.  ®.  u.  Öocper,  »riefe  ®octl^e*S  on 
©o^ie  Sarod^c  unb  ^Bettina  SBrentono,  einleitunfl,  XXXVII. 


§lbfd^lcb  bon  ^eutld^tanb.  221 

?fremben  tntß,  nod^  eine  S"fwnft  befd)iebeit  unb  eö  wol&Igetl^an 
fei,  auf  aU  btefen  politifd)en  Strümmcrn  Don  ber  3lufrid)tiinji 
einer  geifttöen  ^errfd^aft  ju  fpred)en. 

Unb  boij  lag  für  ben  [tarfen  (älanben,  mit  bem  pe  an 
'  ©eutfci^lanb  feftl)ielt,  bte  SWed^tfertigung  bereit. 

©roben  im  9lorbeu  baute  Stein  ben  preufeifdien  ©taat  unb 
fd)ulte  @d)arnl^orft  bie  ganbiüel^r  Don  1813.  ©in  Sal^r  fpäter 
eröffnete  SBill^elm  Don  ^umbolbt  ber  5ftation  bie  ^Jreiftatt  ber 
UniDerfttät  Serlin.  3n  ^eibelberg  entjünbeten  bie  Sieber  ber 
SRomantif  ben  9Kutl)  ber  beutfc^en  3ugenb  unb  Don  SBcimar 
aus  Derifinbete  „ber  größte  ber  Dptimiften"  mit  bem  @rfd)einen 
be«  erften  Stl^eitS  Don  ??auft  ba^  ©Dangelium  ber  Stl^at. 


^ittttB  ^flpitfl 


9Kit  betn  @ntfd)lu6,  il^rc  befte  Äraft  an  eine  grofee  Slufgabc 
gu  fc^en,  trat  %xan  Don  @tael  beu  ^cimweg  an.  ©en  ©c- 
banfeuau^taufd),  beffen  fte  bebiirfte,  Derfprad^  ber  Scrfel^r  mit 
Seujamin  ßonftant  imb  31.  SB.  @d)Iegel.  Sin  il^rem  ^nft^ 
urtf)eil  fönte  ba^  iljrige  ftc^  läutern  unb  il^re  Dcrftänbm^öoHe 
S^cilnal^me  ba§  SBerben  bc§  a3nd)§  über  ©entfd^Ianb  begleiten. 
9Jtit  fold)eu  planen  bcfdjäftigt,  erreid)te  fte  bie  Sd^wetj  unb 
war  auf  bem  SBeg  nad)  Poppet,  al§  einige  Seilen  t)on  33en= 
jamin  Gonftant  pe  nm  eine  SSegegnnng  in  @&d)eron,  bei 
®enf,  erfud)ten^).  Äaum  xoav  fte,  ber  Slnfforberung  ent« 
fpred)enb,  im  ®aftl)an§  be§  Keinen  OrteS  abgeftiegen,  afö  er 
fte  mit  ber  9Rad^rid)t  t»on  feiner  am  uorl^ergegangenen  5.  guni 
DoUgogenen,  vorläufig  aber  gel)eim  gel)aUenen  SSermä^lung  über» 
rafd)te  unb  feine  i^ran  üorfteüte.  @§  xoav  ß^arlotte  t>on  ^ax^ 
benberg,  3:od)ter  be§  £cgation§*  unb  @d)a^ratl^e^,  eine  ^iäftt 
be^3  ©taat§fangleri3,  unb  bie  gefd)iebene  ®attin,  juerfl  eines 
^errn  öon  2Ral)ren]^ül^,  bann  be§  franjöjtfdjen  ßmigrirten, 
®eneral  ©utertre-),  biefelbe,  bie  33en}amin  ßonftant  il^rem  erften 


')  I/Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet 
et  Weimar.  Madame  de  Stael  h  la  Dueliesse  Louise,  Coppet,  7  Juiüet 
1807. 

2)  Silber  ouS  öeröan(^cner  Seit,  Slfteit  H,  Silber  aiiö  Äarl  ©ieöeüng*« 
fieben,  I,  177,  i)iote.    ^elmine  uon  ^l^c^at),  Unoerfleffene«,  1,363.    Sainte- 


S)i^  ^eirotl^  öon  Senjamin  Cfonftont.  223 

3Wantt  gclaffen  gu  Ijabtn  pdf)  in  feinen  Sraunfd)n)eiger  Sagen 
üott  1794  be9lädtt)ünfd)t  ^atte').  g§  wirb  erjäp,  \m  bie 
begrelflidie  ©rregnng  t)on  ^rau  öon  @tael  nod)  baburd)  ge- 
[teigert  worben  fei,  bafe  bie  nunmel^rige  Saronin  ßonftant  un* 
aufl^örlid^  tt)ieberl^olte :  »c'est  que  Benjamin,  voyez-vous,  est 
si  bonc.  ©er  ©ane  Saron  Sßogl^t,  ber  fte  iinb  aHe  il^re  3Ser= 
pltniffe  genau  lanntc,  erttjäl^nt,  fte  fei,  ohwoljl  jweimal  Der* 
l)eiratl)et,  aud)  fonft  nid)t  ol^ne  8iebl)aber,  niemals  pbfd),  unb 
feiner  5Reinung  nad),  aud)  nid)t  geiftreid^  gewefen.  33ei  il^rer 
britten  3Serl^eiratl^ung  gäl^lte  fte  öierjig  Saläre  unb  erfd)ien  fo 
wenig  baju  geeignet,  il^ren  wanfelmütl^igen  ®atten  feftjul^altett, 
ba§  ©iSmonbi,  nad^bem  er  fte  fennen  gelernt  l^atte,  fd^rieb: 
„@on[tant,  e§  ift  wal^r,  l^at  eine  merfwürbige  3Bal^I  getroffen. 
®ie  3Känner  glauben  gu  oft,  bafe  ber  ©türm  in  ii^rem  »bergen 
burd)  ben  ©egenftanb  if)rer  9ieigung  t»erurfad)t  würbe,  ba^  fte 
ftd)  berul^igen  werben,  wenn  fie  biefe  5Rcigung  einer  apat^ifd^en 
^erfönlid)feit  guwenben.  ®a§  ift  eine  Slrt,  ftd|  öor  ftd)  felbft 
8«  pd^ten,  bie  auf  bie  Sänge  nid^t  gelingen  fann"  ^). 

©er  f?reunbc§Ireiö  öon  g^rau  öon  ©tael  wufetc  red^t  gut, 
wie  ftümtifd),  befonberiS  in  le^ter  3^it,  il^re  langiäl^rigen  Se* 
jiel^ungen  ju  beut  ?JJiann  geworben  waren,  ber  fte  auf  biefe 
SBetfe  löfte.  Sßiele  S^^re  fpäter  l^at  @ainte=SeutJe,  ber  uner? 
ttiüblid£)e  SBSd^ter  ber  Strabition  Don  ßoppet,  ftd^  Don  einem 
Uebertebenben  bief e§ .  Äreif e§,  ben  ernid^t  naiver  begeid)net,  ein^ 
©ceite  fd^ilbern  laffen,  bereu  unfreiwilliger  SmQt  biefer  gewefett 
war.  „Slm  f rollen  SWorgen",  erjäl^lt  fein  Serid)terftatter,  ,,lag 
td)  in  einem  abgelegenen  Stl^eil  beS  ^axU  im  l^ol^en  ®rafe,  unb 
fd)aute,  mit  meinen  ©ebanfen  befd)äftigt,  jum  blauen  ^immel 
auf,  als  id)  jwei  ©ttmmen  Dernal)m,  bie  immer  nä^er  lamen. 


Beuve,  Causeries  du  Lundi,  XI,  438—440.  Madame  de  Stael,  d'aprfes 
\es  Communications  de  Madakne  Recamier,  1835.  Sütött,  SBrtefe,  IV,  132, 
180,  187,  192. 

0  ®.  *«v  »anb  II,  i^ap:  IV,  195. 

^  Sainte- Beuve,  Sismondi,  Nouveaux  Lundis,  VI,  48. 


224  Snncre  (Stürme. 

immer  lebl^aftcr  tourben.  3d)  woHtc  mid)  erl^eben,  311  crlennen 
geben,  bafe  i6)  ba  fei,  unb  wufete  bod)  nid)t,  wie  id)  e^  angelten 
foHte.  6§  war  gu  fpät,  id^  mufete  alles  mit  anl)öreu,  SSot« 
würfe,  au§einanberfe|ungen,  a3erfpred)en  .  .  .'''). 

6in  SBenbepunft  war  1802,  nad)  bem  Sob  t)Ott  Saron 
@tael,  eingetreten,  alö  Senjamin  ßonftant  bie  SSerl^eiratl^ung 
mit  fjrau  t)on  ©tael  gewünfd^t  ^atte.  Sie  t)crweigerte  eS,  ober 
[teilte  boä)  bie  Sebingung  ber  ®el^eiml^altuttg  einer  fold^en 
33erbinbung,  ba  pe  il^rem  3lamen  nid)t  cntfagen  wollte.  »Prouve 
do  chelif  amourc,  fügt  ©ainte^SSeube,  ber  burd)  TOabame  SRe* 
camier  uon  ber  ©ad^e  wufete,  l^ingu^). 

©eine  babei  auSgefprod^ene  SBermuti^ung  aber,  ba^  noc^ 
anbere  ©rünbe  vorlagen,  um  Stau  Don  ©tael  gu  einer  SBeige- 
rung  gu  t)eranlaffen,  bie  in  auögefprod^enem  SBibcrfprud^  mit 
il^rer  gangen  gebenSanfd^auung  ftanb,  l^at  feitbem  i^re  öoHe 
Seftätigung  gefunben.  @ie,  bie  nie  aufgel^ört  l^ot,  in  ber 
3)id^tung  wie  im  Seben  eine  glü(flid)e  ©l^e  al§  ba^  l)öd^ftc  unb 
einjige  ®lüct  ber  ^rau  gu  fd£)ilbern,  wufete,  ba^  ein  .fold^es  an 
ber  Seite  Don  SSenjamin  Gonftant  nid)t  benibar  war.  6§  ift 
gefagt  worben,  bafe  er  al§  junger  SWann  ein  Sagebud^  gu  fül^ren 
Ijflegte.  ©iefe  ©ewol^nl^eit  bel^ielt  er  in  fpätcrn  Sollten  bei, 
unb  t»ergeid)nete  tagtäglid),  neben  Dielem  3wteref[anten  über 
3Renfd)en  unb  ©inge,  nad£)  wie  t)or  alle  wed^fcloollen  äußern 
ßinbrücfe  unb  bie  nod)  ungleid)  fc^neller  wed^felnben  Stimmungen 
feiner  innern  SESelt.  3n  biefem  ©piegei  betrad^tet,  crfd^eint  ber 
SSiergigjäl^rige  ebenfo  l^alt^  unb  würbeloö,  ebenfo  innerlid^  Der- 
borben  unb  fomit  aud)  ungleid)  fd)ulbiger  alö  ber  ßorrefponbent 
Don  iJrau  Don  ßl^arriere.  ®er  2lbfd)eu  tritt  an  bie  ©teile  be« 
aRitleibö,  baS  bamals  feine  3»9^tti>  nod^  erwerfen  fonnte. 

3n  ber  nodf)  gu  fd£)reibenben  ®efd^id^te  mel^r  ober  weniger 


0  Sainte-Beuve,  Madame  de  Stael,  Nouveaux  portraits  et  critiques 
litt^raires,  IN,  122. 

^)  Sainte-ßeuve,  Madame  de  Stael,  d'apr^s  les  communicatioDS 
de  Madame  Recamier,  Causeiies  du  Lundi,  XI,  438—440. 


2)oS  Sagebud^  bon  SBcnjamfn  ßonftant.  225 

berölimter  ©elbftbefenntniffe  unb  il^rer  t)oft]^unien  Sßerßffentlid^unß 
xoixb  man  fünftig  and)  ba^  Journal  öon  SBeniantin  Sonftattt 
als  a3cif:ptcl  bafür  nennen  muffen,  mte  tr»enig  bei  bem  SRenfd^en 
ber  ®cift  allein,  unb  fei  eS  aud)  ber  fiberlegenfte,  bebeutet, 
wenn  bie  gefunbe  moralifi^e  ®runblage  unb  ber  burd^gebilbete 
aSitte  feilten. 

@tn  unbcfttmmteö  ®efül)l  baöon  mag  aSenjamin  ßonftant 
fflbft  gcl^abt  l^aben. 

3n  feinen  le^ttüiHigen  Verfügungen  beftlmmte  er,  bafe  ber 
auf  SBetmar  bejfigltd)e  S^eil  feinet  Stagebud^S  nid)t  öeröffent* 
Itd^t  »erben  foHte.  ®erabe  biefer  Sl^eil  aber  mar  ber  :pifantefte, 
unb  bie  S^amilie  l)at  ber  a3erfud)ung,  i^n,  menn  aud)  mit 
@treid)ungen,  befannt  gu  geben,  nid^t  miberftanben. 

Sie  fönnte  gu  il^rer  Sfted^tfertigung  geltenb  mad)en,  ba^ 
a3eniamtn  ßonftant  in  gleid^faU^  erl^altencn  ©riefen  an  feine 
©ouftne  Sliofalie^)  biefen  Slbfd)nitt  feinet  SebenS  ein  gweiteS 
SÄal  befprod)en  unb  flberbieö  SWotigen  l)interlaffen  l^at,  bie 
fünftigen  SJlemoiren  gum  geitfaben  bienen  foHten  unb  fd)on  ju 
tt)ieberl)oIten  SKalen  benü^t  roorben  ftnb^). 

3)iefe  Sriefe  unb  Slotigen  aber  ergangen  nur  ba§  ^«^urnal 
intime,  ba§  in  SBeimar,  am  1  ^luöiofe  be§  Sal^reS  XII,  alfo 
am  22.  3<inuar   1804   beginnt,   unb,   mit   gal^Ireid)en  Unter* 


*)  S3ibIiot5c!  ber  @tabt  ©cnf.  UnöcbnidEtc  Briefe  öon  S^cnjainin  Sonftant 
on  feine  ©rofetnutter  unb  on  feine  ^oufine  Sftofalie  be  ß^onftant,  mit  einigen 
©riefen  öön  fjrau  öon  ©taet  SluSjüge  baöon  bei  Crepet,  Revue  nationale, 
1861,  10.  9?oö.,  10.  ©ea.,  10  u.  321. 

.  ^  3i«  9fia(%ta6  bon  SWabame  SRecamier  öorgefunben,  ttjurben  33rud^ftücle 
barauS  mitgetl^eilt  t)on  Lo^ye-Weimars,  Lettres  sur  les  hommes  d'etat 
de  la  France,  II,  (Benjamin  Constant),  Revue  des  Deux  Mondes,  1833,  225. 
Sainte-Beuve,  Portraits  litt^raires,  III,  283.  Causeries  du  Lundi,  1, 132. 
Laboalaye,  Cours  de  politique  constitutionelle,  Benjamin  Constant,  notes 
quotidiennes,  1812—1813,  communiquees  par  Madame  Lenormant  et  tiröes 
des  papiers  de  Madame  Röcamier.  Benjamin  Constant,  Lettres  k 
Madame  R^camier,  Appendix,  341,  Madame  de  Stael,  fragment  de  M^moires 
detmits. 

»lennerbaffett,  %xm  ton  ©taei.  III.  15 


226  2)aS  Staflcbiid^  bon  SBcnjamin  ^onftant. 

breci^ungen,  bis  in  bic  2:age  ber  SReftauration  fortgeffil^rt  unb 
nunmel^r  öeröffcntlid)!  t[t^). 

SBa§  junäd)[t  in  bie[en  Sliifieid^uungcu  fr(tp:pirt,  iji  bic 
gang  aufeerorbentlic^e  SJ^enge  Don  ^eiratl^öproielten,  btc  bcn 
aSerfaffer  befd^äftigen.  Unb  ba^  nid)t  nur  gur  Qäi,  tt)o  bie 
Segict)ungen  gu  grau  Don  ©tael  gdocfcrt  waren,  fonbcra  längft 
öorl^er,  al§  bie  3fleigung  gu  il^r  il^n  noä)  gang,  unb  gwar  Ieiben= 
fd^aftlid)  gu  bet)err[d^en  fd)ien.  Sie  erfte  berartige  SInfpielung 
taud^t  1796  in  einem  33 rief  an  jeine  SEante,  bic  ®räfin  üon 
SRaffau  auf,  in  welchem  er  jte  bittet,  il^m  eine  S^rau  gu  flnbeu^). 
35alb  barauf  interefftrte  er  jic^  für  eine  nid)t  geujöl^nlid^e  $cr* 
fönlid^feit,  Sulie  Salma,  bie  gefd)iebene  ®attin  be§  großen 
Sragöben.  ^n  SSegug  auf  jte,  bie  S3eniamtn  6onftant  burd^ 
geiftreic^e  3lnmut^  unb  ^eiterfeit  feffelte,  enoieS  feine  Stnl^äng« 
lid)feit  ftd^  bauernb.  Sn  i^rer  legten  Äranfl^eit  öcrglid^  er 
fte  mit  einem  gefd^Iagenen  ^eerfül^rer,  ber  feinen  ^iel^cnben 
Gruppen  nod^  a3efel)Ie  gibt,  unb  am  Sterbebett  ber  ^rau,  bfc 
\cbtn  Unfterblid)feit§gebanfen  öon  ben  legten  Slugenblicfcn  beS 
eigenen  ®ol)neö  ferngel^alten  l^atte,  ftellte  SSeniamin  (Sonftant 
in  einer  feiner  beften  ©tunben,  SSetrad^tungen  über  bie  fjort«» 
bauer  ber  Seele  an.  „S^re  Drgane  |tnb  gerftört,  il^re  Slugeh 
feigen  nid^t  mel^r,  jte  atl^met  mit  Slnftrengung",  fd^retbt  er,  ^ftc 
fann  ben  Sinn  nid)t  mel)r  emporl)eben,  unb  bod^  ift  il^r  geiftigcS 
©ein  nid^t  gefd^äbigt.  Söarum  follte  ber  Job  eö  f^fibigen 
fönnen,  ba  er  bod)  nid)tö  anbereS  al§  bie  SSoHenbung  biefcS 
@d^tt)äd)eguftanbe§  ift?  ®a§  öerftimmte,  l)alb  gerjprungcne  3«* 
ftrument  läfet  fte  innerlid)  fo  mie  jte  n)ar.    SBarum  follte  baS 


^)  BenjaminConstant,  Journal  intime.  Reyue  internationale,  Janvier- 
Mars,  1887.  Publie  par  Mr.  Adrien  Constant  de  Rebecque  et  sa  ^\\e^  la 
Comtesse  Pückler-Branitz.  ®te  d^vonologifd^e  Drbnung  ber  ^lufjeici^ttungCR 
tt>urbe  butd^  bte  «^perauSgeber  tJoUft^iibig  in  S^evminung  gebrod^t  unb  tnuftte 
na(%  anbercn  ®atcn  toicbcr  ^^rgefteHt  ttjcrbcn. 

^)  Benjamin  Constant,  Lettres  ä  sa  famille.  Revue  internationale, 
25  Avril  1887,  218. 


S)a8  2:agebud^  bon  ^Benjamin  ©onftant.  227 

öoUftänbig  gerftörte  Snftrument  pe  md)t  gleirf)fan§   unbcrül^rt 

Unb  naäj  if)rcm  Sobe  fügt  er  I)ingu:  „^d)  t)abe  biefem 
Sterben  unerfd^rocfen  in§  Sluge  gefd)aut,  benn  e§  l)atte  nid^t§ 
aufzubieten,  ba§  ftarf  genug  gewefen  märe,  um  bie  Sntcttigenj 
anjugretfen,  bie  mir  fo  lebenbig  gegentüärtig  bleibt"  ^).  $Rad^ 
biefcr  9Wgung,  bie  er  als  fjreunbfd^aft  bejeid^net  l)at,  fam,  in 
bm  neunjiger  Salären,  eine  anbere  für  SRabame  Sinbfat)  »la 
derniere  des  Ninons«2).  sfiy^x  an  bem  Umftanb,  bafe  fte  Uiergig 
Saläre  jfil^lte  unb  jttjei  S3aftarbe  t)atte,  fd)rieb  er  1805,  fei  bie 
^ratl^  mit  \i)x  gefd)eitert.  ^n  SBeimar  taud^t  eine  SSittme 
auf,  bcren  bemüt^ige  5Reigung  SKitleib  unb  traurige  S3ctrad)= 
tungen  über  baö  meiblid)e  ©d^idffal  erujedft,  ba§  nod^  bef[er  in 
orientalifd^er  2lbgefd)Ioffen]^eit  geborgen  fei,  al§  in  trügerifd^er 
fjteil^eit,  mo  biefe  g^rauent)ergen  mit  ben  armen.  Keinen  klügeln 
fc^lagen,  unb  fid^  bod)  nid^t  t)on  if)ren  Äetten  loSmad^en  fönnen. 

©ajmifd^en  aber  erfd)eint  in  ber  @d)tr)eig  eine  gtüeiunb* 
bretfeigjätirigc  Slmelie,  eine  Slntoinette  t)on  jmanjig  Salären, 
„uermögenb,  nid)t  Iad)erlid^,  aber  gewö^nlid);''  eine  Slofettc,  bie 
leiber  l^äfelid)  ift,  eine  Slbrienne,  bie  il^m  angeboten  wirb,  unb 
bie  er  auSfd^Iagen  mufe,  obmot)l  feine  Sante,  bie  ©räfin  t)on 
9laffau,  ein  grofeeS  23ermögen  an  bie  35ebingung  feiner  SSer== 
tjeiratl^ung  fnüpft.  „Srau  t)on  ©tael  erfd^eint  mie  ein  SBormurf 
gmifd^en  mir  unb  allen  meinen  5ßlönen",  fagt  er,  unb  mir 
glauben  c§  xi)m  gem^). 

2)iefe  ^länc  ftnb  nur  beSl^alb  ertt)ä()nen§mertl^,  meil  jte  bie 
SBanblungen  öon  aSenjamin  ßonftant  ber  grau  gegenüber  er* 
Hären,  meldte  ba§  ,^auptintereffe  feinet  SebenS  unb  ba^  feiner 
Äufjcid^nungen  bleibt.  Sie  ©teile,  mo  gum  erften  9Kal  üon  il^r 


^Benjamin  Gonstant,  Journal  intime.  Reyue  internationale, 
25  Fevr.  1887,  628—629.    Melanges  de  litt^rature  et  de  politique,  55—75. 

*)  Chateaubriand,  Memoires  d'Outre-Tombe. 

3)  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  Janvier  1887,  222,  25  Fevrier,  630—631,  10  Fevrier,  435. 

15* 


228  S)a8  Sagebu^  öon  SBenjamin  ©onftont. 

bie  JRebe  i[t,  läfet  ba§  @ct)icffal  nic^t  al^ncn,  bag  il^r  im  tDcitem 
aSerlauf  berfelben  beüorftel^t.  Äurj  t)or  bcr  Slbrctfc  öon  fjrau 
öon  ©taöl  naci^  SBerlin,  im  SRärj  1804,  l^atte  er  SBeimar  öcr^^ 
lajfcn,  um  nad)  Setpgig  gu  gelten,  ©ort  öerglic^  er  in  meland^o* 
lijci^er  Stimmung  bie  ßiufamfeit  mit  einem  Idten  Sab,  an  baö 
man  nur  langfam  ftd^  gewönnen  fönne,  unb  freute  ftd^  cineiS 
SBriefe^  öon  il^r,.  „benn  e§  gibt  nici^t^  befferc§,  md)t«  lieben- 
bereS,  nid)t§  l^ingebenbereS  al^  eine  %van"  ^). 

S)a^  xoax  jtüei  Saläre  naci^  il^rer  SBeigerung,  feine  ©attln 
ju  ujerben.  Äurj  barauf  ftarb  Sfledfer.  'Senjamin  ©onftant 
üerel^rte  il^n  aufrid^tig  unb  uerftanb  e§  flberbieö,  ftd^  in  alle 
Stimmungen  ju  öerfe^en,  aud^  in  bie  guten.  6r  »urbe  feiner 
iJreunbin  ein  unt)ergIeict)Uc^er  Ströfter.  3)ann  aber  fam  bie 
9Jeaftion.  „SJleine  Sage  ift  eigentpmiid)",  berid^tct  baS  Sxige* 
bud^,  im  ©ommer  1804  au§  Soppet.  „SlHeS  l^ier  ift  meinem 
§erjen  tl^euer,  aber  biefe  beftänbige  ®e[eHigfeit  unb  ß^i^ftr^uung 
iuirlt  abf:pannenb  unb  ermübenb  auf  mid^.  @ie  üerjel^rt  meine 
befteÄraft,  unb  mit  Sitterfeit  mufe  id)  fragen,  toann  ba&  Slllcä 
enben  mirb.  .  .  .  @ine  beffere,  anmutl^igere,  l^ingebenbcre  gtau 
gibt  e§  nid)t,  aber  aud)  feine,  bie  ol)ne  t^  ju  bemerlen,  fo 
beftänbige  Slnfprfid)e  an  ii)xt  Umgebung  fteßt  unb  bei  aUcn 
6igenfd)aften  eine  abfolutere  ^ßerfonalität  t)at.  ©aS  ganje  Sa« 
fein,  bie  3Rinuten,  @tuuben  unb  3al^re  muffen  il^r  jur  SBer« 
fügung  ftel^en.  Ueberlä^t  fte  ftd)  i^rer  ungeftümen  5Ratur,  fo 
ift  e^  ein  ©etöfe  mie  bei  allen  ©etoittern  unb  @rbbeben.    ©k* 

ift  ein  öergogene^  Äinb,  ba§  fagt  SlHeö  in  einem  SBort 

§eute  ift  fte  in  ®enf.  SSonftetten,  ©iömonbi  unb  id^  i^aben  gu 
SRittag  gefpeift,  mie  @d)üler  in  gerien.  ©onberbare  fjrau. 
Si^re  ^errfd)aft  über  SlHe§,  xoa^  fte  umgibt,  ift  unerHfirlid^  unb 
bod)  unjtpeifell^aft.  Söü^te  jte  ftd)  felbft  ju  belierrfd^en,  pe  be- 
]^errfd)te  bie  Söelt"  ^),   SBaö  er  gu  U)ünfd)en  öerftd^erte,  gcfd^al^. 


')  Benjamin    Consta nt,   Journal    intime.      Reyue    internationaley 
10  Janvier  1887,  101. 

2)  ebcnbofclbft,  25  Jaüvier  1S87,  219,  225,  22G,  230. 


S)oS  2:aöeBud^  öon  Scniamln  ©onftant.  229 

©ncS  a;aflS  überliefe  man  il^n  ftd)  felbft.  5Run  fd^reibt  er  In 
fein  Saflcbud^:  „35a  id^  tt)eber  ©inlabungen  nod)  SSriefc  au§ 
Poppet  erlialten  l^abe,  ergreift  mid^  eine  ungelieure  ©el^nfud^t, 
bal^in  gnrfidfgufeliren.  S)ie  SSal^rl^eit  gu  jagen;  fül^le  id^  mid^ 
nur  bort  geiftig  unb  innerlid^  tt)of)l.  Sllle  anbem  ficute  jtnb 
mir  fo  gleid)gültig,  U)ie  bie  S^f^n  ober  bie  SSäume^). 

SJiittlerweile  fällt  ba§  entfd)eibenbc  SBort,  unb  entJ^üHt  ben 
traurigen,  legten  @runb  aller  biefer  Älagen.  „Srau  t)on  @tael,  bie 
mic^  beffer  al§  irgenb  Semanb  öerftel^t,  will  pd^  nun,  ba  id^ 
feine  Siebe  mel^r  empfinbe,  nid^t  auf  g^reunbfd)aft  befd)ränfen. . . 
Sldö,  id^  möd)te  ben  eintönigen  Älagen,  nid^  über  n)irflid)e!§ 
Unglüdf,  fonbem  über  bie  allgemeinen  ®efe^e  ber  9latur  ent* 
gelten.  ^6),  ber  9iHann,  möd^te  bie  :peinlid^en  ©ntpfinbungen 
ber  S^rau,  »eld^e  il^re  Sugenb  öerläfet,  nid^t  ertragen  muffen. 
^d)  mö^tc,  man  t^erlangte  feine  Siebe  mel^r,  nad)bem  jel)n 
Saläre  bergangen  flnb,  wir  beibe  unö  ben  SSierjigern  näl^ern, 
unb  id)  längft  unb  l^unbert  ^UJal  öerftd^ert  l^abe,  bafe  id^  feine 
Siebe  mel^r  fül^le,  eine  Setl^euerung,  bie  id^  nur  gurüdna^m, 
um  SluSbrüd^e  be^  @d)merje§  unb  ber  Seibenfd^aft  ju  befd)tt)id^= 
tigen,  beren  Slnblid  mid)  in  Slngft  öerfe^te"^). 

Dl^ne  SSenjamin  ßonftant,  öon  bem  fte  pd^  in  St)on  trennte, 
ging  %xan  uon  @tael  nad^  Stalten.  5Rod^  t)on  Poppet  au§, 
im  9llot)ember,  l^atte  fte  bei  ber  5lieberfd^rift  il^rer  le^twilligen 
Verfügungen  bie  Hoffnung  au^gefproc^en,  er  werbe  il^r  in  ber 
SobeSftunbe  nal)e  fein,  unb  für  fte  tl^un,  waS  fte  il^rem  93ater 
nid^t  l^abe  tl^un  fönnen.  „Sd)  l)abe  il^m  bie  Singen  nid^t  ge= 
fd)loffen,  —  werben  @ie  bie  meinigen  fd)liefeen?"^)  ®ie  33riefe, 
bie  Senjamin  ßonftant  il^r  nad)fanbte,  fanb  fte  traurig  unb 
fagtc  e§.    „@ie  fragt,  waö  id)  ju  meinem  ®lfld  bebarf?''  ant= 


^)  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  Janvier  1887,  920. 

2)  ebcnbofclbft,  25  Jan  vier  1887,  222,  226. 

8)  Sl.  ©trobtmann,  ©td^terprofire  unb  ei^araftcrföpfc,  II,  grou  öon 
©toel  unb  93cniamin  ßonftant,  m^  biöl^cr  unöebrudften  ^Briefen  gcfd^ilbcrt,  16. 


230  ^^^  Xa^iebiic^  0011  $^cnianiut  (Sonftant. 

wortet  er  im  Jaflcbud).  „5)cr  Srei^eit  bcbarf  Id),  unb  gerobe 
biefe  ift  cS,  bie  utan  mir  nid)t  geben  iPtll.  2)q(^  erinnert  urid^ 
an  jenen  .^ufaren,  ber  einen  änm  Job  üernrtl^eilten  @efangencn 
liebgewonnen  ^atte.  SBerlangen  @ie,  waö  ©ie  wollen  öon  mir, 
fagte  er  il^m,  nur  ba§  Seben  nid)t.'' 

SEBäl^renb  i^re§  ganjen  römijd)en  Slnfentl^altö  ift  ber  SEon, 
in  weld^em  er  üon  il^r  [prid^t,  bitter  unb  Derlefeenb.  5JRan  fü^lt, 
jte  ift  nid)t  ba,  um  burd)  i^re  ©egenwart  bie  ^l^antome  feiner 
6inbilbung§fraft  ju  befd)tt)ören.  Unter  ben  SSorwflrfen,  bie  er 
il^r  mad^t;  ift  merfmürbiger  SBeife  biefcr,  bafe  jte  nid^t  uml^in 
fönne,  bm  SKäd^ten  beö  Sagö  ju  fd)meid)eln,  ober  Jener  anbere, 
ba^  fte  e^  mit  ber  grömmigfeit  oerfud^e.  (Sx  fei  il^rer  bejiän« 
bigen  klagen  nic^t  weniger  alö  feiner  ewigen  Sled^tfertigungen 
mübe  ^). 

3n  Poppet,  nad)  ber  SRudfel^r  au§  StöHen,  im  ^erbfl 
1805,  fallen  fte  fid)  wieber.  ,,9Konti  war  mit  il^r",  notirtSSen^ 
jamin  (Sonftant,  „ein  l)errlid)er  Äopf,  fanft  unb  ftolj,  ein  wal^rer 
3)id)ter,  l^eftig,  leibenfd)aftlid),  f^wad),  fd)eu,  ftets  wed)fclnb, 
ein  in§  3tölienifd)e  überfe^ter  ßl^enier,  aber  mel^r  wertl^  atö 
biefer.  Slm  Slbeub  fürd)terlid)er  Sluftritt  mit  grau  t>on  @taöl. 
3d)  äußere  meinen  (gntfd)lu§,  enbgültig  gu  bred^en.  5Rene  ©cene. 
§öd)fte  3lufregung.  UnmögUd^e  SBerföl^nung.  Slbreife  fd^wierig. 
—  grau  üon  ©tael  t)at  mid)  wiebergewonnen"  2).  —  ^ter  er- 
gänjen  anbere  Quellen  ben  Sertd^t  beö  S^urnal  intime.  3n 
©riefen  an  feine  ßouftne  Ijatte  23en}amin  ßonftant,  ber  pci^ 
wäl)renb  beö  SBinterS  in  ^arii^  auffielt,  um  3lad^rid^t  baruber 
gebeten,  wa§  benn  SBa^reö  an  @erüd)ten  fei,  bie  t)on  grau  öon 
©tael  in  St^ü^i^  ^l^  distraite  par  un  autre  objet  d'intöret 
fpräd^en.  2lnbrerfeit§  erwähnt  ©ainte^Seuoe,  ol^"^  S^itongabe, 
einen  SSergiftung^oerfud)  t)on  S3eniamin  ßonftant,  beö  Slad^tS 


*)  Benjamin    Gonstant,   Journal   intime.      Revue   internationale, 
25  F^vrier  1887,  624,  625. 

2)  (Sbcnbafclbft,  25  Fevrier  1887,  632. 


©aS  Sagebud^  öon  93eniamin  ©onftant.  231 

gu  ßoppet,-  ber  baö  ganje  @d)Io6  iit  Slufregung  ücrfe^tc,  mit 
SluSnafimc  öon  3Katl^icu  be  SRontmorcncq,  ben  man  bctenb 
fanb  uttb  bcr  ruf)ig  ertoiberte,  man  möge  ben  Slrgt  Idolen  ^). 

SBal)rfd)einUd^feit^grünbe  verlegen  ben  Sluftritt  in  jenen 
©ommer  öon  1805,  n)orauf  aSenjamin  Sonftant  ^xau  öon  @tael 
nad)  @enf  unb,  im  Srü^jal^r  1806,  nad)  Sluyerre  begleitete. 
„JDenn  bie  größte  Slufregung  meines  Seben§  ift  mein  Sebfirf* 
nife,  3U  lieben'',  ergäl)lt  ba§  Sagebud^,  „ici^  mufe  c§  um  jeben 
$reis  bef riebigen."  ^ier,  in  Sluj:erre,  fd)iebt  jtd^  bie  @:pi[obe 
ein,  bie  bem  intimen  ©rama  bie  entfd)eibenbe  SBenbung  gab 
unb  beren  ®egen[tanb  feine  fünftige  ®attin  mar. 

3lad)  hcn  Sraunfd^meiger  3;agen  ift  gum  erften  9Jial  mieber 
1804,  in  Poppet,  t)on  i^r  bie  dtebt,  eines  SSriefeS  megen,  morin 
|te  eS  beflagt,  il)re  %xtii)tit  ein  jmeiteS  9Kal,  unb  gmar  bem 
©eneral  ©utertre  geopfert  gu  l)aben,  ben  aSenjamin  ßonftant 
furgmeg  als  »quel  sot«  begeid)net.  fflalb  barauf  begegnete  er 
SKabame  ©utertre  unb  blieb  gleid)gültig,  bis  er  jte  1806  in 
^ariS  mieberfal).  Sie  mar  injmifd)en  ad^tunbbreifeig  Saläre  alt 
geworben,  alfo  faum  jünger  als  %xan  t)on  ©tael.  2Rit  biefer 
fte  üergleid)enb,  fam  er  gum  @d)lu6,  bafe  Steigung  meit  mel^r 
bur^  ©d^üd^ternlöeit  als  burij^  ^eftigfeit  gerftört  merbe.  (Sin 
)paax  SBod^en,  öieUeid^t  aud^  nur  ein  paar  Sage  fpäter  mar 
2Rabame  ©utertre  feine  9Äaitreffe.  ©r  ergä^lt  eS  unb  fugt 
l^ingu:  »Que  diable  celä  veut-il  dire?  II  y  a  douze  ans  que 
je  n'ai  rien  eprouve  de  pareil,  c'est  par  trop  fou.  Gelte 
femme  que  j'ai  refusee  cent  fois  me  fait  aujourd'hui  tourner 
la  tete.« 

SSSenn  SSenjamin  gonftant  fold)e  ©inge  fagte,  mar  ein 
Slfidfci^lag  niemals  fern,  gr  fünbigt  ftd)  faft  noc^  auf  ber  nämli^en 
Seite  mit  ben  SBorten  an:  »La  fievre  passerait-elle  et  Tennui 
commencerait-il!  ....  Je  fremls  ä  Tidee  d'une  femme  qui 
ne  sera  regue  nulle  part.    Peut-etre  m'enterrerai-je  ä  Lau- 


*)  Sainte-Beuve,  Beujarain  Constant.    Nouveaux  Lundis,  I,  408 u. ff. 


232  ^^  Xagebuc^  Hon  8eniamin  ^onflont. 

sänne,  sinon  je  suis  sür  que  dans  six  mois  je  me  tueraLc 
@r  töbtete  ftd)  andf  bk^mal  nid^t,  allein  ed  tann  nid^t  äßmtter 
ncl^men,  bafe  bie  Äraft  öon  f5rau  üon  ©taßl  ben  Stfal^ningen 
beS  Slufentl^altS  in  Slujrerre  na]^e3U  erlag.  3la6i  einer  Snbeutung 
bcr  SRotigcn')  war  il^r  ba§  SBoracfaDene  nid^t  unbetannt  ge^ 
blieben,  allein  pe  ergab  pd^  nic^t  in  ben  ©ebanfen  einer  Sren« 
nung,  unb  @d^legel  glaubte  SSenjamin  (Sonftant  bei  ber  9uf« 
regung,  bie  pd)  il^rcr  bemäd^tigt  l^atte,  üor  bem  SIeufeerjlett 
warnen  ju  muffen,  ©eine  9leigung  für  Sl&arlotte  üon  ^arben^^ 
berg  lebte  öorläupg  öom  Äontraft  mit  ber  leibenfd^aftlid^  be» 
megten,  unglücflidfjen  %xa\x,  beren  ^erj  er  ))etnigte,  bie  er  tobt» 
lidi)  öerle^te  unb  „auS  elenber  ©d^wäd^e^,  wie  er  fagt,  bod^ 
immer  wieber  täufd)te,  bi§  pe  feiner  wanfelmütl^igen  ©elbflfud^t 
„wie  eine  gurie  ...  ben  2)old^  in  ber  ^anb"  erfd^ien. 

©iefer  aufreibenbe  S^P^n^  würbe  burd^  bie  Steife  öon 
grau  t)on  @tael  nad)  Söien  unterbrodjen,  aber  nad^  ber  33e« 
gegnung  in  ©ed^eron  tobten  neue  ©türme.  SBäl^renb  eines 
Aufenthalts  in  2t|on,  im  Sauf  beS  3cit)reS  1809,  folgte  i^r  baS 
(Si^epaar  ßonpant  bal^in,  unb  nid^t  ungeftraft  fal^  er  pe  wieber. 
®er  alte  Sauber  fd^ien  nod^  einmal  mäd^tig  genug  jurfldfju* 
feieren,  um  nun  grau  oou  ßonpant  gu  einem  3SergiftungSöerfud^ 
JU  oeranlaffen,  ber  l^armloS  verlief-),  ©o  wie  bort  fallen  pd^ 
grau  Don  ©tael  unb  Senjamin  Sonftant  nie  mel^r.  @r  ging 
mit  feiner  grau  nad^  ^aris,  wo  er,  um  pd)  ju  jerftreuen,  fpielte 
unb  grofee  ©ummen  öerlor.  aSon  ber  Erinnerung  an  bie  Vergangen* 
f)eit  oerfolgt,  wollte  er  nur  im  gefd^loftenen  SEBagen  burd)  bie 
©trafen  öon  ^aris  fal^ren,  um  oon  ben  Seuten  nid^t  mit  bem 
ginger  gezeigt  ju  werben.  2lber  aud)  biefe  ©timmung  ging  öorüber. 
3m  Sauf  beS  SEBinterS  üon  1811  feierte  er  an  ben  ©enfer  @ee 
unb  nad)  Saufanne  jurüdf,  wo  er  in  l)eftigen  ©treit  mit  feinem 


0  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  F^vrier  1887,  632;  25  Janvier  1887,  231;  25  Fevrier  1887,   635-639. 

^  Sainte-Beuve,  Madame  de  Staei,  d'apres  les  Communications  de 
Madame  Recamier.     Causeries  du  Lundi,  XI,  438—440. 


©a8  2:agcbud^  öon  SBcnjamin  ßonftont.  233 

aSater  gcrietl^  unb  %xa}x  öon  ©taöl  wicberfal^.  3m  ^Jcbruar 
begleitete  er  pe  ein  le^teö  5Kal  ju  furjem  Sefud^  nad)  (Soppet. 
©ann,  im  3Rai,  nal^men  fte  Slbfd^ieb  öon  einanber,  »sur  Tes- 
calier  de  Thötel  de  la  couronne,  ä  Lausanne«.  @r  öergei(i)nct 
bie  ©tunbe,  „cö  voax  elf  Ul^r  morgen^,  unb  alö  id)  pe  öer^' 
liefe;  jagte  pe  mir,  pe  glaube,  mx  tt)ärben  unö  nid^t  tüieber^ 
fe^en." 

2)ie§mal  tpurben  bie  SSorte  ol)ne  fflitterfeit  gefprod^en,  unb 
in  ßrfuHung  gingen  pe  ni^t.  SSegegnet  l^aben  g^rau  öon  8tael 
unb  SSenjamin  ßonftant  pd)  nocft  ^äupg.  Slber  bie  JRolIen 
3tt)tfd)en  il^nen  waren  getau}d)t.  ©ie  %xau,  bie  \i)n  njenige 
Saläre  frfil^er  auf  ben  Änieen  gebeten  liatte,  pc^  felb[t  unb  il^r 
bie  Sirene  ju  l^altfn,  tüar  je^t  nid)t  nur  gel)eilt  unb  berul)igt; 
Pe  war  geliebt.    Unb  er? 

©a§  Sci^t  1811  war  nid)t  ju  @nbe,  al§  er  in  fein  Siage* 
bud^  fd^rieb.  „§äupge  6treitigfciten  mit  ßl^arlotte.  3d^  möd^te 
md)t  wetten,  bafe  wir  beibe  unfer  Seben  jufammen  befd^Uefeen.  . . 
^5rau  t)on  @tael  ift  fort  unb  fd)reibt  ni(^t  mel^r.  Sl^r  Slnbenfen 
unb  ba§  öon  Sllbertine  jerreifeen  mir  baö  ^erg.  3^  fott  nad^ 
aCßien.  2)a§  erinnert  mid)  an  2llle§,  waö  fjrau  öon  ©tael  auf* 
geboten  l^at,  um  mid)  ju  bewegen  mit  ifjx  ba^in  ^n  gel)en. 
SBag  id)  nid)t  mit  ber  geiftreid^ften  aller  g^rauen  tl)un  wollte, 
foll  id)  Je^t  mit  ßl^arlotte  tl^un.  ®ered)tigfeit  be§  ^immefö!  .  . . 
SUiel^r  al§  {e  öermiffe  id)  bie  guten  5Ratl^fd)ldge  uon  g^rau  öon 
Staöl  bei  meiner  Slrbeit.  .  .  .  ©er  Slbenb  öerge^t  in  SReue  unb 
Erinnern.  Sßor  gel^n  S^l^ren  war  id^  nic^t  mel^r  mit  fjrau  öon 
@tael  befd)äftigt,  al§  id)  e§  l^eute  bin.  ...  @ie  ift  für  mid) 
öerloren,  ba^  überwinbe  id^  nie"^). 

aSier  Saläre  fpäter,  1815,  waren  biefe  ginbrüdfe  noc^ 
mäd^tig  genug,  um  Seniamin  ßonftant  ju  bem  ©elbftbefenntnife 
an  SUiabame  SRecamier  ju  oermögen:  „®ie  Erinnerung  an  ein 


')  Benjamin   Constant,    Journal   intime.      Revue   internationale, 
10  Mars  1887,  765—767. 


234  ®o9  !£anebud^  üoii  ^eiijanun  ^onftant. 

fo  üenruftetcö,  fo  ftunnifd)e§  Sebeu,  ba§  td^  fclbft  mit  einer 
art  t)on  SBut^  geßcn  aUe  Älippen  fteiiertc,  f)at  mid)  mit  nid^t 
ju  fd)Ubcrnber  ©etualt  erfafet.  3Bie  bem  aucf)  fein  möflc,  fo 
Diel  i[t  iDal^r,  ba^  id)  oi^ne  befonbcre  ©d)icffalSfd^Iäge  t>on 
Slufeen  größere  Qualen  gelitten  l^abe,  qI§  ein  Unglfirflid^cr  cutf 
bem  dtab,  unb  ba^  id)  fte  üerbiente,  benn  aud)  ic^  l^abe  Scib 
gugefiigt  unb  f)unbert  9Jkl  atleö  beneibet,  n)a§  einer  georbncten 

6jriftenj  glid),  nad)bem  id)  nirgenbö  grieben  fanb ©ie 

felbft  ftnb  nur  ein  Söerfieug  beö  ©d^mcrjeö  für  mid^,  ebenfo 

tüie  id)  eö  für  eine  Slnbere  war 3^  l^abc  gelitten,  weil 

id^  leiben  mad)te,  unb  gerabe  fo  wie  burd)  mid^  gelitten  »or- 
ben  ift"  1). 

®a§  in  allen  biefen  3Hitt]^eilungen  gn^Stag  tretenbe  Se* 
bürfnife,  ftd)  beftänbig  gu  beobad)ten,  gu  gergliebem,  ba^  innerfte 
6lenb  gu  entpUen,  ba-^  ©el^eimfte  l)erau§gufagen  unb  in  frud^t- 
lofer  SReue  bod^  immer  toieber  gur  alten  @d)ulb  gurfidfgulel^ren, 
aUeö  baö  oerminberte  unb  erniebrigte  ben  9Renfd)en.  3llid)t 
weniger  gewife  aber  war  bie  Slrt  unb  SBeife,  wie  biefe  ©celen« 
fonflifte  ftc^  au^fprad)en,  bagu  angetl)an,  ben  Äünftler  anguregen. 
greilid),  wa^  bie  2Birflid)feit  befledft,  entweil^t  unb  oernid^tet 
l^atte,  fonnte  bie  ,^unft  nid)t  me^r  oerfldren.  2)aö  Sud^,  ba§ 
bie  Seben^erfal^rung  oon  Senjamin  ßonftant  wiberfpiegelt,  ift, 
man  brandet  ei^  faum  gu  fagen,  ein  troftlo^  traurige^  Sud^. 
Sn  Sluferre,  wäl)renb  beö  Slbenteuer^  mit  aWabame  ©utcrtte 
unb  ben  @rfd)ütterungen  beg  ÄonfliftS  mit  grau  oon  Staöl, 
bemäd)tigte  ftd)  feiner  ber  ©ebanfe,  feine  ©efd^id^te  in  einem 
aioman  gu  ergä^len.  9iad^  oiergel^n  Sagen  war  „Slbolp^e"  öoH- 
enbet^).  gn  ber  33orrebe  l^eifet  e^:  »J'ai  voulu  peindre  le  mal 
que  fönt  eprouver  meme  aux  coeurs  arides  les  souffrances 
qu'ils   causent,    et   cette   Illusion    qui  les  porte  ä  se  croire 


0  Benjamin  Constant,  Lettres  k  Madame  Recamier,  publiees  par 
Tauteur  des  Souvenirs  de  Madame  R6camier,  116,  223,  224. 

2)  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  F^vrier  1887,  635. 


„^^omt"  235 

plus  legers  ou  plus  corrompus  qu'ils  ne  le  sont.«  2)er= 
Jcnige,  ber  bcm  SSud)  bm  9Zamen  gibt  unb  beii  S^i^alt  be^felben 
crjäl^lt,  fd)ilbert  jtd)  afö  ,/fd)cU;  9leid)0Ültig,  gelangtüeilt;  r)ou 
unäbeTOtnblid^er  Slbneigung  gegen  alle  abgenähten  ^Regeln  unb 
bogmatifd)en  f^ormeln  erfüllt,  beftrebt,  einen  5Ruf  öon  ßeid)tftnn, 
5ßerftflage  unb  ,^er5loftgfeit  um  ftd)  gu  uerbreiten,  unb  gegen 
feinen  SBillen  baju  beftimuit,  ber  ®egenftanb  heftiger,  unermiberter 
Steigungen  ju  fein.  2ll§  Slu^na^me  baüon  erwäfjnt  er  S3e= 
giel)ungen .  jur  altern  grau,  bie  er  al^  ^üitgling  geliebt  ^atte, 
U)omit  bie  1804. in  ber  ©d^tueij  öerfforbene  grau  öon  ©Karriere 
gemeint  ift^).  ßinige  ^üt  fpäter  begegnet  er.  bie  §ßolin  ßHe* 
nore,  3Hutter  jujeier  ,^inber  unb  TOaitreffe  eineö  ©rafen  % 
©iefe  uerbanb  rid)tige  2lnfd)auungen  mit  23orurtt)eilen,  l^atte 
burd)auö  feinen  au6ergett)öl)nlid^en  5ßerftanb  unb  legte  um  fo 
größeren  Söertl^  auf  ein  ftreng  geregelte^  Seben  al^  xijxt  eigene 
©jrfftenj  biefe^  SSorjug^  entbel^rte,  fo  ba^  jte  in  beftänbigem 
SBiberftrcit  mit  i^rem  eigenen  ©d)icffal  ftd^  befanb  unb  i^re 
Äinber  mit  übertriebener  Strenge  erjog.  SDiefe  innern  Äämpfe 
J^atten  il^re  Stimmung  getrübt.  3Han  betrad)tete  jte  mit  ^n^ 
tereffe  unb  S^ieigung,  comme  un  bei  orage.  Slbolpl)e  lernte  fte 
in  einem  Slugenblid*  fennen,  mo  fein  ,g)ers  ber  Siebe,  feine  6itel* 
feit  eineö  ßrfolgeö  beburfte.  Qn  fc^üd)tern,  um  ju  fpred)en, 
fd)reibt  er  i^r  unb-  beraufd)t  ftd)  am  SBol)lflang  feiner  eigenen 
SBorte,  fo  ba§  er  am  @d)lu6  be§  ©riefet  etma§  öon  ber  Seiben* 
fd^aft  empfinbet,  bie  er  au^jubrücfen  öerfud^t.  3)ie  um  jel^n 
Saläre  ältere  ©Henore  lel)nt  feine  23orfd^läge  ab.  @r  glaubt  ftc^ 
toie  ein  Äinb  be^anbelt,  bvoi)t  tnit  ©elbftmorb,  toirb  il)r  greunb, 
foltert  jte  mit  3Sortt)ürfen  unb  5lu§brüd)en  ber  Seibenfd^aft,  bi^ 
er  enblici^  i^ren  SBiberftanb  bejtegt  unb  jte  gewinnt.  Äurje 
Seit  barauf  finbet  er,  ba^  ©Uenore  itt)ar  nod^  ein  grofeeö  3n* 
tereffe  in  feinem  Seben,  aber  fein  ßiel,  fonbern  eine  gefjel  für 
x^n  ift,  Ä)oju  nod)  fömmt,  bafe  er  pe  tior  ber  SSelt  nid^t  fom= 


»)  SScrgl.  l^ier  Sb.  H,  201. 


236  „^holpfit." 

:promittircu  xoxü,  @ie  aber  xoax  licfttg.  3«  ^^^  Schleifungen 
äum  ®rafen  ^.  xoax  x\)x  ^erg  bi\x6)  peinltd^e  abl^ängigfcit 
öerle^t  ttjorben,  tt)äl)renb  jtt)ifd)en  H)x  unb  Slbolpl^c  bie 
ööUige  ©leid^l^eit  beftanb,  bie  jte  t)on  jeglid^em  Sw^öng  be* 
freite.  ^i)xt  Steigung  gu  il)tti  [teigert  pd)  in  benifelben  88er= 
l^ältnife  al§  bie  feinige  erfaltet,  unb  wirb  gur  öerjel^rcnben 
£etbenfd)aft.  ©r  beflagt  fein  gtt)ednofeö  S)afein,  feine  öeriomc 
Unabpngigfeit,  fo  biele  ©tunben,  bie  rul)elo§  öerfd^wenbet 
tt)erben  muffen.  35ie  erfte  ftürmifd^e  ©cene  gwifc^cn  tJ^nen  er« 
folgt  im  Slugenblidf,  tt)o  pe  il^m  ba^  S3erf:pred^en  abgerungen 
l^at,  nod)  fed)ö  ?[Ronate  bei  il^r  gu  bleiben.  Sie  mad^t  il^m 
ben  Sormurf,  fte  in  biefelbe  gtoeibeutige  Stellung  gurücföerfe^t 
gu   l)aben,   au§   ttjeld^er    fte    il)r  fiebeu   l)inburd^   pd^   gu   ht^ 

freien  fud)te „SBir  fprad^en  beibe  nid)t  »icber  gut  gu 

mad)enbe  SBorte."  S)ennod)  folgt  eine  SSerföl^nung.  6116* 
nore  üenoirft  alle  35orpd^t§maferegeln,  fobalb  Slbol:pl^c  berjcnige 
ift,  ber  pe  emppel^lt;  pe  löft  \i)x  SSerfjältnife  gum  ®rafen  ^., 
öerläfet  i^re  Äinber,  unb  bemerft  erft  bann,  bafe  bie  öffcntlid^e 
SReinung  pe  öerurtfieilt.  ©iefen  ©d^merg  aber  barf  |!e  beut 
^ann  nid^t  flagen,  ber,  pe  u^eife  e§  wol^l,  i>a^  Opfer,  ba&  fte 
bringt,  niemals  t)on  il^r  begel)rt  l)at.  „TOan  l^afete  mic^",  fagt 
2lbolpf)e,  „man  bebauerte  pe,  aber  man  ad^tete  pe  nid^t." 

Um  feinem  33ater,  ber  nad)  bem  Seben  gefc^ilbert  ifl,  ju 
ge]^ord)en,  entfernt  pd^  Seniamin  *  Slbolpl^e  auf  einige  9Ronate, 
unb  fd^reibt  i^r  au§  9J?itleib  Siebe^briefe,  bie  über  feine  »al^rcit 
®efü^le  täufd^en,  tüäl^renb  er  tl^atfäd)lid)  fein  unabl^dngigcS, 
freie^S  Seben  gu  ifjrem  3fiad)t]^eil  mit  ben  Sebrängniffen  einer 
(Sjcifteng  t)ergleid)t,  bereu  ©türme  il)m  öerl^afet  geworben  Pub. 
S)a  eilt  pe  il)m  nad^.  ®a§  SBieberfe^en  ift  fürd^terlid^.  „Bix 
fd)ienen  mie  öon  böfen  ©eiftern  getrieben,  aile§,  waS  ein  unöer* 
fö^nlid^er  ^a^  jemals  gegen  un§  erfunben  l^atte,  fd^Ieuberten 
von  un§  entgegen." 

9?un  erflärt  Slbolp^e'^  SSater,  er  werbe  i^n  gewaltfam  öon 
gHenore  trennen.  ©a§  genügt  um  bei  bem  ©ol)n  bm  ®lauben 


„^^oipw  237 

an  ein  ©efül&I,  baö  nie  eyiftirt  l)at,  neu  gu  erwecfen.  6r  fliel^t 
mit  il^r.  „Slbolp^e",  jagt  jte  ju  i^m,  „Sie  betrügen  ftd)  felbft. 
Sie  o^)fem  ftd^  mir,  weil  id)  öerfolgt  bin."  Sflad^  einer  furgen 
@:panne  Qtit  ift  er  enttaufd)ter  als  je  gubor  unb  erfennt  bie 
5Rot]^tt)enbigfeit  ber  Trennung.  ßHenore  bringt  il^m  neue  Dpfer. 
6r  öergilt  fte  mit  guten  3ftat()fd^Iägen,  öerfprid^t  5reunbfä)aft, 
^aber  Siebe,  ©Uenore,  ...  mit  ber  Siebe  ift  eö  öorbei."  ©ie 
bricht  bemufetlo^  gufammen.  ©eine  Setfieuerungen  erweden  fte 
gum  Sebcn,  bann  foltert  er  fte  lieber.  „Unfere  bergen,  mife* 
trauifd)  unb  fd^merjerfüllt,  öerftanben  ftd)  ni(i)t  mel^r"  .  •  .  . 
aber  „wir  lebten  in  ber  SSergangenl^eit,  unb  i^re  ßrlnnerungen 
l^ielten  \m^  öerbunben." 

©ine  greunbin,  bie  feine  anbere  alö  3Jiabame  SR^camier 
ift,  tl^ut,  tt)aö  biefe  n)äl)renb  be§  @ommer§  öon  1806  in  ßoppet 
üerfudöte,  unb  wa^  aud)  i^r  mißlang,  unb  bemüht  ftc^,  eine 
9Serföl)nung  l^erbeijufüfiren.  „gd)  glaubte  mid^  fd^ulbig",  fagt 
Slbolpl^e,  „Siejenige  aber,  bie  eUenoren'ö  @ad)e  öertrat,  über* 
geugte  mid),  ba^  iä)  nur  beflagen^mertf)  fei."  ....  „SBenige 
Stage  fpäter  ging  ©Henore  nod)  weiter;  jte  war  unfähig  |td^  ju 
bel^errfd^en;  fobalb  fte  ®runb  jurÄlage  ju  f)aben  glaubte,  ging 
jte  geraben  SBeg^  auf  Sluöeinanberfe^ungen  gu;  of)ne  Siüdftd^t 
wie  ol^ne  a3ered)nung,  erfi^ien  i^r  bie  ©efal^r  eine^  33rud)§ 
wünfd)en§wertl^er  alö  bie  9lotl^wenbig!eit  ber  SBerfteHung.  .  .  . 
Salb  gebieterifd)  unb  halb  bemütl)ig  bittenb,  einmal  jut)or= 
lommeitb  unb  bann  wieber  emppnblid^,  war  in  allen  il^ren 
^anblungen  unb  SBorten  jene  heftige  Bewegung,  weld^e  bie 
ädötung  erfd)üttert,  ba  nun  einmal  2ld)tung  ber  rul)igen  SBürbc 
bebarf." 

Slbolpl^e  würbe  feinerfeitö  immer  graufamer.  Unerbittlid^ 
in  feinen  SReben,  gefiel  er  ftd)  barin,  über  bie  grauen  gu  fpotten 
unb  laut  gu  fagen,  wie  fd^wer  e§  falle,  pd)  wieber  loiSgureifeen, 
nad^bem  man  jtd)  mit  einer  Don  i^nen  gebunben  l^abe.  ©in 
nochmaliger  aSerfud),  fte  gu  i^erlaffen,  tobtet  ©llenore.  »J'avais 
brise   Tetre   qui   m'aimait«,   fd^Uefet  Slbolpl^e  in  fpäter  SReue. 


238  .^ülpl&e." 

6in  Srief,  ben  er  fterbcnb  bem  ,^eraii§fleber  be§  ÜRanuffriptS 
übergibt,  entt)ält  bie  gjJoral  beö  Sud)^.  „eUenorcn^S  unglfidf^ 
lict)eö  ©(^icffal  beftätigt,  bafe  aud)  ba§  leibenfc^aftlic^ftc  ©efü^l 
nid)t5  gegen  bie  beftel^enbe  Drbnnng  öcrntag.  ®ie  ®efeKfd)aft 
ift  ju  mäd)tig,  if)re  Slnfprud^e  jtnb  gii  mannigfad^;  Pc  mifc^t 
ber  2iebe,  bie  fte  nid^t  gutfjeifet,  gu  öiele  Sitterfeiten  bei.  ©ie 
begünftigt  bie  Unbeftänbigfeü  unb  entjct)ulbigt  bie  Ungebulb 
crfd^öpfter  9ieigung.  .  .  .  2Bel)e  ber  %xau,  bie  il^r  ©lüdC  einem 
©efü^I  anöertrant,  ba^  bie  ®efellfd)aft  jn  ad^ten  nic^t  gejttningen 
ift,  unb  gegen  toeldjeS  fte  alle  3Baffen  fdjled^ter  Siegungen  unb 
lieblofer  Urtl^eile  gebrandet.  .  .  .  ®a§  »eifpiel  t)on  abolpl^e  ift 
nid)t  weniger  belel^renb.  Sn  b^n  iierfd)iebenften  Sßerlialtniffen 
erfd^eint  er  al§  Opfer  jener  eigentpmlid)en  ?!Kifd)ung  öon 
@elbftfud)t  unb  ßmpfinbung,  bie  ftd^  gu  feinem  Ungifld  unb  gu 
bem  ber  3lnbern  in  feiner  5Iatur  begegnen,  fo  bafe  er  ba§ 
Unl^eil,  ba§  er  anftiftetc,  Dorau^fal^,  beüor  er  e§  beging,  unb 
t)ergtt)eifIung§t)on  beflagte,  nad^bem  er  e§  begangen  l^atte.  ©eine 
Sigenfd^aften  werben  nid^t  weniger  aU  feine  %eljkx  geftraft, 
benn  biefe  ©igenfd^aften  entfpringen  nid^t  gefcftigten  @runb* 
fä^en,  fonbern  üorübergel^enben  ©emfitl^öbewegungen.  ®e§l)alb 
ift  er  abwed^felnb  t)ingebenb  unb  graufam,  aber  ftets  fo,  bafe 
feiner  anfänglid)en  Slufopferung  mitleiblofe  §drte  folgt,  unb  nur 
i>a^  Unred^t,  ba^  er  begangen  l^at,  feine  ©puren  jurüdfläfet. . . . 
®ie  3Serl^äItniffe  bebeuten  wenig,  ber  6()arafter  ift  2ine§.  Um^* 
fonft  trennt  man  ftc^  oon  äußern  2)ingen,  ba  man  jtd)  nid^t 
t)on  ftd)  felbft  gu  trennen  vermag.  3Kan  wed^felt  feine  Sage, 
aber  bie  £}ual,  oon  ber  man  jtd)  gu  befreien  fjoffte,  fd^Ieppt 
man  weiter"  ^). 

SSeniamin   ßonftant,   al§   er  biefe  Slnatomie  beS  ^ergenS 
mit  ber  unerbittlid^en  Äonfequeng  entwarf,  bie  Sarod)cfoucaulb 


*)  Benjamin  Constant,  Adolphe.  Lettre  k  Tediteur  unb  Derni^re 
r^ponse  et  conclusion.  3"  öei'öl.  Gustave  Planche,  Poetes  et  Roman- 
ciers modernes  de  la  France.    Adolphe.    Revue  des  Deux  Mondes,  1834,  345. 


Seitöcnöffif^e  nttl^ctlc  üBer  ba§  S3ud&.  239 

ntd)t  verleugnet  l^ätte,  mar  jtd)  ttjol^l  berufet,  bafe  bie  ©inge 
nid)t  fo,  luie  fie  erlebt  Sorben  maren,  0ejd)ilbert  werben  burften. 
©leid^  nad)bem  er  „Slbolpl^e"  gum  erften  9Ö?aI  einem  fjreunb 
mitgetl^eilt  l^atte,  [d^rieb  er  in  ba§  Sournal  intime:  „SBaö  id) 
crgä^lt  l)abe,  ift  fein  5ßl^antaftegebilbe.  Non  ignara  niali.  SSeim 
SBorlefen  l^abe  iä)  bemerft,  bafe  id)  bem  fd^on  ®efd^riebenen  leine 
Qubcrc  ^rauen=6pifobe  J^injufügen  barf.  ®aö  ^nterejfe  für 
(gHenore  würbe  erfalten,  linb  wenn  ber  §elb  SSerpflii^tungen 
gegen  eine  anbere  grau  auf  f\ä)  näl)me,  ot)ne  fie  ju  erfüHen, 
würbe  feine  @d)Wäd^e  jurücfftofeenb  wirfen."  @ü  Ijat  er  benn 
alle  äußern  SufäHIgfeiten,  „SSaterlanb,  Seben^fteHung,  ®epdöt§=^ 
gfige,  SSerftanbeögaben  öerönbert  unb  ©njell^eiten  f o  gefd^ilbert, 
bafe  bie  ©ingewcil^ten  gu  bm  Unberufenen  fagen  fonnten:  @^ 
ift  SKabame  Sinbfa^,  unb  nid[)t  g^rau  t)on  ©tael"  ^). 

®etäufd^t  aber  l^at  er  9liemanben,  fonbern  t)ielmet)r  eine 
SBerurtf)cilung  l)erau§geforbert,  auf  bereu  (äinftimmigfeit  er  wof(l 
nid^t  gefaxt  war.  „5Kabame  be  ßoiguQ  ift  über  meinen  gelben 
empört'^  öergeid^net  ba§  3onrnaI  intime  1806.  „®en  l)eutigen 
äbenb  mit  SKabame  Sfiecamier  unb  ?5auriel  öerbrad^t.  Sd) 
lefe  ilinen  meinen  SRoman,  ber  pe  in  eigentl^ümlid^e  Stimmung 
Derfe^t.  ©er  6l)arafter  be§  gelben  empört  fie.  5Jiiemanb  Der- 
mag  mid^  ju  t)erftef)en"  ^j. 

9ladt)  biefen  erften  groben  blieb  ,,3lbolp^e"  3]knuffript  bi^ 
gum  3al(re  1816,  wo  ba^  Sud^  im  SDrud  erfd)ien.  „9lid)t  fo  balb 
l^otte  id^  bie  ©inwilligung  bagu  gegeben",  fd^rieb  je^t  Senjamin 
ßonftant  an  SRabame  SRecamier,  „al§  bie  @ad)e  mid)  aud^ 
fd^on  reute.  3d)  fürd)te,  Semanben  baburd)  öerle^t  gu  l^aben, 
obwol^l  Weber  Stellung  nod)  ßi^arafter  ben  geringften  Slnl^alt^s 
punft  gu  Slnfpielungen  bieten.  Slber  e§  ift  gu  fpät.  Sd)  i^abe 
ber  legten  SRegung   t)on  Eigenliebe  gel)ord)t,  bie  id^  wol)l  je^ 


*}  Sainte-Beuve,  Benjamin  Constant.  Nouveaux  Lundis,  I,  408. 
Sur  Adolphe  de  Benjamin  Constant,  XI,  432.     Sismondi,  VI,  49. 

^  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  F^vrier  1887,  635,  637. 


240  8idinonbi  an  bie  Gräfin  Doii  9l(6an^  über  ^tlbolpl^e''. 

mafö   cnippitbcn   werbe,  benn  mit  meinem  SEalent  ift  e«  öor* 
bei"  1). 

3n  33e3U0  auf  ben  erften  $unft  bad)ten  bie  fjrcunbe  anber«. 
©fömonbi,  nad)bem  er  ^^botpl^e"  gtijeimal  gelefen  l^atte,  fc^rieb 
QU  bie  ©rdfin  üon  Sllban^,  fie  werbe  pnben,  baö  fei  gu  öiel 
für  ein  SSud^,  weld^eS  fte  gering  ad^te,  unb  in  weld^em  auc^ 
lüirllid^  feine  ^erfönlid^feit  grofeeö  Sntereffe  eingu^öfecn  uermflge. 
„aber",  fagt  er  bann,  „bie  Slnalqfe  aller  SRegungen  beö  ^erjcnä 
ift  fo  beti)unberung§tuürbig,  e^  liegt  fo  öiel  SSßa^rl^cit  in  ber 
©d)tt)ad)e  be§  gelben,  fo  üiel  ©eift  in  feinen  Seobad^tungen,  fo 
üiel  itraft  unb  Älarl^eit  in  feinem  ©t^I,  bafe  biefc  geftflrc  großen 
©enufe  bietet.  2inerbing§  ift  ber  meinige  gum  guten  Sl^cll  bem 
Umftanb  gujufd)reibcn,  bafe  id)  ben  SSerfaffer  auf  jeber  ©cite 
ttJieberpnbe,  unb  bafe  fein  anbere^  ©elbftbefenntnife  mir  icmold 
ein  ä^nlid^ereö  S3ilb  geboten  l^at.  @§  mac^t  alle  feine  fjel^ler 
beutlid),  aber  e§  entfd)ulbigt  fie  nid)t  unb  xoxd  fte  nid^t  befd^ö» 
nigen.  (5§  ift  fe^r  n)al)rfd)einlid),  bafe  ber  SBerfaffer  einft  öcr» 
liebter  getoefen  ift,  afö  er  ftd)  im  S3uc^  barftellt,  aber  ba  id^ 
il)n  fennen  lernte,  war  er  fo  wie  abolpl^e,  mit  cbenfotDcnig 
Siebe,  ebenfo  ftürmifd),  ebenfo  bitter,  unb  nid)t  weniger  bemfil^t 
l^ierauf  berjenigen  gu  fd)meid)eln  unb  fte  bann  wieber  gu  täufd^cn, 
beren  §erj  er  gerrife.  ©r  wollte  ba§  Silb  ßUenorcn'fS  ol^nc 
jeben  S"Ö  ^^^  2lel)nlid)feit  geid)nen,  aber  an  ber  ftürmifd^en 
§eftigfeit  unb  an  ben  Slnforberungen,  bie  il^rc  Siebe  fteHt,  erfennt 
man  fte  wieber.  2)ie  fd)einbare  Sßertraulid^feit  unb  gebietcrifd)C 
Seibenfd^aft,  wäl^renb  weld)en  pe  fid)  gegenfeitig  mit  allen  SBaffen 
beö  Sonte§  Derwunbeten,  ift  il^rer  Seiber  ©efd^id^tc.  ©icfcr 
ßug  ber  Uebereinftimmung  ift  allein  gu  frappant,  um  nid^t  alle 
fonftigen  Sßerfleibungen  entbel^rlid)  gu  mad)en"  ^).  Später,  nad^ 

')  Benjamin  Constant,  Lettres  k  Madame  Recamier,  299,  Juin 
1816. 

*)  Saint-Ren6  Taillandier,  Lettres  inedites  de  Sismondi,  de  Mr. 
de  Bonstetten,  de  Madame  de  Stael,  etc.,  151,  1G3,  Sismondi  k  Madame 
d'AIbany,  Pescia,  23  Juin  1812,  14  Oct.  181G. 


©iSmonbi  an  bic  ®t5ftn  Don  mhan\)  über  „3tboIpl&c".  241 

bem  Sob  t)on  Senjamtn  ßonftant,  la§  er  ba§  Sud)  lüiebcr,  unb 
fein  Urt^eil  würbe  [trenger.  „S^  bin  fet)r  nnjuf rieben",  fd^rieb 
er  einer  jungen  Sreunbin  barüber;  „beim  ©rfd^einen  üon 
„Slbolpl^e''  war  id^  nod)  [tarf  Don  ber  geiftigen  3ltmo[pl^äre  be§ 
^eife§  öon  grau  uon  ©tael  beeinflufet.  Sd)  liegte  eine  auf* 
rid)tige  iSreunbfc^aft  für  aSenjamin  6onftant  unb  l^alte  fein  31^ 
benfen  in  meinem  ^erj^en.  Slber  biefeö  Sud^  l^at  mid^,  fo  ju 
fagen,  unb  um  mit  ^l)mn  ju  reben,  in  mir  felbft  gebemüt^igt. 
3Ran  ift  ju  glauben  üerfud^t,  bafe  bem  23erfaffer  bie  Segriffe 
öon  $flic^t  unb  Sugenb  unbefannt  gewefen  ftnb.  Unb  nidt)t  er 
allein  geigt  jtd)  unfäl^ig,  ba§  Sid)t  gu  feigen,  ©eine  gange  ®e* 
neration,  bie  SBelt,  in  ber  er  gelebt  l^at,  fd)eint  mit  il^m  ben 
foftbarften  aller   ©inne,    ben   moralifd)en   ©inn,    üerloren   gu 

l^aben^O. 

®ie  fd)limmfte  SIeufeerung  ti)at  Sarante.    »G*est  une  fille 

qui  mourra  ä  rhopital«,  fagte  er  t)on  Senjamin  ©onftant^). 

5Rur  ein  Urtl)etl  über  tl^n  blieb  milb  unb  nad^pd^tig.  @§ 
tt)ar  baS  üon  gtau  üon  ©tael  @ie  Ia§  „Slbolpl^e"  wal^renb 
feines  @ntftel)en§  gu  Slu?:erre  unb  fd)rieb  an  Sonftetten:  „Sen- 
Jamin  ßonftant  l^at  jtd^  in  ben  Äopf  gefegt,  einen  9ioman  gu 
fd^reiben,  unb  gmar  ben  origineUften  unb  rül)renbften,  ben  id) 
]c  gclefen"^).  23orüberge^enb  l^at  fte  bann  fpäter  wol^l  einmal 
bcmerft,  jte  liebe  baS  Sud^  nid)t,  unb  glaube  nid^t,  bafe  alle 
SJldnner  wie  Slbolpl^e  feien.  „®ie  eitlen  Scanner  aber  jtnb 
\o\  fügte  fte  l^ingu^). 

S)amal§  wie  fpäter  entfd)lüpfte  il)r  fein  SBort  ber  Slnbeutung 
barüber,  ob  jte  jtd^  in  ©Henore  miebererfannt  l^abe  ober  nid^t, 


')  Sismonde  de  Sismondi,  Fragments  de  son  Journal  et  Corres- 
pondance,  1798 — 1842,  Genfeve  et  Paris,  1857,  193,  Sismondi  ä  Mademoi- 
selle  £.  de  Saint-Aulaire. 

^)  Sainte-Beuve,  Nouveaux  Lundis,  IX,  155,  9?otc. 

^  SBonftctten,  S3riefe  an  giriebcrife  f&xmx,  I,  254.  grau  öon  <Btael 
on  Sonftetten,  SRouen,  15.  9Zoöember  180G. 

*)  Sainte-Beuve,  Madame  de  Stael. 
»lenner|)atfett,  grau  toon  @ta6l.  III.  16 


242  „^t>o\pf)t"  unb  „Corinna''. 

unb  fo  blieb  e§  Scnjamin  ßonftant  freigeftcHt,  il^r  @d^ti)clgcn 
im  ©inn  feiner  SBflnjdie,  fo  wie  er  eö  aud^  ti)irfHcl^  getl^an  l^at, 
gu  beuten.  3llad)bem  er  1816  feinen  SRontan  Dcröffcntlici^t  l^atte, 
fdjrieb  er  an  5Rabame  3iecamier:  „Slbolpl^e  l^at  mid^  nid^t  mit 
ber  5ßerfönlid^feit  entjweit,  beren  ungered^tfertigte  ©mpfinbUd^feit 
id^  fürd)tete.  @ie  würbigt  üielmel^r  meine  älbftd^t,  jcbe  )}cinlid^e 
anfpielung  ju  üermeiben"  ^). 

6§  jiemte  \i)x,  gro§mütt)fg  gu  fein. 

aSenjamin  Gonftant  ift  Slbolpl^e,  aber  nur  gu  i^ren  unglüdf= 
lid^ften  ©tunben  war  tJrau  tion  ©tael  ©Henore.  3n  il^r  lag 
bie  gel^eime  Äraft,  bie,  n)a§  bie  Siebe  gefünbigt  l^at,  burd^  bic 
Siebe  fiberwinbet.  ®ie  3BiberIegung  üon  „älbolpl^e"  ift  ,,6o* 
rinna".  Seibe  Sudler  ftnb  gu  gletd)er  Qtitf  wäl^renb  berfclben 
moralifdt)en  Äri|t§  entftanben.  ©ort  wie  t)ier  fd^eitert  baS  weiblid^c 
®Iüd  an  ben  ©efe^en,  bie  e§  Derle^t,  bort  wie  l^icr  fSHt  bic 
grau  bem  Unbanf  be§  9Jianne§  gum  Opfer.  Unb  bo(^  ftel^cn 
biefe  gwei  Sudler  an  ben  beiben  5ßolen  einer  inncm  3Bclt. 

3n  ber  @elb[tfud)t,  fraftloS  unb  unüerföl^nt,  cnblgt  ber 
©d^merg  öon  Slbolpl^e.  2luf  bem  erftarrten  ©oben,  wo  feine 
Siebe  gebiel^,  erfd)öpft  ftd)  bie  3ieue  in  unfrud^tbaren  j(lagen, 
unb  bie  9ieafi[ti!  be§  Silbeö  entfdjäbigt  für  ben  moralifd^en 
Scrfe^ungöprogefe,  ben  e§  barfteHt,  nid^t.  ©orlnna  aber  l^at 
wal^rl^aft  geliebt.  Sm  Sid)te  biefeS  Sewufetfeini^  wirb  ll^r  baS 
tragifd^e  ©d^idffal  il^reö  Seben§  üerftänblidt)  unb  wie  für  fein 
l^öd^fteö  ®ut  aud)  ber  l^öd^fte  ^reiö  l^ingegeben  werben  muffe. 
5flur  wa§  üergänglid^  in  il^rer  Siebe  war,  ift  gerftört  worben, 
bie  Siebe  nid^t. 

5Ulit  ßorinna,  barüber  l^at  SSenjamin  ©onftant  felbft  fid^ 
feiner  Stäufd^ung  l^ingegeben,  üerfd)wanb  ber  l^ol^e,  ibeale  3«flr 
ber  bisweilen  audf)  i{)n  ergriffen  unb  mit  emporgetragen  l^atte. 
^,Wan  Ijat  grau  Don  @tael  nid^t  gefannt",  fd^reibt  ©ii^monbi, 
„wenn  man  fte  nid^t  mit  aSenJamin  6onftant  gefeiten  l^at,  benn 


*)  Beujamin  Constant,  Letties  ä  Madame  Recamier,  1816,  302. 


feine  fleiftige  S^biüibualität  allein  l^atte  bie  SJfad^t,  bie  il^rige 
jur  öoHen  ®eltung  311  bringen".  „8lber",  fügt  er  l^inju,  „auä) 
er  war  nur  ju  (Soppet  gang  er  felbft.  Sllö  id)  il^n  nad)  bem 
2:0b  tion  Srau  üon  @tael  fo  inncrlid^  erlofc^en  fal^,  l^atte  id^ 
SSRixf)e,  ben  frfil^eren  SWenfc^en  wieberjuertennen" '). 

Dl^ne  fte  entftanben  geiftretd^e  ^lugfd^riften  unb  padenbe 
Äammerreben,  unb  33eniamtn  ©onftant  blieb  nad)  tüie  t)or  ein 
gefürd^teter  politifd)er  ®egner  unb  ein  öielumtüorbener  parla= 
tncutarifd)er  gül^rer.  3lud^  ba§  33ud)  über  bie  ^Religionen,  ba§ 
tl^iltijeife  unter  ben  Slugen  üon  tJrau  uon  ©tael  unb  burci^ 
tl^ren  ^att)  geförbert  entftanben  tüar,  mürbe  enblid^  üoKenbet. 
6§  l^attc  göl^rgel^nte  be§  @tubium§  geloftet  unb  tt)ar  t)iel  grünb* 
lid^er  als  ba§  @ebid)t  in  5ßrofa  uon  6t)ateaubrianb;  ©iSmonbi 
gel)t  weiter  unb  fagt,  e§  entt)alte  öiel  tttel)r  neue  SBal^rl^eiten 
al§  bie  Siteratur  ber  pl^ilofopl^ifd^en  ©d^ufen  öon  Samennaiö, 
ßouftn  unb  Srac^^).  Slllein  „baö  ^uber  lag  ju  lange  auf= 
gef^)eid)ert  unb  war  nafe  geworben".  2)er  Sefer,  ber  bie  ©ebulb 
l^ätte,  ftd^  nod)  einmal  in  bie  feitbem  längft  überl^olte  Slrgu^ 
mentation  beö  SBerfafferS  ju  oertiefen,  niüfete  geftel^en,  bafe  e§ 
ein  feelenlofeS  33ud^  ift,  toa^  ba  gefdjrieben  würbe,  jwifd^en 
ben  Äarten  unb  ber  Sribüne,  in  verlornen  Slugenblidfen,  non 
einem  müben,  blaftrten  33eobad^ter,  ber  bie  eigene  SRoHe  im 
geben  nidt)t  crnft  genommen  unb  ftd^  auf  feine  anbere  vorbereitet 
fyxt.  3)ie  beften  ^robuftionen  oon  ^rau  oon  @tael  I)ingcgen, 
bie  ©d^lu^apitel  be§  a3ud)§  über  ©eutfd)lanb  unb  bie  „ßonft* 
berationS",  ftnb  nad)  ber  Trennung  Don  Senjamin  ßonftant 
gefd^rieben  worben.  @ie  rfll^ren  unb  befriebigen  nod)  l^eute, 
tior  2lllem  be^wegen,  weil  fte  bie  lid^ten  ©puren  einer  3Wenfd^en= 
feele  bewal^ren,  bie  ftc^  niemals  anberS  als  gang  gu  geben 
wu|te. 


^)  Sismonde  de  Sismondi,  Fragments  de  son  Journal  et  Corres- 
pondance,  122  - 128,  k  Mademoiselle  E.  de  Saint-Aulaire,  13  Dec.  1830. 
2)  ebenbafelbft. 

16* 


244  <S:oppet  im  ^a^x  1809. 

3lad)  bcr  giüeiten  diMh\)x  üon  grau  t)on  ©tael  qu§ 
©eutfd^Ianb  crt)iclt  ber  gefeUfd^aftlic^c  Ärciö  ju  ©oppct  mcl^r 
imb  ntel^r  ein  fo^mopolitifd^c^  ©epräge.  ^n  bcr  grcmbc  tijarcn 
aSeiiel^unflcn  gcfnfipft  unb  3«tcreffcn  angeregt  worben,  meldte 
bie  im  Sauf  ber  S^it  cntftanbenen  Sücfen  ti)ieber  ausfüllten. 
aRatl^ieu  be  Wontmorenct)  l^atte  eö  jtd^  nid^t  üerfagen  lönnen, 
bie  2öieberfe{)renbe  bei  i^rer  Slnfunft  in  ßoppet  ju  enoartcn, 
allein  um  bie  Ungnabe  bee  ÄaiferS  ntd^t  auf  9Rabamc  SRecamier 
JU  len!en,  mufete  ber  Sefud)  berfelben  abgelel^nt  unb  SltteS  öer* 
mieben  werben,  tt)a§  bie  Slufmerffamfeit  ber  Sftegierung  ^erauS* 
forbern  fonnte.  3«  einem  Srief  an  bie  greunbin  nennt  ^rau 
üon  ©tael  baö  einft  fo  belebte  6op))et  cinfam  unb  cmft  ©eine 
fleine  Sül^ne  fei  gefd^loffen,  nic^t  einmal  bie  SBoHenbung  bcö 
2Ballenftetn  üon  Senjamin  ßonftant  erwedfe  bie  frül^cre  Suft 
an  bramatifd)en  ©arfteHungen;  an  Unterl^altung  bcnfc  Silcmanb 
mel^r,  bie  ©riefe  über  2)eutfd)lanb  verlangten  alle  Äraft  unb 
freie  S^it.  3m  Sluguft,  nad)  ber  Slnlunft  öon  ©abran,  begleitete 
grau  üon  Stael  mit  il^m  ben  fd)eibenben  aRatl^ieu  bc  9Kont* 
morenct)  bis  3nterla!en,  mo  pc^  bie  SRalerin  Sebrun,  unb  auS 
®eutfd)lanb  ber  Äronprinj  unb  nad)]^erige  Äönig  Subwig  I. 
t)on  Sägern  eingefunben  l^atten,  um  bem  3Solföfeft  beiguujol^nen, 
ba§  bort  jur  (ärinnerung  an  bie  ©rünbung  öon  Sem  gefeiert 
würbe.  S)ie  geiftreid)e  gebenbigfeit  beö  Äronprinjen,  bie 
SJÖärme,  mit  weld^er  er  üon  5Ulabame  SRecamier  fprad^  unb 
wol^l  aud)  bie  Abneigung,  bie  er  gegen  Slapoleon  liegte,  gc^ 
wannen  \i)m  bie  ©gmpat^ie  üon  grau  üon  Stael,  wcld^e  bie 
©rinnerung  an  biefe  Sage  in  einem  ber  angiel^enbften  Äapitel 
be§  a3ud)ö  über  ©eutjd^lanb  feftgel^alten  i)at^). 

aSei  biefer  ©elegenl^eit  brad)te  il^r  aud)  Mamille  Sorban 
feine  ®attin,  unb  ber  Äronpring  Don  Satiern  fteHte  il^r  einen 
beutfd)en  Sanb^mann,  ben  2)id)ter  S^^^riaS  SBemer  öor,  ber 

0  L^Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Goppet 
et  Weimar,  144—147.  Madame  de  Stael  k  Madame  Recamier,  17  Juillet, 
25  Aoiit  1808.    Madame  de  Stael,  De  rAllemague,  Ire  partie,  Chap.  XX. 


9(bom  Del^Icnfi^lägcr.  245 

balb  barauf,  im  DItober,  il^rer  ©inlabung  nad^  ßoppet  folgte. 
2)ie  gal^lrcid^e  ©efeUfd^aft,  bic  er  bort  oerfammelt  fanb,  beftanb  au§ 
31.  SB.  @c^Ie0el,Seniamin  ßonftant,  bem  ®rafen  ©abran,  ©fömonbi, 
Sonftetten,  fjräulein  9!Jlenbel§fo]^n,  unb  einem  bänifd^en  ©ic^ter, 
Slbam  Del^Ienfd^Iäger;  ben  %xau  öon  @tael  1806,  mäl^renb 
il^reö  Slufentl^altg  in  ber  9lät)e  öon  ^ari^,  fennen  gelernt  l^atte, 
unb  ben  je^t  ©iömonbi  mit  ben  SBorten  DorfteHte:  »G'est  un 
arbre  sur  lequel  11  croit  des  tragedies«.  ©er  1779  geborne 
junge  ®äne  t)atte  feine  Saufbat)n  alö  ©d^aufpieler  begonnen. 
Sla^bem  er  1801  bie  Söaffen  für  fein  bebrängte^  SSaterlanb  in 
ber  @d^Iad)t  auf  ber  SRl^ebe  gefül^rt,  entftanb  feine  erfte  größere 
®id)tung,  „Sllabbin  ober  bie  Qanb^x\am)pt" ,  bie  er  ©oetl^e 
wibmete.  ®ie  S^ii^^^^^P^  ^^cir  bie  ^oefte,  bie  für  ben  3üng= 
ling  in  ber  3SergQngent)eit  norbifd)er  @age  unb  ©efd^id^te  ©e* 
ftalt  gewann.  S)ie  Sragöbien  „^afon  S^rr\  „^alnatofe",  „2l?:el 
unb  SSalborg",  bie  feinen  SRuf  begrünbeten,  bi(J)tete  er  in  ^ari§, 
in  einer  2J?anfarbe,  unter  ben  bürftigften  aSerl^ältniffen,  weil 
ba§  SReifeftipenbium  ber  bänifd^en  3iegierung;  ber  9lot^  be§ 
@taat§fd^a^e§  megen,  nid)t  mel)r  auöbe^alilt  werben  fonnte. 
3Jtit  bicfen  SBerfen,  bie  er  felbft  in^  2)eulfd)e  überfe^te,  würbe 
er  in  ©änemarf  ber  SSegrünber  ber  SRomantif.  Sie  umfaßten 
mit  wunberbarer  Sebenbigfeit  bie  üerfd^iebenften  ßi^ftä"^^  ^^^^ 
Sebenöbejiel^ungen,  unb  fein  biegfame^  Salent  wufete  bie  23er= 
gangenl^eit  mit  einem  Sßerftänbnife  ftc^  anjueignen,  ba!§  mit  bem 
t)on  SBalter  Scott  öerglid)en  gu  werben  üerbiente.  ®em  {ungen 
2)id)tfr  gelang  bie  2)arftellung  ber  l)öd^ften,  tragifd^en  Äonflifte 
unb  ber  fanfteften  3fiegungen  be§  ^ergen^,  ber  Uebergang  üom 
jbüftem  ©d^auer  norbi[d^er  ®ötter==  unb  ^elbenm^tl^en  gu  ben 
©rforberniffen  be§  mobernen  ®rama§  unb  ber  Äomöbie,  in 
weld^en  er  [\ä)  mit  Erfolg  üerfud^te.  (5r  war  bei  ©oetl^e, 
ben  er  Sßater  unb  SBeifter  nennt,  gewefen,  unb  er  l)atte,  feinen 
eigenen  SBorten  nad),  in  Sllabbin  ba^  ®lücf,  in  ^afon  bie  SRe* 
ligion,  in  ^alnatofe  ben  Staat,  in  2l;rel  unb  SBalborg  bie 
Siebe  bargefteHt,  al6  er,  nid)t  breifeigjäfirig  unb  mit  ber  2lb= 


246  5lbam  Dcl^tcnfd^lftger. 

jtd^t,  im  „ßorreggio"  bie  Slpotl^eofe  bcr  ituuft  ju  geben,   in 
ßoppet  eintraft). 

©r  fam  au§  einem  £anbe,  n)0  ber  SBibcrpreit  ätt)ifcl^cn 
beutfdjer  unb  frangöftfd^er  SBeltanfd^auung  bie  ©elfter  0etl()eilt 
unb  il^n  felbft  üon  [einem  SSorgänger  nnb  greunb  Saggefcn 
getrennt  l^atte,  big  bie  SSorlefnngen  üon  ©teffenö  in  Äopenl^agcn 
bie  bänifd)e  3ugenb  fo  warm  für  ©oetl^c  begeijtertcn,  bQ§  felbft 
S3aggefen  il^m  Slbbitte  leiftete  unb  jtd^  burd^  bie  „Sp^iflcnic" 
für  ba§  lang  üerfannte  itnnftibeal  gewinnen  liefe.  3"  ©oppct 
bagegen  l^atte  man  niditg  einguwenben,  bafe  Del^lenfd^lögcr  für 
®eutfd)lanb  unb  für  @oett)e  f(J)tt)ärmte;  %xan  üon  ©taäl  wicS 
il^m  felbft  einen  Pa^  unter  ben  beutfd^en  ©id)tem  an,  um  in 
il^rem  Sud)  feiner  erroäljnen  ju  fönnen^).  ©er  SKcinungS« 
auStaufc^  jwifd^en  il^nen  war  fo  lebl^aft  unb  anregcnb,  bafe 
ber  Junge  S)id)ter  eine§  2:ag§  ber  grau  üon  Staöl,  bie  ju 
5ßferb  war,  in  @d)ul^en  unb  ©trumpfen  burd)  einen  rcifecnben 
©ebirgöbad)  folgte,  nur  um  ba§  &t\px&ä)  nid)t  unterbred^en  ju 
muffen. 

2)ag  Äunfturtl^eil  Don  De]^Ienfd)läger,  ber  mit  bcr  grifci^c 
feiner  bramatifd)en  ^Begabung  an  ben  fpätem  @d)aufpiclcu 
öon  ©oetl^e,  befonberg  an  ber  5Ratürlid)en  Zoä)kx  „bie  ab^ 
ftrafte  ©iction^Dergötterung,  biefe  95ornel^ml)eit  im  ©t^Ie  rügte, 
burd)  weld^e  bie  bramatifd^e  Bewegung  pd^  bem  SWenuettc 
näl^ert"^),  trug  mand^eö  baju  bei,  il^re  eigenen  Slnjtd^ten  ab* 
guflären,  aud^  bann,  wenn  e§  im  SBiberfprud)  mit  ben  felnigen 
gefd)al^.  ©er  jufünftige  bänifd)e  5RationaIbid)ter  war  bereit)^  feit 
einigen  SBod^en  in  6oppet,  alg  ein  g^rember,  mit  großer 
©d^nupftabaföbofe  in  ber  engen  SBeftentafd^e,  bie  Slafc  DoH 
Sabaf,  mit  tiefen  23erbeugungen  in  bie  ^aUe  trat.  &&  toax 
3adt)ariaö  SBerner,  ber  25id)ter  ber  „@öl^ne  beS  Zi)C{\&**,  be« 


')  ©octl&cSal^rbu«,  1887,  11,  SSricfc  Dd^rcnf^iaget«,  äRai  1807,  4  ©et», 
tcmber  1807. 

2)  Madame  de  Stael,  De  l'Allemagne,  2de  partie,  Chap.  XXV. 
8)  ©eotg  S3ranbe§,  ®üc%  unb  S)anemav!,  Ooetl^c^Sa^rbud^,  1881,26. 


Sad^artaS  SBcmcr.  247 

bcutfd^en  ©egcuftüd^  üou  3fienouarb'^  5templcrtragöbie.  3)a8 
l^cute  faft  öergcffenc  2BerI  üon  SBerner  erinnert  bie  ßincn  an 
bie  QanbtT^ök,  bie  Slnbern  an  ^arjiüal;  il^m  felbft  gab  eS 
Slnlafe,  baö  33ebürfnife  nad^  bem  SiJJ^ftifdien  unb  ©el^eimnife* 
üoKen  poetifc^  auSgufpred^en,  ba^  if)n  fein  Seben  lang  uerfolgt, 
anfangt  in  bie  gel^eimen  ®efenfd)aften  unb  bie  9Jiaurerei,  bann 
bem  offenen  Setrug  in  bie  Slrme  gefül)rt  {)atte,  biö  baS  f^mbo^ 
lifd)e  ©lement  ber  Sftomantif  feiner  ©id^tnng  einen  rettenbcn 
Slugweg  bot.  Unter  biefen  ©inpffen  war  1806  „ba^  Äreuj 
an  ber  Dftfee"  entftanben,  ba^  unüoHenbet  blieb,  unb  bem 
im  felben  ^a^x  bie  Sragöbie  „SRartin  Sutl^er  ober  bie  SBeil^e 
ber  Äraft"  folgte,  beren  burd^fd)lagenber  ©rfolg  bei  ber  3luf= 
ffil^rung  in  Serlin  feinen  S^eifel  barüber  beftel^en  liefe,  bafe 
man  l^ier,  tro^  aller  ©onberlid^feiten  unb  aSerirrungen,  mit 
einem  ujirflid^en  Salent  gu  rechnen  l^atte.  Sllö  ber  ©ic^ter  nad^ 
ßoppet  fam,  toar  fein  „Sittila''  bereite  ooHenbet.  3n  ber  @e^ 
ftalt  beö  §unnenfönigö  l^atte  er  ßüge  Don  9lapoleon  unb  die^ 
gungen  oon  S^an^S^cque^,  bie  Sentimentalität  ber  legten  ^älfte 
beS  ad)täel^nten  Sal^rl^unbertö  unb  Sluöbrüd^e  milber  ®raufam= 
feit,  bie  bem  l^iftorifdien  ©etoanbe  be^  S)rama§  enff^)rad)en, 
oermifd)t. 

©türmifd^er  unb  medjfelooKer  al^  ba^  SBerf  beö  ©id^terS 
mar  fein  äußerer  Seben^gang.  6r  mar  1808  üiergig  3^l)re  alt, 
breimal  üerl^eiratljet  unb  ebenfo  oft  mieber  gefd)ieben,  uon  geiben^ 
fd^aften  burd^mül^lt  unb  l)in  unb  l^er  getrieben  jmifd^en  umoürbigen 
aSerirrungen  unb  ben  Qualen  feiner  oon  ©emiffen^biffen  gefolterten 
@eele.  3n  Sena  unb  SBeimar,  mo  er  einige  SBintermonate  oon 
1807  auf  1808  oerlebt  i^atte,  mar  i^m  ©oetl^e  mit  manncr 
@ttipfänglid)feit  entgegengefommen  unb  l^atte  bie  „SBanba", 
SBernefö  le^te  Sragöbie,  jum  ©eburt^tag  ber  ^ergogin  aup^ren 
laffen.  %ixx  %xa\x  öon  @tael  mar  eö  oon  Sntereffe,  bafe  jtd) 
bamalö  eine  bauernbe  iJreunbfd^aft  gmifd^en  3^d)aria8  SBemer 
unb  ber  ©d^mägerin  üon  §rau  oon  Stein,  @opl)ie  oon  @d)arbt 
angebal^nt  l^atte,  einer  ^rau,  bie  ber  grcmgöfut  nad^  Fräulein 


248  äöt^^iöö  Sßemer. 

üon  @(öd^l^aufeit  bie  fqmpatt)tfd)fte  unter  aOeit  5Damen  Don 
aöeimar  blieb,  ©er  Serfud^,  ba§  Silb  ber  bamalÄ  bcreitiS 
öieninbfiinfgigiäl^rißen  grau  biograp^ifd^  feftjul^altett,  l^at  wenig 
2Bijfenj^n)ertt)e§  gu  SCag  geförbert.  grau  öon  ©d^arbt  correfpon^' 
birte  üiel  mit  grau  uon  Stael;  unter  bem  ginpufe  ll^reö  greun« 
be§  SBemer  fud)te  unb  fanb  fte  fpater  entfd^äbigung  für  bte 
Prüfungen  einer  unglücflid^en  (Sl^e  burd)  ben  ttebcrtrltt  gur 
fatl^olifdjen  Äird^e^).  5)er  ©id^ter,  ber  il^r  ben  äufeem  Slnlafe 
bagu  gab,  l^iefe  fd)ergl^aft  In  SBeimar  wegen  feineö  SErauerfpiclS, 
bie  „SBei^e  ber  Äraft",  ba^3  ben  ^Reformator  öerJ^rrlid^te,  ber 
©oftor  Sutt)er.  9lad)  Poppet  fam  er  in  einer  Stimmung,  bie 
ätt)ifd)en  l^öd)[ter  religiöfer  (äfaltatiou  unb  allen  möglici^en  irbifci^ett 
3er[treuungen  toed)fcIte.  ©ein  itagebud^  berichtet  mit  beflagenS» 
wertl^er  3lu§fü]^rlid)feit  bariiber,  unb  er  rioaliprt  mit  %  % 
SRouffeau  in  bem  Sebflrtnife,  pd)  felbp  unb  ben  Sefcr  mit  i^m 
ju  erniebrigen -).  (5r  war  fo  franf^aft  erregt,  bafe  bie  Petrin 
oon  ßoppet,  bie  SBemer  al§  ©id)ter  warm  bemunberte,  mit 
bem  5Ulenfd)en  SRitleib  empfanb.  @ie  gab  il^m  ein  ftiHeS,  \ä)5n 
gelegenes  Stomer,  mit  bem  S3lict  auf  ben  @ee,  unb  ȟnfd^te 
i^n  fowie  De^lenfd)Iäger  im  gangen  SBinter  l^inburd^  gu  bc* 
l)altcn.  ©er  ^lan  fd)eiterte  an  ber  iRul)eIoftgfcit  oon  SEßemer, 
ber  fd)on  im  Sloöember  nad)  g^^H^n  reifte,  ©eine  Slnwefen- 
l^eit  aber  unb  bie  be§  bänifd^en  ©ramatiferö  regte  nod^  einmal 
bie  Sup  an  ber  33orIefung  uon  3Keifterftücfen  il^rer  ^np  unb 
an  t^eatralifd^en  SorpeUungen  an.  21.  SB.  ©d)legel  la§  mit 
Jl^ränen  unb  unter  ber  Sifll^rung  feiner  3wi^örer  Galberon'« 
Panb^aften  ^ringen.  SBerner  bellamirte  (SigeneS  unb  grembeS. 
„3Winna  oon  Sarnl^elm"  unb  „©mitte  ®alotti"  mürben  oor* 
getragen,  bie   „©umeniben"    beS  Slefd^^loö,   ber  „OebipuS  auf 

0  §.  ©un^cr,  ßtoti  S3efe]^rtc.  3ö(%ariaS  Sßcrncr  unb  ©opl^ie  öoti 
e^axht,  281  u.  ff. 

2)  (Schüfe,  Söcrner'g  SSioörapl^ic  unb  (|]^ava!teriftt!,  I,  108,  137  u.  ff. 
^.  ©unfecr,  S^d  SBefcl^rte,  140  u.  ff.  ßad^axia^  SBcrncr,  grogmcntc  ou« 
^agcbüd^etn,  25.  Sunt  bi3  3.  9^oöeinber  1808. 


99aron  SSogl^t.  249 

Äolonoö"  unb  bie  @appt)ifcl)cu  Dben,  ®oet^e'S  „^pi^iö^nie'' 
unb  ©cenen  au§  „%(i\x\i"  bcflamirt.  @abran  la§  33eniamin 
6on[tant'§  nunmcl^r  üoHcnbeten  „SBaHenftein",  31.  3B.  ©djicgcl 
feine  ©l^afefpeare^Ueberfe^ung  giid^arb'^  III.  St)eil^  aU  33or= 
tragenbe,  tf)eilö  al§  Qnljöxev  betl^eiligten  fid)  Genfer  unb  an^^ 
wefenbe  ^rembe  an  bie[en  litterärifd^en  Uiiterl^altungen.  Unter 
ben  leiteten  toaxm  ®raf  Äotfdjube^,  ein  el^emaliger  ®ün[tling 
unb  9J]tnifter  Don  Äaifer  ^aul,  unb  SSaron  SSogfjt,  ber  reid^e 
bänifd^e  ^anbel^l^err  unb  ^l^ilantl^rop,  beffen  SWame  oft  in  ben 
2lufgeid)nungen  feiner  ßauböleute  tt)ieberfet)rt  ^).  ©eine  ©ommer* 
refibenj  in  glottbecl  n)ar  xijxtx  ©djönl^eit  tt)egen  berül^mt  unb 
[taub  feinen  ^i^eunben  offen,  ©einem  SSerftänbnife  für  bie 
praftifd)e  in  ,&amburg  üon  i^m  begrünbete  ßinrid^tung  be§ 
2(rmentt)efen§  jollte  ©eranbo  bie  änerfennung,  bafe  bie  ^arifer 
Slrmenpflege  unter  bem  erften  Äaiferreid)  naä)  ben  3been  Sßogl^f  § 
organiftrt  worben  fei^).  6in  nieJ^rjäl^riger  Slufentlö^lt  in  ber 
Sreinbe  fül^rte  le^teren  im  ^erbft  1808  nad)  ®enf.  ©ein  rege§ 
Sutereffe  für  Äunft,  SBiffenfd^aft  unb  Siteratur  l^ätte  allein  ge* 
nugt,  „bem  norbbeutfd^en  Sllcibiabei^'^  wie  man  in  ber  ^eimatl^ 
i^n  gu  nennen  ))flegte,  bie  entgegenfommenbfte  Slufnal^me  in 
ßoppet  ju  fid)ern.  ©ie  n^ar  i^m  fd^on  be^l^alb  gewife,  weil 
er  al§  fjreunb  Don  SWabame  SRecamier  fam;  er  nannte 
%xa\x  üon  ©tael  »un  ange  envoye  du  ciel  pour  reveler 
la  bonte  sur  la  terre«^).  ®er  Umgang  mit  if)r  feffelte  i^n 
für  bie  näd^ften  Sa^re  in  @enf,  too  feine  pf)ilantf)ropifd^en  Se= 
ftrebungen  bei  ben  2J?ännern  wie  bei  ben  S^rauen,  inöbefonbere 
bei  ber  mit   benfelben   fragen   befd)äftigten  3JJabame  SRilliet« 


')  S3ilbcr  Qu§  Uerganöcncr  Qtit,  ^dl  I,  ^itcr  ^ocl§  unb  feiner  greunbe 
Öcben,  ^ap.  2.    SRift,  ÖebenSerinnerungen,  148. 

2)  S3Uber  au§  bergongenen  Sogen,  Sll^eil  II,  S3Ubev  an§  ^.  ©iebeüng'S 
Seben,  Sweite  ^^btbeilung,  32. 

^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Madame 
Recamier  et  les  amis  de  sa  jeunesse,  59,  Le  Baron  de  Voght  ä  Madame 
Recamier,  Sfecherons,  23  Sept.  (1808). 


250  ©uittaumc  gaörc. 

^ubcr  ba§  rcgftc  23cr[tänbni&  fanben.  Unter  bcr  iüngcm,  in 
G^enf •  J^erangenjad^fenen  (Generation  jal^lte  grau  öon  ©tael  einen 
anbern  iJreunb.  (5§  war  ©uiHaume  gaure,  bamafö  breigig^ 
jäl^rig,  ein  ©dualer  üon  Saüoifter,  ber  mit  allen  SBorjfigen  ber 
Stellung,  beö  SSennögenö  unb  einer  einnel^menben  ^erfonlid^Icit 
bie  ©tubien  um  ber  ©tubien  tt)illen  liebte  unb  1)flegte,  unb  don 
ber  ^errin  t)on  6o^)l)et  »mon  erudit«  genannt  würbe,  ©ort 
erjäl)lte  man  pd)  oft,  wie  31.  SB.  @d)legel  eines  Sag«  mit 
SSeniamin  6on[tant  über  bie  5Rad)folge  im  §au8  ber  ©rafcn 
öon  @alerno  geftritten  l^abe.  2)a  trat  unoermutl()et  ©uittoumc 
gaüre  ein,  würbe  iiim  @d)ieb§rid)ter  aufgerufen  unb  bewies 
ben  Slntagoniften,  burd)  ^erjäl^lung  ber  ©^naften  biefeS  ^aufeS, 
bafe  fie  beibe  Unredjt  l^atten^). 

3n  blefem  ÄreiS  war  S^d)ariaS  2Berner  nod^  anwefenb, 
als  in  ßoppet  nod)  einmal  bie  ©ilettantenbül^ne  aufgcfd^lagen 
unb  bie  oon  ^rau  üon  @tael  gebid^tete  biblijd^e  ©cene,  ^bic 
©unamitin"  gegeben  würbe  2).  S)ie  SRoKe  beS  5ßro|)]^etcn  &IU 
fäuS,  ber  bie  eitle  ©elbftgefälligfeit  ber  SKutter  burd^  ben  Sob 
i^rer  S£od)ter  beftraft,  bie  er  fpäter  wieber  jum  geben  erwedtt, 
fpielte  Senjamin  ßonftant.  SKabame  SRiHiet-^uber,  %xan  Don 
©tael  unb  if)re  jwölfiäl^rige  Si:od)ter  gaben  bie  ©unamitin,  il^re 
©d^wefter  unb  il)r  Äinb,  nad)  3cid)ariaS  SBerner'S  Urt^eil  ,ymit 
unglaublid^er  ©enialität'',  unb  rül^rten  bie  Swj^öuer  gu  $l^rä* 
nen*^).  ©pätere  @elegenl)eits[tücfe  Iomifd)en  3«l^altS  würben 
gwifd^en  1809  unb  1811  in  ©enf  gefd)rieben  unb  aufgefül^tt, 
barunter  ber  ^^itere  ©d)erj,  „bie  ©ignora  gantaStici",  ber 
oon  ^rau  t^on  ©tael  jur  (5rl)eiterung  einer  fd^wer  ©rfranften, 
gräulein  Slmelie  ^abx'i,  gefd^rieben  würbe*).    Dladt)  bem^nl^alt 


0  Sainte-Beuve,  Guillaume  Favre.  Causeries  du  Lundi,  XIII,  190. 
Guillaume  Favre,  Melanges  d'bistoire  litteraire,  Preface. 

2)  Madame  de  Stael,  Oeuvres,  XVI,  83. 

'•')  ©d^üfe,  Sad^ariaS  SBerncr'S  S3ioflrapl&ic  unb  ei^araftctiftil,  gtafimenie 
aus  SBetucr'ö  Sagcbüd^ern,  I,  146  u.  ff. 

^)  Madame  de  Stael,  La  Signora  Fantastici,   proverbe  drsmatique. 


„S)ic  ©unamitin."  251 

einej§  33ricfe^  an^  il^rer  ßorrcfponbenj  mit  Sßeifter  gab  felbft 
bie[e  l^armlofe  Sefd)äftiguti9  Slnlafe  gu  3)]ifebcutungen.  3öcil 
in  bcm  ©tücl  ein  ©nglänber  unb  ein  ©eutfd^cr  gut  Unterl^altung 
ber  3ufd)auer  jeber  mit  feinem  3lccent  franjöjtfd^  fprad^en,  unb 
ein  grangofe  [totterte,  fo  ergätilte  mau  jtd)  in  ber  @d)tt)eij, 
grau  üon  ©tael  ^abe  bie  bort  geläufigen  2)ialelte  Der[potten 
tt)oKen:  »Gomment  vous  etes-vous  imagine  que  je  faisais 
une  comedie  sur  Berne  et  Zürich«,  fd)rieb  Srau  Uou  Stael, 
al§  fte  baüon  l)örte,  bem  alten  S^'eunb,  :^dites-moi  donc  si 
cela  ne  sert  ä  rien  d'avoir  trente-six  ans,  tout  triste  que 
celä  est,  et  si  vous  n'etes  pas  en  etat  de  repondre  de  moi. 
Gertes  ce  n'est  pas  ä  ccs  innocentes  villes  que  je  m'atta- 
querais  si  je  voulais  faire  de  la  satyre,  j'irais  plus  haut.« 
3n  bemfelben  SSrief  ift  üon  i^rem  SBunfd)  bie  afiebe,  einft  auf 
freier  (ärbe  ba§  ^)olitifd^e  Seben  il^re^  93ater§  gu  fd)reiben. 
»Le  temps  est  passe«,  fagt  fte,  Don  fonftigen,  literärifd^en 
planen  fpred)enb,  »ou  Tennui  etait  le  plus  grand  mal«  .  .^). 
5)ie  SRei^e  ber  bramatifd^en  Söerfud^e  Don  3^rau  i»on  ©tael 
befd^Iofe  eine  „@aVpl)o'^  bm  ungetreuen  ^l^aon  am  SJJeereöufer, 
unweit  üom  Sempel  be§  SlpoHo  ertoartenb.  @r  feiert  wieber, 
aber  nid)t  um  iJ^retwillen,  fonbern  eineö  jungen  5IKäbd^en§  wegen, 
ba§  ©appl^o  wie  il^r  eigene^  Äinb  liebt,  ©aö  5IKäbd^en  aber 
bleibt  il^r  treu  unb  will  entfagen.  ©rft  alö  ©appl^o  ba§  ®lüdf 
5ß]^aon§  üon  il^r  forbert,  er f (^liefet  fie  \i)x  ^erj.  „@o  ift  benn 
nid)t^  mein  ßigen  aU  mein  @d)idEfal",  ruft  bie  Sängerin  ber 
©ried^en,  „nur  ber  @d)merj,  ben  fte  unt  if)n  gebulbet  l^at,*  wirb 
5ßl^aon  an  ©appl^o  erinnern."  Unb  wäl^renb  ber  bräutlid^en 
Seier  üerjtnft  fte  in  ben  glutl^en,  bamit  ba§  Seben  md)t  länger 
roaijxt  al§  bie  Siebe.    63   ift  ba§  le^te  rein  .5ßoetif^e,  wa§ 


Le  Capitaine  Kernadec,   Comedie   en  dcux   actes  et  eu  prose.    Le  Manne- 
quin, proverbe  dramatiqiie.     Oeuvres,  XVI,  12G,  179,  215. 

^)  Madame  de  Stael  ä  Meister,  Coppet,  2  Janvier  1809.  UngebrudEte 
S3ricfc  im  S3cftfe  bc§  ^etrn  Dr.  %f).  fRtinf)axt  (3n  ben  Oeuvres  completes 
Ift  bie  ©ntftel^ung  bei*  „eignora  gantaSttci"  fälfi^lid^  1811  gefegt.) 


252  .  „^appW 

%xaix  öon  Stael  DoKcnbet  l^at,  ein  SBiberl^aH  bcr  Stimmung, 
weld^er  „Corinna''  il^r  ©ntftcl^en  öcrbanftc^. 

3ni  ^erbft  üou  1808  traf  ber  Silbl^auer  IJriebrid^  SEiedf, 
ein  SSrubcr  beö  ©id^tere,  in  Poppet  ein  unb  mobcHirtc  bic 
33ü[tc  Don  grau  Don  @tael,  iüeld)e  bicfe  bcr  ^crjoßiu  Suifc 
jum  ®ef d)enf  mad)te  %  @ie  fielet  auf  ber  SSibliotl^ef  gu  SBeimar 
unb  mad)t  einen  nod)  iu9enblid)en  ©inbrudf.  Sei  berfelbcn 
©ekflcnl^eit  n)urbe  31.  SB.  ©djiegel  in  2)?armor  üerewigt,  3^^^* 
riaö  SBerner  gejeid)net,  unb  Stedef ^  S3ilb  für  baö  ©rabmal 
uorbereitet,  ba§  il^m  fpäter  Srau  Don  ©tael  in  ber  itird^e  gu 
ßoppet  errid)ten  liefe  •^). 

@^  ivaren  bie  legten  fd)önen  Sage  ber  ©efeHigfeit,  bereu 
Beuge  ba^  gaftfreie  @d)Io6  fein  follte;  bafe  fie  ungetrübt  t>tx^ 
liefen,  ujar  fein  geringe^  aSerbienft  ber  ^au^frau.  ©ie  SEage« 
büd)er  xijxtx  greunbe  finb  ien  SSewei^  bafür  uid)t  fd^ulbig  gc* 
blieben,  mt  fd)tt)ierig  e§  guttjeilen  n^ar,  fo  üerfc^iebene,  oft  aud^ 
fo  l^eterogene  ©lemente  ol)ne  Störungen  jufammengul^altett. 

Suerft  SSenjamin  ßonftant,  ber  ebenfo  fd^tijcr  gu  befricbigen 
al§  fc^wer  gu  leben  war.  31.  SB.  ©c^legel  ^atte  jtd^  faum  in 
ßoppet  eingebürgert,  alö  fd^on  ba^  g^urnal  intime  berid^tet,  er 
unb  ©iömonbi  betrad)teten  pc^  gegenfeitig  aU  ?iarren.  Sine 
SSerftänbigung  gttjifd^en  if|nen  fei  beöl^alb  unmöglid^,  »eil  bic 
frangöftfd)e  ^f|ilofopf|ie  nur  nad)  ber  ©rfal^rung,  bie  bcutfd^e 
lebiglid)  a  priori  urtl)cile.  ©agu  l)abc  @d)legcl  niemals  baS 
n)irfl!d)e  geben  fennen  gelernt,  unb  glaube  in  golge  bcffcn,  eö 

')  Madame  de  Stael,  Sappho,  Drame  en  cinq  actes  et  en  prose. 
Oeuvres,  XVI,  277. 

'^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Rccamier,  Coppet  et 
Weimar,  153.  Madame  de  Stael  k  la  Duchesse  Louise,  Genfeve,  20  Fevr. 
1809. 

^)  L^Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Goppet  et 
Weimar.  Madame  de  Stael  ä  la  Duchesse  Louise,  Geneve,  20  F^vr.  1809. 
Dcl&Ienfd^rööcr,  gebcnScrtnncrungcn ,  II,  180.  2t.  SB.  ©d^Icgel,  öef. 
SBerlc,  VII,  150. 


flippen  ber  grcunb^aft.  253 

laffc  fid)  Silier  burd^  ©efe^e  unb  £)rboimait;5en  beftimmen.  ®ie 
$arabo?ien  be^  beutfc^en  ^rofcfforö,  meint  Seniamin  6ou[tant 
ein  paar  Seiten  fpater,  ptten  immerl)in  ba^  ®ute,  bie  3been 
öon  Sol^anneö  üon  SRüHer  ettt)a§  aufgefiellt  gu  l^aben,  benn 
©eoffro^  unb  franjöpfd^e  Ignoranten  feineö0leid)en  fpräd^en 
nid)t  anberS  alö  @d)Iege(  über  ^l^ilofopl^ie  unb  Äatl^oIict^muS, 
greil^eit  unbSBiffenfd^aft.  ®er  l^erüorragenbeSug  feinet  ßl^arafterö 
fei  übrigen^  bie  @elb[tfud)t,  bie  il^n  nur  bann  uerlaffe,  wenn  bie 
Slngft  il^n  parte,  tt)aö  bei  bem  geringften  Slnlafe  ber  %aU  fei^). 
9lod)  fd^Iimmer  ergel)t  e§  ^riebrid)  ©d^Iegel;  er  n)irb  be§  Un= 
baute,  ber  SerfteHung,  be*3  ©l^rgeige^  unb  eine§  entpörenben 
©goiömuö  befd)ulbigt;  tro^  [eineö  23er[tanbe§  tt)erbe  er  abfurb 
unb  einfältig,  wenn  e^  jtd)  um  5ßf)ilofop]^ie  l^anble-).  ©eranbo 
unb  ©iömonbi  werben  wieberl^olt  al§  Sö^toranten  begeid^net. 
„Seine  ©runbfäfee",  l^eifet  eö  Don  le^terem,  „ftnb  ganj  bie  rid^-- 
tigen,  feine  2lbjtd)ten  rein,  aber  er  arbeitet  fcl^r  wenig  .  .  c'est 
un  homme  sans  esprit.«  SSonftetten,  ber  einmal  „bebeutenber 
alö  3ofep]^  be  5Ulaiftre"  genannt  wirb,  !ommt  öerljältnifemäfeig 
beffer  weg;  „er  ift  leid)tpnnig,  oberfläd)lid^,  unjufammenpngenb 
wie  (Siner,  ber  ju  fpät  ben!en  gelernt  l)at;  mit  fed^jig  3al^ren 
ftubiert  er  ©ried^ifd),  unb  biö  er  ftirbt,  fann  er  jid)  red)t  tüd)= 
tige  Äenntniffe  erworben  l)aben".  6ine  Begegnung  mit  ßamiHe 
Sorban  ju  Sgon  l^interlä^t  ben  ©inbrudf,  er  unb  bie  ©einen 
feien  läd)erlid)e  Äleinftäbter^).  Unb  ©iömoubi  felbft,  ber  feine 
anbere  5Reigung  mit  bem  ®efü^l  ber  5reunbfd)aft  für  g^rau  Don 
@tael  üertaufd)t  wiffen  wollte,  l^atte  bod)  ©tunben,  wo  er  meinte, 
jte  fei  in  il^rer  Slrt  md)t  weniger  burd)  ^ulbigungen  oerwö^nt 
als  aSonaparte,  unb  l^abe  mand)e  feiner  %t))kx,  bie  gntoleranj 
gegen  ben  SBiberfprud^,  bie  ^eftigfeit  im  ©iötutiren,  bie  Un= 


')  Benjamin  Consta nt,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  Janvier  1887,  218,  225,  237. 

2)  ebenbafcfbft,  10  Fevr.  1887,  429,  437. 

«)  ebcnbafelbft,  25  Janvier  1887,  219,  221,  228,  10  F^vr.,  425,  433, 
438,  442,  445 


254  ^Upptn  ber  greunMc^ft. 

fa^igfcit,  ftd)  in  bie  2a^e  ber  Slubent  gu  i>erfe^cn.  ©tatt  über 
gobjprüd^e  erl^aben  ju  fein,  gefalle  pe  pd^  in  ber  Setonung 
il^reS  eigenen  5!Bertl^c§ '). 

6§  blieb  nid^t  immer  bei  blofeen  ©nbriidfen  unb  SBort* 
gefed)ten.  Slfö  31.  SB.  Sd^Iegel  ^ä)  eine«  Sag«  weigerte, 
ein  findige«  $ferb  gn  befteigen ,  fd^wang  pc^  Senfamin 
6onftant,  um  i^n  gu  befd)ämen,  auf  badfelbe  unb  mürbe  gur 
©enugtl^uung  ber  9Serfammelten  in  ben  @raben  gefegt,  aber 
a.  3S.  Sd^Iegel  war  feinerfeite  nid)t  lei(l)t  gu  bel^nbeln.  6r 
liebte  bie  ®i§Iufpon,  unb  Sonftetten,  ber  nod)  am  beften  mit 
il^m  au^fam,  fanb  fein  beutfd^eS  f^angöpfc^  „fo  brollig  unb 
fd)neibenb,  bafe  jeber  Streiter  in  gel^n  5Rinuten  entttniffnct  fei.* 
SBenn  aber  ber  ®egner  auf  feiner  3Keinung  bel^arrte,  fo  mürbe 
(Sd)IegeI  erbittert  unb  nal^m  e§  f el^r  flbel  2).  Sfiad^  gmolf  Salären 
beö  intimen  SBerlel^rS  mit  it)m,  ben  er  einmal  >un  p^ant 
presomptueuxc  nennt,  befannte  ber  milbe  ©iSmonbi,  bie  bielen 
3Keinung§t)erfd)icben]^eiten  gmifd^en  il^nen  liefen  feinen  3iaum 
für  ba§  freunbfd^aftlid)e  ©efü^l,  ba§  il^n  mit  allen  anbem  Se^» 
fud^em  t)on  ßoppet  üerbinbe^).  ßitel  unb  emppnblid^,  fteüte 
@d)Iegel  bie  ©ebulb  bon  grau  üon  @ta6l  in  blefer  Sejiel^ung 
auf  emppnblidje  groben.  Dbmol^l  pe  il^n  mit  aller  benfbaren 
3fiüdfpd)t  unb  nie  anberö  mie  al§  ba§,  maö  er  war,  al8  einen 
greunb  bel^anbelte,  fanb  er  e§  nötl^ig,  in  ©egenwart  öon 
^emben  ben  Zon  gu  wed)feln  unb  pe  gegen  bie  täglld)e  ®e^ 
ppogen^eit  »ma  chere  amie«  angureben.  ©eine  ©d^wagerin, 
©orot^ea  3Seit-©dt)legeI,  bie  übrigen!^  au§  ber  ^me  bie 
5BerpItniffe  gang  falfd)  beurtl)eilte ,  fd)reibt  einmal:  „SBie 
biele  ^Jrauen  l^aben  fd)on  ben  SBill^elm  ergogen?  ©gentlid^ 
wirb  er  aber  nur  wie   eine  ©pringfeber,   einmal  öon  biefer, 


*)  Sismonde  de  Sismondi,  Fragments  de  son  Journal  et  Gorres- 
pondance,  70—73. 

2)  »onftetten,  «Briefe  an  g.  S3run,  I,  218,  Poppet,  11.  3uni  1804. 

•'')  Saint-Ren6  Taillandier,  Lettres  in^dites,  etc.,  103  u.  277. 
Sismondi  k  la  Comtesse  d^Albany. 


flippen  bcr  greunbfd^aft.  255 

bann  üon  jener  ©eite  j^nfammencjebrücft"  ^).  5)a§  Urtl)eil 
war  leiber  jutreffenb,  benn  fpäter,  in  Sonn,  foH  er,  jtd^  felbft 
überlaffen,  fd^limmer  al§  burd^  Slaftloftgleiten  gegen  ba^  9ln* 
benfen  Don  %xa\i  öon  ©tael  gefep  l^aben^).  SRur  einmal,  nnb 
bann  ganj  üorübergef)enb,  l)at  jte  1812  gegen  3Rabame  SReca* 
mier  gellagt,  e§  erfd)tt)ere  i^r  ba§  Seben,  bafe  ©d^legel  S^el^ler 
l^abe,  über  bte  man  gumeilen  feine  ©igenfdjatten  gu  üergeffen 
üerfud^t  fei.  ©iefe  ©igenfcl^aften  aber  fd^ä^te  5ftiemanb  mel^r 
al§  jte,  unb  il^r  war  e§  ju  banfen,  bafe  bie  SSejiel^nngen  3tt)ifd)en 
il^nen  t)ierjel)n  g^l^re  lang  nnb  big  an§  @nbe  im  ©angen  bod) 
ungetrübt  unb  fegen^reid^  für  beibe  St^eile  blieben. 

SBeniger  jurüdf^altenb  al§  t^rc  fd)onenbe,  für  ba§  @m« 
pfangene  ftetö  banibare  SKutter  l^at  ftd)  fpater  bie  ^ergogin 
üon  Sroglie  über  biefe  Regierungen  geäußert.  "Slact)  bem  S£obe 
toon  %xan  t)on  ©tael  forgte  jte  wie  eine  gute  ©d^wefter  unb 
oft  big  tn§  Äleinfte  für  ben  Dereinfamten  ©d^legel.  Sltö  Jebod) 
biefer  aud^  il^r  eineö  Stagö  ©d^toierigleiten  mad^te,  bie  jte  nid^t 
bered)tigt  fanb,  fd^rieb  jte  jurüd:  »Rappelez-vous  seulement 
que  les  temps  d'autrefois,  que  vous  regrettez  avec  tant  de 
raison,  ^taient  des  sujets  de  plaintes  continuelles  de  votre 
pari,  et  ce  qui  me  rassure  sur  mes  torts,  c'est  que  vous  en 
trouviez  ä  celle  qui  n'en  a  Jamals  eus«^). 

2)ie  Slufgabe  Don  ^fau  Don  ©tael  mürbe  il^r  burd^  ben 
Umftanb  nid^t  erleid)tert,  bafe  gtuei  ®id)ter  jtd)  unter  i^rem 
©ac^  mit  Sl.  2S.  ©c^legel,  ber  ja  felbft  um  bie  ®unft  ber 
3Rufen  warb,  begegneten.  Del^leufd^läger  fanb  SBerner  „freunb* 
lid^,  offen,  tl^eilne^menb,  nid^t  arrogant",  wäf)renb  @d)legel  il^n, 
ben  ©id^ter  be§  „§afon  2arl"  unb  beö  „^alnatole"  gar  nict)t 

0  9Hai(§,  ©orotl^ca  üon  ©d^lcöcl,  SSricftücdöfcr,  I,  140. 

^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Coppet  et 
Weimar,  99.  A.  Frank,  Principaux  publicites  de  la  premiere  moitie  du 
XIX  siecle,  Revue  des  cours  litteraires,  4^nie  annee,  111. 

3)  31.  2Ö.  @(j^ leget,  S3riefnjc(^fel.  50?aimffript  ber  SBIbltotl^e!  2)ve§ben. 
2)ic  ^evjOöin  öon  Sroglie  an  31.  3ß.  ©d^legd.  (Unbatirt,  aber  mäl^renb  be3 
Slufentl^alt«  öon  e^Uqtl  in  «Paris,  1820-21,  ju  fe^en.)  • 


256  i^ltppen  ber  greuubWaft. 

al§  ^octen  gelten  laf[eit  woUte^).  Slber  aud)  ba^  gute  SSer- 
pltnife  gtt)tfd)en  S^^ötiag  SBerner  unb  bem  iungen  ffidncn  er- 
litt  balb  ttjieber  eine  Störung,  ©iefer,  ber  in  Soppet  an  bcr 
SSotienbung  feinet  „ßorreggio"  arbeitete,  tl^eilte  bem  beutfd^en 
3)ramatifer  „bie  tragifd)e  3^9^^"  «^W,  bie  il^m  bie  ®unft  toon 
©oetl^e  foften  foUte.  6r  l)atte  erwartet,  bafe  SBerner  il^m  bafür 
bie  Stragöbie  „Äunigunbe",  bie  il^n  bamalS  befd^äftigte,  ntd^t 
üorentl^alten  ttjerbe.  2ll§  biefer  e§  aber  boä)  tl^at,  foHte  fjrau 
öon  @tael  ben  ©treit  jtt)if(i^en  Seiben  fd^lid^ten.  >Ah,  c'est 
une  autre  chose,  vous  etes  encore  jeune,  vous  avez  besoin 
de  vous  former«,  jagte  fte  begütigenb  ju  Del^lenfd^läger.  3)a 
»erliefe  biefer  mit  aßen  Qdä^tn  be§  l)eftigften  Unmutl^g  bic  @t^ 
feUfd^aft,  unb  ein  nad^gefd^idfter  JDiener  fanb  il^n  auf  feinem 
Simmer  bereite  eifrig  bamit  befd)äftigt,  feine  Äoffer  gu  padfen. 
@§  gelang,  il^n  jum  SBleiben  ju  bemegen,  unb  %tan  t>on  ©taäl 
x\ai)m  \i)n  für  bm  SBinter  mit  nad)  @enf,  mo  jtc  il^n  in  ber 
9läl)e  il^reö  eigenen  ^aufeö  unterbrad)te  unb  aufS  befte  für  il^n 
forgte.  Sie  ©rinnerung  baran  l^ielt  il^n  nid^t  ab,  1815  in 
$ari§,  mo  er  fte  luieberfal^,  einer  geringfügigen  Urfad^e  wegen. 
ftd)  mit  \i)x  gu  entgmeien  unb  ol^ne  8lbfd)icb  gu  gelten. 

3ad)aria§  2öerner  bagegen,  ber  öon  %xavi  t>on  ©taöl  mit 
einem  ©onnett  gefd^ieben  war,  Iel)rte  im  näd)ften  ©ommer  nod) 
einmal  gu  il^r  in  bie  ©d^weig  gurüdf,  wo  bie  gewol^ntc  ®aft« 
frcunbfd)aft  imb  pefuniäre  ^ülfe  il^m  auf  bie  rüdfpd^töDoDjic 
SBeife  geboten  würben,  fo  bafe  er  in  einem  S3rief  nad^  SBBeimar 
grau  üon  ©tael  banibar  ,,unfere  liebe  %xan  t)on  (Sopptt* 
nannte  2).  Unter  il^rem  ®ad)  öoHenbete  er  ba8  3)rama  „^nU 
gunbe",  unb  bid)tete  ba^  einaftige  Strauerfpiel,  „©er  DieniniM 
gwangigfte  gebniar",  weld)e^3  ®oetf)e  einige  ^a\)Xt  fpStcr  in 
SJÖeimar  aufffll^ren  liefe,  unb  beffen  italienifd^e  Ueberfc^ung 
SJlaggini    mit    einem    SBonuort    über    bie    ©d^icffafötvagSbic 

')  CcI)Icnfrf)l5i^cr,  ^cbcnSevhincruitgcn  II,  136  u.  ff. 

2)  .^v  ^^ün^cr,  Sroci  ^:>3cfel)rtc.    3ad)aria^  SBcriicr,  141  u.  ff.,  161,176. 


Stlxpptn  bcr  f5rreunbf(§aft.  257 

begleitete,  ©ejpielt  ttjurbe  ba§  ©tfidE  unter  SÜHtttJirfung  Dort 
Schlegel  gum  erften  Wlal  in  6opt)et,  im  September  1809,  unb 
öerfel^lte  feine  SBirfung  nid^t.  ©ie  S^^'^^t^  waren  anfangs  er* 
griffen,  bann  üon  ®rauen  erfaßt,  unb  erft  in  rul^igeren  ©tunben 
folgten  bie  Sebenlen.  SBeld^er  Slrt  pe  waren,  l^at  wol^l  am 
beften  ©iömonbi  in  einem  Srief  an  ©räfin  Sllbant)  auSgebrfidtt. 
S^r  fd^rieb  er:  „5)ie  m^ftifd^e  5ßoepe,  bie  in  3)eutfdt)lanb  bie 
Dberl^anb  gu  gewinnen  fd^eint,  unb  bie  Station  in  einer  Slrt 
t)on  Somnambulismus  ju  Derfe^en  brol^t,  Derbient  in  bem  üor« 
nel^mften  il^rer  ^ßropl^eten  beobad^tet  gu  werben.  .  .  .  SBemer 
ift  ein  SÄann  Don  großem  SBerftanb,  womit  er  Slnmutl^,  %tm 
l^eit,  l^eitem  ©inn,  ©efül^l  unb  Siefe  ber  ©ebanlen  gu  toerbinben 
wei^-  ©abei  fül^lt  er  ftd^  aber  berufen,  ber  SBelt  bie  Siebe  ju 
prebigen.  @r  ift  gang  nad^  Selieben  3tpoftel  ober  5ßrofeffor  ber 
Siebe,  unb  feitfe  Sragöbien  l^aben  leinen  anbern  ßwedf,  als  ber 
[Religion  biefer  SiebeSleibenfd^aft  bie  SBege  gu  bereiten.  33or 
einigen  Sagen  l^örte  id^  il^n  gu  SSaron  SSogl^t  fagen:  „5EBaS 
liebt  man  in  ber  ©eliebten?"  Unb  als  biefer  mit  ber  Slntwort 
etwas  gögerte,  fügte  ber  S)id^ter  ergängenb  l^ingu:  „®ott  .  .  . 
©ie  gange  Sfteligion  befielet  barin,  ^^n  gu  lieben  unb  vermag 
man  baS  nid)t,  bann  liebe  man  .wenigftenS  ein  ©efd^öpf  .  .  ." 
SBaS  mid^  betrifft,  fo  würbe  id^  eS  Dorgiel^en,  5EBerner  nie  wieber* 
gufel^en,  weil  id)  il^n  weber  lieb  gewinnen  nod^  ad^ten  fann. 
Slber  unter  ben  beutfd^en  ©ramatifern  ift  feiner,  ber  il^n  an 
padenber  SBirfung  unb  poetifd)em  Salent  überträfe.  3öie  fd)abe, 
ba^  eine  unl^eilbare  9leigung  gu  6ftraüagangen  baS  SlHeS  t)er* 
ßiftet« '). 

Sm  aSud^  über  JDeutfd^lanb  ift  SBemer  ein  befonbereS 
Äa^)itel  gewibmet,  in  weld[)em  ber  Sn^^It  beS  ©ramaS 
„ber  t)ierunbgwangigfte  Februar"  wiebergegeben  ift.  ^rau  öon 
Stael  geigt  ftd^  Don  feiner  tragifd^en  ©ewalt  ergriffen,  aber 


*)  Saint-Ren^  Taillandier,  Lettres  in^dites,  etc.,  78,  164.    Sis- 
mondi  ä  la  Comtesse  d'Albany,  Genfeve,  8  D6c.  1808,  1812. 
»Unnetl&affett,  5rau  »ou  ©tael.  ni.  17 


2Ö8  Srtau  üon  Btael  über  3a($ar{ad  Sßemer'S  2)i4tund. 

pc  warnt  bcn  ©id)tcr,  ba^  er  baö  SDiafe  beS  Erlaubten  über* 
jd^ritten  unb  bie  l^ol^en  Slufgaben  ber  ^njt  einer  SReil^c  öon 
fd^auerlid^en,  jutüeilen  felbft  grafelic^en  ©ffcften  geopfert  l^abe. 
Slnbrerfeit«  nennt;  pe  gerabe  S^^^riaS  SBemer  al8  benjenigen, 
ber  tl^^  bie  S3iegfamleit,  bm  SReid^tl^um  unb  bie  Harmonie  beS 
beutfdien  SßerfeS  ntel^r  cil8  ein  anberer  beutfd^er  ©id^ter  gum 
aSerftänbnife  gebrad^t  l^abe.  ©eit  @d)iller'8  Sob  unb  @oetl^c'§ 
SBerjid^t  auf  bramatifd^e  Slrbeiten  l^ielt  jte  il^n  baju  berufen, 
ber  erfte  unter  ben  lebenben  S3fil^nenbid^tem  ju  werben  ^),  wenn 
eö  il^m  nur  gelinge,  feine  ©Qfteme  mel^r  auf  bie  Söl^nc  gu 
bringen,  >je  les  aime  dans  la  chambrec,  fügte  jte,  an  bie  ^r- 
jogin  Suife  fd^reibenb,  l^ingu.  3)er  SBunfd^  t)on  ^rau  t)on  ©taöl  ijt 
nid^t  in  ßrfüßung  gegangen,  unb  SBemefS  Salent  trieb  frül^geitig 
feine  legten  Slütl^en.  Sn  ber  ©lijge  feine«  Sebenö,  bie  er  1822 
unb  atö  fatl^olifd^er  ^riefter  fd^rieb,  l^at  er  feinef  ©ömterin  ou8 
bm  Sagen  üon  ßoppet  in  SBorten  gebad)t,  weld^en  bie  Seit 
unb  bie  bei  il^m  DoHgogene  ©inneödnberung  nid^tä  öon  ber 
banfbaren  Sewunberung  gu  rauben  toemiod^ten,  bie  er  „ber 
]^od)l^ergigen  ^itbefreierin  ßuropa'ö"  bewal^rte^). 

©er  SBinter  üon  1809  war  in  ®enf,  ol^ne  befonbem 
Swifd)enfall,  unter  ben  gewol^nten  gefeHigen  ^flid^ten  unb  an* 
geftrengter  Arbeit  Derbrad^t  worben.  3!Kit  ber  ©röfee  ber  8luf* 
gäbe,  bie  pe  pd^  üorgefe^t  l^atte,  fteigerte  pd^  il^re  Eingebung 
an  biefelbe  unb  in  immer  beftimmteren  Umriffen  lag  il^r  SGBerl 
öor  il^r.  Sin  einen  Sefannten  in  St)on,  ber  pd^  gleid^falö  mit 
Siteratur  befd^äftigte,  fd^rieb  pe,  bafe,  nm  ein  Sanb  gu  fd^tlbem, 
bt^tn  aSebeutung  in  ^l^ilofopl^ie  unb  Siteratur  t)iel  größer  al« 
bie  Sd^önl^eit  feines  Älimaö  ober  feine  Seiftungen  auf  lünjl« 


0  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Räcamier,  Ooppet  et 
Weimar,  153.  Madame  de  Stael  ä  la  Duchesse  Louise,  Gen^ye,  20  F^yr. 
1809.    Madame  de  Stael,  De  PAllemagne,  Illfeme  partie,  Chap.  XXIV. 

2)  SBat^cncggcr  unb  gelber,  ©elel^rten*  unb  @döriftftet[er»ficjilon  bet 
beutfdien  fatl^olifd^en  ©eiftlid^feit.   SebeniSfftade  bon  3.  äBerner,  t>on  \^m  fel5ß 


StuSflug  mä)  fi^on.  259 

lcrifd)cm  ®cbiete  fei,  ber  SRal^mcn  bc§  SRomanö  nid^t  mtifx  in- 
läfjtfl  crfd^einc.  ^\)x  Sud^  foUc  in  Kapitel  unb  ©riefe  ab^ 
getl^eilt  werben,  aber  be^  poetifd)en  Steiget  bod)  ntd^t  entbel^ren. 
©enn  biefe^  anfd^einenb  nid)t  angiel^enbe  Sanb  —  lourd  en 
apparence  —  jei  ba§  einjige  be§  geitgenßfjtfd^en,  tüenigftenS 
be§  fontinentalcn  ©uropa,  wo  nod^  bie  ibealen  ®üter,  bie 
träumerifd^e  SSegeifterung  gu  finben  feien  ^).  Sie  war  im  S^rfil^- 
ial^r  wteber  gunt  bleibenben  Slufentl^alt  üon  @enf  nad^  ßoppet 
jurüdgelel^rt  unb  gönnte  ftd^  erft  im  gi^li  bie  3ct:ftreuung  eineö 
2luöPug§  nad^  S^on,  wo  Salma  fpielte  unb  il^r  bamit  einen 
®enufe  öerfd^affte,  für  weld^en  fte  gang  befonberö  empfänglid^ 
war.  ?ftadt)  einer  Sluffü^rung  be§  §amlet,  mit  bem  grofeen  S£ra- 
göben  in  ber  StitelroUe,  fprad^  ftd^  i^re  SSewunberung  in  einem 
S3rief  an  Stalma  au§,  ber  unter  bem  unmittelbaren  ßinbrud 
feiner  Äunft  gefd)rieben,  im  Sud^  über  ©eutfd^Ianb  gu  bem 
Kapitel  über  bie  ©eflamation  erweitert  worben  ift  unb  bal^^r 
in  feiner  urfprünglid)en  ^orm  gelefen  gu  werben  öerbient.  »Comme 
je  ne  peux  vous  comparer  qu'ä  vous-meme«,  fd^rieb  pe  ba^ 
mate  in  S^on,  >il  faut  que  je  vous  dise,  Talma,  qu'hier 
vous  avez  surpasse  la  perfection  de  rimagination  meme. 
II  y  a  dans  cette  piece,  toute  däfectueuse  qu'elle  est,  un 
debris  d'une  tragedie  plus  forte  que  la  notre,  et  votre  ta- 
lent  m'est  apparu  dans  ce  röle  d'Hamlet,  comme  le  genie 
de  Shakespeare,  mais  sans  ses  inegalitäs,  sans  ses  gestes 
familiers,  devenu  tout-ä-coup  ce  qu'il  y  a  de  plus  noble 
sur  la  terre.  Cette  profondeur  de  nature,  ces  questions 
sur  notre  destinee  ä  tous,  en  presence  de  cette  foule  qui 
mourra  et  qui  semblait  vous  ecouter  comme  Toracle  du 
sort;  cette  apparition  du  spectre,  plus  terrible  dans  vos 
regards    que  sous   la  forme  la  plus  redoutable;  cette  pro- 


0  Regnault  de  Warin,  Esprit  de  Madame  la  baronne  de  Stael- 
Holstein,  2  Vol.  II,  389—390.  Madame  de  Stael  k  Monsieur  Berenger, 
Coppet,  Juillet  1809.    (galW  battrt  1808.) 

17* 


260  3:arma  olS  Jpamlct. 

fonde  melancolie,  cette  voix,  ces  regards  qui  r^v^lent  des 
sentiments,  un  caractere  au-dessus  de  toutes  les  proportions 
humaines;  c'est  admirable,  trois  fois  admirable,  et  mon 
amitie  pour  vous  n'entre  pour  rien  dans  cette  Emotion,  la 
plus  profonde  que  les  arts  m'aient  fait  ressentir  depuis  que 
je  vis.  Je  vous  aime  dans  la  chambre,  dans  les  röles  oü 
vous  et  es  encore  votre  parell;  mais  dans  ce  röle  d'Hamlet, 
vous  m'inspirez  un  tel  enthousiasme,  que  ce  n'ötait  plus 
vous,  que  ce  n'etait  plus  moi;  c'ötait  une  poösie  de  regards, 
d'accents,  de  gestes,  ä  laquelle  aucun  ^crivain  ne  s'est 
encore  ^leve.  Adieu,  pardonnez-moi  de  vous  ecrlre  quand 
je  vous  attends  ce  matin  ä  une  heure  et  ce  soir  ä  huit. 
Mais  si  les  convenances  sociales  ne  devaient  pas  tout  arr§- 
ter,  je  ne  sais  pas,  hier,  si  je  ne  me  serais  pas  faite  fifere 
d'aller  moi-meme  vous  donner  cette  couronne,  qui  est  due 
ä  un  tel  talent  plus  qu'ä  tout  autre;  car  ce  n'est  pas  un 
acteur  que  vous  §tes;  c'est  un  homme  qui  ölfeve  la  nature 

humaine,   en   nous   en   donnant  une   idee  nouvelle 

Chacun  s'agite  pour  reussir.  II  n'y  a  que  le  gönie  qui 
triomphe  presqu'ä  son  insu.  Ainsi  vous  §tes  .  .  .fi).  5Ran 
crgäl^Itc  jtd^  nod)  lange  nad^^er  in  ^ariö,  ba^  fjrau  Don  Staäl, 
öott  Stalma  jpred^cnb,  btn  SluSbrud  »Papotheose  du  regardc 
gcbraud^te^). 

2n  einem  SBergleid)  gwifd^cn  %a\ma  mtb  3fflanb  fagt  fic 
öom  beutfd)ett  ©d^aufpieler,  feine  6]^araftcri|ül  fei  fo  fein  unb 
originell  genjefen,  bafe  in  ber  Äomöbie  unter  anbem,  btc  be« 
tannten  Sippen  nid)t  me^r  gutreffenb  gettjefen  feien,  wenn  er 
fpielte,  weil  er  fie  ju  Snbiöibualitäten  umgefd^affen  l^abc,  rotU 
ä)m  er  baS  eigentpmlid)e  ©epräge  gab.  3)iefelben  gigen* 
fiaften  ber  Originalität  unb  SRaturlici^teit  aber  l^obe  Salma 


')  Regnaul t  de  Warin,  Esprit  de  Madame  la  baronne  de  StaSl- 
Holstein,  II,  390—391.    Madame  de  Stael  k  Talma,  Juillet  1809. 

^  Sainte-Beuve,  Fontanes.    Revue  des  Deux  Mondes,  1888,  648. 


SBcrfitcidö  ^to^^tn  Sfflanb  unb  %ciima.  261 

auf  bcr  frangöjtfd^en  Süline  eingeführt,  unb  deiner,  fo  wie  er, 
bie  flröfeten  SSirfungen  burd^  einfad^ere  2KitteI  ergielt. 

gl^r  felbft  ift  eö  flelungen,  in  ber  ©arfteHung  ber  inbiöt» 
bueßften  unb  fomit  aud^  ber  öergänglid^ften  aller  Äünfte  etoaS 
öon  ber  begeiftemben  SBirfung  beS  Slugenblidf^  feftgul^alten  unb 
einen  S3e griff  öon  bem  gu  geben,  xoa^  Salma  war,  wenn  er 
ben  feierlid^en  Son  beö  frangöjtfd^en  2lle?:anbrtner^  mit  bem 
unerf d^öpflid^en  3leid)t^um  unb  ber  Sftaturwa^rlörft  beö  ®eniuö 
öon  @l)afefpeare  in  ©inflang  brad^te^).  31^r  SBunfd^,  ben 
grofeen  Äünftler  bei  [\ä)  in  Poppet  gu  feigen,  ging  nid^t  in  6r« 
füHung;  er  ftanb  im  Segriff,  il^rer  ©inlabung  bal^in  gu  folgen, 
aU  ber  ^olijeifommipr  in  Sqon  i^m  bebeutete,  eS  wäre  baffer, 
bie  Sieife  ju  unterlaffen.  ©iefer  Seamte  berid^tete  über  aUe 
(äingell^eiten  be§  äufentl^altö  öon  fjrau  öon  Stael,  lonnte 
aber  nid^t  ben  geringften  ©runb  gur  Älage  finben^),  Salma 
ging  nic^t  nad^  ßoppet,  aber  6uöier  benü^te  eine  furge  Sin« 
tt)efenl)eit  in  ®enf,  um  ftd^  g^rau  öon  ©taöl  öorgufteHen  unb 
SJiabame  Siecamier  war  gur  SSegrfifeung  il^^er  greunbin  nad^ 
ß^on  gefommen^). 

JDal^in  folgte  nun  aud^  ©i^monbi.  6r  war  beforgt  um 
grau  Don  ©tael,  nid)t  nur  weil  er  jte  je^t  oft  leibenb  unb 
franf  wufete,  fonbem  mel^r  nod^  be^wegen,  weil  er  fte  aufmerl* 
famer  ate  bie  meiften  il^rer  greunbe  beobad^tete,  unb  beffer  öer* 
ftanb,  waö  in  il^r  öorging.  SBä^renb  ftd^  in  S^on  bie  legten 
©cenen  be§  3)rama§  mit  SSeniamin  (Sonftant  abfpielten,  beffen 
^eiratl^  enblid^  bod^  ein  öffentlid^e§  ©el^eimnife  geworben  war, 
reifte  bei  grau  Don  @ta6l  ber  ©ntfd^lufe,  ii^ren  älteften  ©ol^n 
nad^  ben  ^Bereinigten  Staaten  gelten  gu  laffen,  wof)in  fte  il^m 
ein  3al)r  fpäter  folgen  wollte.   Sereitö  1807  l^atte  fte  in  biefer 


0  Madame  de  Stael,  De  rAllemagne,  2de  partie,  Chap.  XXVII. 

2)  Welschinger,  La  Censure  sous  le  premier  Empire,  342 — 345, 
Documents  relatifs  ä  Madame  de  StaSl,  34. 

^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Röcamier,  Madame 
R^camier,  les  amis  de  sa  jeunesse  et  sa  correspondance  intime,  35,  63. 


262  ¥I^n  einet  tleberfiebelunfi  na(^  ben  S^eteinigten  Staaten. 

SlngclcgcnlÖ^it  mit  ©ouDemcur  3Rorri«  forrcfponbirt,  bcr  ^ö) 
i^ren  S3efud^  auf  feinem  Sanbjt^  9Jlorrijiatia  erbat  unb  mit 
$ülfe  eines  guten  Äod^S  ba^  Seben  in  9lett)=DorI  al8  ein  gang 
erträglid)eS  fd^ilberte,  fottte  feine  ©nftebelei  %  auf  bie  Sänge 
nid^t  Beilagen  0.  S)ie  gänbereien,  bie  5Recfer  über  bem  Dcean 
angelauft  Ijatte,  boten  ben  Sßorwanb  jur  SÜeife  be8  iungen 
TOanneS,  ber  SltteS  gur  Slnfunft  feiner  3Äutter  vorbereiten  tonnte. 
S)aS  SBebfirfnife  nad^  einer  freien  @?:iftenj,  unb  nod^  mel^r  nad^ 
i5rtebcn,  fd^rieb  @i§monbi  an  bie  ©räfin  toon  Sllban^,  fei  ber 
S3ett)eggrunb  ju  einer  Trennung,  an  bie  er  nad^  neunidl^riger 
®ett)ö^nung  eine§  faft  täglid^en  SBerlel^rS  mit  ^rau  oon  ©ta^l 
nid^t  ol^ne  bie  tieffte  unb  fd^merjlid^fte  ©ntmutl^igung  benfen 
fönne.  Seit  ben  ad^t  ober  neun  Salären  eine«  fajt  bejtdnbigen 
3Serfel^r§  mit  il^r,  fei  fte  il^m  täglid^  lieber  unb  unentbd^r« 
lid^er  geworben  2).  ©iSmonbi  toar  einer  derjenigen,  weld^ 
bie  SSemerfung  oon  Seniamin  ßonftant  beftätigten,  grau  t)on 
@tael,  obtool^l  fte  bie  Slnbem  nid)t  fd^one  unb  jtd^  baburd^ 
g^einbe  mad^e,  toiffe  bod^  eine  fold^e  S^^neigung  für  ftd^  gu  er* 
toeden,  bafe  5Riemanb  ergebenere  ijreunbe  l^abe^).  ©aS  3^1^^ 
1809  gewann  il^r  eine  fold)e  Eingebung  in  ber  ^erfon  ber 
ßnglänberin,  SJlife  SRanbaH,  bie  jte  biö  gu  il^rem  S;obe  nid^t 
mel^r  üerlie^  unb  bereit  war,  il^r  über  ba§  ?Keer  gu  folgen. 
3Son  ber  Ueberfteblung  nad^  Slmerila  fonnte  iebodt)  erfl  bann 
bie  Siebe  fein,  wenn  baS  SBerf  über  ©eutfd^lanb  öoHenbet  unb 
Deröffentlid^t  war.  ®er  §erbft  oon  1809  unb  ein  S^eil  beö 
barauffolgenben  2Binter§  vergingen  tl^eilS  in  ®enf,  tl^eiliS  in 
Poppet,  ol^ne  bafe  ber  Umfang  be§  ©toffeö  jtd^  bewältigen  liefe. 


OJared  Sparks,  Gouverneur  Morris,  with  selections  from  bis 
correspondance,  III,  242.    SülorrtS  an  grau  üon  Btael,  23.  Slug.  1807. 

2)  Saint-Ren6  Taillandier,  Lettres  inedites  de  Sismondi,  Bon- 
stetten,  Madame  de  Stael,  etc.,  85,  87,  89,  Sismondi  k  Madame  d'AIbany, 
Coppet,  22  et  28  Mai,  Lyon,  16  Juin  1809. 

^)  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
25  Janvier  1887,  214. 


Äöniß  ©uftaö  Slbolpl^  IV.  üon  ©d^ttjcbcn.  263 

%xau  Don  @tael  empfing  nad^  tüie  öor  öiel  bei  pc^,  ging  aber 
tt)enig  auö  unb  arbeitete  um  \o  ani^altenber.  @nblid^,  im 
g^rfil^ial^r  1810,  ttjar  il)r  SSud^  nal^eju  öottenbet.  6ö  l^anbelte 
ftd)  nur  mel^r  barum,  bem  3Serleger  9licole  in  ^ariö,  ber  baö 
9!KanufIrtpt  fd^on  ll^eitoeife  in  ^änben  l^atte,  feine  Slufgabe 
baburd^  gu  erleid^tem,  ba^  %xavi  Don  ©tael,  mit  ßinl^altung 
ber  ftetö  Don  5leuem  in  Erinnerung  gebrad^ten  Entfernung 
„Don  ttjenigftenö  fünfjig  teilen"  ftd^  ber  ^auptftabt  ndl^erte. 
SeDor  jte  Don  Poppet  abreifte,  erfüllte  fte  nod^  eine  felbft* 
auferlegte  33ert)flid^tung.  2lm  13.  3Kära  1809  mar  Äöntg 
®uftaD  Slbolpl)  IV.  Dom  SBerpngnife,  ba§  auf  feinem  §aufe 
rul^te,  ereilt  morben.  ®urd^  eine  Dom  Dormaligen  ^ringregenten, 
feinem  Dnfel,  in§  SSerf  gefegte  SfteDolution  geftfirgt  unb  beö 
'Sijxon^  für  f\ä)  unb  feinen  minberjäl^rigen  ©ol^n  Derluftig  er« 
Hart,  mürbe  er  in  ber  geftung  ®rip§l)olm  gefangen  gel^alten, 
bi§  er  bie  Slbbanfungöurfunbe  unterjeid)net  l^atte,  bie  nad)  bem 
Sob  beö  nunmel^rigen  Äönigö  Äarl  XIII.  bie  fd)mebifd)e  Ärone 
bem  §erjog  ßl^riftian  Sluguft  Don  ©d^leömig  übertrug,  ©n 
3^lüd)tling  unb  SBerbannter,  manbte  ftd^  ber  unglüdflid^e  ®uftaD 
Slbotpi^  IV.  an  ba^  babifd^e  gürftenl^auö,  bem  feine  ©emal^lin 
angel^ßrte;  l)ierauf  ging  er  in  bie  ©d^meij,  nad)  S3afel.  SBieber* 
l^olt,  aber  immer  Dergeben^  l^atte  ^rau  Don  ©tael  Don  bem  jungen 
SHonard^en  eine  Siegelung  ber  finanziellen  Slngelegenl^eiten  il)reö 
Derftorbenen  ©atten  erbeten.  @r  tl^at  nid^tö  in  ber  @ad^e  unb 
meigerte  jtd^  fogar,  bie  ©ö^ne  be§  SSaron  @ta6l  gu  empfangen, 
atö  il^re  SKutter  mäl^renb  eineö  2lufentl^alt§  be§  fd^mebifdjen 
Königs  in  Äarl§rul)e,  1803,  i^m  biefelben  Dorfteßen  moHte^). 
aaeö  baö  mar  je^t,  mo  ba§  Unglüdf  il^r  ben  ©ol^n  ©uftaD  ffl. 
mteber  menfd^lid^  nal)e  brad)te,  Dergeffen.  ^ergogin  Suife  Don 
©adifen-SBeimar  mar  eine  @d)mefter  ber  SRarfgrdfin  Don  SSabcn 


0  Madame  de  Stael  k  Nils  de  Rosenstein,  17  Nov.  1803,  au  roi 
Gustave  Adolphe  IV,  Gen^ve,  23  Mars  1803.  Uncbirtc  Bttcfc  im  SBcfIt  bct 
Unibctfität  U^fala. 


264  «ufentl^alt  im  S^loi  ©^aumont 

unb  fontit  bic  Sante  bcr  Äönigin  öon  ©d^ttjcbcn.  3lad^  SBcimar 
al[o  fd^ricb  grau  üoti  Stael,  um  burd^  SScrttitttlung  bcr  il^r 
bcfrcunbetcn  gürftin  il^r  ©d^lofe  gu  6op))et  bcm  fd^webifd^cit 
ÄönigSpaar  anjubicten.  ^Zirgcnbö  anbcr«,  fd^ricb  jtc,  würbe 
tl^nctt  (jröfecrc  ©l^rfurd^t  unb  ^infjcbung  crwicfctt  »erben;  fie 
werbe  in  biefent  gatt  mit  ben  gierigen  ein  gleid^fattä  il^r  ge« 
l^örenbeg,  in  ber  $Rä]^e  gelegenes  Sanbl^auÄ  bewol^nen.  S^r 
93ater,  fügte  jte  l^inju,  würbe  nid^t  anberS  gel^anbelt  l^aben^). 
®a§  Slnerbieten  würbe  banibar  abgelel^nt  unb  fo  ftanb  ber 
Slbreije  nad^  g^ranfreid)  nid)t3  mel^r  im  SBege. 

Poppet  war  mit  6j:tra))oft  fünf  3;agreifen  öon  ^ariS  ent* 
femt.  ?5rau  Don  ©tael  verliefe  eö  in  ben  erften  9Kdrjtagen 
unb  begab  jtd)  in  baö  nid)t  gu  weit  mn  ber  ^auptftabt  ent^ 
fernte  ©d^Iofe  6l^aumont=fu^Soire,  wo  fte  einen  lurjen  Slufentl^att 
nel^men  woUte.  Seit  ganuar  war  jie  im  Seft^  toon  Raffen 
nad)  ben  ^Bereinigten  Staaten  für  ftd)  unb  tl^ren  ältejten  ©ol&n, 
bie  ieben  Slugenblicf  benü^t  werben  fonnten.  Sl^re  Slbjtc^t  war 
bie,  über  Slmerila  nad^  (änglanb  gu  gelangen,  ^n  btefem  $unlt 
il^rer  ßebenöfc^idfale  nal^w^  jte  bie  feit  1804  unterbrod^e 
©d^ilberung  ber  Dix  annees  d'exil  wieber  auf,  bie  wäl^renb 
ber  nun  folgenben  ^af^xe,  bis  gur  Slnfunft  in  Sd^weben,  1813, 
fortgefül^rt,    bann   aber  leiber   unb   für   immer   unterbrod^en 

würben. 

®a»  ©d^lofe  ßl^aumont,  weld^eS  jte  bamal*  bel^erbergte, 
ift  in  fünftlerifd^er  unb  ^iftorijd)er  Segiel^w^Ö  meriwürbig,  unb 
in  biejem  gal^rl^unbert  oon  funbiger  ^anb  feinem  alten  ©lang 
gurüdgegeben  worben.  S)er  Äarbinal  oon  Slmboife,  ©iane  be 
^oitierö,  Äatl^arina  oon  SÄebiciö  unb  5ftoftrabamuS  l^atten  c8 
bewol^nt.  Sluf  einem  §ügel  beS  linfen  SoireuferS  gelegen,  über« 
fd^auen  bie  Qimtn  feiner  gotl)ifc^en  Sl^ürme  bie  weite,  reid^e 
©bene,  in  weld)er  Saaten,  SBeinberge,  SSälber  unb  Slieber« 


*)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Coppet  et 
Weimar,  159—157.  Madame  de  Stael  k  la  Ducbesse  Louise,  Coppet, 
26  Nov.  1809. 


Slbatbcrt  üon  ^amtffo.  265 

lajfungen  miteinanber  tt)ed)fcln,  unb  Don  feinen  ^erraffen  läfet 
jtd^  ber  Sauf  bc§  @trom§  üerfolgen,  ber  in  feinem  weiten  SSett 
bie  frud^tbarften  frangöjtfd^en  ©efilbe  burdjjiel^t.  ©ort  toer- 
brad^te  ^au  oon  Stael  noc^  einige  furge,  aber  frieblid^e  Sage 
mit  SÄatl^ieu  be  ^ontmorenc^,  SRabame  SRecamier,  btn  beiben 
Sarante,  bie  gleid^faHö  ju  il^rer  Segrüfeung  l^erbeigeeilt  toaren, 
unb  31.  SB.  ©d^legel,  ber  fte  mit  il^rem  @o^n  Sluguft  begleitet 
l^atte.  ^it  $ari^  war  ein  reger  SSerlel^r  möglid^.  Stäulein 
5Dlenbelöfo^n  erl^ielt  bie  ©rutfbogen  be§  Sud^S  über  ©eutfd^lanb 
mitgetl^eilt  unb  bei  il^r  laö  fte  SBaml^agen,  ber  ftd^  ate  Slbiutant 
beö  öfterreid^ifd^en  Dberften,  ^rinj  Sentl^eim,  wäl^renb  einiger 
gWonate  biefe^  ^al^reS  1810  in  ber  franjöftfd^en^auptftabt  aufl^telt. 
,,(ginfeitig  unb  ungered^t'',  wie  er  e§  fpöter  felbft  eingeftanb,  be« 
urtlÖ^ilte  ber  erfte  ©eutfd)e,  bem  bie  ©elegenl^eit  bagu  geboten 
würbe,  biefe  Srud^ftüde  mel^r  im  ^inblitf  auf  ba§  eigene  ßanb,  alö 
auf  bie  SBirfung,  bie  baS  Sud^  in  gtanfreid^  felbft  erzielen  foHte  ^). 
3ur  gleichen  3^^  ^it  ^^^  ^^^  f^i^  Sreunb,  Slbalbert  t)on 
ßl^amiffo,  nad^  5ßari§  gefommen.  3m  @d)lo6  SSoncourt  in  ber 
ßl^antpagne,  ba§  feine  ©id^tung  Derl^errlid^t,  1781  geboren,  burd^ 
bie  3fieöolution  mit  ben  ©einen  au§  ^anfreid^  bertrieben,  guerft 
ajliniaturmaler,  bann  ^age  ber  Äönigin  Suife,  l^ierauf  Sieutnant 
unb  ©oftor  ber  ^l^ilofopl^ie,  l^atte  ber  junge  9Kann  frül)jeitig 
bie  SKül^en  be§  Seben^  fennen  gelernt  unb  bie  Äonflifte  ber 
Seit  mit  burd^gefämpft.  „5)eutfd^lanb  ift  nid^t  mel^r  unb  nodt) 
nid^t  wieber,  granfreid^  mir  \)exf)a^V',  fd^rieb  er  im  ^di)X  1806 
an  aSarnl^agen^).  3flun  foHte  er  auf  SBunfd^  feiner  6ltem  wieber 
im  aSaterlanb  SBurgel  faffen  unb  al§  ß^ceumöprofeffor  nad^ 
9lapoleonDiIle  in  bie  SSenbee  gelten.  5ßräfeft  be§  ©epartementö 
war  feit  1809  ber  fed^öunbgwangigiäl^rige  ^rofpere  be  SSarante, 
bem  ber  Äaifer  felbft  feiner  aufeerorbentlid^en  Säl^igfriten  wegen 
biefen  Sßoften  fibertragen  l)atte.    S)er  junge  ^räfelt  foUte  baju 


*)  SBarnl^agen  üon  ©nfc,  ©cnitoürbiflicttcn  unb  ücrmtWtc  ©d^riftcn, 
VII,  46-51. 

*)  Statt  gulba,  (Sl^amtffo  unb  feine  Qdi,  21. 


266  «balbert  öon  ei^omiflo. 

bcplfUd^  fein,  tiefen  jum  JDeutfd^cn  geworbenen  ^ranjofen 
tt)ieber  eingnbürflern.  gr  begann  bamlt,  ba%  er  ß^amiffo  bei 
5rau  öon  ©taßl  in  ßl^aumont  cinfül^rt^-  ©iefer  fanb  fie  unb 
il^re  Umgebung  ungefäl^r  fo  tt)ie  Saron  SSogl^t  fte  ein  Sal^r 
frül^er  ber  3Rabame  SRecamier  gefd^ilbert  l^atte:  »Dans  tous 
les  coins  il  y  a  quelqu'un  qui  compose  quelque  ouvrage.c 
2Ran  arbeitete  eigentltd^  ben  gangen  Sag.  %ran  t)on  ©taäl 
forrigirte  ©rutfbogen,  ©d^legel  arbeitete  an  bm  SBorlefungen 
über  bramatifd^e  Äunft,  man  oerfammelte  fid^  bei  ben  3ftaf)U 
gelten,  um  gwölf,  fed)§  unb  2lbenb§  elf  Ul^r,  unb  ßl^amiffo  fanb 
ftd^  anfangi^  in  bem  Greife  nid)t  gured^t.  6r  paffe  ttid|t  in 
biefe  SBelt,  fc^rieb  er,  entbel^re  allerlei  fjreil^eit,  liebe  Äeinen 
unb  werbe  aud^  nid^t  geliebt;  felbft  baS  SRaud^en  »erbe  il^m 
unleiblid)  gemad)t.  ^m  ©arten  fül^re  eine  Slllee  ben  SRamen  AU^ 
des  explications,  benn  „ber  Steufel  ift  immer  loS,  fjreunbfd^aft 
tft  l^ier  gu  Sanbe  eiferfüd)tiger  alö  bie  Siebe."  3)e8  SlbenbS 
unterl^alte  man  ftd)  an  einem  runben  Stifdt),  worauf  gebem, 
Sinte  unb  5ßapier  lagen,  burd)  bie  fogenannte  peilte  poste,  ein 
fd^riftlid^eö  tete-ä-tete,  ba^  ©d^legel  allein  nid)t  mitmad^e. 
ßl^amiffo  fanb  legieren  mit  ber  größten  ijreunbfd^aft  unb  ^od^* 
ad)tung  bel^anbelt,  aber  eiferfüd^tig  unb  gebieterifd).  ©ein  ©n* 
brud  war  ber,  ba^  g^rau  öon  ©tael  fd^einbar  SllleS  leite,  tl^at:* 
fäd^lic^  aber  ben  9Bünfd)en  unb  Saunen  ber  3lnbem  ftd^  füge  ^), 
@^  wäl^rte  nid)t  lange,  fo  änberte  ftd^  ber  Sinn  Don  6l^amiffo 
inSSegug  auf  jte,  unb  ba§,  obwol^l  er  feiner  raul^en  Slufeenfcite 
unb  feiner  Sabafgpfeife  wegen  mand^en  Säbel  erful^r.  @ie  ge« 
wann  fein  SBertrauen,  weil  er  fte  reblid^,  offen  unb  el^rlid^  fanb, 
„—  femft  ber  ®eutfd)en,  ®lut  be§  ©übenS,  Sorm  ber  fjtan« 
gofen",  fo  bepnirt  er  jte.  „@ie  fafet  bie  ©ebanfen  nur  mit  ber 
©eele  an.  Sie  l^at  feinen  Sinn  für  SKalerei,  —  SWupf  ijt  il^r 
aUeö,  fte  lebt  nur  in  Sönen,  SJiuftf  mufe'  um  fte  fein,  wenn  fte 
fd^reibt,  unb  fte  fd^  reibt  im  ©runbe  aud^  nur  3RuftI.  —  9Mit 


»)  Äarl  gulba,  ßl^amiffo  unb  feine  Seit,  107—111. 


Slbalbcrt  öon  ©öamiffo.  267 

ber  ©cometric  be§  Scbcn§  jtel^t  eö  ba  übel  auS  —  fte  t[t  für 

greil^eit  unb   SRittcrtl^um  gicid)  begeiftert @te  ift  eine 

5ßcrfon  auö  ber  Sragöbie,  Äronen  mufe  fte  empfangen,  fd^enfen 
ober  aud)  tt)egtt)erfen,  fo  fann  fte  Heben  unb  leben.  Sie  lebte 
in  ber  Siegion,  tt)o  ftd^  bie  politifd)en  ©ewitter  bilbeten,  bie 
über  bie  6rbe  entfd^ieben  —  fte  t)erf(ä^mad)tet  in  ber  SSerban* 
nung.  ®a§  l^at  SUopoleon  tt)ol^l  getoufet  unb  bered^net"  ^).  ^Jrau 
öon  ©tael  fd^rieb  au§  ßl^aumont  an  Samitte  S^^rban,  il^re 
^eunbe  feien  ber  Slnjtd^t,  bafe  ber  Äaifer  fünftig  gegen  einen 
Slufentl^alt  in  unmittelbarer  9Ml)e  ber  ^auptftabt  feine  ©d^wie« 
rigfeiten  mel^r  erl^eben  werbe,  jte  felbft  njiffe  nict)t  gu  fagen,  ob 
fte  ba^  nod^  n)ünfd)e:  »Toutes  mes  affections  ne  sont  pour 
moi  que  des  peines,  et  je  les  sens  au  fond  de  mon  coeur 
comme  un  mal«,  gnbeffen  arbeitete  fte  unermfiblid^  weiter; 
fte  l^ielt  eö  nad)  wie  öor  für  einen  Srrtl^um,  ftd^  auf  bie  puö=* 
lid^en  ^flid^ten  ju  befd^ränfen,  wenn  bie  9[Jiöglid)feit,  etwaö 
Slnbereö  ju  leiften,  gegeben  war,  weil  jebe  fjäl^igfeit  üerpflid^te 
unb  fd)on  bie  innere  Erregung,  bie  jebeö  wal^re  @ct)affen  ]^er= 
üornife  unb  begleite,  auf  eine  l)ö]^ere  Queue  ber  3nfpiration 
berweife^).  »Je  suis  effrayee  moi-meme  de  tout  ce  que  j'ai 
travaille  pour  mon  ouvrage«,  fd)rieb  fte  il^rem  alten  fjreunb 
5[Reifter,  »et  je  suis  tentee  de  dlre  comme  Tabbe  d'Espagnac 
que  la  force  de  mon  discours  me  fera  tomber  en  falblesse«  ^). 
SWeifter  war  alt;  fte  beglüdfwünfd^te  il)n,  bafe  feine  ©ebanfen 
ftd^  ©Ott  jugewanbt  l^atten,  unb  bat  il^n,  wenn  eö  il^r  beftimmt 
fei,  il^n  ju  überleben,  il^rem  SBater  gu  fagen,  ba^  fein  Stag  t)er= 
gel^e,  ol^ne  bafe  fein  Slnbenfen  il^rem  bergen  gegenwärtig  fei. 
3n  (Sl^aumont  mußten  bie  Qütt  unerwartet  fd^neU  wieber 


')  Raxl  g-ulba,  (S^amifio  unb  feine  ßeit,  109—110.  J.  S.  Ampfere, 
Pontes  et  romanciers  de  rAllemagne,  Revue  des  Deux  Mondes,  1840,  II, 
558  u.  ff. 

^  Sainte-Beuve,  Camille  Jordan.  Causeries  du  Lundi,  VIII,  262. 
Madame  de  Stael  a  Camille  Jordan,  Cbaumont,  7  Mai  1810. 

^)  Madame  de  Stael  ä  Meister,  Cbaumout,  25  Mai  1810. 


268  3y<^u  ^on  6tael  im  @(^U)6  goffe. 

abgebrod^eu  werben.  &mt§  Sag«  öerfunbctc  ber  Jpornblafet, 
ber  bie  Slnfunft  Don  ©äften  auf  bem  jenfettigctt  Ufer  gu  mdbcn 
ppegte,  bie  unerwartete  SRücffel^r  be§  ©d^lofebefi^crä.  SHefer, 
ein  §err  Se  SRa^,  war  mit  ben  ©einen  uati^  ben  SBereintgten 
Staaten  gegangen  unb  frül^er,  atö  er  e8  beabftd^tigt  l^atte, 
wiebergefe^rt.  Umfonft  bat  er  %xa\x  mn  @taöl,  ju  bleiben. 
@ie  Ite^  ftd)  nid^t  baju  bewegen,  fonbem  begog  baS  ®<J^Iog 
goffe,  weld^eö  ein  guter  Sefannter,  ^err  öon  Salaberrq,  gur 
Verfügung  fteflte.  3m  ®egenfa^  gu  Gl^ournont  war  ber  neue 
SBol^ttört  einfad)  unb  reigloö,  aber  SQfiabame  3i(§camier  folgte 
ber  greunbin  bortl^in,  beö  Slbenbö  würbe  mujtgirt.  bie  Sanb« 
leute  ber  Umgegenb  eilten  l^erbei  unb  l^örten  gu,  SScfannte 
famen  unb  gingen.  2ll«§  im  naiven  SSlot«  bie  in  ^arig  mit 
großem  Seif  all  gegebene  Dper  „SenbriHon"  aufgefül^rt  würbe, 
fül^rte  ^rau  Don  @tael  il^re  ©efeHfd^aft  nad^  bem  reigenben 
©täbtd^en  unb  erntete  am  @d)lu6  ber  SBorfteflung  eine  ärt 
Don  Düation,  inbem  bie  SDlenge  il^^  beim  SSerlaffen  beö  Jl^eaterS 
folgte. 

(änblid^,  am  23.  September,  ooHenbete  pe  bie  Äorreltur 
be«  2öerfe§,  ba§  fte  fed)§  Sal^^e  l^inburd^  befc^äftigt  ^atte.  ©ie 
äußeren  Formalitäten  waren  if)r  Dorgefd^rieben.  6in  taiferlid^eg 
S)efret  Dom  5.  Februar  1810  oerppid^tete  ben  SSerleger,  j|ebe8 
SKanuffript  oor  SBeginn  be§  ®rud§  ber  (Senfur  gu  unterbreiten. 
JDiefer  ftanb  e§  aber  immerl^in  nod^  frei,  ein  Sud^,  bag  un* 
beanftanbet  au«  il^ren  ,^änben  in  bie  ©rudferei  gegangen  war, 
nad^träglid)  bod)  nod)  gu  unterbrüden  ^).  ©iefer  SBeftimmung 
gemäfe  f)atte  aud)  ber  3Serleger  Don  Frau  oon  @taäl  ba«  il^m 
anoertraute  SBerf  einem  faiferlid^en  ßenfor  gur  ©urd^pd^t  unter* 
breitet.  ®ann  aber  ful)r  er,  ol^ne  auf  bie  ©ntfd^eibung  beS^^ 
felben  gu  warten,  auf  eigene  93erantwortung  mit  ber  ©rucf« 
legung  fort. 

Snbeflen  war  bie  2lufmerffam!eit  be§  Äaiferö  im  Sauf  ber 


^)  Welschiüger,  La  Gensure  sous  le  premier  Empire,  175. 


5Jubtcna  öon  Stuguft  üon  (Stael  Bei  SWopotcon.  269 

legten  S^l^re  mel^rmalö  auf  S^^au  üon  @tael  gelcnft  ttjorbcn. 
2)cn  crftcn  Slnla^  bagu  Ijatte  il^r  ©ol^n  Sluguft  gegeben. 

3m  Sanuar  1808  lam  SRapolcon  bmä)  ©aöo^cn  unb  t)er= 
weilte  bei  biefer  ©elegenl^eit  auf  furje  ^txt  in  (S^amhext), 
JDortl^in  begab  jtd),  ol^nc  SBomiffeu  feiner  9!Kutter,  ber  junge 
©tael,  um  Dom  Äaifer  il^re  SRüdfberufung  gu  erlangen.  Sie 
erbetene  Slubienj  tt)urbc  tl^m  am  SKorgen,  nad^  bem  ^rül^ftüdf 
be§  Äaiferö  gewährt.  „2Bo  ift  S^lte  9Äutter?"  tüar  bie  erfte 
Srage,  tt)eld)e  biefer  an  ben  iungen  SWann  rid^tete.  „Sn  SBien, 
©ire,  ober  auf  bem  5ßunft,  bort  einjjutreffen",  lautete  bie  Slnt« 
ttjort.  „5Run,  bort  ift  jte  am  red)ten  Pa^  unb  foH  juf rieben 
fein,  ©a  xoixb  pe  ©eutfd^  lernen.  S^re  9Jlutter  ift  nid^t  böfe; 
pe  ]ö<it  Diel  SBerftanb,  fel^r  Diel  aSerftanb,  aber  gar  feine  ©lö« 
ciplin." 

©er  junge  ©taöl  liefe  pd^  nid^t  entmutl^igen,  fonbem  bat 
unb  brdngte,  eS  möge  feiner  Butter  bie  St&dkljx  mäj  ^ari§ 
bett)illigt  ttjerben.  „2^re  5JKutter",  entgegnete  ber  Äaifer,  „tt)äre 
feine  fed^ö  SWonate  bort,  fo  müfete  iä)  pe  nad^  S3icetrc  ober  in 
ben  Stempel  bringen  laffen.  3)a§  vom  mir  leib,  benn  bie  ©ad^c 
mürbe  Särm  Derurfad^en  unb  mir  and)  mol^l  etmaS  in  ber 
öffentlichen  3Reinung  fct)aben.  ©agen  ©ie  il^r  alfo  rect)t  nad^= 
brücflic^,  bafe,  fo  lange  id)  am  Seben  bin,  pe  5ßari§  nid^t  miebe^ 
feljen  mirb.  ©ie  mürbe  bummeS  ß^ufl  ntact)en,  Seute  fel)en 
unb  SEBi^e  mad^en;  pe  legt  barauf  feinen  befonbern  Sffiertl),  um 
fo  meijx  ttjut  id)  e§.  Sd^  nel^me  SlUeö  emft.  Sllfo  nod^  einmal, 
marum  foUte  3^^^  SWutter  pd)  ber  „St^rannei"  auöfe^en?  ©ie 
fel^en^  id)  fd)re(fe  Dor  bem  SBort  nid)t  jurüdf.  ©ie  foU  nad^ 
5ftom,  5Rea|)el,  SBien,  SSerlin,  SRailanb,  g^on  gel^^n,  felbft  nad) 
Sonbon,  menn  pe  ^ampl^lete  gegen  mid^  fd^reiben  mill.  Ueberall 
merbe  id)  pe  mit  SSergnügen  fel)en.  Slber  nid^t  in  ^ariö,  ba 
mol^ne  id),  unb  ba  miU  id^  nur  Seute,  bie  mid)  lieb  l^aben. 
$at  pe  mir  nid)t  ba§  Stribunat  Derborben?  ©ie  fönnte  pd) 
in  il^rcn  Sieben  niemals  ber  ^olitif  enthalten." 

Unb  als  Sluguft  Don  ©tael  nod)  einmal  ju  SBort  ju.fom* 


270  9lapoUon  an  61ftampa(|ttt),  1808. 

mcn  fud^tc,  unterbrad^  er  i^n  wicbcr.  ^@ic  ^nb  iung",  fagtc 
er  nid)t  unfreunblid),  „wenn  ©ie  mein  Slltcr  l^ätten,  würben 
@ie  bie  ©inge  beffer  beurtl^eilen  fönnen;  aber  t&  gefällt  nttr, 
bafe  ein  ©ol^n  bie  @ad^e  feiner  SKutter  Dertritt.  —  3^re 
SKutter  l^at  3^nen  einen  fd)tt)ierigen  Auftrag  gegeben,  aber  @ie 
l^abcn  jtd)  bcSfcIben  mit  SBerftanb  entlebigt.  3^  l^abe  mid^ 
gern  mit  3^nen  nnter^alten,  aber  erlangen  werben  @ie  nid^tö. 
®er  Äönig  üon  9leapel  ^at  mir  Diel  Don  biefer  Slngelegenl^eit 
gcfprod)en,  aber  eö  l^at  nid)tö  genügt.  SBenn  id^  jte  eingefperrt 
l^ätte,  würbe  id)  jte  freilaffen,  aber  Derbannt  foll  pe  bleiben, 
gebermann  begreift,  ba^  bie  ®efangenfd)aft  ein  UnglüdE  ift. 
aber  nur  S^re  5Jlutter  fül^lt  jtd)  unglüdlid),  wenn  man  \\)x 
ganj  Europa  l&^V*  ^). 

@ed)§  SJtonate  nac^  biejer  ©pifobe  in  Gl^amb^r^  fd^rieb 
ber  Äaifer  an  ben  ®rafen  ßl^ampagn^:  „ifrau  Don  ©taöl  unter* 
l^ält  eine  rege  ßorrejponbenj  mit  bem  ©d)riftfteller  @enfe.  ©aö 
fann  nur  Don  nad^tl^eiligen  iJolgen  fein.  3^  wünfdje  bal^er, 
bafe  aKen  meinen  ©ejanbten  unb  8lgenten  in  ©eutfd^lanb  ber 
33efel^l  ert^eilt  werbe,  bie  ®ame  nid)t  gu  feigen,  tteber  bie 
Sluöfül^rung  biefeS  Sefel^lö  foK  genau  berid)tet  werben.  ®a8 
gilt  befonbcr§  in  S3cjug  auf  SBeimar"^). 

SlKein  weber  bamalö  in  2)eutfd)lanb  nod)  fpäter,  bei  ®e* 
Icgenl^eit  ber  SReijen  Don  grau  Don  ©tael  nad)  S^on  unb  nad^ 
(S^aumont,  Dermod^te  ba§  ©pal^erauge  ber  faiferlid^en  ^olijiften 
unb  ^räfelten  Ungünftigeö  für  jte  ober  il^re  Umgebung  gu  ent* 
bedfen.  ©ie  fd)eine  au§jd)liefelid^  mit  literarifd^en  g^t^^cff^^ 
bejd^äftigt,  berid^tetcn  jte  alle.  Sn  ber  Stimmung  beS  ÄaiferS 
gegen  grau  Don  ©tael  aber  Deränberte  jtd^  nid^tS  unb  be8 
ÄaijerS  ©tern  glänjte  l^eK.    ©elbft  in  ©panien,  btm  fd^wargen 


')  Auguste  de  Stael,  Oeuvres  diverses,  precedees  d'une  Notice, 
de  la  Ducbesse  de  Broglie,  Paris,  1829.  3"  ^etgl.  Bourrienne,  M^moires, 
VIII,  101. 

^)  Welschinge r,  La  Censure  sous  Ie  premier  Empire,  174.  SWtt» 
getl^eilt  aui  ber  9{euen  freien  treffe,  guli  1881. 


SBricf  bon  grau  öon  @tael  on  3:oIIc^ranb,  1809.  271 

^untt  an  feinem  politifdien  ^origont,  l^atte  fein  perfönlid)e§ 
Eingreifen  ba^  Äriegöglüd  gu  feinen  ©unften  gewenbet,  als  er 
p  3[nfang  öon  1809  »ieber  in  5ßari§  eintraf. 

%m  il^re  Äinber,  wenn  nid)t  für  ftd^,  glaubte  Srau  t)on 
©tael  mit  biefer  Sage  ber  2)inge  redinen  gu  muffen.  3)ie  SRüdf^ 
gäbe  ber  öon  Sftecfer  beponirten  gwei  5JliKionen  war  aud)  feit 
@rrid)tung  be§  Äaiferreid)S  nid)t  ju  erlangen  gewefen,  unb  nur 
bamit  fonnten  bie  pnanjieKen  Dpfer,  bie  fflaron  ©tael  feiner 
SBittwe  auferlegt  l^atte,  wieber  auSgeglid^en  werben.  2)iefe  Er- 
wägungen ueranlafeten  fte,  bie  ©elegenl^eit  einer  9ieife  il^reS 
©ol^neS  nad)  ^ariS  im  SBinter  1809  nid)t  Dorübergel^en  gu 
laffen,  ol^ne  nod)  einmal  bie  Erlebigung  il^rer  Slngelegenl^eiten 
gu  Derfud^en.    @ie  fd^rieb  an  3;ane^ranb. 

Sm  Sauf  biefer  33iograpl^ie  ift  wieberl^olt  barauf  l^ingewiefen 
worben,  ba§  ^Jrau  öon  ©tael  feine  Steunbin  t)on  unnötl^igen 
ßorrefponbenjen  war.  @ie  fd^rieb,  wenn  fte  etwas  gu  fagen 
l^atte,  unb  pflegte  l^ödiftenS  einige  auf  bie  S^it^i^^gniffe  bejüg= 
lid)e  33emerlungen  baran  gu  fd)liefeen.  SBaS  jte  aber  leiften 
fonnte,  wenn  bie  Erinnerung  an  vergangene  Stage  ftd^  mit  bm 
fc^merglid^en  Erfal)rungen  ber  ©egenwart  uerbanb,  um  bk  a3e= 
rebfamfeit  gu  werfen,  fagt  biefer  S3rief  an  SSaße^ranb,  ben  ein 
unaufgellärter  3ufaH  in  ber  §anbfdf)riftenfammlung  beS  Sriti- 
fd^en  SKufeumS  geborgen  l^at. 

»Vous  serez  etonne  de  revoir  une  ecriture  dont  vous 
avez  perdu  le  souvenir.  A  la  distance  oü  nous  sommes, 
il  me  semble  que  je  m*adresse  ä  vous  comme  d'un  autre 
monde,  et  ma  vie  a  tellement  change  que  je  puis  aisement 
me  faire  cette  Illusion.  J'ai  dit  ä  mon  fils  draller  vous 
trouver  et  de  vous  demander  franchement  et  simplement 
de  vous  interesser  ä  la  liquidation  de  deux  millions  qui 
fönt  plus  que  la  moitie  de  notre  fortune  et  de  Theritage 
de  mes  enfants.  C'est  une  douleur  cruelle  pour  moi  de 
penser  que  je  nuis  ä  raa  famille,  qu'ils  seraient  payes  si 
demain  je  n'existais  plus.     Car  le  depot  qu'ils   reclament 


272  ®tief  öon  ffrau  bon  ©tael  an  Sallcpranb,  1809. 

a  un  caractöre  si  sacrö  quo  les  pr^ventions  de  PEmpereur 
contre  moi  peuvent  seules  rempecher  de  staluer  sur  cette 
dette,  et  cependanl  il  me  semble  qu'aux  yeux  de  TEurope, 
si  Europe  il  y  a  pour  moi,  Texil  paraitrail  moins  cruel  si 
Ton  se  montrait  juste  envers  la  fortune.  J'en  ai  assez  dit 
sur  ee  siyet  k  vous  qui  devinez  tout.  Vous  m'ecriviez  il  y  a 
quatorze  ans,  si  je  reste  eneore  un  an  iei,  j'y  meurs.  J'en 
pourrais  dire  autant  du  s^jour  de  Tötranger;  j'y  succombe« 
Mais  le  temps  de  la  pitiö  est  passe,  la  n^essitö  a  pris 
sa  place.  Voyez  cependant  si  vous  pouvez  rendre  Service 
ä  mes  enfants;  si  vous  le  pouvez,  je  le  crois,  vous  le  ferez. 
Je  n'ai  aucun  moyen  de  vaincre  les  prövenlions  de  PEmpe- 
reur contre  moi.  SMl  ne  croit  pas  que  sept  ans  d'exil  sont 
un  siecle  pour  la  pens^e,  s'il  ne  croit  pas  que  je  suis  une 
autre  personne,  ou  que  du  moins  la  moitiö  de  ma  vie  est 
eteinte  et  que  le  repos  et  la  patrie  me  sembleraient  les 
champs  61ys^es,  quel  moyen  ai-je  de  T^clairer  k  mon  ^gard! 
Aussi  me  suis-je  resolue,  si  mes  enfatits  ne  sont  pas  ex- 
ceptes  de  mon  malheur,  k  faire  partir  le  premier  ce  prin- 
temps  pour  TAm^rique  et  ä  le  suivre  avec  les  deux  autres 
Tannee  suivante.  II  me  faut  une  patrie  pour  mes  Als  et 
vous  voyez  s'il  en  est  une  en  Europe  pour  qui  n'a  pas 
Tappui  de  TEmpereur.  A  New- York,  je  demanderai  oü 
vous  avez  löge.  Adieu,  ne  causerai-je  donc  pas  une  fois 
eneore  avec  vous,  avant  la  vallee  de  Josaphat?  II  y  a  des 
moments  oü  malgre  mon  profond  degout  de  la  vie  je  suis 
eneore  assez  aimable:  alors  je  pense  que  j'ai  appris  cette 
langue  de  vous,  mais  avec  qui  la  parier?  Adieu,  Mes-vous 
heureux?  Avec  un  esprit  si  sup^rieur,  n'allez-vous  pas 
quelquefois  au  fond  de  tout,  c'est-ä-dire  jusqu'ä  la  peine. 
Moi,  je  voudrais  me  distraire,  mais  j'en  ai  perdu  le  pouvoir 
et  bien  aussi  Toccasion.  Ce  qui  me  fait  surtout  mal,  c'est 
ridee  que  je  nuis  ä  mes  enfants.  Soulagez-moi  de  cela,  si 
vous  le  pouvez,  alors  je  joindrai  ce  service  ä  notre  dernier 


Unönabc  öon  3:oÜc^ranb.  273 

entretien  et  tout  Tintervalle  qui  les  säpare  sera  comble. 
Adieu,  encore  une  fois.  Je  ne  sais  finir  qu'ainsi  avec 
vousc  1). 

Db  Sallc^ranb  biefcn  fflricf  beantwortete,  ift  nid^t  befannt. 
Sebenfall«  wufete  %xa\x  Don  @tael,  qI§  jte  i^n  fc^ricb,  md)t§ 
t)on  bem  ffird^terltd^en  auftritt,  ber  furj  nad)  be§  Äaiferö  SRüd^» 
fel^r  auö  ©panien  im  gel^eimen  SRatl^  [tattgefunben  l^atte.  Stalle^^ 
ranb  war  feit  Siljtt  nid^t  tnel^r  5!Kimfter  ber  SluSwärtigen  ^n^ 
gelegenl^eiten,  ol^ne  beSl^alb  in  Ungnabe  gu  fein,  benn  nod^  im 
Sauf  be§  gal^reS  1808  würbe  er  mit  a»i[jtonen  bei  Äaifer 
8lle?:anber  unb  SKettemid^  betraut.  3lber  bem  ^ringen  t)on 
Seneucnt  waren  S^eifel  am  33eftanb  ber  9la^)oleonifd)en  ^err^ 
fd^aft  gefommen,  benor  $Ra:poleon  felbft  mifetrauifd^  gegen  il^n 
würbe.  Soud^e  war  wieber  5ßoligeiminiftcr  unb  ber  Äaifer  in 
Spanien,  al§  SaHe^ranb  „SBorjtd^tSmaferegeln'',  im  %aH  eines 
unuorl^ergefel^enen  ßi^föH^  ö6er  ben  ^grenäen  vorbereiten  gu 
muffen  glaubte  2).  gm  g^nuar  1809,  in  jener  ©i^ung,  gu 
weld)er  er  Dom  Äaifer  befolgten  worben  war,  brad^  ber  S^rn 
beSfclben  über  ben  ^ringen  t)on  SSeneöent  l^erein.  @df)ritt  für 
©d^ritt  brängte  er  il^n  gegen  bie  S38anb,  bort  pacfte  er  i^n  an 
ber  ^alSbinbe,  wäl^renb  er  mit  bonnember  Stimme  bie  SBor* 
würfe  gegen  il^n  l^äufte.  ©ie  Slnwefenben  gitterten,  nur 
Safle^ranb  bewal^rte  dufeere  ^nijc.  »Quel  dommage  qu'un 
aussi  grand  homme  soit  aussi  mal  eleväc,  war  SllleS,  wa§ 
er  fagte.  Slm  näd)ften  Stag  erfd^ien  er,  als  ob  nid)ts  \)ox^ 
gefaKen  fei,  bei  ^of,  aber  bie  faiferlid^e  ®unft  blieb  öerfd^ergt. 


')  Madame  de  Stael  ä  Talleyrand,  Genfeve,  28  F^vrier  1809. 
British  Museum,  Add.  Ms.  24,024.  f.  105.  3um  crftcn  Wal  öcröffcntrid^t 
Revue  r^trospective,  No.  IX,  Juin  1834,  ober  öon  ll^t  fölfcftlicft  in  boS  Sol^r 
1808  gefegt. 

^  L.  G.  Michaud,  Histoire  de  Talleyrand,  103—106.  Beugnot, 
Memoires,326— 328.  Sir  Henry  Lytton  Bulwer,  Historical  Characters, 
Talleyrand,  Tauchnitz  Edition,  186  u.  ff. 

»Icnnerbaffctt,  grau  toon@ta6L  III.  18 


274  SSermöl^tunö  SWoporeon*«  mit  SWaric  öouife,  1810. 

aiö  bcr  fflrief  uon  ijrau  üon  @tael  in  feine  ^dnbe  gelangte, 
it)ar  er  in  Ungnabe  tt)ie  jte. 

6itt  S^l^r  fpäter,  nad^  beut  traurigen  ©nbe  bcr  Srl^ebung 
üon  1809  unb  nad)  SBagram,  glaubte  Äaifer  %xani  bie  Se^ 
feftigung  be§  griebenö  nid)t  gu  tl^euer  mit  ber  ®l^re  femeS 
^aufeö  unb  ber  ^anb  feiner  SSod^ter  erlauft,    ©ed^jel^n  Saläre 
nad^  beut  3;ob   üon  SKarie  Slntoinette  würbe  für  eine  anbere 
©rjtiergogin  bie  bräutUd^e  geier  in  ben  Siuilerien  bereitet.  — 
©er  SBermäi^Iung  3la:poleon'ö  mit  SJlarie  Souife  waren  fo  Diele 
®nabenafte  gefolgt,  bafe  Stau  öon  @ta^I  t)on  öerfd^iebenen 
Seiten  bie  3lad)rid^t  erl^ielt,  aud^  il^re  SBerbannung  auS  $ariS 
werbe  aufgel^oben  werben.    ^i)xc  förfal^rungen  in  ber  legten  3cit 
ftimmten  bamit  allerbingö  nidf)t  überein.  SllS  5ßrofpferc  be  Sarante 
1809  feinen  Ucberblidf  ber  frangöpfdien  Siteratur  öerßffentlid^te, 
l^atte  jte  ba§  S3ud)  befpred)en  wollen;  aber  fein  franjöjtfc^eS 
Seitungöblatt  übernahm  bie  Verantwortung,  einem  Slrtilel  auS 
il^rer  geber  feine  ©palten  gu  öffnen  ^).  Äurge  Qtit  barauf  erfd^ien 
aSenjamin  ßonftanfs  „SBöHenftein",  „in@e]^alt  unb  SBerfen  unauS* 
ftel^lid)'',  wie  Caroline  ©d^eüing  meinte.   SJlan  wufete,  ba&  biefeiS 
©rama  unter  bem  bireften  ©influfe  ber  in  Poppet  l^errfd^enben  Hte* 
rärifd^en  SEI^eorien  entftanben  war.   @§  ueranlafete  eine  fo  l^eftige 
ßontroöerfe  in  ber  treffe,  bafe  ber  Äaifer  bauon  i^örte  unb  feine 
Slnfid^t  in  bie  Söagfd^ale  warf.    „SSenjamin  ßonftant",  fagte  er 
gu   Sfioeberer,    „l^at  eine  2;ragöbie  unb  eine  ^oetil  gemad^t. 
2)iefe  geute  wollen  fd)reiben  unb  lennen  bod^  nid^t  bie  Slnfang8* 
grfinbe  ber  Siteratur.    ®r  foll  5ßoetifen  lefen,  bie  öon  äriftotcIeS 
gum  Seifpiel.    6^  ift  nid)t  wiHIürlid^,  wenn  bie  3;ragöbie  bie 
^anblung  auf  üierunbgwangig  ©tunben  befd^ränft,  btnn  fte  be« 
mäd^tigt  pdf)  ber  geibenfd^aften  auf  il^rem  ^ol^epunft,  in  il^rer 
ftäriften  5ßoteng,  am  ^unft,  wo  jie  weber  eine  S^rftteuung  bulbeit, 
nod)   eine  längere  S^itbauer  ertragen  fönnen.    6r  wiH,  ba| 
man   wäl^renb   ber  ^anblung   effen  foU!     S)arum,   wol^rKc^, 


')  Sainte-Beuye,  Madame  de  Stael,  Nouveaux  Portraits,  III,  123. 


Uttl^cil  bcS  i^aifctS  über  SScniomin  ©onftant^S  „Walstein«.         275 

l^anbclt  c§  [xä).  SBcnn  btc  mion  beginnt,  jtnb  bic  TOitfptcIcn=: 
ben  erregt,  im  britten  Slft  brid)t  i^nen  ber  ©d^n^eife  au§,  im 
legten  jtnb  jie  in  ©d^weife  gcbabet"  ^).  ®ä)on  frül^er  war  im 
ÜRoniteur  auö  ber  geber  be§  Äaiferö  eine  l^eftige  Äritil  über 
„Corinna"  erfd)ienen.  6^  war  ba§  britte  3Ra\,  bafe  er  gegen 
bie  poetifd)e  2:^eorie  ftd^  erflärte,  bie  im  Sud)  über  ©eutfd^Ianb 
wicberfel^ren  foHte.  Um  fo  mel^r  fd^ien  eö  geboten,  bie  SSeröffent^^ 
lid^ung  be§  Sud^ö  nid^t  al§  einen  M  [^[tematifd^cr  Dppofition 
barftellen  gu  laffen.  ßii^^ft  wanbte  man  |td^  im  $Ramen  Don  Stau 
öon  @tael  an  ben  Surften  TOetternid^.  6r  jianb  gu  jener  3^tt  in 
l^ol^er  ®unft  beim  Äaifer,  unb  fonnte  rul^iger  aU  ein  Slnbercr  tl^re 
@ad)e  vertreten,  ba  er  nid^t  gu  il^ren  perfönlid^en  Sreunben  geprte. 
©od)  bie  Slntmort,  bie  SKetternid^  erl^ielt,  mar  biefelbe,  mit 
meld^er  Sluguft  t)on  ©tael  unuerrid^teter  ©inge  t)on  ß^amber^ 
abgereift  mar.  „3^  miK  jte  ntd^t  in  ^ariö",  antwortete  ber 
Äaifer.  Unb  aU  3Kettemid)  auf  bie  ®efal^r  uermieö,  burd^ 
eine  foIä)e  Slrt  ber  33el^anblung  einer  S^^au  Serül^mtl^eit  gu 
geben,  entgegnete  Sftapoleon :  „SSBenn  grau  Don  @tael  ro^aliftifd^ 
ober  republifanifd)  fein  wollte,  ptte  td^  nid^tö  bagcgen.  Slber 
pe  ift  eine  33ewegungömafd^ine  —  une  machine  ä  mouvement  — , 
wcld^e  bie  @alon§  in  3:^ätigfeit  fe|t.  $Rur  in  granfreic^  ift 
eine  fold^e  grau  gu  fürd)ten,  unb  ba  wiH  id^  jte  nid^t"^). 

6ö  blieb  ein  Ie|te§  SKittel,  bie  ßwfwnft  gu  wal^ren,  unb 
grau  Don  ©tael  entjc^lofe  jtd),  e§  anguwenben.  @te  fd)rieb  an 
ben  Äatjcr:  »Sire,  je  prends  la  liberte  de  presenter  ä  Votre 
Majeste  mon  ouvrage  sur  rAUemagne.  Si  eile  daigne  le 
lire,  il  me  semble  qu'elle  y  trouvera  la  preuve  d'un  esprit 
capable  de  quelque  reflexion,  et  que  le  temps  a  muri. 

Sire,  il  y  a  dix  ans  que  je  n'ai  vu  Votre  Majeste,  et 
huit  que  je  suis  exilee.    Huit   ans  de  malheurs   modifient 


')  Roederer,  Oeuvres,  III,  547. 

2)  gütft  9fli(%0Tb  SKcttctnid^,   3Iu8   9Kcttctm(%'g   no(%öcIoffcnen  pa- 
pieren, I,  286,  III,  447. 

18* 


276  ^^^f  ^on  gfrau  bon  Stael  an  fHopoUon,  1810. 

tous  les  caracteres,  et  le  destin  enseigne  la  r^signation  ä 
ceux  qui  souflfrent. 

Prete  k  m'embarquer,  je  supplie  Votre  Majeslö  de 
m'accorder  la  faveur  de  lui  parier  avanl  mon  däpart.  Je 
me  permettrai  une  seule  chose  dans  cette  lettre;  c'est  Tex- 
plication  des  motifs  qui  me  forcent  ä  quitter  le  continent, 
si  je  n'obtiens  pas  de  Votre  Majeste  la  permlssion  de  vivre 
dans  une  campagne  aupräs  de  Paris,  pour  que  mes  enfants 
y  puissent  demeurer. 

La  disgrace  de  Votre  Majeste  jette  sur  les  personnes 
qui  en  sont  Tobjet  une  teile  defaveur  en  Europe,  que  je  ne 
puis  faire  un  pas  sans  en  rencontrer  les  eflfets;  les  uns 
craignant  de  se  compromettre  en  me  voyant,  les  autres  se 
croyant  des  Romains  en  triomphant  de  cette  crainte,  les 
plus  simples  rapports  de  la  societ6  deviennent  des  Services 
qu'une  äme  fiere  ne  peut  supporter.  Parmi  mes  amis,  11 
en  est  qui  se  sont  associes  ä  mon  sort  avec  une  admirable 
generosite,  mais  j'ai  vu  les  sentiments  les  plus  intimes  se 
briser  contre  la  nöcessiie  de  vivre  avec  moi  dans  la  solitude, 
et  j'ai  passe  ma  vie  depuis  huit  ans  entre  la  crainte  de 
ne  pas  obtenir  de  sacrifices  et  la  douleur  d'en  etre 
Tobjet. 

II  est  peut-etre  ridicule  d'entrer  ainsi  dans  le  detail  de 
scs  impressions  avec  le  souverain  du  monde,  mais  ce  qui 
vous  a  donne  le  monde,  Sire,  c'est  un  souverain  g6nie,  et, 
en  fait  d'observation  sur  le  coeur  humain,  Votre  Majeste 
comprend  depuis  les  plus  vastes  ressorts  jusqu'aux  plus 
delicats.  Mes  fils  n'ont  point  de  carriere;  ma  fiUe  a  treize 
ans,  dans  peu  d'annees,  il  faudra  Pätablir.  II  y  aurait  de 
Tegoisme  ä  la  forcer  de  vivre  dans  les  insipides  sejours  oü 
je  suis  condamnee.  II  faudrait  donc  aussi  me  separer  d'elle! 
Cette  vie  n'est  pas  tolerable,  et  je  n'y  vois  aucun  remede. 

Sur  le  continent,  quelle  ville  puis-je  choisir  oü  la  dis- 
grace de  Votre  Majeste  ne  mette  un  invincible  obstacle  ä 


SBricf  bon  grau  öon  ©toel  on  ^apoUon,  1810.  •     277 

retablissement  de  mes  enfants,  comme  ä  mon  repos  personnel? 
Votre  Majeste  ne  sait  peut-etre  pas  elle-meme  la  peur  que 
Ics  exiles  fönt  ä  la  plupart  des  autorites  de  tous  les  pays, 
et  j'aurais,  dans  ce  genre,  des  choses  ä  lui  raconter  qui 
depassent  sürement  ce  qu'elle  aurait  ordonnö. 

On  a  dit  ä  Votre  Majeste  que  je  regrettais  Paris  ä 
cause  du  Musee  et  de  Talma.  C'est  une  agreable  plaisan- 
terie  sur  Texil,  c'est-ä-dire  sur  le  malheur  que  Ciceron  et 
Bolingbroke  ont  declare  le  plus  insupportable  de  tous. 
Mais  quand  j'aimerais  les  chefs-d'oeuvre  des  arts  que  la 
France  doit  aux  conquetes  de  Votre  Majeste ;  quand  j'ai- 
merais  ces  befles  tragedies,  Images  de  rhero'isme,  serait-ce 
ä  vous,  Sire,  ä  m'en  blämer?  Le  bonheur  de  chaque  in- 
dividu  ne  se  compose-t-il  pas  de  la  nature  de  ses  facultes? 
et  si  le  ciel  m'a  donne  des  talents,  n'ai-je  pas  Timagination 
qui  rend  les  jouissances  des  arts  et  de  Tesprit  necessaires? 
Tant  de  gens  demandent  ä  Votre  Majeste  des  avantages 
reels  de  toute  espece,  pourquoi  rougirais-je  de  lui  demander 
Tamitie,  la  poesie,  la  musique,  les  tableaux,  toute  cette 
existence  ideale  dont  je  puls  jouir  öans  m'ecarter  de  la 
soumission  que  je  dois  au  monarque  de  la  France?«  ^)  ®er 
SSon  biefeö  ©d)reiben§  lüar  etircrbietig  ol^nc  @d)meid^elct;  bk 
SJlutter  glaubte  fic^  nid)t  tnxä)  eine  Sitte  ju  erniebrigen;  bie 
^au  mad)te  feine  Swfl^ftänbniffe.  ©er  SSrief  üerbiente,  ber^ 
ftanben  ju  werben:  er  ttjurbe  »enigften^  unüerjügltd^  beant« 
ttjortet. 

Slm  23.  September  l)atte  gtau  öon  @tael  il^ren  legten 
©rucfbogen  forrigirt.  Qxotx  Sage  fpäter  tiernaf)m  ber  ®eneral= 
bireftor  ber  ?ßreffe,  ?ßortali§,  bafe  i>a^  SSerlag§gefd)äft  polU 
geilid^  gcfd)Iof[en  unb  5000  —  Srau  t)on  ©tael  fagt  10,000  — 


^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Coppet 
et  Weimar,  165-166.  Madame  de  Stael  ä  PEmpereur  Napoleon,  1810. 
(Unbattrt.) 


278  Untetbrfidung  beiS  Sud^d  „De  PAllemagne''. 

ßjrentplarc  il^reö  Suc1)ö  fonfiSjirt  worben  feien,  ^ortaliö 
fd)rieb  auf  bicfe  $RQc^ricl)t  l^in  unDerjüglid)  an  ben  ^olijei= 
miniftcr,  jefet  nid^t  mel^r  %onä)6,  fonbem  ©aüar^,  ^ctjog 
uon  SRütiiflo,  um  ftd)  ju  informiren,  ob  befonbere  SBeweg- 
grünbe  il^n  üeranlafet  l^ätten,  üon  ben  gefe^Ud^en  SSorfd^riftcn 
abjufel^eu,  benn  bie  Prüfung  beö  SGBerfeö  burd^  ben  faiferltd^en 
ßenfor  fei  nod)  nid^t  tioHenbet.  2)er  2Rinifter  entgegnete,  fold^e 
fflcweggrünbe  feien  tl^atfcid)lid)  üorl^anben,  baS  Sud^  jei  üer= 
bäd)tig,  unb  bie  SBcrfafferin  empfange  beftänbig  fflefud^e,  ntd^t 
nur  t)on  gremben,  fonbem  üon  einigen  SRo^aliften  unb  fjunftio^ 
nären  be§  ©epartementö  £oir^et=®^er.  2)er  Äaifer  fürd^te  bie 
@;:altation  t)on  grau  t)on  @tael,  bie  ^ßrofel^ten  mad)en  fönne. 
(gr  tooHe  @uborbination  unb  eine  ganj  forrefte  politifd^e  ^ah 
tung.  Söäl^renb  ©eneral  ©auar^  biefe  Antwort  ertl^eitte  unb 
feine  5HaferegeIn  aufredf)t  erl^ielt,  reid^ten  bie  Genforen  am 
29.  September  il^r  ©utad^ten  ein.  ©iefe  ßenforen  waren  ©e* 
lafaKe,  ein  Unbefannter,  unb  ^ßellenc,  allen  Sefem  t)on  9Kira= 
beau'ö  ©riefen  al§  ©efretär  beöfelben  mol^lbefannt.  Se^terer  be- 
merfte,  bie  SBerfafferin  l^abe  im  Slu^Ianb  ftd)  in  nad^tl^eiliger 
SSeife  über  franjöpfd^e  3wftänbe  geäußert,  ftetö  eine  oppojttionelle 
Haltung  bewahrt  unb  in  le^ter  S^it  i^^ter  bem  @influfe  öon 
31.  SB.  ©d^legel,  eine§  SBeräd^terS  ber  frangöfifd^en  Siteratur 
gefdörieben.  3n  il^rem  SBud^  feien  bie  grangofen  ben  ©eutfd^en 
untergeorbnet  unb  ber  Äaifer  nid^t  erwäl^nt.  S)er  ßenfor  ©e« 
lafaUe  »oUte  nid^t  jurüdbleiben  unb  fanb  bie  3Berfe  öon  ©c^iUer, 
Sefftng  unb  ®oetf)e  fel^r  über  SBerbienft  barin  gepriefen.  35a8 
aSud),  fagte  er,  fei  ol)ne  Älarl^eit,  SWetl^obe  unb  Sogt!  gemad^t. 
9JJit  ^eUenc  einigte  er  fid^  bal^in,  bafe  bie  SSeröffentlid^ung 
unter  ber  SSebingung  geftattet  werben  foKe,  elf  befonberS  an« 
[tüfeige  ©teKen  ju  ftreic^en. 

©ie  erfte  berfelben  toar  bie  folgenbe:  „3^)  benle,  wir 
beabftd^tigen  nid)t,  ba§  Iiterärifd)e  ^Jranlreid^  mit  einer  d^inc« 
ftfd)en  5Hauer  gegen  ba§  (ginbringen  frember  Sbeen  jU  umgeben''. 
Sine  anbere  ©teile  lautete:  „(gin  aJlenfd)  fann  entgegengefe^e 


®ic  loifcrlit^en  (Scnforcn.  279 

©lemcntc  getDaltfam  üereinigen;  bei  feinem  Zob  fallen  fie  auS^» 
einanber." 

Snbefe  biefeS  in  5ßari§  gefd^al^,  mad^te  Stau  mn  @tael, 
nod^  in  falfc^e  @id^erl^eit  gen^iegt,  ju  il^rer  ©rl^olung  einen 
fleinen  2lu§flug  mit  einigen  greunben.  ®a§  Si^  war  ein 
Sanbgut  üon  3Ratl^ieu  be  SRontmorencg,  in  ber  $lfläl^e  t)on 
aSloi^,  baö  tief  im  SBalbe  lag.  SRontmorenc^  war  üiel  mit 
il^r,  unb  fprad^  berui^igenb  öon  ©ingen,  bie  nid^t§  mit  ben 
Sorgen  unb  SWü^en  be§  antag§leben§  gu  tl^un  l^atten.  ai§ 
bie  SRücffal^rt  angetreten  werben  mufete,  öerirrte  jtd)  bie  9ieife= 
gefellfd^aft  in  ber  unabfe^aren  &bmt  be§  aSenbömoiö,  unb 
prie§  ftd^  glüdlid),  burd^  bie  iufäflige  ^Begegnung  mit  einem 
jungen  SRann,  ber  be^  2öeg§  geritten  fam,  Slufnal^me  im  @d)lofe 
feiner  eitern  gu  finben.  ©a^felbe  war  burd)  Sammlungen 
merfwürbig,  weld)e  bie  Seft^er  mit  auö  gnbien  gurücfgebrad)t 
l^atten.  ®a§  gntereffe  öon  grau  öon  ©tael  würbe  baburd)  fo 
gefeffelt,  bafe  jte  einem  nac^gefd^icften  33rief  il^re§  @ol^ne§, 
in  weld^em  non  @d^wierigfeiten  in  SSejug  auf  bie  SBeröffent* 
lid^ung  il^re^  fflud^^  bie  Siebe  war,  leinen  befonbern  SBertl^ 
beilegte,  unb  in  bie  t)on  ber  (Senfur  geforberten  Slenberungen 
pd)  gu  fügen  öerfprad^.  6rft  ba§  SBerl^alten  il^rer  greunbe 
mad^te  jte  bebenflid^,  benn  biefe  wufeten  bereite  burd^  ben  in= 
gwifd^en  eingetroffenen  Sluguft  oon  ©tael,  wa§  gefdfiel^en  war. 
SRatl^ieu  be  SRontmorencg  tf)eilte  il^r  bann  fo  fd^onenb  aU 
möglid)  mit,  ba^  bie  gange  Sluflage  il^reS  35ud)§  üon  ber  ^oligei 
mit  33efd^lag  belegt  unb  i^r  feit  bem  24.  September  ber  Sefel^l 
ertl^eilt  fei,  granfreid^  binnen  oierunbgwangig  ©tunben  gu  üer^» 
laffen  unb  jtdf)  entweber  nad^  Soppet  ober  nad)  ben  SSereinigten 
Staaten  gu  begeben. 

$Rur  bem  per[önlid^en  SBoJ^lwoHen  be^  ^ßräfeften  öon  £oir= 
et=6l^er,  SSaron  ßorbigng,  war  e§  gu  banfen,  ba|  ba§  3JlanufIript 
beö  SBerfeS  gerettet  werben  fonnte.  6r  l^atte  ben  Sefel^l,  eö 
einguUefern,  begnügte  ftdf)  aber  inbeffen  mit  einer  mangelhaften 
6opte,  unb  bie  gtift  würbe  bagu  benüfet,  ba^  9KanufIrtpt  in 


280  9ietiung  be«  äRonuffriiytee. 

©id^erl^cit  gu  bringen*).  »Cette  nouvclle  douleur  me  prit 
rdnic  avec  une  grandc  forcec,  Reifet  CS  in  bcn  »Dix  annees 
d'exil«.  Slbcr  fte  fud^te  SRul^c  gu  bcn^al^rcn,  unb  üor  allem 
blieb  fie  würbig.  auf  il^re  Sitte  gingen  ®d)legcl  unb  ein  in 
ber  ßorrefponbeng  il^rer  ^Jreunbe  oft  genannter  SHuffe,  Saron 
Salf,  nad)  $ari§,  um  gu  feigen,  waS  in  ber  Sad^e  nod^  getl^an 
werben  lönne.  S^re  näd)fte  aSefürd^tung  mar  bic,  il^r  Sud^  mit 
aSeränberungen,  bie  fie  nid^t  gebilligt  l^atte,  ober  gar  mit  3«* 
fä^en  erfd)einen  gu  feigen,  bie  il^rer  ©eftnnung  miberfprad^en. 
@d)legel  ^atte  femer  ben  Auftrag,  im  Flamen  öon  %xan  öon 
@tael  auf  bie  Sefd^ulbigung,  ba|  jte  ben  Äaifer  nic^t  genannt 
l^abe,  gu  cnoibern,  il^re  Sage  mad)e  il^r  ein  fold)eö  SScrl^alten  gur 
^flid^t.  6in  8ob,  ba^  ben  SSerbad^t  ermedfen  fönne,  als  fei  eS 
aus  Sntercffe  gefpenbet,  fei  beS  ÄaiferS  nid)t  mürbig.  SSom 
^oligeiminifter  begel^rt  fte  eine  furge  %xx\l,  um  bie  notl^igcn 
Vorbereitungen  gur  SRücffel^r  in  bie  ©d^toeig  ober  gur  ®im 
fd^iffung  gu  treffen  2).  Sie  wollte  ein  amerifanifd^cS  Sal^rgeug 
gur  Sfieife  benü^en,  aber  jebenfallS  6nglanb  beriü^reU;  beüor  fte 
©uropa  verliefe.  Sie  9fiüdfantmort  beS  ^ergogS  öon  9iot)igo, 
t)om  3.  Dftober,  gewäf)rte  biefe  Sitte.  ®ann  fd)ricb  er: 
„5)ie  Urfad^e  beS  gegen  @ie  erlaffenen  Sefel^lS  ift  nid^t  in 
Sl^rem  ©tiUfd^meigen  in  S3egug  auf  ben  Äaifer  gu  fud^en.  @S 
märe  ein  S^^ttl^um,  baS  gu  glauben,  benn  er  l^ätte  in  Sl^rcm 
aSud^  feine  feiner  mürbige  ©teile  gefunben.  S^^rc  SBcrbammng 
ift  bie  natürlid^e  ^olge  ber  t)on  Sinnen  feit  einer  3leil^e  t)Ott 
gal^ren  bemal^rten  Haltung.  ©S  fd^ien  mir,  als  ob  bie  fiuft 
biefeS  SanbeS  g^^nen  nid)t  gufagte,  unb  mir  ftnb  nod^  nid^t  gc» 
nötl^igt,  bei  ben  SBölfern,  bie  @ie  bemunbem,  nad)  aSorbilbcm 
unb  aKuftern  für  unS  gu  fud^en. 


^)  Madame  de  Stael,  Dix  annees  d'exil,  2de  partie,  Ghap.  I. 
Welsch inger,  La  Censure  sous  le  premier  Empire,  175—183.  Appen- 
dice,  347—359. 

^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Goppet  et 
Weimar,  172.    Madame  de  Stael  a  Madame  Recamier,  5  Oct.  1810. 


I 


©aüar^,  J&etaoö  öon  Sfloöiöo,  on  Stau  öon  ©tael.  281 

rrS^t  le^tcö  SBerf  ift  nici^t  franjöjtfd^;  id^  bin  c^,  ber  bic 
©rucflegung  beSfcIbcn  jtftirt  l^at.  2)en  SBcrIuft  für  bcn  fflud^* 
l^änbler  bebaute  id^,  aber  erfd^eincn  lann  id)  e§  md)t  laffen. 

„@te  tt)iffen,  bafe  mein  Sßorgänger  im  Slmt  S^nen  nur 
unter  ber  aSebingung  ber  üon  Sinnen  gen)ünfd^ten  Slbreife  nad^ 
amerifa  gemattet  l)at,  ßoppet  ju  üerlaffen.  S)er  Sinnen  geit* 
n^eilig  bettJilligte  Stufentl^alt  im  ^Departement  öon  8oir=et=6^er 
l^ob  bie  frül^ere  33eftimmung  nid^t  auf.  @ie  gwingen  midf), 
l^eute  mit  aller  Strenge  barauf  gurücfjufommen.  ®aö  ift  Sl^re 
@d)ulb;  nid)t  bie  meinige." 

@ntfd)eibenb  tt^ar  ba§  5ßoftffriptum :  „gd^  l^abe  ©rünbe, 
SKabame,  um  3^nen  bie  ^äfen  t)on  Sorient,  Sa  SRod^elle,  fSox^ 
beaujr  unb  SRod^efort  al§  bie  einzigen  ju  begeid)nen;  in  n^eld^en 
@ie  ftd)  einfdf)iffen  fönnen"  ^). 

®ie|e^  ^oftffriptum  tierfd^Iofe  (gnglanb  unb  nötl^igte  %xm 
t)on  ©tael,  jwifd^en  bem  bireften  2öeg  nad^  ben  SSereinigten 
Staaten  unb  Poppet  gu  wählen.  Sic  entfd)ieb  jtd^  für  ba§ 
le^tere,  ber  üorgefd)rittenen  3cti^i^e§jeit  wegen  unb  »eil,  »ie  fte 
fagt,  bie  Hoffnung  ju  unbeftimmt  war,  auf  offener  @ee  öon 
ben  ßnglänbem  weggefangen  unb  in  einen  il^rer  ^äfen  gebrad)t 
JU  werben.  @o  fam  fte  nad^  §aufe,  „bie  iJIügel  l^ängenb,  wie 
bie  Saube  uon  Sa  Fontaine".  (S^  galt  il^r  aU  gute^  3cid)en, 
ba|  am  Slbenb  il^rer  Slnfunft  über  bem  ©ad^  be§  t)äterltd)en 
^aufeö  ein  SRegenbogen  ftd^  wölbte.  3l^re  Saune  war  fo  wenig 
getrübt,  bafe  fte  auf  bie  $Rad^rid^t,  ©aüar^  l^abe  angeorbnet,  e§ 
foHen  au§  bem  eingeftampften  5ßa^)ier  il^re^  33udf)ö  5ßappen= 
bedel  bereitet  werben,  gutmütl^ig  entgegnete,  man  fönne  il^r 
wenigftenö  biefe  jur  33enü^ung  für  il^re  .l^auben  überlaffen. 
»Monsieur  le  general  Savary,  duc  de  Rovigo,  a  envoye  ses 
grenadiers  tout  ä  travers  de  ma  metaphysique,  de  ma  poesie«, 
fc^rieb  fte  an  SBifler^^)^ 


0  Madame  de  Stael,   Dix  annees  d'exil,  2de  partie,  Chap.  I. 
2)  aR.  Ssicr,  SBricfc  auS  bem   ^aä^la^  öon  (Si^.  ht  SBiUcrS,  299.    Ma- 
dame de  Stael  ä  Villers,  Coppet,  21  Oct.  1810. 


282  folgen  bft  Unterbrflcfund  be«  BntSfi. 

3Rtt  ber  Uterärifd^en  Soufbal^n  n)ar  eS  vorläufig  gu  @nbe. 
@iS  blieben  bie  (Sntfd^abigungen  beS  ^ritmtlebenS,  ber  ^cimiUe. 
3lud)  biefe  foHten  verbittert  werben,  ©en  beiben  ©öl^nett  üon 
gran  Don  ©taßl  würbe  ber  Slufcntl^alt  in  g^ranfreid^,  fclbji  baS 
Ueberfd)reiten  ber  ©renje,  ol^ne  befonbere  grlaubnife  öerboten. 
Ungefäl^r  gu  berfelben  Qtxt  üerpel  ßorbign^,  ber  ^dfett  üon 
ßoir-et^ßl^er,  in  bie  fQiferIid)e  Ungnabe,  weil  er  bfc  SBcfel^le 
feiner  SBorgefe^ten  gu  [d^onenb  burd)gefül^rt,  befonberä  beäwegen, 
weil  er  baburd)  baS  SKannffript  »De  TAllemagnec,  beffen  man 
nid^t  niel^r  l^abl^aft  werben  lonnte,  gerettet  l^atte.  6r  na\)m 
fid)  baö  £oo§,  weld)e§  il^n  traf,  fo  fel^r  gu  bergen,  bofe  -er  ber 
Äranfl^eit,  bie  il^n  im  blül^enben  3Ranne8alter  ba^fnraffte, 
feinen  SBiberftanb  leiftete.  ©aS  näd)[te  Dpfer  war  Sarante,  ber 
^Präfeft  öon  ®enf.  (gr  erl^ielt  bcn  Sefel^l,  alle  ©d^riftfad^cn  in 
ßoppet  gu  öerftegeln  unb  begnügte  ftdt)  jlatt  beffen  mit  einer 
fd^riftlid^en  ©rllärung  Don  ^au  Don  @ta6l,  äl^nlid^  berfenigen, 
bie  fte  in  ß^aumont  abgegeben  l^atte,  unb  worin  fle  Derfprad^, 
ba§  Suc^  über  ®eutfd)lanb  in  anbcm  Sänbem  beS  Äontlnent« 
Weber  fclbft  brucfen  nodt)  burd^  Slnbere  Deröffentlid^en  gu  laffen '). 
®od)  würbe  im  offigiellen  $ari§  geleugnet,  bafe  bie«  ber  @runb 
ber  Ungufricbenl^eit  be§  ÄaiferS  fei,  unb  bafür  geltenb  gemad^t, 
bafe  Sarante  ber  Äaiferin  g^fepi^ine,  als  fte  im  ^txb^  1810 
burd^  ®cnf  fam,  ein  g^eft  gegeben  l^abe.  ^m  S)egember  tonxbt 
er  abberufen  unb  burd^  einen  gewiffen  ^erm  ßa^jelle  erfe^t, 
ber  an  Unterwürfigfeit  nid^ts  gu  wünfd)en  übrig  liefe,  ©er 
entlaffene  ^räfeft  lel^nte  ben  SSorfc^lag,  in  bie  faif erliefe  Uni* 
Derfttät  übergutreten,  ah  unb  gog  ftd^  in§  ^rioatleben  gurödf*). 
3ngwifd^en  mad^te  ber  Sud^i^anbler  Sfticole,  ber  baS  Sud^  in 
aSerlag  genommen  l^atte,  Sanierott,  unb  fein  Serluft  würbe  auf 
50,000  grranten  gefd^äfet.  ®ie  genfur  entfd)äbigte  i^n  mit 
500  granfen  für  baS   ^copkx    be^3   ingwifd^en  eingeftantpften 


^)  Welsch inger,  La  Censure  sous  le  premier  Empire,  371—372. 
2)  Bardoux,  Le  Comte  de  Montlosier  et  le  Gallicanisme,  159—162. 
Montlosier  ä  Barante,  Dec— Janvier  1810—1811. 


golöcn  bcr  Untcrbrüdung  beS  S3u(^S.  283 

a3ud^^;  grau  t)on  Stael  fanbtc  15,000  %xanhn,  aber  bcr  Wann 
ging  bod)  gu  ©runbe.  „SBie?",  fagtc  ©aüarg,  al^Älagen  über 
baö  SBorgefaflnc  laut  würben,  „follten  tt)ir  fünfjel^n  Saläre  lang 
Ärieg  gefül^rt  l^aben,  bamit  eine  fo  berül^mte  grau  nid^tS  öon 
unö  ju  jagen  n^üfete!"  ^)  „Unfere  Siteratur",  fd^rieb  ein  offijieHer 
Äritiler,  „i[t  ju  eiferfüd)tig  auf  il^re  (gl^re  unb  auf  il^re  8ln= 
redete,  um  biefelben  fo  leid^tl^in  an  grau  t)ou  Stael  abzutreten"  ^). 
Äurge  S^xi  barauf  eilte  ©eranbo,  jum  SRitglieb  ber  römifd)en 
ßonfulta  ernannt,  burd^  (Senf,  ol^ne  bafe  weber  er  nod^  feine 
grau  bie  ©elegen^eit  ju  einem  aSefud)  bei  ber  greunbin  in 
ßoppet  benü^ten.  ©ie  fül^Ite  eö  tief,  „^i)  Ijobt  ju  grofee 
Sld^tung  üor  Syrern  ßi^arafter  unb  g'^rem  Seben",  antn)ürtete 
jte  auf  einen  @ntf(i)ulbigung§brief  t)on  il^m,  „um  gu  beurtl^eilen, 
xoa^  id)  nid^t  uerftel^e.  3^  beflage  bie  Sßerl^ältniffe,  bie  über 
eine  greunbf d^aft ,  meldte  id^  unerfdf)ätterlid^  glaubte,  il^ren 
©d^Ieier  gen)orfen  l^aben.  2Bir  l^aben  gegenfeitige  Segiel^ungen, 
burd^  ttjeld^e  id)  auf  inbireftem  2öeg  t)on  Sinnen  l^ören  werbe; 
fte  ermöglichen  e§  mir,  auf  beffere  Stikn  ju  warten''.  91ur  in 
einem  33rief  an  ßamiUe  Sorban  liefe  fie  jtd)  jur  33emerfung 
l^inreifeen,  auc^  in  ber  greunbfd^aft  bliebe  ©eranbo  ?ßl)ilantlörop: 
man  l^abe  Sllmofen  ju  fürd^ten^).  ®er  ^erjogin  guife  fd^ilberte 
fte  ba§  aSorgefaHne,  unb  wie  fte  bafür  geftraft  werbe,  bie 
©eutfdfien,  unb  in^befonbere  bie  ^reufeen,  ju  fel^r  gepriefen  gu 
l^aben,  öon  weld)en  ber  Äaifer  bel^aupte,  e§  werbe  bod^  niemals 
gelingen,  SRänner  auö  i^nen  gu  madfien*).    §ier  l^at  ba§  ®e* 


•)  Sainte-Beuve,  Camille  Jordan.  Nouveaux  Lundis,  XII,  255. 
Madame  de  Stael  ä  Camille  Jordan,  Coppet,  1  Nov.  1810. 

^  Amar  de  Rivier,  Quinzaine  litteraire,  1810. 

^)  Sainte-Beuve,  Camille  Jordan.  Nouveaux  Lundis,  XII,  255. 
Madame  de  Stael  k  Camille  Jordan,  Gen^ve,  16  Janvier  1810.  Baron 
de  Gerando,  Lettres  inedites,  etc.,  75.  Madame  de  Stael  k  Gerando, 
(1810). 

*)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet  et 
Weimar,  174—176.  Madame  de  Stael  ä  la  Duchesse  Louise,  Coppet, 
20  Oct.  1810. 


284  ®ic  ©elbfiöerurtl^cUung  dlapoltorC^. 

bäd^tnife  öon  grau  bon  ©tael  jtc  in  foweit  gctäufd)t  al§  bic 
3[eu|crung,  mt  fie  cö  felbft  in  einem  Srief  an  Gamille  Sorban 
crjäl^It,  t)on  ©auar^  getl^an  tüorben  n)ar.  „(gS  ift  leid)ter, 
5Hu^fattt)ein  au§  fauren  3;rauben  ju  mad^en",  l^atte  er  erläuternb 
l^ingußefügt »).  5Rad)  bem  SlbfaK  üon  g)orf,  am  1.  SRärj  1813, 
tl^at  9lapoIeon  bie  Sleufeerung,  bie  $reu|en  feien  feine  SRation, 
pe  ptten  feinen  nationalen  ©tolg,  fte  [eien  bie  ©aScogner  öon 
©entfd^lanb.  »Les  Prussiens  sont  des  eventuels.  Nous  les 
avons  toujours  meprises«^). 

@id)  felbft  aber  fprad^  eines  3;ag§  ber  Äaifer  ein  SBer= 
bamnumgSnrtl^eil,  uernid^tenber  als  alle  Slnflagen  feiner  ©egner. 
„.  .  .  .  Fontanes,  tüiffen  @ie,  was  mic^  anf  biefer  SSBelt  mel^r 
als  alles  Slnbcre  in  ©rftannen  fe^t?"  fagte  er  im  September 
1808  jum  ©id)ter,  ben  er  eben  jnm  ®ro|meifter  ber  Uniöerptat 
ernannt  l^atte;  „eS  ift  bie  Unfät)igfeit  ber  rollen  ©etoalt,  irgenb 
etwas  jn  organijtren.  @S  gibt  in  ber  SBelt  nnr  gwei  3)inge, 
baS  @d)tDert  nnb  ben  ®eift.  ®nrd)  ®eift  uerftel^c  id^  ben  ®etjl 
ber  religiöfen  nnb  bürgerlid^en  3"ftitntionen  .  .  .  9Rit  ber  ßcit 
ift  es  immer  baS  ©d^mert,  baS  bnrd)  ben  ®eift  gefd^lagen 
wirb"»). 


')  SaiDte-Beuvo,   Camille   Jordan.     Nouveaux   Landis,   XII,    255. 
Madame  de  Staöl  ä  Camille  Jordan,  1  Nov.  1810. 

-)  SB.  Diidcii,  Dcfterrcid^  unb  ^rcufecn  im  Befretungdfriege,  I,  89,  9{ote. 
^)  Saiute-Beuve,  Foutaues.    Revue  des  Deux  Mondes,  1838,  645. 


iUfttB  iflpitel 


Sllö  man  üon  ber  wiUffirlid^en  unb  brutalen  SBerfolöung 
prte,  ber  %xa\x  Don  ©tael  jum  Dpfer  öefallen  war,  glaubte 
man  fo  jiemlid)  allgemein,  bafe  jte  ben  ©d^lag,  ber  pe  in 
ilirer  DoHen  ^probuftion^Iraft  getroffen  l^atte,  nid^t  überwinben 
werbe.  SRan  ging  babei  Don  ber  getoölinlid^en  33orau§fe^uug 
aus,  toeld^e  bie  inneren  SBanblungen  oon  ben  dufeeren  @d)icf* 
falen  abpngig  mac^t,  unb  eben  barin  täufcl)te  man  fid^.  Ueber 
jte,  weld^e  bie  ®ebanfen  ber  9KenfcI)en  im  ®uten  unb  im 
@cl)limmen  fo  oiel  befd^äftigte,  war  im  Sauf  ber  ^aS^xt  unb  im 
®eleit  ber  ^Prüfungen  unb  ber  ßrfal^rungen  eine  Stimmung  ge= 
fommen,  bie  beS  äufeem  SrofteS  mel^r  unb  mel^r  entbeliren  unb 
über  UnbiH  unb  Seleibigungen  jid^  mit  oerföl^nter  SRejignation 
l^inwegfe^en  fonnte. 

irreligiös  war  gtau  oon  ©tael  nie  gewefen.  S^  einer 
Seit,  wo  weltlidt)e  ^ntereffen  unb  ber  Slntl^eil  an  ber  5ßolitif  jte 
am  ftärfften  bejdt)äftigten,  im  Sauf  beS  g^l^reS  1796,  regte  jte 
bie  Don  einem  ilirer  iJreunbe  auSgefprodt)ene  S^iöerjtd^t  auf  bie 
ewige  iJortbauer  nad)  bem  Sobe  gu  folgenben  SSemerfungen  an: 
„Ueber  alle  biefe  großen  iJragen  l^abe  idf)  ftetS  nur  einen  ®e== 
bauten  beftimmt  feftgel^alten ;  id)  l^ube  immer  geglaubt,  t)a^  bie 
religiöfen  Uebergeugungen  bem  SBol^l  beS  SJJenfd^en  förberlid) 
feien,  unb  mid;  felbft  fo  belianbelt,  wie  id)  glaube,  bafe  wir 
Slnbere  bel^anbeln  f oHen :  id^  l^abe  gefürd)tet,  mid)  ber  religiöfen 


286     ^^^  religtöfen  9[nf(^auungen  t)on  ^rau  t)on  @tael  in  il^ter  Sufienb. 

Ucberjeugungen  gu  berauben"*).  6in  fold^eö  nod^  gaitj  ttcga= 
tioeS  Sefenntntfe,  fo  ungureiclienb  eö  fein  ntod^te,  fd^lofe  bod^ 
ben  ©ebanfen  tt)illfürlid)er  Slblel^nung  au8.  @S  lonnte  auf  btc 
©auer  einem  bergen  nic^t  genügen,  ba§  gang  befonbcrS  baju 
öorbeftimmt  war,  unrul^ig  gu  bleiben,  bis  eö,  öon  jtd^  felbfl  bc* 
freit,  empfunben  l^atte,  wie  „.  .  .  aUeg  ©rängen,  aUeö  SRingen, 
ift  ewige  SRul^  in  ®ott  beut  ,I^errn"  ^).  &xn  öager  ®ci8mu8 
fonnte  bagu  ni(i)t  fül^ren.  ®ie  gwfl^nbial^rc  öon  ffrau  öon 
©tael  fielen  in  eine  Strömung  fpottenber  Slegation.  Um 
il^r  gu  wiberftel^en,  l^atte  9JJabame  Slecfer  il)rem  ©tauben  bic 
©d^u^wel^r  ed^ter  Humanität  unb  ftreng  met^obifd^er  ^öm- 
migfeit  gegeben.  3n  ber  le^tem  fanb  if)re  SEod^ter  ftd^  nid^t 
gured[)t.  9lod^  weniger  befriebigten  fpäter  bie  m^ftifd^cn  8lm 
wanblungen  beö  Saron  ©tael  feine  junge  grau,  ©ic  fjrteunbe, 
bie  il^r  am  nädt)ften  ftanben,  bie  ^erfönlid^feiten,  blc  ftc  am 
meiften  bewunberte,  2Kirabeau,  StaUe^ranb,  3iarbonne,  Senjamin 
ßonftant,  l^ulbigten  entweber  einem  pl^ilofopliifd^ett  ßflcftigiömuiS, 
„ber  bie  S)inge  nad)  bem  ßic^t  ber  SBernunft,  nid^t  nad^  l^er« 
gebrad)ter  Ueberlieferung"  beurtf)eilt  wiffen  wollte^),  ober  jtc 
waren  ©pifuräer.  Sei  ben  ©inen  feffeltc  fte  ber  l^öd^fte,  geifttgc 
geinpnn,  bie  üollettbete  Kultur  unb  SebenSfunft,  bei  ben  änbem 
eine  Stolerang,  bereu  SBerbienft  jte  überfd^ä^te.  aSerbienftUd^  ifi 
pe  wol^l  nur  bann,  wenn  pe  öon  @oId)en  geübt  wirb,  bic  felbjt 
eine  Uebergeugung  l^aben.  6in  ßinflufe  freilid^,  unb  gwar  ber 
mäd)tigfte  Don  allen,  pel  bei  %xan  oon  @tael  gu  ©unftcn 
ernfter  Sieligioptät  in  bie  SBagfc^ale.  @ö  war  ber  i^re«  SJlujicrS 
unb  SSorbilbö  in  allem  @uten,  il^reö  SSaterö.  Snmitten  ber  38er« 
neinungen  eines  bogmatifd^en  Unglaubens  befanntc  pd^  SlcdEer 
mel^r  unb  mel^r  gu  ben  Seigren  beS  ©oangeliumS  als  ©ncr,  ber 
d^riftlid^  leben  unb  pd)  barauf  vorbereiten  wollte,  d^rifilid^  gu  fterbcn. 


')  Roederer,  Oeuvres,  VIII,  645.    Madame   de   Staei   ä   Roederer, 
Lausanne,  20  Aoüt  1796. 

^  &ottf)e,  nati)  ©iotbano  SBruno. 

^)  Madame  de  Stael,  Cousiderations,  I,  189. 


®t\pta^  3h){f^cn  ^vaii  Don  @tael  unb  Sactctcllc.  287 

5Rad^  ferner  SRfidffei^r  in  bie  ©d^tüeij  mar  auf  fetnett  befonbem 
SBunfd)  in  feiner  näd)ften  Umgebung  nie  mel^r  Don  ^olitif, 
um  fo  mel)r  aber  Don  Sieligion  bie  9fiebe.  S)ie  SBibliotl^el 
öon  ßoppet  war  reid^  nid^t  nur  an  religiöfen  @d)riften,  fonbem 
aud^  an  SBerfen  ber  ßontroöerfe  ^).  SBenn  ^Jrau  öon  @tael 
il^rem  SBater  ba§  pd^fte  Sob  fpenben  njoHte,  fo  Derglid)  jte  il^n 
mit  iJenelon,  ber  il^r,  ber  5ßroteftantin,  ber  Zt))p\x^  beö  9Kenfd^en= 
freunbe^  blieb,  ©erabe  für  iJrau  oon  ©tael  mufete  ftdf)  ber 
SluSfprud)  öon  ®oetl)e  benjal^rl^eiten,  ba^  wir  nur  öon  S^nen 
lernen,  bie  wir  lieben.  Sll§  Sacreteße  1802  nac^  ßoppet  fam, 
fanb  er  fie  laum  weniger  al§  tl^ren  SSater  mit  ben  ewigen  Siatl^' 
fein  beö  SJJenfd^enbafeinS  befd)äftigt,  unb  in  feiner  SBiebcrgabe 
ber  ©efpräd^e  üon  bamal§  läfet  jtd)  juweilen  il^re  Stimme  nod) 
beutlid^  unterfc^eiben.  @ie  fprac^  oon  ber  ßmpfinbung  innerer 
Seere,  weld^e  aud)  bie  angeftrengtefte  Sl^ätigfeit  nid^t  auöjufüHen 
vermöge,  oon  glüdflid^en  unb  feltenen  Slugenblicfen  il^rer  fonft 
fo  weltlid^en  6]ciftenj,  in  weld^en  ein  Sebfirfnife  unb  Verlangen 
nad)  ber  ©ottl^eit  fte  ergreife,  unb  bie  befeligenbe  SBifion  ber 
^eiligen  il^r  oerftänblid^  werbe.  Sie  l^abe  wenigften^  ben 
Äampf  gegen  alle  l^arten  unb  lieblofen  Siegungen,  gegen  alle 
SÖ^eorien,  bie  ba§  §eiligtl^um  be§  @ewiffen§  fälfd^en,  gegen  alle 
SBorfpiegelungen  trügertfd^er  ®röfee  begonnen.  2)em  ®ott  ber 
Siebe  wolle  fte  burd^  plfreid^e  Siebe  für  alle  feine  ©efd^öpfe 
bienen  unb  fid^  fo  borbereiten  »d'aborder  le  terrible  tete-a-tete 
avec  Dieu«. 

Sie  fül)le  guweilen,  bafe  il^r  fein  langet  Seben  befc^ieben  fein 
werbe,  bafe  ein  ^JJifeoerl^ältnife  jwifd^en  il^rem  geiftigen  S3er- 
mögen  unb  il^rem  SBollen  befleiße,  bafe  bie  UnooUfommenl^eit, 
bie  alle§  irbifc^e  (Streben  begleite,  il^r  jur  S^olter  fei,  ber  fte 
t)or  ber  S^xt  erliegen  giüffe.  9!Jiit  biefem  ©ebanfen  l^abe  fte  jtc^ 
üerföl^nt  unb  il^re  SSernunft  ^l^m  unterworfen,  ber  oon  ben 
SJJenfd^en  33ater  genannt  fein  wollte  2). 

0  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  11,  178,  449. 

^)  Lacretelle,  Testament  philosopbique  et  litteraire,  II,  73  u.  ff.,  103. 


288  Unterrebung  atDifd^en  @ottf)t  unb  Srtau  tum  GiaeL 

SBäl^renb  il^rcS  Slufcnt^altö  in  SBcimar  l^atte  grau  öon 
©tael  eine  Unterrebung  mit  ®oet^c,  in  weld^er  öon  bcn  gmei 
SBelten,  ber  geiftigen  unb  ber  jinnlidö^ir  ^i^  9*cbe  war.  Sn 
allem,  waS  auf  bie  Sinnenmelt  Sejug  l^abe,  meinte  fte,  lömie 
eine  unenblid^e  Slbflufung  ber  ©eifter,  eine  l^ol^c  Superiorttät  ber 
5ß^antajte,  ber  Srpnbung  beftel^en;  aber  über  aUeS,  wag  ®eift, 
waö  ©enfen,  waö  ßwfömmenttjirfen  öon  ®eift  unb  SKaterie  be* 
treffe,  baöon  wtffe  ber  le^te  if)rer  ©iener  eigentlid^  fo  öiel  als 
jte,  baö  fei  ©elieimnife.  ^m  Slugenblidt,  wo  wir  eö  entpHen 
fönnten,  würben  wir  auff)ören,  9)ienfd^en  ju  fein;  benn  unter 
ber  Sebingung  nur  pnb  wir  eS,  bafe  wir  nid^t  wiffcn,  ob  wir 
fortbauem  ober  oernicI)tet  werben.  S)a  muffen  wir  glauben. 
aHe  ©rubelet  barüber  fönne  il^ren  formalen  Sßu^en  l^aben,  aber 
pe  bringe  feinen  @(I)ritt  weiter.  @ö  feien  jwei  Sluöwege  offen, 
jur  @cI)olaftif  unb  gur  'üJl^ftif.  „SBir  fpalten  Sltome",  fügte  fte 
Wi^i  n^^^  Ö^ben  leeren  ©d^ulpl^rafen  eine  oergeiftigte  ^ftenj, 
ober  wir  üerfenfen  un§  in  bie  Stiefen  üon  9)iabame  ©u^on. 
Safet  unö  alfo  bie  ©renken  ber  3JlenfcI)l^eit  erfennen"  ^). 

©0  lange  9lerfer  lebte,  liefe  jtd^  baö  religiöfe  Problem  im 
©afein  feiner  2;ocI)ter  nie  ganj  gurücfbrängen'.  9iad^  feinem 
Stöbe  würbe  fte  e§  öollenbs  nid^t  mel^r  loS.  6r,  ber  wäl^renb 
feines  SebenS  il)r  Sefd^ü^er  gewefen  war,  würbe  nun  tl^r 
©d)u^geift,  unb  üerwieS  nad^  oben. 

a3ereit§  in  ben  ©efpräd^en  mit  ßacreteße  l^atte  grau  öon 
@tael  ftd)  jum  6l)riftentl)um  befannt.  SlHein  jte  war  eine  auf« 
rid^tige  3iatur  unb  wufete  wol^l,  wie  eö  mit  il^rem  Sefenntnife  be8=^ 
felben  befd^affen  war.  SBon  ber  3:aufd)ung,  atö  ob  im  menfd^Iid^en 
^erjen  SlUeö  wol^lbefteHt  fei,  war  jte  längft  gel^eilt;  in  Jene 
anbere,  alö  ob  ber  9Jienfd)  mit  einem  getl^eilten  bergen  öor 
©Ott  l^intreten  bürfe,  war  fte  niemals  ^oerf allen.  SBol^I  aber 
mod^te  fte  jtd)  in  beö  ©id^terS  SBorten  fragen: 

»La  foi  qui  n'agit  point  est-ce  une  foi  sincerePc 


*)  ^.  ©untrer,  C^oc^k  unb  S^axl  ^tugiift,  II,  469. 


S)aS  retigiöfc  Problem  tritt  in  bcn  SBorbergrunb.  289 

SKittcn  unter  bcn  Icibenfd^aftlid^en  Äonpiftcn,  meldten 
„Sctpl^inc"  bie  ©ntfiel^ung  üerbanfte,  [teilte  pd^  bie  3Serfa[ferin 
bie  Srage,  n)a§  benn  unfere  ©d^merjen  mit  unfern  ^pflid^ten 
gemein  l^ätten.  „^\t  Sugenb  nid^t  berfelbe  Segriff,  tüie  in  ben 
SCagen  unfere^  ®lüdfe§  geblieben?"  fragt  biejemge,  weld^e  bie 
eigenften  ©ebanfen  ber  SBerfafferin  auöfprid^t ;  ,,f ^Hte  jte  weniger 
9Jiad)t  über  un§  l^aben,  weil  ber  9Jloment  ba  i[t,  gu  tl^un,  n)a§ 
wir  biSl^er  nur  bewunberten?''^) 

Sllö   „Sorinna"   erfd^ien,   öergeid^nete  %  SJiadfintoflö   ben 

Sortfd^ritt  in  ben  3lnfd)auungen  ber  SSerfafferin.    Qtoax,  fagt 

er,  nid)t  bie  (ärlenntni^   üom   SEBefen  ber  ®inge,  bie  bei  il^r 

eine  unüollftänbige  fei,  wol^l  aber  bie  ßrfenntnife  ber  menfd)- 

lidien  SRatur  öerweife  il^re  SSernunft  auf  bie  SRotljwenbigfeit  beS 
®laubenö2). 

@in  anberer,  tiefjtnniger  33eobad)ter  ift  burd)  bie  gelture 
be^felben  aSud^ö  ju  Betrachtungen  angeregt  worben,  bie,  weit 
über  ben  urfprünglid)en  ©egenftanb,  in  alle  3:iefen  be§  menfd^* 
lid^en  §erjen§  bringen.  „SBäre  e§  benn  wirflid)  fo",  fd^reibt 
^lejranbre  SSinet,  „bafe  gerabe  ©iejenigen,  bie  mel^r  al§  Stnbere 
lieben,  ftd)  bamit  ber  ®efal)r  au^fe^en,  weniger  geliebt  ju  wer= 
bcn,  unb  forbert  bie  üertrauenbe  Eingebung  wal)rer  5Jleigung 
wirflid^  ben  UnbanI  l^erau^?  Säge  barin  eben  eine§  ber  ®e« 
l)eimniffc  be§  ^ergenö  unb  be§  £eben§?  SBenn  bem  fo  wäre, 
bann  wal^rlid)  gebe  e§  nid^tö  3:ragif(^ere§  auf  ßrben.  (Sben 
bicfc  S3orau§fe^ung  aber  liegt  jum  S£f)eil  ber  2;ragif  xion  60^= 
rinna  ju  ©runbe.  '^l)x  UnglüdE  ift  biefeg,  bafe  pe  ju  flbermäfeig 
liebt.  97id^t  nur  baö  3Jiart^rium  einer  überlegenen,  wciblid^en 
5llatur,  ba§  5Kart^rium  be§  ®eniu§  überl^aupt,  vergegenwärtigt 
jld^  in  einem  ©d^idfal,  beffen  le^tc  Urfad)en  in  ber  menfd)li<l^en 
Sftatur  felbft  verborgen  liegen,  fonbern  biefe§  @d)idffal  ift  eben 


')  ©iel&c  f)kx  «Bb.  IF,  ^ap,  VIT,  405-406. 
*)  Sir  J.  Mackintosh,  Memoirs,  I,  408. 
»Icnnetl&anett,  Örau  \Jon  ©tael.  III.  19 


290  «lexanbre  S3fnet  über  „ßorinna". 

jenes  ber  Siebe,  iinb  barin  liegt  tt)ie  eine  Offenbarung.  35ie 
Siebe  ift  fein  ^anbel,  fte  ift  ein  Opfer,  unb  al8  fold^e«  mn^ 
j?e  in  biefer  trüben  SBelt  geübt  werben.  Sieben  l^eifet  gum 
Slltar  gelten,  l^eifet  auf  ©egenliebe  üergid^ten;  nur  ber  liebt 
wirflic^,  bem  bie  Siebe  [elbft  ber  l^ödifte  So^n  ber  Siebe  ift, 
unb  bamit  ein  fo  erl^abeneS  unb  gugleid)  fo  feierlid^  emfteS 
©efül^I  in  un§  lebe,  ift  e§  nad^  bem  SBort  unb  ber  ©rfal^nmg 
be§  SlpoftelS  ber  Stationen  üorbeftimmt,  „ba&,  Je  mel^r  wir  Heben, 
wir  befto  weniger  geliebt  werben"  0.  ®a§  le^te  Qk\  fo  f(%merj* 
lid^er  Setrad)tungen  ift  ba&  Äreug,  wo,  öon  ber  gangen  SBelt 
öerlaffen,  bie  Siebe  in  ber  SSerlaffenlieit  ftegt.  So  betrad^tet, 
ift  „Corinna"  nid)t  bie  Seibenögefd^id^te  einer  gtau,  ober  bie  be* 
rebfame  Älage  über  ba§  enblid)e  @d)idffal  beiS  SRul^mS  unb  bti 
@enie§.  .  .  .  „ßorinna''  ift  üielmel^r  eine  Plegie  über  bie  a3e* 
ftimmung  beö  5Kenfci^en  l^ienieben,  unb  il^r  ifi  bie  ©omenfrone 
be§  ©d^mergeö  tief  in  bie  ©tirn  gebrücff*  2). 

Sn  äl^nlici^er  Stimmung  l)attc  grau  oon  @tael  ba&  SEBerf 
Dollenbet.  3ll§  eö  1807  erfd^ien,  war  bie  Idngft  angebal^nte 
Umfel^r  Don  ben  ©oftrinen  be§  l^umanitdren  ©piritualigmuS  gu 
jenen  beö  6l)riftent]^umö  entfd^ieben.  @ö  ftnb  fel^r  gering«  8ln« 
l^altöpunfte  barüber  üorl^anben,  wie  %xa\x  oon  ©taäl  gur  bog*' 
matifdien  Seigre  il^rer  eigenen  firci^lid)en  ©emeinfd^aft  fic^  öer* 
l^ielt,  beren  ®otte§bienfte  |te  in  ßoppet  unb  ®enf  befu(%te.  Sl^r 
@d)weigen  beftätigt  nur,  bafe  fte,  wie  überl^aupt  bie  ©eneration, 
welcher  fie  angel^örte,  ben  Slac^brud  auf  bie  etl^ifc^en  gorbe^ 
Hingen  be§  ßl^riftentl^umö  legte.  »Un  latitudinarisme  piätislec, 
nannte  fpäter  ber  «^ergog  üon  33roglie  ben  religiöfcn  @tanb» 
punft  feiner  ©ci^wiegermutter.  2)ie  ci^riftlid)en  ©ogmen  fteHte 
fte  in  fpätem  Salären  fo  wenig  in  gtage,  bafe  fte  pd^  öon  ber 
lange  feftge^altenen  Slufd^auung  ber  oon  ber  SReligion  getrennten 


»)  Sttjcitcr  ©rief  an  bie  i^orint^cr,  XII,  15. 

2)  Alexandre  Vinet,  Etudes  sur  la  litterature  fran^aise  au  XIX 


si^cle,  I.    Madame  de  Stae!  et  Chateaubriand;  Corinne. 


grau  öon  Stael  an  ©eranbo,  1807.  291 

natürlid^en  3Jloral  beftimmt  loöfagtei).  es  i[t  9llc?:anbre  SSinet 
nid^t  entgangen,  bafe  ^erjenöbemutl^  ein  3w9  ^on  Corinna  i[t, 
bie  er  gerabeju  „eine  bemütl^ige  ©eele"  nennt  unb  innerlid) 
bemfit^iß,  bei  allem  ©elb[tben)ufet[ein  in  Sejug  auf  il^r  Salent, 
ift  aud)  bie  3Serfafjerin  öon  „Corinna"  Don  3Wabame  Slerfer  be 
@au[fure,  bie  pe  am  beften  fannte,  genannt  toorben^).  2)aö 
Sud^  xmx  fanm  er[d)ienen,  al§  ^Jrau  Don  ©tael  an  ©eranbo 
fc^rieb:  „^d)  fel)e  wol^l,  bafe  ic^  jum  ßeiben  geboren  bin,  unb 
barüber  l^abe  id)  mir  ein  ganjeg  religiöfe^  Softem  gefd)affen. 
3d^  l^abe  mir  fdjwere  3Sormürfe  über  mein  SBerl^alten,  gurS^it, 
n)0  e^  mir  rnolil  erging,  ju  machen,  unb  gel^e  um  fo  [trenger  mit 
mir  inö  ®erid)t,  aU  xä)  an  bie  emige  @ered)tigfeit  glaube  unb 
jeit  üier  Satiren  fo  Diel  geweint  l^abe,  ba^  id)  eö  tool^l  öerbient 
^aben  mufe.  @ie  mad)en  mir  mein  ©tidfc^meigen  in  33egug  auf 
meine  religiöfe  ©eftnnung  jum  33orn)urf.  SSBol^l  erft  bann,  wenn 
@ute§  gu  berid)ten  ift,  werbe  id)  barüber  fpred)en  fönnen.  Sn= 
bef[en  bin  ici^  in  biefem  ^unft  fo  ängftlid)  für  meine  Äinber 
bef orgt,  bafe  id^  würbige  3iad^fommen  meinet  3Sater§  gurüdfgu« 
laffen  l^offe'' »). 

S)er  immer  fd)ärfer  ftd)  betonenben  inneren  Säuterung 
fd^ienen  bie  äußeren  Umftänbe  entgegengufommen. 

Unter  ben  beftänbigen  SBebrotjungen  unb  6rfd)ütterungen 
Don  Sinken  erwad)te  überl^aupt  ba§  Sebürfnife  nad)  einem 
l)ö]^eren  ^alt,  nad^  einer  Drbnung  ber  2)inge,  „nid)t  Don  Unten 
l)inauf,  fonbem  Don  Dben  l^erab'',  auf  bie  Äant  al§  auf  bie 
eingige  Derwiefen  l^at,  Don  weld^er  ber  gortfd)ritt  gum  Seffern 
erwartet  werben  fönne.  ©elbft  ©enjenigen,  für  weld)e  bie  3ln= 
nälierung   an   bie   c^riftlid^en  Uebergeugungen  nur  ein   ®urd^« 

*)  Madame  de  Stael,  De  l'Allemagne  S^me  partie,  Chap.  XII,  XIII, 
XIV. 

^)  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  ecrits 
de  Madame  de  Stael.  S)ie  ^bfd^nttte  Soci^t^  et  Conversation,  unb  Effets  du 
temps. 

^)  Baron  de  G brande,  Lettres  inödites  et  Souvenirs  biographi- 
ques,  etc.,  72.    Madame  de  Stael  ä  G^rando,  16  Juillet  1807. 

19* 


292  ^<"ö  ""^  ^^^^  swüatr. 

flangSpimtt  war,  lernte  bie  Slotl^  beten,  „^d)  bin  In  bcn  legten 
gel^n  3al)rcn  bnrc^auS  d)ri[tUci^  geworben  nnb  bctrad^te  baS 
ei^riftentl^um  al§  ben  eißentlic^en  SKittelpunft  ber  SBelt",  änderte 
®en^  1811.  „3ine§,  n>a§  in  mir  nod^  jugenblid^  ijl,  l^abe  id^ 
biefer  wol^ltptigen  SieDolution  gu  banfen''^).  „Sül^len  Sie 
nid)l",  fc^rieb  um  bie[elbe  3^it  Slbam  SJlfiHcr  bem  Sfrcunb, 
„tt)ie  baö  alte  SBeltreid)  beö  ®lauben8,  je  mel^r  e«  brausen 
gerfänt,  um  fo  fefter  unb  reiner  in  ^f)xex  @cclc  Pd^  erl^ebt? 
%üx  men  ift  benn  bie  ßrnte  aH'  biefer  unglücflid^en  Sage,  für 
unfere  fd)einbar  gludlid)en  Sfeinbe,  ober  für  \xn§V  .  .  .  ^3^ 
banfe  @ott,  bafe  er  mid)  burd)  bie  anbellenbe  ©cmeinl^eit  immer 
ftoljer  befeftigen  läfet  in  bem  SBeltgebanfen  ber  ffrcll^elt,  ben 
id)  mit  bem  ®efe^  ®otteö  oerföl^ne'' ^).  S)ie  SReöolutton,  meinte 
aud)  er,  muffe  innerlid)  befampft  werben,  lieber  bie  Art  unb 
SBeife,  wie  baö  bewerfftelligt  werben  lonnte,  gingen  bie  SBcge 
auSeinanber. 

©ie  Häupter  ber  fraujöpfd^enreligiöfenSReaftion,  S.beSKalfhre 
unb  Sonalb,  blieben  bem  l^iftorifd)  überlieferten  Swfl  b«  eigenen 
^Rationalität  treu,  ber  faft  unentwegt  auf  eine  ftrenge,  felbfl  unbulb« 
fame  Sluffaffung  ber  ^Religion,  auf  eine  aScetifd^e  Snterpretatlon 
il^rer  Seigre  oerwetft,  ber  bie  ^roteftanten  gum  6alöini8m»8, 
bie  Äatl)olifen  nadt)  ^ort^Sio^al,  in  bie  Äartl^aufe  unb  nad^  Sa 
SErappe  fül^rte.  9lic^t  ber  3ieuerer  ßliateaubrianb,  ber  einen 
äftl^etifd^en  Äatl^oliciömug  auferbaute,  fonbem  Sonalb  unb  S)e 
SKaiftre  l^ulbigten  biefem  nationalen  ßug,  inbem  Pe  für  il^re 
politifd^=religiöfe  ©oftrin  biefelben  Slnfprüd^e  unbeugfamer  Dr* 
tl^obojie  erl^oben,  bie  fonft  nur  ben  Iird)lid^en  Seigren  gulamen. 

S)er  Ultramontani§mu§  oon  ©e  9Raiftre  öerwarf  bie  taufenb« 
iäl^rige  SCrabition  ber  frangöjtfc^en  Äird^e,  unb  bie  Sl^eoftratie 
oon  aSonalb  war  il^r  nid^t  weniger  fremb.  Slber  beibe  wußten, 
bafe  bie  Steigung  gu  ejrtremen  ben  frangöftfd)en  Sßationald^aratter 


')  ®.  ©d^tcficr,  8r.  ®enfe,  öcrtrautc  »riefe.    5(n  Süal^el    8.  «ug.  1810. 
^)  8fr.  ®en^  unb   Slbam  äJtüUer,  SSrieftoe^fel,  124.    «.  SOmUet  an 
©ent,  25.  S)ea.  1807,  5.  Suni  1810. 


S)ic  reliöiöfe  SRcoftion  in  gifanfreid^.  293 

bel^errfd^e.  %  bc  SKaiftre  fagt  auöbrüdflid) :  »La  Revolution 
etait  une  oeuvre  fran^aise,  donc  une  oeuvre  exageree«  ^).  Unb 
tl^rcm  SJJebufenliaupt  l^ielten  er  unb  Sonalb  ben  Är^ftaUfd^üb 
abfolutcr  Slutorität  entgegen,  ©ie  l^atten  eö  ben  SBortfül^rern 
üon  1793  abgelaufd^t,  wie  baö  iJUttergoIb  geiftreid^er  ^arabojren 
für  gentünjte  SBal^rl^eit  in  Umlauf  gefegt  werben  fönne.  3la6) 
©anton,  nad^  SRobe^pierre,  nad^  Sonaparte,  blöfutirten  fte  nid^t 
ntel^r:  jte  befretirten.  „©ie  2;]^or]^eiten  fluger  Seute,  bie  6ftra= 
üagangen  geiftreid)er  Äöpfe,  bie  3Serbred)en  braüer  SSürger,  ba§", 
jagte  SBonalb,  „ftnb  bie  9flet)olutionen''.  9tid)t^  war  il^m  t)er== 
abfd^euung^würbiger  al§  ber  ©ebanfe  einer  Stran^altion  mit 
bem  neuen  tJranfreid^.  ©ie  SJJenfd^en,  äufeerte  er,  fönne  man 
nid)t  üon  ber  @ered)tigfeit  übergeugen,  man  muffe  jte  baju 
jwingen;  be^l^alb  jei  bie  ab jolute  ©ewalt  in  jeinen  Slugen  bie 
befte^).  „6§  gibt  feine  menjd^IidE)e  ©ejelljc^aft  ol^ne  ^Regierung", 
erflcirt  ©e  5Kaiftre,  „feine  9fiegterung  ol^ne  ©ouberänetät,  feine 
©ouDeränetät  ol^ne  Unfel^lbarfeit.  ©aö  le^tere  Privilegium  ift 
fo  burd^auö  notl^wenbig,  bafe  bie  Unfel^lbarfeit  jelbjt  bei  weit« 
lid^en  Siegierungen  (wo  jte  nid^t  ijt)  Dorau^geje^t  werben  mufe, 
wenn  il^re  Sluflöfung  öberl^aupt  Derl^inbert  werben  foH''^).  @o 
lautete  baö  ^ringip.  ©eine  fonfequente  ©urd^fül^rung  erwedfte 
feine  Sebenfen  bei  „bem  fatl^olifd)en  3Sciltaire".  „9tid)t§  ift 
fo  wal^r",  fd^reibt  er,  „afö  bafe  ©ewalt  nur  burc^  ©ewalt 
jurädfgeftofeen  werben  fann''..  ©er  Slufforberung  eineö  greunbei^, 
ber  3nWDibuen  ju  fd^onen,  begegnete  er  merfwürbig  genug  mit 
ben  SBorten:  „©a§,  mein  §err,  ift  eine  frangöftfd^e  Stäufc^ung. 
Seien  @ie  übergeugt,  \>a^,  fo  lange  man  nid^t  bie  ^erfoneu 
angreift,  man  nid)tö  gegen  bie  ^Meinungen  getl^an  l^at''^). 
3n  benfelben  neungiger  Salären,  in  welchen  burd^  bie  erften 


')  J.  de  Maistre,  Considerations  sur  la  Revolution. 

2)  Bonald,  Pensees,  II,  unb  Discours  ä  la  chambre,  1816. 

3)  J.  de  Maistre,  Du  Pape,  I,  XIV. 

*)  J.  de  Maistre,   Lettres  in^dites,  publiees   par  Collombet,  Lyon, 
1843. 


294  <Soint*3Wart{n  unb  Salob  ödl^mc. 

SBertc  üou  Soualb  unb  3-  ^^  3Kat[trc  bcr  ®runb  jum  ftrcit* 
baren  voUttfd)en  Äatt)olici§muö  beö  ncunjcl^nten  Sa^r^unbertö 
gelegt  würbe,  fud)tett  Slnbere  bie  SBefriebigung  bc§  rcligtöfen 
©efül^lS  in  ben  Siiefen  beö  befd)aulic^en  gebend  unb  einer  ftillett 
@otte§betrad)tung,  an  n)elci^er  bie  ©türme  ber  Qext  lautlos 
öorüberjogen.  ^ud^  biefe  SRid^tung  fanb  Vertreter  in  gtanfc 
reid).  ©er  merlwürbigfte  berfelben  war  ber  1743  gebome 
Souig  glaube  be  ©aint^TOartin,  ber  fpäter  unter  bem  SRomen 
le  philosophe  inconnu  befannt  würbe.  Seit  beut  ÄinbeiSalter 
mit  Problemen  be§  inneren  Sebenö  befd^äftigt,  ober  öon  feinem 
SSater  gur  SBal)I  eineö  beftimmten  Serufeö  Deranlafet,  würbe  er 
aU  Dffiiier  ber  ©d^üler  üon  9Äartinej  be  ^aSquali*,  beffen 
®et)eimle]^ren  er  fpäter  gu  wenig  einfad^  für  fein  religiöfeö  Se* 
bürfnife  fanb.  @aint=5Kartin  gab  nad^  wenigen  S^l^rctt  bie 
militärifd^e  Saufbal^n  wieber  auf,  aßein  eS  blieb  ein  eigentl^fim= 
lid^er  Si^Ö  \^^^^^  SBefenö,  ba^  er  bie  innere  Sammlung  ht^ 
wal^rte,  ol^ne  jtd)  äufeerlid^  üon  ber  SBelt  gu  trennen,  ©ine 
warme  i5reunbfd)aft  Derbanb  il^n  in  5ßarii^  mit  ber  SKarfd^allin 
Don  5RoaiHe§,  in  beren  ^Jamilie  iJrau  öon  Staöl  ate  junge 
%xau  fo  l^äufig  üertel^rt  l^atte.  9Kit  einem  feiner  eifrigftcn  8ln» 
Pnger,  bem  dürften  SllefiS  ©alli^in  reifte  et  1787  nad^ 
Stalten,  wo  bie  ®räfin  üon  SllbanQ  il)n  naiver  lennen  lernte. 
©ort  wie  in  ber  ^tmatf)  erfd)ien  er  Dielen  feiner  S^fl^noffcn 
aU  „einer  Jener  au^erwäl^lten  ©elfter,  bie  öon  3^it  3«  Seit 
gleid)  SBefen  l^öt)erer  Drbnung  unter  btn  ^JÄeufd^en  wanbeln, 
bamit  beren  urfprünglid^e  SSJürbe  unb  Sd^önl^eit  in  Slbbttbem 
ftd)tbar  bleiben''  ^).  Seit  1788,  wäl^renb  eine«  längeren  «uf* 
entl^altö  in  Strasburg,  mit  bem  beutfd)en  TO^ftifer  Salob  Sd^me 
vertraut  geworben,  fanb  @aint»9Jiartin  in  ben  (Sd^riften  beS« 
felben  einen  ®eift,  ben  er  alö  feinem  eigenen  oerwanbt  erlamite. 
@r  betrad^tete  eö  aU  einen  Stl^eil  feiner  Slufgabe,  i^n  ju  fiubieren, 
auSgulegen,  unb  fein  SBerftänbnife  gu  oermitteln.    3)er  geiftige 


')  SJarnl^agen  Don  ©nfe,  S)cn!tt)ürbiö!cftcn,  I,  404. 


S)ic  religiöfc  ©id^tunfl  in  ©eutfd^Ianb.  295 

9lad)Ia^  be§  armen  [ä^ftfc^en  ©d^ufterS  unb  bie  öon  ben  &m 
geiDeil^tcn  atö  ®cl^eimlel^re  aufgefaßten  @d)riften  be§  franjöjtfcl)en 
Stl^eofopl^en  fammelten  eine  ©emeinbe  öon  beßeifterten  Slnpm 
gern,  für  welche  in  ©eutfd^lanb  ber  Soben  wol^I  borbereitet  war. 
Seit  Älopftodf;  ber  [einen  S)id)terberuf  al^  ^riefteramt  auf= 
gefaßt  wiffen  wollte,  Don  bem  ber  Sran^ofe  be  ©erre  [agt, 
man  muffe  ein  reinem  §erj  l^aben,  um  über  il^n  reben  gu 
bürfen^),  l^atte  eö  nid)t  an  @old)en  gefet)lt,  bie  ben  Quq  nac^ 
Oben  in  ber  S)ici^tung  wie  im  ßeben  feftl^ielten.  Sei  Hamann 
finben  ftc^  burd)  feine  ©efinition,  ,,SBemunft  ift  @prad)e",  in 
überrafd^enber  Uebereinftimmung  fd^on  oiele  ber  S^een,  bie 
fpäter  Sonalb  entwidfelte,  obwol^l  er  aller  3Ba]^r[d^einlid)feit 
nad)  ben  3iamen  ^amann'ö  nie  l^atte  nennen  pren.  6laubiu§, 
ber  üon  5Riebul^r  „einer  ber  SlHererften,  bem  SBertl^e  nad^"  ge* 
nannt  wirb,  überfe^te  ©aint^SJJartin'ö  „3rrtl)um  unb  SBal^rs 
l^eit",  unb  ©d^riften  üon  iJenelon,  unb  vertraute  ben  @c^a^ 
feines  frommen  Siebet  bem  SSolt.  ^ölt^  bid^tete  in  bemfelben 
©eifte  baö  unöergefelid^e  @ebet: 

„@tär!e  mic^  burd^  S)eine  Sobeöwunben, 
©ottmenfd^,  wenn  bie  feligfte  ber  ©tunben, 
SBeld^e  Äronen  auf  ber  SBage  l^at, 
5)Mnem  Sterbebette  nal^t!" 

S)urd)  ba§  ^Jräulein  üon  Älettenberg  unb  bie  gürftin 
©afli^in,  burd)  Älopftodf  unb  burd)  perfönlid)e  greunbe,  3ung= 
©tiHing,  SaDater,  bie  ©efd^wifter  ?5nebrid^  Seopolb  unb  Slugufte 
©tolberg,  tl^eilweife  aud^  burd^  Scifobi,  trat  biefe  9flid)tung  in 
btn  (ärfal^rungSfreiS  Don  ®oetl^e.  3flad^bem  aud^  pe  il^m  l^ifto^ 
rifdö  geworben  war,  oerbunfelte  ftd)  bod)  ba^  33ilb  ber  ?frauen 
nid)t,  bie  pe  xi)m  vermittelt  l^atten.  ®er  ^firftin  ©aHi^in  ge= 
benft  er  in  etjrfurd^tsooßer  Slnerfennung.  3ln  Slugufte  ©tolberg 
ift   ein  Slbfd^iebSfc^reiben   gerid^tet,  baö  gu  ©oetl^e'S  fd)önften 


»)  ««iebul^r,  ÖcbcnSna^rid^tcn,  I,  499,  1811. 


296  S^re  ^inneigunfl  jur  SR^fHI. 

Sriefeu  jä^U*).  SSJä^rcub  ^af)^^^^^  cr{d)ien  il^m  2aoatcr  „a\^ 
bcr  Qxö^k,  tücifcfte,  iunigfte  aller  [terbUd)cii  unb  unfterblid^en 
SRenf d)eu",  unb  er  betrad^tete  {ein  cigeneö  geben,  mit  bcm  biefcö 
^JJanneiS  Derglidien,  „luie  einen  ftttlid)en  Zoi".  gerbet,  S^Iobi, 
mtxf,  3.  öon  2»üfler,  felbft  SBielanb  urt^eilten  nid^t  onber^. 
2Bem  Don  fo  überlegenen  unb  uerfd^ieben  gearteten  3Renfd^en 
eine  fo  fc^toärmerifd^e  Sewunberung  entgegengebracht  worben 
ift,  bcr  fann  niemals  aufl^ören,  S^tereffe  unb  Slncrlemiung  ju 
Derbicncn.  SJJit  9ied)t  ift  in  Sejug  auf  bie  3lnflagen  Don  3^^* 
genoffen  über  Saoater'iS  @d)n)annerei  gur  SSorjtd^t  gemal^nt 
toorben  ^).  3lnbrerfeitö  neigte  fein  ganj  fubiettiöeö  ß^rijtentl^um, 
ebenfo  wie  baö  öon  3«n8^@tilling,  ju  SrSumen  unb  ^l^antapcn, 
unb  bcr  ©egenfa^  gur  trodfen  nüd)ternen  3Jloral  bcr  ortl^oboy 
Vroteftantifd)en  ©läubigfeit  jener  Sage  fül^rte  gum  $lcti8mui5 
unb  gu  einer  mqftifd)en  Sluffaffung  ber  9leligion.  SBäl^renb  bie 
roniantifd)en  Äreife  fid^  bem  fatl^olifd)en  ©tanbpunft  näl^erten, 
finbet  ftd)  bei  beni  jüngeren  @efd)led^t,  ba§  mit  bem  neuen 
3ai^rt)uubert  auf  ben  ^lan  trat,  biefer  m^ftifd^e  QiXQ  bei  bcn 
oerfd)iebenfteu  '3JJenfd)en,  toenn  and)  guioeilen  nur  Dorübergel^enb, 
betont.  SSarnliagen  übcrfe^te  Saint = 2Kartin'ö  Setrac^tungen 
über  bie  SReDolution.  S^ang  üon  Saaber,  ber  ^^ilofopl^,  beffcn 
Sbeen  bie  Slufmerffamleit  unb  aSeiounberung  Don  ©d^etting  unb 
^egcl  erwecften,  erflärte  Safob  Söl^me  unb  @aint=3Kartin  för 
proDibentieUe  ßrfd^einungen  in  ber  tleinen  @d^ar  ber  äuS* 
crn)äl^lten,  burdt)  toeld)e  bie  Söal^r^eit  auf  (ärben  ftd^  überliefere. 
35er  ^iftorüer  9liebul^r  nannte  ta^  Tableau  naturel  bt&  fran« 
göftfd)en  2RQftiferö  „eine  @d)ule  ber  Selel^rung,  öott  fr&fttger^ 
erliabener   unb    angiel^enber   @ad)en"^).     gür   ©d^etting   »ar 


0  ©oetl^e'S   ^Briefe   an   bie   ©töfln   ^ugufte   su  ^iolberg,  DenoHttocte 
©tafin  öon  Bcriiftorff,  17.  Slpril  1823. 

2)  SWoj  Ä^od^,  Öaöater.    Sraöcmcinc  Seitimg,  »eilage,   10.  «ptll   1804. 
gf.  9Kun!cr,  SlQ\3aitt. 

3)  Sßiebul&t,  ScbcnSnad^rid^tcn,  11,98.   SJarnl^agen  öon  ©nfe,  2)eitl« 
»ürbiölcltcn,  VI,  303-308. 


Sl^tc  ^inneiöung  aut  aW^ftif.  297 

3a!ob  Söl^mc  „eine  SBunbererfdieinung  in  ber  ©efd^id^te  ber 
3Kenf(I)^eit  unb  befonberö  in  ber  ®efd)ici^te  be^  beutfd^en  ®ei[teö". 
Unter  bzm  (äinflufe  beö  Philosophus  teutonicus  unb  ber  ^t>tm 
Don  Saaber  tpurbe  @cl)elling'ö  3iaturbetrad)tung  religiös  ge* 
ftimmt  unb  ber  @runb  gur  pl^iIofop]^ifcI)eu  Seigre  feiner  fpätern 
Saläre  gelegt  i). 

3ur  blofe  fpefulatiöen  Interpretation  ber  SR^ftif  fam  i^re 
praftifd^e  Slntoenbung  unter  Slnbern  burd^  Dberlin,  ber  1767 
Pfarrer  ju  Söalberöbad)  im  ©Ifäffer  SRI^eintl^al  würbe,  unb  biö 
1826  in  biefer  raut)en,  abgelegenen  ®egenb  für  ba^  jeitlid)e 
unb  ewige  SBol^I  armer  Sauern  aHe  ,I^ülfömittel  praftifd)er 
ßebenSweiöl^eit  unb  ber  ©otteS-  unb  SJlenfc^enliebe  aufbot,  bie 
aHe§  3rbifcl)e  im  ©ienft  be§  ^immlifc^en  gcfteUt  wiffen  woHte^). 
SSon  SaDater  beeinflußt  unb  mit  Swng^StiHfng  eng  befreunbet, 
fud^te  er  wie  fte  bie  (äel^eimniffe  be§  fiebenö  nad^  bem  Stöbe  ju 
erforfd^en.  3)er  patriardf)alifd^e  ©eelforger,  ber  auf  bcn  fjelbem 
feiner  ©emeinbe  eine  9Jiufterwirtl)fdt)aft  l^erfteHte,  il^re  Sd^ulen 
reformirte  unb  feine  ßanbleute  leierte,  bie  fonft  unbefd^äftigten 
SBintertage  mit  nü^lid^en  ©ewerbcn  au^jufüHen,  l^atte  in  feinem 
3immer  eine  SBanbfarte,  auf  weld^er  er  baö  Silb  be§  3w[t^i^^^ 
in  einer  anbern  SBelt  gu  oeranfd^aulid^en  fuc^te,  mäl^renb  er 
felbft  mit  bem  ®eift  feiner  oerftorbenen  grau  oerfel^rte.  Sei 
Oelegenl^eit  eineö  Slufentl^alt^  in  SarlSrui^e  1808,  bei  3uttg* 
©tiHing,  lernte  grau  öon  Ärübener  Dberlin  lennen,  ben  fte 
in  feinem  einfamen  5ßfarrl)au§  bcfud)te.  Sie  l^atte  feit  einiger 
3eit  oon  ber  Sfieligion  begel^rt,  waö  bie  SBelt  nidE)t  mel^r 
gu  geben  öermod^te  unb  war  babei  Jenem  ^uq  gum  SBunber= 
baren  unb  (äel^eimni^ooHen  gefolgt,  weld)er  ben  norbifd)en  unb 
In^befonbere  ben  flaöifd^en  3iaturen  eigentl^fimlidö  ift.  ©en 
erften  3lnla§  bagu  boten  bie  @dt)riften  öon  SKabame  ©u^on,  bie 
fte  eifrig  la§.    S)ie  Segegnung  tnit  Dberlin  würbe  entfd)eibenb ; 


»)  e.  gran^,    ©d^ettinö'S    pofitiöe    Wlo\opW,   h   20,    37,    III,    181. 
*.  öedcrS,  3.  »öl^me,  ©«ellinö,  ©artoin.    OTß.  3tg.,  Bcirage,  gebr.  1883. 
^)  !^ubtt)ig  ^paäi,  Dberlin.     ^%  beutf^e  S3io0ra|)]^ie. 


298  Dbetlin  unb  grau  Oon  jhübener. 

er  beftärftc  fte  im  (Sifer,  bcm  ^crrn  in  ben  Slrmcn  unb  j^ranfen 
gu  biencn,  aber  frcilid)  aud)  im  (älauben,  bo&  eine  befonberc 
3Kiffiou  i^r  Dorbel^alten  fei.  3Rod)  in  bemfelben  ^erbft  fam  fic 
gn  längerem  3lufent^alt  in  bie  5Räf)e  Don  ®enf,  unb  fal^  bort 
grau  t)ou  ©taäl  luicber.  Sie  fprac^  i^r  öom  ^tbtn,  ben  jte 
flefunbeu  l)abe,  unterliefe  aber,  il^r  von  übernatürlid^en  Q^id^m 
ju  reben  unb  Qab  pd)  il^r  gegenfiber  feiner  Säufdöung  über  bie 
©efal^r  eineö  mifeöerftanbcnen  (äiferS  l^in.  3Wan  muffe  ^au 
Don  Stael  @ott  überlaffen,  meinte  fte  rid)tig  genug;  Sl^m  tuerbc 
fte  ftd^  nid)t  cntjietien  tonnen'). 

gnbeffen  njurbe  bie  |)errin  öon  Poppet  mit  bcr  üon  ©eutfd^* 
lanb  auögel^enben  geiftigen  Strömung  burd^  ^rfflnlic^Ieiten 
oertraut,  bie  if)r  f^ntpatl^ifdjer  ttjaren  aU  bie  ruffifc^e  3)amc, 
tt)eld)e  bamal^  fd)on  in  aSerfel^r  mit  SBunbertljätem  unb  ^ro* 
Poetinnen  geratl^en  war.  Unter  bem  ©influfe  öon  SWatl^ieu  be 
SJlontmorenc^  unb  feinet  SSruber^  Stiebrid^  badete  31.  SB. 
@d)Iegel  emftlid^  baran,  il^rem  Seifpiel  ju  folgen.  6r  fd^rieb 
an  3Wontmorenc^,  feit  bie  göttlidE)e  ®nabe  i^m  bie  Singen 
geöffnet  l^abe,  betrad^te  er  bie  ^liilofopl^ie  nur  mel^r  al« 
bie  iJül^rerin  ju  einer  ijö^txm  ßrlenntnife,  bie  ©id^tung 
unb  bie  fd)önen  fünfte  alö  ben  Slbglang  göttlid^er  Sd^öm 
l^eit.  @r  fei,  äufeert  er  n^eiter,  an  grofee  geiftige  Jil^ätigfeit 
gemöl^nt,  nun  aber  looße  er  il)r  @d)tt)eigen  gebieten,  bamit  bie 
©ntwidtlung  ber  inteHeftueUen  @aben  nid^t  öerpngnifeöoH  für 
il^n  werbe.  „SKeine  ©ebanfen  mufe  id^  ju  S3unbei5genoffen 
werben,  bamit  fte  nid)t  gegen  ben  ©lauben  ftd^  wenben  unb 
mid^  in  ben  ßuftanb  beö  3^»^!^^  jurädtfdE)leubem,  bem  id^ 
faum  entgangen  bin.  ....  ©iefeö  felbe  Sebürfnife  erl^öl^t  mir 
ben  Söertl)  ber  unter  bem  3Ramen  Sl^eofopl^en  belannten  religiflfen 
©d^riftfteller.  3n  Sejug  auf  meine  SRüdfel^r  in  ben  ©d^ofe  bcr 
Äird^e  l^abe  id)   nod)   feinen   ©ntfd^lufe  gefafet,  aber  bie  Huf« 


^)  Ob.  Eynard,  Vie  de  Madame  de  Erüdener,  I,  185,  191.   Qu  Decgt 
Sainte-Beuve,  Madame  de  Krüdener,  Portraits  de  femmes. 


9r.  SB.  ©d^lcöcl  unb  feine  lat^oltfirenbc  3:cnbena.  299 

forberungen  bagu  jtnb  fo  bringcnb  imb  ^ufig,  bafe  id)  mir 
jum  aSomurf  mact)e,   tl^nen   au§   blofe  irbifc^cn  3Wotiöcn  ju 

tüibcrftcl^en 35aö  proteftantifd^e  Äirc^enwefen   entfprid)t 

meinem  bergen  nid)t  mel^r Sd)  bin  überjeugt,  bafe  bie 

3eit  nal^e  ift,  wo  alle  ßl^riften  pd^  im  alten  ©lauben  vereinigen 
werben.  ®a§  SBerf  ber  ^Reformation  ift  getl^an.  ©er  ©tolj 
menfd^lid^er  SSernunft,  ber  bei  ben  erften  ^Reformatoren  unb 
nod)  met)r  bei  il^ren  5Rad^folgem  jtd^  fät)lbar  mad^te,  l^at  unö 
fo  fd)Ied)t,  befonber^  tt)äl)renb  beö  legten  Sal^rl^unbertö  geleitet, 
ba^  er  mit  ftd^  felbft  in  SBiberfprnd^  geratl^en  ift  unb  ftd)'t)er= 
nid^tet  l^at.  6ö  ift  oielleid)t  angejeigt,  ba§  @old)e,  bie  auf  bie 
3Weinung  i^rer  S^Wß^noffen  ©influfe  l^aben,  il)n  öffentlid^  ab* 
fd^toören  unb  fo  bie  ^Bereinigung  mit  ber  einen  Äird^e  ber  alten 
5£age  tiorbereiten  l^elfen? 

„3d^  oerel^re  in  ben  ©d^riften  Don  2Kabame  @u^on  eine 
lebenbige  Quelle  be§  ®laubenö  unb  ber  Siebe.  9Käd)tige  Sin« 
regung  l^abe  id)  aud^  in  ben  SBerten  üon  @aittt=9Jlartin  ge= 
funben,  ber  meinem  Sebürfnife,  ia^  @ebet  nid^t  Don  ber  33e= 
trad^tung  gu  trennen,  entgegenfömmt"  ^). 

SBäl^renb  be§  3lufentt)alt§  Don  ^Jrau  Don  Ärübener  in 
@ed)eron  bei  ®enf  befanb  jtdt)  gerabe  3<^^^^i^^  SBerner  in 
ßoppet,  tt)o  man  eben  ben  erften  Slieil  Don  @tolberg'^  Sieligionö- 
gefd)id^te  la§.  ©a§  S^riftent^um,  meinte  21.  SB.  ©d^legel,  Don 
bem  aSuc^  fpred^enb,  laffe  jtd^  nid)t  au§  fo  engen  ©d^ranfen 
beweifen,  SBerner  möge  @aint*2Rartin  lefen,  ber  tiefe,  burd) 
Safob  Söl^me  erleud)tete  ©inpd^ten  l^abe. 

®er  ©id^ter  ber  „SEBeil^e  ber  Äraff'  mar  nur  gu  bereit, 
fold^en  3iatt)fc^lägen  gu  folgen  unb  in  einer  fold)en  Sluffaffung 
ber  Sieligion  (5rfa|  für  bie  ©el^eimlel^ren  ber  2Kaurerci  unb  ber 
Siofenfreuge  gu  fud)en.  311^  bie  bramatiftrte,  biblifc^e  ©eftalt 
ber  ©unamitin  bie  a3efet)rung  ber  2Kutter  burd)  ben  3:ob  il^rer 


^)  L'Auteur   des    Souvenirs   de  Madame  R^camier,  Coppet 
et  Weimar,  194.    A.  W.  Schlegel  ä  M.  de  Montmorency,  1811. 


Ztfdiitx  iux  SarftfUung  brachte,  gfriet^  er  in  eine  }Mtt  Suf- 
n^unci,  t>a%  er  ^ur  barüber  beftür;ten  ^obome  Stfcürr  be  eouffuit 
U(;:e.  au^  beniflben  fcbrecflit^m  Seg  werbe  @ott  au^  ^rou 
Dcn  StQ^vl  ;u  ü(^  m^ren.  Seim  äA^'c^ieb  Don  Senjonrin  6on» 
fiant  empm^t  er  bie«em  bie  äteligion  in  grontrtic^,  unb  er, 
Tuett  entfernt  bie  Senbung  abjule^nen,  annoortete:  »93ad  iß 
mit  bieiem  l^ott  ;u  machen?"  'j.  Tem  Doltairionifd^  Son= 
ftetten  mürbe  etmae  )d)mä[,  unb  feine  gqunbe  Semnnft  rdbeOirte 
(jegen  ^ofrel,  bie  ;ug[ei(t)  fc^mac^e Stunben  unb  Sijtonen  Rotten-). 
^tKiC^tö  ift  Deränberter  aU  Goppet",  fc^rieb  er  feiner  greunbin 
^run;  „£u  mirft  fe^en,  bie  £eute  merben  alle  niK^  bit^olifc^, 
martiniftijc^,  niqftifc^,  aDee  burd)  Sic^legel)  unb  obenrin  nrirb 

StUes  £eut)d) Suc^  bie  ^rübener  ijl  burd^geßogen  unb 

jprad)  mit  ber  Stael  nur  üon  cpimmel  unb  ^öKe.  9Kr  ifi  baiS 
*2(Ued  ein  @reuel  unb  Slbfc^eu,  menn  nid^t  bie  @tael  innner  gut 
unb  mic^  liebenb  märe''^). 

SWitfortreipen  ließ  grau  Don  ©tael  pd^  öon  feiner  ber  re» 
ligtöfen  Strömungen,  bie  {te  umgaben,  obtool^l  fte  bunl^aud 
nid^t  able^nenb,  mie  Sonftetten,  pc^  gu  benfelben  Derl^ielt.  @d 
mar  ein  üenuanbter  Qvlq  mit  @oetl^e,  bag  aud^  bei  il^r  bie 
ferngefunbe  9latur  gegen  jebe  airt  ber  Uebertreibnng  reagirte. 
(£e  feilte  pe  Don  ber  SRomantif  t)on  S)elpl^ine,  ba|  bie  romam 
tifc^e  Uebertreibung  in  i^re  näd)fte  Umgebung  unb  „bi«  in  il^r 
äJoriimmer"  brang,  unb  pe  verlangte  ^oljfd^ul^,  um  feft  auf 
ber  (?rbe  bamit  einl|ergugel)en,  ftatt  pd^  in  ben  SSoIfen  gu  Der« 
lieren  *).  Sllg}  pe  mit  anfal),  mie  bei  fo  mand^en  il^rer  f^reunbe 
unb  SBefaitnten  ba§  religiöfe  Sebürfnife  pd^  in  ^ropl^entl^um 
unb  ßftafen  aufgulöfen  brol^te,  befd^ränfte  pe  pd^  auf  S^^nelon 


')  (Sc^ftb,  3.  Söcmct'ö  »logropl^lc  unb  ßl^awlterifltl,  I,  145—148. 

'^)  iO'  ©ftnfeer,  3»t)ei  »cfcl^rte.  3.  Sßcmer,  113—114.  ÄoroHne gerbet 
über  3-  Süernct. 

'■')  JBonftettcit,  ©riefe  an  gr.  SSrun,  Poppet,  12.  DItober  1809. 

^)  Madamo  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  ^rits 
de  Madame  de  Stucl. 


Sfletigiöfcr  ©tonbpunft  üon  grou  öon  ©toel.  301 

iinb  bic  JJad^foIgc  6l|ri[tt,  unb  fud)tc,  mcl^r  al§  je  juöor,  burd^ 
ein  unerfd^öpfltd)c§  unb  tptigc^  SWttlctb  mit  allen  Spornten  be§ 
mcnfd^Hd)cn  6lcnb§  gu  tuirlcn.  Qvod  Äapltcl  bc§  Suci^§  über 
©cutfci^Ianb,  ba§  öon  bcr  SÄ^ftif  unb  ein  anbercS  über  bte 
Sl^cofoplien,  bcfdiäftigen  jtd^  mit  ben  bamalS  fo  eifrig  angeregten 
Problemen.  @ie  erfennt  barin  gang  rid)tig,  ba^  bie  l)öd^[te 
Slütl^e  be§  geiftlid^en  Sebenö  ben  3Renfd^en  nid)t  bauemb  ju= 
gänglid^  gemad^t  werben  lönne,  ba^,  im  bcften  %aU,  nur  biefeö 
gu  erreichen  fei,  pd^  im  Äantpf  ber  SCBelt  foldjer  ©tunben  gu 
erinnern.  Sn  33egug  auf  bie  ©d^riften  ber  SRgftiler  geftanb  jte 
einfad^,  bafe  e§  fd^wer  fei,  fie  gu  öerftel^en,  aber  jte  ftanben  il^r 
Diel  nälier,  atö  bie  ©oltrinen  ber  Sl^eofratie,  meil  fte  \f)x  Se- 
bürfni^,  bie  ^Religion  al§  l)öcl)fte  Sluffaffung  bcr  Siebe  gu  be^ 
greifen,  bcfriebigten. 

SBenn  jte  jtd)  ber  ®efpräd)e  mit  Sofepl^  be  5Kaiftre  gu 
Saufanne  erinnerte,  ober  ©d^riften  t)on  Sonalb  gur  §anb  nal^m, 
fo  mufete  jte  nad)  toie  üor  befennen,  ba^  jte  ba^  ßl^riftentl^um 
anberö  al§  biefe  geiftreidie,  aber  intolerante  Slpologctif  öerftanb. 
9lod^  ferner  lag  il^r  bcr  ©ebanfe,  mit  bcm  Sßerfaffer  ber  primi* 
tioen  ©efe^gebung  ba§  ^eil  bcr  lünftigen  ©eneration  burd) 
dt&dh^x  in  bie  Sergangenl^cit  gu  jud)en,  ober,  wie  ©e  5Jlaiftre 
e§  wollte,  bie  politifd^e  ©oftrin  mit  bcr  ttnantaftbarfeit  be§ 
®ogma§  gu  befleiben.  ^n  ben  tonangebenbften  feiner  @d)riften, 
bie  erft  nad)  bem  Sobe  öon  ??rau  t)on  Stael  erfd)ienen,  l)ätte 
Pe  tt)ol|l  S3iele§,  fo  bie  S!lrt  unb  Söeife  feiner  SSertl^eibigung  ber 
Snquiption,  feine  Snfd)u^nal^mc  be§  2lbcrglauben§  aU  einc§ 
Sollwerfö  be§  ®lauben§,  gerabegu  friöol  gefunben^).  SSon 
Sonalb  l^at  pe  ben  3[u§fprud)  getl^an,  er  fei  ber  ^l)ilofopl^  ber 
S!lntii)l|ilofopl^ie,  ba§  reidje  nid)t  weit  2).  gn  ber  ^Religion  oor 
SlHem  öeriangte  pe  6rnft  ber  ® epnnung ;  e§  mar  il^r  ein  innerfteS 


*)  J.  de  Maistre,  Lettres  sur  l'inquisition  espagnole,  18,  22,  65, 
172.     Soirees  de  Saint- Petersbourg,  234. 

^  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  Berits 
de  Madame  de  StaSl. 


302  einflufe  bcr  beiitfd^en  Sbcenmctt  auf  bentelbcn. 

SBcbürfnife,  bic  9Jlenfd^en  barin  üoHfommcn  aufrid^tig,  befonbcrS 
gegen  pd^  felbft  ju  pnben.  SBaS  il|rer  ?Ratur  am  meiften  wiber^ 
ftrebte,  war  bie  irotttfd)e  Stimmung,  bie  geiflreid^e  ^erflflage, 
bie  ba^  .&eiUg[te  erniebrigt,  «nb  [elbft  in  ber  l^eroifd^en  ^anb= 
lang  ben  ^unft  auSfpä^t,  wo  jte  ber  $feil  bc8  ©potteiJ  treffen 
tann.  @ie  beburfte  ber  6f)rfurcl)t,  ber  Sld^tung  öor  ber  SKei^ 
nung  Stnberer;  jte  gab  nic^t  ju,  bafe  e§  gefäl^rlici^e  SBal^rl^eiten 
gebe,  unb  jc^ä^te  ben  ©lauben  nid^t  l^oc^,  ber  nid^t  aUe  geiftigen 
ijäl^igfeiten  in  fein  SSereid)  gegogen,  ftd)  feine  ßuöerfid^t  nid^t 
erfäntpft  l)atte^). 

©erabe  barin  famen  il|r  nod)  einmal  bie  beutfd^e  ®ebanlen* 
melt,  bie  beutfd^e  ©eftnnung  gu  ^ülfe.  Segeifterung  ol^ne 
f5anati§mu§,  ©nergie  ber  innern  Uebergeugung,  Sereittoilligfeft, 
alle  irbifd^en  gntereffcn  ben  ewigen  (Sütern  gu  ojjfem,  aUc  bicfe 
6igenfd)aften  galten  il)r  al§  d)arafteriftifc^e  Q&Qt  beutfd^cr  SReli* 
giofttät,  gleid^öiel  in  tt)eld)er  Äirrf)engemeinfd^aft  Pe  jum  8[u8» 
brud  lam^). 

Sl^rer  SSorliebe  für  ben  reformirten  ©lauben  blieb  pc  treu,  aber 
il)re  ©epnnung  gegen  bie  fatl^olifd^e  Äird^e  mad^te  einer  milberen 
unb  gered^teren  Seurt^eilung  $la^,  nad)bem  pe  mitangefd^aut, 
wie  ber  fatl^olifd)e  ÄIeru§  bie  $robe  ber  SReöolution  beftonben 
unb  pe  ben  Äatl)olicigmu§  in  3)eutfd)lanb  fennen  gelernt  l^atte. 
2llö  S<^^<^^iö§  SBerner  übertrat,  war  grau  üon  Staßl  bic  ein* 
gige  i^re§  Äreife§,  bie  if)m  ©lücf  bagu  wünfc^te,  bic  Stufen, 
bereu  er  beburfte,  auf  biefem  SBeg  gefunben  gu  l^aben*).  An 
ben  Slamen  t)on  griebrid^  ßeopolb  ©tolberg,  für  wcld^cn  pc  eine 
tiefe  Sßerel)rung  l)egte,  fnüpfte  pe  bie  f)öc^fte  Erwartung  ber 
S^riftenl^eit,   jene   auf   SBieberöereinigung   ber   ÄonfefPoncn*). 

^)  Madame  de  Stael,  De  rAUemagne,  3^nie  partie,  Chap.  II,  IX, 
4fcme  partie,  Chap.  11. 

2)  ebenbafelbft,  A^me  partie,  Chap.  I,  II.  3u  öctgl.  3^nw  partie, 
Chap.  III. 

•**)  Jp.  ©ünfecr,  Sttjei  SBclel^itc.  3.  Söerner,  176.  ^au  öon  Stael  on 
grau  öon  ©d^arbt. 

*)  Madame  de  Stael,  De  TAllemagne,  4eme  partie,  Chap.  IV. 


S)oS  ei^nftentl^um  üon  grau  öon  <Btael  303 

Sltemanb  fprad)  il^r  fo  au§  tiefftcr  ©cele  al§  ©tolberg,  wenn  er 
bie  SBorte  üon  ®e§carte§:  „S^^Ö  benfe,  alfo  binid)",  burd)  jene 
anbern  ergänzte:  „SÖßtr  lieben,  alfo  werben  wir  fein"^).  ^n 
biefer  reinen,  l^ol)en  3[tmo[pl^äre  würbe  e§  ftiHer  in  il|r,  unb  jte 
gewann  bie  Äraft  ber  Ergebung,  „^ä)  fül^le  mid^  juweilen 
eigentpmlid^  beruhigt",  fd^rieb  fte  an  SKabame  SRecamier,  „unb 
irf)  weife,  bafe  biefe  Slul^e  nid)t  öon  mir,  [onbern  üon  @ott 
fömmt.  3)ie  aufrcgenbe  ©jriftenj,  bie  id)  bi^lier  gefüf)rt  l^abe, 
unb  au§  weld)er  ftd)erlid^  nid^t  ic^,  fonbern  6r  mid^  befreite, 
liegt  l)inter  mir  unb  läfet  mir  Hoffnung,  obwof)!  id^  wof)l  er^ 
fenne,  t>a^  eö  @nabe  ift,  unb  bafe  bie  ®nabe  auc^  wieber  gurüd* 
gejogen  werben  lann"^). 

Uebereinftimmenb  bamit  lautet  ba§  Fragment  eine§  S3riefe§ 
an  Kamille  gorban:  »Je  ne  pouvais  guere,  moi,  etre  plus 
malheureuse  sur  cetle  terre,  et  il  fallait  un  million  de  chan- 
ces  pour  que  ce  resultat  eut  Heu ;  mais  tel  qu'il  est  jusqu'ä 
ce  jour,  je  n'ai  point  encore  manque  de  respect  ä  Tauteur 
de  ma  destinee  et  je  dis  comme  Job:  Pourquoi  n'accepterai- 
je  pas  les  maux  de  la  main  de  Gelui  dont  j'ai  regu  les 
biens?«  ©abei  follte  e^  nidf)t  bleiben,  benn  t)om  Slugenblicf 
an,  wo  fie  jid^  beut  l|öf)eren  SBiUen  unterwarf,  füf)lte  fte  bie 
reinigenbe  9Kad)t  be^  ©dimerge^.  „©elbft  nod)  in  biefem 
geben",  l)eifet  e§  im  33ud)  über  35eutfd)lanb,  „wirb  offenbar, 
warum  man  gelitten  f)at,  warum,  wa§  man  gewünfd)t,  nid)t 
p  erreid)en  war.  2)urd)  Sefferung  be§  ^erjenö  mad^t  fid)  bie 
milbe  8lb[tdf)t  lierftänblid),  bie  un§  bem  Seiben  unterwirft.  %nx 
ben  9!)ienfd)en,  ber  ftd)  feiner  SSergel)ungen  bewufet  ift,  l^ätte  bie 
Erfüllung  feiner  irbifd^en  2Bünfd)e  etwas  @d^recfenerregenbe§. 
6r  müfete  barin  nur  ben  SSerjidfjt  auf  feine  ewige  Seftimmung 


0  ^.  ©elfeer,  S)tc  neuere  beutfd^e  9?attouaUiterotur  nad^  i^ren  et^tfd^en 
unb  rcUgiöfen  ®efid^t§pun!ten,  II,  37. 

^  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  178,  182. 
Madame  de  Stael  k  Madame  Recamier,  Coppet,  1er  Janvier,  1811. 


304  ®o*  ©^rfftcntl^um  üon  grou  öon  ©tael. 

crfcnnen"').  Sin  SRcifter  fd^rtcb  Pc  bic  f d^öncn  3Bortc :  »II  faut 
avoir  soin,  si  Ton  peut,  que  le  döclin  de  cette  vie  soit  la 
jcunesse  de  Tautre.  Se  desinldresser  de  soi  sans  cesser  de 
sMntercsser  aux  autres  met  quelque  chose  de  divin  dans 
l'ame«  2). 

@o  würbe  ^rau  üon  ©taSi  ßl^riftin,  ttjeil  jlc  nur  im 
6l)riftentl^um  bic  üodc  Entfaltung  ber  mcnfd^H(i^en  9latur,  bic 
Sefricbigung  be§  glül^cnben  3SerIangen§  nad^  fjrcil^dt  unb  nad) 
Siebe  fanb,  ba§  i^re  Seele  jugleid^  peiingte  unb  burd^brang. 

3Bie  [el)r  ri(f)tig  öon  il^r  gejagt  worben  ift,  öenpanbeltc 
fid^  t)on  ba  an  \f)xt  2:l^eorie  ber  ©paltation  enbgültig  in  Jene 
ber  ?!JJoralität ;  ju  il^rer  §o(f)fd)ä^ung  aller  natflrlid^en  ®aben 
gefeilte  jtd)  bie  Sewunberung  ber  erworbenen  Sugenb;  9nutl^ 
unb  Ergebung  galten  if)r  j|e|t  l^öl^er  al§  baS  fiberftrömenbe 
®effil^l.  Sie  mieb  bie  ©nfamfeit  nid^t  mel^r  unb  lie^,  aUcin 
ntit  pd),  il^re  ©ebanfen  gern  jn  ®ebeten  werben.  2Bic  immer, 
wenn  eine  5D?enjd)enfeele  jn  innerer  Harmonie  gelangt,  Weigerte 
pd^  bie  SBirfung,  bie  pe  auf  Slnbere  auöflbte,  in  bem  yHa% 
al§  pe  gurfldf^altenber  geworben  war.  SBäl^renb  il^re  näc^ften 
greunbe  pd^  über  Symptome  ju  täufd)en  fud)ten,  bic  eine  emjie 
33ebrol)ung  ber  pli^pfd^en  Äraft  öerrietl^en,  empfanben  Pe  fe^t 
in  ber  SRäl^e  t)on  grau  öon  Stael  etwa§  ©rnfteS  unb  ®ro^ei», 
wa^  um  fo  mel^r  ergriff,  al§  eö  if)re  gewol^nte  Jl^eilnal^me  nid^t 
beeinträd)tigte  unb  pd)  mit  einer  gefteigerten  geifligen  Sl^fitigMt 
ücrbanb^).  @ie  war  öierunböierjig  Satire  alt:  »La  porte  de 
mon  coeur  est  fermeo«,  fo  fagte  unb  glaubte  Pe.  68  !ttm 
nod)  einmal  anberö.  Sin  il|r  follte  pd)  bewähren,  wa8  ®oet^e 
feiner  ©elbftbiograp^ie  aU  SWotto  öoranfe^te,  unb  il^rcn  legten 
3af)ren  würbe  in  %Mt  gegeben,  wa§  pe  in  ber  Sugenb  getofinfd^t. 


')  Madame  de  Stacl,  De  TAllemagne,  4^nie  partie,  Chap.  V. 

^  Madame  de  Stai^l  ä  Meister,  Chaumont,  25  Mai  1810.  Ungebtuifte 
«riefe  im  aSefife  beS  ^errn  Dr.  3:1^.  S^einl^ort. 

°)  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  yie  et  les  ictiiB 
de  Madame  de  Stael,  Effets  du  temps. 


©rlebnilfc  etnc§  fronaSrtfd^cn  DffisietS  in  ©ponicn.  305 

3m  ©cptember  1808  würbe  ba§  jmeite  fran3öft[d)C  §ufarcn^ 
tegiment  an^  ^reu^en  nad)  ©panicn  0ef(f)icft.  3n  feinen  SReil^en 
biente  ber  ©enfer  3ean  be  SRocca,  au§  einer  alten  ^atricier- 
famtlie,  bie  jur  3^it  ^^^  ^Reformation  au§  ^iemont  eincjettjanbert 
war.  ®er  junge  5Kann  f)atte  feine  ©tubien  in  ber  pol^ted^= 
nifcften  @d)ule  gu  ^ari§  mit  ©rfolg  beenbißt,  unb  war  bann 
in  bie  franjöftfd)e  Strmee  getreten.  6r  war  gweiunbgwangiß 
Saläre  alt,  al§  er  üon  ben  Ufern  ber  6lbe  unb  SBefer,  wo  er 
unter  ben  erfd)werenbften  Umftänben  ganb  unb  Seute  lieb- 
gewonnen l)atte,  nad)  jenen  beö  6bro  unb  be§  ©uero  gefd^idt 
würbe.  @r  l^atte  faum  bie  ^grenäen  fiberfd^ritten,  al§  ilim  flar 
würbe;  ba§  eine  SRation  wie  biefe,  bei  weld)er  ber  Patriotismus 
burd^  bie  Ueberjeugung,  ber  ®laube  fei  in  ®efal)r,  geftäp  unb 
entjfinbet  würbe,  niemals  bejwungen  werben  fönne.  Dbwol)l 
bie  frangöftfd)en  Slrmeen  nod^  ftegreid)  waren,  beftärfte  il^n  jeber 
5j:ag  in  ber  @ewifel|eit,  bafe  fte  auf  ber  p^renäifd)en  ^albinfel 
einer  oerlorenen  ^Saäjt  bienten.  2Bäl)renb  er  feine  @olbaten= 
pflid)t  mit  l)elbenmiitl)iger  Slufopferung  erfüllte,  fud)te  er  jugleid), 
wo  er  nur  immer  fonnte,  9Jtenfd)enleben  ju  fd^onen  unb  gu 
retten.  Sie  S^^d)enfäHe  beS  gagerlebenS,  bie  bramatifd)en 
©pifoben  eines  fortwäf)renben  ÄampfeS  um  baS  ©afein,  bie 
Haltung  beS  fpanifdt)en  SSolfeS,  baS  bie  9lufl|ebung  ber  Snqui- 
fttion  als  bie  empfinblidf)fte  Seleibigung  feines  9tationalgefäl^lS 
empfanb  unb  tro^  beS  wütl)enb[ten  ^affeS  gegen  bie  fremben 
Sebrüdfer  bod^  beS  wel)rlofen  %tm\>t^  fd)onte,  alle  biefe  (5in= 
brüdfe  bewegten  fo  lebl^aft  bie  Seele  beS  jungen  DffigicrS,  ba§ 
er  baS  bamalS  ©rlebte  einige  ^ai)xt  fpäter  in  anfd^aulid^er 
unb  lebenbiger  SBeife  ju  Rapier  gebrad)t  unb  bamit  einen 
fd^ä^enSwertl^en  Seitrag  gur  ®efd^idt)te  ber  fpanifd^en  fjelbjüge 
geliefert  l)at.  9lad)bem  SRocca  im  2Rai  beS  Sal^reS  1809  an 
bie  flanbrifd^e  Äüfte  gefd)icft  worben  war,  leierte  er  am  @d^lu§ 
beS  3al^reS  nod^  einmal  nad)  Spanien  gurüd,  wo  er  in  9lnba= 
lujten  mit  feinen  Äamerabcn  ben  ©ebirgSfrieg  gegen  eine  33e= 
öölferung  oon  $irten^unb  @d)mugglern  gu  beftef)en'  l)atte,  ber 

a3lenner]&affett,  grau  toon  ©taei  III.  20 


300  (frlebni»»«  fincj  ^an^j^'Aen  Cmyer*  in  Spanirn. 

H)n  bis  ijc^n  3Rcilen  üon  ©ibraltar  ffi^rtc  unb  t&Qlid)  bcn 
ßrößtcn  0cfa()rcn  auefefetc.  „3Rit  ben  Sorten  bfr  ©d^rift", 
faßt  er,  ,,fonnten  mir  roieberl^olen,  bafe  wir  unS  in  btefem 
rul^mlofen  Äricg  felbft  tjerse^rten,  um  für  bie  Ungered^gfeit 
ber  ^ad)t  iju  bfißcn,  für  bie  wir  fämpfen  mufeten"  ^).  SBon  ben 
perfönlid^en  @(f)ictfalen  be»  jungen  CfpjierS  ifl  in  feinen  ©ent 
würbigfeiten  nur  in  foweit  bie  JRebe,  ate  pe  auf  ben  aügentetnen 
®ang  ber  ©rcigniffe  Sejug  l^atten.  @r  ennarb  fi^  auf  bem 
©d^laditfelb  ba^  Äreug  ber  6f)renIegion  unb  galt  feinen  ^ufaren 
bereit«  al§  gegen  bie  Äugeln  gefeit.  ®a,  am  1.  9Rai  1810, 
trafen  il^n  unb  fein  treue«  SRofe  in  einem  ^ol^toeg  ber  Serge 
t)on  SRonba  bie  wol^lgejieltcn  @d)fi|fe  einer  Sanbc  üon  ©uerilla«. 
6iner  biefer  @d)üffe  jerfplitterte  ben  linfen  ©d^enfel,  bie  anbem 
brangen  in  Sruft  unb  Schulter.  9Jlan  erjäl^Ite  jtd^  in  ®enf, 
bie  aufeerorbentlid)e  ©diönl^eit  be«  jungen  SWanne«,  ber  burd^ 
bcn  Slutücrluft  erfd^öpft,  bewufetlo«  oom  $ferb  gefunlen  unb 
für  tobt  liegen  gclaffen  ttjorben  war,  l^abe  baS  ^rj  einer  {ungen 
Stnbalujterin  gerül^rt,  unb  biefe  il^n  juerft  in  einer  Sfelbfopelle, 
bann  in  il)rem  clterlid^en  §au«  geborgen  unb  burd^  il^re^ßege 
bem  geben  gurüdgegeben  2). 

©ie  Slufjeidf)nungcn  oon  SRocca  enoäl^nen  nur,  ba§  er  üon 
feiner  Gruppe  in  beiou^tlofem  ßwftonb  nad^  ber  Keinen  anba« 
Iufifcl)en  Stabt  gurüdfgebrad)t  würbe.  3m  $aufe,  wo  er  ein» 
quartiert  war,  würbe  er  üon  biefem  3lugenblicf  an  nid^t  mcl^r 
alö  ^einb  betrad)tet,  fonbem  mit  ber  größten  Slufopferung  unb 
ßiebc  gepflegt,  gegen  bie  wieberlef)renben  fpanifc^en  @ebirgd« 
fd)ü^en  geborgen,  unb  alö  e§  beffer  mit  il^m  würbe,  burd^ 
©cfang  unb  Sautenfpiel  gerftreut.  2Hö  einen  ed^t  nationalen 
Bug  bcrid)tet  er,   baß  bie  gweite  2:od)ter  be«  ^aufe«,  bie  in 


0  Rocca,  Mcmoires  siir  la  gncrro  d'Espagne,  Deuxieme  editioii 
publii^e  par  0,  Kevillod,  (ionöve,  1887,  avec  un  portrait  de  Monsieur  de 
Rooca. 

-)  ^Hüiiftetten,  ^öriefwed^fel  mit  Sr.  »run,   II,  137,  «ote  ton  gfriebe- 


©tlebniffc  cincS  franjöfifd^en  DffiaterS  in  (Spanien.  307 

einem  benad^barten  Älofter  ben  @d)Ieier  genommen  l^atte,  pd) 
mit  ben  übrigen  SRonnen  ben  fd)tt)er[ten  Äafteiungen  nnb  6nt* 
bel^rungen  unterwarf,  um  t)om  ^immel  bte  3lieberlage  be§ 
^einbeS  ju  erlangen,  ©em  üern^unbeten  Dfftjier  aber,  ben  il)re 
6Item  bejd^ü^ten,  fd)idte  fte  fleine  Äörbd^en  mit  wol^lriedjenbem 
SSerbanbgeug,  über  ba§  jte  SRofenblätter  ftreute^). 

3flad^  fflnfjig  SEagen  üermod^te  jtc^  3flocca  biö  SRabrib  gu 
fdbleppen,  öon  mo  er,  auf  fein  ^ferb  gebunben,  meil  ber  öer* 
munbete  %n^  fteif  geblieben  roax,  mit  einer  Slnjal^l  gleid)faH§ 
untauglid^  geworbener  Dffijiere  6nbe  3iili  bie  franjöjtfd^e  ©renje 
erreid^te.  3w)ei  biefer  Dfpijiere  waren  in  ^olge  ber  erlittenen 
©tropagen  unb  SBerwunbungen  mal^njtnnig  geworben,  unb  einer 
berfelben  fd)lug  eineö  2:ag§  feinen  Singreifer  mit  einem  ©tötf* 
d^en  in  bie  %lnd)t,  ba^  er  ba^  magifc^e  @ce|)ter  beö  großen 
Äönigö  öon  9!ÄaroIfo  nannte.  2)er  Slnbere  fpielte  bie  ®eige 
unb  taugte  baju.  3"  6«^^  beö  3af)re§  1810  traf  SRocca  wieber 
in  @enf,  wo  er  fef)r  beliebt  war,  ein.  Sonftetten,  ber  if)n  ein- 
mal einen  33rauf elopf  genannt  l)atte,  f lagte  ftd^  fpäter  an,  f el^r 
ungered^t  t)on  bem  jungen  ?lKann  geurtl^eilt  gu  f)aben,  beffen 
iugenblid)em  3Rutl)e  bie  Strapazen  unb  Seiben  beö  Selbjugö  in 
Spanien  nid^tS  üon  feiner  Äül^nf)eit  genommen  liatten^).  S)ie 
münblic^c  Ueberlieferung  weife  nodf)  öon  einem  diüt  gu  ergäf)len, 
bei  weld)em  er  mit  feinem  fteifgebliebenen  Sein  über  bie  ftei- 
nemen  ©tufen  ber  ©enfcr  §ügelftabt  l^erab  in  bie  3ftue  be  la 
6itö  galoppirte,  um  an  ben  ^enftern  öon  ijrau  t)on  ©tael 
üorbeigufommen  ^).  33aron  Sßog^t  erwäl^nt  in  einem  Srief  an 
5IRabame  3flecamier,  e§  rü^re  bie  5!Benfd)en,  im  Jungen  SRocca 
ein  fanfte§,  liebenSwürbige«  SEBefen  mit  garter  ©efunbl^eit  unb 
lieroifd^em  SSRui^  bereinigt  gu  finben.  @o  fd^lanf  unb  fein  fei 
er  gebaut,  bafe  man  ftd^  frage,  wie  fo  öiele  Äugeln  il)n  treffen 


*)  Rocca,  Memoires  sur  la  guerre  d'Espagne,  236—241. 

2)  SBonftctten,  SSriefwec^fel  mit  gr.  a3run,  II,  143,  ©cnf,  13.  Qluöuft 
1817. 

3)  A.  Stevens,  Madame  de  Stael,  H,  101. 

20* 


308  Seon  be  SHocco  in  ®enf,  1810—1811. 

lonntcn,  unb  er  Hebe  feinen  @tanb  fo  fel^r,  bafe  bie  Sil^ränen 
feineö  Sßater^  il^n  nid^t  ^inbern  würben,  gum  3Baffenl^anbtt}erf 
jurüdf julel^ren  ^).  Slber  vorläufig  war  er  nod)  gu  fd^ttmcl^  bagu 
unb  jubem  öon  einer  Sungentranfl^eit  bebrol^t,  btc  feine  ?!Jhitter 
frül^  l^ingerafft  liatte.  Unter  Senen,  bie  bem  Seibenben  warme 
2:i^eilnal)me  entgegenbrad^ten,  war  grau  üon  ©taöl,  bie  feine 
ai^nung  baöon  l^atte,  weldie  SBirfung  il^re  2Borte  auf  i^n  auS* 
übten;  biefe  war  fo  tief  unb  nac^l^altig,  bafe  Siocca  balb 
barauf,  einem  Steunb  öon  il^r  fprec^enb,  fagte,  er  werbe  jlc  fo 
ju  lieben  wiffen,  ba§  fte  i^n  enblid)  l)eiratl^en  werbe;  atö  man 
il^m  bemerfte,  fte  fei  alt  genug,  um  feine  SJhitter  ju  fein,  ent=^ 
gegnete  er,  e§  freue  il^n,  barin  einen  neuen  ®runb  für  feine 
Siebe  ju  il^r  gu  l^aben.  ®aö  Unwa^rfd^einlid^e  gcfd^al^.  ©ie 
f^rau,  bie  nie  fd)ön  gewefen  unb  bereu  8eben§glücf  baran  gc« 
fd^eitert  war,  bafe  fte  in  ber  Sugenb  lein  bauembeö  ©effi^I  für 
ft^  l^atte  erwedten  fönnen,  würbe  nun,  wo  jie  barauf  ocrgid^tet 
l^atte,  ber  (Segenftanb  einer  Ieibenfd)aftlid^en  $Reigung,  weld^ 
bie  Seftänbigfeit  abeln  follte.  Sl^re  ©eele  war  empfänglich 
genug  geblieben,  um  ein  fold^eö  ®lüdt  nid)t  öon  ftd^  ju  weifen. 
Slber  ber  ®laube  an  bie  ^lad^ftd^t  ber  SBelt  für  fo  ungewo^n« 
lid^e  ©d^idffalöwenbungen  war  öerloren  gegangen;  jum  SBibcr* 
ftreben,  il^rem  Flamen  ju  entfagen,  fam  jefet  nod^  biefe«,  fld^ 
bem  fpöttif(i)en  ©erebe  ber  5IRenfc^en  au^gufe^en.  So  fanb 
im  3öl)r  1811,  gu  ßoppet,  eine  gel^eim  gel^altene  Srauung 
gwifc^en  if)r  unb  Slocca  ftatt.  9Zac^  ber  1812  erfolgten  @eburt 
eines  @ol^ne§  fül^lte  ftd)  Stau  öon  Stael  im  ^inblicf  auf  bie 
Sulunft  biefeö  ÄinbeS  öerppid^tet,  wä^renb  il^re§  «ufcntl^alt« 
gu  ©tod^olm,  1813,  il|re  @l^e  nochmals  anerlennen  gu  laffcn. 
SIber  erft  nad^  il^rem  2^obe  erful^r  bie  3Belt,  bafe  er  i^r  red^t* 
mäßiger  ®atte  gewefen  war  2). 


')  L^Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Goppet  et 

Weimar.     Le  Baron  de  Voght  ä  Madame  Recamier,  Qen^ve,  22  D^c.  1810. 

2)  Sonftetten,   »rtcftuc(]&fel   mit   gr.  »tun,   ®enf,    13.  «ugufk    1817. 


^  wirb  ber  ^tociU  ©attc  öon  grau  üon  Btael  309 

Scnc,  bie  il^r  am  näd^ften  ftanben,  lonnten  pc^  über  bic 
3lrt  ber  Sejie^ungen  jtx)ifd)en  t^r  unb  SRocca  nid^t  lange  täufd)eit. 
3n  einem  1811  gefd)riebenen  33rief  an  SRabame  be  ®eranbo, 
bie  ba§  SSerl^alten  il^re§  SÄanneö  gu  entfd)ulbigen  gefuci^t  l^atte, 
fpielte  %xan  Don  @tael  jelbft  barauf  an.  „&^  gibt  SRenfd^en", 
fagt  fte,  „für  m\ä)t  bie  S^ntpatfiie  unöermüftlid^  bleibt,  ©ine 
SBolfe  fann  fte  öerbunfeln,  aber  eö  ftnb  ju  üiele  @traf)len  ia, 
um  jte  nid)t  lieber  gu  öertl^eilen.  Sn  33egug  auf  @ie  felbft 
beburfte  e§  beffen  fiberl^aupt  nid)t,  benn  id^  f)offe,  @ie  ^l^rem 
üollen  3Bertl)e  nad)  ju  fd^äfeen.  3"  S^nen  werbe  idt)  jurüd= 
fef)ren,  fobalb  bie  Slufregung  jid)  gelegt  l^aben  wirb,  in  tt)eld)e 
mid^  ein  grofeeS  ©reignife  in  meinem  Seben  öerfe^t,  ein  6reig* 
nife,  öon  n)eld)em  id)  nid^t  mei§,  ob  e§  oon  meinem  @d)u^geift 
bort  oben  oÖHig  gutgel^eifeen  werben  lann"  ^). 

©a§  eö  audt)  ben  il^r  am  nädf)ften  ©tel^enben  fd^wer  fallen 
werbe,  jtd^  mit  bem  ©efd^el^enen  gu  oerföl^nen,  He§  fid)  erwarten, 
©iömonbi  war  in  Stalien  unb  glaubte  %xan  öon  @tael  bereite 
auf  ben  SBeg  nad)  ben  SSereinigten  (Staaten,  a\^  er  ftatt  beffen 
öon  tl^rer  SRüdffefir  nad^  ®enf  ^örte.  „Stire  Slnwefenl^eit", 
fd)rieb  er  oon  bort  au^  an  bie  ©räfin  oon  Sllbang,  „oeränbert 
mein  gangeö  geben.  3d)  war  auf  Strauer  unb  föinfamfeit  oor= 
bereitet  unb  finbe  ©iejenige  wieber,  bie  id)  am  meiften  auf  ber 
2BeIt  liebe,  bie  aud^  bann,  wenn  man  fte  nidt)t  lieb  l)ätte,  ba§ 
©afetn  nod)  mit  einem  il^r  eigenen  S^wber  oerfdf)önern  würbe". 
^nxi  barauf  fanb  er  bie  (Stimmung  feiner  greunbin  fo  öer^ 
änbert,  t>a^  er  wieber  an  biefelbe  ^ol)e  Sorrefponbentin  fd)rieb: 
„grau  oon  @tael  fpielt  Heine  ÄomÖbien,  bie  fie  felbft  gebic^tet 
l)at,  unb  wa§  am  etgentl^ümlidf)ften  berül)rt,  wenn  man  il)re 
meland)olifd)e  ^^antafte  unb  peinlid)e  Sage  fennt,  ift  bie  Reiter* 
feit,  bie  fte  babei  entwidelt.    Sl^r  @ntfd)lu6  ift  gefaxt;  fte  l)at 


Madame   Necker   de   Saussure,    Notice  sur   la   vie  et  les   ecrits   de 
Madame  de  Stael.    Relations  de  choix. 

^)  Baron  de  Gerando,  Lettres  inedites,  etc.,  76 — 77.    Madame  de 
Stael  t\  Madame  de  Gerando,  1811. 


310  SrreunbeSftimmen  batflbet. 

$ariö  ücrfleffcit,  pc  bcnft  nid)t  mcl^r  an  t^r  Sud),  fic  lebt  in 
ber  ©egemuart,  ol)ne  in  33cjuö  auf  bic  3»f«»ft  ii^tcn  ©ntfci^Iufe 

ju  äitbem @ic  öcrmcl^rt  tägUd)  mein  6rftauncn,   benn 

eine  fold)e  ©eelenrul^e  l^ätte  ic^  weber  il^r  gugetraut,  uod^  felbft 
an  ben  Sag  gu  legen  t)ermod)t,  unb  nod)  wage  ic^  nid^t,  an  bie 
2)auer  berfelben  ju  glauben"  *). 

Um  bicfelbe  Qdt  tarn  Slbalbert  Don  gl^amiffo,  Dorn  3Bunfd^ 
grau  üon  @tael  wieberjufe^en,  getrieben,  nad)  bem  ®enfer  See, 
wo  er  ftd)  innig  mit  ©i^monbi  befreunbete.  @te  aber  fanb  er, 
wie  er  eö  auöbrücft,  „in  einem  Söerl^ältuife  befangen,  ba^  fie 
gauj  öon  il)m  entfernte",  unb  ein  ®ebi(i^t  Don  ll^m  üerratl^, 
mit  loeldjen  Hoffnungen  oieHeici^t  aud)  er  jid)  getragen  l^atte: 

»J'ai  vu  la  Grece  et  retourne  en  Scythie, 
Dans  uies  forets  je  retourne  cacher 
Mes  fiers  dedains  et  ma  mölancolie. 
Rien  desormais  ne  m'en  peut  arracher, 
Adieu  Gorinne,  adieu,  c'est  pour  la  vie. 
La  j'expirai  Terreur  qui  in' est  ravie; 
Gorinne  adieu:  tu  n'es  point  mon  amie, 

J'ai  vu  .  •  ,c 

Unb  ©iömonbi  rid)tete  2lbfdöteb§geilen  an  'ben  ©id^tcr,  bic 
im  gleid^en  Sion  entgegneten: 

».  .  .  J'eprouve  aussi  la  souflfrance, 

Je  vois  aussi  Tesperance 

Ge  faner,  s'evanouir; 

Mais  si  j'ai  quelque  courage, 

G'cst  moins  pour  braver  Torage 

Que  pour  me  taire  et  souflfrir  .  .  .«2). 

md)t  aUe,  ble  fid)  enttäufd^t  ober  gereigt  fft^Uen,  liefeen 
e§   bei   einem   ®ebid)t    bewenben.     3m    grül^ia^r   1811    fam 


0  Saint- Rene    Taillandior,    Lettres  in^dites  de  Siswondi,   etc. 
Sismondi  ä  Madame  d'Albany,  Geneve,  10  Nov.  1810,  11  Fevr.  1811. 
2)  SR.  gulba,  ei^amiffo  unb  feine  Seit,  II,  111—114. 


fJrcunbeSftlmmen  barübev.  311 

Seniamiu  ßonftant  auf  [einem  SBeg  nad^  Saufanne  bmd)  ®enf. 
SBie  bie  3lloten  ju  feinen  unüollenbeten  3Remotren  berichten,  er* 
warteten  i^n  bort  bie  peinlic^ften  3[u§einanberfe^ungen  mit 
feinem  SBater.  6§  fam  ju  l^eftigen  3[uftritten  mit  il^m,  mit 
SWabame  be  ßonftant,  mit  grau  öon  Stael,  bie  er  befdjulbigte, 
il^m  ben  SSater  ju  entfremben,  enblid)  mit  SRocca  felbft,  ber 
biefen  Scenen  baburd^  ein  (5nbe  mad^te,  ba§  er  einen  gerinQ» 
füfligen  Slnlafe  benü^te,  um  ben  il^m  antipatl^ifd^en  Senjamin 
ßonftant  gu  forbern.  3)iefer  erflärte,  er  molle  grau  öon  ©tael, 
bie  üon.  ber  gorberung  nid)ts  wufete,  nic^t  für  bie  §anblung§= 
weife  eineö  fungen  Sil^oren  öerantmortlid)  mad^en.  @ö  gelang 
bennod^,  bie  ©ad)e  beigulegen,  obwohl  Senjamin  ßonftant  fein 
Seben  lang  ein  befannter  ^Duellant  blieb;  am  15.  SRat  ging  er 
l^ierauf  nad^  ©eutfcftlanb  0. 

9Äit  ber  3^*^  fteigerte  jtrf)  bei  ben  greunben  öon  grau 
t)on  ©tael  mel^r  unb  mel^r  bie  Uebergeugung,  ba^  fte  in 
einem  burd)au§  eblen  6f)arafter  6rfafe  für  bie  3Sorgüge  ber 
äufeem  Stellung  gefunben  l^atte.  „6§  ift  gewife",  fd)reibt 
SWabame  3ledfer  be  ©auffure,  „bafe  er  fte  glüdflic^  gemad)t 
l^at.  @r  brad)te  il^r  bie  järtUd^fte  Si^n^iflung,  aufrid^tige 
Sewunberung  unb  ritterlid)e  ®efüf)le  entgegen.  Seine  2lrt, 
ftd^  auögubrüdfen,  war  fc^wungöoll,  faft  poetifd^  ju  nennen; 
er  befafe  ^^antajte,  ein  Salent,  ba§  [\6)  au§  feinen  Sdjriften 
nad^tt)ei[en  läfet,  fd)lagenben,  gefälligen  2Bi^,  unb  fein  Sßerftanb 
l^atte  etwas  grifd)eS  unb  DrigineHeS,  baS  ben  übrigen  anregte 
unb  befc^äftigte.  3)agu  fam  bie  ftete  Seforgnife  um  il^n,  bie 
Slngft,  tl^n  ju  verlieren,  unb  ba^  3Jlitleib  mit  ben  ©c^mergen, 

bie  er  litt Sie  war  fo  angelegt,  ba^  fte  aud)  nad^  bzn 

furd)tbarften  Ärifen  bod)  immer  wieber  2Rutl^  fafete  unb  il^n 
retten  gu  fönnen  meinte;  ftets  umgab  jte  il^n  mit  ber  liebeöoUften, 
aufmerifamften  $Pege  unb  weil)te  il^re  gange  Äraft  ber  Sorge 


*)  Sainte-Beuve,  Benjamin  Constant,  Portraits  litt6raires,  III,  185, 
E.  Sch^rer,  Le  Temps,  20  Fevr.  1887.  8(.  (Strobtmonn,  ©idJtetprofUc 
unb  (5]^ara!tet!5pfc,  II,  19-20. 


312  S)cr  SBintet  in  ®enf. 

um  feine  ßr^altiiuö"  ')•    wSd)  ibcitte  SRocca  gern'',  fagt  Sqron, 

bcr  if)n   in   Sonbou   fennen   lernte,  ,,er  war  ein  tüdötig^r,  ge« 

jd)euter  9Kann.    deiner  fagte  beffere  ©iuge  unb  mit  befferem 
an[tanb"2). 

gür  aiocca  fam  balb  ber  Slugcnblidf,  feine  Eingebung  burd^ 
bie  Sl^at  ju  beweifen. 

SBol^l  jum  erften  SWal  feit  ba§  ®efd)icl  fte  immer  wieber 
bal)in  gurücffiif)rte,  war  ber  ®ebanfe,  jid)  auf  unbeftimmte  3^'t 
an  bic  Sd)weii  gefettet  ju  wiffen,  ol^ne  bie  gewol^ute  Sitterfeit 
für  grau  Don  ©tacl.  2Benn  jic  aud)  nod)  immer  ffil^lte,  bafe 
bie  Sßerbaunung  ben  ®cift  erfd)Iaffe,  fo  geftanb  fte  gu,  ba^  bie 
Seele  burd)  bie  ßrfenntnife  an  Äraft  gewinne,  wie  leine  TOad^t 
ber  6rbe  etwa§  gegen  bie  Ueberjeugungen  üermöge^).  6§  blieb 
ba^  foUcrnbe  ®efü^l,  burd)  ben  blofeen  Umgang  mit  il^uen  bm 
greunben  ein  ßoo^3  gleid)  il^rem  eigeueu  gu  bereiten.  ®iefe  ftete 
33eforgni§,  Slnbere  burd)  einfad)e  Sitte  ber  ^öflici^Ieit  gu  compro*» 
mittiren,  ging  fo  weit,  bafe  fie  9?iemanben  mel^r  gu  Stifci^e  bot, 
ol^ne  ftd)  auf  baö  ©enauefte  über  feine  SSerpltniffc  gu  orientiren. 
„@ö  genügte",  fagt  [te,  „bafe  eine  fold)e  ^erfönlid^feit  einen 
SBetter  in  xijxcx  3Serwanbtfd)aft  gä^lte,  ber  eine  ©teile  wünfc^te 
ober  befleibete,  um  i^rer  3[nwefenl^eit  an  meinem  %\\6i  mm 
3ug  öon  römifd)er  SEugenb  gu  geben"  ^).  »Quelle  douleur 
d'etre  comme  une  pestiferee  pour  loul  ce  qui  vous  approchec, 
fd)rieb  fte  gu  Seginn  be^  Sal^re^  1811  an  SRabame  3fiecamier. 
Sie  red)nete,  al^  fte  biefeö  fd)rieb,  nod)  ol^ne  ben  Umftanb,  bafe 
ber  neue  ^räfett,  SRonfteur  ßapelle,  oor  Ungebulb  brannte,  |td^ 
feine  ©poren  gu  öerbienen.  ©ein  erfteö  33egel^ren,  e§  möge 
il^m  ba^  Driginalmanuffript  be^  33ud)§  über  ®eutfd)lanb  auS*' 


I)  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  Berits 
de  Madame  de  Stael.     Rolations  de  choix. 

^  Medwin,  Conversations  with  Lord  Byron,  123. 

»)  Madame  de  Stael  k  Meister,  13  Juillet  1811.  Unöcbrutftc  »riefe 
im  SBcfife  bcS  Qatn  Dr.  Sl^.  Sftein^art. 

*)  Mudame  de  Stael,  Dix  anuees  d'exil,  2feme  partie,  Cbap.  II. 


SBerbungen  be§  faifcrltd^en  ^äfcften.  3(3 

flcliefert  werben,  wies  %xa\x  öon  ©tael  fur^  ab;  e§  fei  im  2lu§* 
lanb  in  @id)erf)eit,  anttoortete  fie,  unb  ba  foHe  eS  bleiben, 
©ann  brang  er  barauf,  jte  möge  in  irgenb  einer  ^Jorm  ia^ 
Sob  be§  ÄaiferS  auSfpred^en.  @in  paar  Seiten  üon  il^rer  §anb, 
in  biefem  Sinn  gefd)rieben,  mieber^olte  er  allen  il^ren  ©enfer 
33efannten,  würben  genügen,  nm  eine  öoUftanbige  SBenbnng 
il^reS  @d)idfal§  l)erbeijnfü^ren.  2Bie  fd^on  einmal  unb  auö 
bem  gleid)en  ©runbe,  bafe  fte  unter  ben  beftel^enben  SBerplt« 
niffen  nid^t  nur  lädierlid),  fonbern  aud)  ueräd^tlid)  erfd)einen 
mufete,  wenn  jte  jtd^  ju  einem  fold^en  @d)ritt  üerftanb,  lel^nte 
fte  ab.  „3d)  l^atte  fein  23erbien[t  babei",  fd^rieb  fte  in  33ejug 
barauf,  „benn  id)  würbe  mid)  aller  SBa]^rfd)einlid)feit  t)er= 
gebend  erniebrigt  unb  ber  Äaifer  mid^  bod)  nid)t  jurüdfgerufen 
^aben"  ^).  S)a  erfolgte,  am  20.  m&xi,  bie  ©eburt  be§  Königs 
t)on  9iom.  S)er  begeifterte  $räfe!t  brang  mel)r  als  je  in  grau 
öon  ©tael,  nun  möge  fte  baS  SBiegenfeft  biefeS  ÄinbeS  feiern. 
«Sd^  l^abe  il&m  nid)ts  ^u  wünfc^en  al§  eine  gute  Slmme", 
lautete  bie  befanute  Slntwort.  23ereitS  frül^er  l^atte  fte  einem 
SRinifier  be§  ÄaiferS,  ber  33ürgfd)aften  il^rer  ©rgebenl^eit  mit 
finanziellen  SSortl)eiIen  gu  belol^nen  öerfprad),  entgegnet:  „^d) 
wufete  wol^l,  bafe  e§  jum  23egug  öon  3flenten  ber  Äonftatirung, 
bafe  man  nod)  am  iJeben  fei,  bebürfe,  ba§  aber  mi^k  id)  nid)t, 
bafe  aud^  eine  giebeSerflärung  ba ju  erforbert  werbe." 

3e  länger  biefer  S^ft^«^  bauerte,  um  fo  beutUd^er  empfanb 
fte  guweilen,  bafe  im  SBiberftanb  gegen  UngeredE)tigfeit  unb 
aSergewaltigung  wie  ein  ©efü^l  be§  pl)gftfd)en  SBol^lbef)agen§ 
liege  2). 

Slud^  ®oetl)e  würbe  nid^t  öergeffen.  6inem  33rief,  btn 
21.  SB.  @df)legel  an  biefen  rid)tete,  fügte  %xa\x  öon  @tael  alö 
9lad)fd)nft  bie  2Borte  bei:  »Permettez-vous  que  je  mette 
quelques  lignes  au  bas  de  la   lettre   de  mon  excellent  ami. 


')  Madame  de  Stael,  Dix  annees  d'exil,  2de  partie,  Chap.  IV. 
^)  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice  sur  la  vie  et  les  Berits 
de  Madame  de  Stael.     Genre  de  vie,  conversation,  opinions  politiques. 


314  i^<^it  ^^^  6tael  an  (Sloetl^. 

Vous  etcs  pour  inoi  Tideal  des  facullös  intellectuelles  et 
pcrsonnc  cn  Europe  n'a  plus  que  vous  le  don  de  la  pensee. 
C'est  quelciuc  cliose  qu'une  teile  eminence,  quoiqu'elle  ne 
doiinc  poinl  d'empire  sur  la  terre.  Croyez-vous  qu'une 
teile  puissance  s'aneantisse  jamais.  Vous  qui  6tes  pour  les 
aulres  une  preuve  de  rimmortalite  de  Täme,  servez-vous 
eil  aussi  ä  vous-meme.  Votre  Systeme  des  couleurs  est 
charmant,  il  est  d'aecord  avec  tout  Tensemble  du  systfeme 
d(j  Philosophie  dont  Kant  a  fait  le  premier  pas.  J'aime  que 
lout  soit  en  nous  parceque  nous  sommes  dans  le  sein  de 
(Jelui  (|ui  s'est  fait  appeler  notre  pere.  Me  voilä  bien 
scrieuse  et  cependant  je  joue  la  comedie,  j'en  jouis,  je 
cherche  toutes  les  jouissances  dans  la  ligne  de  l'esprit  et 
de  Tarne,  mais  je  ne  crois  pas  ä  la  n6cessitö  de  se  priver 
de  ricn  que  du  mal.  Dans  ma  douce  maniere  de  me  trai- 
ter,  je  voudrais  me  rapprocher  de  vous  cet  et6  et  vous 
voir  ä  Carlsbaden.  J'espörais  aussi  präsenter  mes  homma- 
gcs  ä  la  cour  par  excellence,  mais  je  depends  en  tout  d'une 
autre  cour.  Je  vous  remercie  d'avoir  fait  repr6senter  la 
piece  de  Schlegel.  Je  crois  que  c'est  un  progrfes  pour  les 
beaux-arts  et  c'est  un  plaisir  pour  un  homme  que  j'apprends 
chaque  jour  ä  aimcr  plus.  Dites  ä  Madame  de  Scbardt,  je 
vous  prie,  que  je  lui  ecrirai  dans  8  jours.  Mes  pensees 
sont  toujours  ä  Veimar  et  je  vous  prie  d'en  recueillir  quel- 
ques-unes  sur  le  bord  de  votre  riviere.     Adieuc  i). 

3m  Sauf  jenes  SBinterS  l^ielt  ©iömonbi  öor  einem  gal^t 
reid)en  ^ublifum  öierjig  SSorlcjungen  über  bie  Siteratur  ber 
SBölfer  be§  ©uropäijd^en  @äben§,  ber  3*^1'^«^^»  ©panier  unb 
^ortugiefen,  bereu  Sntereffe  noc^  baburd)  erl^ö^t  mürbe,  bafe 
bie  poIemifd)e  @pi^e  berfelben  ftrf)  pufig  gegen  21.  SB.  ©d^Icgcr« 
Äunftauffaffung  rid)tete. 


1)  ©oetl^e-Sal^rbud^,   1884,  120,  grau  öon  ©tai^I   an  ©octi&e,  15.  Wlh^ 
1811. 


statt  mUitx  in  ®enf.  315 

Unter  ©i^monbi'^  ßu^örern  war  Äarl  Stitter,  ber  ©eoörapl^. 
2llö  SJtenfd)  ebenfo  üeben^würbiö  wie  alö  ©elel^rter  l^eröor^ 
ragenb,  tt)ar  er  alö  ©rgiel^er  eiueö  jungen  ^oHweg  auö  granf« 
fürt  unb  be^  @ol^ne§  öon  ©ömmering  mit  ben  beiben  jungen 
geuten  naä)  ®enf  gefommen.  3Ke]^r  nod^  als  bie  fd^öne  (Stabt, 
„bie  Äönigin  ber  @d)tt)eig'',  feffelte  il^n  bie  rei^enbe  ganbfc^aft, 
ba§  ©eegelänbe,  „wo  ©arten  an  ©arten,  Suftfd^lofe  an  2uft^ 
fd)Io6  prangte,  unb  tk  gan3e  ©egenb  öon  ©quipagen,  aSägeld^en 
unb  ©pagiergängern  tt)tmmelte''.  @r  befreunbete  pd^  mit  Rietet, 
bem  SRatl^ematifer  unb  ^l^^pfer,  geigte  ben  ©enfern  baö  erfte 
3KobcK  eineö  eleftrifci^en  3:elegrapf)en,  n^eld^eö  1809  öon  @ömme= 
ring  erfunben  tt)orben  war,  nnb  üerfel^rte  öiel,  in  Poppet  unb 
in  ber  (Stabt,  im  ^aufe  öon  S^rau  öon  (Stael  3llö  in  il^rem 
Ärei§  einft  bie  SRebe  auf  baS  SBefen  ber  3fieligion  führte,  be= 
fannte  Äarl  SRitter,  in  feinem  Seben  nid)t  fo  in  allen  9lert)en 
er[c^ättert  unb  bi^  in  bie  Singerfpi^en  frampfl^aft  gefpannt 
tt)orben  ju  fein,  aU  bmi)  bie  Sleu^erungen  don  iJrau  öon 
©taöl.  „e^  ift'',  fagt  er,  „etma§  üon  ber  Äraft  in  il^rer  8fiebe, 
bie  Sllcibiabeö  üon  ©olrate^  ©ewalt  im  ©^ntpopon  beö  $lato 
fc^ilbert"  1). 

3m  3!Äai  fd)idten  bie  Slergte  ben  jüngeren  ©ol^n  öon  grau 
üon  ©tael  in  bie  Säber  oon  Slif,  wol^in  jte  il^n  begleitete. 
2)er  frül^en  Sai^reiSjeit  wegen  war  don  Sefannten  faft  5ßiemanb 
bort  alö  bie  ®räfin  be  SSoigne,  eine  geiftreic^e  fjrau,  bie  wegen 
freunbfd^aftlidier  Sejiel^ungen  gu  einigen  ©taatömännern  ber 
SReftauration  unb  be§  gulifönigtl^umS  il^re  ©pur  in  ber  @e* 
fd^id^te  ber  frangöpfd^en  ®efellfd)aft  jurüdfgelaffen  l^at^).  gj^r 
dcrbanlen  wir  eine  (Srinnerung  an  biefen  Slufentl^alt  don  "^rau 
don  ©tael  in  Sli?.  3Jlan  ful^r  eines  Sagö  gufammen  nad^  bem 
naiven  (Sl^amber^,  befal^  ftd)  bie  ©tabt  unb  fef|rte  SlbenbS  jurüdf. 
Sßäl^renb   biefer  gal^rt  entlub   jtd)   ein  entfe^lid)eS  ©ewitter. 


0  ®.  Gramer,  Staxl  SHitter,  I,  272-279,  283,  285,  288-290. 
^)  Guizot,    Memoires    pour    servir   ä   Phistoire    de    mon    temps,    I, 
Chap.  IL 


316  Swu  öon  etael  in  «ir,  aRd  1811. 

©ie  erfte  bcr  jmci  ©quipaßcn,  meldte  bie  ®efellfcl)aft  bcförberten, 
utad)te  ^alt,  unb  btc  entfetten  ©amen  fud^ten  in  einem  naiven 
^aiife  Qd)i\i^  flcgen  33li^  unb  ©onner.  Sie  anbere  ©quipafle 
fe^te  rul^iö  il^ren  3Beg  fort,  unb  am  3^^^  angcfommen,  l^atte 
bie  @efeUfd)aft,  bie  ftd)  in  berfelben  jufammengefunben  l^atte, 
nur  einen  unbeftimmten  Segriff  bat)on,  bafe  jte  ein  ftarle^ 
Uniuetter  mit  burd^gemad)t  l^atte.  grau  öon  ©tael  toax  im 
SBagen  getoefcn  unb  l^atte  burd)auö  nid)t  allein  gefproc^en,  benn 
bie§  war  niemals  il^re  2lrt.  Slber  |te  l^atte  ba§  ®efpräd^  fo 
belebt,  bafe  ber  @turm  faum  bead)tet  würbe;  „über  ber  einen 
ßleftrijität  l)atte  man  bie  anbere  öergeffen"  ')• 

Sn  2lir  oermeigerte  i^r  ber  $räfeft  beö  9)Zontblanc  ^oft« 
pferbe,  meil  er  befürd)tete,  fte  möge  bamit  nad^  (änglanb  ent= 
fliel^en.  S«  ®^»f  überrafd)te  fte  ßapeUe  mit  ber  9lad^rid^t, 
bafe  fie  fünftig  bie  franjöftfd)e  ®renje  nberl^aitpt  nid^t  mel^r 
überfd)reiten  bürfe,  unb  bafe  21.  2B.  ©d^legel  ben  Sefel^l  er* 
l)alten  l^abc,  nid)t  nur  @enf,  fonbem  and)  ba§  auf  ©d^weijer 
33oben  befinblid)e  Goppet  ju  oerlaffen.  2luf  il^re  grage  nad^ 
bem  ®runb  biefeö  oöHig  ungefe^lic^en  Sßerfal^renS  würbe  i^r 
enoibert,  e§  fei  in  it)rem  eigenen  S^tereffe  eingefdt)lagen  worbcn; 
@d)legel  beftärfe  pe  in  einer  antifranjöpfd^en  ©ejtnnung,  bie  er 
unter  Slnbern  baburd)  an  ben  Sag  gelegt  l^abc,  bafe  er  bie 
^l^äbra  beS  ßuripibeö  jener  oon  Stacine  üorjiel^e.  tC'itait 
bien  delicat  pour  un  monarque  corse«,  l^ei^t  eö  in  ben  Dix 
annees  d'exil.  Später,  bei  bem  ©injug  ber  3llliirten  in  ^ari^, 
fanb  @d)legel  ba§  Original  ber  ©enuujiation  wieber,  bie  feine 
33erbannung  au§  bem  franjöfifd)en  SHeid)  oeranlafet  l^atte.  @ie 
lautete  ba^in,  ba^  ein  gewiffer  3Konjteur  ßl^elegue,  il^auSgenoffe 
oon  grau  oon  ©tael,  anti=9lapoleonifd);  granfreid^  feinblid^,  mit 
einem  SBorte  ©eutfd^^gepnnt.  fei  unb  feine  5lnwefenl^eit  nic^t 
länger  gebulbet  werben  fönne. 

£)bwol)l  e§  @d)legel  balb  barauf  geftattet  würbe,  nod^  ein» 


')  Saint e-Beuvo,  Madame  de  Stael,  Nouveaux  Lundis,  II,  290, 


S(uSrocifutig  bon  %  2Ö.  ©t^rcgcl.  317 

mal  naä)  ®enf  gurüdfcl^rcn  unb  bann  in  ber  @d)tt)ei3  ju 
bleiben,  begann  fjrau  don  ©tael  ju  fürd)ten,  bafe  eine  Sßer= 
l^aftung  nid^tö  weniger  als  ein  ©ebtlbe  ber  ^l^antajte  [ein 
lönne.  2)ie  ^ergogin  Don  6^et)reufe;  bie  ber  Äalfer  wegen 
mifebiHigenber  Sleufeerungen  über  bie  Singe  in  Spanien  t)er=» 
bannt  l^atte,  war  im  @fil  geftorben,  einer  anbern,  ebenfalls 
auSgewiefenen  ®ame  würbe  bie  ©rlaubnife  üerweigert,  il^ren 
franfen  ®atten  auf jufu(i)en  ^).  5ßerfonen  au§  ber  näc^ften  Um^ 
gebung  t)on  ^au  üon  @tael  würben  üon  einer  folc^en  5ßanif 
erfaßt,  bafe  unter  Slnbern  Saron  3Sogf)t  ®enf  tjerliefe,  ol^ne 
Slbfd^ieb  t)on  il^r  gu  nel^men^). 

3n  biefer  unl^altbar  geworbenen  Stellung  fafete  jte  ben 
6ntfd^lufe,  ju  pielien.  5ßäffe  nad)  ben  bereinigten  Staaten 
ftanben  \f)x  jwar  nad^  wie  oor  jur  Sßerfügung,  aber  perjönlid^e 
©rünbe  unb  bie  firenge  ©urd^fül^rung  beö  Äonttnentalf^ftem§ 
ma(i)ten  bie  SReife  faft  unau^fül^rbar.  @o  trat  benn  ber  ®e= 
banfe  in  ben  SSorbergrunb,  eine  SwP^djtftätte  in  @d)weben  gu 
jud^en,  wo  burd^  eine  dtdift  t)on  SuföH^n  ber  franjöjtfd^e  3JJarfd^aH 
aSernabotte  feit  1810  t)on  bem  finberlofen  Äarl  XIII.  gu  feinem 
9iad)folger  befiimmt  unb  Äronprinj  geworben  war.  @eine§ 
@d)U^e§  war  iJrau  t)on  ©tael  gewig,  oorauggefe^t,  bag  e§ 
möglid^  war,  bi§  gu  il^m  gu  gelangen,  benn  ber  ^räfeft  oon 
®enf  l^atte  feinen  S^^if^l  barüber  beftel^en  laffen,  bafe  jeber 
Slud^toerfuc^  i^re  35er{)aftung  nad^  jtd^  giel^en  werbe.  @o 
ftubirte  fte  benn  mit  faum  geringerem  ßifer  aU  5Rapoleon  felbft 
bie  rufPfd)e  Äarte,  benn  nur  über  JRufelanb  fonnte  jte  baran 
benfen,  nad^  ©d^weben  gu  entfommen,  unb  oom  Äaifer  Don 
Defterreid)  l^offte  jte,  wenn  audt)  nid^t  oertl^eibigt,  fo  bod^  wenig* 
[ten§  nid^t  ausgeliefert  gu  werben.   S^  nä^er  ber  S^itpunft  fam. 


')  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Madame 
Recamier  et  les  amis  de  sa  jeunesse,  71. 

^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Rdcamier,  Coppet  et 
Weimar,  178.  Madame  Recamier  et  les  amis  de  sa  jeunesse,  59,  66. 
Madame  de  Stael,  Considerations,  Oeuvres  comp.  XIII,  299. 


318      S^etbatinunft  Don  SR.  be  äRontniorftic^  iinb  SRobotne  SÜ^catnier. 

ber  gur  SluSfnl^ninö  bc§  SBageftfidf^  feftgefc^t  war,  um  fo 
[tarier  ertpad^te  bie  @e]^nfud)t,  ^tatl^ieu  be  TOontmorcncq  nod^ 
einmal  wiebergufel^en.  6r  war  ber  Sßorniunb  il^rer  Äinber,  unb 
aud^  il^n  erfüllte  ber  SBimfd^,  jte  nid)t  ol^ne  Slbfd^ieb  gleiten  ju 
laffen.  2)ie  Segegnung  fanb  unweit  üon  i^ciburg  ftatt;  mit 
?5rau  t)on  ©tael  befuc^tc  er  baö  nal^e  baöon  gelegene  Srappiften* 
flofter  ©eligentl^al,  unb  feierte  über  SBeoag  unb  JBejc  mit  il^r 
nac^  Soppet  gurudf.  3luf  bem  5!öeg  bal^in  fam  ben  Sourlftcn 
ber  SBunfd),  einen  5!öafferfall  gu  beftd^tigen.  Sie  waren  laum 
gu  ^aufe  angelangt,  alö  eine  SRüge  beö  ^räfeften  folgte,  benn 
ber  SBafferfaH  war,  ol^nc  bafe  jte  e<§  wußten,  auf  frangöpfd^em 
®ebiet,  unb  ha^  faiferlid)e  Sßerbot,  eS  gu  betreten,  war  Don 
grau  öon  Stael  fonüt  öerle^t  worben.  @ie  entgegnete  mit 
bem  Samm  in  ber  g^bel: 

»Je  tondis  de  ce  pre  la  largcur  de  nia  langue.c 
Slöenige  Sage  fpäter  erhielt  3Ratl^ieu  be  Wontmorencg  unter 
bem  33ac^  feiner  troftlofen  iJreunbin  fein  SSerbannungöbelret 
in§  gnnere  üon  2^ranfreid)  gugeftellt.  @r  war  bem  Sefel^l  nod^ 
nid)t  gefolgt  alö,  auf  bem  SBeg  nad^  ben  JBäbem  uon  Slijr, 
9Jfabamc  SRecamier  an  (Soppet  oorüberfam  unb  e§  ftd^  nid^t 
oerfagen  wollte,  wenigftenö  einige  ©tunben  bei  ber  greunöin  gu 
oerweilen.  2^rau  oon  @tael  l^atte  pe  dergebenS  befd^worcn,  pd^ 
biefer  ©efal^r  nid)t  au^gufe^en.  @ie  entppng  pc  in  Sl^rä* 
neu,  bel^ielt  pc  nur  eine  9lad)t  unter  il^rem  S)ad)  unb  begleitete 
pe  am  näd)ften  SJiorgen  bi§  S^eme^.  SBenige  Sage  fpäter  er* 
l^ielt  aud)  SKabame  JRecamier  ein  JReffript  be§  Äaiferö,  worin 
er  pe  nad)  ß^alonö  üerwie^.  »Je  me  jette  ä  vos  pieds,  je 
vous  supplie  de  ne  pas  me  hai'r«,  fd^rieb  in  l^öd^Per  8Uif* 
regung  fjrau  oon  ©tael.  Sie  war  fo  fterbenömübe  t»ott  bem 
langen  Äampf ,  oon  biefer  Slrt  ber  SSerfolgung,  üon  ber  beftänbigen 
Sorge  unb  ber  pe  begleitenbeu  @d)laflopgfeit,  ba&  pe  felbp 
füllte,  wie  il^r  3iiP^nb  me^r  unb  mel)r  ein  franfl^after  würbe. 
®a§  Seben  erfd)ien  iijx  »commc  un  bal  dont  la  musique  a 
cessec.   @ie  fud)te  3upud)t  im  ®ebet,  pe  wieberl^olte  P(^,  bafe 


SBctbatitiunn  öon  9)?.  bc  SKontuiovcnc^  unb  SWabame  SRecamier.      319 

bic  ©träfe  öcrbtent  unb  bie  SBorfel^ung  gcrcdjt  fei,  aber  pe 
l^offte  auf  feine  ©rl^örung  tl^rer  irbifdjen  SBünfd^e  mel^r,  feit  fte 
[\ij  in  Senen,  bie  jte  liebte,  getroffen  fül^lte.  SSergebenö  fud^ten 
bie  beiben  ^f^unbe,  bie  bem  Qom  be§  Äaifer§  gum  Dpfer  ge^^ 
fallen  waren,  jte  fiber  baö  ®efc^el^ene  gu  berul^igen,  ba§  ftc 
beibe  mit  gelaffener  SBürbe  f|inna^men.  „@ie  fagen  mir,  bie 
3nfunft  fei  mein",  entgegnete  g^rau  t)on  @tael  auf  tröftenbe 
38Borte  öon  Swli^tt^f  n^^  ^^^^  wiid^  irren,  benn  Sll^nungen  jtnb 
ju  püd)tige  Singe,  al§  bafe  fte  jtd)  anal^jtren  liefen.  3lllein 
@ie  foHen  feigen,  mir  wirb  ni(i)t§  mel^r  gelingen,  unb  mein 
Seben  wirb  ein  l^arte§,  frfll^e^  @nbe  nel^men.  3d)  verbringe 
©tunben  bamit,  mid)  auf  ben  Sob  tjorgubereiten.  33ielleid)t  ift 
e§  felbftfäd)tig,  baö  eigene  Salent  ju  betrauern,  aber  id)  fül^le 
überlegene  ®aben  in  mir,  bie  leine  ^tit  fanben,  ftd^  ju  ent* 
falten,  unb  id^  beflage  il^re  gerftörung.  Sieber  ©ngel,  erfleJ^en 
@ie  in  ^^xtm  ®ebet  ben  gerieben  meiner  Seele"  ^). 

©eit  bem  Sluguft  1811,  ber  it)r  bie  ^eiinbe  geraubt  l^atte, 
tjerging  bie  ^c\t  bi§  jum  barauffolgenben  2Rai  in  biefer  ©tim« 
mung.  »Vous  et  Schlegel,  vous  ranimiez  mon  äme  quMls 
ont  luee«,  fd^rieb  jte  nad)  einem  Sefuc^,  bm  H)X  ber  alte 
Sreunb  9Jleifter  in  Segleitung  t)on  @d)legel  abgeftattet  l^atte. 
>I1  me  semble  qu'il  n'y  a  de  nouvelles  d'aucun  lieu  du 
monde^  et  suivant  Texpression  du  livre  des  Macchabees,  »la 
terre  se  tait  devant  Alexandre«.    II  n'y  ä  que  la  comete 

qui   ait    os6   se   montrer   comme   ä   Tordinaire On 

pretend  que  le  Pape  refuse.  Quelle  puissance  que  la  reli- 
gion,  qui  donne  de  la  force  aux  faibles  tandis  que  tout  ce 
qui  6lait  fort  n'en  a  plus.  On  m'a  fait  encore  offrir  de 
raccommoder  le  brüle^),  d'oter  quelque  chose,  de  changer 
le  titre  et  de  le  faire  paraitre.  Mais  je  n'ai  plus  de  talent, 
plus  d'idee,  plus  d'imagination,  et  je  suis  devenue  passive, 


*)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet  et 
Weimar,  207,  211,  218,  220. 

2)  S)a§  S3ud^  übet  ©cutfd^Iatib. 


320  öerelnfamutifl  In  (Soppet. 

ce  qui  n'^tait  guore  dans  ma  naturo.  Lo  grand  övenoment 
de  ma  vio,  c'est  Ic  solcil.  Quand  il  fail  beau,  j'espere  que 
Ic  bon  Dieu  ne  ni'a  pas  encore  abandonnee«  ^). 

3njn)ifd^en  würbe  Poppet  mel^r  unb  mcl^r  eine  SIrt  ijon 
©efänöuife,  unb  ber  gJräfeft  brol^tc,  bei  bem  näd^ften  Slnlafe 
einen  Soften  an  baö  ©d^lofetl^or  gu  [teilen.  S)en  ®cbanfen 
aber,  ftd)  bie  greil^eit  biird^  ein  unnjürbigeö  ?Rad)öeben  j«  er* 
taufen,  wedfte  er  nid)t  bei  grau  t)on  ©taöl.  »Je  me  meurs 
a  la  lettre  du  malheur  de  mes  aniis«,  fagt  pc  in  einem 
fd^önen  fflrief  an  ßantiHe  3orban,  ber  uod)  einmal  3tt>^'frf  ß« 
ber  ßorreftl^eit  il^rer  Haltung  l^atte  burd^blicfen  laffen.  »Ma 
sante,  qui  etait  forte,  est  d^truite,  et  il  se  pourrait  trds- 
bion  que  je  mourusse  avant  la  traversöe.  Tout  cela  est 
egal.  J'aime  mieux  ma  Situation  que  ce  qu'on  m'oflfre  pour 
en  sortir.  Mais  je  vous  le  dirai  de  toute  la  hauteur  de 
mon  ame;  je  pense  qu'en  fait  de  dignitö  morale,  les  cir- 
constances  me  placent  aussi  haut  qu'il  est  possible,  et  je 
m'^tonne  que  vous,  qui  etes  si  indulgent  pour  l'inconcevable 
conduite  de  Gerando,  vous  lourniez  toutes  vos  foudres 
conlre  une  malheureuse  femme,  qui  resistant  k  tout,  difen- 
dant  ses  fils  et  son  talent  au  peril  de  son  bonheur,  de  sa 
securit6,  de  sa  vie,  est  un  moment  touchee  de  ce  qu'un 
jeune  homme,  d'une  nature  chevaleresque,  sacrifie  tout  au 
plaisir  de  la  voir.  J'estime  avant  tout,  sur  cette  terre,  le 
devouement,  Tel^vation  et  la  generositi.  Je  voudrais  qu'on 
y  put  joindre  Tabsence  totale  de  faiblesses  d'imagination; 
mais  de  toutes  les  faiblesses,  Celles  qui  souillent  le  plus  ä 
mes  yeux,  ce  sont  Celles  du  calcul  et  de  la  pusillanimit^. 
On  peut  encore  accomplir  toutes  les  vertus,  quand  on 
serait  trop  susceptible  de  goüt  pour  les  agröments  et  les 
qualites,  mais  de  quoi  reste-t-on  capable  quand  on  recherche 


')  Madame    de   Stac"!   h  Meister,  5  Oct.  (1811.)   UnßcbruÄe  »riefe  Im 
SBcfi^  bc§  Jpcrrti  Dr.  %\).  SHeiti^art. 


SBcreinfamung  in  ß^oppct.  321 

la  faveur  aux  depens  de  Tamitiö,  aux  döpens  des  conso- 
lations  qu'on  peut  donner  aux  malheureux.  Que  signifient 
ces  aumones  aux  pauvres,  quand  on  neglige  la  charit6  du 

eoeur Je  ne  vous  dirai  pas  ce  que  je  souflfre, 

vous  le  comprendrez;  mais  exceptö  le  moment  ou  un  homme 
tel  que  vous  m'a  fait  douter  de  son  estime,  Dieu  m'a  fait 
la  gräce  de  penser  que  je  donnais  un  noble  exemple  ä  mon 
sieclec  ^). 

©elbft  in  bcr  Sage,  in  weld^er  jte  jtd)  bamalö  befanb,  be^ 
wäl^rte  jtd^  bie  SBitalttät  biefer  aufeerorbcntlic^cn  SRatur.  ©eflen 
ben  2)rud  don  2lu§ett,  in  bem  ßlenb  ber  ®egentüart,  fud^te  jte 
SRettung  in  il^rer  ibealen  Slöclt  unb  entwarf  ben  $Ian  ju  einem 
§elbengebid)t,  „JRid^arb  Söwenl^erj",  baö  pe  bi§  jum  ©d^lufe 
il^reö  ßebenS  befd)äftigte.  Sußl^W)  trug  jte  eine  ntoralijc^e 
@d)ulb  ab,  bie  biel  niel^r  ber  gortfc^ritt  einer  geläuterten  &t^ 
jtnnnng  als  bie  ©inwenbungen  il^rer  S^^unbe  il^r  fül^lbar  ntad^ten. 

Sn  ber  ©c^rift  über  ben  (Sinflufe  ber  Seibenfd^aften 
l^atte  jte  ben  ©elbftntorb  in  gewiffen  SebenSlagen  al§  ein 
plfSmittel  ber  ©tarfen  entfd)ulbigt.  Se^t  trat  i^r  bie  5ßflid)t 
nal|e,  ha^  unbebac^te  SBort  gurüdgunel^men.  @ie  tl^at  eS, 
inbem  jte  bie  ^rage  t)om  l^öc^ften  ©tanbpunft  auS  betrad^tete 
unb  ber  [toijd^en  SSel^auptung,  aU  ob  ber  ©d^merj  fein  Uebel 
[ei,  bie  (i^riftlid)e  Slntwort  ertl^eilte:  ber  @d)merj  ift  ein  ®ut, 
ein  S^eil  ber  ett)igen  Drbnung,  in  n)eld^er  ®ered)tigfeit  ujaltet. 
2)a§  (Sd^icffal  ift  nid)t  blinb;  eS  ift  ber  gel^eime  Stid^ter,  ber 
uns  uerurtl^eilt,  unb  n^enn  er  ungeredt)t  erfd^eint,  ujiffen  t)ielleid)t 
tt)ir  allein,  was  er  unS  fagen  will  unb  öon  unS  begel^rt.  2)aS 
geiben  ift  bie  Sebingung  ber  3Sollfonimenl^eit.  @S  fd)liefet  ben 
ÄreiSlauf  beS  ©afeinS  unb  fü^rt  burd)  bie  läuternbe  Äraft  ber 
Prüfung  auf  bie  Sage  ber  Unfd)ulb,  auf  bie  Sage  öor  ber 
©ünbe  äurüdf.    ©er  l^öd^fte  Swed  beS  SebenS  ift  ber  SBerjic^t 


*)  Sainte-Beuve,  Causeries  du  Lundi,  XII,  255.   Madame  de  Stael 
ä  Canaille  Jordan,  Coppet,  3  Oct.  1811. 

»lennctl&atfctt,  5vau  tooii  ©ta6L  III.  21 


B22  8(^rift  fleflcn  ben  (Scibftmorb. 

auf  biVS  ficbcn.  2)ic  SWatur  crreid)t  i^n  burd)  S^^töning,  bcr 
SBille  burd)  i>a^  Dpfer.  ®a§  rcd)t  üerftanbenc  mcnjd^Hd^c  ®a= 
fein  ift  nid)t§  anbetet  alö  bic  fioStrennung  t)on  bcr  ^erfonalität 
unb  baburd)  bie  SRücffel^r  unter  baö  allflemeine,  unerfd^üttcrlid^e 
®efe^,  nid)t  iubem  man  ftd^  gegen  baöfelbe  auflel^nt,  fonbem 
baburd),  bafe  man  ftd)  il^m  freittJtHig  unterwirft,  ©er  Selbft- 
morb  ift  fein  Slft  ber  %dQl)dt  S)iefe  Slrt,  il^n  ju  bejcid^nen, 
^at  nod)  deinen  abgeljalten,  il^n  ju  begel^en.  SIber  er  ift  ein 
Slft  be§  3önte§  ober  ber  SBerjn)eif(ung,  unb  ber  rul^ige  5Kutl^, 
ber  pd)  bem  @d)merj  untermirft,  fielet  menfd^Iid^  l^öl^er. 

Sluf  bie  Derfd)iebenen  ®runbe  ber  ©elbftöemici^tung  ober« 
gel)enb,  fprid)t  jte  bie  Slnfid^t  auö,  bafe  fein  irbifd^er  Scweg« 
grunb,  feine  Dergänglid)e  Urfad^e  baju  berechtigen,  eigenmäd^tig 
in  bie  ßmigfeit  einzutreten.  SBenn  aud^  biele  menfd^lid^c  ^anb= 
lungen  t)erabfd^euung§tt)ürbiger  al§  biefe  erfd)ienen,  fo  gebe  e§ 
bod)  feine,  bie  DoUftänbiger  öon  ®ott  loöfage.  Sic  Sßerfaffcrin 
gotit  ben  einjelnen  Dpfern  einer  fold^en  Sil^at  ba§  tieffte  9Jlitleib, 
aber  fte  fprid)t  je^t  al^  (Sl^riftin  unb  aU  folc^e  erfcnnt  jte  ben 
tiefften  ®runb  ber  eüangelifd)en  Sel|re  in  il^rer  ^Deutung  beS 
©djmerje^.  @ie  gebenft  be§  @opl)i§mu§  öon  Stouffeau:  „SBcr 
un§  öorfd)reibt,  ba§  Singe,  ba§  un§  ärgert,  auöjureifeen,  tjcr» 
bietet  un§  nid)t,  un^  ba^  Seben  ju  nel^men'',  aber  ftc  fül^rt  bie 
©teile  nur  an,  um  ju  erinnern,  ba^  fie  gegen  bie  Sßerfud^ung  ge* 
rid)tet  ift  unb  Dernjeift  auf  ben  Äreujeötob  Sl^rifti,  burd^  wcld^en 
ber  SBelt  ba§  l^ödjfte  Seifpiel  freiwilliger  Ergebung  in  @d)merj 
unb  Qual  gegeben  würbe.  S)en  Slidf  auf  il^n  gerid^tct,  l^at 
ftd)  ber  SJlärtqrer  begeiftert  unb  ba§  SBerf  ©otteS  in  pd^  üoll* 
enbet,  ba^  bie  @elbftöernid)tung  für  immer  tmterbrid^t.  /®enn 
ba§  moralifd)e  5ßrobIem,  bie  gange  SBfirbe  beS  35afefu8  benteffeti 
pd)  an  ber  SBJiberftanböfraft,  bie  ber  SJJenfdt)  ntc^t  nur  gegen 
ben  Sob,  fonbern  aud)  gegen  alle  egoiftifd^en  Sntereffen  beS 
Men§  aufjubieten  ^at^).    3unäd)ft  wol^l  beöwegen,  weil  btefc 

0  Madame  de  Stael,  Reflexions  sur  le  suicide,  Oeuvres  comp,  lll, 
305-388,  MonbcrS  314,  315,  317,  319,  336,  346. 


(Sd^vift  gegen  ben  ©elbftmorb.  323 

Setrad^tungcn  über  ben  ©elbftmorb  nod)  lofer  gufammenpngen 
alö  mand)e  anbere  @d)riften  don  ^rau  öon  ©tael,  jtnb  jte  öer^ 
l^ältmfemäfeig  twenig  bead^tel  tüorben.  ©ie  9Koralp^tIofopt)ie 
l^at  jtc^  iebod)  in  unfern  Sagen  berfelben  erinnert.  SBiUiam 
^artpole  Sedf^  nennt  bie  Heine  Slb^anblung  ein  SWufter  rul^iger, 
offener  unb  pl^ilofop^ifc^er  iJrömnngfeit,  bie  barauf  t)ergi(i)te, 
abgenü^te  Slrgumente  ju  mieberl^olen,  unb  ftatt  beffen  ba§  Sbeal 
eine§  tt)al^rl)aft  tugenb^aften  3Kenfd^en  ftijiire,  um  ju  jeigen, 
tt)ie  fel^r  ein  burd)gebilbeter  6f|arafter  öor  ber  SBerfud^ung  jum 
©elbftmorb  jtd)er  [teile  0. 

Unter  biefen  Sefc^äftigungen,  t^erbunben  mit  ben  SSer« 
ppid)tungen  unb  ben  l^erfönlid^en  ©orgen  il^rer  ueränberten  Sage 
war  eö  fjrül^ial^r  gett)orben,  unb  man  begann  gu  glauben,  ba§ 
fjrau  öon  ©tael  jtd)  barein  ergeben  l^abe,  öon  9Zapoleon  in 
Poppet  gefangen  gehalten  jn  werben.  Sie  felbft  l^atte  niematö 
ein  ^el^l  barauö  gemad)t,  ba^  i^x  bie  SRatur  ben  p^t|jtfd)en 
3Kutl^  fel^r  fc^wer  gemad^t  ijdbt.  3l)re  ©ntfdjloffenl^eit,  fagt  fte  in 
ben  Dix  annees  d'exil,  liege  in  i^rer  ©inbilbungöfraft,  nid)t  in 
il^rem  6l^ara!ter;  fte  fteigere  ftd)  alle  ©efal^ren  gu  ^ßl^antomen. 
>Excessivement  poltronne«,  nennt  pe  ©i^monbi^).  Sind)  33on- 
[tetten  meinte,  fte  werbe  bleiben  bi§  ba§  größte  Unglüdf  fte 
treffe,  „benn",  fagt  er,  „man^at  pe  gu  fel^r  beleibigt,  man  f|at 

il^r  gu  t)iel  Unred^t  getrau,  um  je  öergeil^en  gu  fönnen 

®a§  @d)lofe  ßow^t  ift  ^alb  öerlaffen,  nur  ©iömonbi  berläfet 
e§  nie.  g^rau  Don  ©tael  banft  mir  jeben  Sag,  ia^  \d)  gu  il^r 
fomme.  Sie  ift  oft  franf  bon  @d)merg  unb  jebe  9Bod)e  pub 
neue  S3eleibigungen  wegen  @ad)en,  bie  unwal^r  pnb,  wegen 
Slnflagen,  um  bie  pe  nie  befragt  wirb,  unb  wogegen  alfo  feine 
SSert^eibigung  ift"^).    ®ie  SJJittelmäfeigfeiten  berul^igten  pd^  bei 

')  W.  H.  Lecky,  History  of  European  morals.  Ueberfefeung  öon  Dr. 
Jp.  Solottjicj,  II,  46-47. 

2)  Saint-Rene  Taillandier,  Lettres  inedites,  etc.,  145.  Sismondi 
ä  la  Comtesse  d'Albany,  11  Oct.  1811. 

3)  Sonftetten,  Srtefe  an  gr.  SBrun,  I,  332,  336,  339,  16.  Se^jt, 
10.  Oft,  2.  ««oö.  1811. 

21* 


324  SJorbereitungcn  jur  grlud^t. 

bem  ©ebanfen,  ha^  ein  fd)8ne§  Sanbgut,  ein  grofecS  (Sinfommcn, 
unb  alle  SÄnnel^mUd^feiten  be§  täglichen  geben«  biefe  ärt  öon 
^aft  ju  einer  fel^r  erträglid^en  mad^ten,  unb  nal^eftel^cnbe  ??rcunbc 
waren  il^rerfettö  bcr  Slnjtc^t,  e§  werbe  il^r  ju  fd^merjHdö  f^n, 
jtd^  bom  ®rab  il^reS  SSater«  unb  don  fo  dielen  tl^curen  6r- 
innerungen  lo^jureifeen  0-  ®ti  erhielt  eine«  5£agS  TOabame 
9i6camier  folgenbe  3^1^«:  „Sl^eure  guUette,  id^  fül^lc  mid)  der« 
pfHd^tet,  }u  ge^en.  SSeri3picf)tet  für  Sie,  für  SKatl^ieu,  für 
meine  Äinber  unb  für  micf).  3Bdre  eg  mir  dergönnt,  in  bcr 
^embe  mit  3^nen  gu  leben,  fo  empfänbe  ic^  cS  al8  ein  um 
au§fprec()Ud)eö  ®lüdf.  ^n  meiner  gegenwärtigen  2age  aber 
graut  mir  dor  bem  Uebel,  baö  id^  getl^an,  baS  id^  Slnbem  ju» 
gefügt  l^abe,  dor  meiner  Slbl^ängigfeit,  dor  ber  UntcrbrüdCung"  % 
SJlel^rere  Sage  dor  bem  Eintreffen  biefeS  SriefeS  war  ^au 
don  ©tael  in  @idt)er^eit.  am  23.  2Rai,  nad)bem  f!e  abfd^ieb 
don  bem  wenige  3Konate  jälilenben  jüngften  Äinbe  genommen, 
baö  JU  l^ongirob,  im  ^ma,  ber  Dh^nt  beg  berül^mtcn  ÄrjtcS 
Surine  andertraut  war^),  ^atte  jte,  ben  f5äcf)er  in  ber  ^anb, 
aU  ob  eö  ftc^  um  eine  gewöl^nlid^e  Slu§fal|rt  l^anble,  mit  tl^rer 
5J:od)ter  unb  bem  jüngeren  ©ol^n  im  SEBagen,  Poppet,  wo  man 
jte  JU  Stifd)  gurüderwartete,  derlaffen.  Statt  beffen  reifte  fle 
3:ag  unb  9lad)t,  biö  jte  einen  fleinen  Drt  in  ber  Ställe  don 
Sern  crreid^te,  wo  81.  25B.  ©d^legel  jtc^  ben  SReifenben  anf^lo^. 
SRocca,  ber  jte  eingel^olt  l^atte,  mufete  gur  ©rlebigung  pcrfönlic^cr 
2lngelcgenl)eiten  nac^  dierunbgwanjig  ©tunben  no^  einmal 
jurüd  nad)  ®enf,  unb  traf  erft  in  ©algburg  wicber  mit  ben 
SReifenben  gufammen.  Sluguft  don  @tael,  ber  mit  il^m  big 
Sern  gefommen  war,  erlangte  dom  Sfterreid^ifd^en  ©efanbten  In 


*)  Saint-Reno  Taillandier,  Lettres  inedites,  etc.,  145.  Sismondi 
k  la  Comtesse  d'Albany,  Genöve,  11  Oct.  1811. 

^)  L^Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Goppet  et 
Weimar,  229. 

3)  SBonftettcn,  S3riefe  an  gr.  SBrun,  II,  38  u.  141,  1.  S«oö.  1812  unb 
11.  Slug.  1817. 


Sfbfd^ieb  öon  (^opptt  325 

Sern  bic  'ipäffe,  beren  feine  3Kutter  beburfte,  um  tl^re  SRetfc 
fortjufelen.  @te  l^atte  auf  ber  ganzen  %ai)vt  nur  eine  9ln- 
ttjanblung  öon  @d)tt)äci^e  gel^abt,  al§  eö  galt,  6ot)pet  dieHeid^t 
auf  immer  Sebewol^I  ju  fagen.  9lun  !am  ber  Slbfc^ieb  üon  il^rem 
älteften  ©o^ne,  ber  bal)in  jurud  mufete,  um  aHe§  ®ef(i)äftUd^c 
gu  beforgen.  Unter  beut  ©inbrud  btefer  Trennung  geriet!^  jte 
in§  Slöaufen  unb  n)äre  faft  umgefel^rt.  ßi^glci^  ^^^^  fc^gte  il^r 
bie  SSemunft,  bafe  ein  6ntfd)lufe  wie  ber  il^rige  ftc^  nid)t  mel^r 
jurüdfnel^men  laffe,  unb  tbm  biefe  ©rfenntnife  fiäf)lte  il^ren  äRutl^. 
3n  ®enf  erful)ren  ^räfeft  unb  ^ublifum  erft  am  2.  ^mi 
bie  glud)t  Don  iJrau  öon  @tael.  2)ie  @inen  bemunberten  mit 
©iömonbi  bie  SBiberftanb^fraft  ber  iJrau,  bie  mit  gefci^n)äd)ter 
©efunbl^eit  unb  unter  ben  erfc()tt)erenbften  Umftänben  bie  Unter* 
werfung  derweigerte,  gu  welcl)er  ftd^,  mit  geringen  Slu^nal^men, 
il^re  ganje  5Ration  öerftanb,  unb  nannten  ben  6ntfd)Iu^  l^eroifd^, 
ber  il^re  5Iwd)t  üeranlafet  l^atte.  Slnbere  bagegen  benü^ten  einen 
Slugenblid,  too  bie  äußern  Umftänbe  il^nen  JRedtjt  gu  geben 
fd)ienen,  um  grau  öon  ©tael  mit  SSerbäd)tigungen  gu  verfolgen, 
gegen  tt)eld)e  fte  ftd)  be^  @d)u^e^  beraubt  l^atte,  benn  fte  rid)- 
teten  jid)  gegen  bie  5ßerfon  öon  JRocca,  öon  bem  man  ton^k, 
bafe  er  il^r  gefolgt  mar.  „Unb  bod^",  fd^rieb  ©iSmonbi  ber 
®räftn  öon  Sllban^,  ff^ötte  unfere  gteunbin  triftige  ©rünbe, 
biefe  Unöorrtd)tigfeit  gu  begel^en,  benn  ate  fte  6ot)pet  derliefe, 
mufete  fie  nid^t,  ob  fte  bie  nöt^igen  5ßäffe  erl^alten  merbe,  um 
il^ren  5!öeg  burd^  Defterreid^  gu  nel^men,  unb  umfel^ren  fonnte 
fte  nid)t.  @ö  blieb  in  biefem  iJall  nur  ber  38Beg  burd^  bie 
Siürfei,  unb  mie  ptte  jte  e§  magen  lönnen,  ftd^  allein  mit  il^rer 
Sod^ter  ber  Obl^ut  don  3<Jnitfd)aren  anguDertrauen  ?  3n  einer 
fold^en  (gdentualität  beburfte  jte  beö  ®ä:)n^t^.  ©d^legel  war 
bagu  nid^t  ber  2Rann;  il^r  jüngerer  ©ol^n,  ber  jte  begleitete, 
lonnte  burd^  feine  Unguüerläfftgfeit  bie  ©efal^ren  il^rer  2age 
nur  dermel^ren.  Unter  biefen  Umftänben  willigte  fte  in  bic  Se« 
gleitung  öon  SRocca,  ober  öielmel^r  fte  fd^idfte  il^n  hid^t  gurficf, 
als  er  fte  dierunbgwangig  ©tunben  nad^  il^rer  Slbreife  einl^olte. 


326  5fi)W{eb  bon  ©oppct. 

^ä)  i^offe,  in  ber  ^i^enibc  luirb  man  ben  SBerlcumbungcn,  bte 
ftd)  baran  fnüpfcn,  feine  tüeitere  Sead^tung  fd)enfeu.  ©citbem 
il^re  Sod^ter  ju  einem  reigenben  3Käbd^en  l^cranwäd^ft,  ift  ^ran 
öon  Stael  für  i^re  ^anblnngen  mel^r  al§  je  guöor  üerantoort« 
lid).  Sie  fü^lt  nnb  lueife  e§,  unb  idt)  gweifle  nid^t,  ba^  biefer 
le^te  Swö  ^^^  ®epfftgfeit  i^rer  ©egner  il^r  ^erg  aufS  Steffte 
öerle^t  l^aben  mufe"  ^). 

2)arin  täufd)te  jtd)  ©iömonbi  nidt)t,  aber  ^au  t)on  @tael 
^atte  bod)  aud)  in  biefer  Segiel^ung  eine  rnl^igere  Slttfd^auung 
ber  S)inge,  bie  pd)  in^  Unöermeiblid)e  fügte,  gewonnen.  „SKel^r 
afö  irgenb  S^manb",  fd^rieb  jte  bei  einer  frül^ercn  ©elcgenl^eit 
an  3Kabame  SRecamier,  „l^abe  id)  SSerlenmbnngen  erfal^ren,  unb 
ade  ^ülfömittel  gegnerifdtjer  SRäc^te  ftnb  tüiber  mid)  aufgeboten 
worben.  3m  Slu^lanb  aber,  too  man  un§  meift  fd^on  fo,  wie 
eö  üon  ber  5Rad}melt  ge[dt)el^en  mirb,  beurtl^eilt,  bin  id^  über 
aUeö  ©rwarten  gut  unb  tt)ol^ltt}oUenb  aufgenommen  »orben.  .  . 
3u  fürd)ten  pnb  eigentlid)  nur  berbiente  SBorwürfe  unb  mate« 
rielle  SSerfoIgungen.  3Kit  3lu§nal)me  biefer  beiben  ©ingc  tjcr* 
mögen  unfere  geinbe  nid)tö  gegen  un^"^), 

3ta(i)  mand^en  Aufregungen,  aber  im  ®angen  bo^  ol^nc 
ernfteö  Ungemad^  traf  iJrau  üon  @tael  am  6.  Sunt  1812  »iebcr 
in  ber  Äaiferftabt  an  ber  ©onau  ein.  ®cr  S^^Ö^^  ^^^  ©efc^ic^tc 
näl^crte  jtd)  bereits  ber  üer^ängnifeöoHen  ©tunbe.  ©a§  ®cfül^l, 
bafe  ein  @ntfd)eibung§fam^)f  mit  SRufelanb  unoermeibUd^  für  i^n 
fein  merbe;  bel^errfd)te  9la))oIeon  feit  jenem  14.  Dftober  1808, 
mo  er  jtd^,  nad^  bem  Äongrefe  oon  ©rfurt,  oon  Äaifcr  Slleyanbcr 
nad^  ben  überfd^ttjäuglid^ften  greunbfd^aftöbegeugungcn  trennte. 
33om  SÄugenblid  an,  too  er  ben  rufflfd)en  il^crrfd^er  feiner  ^olitll 
fd^einbar  öerpflid^tet  l^atte,  erfannte  aud^  SRapoleon,  bafe  frfll^er 
ober  fpäter  i^re  38Bege   bod^  auSeinanbergel^en  mußten,    ©a« 


1)  Saint-Ren^  Taillandier,  Lettres  in^dites,  etc.,  163.  Sismondi 
ä  la  Gomtesse  d'Albany,  Pescia,  14  Oct.  1812. 

^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Coppet  et 
Weimar. 


©et  tufftft^c  grclbaug.  327 

@(l)citem  beS  ^ciratl^öproieftcö  ätt)ifd)en  ^lapolcon  unb  einer 
@d)tt)efter  SHejranberS  ffil^rte  burd)  bie  SSerbinbung  mit  einer 
ßrj^erjogin  jur  öfterrei(i^tfd)en  SSlUianj.  Sereitö  im  SJiärg  1809 
l^atte  ber  neue  rnfPfd)e  Sotfd^after  in  5ßariö,  fjürft  Äurafin, 
au§  bem  Äabinet  be§  Äaifer§  burd^  Seftediung  öerfd^tebene 
S)enffd)riften  erworben,  worin  l^auptfäd^lid^  ®uroc  auf  SBunfd^ 
feinet  ®ebieter§  äße  ©rfinbe  aufjäpe,  bie  Sranfreid)  jum  Ärteg 
mit  JRufelanb  oeranlafeten  i).  ©iefelbe  ©rfenntni^  brad^  jtd^ 
mel)r  unb  mel^r  in  SRufelanb  ^ai)n,  unb  beftimmte  bie  Slrt  unb 
SBeife,  wie  man  ber  gu  ©rfurt  übernommenen  Sßerpflic^tung 
nad^fam,  im  S3unbe  mit  ^lapoleon  am  Ärieg  gegen  Defterreid^ 
SH^eil  gu  nel^men.  S)ie  ®egenfä^e  oerfdt)ärften  jtd^  burd^  bie 
SBeigerung  be§  frangöpfd^en  Äaifer§,  einen  SSertrag  gu  unter:» 
geid)nen,  ber  alö  jelbftänbige^  Äönigreid)  ^olen  nie  wieber  l^er« 
guftetten  t)erf^)rad^.  &§  folgten  bie  ©ewaltmaferegeln  öon  1810, 
bie  6int)erleibung  §oIlanb^,  be§  Äanton  SBattiö,  ber  brei  ,l^anfe* 
ftäbte,  ber  fed)§^unbert  Quabratmeilen  beutfd^en  ©ebiet^  gwifd)en 
ber  l^oHänbifd^en  ©renge  unb  ber  ©Ibe,  enblidt)  bie  Sejt^nal^me 
beö  ^ergogtl^umö  DIbenburg,  woburd^  ber  Silftter  griebe  in 
mel^reren  feiner  Slrtifel  oerle^t  unb  Äaifer  Slleyanber  in  ber 
$erfon  eineö  naiven  SSIut^derwanbten  getroffen  war.  3Son  ba 
an  batirten  bie  rufjtfd)en  SRüftungen,  ber  ®ebanfe  8llcfanber§, 
bem  ©egner  burd)  ©ewinnung  ber  5ßoIen  ein  l^aui^tfäd^Iid^eö 
SBerfgeug  feiner  5ßläne  au§  ben  ,!^änben  gu  winben.  3)ie  Sräume 
feiner  3^0^"^  erwad^ten,  wie  fd^on  frfil)er  fo  aud^  ie^t  wieber, 
unb  in  ©riefen  an  btn  Sufenfreunb,  2^ürft  Slbam  ©eorg  ßgar^» 
tor^^fi,  feiert  ber  ®ebanfe  gurüdE,  $oIen  innerl^alb  gewiffer 
©rengen  unb  mit  einer  freien  33erfaffung  unter  bem  rufftfd)en 
Äaifer  al§  Äönig  oon  ^olen  wteberJ^erguftetien.  Slber  ber  ^ofa 
biefeö  6arlo§  l^ielt  bie  Sreue  nid^t.  Sluö  ber  Antwort  (5garto= 
r^öfi'^  gel^t  flar  l^erdor,  bafe  neben  allen  anbern  Sebenfen,  bie 


1)  Slft.  b.  SBernlftarbi,   ©cfc^^id^tc  SflufelanbS,  H^,  JBut^  IV,  590-593, 
654.    A.  Rambaud,  L'AlIemagne  sous  Napoleon,  I,  401  et  suiv. 


328  ^^^  poltiifd^e  grraöc. 

er  ben  unbefttmmtcn  SBorfd^Iacjcn  [eincS  faifcrlid^cn  grcunbeS 
entgcgenl^ielt,  bet  ©laube  an  5ßapoIeon  unb  an  bic  Unjcrftörbar» 
Idt  feiner  3Kad)t  c§  war,  ber  il^n  gu  einer  abfd^läöigen  SInttDort 
beftimmte  ^).  25Baf|renb  ein  3a^r  nad^  bicfem  benftoürbigen  IBricf» 
wed^fel  bie  grofee  Slrmee  bie  nif|ifd)en  ®rengen  fiberjog,  präpbirte 
Slbam  ßaftntir  ßgartor^öli,  ber  SBater,  bem  afteid^ötag  gu  Sarfd^au, 
ber  baö  Äönigreid)  ^olen  aU  wieberaufgerld^tct  crllärte,  unb 
bie  polnifd^en  SEruppen  fod^ten  auf  frangöftfd^er  Seite. 

Slm  15.  auguft  1811  l^atte  9la^)oIeon  in  einer  ftürmifci^ett 
Unterrebung  mit  bem  Sotfd^after  Äurafin  feinen  Sw^^ifcl  barüber 
beftel^en  laffen,  bafe  er  über  bie  päne  feinet  ^erra  in  S3ejug 
auf  5ßoIen  unterrichtet  war^).  3lleyanber  {ebod^  lie|  bie  ^erauS- 
forberung  unberüdjtd^tigt.  6r  wollte  feinen  SIngrifföfricg  unb 
badete  baran,  in  Sitl^auen  ein  33ertl^eibigung§f^ftem  äl^nlid^  wie 
bie  Sinien  üon  Siorreö^SBebraö  gu  fc^affen.  Sin  biefer  $oUtif 
fd^eiterten  bie  Unterl^anblungcn  mit  ^reufeen,  baS  üon  allen 
Seiten  burc^  9Zai3oleon  umgingelt,  dergebenS  um  bm  Seijianb 
beö  ©garen  warb;  nad)bem  aUe  Sßerfud^e,  aud^  in  S3egug  auf 
Unterftü^ung  burd^  ©nglanb,  frud^tlog  geblieben  waren,  f^Iofe 
^arbenberg  ben  2llliangt)ertrag  mit  gi^anfreid^  am  24.  gebruar 
1812.  Sllefanber  fd)rieb  an  ßgartor^öfi,  ber  Äönig  öon  $reu^en 
l^abe  für  Serlin  unb  für  feinen  ^alaft  bie  SRonard^ie  geopfert'). 
9la:poleon  bagegen  fagte  am  17.  ©egember  1811  gum  prcufeifd^en 
©efanbten  oon  Ärufemarf,  bm  Äaifer  aieyanber  ftürge  fein  Äeid^t* 
ftnn  in§  SSerberben:  er  rufe  einen  Ärieg  l^eroor,  unl^eiloott  wie 
nod^  feiner  erlebt  worben  fei*).  Unter  ben  iJorberungen,  bie  9la* 
poleon  an  JRufelanb  fteHte,  war  auc^  bie,  alle  neutralen  ©d^lffc 


')  Prince  Ladislas  Czartoryski,  Alexandrei,  et  le  priDce  Gzar- 
toryski,  Paris,  1865,  127—177.  Alexandre  ä  Czartoryski,  25  Dec  1810, 
31  Janvier  1811. 

2)  %^.  ö.  SBernlöarbi,  ®cf4t*tc  SRufelanbö,  IP,  671—672,  677,  679. 

^)  Prince  Ladislas  Czartoryski,  Alexandrei,  et  le  prince  Czar- 
toryski, 176.    Alexandre  k  Czartoryski,  1er  Avril  1812. 

*)  2Ö.  Ondcn,  Deftcneid^  unb  gJreufecn  im  a3efrciung8lric9,  I,  1. 


©d^tocbenS  SoSfaQung  bon  ^apoUon.  329 

mit  S3efd)lag  ju  belegen.  S)aö  £ofung§n)ort  beö  rufflfc^en  g^b* 
jugö  lautete,  granfretd^  fei  gum  Ärieg  gegttjungen,  wtxl  Siufelanb 
bieÄontineutdfperre  mct)t  beact)te^).  ©teSefe^ung  oonSdiwebifd^* 
Sommern  unb  ©tralfunb  burd)  franjöftfd^e  Gruppen,  bie  (Sd^tt)e= 
bctt  burd)  @ett)alt  jur  ftrengen  Slbfd^Iiefeung  feiner  §äfen  gegen 
ßnglanb  jtt)ingen  fottte,  tt)edfte  ftatt  beffen  in  ©torf^olm  ben 
SBiberftanb  ber  SBerjweiflung.  @in  le^ter  SBermittlung^derfud^ 
don  Sernabotte  n)urbe  don  Slapoleon  mit  ©ntrflftung  abgelel^nt, 
unb  um  jtd^  nid)t  öon  bem  33olf,  ba§  il^n  ertt)äl)It  l^atte,  ju 
trennen,  ging  ber  einfüge  2ßarfd)aU  beö  franjö|tfd)en  Äaiferö  ju 
SRufelanb  über.  @§  ujqr  faum  eine  Uebertreibung,  vomn  ^Ictpo« 
leon  1813  gu  3RoUien  fagte:  »La  France  n'a  etendu  ses  con- 
quetes  que  pour  enlever  des  tributaires  ä  rAiigleterre«^). 

®a§  Äapitel  ber  ßonftberationö,  baö  dorn  Slngripf^ftem 
9fla))oIeon'^,  feinen  Äreujjug  gegen  ßnglanb  l^anbelt,  nennt  biefe 
^olitif  >une  absurditö  tyrannique«  gegen  ben  gunbamental* 
fa^  aller  SBolf^wol^lfal^rt  gerichtet,  nac^  tt)elci^em  ^anbel  unb 
Snbuftrie  il^rer  natürlid^en  ©ntmidlung  überlaffen  bleiben 
muffen^). 

3llö  grau  don  ©tael  in  SBien  eintraf,  war  Äaifer  grang 
in  ©reiben,  bei  ber  Si^f^w^^^nfunft,  tt)o  9lapoleon  gum  brüten 
9D?al  bie  S^ürften  ®eutfd)lanb^  gu  ftd^  entbot,  bieömal  um  bie 
©rofee  8lrmee  dor  i^nen  bepliren  gu  laffen.  SEßä^renb  bie  @ou= 
deräne  bie  bemütl^igenben  ßl^ren  biefer  ®aftfreunbfd^aft  über 
pd)  ergel^en  liefen,  fonferirten  i^re  ©taatömänner  im  tiefften 
©el^eimnife  barüber,  SJletternid),  mie  er  bie  Sßac^t  beö  ©efpoten 
befd^ränfen,  ^arbenberg,  mie  er  jte  dernid)ten  fönne.  3m  ®e= 
folg  don  9lapoleon  fef|lte  Salle^ranb.  ©agegen  fd)ien  ein  feit 
furgem  ernannter  ©eneralabiutant  fein  Sßertrauen  gu  genießen. 
@ö  toax  9iarbonne,  ber  feit  1809  in  ba§  faiferlid^e  §eer  alö 
©eneral  eingetreten  unb  l^ierauf  in  bi:plomatifci^er  (gigenfd)aft 


')  Madame  de  Stael,  Consid^rations,  Oeuvres  comp.  XIII,  393. 
^)  Comte  Mollien,  M^moires  d'un  ministre  du  trösor  public,  IV,  61. 
^)  Madame  de  Stael,  Considerations,  Oeuvres  comp.  XIII,  342— 344, 


330  S'Jorbonne. 

öertücnbct  ujorbcn  war.  SBegwcrfcnb  fagtc  inbcffcn  Siapolcott 
gu  9Jtetternid^,  er  üernjcnbc  9tarbonnc  nur,  wenn  e§  nid)t  auf 
Unterl)anblungen,  fonbern  auf  ^l^rafen  abgefel^en  fet^).  gelterer 
l^atte  ebenfo  einbringlid)  aU  öergebenS  üor  bem  3"9  «ad) 
5IWo§fau  gewarnt  2).  (äö  würbe  il^m  je^t  bie  traurige  Slug:» 
geid)nung  ju  Sl^eil,  al§  Ueberbringer  beö  Ultimatum^  an 
Sllefanber  nad^  SBilna  abgefd^idt  ju  werben,  wo  biefer,  nad^ 
©inleitung  ber  ^rieben^unterl^anblungen  mit  ber  SEfirfei,  ftd^ 
bereite  feit  ßnbe  3lpril  befanb.  6r  geigte  bem  Slbgefanbten 
9lapoleon'ö  bie  öor  il^m  ausgebreitete  Äarte  öon  3fiu^lanb: 
„Sd)  weife",  fagte  er  ju  il^m,  „weld)  ein  großer  ^eerfül^rer 
^aifer  5tapoleon  ift,  aber  auf  meiner  ©eite  ftel^en  Qext  unb 
Slaum''.  SnS  frangöftfd^e  .^Hauptquartier  guriirfgefel^rt,  üerfd^wieg 
5Rarbonne  feine  Uebergeugung  nid^t,  bieSmal  fei  eS  Slleyanber 
bitter  (ärnft^). 

Slm  23.  3uni  überfd^ritten  öiermalJ^unberttaufenb  SÄann  ben 
9liemen  unb  betraten,  ol^ne  ben  leifeften  SBiberftanb  gu  pnben, 
ba^  rufftfd^e  ©ebiet.  Älopfenben  ^ergenS  verfolgte  ^rau  üon 
©tael  in  2Bien  ben  ®ang  ber  (greignif[e,  bie  über  ba^  @dt>icffal 
ber  ©uropäifd)en  SBelt  entfd)ieben.  Sia^  offigieüe  Defterreid^ 
war  bem  frangöftfd^en  Sünbnife  beigetreten,  weil  e§,  wie  ^ßreufeen, 
burd^  bie  Umftänbe  bagu  gegwungen  war.  3«  berfelben  3^^ 
aber,  wo  ber  poInifd)e  3fieid^ötag  bie  SBieberJ^erfteDung  bcS 
^önigreid^S  ^olen  oerfünbete,  für  weld)e  breifeigtaufenb  Defter* 
reid^er  mit  inS  gelb  gogen,  würbe  in  ®aligien  jeber  SSerfud^, 
ftd)  ber  nationalen  @ad^e  angufc^liefeen,  Don  ber  öfterreid^ifd^en 
aiegierung  mit  ©ewalt  niebergel^alten.  Um  bie  Sage  ju  fenn* 
geid)nen,  läfet  grau  öon  ©tael  biefe  SRegierung  gu  tl^ren  pt>U 
nifd)en  Untertf)anen  fpred^en:  „3d)  verbiete  6ud^,  meiner  TOei«» 
nung   gu  fein",    ©ie  Haltung   9Zapoleon'§  in  ber  polnifd^en 


0  2Ö.  Dndcn,  Oeftcrrcid^  unb  ?5rcufeen  im  iBcfrelungSfrieg,  I,  311. 

2)  Villemain,  Souvenirs  contemporains  d'iiistoire  et  de  liit^tare, 
I,  167,  173. 

3)  (Sbenbafclbft,  1,  187. 


®{c  öftcrrcid^tfd^e  spoIiHI  im  Sal&r  1812.  331 

gragc  fd)ten  ber  3Serfaffenn  ber  Dix  ann6es  d'exil  faum 
tücniger  jmeibeutig.  „^olen'',  fd)retbt  pe,  „ift  ber  Sßortoanb, 
beffen  SRapoleon  gegen  SRufelanb  bebarf,  aber  bie  Unabl^ängtgfeit 
be§  SanbeS  t[t  il^m  gleid^gültig,  iinb  mel^r  alö  einmal  I)at  er 
bem  Äatfer  Slle^anber  gegenüber  t)eräd)tlid^  öon  bem  5ßerlangen 
ber  5ßoIen,  ein  freiem  SSolf  ju  werben,  gefprod^en.  3)er  ®efpo^ 
ti§mu§  tt)irb  il^nen  wol^l  faum  biefe  ^^rei^eit  geben"  ^).  @ie  tt)ufete 
nid^t,  alö  jie  biefe  2Borte  nieberfd^rieb,  bafe  3lapoIeon  ein  paar 
?!Ronate  frül^er  gu  9tarbonne  gejagt  f)atte:  „gcf)  liebe  bie  ^olen 

auf  bem  ©d^lad^tfelb Sd)  tüill  ein  Säger  in  $olen,  ein 

Sorum  U)iH  16)  nid)t;  ba§  l^abe  id^  mir  wol^l  überlegt.  SBir 
toerben  ein  @tücfd)en  SReid^^tag   l^aben  jum  3^^^  ^^^  Slu§= 

l^ebungen  im   @ro61^erjogtl)um   SBarfd^au,   fonft  nid)t§ 

5Rein,  mein  lieber  5larbonne,  ein  ^olen  bulbe  id)  nur  afö  bi^= 
ciplinirle  3Kad^t,  jur  SSerwenbung  auf  bem  (Sd^lad^tfelb"^). 
3lad^  bem  ©inmarfd)  in  3flufelanb  jagte  er  ju  bem  öon  Sllepanber 
abgeorbneten  ^ßoligeiminifter  S3alafd)eff:  „®lauben  @ie  etwa, 
ba^  mir  etoaö  an  biejen  polnifd^en  Safobinern  gelegen  jei?"^) 
3)erfelbe  SKangel  an  Slufrid^tigfeit,  ber  in  Dejterreid^  bie 
Seitung  ber  auswärtigen  2lngelegenf)eiten  fennjeid^nete,  mad)te 
pd^  in  ber  23el^anblung  ber  innern  2lngelegenl)eiten  fül^lbar.  3n 
SBien  fanb  g^rau  üon  ©tael  %,  ®en^  als  §ülfSarbeiter  3Ketter= 
nid)'S  unb  SBill^elm  üon  ^umbolbt  als  preufeijd^en  ©efanbten 
wieber.  SKit  il^m  unb  ben  Seinigen  jel^nten  üiele  öfterreid)ijd^e 
®eftnnungSgenoffen  baS  (Snbe  beS  unnatürlid^en  23ünbniffeS 
^erbei,  baS  ben  Staat  unb  bie  Station  erniebrigte.  Sn  ben 
SureauS  ber  ^olijei  aber  ]^errjd)te  9Rifetrauen  gegen  SllleS,  waS 
feine  eigenen  SBege  ging,  unb  üor  SlUem  bie  i5urdt)t,  9lapoleon 
ju  mißfallen.  ®er  rufjifd)e  ©ejanbte,  ®raf  ©tadfelberg,  l^atte 
bei  bem  Äaifer  ^äffe  für  ^Jrau  öon  @tael  verlangt,  bie  il^r 


^)  Madame  de   Slael,   Dix  anuees  d'exil,  2de  partie,  Chap.  VII. 
^)  Villemain,  Souvenirs  contemporains  d'histoire   et  de  litt^rature, 
1,  165—166. 

3)  Madame  de  Stael,  Dix  annees  d'exil,  2de  partie,  Chap.  X. 


332  €timntunö  in  ffiien. 

baS  freie  ©eleit  burd)  niffifdjeö  ®ebiet  ftd^em  foHten.  Slber  eä 
mußten  5!Bod)en  t)er[treid)cn,  beöor  biefe  gJäffe  au§  bem  fatfer* 
lid^eu  .Hauptquartier  eintreffen  fonnten,  unb  tngtt)ifd)en  folgten 
^oUjiften  ju  ^n^,  unb  twenn  nötl^ig  aud^  ju  SEBagen,  ^au 
üon  @tael  unb  il)rer  SReifegefeUfd^aft,  U}ol)in  fte  gingen.  68 
uiar  ein  erfd)n)erenbcr  Umftanb,  bafe  Sflocca  fte  begleitete,  benn 
biefer  l^atte  jtuar  feinen  9lbfd)ieb  genomnten,  unb  fonnte  feiner 
SBunben  toegen  flberl^aupt  nid^t  mel)r  bienen,  aber  fclbftöer* 
ftänblid^  l^citte  er,  um  feinen  33erbad)t  ju  ermecfen,  eine  Slutori« 
fation  jur  SReife  inö  Slu^^lanb  nid^t  einl^o(en  fönnen,  unb  bie  fran* 
jöftfd)en  Sel^örben  bel^anbelten  il)n  in  55olge  beffen  al8  ©eferteur 
unb  beftanben  auf  feiner  3lu!3lieferung.  ße^terei^  würbe  gwar 
in  2Bien  üerttjcigert,  aber  bafür  follte  grau  öon  ©taöl  i^rcrfeitS 
barauf  öergid)ten,  il^n  offigieH  in  ber  SBiener  ©efellfd^aft  öorgu» 
ftelten.  Sie  fanb  ia^  23egel^ren  unbillig  unb  beftanb  auf  il^rcm 
3fled)t.  „3lber  gnäbige  iJrau'',  mal^nte  9Jfettemid^'8  redete  ^anb, 
ber  §ßoligeipräftbent  §ager,  „follen  tt)ir  um  be§  $erm  3flocca 
UjiHen  ^rieg  fül^ren?"  „SBarum  nid)t",  entgegnete  fte,  „^err 
3fiocca  ift  mein  greunb  unb  wirb  mein  SKann  werben'',  gürft 
3Ketternid)  l^at  e^3  ber  9Kül^e  wertl^  gefunben,  bie  leidet  l^in* 
geworfene  Sleufeerung  in  feinen  S)enfwürbigfeiten  mit  einer  ^e* 
banterie,  bie  il^m  nid^t  immer  fremb  war,  gu  rügen  ^).  @r  l^ätte 
ftd^  bamit  begnügen  fönnen,  auf  feine  größte  Seifhing,  bie 
gel^eime  ©iplomatie  Don  1813  gn  öerweifen.  Sie  erfüllte 
bie  fül)nften  3Bünfd)e  üon  g^rau  üon  ©tael,  benn  in  bcn 
5IWafd)en  biefeö  funftooUen  9Ze^e§  würbe  SRapoleon  töbtlid^  nm^ 
ftricft^). 

3m  grül^fommer  t)on  1812,  unb  längere  ß^t  nad^l^,  war 
man  aber  in  SBictt  nod)  weit  baüon  entfernt,  an  bie  3Ä6gltd^Ieit 
einer  aSernid)tung  ber  ©rofeen  Slrmee  gu  glauben  unb  bie  %olQt 


1)  gürft  9fli(i^orb  Smettcrnid^,    31uS   metkxnW»   na<ifeelaf|enen  ipa- 
Pieren,  III,  447. 

2)  2Ö.  Dnden,  Dcftcrrcic^  unb  «Preufeen  im  33efreiunö«Weö,  11,  87,  398, 
322,  384,  305. 


Slbreifc  nod^  ©oliatcn.  333 

batjott  war,  ba^  gtau  öon  @tacl  öon  @ettc  ber  öftcrretd^tfd^en 
Sftegterung  auf  feinen  @d)u^  I)offen  fonnte,  wenn  ber  fran^öpfdje 
©efanbte  Dtto,  ber  gerabe  abwefenb  war,  auf  il^rer  Sluöweifung 
beftanb,  beöor  bie  erwarteten  ruffifd)en  ^äffe  eintrafen.  3n 
biefer  peinlid)en  Ungewifel^eit  taud^te  nod^  einmal  ber  ©ebanfe 
ber  Slu(i)t  burd^  türfifd)e§  ©ebiet  auf,  unb  für  alle  gälle  würbe 
ein  5ßertrag  mit  einem  Slrmenier  abgefd^loffen,  ber  bie  Sfteifenben 
nad)  ßonftantinopel  bringen  foHte,  öon  wo  jte  über  ®ried^en= 
lanb,  ©icilien,  ßabif  unb  Siffabon  nad)  ©nglanb  gelangen 
wollten.  ®a  aber  bie  öfterreid)ifd^e  SRegierung  erflärte,  jte 
fönne  nur  eine  SReiferoute,  entweber  bie  über  Ungarn  nad) 
ßonftantinopel,  ober  jene  über  ®alijien  nad^  ^ßeteröburg  be= 
willigen,  fo  entfd^lofe  ftd)  g^rau  öon  ©tael  bennod),  ben  le^teren 
SBeg  einjufd^lagen  unb  3fiocca  in  SBien  jurüdgulaffen,  öon  wo 
er,  nad)  Eintreffen  ber  rufjtfd^en  $äffe,  fte  wiebereinl^olen  follte. 
@ie  l^atte  balb  Urfad)e,  ben  6ntfd)lufe  gu  bebauern,  benn  bie 
©ubalternbeamten  in  ber  ^roöinj  erwiefen  jtd)  öiel  unbulbfamer 
als  bie  ^oligeibireftion  in  ber  ^auptftabt.  SSereitS  in  S5rünn 
mad)te  man  alle  erbenflid^en  @d)wierigfeiten,  beanftanbete  bie 
^äffe  ber  Steifenben,  liefe  iiixcn  Qoijxi,  ber  bie  ©ad^e  in  2öien 
gu  orbnen  jid)  anbot,  unter  feiner  33ebingung  bal&in  gurüdfel^ren, 
unb  geftattete  enblid)  bie  Söeiterreife  nur  mit  bem  aSorbel)alt, 
ba^  biefelbe  ol^ne  Unterbred)ung  bis  gur  rufftfd)en  ©renge  fort* 
gefegt  werbe,  i^rau  üon  ©tael  begann  gu  begreifen,  warum, 
im  ©üben  befonberS,  bie  Seute  eS  üorgogen,  üon  ben  grangofen 
geplünbert  als  üon  ben  Defterreid)em  regiert  gu  werben,  ©ie 
©inbrürfe,  bie  jie  in  ©aligien  empfing,  waren  gleid)falls  nid^t 
bagu  angetl^an,  |ie  l)eiterer  gu  ftimmen.  ©ie  ®egenb  war  ein* 
förmig  unb  traurig,  baS  SSolf  fanb  jie  unwiffenb  unb  träge,  in 
ben  Rauben  ber  Suben,  bie  eS  ausbeuteten  unb  bie  ©rnte  beS 
lommenben  3al)reS  gegen  Branntwein  an  jtd^  brad)ten.  ®ie 
®utsbejt|er  fümmerten  fid)  nid)t  um  il^re  SSauern,  bie  jte  barben 
liefen,  wal^renb  jte  jelbft  in  Ueberflufe  fd)welgten,  unb  bie  beutfd)en 
^Beamten  liefen  ben  ©inen  wie  bie  Slnbern  bie  Sißillfür  ber  gremb- 


334  33cfiid^  bei  gürft  ßubomirSli. 

I^errfcl)aft  empfiuben.  ©alijicu  war  bamalö  üott  Ärriöl^aupt« 
leuteu  ücnualtet.  3"  i^bcm  cinjelne»  ÄreiiS  mufete  tJtau  üon 
@tael  il^rc  ^äffe  üifircn  laffen;  an  jeber  ^oUjciftation  la§  ftc 
eine  a3efanntmad)ung,  woburd)  bie  ©enbarmerie  aufgeforbert 
würbe,  jte  bei  iebeni  @d)ritt  ju  übermad^en.  SRod^  ftreitgerc 
Sefel^le  waren  in  aSegng  anf  SRocca  gegeben,  beffen  $erfonal* 
befd^reibung  an  alle  SBel^örben  mit  ber  SBeifung  erging,  il^n  in 
feiner  @igenfd)aft  alö  frangöftfd)en  Dffigier  feftjunel^men.  gür 
grau  öon  @tael  war  ber  einzige  lid)te  $unft  biefer  gal^rt  burd^ 
©aligien  bie  SluSftdit,  bei  greunben,  auf  bem  ©d^lofe  Sangut, 
in  ber  Släl^c  ber  rufpfd)en  ©renje,  einige  Sxige  ber  Slul^c  unb 
©rl^olung  ju  pnben. 

®iefe  greunbe  waren  ber  ??flrft  SubomirSfi  unb  feine 
@emaI)Un,  @d)wefter  beö  dürften  Slbam  ßapmir  ©jartor^öfi, 
ber  eben  bem  9ieid)^tag  ju  SSßarfd^au  prSpbirte.  Sanjut 
war  eine  Stepbenj  Don  fürftlid)er  $rad)t,  unb  feine  Sep^er 
l^atten  pd^  wäl^renb  eines  längern  Slufentl^altS  in  @enf  mit 
ber  ^errin  üon  Poppet  befreunbet.  Sluf  ber  legten  Station, 
bie  JU  pafpren  war,  beüor  man  baö  @dt|lo6  crreid^te,  wur* 
ben  nod)  einmal  bie  ^Formalitäten  ber  ^afereöipon  erfüllt,  unb 
man  glaubte  pd)  enblid)  für.  bie  näd^ften  SCage  ungefiört, 
als  @d)legel  unb  Sllbert  öon  ©tael  mit  ber  SRad^rid^t  au8 
bem  ^oftl^auS  gurüdftel)rten,  ber  Ärei§l^au)}tmann  geftatte  In 
ßanjut  nur  eine  adjtftünbige  SRaft  unter  ber  Sebingung,  bafe 
einer  feiner  Beamten  bie  Steifenben  begleite,  ße^terer  folgte 
ben  beiben  ^txxm  auf  bem  %n^  unb  bünfte  grau  öon  ©ta€l 
ein  ganj  befonberS  unangeuel^mee  Oemifd)  üon  angebomer  ©er» 
Dilität  unb  baju  brefprtem,  brutalem  ®ienfteifer.  ®^  empörte 
xi)x  pttlid^eS  ©efül^l,  ia^  bie  golter  biefer  fleinlid^en,  unwfir* 
bigen  Verfolgung  i^r  oon  ©eutfd)en  auferlegt  würbe,  öon  ben» 
felben  3)eutfd^en,  um  beretwillen  pe  gu  ber  Srrfal^rt  burd^ 
©uropa  öerurtljeilt  war.  3^^  ^^^^  V^)^Pfd)en  Seiben,  bie  il^r  ba§ 
Ungemad)  beS  2BetterS,  bie  fd)led)teu  .^erbergen,  ber  ganj  un« 
glaublid)e  Suftanb  ber  volnifd)en  ^oftftrafeen  öerurfad^ten,  lam 


Sefuc^  bei  gi'irft  SubomirSft.  335 

ie|t,  tt)o  and)  bic  rufjtfdjeu  pfiffe  eingetroffen  waren,  bte  peini= 
genbe  Slngft,  t>a^  SRocca,  ben  pe  nid^t  niel^r  jn  warnen  t)er= 
niod^te,  jebcn  SEag,  jjebe  ©tunbe  erfd^einen  unb  ftd^  bamit  ber 
©efal^r  ausfegen  fonntc,  bem  fte  begleitenben  ßommiffär  in  bie 
^änbe  jn  fallen,  beffen  SBagen  bem  if)rigen  in  faft  unmittelbarer 
9Ml^c  folgte.  3)ie  Befürchtung  war  gerechtfertigt,  benn  3fiocca, 
ber  jte  in  Sangut  begegnen  foHte,  war  bereite  bort  eingetroffen 
unb  liatte,  üon  ber  Ungebulb  jte  wieberjufel^en,  getrieben,  jtd) 
ein  $ferb  fatteln  laffen  um  il^r  entgegenjueilen.  SBenige  5IWeilen 
öom  3icle  fal^  jie  il^n  bal^erreiten,  unb  ^atte  gerabe  nod)  3^^^, 
il^n  burd)  alle  S^xdjm  ber  aSeftflrjung  gur  Umfcl^r  ju  bewegen, 
betjor  ber  ßommipr  feiner  anjid)tig  würbe  ^).  Sie  übergeugte 
ftd)  nod^,  ia^  er  fie  üerftanben  l^abe,  bann  aber  war  c§  mit 
il^rer  Äraft  ju  @nbe,  unb  jte  erlitt  einen  fo  l^eftigen  SHeroenanfaH, 
ba^  man  jte  auö  bem  SEBagen  i)zbm  unb  auf  ber  ßanbftrafee 
nicberlegen  mufete.  ®er  erfd)rodfene  ßommiffär  fc^idte  feinen 
©iener  um  frifd)eö  SBaffer,  allein  beoor  er  wieberfel^rte,  liatte 
%xan  öon  @tael  bie  Seftnnung  wiebererlangt  unb  wollte  jtd) 
nod^  lange  nad)l)er  biefen  Slugenblid  ber  @d)Wäd)e  nid)t  tier= 
geilten.  %üx\t  Subomir^fi  unb  feine  ®attin  eutpfingen  fte  auf§ 
SSBärmfte,  unb  tl^aten,  toa^  in  il)rer  SJfad^t  ftanb,  um  fte  gu  be^ 
rul^igen  unb  il)ren  2Rut{)  burd)  bie  97ad)rid^t  wieber  aufgurid)ten, 
ba^  3fiocca  in  ©id^erl^eit  fei.  ©a§  aber  fonnten  jte  nid)t 
l^inbern,  bafe  ber  unerträglid)e  (Sommiffär  ftd)  in  \t)x  ^aix§  unb 
an  il^re  SEafel  brängte,  unb  am  näd)ften  SJtorgen  bem  iungen 
©tael  üerjtd)erte,  nur  au§  perfönlid^er  9flüdfid)t  für  feine  SKutter 
l^abe  er  bie  5ßorfd^rift  umgangen,  bie  9lad)t  in  il^rem  @d^laf== 
jimmer  gugubringen,  um  gel^eime  a3erf)anblungen  gwifd)en  it)r 
unb  il^ren  ©aftfreunben  gu  öerl)inbern.  „<Sie  l)aben  wol^l  baran 
getl)an",  entgegnete  ber  I)eiplätige  junge  SJtann,  „benn  ii) 
würbe  @ie  gum  genfter  l^inauöbeförbert  Ijahtw".  33on  ßangut 
unb  feinen  berül^mten  (Sammlungen  unb  ©arten  fd)ieb  ^xaxi 

')  SluQuft  öon  ©tael,  92ote  ju  ben  Dix  annees    d'exil,    2^me  partie, 
Cbap.  IX. 


336  9(nfunft  in  aHu^Ianb. 

üon  ©tael,  ol)ne  ctoaö  baüon  gefcl)cn  ju  l^abcn,  imb  nac^bem 
il^r  2BäcI)ter  pe  bis  jur  ©rengc  feinet  ©iftriftö  begleitet  l^atte, 
öerabfd^iebcte  er  fid)  mit  ber  Srage,  ob  pe  gufrieben  mit  feinen 
©ienften  gewefen  fei.  „®ie  ginfältigfeit  bei^  aRarnie«",  fagt 
pe,  ^entwaffnete  meine  geredjte  ©mpörnng.  .  .  .  6r  l^atte  mit 
ber  Äeule  beS  ^erhileS  eine  fliege  tobtgefd^Iagen  unb  mdl^renb 
ber  3cit  toaxm  il^m  mid)tigere  Singe  entgangen.'' 

Defterreid)ifci^e  ©renabiere  geleiteten  pe  bi§  an  bic  ^renje, 
unb  üon  bem  £anb,  ba^  i^x  wenige  S^t^^e  frül^er  fo  gajifrainb» 
lid^  gewefen  war,  fd)ieb  pe  je^t  mit  ben  SBorten:  „SHc  5Kott« 
ard^ie,  bie  id)  mäd)tig,  gerecht  unb  gead)tet  gefeiten  l^atte,  war 
burd^  bie  Sinianj  mit  SRapoleon  gum  legten  SRang  unter  bcn 
^Rationen  l^erabgebrüdft  worben.  3)ie  nationale  Segeiftcrung, 
bie  ben  SBiberftanb  gegen  Sonaparte  ermöglid^te,  ift  burd^  ben 
©ouöerän  unb  auf  ba§  ©rängen  öon  SRatl^gebern  crftidtt  wor« 
ben,  weld)en  er  mel^r  ©el^ör  alö  ber  eigenen  SRegung  fc^enfte. 
©ie  armen  Dpfcr  üon  ©feling  unb  SBagram,  bie  tl^r  2ebcn  für 
ben  iJortbeftanb  ber  öfterreid)ifd)en  9!Äonard)ie  unb  cineS  beut* 
fd)en  Stammet  l^ingaben,  al^nten  nid^t,  i>a^  brei  3al^rc  fpdter 
il^re  SBaffenbriiber  für  bie  SluSbel^nung  beö  Sftapoleomfd^cn 
3fteid)eö  bis  an  bie  ©rengen  öon  Slpen  unb  fflr  ^erfleSung 
eincö  S^iftcmbS  fömpfen  würben,  bie  feinem  SSerbannten,  fei  er 
Äßnig  ober  Untert^an,  eine  SuP«d)tftätte  in  ©uropa  offen  laffen 
foUte'' '). 

5Rad)  ben  ©rlebniffen  ber  legten  SBod^en  begrüßten  bic 
afleifenben  biefeö  i^ufpfd)^  didä),  ba^  einjige  auf  bem  ©uropdifd^en 
kontinent,  wol^in  bie  •&errfd)aft  öon  Sona^)artc  niei^t  reid^te, 
aU  ein  ßanb  ber  g^reif)eit.  ©er  14.  3uli,  ber  1789  bie  ffteoo^ 
lution  eröffnet  l^atte,  war  ber  SEag,  an  weld^em  %xan  öon  @ta6l 
bie  rufpfd)e  ©renge  überfd^ritt.  »Ainsic,  fd^reibt  Pe,  >se  re- 
fermait  pour  moi  le  cercle  de  Thistoire  de  France.€ 

3)er  birefte  SBeg  nad)  ^Petersburg  war  bereits  burd^  Stulpen 


')  Madame  de  Stacl,  Dix  ann^es  d'exil,  2de  partie,  Chap.  IX. 


erfte  ©inbrüdc  öon  SHufelanb.  337 

tjcrlcgt,  unb  fo  mufete  ber  Umweg  üon  eintcjen  l^imbert  3Kcilctt 
über  3Woöfan  ßemad^t  werben,  iüa§  bei  einer  Steiferoute,  bie 
fünfiel^nl^unbert  SKeilen  betrug,  faum  mel|r  in  S3etrad)t  fam. 
Slber  e§  galt  feinen  Sag  ju  uerlieren,  wenn  man  nid)t  üon  ben 
nacl)rüdEenben  Slrmeen  eingef(i)loffen  werben  woHte.  ®a§  ndd^ftc 
SReifeiiel  war  Äiew,  beffen  geltartig  gebaute  ^äu[er  ber  ^aupt* 
ftabt  ber  Ufraine  ein  ajtatifd^e§  3lnfel)en  gaben,  wie  benn  über« 
l^aupt  ber  %xan  öon  Stael  bie  Sluffen  fo  burd)au^  al§  Drien^^ 
talen  crfd)tenen,  bafe  fie  e§  [törenb  empfanb,  ba§  23ol(  anber§ 
als  orientalifd)  gefleibet  gu  fel)en.  3n  Äiew  fommanbirte  ®e== 
neral  3Kilorabowitfd),  ein  alter  SBaffengeföl^rte  ©uwarowS,  ber 
bie  Sfteifenben  mit  allen  gieren  ber  aufmerffamften  ®aftfreunb= 
fc^aft  empfing.  2ln  ben  Ärieg  erinnerten  nid^t  nur  bie  mate* 
rießen  23orbereitungen,  benn  Äiew  war  eine  ber  Stationen,  wo 
bie  SSorrätl^e  ber  rufpfd^en  Slrmeen  angepuft  würben,  äud^ 
bie  Slnefboten,  bie  öon  SJiunb  gu  3!Kunb  gingen,  fenngeid^neten 
bie  8lrt  beS  SBiberftanbö ,  ber  [xij  vorbereitete.  „2Bie  Diele 
Äird)en  gä^lt  3!Ko§fau?''  l^attc  9lapoleon  ben  ^oligeiminifter 
33alafd^eff  gefragt,  „(gtwa  fed)ge]^n]^unbert'',  gab  biefer  gur 
Slntwort.  „35a§  ift  unbegreifüd)  in  einer  Qdt,  wo  5Riemanb 
mel^r  religiös  ift",  foUte  ber  Äaifer  erwibert  unb  l)ierauf  ben 
Sefd)eib  erhalten  l^aben:  „3Sergei^ung,  SKajeftöt,  bie  ©panier 
unb  bie  Sftuffen  ftnb  nod)  fromm''  ^).  ©ie  S3eobad)tungen  öon 
^au  öon  ©tael  über  ba^  rufjifd)e  33olf  ftnb  fd)arfjinnig  unb 
wol^lwoHenb.  Sie  eilte  aud|  l)ierin  il^rer  Qdt  voraus,  inbem 
fte  fid^  üon  ben  l)ergebrad)ten  3lnjtdf)ten  loSfagte,  bie  burd)  il)re 
ganbsleute,  unb  gang  befonberS  burd)  Siberot,  in  Umlauf  ge= 
fe|t  worben  waren,  ©en  Srrt^um  wieberl^olte  fie  nid^t,  3^wfe= 
lanb  nad^  Petersburg,  unb  bie  9lation  nad)  ben  eingelnen  3n= 
biüibuen  gu  beurtl)eilen,  bie  im  SluSlanb,  unb  befonberS  in 
$ariS,    bie   ^filfSmittel    unb    SSerfel^rtl^eiten   einer   rafpnirten 


0  Madame    de    Stael,    Dix   ann6es  d'exil,    2de  partie,    Chap.   X. 

^lo*  21^.  ö.  Sa^ei-n,  einbrücte  unb  ©üaaen  aiiS  3flu6Ionb,  71,  aöl^rt  aWo§!au 
feit  bem  SSronbe  immer  nod^  400  i^rd^en. 

Slennerl&attett,  Sfwu  bon  ©tafel.  III.  22 


338  5^0"  öon  etaöl  Aber  boö  rufflWc  »oH. 

Äultur  autfiid^ten.  5Jid)t§  erfd)ien  i^r  fo  falfd)  ate  ba§  Urt^cil 
t)on  ©iberot:  Les  Busses  sont  pourris  avant  d'ßtre  mürs. 
@te  fanb  im  ©egenfa^  gu  il^m  baö  33olf  jugenblräftift  big  in 
bic  5ßcrirrungen,  bie  nod^  an  bic  SBarbarei  erinnerten,  ergeben 
in  ©d^merg  unb  (gntbel^rung,  fleifeig,  gebulbig,  gntmfltl^ig  unb 
melandjolifd),  reid)  an  Äontraften,  xok  alle  jungen  SSölfer,  ber 
33etrad)tung  unb  religiöfen  ßrnjecfung  gugetl^an,  wie  alle  3lacen, 
bie  eng  mit  bem  Orient  jufammenl^ängen.  33ei  btn  Sfieic^en 
mar  fein  Ucbergang  uom  flbertriebenften  Sufuö  gu  faft  bäuer- 
lid)er  6infad)l^eit  in  ben  täglidien  Sebenögemol^nl^eitcn  gu  e^ 
fennen.  Sin  bie  Stelle  ber  ©mpfinbung  für  ba§  @d)önc  trat 
überall  ber  Segriff  beö  ^oloffalen;  bie  SluSbauer  mar  burc^ 
Äül^nl^eit  erfe^t;  um  eine  Stunbe  l^inburd)  nad^  ^crjenSluft 
t)erfd)menben  gu  fönnen,  barbte  man  lange  Sage,  ©er  5!Rittelftanb 
fel^lte  faft  gang,  aber  tro^  ber  Seibeigenfd)aft  mar  baä  SSerpitnife 
gmifd^en  ®ut§l^enn  unb  Sauern  meift  ein  guteä.  S)ic  nicberctt 
klaffen  erfd)ienen  %xa\x  üon  @tael  fanft  unb  rüdEpd)tSDoll,  nic^t 
nur  im  SBerfel^r  mit  l)ölö^r  ®eftellten,  fonbern  aud)  mit  il^reS* 
gleid)en,  unb  bie  SSormürfe,  bie  man  gegen  baS  rufftfc^e  SEBefcn 
gu  erl^eben  pflegt,  nur  in  Segug  auf  bag  niebere  Seamtentl^um 
ööHig  gered)tfertigt.  Sie  fafete  il^r  Urtl^eil  über  bie  Station 
bal^in  gufammen,  fte  fei  mel^^^  gur  Seibenfd^aft  alö  gur  t^reunb» 
fd)aft  geneigt,  mel^r  fromm  aU  tugenbl^aft,  mel^r  tapfer  al« 
ritterlid),  üormiegenb  militärifd)  unb  öor  SlHem  religio«  gepnnt. 
©ie  @prad)e  bünfte  it)x  metallreid^,  unb  eingelnc  SBorte  töncnb 
mie  @rg.  Dbmol^l  bie  Kultur  im  ©angen  nod^  auf  einer  nie« 
brigen  Stufe  ftanb,  fanb  fte  bennod^  ia^  Slneignungätalcnt  ber 
SRuffen  erftaunlid),  unb  bie  ©d^attenfeiten  beö  SBolted^araftcrS, 
bie  Unbeftänbigleit  be§  flamifd)en  SBefen«,  feine  Sieigung  jur 
SSerfteUung,  fein  SWangel  an  Ueberlegung,  öerfd^manben  öor  ber 
l)en)ifd)en  (Srgebung,  mit  meld)er  ber  grofeen  nationalen  Ärip8 
begegnet  mürbe. 

Sm  ©ouöernement  oon  Ziüa  mürbe  ^rau  öon  6ta6l  üon 
ber  ^rau   beö  ®ouucmeur§  uüt  afiatifd)er  ^rad^t  empfangen 


eintreffen  in  3Wo8fou.  339 

unb  öom  Sanbc  famcn  ©belleute,  um  jte  il^rcr  fd)rift[teßcrifd^ett 
©rfolgc  tüegen  ju  beglüdroimfd^en.  3e  weiter  jte  übrigeng  burd^ 
bie  monotone  Sanbfd^aft  Dorbrang,  um  fo  mel^r  öerlor  jte  am 
gejt(i)t§  ber  enblofen  ©införmigfeit  biefer  6bnen  baö  ®efül|l  ber 
Sortbewegung.  Slud^  würbe  e§  immer  fd^wieriger,  Sßoftpferbe  ju 
finben,  weil  bie  Slrmeen  aHe§  %nijttt)txt  requirirten.  (S§  famen 
Slugenblide,  wo  ^5rau  oon  ©tael,  nad)  ftunbenlangem  oft  der« 
geblid^en  SBarten  üor  bcn  ^oftftationen,  fid^  fragte,  ob  |te  ber 
Sronie  beö  @d)idffal§  oerfaKen  unb  taufenbe  üon  SKeilen  weit 
geflolien  fei,  um  nun  enblid)  bod^  wieber  3lapoIeon  in  bie  ^änbc 
ju  geratl)en  unb  il^ren  ^^einben  ein  ©egenftanb  beö  @potte§  gu 
werben.  ®a  enblidt)  taud^ten  über  ber  enblo[en  ^ladtie  bie 
golbenen  Äuppeln  öon  ^Ko^fau  auf.  3Son  bem  SBeften  fommenb, 
war  bie  il)rige  unjweifell)aft  bie  le^te  3fteifegefellfd)aft,  bie  ba§ 
alte  SKoöfau  nod)  erblicfen  foHte,  „ba^  ajtatifd^e  Slom'',  wie  jte 
e§  nennt,  unb  wo  inmitten  ber  angepuften  ^errlid^feiten  beö 
3Korgen=  unb  Slbenblanbeg  nur  bie  fünfte  fef)lten  um  bie 
^rad^t  gu  abeln.  '^m  ©ommer  öon  1812  traten  jebod)  alle 
anbem  Snterefjen  öor  bem  5|Satrioti§mug  jurüdf,  bem  bie  6in= 
wolinerfd^aft  oon  9Ko§fau  bie  ungel^euerften  Dpfer  brad^te. 
^rioatperfonen  fteUten  bem  ßjaren  ganje  ^Regimenter  jur  23er= 
fügung,  anbere  gaben  ben  oierten  S^eil  t^rer  ^abe.  @raf 
3fioftopfd)in  empfing  S^rau  öon  ©tael  nod^  in  feiner  Sommer* 
rejtbeuj,  inmitten  öon  SWoöfau  in  einem  ^arf  gelegen  unb  baju 
beftimmt,  auf  ben  fpeiieUen  SSefel^l  oon  9lapoleon  eingeäfd^ert 
gu  werben'),  ©inen  5IWonat  nad^  bem  Sefud^  oon  grau  üon 
©tael,  in  ber  5lad)t  oom  14.— 15.  September,  fanf  ?SKogIau  in 
Slfd^e,  „wie  ein  SRärt^rer,  befjen  Dpfertob  feiner  @ad)e  neue 
Sßertlieibiger  erwecft''^).  gfioftopfd)in,  nad)  3lufeen  ein  SBelt-^ 
mann  öon  untabell^aftem  5luftreten,  innerlid^  eine  nod^  unöer= 
braud)te  ©efpotennatur,  I)at  fpäter  mit  Slüdfjtd)t  barauf,   bafe 


*)  %f).  ö.  SBernl^arbi,  ©enfnjiirbigfeiten  aus  bem  Seben  beS  GJrafen  öon 
%oU,  II,  238. 

^  Madame  de  Stacl,  Dix  annees  d'exil,  2<ie  partie,  Chap.  XIV. 

22* 


340  93cflCrtiiunft  mit  Wrof  Äojtopfciin. 

bcr  Äaifcr  fic  nid)t  bcfol^lett  l)attc,  bie  S^at  verleugnet,  für  bie 
il)n  aiid)  Äraii  dou  ©tael  in  il^ren  1812  niebcrgcfi^riebenen 
auficid)nungcn  uerl)crrlid)t.  2)ie  ©efd^id^te  Jcbod)  l^at  ßcurt^rilt 
toic  ftc,  uub  nid)t  bcn  SSBorten  t)on  SRoftopfd^in,  fonbem  jeiner 
Üliat  flCßlaubt^). 

®cr  Sßcfj  uad)  ^Petersburg  ging  über  Slifc^tti^SloTOgorob. 
angcfid)!«  bicfeS  emporiinnö  für  ben  ^anbel  gwcicr  SBeltt^cilf, 
beffcu  nngel)curc  ©ntmidfdiug  tcpublilanifd^c  @inri(i^tungen  bö 
UM)  fd)ü^tcn,  alö  Ggar  S^^an  bie  greil^cit  öon  Stomgorob  öer* 
nid)tcte,  tl)at  Jvrau  uon  ©toel  gum  erjten  3Ral  bcn  berühmt«, 
in  ben  (5ünfiberatiouö  wieberl^olten  äuSfpnic^:  »On  se  plail  ä 
(liro  ((uo  Ui  liborto  n*a  ete  reclam^e  en  Europe  que  dans 
lo  (Imiior  sircle;  c'esl  plutöt  le  despoüsme  qui  est  une  in- 
viMition  modernoc-). 

21hv:<  pc  d)arafteriitifd)er  3Bei)c  mäi  ber  antunft  In  ?da* 
bürg  juerft  begrüfue,  tuar  bie  englifci^e  glaggc  auf  bcm  Wojl 
einc\S  engli{d)cn  ed)iffe^,  t>a^  auf  ber  SUcioa  cor  ÄnfW  tag. 
'^^.Wit  boni  iöounifetfcin,  baß  bicfe  glaggc  t>a&  9Rcer  rnib  bie 
<vrcil)cit  ucrfnnbcto,  febrte  ein  ©efü^l  ber  UnobJ^fingigtrit  jmfct 
bavs  fic  ein  :]^al)r5ohnt  f)inbnrd)  entbcl^rt  l^attc.  Sine  bcr 
fd)liunnftcn  'iHTfnd)uniKn  war  für  fie  oorfiber,  biej[cnige,  Wc 
^^UMfd)on  nn>>  nnb  unicr  ^diidial,  um  bte  gottlid^e  Sfi^nmg  J9 
ucrbnnfcln,  bcn  ^dnittcn  cincA  "iDienfd^en  wirft 

;>n  1>ctcr>>lnirii  luobntc  jvrau  üon  8ta$I  auf  bem  Quai 
in  bor  Ouibo  bcr  ^^bmiralitdt  unb  fo^  Don  i^ien  Scnpcn 
bie  bcrnbnitc  :>icitcritatuo.  i'cn  ihrem  Sanbdmami  gfabonet  c» 
rid)tct,  mit  bcr  ttol;cn  -^^uMirin:  i?eter  bem  6cflm  Jtttt^ 
riua  bie  ;^u'citc.  >£ic  n;i;b  feinen  anbent  gluB  an  €^^9ii^ 
mit  bcr  ')icu\i  5n  vcr.V.c;d?cn  unb  erfuhr  in  ben  ^finfen  nb 

M  et).  IV  ^c:n^c;M     r^-^rür^:^!«!«  an«  b«a 9cftcB bei CMv "■ 

MoU.  11.  tir»     lio. 

""^  M  n  y\  A  mo  vi  c*  S ;  a  •.  ' .    ?:!(    a:!::^^   li'exiU   ^^  ptttM»   Oip^  ^• 

V.'i  imb  W\.  <^.  SO 


I 


©on!t«$eterSburg.  341 

©ommerrejtbenjcn  bc§  rufftfcf)cit  Slbel^  bie  liebcn§tt)ürbig[tc 
unb  juöorfommenbfte  Slufnal^mc.  Ueber  bie  @d|attenfeiten  bcr 
rufjifd^en  ®cfeHf(i)aft  öermodite  pe  biefer  ©mpfang  aber  bod) 
nid^t  ju  täufd^en,  unb  bie  Petersburger  ßwftän^^  öeranlafeten 
|ie  ju  einer  Äritif,  bie  bis  baf)\n  öor  ber  fd)Iici^ten  Eingebung 
ber  länbltc^en  Seöölferung  toie  t)or  bem  ^eroiSmuS  beS  SRosfouer 
3lbel§  üerftummt  tnar.  3n  ben  ariftofratifdien  ©alonS  üon 
Petersburg  üerfel^rten  bie  fflennigfen,  bie  ©ubow,  unter  bereu 
Rauben  5ßaul  I.  geenbet  i)aik.  SllS  Äaifer  aieyanber  1814 
l^örte,  ba^  ßubmig  XVIII.  jid^  gegen  ben  ÄönigSmörber  3^oud^6 
fträubte,  gab  er  befanntUd)  jur  Slntmort:  „Subwig  XVIII.  Der= 
langt  ju  öiel;  l^abe  id)  bod^  ben  ganjen  legten  SBinter  l^inburd) 
mit  ^Platon  ©ubou)  gefrü^ftüdEt"  ^).  5Reben  folc^en  |tttlid)en 
©d^äben  mad^ten  pd^  ber  3Kangel  an  foliber  Silbung  in  ben 
l^öl^eren  ©täuben,  bie  Slbttjefenl^eit  tüd)tiger  SKittelflaffen,  ber 
fd^äblid^e  ©influfe  ber  SBiHtür  öon  Oben  unb  einer  mangelliaft 
organijtrten,  ganj  unjutjerldfligen  23ertt)altung  um  fo  peinlid)er 
fül^lbar.  ^rau  üon  ©tael  bemerft,  ba^  audt)  ber  öerfeinerte 
geiftige  ®enufe,  ba  too  überl^aupt  baS  SBebürfnife  nad)  einem 
fold)en  jtd^  regte,  nod^  gang  an^  2leu6erlid)feiten,  [tatt  auf  3n= 
l^alt  unb  3been  gerid^tet  war,  t>a^  man,  um  jid)  ju  informiren, 
feine  S3ud^er  laS,  fonbern  5!Äenfd^en  befragte,  unb  überl)aupt  bie 
gange  @uropaifd[)e  ßiöilifation  auS  gtoeiter  §anb  begog.  ©er 
freie  SJieinungSauStaufd^  fel^lte  gänglid),  weil  man  jtd)  überall 
beobad^tet  wufete  unb  jebeS  SBort  mit  ängftlid^er  Ueberlegung 
auSjufpred^en  geraol^nt  war.  ©elbft  bie  erfd^fitternbften  @reig= 
niffe,  biejenigen,  auf  weld^e  bie  Slidfe  ber  gangen  9lation  mit 
fieberl)after  Spannung  gerid)tet  waren,  bie  ßinnal^me  üon  @mo= 
lenSl,  am  17.  Sluguft,  ben  3Karfd)  auf  9ÄoSfau,  erfuhr  grau 
öon  ©tael  nid^t  burd)  ©inl^eimifd^e,  fonbern  burd^  g^rembe. 

3)er   iJeinb   ftanb   öor  ben  Sl^oren  ber  alten  ^auptftabt 
unb  bebrol^te  bie  neue,  unb  nad)  wie  t)or  würben  ben  Sftuffen 

^)  Forneron,  Les  Emigr^s  et  la  soci^t^  fran9aise  sous  la  regne  de 
Napoleon  I.     Correspondant,  1887,  221,  S«ote. 


342  ®ie  rü\m^  ©cfeWaft. 

bie  SBcd)felfäne  be§  ^rieg§,  ba§  ©d^icffal  tl^rer  Armeen  öc^ 
fd)n)tegen,  nad^  wie  Dor  bereid^erten  pd)  bcftcd^lic^c  Scamte  auf 
Äoften  be§  (Staate^  unb  ber  I)ungernbcn  ©olbaten,  unb  »altetc 
bie  Sntrigue,  felbft  bei  SSefe^ung  ber  l^öd^ften  ©tcHcn  im  .&eer, 
öon  lüeld^en  ba§  §eil  be^  aSaterlanbes  abging,  ©afe  c§  tro^- 
bem  aud^  in  3flufelanb  eine  öffentlid)e  SKeinung  gab,  geigte  fic^ 
öor  bem  Sag  öon  @molen§f,  burd)  bie  bem  Äaifer  abgerungene 
(ämennung  öon  Äutufott)  gum  Dberbefetilöl^aber  ber  rufjtfd^en 
,^eere,  an  ber  Stelle  öon  Sarda^  be  Stoll^,  ber  feiner  fd^ottifd^en 
Slbfunft  tt)egen  bem  grembenl)afe  gum  Dpfer  fieU).  ©agegen 
blieb  ber  gang  frangöfifd^  gejtnnte  Äangler  3ftumängon)  an  ber 
@pi^e  ber  SSerwaltung,  unb  g^rau  öon  ©tael,  ate  ftc  öom 
greifen  Äutufou)  fd)ieb,  öergweifelte  für  6uropa  unb  für  il^n  an 
ber  5IWöglid^feit  eineö  ßrfolgeö^)^ 

©en  3Serf)ältniffen  überlegen  unb  eine  SSürgfd^aft  für  bie 
ßufunft  fd)ien  il^r  in  Slufelanb  nur  Äaifer  Sllejranber  felbft  gu 
fein.  @ie  fal^  i^n  furg,  benn  in  ben  erften  Sagen  beS  Sluguft 
tt)ar  er  öon  SJioöfau  gurüdfgefel^rt  unb  balb  barauf  begab  er 
jtd^  nad)  Slbo,  voo  er  mit  33ernabotte,  bem  Äronprinjen  öon 
@d)tt)eben  gufammentraf  unb  jtd^  mit  i^m  gum  3Biberftanb 
biö  aufö  Sleufeerfte  gegen  5^apoleon  üerpflid^tete.  fStou  oon 
@tael  lernte  Sllejranber  tt)äl)renb  ber  Slubieng  bei  ber  Äaifcrin 
fennen.  @r  fam  l)erein,  reid^te  i^r  bie  ^anb,  unb  gang  wibcr 
bie  ©eppogenl^eit  fo  Dieler  gürften,  bie  jebe  Sleufeerung, .  ttjeld^er 
ein  @inn  beigelegt  werben  fann,  forgfältig  gu  öermeiben  fd^ci» 
nen,  fprad^  er  mit  if)r  über  bie  wid^tigften  unb  intimften  Sin- 
gelegenl^eitcn,  über  fein  frü^ere^  33erl^ältnife  gu  9?apoleon,  über 
bie  gufünftigen  ©efd^icfe  feinet  3Solfeö,  unb  feinen  l^eifeen  Sßunfd^, 
bie  ßeibeigenfd)aft  in  Slufelanb  aufju^eben  unb  ftatt  ein  3)efpot 
ein  [Reformator  gu  fein.  S3ei  biefer  ®elegenl|eit  war  e§,  bafe 
er  auf  bie  Semerfung   öon   g^rau  Don  Stael,  für  fein  SReid^ 


0  %^.  ö.  S3crn5arbi,  ®enfiuürbig!eiten  ouS  bem  Seben  beS  ©rafen  öoti 
ZoU,  II,  1-9. 

2)  Madame  de  Stael,  Dix  annes  d'exil,  2de  partie,  Chap.  XX. 


Stai^tt  Sircjonbcr.  343 

wiege  fein  ßl^arafter  eine  SSerfaffiing  auf,  if)re  ©d^u^tnel^r  fei 
fein  ®en)iffeit,  gur  3lntn)ort  gab:  „Unb  ujenn  ba^  wäre, 
id)  würbe  bod)  niemals  me^r  al§  ein  glü(flid)er  ßwfatt  fein''. 
9lad^  feiner  Slbreife  üon  ^eteröburg  fanb  fie  t)ornef)mlid^  im 
Sßerfel^r  mit  bort  anwefenben  f^remben  bie  Uebereinftimmung  ber 
Slnfd^auungen  unb  ©ejinnung,  beren  jte  in  einer  foldjen  Qtit 
bebnrfte.  ®er  5ricben§fd)hife  mit  ßnglanb  füf)rte  Sorb  3:ir= 
conncl  als  ©efanbten,  bcn  Slbmiral  Sentincf  unb  @ir  SRobert 
SBilfon  bortf)in,  mit  m\d)  le^terem  ^^rau  öon  @tael  in  fd^rift= 
liebem  5IWeinnngöau^taufcf)  blieb,  nad)bem  er  fid^  in§  ruffifd^e 
Hauptquartier  begeben  l^atte.  „SJiir  ift,  al§  feien  bie  ruf jtf dien 
ßrfolge  Sinnen  ju  öerbanfen",  fd^rieb  fie  il^m  6nbe  1812, 
„forgen  @ie,  t)a^  für  ©uropa  ein  ©leid^eö  gefd^el^e  unb  erl^alten 
@ie  un§  in  ^l^rer  ^erfon  ba§  öollfommenfte  Seifpiel  üon  ritter- 
lid^er  Sopferfeit  unb  Siebe  j^ur  ^reil^eit"  ^).  ®a  Sofepl^  be  5!Jiaiftre 
in  jenen  Sagen  üon  ^eteröburg  abwefenb  war,  fanb  grau  üon 
©tael  üon  grangofen  bamalö  nur  SllefiS  be  9?oaiHe§,  einen 
Sßerwanbten  oon  Sa  Sci^ette,  ber  balb  barauf  ebenfalls  nad) 
@d)weben  ging  unb  ben  Äronpringen  wäf)renb  be§  gelbgug^^ 
öon  1813  begleitete.  @r  war  1811,  feiner  ro^aliftifd^en  ®e*= 
ftnnung  wegen,  au§  grcmfreid^  auögewiefen  worben  unb  erful^r 
unter  ber  SReftauration,  weil  feine  Slnfid^ten  gemäßigt  blieben, 
bie  Ungnabe  be§  SJlonard^en,  für  beffen  @ad^e  er  bamalö  bei 
Slkfanber  unb  in  ©d^weben  tl)ätig  war.  ©ine  anbere  benf= 
würbige  Begegnung  war  bie  jwifdt)en  grau  üon  @tael  unb  bem 
greil^errn  Don  Stein,  ber  öon  Qefterreid)  nad^  SRufelanb  ge* 
fommen  war,  um  bort  feinen  Soften  im  ^ampf  gegen  ben  Unter= 
brücfer  einjunel^men.  3m  Sluguft  war  ©ruft  SKori^  2lrnbt  bem 
oerbannten  preufeifd^en  Staatsmann  nad^  Petersburg  gefolgt,  wo 
er  öon  il^m  bei  ber  SSilbung  einer  ruffifd^^beutfd^en  Segion  unb 
gu  fd^riftlid)en  Slrbeiten   oerwenbet  würbe  unb  bei  biefer  ®e= 


0  Madame  de  Stael  to  Sir  Robert  Wilson,  to  the  Army.  Stock- 
holm, 12  D6c.  1812.  British  Museum,  Sir  Robert  Wilson,  Correspondance, 
II,  Add.  Mss.  30,  106  f.  368. 


344  2)ct  grcil^crr  öon  Stein. 

legenl^eit  grau  non  ©tael  imb  ä.  SB.  @cl)lcgel  beßegnete.  SSon  il^r 
meinte  Slrnbt,  jebem  SBogel  l)abe  fte  fogleid^  an  feinem  ©ä)nabel 
angefc^en,  tocld^en  Ston  pe  mit  i^m  ju  jtngen  l^abe,  eine  fönig= 
M)e  ®abe,  bie  aber  üielen  Königen  fel^Ic.  „6ö  war  eine  Suft", 
fd)reibt  er,  „mic  bie  grau  ben  Stein  bel^anbelte,  unb  roie  bie 
beiben  lebenbigften  9)tenfd)en,  ipenn  fte  auf  einem  ©opl^a  ge» 
paart  fafeen,  mit  cinanber  farambolirten".  ©ineS  Slbenb^,  als 
grau  üon  @tael  mit  bem  greil^errn  öon  ©tein  unb  einigen 
anbern  Sefannten  aud)  Slrnbt  gu  Sifd)  gelaben  l^atte,  famen 
SRocca  unb  \i)x  (Sol^n  au^  bem  3:f)eater,  mo  eine  franjöfifd^c 
©d^aufpielcrtrupv^  i^ic  $^äbra  gab,  unb  berid^teten,  tüie  ba§ 
anmefenbe  rufftfd)e  ^ublifum  ein  fold)e§  fiärmen  unb  Sloben 
begonnen  l)abe,  i)a^  bie  2Sorftellung  eingeftellt  totxbtn  mufete. 
©a  brad)  grau  Don  @tael,  3^it  unb  Umftänbe  für  ben  Slugcn* 
blid  öergeffenb,  in  3:f)ränen  auS.  „25ie  SSarbarcn",  rief 
fte,  „bie  ^l^äbra  Don  Slacine  nid^t  feigen  gu  tüoHen!''^)  ©in 
äf)nlid)e§  ®efül^I  überfam  fte  bei  einem  geft  im  9larifd)fin'fci^en 
.^aufe,  al§  ber  Soaft  auf  ben  @ieg  ber  englifd^en  unb  rufft» 
fd}en  gal)nen  au^gebrad^t  mürbe,  unb  fte  bemegt  bemcrtte,  fte 
fönne  mol^l  bie  Sflieberlage  Don  SRapoleon,  niemals  jene  ber 
granjofen  münfd)en.  3n  ber  ©mpfinbung,  bafe  eö  ein  Äampf 
um  bie  ]^öd)ften  ®üter  fei,  ber  auSgefod^ten  merbeu  muffe,  be» 
gegnete  fte  ftd^  tnit  bem  gemaltigen  Patrioten,  ber  ^reufeen 
baran  fe^te,  um  2)eutf(^lanb  mieberaufgurid^ten,  bem  @taats= 
mann  unb  SReformminifter,  mie  il^n  ba^  ac^tge^nte  3ö^r= 
l^unbert  träumte,  ber  für  feine  Station  tf)at,  maS  Surgot  für 
bie  granjofen  l^atte  tl^un  moHen.  Slls  greil^err  Don  Stein 
grau  Don  @ta6l  guerft  fennen  lernte,  l^atte  er  mand^e  Se* 
benlen  gu  überminben.  3n  feine  SBegripbeftimmungen  ber 
®attin,  ber  aWutter  unb  9D?atrone  fügte  jte  ftd)  nid^t;  in  ben 
©riefen  an  bie  beutfd)e  grau,  bie  an  feinem  Derlaffenen  $eerb 


»)  (grnft  3Korii  SIrnbt,  9)Jcinc  SBanberungcn  unb  2BanbIun9cn  mit 
bem  Sfteil^ertn  öon  @tein,  56—60.  Erinnerungen  auS  bem  äußern  Seben, 
168—169. 


®cr  greil^err  öon  ©tein.  345 

tüaltete,  mac^t  er,  tuo  juerft  t)on  ^rau  t)on  ©taöl  bie  SRebe  ift, 
bie  SSerborbenl^eit,  bie  aSerfül^rungen  imb  Seibenfd^aften  be§ 
gefenfc^aftlid)en  3iiP^nbe§,  in  bem  jte  aufgetüad^jen  tüar,  für 
baö  üeranttüortlid),  tüaö  il^n  in  il^rem  SBefen  ftörte').  Seffer 
aber,  al§  er  felbft  e§  wiffen  fonnte,  l)atte  jte  biefen  praftifd^ften 
aller  gi'c^Iift^n,  feinen  $a§  unb  feine  Siebe,  feinen  männlid)en 
@d)merj  unb  feine  unDerwüftlid^en  «poffnungen  burd^fd^aut. 
@ine§  abenbö,  bei  bem  ®rafen  Drioit),  in  Heiner  OefeUfd^aft, 
auf  ber  Snfel,  lag  fte  einige  Partien  be§  Sud)^  über  2)eutfd)= 
lanb,  unter  biefen  ba^  Äapitel  über  bie  Segeifterung.  „6^  l^at 
mid^  ftarf  bewegt",  fd^rieb  ie|t  Stein  an  feine  ^rau,  „burd^  bie 
Siefe  unb  ben  2lbel  ber  Oefül^le,  unb  bie  6rl)abenl^eit  ber  Oe* 
banfen,  tüeld^e  fie  mit  einer  jum  §er^en  bringenben  Serebfam= 
feit  au^fprid^t".  „3d)  fenbe  S)ir,  liebe  g^reunbin",  fügt  er 
einige  Sage  fpäter  i^inju,  „eine  3lbfd)rift  be§  Äapitelö  über  bie 
Segeifterung ;  id^  tt)ünfd)e,  ba^  S)u  e§  mit  ebenfoöiel  SSergnügen 
unb  2:f)eilnal^me  lefen  mögeft,  al^  id)  e§  abgefd^rieben  l^abe, 
weil  eö  für  S)id^  beftimmt  war.  2Benn  ^van  tion  @tael  il^ren 
2{ufentt)alt  verlängert,  fo  fönnte  id^  ©ir  nod^  ein  Äapitel  ab= 
fd)reiben'' 2).  23et)or  fie  fd^ieben,  gab  g^rau  Don  @tael  bem 
grei^errn  Don  Stein  il^r  Silb,  baö  fpäter  bie  33efud)er  feinet 
l)eimatl)lid^en  @d)loffeg  über  feinem  @d)reibtifc^  angebrad)t 
wieberfanben.  „%ran  Don  ©tael",  fd^rieb  er  am  8.  September, 
„l^at  un§  geftern  Derlaffen.  Sie  gel)t  nac^  StodE)olm,  um  il)ren 
Sol^n  in  S)ienft  ju  bringen;  il^re  ®efellfd)aft  war  fel^r  angenehm, 
unb  id)  bebaure  il^re  3lbreife."  S)er  7.  September,  an  weld)em 
bie  Verbannten  [xä)  ßebewol^l  fagten,  war  ber  Sag  ber  Sd^lad)t 
Don  Sorobino.    S)er  tragifd)e  ©ruft  be^  Slugenblidfg  unb  bie 


')  ®.  .&.  $er^,  S)a§  Seben  be§  9)«mfterö  grei^errn  öon  Stein,  III, 
162  u.  ff.  ^Briefe  öon  Stein  an  feine  grau,  Petersburg,  15.  unb  17.  Stuguft 
1812. 

2)  ebenbafelbft,  III,  163.  S3riefe  öon  Stein  an  feine  grau,  qjeterSburg, 
31.  5luguft  unb  2.  September  1812.  3u  öergl.  6.  m.  5(rnbt,  9JJeine  Söanbe- 
rungen  unb  Sßanblungen  mit  bem  greil^erni  öon  Stein,  58. 


346  ^bfd^ieb  t)on  SHuglanb. 

Ungctt)i6f)cit  ber  ßufunft  erfd)tt)crtcn  bcn  atbfd^icb.  „©ic  ju 
löfcube  Aufgabe",  Ijcifet  eö  in  bcn  Dix  annees  d'exil,  ^bcftanb 
in  bcr  SScrtl^eibigung,  ober  öiclmel^r  in  bcr  SSäicbcrlöcrftcIIung 
aller  jtttUc^en  ©fiter,  xoüä)t  bie  SJlenjd^l^eit  bem  (Sl^riftentl^um 
fd^ulbet;  eö  galt,  bie  SBürbc  gu  retten,  bie  il^r  @ott  Dcrliel^en 
l^at,  bie  llnabf)ättgigfeit  gn  ftd^em,  auf  weld^e  bie  Statur  felbjl 
jte  Derweift.  .  .  .  SRiemalS  lüar  bie  SBelt  einer  größeren  ©efal^r 
ausgefegt.  Äeiner  tuagte,  eö  gu  jagen,  aber  alle  wußten  eS. 
Sll§  grau  l^atte  id)  perfönlic^  nid^tö  gu  ffird^ten,  aber  id)  fonnte 
ba§,  tt)a3  id)  gelitten,  mit  in  bie  SBagfd^ale  werfen"  ^). 


')  Madame  de  Stael,  Dix  annees  d^exil,  2de  partie,  Chap.  XX. 


§tij(ipa  ^üpxttl 


grau  Don  ©tael  öerliefe  SRufelanb  unter  bem  ©nbrutf,  bafe 
ber  SBinb  jcl)on  eiftg  über  bie  ©toppein  welkte,  unb  bod^  ge^ 
l)örte  befanntlid^  ber  SBtnter  t)on  1812  nid^t  ju  ben  fd^Ummen 
rufjtfd^en  SEßintern;  bie  Äälte  trat  öertjältnifemäfeig  fpät  ein. 
SSetnal^e  gtt)ei  S)rittel  be§  franjöftjd^en  ^eereö  ttjaren  öerloren, 
bet)or  eö  TOoöfau  erreid^te,  unb  ttjaö  übrig  blieb,  würbe  loeniger 
burd^  ben  S^oft,  al^  burd^  ben  junger  unb  burd)  bie  Slrt 
einer  Äriegfül^rung  öernid^tet,  toeld^e  mit  ber  ©etootjnl^eit  be§ 
Siegel  bie  Äunft  verlernt  l^atte,  einen  SlüdEgug  ju  bed'en^). 

©a  pdi)  bie  Sleifenben  in  Slbo  einfd^iffen  follten,  fül^rte  fte 
il^r  2Beg  burdf)  ginnlanb,  baö  erft  1809  ööHig  unter  rujftfd^e 
«&errfd)aft  gefommen  n)ar.  33ei  ©rtoäi^nung  biefe^  Umftanb§ 
berüt)rt  grau  oon  ©tael  bie  Stl^eorie  ber  natürlid)en  ©renjen 
als  eine  ber  fiiebling^ibeen  be§  neunjel^nten  ^ci^^^^nbert^,  bie 
in  biefem  %aU  bie  ginnen  ebenfo  natürlid^  nac^  Slufelanb,  ate 
bie  5Rorn)eger  nad^  @d)tt)eben  öertoeife.  Äaifer  Sllepanber  l^atte 
burd^  aSertrag  Dom  9.  Slpril  bie  Union  ber  beiben  norbifd^en 
Äönigreid^e,  @d)tDeben  unb  9lonr)egen,  al^  ^reiö  ber  fd^tt)ebijd^en 
Slllianj  öerfprod^en.    @r  trennte  jidt)  öon  grau  öon  ©tael  mit 


*)  3;]^.  t).  f8txnf)Qxhx,   ©enIttJÜrbigIctten   quS   bem   Seben   bcS   (Strafen 
%oU,  II,  355. 


348  9In!unft  in  ec^weben. 

ber  33crjtd)erunö,  im  Äampf  gegen  SRopoIeon  nie  mel^r  weid^cn 
gu  tDoHen. 

Sluf  bemfelben  @cl)iff,  baö  fte  nad)  @d)tt)ebcn  brad^te, 
war  ein  ©eutfd)er,  ben  jte  feit  SBeimar  fannte,  ^rofeffor 
31.  %  @d)ü^,  tüeld)er  fpäter  feinen  Sanböleutcn  il^r  2ebcn  er^^ 
jäf)Ue^).  ©eine  %xan,  bie  @d)aufpielerin  ^enbel'@d)ü^,  war 
bie  größte  mimifd)e  Äiinftlerin  2)eutfd)Ianbö,  öon  bet  man 
vül^mte,  fie  l^abe  ba§  plaftifc^e  ©arfteUungStalcnt  ber  Äab^ 
.Hamilton  weit  übertroffen.  @ie  erfreute  bie  SÜcifcgefettfd^aft 
mit  if)rer  Äunft  auf  bem  oben  ©tranbe  Don  aianb,  wol^in  ein 
I)eftiger  Sturm  fie  öerf dalagen  l^atte^).  fjrau  öon  Stael,  bie 
ba§  2Keer  fürd^tete,  prie§  fid)  glüdflid),  al§  Stodf^olm  ol^nc 
weiteres  Ungemad)  erreid^t  würbe,  ©er  fd^webifd^en  |)eimat]^, 
wo  fie  t)or  fo  Dielen  ^al^ren  al§  junge  (Sattin  Dergebenö  er« 
wartet  worben  war,  füf)rte  fte  je^t  gwei  ©ö^ne  ju,  bie  fld^  bem 
©ienft  berfelben  beftimmten.  ©eit  bem  Slob  beS  S3aron  ©taäl 
liatte  ftd^  SBieleS  bort  Deränbert.  ©er  le^te  Äönig  ou8  bem 
©tamm  SBafa,  unter  weld)em  Saron  ©taßl  gebient  l^otte,.  Der« 
trauerte  in  ber  SSerbannung  ein  ©afein,  baS  büpere  ©d^wer« 
mutl)  fc^on  in  guten  SEagen  umnad^tete.  Sn  ©todfl^olm  jeigtc 
man  g^rau  Don  ©tael  bie  ©tätte,  wo  ®raf  Werfen  am  20.  Sunt 
1810  l^ingemorbet  worben  war.  ©iefer  treue  Stn^nger  gefattener 
©röfee  war  aud^  ber  greunb  ©uftaD  abotpl^'S  IV.  gcwefen. 
9lad)  bem  ©turj  be§  Äöntg§  unb  bem  frül^en  Sob  beö  er« 
wäl^lten  SEI^ronfoIgerS,  ßl^riftian  Sluguft  Don  ©d^Ieöwig,  würbe 
Werfen  befd)ulbigt,  bem  ^rinjen  ®ift  gereid)t  ju  l^aben,  um  bem 
©ol^n  ©uftaD'S  ben  2Beg  gum  Sl^ron  feiner  aSäter  gu  ebnen. 
2)ie  Sefd)ulbigung  war  DöHig  grunbloö,  benn  Werfen  lebte 
gurüdfgegogen  unb  fümmerte  ftd^  nid^t  mel^r  um  ^olitil.    Über 


')  Ueber  ben  ßl&ataftct  unb  bie  3öev!e  bon  grau  öon  ©toel  In  bet  QtlU 
Wrift  „S)ie  Seitgenoffen",  III,  1818. 

2)  S3onftetten,  S3riefc  an  g.  S3run,  II,  44.  gtau  bon  6tael  an 
8r.  örun,  etod^olm,  18.  S^ioö.  1812. 


Grinncning  an  ©raf  gcrfen.  349 

ber  an  ©teile  feinet  9leffen  jur  SRegierung  gelangte  Äatl  XIII., 
ber  ?rerfen  nicl)t  leiben  mod^te,  jprad)  gegen  il^n  ein  fträflid^ 
unüorftc^tige^  Söort,  ber  ^öbel  tüurbe  am  Segräbnifetag  be§ 
^rinjen  t)on  ©d)le§n)ig  mit  Srannttüein  traftirt  nnb  bann  auf 
fjerfen  gel^e^t,  ber  au^  feiner  Äarroffe  gejerrt,  bei  ben  paaren 
gefd^leift,  mit  Steinen  gettjorfen,  bann  fd^mer  am  Äopf  t)er* 
ttjunbet  auf  baö  @tabtl)anö  gebrad^t  unb  bort  im  ^of  erfd)lagen 
lüurbe.  @r  ttjar,  obfd^on  filbern^ei^,  erft  fünfunbfünfjig  3al)re 
alt  unb  l^aud^te  mit  ben  Söorten  bie  Seele  au§:  „§err,  mein 
®ott,  Dor  bem  id^  nun  erfd^einen  tüerbe,  üerjeil^  meinen  §ßeini= 
gern,  wie  idt)  if)nen  t)ergeif)e''  ^).  ©ie  fd^auerlid^e  Sl^at  blieb 
öereiujelt,  unb  e§  märe,  ba  5!Rilitär  am  ^a^e  mar^  aud^  leidjt 
gemefen,  fte  ju  öerl^inbern. 

@eit  bem  16.  Dftober  1793  mar  ba§  ßeben  be^  ©rafen 
gerfen  ber  Strauer  gemeint  geblieben,  ^n  ber  Oual  feiner  legten 
©tunbe  mag  il^m  nod^  einmal  bie  bleid^e  Oeftalt  ber  Äönigin 
erfd)ienen  fein,  ber  einft  fein  junget  §erj  fo  e^rfurd)t^t)oll  ent* 
gegenfd^lug,  bie  er  nid)t  l^atte  retten  fönnen,  unb  bereu  SSeifpiel 
il^n  auf  fein  eigene^,  tragifd^e^  6nbe  vorbereitete^). 

Sllö  einen  oom  ©d^id'fal  33egünftigten  bagegen  fanb  ^?rau 
t)on  ©tael  Sernabotte  mieber.  Sin  ©ol^n  feiner  Staaten,  gefd^ult 
im  SBaffenf)anbmerf  unb  in  ber  SBermaltung,  bereu  t)erfd)iebene 
Smeige  er  an  ber  @pi|e  ber  .^eere,  ate  Äriegöminifter  unb 
©iplomat,  bann  al§  ^^rinj  t)on  $onte=6ort)o  in  ^annoöer  unb 
aU  ©ouoerneur  ber  $anfeftäbte  fennen  gelernt  l^atte,  fanb  er 
ftd)  nod^  in  ben  beften  2Ranne^iaf)ren  mit  ber  Slu^ftd^t  auf  bie 
Ärone  an  bie  @pi|e  beö  fd)n)ebifd)en  Staaten  berufen,  ©ein 
aSerl^ältnife  ju  ?)lapoleon,  bem  er  am  18.  33rumaire  bie  9JJit= 
mirfung  öermeigert  l^atte^),  mar  niemals  ein  befonber^   gute§ 


^)  Klinkowström,  Le  Comte  de  Fersen  et  la  Cour  de  France,  In- 
troduction,  LXXII  et  suiv. 

2)  ebenbafcIBft. 

^)  Gohier,  Memoires,  I,  227.  La  Fayette,  M^moires,  V,  535, 
Appendice,  111. 


Iib£. 


350  »emabotte. 

gewefen,  obmof)I  SBemabottc  al$  ©dö^agcr  öon  Sofepl^  Sona- 
parte  in  enger  Sejiel^ung  ju  be§  Äaifer^S  ^aufe  jlanb.  3lber 
feiten  finbet  ftd)  ber  5lame  biefe«  9JJarfd)an«  öon  5Rapoleon 
ol^ne  mifegfinftige  9?ebenbenterfungen  erroäl^nt  unb  auf  @t.  ^e^ 
lena  ift  er  auf  alles  junicfgefommen,  waö  er  il^m  Dorwerfen  gu 
muffen  glaubte  0-  SBibermiKig  gab  er  feine  ©nwilligung,  als 
aSernabotte  t)on  ben  fc^webifd^en  ©täuben  gettjäl^It  würbe,  unb 
gu  SJtetternid)  fagte  er,  feine  33ejiel^ungen  gu  SRufelanb  würben 
baburd)  gefäl^rbet;  baju  fd^äbige  bie  SBal^I  etncö  ^rioatttianneö 
ba§  Slnfel^en  ber  rcgierenben  Käufer.  @r  bebaurc,  Äroncn  in 
feiner  gamilie  vergeben  gu  l)aben,  er  felbft  fei  in  feinet  8ln- 
bem  6rbe  eingetreten.  »C'est  une  l^tcc,  äußerte  er  öon  33cr« 
nabotte,  ein  alter  S^fobiner,  mit  üerfel^rten  Segriffen  wie  fic 
alle,  ber  blofe  militärifd)e§  Salent  beft^e  unb  Don  bem  er  fid^ 
gern  entlcbigt  wiff e  ^).  S)a§  SSerl^ältni^  gum  Äaifer  l^attc  bereits 
ftarfe  Trübungen  erfat)ren,  beDor  Semabotte  Don  i^m  fd^ieb, 
ol^ne  binbenbe  aSerfpred^ungen  in  33egug  auf  ©d^webcnS  fjcft» 
l^alten  am  Äontinentalfqftem  gu  geben.  2)ie  Sefc^ung  öon 
©d)mebifd^'-$ommern  unb  9flügen  burd^  bie  ^rangofen,  im  Sa» 
nuar  1812,  fül^rte  ben  Srud^  l^erbei.  ®ic  öffentlid^c  SReinung 
in  @d)tt)eben  war  feit  bem  33erluft  Don  ginnlanb  nod^  ruffen* 
feittblid)er  alö  frül^er.  SSernabotte  bagegen  bot  feinen  gangen 
©influfe  auf,  um  fte  mit  bem  ®eban!en  an  biefen  SSerluft  gu 
Derföt)nen,  unb  mad^te  bafür  bie  Erwerbung  Don  5Rorwcgett  gum 
Sietpunft  feiner  ^olitif.  Qu  3[bo  war  feit  mel^reren  SBod^cn 
bie  SlHiang  gwifd)en  Stufelanb  unb  ©d^weben  gefd^loffen  worbcn, 
als  grau  Don  Stael  in  ©todf^olm  eintraf.  2)ort  entppng  fic 
bie  9lad^rid^t  Dom  Sieg  ber  fjfangofen  an  ber  SRoSfwa,  unb 
Semabotte    ergäl^Ite   nod^    als  Äönig    einem    feiner   frangöft« 

0  Gourgaud  et  Montholon,  M^moires  pour  servir  k  Phistoire  de 
France  sous  Napoleon,  IV,  295,  T,  209—222,  Notes  sur  Pouvrage  intitul^: 
Memoires  pour  servir  h.  Phistoire  de  Charles  XIV  Jean,  roi  de  Suede. 

2)  ^üxit  91.  mcttexniä),  ShiS  9J?ettcrnid^'5  noc^geloffencn  gJopicrcn,  II, 
^ä)  3tt)iMcn  9kpoleon  unb  SKctternid^  311  Sßaxi^,  8.  ©ept.  1810. 


fd)en  Sanbölcute,  \m  jte  auf  bic  5Jlad^ri(^t  in  baö  Iömglid)c 
©d^Iofe  geeilt  fei  unb  er  auf  xi)x  äugftlic^eö  Silagen  nad^  ber 
Sebeutung  biefeS  Siegel  emibert  ^abe,  fte  möge  pdf)  berul^igen: 
SRa^JoIeon  l^abe  ein  ©d^Iad^tfelb  erobert  uub  jid^  in  bie  Sage 
öerfe^t,  feinen  6rfolg  entfd^eibenb  gu  Dermertl^en,  lüenu  er  bem 
Äaifer  3[le;ranber  t>m  Rieben  anbiete  unb  ein  üerfaffungS« 
mä^ige^,  unabl^ängigeS  Äönigreid^  5ßoIen  prollamirc.  „Slber  ba§ 
wirb  er  nid^t  tl)un",  fd)lofe  propl)etifd)  33crnabotte,  „unb  barum 
ift  er  Derloren''  ')•  @^  beburfte  unter  bem  S^^ng  ber  Sage,  bei 
feiner  Stimmung  unb  feinem  ©i^rgeij  beö  ©influffe^  nid^t,  ben 
grau  üon  @tael  in  bie  SBagfd^ale  ju  merfen  liatte,  um  il^n  gum 
SBiberftanb  gegen  3lapoIeon  ju  üeranlaffen.  3)er  Äronprinj 
Don  ©(^ttjeben  tt)ieberl)olte  bei  jjeber  ©elegenl^eit,  bafe  ber  tJriebe 
gerabe  bem  erfd^öpften  granfreidt)  am  meiften  gu  ®ute  fommen 
muffe,  felbft  bann,  menn  e^  in  feine  alten  ©rengen  gurfi* 
gemiefen  tt)erbe;  er  erflärte,  perfönlid^  nidf)tö  gum  ©turg  SRapo^^ 
leon'S  beitragen  gu  ttJoHen,  betonte  aber,  wie  aud)  3ßetternid^, 
ba^  ber  Ärieg  gegen  biefen  unb  nid^t  gegen  granfreid)  gerid^tet 
fei.  »Arreter  le  vol  de  l'aigle,  et  non  pas  Tecraser«,  mar 
bie  im  9Kärg  1815,  nad^  ber  Slücffel^r  au§  (alba  t)on  Semabotte 
ausgegebene  Carole,  aU  3lapoleon  il)m  mieber  münfd^en^mertl^cr 
aU  ein  33ourbon  erfd^ien^).  ©amitfud^te  er  |td^  nid^t  nur  au§ 
bem  peinlichen  ©ilemma  gmifd^en  ben  3Serbinblid)!eiten  ber  SSer* 
gangenlieit  unb  feiner  neuen  ^flid)ten  gu  befreien,  er  oerfolgte 
babei  nod^  einen  gang  anbern  Qmd,  %üx  ©darneben  mollte 
Sernabotte  1813  Sfiormegen  gewinnen,  aber  für  jtd^  träumte  er 
t)on  nidjtS  geringerem  als  üon  ber  frangöftfd^en  Ärone.  3Ser= 
fd^iebene  Slnbeutungen  laffen  feinen  S^^if^l   barüber  beftel)en. 


0  X.  Marmier,  La  Suede  sous  Bernadotte.  Revue  des  Deux 
Mondes,  1844,  II,  680.  Galiffe,  Dun  siecle  ä  Fautre,  2eme  partie,  320. 
Madame  de  Stael  ä  Galiffe,  Stockholm,  6  Oct.  1812. 

2)  2ß.  DndCcn,  Dcfterrctd^  unb  ^teuften  im  SBefreiungSfricö,  I,  357. 
Fiote,  ri,  425  Sßote.  A.  Geffroy,  La  Suede  avant  et  apr^s.  le  traite  de 
Paris,  Revue  des  Deux  Mondes,  Juin  1856,  460. 


352  Scmabottc  unb  grau  öon  ®ta6L 

ba^  i^n  bicfcr  ®eban!c  bereits  1812  befd^afHgte,  ba^  Äaifcr 
2llc;ranber,  um  jtd)  feinet  SeiftanbS  ju  t)crjtd)cm,  in  Slbo  Sin- 
jpiehmgen  barauf  gemad^t  l^atte,  unb  bafe  ber  Äronprinj  öon 
©d^ttjeben  anä)  in  fjranfreid^  aScrbinbungcn  gu  biefem  Sioccf 
unterhielt.  SBenn  biefer  Ijöd^fte  ^reiö  gewonnen  »erben  foHtc, 
fo  ntufete  ^ranfreid^  gefc^ont  werben,  unb  öon  bicfer  6r* 
wägung  follten  jtd)  bie  ntilitärifd)en  Dperatfouen  unb  Stetig* 
fd^Iäge  beö  fdöwebifd^en  Äronprinjen  im  Sauf  be^  S^rcS 
1813  mel^r  alö  einmal  gum  9lad^tl^eil  ber  aScrbünbeten  becin* 
Pufet  geigen^). 

%üx  fjrau  t)on  ©tael  bewäl^rte  |td^  ber  ^onpring  öon 
©einweben  alö  greunb.  gieren  älteften  ©ol^n  ernannte  er,  ob* 
wol^l  biefer  jtd)  feiner  militärijd)en  Karriere  beftimmte,  gu  feinem 
^Ifigelabiutanten,  bem  jüngeren  erleid)terte  er  ben  eintritt  in 
bie  armee.  81.  SB.  @d)legel  mürbe  fpäter  als  ©elretär  in  feinen 
perjönlid)en  ©ienften  bermenbet.  ®ie  greunbe  bon  ^au  bon 
©tael,  gegen  meldte  il)r  bie  aSorjtd)t  feit  ber  Slnftinft  in  Sfhife* 
lanb  gu  fd^meigen  geboten  ^atte,  erl)ielten  micber  Slad^rid^t  bon 
il^r.  »Ge  n'est  pas  la  premiere  fois  que  TMre  qui  se  fie 
en  Dieu  a  ete  conduit  au  bonheur  par  la  peinec,  fc^rieb  fle 
an  .^ergogin  Suife^).  gn  allen  Briefen  an  fle,  an  tJnebcrife 
Srun,  bie  jte  aufforberte,  gu  il)r  nad)  Äopen^agcn  gu  lommen, 
feiert  ba§  Sob  bon  SBernabotte  in  überfd^mSnglid^en  äSorten 
mieber.  ©ie  mibmete  il^m  bie  @d)rift  gegen  ben  ©elbfhnorb, 
weil  feine  menjd^lid^e  Slrübfal  il^n  jemals  gleichgültig  gefunben 
l^abe,  unb  erwartete  bon  jeinem  fjelbl^errntalent  ben  Steg  ber 
guten  @ad^e. 

Sin  ben  ©enfer  ©aliffe,  ber  als  ßorrefponbent  bei  bcm 
Petersburger  .^ofbauquier,  SBaron  3fiaH  befd^äftigt  unb  boburd^ 


')  %f),  ö.  SBetnl^arbl,  ©enfwürbigfctten  beS  ©rofen  öon XoK,  III,  109, 
284,  285,  328,  347,  397,  447.    (SJeWi^tc  gfluSIanb«,  H«,  757. 

^)  L^Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Goppel 
et  Weimar,  243.  Madame  de  Staöl  ii  la  Duchesse  Louise,  Goppet,  12  Jan- 
vier 1813. 


S^rc  a3cnttl^cUun0  bcr  ^aqe,  353 

mit  il^r  befannt  geworben  war,  fd^rieb  jte  auö  ©tod^olm,  tt)a§ 
je^t  ^lotl)  t^ue,  fei  bie  §ßolen  t)on  ber  @ad)e  9lapoIeon'§  lo§= 
jutrennen,  benn  jte  allein  feien  aufrid^tig  unb  bal^er  aud^  allein 
gefäi^rlii^.  Sllepanber  möge  fid)  3u  i^rem  Äönig  erflären  unb 
bamit  §ßoIen  wieberaufrid^ten;  eine  5Ration  fei  immer  achtbar, 
unb  ber  nationale  ®eift  werbe  föuropa  befreien'),  ^n  Sßeterö* 
burö   l^atte  ber  Defonomift  @ir  iJranciö   b'3t)ernoi§,   welcher 

1794  auö  @enf  nad)  (änglanb  gepd^tet  war  unb  fid^  bort  l^atte 
naturali|trcn  laffen,  ?frau  üon  ©tael  nic^t  aufgefud)t,  weil  er 

1795  eine  il^rer  ©d^riften  bie  „Setrad^tungen  über  ben  grie^ 
ben"  angegriffen  liatte^).  @ie  erfud^te  ©aliffe,  i^m  il^r  Se= 
bauern  über  fein  fernbleiben  auSjubrüdfen  unb  feinen  ©influfe 
bei  aiejranber  im  Sntereffe  ber  polnifd^en  ^rage  ju  gewinnen. 
„Sagen  @ie  mir  nid)tö  Ungünftige^  üon  Sir  granci^'',  fügte 
fte  l^inju,  „benn  bie  befte  Slrt,  mit  ben  änberen  au^jufommen, 
befielet  barin,  il^re  SJlifeftimmung  gegen  un§  ju  öergeffen.  S^ 
länger  id)  lebe,  um  fo  flarer  erfenne  id^,  ba^  ba§  (äöangelium 
bie  befte  SebenSregel,  felbft  für  biefe  SBelt,  felbft  in  Sejug  auf 
irbifd^e  Älugt)eit  ift''^).  Sie  fügte  l^inju,  bafe  Sd^weben  alle 
SSorbereitungen  treffe,  um  im  ^rü^iat)r  bereit  ju  fein,  bann 
werbe  @ott  3)ieienigen  fd^ü^en,  bie  für  bie  ©l^re  feinet  3lamen§ 
länlpften,  benn  bie  wa^re  grei^eit  fei  lieilig.  »Oh!  quel  mal 
nous  a  fall  ramiral  Tchitchagow«,  rief  fte  auö,  al§  man 
in  Stod^olm  öernal^m,  ba^  biefer  9lapoleon  an  ber  Sereftna 
l^atte  entwifd^en  laffen.  2)ie  grofee  Slrmee  war  t)emid)tet,  unb 
in  ^Petersburg  liefe  ber  6gar  eine  aWebaille  mit  ber  3nfd)rift 
^x&Qtn:  „SHdjt  un§!  nid)t  unS,  fonbern  ©einem  Flamen". 


0  Galiffe,  D'un  sifecle  ä  Pautre,  2feme  partie,  325,  Madame  de  Stael 
ä  Galiffe,  20  Nov.  1812. 

^  F.  d'Ivernois,    Reflexions    sur   la   guerre,   en  reponse  aux  Re- 
flexions sur  la  paix,  de  Madame  de  Stael. 

3)  Galiffe,  D'un  sifecle  ä  Tautre,  2feme  partie,  325,330,  Madame  de 
Stael  ä  Galiffe,  20  Nov.  1812  et  5  Janvier  1813. 

»Icnnetl&atfett,  %xavL  ton  ©tasi.  III.  23 


354      S)*c  öffentliche  aWeinunfi  jum  Äampf'öeöen  9tapoUon  aufgerufen. 

2Bie  cö  bic  SSerfafferin  bcr  Dix  annöes  d'exil  öoraiiS* 
gefeiten  ^atte,  betonten  bie  biplomatifd^en  Ser^anblungcn  üon 
1813  gtt)ifd)en  ^renfeen  unb  SRufelanb,  bafe  bcr  nationale  ®eifl, 
ba§  bie  öffentlid^c  3Weinung  ba§  Sünbni^  gegen  3ia:poleott  ^)e^ 
langten.  Sn  ein  gttjelteg  Spanien,  jagte  Jparbenberg  jum  fran* 
göjtfdöen  ®ejanbten  @aint=aj?ar[an,  ttjerbe  ^reufeen  pd^  ocnoan* 
beln,  n)enn  man  in  5ßariö  baran  benfe,  anf  feine  JEoften  grteben 
ju  mad^en^).  @o  fam  ber  3?ertrag  üon  jfalifd),  baS  gel^eime 
©nöerftänbni^  gn)ifd)en  ^JJetternidö  wnb  ^arbenbcrg  gu  ©tanbe; 
in  bie[em  ©inn  erfolgte  ber  Slnfruf  beS  ^reufeenfönigS  öom 
17.  9JlSrj  gur  Silbung  öon  ^reiwilligenforpS,  ber  öon  Äutufow 
an  bie  ©eutfd^en  jur  Befreiung  beS  aSatcrIanbeS,  toonad^  fcbcr 
beutfd^e  ^rft,  ber  ber  bentfd)en  ©ad^e  abtrünnig  fein  nnb 
bleiben  wolle,  „mit  ber  oerbienten  aSernid^tnng  burc^  bie  Äraft 
ber  öffentUd)en  9Jleinung  nnb  burd^  bie  3Wad^t  geredeter  SBaffen" 
bebrol)t  mürbe  ^).  S)iefe  SBorte  maren  üonÄalifd^  am  25.  9R5rj 
batirt;  an  einem  anbem  5!Rärjtag  fd^rieb  ber  Äronpring  öon 
©c^meben  feinen  3lbfagebrief  an  Slapoleon,  mcil  fein  ©Aftern 
bie  natürlid^en  Sfied^te  ber  SSöIfer  öernic^te^).  ^Bereit«  6ttbc 
Januar  l^atte  ^rau  Don  ©tael  nad^  ^Petersburg  gefd^rieben, 
Sernabotte  fei  nidf)t  mel)r  gurüdfjul^alten.  ©ie  lebte  in  bcjiän» 
biger  Slufregung,  ben  Slirf  auf  bie  norbbeutfd^en  Ebenen  ge* 
rid)tet,  mo  ba§  S3efreiung§merl  jtd^  öoHgiel^en  fottte,  unb  bod^ 
mieber  fd^merglid)  ergriffen,  menn  jte  Don  frangöfifd^en  SRiebcr« 
lagen  l^örte.  9flad^  ber  SSertreibung  ber  fjrangofen  ou8  Hamburg 
äußerte  pd)  biefeS  ®efü^l  in  einem  33rief  an  %.  SBnm.  ©ie 
^ranjofen  feien  ttid)t  baju  beftimmt,  fo  Deri^afet  gu  fein;  nur 
bem  ßorfen  fei  e§  jugufd^reiben,  menn  (Suropa  bic  Äolmüdtai 
alö  SSefreier  empfange  unb  bie  Äofalcn  gu  SBorfftmpfern  ber 


»)  SB.  ©nden,  £)efterre{(ä^  uttb  ?Jrcu6cn  im  »efreiuttgSWeg,  I,  96,  181, 
175,  226,  278. 

2)  ebenbafelbft,  I,  329—330. 

^)  Correspondance  de  Bernadotte  avec  Napoleon.  Lettre  de  Beraft- 
dotte,  23  Mars  1813. 


®$tift  öon  n.  2Ö.  ©dblcgel  „Ucber  boS  ÄontincntalMtcm".        355 

liberalen  3i^een  getüorben  feien.  5!Ran  möcje  jte  immerl)in  tt)ill= 
fommen  l^ei^en,  tt)enn  e§  il^nen  gelinge,  ben  Stationen  »ic  ben 
einzelnen  SRenfd^en  bie  il)nen  jufommenbe  3nbit)ibualitdt  jurfid^ 
jugeben^).  3lnfang§  Februar  öeröffentli(f)te  31.  SB..  ©d^Iegel 
feine  ©d^rift  über  ba§  Äontinentalftiftem,  worin  er  baö  franjö* 
ftfd^e  Äaiferreic^  al§  bie  permanent  geworbene  9flet)oIution  be== 
geid)nete2).  ©ie  ol^ne  Slngabe  be§  SBerfafferö  in  ©eutfc^Ianb 
unb  ©nglanb  wieber  abgebrucfte  unb  Dielgelefene  ©d^rift  würbe 
grau  t)on  ©tael  jugef daneben.  »Oü  avez-vous  pris  que  je 
suis  l'auteur  du  Systeme  Continental«,  fd^rieb  fie  in  S3ejug 
barauf  an  ©aliffe,  »c'est  Monsieur  Schlegel  qui  l'a  ecrit,  je 
ne  me  mele  point  ainsi  de  politique.  Si  je  publiais  jamais 
rien  lä-dessus,  ce  serait  du  point  de  vue  philosophique«  ^). 
@i€  l^atte  bereits  mit  SRebigirnng  ber  Setrad^tungen  fiber  bie 
franjöjtfd^e  SReöoIution  begonnen,  obwol^l  ber  norbifdf)e  SBinter 
il^rer  ©efunbl^eit  fet)r  nad^tl^eilig  gewefen  war.  „^l^re  3lad)' 
rid^ten  über  ba§  Sepnben  t)on  grau  Don  @tael  l^aben  mid^ 
fel^r  betrübt'',  fd^rieb  um  biefe  S^it  ©d^eHing  an  ©d^legel.  „3c^ 
l^abe  feitbem  aud^  t)on  anberer  ©eite  ba§  5Rämlid^e  l^ören  muffen. 
3Jlöge  ber  wenn  aud)  fpät  gefommene  grül)ling  feine  $eilfraft 
beweifen  unb  bie  Äraft  unb  @efunbt)eit  ber  Dere^rten  grau 
J^crfteUen,  bereu  (5rf)altung  eine  Slngelegenlieit  aller  2Kenfd)en 
Don  $erj  unb  ®eift  fein  mufe''^). 

@ie  blieb  mit  SRocca  unb  il^rer  STod^ter  in  ©todf^olm  gurüdf, 
wäl^renb  il^re  ©öl^ne  unb  21.  SB.  ©d^Iegel  ftd^  nad)  ©tralfunb, 
ins  «Hauptquartier  ber  Sflorbarmee  begaben,  bie  SSernabotte  feit 


0  SBonftettcn,  Briefe  an  g.  a3run,  II,  48.  8^au  öon  (Stoel  an 
g.  SBrun,  ©totfl^olm,  30.  SJiara  1813. 

^)  A.  W.  Schlegel,  Essais  litt^raires  et  historiques,  3—70.  Du 
Systeme  Continental. 

^)  Galiffe,  D'an  siecle  ä  Tautre,  340,  Madame  de  Stael  k  GalifFe, 
Stockholm,  7  Mai  1813. 

*)  Sl.  SB.  ©d^Icgers  l^interloffene  SBnefc.  (Sd^eHing  an  ©d^legcl,  SJiatia. 
einftebel  bei  3ütt«,  9.  SKai  1812. 

23* 


356  Briefe  t)on  91.  SB.  ©(^legel  an  gr.  ®en|. 

bcm  18.  2Rai  an  ber  ©pi^c  fcineö  fd)n)cbifdöcn  ÄontingcntS 
bcfel^Ugtc.  @cine  crften  SJla^rcgcIn  entfprad^en  bcm  l^ol^cn  5Be= 
griff  n\ä)t,  btn  gröu  t)on  @ta6l  mit  frincr  militärifd^cn  9Rifflon 
öerbaub.  @r  opferte  ba§  faum  befreite  Hamburg  nod^molö  ben 
?5ranjofen,  um  ©änemarf  mit  ber  SBeratitmortung  für  biefen 
SSerluft  ju  belaften,  obmol^l  biefeö  feine  Snippen  erft  nod^  bem 
Sefanntmerben  ber  3;i^atfad)e  au§  Hamburg  jurfidfgejogert  ^atte, 
bafe  bie  Abtretung  9lormegen§  öon  ben  aScrbfinbctcn  mtwibcr' 
ruflid^  befd^Ioffen  fei'). 

3m  fd^toebifc^en  gntereffe  ftub  aud^  bie  Sriefe  gcfd)rtebcn, 
tüeld^e  31.  SB.  ©djlegel,  alö  nunmel^riger  ©elretär  bc§  Äron» 
prinjen  t)on  ©djmeben,  auö  beffen  Hauptquartier  unb  in  fran* 
jöftfd^er  Sprache  an  @en^  rid)tete.  ©omcit  il^r  Snl^It  bie 
fd^ttjebifd^en  Stngelegenl^eiten  betrifft,  ISfet  fid^  berfelbc  in  ben 
SBorten  gufammenfaffen,  ber  Äronprinj  motte  SHormegen,  er  motte 
e§  um  Jeben  5ßrei§.  3n  33egug  auf  ©eutfc^Ianb  bcffirmortete 
©d^Iegel  bie  ^öberatiou,  unter  Sül^rung  eineS  JfaiferS  au8  bem 
§aufe  ^aböburg.  TOerfmürbig  ftnb  feine  Sleufecrungen  über 
Stein.  3)iefer  liatte  it)m  au§  ^Petersburg,  im  SRoDember,  öon 
2)eutfd^lanb  fpred^enb  gefd^rieben:  „©iefem  Äanb  tl^ut  ©n» 
l^eit  unb  Äraft  5Jlotl^,  atte  bie  irbifd^en  ©efd^Ied^ter  Don 
Surften  finb  burc^  il^re  3Sermorfenf)eit  ber  SRatton  fo  öerl^t 
unb  üeräc^tlid^  gemorben,  ba^  man  fte  aufgeben  mufe"*).  Sm 
Sufammenl^ang  mit  biefer  Sluffaffung  ber  Sage  ftanb  e8,  bafe 
Stein  auf  ®runb  beö  33re§lauer  SBertragS  am  9.  April  nad^ 
©reiben  gefdE)idt  mürbe.  3Son  bort  au§  fottte  er  an  ber  ©pi^e 
beö  Don  ben  SSerbünbeten  eingefe^ten  ßentralberwaltungSratl^e« 
bie  befehlen  beutfc^en  ßänber  bermalten  unb  il^re  @inlünfte  mit 
S3efd)lag  belegen.  ®er  Slbfd^lufe  beS  Sünbniffeö  mit  Deflerreld^ 
unb   baö   ©rfd^einen   ber  franjöpfd^en  3lrmcen  auf  fäd^flfd^cm 


0  2ö.  Dntfen,  Deftcrrcld^  unb  ^Jrcuficn  im  93cfrelünö8Weö,  U,  410—413. 
^  ^.  SB.  ed^Iegers  l^tnterlaffene  Briefe,    gteil^ett  Don  ©tein  an  G^Iegel, 


7.  0IOÖ.  1812. 


gelnbfcligc  Jpaltunö  gegen  bcn  greil^ctm  öon  @tein.  357 

33oben  öcrl^inbertc  bic  Sluöffii^rung  bicfer  Seftimmungen  ^).  Slber 
gegen  biefelben,  unb  üor  StHern  gegen  ©tein  jelbft  jtnb  bie 
Sleufeerungen  öon  21.  2Ö.  ©d^Iegel  in  ben  offtäieHen  Briefen  an 
®en|  gerid^tet.  @r  gibt  ben  Snl^alt  beö  ©d^reibenö  öon  Stein 
mit  bem  Semerfen  n)ieber,  auf  einem  befpotifd^eren  SBeg  al§ 
felbft  9lapoleon  woHe  biefer  bie  Sefreiung  öon  ©eutfd^Ianb  unb 
bie  Sßereinigung  beö  beutfd^en  Sflorbenö  ju  einer  3Wonard)ie. 
Stein  fenne  bie  2)eutfci^en  nid)t,  beten  fd^madie  ©eite  eben  bie 
übergroße  3lnpnglid^!eit  gu  il^ren  angeftammten  dürften  fei. 
©einer  S^JCingöiacte  bebürfe  eö  nid^t,  unb  fein  ^ßrojeft  fei  un* 
burd)fül^rbar,  n)eil  eö  eben  fo  fel^r  ber  ©uropäifc^en  5ßoIiti!  aU 

m 

ben  nationalen  Söünfd^en  wiberftrebe,  bie  allen  plö^lld^en  9?er* 
änbcrungen,  allen  l^eftigen  unb  revolutionären  TOaferegeln  ah^ 
geneigt  feien.  2)er  Vertrag  t)on  SreSlau  nel^me  ben  dürften, 
tt)a§  er  t)on  ben  SSölfern  verlange;  e§  laffe  ftd)  nic^t  erlennen, 
wag  er  ber  Sßation  bafür  gebe.  9lad^  ^erfteHung  be§  allgemeinen 
griebeng  werbe  e§  S^it  fein,  an  bie  beutfd^e  SSerfaffung  ju 
beulen  2). 

Sn  SBien  l)örte  man  e§  immer  gern,  wenn,  wie  e§  l^ier 
öon  Seite  ©d^legeFö  gefd^al^,  über  „ben  leibenfd)aftlid^en  ß^a^ 
rafter  unb  bie  unbered^enbaren  3been''  be§  ^reil^errn  Von  Stein 
geflagt  würbe.  3n  ben  Slugen  von  SJlettemid^  blieb  er  ein 
Salobiner,  unb  ber  gänjlid^  üeränberte  ®en^  erfannte,  „alt  unb 
fd^led^t  geworben",  bie  ®eifter,  bie  er  in  ben  begeifterten  Slagen 
feinet  erften  9Kanne§alter§  gerufen  l^atte,  nid^t  wieber.  ®afür 
brad^te  ba^  Sufammengel)en  oon  Oefterreid^  unb  ^reufeen  je^t 
bem  JEronprinjen  von  Sd)weben  bie  t^eilweife  Erfüllung  feiner 
SBünfc^e.  SBälirenb  beö  2Baffenftinftanb§,  ber  ben  vergeblid^en 
Siegen  9lapoleon'§  bei  ®ro&=®örfd^en  unb  Sauden  gefolgt  war, 
verwies  guerft   SJletternid^   auf  bie   SBortl^eile,   bie    von   einer 


»)  ¥ert,  Seben  öon  (Stein,  III,  314.  SGB.  Dnden,  £)eftctrel(ä^  unb 
?Jreu6en  im  SefreiungSWeg,  II,  274—275. 

2)  51.  SB.  ©d&legers  l^interloffene  ©Triften.  ©d^Iegel  an  ff.  ©enfe,  ©totf- 
l^olm  im  aWoi,  Stralfunb,  Stnfong  3unt  unb  6.  Sult  1813. 


358  9tau  don  Stael  über  2)euif4Iaiib9  (t^^änm^. 

tl^ätigen  SRitiöirfunfl  beö  fd)W)ebifc^cn  ÄroiU)rinjcn  für  bic  @ad^ 
bcr  aScrbünbcten  ju  cmartcn  feien  ^).  aiuf  ben  Äonfcrenjcn  ju 
Jrad^enberg,  im  3uli,  würbe  biefe  ^Äitwirfung  gcpci^ert. 

3n  ©tocf^olm  waren  feit  ber  Slbreifc  bci5  Äronprinjcn  atte 
®eban!en  üon  J^^u  öon  Stael  nad)  ©eutfd)Iattb  gcrid^tet.  ©iefeö 
Sanb,  fc^rieb  pe  an  Sdjlegel,  fei  burd^  feine  an  ben  Sag  ge* 
legte  SBegeifterung  wie  ein  3U)eite^  3Saterlanb  für  pc  geworben 2). 
66  erfaßte  fie  eine  2lrt  t)on  ^cimwet),  ben  ©reigniffen  fern  gu 
fein.  »Tous  ces  pays  deüvresc,  fd^rieb  fie  il^ren  ijrcunben, 
»ne  sont  pas  le  mien.  .  .  .  L'esprit  public  d'AUemagne  va 
ä  nierveille.  .  .  .  J'aurais  quelque  Idee  d' aller  ä  Berlin,  mais 
je  crains  ma  propre  peurc^).  gnt  gleid^en  @inn  fd^rieb  jte  an 
bie  göi^ftin  Siab^iwiH,  ^rinjeffin  Suifc  Don  ^reufeen:  »Le  coeur 
me  bat  sur  la  destinee  de  l'Allemagne,  eomme  si  le  the^tre 
de  la  guerre  etait  en  France«**). 

2)al^in  ging  H)x  SBeg  nid)t,  aber  nad^  iat)relangcn  JEänipfen 
war  fte  bem  öorgefe^tcn  3'^^^  ncil).  3^«  2Rai  fe^rtc  il^r  ältejicr 
@o^n  auf  il)ren  Söunfd)  nad)  ©tocf^olm  gurüd,  um  fid^  mit 
il^r,  feiner  @d)wefter  unb  9locca  nac^  ©nglanb  eingufd^iffen. 
2)ie  legten  5Jlad^rid^ten  auö  S^anfreic^  melbeten  bie  Seri^aftung 
t)ou  ©Ijear  be  Sabran  in  SBincenne^,  auf  33efe^l  oon  ©abar^, 
einjig  be^^alb,  weil  er  SSerbinbungen  mit  grau  oon  Staöl  auf* 
red)t  erl^alten  l^atte,  unb  ein  an  fte  gerid)teter  SSrief  ber  faifer» 
lid)en  ^olijei  in  bie  §änbe  fiel,  bie  il^n  einige  aj?onate  lang 
gefangen  l^ielt  unb  bann  auö  ^ariö  oerbannte^).  SBon  ©Otiten* 
bürg  auö,  am  5.  guni,  fd^rieb  fie  eö  an  ©d^legcl.  6r  möge 
nid)t   öergeffen,   lauteten  il^re  Slbfd^iebögrüfee  an  ben  ^eunb, 


0  SB.  Dncfcn,  Deftcrrctd^  unb  ^reufecn  Im  S3efrciuttg8fricö,  II,  410. 

2)  Madame    de    Stael    a    A.   W.   Schlegel,   Stockholm,    U  Mai- 1818. 
©d^legers  l^interlaffcnc  Sörtcfe. 

3)  Galiffe,    D'un   siecle   ä   Tautre,   2t'me  partie,   339.    Madame   de 
Stael  k  Galiffe,  30  Mars,  13  et  24  Avril  1813. 

*)  «Perfe,  Seben  öon  Stein,  III,  314. 

^)  Bardoux,  Madame  de  Custine.  Revue  des  Deuz  Mondes,  15  Mars 
1888. 


»tiefe  an  gteunbc.  359 

bafe  er  jur  Samüic  gel)örc,  unb  wieberfel^ren,  jobalb  feine  eble 
SWifjtou  beenbigt  fei.  Sie  üermiffe  i{|n  [o  [djmerälid^,  bafe  baS 
©efül^l  mä)t  anberS  alö  gegenjeitig  fein  lönne,  nad^bem  er  fo 
Diel  baju  beigetragen  l^abe,  fie  aufred)t  gu  erlialten.  5Rur  foHe 
er  ttid)t  fo  farg  mit  Sflai^rid^ten  fein,  bie  |te  flopfenbcn  ^erjeng 
erwarte.  „2Baö  tl^un  @ie  auf  biefer  SBelt,  xoo  man  fo  öiel 
leiben  unb  getrennt  fein  mufe?'',  fd^rieb  fie  an  SSiUerö.  „Unb 
wirb  ber  Sag  be§  2Bieberfel)enö  fommen?  Sann  werben  wir 
mit  Slbbe  ©eliUe  jur  Sluferftel^ungöftunbe  fagen: 

»Qu'en  nous  reconnaissant  nous  serons  attendris!« 
.  .  .  .  Sn  einem  Stl^eil  Don  ©uropa  l)at  mid^  ber  Äummer  faft 
getöbtet,  in  einem  anbern  l^at  man  mir  gel^ulbigt.    3d)  frage 
mid^,  ob  ba*5  (änbe  nod^  lange  auf  fid^  warten  laffen  wirb  unb 
blidfe  auf  meine  Sebenöloqfe,  al§  wären  fie  mir  fremb''  ^), 

2ludi)  Senjamin  ßonftant,  ber  feit  jwei  Sauren  abwed^felnb 
ba§  @d[)lofe  §arbenberg  unb  ©öttingen  bewol^nte,  erl)ielt  ben 
folgenben  Slbfd^ieb^brief  t)on  \i)x:  „Seit  jwei  SRonaten  l^abe  id^ 
5Rid^t§  t)on  3l)nen  öernommen,  feit  jwei  ^al^ren  l^abe  id^  @ie 
nid)t  gefef)en.  ©rinnern  Sie  [\ä)  Si^rer  Sel^auptung,  wir  wü^ 
ben  nid)t  oon  einanber  getrennt  fein?  ^äj  fann  wol)l  fagen, 
©ie  l)aben  ftd),  abgefe^en  t)on  allem  Uebrigen,  eine  fd^öne 
Karriere  entgelten  laffen,  unb  id^,  roa^  foll  auS  mir  werben  in 
ber  aSereinfamung  meinet  ©eifteö?  5!Jlit  wem  fann  id^  reben, 
unb  werbe  ic^  mid)  felbft  erlialten  ?  9Kein  ältefter  @ol)n  ift  bei 
mir,  er  ift  jum  ©efretär  ber  ©efanbtfc^aft  in  ben  ^Bereinigten 
Staaten  ernannt.  .  .  .  3Keine  Sod)ter  wirb  3^nen  oon  ®ot]^cn= 
bürg  fd^reiben.  (ä§  wirb  il^r  le^te§  Sebewol^l  fein,  wie  aud) 
baö  meine;  aber  id)  t)offe  nodö,  bafe  @ie  baö  Sebürfnife  em= 
ppnben,  unö  wieber3ufel)en,  unb  nid^t  umfommen  gu  laffen,  waö 
®ott  S^nen  gefd^enft  ^atte.  .  .  . 

„3d)  reife  gu  ben  ©opat,  unb  bort  bleibe  id^  unb  warte 


»)  SR.  Söler,  S3nefc  au3  bem  «Ro^Iafe  öon  ®^.  be  SBiIIcrS,  300.    Sfrau 
öon  @tael  on  SöillerS,  29.  9ioö.  1812. 


360  2?rif*f  eil  grambc 


ober  fterbe  picDcicht:  ircr  xdA%,  irad  @ott  Don  und  begehrt, 
^d)  ^abc  immer  Briefe  von  3^nen  bei  mir,  id^  offne  nie  mein 
S(f)reib;eug.  ol^ne  jte  in  bie  öanb  ja  nehmen,  id^  betrQd)te  bie 
abrcffc:  3lllc5,  n?a*  id)  burdi  biefe  iSd)rift}üge  gelitten  l^abe, 
mQd)t  mid)  fd)aubcm,  unb  bcd)  munfc^te  id^  beren  nrieber  gu 
erhalten,  ^dn  ^atev,  Bit  unb  üJlat^ieu  »eilen  in  einem 
I^eil  meines  ^erjen-^,  ber  für  emig  gcid^Ioffen  ijl  ©ort  leibe 
id)  immer,  unb  immer  mieber  auf  eine  neue  9rt;  id^  bin  bort 
geftorben  unb  lebe  bort,  unb  menn  id)  in  ben  SSeOen  umfame, 
würbe  meine  Stimme  bie  brei  '}kmen  rufen,  oon  benen  ein 
einziger  unt)eiIt>oD  mar.  ^jte  möglid),  ba^  @ie  baS  SUIeS  Der^ 
nid)tet  ifabtn,  baß  eine  -Serjmeiflung  mie  bie  meinige  Sie  nic^t 
aufl)alten  fonnte?  tJlein,  Sic  finb  fd^ulbig,  unb  nur  S^r  be* 
munbcm6mertl)er  ®eift  fpiegelt  mir  nod^  SOufionen  öor.  geben 
Sie  mo^l,  leben  Sie  mo^I!  93aS  id^  leibe,  fSnnen  @ie  nid^t 
t)erftel)en" '), 

93alb  barauf  t)örten  bie  ^reunbe  Don  ber  glfidRid^en  9n* 
fünft  öon  grau  Don  Stael  in  Sonbon.  Sie  mod^te  eS  bem 
S)id)ter  nad^fü^leu,  menn  er  fagt: 

No  Sea 
Swells  like  the  bosom  of  a  man  sei  free. 

5n  einem  fleinen  ^aufe,  juerft  ©eorge  Street,  ^annoDer 
Square,  bann  3lrg^Ie  Street,  SRegent  Street,  nal^m  jte  SBol^nung, 
unb  ber  ßmpfang,  ben  il|r  bie  englifc^e  ^au<)tjtabt  bereitet;, 
übertraf  il)re  ßrmartungen.  gr  galt  nid^t  nur  ber  gtou,  fon« 
bern  bem  ^rinjip,  loelc^e^  jte  öertrat,  ben  Verfolgungen,  Dot 
meldten  bie  SBel)rlortgfett  i^reö  ©ejd^led^te«  jte  nid^t  fd^üjjte, 
bem  unerfd)ütterlid)en  SSertrauen  enblid),  mit  meld^em  fle  an  ben 
Sieg  ber  Sad)e  geglaubt  I)atte,  bie  üor  3lllem  bie  Sad^e  ©ig« 
lanbö  mar.  2luf  feinem  ga[tlid)en  SSoben  lamen  i^r  alte  Srteunbe 
entgegen,  unter  feinen  Staatsmännern  unb  ^olitifem  fonb  jte 
Sßerftcinbmfe,  Slnertennung  unb  tl)eilnal^m§üoHe  Sljmpatl^ie.   Unb 


')  51.  3trobtmann,  !Sic^terprofiIe  unb  Sl^ofterlöpfe,  II,  34. 


3(nlunft  in  englanb,  Sunt  1813.  361 

nunmel)r  lonntc  aud)  baö  Sucf)  erfd^cincn,  üon  welcfiem  pc  tüol^l 
l^offen  burftc,  bafe  e<5  il^rc  größte  [d^riftfteHerifd^e  gciftung  unb 
bcr  aBerti)  i^rer  ®abe  ein  bleibenber  fein  werbe.  3m  3Kärj 
l^atte  ber  SSud^l^änbler  ßampe  in  Hamburg  jtd)  gum  SBerlag  beö 
SBud^j^  über  ©eutfd^lanb  angeboten,  „weli^eö  baS  böfe  Oemiffen 
in  ^ariö  gerftört  l^at".  SlHein  g^ran  öon  @tael  war  in  Sejug 
auf  ben  kontinent  burd)  ba§  if)r  öon  •  Siapoleon  abgerungene 
SBerfprec^en  gebunben  unb  burd^  SSermittlung  üon  §enr^  ßrabb 
Slobinfon,  il)re§  jungen  greunbeö  au^  icn  S£agen  üon  SBeimar, 
fam  ein  23ertrag  mit  bem  Sonboner  SSerleger  SUlurra^  ju  ©taube, 
ber  baö  SBerl  um  ben  ^retö  üon  1500  ©uineen  erwarb.  6ie 
war  faum  einige  SSage  in  Sonbon,  afö  bie  Äunbe  öon  ber 
©ci^lad^t  bei  SSittoria  bort  eintraf,  bie  nid^t  nur  baö  ©d^idfal 
ber  fraujöfifd^en  ^errfd)aft  in  Spanien  entfd^ieb,  fonbern  nad^ 
aSBelliugton'g  eigener  Sluffaffung  ^copokon  au§  ©eutfd^lanb 
vertrieb  ^). 

„©a§  Unglüd  barf  ben  ^rinjipien  nid^t  entfremben'', 
fdl)rieb  g^rau  üon  Stael  unter  bem  (ginbrud  ber  ©iegeöbotfd^aft 
an  3Koreau,  „benn  bie  SBa]^rl)eit,  unb  folglid^  auc^  bie  S^eil^rit, 
werben  ftetö  bie  ©tärfe  ber  el^rlid^en  iJeute  fein,  ©a^  Sanb, 
in  weld^em  id^  mid)  je^t  befinbe,  fpridjt  laut  für  bie  Sßorjüge 
ber  gemäßigten,  repräfentatiüen  Slegierung,  bie  ba§  perfönlid^e 
SSerbienft  über  Slße^  fteUt" '). 

Sie  felbft  fonnte  je^t  l|offen,  baß,  nad^  fo  Dielen  ©türmen, 
gute  ©terne  il^r  bie  Si^^iinft  erließen  würben.  6§  foHte  nid^t 
fo  fein.  @nbe  Suli  erl^ielt  fte  bie  9lad^rid)t,  ba^  i^x  ©ol^n 
Sllbert  im  ©ueU  gegen  einen  Äofatenoffijier  geblieben  fei.  3)er 
©treid^,  burc^  ben  er  fiel,  bel^ielt  in  ber  ©efd^id^te  ber  ^xvtU 
fämpfe  eine  traurige  SSerülimtl^eit,  benn  ber  unglücflid^e  junge 
3Kann  war  t)on  feinem  ©egner  bud)ftäblid)  entl^auptet  worben^). 


')  Lord  Acton,  Historical  Review,  July  1887,  598. 
^  L'Auteur  des    Souvenirs    de   Madame    Recamier,    Coppet 
et  Weimar,  248. 

3)  @.  Wl.  Slrnbt,   Erinnerungen  qu§  bem  aufeem  ßeBen,  177.    SS  am» 


362  3:ob  üon  aibert  öon  ©tael,  Suli  1813. 

Sllbcrt  bon  6tael  l^attc  feiner  SÄutter  mand^en  Äummcr  bereitet, 
fiber  beffen  ©rünbe  ein  Srief  jtd)  auöfprid^t,  ben  jte  no6)  öon 
(Stocfl^olm  au^,  1812,  an  biefen  @ol|n  ridöt^te^).  3m  ©egenfa^  gu 
feinem  rul^is^^  ^^^  ernften  altem  SSruber  mar  er  leid^tjtnnig, 
aufbraufenb,  unb  moUte  ftd)  ber  Stegel  nic^t  unterwerfen,  obmol^l 
eö  i^m  an  Segabung  niäjt  fel^Ite.  »Ce  pauvre  Albert  avait 
pris  le  mouvement  de  travers,  mais  11  en  avaitc,  fd^rteb 
fpäter  Srau  t)on  Stael  an  @d)legel.  6r  mar  faum  alö  Dffijier 
in  fd)mebifd^e  2)ienfte  getreten,  aliS  er  jtdö  Keiner  SÄifel^elligleitett 
megen  gurüdgefe^t  fül^lte,  unb  feine  SSHutter  mufete  brieflid^  unb 
burd)  ©einleget  Slßeö  aufbieten,  um  il^n  üon  ej:tremen  ©d^ritten 
jurfidfgul^alten.  2ll§  §ufarenlieutenant  bon  feinem  Oeneral  mit 
einem  Sluftrag  nad)  Hamburg  gefd^idft,  begel^rte  unb  crl^ielt 
Sllbert  bon  ©tael  öon  feinen  SSorgefe^ten  bie  6rlaubni§,  bei 
bem  in  rufftfd)e  3)ienfte  getretenen  Dberft  SEettenbom  ju  bleiben, 
in  beffen  Äorp^  greimillige  au§  allen  Säubern  gegen  ^copolton 
bienten.  Unter  biefen  befanb  jtd)  aud^  SBarnJ^agen  Don  @nfe, 
ber  jtd)  mit  il^m  befreunbete  unb  fpäter  in  spari^  ber  %XQn  öon 
©tael  über  fein  tapfere^  SBer^alten  in  berfd^iebenen  @efed^ten, 
an  meld)en  fie  gufammen  betl^eiligt  gemefen  maren,  unb  über 
bie  ßingell^eiten  ber  (Sd^Iufefataftropl^e  berichten  lonnte.  ©er 
Eintritt  be§  jungen  3Jianneö  in  ba^  ÄorpS  bon  SEettenbom  er* 
folgte  gegen  ben  SBiUen  feiner  9Jtutter.  ©ie  mar  in  ben  pein« 
lidjften  ©orgen  um  il^n,  aU  bie  2:obe^nad)rid^t  jte  traf.  2Äan 
ergä^lte  jtd)  in  ®enf,  jte  {)abe  ben  SBerluft  ftanbl^aft,  oieKeid^t 
gu  ftanbl^aft  ertragen  2).  ©ie  felbft  fpric^t  oon  ber  ooUftänbigen 
Slbfpannung,  bie  bem  erften,  l^eftigen  ©d^merg  gefolgt  fei"). 
©iefer  2:rauerbotfd)aft  folgte  balb  eine  anbere. 

5Qöen  öon  ©nfe,  S)cn!K)ürbi0!eiten,  III,   140,  287.    Pictet  de  Sergy, 
Souvenirs,  bei  Stephen,  Life  of  Madame  de  Stael,  II,  205. 
^)  Revue  r(5trospective,  Ire  s(5rie,  III,  1834. 

2)  Saint-Renc  Taillandier,  Lettres  in<5dites,  etc.,  198.   Sismondi 
ä  la  Comtesse  d'Albany,  Geneve,  3  Sept.  1813. 

3)  Madame   de   Stael   ä   A.  W.  Schlegel,   Londres.   25   Sept    1818. 
©d^Iegers  l^interlaffene  S3riefe. 


©aS  @nbe  öon  SRarbonne.  363 

®raf  SRatbonnc  tiattc  Mc  S!Käl)feHgfciten  nnt>  ©cfal^rcn  bcö 
tufpfcä^cn  gelbsugg  überftanbcu.  3m  grü^ia^r  1813  [djidte 
\i)n  ber  Äaifer  alö  feinen  33otfd)after  nad^  3ßien,  xüo  er  jtd^ 
leiner  Säufdjunö  über  bie  beöor[tel)enbe  SBenbung  in  ber  öfter= 
reid)ifd)en  ^olitif  i^ingab  unb  mit  aller  n)ünfd^engtt)ertl)en  Älar^ 
l^eit  barüber  berid)tete  ^).  Si^  ©reiben,  wo^in  er  üon  5RapoIeon 
im  3uni  berufen  würbe,  fagte  il^m  biefer,  auf  bie  jungen  3Äann= 
fd^aften  öermeifenb,  bie  eben  bort  einexerziert  würben:  „@ie  glauben 
md)t  an  SEBunber?"  „S)od)  @ire'\  entgegnete  SRarbonne,  „unter  ber 
SBebingung,  ba|  mir  ßeit  gelaffen  ift,  mid)  ju  befreugen'^  Sßier 
SBo^en  fpäter  würbe  er  mit  bem  ^ergog  öon  SSicenga  nadö 
5[5rag  gefd)idtt,  um  ^tanfreid^  auf  bem  Äongrefe  ju  vertreten 
unb  bort  nod)  in  le^ter  ©tunbe  eine  Jfataftro^)]^e  ju  befd^wören, 
öor  weldt)er  er  ebenfo  oft  alö  üergeblid^  gewarnt  l^atte.  Qm 
©träfe  bafür,  bafe  e§  nid)t  gelang,  würbe  er  aB  Äommanbant 
nad^  3:orgau  gefd^idt  unb  bort  im  Sllter  üon  ad)tunbfünfjig 
gal^ren  üom  3;t(^)^uö,  ber  unter  feinen  Jru^jpen  wüt^ete,  l^in= 
weggerafft. 

3n  ber  Haltung  üon  ^tau  bon  @tael  öerrietl^  nid^t<5  ben 
neugierigen  SSIicfeU;  bie  fie  beobad)teten,  weld)en  ©inbrucf  biefe 
5Rad^rid)t  auf  fte  gemad^t  l)atte  ^).  Slber  in  fpäteren  Sleufeerungen 
üon  il^r  Iel)rten  bie  6rinnerungen  wieber,  bie  ftd^  an  ben  SJlamen 
biefeS  Stobten  fnüpften.  ©riefe  öon  21.  SB.  @d)Iegel  fprec^en 
bon  ber  ©^mpatl^ie,  weld^e  it)r  bie  in  Sonbon  gurüdgebliebene 
©attin  beö  Oeneral^  SJioreau  einflößte.  5Jlad^bem  fein  5£ob,  ber 
am  2.  September  erfolgte,  fie  jur  SBittwe  gemad^t  l^atte,  um= 
gab  fte  %xa\x  öon  ©tael  mit  ber  liebeöoHften  S^eilnal^me.  »J'ai 
pour  eile  une  pitie  dechirante«,  fd^rieb  pe  in  einer  Stimmung, 
bie  xi)X  ftet^  fo  rege^  SJiitleib  nod)  l)ülfbereiter  mad^te.  S^fll^i^ 
aber  fül^lte  fie  fid)  bei  einem  Slbfd^nitt  i^reö  gebend  angelangt, 


1)  2Ö.  Dnden,  Defterreid^  unb  gJreufeen  im  SefreiungSfrieg,  II,  198,  209, 
312,  315,  332.    Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  213—215. 
^)  Miss  Berry,  Journals  and  Correspondence,  II,  546. 


364       SBcrbffentlid^unö  beö  »ud^ö  „De  rAllemagne**,  OKobct  1813. 

tt)o  fclbft  bcr  TOutterfd)mcrj  baö  ©cfül^l  nic^t  öcrbrängte,  bafe 
tl)r  SebcnStücrf  unüoUcnbct  üor  il)r  lag,  unb  pc,  um  cö  abgu^ 
fd)Iie6cn;  il^rct  ßanj^en,  nocf)  öorl^anbcncn  Äraft  bebürfc. 

3m  Dftobcr  1813  crfd)icn  ba§  35ud)  Aber  ©cutfd^lanb, 
unb  in  brci  Sagen  war  bic  crftc  Sluflagc  Dcrgriffcn  ^). 

ßincr  beftegtcn  3Ration  jur  bunlelften  ©tunbc  i^rcr  ®t^ 
fci^id)tc  al§  ß^renbenfmal  bcftimmt,  würbe  e§  ftott  beffen  S^wß^ 
tl)rer  ßri^ebung  unb  if(re§  Sriumpl^eö,  unb  ber  fül^ncn  38or- 
au§ftd)t  ber  SBorrebe,  „bie  ^eimatl^  be§  ©ebanfenö  werbe  aud^ 
ber  ©d^aupla^  großer  S^l^aten  fein",  antwortete  ber  Äanonen« 
bonner  öon  Seipgig. 

Seit  bem  6rfd)einen  be§  33ud)§  üon  fjrau  üon  @taäl  pnb 
nal^eju  ad)t  "^di^x^t^irik  in  baö  Sanb  gegangen ;  eS  l)at  bie  $robe 
bcr  Qnt  ju  befte^en  gel^abt,  unb  infofem  mag  bie  fjrage,  ob  t& 
\i)x  gelungen  fei,  ein  3Berf  oon  bleibenbem  SBertl|e  ju  fd^affen, 
al^  gelöft  betrad^tet  werben.  SBem  e§  barum  ju  tl^un  ift,  pd^ 
9led^enfd)aft  gu  geben,  weld)er  2lrt  ber  ©efammteinbrud  war, 
ben  ba§  ©eutfd^lanb  ber  ftafftfd)en  Qtit,  üor  unb  nad^  Sena, 
feine  S)id^ter  unb  ©enfer,  feine  <Sd)riftfteHer  unb  ©elel^rten,  fein 
SJolI  unb  feine  Sitten,  feine  ftaatlid^en  unb  gefeUfd^aftlid^cn 
Suftänbe  l)erüorbradöten,  ber  wirb  biefen  ©inbrud  nirgenbS  un» 
mittelbarer  unb  lebenbiger  al^  im  Sud^  »De  PAllemagnec  fcjt* 
gel^alten  finben.  @o  fd^arfblidenb  unb  bod^  fo  wol^lwoHenb,  fo 
Dorurtl^eilSfrei  unb  tl)eilnal^m§ooll  war  ©eutfc^lanb  nod^  nie  ju» 
Dor  Don  f^remben  beobad)tet  unb  gefd)ilbert  worben.  Sdid^t  baS 
fann  SBunber  nel^men,  bafe  bie  Äritif  im  ©ingelnen  mand^eS  ju 
ncrwerfen  unb  mel^r  nod)  au^gufe^en  fanb;  ftaunenöwertl^  ifleiJ 
oielmel^r,  ba^  fo  SSiele^  öor  il^r  beftanben  l^at.  ©rw&gt  man 
ben  Umfang  ber  Slufgabe,  bie  Äürge  ber  Qdt,  bie  äufecm  unb 
innem  |)inberniffe,  bie  ju  überwinben  waren,  beoor  eö  übcrl^oupt 


^)  Henry  Crabb  Robinson,  Diary,  Reminiscences  and  Gorrespon- 
dence,  I,  267.  8t.  2Ö.  <Sd^IeoeI,  SBriefioec^fel.  grrau  öon  ©toel  an  «..SB. 
©d^Iegel,  Sonbon,  P.  92ou.  1813.    Sm  SSefi^  ber  ©wSbencr  SBibüoilM. 


©eine  Sebeutung.  365 

gelang,  bic  @d)ran!en  ber  Untt)tffenl)ett  unb  beö  S3orurtl)eiI^3, 
ber  frcmbcn  ^lattonalität  unb  @prac3^c,  bc§  ungemol^nten  ®c^ 
ban!cngang§  ju  burd^brcdjen,  fo  bleibt  ba§  gob  nid)t  auf  ben 
literärifd^en  SBertl)  bc§  Unternel^menS  befdjränft.  2Bie  fo  mand)e 
grofec  SSfid^er  üor  tl|m,  mar  aud§  biefe^  öor  SlHem  eine  S:i)at, 
unb  geredet  wirb  man  il)m  nur  bann,  wenn  man  e§  alö  eine 
fold^e  beurtlieilt.  6^  gel^örte  ein  feltener  3Kut]^,  eine  nid)t  ge* 
tt)öl)nlid)e  Unabpngigleit  be§  @ei[te^  baju,  ben  (Siegern  öon 
©fitem  JU  fpredien,  bie  jid)  nid^t  auf  ©d^lad^tfelbern  erobern 
liefen,  ber  3flapoleoni[d^en  aSeltl&errfd^aft  ein  Sleid^  beS  ®eban= 
fen§  entgegengufteHen,  unb  öorau^jufagen,  bafe  biefe§  Sleid^  ba§ 
feinige  uberminben  werbe.  ®a^  ber  Äaifer  e§  fo  üerftanb,  be= 
wie^  er  burd)  bie  a3erurtl)eilung  be§  Sud)§,  unb  infofern  war 
jte  burd^aug  gered^tfertigt.  ©enn  wer  ftd^  mit  ben  ©d)lu6= 
folgerungen  beöfelben  einoerftanben  erfldrte,  ber  fagte  ftd^  eben 
bamit  öon  il^m  lo§.  „©ewiffen  unb  Sieligion''  l^eifet  eö  in  ber 
2lbl|anblung  über  bie  3Koral,  „pnb  un§  nid)t  jur  S3ermel|rung 
be§  ©enuffeiS  pdt)tiger  ©tunben,  gur  Sßerminberung  ber  Uebel 
gegeben  worben,  bie  bem  unbermeiblid)en  6nbe  t)orangel)en. 
Sie  foHen  öielmel^r  ben  mit  freiem  SßiHen  begabten  5Renfd^en 
üeranlaffen,  ju  wäl^len,  nid)t  wa§  nü^lid^^  fonbem^  wa^  red^t 
tft,  bie  3wfwnft  ber  ©egenwart,  baö  Unftd)tbare  bem  ©id^t-- 
baren,  ber  SBfirbe  be§  ®efd^led)t§  bie  6rl)altung  ber  gnbiüibuen 
JU  opfern.  3)ie  ©injelnen  jinb  tugenbl)aft,  wenn  fte  il^ren  per= 
fönlid)en  SBortl^eil  bem  3Sortl^eil  be§  ®anjen  unterorbnen,  aber 
bie  9iegierungcn  pnb  il^rerfeit^  wieber  alö  3nbit)ibuen  ju  be= 
trad^ten,  bie  ba<5  momentane  gntereffe  bem  unoerdnberlidtien  5ßflid)t* 
gebot  jum  Dpfer  bringen  muffen.  SBäre  bie  9Jloral  be§  Staate* 
manneö  auf  ba§  öffentlid^e  SBol^l  allein  begrünbet,  fo  fönnte  jte 
il^n  gegebenen  ^aUeö  biö  jum  2Serbred)en  fül^ren  .  .  ."'). 
6ntfd)iebener  ali§  eö  l^ier  unb  an  öielen  anbern  ©teilen  beS 


*)  Madame  de  Stael,  De  PAUemagne,  3eme  partie,  Cbap.  XIII,  De 
la  morale  fondee  sur  Tint^ret  national.  Qu  öergl.  l^re  partie,  Chap.  II, 
Des  moeurs  et  du  caract^re  des  Ailemands. 


3G6  ®^in^  SBeurtlgeiruno  beutfc^er  Setl^aihrifff. 

Sud^ö  bcr  f^aU  i[t,  fonntc  man  pd)  nid^t  auf  bic  Seite  ber 
mife^anbelten  5)eiitfd^en  [teilen,  unb  bejcid)nenb  ift,  bafe  %Tavi 
üon  @ta6l  e§  tl^at,  6bxoo})l  pe  ebenfowenig  als  tjid^tc,  ber 
1807—1808  feine  „SReben  an  bie  beutfd)e  ^iation"  öer^aHt 
tt)äl)nte,  „in  ben  tiefDerberbten  Sagen",  .an  eine  politifc^e  SBieber^^ 
geburt  ber  ®eutfd)en  glaubte^).  SEBer  Don  il)nen  pd^  nid^t  mit 
bem  UniDerfnm  abgebe,  fagt  pe  einmal  l^alb  fd^ergl^aft  unb  l^alb 
emft,  l^abe  wirflid)  nid)t§  ju  tl)un.  Sie  2lrt  ber  Segabung, 
bie  baju  notl)ioenbig  fei,  um  bie  TOenfd)en  ju  cnergtfd)er  ffl^at 
ju  Deranlaften,  fei  in  ®eutfd)Ianb  feiten  l)ert)orgetreten;  eS  laffe 
pd^  über  tl^eologifd^e  fragen,  ^antifd^e  ^l^ilofopl^ie,  SbealiSmuö 
ober  6mpiri§mu§  inS  Unenblid)e  bisfutiren,  ol^nc  bafe  etwas 
anbereS  als  33äd)ergelel)rfam!eit  babei  IjerauSfommc^).  Sic 
irrte  pd),  unb  bie  wenigen  3al)re  gwifd^en  ber  3lebigirung  beS 
Sud)S  unb  feinem  6rfd)einen  genügten,  um  fold^c  llrt^eile  in 
baS  ®ebiet  ber  Slnad^roniSmen  ju  oerweifen. 

ÜRit  bie[er  2(uSnal)me  aber  ^at  pe  baS  beutfd^e  Söefen  Dortreff* 
lid)  beobad^tet,  unb  ©enjenigen,  bie  nad^  il^r  famen,  wenig  3llcucS 
auf  biefem  ®ebiet  gu  entberfen  geladen.  @ie  fanb  bie  Älaffen  öiel 
ftrenger  als  in  fjranfreid^  öon  eina.nber  gefd)ieben  unb  als  fjolge 
baöon  bei  \}m  l^öl^eren  ©täuben  ju  wenig  3bcen  unb  Segrijfe,  bei 
ben  ®el eierten  ju  wenig  praftifd)eS  Sßerftänbnife  ber  ©inge;  aber  pe 
erlannte,  ba^  bie  ftrenge  Slufred^tl^altung  ber  fogialen  ^terard^te, 
tro^  aller  SJHMtänbe,  bie  pe  mit  pd)  brad^te,  bem  ®eifte  bcS 
©angen  am  beften  entfprad)  unb  bie  ©mppnblid^leit  ber  ©m 
gelnen  nur  feiten  öerle^te,  weil  eine  naturlid)e  ®utmütl^igfeit 
auf  ber  einen,  eine  gro^e  @infad^l)eit  ber  Sitten  auf  ber  anbem 
©eite  biefelben  SKenfd^en  einanber  wieber  naiver  brad^te,  bte 
burd^  Unterfd^ieb  beS  SRangeS  unb  ber  Stellung  fo  weit  bott 
einanber  getrennt  fd^ienen.    ©enn  wäl^renb  bie  ©eutfd^en  auf 


')  $.  ö.  Srcitf^Ie,  gid^tc  unb  bie  noHonoIe  S^ce.  $lft.  unb  poßt. 
Stufföfee,  I,  132. 

2)  Madamo  de  Stael,  De  TAllemagne,  Ire  partie,  Ghap.  XVIII, 
4feme  partie,  Chap.  VIII.    8"  öetQl.  ^ier  <B.  60—61. 


®cr  beutfd^c  ©üben.  367 

gciftigem  ®cbtct  feinen  S^cing  vertragen,  unterwerfen  jie  jtd^ 
in  fojialer  SBegiel^ung  tt)tberftanb§lo§  bm  l^ergebrad^ten  Sitten, 
unb  jtnb  eö  gern  gufrieben,  wenn  in  materiellen  Singen  über 
jte  unb  ffir  jte  verfügt  wirb. 

Sm  ©egenfa^  gum  arbeitfamen,  entbel)rung§fäl)tgen  SUorben 
begetd^net  grau  üon  ©tael  bie  Suftäitbe  int  beutfd)en  ©üben 
als  „ein  monotones  SBol^lfein".  SBaS  fte  in  Defterreid)  am 
mciften  frappirte,  war  bie  bort  l^errfd^enbe  inftinftioe  Slbneigung 
gegen  SlHeS,  waS  jtd^  über  bie  SKittelmäfeigfeit  erl^ob  unb  bxt 
^ergebrad)te  Sloutine  gu  unterbreci^en  brol|te,  fo  t>a^  Slngeftd^tS 
biefer  bel^aglid^en  Stille  bie  ^rage  jtd)  bot,  ob  baS  ©lud,  [tatt 
in  ber  ©ntwidlung  ber  geiftigen  ®aben,  nid^t  etwa  bod)  in 
il^rer  Unterbrüdfung  ju  ftnben  fei.  @ine  ®efellfd)aft  aber,  in 
weld^er  ba^  Sntereffe  weber  ber  5ßolitif  nod^  ber  Siteratur  ober 
ben  fd^önen  fünften  gugewenbet  ift,  verfällt  notl^wenbig  in  @e- 
WÖ^nlicf)feit.  »Un  commerage  ennobli  par  les  grands  noms 
qu'on  prononce,  mais  qui  a  pourtant  le  meme  fond  que 
celui  des  gens  du  peuple«,  fo  erfd)ien  il^r  ber  gefeHige  33er= 
fel)r  in  ben  SBiener  @alon§,  wo  immer  bie  gleid^en  9!Kenfd)en 
pd)  gur  Sefpred^ung  berfelben  S)inge  gufammenfanben.  grau 
öon  ©tael,  bie  fo  weit  gereift  war,  um  jtd)  mit  S)eutfd^en  über 
bcutfd^e  SSerpltniffe  gu  unterrid^ten,  fanb  Seute,  bie  in  frangö^* 
jtfd^er  ©prad^e  unb  mit  feierlid^er  3JJiene  Slnelboten  au§  bm 
Sagen  gubwig'S  XIV.  ober  veraltete  5ßarifer  SBi^worte  wieber* 
l^olten.  ©ie  Unnatur  erinnerte  jte  an  bie  ©teile  bei  Slrioft, 
wo  Slolanb  üon  ber  alten  SKäl^re,  bie  er  nadE)  jtd)  giel^t,  betnerlt, 
fie  l)abe  alle  erbenflid)en  ©igenfc^aften  unb  nur  einen  S^el^ler, 
biefen  nämlidE),  ba%  jte  tobt  jei.  ®egen  bie  SKängel  beS  beut= 
fd^en  SBejenö  in  biefer  SSegiel^ung  war  jte  immer  noc^  milber 
als  Slurelie  im  „SBill)elm  SKeifter".  „Sd^  mufe  e§  eben  begal)len, 
bafe  id^  eine  ©eutfd^e  bin;  e§  ift  ber  ßl^arafter  ber  ®eutfd)en, 
bafe  jte  über  SlHem  fd^wer  werben,  bafe  alle§  über  il^nen  fd^wer 
wirb."  „S)ie  beutfd)e  9lation  fam  mir  im  ©angen  fo  linfifd^ 
oor,  fo  übel  ergogen,  fo  leer  oon  gefälligem  SJÖeJen,  fo  gefc^mad* 


368  ^^  beutfd^e  9?0Tben. 

lo8.  Dft  rief  id)  au§ :  6§  !ann  bod^  fein  ©cutfd^cr  einen  ©d^ul^ 
jufd)nallen,  bcr  eö  nid)t  üon  einer  fremben  SRation  flelemt  l^at." 
©tefelbe  Zureite  aber  fagt  üon  ber  franjöpfd^en  ©prad^e:  ^SBie 
id^  fte  t)on  ßangem  ^erjen  l^ciffe!  3"  S^^f^röationen,  ^albl^eiten 
unb  gfigen  ift  e§  eine  trefflid^e  (Sprudle!  3c^  pnbe,  ©ott  fei 
S)anf,  fein  beutfd^eS  SBort,  um  „perflb''  in  feinem  gangen  Umfang 
au^jubrüdEen.  Unfer  armfeligeö  ,,treuloö"  ift  ein  unfd^ulblge« 
Äinb  bagegen.  ^erfib  ift  treulos  mit  ©enufe,  mit  llebennutl) 
unb  ©d^abenfreube".  %xa\x  öon  ©tael  badete  nid^t  anber«  unb 
jitirte  il)rerfeit§  ben  Su9  <^w^  „SBill^elm  9Keifter'\  mo  eine  gtou 
bie  2lbpd)t  i^re§  ©eliebten,  fie  gu  öerlaffen,  au8  bem  Umflanb, 
bafe  er  il^r  frangöftfd)  fd)reibt,  erlennt.  „S>k  öoHenbete  3iebe* 
lunft",  lautet  eine  entfpred^enbe  ©teile  im  Sud)  über  ©eutfd^= 
lanb,  ,,fd)äbigt  jumeilen  bie  Slufrid)tigfeit  beS  ß^arafterS.  ®ie 
grangofen  l^aben  il^r  l^eitere  Slnmutl)  gu  t)erleil)en  gefud^t,  aber 
e§  bleibt  bod)  malir,  bafe  baS  |)eiligfte  erfd^fittert  wirb,  »enn 
eine  fold^e  Slnmutl^  ben  ßrnft  verleugnet  unb  ber  ©pott  nid^tS 
mel^r  berfd)ont'^ '). 

Se  unüerfälfd^ter  jid^  im  ®egenfa|  bagu  baS  beutfd^e  SBefen 
geigte,  um  fo  lieber  mar  e§  il^r.  23a§  mar  aber  im  SRorben 
mel^r  al§  im  ©üben  ber  %a\i.  gn  granfreid^,  fd^reibt  ffrau 
öon  ©tael,  l^at  man  feinen  SSegriff  baöon,  bis  gu  meld^em 
®rab  bie  geiftige  Äultur  in  ©eutfc^lanb  entmidelt  ijl  Sei 
©aftmirtl^en  unb  fleinen  ßöHbeamten  pnbet  man  Äenntnife 
frember  ©prad)en  unb  SSüd^er;  bie  fleinften  ©t&bte  befi^en  gute 
Sibliotl^ef en ,  3)orffd^ulmeifter  miffen  ©ried^ifc^  unb  Äatein. 
aSergleid&t  man  eine  beutfc^e  mit  einer  frangöjtfd^en  ^roöing,  fo 
fd^einen  gal^rlöwnberte  ber  ßntmidElung  gmifd^en  il^nen  gu  liegen. 
^icarb  unb  Äo^ebuc  l)aben  beibe  über  bie  ^leinftäbter  Äomö* 
bien  gefd^rieben.  33ei  ben  iJrangofen  pnb  biefe  ftetS  beftrebt, 
5ßariS  nac^gual^men;  bei  ben  ©eutfd^en  finb  jte  flolg  auf  bie 


0  Madame  de  Stael,   Do   TAllemagne,   Ire  partie,   Ghap«  XI,   De 
Tesprit  de  conversation.    Cbp.  XII,  De  la  langue  allemande. 


S)ie  ©otaügc  her  beutfd^en  Silbung.  369 

unberglcici^Itd^en  Sßorjügc  il^rcr  ]^etmatl)lid^en  SScrl^ältntffc.  ®er 
Untcrfd^fcb  in  bcr  Äomtf  bcgcid^nct  aud)  ben  Unterfc^icb  in  bcn 
©ittcn.  ®cr  beutfd^c  ©elcl^rte  fann  ungeftört  fünfgcl^n  (Stunbcn 
bcö  SEagö  feiner  2Biffcnfd)aft  leben;  [eine  SBereinfantung  verbürgt 
feine  Unabl)ängigfeit,  unb  anbrerfeitg  förbert  ba^  Siifö"tw^^tt== 
Wirten  ber  geinter  an  ben  beutfd^en  §od^fc^ulen  bie  Uniüerfalitdt 
ber  Silbung,  bie  faft  allen  l)ert)orragenben  ©eiftern  in  2)eutfd^^ 
lanb  eigen  ift.  3)ie  §ocf)fd)ulen  felbft  fonne  man  nid^t  beffer 
loben,  al^  inbem  man  wn  i^nen  rü^me,  bafe  il^r  Unterricht  ba 
anfange,  mo  jener  ber  meiften  anbem  Stationen  ju  @nbe  fei. 
3n  Sejug  auf  ©rgiel^ung  njirb  bie  SJtetl^obe  oon  ^eftalogji  ein^ 
gel^enb  bef^)rod^en  unb  bon  il^r  geröl)mt,  bafe  fte  bie  ßl^imären 
öon  3.  3.  Slouffeau  burd)  bie  ftufenweife  unb  grünblid^e  Sluß^ 
bilbung  ber  ijäl|igfeiten  be§  ÄinbeS  erfe^e  unb  bie  fidleren 
®runblagen  fc^affe,  auf  tüeld^en  pd)  fpäter  ebenfogut  eine  ein* 
fad^e  glitte  wie  ein  fürftlid)  gefd^mudfteö  §au§  errid^ten  laffe. 
®ie  ©d^meijer  SUlufteranftalten  gu  S^reiburg,  Sern  unb  ^Der« 
bun,  unb  il)re  Semfil^ungen,  bie  3Bol^lt]^at  einer  beffern  @r= 
giel^ung  aud^  ben  Slermften  jugönglid)  gu  mad)en,  erwedften 
überhaupt  in  Poppet  ba^  regfte  Sntereffe;  man  verfolgte  bort 
eifrig  bie  3lefultate  ber  uerfd)iebenen  9Ketl)oben  öon  ^eftaloggi, 
^Henberg  unb  Jene  be§  i5tanjiö!anerpater5  ®erarb,  ber  feiner* 
feit§  bie  Sleform  ber  SSoltefd^ule  burd)  eine  f^ftematifd^e  3ln* 
wenbung  ber  @^)rac^ioiffenfd^aft  t)erfud)te^). 

3n  ©eutfd^lanb  fanb  grau  öon  ©tael  ba^  SBol!  etioaö 
langfam  unb  fd^werfaHig,  aber  im  ©anjen  unterrid^teter  al§  in 
^anlreid^,  gutmütl)ig,  aufrid)tig  unb  treu.  @§  gereid)e  i^m 
gur  @]^re,  fd^reibt  fte,  burdE)  feine  gei^ler  mie  burd^  feine  ©igen* 
fd^aften  auf  bie  ©ered^tigfeit  als  auf  fein  erfteö  unb  l)öd^fte§ 
Sebürfnife  öenoiefen  gu  werben  ^j.  Sie  erwäl^nt  aU  einen  rül)* 
renben  3w0/  ^^%  überall,  in  ber  ärmften  ^ütte,  auf  S^^i^rmärften, 


0  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  II,  48—62. 
2)MadamedeStael,    De   l'Allemagne,    Ire   partie,    Chap.    II,  Des 
moeurs  et  du  caract^re  des  Allemands. 

»lennetl&atfett,  Öwu  toon  ©taöl.  III.  24 


370  ^^^  ^eutfc^e  äRittelftanb  nic^t  berftäfld^gt. 

auf  bcm  %dbCf  bei  bcr  Slrbeit,  SRujtf  crflang,  unb  einen  be* 
fänftigenben  unb  üerebelnben  (ginPufe  auf  bie  ©emütl^cr  übte. 
3n  bem  buntfarbigen  Silbe,  baS  grau  öon  @ta6l  öom  beut- 
fd^en  geben  entwirft,  ift  bod)  eine  Sude  fül^Ibar.  3)er  bfirgerlid^e 
SKittelftanb,  ber  btn  nationalen  S^Ör  bie  altl^ergebrad^tc  ©itte 
biel  treuer  alö  ber  abelige  @tanb  bewalirte,  entjog  pd^  in  ienen 
SEagen  mel^r  afö  l^eute  ber  SSeobad^tung,  unb  öerfc^Iofe  ben 
Sremben  feine  tätige,  aber  engbegrengte  SBelt.  Um  ßlnpd^t  in 
biefelbe  ju  gewinnen,  l)ätte  %xan  üon  @ta6l  auf  bie  Sd^ilbe* 
rungen  im  „SBertl^er"  unb  im  „SBill^elm  3Reifter",  auf  icne 
üon  „^ermann  unb  ©orotl^ea'',  bon  „ßgmont"  unb  „tJaup* 
jurüdEgreifen  muffen,  wo  ba^  SEreiben "  unb  ©d^affen  in  äBirt^- 
fdl)aft  unb  SBerfpatt,  auf  bem  SKarft  unb  bor  bem  Sl^or,  in 
ÄirdE)e  unb  §au§  fo  beljaglid)  treu  unb  mit  fo  feinen  Q&Qta 
gu  einer  Seit  gefd)ilbert  ift,  wo  ber  Sürgerftanb,  weld^cr 
bie  mannigfad)ften  33eruf§freife  ausfüllte,  bod^  nod^  bie  bem 
beutfd)en  ©emütl^  fo  wol^I  entfpred^enbe,  patriard^alifd^e  ©igenart 
bewal)rte.  Sin  biefen  ©ittengemälben  ift  g^rau  oon  @taöl  öor« 
übergegangen,  ^m  „3Bertl)er"  feffelte  pe  bie  wunberbarc  |)f9* 
d)ologifd^e  ßntwicflung,  im  „SBill^elm  ^Keifter''  .blc  Scbcn«» 
anfd)auung  oon  ©oetl^e;  bie  ßentralpgur  beS  Sud^8  nennt  pc 
einen  unberufenen  ©ritten,  ber  pd^  gwifd^en  ben  S)i(i^ter  unb  feinen 
gefer  brängt,  unb  roa^  pe  fonp  angiel|t,  ift  bie  ©pifobe  öon 
3Kignon.  3m  „(ägmont"  mißfällt  il^r  baö  bflrgerlid^e  Slement, 
unb  burd^  baS  hereinbringen  be§  populären  34>nö  fc^eint  il^r 
ber  l)eroifd^e  ®ang  ber  SEragöbie  geftört.  ffrau  t>on  ©tdn 
nannte  befanntlidt)  Älärd)en  „bie  ®irne^';  Srau  öon  ©toöl,  bie 
ben  frangöpfd)en  ©prac^fd^a^  mit  bem  SBort  »vulgaritöc  be* 
reichert  i^at,  wenbet  e§  auf  Älärd)en'iS  SRutter  an  unb  nennt  pe 
tres-vulgaire.  9lod^  füf)lbarer  wirb  ba§  mangelnbe  S3er{tänbtti| 
für  bie  3Sielfeitig!eit  ber  menfd)lid)en  SSerpitniffe  unb  für  bie 
ßrforberniffe  ber  SBirflid)feit  in  ber  33eurtl|eilung  öon  „^ermann 
unb  ©orotl^ea".  g^ran  öon  @tael  fprid)t  gwar  öon  ber  natür* 
lid^en  SSBürbe,  jener  ber  §omerifd)en  gelben  öergleid^bar,  mit 


©er  beutfd^c  SKittclftanb  nid^t  Bctütffid^tigt.  371 

wcld^cr  bcr  Siebter  aud)   ba§  ©eringfügigftc  ju  abeln  tt)tffc. 

®ann  aber  folgt    bic    (ätnfd)rän!ung,    man   tnüffc   wol^I   be^ 

Icnncn,   ba^  l^ier   bie  ©rcigniffe   wie    bie   ^crfoncn   öon    gu 

untergeorbneter  Sebeutung  feien.    „Sieft  man  ba§  ®eb{d)t  im 

Original,  \o  wirb  ba§  Sntereffe  burd)  ben  ©egenftanb  befriebigt ; 

in   einer  Ueberfefeung  ift  ba§  fd)on  nid^t  mel^r  ber  %aSi.    3n 

c^)ijd^en  ©ici^tungen  mag  e§  n)of)I  geftattet  fein,  auf  einer  ge= 

wiffen  literärifd^en  Slriftofratie  gu  befielen.    Sie  SBürbe  ber 

^erfönlid^feiten  unb  ber  an  jte  gefnfipften  ]^iftorifd)en  6rinne* 

rangen  öermag  allein  bie  6inbilbung§fraft  auf  ber  §öl^e  fold)er 

3)id^tungen  gu  erl^alten"  ^).   3)a§  SBerf  bagegen,  in  weld^em  ber 

Unterfd^ieb  ber  ©täube  pd)  bi§  jum  tragifd^en  Äonflift  gwifc^en 

tl^nen  fteigert,  „Äabale  unb  Siebe''  ift  im  33ud^  über  ©eutfd^^^ 

lanb  nur  öorfibergel^enb  unb  mit  einer  tabeinben  33emer!ung 

gegen  bic  Senbeuj  be§  ©tücfeö  genannt.    Sn  einem  Sanbe  wie 

S)eutfdölanb  unb  in^befonbere    wie  ^reu^en,    wo   Sebermann 

fagen  unb  bruden  laffen  fonnte^  xoa^  il)m  gefiel,  unb  in  weld)em 

Stau  Don  Stael  bennod^   wäl^renb   ber  ganjen  ©auer  il^reö 

Slufentl^alt^  5Riemanben  über  SrudE  unb  SöiHfür  üon  Oben  ober 

über  bie  t)orl)anbenen  fojialen  @d)äben  pd^  beflagen   Ijörte^), 

jog  pe  mit  Siedet  btn  ©d^lufe,  ba^  bie  <Sd)ilberung  be§  ©id)ter8 

ben  tl^atfäd^lid^en  SSerl^ältniffen  nur  gang  au§nal^m§weife  entfpradE) 

unb  bie  notl^wenbigen  Slenberungen  rul)ig  ber  Qdt  überlaffen 

werben  fonnten.   Slber  aud^  bie  Qcxt  ift  langfam  öerfal^ren.   S^lod^ 

l^eute,  an  ber  SBenbe  eine§  '$o!f)xijnnbett^  unb  nad^  fo  burd^^^ 

greifenben,  politifd^en  Umgeftaltungen  pnb  im  gefellfd)aftlidE)en 

Scben  oiele  ®inge  in  3)eutfd)lanb  fo  giemlic^  biefelben  geblieben 

wie  mand)e§  Äapitel  be§  Sud)e§  Don  grau  Don  <Stael  pe  be== 

fd^reibt.  Sinnen  gegenüber  mad^t  pe  ifjre  6infd)ränfuttgen,  um  ben 

gangen  ©d^werpunft  il^rer  ©arfteHung  auf  ba^  geiftige  ©ebiet 

gu  Derlegen,  wo  pe  um  fo  rüdl^altlofer  anerfennen  lonnte. 


')  Madame  de  Stael,   De  rAllemagne,  2de  partie,  Chap.  XII. 
2)  ebenbafelbft,  Ire  partie,  Chap.  XVf,  La  Prusse. 

24  ♦ 


372      ^erbienft  ber  9(ncTfciinun(t  '^cutfd^Ianbd  burd^  %x€iu  t)on  ©taet 

Unb  l^ier  bietet  ftd)  üor  3inem  bie  Srage:  war  benn  biefe 
3lner!ennung  fo  leid)t? 

©reinig  ^a\)xc  öor  grau  üon  ©taäl  ^atte  pd^  Äönig 
gricbric^  über  bie  beutfd)e  giteratur  in  einer  befonbcm  ©d^rift 
geäußert,  ©ie  fül^rte  ben  Sitel:  »De  la  litterature  allemande, 
des  defauts  qu'on  peut  lui  reprocher;  quelles  en  sont  les 
causes  et  par  quels  moyens  on  peut  les  corrigerc,  unb  öer^ 
anlaste  eine  ganje  SReil^e  Don  tl)eite  polemifd^en,  tj^eilö  copolo^ 
getifc^en  ßrörterungen  ^).  Sie  vermögen  nic^tg  gegen  bie  Sl^at^^ 
fad)e,  ba^  bie  Slb^anblung  be§  Äönig§,  bie  im  Slooember  1780, 
alfo  tDcnige  5)ionate  üor  ge[ftng'§,  am  15.  iJebruar  1781  er^» 
folgten  2ob  erfc^ien,  biefen  ^Reformator  ber  beutfc^en  Literatur 
mit  feiner  ©übe  erwäl^nt.  (gbenfotoenig  pnb  Älopftocf,  obwol^I 
griebrid^  Don  xijm  wufete,  unb  SBielanb  genannt.  ©oetl^c'S 
„®ö^  öon  Serlid)ingen"  mirb  al§  eine  abfd^eulid^e  Sdad^al^mung 
jener  fd)Ied)ten  englifd)en  ©tücfe  unb  läd^erltd)en  garcen  begeid^^ 
net,  bie  mürbig  feien,  Dor  ben  SBilben  oon  Äanaba  gefpielt  ju 
merben,  womit  ba^  Sweater  öon  ©l^afefpeare  gemeint  war*  Ädntg 
griebrid)  öerftanb  nur  unooHlommen  23eutfd).  ©ieienigcn  aber, 
bie  ©eutfd)  oerftanben,  \ai)tn  in  SSejug  auf  bie  SÄeiftenoerfc  ber 
beutfd)en  Siteratur  oft  nid)t  flarer  alö  er.  SBa^  il^rc  größten  SSer* 
treter  oon  ber  geitgenöfftfd)en  Siteratur  unb  Sageöpreffe  l^inncl^men 
mußten,  läfet  ftd)  au§  einer  Suf^ntmenfteKung  folc^er  Urtl^cttc  er» 
fennen,  wie  pe  unter  Slnbern  SSiftor  §e^n  in  Sejug  auf  ©oetl^c 
gemad)t  l)at^),  3liä)t  etwa  bag  gett)ölöidid)e  ^ublilum,  fonbem 
gef png  war  e§,  ber  oom  ®id)ter  beö  „Sßert^er"  unb  „&öi^**  fagte, 
ba^  wenn  er  je  ju  SSerftanbe  fdme,  „er  nid^t  Diel  me^r  aU  ein 
gewö^nlid^er  SKenfd^  fein  würbe."  ÄlopftodE  fanb  „^ermann  unb 
©orotl^ea"  unter  SJofeen^  wfiwif^''  unb  traoeftirte  bie  92amen 
©dritter  unb  ©oetl^e  in  ©^üler  unb  ®otl)e.    3fflanb  wogte  in 


')  Dr.  ®.  Traufe,  Srnebrid^  ber  ©rofic  unb  bie  beutfdfte  ^oePe,  II, 
16  u.  ff.,  bei  ©^ bei,  .^iftorifd^e  ßeitfd^rift,  1887,  fiiteraturberic^t,  505—521. 

2)  ä^iltot  ^el^n,  ^eban!en  über  &ottf)t.  ©oetl^e  unb  ha»  $itbn!um, 
57.  62,  64,  86,  87. 


SBerbienft  ber  Stnctfennung  ©eutfd^lanbs  burc^  grau  öon  ©tael.      373 

SScgug  auf  bic  „Spl){gemc"  bie  Scmerfung,  l|ter  arte  bte  gric^ 
d)ifd^c  ©implicität  in  StriöiaUtät  au^.  @d){ller  Irittjtrte  bic 
%xd^dt^xi}dont  im  „©gmont'',  unb  „%a\x\t**  al^  Fragment 
enttäufd^te  anfanglid)  and)  \i)n.  9lod^  1804  fäHtc,  wie  bereite 
cTOäl)nt,  Senjamin  ßonftant  über  biefen  erften  g^auft  ba§  Ur= 
tl)eil;  bafe  er  weniger  wertl^  fei  al§  „ßanbibe",  tüie  jic^  Ja 
anbrerfeit^  bem  fonft  fo  fein  unb  treffenb  unterfd^eibenben  Slitf 
öon  31.  SB.  @d)Iegel  bie  bon  befd^eibeneren  beu tfd^en  Äunft^ 
fritifem  längft  anerfannte  @rö^e  öon  SRoIiere  berpHte^). 

grau  Don  @taäl  l)at  il^rerfeit^  biefer  S^^rt^wm^fäl^igfeit,  aud^ 
be§  geläuterten  ©efd^madö;  ben  Sribut  ju  entrid^ten  gel^abt.  3)al^in 
gel^ört  oor  Slllem  bie  befannte  ©d^lufebemerfung  über  ben  „Sauft", 
gleid)Oiel  ob  man  bie  S)id)tung  al^  ©d^wätmerei  be§  ®eifte§ 
ober  al§  (ärnüd^terung  beö  SSerftanbe^  ciuffaffe,  fei  eine  SBieber= 
^olung  berfelben  bod)  niemals  gu  wünfd^en^).  ^Dagegen  ift  mit 
9led)t  il^re  treffenbe  SSemerfung,  ba^  ber  überlebenbe  Sauft  tobt 
fei,  l)ert)orge]^oben  ttjorben. 

3l)re  Äritif  ber  SSßa^loertoanbtfd^aften  befd)ränft  fid)  auf 
bie  Sleufeerlidf)feiten  be§  Sloman^.  Äein  SBort  öon  il^r  beutet 
an,  ba^  jte  bemerfte,  wie  gerabe  biefe^  SBerf  oon  ©oetl^e  il^r 
geboten  l^ätte,  wa^  jte  jeitleben^  fud^te:  bie  tieffte  pftjd^ologifd^e 
SlnalQfe  ber  Segiel^ungen  jwifd^en  3Kann  unb  grau  in  ber  (gl^e, 
il^re  tragifd)en  Äonflifte  unb  bie  innere  SRettung  ber  6ingelnen 
burd^  ben  freiwilligen,  ber  pttlid^en  Drbnung  gebrad)ten  SSer«' 
gid)t.  SBerflüc^tigen  mufete  ftc^  wol^l  aud)  ber  S^anjöpn  bie 
ftiHe,  l^ol^eit^ooHe,  gang  nad^  Snnen  gewenbete  ©eftalt  oon 
©leonore  oon  (äfte,  einer  ber  ebelften  ber  S)id^tung  aller  Seiten, 
äufeerlidt)  unb  innerlid^  fo  jart  befaitet,  ba^  jte  fid)  jeber  un= 
janften  SSerül^rung  entgiel^t.  6ine  fold^e  aber  ift  il^r  burd^  %xau 
oon  @tael  mit  ber  SSemerfung  gu  S;i^eil  geworben,  geonore,  be* 
geiftert  in  il^ren  3Bünfd)en,  fei  au§  @d)Wäd^e  öorjtd)tig  gewejen. 


^)  ^tof.  SolobS,  SJloliew.    S'iQd^träge  au  ©uljcr'S  allgemeiner  2;]öeorle 
bct  Wönen  fünfte,  1795,  IV. 

2)  Madame  de  Stael,  De  l'AUemagne,  2de  partie,  Chap.  XXIII. 


374  äRängel  bet  Itteiarifd^en  ^nfc^auung  be«  Sudftd. 

aSorpd)t  (jerabc  l)atte  nid)tö  mit  bcr  ©elbftbefd^ränfung  gu  t^un, 
bcren  SBcrtl^  eben  barin  liegt,  bafe  fte  eine  g^orberung  ber  inncm 
9Zatut  unb  uid)t  ber  äußern  SBetl^ältniffe  ift.  3n  Segug  auf 
,,bie  Sraut  öon  3Weffma"  entfd^lüpft  grau  öon  @tael  ba«  SBort 
»des  choBurs  de  chambellans«,  weil  pe  in  biefer  SRad^al^mung 
ber  3lntife  bie  aSoIföftimme  niiijt  gu  pren  öermod^te.  ^erber'S 
„Stimmen  ber  SBölfer"  ujcrben  fälfd)Hd)  atö  chansons  populai- 
res  überfe^t,  unb  e§  ift  nid)t  gutreffenb,  »enn  üon  ©octl^e  ge» 
fagt  wirb,  le  temps  Ta  rendu  spectateur.  gür  bie  ©cftalt 
bon  Dttilie  Ijatte  SWina  §erglieb  3Ö8^  geliel^en. 

SSBie  aSieleö  aber  ift  bafür  gerabe  in  biefcm  Zf)vl  bt& 
33ud)§  gelungen,  t)or  SlUem  bie  ©eftalt  öon  ©dritter,  ©ein  auf 
ba^  ^iftorifd)e  gerid^teter  @inn,  feine  l^inreifeenbe  SRI^etoril,  fein 
erfd^ütternbeg  $at^o^,  ber  ftrenge  6rnft,  mit  wcld^em  er  in 
Äunft  unb  Seben  einent  Sbeal  ber  jtttlid)en  Sautenmg  nad^« 
ftrebte,  bie  ungel^eure  bramatifd)e  Oewalt,  mit  weld^cr  er  c8 
poetifd^  üenüirflidf)te,  alle  biefe  ci^arafteriftifd)en  SÄerfmale  waren 
ber  Srangöjin  ungleid)  öerftänblid^er  afe  bie  öielöerfd^lungenen 
^fabe  ®oetl^e'[d^er  ©id^tung.  gl^r  SieblingSroman  bleibt  „SBcr«' 
tl^er",  aber  afö  i>a^  größte  unb  üoßenbetfte  beutfc^e  ©rama  gilt 
il^r  „3Karia  Stuart",  bereu  rein  tl^eatralifd^e  SBorgügc  jte  nid^t 
weniger  aU  bie  ßl^arafteriftif  ber  ^aupt^)erfonen  feffelten.  SSei 
©dritter  fanb  fie,  wie  bei  feinem  Slnbern  burd^  bie  ebelftc  S5e* 
geifterung  öerflcirt,  ben  greil^eitSgebanfen  wieber,  ber  biä  gum 
gnbe  ber  ©runbton  il)rer  eigenen  SBeltanfc^auung  blieb;  auf 
il)n  t)or  SlHem  bejiet)t  ftd)  i^re  Sleu|erung,  erft  mit  ber  Äenntnife 
beö  ©eutfd^en  fei  e§  in  il^rem  3nnern  Sid^t  geworben  unb  fte 
l^abe  flar  erfannt,  wa§  biö  bal^in  verworren  in  il^ret  ©eele 
lag  ^).  3iäd^ft  @oett)e  unb  @d)iller  ftnb  Sefftng  unb  gerbet  im 
aSud)  über  ©eutfd)lanb  befonberö  eingel^enb  bel^anbelt.  SBom 
©id^ter  be§  „3lat\)an"  fagt  pe,  bafe  er  une  ardeur  sans  flamme, 
une  vehemence  philosophique  toujours  active,  et  qui  pro- 


^)  Madame  de  Stael,  De  rAllemagne^  2de  partie,  Ghap.  XXXI. 


SBcmcrlungcn  übet  ßefflng,  J&erber,  SBinMinami.  375 

duisait,  par  des  coups  redoublös,  des  eflfets  durables,  gcl^abt 
l^abe:  „®x  Iel)rtc  bie  ®cut[d|cn,  bcutjd^  gu  fein",  ift  ba^  l^oc^ftc 
gob,  ba^  jtc  bem  grofeeit  Sal^nbredicr  goHt,  unb  bon  feiner 
Äritil  fagt  fte,  „jte  fei  nid^t  weniger  eine  Stubie  beö  menfd^s 
lid)en  §ergenS,  aU  eine  $oetiI  gewefen."  3n  ber  33eurtl)eilung 
mn  „@milia  ©alotti''  lä^t  fie  il)ren  ffreunb  ^^riebrid^  ©d^legel 
„bewunbernb  frieren  unb  frierenb  bewunbern".  @ie  felbft  benft 
anberö  unb  bel)anbelt  ba§  @tücf  mit  au§gefprod|ener  SSorliebe. 
t^erber'ö  „Sbeen  ju  einer  5ßl^iIofo|)l^ie  ber  ©efc^id^te  ber  9Kenf ä)* 
l^eit"  galten  il)r  „al§  •  öieUeid^t  ba^  anjiel)enbfte  unter  allen 
beutfd)en  Sudlern,  une  lecture  d^licieuse."  @ie  l^atte  perfön» 
lid^e  ®rünbe,  um  bie  fd^riftfteDerifd^e  ©igenart  ju  loben,  an 
toeld^er  jte  mand)e§  an  bie  SBeife,  toie  fte  felbft  ju  probu= 
giren  pflegte,  erinnern  mod^te.  „Sei  §erber",  fagt  fte, 
„l^errfd^t  ba^  öornel^me  @id^gel)enlaffen  beö  StalenteS,  bem  eS 
bor  SlDem  barum  ju  tl)un  ift,  neue  Si^een  in  %\vi^  ju  bringen. 
3)aS  fogenannte  gutgemad)te  SSud)  ift  eine  mobeme  @rflnbung. 
5)ie  meiften  pl)iIofop]^ifd)en  Sd^riften  ber  Sitten  ftnb  Slbl^anb^ 
lungen  unb  ©ialoge  in  ber  gorm  öon  niebergefd^riebenen  ©e« 
fpräd^en.  ßbenfo  l^at  ftd)  3Rontaigne  bem  natürlid^en  Quq  ber 
©ebanlen  fiberlaffen.  .  .  .  S^reilid^  ift  bagu  eine  auSgefprod^ene 
geiftige  Ueberlegenl^eit  erforberlid^.  ©ie  äufeere  Slnorbnung  oer* 
bedt  ben  mangelnben  innem  SReid^tl^um.  Ueberlie^e  fid^  bie 
3Kittelmä§igIeit  bem  S^faU,  fo  würbe  fte  ftet§  unb  nur  mit  um 
fo  größerer  ©rmübung  jum  Slu§gang§punft  jurüdfüliren,  roa^^ 
renb  ba§  ®enie  gerabe  in  feiner  Urfprünglid)Ieit  unb  bann  am 
meiften  feffelt,  wenn  eö,  ftatt  metl^obifc^  ju  lontponiren,  impro«» 
bifirt^).  Sn  Sejug  auf  3öinfelmann  flnbet  fte  ba^  fd^öne  SBort, 
bie  Slufmerffamfeit,  weld^e  ein  Äunftwerf  errege,  muffe  auö  ber 
Siebe  entfpringen,  unb  mit  feiner  Äritif  bergleid)t  fte  im  Sd^lu§= 
lapitel  über  bie  brnt^ä^e  Siteratur  bie  Äritil  bon  St.  SB.  ©c^legel, 
ber  über  bie  5ßoefie,  wie  biefer  über  bie  bilbenbe  Äunft  ge« 


*)  Madame  de  Stael,  De  TAllemagne,  2de  partie,  Ohap.  XXX. 


376     9bfi(^t  t>on  grau  bon  €tael  bei  Sefpral^unfi  bn  beutft^en  V^ilofopl^ie. 

fprod^en  l^abe.  9{ur  ein  foIc^eS  Urtl^eil  fei  DerbienftooQ,  ^betm 
iDäl^reitb  bie  getDöl^nlidifte  ^Routine  gur  Hufbedung  Don  S^el^Ient 
unb  9lad)Iäfftgfeiten  genfigt,  ift  nid^tö  bem  ®emu8  fo  äl^nltd^ 
aU  bie  Sä^igfeit,  if)n  ju  erfennen  unb  ju  bewunbem^  ^). 

3m  brüten  S^eil  be5  Sud^S  Aber  ©eutfd^lanb,  ba«  bte 
$^i(o)opl^ie  unb  bte  '}JIoraI  jum  €)egenftanb  l^at,  nimmt  Xant 
biefelbe  l)ert)orragenbe  SteDe  wie  ©dritter  in  ber  Sid^tung  ein. 
S8et)or  jte  jtd)  auf  biefeö  bem  toeiblid^en  @eifi  fo  fcmliegenbe 
®ebiet  wagte,  l^at  g^rau  Don  @taöl  jtd^  Hat  über  bie  abpd^t, 
bie  fie  babei  verfolgte,  geäußert,  „©ie  SKetapl^^ftl  be*  menfd^» 
lid^en  ©eifteö",  fagt  jte,  „lä^t  pd)  auf  jioeifad^c  ärt,  entmebcr 
nad^  ber  Sl^eorie  ober  nad^  il^ren  praftifd^en  @rgebniffen  in« 
Suge  f äffen.  ®er  Sl^eorie  bin  id^  nid^t  getoad^fen;  boju  ge* 
^ören  SSorbebingungen,  bie  id^  nid^t  erföKt  l^abe;  t)erl^&Itnig< 
mä^ig  leidet  ift  eS  bagegen,  ben  ©in^ug  ju  beobad^ten,  bta 
eine  beftimmte,  meta|)I^Qjifdöe  Slnfd)auungSioeifc  auf  bie  6nt* 
\oidfIung  be§  ®eifteö,  auf  bie  ber  ©eele  augfibt  .  .  .  ©er  ganje 
SBertf)  be§  gebend  befd^ränft  pd^  barauf,  un8  burd^  bie  freie 
3Bal)I  gu  ©unften  beffen,  toaS  red)t  unb  gut  ift,  auf  ein  l^öl^ere« 
JDafein  oorgubereiten.  ©ie  pttlid^e  SSeroottfommnung  ift  ber 
SWafeftab,  nad)  ioeId)em  bie  3Wetapl^QpI  unb  bie  fojialen  Sttfll« 
tutioncn,  bie  Äitnfte  unb  bie  SBiffenfd^aftcn  ju  meffen  finb. 
§ier  ift  berfelbe  ^rüfftein  für  ben  ©infältigen  unb  für  ben  ®c» 
leierten.  ...  3d)  bat  eineö  SEagö  S^id^te,  mir  lieber  üon  feiner 
©ittenlel)re  aU  Don  feiner  ÜRetapl)t)(tf  gu  fpred^en.  „©ic  eine 
ift  unjertrennlid)  oon  ber  anbem",  gab  er  jur  antwort,  mtb 
barin  barg  pd^  ein  tiefer  @inn,  ber  aUe  ®rünbe  ber  Sii^eilnal^me, 
bie  wir  an  ben  p]^iIofop]^ifd)en  fragen  nel^men,  begreift*  •)• 
?frau  Don  @tael  erinnert  il^re  ganböleute  baran,  ttne  baS  Problem 
ber  pttlid)en  S^^itl^it  ungleid)  befler  oon  ben  franjSPfd^en  ^ilo« 
fopb^n  beg  pebgelinten,  al^  üon  jenen  be<S  ad^tgel^nten  Sa]^^ 
l^unbertS  oerpanben  toorben  fei,  weil  bie  festeren,  ftatt  bog 

')  Madame  de  Stacl,  De  l'Allemagne,  2de  partie,  Chap.  XXXI. 
«)  ebenbafelbft,  S^me  partie,  Chap.  I. 


SJcttoerfunQ  bet  franjöpfc^cn  S)oftrinen  be«  ad^tjel^ntctt  S^WunbcrtS.     377 

aBert  il^rcr  aSorgäitger  tueiterjufül^ren,  Doßftänbtg  unter  beit  6in* 
Pu§  bcr  englifd^ctt  ^ßl^ilofopl^ie  gerietf)cn  unb  biefelbe  im  ©mit 
ber  materialiftifd^ett  ©oftrincn  öCTOertl^eten.  ©er  §aben,  ber 
bamatö  In  ben  ^änben  ber  grangofen  abri§,  würbe  Don  btn 
©eutfd^en  wiebcr  aufgenommen,  ©er  SJlad^f olger  bon  ®e§carte§ 
unb  ^Ralebrand^e  i[t  Seibni^,  unb  gegen  il^n  riij^tete  SBoltdre 
ben  „ßanbibe",  biefe  teufli[c^e  Satire  gegen  ben  Dpttmi§mu§, 
ben  freien  SBiUen  unb  bie  3Wenfd^entt)ürbe,  biefen  5ßroteft  gegen 
baö  ÜRitleib,  ber  nichts  befleißen  läfet,  al§  baö  p^^ftfc^e  SBof)!^ 
ergel^en  unb  bie  rol)e  ®ett)alt,  „bie  Saftil  unb  bie  ©aftronomie'* , 
unb  ettoa  nod^  eine  rationelle  ©efunbl^eit^ppege,  um  ba§  SBer* 
gnfigen  burd^jufoften,  ba^  ber  einzige  Qxotd  be§  ©afein§  ift. 
33clannt  waren  foldje  Stnfd)auungen  ju  allen  Seiten,  allein  man 
glaubte  fte  ben  SiJträgern  nnb  Soubretten  ber  Äomöbie  über« 
laffen.  Sleu  ift  nur  bie  SJ^atfad^e,  |td)  fold)er  Slnjtd^ten  ju 
rül^men.  ©leid^gültigleit  unb  SSerad^tung  für  ba§  fogenannte 
ejcaltirte  SBcfen  jtnb  ein  S^puS  öornel^men  8lnftanbe§  geworben, 
unb  ber  33egriff  beö  Säcf)erlid^en  l^aftet  an  jebcm  lebenbigen 
3ntereffe  für  ©inge,  bie  feinen  praftifd^en  5ßu^en  gewäl^ren. 
©er  bogmatifd^c  Unglaube,  ba§  l^eifet  berjenige,  ber  alleö  nic^t 
jtnnlid^  SBal^mel^mbare  in  ^xa^t  fteßt  ober  furjweg  leugnet, 
baö  ift  bie  DueUe  ber  Sronie,  mit  weld)er  ber  SRenfd^  jtd^  felbft 
öemid^tet,  berlefeteunb  eigentlid^e®runballenmoralifd)en§ß.erfall§. 

6S  lol^nt  bemnad^  wol^l  ber  SKül^e  gu  prüfen,  wa§  bie 
Station,  bie  eine  gu  fold^en  ©d^lufefolgerungen  bered)tigenbe 
SJletapl^Qftl  tion  jtd^  ablel^nte,  babci  gewonnen  l)at,  ba§  jte  bie 
©ntwidElung  il^rer  geiftigen  unb  ftttlid^en  Gräfte  auf  einem  an= 
bern  SBeg  fuc^te^). 

^ier  ift  eö  bm  ©eutfd^en  ergangen  wie  ben  Slld^imiften. 
©aS  ©el^eimnift  be3  Unioerfumö  l^at  fid)  il^nen  nid^t  erfd^loffen, 
aber  baburd),  ba^  (te  jtd^  in  bie  ©pefulation  Derfenften,  |tnb 
il^nen  anbere  SSal^rl^eiten  geoffenbart  worben.    3Jlag  immerl^in 


0  Madame  de  Stael,  De  PAllemagne,  3^me  partie,  Chap.  IV. 


378  Smmanuel  Staut 

bie  ^onabenlel^re  Don  Seibnig  nic^tö  anbetet  a\S  eine  blo^ 
^t)poti)e\t  fein;  bie  Sl^eobicce  bleibt  ein  ©enftnol  bcS  menfd^* 
lid)en  ®eifte3.  ©aiS  25erf  feinet  großen  SSorgängcr«  aber  ^t 
Äant  infofern  iDeitergefül^rt,  als  aud|  er  ben  Slad^brudf  auf  ba8 
fRtö)t  ber  geiftigen  ^erfönlid)leit  unb  auf  bie  jlttUd^e  tJretl^eit  legte. 

55aö  Äopitel  über  Äant  ift  benn  au^  mit  aller  Sorgfalt 
als  ba^  u?eitauS  wid^tigfte  beS  ganjen  93ud)S  unb  als  ber 
Slngelpunft  bel)anbelt,  Don  toAd)tm  aus  aDeS  Uebrtge  bemegt 
wirb,  ©ie  geiftung  erfd)ien  fo  erftaunlid^,  bafe  bte  Ärltit  im 
erften  äugenblicf  bie  njeiblidje  2lutorfcf)aft  ablel^nte  unb  fompe* 
tenteren  gebent  baS  Sßerbienft  bafär  jufcl^rieb.  als  blefe  S9e? 
l)auptung  ftd)  unl)altbar  erwies  unb  bie  t)on  ffrau  üon  @ta§l 
gegebene  Slnregung  il)re  grüd^te  getragen  l^atte,  trat  eine  fStt^ 
aftion  ein,  unb  nun  würbe  fte  beS  nmngelnben  SSerftänbmffeS  in 
pl^ilofopl)ifd)en  ©ingen  befd)ulbigt  0.  Slud^  biefcr  aSorwurf  war 
nid)t  gered)tfertigt.  ©reifeig  gal^re  nad^  bem  ßrfd^einen  bcS 
a3ud)S  üon  Srau  üon  @taöl  entftanben  bie  erften  SScrfud^c  üon 
astftor  6ouftn  über  bie  Äant^c^e  ^^ilofop^ic«).  ©urd^  »tlbung, 
Seruf  unb  Segabung  war  er  auf  bie  Slufgabc  vorbereitet,  etnen 
allgemeinen  UeberblidE  Don  ber  fiel^re  beS  ÄönigSbcrgcr  ^l^ilo* 
fopl^en  ju  geben,  unb  bennod)  erfd)eint  neben  ber  Arbeit  beS 
55ad)gele]^rten  ber  SBerfud^  ber  grau  nid)t  wertl^loS,  bie  eS  olS 
il^ren  ©i^rgeij  bezeichnete,  ,,ni(j^t  etwa  in  einigen  Seiten  ätei^en» 
fd^aft  Don  einem  Softem  gu  geben,  baS  in  ©eutfd)lanb  feit 
gwanjig  Satiren  alle  benfenben  ®eifter  befd^äftigt,  wol^l  aber 
burd)  allgemeine  Slnbeutungen  über  ben  Snl^alt  ber  ^l^Uofopl^te 
Don  Äant  il)ren  ßinflufe  auf  2öiffenfd)aft,  fiiteratur  unb  SKorol 
ju  erfiären." 

S)a  biefeS  il^r  eigentlid)er  ßwed  war,  fonntc  jtc  bie  Äämpfc 
gwifdEjen  ben  Derfd)iebenen  Slid)tungen  unb  ©deuten  unetw&l^nt 


0  Alexandre  Vinet,  Etudes  sur  la  litt^rature  fran^aise  du  XIX 
siecle,  I.    Madame  de  Stael,  De  TAllemagne. 

^)  Victor  Cousin,  Kant  et  sa  philosophie.  Qutt^  erf^ieneit  Reyue 
des  Peux  Mondes,  1840.    Paul  Janet,  V.  Cousin,  (Sbenbofelbfl,  1884. 


SRücfwitfung  feiner  ficl^te.  379 

laffen.  @ic  bemerft,  bafe  burd^  bic  Sejd^äftigung  mit  ber  ^l^i* 
lofopl^ie  unb  in  ffolgc  ber  Don  il^r  gegebenen  Anregung  in 
©eutfciölanb  fo  öiele  neue  Sbeen  in  Umlauf  gefegt  »orben  feien, 
bafe  fclbft  biejenigen,  bic  fid^  auf  bie  SBicberl^olung  berfelben  be« 
fdjränfen,  nod^  geiftig  überlegen  erfdjeinen.  35ie  baburd)  immer 
weiter  fid^  öerbreitenbe  Uebergeugung,  ba§  bie  ftttlid^e  SBelt 
burd)  unwanbelbare  ®efe^e  regiert  mirb,  öermeift  ben  (Slngelnen 
auf  jid^  felbft  unb  fd^tt)dd)t  ben  (Sinpu§  ber  äußern  SSerl^ält«' 
niffe  ah,  um  ben  9lac^brud  auf  ben  (Smft  ber  (äejtnnung  ju 
legen.  Selbft  auf  bie  Äunft  wirft  biefe  Slnfdt)auung  gurfid, 
benn  (te  foU  burdt)  bie  ©ebanfen  erl)eben,  weld^e  bie  fd^öne 
gorm  burd^bringen.  Safe  l^ier  aud^  eine  Älippe  verborgen  lag, 
ift  ber  SBerfafferin  nid^t  entgangen.  Sie  geiftreid^en,  an^  ber 
S^eorie  abgeleiteten  Sbeen,  fagt  jte,  täufd)en  guweilen  über  bie 
eigentlid)e  Statur  beö  3:alenteö.  5Wad)  biefer  Slieorie  foUte  baö 
eine  ober  anbere  Äunfttoerf  md)t  gefallen,  aber  e3  gefällt  eben 
bod);  einem  Stücf  war  ber  Erfolg  öerl^eifeen;  mit  ben  SBorten 
„ftel^  auf  unb  QtY  ift  eö  über  bie  SSretter  gefd^idft  unb  nid^tö* 
beftoweniger  ausgepfiffen  morben.  Slro^bem  ift  biefe  auf  pliilo:» 
fop^ifct)er,  mm  aud)  droa^  ju  abftrafter  ©runblage  aufgebaute 
Sßoetif  immer  nod)  beffer  aU  jene,  bk  jid^  auf  äufeere  ^Regeln 
befd^ränft,  unb  ben  ©id^ter  wie  ein  Äinb  belianbelt,  ba§  baoor 
gefd)ü^t  werben  foll,  ju  fallen  unb  jtd)  wel)  ju  tl^un. 

©en  l^ol^en  SSegriff  oon  ber  beutfd)en  SGßiffenfd^aft,  ber  jtd^ 
im  S3ud)  über  ©eutfd^lanb  auSfprid^t,  erl^ielt  ^Jrau  Don  @tael 
burc^  ben  perfönlidjenSBerlel^r  mitSol)anne§  t)on  3Wüller,  ben  beiben 
|)umbolbt,  mit  Äarl  SRitter  unb  bm  SSrübern  ©d^legel.  @ie 
fanb  ben  beutfd^en  ©elel^rten  befonberS  barauf  vorbereitet,  mit 
felbftlofer  Eingebung  ber  SBal^rl^eit  ju  bienen.  »Ils  sont  vrai- 
ment  le  peuple  de  Dieu«,  ruft  fie  auS,  »ces  hommes  qui  ne 
desesperent  pas  encore  de  la  race  humaine  et  veulent  lui 
conserver   Tempire   de   la   pensee«^).    2öa8  ^Jic^te  t)on  ber 


0  Madame  de  Stael,  De  l'Allemagne,  3^me  partie,  Chap.  XXI. 


380  9flü(r»ir!unö  feiner  Seite. 

Äant'fd^en  SBciöf)eit  fagte,  „er  Dcrbanfc  il^r  feinen  ß^arafter, 
bi§  auf  ba^  Streben,  einen  l^aben  gu  woHen",  boS  ßilt  üon  ber 
ganjcn  Slnfdjauungöroeife  öon  ^tau  Don  @taäl  in  Se3Ug  auf 
bie  S)eutf(i^en.  @ie  mad^t  ble  eben  fo  wal^re  al8  fd^arfftnnifle 
aSemerfung,  bafe  bie  ftrengen  unter  ben  fraujöftfd^en  SWoraliften 
biefc  Strenge  bi^  jur  öollftänbigen  S3erni(!)tung  ber  eingelnen 
Snbiöibualitäten  treiben,  „benn  e§  liegt  im  franjöpfdicn  ^Rational* 
c^arafter,  in  allen  S)ingen  bie  Autorität  gu  lieben"  *),  weäiüegcn 
ber  6ntl)ujtaöniu§  ber  g^rangofen  aud^  fo  lei(I)t  in  ganatiämu§ 
übergel)t.  Slnber^  in  35eutfd)lanb,  tt)0  ba^  Sebürfnife  nad^  innerer 
Selbftänbigfeit  ftd)  unter  anbern  barin  betunbet,  ba^  felbft  „ber 
Äatl)oligi^muö,  unerad)tct  feiner  ftrengen,  einförmigen  3)t§ji^)lin, 
bod)  öon  S^bem  nad^  feiner  Söeife  aufgelegt  noixb"^.  S)enn 
bie  2)eutfd)eu  finb  eine  begeifterte  Station.  „®ott  bewal^rc 
3me§,  U)a§  beutfd)  ift,  öor  @ntmutl)igung  unb  ©elbftüeradbtung", 
fd)rieb  SBiaerö  1807;  „ein  SDeutfc^er  foß  feft  unb  ftolj  bleiben 
im  Sewufetfein,  ba^  feine  anbere  S3ilbung  bie  feinige  übertrifft, 
ba^  er  weiter  al§  irgenb  ein  Ruberer  auf  bem  SBeg  jum  ©rofeen 
unb  gum  ©toigen  öorgebrungen  ift."  Sie  ®eutfdt)en,  fagt  %xa\x 
öon  ©tael,  jtnb  fromm,  toie  bie  germanifdEje  SRacc  überl^aupt, 
unb  ber  le^te  @runb  il)rer  3Woralität  ift  il^re  SReligion.  SRit 
Unred)t  glaubte  jte  in  S3egug  auf  bie  S^otl^toenbigfeit  einer  reli* 
giöfen  ©runblage  aller  Silbung  unb  @ittlid)!eit  baS  S^wgnife 
t)on  Äant  entbel)ren  gu  muffen,  benn  aud^  er  fagt:  „@jS  mufe 
gefragt  toerben,  wie  weit  lönnen  bie  inneren  moralifd^en  ©rfinbe 
einen  9JJcnfd^en  bringen?  Sie  werben  il^n  üielleic^t  bal^in 
bringen,  ba^  er  im  ©taube  ber  g^reil^eit  ol)ne  grofee  SBerfuc^ung 
gut  ift.  aber  wenn  Slnberer  Ungerec^tigfeit  ober  ber  SttH^i^Ö 
beö  SBal^n^  il)m  ©ewalt  antl^un,  aföbann  l^at  biefe  innere  ÜRo* 
ralität  nid^t  3Jiad)t  genug.  @r  mufe  ^Religion  l^aben  unb  Der« 
mittelft  ber  Selo^nung  be§  fünftigen  fiebenS  ftc^  aufmuntern; 


»)  Madame  de  Stael,  De  PAllemagne,  3^me  partie,  Chap.  XVL 
2)  ebenbofelöft,  Ire  partie,  Chap.  II. 


®|aro!ter  ber  beutfd^cn  SRcIigioftiat.  381 

bie  me*nfci)lid)C  9latur  ift  nid^t  fällig  einer  immittelbaren  mora= 
li[cl^en  3ieinf)eit.  SBenn  aber  fibematfirlic^er  3öeife  auf  il^rc 
SReinl^eit  gewirft  wirb,  fo  l^aben  bie  Hinftigen  SBelol^nungen  nid^t 
mel^r  bie  6igenfd)aft  ber  Söeiüegungögrünbe''  ^). 

®ie  bamalö  üon  if)r  beobacf)tetc  Soleranj  ber  S)eutfd)en  in 
religiöfen  fingen  ffi^rt  ^rau  öon  @taöl  nic^t  auf  ©leid^gfiltig« 
feit,  fonbern  auf  eine  tiefere  ©injtd^t  Don  bem  SBefen  unb  ben 
3[nfprücf)en  be§  religiöfen  SSebürfniffeS  jurüdf.  glEinen  gilt  eö 
als  bie  ebelfte  SSefd^äftigung,  bie  SBal^rl^eit  ju  fudjen,  unb  fte 
geftel^en  feinem  SJienfd^en  ba^  dtcäjt  gu,  jte  Dorguentl^alten. 
SBäl^renb  bie  fogenannte  ^ßl^ilofopl^ie  in  3=ranfreic^  über  baö 
6l^riftentl)um  fpottete,  tt)ar  e§  in  ©eutfd^lanb  ein  ©egenftanb 
bcö  ©tubiumS  unb  ber  fritifdEjen  Sorfcl)ung.  ®er  ©etoinn  ift 
babei  größer  aU  ber  SBerluft  geioefen.  ©erabe  im  beutfd^en 
9lorben,  ber  pd^  am  meiften  mit  religiöfen  ©treitigfeiten  befaßt 
l^at,  ift  ber  religiöfe  ®laube  am  lebenbigften,  unb  baö  il)n  auS* 
geic^nenbe  Gepräge  fanfter  St^C'^lität  ergreift  um  fo  mel)r,  als 
man  eS  unter  fold)en  §immelSftridE)en  nid)t  fudöt^).  ©erabe  in 
S)eutfd[)lanb  l^at  bie  SJiqftif  bie  meiften  Slnpnger  gefunben, 
weil  jte  auf  ben  innerften  6rfal)rungen  beS  ^ergenS  beruht,  unb 
bei  ben  SJigftifern  oor  SlUem  bie  ßrfenntnife  lebt,  ba§  bie  3le= 
ligion  nid)ts  ift,  loenn  jte  nid)t  SllleS  ift,  tt)enn  jte  ha^  ©afein 
nid)t  erfüllt,  bie  Seele  nid^t  beftänbig  burd)  ben  ®lauben  an 
ba^  Unjtd)tbare,  burd^  ©elbftentäufeerung  unb  burd^  bie  @ef)n- 
fud^t  nad)  bm  ewigen  ©ütern  aufredet  erplt,  woburd)  allein 
bie  menjd^lid)e  5Ratur  oor  ben  il^r  anl^aftenben  9Ziebrigfeiten 
befreit  wirb^). 

35er  l^öd^fte  ©eioinn  einer  fold^en  SBeltanjd^auung  ift  bie 
ßrl^ebung  über  ben  ©d^merg,  eine  milbe  SRejtgnation  angejtd^tS 
beS  unauflialtfam  fortfdjreitenben  a3ernid)tungStt)erfeS   in  unb 


*)  g.   SB.   Schubert,   gntwiönucl   Stant.     SBricfc   unb   gtoömcntc   ouS 
feinem  ««a^tofe,  ÖeipatQ,  1842,  231-232. 

2)  Madame  de  Stael,  De  rAllemagne,  4eme  partie,  Chap.  II. 
8)  ebenbafelbft,  4^ine  partie,  Ghap.  I. 


382  Cn:flebtit§  ber  beiitfc^en  SOteltanfc^auung. 

aufeer  xin^,  bic  Sä^iflfeit  ber  Seßciftcrunfl,  „t>tx  ®ott  in  vmi", 
naäj  ber  fd)önen  ©cfinition  ber  ®ried)cn.  3Ba8  bfc  3<il^T* 
l^unberte  uuterfcl)etbct,  ift  md)t  bie  ©ummc  ber  Salctite,  fonbcm 
bic  äußere  Senbenj  bcö  Qtitalkx^.  @lM\i(i)  aber  finb  nur  bie 
Seiten  imb  bie  9Weufd)en  gu  nennen,  bie  öon  einem  l^o^n,  äße 
Gräfte  ber  ©eele  mit  entportragenben  Swfl  erfaßt  tt)erben.  Sinnen 
allein  öerflären  jtd)  Äunft  unb  3Ratnr,  6f)re  unb  ^id^t,  SSater^ 
lanb  unb  Siebe.  5iur  für  begeifterunßgtSl^ifle  SRenfd^en  1^ 
Sftapl^ael  gemalt,  SRogart  in  Sönen  gefprod^en,  ber  tragifd^e 
2)id^tcr  bie  liefen  ber  Seele  er[d)üttert.  Sinnen  entl^üllcn  jtd^ 
bie  @d)ä|3e,  bie  in  ben  cinfad)[ten  mie  in  ben  l^ödiften  @mpfln* 
bungen  ber  3Kenfd)enbni[t  verborgen  liegen.  Srcilid^,  wenn 
aud)  für  fie  bie  @titnbe  be*3  legten  Äampfeö  fommt,  fo  lörnite 
e§  fd)einen,  als  l)ätten  bie  gewöl^nlid^en  TOenfd^en  üor  i^nen 
t)orau§,  bafe  il^nen  ba§  Sterben  leidster  fäDt.  „SIber  aud^  barni 
nod)  fei  ®ott  für  bie  ^ülfe  gebanft,  bie  ®r  für  bicfc  ©tunbe 
bereit  l^ält.  Unfere  Siebe  mag  unft^er,  unfer  ?lugc  getrübt, 
unfer  ©ebaufengang  unterbrod)en  fein,  bie  SBegeificrung  wirb 
unö  bod)  nid)t  uerlaffen.  ^l)xc  lid)ten  Flügel  über  unfer  ©terbe» 
bett  breitenb,  wirb  fie,  bm  @dt)leier  Ittftenb,  wie  in  ben  gcmeil^« 
teften  ©tunben  be§  fiebenö  ung  erfennen  laffen,  ba^  baS  ^erg 
unfterblid)  ift,  unb  mit  bem  legten  Sltl^emjug  aud^  unfere  legten 
©ebanfen  mit  jum  ^immel  tragen." 

S)a§  aSud)  fd)liefet  mit  ber  Slpoftropl^e  an  ^nfrdd^: 
„Stätte  beö  3iul)meö  unb  ber  ßiebe,  foUte  jemals  bie  aSegeifte« 
rung  bei  ©ir  erlöfd^en,  bie  a3ered)nung  an  il^re  ©teile  treten 
unb  eine  falte  SSernünftelei  bie  l^elbenmütl^ige  aScrttd^tung  ber 
®efal^r  uerbrängen,  ju  maö  nü^ten  ©ir  bann  ©ein  fd^öner 
§immel,  ©eine  geiftigen  SBorjüge,  ©eine  materiellen  ©fiter? 
6in  gewaltiger  Seift,  eine  wol^lbered^nete  Äül^nl^eit  öermdd^ten 
®ir  nod)  immer  bic  ^crrfdiaft  ber  SBclt  ju  gewinnen,  aber 
®u  würbeft  nur  eine  unfrud)tbare  ©anbwüfte  jurüdtlaffen,  unb 
©eine  Äraft  l)ättc  ftd)  in  Stürmen  erfd)öpft.'' 

Sold)e  unb  anbcrc  Stellen  erflären  wie  eS  lam,  bafe  alle 


S(poftrop]&c  an  granhctd&.  383 

angriffe,  bie  ftd|  in  %xaxihtxä)  gegen  ba§  Sud)  über  ©cutfd^« 
lanb  rid^teten,  boä)  bie  Hterärifd^c  Popularität  ber  5Berfafferitt 
unangetaftet  liefen.  @ie  fonnte  if)ren  ganböleuten  mit  rüdEl^alt^ 
lofem  fjreimutl^  hk  l^ärteften  35inge  fagcn,  jte  burfte  il^nen 
Srit)oIität  unb  @elbftäberf)ebung,  unb  felbft  biefeö  öorl^alten, 
ba^  jie  ben  SWutl^  öerloren  l^attcn,  eine  SKeinung  gu  l)obm, 
ba§  bei  il)nen,  felbft  in  ©ad^en  ber  Siebe  unb  ber  Sieligion, 
nid^t  bie  Ueberjeugung,  fonbern  bie  3Wobe  entfd^ieb!^)  3Wan 
fül^lte  bodbf  tt)enn  man  jte  laö,  ba§  il^r  ^erj  in  gtanfreid^  ge* 
blieben  toar,  »äl^renb  if)re  ©ebanfen  ftd^  mit  JDeutfd^lanb  be* 
fd)äftigten.  @ie  n)ieberl)olte  ben  grangofen  in  taufenb  Siebe- 
menbungen,  bafe  jte  lernen  fonnten,  toaö  fie  nid^t  wußten,  ba§ 
wag  bie  35eutfdE)en  Dor  il^nen  öorauS  l^atten,  ftd^  erwerben  unb 
gewinnen  liefe.  SBer  aber  erfe^te  il^r,  wa§  bie  Siatur  il^rem 
aSolI  oerliel^en  l)atte,  bie  lieben^wurbige  Slnmut^,  ben  jtd^eren 
©efd^mad,  bie  flare  93erftänbigfeit,  bie  9iad^jtd^t  in  ber  lieber- 
legenl^eit,  ben  l^eitern,  l^eroifd^en  SJiutf)!  „SSergeben§  mad)en 
mir  ben  SBerfud^,  ba§  Sanb  unferer  ©eburt  unparteiifd^  gu  be- 
urtl^eilen",  fagt  jte  im  SSud)  über  ®eutfd)lanb,  „ba§  ^erg  reifet 
ftd^  bod)  niemals  lo§.  Unb  mufe  man  oon  ber  ^eimatl)  fd^ei- 
ben,  fo  bleibt  man  entmurgelt  unb  wirb  fid)  felber  fremb"  ^). 

©en  ^rangofen  fam  bie  6ntbecfung  beö  SanbeS,  ba^  fie 
untenoorfen  gu  l^aben  meinten,  fo  unerwartet,  bafe  einer  il^rer 
erften  Äritifer,  ©uffault,  nur  abfättige  SBorte  ffir  ba§  Suc^ 
öon  55rau  üon  (Stael  fanb.  »Quant  ä  la  Philosophie  de 
Kant  et  de  ses  disciples«,  äufeerte  ©uarb,  »je  regrette  le  temps 
et  le  talent  que  Madame  de  Stael  a  perdus  ä  Texpliquer 
et  ä  radorer«^).  SSon  ben  bebeutenben  Männern,  bie  al§ 
faiferlid)e  Seamte  ®elegenf)eit  gel^abt  l^atten,  ©eutfi^lanb  au§ 
eigener   Slnfi^auung    fennen    gu  lernen,   Seugnot,   be  @erre, 


')  Madame  de  Stael,  De  PAllemagne,  Ire  partie,  Chap.  XI. 
2)  ebcnbafclbft,  Ire  partie,  Chap.  XIII. 

^)  Jules  Simon,    üne    Acad^mie  sous  le  Directoire,  216.     Saint- 
Ren^  Taillandier,  Lettres  io^dites,  etc.,  257. 


384  ®t^  {^ransofen  auf  baS  9u(^  nic^t  vorbereitet. 

Sarantc,  bc  Sroglie,  crl^ob  nirf)t  einer  SBfberfprud^  gegen  fold^ 
Urtl^eile.  »Qu'eussent-ils  donc  vouluPc  fagte  %xa\x  wn  @ta§I, 
»L'Italie  pouvait  t»tre  chantee;  mais  il  fallait  reconter  TAUe- 
magne.«  ®cr  einjige,  ^enr^  Se^le^Stenbl^al,  ein  Slnl^änger  beS 
Äaiferg,  ber  beutfd)  fprad^  unb  SBeimor  befud^t  l^atte,  äußerte  jtd^, 
wenn  oud^  in  feinbfeligem  Son,  boä)  gere(J)ter  Aber  baS  3Berf. 
(Sr  nannte  baS  t)on  S)eutf(i^lanb  entoorfene  99ilb  ein  burc^ouS 
falfd)e§,  unb  toieberl^olte  ben  unüerbienten  SSoTOurf,  bie  93er* 
tafferin  l^abe  nid^t  beutfd)  öerftanben.  3«  ein3elnen  S3emerlungen 
aber  bewäl^rte  er  bo6)  wieber  feinen  erftaunlid^en  ©c^arfflntt 
unb  begeidinete  baS  93ud^  als  »le  meilleur  ouvrage  de  Madame 
de  Stael,  qui  pourra  survivre  une  vingtaine  d'annäes  ä  ses 
autres  ecrits.  Cet  ouvrage  tombera  des  que  nous  aurons 
deux  volumes  bien  faits  sur  la  litWralure  romantiquec  i). 
@r  l^ätte  lange  auf  biefe  gwei  SSänbe  3U  warten  gel^abt.  ©enn 
alö  bie  gtt)angigiäf)rige  %x\\t  Derftrid^en  war,  erwftl^nte  ein 
Äenner  ber  beutfd)en  fiiteratur  wie  3Warmier  eine  ganje  9iell^ 
franjöpfd^er  a3üd)er  über  ©eutfd)lanb  mit  bem  Semerten,  fein 
eingigeö  berfelben  vermöge  t>a^  SBerf  öon  %xa\i  t)on  ©taßl  ber* 
geffen  ju  mad)en.  (Sine  Ueberarbeitung  beSfelben  wäre,  fagt  er, 
immer  nod^  ber  befte  Söeg  jur  Äenntni^  beutfc^er  ©inge*). 
^einridE)  §eine  bad)te  nid)t  anberö  unb  bejetd^nete  1833  feine 
„®efd^id^te  ber  neueren  fdjönen  giteratur  in  ©eutfdölanb"  ali 
eine  ^ortfe^ung  beö  SBud^^  öon  ^i^au  öon  @ta6l.  SRerIwfirbig 
ift  aud)  biefeö,  ba^  bie  Äritif  öon  ©ainte-Scuöe,  bfe  niemals  ein 
^inbernife  ju  umgef)en  pflegte,  öor  biefem  gurfldffdt)eute,  unb  ftd^ 
mit  bem  S3ud)  über  ©eutfd^lanb  in  einigen  bebeutungSlofen  S&^en 
abgefunben  l^at,  öon  benen  nur  l^erDorjul^eben  ift,  bafe  er  in 


')  Stendhal  (Henry  Beyle),  Correspondance  in^dite,  I,  77. 

-)  X.  Marmier,  Pr^face  de  TAllemagne,  tt)ieberabQebruc!t  in  ber  9tid* 
gäbe  öon  Charpentier,  Paris,  1886.  S)ic  S3üd^er,  bie  er  nennt,  flnb 
Cousin,  ^l^ilofopl^iWc  ©d^riften;  Barchou  de  Penhoön,  Philosophie 
allemande;  Saint-Marc  Girardin,  Notices  litt,  et  pol.;  Lerminier, 
Au  delä  du  Rhin;  Edgar  Quinet,  Allemagne  et  Italie. 


S)ic  gvnnjofcn  auf  baS  S3ud^  nic^t  öorbcreitet.  385 

ben  legten  Seiten  beSfelben   ben  SBiberl&all  ber  SBerebfamfeit 
finbet,  weld^e  bie  ^nf)öxa  t)on  %xa\x  öon  @tael  l^inrife. 

Söäl^renb  man  jt^  in  S^ranfreid^  erft  in  ber  SSelt  jured^t 
gu  finben  l^atte,  bie  ba§  SSud)  erfc^lofe,  getuäl^rtc  eö  ben  ©eufe 
fd^en  baS  fubtilere  SSetgnügen,  bie  2lrt  feineö  ßntftel^enö  t)om 
Seitpunft  an  ju  verfolgen,  too  baS  Söerf  öon  SSitterö  über  Äant 
ben  erften  Smpulö  gab. 

3n  mand)er  Segiel^ung  l^at  bie  SBerfafferin  felbft  Sluffc^lufe 
barüber  gegeben  iinb  angebeutet,  ba^  fte  Seffing,  SBlnfelmann 
unb  Berber  nid^t  tt)eniger  aufmerffam  aU  bie  ^Koralpl^ilofopl^en 
unb  bie  @rjeugniffe  ber  SRomantil  gelefen  l^atte.  Unter  ben 
@d)riften,  bie  jte  befonberö  anregten,  nennt  jte  ©exilier'«  Slbl^anb* 
lung  „Ueber  naiüe  unb  fentimentaUfdt)e  ®id)tung\  unb  SBill^elm 
Don  ^umboIbt'S  äftlietifd^e  5ßerfud)e,  bie  er  1802  im  Magasin 
encyclopedique  franjöfifd^  bearbeitet  l)erau§gab  unb  bie  il^r  in 
biefer  ©eftalt  befannt  fein  mod^ten,  in  ber  jie  unter  ben  an- 
forberungen,  meldte  bie  frangöftfd)e  @))rad^e  (teilt,  an  Älarl^eit 
gewonnen  l^atten.  33on  beutfd^en  ^iftorifern  laö  man  in  Soppet 
Dor  aUem  2ol|anne§  öon  3KüDer,  ^eeren'ö  gbeen  über  ^olitif 
unb  ^anbel  ber  alten  SBelt,  unb  bie  beutfd^e  ®efd)idE)te  öon 
SKaöfott),  bie  Don  griebrid)  bem  ©rofeen  „unter  allen  am  n)e= 
nigften  fef)lerl)aft"  genannt  tt)orben  mar.  S^itgenöfjtfd^e  Sleufee- 
rungen  über  bie  beutfd^e  Siteratur  mie  unter  anbern  Slbam 
3Rüaef§  SSorlefungen  t)on  1807  ^at  fte,  unb  mo^l  mit  3ied)t, 
nid^t  berücfftd^tigt;  (te  l^ätten  if)r  menig  geboten.  (Singeine  3üge 
ftnb  auf  ©efpräd^e  mit  greunben  gurücfjufü^ren.  @o  gebrandet 
fie  in  Segug  auf  ®oetl)e'ö  ßugenie  ben  Slu^brudf  „marmorfalt 
unb  mannorglatt",  ber  öon  Sl^erefe  «O^^ne'ö  ©atten  §uber,  ben 
jie  fannte,  entlel)nt  ift.  ^m  ^ccpikl  über  bm  ©t^I  l^ebt  jte 
l^erüor,  mie  fef)r  bie  beutfc^e  @prad)e  baburd)  an  Sebenbigfeit 
geminne,  bafe  jte  33erbalformen  fubftantiuifd^  gebraud^en  unb 
jagen  fönne,  ba§  Sieben,  ba§  9Bollen,  u.  f.  m.;  mir  miffen 
burd)  Söttiger,  ba^  @d){Iler  e§  mar,  ber  jte  barauf  aufmerffam 
gemad^t  l^atte.    SBenn  grau  öon  Stael  bemerft,  ba^  bie  beutfc^e 

Slennerl&affett,  grau  toon©la6l.  III.  25 


386  Stnbeutunöen  über  bic  5lrt  unb  SBetfe  feine«  ©ntpel^en«. 

Sltcratur  niemals  einen  3Wittel|)unft  ober  bie  ^ülfe  be§  Staates 
gefunben  l^abe,  unb  eben  biefer  SBereinfamung  unb  Selbftänbig^ 
feit  if)re  Originalität  unb  il^re  ©nergie  öerbanJc,  fo  bcflnbet  fte 
jtd)  barin  in  Uebereinftimmung  mit  Äönig  Stiebrid^.  Site 
^lirabeau  il)n  fragte,  warum  er,  ©eutjd^IanbS  ßdfar,  nic^t 
aud^  ber  äuguftuS  feiner  Siteratur  l^abe  werben  woDen,  ant* 
wortete  ber  Äönig:  „Sie  miffen  nid)t,  »aS  Sic  fagen!  3nbem 
td^  ba§  ©eifte^leben  ber  2)eutfci^en  feine  eigenen  SBege  gelten 
lie§,  l^abe  id^  il^nen  mel^r  gegeben,  alö  menn  id^  iJ^nen  eine  Sitc»= 
ratur  gemad^t  ptte"  ^). 

2lm  näd^ften  lag  e§,  ben  Sött)enantl)eil  am  Sttfianbcfommen 
be§  aSud^S  über  ©euifd^lanb  ben  SBrfibem  @d[)legel,  unb  in«^ 
befonbere  bem  lang|äl^rigen  ^auögenoffen  t)on  (Soppet,  Sluguft 
Söillielm  gugufd^reiben.  äud^  ol)ne  baS  S^ugnife  ber  SKitlcben- 
ben  Derweift  benn  aud)  bie  ganje  Äompofttion  beS  Sud^g  barauf, 
ba^  feine  äftl^etifd)en  unb  pf)iIofop]^ifd^en  ^Probleme,  wie  über* 
l^aupt  alle  ©d)riften  öon  grau  Don  ©taöl,  burd^gefprod^en  mtb 
münblidE)  biöfutirt  worben  ftnb,  beöor  fie  biefelben  gu  Rapier 
brad)tc.  ®al)er  ber  oft  lofe  ßwf^^w^n'^öitfli  bie  elngcftreuten 
aSemerfungen  gu  ®unften  t)on  befreunbeten  ^erfonen,  bie  un« 
vermittelten  Uebergänge  unb  guweilen  femliegenben  ßpifoben. 
6in  Äenner  wie  ©d^legel  mad^te  bie  fdiwerfSHigen  Sompenbien, 
bie  Äüttner  unb  Äod^  entbe^rlid),  weld^e  bie  Äiteraturgefd^ic^ten 
erfe^en  mußten  2)  unb  in  meldten  gtau  t)on  ©taßl  ftd^  wol^l 
niemals  jured^t  gefunben  ptte.  SBielfad)  l^aben  il^r  feine  in 
ber  „®uropa"  abgebrudEten  3Sorlefungen  von  1802  für  Wc  8Db* 
fdjnitte  über  Äunft  unb  3Biffenfd)aft  genügt,  ©ic  SSorlefungen 
über  bramatifd)e  Äunft  übten  auf  fte  eine  SBirhing  au8,  bic  flc 
felbft  überrafd^te,  benn  fte  l)atte  il^n  bis  bal^in  nie  in  ber 
Deffentlidt)feit  fpred^en  l^ören  unb  würbe  öon   feinem  SÜebner« 


')  S.  ^ä  uff  er,  &t\ä)xä^tt  ber  franaOfifci^eit  Süebolution,  l^eratiflgegeben  Don 
2ö.  Dnden,  SBerlin,  I8G5,  104—105. 

2)  Ä.  31.  i^üttner,  ei;ara!tere  beutfd^er  ©id&ter  unb  ^fdftett.  Stoi^, 
©onpenbium  ber  beutfd^en  fiiteraturgefd^ic^te,  1798. 


^ntt)til  bon  81.  2Ö.  ©c^Iegel  baron.  387 

talent  l)ingeriffen.  Sflid^t  weniger  »irlte  auf  ftc  bie  gciftreid^e 
Originalität  unb  ©cbanfenfüDe  Don  ^ricbrid^  @d)legel,  bcffcn 
„(Scfd)id^tc  ber  ^oefte  ber  ©ried^en  unb  SRömcr''  jie  mit  bem 
wärmften  ßob  nennt  ^).  Sn  ber  S3eurtl)eilung  literarifd^er  S)inge 
ging  jte  aber  bod^  if)re  eigenen  SBege.  ®ie  öortreffIid)en  3[uf= 
fä^e  öon  Snebrid)  ©d^legel  über  Salobi'ö  ,,3Bolbemar"  unb 
®oet{)e'§  „3Bilf)eIm  5Wei[ter\  bie  t)on  Sluguft  Sßil^elm  über 
aSürger  unb  über  ,,^ermann  unb  ©orotl)ea"  l^at  jie  gefannt, 
unb  bie  DerftänbnifeDoUe  SEiefc  biefer  Äritif  in  ber  übrigen  nic^t 
erreid^t.  Slber  nid^t  immer  gum  ©d^aben  be§  ©anjen  ift  i^r 
©efammturtl^eil  felbftänbig  geblieben.  S"  ba§  romanti[d^e  Sonb 
ift  jte  if)ren  §reunben  nur  mit  bebingtcr  Swftimmung  gefolgt 
unb  il)re  perfönlid^en  Slntipatl^ien  l^at  Pe  niä)t  getl^eilt.  @o 
tl^at  e§  ilirer  SSemunberung  für  ©d^iHer  leinen  ©intrag,  bafe  pe 
bie  flare  ©d^önl^eit  ber  S^rif  Don  9looaliö  mitempfanb  unb  beffen 
unoergefelid^er  Sluöfprudt):  „TOan  fann  nur  »erben,  infofem  man 
fd^on  ift",  gilt  gerabe  öon  il^ren  a5egiel)ungen  gu  31.  3B.  @d)legel. 
Sn  biefem  @inn  finb  fte  benn  aud)  oon  ben  3^Wgenoffen 
ate  SBed^fetoirfung  gwifd^en  il^nen  beiben  aufgefaßt  morben,  bei 
tt)eld)er  ber  geiftige  ©ewinn  nid)t  lebiglid^  ber  ^rau  t)on  ©tael 
gufiel.  3^r  lourbe  bie  SBanblung  gugefd^rleben,  bie  jid)  in 
@d)legerg,  oom  aWärg  1806  auö  ®enf  batirten  SBrief  an  ^ouque 
unb  mit  ben  SBorten  au^fprad),  bie  Qdt,  mit  poetifdjen  ^l^an^ 
tafien  gu  fpielen,  fei  oorüber;  e§  bebürfe  nunmel)r  einer  cner^ 
gifd^en,  patriotifd)en  ^oefte,  unb  an  bie  Stelle  beö  ©id^tenö 
muffe  bie  SSerebfamfeit  treten*^).  S)ie  alten  %vmn\>t,  aU  jie 
31.  SB.  ©d^legel  nad)  mel^rjäliriger  Slbtt)efenl)eit  tt)ieberfa]^en, 
fanben  il^n  f el^r  gu  feinem  SSortl^eil  oeränbert.  25ereit§  in  SRom 
l^atte  22Bill)elm  oon  ^umbolbt  il^n  „oiel  milber"  genannt;  @en^ 
begeid^nete  H)n  al§  „fel^r  fultiöirt,  gefellig,  gef|)rädE)ig,  gett)anbt" 


')  Madame   de   Stael,   De  PAllemagne,  3^me  partie,  Chap.  XXXI. 

2)  3.   SRinor,    g.   ©d^leöel'S   profai^c   3ugcnbf(^nften,    II,    72,    165. 
8t.  SB.  ©d^lcöcl,  ^HWc  ©d^riftcn,  I,  34,  II,  1. 

3)  2Ö.  ^el^n,  ©cbanfcn  über  @ottt)t,  127. 

25* 


388  &ottht  unb  „De  rAllema^e'. 

getoorben;  SSielanb  fd)rieb,  auf  bie  Urtl^eile  Doit  §rau  oon 
©tael  über  bie  beutfc^e  Siteratur,  unb  bte  Männer,  bic  pd^  feit 
ffinfitg  ^aijvm  in  berfelben  am  meiften  l^ertjortl^atcn,  fc^etne 
91.  SS.  Schlegel  menig  ober  feinen  Sinfiu^  gel^abt  gu  l^aben. 
^üQtQm  l^cbt  Henriette  ^erj  l^erbor,  wie  ?l.  SB.  @d^legel  nw^ 
renb  ber  Saläre  beö  SwfammenfeinS  mit  fjrau  öon  Stael  fein 
aSefteö  geleiftet  ^abe^). 

atö  9iiebiil)r  baö  35ud^  über  ©eutfd^lanb  jum  erflen  SKal 
jur  ^anb  nal^m,  äußerte  er  übereinjiimmenb  bamit:  „®ie  Sta^ 
pitel  über  &oett)t,  9lorbbeutfci^lanb,  SBien,  ftnb  auSgcgeid^net 
öortrefftic^  unb  felbft  bie  großen  Sci^lgriffe  unb  SSerfel^en  bei 
einzelnen  9lotijen  bereifen,  baß  bag  SSud^  nid^tS  weniger  ate 
(Sd)legeln  in  t()rem  Flamen  angel^ört.  @r  famt  t&  ntc^t  einmal 
Dor  bem  S)ru(f  burdigefel^en  l^aben.  SSon  ©oetl^c  rebet  fte  mit 
einem  getoaltigen  SRefpeft  unb  äufeerft  feintreffenb;  meld^ed  il^rer 
Äa:padtät  betounberungSmürbige  6l^re  madöt"  %  Sieben  bem  be* 
reit^  angefül)rten  Urtl^eil  oon  ®oetf)e  felbft  in  ben  Ännalen  liegt 
nod)  ein  anbereö  im  Särief  an  %xavL  öon  @(rottl^ug  Dor,  ba8 
Dont  SBerf  ber  g^rau  Don  @tael  atö  bon  einer  mol^lbereiteten 
geiftigen  ©peife  fprid^t.  „Sie  l^aben  eö  felbft  gclefen^,  fd^rcibt 
er,  ,,unb  eö  bebarf  meiner  ©mpfel^lung  nid^t.  gd^  tannte  etnen 
großen  %i)ül  berfelben  im  3Jlanuffript,  lefe  e8  aber  immer  mit 
neuem  Slntl^eil.  2)a§  S3ud^  mad)t  auf  bie  angenel^mfle  SBeife 
benfcn,  unb  man  ftel)t  mit  ber  SBerfafferin  niemal«  im  SSibet^ 
fprud^,  toenn  man  au^  nid^t  immer  gerabe  i^rer  SReinung  ifl. 
Sllle^,  toa§  jte  bon  ber  ^arifer  ©ocietät  rül^mt,  fann  man  »ol^l 
bon  il^rem  SBcrf  fagen.  9Jian  fann  baS  munberbare  Sefd^idt 
biefeö  SSud^eö  tt)ol)l  aud)  unter  bie  merfmürbigen  Sreigtti^e 
biefer  Qdt  red^nen.  S)ic  frangöjifdje  ^oligei,  einfid^tig  genug, 
bafe  ein  5Iöerf  wie  biefeö  ba§  Sutraucn  ber  ffieutfd^en  auf  fid^ 
felbft  erl)öl^en  muffe,  lafet  e§   wei^lid)  einftampf en ;    gerettete 

')  3.  5ö^ft,  ^.  «Öei-j,  35r  Öcöen  unb  il^rc  ertnnerungen,  307. 
2)  ^.  dlxthuf)x,    Öcbeiiönad^rtd^ten,  I,  r)79.    SWebul&t  an   Dr.   ^enMer, 
SBcttin,  25.  Sanuar  1814. 


®oc%  unb  „De  rAllemagne".  389 

ej:cni|)lare  fd)lafen,  to&ljxmb  bk  ©eutfd)en  aufn)ad)en,  unb  pd), 
ol^ne  eine  foIcf)e  geiftigc  anregung,  retten,  gn  bem  gegen* 
»artigen  SlugenblidE  tl^ut  ba§  SBud^  einen  tounberfamen  ©ffeft. 
SBäre  e§  frül^er  bagewefen,  fo  l)ätte  man  il)m  einen  ©nflufe 
auf  bie  näd^ften  großen  ©reigniffe  jugefd)rieben,  nun  liegt  eS 
ba  wie  eine  fpät  entbecfte  SBeiffagung  unb  Slnforberung  an  ba§ 
©d^icffal,  ja  eö  Hingt,  aU  wenn  e^  t}or  Dielen  3^l)ren  ge= 
f(i)rieben  wäre.  ®ie  S)eutfd)en  werben  jtd^  barin  faum  wieber 
erfennen,  aber  pe  finben  baran  ben  pdierften  ^Kafeftcib  be§  um 
gel^euren  ©d^ritteö,  ben  jte  getl)an  l^aben.  9!Äöci^ten  pe  bei 
biefem  Slnlafe  il^re  @elb[terfenntni§  erweitern,  unb  ben  g weiten 
großen  ©d^ritt  tl)un,  il^re  aSerbienfte  wed)felfeitig  anguerfennen, 
in  SBipenfd^aft  unb  Äunft  nid^t  wie  biö^er  einanber  ewig 
wiberftrebenb,  enblic^  aud^  gemeinfam  wirfen,  unb,  wie  je^t  bie 
au^länbifd^e  @f(at)erei,  fo  andj  ben  innem  ^arteipnn  il^rer 
neibifd^en  8l|)prel^enponen  unter  einanber  bepegen,  bann  würbe 
fein  mitlebenbe§  SBolf  il^nen  gleich  genannt  werben  fönnen"^). 
SReinl^arb  war  ber  Ueberfenber  be§  aRanuffripteS,  öon  bem 
in  biefem  Sriefe  bie  Siebe  ift,  gewe[en.  @r  l^atte  ba^felbe,  „ein 
gragment  be§  Suä)§  über  ®eutfdE)lanb",  wie  er  eS  nennt,  wol^l 
t)on  33eniamin  ßonftant  ober  SBiUerö  erl)alten,  unb  @oetl)e  frf)rieb 
an  SRein^arb  gurüdf:  „©a  irf)  mic^  felbft  jiemlid^  gu  fennen 
glaube,  fo  pnbe  id^  einige  red)t  gute  Sl|)er?uö  barin,  unb  fann 
eö  um  fo  mel^r  nu^en,  alö  pe  mir  ba§  alles,  unb  gwar  nod) 
berber  unb  lebhafter  in§  ®epdE)t  gefagt  l^at''^).  an  ^einrid^ 
SRe^er,  ber  baS  ^Jragment  ebenfalls  mitgetl^eilt  erl^alten  l^atte, 
fd^rieb  ©oetl^e,  alö  ba§  33ud^  in  ®eutfd|lanb  erfc^ien,  man  er=» 
l^alte  e§  lieftweife,  wal^rfd^einlid)  um  ben  l^ol^en  ^reiö  gu  Der*» 


')  ^axnf)aQtn  öon  ©nfc,  ©cnftoütbigfcitcn  unb  öermifd^tc  Schriften, 
IV,  237,  grau  bon  ©rottl^ufe  unb  grau  bon  ©Abenberg,  ©octl^c  an  grau  bon 
&xot^u%  17.  gebr.  1814.  Ucbcrctnftimmcnb  bamit  an  ©räftn  £)'S)onnclI, 
S3ricfe,  l^erauSgegcbcn  bon  SR.  SGßcmcr,  114. 

»)  ©oetl^e  unb  Sflcinl^arb,  S3rieftt)e*fcl,  121,  6.  SJcsembct  1811,  122, 
13.  gebruor  1812. 


390  einbrücfe  in  2)eutfd^Ianb. 

bcdfen  unb  beu  5?ad)brud  gu  erf d^wcren ;  ba«  @(Qnje  fei  ben 
Sl^eilen  gleid),  bic  ftc  bcibc  im  Wamiffript  gclcfcn. 

@iner  ber  bcftcn  Äeuncr  ber  curopäifd^cn  Sitcraturcn,  ^ro- 
feffor  SBernai)^,  bcm  aiid^  baS  anfct)cincnb  ©cringfflgigc  irid^t 
wertl^loö  erfd)cint,  l^at  uac^gcwiefen  wie  ©oetl^c  gweimal,  unb 
}war  in  ben  (Sprüchen  in  $rofa,  burd)  ©teilen  aud  »De  Alle- 
magnec  angeregt  ttjorben  ift.  ©a§  erfte  5JÄal  ba,  wo  er  fagt: 
»Mythologie  —  Luxe  de  Croyance.c  S)ie  ©teile  bei  Srou 
t)on  @tQel,  bie  ber  Unifd^reibung  gu  ©runbe  liegt,  finbet  ftd^  in 
il^rer  Sefpred^ung  tion  SBürger'ö  Seonore.  Sie  äu&ert  mit  Se* 
gug  auf  ba^  @ebid^t,  ber  Slberglaube  eined  äSolfeiS  Derrotl^ 
ftet§  eine  gewiffe  2lel^nUd)feit  unb  aSerwanbtfd^aft  mit  ber  l^rr» 
fd)enben  3fleligion,  bie  il^n  befäntpft,  unb  fäl^rt  barni  fort: 
»G'est  un  luxe  de  croyance  qui  s'attache  d'ordinaire  ä  la 
religion  comme  ä  l'histoirec  i).  gin  anbereS  2Ral  fd^reibt 
©oetl^e:  „@ö  gibt  im  5IRenfd)en  aud^  ein  ©ienenmoUenbeö,  böiger 
bie  ßl^eöalerie  ber  fjrangofen  eine  Seröage."  ^ier  greift  er 
auf  bie  @d^ilberung  gurücf,  bie  grau  bon  @taöl  bei  Sefpred^ung 
üon  „2Karia  Stuart"  Dom  23erpltnife  gwifd^en  Äönigin  @lifa» 
betl)  unb  il^ren  ^ofleuten  gibt:  »Les  courtisans  aussi  ont, 
avec  une  reine,  un  genre  de  bassesse  qui  tient  de  la  ga- 
lanterie,  Ils  veulent  se  persuader  qu'ils  Taiment  pour  lui 
obeir  plus  noblement  et  cacher  la  crainte  servile  d'un  siget 
sous  le  servage  d'un  Chevalier«'-).  @g  war  bemnad^  feine 
blofee  3flebenöart  gewefen,  wenn  ®oetl^e  in  einem  S3rief  an  ^einrid^ 
SKe^er  gejagt  l^atte,  ba^  33uc^  t)on  ^Jrau  bon  ©taä  nötl^igc 
burd)  feinen  gebrängten  Snl^alt  immerfort  gu  benfen.  „Sie  l^t 
jtd)  eine  unglaublid)e  3Rül^e  gegeben,  hm  Segriff  bon  unS 
S)eutfd)en  aufgufaffen,  unb  jte  Derbient  beöl^alb  um  fo  mel^r 
Sob,  aB  man  wol)l  fte^t,  bafe  jte  ben  @to}f  ber  Unterl^altung 


1)  Madame  de  Stacl,  De  rAllemagne,  2de  partie,  Ghap.  XIII. 

2)  ebcnbafclbft,   2de   partie,  Chap.  XVIII.    3Ki*acI  »crno^«  WS^ 
ctUtn,  ©octl^cSal^rbucS,  1885,  336-337. 


SBtrfung  bei»  ^u6i&  auf  ba&  ^udlanb.  39I 

mit  üorjügIid)en  3Rännertt  burdigefprod^cn,  Slnjtcl^t  unb  Urtl)eil 
bagcgen  jtd^  felbft  gu  banfen  l^at." 

2Bie  weitig  bebeuten  nad^  einer  foldien  3ltterfcnnung  bie 
jpottenben  Slu^laffungen  t)on  ®en^,  bie  tDi^lofen  @d^erje  t)on 
Slal^el  gegen  „bie  blinbe  §enne,  bie  unmuftfalifd^e,  a]^nbung§= 
loje  grau",  bie  bann  SBarnl^agen  nod)  einmal  üerbünnt  gu  Sage 
förbert,  um  jte  fpätcr  wieber  jurüd junelimen,  weil  am  ßnbe 
boäi  anö)  er  einfal^,  ba§  e§  nid^t  bie  literärifc^e  33ebeutung  be§ 
SBud^eS  war,  bie  ben  Slu^fd^Iag  gab^).  3Siel  frül^er  l)atte  ba^ 
ber  alte  Änebel  erfannt.  „SiBenn  jebeö  Sud)  gut  ift,  ba^  um 
bcffer  mad^t",  fd)reibt  er,  „fo  l^at  baS  SBud^  üon  %xau  t)on 
@tael  t)or  fo  üielen  anbern  ben  SBorjug"^).  Unb  in  biefem 
©inn  l^at  e^  benn  aud^  bie  öorgefe^te  SRifjton  erfüllt.  SBenige 
3a]^re  nad^  feinem  6rfd)einen  fd^rieb  SBonftetten,  eö  l^abe  eine 
3lrt  t)on  3fleöolution  in  ben  Sbeen  ber  ©enfer  l^erdorgerufen; 
fte  woHtcn  nun  aUe  beutfd^  lernen^).  3lfö  man  über  bem 
Djean  anfing,  ftd)  mit  ©oetl^e  ju  befd^äftigen,  ging  ber  SBeg 
ju  il^m  burd^  bie  @d^ilberungen  t)on  grau  t)on  @tael,  unb 
nid^t  minber  bezeugen  bie  5ßolen,  ba§  aud)  für  fie  ber  3lnftofe 
t)on  il^r  fam*).  ®er  Slmerifaner  2:idnor  erjä^lt,  wie  bie  erfte 
Äunbe  t)on  ®eutfd)lanb  il^m  burd)  grau  üon  ©tael  gebrad^t 
würbe  ^),  unb  ber  ©nglänber  @ir  3ame§  Warfintofl^  nannte  il^r 
SBerf  baS  männlid)fte,  ba§  bi^  bal^in  üon  einer  grau  gefdjrieben 
worben  fei.  3n  ber  feit  1802  gegrünbeten  Edinburgh  Review 
würbe  biefe^  £ob  nod^  überboten.    ®ie  gebruamummer  Don 


')  @.  ©d^Icfier,  g.  b.  ©cn^  S3riefc  unb  bcrtroute  S3Wttcr,  176,  ort 
Sflal^cl,  SCßicn,  15.  ^uni  1814.  SBrieftoedjfel  jiDifc^cn  fiidf)cl  unb  SBornJagen, 
aus  bcffen  SRad^IaS,  III,  369,  IV,  5,  13.  SSarnl^agcn,  ©cnfttjürbigfeitcn, 
VI,  138. 

2)  Ä^ncbel,  ßiteröriWcr  ««ad^laj,  III,  89,  an  i^analcr  öon  SKütter, 
31.  3Jloi  1824. 

8)  »onftcttcn,  «Briefe  an  SKatt^iffon,  I,  49,  222. 

*)  4>oratio  SBl&itc,  ©oetl^e  in  STmetifa.  ©oet^e^Sa^rbud^,  1884,  222. 
©oet^c  in  ^olen,  1887,  313. 

*)  G.  Ticknor,  Life,  Letters  and  Journals,  I,  9. 


392  ^^ine  33eurt]^ei(ung  in  Chiglanb. 

1813  l^attc  eine  lange  unb  ciiigcl^cubc  Sejpred)unfl  bcS  Sud)§ 
über  bie  giteratur,  baö  1812  in  englifd)er  Uebeifc^ung  crfd^icn, 
mit  ben  SBorten  eingeleitet,  grau  üon  ©taäl  fei  ol^ne  aUcn 
ßioeifel  bie  größte  ©d^riftfieHerin  il^rer  Sage.  S>er  SSerfaffer 
biefeö  Slrtifelö  war  3effre^,  ber  erfte  Äritifer  feiner  S^it,  beffen 
gefürd^tete  S^ber  bie  literärifd)e  Serül^intl^eit  gab  unb  nal^m. 
3m  Dftober  liefe  @ir  "^aine^  SKadfintofl^  einen  eingcl^en* 
ben  Serid^t  über  »De  TAllemagnec  folgen.  SJor  brdfeig 
Salären,  Reifet  e§  in  bemfelben,  üerftanben  aller  SBal^rfd^einlid^* 
feit  nad)  in  Sonbon,  wo  eine  beutfd^e  ©^naftie  regierte, 
cbenfouiele  ^erfonen  perjifd^  wie  beutfd).  35ie  SRamen  \)tm 
@d)iner  unb  ©oetl^e  genügten  nid^t,  bie  Unfenntnife  auf  ber 
einen  Seite  unb  auf  ber  anbern  ba^  Sßonirtl^eil  ju  bamten, 
weld)eö  bie  bcutfd^e  Siteratur  al§  im  Sunbe  mit  ber  unglöubigen 
^l^ilofopl^ie  unb  ber  reoolutionären  ^olitif  ber  S^angofen  branb» 
marfte.  9Kit  ffieifaH  wirb,  l^ierauf  ber  t)on  %xau  üon  @tael 
angeftcHte  SBergleid)  jwifd^en  englifd^er  unb  beutfd^er  ©tmieöart 
erwäl)nt.  2)ie  ^l^ilofopl^ie  ber  gnglänber  fe^e  pd^  praftifd^e, 
bem  menfd)lid)en  2GBol^lergel^en  gu  ®ute  lommenbe  Swedfe,  ben 
®eutfd)en  fei  e§  um  bie  abftrafte  SBal^rl^eit  ju  tl^un:  „fie  ge* 
fallen  ftd)  im  gbeal,  weil  nid)t§  in  ber  jte  umgebenbeit  SBirfli^ 
feit  JU  il^rer  ©inbilbungöfraft  fprid)t  .  .  .  pe  pnb  unabl^öngiger, 
weil  pe  weniger  frei  pnb'';  bie  ßnglänber  bagegen  pnb  ftolj 
auf  ba^,  toa^  pe  l^aben,  waö  pe  pnb,  waö  pe  nod^  werben 
f önnen ;  pe  f orbern  Uebereinftimmung  jwifd^en  il^ren  ^anblungen 
unb  i^ren  ©runbfä^en,  bei  aller  Originalität  be§  ßl^arafterS 
l)aben  pe  eine  gewiffe  @d)eu  öor  neuen  ©^ftemen;  pe  Pub  ein 
weifet  33olf ;  pe  l^aben  nid^t,  wie  bie  ®eutfd)en,  üon  ber  gtei^eit 
geträumt,  fonberu  pe  gewonnen,  dagegen  fielet  baS  bcutfd^e 
Äunftibeal  ben  ©uglänbern  oiel  naiver  aU  bm  Sranjofcn,  benn 
aud)  i^r  ®eniu^  ift  oiel  me^r  gotl)ifd)  aliS  flafpfd^  unb  bewal^rt 
ein  burd^  bm  religiö[en  Sbealiömu^  üerflärte^,  romantifd^eS 
unb  ritterlidie^  Sbeal.  SKilton  l)at  Älopftod  begeipert;  bie 
englifd)e  ^ß^ilofopl^ie  ^at  in  ©eutfd^lanb  feine  geringere  SC^eil« 


S3erü]ÖrimgS|)unfte  mit  ber  cttgltfd^en  Sflomonttl.  393 

nal^mc  alö  unter  \>m  ©nglänbem  gcfunbcn.  Sin  pe  crgcl^t  mit 
bcm  a3ud(  don  Stau  üon  @tael  bie  erneute  Slufforberung,  pd( 
mel^r  atö  e§  bisl^er  gcfd)a]^,  in  ber  beutfd^en  ©ebarifenioelt  ju« 
rcd^t  ju  finben^).  %üx  bie  junge  englifd^e  35id^terf(I)ule  fam 
ber  SRatl^  gu  fpät ,  benn  pe  war  bereite  mit  beutfcf)en  3SorbiIbem 
üertraut.  SBal^renb  Scott  Sürger'fd)e  SaUaben  unb  ben  ®ö| 
fiberfe^te  unb  auf  biefem  poetif(t)en  ©runbe  bie  fdiottifd^e  9io« 
mantif  pd)  erl)ob,  jogen  SBorb^mortl^  unb  (Soleribge,  bie  feit 
1797  ^reunbe  geworben  waren,  gur  poetifd^en  ^Igerfal^rt  nad^ 
©eutf(I)lanb,  wo  pe  Äloppodf  befud^tcn,  ßoleribge  ^\U  unb 
9!)titteIl)od^beutf(I),  §an^  .©ad)^  unb  bie  aSeifterfänger  fennen 
lernte,  ^ant  Pubierte  unb  ben  „SEBaHenftein"  meifterl^aft  über« 
fe^te.  9lad^  il^rer  SRüdfel^r  würben  beibe  S^reunbe  mit  ©outl^e^ 
bie  Segrünber  ber  @eefd)ule,  bie  ber  englifd^en  Sflomantif  ia^ 
©epräge  ber  poetifd)en  Slaturbetrad^tung  unb  eineö  geläuterten 
greil^eitfultu^  gab,  bem  bie  Sl^eorien  be§  SBuc^S  über  ©eutfd^« 
lanb  fgmpatl^ifd^  entgegenfamen. 

Unter  bem  ©inbrudf  einer  erPen  geftüre  fd^rieb  ber  bamalö 
fünfunbjwanjigjäl^rige  Sorb  S^ron:  „6^  pnb  jd)öne  ©teUen 
barin,  unb  wa§  [onp  ip  ein  Sud)  ober  üielmel^r  }ebe§  SBud^, 
wenn  nid)t  eine  SBüpenei  mit  Fontänen  unb  einigem  gaub^  unb 
a8ufd)werf  gur  dta\t  naij  ben  fflefd^werben  ber  Stagereife.  ®e* 
wife,  wa§  un§  bei  SKabame  täufd^t  unb  fel^nfüd)tig  anlodft,  ip 
ber  fül^lenbe  ©trom,  ber  in  ber  $ftäl)e  befe^en,  als  Suftfpiegelung 
(critice  Sßerbiage)  pd)  erweip.  Slber  am  @nbe  fommen  wir 
bod^  JU  etwas,  baS  bem  Sempel  beS  Jupiter  Slmmon  gleid^t, 
unb  ber  Debe,  bie  bal^in  fül^rte,  erinnern  wir  uns  nur,  um 
uns  beS  ÄontraPeS  gu  freuen''  ^). 

SereitS  am  Sag  nad)  il^rer  änfunp  in  Sonbon,  am 
22.  3wni,  l^atte  g^rau  üon  ©tael  bei  einem  äbenbempfang  oon 
Sab^  ScrfeQ  ben,®id)ter  begegnet,  mit  weld^em  pe  am  näd)ftcn 


')  EdiDburgh   Review,  Oct.    1813.    De  l'Allemagne,  par  Madame  de 

Stael. 

2)  Th.  Moore,  Lord  Byron,  Letters,  etc.,  202,  Nov.  1813. 


394  Uttlbeil  t>on  V!oTb  »^toit. 

Saß  in  ®cfenfct)aft  üon  S^criban,  SBI^ltbrcab,  (Srattan  unb 
beut  ^arquii^  Dou  äauSbomne  ein  S)rner  bei  @ir  ^umpl^re^ 
unb  SabQ  S)at)t)  mitmad)te,  bie  ftd)  tuäl^renb  eineiS  älufentl^altö 
in  ®enf  mit  il^r  befreuubet  l^atten.  S3i)rott,  obmol^l  er  eingeftanb, 
bafe  bie  2lu^tt)al^l  ber  ©efeHfci^aft  eine  unfibertrefflid^c  gcwefen 
fei,  war  fcf)le(i^ter  Saune.  ,,@ie  ift  fel^r  üeränbert",  fd^rieb  er 
an  3:1^.  SRoore,  „ftc  ift  für  ben  ßorb  üon  g^rael  unb  für  ben 
Sorb  oon  ßiöerpool,  ein  niebrigeö  ©entifd)  t)on  SRctl^obifi  unb 
2^or^,  fprid^t  nur  üon  grömmigfeit  unb  bem  SRinifterlum,  unb 
red^net,  benfe  id^,  barauf,  bafe  ®ott  unb  bie  Sftegierung  il^r  gu 
einer  ^enpon  üerl^elfen  werben '^  ....  ,,@ie  l^at  einen  6ffaQ 
gegen  ben  @elb[tniorb  gefd)rieben,  ber  wol^l  Semanbcn  baju 
üeranlaffen  wirb,  pd^  ju  erfd^iefeen"  ....  „^ä)  fott  fed^gig 
SJieilen  reifen,  um  grau  t)on  ©tael  gu  feigen",  fc^rieb  er  einige 
3eit  barauf,  „iä),  ber  id^  einmal  beren  breitaufenb  gurfidlegte, 
um  unter  fd)tt)eigfame  geute  gu  fommen,  wäl^rcnb  biefe  ®ame 
Oftaübänbe  fc^reibt  unb  golioö  fpric^f'  i). 

Später,  1821  in  SRaöenna,  lam  S^ron  in  fcl^r  üerfd^iebener 
Stimmung  auf  biefe  Sleufeerungen  gurudf  unb  bemerfte,  ber 
Sobten  gebenfenb:  „Selbft  im  gewöl^nlid^en  Seben  wäre  t& 
traurig  genug,  fagen  gu  muffen,  bafe  bie  brei  bebeutcnbften 
©äfte  unferer  bamaligen  SifdigefeUfd^aft  in  i^ren  ©räbem  liegen, 
gugleid^  mit  il^r,  bie  fte  begegnete,  unb  mit  il^m,  ber  bie  grofee 
Urfad^e  biefer  Begegnung  (in  ©nglanb  wenigftenS)  war.  ttnb 
bod)  ift  eö  erft  furge  fteben  Saläre  l^er,  unb  Äeineä  üon  il^nen 
war  bejal^rt;  fo  bafe  e§  nid)t  nur  traurig,  fonbem  fcierlid^  emjt 
ift,  il^re  Flamen  gu  nennen,  benn  fte  fagen  unö  wie  üergänglid^ 
fte  in  i^rer  ©röfee  waren,  unb  wie  wir,  bie  fte  überleben,  üottenb« 
in  5lid)t§  gerfaHen.  SBom  „@^mpopon''  biefer  ie|t  ttnfterblid^en 
weife  xij  ni(^t  weniger,  alö  id)  fottte,  gu  fagen.  SBer  l^ätte  ie» 
malö  bie  Erinnerung  an  genoffenen  iJreuben  ganj  unb  t>dtU 
ftänbig   bewal^rt?    S)er  ©efammteinbrud  bleibt,  bie  etngelnen 


»)  Th.  Moore,  Lord  Byron,  Letters,  etc.,  187,  188,  200. 


Urtl^cU  bon  Sorb  93^ron.  395 

Söne  jtnb  abgeblaßt,  ©aju  war  id^  nod)  gu  jung  unb  leiben^ 
fd^aftUd),  um  meiner  Umgebung  üöllig  geredet  ju  werben. 

„B^xt,  Slbwefenl^cit  unb  Sob  üerfd^meljen  unb  l^eiligen 
SlKe^.  3d^  üerfel)rte  bamafö  täglid^  mit  ben  großen  ^fil^rem 
be^  öffentUd)en  ßeben§.  3d^  öerel^rte  unb  ad^tete  jte,  aber  id^ 
fal^  jte,  unb  meber  @d)ön]^eit  nod^  Stul^m  befleißen  t)or  biefer 
täglid)  fid^  mieberl^olenben  $robe.  3d)  fal^  bie  %xa]X,  t)on 
weither  man  mir  SBunber  berid)tet  l)atte;  jte  rect)tfertigte,  maö 
id^  gel^ört,  aber  jte  mar  eine  @terblict)e  unb  l^ielt  lange  Sfleben 
t)or  @old^en,  bie  nur  in  ben  beiben  Käufern  Sieben  mit  anju* 
l^ören  gemol^nt  maren.  @ie  unterbrad^  SBl)itbreab,  jte  perorirte 
mit  Sorb  San^bomne,  jte  mifeüerftanb  ©l^eriban'ö  ©päfee  aU 
Suftimmung,  jte  l^arangirte,  jte  biffertirte  unb  prcbigte  bie  eng* 
lifd)e  ^olitif  t)or  ben  erften  unferer  engltfd)en  SBl^ig^  unb  am 
Stag  nad^  il^rer  Snlunft  in  ©nglanb.  SBenn  id^  nid^t  falfd) 
unterrid)tet  bin,  fott  jte  baSfelbe  am  näd^ften  Stag  unfern  Storieö 
gegenüber  getlian  unb  felbft  für  ben  ©ouderdn  feine  Slu^nal^me 
gemad)t  l^aben''^). 

Slber  auc^  Sorb  33^ron,  »rhomme  le  plus  seduisant  de 
TAngleterre«,  mie  5rau  t)on  ©tael  il^n  nannte,  würbe  gewonnen 
wie  bie  Slnbern.  „(Sie  war  eitel ^\  fagt  er,  „aber  wer  bürfte 
eitel  fein,  wenn  fte  eö  nid)t  burfte".  ®r  fül^lte,  bafe  jte  „gut 
war,  wie  fein  anbereö  SBeib,  öon  wirflid^er  ^erjen^güte'*  2). 
©n  paar  ^al^re  fpäter,  aU  9liemanb  mel^r  5lad^jtd^t  mit  il^m, 
bem  ©ntpörer  l^atte,  fprad)  jte  attein  il^m  milb  jum  ^erjen  unb 
ptte  faft  fein  wilbeö  33lut  befänftigt.  3n  ben  9Men  aur 
„SBraut  t)on  3lbgboö"  erwäl^nte  er  lobenb  il^re^  aSergleid)^ 
gwifd^en  SKalerei  unb  ^oefte.  @ie  banfte  il^m  in  einem  SBrief, 
in  weld^em  fte  il^n  ben  erften  S)id^ter  ber  S^it  nannte,  unb  er 
erwibcrte,  er  l^abe  gefprod^en  wie  er  benfe:  „^'^xe  SBerfe  ftnb 
meine  SEßonne  unb  ba^  ift  fte  aud^  ...  für  eine  l^albe  @tunbe. 


')  Lord  Byron,  Some  recoUections  of  my  acquaintance  witb  Madame 
de  Stael,  Murray's  Magazine,  January  1887,  4—5. 

^)  Medwin,  Conversations  with  Lord  Byron,  212—213. 


396  S^Qu  t>on  (Stael  unb  bte  engltfd^e  ©efettf^aft. 

2Ba§  \(ti  xxi(tjt  leiben  mag,  ift  il^re  ^olitil,  ober  üielmel^r,  bafe 
fte  ftd)  poUtifd)  Deränbert  l^at" '). 

Unter  biefent  bnrd)anö  falfd)en  ßinbrudf  würbe  ber  grofee 
englifd)e  Stürmer  unb  ©ränger  parabofal  unb  öcrftd^erte, 
biefeö  ©nglanb,  baö  %xa\\  öon  ©tael  fo  fd^toärmerifd^  bctoun^^ 
bere,  fei  fd)wad)  unb  in  jtd)  felbft  gerfaUen,  feine  gepriefenc 
SSerfaffung  reformbebürftlg,  feine  9Kad)tftenun8  bebrol^t;  eS 
fel)le  nid)t  üiel,  fo  werbe  e§  Dom  Sßerberben  erreicht  werben. 
„9iun'\  fagt  grau  üon  ©tael,  aU  S3i)ron'ö  ©arlaSmen  \i6)  er* 
fd^öpft  l^atten,  „unb  bie  greil^eit,  alle§  ba§  ju  fagcn,  unb  eö 
nod^  baju  üor  ben  Sebienten  gu  fagen,  biefe  grcil^eit  fc^ä^en 
jie  für  nid^tö?"  „@ic  wünfd^te  unö  eine  Heine  Slieberlage,  als 
Gegenmittel  für  unfere  politifdje  Pet^ora\  fd^liefet  bie  33erid^t= 
erftatterin  be§  ©efpräd)^ '^). 

3)aö  Sntereffe,  weld^e^  ^au  t)on  Stael  crwedEte,  bc» 
fd^ränfte  ftd^  nid)t  auf  bie  literärifd)en  unb  politifd^en  Greife. 
®ie  doniel^me  SBelt  gu  9JJünd)en  unb  SBien,  ju  Petersburg 
unb  (£todi)ohn  l^attc  iljre  fd)riftftellerifd^e  Sebeutung,  wie 
fte  felbft  e§  wo^l  fülilte,  el^er  als  ein  ftörenbeS  Clement 
empfunben.  ^n  ber  englifd^en  ^auptftabt  war  baS  anberS. 
S)er  „göwe"  beS  a:agS  war  1812  Sqron  gewefen;  SRife 
©bgewortl)  folgte  1813,  l^atte  aber  gonbon  bereits  wicbcr 
oerlaffen,  als  grau  oon  @tael  bort  eintraf  unb  „mit  bem  Äo« 
fafen",  wie  S^ron,  auf  Äaifer  äleyanbefS  Slnwefenl^eit  an« 
fpielenb,  fagt,  ber  ßi^l^^wnft  ber  äufmerffamfcit  .würbe.  S)et 
^ringregent,  bie  Königin,  bie  ^ergogin  oon  ?)orI  eröffneten 
ben  Steigen.  6s  folgte  ein  längerer  Slufent^alt  bei  fiorb  2anS» 
bowne  in  33owoob,  wo  ©umont  unb  @ir  Samuel  SRomitt^  an« 
wefenb  waren  ^).  Sowoob  galt  als  einer  ber  fd^önjten  &mb* 
ft^e  in  6uro^)a,  ben  fein  (äigentl^ümer  mit  auSgefud^tem  Jhmfl« 


')  Th.  Moore,  Lord  Byron,  Letters,  etc.,  209,  237.    Mme.  de  Stael 
ä  Lord  Byron,  Febr.  1814,  British  Museum,  M.M.  S.S.  31.037  f.  XIIL 
-)  Miss  Catherine  Fanchawe,  UiigcbrudfteS  S9rieffragment 
"O  Sir  S.  Rorailly,  Memoirs  of  his  Life,  III,  119,  Oct.  1813. 


©amuel  SflogerS.  397 

gefd^madf  t)erfd)önert  unb  mit  einer  Oalerie  üon  3Reiftemerfeu 
bereid^ert  l^atte.  Sorb  £an§bou)ne  wählte  feine  @ä[te  nid)t 
weniger  forgfältig  afö  feine  Silber,  unb  benü^te  bie  lang= 
läl^rige  Sin^epaufe,  n)eld)e  bie  Stor^regierung  il)m  aU  einem 
üorbeftimmten  iJül^rer  ber  ®egen^)artei  gewäl^rte,  um  neben 
ben  politifd^en  anä)  alle  fünftlerifd^en  unb  literärifd^en  3n* 
tercffen  gu  förbem.  6r  war  ein  ebenfo  gütiger  al§  öer^ 
ftänbiger  31Käcen;  in  feiner  palaftartigen  Sfieftbeng  gu  Sonbon 
begei(I)nete  man  nod^  lange  nad^l)er  ben  ©alon,  wo  g^rau  öon 
©tael,  hü  einer  ber  erften  ©elegenl^eiten  il^reö  2luftreten§  in 
ber  ßonboner  ©efeHfd^aft,  ben  2)ici^ter  9fioger§  an  il^re  @cite 
gerufen  l^atte,  um  biefer  neuen  SBelt  in  enger  Segiel^ung  mit 
ber  giteratur  entgegengutretcn.  SRoger^  f^lbft,  ber  froftige 
S)id^ter  ber  »Pleasures  of  Memory«,  war  üon  SlHen,  bie  il^n 
lannten,  aU  ein  warmer  ^?reunb  gefd^ä^t,  ber  fd)arfe  2)inge 
fagte,  aber  Siebeöbienfte  erwies,  unb  mit  befd)ranften  3Kitteln 
fünfgig  3^1^re  l^inburd)  in  feinem  fleinen  Sonboner  §aufe  be= 
rühmten  ®äften  eine  •ö^iw^ftätte  bereitete.  @r  fonnte  ber  g^rau 
t)on  @tael  baüon  ergät)len,  wie  er  1789  in  ©binburgl^  9fiobertfon 
unb  Slbam  @mitt)  gefeiten  unb  im  gleid^en  3^1^^  in  ^ariö  bei 
Sa  g^a^ette  mit  (Sonborcet  gefpeift  ^atte.  33ei  SKoger^  t)erfet)rte 
fjrau  t)on  @tael  oiel  mit  ©l^eriban,  ben  ber  Stob  feineö  großen 
Äantpfgenoffen  6f|arle^  Same^  %oj:  oereinfamt  unb  bie  2Bed)feI= 
fäUe  be§  politifd)en  ßeben§  1812  oom  Parlament  auSgefd^lofjen 
l^atten,  ia^  er  einft  unter  ben  3<^uber  feiner  33erebfamfeit 
bahnte.  Se^t  war  ber  arme  Srlänber,  ber  fo  unoergefelid^e 
Äomöbien  unb  fo  unübertrepd)e  3Si^e  gemad)t  l^atte,  ein  fd^on 
gcbrod)ener  SUtann,  ber  fümmerlid^  an  elenben  Sorgen  gu 
©runbe  ging,  unb  ben,  mit  fel^r  geringen  2lu§nal^men,  bie 
®eifter,  bie  er  fo  lange  oergnügt  l^atte,  ol)ne  SSrob  liefen. 
Unter  btn  Slu^nal^men  war  Stoger^,  ber  1816,  um  ben  $rei§ 
öon  l^unbertfünfgig  $funb  ben  fterbenben  greunb  oor  ben  9lad)= 
fteHungen  feiner  ©laubiger  bewal)rte*). 

*)  A.  Hayward,  Selected  Essays,  I,  74  u.  ff.,  Samuel  Rogers. 


398  S3cfteöttunfl  mit  ßolcribfie. 

2(l§  S)ld)ter  ftanb  SRogerS  eben  bamatö  unter  günfttgcn 
Sternen,  benn  fein  „ßolumbnS",  ber  1812  erfct)icn,  regte  S^ron 
jum  „®iaour"  an.  „Scott  ift  jtt)eifeUoö  ber  SRonard^  beS  ^arna§ 
unb  ber  engUfd)fte  ber  Sarben",  fd^rieb  er  1813  in  fein  SSage- 
bud),  „bann  njfirbe  id^  9fioger§  unter  ben  ßebenben  nennen. 
3^  fd)ä^e  il^n  mel^r  aU  ben  legten  auiS  ber  beften  ©d)ule; 
3Roore  unb  ßam^^bell  fomnien  in  britter  SReil^e."  Salb  barauf 
aber  unterlag  9ioger§  bem  gefä]^rlid)en  6fperiment,  feine  farblofe 
„Sctqueline"  in  bemfelben  Sanb  mit  „Sara"  erfd)elnen  gu  laffen. 

grau  t)on  @tael  l^at  ßoleribge  gefannt  unb  bemerfte 
üon  il^m,  ber  mit  bem  Siul^m  beö  ©id^terS,  ^Pofo^jl^en 
unb  Äritifer^  ein  felteneö  ÄonüerfationStolent  öerbanb,  „er  fei 
fel^r  grofe  im  SKonolog  geioefen,  l^abe  jeboc^  feinen  Segriff 
üom  ©ialog  gel^abt"  0.  ©eine  befannte  Semerfung  jur  Stage, 
ob  c§  ©eifter  gebe;  er  l^abe  beren  gu  üiele  gefeiten,  um  baran 
gu  glauben,  ergängte  grau  oon  ©tael  bal^in:  »Je  n'y  crois  pas, 
mais  je  Ics  crains«.  6am^)bell  ift  mieberl^olt  unter  il^ren 
©äften  erioät)nt,  ebenfo  Sol^anna  SaiHie,  beren  Sragöblen  Sir 
Sßalter  Scott  gugefd)rieben  würben,  ber  bie  ©id^terin  in  „3War* 
mion"  oerl^errlid)t  l)at  unb  fte  nid^t  meniger  il^rer  Heben«* 
mürbigen  @igeufd)aften  al^  il^rer  feltenen  Segabung  n^egen  l^od^ 
in  gieren  l)ielt.  Oegen  ^?rau  t)on  Staöl  aber  fprad^en  er  unb 
Sl^omaö  3)?oore,  ber  fte  nid)t  auffud)te,  pc^  abfpred^enb  (mi. 
3m  ©egember  1813  fd^rieb  Scott  an  9JKfe  »aiUie,  er  Krnic  t&  ' 
nid)t  bebauern,  wenn  bie  geplante  SReife  öon  %xa\i  t>on  6ta6l 
nad)  Sdjottlanb  unterbleibe,  ba  er  fonft  fürchten  müffc,  eine 
5ßrobe  oon  fd)led)tem  ®efd)mac!  gu  geben  unb  fte  ermfibenb  wie 
manche  i^rer  33üd)er  gu  finben.  5ßon  il^m  felbft  waren  bi«  bal^ln 
bie  l^rifd)en  ®ebid)te  unb  SaHaben,  unb  1805  baö  „Sieb besiegten 
aWinftrel^"  crfdjienen.  S)ie  t)on  einem  Äritifer  an  fein  ®ebid^t 
gefnüpfte  ^ropliegeil^ung,  fte  entl^ielten  ben  Stoff  üon  l^unbert 
Siomanen,  erfüllte  fid)  erft  1814  burd)  bie  anonyme  SSerdffent« 


')  Ilenry  Crabb  Robinson,  Diaries,  etc.,  I,  201. 


SegegnutiQ  mit  ©obtoin.  399 

licf)ung  t)on  „3Bat)erle^"  unb  bic  SBege  üon  ^^rau  öon  @tael 
l^aben  jtd^  fpätcr  wcber  mit  ben  feinen  nod^  mit  jenen  ber  be{= 
ben  (jröfeten  Sflomanfcl^riftftellerinnen  it)rer  Qdt,  3Ri6  Stuften  unb 
5!Ki6  ebgewort^  gefreuat.  %\\x  bie  SBerfe  oon  aRife  Stuften 
l^atte  @ir  3ame§  SJladfintof^  jte  gu  erwärmen  gefud^t,  aber  fte 
fd^idfte  il^m  eines  berfelben  mit  ber  Semerfung,  jte  finbe  e§ 
üulgär,  jurüd,  unb  ber  SSerfud)  tüurbe  nid^t  emeuert.  ©agegen 
»finfd^te  fte  bie  Sefanntfd^aft  be§  rabifalen  ^l^ilofopl^en  ®ob= 
tt)in  gu  mad^en,  beffen  1794  erfd^ienenen  Sftoman  „(Saleb  SBiUiam" 
ba§  Sudö  über  bie  Siteratur  fo  rül^menb  erwäl^nt  ^atte.  ßw^^f^^« 
grau  üon  Staat  unb  biefem  energifd)en  unb  gebaitfenreid)en 
Stniüalt  ber  englifd)en  35emofratie,  ber  1782  ba§  gepgelte  SBort 
gefprod)en  l^atte,  ,,®ott  felbft  l^abe  fein  SRed)t,  ein  St^rann  gu 
fein",  entfpann  jtd^  eine  S)iöfufjton  über  3)?ilton.  @obtt)in  oer^ 
tl^eibigte  ben  Stnfd^lufe  berfelben  an  ßrommell  mit  bem  Se= 
merfen,  biefer  fei  fein  Sgrann  unb  aud^  nid^t  graufam  gewefen. 
„@o  ftnb  alle  göfobiner",  bemerfte,  als  er  weggegangen  mar, 
grau  t)on  ©taet  gu  Sab^  3Radfintoft),  Je  ftnb  überall  für  bie 
©efpoten;  in  granfreicft  mad^en  fte  e§  ni^t  anber§"  ^). 

®er  Serid^terftatter  ber  Stnefbote  ift  §mrt)  ßrabb  Siobinfon, 
ber  feit  ben  Sagen  t)on  SBeimar  SimeScorref^jonbent  in  Spanien 
gemefen  mar,  unb  in  SSegug  auf  bie  SSorliebe  feiner  ©önnerin 
für  englifd^e  ^nftitutionen  fte  »a  bigotted  admirer  of  our 
government,  which  she  considers  to  be  perfect«,  nennt.  Unter 
ben  ^eroorragenben  potitifd^en  ^erfönlic^feiten  beiber  Parteien 
mürbe  fte  näl)er  mit  2orb  ®re^,  Sorb  ^arromb^,  8orb  ©rSfine, 
(Sanning,  Sorb  ^otlanb  unb  SSeHington'S  Sruber,  Sorb  SBeUeSteg 
befannt.  ^n  ^ottanb-'-^oufe  begegnete  fte  eine  merbenbe  ©röfee  in 
ber  $erfon  öon  SSrougl^am;  burd^  @ir  3cime§  3Kadfintofl^  mürbe 
il^r  ber  grofee  irifd^e  Parlamentarier  ßurran  oorgeftellt.  „@ö 
mar  ber  Si^f^w^wt^nftufe  t)on  SRI^one  unb  @aone",  berid)tet  ber 
mttanmefenbe  Sorb  S^ron,  „beibe  ftnb  fo  l^afelid),  ba§  id^  nid)t 


*)  Henry  Crabb  Robinson,  Diaries,  etc.,  I,  269,  271. 


400  SJerlcl^r  mit  Icitcnben  ^ontifcrn. 

uml^in  lonntc,  tiiid^  ju  ujunbcrn,  bafe  blc  bcjtcn  SntcHigcnjcn 
üon  granfrcid)  unb  Srlanb  jtd^  fold^c  SBol^nftättcn  auSgcfud^t 
l^atten"  ^).  ßurran,  ber  öortrepd^e  Slncfboten  crjäl^ltc,  »ar 
im  ®ruubc  meland^olifd),  unb  fagtc  il^r,  nie  lege  er  ftd^  in 
Srianb  ol)ne  bcn  SBunfc^,  nid)t  mcl^r  aufftcl^cn  gu  muffen, 
iiieber.  ®ann  fprad)  er  üon  ber  anbem  SBelt  unb  üon  Senen, 
bie  er  bort  gu  begegnen  tt)ünfd^e.  %x(m  öon  ©tael  meinte, 
nad(  ©enienigen,  bie  pe  liebe,  tüoHe  pe  Slbam  unb  6öa  auf* 
fnd)en  unb  erfal^ren,  wo  pe  geboren  tüurben^).  Sei  berfelben 
©elegenl^eit  lernte  pe  3Raltl^uS  fennen. 

3Ki6  Serr^,  bie  fel^r  oiel  unb  gern  mit  il^r  üerfcl^rte, 
meinte,  wenn  man  9Kini[ter  feigen  wolle,  mfiffe  man  gu  Srau 
t)on  @tael  gelten,  ba  feien  pe  gu  Pnbcn.  @ir  Same«  SKadtin* 
tofl^  bemerlt,  ba§,  obwohl  bie  SB^igS  il)rer  politifd^en  ©epnnung 
Diel  naiver  ftanben,  pe  il^r  bod^  burc^  bie  üon  il^nen  vertretene 
fontinentale  ^olitif  entfrembet  worben  feien.  Se^tere«  »ar  ber 
SJ:]^atfad)e  gegenüber  nid)t  auberS  möglid^,  ba^  burd^  bie  Haltung 
ber  englifd)en  ßiberalcn,  wenn  biefe  ben  8luSfd)lag  gegeben  i^ätte, 
ber  Ärieg  niemals  gn  6nbe  gefiil)rt  unb  folglid^  au^  Slapoleon 
nid^t  gepürgt  worben  wäre.  2)enn  er  gäl^lte  Slnl^&nger  in  il^ren 
iReil^en,  wie  %o]c,  ber  bie  SHieberlagen  ber  eigenen  ^Regierung 
„mit  fd^wer  gu  öerl^eljlenber  greube"  begrüßte ^),  ober  »ie 
ßanning,  ber  gang  offen  fagte,  ba§  „wäre  er  ein  elenber  $ortu< 
giefe,  ^reufee  ober  ^ollänber,  er  feinen  augenblid  gaubem 
würbe,  bie  grangofeu  Dorgugiel^eu"  *).  ©pöter  l^at  belanntlid^ 
nid)t  SS^ron  allein  ben  Slu^gang  ber  @d^lad)t  bei  SBoterloo 
aU  ein  Unglüd  betrad)tet. 

3m  Sal^r  1813  waren  bie  Jage  oorbei,  öon  welchen  @l^ertban 
bemerfte:  „2Ba§  wirb  bie  9lad)welt  beulen,  wenn  Pe  bie  Sieben 


')  Th.  Moore,  Lord  Byron,  Letters,  etc ,  304. 
^)  Henry  Crabb  Robinson,  Diaries,  etc.,  I,  269. 
3)  W.  Hartpole  Lecky,  History  of  England  in  the  XVIII  Century, 
VI,  130 -i:W  unb  9?otcn. 

^)  Lord  Acton,  Knglish  Uistorical  Review,  July  1887,  594. 


SBiUiam  Sßtlberforcc  unb  grau  bon  ©tael.  401 

)3on  Surfe  Icfen  unb  man  il^r  fagcn  tüirb,  bafe  er  nid^t  al§  ber 
erfte  unb  aud^  nid^t  alö  ber  gweite  SRebner  feiner  3^^  angefel^en 
würbe"  1).  Heber  bie  SKittelmäfeigfeit  t)on  Sorb  SiDerpooI  unb 
leinet  SKinifter^  ber  au§tt)ärti0en  Slngelegenl^eiten,  Sorb  (Softle^ 
reagl);  gab  fid^  g^rau  t)on  @tael  leiner  Stäufd^ung  l^in.  ,,$itt  unb 
§of  waren  tobt'\  l^eifet  e§  in  ben  SonftberationS,  ,.,unb  Sliemanb 
l^atte  il^r  @rbe  angetreten,  ©er  einjige  l)iftorifd^e  9lame,  ber 
bie  Slufmerffamfeit  öon  Europa  auf  pdf)  gog,  war  ber  t)on  Sorb 
SBeUington'' 2).  3lber  e^  erfd)ien  il^r  alö  ber  befte  SeweiS  ber 
Sebenöfa^igfeit  einc§  Staate^,  bafe  er  großer  5!Känner  entbel^ren 
fonnte,  bafe  bie  Sauterleit  ber  ßl^araftere,  bie  SEBärnte  beö  $a* 
triotiömuS,  bie  ©elbftän bigfeit  ber  ^nbioibualitäten  t>tn  S3e= 
bfirfniffen  beö  ©emeinwefen^  genügten  unb  e§  bem  ©eniuö 
fd)tt)er  gemadf)t  würbe,  bie  Summe  biefer  ©igenfd^aften  gu  über* 
bieten.  3^r  felbft  ftanben  bie  t)on  ©nglanb  auSgel^enben  l^uma^ 
nitaren  SSeftrebungen  befonber§  nal^e,  unb  burd^  SSermittlung 
eine§  föniglid^en  ^rinjen,  be§  §ergog§  t)on  ®Ioucefter,  gelang 
c§,  eine  SBerbinbung  wieber  aufgunel^men,  bie  biö  in  bie  Sage 
öon  91eder'^  gweitem  SKinifterium  jurüdreid^te  unb  bie  perfön* 
Iid)e  Sefanntfd)aft  t)on  SBiUiam  SBilberforce  gu  mad^en.  SSier= 
unbgwangig  Saläre  waren  vergangen  feit  er  Derfud^t  l^atte,  bie 
Unterftfi|ung  ber  frangöjifdf)en  ^Regierung  für  bie  Slufl^ebung  ber 
©flaöerei  gu  gewinnen,  unb  erft  1807  war  ber  Äampf  im 
Parlament  gu  feinen  Ounften  entfd^ieben  worben.  Slber  eö  galt 
nunmel^r  überall  ein  gleid)e§  SRefultat  gu  ergielen  unb  SBilber^ 
force  opferte  feine  gange  Äraft  biefer  Slngelegenl^eit  ber  Befreiung 
ber  menf d)lid^en  Siace,  6r  tl^at  e§  f o  öoHftänbig,  bafe  er  nur 
pd(ft  feiten  in  ber  ©efellfd^aft  gefeiten  würbe  unb  SlHeS  al§ 
ßeitüerluft  betrad)tete,  waö  nid^t  ber  großen  Slufgabe  feineö 
Scben§  biente.  äluf  einem  31Keeting  gu  ®unften  verarmter 
©eutfdt)en  fa^  g^rau  üon  ©tael  il^n  gum  erften  Wlal  unb  nennt 


^)  S.  Rogers,  Recoliections,  89. 
2)  Madame  de  Stael,  Considerations,  XIV,  191. 
»Untietl&atfett,  %xau  »on  ©taöl.  HL  26 


402  3iitert)!e«jcr  unb  J^Onftler. 

il^n,  ber  Scgegnung  gebcnfenb,  »rhommo  le  plus  aimö  et  le 
plus  considere  de  l'Angleterre«  *).  SHad)  bem  3)incr  bei  bcm 
^crjofl  üon  ©louccftcr  ücrfprad^  SBilbcrforce,  aud^  einmal  ber 
@aft  üon  ffrau  oon  @taöl  ju  fein,  unb  unterl^ielt  pd^  fo  gut 
mit  il^r,  bafe  er  jtd^  Vorwürfe  barflbcr  machte:  »The  whole 
scene  was  in  toxica!  ing,  even  to  me.  The  fever  arising  from 
it  is  not  yet  gonec  Sic  l^attc  im  ©efpräd^  mit  il^m  bie 
@d)ön^eit;  nid)t  bie  5nfl^Ud)Ieit,  alö  ben  gnbjwedf  ber  S^öpfung 
begeid^net  unb  jid^  gegen  ^ale^'ö  bamal§  \o  öiel  gelefeneS  35ud^ 
au§gefprod)en2).  S)en  Slnfd^auungen  öon  SBilberforcc  xoax  jte 
läng[t  getüonnen,  aber  t)on  nun  an  mirfte  fic  tl^ätig  für  feine 
@ad)e,  bie  pe  burd)  bie  SSorrcbe  gur  Ueberfe^ung  einer  ©d^rift 
Don  il^m  unb  einen  Aufruf  an  bie  SlHürten  öertrat^).  ©ie 
Ueberfe^ung  xoax  eine  6r[tllng§arbeit  t)on  SHbcrtine  üon  ©ta§I, 
bie  mit  einer  golbenen  fj^ber,  sa  dot  dans  le  ciel,  »ie  ll^re 
5Jlutter  fagte,  bafür  belol)nt  würbe.  Sluguft  üon  @ta§I,  ben 
man  in  Sonbon  fd^eu  unb  in  pd^  gefeiert  fanb,  begeiferte  pd^ 
tief  unb  nadE)löaUig  für  ba^  Sefreiung^werf,  baS  er  bl8  gum 
@nbe  feineö  gebend  förbem  l^alf. 

3n  ben  3^^ifd^c«pciufen  biefer  betuegten  ©fipeng  in  Äonbon 
lamen  nod)  5Reugierige  unb  begel^rten  üon  ^a\x  üon  ©taöl  gu 
wiffen,  tt)a§  pe  in  il^rem  Sud^  l)ätten  lefen  Mnnen.  @o  69018 
Sftebbing,  ber  pe  fragte,  warum  bie  ®eutfdf)ett  nid^t,  wie  bie 
ßnglänber,  nad)  politifd)er  iJreil^eit  Prebten.  Sie  gab  il^m  ben 
gewünfd^ten  Sluffd)lu§  unb  bie  ©epnition  ber  Sfteligion  al8  »la 
science  de  Tarne«,  unb  erfunbigte  pd^  auf§  ©ingel^enbfte  nad^ 
ben  SitPänben  in  ben  englifd^en  Strbeiterfreifen.  8118  Slebbing 
erwiberte,  pe  müßten  unter  bem  forrumpirenben  ©influfe  ber 
^errfd)enben  2:or^^3iegierung  al8  l^öd^p  ungünpig  begeid^net 
werben,  ergäl^It  er,  bafe  pe  il^n  mit  ben  SBorten  unterbrod^en 
l^abe,  ob  fo  ctwaö  im  SSaterlanb  t)on  Sodfe  gefc^e^en  fönne? 


0  Madame  de  Stael,  Considörations,  XIV,  203. 

2)  S.  Wilberforce,  Life  of  W.  Wilberforce,  IV,  157—166. 

»)  Madame  de  Stael,  Oeuvres,  XVII,  369—382. 


S9efu(^  bei  l?orb  Öiöctpool  in  (^oombc  SBoob.  403 

„6ic  war  öon  unerfd^öpflid)cr  ®ebulb",  bemerft  SRebbing,  bcr 
bicfc  ©igcnfc^aft  auf  bie  ^robe  geftcHt  gu  l^aben  fd^eint^). 
aSon  großem  ®enufe  war  für  grau  üou  Stael  bie  perfönUd)C 
Scfanntfd^aft  mit  bem  ©efd^wifterpaar  Äemblc  unb  30?r§. 
©ibbonö,  an  bereu  Kiuftlerifd^e  ßeiftungen  fte  ben  3Wa6* 
ftab  beö  S5ergletd)§  mit  fji^äulein  ßlairon  uub  STalma  legen 
fonntc.  Sluc^  bie  ßatalani  l^at  in  i^rem  ©alon  gu  Sonbon  bie 
^örer  cntjücft.  3^  Sauf  be§  $erbfte§  befud)te  pe  Sorb  unb 
2ab9  Serfe^  in  5!JiibbIeton,  gorb  unb  Sab^  ^arbwidfe,  Sorb 
SiDerpool  in  ßoombe  SBoob,  unb  fo  mand)e  anbere  ariftofratifd^e 
©d^löffer  unb  Sanbjt|e,  bie  nod)  l)eute  bem  Uneingeweil^ten  ben 
®lang  unb  Sieig  be§  englifd^en  £eben§  wie  bie  3Kufd^eIn  il^re 
$crlc  öerfd^Iiefeen.  2luf  ber  g^al^rt  nad^  (Soombe  SBoob  war 
Srau  öon  @tael  mit  ben  Sl^rigen  ber  gül^rung  üon  @ir  3^me§ 
9Kacfintofl^  anvertraut  worben,  für  weld)en  fte  eine  gang  be« 
fonbcrc  SSorltebe  gefaxt  l^atte.  Slllein  biefer  fül^rte  fte  mit 
il^rcr  gangen  ©efeUfd^aft  ben  falfd^en  SBeg,  nac^  einem  anbern 
faft  gleid^namigen  Drt,  unb  erft  in  ber  ©unfel^eit  unb  gu  gufe 
gelangten  fte  an  il^r  3^^-  »Coombe  par  ci,  Coombe  par  lä, 
nous  avons  ete  par  tous  les  Coombe  de  TAngleterre«, 
feufgte  gang  erfdE)öpft  ^Jrau  t)on  @tael,  al§  man  ftd)  cnblid^  gu 
SCifd^  fe|tc.     3lber  Siul^e  foHte  il^r  nid)t  werben. 

Unter  ben  ®ä[ten  t)on  Sorb  Siöerpool  war  SJlr.  ßrofer, 
ber  ^olittler  unb  6ffai)ift,  ber  1809  bie  Quarterly  Review 
mitbegrünbete,  unb  über  beffen  ®ebid)t  auf  bie  @d)lad)t  Don 
SalaDcra  Sorb  SBeHington  befanntlid)  fagte:  >I  did  not  think 
tbat  a  battle  could  be  turned  to  anything  so  entertaining.« 
(Srofer  galt  in  ßnglanb  aU  einer  ber  beftunterrid^tetften  Äenner 
ber  frangöftfd^en  9ieDoIution§gefd)id)te,  unb  mit  ber  2(ufmerffam= 
feit  beS  Äritiferö  unb  a)?emoirenfd)reiber§  laufc^te  er  ben  ®t^ 
fpräd^en  öon  grau  t)on  ©tael.  Siinäd)ft  war  t)cn  politifd^en 
^agen  unb  öon  ber  Sewunberung  bie  9tebe,   bie  auf  bem 


>)  Cyrus  Redding,  Fast  Celebrities,  II,  100,  109,  114. 

26* 


404  8efud^  bei  Qorb  2\t>ttpool  in  Soombe  Xßoob. 

gangen  Äontinent  bcr  gälten  SBiberftanbSfraft  unb  bcn  unctf^öpf« 
lid^cn  ^filfSqncHen  ©nglanbö  im  Äantpf  gegen  3tapolton  gQottt 
würbe.  »Les  etrangers  sont  la  post^ril^  contemporainec, 
bemerfte  Stau  öon  ©taäl,  bie  ba§  SBort  aud^  in  htn  »Dix 
anndes  d'exil«  gebraud)t.  „®er  ©nfaH  ift  nid^t  neu",  fd^rclbt 
ßrofer  in  fein  Sagebud),  „id^  l^abc  il^n  feitbem  bei  Mamille 
2)e§mouIin§  gefunben".  Sllö  Sorb  Siöetpool  l^ierauf  fragte,  ob 
ber  frangöPfdje  ©efanbte  in  Serlin,  ®raf  @ögnr,  tttit  einem 
feiner  Sreunbe  au§  bem  alten  ^aufe  gleid^en  Slamen«  oerwanbt 
fei,  antwortete  gtau  Don  ©taßl,  „fte  feien  eS  aUerbing«,  du 
cöte  des  syllabes,  unb  bann,  alö  Sorb  Sioerpool,  ber  fte  nid^t 
oerftanb,  bie  %xaQt  toieberl^olte ,  »Mylord,  ils  sont  du  m§me 
aiphabet.«  ©a^  Hang  gang  natürlid)  unb  fpontan,  bemcrft 
toieber  ber  argwöl^nifd^e  Wir.  ßrofer,  bie  Slntwort  war  aber 
boc^  oorbereitet,  bcnn  %xa\x  Don  @ta6l  mufete  wiffen,  bafe  beibe 
©egur  gu  einer  unb  berfelben  g^amilie  gel^örten.  3)afür  liefe  er 
il^r  ba§  Sßerbienft  einer  anbern  Entgegnung.  S^manb  fpottete 
Aber  bie  9lamen  ber  ©rofeen  öon  ^a^ti,  bie  ftd^  ®raf  oon 
ßimonabe  unb  ^ergog  t)on  3Jiannelabe  nannten.  „SEBir  ^n« 
gofen  l^aben  fein  3fied)t,  un§  barüber  luftig  gu  mad^en",  unter* 
brad)  %xan  oon  Stael,  „benn  wir  finben  nid^tiS  S&d^erlid^e« 
an  ben  Sfiamen  beS  ?!Jlarqui§  be  SouiUe  unb  beiS  ^ergogS  üon 
SouiUon;  ebenfo  l)alten  eö  bie  ©nglänber  mit  2orb  SBo^le  unb 
aRrö.  %x\)" '). 

©ie  ^atte  gcwfinfd^t,  ben  S)id(ter  S3owle8,  ben  „©onetten* 
madjer",  wie  i^n  SS^ron  nannte,  fennen  gu  lernen,  beffen  ®ebld^t 
»Spirit  of  maritime  Discovery«  fie  fel^r  bewunberte.  VLxa 
biefem  SBunfc^  gu  entfpred^en,  bat  Sorb  ßanSbowne  ben  SMd^tcr, 
ber  als  Sanbpfarrer  in  feiner  9iäl^e  rejibirte,  gu  ftd^  nad^  So» 
woob.  2luf  bem  3Beg  bal^in  ftfirgte  fein  ^ferb  unb  SowIeS 
oerle^te  fid^  nic^t  unbebeutenb.  Sll§  g^rau  don  @ta6l  il^r  S9e* 
bauem  barüber  äußerte,  oerftdjerte  er,  jte  möge  ftd^  berul^igen: 


>)  Croker,  Correspondence  and  Diaries,  I,  336  u.  ff. 


^efe  bon  grrau  üon  ®tael  an  91.  SB.  ©d^Iegel.  405 

er  würbe  nod^  met)r  geopfert  l^aben,  „um  ein  fold^eö  Äuriofum 
gu  feigen".  @te  lad)te  unb  meinte,  man  fönne  ein  großer  ©id^ter 
fein  unb  boä)  nidjt  »le  sens  commun«  t)aben^).  33ott)leS  aber 
l^atte  jtoar  unt)or|id)tig,  aber  toal^r  genug  gefprod)ett.  „3« 
fionbon",  fagte  SJlife  Serr^,  «Knüffen  bie  Sötten  brüKen,  unb 
foUten  pe  jtd)  aud^  ju  Sobe  brüKen''.  @ie  propl^ejeil^te  rid^tig 
genug,  bafe  grau  öon  ©tael  eö  l^erjUc^  mübe  ujerben  toürbe, 
gu  oft  nur  nad^  ®em  gefd^ä^t  ju  toerben,  tt)aö  jte  geiftigen 
(gpifuräern  an  ®enufe  bieten  fonnte^).  SBei  aller  Siebe  ju 
©nglanb  bet)errfd)t  benn  aud)  ein  äl^nlid^eö  ©effil^l  il^re  auö 
Sottbon  gefd)riebenen  S3riefe.  Sie  beiounbere  ba§  Sanb,  fd)rieb 
pe  an  ©c^legel,  unb  gefaKe  pd)  in  mandier  SBejiel^ung  in  biefer 
neuen  ©jrtfteuj,  aber  um  pe  allen  anbern  t)orjUjiet)en,  muffe 
man  il^r  ganj  angel^ören.  „Uufere  fontinentalen  ©itten  pnb 
öiel  weniger  wertl^,  allein  pe  bel^agen  un^  beffer.  Sewunberungg' 
loürbig  pnb  l^ier  bie  @ic^erl)eit,  bie  greil^eit,  bie  erleud^teten 
Slnfd^auungen.  ©a§  Sefen  wirb  gu  einem  ganj  neuen  ©enufe, 
fo  lebenbig  ift  SlHeö  gefd^rieben."  6§  erfd^werte  il^r  ben  Sluf* 
entl^alt,  bafe  il^re  Äinber  pd)  nid^t  in  bie  englifd)en  &moijn= 
l^citen  pnben  fonnten,  bafe  il^r  Sol^n  pd)  langweilte  unb  begreif* 
Hd^er  SBeife  nad^  t^ätigem  Slntl^eil  an  ben  Ärieg^ereigniffen 
fel^nte,  bafe  feine  Slu^pdjten  für  bie  ßw'fwnft  il^rer  adjtgel^n* 
iä^rigen  Sod)ter  pc^  boten,  gg  entfd)lüpfte  il^r  baS  ©eftänbnife 
an  ©d^legel:  »II  n'y  a  point  de  ressources  du  tout  dans 
resprit  de  raes  enfants;  ils  sont  eteints,  singulier  eflfet  de 
ma  flamme«,  Unb  öon  ©c^legel  felbft  famen  SJionate  l^inburd^ 
leine  S3riefe  me^r.  »Ne  sentez-vous  pas  que  votre  oubli  me 
navre  Täme?    II  n'arrive  pas  une  malle   qui  ne  me  eoüte 

des  nuits  sans  sommeil Je  suis   dechiree  dans  ma 

solitude  par  la  perle  de  ma  confiance  en  votre  amitie,  qui 
etait  mon  plus  grand  tresor  dans  ce  monde,  et  depuis  la  perle 


')  Helen  Zimmern,  Maria  Edgeworth,  Eminent  Women  Series,  142. 
*)  Miss  Berry,  Journals  and  Correspondence,  II,  538. 


406  pfiffe  t)on  grau  t)on  (Stael  an  91.  9B.  Gd^Iegel. 

de  nion  pauvro  fils  je  n'ai  pas  eprouve  un  chagrin  plus 
amer.  Ces  deux  malheurs  se  melent.  ...  La  cause  pour 
laquelle  je  donnerais  ma  vie  ne  se  gagnerait  pas  sans  qu'un 
ami  m'en  felicital.  Ah  si  vous  aviez  besoin  de  moi  comme 
j'ai  besoin  de  vous,  vous  abandonnerai-je  ainsi?  ....  Je 
suis  abimee  de  spieen  quoi  qu'on  soit  Ires  bien  pour  raoi. 
.  .  .  Croyez  qu'en  me  detruisant,  c'est  votre  propriete  que 
vous  prodiguez.  Adieu.  Ma  sant6  est  toujours  mauvaise. 
Vous  me  regretterez  un  jour«.  SlIö  balb  baraiif  ein  SBricf 
l)OU  ©d^Icgcl  eintraf,  cmiberte  fte:  »II  est  vrai  qu'il  faut  de 
l'absence  pour  savoir  tout  ce  qu'une  personne  cherie  est 
pour  vous,  cl  sans  doule  que  nous  sommes  de  m^me  in- 
grats  cnvers  Dieu  pour  la  jeunesse,  l'amour  et  la  vie.  Si 
donc  je  vous  trouve  jamais  des  defauts,  rappelez-vous  ce 
que  j'ai  souflfert  d'etre  separee   de  vous  et  je  serai  douce 

comme  un  moulon Mon  ouvrage  a  un  succes   fou, 

mais  rien  de  tout  celä  ne  m'ote  un  poids  sur  le  coeur. 
Depuis  notre  Separation  et  la  mort  d' Albert  je  me  sens 
isolee,  Fair  pese  sur  moi,  ma  sant^  se  dätruit,  enfin  j'ai 
mal  ä  la  vie  .  .  .  .«^).  Slm  nä(I)ftctt  unter  ben  cnglifd^en 
greunben  ftanb  il^r  @ir  Sameö  ÜKacfitttofl^;  il^m  fagtc  fte  ein* 
mal,  jte  bebürfe  feiner  um  fo  mel^r,  alö  il^r  auf  frember  @rbe 
ber  5Kangel  an  Erinnerungen  fo  fdjmerjHd^  fei,  unb  flc  ben« 
felben  nur  in  feiner  ®efeD[fd)aft  öergeffe;  mit  ben  Slnbcm  finbc 
fte,  tt)enn  fte  englifd)  fpred^e,  jmar  Sbeen,  aber  feine  SBorte^). 
3n  ben  6onftberation§  ift  bie  englifd^e  ©efeUigleit  fein 
unb  treffenb  gejeid)net.  2)er  intime  SBerfel^r  mit  Srcunben, 
l^eifet  e§  bort,  ift  unter  2?erl^ältniffen  nur  gauj  auiSnal^mSweife 
möglid),  mo  eö  eine  pl^^ftfd^e  Slnftrengung  loftet,  feinen  SBcg 
burd)  bie  ©alonS  gu  finben,  ol^^e  erftidft  ju  werben,  unb  bann 


')  3(.  2Ö.  ed^lcflcl,  SBrtcftocd^fcI.  3m  »cfife  bcr  »iWiot^e!  ©rc«ben. 
fjrau  öon  <Btael  an  ©d^Icgel,  ßonbon,  5.  Dlt,  9.  ^loö.,  30.  Slot).  1813. 

^)  Sir  James  Mackintosh,  Memoirs  of  the  life  of,  II,  Madame  de 
Stael,  1813. 


®tn  Stapm  bcr  „(SonfiberationS''  lUct  ciiölif(3^c  ©efefliglcit.        407 

feinen  Sßagen  ol^ne  UnfaK  tt)ieber  ju  erreid)en,  tt)o  bie  Siftten^ 
lifte  einer  einzelnen  ©ante  1200  9iamen  umfafet,  unb  bie  Seute 
jugleid)  fd^ü(I)tem  nnb  unabl^ängig  ftnb.  3n  granftreid^,  wenn 
in  einer  ©efeKfdjaft  baS  ©efpräd)  ftorft,  fü^It  pci)  bie  S)ame 
be^  ^aufeg  bafür  öerantwortlid),  nnb  mad)t  eS  jld^  jnm  S8or= 
wnrf,  it)re  ®ä[te  nid^t  nnterl^alten  gn  l^aben.  ®ie  englijd^en 
grauen  bagegen  tragen  biefeö  Unglüdf  mit  feltener  ©tanbl^aftig^ 
feit.  Sl^re  Stufgabe  ift  e§  nid^t,  ftd^  in  ba§  ©efpräd)  ber 
ÜKänner  gu  tnifd)en,  unb  biefe  unterl^alten  jtd)  am  beften,  wenn 
bie  fjrauen  nid)t  antoefenb  ftnb,  nad)  Stifd),  in  ben  ßlubö,  ober 
bei  ben  förperlid)en  Uebungen,  bie  if)nen  Srl^olung  öon  ber 
geiftigen  Slnftrengung  gett)äl^ren.  2)affir  l^alten  bie  (änglänber 
in  ber  greunbfd^aft  mel^r  al§  |te  t)erfpred)en,  opfern  biefelbe 
niemals  ben  äußern  Sflüdfid^ten  unb  ftnb,  bem  fontinentalen 
SSorurtl^eil  entgegen,  öon  rüdfftd^tööoHer  ^öflid^feit  gegen  ba§ 
tt)eiblid^e  @efd)led)t,  ba§  niemals  öergebenS  auf  il^ren  @d^u| 
red)net.  ©en  @d)tt)erpunft  beö  ©afeinS  verlegen  jle  in  ba§ 
^an^,  in  bie  gamilie,  unb  in  ©nglanb  riSKren  anftänbige 
geute  nid)t§  babei,  im  ©alon  langtt)eilig  ju  fein^). 

^i)X  felbft,  bie  ftd)  baS  niemals  erlaubte,  liefe  man  in 
gonbon  bie  @ered)tig!eit  'miberfa^ren,  bafe  pe  inmitten  aller 
Slnfprfid)e,  bie  man  an  fte  [teilte,  immer  mol^lmoHenb  unb  fd)onenb 
blieb.  »Never  möchante«,  fagt  3Äife  Serr^  öon  fjrau  öon 
©ta^l;  „fte  l^at  ba§  SBunber  gemirft,  SBarb  l^öflid^  gegen  bie 
©amen  unb  fromm  gegen  ®ott  gu  mad^en".  5JJlr.  SBarb,  ber 
fpdtere  Sorb  ©uble^,  war  ein  geiftreid)er  ©pötter,  ber  nic^t,  mie 
jte,  ben  5Rad)ften  ju  fd^onen  mufete.  grau  üon  ©tael  felbft  empfanb 
jutoeilen  aud)  in  tool^lmollenber  ©efeHfd^aft,  loie  bie  englifd)e  e§ 
im  ©angen  war,  bie  ^einlid^feit  il^rer  unflaren  Stellung.  @§ 
fann  nid^t  SBunber  nel^men,  bafe  S^ron,  wo  öon  Sflocca  bie 
Sflebe  ift,  einfad)  Monsieur  Tamant  fagt;  aber  aud^  SRife  SBerrq 
gegenüber  fanb  grau  öon  ©tael  e§  angezeigt,  auf  tl^re  milbe 


^)  Madame  de  Stael,  Considerations,  XIV,  264-287. 


408  ®i(  ^^onfibetaHonS''  übet  (^Gl<ntb. 

Slrt  um  ?)lad)fi(l^t  ju  werben:  »Aimez-moi  avec  indulgence  ä 
de  certains  egards,  parceque  vous  avez  su  faire  plus  de 
sacrifices  que  moi;  mais  ce  qui  ajoute  ä  votre  m^rite,  c'est 
que  nos  caracteres  ont  plus  d'analogie  que  nos   actionsc. 

ÜKit  2Radintof^,  mit  SRobinfou  befprad^  fte  bai  S3ud^,  wcld^e« 
in  SejUfl  auf  ©nglanb  jenem  über  ®eutf(I)lanb  gur  Seite  [teilen 
foHte.  ®er  literärifd^e  3:l)eil  be^felbeu  ift  m(I)t  mcl^r  gefd^rieben 
tt)orben;  ber  poUtifd^e  bilbet  b^n  ^auptinl^alt  bt^  brittcn  San^ 
be§  ber  (Jonftberation^,  ber  bie  ®efd)id)te  beS  cnglifd^en  Staats^' 
toefenö  ba§  fd)i)nfte  ©enfmal  ftttlid^er  ©röfee  nennt,  ba8  jcmaö 
öoii  3Kenfd)en  errid^tet  luorben  fei.  3n  biefem  ©elfte  »erfolgt 
jte  bie  @efd)idfe  be§  SBolfe^,  baö  feit  1688  um  l^unbertjwanjig 
Saläre  be^  gortfd^rittö  bem  kontinent  öorauögeeüt  ift^. 

®ie  Sfleüolution,  bie  SBill^elm  III.  auf  ben  Si^ron  berief,  ifl 
ber  Slu^gangöpunft  ber  mobemen  ®efd)id^te,  unb  baiS  @^iffr 
baö  il)n  nad^  ber  englifd^en  Äüfte  brad)te,  trug  baiS  ©d^icffol  ber 
SBelt.  2luf  bem  SBoben  ber  öerfaffungömäfeigen  SRed^te  öoUjog  pd^ 
öon  ba  an,  ftetig,  tt)enn  aud^  langfam,  bie  Befreiung  ber  ^er* 
fönUd)feit  öon  allen  §effeln  ber  ©tanbeSöorurtl^eilc  unb  ber 
S3et)ormunbung,  bie  nod)  l^eute  ben  fraujöjtfd^en  ©belmann  l^in» 
bern,  ftd)  5Reid)t]^um  ju  erwerben  unb  ben  bürgerlid^en  grau» 
jofen  mit  Erbitterung  erfüllen,  weil  bie  Slrbeit  eines  ganjcn 
Seben^  if)m  bie  SBorred^te  nid^t  öerleil^t,  bie  ber  Q\x\aSi  ber 
©eburt  einem  Slnbern  in  bie  SBiege  legt.  3m  Swf^^wtmenl^attg 
mit  biefer  Sld^tung  ber  inbiöibueKen  3?ed)te  fielet  ber  @d^u|j, 
meldten  baö  englifd^e  ®efe^  bem  Slngeflagten  getoäl^rt,  bie  ®e* 
fd^womengeridjte,  bie  ©id^erl^eit  gegen  Suftijmorbe,  bie  Srt 
unb  SEßeife,  wie  politifd)e  3Serbred)er  gegen  bie  Slad^egelüfle 
il)rer  ®egner  gefd)ü^t  ftnb.  3n  granfreid^  mürbe  ÄaU^  un« 
fd^ulbig  l)ingerid^tet  unb  ber  Äönigömörber  S)amienS  }u  Sobe 
gefoltert.  3n  (änglanb,  nad)  breimaligen  Sittentaten  auf  ba8 
Seben  ©eorg'g  III.,  bel^anbclte  man  bie  Url^eber  biefer  SSer» 


0  Madame  de  Stael,  Consid^rations,  Oeuvres,  XIV,  166. 


®ie  „ßoiiflb^TOttonS«  übet  englonb.  409 

brcdjen  atö  grrpnnigc,  ol^ne  baburd^  baö  Äönigtl^um  ober  bic 
Siebe  gutn  SJionard^en  ju  erf(I)üttern.  ttnb  bod)  f)at  ber  §of 
faft  feine  ®naben  auögutl^eilen  unb  aUe  öffentlid)en  @l^rett 
muffen  in  ber  poUtifd^en  Slrena  gewonnen  werben.  9lur  eine 
totale  Unfenntni^  ber  SBerl^ältniffe  fann  bie  englif(l)e  Slegierung 
ber  Seftedjung  anflagen;  tt)a§  in  biefer  Sejiel^ung  nid)t  möglid^ 
war,  i[t  e^  l^eute  nid^t  mel^r  unb  bie  poHtifd^e  @l^re  forbert  ben 
öoUftänbigen  SBerjid^t  auf  jeben  perfönlid^en  SSortl^eil,  jobalb 
bie  Partei,  toeld^er  man  angel^ört,  ijon  ber  [Regierung  gurüd* 
tritt.  „2Ran  t)at  öon  ben  Storie^  gefagt,  pe  miKigten  in  bie 
greil^eit  unb  liebten  bie  SJionard^ie ;  öon  ben  SEßl^igö,  jte  billigten 
in  bie  5JJlonard)ie  unb  liebten  bie  greil^eit"  ^),  aber  im  gegen« 
wärtigen  3u[tcinb  l^anbelt  e0  pd^  in  @ngldnb  nid^t  um  Starben, 
fonbern  lebiglid)  um  @d)attirungen,  unb  bie  fragen,  ob  SRepublif 
ober  2Ronard)ie,  ob  greil^eit  ober  Sefpoti^muö,  werben  jmifd^en 
il^nen  nid^t  berül^rt.  Dbiool^l  bie  Oppofttion  feit  fünfgig  Salären 
niemals  länger  als  brei  biö  üier  Saläre  t)inburd^  am  Sluber 
war,  opfern  Slnpnger  berfelben  unbebenllid^  bie  3lu§jtd)t  auf 
ein  Sinfommen  öon  fteben  bis  ad)ttaufenb  ^funb,  nur  um  jid^ 
nid^t  öon  it)ren  politifd^en  Sreunben  gu  trennen.  2Ber  in  ^ranf* 
reid)  auS  ben  gleid^en  ©rünben  eine  Stelle  öon  ad^ttaufenb 
ßouiS  auSfd^luge,  würbe  oon  feiner  gamilie  unter  gerid)tlid^e 
SSormunbfd^aft  gefteHt.  ®ie  beiben  großen  englifd)en  Parteien 
ftub  bie  @dE)u|wel^r  ber  greif)eit;  ber  ©efpotiSmuS  ift  entweber 
bie  UrfadE)e  ober  bie  golge  ber  Unanimität.  ®er  ©inwanb,  als 
ob  biefe  ftraffe  ^arteiorganifation  ben  Ueberjeugungen  3w>cing 
auferlegte,  ift  l^infäHig,  benn  jte  rid)tet  ftd)  gegen  bie  ®eltenb= 
mad^ung  ber  Sntereffen  beS  ©injelnen,  nid)t  gegen  feine  freie 
SWeinungSäufeerung,  unb  was  in  ©nglanb  regiert,  ift  bie  öffent« 
lid)e  SWeinung.  ©afe  biefelbe  jtd^  feit  Sal^rgel^nten  mit  ber 
Srage  ber  parlamentarifd^en  [Reform  befd^äf tigte ,  pnbet  in 
ben  ßonjiberationS   eingcl^enbe  Sead^tung^).    Sie  reben  einer 

»)  Madame  de  Stael,  Considerations,  XIV,  225. 
2)  ©bcnbafelbft,  227-230. 


410  ^ie  „(ionfiberaKond''  über  Ohtglonb. 

lanflfamen  Umgcftaltung  baö  SBort,  ol^nc  bie  beftel^enbeu  Uebel« 
ftäitbe  jii  fd)arf  ju  üerbainmen,  „beim  überall,  wo  SBoIföwal^len 
eingefül^rt  finb,  wirb  man  fiid)cn,  bie  Solfögunft  ju  gewinnen. 
Sa§  ift  fogar  ber  grofee  33ortf)eil  biefer  Snftitution,  ba^  fte  bie 
3fleid)en  ijeranlafet,  jtc^  um  bie  ßufWmmung  einer  fonft  öon 
il^nen  abt)ängigen  klaffe  ju  bewerben"^),  ©ie  Slriftofratie  l^at 
e§  bafür  öerftanben,  baö  politifd^e  geben  mit  Jenem  ritterlid)en 
®ei[t  JU  burd)bringen,  bcn  neugefd)affene  ßiififinbe  pd^  nid^t 
aneignen  lönnen,  unb  bie  Siebe  gur  5reif)eit  mit  ben  ©rinne* 
rungen  an  bie  93ergangenf)eit  ju  öerbinben.  6in  ©enealogc 
mag  ben  franjöjtfd)en  Slbel  öon  fremben  Elementen  reiner  finben 
alö  ben  englifd)en,  aber  bafür  erfd^eint  bie  ganje  englifd^e 
9lation  aU  eine  Äörperfd)aft  ijon  ßbelleuten,  benn  ber  SIbel 
[tel^t  jebem  Stalent  unb  jebem  SBerbienft  offen;  ein  nid^t8= 
t^uenber  Slbel,  wie  ber  frangöftfd)e,  ift  ben  @nglöubem  um 
befannt.  ©er  il^rige  erfüllt  aKe  SBerppid^tungen  beS  öffentlid^en 
Seben^  unb  in  SEßeftminfter  rut)en  bie  ©enfer  unb  bie  Könige, 
bie  ©olbaten  unb  bie  ©id^ter,  bie  ©egner  unb  bie  ^eunbe 
frieblid)  beifammen,  bon  bemfelben  $atrioti§muö  bewunbert  unb 
beweint,  ber  pd^  in  feiner  reinften,  ooKenbetpen  ®epalt  nur 
auf  bem  S3oben  ber  greil)eit  entfaltet.  Slorbbeutfd^lanb  tl^eilt 
mit  ßnglanb  ba§  33orred)t,  in  feinen  ]^öd)Pen  ©täuben  ©elel^rte 
JU  jäl^len;  benn  ber  englifd)e  Staatsmann  fann,  webet  al8 
SRebner  nod)  al§  SRiniper,  ber  giteratur  unb  ber  ^l^ilofopl^te 
entbel^ren.  ©ie  englifd)en  9Jiittelpänbe  allein  pnb  in  ben  @e« 
wol^nl^eiten  beö  öpentlid)en  gebend  erjogen,  unb  bort  berPel^t 
ein  emfad)er  ^äd^ter  mel)r  ijon  politifd^en  fragen  aU  anberiSwo 
ein  gebilbeter  9Jlann,  obwohl  ba§  SBolf  fel^r  mangell^aft  unter« 
rid)tet  ip,  unb  bie  ^refle,  ber  überfeeifd^e  ^anbel  unb  bie  polu 
tifd^en  ßinrid^tungen  Diel  me^r  ju  feiner  SBilbung  beitragen  al8 
feine  fd^led^torganiprten  @d^ulen.  „©ie  Biffeufd^aft  ber  gtei« 
l)eit,   wenn  man   fo  fagen  fann,  erforbert  allein  einen  l^ol^en 


1)  Madame  de  Stael,  Consid6rations,  XIV,  232. 


S){c  „  6:011  fib^rationö"  übet  ©nfilanb.  411 

®rab  ber  SBilbung.  9lid^fö  crfd)cittt  fo  cinfad^,  wenn  einmal 
bie  ©runblagc  baju  gelegt  ift ;  aber  auf  bem  kontinent,  \üo  bie 
©oftrin  nod)  unöerftanben  ift,  begegnet  man  faft  9liemanben, 
ber  ©nglanb  gu  beurtl^eilen  im  ©tanbe  wäre.  6^  ift,  al^  ob 
man  in  einer  getoiffen  moralifd)en  Sltmofpl^äre  geboren  fein 
muffe,  aU  ob  bie  ©daläge  be§  «öergenö  mel^r  baöon  njüfeten 
al§  alle  Sil^eorie"  ^).  @in  S3eifpiel  in  biefer  S3ejiel^ung  fprid^t 
lauter  aU  alle  anbern.  3n  Sranfreid)  unb  in  Italien  ift  unter 
ber  $errfd^aft  ber  ßenfur  eine  fiiteratur  gro§  gebogen  »örben, 
beren  Slu§fd)reitungen  ©ntfe^en  einflößen.  3n  ©nglanb  bagegen 
ftnb  unter  bem  @d)u|  ber  Stolerang  unb  ber  ^refefreil^eit  bie 
Sieligion  unb  bie  ©itten  gead)tet,  unb  ba§  ©üangelium  gäf)lt  in 
biefem  Sanbe  begeifterte,  l^ingebenbe  Slnpnger,  bie  e§  in  allen 
SBelttl^eilen  prebigen,  unb  öieHeid^t  baju  beftimmt  ftnb,  bie 
fd)önften  feiner  S3lütl^en  für  bie  Sw^wnft  jur  3fteife  gu  bringen. 
2lu§  bem  gleid^en  ®runbe  ift  bie  fiiteratur,  bie  ©id^tung  üor 
SlHem,  lugenbfrifd)  unb  fd^i)pferifdE)  geblieben,  unb  meife  nid)t§ 
öon  ben  Slnjeid^en  beö  SerfaHeö,  bie  ftd^  anber^too  bemerlen 
laffen. 

SBenn  eö  nod^  eine^  Setoeife^  bafür  bebürfte,  bafe  fold^e 
SSorjüge  eine  golge  ber  beftel^enben  3nftitutionen  ftnb,  fo  toäre 
er  in  bem  Umftanb  gegeben,  ba§  bie  ©nglänber  überall,  mo 
bie  fonftitutioneHen  ®efe^e  fle  nid^t  binben,  ftd)  beöfelben  SJiife^ 
braud)^  ber  ®ew)alt,  toie  alle  anbern  3Sölfer  fd^ulbig  gemad)t 
l^aben.  @rft  nadE)  unb  na^  ift  eö  SRännern  wie  ßorb  6orn* 
rnaüi^j  unb  £orb  SBeHe^le^  gelungen,  ba§  inbifd)e  SReid)  ber 
Segnungen  einer  beffern  unb  geredeten  3Sertt)altung  tl^eill^aftig 
gu  mad)en.  2)ie  3lbfd^affung  be^  ?)Zegerl)anbel§  mufete  gegen 
bie  mäd)tige  £iga  bie  perfönUdE)en  3ntereffen,  gegen  bie  @ar- 
faSmen  unb  bie  SBortoürfe  ber  Äoloniften  baöongetragen  toerben, 
bie  SBilliam  Söilberforce  einen  3^fobiner  nannten,  ©nglänber 
^aben   bie  Sürger  be§  ganbe^   ber  Swfwnft/  bie  Slmerifaner, 


»)  Madame  de  Stael,  Considerations,  XIV,  252. 


412  ®<e  i^Oonfib^taHond"  über  (Snglanb. 

öeräd)tUd^  aU  Äaufleutc  unb  gerate  fo  bel^anbelt,  toie  Pe  fdbji 
öon  ben  Höflingen  Subtoig'ö  XIV.  bel^anbelt  worben  toaxtn. 

3n  Srlanb  entfd)ulbi9en  Weber  ber  Aberglaube  nod^  bie 
Slu^fd^reitungen  einer  rollen,  nod)  ^albbarbarifd^en  äSeoöIIerung 
bie  Sluöfd)lie6ung  ber  ^atl^olifen  öom  politifd^en  fieben,  unb 
erft  bie  ^erftellung  ber  Union  öerfpri(I)t  bem  entjweigefpaltenen 
Sanb  beffere  Qtikn. 

2luc^  ift  ber  33ortt)urf  nid^t  unbegrnnbet,  bafe  ©nglanb  bie 
greil^eit  aU  ein  9Jionovol,  auf  tt)eld)eS  anberc  SRationen  fein 
SRed)t  beft^en,  bel^anbelt  l^at.  ©od^  wirb  e8  pd^  fünftig  ber 
©rfenntnife  nid)t  öerfd^liefeen  fönnen,  bafe  fein  eigene«  Sntereffe 
if)m  gebietet,  ben  ®eift  be«  gortfd)ritt«  gegen  bie  Äeaftion  ju 
öertl^eibigen,  bie  eine  golge  ber  franjöpfd^en  Sleöolution  unb 
bie  grofee  ©efal^r  be«  europäifd^en  kontinente«  ift. 

3n  ßnglanb  felbft  aber  loirb,  aller  menfd^lid^en  Sorau«« 
pd^t  nad),  bie  ?5reil)eit  beftel^^n  bleiben,  benn  Pe  P^t  pd^  auf 
ba«  58oIf,  ba«  unter  i^rem  ©nPufe  ba^  religiöfepe,  ba«  ptt^ 
lid^Pe  unb  ba«  erleud)tetfte  ber  SBelt  geworben  ip.  ,,6itt  gange« 
ajolf  aber  läfet  pd)  nid)t  bepec^en" ').  S)ie  SSorfe^ung  l^ot  e« 
ßnglanb  gepattet,  ba«  Problem  ber  fonftitutioneHen  SKonard^ien 
gu  löfen,  tt)ie  Slmerifa  l^unbert  Saläre  fpäter  ba«  ber  foberatiöen 
Slepublifen  gelöp  l^at.  Seit  jener  Qüt  ip  Weber  in  bem  einen 
nod)  in  bem  anbern  £anb  ein  Kröpfen  Slut  burd^  rid^terlid^en 
©prud^  unfd^ulbig  öergoffen  worben.  2lmerila  l^at  ntemal« 
religiöfe  ß^ipigf^it^n  gelaunt,  in  ßnglanb  pnb  Pe  nad^  unb 
nad^  öerfdjwunben.  ®a«  ®ip  ber  ÜKad^t,  burd^  weld^e«  fo  un= 
jäl)lig  öiele  SRenf^en  ju  ©runbe  gerid^tet  worben  pnb,  1^  üi 
ber  re^)räfentatit)en  5Regierung«form  ein  ©egengift  gefunben. 
Seit  bie  ©d^lad^t  öon  ßuKoben  im  ^ai)x  1746  gef dalagen  unb 
bamit  ben  innern  kämpfen  ein  @nbe  gemad^t  würbe,  wei|  man 
fein  Seifpiel  öon  Uebergrtffen  ber  äilac^t  mel^r  nad^juweifen. 
6«  gibt  feinen  guten  engUfd^en  SBürger,  ber  nid^t  bie  ^erfaffung 


^)  Madame  de  Staöl,  Consid^rations,  XIV,  315-317  u.  ff. 


eitölonb  im  Sal^r  1813.  413 

fegnetc,  bcnn  c^  gibt  md)t  einen,  ben  jte  nid^t  bejc^ü^te. 
Siöl^er  l^at  man  fold^e  Siiftä"^^  ^I^  6f)imären  begeidmet;  biefe 
ßl^imäre  aber  liegt  üerwirfltd^t  öor  un§.  SBeld^en  SSorurtl^eilen, 
weld^er  SSerblenbung  be§  ©eifteö  unb  be§  ^ergenS  i[t  eö  guju* 
jd)reiben,  ba^  bie  @rfaf)rungen  unferer  ©efd^id^te,  mit  biejem 
Slefultat  öerglid^en,  nid)t  gu  feinen  ®unften  entf treiben  ?  ^) 

2)a§  tt)ar  tl^ren  ©rfinbgügen  nad^  bie  3lnfd^auung  öon 
^au  öon  ©tael  über  ben  politijd)en  ß^^P^nb  beS  Sanbeö, 
ba^  i^r  1813,  nad^  allen  Opfern,  bie  il^m  ein  Ärteg  öon  ein« 
unbgtt)an}igiäf)riger  2)auer  auferlegt  l^atte,  ba§  Stlb  blül^enber 
@nttt)i(flung  bot.  ©enn  nid)t  nur  war  feine  Seöölferung  vo&i)' 
renb  biefer  Qdt  öon  öiergel^n  auf  neungel^n  SRiHionen  geftiegen, 
fonbem  e§  l^atte  ftd^  mit  ber  ujad^fenben  ©taatsfc^ulb  auc^  ber 
jReid^tl^um  ber  Station  in  einer  fo  ungeal^nten  SBeife  entwidfelt, 
bafe  ber  englifd^e  Ärebit  ein  faft  unerfd^öpflid^er  genannt  werben 
fonnte.  3Kef)r  nod)  afö  ben  Erfolgen  feiner  ^olitifer  unb  ben 
©iegen  feiner  §eere  unb  iJlotten  war  biefer  alle  ©rwartungen 
übertreffenbe  Sluffd)wung  ben  ©rfinbem  gu  banfen,  ben  SBatt 
unb  ®at)9,  ben  ^argreaöe  unb  ßrontpton,  ben  arfmrigl^t  unb 
ßartwrigl^t,  bie  ba§  ®ebiet  beö  §anbel§  unb  ber  Snbuftrte 
frieblid^  eroberten  unb  üermtttelft  ber  Äol^Ie,  beö  @ifen§  unb 
be§  ©ampfeö  bie  SBelt  reoolutionirten.  3m  Sal^r  1780,  gur 
fritifd^en  ©tunbe,  wo  ©nglanb  öon  Spanien,  granlreid^,  ^oKanb 
unb  ben  amerilanifd^en  Kolonien  befel^bet  unb  fein  Sejt^  in 
Snbien  öon  ^e^ber  3lli  bebrol^t  war,  l^atten  9ledf er  unb  feine 
©eftnnungögenoffen  treu  gu  ©nglanb  geftanben,  unb  ba§  SBer* 
trauen  in  bie  ©röfee  unb  2)auer  feiner  ?Ulad^t  nid)t  aufgegeben, 
©retunbbreifeig  Saläre  fpäter  war  baö  33i(b  ein  öiJUig  öerdn* 
berteg,  unb  ber  fefte  ©laube  an  ben  Seftanb  be§  englifd^en 
©taatswefeng  über  aKeS  Erwarten  gelol^nt.  Senn  nid^t  nur  fonnte 
ber  SluSgang  beö  langen  Äampfe§  gegen  SRapoleon  nid^t  mel^r 
gweifell^aft  fein,   fonbern  ftatt  be§  SRuinö  l^atte  ber  Ärieg  bie 


>)  Madame  de  Stael,  Consid^rations,  XIV,  352—353. 


414     Cptiniiftifc^f  3tinnniin()  oon  (vrau  Don  Stanl  in  Scjug  auf  Chigtanb. 

luibeftrittenc  .perrfd)aft  ber  9)lcerc  nnb  alle  Segnungen  ber 
3SoIföroo^lfa^rt  im  ©efolge  gehabt.  &^  fonnte  faum  SBunber 
nel^men,  baß  Siiejenigcu,  für  weld^e  ba§  enblid^e  Slefultat  nfd^t 
nur  bie  l^öd^fte  ©cnugt^iiung,  fonbem  aud)  bie  langerfe^nte 
Sfled)tfertigung  toax,  Dom  ®lan j  bcrfelben  geblenbet  würben. 

6§  fcl^It  benn  auc^  niancf)er  ©d^atten  in  bcm  öon  Stau  üon 
Stael  geieid^ncten  Silbe,  obiuol^l  e§  ein  öiel  weniger  einfeitigeS  ift, 
alö  i)on  i^ren  politifd)cn  ®egneru  bel^auptet  würbe.  So  l^atte 
fte  unter  anbem  bie  englifdje  Äriminalgefefegebung  q18  eine 
muftergflitigc  cmpfol)len  ^j,  wcif)renb  jwei  il^rer  Sreuube,  Sir 
Samuel  SRomill^  unb  Sir  S^^meö  ÜKadfintoft),  bie  Steform  beS 
S^ftemö  erftrebten,  ba§  uon  bcu  ©nglSnbem  felbft  atö  »for- 
iTiuIated  on  no  principle  and  regulated  by  no  justicet  bejeid^net 
worben  ift^).  g)iit  nid^t  geringeren  ^Huftonen  l^at  Pe  bie  Selbjl* 
lopgfeit  ber  Parteien,  bie  abwej[enl)eit  perfönlid^er  SWotibe  unb 
interefjtrter  Seweggrünbe  im  englifd^en  öffentlid)en  Sebcn  ge« 
j[d)ilbert  unb  bie  Äorruption  auf  ben  @runb  l)in  in  Slbrebe  ge« 
fteKt,  ba§  englifd)e  31J?inifter  über  feine  Summen  öerfflgten,  um 
il)re  ®egner  jn  fanfen").  ©ie  aWängel  ber  englifd)en  ßiöil* 
gefe^gebung  unb  bie  in  Sejug  auf  fontinentale  SSerl^ftltniffe  be= 
ftel^enbe  Sgnorauj  jtnb  if)r  bagegen  nid)t  entgangen. 

©er  Sd)werpun!t  ber  6onjiberation§  aber  liegt  überl^aulrt 
nid)t  in  bem  £ob  ober  Stabel,  mit  weld)en  tie  einjelnen  3«jH« 
tutionen  beö  britifd^en  StaatöwefenS  prfifenb  erwogen  werben, 
fonbern  üielmel)r  barin,  bafe  il^m  bie  gäl^igfeit  jujrfannt  wirb. 
jtd)  ol^ne  gewaltige  6rfd)ütterungen  ju  oerbef[em,  »de  se  per- 
fectioniier  sans  secousse«^).  Sin  biefer  Unmöglid^feit,  pd^  gu 
reformiren,  war  baö  alte  ^Jranfreid)  gefd^eitert.  SBöl^rcnb  beS 
Slufentl^altg  in  Sonbon,  gu  einer  3cW,  wo  jeber  Sag  ben  ®egen« 
fa|  jwifc^en  bem  gelungenen  ©fperiment  öon  1688  unb  ben 


»)  Madame  de  Statil,  Consid^rations,  XIV,  209  u.  ff. 

2)  A.  Alison,  History  of  Europe,  VIII,  68. 

3)  Madame  de  Staöl,  Considerations,  XIV,  222. 
*)  ebenbofelbft,  XIV,  219. 


Sl^rc  fransöfif^e  $oIittI  buvd^  tl^re  ^(nfd^aumig  Don  ©ngtanb  bcfttmmt.     415 

betrogenen  Hoffnungen  öon  1789  fül^lbar  mad^te,  fd^rieb  grau 
öon  ©tael  im  erften  Zf)d\  ber  ßonftberationö  bie  ®efd)ic^te  be§ 
nnget)euren  ©cl^iprudE)^  nieber,  ber  im  ©efpotiömuö  geenbigt 
l^atte.  ®en  ®runb  be^  aJJipngenö  im  einen,  beö  Srfolgö  im 
anbern  8anb  fanb  pe  öornel^mlid)  barin,  ba^  granfreic^  be= 
l^anbelt  toorben  xtyar,  „tt)ie  eine  Kolonie  ol^ne  3}ergangenf)eit'\ 
UJÖI^renb  „in  ©nglanb  ba§  5Reue  auf  bem  feften  ®runb  be^ 
alten  aufgerid)tet  tt)urbe.  SBenn  baburd)  einige  SKifebräud^e  ftc^ 
erl^ielten,  fo  famen  bafür  ber  greil^eit  alle  SSortl^eile  eine§  langen 
Seftanbeö  ju  ®nte'' *).  -ßin^elne  fragen  in  S3egug  auf^anbel, 
^eenoefen,  ginanjen  merben  nadE)  ben  3Serl)ältniffen  ber  oer= 
fd^iebenen  Sänber  entfd^ieben  werben  muffen;  bie  ©runblagen 
einer  SBerfaffung  bleiben  überall  biefelben.  ©er  ,Rönig  ober 
^räfibent,  ba^  Dberl^auS,  bie  Äommunen,  ftnb  bie  brei  unent= 
bel^rlic^en  Elemente  aller  repräfentatiüen  SBerfaffungen.  ©obalb 
baö  eine  auf  Äoften  beö  anbern  gefd)äbigt  ober  bie  3Bal^lfreil)eit 
beeinträd)tigt  ift,  gerätl^  bie  ©taat^orbnung  in§  SBanfen. 

granfreid^  fielet  an  einem  SEßenbepunft,  an  loeld^em  e§  über 
feine  ®efd^icfe  beftimmen  foU.  ®er  ©intoanb,  e0  gegieme  if)m 
nid^t,  eine  fdE)led)te  Äopie  ber  englifd)en  SBerpitniffe  ju  geben, 
ift  ein  loertl^lofer  ®emeinpla^.  „Sollen  etwa  anbere  Stationen 
pd^  ber  TOagnetnabel  nic^t  bebienen,  weil  bie  Italiener  fte  er^ 
funben  l^aben?''  „3Bir  vermögen  nid^t  anjune^men,  bafe  ein 
fo  großartigem  ©enfmal  ber  fojialen  Drbnung  nur  beöl^alb  uon 
ber  SBorfel^ung  fo  nal^e  an  unferen  ©renjen  errid)tet  würbe,  um 
unö  mit  bem  fd^merjlid)en  @efül)l  ju  burd)bringen,  bafe  wir  i^m 
niemalm  etwa§  Sle^nlid^em  an  bie  Seite  werben  fe|en  fönnen"^). 
Sie  ,Rlage  wäre  um  fo  unbered^tigter,  alm  g^ranfreid^  bie  brei 
ßlemente  ber  repräfentatioen  ^Regierung  beft^t.  „Sluf  bie  ®e= 
fal)r  \)m",  fd^reibt  ^Jrau  oon  @tael,  „ber  SBorliebe  für  bie 
Slriftofratie  befd)ulbigt  ju  werben,   befenne  .id^  mid)  gu  einer 


»)  Madame  de  Stael,  Consid^rations,  XD,  367,  XIV,  219. 
2;  ebcnbafelbft,  XIV,  208,  331. 


416     Srtau  t)on  Btavi  für  btc  iBcflrfiitbung  ber  gemaftigten  äRonord^ie. 

Uebergeiiguufl,  in  tt)eld)er  alle  ©rdgniffe  ber  franjöftfd^en  3fleöo* 
lution  mici^  beftärft  l^aben,  btefe  nämlid^,  ba^  bte  @belleute, 
ttjeld^e  in  granfreid^  bte  ©ad)e  ber  fonftituttoneHen  Wonord^ic 
uub  folglid^  ber  ®leid)l^e'it  öor  beni  ®efe^  öertreten  l^abcn,  gu 
ben  beften  unb  erleud)tetften  unter  ben  ^tangofen  gel^Sren.  Sie 
l)aben  baS  eble  äSorred^t  beanfprud^t,  i^re  9ßeinung  burd^  bie 
Opfer,  bie  Jte  il^r  gebrad)t  I)aben,  ju  beglaubigen,  fte  l^oben  bic 
Slnfeinbungen  il^reö  ©tanbeS,  oft  aud)  bie  i^rer  eigenen  §ami= 
lien  bafür  ju  erbulben  gehabt.  %&x  fte  müfete  man  eine  $airS* 
fantmer  errid)ten,  wenn  nic^t  in  ben  fonftitittioneHen  Staaten 
bie  9?otf)tt)enblgfeit  für  eine  fold^e  fpräd^e.  S)er  Jier8  wirb 
öoHenbS  fein  eigenes  3ntereffe  im  allgemeinen  Sntereffe  toteber* 
pnben" '). 

6§  blieb  bie  Srage  ber  ©^naftie.  Sie  war  feit  ben 
5Rieberlagen  öon  1812,  »le  commencement  de  la  fin«,  wie 
StaKe^ranb  fte  nannte,  ein  ®egenftanb  emfter  ©rwägungen  für 
bie  europäifdjen  Äabinette  geworben  unb  trat  mit  bem  lieber« 
fdjreiten  ber  franjöftfdjen  ©renken  burd^  bie  öerbünbeten  ^eerc 
in  ein  afuteS  Stabium.  S8on  il)rer  Söfung  l^ingen  bie  gufünf* 
tigen  ©efd^ide  granfreid)§  ab. 


>)  Madame  de  Stael,  Consid^rations,  XIV,  333-3a4. 


^xtbtnitB  ^flpttel 


8lud)  ber  flüd^tigcn  SeobadE)tung  ift  c§  ttid)t  entgangen, 
bafe  bie  ©jrifteng  öon  grau  öon  @tael  burd)  gnjei  übermäd^tige 
©effii^le,  ba^  eine  ber  Siebe  gu  il)rem  SBater,  baö  anbere  ber 
3lbnetgung  gegen  SBonaparte,  bel^errfd^t  erfd^eint.  SRur  bie  Ur* 
fad)e  beö  S^fammenl^ang^  jwif^en  beiben  liegt  tiefer  unb  im 
innerften  @runb  einer  SBeltanfd)auung,  bie  ftd)  burd)  bie  6r= 
fal^rung  gefeftigt  l^atte. 

2Bie  8llle,  bie  nid^t  tl^eilnal^mloS  an  ben  großen  SRätl^feln 
unb  Äonpüten  be§  35afein§  t)orübergel)en,  l^at  grau  t)on  @tael, 
n)enn  aud)  nid)t  bie  unmöglid)e  Slufl^ebung,  \o  boä^  bie  SWilbe* 
rung  beö  inbiöibueHen  (älenbS  unb  ber  menfd)lic^en  ^otij  unb 
aSerfel^rtl^eit  baburd^  gcl)offt  unb  erftrebt,  ba^  fte  ben  SEßiKen 
ber  ©rofeen  unb  9Ääd)tigen  burd^  ba^  gleid)e  ®ebot  ber  fttt« 
liefen  $flid)t  tt)ie  baö  ©ewiffen  beö  ärmften  il^rer  Unter* 
tl)anen  gebunben  wiffen  tt)ollte.  S^t  Sauf  biefer  Siograpl^ie 
ift  oft  barauf  i^ingemiefen  n^orben,  tüie  fie  ben  ©lauben  an  bie 
Sbentitat  uon  ^oral  unb  5|Jolitif  als  ba§  t)öd)fte  ftaat§männifd)e 
aSerbienft  il^reS  3Sater§  gepriefen  unb  e§  bie  Slufgabe  il^reS 
eigenen  SebenS  genannt  l^at,  biefen  ©lauben  aufredet  gu  erl^alten 
unb  ju  verbreiten.  Sie  t)öd)fte  SßoHenbung  ber  greil^eit,  »la 
sublime  perfection  de  la  liberte«,  fd)ien  il^r  barin  gu  liegen, 
bafe  eö  im  SBefen  berfelben  begrünbet  fei,  nid)t  auf  l)albem  SBeg 
ftel^en  ju  bleiben,  bafe,  tt)er  ftd)  einmal  if)r  ergeben,  aud)  ^eer* 

»lcnncr|>affctt,  grau  »on  ©taeu  HL  27 


418  ^<t  f^il^dtdbeanff  bon  i^frau  t>on  6taeL 

folge  leiftctt  müffc  bi§  an§  @nbc.  „©olangc  ein  einjiger  SJlenfd^ 
im  ©taat  ungercd)te  SSerfoIgung  leibet",  fagt  Pe,  ^lann  c8 
für  bie  ®efammt^eit  feine  ©ered^tigfeit  geben"  ^).  3!knn  fic 
ftd^  gur  gemäßigten  3Wonard)ie  befannte,  fo  gefd^al^  e«  öor* 
nel^mlid^  beöwegen,  toeil  eine  folc^e  SRegierungSfonn  il^r  toit 
ba§  Silb  be§  red^tlid^en  SKanneS  erfd^ien,  „in  beffen  ©eele  febc 
feiner  ^anblnngen  burd^  ba§  ®ett)iffen  beftimmt  wirb"  %  SBenn 
fte  mit  anl^ören  mußte,  baß,  xok  eiS  fo  oft  gefd^al^,  bic  freien 
gnftitutionen  für  bie  ©reuel  ber  SReöolution  öerantwortlid^  ge» 
mad^t  würben,  gab  fte  gur  Slntmort,  biefe  feien  nur  bie  a;9ram 
nen  unter  populären  formen  gewefen.  ©ie  greil^eit  felbft  bleibe 
baöon  unberül^rt.  Slud^  wenn  Stanfreid^  Pe  gu  bcp^en  nid^t 
wertl^  fein  foHte,  fei  baS  nod)  fein  ®runb,  pe  öon  ber  (Srbe  gu 
öerbamten.  „Sie  Sewol^ner  be§  5Rorben8  Pud^en  ber  ©omic 
nid)t,  wenn  pe  öon  il^rem  ^origont  öerfc^winbet,  um  in  glü* 
lid^eren  SRegionen  wieber  entporgufteigen"  *).  ©erfenigc  ober, 
ber  eigenmäd)tig  bie  ttf)r  gurücffteUte  unb  ba«  8id^t  öerputc, 
ber  fanb,  ob  SSolfötribun  ober  Äaifer,  feine  ®nabc  oor 
il)ren  Singen.  „2)er  wal)re  @runb  öon  SHopoleon'«  Qom  gegen 
mid^",  burfte  ^rau  öon  ©tael  mit  SBal^rl^eit  fogen,  ,,lag  in 
ber  6f)rfurd^t,  öon  ber  er  mid)  für  aKe  ed^te  ^freil^eit  burd^« 
brungen  wußte.  Sltö  Ueberlieferung  l)atte  id^  pe  entpfangen; 
fobalb  id^  aber  fällig  würbe,  mir  felbft  ein  Urtl^eil  barfiber  3U 
bilben,  ip  pe  gur  unerfd)ütterlid^en  Uebergeugung  bei  mir  ge* 
worben"  *). 

e§  l^at  ben  2öertf)  il^reS  S^ugniffeS  in  Segug  auf  Slopoleon 
beeinträd^tigt,  ba^  ber  SlntagoniSmuS  ber  ©epnnung  gwifd^en 
i^nen  pd^  bi§  gur  auSgefproc^enen  ©egnerfd^aft  fleigerte; 
benn  ber  SSerbad^t  lag  nal^e,  baß  eö  ber  perfönlid^e  Verfolger 
war,  ben  pe  im  Äaifer  öerurtl^eilte.    Stl^atfäd^lid^  aber  gab  eS 


^)  Madame  de  Stael,  Consid^rations,  Oeuvres,  XIII,  137. 
2)  (Sbcnbafelbft,  XIII,  187. 

^)  Madame  de  Stael,  Dix  annees  d'exil,  Chap.  1—2. 
*)  ebcnbafclbft,  Chap.  2. 


3^r  ©ccjenfafe  au  ^CipoUon.  419 

fo  öicle  anbcre  JDinge,  ble  ftc  il^rn  nid)t  öergcil^cn  fonnte,  bafe 
ci5  f old^cr  3Kottt)c  nic^t  beburfte,  um  il^rc  Slbneigung  bi§  gur 
UttbiUigfeit  gu  ftcigern.  aSor  SlKem  biefe§,  bafe  jlc  cinft  an  bic 
TOäfeigung  öon  Sonaparte,  an  bie  Slufric^tigfeit  feiner  republi* 
fanifd^en  ©eftnnung  geglaubt,  unb  ba^  er  jte  enttäujd^t  l^atte, 
ba^  ber  Uebergang  öom  ©efeüfd^aftSretter  gum  St^rannen  tt)r 
unerwartet  gefommen  tt)ar*). 

@eit  bem  ©taat^ftreid^  öon  Srumaire  war  |te  bebenflid) 
getoorben,  aber  erft  bie  ©rrid^tung  be§  ßonfulatS  auf  Sebenögeit 
erfd)ien  il^r  als  ber  SBenbepunft,  ber  g^ranfreid^  bem  ®efpotiS= 
mu§  überlieferte.  SSon  ba  an  puften  ftcf)  bie  ©riinbe  gur 
moralifd^en  Sßerurtl^eilung  be§  neuen  ®ebieter§  ber  g^rangofen. 
iJrau  öon  ©taöl  l^at  ftd)  feinen  berf elben  entgelten  laff en,  xooijil 
aber  ift  bie  ßrfenntnife  feiner  ©röfee  il^r  barüber  öerloren  gc* 
gangen.  Sin  feinem  Silbe  l^aben  öiele  ÜKeifter  il^t'e  Äunft  der* 
fud^t.  ®ie  @inen  tt)agten  bie  Sipotl^eofe,  bie  Slnbern  untergeid^* 
ncten  bie  SSerurtl^eilung.  $)ie  ))fQd)ologifd)e  @efd)id^tfd)reibung 
fonftruirt  ben  S3arbaren  öon  ®enie,  ber  ein  tierberbteS  ©efd^led^t 
gu  gfid^tigen  fam;  bie  löiftorifd)e  fiegenbe  befrängt  bie  S3üfte  beö 
©olbatenfaiferS,  ben  bie  Sllten  feiner  @arbe  nod^  fterbenb  tt)ie 
einen  ©iegeSgott  grüßten;  patl^ologifd^e  33iograpl^en  fpüren  ben 
®el^eimniffen  ber  ^erebität  nadE)  unb  erflären  Seipgig  unb 
SBaterloo  burd^  ben  ©eftionSberid^t  Don  @t.  Helena.  S«  S3egug 
auf  9?apoleon  ift  aud^  bie  ©arfteHung  öon  ^Jrau  öon  ©tael 
nid^t  immer  glücflid)  gewefen.  gn  ben  »Dix  annäes  d'exil« 
unb  in  ben  »Considerations«  l^at  er  gutt)eilen  ein  faft  bürgere 
lid^  fleinlid^eö  Gepräge.  2Bie  er  bagu  fam,  eine  SBelt  auS  ben 
Slngeln  gu  lieben,  i^at  fte  nid^t  gefagt,  unb  bafe  er,  öom  ©d^lac^t* 
felb  l^etmgefel^rt,  bie  ergraute  SBeiSl^eit  ber  i5ad)männer  in  bm 
Scratl^ungen  feiner  ßonfeils  befdE)ämte,  iDÜrbe  man  nid^t  öer= 
mutl^ett,  tt)enn  man  ©teilen  tüie  biefe  lieft:  „5!Rand)e  ßeute 
l^aben  bei  $Rapoleon  grofee  Äenntniffe  über  bie  öerfd^iebenften 


»)  ©icl^c  l^icr  a3b.  11,  ©.  371-376. 

27* 


420  ^«in  ^<I^  in  bet  CMc^ic^tf. 

Singe  DorauSgcfe^t,  weil  er  in  biefem  wie  in  fo  Dielen  anbem 
fünften  feinen  6{)arIataniSmu§  gur  %tu)enbung  brad^te.  ®a 
er  aber  wä^renb  feineö  (jangen  2eben§  fel^r  wenig  gckfen  i^, 
weife  er  nur,  waö  er  ftd^  im  ©efprddb  aneignet  .  .  ."  ^©afe 
er  ein  SKenfd)  öon  burd^greifenbem  ®eniu§  war,  wer  bürftc  eä 
begweifeln?  ©od^  pnb  bie  militdrifd^en  latente  nid^t  immer  ein 
a5ewei§  Don  geiftiger  Ueberlegenl^eit.  3Rand^e  Qn\SHt  fönnen 
ftd)  auf  bem  @d^lad)tfelb  nüpd^  erweifen,  unb  ber  ©d^arfblidf, 
ber  bort  entfd)eibet,  ift  ein  anberer  als  jener,  ben  bie  ©taotö* 
fünft  »erlangt"^).  SBieHeid^t  entgegen  pd^  eben  eine  geiftige 
©pannfraft  unb  Seiftungen  wie  bie  öon  5Rapolcon  äber]^au))t 
bem  aSerftänbnife  aud)  ber  überlegenften  grau,  unb  eine  Sauf* 
ba^n  wie  bie  feinige  l^at  bie  ^l^antafie  ber  SMenfd^cn  auf  eine 
folc^e  ^robe  gefteHt,  bafe  im  ©uten  wie  im  ©d^limmen  bie 
S)id)tung  il)r  immer  nod)  geredeter  afö  bie  ©efd^id^te  geworben  ifl. 
®aö  aber  fül)Ite  wol^l  gerabe  eine  %xa\i  am  beften/  bafe  t& 
biefem  wunberbareu  ®eift  an  ©belftnn  gebrad^,  bafe  bie  ©clbfi* 
fud)t  fein  ©ewiffen  gefölfc^t  ^atte,  unb  ba^  aud^  er  fid^  ben 
55olgen  feiner  Saaten  nid)t  entgiel^en  fonnte.  ®aS  enbrefultot 
cntfd)ieb  gu  ©unften  Don  %ran  öon  ©tael,  unb  il^r  SSerbienfl 
blieb  e§,  niemals  baruber  in  Sweifel  gewefen  gu  fein,  ©er 
Sag,  unb  e§  mod^te  ein  langer  Sag  fein,  gel^örte  bem  ÄÄifer, 
ber  9Korgen  aber  geprte  il^m  nid)t.  SBiber  il^n,  ber  fo  öide 
§eere  t)ermd)tet  l)atte,  erl^oben  fid^  bie  3^een,  unb  gegen  bie 
^ringipien  lämpfte  er  öergebenS.  @ie  atl^mete  auf,  oS&  Me 
Äataftropl^e  ^ereinbrad).  ©in  englifd)er  ÜWinifter  fragte  pe 
im  ;perbft  1813,  welche  Söfung  i^r  bie  liebftc  wäre,  ^©afe 
9lapoleon  pege  unb  umfomme",  gab  pe  gur  Antwort  Seit 
1812  war  il)r  Sugenmerf  weit  weniger  mel^r  auf  il^n  aÜ  auf 
iJranlreid^  gerid)tet,  ba^  i^m  bie  egalitäre  JDemofratie  wie  dnett 
Se^jpid^  unter  bie  güfec  gebreitet  unb  pd^  für  il^n  ücrMutet 
l^atte.    Siö  gule^t  trug  pe  pc^  mit  ber  Hoffnung,  bo«  frangiPfd^ 


')  Madame  de  Staiil,  Consid^rations,  XIII,  242—248,  351,  378. 


S)ic  SuJunft  öon  gronfreid^.  421 

SSoIf  werbe  jtd^  Don  tt)m  loSfagen.  SU§  ba§  md)t  flefd)a]^,  unb 
bie  SlHiirten  auf^ari^  marfd^irten,  litt  pe  unter  bem  ©ebanfen 
wie  unter  ber  tiefften  ©emütl^iguiig,  unb  war  nal^e  baran  an 
ber  ßufunft  ju  öerjweifeln.  5Rur  fef)r  fd)wer  unb  nad^  langem 
SBiberftreben  l^at  jte  pd)  ba^u  entfc^loffen,  pd^  in  bie  SBieber^ 
l^erfteHung  ber  Sourbon^  gu  ergeben.  9lod^  im  Sanuar  1814 
glaubte  3R\^  Serr^  gu  bemerfen,  ia^  %xan  Don  ©tael  in  Segug 
auf  ^Jranfreid)  »dans  le  vague  de  rinfini«  fei.  Sie  betone  nur 
immer  wieber  bie  Slotl^wenbigfeit  fonftitutioneHer  9iegterung§= 
formen,  unb  man  prebige  tauben  Dl^ren,  wenn  man  entgegne, 
bafe  granfreid)  gerabe  fo  wie  bie  SEfirfei  barauf  vorbereitet 
fei  1). 

©eutlid^er  fpred^en  bie  SKittl^eilungen  über  frangöftfdie  Sln= 
gelegenl^eiten,  weld^e  grau  öon  ©tael  in§  fc^webifd^e  §au))t= 
quartier  gelangen  liefe.  33om  30.  Stouember,  wäl^renb  ber  ^Jrie= 
benSunterl^anblungen  oon  granffurt,  ift  ein  33rief  öon  il^r  an  31.  SB. 
©d^legel  batirt,  beffen  Snl^alt  für  btn  fd^webifd^en  Äronpringen 
beftimmt  war.  ©iefer  befolgte  nad^  wie  öor  bie  Saltif,  gwifd)en 
ber  ©ad^e  Slapoleon'^  unb  ber  öon  iJranfreic^  ju  unterfd)eiben. 
SBäl^renb  er  in  feinen  ^roflamationen  unb  Ärieg§bulletin§ 
immer  öerle^enber  für  jenen  würbe,  warnte  er  bei  Slleyanber 
öor  ber  ©efal^r  eine§  Ueberfd^reitenö  ber  frangöftfäien  ©rengen. 
3Kan  werbe  einen  SSergweiflungSlampf  l)eraufbefd^wören,  fagte 
er  il^m,  unb  ein  nid^t  geringere^  UnredE)t  begel^en  als  baSjenige, 
für  Weld^eS  9lapoleon  gegüd^tigt  werben  foHte.  ®em  unglfitf* 
lid)en  fäd^ftfd^en  SWonard^en  l^^tte  ber  fd^webifd^e  Äronpring 
nad)  bem  18.  Dftober  föniglid^e  6l)ren  erwiefen,  unb  wollte 
Weber  3Kurat  noc^  6ugen  Seaul)arnai§  xi)Xtx  Äronen  öerlufiig 
erflärt  wiffen.  ^Darauf  begog  jtd)  grau  oon  @tael,  atö  fte  Don 
ber  in  Sonbon  l)errfd^enben  Stimmung  fd^rieb:  „^ier,  unb 
gwar  in  ber  Umgebung  be§  ^ring^SRegenten,  ift  man  ungu= 
trieben  barüber,  bafe  ber  Äronpring  nid^t  dom  Äurfürften,  fon» 


*)  Miss  Berry,  Journal  and  Correspondence,  III,  2. 


422  Srtau  k>on  ®tael  an  9(.  88.  ^It^tl  über  bie  Sage. 

bent  t)om  j^önig  Don  @ad)fen  gefprod)en,  ba^  er  ben  j(önig 
öon  SBcftp^alen  cTOäl^ttt  unb  ben  SRI^ctn  einen  franjöPfd^en 
©rengPufe  genannt  l)at.  3«^«  c^i^cn  ÜRale  ift  bei  biefer  @e* 
legcni^eit  bel^auptet  tt)orbcn,  bcr  Äronprinj  fd)one  %xaxd» 
reid^,  um  ber  Slad^folger  öon  SHapoleon  gu  werben.  SBon 
biefen  ©erüd^ten  gu  fpred^en  ift  beöi^alb  ber  SRfil^e  wertl^, 
weil  jte  öon  ben  Sourbonö  fommen.  3d^  werbe  fortfol^ren, 
barüber  gu  berid)ten,  unb  bitte  mcincrfeitö,  mic^  bei  bem  Äron* 
pringcn  gur  ©eltung  gu  bringen.  SBaö  i6)  bamit  meine  ifi 
einfach  biefeö,  il^n  meiner  3[nl)änglid^feit  gu  öerpd^em.  Qn  Diel 
©lud  wäre  eö,  wenn  .  .  .  35er  ^immel  wirb  uniJ  gnftbtg  fein. 
Um  ftd^  feinet  gegenwärtigen  DberljaupteiJ  gu  entlebigen,  fel^lt 
gtanfreid^  nur  ©iefcö,  ba^  eö  feinen  Maren,  feinen  Steigungen 
entfpred^enben  Segriff  35effen,  waS  folgen  foll,  l^at.  Sagen 
@ie  ba^  bem  ^ringen,  unb  er  wirb  öerfiel^en,  wa8  id^  wfinfd^e, 
©ie  ©riefe  auö  $ari§  pnb  öom  §a6  gegen  boS  Seftel^enbe 
erfüllt,  aber  anä)  öon  Unlenntnife  über  bie  ßulwnft  .... 
3d^  füge  nod)  einige  ©ingell^eiten  bei.  ®raf  Sieöen  pel^t  l^Supg 
ben  ©rafen  öon  ärtoiö.  3n  ro^aliftifd^en  Ärelfen  verbreitet  man 
ba^  ©erüd^t,  fowol^l  im  ©üben  alö  im  Senat  befleiße  eine 
Partei  für  pe.  ©er  $ring  öon  Sraplien  l^at  bie  Äufforberung 
erl^alten,  nad^  Siffabon  gurüdgulel^rcn.  2)er  ^ergog  öon  Serr^, 
gweiter  Sol^n  beö  ®rafen  \)on  3lrtoi^,  möchte  feine  SEod^ter 
lieiratl^en.  gin^ßmigrirter  öon  untergeorbnetcr  Sebeutung  l^ot 
geäußert,  ber  fd^webifd)e  Äronpring  werbe  gewife  bie  fRoVit  ryon 
SKonf  übernel^men,  benn  naä)  ber  6ontre*9iet)olution  fönne  er 
ja  oljnebieö  feinen  Sljron  md)t  retten,  ©ie  ©nglänber  l^aben 
bie  portugiepfd)e  Slrmee  in  ^ranfreid^  einrüdfen  laffen  ol^ne  bie 
bortige  ^Regierung  gu  befragen,  worüber  eine  gewiffe  SSerptmmung 
in  Portugal  l^errfd)t,  wo  bie  übergroße  englifdf)e  ÜRad^t  einigen 
3lnPo§  gu  geben  anfängt.  3d^  werbe  fortfal^ren,  ben  Jbron« 
pringen  über  ©inge  gu  unterrid)ten,  üon  weld^en  ätel^oufen^) 


*)  ©d^tücbifdöer  ©cfanbter  in  Sonbon. 


gfrau  k>on  ®toel  on  9.  9B.  ©d^Iegel  Aber  bie  So^e.  423 

il^m  ipo^l  nid^tS  fagen  tt)irb.  6bcn  wollte  icf)  ben  öorlieöenbcn 
Sricf  jd)Iiefeen,  alö  jtd)  folgcnbeS  ereignete.  ®raf  ©buarb 
2)tnon  fam  im  Auftrag  be^  erfien  ÜWiniftcrö  Subtüig'g  XVIII., 
$errn  öon  S3laca§,  unb  mit  bem  Segelbrett' gu  mir,  ic^  möd^te 
biefen  empfangen  unb  meine  geber  unb  UeberrebungSgabc  ber 
©ad^e  ber  SBieberl^erftenung  ber  2Konarc^ie  in  granfreid^ 
feilten.  „Mt^,  roa^  ©ie  tt)än[d)en'\  fagte  er  mir,  „mirb  ginnen 
gum  S)anf  baffir  gugefianben  »erben".  3d^  entgegnete,  bafe  id^ 
in  einer  fold^en  ©ad^c  gang  mad)tlo§  fei,  »orauf  er  be» 
merfte,  ba^  2)id)tung  unb  ^rofa  mid^  in  ben  englifd^en 
Settungen  als  bie  erfte  grau  ber  SBelt  feierten,  unb  ba^ 
id)  3llleS  vermöge.  3d^  erwiberte  nod^  einmal,  bafe  id^  nid)t 
gefonnen  fei,  mid)  in  politifcf)C  Slngelegcnl)eiten  gu  mifd^en,  unb 
babei  blieb  e§.  SBenn  biefer  §err  öon  Slaca§  gu  mir  fömmt, 
tt)itt  idf)  Sinnen  tt)if[en  laffen,  ma§  er  gefagt  l)at.  ©ic  aber  er* 
fuc^e  id),  mir,  menn  ©ie  fönnen,  bie  Snftruftionen  3^re§  Sßringen 
gu  fd^iden.  ©bouarb  ©illon  nannte  if)n  ben  gelben  beS  ^df)x^ 
l^unbertö;  »enn  er  bie  SourbonS  wieberl^erfteHe,  werbe  er  mel^r 
als  jte  ber  §err  öon  granfreid^  fein.  .  .  .  9Kein  ®ott,  weldier 
fjelbgug.  ©d^reiben  ©ie  mir  um  ber  Stulpe  meiner  9läd)tc  unb 
bcö  Srofteö  meiner  Sage  willen.    ®ott  fegne  ©ie.'' 

6in  paar  SBoc^en  fpäter  fd^rieb  fte  nod)  einmal  an  21.  SB. 
©d^legel:  „^i)x  feib  aUe  in  bem  entfd^eibenben  Slugenblid,  wo 
ba«,  waö  ^l)x  getl^an,  leid)ter  gewefen  ift,  alö  voa^  gu 
tl^un  übrig  bleibt.  S^r  wollt  fouoeräne  dürften  in  ^oHanb 
einfe^en,  bie  ©c^weig  angreifen,  ^Jranfreid^  angreifen!  D{)ne 
ßweifel  ift  nid^ts  gefd^ef)en,  folange  ber  SJiann  lebt,  aber  fd^wer 
ift  ^ö,  -Oierunbgwangig  SHiHionen  SRenfdien  nieberguwerfen  um 
einen  eingigen  gu  treffen.  SWeine  ©teHung  l)ier  befeftigt  ftd^ 
mit  iebem  Sag,  aber  mein  ^erg  wirb  immer  trauriger  geftimmt. 
SKan  preift  mein  33ud),  unb  id^  bin  bereits  mit  einem  anbem 
über  frangöfifd)e  unb  englifd^c  Suftänbe  befd^äftigt.  SBaö  wirb 
auSSeniamin,  unb  oerwenbet  il^n  3^^  5ßring?  6r  fd)ulbetmir 
fein  SBol)lwoHen,  beS  6iferS  wegen,  mit  weld)em  id^  fein  Sob 


424  Srtau  k>on  Stael  an  9(.  Sß.  Sd^Iegel  aber  bie  Sage. 

öcrfünbc  unb  feinen  SReibem  entgegentrete''^).  3)er  In  biefcn 
Sriefen  auögefprod)ene  SBnnfd),  eö  möge  burd^  aScrmittlung 
be§  Äronprinjen  öon  @d)tt)eben  ein  praftifd)eS  fjelb  ber  äl^ättg^ 
feit  für  Senjamin  Sonfiant  gefunben  »erben,  war  tnjwifd^en  in 
©rffiHung  gegangen.  SBon  Äaffel,  wo  er  pdf)  in  Ungebulb  ticr* 
ge^rte,  l^atte  er  fid^  nadE)  ^annoöer  begeben,  Semabotte  bort 
tt)iebergefel)en  unb  Sül^lung  mit  ben  ©reigniffen  gewonnen. 
Salb  barauf  traf  auc^  Sd^legel  bort  ein.  „3d^  fange  an  ju 
begreifen,  waö  id^  frül)er  leugnete'',  fcl)ricb  Seniamin  6onftant 
an  aSiUerS,  wbiefeö  nämlic^,  bafe  bie  geiftigen  Sebürfniffc  nid^t 
weniger  bringenb  afö  bie  pl)^jtfdöen  nadf)  Sefriebigung  üerlangcn. 
3d)  glaubte,  man  fönne  fid)  felbft  genfigen,  ©er  ^imger  l^at 
mid)  gum  ©eftänbnife  gezwungen,  bafe  ber  Ueberf[u|  feinen 
SBertl)  l^at"2).  ^rau  mn  ©taäl  erl)iett  nad^  langer  ^aufe 
einen  Srief  oon  il^m,  „leiben|d^aftlidf)er  ate  in  alten  Sagen*. 
38on  il^rer  jweiten  @l)e  wufete  er  niäjt^  unb  ftelltc  eine  fold^e 
nod)  im  5!Kärj  1814  in  Slbrebe^).  @r  überfc^idfte  gleid^jeittg 
eine  ffir  baö  englifd)e  SRinifterium  beftimmtc  ©enffd^rift  über 
bie  Sage,  unb  öerfprad)  in  Salbe  bie  ber  SSoUcnbung  nal^c 
@df)rift:  »De  Pesprit  de  conquete  et  d'usurpationc.  ^Sflcin 
fürwal^r,  ic^  öergeffe  @ie  nid^t"*,  antwortete  ffrau  öon  ©tael, 
„id^  wollte,  id^  fönnte  e§,  benn  tief  in  ber  ©eclc  trage  id^ 
einen  @d)merg,  ben  3^^ft^^iiu«0c«  befc^wid)tigen,  ber  ober  er» 
wad^t,  fobalb  id)  allein  bin.  e§  ift  baS  unwiberruflid^  öer^ 
fel)lte  ®lüd!  Ratten  Sie  ben  Sl^arafter  beö  gteunbeÄ,  ber  mir 
fo  treu  ergeben  ift,  gehabt,  fo  wäre  id)  aUgu  glflrflid^  gcwefetu 
Sd)  ^ah^  e^  md)t  öerbient.  ein  SBieberfel^en  mit  Sinnen  wäre 
bie  Sluferwecfung  meinet  ©eifteö  unb  einer  ^offnunggfäl^iglcit, 


»)  «.  SB.  ©«legcl,  S3rteftt)cd^fel.    3m  »eflfe  ber  «ibnot^el  ©reSben. 
»riefe  t)on  grau  toon  (Btaet,  Sonbon,  30.  SRoo.  unb  12.  ©ej.  181». 

2)  SK.  Sslcr,  »riefe  au«  bem  S«ac^la6   öon   ei^.  be  öiÄer«,  28.  fHo» 
tocmber  1813. 

3)  ebenbafelbft,  44,   »eniamin   ©onftant  an  »iKerS,  5hiffel,   13.  SWftta 
1814. 


Briefe  on  SBcniamiii  Sonftont.  425 

bic  mit  aBem  Uebrigcn  für  immer  erlofd)ett  ijt.  SBenn  @ie 
md)t  ]^ierl)er  fommen,  werbe  iä)  md)  bem  kontinent  reifen, 
es  fdö^int  mir,  ba^  man  eö  lann.  Slber  wer  weife,  wag  au§ 
ber  SBelt  werben  wirb!  5)ie  grei{)eit  ift  eben  fo  fe{)r  nad)  ber 
einen  wie  nad)  ber  anbern  Seite  l^in  bebrol^t.  SSor  SlHem  aber 
tl^nt  eö  "Stoti),  ia^  ©erjenige,  welker  au6erf)alb  ber  menfd)= 
lid)en  9?atnr  ftet)t,  nid)t  länger  regiere.  &xnt  ©enffd)rift;'  bie 
@d)legel  mir  jnf^id'te,  l^abe  id)  bm  3JJiniftern  übergeben.  Sie 
war  gefd)rieben  wie  SlUeö,  wa^  Don  3{)nen  lömmt.  3d)  glanbe 
nid^t,  bafe  ein  fold^er  ©t^I,  eine  folc^e  geftigfeit  nnb  Älarl(eit 
ber  ©pra^e  jid^  wieberfinben  werben.  Sie  wären  für  bie 
l&öd^ftett  ©teilen  beftimmt  gewefen,  wenn  @ie  bie  Srene  gegen 
fid)  felbft  unb  gegen  Slnbere  gel^alten  ptten.  .  .  .  ^aben  Sie 
bie  3Sorrebe  meinet  33ud)i§  gefeiten  nnb  fennen  @ie  bie  SEBirfnng 
berfelben  auf  bem  kontinent?  SESenn  Sie  3^re  @d)rift  l)ier 
öerfaufen  wollen,  glaube  icä^  S^nen  bagii  bet)ülflid)  fein  ju 
lönnen.  ©aö,  xoa^  fid^  auf  bie  gegenwärtige  politifd^e  Sage 
bejiel^t,  wirb  öon  größtem  SBertlje  fein.  SBenn  xd^  ©ie  wieber= 
gefeiten  ijobt,  wiH  id^  nad^  ©ried^enlanb  reifen.  ®aö  ®ebid)t 
„JRid^arb''  wirb  mein  33ermäd^tnife  fein.  Senjamin,  Sie  liaben 
mein  fieben  öerjel^rt !  Seit  jel^n  Salären  ift  fein  Sag  t)er= 
gangen,  oline  bafe  mein  §erj  burd)  @ie  gelitten  ptte.  2Bie 
l^abe  id^  Sie  geliebt!  Saffen  wir  2llle§  ba§,  weil  eö  fo  graufam 
ift,  unb  bod^  werbe  id)  S^nen  nie  vergeben  fönnen,  weil  id)  nie 
gu  leiben  aufl^ören  werbe.  .  .  .  S)a§  Sanbgebäube  be§  Seben^ 
ift  m  müf)felig  3)ing,  unb  9lid)t^  l^at  feften  Seftanb  alö  ber 
@d)meri.    Sd^reiben  Sie  mir"  ^). 

3)er  ®ebanfe,  ben  9ianien  oon  23ernabotte  in  jenem  Spät= 
l^erbft  öon  1813  im  ,!pinblid  auf  bie  franjöjif(^e  Ärone  ju  öer= 
wertlien,  erinnert  einigermaßen  an  ben  1792  gewagten  SSerfud), 
eine  folc^e  Äanbibatur  an  bie  ^erfon  beö  ^ergogö  öon  Sraun* 
fd)weig  ju  fnüpfen.    Slber  auf  bie  SBünf^e  einzelner  ^rioat» 


1)  8(.  ©trobtmantt,  ©id^tcrprofile  unb  eSaraftcrföpfc,  II,  26—27. 


426  ^<  Ißortfien  in  8ftonfcdd&. 

pcrfoncn  blieb  er  nid^t  bcfd)ränft  unb  für  einen  HugenbltdE 
»enigfteniJ  l^at  er  dürften  unb  ©taatiJmänncr  befd^äftigi  ©er 
®ninb  lag  tiefer  dö  in  öorübergel^enben  Sntriguen,  bcnn  eine 
frangöftfd^e  SReftauration  bebrofjte  fo  Diele  3ntereffen,  enoecftc 
fo  öiele  unb  bered)ti0te  Sorgen,  bafe  pe  mit  feltener  ©nmütl^igs 
leit,  wenn  anä)  auö  bm  öerfd^iebenften  SeweggränbeU;  fo  lange 
ate'möglid)  femgel^alten  lourbe. 

©afe  pe  ben  alten  gdlobinem  unb  ben  SRepublifanem  Der» 
liafet  tt)ar,  ergab  pd^  öon  felbfi.  »Ddbourbonailler  la  Francec, 
tt)ie  b'ßpr^meSnil  eS  einmal  auögebrfidft  l^otte,  »la  dÄroiterc, 
wie  in  einem  Gallier  t)on  1789  gu  lefen  Panb  ^),  baS  war  nad^ 
wie  t)or  bie  Sofung  im  re))ublilanifd^en  Sager.  Äein  SRenfd^, 
fd^rieb  @raf  @d)labrenborf  nod^  1815  auS  ^ariö  nad^  ©eutfd^^ 
lanb,  woHe  pd)  baö  alberne  Silien^SRegiment  fo  unbebingt  ge* 
fallen  laffen;  ^reufeenwutl^  unb  Äoalitionöunpnn  fönnten  Diel* 
leid)t  baS  SBunber  l^erbeifül^ren,  bie  unwürbigften  g^lrften  bcr 
6rbe  enblid^  in  bie  Slrme  il^rer  ^Ration  gu  werfen^),  ©ine 
republifanifd^e  Sßartei  aber  gab  e§  nic^t  in  %xanlttiä);  ber 
aSegriff  berfelben  pel  mit  bem  beiJ  3^?obini8mui5  gufammetti 
unb  roa^  biefer  an  ber  ©pi^e  beö  Staates  öermod^t  l^otte,  war 
nod^  in  ju  frifd^er  ©rinnerung,  afö  bafe  eiJ  möglid^  gewefen 
wäre,  il^m  in  ben  neuen  Kombinationen  eine  ©teile  einguräumen. 
®anj  anberö  lagen  bie  ©inge  für  ©iejenigen,  weld^c  feine 
SReaftionen,  fein  aufgeben  ber  ^ringipien  wollten,  um  bereut* 
wiHen  bie  SJleöolution  in  granfreid)  begonnen  l^atte,  unb  biefe 
bilbeten  im  Sanbe  bie  ÜRajorität.  3«  ^^^  gel^Srten  Sitte,  bie 
burd^  bie  SJleoolution  bereid)ert  unb  burd)  baS  Äaiferreid^  erl^öl^t 
worben  waren,  bie  nic^t  geringe  ßci^l  ©erer,  bie  fd^  fom* 
promittirt  wußten,  unb  für  i^re  materiellen  ©fiter  unb  % 
gefeUfc^aftlid^eö  3lnfef)en  fürd^teten,  fobalb  fröl^ere  ^n\pt&<lit 
gegen  pe  geltenb  gemad^t  werben  fonnten,  unb  enblid^  aud^  bie 


>)  A.  Ch^rest,  La  Chute  de  TaDcien  Regime,  II,  86,  424. 
2)  ^^arolinc  öoti  SGßoIaogcn,  Sitcrätifc^et  SRod^IaJ,  11,  97. 


S)lc  ^arteten  in  granhcld^.  427 

übcrgcugungStrcucn  Scute,  bic  pd^  au^  freier  SBal^l  bem  @runb= 
\a^  ber  bürgerli^en  ®leicä^l^eit  angefd^Ioffen  l)atten.  SlKe  tDufeten, 
bafe  bieSourbonS  md)t  allein,  fonbern  im  ©cfolge  tion  3flanfii:» 
ncn,  Slnfprüd^cn  unb  unt)erföt)nltcf)en  ©egenfä^en  ttiieberlel)ren 
würben,  ia^  ©migrirte  unb  aflo^aliften,  mit  öerfd^winbenben  2lu§* 
nal^men,  nur  bann  bem  Äönig  ^eerfolge  gu  leiften  bereit  waren, 
wenn  ber  Äönig  il)re  @ad^c  gur  feinigen  macf)te.  3)iefe  3lnfd)auung 
aboptirte  Äaifer  Slleyanber.  ©urcä^  eine  bebingungSlofc  diMUt)X 
ber  SBourbonS  erllärte  aud^  er  bie  ®ewiffen§freif)eit  in  %xanh 
reid^  bebrol^t  unb  bie  Slera  ber  SBieberöergeltungen  eingeleitet. 
5ftoc^  am  17.  3JJärg  warf  er  im  ©efpräd^  mit  bem  Unterpnbler 
be§  afio^aliSmuö,  mit  SBitroHeö,  bie  grage  auf,  ob  nid^t  etwa 
bod)  eine  aiepublif  ben  Sourbonö  t)orgugiel)en  fei^).  Slm 
31.  SWärg  öerppi(^tete  er  jid^  unb  bie  SSerbünbeten  gur  3ld^« 
tung  ber  SSerfaffung,  bie  granfrei^  jid)  geben  würbe.  9Ketter= 
nid)  verfolgte  eine  anbere  ^olitif.  ßr  ^atte  gwar  am  10.  SUo» 
öember  bie  Uebergeugung ,  ba^  ^cüfokon  niemals  ^rieben 
fdf)liefeen  werbe,  „fein  ©laubenöbefenntnife"  genannt^).  Slber 
bic  SKöglid^feit  bagu  fpielte  er  xi)m  ftets  wieber  unb  aud^ 
bann  nod)  in  bie  |)anb,  ate  ber  SBeg  nad^  SßariS  längft 
offen  lag.  S)enn  mnn  eS  gelang,  Slapoleon  burd^  Defter^ 
reic^S  SSermittlung  auf  \>tn  2l^ron  gu  er{)alten,  fo  fonnte 
fein  @inPufe  gegen  SRufelanb  in  ^olen  unb  gegen  ^reufeenS 
Stellung  in  ©eutfd^lanb  aufgeboten  werben.  Äaifer  Sllefanber 
mufete  il)n  öoranbrängen  unb  aud)  im  Äönig  öon  ^reufeen  im 
gntjd^lufe  beftärfen,  bie  frangöpfd^en  3lngelegenl)eiten  in  ^ariS 
gur  entfd)eibung  gu  bringen.  2lm  meiften  trug  ber  forftfd)e 
9flatf)geber  Sllefanber'S,  ®eneral  ^oggo  bi  Sorgo,  ber  gefd^worne 
geinb  t)on  9lapoleon,  bagu  bei,  ben  ßgaren  in  biefer  ©timmung 
gu  befeftigen.  3^r  lamen,  mit  bem  Sd^eitern  ber  SSer^anb^ 
lungen  gu  ß^atiUon,  bie  ßreigniffe  gu  $ülfe.  ?lid)t  allein  feine 


»)  Vitrolles,  Memoires,  I,  118—119. 

*)  SB.  Dntfcn,  ©te  5Wft8  ber  legten  griebenSöerl^anblungcn  mit  ^apo* 
Icon.    ^ift.  Safc^cnbud^,  1886,  4. 


428     ©efinnung  ber  äRAd)te  in  I3f3ug  auf  eine  SüeftouTaHon  in  S^onfieid^. 

felbftffid^tigc  Scrblenbung,  [onbern  baS  burd)  il^n  öcrförpcrtc 
^ringip  bcr  SReDoIutiou,  mad^te  eiJ  jur  ScbcnSbcblngung  für 
SRapoIcon,  an  \i)xm  ßrrungenfd^aften  fcftjul^alten  unb  »cnigftcnÄ 
ienc  no(^  ju  granffurt  bewilligten  fogenanntcn  ttatürlid^ett 
©renken,  bie  ai^jen,  bie  ^^renäen,  ben  Sil^ctn,  für  granftreid^ 
jn  jtc^ent.  ßinc  gleid^  gcbieterifd^e  innere  SHotl^iDenbigleit  gwang 
aber  jc^t  bie  SBerbünbeten,  ben  Uebergriffen  ber  fjranjofen  ein 
@nbe  gn  mad)en  unb  jte  in  il^ren  öorreüolutiondren  Sep^ftanb 
gurfidtjuweifen  ^). 

@o  mürbe  benn  am  1.  3J2ärg  bie  OuabrupelaQiang  gtoifd^en 
Defterreid),  ©nglanb,  Sßreufeen  unb  JRufelanb  gur  gemcinfamcn 
Sortierung  be§  Äriegö  auf  bie  näd)ften  gwangig  ^(äixc  ge« 
fd^Iofjen,  unb  am  24.  SRärg  ber  Sefel^I,  auf  ^ariiJ  gu  mar* 
fd)iren,  gegeben.  Sie  frangöftfd)e  ^aupiftabt  fopitulirte  am 
30.  9Kärg  unb  bamit  war  ber  militärifd^e  fjelbgug  gu  6nbc, 
nid)t  aber  ber  biplomatifd)e  Selbgug,  ber  tl^m  gur  Seite  ge* 
gangen  war. 

3u  ßl^atillon,  in  ber  Äonfereng  Dom  13.  ff^ruor,  l^atte 
SJtetternid)  ben  Derbünbeten  Kabinetten  unter  anbem  fjragen 
aud^  biefe  oorgelegt,  „ob  bie  SKäd^te  fid^  für  Subwig  XVIII.  au8* 
fprec^en  ober  fortfal^ren  foHten,  bie  3«itiatiüe  bagu  ben  ^an« 
gofen  gu  überlaffen'\  worauf  weitere  fjragen  |td^  mit  ber  Art 
unb  SBeife  befd)äft igten,  wie  in  bem  einen  ober  anbem  gaU 
Derfal^ren  werben  foHe.  S)arauf  antwortete  ^arbenberg  im 
Flamen  oon  ^reufeen,  gur  ©tunbe  laffe  nid^tiS  auf  bie  Äbffc^t 
ber  frangöjifdöen  9iation  fd^liefeen,  ftd^  ber  ^errfd^aft  öon  ^apo^ 
leon  gu  entgiel^en.  Slngejtd^t^  biefer  Sl^atfad^e  Wmic  eine 
aBieberl^erftellung  ber  Sourbonö  wol^l  ber  ©egenftonb  be8 
SBunfd^eö  für  bie  preufeifd^e  ^Regierung  fein,  ober  ben  fidlem 
S3ortt)eil  eine^  rafd^en   tyriebenöfd^Iuffeö   bürfe  |tc  einem  bcr» 


0  S.  t).  ffianie,  .^atbenbetg  unb  bie  ©efd^id^te  bed  ^xtaW^tn  Staates, 
1793—1813.  ©ammtl.  2BeT!e,  47,  339.  2B.  Dncfcn,  ®ie  ÄrifW  bet  Itifiea 
gtiebenSberl^anblungen  mit  ^apoUon.    ^ift.  Saftäffenbud^,  1886,  8—12. 


©cflnnuitö  ber  9K5d^tc  tn  SBcaug  auf  eine  SReftauration  in  gtanlrcic^.     429 

artigen  SBunfd^  nid^t  opfern  nnb  bie  ©ntfdieibung  über  bie 
b^nafiifc^e  grage  ben  i5rango[en  nid^t  aufbringen,  worauf  Dcfter- 
rcid^  jid^  mit  biefem  preufeifd^en  ©tanbpunft  öoHfiänbig  einher* 
ftanbcn  crflärte.  Äaifcr  Slle^anber  l^atte  bereits  ju  Sangreö, 
am  29.  Sanuar,  bie  Stage  wegen  ber  fünftigen  SRegierungöform 
einer  frangöpfd^en  Urn)äl)lert)erfammlung  ju  unterbreiten  gebadet, 
©iefer  SBorfd)lag  eines  ^lebiScitS,  ber  feinen  SiberaliSmuS  nid)t 
erfd)redfte,  war  am  SBiberftanb  ber  übrigen  5!Käd)te  gefd^eitert. 
Unter  bem  ©influfe  feines  früf)eren  6rjiet)erS  unb  bamaligen  ^^^ 
gleiterS  Sa  ^arpe  fd^lug  er  bann  Dor,  bie  5ßcuorbnung  granfreic^S 
feinen  oerfaffungSmafeigen  Äörperfdf)aften  gu  überlaffen,  waS  ben 
@d)werpunft  nac^  ^aris  unb  in  bie  ^änbe  ber  oon  9lapoIeon 
eingefe^ten  33el^örben  oerlegte.  ©amit  l)ing  ber  gleidjfallS  oon 
ben  3Serbünbeten  abgeleljnte  33orfd^lag  jufammen,  bie^auptftabt, 
nad^  @inna]^me  berfelben,  einem  rufftfä)en  ©ouüerneur  anguber^ 
trauen,  ©einen  aufrid)tigen  ©ntfd^Iufe,  ftd^  bem  nationalen 
SBiUen  ju  fügen,  glaubte  Äaifer  Sllejranber  nidE)t  beffer  betätigen 
ju  fönnen,  als  inbem  er  äufeerte,  felbft  einer  SBieberbefefiigung 
ber  Slapoleonifd^en  SKad^t  werbe  er  fid),  wenn  fte  Don  ben 
fjrangofen  oerlangt  werbe,  nid^t  wiberfe^en.  Qn  S>xo)i)t^  be- 
geidinete  er  Sorb  ßaftlereagl^  gegenüber  ben  «perjog  öon  Orleans, 
unb  Dier  3Bod)en  fpäter,  am  17.  3DMrj,  im  ©efpräd)  mit 
SÜtroHeS,  ben  3Sicefönig  ßugen  a3eauf)arnaiS  als  Äanbibaten 
für  ben  franjöjifd)en  SEI^ron.  33ei  berfelben  ®elcgenl^eit  erwäl^nte 
er,  SSernabotte  fei  wegen  feines  ©influffeS  auf  bie  Slrmee  unb 
feiner  SSerbinbungen  mit  ben  ^^reunben  ber  9fieöolution  Don  i^m 
felbft  in  SSetrad^t  gejogen,  aber  auS  oerfd)iebenen  ®rünben 
wieber  aufgegeben  worben^). 

®iefe  ®rünbe  pnb  feitbem  befannt  geworben  unb  lagen 
jum  S;l)eil  in  ber  Unguöerläfjtgfeit  oon' 33ernabotte,  „ber  fid) 
t)or  Ungebulb  oerje^rte,  Äönig  oon  g=ran!reid)  gu  werben,  unb 


')  SB.  Onden,  S)tc  ^tfiS  ber  legten  gnebenSöcvl^anblmigen  mit  9?apo* 
Icon.    ^ift.  %a]^e\\bü6),  1886,  16—31.     VitroUes,  M^moires,  I,  119. 


430     ®efinnund  bft  HRdd^te  in  IBraug  auf  eine  9{efloutttiion  ht  gfmitfreid^. 

CO  nid)t  aufgeben  »ollte,  Äönig  öon  ©d^webcn  ju  fctn"  ^),  unb 
in  bem  Untftanb,  ia^  er  bie  SBcrbflnbeten  über  bic  Sttmmung 
in  Sranfreld^  falfd^  unterrichtet  l^atte.  ©enamit  l^at  Ädfer 
3llejcanber  ben  SHamen  be«  fd^webijd^en  Äronprinjen  jwar  nod^ 
am  Sag  be^  @injug^  in  $aris,  aber  idoI^I  nur,  um  fid^  eined 
unter  anbern  Umftänben  gegebenen  SBerfprcd^en«  gu  entlebigen*). 
SBemabotte  felbft  war  iebod)  in  jenem  3K&rj  öon  ber  SluSfld^t*' 
lojtgleit  feiner  5ßlane  nod)  burd)au§  nid)t  überjeugt;  nur  fnüpfte 
er  pe  je^t  öomel^mlid^  an  bie  ©üentualität  einer  Slegcntfd^aft 
für  ben  ©ol^n  öon  9ia^)oIeon.  6ö  war  il^m  gelungen,  etwaä 
öon  ber  eigenen  3wi)erRd^t  bei  ffleniamin  ©onflant  ju  crtöedfen, 
ber  il^m  nac^  Selgien  folgte,  ben  Drben  be8  SftorbftemS  üon 
i^m  erl^ielt  unb  eine  ß^it  l^inburd^  an  bie  SRöglid^fcit  glaubte, 
burd^  ben  „Searner",  wie  ba§  „Soumal  intime"  ben  au8  '^u 
gebürtigen  SSernabotte  nennt,  eine  freie,  gemäßigte  SRonard^ie 
in  granlreidö  gu  errid^ten^). 

Sa  ^Ja^ette  erl^ielt  einige  Seilen  beS  fd^tt)cbifd)cn  Äron« 
pringen,  mit  ber  Sitte,  fein  SSerl^alten  günftig  gu  bcurtl^eilen 
bi§  gum  Slugenblid,  wo  eö  il^m  gelingen  werbe,  Seweifc  feinet 
Eingebung  an  Sranfreid^  unb  bie  Sreil^cit  gu  geben*).  2)ur(^ 
3Sermittlung  Don  SBenjamin  Gonftant  foHte  aud^  ber  (älnfluft 
Don  i5rau  Don  @tael  bei  Sllej:anber  für  Semabottc  aufgeboten 
werben^). 

©ie  l)atte  ingwifd^en,  im  Sanuar,  baiJ  3Kanuffript  ber  ^ug* 
fc^rift  Don  Senjamin  Sonftant  gegen  baS  Äaiferreid^  erl^altett. 


')  Loeve-Veimars,  Benjamia  Constant.  Revue  des  Deax  Mondes, 
1833,  240-241. 

^  Viel-Castel,  Histoire  de  la  Restauration,  I,  203.  La  Fayette, 
M^moires,  V,  304,  SRote. 

^)  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revue  internationale, 
10  Mars  1887,  768—769.  Lofeve-Veimars,  B.  Constant  ReTue  des 
Deux  Mondes,  1833,  240—241. 

*)  La  Fayette,  M^moires,  V,  537,  Appendice. 

^)  La  Fayette,  M6moires,  V,  537,  Appendice.  S:^.  ö.  8eYtt|atbi, 
©enlroürbtöleitcn  beS  ®tafen  öon  %oU,  III,  97. 


»rief  öon  Srrau  Don  ©toel  öom  23.  Sanuar  1814.  431 

6r  fprad^  barin  in  gcrciätem  SCon  öoti  bcr  franjöftfd^cn  SHation, 
öott  wcld^cr  er  in  feinen  Sriefen  gegen  SBillerö  äufeerte,  bafe  jte 
ftetS  baö  ®ute  öon  ftd^  weife,  unb  ntcf)tö  mel^r  t)on  il)r  gu  erwarten 
fei,  nad)bem  pe  Diergel^n  S^^re  lang  öor  bem  Äorfen  im  ©taub 
gelegen  l^abe.  „©aö  europäifd^e  6l)ina",  nennt  er  ^Jranfreid^ 
einmal.  @r  liatte  iJrau  öon  ©tael  gebeten,  feine  Sroci^ure 
anonym  in  ©nglanb  Deröffentlid^en  gu  laffen.  Sie  antwortet 
barauf  unb  fäl^rt  bann  fort:  „ßnblid)  eine  le^te  Srage,  bie 
wid^tigfie  t)on  SlKen:  3ft  S^i^^  Stimmung  nod^  biefelbe  wie  öor 
SÄonaten?  @el)en  @ie  nicä^t  bie  ®efal)r,  in  welcher  gtanfreicf) 
fc^mebt?  ©pfiren  @ie  nid)t  ben  SBinb  ber  Sontre=9flet)olution, 
ber  fd^on  in  ^oKanb,  in  ber  @d)tt)eig  xotijt,  unb  balb  aud^ 
granlreidf)  ergreifen  wirb?  ^ä)  bin  wie  ®ufiat)  SBafa,  id^ 
greife  6l)riftian  an.  Slber  man  l^at  mir  meine  3Kutter  auf  ben 
Seftung§waH  gefteHt.  Sft  eS  ber  Slugenblicf,  @döled)teö  öon 
bm  gtangofen  gu  fagen,  wo  bie  ^Jlammen  Don  2Ko§Iau  5ßariö 
bebrof)en?  ®en!en  Sie  an  alles  3)aö  unb  entfd^eiben  @ie.  Slber 
ol^ne  @d)meid)elei!  fagen  @ie  pd^,  bafe  Sl^r  Salent  unöergleic^^ 
lidö  ift.  Seftimmen  @ie  feine  SSal^n,  aber  feien  ©ie  nidf)t  in 
Sweifel  über  feine  3Rad[)t. 

,,®er  ^ergog  oon  SBerr^  l^at  mid)  befud)t,  unb  id^  ftel^e  nid^t 
fd^led)t  mit  bm  33ourbon§.  Sollten  pe  gurüdffel^ren,  fo  müfete 
man  pd)  unterwerfen,  benn  SlHeS  ift  beffer  al§  neue  Unrul^en; 
allein  pe  l^aben  pd)  nid)t  geänbert  unb  nod^  weniger  ift  ba^ 
bei  il)rer  Umgebung  ber  gaH;  wenn  bie  abfolute  ®ewalt  Don 
3lapoleon  gang  @uropa  gegen  pd^  l^atte,  fo  wirb  bie  il(rige 
burd^  baSfelbe  befeftigt  werben.  Slöie  fel^r  wünfd)te  id^,  ba§ 
mit  3^nen  gu  befprec^en,  aber  worüber  möd^te  id^  nid^t  mit 
ginnen  reben,  unb  geipig  wenigftenö  werben  wir  ftetö  mit  ein* 
anber  in  S^mpatl^ie  bleiben. 

,,SBollen  Sie,  bafe  man  Sl^ren  9iamen  31)^^^  Sd^rift  Doran* 
fe^e?    SlUe  SBelt  wirb  if)n  lennen,  nur  ba§  ^ublifum  nid^t, 
weld^eS  bem  Sc^riftfteller  feinen  5Ruf  mad^t.    @§  ift  nid^t  mel^r. 
on  bcr  Qdt,  wiber  bie  grangofen  aufgureigen,  man  Ijafet  pe  nur 


432  S3ricf  bon  grau  Don  ©tael  Dom  23.  Sonuar  1814. 

ju  fel^r.  Unb  ma«  bcn  3Kcnfd^cn  betrifft,  wcld^ciS  freie  ^erg 
fönnte  tt)ünfd)en,  il^n  burd)  bie  Äofafcn  gcftfirjt  ju  feigen?  ®ie 
Sltl^enicnfer  fagtcn  üon  ^ippiaö:  „SBir  öenDeigem  il^n  &viä), 
tomn^fjx  tt)tt  t)on  un§  Verlangt."  9lapoIcon  mufe  einen  bemütl^igcn=: 
bcn  f^riebcn  unterjeid)nen,  unb  fjranfreid)  mufe  eine  Sicpräfem 
tatiööerfaffung  f orbern ;  aber  fönnen  xdix,  fo  lange  bie  gremben 
im  ganb  finb;  it)nen  beplflid)  fein?  ©ie  Dwofitton  l^ier  ijt 
meiner  Slnjtd)t,  unb  Sie  wiffen,  ob  id^  3l(OpoUon  l^affe.  @r* 
wägen  @ie  reiflid^,  waö  @ic  gu  tl^un  im  fflegriff  ftel^en.  3« 
einem  großen  SBerf  läfet  pd^  SHIeö  fagen,  aber  in  einer  Sflug« 
fd^rift,  bie  einer  Sl^at  gleic^fömmt,  mufe  ber  9Roment  gut  ge^ 
VDQijlt  fein.  3(Kan  barf  nid)t  fd^led^t  t)on  ben  granjofen  reben, 
tt)enn  bie  SRuffen  in  gangreS  finb.  ®ott  öerbanne  mid^  lieber 
au§  ^Jranlreid^,  alö  bafe  er  mir  bie  SRüdEfel^r  bal^in  burd^  bie 
gremben  erwirfe!  gd)  l^abe  Seinen  meine  Slnfid^t  gefagt,  Sl^rc 
Sntereffen  werbe  id)  pünftlid^  unb  mit  ßifer  wal^mel^mett. 
@d)reiben  @ie  mir;  id^  Iiabenid^t  aufgel^ört,  ^f^nm  gu  fd^reiben 
unb  werbe  e§  aud^  fiinftig  nid)t  tl^un.  @ie  l^aben  mir  öicl 
a3öfe§  gugefitgt,  unb  je  länger  id)  \)kx  lebe,  befto  mel^r  fel^e  id^ 
ein,  bafe  3^r  ßl^arafter  nid)t  moralifd)  ift,  aber  id^  od^te  in 
3l)nen  gl^r  Salent  unb  ba^  ©efül^l,  tt)eld)ei§  mein  $erg  fo  öiele 
Saläre  {)inburd)  erfüllt  l)at.  3d)  werbe  S^nen  bal^er  ftetS  efiic 
^Jreunbin  fein.    ®aran  bürfen  @ic  niemals  gweifeln. 

,gBeld)e  Äripö  in  biefem  Slugenblicf!  Sie  gfreil^eit  iji  bai 
(Singige,  toa§  allen  ß^it^ttern  in  allen  Siteraturen  im  SBIut 
liegt.  ®ie  %xtxi)txt,  unb  wa§  man  nid^t  bat)on  trennen  bum, 
bie  3Saterlanb§liebe.  Slber  weld^  eine  Äombinatlon,  bie  uitf 
Dor  ber  9^ieberlage  eine§  fold)en  9Jlenfd)en  bangen  l&fet.  fyü 
benn  ^ranlreid^  nid)t  gwei  8lrme,  ben  einen,  um  bie  ^remben 
gu  t)ertreiben,  ben  anbern,  um  bie  SE^rann'ei  gu  ftfirgen?  S88c8* 
l)alb  fönnte  ber  Senat  nid)t  ben  ^ringen  öon  ©d^weben  ate 
griebenSunterl^änbler  berufen  ?  &x  müfete  granfreid^S  äBtH^elm  ID. 
fein.  3Se§]^alb  mad)t  er  nid^t  mit  feinen  ©d^weben  aUeiii  chten 
Slbftcd^er  nad)  $ari§?    5)a§  wäre  möglid).    3c^  l^abe  f^n  in 


grou  öoti  <Biaet  crfcnnt  btc  ißotl^ttjenbigfeit  ber  SRcftaurotton.       433 

bcr  3lafit  gefcl^ctt  unb  I)alte  il^n  für  ben  beften  unb  ebelftcn  aller 
SKenjd^en,  bic  ju  {)crrfcl^en  berufen  jinb. . . .  ©tefe^  ganb  ^)  ifi  nic^t 
für  bie  S3ourbon§,  aber  fe^r  gegen  Sonaparte!  9Jiit  il^m  ift 
nur  ein  SBaffenftiUftanb  mßglicf).  Unb  granfreid^,  iJranfreid), 
wenn  e§  bie  greilieit  liebte!  .  .  ."% 

3m  Sid^tc  ber  Scttg^fc^id)te  gele[en,  jtnb  biefe  3^1^«/  tro^ 
aller  perfönlidien  ©^mpatl^ie  für  Sernabotte,  ein  Slbfagcbrief  in 
Sejug  auf  feine  franjöpfd^en  Päne  unb  Don  it)nen  ift  in  ber 
ßorrefponbenj  Don  grau  t)on  @tael  nid^t  mel^r  bie  9fiebe.  SBaö  xi)x^ 
Haltung  beftimntte,  war  ba§  Set)lfd^lagen  ber  unter  anbem  auc^ 
üon  6{)ateaubrianb  getl^eilten  Hoffnung,  %xanfxtx6)  werbe  noc^ 
in  ber  legten  ©tunbe  pd^  Don  9la^)oleon  loöfagen,  baburd)  bem 
©inmarfd^  ber  SSerbünbeten  §alt  gebieten  unb  bie  ^auptftabt 
retten.  2ll§  ba^  nid^t  gefd^al^,  unb  bie  öffentlid^e  9)leinung  ftatt 
beffen  unjd^lüffig  l^in  unb  l)er  fd^wanlte,  je  nad^bem  ba§  SBaffen* 
glflc!  Slapoleon  öerliefe  ober  il^m  wieber  läd^elte^),  erfanntc  il^r 
Patriotismus,  \>a^  feine  anbere  fiöfung  als  bie  dtMUljx  beS 
alten  Äöniggejd^led^teS  blieb,  baS  allein  ol^ne  ©emütl^igung  für 
fid^  unb  für  bie  ^Ration  i>a^  ^ranfreid)  Don  1814  mit  bem 
Sejt^ftanb  Don  1792  wieber  antreten  fonnte.  2)ie[e  S;l)atfad^e 
war  entfd^eibenb  für  ^Jrau  Don  @tael,  obwol^l  fie  wufete,  bafe 
alles  Slnbere  in  %xaQt  ftanb,  unb  feine  2:äufd^ung  über  baS, 
was  xijxt  politifd)en  5lnfcf)auungen  Don  bm  SourbonS  ju  ge= 
wdrtigen  l)atten,  il^r  bm  ©ntfd^lufe  erleid^terte^).  @ie  l^at 
wol^l  ftetS  mit  einer  gewiffen  @gmpatt)ie  Don  Subwig  XVIII. 
gefprodfien,  unb  H)n  »un  roi  favorable  ä  la  litterature«  ge= 
narnit;  aHein  ber  ®raf  Don  SlrtoiS  war  ber  perfönlid^e  ©egner 
il^reS  SBaterS  gewefen  unb  auf  feine  ©ejinnung,  baS  wu^te  man, 

0  ©ngranb. 

2)  Sl.  ©trobtmonn,  ©id^terprofite  unb  6]öara!tct!öpfc,  II,  27— 29.  grau 
öon  ©tael  an  S3.  ßonftant,  23.  Sanuat  1814. 

^)  Vi  troll  es,  M^moires,  I,  96,  SJlcttemtd&'S  Slcugetunöcn  borüber. 
H.  Houssaye,  La  France  en  1814.  Revue  des  Deux  Mondes,  Oct. 
1887,  788. 

*)  Miss  Berry,  Journal  and  Correspondence,  III,  10—11. 
»lenncrf^otf  ctt,  grau  toon  ©tael.  ni.  28 


434  ©rünbc  i^re«  Octtnqen«. 

l^attcn  iDcbcr  ^tii  noäj  ©rfal^rung  gcwirft.  SBenn  ^au  Don 
©tael  jid)  für  t>a^  ^an^  SSourbon  crflcirtc,  fo  war  cS  bic  Siebe 
gu  granlreid^;  bie  il^re  SBal^l  entfd^ieb.  Scniamin  Sonftant 
Derftanb  ba§  ni^t.  er  fd^rieb  am  27.  SRärg  an  aRadfintofl^, 
eine  Station,  xodä^t  bic  greil^eit  nnb  ble  Humanität  fd^dbige, 
muffe  in  bie  M)t  erBärt  merben^),  unb  plaibirtc  noä)  einmal 
in  ©enlfd^riften  an  bie  englifd^en  SKinifter  bie  ©ad^e  bcr  SRegent* 
fd^aft.  9D?it  öoHem  di^djt  lonntc  grau  öon  ©taöl  barouf  er» 
mibern:  „Sie  nennen  mid^  uneigennü^ig  in  meinen  SBünfd^en? 
3a  gemife,  .  .  .  3c^  werbe  nid)tö  gegen  granfreid^  tl^un;  id^ 
werbe  in  feinem  Unglüd  weber  bm  5Ruf,  ben  ic^  ü^m  Dcrbanfe, 
nod)  ben  SRamen  meinet  SSater^,  t>m  eS  geliebt  f)at,  gegen  baS* 
felbe  xombrn.  ®iefe  verbrannten  ©örfer  lagen  auf  feinem  SBegc, 
al§  bie  SBeiber  fid)  auf  bie  Äniee  warfen,  um  il^n  öorfibcrfol^rcn 
gu  feigen.  Sie  ftnb  fein  g^rangofe,  Seniamin,  @ic  l^abcn  nid^t 
in  biefem  Sanbe  aUe  Erinnerungen  ber  Äinbl^eit.  ©ol^er  ber 
Unterfd^ieb  gwifd)en  3^nen  unb  mir.  .  .  .  3^)  fül^Ie  tief  in  ber 
©eele,  bafe  id^  SRed^t  f)abe,  weil  meine  ©rregung  unwiHIürHd^ 
nnb  in  SBiberfprud)  mit  meinen  perfönlid)en  Sntercffcn  ift''  *). 
aSie  iJrau  öon  @tael,  fo  bad)ten  in  Jenen  SCagcn  Über  bic 
3Bieberfef)r  ber  Sourbon^  ber  greil^err  Don  Stein,  bcr  bic  Un^ 
möglid)feit  aller  ©egenprogramme  erfannte^),  unb  Sattc^ranb, 
beffen  wol)lbered)neter  SlbfaH  ben  SluSfd^lag  gab.  6r  foUtc 
bie  Äaiferin^SRegentin,  9Karie  Souife,  nad)  Sloi«  begleiten, 
unb  forgte  bafür,  an  ber  ^arifer  Sarriere  feftgenommen  gu 
werben.  »Les  Bourbons  sont  un  principe,  tout  le  reste 
est  une  intrigue«,  fagte  er.  38itroHe§  begeugt,  ba%  big  gum 
SRärg  unb  noc^  länger  Sliemanb  an  eine  SReftauration  glaubte*), 


1)  Sir  J.  Mackintosh,  Memoirs,  II,  270. 

2)  31.   ©txobtmann,    ©td^terprofilc    unb    (Sl&arafterlöpfe,   II,    29—30. 
grau  öon  Siael  an  S3.  ©onftant,  Sonbon,  22.  aWöra  1814. 

3)  spcr^,  Sebcn  öon  ©tcin,  VI,  S3cUagc  2,  193. 

*)  Vitrolles,   Memoires,   I,  47-48,   133,   140,   181,   312.     Viel- 
Castel,  Uistoire  de  la  Restauration,  I,  202. 


.  j 


©tünbc  tl^rcS  ©clinöcniS.  435 

Sltentanb,  mit  Slu^nal^me  freilid)  ber  englifd^cn  Staatsmänner, 
bie  gegen  ba§  SSorurtl)eiI  tl^reS  eigenen  ßanbeio  an  ber  ]^iftorifd)en 
Sered)tigung  ber  SSonrbonS  feft^ielten,  unb  alö  9lapoIeon,  ben 
ber  @elb[terl)altung5trieb  leitete.  »Les  Bourbons  s'en  tire- 
raient«,  l^atte  er  auf  ber  glud^t  au§  SRufelanb  gefagt.  „SBenn  id^ 
mein  ©ol^n  n^äre'',  njieberl^olte  er  {e^t,  „bann  lönnte  id)  fort- 
fämpfen,  bi§  ic!^  mit  bem  SRücfen  gegen  bie  5ß^renäen  ftänbe". 
3lo(i)  in  ben  aHerle^ten  3^it^J^  feiner  ^errfd^aft  öerfud^te  er,  ben 
©ci^atten  t)on  %a\)xa^  gegen  ßubnjig  XVIII.  tieraufgubefci^mören  ^). 
Slber  e§  gelang  il^m  nid)t,  jtd)  ber  5ßa:piere,  bie  ben  bourboni» 
fd^en  ^ßrinjen  fontpromittirten,  ju  bemäd^tigen,  unb  an  ben 
legten  Sftefultaten  voixxt  baburd^  nidjtiS  geänbert  njorben.  ®ie 
5IRämoiren  beS  Slgenten  für  bie  löniglid^e  @ad)e,  3SitroHe§,  be= 
ftätigen,  tt)a§  man  bereite  mufete,  biefe§  nämlid^,  *bafe  ber 
@raf  öon  Slrtoiö  in  DöHiger  Itnfenntnife  ber  3Renfd^en  unb 
S)inge  nad^  Sranfreid)  jurüdftel^rte,  bem  erften  Intriganten,  ber 
jtd)  feiner  bemäd^tigte,  gur  SSeute  beftimmt  unb  fc^on  bamal§ 
öon  jienem  S^atali§mu§  erfüllt,  ber  unter  ber  geitung  be^ 
gleid)gepnnten  dürften  ^olignac  fünfjel^n  Saläre  fpäter  fein 
SBerpngnife  öoUenbete.  ßubmig  XVIIL  befafe  Diel  mel^r  Älugl)eit 
unb  tüufete  bie  Dberfläd^lid^feit  feiner  rein  äufeerlid)en  SSilbung 
burd)'bie  föniglid)e  SBürbe  feinet  Sluftretenö  ju  Derbeden,  ^n 
S3egug  auf  ben  l^ol^en  Segriff,  ben  er  öon  feinen  angebornen 
SRed^ten  l^atte,  n)ar  er  nid)t  weniger  ftationär  al§  fein  ©ruber 
geblieben,  unb  eine  S^rage  ber  (Stiquette  überwog  aud^  bei  il^m 
ba§  Sntereffe  an  ben  ix)id)tigften  ftaat§männifd)en  Problemen  2). 
SUber,  wie  ganj  rid)tig  benierft  worbcn  ift,  bie  Situation  war 
eine  fold)e,  bafe  bie  SSourbon^  fünfuttbjwangig  SE^orl^eiten  im 
Sag  bcgeljen  burften,  üorau^gefe^t,  bafe  |te  beren  nid)t  fünfjig 
mad^ten^). 


^)  Droz,  Histoire  de  Louis  XIV,    III,  02.     La  Fayette,  Memoires, 
V,  346-347. 

^)  Vitrolles,  Memoires,  II,  184. 
3)  ©benbafclbft,  II,  59. 

28* 


436  ^oifcr  «rc;ranbcr  unb  Subtoig  XVIII. 

SKan  rief  ftc  gurüdE,  md)t  weil  man  flc  Hebte  ober  tücil 
man  an  jte  glaubte^),  fonbern  ttjeil  ftc  uncntbcl^rUd^  ttjarcn,  für 
ben  ÄonücntioncUen  (Sarnot  roit  für  bcn  fatfcrttcl)en  5Karfd)an 
5IRarmont,  für  bic  überlebenben  ÄonftitutioneUcn  öon  1789  wie 
für  bic  Senatoren  t)on  1814,  bic  Don  5Ra^)oleon  emannt  worben 
waren  unb  xijxt  ie|t  abfegten. 

Äaifer  Süeyanber  feinerfeitS  blieb  bem  gegebenen  SBortc 
treu.  Uncrad^tet  feiner  perfönlid^en  Abneigung  gegen  bte 
SourbonS  toilligte  er  in  il^rc  SReftauration,  als  ftc  Don  ben 
erften  SBürbenträgern  be§  Äaiferreid^S,  mit  SEattc^ranb  an  tl^rer 
@pi^e,  unb  t)om  ©enat  offijiell  verlangt  ttjurbe.  9lur  barem 
l^ielt  er  feft,  ia^  ßubwig  XVIII.  nid)t  al§  legitimer  Ä5nig  ber 
SRo^aliften,  fonbern  alö  ber  auS  freiem  ©ntfd^lufe  be§  3Solfö 
gewählte  SSruber  Subtt)ig'§  XVI.  fraft  ber  öom  Senat  entworfe* 
nen  SSerfaffung  gurücffel^ren,  unb  bafe  er  ftc  befc^wören  follte; 
beöor  er  bm  Stl^ron  beftieg.  2lm  2.  3Rai  reifte  Äaifer  SHejcanber 
bem  Äönig  bi§  (Sompiegne  entgegen  unb  Ijattc  eine  lange  Unter« 
rebung  mit  il^m.  Iteber  ben  Snljalt  berfelben  fagte  er  fpäter 
im  @alon  öon  ^Jrau  öon  ©tael  ju  Sa  tfa^ette,  fein  SBille  fei 
eS  gemefen;  bic  33ourbon§  fottten  bic  SSerfaffung  au§  bm  ^&n^ 
ben  beS  SanbeS  annehmen,  ftatt  xijm  eine  fold^c  gu  geben.  ^Slber"; 
fügte  ber  Äaifer  t)ingu,  „eine  Slborbnung  beS  gefe^gebcnben 
Äörper§  toar  fc^on  oor  mir  bort,  um  ben  Äönig  ol^ne  SSebingung 
anguer!ennen,  unb  gegen  beibe  war  id^  ol^nmäd^tig"  2). 

S)er  eingug  Subwig'^  XVIII.  in  5ßari§  fottte  am  näd^fte^ 
Sag  ftattfinben,  aber  aud^  unter  biefen  für  il^n  fo  günftigen 
Umftänben  war  er  bod)  nur  bann  möglid^,  wenn  in  SSegug  auf 
bic  fonftitutioncHe  ^rage  Garantien  gegeben  würben.  @o  erfolgte 
benn  am  3.  9Jiai  im  ©d^Iofe  gu  @t.  Duen,  wo  baS  le^te  Slad^t* 
lager  genommen  würbe,  bic  be!annte  ©rfldrung,  weld^e  gwat 
ben  SSerfaffungöentwurf  beö  ©cnateS  öcrwarf  unb  ftd^  in  be* 


•)  Vitrolles,  M6moires,  I,  1G9. 

2)  %f).  t).  S3crn]öotbt,  ÖJcfd^td^te  SRuferanbS,  II «,  824. 


SRüdffc^r  t)on  grau  bon  ©tael  nad^  $aris.  437 

red)neter  Unbeftimmtl^eit  über  tt)id^ttge  5ßunfte  äußerte,  aber 
bennod^  bic  notl^tüenbtgften  ©runblagcn  ber  fonftitutioneHen 
ßl^artc  au§  eigener  SKac^töoIlfommenl^eit  gugeftanb  unb  jtd^ 
öerpflici^tete;  il^reu  SBortlaut  üor  il^rer  SSeröffentltd^ung  einer 
Äommifjton  öon  SJlitgliebern  be§  (Senate  unb  ber  gegi^Iatiöe  ju 
unterbreiten. 

2llö  öier  2ßod)en  früher  bie  9iad^rtd^t  t)on  ber  Ä^a:pitulation 
öon  5|Sariö  in  Sonbon  eingetroffen  war,  l^atte  man  grau  öon 
@tael  barüber  beglüdwünfd^t,  ba^  nun  aud)  il^re  SSerbannung 
gu  @nbe  fei.  »De  quoi  me  faites-vous  compliment,  je  vous 
prie,  de  ce  que  je  suis  au  desespoir«,  ertt)iberte  fte.  ©ie 
mar  anfänglich  entfd^loffeu;  nid^t  nad^  $ari§  jurüdjufe^ren,  fo 
lange  frembe  Sruppen  bort  anwefenb  njaren.  »Verriez-vous 
Sans  peine  vingt-cinq  ans  d'efiforts  ä  Jamals  consideres 
comme  vingt-cinq  ans  de  crimes«,  l^eifet  eö  in  einem  il^rer 
legten  33riefe  an  Sßiller^,  »les  progres  de  Tesprit  humain 
condamnes,  et  la  tyrannie  meprisee  comme  un  parvenu 
qu'il  faul  remplacer  par  un  grand  seigneur,  le  despotisme?«  ^) 
Sinein  il^r  @ol)n  mar  mit  SSenjamin  Gonftant;  ben  er  in  33rüffel 
auf  feinem  SBeg  fanb,  bereite  im  2lpril  in  bie  frangöjtfd^e 
^auptftabt  3urüdgefet)rt,  unb  Srau  öon  @tael  mufete  am  8.  3Rai 
folgen,  um  perfönlid)e  2lngelegenl)eiten;  bie  leinen  2luffd)ub  litten, 
inDrbnung.ju  bringen.  @ie  reifte  mit  bem  Orafen  SWontlofter, 
beffen  ftrenge  monard^ifd^e  £l)eorien  fte  nid)t  gelten  laffen 
wottte,  mdl^renb  er  bie  erften  Äapitel  ber  „ßonfiberationö'^ 
bie  fte  il^m  bamal^^  mitttieilte,  mit  ber  l^öd^ften  Sefriebigung 
öernal^m^).  2lm  12.  3Rai  traf  fte  in  ber  franjöftfd^en  $aupt= 
ftabt  ein.  3Ran  fanb  fte  bleid),  mit  einem  leibenben  Slu^brud, 
fonft  unöeränbert,  nur  burd)  bie  6rfal^rung  unb  ia^  ßeben 
gereift  unb  -geläutert.  3l^re  diMkljx  au§  ber  SSerbannung 
würbe  unter  allen  Umftänben  ein  6reignife  gemefen  fein.    3m 


»)  m.  3§rct,  ©riefe  au§  bem  ^a^la^  öoit  (5§.  be  SSillerS,  301.    grou 
öon  ^tael  an  SStllerS,  fionbon,  6.  ^pxxl  1814. 

^)  Bardoux,  Le  Comte  de  Montlosier,  175. 


438  ftaifer  Qle^anber  bei  grtau  t>on  6taet 

SlugenblidE  aber,  wo  bie  Stuöarbettung  bct  (Sijaxtt  auf  fo  öiclc 
ber  leitenben  gbeen  il^rer  fonftitutioncllctt  %xmnht  üon  1789 
jurüdfgriff  unb  bie  ©rflärimg  Don  @t.  Duen  burd^  einen 
]^i[torifd)en  Qn\a\i  unter  bem  einfügen  ©ad^  il^reS  SatcrS  ge« 
geben  worben  toar,  gewann  iljrc  Slnwefenl^cit  in  ^ariS  bie 
SSebeutung  einer  politifd^en  SRanifeftation.  SBenigc  Sage  nad^ 
il^rer  einlauft,  an  einem  benftoürbigen  Slbenb,  empfing  Pc  ben 
Äaifer  Slle.ranber,  Äarl  Sluguft  öon  ©ad^fen^'SCBeimar,  bie  ®c* 
fanbten  ber  3Jtäd)te,  mit  il)nen  öiele  ßelebritaten  ber  ^olitif 
unb  ber  Siteratur,  bie  beiben  §umbolbt,  ®en^,  ßa  ga^ette, 
SaKq  SoUenbal,  SRatl^ieu  be  ^JiontmorencQ,  feinen  aSetter,  ben 
§erjog  üon  Saüal,  @abran,  bie  ^ergogin  öon  Äurlanb.  »Cela 
dura  trois  heures,  avec  un  interet  soutenu«,  fd)rteb  ate  ShtgeU'' 
geuge  §ßictet  be  SRougemont,  33et)ottmcid)tigter  ber  ©d^weij^). 

Äaifer  Sllej-auber  bot  feine  ganje  Siebenöwürbigfeit  auf 
unb  öerfäumte  bie  Oelegenl^eit  nid)t,  [xd)  in  burd)auS  liberalem 
@inn  ju  dufeern.  SSon  gerbinanb  VII.,  ber  furj  guDor  nad^ 
Spanien  gurüdfgefebrt,  bereite  am  4.  5!}iat  bie  SSerfaffung  auf* 
gehoben  unb  burd)  feinen  l^offnungöloö  befd^ränften  Slbfolutiä« 
mu§  erfe^t  l^atte,  fprad^  er  mit  wegwerfenber  SSerad^tung.  ©ie 
Seroilität  ber  frangöftfd)en  5ßreffe  enoäl^nenb  meinte  Älejcanber, 
in  SRufelanb  fei  nid)t§  2lel^nlid)eö  gu  pnben;  feine  guten  Slbftd^ten 
t)ätten  in^ranfreid^  Weber  SSerftänbnife  nod)Unterftüfeung  begegnet; 
bie  33ourbon§  feien  oon  allen  3Sorurtl^eiIen  bcö  alten  Slegime 
erfüllt,  „unoerbeffcrt  unb  unoerbefferlid)'\  ©er  eingige  ^erjog 
tion  Orleans  l^abe  liberale  ^t)mx,  öon  ben  SInbern  fei  nid^t«  ju 
^offen.  6r  oerfprad)  ber  grau  oon  @tael,  bie  Dorgugäweife 
ba^  ®efpräc^  mit  il^m  fül^rte,  bie  Slbfd^ajfung  ber  ©flaüerei 
oom  beoorftel^enben  Äongrefe  gu  verlangen,  ©em  ^aupt  eineS 
ßanbe§,  wo  bie  ßeibeigenfd^aft  l^errfc^e,  werbe  man  baS  Siedet 
nid^t  guerfennen,  für  bie  SSefreiung  ber  Sflaoen  gu  wirfen,  aber 


')  Pictet  de  Rougemont,  Fragments  de  Lettres.    Biblioth^ue  de 
Geneve,  1840,  63. 


Sftau  tjon  Btael  unb  ber  ^crjog  öon  SBcHington.  439 

täflltd^  erl^alte  er  in  Segug  auf  bie  innern  Suftänbc  gute  Sot* 
fd^aft  aus  feinem  SReic!^ :  mit  ®otte§  §ülfe  werbe  bie  Seibeigen» 
fd^aft  nod^  unter  feiner  ^Regierung  aufl^ören.  3)ie  Ie|tere  33e* 
merfung  macl)te  er  mit  lauter  Stimme  ju  Sa  55aQette  gewenbet, 
bem  grau  öon  @tael  1805  auö  SRom  gefd^rieben  ^atte,  jte 
tüotte,  folange  er  lebe,  nic^t  an  ber  menfd)i[id)en  SRace  t)er» 
jttjeifeln '),  unb  ben  fte  freubig  njieber  begrüßte.  SaUe^ranb  njar 
gleid^fallö  antoefenb.  (gr  nal^m  al^  felbftüerftänblid)  l^in,  bafe 
bie  Unfäl^igfeit  üon  grau  uon  @tael,  alte  SSerbinbungen  abju= 
bred)en,  nun  aud)  über  il^re  gegenfeitigen  SSegiel^ungen  entfd)ieb. 
SCßellington,  ber  einige  2Bod)en  frül^er  ben  §erjog§titel  erljalten 
l^atte,  traf  in  jenem  2)?ai  öon  Sonbon  »ieber  in  ^ariö  ein.  ©leid) 
nad^  ber  erften  ^Begegnung  mit  il^m  fagte  befanntlidE)  grau  t)on 
©tael,  nie  l^abe  bie  3latur  einen  großen  SHann  mit  einem  fo 
geringen  Slufwanb  öon  SRitteln  gemad)t:  »II  porte  la  gloire 
comme  si  ce  n'ötait  rlen.«  Sltö  jte  il^n  eine^  Sag§  fragte, 
ob  eö  rid)tig  fei,  bafe  ber  Sorb^Ä^angler  Inieenb  mit  bem  Äönig 
fpred)e,  unb  tote  er  ba^  mol^l  bemerlfteUige,  liefe  ftd^  ber  ©ieger 
öon  SSittoria,  ber  ein  grofeer  ©amenrttter  njar,  öor  il^r  auf  bie 
Äniee  nieber^).  (gr  fprad^  ftetö  mit  großer  @9mpatl)ie  öon 
il^r,  unb  ptte  nur  gett)änfd)t,  jte  öon  ber  ^olitif  feruljalten  ju 
fönnen.  „®a§  mar  aber  nid^t  leicht'',  erjäl)lte  fpäter  ber  eifeme 
^^^^'&t  n^^^^  öl^  einmal  i^abe  id)  ju  il^r  gefagt,  »je  deteste 
parier  politique«,  töorauf  jte  ermiberte,  »pour  moi,  parier 
politique,  c'est  vivre«.  SBir  maren  gute  greunbe  unb  nod)  auf 
bem  Sterbebett  n)ünfd)te  fte,  mid)  ju  jel^en;  aber  id)  mar  ba= 
mal^  nid^t  in  $ari^"^). 

3m  Sal^r   1814   mar   bie   ^olitif  öottenb^  nid^t  ju  öer» 
meiben,  unb  jebe^  SBieberfel^en  mit  greunben  brachte  neue  a3e= 


1)  La  Fayette,  M^moires,  V,  309—311,  202.     «öarnl^aöcn   öon 
©nfe,  S)en!toütbt9fetten,  VI,  136-140. 

2)  Quarterly  Review,  July  1881,  17. 

^  Philipp  Henry,  5th  Earl  Stanhope,  Notes  of  conversations 
with  the  Duke  of  Wellington,  295.    (Uncbirt.) 


440  SEßiebetbegegnung  mit  Sfteunben. 

jiel^ungcn  ju  ben  SageSereigniffcn,  töcnn  anä)  in  bcr  ücrfd^ie* 
bcnftcn  SBeife.  3)iiniftcr  beiS  3nnern  ttjar  bcr  8ibbe  bc  SKontcS* 
qutou,  ein  alter  33efannter  t)on  ^au  t)on  ©tael,  ben  SaHe^ranb 
feiner  ro^aHftifd)en  ©ejtnnung  toegcn  „bic  rottet  ^Jal^nc''  beS 
9Kinifterium§  nannte,  beffen  fonftige  3nfcitttmenfe|ung  ben  Äönig 
beftänbig  an  bie  2:i^atfad)e  erinnerte,  ba^  bie  SSourbon«  tl^rc 
3urüdEberufung  nid^t  ben  SRoqaliften,  fonbern  einem  Äompromlfe 
ber  ^Parteien  üerbanlten.  ®er  SRarineminifter,  SKalouet,  ber  balb 
barauf  ftarb,  unb  ber  ginanjminifter;  33aron  Soui§,  jäl^ttcn  glcid^* 
fallö  ju  ben  greunben  üon  grau  öon  ©tael.  3^  ber  Scrfaffungö* 
fommtffton  fanb  fte  Fontanes,  SoiffQ  b'SlnglaS,  SSarb^  be  3Rar* 
boiö,  unter  ben  SSeratl^ern  beö  Äönigö  3aucourt  wieber.  6a* 
mitte  S^rban  luar  aU  Vertreter  beö  fönigötreucn  Sqon  nad^ 
5ßariö  gelonmxen;  @uarb  freute  ftd^  ber  SCßieberl^erfteHung  ber 
Slfabemie.  „Sei  mir  ift  ba^  ttjeniger  ber  %aBi",  fd^rieb  grau 
üon  @tael  an  SReifter,  „aflein  man  l^offt,  ba^  ttjeniger  ©d^abcn, 
al^  man  e^  anfangt  fürchtete,  baburd^  gefd^el^en  unb  bcr  Siame 
fonjol^l  aU  bie  6inrid)tung  beö  3nftitut§  betbcj^alten  werbe/ 
Slbbe  3Rorettet,  ber  einft  9fleder'§  $Iäne  im  9iamcn  üon  Siir* 
got  unb  ber  öfonomiftifd)en  ©d^ule  befdmpft  l)attc,  je^t  ein 
©reis  öon  neununbad)tgig  3al)ren,  »ar,  obmol^l  bettlägerig, 
nod)  geiftig  öon  ungetrübter  grifd)e  unb  ^eiterfeit.  S>cr  um 
gel^n  3^^^^  iöngere  ©upont  be  3lemour§  mar  1814  SWitglicb 
ber  :prot)iforifd)en  ^Regierung  gemefen,  morauf  il^n  Submig  XVin. 
in  ben  ©taatörat^  berief. 

Seit  bem  grü^ia^r  1813  mar  aud^  ©i^monbi  in  SßariS,  mo 
bie  greunbe  ber  ©räfin  öon  Sllban^,  jene  t)on  grau  öon  @tael 
unb  balb  aud)  biefe  felbft  il^m  bie  befte  Slufnal^me  bereiteten. 
®urdö  bie  le^tere  mürbe  er  bei  einer  geiftreid^en  grau  eingcfül^rt, 
bie  in  näd^fter  9^ä^e  öon  grau  Don  @tael  mol^nte.  @§  mar  bie 
§erjogin  uon  ®ura§,  eine  Sod^ter  be§  ©rafen  Äerfaint,  ber  im 
Äonöent  bie  9Jläfeigung  vertreten  unb  bafür  feinen  Sob  auf  bm, 
@d)affot  gefunben  l^atte.  ^i)x  ©atte  bagegen,  ber  ^ergog  üon 
®ura§,  gehörte  burd^  gamilientrabition  unb  perfönlid^e  Stellung  ju 


S)tc  ^craoQtn  öon  S)uraS  unb  ßl^ateaubtianb.  441 

ben  Sntimcn  beö  §ofc§,  unb  bie  ^erjogin,  bie  in  ber  äußern 
©rfd^einung  eine  auffaüenbe,  öon  i^r  gern  betonte  8[el^nlid)!eit  mit 
5tauöon@taeI  befofe,  Ijatte  3Rä]^e,  il^re  liberalen  ©^mpatl^ien  unter 
ben  ©rforberniffen  il^rer  äußern  Stellung  aufrecht  ju  erl^alten. 
«Une  personne  vraie  dans  un  cercle  factice«,  nannte  fte  ^rau 
öon  @tael.  Seit  bem  ßonfulat  mar  bie  ^erjogin  öon  ®ura^ 
mit  ßl^ateaubrianb  befreunbet,  ber  il^r  j^u  biftiren  pflegte  unb 
fel^r  öiel  in  il^rem  §au§  öerle^rte  ^).  SBäl^renb  ber  legten  Seiten 
be§  Äaiferreirf)^  öon  1814  ging  ber  grofee  @d)riftfteller  jur 
^olitil  über.  @r  öerfafete  bie  glugfc^rift,  »De  Bonaparte  et 
des  Bourbons«,  n)eld)e  baö  Signal  gur  Slpot^eofe  ber  alten 
2Ronard)ie  unb  gur  Snfultirung  beö  Äaifer^  gab,  nad)  beffen 
©turg  jte  erfd^ien.  33eibe^  njar  nid)t  im  @inn  öon  ^rau  öon 
©tael;  bie  nod)  burd)  anbere  9Jieinung^öerfd)iebenlÖeiten  öom 
aSerfaffer  getrennt  war.  2)ie  gefellfc^aftlidie  SSerü^rung  gwifdien 
il^nen  tourbe  jebod^  burd)  bie  .§)erjogin  öon  ®urag  njieber  lö^r* 
gefteHt;  njäl^renb  SSenjamin  ßonftant  in  ber  treffe  für  ba§  nötl^ige 
politifd^e  ®egengett)ic^t  forgte.  (Seit  bem  @d)eitern  ber  ^Iftne 
be§  fd^njebifd^en  Äronpringen,  »la  sötte  chute  de  Bernadotte«, 
töie  Seniamin  ßonftant  je^t  fagte,  fteigerte  ftd)  bei  le^terem  ber 
SBunfd),  tptig  in  bie  6reigni[fe  einzugreifen.  SSon  SSelgien 
auö  fd^rieb  er  an  Salle^ranb.  3n  ^ari^  näl^erte  er  ftd)  burd) 
Sa  ^arpe  bem  Äaifer  2lle;ranber,  ber  einen  Drben  öerfprad), 
öerfel^rte  mit  ^ogjo  bi  SSorgo,  SacreteHe,  33eugnot,  ®arat, 
Suarb,  ©uijot,  aud)  mit  3^oud)e,  ber  eö  öerftanben  l^atte,  pd) 
feit  bem  31.  SWärg  in  bm  öerfd)iebenen  Sagern  uuentbel^rlid)  ju 
mad^en.  ®er  Salon  öon  iJrau  öon  Stael  ftanb  SSenjamin 
ßonftant  immer  offen.  SSereit^  öor  il^rer  Slnfunft  in  $ariö 
Ijatte  er  feinen  Stanbpunft  in  ben  franjöftfd^en  3lngelegenl)eiten 
gewäl^lt.  2lm  21.  3lpril  öer!ünbete  ein  Slrtifel  au§  feiner  g^eber, 
in  ben  S)ebat§;  bie  Seigre  öon  ber  SJleutralität  ber  Ärone  gmifdien 


*)  Sismonde  de  Sismondi,  Fragments  de  son  Journal  et  Corres- 
pondance,  Revue  historique,  1877,  76. 


442  ®is  puMiaiftif^e  S^atigfeit  t>on  »eniamin  jSottfiant 

unb  Über  bcn  Parteien,  in  bic  er  ben  ©d^tperpunft  bc8  parla« 
mcntarifdjcn  3!)iecl^ant§ntug  öcriegte.  ®einal^c  täglich  jtanb  er 
feitbem  auf  ber  Srefd^e  gu  ©unften  ber  parlamcntarifci^ett  9Kott= 
ard)te,  für  bie  meifee,  öon  liberalen  Snftitutionen  umgebene  gal^ne. 
^eranbilbung  ber  Stangofen  gur  tonftitutioneUen  SRegiening  galt 
il^m  afö  bie  Slufgabc  feine§  politifc^en  SBirfenö,  unb  in  fd^neller 
9ieit)enfoIge  öeröffentlidjte  er  3citung§artifel  unb  5Iugfd)riftcn  im 
©ienfte  bicfer  3^^^.  ®ic  Stimmung  tt)ed)felte  fortttjäl^renb,  baS 
3iel  aber  bel^ielt  er  im  Sluge.  ©ie  mid)tigfte  bicfer  ^ßublifationen 
mar  bie  ©d^rift,  Esquisse  d'une  Constitution,  bie  (änbe  ?!Rai 
1814  erfd)icn.  @ie  ift  öom  Seftreben  burd)brungen,  bie  gel^ler 
ber  3?erfaffung  öon  1791  ju  öermeiben,  ,,bie  al§  ÄriegSmafd^ine 
gegen  bic  (g;refutiüe  gebad)t  mar'',  mie  je^t  aud)  Senjamin  ßonftant 
fagt.  ©ie  neue  SSerfaffung  follte  benfelben  %^f)kx  wicijt  in  33egug 
auf  baö  SBolf  mieberl^olen.  Q\m  ÄammerU;  eine  erbliche,  eine 
gmcite  au§  bireften  SBal^len  l^ertiorgegangen;  öerantmortlid^e,  par* 
Iamentarifd)e  5Kinifter,  eine  ftarfe,  über  ben  ^Parteien  maltenbe 
Ärone,  ^refefreil^eit,  @efd)mornengerid)te  unb  Siationalgarbe, 
unb  ein  funftlid)e§,  öielfad)  üon  englifd)en  Sbeen  beeinfiufeteS 
®efüge  öon  gefe^Iid)en  Oarantien  gegen  bit  ®efal)rbung  freil^eit« 
Heiner  S^pitutionen,  ba§  mar  bie  Seigre,  bie  er  gegen  bie  ^- 
tremen  beiber  Parteien  mit  formüoUenbeter  Älarl^eit  auferbaute, 
unb  melc^er  grau  üon  @tael  ben  SRüdf^alt  il^rer  perfönlic^ctt 
3uftimmung  gab^).  ®ie  fonftitutionette  ©oftrin  ber  ©onjtb^» 
rationg  bemegtc  ftd^  fpäter  mit  gemiffen  SSorbel^alten  auf  paralleler 
ßinie  mit  jener  öon  Senjamin  ßonftant. 

3Iluftonen  über  bie  nädifte  S^^fi^^ft  ^^tt^  %^^^  ^^^  @ta6l 
momöglid)  nod)  geringere  al§  er.  ©er  Äönig  öerfud^te  jid^  im 
©piel,  mit  ber  einen  ^anb  gurüdgunel^men,  ma§  er  mit  ber 
anbern  gegeben  l^atte.  SSergebenö  mamte  fjouc^e  in  einer 
anonymen  SSrod^ure  öor  ben  e;rtremen  Slo^aliften,   bie  il^ren 


0  Benjamin   Constant,   Journal   intime.      Revue   internationale, 
10  Mars  1887,  776. 


S)ic  Safttl  bcS  Ä^önlg«.  443 

^alt  bei  bem  ©rafen  Dou  2lrtoi§  fuci)tcn^).  ®er  Äönig  liefe 
ßi^ateaubrianb  in  Sejug  auf  feine  mafelofe  Srod)ure  miffen,  fte 
l^abe  it)m  mel^r  genügt  al§  l^unberttaufenb  9Ulann.  @r  fagte 
gu  aSeugnot,  ber  SHitglieb  ber  SSerfaffnngöfommiffton  toax, 
er  möge  Slatte^ranb  nid^ts  öon  il^ren  33eratl^nngen  mittl^ellen. 
8[fö  SSeugnot  erwiberte,  er  fürd)te,  bie^  njerbe  bod^  unb  gtoar 
öon  Seite  eineö  feiner  öierunbjiuanjig  ÄoHegen  gefd^eJ^en,  er^ 
tt)iberte  ber  Äönig,  baö  fei  möglid),  nur  foHe  er  nid)t  biefer 
eine  fein^).  Satteqranb  aber  war  erfter  SRinifter,  unb  l^atte 
SSertrauenömänner  in  allen  Greifen  be^  §ofeö  unb  ber  Plegie* 
rung.  ffia§  vorging,  tt)ufete  er  fel^r  genau,  aud^  toenn  ber 
Äönig  e^  il^m  nid)t  fagte,  unb  ba^  toar  nid^t  nur  tüic^tig,  fonbern 
auä)  eigentpmlid)  genug.  S)ie  giftion  ber  ac^tjel^n  9flegierung§= 
jalire  be^  neuen  SKonarc^en  njurbe  öom  Slugenblicf  an  al§ 
gepd^ert  betrad^tet,  njo  bie  fenatoriale  SSerfaffung  fiel,  bie  jwar 
ben  aSruber  ßubnjig'^  XVI.,  nid^t  aber  ben  ad^tgel^nten  ßubtüig 
gurüdErief.  Wit  biefer  giftion  öerbanb  aber  ber  Äönig  ben 
gangen  SSegriff  feiner  SWac^ttiollfommen^eit.  6r  betrad^tete  fid) 
alö  ben  ßrben  einer  abfoluten  SouDeränetät,  eineö  unantaftbaren 
9ied)te^  SRul^ig  liefe  er  Don  ben  SKännern,  bie  er  berufen  l^attc, 
bie  fonftitutioneUe  ßl^arte  bi^futiren,  biefe  SSerfaffung  naä)  eng= 
lifd^em  SRufter,  öon  ber  eö  ^iefe,  fte  entfpred^e  feinen  3BünfdE)en 
unb  fei  burd^  bie  S)eflaration  üon  @t.  Duen  verbürgt.  ^Ijxn 
genügte  bie  Sid^erfteUung  gweier  n)id)tiger  fünfte.  ®er  eine 
war  ber,  bafe  er  bie  fonftitutionellen  Garantien  auö  freiem, 
unabpngigem  SßiUen  gab,  ber  anbere  jener,  bafe  2llle§,  maö 
bie  neue  SSerfaffung  nic^t  erwäl^nte  unb  nid)t  änberte,  alö  gu 
9ledE)t  beftel^enb,  fo  mie  e§  tior  ber  SReuolution  gewefen  war,  be* 
trad^tet  würbe,  unb  jeben  Slugenblidf  nad)  ©utbünfen  wieber 
geltenb  gemad)t  werben  fonnte.  S)er  Oebanfe  fam  üom 
©taatöfefretär  SBitroHe^.    „gd)  legte  mel^r  Söertl)  auf  ba§,  toa^ 


0  Fouch^,    Remontrances    du    parterre,    cttirt    bei    Viel- Gas tel, 
I,  407. 

2)  Beugnot,  Memoires,  II,  147. 


444  Vubioid  XVIII.  unb  bie  e^axte. 

ni(t)t  in  ber  Charte  ftanb,  aU  auf  jenes,  loa^  fte  ent^ielf*,  fagt 
er  be;eid)nenb  genügt).  3o  fam  t^,  baB  iveber  bie  Stdbmg 
noc^  bie  Steckte  bcr  2Ronard)ie  in  ber  (Sparte  enoa^nt,  fonbem 
als  unabhängig  Don  i^r  Dorauegefe^t  iDurben.  Um  bieten  $rei^ 
lieB  Subroig  XVIII.  bie  fo  gut  ivie  DoQige  @Iei(^fienimg  ber 
Äulte  unb  eine  Sufö^wi^nf^fewng  ber  ^airöfammer  über  ft(^ 
ergeben,  roeldje  \>en  englifdjen  Jorie^  ebenfo  groB«  Sebentei, 
als  bcm  ßi^aren  bas  unbebingtefte  IBo^Igefatten  einflöBten. 

33iö  in  einem  geroiffen  @rab  war  JaHegranb  ber  auffaffung 
t)on  bcr  föniglid)cn  9Jiact)t,  bcr  Subroig  XVIII.  I^ulbigte,  entgegen^ 
getommen.  äud)  er  uiad)te  |d)on  Dor  ber  Slbrcifc  gum  SSiener 
ÄongreB  au»  ber  Segitimität,  bas  l^eißt  au»  ber  Slnerfenmtng 
ber  5Rcd)te  ber  alten  9Jtonarcl^ie,  bie  ©runblage  bcr  neuen 
Staatöorbnung,  in  ber  3?orauöjtd)t  freilid),  baß  bie  Steilheit  bcr 
treffe,  bie  Ceffentlid)feit  ber  ©iöfujjton  unb  bie  SESal^lfrcil^ 
in  ber  iJänge  ber  3^'^  ""^  ^^"^  aud^  ttad)  öielen  ©d^tüicrig« 
feiten,  genügen  ujürben,  um  uneraci^tet  aUeiS  ©egenbrucfc«  bie 
Ärone  in  ben  fouftitutioneßen  @d&ranfen  ju  Italien.  ®iefe  6r* 
Wartung  würbe  nid^t  getäuid)t.  Sreilid^  erft  in  il^rcr  jioeitcn 
^l^afe  ift  bie  9te[tauration  ber  ©ntwidlung  ber  öerfaffungS* 
mäBigen  greit)eit  unb  beö  nationalen  ®ebei]^en§  in  geifHgcr  »te 
in  materieller  ^inftd^t  günftiger  aB  jebe  anbere  ätegterung  in 
grantreid)  gewefen. 

3m  ^al)x  1814  jebod)  überwog  bie  bered)tigte  Sorge,  e8 
werbe  bem  leibenfd)aftlid)en  ©rängen  ber  Sleaftion,  bie  bis  gum 
S^ron  ^inaufreid)te,  gelingen,  alleö  wieber  in  fjrage  gu  ftcEen. 
Äaifer  3lle^*anber,  bem  gubwig  XVm.  bei  feierlid^en  ®elegen« 
l^eiten  neben  feinem  3lrmftul^l  einen  einfad^en  6effel  anwieiJ, 
mad)te  fein^el^l  barau^,  bafe  er  §ßariö  erft  nac^  Promulgation 
ber  ß^arte  öerlaffen  werbe.  »Quel  homme  que  cet  Empereur 
de  Russie«,  fd)rieb  grau  tion  @tael  nad^  ©nglanb,  »sans  lui 


>)  Vitrolles,    Memoires,    II,   239—240,    248,   249.    Viel-Castel, 
Histoire  de  la  Restauration,  I,  410—416, 


S)ie  öffentltd^e  SWcinung  unb  bte  erftcn  ^anblimgcn  bcr  ^Regierung.     445 

nous  n'aurions  rien  qui  ressemblat  ä  une  Constitution  .... 
11  veut  la  voir  proclamee«^).  2lm  4.  Swni,  naci^bcm  jtrf)  bic 
allürten  ©ouöeräne  öon  $art§  nod)  ßonbon  begeben  l)atten, 
Derfünbete  ber  Äönig  in  feierlid^er  @i^ung  ben  3n^alt  be§ 
5ßarifer  fjrieben^öertrag^,  ber  2lngeftd^t§  ber  Sage  ein  öerpitnifes 
mäfeig  günftiger  genannt  njerben  fonnte,  »orauf  burd)  ben 
@taat§minifter  g^erranb  bie  fonftitutioneHe  Slera  burd^  23erfünbi= 
gung  ber  Sparte  eröffnet  njurbe. 

®ie  liberale  Partei  öermifete  bie  ©rfüUung  be§  Sßerfpred^enS 
üon  @t.  Duen,  woburc^  bie  ^ßrüfung  be§  SBortlantö  ber  SSerfaffung 
ben  beiben  grofeen  Äörperfd^aften  überlaffen  fein  foHte,  mufete 
ftd)  aber  vorläufig  begnügen,  in  ber  Slntwort  auf  bie  Slironrebe 
eine  33emerfung  einfließen  ju  laffen,  njonad^  bie  ßl^arte  alö 
SSertrag  jtt)ifci)en  gürft  unb  33oI!,  nid^t  al§  ©efd^enl  be^  erfteren 
aufgefaßt  würbe  2).  gn  ber  nä(i)ften  Umgebung  be§  Äönigö 
bctrad^tete  man  ba§  fonftitutioneHe  SRegime  al§  ein  ©yperiment, 
t)on  bem  man  l)offte,  e»  njerbe  ben  erften  (Snttäufd)ungen  jum 
Dpfer  fallen.  3n  ber  treffe  brad)en  ftd^  bie  Salente  33a^n, 
tt)eld^e  bie  SJlonard^ie  bem  Parlamentarismus  Derpflid^ten  njoUten, 
aber  vorläufig  bie  SSefeftigung  biefer  9Konard)ie  allen  anbern 
3nteref|en  öoranfe^ten.  @o  bad)ten  bie  jmei  SSegrünber  ber 
boftrinären  @d^ule,  bie  als  SSeamte  beS  SWiniftertumS  beS 
Snnern  öon  2lbbe  be  5RonteSquiou  ju  diatt)  gebogen  mürben. 
S)er  eine  mar  ber  ^roteftant  ©uijot,  ber  anbere  ein  ^ro= 
feffor  ber  ^l^ilofopl^ie  an  ber  Sorbonne  unb  erprobter  2lnpnger 
ber  33ourbonS,  $aul  3?o5er=6ollarb.  ©ie  Slufgabe  mar  bereits 
eine  fel^r  fd)mierige,  benn  bie  ©efai^ren,  bie  man  für  bie  9)lonard)ie 
t)orauSgefe]^en  l^atte,  öerbüfterten  mel)r  unb  mel)r  ben  politifd)en 
^orijont.  S)er  ^oligeiminifter,  SSeugnot,  erflärte  bie  ^olijei  für 
bie  Sllliirte  ber  [Religion  unb  SJloral.  Sie  tierbienten  Dffigiere 
ber  5Ra^)oleonifd)en  5lrmeen  mürben  ben  ©migrirten,  bie  ber  Äönig 


*)  Miss  Berry,  Journal  and  Correspondence,  III,  24.    Madame  de 
Stael,  Considerations,  Oeuvres,  XIV,  28  w.  ff. 

^  Madame  de  Stael,  Considerations,  Oeuvres,  XIV,  56  u.  ff. 


446  9tot)eT'6oaaTb,  ^uiaot  imb  bo«  ^ßtt^q/^t^. 

in  ba§  $eer  rinrcil^te,  nid^t  nur  glcid)  ßcfleHt,  fonbcrn  nid^t 
feiten  untergeorbnet.  ®er  Verbannte,  mit  bcn  Sourbon^  gurütf- 
gefeierte  Älcruö  protcftirte  gegen  ba§  Äonforbat;  ber  Dcrarmte 
abel  erging  ftd^  i«  5)rol^ungen  gegen  bic  SeP^er  feiner  ©fiter, 
beren  ©igentl^umSreci^t  bie  5)efIaration  öon  @t.  Duen  ffir  im« 
antaftbar  erflärt  Ijatte.  3"  i^^n  gewäl^rleifleten  f^teü^eiten  ge* 
l^örte  bie  ber  ?}reffe,  bie  unter  ber  Seitung  öon  Sflo^er-ßoIIarb 
ftanb.  Unter  ben  beftcl^enbeu  93er^ältniffen  fc^ien  eS  icbod)  fo 
bebenflid^,  fte  gu  getöäl^ren,  ba§  er  unb  ber  il^m  beigeorbnete 
©uigot  bem  Verlangen  ber  Äammermel^rl^eit  nad^  einem  ^^re^* 
gefe^  nur  mit  Sorbel^alten  entgegenfamen,  bie  felbfl  einigen 
ro^aliftifd^en  Slättem,  wie  bem  gournal  be  $ari8  unb  ben 
2)ebat§,  gang  übertrieben  erfd^ienen.  Sin  bie  ©pi^e  ber  Cppo* 
jttion  trat  mit  einer  glängenb  gefd^riebenen  iJlugfd^rift  Scnjamin 
ßonftant.  6r  betonte,  ba^  bie  Süegierung  burd)  bie  beabpd)tigte 
Genfur  bie  SSerantmortung  für  alle  Sleufeerungen  ber  fJreffe  ouf 
ftd)  labe,  unb  ftd^  babei  felbft  ber  5IRöglid^feit  beraube,  bie 
öffentlid^e  SJJeinung  gu  bilben  unb  ben  ©nflufe  ber  ©epartemcntg 
gegen  jenen  ber  ^auptftabt  aufgubieten. 

8ll§  ba§  ?}refegefe^  ber  ^Regierung  mit  einigen  Slenberungen 
für  bie  uäd^ften  brei  3a^re  angenommen  würbe,  replicirte  SSen- 
jamin  ßonftant  nod^  einmal  in  einer  SBeife,  bie  fld^  befonberd 
gegen  bie  2lu§fü^rungen  be§  8lbbe  be  9Konte§quiou  afö  3Rtnijter 
be§  3nnem  waubte.  3«  feinem  Journal  brid^t  er  in  bie  SBortc 
auS:  »La  loi  a  passe,  Adieu  la  Constitution  et  au  diable  1a 
France«  ^).  SalleQranb  lub  il^n  gu  Sifd);  aud^  biefer  empfanb 
gerabe  gu  jener  S^it  ^^^  SSerfud)ung,  ftd^  ber  parlamentarifd^en 
Dppojttion  gu  naivem,  befann  ftc^  jebodö  eines  33effem  unb  cnt* 
ging  ben  $einlid)feiten  ber  innem  Sage  burd^  bie  8[brcife  ^um 
SBiener  Äongrefe,  auf  weld&em  er  am  23.  September  dS  Ab* 
gefaubter  fjranfreid^ö  erfd^ien  unb  einen  glängenben  btplomati« 


>)  Benjamin   Constant,  Journal   intime.     Revue   internationaJe, 
10  Mars  1887,  771. 


grtau  bon  ©tael  in  Poppet,  (Sommer  1814.  447 

fd)cn  Sriump]^  vorbereitete.  ®ereit§  im  3wH  ^^^  Srau  öon 
©taäl  nad)  (Soppet  gurüdgefel)rt  unb  Ijätte,  wie  ein  Srief  öon 
il^r  an  5!}ii§  Serr^  berici^tet;  5ßari§  gern  fd^on  frül^er  öerlaffen, 
wenn  il^rc  Slngelcgenlieiten  jte  nid)t  bort  guriidgel^alten  Ratten. 
»Nous  sommes  ici  dans  un  calme  plat«,  fd)rieb  jte  il^r  am 
14.  3uni  nad^  Sonbon,  »heureux  de  n'etre  plus  persecutes 
et  transportant  toutes  nos  flatteries  ä  de  plus  honnetes 
gens  que  Bonaparte,  mais  sans  conserver  pour  cela  plus  de 
dignite  en  nous-memes.  Cependant  ä  la  fin  nous  serons 
libres,  pareeque  rien  en  ce  genre  ne  retrograde  d^finitive- 
ment.  Quant  ä  la  societe,  eile  est  encore  nulle,  11  s'en 
rassemble  quelques  debris  chez  moi,  mais  il  n'y  a  point 
d'ensemble«  ^). 

Slnbere  SSemerfungen  über  bie  Sage  entl^ält  ein  glei(i)geitiger 
33rief  an  bie  ^erjogin  Suife:  »Les  etrangers  ont  ete  regus 
avec  une  douceur  parfaite,  car  rien  ne  r6veille  plus  la 
triste  apathie  du  pays.  Quinze  ans  de  tyrannie  ont  fini 
tout  esprlt  public.  Je  crois  cependant  que  le  gouvernernent 
actuel  est  bien  etabli.  Le  roi  a  de  Tesprit  et  de  Padresse, 
et  tous  les  moyens  pris  par  Bonaparte  pour  etablir  la  ty- 
rannie servent  ä  Texistence  des  choses  actuelles.  L'histoire 
d'Angleterre  se  recommence.  Puissions-nous  revenir  ä  la 
Restauration  de  1688«  2). 

6§  famen  nod)  anbere  Setoeggrünbe  l^inju,  um  il^r  bie[e§ 
einft  \o  erfel^nte  ^ari^  nid^t  mel^r  gleid^  n)ünfd)en§tt)ertl^  er* 
jcl)eincn  ju  laffen.  Sl^re  SJlcrDen  l^atten  fo  gelitten,  ba^  nur 
öerpitnifemäfeige  SRul^e  xijx  nod^  (Srleid)terung  unb  bie  gur 
SBoIlenbung  il^rer  Seben^aufgabe  nötf)igen  Äräfte  gett)äl^rte.  3^= 
mitten  ber  aufgeregten  Seibenf(i)aften  aber  fanb  aud)  fte  e§ 
nid)t  möglid),  xijxt  SRul^e  unb  il^re  g^reunbe  ju  bewal^ren,  benn 
biefe  fjreunbe  toaren  in  ben  t)erfd)ieben[ten  politifd^en  Sagern 


*)  Miss  Berry,  Journal  and  Correspondence,  III,  27—28. 
2)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Röcamier,  Goppel  et 
Weimar,  266. 


448  Sebürfni^  nad^  SHul^e. 

gcrftreut.  5D?at]^icu  be  SKonhnorcncQ,  bcr  Jc^t  bcbmgimgSlo« 
ber  roqaliftifd^en  @ad)e  bicntc,  warf  il)r  üor,  Dppoption 
gegen  iebc  SRegicrungSmaferegel  ju  treiben.  Sie  fclbjt  fül^Itc 
ftd^  unfäl^ig,  um  ben  §ßrei§  ber  SBerftänbtgung  Aber  Siage«* 
fragen  bie  ^rinjipien  preiSgugeben  unb  nannte  Sir  S^meS 
9Jtadfintof^  Mr.  Harmony,  töeil  jte  il^m  fd^ergenb  üorwarf,  cö  gu 
öerfud^en.  Sind)  mit  Senjamin  ßonftant  ftanb  im  8auf  jenöS 
@ommer§  öon  1814  eine  neue  ßrfal^rung  beöor.  Saläre  lang 
^atte  er  3Kabame  SRecamier  im  Dertraulid^en  ÄretS  üon  ßoppet 
unb  in  ^ariö  gefeiten,  ol^ne  au§  feiner  ®Ieid^gülttgfeit  J^crauS» 
gutreten.  @ine§  Sagö  nun  liefe  fte  il^tt  in  ^ariö  gu  fld^  bitten, 
um  feiner  g^eber  bie  3nteref[en  öon  3Äurat,  \)tm  fle  mand^en 
S)ienft  gu  banfen  l^atte,  gu  eiupfei^len.  3Son  btcfer  S^föwimen« 
fünft  bel^ielt  er  einen  ßinbrud,  ber  ftd^  balb  gu  toHer  Eeiben* 
fd^aft  fteigerte.  S^ifd)^«  ber  Äo!etterie  ber  fd^önen  i5ftau  unb 
ber  bod)  immer  mieberfel^renben  (äinftd^t  üon  ber  ^offnungö* 
loftgfeit  feiner  Steigung  geriet!^  er  in  einen  folc^en  Suflaub, 
bafe  %xm  öon  @tael,  bie  ben  Slnlafe  nid^t  fannte,  aber  bod^ 
fo  giemlid)  burd^fd^aute,  it)m  einmal  rul^ig  bemerltc,  er  werbe 
gut  t^un,  ftd)  auf  einige  3^it  gu  entfernen.  ,,@te  öerlcfeen  äße 
SBelt,  inbem  @ie  weber  gul^ören  nod)  antworten",  bemerftc  fte, 
„wenn  Sie  fo  fortfal^ren,  bleibt  ^l^nen  nid^t  ein  i5fteunb.  Sd^ 
bin  fd)on  nid)t  mel^r  um  Sie  beforgt.  3^re  Stau  wirb  ftd^ 
t)on  S^nen  loöfagen,  unb  wenn  ba§,  wa§  6ie  in  einen  fold^en 
3uftanb  öerfe^t,  eine  l^eftige  5Heigung  ift,  fo  wirb  ber  @egen* 
ftanb  berfelben  pe  nie  erwibem." 

„e^  war  öiel  SBaf)re§  in  biefer  SRebe",  fügt  Seniamin 
(Sonftant,  ber  pe  berid^tet,  t)ingu.  „3d^  leugnete  unb  ffil^lte  t& 
gugleid^'^  0-  ®ic  ^aijt  l^atte  i^re  ernfte  Seite,  benn  im  Salon 
öon  3Rabame  SRecamier  war  man  au^gefprod^en  ro^oliflifd^. 
©ort  üerfei^rte  bcr  Äammerpräpbent  Saine,  ber  ben  3Rut^  gc« 


0  Benjamin   Constant,   Journal   intime.     Revae   intematioiiale, 
10  Mars  1887,  772  u.  ff.    Lettres  k  Madame  Röcamier,  116,  Fi?r.  1815. 


S3ebürfnt6  nad^  SRul^c.  449 

l^abt  \)atk,  im  9lamcn  ber  ßegiölatiüc  bie  ®ett)ä]^rung  ber  fon= 
ftitutioncllcn  SRed^tc  öon  9^apoleon  ju  verlangen  unb  bafür  in 
Sorbcauf  öom  ^erjog  t)on  Slngouleme  an  btc  @pt^c  ber  fönig^ 
lid^en  SSemaltung  gefteHt  xooxbzn  toax.  ©ie  roQaUftifcf)e  Sfted^te 
vertraten  btc  beiben  5IRontmorenc^,  bie  5Ronard^ie  nad^  ber 
ßl^arte  (Sl^ateaubrianb,  ber  burc!^  bie  SSermittlung  öoti  3Jtabame 
be  ®urai^  ben  fd^iDebifdien  @efanbtfd)aft§pofteii  erljalten  l^atte, 
e§  iebod^  öorjog,  ben  njeiteren  Sßerlauf  ber  Singe  in  5ßari§ 
abjutöarten.  Unter  biefen  ©inflüffen  njurbe  Senjamin  ßonftant, 
ber  nod^  im  Sanuar  1814  ben  Fimmel  gebeten  l^atte,  xtjn 
»d'un  petit  cretin  d'Angouleme«  gu  t)erfci)onen,  mcl^r  unb 
mcl^r  lönig^treu,  nannte  bie  ^Regierung  „milb  unb  öon  ben 
beften  2lbftd)ten  bur(i)brungen",  unb  t)ergeid)nete  mit  ®enug= 
tl^uungim  „Journal  intime'^  bafe  beö  Äönig§  ©ünftling,  Slacaö, 
tl^m  geneigt  f(i)eine.  @o  öertrauenSöoIl  fonnte  ^rau  t)on 
©tael  nid)t  in  bie  Sitfii^ft  bliden.  @ie  fc^rieb  gmar  au§  Soppet 
an  SRabame  SRecamier:  ,,5Ran  l^at  mid^  mit  SSIumen,  ®ef(i)enfen 
unb  SSerfen  em:ptangen,  aber  meine  Seele  ift  nid)t  länblic^ 
genug  geftimmt,  um  Sl^ren  Keinen  Salon  gu  öerfd^mergen'^  jtd) 
felbft  aber  mufete  jte  befennen,  ba^  e§  in  jeber  Se^iel^ung  be[fer 
ttjar,  ben  Slufregungen  ber  §auptftabt  fern  gu  bleiben. 

SBäl^renb  be§  @ommer§  erl)ielt  jte  ben  33efud^  t)on  @ir  ^um^ 
p^re^  unb  S^abt)  ©aö^  unb  Sir  3<^me§  SKadfintof^.  Sind)  Caroline 
t)on  ^umbolbt  benü^te  ben  Slufentl^alt  in  ber  @d^tt)eij  gu  einem 
a3ejud()  in  ßoppet  ^).  gn  ®enf,  f d^rieb  Son[tetten  feiner  fjreunbin 
S3run,  fül^Ie  man  tooijl,  bafe  grau  öon  ©tael  mit  Sorbeern  be= 
Irängt  gurüdf gefeiert  fei.  ©onft  Derlief  ber  ©ommer  ftiH,  unb 
frfil^er,  al§  e§  beabftd)tigt  mar,  riefen  fte  bringenbe  ©rünbe  im 
^erbft  öon  1814  üorerft  nad)  ßlid)^  bei  ^ari§,  mo  |te  ein 
Sanbl^au^  mietl^ete,  gurüd.  6§  l^anbelte  ftd^  um  bie  ßwfunft 
%er  2:od)ter  Sllbertine,  um  beren  ^anb  ftd)  ein  g^reier  bemarb, 


')  SR.  ^a^m,  S3riefc  öon  uitb  an  2Ö.  t).  ^umbotbt.    5tn  SBeldfcr,  Stuguft, 
1814. 

»Unnctl&affctt,  5rau  toon  ©tael.  III.  29 


450  Setlobung  t)on  ^((bettine  t)on  6taeL 

bcr  burd)  feine  Stellung  wie  burd)  feine  $crfönlic^fcit  alle 
SBünfd^c  üon  grau  üon  @taöl  erffiHtc.  6§  war  bcr  bamal« 
neununbgwangigiäl^rige  ^erjoß  üon  Sroglic,  beffcn  6ttcm  ftc 
öon  3uö^ttt^  öi^t  ö^f^ttttt  i^^tte.  ©er  SSatcr,  ein  ÄonftitutioneQcr 
t)Ott  1789,  war  guiUotinirt  worbcn,  an  bcr  Sflcttung  feiner 
3Kutter  auö  ben  ©cfängniffcn  beö  ©d^rcdfcnö  war  tJrou  oon 
<Stael  bctiiciligt  gewef cn ;  bcr  junge  9Kann  l^attc  bem  jtaifcrrcid^ 
gebient.  ©ie  SRcftauration  berief  il^n  alö  ben  ältcftcn  fcincä 
§aufeö  in  bie  ^airöfammer.  ßmftc  ©tubien  unb  bie  frfil^ 
gefammciten  ßrfal^rungen  in  ber  3lapoIeonifd)en  aScrwalhing 
l^atten  il)n  auf  baö  öffentlid)e  Scben  dorbercitet.  3Rtt  bem 
©elbftgefü^l  ber  boftriuären  Partei,  unter  beren  ffu^rer  er  balb 
jäl^Ien  foUte,  fagt  er  üon  ftc^  felbft:  »Mes  sentiments  6taient 
sains,  mes  intentions  droites,  mes  opinions  sens6es.€  2)ie 
lefeteren  beftanben  barin,  bafe  er  bie  SRedolution  atö  unöcrmcib«» 
lid)  unb  im  ©angen  I)eilfam,  baö  alte  Sflegintc  a\8  für  alle 
Seiten  abget^an,  bie  Sßerfaffung  ber  aSereinigten  Staaten  als 
ba§  ^btal  ber  Su^wnft  unb  bie  englifd^en  ßuftänbe  al«  ieneö 
ber  ©egenwart  betrad)tete  ^).  Seine  3J?utter  l^atte  in  jweiter 
&)t  ben  5Karqui§  b'Slrgenfon  ge^eiratl^et,  einen  rcpublilanifd^cn 
Sd^wärmer,  ber  eö  derweigerte,  unter  Subwig  XVIII.  ju  bienen. 
3)ie  greunbe  be§  jungen  3Jlanne§  waren  aUe  im  liberalen  Sager ; 
gu  i^nen  gel)ßrte  Sluguft  Don  Stael,  a  matter  of  fact  man, 
wie  er  H)n  nennt,  beffen  ftolge,  grofemütl^ige  9latur  ü^n  feffelte. 
@r  würbe  balb  ber  täglid^e  @aft  im  §au§  Don  grau  x>on 
Stael,  unb  fafete  eine  tiefe,  bauernbe  SJleigung  für  il^re  S^od^tet. 
3)iefe  war  fd^ön,  emft,  fromm,  unb  galt  gernftel^enbeii  als 
etwas  ftreng.  SBer  fte  fannte,  badete  \)a&  nic^t;  fle  l^atte  rtel 
Dom  ®eift  i^rer  aJlutter  geerbt,  fd^rieb  Dortrefflic^,  ol^ne  felbji 
etwas  ju  Deröffentlid)en,  unb  Derbiente  baS  bewunbembe  Sob, 
ba§  unter  Slnbern  ©uigot  i^r  gefpenbet  l^at.  ©er  ^ergog  Don 
SSroglie  pflegte  jtd)  nad)läfjtg  gu  fleiben  unb  einen  Derlnittcrten 


')  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  262. 


©CT  ^eraog  öon  S3togKc.  451 

^ut  tief  in  bic  @tirn  gii  brfidfcn,  war  gerftreut,  fd^eu,  unb  [teilte, 
wie  er  e§  felbft  befennt,  bie  ®ebulb  [einer  lieben^wfirbigen,  ge^ 
feHiflen,  immer  für  bie  Slnbern  bebad)ten,  aber  t)on  3latur  au§ 
burd^auS  nid)t  gebulbigen  ©d)wiegermntter  mel)r  al§  einmal  auf 
bie  5ßrobe.  ©en  ©ntwurf  ju  feiner  erften  SRebe  ftrid^  fte  mit 
bem  Semerfen  burd),  fte  öerftel)e  nid^t,  waä  er  fagen  wolle,  unb 
in  5ßari§  erjäljlte  man  ftd),  wie  er  einft  al§  Sräutigam,  burd^ 
einen  SufaH  belaufd)t,  feiner  Sraut  ftatt  ber  Singe,  bie  man 
üermutl^ete,  eine  Slbl^anblung  über  bie  ©aljfteuer  in§  Dl)r  ge» 
pftert  liabe.  ^rau  Don  ©tael  aber  irrte  ftd)  bod)  nid)t,  al§ 
jte  baö  ®lüdf  il)re§  Äinbe§  in  feine  §änbe  legte.  9lad^  jwei« 
unbjwanjig  ^aiixm  beftanb  e§  ungetrübt,  ©ann  ftarb  bie  ^er= 
jogin  t)on  Sroglie.  ^l)v  9)knn  l)at  nie  ben  @d)leier  gelüftet, 
ber  bie  @efd)id)te  feinet  l)äu§lid)en  ®lü(Je§  uneingeweil)ten 
3lugen  barg.  Slber  al§  e§  ju  @nbe  unb  er  SBittwer  war,  fd^rieb 
er  bem  alten  greunbe  feinet  ^aufeö  Sl.  SB.  @d)legel:  „©ie  be= 
flagen  mid),  unb  @ie  l)aben  SRed^t.  5liemanb  ift  mel^r  ju  be= 
Ragen.  .  .  .  3Ba§  Don  meinem  Seben  bleibt,  ift  entfärbt  unb 
feierlid^.  Sd^  ll^ffe,  ber  3lugenblidE  wirb  balb  fommen,  wo  id) 
ber  3Belt  entfagen,  mid^  Don  allen  ©efd^aften  jurüdjiel^en  fann. 
©ann  werben  wir  9iul)e  unb  Qüt  flnben,  bem  Slnbenlen  Der== 
gangener  Sage  gu  leben"  ^). 

Solche  SBünfd^e  ftnb  oft  au§gefprod)en ,  feiten  burd)gefül^rt 
worben.  ©er  ^ergog  Don  Sroglie  ftarb  l^od^betagt  1870,  aber 
feine  öffentlid)e  Saufbal^n  fd^lofe  tl^atfac^li^  mit  bem  Sobe 
feiner  grau. 

SReid)  war  er  nic^t  mel)r,  unb  al§  er  im  §erbft  1814  ben  6nt* 
fd^lufe  auSfprad),  ber  ®atte  Don  Sllbertine  Don  @tael  ju  werben, 
Derwarf  bie  Familie  33roglie  einen  fold)en  ©ebanfen  wie  eine 
aWeSaHiance.    9lur  bie  SKutter  be§  jungen  9(Jianneö  ftanb  il^m 


»)  5t.  SB.  ©e^tegel,  S8vieftt)ed5fet.  3m  Scfife  ber  SBtbliotl&el  ©reSbcn. 
^eraog  öon  S3tJ0ölie  au  51.  2Ö.  (Sd^legel,  $avi§,  31.  ®C3cmber  1838  unb 
9.  Sanuor  1841. 

29* 


452  ^«  -Ö^tjofl  öon  Sroglie. 

gur  ©rite  unb  war  nid)t  bcr  3)Irinun9,  „aU  ob  cö  jtd^  bei 
bicfcr  Sßcrbinbung  um  ^JtontagueS  unb  Sopulctg  l^anblc". 
»Benissez  co  mariage  au  nom  de  mon  pere,  par  qui  il  se 
faitc,  fd)ricb  grau  Don  @tael  an  3Hciftcr.  ®cr  Äönig  l&attc 
ftd^  bereit  erflärt,  bie  oon  9tedfer  bem  ©taatöfd)a^  übcrlaffenen 
gtoet  SRiUtonen  in  bie  @d^ulb|umme  mit  eingubegreifen,  bie  baS 
Sanb  für  bie  föniglid^e  gamilie  gu  gal^len  übemal^mO.  ®ie 
ßrlebigung  ber  gangen  ®aä)t  ftanb  fomit  bcoor;  ber  Srfiutigam 
benüfete  bie  erften  3Honate  oon  1815  gum  eifrigen  ©tubium  bcr 
ginangen,  ber  öfonomifd^en  unb  abminijiratiocn  gfid^cr;  in 
feinen  Slufgeid^nungen  gebeult  er  banfbar  ber  ©tunbcn,  bie  er 
in  ®efenfd)aft  oon  9Kadfintoft  unb  ßanning,  oon  SEBettington, 
ber  bis  5Ritte  Februar  alö  englifd^er  SSotfd^after  in  ^axxi  an- 
toefenb  toar,  öon  Sorb  ^arrowb^,  ber  ©ebrüber  ^umbolbt  unb 
a.  28.  ©d^Iegers  bei  ^au  Don  ©tael  Derbrac^te.  8tö  er  SBen* 
jamin  Gonftant  in  il^rem  Äreiö  fennen  lernte,  fprad^  biefer  Don 
ber  Segitimität  in  einer  SBeife,  bie  bem  jungen  ^air  fel^r  über? 
trieben  erfd^ien.  ®a§  SSerbienft  aber  erfannte  er  il^m  gu,  ba^ 
feine  @d)riften  ben  SKaffen  bie  ©runbbegriffe  ber  fonftitutionetten 
SiegierungSfunft  Derftänblic^  unb  geldupg  mad^ten,  unb  aud^ 
ben  Älügften  unb  ©rfal^renften  auf  biefem  ®ebiet  Stteueg  unb 
3Bif[en§tt)ertl)e§  boten,  ©er  ^ergog  Don  Sroglie  befennt  fic^ 
al§  @d)üler  biefeS  3D?eifter§,  wenn  er  anäj  l^ie  unb  ba  erinnert, 
bafe  er  e§  getoefen  ffi,  ber  Slnregung  unb  Stoff  gu  mand^en 
Srodjuren  Don  Senjamin  Gonftant,  unter  anbem  gu  jener  über 
bie  3D?ittifterDerantw)ortlid^feit,  „feine  feiner  beften"  gegeben  l^abe. 
SRit  bem  großen  ^ubligiften  war  nod)  eine  anbere  SranS» 
formation  Dorgegangen.  Unter  bem  einftufe  ber  nad^  ^ari* 
gurüdfgelelirten  %xavi  Don  Ärfibener  würbe  er  SR^ftil^r.  6r 
^arrte  SJlad^te  lang  unter  Sl^ränen  unb  auf  ben  Jhtieen  ober 
am  aSoben  liegenb,  im  ®ebet  au§,  unb  glaubte  pd^  in  einem 
ßuftanb  religiöfer  ©ftafe,  wäl^renb  er  in  SBirflid^feit  bie  3»* 


')  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  290. 


Sic  geißlet  bcr  crftcn  SRcftauration.  453 

ncigung  öon  SJiabamc  SRecamier  erflel^tc.  ©a§  Sournal  intime 
l^at  fcitbcm  biefeö  SllleS  nnb  nod)  Diel  mel^r  beftätigt,  voaS 
bcr  ^erjog  tion  Sroglie  mit  einem  ©emifd^  öon  Staunen 
unb  SKitleib  ergöl)lt,  benn  al§  ber  ^immel  taub  für  fold^e 
Sitten  blieb,  Derfud)te  33eniamin  e§  mit  S3e[d)tt)örung§fün[ten, 
unb  gett)äl)rte  bem  jungen  SSroglie  einen  fold)en  6inblidf  in 
feine  jerriffene  @eele,  ba^  biefem  jebe  etwa  Dorl)anbene  Suft, 
barüber  ju  fpafeen,  grünblid^  verging  ^). 

3nitt)ifd^en  nal^men  bie  öffentlid^en  2lngelegenl)eiten  mel^r 
unb  mel^r  eine  öerpngnifetioKe  SBenbung,  obmo^  ber  iJinanj^' 
minifter,  SSaron  Souiö,  fein  SReffort  mit  feltener  ©emanbtiieit 
unb  unerwartetem  ©rfolg  üertüaltete.  SlHein  fein  ÄoHege,  ber 
3Kinifter  ^erranb,  erregte  in  ber  %xaQt  ber  3nbemnitäten  für 
bie  ©migrirten  bie  :poIitifd^en  Seibenfd)aftett  auf  ba^  «^ödifte, 
inbem  er  ben  Äönig  al^  biefem  Jl^eil  feiner  Untert^anen  ganj 
befonberö  Derppd)tet  barfteKte.  „SJiit  ber  SRebe  öon  ^erranb 
in  ber  §anb  bin  id)  jurücf gefeiert",  fagte  fpäter  SJlapoIeon,  um 
gu  erflären,  mie  er  1815  ba§  3SoIf  für  ftd)  gewonnen  l^cibe^. 
Slm  unjufriebenften  war  bie  Slrmee,  bie  fid)  burd^  eine  ganje 
9ieil)e  üon  aSerorbnungen  »erlebt  fül)lte,  unb  bie  eö  wie 
Spott  empfanb,  unter  ben  .^erjögen  öon  Slngouleme  unb  öon 
aSerr^  in  @d)eingefec^ten  parabiren  gu  muffen,  mcil^renb  il)re 
berülimteften  %ixijxtx  bei  §of  öerle^enb  bel^anbelt  unb  burd) 
SRuKitäten  ber  legitimiftifd)en  3lriftofratie  öerbrängt  würben. 
Ungered^t  war  e§  bagegen,  bie  ^onard^ie  für  bie  grofeen 
materiellen  3Serlufte  ber  langen  Ärieg^jal^re  unb  ben  Umfd)wung 
ber  3)inge  Derantwortlid^  ju  madt)en,  woburd)  fo  tiiele  im  2lu^= 
lanb  öerwenbet  gewefene  grangofen  nun  plö^lid)  brobloS  würben. 
Slber  bie  Uniufriebenl^eit  würbe  baburdt)  gefteigert,  unb  junäc^ft 
waren  eö  gwei  Slätter,  ein  ernfte^,  le  Genseur,  unb  ein  3Bi^= 
Matt,  Le  Nain  jaune,  weld)e  bie  moralifd^e  SReaftion  gegen  bie 


')  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  283—289. 
^)  Lavalette,  M6moires,  II,  119. 


454  SaQe^ranb  auf  bem  SBiener  J(ongv4. 

crftc  SRcftauratton  einleiteten.  ®er  Äondentionelle  Samot,  einer 
ber  er[ten,  bie  fid)  1H14  fiir  bie  SRot^wenbiflleit  ber  Sieftauration 
au§ge[prod)en  l^atten,  Derfud)te  je^t  ju  beweifen,  bafe  ben  SRoqa« 
liften,  unb  nid)t  ben  3»^fobinern,  bie  ©c^ulb  für  baS  6nbe 
Subnjig'ö  XVI.  jufaHe,  unb  tüamte  bie  2Ronard)ie  öor  il^rcn 
greunben.  ß^ateaubrianb  blieb  in  feiner  Slntwort  öcrl^filtni&» 
mäfeig  gemeffen  unb  liefe  einige  6ntfd)ulbigungen  für  „bie 
Äönig^mörber''  gelten.  6r  entpfa^l  bie  Slufrec^terl^altung  ber 
Sparte  qI§  griebenSDertrag  jwifdjen  ben  Parteien. 

6nttäufd)t  unb  gereijt  gingen  bie  Äammern  am  30.  ©e» 
jember  1814  auöcinanber.  ©er  SBerfud^,  bie  Slrmee  burd^  bie 
Ernennung  be§  aKarfd)aU^  @oult  jnm  Äriegömihiftcr  ju  Der* 
föl^nen,  mißlang  gänjlid);  Sonapartiften  unb  Siedolutiondre 
Derbünbeten  jtd)  im  ©el^eimen  gegen  bie  Derl^afete  Siegierung. 
3)er  eingige  lid)te  ^unft  für  biefe  war  bie  Diplomatie  Don 
Salleiiranb  auf  bem  Äongrefe.  ®ie  Äoalitionömäd(te  l^atten 
Sranfreid),  beffen  33erl^ältniffe  ber  ^arifer  triebe  lurj  ju» 
Dor  geregelt  ^atte,  in  SBien  auf  bie  Suf^^u^^^öUe  Denoiefen. 
Slber  fd)on  am  3.  S^nuar  1815  fd)lofe  ber  SedoHmäc^tigte 
Subtoig'S  XVIII.  ba^  gel^eime  Sünbnife  mit  ßnglanb,  Defter* 
reid^,  ben  Sftieberlanben  unb  brei  fleinen  beutfd)en  Staaten, 
iooburd)  bie  6?:iftenj  be§  Äönigreid^^  @ad^fen  gerettet  unb  ber 
6jar  JU  gleid)er  Qdt  jur  Abtretung  polnifd)er  ®ebiete  an 
Defterreid)  unb  ^reufeen  gejmungen  mürbe,  ©aburd)  war  nid^t 
nur  ber  (ginflufe  öon  55^an!reid),  ba^  bi§  ju  ÄriegSbrol^ungctt 
fd)ritt,  in  ßuropa  miber  gur  Geltung  gebradjt;  eS  würbe 
gleid)geitig  bie  perfönUd)e  3fted)nung  Submig'S  XVIII.  mit  bzm 
ßjaren  2lle;r:anbcr  beglid)en,  beffen  ©runbfö^e  auf  politifci^em 
®ebiet  ber  fraujöfifdje  Äönig  mit  jenen  öon  SSonaparte  in  eine 
SReilie  fteUte^). 

SaHe^ranb   öerbanfte  feinen  @ieg    ber  Slufftellung .  eine« 


')  Talleyrand  et  Louis  XVIII,  Correspondance  iDedite,  publice  par 
PallaiD,  85,  186,  207  u.  ff. 


®er  ©cburtStaö  bcr  Scöitimitöt.  455 

Segrip,  bcr  gtüar  im  SBortgebraud)  längft  öor  il)m  cpfHrtc, 
aber  ftaatSrcdötlid^  unb  politifd)  erft  burd^  xf)n  unb  auf  bcm 
SBiencr  Äongrefe  gur  Slnracnbung  fam.  e§  war  bcr  Se= 
griff  bcr  ßegitimität,  bcr  fcitbcm  fo  üiclc  ©cutungcn  crfal^rcn 
I)at  ^).  ^icr  lommt  nur  bic  SluSlegung  il)rcö  ©rpnbcr^,  Salicis 
ranb,  in  SBctrac^t.  &x  beieid)netc  ftc  aU  bic  SBicbcrl^crftcKung 
einer  ntoralifd)en  ^olitif,  al§  eine  allgemeine  SReftauration 
bcr  SD^naftien,  im  ©egenfafe  jur  ^errfd^aft  bcr  ©ewalt,  jur 
SRcöoIution,  unb  ju  ben  Don  il^r  gefd^affenen  ©taatcnbilbungcn 
unb  S^naftien,  unb  jwar  im  Sntcreffe  bcr  33öl!cr  felbft  unb 
ber  ßiöilifation,  bic  ftabiler  6inrid)tungen  bebfirfc^).  „5Jßa§ 
tl^ut  l^icr  ba^  öffentlidöe  9ied)t?''  fragte  2SiII)elm  t)on  ^umbolbt, 
bcr  bie  Slnfprüd)e  ^reufeen^  auf  @ad)fen  üertrat.  „g§  ti)ut, 
ba^  @ic  l)ier  jinb",  entgegnete  StaHei)ranb;  unb  trat  cntfdjcibcnb 
für  ben  g^ortbeftanb  Don  @ad)fen  ein.  6r  toar  nid^t -plö^Ud) 
ber  SRitter  einer  ibealcn  SBcItanfd^auung  geworben.  2[n  eine 
lonfcquente  5)urd)fül^rung  berfclben  bad)ten  toeber  er  nod^ 
Subtt)ig  XVIII.,  nod^  gÄcttcrnid^,  ber  baö  Segitimitöt^priuiip 
aboptirtc.  S)enn  nid^t  nur  blieben  Sernabotte  in  @d)n}eben 
unb  Defterreidf)  in  SBenetien.  ®a§  alte  ^olen  blieb  getl)cUt^), 
unb  an  eine  Slufl)ebung  ber  ©äfularifationen  unb  SRcbiatiftrungen 
badE)te  man  nid^t.  Slber  biefe§  ^rinjip,  tt)eld)e§  @ad)fen  rettete, 
oerl^inberte  eben  baburd)  ^reufeenS  Uebergewid^t  in  ©eutfd^lanb, 
unb  foKte,  gegen  3Rurat  angemenbet,  bie  Sourbon^  auf  ben 
S^l^ron  Don  9leapel  gurücf bringen*).  ®ie  Untcrl)anblungen  bar^ 
über  waren  in  ®ang.  ®en^  erl)ielt  am  27.  ©egember  tion 
S^aHe^ranb  24,000  fl.,  um  fo,  wie  er  e§  aud)  wirflid)  unb  mit 
3D?cttcrnid)'ö  Swfti^tt^i^ttg  tl^at,  öon  ber  Uneigennu^igfeit  Don 


*)  3.  ^etb,  SeötHmttat  unb  «eöitttnitätsprinaip ,  SBüraburg,  1859. 
8r.  Srod^QuS,  ®qS  ßegtttmUätSpttnatp,  1-44. 

2)  Talleyrand  et  Louis  XVIII,  Correspondance  inedite,  Rapport  fait 
au  Roi  pendant  son  voyage  de  Gand  ä  Paris,  Juin  1815,  bef.  @,  446—448. 

8)  ebenbafelBft,  311,  «ßotc. 

*)  @benbafelbft,  265,  267,  281. 


456  9{at)oleon*5  StaiSel^r  aud  dtba. 

granfrcid)  unb  Dorn  SBcjianb  feiner  Snftitutionen  unter  Sub^ 
ttjig  XVIII.  gu  reben^). 

®a  plö^Iid^  Deränberte  pd^  bie  ©ccnc  unb  am  5.  SJldrj 
erfiilir  bie  SRcßierung,  bafe  SSonaparte  bei  ßanneS  gclanbct  fei. 
21m  anbcrn  Sag  erft  ücmal^m  eö  ^ariS. 

iJrau  Don  @tael  f)atte  bie  SBintermonate  in  einer  burd^ 
bie  Umftänbe  gebotenen  3wriicfl^altung  Deriebt.  SRur  üorüber« 
flel^enb  ift  einige  9)iale  in  ben  ^Briefen  üon  Saucourt  an  ^Ile^* 
raub  i^r  Oiame  mit  ber  SScifügung  genannt,  fte  tijerbc,  wie 
immer,  al^  tjol^c  ^riefteriu  ber  greilieit  unb  beS  fSfnebcniS  be* 
trad)tet  unb  fei  tion  Glid)^  nad)  ^ariö  gurücfgefel^rt,  »poür 
faire  rage  constitutionclle«^).  @ie  fdbft  fd)rieb  am  28.  Februar 
an  3Jieifter:  »La  France  nie  parait  tranquille,  gräce  ä  la 
sagesse  du  roi.  Mais  il  n'y  a  de  fonde  que  la  reconnais- 
sance  qu'il  inspire.  Les  vieux  prejuges  sont  comme  Infes 
de  Castro,  couronnee  apres  sa  mort.«  SBie  fle  toirÜici^  über 
bie  Situation  badete,  geigte  pd)  erft,  al§  pe  bie  JRfidffcl^r  auS 
@lba  öemal^m.  „@ie  \di)  augenblitflid^,  mag  ba8  bebeutctc", 
fd)reibt  ber  ^ergog  Don  Sroglie.  „®ie  Slrmec  in  DoHer  @m* 
pörung,  ba^  Sanb  ergeben,  ber  9ioi)ali§mu§  in  ßctfe^ung,  ber 
Äaifer  in  ben  Juilerien.  @ie  l^örte  mit  bem  DoQftfinblgften 
Unglauben,  gutoeileu  mie  mit  einem  SlnPug  Don  gurüdfgel^altcnem 
3!)iitleib  auf  ben  3Bortfd)mall  Don  SBerfpred^ungen  unb  ©ro* 
l)ungen,  Don  S^DeftiDen  unb  SSerwünfd^ungen,- ber  ringiJ  um  pe 
loöbrad),  pe  rietl^  S^bem,  au^  ©elbftad^tung  feine  ^flid^t 
gu  erfüllen,  ber  ßl^re  unb  ber  gal^ne  megen,  ol^ne  irgenb 
Semanben  gu  Deranlaffen,  ba^  er  pd^  fompromitttre,  mit  einer 
auöl^arrenben  Siebe  für  granfreid^,  quand  meme,  aber  o^nc 
ba^  geringfte  SBertrauen   in   ba§   granfreidt)   ber   ©egenwart. 


0  gourniet,  ^ux  (^efd^td^te  ber  S3efreiunö«hicgc,  SSUg.  3*0*1  ©«ttöö«» 
7.  Sonuar  1887.  @enfe,  ©enffc^rift  öom  12.  gcbruat  1815,  abgebniÄ  bd 
mtttttniä),  SKcmoiten,  II,  473  u.  ff. 

2)  Talleyrand  et  Louis  XVIII,  Correspondance  inediie,  162*-163, 
s«otcn. 


©Inbrutf  btefeS  ereigniffcj5  auf  grau  öon  @taöl.  457 

ßbcnfo  rafd^  tüarcn  il^rc  5ßlänc  feftgcfteKt.  .  .  .  3)aö  3Serfprcci^cn 
beö  ÄönigS  ^)  fiel  mit  il^m.  ®ic  SSonapartiften  rict^cn  im  ^ox^ 
gcfül)!  tüieberfcl^renbcr  Wlai)t,  grau  Don  @tael  möge  bleiben 
unb  jtd^  für  ben  Äaifer  auöfpred^en.  Sefonbcrö  ift  mir  er« 
innerlid^,  bafe  ,&err  Don  SaDalette,  ber  in  bemfelben  $au§  mit 
il)r  tDol^nte,  immer  bringenber  würbe,  je  nd^er  ber  3lugenblidE 
ber  ÄriftS  lam.  2lud^  ber  §ßring  Don  ffleauDau,  ©ouDerneur 
beö  ÄönigS  Don  SRom,  Der[prad^,  tt)a§  man  iDoßte.  ijrau  Don 
@tael  nal^m  biefe  Snjtnuationen  mit  ber  Sßerad^tung  auf,  bie 
il^nen  gebfll^rtc,  parfte  i^re  Äoffer,  forberte  mid)  auf  ju  bleiben, 
folangc  iä)  l^offen  fönne  ettt)a§  gegen  ben  faiferlid^en  S)efpotiö= 
muö  JU  Dermögen,  unb  gab  mir,  fobalb  baS  ni^t  mel^r  ber 
Sali  fein  merbe,  9flenbeg=Dou§  in  ßoppet"^). 

©ie  ©enfmfirbigleiten  Don  Saoalette  ergangen  baö  SBorl^er* 
gel^enbe.  „2Ba§  Dermag  id^  ^ier?"  fagte  pe  il^m,  „id^  l)ätte 
JU  Diel  JU  leiben.  2llö  id^  bie  ^rinjen  in  ©nglanb  fal^,  l^örten 
fte  auf  bie  ©timme  ber  SBalirl^eit.  3^  «seilte  il^nen  ben  Qn^ 
ftanb  Don  ^ranlreid^,  »aS  eö  begel^rte,  ma§  il^m  fo  leidet  ge* 
wäl^rt  toerben  fonnte.  Sd^  glaubte,  fte  fiberjeugt  ju  l^aben,  unb 
l^ier,  foKten  @ie  eö  glauben,  l)abe  id^  fie  mal)renb  elf  SRonaten 
fein  einjige^  SRal  gefel)en.  ^ä)  lai)  fte  bem  Slbgrunb  jueilen, 
unb  meine  Stimme  tourbe  nxäjt  gel^ört.  3d)  liebe  unb  beflage 
fte,  benn  fte  allein  fönnen  bie  §reil)eit  geben,  unb  fte  ftnb 
e]^rlid)e  Seute.  Sd^  glaube  idoI^I,  bafe  SSonaparte  e§  jefet  nid^t 
mel)r  magen  toürbe,  mid^  ju  Derfolgen.  Slber  unter  feinen  Singen 
leben  muffen,  niemals!"  ©ann  il^m  fd^arf  in  bie  Slugen  blirfenb: 
„3d)  tDiK  3^^^  ©el^eimniffe  nid^t  miffen,  aber  id^  jäl)le  auf 
@ie,  um  bm  Sßerfolgungen  ju  entgeljen,  bie  Dielleid^t  Dor  feiner 
Slnfunft  beginnen  merben,  benn  2lße§  ift  molil  Dorbereitet. 
Säl)lcn  aud^  @ie  auf  mid).    @oßte  id^  l)ören,  bafe  etmaö  gegen 


^)  3n  SBejug  auf  bie  Sui^ötJ^i^ftöttung  öon  9?cdEet'S  beponirtcn  atoci 
aWiKionen. 

2)  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  290—291.  3u  öergl.  S3on* 
ftcttcn,  S3ricfc  on  g.  S3run,  II,  81,  23.  SKäta  1815. 


458  (iHnbrucf  biefed  (&xt\qn\ffti  auf  grau  k>on  Gioel. 

@tc  geplant  wirb,  fo  ftel)cn  Sinnen  ntcfnc  Sl^ümi  offen.  ®nrd^ 
meinen  ©arten  lönnen  Sie  piel^en''^).  »G'en  est  fait  de  la 
liberte,  si  Bonaparte  triomphe,  et  de  Tind^pendance  natio- 
nale, s'il  est  battuc,  [o  gab  pe  fpäter  in  ben  ßonjtberationö 
i^re  bamaligen  SBorte  tüieber^).  gn  bicfer  Slnfd^auungSweife 
liefe  pd^  %xau  t)on  @taöl  weber  burd^  bie  öorgeblld^en  unb 
n)irflici^en  glluponen  bcr  9ioi)aliften  über  t^re  SBiberftanbSfäl^ig* 
feit  gegen  33onaparte,  nod)  burd^  ^i^  S^fultcn,  tt)cld(c  biefcm 
gugefd^leubert  würben,  beirren.  @ie  emppng  nodt)  einmal  ac^t« 
l^unbert  ^erfonen  be§  ^ofö  unb  ber  ©tabt  in  bcm  öon  il^r 
gemietljeten  §6tel  be  Samoignon.  SSiUemain  gebenft  il^re«  6r- 
f d)einen§  im  @alon  Don  SRabame  be  SRumf orb,  ber  SBittwc .  öon 
SaDoiper,  wo  bie  junge  ®eneration,  gu  weld^er  er  felbft  gehörte, 
iljren  SBorten  fo  oft  mit  begeiftertem  Staunen  gelaufd^t  l^atte, 
unb  wo  pe  jefet  emft  unb  [d^weigfam  unb  wie  barcin  ergeben 
erfd)ien,  ba%  ber  ©turnt,  ber  baö  ®lädf  il^rer  S^od^tcr  auf  un» 
beftimmte  S^it  Vertagte,  audt)  il^r  @d)idffal  DoHenben  foHtc.  Sic 
brücfte  lang  bie  §attb  beS  ebenfalls  anwefcnben  8a  tJa^ctte. 
„33leiben  @ie,  um  bie  9led)te  öon  1789  gu  öertreten",  fagte  pc 
il)m.  ?lm  Sag  oorl^er  war  er  mit  ber  weifeen  Äofarbe  bei  bem 
Äönig  gewefen.  2lud^  pe,  bie  nad^  ©iömonbi'iS  SEBorten  »burd^ 
bie  Smpertiuenjen  ber  ro^aliftifdien  Partei  in  il^ren  ©runbfä^en 
l^ätte  beftärlt  werben  fönnen"^),  fam  jefet  Dm  il^rer  erftcn  Suf» 
Wartung  in  ben  Suilerien  unb  war  nod^  unter  bem  ßinbrud 
ber  rul)igett  ©rgebung  beS  Äönig§.  „^Bleiben  ©ie",  läfet  SBiQemain 
bie  SBerfafferitt  ber  Dix  annees  d'exil  gu  SRabamc  be  Shtmforb 
fagen:  „^i)X  §auö  wirb,  wie  e§  ba§  meine  gewefen  ift,  .eine  3"* 
Pud^tftätte  für  bie  33erwunbeten  auö  allen  Sägern  werben*  *). 


0  Lavalette,  M6moires,  II,  147—148,  9^oten. 

2)  Madame  de  Stael,  Cousiderations,  Oeuvres,  XIV,  129. 

^)  Sismondi,  Lettres  pendant  les  Cent  Jours.  Reyae  historique, 
1878,  128-129. 

*)  Villemain,  Souvenirs  contemporains  d^histoire  et  de  Htt^rature, 
II,  23-29. 


6ie  tytxlhU  gSatiS.  459 

9?oci^  in  berfclbcu  3lai)t  öerliefe  jtc  ^ariö,  wäl^rcnb  3lapo^ 
leon  in  S^on  aftcgicrungöl^anblungen  Dornal^m,  unb  in  bcr  ^aupt* 
ftabt,  al§  Ic^teö  Stuöfunft^mittcl,  ein  Stppel  ber  aWonard^ie  an 
bic  ÄonftitutioneKen,  an  Sa  iJagcttc  unb  feine  g^reunbe  üerfud^t 
würbe  ^). 

SlHein,  tüie  %xa\x  Don  @tael  e§  rid^tig  Dorauögefelien  l^atte, 
audö  i>öfür  war  bie  Qüt  vorüber.  Slm  20.  2Rärj,  ate  Jlapoleon 
in  5ßariS  eingog,  war  jte  bereite  in  ßoppet.  SBom  19.  2Rärj,  an 
welchem  2:ag  gubwig  XVIII.,  tion  bem  größten  Sl^eil  ber  bewaff* 
neten  SJiad^t  Derlaffen  unb  burd^  Dorne^me  Slpatl^ie  gegen  jebe 
SBürbelorigfeit  gefc^üfet^),  bie  |)au<)t[tabt  öerliefe,  batirte  Sen= 
iamin  ßonftant  einen  Slrtifel  in  ben  ©ebatö,  ber  il^m,  \o  l^ojfte 
er, .  Don  2Rabame  SRecamier  nid)t  öergeff en  werben  foHte.  Sn 
bemfelben  würbe  5RapoIeon  al^  ®engiö^Äl)an  unb  Sittila  be- 
geidinet.  6r  fd^lofe  mit  ben  SBorten:  „^d)  l^abe  bie  greil^eit 
unter  allen  SSebingungen  gewoUt  unb  crfannt,  bafe  fle  unter 
ber  SWonard^ie  ntöglid)  fei.  ^i)  fel)e  ben  Äönig  ftd^  ber  Station 
anfcl)liefeen.  @o  wiH  id^  benn  nid^t,  wie  ein  elenber  Ueber* 
läufer,  mid^  Don  einer  2Rad^t  jur  anbern  fdileppen,  bie  @d)anbe 
mit  bem  Sopliiömuö  DerpHen  unb  entweil^te  SEBorte  [tammeln, 
um  ein  elenbeö  ©afein  ju  friften.''  SBie  Don  einer -SH^nung  er= 
fafet,  l^atte  grau  Don  ©tael  unterwegs  unb  mit  33eiug  auf 
einen  ä^nlid^en  Slrtifel  bemfelben  SBerfafferS  im  Journal  be  ^ari§ 
Dom  11.  9Kdrg  an  SKabame  SRecamier  gefi^rieben,  fte  möge  i^r 
einen  legten  ©ienft  erweifen  unb  baffir  forgen,  bafe  Senjamin 
abreife  ^).  @ie  badete  junäd)ft  an  bm  Qoxn  be§  ÄaiferS,  Dor 
weld^em  ber  ffil^ne  ^ublijift  aud^  wirflid^  Dorläufig  nad^  5Ranteö 
Pol).  „SJiit  SRarmont,  ß^ateaubrianb  unb  Saine  bin  id)  ol^ne 
Sweifel  einer  ber  fompromittirteften  9Jlenfd)en  in   55ranfrei^", 


0  La  Fayette,  M^moires,  V,  372—373.  Viel-Castel,  Histoire 
de  la  Restauration,  II,  324  u.  ff.,  356. 

2)  Vitrolles,  Memoires,  II,  348—359. 

^)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet  et 
Weimar,  283,  12  Mars  (en  route,  ßhres  du  matin). 


460  ä3fniaintn  ^onftant  in  ben  „^^batd". 

fd)rieb  er  an  93iabamc  SRecamier.  9lfö  er  jcbod^  in  9lantc§  cin= 
traf,  fanb  er,  bafe  ber  ^räfeft,  $rofi)ere  be  Sarante,  geHol^ctt  war, 
unb  bie  ©tabt  pd)  für  9?apoIeon  erflärt  l^atte.  @o  feierte  er 
bcnn  nac^  ber  ^auptftabt  gurücf  unb  würbe,  ftatt  öon  ®enS« 
barmen,  wenige  Jage  fpätcr  nom  ®eneral  ©ebaftiani,  ©äranbo 
unb  einigen  anbern  Sonapartiften  aufgefud)t,  bie  il^n  auf= 
forberten,  jtd)  bem  Äaifer  angnfd^Iiefeen,  ber  entfd)Ioffett  fei, 
nunntel^r  granfreid)  eine  freie  unb  repräfentatiöe  SSerfaffung  gu 
geben. 

Sie  jagten  nid)t  ju  Diel.  3D?it  einem  Anflug  öon  Slül^rung 
war  9iapoleon  bie  treppe  be§  3;uilerienfd)Ioffeö  l^inaufgcgangen, 
aKein  .über  bie  Deränbcrten  SBebingungen  feiner  2age  täufd^te 
il^n  feine  SRegung  momentanen  @efül)l§.  „?Kein  gtcbcr'',  fagte 
er  JU  9JloUien,  „bie  3^it  ber  Sobfprü^e  ift  üorflber.  Sie  ^aben 
mid)  fommen  laffen,  wie  jte  bie  Slnbem  gelten  liefeen"  *).  6r 
üerbarg  bie  innere  ©nttäufc^ung  unter  fc^einbarer  Stulpe,  l^örte  gc« 
laffen  Sieben  an,  bie  i^n  fonft  aufeer  SRanb  unb  Sanb  gebrad^t 
ptten,  unb  äußerte  feiner  Umgebung  bie  ©eflnnung  eine« 
9Kanne^,  ben  bie  9lotl)wenbigfeit  übergeugt  l^abe.  ©er  SJerfud^, 
SaKe^ranb  guriidfjugewinnen,  gelang  nic^t.  3)lefer  üerppic^tete 
im  ©egentl^eil  bie  SKäd^te  nod^  einmal  gum  Äampf  gegen  So« 
napartc,  unb  rül^mte  bem  Äönig,  in  feiner  legten  ©epefd^e  au8 
SBien  bie  Sreue  2llej:anber'§.  ®ann  ging  er,  ftatt  ju  Sub« 
wig  XVIII.,  üorläufig  nad^  ÄarlSbab.  SWapoleon  aber  griff  in 
5ßari§  auf  eine  Sbee  gurüdf,  bie  SaHe^ranb  im  ^^I^Jal^r  1813, 
alö  bie  @efd)icle  beö  Äaiferreid^g  nod)  gweifel^aft  waren,  auS* 
gefprod)en  l^atte.  „S^^t",  fagte  er  bamafö  gu  @dt)wargenberg, 
„ift  ber  Slugenblid  gefommen,  wo  ber  Äaifer  ber  Srangofcn 
Äönig  üon  granlreid^  werben  mufe"^).  SBereitiS  in  fjontalne« 
bleau  l^atte  ftd)  9lapoleon  bal^in  geäußert,  ba^  nid(t  bie  Äoalttion, 
fonbern  bie  liberalen  Sbeen  il)n  geftfirgt  ptten  unb  beSwegen, 


^)  Mollien,  Memoires  d'un  ministre  du  tr^sor,  IV,  187. 
2)  81.  goutnler,  3ur  ©cfd^id^tc  ber  SBcfteluitöSirieöe,  OTfl.  ^\q.,  »^» 
läge,  5.  ^ümax  1887. 


SSerönbcrte  innere  gSoIitil  S'JopoJeon'S.  461 

tücil  ftd^  bic  5BöIfcr  gegen  H)n  erl)oben,  feine  SRettung  geblieben 
fei^).  @o  liefe  er  benn  je^t  bie  bemofratifd^4iberaIe  ©trßmung 
über  ftd)  crgel)en,  bie  il^n  Don  6anne§  nad^  ^ari§  getragen  f)atte, 
[prad^  in  il)rem  Sinn  unb  [orgte  nur  bafür,  bk  DIigard)ie  t)on 
Safobinern,  bie  ftd)  gur  Waäjt  l^eranbrängte,  fem  ju  tjalten. 

3lm  20.  Slpril  üerfünbeten  t)unbert  Äanonenfd^flffe',  bafe 
mit  Sluönal^me  Don  Äorftfa,  bie  faiferlid^e  Srifolore  wieber  in 
gang  ijranfreid^  welkte,  ©ie  ©tü^en  be§  liberalen  Äaiferreid^§ 
aber  waren  aufeerl^alb  feiner  ofpgiellen  SBelt,  in  xodä)tx  6amot, 
als  3Kinifter  beö  3nnem,  bie  neue  ^olitü,  unb  S^oud^e,  aB 
^olijeiminiftcr,  bie  reöolutionäre  Srabition  unb  bie  Äunft  ber 
Selbfterl^altung  öertraten,  nod^  immer  nid^t  gefunben.  Unb  fd^on 
ftarrte  ganj  ©uropa  in  SBaffen  gegen  ©enjenigeU;  ben  SaHe^ranb 
je^t  furgweg  „ben  SJtann  öon  ßlba"  nannte,  unb  aufeer  Sld^t 
ber  ßiöilifation  erflären  liefe.  6§  blieb  S^ranfreid)  allein  gur 
SRettung  5flapoleon'§,  unb  bie  treffe,  bie  er  frei  gegeben  liatte, 
bie  Slbreffen  unb  ^Kanifeftationen  ber  grofeen  Äörperfd)aften  be§ 
Staates  liefeen  feinen  3«:^^!^^  barfiber  beftel^en,  ba^  eine  neue 
Slera  be§  ©efpotiömuö  unmöglid^  fei. 

3n  unmittelbarer  9iäf)e  be§  Äaifer^  bot  jtd),  gur  Sln= 
näl^erung  an  bie  liberale  Partei,  ein  eingiger  5ßertrauen§mann, 
unb  ba§  war  fein  Sruber  Sofe^l^-  ®r  fd^eiterte  bei  ila  ^a^ette, 
ber  bie  ^airie  au§fd)lug,  weil  er,  „um  in  ba§  öffentlid^e  Seben 
gurficfgufeliren,  auf  bie  Slöal^l  be§  33olfe§  wartete.''  S)od)  Der* 
fprad^  er,  bie  frembe  gnDafton  an  ber  Seite  ber  ^Regierung  gu 
bef äntpfen  2).  6rfolgreid)er  war  ber  aSerfud^  mit  Senjamin 
Gonftant.  ©ebaftiani  l)atte  il)m  feine  perfönlid^e  @id)erl)eit 
Derbürgt.  ^oud^e  berul)igte  H)n  auf  feine  SBeife,  fal^  il^n  oiel, 
unb  bie  33erf:pred^ungen  in  33egug  auf  ein  liberalejS  9flegime 
würben  burd)  bie  2lu§ftd^t  auf  feine  Berufung  in  btn  Staats* 
ratl)   Derlocfenber  gemad^t.    6r  begann,   ftd)  im  Journal   be 


*)  La  Fayette,  M^moires,  V,  398. 
2)  ebenbafcftft   V,  418-419. 


462  ®^  J^qifer  getoinnt  Seniamin  ^nftant 

^ari§  optimiftifd^  über  bic  Sage  gu  Sufecnt,  ücriangtc  aber  gu* 
gleid^  für  aKc  %&Ut  feine  pfiffe  i). 

Unterbeffen  I)atte  SRapoIeon  ^ä)  nad^  fjrau  öon  ©taäl  er* 
funbigt  unb  gegen  Sofepl^  Sonttparte  fein  Scbauem  auSgcfproc^en, 
bafe  jte  bie  ^auptftabt  öerlaffen  l)abe.  9Ran  bebfirfe  il^rer  in 
$ari§,  ber  fonftitutioneKen  ^bctn  wegen,  Hefe  er  il^r  fagen.  6ie 
antwortete  ablel^nenb,  ber  Äaifer  l^abc  jwölf  S^l^re  lang  Weber 
einer  SSerfaf[nng  nod)  il^rer  felbft  beburft,  unb  üerfpürc*  audft 
je^t  für  bie  eine  wie  für  bie  anbere  feine  SRcigung^. 

3n  einem  SSrief  an  3Kabame  SRecamier  aber,  bie  in  ^ri« 
gurürfgeblieben  war  unb  fowol^I  mit  Sofepl^  atö  mit  Jg^ortenfe, 
ber  nunmel^rigen  §ergogin  Don  @aint=Seu,  in  aScrbinbung  ftanb, 
fteHte  grau  öon  ©tael  ba§  ßrfud^en,  e«  möd^tcn  bie  SBcr« 
fprecl)ungen  ber  vorigen  ^Regierung  in  Segug  auf  Sflflcfgal^Iunö 
t)on  9ledfer'§  @d)ulb  aufredet  erl^alten  werben.  3)aS  fei  ein 
blofeer  2lft  ber  ®ered)tigfeit,  ber  nid)t  gegen  beä  ÄaifcrS  8«« 
fd)auungen  öerftofee.  3t)r  eigenes  Sßermogcn  l^abe  fo  fel^r  bun!^ 
bie  lange  Sßerbannung  gelitten,  ba^  jte  nid^t  im  ©tonbe  fei, 
mit  biefem  allein  für  i^re  Sod^ter  gu  forgen.  2)urd^  feinen 
Sruber  3ofe^)l)  l^abe  il)r  ber  Äaifer  übrigens  fein  SBol^Iwonett 
unb  feine  Slnerfennung  für  il^re  Haltung  wäl^renb  feines  UngIficfS 
auSfpred)en  laffeu^).  @ie  fügte  nid)t  l^ingu,  ba^  jte  ber  ®ame, 
weld^e  jtdE)  biefeS  SluftragS  entlebigte,  auf  bereu  Scmerlen,  ber 
Äaifer  wiffe,  wie  ebel  grau  Don  @tael  gegen  il^n  gel^anbelt 
I)abe,  enoibert  I)atte:  „3d)  t)offe,  er  weife  aud^,  wie  fel^r  id^  il^n 
tierabfd)eue." 

Snbeffen  Derfafete  Senjamin  ßonftant  gu  $arl8  eine  ®ent 
fd^rift  über  ben  ^rieben,  beren  Senbeng  ber  faiferlid^en  Slegienmg 

^)  Benjamin  Constant,  Journal  intime.  Revae  intematioiiale, 
25  Mars  1887,  934-935. 

')  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice,  ConTersation,  opinkms 
politiques,  etc.    Bonftcttcn,  SBttefc  an  grr.  S3run,  II,  81. 

0  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  R^camier,  Coppet 
et  Weimar,  31  Mars  1815.  Madame  de  Stacl  k  Meister,  Coppet,  25  ÄTril 
1815.    Ungebtutfte  ^Briefe  im  Söefiij  bcS  $erm  Dr.  ^,  ffttia^cat. 


Slbtc^ncnbc  Haltung  Don  gftau  öon  ©toel.  463 

ju  ®ute  lommen  mufetc,  unb  nolirt  in  fein  Sagebud^,  bafe  ijrau 
Don  ©tael  \oxdoI)1  afö  Sa  gaijcttc  il^nt  warnenbe  Sriefe  fd^ricbcn. 
»IIs  ont  raison,  imprimons  et  partons«,  bcmerft  er  bagu. 
®a  fam,  burd)  2Sermittlung  Don  gouc^6,  ber  für  bcn  ©rfolg 
bei  9lapoIeon  cinftanb  ^),  bie  Slufforberung  ju  einer  Sefpredjnng 
mit  bem  Äaifer.  ®a§  ©efpräd)  wölirte  lang.  SJlapoleon  legte 
bcn  9lad^brndE  barauf,  bafe  er  feine  dtüdkljx  nid^t  ber  Slrmee 
Derbanfe.  @r  fei  nid)t  nur  ber  Äaifer  ber  ©olbaten,  fonbem 
aud^  jener  ber  Plebejer.  »La  fibre  populaire  r6pond  ä  la 
mienne  •  ,  ,  .  mais  je  ne  .veux  pas  etre  le  roi  d'une 
jacquerielc  SBenn  ba§  SSolf  wirfUci)  bie  greil)eit  üjolle,  fo  foHe 
e§  fie  ^aben,  er  l^affe  pe  nid)t;  bic  9iul)e  bc§  fonftitutioneHen 
Äönigtl^untö  tüerbe  H)m  wiKfornmen  fein,  nad^bem  ba§  SSolf 
il)n  im  beöorftel^enben,  unöermeiblid^en  Äampf  unterftü^t  l^aben 
werbe. 

3lod^  frei,  aber  bereits  fd)tt)anfenb,  Verliefe  il^n  Senjamin 
ßonftant. 

aCßenige  2:age  fpäter  tourbe  er  ©taatSratl),  fal^  ben  Äaifer 
wieber,  fanb  il^n,  »d'une  sagacit^  infinie«,  unb  rebigirte  gwar 
nid^t  alte,  aber  bod)  bie  wid^tigften  SSeftimmungen  ber  neuen, 
als  Acte  additionnel  befannten  SBerfaffung,  bie  in  ^ari§  le 
Benjamisme  genannt  würbe 2).  @ie  entf)ielt  Slrtifel,  bie  nid^t 
nur  in  ben  Singen  tion  Sa  ija^ette,  fonbern  aud^  in  jenen  üon 
Sliateaubrianb  freiftnniger  al§  bie  @f)arte  waren.  SlKein  fte 
gä^e  audf)  beren  [old)e,  bie  ben  befpotifd^en  SBillen,  ber  jte  gab, 
üerrietl^en.  @ie  öerljängte  ÄonfiSfationen  unb  fd)lofe  bie  3urü(J= 
berufung  be§  ^aufe§  Sourbon  für  aHe  Qcxtm  üon  ben  SRed^ten 
auö,  bie  ber  5Ration  juftanben.  Slm  wärmften  traten  jwei  po= 
litifd^e  Sd^riftfteHer  für  jte  ein.  2)er  eine  war  ©iSmonbi, 
weld)en  feine  Slntipatf)ie  gegen  baS  §auS  Sourbon  jeber  2Rög= 
lid^feit,  ol^ne  baSfelbe  burdtjgufommen,  günftig  ftimmte,  unb  ber 


>)  S(.  ©ttobtmann,  ©id^tcrprofite  unb  ßl^aroltcrlöpfe,  II,  33. 
^)  Benjamin  Constant,  M^moires  sur  les  Cent  Jours,  2me  partie, 
20—30,  66  u.  ff.     Bardoux,  Montlosier,  176  u.  ff. 


464  ®^  »Acte  additionnel". 

in  ^olgc  bcffcn  nat^  einer  Unterrebung  mit  fflopoUon,  m 
SÄoniteur  für  ben  Acte  additionnel  eintrat^).  ®er  anbcrc 
ttjar  Senjamin  ßonftant,  ber  in  einer  t)icrl^unbert  Seiten  langen 
(Sdirift,  »Principes  politiquesc  genannt,  fein  SBerl  üertl^eibigte. 
3Sor  fid^  felbft  fud^te  er  e§  baburd^  gu  red^tfertigen,  bafe  er  fid^ 
wieberl^olte,  er  I)abe  2lKe§  getl^an  um  bie  Stcflauratton  öor 
il^ren  eigenen  Sel^Iem  gu  beujal^ren;  nadt)  il^rcm  ©turj  fei  nur 
bie  ^ßpid^t  geblieben,  ba§  Seftel)enbe  ju  retten  unb  ^anfreid^ 
gegen  bie  Snöafion  gu  fd^üfeen.  ©amals  unb  fpater  febod^ 
fud)te  er  nad^  ß^itfl^iff^n,  bie  gn  ©unfien  biefer  änftd^t  auf* 
geboten  tüerben  fonnten.  ©ie  2)enffdt)rift  über  bie  l^unbert  Siige 
nennt  in  biefer  Slbjtd^t  bie  brei  Slanten  t)Ott  ganjuinaig,  bc  la 
Sourbonnai)e  unb  Gi^ateaubrianb  als  fold^e,  bie  in  gang  Der- 
fd^iebenen  SSal^nen  ben  freil)eitlid)en  Suß^ftfinbniffen  beS  Acte 
additionnel  gered)t  geiüorben  feien  2). 

2)ie  9D?einung  Don  ^rau  öon  6taöl  barüber  l^attc  um  fo 
größeren  3Bertl^,  al§  jte  im  engften  3ufammenl^ang  mit  iener  ber 
liberalen  ©enfer  @d)ule  ftanb,  aix^  bereu  SReil^en  ©iämonbi  ge* 
monnen  morben  tüar.  SSenJamin  Gonftant  mar  nic^t  ber  eingige, 
ber  ein  3ntereffe  baran  l)atte,  ^rau  öon  ©taöl  alö  gum  Äaifcrrcid^ 
befel^rt  bargufteHen.  SBielegcii^re  fpäter  erfdjienen  bieSR^molren  \>m 
Sofepf)  aSonaparte,  unb  in  benfelben  bag  Sruc^ftüdf  eincg  S9rief8 
tion  ^rau  öon  @tael,  ben  xi)x  ©ol^n  mit  nadt)  ^arig  brad^te, 
als  er,  il)rer  2lngelegenl)eiten  megen,  im9Kail8I5  bal^ingurfid* 
feierte.  ©iefeS  Srud^ftüdE  fagte  in  Segug  auf  ben  Acte  ad- 
ditionnel: »C'est  aujourd'hui  tout  ce  qu*il  faut  ä  la  France, 
rien  que  ce  qu'il  faut,  pas  plus  qu'il  ne  faut.  Ce  qui  si 
passe  en  France  depuis  votre  depart  de  Prangins  d^passe 
tout  ce  quo  Thistoirc  nous  raconte  de  plus  merveilleux.  Je 


0  Sismonde  de  Slsmondi,  Examen  de  la  Constitution  fran^aise. 
Villari,  Une  conversatioD  de  Napoleon  I  et  de  Sismondi.  Reyne  bisto- 
ri(iue,  Jan  vier— Mars,  1876. 

^)  Benjamin  Constant,  M^moires  sur  les  Cent  Jours,  2inepartie, 

68-G9. 


2)ic  3Keiiiotrcn  bon  Sofc^l^  ^onapaxU.  465 

vous  recommande  mon  fils.  Faites  qu'il  voie  PEmpereur«  ^). 
Sofcpl^  Sonctparte  war  im  2Rärj  au§  ber  ©(^weij  ju  feinem 
faiferlid^en  Sruber  geeilt.  6^  ift  aljo  möglid^,  bafe  biefe  ß^^l^n 
an  il^n  gerid^tet  »aren.  SlHein  »äl^^enb  bie  anberen  SBriefe 
öon  %xan  üon  @tael  an  Sofepl^  in  feinen  ©entofirbigfeiten 
abgebrudft  ftnb,  ift  öon  biefem  nid^t  weiter  bie  3?ebe,  unb  ba§ 
mitgetl)eilte  ©rud^ftücf  fagt  nid^t§  anbere^,  afö  ba§  ber  g^l^alt 
ber  33erfaffung  il^ren  aBünfd)en  entfprad^.  Sl^r  @ol)n  würbe 
öon  Seniamin  ßonftant  in  bie  Suilerien  geleitet  «nb  fel^t 
freunblid)  üom  Äaifer  empfangen.  »Le  Benjamisme  a  Auguste 
de  Stael  et  Sismondi  pour  lui«,  fd^rieb  bamatö  SKontlofter. 
Slllein  babei  blieb  e§  unb  jur  ^Regelung  t)on  ^ßriüatangelegen* 
l^eiten  fel^Ite  bie  Qdt  Spater,  al§  ©aron  @ta6l  nad^  bem  Sob 
feiner  SOSutter  öernal^m,  ba^  eine  beutfd^e  S^^t^"9  Slnefboten 
über  ba§  3Serl^alten  berfelben  wäl^renb  ber  l^unbert  Sage 
gebrad)t  l^atte,  fd)rieb  er  an  31.  SB.  ©d^Iegel  mit  ber  Sitte, 
„bie  Slbfurbitdt"  gu  wiberrufen,  ba  gerabe  er  am  beften  wiffe, 
wie  bie  Singe  ftd)  3ngetragen  l^atten^).  5lud^  Sluguft  üon 
@tael  war  bereite  t)inübergegangen,  al§  2:l)ier§  feinerfeit<8 
wieberl^olte,  §rau  öon  @tael  l^abe  wät)renb  ber  l^unbert  Sage 
il^ren  @inn  in  SSegug  auf  5Rapoleon  geänbert.  6r  berief  ftd^ 
babei,  neben  ben  SRemoiren  Don  Sofept),  auf  bie  ^Kittl^eilungen 
be§  amerifanifd^en  Diplomaten  unb  fpäteren  @taat§fefretär§ 
©rawforb,  ber  am  29.  Slpril  1815  an  ßorb  ßaftlereag)^  fd^rieb, 
er  l^abe  öerfd^iebene  Sriefe  öon  ^5rau  Don  @tael,  in  weld^en  fie 
öor  ben  gcifobinern  warne,  erl^alten.  S)er  le^te  berfelben 
fpred^e  öon  ber  wad)fenben  2Kad^t  5lapoIeon'§  unb  öon  ber 
SBa]^rfd)einlid^feit  einer  nationalen  @rl)ebung  gu  feinen  ©unften, 
bie  einen  S^rieben^fd^lufe  gwifd^en  if)m  unb  (gnglanb  wünfd)eng* 
wertl^  erfd^einen  laffe;  er  fd^liefee  xi)n  be^l^alb  ein.    2)ie  Sor* 


')  Du  Casse,   Memoires  du  Roi  Joseph,  X,  228,  377.    ©Icid^tautcnb 
M  Sa  Vary,  Memoires,  VIII,  56. 

2)  aBerliner  priöircgfrte   Bettung   02o.    138,    18.    S«oö.    1819.     Cousin 
d'Avallon,  Staelliana,  106. 

»lenneröatfett,  Sfrau  »on  ©tael  III.  30 


4ti6  <Sine  Se^auphina  don  S^tetiS. 

refponbenj  uon  Sorb  Saftlereagl^  enthält  benn  aud),  als  Don 
grau  üon  StaGl  ^errü^reub,  einen  jold^en,  üom  23.  Slpril 
batirten  33rief.  6r  ift  iebod)  nid)t  unterjeid^net,  unb  fein  Sn^^tt 
je^t  üorauö,  bafe  bie  ^erfon,  bie  i^n  fd^rieb,  ju  Jener  ßeit  in 
^ariiS,  unb  nid)t  wie  grau  öon  ©tael,  feit  bem  16.  SKfirj  in 
Poppet  tDar.  S)aS  ^at  2:l^ierS  überfeinen.  SQein  @ainte«93euDe 
bemerft  ganj  rid^tig,  ba^  aud)  int  %aU  feiner  Sd^tl^eit  nid^tö 
in  biefem  33ricf  ber  SBürbe  unb  ©eftnnunß  üon  grau  Don  Staöl 
tt)iberfpräd)e.  Seit  ber  erften  SReftauration  war  fie  in  Sejug 
auf  fönglanb  in  jofern  etwaö  emüd)tert,  afö  biejcS  weber  in 
granfreid)  xxoöjj  in  Spanien  ober  auf  bem  SBiener  Äongrefe  für 
bie  @ad)e  ber  greil^eit  eingetreten  war.  Sie  machte  nid)t  bie 
Station,  wol^l  aber  eine  5ßartei,  bie  am  JRuber  bcfinblid)ctt 
Sorten,  baffir  üerantwortlid^.  „SKan  täufd^t  baiS  englifd)e  Sott", 
fagte  Jte  gu  ßanning,  „e§  weife  nid)t,  bafe  man  feinen  9?amctt 
bagu  Derwenbet,  um  anbere  SBöIfer  ber  grei^eit,  bie  c8  felbfi 
^^f^^tf  i^  berauben,  unb  bie  ^ntoleranj  gegen  feine  @IaubenS« 
bräber  in  Sd^u^  ju  nehmen.  äSenn  eiS  baS  wfifete,  würbe  eS 
©ieienigen  öerleugnen,  bie  feinen  9lamen  mi6braud)en"  *). 

Snjwifd^en  ift  aud)  ba^  3öurnal  intime  Don  Scniamin 
©onftant  ju  Sßort  gefommen  unb  läfet  leinen  S^eifel  darüber  be* 
ftel^en,  bafe  eS  feinem  SSerfaffer  nid^t  am  3Bitten  fel^Ite,  grau  Don 
Stael  poUttfd)  gu  fompromittiren,  wenn  er  eS  lonnte,  benn  er 
liegte  eben  bamate  ganj  befonbere  ©rünbe  ber  33itterleit  gegen  |lc 
2m  3Binter  Don  1815  nämlid)  l^atte  er  in  $ari8  ein  |Km8 
gefauft,  um  baburd^  wäl^lbar  unb  S)eputirter  gu  werben,  unb 
grau  Don  Stael  l^atte  il^m  ju  biefem  ßwecf  80,000  granlen  unter 
ber  aSebiugung  Dorgeftrerft,  bafe  bie  ^Ifte  biefer  Summe  bei 
Sßerl^eirat^ung  il^rer  3:od)ter  jurüdfgejal^It  werben  follte,  Sie 
mufete  il^n  im  gräJ^ial^r  baran  mal^nen,  unb  tl^at  ^  in  meisteren, 


^)  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice.  Gonyersation,  opimons 
politiques,  etc.  La  Facette,  Memoires,  V,  387.  Madame  de  Sta^l, 
Gonsid^rations,  Oeuvres,  XIV,  297,  325. 


SBricfe  bon  grou  öon  @tael  toöl^rcnb  bcr  ^unbext  %aqt,  467 

bcr  3latur  ber  ©ad^e  naä)  l^öd^ft  petnlid^cn  ©riefen.  @r  U)ar 
barfiber  jo  aufgebrad)!,  bafe  er  einmal  in  feinem  Journal  brol^t: 
»Lettre  furieuse  de  Madame  de  Stael.  Je  Tattends  et  je 
r^crase.  J'ai  ce  qu'il  faut  pour  celälc^)  S)iefe  ©rol^ung 
würbe  nid^t  au^gefül^rt,  eben  beSl^alb,  »eil  nid^ts  öorlag,  worauf 
fle  jurücfgreifen  fonnte.  3"^  ®egentl)eil  wirb  ber  ©tanbpunft 
öon  fjtau  t)on  ©tael  burd)  bie  SBemerfungen  t)iel  flarer,  bie 
fle  in  Sejug  auf  bie  politifd^e  Sage  in  biefen  Sriefen  an 
Senjamin  ßonftant  mit  einfließen  liefe,  ©o  fd)rieb  jte  am 
10.  Slpril,  feinen  eigenen,  berül^mt  geworbenen  6a|  an« 
ffil^renb:  „3d)  Witt  Sinnen  nid)tö  über  bie  ^olitil  fagen,  id) 
vermag  nid)t,  entl^eiligte  SBorte  ju  ftammeln."  SBenn  e<8  wal^r 
ift,  bafe  @ie  an  ber  Äonftitution  arbeiten,  fo  ratl^e  id^  Sinnen, 
mel^r  an  bie  ©arantien  al§  an  bie  ßrflarung  ber  Siedete  ju 
benfen."  Snjwifd^en  war  bie  33erfaffung  rebigirt  worben,  unb 
in  Sejug  barauf  bemerfte  fte:  „®ie  Äonftitution  l^at  mic^  fel^r 
befriebigt.  Einige  6inwenbungen  aber  f)abe  id^  bod^  gu  mad)en. 
3Ba§  fotten  bie  ©taat^rätl^e?  ©inb  fie  oerant wörtlich  ober  un« 
öerlepd^?  SBa§  bebeutet  il^r  33orl^anbenfein  in  ber  Äonftitution? 
SBaö  wirb  bie  Aufgabe  ber  5ßair§  fein?  SRit  bem  blofeenSBort 
l^at  man  nid^t  Sitten  gefagt.  (Sine  Kammer  öon  9Jlititär§  wäre 
leine  ©arantie  ffir  bie  fjreil^eit.  3Birb  bie  33erwaltung  in  ben 
^ßroüinjen  ben  6rw(il)lten  be§  3Solfe§  anvertraut  fein?  3Bie  bem 
aud)  fei,  man  mufe  loben,  wa^  gu  loben  ift,  unb  id^  begreife, 
bafe  @ie  fel^r  frol^  jtnb,  babei  mitgewirft  ju  l^aben.  Slllein,  wa§ 
@ie  mir  über  gl^r  3wfriebenl^eit^gefül^l  fagen,  fd^eint  mir  nid^t 
einjig  unb  allein  bem  ®ewiffen  ju  entftammen.  S)a§  Slu§fpred)en 
guter  ®runbfä|e  ift  immer  eine  große  @ad^e :  bie  ©runbf ä|e 
bel^errfd^en  guweilen  mel^r  bie  SRenfd^en,  al^  biefe  jte  bel^errfdien. 
SBaö  @ie  betrifft,  fo  wiffen  @ie  beffer  atö  irgenb  S^wtanb,  xoa^ 
in  politifd)er  SSejiel^ung  gegen  @ie  eingewenbet  werben  fann; 


0  Benjamin   Constant,    Journal    intime.      Revue    internationale, 
25  Mars  1887,  939. 

30* 


468  ^tc  Stoette  Sleftauration. 

idi  jelbft  bin  öcneigt,  SlHeö  ju  begreifen,  ba^ienige  ausgenommen, 
waö  ftd)  auf  ben  ^Rangel  an  ®efül^I  bejiet|t,  unb  ba  tuaren 
@ie  nic^t  gebunben" '). 

Sie  jelbft  fül)Ite  ftd)  um  fo  weniger  üerfuc^t  au§  il^rer 
3urücft)altung  '  gu  treten,  alö  il^re  ©ejtnnung  in  33egug  auf 
3lapoIeon  in  leiner  SBeife  üeränbert  war.  afö  ©iömonbi  im  2auf 
be<8  @ommer§  üon  1815  jte  in  6oppet  mieberfal^,  begeid)ncte  er 
biefe  Slbneigung  „al§  nod)  immer  übertrieben",  wdl^renb  jte 
übereinftimmenb  bamit  an  bie  ®räfin  öon  Sllban^  fd)rieb,  brief* 
lid)  unb  munblic^  l^abe  jte  grofee  ^Jel^ben  mit  ©iSmonbi  auö» 
gefod)ten,  „ber  bie  greil^eit  fud)te,  wo  greil^eit  unmöglid^  war". 
®od)  muffe  man  befennen,  bafe  für  granfreid^  Sitte«  beffer  afö 
ber  gegenwärtige  3"!*^^^^^  gewefen  wäre'-^). 

35a3Wifd)en  lagen  SBaterloo  unb  bie  SBed)feIfdtte  ber  jweiten 
Sfteftauration.  Slbermatö  war  bie  alte  ©^naftie  unter  bem  @cl^u| 
frember  2lrmeen  gurfidfgefel^rt,  bieSmal  mit  bem  Unterfc^ieb, 
bafe  bie  Don  Slapoleon  berufene  nationale  Sßertretung,  ttad)bem 
jte  bem  ©ouüerän,  weld^em  fie  Sreue  gefd^woren,  nad^  ber  Der*^ 
lomen  @d^la(^t  ben  ©nabenftofe  gegeben  l^atte,  mit  atter  heftig« 
feit  politifd)er  Seibenfc^aft  ftc^  nun  aud^  gegen  bie  S3our* 
bon§  erflörte.  S)afür  erl^oben  ftc^  bie  ^ooingen  beS  ©üben« 
unb  ein  5j:i^eil  be§  5lSeften«  für  bie  ro^aliftifd)e  ©ad^e,  gu  bercn 
fünften  ber  SBiener  Äongrefe  ben  Sßertrag  gu  (S^aumont  er* 
neuert  l^atte. 

SlHein  aud^  in  Segug  auf  bie  ?SKäd^te  war  feit  1814 
bie  gange  Sage  eine  anbere  geworben.  9lid^t  mel^r  Äaifeir 
Slle^anber,  fonbern  ber  §ergog  oon  SBettington,  ©neifenau  unb 
SSlüd^er  leiteten  ie|t  bie  militärifd)en  Operationen,  unb  ein 
aSrief  be«  ^ergog«  war  e«,  ber,  einen  Sag  nad^  SBaterloo  unb 
im  Geleit  ber  englifd)en  Salinen,  ben  Äönig  nadö  Sranfreid^ 


^)  Sl.  ©ttobttnonn,  ©id^tcrprofttc  unb  ßl^oraltctlöpfc,  II,  36—38. 

^)  Saint-Ren^  Taillandier,  Lettres  inödites,  etc.,  Madame  de 
Stael  ä  Madame  d'Albany,  5  Dec.  1815.  Sismondi,  Lettres,  etc.  Revue 
historique,  1877,  129. 


S^tc  öcrÄnbcrten  SBcblngungcn.  469 

jurücfricf.  a3t§  bal^in  war  ber  Heine  nad^  ®ent  gepüd^tete 
^of  ben  Sntrifluen  überlaffen  geblieben,  gegen  weldie  ber  frei* 
jtnnige  Sfio^aliömuS  üon  2Role  unb  Sfio^er^ßollarb,  öon  ©uijot 
unb  ß^ateaubrianb  anft^einenb  »ergebend  anfämpfte.  5lod)  ju 
5Dflonö,  n)ol)in  [\ä)  Subwig  XVIII.  üon  ®ent  au§  juerft  begab, 
\oax  er  in  Segleitung  feine§  gieblingö  ©Iaca§,  unb  umgeben 
öon  ßmigrirten.  Statte^ranb,  ber  wenige  ©tunben  nac^  beut 
Äönig  eintraf  unb  mit  bered^neter  33erftimmung  ben  ^of  mieb, 
öemalim  nod^  in  berfelbcn  9lacl)t,  ba§  Subwig  XVni.  bic 
SBeiterreife  befol)Ien  l^abe,  unb  l^atte  nur  S^it,  im  legten  3[ugen= 
blid  9lat]^fcI)Iäge  3U  ertl^eilen,  bie  abgelel^nt  würben.  ®a  griff 
2BeIlington  ein.  2luf  fein  ®el)eife  traf  Saße^ranb  am  27.  guni 
nun  bod)  ju  gambra^  als  SBeratlier  be§  5!Ronard^en  ein,  ber 
fid)  bereits  wieber  ben  ©runbbebingungen  beS  fonftitutioneHen 
SlegimenteS  oerppid^tet  l^atte. 

®a§  ^Programm  beSfelben  entwicfelte  SEalle^ranb  in  ber 
berfil^mten  ©enffc^rift  an  Subwig  XVIII.,  bie  ba§  @cl)eitern 
ber  fönigli(^en  @ad^e  im  S^l)^  1814  ber  58erweci^§lung  ju= 
jd)rieb,  bie  gwifd^en  ber  Quelle  ber  3Kac^t,  —  la  source  du 
pouvoir  —  unb  it)rer  SluSübung  gemacht  worben  fei.  „SJÖeil 
bie  Sftegierung  legitim  ift,  i)at  man  öorauSgefe^t,  bafe  pe  eben 
beSwegen  aud^  abfolut  fein  bürfe.  Statt  beffen  erforbert  ber 
@eift  ber  3^it,  bafe,  in  ben  großen  ciöiliprten  Staaten,  bie 
l^öd^Pe  ®ewalt  nur  unter  ber  9Jlitwir!ung  öon  Äörperfd)aften 
ausgeübt  werbe,  weld^e  bie  ©efeUfd^aft  unb  it)re  ^ntereffen  üer= 
treten.  .  .  .  35ie  3^^^  beS  Äönigt^umS  öon  ©otteS  ©naben  ip 
mit  bem  3Sorl)anbenfein  beS  religiöfen  ®efül)lS  erlofc^en,  baS 
bem  ®lauben  l^ulbigte,  als  fei  bie  l^öd^fte  irbifd)e  ©ewalt  ein 
SluSPufe  ber  göttlid^en  SRadöt.  §eute  gel^t  bie  allgemeine  SSSlex^ 
nung  bal^in,  bafe  bie  SRegierungen  nur  ber  SSölfer  wegen  ba 
Pnb,  ba^  aber  bie  legitimen  ^Regierungen  @lücf  unb  S^rieben 
il^rer  SSölfer  am  beften  pd)ern,  weil  pd)  bei  i^nen  mit  bem 
dttä)t  eines  alten  Sep^PanbeS  ßl^rfurc^t  unb  Slnl^änglid^feit 
öerbinben.    @rp  wenn  ber  ©ebanle  gered^tfertigt  wäre,  ba^  bie 


470  ^enlf^rift  don  SlaOet^tanb. 

9?a(l)tl^cilc  einer  jold^en  ^Regierung  tl^re  Sortl^eHe  übemiegen, 
würbe  ber  Segriff  ber  Segitimität  gur  ßl^imärc  »erben." 

SBie  einft  3iecfer  eö  getl^an,  fo  öertt)iei8  Jefet  Jaße^ranb  gur 
Sefc^tüörung  ber  ©efal^r  auf  bie  öffentliche  3Reinung.  Sn 
Uebereinftintmung  mit  it)ren  SBfinfd)en  muffe  bie  Segierung, 
allmächtig  für  ba§  ®ute,  ftc^  in  33ejug  auf  SBißfür  unb  @t^ 
»alt  bie  §ättbe  binben  unb  auf  btm  feften  ®runbe  bouember 
Snftitutionen  erl^eben.  SBal^rung  ber  inbiöibueHen  grei^it, 
greil^eit  ber  treffe,  SBefugnife  ber  Kammer,  ©efe^e  Dorgufc^logen, 
Unabfefebarfeit  unabpngiger  SRic^ter,  9!Jiinifterüeranttt>ortlid^feit 
unb  Entfernung  aller  nid)t  öerantmortlid^en  Satl^geber  ber 
i?rone,  ba^  luaren,  nad^  Saßeijranb,  bie  ©arantien,  bie  gegeben 
»erben  mufeten.  Sn  ber  ^roHamation,  bie  Subwig  XVIII.  am 
7.  Suli  erliefe,  feieren  fte  faft  »örtlich  unb  mit  Serfprcci^uttgcn 
be5  aSergebenö  unb  33erge[fen§  »ieber,  öon  tt)eld)en  nur  einige 
3Serrätl^er  aufgenommen  blieben.  SBäl^renb  bie  Äonüentton  Don 
@t.  ßloub  bie  franjöftfc^en  Streitfräfte  über  bie  Soire  üerwie« 
unb  5ßreufeen  unb  ©nglänber  5ßari^  befe|ten,  traf  Subwig  XVni., 
ber  Slufforberung  be§  §ergog§  öon  SBeHington  entfpred^enb,  in 
@t.  35eni§  ein. 

©ort  erwartete  ben  2Ronard)en  eineSBenbung  feiner  Ungelegen» 
l^eiten,  bie  il)m  »ol^l  nic^t  gang  unerwartet  lam.  Sereitä  in 
®ent  liatte  §oud^e  nod)  al§  2Kinifter  5Ra^)oleon'§  bem  Äönig 
33orfd^läge  gemad)t,  unb  SBeßington  bie  Slotl^wenbigfeit,  jtc^ 
feiner  gu  bebienen,  berül^rt^).  Se^t  erHarten  fowol^l  SBeHing« 
ton  alö  SaUe^ranb  e§  für  unöermeiblid),  il^n  afö  9Rinifter  in 
ben  3flat^  be§  Äönig§  gu  berufen,  fjoud^^  mar  feit  bem 
22.  Si^ni  baö  §aupt  ber  proDiforifd^en  ^Regierung.  Unter  ben 
oielen  ©rünben,  bie  feine  ^Berufung  öeranlafeten,  mar  aud)  bie 
SBeforgnife,  bafe  er  bie  Kammern  unb  bie  ^Regierung  über 
bie  goire,  gur  Slrmee  bringen  fonnte.  6ntfd)eibenbcr  mar 
e§,   bafe  er  aße  ©el^eimniffe  fannte,   aße  ^erf3nli(|Ieiten  unb 


»)  2;l&.  ö.  »ctnl^arbi,  ®cf^i(3ötc  SfluSlanbö,  I,  258, 


S)o8  SWiniftettum  2:atte^ronb  •  Srouie.  471 

alle  Parteien  gegen  einanber  auögefpielt  l^atte.  Unb  SBelling« 
ton  feinerfettö  tüufete,  bafe  Äatjer  Sllefanber  unb  2a  fja^ette 
an  ben  ^etjog  üon  DrIeanS,  SWetternid^  an  eine  SRegent« 
jcl)aft  backten,  unb  folglid^  bte  Uebereinfttmmung  ber  9)läd^te  in 
©ejug  auf  bte  33ourbon§  eine  ft^einbare  tt)ar^).  6§  galt  bem^ 
nad),  Subnjig  XVIII.  in  bie  Suilerien  3u  bringen,  beüor  bic 
alliirten  dürften  gum  jtüeiten  ?SKal  in  bie  ^auptftabt  einjogen. 
Um  biefen  ^ßreis  würbe  %o\\ä)e  mit  3«ftiwtniung  ber  SRo^aliften 
^Ulinifter^).  SSor  ber  feierlid)  öon  il^m  öerfünbeten  Süge,  bie 
SBiebereinfe^ung  ber  Sourbon§  werbe  üon  ben  3Rä(f(ten  ge« 
forbert,  löften  ftd^  ^Regierung  unb  Kammern  auf,  unb  ber  ®n=» 
jug  ßubwig'ö  XVIII.  fam  jenem  ber  alliirten  fjürften  um  jed^§= 
unbbreifeig  ©tunben  guüor.  Sll§  ßl^ateaubrianb  ben  fjranfen« 
fönig,  ben  er  auf  ben  ©d^ilb  gel^oben  l^atte,  im  ®eleit  öon 
gondle  unb  Saße^ranb,  „be§  Slpoftaten  unb  beg  Äönigö* 
mörberg  .  .  .  ba§  Safter  am  Slrm  be§  S8erbred)enö"  wieberfal^, 
ba  füpe  ber  ßbelmann  ben  @(^impf.  @ö  war  ju  @t.  3)eni§, 
unb  gubwig  XVIII.  brängte  il^n,  ju  fagen,  wa§  er  benfe.  „^ä) 
l^alte  bafür,  bafe  e§  öorbei  ift  mit  ber  5!RonarcI)ic",  fagte  ßtiateau« 
brianb.    „^äj  bin  Stirer  ?SKeinung",  entgegnete  ber  Äönig^). 

gtau  öon  @tael  badete  nid^t  anber§.  35iefe  3!Höglid^feit, 
goud^e  in  ben  Statt)  beö  Äönigö  ju  berufen,  war  in  ©egenwart 
üon  5oud)6  felbft  unb  in  jener  öon  SBenjamin  ßonftant  \>ox  i^r 
erörtert  worben,'unb  unumwunben  l^atte  fte  bamalö  erHärt,  ba§ 
bfirfe  niemals  fein*).  Sie  tl^at  mel^r  unb  fagte  ftdi)  in  ben 
ßonjtberationS  offen  öon  Stalle^ranb  lo§,  „oon  ber  gewanbten 
^olitif,  bie  beftänbig  nad)  bem  3Binb  manöbrirt,  öon  ber  SHad^* 
giebigfeit,  bie  oergebenS  barauf  red^net,  allein  bem  ©d^iprud) 


')  Sl^.  ö.  S3crnl^arbi,  ©c^^tc  giufelanb«,  I,  188,  352,  375,  430—434. 
La  Fayette,  Memoires,  V,  Premiere  Restauration  et  Cent  Jours,  308— 
309,  339,  373.    Viel-Castel,  Histoire  de  la  Restauration,  III,  1. 

2)  Vitrolles.  M^moir.es,  III,  104,  113  u.  ff. 

3)  Chateaubriand,  Memoires  d'Outre-Tombe,  IV,  33,  36. 

*)  Benjamin  Constant,  Memoires  sur  les  Cent  Jours,  I,  97. 


472  Srvau  bon  Qiael  über  bie  Sage. 

ju  entgelten  unb  mcl)t  cinjtel^t,  bafe  c^  poHtifc^c  Scibcnfd^aften 
gibt,  bie  niemals  ücrjei^en  fönnen".  ©elbft  in  S3cjug  auf  bic 
©rfolgc  ber  franjöjtjd^en  ©tplomatic  in  5!öien  bcmcrftc  Pc,  i^rc 
Aufgabe  fei  e§  mcl)t  gewejen,  S)eutf(f(Ianb,  fonbern  ffranfrcid^ 
ju  organipren. 

3n  einem  SBrief  an  5!Reifter,  wenige  SBod^en  nad)  SBaterloo, 
entjd)Iilpfte  xi)X  ba§  SBort:  »A  Thonneur  prfes,  iious  avons 
tout  sauve«.  Sin  bie  ©räfin  bon  Stlban^,  bie  il^re  ©ejtnnung 
tl^eilte,  jd)rieb  fie:  „3d)  bin  öoßftänbig  barübcr  mit  Sinnen 
einöerftanben,  bafe  bie  ^Befreiung  mm  ©ona^)artiftifd^ett  S^d^ 
ein  grofeeg  ©lud  für  ßuropa  ift,  unb  ein  wenig  ®umml|eit, 
bon  ber  man  ftd)  fo  giemlid^  überall  bebrol^t  wei^,  immeri^in 
nod)  leidster  ate  bie  S^rannci  3U  ertragen  ift.  Slber  granfectd^, 
granfreidö,  in  welchem  Siif^nb  ift  eö,  unb  meldte  SBerfcl^rtl^ett, 
i^m  eine  ^Regierung  ju  geben,  bie  fo  üicle  gelnbe  jä^lt,  unb 
bann  ben  tt)ol)lgejtnnten,  beflagen^wertl^en  Äönig  aller  SRittel, 
bie  il^m  Siebe  ern)erben  fönnten,  gu  berauben;  bemi  bie  Äon* 
tributionen  unb  bie  fremben  Gruppen  crfd^einen  al8  foHbarifd^ 
mit  ben  S3ourbonö,  obwol^l  biefe  in  öieler  Sejicl^ung  betrübt 
genug  barüber  jinb.  .  .  2Bcm  fonft  fiele  bie  Sßerantujortung  für 
bie  SRüdfel^r  au§  6lba  ju,  n)enn  nid)t  ©enjenigen,  bie  SRapoIeon 
bal^in  gefd)idt  l^abcn.  ©en  gangen  SBinter  l^inburd^  l^aben  ttrfr 
in  5ßari§  barüber  geflagt.  2Bie  l^atte  bie  3lrmce  eS  über  fld^  öer^ 
mod)t,  auf  il^n,  ber  jte  gibangig  Saläre  l^inburd^  jum  Sieg  gefül^rt 
l^atte,  JU  fd)iefeen?  SBarum  jte  einer  fold)en  Sage  auSfejjen  unb 
warum  granfreid)  \o  [treng  für  SSerge^ungen  ftrafen,  bic  c8 
nid^t  begangen  l^at.  3)ag  SSebürfnife,  jtc^  ju  x&6)tn,  l^ätte  td^ 
nod)  el^er  1814  al^  1815  oerftanben.  ©amal«  aber  fflrd^tcte 
man  nod)  ben  geftürjten  Äolofe.  91ad)  SBaterloo  war  baä  öor* 
über.  ,§ier  l^aben  Sie,  3l)nen  aßein  anvertraut,  meine  innerften 
®ebanfen''  i). 


0  Saint" Reo 6  Taillasdier,  Lettres  inedites.    Madame  de  Sta6l 
a  la  Gomtesse  d'Albany,  Pise,  20  Dec.  1815. 


grtau  bon  ©tael  übet  bte  Sage.  473 

Uncrjd^fittert  blieb  il^r  SBertraucn  in  bie  Slbfid^ten  Slleyanber'S. 
g§  »iberftanb  jelbft  ben  a3erid)ten  über  ben  ßinpufe  boit  ^Jrau 
üon  Ärfibener  auf  i^n,  fibcr  n)eld)c  fte  mit  einer  furjen  33e= 
ttierfung  l^innjegging.  Sin  ^Jrau  üon  ®6ranbo,  bie  il^r  öon 
biefen  Sßorgängen  gefprod^en  l^atte,  fd^rieb  fte:  „S)er  Äaifer 
pfet  mir  eine  autricf)tige  SBewunberung  ein.  SBenn  er  nicl)t 
nad^  SSerbienft  gelobt  wirb,  jo  ift  baö  bem  Umftanb  juju« 
fd^reiben,  bafe  bie  liberalen  3been,  bie  er  liebt,  menig  Slnl^ängcr 
in  ben  @alon§  l^aben.  3d^  erfe^ne  Sllle§,  maS  bagu  beitragen 
fann,  einen  foldl)en  3Jlann  gu  erl)eben,  benn  er  erfd)eint  mir  al§ 
ein  ^tiä^m  ber  SSorfel^ung,  jur  SRettung  ber  allfeitS  bebrol^ten 
greil^eit  gefegt.  3d)  braud^e  faum  gu  jagen,  bafe  greil^eit  unb 
9ftcligion  ftd^  in  meinen  ©ebanfen  öerbinben.  ßrleud^tete  ^Religion, 
geregelte  greil^eit,  ba§  ift  baö  Qkl  unb  ber  SBeg.  Sd^  ^W 
bie  SR^ftif,  ba^  l^eifet  bie  Sieligion  bon  fjenelon,  bie  il^ren  Ur* 
fprung  im  ^erjen  l^cit  unb  bie  Söerfe  burdö  bie  Siebe  berflärt. 
3d^  erfel^ne  bie  ^Reformation  ber  ^Reformation,  eine  @nttt)icflung 
beS  6l)riftentl^um§,  bie  ba§  Sefte  ber  Iat]^olifd)en  unb  ber  pro= 
teftantifd^en  Slnfd^auung  öerbinben  unb  bie  ^Religion  bem  poli= 
tifd^en  ©influfe  ber  5ßriefter  entjiel^en  »irb. 

„SBeld)er  SSorjug  für  Äaifer  2lle?:anber,  an  ber  ©pi^e  biefer 
boppelten  ßntwicflung  be^  ®efd^led^te§,  ber  oerinnerlid^ten  SRe« 
ligion  unb  ber  repräfentatiben  Sfiegierung  gu  ftel^en.  @em  ptte 
aud^  id^  il^m  bie  ^ulbigung  meiner  Suftittiwtung  gebrad^t. 
SlUein  id^  fürd^te  ben  ©c^merg,  ben  bie  ©egenwart  ber  ^?remben 
öerurfad^t,  bie  Seibenfd^aften  ber  5ßarteien,  bie  aßen  meinen 
Sbeen  tt)iberftreben.  @o,  bcnfe  id^,  ift  eö  am  beften,  meine  e]^r= 
furd)t§botte  ßrgebenl^eit  für  ben  Äönig  burd^  ©d)meigen  gu 
beioeifen.  Sorgen  Sie  bafür,  ba§  eä  nod^  ein  granfreid^, 
nod^  tjrangofen  gebe,  unb  tt)ir  ttierbcn  unS  ]^erau§gul)elfen  t)er= 
mögen!"  ^) 


^)  Baron  de  Gerando,  Lettres  inedites.     Madame  de  Stael  t\  Ma- 
dame de  G^rando,  27  Sept.  1815. 


474  2)te  fiegitiitrit&töt^eotie  in  il^ret  anxtten  Vkc^- 

3)ic  SEraucr  um  ba§  SSatcrlanb,  um  fo  Diele  fel^Igefd^Iagene 
Hoffnungen  unb  erbulbete  ©emütl^iguttgen  burt^brlngt  ble 
legten  Äctpitel  ber  6onftberatton§.  ®er  ©oftrln  ber  Segiti* 
mität  nad)  il^ter  erften  gaffung  Derppid)tete  fle  fld^  nur  inncrl^alb 
jener  fonftitutioneHen  ©c^ranfen,  mit  meldten  Saße^ranb  fle 
1815  umgab.  @ie  unterf(^ä^te  bie  SBeil^e  nld)t,  »eld^e  bic  Qtit 
unb  baö  @rbred)t  einer  alten  JD^naftie  öerleil^en,  aber  fle  fragte 
©iejenigen,  bie  barauf  allein  für  ben  Seftanb  ber  SKonard^ie 
red^neten,  ob  etwa  eine  taufenbiäl^rige  S)auer  bie  ©flaöerel 
red^tfertige  ober  bie  türlifd)e  [Regierung  n)ünfd)en8tt)ertl^  er* 
fc^einen  laffe.  lieber  jebe  58erfaffung,  tt)eld)e  bic  bered^tigtcn 
Slnfprüc^e  ber  ©egenwart  ben  öermeintlid^en  SRed^ten  ber  Se^ 
gangenl^eit  opfere,  werbe  bie  3^'*  fd^onungSloS  l^inweggel^en. 
9iur  ba§  unbeftimmte  unb  bodf)  bered^tigte  ©cfül^l,  bofe  bie 
SKinifter  e§  nid^t  el^rlid)  mit  SluSffil^rung  ber  ßl^artc  meinten, 
l^abe  bie  ^unbert  Sage  ermöglid)t.  SBaiS  bie  offentlid)c  2Rel» 
nung  forbere,  fei  ber  58erjidf)t  auf  bie  abfolute  ©ewalt,  ben 
nur  ein  SSertrag  ätt)ifd)en  bem  ©ouoerän  unb  btm  Soll  au8« 
fpred^en  fönne.  SBer  il^n  öenoeigere,  bem  fel^le  eben  ba8  S8er» 
ftänbnife  beffen,  tt)a§  in  unfern  Sagen  ein  ^blilum  bebeute. 
„%i\x  bie  2lnfprüd)e  ber  ijreil^eit  fprid^t  bie  Stimme  ber  38er* 
nunft  aller  Qdtm,  unb  baö  iji  aud^  eine  Segitimitöt*  *).  S)a8 
aber  finbet  pd)  in  ben  ßonpberationS  mit  attem  Slad^brud  be* 
tont,  bafe  »enn  anö)  bie  ^Regierung  fjel^ler  begangen  l^atte,  bie 
Station  im  ©anjen  unb  ©rofeen  boc^  fd)ulbiger  war  al8  Pe. 
„@ie  wufete  nid)t  mel^r,  wa^  greil^eit  bebeutet."  SäBeil  man 
unter  Sonaparte  gebleut  l^at,  verlangt  man  ©einölte  unter 
Subtüig  XVIIL,  ber  Äleru<8  will  bie  3Rad^t,  bie  emigrlrten 
begel^ren  ©ntfd^äbigungen,  aße  Parteien  öerlangen  ©teHen,  alle 
einjclnen  jagen  nad^  Sefolbungen.  @rfd)eint  ein  unberftftnb« 
lid^e§  ^mi)  über  5ßoUtif,  fo  genügt  eö,  feinen  gii^dt  mit  ben 


0  Madame  de  Stael,  Oonsid^rations,  Oeuvres  comp.  XIV,  7,  43, 
57,  63,  66,  73. 


SBcrfott  bcö  öffcntltcjcn  ScBcnö  in  grtanhcid^.  475 

SBorten,  „^ä)  xoxU  SKittifter  werben'',  tüteberjugeben.  3n  bcn= 
felben  Uniformen,  baöjelbe  Säd^eln,  mit  welchem  man  5RapoIeon 
gel^ulbigt  l^atte,  auf  ben  Sippen,  beugt  man  jtd)  t)or  Sub* 
tt)ig  XVm.  ©er  erfte  5ßaragrapl)  ber  3Renfd)enre(i^te  ift  für 
ieben  ^rangofen  ba§  Siedet,  üom  Staat  ju  leben.  »La  fureur 
d'^tre  employe  par  Tfitat  et  pensionne  par  lui  devore  la 
Francec  ^). 

SBa§  aber  ttiar,  inmitten  aller  @d)mierigfeiten,  bie  Slufgabe 
ber  ^Regierung?  ©ie  mufete,  fagt  ^Jrau  t)on  @tael,  bie  33er= 
ppid)tungen  gegen  ba^  |)eer  genau  einl^alten,  il^m  nid)t  fd^mei* 
^eln  unb  e^  burd)  eine  ^olitif  be§  ?5rieben§  entbel^rlid^er 
mad)en,  ol^ne  jemals  barauf  ju  red^nen,  als  ob  eS  bie  33ourbonS 
bem  Äaifer  öorjiel^en  fönne.  3n  religiöfen  ©ingen  Stolerang 
unb  fjreilieit.  5Rid^t  ber  SReligion  fdme  eS  ju  ®ute,  tt)enn  bie 
jjrömmigfeit  ein  ?SKittel  würbe,  im  bürgerlid^en  geben  borauju^ 
fommen.  3n  33egug  auf  bie  3Sergangenl)eit  feine  SRefriminationen. 
©ie  erbulbeten  SSerfolgungen  bürfen  nid^t  burdf)  S^rüdfgabe  öon 
^riüilegien,  bie  erlittenen  SBerlufte  nid^t  burd)  ungefe|lid)e  S[n= 
fprüd^e  entfd)äbigt  werben.  „SBeil  Subwig  XVI.  unb  baS  ©d^idf^^ 
fal  ber  ©einen  bie  fd)merilid)fte  Sl)eilna]^me  erregen,  liegt  fein 
®runb  öor,  feine  5Rad)fommen  burd)  33erlei^ung  ber  unbefd^ränften 
SDflad^t  ju  tröften  unb,  gleid)  Slc^iH,  ben  5!Ranen  beS  5ßatrofluS 
©Haben  ju  opfern".  SRid^t  ba^  §au§  ©tuart,  fonbern  baS 
§auS  ^annober  biene  als  33orbilb!  3n  ber  Äonftituirung 
ber  ^airSfammer  ift  baS  2Jlittel  jur  tJufton  ber  klaffen  gegeben, 
©ie  beiben  großen  ?Rängel  ber  ßl^arte,  bie  Sebingungen  ber 
SBäl^lbarfeit  unb  ber  SBal^lmobuS,  muffen  im  ©inn  einer  wirf^ 
lid^en  58ertretung  berbeffert  werben,  ©urd^  ^erfteHung  freier 
Sofalbcrwaltungen  wirb  man  baS  Uebergewid^t  ber  |)auptftabt 
berminbem.  Sor  SlHem  aber  biefeS:  Äein  befledfter  $Rame, 
fein  SRann,  ber  unfd)ulbigeS  ©lut  bergcffen  l^at,  wirb  granfreid) 
nu|en.    SKan  laffe  bie  ©d^ulbigen  in  ^rieben.   9Ziemanb  weife, 


^)  Madame  de  Staäl,  Considerations,  Oeuvres  comp.  XIII,  364. 


476  9(ufgabe  bet  SflegierunQ. 

wol^in  er  |td)  tu  fold)cn  ©türmen  gewenbet  l^dttc.  Slbcr  wer 
©ewiffen  unb  @l^re  nid)t  unbepecft  erl^altcn  l^at,  üermag  bcm 
33aterlanb  feine  ©ienfte  me^r  ju  leiften.  9Äan  rufe  bie  f^eunbe 
ber  %vt\i)e\t,  bie  ©eneration  Don  1789  unb  il^re  Junge  ^cer- 
folge,  unb  befdiliefee  auf  biefe  SBeife  bie  blutige  Sragöbie. 
,,2ine  2lnftrengungen,  ben  Strom  l^inauf  gu  fteuem,  finb  fruc^t= 
lo^  unb  foften  ba§  Sal^rgeug.  Wan  jertl^eile  bie  gluttien  über 
ba§  2anb,  unb  e§  wirb  befrud)tet  werben"  ^).  ©ie  erfte  3fiejiau:' 
ration  l^at  jt(^  mit  feiner  einzigen  ^anblung  ber  SBillfür  bePedft, 
bie  ruhige  SBei^l^eit  be§  Äönig§  wirb  bie  SSerföl^nung  öoHenben, 
wenn  granfreid),  ftd)  fclbft  jurücfgegeben,  feine  politifc^e  Arbeit 
wieber  aufnehmen  fann,  bcnn  „wie  ber  ©efpotiömu«,  fo  wirb 
auc^  bie  greit)eit  nid^t  gegeben,  fonbern  genommen"^. 

3u  Poppet  unb  in  Stauen,  wol^in  jtd)  grau  öon  ©tael  gu 
6nbe  be§  ^a^xt^  1815  begeben  l^atte,  würbe  biefer  Sil^ctl  ber 
ßonfiberation^  gefd^rieben,  angepdjt^  beö  weisen  ©d^redfeng  in 
ben  5ßrot)injen  be§  franjöjifd)en  @üben§,  wo  ber  $Sbcl  o^ne 
Unterfd)eibung  5ßroteftanten  unb  Sonapartiften  niebermad)te, 
unter  Slnbcm  auc^  ben  3Jiarfd^aU  33rune  unb  beS  ÄonigS  Sc* 
üonmad)tigte,  bie  ©eneräle  Slamel  unb  be  la  @arbe,  wfil^renb 
gondle  in  5ßari§  ^roffriptionSliften  entwarf  unb  bie  ^effc  ben 
aSejtegten  öon  SBaterloo  unb  feine  Slnpnger  mit  Snfulten  über» 
fd)üttete.  ^?rau  bon  ©tael,  wäl^renb  jte  an  il^rem  SBerl  fort« 
arbeitete,  erwog  bie  SRöglid^feit,  um  berfelben  Uebergeugungett 
willen,  bie  il^r  unter  SBonaparte  ia^  @pil  gugegogen  l^atten,  ie|t 
unter  ben  Sourbong  geäd^tet  gu  werben^).  Swö^^i^  ober  er» 
wiberte  fte  ©enienigen,  bie  ben  gefallenen  fjeinb  befc^tetpftcn, 
unb  b^m  gefallenen  Äaifer  ben  SSilvdf)  unb  ba§  Salent  abfprad^cn: 
»C'est  par  trop  rabaisser  la  France  et  rEurope,  que  de 
pr^tendre  qu'elles  aient  obei  quinze  ans  k  une  bäte  et  ä  un 
poltron.c    2)agu  fam  ba^  unertrdglid^c  ®efül^l,  biciJmal  bie 


')  Madame  de  Stael,  Considerations,  Oeuvres  comp.  XIV,  118. 

2)  ©bcnbaferbft,  131. 

^)  Madame  Necker  de  Saussure,  Notice. 


@tnb  bic  granjofen  jut  Steilheit  befttmmt?  477 

frembeit  |)cere  a\^  6robercr  in  granfreid^  ju  tt)i[fen.  Sie  liefe 
jt(^  aud)  burd)  eine  pcrfönHcI)C,  gnäbige  Slufforberung  be^  Äö= 
nigg,  bie  fein  ©efanbter  in  ber  ©d^weig  übermittelte,  nid)t  gur 
aüücffel^r  nad)  5ßariö  bewegen.  »II  me  semble  qu'il  n'y  a 
plus  rien  de  possible«,  jd^rieb  jte  in  ©egug  barauf  an  3Rei[ter. 
aBa§  in  il^r  üorging,  begeid^nete  wol^I  am  beften  ein  Slu^fprud^ 
öon  aSurle.  Site  man  einft  in  feiner  ©egenwart  öon  ber  großen 
SSorliebe  öon  %otc  für  bie  grangofen  fprad^,  gab  er  gur  Slntmort: 
„Sa,  feine  3lnl^änglid)feit  xoax  grofe,  unb  jte  l)at  lange  gebauert; 
tt)ie  bie  Äa|e  ift  er  bem  ^an§  treu  geblieben,  nad)bem  bie 
Samilie  fortgegogen  war"^). 

„@inb  bie  grangofen  gur^reil^eit  beftimmt?''  fo  ift  fragenb 
ber  lefete  SCbfd^nitt  be^  S3ud^§  Don  g^rau  öon  @tael  überfd)rieben, 
ber  pd)  mit  ben  frangöpfd^en  Slngelegenl^eiten  befd^äftigt.  6r 
mag  in  ben  Sagen  öerfafet  morben  fein,  in  meld^er  ßubwig  XVIII. 
über  bie  ßufammenfe^ung  ber  Äammer  erfd)raf,  bie  afö  Ghambre 
introuvable  ber  parlamentarifd^en  ©efd^ic^te  befannt,  einem  fo 
realtionaren  SRo^aliömu^  l^ulbigte,  bafe  ßl^ateaubrianb  i^re  @e* 
pnnung  auöfprad),  aU  er  bie  |)inrid^tung  öon  Sabebo^ere  eine 
SGBol^Itl^at  nannte,  bie  ba§  aSoIf  ber  öäterlid^en  Strenge  be§ 
Äönig§  banfe.  ©iefer  felbft  liefe  pd^,  ate  er  bag  l^örte,  gum 
Slu^ruf  »ce  sont  des  fous«  l^inreifeen. 

®iefe  Kammer  ttjurbe  bennod^  ber  Slnlafe,  bafe  eine  SBen= 
bung  gum  SBeffern  erfolgte.  S)er  ©epnnung  ber  ©eputirten 
pelen  guerft  5oud)e,  bann  SaUegranb  gum  Dpfer,  ber  burd) 
fein  3Serl^alten  in  SÜBien  ba§  SBertrauen  be§  Äaifer^  3llej:anber 
auf  immer  oerfd^ergt  t)atte.  Sin  bie  @pi^e  beö  neuen  SÄinifte^ 
riumS  berief  je^t  ber  Äönig  ben  ^ergog  öon  SRid^elieu.  35iefer 
toax  fünfgig  Sa^re  alt  unb  l^atte  ben  gröfeten  Sl^eil  feinet 
Seben§  in  SRufelanb  öerbrac^t,  n)o  er  ate  ®ouöerneur  ber  Ärim 
bie  SBo^lfal^rt  beö  ßanbe^  unb  feiner  ^auptftabt  Dbcffa  burd) 
eine  mufterl^afte  aSerioaltung  begrünbete.   »En  depit  de  rAssem- 


')  S.  Rogers,  Recollections,  81—82. 


478  ®ad  aRinifterium  SHi^elieu. 

bl6e  nationalec,  jd)neb  Äatl^^^rina  n.,  als  f!c  il^n  1791  jucrft 
an  il^rem  ^of  empfing,  »je  veux  qu'il  reste  duc  de  Richelieu 
et  quMl  aide  ä  rätablir  la  monarchiec  *). 

9lad)  fünfunbgwanjiß  ^afitm  war  bie  ^ropl^cjctl^unfl  bcr 
Erfüllung  nal^e  unb  bie  SRegicrung  %xanfxti(i)&  in  ben  ^änben 
biefeS  SSSlannt^,  beffen  mafelloje  Sauterfcit  bc«  ß^arofterS  unb 
ber  ©ejtnnung  allen  ^Parteien  imponirte.  Slm  25.  September 
»arb  SKd^elieu  3!Hittifter.  SBenige  Stage  fpäter  öerlfcfe  fein 
Iatferlid)er  iJreunb  SHeyanber  jum  gwetten  5Wal  $ari8,  nad^ 
feierlid^er  SSerfünbigung  jener  l^eiligen  Sllliang,  beren  leitenbe 
3been,  öon  beutfd^en  ©enfern  erfonnen,  il^m  burc^  %vau  üon 
Ärübencr  nal^e  gelegt  tooxbm  waren. 

2)em  ^erjog  öon  Siid^elieu  fiel  junäd)ft  bie  fc^were  ^id^t 
be§  griebenSfd^luffeS  ju,  bann  jammeltc  er  feine  göttje  Äraft, 
um  ben  ©c^mierigfeiten  ber  innern  Sage  gu  begegnen. 

@ie  liefeen  fid^  baran  ermeffen,  bafe  je^t  ber  ÄSnig  cS  war, 
ber  p(^  ber  ßl^arte  üerpflidjtet  l^ielt,  wä^renb  bie  3Raj[oritdt 
il^re  eittjelnen  Seftimmungen  angriff  unb  SReprefPüma^regeln 
ergwang.  S)er  extreme  SRo^alift  Sa  Sourbonna^e  öerlangte, 
allein  gur  ©träfe  für  ben  Serratia  ber  l^unbert  Siage,  l^unberte 
üon  3Kenfd)enleben.  5lSeber  bie  §inrid)tung  öon  Äaböbo^ferc 
unb  3le^  nod^  bie  SSerbannung,  welche  über  57  ^erfoncn  wegen 
il^reS  aSotumS  im  ^rogefe  Subwig'S  XVL  öerl^dngt  worbcn  war, 
befänftigte  ben  3iad)eburft  ber  SKajoritat,  bie  e8  nid^t  geftottete, 
bafe  ber  ©reuel  im  ®nbm  aud^  nur  ßrwäl^nung  gefd^al^. 
SBeamte  forberten  ©enungiationen  unb  belol^nten  ©tejenigen,  blc 
jte  l^interbrad^ten.  ©eputirte  »erlangten,  ba^  bie  Seitung  be8 
Unterrid^tö  ber  Uniberfttät  entjogen  unb  bem  Äleru«  jurüdt 
gegeben  werbe.  SSonalb  fe^te  bie  Slufl^ebung  ber  @^efd^eibung 
mit  bem  ^inweis  auf  ben  ®egenfa|  gwifdien  Segitlmitfit  unb 
Steöolution  burdt) ;  33if cf)öfe  erliefen  Hirtenbriefe  gegen  btc  Sole» 


0  &xot,  S3r{efe  bet  j^aiferin  j^atl^atina  II.  an  ®vimm,    Catherine  II  k 
Grimm,  Tsarsko-Selo,  2  Mai  1791. 


S)ie  ejttcmcn  Slo^aliftcn.  479 

ranj  unb  öerpptd)teten  jtd)  bem  Äönigtl^um  öon  ®otte§  ©nabm 
in  feiner  abjointeften  %orm.  Le  bon  sens  en  rechappera- 
t-il?  fragte  ^rau  üon  ©taäl,  biefe  ©inge  berid^tenb,  üon  n)eld)en 
fie  nid)t  mit  Unired^t  fürd)tete,  e§  tt)erbe,  um  jtd)  öon  i^nen  ju 
befreien,  bie  Sieligion  in  ^ranfreid)  foften^). 

©er  ^arofi§mu§  erreid)te  feinen  ^öt)epunft,  al§  Sa  Sour* 
bonna^e,  in  ber  ©ebatte  über  ba§  Slmneftiegefe^,  Äetten,  @cl)arf^ 
rid^ter  unb  |)inrid)tungen,  unb  ber  Slböofat  ßorbiere  3Raffen= 
lonflsfationen  i^erlangte.  6§  »urbe  bereits  bk  5!RögIid)feit  eineö 
3DWniperium§  ßl^ateaubrianb,  33onaIb  ober  ©lacaS,  ober  bie  Se« 
rufung  wn  9Katf)ieu  be  5!Rontmorenc^  erwogen.  Sllö  unter 
fold^en  Umftänben  9Kabame  SR^camier  jur  SRüdflel^r  nad)  ^ari8 
aufforberte,  f(^rieb  grau  öon  ©tael  gurfid:  „9lein,  tt)a]^rli(i^, 
id^  fönnte  nid^t  banfbar  für  bie  gemalerten  3teif)eiten  fein,  idf), 
bie  idi)  ber  5!Reinung  bin,  bafe  bie  Siationen  frei  geboren  ttjerben. 
3de  würbe  SBorte  fallen  laffen,  bie  nid^t  in  ber  3Kobe  ftnb  unb 
mir  nur  geinbe  mad)en.  5!Rat]eieu,  ben  id)  um  nid^t§  in  ber 
SBelt  »erleben  mödjte,  folgt  einer  ganj  übertriebenen  2lnfd^auung§== 
U)eife;  ber  Slnblidf  ber  ^Jremben,  bie  fo  entgegenfommenb  für 
mid^  pnb,  fönnte  mir  in  5ßari§  nur  peinlid^  fein;  bie  Stimmung 
ber  ^Parteien  ift  eine  berartige,  ba^  man  feine  fjreunbe  nid^t  in  einem 
unb  bemfelben  3immer  öereinigcn  fann,  wenn  man  nid^t,  wie  Sie, 
ein  ßngel  bon  ®üte  ift.  ©lauben  @ie  mir,  id^  l^abe  3ied)t.  Sluguft 
ift  meiner  SKeinung."  @§  l^errfd^e  eine  fold)e  Strömung  öon 
Segitimität,  l^eifet  e§  in  einem  il^rer  SBriefe  an  bie  ®rafln  üon 
SllbanQ,  bafe  wol^l  aud^  für  fie  ber  Slugenblidf  gefommen  fei,  wieber 
Königin  t)on  ßnglanb  3U  werben.  »Les  revenants«,  fd^rieb 
bie  äöittwe  Äarl  Sbuarb'S,  bie  etwas  öon  ben  alten  2)^= 
naftien  wufete,  gurüdf,  »fönt  de  grandes  betisesc^).  Slllein 
im  Äampf  l^atten  (td^  aud)  bie  aSertl^eibiger  ber  liberalen 
@ad)e   geftäl^lt.     SßaSquier,   ©uijot,   SBarante,   SRo^er-Soßarb, 


')  Madame  de  Stael,  Considerations,  Oeuvres  comp.  XIV,  355  u.  ff. 
*)  ügo  Foscolo,  Lettere  inedite,  110. 


480  ^^^  libttole  OyypofHion. 

bc  ©crrc,  bcr  ^crjog  öon  Sroglic  in  ber  ^aitSfammct;  bc» 
ßCflitctcn  jtc^  im  Scftrcbcn,  bic  9Konarci^ic  gegen  bie  ultra« 
ro^aliftifd^c  Dppojttion  unb  baö  Sanb  gegen  bie  Sebrol^ungen 
ber  6ontre=3fiet)olution  gu  Dertl^eibigen.  3)ie  ®ebatte  über  ba« 
Slmncftiegcfc^  brad^te  bicfe  Salente  auf  ber  Sribfine  unb  in  ber 
treffe  gur  ®cltung,  unb  jte  boten  bem  5IRinifterium  ben  Sfiücfl^alt 
an  Sncrgie,  TOäfeigung  unb  UcbergeugungStreue,  bereu  eS  beburfte, 
um  „bic  SRo^aliften  gegen  il^ren  eigenen  SBiUen  gu  retten*, 
©er  SluSfpruc^  i[t  Don  SRic^elieu,  ber  einem  UnDerfdl^nlic^en  Don 
ber  3fied)ten  bie  unüergefelic^en  SBorte  gurief:  „SBaJ^rlid^,  id^ 
öcrftel^e  6ud^  nic^t,  mit  ßuren  Scibenfd^aften,  6urem  fyi% 
ßurer,  ftct§  neue  Äalamitäten  oorbereitenben  ©rbitterung.  Sag« 
täglid)  gel^e  ic^  am  ^aufc  oorfibcr,  toeld^eö  baö  meiner  Säter 
gett)cfcn  ift.  ®er  ungel^eure  Seft|  meiner  iJamilie  ifi  in  anbere 
^änbc  übergegangen.  Sn  ben  SKufeen  J^ängen  Silber,  bie  einjt 
H)x  gel)örtcn.  2)a§  Mt^  ift  traurig,  id)  gebe  t&  gu.  Ättein  eä 
treibt  mid^  weber  gur  aScrgweiflung  nocf)  gur  3iad(e.  Sl^r  er* 
fd^cint  mir  guwcilcn  wie  SBxxl^njtnnige,  S^r  SÜle,  bie  ^fyc  in 
^anlreid)  geblieben  feib."  Sn  berfelben  ©ebatte  \ptai)  be  ©erre, 
gur  3ficd)ten  gewcnbet,  bie  ben  Äopf  beö  entpol^enen  Saöolette 
verlangte:  „®erabc,  weil  bie  SReüolutiondre  gemorbet,  fonfl«girt 
unb  üerbrannt  l^abcn,  f ollen  @ie  nid^tö  Slel^nlic^eiS  tl^un^.  SRod^ 
burd^fd^lagcnber  war  ber  (grfolg  üon  Sio^er^SoHarb,  beffen  ^in* 
gebung  an  bie  2Ronard^ie,  al§  il^re  SluSftd^ten  fo  gut  wie  l^off» 
nungöloS  waren,  feinen  SBorten  5Rad^brudE  öerfd^affte. 

2ßäl)renb  bcr  Debatten  üon  1816  über  ba«  SBal^lgefejf 
rief  ein  fd^öngeiftiger  Ultra  bei  ©elegenl^eit  biefer  gegen  feine 
Partei  gerid^teten  SRebe  üon  aflo^er^^SoHarb :  >Voilä  bien  les 
Doctrinaires«.  "Slad)  unb  nad^  würbe  bamit  im  pollttfd^ 
Seben  bie  Siic^tung  begcid^net,  bie  immer  bagegen  {nrotefiirt 
l^at,  eine  befonbere  ©d^ule  gu  fein,  unb  il^re  Sbccn  ben  öer» 
fd^iebenften  nationalen  unb  intellcftuellen  Strömungen  entlel^nte. 
„2Ba§  reben  bie  Seute  üon  ©oKrinären",  ppegte  SRo^et^ßoIIarb 
fpäter,  al§  baö  SBort  fel^r  oft  am  unred^ten  $lajj  angewenbet 


©rftcS  3(uftrctcn  bcr  ©oltrinftre.  481 

würbe,  gu  [agcn :  „id)  weife  nur,  bafe  wir  anfänglid^  brei  waren, 
be  @erre,  Mamille  gorban  unb  ic^".  2)ann  famcn  ein  9lcopI)9t, 
aSeugnot,  unb  brei  iüngere  ©enoffen,  ®uijot,  Sarante  unb  1818 
ber  ^erjog  Don  Sroßlie  l^inju.  2)amal§  l)atten  bie  ©oftrinäre, 
wie  einer  berfelben  e§  auSbrücft,  „^la^  auf  einem  Äana:pee". 
3n  bie  chambre  introuvable  war  überbieS  Mamille  Sorban 
ßar  nid^t  gewal^It  worben.  S)ie  %xaQt  t)on  3^ran  t)on  @tael, 
„ob  er  bereit  fei,  für  bie  greil)eit  ju  tl)un,  waö  er  gegen  bie 
Ungered^tigfeit  getl^an  l&atte"  ^),  beantwortete  erft  fein  3Ser* 
l^alten  nad^  ben  9leuwal)len  t)on  1816.  6r  würbe  ber  eigent* 
M)t  aSermittler  jwifd^en  il^r  unb  ber  boftrinaren  ®ru))pe  unb 
in  mel^r  aU  einer  SSegiel^ung  traf  bie  boftrinäre  S:l)eorie  mit 
ber  übrigen  unb  ber  il^re§  SBaterS  gufammen. 

^iftorifd^  war  biefe  S)oftrin  ftnneöüerwanbt  mit  jener  ber 
Äonftitutionellen  üon  1791,  weil  fte,  wie  einft  biefe,  jwifd^en 
ben  ©egenfä^en  ^n  üermitteln  fud^te  unb  eine  3Serföf)nung  ber 
Älaffen  unb  ber  Parteien  erftrebte.  @ie  t^eilte  mit  grau  üon  @tael 
ben  foSmopoIitifd^en  Qmq.  31I§  Seigrer  an  ber  Sorbonne  fud^te 
aflo^er^ßoUarb ,  ba^  eigentlid^e  ,^aupt  ber  2)oftrinäre,  bie 
fd^ottifd^e  5ßf)iIofopl)ie  in  granfreid^  einjubürgern.  gran?oi§ 
®uijot  brad^te  bie  5j:rabition  ber  proteftantifd)4iberaIen  ©enfer 
@d)ule,  ber  bie  SBerfafferin  beö  »ud)^  über  S)eutfd)lanb,  31.  328. 
@d)legel  unb  aSenjjamin  ßonftant  bie  beutfd^en  äftl)etifd^en 
Sil^eorien  unb  bie  3fied)t§*  unb  ©ittenlel^re  üon  Äant  uermittelt 
l^atten.  aSiele  3al)re  be§  Slufentl^altg  über  bem  3ftf)ein  l^atten 
Samille  gorban  unb  be  ©erre,  Sroglie  unb  SSeugnot  jur  3luf= 
nal)me  biefer  Sbeen  üorbereitet.  ßbenfo  entfprad^  eö  ben  Sin- 
fd^auungen  üon  grau  üon  @tael,  ba^  bie  boftrinäre  ©eftnnung 
in  religiöfen  ©ingen  ben  Slccent  auf  bie  93ZoraI  legte  unb  für 
®leid^bered^tigung  ber  Äonfefjtonen  unb  bie  religiöfe  greil^eit 
eintrat.    @ie,   bie  wäl^renb  3al)ren  ftd)  3ur  Slepublif  befannt 


')  Baron  de  G^rando,  Lettres  in^dites.     Madame  de  Stael  ä  G^- 
rando,  27  Sept.  1815. 

SUnnerl&offett,  %xm  ton  @taei.  III.  31 


482  S^«  Icitcnben  Sbeeit. 

I^attc,  ttjar  aud)  bamit  einDerftanbcn,  bafe  für  bic  ©oftrinäre 
nid^t  bic  Staatöfonn  an  ftd),  fonbcnt  öiclmcl^r  bicfcS  bic  ^avipU 
facl)c  voax,  bafe  bicfc  @taat§form  bicgfam  bcn  SScrl^ältniffcn 
angepaßt  würbe,  monard)ifd)  in  ^Jranlrcid)  imb  rc))ublifamf(^ 
in  ®enf  war.  SBorauSgcfc^t,  bafe  man  l^icr  wie  bort  gcwiffe 
^rinjipien  nid)t  öcrlc^tc,  öon  tt)cld)en  ate  baS  crftc  unb 
l^ciligfte  galt,  bie  aSorfc^riften  bcr  3KoraI  unb  ©cred^tigfcit  im 
öffcntlid^en  geben  3u  waf)ren. 

Snnerl&alb  biefer  ©rengen  aber  wollten  bie  JDoItrittärc  ben 
5Berf)äItniffen  fo  oiel  aU  möglid)  Stedjnung  getragen  wiffen,  unb 
niad)tcn  für  jtd)  felbft  Don  biefer  Sreil^eit  ben  wcitgcl^cnbften 
©ebraud^.  @ie  gingen  in  eingelnen  %xaQtn  fo  t)erfd)iebene 
SBege,  ba^  einer  i^rer  ebelften  unb  bebeutenbften  SBcrtrcter,  be 
Serre,  fagen  fonnte,  „feiner  Partei  anjugel^ören,  fei  rcd^t  cigent^ 
lid)  fein  Stanbpxmft"  0.  Sio^er^SoUarb,  ber  öon  bcr  Uebcr- 
jeugung  ausging,  ba^  ber  Sieg  ber  fßniglid^cn  Ultras  ju  einer 
revolutionären  iReaftion  fül)ren  niufetc^),  woKtc  1816  nur  eine 
parlamentarifd)e  ÄontroUe,  feine  parlamentarlfd)e  Siegierung, 
unb,  im  SBiberfprud)  mit  ber  liberalen  Partei,  bic  gange  Kc* 
gicrnngögewalt  in  bie  .^anb  beö  ÄönigS  gelegt  wiffen.  SSier* 
je^n  3a^re  fpäter,  alö  nid)t  mef)r  Subwig  XVIII.,  fonbem 
Äarl  X.  regierte,  war  ba§  anfdjeinenb  ganj  anberS  geworben, 
unb  SRo^er^Gollarb  ücrtrat  1830,  alö  ^räjtbent  ber  Äammer, 
il)re  ^rärogatiue  gegen  bie  beö  Äönigö  unb  feines  aJMnifter« 
^olignac.  SlUein  ber  SBiberfprud)  lag  nid)t  in  ber  Uebcrgeugung, 
fonbern  in  ber  gänjlid)  Deränberten  Sage.  @ö  waren  Immer 
bie  Ultras,  wetd)e  bie  SDoftrinäre  befäntpften.  9lur  bafe  biefe 
Ultraö  1816  bie  Kammer  unb  1830  ba^  gjtiniftcrium  bd^errfd^ten. 

®c  ©erre,  ber  erft  1814,  aber  bann  mit  nie  mcl^r  fd^wanlenber 
Sirene  fid)  3ur  2Konard)ie  befannt  l^attc,  wollte  bie  Organtfation 
be^3  3Ba^lrcd)tj§  auf  berSaft^S  bcr  fojialcnSntcrcffcn.  ©lettebrigen, 


')  Do  Serre,  (■orrespondaiice,  II,  140. 

-)  Barante,  Vie  i.oliti(|ue  do  Koyer-Collard,  I,  2GG,  422. 


^f)xt  leitenben  Sbecn.  483 

mit  tl^nctt  ©uigot  im  SOlomtcur,  cntfc^iebcn  ju  ©unftcn  dneS 
6cnfu§  öon  300  fjranfcn,  ber  bcn  ©d^mcrpunft  auf  bie  3!Äittel= 
flaffen  legte  unb  burd^  ba§  SBal^lgcfe^  üom  5.  ifcbruar  1817 
il^r  politifd^eö  Uebergewid^t  für  bie  näd^ften  brcifeig  gal^re 
pilgerte.  S)er  ^crjog  Don  Sroglie  war  anbcre  SBSege  gegangen 
unb  l^atte,  augenfc^einlid)  unter  bem  ©Influfe  Don  Sa  ifa^ette, 
in  ben  Sagen  t)or  ber  f5(ud)t  Subwig'ö  XVIII.  unb  bem 
eintreffen  "SlcOpokorC^,  im  9)icirj  1815,  baö  (5j:periment  öon 
1830,  bie  Äanbibatur  be§  ^ergogö  öon  Drieanö  em))fo]^len. 
©r  fagt:  »J'lndiquai  la  branche  cadette  comme  l'unique 
espoir  des  gens  de  bien  et  de  bon  sens« ').  (5ö  l^anbelte 
jtd)  burd^auö  nidit  um  ein  Äomplot,  nod^  weniger  um  eine 
perfönlid)e  SBorliebe,  benn  er  fannte  ben  $erjog  üon  Orleans 
nur  wenig.  Sllö  ftatt  biefer  „einzig  rid^tigen  Söfung"  bie  f)un« 
bert  Sage  begannen,  leiftete  ber  ^^erjog  oon  Sroglie  bem  Äaifer, 
ben  er  l^afete,  unbebenflid)  jum  jweiten  9)ial  ben  @ib  ber  Sreue, 
einfad^  nad^  bem  ©runbfafe,  bafe  man  ba§  Seftel^enbe  auönüfeen 
unb  jwar  bieömal  bie  fonftitutioneHe  ^l^afe  ber  ^unbert  Sage 
jur  Drganifation  einer  ^Regierung  auönü^en  muffe,  ftarl  genug 
um  Sranfreidt)  beö  Äaifer§  ju  entlebigen  2).  ^n  Segug  auf  bie 
b^naftifdtie  %xaqc  l^at  fid^  aud^  ifrau  üon  ©tael  immer  füf)I 
öerlialten.  ®afe  aber  bie  2lu§Icgung,  bie  xt)x  fünftiger  ©d^wieger^» 
fol^n  baDon  gab,  \^x  benn  bod)  nid)t  annef)mbar  erfd)ien,  fann 
um  fo  weniger  SBunber  nel^men,  al§  er  fpäter  felbft  ba§  @efüf)l 
l^atte,  barin  gu  weit  gegangen  gu  fein  unb  be^wegen  t)on  bem 
liberalen  in  baö  boftrinöre  Sager  übertrat. 

Siefergel^enb  waren  anbere  Unterfd)eibungen  gwifd)en  ber 
poUtifdtien  ©eftnnung  üon  3^rau  üon  @tael  unb  jener  ber  erften 
©oftrinäre.  (Sie  f)k\t  bie  ®urd)fül)rung  fonftitutionefler  ein= 
rid^tungen  nur  unter  ber  Sebingung  für  möglid),  bafe  eine  ftarfe 


')  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  299.    Suteröl.  La  Fayette, 
l^ier  @.  459,  470-471. 

2)  Feu  Duc  de  Broglie,  Souvenirs,  I,  SOG,  H,  210,  299. 

31* 


484     S^erül&runflSpuufte  3tt»ifd5<?n  ?^i^au  üon  ©tael  iinb  ben  ©oftrinftren. 

Slriftofratic  bic  @ad)C  ber  nationalen  g^rcil^cit  t»crtrctc  unb  ftü^tc 
jtd)  babei  cjanj  an^  bie  englifdjcn  Slnfdiauungen.  3)ic  ältere 
©eneration  ber  ©oftrinäre  bacjegen  üermieb  md)t  immer  eine 
tenbentiöfe  Setonnng  beö  bärgcrlid)en  Elementes  nnb  fprad^ 
jtd)  in  ber  aUerbeftimmteften  SBeife  gegen  jeben  SSerfud^  au§, 
englifd)e  ©inrid^tnngen  ben  frangöjt!fd)en  aSerl^ältniffcu  anju- 
paffen^).  2llö  1814  baDon  bie  SRebe  n)ar,  ben  3ioQalt§mu§  öon 
9io^er=Sonarb  ntit  einem  Slbel^titel  jn  belol^nen,  Icl^ntc  er  mit 
ben  SBorten  ab,  er  beft^e  genng  Eingebung  für  bie  ^crfon  be§ 
Äönigö,  nm  bie  S^npertinenj  ju  Dergeffen.  @rft  nad^  bcm  6r= 
fd^einen  ber  6onftberatton6,  nnb  aU  rul^igere  S^Wcn  baS  un» 
ge[törte  Slrbeiten  be§  parlamentarifd^en  SJfed^aniömuS  erlaubten, 
ben  ^5rau  fon  @tael  nngleid)  beffer  alö  bie  nod^  ööllig  ungeübte 
^Äel^rl^eit  ber  franjöftfd)en  Parlamentarier  fannte,  mirftcn  il^re 
3lnfd)anungen  beftimmenb  auf  bie  jüngere  ©encration  ber 
©oftrinäre. 

2m  3lpril  1816  aber,  als  bie  erfte  Äammcr,  in  »eld^er  fte 
aufgetreten  maren,  Dertagt  mürbe,  fd)ienen  bie  3^^^/  Me  Pe 
förbern  rnoUten,  au!§ftd)t§lo§  genug  in  meiter  g^emc  ju  liegen. 
3Serfd)tt)örungen  unb  ßrl^ebungen  auf  ben  öerfd^iebenften  Ruften 
be§  Sanbeö  bienten  ben  Ultras  als  SemeiSmittel  für  bie  Siotl^* 
menbigfeit  xmerbittlid^er  Strenge,  unb  mit  raufd^cnbem  SBeifatt 
mürben  il^re  ©eputirten  bei  ber  ^eimfel^r  empfangen.  Sm 
Oftober,  bei  SBieberaufnal^me  ber@effton,  moHte  man  ba&  TO» 
nifterium  ftnrjen.    SlHein  e§  foHte  bennod)  anberö  fommen. 

Unter  im  ÄoHegen  be§  §erjog§  oon  9tid)elieu  mar  ©ecajeS, 
ber  ben  ^erjog  oon  SlacaS  in  ber  @unft  be§  Äönigö  crfe^t  l^attc. 
®ecaje§  toufete  mie  \d)x  Submig  XVIII.  ber  3Raiorität  abgeneigt 
toar,  bie  md)t  feine  Slnftd^ten,  fonbern  jene  feines  SrubcrS  Dertrat, 
unb  bie  föniglid^e  Slutorität  mit  aSerle^ung  il^rer  $r&rogatiden 
beftänbig   ju    oerpngnifeooltcn   SKaferegeln    brängtc.     ©ecajeS 


*)  Viel-Castel,  Ilistoire  de  la  Restauration,  IV,  525.     Bftrante, 

Vie  politique  de  Royer-rollard,  I,  139,  23G. 


2(ufI5funö  bcr  Chambre  introuvable.  485 

befd^lofe  alfü,  bie  Sluflöfung  ber  Kammer  biird)3ufcfeen.  Slnfangö 
war  ber  ^crjog  üon  9iid)elieu  bem  ®ebanfen  befonber§  be§= 
tuegen  md)t  geneigt,  tweil  bic  fogenannte  (guropäifd^c  Äonferenj, 
bie  in  ^ari§  nod)  immer  bie  Wixä)k  öertrat,  bcftftnbig  üor  ben 
Ultras  ttjarnte  unb  biefelbe  göfung  anbeutete.  ®erabe  bie 
3:f)atfad^e  biefer  Unterftü^ung  burd^  bie  ifremben  war  feinem 
Patriotismus  unertrSglid^.  „ßieber  burd^  graujofen  fallen,  als 
burd^  %x^mb^  gerettet  werben",  fagte  er  ju  ©ecajeS.  Slllein 
auf  granfreid^  lafteten  fd^were  finanzielle  SSerbinblid^feiten  unb 
bie  Offupation,  unb  fo  lange  biefe  Äammer  fd^altete,  war  weber 
an  ein  finanjieUeS  Uebereinfommen  nod^  an  Äonjefftonen  üon 
Seiten  ber  9Käd^te  ju  benfen.  ©aS  gab  ben  2luSfd)lag.  5llS 
in  ^olge  beffen  aud)  bie  öffentlid^e  931einung  immer  entfd^iebener 
reagirte,  liefe  ftd^  SRid^elieu  üon  ber  9lotl)wenbigIeit  ber  Äammer= 
auflöfung  überjeugen,  für  bie  aud)  Saine,  ißaSquier,  9toQer= 
ßoUarb,  be  ©erre,  ®uijot,  unb  enblid^  ber  Äönig  felbft  gewonnen 
würben,  weld^  le^terer  fte  burd)  bie  Drbonnanj  öom  5.  September 
verfügte  unb  bamit  unter  bem  33eifall  üon  Europa  bm  SSeftanb 
feiner  3flegierung  jtd^erte.  2)ie  SBal^len  entfd^ieben  für  jte,  in= 
bem  fte  ben  fonftitutionellen  3ftot)aliften  bie  3Wel^rf)eit  gaben, 
unb  fo  bie  ^ropl)eäei^ung  t)on  föl^ateaubrianb  wiberlegten,  ber 
in  ber  Slwöfd)rift,  »La  Monarchie  suivant  la  Charte«,  eine 
Äammer  üon  ÄonüentioneUen  propl^eieifit  l)atte. 

9lad^  biefer  3Benbung  ber  2)inge  entfd^ieb  [\ä)  je^t  aud^ 
ifrau  üon  @tael  für  bie  fo  lange  öerjögerte  SRüdEfel^r  nad^ 
^ranfreid^. 

®ie  ©efunbl^eit  oon  Sfiocca,  bie  ftd^  immer  mel^r  t)er= 
fd^limmerte,  l^atte  fte  int  Dftober  1815  ju  einem  längeren  Sluf^^ 
entfialt  im  ©üben  öeranlafet,  ber  fte  burd^  ^iemont  unb  SoSfana 
nadt)  ^ifa  fül)rte.  3«  il)rer  Segleitung  waren  il^re  Sod^ter  unb 
31.  aS.  ©d^legel.  5luguft  üon  @tael  unb  ber  §erjog  oon  SSroglie 
folgten  im  3<^nuar;  bie  franäörifd)e  ^Regierung  erlebigte  enblid^ 
bie  fo  lange  fd^webenben  ©elbangelegen^eiten,  unb  am  15.  unb 
20.  g^ebruar  fanben,  gu  $ifa  unb  Sioorno,  bie  S:rauungSfeierlid^= 


4s6     Sperma  blutig  Don  fllbenine  Don  3tj^l  mit  bcm  $ei|og  oon  Oroglie. 

fetten  bee  jungen  ^aaxt^  nad)  ben  beiben  fRitm,  meieren  ed 
angehörte,  unb  yioax  nad)  bcr  Seftimmung  ftatt,  bag  bie  iSö^ne 
au^3  btefer  6I)e  in  bcr  ^teligion  bed  SSaterS,  bie  Soc^ter  in  jener 
ber  SRutter  erjogen  werben  ioUten.  ßnfel  öon  grau  Don 
Stael  ^abcn  benn  auc^  in  unferen  3:agen  bad  Jileib  beS  fat^o^ 
Hidjcn  '^ricfterö  nnb  jenes  ber  Siafonifpnncn  getragen.  6in 
poetifc^er  0mB  öon  £d)Iegel  an  bie  Sraut  enthielt  bie  SBortc: 

„6§  glü^t  ein  gtraf)l  üon  ^f)X  in  Seinem  SBefen 
9tod)  l^alb  üer^üUt,  ein  ^olber  SSibcrfd^ein, 
Srüf)  f)ob  Sein  ®eift  auf  angebomen  fylügcln 
3f)r  nad^  jtd)  üon  ber  6rbe  niebem  ^flgeln 
....  9iimm  al^  Renaten  mit  ju  ©einem  hatten, 
®er  SKutter  Silb  unb  il)re§  SSaterS  ©d^atten"  i). 

Senjamin  ßonftant  war  bamaB  in  Äonbon.  9lad^  ber 
jweiten  3fie[tauration  l^atte  er  ben  begreiflid^en  SBunjd^  empfunben, 
burc^  eine  jeitweilige  Slbmefenl^eit  üon  ^ariiS,  wo  eS  2eute  gab, 
bie  feinen  Äopf  forberten,  fein  ooreilige«  SScrtraucn  in  blc 
SSJirffamfeit  be§  33latte^  $a:pier,  in  weld^em  5RapoIeon  bie  grei- 
^eit  verbürgt  l^atte,  Dergeffen  ju  mad^en.  ätö  er  bon  ber 
itrauung  in  ^ifa  l^örte,  fc^rieb  er  an  SWabame  9lecamier:  „^ 
bin  ol^ne  9lad)rid^t  üon  grau  oon  @tael  unb  tDfinfd^e  i^rer 
3:od)ter  Olüd*  in  i^rer  e^e.  3^r  ®atte  ift  ein  botiüglic^er 
3Renfd),  unb  xoa^  fte  felbft  betrifft,  fo  glaube  iä)  nid^t,  bafe  jie 
ein  lebl^afte^  Sebürfni^  nad)  bemonftratioer  3ärtlid)feit  em* 
pfinbet.  3)urd^  ba§  Ueberftrömen  be§  ®efü^tö  unb  bie  unber« 
meiblid)en  3lüdfd)läge  in  il^rem  eigenen  SBefen  l^at  grau  bon 
@tael  üernünftigc  Äinber  erlogen"  ^j.  Sßon  glorenj,  im  SKai, 
erl)ielt  er  bann  wieber  5Jiad^rid^t  üon  i^r.  @ie  fprad^  üon  ber  Hb* 
fid)t,  nad)  ®ried)ettlattb  ju  gelten  unb  im  ©ebid^t  ^SRid^arb  £dwen« 
^erj"  bie  SBirfungen  ber  ©nbilbungölraft  im  8llter  barjujtellett, 


')  31.  5©.  ©d^Icflel,  (Sämmtriti^c  2öer!c,  I,  154.    ?(n  «Ibertlne  öon  ©biet 
~)  Benjamin  Constant,  Lettres  k  Madame  Recamier,  295. 


grau  üon  Biael  unb  bic  SRcaüion  in  Stauen.  487 

n)o  bic  ©egcnftcinbc,  bie  pd^  balb  ücrbuiilcin  foUeii,  nod^  t»on 
ben  purpurnen  ©tral^len  ber  untergcl)cnbcn  @onne  crleuci^tet 
ttjcrben.  „2Keinc  ®efunbl^eit  nimmt  ab",  fügte  jte  l^inju,  „xmb 
mel^r  nod)  mein  gntereffe  für  ein  je^t  nur  fo  furje§  Seben. 
Slber  eö  ift  mir  wertl^,  weil  e^  je^t  glüdlid)  i[t,  unb  ic^  beflage 
bie  3^W/  ^i^  ^^^  Unglüd  mir  geraubt  l^at.  3Ber  fann  ®em, 
ber  unö  ein  fo  ttjunberbare^  ®efd)enf  gemad^t  l)at,  9ie(i^enfd)aft 
über  äße  bicfe  ZaQt  geben?''  ^).  Uebereinftimmenb  bamit  fc^rieb 
fte  an  2Rabame  Siecamier,  SRocca  fei  burd)  ®otte§  ,^ülfe  öon 
fd)tt)erer  Äranll^eit  genefen;  fte  ttJoHe  ber  greunbiu  einmal 
münblid^  feigen,  was  mä^renb  biefer  SeibenSjeit  in  il)rer  Seele  üor= 
gegangen  fei;  über  bie  Umwanblung  in  SRocca'S  SBefen  merbe  fte 
ftaunen.  „@o  Diel  ©ebulb,  grünblid^eS  SBiffen  unb  ®anfbar= 
feit  für  meine  W^Ö^  mad^en  auS  il^m  ben  öortrefflid^ften  greunb, 
ben  id)  mir  überfiaupt  üorfteHen  fonnte"  ^),  S)ie  in  ^ifa  anmefen* 
ben  ©nglänber,  weld^e  bort  üornel^mlidt)  bie  ®efellfd)aft  üon  ffrau 
üon  ©tael  bilbeten,  fanben  üjx  gntereffe  für  i^re  näc^fte  Um* 
gebung  unb  für  bie  großen  S^ragen,  meldte  bie  3Belt  bewegten, 
unüeränbert  wieber.  2lud^  nad^  3)eutfd^lanb  feierten  bie  ®e= 
banfen  üon  grau  üon  @tael  nod)  oft  gurüci.  @ie  erfud^te 
5!Weifter,  H)X  ben  SSriefwed^fel  üon  Söielanb,  wo  üon  il)r  bie 
Stebe  war,  ju  fd)i(fen,  unb  erbat,  burd)  Vermittlung  üon  §er* 
gogin  Suife,  ©oetl^e'ö  ©ic^terfegen  für  il^re  Äinber.  3^^^  Si^be 
ju  Statten  empfanb  eS  fd^merjUd^,  bort  überall  bie  Sfieaftion 
am  JEBcrf  gu  finben.  ©ie  öfterreid)ifd^e  3fiegierung  üerfolgte 
unter  anbern  ben  freiftnnigen  »Conciliatore«  il^re§  greunbeS 
be  SSreme,  unb  wenn  man  in  SoSfana  milber  üerful^r,  fo  war 
bod^  aud^  bort  jeber  Sluffd^wung  gel^emmt.  »Gertainement«, 
fd^ricb  grau  üoit  @tael  an  bie  ©räfin  üon  Sllban^,  »si  la 
liberte  est  une  chose  negative,  11  ne    s'y    fait   aucun    mal 


»)  31.  ©ti-obtmann,  S)t(^ter))x-ofire  unb  (S^aralterlöpfe,  II,  40—41. 
2)  L'Auteur  des  Souvenirs  de  Madame  Recamier,  Coppet  et 
Wwmar,  316. 


488  Poppet  im  (Sommer  1816. 

quelconqne,  iiiais  oü  est  remulation?  oü  est  le  mobile  de 
la  distinction  dans  les  hommes?« 

(Soppct,  tüol^in  grau  üon  ©tael  im  ^mi  1816  gurüdfcl^rte, 
jäf)ltc  wäfirenb  bicfer  legten  Seiten  nod)  benftofirbigc  Siage. 
eine  biefer  ©rinnevuugen  fü^rt  auf  1815  jurütf.  Sin  einem 
9flad)mitta0,  iüeld)en  Samartine  als  jenen  beiS  18.  Sutii  bcjeid)net, 
tt)o  ba^  @d)id'fal  ber  SBelt  in  ber  SBagfd^ale  üon  SBaterloo 
gitterte,  n)anberte  ber  fünftige  ©id^ter  ber  5!Webitationen  auf  ber 
Sanbftrafee  Dom  @ee  nad)  ßoppet,  in  ber  abftd^t,  ber  Sßcrfafferin 
von  ,, Corinna"  gu  begegnen.  21I§  bie  ©tunben  öergingen,  unb 
!ein  SBagen  fam,  lagerte  er  jtd)  in  ben  ©d^atten  einer  SBeibc 
unb  nal^m  ba^  33ud)  üon  grau  t)on  ©taöl  jur  ^anb.  ©a, 
gegen  Slbenb,  rollten  jtoci  6alefd)cn  beö  aSegS.  3n  ber  erflen 
fafeen  muntere  junge  Seute;  er  bead)tete  jte  nid)t  weiter  imb 
wanbte  ben  Slid  auf  bie  beiben  2)amen,  bie  im  näd^fteu  SEBagen 
fafeen.  ®ie  eine,  SJlabame  SRecamier,  war  immer  nod^  j^ön; 
bie  anbere,  etwaö  ftarl  unb  fd^tnerfäHig  geworben,  l^atte  feud^te, 
fd)warje  Slugen,  aus  weld^en  eine  l^errlid^e  glammc  Icud^tcte, 
unb  mit  iijxtn  bunflen  Soden  fpielte  ber  SBinb,  wäl^renb  jic  jtd^ 
unter  lebljafter  ©ebärbe  mit  ber  greunbin  unterl^ielt  unb  burd^ 
einen  gäd)er  gegen  bie  3unifonne  fd^ü^te.  „3d^  fal^  nur  jie, 
unb  aud^  fte  bemerfte  mid)  unb  neigte  jtd^  gegen  bie  ©teile, 
mo  id^  war.  i^atte  meine  Äleibung  ober  meine  Sldffe  unb 
Erregung  il^re  Slufmerffamfeit  erwedt  unb  nal^m  fte  mid^  für 
einen  fa^renben  @d)üler,  ber  üon  ber  greil^eit,  Don  ber  Siebe 
unb  t)on  (Sorinna  träumte?"  ^) 

6in  ^oi)x  fpäter  fam  wieber  ein  3)ld^ter  an  bie  Ufer 
beS  Seman.  Sorb  33^ron,  fon  feiner  grau  getrennt  unb  Don 
ber  englifd)en  SBelt  geäd^tet,  verbreitete  einen  fold^en  ©d^reden 
um  ftd^  l^er,  ba^  bei  ©elegenl^eit  feines  SSefudf)«  in  Poppet  bie 
eben  bort  anwefenbe  3lomanbid)terin,  2RrS.  ^eröe^,  bo  jie  feiner 


^)  Lamartine,  Souvenirs  et  Portraits,  XI,  293.  ßu  t)etgl.  lleiiioires 
inedits. 


©eine  legten  ©äftc.  489 

anftci^tig  würbe,  in  Dl^umad)!  fiel,  „afö  l&abe  fte  feine  fatanifd)e 
9)iaie[tcit  gefeiten".  SS^ron  felbft  war  nid)t  o^ne  Sögern  naä) 
ßoppet  gefommen.  5lttein  grau  üon  ©tael  jeigte  pd^  unt)er= 
änbert,  unb  er  fanb  il^r  @d)Io6  „fo  anjiel^enb,  wie  e§  nur  bem 
Talent  unb  ber  guten  ®efellfd)aft  gegeben  ift,  ein  t^au§  ju 
fc^mücfen".  &x  brad)tc  i^r  al§  5)lot)itaten  SB.  ©cott'S  »Anti- 
quary«  unb  ben  SRoman  »Glenarvon«,  ben  £ab^  Caroline 
Samb  auf  feine  Äoften  gefd^rieben  l^atte.  »Je  lui  crois  juste 
assez  de  sensibilite  pour  abimer  le  bonheur  d'une  femme«, 
I)atte  3^rau  öon  @tael  fd)on  frül)er  Don  Sorb  SS^ron  gefagt. 
„@ie  nal^m  ben  grofemütfiigften  Slntfieil  an  meinem  ßwift  mit 
Sab^  aS^ron",  txi&i)lt  er,  „ober  üielmel)r  an  ßab^  S^ron'S  Stt)ift 
mit  mir,  unb  l^atte  einigen  ßinflufe  auf  meine  g^rau,  fo  öiel  alö 
irgenb  S^manb  aufeer  if)rer  2Rutter,  waö  nid^t  üiel  fagen  wiH. 
3d^  glaube,  grau  üon  ©tael  ti)at  H)X  Sleufeerfteö,  um  eine  33er= 
föl^nung  l^erbeijufüliren.  @ie  war  ba^  befte  ©efd^öpf  ber  SBelt." 

3u  il^ren  legten  ®äften  am  ©enfer  @ee  jäf)lten  mit  S^ron 
unb  feinem  greunb  .£)obf)oufe,  ber  greil^err  oon  Stein,  ber  nadt) 
gtalien  ging,  um  jtd^  ben  SlnblidE  ber  SReaftion  in  ©eutfd^Ianb 
JU  erfparen,  Äaifer  Sliejranber'g  greunb,  ©eneral  Sa  t^arpe, 
bie  SorbS  SSreabalbane  unb  Sanöbowne,  §enrt|  SSrougl^am, 
Rietet,  ©auffure,  bie  ®räfin  9Jlontgela§,  unb  „ein  junger 
Italiener  DoU  ®eift  xmb  Seben".  ße^ferer  war  ^ßeHegrino 
Sioffi,  ber  jufünftige  SReformminifter  $iuö  IX.,  unb  fein  tragifd^* 
ebleö  33ilb  möge  bie  Sfiei^e  berül^mter  ^erfönlid^Ieiten  fd^liefeen, 
bie  grau  üon  ©tael  ju  Poppet  umgaben. 

@ie  war  mit  bem  ßntfd^lufe,  in  $ari§  eine  ftiUe  ßfiftcuä 
gu  fül^ren,  bortl^in  abgereift.  SlHein  faum  angelangt,  er* 
fafete  fte  ba§  frühere  rege  ^ntereffe  für  alle  Vorgänge  ber 
^oliti!  unb  ber  ßiteratur,  für  bie  2Kenfd)en  unb  für  bie 
3been,  unb  ol^ne  ©d^onung  für  ftd^  nal^m  jte  bie  Slufregungen 
unb  aSerpflid)tungen  beö  gefeUfd^aftlid^en  Seben^3  wieber  auf. 
Umringt  unb  gefeiert  wie  fte  war,  entging  e^  il^r  bod^  nid^t, 
ba§   eine  bleierne   2ltmofppre   auf   ben  @emütf)ern  lag,   ba^ 


490  SRüdfcl^v  mä)  ^^ari§,  .§erbft  1816. 

5ftiemanb  faßte,  waS  er  bad)te,  uub  ble  politifc^cn  Slnttpat^ien 
immer  ual^e  bavait  tuaren  in  perfönlid^er  ©cl^äfjtgfeit  gii  cnben. 

3(xid)  war  eö  eine  eigeutl^ümlicl^e  ifolge  beS  ^artcifampfe^, 
bafe  je^t  fiele  ber  ejrtremen  Sio^alifteu  im  ©nflang  mit  föl^ateau« 
brianb'ö  @d)rift  »La  Monarchie  suivant  la  Charte«  eine  S^ter» 
pretatiou  ber  9Serfa[fung  im  @imi  ber  cnglifd^en  Äonftitution 
verlangten,  ,,nm  auf  biefe  SSBeife  ben  Äonig  üon  feinen  SKiniftem 
gu  befreien".  Sronifd)  begläcftt)ünfd)te .  bamalö  SSeniamin  ßon* 
ftant  im  SlppeH  jur  SSerftänbigung,  womit  er  fld^  in  gtanfrei^ 
lieber  einführte,  bie  beiben  großen  SBortfül^rer  bct  SRed^tcn, 
6f)ateaxibrianb  unb  %xe\)et,  ba§  nun  auc^  fic  pd^  jur  ^il^eit 
belel^rt  l^atten^). 

©ie  legten  Äämpfe  ber  Slribüne,  bercn  QtUQt  fjrau  üon 
@tael  war,  betrafen  ba§  SBal^Igefe^  unb  bie  Dotation  btS 
Äleruö.  Sei  ber  SBcrtl^eibigung  be§  erfteren  war  tl^r  ©d^wiegcr* 
fof)n  bet^eiligt.  ©a§  anbere  bot  bem  3flebnertalent  öon  gamillc 
3orban  eine  glänjenbe  ®elegenl)eit,  gu  ®unften  ber  Steckte  beS 
(Staate^  unb  einer  unparteiifd)en  ^oliti!  in  ber  fird^Iid^en  grage 
ftd)  gu  entfalten,  g^rau  oon  ©tael  l^atte  il^n  bcm  öffentlichen 
Seten  mit  ber  SSemerfung  gurüdEgewonnen,  gum  crften  9KaI  feit 
1789  fei  e§  im  ©ingehten  wieber  ermöglid)t,  bcftimmcnb  in  bie 
9Serl^äItniffe  einzugreifen.  Stirem  ©nflufe  würbe  c8  gum  großen 
S;l)eil  gngefd)rieben,  bafe  c^  gelang,  ba§  SBiberftrcbcn  beS  ^* 
gog^  oon  SBeltington  gegen  eine  Sßerminberung  ber  DRupationS« 
truppen  gu  überwinben.  Sei  Sefpred^ung  biefer  Slngelegenl^eit 
war  e§,  bafe  fie  bie  5leufeerung  tl^at,  ©nglanb  werbe  pd^  ber 
liberalen  ©eftnnung  beö  Äaiferö  3lle;ranber  anfdjliefeen  mfiffen, 
worauf  ber  anwefenbe  (Sanning  l^eftig  entgegnete,  man  herleite  bcn 
Äaifer,  feiner  ^flid)t  untreu  gu  werben:  »L'Empereur  Alexandre 
est  un  jacobin«-),  gn  ber  ßorrefponbenj  Don  SSiQäle  ift 
i()rer  mit  ben  SBorten  gebad)t:   „2)urd^  Sßermittlung  öon  ^u 


')  Benjamin  Constant,  De  la  politique  qui  peut  r^unir  toiu  les 
partis  en  France,  1817. 

2)  %\).  ö.  »ernl&arbt,  ©efc^id^te  g^ufelanb«,  III,  438. 


Begegnung  mit  9lo^cr»(5onatb.  491 

öon  ©tael,  tt)cld)e  in  biefem  ^ai)X  eine  grofee  JRoIle  l^ier  fpielt, 
i[t  SBcIlington  bem  9Jiini[terium  gewonnen.  &x  üerftanbigt  jid^ 
mit  5ßojgü  gn  ©nnften  eine^  Äabinetö,  baö  fte  beibe  über  2lUeö 
befragt  nnb  feine  SSerbinblid^feiten  eingnl^alten  fud)t"  ^). 

aSei  einem  ©iner,  ba^  Sarante  ju  biefem  Qxotd  gab,  lernten 
jtd)  iJran  Don@tael  unb3ftoQer''6oIlarb  fennen;  fte  Derftänbigten  jtd) 
über  bie  Sageöfragen,  jebod^  ol)ne  ftd^  gegenfeitig  naiver  gu  treten. 
@ie  l^atte  ein  58ebürfni§  nad)  5Ratürlid)feit  unb  Unbefangenl^eit 
im  gcfeHigen  aSerfel^r,  öa§  bnrd)  ben  bogmatifd^en  Jon  be§ 
fünftigen  gül^rerö  ber  ©oftrinäre  Joof)l  fd^werlid^  befriebigt 
würbe  2).  gineS  vergnügteren  ©inerö,  bieSmal  in  il^rem  ^an\tf 
gebenft  ©ainte^Seuöe.  Slnwefenb  waren  ber  SJlinifter  ^aöquier, 
SaH^,  i^r  einftiger  literärifd^er  SBiberfad^er  S^ontane^  unb  il^r 
poHtifd)er  ®egner  6l)ateaubrianb:  »Elle  fut  d'une  gräce 
supreme  et  de  la  plus  belle  patte  de  velours  que  femme 
puisse  faire«.  6in  anbere^  2Ral  Ia§  Semercier  bei  il^r  feine 
Sragöbte  „6lot)iö\ 

@ine§  ber  legten  Sudler,  baö  fte  erwäl)nt,  war  bie  „®e=^ 
fc^id^te  ber  ©effton  üon  1815",  üon  gteüee.  ßlnx  gegenwärtig 
ift  e§  möglid^",  fd^rieb  fte  barüber  an  2Keifter,  „bie  g^ormen 
ber  Sogif  jum  Singriff  gegen  bie  SSernunft  gu  gebraud^en". 

S)a,  mitten  in  biefer  raftlofen,  gwifc^en  bem  @d)reibtifd^ 
unb  ber  SBelt  getl^eilten  ßjrifteng,  öerfagte  bie  Äraft. 

eine§  2lbenb§,  bei  einem  S^eft  im  $6tel  S)ecagc§,  brad^ 
grau  t)on  @tael  ol^nmödjtig  auf  ber  ©tiege  gufammen.  9J?an 
ful^r  fte  nad)  «^aufe,  wo  fte  vergebend  il^rem  9Wann  bie  $anb 
gu  brüden  Derfud^te.  ©ie  übrige  war  wie  leblos  geworben. 
®aö  gefd^a^  im  gebruar.  SSon  ba  an  trat  eine  aHmalige  Sdl^= 
mung  ein,  bie  nur  bie  geiftigen  gäl^igfeiten  unberül^rt  liefe, 
©aö  ^einlid^e  il)reö  Swft^^nbö  würbe  baburd)  üerme^rt,  bafe 
pe,  bie  wäl^renb  ber  legten  ^a^xt  an  faft  beftänbiger  @d^laf= 


')  Villfele,  M^moires  et  Correspondance,  II,  161,  8  Janvier  1817. 
2)  Feu  Duc  de  ßroglie,  Souvenirs,  I,  372-373. 


492  ^^W  Äranfl)cit  unb  lob. 

lojtgfcit  flclittcn  l)attc,  nun  uon  ber  begrünbeten  Slngft  erfaßt 
würbe,  cö  möd)ten  ftd),  n)ä()renb  fte  rul^te,  bie  äugen  üon 
JHocca  über  i^rc  eigenen  auf  ewig  [d^Iiefeen.  6r  mufete  bie 
lll)r  in  ber  ^^awb,  öerfpred)en,  fie  nad)  jel^n,  bann  nad)  äwanjig 
aWinuten  ju  wccfen,  unb  fo  md)  unb  nad^  wicber  au  ben 
@d)Iummer  ju  gewöl^nen.  @ie  l^atte  ftetö  bie  |)infalltgfeit,  bie 
Äranll^eit  unb  ben  Zob  gefürd)tet.  ©od)  biefc  legten  ^riifuugen, 
ate  fte  famen,  fanben  fte  ööflig  ergeben.  Sluf  bem  Äranfcnbett, 
tpie  in  gefunben  Sagen,  umgab  fte  ftd)  mit  ifrcuubcn.  8llS  fte 
nic^t  mel^r  fd)reiben  fonnte  biftirte  fie.  ^n  einem  btcfer  SBriefc, 
an  9Jli6  33errt)  Dom  3Kai  1817,  fd)reibt  fte,  feit  neunjig  Sagen 
liege  fte  unbemeglid)  auf  bem  SHidfen,  wie  eine  ©d^ilbfrötc,  aber 
mit  üiel  größeren  Dualen  ber  5ßl)antafte  unb  innerer  Slufregung 
aU  fold)  ein  armes  Silier;  c^  fei  feine  geringe  ©träfe,  aus  bem 
tl)ätigften  geben  in  biefen  ßi^fi^i^i^  ber  üöerfteinerung  ju  geratl^en« 
®enno(^  liefe  fie  ftd),  wenn  Slocca  franf  war,  gu  il^m  tragen 
unb  umgab  bie  S^rigen  mit  ber  liebenbften  tJürforge.  3luf 
i^ren  SBunfd^  mußten  bie  gaftlid)en  ®ewol)nl^eiten  il^reS  $aufeS 
in  il^rer  legten  SBol)nung,  3?ue  neuöe  beS  3KatI)urinS,  wo» 
l^in  man  fte  beS  ®arteuS  wegen  gebrad^t  I)atte,  fortgefe^t 
werben;  nad)  Sifd)  würben  bie  Slnwefenben  an  il^r  fiager  ge= 
rufen.  ®er  ®ebanfe  an  if)ren  SBater  blieb  i^r  immer  gegen» 
wärtig.  @ie  liefe  bie  ©efammtauSgabe  feiner  ©d^riften  öor» 
bereiten.  „Slicfe  auf  fein  »ilb,  e§  wirb  ©id^  ftarfen\  fagte 
fte  ju  i^rer  Sod)ter,  aU  eine  fd^were  ©tunbe  nal^te  unb  il^r  bie 
erfte  ©nfelin  gefd)euft  würbe.  „2Rein  Sßater  erwartet  mld^ 
am  aubern  Ufer",  pflegte  fie  gu  fageu.  „3d^  glaube,  ehuaS 
oom  Uebergang  auö  bem  Seben  gum  Sobe  gu  wtffeii,  unb  bin 
übergeugt,  bafe  ®otteö  Sarml)ergigfeit  il^n  erleidt)tert.  ®te  ®e« 
banfen  üerfd)leiern  ftd),  ber  ©d^merg  wirb  nid^t  fel^r  l^eftig  fein". 
(SineS  SagS  fam  6f)atcaubrianb.  @ie  fprad)  lange  mit  tl^m, 
bann  fagt^  fte:  »J'ai  toujours  ete  la  menie,  vive  et  triste. 
J'ai  aime  Dieu,  mon  pere  et  la  liberte!«  5IRan  l^at  mit  Un« 
redt)t  ba^  Sefenntnife  uuooUftänbig  genannt.   Sei  ben  Stml^Ien 


öe^tc  i^ranf^cit  unb  3:ob.  493 

bcr  untcrgel^cnben  ©onne  öerpnfcn  bic  Sfliebcrungcn  in  ©d^attcn. 
S)ie  §ö]^cn  bleiben  öergolbet. 

Söäl^renb  ber  langen,  fd)Iaflofen  5Rad^te  f)örte  man  fte  \>a^ 
aSaternnfer  beten,  beffen  göttlicl)er  triebe  and^  il^re  @eele  be* 
rul^lgte.  9lod)  am  3Sorabenb  i^rc§  Sobeötagö  liefe  pe  jtd)  in 
ben  ©arten  tragen  nnb  uertl^eilte  unter  bie  Sl^rigen  @egen§= 
Worte  unb  Stofen.  Slm  näd^ften  3Korgen  \a\)  pe  3Ratl^ieu  be 
5!Wontmorenct)  unb  ben  ^erjog  öon  Orleans.  Sllö  eö  Slbenb 
geworben  war,  erfunbigte  pe  pc^  nad)  SRocca,  ob  er  feine  3Jfc= 
bijin  genommen  l^abe?  @§  fei  fo  falt,  man  möge  ifeuer  madien. 
Sann  ücrlangte  pe  Opium,  um  ju  rul^en.  3!Kife  StanbaK,  bie 
il^re  $änbe  in  ben  übrigen  wärmte,  gab  e§  fpät  unb  äögernb. 
Sluf  bie  f?rage,  ob  bie  Äranle  nun  ju  fd)lafen  pd)  geneigt  fül^le, 
antwortete  pe  nod):  »Lourdement  et  profondement«. 

3m  Slebeujimmer  wad^ten  il^re  3:od)ter  unb  il^r  ältefter 
©ol^n.  ®egen  fünf  Ul^r  morgend,  als  3Jlife  SRanbaU  aus 
furgem  @d)lummer  erwad^te,  fül)lte  pe,  bafe  bie  ^anb,  bie  pe 
umfangen  l^ielt,  bereits  eipg  unb  ftarr  geworben  war.  @rfd)rotfen 
rief  pe  bie  Slnbem,  eS  war  ju  fpät.  Slm  14.  guli,  einem  %xt\^ 
l^eitSmorgen,  ben  ber  ©türm  gebrad^t  ^atte,  ging  ^5rau  t»on 
@tael  lautlos  l^inüber. 

®er  beutfd^e  Slrgt,  ©oftor  f^tieblänber,  ber  bie  fieid^e  ein= 
balfamirte,  fanb  alle  Organe  gefunb,  baS  @ef)irn  auffallenb 
entwicfelt,  SHuSfeln  unb  9leroen  fd^wad^. 

Unter  @dt)legers  l^interlaffenen  ©riefen  liegt  ein  t»ergilbteS 
Slatt  Rapier.  @S  entplt,  in  bicfen,  beutlid)en  @d)riftäügen  bie 
SBorte:  „2öaS  id^  l^öre,  erfd)recft  mid^.  ®ibt  eS  benn  feine 
5IRöglid)feit,  g^rau  Don  @tael  ju  feigen?  Slnbere  feigen  pe, 
warum  nid^t  id)?  SEBaS  idt)  emppnbe,  üermag  id)  nid^t  gu  fd)il' 
bern.  ©lauben  @ie  mir,  bie  Sßergangen^eit  ift  ein  fürd^terlid^eS 
®efpenft,  wenn  man  für  Sene  gittert,  bie  man  leiben  gemad)t 
]^at.  Sdt)  befd^wöre  Sie,  geben  Sie  mir  9lad)rid)t,  unb  wenn 
es  il^r  nid)t  fd)abet,  fo  bringen  @ie  mid)  gu  i^r."   ®iefe  ^txXzn 


494  S<^&te  jhanü^eit  unb  Sob. 

jtnb  webet  gejeicl)net  nod)  batirt,  allein  eö  ift  nidöt  swcifell^aft, 
Don  wem  jtc  famen. 

©ie  3:obtenn)ad)e  l^at,  nod^  eine  5Rad)t  l^inbur^,  Scniamin 
Gonftant  bei  grau  üon  ©taiil  gel^alten.  ©aun  brad^teu  i^re 
Äinber  imb  @d)legel  bie  le^te  ^iiHe  in  bie  ®ruft  na6)  Poppet, 
tt)o  33on[tetten  unb  ©i^Monbi  jte  emarteten.  ^Uä^t  pc  attein 
fül^Iten,  bafe  man  mit  il)r,  bie  jte  beweinten,  eine  SEBelt  ju  @rabe 
trug,  unb  feine  anbere  2:l)eilnal^me  i^nen  jematö  biefc  erfe^en 
werbe.  »Voyez  comme  tous  les  sots  ont  grandi  depuis 
qu'ellc  n'est  plus«,  fd^rieb  be  33reme  an  Sonftcttcn,  unb  311 
il^ut  jagte  SRocca:  „aSeld)e  Ärone  fönnte  erfe|en,  ttjaS  id)  »er- 
loren  Ijabtl"  ßr  l)atte  üor  i^r  gu  fterben  flcl^offt,  unb  folgte 
i^r  nad)  einem  J^alben  Sct^t.  ©er  3urüd^attenbc  ^ergog  öon 
Sroglie  fagt:  „2Ba§  ?yrau  uon  Stael  für  il)re  Äinber,  waS  jte 
für  ©iejcnigen,  bie  in  i()rer  9Ml)e  lebten,  war,  baS  ücrpe^cn 
nur  fie,  bie  c^3  crfal)ren  l)aben." 


^  p  t  l  0  0. 


SBcnigc  9Jlonate  itad)  bcm  Sob  t)on  ^rau  öon  ©tael  er== 
fd^icncn,  in  il)rem  legten  3:l)eil  nad)  l^interlaffenen  SRotijcn  öon== 
cnbct,  bic  33etrad^tungen  über  bie  franjöftfd)e  Sledolution. 

Sie  verfolgten  ben  breifad^en  Qrv^ä,  bie  ^olitif  t)on  ^ledf'er 
gu  red^tfertigen,  bie  ©efd^id^te  i5ranfreid^§  feit  1789  ju  foinmen- 
tiren,  unb  ba§  ^Programm  ber  ßwfunft  ju  geben. 

Sie  Stpologie  il^re^  SSater^  ftü^t  %xan  uon  ©tael  t)or= 
nel^mltc^  auf  bie  3Sorau^fe^ung,  ba^  ba§  ^ringip  ber  9SKonard^ien, 
„tt)eld)e§  bie  @l)re  in  ben  ©el^orfam  verlegt",  gur  Seit  von 
9leder'^  gmeiter  Berufung  unmieberbringlid^  erfd)üttert  unb  ba^ 
mit  bie  3fleooIution  unoermeiblid)  geraefen  fei. 

„Siejenigen,  tt)el^e  fie  afö  einen  bloßen  SwfaH  betrad)ten, 
l^aben  loeber  bie  5Bergangenl^eit  nod)  bie  3wfunft  erwogen  unb 
bie  ©d^aufpieler  mit  bem  ©tücf  oenoec^felt."  @ie  mufete  vom 
3lugen1blicl  an  afö  ooHjogen  betrad)tet  merben,  mo  bie  §Parla= 
mente  auf  ba^  ©teuerbemilligung^rec^t,  ba§  jte .  Sci^r^unberte 
l^inburd)  gegen  bie  Ärone  oertl^eibigt  l^atten,  gu  ©unften  ber 
3flation  vergid)teten. 

2ßa§  biefe  felbft,  in  il^rer  weitaus  größeren  ÜRel^rl^eit  tooHte, 
mar  bie  3Sernid)tung  ber  feubalen  6inrid)tungen,  bie  (äleid^l^eit 
vor  bem  ®efe^,  bie  religiöfe  Solerang  unb  bie  ßinfül^rung  ber 
englifd^en  gnftitutionen.  6ö  mar  bie  2lbjtd)t  von  9Zecfer,  bie 
SJlonard^ie  gur  ©emäl^rung  biefer  gorberungen  gu  verppid)ten. 
■Slber  bie  ^ofpartei  miberftanb,  unb  „ein  S()eil  ber  ©eputirten 
moHte  bie  Slevolution." 


496  epitofl. 

©cnnod^  Ijat  ber  SRcformminifter  öon  1789  burd)  bic 
föuiglidjc  ßrfläruug  dorn  23.  guni  bie  Untcrbrücfung  ber  $ri' 
öilegicn  imb  bie  bürgerlid^e  ©leic^^eit  in  granfretd)  Qeftd)ert. 
9Rel)r  al§  biefe^  ift,  unter  anbern  nad)  bcm  S^WQnife  öon 
Scfferfon,  im  ganzen  SBerlanf  ber  SReöolution  nicf)t  gewonnen, 
tt)olÖl  ciber  gunt  großen  Sl^eil  tt)ieber  in  fjragc  geftcllt  njorben. 

5)a§  SteformtDerf  war  t)om  Slngenblid  an  bcbrol^t,  xoo  m- 
fd)nlbige§  33lnt  im  9lamen  beöfelben  öergoffen  würbe,  unb  ba^ 
gefd)al)  üor  bem  14.  Suli  1789;  e§  fd^eiterte  an  beut  ©treit  ber 
i5aftionen,  nid)t  um  ^erfteHung  ber  greilieit,  jonbem  um  ben 
aSejt^  ber  5IRad)t.  5IRit  ber  Segi^latiüe  begann  bic  ^crrfd)aft 
ber  egalitären  ©emofratie.  ®urd^  biefelben  SBaffcn,  melcf)e  bie 
®ironbe  gegen  bie  föniglid)e  Slutorität  gcfd^miebct  l^attc,  würbe 
bie  Oironbe  öernid^tet.  @o  begann  ber  ©d^redfen.  „SBJcnn 
nic^t^  in  ben  öierjig  Salären  englifd)er  ©efd^id^te,  bie  gum 
3Sergleid^  mit  ber  franjöjtfd^en  SUeöolution  l^craugforbem,  an 
biefe  fürd^terlic^en  öiergelin  9JJonate  erinnert,  fo  ift  cS  bcSwegen, 
weil  fein  anbetet  33olf  wälirenb  be§  legten  Sal^r^unbcrtg  fo 
mie  ba§  franjöfifd)e  23olf  gelitten  I)at.''  3ln  bem  SEerroriSmuS 
Don  Slobei^pierre,  ber  bie  9Zonn  be§  ^Patrioten  nad^  ber  Drtl^o« 
bojrie  be§  Scifobiner^  feftfteHte,  l^at  |td^  fpäter  bie  ©efpotic  uon 
SRapoleon  gefd)ult. 

3toifd)en  il^nen  beiben  lag  bie  republifanifd^e  JtottfKtutfon 
üom  gal^r  III.  Sl^re  ©runbjüge  waren  btn  SScrl^ältniffcn  üicl 
beffer  aU  jene  ber  republifanifd)en  3Serfaffung  Dom  ^af)t  1791 
angepaßt,  allein  „man  l)atte  ju  öiele  ©erlangen  in  bic  SBlcge 
be§  §er!ule§  geworfen."  Sie  Ueberlieferungen  beS  J^onDent^ 
lebten  in  ber  ©ireftorialregierung  fort,  unb  bie  SJ^eoriccn,  weld^e 
©aunou  unb  feine  ©eftnnungi^genoffen  in  ber  SScrfajfung  niebcr* 
gelegt  l^atten,  erwiefen  ftd)  mad)tlo§  gegen  bie  jafobinifd^e 
^raj:i§.  ,Mad)  bem  18.  gruftibor  war  eö  um  bic  SlepubUf 
flefd)el^en.  ©§  gab  feine  Partei  mel^r  in  ^Jranfreid^,  bic  öon 
ba  an  nid)t  bie  ©iftatur  erfel)nt  l^ätte." 

S)er  S)iftator  fam. 


mioq.  497 

■ 

S)a§  Urtlicil  ber  6onrtberatton§  über  i^n,  über  bie  Sluf- 
gaben  ber  SReftauration,  ift  bm  Sefern  biefer  Slätter  befanttt. 
®a§  lööd^fte  Siel  be^  ^rieben^tüerfc^  t)on  1814—1815,  bie 
SSerföi^nung  ber  Parteien,  fonnte  nur  bann  gelingen,  ttjenn 
Sranfreid^  gum  3lu§gang§pnnft  ber  SUeüolution,  gnr  ©oftrin 
öon  9}{onte§quieu,  jur  gemäßigten  ^JJonard^ie  auf  ber  33ajt§  ber 
))arlamentarifd^en  Slegierung  nad^  englifd^em  SSorbilb  gurüd« 
feierte.  Unb  ba^  unter  einem  i5ärften,  „ber  1789,  burd^  fein 
aSotum  gu  ©unften  ber  boppelten  Vertretung  be§  SEierS,  ftd) 
auf  ©eite  ber  Station  geftellt  unb  eö  al§  bie  Aufgabe  be§  Äö=: 
nig^  erllärt  I)atte,  an  bie  ©pi^e  ber  Semegung  gu  treten". 

@o  lautet,  mit  fluger  Schonung  auf  bie  Sage,  fo  mc  jte 
jtc^  unter  bem  2Minifterium  3lid)elieu  geftaltet  l)atte,  bered)net, 
t>a^  politifd^e  SEeftament  öon  g^rau  öon  @tael. 

©eine  SBirfung  n)ar  eine  günbenbe,  unb  gum  erften  SJial 
im  mobernen  politifd^en  Seben  fiel  ba§  SBort  einer  grau,  bie 
nur  il^re  ))erfönlid^e  SReinung  gu  geben  l)atte,  entfd^eibenb  mit 
in  bie  SBagfd^ale. 

ßubmig  XVIII.  nannte  ba^  Sud^  ftarf  republifanifd^, 
allein  er  fanb  jtd^  fo,  mie  er  üerftanben  fein  mollte,  in  bem- 
felben  ermalint.  Äaifer  Sllej:anber  banfte  bem  Saron  ©tael 
für  bie  Ueberfenbung  be^felben  mit  ben  SBorten:  „@ine  bereb= 
fame  unb  mit  3led)t  berül^mte  geber  l^at  l^ier  bie  $Bertl)eibigung 
ber  ©runbfä^e  übernommen,  bie  unfer  Sal^rl^unbert  öerfünbet 
l)at.  .  .  .  3c!^  tt)ürbe  mid^  glüdlid)  fd^ä^en,  fönnte  id^  gu  bem 
aSetüufetfein,  ba§  ®ute  getüoHt  gu  l^aben,  bie  Swöerftd)t  genjiunen, 
ba^  \6)  e§  betüirfte.'' 

3m  Flamen  ber  l&eranfommenben  ©eneration,  bie  unter  ber 
boltrinären  g^al^ne  ftd^  ben  liberalen  Sbeen  tierppid^tete,  fd^rieb 
6l^arle§  be  Slemufat  mit  begeifterter  S^ftimmung  feine  Slb^ 
l&anblung  „Ueber  ben  ©influfe  beö  33ud^§  t)on  grau  Don  ©tael 
auf  bie  junge  öffentlid)e  SReinung'',  unb  ©uigot  begleitete  bie 
Slrbeit  feinet  jungen  greunbeö  mit  anerfennenben  SBorten. 
©elbft  JRo^er^ßollarb   ließ  jtd^  geu)innen:  »Je   voiis   ai   relu, 

äJUnnet^atfett,  Srau  toon  ©toei.  TU.  32 


498  ®P«oö. 

Monsieur«,  fagtc  er  gu  SRemufat.    ®aö  crjie  l^iftorifd^e  Sßud) 
über  bie  Sleöolution  tvar  Don  einer  grau  gefd^ricbcn  ttjorben. 

3ln  angriffen  fonnte  e§  felbftöerftanblid^  nid^t  fel^Icn. 

Sm  9Zamcn  ber  fatJ^olifd^^ro^aliftifd^en  ©efinnung  wanbtc 
jtd)  SSonalb  in  einer  eigenen  ©d^rift  gegen  %xan  öon  ©tael. 
;,6incn  Stoman  über  bie  ®efellfd)aft  nnb  bie  ^olitif,  öom 
®eift  ber  Sieformation  erfüllt'',  fo  nannte  c8  ber  SBerfaffcr  ber 
^)rimitit)en  ©efe^gebung,  unb  Sofepl^  be  5IÄaiftrc  fd^rieb,  üon 
biefem  legten  2öerf  ber  fjrau  öon  ©taöl  muffe  man  fagen, 
ba^  e§  il^r  befteö  unb  gugleid^  il^r  fd^limmfte«  fei:  ba«  ©rjcug^ 
nife  eineö  unjtt)eifell)aften  Salenteö,  im  ©ienfte,  nid^t  be«  ®utcn, 
fonbern  be^  33öfen,  »une  brillante  guenille.«  SaiQeuI,  ber 
SBortfül^rer  ber  egalitären  3)emofratic,  ber  gemäßigter  blieb, 
erblidte  in  bm  „ßonfiberationS"  eine  3lnflagefd^rift  gegen  bie 
SReöolution  unb  üermarf  bie  3luffaffung  öon  fifrau  Don  Staßl, 
alö  ob  bie  3*^1^  ^^^  33ett)egung  im  Dftober  1789  gcwcd^felt 
l^ätten.  „®ie  ®leid)l)eit",  fagt  er,  „bie  nid(tg  anbcre«  olS  bie 
ftrenge  ®ered)tigfeit  ift,  ba§  njar  öon  3lnbeginn  ber  gioedC  ber 
SUeüolution.'' 

9lad^  ber  ^olemif  fam  bie  ®efd)id^te. 

25urd)  ba§  müf)et)olle  Sab^rintl^  einer  fed^gigfSl^rigen  %ot* 
fd)ung  l^at  fte  jtd)  bem  £id)t  entgegengearbeitet. 

@§  ift  l^eute  ttjol^l  unioiberleglid^  erwiefen,  ba^  bie  fran* 
göftfd)e  SUeöolution,  nid^t  mt  bie  englifd^e,  ein  SBed^fel  ber 
©^naftie,  eine  politifd)e  Umtt)älgung,  fonbern  bafe  fle  öor  SUIem 
eine  fociale  33ett)egung,  ein  SSßed^fel  beS  SSep^eS  »ar.  3« 
politifd^er  Sejiel^ung  ftü^te  jte  |tc^  nid^t  auf  btn  fcften  ®nmb 
ber  nationalen  Srabition,  fonbern  auf  bm  fd^wanfenbcn  Soben 
einer  t)erfül^rerifd)en  Jl^eorie,  ber  58olföfout)eränctftt  nod^  ber 
Slu^legung  be§  ©ocialfontrafteS.  ©ie  begrünbetc  nidjt  bie  ^rri« 
l^eit,  fonbern  bm  ®efpoti§mu§  im  9iamett  ber  ®lei(^]^eit,  unb 
ber  SBaI)lfprud)  ber  Sieuolution  tt)ar  ein  SBiberfprud^,  an  bcjfen 
Söfung  jte  fd)eitern  mn^tc. 

Sur  Seit,   al§  bie   „ßonftbßrationS"   gefd^riebcn  tDurben, 


epiloß.  499 

lagen  bie  6reignif[e  nod)  ju  ual)c,  afö  ba^  e§  möglid)  gcwefen 
tt)ärc,  jte  mit  Älarl^eit  gu  erfcnncn.  ®ic  Sli^nung  aber,  ba^ 
gcrabc  in  %xantTzxä)  bie  ffiegriinbung  ber  fjreil^eit  am  fd^werften 
gelingen  werbe,  l^at  grau  Don  ©tael  in  überrafd^enber  Söeife 
gel^abt. 

SBo  fte  uon  ©nglanb  fprid^t,  ift  xljx  STon  juöerjtd^tlic^  unb 
eö  überfömmt  fte  fein  ^votx\d  an  ber  Swfwnft. 

©en  Slalienem  I)at  jte  bie  nationale  @inl)eit  nnb  aud) 
biefeS  Doranögefagt;  bafe  im  mobernen  Seben  ein  5ßriefterftaat 
nnr  nnter  bem  @d^n^  ber  fjremben  möglid^  fein  werbe.  ©a§ 
le^te  ^Problem  ber  6onftbdration§,  bie  fönftige  ©eftaltnng  ber 
aSejiel^nngen  gwifd^en  ber  geiftlid^en  unb  ber  weltlichen  SKad^t, 
l^at  an  ben  Ufern  be§  ©enfer  @ee§  ein  Slnberer  mieber  auf== 
genommen,  unb  bie  eble  ©ebanfenarbeit  öon  Sllefanbre  Sßinet  ift 
im  ®eift  feines  fjreunbeö  6at)our  gum  SSegriff  ber  freien  Äird)e 
im  freien  ©taat  nnb  gur  Sofung  ber  ßiifwnft  geworben. 

gür  ©eutfd^lanb  l)at  f?rau  öon  ©tael  eine  ftarfe  göberation 
gewünfci)t  nnb  bie  cgotftifci^e  (5inmifd)nng§politif  in  feine  Sin* 
gelegenl^eiten  im  Flamen  be§  ©elbftbeftimmnng§red)te§  ber  SBölfer 
verworfen. 

SEßo  aber  öon  granfreid^  bie  Jftebe  ift,  l^at  fte  wteberl)olt, 
im  33ud^  über  ©eutfd^lanb  nnb  in  bzn  ßonftberationS,  betonen 
gn  foHen  geglaubt,  ba^  ber  Olaube  an  bk  ^Jreil^eit  nid^t  auf« 
gegeben  werben  bürfe,  aud^  wenn  in  ^ranfreid^  bie  fjreilieit  pd^ 
ttid^t  als  möglid^  erweifen  foHte.  SBäre  xf)x  bie  ^zxt  vergönnt 
gewefcn,  il^r  le^teS  unb  größtes  SSud^  gu  öoßenben,  fo  würbe 
fle  il^ren  ©ebanfen  üieHeic^t  bal^in  erweitert  l&aben,  ba^  ber 
frangöjtfd^e  9lationald^arafter  breimal  im  Sauf  feiner  neueren 
@efd^id)te,  burd)  S^tftörung  ber  alten  gallifanifd)en  Äird^e,  burd^ 
bie  33erfolgung.  ber  5ßroteftanten  unb  burd^  bie  SluSrottung  ber 
Sanfeniften,  in  feiner  natürlid^en  ßntwicflung  gel^emmt  unb  ba« 
burd)  einer  5ßrobe  untergogen  worben  ift,  beren  Demid)tenber 
SBirfung  fein  SSolf,  unb  fei  e§  nod^  fo  gtofe  unb  begabt,  ftd^ 
auf  bie  3)auer  entgie^en  fann. 

32* 


500  ^P«oö.  . 

3txä)t  bte  3lct)olution  allem  war  c§,  bic  naä)  9?ccfer'ö 
SEßortcn  bte  ßl^araftere  in  S^ranfreid)  reöolutionirtc.  Äird)e 
unb  Staat  l^atten  e§  längft  öor  il^r  getl^an,  unb  barfiber 
tüurben  bie  felbftlofe  Eingebung  an  bie  SBa^rljett,  ber  ®laube 
an  bie  jtttlic^e  ©röfee  unl^eilbar  gefd)äbigt.  £)h  c§  aber  mög* 
lid)  ift;  einen  Staat  auf  negatidem  ©runbe  aufgubauen,  ba^ 
über  fielet  ber  ®efdötd)te  fein  Urtl^eil  gu,  bcnn  tl^rc  Slufgabe  tji 
e§,  bie  SBergangenl^eit  ju  erforfdjen,  unb  ein  fold^eS  @]cperiment 
l^at  bie  SSergangenl^eit  nid)t  gefannt. 

%xavi  üon  @tael  aber  l^at  biefen  ftarfen  @lauben  an  bcn 
enblid)en  ©ieg  be^3  ©uten  beiDal^rt,  unb  barin  lag  baS  ©el^eimnife 
ii^reö  Satenteö  unb  il^^er  9Jtaci^t  über  bie  3Jlenfd^en. 

Äein  irbifd^e§  SBerf  üermag  ber  Qdi  ganj  ju  »iberftel^en. 
Sin  beut  übrigen  l^at  man  gerügt,  bafe  H)x  ©tql  ju  fragmcntorifd^, 
il)re  Slrt  ber  Äompofttion  ju  unjulammcnl^ängenb  feien,  ba^ 
fein  @a^  il)rer  33ü(^er  bem  Slnfprud^  flafjtjd^cr  93oQenbut|g 
üößig  genüge,  unb  bie  afabemifd)en  5ßalmen  il^r  niemate  ^dttcn 
gereid)t  tt)erben  fönnen.  SKan  l^at  femer  eingewenbet,  bafe  bic 
größte  t^rer  politifd)en  ©Triften  eine  gamiliengcfd^id^tc,  unb  e« 
if)r  nid)t  gelungen  fei,  eine  wol^lTOoHenbe  SJlittelmäfeiglcit  jn 
einem  großen  Staatsmann  gu  erl^eben.  »La  perfection  de  la 
mediocrite«,  fo  l)at  S^ierS  baS  literarifd)e  SBerl  öon  Stou  öon 
©tael  bejeid)net. 

Unb  boc^!  3)iefelbe  Äritif,  weld^e  bie  ^orm  jerfd^lug,  l^t 
eben  bamit  ben  ®ei[t  befreit  unb  bm  aScweiS  geliefert,  bag 
biefer  ®eift  fortleben  tt)irb. 

grau  öon  ©tael  felbft  war  toeit  babon  entfernt,  bic  Auf« 
gäbe  ii^reS  Sebenö  in  i^rer  geiftigen  Ueberlegenl^eit  ju  fud^en. 
@ie  war  üielmel^r  ber  fel^r  beftimmten  Slnjtd^t,  ba|  in  biefer 
Segiel^ung  ber  Unterfd)ieb  gtt)ifd)en  ben  TOcnfd^ctt  t)erl^&Itni|> 
mäfeig  wenig  bebeute  unb  burd^  anbere  SBorjügc  auSgcglid^cn 
werbe.  JDaran  aber  l^ielt  jte  feft,  bafe  pe  ber  SBclt  eine  SdoU 
fd)aft  ber  g^reil^eit  jn  bringen  l)abe,  bafe  5rtiemanb  arm  genug 
fei,  als  ba^  man  il^m  uid)t  bie  dolle  äBal^rl^eit,  9liemanb  De^ 


,  ^«00.  501 

laffcn  genug,  aU  bafe  man  il^m  nid^t  bie  üoUe  Siebe  fd^ulbe. 
@o  aud^  ift  il^re  SSotfd^aft  öerftanben  tüorben. 

Slod)  in  biefen  aHerle^ten  Sagen  f)at  eine  ber  tüid^tigften 
6orref))onben5en  au§  i>m  Steftauration^jal^ren  ergäfilt,  tt)ie  bie 
Seitgenoff en  in  ber  überftrömenben  SebenSfüHe  be§  SalenteS 
öon  ^rau  t)on  ©tael,  in  ber  ©tetigfeit  it)rer  geiftigen  ßntoicf- 
lung  ben  öoHenbetften  Sluöbrud  ber  Probleme  unb  .^Öffnungen 
jener  Stage,  bie  S3lütl)e  einer  ganjen  Sioilifation  erblidten,  unb 
in  il^ren  Singen  bie  inbiüibueKen  ®aben  biefer  ^rau  t)or  il^rer 
aKgemein  menfd)li(^en  33ebeutung  gurüdtraten,  bie  il^nen  im 
Sid)te  einer  befonberen  ©enbung  erfc^ien. 

Sie  9iaci^fommen  l^aben  nid)t  anber^  geurtl^^ilt. 

aSon  ben  Dier  Äinbem  t)on  ^rau  t)on  ©tael  l^at  feinet 
ba§  öierjigfte  ^aljx  erreid^t,  fein  ßnfel  i^ren  Flamen  getragen,  unb 
balb  festen  bie  ©pur  il^rer  ©rbentage  getilgt.  ®ie  Seelen  aber 
l^aben  il)r  eine  ^eimftätte  bereitet,  unb  fte  ift  bie  ©efäl^rtin  be= 
geifterter  ©tunben  geblieben,  ©enn  jte  gel^ört  gu  Senen,  bie 
ba§  aSergänglid^e  burd^  ba^  ©njige  öerflären,  unb  üon  il^nen 
gilt  beö  ©ic^terg  SBort: 

»Heaven  does  with  us  as  we  with  torches  do, 
Not  light  them  for  themselves.  .  .  .« 

9Kün(^en,  6.  Dctober  1888. 


^umm^l^tx. 


(2)ic  römifd&c  Biffer  bcscid&uct  beu  S3anb,  bie  arabifd&e  bfe  ©eiteiigafil  —  5lUe  burcb 
8lnfü^>ninfl8gei(J>en  angebeuteteii  Sflamtn  ücrtüeiteu  auf  baS  aSortommen  in  bcflimmtcn 
S)i(i&tunflen  ober  auf  bie  Xitel  berfelbcu.  -  9luf  bie  ßlcicfce  ^xt  finb  bie  »üd&ertitel 

anflebeutet.) 


3f* 

Slatäben.  II,  34,  53  f.,  307. 
3lbauiit,  II,  421. 
„Slbeilarb",  II,  256. 
Slbel,  II,  8;  „^IbePö  %oh",  II,  446. 
Slbo,  III,  342,  347,  350,  352. 
Slboufir,  II,  327. 

bWrant^ö,  2)udfe.(„Hist.  des  Salons 
de  Paris"),  I,  16. 

-  („Mem."),  II,  434. 
„mm",  II,  255;  III,  475. 
Slcofta,    (S(^Io6    in    SlubergcnotUe, 

III,  174. 
Slcton,  Sorb,  II,  246,  416;  III,  78, 

400. 
3lbom,  III,  400. 
Slbamö,  3.,  I,  453;  II,  39. 
Slbblfon,  L  112;  II,  405. 
Slbelaibe,  aJiab.,  I,  405;  II,  11. 
„Slbcle  unb  3:§eobore",  I,  165. 
Slbolf  grtcbrtcö,  ^önig  ö.  8(l)tt)eben, 

I,  59,  389  f. 
„Slbolp^e"  («Roman),  f.  33.  ßonftant. 
Slbricnne  (jtel^e  S3cnjamtn  (Sonftant), 

III    227. 
SlböieUe  („Hist.  de  Babeuf  et  du 

Babouvisme"),  II,  278. 
Slfrifa,  II,  288. 
b'Jlgtncourt,  III,  113. 
,,Slgnc3",  III,  167. 
b'Slaoult,  ajiarq.  be,  SJJajür,  I,  312. 

-  S3{f(^of  öon  spamier^,  II,  23. 
b'5l0ueffeau,  Rangier,  I,  44. 
Sleg^ptcn,  II,  288,  316, 328;  III,  99. 
SliaufHon,  ^crjog  öon,  I,  429. 
mj:,  I,  374,  462;  II,  292. 

-  (Sllb.  ©toel),  III,  315  f. 


Slijr,  ©nbifd^.  ö.,  I,  56,  97,  157,  493. 
Sljroll  („La  Logica  nella  Demo- 

crazia  americana"),  I,  142. 
„Sllabin"   (u.  Oe^Ienfd^lööer),   III, 

245. 

Sllanb,  Snfel,  III,  348. 

Sllban^,  ©räfln  öon,  I,  173;  II, 
312;  III,  120  f.,  178,  202,  240, 
257,  262,  294,  309,  325,  440, 
468,  472,  479,  487. 

—  ößl.  Sfieumont. 

—  öal.  ©lömonbi. 
„bmUmax,  2)elp^ine",  II,  396  ff. 
Sllbert,  ^erj.  ö.  ©od^fen,  I,  228. 
b'2llbert,  I,  13,  28. 

Sllbert,  $aul  („Litt,  fr."),  II,  449. 
Sllborg^ctti,  mal  III,  111. 
Sllbufera,  ^t^.  o.  (©ud^et),  II,  319. 
Sllcibiabeö,  III,  315. 
b'Sllcmbert,  I,  7,  27,  39  ff.,  52,  58, 

68,  73,  89,  149,  237. 
5lleranbev  ö.  SDtacebonien,   I,   85; 

III,  71. 

—  5ea{fcv  öon  gfluglanb,  III,  193, 
273,  319,  326  ff.,  341  ff.,  351  ff., 
396,  421,  427  ff.,  497. 

—  ogl.  föjavtor^öfi. 
Slleyanbra,  ©rofefürftin,  II,  267  ff. 
Sllperi,  SSitt.,  II,  122,  312,  410. 

—  („sBirginia"),  HI,  102. 

—  III,  100  ff.,  114,  120  f.,  132. 
„§llfreb,  a)?9lorb"  {dioman),  II,  415, 

449. 

Sllgier,  II,  151. 
2ll|ambra,  II,  361. 
Slltfon,    Sl.    („Hist.   of  Europa"), 
III,  414. 


504 


9?amenregiftcr. 


bUttonDillc   (^Mf^moires  sccrets"), 

II,  87. 

Sllpen,  II,  215;  III,  185  f.,  428. 

„miixe,  f.  3SoItairc. 

Slmalic,    Joergoflin    üon    Gac^fcn« 

Si^eimar,    II,   83;   III,  y>2,  4ü, 

50,  56,  207.  210. 
Stmalie    (t.    53eniamin    CSonftant), 

III,  227. 

Slmbcrt,    Söaron    („Le  Comte  de 

Guibcrt-^),  I,  518  ff.;  II,  302. 
Slmboiie,  ÄarD.  ö.,  III,  264. 
Slmerifn,  I,  71,  138  ff ,  li)4. 

—  Dgl.  Sljroli. 

5lmenfanif(^e  Kolonien,  1, 10:3,  121, 

139  ff.;  III,  413. 
Slmicl,  1,  VI. 
Slmicng,  II,  3;)1,  43«. 
^mpferc,  3.  ®.  („Püötos  etc.    de 

rAUeinagne-'),  III,  267. 
Slmfterbam,  I,  482. 
„Ancien    Hegimc",    1,    254,    361; 

11 1,  438;  tfll  aud)  granfreicö- 
Slnciüon,   ^rebiger,   II,    132,   453; 

III,  69. 
Slncfarftröm,  II,  104 
Slnbalujten,  III,  305. 
Slnbreoff9,  (Sribifd)of,  III,  192. 
Slnbrewö,  I,  242. 
^Inbrieuj:,  II,  376. 
„Sieneibe",  f.  Sonftetten. 
b'^ilnßeruiUierö,  SD^abnme,  1,  54. 
Slngouleme,  4>crj.  t.,  III,  449,  453. 
Sln^alt,  W^ii  ö.,  II,  191. 
Slnquctil,    U.   21.    („Ilist.    univ."), 

II,  451. 
Slnöbad),  II,  303. 
b'Slntelm^,  II,  447. 
Slntoinette,  f.  mark  Slntoinette. 

Dal.  föeoffroQ. 

—  (f.  ^Benjamin  (Sonftant),  111, 
227. 

Slntoniuö,  II,  184,  384. 
b'Slnötlle,  ^erjogm,  II,  143. 
Slüpiani,  III,  104. 
b'SlrbcUeg,  Slnbre,  II,  328. 
b'Slrbla^,  ®en.,  II,  159,  165. 

—  Ü)?abame  („Diary  and  Letters"), 
I,  357;  II,  160,  166,  168,  189, 
254,  390. 

2lrciei»fur.2lube  {^kdtx),  I,  504. 
Slrcole,  II,  272. 

Slrcnberg,  ^rin^  Sluguft  oon,  III, 
196. 


b'llrgcnfon,  I,  86,  91,  116. 

—  («Consid.  sur  le  gouvcrncmeDt 
de    la   France-),    I,    116,    121. 

—  I,  139;  II,  287;  III,  450. 

—  üBo^er,  ajiabame  bc,  II,  430. 
Slrgcntcau,  f.  SWerc^. 

„5lricie-  (auö  „^^öbra"),  III,  180. 
Strioft,  II,  326. 

—  {,Molanh"),  III,  367. 
^rfabia,  ^f abernte  in  Biom,  III, 

110  f. 
Slrfrorig^t,  II,  168;  III,  413. 
„Slrmanbe"  (pf.  f.  grau  D.  ©taiil), 

I,  281. 
Slrmfelbt,  gr^r.  t>,,  II,  215;  III,  159. 
„Slrmiba",  II,  255. 
§lrnai«Ie'^uc,  II,  14. 
Slrnaubg,  bie.  I,  490. 
Slrnaulb,  Slbb6,  I,  73,  158. 
Slrnault,  II,  284. 
Slvnbt,  ©.  3K.,  III,  343  f.,  361. 

—  (3J?.  SlBanberungcn  k.  mit  bcm 
gr^rn.  ö.  Stciii"),  III,  344. 

2lrnet§  („®raf  ^^il.  (Sobenj!"),  11, 
384. 

—  Maxi^  Slntoinettc,  3of.  II.  unb 
Seop.  II.,  I,  98,  322;  II,  22  ff., 
36  f.,  67  f.,  70,  75,  93. 

—  „gjJavie  St^crejia  u.  SRarfc  «n- 
toinette",  I,  133,  267. 

—  tgl.  ®eoffro9. 
Slrnim,  III,  67. 

—  ^Bettina  0.,  III,  214,  220. 
Slrrag,  Q3if*of  d.,  I,  299;  U,  lOö. 
Slrrioabene,  III,  122. 

Slrtaub  be  ajlontor,  III,  113. 

Slrtoiö,  ®raf  ö.,  1, 115, 131, 226, 289, 
395  f.,  405,412,  416;  11,41,  46, 
84,  223  ff.,  282,  422,  433,  443. 

2lefd)9lo0  (..eumeniben"),  III,  248. 

Slffina,  53ubm.  («lluöSWal&cl^^eraen«. 
leben''),  III,  10. 

hWm,  önronin,  L  335. 

„Sltala",  f.  e^ateaubrianb. 

—  (Slroöeftie),  II,  364. 
„Slt^näum",  ni,  81. 
Slt^enienfer,  m,  432. 
„^^Ittila"  (0.  2öerner),  m,  247. 
SlubevgenuiUe,   ©eine*et-Dlfc,   III, 

174. 
^ilubertin     („Lcs    ParlementaiFes 

jansenistes"),  I,  256  f. 
^(ualanb,  Sorb  („Memoirs  and  Cor- 

respondance") ,    I,    233,    349, 


382,  408,  410  f.,  457;  11,  154  f., 

215. 
Stuaeaib    („M^moircH"),    I,    290; 

ir,  70. 
Sluaereflu,  II,  296  ff. 
«uflutt,  Sprinj  d.  ^teiigeit,  III,  67, 

m.  151,  179  f, 
«ufluftinuä,  bet  bellfoe,  I,  250. 
„«urelie'  (nii«  .SB.  lD)€ift«"),  IH, 

367. 

auften,  gjH6,  iir.  399. 

aiuflerltB,  in.  1J9,  204. 

auteuil,  I,  195,  226. 

Sliitim,  m\m  B"  I-  240,  426,  428, 

497;  II,  54,  157,  304. 
äluDerane,  I,  325,  401. 
«Ufene,  III,  169  ff.,  231  ff. 
b'aonrn?,  demU.  II,  181. 
attenel.  @.  („«.  (Sloob"),  II,  130. 
aniauon,  I,  215,489;  II,  106,  177. 
JSftl  unb  Solbota"  (doji  OeMcH' 

t^läfl«),  III,  245. 
SIgen,  ^mog  O.,  I,  335;  II,  44.». 
—  .fterjodm  o.,  II,  129. 
Slgren^off,  0.,  gelbniorfft.,  III,  197. 


SBoober,  g«.  ».,  III,  296  f. 
SBaheul  I,  213. 

—  (eonffllmtlDii),  II,  271  ff. 

—  (30.  Sßiaitiül),  II,  329. 

—  ml  SBuonarotti),  II,  378. 
©ob^fon,  1,  497;  III,  71. 
^adiaumont,  I,  251. 

—  („M^moirea  secreta"),  I,  464. 
SBacuit,  I,  95,  510;  II,  449. 
Sacourt    („Corresp.     eutre    Mira- 

bea«  et  la  Marck"),  I,  358  ff., 
385,  420,  444,  457,  459,  461, 
463  (f.,  48a,  485,  .Wl,  506  ff-, 
518;  II,  25,  29,  42,  62,  65  f., 
81,  83,  105.  114. 
Selben,  Ämfürftent^um,  III,  85. 

—  bei  3üii«,  II,  215. 

—  9Hotlfltftfln  D„  III,  263- 
SanBefen,  II,  453:  III,  246. 
.Sofowt",  III,  28. 
ffloIÖet,  III,  7. 

Saineiil,  11,  233;  111,  498. 

SaiaU,  SdI).,  III,  398. 

»afUp  (iUinire  B.    ^uriä),  I,  130, 

398,  403,  420  f..  443,  463,  475 ; 

II,  31  f.,  40,  65,  123. 
g9alaf{l)eff,  SPolijeimin.,  III,  331, 337. 


S9(ilt,  »ortiit,  m.  280. 


!9,  181  ff„ 

-  »toffl.  be  („<Bt.  5ßtieft"),  I.  396- 

-  (SB.  ©onftüitt),  II,  206;  III,  241. 

-  (Göomiffti),  265  f. 

-  (Mbinf.  be  ©loei),  III,  384. 

-  III,  460,  479  ff. 

-  (SRo^er-GDÜarb),  III,  484. 

-  (Mo^et-goUnrb  u.  %t.  v.  Sinei), 
III,  491. 

-  („Tabl.  de  la  Litt,  franc"),  I, 
VI,  258;  III,  182  f.,  274. 

^arbnrDur,  II,  64. 
Sorb^-aHarboi«,  II,  291,  298,  300, 

391;  III,  440. 
„Sorbet"    (%x.   ».   6l)nrrifere),    II, 

206  f. 
Satbier  („Journal"),  I,  85;  II,  409. 
93ai<t)ou  be  3}eni]ueii,  III,  384. 
SJnr^toIb,  '^.,  IT,  125. 
SSmlaij  be  Solle,  m.  342. 
SBorbouf   („La  bourgeoiaie   frang. 

nend.  la  Röv."),  I,  251 ;  11,  369. 

-  („ha,  comt.  de  Beaumout"),  II, 
237. 

-  („Mdrne.  de  Custine"),  III,  358. 

-  („Le  Comte  de  Montloaier"),  I, 
494,  515;  II,  119,  124,  155,282, 
369;  III,  437,  463. 

»iirentfn,  I,  380,  348,  380,  395. 

-  („Memoires  autogr.").  I,  349  f., 
394. 

Sarit«  (SHoujfMu),  I,  249,  280. 

-  I,  441;  11,231,  273,  389. 
aSamoDE,  I,  315,  335,  357,  364,  422, 

437  ff.,  466,  468,  474  f.,  486,  492, 


aSarni  („Phil,  du  18.816010"),  1,271. 

—  („ttttdes  s.  le  18.  Sifecle"),  I, 
259,  260,  279. 

Sorroä,  II,  221,  232  [f.,  246  ff.,  279, 

289  ff„  296  ff-,  306,  317,  323, 

328  ff,,  366,  370. 
^atJt.  be  lit,  I,  93,  260. 
öart^ielem?,   Slbbö    („Sfieifen  b.  f. 

aiiiarc[)arfiä"),  I,  218,   237;   II, 

147,  215,  288,  291. 

-  („M6m."),  II,  294  ft. 
93cir^iDbmäueiiad)t,  I,  343. 


50ß 


»afel,  1,5,  (SuH  1760),  411  ff.jll, 

215,  -288;  Ul,  71,  263. 
ffloeHIfte  ®$rufte,  II,  453. 
aSaftin«,  (.  $atfö,  ©efätianffle- 
ffloublti  beä  Slrbenncä,  if,  227. 
Saubouin  („Journal  des  Dcbats"), 

II,  345. 
»aufefn,  III,  357. 


m\tU.  I,  174. 
»o^rnitfi,  11.  IDO. 
©njire,  II,  95. 
Sööarn,  I,  314. 
©fnudiontBä,  III,  2(13. 
Seauc^eäne  („Louis  XVIi"),  II,  172. 
»taubau,  %bü,  I,  m. 
öwuönrnQiS,  (Suß.,  III,  121,  421, 
429. 

—  Sronsofie,  öräfin,  1,335;  11,7. 

—  Soltp&ine,  SUIbmc.  be,  II,  233, 
29a,  408  f, 

SJfotulieu  (.lätfn^S"),  I,  3C7. 

—  bei  Saufonne,  I,  172. 
SeaumaicEiaie,  I,  228. 

—  („S;ifiarti";l.auffü6rg.),I,238f. 

—  (glu^t),  II,  Ul. 

—  i„^ie  fct)ulbige  aUutt«"),  11,312. 

—  {.ajleni."),  It,  345,  446;  III,  28. 
ageoumeö,  II,  78  f.,  129,  235. 

I,  76,  136,  251. 

—  I&omt  be,  I,  378;  II,  237,  309|f., 
323  ff.,  360  f.,  3a7,  470  f. 

—  Bßl.  SBarBouf. 

Söenutegarb,  föofta  be  („Un  homme 
a'autrefoiB"),  I,  175,  251:  II, 
177  f. 

—  abbe,  I,  235. 

—  ®(^lti6,  L  175. 
3)einiDemi,  9)lat(cb.,  I,  135,  299. 

—  SBlbtiie.  be,  I,  299,  302;  II,  174  f. 

—  ^rlnj  B.,  III,  457. 

SBeccoria,  äfiatquiS,  I,  59,  68,  86: 

II,  37;  III,  100. 
«eder,  II,  85. 

SJetfetä  L%  »Ö^me  ic"),  III,  297, 

Beilol,  gil.  D.,  1,  201. 

»eleien.  II,  67,  75,  82,  91,  105  f., 

126,  149  f(,,  288. 
.»eliinr",  I,  512. 
SStUam.  n,  328  f. 
»eüeflarbe,  aHarq.  be,  II,  191. 
Öelnionte,  gütft,  III,  98. 


»eloebere,  ®i|1p|  b.  IBMmaT.  III, 

212. 
Seneoent,  SßTliti  d.,  III,  273. 
ISenlncafa,  S^iiftfl.,  III,  106. 
„SetilamiBme'  („Acte  additionel"), 

III.  4G3  ff. 
Sennfafen,  III,  341. 
^ent^am     („SophiameB    anaichi- 

ques"),  I,  433,  434. 
aaentfieim,  ^rfni,  Ul,  265. 
SBentlntf,  Slbm.,  lU,  343. 
Spränget,  I,  518. 
SBerepnn,  III,  353. 
„SBere",  Der,  II,  65,  149,  220,  226, 

233  273 
»eraafie,  I,'213, 354, 407,  428, 434, 

440;  II,  36. 
ffleraDfn,  II,  284. 
JSeiHftebt,  n.,  II,  104. 
»eriton  (®tbbDn),  I,  21. 
Söerlfcr,  II.  227. 

Serlin   (MiroBeau),    I,    290,    359. 
^  II,  26,  29,  82,  90  f.,  176,  198, 

215. 

-  (©eranbc),  II,  378. 

-  II,  453;  III,  25,  47  f.,  65  ff. 

-  (^T.  D.  Stasi;  ©pree-iDuaO,  ni, 
85,  97,  228,  358. 

-  m,  182,  194,  221,  247,  328. 

-  uqI.  ^iQebranb. 

-  i.m).  t>9l-  anfiabeo». 
aSern,  I,  5,  15. 

-  (Sri.  eurcbpb),  I,  28. 

-  (»onftetten),  I,  173. 

-  I,  174,  177;  II,  147,  188,  2(5, 
236,  316  ff.,  425  f.;  lU,  188, 
244,  251,  324  f.,  354  ff.,  369. 

Sernabotte,  II,  292  f..  302,  330, 
372,  384  ff.;  III,  86,  189,  317, 
329,  342,  349  ff. 

-  („Corr.  av.  Napolionl,  III,  354. 

-  m,  431  ff,  429  f. 

-  Dgl.  aitQrmlei. 

Vernarb,   ^ulietle,   ouS  Sqon,  II, 


*«"). 


292. 
^ttna^i.  an.  („3).  tunee  « 

I,  247;  II,  339. 

-  („©oet^e-Sa^tb.'),  Ul,  890. 

—  („Üeopolb  Don  fBraunra»."),  II, 
85. 

i»erii[)arbf,  3^.  d.  (.eefifi.    Sm. 
lanbe"),  I,  109,  351,  354,  431: 

II,  17;    III,   327  f.,   35S,    436, 
470  f.,  490. 


92amentegiftev. 


507 


SBcrnl^arbf  (»5)cn!to.  au8  b.  Öebcn 
b.  ©rnfen  ü.  Stott"),  III,  339  ff., 
352,  430. 

—  5)i(ä^tcr,  III,  67. 

—  ©op^ic,  III.  82  f.,  112. 
SBcmftorff,  ®raf  ö.,  I,  2j  II,  150. 

—  ©röfln  ö.  (Slug.  SU  ©tolbcrg), 
III,  296. 

SBcrquin,  I,  241,  251. 
S3err9,  Sßroüinj,  I,  122  ff. 

—  <&erao0  ü.,  III,  422,  431,  453. 

—  Slancg,  n,  164  ff. 

—  maxt),  II,  164  ff. 

—  9)U6  („Journal  and  Corresp."), 

II,  182,   378,  391  f.,  412;   III, 
363,   400,   405,    407,  421,   433, 

.  445,  447,  492. 
S3crfot,  I,  282. 
SBcril^icr,  ®cn.,  1, 413, 423;  II,  111, 

384. 
^ertl^oub    („Rousseau  au  Val  de 

Travers"),    I,    245,    250,    251, 

260. 
Scrtin,  S3rübcr  („Journal  des  D6-* 

bats")    II   345. 
©crtronb,'  ajJorinemir.iftcr,  n,  100. 
»crroicf,  I,  1. 

Scfan^on,  I,  316;  II,  14,  79. 
a3cfcnöttl  (2)kmoivcn),  I,  102,  334, 

413  ff..  420. 
a3et|mann,  f)aug,  II,  469. 

—  Wlox%  in,  214,  217. 

—  ©d^nufpfelerin,  III,  162,  167. 
a3cttlntt,  f.  33.  ö.  Slntim. 
SBcttlneUi.  II,  337;  III,  122. 
S3cu(ftot,  I,  73,  165. 
a3cu0not,  I,  307;  II,  58. 

—  („M^m.«),  II,  186;  273,  383, 
441   443  445   481. 

IBculTOit,  grau  ö!  (fö.  ö.  SBoIgoßen), 

III,  45,  59. 
Scumonöme,  IL  151. 

Söc^Ic,  ^.  (Pf.  ©tcnbl^al),  III,  82, 

384. 
IBittmonti,  Öuigi,  llbbatc,  III,  108. 
a3lcgtrc,  f.  ?arig,  ©efängniffc. 
m^at,  I,  259. 
IBicIer  ©ec,  II,  178. 
SBifeörc,  J£>err  ö.,  I,  16. 
IBfgnon,  II,  237  f. 

—  Dfll.  SB.  eonftnnt. 
S3fllttub.SSttrcnncg,  II,  140  f. 
SBfppen,  SB.  ü.  {M-  be  SSinerö"), 

II,  467. 


58ir6,  @bm.  („Girondins"),  II,  59. 
23iron,  ^er^oa  üon,  II,  74,  76,  82, 
105  f.,  125,  186. 

—  ^erjogin  ö.,  424. 

SBitaubö  („Herrn,   et   Dorothöe"), 

II,  457. 
S3iörnftterna,  ®raf  („(£omtc   ©tc 

bingl"),  I,  192. 
maca^,  D.,  SDflfniftcr,  III,  423,  449, 

469   479   484. 
macon^,  aJtoq.  be,  III,  117. 
Slanc,  II.  („M6m.  et  (iorrespond. 

folit.  du  Comte  J.  de  Maistre"), 
,  214;  II,  16,  179,  209. 

—  fiouig,  I,  212. 

—  (SRouffcau),  I,  279. 

—  („Hist.  de  la  R^v"),  II,  83. 
„SBIaubnrt",  II,  443. 

S3Ioi8,  I,  91;  III,  171,  278,  434. 

S3lü*cr,  III,  468. 

Söobringfi,  ®raf,  I,  177. 

Sobemann  („g.  ö.  S3onbcIl"),  1, 18  f. 

^obmer,  I,  6. 

Soboni,  Sl^poar.,  m,  107. 

S3ö^me,  Snfob,  I,  213;  III,  294  ff. 

mhmtx,  5eoroUnc,  II,  132;  III,  82. 

a3o!anc,  ©väfln  bc,  III,  315. 

SBoileau,  II,  315;  III,  30. 

f&oU  bc  23oulo0ne,  I,  66,324,  452; 

II   230 
S3oi3gcnn,  'er3bif(i)0f  ö.  m^c,  I,  87, 

136,  493;  II,  362. 
SSofgguibert,  T,  86,  115. 
Soiömont,  mU  bc,  I,  220. 
SBoiffcr^c,  ©ulp.,  III,  25,  154. 
«oiff9   b'Slttglag,   II,    215  f.,    222, 

227,   234,   245,   250,   287,   298, 

307,  320;  III,  440. 
23öfing,  e.,  III,  119. 
©oUngbrolc,  I,  102;  III,  277. 
SoHmann,  Suft.  (§;xi^,  I,  187;  II, 

132  ff.,  160  ff.,  176  f. 

—  ögl.  Äapp,  II,  161. 
^Bologna,  II,  272;  III,  108. 
Combat),  II,  439;  III,  156. 
S3onaI,  §Bfcomtc  bc,  '11,  146,  346  f. 

—  („Theorie  du  Pouvoir"),  II, 
347. 

—  II,  361,  366,  408;  III,  183,  204, 
292  ff.,  301,  478  f.,  498. 

Sonapartc,  I,  V;  81,  372,  481;  H, 
88,  112,  181,  188,  233,  246,  248, 
265,  271  ff.,  296,  303,  306  ff., 
315  ff.,  322,  328,  346  f. 


SOS 


fflonniwrte  (»erblft  bor  öffentlidieii 
Smeinung),  II,  3Ü(1  ff. 

—  (^»ild)enfan  Im  Iribimnt),  II, 
372  ff. 

—  (unb  Slletfet).  11,  380  f. 

—  (un&Jtrau  D.  (Sttitl),  II,  383  ff.: 

II,  408. 

—  (u.  Softp&ine),  II,  40a. 

—  II,  417  f.,  427,  430,  436  ff.,  408; 

III,  10,  15,  ee. 

—  (II.  SJr.  D.  ©tatl),  ni,  74  f.,  85  ff, 

—  III,  102,  253,  293. 
L  iSlaif okon. 


-  eliiro!  II,  384.'' 

-  Sofept    1'.    291,  293,    376  ff. 
384,  38Ü,   392,  436  ff.,   443  f. 

111,66,  86,  97,  120,  350, 

ie4f 

-  3Kabdme  Sätttia,  11,  391. 

-  yucien,  II,  291  ff.,  308. 

-  LMÖm."),  11,  368. 

—  II,  373,  390  f.,  408,  438  f. 

III 

120. 

—  oal,  216.  Sung. 
»oncerf,  I,  96. 

ffloncourt,  in  b.  (ä.()nmlm9n€ 

III 

265. 

SBonbdt,  SulU  con,  I,  18  f. 
SÖoniit).  II,  32. 
Söont)omnte,  ^onorö,  II,  30O. 
Sonnet,  I,  7;  II,  2,  421  f. 
g9onfUtten,ÄarlSfctorc.,I,4{9irfer). 

—  (®enf),  I,  6,  25,  30. 

—  I,  148  ff.,  lÖO,  163. 

—  (iSam  in  5lwn).  I,  172. 

—  I,  177,  241;  II,  177,  412,  417, 
425  ff,,  434;  III,  89,  95,  109  ff., 
129,  174,  241,  245,  253  f.,  300, 
306  f,,  449,  462,  494. 

—  („Srlife  an  grieberilc  ©tun", 
bet.  0,  g,  B.  aflott^iifon),  I,  5,  25, 
28,  158;  II,  309,  412,  418,  422: 
HI,  10,  70,  89,95,  96,  110,  112, 
129,  171,  174  ff,,  188,  241,  300, 
305  ff-.  323,  324,  348,  355,  457. 

—  („En^itle"),  II,  425,  III.  115. 

—  („«riefennailott^iffon"), 111,891, 

—  („SuflS"t'«i"netunaen''),  I,  7. 

—  ( „Recherclios       sur      l'imagi- 
nation"),  II,  427, 
1  ber  einbilbunaSfiaft"), 


,  176. 

—  ogl.  SDioretl. 

—  DflI.  ©tcinltn. 


Siorbenuf,  1,  97,  221,  316,  3.55;  II, 

232;  III,  281,  449;  Bfll.  ßlce. 
fflotfl^efe,  entb-,  III,  101. 

—  ffiduline,  III,  113. 
SÖuiinäli,  II,  445. 
SÖÖtne,  aubrofg,  III,  6G. 
»DtDbino,  UI,  345. 
föoSt.  I.  270, 

SSoffe,  ffianinterbienet,  I,  469, 
ffloffi,  ©^riftft.,  in,  106. 
SJojTuet,  I,  16,  50,  158,  255,  473, 

—  (nL*  politique  tiree  de  l'Ecri- 
turc  sainte"),  I,  489. 

—  (u.  tbeol.  eienolfen),  I,  490. 
SBoflon,  I,  71. 

SoennB,  III,  171. 

mtäm  („Sit.  Suftdnbe  unb  Seit 

eciioffen"),  t,  191;  II,  413,458; 

III,  21,  30,  38  ff.,  47  f.,  385, 
2)oucl)nrb  nUlontntoteiic?),  I,  486. 
3)0 u bell S,  äiiCDtnte  te  3Banberbouis, 

II,  447, 
ÜBoufflerS,  S^ed,  D.,  I,  230;  II,  392, 

—  Smälie  be,  ^eiioetn  t>.  Saujun, 
I,  51,  53,  55,  62,  195  (f.,  201, 
206,  227,  252,  263  f.;  II,  379. 

—  Dfll,  SUagtileu. 

tauuffterl-SHbiran,  aHob.  be,  II,  393. 
^ougeauU  („L'Etat  moral  de  Jesn- 

Jaeques-l,  I.  279. 
SSouboutB,  Spere,  IlI,  7. 
mvulU.  1,  444,  499,  502,  509j  II, 

23,  36,  40,  (17   247;  III,  40t. 

—  UWltmolrta-).  I,  495;  11,  34  ff. 
aSouiaon,  ^erj.  D.,  m,  404. 
^ouillD   („Mes  Recapitulations"), 

H,  3. 
^DulainciOierg,  I,  96,  115  f. 
a^auloane,  II,  136,  436. 
StouTbDn,.&QU§,  1,383;  11,103,914, 

223,  281,  384;  III,  351,  131  |f. 

—  ,£)etäoain  D.,  I,  213. 

—  mu  be,  I,  177. 
Sombonnoiä,  1,  123. 
iSouibonnaqe,  in,  464. 
8oui'el,  generalpaittei,  I,  39. 
Suuigea,  I,  122,  307. 
^DUTgogne,  I,  50,  115. 
Souttet,  II,  282. 

BDurriemie  {„Möm."),  II,  381,  409; 
III,  270, 


SoqeT,  jEot^.,  II,  291. 


So^le  (giametioemxmlitfiftiift),   iri, 

404. 
»rabairt  („MeDolutioitcn"),  II,   U. 
fflrancoB,  ®räiin  0.,  K^m.,  I,  68. 
StanbeB,  &a.  („@oett|e   u.  Xianc 

ntotfj,  III,  246. 
—  („®le  SHerntur  beS   19.  So^r- 


*Btii|llieii,  Sriiij  n.,  III,  422. 
SStütraned  („®Detfi«'S  Sriefm.  m.  b. 

®ebr.  0.  ^uniiolbt"),  11,  450; 

IIT,  8  f.,  118,  129. 
Staun  („©oetftc"),  11,  «5  K:  III, 

25. 

-  «6..  aßnlet,  III,  154. 
Sraunfftmeifl,  II,  83  ff„  194,  203; 

III,  176,  223,  231. 

-  ©erg.  0.,  II.  26,  118  f.,  m,  253. 
327;  III,  425. 

-  $rin»  D-,  111,  65. 

-  H5rimef(lii  o..  III.  65  f. 
l^Tenbalbttne,  III,  4S9. 

la  fßtkU  (©ftlDß),  I,  47, 

SteiHnaet,  II,  445. 

*Br6ine,  ©attinara  be,  ®raf  SouiS, 

III,  121,  124.  487. 
Sremen,  tL  466. 
Srenleg,  Wbmt.  be,  I,  32,  40,  62, 

66  ff. 
Swnloni),  eiem.,  III,  67,  220. 

-  eiifob.,  f.  ffleftina  D.  Slrfiim. 
»rem,  Snft.  l.  EötnUnnb,  III,  103. 
äöteälauer  Bertroa,  IH,  856  f. 
»teffutr«  im  Spoitou,  III,  182. 
Sretaflne,  1,  115,  314. 

-  I,  330,  374,  391,  493;  II,  222  ff., 
242  358 

Sreteuil,  d.,  I,  223,  230,  299.  309, 

409  ff.,  444,  484,  509;    IL  23, 

28,  200. 
Srrtonne,  M^tff  b«  la,  II,  196. 
iSretonnier.  111,  154. 
©re^glal,  ®eol.,  III,  106. 
a)r£j6,  a))nrq.  be,  1,  397. 
©rfitifmanii,  aaron,  II,  452  ff.;  III, 

9,  46,  68,  73. 
iflrieniie,   I,  307    ff.,    311,   313   f., 

318  f[.,  321,  325,  330  ff-,  349, 

381,  390. 

-  DflI.  Somenie  be  ^Brienne. 
aStlonne,   ®täfln    t)„    I,  225,  2t0; 

n,  157. 

aSriffot,  I,  270,  296,  370,  391;  II, 


312. 

SriffDt  („Recherches  philoBoph. 
B.  le  droit  de  propri^W"  etc.), 
II,  64. 

-  DflI.  aJeämouIinB. 
»riiflrb,  I,  251. 

aSroderhoff  („%  3.  !Kouf|EOu"l,   I, 

254   279 
öroiISauä,  g-,  III,  455.  ■ 
SSrofllie,  ®rnf  D.,  I,  102. 

-  eerjoa  u-,  3JI.ir)tS-,  1,  241,  323, 
406  f.,  422;  II,  93,  247,  305. 

-  50,  D„  1,  307,  406;  II,  78,  105, 
125,  185,   384,  480  ff. 

-  S-  B.,  b,  i-,  I,  287,  394,  430;  UI, 
120,  1%,  -iSÜ,  4.50  ff-,  494. 

-  (.Not.i.;os  huif^,:  inM."),  I,  491; 

II,  54. 

-  („Souvenirs"),  11,  13,287,394; 

III,  86,    122,    196,    287,   369, 
450,  491. 

-  Ofll.  ®uijDt. 

-  eerjoflin  d.,  II,  176. 

-  ißvinjeffin  D-,  I,  335:  II,  430. 

-  ßerjoain,  D.,  b.  f.,  III,  255,  270, 
450  f, 

SBrontö,  66(<rl.,  III,  135. 
Srotler,  mU,  II,  223  f..  281, 
iüroua^ont,  III,  399,  489. 
aSrouffunet,  I,  380. 
©tun,  ßtnlBrat^,  II,  426. 

-  Jlrieberile,  11,  425  ff.;  III,  112, 
129,  167,  170,  174  f.,  188,  300, 
352,  354,  449. 

-  („(Spifoben  nuS  Sfieifen  buti!)  b. 
fübl.  Iicutjiftlb.,  b.  »efll.  ©iftweij, 
@enf  u.  Stallen"),  II,  422.  426, 
428;   III,  162. 

-  Dal.  ©onftetten. 
aStune,  aKarfd).,  III,  476. 
Srunetiöre    („Etudea    aur    le   18. 

Sifecle"),  I,  VI,  113. 

-  („Hisf.  et  Litt."),  II,  119. 
Sörann,  III.  333. 

33iuno,  ©iorbano,  III,  286, 
ötiiffel,  I,  409  f.,  482;  II,  32,  31. 

41,  07,  105,  150;  JII,  437. 
SSriituä,  II,  419. 

-  OflI.  ajoltaire. 
SÖucdeiid),  ©etjoa  d.,  I,  87. 
aiidebura,  I,  33. 
»ucEfnal)uiii,  'äabt),  11,  154. 


510 


97atnenregtfter. 


$)u(f(e  (rHistory  of  Civilization 
in  England"),  I,  113,  255,  257, 
•262. 

SBuffon,  I,  U,  46,  47  ff.,  73  f.,  113. 

130,  136.  157. 
(^^   I   937 

—  (,9iatufgcf*."),  I,  137. 

—  Diobault  bc  («Corresp.  inöd.  de 
Buffon"),  I,  48,  49. 

—  ©rüfin,  1,  428;  II,  9. 

Tanb"),   I.   428,    II,    160,    234, 

289  f.*  III,  273. 
Suonarotti  („S3abcuf"),  II,  278. 
^Burflcr  („Briefe"),   HI,  223,  387, 

393. 
Surfe,  ebm.,  I,  120.  353,  453.  485, 

514  ff.;  II.  39,  45  f.,  154  f..  159, 

168,   132.  298  f.;  III,   72,  401, 

477. 

—  ( „SBctroc^tungen  über  bie  franj. 
eicDoIution-),  I.  485,  510,  517; 
II,  45. 

—  (D9I.  $irior).  L  514. 

SBurnep.  Dr.  («Mem."  etc.\  II,  154, 
158. 

—  m^  T^annr),  II.  15S  f.,  165  f. 

—  (.Gäcilia"),  II.  15S  ff.,  256. 

—  aUre.  l^^iüipö,  II,  158. 
Sume,  II,  169. 
„S^utler,  5onn9",  II,  415. 
SButtini.  ^^t  II,  420. 
SBiipt,  I,  267;  II,  43,  64,  103. 
Sö^ron.  II,  169;  III,  121,  135.  312. 

—  (über  fjrou  D.  2ta'^\),  III,  393  ff. 

—  („iPraut  D.  ?lbnboe-).  III,  395. 

—  („iT.  ©iour-^  III.  398,  4a),  407. 
488  f. 

—  (pgl.  b'^aujfonDiUe),  II,  37. 

—  Dal.  ü-Koore. 

—  ?abn,  III,  489. 

enbonie,  II,  234.  308. 

(Nobarrue,  II,  283. 

..Ciäcilia"  (jHomanl,  f.  g.  sBurncij. 

iSrtbir.  IIl,  393. 

l>aalioftro,  siBalfamo.  I.  212  ff.,  220, 

228;  IIL  22. 
CEajot.  r.  i-Lo?  Plagiats  de  Mr. 

Koufseau**'.  L  254. 
C>alae,  I.  28,  93.  260. 
C>albcron,  III.  78.  81. 

—  («r.  ftanbftaftc i^rin^).  III. 2-18. 


,.(SoHf!c\  f.  G^orrl^rf. 

(ialonne,  ginaiutnin.,  I,  225  f.,  284. 

289  ff..  298  ff.,  304  ff.,  318  f.,  321, 

359;  II.  89. 
ealufo.  «bbote,  II,  122;  III,  121. 
(EalDin,  I,  6,  91. 
eolDiniften,  I,  254. 
^ambacer^ö,  II,  216,  368. 
(Satnbon,  ginamntütifler,  II,  107. 
(SambrQ9,  II,  469. 
„^amiOe"    (ü.   @.   (Sonftant),  II, 

193. 
^ompogna  M  Storno,  III,  114,  131. 
(Sampan.  aNabame,  I,  284. 

—  (-M^moireB"),  II,  6. 
^anipbeO.  III,  398. 
(£ampe,  IBc^^blr.,  in,  361. 

—  3.  ^.,  I,  247;  II,  132,  448.  452, 
461. 

—  ^„«Briefe  au9  $atid  gur  Seit  bcr 
9lcD.-).  n,  452;  III,  1. 

Gamud,  ianfenift.  «bD.,  I,  472,  491 ; 

II,  15. 
^noba,  I,  140. 
„eanbibe\  f.  Voltaire. 
(ianboOe,  be.  9ot,  II,  420. 
aanned.  III,  456,  461. 
(Eanning.  III.  399  f.,  452,  466,  490. 
eanotm,  III,  100,  112  ff. 

Gantu,  Ocfarc.  III,  100. 

—  (-11  Conciliatore   e    i    Carbo- 
nari«),  III,  122. 

—  («55.  gWontl"),  m,    100,   103, 
107,  122,  158. 

CEopecelotro.  S^bif^of  toon  3:attitt, 

III,  116. 

(£opeQe.  III,  282,  312,  316. 

eapct,  I,  195. 

^Qpponi.  @fno.  III,  120. 

6aprara.  III,  106. 

(iaraccioH,  SKorquid,  neop.Oefonbter, 

I,  57. 
(Earbonari  (p%l  (Santu),  ni,  122. 
(EarencQ.  ^rinj  be,  II,  297. 
(iarletti.  eraf,  If,  228. 
„OürloS-.  f.  ©Aiacr,  HL  327. 
(SüTlpIc,  ^^om..  II,  32,  lä;  m,  135. 
„Oarmagnola',  III,  103  f. 
(^ürmontel  („bei  ecf^matiac"),  m, 

168. 
&'arne.  (Eomte   8.    be   (»aRabame 

«Recamier*),  II,  293. 
(>arnot.   Slinifter,   220,   249,  271, 

•29i».  299  f.:  III,  43G,  461. 


SWamcnrcQtftcr. 


511 


©oro  („Rivarol  et  la  Society  fr."), 
I,  VI;  II,  6,  181. 

—  (3Jlabamc  be  ©tacl),  I,  206. 
©arolfnc,  ^rinjefftn  Don  (Sat^fen» 

2Betmar,  II,  413. 
^axxa,  II,  107,  119. 
föanacioH,  eommonbcur,  III,  97. 
eartier,  II,  187,  218,  231. 
earrion-giepfaö,  11,  391. 
föQrron,5lbb^(„rEglisegallicane"), 

I,  496. 
eorfteng,  WlaUx,  HI,  112. 
(Sartwrig^t,  III,  413. 
©äfar,  I,  198;  II,  95,  184  f.,  384; 

III,  99. 

—  D0l.  ©l^Qfeöpearc. 

—  D9I.  SBoltQirc. 
eofaujc,  I,  333. 

(Soffagnac,  ®ran.  be  („Hist.  du 
Directoire"),  II,  134,  186,  232 
236,  284,  294,  298,  330,  408. 

—  („Les  Girondins"),  II,  142. 

©äffe,  fdaxon  bu  („M^m.  du  roi 
Joseph«),    II,    377,    392,    436 
III,  66,  97. 

„eaftel.gorte"  (f.  21.  2Ö.  ©(filcgel 
aug  „eorinno"),  HI,  148. 

eafteUane,  ö.,  1, 222, 341 ;  II,  55, 122 

—  9«abame  be,  III,  174. 
(Softem,  III,  194. 

eaftfUon,  ©enerolprof.  b.  5ßarl.  ü. 

Sliy,  I,  293. 
eoftleveag^,  Sorb,   III,  401,  429, 

465  f. 
enftrieö,  maxc\M  be,  ÜJJarfd&aU,  I, 

126. 130,217,227,288,  299,  309. 

—  ©ol^n  b.  ö.,  I,  181;  II,  31. 

—  ^erjogin  ü.,  n,  31. 
eoftro,  Snfea  be,  III,  456. 
eotalani,  III,  403. 
eatinot,  II,  250. 

eoto,  I,  51;  II,  185. 

(Soumont,  St.  („Goethe  et  la  litt. 

frauQ."),  III,  28. 
eoöour,  III,  499. 
G^openne,  II,  305. 
eoAOlfeg,  I,  503;  II,  155. 
„©eluta",  II,  362. 
„eenbritton",  III,  268. 
eerberuö,  II,  464. 

„Cercle  constitutionel",  II,  288. 

—  ügl.  ßonftUunnte  k. 
ßerlfebe,   ajiob.   be    (Serleber),   II, 

403. 


6^crna9,   (Sdftlog   bei   granconDlHe, 

III,  174. 
(^erutti,  I,  501. 
©efarotti,  III,  100. 
ßcftiug,  «P^ramibc  beö,  III,  117. 
ßecennenfriege,  I,  473. 
e^Qbot,  II,  95. 

ßbälortö,  I,  307;  II,  444;  III,  318. 
e^amb^rp,  II,  179;  III,  269  f.,  275, 

315. 
©Bamfort,  I,  91,  365,514;  II,  185. 
e^amiffo,  II,  453;  III,  67,  265  ff. 

—  (in  ®enf),  III,  310. 

—  Dgl.  gulba. 
e^ampagne,  III,  186. 
föfiampQgncujc,  I,  270. 
e^ömpagn^,  ©rof,  III,  270. 
e^ampcenefe  („3.  3.  «Rouffeau"),  I, 

281,  354;  II,  7. 
ebanteloup,  I,  102. 
(Sbanut,  3.,  I,  401. 
(S^apelier,   I,   385,  428,  434,  472, 

475;  II,  58,  78. 
©baptal,  II,  369. 
ei&arbon  be  la  dioä)ttU,  n,  453. 
e^ar^nton,  I,  223  f.;  II,  118. 
e^arette,  II,  225. 
„e^nritag"  (SSigee^öebrun),  II,  7. 
ßl^arlotte,  geb.  aRecflenburg^Streliä, 

.Königin  öon  (Snglanb,  II,  163; 

m,  396. 
„Charlotte  et  Werther«,  II,  447. 
(£barlottenburg,  III,  156. 
fö^armetteö,  leg,  47,  278. 
e^arpentier,  III,  384. 
ß^^nrriere,  SJiabame  be  („Lettres- 

Mömoires«),  1, 8, 279;  II,  191  ff.; 

III,  224. 

—  gr.  ö.,  III,  235. 

—  G?Caliste,  ou  Lettres  ^crites  de 
Lausanne«),  II,  192,  194,  201  f., 
256. 

—  („^ie  «P^önicierinnen"),  II,  192. 

—  („spol9pl)em"),  II,  192. 

—  ügl.  ©auUieur. 

(S,^Qrtreg,  ^erjog  D.  (öouig  ^^ilipp), 
II,  154. 

—  Sift^of'ö.,  I,  368  f.,  391. 
„Chartreuse",  II,  314. 
e§aftenu?:,9)iarq.  be,  1,43  f.,  73, 114  f. 

—  („l'Ain^rique  du  Nord«),  I,  141. 
j   237. 

e^ateaubrinnb,  I,  vi;  II,  l,  169, 
188,  292,  309  ff.,  348  ff. 


512 


9iamenrcöiftcr. 


e^atenubrianb  (5eben),  II,  3G0ff. 

—  II,  410, 413,  441,  4G0;  III,  86  f., 
12(;,  135,  153  ff.,  185,  243,  292, 
424,  433,  441,  443,  449,  454, 
459  ff.,  471,  477,  490  ff. 

(Schriften: 

—  („SltQla"),  II,  157,  169,  315, 
349,  360  ff. 

—  („L'avenir  du  monde"),  II,  353. 

—  („Essai  s.  les  R6v."),  II,  350  ff. 

—  („fitudes  bist.«),  H,  49. 

—  (  „G^nie  du  Christianisme" ), 
II,  349  ff.,  361,  365  ff.;  III,  43, 
126. 

—  („La  Grece  sauv^e"),  H»  315. 

—  („Lettre  h.  Fontanes"),  II,  355. 

—  („Memoires  d'Outre-Tombe"), 
II,  169,  315,  352,  356,  361  ff., 
470 f.;  III,  86,  126,  135,  227. 

—  („9iot*ea'0r  n,  315. 

—  („3^en6"),  H,  354,  360  ff. 

föj^ateaubrianb,  ügl.  SD^arceUue. 

—  Dal.  ©oinle'S3euDc. 

—  aJlabame  be,  II,  354. 
©boteauncuf,  II,  147. 
e^ateauöieuic,  grob,  be,  II,  434. 

—  «Rcöim.,  II,  106. 
e^atelct,  bu,  I,  299. 

—  SUinrquife  bu,  I,  42,  243. 

—  ®erid)tg^of  beö,  I,  458. 
e^ot^am,  Sorb,  I,  170. 
©Öatinon,  III,  427  f. 

(Spätre,  mo.\i.  be  la,  II,  137,  158. 
(EI)oumette,  II,  148. 
„e^numont",  II,  302,  III,  468. 
fel^aumont'fursöoire  bei  ^ariö,  III, 

264  ff. 
©fiauüelin,  3Rarq.  be,  II,  105,  154, 

391. 
(SbauDelot,  I,  492. 
(SfiQpla,  5l(^iUc  bu,  II,  174. 
fö^Qäol,  II,  295. 
„Chazelles",  f.  gjionteffon. 
e^^Iufege  (f.  51.  2Ö.  Odilegel),  IIT, 

316. 
e^gneboU^,   I,   239;   II,  316,  325, 

361. 
e^^nier,  81.,  I,  238;  II,  8,  97,  144, 

233,  238,  275,  312,  361. 

—  m.  3-,  I,  VI. 

—  („Slbel"),  II,  8. 

—  („^arl  IX."),  I,  343. 


G^enier,  m.  %,  II,  85,  233  ff.,  242, 
295,  301,  304,  306,  364,  412, 
446   449   457. 

—  („Tableau  bist,  de  la  litt,  fr.«), 
II,  364,  412,  449;  III,  151. 

©fterbourg,  I,  291. 

fö^^reft    („La    chute    de    Tancien 

regime"),  I,  284,  289,  292,  299, 

313,  351,  366  f.,  380,  388,  391, 

397  f.,  404,  426. 
ebefterfielb,  I,  102. 
(Sneüreufe,  ^erg.  ö.,  III,  317. 
^9^a9r  ^elmine  ö.,  II,  425;  III, 

222. 
„föl^jicogne,  SRabamc"  (3Jiabamc  bc 

©tael),  II,  15. 
ß^Öigi»  Ptft,  III,  110. 
(Sbimo^,  sprinaefnn  ü.,  I,  205. 
föbfna  (lanbw.  «Dlufterftaat),  I,  11. 
fö^inon,  ÜJir.  bc  (|)erj.  d.  9lt(^cUcu), 

I   449. 
e^oifeul  I,  9  (1764),  39,   78,   83, 

85,   93,    190,  425;   II,   74,   78, 

234. 

—  -^eraogin  d.,  I,  55,  102. 
(S^oifeul»®ouffter,  ©röffn,  I,   450, 

II,  12. 
efiounnö,  bfe,  II,  224  f.,  297. 
6:6reptowfC5,  Äan^lcr,  I,  10. 
©Iriftian,  III.  431. 
(Sftriftfan  VIT.  ö.  2)äncmor!,  I,  73. 

—  5lu0uft.  fierjog,  III,  263,  348  f. 
e^riftine,  ©ra^ergogln,  I,  228;  III, 

113. 
(S^riftug,  I,  181;  II,  289,  348;  III, 

205,  322. 
föice,  (Srjb.  D.  53orbeoujc,  I,  97, 124, 

355,  408,  428,  434,  448,  462. 

—  (banaler),  I,  463. 

—  I,  466,  493;  II,  362. 
föicero,  I,  510;  III,  173,  277. 
eicognaro,  SRaffimiHann,  III,  106  f. 
„(Simonie  ÜJHcenfo"  (©oborb),  m, 

110.  • 
(Stncinnatuö,  ügl.  SDlirabcau. 
ßircello,  neop.  ©efonbter,  II,  23. 
eiönlpina,  H,  272;  III,  102. 
„eiafre'S  I,  250. 
eiairon,  grl,  I,  lö5;  HI,  17,  163, 

403. 
„eioriffa",  f.  9flid)arbfon. 
eiorp,  gürftin,  III,  196. 

—  grl,  II,  293. 
eiaubiuö,  III,  295. 


SWamcnTCfitftcr. 


513 


eioöifere,  I,  296,  501;  II  109,  123, 

147,  185,  419. 
„eiaöigo",  II,  446. 
(£lermont'3:onnerre,  1, 315,  341,  403, 

415,  428,  434,  440,  454. 

—  (^trafred)!!.  SBorlefg.)  I,  469  f. 
--  I,  475,   514;   II,   41,    43,    115, 

122. 
6Ud)9  b,  spartö,  III,  449,  456. 
eiiffon,  (5d|lo6,  III,  182. 
©loofe,  SlnQ(i)arftg,  I,  1;  II,  130, 

448. 
„(Slooiö"  (STragöbie),  III,  491. 
(Slub  bveton,  I,  386,  429,  437,  474. 

—  ögl-  S^cobiner. 

—  be  amx),  II,  294  f. 

—  bcr  geuiUantö,  II,  41,  312. 

—  Dgl.  gcuiUantö. 
eiugn^,  I,  100,  103  (t). 
©obensl,  ®raf  öbnj.,  III,  196  f. 

—  ®rof  Wl.  n,  384. 
eoblenj,  II,  41,  45,  68  ff.,  89. 
(Soburg,  II,  83. 
(Socur,  3acque8,  I,  3. 
eoignp,  I,  68,  191;  II,  77;  III,  239. 
ßoinbet,  I,  251. 
©olbert,  I,  82,  85,  110,  291. 
eolcribge,  III,  135,  393,  398. 

eonin,  ^.  3.  ö.  („[Weguluö"),  HI, 

194,  197,  202. 
ßonombet,  III,  293. 
6oUot  b'^evboiö,  I,   49;   II,    140, 

276,  314. 
©olombier,   ©d)Io6  bei  Dieufd^otel, 

II,  192  ff.,  201  ff.,  237. 
©olorno,  ^jgt^.  $arma,  II,  11. 
„(Solumbuö"  Don  DJogerö,  III,  398. 
eompiegne,  I,  408,  444;  II,  112; 

III,  436. 
ßonciergerie,  f.  ^aria. 
föoncini  I,  1. 
6onb^,  I,  333,  405;  II,   169,   222, 

352. 
eonbin'ac,  I,  34,  68,  83,  85,  258, 

370;  II,  450,  463. 
eonborcet,  I,  52,  83,  86,  89,  101, 

268,  306,  334,  370,  487;  11,64, 

77,  93,  107,  116,  138,  146,  185, 

312,  334,  339 ;  III,  397. 

®d)rtf  ten: 
(^onborcct    („Essai    s.    la    constit. 
et  les  fonctions  d.  Assembl^es 
prov."),  I,  306,  426. 

»Icnnctbattett,  grau  toon  ©taeU  III. 


(Soiiborcet  („Lettre  d'un  laboiireur 
a  Mr.  Necker"),  I,  101. 

—  („Memoires"),  I,  424,  471. 

—  („Tabl.  d.  progr^s  des  connai- 
sances  hum."),  II,  278,  334. 

—  („Vie  de  Turgot"),  I,  89. 

(£onborcet,  5D^arquife  D.,  II,  77,  308. 

—  (lieber.  51.  ©mit^'ö  „%^mk  ber 

moraIi[(!^en  (Smppnbungen"),  I, 

244. 
eonfalüi,  III,  109. 
Gonftant,  S3enJ.,  I,  vi;  I,  273. 

—  (unb  Sr.  ü.  ©tael),  II,  189. 

—  (gnmilie),  II,  190  ff. 

—  (in  58rnf(^m.),  II,  194  ff. 

—  (u.  %.  D.  ©t.),  II,  203  ff. 

—  (in  «ßarig),  II,  236  ff.,  252. 

—  (in  spariö  1797),  II,  284. 

—  II,  294  ff.,  304  f.,  317,  321  ff., 
345    364. 

—  (u.  gr.  ü.  ©t.),  II,  366. 

—  (u.  Siepfeg),  II,  367  f. 

—  II,  373  ff.,  389  ff. 

~  (f.  „$.  be  öebenfei"),  H,  302  ff. 

—  II,  418,  437,  444,  453,  461  f., 
466  ff.;  III,  16,  36,  42  ff.,  56, 
85,  88,  95,  114  f.,  118,  124,  127, 
152,  170,  173,  176,  180  f.,  187  f., 
218,  220. 

—  (^eirat^),  III,  222  ff. 

—  (|>er^engangelegen]öeiten) ,  III, 
226  ff. 

—  III,  245,  250  ff.,  261  f.,  286,  300, 
311,  359,  373,  389,  423  f.,  430, 
433  f.,  437,  441  ff.,  481,  486,  490, 
494. 

©d^riften: 
(^onftant  („Adolphe"),  II,  190,  403; 
III,  234  ff. 

—  („Cours  de  politique  constitu- 
tionelle"),  I,  273. 

—  („De  Tesprit  de  conqu^te  et 
d'usurpatioii"),  III,  424. 

—  („Des  suites  de  la  contre- 
rc^volution  en  Angleterre"),  II, 
322. 

—  („Journal  intime"),  II,  191, 
205  ff.;  III,  44,  88,  124,  127, 
180,  224  ff.,  253,  262. 

—  („Lettres  a  sa  fam."),  II,  222, 
470;  III,  226. 

—  („Lettres  k  Mdme.  R^camier"), 
III,  225,  240,  242. 

33 


514 


SRamcnrcglftet. 


ßonftant,  („M^langes  de  litt,  et  de 
polit."),  III,  95,  153. 

—  (»Mem.    8.    les   Cent   Joiu's"), 

III,  161. 

—  („Ucb.  b.  polit.  g^eaftionen"),  H, 
284  ff. 

—  („Ueo.  b.  SDloci^t  b.  gegent».  9te- 
gierung"  k.),  II,  284. 

—  („SSon  bcr  9ftcHgion"  k.),  II, 
198;  III,  243. 

—  („Souv.  hist.  k  roccasion  de 
Touvrage  de  M.  Bignon"),  II, 
305,  367. 

—  („SÖanenftein^  „Walstein"),  III, 
244,  249,  274  f. 

—  üg!.  ©auUfeur. 

eonftont,  SDRbme.  be,  III,  311. 

—  Dgl.  |)arbenbcrg. 

—  be  3ftebecque,  S3aron  ©omucl, 
II,  190  ff.;  m,  233  f.,  311. 

—  ,,(£aniine\  II,  193. 

—  „l^aure",  II,  193. 

—  e^nrleßbe  („Paris"),  II, 233, 284. 

—  gri.  ^ofalie,  IT,  256;  III,  225. 

—  b'^ermand^eö,  11,"  193. 
ßonftantinopel,  I,  418. 
eonftituante,  I,  88,  471;  H,  62  f., 

88,  227  f.,  235,  240,  264,  273  f. 
eonftitutioneUc,  II,  74  ff.,  82,  93, 105, 

155,  226  ff.,  295,  329,  370. 
eontat,  Süf^obemoif.,  II,  12. 
eonti,  spvina  d.,  I,  94,  195,  405. 
(£onDent,  II,  63,  240  ff.,  265,  278  f., 

305,  314,  370. 
(Soombe  5ßoob,  III,  403  f. 
eopertino^^ignatem,  ©raf,  III,  98. 
Poppet,  I,  17. 

—  (grl  eur(!^ob),  I,  23. 

—  I,  63  f.,  104,  173  ff.,  182  ff., 
199   213. 

—  (Diecfer  x.  3.  b.  9leü.),  I,  394. 

—  (1790),  1,  504. 

—  (Oct.  1790),  II,  1. 

—  II,  103  f.,  145  ff.,  158,  165,  167, 
173  ff.,  201  ff.,  215,  263  ff.,  284, 
302. 

—  (gontanea),  II,  316. 

—  (S^gneboUe),  II,  321. 

—  II,  380  ff.,  418,  421  ff.,  428  ff., 
43t   441. 

—  (33.'  ©onftQnt),  III,  88,  125, 
228  ff.,  242. 

~  (gr.  u.  ©tael),  III,  92  ff. 


Poppet  (3.  ö.  aRüKcr),  III,  95. 

—  (m.  be  9JJontmorenc9),  III,  96. 

—  (53onftctten),  m,  111. 

—  ((S^ateoubrionb),  III,  126. 

—  (53.  Sölontf),  III,  124,  230. 

—  (gr.  ö.  ©tael  1805),  III,  125. 
~  (iörbr.  ©Älegel),  III,  127. 

—  (gjibme.  SStg^c-fiebrun),  III,  154. 

—  (©iömonbi),  III,  178  f. 

—  (ajibme.  S^iecomler),  III,  179  f., 
237. 

—  (2)fe  Sarante),  III,  181  ff. 

—  (gr.  D.  ©tael),  III,  214,  222  ff. 

—  (1809),  III,  244. 

—  (21.  Deycnfd&läger),  HI,  245  f. 

—  (3ad&.  SBerner),    III,    244  ff., 

299  ff. 

—  (®enfer),  III,  249. 

—  (S3ar.  SSog^t),  III,  249. 

—  (®uia.  gaDre),  III,  250. 

—  (SJr.  D.  ©taölu.  ®enoffcn),III,259. 

—  (Önerb.  f.  b.  fd^web.  Äönlgöp.), 
ni,  264. 

—  („Allöe  des  explications"),  lll, 
266. 

—  (gr.  ö.  (St.),  III,  281  ff. 

—  (Sibüot^ef).  III,  287. 

—  (SacreteUe  1802),  III,  287  f. 

—  (^luöweifungcn  bcr  greunbc),  III, 
316  ff. 

—  (SSeretnfamung),  III,  320  ff. 

—  («Ibft^ieb  u.  glud&t),  III,  324  ff. 

—  (Sntereffe  am  (Srglel^ungöwefen), 
III,  369. 

—  (Seetüre),  III,  385. 

—  III,  457  ff.,  468,  476,  488,  494. 

—  Dgl  5pctit-©enn. 
(Sorancej,  I,  279. 
(§,oxa\),  II,  453. 
(Sorbi^re,  2lbö.,  III,  479. 
(Sorbignp,  S3ar.,  III,  279,  282. 
(Sorbeiierö,  II,  116. 
„Corinna"  f.  gr.  0.  ©taöl. 
©orneitte,  III,  198. 

—  {„(iih"),  III,  181. 

—  („Le  menteur"),  III,  28. 

—  C^^olöeucte''),  III,  198. 
(SornwaUfg,  Sorb,  III,  411. 
(Sorreggio,  III,  132. 
„eorreggfo"     (0.    DelJIcnft^Iäget), 

III,  246. 
„(Sor^tta"    (®räfltt    S3cau|arnatö), 

II,  7. 
eofta  bc  SSeaurcgarb,  SRarq.,  1, 175. 


SoulDtnnn  („R^miniscenccs"],  III, 
IIG. 

(SOUTtDlg,  II,  124. 

(SouRn,  3).,  I,  258;  III,  243. 

—  („Sunt"),  III,  378,  384. 
ecuRn  b'aonnon,  III,  4G5. 
KoiulJer,  II,  169. 
Grobbe,  II,  169. 

eratii,  SJarcmtn  o.,  II,  196. 
etamtr,  I,  7;  II,  448. 
etafri«fmSaiibllanb,L  13  ff.,  176. 
erawfotb,  ©tnatafecr.,  III,  465. 
erbtet,  III,  225. 
erepq  in  SaloiS,  I,  379. 
ßreguf,  it,  aWlitifter,  I,  225. 

—  aKbme.    be  (Lettres  in6d.),    I, 
^7   324  335. 

6reu6,'®rafi  (i^röeb.  ®efbtr.  1, 59  f., 

70  f.,  97,  145,  188,  192  ff.,  237. 
ereujö-antoufte,  II,  227. 
etinoTi,  I,  302,  307,  341,  408,  421. 
©roler  („Corresp.  and  Diaries"), 

III,  403  f. 
Utomt.  I,  128. 
Etompton,  III,  413. 
ernmiDell,  11,  95;  III,  399. 
erötie,  ^pcrrft^aft,  11,  370. 
eioufnv   <S<^rlftrieneriii   (iBaronln 

ailomDlfcu),  I,  16:  ir,  256. 
euUDben,  IIJ,  413. 
^utnnna,  11,  453. 
Cut(ftob,  Sr-aftor,  I,  13,  18  f.,  21. 
eutftob,  Spflftoiin,  I,  19,  21. 
ßuri^[ib,Srt-Sufftnne(tEreb.9(eifer), 

I,  13  ff. 

—  (SaufimnOi  I.  15- 

—  <u.  ®ibbon),  I,  IG  ff..  Gl 

—  (Senf),  I,  19,  80  ff. 

—  (SROUUOU),  I,  25. 

—  (6.  ffiolMtrc),  I,  29. 

—  (SBoriS).  I,  30. 

—  (an  Sfttdet),  I,  31  f. 

—  (SrautflanD  u.  I&be),  I,  31,  3-2, 
148. 

—  grl.,  Ofll.  anbiiif.  giecter. 
eurion,  III,  399  f. 

euflin«,  a.  ^i).,  mtn..  II,  83,  92, 

105. 
euftfne.at.Sßt).  (TOffion  naft  8roun. 

fi^weifl),   II,   83  ff.,    105,    18J, 

444. 

—  öfll.  ©orel. 

eufffiie,  3Jlbme.  be,  III,  358, 
euoier,  I,  259;  II,  453;  III,  116, 261. 


e^tue,  I,  85;  II,  368. 
&)aiti}Tqeii,  gürft  Sbnm  aopmlr, 


-  Surft  «bnni   <Seoti.   III,   324, 


©aftrObtn,  ßaroline  O.,  11,  452, 

Bader,  ütlbme.,  I,  68. 

Dahe  („Oeuvres  de  Turgot"),  I, 
91,  102. 

©cilberfl,  II,  452. 

Dolefarlien,  I,  191. 

Soniietia,  III,  408. 

3)nmtiTi,  II,  124. 

Siänemav!,  II,  215;  III,  245,  356. 

5)nnte,  II,  165,  255,  337,  407;  III, 
78,  101  f.,  127.  135,  173. 

Iianton,  I,  273,  364,  448;  II,  6,  25, 
32,  40,  6G,  71,  110,  112,  114, 
120  ff..  143  f.,  149  f.,  160.  166, 
185,219,  232,  235, 242,  249,  448; 

©antonfften,  II,  219. 
Sanjel  („eäot^fteb"),  I,  5. 
Dareste    '„HiBt.  de  France"),   I, 

3i8,  355.  374,  447;  II,  31,  35, 

41.  45,  96, 
SJart^ii,  II,  279. 
©armln,  III,  297. 
Dnfjler,  II,  147. 

©nuban  („Mdmc.  Roland"),  I,  265. 
•Citunou,  II,  227,  284,  239,  245,  31.i, 

345,  373;  III,  496, 
Eaupfiinö,  I,  123,  130,  314  ff.,  854, 

356,  384. 

-  (et^Ebmifl).  I,  453. 
Saoib,  Sfftol.,  II,  453;  III,  112. 
Enoouft,  II,  466. 

5)oD9,  ©ir  ^ump^re?,  Spfipf.,  III, 
394,  413,  449. 

-  Sab?,  III,  394,  449. 
Sebrg,  II,  295. 
Becajeä,  III,  484  f.,  491. 

Decrue  („Les  idees  polit.  de  Mi- 

rabeau"),  I,  297,  361,  363. 
<Defoe,  II,  405. 
SJeloru,  II,  281. 
SJelafone,  III,  278. 
SelüDiflne,  III,  116. 
Belboä  („L'Egliae  de  France"),  I, 


496. 


33* 


516 


I)EleOte,  II,  44(1. 

2;eli[le,!lbb,-,  1,224;  11,315;  in,  359. 

—  {„^ie  föärtcii"),  1,241. 

—  (u.  Älopttod),  II,  446. 
EelDlme.  I,  115,  4.^6;  II,  421. 
„<Deli)S",  111.  71. 
„EelpÖint",  f.  Srau  o.  Stotl. 
ajent  be  TOibi,  ll,  428. 
„©eronbn,  Sanfel',  II,  415  f. 
HegcorteS,  I,  1S9;  III,  303,  377. 
iDeSmeunierä,  II,  79. 
fDefltnoulina,  eoitiiUe,   I,  270,  393, 

404,  409,  438,  498;  II,  14,  38, 
40,  69,  185;  III,  40*. 

—  („  J.  V.  Briaaot  tlemaaqud"),  II, 
71,  107. 

(CeennaubeS,  II,  54. 
a^effoHea,  11,  391. 
^tUouiiee,  III,  28,  30. 
EeutWe,  II,  200;  in.  7. 
Deutti^lrttib     matävn     M    ^fft. 
©iimeS),  II,  358  f. 

—  (ßultui6eji«f)unaeit  ju  Ätonf- 
Ttlt^),  II,  444  ft.,  471  (Sr.  D.  St.). 

—  (MDmantil),  II,  353  ff, ;  III,  76  ff. 

—  —  Dgl.  ^agm. 

—  III,  327,  329,  354  ff.,  364  ff. 

—  (SicDtunfl),  III,  370  f[. 

—  Im^Mopm,  III,  376  ff, 

—  iSttdtfl(on),  III,  380. 

—  Otcligiöte  III^tiinB),  III,  295  ff. 

—  (u.  gjreu6eTt),jn,  427,  455. 

—  Dgl.  gtiiu  D.  lÄtnet,  „De  L'Alle- 

—  (Slt^)"!)«!.  »fllllger. 

08'-  Sciebrl*  n. 

DflI.  ©elBer. 

Ofll.  m.  iScl)€rer. 

—  (SReifen).  »fll-  *8run. 
„Deiitf*lanb",  Sournal,  III,  3. 
SJeutfA-Üot^rlnacii,  11,  461. 
!Deur-$ont«,  Sßrln}  ZRof  D.,  II,  12. 
lieonineä,  II,  263. 

^Idtm.  III,  135. 
S)ibrtDt,  I,  12,  34,  89. 

—  mime.  aiecEer),  I,  43f.,  46,  57ff. 

—  60,  68  f.,  73  f.,  83,  136  ff.,  149, 
237,  250,  258,  511 ;  II,  339,  345, 
348,  463;  111,4,28,  337  f. 

—  («Le  nevcu  de  Rameau'"),  I, 
242;  III,  39. 

—  („Pferc  (1c  famille"),  lU,  28. 

—  DflI.  Grimm  et  Diderot. 

—  OflI.  SHüfeiiftuiij. 


Mi>o\  Opet.  I,  192;  n,  255. 

Hiebe,  ebad..  II,  455;  III,  51. 

Hieppe,  II,  112. 

a>ietit*,  tBaron,  I,  807. 

Hitpn,  II,  444;  III,  177. 

Siuon,  $lifJbcT  (ü.  u.  %h.),  IL  106. 

-  {«.),  II,  125,  247. 

-  k.  9t.,  etibffft,  I,  97,  293,  310. 

-  föb.,  ©rof,  III,  423. 

-  afeeob-,  II,  106. 
„Ulomtb",  11,  414. 
a)ioiiQfiue,  b.  ^eflfge,  I,  56. 
SJiDonne,  ®iof,  III,  167. 
a^Dberenj  („Ca  aHaitetim*),  11,340, 

447  f. 
Ho^na,  @Titf  S([q:anbcT  gu,  I,  174. 

—  ©ruf  griebrf^  m,  I,  173. 

—  ©rnf,  III,  66. 
3)onteni4(no,  III,  ISO. 
Söiil)i>ff,  ®mn.  n,  198. 

—  ngl.  ©auHieui. 
©onaumooS,  III,  186. 
Sorut,  2)iÄtfr,  I,  44;  II,  446. 
SJornjutb,  II,  157. 

3)or(et,  ^erjoa  B.,  I,  232. 

S)Dua!,  I,  445. 

Doiibä.  II,  14,  276. 

Uoubait,  II,  310. 

S)DDer,  n,  136. 

2)oj:at,  III,  359. 

©taaufflnan,  II,  80. 

«Dreäben,  II,  132 ;  HI,  209,  329, 356, 

—  (aSibl.),  II,  157;  III,  255. 
Sirouet,  II,  389. 

^roj,  „Histoire  de  LoaiB  XVI.", 

I,  53,  88,  93,  94,  95.  97,  104, 
106. 109, 113,  IIG,  121, 126, 130, 
136, 257, 290, 293,296, 304,326  f., 
375,  380  f.,  386,  403,  408,  414, 
420  f.,  443  ff-,  457  ff.,  475,  479, 
485,  495,  499,  503,  509;  II,  23, 
29,  35.  38,  40;  lU,  435. 

SJuSarr?,  Sttbmf.,  J,  85,  195 

II.  II,  164. 
2)uboiS,  I,  255. 

2)u  »oiB-gteqmonb,  U,  386. 
üu  SBreuil,  arjt,  I,  51  f. 
S)ubui|iOtt,  II,  447. 
Hu  (Kliffe  („M£m.  du  Boi  JomdIi*'), 

II,  293:  III,  465. 
3)u  ÜmtM.  I,  57. 
HucU,  I,  238;  II,  233,  S39. 
5>ucoln  („Ph.  d'Orl&JiB"),  I^  457. 


!,  197j 


9>2amenregifter. 


517 


3)uco8,  II,  68. 

2)u  5)effanb,  SUlarquife  („Lettres 
k  Horace  Walpole"),  I,  16. 

—  I,  27,  39,  54  ff.,  62,  72,  102,  223, 
258;  II,  164. 

—  Dal.  Sßalpolc. 
©ubic^,  Öorb,  III,  407. 
5)uero,  III,  305. 

©u  greönc  ©aint«84on,  I,  332. 
^uhamtl,  II,  278. 
2)ulau,  ergbifcöof  ö.  5lrle8,  I,  293. 
2)u   ajeor(3^aig,    9J(bme.    (b'^lnger* 

Dimere),  I,  54  f. 
2)umag,  SüJatl^ieu,  II,  58,  92,  291. 
3)umo!arb,  ©eputirter,  II,  288. 
3)umont,  I,  162,   246,  361,  369  f., 

467,  479,  496;  II,  102, 129,  419; 

III,  396. 

—  („Souvenirs  sur  Mirabeau"), 
I,  297,  324,  337,  362,  370,  388, 
412,  432,  462,  497,  508;  II,  65, 
100,  145,  160. 

©umouriea,  H,  75,  82,  86,  101, 
105  ff.,  114,  149,  151,  235. 

—  („M^moires"),  II,  62,  127. 
©ünfecr  (©oet^e'ö  Slnjtc^t  über  bie 

3:ra0öbic),  III,  29. 

—  L^^öwmbilber     ouö     ©oet^e'ö 

Sugenbgeit").  III,  220. 

—  („®oct^e  unb  Staxl  Sluguft"), 
III,  14,  21,  27,  30,  83,  288. 

—  („2luö  ^nebcrg  SBrieft».  m.  feiner 
©d^wefter  J&enriette"),  H,  413; 
III,  11,  16,  22,  33,  38,  88, 
206.' 

—  G3tt>c^  ^efebrte,  3-  Sßerner  unb 
©.  ü.  ©(f)arbt").  III,  248,  256, 
300,  302. 

2)upat9,  ^räftbent,  1, 221f.,  231,  251. 
2)upfn,  8(.,  aKbme.  („Pontes  mod. 

d'Italie"),  III,  103  f. 
©uploiy,  I,  79. 
2)itpont  be  sriemourö,  I,  86,   102, 

304,  429,  514;  II,  39,  58,  234, 

298,  301  f.,  456 ;  III,  440. 
©uport,  I,  308,  334,  422,  431,  437, 

466,  468,  474  ff.,  508;  II,  29  f., 

40,  58,  69,  73,  143. 
3)u<)ortaiI,  II,  79. 
3)uprat,  5^anjler,  I,  195. 
2)uronb'3Jla(uane,  I,  491;  II,  41, 

222   227. 
3)uroa,'  J&crjog  ö.,  SD^orft!^.,  I,  224, 

299;  III,  440. 


3)ura8,  |)erao0in  ö.  („Ourffa''  unb 
„föbuarb"),  H,  415. 

—  III,  440  f.,  449. 
2)urler,  ü.,  II,  122. 
2)uroc,  III,  327. 

2)uroDeraQ,  I,  386;  II,  100,  419. 
2)uru9,  5llb.,  II,  225. 
2)uffault,  II,  346  f.;  III,  150,  383. 
2)utertre,  ©eneral,  III,  222,  231. 

—  SDibme.,  III,  231,  234. 

@* 

ebro,  III,  305. 

(Scfermann  („@efprä(f)emit®oet]&e"), 
III,  24,  56,  63,  81. 

(Sben,  SDRorton,  I,  456  f. 

„(Sbflermonb,  öucile"  (auö  „(Co- 
rinna"), III,  134  ff. 

(Sbgewort^,  aWig,  II,  121;  III,  396, 
399. 

—  („Seonore'Or  H,  415. 
ebfnburß,  II,  191,  430;  III,  396. 

„öbuarb"  (auö  ber  „9ieuen.g)eloffe"), 

I,  250. 

—  (S^oöeHe  ber  ^erjogln  ü.  3)urQg), 

II,  415. 
©ÖQlite,  f.  SP^iIipp  e. 

(Sööerö,  g.   („(S^r.  ©an.  9^au(^"), 

III,  112. 

©ßl^e,  (Sourtifane,  II,  185. 
(Sgmont,  I,  290. 

—  ögl.  ©oet^e. 

b'^gmont,  ©räpn,  I,  194,  252. 

„(Stnfiebelei",  f.  SRontmorencp. 

©infiebeln,  HI,  30. 

(gifenac^,  II,  458;  III,  2. 

(Slba,  II,  418;  m,  351,  456,  472. 

eibe,  III,  305,  327. 

eiifabet^,   3Rabame    (Stod^ter  üon 

öouiö  XV.),  I,  498;  II,  11,  68, 

HO  ff. 
„(Sltfabet^"  (auö  „$m.  ©tuart"),  HI, 

390. 
(Sliot,  ©.,  II,  416;  III,  135. 
„©lifäuö",  III,  250. 
„©nenore"  (a.  „§lbolp^e"),  HI,  235  ff. 

—  (f.  gr.  u.  ©tael),  III,  241. 
eutot,  I,  170. 

©Ifag,  I,  493;  II,  72. 
®l9teff4e  gelber,  II,  57. 
©merp,  5lbb^,  I,  515  f.;  II,  186. 

—  Dgl.  ®arnter  u.  ©offeltn. 
Emigranten,  II,  157,  203,  265  ff.; 

427,  474;  ögl.  Sebon. 


ttgrantei 
III,  85, 


518 


S^amenregifter. 


„@milc",  f.  gflouffcau. 
„(SntUic,  2)iDine",  I,  42. 
(gncpflopäbiften,  I,  12. 

—  Dgl.  ^iberot  unb  ©rimm. 
„enetbe",  f.  öonftetten  u.  ®ofton. 
(gngeftröm,  d.,  II,  252. 
©nööicn,  ^crj.  d.,  I,  427 ;  III,  85 ff. 
eitölanb,  I,  71,  112,  137  f. 

—  (Gonftitutfonen),  I,  370. 

—  I,  482;  II,  17. 

—  (53e3.  jii  gronfreic!^),  II,  22. 

—  II,  83,  90  f.,  114,  151  ff.,  191, 
210,  223  ff.,  252,  265,  288,  309, 
316,  384  ff.,  388. 

—  („Journal  britanniquc"),  II, 
422. 

—  II,  430,  436;  III,  71  ff. 

—  (©efeUfdiaftl.  Scben),  III,  135, 
406  f. 

—  (öon  gr.  D.  ©tacl  bcurt^.),  III, 
135,  144. 

—  III,  328  f.,  333,  343,  360  ff., 
422,  433,  454,  457. 

—  (^olitifer  Jc),  III,  400  ff. 

—  405  jf.,  413,  428,  466,  470,  496, 
499. 

—  Döl.  S3u(!le. 

—  ü0l.  S3.  (Sonftnnt. 

—  üßl.  JE)ill[cbranb. 

—  \)qI  Sebon. 

—  ögl.  Secfp. 

—  öal.  S^iemufat. 

—  (Sit),  ögl.  Slaine. 
(Snglänber,  III,  392. 
b'(Sntrai0ueö,  I,  333;  II,  226. 
b'önöiae,  ^erjOöin,  1,  11,  28,  52, 

89,  116,  150. 

—  Dgl.  2a  a^odbefoucaulb. 
repee,  be,  §lbb6,  I,  256. 
b'CSpfnap,  sWabame,  I,  11,  57,  60, 

71,  84,  263. 
„b'(Srfeu!l,  ®raf"  (auö  „(SorfniiQ"), 

III,  151. 
(Srfurt,  III,  193,  326. 
(Srla*,  ©fgiötii.  ü.,  gr^r.,  I,  174. 
ermenonüifle,  I,  247,  391. 
©rsJfinc,  III,  109,  399. 
„b'föröinö,  St^erefe",  II,  397. 
b'^fpagnac,   3lbbe,  I,   224  f.;  III, 

267. 
rföfpinaffe,  %xl  ö.,  I,  40,  42,  52, 

69,  114,  149,  160. 
b'^fpremcnil,  I,  213,  308  ff.,   330, 

466;  III,  426. 


„6fte,  (SIconorc  ö."  (a.  „3:orquato 

%aWo"),  III,  373. 
b'©ft(f[ac,  ©crgogin,  I,  241. 
b'eftr^eö,  SDiarfc^attin,  I,  221. 
(ggling,  III,  336. 

„b'etangeö,  Suite"  (9fLJ&6I.),I,  277. 
(Statö  generauy,  f.  unter  granfrcid^. 
©tiennc,  II,  102. 
etrurfen,  II,  384 ;  IIL  108. 
„©ugenfa",  ögl.  ©oct^c. 
©uriplbcg  („^^öbra«),  III,  187, 198, 

201,  316. 
Europa,  II,  466;  m,  472,  485. 

—  (Siteratur),  III,  77. 

—  („Eist,  of  E.«  by  Alison),  III, 
414. 

—  ögl.  ©orel 
©öo,  III,  400. 

„eöeltna"  (Sftomon),  n,  158  ff. 
Ö^benberg,  S3aronin  o.,  III,  197, 

389. 
©Qnorb,  (Ef).  (nVie  de  Madame  de 

Krüdener"),  U,  425;  UI,  298. 

gabre,  3)flaler,  III,  120. 

—  (be  rSlube)  („M^m."),  U,  298. 
gabri,  gri.  Slmelte,  HI,  250. 
gaignej  unb  3Wonob  (;Eev.  hist."), 

III,  113. 
golconct,  in,  340. 
>If,  III,  212. 

[oud^ame,  m^  ^t^„  m,  d96. 
,^au(!^e»S3oreI  („Mdm.«),  II,  297,  830. 
gaud^et,  I,  213;  II,  90. 
gauriel,  ©loubc,  II,  345,  364  f.,  372, 

392  f.,  429,  441,  462;  III,  84, 

239. 

—  („Les  derniers  Jours  da  Con- 
sulat«),  II,  243,  297,  403:  lü, 
84  f. 

„gauft",  ögl  ®oet|c. 
gooroö,  I,  467;  m,  435. 
gaöre,  ©uitt.,  III,  250. 
lelbcr,  in,  258. 
?^Iee,  II,  345  ff.,  411. 
feHenberg,  III,  369. 
f^nelon,  1, 11,  80  f.,  86, 115  f.,  122, 
340,   392,  490;  IH,   287,  295, 
300,  473. 
gerbinanb,  ^dnig  D.  ffltaptl  I,  86. 
{crblnonb  VII.  ö.  ©panien,  111,438. 
iernc9,  I,  7,  28  f.,  47,  73, 174, 191 
II,  427;  III,  318. 


SRamenregtfier. 


5i9 


f?crni0,  Stl^eopl^.  bc,  II,  300. 

ferranb,  ©tantömin.,  III,  445, 453. 
erri^reö  („Memoires"),  I,  368,  370, 
421,   438,   503;   II,  6,  62,  114, 
129. 
gcrfen,  gr.  Slyel,  ®raf,  ©cnator,  I, 
192 

—  Soi  Slyel,  ®raf,  I,  171,  192  ff., 
200  ff.,  495;  II,  15  ff.,  21  ff., 
27  f.,  32,  68  ff.,  78,  91  ff.,  103, 
105,  119;  III,  348  f. 

—  D0l.  Mnfoöjftröm. 
gerte-'SmbQult,  be  la,  ajiabamc,  I, 

46,  53,  161. 
gefd),  III,  97. 
geutnantö,  II,  59,  69,  71  ff.,   105, 

121,  123,  230. 
geufUet,  I,  VI. 
gfdite,  n,  353,  356,  451,  453;  III, 

25,  61,  68  ff.,  366,  376,  379. 
giclbing,  II,  169,  256,  405. 

—  ßorb  („©^ateaubrfanb"),  II,  352. 
gf^D^e,  II,  315,  347,  411;  III,  490  f. 

—  {„f8ompaxU"),  II,  124,  236,  243, 
246,  305. 

„gigoro",  I,  69,  228;  II,  193,  447. 
[(nfcnftein,  ®raf,  III,  10. 
{innlonb,  I,  191;  III,  347,  350. 
jloßault,  ©räfin,  I,  220,  428;  II,  9. 

—  (in  .?)ambura),  11,  235. 

—  („Slb^Ie  be  ©cnongeö"),  II,  208. 
glonbern,  I,  115:  II,  34;  III,  305. 
„glonbern",  9fie0tm.,  I,  444. 
glcffcllcg,  I,  411. 

gicurp,   ßorbfnal,   I,   255  f.,   284, 

288,  295. 
glier  („53rtefe"),  I,  49. 
glorcnj,  I,  198;  II,  167,  418,  425; 
III,  105,  120  f.,   148,  178,  486. 
glorion,  ö.  („92uma  ^ompiliuö"  jc), 

I,  223,  241,  251. 
flottbecf,  III,  249. 
flournoij,  II,  147. 
;oe,  2?aniel  be,  I,  112. 
[oncin,  „Minist6re  de  Turgot",  I, 
88,  89,  90,  94,  96,  97,  98,  101, 
102,  105,  106,  114. 
gontainebleau  (fRedfer),  I,  151,  169. 

—  («>of),  I,  228  ff.,  303;  II,  73; 
in,  460. 

gontaneö,   I,   272;    II,  102,  236, 

314  ff.,    347  f.,    349,  357,  360, 

366,   409,   411;   III,  131,  153, 
284,  440,  491. 


gontaneö,  ügl.  ©Iftoteaubr.,  II,  355. 
jfontenap'Ouy  9tofeö,  I,  42. 

[ünteneHe  („3)ie5öeltförper")r  1,243. 

fontenoi,  be,  II,  233. 

forbo*»  I,  467. 

[orce,  f.  «poriö,  ©efängniffe. 

[orneron    („Hist.    des    Emigr."), 

II,  126,  137,  155.  157,  165,  188, 

224 f.;  III,  341. 
gorfter,  3.  ©.,  II,  132,  207  (f),  332. 

—  äl^erefe,  geb.  J&e^ne,  II,  132. 
goöcofo,    Ugo,   III,  88,  100,   121, 

125,  158,  479. 

—  (,/3^copo  £)xm"),  III,  103  f. 

—  („Sepolcrf"),  III,  103. 
goff^,  ©c^rog,  III,  268. 
gou*^,  II,  187,  232  f.,  314. 

—  («Poltaeimin.),  II,  325  ff. 

—  n,  383,  385,  437;  III,  65,  67, 
84,  86  f.,  161,  176,  178,  273,  278, 
280,  341,  441  ff.,  461,  463,  470  f., 
476. 

»•ougeret,  I,  297. 
foulet,  II,  284. 

foulon,  I,  364,  413,  422 f.;  II,  111. 
fouque,  III,  387. 
[ouquier'SCinDftte,  II,  218. 
jourcroQ,  I,  259. 

—  sWabame,  I,  244. 
"fournfer,  II,  143;  III,  456,  460. 

fourqueu^c,  I,  300. 

foöiue,  21.  be,  II,  277. 

(0?;,  II,  154, 160;  III,  73, 397, 400  f., 

467. 

grand)es6omt6,  I,  374,  391. 
^ranconüiUe,  IIL  174. 
gronf,  3R.  51.  („mrnt.  be  ©tael"), 

II,  371;  III,  255. 
granfen,  I,  96;  II,  358. 
granffurt  a.  Wl.,  I,  411;  II,  119, 
202,  469  f.;  III,  67,  214  ff.,  315, 
421 

—  (öasler  |)of),  m,  214. 

—  0.  O.,  II,  83. 

granflin,  S3eni.,  1, 4, 139,  141, 144, 
240. 

—  („^öflfd^e  (Sitten  bcr  Snbtaner"), 
II,  143. 

gronfvcit^,  Äornl^anbel,  I,  101. 

—  (ginanjnot),  I,  103  f. 

—  (SReligion),  I,  106. 

—  maU  ©enerauri,  I,  116. 

—  („Ferme  g^n^rale"),  I,  124. 

—  (unb  8lmerlfa),  I,  138  ff. 


520 


0^amenregifiet. 


granfrdd^  (Stellung  b.^protcftontcn), 
I,  234  f. 

—  (focfQle  Suftänbe),  I,  240  ff. 

—  G/^nden  «Hcaime«)  I,  321  f. 

—  C-Bcrproötantirung  1788—89),  I, 
327  f. 

—  (SBo^len  1789),  I,  372  ff. 

—  (^lufftänbe),  I,  374. 

—  (Eröffnung  ber  ©eneralftanten), 
1,  378  ff. 

—  {na6)   ben  Dctobertogen   1789), 
I,  456  ff. 

—  ((Sintetfung  in  3)epartementö  K.), 

—  (ktrd)e),  I,  473. 

—  (9^iationaberfammliing),  I,  475. 

—  (5luög.  Don  5lffignaten),  I,  478. 

—  (föiDilconftitution    beö    Äleruö), 

I,  487  ff. 

—  (sWonard^ie  unb  5eir*c),  I,-  489. 

—  (^icbenton  bcr  5lrmee),  I,  500. 

—  (^eDoIutionen),  II,  14 

—  (55erfofiiing),  II,  43  ff. 

—  (gr.  ö.  et.  üb.  gronfrett!^),  II,  51. 

—  (Sentralcom.  ber  göberirtcn),  II, 
116. 

--  (9.  St^ermibor),  II,  184  ff. 

—  (©renaen),  II,  215. 

—  IL  227. 

—  (äserf.  0.  3.  III),  II,  239. 

—  (2)efrete  Dom  5.  unb  18.  gruft), 

II,  241. 

—  (pebiöcit,  23.  9.  1795),  II,  246. 

—  (^irdie),  255  ff. 

—  ((Snimitflung  bcr  fodalen  gragc 
feit  ber  «ReD.),  II,  273  ff. 

—  II,  275,  288. 

—  (18.  gruftibor),  II,  296  ff. 

—  II,  318. 

—  (30.  ^rotrial),  II,  327  ff. 

—  (SBa^Ien  1799),  11,  329. 

—  (Dor  bcm  18.S3vumaire),  II,  331. 


[eaftion  beg  b.  l)ift.  einneö), 


—  (ö^tftige  §lbfperrung),  II,  340. 

—  (Sieaftion  -     - 
II,  358  f. 

—  (18.  SBrumoire),  H,  371. 

—  (u.  b.  ©(i)tDch),  II,  417. 

—  III,  7, 71,327  ff.,  343,  351  f.,  355. 

—  (9fid(gion).  III,  380. 

—  III,  382,  385. 

—  (©efeUigfdt),  III,  406  f. 

—  III,  409,  411.  413  ff.,  420  ff. 

—  («Partden),  III,  426. 

—  III,  497,  499. 


Slterotur  über  |^rQnfre{(!6. 
granfrdd^,  Dgl.  ^linrowftröm. 

—  Dal.  Du^rarb. 

—  (Ancien  r^Sgime),    Dg!.   ©I^ereft. 

—  (föonfulat),  Dgl.  Souricl. 

—  ((gmtgration),  Dgl.  öebon. 

—  (etat« .  ©(Sn^rQujc),   Dgl.  anira« 
beou. 

Dgl.  sRccfer. 

Dgl.  9fi(Darol. 

—  (^inangen),  Dal.  SJlont^on. 

—  (©efängntfitDefcn),    Dgl.    aWira« 
itau. 

—  (®efd^.),  Dgl.  5)areftc. 

Dgl.  ©uüot. 

Dgl.  ajeartin. 

Dgl.  %a\ne, 

(jc),  Dgl.  3:]^urcau-2)anflin. 

(unb  Siteratur) ,   Dgl.  Sßtae» 

moin. 

—  (®efellf(^aft),  Dgl.  diozhmx. 

—  (^aifendtb),  öal.  b'^auffonDide. 

—  (i^frd^c),  Dgl.  ^anon. 

Dgl.  ^eibo^. 

Dgl.  ©uett^c. 

Dgl.  ©dout 

—  (5i^ulturefnf[üffe),  Dgl.  i&oncggcr. 

—  Im.),  Dol.  S3arantc 
Dgl.  m.  3-  (S^cnicr. 

—  (Sfteratur  im  18.  Saljtl&unbcrt), 
Dal.  |>ettner,  I,  247. 

—  (Sit.),  Dßl.  SKo^cr. 

—  Dgl.  m^m. 

Dgl.  dl\\axt>. 

ögl-  3«  ©d^ntibt. 

Dgl.  55iHemain. 

Dgl.  SSinct. 

—  («Politif),  Dgl.  dkdtx. 

—  (9fiegierung),  Dgl.  b'Äroenfon. 
Dgl.  ©enoc  bc  ajjcu^an. 

—  (9^eD.)j  Oöl-  S5arbo«y. 

Dgl.  ö.  S^lanc 

Dgl.  S3urfe. 

Dgl.  föampc 

Dgl.  ©oncourt. 

Dgl.  |>öuffcr. 

Dgl.  SoctctcHe. 

Dgl.  öanfre^. 

Dgl.  öa  ätooftctric. 

Dgl.  öeöcurc 

Dgl.  Öotl^eifcn. 

Dgl.  ÜJtoiftre. 

Dgl.  ÜJiid&clct 

Dgl.  3}Jortimcr»3;ema«y. 


521 


ogl-  aiUbutir. 

Dfll.  Siobier. 

öfll.  Dtiden, 

—  -  »gl.  $i€m. 

»fli.  mlnaiol 

Bgl-  Koqaain. 

—  —  091.  ©m(t^. 

Dfll.  ©OKI. 

gjlbme.  ©taül. 

001.  ©9bel. 

»gl-  2nlne. 

DflI.  ätiterg. 

D9I.  2ocqueoill€. 

ofll.  Soulonaeon. 

r  Sitetotur,  I,  72  f.,  353. 

—  (SBtrwaltuna),  »a'-  ^Jloitnier. 

—  (3Ettfle!*icl)te),  Bgl.   ÜIlaUEt  tu 

—  (u.  ®uflnB  III.),  ügl.  eteoffrog. 

—  (unf.  Souie  XV.),  Dfll.  So&ej. 

gronh,  G.  („©(ftellina'g  poHtiDe 
SUpolDp^ie"),  Iir,  237. 

Rionj  L,  I,  66. 

groiti  B.  Oeftttreidi.  Haifer,  111, 
124,  192  f.,  274,  329. 

gtanio[eii(3;npu?aej.in„ßtiriiinn")i 
III,  151,  392. 

greiburg  in  bei  ©(^weij,  I,  5;  III, 
318,  369. 

gTeintauerei,  I,  212  f. 

griron,  II,  221,  229. 

grtteau,  I,  222,  308,  392,  491 

gritbd,  II,  445. 

StleWänber,  Dr.,  IIT,  493. 

atiebtli^IL,I,25,34,  73,89,99, 111, 
250,  2G9,  359,  390,  519;  11.  82  f., 
85,91,176,191,392;  111,73,75. 

—  („De  la  litt.  »Ilein."),  HI,  197, 
372,  385  f. 

—  Bfll.  Äroufe. 

Rriebrf*  aSillielm  II.,  II,  198,  202. 

III.,  III.  72,  a54- 

griefcit,  ®tflf,  I,  60. 
gtp,  aHrS,,  III,  404. 
guIbö,Ä.  („l5t)nnitf[D"),  III,  265  f|., 
310. 


&aht\it  (Salißeuer),  I,  291. 
-"-'----;,  gri.  B.,  5Jliilologfii,  I,  ( 


föQlinni,  mU.  I,  11,  39,  57  ff. 
öolloni,  Stbbö  (nCorreBpondence"), 

I,  71. 

—  (üb.  b.  ©ülon  SRetfer),  I,  70  f., 
83  f.,  94,  337,  242. 

—  Bfll.  tpeteo  II.  aKougtnS. 
©iiliffe  („D'un  sifecle  k  l'autre"), 

II,  256;  III,  167  f.,  351,  352  f., 
355,  358. 

—  („Notice  g^nä&loff.  B.l.  famillos 
gön^v"),  1,  3. 

®(illjien,  III,  330,  333  f. 

fönttatin,  I,  3. 

©nHitii,  I,  96. 

©aOilanif^e  Ätr*e,  I,  255,  490  f-  i 

III,  499, 

—  Bfll.  Gnnon;  ugl.  geroiä. 
©ottifein,  garft  mtpU.  III,  294  f. 
&axat   („Metnoires    sur    Suard"), 

I,  59,   102,  370;  II,  231,  369; 
450;  III,  441, 

—  3uttijmlti.,  I,  502. 

—  Seilet,  II,  391. 
föarbe,  \.  Sa  ©orbe. 
@ariiUr(„Notieea.rAbbiStmery''), 


I, 


.16. 


©orrld,  II,  169. 

©iitpntin,  gJIbnte.  «,  it,  II,  407. 

&a\ion  („enelbe"),  II,  410. 

®aubriot,@enbormerie-Sieut. ,  II,  440. 

@auIlieiit(„EtreniieBnat.''),II,174. 

—  (EtiidcE  sur  l'Hist.  da  la  Suisse 
fi-anfl."),  I,  188,  250;  II,  194, 
204,  237,  323. 

—  („Une  Demi-Reine.  Lettrea  de 
la  Comt  DÖDhoff  et  de  Mdme. 
de  Chiirriera*'),  II,  198. 

—  („S.  eoiiflant"),  II,  194,  201  f. 
@autieT,  ©taatsfecr.,  1,  3. 

@og,  Slr^t,  II,  424. 

—  ©op^te,  II,  307. 

—  („i?nuie  b'läiteae"),  II,  415. 
<Sed|oii,  ir,  99. 

©eiiet:,  ((^tocC.  aift-,  I,  59- 

—  „©iiftno  III",  I,  60, 

—  „Gäuflab'ä  III.  nadjgelrtlJEne  ^a- 
piere",  I,  145,  190. 

—  {„©ef(^.  S(l)iBebeng  u.  ©uftno'ä 
111.  lUK^adafJeneSßoölere"),  11,17. 

®eUeit,  I,  m 

©elfter,  ^.,   „<Die   neuere    beutfcfte 
siloHonnimerotur",  III,  31,  303. 
©enf,  I,  2  ff.  6  ff. 

—  (Sri.  l£urd)ub),  I,  19  ff. 


522 


9{amenregtfier. 


®enf  (Voltaire),  I,  28. 

-  (üüibnie.  bc  SBcrmenou?;),  I,  29  f. 

-  (%xl  (Surd^ob),  I,  30  f. 

-  I,  03  f.,  78,  105,  173  ff.,  337,  502. 

-  (3.  SDL  mülUx),  I,  246. 

-  II,  147  f.,  161,  170,  177  ff.,  188, 
271,  316  ff.,  322,  381. 

-  (®efe«.  lieben  jc),  II,  418  ff. 

-  II,  430. 434, 470;  III,  95,  97, 125. 

-  (gr.  ö.  ©toöl),  III,  161,  168  f., 
174  ff.,  180  f.,  228  ff. 

-  (S3ibl.),  III,  225. 

-  in,  249  f.,  256,  258  ff. 

-  (1810),  III,  282,  298. 

-  {diocca  1810-11),  III,  306  f. 

-  (dine  be  la  ©itö,  gr.  d.  ©tael), 
III,  307. 

-  (5^.  9tttter),  III,  315. 

-  (^Jfräfeft),  III,  317. 

-  (i^ubomireft),  III,  334. 

-  in,  324  f.,  353,  362,  387,  394, 
449. 

-  üqI.  SBrun. 

-  Döl.  5luö.  be  In  RiDt. 

-  »gl.  ©encbicr. 
©enfer,  m,  249,  391. 

©enfcr  See,  II,  2,  169,  188,  237  f. 

(Poppet  Jc),  I,  173. 

Dal.  ^emon. 

©enltö,  Mhmc.  \>e,  I,  167,  207,  221, 

261;  II,  7,  235,  411,  413. 
-(„SDibette.  be  eievmont"),  n,  414, 

437;  m,  67,  167. 

-  („M^lanide  ou  la  femme  phi- 

losophe"),  n,  411. 
©enfonn^,  11,  64.  68,  90,  114. 
®ent,  in,  469  f. 
©eng,  I,  510;  n,  453;  m,  72  f., 

159 

-  („SBriefttJ.  m.  2lbam  DJJüner"), 
III,  113,  155,  204  f.,  270,  292, 
331,  356  f.,  387,  391,  438,  455  f. 

©enfe,  Dgl.  ®.  0(i)lefter. 

©eoffrin,  3«bme.,  I,  39,  41,  46,  52, 

57,  59,  68,  71  f.,   147,  149,  161. 
©eoffroQ  („Gustave  III  et  la  Cour 

de  France«),  1, 97, 189  ff.,  205 ff., 

264*  II    22 

-  („La  sUde"  etc.),  III,  351. 

-  et  Arneth,  Marie  Antoinette**, 

I,  85,  98,  134,  135,  139. 
(„Corresp.    secr.    entre    M. 

Ther^se    et  Mercy"),    I,   267; 

II,  11. 


©eogroQ  (^u^  b.  ju  Upfala  Dorl^. 
(ä(f)rlft  „Nemesis  divina"),  I, 
214;  II,  339,  346,  410. 

®eovö  I.,  I,  2. 

©eorg  III.,  I,  142;  H,  91,  105, 
163,  396;  III,  408  f. 

—  «Pdng  0.  5Ba!c8,  III,  396. 

—  5lu0uft  u.  ÜJlecflenburg,  I,  199. 
©eorge,  III,  84. 

©eorgeö,  9)?beae.,  III,  169. 

©oranbo,  II,  293,  303,  378  ff., 
449,  459,  461,  465,  467;  III,  37, 
172,  249,  253,  283,  291.  320, 
460,  473,  481. 

—  („Lettres  indd.  etc.  de  Mdme. 
Hecamier  et  de  Mdme.  de 
Stael"),  I,  237;  II,  94,  308,  372, 
379  ff. 

—  („Lettres  in6d.  et  souv.biogr.*), 
II,  387,  422,  465,  467;  III,  37, 
96,  155,  170,  283,  291,  309, 
473. 

—  Söaronne  be,  n^e  S^latl^faml^ufen, 
I,  176;  II,  378  f.,  387,  407;  m, 
309. 

©erarb,  S3aron,  mal,  III,  154. 

—  $ater,  III,  369. 
©erb«,  ©arbfnol,  III,  110. 
©erleö,  Äart^äufer,  I,  478. 
©ermanicuö,  III,  185. 
©crmanic,  Sanbfiö,  I,  3. 

—  f.  mtdtx,  Öbw. 
©erufej,  I,  vi. 

©erDiUe,  Saldier  be,  llbu.,  II,  78, 92. 
©effeno9,  I,  173. 
©einer,  I,  5,  177. 

—  („Seb.  D.  Zamitt"),  I,  413;  II, 
445  f 

—  („%oi  ^M^%  II,  446. 
©ibbon,  b.  ö.,  I,  8. 

—  ebttJ.  (Soufanne),  I,  16  ff. 

—  (an  %xl  (Surd^ob),  I,  21. 

—  (b.  SBoItaire),  I,  27,  29. 

—  (in  ©enf),  I,  63. 

--  (in  ^axx^),  I,  39,  62  f. 

—  102,  156,  177,  510  f.;  II,  158  f., 
182,  459;  III,  194. 

—  (^Decline  and  Fall  of  tbe 
Roman  Empire"),  L  15;  II, 
198  f. 

—  („Essai  sur  TEtude  de  la 
Litt^rature"),  I,  26. 

—  („Mem."),  I,  16  f.,  27,  62  f. 
©ibraltar,  HI,  306. 


me^tde,  Ä.  8.).  „anuberpött",  III, 


„fflint*  (f.  e^iHet).  II,  447. 
„©iUeä  6e((ir"    {„Sa  gagctte"),  I, 


©iorbanl,  III,  88,  103. 
©iDmfpnc,  III,  142. 
©fiflrtin,  emUe  be,  II,  307. 

—  ©t.  3)1.,  (.  ©aint'3)J(irC'@irar- 
bin. 

—  ©toii-,  I,  249. 

—  Mab.  ©elp^iiTie  b«,  II,  415. 

—  D.  etmenonDiUe,  II,  391. 
©itorbot,  I,  81. 

—  („Roland  et  Mdme.  Roland"), 
I,  266. 

©ironbt,  föironbHttn,  I,  270,  272, 
365,  517  f.,  521:  II,  4,  64,  68, 
72,  74,  76,  83,  89  f.,  96,  98  ff., 
105  ff.,  117  ff.,   128,  144  ff. 

—  (eturj),II,  166  f. 

—  U,  200,  212, 219,  222,  227,  273f., 
275,  283,  300;  III,  496. 

—  BBl.  fflir^. 

—  Oal.  Samnrtine. 
®lrtonn«,  II,  83,  86. 
®iforä,  n,  143,  369,  448. 
Sitiuiitotarbf,  UI,  110. 
®iuftl,  m,  103. 

®Iei*en,  SSotoii,  bam((fter  ©cffchr. 
(„!Dentn)ütbiaIeften"),  I,  36  f., 
57. 

—  (über  SRedev),  I,  36. 
©iDuceftct,  ^38.  B.,  m,  401  f. 
®maditi,  Äpfrfl.,  m,  113. 
©neifeiiau,  I,  431;  in,  208,  468. 
®obel,  Sifd).  üon  eiba,  I,  496  f. 
©ai^^mifeii,  grl.  %fjuinüi&  o.,  m, 

32,  47,  87,  248. 
iSobatt,  miatt,  m,  110. 
©obwin   („Saleb  3Bminniä"),   H, 

256;  III,  399. 
©o^fer  („Memoirea"),  U,    328  ff., 

367,  385;  m,  349. 


©olbfmiüi,  II,  169. 

©olomfin  LLettres  recueillies  en 

Suisse"),  I,  19,  30,  33,  41,  63, 

66,  67,  68,  79,  151. 
@oncuuit    („Hist.    de   la  Societä 


«fllfi".  523 

franQ.  pend  la  Röv."),  I,  217, 

335,  337;  II,  3,  229,  233. 
GoncourtE.ctJ.de{-LaFemmeaa 

XVIII.  Sifecle"),  I,  G8;  U,  174. 
©onfiilonieti,  III,  12J. 
föore,  m,  14. 

—  emilie,  III,  34. 
©ÖrteS,  II,  462. 

©Djidin  („Vio  de  l'Abbfi  Emery"), 

I,  516. 
©Dl^a,  Öeräoflin  d.,  J,  34. 

—  aof  u-,  I,  Gl. 
®oet^e,  I,  vn. 

—  („Corresp.  litt"),  I,  34. 

—  I,  65,  253;  II,  256.  338  f.,  360, 
405,  426,  445  ff.,  452  ff. 

—  (u.  2B.  0.  ^umbolbt),  II,  456  f. 

—  II,  459  ff-,  469  ff,;  III,  1  ff., 
n  ff. 

—  (u.  b.  fti.  SRet).),  III,  22. 

—  III,  66  f.,  76  f.,  80  ff. 

—  (in  mm).  HI,  W,  110. 

—  111,  112  ff.,  118,  128  ff,,  165, 
197  f.,  203,  207  ff, 

—  (u,  Änebel),  III,  209  ff. 

—  III,  214  ff,,  245  ff.,  256,  258, 
278,  286  t-,  295,  300,  304,  313, 
370  ff. 

—  (u.  „De  L'Allemagne"),  III, 
388  ff. 

—  III,  487. 

©oet^e-3  S*riften. 

—  („Mlfreb"),  II,  449. 

—  („Mnnoleii"),  III,  2G,  44.  52  ff, 

—  („iT-  aiufgetefiten"),  III,  22  f, 

—  LSlue  einer  Seife  am  attieiit, 
Wlain  u,  gtectnr"),  III,  214. 

—  „Sriefo).  m.  e.  Äiiibe"  (©ett. 
ü,  atnim),  III,  214  ff. 

—  („Sriefm.  m.  b.  ©ebr.  n.  fium. 
bolbt"),  II,  8  f.,  448. 

~  Cj^r'efw-  ""•  Äntbel"),  III,  39, 

—  („»ciefm.  m.  SKeinficirb"),  III, 
155,  389. 

—  („abliefe  (11t  b.  ©räfin  Stug.  ju 
ju  Stolbere"  ic),  III,  296. 

—  („33riefw-  m.  ätltet"),  HI,  39, 
198, 

—  („D.  Süreerflenerol"),  III,  22. 

—  („Sflmpaaiie  in  gtonnei^'),  II, 

—  („ataDiao"),  n,  446;  III,  28,  42. 


524 


9{amenregifter. 


©oct^c  („egmont"),    III,    19,  24, 
370   373. 

-  („Sßenetian.  (5pi0vamme")»  HI, 
23,  40  f. 

-  („(Sugenia":  „««atürl.  Stodjtcr"), 
III.  22  ff.,  38,  43,  385. 

-  („Farbenlehre"),  HI,  6. 

-  („gauft"),  II,  341;  IlL  209,  249, 
370,  373. 

-  („©eMd)!^),  III,  28. 

-  {„mri  I,  247,  342;  III,  372, 
393 

-  („3).  ©rogcop^ta"),  III,  22. 

-  („^ermann  u.  ^oxotJ^tci"),  II, 
457;  III,  22.  370,  372, -387. 

-  (.SWiöente"),  IL  341;  111,246, 
249   373. 

-  („^ob  beö  5l9nboriben"),  II,  84. 

-  („^Daö  9Jläbd)en  öon  £)bcrfir(ft'0. 
II] .  22. 

-  („mit),  gjieifter"),  H,  341,  359, 
461;  III,  76,  370,  387. 

-  („Dptif"),  IIL  211. 

-  (,,^einefe  Sud)ö"),  III,  23. 

-  („2:orquato  Za\]o"),  II,  341. 

-  (,,2).  natürl.  Stod^ter"),  HI,  18, 
21  ff.,  246,  385. 

-  („SÜJa^r^eit  u.  2)fd^tö."),  I,  13. 
~  („SH^ert^er"),  I,  247;    il,  360," 

460  f.;  III,  19,  28,  370,  374. 
ögl.  ^iÜebranb. 

®(i)riften  über  ®oetl^e. 
©oet^e,  D0l.  SBernapg. 

-  üqI.  Söratranecf. 

-  ögl.  2)ün^er. 

-  Dßl.  ^ebn,  III,  24  f. 

-  ügl-  S^^(l  III,  207  f. 

-  ööl-  8i^-  ^-Bi[*er. 

-  „©oet^e^Sa^rbud^",  HI,  2  ff., 
118,  209  ff.,  246,  314,  390  f. 

©oet^e,  grau  dMf),  II,  469;  III, 

214  ff. 
©oet^e'ß  8d)tt)efter,  III,  29. 

-  ©o^n,  III,  35  f. 
©ot^enbiirg,  III,  358  f. 
©Otter,  üiiife,  III,  189  f. 
©üttinöen,  II,   132,  157,  200,  462, 

466;  III,  16,  359. 
©ottfd^eb,  I,  5,  61. 

-  grau,  I,  5. 

Gourgaud   et  Moiitholon  („Mcm. 
p.  scrvir  k  l'hist.    de  France 


8.   Nap.«),   U,   272,   356;  III, 

350. 
®ourna^,  ^Sinccnt  be,  1, 10,  87;  II, 

278. 
©ower,  fiorb,  engl.  S^otfd^.,  I,  512, 

II    129 
®ou\l  III,*  132. 
„©racd^uö,  ©aiuö",  II,  447. 
®raf,  II,  177. 
„©ranbifon,  ©fr  ©l^arle«",  I,  112; 

II,  169. 
©rant,  aJibmc,  II,  236,  289,  380. 
©ranoal,  ©d^Ioft,  I,  41,  58. 
©rciter  {M.  be  Sßiaerd  u.  SDlbme. 

be  etael),  U,  467. 
©rattan,  III,  394. 
©raöeö,  (S^eö.  be,  n,  100. 
©rap,  I,  102;  II,  169,  314. 
©regoire,  I,  432. 
©renoble,  I,  315,  452. 
©renötac,  II,  91,  160;  m,  73. 
©retr9,  I,  71. 
©r6ue-$ßlo6,  f.  ^arlS. 
„Greville  Memoii's"  cd.  by  Rceve, 

I,  170;  II,  13;  UI,  106. 
©ren,  ßorb,  III,  399. 
©rlbouiUe,  I,  54. 

©deinen,  II,  336  f.;  HI,  7,  81, 882. 
©ricd^enlanb,    II,    315,    338;   Ul, 

77,  333,  425,  486. 

-  (ögl.  ©laie),  II,  199. 
©riUparäer,  I,  vra. 

-  {„emw)f  in,  155. 

©rinim,  ^.  („©oetl&c-),  III,  24. 

—  Sac,  II,  462. 

-  mWox,  I.  1,  10  f. 

-  (IMt.  5?orreft)0,  I,  29,  33. 

-  (Sßeteröbg.),  i,  35. 

-  (u.  gjibme.  Sfiecfer),  I,  39  f.,  44  ff. 

-  I,  57,  60  f.,  70  ff.,  92,  101,  133, 
136,   155,  237,   245,  250,  254. 

—  (u.  9fiouffeau),  I,  281. 

—  („2)enftt)ürbigfettcn''),  I^  814. 

—  (u.  öeffing),  I,  385. 

—  (üb.  b.  (Srölfn.  b.  ®en.-®taaten), 

I,  379  f. 

-  n,  212,  339,  445;  m,  478. 

—  uub  (Satl&ortnc  n.  („Corresp.'^), 
I,  203,  238;  II,  20. 

—  unb  2)tberot  („Corresp.  litt.**), 
I,  10,  30,  34  f.,  44,  öS,  56,  57, 
72,  74,  79,  92,  99,  105,  163  f., 
(üb.  b.  l2iö^r.;$InnaS.  ®.92e(Ier), 
181,  206,  218,  245,  (9ü)u|featt  K.) 


S^amenregifter. 


525 


262,   281,   322,   333,   334,  338, 

344,  365,  511,  519;   n,  8,  339, 

445. 
®rimm,  30^.,  öd.  ®rot. 
®ripg]&olm,  gcpg.,  m,  263. 
©ro^boid,  n,  366. 
@ro6.®örf&cn,  m,  357. 
®rot,  3-,  ,,lBrfcfc  ber  5tnifcrin  5^a. 

tf)axina  U.  an  ©rimrn",  I,  92, 

177;  m,  478. 
@rott^u6, JJr.  ö.,  in,  388  f. 
®rou(^ö,  n,  105. 
®rouDeuc,  ©ccr.,  I,  333. 
®runow,  m,  70. 
®uabet,  n,  64,  68,  90,  107,   114, 

118. 
®ucncau  bc  Wlu^t),  n,  347. 
®ucrinog,  m,  306. 
®WCtt^e    („Bist,    de    TEglise    de 

France")   I   496. 
®uibert,  I,  40,  'l80,  203,  219  f.,  237, 

390,  519. 
®uid^c,  ^crjogfn,  I,  412. 
®uiciine,  (Sieon.  D.,  lU,  124. 
®uiöncg,  I,  98. 
®uin0uen^,  H,  234,  345. 

—  („D^cade"),  H,  411,  451. 
®uifc,  ^cq.  ö.,  m,  16. 
®u{äot,  I,  VI. 

—  („Hißt,  de  France"),  I,  94. 

—  („Le  Duc  deBroglie"),  II,  395. 

—  („Lettres  k  sa  famille  et  a  ses 
amis"),  n,  407;  III,  184  f. 

—  („M^moires  p.  serv.  k  l'hist.  de 
mon    temps"),    HI,    181,   315. 

—  m,  441, 445  f.,  450,  469,  479  ff., 
497. 

—  SJib'me.,  n,  102;  m,  151. 
®uftnü  m  ö.  ed)tt)ebcn  I,  60,  69, 

97,    145,    189  ff.,    194  ff.,    200, 
205  f.,  214  f. 

—  (53ricfc  D.  gr.  ü.  ©tael),  I,  219. 

—  (in  ginnlaub),  I,  236. 

—  (in  mm),  I,  240. 

—  I,  264,  299,  301  f.,  322,  415  f. 

—  (m.  S3ar.  ©toel  in  (Eonflict),  II, 
16  ff. 

—  (®e&.  2)tpIonintie),  H,  21  ff. 
.-  (u.  H^olen),  H,  26. 

—  n,  28,  33  f.,  50,  54  ff.,  70  ff., 
78,  92,  103. 

—  (ßrmorbung),  II,  104. 

—  n,  150,  164,  216;  III,  263. 

—  \)ql  ®coffro9. 


®uftat)  III.,  Döl.  ®ei|er. 

—  üqI.  4)errmonn. 

—  üfll.  öeoujon'2e»5)uc. 

—  ügl.  SHcumont. 

®uftni)  5lboIf  IV.,  n,  104,  267  ff., 
319,  393;  III,  263,  348. 

®uftot)  SKnfa,  IH,  431. 

©uQona,  n,  300. 

®u9on,  Wlhme.,  IH,  288,  297,  299. 

©ttjenbolen  („Daniel  2)cronbo"),  H, 
416. 


^nbgburg,  III,  356. 

„^agor  in  ber  SBüfte".  III,  162. 

—  (D.  grau  \>.  ©tael  baröcft.),  III, 
167. 

.^aflenau,  I,  391. 

|)a0er,  «Poliieipräribent,  III,  332. 

^aii^,  §Pb9|tfcr,  II,  289. 

^ainguerlot,  II,  232. 

„^afon  3arr'   (d.  Dc^lcnfi^Iööer), 

III    245. 
ßaHbin  (toter^olm),  I,  215. 
^nHe,  II,  452  f.:  III,  27. 
^aUer,  mh.  ö.,  ^bpfiol.,  I,  81, 178; 

II,  403,  445;  III,  186. 
Hamann,  III,  295. 

Hamburg,  II,  103,  195,  235,  458; 

III,  249,  315  f.,  354,  356,  361  f. 
^aniel  („Hist.    de  Robespierre"), 

II,  71,  107  f.,  117,  123,  149. 
Hamilton,  Zab\),  ©d^aufpielcrin,  III, 

348. 
„^nmlet",  ügl.  Gl^afefpeare. 
Jammer,  Drientalift,  III,  197. 
|)annoüer,   II,  466;  III,   71,  215, 

349,  424. 

—  ^aug,  III,  475. 
^panfeftäbte,  III,  327,  349. 
^arbenberg,  III,  328  f.,  354,  428. 

—  fö^arlotte  ü.,  II,  195;  III,  222, 
232  f. 

—  ügl.  ajJbme.  (Sonftant. 

—  ®c^lo6  hd  ©öttingen,  III,  359. 
^arbujicfe,  Sorb  u.  ^at>t),  III,  403. 
|)ävefie,  I,  95. 

^argreaüe,  III,  413. 

b'JparleüiUe,  (SoUin  („Les  Chäteaux 

cn  Espagnc"),  I,  322. 
„^arlome,  (flariffa",  II,  256,  398. 
„^avntoiiQ,  mx."  [madinto]^),  III, 

448. 
^nrrowbQ,  öorb,  III,  399,  452. 


526 


SMmcnregifter. 


1,  282. 

Ilatin,  I.  445. 

^äuffcr,  S8.  („@cfc^.  b.  franj.  9teö. 
^erauöö-  ö-  SB.  Oncfen"),  TIL 
386. 

b'^ouffonütUc  („Le  Salon  de 
Mdme.  Necker"),  1, 13, 14, 17  ff., 
21),  32  f.,  44  ff.,  52, 56, 78 f.,  104  f., 
128  f.,  136,  148,  151,  157,  163, 
(Sri.  medtx,  crftc  lit.  5Serf.).  168, 
170  ff.,  174  ff.  (S3cfc^rcibg.  üon 
Poppet),  184,  187,  200  ff.,  273, 
298,  303;  II,  104,  147  ff.,  156, 
173,  176,  182. 

—  („Souvenirs  et  Melanges"),  I, 
323. 

—  („L'Eglise  romaine  et  le 
Premier  Empire").  II,  380. 

—  (£ümtef{e(„Lajeiinesse  de  Lord 
Byron"),  II,  37. 

$oute*®uicnne,  I,  123. 
^auteüiße,  gri.  ü.,  I,  4. 
^ame,  II,  114. 
^apbn,  III,  198. 

^a^m  („2)ie  romant.  ®(I)ule"),  II> 
337,  358  ff.;  II L  76. 

—  („®en^")'  ni,  72. 

—  („Berber"),  UL  25. 

—  („53rüber  ^umbolbt"),  H,  453. 

—  („n.  ü.  ^umbolbt"),  lU,  113, 
449. 

^a\)ti]  III,  404. 

^^a^warb,   21.  („8.  aJoöerS").  HI, 

397. 
^^bert,"  n,  148,  219. 
|)ecrcn  („3been  über  5|5oIitif   unb 

.&anbel  b.  alten  2ßelt"),  HI,  385. 
^efld,  ni,  208,  296. 
|)eöcl,  £orI  („Söriefc  uon  unb  an 

^^esel"),  UI,  209. 
^e^n,  ^i3.  („©oct^e"),  HI,  24  f. 

—  („(^eb.  über  ©oet^e"  k.),  m, 
372,  387. 

^eibelberg,  HI,  221. 

^eine,  $.    („Literatur  in   2)cutf(ft» 

lanb"),  UI,  384. 
^efnrid)  iL  «piantagenet,  m,   124. 
^einxidj  HL  söaloiö,  III,  16. 

—  IV.,  I,  292;  II,  123;  HI,  86. 
~  sprinj  D.  «Preußen,  I,  177;  II,  91, 

392. 
«)einfe7 1,  247. 
$eifd),  II,  135. 


^e\h.  %,  m,  455. 
„|)eloife,  2)fe  neue",  f.  Dtouffcau 
„|)ebetif*e  ®efcUf(3&aft^  I,  5. 
,£)elDettu«,  I,  41,  73. 

-  („^om  ®cift"),  I,  258. 

—  („De  rhomme"),  n,  278 


(u.Acft0cnöff.pilofop5en),II,463. 
,J)enbcl-©^üJ,   i    ' 
348. 


©d^aufpielcrin,  IIL 


^'Sp^Min,  «ßrinacfftn,  H,   164,   173, 

175  f. 
b'aennfngg,  I,  425;  II,  42. 
„.^enrlabe",  f.  53oItoirc. 
,£)enöler,  Dr.,  III,  388. 
|)crault  be  ©^ftcHcö,  I,  49. 
b'^erboig,  eoUot,  II,  140,  276, 314. 
Berber,  3.  ®.  ö.,  I,  187,  194,  247; 

-  (+),  ni,  14. 

-  III,  16,  25,  41.  43, 116,  296,  385. 

-  USbeen  ju  e.  ^p^ilof.  b.  ©efc^."), 
llT,  375. 

-  („©tfmmcn  b.  SSölfer"),  III,  374. 

-  Caroline  ö.,  III,  34. 

-  (über  3.  SBemer),  III,  300. 

-  SB.  ®.  ö.,  Slrjt,  III,  88. 
^erioauj:,  II,  283. 

,5ermann,  3.  („3ur  @cfd^.  b.  gam. 

dM^x"),  I,  3. 
„^ermann  u.  3:5uönelba'',  II,  446. 
„|)erm{ne",  II,  414. 
„^ernani",  II,  427. 
^errmann,  ©.,  „©uftaü  IIL",  IL  17. 
|)erDe9,  IIL  488. 
b'^erüin^,  ®raf,  IL  224. 
&zx\,  |)enrfette,  III,  66,  387. 
«)er5lieb,  Ü)Hna,  III,  374. 
^eg,  5)aü.,  II,  125. 
|)enen,  Ä'urf.  0.,  III,  65. 
|)ef]en  2)armftabt,  .&of  d.,  I,  61. 

-  ^rfmeffln,  jeöniain-SBwe.,  111,65. 
,&cfien'5Höeinfelg,  ^rfna  x>.,  I,  L 
^effen-SRotbenburg'Sflbeinfcfö,  ffirinj 

5^arl  ©onft.  D.  (®en.  Reffen), 

II,  131. 
,g)ettner,  |).  (,,®ef<i^.   b.  froiu.  Sit. 

im   18.  3a^r§.''),  I,  247,  268, 

271. 
|)e9ne,  3:i&erefe,  f.  ßubcr. 
^e^fe,  spaul  („«B.  aWontt"),  m,  103. 
|)teron9muö,  II,  466. 
^tUebranb,  ^arl  („9(u9  unb  fibei 

©nglanb"),  I,  242,  248. 

-  („La  soci6t6de  Berlin**),  111,69. 

-  („Sßßert^erfranf^eif),  II,  447. 


|)iWf'iS.  in,  432. 

„|)ippol5r   (nuä   „^IiClbra"),   IN, 

43. 
airgcl,  I,  5. 
J&obbeg,  1,  253  f. 

—  „de  Cive",  1,  253. 

—  („Seoiattan"),  I,  253. 
&onoü\t,  III,  489. 
^oie,  ®en.,  II,  228  ff. 

—  II,  290,  ffirieflSinin^  296. 
^ocfiet,  II,  345,  411;  Itl,  125. 
^ocquart,  anobomt.  11,  310. 

tofcr,  StitbT.,  III,  202. 
offmann,  II,  34G. 
liofienHnben,  III,  85. 
b'jE)olboc^,  Snron,  I,  41,  57  f.;  II, 

—  „©Dftem  bet  ^atüx",  I,  258. 
ßonanb,  I,  103,  423;  II,  153,  190, 

193,  288;  III,  327,  399,  413- 
.^otliDeg,  ni,  315. 
^ültn,  111,  295. 
ßonier,   1,  51:    II,  833,  357,  414; 

III,  7,  31,  96,  124,  871. 
,e.oneQare,3.(„?ti.ftuItureinfIüff€"), 

I,  247;  Hl,  104. 
^0^  ©nnf^oiiö  In  Slmftetbnm,  I, 

410. 
.^oratter  u.  Äuriotiet",  III,  112. 
|)otnj,  I,  64. 
„^own",  in,  1  ff. 
iiotntiiBr,  fiifi,  nl,  197,  202. 
^otttnf«,  persoflin  ».  St.  Seu,  lU, 

462. 
„^ortente"  (Slabame  Stecter),  II,  8. 
aosuital,  I,  95. 
b'ßDubtitot,  ©rflfiii,  I,  42,  58,  148, 

166,  237,  252,  263;  III.  126. 

Soubon,  I,  227,  401 ;  II,  192. 
ouffope  („Sa  gionce"),  Ul,  433. 
tua  („ÜWem."),  H,  59. 
üb«,  I,  882,  408,  456  f.;  II,  132, 
208,  420,  428,  445;  III,  385. 

—  %^m\t,    fleb.   ^etfttt,   II,   132, 
208;  m,  385. 

—  3tl.,  I,  154,  156,  179:  Xl,  3. 

—  Dßl.  3timet.|)ubev. 
AaUx-mion,  mabamt,  IL,  179  f. 
ßufli),  »idoT,  in,  29. 
Iiumbolbl,  0-,  aruber,  in,  113. 

—  (in  ,6orinno°),  HI,  131. 

—  ni,  379,  438,  452- 

—  üßl.  Btütronfd. 

—  Dßl.  Iiapni. 


.Eiumbolbt,  aiej:.  D.   I,  ni;  II,  463; 

m,  112. 

—  Sarol.  t.,  m,  449. 

—  ffiil^.  D.,  I,  vn;  n,  418,  448  ff. 

—  (an  ©ütt^e),  II,  456  ff. 

—  II.  461,  471;  m,  3ff.,  25,  46, 
51,  66,   72,  81,   110,  112,   114, 


116, 


n  ©uet^e),  lU,  118. 


—  (pr.  ®«f.),  m,  331. 

—  in,  385.  387.  449,  455. 

—  ( .©rief«  fln  eine  gteunbln"),  n, 
455;  III,  51. 

—  tfll.  &aJim. 

tarne,  I,  39,  51,  62,  195;  263  f. 
Ober  atli,  ni,  413. 


gadfon,  end.  SBotfc^.,  II,  391. 
gacob,    SibliopfiiU    („9)tbine.    be 
Äriibenet"),  II,  409. 

-  M.  ®.  (©oet^e  «Dluttcr"),  III, 
220. 

Siicobi,  %  S).,  I,  247;  II,  412,  462, 
III,  189  ff,,  295  f. 

-  („äBolbemar"),  11,447;  ÜI,  190, 
387. 

Socobiner,  I,  4ß2,  486,  498 f.,  507; 
II,  6,  25,  27,  33,  42,  47,  59.  61, 
66,  69f.,  72, 74,  76,  92, 95,  UOff., 
110  ff.,  126,  131,  135,  148,  150, 
153.  160,  165.  17-2,  178,  202. 

-  (12.  föerm.  imb  Sßralr.),  n, 
219  ff. 

-  (®erm.,   *prafr.,  Sienbem.),  H, 

-  II,  '231,  242,  244,  264  f.,  274, 
279  f.,  283,  285,  287,  296.  300, 
316,  325 ff-,  372,  374;  m,  86. 
399,  426,  454,  461,  465,  496. 

Sncobfnerclub,   I,   38G,   474 f.;   H, 

80,  40,  89. 

cobS 
jaff.1,  :  . 
Sfiflemnim.  in,  30. 
gnniefon  ^hi.  („Sketches  of  art" 

etc.),  in,  143. 
3aiiet,  tp.  („5B.  eoufln"),  m,  378, 

eanfenigmuS,  I,  92. 
unfeniften,  I,  254  ff.,  490f.;  HI, 
499. 
Soitffen  („Sv.  Stop,  ©rnf  ju  ©tor- 
betg"),  11,  3,  158. 


528 


9lamtnxeqi]itt. 


„Saquelfne"  (d.  JRoöerS),  TU,  398. 
Sarente,  I.  220,  494. 

—  (»Srtfon'S  etatue),  EU,  112. 

—  brit.  5^rieögfd)iff,  II,  225. 
Saiicourt,  I,  240,  2i9;  IL  58,  137  f., 

152,    158,   174  f.,  287;  III,  440, 
450. 

3a9,  I,  106. 

3ean«Sacciueö,  f.  ?Jlouf[cau. 

^can  l^anl  U,  462,  467,  47  Ij  III, 

25.  66,  155. 
Scfferfon,  I,  141,  144. 

—  („(StfUirung  b.  3Jienfrf)enre(I)te"), 
I,  144  f.  (üb.  b.  frj.  53oIf). 

—  I.  241,  244  f. 

—  I,  343. 

—  (über  b.  Sage,  1789),  I,  399. 

—  I,  425,  431,  437;  II,  48,  163, 234; 
in,  496. 

—  („Slutobiogr."),  I.  292,318,321, 
326,  328,  375,  397,  398  ff.,  403, 
411,  412,  425,  437. 

Seffre^,  Hf,  392. 

Semmapeö,  II,  149. 

Jena,   II,   181,  4.^2;  III.  4,    11  f., 

16  f.,  21,  160,  207  f.,  317,  364. 
Sequicrg,  %,  I,  260. 
5;crfe9,  l^orb,  lEI,  404. 

—  iiabt),  III,  3!)3,  403. 
(Serufalem),  IL  361. 

Scrüfö  („Thopill.  clmrch"),  IL  155. 
Jefuiten,  I,  257. 
„S>cfuö"  („®efu"),  ni,  106. 
^ianh,  II L  68,  260,  372. 
Jslion,  IL  357. 
b'SUen,  Diancttc,  I,  62. 
Sttuminaten,  L  212  ff. 
SImenau,  III,  32. 

„Inii)artiaux,  los"  (fpäter  föonftt' 
tutionette),  I,  454. 

—  II,  59,  74  ff. 
?:ncroi)ableö,  IL  229. 
Snb('penbantß,  IL  59. 
„Snbianer"  (CS^autcaubr.  „SItala"), 

n,  349. 
Snbien,  L  42. 

—  (IMteratur),  III,  82. 

—  IIL  279,  413. 

—  (ügL  J)iai)naO,  L  514. 
„5nfaö,  bie",  I,  512. 
Jnftitut  national,  IL  2S8. 
Sntcrlafcn,  III,  244. 
b'3nuan,  L  103. 
„5oaö",  riL  200. 


Jobez.    „La    France    sous    Louis 

XVI"    I  88   249 
go^ann,  drjl^criOö,  in,  125, 192, 202. 
^obnfon,  Dr.,  11,  158  f.,   169,  171. 
Soiütoicj,  f.  Secf^. 
„3on"  (SDiufcnoIm.),  in,  81. 
„3ü!aftc''  (3:raa.  D.  Önuroauofö),  I, 

61. 
Sorban,   ßamiae,  I,    52,   356;  H, 

287.  290  ff.,  303,  378,   387,  416. 

—  („Über  bag  ©onfulot  auf  öebcnö- 
jcit''),  II,  418. 

—  n,  419,  425,  437,  458  ff.;  HI, 
11,  37,  96,  155, 171  ff.,  187,244, 
253,  267,  283  f.,  303,  320  f.,  440, 
481,  490. 

Sofep^  n.,  I,  10,  86,  98,  133  f.,  139, 
145. 

—  (in  «pari«),  I,  256. 

—  I,  322,  481;  H,  17,  36,  70,  75; 
m,  195. 

—  D0l.  Slrnetl^. 

—  ö0l.  ßaffc. 

3ofep^  SBonapartc,  ^önig  ö.  SScf!* 
falcn,  m,  422,  461  f. 

—  Dgl.  ©onapartc. 

Sofep^inc,  5^aifcr{n,  H,  292;  m, 
113,  282. 

—  Ufll.  SBeaul^arnalg. 
Souarre,  I,  100. 

Soubert  („Pens^es"),  H,  2,  310  ff., 
316,  323,  326,  330,  347,  360, 
362,  370,  387. 

Soubert^on,  SOibme.,  lU,  120. 

Soup,  I,  106. 

„Sphigenfc",  I,  424. 

„gp^fgcntc  auf  3:aurf8'',  ögl.  ©oetfic. 

Srianb,  I,  2,  423;  II,  327;  III,  400, 
412 

Sfelfn,  "l,  5. 

Sölcr,  m.  („SSrlcfe  au8  betn  Sftafr 
Ia6  Don  66.  bc  SSincrt"),  II, 
302,  378,  382,  408,  414,  431.  443, 
446,  462,  466,  471;  HI,  39,  68, 
95,  190,  281,  359,  424,  437. 

—  („53iUer8,  Scbcn  u.  ©Triften"), 
U,  467. 

„Söniacl"  (auö  „4>0Ööt^)r  HI,  167. 
^gnarb,  H,  64,  68,  72,  80,  89. 
S^rael,  fiorb  ö.,  m,  394. 
Stalten,  H,  271  f.,  296,  322,  418, 
425  •  III   99  ff. 

—  (IMtcratur  in  «nf.  b.  19.  5W-)» 
TU,  103  f. 


SRatnenregifter. 


529 


Stallen,  m,  117  f.,  120. 

—  (SD^cotcr),  m,  132  f. 

—  (0.  gv.  ü.  ©tnel  beurtl&eilt),  m, 
140  ff. 

—  (SReifcnbc  1787),  m,  294. 
~  m,  384,  487,  499. 

—  ö0l.  S3run. 

—  üßl.  S^eud^lin. 

—  ögl.  ©iömonbi. 
3uill9,  n,  325. 
SuHan,  n,  284. 

„Sulie,''  Dal.  Sflouffeau,  „sR.$eIoife\ 
SumMni,  B.  (SDRonti),  m,  102. 
Sung,  %f).  („Sucien  SBonoparte")» 

n,  293,  308,  390  f.,  408 f.;  IH, 

86  f.,  113. 
Sunö^etillinö,  HI,  295  ff. 
guniper   ^a\l   bei   ficatberl^eab  in 

©unctt,  n,  152  ff. ;  m,  134. 
Sunot,  sOinrfd).,  I,  413;  II,  443  f. 
Supitcr,  Slmmon,  m,  393. 
Sura,  I,  176;  H,  142. 
Surinc,  ^tjt,  H,  420;  IH,  323. 
b'3t)crno{8,  gronciö,  IH,  353. 
Swaii,  ejar,  m,  340. 


Stall,  dhaxl  ö.,  HI,  33,  40,  45. 

^olifd^,  III,  354. 

^almüdCen,  III,  354. 

5eant,  I,  44,247;  II,  314,  320,.356, 
449  ff.,  461  ff.;  III,  14,  31,  41, 
61  f.,  72,  291,  314,  366,  376  ff., 
393,  481. 

-  (D0l.  ^affc),  I,  282. 
^ctpp,  g.  („3-  ©•  Soamonn"),  II, 

133  f.,  161,  163. 
5eot(  b.  @r.,  III,  96. 
^arl,  era^eräOQ,  in,  192  f. 
Ä^orl,  ^erjoö  o.  ©öbermanlanb,  I, 

215. 
5earl  I.  Don  eußlanb,  1, 227 ;  II,  322. 
5eorI  m.  Don  ©panien,  I,  86,  111. 
5eorl  V.,  ^at[er,  m,  15. 
5earl  vn.  öon  granfretd),  III,  194. 
„^arl  IX."    Don  gronfreic^    (ögl. 

e^eiticr,  9)].  3-),  I,  343. 
^axl  X.  Don  granfveidb,  I,  424;  III, 

482. 
jtorl  Xin.,  5^önig  üon  (Schweben, 

m,  263,  317,  349. 
^axl  5luguft,  I,  vn;  II,  458;  HI, 

12  ff.,  24,  30  f.,  40,  438. 

—  Dgl.  2)ünter. 

»lennerl&affett,  Stau  toon  ©tael.  ni. 


^or(  ©buorb,  $Prätcnbcnt  ö.  @ng. 

Innb,  m,  120,  421,  479. 
^axl  griebrit^,  2«arfgrof  ö.  «Babcn, 

I,  10,  86. 

^orlöbab,  m,  209,  314,  460. 
Äarlörul^c,  n,  132,  134;  IH,  263. 

—  (1808),  m,  297. 
^orolinc,  Ä'önigin,  HI,  115. 

^^rinjcfffn  \>.  ©ad^fcn  •  SBcimnr, 

—  m,  13  ff. 
^art^aufe,  m,  292. 
Gaffel,  m,  424. 

Äat^arina  n.  (®rimm,  „Corresp. 
litt.«),  I,  34,  35. 

—  I,  44,  61,  73. 

—  (©tantöfunft),  I,  92. 

—  I,  111,  133,  177,  192,  203,  238; 

II,  9  f.,  17,  20,  26,  34,  86,  104, 
212,  215,  267  ff.;  HI,  195,  340, 
478. 

—  ögl.  ©rtmm;  ögl.  ©rot. 
^eaufmnnn,  Slngclita,  m,  112, 118. 
^rtuni^,  I,  297,  350,  404  f. 
5ecot3,  m,  135. 

^eil  L^oet^e"),  HI,  207  f. 

—  („grau  diaiY).  II.  470;  III,  214. 
^mhk,  3o^n,  ©d^aufpiclcr,  H,  169; 

III,  403. 

„Kernadec,  Le  Capit.",  III,  251. 

5terfatnt,  ®vaf  d.  („Le  bon  temps"), 
I,  333;  m,  440. 

Regler,  II,  85. 

mm,  m,  337. 

^infcr,  n,  450. 

„mäx&^m"  (auö  „ögmonfO,  ni, 
370. 

5l(cttenberg,  gri.  ».,  III,  295. 

^Unger,  I,  247. 

Mnfowftröm  („Le  Comte  de 
Fersen  et  la  cour  de  France"), 
1,171,  194,201;  H,  9,  22  ff.,  33, 
68,  70  f.,  78,  81,  86,  92  f.,  103  ff., 
119,  121;  m,  349. 

5^Iopfto(f,  I,  99;  n,  2,  316. 

—  („^ermann  unb  %hn^mlW), 
n,  446. 

—  II,  448,  457  f. 

—  („Oben"),  II,  459. 

—  („SJIefffabe"),  H,  446,  460. 

"  II,  462;  III,   14  (t),  102,  295, 

372   392  f. 
rnnhci  n,  413;  m,  4,  11,  32  ff., 


38  f.,  155,  209  ff. 

(an  ©oet^e),  HI,  210  ff. 

34 


530 


9'?amenrefiiftcr. 


5^nebd    („Sit.   SRod^lofe"),  H,  458; 
III,  82,  34,  38,  391. 

—  ögl.  5)ünter. 

—  \)qI  ©oetl^c. 

—  Henriette  ü.,  II,  413;  HI,   11, 
13  ff.,  32  f.,  36,  207. 

--  ugl.  5)ünier. 

S^nim,  I»  212. 
i^norriitö,  gr.  ü.,  in,  82. 
Stod),  ^rofeffor,  II,  12,  72. 

—  syjaler,  III,  112. 

—  g}Jn]c,  m,  29G. 

—  („(£omp.   b.   beutfd^.   Literatur« 
ge|d)."),  m.  38G. 

Ä^önigeberg,  Ilt,  IGO. 
Ä^önigftcfn,  II,  132. 
^eonftniitinopel,  I,  418;  IH,  333. 
5^open^agen,  H.   150,  214  f.,  425; 

ni,  246,  352. 
„^orint^,  S3raut  üon",  HI,  41. 
„5eonntl)er",  HI,  290. 
StöUKX,  b.  ä.,  II,  132;  HI,  4,  49. 
^orftfo,  III,  461. 
itofnfen,  IlL  354. 
^ofciugfo,  Sll&abbeiig,  II,  448, 
5toöIowöfi,  II.  179. 
5eüt[d)ube9,  ®rnf,  m,  249. 
^to^ebue  („^ufftten"),  HI.  43. 

—  („5^reu3fa§rer")r  in,  67. 

--  (üb.  Srou  D.  (^tael),  III,  71. 
~  Lförinncrungen  einer  SHeife  auö 

Öteflanb  noc^  diom  u.  S^ieaper'), 

III,  113. 

—  („5).  btfc^n.^Ieinftäbter"K.),ni, 
368. 

Gramer,  ®,  („5e.  SHitter"),  HI,  186, 

eS15. 

5h'0ufe,  ®.  („griebr.  b.  ®r.  w.  bie 

btfc^e.  Sitt."),  in,  372. 
ÄMm,  ni,  195,  477. 
Jl^rübener,  gr.  d.,  H,  312,  361,  403, 

418,  424;  m,  297  ff.,  452,  473, 

478. 

—  (ögl.  Sacob),  n,  409. 
5trufemarf,   preug.    ©efanbte,   III, 

328 
SUxatiri,  ruf).  «Botfd^.  in  $ari§,  IH, 

327  f. 
^turlnnb,  ^er^ogin  ö.,  m,  66,  97, 

438. 
ilüftrin,  I,  2. 
Büttner,  !^.  21.,  III,  386. 
Ä'utuforo,  DberbefeI)Iör)aber,  III.  342, 

354. 


8. 
öab^bo^fere,  m,  477  f. 
fiaborbe  („(BMiikn"),  lU,  185. 
fiüboula^e    („Legislation    comp." 

etc.),  I,  371,  373,  389,  392,  404, 

407,  432,  435,  445. 
jjj   225. 

fia  SBourbonna^c,  HI,  473  f. 
fia  SBrfebe,  ©d^log,  I,  47. 
fia  e^auff^e,  m,  28. 
öocloö,  ejoberlo^  be,  I,  457;  n,  40. 
Sücofte,  maxq.  be,  I,  430. 
Socreteüe,  I,  213,  333,  515,  520;  ü, 
190,  233  ff. 

—  (2)enfwürbi0f.),  H,  242  ff. 

—  n,  249  f.,  282,  291,  315;  HL 
287  f.,  441. 

--  („Dix  ann^es  d'^preuves  pend. 
la  K6v.«),  II,  114,  245,  251, 
302. 

—  („Test,  polit.  et  litt"),  I,  214, 
311;  n,  250,  372;  HI,  287. 

—  b.  ä.,  I,  223;  n,  321. 

—  („Discours  sur  las  peines  in- 
famantes",  I,  223. 

öacroir,  SDRin.,  H,  288. 

—  mi.  (©]&afe«peare),  n,  340. 

—  (yPrince  de  Ligne"),  m,  195. 

—  ^J?aul  f.  Sacob. 

fia  ga^ettc,!,  139,  191,  301,  307  f., 
334  f.,  341,  384,  401  f. 

—  (u.  b.  Sflationalgorbe),  I,  421  ff. 

—  I,  431  ff.,  437, 439, 442  ff.,  446  ff., 
456  ff. 

—  („eroniU)cll-®ranbiffon''),  1, 462. 

—  L^(^^^  "•  i^^t.),  I,  463. 

—  I,  466  ff.,  475,  481  ff.,  487,  498, 
502. 

—  (u.  mix.),  I,  463,  507  ff. 

—  I,  512 ;  n,  6,  12,  24,  28  ff.,  35, 
38,  40,  42,  48,  58,  65,  73,  75  f., 
79  ff.,  89  f.,  95,  97,  99  f.,  105  ff., 
110  f.,  114  ff.,  120,  123  ff.,  135, 
145  f.,  154,  157  f.,  174,  176  f., 
202,  247,  264  f.,  368,  370,  891; 


14  f.,  3 
\,  397, 


m,  87,  343,  397,  430,  435  ff.. 
458  ff.,  483. 
—  („M^moires  et  Correspond."), 
I,  213,  293,  301,  32^,  834, 
423,  425,  437,  443,  453,  467  f., 
481,  485,  494.  498,  513:  II,  81, 
35,  39,  42,  72,  79,  88, 100, 114, 
129,  868;  DI,  87,  351,  439,  459, 
466,  471. 


631 


8.1  gaeefte,  SBIbme.  be,  I,  293;  n, 

202,  2G5. 
Saffoii-Sabe&at,  U,  298. 
2a   SDiitaine,    U,    192,   20G,    311; 

m.  281. 
aüfote(t,  frj.  @ef.,  in.  65. 
Sa  ®orbe,  be,  @en.,  m,  476. 
Sa  ®orbie,  be,  I,  192. 
Sa  ^aVpt.  1,  34. 

—  (SoltüfK'ä  Sßevfe  nuf  Siedet  n. 
b.  „Corresp.  litt."),  I,  129. 

—  1, 155;  n,  190,  236,  244  f.,  301, 
315,  317,  346.  410. 

—  („Corresp.  litt."),    I,    129;    II, 
446. 


—  ®rof  (b.  i-),  („©ttafforb  unb 
fiati  I"),  I,  227,  343. 

—  I,  341,  367,  364,  370,  384. 

—  („SieÄer"),  I.  398. 

—  I,  403,  411,  421,  428,  434,  436, 
438,  440,  452,  514;  U,  4,  112, 
115,  122,  137  f.,  152,  155,  164, 
176,  332;  m,  408,  438,  491. 

Sa  aflnrUUföre  {©d)iiJfnbeii^oniiner), 

U,  439,  447  f.,  457. 
Saniarttiie  I,  vi. 

—  I,  427;   n,  32,  314;   III,    116, 

—  („©frcnbinS"),  n,  11,  34,  81  ff. 

—  („Soiiv.  et  Portraita"),  n,  385. 
Samb,  Caroline,  UI.  439. 
»ambnlle,  3Jlbme,  be,  I,  228. 
«aitibaHe.iBeiitbifeDve,  *pil»je(fiit,  (t) 

II,  145. 
Sambtrt,  Sllarquife  be,  I,  243. 
SamennaiS,  III.  243. 
Sometfi,   ©ie,  I,  335,  508;    n,  15, 

29  f.,  58,  69, 

—  mtp.  be,  I,  430,  437,  466  ff,, 
474  f.,   487;   H,   29,  40,  73,  78, 

—  ehaileS  be,  II,  31. 
Snmoignoii,  I,  299,  310,  330. 

—  tJ&ötel  S.,  in  $ariS),  HI,  458. 
SailfteD  („Easai  9.  la  Kiiv.  fran?."), 

I,  271,    361,   431;    II,  94,   186, 


371. 
-  („Hist.     de     NapoWon"), 


SimoreS,  aSif^.  d.  (©.  So  Siiierne), 

I,  355,437;  III,  429,  432, 
aaimuebot,  I,  115,  122,  326,  391. 
Sonfiiinaia,  I,  429,  465  f.,  491;  II. 

212,   222,   227,  234,  245;    IH, 

464. 

i  II. 

.„., „„.   „„   -.1  489. 

fiaiittionoe,  I,  270;  U,  6 

Sanjnc    be    Saborie    {„Sean   3i>f. 

atlouiiier"),    I.    316,    356,    368, 

396,   432,   436,  438,   447,  450, 

453. 
Siinjut,  ©A1d6,  in,  334  f. 
SapUice,  be,  II,  338. 
Sa  Sßlatiire  bei  S5011,  n,  101. 
80  ißorte,    I,   480;   II.    112,    114, 

Soro,  il,  11, 

„Sota"  (1),  aS^roit),  m,  398. 

aarcp  {„Louia  XVI  et  lea  succea- 


■),  I.  374,  395,  40G, 

ea  9tcueiU6re-S.ipenuj,  2!ir„  H,  227, 

339  ff-,  248,  296,  30O,  329,  370. 
Surodie,  iSopt)ie,  i,  247   H,  165. 

-  {„äieife  in  b.  ©^mcij'i  n,  183. 

-  (Sriefe  B.  gßieinnb),  m,  37, 

-  (93tiefe  ü.  ©letlje),  m,  220. 
8n  WoiSefDucrtLilb,  ©eräog  0.,  I,  II, 

116,  307,  334,  341,  475;  ü,  79, 
114,  143,  369,  448. 

-  b'SIiiDine,  ^erjogin  Bon,  l,  28, 
So  aiodiegu^on,  ©ftloß,  I,  150. 
anrßdjelaquelein,  II,  225. 
8aroiI)eiiique(ein,  9J(iirquife  be,  III, 

Sa  5RD*eKe,  I,  31C;  ni,  281. 

La  Rochetrie.  Maxime  de  („Les 

Journ^es  du  5-G.  Oct.  1789"), 

I,  458. 
Sa  afomifluifere,  II,  449. 
80a  ßniag,  n,  307. 
Satium,  n.  427;  III.  119. 
Satour,  aSaler,  I,  9;  II.  192. 
aa  Sour  bu  5(}i(i,  II,  115,  122. 
Sa  arappe,  III,  292. 
SaunoQ,  be,  I,  411. 
Sournguoia,  ®rof,  I,  61,  333,  337, 

354,  305, 
„Snute",  n,  193. 
Saufaiine  (%il  föitrdiob),  I.  14  ff, 

-  (ffiollaive),  I,  27. 

34* 


r>32 


92ainenregifier. 


!tIaufonnc  ((Gibbon),  F.  Cui. 

I,  17'1  ff.;  II.  105,  111,  115, 
\r,4,  WM,  178  ff.,  lOU,  194,  2(X), 
20:;  f.,  2m,  2:i7,  25^1,  250,  202; 

111,  1,  187,  2;52,  ;WJ1. 

—  f.  Ciöarrfj'ite,  „Calisto". 
V!ou;\im,  .öcr;\üftht  ü.,  I,  5)3,  55,  191, 

2:i7,  2-10;  IL.  70. 
l'nöal,  .C)/\.  ü.  II  r,  438. 

—  a)Jarquifc  be,  F,  :s:55. 

—  (cntfommt  in  b.  3c^wci;\),II,  175. 
ilaualcttc  (^JJicm.),  III,  453. 

—  III.  'i:.7  f.,  'ISO. 

Vaüatcr.  F.  0,  2i:j,  413;  III,  205  ff. 
VoDerflnc,  l  310,  im,  400,  435. 

—  (,.L('H  AHH<5in})l(;os  prov.  8. 
J.ouiH  XVI"),  l.  100,  115,  122, 
124,  120,  305  f.,  310,  313  ff., 
347,  30H. 

—  („Ij<;s  l^jConomistCH  franQ."),  I, 
10,  0.5,  101,  514. 

—  („Moliiuiri"),  11,  277. 
HJdüüificr,   1.  75,  250,  307;  II,  233, 

275;  UI,  250,  458. 

—  üDibmc,  LI,  243. 
ilnüolli'e,  JKciu-,  I,  403. 

iJam,  1,  1. 

,A*car,  cViönig",  ugl.  ©Ijafcöpcnre. 

„\!cbcii0cf,  .öenri  be"  ((Sonftant),  II, 
200,  300  ff. 

iieblanc,  L,  05,  207. 

ücbon,  Slnbn'j  („L'Anf,'lcterrc  et 
l'l^jnifrnition  fraiK'."),  II,  88, 
218,  221,  223  ff.,  281,  201. 

iiebrun,  2Jiin.,  II,  130,  106  f. 

—  (£onf.,  II,  388,  301. 

—  2)id)ter,  I,  48;  II,  233. 

—  SDialerin,  III,  244. 
!i!cd)felb,  lll,  180. 

ÜJedCQ  („lÜHtory  of  Enpcland"),   I, 

112,  142,  517;   H,   153  f.,  405; 
UI,  400. 

--  („llist.  of  European  morals"), 

III,  323. 
Öeclerc  be  (5ept-'6:^eneg,  n,  199. 
!l!efct)re,  II.  450. 
ItJegenbre,  II,  228,  242,  249. 
Scgouüe,  n.  440. 
üc  $oc,  II,  208. 

^cibnilj  („sD^onabenle^vc"),  HI,  377  f. 
!^ciicl,  gri.  u.,  I,  201. 
!ücip3ii^,  III,  1,  219,  228,  364,  419. 

—  (öoet^e),  III,  28. 
„Mia'\  II,  303. 


Semaitrc,  U,  223. 
iJomnn,  II,  441;  m,  161,  17G.  ISl, 
488  f. 

—  (SBonftettcn  Jc),  I,  173. 

—  ögl.  ©cnfcr  ©ec. 

—  5)cpart.  bu,  11,  318,  421. 
lücmcrcier,  m,  167,  171. 

—  („CSloDig"),  m,  491. 
ficmicne(„^9pcnnncflrQ*),  m,  28. 
ficmoinc,  ®en.,  n,  225,  302. 
ü^emonte^,  II,  293;  m,  171. 
fienormant.  aRbme.,  m,  225. 

—  („Souv.  et  Corr.  de  Mdmc. 
ll<5camier*),  U,  293. 

ficnj,  I,  247. 

Öeo  X,  I,  488;  m,  127. 

üicobcn,  II,  265. 

„S^once"  (au8  „^elp^lnc"),  H,  302, 

398;  III,  138. 
„öcone  öconi",  n,  192. 
„Sconorc"  (au8  @octfie'3  „3:offo*'), 

in,  373. 
Scoporbi,  m,  103. 
Itieopolb  n.,  beutft^er  Stallet,  1, 482; 

n,  25  f.,  29,  67,  69,  89  f.,  97, 

100,  107;  in,  100. 

—  ögl.  ^IrnctlJ. 

!i}eopoIb  t).  ^raunf(j^ioeiQ,  II,  83  ff. 

l^eopolb  D.  3;o8fana,  I,  10,  86,  lll. 

^öou^on,  8e  S)uc  („Correflpondance 
diplomatique  du  Baron  de 
Staöl- Holstein«),  I,  196,  198, 
200,  211,  216,  226,  299,  301, 
309,  323,  354,  371,  382,  397, 
399,  422,  453,  468,  476,  485, 
498;  U,  18  ff.,  31,  34,  41,  62, 
103,  150  f.,  167,  215,  217,  269. 

—  („Gustave  UI.«),  I,  190,  194; 
n,  16. 

Öe  diät),  m,  268. 
Scrntinicr,  m,  384. 
Sefoge,  n,  222,  227. 
öeöcurc,  n,  225. 

—  („Corresp.  seeröte«),  L  206, 
217;  n,  9,  312. 

—  („Rivarol  et  la  Soci^tä  franc. 
pcnd.  la  R<5v.«)  I,  324,  353,  460, 
480;  n,  6,  8. 

—  gjJbmc,  m,  182. 

öefer  {dkdef^  ä»eitcfi  ^inlßcrium), 
I,  107,  317  f.,  326,  330  f.,  347. 
349  ff.,  381,  395,  518. 

l^cffort,  bc,  I,  181;  U,  69.  73,  75, 
78,  82,  86,  88,  92  f.,  143. 


100  f.,  338,  341,  445,  456: 

75, 131, 198, 278,  372, 374f.',  385. 

—  („ailinnaB.öatn6eIm"),m,248. 
^  („emlHo  ©alottf"),  I,  238;  m, 

248,  375. 

—  („emft  U.  Srtlt"),  I,  145. 

—  („S<to(Doti"),  n,  447. 

—  \„9lat^(in-).  n,  341,  446,  374. 

—  („©ntal)  ©nmpfim'' ),  II,  445  f. 
Setoiirneur,  n,  248,  288. 

—  (nTheätre  de  Shakeflpeare"), 
n,  339. 

—  (SaS  SHomontlfAe),  m,  201. 
»eDöMa,3.(„3.3.31outfe.iu"),I,26. 
S£paf(€ut,  Söereje,  U,  201. 
fieOin,  SRafiel,  Ü,  454  f.:  IH,  9  f., 

67  fi  Bgl.  aio^I. 
SMB(g,  2luc  be(„8ouvenirB").  1, 193, 

471,  479,  484,  487. 
SeBn,  ©arab,  III,  67. 
Sieflben  ISBonfieHen),  I,  148. 
SeidrSiere,  be  lo,  gw.,  I,  68. 
Scjao  be  9)iarnefia,  ®if.  äbtieti,  II, 

242,  250,  287,  446,  457. 
S'^iogpltal,  I,  95. 
Slonccurt,  ^erj.  c,  I,  381. 

—  (fltflänillt.),  I,  463. 
-Sfi^fiElb,  OaroHne  be".  IL,  256. 
Siba,  »if*.  0.,  I.  496  f. 
Sfeflanb  (ogl.   9.   J^ogebu;),    HI, 

113. 
SfeDcn,  ®taf,  m,  422, 
Slflne,  gelbmarfi^.,  gürft  e.  (über 

gieder),  I,  37. 

—  („Coup  d'oeil  sur  Bel-Oeil"), 
I,  241  i  ni,  195  ff. 

—  („MiiDoires" ;  „Pensöea  ot 
lettres";  „Melang.  milit.,  litt." 
etc.),  m,  195. 

„Silien,  agncB  ü."  ^ü.  Ä.  B.  SBol. 


üilien,  agncB  ü."  (ü. 

äooen),  II,  461;  ÜI, 

iOe,  I,  2S9i  U,  80,321 


46. 


SiOe, 

Simoaeä,  L  87  f.,  94, 
Simon,  ailnrii.  bc,  n,  119. 
Simonabe,  @tf.  »■,  in,  401. 
SimDuIin,  I,  97. 
Stnoeuä  (atnit^),  I,  214. 
Sfnbet,  atob-,  II,  329. 
Sfnb[«9,  SDtbnie.,  IH,  227,  239. 
Sinauet,  Slbu.  u.  Sßublicift  („3:^eDr!e 

b.  büra.  ©efehe"),  I,  92. 
Siotarb,  malet,  I,  134  f. 
Sippe-Detmolb,  @mf  p.,  I,  4. 


Stffobon,  U,  181;  HI,  333,  422. 

aitbiiuen,  m,  328. 

Sitfletim,  «orb,  U,  !56. 

Sitttä,  I,  518. 

SiBerpOOl^orb  0.,  m,  394,  401  f(. 

aiDumo,  m,  137. 

Sode,  I,  254,  258,  431;  U,  449,  463; 

ni,  11,  402. 
aober,  m,  12. 
aobl,  ©d)lnftt  B.,  n,  272;  m,  105. 

—  $nx.  B,,  III,  121. 
?ofeoe.aBeiitiiirg,  m,  225,  430. 
eoir,  m,  186. 
epiv.et-eiier,  m,  278  f. 
aomborbei,  m,  99,  102. 
Smii^nie  be  ©rienne,   Erjblfc^.   o. 

louloufe,  I,  87,  97,    119,  136, 
284, 286, 289,  293,  298  ff.,  303ff., 
494;  II,  171,  185. 
aonbon  {Ä.  Sr.  gtecter),  I,  2. 

—  (föibbon),  I,  21. 

—  (^ifl.  B.  Or(eanB),  I,  457. 

-  II,  83,  90  f.,  105. 

—  (SJoIf^bciDeaa.  1780),  I,  139. 

-  II,  156,  177,  182,  235,  265,  298, 
314  f.,  328,  360,  370,  380. 

—  f9(arboiine  jc),  m,  135  ff. 

—  (in  „ßorlnna"),  m,  147. 

-  arittfft  aittileum,  HI,  271,  343. 

-  (Sftocca),  m,  312. 

-  (Sv,  B.  St.;  ateflent  ©treet  :c.), 
III,  360  ff. 

-  m,   392  f.,  396,    402  ff.,  407, 
421  I-,  437,  439,  445. 

aonflirob  im  Sum,  m,  324. 

SunoiDB,  II,  128. 

Soeper,  @.  D.  („SSrlefe  ©oetfie'ä"), 

UI,  220. 
aotient,  HI,  281. 
aot5eif«t(„ait.ii.®erettfd).ingranfi;. 

iDüfirenb  b.  9leu."),  n,  8. 
Soti)T!ngen  (Gibbon),  I,  21 ;  Tl,  46. 

.ßnuä,  I,  240. 


aouig  gerbincmb,  äjrinj,  ÜI,  65  ff., 
85,  179. 

aouig  sPiiHpp,  Äönifl,  n,  154. 

Souife,  aflbme.,  ÄarmeUlernonne,  I, 

136. 
Souftalot,  I,  438. 

anuoet,  II,  227,  233,  238, 241f.,  252. 
SouDre,  f.  ffiotie. 
„SoDelace",  U,  398. 


534 


92amentegifier. 


i!ubcrfac;^Mfd).D.CSf)artieö,l,361>,3J)l. 
l'uboniirefi,  gürft,  111,  :)34  f. 
Vud)üfini,  pr.  ®ef.,  JI,  391. 
„Vucfle"  (auö  „Goriuna"),  UI,  134  ff. 
„\iucinbe",  üßl.  gr.  ©d)le0e!. 
iJuctnev,  SD^ufd).,  I,   1 ;  U,  80  f., 

lOo,  125. 
iluben  („SHüdCblide  im  m.  Öebeu"), 

IIL  207  f.,  210. 
Vubn)iö  b.  I^eiliöc,  II.  83. 
\Iubn)iö,  vSlronpr.  ü.  kapern  (\J.  I.), 

111,  24-1. 
!tiubn)iö  t).  «Reffen,  ^43nnj,  I,  Ol. 
\Jubn)ig  VII.,  ü.  graufr.,  III,  124. 
\!ubmi0  Xlll.,  I.  1,  314. 
l'ubroifl  XIV.,  1,  1,  115,   120,  109, 

188,  195,  242,  25i  f.,  483,  489 f.; 

IL  123,  312;  111,  29,   183,  203, 

3<)7,  412. 
!ÜubU)igXV.,  I.  11,  85  f.,    102,  113, 

116,  177,  189  ff.,  227,  242,  291. 

—  (3;öd)ter),  II,  10  f. 

—  11,  278;  111,  19G. 

—  ügl.  Sobeg. 
«ubU)iö  XVI.,  I.  1,  9,  11,  41,  75. 

—  (., Courier  da  Paris"'),  1,  41. 

—  (»teöieruuaöantritt),  1,  85  ff. 

—  1,  90,  93  f. 

—  (itrönunö),  I,  95  ff. 

—  1,  102  ff.,  IK),  122  f.,  132,  134, 
138, 170, 181, 191  ff.,  205  f.,  222  ff., 
242,  256  f.,  267,  269,  272  f.,  284, 
2S8  f.,  292  ff.,  299  ff.,  306,  310  ff., 
320  f.,  325  ff.,  341  ff.,  372,  375  f. 

—  ((Sröff.  b.©en.«etaaten),  1, 378 ff. 

—  1,  385  ff.,  303  ff. 

—  (unb  DiedCer),  1,  398  ff. 

—  I,  405  ff. 

—  (Slbbitte),  I,  411  f. 

—  ((Sanction  5.  10.  1789),  I,  434  f. 

—  I,  439  ff. 

—  (gluc^tprojcct),  I.  444  ff. 

—  (6.  10.  1789),  I,  '448  ff. 

—  I,  456,  458  ff. 

—  (in  ben  Sluilerfen),  I.  467  f. 

—  480ff.,  487, 492ff.,503f.,  507,509. 

—  (Stanten),  n,  14  f. 

—  U.  16,  18  ff. 

—  (glud^tplan),  n,  28  f. 

—  U,  32  ff. 

—  (SSerfaffung),  II,  45  ff. 

—  U,   51  ff.,    57,    62,    64,    m,  GS, 


71  ff.,  74  ff.,  79,  89  f.,  92,  94, 
97,  100  f..  105  f.,  108  ff.,  112  ff., 
115ft,  121ff.,  143,  149ff. 

i^ubiDig  xvi.  rstob),  n,  102  f. 

—  II,  190,  212,  228,  239,  248,  281, 
370,  373;  m,  25,  436,  443,  454, 
475,  478. 

—  üßl.  ©roj. 

—  öfll.  Sobca. 

—  ögl.  ffarcQ. 

—  ügl  Öaöcrgnc. 

—  ö0l.  DMcr. 

—  ögl.  3:ocqucDinc. 
IHibmig  XVn.,  U,  172. 

—  (t).  n,  222. 
jj   228 

Subwig  XVm.  (@raf  0.  »roDencc), 
I,  395;  n,  222. 

—  (ÜJJiiuifcft),  n,  226. 

—  II,  287,  330;  UI,  154,  341,  423, 
427  ff.,  497. 

fiuife,  OTnigin,  HI,  65,  155  f.,  265. 

—  ^erjogin,  I,  vii;  in,  31  ff.,  65, 
71,  88,  97,  126  f.,  160,  180,  191, 
203,  252,  258,  263,  283,  352, 
487. 

—  mmm  (görfltn  Sflabaittia), 
in,  358. 

—  Ulrife,  5eön.  D.  ©Sweben,  1, 189. 
l^uncöiUe,  n,  383  f.,  417. 
„Sufignan"  {au^  „mxt**),  m,  167. 
Ihit^cr,  l,  91. 

—  ögl.  SSiUcrS. 

„Öut^cr''  (D.  2Berner),  m,  247. 
Jüüttid),  SBif*.  ö.,  n,  126. 
Jüujccmbourg,  SD^arf(J&an  be,  1, 25, 404. 

—  3Jiar^(^alc  bc,  I,  52,  195.  227, 
252,  263. 

—  ^43aloi8  bu,  f.  $orf8. 
fiu^neg,  ^craog  D.,  I,  307. 
Sugc,  bc,  II,  125. 
Supern,  I,  5. 

Sujcrne,  la,  53if(l&.  ü.  Sanarc«  (©. 

Öangreö),  I,  355,  393. 
üiuäcmc,  lo,  aRarIncmitt.,  I,  408,  444, 

452 ;  n,  309,  395. 
S^on,  I,  251. 

—  &lx.  u.  ajibmc.  aiolanD),  I,  266. 

—  II,  131,  245,  293,  314;  m,  171, 
229,  232,  253,  259  ff.,  440,  459. 

Wlahlx),  I,  85,  251. 

—  („De  la  l<3gi8latioii«),  n,  278. 


S'Jamcnrcöiftcr. 


535 


SRacavtne^,  Sorb,  II,  223,  226. 
aRncouIap  („©ffa^g"),  n,  159. 
„g)^nccobäcr^  m,  319. 
a)]ncdöioDem,  I,   57;  H,  102,  32  Ij 

m,  125. 
gjiadiault,  I,  86,  97,  291,  321. 
^iarfintoffi,  (Bix  %  („Memoirs"),  I, 

510;  II,  413;  HI,  157,  289,  406, 

434. 

—  („Vindiciae  Gallicae"),  II,  154. 

—  n,  191,  439,  448;  HI,  73,  156, 
289,  391  f.,  399  f.,  403,  406, 
408,  414,  434,  448  f.,  452. 

madinto\f^,  fiob^,  m,  399. 
madiin,  II,  169. 
gjJncpl&erfon,  H,  337. 
gjiabrib,  n,  181,  408;  HI,  307. 

—  0d)Io6  b.  sparig,  1,66, 147;  n,  230. 
aHacflri(i)t  (®fbbon),  I,  21. 
aJiofUcrg,  ®(^lo6  b.  (Scouen,n,  416, 

436  f. 
aj^ager,  6.  (,;®e[d^.  b.  frj.  matiomh 

literatur"),    H,   420,  467;   HI, 

155. 
Magnieu,   E.    de,   et  Henri  Prat 

(„Corresp.  de  Mdmc.  de  Sabran 

et  du  Chev.  de  Bouffiers"),  I, 

188 

mahxm^oi^,  D.,  m,  222. 
3JiaUanb,  n,  272;  m,  101  ff.,  120  f., 

125 
fSflain  '{pal  ©oet^e),  HI,  214. 
aHloinc,  ©tr  ^.  („On  Popu" 

vernment"),  I,  142;  II,  371. 
maim,  n,  83,  132,469;  HI,  215  f. 

—  5turf.  r>.,  II,  132  f.,  215. 
aRoiftre,  3of.  bc,  @raf,  I,  vi;  192, 

214   283 

—  (in  Öoufannc),  n,  178  ff. 

—  (über  grau  d.  ©tael),  n,  180. 

—  II,  209,  218,  240,  271,  331,  355; 
m,  116,  253,  292  ff.,  301,  343, 
498. 

—  („Considerations  sur  la  R^v. 
fran^.«),  H,  240,  249,  286,  HI, 
293. 

—  („Corresp.  diplomat.,  publ.  p. 
A.  Blanc"),  U,  179. 

—  („Discours  k  la  rentr^e  du 
S^nat  de  Savoye"),  I,  338. 

—  („Lettres  et  opuscules  in^d."), 
n,  178  ff. 

—  („Lettres  in^d.,  publ.  p.  Col- 
lombet«),  m,  293. 


,Ön  Populär  Go- 


SD^Qiftre,  3.  bc  („Lettres  s.  l'inqui- 
sition   espagn."   etc.),  III,  301. 

—  („Du  Pape"),  ni,  293. 

—  Dal.  S3lanc. 

gjialagpina,  9Rarquife,  m,  108. 

«Dialebrant^e,  m,  377. 

gWaleöfterbeö,  aJüniftcr,  I,  95,  98  f., 
1 16  f.,  223,  235,  250,  299,  310  ff., 
320,  330,  332,  480;  H,  115,  145, 

185,  311. 

aWaüct  b'^autcöiUe,  II,  176,  421. 

—  („Souv.  de  sdjours  de  Mdme. 
de  Stael  k  Genfeve"),  IH,  181. 

gjiallet  bu  $an,  I,  46  f.,  235,  244, 
269,  282,  353  ff.,  388,  431,  436, 
454,  514;  n,  41,  67  ff. 

—  („Ungebr.  gamilienpap."  [„Ana- 
lecta  8.  l'hist.  du  temps"]),  II,  100. 

—  102,  118,  178,  209,  228,  251, 
370;  m,  72. 

—  („Analecta  s.  l'hist.  du  temps" 
[„Unflebr.  gamilienpap.'']),  1, 236, 
244,  290,  298,  337  f.,  354;  H, 
69,  83,  87,  97,  177. 

—  („Corresp.  in^d.  avec  la  Cour 
de  Vienne"),  II,  187,  209,  215, 
221  f.,  226,  228,  242,  251,  268, 
281  f.,  290,  301. 

—  („M^moires"),  H,  87,  108,  119, 

186,  221,  251. 

—  ögl.  ©a^ouö. 
aj?alme§buri9,  Sorb   („Diaries  and 

Corresp.«),  II,  288,  297  ff.,  328. 
gjialmö,  I,  200. 
gjjfllouet,  I,  349,  353,  355  f.,  370, 

385  ff.,  421,  428,  438. 

—  (Slbgeorbneter),  I,  454. 

—  I,  475,  514,  520,  524;  H,  30,  35, 
38  ff.,  43  f.,  46,  73,  77  f.,  112  ff., 
152,  155,  158,  174,  226,  376; 
m  440. 

—  („M^mo'ires"),  I,  42,  290,  323, 
349,  351  f.,  355,  372,  375  f., 
383,  388  f.,  396,  428,  444,  476 ; 
n,  6, 30, 35, 44,  77, 108, 124,  152. 

ÜJialt^uö,  III,  400. 

aj^anbat,  (£omm.  b.  aiationalgarbe, 

n  122. 

sülann^cim*  H,  132. 
„ayianon  Seöcault",  n,  192. 
aWanuel,  II,  G6,  123,  137  f.,  140  ff. 
SD^anjoni  („Cinque  Maggio"),  III, 
100  f. 

—  („©armagnola"),  HI,  103  f. 


536 


ißamentegiftet. 


aWanjoni  („Promessi  Sposi'*),  HI, 
104. 

—  UI,  121. 
maxciii  maxi^),  I,  41. 
Wlaxat,  I,  1. 

—  („Ami  du  Pcuple"),  I,  482, 
499*  n   71. 

—  (u.  feenoffen),  I,  438. 

—  („Piibliciste  parisieii"),  I,  445. 

—  I,  498  f. ;  II,  6,  14,  40,  69,  100, 
116,  143,  148,  167,  200,  419. 

„SJlorceUuö*  (Subroig  XV.),  I,  11. 
aHloTcefluö,  ®raf,  IL  178. 
ajiürceUuö,   ®raf   („Chuteaubr.   et 

son  temps").  I,  427;  H,  352  ff., 

3G4j  m,  126,  153. 
a)iard)e,  I,  123. 
max(hma,  II,  249. 
anorcf,  be  la,  I,  361,  388,  420,  443, 

459,  461  f. 

—  (Söiorine^  I,  463. 

—  L  468,  483,  508,  518;  H,  46, 
6Q,  78,  391;  IIL  li>6. 

—  ö0l.  33ocourt. 

maxd,  be  \a,  (Gräfin,  I,  195. 
aRarcngo,  H,  377,  381;  Hl.  100  ff. 
anareöcald^i,  ©raf,  9Jan.,m,  102,121. 

—  mUa,  m,  108. 
SDiaret,  U,  167,  172. 
ajinrfontaine,  n,  384,  443. 
SJiarfa,  j^önigin  üon  (Sngib.,  I,  2. 
Ü)iorie  Slntotnette.  I,  93,  95. 

—  (gcßen  Slurgot),  I,  96  ff. 

—  I,  126,  130,  133,  138,  145,  192, 
197  ff.,  202,  205  f.,  217  f.,  220, 
222  ff.,  228  f.,  241,  265,  267, 
269,  289  f.,  299,  302  f.,  310, 
318  f.,  321,  323,  325,  380  f., 
395,  404,  412,  420,  444. 

—  (Dor  bem  SSoIf),  I,  451. 

—  I,  457  f.,  461,  463,  481,  484  f.; 
n,  5  f.,  12,  16,  18. 

—  (gludbtolan),  II,  28  f. 

—  n,  32  ff.,  46,  68  ff.,  73,  /5,  77  f., 
81,  86,  92  f.,  101,  112ff.,  115f., 
119,  167,  171  f.,  185,  202,  212, 
228;  m,  115,  274,  349. 

—  öfll.  Slrnet^. 

—  ögl.  ©eoffro^. 

—  ögl.  gr.  ö.  0tael  („Reflexions"). 

—  Ml  aöertl^efmer. 

SD^arte  fiuife  ö.  Deftcrreid^^efte,  m, 

192,  274,  434. 
gjiorf  a  ^aulotona ,  ®  roMürft.,  HI,  97. 


maxia  ©tuort,  m,  124. 

maxia  3:]&crejta,  I,  85,  98  f.,  111, 

133  ff.,     138  f.,    269,    289:   U, 

10. 

—  ögl.  Slrnetlft. 

—  Dal.  ®coffro9  u.  ^rnetl^. 
Ü)iorfen]^ol3,  ö.,  II,  195. 
ajiariöaujc,  m,  28. 
SDRarfoff,  ruff.  ajün.,  H,  268,  391. 
^lax\\),  I,  394  ff. 
„ajlarmelobe,  ®rf.  ö.*,  m,  404. 
ÜD^armier,  3c.  („La  Su6de  s.  Ber- 

^       nadottc"),  m,  357. 

—  („Pr^f.  de  L'AUemagne"),  m, 
384. 

9)iarmont,  ®en.,  n,  391:  m,  102, 
436,  459. 

—  3Jibme.,  H,  391. 
ajiarmontel,  I,  41  f.,  48.  57,  59. 

—  (über  3ftbmc.  nieder),  I,  69. 

—  (über  Reeder),  I,  70. 

—  I,  71,  73,  136,  149,  155,  164, 
167,  203,  218,  237,  251,  511  f.; 
n,  3,  84,  190,  256. 

—  („M^moires"),  I,  42,  48,  49.  59, 
70. 

aj^arfeittc,  I,  4,  374,  493;  n,  114, 

118,  245. 
SDiaröfelb,  H,  40  f.,  76,  106,  115. 
aWortel,  be  (.,%o\x6^^**),  H,  232. 
„gj^artepe''  (gr.  D.  etael),  n,  7. 
SDiartin,  |)enri  („Hist.  de  France"), 

I,  76,  212,  291,  294,  312,  327, 
332,  362  f.;  II,  66. 

SJ^ügfütt)  {„m^-  öefd^."),  m,  885. 

gjiofon.  n,  314. 

Mastier  („Turgot"),  1,87, 88, 97, 98. 

mamtn,  n,  382. 

sUlattl^iffon,  g.  ö.,  I,  5,  7, 163.  173; 

II,  177,  427. 

—  ö0l.  S3onftetten. 
ajlougraö,  ©ofton,  I,  28,  57. 

—  ögl.  ^ere^. 
gjjaupou,  I,  93,  116. 
üJiaurepag,  I,  87,  93,  102  f.,  105, 

107,    126  ff.,    130,   132  f.,    138, 
284,  288  f. 

—  ajlbme.  be,  I,  89. 
a){aurer « ^onftant  („(Su)>pl.  m  3. 

D.  ^maerg   fämmtl.   SS^emn^, 

m,  67,  129,  159. 
3Haurfce  be  ©ore,  I,  1. 
9){aurQ,  ^bU.   I,  220,   331,   438, 

466,  486;  H,  32,  36,  45. 


389,  465,  487;   H. 
195    (Mirabcau,    „Lettres    au 
Mai.  M."). 
War.  Äöiiifl  u.  öligem,  n,  12. 

—  ¥tlnj  t>.  SJeiiri^oiitä,  m,  188. 
SDlojrlinlHon  '^o\epii,  III,  189. 
aKojnbe,  efi.  be,  I,  vi. 
aHajarin,  gotb..  I,  1,  235,  341. 
aJlaijfnf,  m,  25ß. 

mmn,  ü,  284. 

anedlen&UTg,  prft  @g.  3tug.  D.,  I, 

—  Grbprinaeffin  Saioline,  m,  13. 

—  '©cftiDerin,  qjriiij  D.,  lU,  125, 

Äurlanb),  HI,  67. 
Sffiebid,  ffnt^atfno  D..  m,  264. 

—  «otenjo  bi,  III,  127. 
9Kebm[n(.CoDver8.  w.Ld.Byron"), 

m,  312,  395. 
andibon, Senac  be.  1, 37:  Dgf. ©Entic. 
SBfeiBeroie,  n,  428. 
aßeifter,  *.,  I,  30,  33  (f. 

—  I,  35,  36  (Ü6.  ateder);  11,  152, 
160,  182,  214  f.,  254,  318,  372, 
388,  418,  430,  460  f.;  IH,  267, 
319,  440,  452,  456,  472,  477, 
487,  491. 

—  Dfll.  SiEder  LUnaebt.  SBricfe"). 

—  tgl.  gr.  0.  mm. 
„Helanide-  (D.Wb.  beSenlB),  11,41 1. 
fflielilD.  ©omte  aRiot  fie  („M^m."), 

n,  249,  272,  299,  371,  375, 
408  f.    -    --• 

SDIelun,  I 

ffllelji,  n,  389,  403;   IH,  103,  121. 

anenbelgfofin,  Scroti}..  III,  45, 

—  Sri.,  HX  245,  265. 
~  .Henriette,  II,  454  f. 
SKetiflnub,  II,  317. 
anenou,  n,  246. 
üllerder,  I,  177;  n,  124. 

—  {„9iouffcau  aU  Utfibr.  b.  iHeu."), 
I,  248  fi. 

—  (nSur  l'art  dramatique"),  II, 
339;  m,  201. 

—  H,  845,  448. 

—  („CmqMöm.surKaDt''),II,451. 
alleren. argcnteau,  oft.  @ef.,   I,  85, 

97  f..  133  ff.,  289  ff.;  297,3I8f., 
350,  404  f.,  482,  484,  507;  H, 
10  f.,  22  f.,  29,  36,  46,  67,  75, 
107. 

—  BflI.  SeofftD^  u.  Sltitetti. 


ff-, 


H- 


arb),  m, 


ailett,  m,  296. 

gjletlet  („g^Ier),  n,  347. 

gjterlln   be  2)cuai,   II,  241,  282, 

329,  369. 
ailiSrobe,  (Somte  be(„Souv.''),  II,  199. 
^JOlcrope",  I-  aioltalre. 
aJIegm«,  I,  212  ff. 
„9)(e(firtbe",  n.  446. 
g)ietiifln[io,  m,  132. 
3)ietterttidi  („M^m."),  II,  285. 

-  m,  87,  204,  273,  295,  8: 
350  f.,  354,  357,  427  f., 
455  f.,  471. 

-  („atuä  an.'ä  Slnterl.  Spnp."),  III, 
87,  275,  332,  350. 

ÜJIeh.   I,  390,  444,  461,  495,  499; 

II,  80,  97,  105,  461,  467, 
aneubon,  I,  448:  n.  230, 
g)teulaii,  ^aullne  be  (3)Ibme.®uiäot), 

n,  192;  III,  151. 
afte^er,  ^änx.,  III,  8 

-  aHoriüiine,  in,  197, 
3)lEwraB,  ßr.  ü.,  I, 
„gjltceitio,  eimnnte' 

113. 
anic&neliä,  Caroline,  term.  ©öömeti 

n.  82,  132. 
a))itl)flub,n,217,935f.,  250.286,315. 

-  („Biogr.  univ,"),  11,  329, 

-  n,  346,  370,  411,  414. 

-  („Sottegtanb"),  n,  8.  82,  239, 
329;  nr,  273. 

mm  aiiflelo,  UI,  131. 
9Ki(l)eIei,  I,  454. 

-  (nLes  fommes  de  la  Eevolu- 
tion"),  n,  10  (aiJbme,  be  ©tnel) 
13  (ai(bme,  be  eonbotcet). 

Ü)li(f)iel6,  a.,  II,  445, 

-  („Hist,  des  Id^ca  litt,  en 
France"),  II,  339;  III,  201. 

anibbletoit,  III,  403. 
aWiflnet,  I,  109, 


„afligncn"  (aua  „5S.  aBeifter"),  ni, 

370, 
..amUtrin,  Suffe",  I,  238. 
9Killetinio,  II,  272. 
aJltUin,  n,  453. 
ffllQin'S  „gjfflflQjin",  m,  8. 
aJHlDrabüUiitI(^,  ©etl.,  III,  337. 
ajlilton,  I,  102;  n,  159,  255;  m, 

102,  392,  399. 


538 


HJamcnregifter. 


„mnon"   (33aronin  \>.  Gram),  II, 

196. 
Wim,    3.    (g.    ®d)Ieöcrö    Prof. 

,3uaenb|d)rftn."),  111,  387. 
3J«n3üm,  iDnofrio,  111,  106. 

—  („eonette"),  Hl,  107. 

—  („Quando  Jesu"  etc.),  III, 
110  f. 

ÜJMrobeau  b.  ö.,  I,  10. 

—  („Ami  des  Hommcs"),  I,  11, 
116. 

—  („Philosophie  ruralc"),  I,  11. 

—  I,  83,  128,  239,  285. 

—  (t  1789),  I,  483. 
aTlirabeau  b.  j.  (3^iquetti),  I,  V. 

—  I,  212  f.,  239,  246,  290,  292, 
324,  332,  344,  354,  358  ff. 

—  (fein  pon),  I,  360  f. 

—  I,  371,  374,  378  f. 

—  (u.  s«e(fcr),  I,  384  ff. 

—  1,  388  ff.,  397. 

—  (JHeben  1789),  I,  406,  408. 

—  (unb  ^erj.  ö.  Drleanö),  I,  407. 

—  1,  412,  420  ff.,  429,  434  f.,  439. 

—  (^iebe  f.  Diedfer  :c.),  I,  441  ff. 

—  I,  446  f.,  453,  457  f., 

—  (unb  ÜJafapette),  I,  458  f.,  462  f., 
467  f. 

~  (2)enffd^r.  an  b.  5tönig),  I,  460  f. 

—  ((Sintr.  inö  SJünift.),  I,  463  f. 

—  (Slntrag  6./11.  89),  I,  465  f. 

—  I,  475,  477  ff.,  482  f. 

—  (SBerbinbung  mit  b.  ^of),  I, 
483  ff. 

—  I,  487,  494,  499  ff. 

—  (DIoten  m  b.  ^of),  I,  505  ff. 

—  (u.  Safa^ette),  I,  508. 

—  (+  2./4.  1791),  I,  509. 

—  (üb.  b.  göberatiüftaat),  1,  518. 

—  n,  4,  6,  9,  14  f.,  29,  34,  38,  96, 
124,  138,  200,  272,  295,  410; 
111,  66,  196,  278,  286,  386. 

©djriften: 

3JJirabcau  („Considorations  sur 
l'ordre  de  Ciiiciimatus"),  I,  359. 

—  („DelaMonarchieprussienne"), 
I,  359. 

—  („Denonciation  de  l'agiotage 
au  roi  et  h  TAssembl^e  des 
Notables),  1,  296. 

—  („Essai  8.  le  despotisme"),  I, 
359,  362. 


aJMrabeau  („Hist.  secr.  de  la  Cour 
de  Berlin"),  I,  359,  364. 

—  („Essai  ß.  les  lettres  de  cachet 
et  les  prisons  d'^fctat"),  I,  359, 
362.     ^ 

—  r„Le8  Etats-g^n."),  I,  385. 

—  („Lettres  a  un  de  ses  amis  en 
Allemagne"),  I,  292,  487. 

—  („Lettres  k  ses  commettans"), 
I,  385,  389. 

—  („Mdmoires"),  I,  213. 

ajifrabeau,  ögl.  SBacourt. 

—  ögl.  3)ecruc. 

—  Dol.  2)umont;  ogl.  ÜRouDillon. 
5ülirabeau«3:onncau,  I,  854:  11,  7. 
^miraubot,  I,  497. 
Söliromeönil,  I,  292,  299. 
„anirsa'',  I,  165  f. 

aJlffenum,  (Sap.,  in,  133,  154. 
mtm,  n,  181. 

5DRo(6,  ®raf,  H,  441;  m,  469. 
moUxe.  it  304. 

—  („3:artuffe"),  H,  344. 

—  in,  28. 

—  „Femmes  sav.**,  m,  197. 

—  m,  198,  373. 
SDloUnart,  n,  277. 
^{olinigmug,  I,  92. 
sDioUeöiUe,  SBcrtr.  bc,  I,  314. 

—  („M^moires"),  I,  394. 

—  II,  13,  67,  88,  92,  97,  99  f.,  107, 
113,  114,  115,  152. 

a«onfcn,  (Somtc  („M&noires«),  m, 

329.  460, 
SDfioncafpn,  m,  104. 
ajloncep ,    ©cnbarmcrlc  -  3nfP«ft«>tr 

©cneral,  H,  437. 
„sDJonboDille,  fieoncc  be^  H,  396  ff. 
momz.  n,  391. 
Sßlont,  n,  296,  370;  m,  422. 
5DRonrepo8,  SSifla  SSoItaire«,  I,  27. 
mon^,  m,  469. 
ajJonfleur,  I,  128,  468;  H,  32,  41, 

93 
ajlonti  („BasBvilliana"),  m,  102. 

—  (^omerübcrfcfeung),  m,  124  f. 
aWontagu,  SHarquifc  D.,  n,  158. 

—  m,  133.  —  ü0l.  SftooiUI«. 
Sö^ontaignc  („öffa^«*),  I,  254,  m, 

375. 
ajlonta'uban,  I,  123  f.,  807,  498. 
üJ^ontbarb,  ®(!blog  i.  b.  IBouraogne, 

I,  47  f. 


S'Jamcnreöiftcr. 


539 


3D^ontbarrc9,  ?Jrinj  üon,  I,  126. 
ajJontbavreQ,  «ßriniefft«  Don,  1, 103  f. 
SDfJont'SSIonc,  II,  441;  HI,  185  f. 

—  $prnfect  beg,  lU,  316. 
SDJonteöut,    (S.    („Impressions    de 

voyage  et  d'art"),  I,  50. 
SO^ontelimai-t,  I,  13. 
ajlontenottc,  n,  272. 
9)Zontegquieu,1, 12,39, 46  f.,  92, 113ff., 

136  ff.,  139,  142,  159,   166,  246, 

262,   274,   361,   363,   436,  465; 

n,  37,  411,  463. 

—  („Prolem  sine  matre  creatam"), 
m,  36. 

—  („De  la  Grandeur  des  Ro- 
mains"), I,  137. 

—  „Q)cift  ber  ©cfefee",  I,  12,  36, 
47,  113,  137,  156,  194,  333,  497. 

—  („®ef(i)id^te  ber  förbc"),  I,  137. 

—  („Lettre^  persanes"),  I,  137. 

—  (u.  b.  „vii)ociaIcontract")f  I,  146. 

—  ügl.  SBian. 

monk^üion,  ^laxq.  be,  ®en.,  1, 393 ; 
n,  147  f.,  235,  324. 

—  »gejenfoc,  Slbbe  ü.,  I,  307,  493; 
n,  138  f.,  249,  283;  HI,  440, 
445. 

anonteffon,  I,  412. 

—  SOibme.  be  („Le  Comte  de  Cha- 
zelles"),  I,  168. 

—  (u.  grau  D.  (BUMii),  U,  403. 
SKontgeloe,  m,  188. 

—  ©röfin,  ni,  489. 
SJiontl^olon,    ^väftbent  üou  9^ouen 

(„Mem."),  II,  12,  307. 

—  gri.  D.,  U,  12. 
Wloi\if)r)on,  f.  SDiont^on. 

gjJonti,  SS.  („Lettere  ined  a  V.  M."), 
m,  88,  103,  105  ff. 

—  („S3a6t)imana"),  lU,  100. 

—  (,/3lviftübemü"),  HI,  101. 

—  m,  121,  135,  230. 

—  ögl.  ßnntü. 
SHontign^,  ©d^IoB,  H,  312. 
SDiontlope,  I,  12. 
2«ontIof!er,  I,  466. 

—  man.),  I,  494. 

—  („L'art  de  constituer  les  peu- 
ples«),  I,  515. 

—  m,  181,  437,  465. 

—  ügl.  S3arbou]c. 
ajJontttiorencQ,  bie,  I,  341,  486;  II, 

55,  122 ;  III,  449. 

—  5lbricn  bc,  II,  391. 


aWontmorcnc^,  SJlntl&icu  bc,  I,  421, 
439,  487;  II,  12,  74,  129, 
152,  159,  174  f.,  208,  234,  287, 
292  f..  379,  387,  436,  442,  467 ff.; 
III,  79,  95  f.,  169  ff.,  231,  244, 
265,  278  f.,  298,  318,  360,  438, 
448,  479,  493. 

-  üfll.  gr.  D.  0tael. 
50]ontmorenc9  (föinjtebclei),  I,  47. 
ajJontmorin,  Slrmanb,  ©raf  Don,  I, 

293,  298  f.,  358,  361,  364,  377, 
387,  444,  448,  459,  462  f.,  482, 
505 ;  II,  25,  29,  32,  47  f.,  73, 
105,  107,  143. 

-  (+)  n,  145. 

-  II,  309,  310,  312,  323. 

-  Slugufte  be,  ÜJiarineoffiaier,  n, 
310. 

-  gjlbme.  be,  I,  377. 
9J?ontoI{eu,  SBoronin  (geb.  6;roufaj), 

I,  16;  n,  256. 
SOlontpeUiev,  I,  187;  H,  345;  m, 

120. 
a)iontronb,  n,  328. 

Montyon  („Particularit^s  sur  les 
Ministres  de  finances  de 
France"),  I,  89,   103,  121,  289. 

„9«oür,  ^tauber",  I,  247. 

9Jioore,  ber  25t(^ter,  HI,  135. 

-  („Letters  and  Journals  of  Lord 
Byron"),  II,  169;  HI,  158, 393  ff., 
398,  400. 

9)]orbil)an,  ®oIf  Don,  H,  224. 
„Mords-les"  (für  ^bh^  SHoreHet),  I, 

101. 
arioreou,   n,    330,   372,   381,   384; 

III,  55,  84  f.,  361. 

-  ©cneralm,  m,  363. 

-  be  Saint  Wi^xt),  frj.  ®en.»®ouD., 
m,  107. 

gjloren,   ^ax\    („^.   55.    t).    Söom 

ftetten"),   I,  177,  241j   n,  418, 

427. 
gjioreUet,   Slbbc,  I,  40  f.,  58,  68, 

70  ff.,  79,  84  ff.,   101,  237,  514; 

n,  190,  234,  242,  364;  HI,  440. 

-  („M^moires"),  I,  42,  59,  71,  74, 
99,  101,  514;  II,  13,  185. 

moxaz^,  II,  263. 

moxU)a,  So^n  („SBoltaire"),  I,  113. 

-  („^ouffeau"),  I,  248. 

Tloxx%  ©ouöerneur,  I,  244,  343, 
353,  371,  383,  399. 

-  (üb.  b.  Sage  öon  1789),  1, 401  f. 


540 


SliorrU,  eoitueriicur,  I,  409,  4-12, 
463,  408. 

—  (im  i)aiile  Stni'l),  I,  469  ff. 

—  I,  481,  512  f..  520;  II,  10,  42, 
40  ff.,  77  f.,  i>8,  11  j,  12Ü,  150, 
1G3,  184,  2U3,  212,  2Wf.;  m, 
UO  f.,  15C,  262.  —  nnl  epniK. 

^lorrljtnna,  üaittrig  üi  91m.,  262. 
SJlottimet'^tmaut   („Hist.   de   U 

Terroiir''),  1,  384,  434;  n,  59, 

115,  117,  125,  12S>,  143  ff.,  213, 

235. 
„Klorvellc,  I'hiltiipu  de"  (ülioiiton), 

I,  72. 
aiioScati,  «riit,  lU,  106. 
aJIofcg,  m,  96. 
ailostnu,  lU,  330,  837,  339,  341  f., 

347,  431. 

—  aietropDlit  B.,  m,  liG. 
aRoeion,  m,  300. 

aiotiert-IniBerä  (®ib6oii),  I,  24  t. 

—  (u.  iRouffeau),  I,  28  f. 
3){ou4q,  I,  136;  U,  174. 

—  Sliatfiftnnin  doh,  I,  167. 
SDioulinö,  I,  123,  128;  U,  329. 
TOoultou  (Mouttenu),  I,  25  ff. 

—  mn\),  I,  3(). 

—  I,  33,  45,  46,  65,  177,  24'J  f. 
ai(punier,  I,  251,  313,  315  f.,  354, 

356,  370,  396,  406  f.,  121,  426, 
428,  434  ff-,  440,  447  ff.,  452  f., 
457,  463,  468,  520;  U,  18,  115, 
223,  458  f.  i  UI,  72. 

—  („ConaideradouB  b,  la  gouvcr- 
iicin.  et  pArt  s.  cchii  qui  con- 
vieut  k  fft  Frauce"),  I,  436. 

—  („Hcehcrelies  s.  1.  cuuses  qui 
ont  cmpSchä  I.  Frant;»is  du 
duvenir  librea"),  I,  407,  454  f, 

—  OflI.  Snnjac. 

ffliojart,  I.  61;  HI,  198,  382. 
SDiüller,  Slbam  *e(nr  (Ofll.  ©eiiB), 

III,  113,  292. 
~  (u.  grau  u,  ©tai'l),  in,  204  ff. 

—  („eitnt.  b.  etaatatunft"),  m, 
207. 

—  („SJorlefuiiiieii  über  bit  lieutfil)e 
ilittetntur"},  lil,  385. 

—  (U.  ©Wß),  m,  292. 
ffliUlIer,  30^.  B.  LiSriefe''),  I,  6. 

—  (über  @enf),  I,  6. 

—  (übet  9(eder),  I,  37. 

—  I.  1C3,  177,  320;  II-  318,  332. 

—  (©ämmtl.  aaette),  I,  246. 


m&aex,  3.  0.,  m,  4i,  44,  67,  72, 

77,  95,  129,  159,  204,  253,  296, 
379,  385,  391. 

—  D9I.  3)töuter-Eonftant- 
ajtüncf)en,  m,  188ff.,  396. 
attüiit^^aufen     (.Sldfegefi^tt^ten'), 

m,  69. 
anuiibt  [stntbtva  ut.  ^ta^iag),  n, 

458. 
SDfurot,  m,  421,  448,  455. 
„Murcie,  Solitairea  do",  I,  59. 
ÜUIuriUo,  m,  116. 
3)iurinaf«,  n,  282. 
ajlurta?,  SufteanMer,  DI,  361. 
äJluffq,  @ueneou  be,  n,  361. 

S. 

Jtafgeon,  I,  46. 

StnnCD,  I,  499,  502f.,  514;  U,  106. 
„«licmlne  u.  ©inBöal",  I,  165. 
giciiite«,  1,473;  U,  225;  m,  453  f. 
ginpoleoii,  I,  90,  106,  249,  426,  487, 

515,  519;  H,  54,  131,  181,  232, 

293. 

—  (erfte  aSegeanuna  nt.  Ar.  0.  ®t), 
Ü,  306  ff. 

~  n,  337,  367. 

—  (lebte  SeoeanutiQ  m.  %x.  D.  St.), 
11,  385. 

—  (u.  ©oet&e),  III,  8. 

—  (u.  %  0.  mna),  m,  41. 

—  (Änifet),  m,  98  ff. 

—  ÜI,  118,  115,  120  ff.,  152,  159, 
161,  176  f[.,  181,  184  f.,  189, 
203,  208  f.,  244,  247,  267  ff. 

—  (an  ßbampanJiD  18081,  HI,  270. 

—  (>BeimfibIa.tn.3llaite&uifel810), 
ni,  274. 

—  m,  280,  282  f.,  317  ff.,  326  ff., 
336,  339  ff.,  349  ff.,  354  ff-, 
361  ff.,  400,  413,  417  f. 

—  (im  ©egenfa^  gu  3r.  ».  ®t), 
in,  419. 

—  (nie  S)ictatoi),  m,  496  f. 

—  („Corresp."),  HI,   176  f. 

—  (©orrefl).  m.  Särniabott«),  ÜI, 
354. 

—  (Ob.  SonftontB  „SBnlfletn'),  m, 
274  f. 

—  Bgt.  iBanapaile. 

—  ogt.  „Goargaad  et  Montliolon''. 

—  ngl.  Sianfreg. 
3£o))oI6onDiae  (Senb^),  lH,  265. 


SRatboiine,  STätlfft.  t.,  I,  97,  293, 
299,  494. 

—  Dßl.  IilDon. 
3{(iTbonn€'S(tr«,  fiouB  be.  @rdf,  I, 

lOe,  187,  240,  310:  H,  9  ff.,  72  ff. 

-  (ffirieflSmfii.),  II.  ™  ff- 


Ö3f. 

—  n,  98  f. 

—  ((Sntlofiuna),  n,  100  f[. 

—  11,  122,  129  f. 

—  (ffltttunfl),  a,  134  ff. 

.  -  n,  152,  159  ff.,  175,  188f.,  20S, 
249,  303,  382,  391,  401,  458; 
in,    37,    181,    188,    196,    286, 

—  ajibme'.,  be,'  H,  11,  99. 
9iatffcl)Iiit,  m,  344. 

sRarieS"  (SlectEr),  I,  353. 
m^aa.  $QU8,  I,  173. 

—  Srüfin  D.,  m,  226  f. 
gtoflnu-lffieilburfl,  gürft  0.,  I,  4. 
„«ntc^ej",  n,  157,  315. 
.gtat^tr,  tgl.  aejflng. 
sRatipnalconDeiit,  11.  148. 
SienUri,   I,   58,   134;   Jl.   167,   181; 

m,  109,  115  f.,   133,  139,  455. 

—  (»fli.  «.  JSDÖfbue),  m,  113. 
91eaBd,  @olf  o.,  II.  4-11. 
^tavtl,  ÄBnig  d,,  TU,  270. 

—  Äöiliflin  D,,  UI,  Hil. 
aieder,  gnmiKe,  l,  l  ff. 

—  (Eowet),  I.  M7  ff.,  172  ff. 

—  (SmontpeUier),  I,  187  ff. 

—  (SBaris),  I,  188. 

—  (©^meij),  I,  199. 

—  t^ariS),  I,  207, 

—  Id.  Siiüaxol  befeinbet),  I,  281, 

—  {mäUt)x  na*  iPflr(ä),  I,  413. 

—  (tu  SBTüffel).  I,  410. 

—  .(in  bn  ©diBidj),  I.  413. 

—  (in  6oi)pel).  n.  1  ff- 

—  DflI.  ble  elm.  giimliienalieber. 

—  Bfll.  „33fe  gamilie  3(eäer"   Bon 
6,  S.,  I,  4,  13. 

Weilet,  anne-Suife-föcrmalne  (©«• 
burt),  I,  65. 

—  (In  fOlontbiirb),  I,  48. 

—  (u.  ©onftetten),  I,  148  ff. 

—  ((Srjieeuiia),  I,  151. 

9t«l€r,  anne.liuile-SermoijK,  f.  So- 
tonin  0,  ©taüI',&olfteiTi. 


5RectEt,  SbD.  in  Äüftrin  («.'6  ©roSo.), 
I.  2. 

-  Äarl  gr.  (%'&  SJatet),  I.  2,  3. 

-  („Unt.  j.  ©tnnWr.  b.  &.  ffl.  JHdifte 
btfftr.  9(ntion"),  I,  3. 

-  b«  ©etmanie,  Subio.  (9t.'«  SBtbt.l, 
I,  3  f.,  81,  297,  410  ff. 

-  ÜJirtrtin,  ipteblflet  (3i.'S  Utfltfi».), 
I,  2. 

DlecCet,  Solob,  I,  1,  2. 

[«.fei '   ■ 

f®enf) 


-  (u.  feine  3eit),  I,  I  ff., 
I®enf),  I,  3  ff-,  30  ff. 
(OTntfeiüe  Jc),  I,  4. 


Tis. 

—  (Eerlieiratliuna),  I,  13. 

—  (u.  Stl.  ßuti^ob),  I,  30  ff. 

—  (SperfanUi^teit),  I,  33. 

—  (gjleifter'S  ©io0r.),  I,  35, 

—  (lönron    ©leiten'«    Urtb.),    I, 
36. 

—  (Urt^.  feiner  > 

—  (feine  km. ' , 

—  (als  pplillfcfier  ©c^riftfleiler),  I, 

—  (öutenuj:  beS  Banf^fa.},  I,  41. 

—  (Welifl.  anfcbnuunaen),  I,  48  f, 

—  (©tvl),  I,  51. 

—  (3(.'S  ©olon:  Sit.  Jöcbeiite.),  I, 
72  ff. 

~  (ßintt.  in  b,  ^Betwaltgärat^),  I, 
79. 

—  (3lfi(fttltt  aus  b-  ©anlflefift.),  I, 

—  (oegen  b,  DEfonomiflen),  I,  82  f, 

—  (tn  endnnb),  I,  101  ff. 

—  (etfieS  aniniftetium),  I,  105  ff. 

—  (ffln  aJvogvamnt),  I.  110, 

—  (ctfie^toDimialDetfammlnnflEn), 
I,  119  ff. 

—  (atiiätr.  oua  b.  amniftetium),  I, 
123    133 

—  (fein  Coinpte  renda),  I,  125. 

—  (öffenti-  SDieinunfl  übet  ibn),  I, 
134. 

—  (StniEtifa  bEtt.),  I,  140. 

—  (in  ©po),  I,  147. 

—  (grau  u.  SoÄtcrl,  I,  151,  153, 
160. 

—  (D.  Stau  M,  loHfitx  benrt.),  I, 
16-2  [, 

—  (SGerliift  b.  öff.  SQJitffamfeit),  I, 


542 


SWantcnrcgifter. 


SRcdTer  (3J?.  Sliitoinette  u.  f.  3:od)ter), 
I.  217. 

—  (Düation),  I.  220. 

—  (GflaDerei  betr.),  I,  231. 

—  (©alon),  I.  237  ff. 

—  (polit.  ©tanbpunft),  I,  275  f. 

—  (feine  92ad^fol0cr),  I.  2S4,  287  f. 

—  (u.  fönlonne),  I,  292  ff. 

—  (an  gr.  ö.  ®t.),  I,  297. 

—  (iPropaßanba  für  i^n),  I,  299  ff. 

—  (SSerbannung),  I,  302  ff. 

—  (^nuöl^ine),  I,  314. 

—  (2.  gjilnifterium),  I,  319  f. 

—  ((Snrelinnen),  I,  323. 

—  (poüt.  S3efenntni6),  I,  341. 

—  («politif),  1.  344  ff. 

—  (ätöeite  S3erufun0  b.  9iotabeln), 
I,  348. 

—  (bie  SBertretung   beö  %kx^),  I, 
349. 

~  (feine  «ßortei),  I,  352  ff. 

—  (u.  ajürabeau),  I,  362  ff.,  384  ff. 

—  (u.  2Ba^len  o.  1789),  I,  372  ff. 

—  (SRcbe  1789),  I,  380. 

—  (njünf(j&t  f.  (gntlaffuna),  I,  397  ff. 

—  (Ungnabe  beö  ^ofeö),  I,  404. 

—  (föntlaffung),  I,  408  f. 

—  (Surücfberufung),  I,  411  f. 

—  (3.  aJHnifterium),  I,  412  ff. 

—  (auf  b.  ©tabtl^auö),  I,  413. 

—  (üb.  b.  ginanalage,  4./8.  88),  I. 
430. 

—  Cf.  ha^  fußpenf.  SSeto  b.  5löniöö), 
I,  439  ff. 

—  (©t.  trieft.),  I,  444. 
;®etreibefäufe),  I,  445. 
in  §8erf.  6./10.  89),  I,  448  ff. 
;u.  SDürabeau),  I,  457,  460  ff. 
>.  ü.  et.  üb.  i^n),  I,  4G9. 
liationalbanf),  I,  470. 

[etant  u.  ^irc^e),  I,  473  f. 

^^afftüität),  I,  474. 

u.  b.  ginanalage  1789),  1, 476  ff. 

u.  b.  ^of),  I,  483  ff. 

u.  b.  Slbel),  I,  487  ff. 

14./7.  1790),  I,  498. 
fförnifpon  b.  Slffignaten),  1, 500  f. 
[5)enff(t)r.  ö.  17./8.  üb.  b.  ginanj« 
läge),  I.  501  ff. 

—  (SHüc!tritt  Dom  3.  SOMnifterium), 
1,  503  ff. 

—  (3fleife   nad^   Poppet  1790),   I, 
504. 

—  (u.  9Jfont!ofier),  I,  515. 


5^e(fer  (über  bie  @|recutlüc  2C.),  I. 
516  ff. 

—  (u.  b.  9lct)oIution),  I,  521. 

—  (u.  gr.  ö.  ö.  0tolberö),  11,  2  ff. 

—  (u.  ©tael'Äolftein),  II,  18. 

—  U,  20  ff. 

—  (gerfcn  üb.  t^n),  H,  24. 

—  (u.  Safa^ette),  11.  31. 

—  II,  48,  53  f.,  73,  81,  88,  98, 
100  ff.,  123,  141,  145,  152  f., 
164,  171,  177  ff.,  183,  190,  201, 
208,  214,  266. 

—  (9iecfer'f(t)e  ©(^ule),  n,  280. 

—  n,  286,  302,  306,  316,  818  f., 
339. 

—  (üb.  e^ateaubrianb),  n,  364. 

—  11,  377  f. 

—  (u.  S3onapartc),  ü,  881. 

—  II,  427. 

—  (u.  f.  %0(iiUx),  n,  434,  438. 

—  t),  ni,  87  ff. 

—  (u.  monii),  in,  107. 

—  (ginanjen),  m,  120. 

—  III,  161,  182,  228. 

—  (S3ilb  in  (Soppct),  HI,  252. 

—  (^änbereien  in  benSSer.  (Staaten), 
III,  262. 

—  (^epofituni),  m,  271. 

—  (^cliß.  Slnf*.).  m,  286,  288. 
~  in,  360. 

—  (2.  5JJin.),  m,  401. 

—  III,  413,  434,  440,  452. 

—  (feine  ©d^riftcn),  HI,  492. 

—  m,  457,  462,  470,  495,  500. 

©d^riften: 

9?e(fer  („De  radministration  des 
finances«),  I,  110,  111,  117, 
118,  123,  135,  295,  344,  352. 

—  („De    l'administration   de  Mr. 

Necker  p.  lui-mömo"),  L  95, 
101,  110,  127,  135,  326  ff.,  342, 
346,  374  ff.,  398  f.,  409,  414, 
472,  479,  480,  502,  504  f.,  518, 
n,  55. 

—  (Troisifeme  Minist&re     de   Mr. 

N."),  I,  414,  420,  430  f.,  439, 
441,  502,  516. 

—  („filoge    de   Colbert"),   L  82, 

110  f. 

—  („Du  commerce  et  de  la  l^eis- 

lation  des  grains"),  I,  85,  94  f., 
99,  101,  117,  328. 


SJomenteglfter. 


543 


dhäex  („Compte-rendu  au  roi"),  I, 
118,  125  ff.,  131,  156,  294  ff., 
319,  380. 

—  („Memoire  au  roi  sur  l'etablis- 
seinent  des  Administrations 
provinciales«),  I,  118,  119,  120, 
296,  472,  487  j  n,  182. 

—  („De  la  Revolution  franc."), 
I,  119,  125,  287,  296,  299  f., 
319,  335,  345  ff.,  391,  394  f., 
398,  403  f.,  407,  409,  413,  422, 
430,  443,  451;  H,  118,  145,  149, 
184,  214,  302. 

—  („Du    pouvoir    ex6eut.    d.    1. 

frands    Etats"),    I,    321,    347, 
61,  392,  502,  516  ff. 

—  (Diso,  k  l'ouvert.  des  Etats- 
g^n."),  I,  381  f. 

—  („Discours  k  l'ouvert  de  l'as- 
sembl^e  d.  Notables"),  I,  363. 

—  („Reflexions  presentöes  k  la 
nation  frauQ.  s.  le  proc^s  de 
Louis  XVI"),  n,  145. 

—  („Dern.  vues  de  politique  et 
de  finance"),  I,  518;  U,  240, 
302,  385  ff. 

—  („Ueb.  b.  ©lud  b.  einfältiöcn"), 
I,  160. 

—  („Cours  de  morale  religieuse"), 
I,  181;  n,  1  f. 

—  („Ueb.  bic  SGBidfttiöfeit  relföföfer 
gjleinuiißen'O,  I,  48  f.,  179  ff., 
261,  281;  11,  1,  198. 

—  („Suites  funestes  d'une  seule 
taute"),  n,  415. 

—  („Oeuvres  compl."),  I,  76,  107, 
275,  276;  H,  415;  HI,  107. 

—  („Ungcbr.  ^Briefe  d.  5R.  u.  grau 
u.  0tael  an  aWeifter,  im  IBef.  b. 
$rn.  Dr.  3:^.  ^einl^arbt  in 
Söintert^ur"),  H,  152  k. 

SRcder,  ügl.  aJlbmc,  be  etael*|). 

—  Dgl.  ©oetl^e,  HI,  214. 

—  üöl.  SaUö»3:oIIenbaI. 

—  ü0l.  51.  SB.  ed^reger,  I,  110. 

—  LSf^ecfer'ö  äweiteö  mx\."),  öqI. 
Öefcr. 

9flc(fer,  geb.  föurc^ob,  ©ufnnnc,  I, 
13  ff.,  32. 

—  (u.  f^r  (Balon),  I,  38  ff. 

—  (u.  S3uffon),  I,  47  ff. 

—  (u.  ©ibbonV  I,  G2  ff. 

—  (i^rc  ©tubten),  I,  68  f. 


Siedet,  (Suf.  (Söo^ltl&ätlgfeit),  1, 74  f. 

-  (enfll.  Sect.),  I,  102. 

-  I,  130. 

-  (üb.  syjeder),  I,  131. 

-  I,  134  f.,  136,  147  ff.,  151  ff. 

-  (an  i^rc  %oä:jUx),  I,  172. 

-  I,  249. 

-  (üb.  b.  SR.  ^ei.),  I,  281. 

-  I,  350,  402,  408  f.,  504. 

-  (in  Poppet),  n,  1  ff. 

-  n,  101,  123. 

-  (t),  II,  182  ff. 

-  II,  203,  406;  HI,  286. 

-  („SBetrad^tßn.  üb.b.eH^cibg."), 

II,  146. 

-  („Melanges"),  I,  45,  49,  50,  53, 
64,  69,  74,  75,  82,  103,  131, 
157,  158,  163,  172,  173,  178, 
250,  282,  298,  303,  343;  n,  3, 
183. 

-  Dgl.  grl.  föurd^ob. 

-  ugl.  b'^auffonüiUe. 

Diecfer,  be  v<5auffure,  9Jibme.,  I,  vi; 
n,  378,  391,  412,  421  ff.,  431, 
434  f.   442. 

-  (u.  (^maf)i),  in,  88. 

-  m,  89  ff.,  167,  185  f.,  291,  311, 
462,  466,  476,  489. 

-  („De  Teducation  progressive"), 
n,  423. 

-  („©diregel'ö  SSorlßn.,  frj."),  HI, 
203. 

-  („Notiee  sur  le  caraetfere  et 
les  6crits  de  Mdme.  de  Stael"), 
I,  155  f.,  159,  161,  166,  210; 
n,  412,  433,  442,  462;  HI,  64, 
89,  92,  95,  169,  291,  30O  ff. 

^Reerwinben,  n,  151. 
dkm,  III,  110. 
syielfon,  n,  327. 

„mzlml,   €)m."   {au^   „(Corinna"), 

III,  130  ff. 

dkxo,  III,  185. 
syjettenient,  I,  vi;  H,  224. 
S^euenburg,  I,  25,  29. 
ÜJieufd^äteau,  gran^.  be,  II,  290. 
gf^eufd^ätel,  n,  192,  194,  203. 

mtm,  m,  340. 

DZenjton,  I,  371. 

-  ögl.  SSoltaire,  I,  243. 

9Zett)'?)orf,  III,  91,  262,  272. 
9le9,  m,  478. 
S^tccolini,  III,  103. 


544 


SRamcnreglftcr. 


$RicoIat    („Sriefc    bcr  Slbelktb"), 

III,  67. 
sRicoIc,  sBcrlcgcr,  I,  158;  m,  263, 

268,  282. 
mkh\xt)X,  33.  ®.,   I,    145,   290;  n, 

371;  m,  295  f.,  387. 

—  („®ef(t).  b.  Settalterö  ber  3fleüo- 
lution"),  I,  139,  290,  295,  351, 
373,  383  f.,  425,  465,  498;  H, 
42,  371. 

—  („SeBcngnod^rid&tcn"),  m,  295f., 
388. 

Sf^iebednnbe,  I,  444;  HI,  454. 

mimtn,  m.  330. 

92imc8,  I,  493;  HI,  184. 

mimn,  m,  227. 

dUon  am  ®enfcr(See,  II,  169,  202, 

263. 
m\axh,  I,  VI. 

—  („Hist.  de  la  Litt.  franQ."),  I, 
238,  243,  261,  282,  358. 

—  („M6m.  et  Corresp.  hist.  et 
litt."),  n,  198. 

— -  („Portefeuille   d'im   Academi- 

eien"),  I,  35. 
sj«Wm*$Rowöorob,  m,  340. 
sRiücrnaiö,  |)ergO0  ü.,  I,  123,  299, 

310. 

mm,  1, 179;  n,  147. 

sRonilleö,  ^auö,  II,  174. 

—  SSicomte  bc,  I,  191,  307,  335, 
426,  429,  487;  II,  79,  154,230; 
m,  343. 

—  3Jibme.  be,  a«arf(^oUin,  1,234 f.; 
m,  294. 

—  („Marquise  de  Montagii"),  I, 
335;  11,  158. 

—  („La  Princesse  de  Poix"),  11, 
157. 

S^obier,  ^f).  („Sonv.  et  portr.  de 

la  R^v.*'),  n,  229. 
SfJorburD'^nrf,  II,  167. 
dloxh,  ®raf  bu,  I,  169. 
sjJürbamerifa,  ml.  (SfinftcHuj:. 
sRorbfternbunb  (Serlfn),  III,  67. 
sjJormanbie,  I,  328,  391;  IT,  34. 
5Rortt)fn8  bc  aHonbreton,  II,  302. 
srjomeöen,  III,  347,  351,  356. 
9fioftrabomu0,  III,  264. 
„Notables",  I,  349. 
„SfJotrc'^ame   bc  Stl^ermibor",   II, 

233. 
„?Rotre«2)amc  beö  SSIctoircö"  (ü)ibmc. 

be  SBcaul&arnaiö),  IF,  im. 


^Roüollg,  m.  76,  79,  387. 

—  („^clnri(^  D.  Oftevbinacn"),  n, 
357,  359. 

SRo^onö,  I,  408. 
D^^on,  I,  172,  177. 

b'OBerürdft,  S3aronnc  (^M^moires"), 
1,  32,  72,  169.  206,  220. 

„Oberfir*,  ©ogüJWbtJ^cn  ü.",in,22. 

Dberlin,  Pfarrer,  m,  297  f. 

Dbermonn,  n,  360. 

Dd^g,  n,  317  f. 

Dbeffa,  m,  477. 

„Ocbipug  auf  ^eolonoö",  m,  248  f. 

O'3)onnel,  ©räfin  ©^rlftinc,  HI, 
196,  389. 

„Oeuvre  des  Emigr^s**,  11,  158. 

„Oftcrbinaen'',  ogl.  ÜfiooaliS. 

Oel^Ienfd^iager  tlbam,  n,  458;  m, 
245  f.,  255  f. 

—  („©orrcßflio"),  m,  256. 

—  („Scbcngcrinncrunflcn"),  ü,  426, 
451;  m,  252,  256. 

Ofnoö,  m,  50. 

Defonomiften,  I,  10  f.,  34,  82  ff., 

91,  94,  101,  105,  129,  392:  II, 

278,  280. 

—  ü0l.  bc  fioöcrgnc. 
Olbenburg,  m,  327. 
Ol6ron,  H,  305. 

OliDier,  ÜJJbme.  ©arolinc,  11,  192. 
Dlmüt,  n,  126,  176  f^  202, .  265. 
Delöner,  I,   246  f.;   11,   132,   233, 
236,  249. 

—  („S3riefc  a.  $ar!«,  1790-92"), 
I,  247. 

—  („(gm.  ©icüfeg  polft  ©d&riften"), 
1,  367  ff. ;  n,  25d. 

D'9)Jcaro,  5eat|len,  n,  393. 
Dnden,  SB.  (»4).  Scitoltcr  bcr  «e- 
öolution"),  I,  109,  285,  288, 

—  („Oeftcrretdft  unb  ffircugctt  im 
lÖcfreiunögWege"),  III,  284,  328, 
330,  332,  351,  354,  35G,  353, 
363. 

—  („S^ripgb.lc^t.grlcbenSoetBblfln. 
m.  Sfiapolcon"),  m,  427  ff. 

Dranae,  gürflent^unt,  I,  174. 
Oramcn,  I,  482. 

—  SKil^clm,  D.,  I,  112. 

—  «ßring  ü.,  n,  390;  m,  65 
Drntoiiancr,  n,  325. 
Otlcanlftcn,  II,  280. 


iRamenrcgiftct. 


545 


Orl^an0,  ^xx^m  \>.,  T,  167. 

—  ^crjog  ü.,  1, 135,  168,  220, 225  f. 

—  (©erangenna^me),  I,  232  f. 

—  I,  242,  307,  310,  373,  375,  379, 
403,  410  f.,  443,  456  ff.,  459, 
467;  n,  76,  143,  232,  236;  III, 
429,  438,  471,  483,  493. 

Orltang,  ©tabt,  n,  101. 
Drlotx),  ®raf,  m,  345. 
b'Drnteflon,  I,  284,  288. 
Drmeffon,  (Bd^\o%  n,  323. 
„Dvoöman"  (a.  „Baire"),  f-  S3oltaire. 
Drtig,  Socopo,  III,  104. 
Dcfcr,  U,  339. 
Dtpan,  n,  306,  321,  337;  HI,  96, 

100. 
Dftcnbe,  n,  167. 
DeftcvrdA,  n,  25  f..  76,  82  f. 

—  (unb  ©ironbe),  II,  90. 

—  11,  92,  105  f.,  265,  271,  281. 

—  (1799),  m,  102. 

—  m,  121,  192  ff. 

—  (gr.  ö.  etae!),  III,  317. 

—  m,  325,  327,  330  f.,  356  f., 
427  f.,  454  f. 

Dftinbten,  II,  235. 
Dftinbif(J&c(Sompa9me,  I,  80f.,  105. 

„Oöwalb"   (aix^    „Corinna"),   in, 

134  ff. 
„Otöeüo",  f.  ©l&afcfpeore. 
„Dttilie"  (aug  ©oet^e'g  „5öal)Ioer= 

wnnbtfdftaften"),  ni,  374. 

Dtto,  franä.  ©e[anbter,  III,  333. 

Dud^^  bei  öaufonne,  III,  184. 

„Durifa".  II,  415. 

b'Dutrcmont,  I,  297. 

Duürarb,  n,  232,  292. 

Dutöoroff,  (Somte  („Etudes  de  Phi- 
lologie et  de  critique"),  III, 
197. 

Drforb' (®ibbon),  I,  16. 

~  (öibebert^eilung),  II,  155. 


^a6ie  n,  148,  151. 
spalei),  m,  401. 
9ßolff9,  ®räfin,  III,  196. 
$aliffot,  I,  195;  II,  412. 
l^aUaxn.  m,  454. 

^nßeöfe,  (S.  („CS^nrlotte"),  HI,  33. 
„^alm^re",  f.  SSoltairc. 
„«ßalnatofe"  (ü.  DeJ^lenld^Iäger),  III, 

245. 
^^sßamcla".  I,  112. 

»Icnnevl&attett,  §rau  toon  ©taül.  III. 


«ßnmierg,   SBifd^of   Don    (b'Slaoult), 

II,  23. 
«t^audiaub,  SBanquier,  I,  296,  354. 
$angc,  Sl^eö.  be,  n,  238,  242,  312  f. 

-  SO^bme.  be,  n,  323  f. 
$anfouc!e,  SSerleaer,  I,  41. 
„^4$anurfle"  (für  anorenet),  I,  84. 
5^nrini  („II  Giorno"),  m,  107. 
$ari8,  I,  4. 

-  (%  9]ec!er,  «Bernet),  I,  8. 

-  (grl.  eurdbob  1764),  I,  30. 

-  (0efeUfd^oftli(Jöeö  Seben);  I»  39  ff., 
65  ff. 

-  («rjecfer'g  ^au8),  I,  39. 

-  (^U(bme.  9kc!er),  I,  65  ff.,  176. 

-  (^arliiment),  I,  83. 

-  (SBonftetten),  I,  148. 

-  m.  mt),  I,  170. 

-  (Sd^meben),  I,  188  f. 

-  (3leuter]^o!m),  I,  215. 

-  teefeüfd^nft  1787),  I,  237  ff. 

-  (^ie  grauen  in  ber  ©cfeUfd^aft), 
I,  243  ff. 

-  (1787),  I,  298. 

-  mdex),  I,  303. 

-  (im   SBelagerungg^uftanb    1788), 

I,  325. 

-  (^BevpvoDiantirung    1788/89),  I, 
327  f. 

-  (1.  Siufftanb),  I,  374. 

-  (Buftänbe  1789),  I,  405  f. 

-  (©reigniffe  Suli  1789),  I,  411  ff. 

-  (Sntrigueu  b.  Parteien),  I,  443. 

-  mufft.),  I,  416. 

-  (©rünbung  ber  (Slubg  1789),  I, 
474  ff. 

-  (g)?b.  ü.  etaöl'ö  §8ere5rer),  H,  9. 

-  (5tird)l.  Unrulien),  II,  28. 

-  (im   S3e!agerung63uftanb   1791), 

II,  40. 

-  II,  77,  92,  118  ff. 

-  (10.  5(ug.  1792),  H,  123. 

-  (glüd^tlinge),  II,  173  ff. 

-  (9.  Slfiermibor),  II,  184  ff. 

-  (^.  (Sonftant),  II,  190. 
--  (S3aron  ©tael),  II,  215  ff. 

-  (9.  'iJ^ermibor),  II,  217  f. 

-  (22.  35rairial),  II,  217. 

-  (politifd)e    föreigniffe),    219  ff., 
232  ff. 

-  (1795),  II,  2-28  f. 

-  (grei^eitggöttin),  II,  233. 

-  {(kl),  be  (s;onftant),  II,  233. 

-  (3:rtneoranb),  II,  235  f. 

35 


546 


^amenredifter. 


i^arig  (^ecrete  üom  5.  u.  18.  gruft). 
n,  241  f. 

—  n,  246. 

—  (5/10.  1795).  II,  247. 

—  II,    248,    251,  262  ff.,  272,  274, 
277,  281,  291  ff. 

-—  (unter  (Sommanbo  t).  Slugcreau), 

U,  296  ff 
jj   309   312. 

—  ((S^oteaubrianb),  H,  360. 

—  (18.  SBrum.),  II,  366. 

—  (bic  ^limbolbt),  II,  452  f. 

—  in,  9,  16. 

—  (gr.  t).  0*lcgcl),  m,  82. 

—  m,  170,  177  f.,  185.  206,  231. 

—  (33.  (Sonftant),  m,  232. 

—  III.  245. 

—  (5lrmcnppcae),  m,  249. 

—  m,  265. 

~  (5RopoIeon),  m,  271. 

—  (?lua.  ü.  (fetael),  m,  271. 

—  (ßenforcn),  HI,  278  ff. 

—  (0aint^Wavtin),  in,  294. 

—  (3.  bc  dioccci),  lU,  305. 

—  (21.  So.  ©d&Ießel),  m,  316. 

—  m,  354,  358,  397,  421  ff.,  428  f , 
431,  445,  470. 

—  ((gurop.  (Sonferena),  III,  485 

©cföngniffc.  etrngcn,  ^Ift^c, 
SBol^nungcn  2c. 

«Pari«,  Slbbo^e-^cfängn.,  I,  405;  n, 
143  f.,  309. 

—  S3oU&auö,  n,  226. 

—  S3aftiae,  I,  220,  314,  330,  374, 
407. 

(föinna^ntc),  I,  411. 

(örftürmunö),  I,  434,   498; 

n    115   452. 

—  S3ib!iot^cf  bk  Snftitute,  I,  74. 

—  SBicetre,  ©efängn.,  1, 227;  n,  145, 
m,  269. 

—  5Boiö  be  S3ouloönc,  I,  66. 

—  S3ouleDarb,  n,  229. 

—  C&ktelct,  II,  145. 

—  C£$auft^c     b'Slntin     (mcamkx, 
früher  ^iccfer),  n,  378  f. 

—  e^ouff^c  b'Slntin,  |)6tel  aJiont« 
fermeil  (Sät.  S3onap.),  n,  391. 

—  (Sonciergcrie,  U,  145,  172. 

—  (Sontrole  g^n^ral  («Rerfcr),  I,  ß6, 

—  ei^fetfd^e  gelber,  U,  57. 

—  gorce,  ®ef.,  U,  144. 


$ariö.  5eöl.  ®nrten,  II,  230. 

—  ©rfeDe-^Iat,  n,  139  f. 

—  ^otcl  Seblanc,  I,  65,  207. 

—  ^otel  bc  ^oaim,  n,  230. 

—  Socobinerflofter,  I,  474. 

—  Snöalibcnfirt^c,  m,  151. 

—  5tarmelftergcfäuan.,  in,  145. 

—  Souöre.  I,  478;  II,  9. 

—  („3«ara{8")r  I»  41. 

—  Mus^c   des   petita    August  ins, 

n,  8. 

—  9i6trc  2)omc.  n,  230. 

—  @r.  Oper,  n,  57. 

—  ^alniö  bu  Suicembourg,  n,  240, 
279,  297,  368. 

—  spolalg  ro^al,  I,  375  f.,  386,  392, 
404,  443 ;  n,  7,  229  f. 

—  Quai  be  \a  ©rfeoe,  I,  447. 

—  ?iue  bu  SBac,  I,  207,  237. 

—  mnz   bu    53ac    (33.  D.   ©tael), 
n,  129,  383,  441. 

—  3ftue  S3era6re,  I,  207,  237. 

—  fRut  be  ^l^r^,  I,  65. 

—  9tue  bc  ©lid^9,  410. 

—  SHue  bc  re*eae,  II,  32. 

—  SRue  be  ©rcncttc  ©t.  ©ermoirt 
(gr.  D.  ©tael),  H,  383. 

—  ytue  bc  öiae,  n,  416,  443. 

—  9{uc  neuDc  bu  Suycmbourg  (®rftf . 
SBeoumont),  n,  360. 

—  9luc  ncuüc  be8  SWotfiurin«,  m, 
492. 

—  dim  SWidfecHc^eomte,  I,  41,  65. 

—  9luc  be  3Rontblanc  (Sl^amfcr), 
n  292 

—  9tuc  be'  3RuI^oufc,  I,  65. 

—  mm  diid^zx  (S^o^el  Öcüfn),  n, 
454. 

—  ^tuc  bc  JHiDOli,  n,  230. 

—  0(^web.    ©cfanbtfdfeaft,   I,  207, 
469;  n,  104,  129,  142. 

üal.  9lue  bu  Söoc. 

—  et.  Slntofnc,  ^orftabt,  n,  113, 
141. 

—  0t.  S3crnorb,  3:our,  H,  145. 

—  ©t.  ©ermain,  gouboura,  n,  230. 

—  0t.  Sajore,  @cfän0it.,  II,  809. 

—  0te.  sßelagic,  Ü,  145. 

—  ealpßtriferc,  H,  145. 

—  0efnc«93rü(fe,  H,  122. 

—  0tabt^aug,  I,  413;  n,  40,  118, 
121,  123,  139  f. 

—  (3:cmpel),  I,  195;  m,  269. 

—  (Sl^eater),  U,  229;  m,  124. 


547 


ajariS,  Thiätre  italien,  U,  447. 

—  IlfMter  bu  Waraii.  Xl,  340. 

—  ,3;beat«  ö.  SRiie  ScueoiS",  n, 
447. 

—  Sufletfen,  I,  273,  452,  467;  11, 
18,  28,  32,  78,  100,  112,  115, 
120ff.,143ff.,308;ni,27^,456ff. 

—  auflerfengatleit,  t  370;  TL,  230. 

—  Senbomepl-,  n,  121. 

fiiterntur  ö6er  ¥arl8. 
gjatig  (b'Äbnmtcl,  ©alonä  be  9ß). 
I,  IG. 

—  Dgl.  Eampe. 

~  (1790-92),  ogl.  Deföiier. 

—  ofli.  »tubbomnie,  II,  71. 

—  »fli.  ®(%mibt. 

fflarma,  I.  85;  n,  129,  418;   HI, 

107. 
«att^enope,  in,  119. 
.SparälDiil",  III,  247., 
ajnScal,  I,  158,  181,  255,  490;  H, 

192. 

—  („Pene^ea"),  H,  334. 
SßaequQüe,  3)lartinej,  I,  213;  HI, 

SßnSquier,  SlJiti.,  m,  479,  485,  491. 

fflafJo.f"'^'!'''"«Er  H,  309. 

Saftorct,  Ü,  291. 

Satrollue,  m,  475. 

Sau,  I,  314;  in,  430. 

$aul,  ejnretofttdi,  I,  34,  86,  145. 

—  ffiai(er,  I.  1C9[  HI,  249,  341. 
„Pau!etVirgiDie",nal-©nil'H"i"''^«- 
„flßauline",  I,  165. 

^auluö,  Stpoftel,  I,  250. 
^aolci,  in,  103. 
SßntiUarb,  ^<s]\ox.  I,  16. 
^ax)tte.  %bomaS,  l,  1;  K,  410. 

—  Lille  g))en(it)eiirecl)te"),  I,  510. 
$ec^möfa,  eartflMer,  I,  51  |. 

•     «enegrini,  3(ob.,  HI,  111. 
»tnenc,  II,  Gb;  UI,  278, 
Se  ^tMkr,  II,  246. 
¥«Qfco,  ®nlDio,  n,  237;  HI,  103, 

121  f. 
ffieltier,  n,  7,  433. 
»entp^Bte,  gott,  n,  224. 
Perej,  Lucien,  et  Maugras  (nVol- 

taire"  etc.),  1,  28. 

—  [„L'Abbe    Fei-d.    Galiani"),   I. 
57, 

—  („Corresp,").  I,  84. 


glcvüDlEff,  T,  71;  m.  142. 
Süerigorb,  ofll.  Unllsoranb. 
$eno(^fl,  frniiä'  ©efonW«,  n,  2G9. 
„^erpug",  m,  106  f. 
*Bere,  ®.  &.  („Sr^r.  D.  Gtein"),  HI, 

345,  357  f.,  434. 
^iMci,  UI.  178, 
SBEftnlojjf,  I,  6;  U,  427,  448;  IH, 

369. 
ißet«  I.,  m,  340. 
$eter.  ©uif  o.  ©nuooen,  I,  173. 
5|ieicrgbura  (®timm),  I,  35,  Gl. 

-  (®taf  ©tebinflf),  I,  192. 

-  I,  214;  II,  9,  179,  268  f.;  III, 
301,  333  ff. 

-  mm  D.  ©toül),  in.  340  ff. 

-  III,  353  ff-,  396. 

-  (abmitoiitat),  in,  840. 

5!etiDn  (3)laire  Don  ȧatie),  I,  391, 
437;  n,  29,  32,  43,  61,  65,  95, 
103,  116  ff.,  122  f.,  136,  275. 

petit-Senn  („eoppet"),  ni,  92. 

^ctroiiiue,  II.  286. 

SBeii*tt,  II,  242. 

Pejon,  ÜHntquiä  D.,  I,  102  ff,,  155. 

(Phffel).  II.  346. 

„SBbiibtQ"  (gr.  0.  ©taol),  II,  348; 
ni,  167,  190. 

-  t.  euripibefi;  (.  diadm. 

-  {.  St.  »B.  SAIegel. 

„Pfjooii"  (nu«  „eopp^o"),  ni,251. 
ipi)ilnbdpf|ia,  I,  401;  II,  234;  III, 

91. 
„ißflilmiiüite",  ni,  197. 
(pSilarfete  (l<a  gcigette),  l,  4-27. 
pMlipp  U.,  n,  190;  III,  T2. 
^Bilipp-eanlltii,  I,  168;  II,  186. 
Philipps,  Stträ..  II,  166  f. 
„PliiloBopliuB     teutonicus',    f.    3- 

Söl)nie. 
ppipoii,  SDl.  %  f.  ÜUbme.  SRolnnb, 

I.  264. 
„iC^enicierfiinen",  n,  192. 
gj^lOfiütroteti,    p^oPüIrntiäntuä,    I, 

9  ff.,  82,  84,  89;  II,  278. 
ajincdun,  UI,  106. 
giiwtb,  m,  868. 
fiicnrbie,  I,  101. 
Spiteflru,  ©eil.,  n,  269,  281,  295  ff.; 

^Iftler,  fiotoline  („aieat^oneS"), 
III,  194. 

-  („äeftbifb«"),  ni,  197. 

—  („©ermnmiua"),  III,  202. 


548 


SRamenregiftcr. 


SIcfler,  ©teinfdincibcr,  m,  102. 

—  1\)m\a,  III,  102. 

Sßkki,  IBrüber  («Pö^f-  ""b  Slftron.), 

n,  420,  428;  HI,  315. 
Pctet  be  aftougemont,  m,  438. 
Rietet  be  0erö9,  II,  404;  III,  362, 

489. 
spiemont,  II,  272,  418;  m,  121, 305, 

485. 
„«ßi^mont",  Dkfliment,  n,  12. 
^iemontcpfd^e  5llpcn,  II,  170. 
„Pierre  le  Grand%  I,  70. 
gierte,  SBictor  („La  terreur  sous 

le  directoire"),  II,  248. 
$iaaUc,  Silbl&auer,  I,  73,  74. 
^ilörim  got^crö,  I,  141. 
${nbar,  m,  137. 
^pirna,  III,  206. 
$ifa,  III,  485  ff. 
«Pitt,  mWiam  (Sorb  (Sfiat^am),  I, 

120,    170  f.,    202;    II,    83,   91, 

153  f.,    168,    223,  288,  298  f., 

328;  m,  73,  401. 
spiug  VI.,   I,   240,   492  f.;  IT,   28; 

m,  101. 
$iug  VII.,  m,  98  f. 
SPiug  IX.,  III,  489. 
Pnine.  bfe,  H,  65. 
«Pland^e,  I,  vi. 

—  ©uftaD.  m,  238. 
spiaffe,  g.  3E.,  H,  155. 
^laio,  I,  262. 

—  (Soubert  nt.  «pi.  Dcr0l.),  n,  311. 

—  („gfJepublif"),  n,  133. 

—  („©^mpopon"),  in,  315. 
??lutard),  I,  265. 

$oel6,  $tter,  m,  249. 
^oignarb,  Gl^eö.  bu,  11,  122. 
g^oitierö,  «Dinne  be,  III,  264. 
«Poijc,    sprinaeffin    be,    II,    174  ff., 

390. 
$olen.  I,  134;  H,  25  ff.;  HI,  327  ff., 

351,  353,  391,  427,  455. 
«PoHönoc,  prft,   I,  136,  226,  289; 

m,  435,  482. 

—  ^erjogfn  d.,  I,  309,  412,  484. 

—  ailarquffe  d.,  G^em.,  I,  68,  228. 
spoügn^  im  gura,  HI,  393. 
„9ßol9p^em",  II,  192. 
„$ol9icene"  (3)^bme.  be  ®enliö),  H,  7. 
«Pomeüeg,  be6,  n,  223. 
Sommern,  I,  2. 

—  f.  (5d)tx)cbt|(^«$ommem. 
^ompabour,  SJiarquife  D.,  I,  9. 


«Poniatowöfl.  ©taniölauö,  I,  39,  86. 
S|3onte'(5oröo,  ^rinj  ü.  (33ernabotte), 

III,  349. 
^ontöcoulant,  n,  295. 

—  („M^moires'*),  I,  292,  515;  H, 
297. 

—  („Soliv.  bist,  et  parlam.**),  11, 
247,  369. 

spope,  I,  91,  102;  n,  256,  315. 
^ortaüg,  n,  295,  369 ;  in,  277  f. 
$ort*9lo9aI,   I,  255;  H,  313;  m, 
292. 

—  Dßl.  ®aintc«S3euüe. 
sport«5KoDoliften,  I,  255;  H,  192. 
^ortußol,  m,  422. 
„^ortufl{eftf(ftc  «Briefe",  H,  256. 
$ofa,  I,  187:  m,  72:  öal.  ©djiUcr. 
?ßotocfi,  ®raf,  poln.  ©ef.,  H,  27. 
^otöbam,  I,  85. 

spoubri^re,  be  la,  I,  15. 

«Poiio   bi  53or0o,  @cn.,   IH,   427, 

441    491. 
«Probt,  'be,  I,  353. 

—  („Les  quatre  Concordats" ), 
I,  495. 

«Prag,  in,  363. 

Prat,  H.,  f.  Magnieii. 

«Prater  bei  SBien,  in,  194. 

«Preußen,  n,  17,  '25,  86,  215,  327; 
lU,  71,  75,  159,  193,  283  f., 
305,  328.  330,  354,  357,  427  f., 
455,  470. 

—  ügl.  ÜJiirobeau. 

—  (Dal.  ^o6),  m,  160. 

^reooft  („M^moires  d*un  homme 
de  qualit6"),  I,  112;  n,  420. 

«Prior  („Life  of  Burke«),  I,  514. 

$rüteftanten  ((Stellung  in  %xanh 
reid)),  I,  169. 

«Provence,  1, 115,  374,  379,  391, 422, 
493. 

—  ®raf  D.,  I,  98,  461,467;  U,  68, 
280. 

«Prubl^omme    („R^v.    de    Paris"), 

n,  71. 
„«PfD*e"  (SBallet),  H,  57. 
^uceUe,  m>h^,  I,  256. 
«puifape,  II,  222  ff. 
Puritaner,  I,  141. 
«Pu9f(5gur,  I,  212,  395. 
«Pyrenäen,  I,  115;  HI,  305,  428. 

^^rife,  I,  2. 
„«P^rr^uö",  m,  180. 
«P^tJ^ngorog,  n,  351. 


9{amenregtfter. 


549 


jQuäfcr,  n,  410. 

Quatrem^TC,  II,  242. 

Duörarb  („La  France  litt."),  1, 103. 

Duc8na9,  I,  9  f.,  82,  87;  U,  278. 

—  „Maximes  g^n.  du  gouvernem. 
economique  d'unroyaume  agri- 
cole"    I,  9,  11. 

£lu!beron,  4)albinfel,  H,  224  f.,  236, 

242,  251. 
Quinet  („Allemagne    et    Italic"), 

m,  384. 

SRaban^    (nLcs    Schweighäuser"), 

n,  430. 
diahaut  ©aint'(5ticnne,  I,  438. 
macim,  I,   490;  H,  314;  HI,   17, 

28  f     200 

—  „Slnbromaque",  ITE,  180,  185. 

—  „^f)ät>xa",  m,  43,  53,  162,  167, 
180,  190,  198,  201,  316,  344. 

—  („Les  Plaideurs"),  HI,  180. 
„9^abcUffe,  5lnna«,  III,  97. 
^tobgltöiU,  gürftin,  m,  67,  358. 
maf^üLQ^in  f&uö)  beöSlnbenfenö", 

ü.  ^Sarnl^aacn),  I,  359 f.;  m,  10. 

—  II,  453;  m,  73,  206,  292,  391. 

—  Dal.  Seöin. 

—  (mm).  III,  10. 

maiäi  („^orot^ea  ö.  ©(^leßel"),  m, 

174   255. 
sRoincö!  e*lo6,  I,  233;  H,  232, 
maU,  Saron.  m,  352. 
„Oiameau'ö  «Reffe",  I,  69,  242. 
äiambaub,  21.  („L'AUemagne  sous 

Napoleon"),  III,  327. 
gflambouittct,  I,  289,  448. 
diamel,  @en.,  m,  476. 
sRamler,  II,  445. 
gflamonb,  II,  369. 
dianbaU,  S0»6,  III,  262,  493. 
fRanU  („^ürbenberfl  u.  b.  ®ef(^.  b. 

^x.  (BtaaU"),  III,  428. 
gflap^ael,  in,  382. 
diatl),  %xl,  min.mal,  II,  428. 
3ftQtMaml^aufen,  n,  378. 
dianO),  III,  112. 

—  („^or.  ö.  ©d^legcro,  in,  155. 
9toumer,  n,  85. 

SRaüenno,  m,  394. 
mannal,  mu,  I,  34,  41  ff.,  71,  73, 
92,  155  f.,  177,  251,  514  f. 


dta^nol,  Slbbd,  „Hist.  philos.  des 
Deux  Indes",  I,  42^  514. 

S^a^neöal,  II,  12. 

^ia^nouarb  („ber  Stemplet"),  DI, 
199 

die,  Siifel,  H,  305. 

dicaüx,  3:abourcau  bc8,  I,  103  ff. 

Btecamier,  93anquier,  II,  292. 

—  Suliettc,  geb.  SBernarb,  ni,  225. 

—  U,  292  f.,  365,  379  f.,  391,  400, 
436,  438 f.,  443  f.;  IH,  98,  126, 
154,  171,  177,  179  f.,  186,  191, 
196,  210,  223,  233,  237,  239, 
242,  249,  255,  261,  265  ff.,  303, 

307,  312,  318  f.,  324,  453,  459ff., 
479,  486  f. 

—  („Souvenirs«),  H,  471;  IH,  32, 
71.  79,  98  f.,  127,  171,  177,180, 
187,  191  ff..  210, 222, 244, 249  ff., 
264,   277,    280,   283,   299,  303, 

308,  317,  319,  326,  352,  361. 

—  m,  447  ff.,  487  f. 

—  („Les  amis  de  sa  jeunesse"), 
m,  155,  171,  187. 

—  Dg!,  ©eranbo. 

—  ügl.  Saboula^e,  HE,  225. 

—  Dal.  Senormant. 
etebbing,  (Söruö,  HI,  402  f. 

—  („Fast  Celebrities"),  m,  403. 
Gebern,  ©röfin  D.  (©tolberg),  II,  2. 
^eeDe,   „The  Greville   Memoirs", 

I,  170;  II,  13;  III,  106. 
Dtegnault  be  ®aint»3wn  b'Slngel^, 

II,  368,  438. 
Sfleguluö,  I,  51. 

Dtejaufen,  S3aron,  ftj^toeb.  ®ef.,  II, 

268 f.;  III,  422. 
^el^berg,  I,  204. 
3^eid)arbt,  D.,  „©elbftbiogr.",  I,  61 ; 

n,  125. 
gfleid^arbt,  3.  g.,  eomponift,  H,  409; 

m,  3. 

—  („5Sertraute  Briefe  aug  $pori8'0, 
II,  409;  m,  10. 

mein^arb,  HI,  155,  388. 

—  Dgl.  ©oet^e. 
9^einl)arbt,  I,  82 ;  n,  330. 

"  Dr.  %h.,  ungebr.  93riefe,  m,  462. 

—  ügl.  ücecfer,  „ungebr.  SBrfefc". 

—  Dgl.  gr.  D.  ©tael. 

aiemufat,  (5^.  be,  I,  VI;  HI,  497  f. 

—  („L'Angleterre  au  XVIIL  S."), 
I,  511. 

—  ayibme.be(„M4m."),n,  112,328. 


ateiimi,  (S.,  I.  34!. 

~  .I/AW>.:a*c.l.;  Joiiarre-,!  IflO. 
attiiarb,  Äd)lcB,  L  2!'7. 
Menaiib»,  b»,  1.  -iH^. 
„McniJ',  1.  IST;  n.  Viii,  ISA,  31J. 
atenouiirb   („'Semplet-),   111.   124, 

247. 
3l.-tif  be  (n  airetonne,  11.  V.'G. 
atce.  (Sorb.  ü.,  II.  :)2I. 
Mfger,  gr^r.  »-.  HI.  212. 

II.  272. 
^(eiiniont  („Sic  @Täfiit  u.  Stltiont)), 
1.  21.1;  UI.  122. 

—  („Äl.  m.  ecbtifien"),  I.  102. 
9ieu6,  l'rliij,  III.  1U7. 
Sieiiter^olni,  I.  215  f.,  211;  II.  läo, 

215,  252. 
Meceillon,  I.  :S74. 
9ieDiUob,  &.,  nt.  --W: 
3l«tD6dl,  II.  2SS,  2.18,  2%,  ;W0,  ^27, 

■■iV). 
Stepbnj,  U.  419. 
9ib(imS,  I.  iiö. 

—  m.  HJitt.),  I.  17(1. 
Mtln,  II.  «),  im,  215,  272. 

—  lll.  428. 

MÖeiniti^e  ffurfürfteiiifiBnier,  II,  72. 
Sißdiilnnb,  I.  411. 
3t(ccuBoiii,  OTb.,  a  25ß. 

—  („Ltttrca  de  Fanny  Butler  ü 
Myl.  Alfrc.i").  IL  415. 

„Wit^arb  ÖBiDenftetä",  f.  Kib.  etni'l. 
iHfftitibfuii,   „SL'ameia",   „tSlurttfn", 
„©tanbifou",  1.  112. 

—  „Klorifta",  I.  ir,G;  IL  109,  iKl8, 
■im,  4a5. 

atid)«!,  ÄutfCbcr,  IL  434ff. 
Mic^elieu,  ©j.  d.,  I.  11.5,  123,  Ifi!), 

188,  225,  24-',  341  ff.,  385,  429; 

HL  477  f.,  480,  484  f.,  497. 

—  BflI.  (S^ition. 

moiex  bc  SOrlfn,  n,  243. 
9«cl)ter,  3-  ?J.,  IL  413. 

—  UflI.  geaii  Spciul. 

Stiemer,  Dr.  S.  ä«.  („ajlitt^eilunaen 

über  met^t").  IlL  50. 
Mfeiieii^oufen,  ttötiflel,  SDloler,  n, 

42ß. 
SttiUet,     ?.     („Lcs    dcrniers    jours 

de  la  r<!pubL  d.  Gcnivu"),  II, 

317,  421. 
9{iniet  be  (Saiibollc,  II,  4. 


attafet-^uber,  Slbme.,  I.  154,  156, 
150;  U.  422;  ni,  249  f. 

„miimlbo",  n.  428. 

dlio  („L'art  chrötien"),  UI.  113. 

fliioni,  L  307. 

aiiotö,  (SoTbon,  I,  139. 

SifOUffe,  n,  237,  284,  294,  312. 

:<iiquett(  (iRimbeau),  I,  486. 

9iift  („Cebenäerinneninflen'),  11,131, 
154,  426;  m,  249. 

Mittet,  ffarl,  186,  315.  379. 

9tiBürol,  L  180,  181,  207,239,261, 
281,  324,  363  f. 

—  (tipiaramme),  I.  354. 

—  I.  357  f.,  431,  450,  460,  480  f., 
499  f. 

—  im-  8r.  0.  emi).  n,  6  ff. 

—  II,  12,  155,  316,  321,  458. 

—  (.Actes  dea  apötres"),  L  440; 
II.  6  ff.,  242,  A4. 

—  (nPct.  dict  d.  grande  hommee 
de  la  Rev."),  fi,  8^ 

—  („Ln  Galerie  des  Etats  eini- 
rauK  etc."),  I,  353,  427  f.;  II,  7. 

—  („Mümoires"),  I,  391. 

—  OflI.  earo. 

—  Bgl.  SJeatute. 

fHioe,  üug.  be  la  LLa  soci^tä  intell. 
k  Genive").  II,  421. 

9[iDe,^.,be  1»  („Mdme.R^amier'-), 
II,  293. 

äliDier,  Slntar  („Qninzaine  litt.*), 
m,  283, 

SHobertfon,  m,  396. 

SHobeapierte,  StUnriin.,  I,  86,  272  f., 
364,  393.  408,  434,  446,  466,  482, 
492,  502,  515j  n,  6,  30,  32,  37, 
40,  44,  71  ff.,  89,  92,  99,  101, 
107,  117  ff..  123  f.,  127. 140,  142, 
148  f.,  172,  176  f.,  185  f.,  200, 
213,  217,  219,  233,  240.  248,  265, 
275  ff,,  329;  III,  293,  496. 

—  »al-  ^nmel. 

„Robespieire  k  cheTal"  (fOr  SonO' 

parte),  n,  371. 
„SKobinfon",  H,  45». 
iHobinfoit,  ^enrg  Srabb,  m,  89  ff., 

3G1,  3Ü9,  408. 

—  („Diary"  k.),  II,  380:  m,  83, 
39  ff.,  364,  398,  400. 

iliocca.  gean  be,  m,  805  ff-,  Sil, 
324  f.,  332  ff.,  344, 355,  358, 407, 
48ö,  487,  491  ff. 


SRocta,   3tan    be    („Mtim.    evir    la 

guerre   d'EBpagne"    otc),  HI, 

306  f. 
»oi^ambeou,  3))arf(^.,  XI,  80  f.,  100, 

105. 
Softe,  ao,  ©opftie,  I,  247. 
gioSefort,  ni,  281. 
Bloflefoucnulb,  |.  8n  JRoftefoucnuIb. 
Socqunin  („L'Esprit  r^volut.  avant 

la  Revolution"),  I,  92,  97,  251, 

257. 
SRobbe,  HorotSen  o.  (fleb.  ©ftlöjet), 

n,  462,  468. 
SRoeberer,  I,  243  f.,  475;  II,  66,  79, 

118,  I«,  214,  227,  254,  262  (f., 

275,  282,  284  ff-,  291,  303  f.,  315, 

324  f.,  362,  368  f.,  373  ff.,  387, 

409  f.,  436;  IH,  274  f. 

—  (.Oeuvres  compl."),  I,  51;  II, 
39,  43,  79,88,H  118,  124,214, 
217,  228,  254,  262  ff.,  (über 
grau  0-  ©tael'S  „®influ6  ber 
Selbenfftnften")  283  ff.,  (SÖriefro. 
ni.  grau  ».  Stnel)  303  f.,  313, 
325,  363,  373,  375,  387,  392, 
409,  411,  446;  IH,  275,  286. 

—  („F^apnenta  de  divera.  Mi- 
moires  concernant  la  Soci^tS 
polie  en  France"),  I,  244. 

MOfler-Huco^,  U,  329. 
atoflCTi,  m,  396. 

—  („eolumbuä"),  m,  398. 

—  („Saqudine",  „Sata"),  Hl,  398. 

—  (RecoUections"),  IH,  401,  477. 
Moifan.  Zouii  be,  Horb.,  I,  213,  220, 

226,  391;  m,  22. 
-SRolonb",  in,  367. 
kolmb  W  la  Sßlotl^K,  anin.,  1, 266, 

272;  n,    34,   108  f-,    123,    129, 

143  f.,  185,  448,  451. 

—  3Hbine.  (geb.  ^^lipon),  1, 264  ff., 
n,  34,  60,  65,  101  f.,  108  f.,  144, 
1 99  313 

—  („Mämoi'reB"),  I,  265  ff.;  n,  62, 
101  f.,  102. 

—  DflI.  iiaubon. 

—  Dsl-  ©irnrbot. 

SoHe  nm  ®enf«  ©ee,  II,  182. 
fflom  («onflrtten  ic),  I,  173, 

—  (SHeuter^iolnt),  I,  215. 

—  I,  221,  240,  489;  U.  15. 

—  n,  272,  293,  358,  361. 

—  (©^tanbi)),  n,  378. 

—  n,  418,  470;  IH,  9,  77,  97,  99. 


iflifto.  551 

iRum  («DJonti  ic),  III.  101  f. 

—  111,  108  If.,  117  ff.,  130  f.,  137, 
149,  153,  387. 

—  («rena),  IH,  131. 

—  (Sontnna  %x^,  I.  175, 

—  (SßanHieon),  m,  131. 

—  (©t.  5|ieteräbtim),  II,  218;  HI, 
108,  117,  131,  151. 

—  SBiDa  gJlaWa  m.  D.  fiuinbolbt), 

ni,  112. 

—  tfll,  a,  Äofeebue,  m,  113, 

—  ÄBnig  D,,  m,  313,  457. 
„Siom,  b.  ofinl."  (SDioStnu),  m,  339. 
aiDmoflno,  in,  102, 

SHöiitcr,  bie,  II,  336, 
fflomiUn,  Sit  ©am,,   I,   231,  246. 
479;  n,  129,  145;  IH,  414. 

—  („MemoÜB  of  the  Life  of  Sir 
Samuel"),  I,  231;  H,  109,  145, 
3S9;  m,  396. 

JHonba,  ©erae  ß.,  HI,  306. 
Slonbelet  („Madame   de  Stael  et 

Rousaeau"),  U,  152. 
ffloquettc,  II,  304. 
Müfamuiibe,  m,  127. 
Koäcoe,  m.  127. 
SRofenbetfl,  @tof,  I,  267. 
SRofenfranj  (^aMbciufa  Sebeit  unb 

aSerff),  1,  43,  68,  74. 
SHolenfreujer,  HI,  299. 
EUofenftein,  mi  n.,  I,  236,  375;  II, 

50  ff,,  267,  270, 
SHofette   (©«pl,  .£)i:tr«t^    mit  ©on- 

ffnni),  ni,  227. 
„JHojtnc",  m.  167. 
Stm,  Scbriftfletter,  tn,  110. 

—  liEHegritio,  lU.  489. 
5ioftopid)iii,  ©ruf,  m,  339  f. 
diotaxi,  ®rof,  m,  106. 
MoubQub,  mU,  I,  83. 

SRoiifter  („13.  aJttitiate"),  1, 241, 251. 

iHoucUe,  HStm.,  l.  68, 

MDuen,  I,  307,   461;   H,    12,    114; 

ni,  173. 
sJtouB«nn"iti  5iictet  be.  ni,  438. 
moum  be  mit,  I,  365, 
3(oufteau,  %  3.,  I,  v,  la 

—  (grl,  ßurftob),  I,  24. 

—  (aüoultou),  I,  25. 

—  (OTotietfl),  I,  28. 

—  I,  34,  42  (f.,  60,  83,  86,  92.  95. 
113,  138,  144.  151,  159,  195, 
209  ff.,  240. 

—  (unb  bie  giöuen).  I,  245  ff. 


552 


9iamcnrcglftcr. 


SRouffeau  (unb  ^obbcö),  I,  253  f. 
j^  259  T. 

—  (unb  mme.  dlolmb),  I,  2G4  ff. 

—  (eelbftmorb),  I,  279. 

—  I,  361  f.,  367,  370,  431,  433, 
511;  n,  107,  161,  191,  201, 
230,  247  f.,  255,  260,  289,  334, 
344,  351,  360,  405,  407,  409, 
421,  427,  463;  HI,  28,  53,  126, 
186,  190,  322,  369. 

©d^rfften: 

JKouffeau  („örief  üb.  b.  ©efci^ren 
beg  %f)tcikx^"),  I,  27. 

—  („Confessioiis"),  I,  60,  194,  249, 
251,  263  f.,  269,  278,  281. 

—  („Contrat  social"),  I,  12,  86, 
137,  251  f.,  271  ff.,  330,  370, 
431 ;  n,  186,  249,  255. 

—  („Deviii  du  village"),  HI,  28. 

—  („Diöc.  s.  r^conoiiiic  polit."), 
L  260,  263,  271. 

—  („Disc.  s.  l'ogalite"),  H,  278. 

—  („Emile"),  I,  12,  151,  157,  204, 
247  ff.,  251  ff.,  259,  260,  264, 
275;  n,  255,  351. 

—  „(BopW'  (oußJ  „fimilo"),  I,  204. 

—  („92eue  ^eloife''),  I,  42,  113, 
183,  210,  249  f.,  260,  263,  277, 
281  f.;  11,  169,  256,  360,  399, 
405,  409. 

—  „Sulie"  (a.  b.  „^.  ^clotfe"),  I, 

42,  250,  277,  428;  m,  132  f. 

—  („Profession  de  foi  du  Vicaire 
savoyard"),  I,  260. 

—  („Le  retablissemeut  des  arts" 
etc."),  I,  259. 

0d)riften  über  JHouffeau. 

9iouffeau  („Jean  -  Jaccfues  et  le 
pays  romand),  I,  25. 

—  DQl.  5önrni,  I,  259. 

—  ögl.  ^ertl^oub. 

—  t>0l.  Söougeault. 

—  ögl.  iörodrerl()üff. 

—  Döl.  CSajot. 

—  ö0l.  93krcicr,  I,  248  f. 

—  ögl.  Tloxk\). 

—  ößl.  Dtonbelet. 

—  D0l.  (2aint59J?nrc*®irarbin. 

—  r)Ql  grciu  D.  0tael. 


„9f?oufTcau,  b.  bcutft^c'S  n,  445. 

SKouffel,  n,  345. 

Sftoüißo,  ^erj.  ü.,  f.  ©aüar^. 

^Jio^al-SBaüiferc,  diz^imtnt,  I,  192. 

Dto^al^euöboiö,  9ic0iment,  I,  191, 
194. 

dio\)aU,  äJibme.,  H,  281. 

iHo^er-eoKarb,  «ßaul,  I,  518;  H, 
287,  290  f.,  449;  m,  445  f.,  469, 
479  ff.,  484  f.,  491,  497. 

dinhoxl  ^ammerfängerin,  III,  32. 

gfluffo,  daxh.,  m,  116. 

gfiüQen,  m,  350. 

«Hul^i^reg,  ^ift.,  H,  12. 

Diumanjom,  ^^Ir.,  m,  342. 

sHumforb,  n,  420. 

—  aJibme.  be,  m,  458. 
«Humo^r,  m,  113. 
J)iuffcn,  m,  102,  337  f. 
^ugtanb  (unb  ©(^wcbcn),  I,  236; 

n,  16. 

—  I,  354;  n,  25,  150,  252,  267, 
269,  327;  IH,  159. 

—  (grau  ö.  etael),  m,  317. 

—  III,  327  ff.,  336  ff..  347,  350. 
354,  427  f.,  435: 

—  ögl.  S3ern^arbi. 

®. 

eabrttier  bc  (Sobrc,  mu,  I,  308, 

313. 
(Sabiuerßcbirg,  in,  119. 
0abran,  (Sigmar  ö.,  m,  173,  181, 

244  f.,  249,  358,  438. 

—  ©räfin  ö.,  I,  188;  H,  7,  91,  392. 

—  Dßl.  Magnieü  et  Prat 

—  2)elp^ine  ü.,  U,  404. 
(5ci(t)g,  ^anö,  in,  393. 
(Sad)fcn,  J^gr.,  m,  454  f. 

—  ^urfürft  D.,  n,  26;  m,  10. 
®adyen*®ot§a ,   ^rtnj  griebr.   o., 

III    125. 
0a*fe'n«2öc{mor,  ^of,  m,  18. 

—  4)erä.  D.,  m,  98. 

—  (S^roS^erj.,  m,  211Jf. 

~  (Srbprina  (1804),  m,  97. 
Saffi,  m.  124. 
©t.  Slntoine  f.  gJarfö. 
©aint^SluIatrc,  ÜKbmfUc.  ®.  be,  m, 

241,  243. 
®aint'93ort^6Icm^,  I,  201. 
(5aint*53ernarb,  f.  $arf8. 
©afnt.Sörice,  n,  436,  438  f. 


Slamenregifter. 


553 


©alnt^aioub,  I,  290,  484,  495;  U, 
28,  230,  367,  444;  m,  470. 

®aint»©9ron,  I,  490. 

0alnt'2)cni8,  I,  12,  85;  m,  470  f. 

0afntc.S3orbc,  I,  256. 

®aintC'S3cuüc,  I.  v,  vi,  56,  162, 
203,  427,  514;  H,  192  f.;  m, 
161,  195,  223  f.,  466,  491. 

5lu3  ®a!ntC'S3euüe'8 
0(^riftcn: 

0ninte«S3cuüC  („Bamave"),  ü,  38. 

—  („Bonstetteu"),  ü,  427. 

—  LChampfort"),  I,  365. 

—  (^Chateaubriand  et  son  groupe 
litt."),  I,  239,  279;  n,286,  315, 
325,  350,  361  ff.,  387,  442;  IH, 
154,  185. 

—  („M.  J.  Chenier"),  I,  302. 

—  („Condorcet"),  II,  339. 

—  („B.  Constant"),  H,  194,  239; 
ni,  231,  311. 

—  („B.  Constant  et  Mdme.  de 
Charri^re"),  II,  194,  207,  209, 
237,  322. 

—  („Cain.  Desmoulins"),  I,  388, 
393. 

—  („Fkuriel"),  H,  365,  372,  383, 
394,  429;  IH,  84. 

—  („G.  Favre"),  III,  250. 

—  („Feletz"),  K,  345  ff. 

—  („Mdme.   de   Flahault"),  II,  9. 
~  („Fontanes"),  HI,  260,  284. 

—  („Mdme.  de  Genlis"),  I,  261, 
n,  414. 

—  („Mdme.  Geoffrin"),  I,  39. 

—  („Hume"),  I,  268. 

~  („Camille  Jordan"),  I,  52;  II, 
419,  425,  444,  460,  469;  IH, 
96  f.,  171  ff.,  267,  283  f. 

—  („Mdme.  de  Krüdener"),  11, 
425;  m,  298. 

—  („La  Fayette"),  I,  369,  447. 
^^„Louis  XVI"),  I,  267. 
, „Malesherbes"),  I,  95. 
„Mallet  du  Pan"),  I,  354. 
;„Malouet"),  I,  355. 
„Marmontel"),  I,  512. 
\J.  Michaud").  K,  370,  411. 

—  („Mdme.  Necker"),  I,  19,  69. 

—  („Port-Royal"),  I,  257. 

—  („Mdme.  K^camier"),  II,  188, 
293. 

—  („Roederer"),  U,  146,  368,  373. 


(5afnte'S3eut)c  („Mdme.  Roland"), 
I,  207  ff.;  n,  102. 

—  („Rousseau"),  I,  263,  269. 

—  (®d)Icger8  (Slcgie  üb.  9^om),  in, 
418. 

—  („Sieyfes"),  l,  370. 

—  („Mdme.  de  Stael"),  I,  51,  66, 
324;  II.  170,  204,  234,  345.  376, 
387;  m,  92,  153,  170  f.,  223  ff., 
232,  316. 

—  („Mdme.  de  Stael  k  C.  Jor- 
dan"), n,  417;  m,  321. 

—  („Talleyrand"),  I,  427,  497; 
n,  9,  235,  301,  308. 

(5ainte'-(S-roi]c,  II,  453. 

©ainte  (Scritoire,  9J?bme.  be,  I,  167. 

0ainte*a)tar0uerite,  I,  330. 

et.  Sotjc,  n,  328. 

©t.  ©ermafn,  f.  ^nriö. 

(2afnt«®ermain»cn-Sa9c,  I,  52. 

eaint«©eroaig,  m,  186. 

©t.  ©vatien,  II,  250. 

et.  Helena,  n,  307,  369;  HI,  100, 

350,  419. 
©nint'Suft,  n,  130,  219,  275. 
eaint»Sambert,    9Rarq.    ü.,  I,  42, 

73,    130,   237,    250,    303;    in, 

126. 

~  („^-  Sal&reöjeiten"),  I,  241. 
et.  «a;^arc,  f.  $ar{g. 
eaint*Ö6on,  f.  2)ufreönc. 
eaint'Seu,  ^äßin.  ö.,  III,  462. 
(et.  malo),  II,  358. 
(Baxnt'Maxc,  I,  164. 
eoint.anavc'-^irnvbin  („3.  g.  JWouf.- 

fcau'0, 1, 250f.,  279, 282;ni,  384. 
enint'3Rarfan,  frj.  (S5cf.,  m,  354. 
eoint'5DfJartin,  öouiö  (Staube  be,  I, 

213;  m,  294  ff. 

—  („S8etrad)t0n.  üb.  b.  fr^.  di<i\)."), 
III,  296. 

eaint'Dmer,  I,  390. 
enint'Ouen,  ed^Iog,  I,  54,  66,  72, 
135,  148,  150,  159,  164. 

—  (3}Jbme.  9lecfer),  I,  176. 

—  I,  188,  217,  237,  324,  410,  503; 
n,  378  f.,  381,  439;  m,  436, 
438,  443,  445  f. 

eainMMerre,  Söernnrbin  be,  I,  44, 
72  f.,  214,  249,  251;  H,  424. 

—  („Paul  et  Virginie"),  I,  72, 237; 
U,  256,  360. 

—  („9iaturftubien''),  I,  237,  261. 


554 


^Zantcnrcgiftet. 


„(BmxU^xenf ,  I,  250,  277;  II.  191. 
„enint^^reujc,  b.  beutfd^e",  II,  341. 
©oint.l^rieft ,    (^vaf,   1,   895,  444, 
448,  4G3. 

—  (Gräfin,  II,  208. 
eaiiit'JRenc'^aiUaubier,  lU,  4(38. 
(5aint*3imon,  I,  115  f.,  255. 
(Et.  ^ulpice,  I,  7(5,  515. 
Salaberrp,  d.,  III.  208. 
Sainbin,  Sultan,  III,  124. 
„©alabin",  UI,  107. 
©nlcrno,  C^rofen  d.,  in,  250. 
©aliö,  53ar.  ^^einr.  ö.,  II,  125. 
©alm,  prft,  I,  335. 

—  (ilub  be,  II,  294. 
(Salpetri^re,  f.  l^oriö. 
ealjburg,  III.  324. 
eanibre§ecr,  bog,  II,  290,  298. 
„Sanipjon,  Wi  ©nraf)",  11,  445. 
(Eamuel,  Sir,  t>fll.  .^liomiU^. 

®t.  2)ominöo,  II.  12,  99. 

©t.  ^i^eter,  f.  «Hom. 

eanb,  ©eorge,  II,  300,  303  f.,  407. 

—  („^nbinna"),  H.  415. 
San  2)onnuio,  HI.  107. 
©an^Seiicio,  Kolonie,  I,  80. 
Sanoig,  ®rf.  ö.,  I.  223  f. 
©angculotten,  U,  275  f. 
©nuterre,  Öierbr.,  n,  32,  121,  123, 

141. 
„eopp^ü",  f.  9}fbme.  be  Stciöl. 

—  (grl.  (Surd)ob),  I,  15. 

—  ((Gräfin  ©abran),  U,  7. 
„Oarnl^  ©ompfon",  n,  440. 
3arafin,  I,  413. 
Sarbfuien,  I.  134. 

©artineö,  u.,  I.  102,  120;  II,  200. 
©nurin,  L  73. 
©auffure,  l^ft^f.,  IL  422. 
©auffure,  ä)jDme.  be,  f.  9ic(fer. 
Sciüary,  ^m.  t).  3ti)Diao,  II,  381-, 
III   278 

—  (an  gr.  ö.  Staül),  m,  280  f. 

—  III.  283  f.,  358. 

—  („Mcm."),  III,  465. 
SaDo^en,  I,  175;  II.  147,  178,271; 

in.  2()9. 

—  öfll.  SDiaiftre. 

—  (^raf  s|3eter  D.,  I,  173. 
Sa^OiiÖ  („Monioircs  de  Mallet  du 

Paii").  U,  221. 
Sd^arbt,  gr.  D.,  lU.  30,  155,  247  f., 

302,  314. 
„Sd)eUer"  (ftatt  Sd^iUer),  II,  447. 


i 


©(j^eUing,  n,  132,  356,  358,  462: 
m.  11. 

-  („Sleft^ctif"),  m,  40  ff. 

-  III,  76,  189  ff.,  296  f.,  355. 

-  Caroline,   ni,   45,    82,    189  f., 
274. 

-  (2öai^,  „^arolinc^  m,  190. 
Sd^erer,  &,  I,  61;  m,  311. 
©d)crer,  m.  („®cf(%.  b.  btf*.  Sit.«), 

m  78 

-  („5Sortr.  u.  Sluffäfec*),  HI,  155. 

e&^id,  mal,  m,  113. 

ed)iaer,  (S^arl.  ö.,  m,  13,  16,  21, 
209. 

-  (an  SiS.  ü.  Si^ohogen),  m,  46  f. 
®d)iaer,  (S^riftopMnc,  lÜ,  62. 
©d^fUer,  I,  VII;  II,  132  f.,  338,  341, 

430,  445,  447  f.,  452  f.,  457,  458; 

m,  Iff.  llff. 

-  (an  Körner),  m,  49. 

-  (an  5^aroHncD.S8culwl6),  111,59. 

-  00,  72,  81,  114. 

-   (t)r  m,   127. 

-  (über  gr.  ö.  ©taerg  ©Id&tgn.), 
m,  164. 

-  ni,    181,   194,   207,   258,    278. 

371  ff.,  385. 

©d^rfftcn. 

©d^ilter  („©rout  ü.  SDflcfflnn*),  lEL 
11,  374. 

-  iMxW),  n,  446,  457;  m, 
194 

-  {.ma"),  I,  342;  Dol.  ^ofa. 

-  „gieefü"),  I,  342;1I,  447  f. 

-  („®efd^.  b.  30|.  Ärfege««),  n, 

448. 

-  („Swnßftauö.Drlcan«),  11,448; 
in,  194. 

-  „Kabale  unb  Siebe'',  IL  448: 
m,  371. 

-  („  aiiargaret^e « ,  $Ian  eine« 
©tüdteg),  m,  48. 

-  („maüa  ©tuart"),  m,  14,  374, 
390. 

-  („3{ftuber")r  n,  340,  447  f. 

-  „5^.  modx",  I,  342. 

-  (auf  iHouffeau),  I,  247. 

-  LZzr),  m,  14,  43. 

-  („S[\JaUenftein''),  n,  458,  461: 
111,4,  14,  180  f.,  244,  249,274 
393. 

-  („lieber  naiüeunbfentlmentalffAe 
2)id^t0."),  m,  385. 


92amente0ifter. 


555 


426,  454;  Öl,  1  ff.,  81. 
~  LSSrlcfw.  mit  fetner  ©d^wcftcr 
(l^rifto!i)btne  u.  feinem  0d)tt)Qg. 
mtinmalb"),  m,  52. 

—  (u.  ©oetl^e,  ,,53riefe  on  Sl.  2Ö. 
feftlcflcl"),  m,  80. 

—  Dgl.  lllrit^ö,  m,  47. 

eö9inx,  I,  5. 

©d^lobrenborf,  @rf.,  n,  131,  453; 

m,  426. 
©(i^lcöcl,  S3rbr.,  n,    453;  m,  46, 

66  f.,  78  ff.,  127,  173,  379,  386. 

—  51.  SB.,  n,  132,  157,  359,  453; 
m,  25f.,  45,  61,  88,  9iff.,  112f., 
118  f.,  131  f.,  148,  154. 

—  (über  g.  D.  ^tael),  m,  162  ff. 

—  m,  170,  180,  187  ff.,  197,  201, 
212  f.,  216,  222,  232,  245,  248  ff., 
254  ff.,  265,  278,  280,  298  f., 
313  ff.,  319,  324  f.,  334,  344, 
352,  358,  362  f.,  373,  375,  386. 

—  (Slntl^eil  on  „De  l'AUemagne"), 

•fJJ      QQI7 

—  ml  42l',  423  f.,  451  f.,  465,  481, 
485  f.,  493  f. 

©d^riftcn. 

(Sd)lc0el,  Sl.  2B.  („Uebcr  bog  5eon. 
tinentalf^ftem'O,  HI,  355. 

—  („Safob  mtdex"),  I,  4,  13,  HO, 
383. 

—  („^^ftbro''),  in,  187,  198,  201  f. 

—  („eiegic  über  a^om'Or  in,  118  f. 

—  L^rit.  ©(Triften"),  HI,  194. 

—  (r/^orleffl.  üh.t>. ©efd). b.«Poefie"), 
n,  359,  364;  IH,  77  ff. 

—  („SSorlefa.  üb.  brnm.  ^unft  u. 
iMt."),  m,  198  ff.,  266. 

—  (®ef.  2Ber!e),  HI,  118,  155. 

—  («riefn).imS3ef.b.2)reöb.S3ib!.), 
in,  5,  92,  255,  364,  406,  451. 

—  („^itttcrl.  S3riefe"),  Hl,  355  ff. 

©d)leael,  gr.,  n,  336;  m,  45,  73. 

—  („Corinna"),  m,  154. 

—  m,  197,  203  f.,  253,  298,  375. 

—  („öucinbe"),  H,  359. 

—  („®ef(^.  b.  $oef.  b.  ©riechen  u. 
sftömer"),  m,  387. 

—  („^orlefg.  üb.   neuere  ©efd)."), 

m,  192. 


©d^legel,  2)orotö.,  m,  154,  254. 
Sd^leael,  i^oroHne,  III,  81. 
©(ftleiermad^er,  II,  359  f.;  m,  66, 

70. 
0(^lefier,  ®.  („g.  ö.  ©enfe  jc"),  m, 

204  ff.,  292,  391. 

(B&iM,  lU.  30. 

©c^Ioffer,  gr.  (5§.,  „grau  ö.  ©tael 

unb  grou  9iolanb-,  I,  265;  n, 

97. 
®*(öjer,  ^ift.,  II,  462. 

—  2)orot§ea,  f.  gr.  IWobbe. 
ed)mtbt  (Söeimar),  m,  13. 

—  (A^rtnfer  ßiiftänbe"),  U,  232. 

—  3-  («®efdft.  b.  fronj.  Sitter.  feit 
l^ubtöig  XVI.''),  II,  467. 

ed)neiber,  (Sulogiiiö,  n,  84,  130. 
be  0c^omberg,  I,  73. 
0(J)ottIonb,  m,  146,  398. 
„Schüler"   u.  „®otl^e''   (f.  ec^ifler 

unb  ©oetfie),  m.  372. 
(B6)i\htxt,  g.    3Ö.    („^önt"),    ni, 

381. 
©d)ü6,'m,  155. 

—  („grau  ü.  ©tael"),  KI,  348. 

—  („2Berner'ö  S3iogr."),  HI,  248, 
250. 

—  („3.  SBerner"),  HI,  300. 
©d)war3enberg,  III,  460. 
©djtoeben  („Corresp.  litt"),  I,  34. 
0c^roeben,  I,  188. 

—  (,Sanb  ber  ©eifter"  k.),  I,  214. 

—  I,  354,  416. 

—  (u.  9^u6Ianb),  H,  16. 

—  U,  34. 

—  (u.  granfreid)),  11,  50. 

—  n,  53,  148  ff.,  1G6,  214  ff.,  252, 
267  ff.,  294,  385. 

—  (1809),  in,  263. 

—  m,  317,  329,  343,  347  ff.,  356, 
432,  455. 

—  (ügl.  heiler),  H,  17. 
--  ügl.  SD^irmier. 

©d)Webif(t)»«Pommern,  in,  329,  350. 
0d5toeig^äufer,  Die,  II,  430. 

—  b.  j.,  n,  430. 

—  ©eoffroi,  H,  430. 

©diroeia,  I,  5;  H,  1  ff.,  147  ff.,  173, 
236,  270,  284,  303,  316  ff.,  417  ff. 

—  („2)elp^ine''),  H,  398. 

—  öfli.  Örun. 

—  ögl.  ©olomfin. 

—  f.  Snroc^e. 

—  ügl.  ©imonb. 


556 


SiZamcnrcgifter. 


0(j^tt)cfa,  franj.  (^ft.),  ^Ql  ©ailleur. 
(5(i)roeiier,  (Sl^e^).  auö  3"n(^,  II,  124. 

—  ^.  5^.,  II.  125. 

—  SDJagbalcne,  IL  125. 
@d)n)inDenl^ammer  (Sa  SD^artenicrc), 

II,  447. 

©ciout  („Hist.  de  la  Constitution 
civ.  du  elcrge"),  I,  40G,  II,  60. 

0cott,  3ir  m.,  IL  169;  IH,  116, 
135,  245,  3913,  398. 

—  („Sieb   beö  legten  SDüniftrcIö"), 

III,  898. 


—  („9)iarnüon"),  HI,  398. 

—  („mmxW),  in,  899. 

—  („Antiquar"),  HI,  489. 
Sebaftiani,  General,  III,  460,  461. 
„Sebuö,  Sol^anno",  11.  84. 
ecd)eron  b.  ®enf,  III,  222, 232,  299. 
Secretau  („Gull,  suiase"),  n,  207. 
0ebaine,  III,  67. 

0ecbad)"g,  m,  30. 

0efluin,  II,  232. 

0e0ur,   smarquiö   be,   I,  126,  130, 

191,  299,309,  338;  H,  9,  12.78, 

82,  91,  144;  m,  404. 

—  („llistoire    et    Memoircs"),    I, 
339;  II,  12,  144. 

0ctne.£)ep.,  II,  79  ff.,  116,  3n. 
0etne«et==Oife,  n,  282. 
eeügentlial,  5^Iofter,  IH.  318. 
„0emiramiö",  ügl.  "il^oltaire. 
eemonütae,  IL  167,  172. 
0enac  be  ^ietlf)an,  I,  37,  103,  243, 
324;  II,  8. 

—  (,,L{i    Societc    en   France    av. 
la  Kev."),  I,  53. 

—  (.,1^11     gouverneinent     de     la 
France"),  1,  121. 

—  \)qU  CSrequt,  I,  237. 
„eetiangeg,  5lbele  be",  II,  208. 
(Benebier  („Ilist.  litt,  de  Genöve"), 

I,  8,  105. 
„0eneca"  (d.  ^Iberot),  I,  139. 
6enegal,  L  230. 
0enö,  I,  819. 

—  (Srjbtf(t)of  ü.,  I,  286. 
0equeötlle,  ü.,  I,  205. 
„0erbeUane"  (^crg.  ^J)(e!ii),  II,  403. 
0criai),  f?rau  d.,  U,  310,  312. 
0evi(9,  9it(t)er  be,  II,  248. 
0erre,  be,  H,  458;  III,  295,   388, 

480  ff.,  485. 
0erüan,  ^Irtegemin.,  L  177;  II,  109,  • 
123. 


0eö{gne,  grau  ö.,  I,  158. 
—  9iotve«2)ame,  bc,  11,  192. 
0^afeöpeare,  I,  61,  118;   n,  169, 
888  ff.;  m,  78,  81,  200  f.,  372. 


-  („3ul.  mar'*),  n,  838. 

-  lihamht"),  11,  388  f., 
259  ff. 


341;  in, 


-  („Äönig  Sear'O,  I,  505;  n,  340. 

-  („Ot^etlo"),  n,  338;  IH,  167. 

-  („SHtdiarb"),  in,  249. 

-  („diomto  u.  Sulie),  m,  132  f., 
144. 

0^effieib,  öorb,  I,  177;  II,  182. 

-  öab9,  II,  155. 

0IÖelburue,  Sorb  (SJiarq.  o.  Song» 

borone),  I,  837. 
0fiellc9,  m,  135. 
0$eriban,  n,  159;  m,  73,  394  ff., 

400. 
0icilten,  m,  333. 

0tbbou8,  ajitö.,  n,  169;  m,  403. 

0ibneo,  I,  115. 
„0ibonie",  II,  424. 
0{eüefing,  i^arl,  IH,  222,  249. 
(Bk\)h^,   I,    247,    268,    307,     341, 
362. 

-  (fein  ©oftem),  I,  365  ff. 

-  I,  872  ff.,  383,  385  ff.,  422, 427  ff., 
484,  440,  466,  475;  n,  29  f., 
87,  48,  88,  216,  219,  225,  230, 
288,  236,  242,  248  f.,  264  f., 
278,  278,  281,  287,  305  ff.,  322, 
827  ff.,  867  ff. 

-  („Essai  ß.  las  Privileges**  etc.), 
I,  865. 

-  („Plan  de  d^lib^rations  p.  leg 
Assembl(5cs  de  baillage**),  I, 
868  f.,  373. 

-  („Qu'cst-cc-quo  lo  Tiers?"),  L 
365  ff. 

-  Dgl.  SJlignct;  ögl.  OcWncr. 
0igneu!,  n,  172. 

0imianc,  S&lbme.  bc,   I,   217;   IL 

174  f. 
0imolin,  ruft.  @cf.,  n,  9. 
0imon,  3ulc6  („Une  Acad.  sous 

Ic    Dircetoire"),    I,   464,   474; 

U,  289,  376,  378,  449,  451,  456; 

m,  388. 
0imonb,  „Voyage  en  Suisse*',  I, 

148,  205. 
0inclair,  0ir  So^n,  I,  188. 
©innaniari,  II,  300,  305. 
0iömonbi,  n,  190,  394,  420,  422; 


m,  88,    95,-  111,    113,    178  f., 
202  ff.,  215,  223. 
©Untonbi  .(an  b.  ^yrCifiit  Sflbnnq), 
m,  240. 

—  m.  243  f.,  245,  252  ff.,  261  f., 
309  f.,  323  ff.,  458,  464  ff.,  494. 

—  u®m.  b.  itsstpubifren"),  m, 

171,  207. 

—  („Sit  b.  ©uroö.  ©übcne"),  in, 
314  f. 

—  („S.  lepap.-monnaiecnAutr."), 

m,  m. 

—  („Fragm.  de  son  Journ.  et 
Correap."),  m,  241,  248,  254, 
440  f. 

~  („Lettrea  k  Mdme.  d'Albany"), 

n,  190. 

—  Bfl[.  aaiflonbitr. 
Sigmonbi.  aJtbme.  be,  II,  427. 
(Slawen,  DI,  338. 

®mit§,  abnm,  I,  87,  320,  370;  U, 
168;  m,  397. 

—  („Wealth  of  Nations"),  I,  100, 


I,  314. 
©OTolenäf,  m,  341  f. 
©moHet,  n,  169. 
^Sociöt^  de  89",  H,  312. 
@0berinanIanb,  ^erjog  J^otl  D.,  I, 

215;  n,  26  f.,  104,  207. 
©Olf(Dii§,  I,  307,  408,  444. 
©otrateg,  I,  18,  247;  m,  210,  315. 
©olot^um,  I,  5. 
©oigme,  n,  357. 
©omagllo,  betla,  ni,  i09. 
eombTeulI,  n,  224. 
©ömmediifl,  arit,  U,  469  f.;  lU, 

315. 
©opMenöolm,  n,  425. 
©Op^oHcfl,  n,  428;  III,  7. 
©orbonnc,  I,  87,  130,  139,  256. 
©OKI,  tlgnts,  III,  li)4. 

—  Stlb.,  II,  215,  226. 

—  („L'Europe  et  Ja  Revolution 
frang."),  I,  91,  191,  476,  482  f., 
491  f.:  n,  27,  37,  61,  80,  87, 
91,  100,  106  f.,  127,  420. 

—  („Mission  de  Ciistine"  etc.), 
11  83  92 

©Otin,    SIJoIijiiniiH,,    II,   290,   297, 


©oubife,  ^erjog  D 


Soulnoie  („Möm."),  I,  291. 

—  n,  177. 

©oull,  OTarfd).,  m.  454. 
©DUtljampton,  n,  169, 
Goutöei),  U.  169;  Ul,  393. 
©oUDnrof,  n,  327,  3OT, 
©pa,  U,  33;  m,  173. 
©pa*,  l'ubro.  („Deetlln"),  m,  297. 
©palbiitfl,  ^^ilDf.,  lU.  68. 
©panfen,  I,  112,  482;  U,  281,  396. 

—  (SB.  D.  ^umbolbt),  ü,  453. 

—  m,  1.59,  270,  273,  305  ff.,  317, 
3G1,  399,  413,  438. 

—  DflI.  Moccfl. 
©pnnier,  ni,  337. 

©parte,  3aveb  („Life  of  Gouv 
Morris"),  L  343,  353,  371,  383 
401  ff.,  409.  442,  462,  468  ff. 
481,  497,  506,  512;  H,  9  f.,  42 
46  f.,  58,  77  f.,  92,  99,  115,  126, 
150,  1Ü4,  184,  186,  203,  212, 
2G4;  in,  91,  156,  262. 

©pam,  ®raf,  ftfiroeb.  Äonjler,  I, 
188  f.;  U,  269. 

©pieeel,  ©rilfin,  HI,  196. 

epinoio,!!.  3ü8|  HI,  42. 

©pDnlini,  n,  454. 

Giacfelterg,  ruff,  ®ef-,  III,  331, 

©tabion,  ril,  72,  193. 

©tnf;l.,^olfteIn,  gticti  OTaflnuä  u., 
Sdten,  I,  194  ff, 

—  (oon  ©uibett  u.  ©ninte-B9eute 
beiirt&eilt),  1,  203. 

—  I.  206  ff.,  236,  299,  801,  322  f. 

—  I.  354,  397,  410  f.,  418,  422, 
462. 

—  {IBetfieiliauna  am  polit.  Scbeit), 
I,  469, 

—  (14,  3uH  1790),  I,  498. 

—  II,  15  f.  (5Jnmp61et). 

—  n,  30  ff.,  41,  50,  53  ff.,  78. 

—  (aibbetufung),  H,  103  f. 

—  (D-  SÖuHmnnn  beurti).),  U,  134  f. 

—  (u.  b.  frj..f(^meb.  Sinion}),  II, 
148  ff. 

—  (fernere  Sermon  big  n.),  II,  164  ff, 

—  (fliidte()r  n.  ©djuiebeii),  II,  172. 

—  iL  214  ff„  228,  250  ff. 

~  (6.ünflitt  m.  b.  SKegienina),  H, 
267  f. 

—  (Stbbenifunfl  5f(oD.  1796),  II,  269, 

—  (uifeber  ®e[.  in  ^ntia),  II,  319. 

—  Oüomip.  über  ißn  u.  Wbrnc.  be 
©ta;;]),  II,  377. 


558 


S^amcnrefliftcr. 


etael^öolftetn,  (Srid)  aHaanu^,  ü., 
S3aron  (f  0.  5.  1802),  II,  393. 

—  II,  418,  453. 

—  (C5d)ii(bcn),  III,  271. 

—  lir,  286,  348. 

—  ügl.  Seoujou  öe'2)uc. 

©tael,  2llb.  D.,  n,  145,  469;  TU, 
88,  167,  170,  187,  197,203,263, 
324  f.,  333  ff.,  355,  361  f.,  406. 

©toel,  Sllbertinc  ü.,  IT,  309,  429  ff., 
438,  470;  III,  167,  197,  233, 
250,  324,  355,  358,  401,  449  ff., 
485  f.,  493. 

(StaeI,^nncl^uffc®crmainc,53aronin 
ö.  (geb.  dkdzx),  T,  v  ff. 

—  (crfte  t*riftften.  sBcrfud)c),  I, 
156  ff.,  163  ff. 

—  (a!g  »i^mp^e),  I,  159. 

—  (5lufiiei(^nungen  d.  1783-1785), 
184  ff. 

—  (^efrot^),  I,  204. 

—  (bei  $ofe),  I,  205  ff. 

—  (aU  junge  grau),  I,  206  f. 

—  (über  bic  ©öe),  I,  209. 

—  (über  aJiQftif),  I,  213  f. 

—  ((S^eleben),  I,  217. 

—  (erftc  Ht.  5SeröffentIf(f)ungen),  I, 
218 

—  (über  ©Hauerei),  I,  230  f. 

—  (erfteg  ^inb,  Suife),  I,  237. 

—  (iBerebfanifeit),  I,  338  ff. 

—  moUt  Slnficftten).  I,  340  ff. 

—  (über  b.  franj.  I«eö.),  I,  377  f. 

—  (über  granfreit^),  I,  415  f. 

—  tel^eilnaldme  am  polit.  Öeben), 
I,  469. 

—  (üb.  b.  öejt^ergreifg.  b.  ^^irdjen- 
guter),  I,  471  ff. 

—  i^aU  Ueberlieferin  ber  greil^ettö« 
ibeen),  I,  455. 

—  (über  dkdex  unb  SDiirabeau  alö 
äiebner),  I,  480. 

—  (fgl.  2)enfungöart),  I,  483. 

—  (über  ©emiffenöfrei^eit),  I,  49G  f. 

—  (14.  7.  1790),  I,  498. 

—  (1790),  I,  504. 

—  (mit  5öetra(f)tungen),  n,  31, 
33. 

—  (1791),  n,  57. 

—  (üb.  b.  ^olfßöertretung),  IT,  G3. 

—  tealou,  ^30lit.  (Hinflug),  II,  78. 

—  molitit),  IL  94  f. 

—  (20.  4.  1792),  II,  106. 

—  (20.  6.  1792),  II,  110. 


etaöl^öolßein,  ©aronin  o.  (Slutfit* 
plan  f.  b.  Jgl.  gam.),  TL,  112ff. 

—  (über  ba^  aRanifcft  bcö  ^crjog^ 
ü.  SBraunfc^meig),  U,  119  f. 

—  (10.  8.  1792),  n,  122,  124. 

—  (rettet  pollt.  greunbc),  n,  129. 

—  (unb  SBoHmann),  n,  134. 

—  (®eburt  D.  Sllbert  <5t.),  n,  145. 

—  (Sßinter  1793),  TL,  151  f. 

—  (SBirfen  für  (Sniigrirtc  in  ©na- 
lanb),  n,  158. 

—  (Sfiettung    franj.   grcunbc),   n, 
173  ff. 

—  (IX.  Sll^ermibor),  H,  184  ff. 

—  (f.  b.  SRcpublif),  n,  213. 

—  (über  b.  SScrf.  d.  %  m),  n,  227. 

—  (Don  ben  Sflo^oltpen  oefeinbet), 
n,  228. 

—  (bcmofrat.  ©cflnnuna),  n,  232. 

—  (ibr  5erei8),  11,  283  ffT 

—  (einfl.  I.  b.  ?5rcffc),  11,  236. 

—  (©efrete  ö.  5.  u.  18.  gruct.)r  H, 

kl  ff. 

—  ($oUt.  3lcbc  nttd^  fiocretenc),  n, 
243  ff. 

—  (ö.  Segenbrc  bcminairt),  n,  249. 

—  (Ht.  St^ftttgfelt),  n,  253. 

—  (u.  b.  5)ircftorittlregferuna),  IL 
264  f. 

—  (Odftmieriafeitcn),  n,  266  f. 

—  (f.  b.  SSerf.  D.  3.  DI),  n,  280. 

—  (äfleaftion  bcför^tcnb),  H,  282  f. 

—  (u.  b.  18.  gruft),  n,  800  f. 

—  (Sit.  •i^corle).  11,  336. 

—  (Programm  f.  b.  Sufunft),  ü, 
343. 

—  (18.  SBrumairc),  n,  366. 

—  ((Sri^ieöung  i^rer  ÄInbcr),  n,  429. 

—  muöweifung  auö*  ber  Sftäbe  Don 
i4Jari0),  n,  437  |f. 

—  (SBerl^aftung  15.  10.  1808),  n, 
440. 

—  (u.  ®.  D.  S8rinfmann)jn,  454. 

—  (über  bie  ^eutfiftcn),  m,  7,  74. 

—  (üb.  b.  beutfci^.  grauen),  m,  45. 

—  (u.  b.  9iomantif),  m,  78  ff. 

—  (Warften  ungötalcnt),™;  162  ff. 

—  (Snnerc  ©türme),  lH,  222. 

—  (^eligiöfe   ^nfd^auungen) ,   m, 
285  ff. 

—  (Söicbcrücrl6elratlJuno),  n,  309. 

—  (^ünjl.  ^udn)dfung  au8  Stanf« 
rei(^),  m,  316. 

—  (jüngftcö  Äinb),  m,  324. 


9?omcnrcöifter. 


559 


(Stasl.^olftcin,   SBoronin    D.   (über 
2)cut|d)lQnbö  (Sr^cbg.),  lU,  358. 

—  (SRo^nung  on  gröitrrclc^),  III, 
383. 

—  (u.  *b.  cnfli.  ©cfcUfd).),  m,  396. 

—  (u.  b.  cnal.  «ßoHtifcr),  LEI,  400. 

—  (!br  grcf|cit8bc0riff),  m,  417. 

—  (Briefe  ü.  1813-14),  m,  421. 

—  (f.  b.  aicftaurötion),  III,  433. 

—  (3$cr(obun0  i^rer  Zo&^ttx),  HI, 
450. 

—  (u.  b.  2)oftt{Ti(ire),  IH,  484. 

—  (ieranf^cit  u.  %oh),  m,  491  ff. 

iBe^iel^ungen  ju  anbern. 

©tacI*^oIftcfn,  a3nromn  u.  (an  b. 
©räfin  SlIbaitQ),  in,  472,  487  f. 
[u.  aicr),  m,  438. 
u.  ^oifcr  Sllcjranbcr),  m,  342  f. 
iii.  gr.  D.  a3caumont),  n,  312 ff. 
[u.  Settino  ü.Slrnim;  g^l^antafie» 

iicmälbc),  m,  215. 
u.  Scraobottc),  m,  352. 
an  SDHö  Serr^),  m,  447. 
u.  bic  93onaporte),  H,  291. 
über  9f?.  S3ona^3arte),  H,  248. 
erfte  SBegcgnung  mit  ^öonoparte), 
n,  306. 

—  (u.  S3onaparte),  H,  384  f. 

—  (ü.  Sonaparte  bebrütt),  n,  390. 

—  (u.  SBonaparte),  n,  403,  f.  weiter 
unten  S^apoleon. 

—  (an  3of.  Sonaparte),  m,  4G4  f. 

—  (an  Sonftetten),  ni,  109  ff. 

—  ("^erjoa  ö.  Sroglie  b.  J.),  I,  491. 

—  (u.  d^amiffo),  m,  265  ff. 

—  (u.  grau  ö.  (El^arriere),  II,  201  f. 

—  (über  (Sl^ateaubrianbj,  n,  3ü5. 

—  (an  (S^ateaubrianb),  II,  470. 

—  (u.  fö^gneboKe),  H,  321. 

—  (u.  (Soleribge),  m,  398. 
^  (u.  (Eonftant),  H,  284. 

—  (u.  S.  (Sonftant),  II,  203  ff.;  HI, 
495  ff. 

—  (für  SB.  föonftauf ö  glugft^riften), 
fj  287 

—  (an  93.'  föonftaiit),  m,  359  f., 
424  f. 

—  (über  b'^öprcnteiiil),  I,  311. 

—  (an  ©aUffe),  m,  353,  355. 

—  (an  ©eranbü),  III.  291. 

—  (n.  ©ibbon),  I,  156. 

—  (u.  ©obtoin),  m,  399. 

—  (u.  ®oet^e),IU,  Iff.,  18  f.,  288,  | 


0tae!  «^olftein,  S3aronin  o.  (an 
®oetöe),  III,  73  ff.,  83,  313. 

—  (üb.  ©oet^e);  m,  370  ff. 

—  (D.  ©oet^e  beurt^eilt),  HI,  52 ff. 

—  (a\x  ©uftaD  m.),  I,  219  ff.,  310, 
318;  II,  54  ff. 

((Sreigniffe  üon  1789  betr.),  I, 

415  ff. 

—  (Briefe  im  93cjt^  ber  Uniöerjttät 
Upfala),  I,  219,  236,  375;  II, 
53,  270,  319,  378,  393. 

—  (u.  S[ö.  ö.  ^umbolbt),  n,  455. 

—  (an  Ctam.  3orban),  ü,  417  f.; 
III,  303,  320  f. 

—  (über  Stmt),  U,  462 f. :  m,  376  ff. 

—  (über  5^(opftoct),  n,  459  f. 

—  (u.  Jtnebel),  III,  211  f. 

—  (u.  SacreteUe),  m,  287  f. 

—  (u.  ^a  ga^ette),  n,  265. 

--  (d.  Samartine  beurt^.),  II,  81. 

—  (bei  öorb  üiiöerpool),  HI,  404  f. 

—  (u.  gürft  Subomirefi),  III,  34. 

—  (an  b.  J&er^ügin  Öuife  ö.  (5ad)fens 
feeimar),  III,  97  f.,  127,  352, 
447. 

—  (u.  'Sö^anuel),  H,  137  f. 

—  (über  ajJaurepaö),  I,  132. 

—  (an  gjieifter),  III,  304,  319  f., 
456. 

—  (üb.  5D^irabeau),  I,  360  ff.,  508  ff. 

—  (u.  §B.  sU^onti),  ni,  103  f.,  122  ff. 

—  Im  SB.  ÜJionti),  HI,  104  ff.,  117, 
123. 

—  (au  ^J)Joreau),  in,  361. 

—  (u.  3)^orri0),  II,  47  ff.,  91. 

—  (0.  Ü)?ovrig  gedübelt),  I,  41)9. 

—  (über  9Jiüunier,  I,  453. 

—  (u.  9iap.),  UI,  417  ff. 

—  (an  9iap.),  n,  438. 

—  (an  9iap.  1810),  in,  275  ff. 

—  ügl.  oben  33onaparte. 

—  (u.  9iarbonne),  H,  100. 

—  (uerbirgt  9iarbonne),  n,  129  f. 

—  (u.  Diecter),  I,  160  f.,  442;  II, 
104,  434  f. 

—  (üb.  i()ven  SBater),  I,  162  f.,  182  f. 

—  (üb.  9iedfer'ß  SBerbannung),  I, 
302  ff. 

—  (u.  b.  jiüeite  SDfJinifterium  il^reö 
^i>aterö),  I,  324  ff. 

—  (Üiccfer  üernid)tet  ifjre  Söriefe), 
II,  319. 

—  (^^bfcl)ieböbricf  an  9}^bme.9ie(fer), 
I,  208  f. 


560 


^lamcnreöiflcr. 


(5to<*I'6olftdn,   iöaronin  ü.   (mtb 
$ittj,  I,  170. 

—  (u.  SDJbmc.  Dtecamier),  II,  379  f. 

—  (on  3Kbmc.  ^ecamicr),  in.  98, 
12G,  319,  324,  32G,  479,  487. 

-  (2.  (S^e  mit  »tocco),  in.  307  ff. 

—  (an  JJtocbcrer),  11,  374  f. 

—  h.  9ioeberer  fritif.),  II.  2G3. 

—  (u.  6.  mogerö),  m.  397. 

—  (u.  3Jlbmc.  Oiolanb),  n.  101  f. 

-  (an  9^0  ü.  »tofenftcin),  n.  50  ff. 

—  (über  Otouffcau),  I,  2<J9  f. 

--  (u.  0«o9cr*(£oUarb),  HI,  491. 

-  (u.  ©d)faer),  UI,  14. 

-  (üb.  ed)tner  2C.),  III.  374  ff. 

-  (53cfanntwerbcn  mit  21. 2Ö.  © (f)Ic« 
az\),  m.  83  f. 

—  (an  Sl.  SGB.  ©d)Ie0Cl),  m,  405  f., 
423  f. 

—  (u.  SBaron  ©taöl),  I.  196  ff. 

—  (^Trennung    üon   öaron  ©taöl 
1798),  IL  319. 
;u.  (^ktjH),  I.  371. 
u.  gr^r.  D.  ©tein),  m.  343  ff. 
[für  SlaUe^ranb),  IL  235,  290  f. 
'an  Slane^ranb  1809),  HL  27 ff. 
u.  ül^ibaubeau),  II,  294  f. 
an  Sthtbaubeau),  n,  303. 
Mir  ä^omaö),  I,  51. 
[«Briefw.  m.  (^ft.  be  SSitterö),  H, 
402  ff.;  m.  359,  437  f. 

—  (u.  äiiettington),  m,  439. 

-  (u.  SliJicIanb),  in,  212  ff. 

-  (u.  2Ö.  SBilberforce),  m,  401  f. 

—  (an  eir  dl  Sßilfon),  m,  343. 

«Heifen  unb  Stufentl^alt. 

etai-l'^olftein,  SBaronin  ü.  (in  2lbo), 
in,  347. 

-  (in  Slirt,  in.  315  f. 

-  (Sniel  Sllanb),  in,  348. 

—  (im  ©dblog  Slcofta  in  Slubergen« 
Diae),  m,  174  ff. 

-  (in  Sluyerre),  m,  169  ff.,  231  ff., 
241 

—  (in  öcrlfn),  m,  65  ff.,  228. 

-  (in  «Bern),  m,  188. 

-  (bei  53ern),  lEL  324. 

-  (in  SBey),  IIL  318. 

—  (in  «Bloie),  III,  171. 

—  (bei  53Ioi0),  IIL  279. 

-  (in  SBoIoßna),  III.  108. 

-  (in  S3rünn),  HL  333. 

-  (in  23rüffd),  I,  410  f. 


(^tacfl'^olfteiti,  Baronin  d.  (in  (SM' 
long),  IL  444. 

—  (in  (£öamb6r9),  IH,  315. 

—  (in  ©^aumont-fur^Soirc),  m. 
264  ff.,  282. 
[in  ($Ii(^9),  m,  449. 
in  ^oombe'SBoob),  IIL  404  f. 
[in  eoppct),  n,   1  ff.,   145  ff., 
167  ff.,  381  f. 

(1795),  n,  254. 

(1798),  n,  316  ff. 

(1801),  n,  385. 

(1802),  n,  393. 

n,    416;    m,    125  ff.,    178, 

281  ff.,  290,  447,  457  f.,  488. 

—  (Steife    na(Jb    S)eutf c^Ionb) ,  n, 
444  ff. 

—  (in  5)cutfd^lanb),  n,  471  ff. 

—  (2.  [Reife  nac!^  $eutfd^Ianb),  m, 

187  ff. 

[in  a^ijon),  m,  177. 
in  5)re3bcn),  m,  206  f . 
in  ©nglanb),  n,  152;  m,  360  ff. 
[in  f?cme9),  m,  318. 
^nnlanb),  m,  347. 
llorena),  DI,   105,    120  f., 


orbod^),  n,  467. 


)*!o|  ^off^)^  m,  268- 
iffurt  a.    " 
m,  67. 


W.l  U,  469  f., 


—  (2.  8lufent§.  fn  granWurt  a.  SR.), 
m,  214  ff. 

—  (bei  greibura),  m,  318. 

—  (greife  bur*  ®Q«jlen),  m,  833  f. 

—  (in  @enf),  n,  271. 

tl802),  n,  419. 

(1804),  n,  97. 

(1806),  m,  161  ff. 

m,  228,  231. 

(1809-11),  m,  250.    . 

m,  258,  290,  298,  309,  449. 

Ml  ^laM  b*6autet){ae. 

—  (in  ©otlftenbura);  m,  358. 

—  (auf  bem  Sanofib  ^^riDaiti  bei 
ipariö  1797),  n,  287. 

—  (in  Snterlafcn),  m,  244. 

—  (italien.  8leifepro|ert),  m,  418  f.; 
m.  96  f. 

—  (J)ieife  naci^  Stalten),  IH,  99. 

—  (in  Stalten),   m,  229  f.,  476, 
485  ff. 

—  (in  S«n*«t  fmn  in  Gnalonb), 
,     n,  152  ff. 


561 


©toel-ßDlIldn,    Snronln    o.    (fit 
®d)lo6  Sanjut),  in,  324  f, 

—  (in  eaufanne),  n,  203  ff.,  254j 
m,  187,  301. 

—  (In  Sobi),  in,  lft5. 

—  (in  Sonbon  1813),  11,  390;  m, 
360  ff. 

—  (in  Sgon),  IK,  299,  232,  259ff., 
270. 


^  (In  ailolnj),  m,  215  f. 

—  (fn  aWeS),  II.  4M- 
(1803),  n,  467  f. 

—  (2llonI6laitc-a9efletBuna),  m,  186. 

—  (In  SHorfontaine),  II,  443, 

—  (in  aRoMau),  m,  339  f. 

—  (in  gjiünt^m),  HI,  188  ff. 

—  (in  gjeapel),  in,  115  f. 

—  (in  ÜlitAni-DloBigorob),  IH.  340. 

—  (in  Ou4n  b.  Coufoiint),  ni,  184. 

—  (in  5ß(tris),  n,  14  ff. 

—  (iinein  in  ^;iluI5),  11,  105. 

—  («brdle  d.  l^nris),  U,  138  ff. 

—  (in  Sporte),  II,  SI4. 

(1797),  n.  271. 

II,  323  ff.,  atiO. 

(18O0),  U,  :3W3. 

(1802),  U,  38^  ff. 

—  (Sßorliebe  \üi  l'ariS),  n,  441. 

—  (in  9pariS),in,  177  f.,  200,437, 
456,  458,  489. 

—  (in  Cßarntn),  m,  107  f. 

—  (in  ^eteiS&ura),  lU,  340  ff. 

—  (in  $i(i[enä(i),  in,  106. 

—  (in  ipicmont ,  ni,  485. 
.-  (in  SBirnti),  lU,  206. 

Pifo),  m.  485.  487, 
Soni),  lU,  108  ff.,  117  ff. 

(in  Siouen),  lU,  173. 

(üiufilnnb,  SfcifeptoUlt),  III,  317. 

(in  aiufilonb),  ni,  336  ff. 

(in  ©aint.*Btice),  II,  438. 

(in  ©t.  ®rotien),  11.  250  f. 

(in  ©oljburfl),  ni,  324. 

'in  ®(in  Jlonnino),  m,  107. 
in  ©iiC^eron),  Hl,  222. 

'int  ffloffet  eeHBentl)oI),ra,  318, 

'etoflbolm  1813),  III,  308, 348  ff. 

'in  Seflift),  ni,  204  f, 
in  loSfana),  in,  485,  487. 


etni'l'^DlftcIn,  fflnronin,  ü.   (brim 
3ug  noi^  aäerloiaeg),  I,  448  ff, 

-  (SäeDcg),  m,  318. 

-  (fn  SBeimar),  in,  II,  87  f. 

-  (um    SÜBeimortiftcn   Aofe),    OT, 
12  ff. 

-  (2-  kufent^olt  in  Sfficimnr),  m, 
Ö07  ff,  288. 

-  (über  aöeimar),  m,  35  ff, 

-  (in  2Bien),  in,  IBl  ff.,  206,  232, 
326,  330  ff. 

-  (in  3iiri*),  m,  88. 

S&ve  ©*rifien. 
etoel-liDlfhin,  SSaronin   o.    („De 
la   Litterafuro   etc."),  I,  V,  U, 
33-2ff.,  364,  366;  n,  414;  UI, 
182  399 

(Weiirlb.'iöret©d)tift.fib.  b.  Sit), 
II,  315ft. 
■  („De  l'Aliemagne"),  1.  V,  vri: 
I.  209;  n,  320,  449,  460;  m, 
14,  37,  42,  45,  53,  Gl  ff,,  Ö3, 
75, 78, 190  ff.,  2^2,  243  ff.,  257  ff., 
275  ff.,  291,  301  ff.  (iRdißiöfc 
SHii^tfln.),  319,  345,  361,  364  ff 


.   (®oet 


,   393 


(mxom  Hrt^Eii),  in,  499. 

-  („(Sorinnn"),  I,  V,  VH;  l,  187, 
209;  II,  168,  192,  256,  320,  395, 
441;  in,  lu,  116,  128 ff.,  161, 
169  f.,  173  ff.,  205,  209,  218, 
242  ff.  (üerglirtiert  m.  Sflnftant'S 
„Slboll)5e"),275,289ff.(S(.ffiiiiet), 
310,  441. 

-  („<j:elp^ine''),l,187;n,  188,209, 
y54,  258,  302,  307,  320,  365, 
376,  395,  396  ff.,  423,  425;  lU, 
lOf-,  61,  138,  159,  289,  300. 

-  („abfeie  unb  3f|^£iboie"),  I,  165. 

-  „A^ar",  ni,  167. 

-  („Emfre  au  Malheur,  ou  AdMe 
et    Edouard"),    II,  170. 

-  („Epitre3  8urKaples"),in,116. 

-  (^Lbb  Inconv6nients  de  la  ville 
de  Paris"),  I,  164. 
'.©ianorfl  Snntaetici"),  DI,  250. 

„%\M  ®rco"),  I,  165  ff. 
I.Wirja"),  I,  165. 
'•„^ommoxmc^",%mQ.),  I,  167, 


eil 


in. 


562 


SWamcnreflifter. 


©taia^^olftcfn,  Baronin  D.  („9^a« 
nine  ii.  ©inp^ol").  H,  1G5. 

—  (,,9ioDcnen"),  T,  167. 

—  (A^rtuHue"),  I,  65. 

—  („dii6).  Ööroen^etj'Or  in,  321, 
425,  486. 

—  L(Ba)p\)o''),  I,  vm;  m,  249 ff. 

—  („©op{)ic"),  L  165. 

—  („©unamitin"),  HI,  250  f.,  299. 

—  (2)le  Sa^ii^nfinniöe  beö  SKolbeS 
ö.  (B^naxt"),  I,  218. 

—  („Rulma"),  I,  165. 

—  („Considerations  siir  la  Rev. 
frang."),  I,  VI,  L  249,  276,  300, 
801,  313,  316,  324,  325  ff.,  334, 
340  ff.,  352  ff.,  3()1  ff.,  371  ff., 
377  ff.,  388  ff.,  399  ff.,  407,  411, 
415,  419  ff.,  433,  438  ff ,  448  ff., 
46(3,  471  ff.,  483,  496  ff.,  503  ff.; 
II,  30,  35,  58,  64,  76,  78,  80, 
94  ff.,  102,  110,  116  ff.,  121  ff., 
143,  153,  174,  182,  220,  232, 
240  f.,  271  f.,  295  ff.,  308,  317, 
319,  826,  367,  371  f.,  386  ff., 
466;  III,  64,  86,  94  ff.,  209,  243, 
286,  317,  329,  340,  401  f.,  406  ff. 
(über  (gnflib.),  418  ff.,  495. 

—  („A  quels  signos  peut-on  coii- 
naitre  Topinion  de  la  majoritc^ 
de  la  nationV"),  I,  521. 

—  („Reflexions  sur  la  paix,  adr.-ä 
Mr.  Pitt  et  aux  Franc^ais"),  II, 
94,  170,  210  ff.,  356;  m,  353 
(b'Süernoie). 

—  („Reflexions  s.  le  Proc^s  de  la 
Reine"),  II,  171. 

—  („Üb.  bfe  (Sbict.  ü.  manM")  I, 
156. 

—  („Sur  le  caract^re  de  Mr. 
Necker  et  sur  sa  vie  privc^e"), 
I,  13,  132,  134,  162,  296,  302, 
341,  346  f.,  411,  413 ff.;  U,  146, 
184;  UI,  89,  93  ff. 

—  (,.Dix  Amines  d'exil"),  n,  181, 
2Ö9,  374,  376  f.,  385  ff.,  437, 
439  ff.;  III.  80,  85  ff.,  264,  280 f., 
312  f.,  323,  331,  335  ff.,  404, 
418  f. 

—  („Briefe  üb.  S-  S-  ^«ouffeau'O, 
1,  168,  252, 273  ^.]LL  162;  HI,  1. 

—  („ftloge  de  Guibert"),  I.  518  f. 

—  („Heb.  bcn  \lx\)p.  b.  Unöleit^^eit 
unter  b.  5Dicnfd)en"),  I,  252. 

—  („lieb.  b.  ©infl.  b.  gortfd)rfttö 


b.  Söiffcnfcft.  u.  Äünftc  auf  bic 
©itteu")   I  252. 
(5taöI«|)olfteinI  S3oronin  D.  («Essai 
sur  1.  fictions"),  II,  254  ff.,  286, 
427;  m,  1,  3, 

—  („De  rinflaence  des  passions 
etc."),  n,  153,  160,  189,  254, 
258  ff. ;  m,  3,  7,  9,  321. 

—  („Reflex,  s.  le  suicide"),  IQ, 
321  ff.,  352,  394. 

—  („Recueil  de  morceaax  d^- 
tach^s"),  m,  1. 

—  („Oeuvres  compL"),  1, 165,  210, 
274  f.,  275,  277,  279;  II,  415: 
in  402. 

—  (Ungcbr.'  93ricfe  im  SBcpfe  bc« 
^.  Dr.  %^.  minf)axht),  Jof,  167, 
174,  178,  183,  214,  254,  270, 
318,  372,  388,  418,  461;  m, 
251,  304,  312,  320;  Dgl.  au4 
Sfiedfcr. 


©djriften  über  ^rauö.  @to6!. 

®toeI««.?)olfte!tt,  SBaronin  ü.,  üfll 
©ointe'SBeuöc. 

—  ügl.  ®oro. 

—  ügl.  granf. 

—  ügl.  ®6ranbo. 

—  Oßl.  SReder  bc  ©auffure. 

—  ügl.  Slegnttult  be  Sarin. 

—  ogl.  Slonbelet. 

—  ügl.  gr.  (S^.  ©d^loffcr. 

—  Dgl.  ©d^üj. 

—  ügl.  ©teüenö. 

—  („Intriguc  de  Mdme.  de  StaSl 
k  roccasion  da  d^part  de  Mes- 
dames  de  France"  etc.)  II,  15. 

—  ügl.  Sl.  S.  ®.  ffltdtx. 

—  Dgl.  b.  ^auptregiftcr. 

©tael,  Sluguft  D.,  1, 171. 504  (©eb.); 
n,  53,  287,  432;  lU,  127,  170, 
263,  265,  269  ff..  275,  279,  282, 
324  f.,  352,  355,  358  ff.,  401, 
437,  450,  465,  485,  497. 

—  („Notice  sur  Mr.  Necker"),  I, 
13,  70,  76,  78,  108,  104,  107, 
124,  128,  132,  136,  295^18. 

—  („Oeuvres  diverses"),  lU,  270, 
325. 

©tan^ope,  (garl  („Life  of  Pitt«), 
II,  224. 

—  (Sari,  g^^iüpp  J&cnrp,  m,  439. 


92amenreölfter. 


563 


<Btanmau^  ^oniatovom,  ^'6n.,  n, 

26. 
^©totira"  (50]bmc.  ^kdtx),  n,  7. 
©tcbfnflf,  mal  I,  191,  194,  197  f., 

214. 

—  öfll.  SBiomftlcrno. 
©tccfc,  I,  112. 
(Steffen^,  m,  246. 
©tctgcntcft^,  93or.,  Obcrft,  m,  197. 
©tcin,  gr^r.  o.,  H,  466 ;  m,  72  f., 

193,   221,   247,   343  ff.,   356  f., 
434,  489. 

—  ööl.  %  ÜW.  Slrnbt. 

—  ögl.  Ipcrt. 

—  55rau  ö.,  m,  18,  34  f.,  155,  370. 

—  („^cr  S3egrlff  bcr  ®cfeUf(f)öft"), 
n,  278. 

©teinlcn,  Slime   („Charles  Victor 
de  Bonstetten"),  I,  25,  28,  150, 

161,  173,  177;  n,  421,  428. 
„©tcaa^  n,  447. 

0tcnb^a(    (^enr^   S3e^Ie),  („Corr. 

in^d."),  m,  82,  121  f.,  384. 
©tcrn,    2)aniel,   (®räf.    b'SlöouIt), 

(„Mes  Souvenirs"),  m,  214. 
©tcrnc,  n,  169. 

—  („ecntfmentalc  dit\\c"),  H,  256. 
©tCDcnÖ,  Sl.  („Life  and  Times  of 

Mdme.  deStael"),  n,  4, 404;  m, 

307. 
©to(f§olm,  i,  189,  191 ;  K,  56,  70, 

104,    150  f.,    166,    214  f.,    252, 

268  f.,    m,    345,    348  ff.,    358, 

362. 
©tofflct,  I,  1 ;  n,  225. 
©tolberg,  ©rf.  grleb.  öeop.  5u,  H,  2; 

295   302  f. 
--  C,g^cUgioTig0cfd^.'O,  UI,  299. 

—  oal.  3onf[en. 

~  Sluguftc  3U,  m,  295  f. 
--  ®räf.  (Sophie  3U,  H,  2  f., 
(Stolpe,  m,  70. 
(Stormont,  öorb,  I,  57,  237. 
„©tröfforb  Co.  SaH^),  I,  227,  343. 
©trolfunb,  m,  329,  355. 
©trajburg,  HI,  28,  188,  294. 
©trawbcrr^  ^iU,  I,  102;  H,  164  f. 
©trobtmann,  51.  („^id^terprofllc"), 

m,  229,  311,  360,  425,  433  f., 

463,  468,  487. 
©tuort,  ^QUö,  1, 112,  254;  m,  475. 

—  5^orI,  (Sbuarb,  I,  215. 
0uarb,  I,  35,  39  ff.,  70,  73,  102, 

162,  237,  515,  520;  H,  195,  234, 


236,  302  f.,  311  f.,  411,  449,  458; 
m,  150,  383,  440  f. 
©uarb  („M^langes  de  Litterature"), 
I,  335  ff. 

—  ü0l.  @arot. 

—  Dal.  ©uarb,  SD^bmc. 

—  aÄbme.,  I,  40;  H,  312,  390,  414. 

—  („Essais  de  M^moires"),  I,  40, 
42,  53,  54,  59,  155;  H,  303,  390. 

©uboto,  «piaton,  HI,  341. 

©ud^et  (3«orfd^  o.  granfr.),  n,  319. 

©ugenl^eim  („®efc^.  b.  Sluf()cb0.  b. 

Selbei0enf*aft"j,  I,  96. 
©uleau,  I,  354;  11,  7,  69. 
(BnUt),  I,  86. 
©uljer,  m,  373. 
„(Bmamitxn",  m,  250  f.,  299. 
©unb,  n,  217. 
©üpfle,  %f}.,  II,  445  f. 
©ur^neö,  fianbjlfe,  n,  290. 
©umaroto,  in,  327,  337. 
„©ujctte"  (Sri.  föurd)ob),  l,  15. 
©weoenborg,  I,  213  f. 
©tt)ift,  I,  112. 
©9bel,  ^cinr.  ü.,  I,  109,  285;  H, 

131. 

—  („®ef*.  b.  g^eoolutiongjcit"),  I, 
367,  381,  404,  421,  423,  445  f., 
448,  457,  459,  465,  475  f.,  495, 
507;  n,  27,  46,  73,  83,97,108, 
112,  127  ff.,  142,  145,  151,  167, 
186,  215,  221  241,  265,  297, 
408. 

^* 
Slabago,  SlntfUcninfel,  I,  201. 
2:oboureau  beö  Man^c,  I,  103  ff. 
Slat^er,  Sofcpl^ine  (®em.  ü.  S3cou« 

l)arnaiö,  fpäter  ö.  dlapokon),  11, 

233. 
Zacitui,  I,  50;  II,  286,  426;  KE, 

185. 
2:atnonbier,   (Baint'dime  (Docum. 

biogr.  s.  Daunou),  II,  345. 

—  („Lcttres  ined.  de  Sismondi"), 
m,  178,  202,  240,  255,  257, 
262,  310,  323,  326,  362,  383, 
472. 

„%a\Uz",  I,  108. 
Slaine,  I,  vi. 

—  („Les  Origines  de  la  France 
contemp.«),  I,  68,  242,  263,  264, 
266,  286  f.,  329,  351,  375,  378, 
419,   434,   444,   464,   493,  499, 

36  • 


564 


92amenregifter. 


502;   ir.  25,  40,  42,  59  ff.,  08, 

lOS,  127,  145,  151,  18G  f.,  230, 

282    *^4 1 
laine  („Hist.  de  la  Litt.  angl."). 

II.  405. 
3:alrtrii,  3i)2arquiö  ü.,  I.  205. 
aalauera,  (Bd^lad^t  ö.,  111,  403. 
3:one9mnb»i^engorb,  CS^.  Süfauvice 

be,  S3ifcl).  O.  Slutuu,  1,  42,  82  ff. 

-  (üb.  9Jiorcnet),  I.  84. 

—  1.  87,  170,  191,  239  f.,  243,  307, 
339,  357,  359,  370,  420  ff.,  4Ü2. 

—  ((Äinjicidg.  b.  i^irc^cngüter),  1, 
4()4. 

—  (ginaiiämin.  :c.),  I.  463  f. 

-  1.  472,  475,  494,  496  f.,  512j 
li,  4. 

—  (0pottüerfe),  II.  7. 

-  II.  9,  12,  48,  53  ff.,  58,  74,  78  ff., 
88,  90  f.,  100,  105,  118,  136  f., 
157  ff.,  164,  188,  202,  234  ff., 
249,  260,  287  ff.,  294  f.,  298  ff., 
303  f.,  306,  317,  320,  322,  328  ff., 
366  ff.,  376,  379  ff.,  401,  413, 
415;  UI,  47,  86  f.,  106,  170, 
271  ff. 

—  (Unguabe  b.  D^apoleon),  III.  273. 

-  lll,  286,   329,  416,  434  ff. 

—  (auf  b.  S[i>tenev  (Songr.),  III, 
454. 

—  („ftlo^je  de  Keinliardt"*),  I,  82. 

SlaUc^ranb^ierigorb,    grau  t>.,   11, 

384. 
SlaUieii,    U.    142,   216,    221,    225, 

232  ff.,  242,  281,  292. 

-  SD^bme.,  II.  228,  233,  250,  392. 
3:alma,  I,  343;   IL  369;   III,  112, 

162,  169,  259  ff.,  277. 

-  5ulie,  IL  233,  284;  HL  226. 
Slalniont,  ^^runcffin  ü.,  11.  157. 
„^anfrcb",  f.  §öoltairc. 
Slarent,  ©ribifd).  d.,  HI,  116. 
Stiirget,  I,  333,  408. 

%axo,  in,  107. 
„Slartuffe",  f.  moUxz. 
Slafio,  m,  124,  155. 

-  („Slminta"),  HL  108. 
„Üaffü",  Dgl.  ©oct^e. 

iciühe,  ^ar.,  in  ©tocf^olm,  U,  15, 

23,  27,  103,  119. 
3:d)it(^agoro,  3lbm.,  in,  353. 
1t)pl\^,  IIL  204. 
Slervacina,  III,  144. 


%mar^,  L  83,  85,  103,  106. 
Üertre,  bu,  ©cncralin,  11,  195. 
Sleffe,  ©räfin,  L  335  ff.,   469;  ü. 

158,  446;  HI,  177. 
^etteuborn,  Obcrft,  lU,  362. 
3:heluffon,  Söanquicr,  I,  8,  39,  174. 
3:6oUif|on«sRe(fcr,  Sanfhauö,  1, 251. 
„3:6eobiccc'',  m,  378. 
„Sl^eoborc",  I,  165. 
%f)eo^ilantfiXOJßtn,  n,  289. 
3:]&crmtborfancr,    n,    219  f.,    248, 

294   392. 
%h\ax^',  ®rf!  ö.,  I,  218,  314. 
3:$ibaubeau,  H,  227,  294  f.,  369. 

—  (^M(5m."),    n,   227,    234,    247, 
251,  295,  298,  303. 

%f)kU  („Scb.  St^orwQlbfenö^),  m, 

112. 
IlÖlelmonn,  ©en.,  n,  458. 
2^kxx\),  Sluguftin,  a)ibme.,  I,  68, 

72*  II   358 
%f)kxi  I,'vi,  i09,  348;  IH,  465  f., 

500. 

—  („Hist.  de  la  R^v.  franQ."),  I, 
214,  363,  437,  444;  H,  114. 

STbionotUe,  5DJcrIin  bc,  H,  76. 

Zhixiot,  L  34. 

3:6oma3,  i.  45,  46,  50  f.,  70,  73  f., 

102,  136,  149,  155,  157,  172  f., 

177  f.,  219,  237,  251;  H,  286. 
Stborwalbfcn,  m,  112,  118. 
Sl^ouret,   ^räf.   b.   ©onft.,  I,  307, 

472 :  n,  58. 
3:5raft)buluö,  11,  95. 
Slbun,  n,  188. 
3:^urcau5  5)angin    („Hist.    de    la 

Monarchie  de  Jaillet"),  I,  49L 

—  (.,La  Question  de  Monarchie" 
etc.),  n,  291,  370. 

—  (,,Le  parti  liberal  sous  la 
Kestauration"),  I,  425. 

—  („Kovalistes  et  R^publicains*'), 
IL  220,  227,  240,  247,  251,  281. 

Sl^uringen,  IL  459  f.;  HI.  207. 
Sliber,  IH,  108. 

%xdnox,  n.  422;  m,  69  f.,  891. 
Ikd,  gr.,  SBilb^.,  m,  252. 

—  öubro.  (^©ternbalb"),  ü,  357. 

—  U,  358  f.,  453j_III,  76,  81, 112. 
sriebge,  2)fd)tcr,  m,  113. 

Slierö,  ber,  I,  124  ff.,  307,  8151, 
332,  341,  347  ff.,  373  ff.,  388  ff., 
393  ff.,  405;  IL  60  f.,  283 j  HI, 
497. 


9{amentegifter. 


565 


%iM,  ber,  oal.  ©ic^^ö. 
Stiliferc,  n,  232. 
%m,  ®raf,  m,  67. 

srupt,  n,  181;  m,  159,  i84,  193, 

273,  327. 
Sttrconncl,  öorb,  ®cf.,  m,  343. 

Stiffot,  I,  75,  177:  n,  182. 
Stiüoll,  m,  U9. 
Stijian,  m,  116. 
Stocqucüfttc,  Sil.  bc,  n,  5,  456. 

—  („L'ancien  rc^gime  et  la  R^v."), 
I,  305  f.,  390  f.;  H,  127,  277. 

—  („Coup  d'oeil  s.  le  r^gne   de 
Louis  XVI"),  I,  314,  333. 

SToU,  ®rf.  ü.,  f.  %f).  D.  Scrn^orbi. 
^olojan,  0.,  I,  205. 
„%om  3(Mieö",  n,  256. 
Storaou,  m,  363. 
2:onc0  u.  SBl^igö,  HI,  409,  466. 
Slorn^,  n,  116. 
Srorrcö»5Bcbrag,  m,  328. 
3:oöfano,   n,    228;    m,    99,    485, 

487. 
3:ou*c,'  ÜJir.  bc  la,  I,  233. 
2oulon,  n,  172. 
^loulongcon,  I,  341,  421;  n,  105, 

370. 
~  LHist.  de  France  dep.  1789"), 

n,  100,  225,  370. 
STouloufe,  föqbtfd^.  \).,  I,  97,  319, 

233,  287. 

—  f.  Somenfc  be  33rienne. 
^our»granqueDiUe,  be  la,   aJIbme., 

I,  263. 
äour,  ajibmc.  be  lo,  11,  438. 
Stourncujr,  I,  10. 
%o\xx^,  I,  307. 

—  (Srgbift^.  ü.,  I,  299. 

3:our3el,  2)u(j^ef[e  be  („Memoires"), 

I,  448,  484,   498,  503;   U,  36, 
92,  100,  119. 

Slrac^enberQ,  m,  358. 

%xact),  2)eftut  be,  II,  234,  449  ff.; 

m,  243. 
Straöerfi,  aj^artinett  u.  ÜJJartlnettie, 

m,  104. 
3:vcbou|r,  Sacqucg,  auö  ©t.  (Sergucö, 

II,  175  f. 
Strcil^arb,  I,  491;  n,  329. 
3:reitt*fe,  ^.  d.  („gi(t|te'0,  m,  76, 

366. 

—  („^cutf(I)e  ®ef(^.  Im  19.  3f)r^.'')r 
m,  205,  208. 

Slrenf,  n,  132. 


3:rlanon,  I,  222,  241. 
%xUx,  n,  45. 

—  jeurf.  ü.,  n,  80,  89. 
SlroiK^in,  3Jleb.,  I,  28  f.,  75;  II, 

182,  421. 
Stromes,  I,  308  f.;  m,  429. 
Slrubaine,  trüber,  n,  312. 
Slübingen,  II,  303,  458. 
Xubert,  I,  3. 
Sluilerien,  f.  ^ari^. 
Zula,  ©ouüernement  o.,  in,  338. 
3:ür(f^eini,  S3aron,  Slrjt,  m,  197. 
SLurenne  (tue-Rcine),  ÜJiarfdjaU,  I, 

446. 
^urettim,  H,  421. 
Sluröot  I,  V,  40,  42,   83  ff.,  87  ff. 

-  retura),  i,  98  ff. 

—  (aia  gtnananittt.),  I,  106  ff. 

—  I,  118,  122,  129,  132  f.,  139  f., 
289,  291,  304,  306,  321,  332, 
340,  347,  392,  429;  n,  12,  36, 
334,  446;  KI,  344,  440. 

—  LFondations'*),  I,  471. 

—  („Oeuvres  compl."),  I,  88,  91. 

—  ögl.  2)aire,  I,  102. 

—  ü0l.  gonctn. 
3:urin,  I,  4;  n,  271. 

ZüxUi,  n,   17,  51;   IH,  325,  330, 

421. 
%ut)U   mn  ©eeroölevfen,  gfab.  ü., 

n,  191. 
Sr^rol,  m,  202. 

„Ubolpb\  m,  97. 

Ul)be,  ^.,  I,  61;  II,  125. 

Ufraine,  m,  337. 

Ulri(t|ö  („^Briefe  an  ©d)iaer"),  n, 

459;  m,  47. 
Ungarn,  m,  333. 
Unigenituö,  SBuHe,  I,  256. 
Unrein,  SStoUntft,  IH,  30. 
Un^elmann,  in,  68. 
Upfala,  I,  214,  219;  ögl.  ©eoffro^. 
Utred)t,  I,  4. 

SBalaA^,.  II,  64. 

„3SaIborg"  („Slyel  u.  ^.''),  m,  245. 
5Sal»be*2;rat)erg,  I,  25,  250. 
„SSal^rie",  H,  403,  424  f. 
33alm9,  ^anonabc  ö.,  II,  149. 


:)W 


^^amenregtfttr. 


^VjilHl<;iii",  JI.  At\\. 

'l-axenma.   I.  212,  li*',^,    l(»s,  r,2I; 

II.  2\,  2«. 

rr^Iuct)!  Vubmifl'e  XVL),  11.  :V2ff. 

II.  57,  07,  77,  108. 
^iHUeimce,  SmiaiiU*,  II.  (»5. 

"iiiUllt,  I,   Vii. 

"i^ini^aflcn  d.  (xufc  („lentwürbifl« 
fdtcn"),  I.  1S7;  II.  i:U  ff.,  1:57, 
U\:\,    177,    n:},   -VA,    ir^Tr,    III. 

♦;7f.,  2<jr»,  '2HI,  2iM;,  :{«;i  f.,  :j8'.», 

-  ijiafjd''),  III.  10. 

"iiaubrtu,  I,  >-<;,  11 T),  101,  2\n,  :M0, 

^inuibliuu-,  II,  oH,  12«;. 

•iMiubrcuil,  C")5raf,  I.   li»l,  22*J,  -112. 

^i^nujT,  'lUinrid).  bc,  1.  :}ir,. 

"^dt,  ^^^iinquicr,  III.  15,  «2. 

•iidt  '3cl)lcrtd,  türotöca,  flcb.  9)2cn« 

bdoful)ii.    II,  'l.Vl;  111,    15,   82, 

1;V1,  25^. 
ilH'ltltn,  III,  «0. 
"i^cnbrc,    I,    1,   ;;M;    II,    151,  212, 

211»,    222,    22«;,    :J1M»;    111,    182, 

202. 
"iH'nV-cr,  11.  225. 
ü^cucbifl,    11.   12!>,    I(;7j  lll,  U5f.. 

•155. 
U^cnctlancr,  I.  f»2. 
^i<cndiani(d)e  J)(cpiibllf,  11,  2l»i;. 
^i*cmi0,  iiicbiccitd)c,  11.  425. 
U«crbiin,  11,  111. 
^iNcrdnifltc  Stauten  (u.  S^«"frcld)), 

1,  i;j8. 

-  1.    112  ff.;    II,    2:M,    2«8,    ;]28, 

;;8ti;  111,  {)],  2t;  1  ff. 

-  üfli.  "iDfnine  (,.1*(>|).  ^^ovenicm."). 
"i^Tflcimco,  (%af  v.,  1.  loOff.,  Mo, 

218,    222,    22«5,    288  f.,    2!>2  f., 

i^crfliiimib.  1,  i:5<;,  ;J<;5j  11.4,  Gif., 

»i8,   101,    lo:;,    110,   111,   ii<), 
»»•»■I 

^iNcrmcnoujr,  'üübme.  bc,  1,  20  f.,  32  f., 

;;•!  (t),  M7. 
"i^crmoiit.  ^^Ibbt*  be,   1.   2S(;,   21)1, 

21 KS    -112. 
UNcnict,'  ^ikinfOaiiö,  I,  8. 

{^axlc    11,  221 K 

„t^cvnon,'  Wlt>m.  bc",  II,  30(5  ff. 

-  Tsvl.  Watljilbc  bc,  IL  30(5  ff. 
•ÜHCVona,  11.  222  f.,  22i5  f.,  251. 
i^crrl,  ed)riftfteUcr,  lll.  110. 


üBerrg,  ^hbe  bc,  I.  89.  124. 
5Jerfni«c&,  I,  9,  96;  U,  143. 

-  mcdtx),  1.  151. 

-  I.  K»2,  198. 

-  ((v^cpQor  3tai-l),  I.  217  f. 

-  (.dof  ü.),  I,  222  ff. 

-  i.  237,  241,  255. 

-  (IKbmc.  SWolanb),  L  265. 

-  (^44arIomcnt).  I.  312. 

-  1.  :i03,  324,  347,  376  f.,  393. 

-  («ubmigefircj^c),  I.  396. 

-  (;?inan3minift.),  I,  398. 

-  (^Keftbcnjfd)Io6),  L  398,  447  ff. 

-  i.  4(>1,  406,  413  f.,  434,  443  f. 

-  (^^anfctt  ber  @arbe9  bu  corpS 

I.  4-15. 

-  (Bug  batiin),  I,  447. 

-  (CSontrolc  aen.),  I,  450. 

-  1,    519;   II,    11,   84,    156, 
350. 

Söerfoijr,  IL  266. 

SBefut),  III,  115,  118. 

Söcjicrö,  I,  420. 

X^ia  Slppio,  m,  117. 

SBion,  «ouiö,  „3»ontc8quicu*,  1, 11 

137 

^ic  mm,  «rjt,  I,  481:  H,  54. 
SBic(f){  (,;«.  SülonH"),  m,  102. 
!!lMcenAa,  ^enoa  o.,  UI,  363. 
$5id4ofteI,   ni,  430,  434,  443  f- 

450,  471,  484. 
SBtöcC'iiebrun,  ÜJialerin,  n,  7;  HTä 

154. 
5>fUarl'(„©{3monbt''),  HI,  111, 11$. 
SBfUebcuU,  I,  395. 
amitle,  lU,  490  f. 
Siuacfton^e,  I,  266. 
'iiiUemain,  I,  Vi;  H,  250,  421. 

-  („Souvenirs  contemp.  d^Hiat- 
(jt  de  Litt."),  n,  13  (StQtbonnrt, 
70  (9{arbonne),  152,  188,  31^; 
III,  330  f.,  458. 

-  („Tal)l.  (lo  la  Litt  franc.«), 
T,  282;  m,  151  f. 

-  („La  tribimo  mod/[),  ü,  856. 
'i^i^eneuoc•fur•gonnc,  II,  810,  814. 
SBiaer^,  (^b.  be,  n,  406, 448, 461ff., 

471;  m,  16,  281,  369,  880,  889, 
424,  431,  437. 

-  („P^ssai  8.  Fcsprit  ot  Tinfluence 
de  la  r6formation  de  Luther**), 

n,  4r>(>. 

-  („riiil.  de  Kant"),  II,  462: 
lll,  385. 


— ). 


S'iamenrcöifter. 


567 


SSiacrg,  ©§.  bc  (53vicfe),  ugl.  Sölev 
unb  9J?bmc.  bc  <Bta'ol 

—  (m  üb.  benf.),  II,  467. 
SSfUctcrque,  H,  410. 
SSincutnoQ,  IT,  300. 
SSfnceKcö,  0(^io6,  ni.  169. 
SBinccnneö,   I,  239,  358;  III,  85  f., 

358. 
SSinet,  Sllejr.,  I,  vi;  III,  289f.,499. 

—  (,.Etudes  s.  la  litt,  franc^."), 
n,  351,  362;  HI,  290  f.,  378. 

SSirgil,  n,  446. 

„sBiröinia"  (d.  Stlflcri),  HI,  102. 

SBIricu,  SSailU  D.,  ®ef.  ^axrna^,  I, 

438;  n,  140. 
5Sff4cr,  gr.   („i^Ieine  S3eiträfle  jur 

(Sborafteriftif  ©oet^e'ö")»  HI,  23. 
SSltroUcö,  53oron  be,  n.  290,  355. 
--  („Mt^m."),  n,  383;  III,  427,  435. 

—  m,  429,  433  f.,  443  f.,  459, 
471. 

SSfttorio,  ©dblad^t  D.,  III,  361,  439. 

SSipc,  @(f)lo6,  I,  315  f. 

SSogl^t,  SBaron,   HI,   93,   223,  249, 

257,  266,  307,  317. 
SSoIant,  gri.,  I,  43. 
„Keimax"  (9^  ^ölotfe),  I,  277. 
SSoIneg,  I,  385;  H,  368,  456. 

—  {„m\\t  natt)  Spnen  u.  Slegpp* 
tcn"),  I,  237. 

Voltaire,  I,  v,  11. 

—  (®enf),  I,  7,  28. 

—  (üb.  b.  frA.  Diation),  I,  9. 

—  (öaufanne),  I,  27. 

—  (0erne9),  I,  28  f.,  73  f. 

—  (gd.  eurd)ob),  I,  29. 

—  I,  34,  42,  46,  47,  54,  57,  61, 
84  f.,  90  f. 

—  (u.  SluröOt),  I,  99. 

—  I,  101,  113,  129,  137  f.,  174, 
195,  246  f.,  249,  255  ff.,  287;  II, 
6,  107,  1G5,  337  ff.,  342,  409, 
427,  463;  III,  172,  199,  293. 

—  („5lliire"),  III.  1G2,  166. 

—  („i^rutug").  n,  338. 

—  („eanbibe"),  I,  69,  160;  II,  343; 
m,  373,  377. 

—  («Sul.  CSäfnr"),  H  338. 

—  („^enriabe"),  I,  91. 

—  („9)la{)omet"),  HL  29,  180. 

—  (MiiTOpc"),  III  162  f.,  166,  180. 

—  („Don  Pedro-'),  I.  246. 

—  (,©cnurrtmiö"),  H.  338. 

—  („Slancreb"),  II,  159;  III,  29. 


«Voltaire  („Satire"),  I,  27;  n,  338; 
III,  162,  166  ff. 

—  („Essai  siir  les  ma'urs"),  I,  137. 

—  („Lettres   anglaises"),    I,    137, 
255. 

—  („Lois   civ.   et  ecclesiast."),  I, 
91. 

—  („^ie  «p^ilofopl^ie  ü.  5flemton'0, 
I,  243. 

—  üql.  moxkt),  I,  113. 

—  S^ieffe  ö.,  I,  74. 

„Voltaire  d'Allemagne"  (für  SBie- 

(anb),  III,  39. 
5ßo6,  3.  ^.,  II,  462. 

—  („l^uife'Or  n,  445;  m,  31,  43, 
372. 

—  ©rüfin  D.  („69  gal^re  om  preug. 
,!^of"),  m,  160. 

SSo^er  b  Slrgenfon,  f.  Slrgcnfon. 

aöaabt  (^iftonft^eg  üb.  Goppet),  I, 

173. 
2öanbtianb,    I,    13;  II,    190,    316, 

318. 
Sßarfenrober,  H,  358. 

Sßaflner,  dl  („Sömmertng'gi^ebcn"), 

n,  469. 
ai^aavam,  m,  274,  336. 

^a\^,  ®.  („5^avüline"),  III,  190. 
Sßai^enegger,  III.  258. 
SBalbcröbad^  im  (Slfag,  III,  297. 
SBalcö,  ^rinj  ö.   (^rinjrcgent  üon 

(^nigltinb),  III,  396. 
„5föanenftein",  II,  200.      • 
„^allenftcin",  UI,  36. 

—  t»gl.  feonftant. 

—  ügl.  0d)tller. 

SBallig,  Danton,  IT,  417;  HI,  327. 
äöalpole,  ^ornce,  I,  39,  55  f.,  62, 
72,  102;  n,  164 

—  (über  medtx),  I,  37. 

—  (vLettr.  uMdine.  DuDeffand"), 
I,  16,  37,  54. 

~  ^l^omaö,  III,  145. 

„SBanba"  (ü.  5[öerner),  III,  247. 

Si^arb.  III,  407. 

2öarela,  II,  17. 

Sßarenö,  9Jlbme.  be,  I,  278. 

§Barid)au,  (J^roprgtl^.,  III,  331. 

ai^arfd)rtu,  I.  39;  II,  26;  III,  182, 

328,  334. 
SKortenbcrg  bei  X^X)X\k,  I,  2. 
m\\a,  III,  348. 


568 


Sßamcnrcöifter. 


SBaf^ington,  ®.,  I,  139,  141,  144  f., 
213,  227,  245,  401,  409,  425, 
469  f.,  498,  506,  512  ff.j  U,  30  f., 
234,  386,  448. 

Siöaffenäer,  f^rl^r.  D.,  I,  4. 

Sßßaterloo,  ©*lod)t  ü.,  HI,  400, 
419,  468. 

SBatt,  n,  168;  m,  413. 

Söatteötne,  %xl  x>.,  I.  172. 

2öeber  („M6m."),  II,  115. 

aßebbigen,  O.,  II,  445,  447. 

Sßctmor,  n,  413,  458,  469;  m,  1, 
12  ff.,  71,  74,  83,  85,  87,  97, 
125,  203  f.,  207  ff.,  225,  227  f., 
247  f. 

—  (S3ibIiot^ef),  III,  252. 

—  III,  256,  264,  270,  348,  384. 
Sßclöl^QUpt,  L  212  f. 
2öei6enburg,  I,  391;  II,  125. 
äöddfer,  III,  449. 

2öenegle9,  Sorb,  HI,  399,  411. 
Söcninöton,  III,  361,  399,  401,  403, 

452,  468  ff.,  490  f. 
Söelfd^inger,  II,  416,  437,  440;  IH, 

161,    169,    188,   261,    208,   270, 

280,  282. 
mmr)i  Sorb,  n,  191. 
SBerner,   ßad).,   in,   244  ff.,   252, 

255  ff.,  299  ff. 

—  („5lttila"),  III,  247. 

—  L^.  24.  gebr."),  in,  256  ff. 

—  („^.  ^rcuj  an  b.  Dftfec"),  in, 
247. 

—  („j^uulgunbe"),  HI,  256. 

—  iM'  Öutber  ober  b.  2Bei^e  ber 
straft"),  ni,  247  f. 

—  („©ö^ne  beö  %l)aU"),  I,  215; 
m.  246  f. 

—  („5i5anba'0,  HI,  247. 

—  („5?ragm.  a.  3:agebüd)ern"),  III, 

248 

ai^crner,  fR.,  III,  389. 

Söcrtl^eimer  („Docum.  in^d.  rel.  'h 

M.  Antoin."),  I,  297,  350,  404  f., 

444. 
„SBert^er",  f.  ©oetbe. 
Söert^ern,  ©räfin,  m,  11,  31. 
SBefer,  m,  305. 
SBeftpöalen,  III,  72. 

—  ^l^öuig  0.,  III,  422. 
SBl^ttbreob,  in,  394  f. 

SLB^ite.  i>.  („®oetI)e  in  Stmerffo"), 

m,  391. 
ai^idfl)om,  II,  223. 


aßielanb,  I,  18 ;n,  446,  458,  460 f.; 
m,  1,  17,  32  f.,  37  ff.,  43,  48, 
83,  207,  212  ff.,  296,  372,  387, 
487. 

Sßielanb  („^gatl^on"),  m,  39. 

—  („OJluforton'O,  H,  447;  HI,  39. 

—  („Obcron"),  n,  447. 

—  („Stuött).  benfw.  S3riefe"),  ni, 
213  f. 

—  („SBricfe  an  ©opl^ie  Sa  Biod^t'*), 
m,  37. 

Söien  («Polignac),  I,  12. 

—  (^of),  n,  46. 

—  n,  69  f.,  105,  126,  228,  251, 
264;  m,  72,  188,  191  ff. 

—  (Kraben,  ^erjog  ö.  SIgne),  HI, 
196. 

—  III,  206,  209,  269,  326,  329, 
330  ff.,  357,  363,  388,  396. 

—  (eongr.),  m,  446,  454,  468. 

—  ogl.  SD^attet  hu  ^an. 
SBiencr,  btc,  m,  211. 
SiJilberforcc,  I,  170  f.,  231  j  II,  168, 

448. 

—  (u.  %x.  ö.  ©tael),  m,  401  ff. 

—  5fö.  („Life,  Letters  and  Diary**), 
I,  171. 

—  ®.  („Life  of  W.  Wilberforce"), 
m,  402. 

SBilftelm,  H,  92;  m,  408,  432. 
mi^dm  0.  Dranicn,  I,  112. 
„2BiIbeImine"  (^ofbamc),  II,  195. 
„aSil^elm  5IRclftcr^  f.  ©octl^e. 
„Willamsmeister",  11,  461. 
„SBiaiom,  (5alcb^  H,  256. 

—  Dgl.  ©obwin. 
SBiniot,  ®cn.,  n,  297. 
Sßilna,  m,  330. 

Sßtlfon,  ©ir  ffiof).,  m,  343. 
Sötncfelmann,  I,  74;  H,  456;   IIL 

75,  99,  113,  131,  375,  385. 
Sßüntolb  b.  euttn,  H,  158. 
5ö{ttgenftcin,  ^rfnj  n.,  H,  191. 
2öü!f,  «ßbüol.,  n,  452;  m,  27. 
aöolff,  ©(i^aufpiclertn,  m,  212. 
SöolAogen,  Caroline  ö.,  n,  430,  454: 

in,  45,  212. 

—  („^gneö  ö.  Smcn"),  H,  461: 
m,  46. 

—  („(£orbcl!a'0,  m,  160. 

—  („Sit.  dUmi"),  n,  413,  431, 
454;  m,  13,  46  ff..  60,  160, 
426. 

SS^orbgwortl^,  n,  169;  m,  185,  3d3. 


^lamcnregifter. 


569 


„Ximio^  I,  166. 

Sart,  mu.  n,  339. 
b'Scu,  Snfelr  H,  225. 

fonnc,  5)cportem.,  ni,  169. 
ot!,  m,  284. 
gor!,  ^ergogitt  ö.,  m,  396. 
Srenfportcn,    ruff.    SBcDoUm.,    n, 

392. 
Söcrbun,  I,  29;  H,  427;  m,  369. 


3. 

„Scüxt",  f.  Voltaire. 

Hcerleber,  grau  ü.,  H,  403. 

Heiter,  f.  ©oetlje. 

ßtmmem,  ,f)elcn  („M.  Edgeworth"), 

n,  121,  415;  m,  405. 
Rinfloreni,  H  192. 
^olci,  I,  457. 
3f4offe,  II,  427. 
„3u!ma",  f.  gj^bmc.  be  (StotU. 
3ürid)  (9}iefftcr),  I,  33. 
3äritf),  n,  202,  318,  460;  HI,  88, 

251. 


((Sinlgc  Diamen,  bcren  (Sd^relbweife  im  Slejct  unrld)tifl  tft,  würben 

im  S^iamenregifter  richtig  gefteUt.) 


Slennevl^affett,  ^xan  ^»on  Qmi  in. 


37