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©pvac^en, vorbehalten.
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©citc
^it ganülie 9^ecfer 1
(B^xozxytx Suftänbe jener 3^^^ 5
3afob ^kdzx 8
3)ie Defonomiften 9
9ierfer'g SSerl^efratl^unö 13
gräulein föurd)ob 14
®ibbon 16
S. 3. ^ouffeau 25
5^oItaire in gerneg 28
S3routftanb unb ö^e 31
S^ierfer'ö ^erfönli(i)feit öon S^itgenoffen gefc^ilbert 33
Söfiabnme SRedfer grünbet il^ren ©ak)n 38
93uffon 47
Sl^omag 50
greunbf(^often mit grauen 52
Sßerfel^r mit gremben 57
®eburt öon Sinne Souife (^ermoine 9?ecfer, 22. Slpril 1766 .... 65
SJlabame 9iec!er unb bte ^ebeutung il^reö ©alonö in literarifd)er S3e
jiel^ung 70
5D^abame Nieder eine ^Diutter ber 5lrmen 74
Stueited ilapitel.
S^ecfer'g Eintritt tn bog öffentliche Öeben 78
för greift bie Defonomiften on 83
Sll^ronbefteigung fiubtotg'ö XVI 86
Slurgot wirb aJlinifter 87
©eine Reformen 89
©ein ©turj 98
VI 3nl&alt«öetac!(j^nlfe.
©cite
9Mer In (Snglanb 102
©eine Berufung in baö 2Jltniflenum 105
©eine ginanjüernjaltung 109
©egenfä^e in ber $ollti! beö ad^tjel^nten Sal^rl^unbertö 111
erfte ©ttmmen ju ©unften bee Sujammenttittö ber 0tänbe ... 116
dkd^x beruft bie erften ^roöinäialöerfammlungen 119
®r üeröffentUt^t feinen Compte-rendu 125
©ein mdtxitt 133
0ie geiftige S3ett)egung in granfreid^ wed^felt il^re ^id)tung ... 135
2)ie franäöpl*'«i"e^tfanifd)e SlUiana 138
Uebergong öom 23egriff ber grei^eit ju bem ber ©leid^^eit, üon ber
Sfleform jur Sfleöolution 146
^rltted Stmtl
0ie 5^inberia]^re üon ©ermoine SRecfer 147
©rjiel^unggmet^obe il^rer SöJutter 151
Slnnöl^erung gwifd^en 9iec!er unb feiner 2;od^ter 160
(Srfte Iiterarif(J)e §Berfu(i)e Don gröulein S^ietfer 163
Sl&re (Sltern l^alten fte öom ©ebanfen, etmag ju publi^iren, gurücf . 167
(grfte ©(^toierigfeilen, tit il^rer 5Ser]^eirotl5un0 begegnen 168
3)ie gamilie SRecfer in ber ©d^weij 172
Goppet 173
2)ie f*riftfteUeri|d^e SH^ätigfeit üon ajjabame SRecfer 178
sRecfer beflagt ben S^erluft feiner öffentlichen SÜJirffamfeit .... 181
Slufjeid^nungen mn gräulein SRedfer m^ ben ^a^xm 1783—1785 . 184
2)ie ©darneben in granfreic^ .188
S5oron ©rld^ ajlagnug üon ©tael-JE>oIftein 194
©eine 2:rouung mit gräulein dkdtx, 14. ganuor 1786 204
äSierte^ Stat^M.
2)ie junge grau üon ©tael 206
©uftoö III., bie ©darneben unb ber aJ^^fticiömuS 215
2)08 „Bulletin des Nouvelles** üon grau üon ©tael an £önig ®uftaü 219
Slugjüge au^ bemfelben 220
2)cr ©alon 5Recfer erpit grau üon ©tael ^u feinem 5DfJittelpunft . 237
2)ie fo^ialen Swftctnbe üeränbern jtd^ 240
S)le ©tellung ber grauen In ber ©efeUfc^aft 243
S)le grauen unb 3^^" S^cqueö SRouffeau 246
©ein ©inf[u6 bel&errfd^t bie Seit 247
Urfad^en bemfelben 252
gflouffeau unb SD^^abame SRoIanb 265
grau üon ©tael üerfa^t bie „^^rlefe über 3. 3. SHouffeau" ... 273
@citc
fünftes StapM.
sRedfcr'8 sRad^folfter . 284
©olonne • 286
Äonflift gwifd^en (s:aloniie unb dkdtx 292
Öom^nie be S3rienne 299
23ricnne üerfprid^t tu S3erufun0 ber ©eneralftaatcn, 19. ^ioöember 1787 309
2ßiberftanb bc3 ^a\xpf)ine 315
dkdtx wirb ajMnifter, 17. Sluguft 1788 320
S)ie gran^ofen fud^en il^re ^onftftution 331
grau üon ©tael unb bie politifd^c Soge 339
3Ba8 ttonte «Recfer? 344
sRedfer gewäl&rt btc boppelte SScrtretung beö %kx^ 349
SJiirabeau 358
©ie^^ö 365
Urtl^eil öon grau üon ©tael über il^n 371
2)te SBal^len öon 1789 372
^edftfted Stapiitl
©röffnung ber ©eneralftaaten 377
ajürabeau unb S^iedfer 385
©i^ung öom 15. 3unl unb SRedfer'ö Programm 388
2)er ^o\ gegen SRerfer 404
sRedfer'ö ^ntlaffung, 17. 3uU 409
S)er 14. Süll 411
^iedfer'ö mdU^x nad^ $ari3 413
grau öon (Bta'el an ©uftao III 416
Umjtd^gretfen ber Slnard^ie 421
Sa ga^ette 423
StaKe^ranb 426
2)ie aJlenfdftenred^te 431
2)ie S^erfaffung 434
2)ie Dftobertage. S3ertd^t öon grau üon (Stael 447
2)ie SJJonard^ifd&^jeonftitutioneKen unb i^re S3ebeutung für bfe Sufunft 453
©leBente^ StapM.
granfreid^ nad^ ben Dftobertagen . : 456
SSejtftergreifung ber 5^ird^engüter burd^ ben (Staat 466
©turg ber ^Parlamente 467
©ouöerneur SJloniö über grau üon ©tael 469
aRa(^tloftg!ett «Redfer'ö 474
S^erfer unb ble ginan^lage 477
grau üon ©taöl über il^ren SBater unb ajifrabeau 480
2)le eiölllonftttution beö ^leruö 488
Vin 3n^ölt«öet8cid^ni6.
eeite
grau öon Otoel über ©ewiffcnöfrci^eit 497
dkdtx nimmt leine CSntlaffung, September 1790 504
%o\> öon TOrobeau, 2. Slpril 1791. grou üon Stacl barüber . . 509
^eecfer'ö SBud) über bie ©jcefutioe 517
Urfprung ber SBeaeid^nung „3)oftrinär" 519
0tanbpunft oon grau öon 0tae( 521
@tfted i^apitel.
Sfiecfer unb ®raf griebrid) !i!eopoIb gu ©tolberg 1
2)er ^arteil^afe menbet \\6) Q^Qm grau Don Gtaöl 5
©uftat) III. unb fein ©efanbter in ieonflift 16
2)ie glu(^t nad^ SBarenneg 32
2)ag granfreid^ üon 1791 wiU bie SDionart^ie unb g^ün^et bie
atepubli! 40
sRcDijton ber 33erfaffung 43
2)08 SBerf ber 5tonftituante 49
a3riefe üon grau üon Otaöl 51
Stteite^ StapM.
2)ic Sage im ^erbft 1791 57
auftreten ber fünftigen ©ironbe unter gül)rung üon Sriffot ... 65
5taifer Seopolb 69
Slnnöljierung ^itoifd^en ben Ä'onftitutiüneUen unb ber ©ironbe ... 74
®raf iiJouiö be 9iarbonne, ^^crtrctcr ber fonftitutioneUcn 4$üliti! . . 76
(Sinjlul be6 5treife0 öon grau üon ©taöl auf biefelbe 78
0ic SJliffion üon (Suftinc nacl) 53raun|(^tt)eig 83
9iarbonne unb bie gefefegebenbe äJerfammlung 88
Sntlaffung öon S^iarbonne 100
SDRabame S^lolanb unb grau ton ©tatU 102
5lbberufung beö öaron ^BtciVl unb ©rmorbung ©uftaö'ö III. ... 103
Der 20. Suni 110
giud^tplan üon grau öon (StaM für bie fönigüdfee gamilie .... 113
ße^tc aWagregeln ber SHeüoIution cor bcm 10. ^uguft 116
Da« SJianifeft bed ^cr^ügö uon Si^raun(d)U)eig. grau üon ©tael
über baöfelbe 119
Snl^altSberaetd^nife. IX
©eitc
drittes Stapxitl
grau öoit ©tael am 10. SluQuft 121
SSorbereitung ju beu ©eptembermorben 128
Suftuö ßrid) S3üllniann unb ^iarbonne 132
grau öon 0tael unb 5lUanuel 138
3)ie (Septembermorbe 143
grau Don (Stael in ber ©d^weij 147
^f)x ^ufentl^nlt in (Snglanb, Sanuar 1793 152
S^re plfreici)e Stptigfeit in guniper ^aU 158
2)ie englifdie ©efeUfd^aft 163
©turj ber ©ironbe 167
SSertlÖeibiöunggft^rift für hk Äönigin 171
grau öon 0tael rettet franjöftfc^e greunbe 173
®raf Sofep^ be 2Jlaiftre in Sau[anne 178
2)aö (Snbe öon SDfinbame Diedfer, 6. 3JJai 1794 183
^er 9. Sl^ermibor 184
Senjamin ©onftant 189
grau öon föl^arrito 191
SSenjamin (Sonftant in Sraunfc^weig 195
0eine erfte Begegnung mit grau üon 8tael in öaufanne .... 203
©ie veröffentlicht bie „Setraditungen über ben grieben" 211
©ie befennt pd) jur 3fiepublif 213
SJMffton beg SBaron ©tael nad^ ^axU, mäxi 1795 215
2)ie Parteien im ^onöent 219
Ouiberon 224
grau öon 0tael über bie SSerfaffung Dom Saf)x III 227
2)aö $ariö öom Sa^r 1795 229
^er ^reig öon grau öon ©tael 234
2)ie ^efrete Dom 5. unb 18. gruftibor 241
Slntl^eil öon grau oon t^tael an ber politifd^en 5tontroöerfe . . . 244
^er 13. 33enb6miaire 246
Segenbre benun^irt grau Don ©tael 249
PnfteS StapM.
2)ie ©dirift „lieber bie (S(I)öpfungen ber föinbilbungöfraft" .... 254
^ag S3ud) „Ueber ben (§influ6 ber Seibenfc^aften" 258
geinbfelige (Stimmung ber ^ireftorialregierung gegen grau öon 0tael 264
Slbberufung beö S3aron ©tael, ^^iooember 1796 269
2)ie 5^on[piration üon Babeuf unb bie ©nttticflung ber fo^iolcn grage
feit ber SHeDolution 271
grau üon (Staiil für ^ufred^ti^altung ber 35erfaffung Dom Sai^r 111 . 280
X Sn^altSöcrscid^nife.
@citc
gluöfd^rift üon SSenjamln (Sonftont über bie politifdften SReoftionen . 285
SSermittlung öon grau oon (Bta'el ju ©unften öon XaKc^ranb . . 289
grau öon ©tael unb bic SBonapartc 291
©taatöftreid) üom 18. gruftibor 1797 298
Slngriffe gegen grau öon ©tael wegen il^reö Slntl^eilö am ©efd^el^enen 300
Sl^re erfte S3egegnung mit Sonaparte . 306
2)ie ©räfin üon 53eaumont unb il^r ^eiö 310
S3ctron ©tael abermals jum ©efanbten in $ariö ernannt. 2:rennung
üon feiner grau 319
©eiifled i^apttel.
ßeitgenöfflfd^e Urtl^eile über SBenjamin föonftant 321
grau üon ©tael üermenbet jtd^ bei goud)^ ju ©unften politifd^ SBer-
urtl&eilter 326
5)er 30. «prairial 329
2)ag «Problem beö gortfdftrittö 332
3:i^eürie öon grau oon ©tael im S3ud^ über bie Literatur .... 336
^f)x Programm für bie 3"^^"«!* 343
©^ateaubrianb 348
2)er 18. S3rumaire 366
Swifd^enfaU im Stribunat 373
^rieggerilärung üon S3onaparte gegen bie gbeologen 376
grau öon ©toel befreunbet ftd^ mit SRabame SR^camier 379
SDRittaggl^öl^e beö Sebeng 382
öe^te ^Begegnung jmifdften SBonaparte unb grau oon ©tacl ... 385
2)er Sßinter öon 1802 389
%ot> beö Saron ©tael, 9. SWai 1802 . ; . . 393
^tebenteg Aopttel.
„5)elp]^ine" 396
Slufna^me beö 9^iomanö 404
2)ie Floxal üon „2)elp]^ine'' 406
«Politifd^e 3:ragtteite beö S3u(f)ö 408
9fiad^»irfungen beSfelben in ber Siterotur 415
©efeUigeö ^thtn unb geiftige (Stimmung in @enf 420
(Siömonbe be ©igmonbi 423
grau öon 5^rübener 424
S3onftetten unb grieberife S3run 425
grau üon ©tael in ber gamilie 428
Slufentl&alt in 9JiafHerö 436
SScrl^aftung üon grau üon ©tael, 15. Dftober 1803 440
Slbreife nad^ 2)eutfd^Ianb 444
aöal töu|ten tk granjofen üon ben S)eutf(^en? 446
3iil&aUSüct3eid^nife. XI
©eitc
2ötl^elm Don ^umbolbt in ^ariö 452
2)ie granjofen in 2)eut[(f)lanb 458
ei^arleö be 35iUer3 461
©rfte (Sinbrücfe jenfeitö beg ^^einö 469
mm stüpM.
S3ef(i)äftiöun0 öon ©oetl^e unb ©d^tUer mit ben Sßerfen Don grou
üon ©tael 1
gl^re Slnfunft in Söeimar 11
förfte Begegnung mit ©d)iUcr 14
grau üon ©tael unb ©oetl^e 18
„3)ie natürlid)e Zo^Ux" 22
©oetl^e unb bie granjofen 28
2)er ^of öon 2Beimar -. . 31
grau üon (Stael über ha^ bortige Seben 35
Urtl^eil öon Söenjamin (Sonftant über ©oetl^e 42
grau öon ©tael über bie beutfdien grauen . . . ; 45
S3eurt]^eilung, bie pe in SBeimar finbet 48
©oet^e'ö „Slnnalen" 52
©egenfafe ätöif(f)en beutf(i)er unb franjöjif(i^er 2öeltanfcl)auung ... 59
StoeiteS StapM.
grau öort (Stael in S3erlin 65
S3egegnung mit gid^te 69
2)ic politifd^e Sage 71
2)ic ^omantif in Berlin 76
2)ic Vorüber ©d^legel 80
©rmorbung beö ^er^ogö üon (Snglö^en 85
5Redfer'ö 2ob, 7. Slpril 1804 87
2)ie ©dirift „Du caractere de Monsieur Necker et de sa vie privee" 93
»reife und) Italien 99
SBincenjo SJionti 101
2)ie italienifd^e Siteratur ju Slnfang be^ neunüel^nten ^al^rl^unbertö 104
Stnfunft in diom 108
2)ic ^ünftler in 9flom 112
S^Jeapel 115
5lbf(i^ieb öon diom ... 119
XII 3nT&oW8ücracid^nife.
©eitc
Söiebereintreffen in SJioilanb 121
©eiftiße ^iürfwirfuiiö ber itaUenifc^en SKetfe 128
„doxinm" 130
©dlilberung Stalienö burd) grau öon (Btaüi 140
2)aö pf9(i)oloöt|(J6e Problem beö Romano 143
2)ie Stxitxt über „(Sorinno" 151
^ritteg Stapxitl
^er SBinter öon 1806 in ®enf 159
^aö 3)ilettantentl^eater öon grau öon Stael unb 51. Sß. ©(Riegel
über il^r 2)arfteUuuöötaIent 162
Slufentl^alt öon grau uon ©tael in granfreid^ 169
SSeröffentlidbung öon „(Corinna" 175
Poppet im Sa^r 1807 179
Sweite Steife nad) 3)eutf(^Ianb, Slufentl^alt in 3J?ün(f)en 187
Slnfunft in mzn 192
S(. 2B. ©dilegerö SSorlefungen über bramatif(f)c Äunft 198
griebridd ®en^ unb 5lba«i g^üUer 204
SBiebereintreffen in SBeimar 206
©oet^c unb Änebel 209
Sßielanb 212
grau öon ©tael in granffurt unb „©oetl^e'ö 53rieftt)e(J6feI mit einem
5^inbe" 214
Slbfd^ieb üon 2)eutfd^Ianb 220
S^ierteg mittel.
Snnere ©türme 222
©aö 3:aöebud^ Don S3eniamin ©onftant 225
„Slbolp^" 235
„5lbolp]^" wnb „Corinna" 242
Poppet im Sal^r 1809 244
j^lippen ber greunbfd)oft 253
Sluöfluö nac^ S^on. Slalma alö ^amlet 259
Slufentl^alt im ©ci)lo6 föl^aumont 264
Stubienj öon Sluguft öon ©tael hü DZapoIeon 269
grau öon (Stael an StaHeijranb 271
3Ör S3rief an SRapoleon 1810 275
Unterbrürfung beö 33uc^ö „De l'Allemagne" 278
golgen berfelben 282
pnfteg Stapm.
2)ie religiiJfen 2tn[d)auungen Don grau öon ©tael in i^rer Sugenb 285
2)aö religiöfe ^Problem tritt in hm SBorbergrunb 289
Snl^altSöcracld^nife. XIII
@eitc
2)ie gfleaftion 293
2)ic teligiöfe 3)i(f)tung in ^eutfc^Ianb 295
©tanbpunft öon grau öon ©tael 301
(Srlebniffe eineö fronjöjtft^en Offtäicrö in ©panicn 305
Söiebctüerl^eirotl^ung üon grou Don ©tael 309
2)er Sßinter üon 1811 in ®enf 312
SScreinfornung in Poppet. 320
©d^rift gegen ben ©elbftmorb 322
8Iu(J)t naö) Defterreid) 324
2)le Sßeltlage im Sal^r 1812 327
Slbreife üon grou oon ©tael nod^ ©oliaien 333
Sl^re Slnfunft in SRufelanb 336
SDf^oöfau unb ®raf aioftopfdiin 339
^etetöburg unb 5^aifer Slleyanber 341
grau üon ©tael in ©ditceben 347
S3ernabotte 850
©c^rift Don 21. S53. (5ci)IegeI über ha^ ^ontinentalf^ftem .... 354
grau üon ©tael über 2)eutf(^lanbö (Srl^ebung 358
S^re ^nfunft in öonbon, Sunt 1813 361
SSeröffcntlid^ung beö 95u(i^ö „De PAlIemagne" 364
(Seine S3eurt]&eilung beutfcl)er SSerl^öItniffe 366
©eine ^eroorl^ebung beutfd^er S3ilbung . 369
©eine Ü)Mngel 374
^ücfwirfung feiner Seigre unb bleibenbeö SSerbienft beö S3u(i^g ... 377
2)ie granjofen auf baefelbe nic^t üorbereitet 384
®OÜf)t unb „De rAllemagne" 388
Slufnai^me beö S3uc^ö in ©nglanb 392
grau öon (Btael unb hit englifd^e ©efeUfd^aft 396
5)ie Siteratur unb bie ^olitif 398
S3etucöe auf bem öanbe 403
2)ie „©onpb^rationö" über fönglanb 407
Slnmenbung ber englifd^en politifc^en Seigren auf bie Su'fwnft öon
granfreicJ^ 415
©leBenteS itopitel.
2)er greil^eitöbegiiff üon grau üon (Stael 417
Sl&r ©egenfa^ p 9^apoleon 419
S3riefe Don grau üon ©tael au3 htn Sauren 1813-1814 .... 421
2)ie Parteien in granfreicä^ 426
©eflnnung ber äJJäd^te in Sejug auf bie Sfleftauration 428
grau Don ©tael für t>k Siotljwenbigfeit einer folc^en 433
XIV Sn^artööeraeic^nii
©citc
S^rc ««üdffc^r nati) «Paria, mal 18U 437
Rai\ex Sllcponbcr unb bcr ^er^og Don SÖJeUington 438
2)ic innere Sage 440
grau öon 0toel in Poppet, ©ommev 1814 448
S3erlobun0 il^rer ^odftter Sllbertine mit bem ^erjog öon 23ro0lie . . 450
5RapoIeon'ö fR\xdUf)x aug (glba 455
grau Don ©tael terlöfit ^ariö 458
2)er „Acte additionnel** 463
2)ie jweite 3fteftauration 467
2)a8 ajJinifterium goud^e^SlaHe^ranb 470
©inb bie granjofen jur grei^eit beftimmt? 476
2)ag SDfiinifterium «Ridfeelieu 477
©ntftel^ung ber boftrinären Partei 480
^erül^runggpunfte jwifd^en i^ren ^nf(^auungen unb ienen Don grau
ton ©tael 484
S^r le^ter ^ufent^alt in Stalien 484
Slbfd^ieb öon G^oppet 487
Sefete ^ranf^eit unb ^ob, $ariö, 14. Suli 1817 491
epilog 495
9?amenregifter 503
(^xp$ ^ttpitd.
Unb nun, xoa^ wufete SBeimar, toa^ ®eutf(^Ianb öon ber
^5rau, bte alö Slüd^tige, nad^ ßeiftigem Srob öerlangenb, über
feine @(I)tt)eIIc trat.
©ci^on il^re erfte ©d^rift, bie Sriefe über % % SRouffeau,
l^atte Sea(l)tung über bem Sil^ein gefunben, benn eine Heber*
fe^ung bat)on erfd^ien bereite 1789^).
Seit ben neunziger S^^ren, feit ben §oren ünb bem 5!Wufen*
aimanad), alfo feit 1795, n^ar bie Slufmerffamfeit ©d^iUer'^
unb ®oeilöe'^, bie t)on SBielanb unb feinen 3Kttarbeitern auf bie
werbenbe @d[)riftftellerin gerid^tet, unb jwar »ar es bie @amm=
lung il^rer Sugenbarbeiten, ju Saufanne unb Setp;\ig 1795 unb
1796 erfd)ienen 2), bie ©oetl^e guerft Deranlafete, ftdl) mit il^r ju
befd^äftigen. ,,3d) pnbe mel^r Arbeit babei, aU id) badete",
fd^rieb er im erften ©rief an ©d^iHer, wo t)on if)r bie SRebe ift,
„inbeffen xoxd id^ fte burd^fe^en, benn e§ ift nid)t Diel; ba§
®anje gibt l^ödiftenö 55 »lätter meines 3RannffripteS
Sd^ »erbe mid^ in einer fleinen Sßorrebe an ben •Herausgeber
über bie 2[rt erflären, tt)ie id) bei ber Ueberfe^ung Derfal^ren
') grau öon @toeI, SBi'iefe über 9louffeau, Seipaig, i^ummer, 1789.
6ampc, Briefe ouS gJariö ^ux 3eit ber SHeöoluHon, 305 u. ff.
*) Madame de Stael, Recueil de morceaux d6tach(5s, Öaufonne,
1795, Seipaig, 1796, fp5ter in ben Oeuvres completes abgcbrudft, entl^ielt:
Zuima et trois nouvelles, precedees d'un Essai sur les fictions.
»lennerl&affett, Qfrau toon ©taöl. III. 1
2 ©rftc »efd^aftiflung öon ©oetl^e mit grou öon @tael.
bin. Um Sinnen flctne 3iJ^^ö)ttt)etfun9en gu erfparcn, f)aV iä)
il^re SBortc unfcrm Sinne genäl^ert unb ijugletc^ bte frangöftfct)e
Unbcftimmtl^cit nad^ unfercr beutfd^en 3[rt etwaö genauer gu
beuten ß^fi^^^- 3^ ©tngelnen »erben @ie fel^r Diel ®uteö
fnben, ba Pe aber einfeitig unb bod) wieber gefd^eut unb el^r*
lid) ift, fo fann jte mit pd^ felbft auf feine SBeife einig werben;
alö Sejct aber fönnen Sie eö gewife fürtrefflid^ braud^en. 3d)
wünfd^te, ba| Sie ftd^ bie ?ÖJül^e gäben, in 3[f)rer Slrbeit fo
nar unb galant al§ möglid^ gu fein, bamit man il^r eö in ber
fjolge gufd^tden unb baburd^ einen Slnfang mad^en fönnte, ben
Stang ber §oren aud^ in baö umgefä)affene ?5^önfreid^ l^inüber
gu leiten"^). 9Son ©ifenad^ auö fdE)rieb er, nod^ einmal auf
benfelben ©egenftanb gurfidf ommenb : „SReinen l^iejtgen ftiUen
Slufentl^alt l)abe id^ gleicf) benu^t um SRabame be ©tael DöUig
gu überfe^en, mitunter gu Derfe^en. @ine weiblidEje SRetl^obe
unb bie frangöfifd)e @prad)e mad)ten mir öiel gu fd^affen, unb
befonberö aud^ bie Slnnäl^erung il^rer SÄeinungen an bie unfrigen
unb bie ewigen Slberö. 9lun bin idE) fertig, laffe baS 2Berf
bruden unb gleid) foHen Sie e§ l^aben"^). ©dritter antwortete:
„©en @taerfdE)en a3ogen fel^e idE) mit öieler Erwartung entgegen.
SBenn e§ irgenb ber SRaum erlaubt, fo bin id) and) bafür, fo=
gleid) ba§ ®angc in ein ©tfid gu fe^en. 5IReine Semerfungen
bringe id) alsbann im nädE)ften Stücfe nad^. ©er Sefer l)at
unterbeffen bie feinigen barüber angefteHt unb l^ört mir mit
mel^r gntereffe gu". ©inige Stage fpäter fugte er bei: „3d)
l^abe Sl&nen öon ber 2Rabame Stael gu fd)reiben öergeffen.
3)aö ^robuft ift mit öielem ®eifte gefd^rieben unb ba e§ barin
mel^r wetterleud^tet alö orbentlid^ Sag ift, fo qualipcirt eö jid^
gar nid^t übel gum 6ommentiren. Sine eigentlid)e Harmonie
l^ineingubringen möd)te fdE)wer fein unb aud^ bie SJtül^e nid^t
>) SBriefloec^fer aioifc^en ©c^ittcr unb ©octl^c, IV. 3lufl., I, 79—80, »riefe
107 u. 108, ®oet§e an ©editier, SBeimar, 6. unb 10. Dftober 1795.
«) Ooetl&e-Sal^tbuc^, 1885, 381, ©oetl^e an ©dritter, 13. Oft. 1795.
S)ie «öorcn über fic. 3
genug lol^nen. Swt einjelnen aber läfet e§ jtd^ öerf ud)en, aud^
l^abe td) mir fd^on etltd^e SÄaterien barauö gewäl^It, bie aud^
fonft nid^t aufeer ber Qdt fein ttjerben."
<äö tt)ar aber 3)egember geworben unb nod^ nidE)tö er«
fd^tenen, fo ba| wteber ©oetl^e mal^nenb fd^rieb, länger aU bis
Februar ratl^c er ben Slbbrudf nid)t ju Derfd^ieben, ba franjö*
jtfd)e ßjcentplare beö a3ud)e§ anfingen, ftd^ in ®eutfd)lanb ju
öerbretten *). ®ie arbeit, t)on ber l^ier ble Sftebe ift, ber :^ Essai
sur les fictions«, erf(^ien öon ©oetl^e unter itm SiUl „33er=
fud) über bie ©id)tungen" in§ ©eutfd^e fibertragen, im gleiten
©tfid ber „^oren" fflr 1796; eine t)on i^m beigefügte Sftotig,
„er »erbe ©inigeö über ben Sluffa^ ber gtau t)on ©taäl be*
rid^ten", blieb ol^ne »eitere ^olge.
©ie alte @rfal)rung, ia^ bie ©röfeten bie nad^jtd^tigften
pnb, beftätigte jtd) aud^ l^ier, benn nac^ ber 33eröffentlid^ung
be§ gffaq fc^rieb @d)iner, baö in »erlin burc^ 3. %. SReid^arbt
rebigirte g^urnal „®eutfd)lanb" ermäl^nenb, baö 3nfeft l^abe
ba§ ©ted^en ttjieber nid^t laffen fönnen unb öon bem 2luffa|^
ber ©taäl mit größter SSerad^tung gefprod^en'^).
Snjtüifd^en, nJäl^renb ®oetl^e jie überfe^te, unb ©filier pe
3u commentiren Derfprad^, l^atte fjrau öon ©tael ba§ S3ud)
über ben ßinflufe ber Seibenfd^aften öoHenbet. ©oetl^e nannte
eö in einem S3rief an @d)itter, „fel^r intereffant, im beftänbigen
Slnfd^auen einer fel^r meiten unb grofeen 3Belt gefd^rieben, in
ber jte gelebt ^at, unb öott geiftreid)en, jarten unb fül^nen a3e=
merfungen".
(Sr fanb eö ber SÄül^e wertl^, einige Stage fpäter nod^ ein*
mal barauf jurüdfjufommen. „®a§ 32Berf ber grau t)on ©tael,
tt)Ot)on Sinnen §err öon ^umbolbt »irb gefagt l^aben, fommt
') SBricfttJcd^fcI ait)if(%en ©d^mev unb ®oct§c, I, 81, 84, 97, 9lo. 109,
114, 128, an ©octl^e, gena, 16. unb 26. Ott. 1795, on ©d^iHcr, SBeimar,
15. S)ea. 1795.
2) ^bcnbafclbft, I, 183, 5«o. 225, an ©octl^e, 16. Dil 1796.
1*
4 aSeurtl^eirung be« öud^e« „Uebcr ben ©influfe ber ÖcibenWaften''.
in einigen Stagen", fc^rieb er nad) Sena l^inüber. „@ö ift äufeerft
intcreffant ju feigen wie eine fo l^öd)ft pafjtonirte 9latur burd^
baS grimmige Säuterungöfener einer foI(f)en Sieöolution, an ber pe
jo öiel antl^eil nel^men mufete, bnrd^gel^t, unb, id^ möd^te fagen,
nur ba§ geiftreid^ menfdöUd^e an il^r fibrig bleibt. 35ieneid)t
liefee jtd^ eine ärt t)on Slnögug ber ]^öd)ften ©prüd^e in einer
Solge mod^en unb für bie •^oren gebraud^en, DieKeidE)t näl^me
man nur ein eingeln Äapitel, aber balb ; benn gu Dftern ift bie
Ueberfe^ung gewife ba. .^ieräber überlaffe ic^ 3l^nen ba^ Ur-
tl^eil''^). 9ln anberer ©teile bemerft ®oetl^e, baö Sud^ Don
Srau t)on ©tael bringe „ben SRetaUfönig ii^re^ ©el^altö" öor
bie Slugen be§ ^ublifum^^). @ä)tller erflarte pd^ mit bem
93orfd)lag feinet greunbeö DoKfommen einuerftanben unb in ber
@ä)rift felbft burd) einige uortrefflid^e 3been angegogen. 3)ann
fam, unerad)tet be§ ©rängenö t)on ©oetl^e, ein aSud^ t)on ©i-
berot bajn)ifd)en, baS ©dritter feffelte, unb beibe SBerfe nannte
er „ein red^teö ©eifteöbebfirfni^, weil meine eigene Slrbeit, in
ber id) gang lebe unb leben mu^, meinen Äreiö fo fel^r be=
fc^ränff' 3).
®ie Arbeit war feine anbere alö ber „SBaHenftein", unb eö
blieb wol^l bie l^öd^fte SSnerfennung, bie ber 2)id)ter ber jungen
©d^riftftellerin gu geben l^atte, wenn fein ®eift auö biefer SBelt
ber tragifd^en Äonpifte in bie il&rige püd)tenb, bort einen SRui^e^
^junlt fud^te unb fanb. „©ie Dptifa gelten Dorwärtö", ant=
wortete ber inbeften mit geleierten Unterfud)ungen befd^äftigte
©oetl^e; „Änebel nimmt Slnti^eil baran. . . . Uebrigenö ift unb
bleibt e§ uorjüglid^ eine Uebung be§ ®eifte§, eine Serul^igung
0 »rtefwcc^fcr awifd^cn ©d^iHcr unb @oetf)t, I, 203, 205, 208, Sßo. 247,
248, 250, 253, an ed^ittcr, SCöcimar, 30. Sloöbr., 5. ©eabr., 7. ©eabr.,
10. S)c8br. 1796.
«) ©octl^c-Sal^rbud^, 1880, 416, ©ottfit an Stbvntx, SBeimor, 8. S)cabr.
1796.
3) aSricfwed^fel atoifd^cn ©dritter unb @ottf)t, I, 204, 208, 210, 9to. 249,
252, 255, an &ottf)t, Scna, 6., 9., 12. ©cabr. 1796.
©d^itter'S Stnüt il^rer ©rftrinfiSatbeiten. 5
ber Setbenfdiaften unb ein ©rfa^ für bie Seibenjd^aften, »tc
uns tJrau öon ©tael umftanblid) bargetl^an l^at"^).
Smmer lautete ba§ Urtl)eil ni(f)t [o gfinftig. Sllö
@ci)tHer ben S:eft ber ©rgäl^lungen in bie .^anb befam, bie
freilid^ faum ba§ Sntereffe öon ©oetl^e red^tferttgten, fanb er
„ber 58erfa[ferin gefpannte, ratfonnirenbe unb babei völlig
unpoetifci)e 9latur, ober ötelmel^r bieje t)erftanbe§reici)e Un*
natur'' fel^r döcirafteriftifd) in benfelben bargefteHt. „SJtan mxb
bei biefer Settüre red)t fül^Ibar öerftimmt", fäl)rt er fort, „unb
eö begegnete mir babei baSfelbe, »aS Sie beim Sefen fold^er
©d^riften ju erleiben pflegen, nämlid^, bafe man gang bie ©tim=
mung ber @d)riftftellerin annimmt unb pd) l^erglici^ fd^led^t ba==
bei bepnbet. (äö fel^lt biefer ^erfon an jeber fd^önen 3Beibli(i^*
leit, bagegen pnb bie ^el^ler be^ SSud^e^ öoUfommen tt)eiblid)e
gel^ler. @ie tritt au§ il^rem ®efd^led^t, ol^ne pdf) barüber ju
erl^eben. S^beffen bin * id^ aud^ in biefer Keinen @dE)rift auf
rec^t pbfd^e 3fiePe;rionen geftofeen, woran e^ il^r nie fel^lt, unb
bie il^ren burd^bringenben Slid über ba§ Seben öerratl^en".
5!Rilber xoax abermals ®oetl^e. 6r begnügte pd), gu erwibern,
bie SRomane öon grau Don Stael feien xijm be!annt, unb »unber*
lid^e, pafponirt gebadete 5ßrobuftionen ^j.
9lid)t nur bie @d)riftftenerin, fonbern aud^ bie i?rau »urbe
inbeffen in JDeutfd^lanb biöfutirt. SereitS im Sanuar 1797,
alfo gerabe in einem S^itpunft,.tt)o bie SBogen ber ©d^mäl^ungen
unb SSerleumbungen gegen pe l^od^ gingen, berid^tete Söttiger
barüber an Sl. 2B. @d)legel, bem er einige Slummern ber ro^a*
liftifd^en »Quotidienne« mit bem SSemerlen überfanbte, „eö werbe
il^m t)ieHeid^t ©pafe mad^en, ba§ Sftüft^auS biefer ©atanaöpfeile
felbft gu lefen" ^).
1) »ricfwed^fcr a^mWen ©dritter unb ®oet§c, I, 198, 9to. 242, an (Sd&iaer,
Söcimar, 17. ©ca. 1796.
«) ebenbafclbft, II, 85, 86, 9lo. 481 u. 482, an ®ott^t, Sena, 20. 3«K
1798, SBeimor, 21. 3"« 1798.
8) 81. aSB. ©d^ leget, aSricftoed^fer. 24 »änbe. 3m »eftfe ber 2)rc8bener
miUioi^tl Jööttiger on a. 358. ©d^lcgel, 7. u. 29. 3anuar 1797.
6 @Tfter Srtef don ^ou don Biael an ®ot^t,
6ttt)a§ fpäter nal)m SBil^elm öoit $nmboIbt, au§ Spanien
jurüdfgefel^rt, bcn gaben »ieber auf. 6r überfanbte ©oetl^e,
„burd^ ein paar ©änen", ba§ Sud^ über bie Siteratur, »eld^cS
ffrau t)on Stael mit einigen S^Wm begleitete, ben erften t)on
il^r cm bm Sid^terfürften, bie burd^ ben ©rudf befannt geworben
pnb. ». . . Panni vos nombreux admirateursc, fd^rieb fte,
>il n'en est point, je crois, qui sente votre ouvrage avec
un enthousiasme plus profond que moi. La lecture de
Verther a fait epoque dans ma vie comme un ^venement
personnel, et ce livre ainsi que la nouvelle HeloTse, sont les
deux chefs d'oeuvres de la litterature selon moi« *). „®ie
©tael el^rt Sie", fd^rieB ^umbolbt, ,,unb e<8 »ürbe aud^ fte
fel^r freuen, wenn Sie il^r ein paar SBorte fagen ober fagen
laffen wollten. 3d^ l^abe je^t nur nod^ etwa uiergel^n Stage
mit il^r gufammen l^ier gugebrad^t, pe aber täglich gefeiten. 3d^
Hebe pe fel^r; bei manä)en, fel^r wetblid^en 300^« f^P i^t
freilid^ t)iel t)on bem, toa§ wir fd^öne SBeiblid^feit nennen, unb
bei einem bewunberung§würbigen Sßerftanb ip pe nur feiten,
toa^ unö geiftöoH l^eifet. Slber Pe bep^t eine unglaublid^e ®ut*
mfitl^igfeit, bringt felbft mitten im Äreife fleinlicf)er Sßerpltniffe,
ber pe oft umgibt, alles auf Sbeen unb ßmppnbungen gurüdf,
lä|t ber 5Ratur in bem ®efül^l il^r Siedet, raifonnirt nie, wie
l^ier fo gewöl^nlid^, biö alle SBa^rl^eit mit Stumpf unb Stiel
üertilgt unb aUeö in @cf)all uub SBort aufgelop ip, fonbem
raifonnirt pd^ öielmel^r immer auf bie fünfte l^in, bei benen
ba<8 blofee SRaifonnement nun nid)tö me^r au«mad)t, ip immer
unparteiifd) unb uielfeitig in il^ren öupd^ten unb grofe unb
ebel in il^rer emppnbungöart. Sie fonnnt mir immer wie ein
freierer ßl^arafter unb fü^nerer ®eip Dor, ber, feitbem er an^
fängt, bie JJittige gu bewegen. In beut Äiuberrocf frangöpfd^er
armfeligfelt eingcfd)nürt ip. ?luf gewiffe Sßeife pnb jwar i^re
») ©octl^c-Söl^rbuc^, 1884, 112. \}xm uon etael an öoctl^e, i^oriö,
28. 8lptU 1799.
Sudler, »ie bei allen SJlenfd^en, weniger qI§ fte, aber auf ber
anbem Seite aud^ mel)r. ®enn feiten finbet man fte im ©e*
fpräd^ fo einfam, fo rul^tg ober fo vertieft aU in il^ren ©d^riften.
Sl^re „Seibenfd^aften" fd^einen mir immer il^r befteö SBerf;
biefeö fann natürlid^ für feinen eigentlidjen ®el^alt nur fd^wad^
fein. Um ben ßwftanb ber ganjen Siteratur in allen Säubern
unb S^ten gu beurtl^eilen, fel^lt e§ il^r an 5ßl^ilofop]^ie unb
©elel^rfamfeit gugleid). @te l^at feinen beutUd^en a3egriff
t)on 3)em, wol^in ber SJtenfdE) gelangen foll, unb fielet alle Site^»
raturen bod) eigentlid) al^ ^rangöftn an. @ie werben erftaunen
gu finben, wie unrid^tig bie ®ried)en bel^anbelt ftnb. SBir
®eutfdE)e erlennen nid)t genau, wieviel wir einjig baburd) ge^
winnen, ba^ ^omer unb ©opl^ofleö unö nal^e unb gleid^fam
öerwanbt geworben jtnb. SBie jic über bie ®eutfd)en urtl^eilen
fann, feigen Sie felbft. 3n mand^en ©tüdfen ift eö biefelbe
Seier, wie weilanb ber ^ere a3oul)ourö, ungefäl^r wie id) nod^
neulid) in Saillefö »Journal des Savants« fanb: »les alle-
mands dans leurs ecrits restent toujours allemands«. Slber
es ftnb aud^ einige Sluöfprüd^e, bie mir Diel wertl^ jtnb, j. 6.:
»En AUemagne, les id6es sont encore ce qui Interesse le
plus au monde. Les Allemands n'ont point une patrie poli-
tique, mais ils se sont fait une patrie littiraire et philo-
sophique, pour la gloire de laquelle ils sont remplis du
plus noble ehthousiasme. Les hommes eclairis de TAUe-
magne ont pour la plupart un amour de la vertu, du
beau dans tous les genres, qui donne ä leurs 6crits un
grand caractere. Ce qui distingue leur phllosophie, c'est
d*avoir Substitut Paust^rit^ de la morale ä la superstition
religieuse. En France, on s'est content^ de renverser Tempire
des dogmes etc.«
„Heber 3l^ren „SBertl^er'' ift eine geiftDoHe SSemerfung in
biefer ©d^rift. @ie fagt, man table ©ie, SBertl^ern nod^ ein
anbereS Seiben aU bie Siebe gegeben, ©rniebrigung feinet natür*
lid^en ©toljeS burd) gefellfd^aftlid)e SBerl^ältniffe l^ingugefügt ju
8 SB. t), ^umbolbi^d aSrtefe ou« ^orid.
I^aben, unb fäl^rt bann fort: Goethe voulait peindre un ^tre
souffrant par toutes les aflfections d'une äme tendre et fiere,
il voulait peindre ce melange de maux qui seul peut con-
duire un homme au dernier degre du d^sespoir. Les peines
de la nature peuvent laisser encore quelques ressources: il
faut que la societe jette ses poisons dans la blessure pour
que la raison soit tout-ä-fait alteree et que la mort de-
vienne un besoin«. Ucbcr btcfeS Problem im SBcrtl^cr l^at
5RcH)oIeon befanntlic^ in ber Untcrrcbung mit ©oetl^c anbcr§
geurtl^cilt als iJrau Don ©tael. ^Äönntcn @ie bcforgcn",
fäl^rt SB. t). ^umbolbt fort, „bafe bie 3ficccnjton btcfcr Sd^rift
in literarifd)en B^itungen in unparteiifc^c unb milbe ^dnbe
famc, fo träten ©ie ber ©taöl einen Gefallen. 3d) werbe
il^rem Sud)e eine frangöjtfc^e Slbl^anblung beilegen, bie id) l^ier
gefd^rieben l^abe, um bie Stael unb einige Slnbere mit ben
^auptibeen meines beutfd)en a3ud)eS befannt ju maci^en unb
bie in ÜRiUin'S SJtagagin abgebrudft ift. S)iefe Slrbeit l^at mid^
interefftrt, weil fte micf) geleiert l^at, wie man lautren mufe,
wenn man in beutfc^er SRic^tung mit franjöftfd)em SBinbe fegein
will, unb ed)t franjöjtfd) ju fd^reiben, fo Diel id^'S erreid^en
fonnte, war meine 2lbftd)t" ^).
S)ie auf SSeranlaffung üon grau uon Stael entftanbene
Slbl^anblung ijotk ba^ Musee des petits Augustins gum
©egenftanb, weld)e§ alle aus ber SRcDolution gerttteten, biSl^er
in ^ariS gerftreuten Äunftwerfe üon ßlobwig bis Subwig XV.
in d^ronologifd^er Drbnung unb befonbcrS intereffante Porträte
entl^ielt.
©oetl^e fd)rieb banfenb gurücf, unb ^umbolbt erwiberte nod)
einmal, wie fel^r baS Urtl^eil bcS greunbcS über baS Sud^
ber ©tael il^n gefreut ^abe, benu eS trage baS ®e))räge ber
SBiHigfeit, bie man il^r feiten wibcrfal)ren laffe. „aSie ginnen,
>) ©oetl^e'« «rlcfwedbtel mit bcn ÖJebrübctn uon ^^umbolbt, 1795—1832,
bei S. 2:1^. Jövatranerf, 111, 159-161, <liu. 29, ^H^. t>m .^umbolbt an ©oet^c,
«Paris, 30. 3Kai 1800. »etöi. öoet^cSafttbudl), 1887, 69.
(Sin Urt^ctl bon fdafitl Seöin. 9
ift CO aud) mir immer öorgefommcn'', fügte er l)tnju, ,,al§ fei
il^r ber Ärei§, in ben ©rgiel^ung unb Silbung unter ^ranjofen
unb burd^ franjöjtfd^e Siteratur jie gebannt l^at, gu enge, aU
ftrebte jte fid) bat)on lo^gumad^en, ol^ne bafe bie^ boä) jemafö
gelingen lan'n. 6^ ift ein »unberbare^ 5ßPnomen, mitten in
einer Station mand^mal ?!Äenfd)en gu finben, bie einen fremben
®eift in biefen Sanben ber SRationalitdt tragen, unb id^ möd^te
nic^t entfd^eiben, ob ^ier nid^t ein (Streit gwifc^en ber angeerbten,
bei ber ©tael alfo beutfd^en eigentpmlid^feit unb ber burdt)
SSilbung erworbenen fei" ^).
Seit bem 5!Rai 1800, too jte jtd^ in ^ari^ t)on il^m t)er*
abfd^iebet l^atte, um nad^ ßoppet jurfidgufel^ren, fal^ g^rau uon
Stael aBilf)elm t)on ^umbolbt tt)äl^renb mel^rerer Saläre nid^t
tt)ieber. @r war bereite preufeifd^er 9DZinifterrejtbent in Sftom,
als jte nad^ ©eutjd^Ianb !am, unb in ber ewigen ©tabt fanben
jte pd^ im ©ommer 1805 wieber. SBon feiner gemeffenen,
männIidE)en 3lnerfennung fo Derfd^ieben afö möglief) Hang eine
anbere ^ulbigung, bie Jtd^ über ben Sil^ein l^erüber ben SBeg
gu grau t)on @tael bai)nte. Sial^el Set)in war e§, bie angeregt
burdt) ba§ Sud) über bie Seibenfd^aften an Srindfmann jtd)
wanbte. „@ie fd^reiben mir meifterl^aft über bie ©taäl", lautete
ber 33rief, „unb eine Ungebulb ergreift mid), bafe id^'§ nid^t
fann brucfen Iaf[en. 3war würben e§ bann aud) bie Seiten
lefen, aber bie ©rften auc^. S^ l^abe Sie gang öerftanben,
glauben @ie mir'ö! Seigren @ie fie beutfd). Sagen @ie ii)r,
fic l^ätte au fond de rAllemagne eine innige Slnbeterin; jte
wäre mir in ber unglüdli^ften Stunbe meinet gebend wie ein
®ott gu §ülfe gefommen; la terre m'avait manque sous les
pieds, ba ptt' ic^- bieg in il^rem 33ud^e sur les passions ge=
lefen, weld^eö Sie mir gaben: »ä vingt-cinq ans, la terre nous
») ©oetl^c'S SBrieftoed^fcI mit ben ©cbrübcrn öon ^umbolbt, bei ff. %f).
»ratranedf, III, 168, 9?o. 31, 2ö. öon ^umbolbt on ©oet^e, «ßari«, 10. Of-
tober 1800.
10 „^tipf)int" unb bic 6cnfut.
semble manquer sous nos pieds.« Unfer %xznnb, unfcr @e^
liebtet Derläfet uns — „wir müßten unfer ®Iücf im Sieben
flitben, baö fönnc unö 9ltemanb rauben", »ie id^ ba^ la§,
fannte id^ jie unb gelobte il^r Siebe Sagen Sie tl^r, ftc
foU ntid) nid^t öerad)ten, ttjeil ic^ ein ^rauengimmer bin; aud^
bei mir l^ätte e§ fd^wer gcl^alten, jte gelten gu laffen. Sagen
@ie H)x, xä) fenne jte »al^rfd^einlid^ beffer alö irgenb S^manb,
mit bem jte je liirt toar. @ie wifjen, was mir ©oetl^e ift.
Sllleö, mein gangeS innere^ Seben unb er — ift ©inö bei mir.
Slber id^ glaube nid^t, ba^ ©oetl^e il^r gel^olfen l^ötte; freilid),
wenn jte il^n üerftanben l^ätte, jo l^ätte jie baö anbere aud) gewußt,
unb ein ^robirftein ift er, auSbilben tl^ut man jtd^ burdf) il^n,
ber ©tern im Seben ift er, aber ol^ne il^n mufe man alles fein.
SSielleid^t, wenn jte eine S)eutjd^e n)äre. 3m ©runbe mufe man
aUeS t)on felbft fein'' ').
©iefer ftürmijd^e S3rief finbet feine ©rflärung barin, ba^
SRal^el bamalS unter ber Söfung beS SSerpltnifjeS jum ©rafen
fjinfenftein, ©ol^n beS preufeifd^en ©taatSminifterS litt, bem jte
nie Dcrjeil^en gu fönnen meinte, „nie, n^enn jte nid^t ein ganj
neues §erg friege, mit biejem nie;" ttjol^l beSl^alb l^atte jte ein
Sud^ jo mäd^tig ergriffen, baS bie ©pur ä^nlidöer ßrfal^rungen
benjal^rte^).
%m einen ©rfolg anberer Slrt l^atte ber @rfte ßonful Sorge
getragen, inbem er ben Äurfürften öon Sad^fen öeranlafete
„3)elpl^ine" ju verbieten, worauf baS SudE), öon mld)tm brei
Ueberfe^ungen in beutfd^er Sprad^e erjd)ienen, i)on ben SBud^»
pnblern nid)t genug angefd^afft werben fonnte, benn ba^ 5ßer==
bot beS Äurfürften befd^ränfte jtd^ auf ben SBerfauf in Seipgig
unb förberte if)n überaß fonft nid^t wenig ^). ®aS SSorl^aben
') SSatnl^oßcn Don @nfe, fRaf)el. ©in S3ud^ bcö StnbcnIcnS für i§tc
Srrcunbc, I, 182—183, ffiaf)d an SBrintfmonn, 9. SWöra 1799.
3) ßubmilla Slffing, Sluö SHa^elS ^etaenöleben, 1—18 u. 121.
^) 3. 8r. gicid^arbt, »ertraute »riefe auö ?5ari8, I, 473, III, 14—16.
»onftetten, »riefe öti g. »run, I, 171.
Sttitlunft Don fjtau öon ©tael in äöetmör. H
öon ®octl)e, bcn SRoman ju befpred^cn, fam ^toax ntä)t jur
Sluöfül^rung, aber er nannte „©elpl^me" eine itm 3rttalter @^re
maci)enbe @rfcf)einung.
@o traf, int unüemteiblid^en ®elcit t)on ©qmpatl^ien unb
Slntipati)ien, öor »eldiem nun einmal im Sauf ber SBelt felbft
ööKige ^afftüität nid^t fd^ü^t, ber erwartete @aft an Jenem
13. ©egember „Slbenbö bei gid^t um 72^ Ut|t'\ wie Henriette
öon Änebel mit fleinftäbtifd^em @inn für§ ©etail an il^ren
SBruber Äarl gu berid^ten nid^t unterliefe, in SBeimar ein.
SBol^nung nal^m pe im §au^ ber ®räfin SBert^ern, baö im
Sftuf ftanb, t)on ©efpenftern bewol^nt ju fein. ^Jrau öon ©ta^l
blieb öon il^nen Derfd^ont, fanb aber cine^ 3lbenb§ alle öer*
fd^loffen gewefenen Stpren offen, wnb berief, Siebe ffird^tenb,
bie 3)ienftleute jufammen; jie öerftd)erte am näd^ften Sag über
ba^ SSorfommnife befragt, bie Seute ptten gef^)rod^en, wie bie
ßl^öre in ber Sraut t)on SJfefjtna^).
S)er erfte ©inbrudf, ben bie beutfd^e SRufenftabt öom Sefud^
t)on ^rau t)on ©tael empfing, war unleugbar ber eine§ in feinem
gewol^nten treiben gcftörten 3lmeifenl^aufen§. ®a§ erfte S^i^cn
ber a3eunru]^igung fam Don ©d^iHer. Sie {Reifenbe war nodö in
ffranffurt, al§ er an bm in 3ena bcfinblid^en ©oetl^e fd^rieb:
„%xavi t)on Stael bürfen wir balb l^ier erwarten. SBenn fie
nur beutfd) öerftel^t, fo gweifle id) nid)t, ba^ wir über jte SJteifter
werben; aber unfere 3fieligion in franjöfifd^en ^l^rafen il^r t)or=
gutragen, unb gegen il^re frangöjtfd^e SJolubilität aufgufommen,
ift eine gu l^arte 3lufgabe. @ie würben nid)t fo leidet bamit
fertig werben, wie ©d^etting mit SamiHe 3ourban, ber il)m mit
Sode angegogen fam — Je m6prise Locke, fagte ©d^eHing,
unb fo öerftummte benn freilid^ ber ©egner"^). Slm S:ag ber
Slnfunft oon tJrau üon ©taöl fd)rieb ©oetl^e, bef[en SRücffcl^r
') ^. ©ünfeer, 8(u8 5hicbcr8 SBrtefioed^fcl mit feiner ©d^toefter Henriette,
1774—1813, Henriette ihtebel an Staxl, 7. Sanuor 1804.
2) @*illcr unb ©oetl&e, S3riefn)e(i^fel, IP, »erlin, 1870. 5ln ®oct§e,
30. 9?oöbr. 1803.
12 &oetf^e in 3eno.
Äarl Sluguft befonbcr§ bringcnb wünfc^tc, in nid^t üicl bcffcrer
©timmung an ©d^iKcr: „fßoxan^n]tf)tn war c§, bafe man
mxi), tt)cnn SRabame be @tael nad^ aßeimar fämc, bal^in bc=
rufen würbe. 3d) bin mit mir ju SRat^e gegangen, um nid^t
t)om Slugenblidf uberrafd^t gu werben, unb ^atte jum 33oraii5
befc^loffen, ^ier gu bleiben. ^6i l^abe, befonberS in biefcm
böfen SJlonat, nur gerabe fo Diel pi^^fd^e Gräfte, um notJ^-
bürftig auSgulangen, ba idE) gur SKitmirfung an einem fo fd^weren
unb bebenflid^en ©efd^äft Derppid^tet bin. . . . aSifl grau t>on
©tael mic^ befud)en, fo foH ein Sl^eil beö Sober'fd^en Quartiert
möblirt fein, um fte aufgunel^men ; fte fofl einen bürgerlid^cn
Sifd^ finben; wir wollen un§ wirflic^ fe^en unb fprec^en, unb
fie fott bleiben fo lange fte will. 2Baö id^ l^ier gu t^un l^abe,
ift in eingelnen SSiertelftunben getl^an, bk übrige 3^it \^^ ^^^
gel^ören; aber in biefem SBetter gu fal^ren, gu fommen, mic^
angugiel^en, bei ^of unb in ©ocietät gu fein, ift rein unmöglid^,
fo entfd)ieben aU eö jemals t)on Sinnen, in äl^nlid^en Säßen
auögefprodE)en worben.
„®ieö 3lHe§ fei Sl^rer freunbfd^aftlid^en geitung an^eim*
gegeben, benn ic^ wünfd^e nid^t§ mel^r aU biefe merfwürbige,
fo fel^r oerel^rte grau wirflidE) gu feigen unb gu fennen, unb id^
wünfd^e nid^t^ fo fel^r, aB bafe fte biefe paar ©tunben SBegeS
an mid) wenben mag. @c^lecf)tere Sewirtl^ung, al§ jie ^ier
finben wirb, ift jte unterwegs f d^on gewol^nt. Seiten unb be-
l^anbeln @ie biefe 3wftänbe mit Sl^rer garten, freuubfd)aftli(^en
^anb, unb fd^irfen @ie mir gleid^ einen ©jrpreffen, wenn jid^
etwaö bebeutenbeS ereignet''^).
3nbef[en l^atte grau oon @tael am Sag nad^ i^rer Sin*
fünft bei ^of gefpeift, wo nad) Ijergebrac^ter Srabition bie
5ßflid^t fürftlidier ®aftfreunbfd^aft auf baö liebenSwürbigfte geübt
würbe. De vieux chäteaux ou Ton s'amuse, l^atte SSoltaire
») ©deiner unb @ottf)t, ©rlefwct^fcr, II, 350, ^o. 925. S(n ©dritter,
Sena, 13. S)ea. 1803.
©mpfang öon ^rrau öon @töel bei ^ofe. 13
bie bcutfd^en Siejtbenjen genannt. Sind) %xan t)on Staöl urtf)ctlte
t)on SBcimar, „cö fei ntd)t wie eine fleine ©tabt, fonbern wie ein
großes ©d^Iofe". SBenige SRonate öor il^rer Slnfunft l^atten Äarl
augufi unb bie ©einen U)xtn @ingug in baö neue ©d^lo^ gel^alten,
öon weldiem Sötte Sd^iUer bie belannte ©d^ilberung gibt: „(5s war
ein 6v^neinent, ba§ un§ 3lHe interefftrte. ®§ ift wirllid^ fel^r
fdlön in ben Seinem, unb aßeö 3llte ift {e^t öerfdiwunben, ba
bie SÄeubleö bie Harmonie ]^ineingebraä)t l^aben. ©a§ Slubienj*
jimmer ift nod) nid^t fertig. Sie Sonntage öerbringen jie im
Drangegimmer unb ^appelgimmer. Sei attem $rä(I)tigen aber
ift eö einem bod^ bel^aglid^ barin. . . . Sll§ ben erften S:ag im
@d^lo^ gegeffen würbe, wobei bie «^ergogin fel^r munter war,
füi)rte ber ^erjog pe nac^ bem offen im ganjen @(l)Iofe l^erum,
unb fo aud^ in bie Äudt)e; ba fam eine alte, garftige @(fteuer=
frau l^erauö, unb war fo entgudft, ba| fte ben ^ergog tüfete.
Äurg e§ war ein wal^reö %t\t an biefem Sag. ®er alte ©d^mibt
ergofe feine ©ntjürfungen in ba§ SBod^enblatt, in einem ©ebid^t,
bie aSürger brad^ten @tänbä)en§, in allen ©äffen würbe getanjt.
3)ie Slrbeiter befamen febe ÄIaf[e einen SaK ; am fd^önften aber
war ber ^immel, benn fo fd)ön wie ber 5!Ronb über bem langen
®ebäube an biefem Slbenb fiber bm Säumen im Stern l^eruor*
fam, l^abe id) lange nid)t§ gefeljen"^).
Ueber baö erfte 6rfd)einen t)on 5Rerfer'ö S£:od)ter in biefen
Sftäumen berid^tet eine anbere weiblid^e geber, bie uon •Henriette
Änebel, ßrjiel^erin unb Segleiterin ber S:od^ter Äarl SluguffS,
f^)ätem ©rbpringefftn t)on SRecflenburg, ^ringefftn ifaroline:
„@el)r lebl^aft, gut unb t)iel fpred^enb", fd^reibt biefe bem ©ruber,
„aufeerorbentlidE)^ gefd^winb, bod) beutlid) unb angenel^m. . . Sie
ift eine %xa\x öon ber großen SBelt unb abrefjtrt ftd) meiftenö
nur an bie Sßornel^mften öon ber ©efeUf^aft, bod^ ift fte fe^r
l^öflid^, artig xmb freunbli^ gegen Seben. 31^r Singe ift fdE)ön
') Caroline öon aSBoIaoöcn, öUeröinfd^cr ^aä^la^ II, 205. Sottc
©dritter an SBUl^elin öon SBoIaogen, SBeimar, 4. ©cpt. 1803.
14 Chrfte SSegegnung mit ©dritter.
unb gciftreid^, aber il^r ©cjtd^t ctwaö mol^rcnarttg. ©ic ift
Don mittlerer ©rofee unb tttoa^ bid, fc^warge Slugen unb ^oare.
©icfcn 3lbenb lommt fte wieber. ®ore'§ aud^, @d^ifler'iS, u. f. xo."
SBei biefer ©elegenl^cit fal^ %xan t)on ©taäl ben SDici^tcr bcö
SBaUenftein gum erften 9Kal beim SEI^ee ber ^ergogin in .&of uniform,
unb l(ielt i^n für einen ®eneral. Ueber il^ren 3^rtl^utn aufgeflärt,
leitete jte bie Sefanntfd^aft mit il^m burd^ Sefpred^ungen fiber
bie Äanffd^e ^^ilofopl^ic unb bie Ueberlegenljeit beö frangöpfd^en
©ramaö ein^). ©d^itter'ö ernfte, felbftlofe (Sinfad^l^eit intponirte
il^r fo fe^r, ba^ jte ben anfangt fd^ergenb lebl^aften SEon fd^neK
wed^felte, fpäter ba§ @ett)if[en Sä)\Sltx'& 3Rufe genannt l^at nxtb
gleid) anfangt uon ber bewunbemben SBerel^rung erfaßt würbe,
bie i^r Urtl^eil über il^n burd^bringt. ®a§ erfte Stficf t)on
il^m, baö fie in SBeimar auffül^ren fal), war aCBaUenfteinS 2ager,
an btm fte jtd^ fel^r erfreute; eine befonbere Vorliebe bel^ielt ft€
für SJtaria Stuart „al§ ber patl^ctifd^ften feiner Sragöbicn" 2).
©dritter entlebigte jtc^ beö Sluftragö, baö 9lidE)terfc^einen
feineö iJreunbeö gu entfd)ulbigen. ®oetl^e, unb ©eutf^lanb mit
il^m, ftanben bamalö uid^t unter il^ren glücflid^ften Sternen.
3m Dorl^ergel^enben 3Kärg mar Älo^)ftod gefd^ieben. Äant foHte
am 12. gebruar 1804 folgen. @d)iller l^atte faum einen ge-
funben Sag mel^r; burcf) be§ ©id^terö @eele Hangen, wie
lefete Slfforbe, bie greil^eitölieber be§ 2eH. ^erber rang in
jenen SBintertagen mit bcm Sob unb ftarb am 18. iDegember
1803. aSei §of entpfanb man ben SSerluft aU einen ^jerfön*
lid)en. „3)ie ^ergogin=3Rutter jammert mid)", fd^rieb Henriette
Änebel, „jte glaubte nid^t, baö gu erleben. Unfere ^ergogin
geigt jtd^ wie baö ewige @d)idfal, bod^ jagt ^ringefed^en, ba%
jte jel)r angegriffen wäre unb jtd^ mit il^r mit SBel^mutl^ baöon
unterl^ieltc. 3Uiabame be ©tael aber barf nid)tö gewaljr werben ;
Don biefer iljrer Sebenbigfeit läßt jte jtdt) l^inreißen unb eleftri*
>) ^. S)ün^cr, ©oetl^e unb Staxl Stuöuft, II, 458. Madame de
Stael, De PAllemagne, 2de partie, Chap. VIII.
2) Madame de Stael, De rAllemagne, 2de partie, Cbap. XVIII.
Srübc Seiten. 15
jtren. ©agegcn l^abe id^ eben nid^t^, bafe pe ©cfd^ntarf an
il^rem SBcrftanb unb H)xtx \d)onm 3ftabefunft finbet, bod^ würbe
il^r'§ bic @tael gcmife nid^t übel beuten, wenn il^r bie ^erjogin
a\xi) ntel^r ©efül^l geigte. S)en §ergog ergoßt bie ©taöl aud^
fel^r, unb er glaubt einen feltenen aWann gu l^ören, fo fd^neU,
ri4)tig unb umfaffenb ift il^re 9fiebe Sie l^at burd)au§
ttid)t ba§ ^regiöfe unb ^ebantifc^e, tt)Q§ unfere geleierten SBeiber
oft fo fatal mad^t, nid)t§ UeberfpannteiS, ^albreifeö, fonbern
gefunb bei all il^rer ^einl)eit. SBeniger 3)rüdfenbeö lann man
nid^t finben; jte fann bal^er im Umgang nic^t anberö atö an=
genel^m fein. Sie fagt, ba^ in ber ©d^redenSgeit faft 9?iemanb
franf war, unb nur SBemgc, — baö l^eifet natürlich — geftorben
jtnb. . . . ®a§ 6pred)cn öon S^rau bon Stael ift wirflid^ ba^
feltenfte SEalent, xoa^ mir nodt) borgelommen ift, bie fanfte, öoHe
Äraft, bie bod^ immer ein äalent auögeid^net; nie etwas
@df)neibenbeS, ©egibirteS, waö eine grau befonberö oft läftig
unb ungragiös madt)t; ebenfomeit ift fte aber t)on affeftirter
SJlad^giebigfeit unb Äofetterie entfernt — unb bod) weife 5Rie=
manb beffer atö jte nadigugeben unb eingulenfen. ®a§ Äenn=
geid^en il^reS großen SCalenteö ift bod) gewife, ba^ \f)x ©efpräd^
nur ermuntert, nie ermübet, unb wenn unfereinö auö Strägl^eit
ober Ungewol^nlieit jtd^ il^r ben anbern 3:ag mit etwaö SBiber«
Witten näl^ern fönnte, fo fül^lt man ftdt) leid)t emporgel^oben
unb bie innere Ungufriebenl^eit oerfd)winbet. ®iefe Sßirfung
l^abe id^ an ber ^ergogin öfterö beobad)tet. . . . @ie giel^t nid)t
an, man f4)liefet jtd) il^r an. 3Son Sonaparte, ben fte nid^t
liebt, fprid^t fte mit SBi^ unb ©ered^tigfeit. @ie fagte neulid),
bafe er ftd^ Äarl V. gum SBorbilb genommen l^atte, mais qu'elle
lui trouvait cette diflference que Charles V voulait devancer
son siäcle et Bonaparte voulait reculer le sien. Sie ift fel^r
ungufrieben mit feiner 6inrid)tung ber 6d)ulen, unb ba fte bie
Iatl)olifd^e 3fteligion nid^t leiben fann, fo fd^mergt fte e§, bafe
nun bie 3ugenb fott fel)r bigott ergogen werben. . . . @ie war
nur furge ß^it l^ier oben bei unö (bei ber jungen ^ringefe) unb
16 Öottc ©drillet an ©oetl^e.
mit bem ^crgog, tütH aber balb lieber mit il^rcm 5töä)kx^
d^en ivi un§ fommen, baö ein pbjd)eö Ätnb ift öon fteben
Salären unb im ®eift ber SWutter fel^r äl^nlid) gu werben öer^^
fprid^f' i).
©0 vergingen bie erften Sage in 3Beimar, ol^ne ba^ ©oetl^e
bal^in gurüdffetirte. 3Kit Slrbeit überl^äuft unb faum öon fd)tt)erer
Äranfl^eit genefen, war er immer nod) in Sena, alö er burd^
ßotte @d)iller 5Rad^rid^t bon bem Eintreffen bon ^rau öon @tael
in ber SRejtbenj erl^ielt.
„®a§ ift baö aSettDünfdöte in biefen irbifd)en ©ingen",
fd)rieb er an ßotte ©d^iHer gurüdf, „ba^ unfere S^reunbin, ber ju
Siebe id^ ju gelegener ßcit breifeig SWeilen gern unb weiter ffil^re,
gerabe anfommen mufe, wo idf) bem liebften, wa§ id) auf ber
3Belt t)abe, meine Slufmerffamfeit ju entstellen genötl^igt bin.
®erabe gu einer ßeit, bie mir bie DerbriefeHd)fte im ^af)x ift;
wo id) red^t gut begreife, wie ^einrid) III. ben §erjog öon
®uife erfd^iefeen liefe, blofe weil e§ fatale^ SBetter war, unb
wo id) .^erbem beneibe, wenn id^ l^öre, bafe er begraben wirb" %
gngwifdtjen traf ein Srief feiner ßorrefponbentin mit ben be=
rul)igenbften 9ladörid)ten über bie Sage, foweit pe grau öon
©tael betraf, bei il^m in Sena ein. „3d) glaube gewife",
fd^rieb Sötte ©c^iHer, „fie wirb S^nen aud) ein grofeeö 3nteref[e
erwerfen, il^r ©eift, il)re Sebl)aftigfeit beö ©efü^lö reifet einem
mit fort, unb wa§ mid) am meiften t)on il^r freut, ift il^r @rnft
um bie ©ad^e, unb wenn jte jtd) für etwaö interef jtrt, fo ift e§
il^r nal^e. ©ie lünbigt pd) tl^eilnel)menb an unb einfadt)er, ate
unfre beutfd^en geleierten f^^auen, unb gibt mel^r auf anbre
Sld^tung. 3)ie§ ganj unter unö gefagt." ©d^iHefö ^rau er^
wäl^ttt, grau Don @ta6l fei ol^ne männlid^e Segleitung, SßiHerS
nad) ^ariö gurüdf, 33. ßonftant bor ber ^anb in ©öttingen.
*) ^. S)ünicr, Äu« StntbtV» SBricfwed^fet. Henriette ^cbel an il^ren
»ruber Staxl, 23. ©ca. 1803 unb 3. Sanuar 1804.
2) SBriefroed^fer a^oiWen ©oet^e unb ©dritter, ^nl&ang, II, 388—389,
9to. 13, ©octl^e an grou ei^arlotte ©d^iller, Sena, 20. 2)ea. 1823.
Sottc ®d&itter an ©oetl^c. 17
@ic t)erftcl)e pd^ fct)r gut mit bem ^erjog, ber gern mit it)r
pd) unterl^Qltc. SBielanb, mit bem pc bei ber ^erjogin*9!Kuttcr
foupirte, l^abe ben SBunfct) auögefprod)en, ^rau Don ©tael im
t§te-ä-tete ju feigen, unb pc l^abc if)n auf ben nä(i)ften TOorgen
eingelaben. „SEBir muffen unfere ©eifteöMfte immer lebenbig
fldten in biefer S^it^ itnb ba mir nur in ber ^ßl^antape reid)
fein fönnen, in unfern engen äußern Sßerpltniffen, fo mirb e§
un§ fd)tt)erer un§ mittl^eilenb gu ftimmen alö einer 9?atur, bie
nur ben S^tPwfe ber äußern ©egenftänbe verarbeiten barf, um
neu unb lieben§tt)ürbig pd) gu äußern. Sßenn bie ©tael länger
aU einen Siag bei S^nen bleibt, fo laffen @ie pd) öon iljr
beftamiren, pe Ijat e§ bei ber ßlairon gelernt. Sie fprid^t bon
ber Harmonie ber franjöpfd^en Sragöbien, unb bel)auptet, bie
©eutfd^en l)ätten feinen 33egriff t)on 3ftacine, menn pe il)n nid^t
fd^ön beflamiren Ijörten. Sie mag un§ Diel fdt)öneö barüber
fagen fönnen, fo leidet mirb pe un§ nid)t. befel^ren, unb Sd^iHer
nimmt bie ©eutfd^en in @d)u^, mo er nur fann.'' Slm @d)lu6
beö Sriefeö pnbet pd) aud^ nod^ ermäl^nt, \vk e§ ©oetl^e nid^t
unerfreulid) fein »erbe gu miffen, bafe ^rau t)on @tael leinen
Sl^ee trinfe, nur etwa^ rotten SBein bei Sifd^, unb bie pl)r)[\=
fc^en Sebürfniffe ben geiftigen fel^r nac^fianben; „nur unter=
l^alten miH pe immer fein" ^). 3lm 15. ©ejember Ijatte inbeffen
grau öon ©taöl felbft ©oetl^^ il^re Slnlunft gemelbet unb pc^
bereit erflärt, gu il^m nad) Sena l^inübergufommen.
»Je vous avais ecrit ce matin ici, Monsieur, vous devez
croire que mon premier desir en venant en Allemagne est
de vous connaitre et de m'honorer de votre bienveillance,
je reste ici jusqu'au 1®^ de Tan, si vous y venez plusieurs
jours avant ce moment je vous y attendrai; si votre sante
ne le permettait pas, ayez la bonte de me l'^crire et j'irai
passer deux jours ä Jena avec vous, il ne me faut pas
raoins de temps pour vous exprlmer mon admiration et
») ®oetl^e»3o]&rbuci^, 1883, 245, Öotte ©dritter an Ooetl^c; äßeimar,
14. SDea. 1803.
ädlennetl^affett, ^xarx toon @tael. IIL . 2
lg grou Don <Btae{ unb ©06%.
pour recueillir quelques-unes de vos pens6es qui germeront
dans mon esprit le reste de ma vie«^).
S)iefe Stilett bewogen ^äjiVi, nun bod) au§ feinem Qtlt ju
treten. Sluf ftangöfifd), beffen er liäufig in feiner 3w0^i> wni>
gutüeilen im SBriefroedifel mit g^rau t)on Stein jtd) bebiente,
fd^rieb er gurüdf: »Voilä, Madame, une des conlradiclions les
plus frappantes, Vous Vous trouves ä Weimar et je ne vole
pas Vous porter les assurances d'un parfait d^vouement.
Cependant je ne me plaindrai pas ni des affaires momenta-
nöment compliqu6es ni des indispositions phisiques, qui
me retiennent ici, ces accidens me sont chers car ils me
procurent un bonheur que je n'aurai jamais os6 souhaitter.
Vous Vous approchez de Theremite qui fera son possible
pour ^Carter ce qui pourrait Tempecher de se vouer en-
tierement ä la bienvenue. Vous ^clairer^s ces jour tristes
et les soirees infinies passeront comme des moments. Soyez
persuadee, Madame, que je sens lout le prix de Votre
bont6 et que j'attends avec impatience le moment de Vous
exprimer combien je vous suis attach^. Je vous arrange
un petit logis dans mon voisinage« ^).
SWittlerweile war aber im Sweater ju SBeimar eine SBorfteHung
be^ @tüd^ „S)ie natürliche Stod^ter" angefagtworben, tt)eld)e§ %ran
Don ©tael befonberö ju feigen gewänfd^t f)atte, unb fte bat be§l)alb
©oetl^e, if)ren S3ejud) in Sena etwas Derjögern ju bürfen.
»Je n'ai besoin que de deux chambres«, fd)rieb fte, »une
pour ma fille agee de six ans et l'autre pour moi, je suis
la personne du monde la plus indifferente ä tout le ma-
töriel de la vie et j'y penserai encore moins que de cou-
tume quand je serai avec vous — je vous dis cela pour
1) &oüf)t'^af)xhuäi, 1887, 5, gfrou öon @tael on ©octl^e, SBcimor,
15. S)ea. (1803).
. 2) @octl^e^3a]&rbuci^, 1884, 113, ©oct^e an gtou öon ©tael, S)ea. (1803).
Su öerßl. 120— li?3, ©teilen ouS S3riefen öon ©octl^c an ©dritter über jlc,
1803-1804.
fjtau oon ©tael unb ©oetl^e. 19
que vous nMmaginiez pas de me recevoir comme une dame
de Paris, mais comme la femme du monde qui a le plus
pleurö ä Verther et au comte d'Egmont — si vous ne re-
venez pas avec moi lundi je vous avertis que je serai un
peu blessee. On pr^tend ici qu'il n'est pas fier ä moi
d'aller vous chercher et peu galant ä vous de ne pas venir
me voir. Moi je consens avec plaisir ä ce premier hommage
que mon esprit et mon coeur vous rendent avec taat
d'abandon. Mais si je ne vous ramenais pas dans ma
voiture, je sais d'avance que cela me ferait beaucoup de
peine. — Voilä une lettre ecrite comme si je vous avais
vu toute ma vie, mais ne vous ai-je pas lu toute ma vie?
Mais votre Verther n'est-il pas Touvrage que j'ai relu cent
fois et qui s'est uni ä toutes mes impressions. Adieu,
Monsieur, Adieu, ä samedi, si je ne renverse pas dans vos
montagnes, je serai chez vous ä une heure.« >Non, Ma-
dame«, jd^rieb je^t ®oetf)e gurürf, »ce ne sera pas Vous qui
feres par ces neiges le petit mais tres desagreable trajet.
Cette semaine me suffit pour arranger les affaires qui me
tenait ici. Samedi je viens me vouer tout ä Vous et j'es-
pere que vous voudrez prendre le diner chez moi avec
Mr. et Mme. de Schiller. Mon impatience de vous voir,
Madame, s'accroit de jour en jour et Vous series surement
contente d'un ancien ami si Vous pouvies lire ce qui passe
et repasse dans mon äme . . .« ^).
6in aSrief ©d^iHer'ö, Dom 21. ©egember, foHte nod) ein=
mal Quf bie Segcgnung mit bem gefeierten ®afte SBeimorg
vorbereiten, „grau bon ©tael", fd^rieb er, „mirb S^nen böHig
fo erfc^einen, wie @te jte a priori fd)on fonftruirt l)aben mer*
ben; e§ ift 2lHe§ au§ einem ©tüdf unb fein frember, falfd^et
unb patl^ologifd^er ßwfl i^ i^^- S)i^^ wt^*)*/ ^^6 ^"^^ P^ tro^
») Ooet^e * Sol^tbu*, 1884, 113, 114, grau öon etoel an ©oct^e,
2öcimar, 18. S5ea. 1803, 9^o. 114, ©oet^e an Srau öon ©tael, 19. ober
20. ®ca. 1803.
2*
20 <S(^iaer an ©oetl^e.
beö immcnjctt äbftanbeö ber ?(Jaturen unb ©enfroeifcn Doli*
fommen wol^l bei H)x bepnbet, bafe man SlHeö Don il^r l^örcn
unb il^r ällcS jagen mag. ®ie franjöpjd^e ®eifteöbübung ftcHt
jtc rein unb in einem l^ödjft intereffanten gierte bar. 3n 3HIcm,
mad tt)ir $]^iIo[opl^ie nennen, folglich in aQen legten unb pd^-
ften gitftanjen, ift man mit il^r im Streit unb bleibt e8 tro^
allen SRebenS. aber il^r SflatureH unb ©efiil^l ift beffer als il^rc
TOetapli^jtf, unb i^r fd)öner 33erftanb erl^ebt ftd) gu einem
genialifc^en SBermögen. @ie wiH Wie^ erflären, einleiten, au^^
meffen, pe ftatuirt nid^tö ©unlleö, Ungugänglic^eö, unb mol^in
pe nid^t mit il^rer Sadfel leuchten fann, ba ift nid)t§ für pc
öorl^anben. ®arum l)at pe eine l^orrible @d)eu t)or ber ^bcaU
pl^ilofopl^ie, welche nac^ il^i^er 3Keinung gur ^JMqftif unb gum
Aberglauben fül^rt, unb ba§ ift bie ©tidtluft, too pe umfommt.
%ixx ba§, \va^ voix 5ßoepe nennen, ift fein Sinn in il^r; pc
fann pd) Don fold^en SBerfen nur baö SlHgemeine, SRebnerifc^
unb geibenfdiaplic^e gueignen, aber pe »irb nid^tö ^tilfc^eS
fc^ä^en, unb ba^ 3fled)te nid^t immer erlennen. @ie erfel^en
au§ biefen paar SBorten, bafe bie Älarl^eit, ©ntfc^iebenl^eit unb
geiftreid^e gebl^aftigfeit il^rer 9latur nic^t anberö al§ tooliltptig
mirfen fönnen. S)a§ eingige gäpige ift bie gang ungemöftnli^c
??ertigfeit il)rer ßwnge, man mufe pc^ gang in ein ©el^örorgan
öerwanbeln, um il^r folgen gu fönnen. ©a fogar id), mit
meiner wenigen S^ertigfeit im 5rangöpfd)reben gang leiblid) mit
if)x fortfomme, fo werben Sie, bei 3l)rer größeren Uebung, eine
fel)r leid)te Äommunifation mit il^r l)aben 2llle§ fömmt
barauf an, ba^ @ie eilen eine Slnfd^auung Don il)r gu befommen
unb pc^ einer gewiften Spannung gu entlebigen. @ö ift red^t
fd^abe, bafe unö biefe intereffante @rfd)einung gu einer fo un-
gefd)idften 3^it fömmt, mo bringenbe ©efd^äfte, bie böfe 3al)reö=
geit unb bie traurigen (Sreignipe, über bie man pd) nid)t genug
erl^eben fann, [o traurig auf un§ brüdfen" 0-
») @d^irrcrunb®oetl^e,SBrieftt)cd^feI,SBctrin,1870,lP,««o.ll25. ©Rittet
diMUf)x öon ©octl^c nad^ SBeimot. 21
3Bäl)renb btefcr aSrtef naö) Sena ging, traf ®octt)e'§ ©in«'
labung im ©d^illcff^en §aufe ein. 6r fd^rieb in bcftcr @tim=
tttung on feine fleißige ßorrcfponbentin Si^orlotte Don @d)iHer:
„^van Don ©taäl wirb mir ber^eilien, menn id^ il^r Dorl^^r
ni(f)t, ber ^orm gcmäfe, aufmorte. 3cf) fomme baju l^ier nid)t
früf) genug weg. . . 2lm liebfien »äre mir'S, mir l)ielten un§
in fo fleiner ®efeHfd)aft; f)aben Sie ober fonft nod^ irgenb
einen ©ebanfen, men id^ einlaben fönnte, fo t^eilen @ie mir
i^n in^mifd^en mit. SBir fönnen un§ ®Iürf tt)ünfd)en, bafe biefe
minternä(i)tlid)en Äranfen* unb Sobtenbilber burc^ eine fo geift=
reid^e 3latur einigermaßen Derfc^eu^t unb ber ©laube an§
geben mteber geftärft mirb'^ ^),
©nblid^, am SBeil^nad^tgabenb, bei ber ^erjogimSWutter,
trat il^r ©oetl^e jum erften Wial entgegen. ®afür, bafe feine
äußere (grfcl)einung fte enttäufd)te, „meil jte jtd) einen ]^öd)ftenS
etmaS älter gemorbenen SBertl)er pfiantajtrt l)atte", liegt nur
ba^ S^^ißnife SSöttiger'ö bor. »Le voudrais mettre son esprit
dans un autre corps«, foH jte gefagt l^aben, »11 est inconce-
vable qu'un esprit aussi superieur puisse etre si mal löge«.
Site er, auf il)re erfte Begegnung mit ©d^iHer anfpielenb, fc^er*
jenb fragte, mofür jte mol^l il)n in ber §ofuniform gelialten
ptte, entgegnete jte, er mürbe jte nid)t irre gemad)t unb jtd^
jum befien barin aufgenommen l^aben, Ȋ cause de votre
bonne et belle (avec un geste fort significatif) rotondite« ^).
@ie äußerte Oon ©oetl^e »qu'il pouvait ^tre aimable quand
11 etalt s^rleux, mals qu'll ne devalt Jamals plaisanter.«
3n bie erften SWomente be§ 33efanntmerben§ mit il^m mar
ein TOßton gefommen, unb biefer füfirte auf ba§ S)rama „©ie
natürlid)e Soc^ter" gurücf. 2lm 21. ©ejember mar eö jum
on ®oetf)t, 21. SJej. 1803. Uebercinftimmcnb bomit Sötte ©dritter an ©oetl^c,
©octl^e^So^tbu*, 1883, 247—249, 18. u. 21. ©ea. 1803.
0 SBricfwed^fel awift^cn ©(^tUer unb ©octl^c, IKnl^anö, II, 388, Sßo. 12,
389, 9^0. 14, ©oet^c an grau S^atlotte ©d^tUcr, Scna, 1 9. u. 23. ©ca. 1803.
2) ^. ©ün^cr, ©octl^c unb S^axl Stuguft, II, 461, 467.
22 i»2)ie natürliche a:o(^ter.''
öicrten SJlal im Sil^eater gu SBcimar aufflcfülört worben, aber,
wie Henriette Änebel an il^ren ©ruber f^ricb, „®oetl^e'ö ßugcnia
l)at bcr grau bon ©toöl, einige wenige ©teilen aufgenommen,
jel^r mißfallen. @ie jagt, in ^ariS ptte man nid)t ben erjten
aft auSgei^alten S)od^ fann id^ nic^t glauben, bafe il^m
bie ©taöl mf) ü)m wirb" ^).
3n biefen SEBorten lag wie eine aSefürd^tung, bafe e§ bod^
fo fommen werbe. Sin bie neuefte ®abt bon ©oetl^e für bie
beutfc^e aSül^ne Inilpfte pd^ für ben franjöjtfd^en ®aft nod^ ein
anbereS Sntereffe al§ biefeö, bafe eS überl^au^3t baö crfle @tüdt
t)on il^m war, weld)eö jte auffül^ren fal^.
3u wieberl)olten ORalen war er burd^ bie ©reigniffe ber
franjöpfd^en SJtebolution ju bic^terijd)er ©eftaltung angeregt
worben. Sie Helfen einer ^erle feiner ©ic^tung, bem 1796
öollenbeten @po§ „^errmanu unb ©orötl^ea" btn l^iftorifd^cn
^intergrunb, aber Sal^^e früljer l^atte er bie ©inbrücfe ber S^it
bramatifd) wiberju[piegeln Derfuc^t. „2)er ©rofecöpl^ta" mit ben
SJteminiöcengen an ßaglioftro unb an ben Äarbinal öon Sftol^an,
t)on weld) le^terem bie gigur be§ ©oml^errn 3üge entlel^nt, ging
1791 über bie ^ixtjnt t)on SBeimar. SSon einer ju Strasburg
fpielenben Sflebolutionötragöbie „2)a§ 9J?abd)en t)ön Obcrfird^"
fanb |td) ber Slnfang im ®oetl)e=2lrd)it). ^m geiler 1793 entftanb,
in wenigen Stagen, al§ ©atire gegen ben jafobinifd^en ^rofel^tiSmuS,
ba^ Suftfpiel „S)er S3ürgergenera^^ ©en Sräger ber SEitelroHe,
@d^nap§, bringt ber beutfc^e ©belmaun mit bem ed^t ©oetl^e'fc^en
3lu§fprud^ gum Schweigen : „Sei jtd) fange S^ber an, unb er wirb
biel JU tl^un pnben. 6r benu^e bie frieblid^e Qtxtf bie un§ gegönnt
ift; er fd^affe jtd) unb ben ©einigen einen red^tmäfeigen SSor-
tl^eil: fo wirb er bem ©angen SSort^eil bringen" 2).
5ftun folgte ba§ politifd^e ®rama „25ie 3luf geregten", mit
ben bebeutfamen SEBorten: „@in 3eber fann nur feinen eigenen
0 ^. S)ün^er, 8(u8 StnthtU 33ricfiüC(3^fel. Henriette ilnebel an ii^ren
©ruber Äarl, 3. 3anuar 1804.
2) ©oetl^e, S)er SSürgergeneral, XIV. 3luftritt.
I
©oeti^e unb bie franjöftWe SReöoIution. 23
@tanb beurtl^cilen unb tabeln. . . . Slbcr eben bc^ttjcgcn, metl
id^ ein S3ürger bin, ber e§ ju «bleiben benft, ber baS grofee
©enjic^t be§ l^öl^eren ©tanbeS im ©taat anerfennt unb ju
fd)ä^en Urfad)e l)at, bin id^ aud) unDerföl^nltd^ gegen bie Hein*
Ixdjm, neibifd^en 5He(fereien, gegen ben blinben ^afe"^).
S)aö ©tfid blieb unDöHenbet unb, wie bie genannten im
^inblicf auf bie franjöftfc^en 3«ftclnbe entftanbenen bramatifd)en
^robuftionen, beft^t e§ !aum einen anbem SBertl^ atö ben, bie
perfönlic^e 2lnfcl)auung Don ©oetl^e jum 3lu§brud ju bringen. ®er
Umftanb, bafe er feinem gfirften in ben Srfbjug gegen iJranfreic^
folgte, mobipcirte biefe Slnfd^auung nic^t. @§ ift bemerft morben,
bafe ber ©id^ter wäl^renb beöfelben bk Ueberfe^ung be§ SReinefe
gud)§ DoHenbete, unb e§ in feiner bamaligen Stimmung ergö^=
lid^ fanb, „n)ie in biefer unl^eiligen SBeltbibel baS SWenfd^en*
gefc^led^t [\ä) in feiner unge^eud)elten 2;i^ierl)eit ganj natürlich
verträgt" 2) gg^g p^l) mit feiner SBeltanjd^auung mdE)t Der«
einigen liefe, war nid^t ber iJaH eines Sl^ron^, nod) weniger ber
©turj einer ©tjnaftie. ©§ war Dielmet)r bie gewaltfame Untere
bred)ung jener orbnungSmäfeigen ©ntwidlung, bie il^m nid^t nur
bie pl)#fd^e, fonbem aud^ bie f|iftorifdE)e SBelt erflärte, ba§
preisgeben ber [gefe^mäfeigen Slutorität, bie fein §ebel beS
^ortfd)rittS war. ©al^er bie befannten SBorte:
„fjrangtl^um brängt in biefen verworrenen SEagen, wie el^malS
gutl^crti^um es getl^an, rul^ige Silbung jurürf."
Unb jene anbem:
„SlUe 3^reil^eitSa^)oftel, jte waren mir immer guwiber;
SBiHffir fud)te bod^ nur Seber am (änbe für jidt).''
©ie bamals entpfangenen ßinbrüde üerwifd)ten jtd^ nid^t
wieber. gn Dielen feiner l^rifd^en ©ebid^te, in ben Denetia*
nifd^en Epigrammen, ift il^re ©pur nad)weisbar. @S blieb ein
1) Ooetl^e, Sic STuföeteßten, Slft III, (Sccnc 1.
2) griebt. «ifd^et, i^Ietne SBeitrüöc aut Sl^araltcnfti! ©oetl^e'«. ©oetl^c
Sal^rbud^, 1883, 39.
24 ©octlftc unb bic franaöftfd^c Sflcbolution.
ßug ber 9!Kenfd)enöerQ(i^tunö jurüd, ben aud^ ©d^illcr'^ 9läl^c
nid^t mef)r enbflültifl übcriminb. SSielmel^r jetgtc ftd) biefcr,
unter anbern im ©cmetriug, bon ®oetl^c'§ polttifd)cr ®e=
jtnnung beeinflußt. Slber biefe ©ejtnnnng milbcrte unb öer^
trug jtd) in feiner l^armonifd)en, bon SebenöfüHe überftrömenben
5ftatur mit einer ttJol^toöHenben, nad)jtd)tigcn Seurtljeilung bc§
einjelnen SÄenfd^en. ®er ^efjtmiSmuö l^atte über ©oetl^c
feine ©ewcilt, aber ber ®laube an bie 5BerbefferungSfdl^tg^
feit beö ®efd)lec^teö fanb ftc^, n^enn er überl^au^t jematö
beftanben l^atte, feitbem auf ein nod^ befct)eibenere§ Sölafe bc=
fd^ränft. giterärifdt) äußerte jtdt) bie gefteigerte ©leid^gültigfctt
für ba§ Urtlö^il ber 5!fienge in bem @ntfd)Iuß, nid)tS mel^r
fd^reiben ^n n)oKen, „waö nid^t 3!JJenf d)en, bie ein großes unb
bewegtes Seben fül^ren unb gefül^rt l^aben, nid)t audt) lefen
bürften unb möd^ten"^). 6S mar ber freiwiKige 5Berjid^t auf
bie Popularität, bie, xok @d)iner eS betont l)at, feinem großen
t^reunb niemals ju Sl^eil werben follte; bie ftets toadt)fenbc
Ueberjeugung, „baß aHeS ®roße unb ©efd^eibte nur in ber
Sölinorität eJ:iftire'^ Sin eine fold^e auSermäl^lte SRinberl^eit
war bie le^te ber literärifd)en 5ßrobuftionen oon ©oetl^e, bie
pd^ mit ber franjöftfd)en SReöolution befd^äftigt, mar „©ie natür=
lid^e 2:od)ter" gerid^tet. @ie ifi als biejenige feiner ©id^tungen
begeid^net worben, in meldjer fid^ juerft bie ben pli^jtfd^en ®e^
fe^en entlel^nte Slnfd^auung ber ®inge, wie ein nac^ rücfmärtS
gemanbter gataliSmuS 23al^n bridjt^). ®aS 2)rama, meld^eS
ben erften 3:l)eil einer Srilogie bilben follte, bewegt |td) faft
lebiglid^ im ©ialog jwifd^en ^erfonen, bie feine Eigennamen
führen unb bal)er als bloße Sippen gebeutet worben jtnb, bie
il)re SWotioe unb Slbpd^ten in unflarer ©^mbolif oerliüHen. ©er
^) Jp. ©rimm, ©oetl^e an ^axl 8luguft übet ©gmont. ©octl^e, QxDaxf
algftc Söotrefung, 357. (Sdermann, ©efpräd&c mit ©oetl^e, 11. Ott 1828.
SB. ^el^n, ©ebanlcn übet ©oetl^e. ©oet^e u. baö «Publifum, 169, 173.
-) $. ©timm, ©oetl&e. ©retunbattjanaiflfte Sotlefung, 427.
©ugenie. 25
Äönig \)at Süge bcr Slct)nlid^fcit mit ßubmig XVI. '), aber bie
^anblung bc^ ©türfö berul)t nid^t auf einem l)iftorifd^en SSorgang,
Jonbern auf ben 1798 erfd^ienencn SRemoiren einer ^Betrügerin.
S)aS 3ntereffe, baS einmal auf aBeltbegebenl)eiten gerid^tet »orben
mar, Hefe jtc^ burd^ ba^ @d)idffal ber ©injelnen nid^t für ben
SBegfaH berfelben entfd)äbigen. S)urd^ bie großen @d^önf)eiten
gewonnen, priefen @d)iHer unb nod^ mel^r gid)te bie ^nnft
ber SDarfteHung, bie SlUeö ijum ©lieb eineö ibealen ©anjen
oerlläre^). gn ber anfängUd)en SSetounberung be§ ©l^epaar^
Berber fprad) bie Dppojttion gegen ©dritter ^). @in moberne§
Urt^eil; ba^ ßugenie „eine Diel Derfannte, tiefe politifd)e ®id^=
tung" nennt, bleibt bereingelt*). ©ie jeitgenöfjtfd^e ÄritÜ, an=
fang§ burd^ bie meifterl^afte ©arfteHung in Serlin geblenbet,
öerl^ielt ftd^ im ®anjen ablel^nenb ^), unb ®oetl)e, obwol^l ciuf
ba§ Urtl^eil beö ^ublifumS vorbereitet, äußerte jidE) Derle^t
barüber, ba^ felbft Sl. 3B. ©c^legel ba^ ©tücf mit feiner
Silbe ertüäl)nte^). SBie baS ^ublifum bad)te aber auc^ fjrau öon
©tael über baSfelbe. „@ie ^atte\ berid)tet ®oet^e, „eine Sluf-
fülirung fo gut »ie erjmungen. SEBa§ woHte jte aber bei ber
wenigen mimifd^en Bewegung beö @tüdf§ au§ ber \i)x oöUig
unt)erftänbHd)en SRebefüHe l^crauönefimen ? 3Kir jagte (te, bafe
id^ nid)t tüol)lgetl^an, biefen ©cgenftanb gu bel)anbeln. ®a§
a3ud^, ba§ ben ©toff baju l)ergegeben, »erbe nid)t gefd)ä^t,
unb ba^ Original ber ^elbin, bk barin figurire, nid^t
gead)tet. Sllö id^ nun fold^e 3«ftanjen fdier^l^oft abjulel^nen
§umor genug ^atte, berfe^te |te: ba§ fei eben ber fjeljler
1) Ooetl^e, 9^atürlid^c 2:od^ter, Slft I, ©ccne 6.
2) ©drillet an ^umbolbt, Stuguft 1803.
3) Ooetl^e-Sol^rbud^, 1884, 424. ß. gerbet on gean ^aut, 12. Stpril
1803. 3*. ^a^m, ^erbcr, 767.
*) ». Jpel&n, einige« über ©octl^e'S SJetS, ©oetl^e-Sol^rbud^, 1885, 218.
%x. a5if(%cr, kleine Beiträge a«^ 61&aToftcrifti! ©octl^e'S, ®octl^e*3a5tbu(3^,
1883, 17.
*) 33 raun, ©oetl^e im Urtl^eil feiner ßeitgenoffen, III, 39, 41—46; 65,
72, 79-84, 97.
c) «B. .feel^n, ©ebonlen über Ooetl^e, 120, SRotc, ©oct^e an B. S3oifferee.
26 (Sugenie.
an un§ ®cutf(J)en Tutoren, ba^ wir im§ ni^t um ba§ ^uMifum
befümmerten'' ^).
©oujcit ©octl^e. Ueber feine perfönlid)e Stellung gu bcn
©reigniffen, bte einen fo gewaltigen ©influfe auf baö ©cnten
unb 2eben Don %xan bon ©tael ausgeübt l^atten, liefe aud^
biefe ©id)tung feinen B^d'fd beftel^en. @o fagt gleid) im erftcn
3lft ber Äönig:
„SBenn ®ir bie 3Kenge . . .
Sebeutenb fd^einen mag, fo tabr id^'^ nid^t;
@ie ift bebeutenb, mel^r nod) aber ftnb'S
®ie SBenigen, gefd^affen, biefer 9Wenge,
©urdi) SBirfen, Silben, ^errfdi)en üorjuftel^n."
Unb wieber:
„£) biefe 3^it i)^^ fürc^terlid^e S^ic^^"'-
®a*5 9liebre fdi)U)iUt, bao ^ol)e fenit ftd) nieber,
2llö fönnte jeber nur am ^la^ beig anbern
SBefriebigung Derworrner 3Bünfd)e finben,
?)Zur bann ftd^ glüdlic^ fül^len, wenn nid^ts mel^r
3u unterfd^eiben wäre, wenn wir alle
SBon einem @trom t)ermifd)t bal^ingeriffen
3m Ocean un§ unbemerft verlören.
O! lafet unö wiberftel)en . . ."^).
2lud) läfet ftd) unfd^wer Dermutl^en, weld^e SBortc cd
waren, bie 5fau t)on ©tael ergriffen. ®el)örtcn bod^ mand^c
berfelben gu ben l^errlid)ften, bie ©oetl^e iemalö ju ben grauen
gefpro^en i)aU
„®er ®atte jielit fein SBeib unwiberfte^lid^
3n feinet Äreife^ abgefd^loffene 33al^n. . ."
®a§ ®ange aber blieb il^r fremb. Sl^ren einbrucf gab lool^I
am beften eine SSemerfung öon 21. 2B. @d^legel wieber, ®oetl^e bc|t|e
mel)r bramatifd)eö alö tl^eatralifd^eö Salent, unb balb erjäl^lte man
») ©oct^e, 3JnnaIcn. ©ammtltc^c 2ßer!c, (Sotta'fd^e auSgabc, 1840,
XXVII. 150, Sal^rganö 1804.
2) ©oct^e, SRatürlid^c Sod^ter, Slft I, ©cene 5.
^Jeujal^r 1804 in Söetmor. 27
|td) in SBeimar, wie pe bic ©ugcnic »un noble cnnui« genannt
unb @oett)e il^rcr Äritif mit bem Semerfen, er fei über 40 Saläre
alt, ein (Snbe öemacl)t f)abe^).
Unter fold^en Umftänben »ar e§ tt)of)l afö gfinftige S^ügung
jn betrad)ten, bafe er, am SWorgen nad) feiner SRücffel^r in (Jolge
fieftiger ©rfältnng nntüot|l geworben, einige Sage Ijinburci^ ba§
33ett nnb mel^rere SBoc^en baS 3tomer lauten mufete. Solange
freilict) bejäl^mte ^ran bon ©tael if)re Ungebnlb nid)t. Unb
ba§ nm fo weniger, al§ fte Ijörte, bafe @oetf)e, ber fte nid^t
fet)en »oHte, ben SBefnc^ be§ 5ßrofeffor SBolf an§ §alle empfing.
6§ war injwifd^en Sleujal^r geworben nnb it)r ©Ificfwunfd^ ber
folgenbe: »Schiller vous a-t-il dit que je vous boudais. Je
vous dis ce compliment de nouvelle annöe. Si je m'eta-
blissais ici, vous feriez bien de me traiter comme tout le
monde, mais pour quinze jours, n'auriez-vous pas du me les
donner sans chicaner. Venez demain me voir, je serai
seule pour me fächer sans temoin. Ne faut-il pas que
j'avoue que je suis jalouse d'un professeur, nouveau genre
de Jalousie, dont j'etudierai les sentiments«^).
©oetl^e felbft melbete @ct)iller, ba^ er %xavi öon @tael am
23. gcinuar jnm erften 3Jlal in feinem ^au^ gefeiten l^abe.
„6ö bleibt immer biefelbe ßmpfinbung", fd^rieb er giemlic^ übel
gelaunt, „fte gerirt jtd^ mit aller Slrtigfeit nod^ grob genug alö
SReifenbe gu ben ^^perboräem, beren capitale alte gidjten unb
gießen, beren ©ifen unb SBemftein jid) fo nod^ gang wol)l gu
5Ru^ unb $u^ öerwenben laffen, inbeffen nötl^igt fte einem bod^
bie alten %eppiä)t al§ ®aftgefd)enl unb bie oerrofteten SBaffen
gur SBertl^eibigung l^eröorgul^olen''^).
Sebenfallö brang oon fold^en 3flegungen beö SKifefaUenö
>) $. ©ünicx-, ©octl^c unb Äarl Stußuft, II, 461, 471.
2) ©oet^cSal^tbud^, 1884, 115. Sttou bon ©toel an ©oetl^e, 1. Sanuar
1804, 9^0. 116, 117. Unbotirtc SBiUetc, 9lo. 118—131.
») SBtiefwed^fel atotWen ©d^iriet unb ©octl^e, H, 362, ^o. 942. Sin
©c^iUcr, 23. 3anuar 1804.
28 ®i« ©ebcutunfl öon Ooetibe für Srou öon ©tael.
ntd)t§ an bie Dbcrpäd^c, benn f^au ööit ©toöl brad^te il^m
tl^re Uebcrfc^ungen ber ©cbid^tc, „bie Sraut bon ßörintl^'', ^bet
®ott «nb bie Sajabere" unb fanb balb wtcber bie redete ©tim*
mung il^m ju fagen, »je vous aime de tout mon cocur, de
tout mon caractcre, et de tout mon talent, si j'en ai«, obct
it)m Sftacine ju citircn: »Bajazct, ecoutcz, je sens que je vous
aime«. @ic bcburftc feiner, nid)t nur feinet unoergletci^Ud^en
SEBcrtl^e§ wegen, fonbem »eil er, met)r al§ jonft S^manb in
SBeimar, SSerftänbnife für bie geiftige SBelt, au§ ber ftc lam,
bereit l)atte.
®oett)e ift lüieberljolt auf baö, toa^ er ben ^Jranjofen f(t)ulbc,
jurücfgefommen. 3« ßrfermann l^at er alö ®reiö gefagt, wie
t)iel er ben ©ried^en unb il)nen Derbanfe. 3l)re Sprache war
il^m feit ben ^inberjaliren geläufig; ol^ne ©rammatrf unb ol^nc
gef)rer, wie eine gleite 5Wutterfprac^e, t)atte er fie in ben fjrant
furter Siagen, bie er in SBaf)rl^eit unb ®id)tung befd^retbt, Qt^
lernt; unb ©teilen au§ ben Sragöbien t)on SRacine feinem ®c*
bäd^tnife eingeprägt. Sluf bem Sl^eater einer franjöfifd^cn
©d^aufpielertruppe fal^ er Äomöbien t)on ©e^toud^eö, 5!RariDauj:,
Sa ßtiauffee, ben »Devin du village« öon S- 3- 9^ouffeau, ber
1759 bort gegeben würbe, ©iberof^ »Pere de famille«, bie
„^^perntneftra" öon Semierre, auc^ 6inige§ öon SKoliere.
i5a[t nod^ al§ Äinb entwarf er ein franjöftfd^eö ©d^äferfiücf;
alö ©tubent in Setpjig überfe^te er bie erfte ©cene öon @or»
neiUe »le Menteur«. ^n ©trafeburg laö er öiel %xaniö^](ii^,
unter anbern Siabelaiö. ®ie älteften feiner ©ramen maren
unter bem ©influfe franjöjifd^er 9Kufter gefd^rieben. 3n SSejug
auf ben 2lntl)eil öon 3. 3. SRouffeau auf bie ßntwidflung öon
®oet^e genügt e^ „Söertl^er'' ju nennen. „(Slaöigo" fül^rt auf
a3eaumard)ai§ jurüd. ©iberot erfd^ien i^m nid^t nur atö ber
beutfdf)e[te unter ben g^ranjofen; er ^atte nodE) anbere fünfte
ber Uebereinftimmung mit il^m ^). ^m Srief n)ed)fel mit ©dritter
1) A. Ca um 011 1, Ga>tlie et le litterature fran^aise, $rogtamm be«
ftabttfc^en ®^mnaftum§ ju granffutt a. m., 1885, 8 u. ff. gibt ^naclne« barübti.
©oetl^e unb bte fjranaofeii. 29
ncl^men bie (ärjeugniffe ber franäöjtfd^eu ßitcratur eine l^eröor-
ragenbe ©teile ein. SBi^ an ®oetl^e'§ Sebenöenbe finben jtc^
l^in unb wieber franäöjtfd) gefd)riebene Sriefe in feiner 6or=
refponbenj, obwol^l il^m ber @til ber Umgang§fprad)e feit btn
frangöjtfd)en Briefen an feine ©d^wefter mcl^r unb ntel^r ab-
l^anben gefontmen war. 2)ie Ueberfe^ung beS „5Wal^ontet" öon
3Soltaire fällt in ba^ ^af)x 1799. ©ein „Sancreb", ein ßieblingS-
ftüd öon grau Don Stael, folgte 1800. 3lm ©d^lufe be§ 3al)re§
1804 untemal)m er bie Uebertragung bon ©iberot'§ »le neveu
de Rameau«, mit 9?oten über frangöjifd)e @d)riftfteHer. ®er
©treit über bie brei @int)eiten, ®efe^ unb Sau ber franjöjtfd^en
Stragöbie berül)rte aud) if)n. befonberö infofern al^ er il^n früf)
junt Söiberfprud^ reigte ^). Slm @nbe feinet 8eben§ gab er, auf
ben ©egenftanb gurtidffommenb, fein Urtt)etl barüber in merf=
toürbigen SBorten ab. „SBünfd)en wir unö einen neuen SRacine",
fagte er 1830, „felbft mit ben fjel^lern be§ alten. ®ie SReifter^
werfe ber franjöftfdien Sül^ne bleiben SWeifterwerfe für immer.
3f)re 25arfteHung l)at mid^ felbft in jungen Salären, nod^ in
Stanffurt, l^öd^ft interefjtrt; bamals fafete ict) guerft ben ®e=
banfen, ©ramen ju fd^retben".
Unb auf 5Biftor §ugo unb beffen Sluflefinung gegen ben
Älafjtci§mu§ fibergel^enb, fitgte er l^inju: „5)ie franjöfifd^e
Station ift bie Station ber ©jrtreme, jie fennt in nid)t§ 3Ra^.
3Rit gewaltiger moralifd^er unb pl^^pfd^er Äraft auögeftattet,
fönnte ba^ franjöjifd^e 5Bolf bie SJÖelt l)eben, wenn e§ ben
(Sentralpunft gu finben bermöd)te. . . . @ö ift bie§ ba^ einzige
Sßolf auf @rben, in beffen ®efd)id^te wir bie a3artl)olomäu§nad^t
unb bte S^eier ber 5Bemunft, ben 2)efpoti§mu§ Subwig'ö XIV.
unb bie Orgien ber ©anSculotten, beinat)e in bemfelben Saläre
bie (ginnal^me t)on SÄoöIau unb bie Kapitulation oon 5ßariö
finben. ©omit mufe man fürd^ten, bafe aud^ in ber Siteratur
0 ^. ©ün^er, ©oct^c'S Slnfid^t über ha$ SEBcfen ber Srogöbic. ©oetl^e*
So^rbu«, 1881, 132.
30 @oet]^e unb bie grran^ofen.
nad^ bcm ©cfpotiömuö eincö Soilcau SÖG^n^^Pflf^it ^^^ 53er*
ipcrfung bcr ®cfc^c eintrete" ^).
Selbft ipo tiefet rege gntereffe t)on ©oetl^e für franjöjlfd^e
Singe im SBiberfprud^ mit il^ren eigenen Slnftd^ten ftd^ geltenb
mad^te, blieb e§ für ^rau t)on ©tael eine Quelle ber Anregung,
bie jte fonji DergebenS fud^te. Selbft in ©d^iller^S 5Rä^c toar
man juroeilen Derfud^t, il^r ju entgegnen:
„©u rufft lauter frembe ®ötter an,
®ie un§ nid^t l^eilig nod^ uerel^rlid^ pnb''^).
©oetl^e bagegen l^atte bie weite, intetteftueUe S^ntpatl^ie,
bie jjrembeö tt)ie 6igene§ aufnal^m unb nid^t§ öon nationalen
®egenjä^en wufete. Slber ®oetl^e tuar nid^t immer ju ^abcn,
unb felbft Äarl 2lugu[t pod)te guweilen Dergebenö an feiner Sl^ur.
„(äö tt)äre rec^t i)ixb\6)", fc^rieb ber Surft um 3Kittc ganuar,
„wenn ©u ijrau üon @tael morgen Slbenb, @d^iller'§, bie
fleine ©d^arbt etman, @eebact)'ö, bie S^gemann, ©d^lidE'ö, ßln*
jtebeln unb mid^ jum Sl^ee gu 5)ir bäteft unb un§ etwa 9lac^t8
ettt)a§ Äalteö ober aud^ nid)t§ öon biefem in ben ^alö mürfeft,
babei aber 9Kujtf mad^en liefeeft, gu xoddjtx niemanb fonft wie
S)e§toucl)e§ nöt^ig wäre, unb ^öd^ften§ noc^ Unrein wegen ber
$ßioUne. Safe mid) bod^ ein paar Seilen Slntwort wiffen''^).
®ie Slntwort war iebod) ablel^nenb, unb §rau oon ©tael mufete
fidt) unterbeffen ol^ne ©oetl^e guredt)t pnben. 35on S38eimar auS
öerfönbete Söttiger in ber SlUgemeinen ßeitung Dom 31. Sa«
nuar bem beutfd^en ^ublifum aufö feierlid^fte i^re Slnwcfenl^eit.
Safe fte bie Äunft befafe, ftd^ ben oerfcftiebenften ß^arafteren
anjupaffen, fam i^r nid)t gum wenigften bei ben fürftlic^en
') ®oct]^e*3al^rbu(^, 1886, 226-227, ämi SScfud^e eitteS ^olen M
©octl^e, 1829, 1830.
2) ©oetl^cSol^rbud^, 1883, 248, Sötte ©dritter att ©octl^c, 21. ©caembet
1803.
«) ^. 5)ün^er, ©oetl^e unb ^axl Siuguft, II, 463.
^OLxi 3luöuft. 31
^erfönlid^feiten ju Statten, bic am Sl^üringer .§of ein gemein*
[ame§ g^amilienbanb umfä)lang. B^tx^i -Äarl 3lugu[t felbft,
ber, freilid) ju ungünftiger ©tunbe, unter bem ©tnbrud ber
ßreigniffe öon 1793, ben gtanjofen jebe ©pur eines moraIifd)en
©efül^fö abgefprod^cn roiffen njoUte unb beSl^alb meinte, „ein
Seber foHe jtd^ beftreben, feinen 9lad)fommen bie größte @in=
fad^l^eit ciniuflöfeen, bie allein [tetig glurflid) mad^t. ©enn tüaS
Pft ber fogenannte unb fo t)od^ belobte SltticiömuS ber S^ranfen,
biefer Station, bei ber fonft aHeö i^onette, 35auerl^afte, ©rl^altung
unb tt)ürbige S^ortppanjung *@id)embe gänjlid) erlofd^en ift?
3)cr SJlenfd^ war nie jur Sreibl^auSpflanje beftimmt, fobalb er
biefe ßultur erl^ält, gel^t er ju ®runbe" ^).
©ie natfirlid^e Steigung Äarl Sluguffö fam öielmel)r ben
ßnglänbern entgegen; biejenigen unter il^nen, bie ber ßwfall ober il^r
Seruf nad) SBeimar fülirte, würben ftetS auf§ freunblid)[te t»on il)m
empfangen. 3lHeirt wenn e§ fxä) um einzelne ^erfonen l^anbelte,
beengten feine SJlenfd^enfenntni^ bod^ feine SSorurtl^eilc ber SRatio«
naiitöt. ©er Umgang mit gtau öon ©tael mar il^m mol^Itl^uenb
unb erfrifd)enb, unb i^re Sefudjer trafen ityx oft im SBertl^em'fd^en
^au§, alle möglid)en fragen ber Siteratur, ^I^Hofopt)ic unb
5ßoIitif mit i^r biSfutircnb. Site fte eineS SageS bic STabadf^
pfeife in SBofeenS „guife" anftö^ig fanb, erinnerte er fte an bie
@d)n)eine be§ §omer. @in anbereS 9Kal beftritt er bie SBal^r*
l^eit bcS Don \t)x mit SBörme üertl^eibigten ©a^eö : Les grandes
pensees viennent du coeur. »Monseigneur, voici la Philo-
sophie de Kant en Italien«, fd)rieb jte il^m am ©eburtStag ber
^erjogin ßuife, »le troisieme cahier est le meilleur; 11 y
a, dans les sentiments, une noblesse et une 61dvation qui
m'ont singulierement captivee, et quoique Votre Altesse
prötende qu'elle n'est pas romanesque, je ne crains pas de
lui envoyer en ce genre ce qui me plait. . . . Aujourdhui,
0 Sq. ©cl^cr, S)ic neuere beutfd^e SRattonaUiteratur, II, 382. Ävarl
5luöuft übet bie S^ottaofen, 13. ^anmx 1793.
32 ^etaogin 9[malie.
ce qui nous occupera toiis, c'esl un hommage ä la meilleure
et ä la plus noble des femmes. On me mande de Paris
quo la descente est renvoyee ä Vautorane prochaln. Voilä
un bien long billet, n'y repondez qu'ä diner, mais agr^z,
avec un intdr^t bienveillant, un hommage respectueux et
reconnaissant« ^).
3Rit ber älteren Generation, berjenigen, bie noci^ öötttg bcm
a^tjel^nten S^l^rl^unbert angel)örte unb feine unbefangenere ®c*
nufefäliigfeit ftd^ bemal^rt l^atte, war baS SBerftänbnife oJ^nel^ln
geftd)ert ^erjogin Slmalie, bors gräulein Sl^uönelbe öon
©öd^l^aufen, il^re wol^lbefannte ^ofbarne, bie feit fünfunbjwanjig
3al^ren bei ber fürftlic^en Herrin, mit il^r alt geworben unb
l^eiter geblieben mar 2), SBielanb enblid), fibertrafen ftci^ gegen*
feitig an gobeöerl^ebungen über ben gefeierten @aft. „SBarum
lommen Sie nid)t ju un^S, ein ^pi^änomen in ®eftalt öon %xan
oon ©tael Fennen ju lernen?" fd^rieb «^erjogin Umalie au ben
tt)iberfpenftigen Änebel, ber öon Ilmenau, wo er feit feiner
1797 erfolgten a3erl)eiratt)ung mit ber Äammerfängerin Siuborf
lebte, nid)t tierfiber nad^ SBeimar fommen wollte. ^@ie würbe
3^nen gewife gefallen. @ie ift öott Siebenöwürbigfeit, ol^ne
6goi§mu§, ol^ne 5Präten|tonen ; fte weife gu fd^ä^en toa^ gu
fd)ä^en ift in iebem SKenfd^en. TOan mufe jte felber fennen,
um gang anbere ^btm üon il^r gu befommen; faft alle Slbenbe
bringt |te bei mir gu." Unb in einem ^oftffriptum fügte bie
iJreunbin beS ©id)terfürften bei, waö il^r alö baö l^öd^fte 2ob
galt: „25ie ©tael l^at einen fel^r flaren fflegriff über ©oetl^e" 3).
Sm Auftrag t»on SBielanb fd^rieb Henriette ^ebel il^rem
Sruber, eö werbe il^n reuen, fo lange er lebe, je^t nid^t nad^
') L^Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Goppet
et Weimar. Madame de Stael et la Grande-Duchesse Louise, Paris, 1862;
45, Madame de Stael au Duc de Saxe- Weimar, Weimar, 1804.
2) SSricfe öon ©oetl^e'ö SKutter an ^eraogin Slnno Slmolio, Söeimar, 1885,
aSricf 1 u. SWotc 4, @. 127.
3) Stnthcl, öitcrärifd^cr SWad^Iafe, I, 208. ^etaoöln SlmoUc an ÄncM,
Söeimar, 7. Sonuot 1804.
^craogin Öuifc. 33
SBeimar ju fommen. 91I§ ber ©td^ter be§ Dbcron jte einft
befiamircn l^örte, tt)ünfd)te er jtd) ©lud baju, in feinem l^ol^en
Sllter nod^ fold) eine grau gefeiten ju l^aben^). 3wtt)eilen bat
er jte, weniger gefd^winb gu benfen unb ju fpred^en; pe*
fpafete mit il^m unb meinte mand^mal, jte tt)erbe il^m biefen
ober jenen ©ebanfen ftel^len, unb tpenn er red^t liebenötpürbig
fei, ujol^l aud) fagen Wolter fte il^n genommen l^abe^).
6ö blieb aber nod^ S^manb ju gett)innen, bie ftd^ nict)t
leidet unb unbefangen toie bie anbem gab, jtdt) niemals gelten,
gefd^tt)eige benn l)inreifeen liefe, ein gefd^ulter ßl^arafter, oon ge=
meffener SBürbe, mitten in biefer SBelt, beren l^öd^fteS ®efe^
eben bod) ba§ felbft gegebene il^rer äftl^etifd^en Sebenömeiöl^eit ober
momentanen Stimmung blieb, unb ba§ mar |)er3ogin guife öon
@ad^fen:^S38eimar. Unter ben öielen Urtf)eilen über jte ftnb befonberS
jmei bagu geeignet, 6inblidf in i^re eble, fd^mer gugänglid^e 9latur
ju gemäl^ren : ba§ eine, meil e§ üon einer grau l^errü^rt, bie ganj
üerfd^ieben oon ber ©attin Äarl Sluguft'5 mar, ba§ anbere oon
bicfem felbft. S)ie grau — ß^arlotte oon Äalb nämlid) — fd)reibt:
„^erjogin guife mar eine plaftifd)e 9latur. SSiele nal^ten il^r
mit el^rfurd^t^ooHem gutrauen. ©elbftermäl^lte Haltung, bie in
pc^ feinen SBec^fel noc^ Slffeft bulbete, bie felbft bie Älage beg
©d^merge^ ber 3llatur oerbietet — ein fold^eg 3Befen ift aud^
geredet in ber 33eurtl)eilung Slnberer, benn eö meife mol^l : mürbe
id) mein ®efe^ oerle^en, fo märe id^ mie pe! Qkt^ ebenmäßig,
unbefangen, frei mie bie 3wngfräulidt)feit, ungugänglid^ jeber
Reinlichen Slnpc^t''^).
©en 3nl^alt biefer SBorte, unter meldten pd^ mol)l ©elbft*
erfal)reneö banfbar anerfennenb birgt, oerooEftänbigt ein S3rief
') Henry Crabb Robinson, Diary, Reminiscences and Correspon-
dence, 1789—1866, I, 117.
2) Q, 2)ün^cr, Slu§ ihicbcl'S Söricfwcd^fcr mit feiner ©d^weftet ^en«
riette. ,&euriette Änebel an \i)xtn SSniber ^axl, @. 194 u. 195, 7. u. 19. So«
nuor 1804.
3)emil^ane8fe, ei^otlotte, 1879, 173.
«lennet^affett, Stau toon ©t^U lU. 3
34 ^eraogtn Suife.
Äarl auöuff ö, über [eine bamafö nod) jugenblidie ®attin 1788
an Änebel gerid^tet: „Sie ©rfd^einung ber®ore*§ ju SBeimar",
fd)reibt ber fjürft Don einer bort ^6) aufl^altenben englifdjcn
'fjamilie, „Ijatte eine ganj befonberö gute SBirfung, tt)eld)e td)
nic^t einmal gu l^offen mid^ unterftanb 9lod^ nie l^abe
id^ meine ^Jrau S^manb fo loben l^ören, unb SBenige l^aben
bie 33erbien[te meiner ^Jrau jo rein erfannt toie ßmilie.
®iefe ©nglänber werben enblid) fid)er be§ ,^erumirren§ mübe,
unb ßmilie, bie immer ©eutfd^lanb befonber^ liebte, fann in
il^ren unb meiner f^au alten Sagen t»ielleid)t mit un5 ein
SSünbnife fnüpfen, ba^ Seiben nötl^ig i[t, inbem meine %xa\x
ganj einfam in ber 3Belt lebt, ol^ne irgenb eine weiblici^e ßreatur
gu l^aben, bie i^rem fflebürfnife nad^ ^eunbfd)aft ®enüge tl^äte.
®ie «Stein unb bie Berber, mit Dielen S8erbien[ten, aber gu
n)enig ä leur aise, pnb il^r gu leidet. 3J?eine 5?rau, ba |tc
felb[t fein S^alent übt, n)eld^e§ il^r SBefen gefd)meibig erljielte,
läuft @efal)r, gu abgefd^loffen gu njerben unb gänglid^ ba^ Se*
toufetfein einer gen^iffen gieblid)feit gu berlieren, bie fo nötl^ig
gur 6j:ifteng ift. 2)a id) mid^ bem 35ienfte unfereö allgemeinen
aSaterlanbeö l)abe Derpflid^ten muffen, Fann id^ meiner %xan
nid^t immer bie ®efellfd)aft geroäl^ren, bie pe braudt|t, unb
bloßer Umgang mit SJfännem ift SBeibern nid)t guträglid^; jtc
berlieren ba§ fd^öne SBeiblid^e unb n^erben im ß^arafter ^er*
mapl^robiten, n)eld)e§ id) nie lieben^mürbig pnben fonnte" ^).
Saläre fpäter fnüpfte ^ergogin Suife benn aud^ wirflid)
ein 33anb tt)eiblic^er Si^eunbfd)aft, toie Äarl Sluguft e§ für
pe gen3Ünfd)t l)atte. 3lber nid^t mit einer Swgenbbefannten,
fonbern mit ber iJrangöpn, bie fo oiele innere unb äußere Um^
ftänbe Don il^r gu entfernen fd)ienen. ®ie ßorrefponbeng gmifd^en
i^r unb ijrau Don ©taöl l^ielt biefe^ Sanb fo lange unb fo
innig atö möglid) feft. 6ö n^ar feine conDentionelle ^l^rafc^
>) Stntbtl, «iterötlft^er Wac^lafe, l, 167, Staxl Sluguft an Änebcl,
22. Sonuot 1788.
grau ton ©tael über Söcimar. 35
fonbent tiefe, bewunbernbe 3lnerfennung, tuenn biefe ber beutfd^en
?für[tm fc^rieb: »Je vous revere comme la plus noble per-
sonne que j'ai connue et ce sentiment me suivra jusqu'ä
la mortf. Unb tt)em8e ^af)xt nad) il^rem er[ten 2lbfd)teb öon
SBeimar, al§ bie ©d^idffale üon 1806 ben [tili bemal^rten, großen
3u0 in |)eri5ogin Suife jur Sl^at ujedften, fd^rieb il^r bie ^reun*
bin im SBoHgefül^l befriebigter (ämartung au5 ber ©ditüeij:
»J'ai eu la gloire, Madame, d'avoir priedit ici ce que vous
feriez lä-bas«^).
t^erjlid^ geboten unb banfbar l^ingenommcn wie biefe Stuf*
nal^me in SBeimar blieb, begab jtd^ grau Don Stael in fflejug
auf bie SSerl^ältnifje bort ber Unabpngigfeit il)rer SÄeinung
nid^t. ©elbft im SBerfel^r mit ©oetl^e fdieute fte ben 32Biber=
jprud) fo tüenig, bafe ein $erj, welc^eö nid^t üergeffen fonnte,
bie in bie Siolle einer blofeen Seobad^terin jurüdfgetretene grau
Don (Stein il)rem ©ol^ne fd)rieb: „^ä) glaube, grau üon ©tael
l^at ®oet{)e ba§ fflebürfnife beigebrad^t, wieber etwaö gebilbetere
grauen bei jtd^ ju feigen, aU biSl^er e§ feine Umgebung mar".
Unter bem ßinbrudE langer unb t)ertraulid)er ©efpräd^e mit
il^m äußerte einmal grau t)on @ta6l: »II y a un double
Goethe, le poete et le metaphysieien. Le poäte est lui-
ra^me, Tautre est son fantome. Mais il me semble que
lui-meme a souvent peur pour son autre Soi, comme on
dit qu'il y a des visionnaires, qui se voient double. Quand
ce fantome se met devant ses yeux, Goethe, qui est lui-
meme, s'effraye, recule, se renferme en soi-meme; puisse
un genie bienfalsant le delivrer de cette funeste doublure.
Gar sans eile 11 est et il sera toujours le plus grand homme
en originalitd et en conceptions pures en Allemagne« 2).
@ine§ SageS fd^idfte er il^r feinen ©ol^n, mit ber Sitte, etmaö
in ba§ ©tammbud^ beSfelben eijijutragen. @ie nannte fold^e
») Coppet et Weimar, 93-94, 156, Madame de Stael k la Duchesse
Louise, Coppet, Oct. 1807, 26 Nov. 1809.
2) »öttifler, aKorgcnbla«, 1855, 659.
3*
36 ®«tne gcfettfd^aftli^n duftftnbe.
©ammhmgcn ©terberegifter unb tl^at e5 nid^t gem. Scniamiii
ßonftant, bcr anroefenb war, rictl^ fpottcnb jum SÄotto, baö
3Konte§qmcu bcm ®cift ber ©cfe^c Dorangcfc^t l^at. %xa\x t)on
©taäl fd)ricb: »Mon aimable enfant, je ne puis pas dire:
imitez votre pere, parceque les dons du ciel ne s'imitent
pas, mais soyez le digne heritier de la gloire de votre p§re
et souvenez-vous d'un vers d'un de vos plus celäbres poätes:
®er SRul^m tft cbicr Seelen unt»ergänglici^ @rbtl)eil".
2Baö pe am meiften in ßrftaunen fe^te, wenn pc pd^ bic
geben§gewol)nl^eiten ber berfil^mten SJlänner, bie in SBeimar
bereinigt waren, betrad^tete, ba§ war bie ßinfad^l^eit unb ®e^
nügfamfeit, mit weld)er pe pd) mit fo geringen SBefolbungcn
begnügten, unb baö obwol^l ??ran öon ©tael in 2Beimar SItteS
jo tl^euer fanb wie in ^ariö. 3n il^rem Urtl^eil über bie fonftigc
SKännerwelt begegnete pe pd) mit ®oetl^e. 6§ war ntd^ts
weniger al§ fd^meidt)ell^aft. »Ils ont tous l'air comrae s41s
n'6taient pas encore nes«, fagte pe einmal, fo im Sßorüber-
gel^en, jur 5ßringejpn üon SBeimar. „@ie bepnben pd^ alfo nod^
jenfeits ber Äinb^eit'', bemerft •Henriette Don Änebel baju,
„aud^ l)aben pe wirflid) ein l)öd)\i unfdt|ulbige^ Sluöfel^en, bafe
man il)nen immer etwa§ 5leueö fagen fönnte, wenn man Suft
l^Stte." Seffer famen bie ©amen weg, bei weld)en pe meljr Äultur
fanb. ©en gefeUfd^aftlid^en SBergnügungen entgog pe pd^ nid^t.
Slnfang^ fpeifte pe täglid^ im ©d^lofe, „wo man nid)t wufetc,
wie e§ fünftig ol^ne pe werben foHe". Slud^ ging pe auf bcn
San, „redt)t gefdimadfüoH angezogen unb tanjte red)t pbfd^, wie
pe benn SlHeS mitmacht, wa§ in bie SBelt get)ört. @ie fpielt
SBI^ift, fpielt Älaüier unb pngt fe{)r artig. ©a§ SReiterlieb aud
SEBallenfteinö Sager l^at pe fe^r gern. @ie fagt: II a toute la
gaiete et toute la mdlancolie du militairec.
(5§ gab nod) eine Seite be§ gefeUfdjaftlid^en gebend, worin
biefe§ fleine SBeimar anberen beutfd)en ©täbten, leiber nid^t
nur ben bamaligen, öorau§ war. 2luf biefer befd)ränften fflül^nc
galten bie 3J?enfd^en, nid)t roa^ pe barfteUten, fonbern voaS pc
©eine gefeUfd^oftlid^en" Suftöwbc. 37
tüaren, unb e§ war ein Slu^flufe feiner bortigen ©rfal^rungeU;
tüenn SBtelanb fagen fonnte: „S« ^^^ guten ©efeUfd^aft gilt
fein Unterfd^ieb ber @tänbe; a gentleman fann überall tele
levee gelten, unb ift in ber ©ocietftt tt)ie ein Slnberer. Unb
gentleman ift man nid^t burd) ®eburt, fonbern burd^ perfön*
lid^e eigenfd^aften. 3ft'^ ¥^ «nb ba in Seutfd^lanb anberS,
fo wollen wir wenigften^ feine Slotij baöon nel^men'' V\
Slnbrerfeit^ war e§ natürlid^, ba^ jtdi) ber an anbere 3Ser*
pltniffe gewöl)nten fremben fflefud^erin mel^r unb me^r ba§
®efül^l bemäd)tigte, pe fei in einer großen geiftigen SBerfftatt,
in weld^er nur ©oldje il^re Stelle auffüllen unb |td) l^eimifd)
finben fonnten, bie mit an bie 3lrbeit gingen. »On s'amuse
chez vous quand 11 n'y a pas de plaisirs«, meinte fte treffenb
genug, unb in immer beutlid^eren Umriffen fd^webte \i)x bie
Slufgabe, bie fte ftd^ erwäl^lt l^atte, üor. ©leid) anfangs l^atte
jte il^re in ©eutfc^lanb empfangenen ßinbrüde in bem Siagebud)
feftjul^alten begonnen, ba§ nod^ jum Sfieil e^iftirt^), tl^r aber
balb nid)t mel^r genügte. @ie fd)rieb an (Seranbo, er müf[e
il^r für einen S^eil be§ 33ud)§ über Seutfd^lanb , ba^ jte
fd)reiben woHe, l^elfen; oon 9J?etap^^fif foHe nur in foweit barin
bie Siebe fein, al§ jte mit gum SSerftänbnife beö beutfd)en ßl^a*
rafter^ gehöre. Slud^ in SEBeimar entbel^rte jte bie franjöftfdien
Sreunbe. »Ge Gamille« (Jordan), fd)lie^t ber fflrief, »est
pourtant un insigne paresseux; pas un mot de lui depuis
deux mois. II a une paresse ä la Narbonne, et cependant je
veux croire qu'il n'a de la legerete que la gräee; Nous qui
sommes solides, mon eher Gerando, nous sommes exacts«^).
1) SGBielanb, ^Briefe an ©opI^te Sa SRod^e, 223, SBeimar, 14. gc-
hxüOLX 1781.
^ Comtesse d'Haussonville, La jeunesse de Lord Byron, 122,
erttjöl^nt biefeS 2:o9ebud^ il^rer ©tojmutter.
^) Baron de Gerando, Lettres inedites et Souvenirs biographiques,
62—63, Madame de Stael ä Gerando, Weimar, 26 Fevr. 1804.
38 Knebel unb grtau t>on ®tael.
gnbeffen warb fic um ben Seiftanb i^rcr neuen beutfc^en
greunbe. Huf il^re Sitte tt)anbte pc^ Söttiger an itnebel, mit
bem 6rfud)en, ©ebaufen über beutfd)e ^oejte für fle aufju*
jeid^nen. ©r tl^at eö unb fd^rieb feinem greunb bei tteber*
fenbung be^ ^Kanuffriptö: „©er ©egenftanb ift reid^, unb id^
l^abe il^n bei weitem nid)t erfd^öpft. @o Ijabe id^ ba& Urtl^eil
über ^ilofopl^ie gang weggelaffen. Sie wiffen, tt)ie fel^r td^ bic
franjöpfdjen ©d^riftfteHer gum S^eil aud^ l^terin fd^äfee, unb
bafe id^ jte faft mel^r gelefen Ijabe, wie meine SanbSleute. SBaS
id^ über ben 3lrtifel 5Poe|te nod^ fagen follte, um mid^ über bic
aSorjüge ber beutfd)en Senbengen gang üerftänblid^ gu madE)en,
ift, bafe bie frangöftfd^e ^oefie weit mel^r rl^etorifd^ atö bilbenb
ift, unb bafe bk^ le^tere bie ©eutfd)en gu erftreben fuc^tcn.
3tt)ifd)en fpred^en unb fd)affen ober ergeugen, ift aber ber Unter*
fc^ieb unenblid). 25od) meinen Sie \a nid^t, ba^ iä) bic
3)eutfd)en aUgufel^r f)erau^rü]ö»ten will. 6^ fel^lt if)neu aUgufcl^r
an ®efd)mad, unb l^ier ^t grau öon @tael nur gar gu red)t.
Les Allemands manquent de goüt presque generalement.
©aiS ift leiber ber gaU bei unfern größeren ©id^tem, bencn
ein gewiffer Saft fel^lt, ben man ntel^r auö bem Umgang unb
ber 2öelt al§ au§ ber Setrad)tung nimmt, ©ie neuefte „eugenie''
mag fogar l)iergu ein Heiner Seif^)iel liefern. SBielanb nel^mc
id^ inbeffen auö. ©eine gel^ler ftnb ]^öd)ften§ nur Don einem
Diel probucirenben ©eifte. ©eine „©ialogen", bie er neulid^ an
feinet @ol^ne^ SRoman l^ingepngt f)at, ftnb mir ein Sluöbunb
Don geinl^eit unb ©efd^mad'' ^). /
5rau Don ©tael war über biefeö wenigften^ fc^riftlid^e
©ntgegenfommen Änebel'^ fel^r erfreut; „man möd)te il^r nur
baö befte geben", fc^rieb Henriette an ben Sruber gurüd, „benn
il^re Slrt, e§ aufgunel^men, ift gar gu liebenöwürbig'' 2).
') itnebel, ßttcr5rifd^er ««ad^Iafe, III, 65, Knebel an »öttiflet, 3. 8rcbtw
1804.
2) $. S)ün^er, 2(uS i^nebers SBricfmed^fcI, 197, Jpenriettc Stnthtl an
i^rcn SBrubcr Stavl, 4. gebr. 1803.
äBielanb unb gftau t)on @toeI. 39
25ie Swfttott^wng Don Stau öon @tael loar aud) l)tcr eine
bebingte. 31I§ i{)r öon anberer Seite gefagt ipurbe, bafe SBielanb'ö
Salent in feiner 8lrt bem franäöjtfd^en SBefen am meiften öemanbt
fei, eTOiberte pe, gerabe beStoegen Dermoge |te il^n nid^t fo l^od^ ju
ftetlen: ein ©eutfd^er fönne nid^t beutfd^ genug fein^). SBorin
übrigeng ber SBerfaffer be§ Slgatl^on unb SKufarion felbft niii^t
anberö bad)te al§ pe, benn er fprid^t einmal öom läd^erlid^en
SBal^n ber ^rangofen, alö fei er »le Voltaire de TAllemagne«,
einem SBal^n, bem er e5 ju banlen l^abe, im Dftober 1806 öon
i^nen nid^t ge^)Iünbert morben gu fein 2).
Sind) üerl^el^lte pd^ %xaxi öon Stael nid)t, wie üiel il^r
felbft gu tl^un übrig blieb, big eö gelingen fonnte, in biefen
beutfd^en ®eift etngubringen, mit weldiem pe ein um fo Doli:»
ftänbigereö aSerftänbnife erftrebte, „al§ er Ja fein SBerleugnen
beg eigenen SBaterlanbeg, feine Emigration, bie nod) niemals
geglüdft ift'\ öon il^r begel^rte^).
Um biefe^SW ju erreid^en, arbeitete pe „mit üoHer Äraft",
ging feiten mel)r gur Safel in§ @dt)lofe, fonbern gab Heine
3)inerg bei pd); pe fud^te aud) burc^ 3u^ülfenal)me eineg in
SBeimar anmefenben gremben gleid)fam mie eine S3rüdfe gmifd^en
ber pe je^t umgebenben unb il^rer bigl^erigen geiftigen SBelt gu
fd)lagen. ©iefer ^Jrembe xoax ein fel)r talentöoHer, aud^ öon
@oetl)e t)od^gejd^ä^ter junger ©nglänber, ^enr^ ßrabb Slobinfon,
ber gu feiner Sluöbilbung inö Si^üringer Sanb gefommen voax,
unb balb barauf alö SEimeöcorrefponbent nad^ Spanien ging*).
Sl^m fdirieb nun fflöttiger ©nbe Sanuar, ^rau oon @taäl,
0 Henry Crabb Robinson, Diary, Reminiscences and Correspön-
dence, I, 117.
2) Söicionb, SluSttjol^l bcnfttjürbtgcr «riefe, 133.
3) m. 3§Iet, «riefe ou8 bem SWod^laS öon ^. be SSitterS, 296, Ma-
dame de Stael ä Villers, Weimar, 28 D6c. 1803.
*) aSriefmed^fel atoifd^en ©oetl^e unb StntUl, I, 329 unb «riefe ton ©oetl^e
an äclter, V, 280.
40 $ettt^ C^rabb SÜobinfon übet fie.
eifrig mit flnfertigung einer Ueberfe^ung Don ©dieüing^ö Seftl^ettt
befci^äftigt, bie i^r rounberbar ju gelingen fd^eine, »unfeine beS
$erm 3flobin[on Sefanntfd)att ju mad)cn unb bitte i^n ju Sijd^.
8lu(i^ werbe er pe fel)r öetpflici^ten, wenn er einige Hnjtc^ten fibcr
©c^ßing'^ ©Aftern, ^auö ber pl)ilofop^ifc^en in bie SSerjianbe^
weit fibertragen'', ju ^Papier bringen woHe. 3liobin|on, obwol^I
fibergeugt, bafe fein ©a^ t)on il^m über beutjd^e ^l^ilofopl^ie öor
berufenen SKici^tem befielen fönne, meinte bod), einer franjöjlfd^eri
®ame, unb fei e^ auä) grau öon ©tael, Don einigem SRu^en in
foId)en Singen fein gu fönnen, öerfprad^, waö jte wunfd^te, unb
machte il)r feine Slufwartung. ©ie empfing xl)n naci) frangöjtfd^er
©itte, dccorously wie er fagt, im S3ett, wo er fte mit ©einreiben
befd)äftigt, bie 5Rad)t^aube auf bem Äopf fanb. ©ie bel^ielt
xijn in lebl^aftem ®ef^)räcl) biö $Rad)mittag unb lub il^n öon
ba an öftere gu Sifd). @ewöf)nlic^ war bei fold^en ®elegcm
l^eiten neben ber $au§frau nur eine 2)ame, ba§ erfte 5KaI
grau öon Äalb, anwefenb. 6in anbereö SSlal tarn Äarl Slugufl,
bem fie Siobinfon mit ben SBorten öorfteHte: »J'ai voulu con-
naitre la philosopliie allcmande; j'ai frappe ä la porte de
tout Ie monde, Robinson scul Ta ouverte«.
35er junge ©nglänber war üor SlUem barauf bebad^t, il^r
ba^ SBerftänbni^ ©oetl^e'^ gu üermitteln, beurt^eilte jte aber
balb ate niä)t bagu befäl^igt, ben ®runb feiner Ueberlegenl^eit
jtd) flar gu mad)en; nur burd) ©qmpatl^ie l^abe pe bie aUge^'
meine S3ewunberung für il^n (td) biiS gu einem gewiffen @rab
angeeignet, niemaliS aber ben SEBi^ ber feinften feiner Epigramme,
wie g. S. beö folgenben erfannt:
„SlUe neun, pe winlten mir oft, id^ meine bie 9Jlufen;
®od) id) ad)tef e^ nidjt, f)atte ba§ 3J?äbd)en im ©c^ofe.
9lun öerlie^ id) mein Siebd)en; mid) f)aben bie SKufen üerlaffen,
Unb id) fc^ielte verwirrt, fud)te nad) ÜReffer unb ©tridf.
®od^ öon ®öttern ift üoU ber Dl^ntp; t>\x famft, mic^ gu retten,
Sangeweile! 2)u bift 3Kutter ber 9Wufen gegrüßt."
gol&attncS öon aKfiHcr in Söcimor. 41
ai§ xlix aüobinfon bc^l^alb freimüt^ig fagte, fte l)öbe
©oetl^e nicl)t öcrftanben unb tucrbe il^n md)t öcrftcl^en, büßten
il^re Slugen, unb mit einer fä)önen, \i)x eiQentpmlid)en Slrm«
bemegung unb empl)atifd^em 3:on fagte fte: „?!Kein ^txv, id^
öerftel^e 3lHe§; »aö uerftanben 311 tüerben öerbient; n)a§ id)
nid^t Derftel^e, i[t nid)t^." ©er junge 3Jlann üerneigte ftd) tief.
6^ n^ar bei Stifd^, unb nad)bem man gefpeift l)atte, ging grau
Don ©tael auf il^n ju, reichte il^m bie §anb unb fagte freunb^
lid): „^ä) tt)ar einen Slugenblidf ärgerlid^, aber ba§ ift Dorüber".
6in anbenual citirte er il^r bie fd^öne @teHe au§ Äant: „6§
gibt jwei Singe, bie, je länger id^ pe betrad^te, meinen ©eift
mit immer fteigenber Setüunberung erfüllen : ber Sternenhimmel
über mir unb ba§ ©ittengefe^ in meinem gnnern". @ie fprang
auf unb rief: „9ld), tpie fdt)ön ift ba^!'' 211^ jebod^ Siobinfon
nad^ Solaren bie ©teile in il^rem fflud^ überfe^t laö, fanb er
ju feinem @d)re(Jen, bafe jte mit ben SBorten eingeleitet wax:
»Pour les Coeurs sensibles, etc.«
33ei einer anbern ©elegenl^eit la^ fie tl^m, Söttiger unb
einigen anbern ®äften it)re Ueberfe^ung ber „Sraut öon 60=
rintV\ öon |)erber, nebenbei bemerft, ftet^ al§ „biefeS fd^eu6=^
lid^e ®ebid)t" erwähnt, t»or. @ie lobten 3llle il^re SSerfe, nur dio^
binfon fdt)tt)ieg unb fagte erft auf Sefragen, pe l^abe bie Pointe
n)ol)l nidt)t bemerlt, unb folglid^ aud^ nidt)t überfe^t, worauf pe
ju ben Uebrigen getoenbet meinte: »Vous tous m'avez louec
— Robinson seul m'a corrigee«. @ie biSfutirte lange mit
i^m über Sd^eHing'g SSegeid^nung ber Slrd)iteftur al§ „öerftei=
nerter SWupf " , beöor pe ben Sluöbrudf gelten liefe, ben pe fpöter
lobenb t)eröorl)ob.
3lm 22. Januar lam, auf bem 2Beg nad^ Serlin, gol^^nneö
Don 3!Küller nad^ SBeimar. grau Don @tael begrüßte il^n al§
einen alten SSefannten, beffen aufeerorbentlic^e ®abeu il)re S3e=
munberung crioecften. Später, nad^ feinem Uebergang gu S)?a=
poleon, l)at pe über bm ^Kenfd^en mit einer bei il^r feltenen
42 Scttjornm Sonftant in SGßeimar.
Strenge geurtl^eilt 0- 8lm 17. ober 19. 3Kär3 rooJ)nk er, Don
aSerlin gurüdfgefel^rt, einer ber erften SSorfteEungen be§ Seil auf
ber SJSeimarer Sül^ne bei. 2ll§ bie ©teile fam, wo @tauffad)er
ben 3Korb Don Äönig Sllbred^t berid^tet, opplaubirte [türmifd^
ba§ gange $au§; gegen bie Soge, wo ber grofee $i[toriIer 5pia^
genommen l^atte, getoenbet.
Slm 1 Puüiofe, 20. ganuar, war faft gleidigeitig mit il^m
Senjamin 6on[tant in SBeimar eingetroffen, wo am näd^ften
3lbenb ©oetl^e'^ ßlauigo über bie Sretter ging. 2lm Jag nad)
feiner Slnfunft fal^ er ©oetl^e unb J:)erjeid)net ben ßinbrudf in
fein Sagebud): „ijeinl^eit, @elbftgefül)l, biö jum Sd^merj ge^
fteigerte p^l^jtfc^e SReijbarfeit, l^erüorragenber SBerftanb, fd)öner
SBlicf, etwa^ verfallene 300^ — figure un peu degradee — ,
ba§ ift fein Silb.'' ®ann, etwa^ f^)äter: „3Kit ©oet^e gefpeift.
'^ä) fül^le, bafe ein S^cinjofe, ber im eigenen ganb nid^t Sllle^
gutl^eifeen fann, mit g^remben nie unbefangen ift. @o gel^t e§
mir mit ®oetl^e. SBie fd)abe, ba^ bie beutfd)e, m^ftifd^e 5pi^ilo*
fopl)ie xi)n ergriffen l)at. @r befannte mir, ber ®runb biefer
^pi^ilofopl^ie fei ber @pinoji§muö. ?!K^ftifer wie ©d^eUing ^aben
benn aud^ wirflidt) einen ]^of)en fflegriff von ©pinoga. Slber
warum benn religiöfe 3been unb üor 3lllem ben Äatl^olici^muS
bamit üerbinben wollen? @ie fagen, eö gefd^el^e be^l^alb, weil
ber Äat^olici§mu§ poetifd)er fei. Unb ©oetl^e fagt: „Sieber
foH ber Äatl^olici§mu§ mir @d^aben bringen, al§ bafe id) feiner
gu ©unften meiner ^robuFtionen entbel^ren mü^te". Unb toieber:
„©oetl^e ift Doli aSerftanb, Siefe, SBi^, neuer ©ebanfen. Mais
c'est le moins bon homme que je connaisse«. Ueber ben
^auft, ber nur al§ g^ragment ju feiner Äenntni^ fommen !onnte,
fällt er ba§ erftaunlid)e Urtl^eil: „3d^ ^abe il^n wieber gelefen.
6^ ift ein Spott auf baö ü)ienfdt)engefd^led)t unb alle Seute ber
SBiffenfd)aft. ©ie ©eutfd)en finben wunberbar tief finnige Singe
barin, unb id^ finbe, bafe er weniger wertl^ ift al§ ßanbibe;
') MadamedeStaeljDe rAUemagne, 2de partie, Chap. XXIX, ©d^lufe.
©ein Uttl^eil über C^oetl^e. 43
gerate fo unmoralifd^, ßbe unb bürr, unb nid^t »eniger Ieid^t=
fertig, mit nid^t fo t)iel treffenbem SBi^ unb me^r fc^leä)tem
®efc^mad\
„@ö ift öiel Sijarrerie in feinem SBerftanb'', l^eifet e§ ein
anbereö SSJlal über ©oetl^e, unb bann folgt eine Slüge, äl^nlid)
berjenigen öon grau üon ©tael über bie ßugenie: „Sonber^
bare^ ©qftem, baö ^ßublifum für nid^tö gi^ jäl^len unb bei jebem
gel^ler eineö ©tüdfeö ju wieberl^olen, eö merbe f\ä) fd)on baran
gemöl^nen". 33on SESielanb l^ei^t e§: „Svangöfifdöer @eift, falt
tt)ie ein ^l^ilofopl^, unb Püd)tig wie ein 5Poet, lieben^mürbig,
aber fel^r ungläubig". ®a^ grofee ©reigniß be^ Sageö in 2Bei=
mar, ben SieU, befpri(i)t S3enj|amin ßonftant eingel^enb; feine
3lner!ennung aber befd^ränfte jtd^ auf bie Hauptfigur be^ @tüd^.
@dt)iner erfd^ien it)m aU ber ®id)ter im au^fc^Iiefelid^en, eigent=
lid^en @inn beö 338orteö. ©ie „Sutfe" üon 2So^ prie§ er if)rer
wunberbaren @infac^{)eit töegen. Äo^ebue'ö „§uf|tten" wirb
»une piece detestable« genannt. SJlit grau üon ©tael in
ber SitelroEe la§ er bei ©oetl^e in ber 5ß^äbra Don SRacine ben
^ippol^t. ©ein Sntereffe jebod) gilt üor SlHem ber SBeiter^^
füljrung beö SBer!eö über bie ^Religionen, ba§ wdl^renb biefe§
Slufentl^altö eine faft gänjlid^e Umarbeitung feineö bereite üoH^
enbeten erften Sl^eil^ erful^r. ®abei war er üornel^mlidt) burd)
^erbefg Sd^riften unb ä^nlid^e Slrbeiten beö geleierten Sßiel*
fd^reiberö SReinerö beeinflußt, ^erber'ö Softem nennt Senjamin
ßonftant „milb unb begeifternb, aber nidt)t pojttiD genug", ©eö
3!)eutfd)en Sluffaffung öom Urfprung unb gortfd)ritt beö 6l)riften*
tl^umö wirb im ®egenfa^ gum „abfurben S3ud)" üon 6^ateau=
brianb gelobt, ©einen bamaligen ©tanbpunft bcjeidtinet ßonftant
mit ben SBorten, eine glüdflidje Unterfd^eibung trenne baö reli=
güJfe ®efül)l t)on ben pofttiöen Sieligionen. ©iefe Unterfdieibung
bewal^re öor brutalem SltJ^ei^mnö unb rette jugleid^ ben SSegriff
ber greil^eit. ©er bogmatifc^e Unglaube fei ber geinb aUe§
©d^önen, aUeg greien. 35ie SSemerfung öon Berber, eine buc^=^
ftäblid^ genommene 9ieligion fei ein ®ing ber Unmöglid)feit;
44 ^^in CHttbrud Dun ^eutfd^Ionb.
alle^ fei je nad^ 3^'^ unb Uniftänben gut ober öemerflid), foUtc
gur 3tid)tfdönur bienen. 9Jfit So^amieö öon SKüHer l^attc er
eine S)iöfufjton „über bie iutcreffante fjrage ber ©rfdjaffung
ober 9?id)terfd)atfimg ber SJSelt. 3^ ^tad) bem fte entfd^iebcn
toirb, ergibt fid) eine biametral entflegengefe^te ©ntroicfhmg bt^
3Kenfd)enflefd)led)fö. 3fßurbc e^ erfd)affen, bann S)eterioratton ;
n^urbe e§ nid)t crfd^affen, Slmelioration''.
SBie [tet^, wenn er in ©eutfd^Ianb toar, reagirte er gegen
ba^ franjöftfd)e SBefen, loeldie^ nnn einmal bic ©ffeft^afd^erei
nid)t anfgeben fönne, loal^rcnb beutfd)e @d)riftftener, „felbft
fed)fter Älafje", immer nod) oer^ältnifemäBig fe^r nnterrid)tet
nnb liberaler in il^ren 3been alö alle gläubigen Sranjofen unb
jieben 5ld)tcl ber übrigen feien. @in Slrtüel be§ Mercure über
©oetl^e oeranlafete if)n i;um Sln-^ruf: „S)iefe Sente wären t)er*
rüdt, loüfete man nid)t, bafe pe ©pipnben ftnb. 3^ nä^er
id) bem S^i^puntt meiner SRüdffel^r nad) ^ranfreid^ fomme, um
fo n)ol)Itl^uenber mirft bie gefnnbe üBernnnft, bie SRul^e ber
®entfd)en, and) ber nid)t geleierten, aii\ midj, JJad^ bem Slb^
fd)ieb oom gaftlid^en SBeimar werbe id^ ba§ 3Bol)ln)onen, weld^eS
mir gum SSebürfni^ geworben ift, nid^t me^r finben, bie Un-
parteilid)feit nnb bie fiiebe gnr SJBa^rl^eit oermiffen, bie mir in
®entfd)lanb fo angenel^m unb nü^lid) waren'' ^). Obwol^l Sen«
jamin ßonftant öortreffUd) beutfd^ fprad), nnb grau öon @taöl
il)m bie 2Bege jum intimen Serfel^r mit ben Serütimtl^eiten öon
Söeimar geebnet I)atte, ging feine Slnwefenl^eit bort jiemltdf)
unbemerft vorüber. 9lur (Soet^c gebenft feiner anerfennenb in ben
5lnnalen. @^ fel^lte ßonftant eben aud) l)ier an ber warmen ©Qm^
patl)ie, bie bei ber grau für ba^ geringere SSerftänbni^ beutfdt)er
SBerl^ältniffe unb Si^een entfd^äbigte. ©agegen würbe bcmerft,
bafe wäl)renb fie il^n bei feinem Vornamen nannte unb etwa
wie einen jüngeren Sniber bel^anbelte, er ftetis? im el^rerbietigften
') Benjamin Constant, Journal intime, Revue internationale,
10 Janvier 1887, 91—96, 98, 100, 102, 103, 106.
grou öon ^tael über bic beutft^cn grauen. 45
Son i^u il^r fprad), obwol)! er Ijäufig anberer Slnjtd^t war afö
fte, unb feine (Gelegenheit; e§ gu fagen, t»orübergel^en lie^^).
SBeimar l^atte übrigen^ ben guten @efd)mad, ol)ne tt)eitem
Kommentar 33eiiel^ungen l)injune]^men, \nx tt)eld)e bie bamaligen
beutfd)en SBerpItniffe e§ jur 3Jitlbe vorbereiteten, ©a loaren,
anberer ^erfönlid^feiten unb ber Sage im ^au§ t»on ®oetl)e
gar nid^t ju gebenfen, 6l)arlotte t)on Äalb unb Caroline öon
SBoIjogen, feit 1794 gefd^iebene grau öon SBeulwi^, aber nod)
in bemfelben ^ai)x mit il)rem SBetter »iebertierl^eiratfiet, tt)ä]^renb
im naiven Sena eine anbere ßaroline, ber begabtefte Äopf ber
flafjtfd)en 3^Wf ^i^ „©reimännerfrau" ber 3tomantif, jtd) menig
3Konate früher t)on il)rem gtt)eiten ®atten, Sluguft SBiIl)eIm
@d)legel lo^gefagt l^atte, um Sd^eDing'S gi^au gu tt)erben, inbefe
griebrid) ©d^legel bie üorbereitenben ©d^ritte if)at, um mit
©orotl^ea 3Renbel§fol^n, %xa]x be^ 33anquier§ SBeit, in bie (gl)e
ju treten. 2lngejtd)t§ fold)er 3Serl)ältni[fe tt)ar ^rau t)on Stael
biejenige, bie ftd) tt)unberte, al§ jte faf), ba^ man ®atten taufd)te,
ate ob e§ jtd^ um blofee 3toifd)enfäne eine§ erbid^teten ©ramaö
l^anble. @ie [taunte mit äied^t über biefe eigentpmlid^e grauen^
weit, ,,jugleid^ leidötjtnnig unb fentimental, bi§ jur Unnatur
ej:altirt, nid^t aufrid^tig unb bod) nid^t falfd), an weld^er bie
SBirflid^feit wie eine blo^e ^anta^magorie öorfiberjog, wäl^renb
eine ben 3Jiännern wie ben Stauen eigentl)ümlid)e ®utmütl)ig=
feit biefen rafd^en Trennungen ieglid)e SBitterfeit nal^m. . . .
S)enn bie ©eutfd^en l^aben mel^r ©inbilbung^fraft al§ wal)re
ßeibenfd)aft, weswegen bie fonberbarften ©inge ftd^ mit ber
größten dtui)t unter il^nen oongiel^en'' ^^^
Unter biefen 3Beimarer S)amen war @d)iUer'§ @d)Wägerin
unb fpätere SSiograp^in, ßaroline oon SBoIjogen; fd)on 1802
eine§ beutfd^en ©rjiel^er^ wegen in fd^riftlid^em SSerfel^r mit grau
0 Henry Crabb Robinson, Diary, Reminiscences and Letters, I,
116, 118-119.
-) Madame de Stael, De TAllemagne, l^re partie, Chap. III, Les
Feinmes.
46 dl&atlottc öon ©dritter an Söitl^elm öon ©olaogen.
öon @tael geftanben, bic burd) SB. Don ^umbolbt ober aSrlncfmann
ber 33erfaf[ertn bc§ JRomanö „Signet öon Sitten'' Ijatte ttJtfjen
laffen, biefe§ fei \>aß erfte beutfd)e S3ud) gewefen, »eld^eS jte im
Original gelefen, unb ba^jenige, toa^x^x naä) SBertl^er ben
größten ©enufe bereitet l^abe^). (Sin Sob, tt)eld)e§ übrigen^ mit
ber beutfd^en Äritif übereinftimmte, bie belanntUd) burd^ ben
5Ulunb ber SSrüber Sd^legel ben 1798 anonym erfd)ieneiten
JRoman ©oetl^e äufd^rieb. §err unb S^rau t)on SBoljogen maren
t)on SBeimar abmefenb aU iJrau t)on ©tael bort eintraf, unb
tt)ä^renb biefer B^xt rid^tete Sötte @d)iner einen SSrief an if)ren
©d^toager, ber il^m Jene SSBintertage üon 1804 [d^ilbert. „SBir
ftnb", fd)reibt fte, „in einer ewigen Spannung be§ ®eifte§;
tt)äl)renb unfere ®emütl)er Keber gum [tiUeren 9lad)benfen ge=
neigt mären, muffen mir auf ber @pi^e ftefien unb SBi^ unb
@(^arfftnn aufbieten, um ber mi^ig belebten ©tael bie @pi^c
ju bieten. @ie ift in emiger S3emegung unb mitt 8llle§ miffen,
2ine§ fel)en unb prüfen. S3ei biefcm (Srnft in i^rem ©eifte f)at ftc
bod) ba§ fuperftcielle SBefen ber grangofen, unb id) möd)te f agen,
beinal)e eine ^xtdj^txt in if)ren Urtfieilen, bie unö S)eutfd)en,
bie Heber Sitten gum aSeften legen möci^ten, gumeilen anftöfet,
aber bei il^r auö feiner fd^Hmmen Ouelle fommt unb auS einer
eblen Siebe jur SBal^rlieit entfpringt. Slber in ber ©ocietät ift
bod^ ba^ äiunbe millfommener al§ ba^ @pi^e unb immer auf
ber Sauer fein muffen, bie fd^einbaren SSlöfeen äujubedfen, ift
angreifenb. . . . S3ei ber @tael l^ört man Mt^ nid)t ungern,
meil fte eine fd)öne ©prad^e l^at unb fein unbebeutenbeS SSBort
fagt. 3lber ba^ SRaifonniren über bie beutfd)en Äunftmerfe,
über bie SReiftermerfe ber grangofen, über if)re ©inl^eit beö
Drte§ u. f. m. unb i^ren peuple, mürbe mir in $ariö felbft
unb t)on leeren, unbebeutenben SRenfd^en äufeerft fatal fein. ®ie
33olubiHtät ber ßunge ift unbefd^reibttd). ^umbolbt ift gar
nid^tö gegen bie 6ta6l, unb ber fann mand^mal bod) red^t
») Caroline öon SBoIaogcn, SitcrötiWcr Sla^lafe, II, 277.
(Sf)axlotti öon ©dritter an SBUl^elm öon ©olaogen. 47
fd^WQ^cu. Sie fd^reibt über it)te JReife, über 35cut[d^lanb, fiber
bie ^l^ilofopl^ie, bte jtc fel^r bcfd^dftigt, über bte beutfd)e ßite=
ratur überl)aupt ein gro&eö SBerl 3m Calais (bei ^er*
jogin Slmalie) ift bie @tael aud^ oft, aber bort betet |te bie
®öd)f)aufen am meiften an; Söttiger mad)t orbentlid^ ben petit-
maitre unb ift jum Sobtlad^en, tt)enn er franjöpfd^ fprid^t.
©afe wir biefen verlieren, ol^ne ia^ xf)n ber Stob fällt, ift ein
guteö evenement; er fommt nad^ ©reiben gu ben ^agen.
®oet^e war tt)of)l brei SBod^en IranI, ba mußten @d)iner unb
SSßielanb allein bie ©l^re ber ©elel^rten retten; bann war aber
@d)iner aud) beinal^e elf Stage frani; ie^t ift er wieber beffer
unb wirb jum ®eburt§tag auSgel^en" ^). ©iefer Srief ift Dom
28. 3^nuar; einige Sage früfier l^atte ©oetl^e grau öon
@tael jum erften Wal in feinem ^aufe bewirtl)et, unb
würbe fpäter aud^ il^r ®aft, obwohl er, immer nod) ®d)onung
bebürfenb, alle fonftigen 6inlabungen ablel^nte unb fid) auf
einen fleinen Ärei§ befc^ränfte. Sei einer fold)en ©elegenl^eit
fd)rieb fte an @d)iller: :& Goethe s'est engag6 ä venir vendredi
chez moi ä sept heurs pour y souper; si vous vouliez
honorer de votre presence ce souper tout-ä-fait intime —
ne me refusez pas, vous qui etes aussi simple dans vos
manieres qu'illustre par votre gänie, — 11 n'y aura que
Goethe, vous, Benjamin Constant et moi — vous viendrez
Sans toilette, n'est-ce pas, et (auf ein ®efpräd) mit il^m an-
fpielenb) vous rendrez heureux tous mes moi, Tempyrique,
Tabsolu, etc.« 2). allein ©d^iller, mel^r unb mel^r öon feinem
SBerf abforbirt unb burd) ba^ Serliner Sweater wegen 2luf*
fü^rung be§ „Stell" an einen beftimmten itermin gebunben,
war ermübet unb abgefpannt, unb »erlangte nad) Siul^e. S)iefe
aber war bei %xa\x öon @tael nidjt ju finben. 2lfö bei einem
') eatoUnc bon SBoIaogcn, Öltcrätifd^ct ^aä^lai, II, 217. Sottc
(Bä^iUtt an 2ö. ö. SöoIaoQcn, Sßcimat, 28. Sonuor 1804.
2) Ulrid^S, »riefe an ©d^iUer, grau bon eta'el on ©«iUer, 20. gebruar
1804.
48 Sftcaltiou in ber ©timmung öcgcn grou bon ©toel.
berartigen Swfammenfein mit xi)x Don feinem 5ßrojeIt eincö
©tüdeö auö ber nieberlänbifd^en ®efd)td)te bie SRebe war, l^alf
if)m il)r gegenüber bie ©rol^ung nic^t, er tüoHe e§ lieber nid^t
fd)reiben aU im SBorauö nennen, ©ie brad^te il^n bod^ jum
®e[tänbnife, e§ foHe „^Uiargaretl^a" fieifeen" ^).
Unter fold^en Umftänben gef^al^ »aö unt»ermeiblid) mar.
@ie fanb, bafe biefe ©eutfd^en, aud) bie größten unter il^nen,
2lUe§ wiHig anerfannten, n)orin jte il^nen überlegen tt)ar: bie
SSertrautl^eit mit großen 3Serf)äItniffen unb @taat§aftionen, bie
t)on mitburd^Iebten politifd^en kämpfen gefd^ärfte Seobad^tung
ber 3»enfd)en, il^rer SRotiöe unb Seibenfd^aften für bie unmittelbare
S]^eilnal)me an ©ramen, tragifd)er nod^ al^ jene, meldte il^re
fünftlerifc^e 5ßl)antafte ftd) fonftruirte, @oId)e SBorjüge fdt)ä^ten
jte um fo f)öl^er, alö fte ben Sftangel berfelben für ba§ eigene
©diaffen peinlid^ genug empfanben. SBielanb, öon Srau öon
©tael aufgeforbert, bie neuefte ß^itgefd^id^te jum ©egenftanb
feiner 35arfteHung gu machen, entgegnete mit einem @Iaubenö=
befenntnife über bie Dl)nmad^t aller @d)riftftellerei, 'menn e§
barauf anfomme, 3tegenten unb @taatenfd^idffale ju beeinpuffen:
er tt)älie fein dtah, tt)eil il^n ber SRü^iggang tobten würbe; auf
SBirfung red^ne er nidit^).
©a§ aSebürfnife, einmal frembeö großes Sireiben gu fet)en,
trieb @d)iller im ©ommer 1804 nad) SSerlin, „benn", fagt er,
„meine Slrbeiten foHen auf eine größere SBelt »irfen, unb id^
fel^e mid) in fo engen, Meinen SBerpltniffen, ba^ e§ ein 3Bunber
ift, mie id) nur einigermaßen etwas leiften fann, ba§ für bie
größere SBelt ift"^). (S§ mar biefelbe ©mpfinbung, bie i^n
tt)ät)renb beS 6ntftel)en§ ber 3Ballenftein=2:rilogie tieranlaßt l)atte,
an ©oetl^e ju fd)reiben, „er öerliere unfäglid^e Äraft unb S^it
0 st, S(. S3öttigcr, öitcrärifd^c Suftänbc unb gcUgenoffen, 11,251, S«ote.
2) ebcnbafclbft, I, 203.
3) aaroUnc öon Söolaogcn, Öitctärifd^er dla^lai, I, 421. ©d^iHcr
an Söolaogcn, 16. Sunt 1804.
©rüiibc bofür. 49
bic ©d^ranfen feiner jitfättigen Sage gu übeminben unb eigene
SBerfjeuge jtd^ ^uguberelten, um einen il^m fo fremben ®egen*
ftanb alö bic lebenbige unb befonberS bic pontifd)e SBelt ju
ergreifen"^).
SRifemutl^ig würben er unb fein grofeer greunb erft bann,
al§ ^rau öon @tael t)on il^nen verlangte, tt)a§ fte il^r nid)t geben
fonnten: bie SBermittlung if)rer eigenen t>oetifd)en SBelt unb eineö
inteUeltuellen Suftanbeö, t)on bem fte »ufeten, t>a^ il^r ad^
5Borbebingungen jum watiren SBerftanbnife be§felben fef)lten, unb
bafe er ftd^ and) ber genialften 2)it)ination§gabe nid^t plö^lid)
unb unvorbereitet erfd^llefeen lonnte. Slu§ biefem Äonflif t gn)ifd)ert
perfönlid^er Steigung unb geiftigem ©etrenntfein, ätt)ifd)en ben
ftd) abftofeenben $olen t)erfd^iebenartiger33ilbung unb Nationalität,
unb ben ftd^ berül)renben Strömungen fd^öpferifd^en SBermögenö
unb geiftiger Ueberlegenl^eit erflärt jtd^ ber Ston, in loeld^em
©deiner tt)ie ©oetl^e, al§ einmal ber erfte bett)unbernbe 9Koment
vorüber ttjar, it)re ©inbrüdfe über grau von ©tael taufd)ten.
„SRein @tücf nimmt mir ben gangen Äopf ein/' fd^rieb @d)iller
an Äörner, „unb nun ffil)rt mir ber S)ämon nod) bie franjöjtfdie
5pi)ilofopl^in t)ierl)er, bie untep allen lebenbigen SBefen, bie mir
nod^ vorgefommen, ba§ beioeglidifte, ftreitfertigfte unb rebfeligfte
ift. @ie ift aber aud^ ba^ gebilbetfte unb geiftreid^fte tt)eiblid)e
35Befen, unb ttjcnn fte nid)t mirflid) intereffant ttjäre, fo foUte fte
mir aud) ganj rul^ig l^ier ft^en. S)u lannft aber benfen, mte
eine fold^e gang entgegengefe^te, auf bem ©ipfel franjöftfdier
(Sultur ftel^enbe, auö einer gang anberen SBelt l^ergefd)leuberte
©rfd^einung mit unferm beutfd)en unb voUenb^ mit meinem
SBefen contraftiren mufe. 2)ie 5ßoefte leitet jte mir beinal)c gang
ab , unb id) tt)unbere mid), mie ic^ je^t nun nod^ etmaS mad)en
fann. Sd) fel^e fte oft unb ba id) mid^ nod^ bagu nid^t mit
Seid)tigfeit im Stangöftfd)en auöbrüdfe, fo l^abe id^ mirflid^ l^arte
») SBricfttJC^fel jtüif^cn ©(^iffer unb (^oci^e, I, 198, 9Zo. 242. ©d^iHcr
an &oii^t, Scno, 18. 9Zoö. 1796 unb II, 1, SRo. 396, 2. San. 1798.
asiennerl&affctt, grau »on@ta6L III. 4
50 ©rünbc bofüt.
©tuttben. 9Kan mufe jtc ' aber if)re§ fd)öncn SScrftanbeö, felbft
ifircr gibcralität unb t»ielfcitigen 6mpfänQlid)feit mcgen l^od)=
fd^ä^ctt unb öcrcl^ren" ^). S)a§ ttjar immer nod) ölimppid) genug;
allein e§ foHte fd^Hmmer fommen: ,,®a id) je^t franf unb grämlid^
bin/' fd)rieb fetnerfeitö ©oetl^e ein paar Stagc barauf, „fo
fommt es mit faft unmöglid) t)or, jemals lieber foId)e S)i§furfe
gu fül^ren. 3Äan begef)t bo6) eigentlid^ eine @ünbe lüiber ben
fieiligen ©eift, wenn man ilö^^ aud) nur im 9Rinbe(ten nad) bem
9»aul rebet." SBorauf @d)iner: „SRabame be @tael will nod)
brei 2Bo(^en l^ier bleiben. Zxo^ aller Ungebulb ber granjofen
tt)irb jte, furd^te id), böd^ an il^rem eigenen £eib bie ©rfa^rung
mad^en, ba^ wir ©eutfd^e in SBeimar aud^ ein öeränberlid^eS
SSolf jtnb, unb bafe man wiffen mufe, jur red)ten 3^it 8«
gellen ... ©ie @tael l^abe id^ geftern bei mir gefeiten, unb
fel^e fte l^eute wieber bei ber §ergogin^3Rutter. — ^ (S§ ift baö
alte mit xi)x; man würbe jtd) an ba§ gafe ber ©anaiben er=
innern, wenn einem nid^t ber Dfnoö mit feinem 6fel babci
einfiele" 2).
„@ö ift mir nad) Slbreife unferer iJreunbin nid)t anberö 3u
5D?ut]^e/ afö wenn id) eine grofee ^ranll^eit auögeftanben!"^)
^ad) ben Äönigen bie Äörrner, öorauS ber 5ßl)ilolog äiiemer.
S)urd) eine ober bie anbere unmutf)ige Sleufeerung ©oetl^e'S auf=
merffam gemad^t, fanb er e§ angezeigt, SSemerfungen über bie
Stimme oon ^rau öon Stael gu ^Papier gu bringen, bie öon
@oetl^e*§ Sittittter bis ju bem ®emad) gebrungen war, wo
SRiemer bie flafftfd^en ©tubien beS iungen ®oet^e förberte*).
Sn feinem ©efd^mad* wol)l nod^ mel^r als in feiner greunb-
0 ©filier unb ©oetl^c, S3rtcftt)ec^?el. Seilin, 1870, IP, il27,
^d^iHer an Körner, Söeimar, 4. ganuar 1804; bann 1129, 1130, ©d&iKcr an
©oetl^c, ol^nc S)atuni.
2) ebcnbofelbft, IP, 1131, 1132, ©d^iller an &otif)c, 13. u. 14. 3^'
nuar 1804.
••') SBriefmcd^fcl attJiWen ©d^iller unb ©octl^e, II, 365, 92o. 956, ©Wer
on ©oetl^c, ol^nc ®atum.
*) Dr. g. 2ö. 91 i cm er, aKittl&eilunflen über ^otif^e, II, 497.
"SB. ö. .ßumbolbt über bie ©curtöcilung bon grau ö. Btael in SCßcimor. 51
fdiaft Derle^t, ijai ftd) 3af)re fpäter, al§ ©oct^e'ö Srtefwec^fel
mit Schiller ber Deffentlid^feit übergeben würbe, SBiIl)eIm öon
§umbolbt gegen ß^arlotte Siebe über biefe Sleu|erungen feiner
SBeimarer grennbe au§gefprod)en. „Sm t)ertraulid)en Srief«
wed^fel," fagt er, „lann man jtd^, wie im Oefpräd^, f leine
©pöttereien erlauben, ba man feine üble .2lb|td)t bamit öerbinbet,
unb genau weife, wie man öerftanben wirb. SBenn man aber
fold^e SBriefe üor ba^ grofee ^ßublifum bringt, mufe man fold)e
©teilen wegftreid^en, unb barum ift ©oetl^e, ber ben SSriefwed^fel
l)erau§gab, ju forglog gewefen.'' Unb auf bie aSeurtl^eilung über=
gel^enb, bie feiner fran3Öftfcl^en fjteunbin in SBeimar ju Stlieil ge=
worben war, äufeert ^umbolbt fel^r treffenb: „3)er ©tael mußten
©oetl^e unb ©dritter Unred^t tl^un, ba fte jte gar nid)t genug fannten.
35ie ©taöl war bei weitem weniger öon il^ter fd)ritt[tellerifd)en ©eite
al§ im Seben unb öon ©eiten il)re^ 6l)aralterö unb il^rer ©efülile.
®eift unb ©ntpfinbung waren in \i)x auf eine ganj il^r ange=
l)örenbe 3Beife öerfdimoljen. @petl)e unb ©d)iller fonnten ba§
nid)t fo wal)rnel)men. ©ie fannten fte nur auö einjelnen ®e^
fpräd)en, unb aud^ ba nur unDoHfommen, ba fte ftd) bod^ beibe
nid)t franjöjtfd) mit öollfommener 5reil)eit auöbrüdten. ©iefe
®efpräd)e griffen fte an, weil fte baburd) gezwungen würben,
ol^ne ftd^ bod) in bem fremben Drgan gauj unb rein au§fpred)en
gu fönnen, unb fo würbe il^nen bie läftig, bie fold^e Oefpräd^e
öeranlafete. 33on bem wal^ren, inneren SBefen ber %xa\i wußten
fte nid)tg. SBa<§ tnan Don if)rer Unweiblid^feit fagte, gehört ju
bem trivialen ®efd)wä^, baö fid^ ber gewölinlid^e ©d^lag ber
SRänner unb SBeiber über Si^auen erlaubt, bereu Slrt mb
SBefen über ii^ren ©eftd^t^punft fielet, ©id) über ba§ ^i)^ere
alle§ Urtl)eifö ju entl^alten, ift eine gu eble ßigenfd^aft, afö bafe
fte l)äufig fein fönnte" *).
8llö Söill^elm öon »§umbolbt biefe Qdkn fd)rieb, wufete er
^) SB. bon ^umbolbt, ^Briefe an eine gfrcunbin, II, 225—227,
2. 3lu9uft 1832.
4*
52 (BoHfie^ Qtnnolen.
nid)t, bafe ein äl^nlid^e^ Urtf)cil bereite t»on @d)ittcr auögcfprod^cn
»ar unb alle Slcufeerungcn öorübcrgel^enbcn Unmutl^ö tilgte, blc
im SBerfel^r mit @oett)e unb imtcr bem läftigcn S^Jang bcr
33erf)ältmffe il^m cntfd^lütift fein mod)ten. Sin feine ©ci^ttjeftcr
ßl^riftopl^ine f(t)rieb er in freiem 3Jieinung§au§taufd) am 5. ganuar
1805: „^rau öon ©tael ift ein ^ßpnomen in il^rem ®efd^lecf)t,
an ®eift unb Serebtfamfeit mögen xtjx wenige Männer gleicf)
fommen, unb bei SlHem bem ift feine ©pur t)on 5ßebanterie ober
©ünfel. @ie l^at alle ^einl)eiten, tt)eld)c ber Umgang ber großen
SBelt gibt unb babei einen feltenen 6rnft unb Stiefc be§ ®eifte§,
ttjie man fonft nur in ber ©infamfeit ftd^ enptrbt" *).
(Sin äl)nlid^e§ ©efül^l, al§ ob l^ier etwas gut ju mad)en fei, .
mag aud^ ®oetl)e gel^abt l^aben. ®en im Sid^gel^enlaffen be§
intimen 33erfel)rö gefd)el)enen Sleufeerungen liefe er eine 3)ar^
ftellung feiner SSejiel^ungen ju ^au öon @ta6l im forgfam
abgewogenen Ston ber Slnnalen folgen, bic ba§ Silb biefer
SBeimarer ^dt öeröoHftanbigen.
(Sr begann mit einem Si^Ö^ftänbnife, n)eld)e§ er allein il^r
gemad^t l^at. „^^xt ©egenwart/' fd^reibt er, „i^atte, wie im
geiftigen, fo in förperlid^em Sinne etwas reijenbeS, unb
jte fd^ien e§ nid)t übel ju nef)men, wenn man aud) öon biefer
(Seite nid^t unentppnblidö war. SBie oft mod^te jte ®efelligfeit,
SSBol^lwoHen, $ßeigung unb Seibenfd)aft jufammengefd)moljen
l^aben. Sind) fagte jte einft: „id) l)abe niemals einem 9Äanne
öertraut, ber nid^t einmal in mid) öerliebt gewefen wftre." ®ic
SSemerfung ift rid^tig: benn, l)at, wie in ber. Siebe gefd^ieljt, ein
TOann fein gnnerfteS aufgefd^loffen unb ftd^ l^ingegeben, fo ift
baS ein ®efd)enf, baS er nid)t jurüdfnel^men fann, unb eS würbe
unmöglid) fein, ein el^emals geliebtes SBefen ju befd)äbigen ober
ungefd)ü^t gu laffen.
„3Rxt entfd^iebenem Slnbrang verfolgte jte it)re Slbjtd)t, unjerc
*) ©d^iHer'ö S3ricftt)ed^Jel mit feiner ©d^njefter ©^riftopl^ine unb feinem
©d^ttjoget Sfteinttjolb, 247.
©oct^e'ö UnnaUn. 53
3uftänbe fennen gu lernen, fte il^ren Segriffen ein= unb untet:^
juorbnen, jtd^ nad) bem ©injelnen fo öiel aU möQlxdj ju er=
lunbigen, aU Söeltfrau ftd^ bie gcfeHigen SSerl^ältniffe Ilar ju
mad^en, in ii^^cr geiftreid^en 3Beiblid)feit bie allgemeinen SSor-
fteHung^arten unb tt)a§ man ^ßl^ilofopl^ie nennt, ju burd^bringen
unb ju burd)fd^auen. Db id^ nun gleid) gar feine UrfadE)e l^atte,
mid) gegen fte gu DerfteHen, wienjol^l id), aud) tt)enn id^ mid^
gelten laf[e, bod^ immer öon ben Seuten ttid^t red)t gefaxt werbe,
\o trat bod) l^ier ein Sufeerer Umftanb ein, ber mid^ für ben
Slugenblid fd^eu mad)te. ^ij erl^ielt foeben ein erft l^erau^ge^^
fommeneS Sranjöftfd^e^ Sud), bie ßorrefponbenj t)on ein paar
iJrauenjimmern mit SRouffeau ent^altenb. 6ie l^atten ben un=
gugänglid)en fd)euen 9»ann gang eigentlidt) m^ftipcirt, inbem jte
il^n erft burd^ fleitte Slngelegenl^eiten gu interefjtren, ju einem
Sriefttjed^fel mit il^nen aujulotfen geii^ufet, ben jte, nac^bem jte
ben @d)er3 genug l^atten, jufammenftellen unb brudfen liefen,
hierüber gab id^ mein aWifefaHen an grau öon ©tael ju
erfeimen, n^eldie bie ©ad^e leid)t nal^m, fogar ju billigen fd)ien
unb nid)t unbeutlid^ ju öerftel^en gab : fie benfe ungefäl^r gleid)cr=
weife mit un^ gu öerfal^ren. SBeiter beburft' e^ nid)tö, um mid^
aufmerfjam unb öorjtd^tig gu mad^en, mid) einigermaßen ju
tierjd)liefeen ^).
„2)ie großen SSorgüge biejer l^od^benfenben unb empfinben*
ben ©d^riftfteHerin liegen jebermann üor Slugen, unb bie Siefultate
il)rer äieife burd^ ©eutjd^lanb geigen genugfam, wie wol^l jte il^re
Seit angewenbet.
'f^¥^ B^^dt waren öielfad^: jte wollte ba§ jtttlid^e, ge*
feHige, literarijd^e SBeimar fennen lernen unb jtd) ftber Stilen
genau unterrid)ten; bann aber wollte aud) jte gefannt fein, unb
fud)te bal^er il^re Slnjtc^ten^ ebenjo geltenb gu mad^en, als eS il^r
barum gu tl^un fd)ien, unfere ©enfweife gu erforfd)en. SlHein
») iBcröI. S3rieftt)ed^fel attJifd^en ©drillet unb ©oetl^c, II, 357, «Ro. 937.
S(n ©dritter, 2öcimot, 16. 3anuat 1804 unb 3cnaif(^c Slügcmeinc ßiteratur«
aeitung, 16. Sanuat 1804.
54 ©oetl&c'ä 8(nnolen.
•
babci fonnte jte c§ md)t laffen; and) mxtm wollte jtc auf bic
(Sinne, aufö ©eföl^l, auf ben Oeift, jte wollte gu einer gewiffen
Sptiflfeit aufregen, beren ^Rangel fte un§ öorioarf.
„®a fie feinen SSegriff fiatte öon bem tt)a§ 5ßpid)t l^eifet,
unb ju weld^er [tiUen gefaxten Sage jtd^ berjenige, ber jte über=
nimmt, entfd)liefeen mufe, jo jollte immerfort eingegriffen, äugen*
blirflid^ gettjirlt, jo wie in ber ®ejellfd)aft immer gejprod^en unb
öerl^anbelt werben.
„®ie SBeimaraner jtnb gewife eines ent^ufta§mu§ fällig, biet
letä)t gelegentlid^ aud) eines falfd^^^/ ^t)er baS fraujöftjdie Sluf:=
lobern liefe jtd) nid^t üon i^nen erwarten, am wenigften ju einer
Seit, wo bie franjöjtjd^e Uebergewalt jo alljeitig brol^te unb
ftiHfluge 3Kenjd^en ba^ unau§weid)lid^e Unfieil öorauSfal^en, ba§
uns im näd)ften Satire an ben 3tanb ber 33ernid)tung \nijxcn
joHte.
„Slud^ üorlejenb unb beflamirenb wollte S^rau Don ©tael
jtd) Äränje erwerben, ©ine SBorlejung ber „^p^äbra", ber id)
nid)t beiwolinen fonnte, l^atte jebod^ einen öorauSjufel^enben
©rfolg: es warb abermals flar, ber 3)eutjd)e möd^te wol^l auf
ewig biejer bejd)ranften S^orm, biejem abgemeffenen unb aufge»
bunjenen ^atf)oS entjagt l^aben. 35en barunter tierborgenen
]^übjd)en natürlid)en Äern mag er lieber entbel^ren, als il^n auö
jo oieler nad^ unb nad) barum gef)üUten Unnatur gutmütl^ig
l^erauSflauben.
„^l^ilojopl^iren in ber OejeHjd^aft Reifet jtd^ über unauflöS-
lid^e Probleme lebf)aft unterljalten. 2)ieS war iljre eigentlid^e
Suft unb £eibenjd)aft. 5yiatärlid)erweije trieb fte eS in Sieben unb
SBed^jelreben gewöfinlid) bis ju benen Slngelegenl^eiten beS 35enfen§
unb ©mpfinbenS, bie eigentlid) nur jwijd)en ®ott unb bem ,eitt:=
jelnen jur ©prad^e fommen joHten. ©abei l^atte jte, als ^rau
unb S^cingöfin, immer bie Slrt, auf ^auptfteUen pofttio gu ber*
l^arren unb eigentlid^ nid^t genau ju l^ören, waS ber Slnbere jagte.
„35urd) aUeS biefeS war ber hö'it ©eniuS in mir aufgeregt,
bafe id^ nid^t anberS alSj wiberjpred^enb bialeftijd^ unb probte:»
&ottf)t'& Slnnalen. 55
matifd) alle^ Sßorfommenbe bel^anbelte, unb jte burd^ l^artnädfiflc
©cgenfä^e oft jur 5ierjtt)cipunö braä)tc, wo fte aber erft red)t
liebcnSioürbig toar, unb tf)rc ©eioanbtl^eit im S)enfen unb ®r«
»ibcrn auf bic glängenbfte SBcife bart^at.
,,9?od) fiattc id^ mel^rmalö unter öier äugen folgered^te ®e«
fpräd)e mit il^r, ttjobei fte jebod) aud) nad) il)rer SBeife läftig
ttjar, inbem jte über bie bebeutenbften 33orfommenl)eiten nid)t
einen Slugenblid ftitteS 9lad^benfen erlaubte, fonbem leibenfd^aft*
lid^ verlangte, man folle bei bringenben Slngelegenl^eiten, bei
ben mid^tigften ©egenftänben ebenfo fd^neU bei ber §Anb fein,
al^ wenn man einen g^eberbaU aufjufangen ptte.
„(Sin @efd)id)td^en ftatt oieler möge l^ier §ßla| nef)tnen:
grau t)on ©taäl trat einen Slbenb üor ber ^ofgeit bei mir ein
unb fagte gleid^ jum SBiUfommen, mit l^eftiger gebfiaftigfeit:
«3d) ^cibe eud) eine mid^tige 9lad)rid)t anguffinbigen : 3Koreau
ift arretirt mit einigen Slnberen, unb be§ 3Serratf)§ gegen ben
S^raniten angeflggt.'' — Sd^ l^atte feit langer Seit, tt)ie S^ber=
mann^ an ber ^erfönlid)feit be§ (Sblen Sl^eil genommen, unb
njar feinem Stl^un unb ^anbeln gefolgt ; id^ rief im ©tiHen mir
ba§ 3Sergangene jurüdf, um, nad^ meiner Slrt, baran ba^ ®egen=
märtige ju prüfen unb ba^ künftige barauö ju fd)liefeen, ober
bod^ tt)enigften^ ju al^nen. S)ie S)ame oeränberte ba^ (Sefpräd),
ba^felbe mie gemöf)nlid), auf mannigfad^ gleid^gültige JDinge
fül)renb, unb al§ id) in meinem ©rübeln oerl)arrenb i^r nid)t
fogleid^ gefpräd^ig ju ern)ibern tt)ufete, erneuerte fte bie fd^on
oft vernommenen SSortt)ürfe: id) fei biefen Slbenb mieber einmal,
gemol^nter SEBeife, mauffabe unb feine l^eitere Unterlialtung bei
mir ju finben. — Sd) »)arb tt)irflid^ im @rnft böfe, öerjtd^erte,
jte fei feines tt)al)ren 2lntl)eitö fällig ; jte falle mit ber Spr in^
§au§, betäube mid^ mit einem berben ©d^lag, unb verlange
fobann, man folle alfobalb fein Siebd^en pfeifen unb oon einem
©egenftanb j^um anbem ppfen.
„®ergleid)en Sleufeerungen waren reä)t in il^rem ©inn; jte
»oUte Seibenfd^aft erregen, gleid^öiel loeld^e. Um mid^ gu Der-
56 ©oet^c'S Stnnolen.
foi^nen, fprad^ fte bic SJlomente bcö öebad^ten widitigen UnfaHö
grünbltd) burd) unb bett)teö babei grofec ©inftd^t in bic Sage
ber 35inge, tt)ie in bie ßl^araftere.
,,(gin anbetet ®efc^ic^td)en bejcugt gleid^falls, xok l^eiter
unb leid)t mit il^r ju leben tt)ar, »enn man e§ auf il^re SBeife
nal^m. Sin einem perfonenreid^en Slbenbejfen bei ^ergogin Simalic
fa& id) ttjeit tion if)r, unb njar eben aud^ für bieömal ftiU unb
mel^r nad^benflid). SÄeine §Ra(i^barfd)aft öerwie^ e§ mir, unb
e§ gab eine fletne SSen^egung, bereu Urfad)e enblic^ bi§ gu ben
l)ö]^eren 5ßerfonen l^inaufreid^te. g^rau öon @tael tierual^m bic
Slnflage meinet @d^U)eigen§, äußerte pd) barüber U)ie gewöl^nUci^,
unb fügte l^ingu: „Ueberl^aupt mag id^ ©oetl^c nid^t, ttjcnn er
nid)t eine SouteiUe ßl^ampagncr getrunlen f)at." Sd) jagte
barauf l^alblaut, fo bafe e§ nur meine §Räd)ften öemel^men
lonnten: ba muffen wir un^ benn boc^ fd^on mand)mal gu=
fammen befpi^t l^aben. @in mafeige^ ©eläd^tcr entftanb barauf;
fte ttJoHte ben Slnlafe erfal^ren, niemanb lonntc unb mod^tc meine
SBorte im eigentlid)ften @inne granjöjtfd) ujiebergcben; bi^ enb=
lid) S. ßonftant, aud) ein S^al^p^cnber, auf i^r anl^altenbeö
gorbern unb ©rängen, um bie @ad^e abjufd^Iiefecn, eö unter*
nal^m, il^r mit einer eitp]^emiftifd)cn 5ßl^rafc genug ju tl^un
„2Rit 33. (Sonftant ujurben mir glcid^faUö angenel^mc, be=
lel^renbe ©tunben . . . 3&tnn il^m aud) meine Slrt unb SBeife^
9latur unb Äunft angufcl^en unb gu bel^anbeln, nid^t immer
beutlid^ tt)erben fonnte, fo mar bod) bie Slrt, tt)ie er jtd^ biefelbe
reblid) gujueignen, um fte feinen a3egriffen angunäl^ern, in feine
©prad^e ju überfe^en trad)tete, mir felbft tion bem größten 5Ru^en,
inbem für mid) barauf l^eröorging, maö nod) Unentmirfelte^,
Unflare^, Unmittl^eilbare^, Unpraftifd^e^ in meiner S3e]^anblung§s
meife liegen bürfte.
„Slbenblid) öermeilte er einige 9Kale mit g^rau tion ©tael
bei mir, fpäterl^in langte nod) gol^anne^ tion 2Rüncr an, unb
eö fonnte an l^öd)ft bebeutenber Untcrl^altung nid^t fcl^lcn, ba
aud) ber ^ergog, mein gnäbigfter ^err, an fold)en engen Slbenb*
©oetl&e'S Slitnalen. 57
jfreifen Sl^cil ju nel^mcn flenctgt toax^). %xc\lxä) waren alsbann
bie tt)id)ti0[ten ©reigniffe imb SSerpngniffc beö 2lugenblidf§ un=
aufl)altfam an bcr SageSorbnung, imb um l^icöou gu gerftreuen,
lam bie tion mir angelegte SJIebaiUenfammlung au§ ber jtDeiten
Hälfte beö XV. Sa^r^unbertS glücHic^ ju ^ülfe, inbem bie @e=
feUfd^aft pc^ baburd^ tieranlafet fal^, au§ bem a3ebenflid)*5ßoli*
tifd^en, au§ bem Singemetn--5ßl^tIofop]Öifd^en in baö SBefonbere,
§iftorifd^*3!Äenfd^ltc^e l^inübergugel^en." .
©ottjeit ©oetl^e. @elb[t in SBegug auf eine Äritif, bie il^m
empfinblid) gewefen toax, geigte er jtd) fpäter, in ben ®ef))räd^en
mit ©cfermann, üon bulbfamer ®üte. ©r l^abe, fagte er gu
biefem, gu oft motiüirt unb bamit feine @tücfe tiom Sl^eater
entfernt. @o fei feine „ßugenie'' eine Äette öon lauter SRotiöen
unb l^abe beSl^alb auf ber Sül^ne fein ©lud gemad^t^).
®ang geredet für %xaxx öon @tael lonnte ©oetl^e erft bann
werben, als jte burd) eine grofee literärifd)e S^at bewies, wie
jte nid^t üergebenö unter ben ^almen ®oet]^e'fd)er 35id^tung unb
Sebenöweiöl^eit gerul^t l^atte. Unb bafür l^ielt er mit feiner
Slnerlennung nid^t gurüdf. „3Ba^ man Jebod^ öon fold^en SSer^^
pltniffen l^interl^er beulen unb fagen mag," fd^lie&t bie betreff
fenbe Stelle ber „Slnnalen'', „fo ift immer gu befennen, ba^ pe
t)on großer Sebeutung unb ©influfe auf bie Solgc gewefen.
Seneö SBerf über ®eutfd)lanb, weld^eö feinen Urfprung ber=
gleid^en gefelligen Unterl^altungen öerbanfte, ift aB mäd)tigeö
SRüftgeug angufelien, ba^ in bie ßl^inepfd^e 2Rauer antiquirter
SBorurtl^eile, bie un^ üon Sranheid^ trennte, fogleid^ eine breite
Südfe burd)brad), fo ba^ man über bem JRliein unb in ©efolg
beffen, über ben (Sanal, üon un§ naivere Äenntnife nal^m, woburd^
wir nid)t anber^ al^ lebenbigen ©inpufe auf ben fernen SBepen
gu gewinnen l^atten. Segnen wollen wir alfo jenes Unbequeme
0 U^nQl e^nUx unb &ottf)t, S3ncfnje(i&fel, IIP, ®octf)t on 81. ö. fBoU
sogen, Sßeimat, 4. ffcbr. 1804 unb S3rieftt)C(i&fcI a^Jifci&en &otti)e unb ©dritter,
n, 361, 9^0. 945. Sin ©d^mcr, SBetmar, 26. Sonuor 1804.
2) e der mann, ©cfprä^c mit ©oet^c, I, 197.
58 SftütfttJtrfunö ber bcutfd^cn Sbcentüclt auf grau öon ^taoi.
uttb bcn 6onfli!t nationeHet eigcntpmlid^feitcn, bic ung bamaU
ungelegen famen unb feine§tt)egö förberlid) erjd^einen njoHten'' ^).
3^ biefen bebeutenben SBorten über %xa\x öon @tael l^at
©oetl^e neben bem getftigen @ett)inn nod^ etoa^ angebeutet,
ba^ if)x felbft faft unbewußt unb tt)te ein Äetm in tl^re ©ecle
gelegt, nad) unb nad) barin SBurjel fafete, ftd^ ausbreitete, unb
in einer plieren, befferen unb berul^igteren 2Beltanfd)auung gebiel^.
2ll§ grau öon @tael nad^ SBeimar fam, ftanb fte felbft nocf)
gröfetentl^etlS im Sbeenireiö ber Slufflärung unb be§ XVIII. ^af^x^
l)unbert§. S^r galt bie SReuolution ntd)t nur al§ ein ©reignife, ba^
ttjeit über bie ©rengen granheid^S l^inauS einen bleibenben 6influfe
auf bie menfd)licl^en @d)icffale gu üben beftitnmt tt)ar. @ie fiatte
öon biefer JReöolution eine unmittelbare 5IBirfung auf bie ®efd)irfe
be§ frangöftfci^en SSolIeS burd) Segrünbung ber politifd)en S^rei^
l^eit ertüartet. Sind) in 35eutfd)lanb mar biefe optimiftifd)e 2luf*
faffung öon SSielen getfieilt morben. Slllein ba§ mar Dorüber, unb
bie beutfd^en SSerpltniffe l^atten ftd) in bireftem ©egenfa^ ju ienen
be^ 9lad^barlcinbeg entmicfelt. (S§ lag im innerften 2Befen ber fran=
3öftfd)en 5pi^ilofo^3f)ie be§ XVIII. Sal^rl^unbertS unb il^rer logifd^en
ßonfequeng, ber franjöpfd)en JReöolution, ba§ ganje ^Problem be§
f5ortfd)ritt§ nad^ Slu&en gu tjerlegen, eine Sefferung beö aSeftel^enben
Dom S3rud^ mit ber SBergangenl^eit, Dom 5Reubau ber ftaatlid^en 3n-
ftitutionen gu ermarten, äußere Swftänbe für innere @d)äben öer*
antmortlid^ ju mad^en. 3n il)rem Urfprung gegen religiöfe Seiiren
unb bamit jufammenpngenbe politifd^e Suftänbe gerid^tet, beren
Snl)alt verloren gegangen ober bis gur Unlenntlid)feit entftellt
morben mar, blieb bie gange Semegung polemifc^ unb bogma^^
tifd^, fanatifdj unb abfolutiftifd), mie bie religiöfen unb poUtifd^en
Snquifttionen, beren SSerurtl^eilung fte ftets auf ben Sippen Ijatte
unb beren ^ra?:is fte mieber aufnal)m.
Sie gmang gur greil^eit, ober gu bem, maS fte fo nannte,
mie man in ben Stagen ber $l)ilipp unb Sllba gum Olauben
0 ©octl^c, 5tnnalen, ©ammtlid^c Söcric, ^oüaW ^luSßobe, 1840,
XXVII, 143—149.
©egenfafe ber bcutfd^en auf froniöfifd^en 2öcUonfd^auung. 59
jtpang, beugte bie 3Jienfd^en unter baö ^06) ber S:i)corie, unb
ftrafte il^ren SEBiberftanb mit bem Sobe.
3laäj ge^n Salären eine^ foId)en 6;rpcrimente§ glid^ %xanh
reid) einer Äafeme, unb bie ßl^araftere maren entroeber gebrod^en
ober mit einem fo unau^löfc^Iidöen ^afe gegen ifire Sebrüder erfüllt,
ba^ bie fortan in jtoei gager gefpaltene Station ba§ ®efül)l ber
Sufammengel^örigfeit nur im Äampf nact) Sloifeeu toieberfanb.
ßntgegengefe^te 2Bege mar man, mie gefagt, in ©eutfd)*
lanb gegangen.
©ort lie^ man bie äußeren SSerl^ältniffe, aud) ba mo jte
mal^rl^aft unerträglid^ erfd)einen fonnten, oorläupg mie fie maren,
erfannte baö ©ute, mo e§ beftanb, bereitmiHig an, unb baute
ben inneren 3Dtenfd)en auf. Oleid^oiel ob feine Umgebung eng
unb unfd^einbar, feine ftaatlid)en 6inrid)tungen mangelhaft unb
fein materielle^ SBol^lerge^en beeinträd^tigenb maren^ fein eigenes
pttUd)e§ ©elbft fönte frei fein, am freieften bann, menn er e§
im Äampf gegen bie SJlül^en unb ©orgen beS SlUtaglebenö,
gegen btn 2Biberfprud) öon Slufeen unb bie Ungunft be§ @d)icf=
fal§ ftd)er fteUen mufete. ^n biefem Streben begegneten fid^
alle Sräger ber beutfd^en ßultur, Sefftng mit Äant, 5id)te mit
@d)iKer. ^n ii)xm folgen freilid) beftimmten il^re Seigren bie
SJBeiterbilbung be§ 3fied)teS unb bie ßntmidlung be§ Staate^.
Slllein il^r näd)fteö S^id mar i>a^ nid)t. @ie legten ben 3lad)*
brutf auf bie ^eranbilbung unabpngiger ßl^araltere unb fttt=
lici^er 3nbioibualitäten ; fte mollten oor bem SBürger ben 3Kenfd)en,
t)or bem @emeinme[en bie ^erfönlid^feit fd)affen. ßbenfo.flar
als fd)ön l^at ba^, unb jmar nod) in t)orreOolutionären Sagen,
gerabe ©erienige auSgefprod)en, ben fein begeifterteS ©emütl) hm
franjöjtjci^en SSer^eifeungen am 3ugänglid)ften mad^te.
3)amit ift griebrid) @d)iller genannt, ber 1788 an feine
@d)mägerin, Caroline Don SSeulmi^, fd)rieb: „Unb bann, bann
glaube \d), bafe jebe einzelne, il)re Äraft entmidelnbe 9Kenfd)en=
feele mel)r ift, als bie größte 9»enfd)engefellfd^aft, menn id^ biefe
als ein ©anjeS betrad^te. ®er größte Staat ift ein SKenfc^en-
60 ©cgcnfafe bct bcutfd^cn 3ur franjöfifdöcn SöeltanWauung.
»crl, ber SRenfd^ ift ein SBerl bcr großen, unerreichbaren 5Ratur.
®er Staat ift ein @efd)öpf beö Bn^aM, aber ber aKenfdö ift
ein notlött)enbigeö SBefen; unb burd^ tüaö fonft ift ein Staat
grofe nnb el^rwürbig, alö burd^ bie Äräfte feiner S^biöibuen!
©er Staat ift nur eine SBirlung ber SKenfd^enJraft, nur ein
©ebanfenwerl; aber ber aRenfd) ift bie Quelle ber Äraft felbft
unb ber Sd^öpfer be§ ©ebanfenö" ^).
9lid^t allein il^re SSerirrungen unb ©reuel, fonbern gerabe
biefeS Setüufetfein, bafe if)re etl^ifd^e Slufgabe gef(I)eitert fei,
entfrembete bie ®eutf(i)en ber SReüolution. SRod^te immerl^in
Äant, an feinem Sieblingögebanlen be§ ewigen griebenö feft=
l^altenb, „öon ber bereinftigen ©rreid^barfeit il^rer nie mtiix auö
ber SBelt üerlierbaren Sbeale in einer freien, im Slngrip^
frieg au§f(I)lie§enben SSerfaffung gereifter SSölfer'' ^äj feft über=
geugt l)alten, ober bie 5ßf)ilofo))löi^ öon %\ä)k ben il^r eigenes
tpmlid^en revolutionären Swß cxuftoeifen, nid^t^ loar t)on ber
Surücfforberung ber ©enlfreil^eit beö ©inen, öon bem nai) t)tx^
nünftigen ©enlgefe^en gebilbeten ©ingeltoiHen beö Slnbern loeiter
entfernt, al§ ber tgrannifd^e SSernunf tftaat , ber nid^ts t)on
fubieftiüer greil^eit tonnte.
Sllö jte ba^ \f)x fo ungetüol^nte, befd)eibene Sid^unterorbnen
unb aSegnugen in bie befd^ränften, ftiHen SSerl^ältniffe einer
Äleinftabt, biefe billige Slnerfennung ber gefeUfd^aftlid^en Drbnung
unb ftaatlid^en 6inridf)tungen, biefe ed^t beutfd^en 6igenfd^aften
ber Slnl^änglid)Ieit an ba^ Ueberfommene unb ber Sld^tung öor
ber gefegten Dbrigfeit fal^, würbe ^xan öon Stael an unö irre
unb befä)ulbigte nod^ im Sud^ über ©eutfd^lanb bie Station im
(Srofeen ber Seroilität, be§ 9!Kangel§ an 5l:^atfraft, ber ^ßeban*'
terie, „bie jtd) bamit juf rieben gebe, nad) ben Siegeln gef dalagen
gu werben"; pe nannte un§: »flatteurs avec energie et rigou-
reusement soumis; se. servant de raisonnements philoso-
») (JaroUnc öon aBoIaogen, ßUetörtWcr ^a^lai, I, 216.
©cgcnfafe bcr bciitfd^cn 3ur fronabftWcn SBcUonfd^auuttö. 61
phiques pour expliquer ce qu'il y a de moins philosophique
au monde: le respect pour la force«i).
©er Srrtl^um, fo grofe er tüar, Iie§ ftd^ bi§ gu einem ge*
tüiffen ®rab entfd)ulbi8en, benn er ftammte au§ ber S^W i^er
tiefften ©rniebrigung, au§ ben 2:agen be§ 3filö^inbunb§ iinb Don
3ena. SBor bem 1813 ertüad^ten ®ei[t l^at gtau Don @tael
feierlid^ Slbbitte bafür geleiftet^). gn anberer SBeife aber, unb
in aSegug auf btn etl^ifd^en SESertl^ ber beutfd^en pl^ilofopl^ifd^en
©oftrinen täufd^te jte ftd^ nid^t. 6ö mag bal^in gefteHt bleiben,
ob e§ il^r jemals, aud^ nad^ jal^relangem SSemül^en unb unter
©d)Iegerö Sü^i^ung, gelungen ift, jtd^ in ber ttjiffenfd^aftlidien
Sterminologie gured^tjufinben unb ©gfteme gu burd^bringen, über
beren 3n^cilt nod^ l^eute bk Sibliotl)e!en jtd^ mit bänbereid^en
Kommentaren füllen. 3)ie SSebeutung ber ©ottrinen öon gid^te
unb Äant; ber SBeltanfc^auung öon ©oetl^e unb be§ @d^iller=
fd^en gi^^öH^JWii^ öuf il)re eigene jtttlid^e SBelt aber war ent=
fd^eibenb.
3n biefer reinen, unter baö ®ebot beS ®ett)iffenS gefteHten
Sltmof|)pre Derfd^mauben für immer bie Struggebilbe ber auf
ba^ Sntereffe begrünbeten 3!Jloral unb bie ©opl^iömen, bie ba&
©lud gum Stt)etf beS ©afeinS gefegt wiffen tooHten. ©ö war
vorüber mit ber 5J:i^eorie t)on „®el:pl^ine", oorbei mit bem 35erfud^,
ba§ 5{}flid)tgebot nad^ :perfönlid)er Steigung gu beuten. Slu§
biefem Suftanb, ben ®oetl^e in ber il^wi eigentl^ümlic^en SBeife
burd) bie Sleufeerung angebeutet l)atte, „jte l^cibe feinen SSegriff
t)on bem, toaS 5ßflid^t l^eifee", er^ob fte jtd^ langf am aber ftetig
gum aSemufetfein, bafe „bie Seftimmung beö 9Menfd^en auf Grben
burd^auö nid^t auf ®lücf, fonbern auf SßerdoHfommnung gerid^tet
fei." „SSergeblid^ ift ba§ eitle beginnen," fc^liefet ba§ Äapitel
über bie 3Woral, „biefe beiben Segriffe al§ in eins öerfd^molgen
barfteßen gu moßen. SBir fül^len mit nid)t mifeguDerftel^enber
0 Madame de Stael, De l'Allemagne, Ill^me partie, Chap. XI;
De rinfluence de la nouvelle philosophie sur le caract^re des Allemands.
2) etJcnbofeTbft, «Wotc ju S^apM VI.
62 ®^^ politifd^c @tottb|)un!t öon grou Don (Stoel aufredet erholten.
@d)merjtäl^igfeit ben Unterfd)ieb jmifd^en ßntfagung unb ®enufe.
Slber tüäl^renb mir faft nid^tö jur @rrei(I)ung unb Steigerung
be§ ®lficf§ vermögen, jtnb ungäpge SJiittel jur SBeröoHfomm*
nung in unferc ^anb gelegt. 3öie lönnten bemnaeft bie t)on
SufaH, @d^merg; Sllter unb Äranfl^eit bebrof)ten ®üter biefe^
furgen £eben§ ba§ S^^l unferer jtttlid^en ^Ji^eil^eit fein? Unb
mie anberö uerl)ält e§ ftd) mit ben Sebingungen unfere^ tnneren
gortfd^ritt^, ben jeber Stag, jebe ©tunbe, jeber Slugenblicf, glüd^
lid)e ober unglüdlid)e B^fäVie gleichmäßig gu förbern im ©taube
jtnb, ber, tüie immer unfere äußere Seben^lage befd^affen fein
mag, [tet§ nur Don un§ aHein abpngt" ^).
@o mäd^tig l^ier auf moralifd)em ©ebiet ber ßinfluß ber
beutfd)en Sbeenwelt gu 2:age trat, ergab ftd^ il^r %xa\x t)ou @tael
bod^ niemals big gum SSergid^t auf bie eigene ©elbftänbigfeit.
9?id)t nur, ba^ felbft Äant eine @ta:p:pe auf bem SBeg innerer
@ntmi(flung begeid^net, ber pe burd^ feine ©ittenlel^re l^inburd^
bem :pofttit)en 6f)riftentl^um entgegenfül^rte; e§ gab ein anbereö
®ebiet, in n)eld)em jte bie ®eutfdE)en nod^ ntd)t für ftimm^
bered)tigt l^ielt, unb ba§ mar ba§ pra!tifd)=politifd)e. ^ier blieb
fie ifirer SSorliebe für ben germanifd)en SSruberftamm, i^rer
eigenen SSergangenl^eit unb bem Äultug il^rer Si^genb treu.
SBie fte im Sud) über bie Siteratur bk ©taatöfunft unb
aSerebfamfeit ber SRÖmer Dor jenen ber @riedE)en gepriefen l^atte,
fo entfd^ieb fte je^t lieber gu ®unften ber mobernen SRömer,
ber 6nglänber, unb glaubte in berUeberlegenl^^it ber geitgenöfftfdEien
©eutfd^en auf bem ©ebiete ber ©pefulation einen weiteren @runb
tl^rer Unfäl^igfeit in ber §anbl^abung öffentlid)er S)inge gu erfennen.
„2)enn", fagt fte, „in ben mobernen Seiten fd)n)äd^en auSge*^
breitete Äenntniffe bie Energie beg 6l^arafter§, toenn biefer nid^t
burd) bie (Semol^nl^eit ber SSefd^äftigung mit öffentlid)en 2lnge=
legenl^eiten unb beftänbtge Uebung beg SBiUenö geftärft tpirb.
SlHeö erfennen unb begreifen moKen t)eranlaßt Unentfd)iebenl^eit im
') Madame de Stael, De PAllemagne, Illeme partie, Chap. XIV,
Du principe de la morale dans la nouvelle pbilosopbie allemande.
ßcfetct SiDcd bcSfcISen: SerBinbunQ öott SWotoI imb gjolitif. 63
§anbeln, imb lebenbige Stl^atfraft ift nur in j|enem freien unb
ttiä^tigen ©emeinwefen gu finben, wo bie :politi[c^en Stitereffen
tt)ie ba§ SSIut in ben Slbem jirfnliren."
Srau öon ©tael, in il^rer loarmen menfd^Ud^en 2:i^etlnal^me,
l)ätte e§ ntd^t demtodit, rul^ig betrad^tenb tt)ie ©oetl^e, bic tt)elt=
erf^ütternben ßreigniffe ber näd^ften S^^re an ftd^ uorübergie^en
ju laffen, nod^ würbe ba§ 2ßa§ ber ^Jreil^eit/ mit bem er ftd)
jufrieben gab, il^ren :poIitifd^en Hoffnungen genügt l^aben.
„&^ ift mit ber greil)eit ein munberlic^ 3)ing, unb S^ber
l^at leid)t genug, wenn er fxö) nur ju begnügen unb ju flriben
weife," lautet eine benfwürbige Sleufeerung bei ßdermann. „Unb
waö f)ilft unö ein Ueberflufe t)on ^Jt^^'^c^t, bie wir nid^t gebraud^en
fönnen ... §at eine.r fo t)iel S^eil^eit, um gefunb ju leben
unb fein bewerbe gu treiben, fo l^at er genug, unb fooiel l)at
leid)t ein Seber. Unb bann jtnb wir alle nur frei unter gewiffen
aSebingungen, bie wir erfüllen muffen ... 5Rid)t i>a^ mad)t
frei, bafe wir nid^t§ über un§ anerfennen wollen, fonbern eben
bafe wir etwas oerel^ren, i>a8 über un§ ift. 'S)mn inbem wir
eS oerel^ren, lieben wir un§ gu il^^ l^inauf unb legen biird^
unfere Slnerfennung an ben 2:ag, bafe wir felber baS ^ö^ere in
un§ tragen unb wertl^ jtnb, feinet ®leid)en gu fein" ^).
@old)e 33etrad)tungen l^ätte ^5rau oon ©tael wol^l bal^in er*
gängt, ba^ wenn aud) bie SBelt, bie ©oetl^e in ftd) trug, grofe unb
weit genug war, il^n felbft gu befriebigen, bod^ bie Stationen,
um il)re SSeftimmung gu erfüllen, nod) anbere gorberungen
fteKen muffen. 3ln il^n mod)te fte gebad)t l^aben, aU fte fd^rieb :
„^l)ilofo:p]^ifd)e @:pefulationen entfpred^en einer fleinen 3^^! t)on
3)enfern, aber jte oermögen bie eingelnen ©lieber einer Station
nid^t gufammengul^alten unb eröffnen eine gu weite Äluft gwifd)en
ben Unwiffenben unb ben ©ebilbeten. S« 2)eutfd)lanb gibt e§
gu oiele neue, bagegen gu wenige allgemein gugänglid)e S^^een.
®ie aSegriffe unb Sntereffen, weld^e bie 3Wenfd)en miteinanber
') (Sdtxmann, ©cfpra^e mit ©octl^c, I, 306—307, 1827.
64 Sc^tct Stoed bc§feI6cn: SBcrbinbuncj öon üKoroI unb ^olHü.
ücrbinben, muffen ftet§ einfad^ unb t)on übcrgcngcnber SBal^r^
l^cit fein.''
3Son biefem ©tanbpunft au§ wagte jte ben SBerfud^, bcr
üon il^r vertretenen ^wlitifd^en ©oftrin bm jtttli(I)en ^nl^alt gu
geben unb bie öffentlid)e auf bie ^öl^e ber :perfönlid)en ?!JloraI
ju erl^cben. „SBenn ber 5£l^eorte ein eingiger gatt be!annt wäre/
fagt fte im Slnfd^Iufe an Äant, „xoo eö gerechtfertigt erfd^tene,
baS 5ßfli(iötgebot gu uerle^en, fo mären bamit aud^ atte SSor-
f(I)riften ber SKeligion unb 5ßl^ilofo))t)ie untergraben, unb tt)aö
übrig bliebe, nur ÄIugl)eit ober ^eud^elei".
Unb auf bie il^r gemad^te ©inmenbung, e§ fei unmöglid^,
bei Slu^übung ber 3!Jla(f)t jtdE) ftetö nur auf im ©ebraud^ \)oU^
fommen red)tmäfeiger SWittel gu befd^ränfen, gab jie gur Slntmort:
»Ävec du genie, on n'aurait jamais besoin d'immoralitö, et
Sans genie il ne faut pas accepter les places difficiles«^).
®amit mar jte auf bie ^öl^e ber £eben§anfd)auung gelangt,
meldte ba§ SSud^ über S)eutfd)lanb mit bem SBerf fiber bie
SReöolution gu innerer ©inl^eit öerbinbet.
0 Madame de Stael, De rAllemagne, Illäme partie, Chap. XIII;
De la morale fondee sur Tinteret national. Madame Necker de Saus-
sure, Notice sur la vie et les ecrits de Madame de Stael, Conversations,
opinions politiques.
^mtiitB ^ü^xitl
Sn ben erften SJiärgtagen traf iJrau öon ©tael öon SBetmar
in aSerlin ein, unb fd^on am 10. 3Wärj tüurbe fie öom pren§if(I)cn
^of mit juüorfommenber Slufmertfamleit em:pfangen. Königin
guife, nod) im ©lang ber Sugenb unb beö (SlüdEö, !am il^r mit
ber aSerjtd^erung entgegen, mie ungebulbig jte ermattet morben
fei. ©ie Königin =3öittme, ^ßrinjeffin t)on ,I^effen==©armftabt,
mar eine ©d^mefter ber ^ergogin Suife öon @ad)fen=3Beimar.
3n b^m eben anmefenben bringen öon Dranien fanb jie einen
alten SSelannten auS 5ßarifer Sagen mieber, lernte ben Äurfürften
öon Reffen, bm 5ßringen unb bie ^ßringefjtn öon a3raunfcf)meig
lennen, unb öerbanb jtd) in ^reunbf(I)aft mit 5ßring Souiö ^er^
binanb. 3)amal§ einunbbreifeig Saläre alt, mar er nid^t mel^r
„ber junge Sld^itt be§ ^eereö unb l^ol^e fd)lanfe Jüngling mit
bem braunen ®elod", aU ben il^n gouque im Slfieinfelbgug
öon 1794 fd^ilbert; bafür ftanb er Je^t in ber aSoHIraft
ber Sö^re. ^r mar ein glängenber Dfpgier unb ein feuriger
®eift, ben unbefriebigter Stfiatenburft öergel^rte. Sllö einer ber
erften, bie ba^ faft erftidEte geuer be§ preufeifd^en 5ßatrioti§mu§
in entfd^eibenber ©tunbe gur flamme entfad^ten, follte er faum
gmei Saläre fpäter mand)e SSerirrung feiner 3ugenb burd^ ben
^elbentob auf bem @dölad)tfelbe fül^nen, ber biefen ^ol^engoHer
allen ©eutfd)en in§ ^erg gefd^rieben i^at Slud^ ber frangöjtfd^e
®efanbte, ßaforeft, empfing jte mit Sluiogeid^nung, unb jte fonnte
SUnneiK^affett, $rau toon @tasi IIL 5
66 Stou öon (Stael in Söcrlin.
banfenb il^rem ©onner, Sofe^^ 33onaparte berid^ten, mt feine
mutJ^ige greunbfd^aft il)r aud^ in SSerlin bie SBege geebnet l^abe.
Sie f:prad^ il^m t)on literärifd^en Pänen, bie jte in Sejng auf
©entfd^lanb befd^äftigten, öon ber Sebeutnng feiner geleierten
unb ben SWängeln feiner gefenfäiaftlid^en 3öelt. ©er Slngenblicf,
meinte fte, fönne nid^t fern fein, mo ber (Srfte Gonfnl anerfennen
werbe, ba^ bie republifanifd^e ©ejtnnnng il^m nid^t fd)aben, bie
SSerbreitung einer befferen 6r!enntnife nur nn^en fönne ^).
©iefe berliner @efenfd)aft, bie aU ber SBerfud^ begeid^net
tt)orben ift, bie S^l^eorie ber fd^önen 3ni^it)ibnalitäten im geben
gu realiftren, befa^ ungmeifelf)aft il^re SBorgüge. ©er einer an-
mutl)igen Sftatürlid^Ieit toax \tboä) fanm unter benfelben gu pnben.
Sll§ Srau öon ©tael nad^ SSerlin tarn, war einer ber glängenbften
SSereinigung§:punfte ber §au:ptftabt, ba^ i^auS ber fd^önen unb
gebilbeten 3§raelitin Henriette ^erg, bereite gefd^loffen. ©ort
mar SWirabeau gu ®aft gemefen unb f)atte bie ^auSfrau, bie
tragifd^e SJiufe, mie man fte nannte, bemunbert. ßel^n S^^tc
fpäter biffertirte fte mit @d^leiermad)er über ba^ 3Befen ber Siebe,
fd)U)§ mit i^m unb mit 3Bilf)elm öon ^umbolbt einen ibealen
i5teunbfd)aftöbunb, führte bie Srüber ©d^legel unb Sean 5{}aul
in bie berliner ©efellfd^aft ein, bellamirte il^ren (Säften ©teilen
auö ber neueften Stragöbie uon (Sd^iHer ober @oetf)e§ Ie^te§
(Sebid^t, unb l^ielt, oiergigjäfirig, bie Siebe beö jungen ©tubenten
Submig Sörne in platonifd)en @d)ranfen. ©urd) ben 1803
erfolgten SJ;ob il^re^ 9Manneg oerarmt, gab fte S^jrad^ftunben
unb fd^Iug bie .^anb be§ ®rafen ©ol^na, eine^ S^glingö t)on
©d^leiermad^er au§, um il^re alte 9Kutter nid^t burd^ einen
Uebertritt gu betrüben, ber fpäter au§ Uebergeugung erfolgte.
3m Saläre 1803 fteKte ^ring Soui§ ^erbinanb fte ber ^ergogin
üon Äurlanb mit ben SBorten oor, jte möge ftd^ Henriette ^erg
mol^l betrad^ten: niemals fei jte fo, mie fte e^ öerbient l)abe,
^) Du Gasse, Memoires du roi Joseph, X. appendix, 424, Madame
de Stael a Joseph, Berlin, 17 Avril 1804. S)ev SBricf ift falfd^ battrt, gtau
t)ott ©tael war au biefcr Qtxt nid^t mt^t in S3erlin.
grau öon ©tael in Söcrlin. 67
geliebt tt)orben. SSon biefem ßettpunft an trat ©orotl^ea t)on
SKebent, britte ©emal^lin beö ^erjogö öon Äurlanb, eine feiten
lieben§tt)ürbige unb gefd^meibige ^xan, t)on ber man rül^mte,
ba^ fte bie entgegengefe|te[ten 3lnf:prüd^e ju befriebigen tt)iffe,
an bie @:pi^e einer ©efelllc^aft, bie SJiitglieber beö preu§ifd)en
Äönig§l)aufe§, tüie bie ^ringen Sluguft unb £oui§ i5erbinanb, bie
gürftin 9flabgitt)itt, bie geiftreici^en Söbinnen ^rau ©aral^ SeüQ
nnb füaijd &m\n, Äünftler nnb Diplomaten, SBeltleute nnb
©elel^rte, (Sinl^eimifd^e unb ^rembe gu ben Sangen gäl^lte. ©ort
fanb %xan oon @tael il^ren ganbömann, ben ©rafen ZiVit), ifrau
Don ®enli§ unb 3of)anne§ Don aJlüHer wieber. ©aö abfterbenbe
©efd^led^t ber 3lufflärer lernte jte in ber ^erfon öon 5licolai
felbft lennen, ber für feinen SRoman, „SBriefe ber 2lbelf)eib",
il^r Urtl^eil erbat. SJJit ber Slnnäl^erung an feine SBiberfad^er,
bie aSrüber ©d^legel, l^örten jebod) feine Segiel^ungen gu if)r
balb toieber auf^).
®ie jüngere ©eneration ber SKomantifer toar faft nod) un=
befannt. Sl. uon ßl^amiffo bemol^nte mit feinem jungen ^Jreunb
SSarnl^agen ein paar @tübd)en in einem britten Stodf, wo fte
gujammen ©ried^ifd^ trieben unb ba^ SÄufenalmanad) ]^erau§=
gaben, gu bem Souque, SSernl^arbi unb einige Slnbere, gum
5lorbfternbunb bereinigt, Beiträge lieferten. 3lrnim bereitete
„be^ Änaben SBunberl^orn" oor,. ßlemenS Srentano war weniger
burd) feine 6rftling§arbeiten alö burd) bie Singriffe auf Äo^ebue
befannt, beffen Swö^fänbniffe an bie SRomantif aud) bie ®ebrüber
@d)legel nid)t oerfö^nten. grau öon @tael fanb pe unerbittlid)
für ben SJ;f)eaterbid^ter, ber eben t)on 5{}ari§ nad^ Serlin gurüdf*
gefeiert war. ®a§ erfte beutfd^e ©tüd, „bie Äreugfal^rer", ba^
fie in granffurt auffül^ren fal^, war oon i^m gewefen unb
l^atte jte an ^robuftionen oon ©ebaine erinnert. SBeber bamalS
nod^ fpäter lie§ fte jtd^ in il^rer Slnerfennung feiner a3üf)nen=
') 9Haurer--($onftant, Supplement au 3. ö. 9J2ülIer§ fammtlid^en Söerfen,
IV, 148, «Ricotai on S- ö. aWütter, SBerlin, 4. Stpril 1804.
5*
68 Srtau Don @tael in Berlin.
fertigldt t)on il^rer Umgebung beeinfluffcn , obtüol^I e§ über
ein l^albcS S^^l^rl^unbert voaiixttf bis man il^r in ©eutfd^Ianb
barin Sledjt geben unb e§ triebet laut fagen burfte').
©ie naivere Sefanntfd^aft t)on dtaf)d würbe in einer Slbenb=
gefettfd^aft bei SSrinfmann, nunmel^r fd^ioebijci^em ©efanbten in
Serlin gemad^t. ©iefer ergäf)It, wie er Sllleö eingelaben l^abe,
waö ber SSerfafferin öon „©etpl^ine" S^l^eilnal^me erwedfen lonnte,
löniglid^e ^ringen, @elef)rte ieber Sarbe, ^rauengimmer öom §of,
Sid^te, bie Ungelmann, 3fP<^nb. Slber faum war SRal^el ber
gtan öon @tael üorgefteUt worben, alö biefe pd) mit il^r in
bie 6de eines ©opl^aS fe^te, wo fte fid^ über anbertl^alb ©tunben
attein unterl^ielten, of)ne jtd^ um bie ftbrige ®efettfd)aft gu be=
fümmern. „@:päter]öin", fäl^rt Srinfmann fort; „lam grau üon
@taäl gang ernPaft gu mir unb jagte : »Je vous fais amende
honorable; vous n'avez rien exag^r6. Elle est etonnante.
Je ne saurais que repeter ce que j'ai dit mille fois pendant
ce voyage: que rAllemagne est une mine de genie, dont
on ne connait nulle part les richesses ni la profondeur.
Vous etes bien heureux de posseder ici une amie pareille.«
— hierauf winfte jie SRal^el l^crbei: »ficoutez, Mademoiselle !
vous avez ici un ami qui sait bien vous appr^cier commo
vous le m6ritez, et si je restais ici, je crois que je deviendrai
jalouse de votre superioritec — »Vous, Madame,c Iäd)ette
fRai^tl. »Oh non, je vous aimerais tant et cela vous rendrait
si heureuse, que vous ne deviendriez jalouse que de mon
bonheur, car qui pourrait jamais vous en inspirer un pareil»^).
^liä)t o^ne 3Sorbereitungen würbe bie Begegnung mit ffid^te
eingeleitet. Swctft fottte ber 5ßf)iloIog ©palbing baS SSerftänbnife
feiner $]^ilofo:pl^ie Vermitteln. „Sld^", feufgte er, „morgen ift ein
») Madame de Stacil, De rAllemagne, 2de partie, Ghap. XXV.
9K. Sölcr, Söricfc auS bcm «Rad^Iafe öon 6^. bc SSiUerS, 292, grau öon ©tael
on SStUcrö, gtonffurt, 19. «Roö. 1803. Srettfd^fc, 3ur ©cfd^td^tc ber bcutfd^cn
momanttf. ^reufeifd^e Sa^rbüd^er, S3b. 49, 35.
2) «Barn^agen t)on ©nfc, ©cnfttJürbiöWten, VIII, G62— 663.
Segcönung mit gid&te. 69
l^artcr 2:ag für mid). 3^ [ott beim ®incr ein 93udö, ba§ td^
nid^t öerftel^e, in eine @prad)e, bie mir nid^t geläufig ift übcr:=
fe^en"^). ^ßring Sluguft t)on 5ßreufeen fud^te grau t)on ©tael
t)on ber anfd^einenb l)offnungöIofen Slufgabe abgubringen.
„^rd^ten @ie mdf)t§/' entgegnete fie, „nad) unb nad^ tüirb e^
gelingen."
@o fanb benn enblid) ba§ ©efpräd^ mit g-id^te felbft ftatt,
ba§ Slncillon, bamafö ^rebiger ber franjöjifd^en ©emeinbe SSerlinö,
bem amerilanifd^en ©d^riftfteHer Sidnox gefd^ilbert l^at. 9lad^=
bem pe eine SBeile mit gid^te ftd^ unterl^alten l^atte, fagte jie:
„5Jlun, §err ^fidjte, fönnen Sie mir in fürgefter Qdt, etwa in
einer aSiertelftunbe, einen Ueberblidf, einen S3egriff S^reö ©gftemS
geben, fo bafe mir flar ujürbe, tt)aö @ie benn eigentlid^ unter
S^rem S^, — votre moi — üerftel^en, benn id^ bin barüber
t)oIlftanbig im ©unfein." ®ie SwwtMt^Mnfl/ in einer SSiertel^
ftunbe S^nianbem, ber nid^tö baöon ju tüiffen geftanb, baö
©gftem auSeinanberjufe^en, n)eld)e§ au§ einem ®runbpringtp gu
enttüideln bie 3lufgabe feineö gangen £eben§ gewefen tt)ar, biö
e§ enblid^ fogufagen tüie ein au§ feinem tiefften 3nnern l^erauS^^
gefponneneö (Semebe ba§ Uniüerfum umfaßte, biefe Si^niutl^ung
»erlebte feine ^jl)ilofop]^ifd)e SBürbe. Slber bennod^ gab er ber
immer bringenber werbenben Slufforberung nad^ unb fud)te il^^
in fd)led^tem Si^cmgöjtfd) fo gut atö möglid) gu entf:pred^en. @r
l^atte iebod^ nod^ feine gel^n 9Minuten gerebet, als %ran öon ©tael,
bie il^m mit ber gefpannteften Slufmerffamfeit gefolgt tüar, il^n
plö^lid) mit glüdlid^er Sßiene unterbrad^: „Dlj, eö ift genug,
$err f?id^te, gang genug; id) öerftel^e Sie öollfommen. S^r
Softem ift burd^ eine ber 9ieifegefd^id)ten beS SSaron 3Rixnä)^
l^aufen auf§ Streffenbfte iHuftrirt." gid^te^S ©ejtd^t nafim einen
tragifd^en Sluöbrud an, unb alle 2lnberen begannen barein gu
feigen, als ob jte btm fünften 2lft eines ©rama'S beimol^nten.
^) E. Hillebrand, La societe de Berlin, Revue des Deux Mondes,
Mai, 1870, 83.
70 2)ad lUet&tifd^e »etlin.
%xa\x öon ©tael allein fd)ien nid^tö gu bemerfen unb ful^rfort:
,,SII§ einmal ber Saron an§ Ufer eineö mäd^tigen Slwff^^ fcim,
fiber ben webet Srücfe nod) Sä^te, weber @d^iff nod^ Soot
fül^rte, nnb er fd^on beinal^e dergtüeifelte, tarn x^m plölßd) ein
8ltidflid)er ßinfatt gu ^ülfe. ©r pacfte mit feftem ®riff feinen
eigenen Slermel unb fci^tüang ftd^ an§ anbere Ufer. ®aiS ift
e§ gerabe, wenn id^ Sie red)t öerftel^e, xoa^ Sie, ^err Sfid^te,
mit ^l^rem S^), — votre moi — getl^an l^aben". 3)er @in«
brudE biefer SBorte wirfte unnjiberftel^li^ ^wf Sitte, nur auf
^id^te nid^t, ber bie ßpifobe weber »ergeben nod^ Dergeffen
lonnte^). Sei atter Slnerlennung, bie jie il^m f:päter jottte, l^at
^au öon ©tael bod^ eingeftanben, ba^ gid)te il^r jum großen 3:i^eil
unDerftänblid^ geblieben fei ^), bi§ ber l^iftorifd^e Slugenblid lam,
tt)o feine ^l^ilofopl^ie, öon ber Sl^eorie in ber StJö^t überfe^t,
fid^ einer il^r geläufigen ©prad^e bebiente. ©iefer SlugenblidE mar
jener ber SReben an bie beutfd^e Station, ©er SBedfruf, bm
biefer gro^e SBerfunber unb Seigrer öon ber 9Mad)t unb Unbeug=
famfeit beö geläuterten 5Iöittenö, unb bamit t)om enblid^en Sieg
einer ibealen 3Belt bt^ ®uten über Unwal^rl^eit, S^ang unb
©ewalt ergel^^n lie§, fanb SRiemanben fo bereit, il^m gu folgen,
al§ grau uon ©tael.
9!Kit @d^leiermad)er fanb leine perfönlid^e Slnnä^erung ftait.
(gr lebte wäl^renb einiger Seit in ber SMl^e ber ^au^)tftabt, gu
©tolpe, wo er ^erftettung feines ©eelenfriebenS fud^te, ben eine
ibeale ^Jreunbfd^aft für bie unglüdElid^ öerl^eiratl^ete grau t)on
®runott) ettt)a§ geftört l^atte. grau Don Stael gebadete f))äter
nur öorübergel^enb feiner „:pl^ilofop]^ifd^en 5J:l)eologie".
3m Uebrigen war bie ^auptftabt griebrid^ö be§ ©rofeen,
aU grau t)on ©tael pe befud^te, nur mit ^araben unb 3Ser*
gnügungen, inSbefonbere mit SBorbereitungen ju einem großen
9Ma§fenfeft befdt)äftigt, für ba^ man il^ren @ol^n als Sl^eilnel^mer
') Ticknor, Life, Letters, and Journals 1791-1871. I, 410.
2) S3onftetten, Sricfc an g. S3run, l^erauSöcgeben öon SKatt^iffon, I,
218, Poppet, 11. Sunt 1804.
Sallfeft bei ^ofc. 71
warb unb in tücld^em bie fd^önc Königin, t)or gweitaufenb Su=
fdiauem, in einer ^ßantomime, bm ©injug SHejranberS in SSab^lon
barftettenb, tangte. ®a§ Seft befd^rieb SftedEer'S S^od^ter ber
^ergogin Suife atö ))räd^tig; Äo^ebue, ergäfilt jte, erfd^ien babei
im ®ett)anbe eines ^ßriefterS be§ 3Rer!ur, ba^ §au:pt mit SJiol^n
befränjt unb fo l^äfelid^, bafe man feinet Silben nid^t mel^r lo§
tt)erben gu fönnen meinte, tüie benn fiberl^au^)t biefe 9?ad)af)mungen
i^rer üaterlänbifd^en Sitten ber grangöjtn als blofeer S^itDerluft
erfd^ien, ber xi)x baS wal^re S3ilb beutfd^en SebenS unter fünft»
lidEiem Seiwerf uerpHte^).
Sie l)atte 9iedE)t, bie S^ftgeit ging gur 3leige. ^reufeenS,
ttjä^renb eines faft geJ^njäl^rigen ^riebenS fc[tgef)altener ^ßoliti!
entgegen bie ßreigniffe täglid), ja ftünblid^ ben 33oben. ®aS
feit ben 5J:agen beS SSafeler griebenS t)on il^m aufgeftellte Softem
ber Sleutralität l^atte baS ®leid^gemid[)t ber europäi[d)en Staaten
gur SBorauSfefeung gel^abt unb mit biefem ®leid)gen)id^t toax eS
feit SEßieberaufnal^me beS Krieges gn)ifd^en iJranfreid) unb 6ng=
lanb, feit ber SSefe^ung ^annoberS burd^ frangöftfd)e jlmppm
gu @nbe. ©ie @opl)iSmen, mit tt)eld^en man fid) in Serlin
über ben SSerluft beS linlen 3iI)einuferS l^inn^eggefe^t l^atte,
l)ielten t)or ber Sebrol^ung norbbeutfd^en ©ebieteS nid^t mel^r
©tanb; bie äufeere SEBol^lfal^rt unb baS materielle ®ebeil)en, in
weld^en man ©ntfd^äbigung für l^öl^ere ßi^k gefud)t l^atte unb
gefunben gu l^aben glaubte, maren je^t nid^t minber als bie
Sufunft ber preufeifdien Sßonarc^ie bebrol^t. 3n SBeimar mod^te
man fid^ nod^ in trügerifd^e @id^erf)eit miegen unb im Sturm
ber Seiten vok in einem inteUeftueKen ® eloS gef d^ü^t glauben ; in
Serlin galt eS fd)on bie ^Jrage, ob man im @tanb fein merbe, für
©ein ober 9lidE)tfein beS SBaterlanbeS eingutreten. 6S fef)lte nid)t
an @oldE)en, bie barauf vorbereitet maren, fie gu beantworten.
Sm felben S^^^ tnit grau oon ©tael, aber etujaS f))äter als ftc,
*) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Ooppet et
Weimar, 50. Madame de Stael ä la Duchesse Louise, Berlin, 13 Mars
72 8r. ®«n6-
fant; t)om Äönig jum ^ittanjminifter ernannt, ber fjreil^err öon
Stein au§ SESeftpl^alen mä) SBerlin, lool^in Sol)anneS öon 3HüHer
f(I)on t)or il^m berufen tooxbm toax. S3eibe Sßänner fanben bic
Patrioten il^rer ©ejtnnung unter bem ©inbrutf ber ©d^rift „Uebcr
ben Urfprung unb ßl^arafter beö Äriegö gegen bie franjöjifd^e
SReöolution", beren SSerfaffer ber 1802 üon ©tabion „ate Sßolontär
im Äampt gegen bie 9iet)olution" nad) SBien gerufene ®en^ tüar,
SSon bort au§ arbeitete er, mie g. t). 3Jifitter in SSerltn, an
^erftellung ber SHKanj gtt)ifd)en Defterreid^ unb ^ßreu^en, beffen
feige S^i^ö^^^to^Ö ^^ ^^ Flamen einer ))oIitifdöen ©oftrin öer*
urtfieilte, bie üon ßbmunb SSurle unb ber praftifd^en Staate*
ttjei^l^eit (Snglanb^ auögel^enb, ben Ärieg tüiber bie SKeöolution
auf bie jtttlid^en gorberungen ber Äantifd^en Seigre geftü^t wiffen
wollte. ®urd^ bie eigene ©rfal^rung jmar nid^t ))erfönlidö ge-
beffert, aber bod^ poUtifdt) gereift, fud^te Senfe „ba^ Uebel ber
3eit an bem 5ßunft, too er felbft gefd^eitert loar, ber 9iet)olutiott
in ber eigenen 33ruft, ber griöolität, ber ©enufefud^t, ber @inn=
lid^feit, ber einfeitigen unb auöfd^toeifenben SBerftanbeScultur, bic
in feinem ßbenmafe mit ber S3ilbung be§ ©^arafterö ftanb'' ^).
2)ie literärifd^e Söaffe l)atte [xä) 3)eutjdt)lanb§ großer ^ublicift
juerft 1793 burd) bie Ueberfefeung öon Surfet), bann burd^
jene öon Stallet bu 5ßan^) unb l^ierauf öon 9Mounier*) gefd^ärft.
©eine erfte felbftänbige Seiftung war jeneö „©enbfd^reiben
an griebrid) SBil^elm III.\ ba§ 1797 unter bem burd^ aSil^elm
üon ^umbolbt befürworteten (Sinflu^ ©d^iller'fd)er ^bttn ge=
fd^rieben, t)om Äönig bei feiner S^l^^^onbefteigung, wie 5ßofa öon
^l^ili:p:p, SSegrünbung eineö 9ieid)e^ ber Steilheit unb beö ©efefeeiS
begel^rte. . ©taatömännifd^er beftimmt waren bie ©ebanfen, bie
1) fft, fia^m'ä tjortreffli^c ©tublc üBer ©enfe, bei ©rf^ unb ©nibct,
enc^clopäbic, %% I, 58, 324.
2) SBctrad^tungcn über bic ftanaöfifd^c Sfleöolution, 1793.
3) Ucber bie fronaöftfd^c Sftcöolution unb bic Urfad^en il^rcr Sauer. 1794.
*) ©nttoidttung ber Urfad^en, »eld^e grtanfreid^ gel^inbctt l^aben, jur Steilheit
au gelangen. 1795. Unöottenbet.
®lc poKtifd&c Sage. 73
feilt l^tjtorifd^eg Journal 1799-1800 in ber abpc^t öertrat,
bic bcutfdie öffentlid)e SUieinung auf ba§ SSerftänbni^ englifd^en
poHtifd^en ©enfenö unb gebend üorgubereiten. @o entwidfelte
pdö ber gbeengang ber @d)rift „Heber ben Urf:prung unb 6l^a=
ralter be§ Ärieg§ gegen bie frangöftfd^e SReüolutton", »eld^e ba§
aSerlangen fteHte, „ber 3flet)oIution burd^ bm geläuterten ®eift
ber SleDoIution gu begegnen" unb bamit bem ^Programm t)on
Stein bie SBege bal^nte. 3n ©nglanb, »ol^in er pd^ 1802 be^^
geben l^atte, üerfel^rte er mit (SrenöiHe, %otc, 9Madfintofl^, 5ßitt
unb ©l^eriban; in SSerlin tt)ar er mit Srinfmann, griebrid^
©d^legel unb SKal^el befreunbet; i5rau t)on @tael fannte il^n bem
Slamen nad^, obmol^l bie :perfönlid^e SSegegnung mit il^m in
fpätere g^l^re fällt. @ie gab jtd^ nod^ nic^t Sfled^enfd^aft barüber,
wie Sliemanb in SSerlin unb !aum ein Slnberer in S)eutfcl)lanb
il^rem eigenen ^itmlxü^ fo nal^e ftanb al§ ber ®en^ öon 1804,
ber nodö bm ©lauben an ben auf freil^eitlid^en ®arantieen
errid^teten Staat feftf)ielt unb „um bie moralifd^e ^äulnife ber
SBelt ju überwinben, ben S3unb ber @tar!en, Steinen unb
®uten" prebigte. Snt 33erltn uon bamalS fonnte fie nur feigen,
n)a§ t)or il^r lag, eine ©tabt unb ©efellfd^aft, bie ber tl^euer
er!aufte, gu lange erl^altene griebe öermeid^lid^t unb aßen l^oi^en
aSeftrebungen abtoenbig gemad^t l^atte; eine öffentlid^e 9Kei*
nung, bie nod^ fo gut vok tfieilnal^mSloS bem Swfammenbrud^
ber europäifd^en ©taatengebilbe gugufd^auen fd^ien; eine Siegie-
rung, bie ben @eift gnebrid^ö in leeret g^ormenn^efen auflöfte.
Unter fold^en (Sinbrüdfen ift il^r Srief an ®oetl^e, öom 7. Stpril
1804 gef daneben:
»Je vous devrais des excuses, my dear sir, pour ne
vous avoir pas encore ecrit, si je ne savais pas que Ton
vous fait toujours un peilt plaisir secret en retardant pour
vous Toccasion de repondre. Vous etes si sür de mon amitie
et de mon admiration que vous aimez autant qu'elle reste
dans le vague, et vous ne desirez pas que manquant ä
toutes les loix de la nouvelle poetique, je vienne tout
74 S^^u t)on ©tael an ©oetl^e.
directement sans vague et sans niystere vous exprimer ce
que je sens. Vous avez bien voulu me dire que vous auriez
ete bien aise de voir Berlin avec moi. En vdrite, ce que
j'ai de vif et de jeune dans las impressions ne peut guöre
s'exercer ici. C*est un pays qui ne frappe point Timagi-
nation. La sociäte y est alignec ä la prussienne, et les
femmes ici doivent etre tout etonnees de vieillir, car elles
disent et fönt la meme chose pendant soixante ans de suite
et le temps ne devrait pas marcher quamd les pensees, les
sentiments et les circonstances sont stationnaires. Si je
vivais en Allemagne, je ne m'etablirais certainement pas
dans une grande ville. Les Allemands ne savent pas tirer
parti d'une grande ville, on n'y choisit pas sa societe, on
Taugmente; on n'y sait guere plus de nouvelles publiques,
mais seulement mille fois plus de commerages; on n'y a
pas plus de liberte que dans une petite ville, mais seulement
un plus grand nombre d'observations, et la vie physique,
boire, manger, danser, jouer, y tient mille fois plus de
place qu'ä Weimar. Au milieu de tout cela Ton deceme
dans le monde litteraire ce qui caracterise PAllemagne,
erudition, philosophie, droiture, mais il n'y a pas Tombre
de comparaison entre ce que nous appelons societö en
France et ceci. Et je ne suis pas etonnee que les savants
ayent en Allemagne plus de temps pour Tetude que partout
ailleurs, car la seduction de la societe n'existe pas. Je n*en
ai pas moins ete bien aise de voir un pays nouveau, d*etre
regue vraiment ä merveille et de rencontrer, au milieu de
cette foule, des hommes et des princes, des reines et des
femmes qui ont un goüt aimable et bon pour tout ce qu'ils
croyent distingue. Vous avez des fanatiques ici comme ä
Weimar, et si vous y arriviez, je suis süre que la cour et
la ville serait aussi en mouvement que par Tarrivee d*un
Bonaparte; c'est beaucoup que le genie soit ä l'egal de la
puissance . . .« Unb Don ber geplanten SRüdffefir naä) SBeimar
2)ad ^nbenlen grtiebttd^S bed otogen. 75
fpred)cnb, fügte ^rau öon @tael l^inju: »Ces trois semaines,
peut-etre helas les dernieres que je passerai de ma vie avec
vous, je veux les consacrer ä vous entendre, je veux vous
voler tout ce qui se vole, cela vous laissera bien riebe encor,
et revenir en France avec un butin tout-ä-fait dififerent de
celui que nos generaux y rapportent. Adieu, vous n'avez
pas besoin d'etre aime et je vous aime, c'est une preuve
de plus de ce que j'ai toujours remarque, c'est qu'on obtient
aisement ce qu'on desire peu. Adieu, dictez sans gene votre
reponse, j*ai de votre ecriture que je ne perdroi point.«
»Soyez sür, [taub im $o[tf!ri))tum, qu*il n'y a pas un prince
ä Berlin ni un homme du monde aussi spirituel que notre
duc« ^).
Se imfQmpatl^ifd)er bie ©egenwart auf jte ttJirfte, um fo
lebenbiger trat ber fraujöfifd^en Steifeuben ia^ S3ilb be§ großen
Äönigö öor bie ©eele, an U)eld)en Sllleö in feinem iRtiij erinnerte.
3tt feinem S^eil be§ aSud)^ über lS)eutfd)lanb ^at fpäter bie
SRopoleonifd^e ßenfur öerl^ältnifemäfeig mel^r ju ftreid^en gefunben,
alö in bem furgen Kapitel, ttjorin bie ßl^arafterifti! %xkbxiä)^
jtd) tt)ie eine ©at^re auf bie l^eimatl^lidjen ßwftänbe laS^). SBenn
es aber beS SäuterungöfeuerS öon 1806 beburfte, um ik
SBelt ju überzeugen, ba^ ber @eift, ber ^reufeen grofe gemad^t
I)atte, ttjol^l öerbunfelt, aber nid)t erlofd^en ttjar, fo entfaltete
jtd^ bafür anä) in ber norbifd^en §au^3tftabt neben ben uner=
quidlid^en politifd^en SSerl^ältniffen ein jugenbfräftiger 3ftei(i^tl)um
geiftiger ^robuftion. SSon ben Anfängen ber beutfd^en flafjtfd^en
giteratur fpred)enb, bemerft ^rau t)on @tael im 2lbfc{)nitt über
SBinfelmann unb Sefjtng fein unb treffenb, biefe Siteratur fei
unter allen befannten ttjol^l bie einjige, bie mit ber Äritif be^»
gönnen l^abe^), freilid^, njaS jte l^inüUjufügen unterläßt, mit
') Madame de Stael k Goethe, Berlin, 7 Avril 1804. ©oetl^e«
Sal&tbudö, 1887, 5.
2) Madame de Stael, De l'Allemagne l^re partie, Chap. XVI.
^) Madame de Stael, De rAllemagne 2de partie, Chap. VI.
76 ^tc aHomanttf in »erlin.
einer Äritif, bie fd)öpferifd^ anregte wie feine anbere. 3e^t trat
il^r eine öom entgegengefe^ten $ol, bem ber ^oepe, auSgegan*
gene S3ilbung§form entgegen.
®a, tt)o SSoltaire unb griebrid) für einen ÄreiS üon 8[uö*
ertt)älÖlten baö SReid^ be§ Sßerftanbeö errid^tet I)Qtten, baö bie
Epigonen jn bem ber SBemünftigfeit unb Slufflänmg erweiterten,
in bem alle SMittelmäfeigfeiten tt)u(l)fen unb gebiel^cn, in biefem
qB bie fefte Surg beö StationaliömuS gepriefenen Serlin l^errfd^te
je^t bie SRomantif.
3nr 3cit, t)on weld^er l^ier bie SRebe ift, war il^r gröfete^
SJalent unb \i)x ^ropl^et, 9lot)ali§, feit 1801 nid)t mel^r unter
ben gebenben; bie b\^ bal)in beröffentUd^ten ^robuttionen öon
Sied beftimmten baö 9Rafe beffen, xoa^ biefer, il^r erfter Sal^n-
bred^er unb fnidbtbarfter ©id)ter, ber neuen 3fiid^tung gu geben
unb nid^t ju geben I)atte. Sin bie Äritif be§ üon il)r beanfprud^ten
„3Bill)elm 3Wei[ter'' fnüpfte jtd^ bie ©efinition ber romantifd^en
SDid^tung; jte lautete, ba^ wenn biefeö Sud^ ni(^t nad^ ben bi§=
l^erigen ©attungSbegriffen ber ^oejte beurll)eilt werben fönne, man
genötl)igt fein werbe, nid^t etwa ben Stoman t)on ®oetl^e ju öcr*
urtl)eilen, fonbem bie bi^l^erige Älafftfifation ju beränbem^).
@d)leiermad^erö SReben über bie ^Religion gaben ba^ Programm
einer neuen Sl^eologie, bie ^nebrid^ @d)legel ,,il^rer abfoluten
©ubjeftiöität wegen felbft einen SRoman'' nannte. SDKt bem
pl)ilofop]^ifd^en ©lauben^befenntnife t)on ^id^te bolljog ftd^ bie
entfd^eibenbe SBenbung, weld^e bie jtttlid^e ^reil^eit al^ i^öd^fteö
Siel fe^t unb bie SReöolution befämpft, inbem jte i^r ^rincip
überbietet 2).
SRad^bem @d^etting, aU jüngfter Stepräfentant ber ©d^ule,
bie Vermittlung gwifd^en ®oetl)e unb gid)te berfud^t, unb ben
romantifd^en SJI^eorieen il^ren pl)ilofopl^ifd^en Sluöbrudf gegeben
l^atte, fonnte bie erfte, borwiegenb poetifd^^pl)ilofopl^ifd^e 5ßl^afe
') SR. Jpa^m, S)ie romanttf d^c ©d^ulc, 251 u. 280.
2) ©bcnbafclbft, ®. 214. ^. ü. 3:rcitfd^fc, gid^tc, ^iftor. unb polit.
5Jufföfec, I, 125, 135-13G.
Sr. SB. (Sd^tcöcrs ©ortefuttöett 1802-1804. 77
ber Sciüeflung al§ abgefd^Ioffen bctrad^tet toerbcn unb nunmcl^r
ein berufener bie @efd^id)tc ber romantifd^cn 5ßoc|tc crgäl)len.
6S flefd^al) burd^ 21. SB. @d)legcl, in ben todl^rcnb gttjcier SBinter,
üon 1802 bi§ 1804, ju Serlin gel^altenen SSorlcfungcn.
©einer S3eftimmung ber Stomantil als ber 5ßoefte ber ^au:pt=
nationen t)on ßuropa, bie tt)ie baö Sateinifd^e mit ben 35ialelten
ber germanifd^en gröberer, fo baS 2lltbeutfd)e mit bem d^riftUd^
gettjorbenen SRömifd^en öermifd^ten, jtnb gal)lreid)e anbere ®efi*
nitionen gefolgt.
©ie 9Kei[ten aber beurtl^eilten bie romantifd^e Seioegung
nad^ il^ren SluögangSpunften unb im ®egenfa^ gur gebanfem
armen intoleranten Slüpd^feitSlel^re, bie SlKeg ttjegleugnete, tt)a§
jte nid^t begriff. @ie erfd^ien balier öor SlÖem atö eine literä^
rifd^e ®egenret)olution, alö bie Sftealtion beö ®effil)l8, ber ©eele
unb ber ^oejte, bie Slnfprud) erl^ob auf baö 3fled^t liebenber
SBerel^rung beffen, wa^ il)r in ber S3ergangenl)eit nad^alimungS-
ttjürbig galt, bie ben SKeufd^en nid^t auf fid^ gefteöt, fonbern
im 3wföwtmenl^ang mit ber gefammelten 2Bei§l^eit frül^erer ®^=
fd^led^ter erfaßt ttjiffen tt)onte, unb bamit auf bie Strabition
gurücf griff unb baä ber revolutionären ©oftrin abljanben ge=
fommene I)tftorifd^c SSenju^tfein ttjieber emjedtte.
2)a§ eben ttjar ber 5ßunft, an ttjeld^em bie fpäter ®eIom=
menen anfnüpften, al§ il^nen bie romantif d^e Senjegung f elbft ttjieber
I)iftorifd^ geworben unb bie Qüt gelommen ttjar, ben bleibenben
Sinn unb SBertl^ berfelben gu beftimmen. @ie erlennen üjn, nid)t
in ber 33ett)unberung be§ 3Wittelalter§, gu ttjeld^er SoI)anneS t)on
SRuHer ben erften 3lnftofe gegeben l)atte, unb bie felbft lieber nid^t
minber einfeitig al§ bie revolutionäre SSerad^tung beSfelben öer*
ful|r, fonbern t)ielmel|r in bem großartigen ßug, ber bie SSe^
ftimmung ber ©eutfd^en in ber Uniöerfalität ber Silbung fud^te
unb bem SBerlangen ®oetI|e'§ nac^ einer SBeltliteratur burd^
nad^bid^tenbe Ueberfe^ungen ber 5!Keiftermerfe aller SSolfer ent=
gegenfam. ©aburd^ mürbe bie 9Sergangenl)eit lebenbig, ber
Drient erfd[)loffen, ©ried^enlanb unb fRoin bom 3lnfang in bie
78 Sflürfwtrfunfl bcrfelben auf grou bon ©toel.
3J«ttc ber ®ef(^i(l)te t^erleflt, bic 555iffcnf(i^aft bcr l^ijlorifd^cn
3KetI)obc untemorfcn iinb auf bem Saum, bcn bic ©td^tung
gcppaujt })atk, bie cbelftcn Sriid^te ber Arbeit unb ©rlernitnife
gereift ^).
©aö SlUeä lag borerft uod) im Äeim verborgen, als jene
SEBinterborlefungeu über ®efd)ici^te ber ^oefte in S3erlin gel^alten
ttjurben, 3n mel)r alö einer ^injtd^t blieben jte bebeutungSöoB,
aud^ für ^ran öon ©tael. gn benfelben traten il^r fo mand^c ber
®ebanfen unb Probleme ttjieber entgegen, bie ba§ Sud^ über
bie Siteratur mel^r angebeutet al§ auögefül^rt l^atte. ©eine poetifd^e
unb d[tl)etifd^e ©oftrin fanb jte in biefen Sortragen Don ?[. SB.
@d)legel ju einem Softem abgefd^Ioffen ttjieber. 6§ bot i^r,
neben Dielen fünften ber Uebereinftimmung, aud^ ©lemente beS
SBiberfprud^ö, mit meldten pe pd) bamalö unb fpäter au8ein=
anberjufe^en l^atte. @ie tl^at e§ in felbpänbiger SBeife unb
nid^t ol)ne SSorbel^alt.
Siterärifd) äunad)[t fanb pe ben Stanbpunft be§ Sud^S
über bie Siteratur jttjar erweitert, aber nid^t pringipieH öer^^
änbert. @ie l)attt ben Siad^brud auf bie il^r beffer befanntcn
norbifd^en giteraturen unb auf ©l^afefpeare gelegt; bie Ueber^»
tragungen ber ®ebrüber ©d^legel unb il^rer @d^ule beanfpruc^ten
je^t im 9lamen t^on ©ante unb ßalberon ben poetifd^en SBor:»
rang für Italien unb Spanien. f?rau bon ©tael folgte il^ncn
nid^t fo toeit, ba^ pe bie romantifd)e über bie flafpfd^e Äunft=
form gefteKt l^ätte, aber pe geftanb il^re ®leid^bered)tigung unb
SSebeutung alö Slu^brucf be§ d)riftlid^en S^eioufetfeinS gu, baö
ben 3Renfd^en t)erinnerlid)t unb ben (Sf)axafttx entwicfelt, weil
e§ ben @d)ioerpunft nid)t wie bie Slntife, in baS unbeugfamc
Satum, fonbern in ben 3Billen, unb bamit ben l^öd^ften bra*
matifd)en Äonpift in ba§ ©emiffen verlegt 2).
') SB. ©d^crcr, ©efd^id^tc ber bcutfö^cn ßUcrotur, 616—639. Lord
Acton, German Schools of History. Historical Review, January 1886.
2) Madame de Stael, De PAllemajrne, 2(^e partie, Chap. XI, De la
poesie classique et de la poesie rotnantique.
Sl^rc ©tcHunö ^^^ titcrarifd^cn Stl^conc bcr Sflontontil. 79
3n I)i[torifc^er Sejteliung bagcgen öerftdnbigte jte jtd^ mit
biefcr erften ^l^afe ber beutfd^en Stomantif nid)t. 2Benn bicfc
ba§ Sllte oor bem bleuen prie§, il^r politifd^eö unb religiöfeS
Sbeal in geträumten mittelalterlichen Suftänben fanb, bie mit
ber SBirflid^feit t)on bamafö faum meljr al§ ben Flamen gemein
Iiatten, ttjenn jte, mit g. @d)legel unb 9iot)ali§, bie Steformation
anflagten, bie europäif(i)e Silbung mel^r gel^emmt als geförbert
unb bie 33lätl)e ber Äünfte gerftört ju Iiaben, fo erlannte pe,
bie franjöjtfci^e ^roteftantin, einen fold^en ©tanbpunft feineöwegö
aU i5ortfd)ritt an.
e§ fam ber Slugenblid, tt)o 21. SB. @d)legel, nid^t au§
religiöfer Ueberjeugung, fpnbern blofe auS wiQftifd) angeregter
Saune unb ä[tl^etifd)em ©efaHen an ben äußeren formen ber
alten Äird)e jid^ in Uebereinftimmung mit gläubigen Äatl^olifen
glaubte unb feinen Uebertritt in 2luöjtd)t [teilte. SllS er ben
Srrtl^um erfannte, befd^ränfte er jic^ nid^t barauf, bie 9iefor=
mation tt)ieber „ate ©enimal beutfd)en 9tu]^me§, jeber ßrttjeite«
rung ber ©rfenntni^, jeber |ittlid)en unb gefettigen SBerbefferung
förberlid)" ju feiern; er tt)urbe aggreffiö unb fd)rieb ujegttjerfenb
einer Uebergetretenen in feiner gamilie, „l)öd^ften§ SÄaler unb
etlid)e 33ilbl)auer n)ürben fatl^olifd^, Slrd)ite!ten nie!"^).
3Sor fold)en SBanblungen bewal^rte grau öon ©tael ba§
treue ^eftl^alten am ÄultuS iljrer gugenb. ©benfottjenig al§
in revolutionären Sagen bie populäre S^rannei, t)ermod)ten fie
je^t bie SIräumereien ber SRomantif baju, iljm abtrünnig gu werben.
SRit n)af)rl^aft genialer ©iüination eilte jte ben großen @efd)id)t§=
fd)reibern beS XIX. 3al)r]^unbert§ in ber ©rfenntnife oorauS,
bafe bie Sftücffel^r in bie SSergangenl^eit nid^t gleid)bebeutenb mit
ber SReaftion ttjiber bie ®egentt)art fei. Qntx\i in btn »Dix
annees d'exil«, unb fpäter in i^rem politifd)en Steftament
') L'Auteur des Souvenirs de Madame Rccamier, Coppet et
Weimar, 194. A. W. Schlegel k M. de Montmorency. 31. 2Ö. ©d^Icgel,
S3cri(ä^tiöunö einiger SWifebeutungcn, SSerlin 1828.
80 ®i« S3rübcr ©d^lcöcl.
ptibct jtd) bic mit Siedet \o oft gerfll)mtc ©teile: „^an
gefällt ftd) in ber 33el)ailptiing, als ob ber Slnfprud^ auf fjrei^^
l^eit in @uro))a erft im öergangenen Scil|rl)unbert erl^oben toorben
fei, toalirenb t)ielmel)r ber ©efpotiSmuS eine mobeme ©rfinbung
ift. SlHen Slnl^ängern ber aus ber SSergangenl^eit überlieferten
Siedete mufe immer toieber gefagt toerben, bafe guerft bie fjrei^
I)eit unb bann ber ©efpotiSmuS toar, bafe bie ^reil^eit alt, ber
©efpotiSmuS mobern ift!"^). Sluf bem mü^famen SBeg gut
©rfenntnife ift biefeS SBort ein aWarfftein, ber ben Flamen öon
^au oon @tael öor SBergeffenl^eit benjal^ren toirb.
3tt)ifci^en il^r unb ben 9ftomantifem Mpfte ftd^ nod^ eine
weitere, gang ))erfönlid^e SSejiefiung. ^m S3eftreben, ben ge=
tt)ünf(i)ten (ärjiel^er für il^re ©öl^ne gu fxnben, l^atte jte fxäj unter
Slnberen aud^ an ©oetl^e gewenbet unb oon biefem einen 33ricf
nad) Serlin miterl^alten, ber 31. SB. ©d^legel bei il^r einfül^ren
foUte: „Srau oon @tael tt)ünfd^t @ie näljer fennen gu lernen/'
fd^rieb er; „fie glaubt, bafe einige 3^il^^ öon mir bie erfte
Einleitung erleid^tern. 3d) fd^reibe jte gern, ttjeil id^ mir ®anl
Don beiben Seiten öerbiene, ttjo jtd^ SlHeS öon felbft gegeben
l^atte. ©rl^alten @ie mir ein freunblic^eS Slnbenfen" 2).
jDer ®ebanfe t)on ®oetl^e, einen 3!Äann t)on 21. SB. @d)Ieger8
33ebeutung, n^enn aud) unter aufeergeioötinlid^ günftigen SSer=
pltniffen, als förgiel^er in 33orfd)lag gu bringen, toirft ein
d^arafteriftifc^eS Sid^t auf bie einfädle ©enügfamfeit beutfd)er
SSerpitniffe. SSeibe SSrüber, Sluguft SBil^elm unb griebrid),
ttjaren nid)t nur I)ert)orragenbe ®elel^rte, jte befafeen, ttjenn aud^
nid^t grofee fd^öpferifd^e ®aben, fo bod^ Stalente erften SlangeS,
^ifeißf geiftreid^ unb fd)arf, ber 6ine ein Slneigner beS gremben,
') Madame de Stael, Dix annees d'exil, 2de partie, Chap. XV.
Considerations sur la Revolution fran^aise. Oeuvres comp. XII 25, bonn
136 u. ff.
2) SBricfe ©d^iHet'ö unb ©octl^e'.ö an 91. SB. Gd^IcöcI, Mpm, 1846, 51.
®ottf)e an 9t. SB. ©d^Iegel, 1. SDiära 1804.
S)ie »ruber ©(i^leflcl. 81
tt)ic naä) xifm nid)t töicber ein folci^cr crftanb; bcr Slnberc ein
Äritifer Don unitJerjeHer Silbmtß unb fificrftrömenbem 3fidd^*
tl^nm bcr ®cbanfen, beffcn Seiftungcn für bic 9ricd)ifd^c ^oeflc
jenen Don äBinfelmatm für bte ßried^tfri^e Äunft gur Seite ge^
fteUt ttjorben pnb. ®ie 3lrbeit§fraft beiber S3rüber war eine
ftounengtocrtl^e, bic ücrfd^icbcnftcn ©ebiete umfaffenb. ^m
„Athenäum" l^atten jte feit 1798 bie ©mnblagen jur äftl^etifdien
3)oftrin ber SRomantif gelegt, bie ®oetl)e juerft aU Seftlmmnng
bcr Segriffe flafjtfd^er unb romantifci^er ^ßoefie öufgefteHt ju
l^abcn beanfprud^te, n)äl)rcnb ber reigbarere ©dritter nur baS
D^)pojtlionene l^erauiSfül^Ite unb an ®oetI)e fd^rieb, btefe nafe*
»eife, entfd^eibenbc, fd^neibenbe unb cinfeitigc SRanier tl^ue \i)m
pl^^fifd^ tt)cl^e. 8[n bcr unartigen unb unbdnfbaren Slrt ber
^Icmil gegen ^umbolbt, ber immer ein guteä SSerl^ättnife gu
bctt ©d^Icgel geliabt l^bc, fönnc man auf§ SHeue feigen, bafe pe
bod^ mdl)t3 taugten. S)a9, xoaS man @cmütl^ f)ti^t, fel^Ic il^nen
bcibcn'). 3«föfem bcr SSortourf gegen SEaltlojtgfeiten fid)
rid^tete, war unb blieb er öcrbicnt. ©a§ aber „bic ©d^lcgcl
bod^ etwas taugten'^ geftanb Sd^iKcr felbft, aU er Sluguft
SSßill^elm'S an ©oetl^c gerid^teter ©legie „über bie Äunft bcr
©ried^cn'' fein £ob nid^t Derfagen fonnte. 68 folgte ber„3on",
ber im SSerein mit Siect l^erauggegebene SRufenalmanad), enb=
lid^ bie SSorlefungen in JBcrlin, Slrbeiten, weld^e bie ©Iiafefpeare-
Ueberfe^ungen nid)t unterbrad)en. ®ie Eingebung an feine
Äunft, bie il^n fo mäd)tig bel)crrfd^te, bafe il^m Sl^ränen in bic
Sugen traten, wenn er uon (Salbcron fprad^, war einer ber
fd^önflen 3öfle bei a. SB. @d)legel. „Äritil gc^t unter", I)atte
il^m einft Caroline gefd^rieben, „leiblid)e ®efd^led)ter erlöfd^en,
S^fieme wed^feln, aber wenn bie SBBelt einmal aufbrennt wie
ein 5ßa^)ierfd)ni^el, fo werben bie Äunftwerfe bie legten leben^
*) edermänn, ©cfprSd^c mit ©oetl&e, II, 203 unb »rieftoed&fel atoiWeit
©dritter unb ©oct^c, I, 343, H, 78, 88, 194. ©d^lUcr'ö SSriefe öom 22. S)C8.
1797, 28. Sunt, 23. Su«, 16. Ölufluft 1798.
»Icnnerfiatfett, grau toon ©taöL III. q
82 2)te SBrfiber (Sd^tcgcl.
btgen Sunfen fein, bie in ba§ ^au§ ®ottc§ gel)ett — - bann
crft fommt ginftcrni^." ©tcfcr treu fcftgelialtenc äftl^ctifd^c
©laubc ücrliclö xf)m bie Serebfamfeit, über bie fd)on ^enr^
SSe^le bei ©elegeni^eit eines Si^f^w^tnentreffenS in SBeimar ge^
ftaunt I)atte^).
SlHein bei aller geiftigen 3iül)rigfeit unb SSebeutung ftanb
bie ®efäl^rlin fo öieler l^erüorragenber $erjßnli(i)feiten bcr
beut|d)en Ilafjtfd^en Qdt, bie ©orge, auc^ ben SBrübern ©d^lcgcl
unentwegt jur Seite. Sriebrid^ unb fein etn)a§ älterer Sruber
2Bill^elm [tauben 1804 in ben breifeiger 3al)ren; jeber t^on il^nen
tt)ar in feiner SBeife berül^mt imb nod) l)atte feiner t)on beiben
eine gejtci^erte SebenSfteHung.. 3m Satire 1802 begab fid^
griebrid^ nad^ 5ßariS, um bort eine Qcxt Ijinburd^ au§fd)lieBlid^
bem ©tubium ber inbifd^en Siteraturen gu leben, worauf fein
erft 1808 in ©eutfd^lanb belannt geworbener Uebertritt jur
fatl^olifd^en Äird^e erfolgte. SBäl^renb er jtd^ mit ©orotl^ea,
ber grau beö SanquierS 33eit öerbanb, löfte jtd^ bie @l^e feine^S
SruberS mit ber SBittwe \)m Söl^mer, Caroline 3Kid^eli8.
SBJill^elm'ö S3unb mit il^r, in ber trübften ©tunbe il^rer öie^
oerfd)lungenen weiblid^en ©d^idfale gefd^loffen, war ein SRettung«^
aft gewefen, ber bleibenben 3)anl öerbient \)attc, @ie Derftonb
e§ anberS unb würbe 1803 @d)elling'ö grau. 3n btnx „Sauben^
W^i"i i'^ weld^em, bieömal ol^ne Unterfd^ieb, bie beutfd^en
Hafjtfd^en wie bie romantifd)en Greife ben ©l^eftanb .gemad^t
l^atten, l^inberte fo etwas nid)t, ia^ ber 5ßl)ilofopl^ ber SRomantif
unb il^r 3leftl^etifer in guten SSejieliungen ju einanber blieben,
SBäl^renb Caroline mit il^rem britten ©atten nad^ ©üben jog,
fnitpfte a. SB. @d)legel fo innige gteunbfd^aftsbanbe mit Siecf«
©d^wefter, ©opI)ie Sernl^arbi, ber fpäteren grau Don ^orring,
bafe grau öon ©tael fte fennen gu lernen wünfd^te. 35er*
geben« wanbte man ein, bafe ©opl^ie fein S98ort franjöjtfd^ fpred^e.
„^a^ ift ganj gleid^", erwiberte bie nid^t ju entmut^igenbe
*) Stendhal (Henry Beyle), Correspondance inedite, 1, 31.
S)ic iBrfibcr ©d^Ieflcl. 83
^xavL öon ©tael, „iä) tocrbc flc fpred)ett feigen. " Slfö ©olmetfd^
gtt)i|d)cn il^nen mufetc Sd^lcgcl bienen, unb grau öon @ta6l,
bic bcftänbtg fragte „tt)a§ I)at jtc jc^t gefagt?" nod^ obenbrcin
Aber bcn 3nl)alt beö ®efpräd)S täufd^en, bcnn ©op^ic S3crn*
l^arbi trieb tl^r Spiel mit ben SBeiben unb jagte ©inge, bie pd)
ttid^t fiberfe^en liefen.
®oetI)e beI)ieU mit ber SSorauöfe^ung SRed^t, bafe 2[. SB.
©d^legel eine völlige Slenberung feiner Sage ttjiöfommen fein
werbe. Slud^ ol^ne ben SRüdEfd^lag, ber feinen perfönlid^en @r=
fal^rnngen eben boä) folgen mufete, waren bie legten S^l^i^^
burci^ bie 5ßoIemif gegen SBielanb nad) ber einen, gegen bie
Slufflarnng nad^ ber anbern Seite, bie ©treitigfeiten in ber
^naer Siteraturgeitung, Uneinigfeit nnb Qtoi\t im eigenen
2agcr getrübt worben. ^n 2Beimar t)or Slllem war, feit bem
Srud) mtt ©d^iKer, bie Stimmung ben beiben SBrübern fo
wenig günflig, bafe grau öon ©tael in il^ren ©efprädjen mit
©oet^e ftd^ baDon beeinflußt geigte'). ®iefe ßinbrüdfe, bie er
ftdö möglid^ft fem gel^alten l^atte, Derfd)wanben aud) bei il^r
nad^ ber perf8nlid)en Begegnung mit 21. SB. ©d^legel. 3u ^^m
bereits erwäl)nten SSrief an ®oetl)e fd)reibt fie bdrüber: »II faut
aussi que je vous remercie de la societe la plus interessante
que j'aye rencontree ä Berlin, Wilhelm Schlegel. Je suis
punie ou recompensee de toutes nos plaisanteries sur les
Schlegel. Je ne crois pas possible d'avoir une critique lit-
l^raire plus spirituelle, plus ingenieuse que Wilhelm, et des
connaissances si etendues en litterature, que lors meme
qu'on n'est pas de son avis, c'est de lui qu'il faut em-
prunter des armes. Enfin je trouve dans son caraclere
quelque chose qui ne röpond pas ä Tamere reputation qu'on
lui a donn^e et je veux attribuer ä son frere ce qu'il y a
de trop rüde dans Tesprit de la famille pour aimer ä mon
aise celui-ci.«
^) ^. ©ünfeer, ©oet^e unb ^axl ^Tugaft, II, 461.
6'
84 2)ie SBvüber (Sd^tcgcl.
aud) ©d^lcgel fäl)ltc fid^ angejogcn unb gcwürbigt, urtb
ging auf ba§ Slncrbietcn ein, tooburd) Stau öon @taßl mit
einem g^^tgel^att t)on 12 000 granfen imb Snjtd^erunfl einer
^enjton il^m bk Unabl^angigfeit verbürgte. SSon ienem SÄätj
an trat er in il^re Familie, unb e§ begannen aSejiel^ungen, bie
raal^renb fteben ^df)xtn fortbauerten, l)ierauf burd) einen ^Iccpo^
leonifd^en 9Jiad^tbefeI)I auf einige 3^it unterbrod^en, 1814 lieber
aufgenommen ujurben unb biö jum Stöbe feiner ®önnerin wal^rtett.
3Bie fo mand^e anbere ttjufete jte aud) biefe greunbfd)aft mit
nie fxäj üerleugnenber Sreue unb fd)onenber ^Jlad^ficiöt burd)
mand^e Älippe l^inburd^ jju fteuern. ©d^legel, ein Solent, bod^
fein ßl^arafter, mad^te fold^e Störungen unDermeiblid^, aber im
Sab^rintl^ ber beutfd^en ®ebanfentt)elt blieb er il^r ein unDer*
gleid^lid^er güf)rer unb n)ie fie ben feinigen, fo erfannte er
il^ren 2öertl^. 3n il^rer beiber Seben ift bie ^Begegnung in
aSerlin ein .glüdlid^er SBenbepunft geblieben.
3unäd)ft ttjollten e§ bie ©reigniff e, bafe für bie geiftigen
Stttereffen, n)eld)e biefem Sufammenfein SSebeutung gabertr fein
SJtaum blieb. ®ie Slufmerlfamfeit Don ©uropa ttjar nod) auf
btn $roje^ V)on ^JJloreau, ^id^egru unb ©eorge gerid)tet, beffen
gel)eime ®efd)id)te iüngft t)on ber ^anb eineö ^reunbeS öon %xan
oon @tael, Glaube g^auriel, aufgejeid^net gefunben worben ift^).
Sauriel raar nad^ bem 18. Srumaire ©efretär öon Soud^e, l^atte fid^
aber fd^on im 3!Äai 1802 gur 5Rieberlegung biefer Stelle »er-
anlaßt gefunben. „@ie jtnb nid)t red^t gefd)eibt", ertt)iberte ber
^ßoligeiminifter auf fein ©ntlaffungögefud^, „baö ift ber Slugen*
blidE gu bleiben; tt)ir gewinnen" 2). Slber ju feinem ®lüdE war
ber republilanifd^ gepnnte gauriel feinen l^iftorifd^en unb Ute«»
rärifd)en ©tubien längft jurücf gegeben,. al§ bie ©reigniffe oon
1804 ftd) abfpielten. SSon feinem furgen SBermeilen bei ber
^oligeiberwaltung blieb i^m nur ber aSortl^eil, ftd^ befler als
0 Claude Fauriel, Les derniers jours du Consulat. Manuscrit
in^dit, Paris 1886.
^ Sainte-Beuve, Portraits contemporains, Claude Fauriel, II, 492.
ättbcre über bte verborgene ©ittwidfelung be§ ©ramaS Do«
Stncenne^ informiren ju fönnen. ©eine ©arfteUung, bte, wie
man t)ermutl)et, burd^ SSenjamin ßonftant [teflenttjeife corrigirt
mxbm ift^), läfet jtd^ in ben ,&au^)täügen in berjenigen öon
f^rau Don ©taers »Dix annees d'exil« ttjiebererfennen. ^ier
ttJte bort tt)irb ber @r[te ßonful befd^ulbigt, bie (Emigranten
unb SKoreau bnrd^ Sntriguen feiner gel^eimen Slgenten förmli^
gur ßonfpiration getrieben gu l^aben, bte il^m bie ©elegenl^ett
bot, pd^ feines größten militärifci^en 3fliDaIen gn entlebigen^).
©te ©rregung, bie folci^e Sefnrci^tungen bei grau öon ©taöl
l^erDorriefen, mar feit jener Unterrebung mit ®oetl^e in SBeimar,
auf bie erfte 5Rad)rici^t ber aSerl^aftung beö ©iegerö oon ^oijm^
Hnben, nid^t mel)r gemid^en. 9Mit ängftlid^er Spannung fal^ fie
bem weiteren SSerlauf ber ®inge entgegen, als eines SRorgenS
frül) ad^t Ul^r, mät)renb fie noc^ rul)te, 5ßring SouiS ^erbinanb
gu $ferb bor ben g^enftern il^rer am @pree-£)uai gelegenen
aSol^nung l^ielt unb fte gu fpred^en verlangte. @ie beeilte ftd),
ein SRorgenfleib übergumerfen unb ii)m entgegen gu gelten.
„SBiffen Sie", rief er il^r gu, „bafe ber |)ergog t)on ©ngl^ien
auf babifd^em SEerritorium aufgegriffen, einer 9Jtilitärcommiffion
öberantmortet unb öierunbgmangig ©tunben fpäter erfd^'offen
worben ift?"
i5rau oon ©tael lannte bie Slbneigung beS ^^Jringen gegen
Sonaparte. „SESeld^e ßrfinbung", ermiberte jte, „feigen @ie
benn nid^t, bafe bie tJeinbe ^ranfreid^S biefeS ©erüd^t auSge=
ftreut l^aben?" — „9lun, fo mill id^ S^nen ben SRoniteur fd^icfen",
entgegnete $ring ßouis gerbinanb, „ba fönnen @ie ba^ Urtl^eil
abgebrudt lefen''. @S ftanb in ber Plummer Dom 21. 3!Äärg
gegen ben »nomme Louis d*Enghien«. »Le nomme Louis
de Prusse«, mar am anbem SSag ein SBiHet beS ritterlid)en
') Claude Fauriel, Les derniers jours du Consulat, Introduction,
VIII u. 0?0tc.
2) ©benbafclbft, 148 u. ff., 287, 373. Madame de Stael, Dix annees
d'exil, läre partie, Chap. XIV unb XVII.
^rinjen an jtc unterjcid^uet. ®r ffil^lte aufö ticffte bcn allem
fürftlid^en Slut in bcr ^crfon bicfcS Dpferö angctl^ancn ©d^intpf
nnb \ä}\i)\xx, x\)n gu rädien.
3wct SEage t)or bcm 20. aßärj l^attc ßl^ateaubrianb, gum
frangöp|d)en SRepbcnten im SBcltltn ernannt, Slubieng beim 6r[ten
©onful @r fanb il^n fo öerdnbert, bafe er il^n frani glaubte.
®ie Memoires d'Outre-Tombe begleiten bie ©döilberung be§
©efd^el^enen mit ben 2Borten: „@in überlegener ®ei[t gebärt
baö S3öfe nic^t ol^ne ©d^merg; benn eS ift nid^t feine natürlid^e
^rud^t, unb er foHte jie nid^t bringen" ^).
®er 2Rorb beö ^ergogö Don 6ngl)ien l^atte gum näd^ften
3tt)e(f , bm Safobinern ein 5ßfanb be§ a3rnd)ö mit ben Sfio^aliften
gu geben. »Enfin, le voilä des nötres!« tt)irb SSernabotte in
ben SKunb gelegt, ali8 er ha^ ®efd^el|ene feinem ©d^wager Sofepl^
mittl^eilte*). SEBeit über biefeS 3^d l^inauSgreifenb eröffnete
bie SEl^at bie feit 5Rit)6fc nod) immer überbrücke Äluft gttjifd^en
Sonaparte unb ben el^rlid^en Seuten. SSor^er l^atte er gttjar
ijeinbe, aber aud^ fold&e SSerbienfte gel^abt, bafe feine ent=
fd^iebenften SBiberfad)er bie erften Saläre beS ßonfulat^ nur
mit bm beften Seiten frangöfifd^er ©efd^id^te, wie fie etwa einige
3fiegi*erungöabfd)nitte §einrid)'ö IV. aufweifen, öergleid^en gu
fönnen meinten^). 9lad) bem 2)rama t)on SSincenneö bagegen
erI)oben jtd^ unt)erföl&nlid)e ®egner unb ber 3Biberftanb gegen
il^n würbe gum ftttlid^en ®ebot. „@r l^atte ben SRubifon be§
SBerbrec^eng überfd)ritten unb baS @c{)idffal l^erauögeforbert,
feinen 9?amen in baS S3ud^ ber SBergeltung gu fd)reiben'' *).
®er befannte 2lu8fprud^: »c'est pis qu'un crime, c'est une
faule« wirb tjon %xaix t)on @tael nid^t, wie ei8 gewöl^nlid^ gc*
fd)iel^t, SaHe^ranb, fonbern ^oud^e in ben 2Runb gelegt. 6r
war gur S^t ber 2:1^ at nid)t an ber @))i^e ber faiferlid)en
') Chateaubriand, Memoires d'Outre-Tombe, U, 299.
^ Th. Jung, Luden Bonaparte et ses Memoires, II, 431.
^ Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 33.
*) Madame de Stael, Gonsiderations, Oeuvres comp. XIH, 321.
S^ctfcr'S %ob, 10. Slprtt 1804. 87
^oHjci; uttmittelbar mä) berjelbcn würbe er iebod) al§ unentbel^r*
\x6) bal^in jurücfflerufen, „benn", l^eifet eS barüber in ben Dix
annees d'exil, „er toar berjenige, ber beffer alS irgenb Semaub
a3ou(iparte baburd^ unterftü^en lonnte, ba^ er, gum Unglfidf für
bte 3BeIt, Ilug genug war, um ein fd^ranlenlofeö ©Aftern mit
ttufd^einenber SKäfetgung ju vertreten''. 9Kettemi^ l^at fpäter
biefe aSemerlung l^eröorgel^oben, njeil er fanb, bafe jte goud^e
Dortrefflid^ d^aralteriprte ^). grau öon @tael l^ebt in bm Dix
annees d'exil ba§ SSotum öon Sa ga^ette gegen ba§ Äaifer»
reid^ l^erDor. @ie ttjar falfd^ unterrid)tet ; er l^atte mit SSor=
bel^alt gegen baö ßonjulat auf SebenSäcit geftimmt unb jtc^
uid^t an ber Slbftimmung öon 1804 betl^eiligt 2). gjiit freubiger
®euugtlÖiiii^i8 öernal^m pe, ba^ ßl^ateaubrianb unmittelbar nad)
bem 20. 3Raxi feine * ©ntlaffung genommen i^atte. SaUe^ranb
bagegen gab üier Sage fpäter ein grofee^ SBaUfeft^).
®er le^te SSrief 9Zerfer'§ an feine Sod^ter fprad^ öon feiner
tiefen gntrüftung über bie S^at üom 21. SKärg. SJli^tS
^atte jte auf bie ujenige Sage fpäter eingetroffene 9ladörid)t bon
feiner plö^lid^en ©rfranfung vorbereitet, bie jte jur fc^leunigen
Slbreife t)on Serlin üeranlafete. Slm 10. 5lpril ftarb 9ledEer im
älter Don jweiunbfiebengig Sö'Ö^^^«- SWan tt)agte nic^t, grau
öon ©tael gu fagen, ba^ bie Sobe^botfdjaft eingetroffen war,
beöor jte bie preufeifd^e ^auptftabt verliefe, um ben ^eimmeg,
ber über 2Beimar fül^rte,. anzutreten. 2ßan mufete bort, mit
weld^em @d)merj man gu red)nen l^aben würbe. Qmn @d)reden
ber Slnwefenben war grau öon @tael eineö Sagg in SBeimar,
aus Slufregung über baS 9lid)teintreffen ber ^oft, bie SSriefe
öott 9leder bringen foHte, bewufetlo^ gufammengefunfen. grdu«
lein öon ®öd^l^aufen würbe je^t mit ber fc^weren Aufgabe
') g. SR. aWctternid^, 5lu5 SKcttcrni^'ö m^QtXa^mm ^apiextn, III,
446 — 447. Th. Jung, Lucien Bonaparte et ses Memoires, III, 294.
Madame de Stael, Dix annees d'exil, lere partie, Chap. XV, XVII.
2) La Fayette, M^moires, V, 198—200, 217.
^) Miot de Melito, Memoires, II, 159.
88 Sd^metaltd^e ©emüü^dfttmmtmg.
betraut, il^r bcn DoUcn Umfang il^rc^ SßcrIufteiS ju fagm; cS
war an %cm ©cburtStag, ben 22. april ^). 2)cr 3wft<^ttt>f ^^
nun folgte, war ein fold^er, ba^ ^erber'S ©ol^n, ber Slrgt, nie
einen foId)en gefeiten ju l^aben meinte 2). SBenjjamin ßonftant,
ber iujwifd^en nad) ber Sd^weij jurücfgefel^rt unb auf bie
SRad^rid^t öon 9lerfer'§ fd^werer ©rfranfung nad^ Soppet geeilt
war, ol^ttc il)n mei^r lebenb ju pnben, fam je^t mit ©tSmonbl
nad^ ©eutfd^lanb jurfidE. ©r l^atte ben SSerftorbenen aufrid^tig
lieb gel^abt unb biefer feine Steigung erwibert. 5Run wufete er
%xau öon ©tael allein unter gremben, unb fül^lte, „bafe pe nid^t
nur feines SErofteö, fonbem aud) feinet ©d^merjeS bebürfe"*).
Sei ber Slnfunft in SBeimar fanb er fte in ßontjuljtonen.
@r berfud)te nid)t, wie bk Änbem, il^r 3;roftgrfinbe gu bieten,
fonbern tl^eilte tt)x geib mit ber gangen fjäl^igfeit ber Sin*
empfinbung, bie er befafe.
@ie fanb !aum bie Äraft, jtd^ briepid) öon ber ^ergogin
Souife gu Derabfd^ieben, öon ber ©tabt, bie il^r fo gaftfrci ge*
wefen unb „wo il^r ßrbenglüd gefd^eitert war". @ö lag nur
fd^einbar etwas Uebertriebeneö in fold^en äeufeerungen; Pe fül^lte
pd^ Don einem ©d^merg erfaßt, ben feine 3^tt ^^^^ Ö^ttä f)^\ni
foHte. ©ie @d)laflopgfeit, an weld^er pe litt, unb bie pe fpäter
burd^ ben ocrberblid)en @enufe öon D))ium gu beldmpfen fud^te,
batirt m^ jener ß^it-
©rft Anfang Sßai üermod^te pe ßönd^ gu erreid)en, wol^in
baS ßl^epaar 5RedEer be ©auflure xljx ben gweiten ©ol^n ent*
gegenfül^rte. gl^re ßoupne fprad^ fpäter nid^t gern üon ben
l^erggerreifeenben ©cenen, weld^e biefem SBieberfclien folgten;
bod^ ergäl^lte pe, wie grau oon ©taöl wäl^renb rul^igeren Slugen«
*) Lettere inedite del Foscolo, del Giordiano, e della Signora di StaSl
a Vincenzo Monti. Livorao, Vigo, 1876, 255. grau Don @tael an Sin*
cenao ^onÜ, Bologna, 23. Januar 1805.
2) Jp. ©ün^cr, S(uS ÄncbclS öttcftocd^fcl. Jpcnricttc an il^ren »ruber,
25. Slpril 1804.
^) Benjamin Oonstant, Journal intime. Revue internationale,
10 Janvier 1886, 108-109.
(Sd^merslid^e ©emütl^dftimmung. g9
blidfett ftd^ \)oä) noc^ ju einem SBort ober einer Semerfung
aufraffte^ bic ©d^Iegel ©elegenl^eit gaben, pc^ wäl^renb biefer
Steife feiner neuen Umgebung in günftigem Sid)t gu jeigen. Sie
ppegte bann bie Slnbern aufguforbem, ol^ne JRuctjtd^t auf pe,
öott öerfd^iebenen ©ingen gu reben. SKabame §Redfer be
©aufture war mit Sonpetten an Sfterfer*§ Sobtenbett ge*
Panben unb fonnte il^r feine legten Slugenblirfe fd^ilbern. ©r
l^attc mä) allen feinen Jreunben unb Untergebenen für il^re
Siebe gebanft, bie Hoffnung, mit ber tl^euren ®attin lieber*
Dereinigt gu werben, auSgefprod^en, unb war betenb l^inüber^^
gegangen, biö gule^t mit bem ©ebanfen an feine Sod^ter be*
fci^äftigt: »On ne doit pas la blämer de n'etre pas ici«, fagte
er; »je Tai voulu ainsi; c'est au coeur d'un pere de la juger.«
gelteres wieberl^olte er mel)rmals, I)ingufügenb, in feinem bergen
wenigPenö fei pe niemals öcrfannt worben. @8 mürbe öon
SonPetten bemerft, bafe er, aud^ in gieberpl^antapen, mit feinem
Söort auf bie grofee füoUt gurüdffam, bie er in ber 2Bett ge*
fplelt fiaüe^).
Seine legten Seben^ial^re unb bie ©d^eibegrfifee feiner @eele
gel^örten il^r nic^t mel^r. 6r mar ein d^riftlid^er SBeifer, ber
aSater ber Slrmen, ber gi^^unb ber SSebrängten geworben, unb
bie Sodfter, gu weld^er er einp gefagt l^atte, er wünfd^te, il^r
Sruber gu fein, um pe biö an§ 6nbe befd^ü^en gu fönnen^),
fanb SErop in bem ®ebanfen, il^n nid^t aHein gu beweinen.
3n ben erpen ^tikn il^reö SBerlufteS bemäd^tigte pd^ il^rer
eine eigentl^ämlid^e Stimmung. 9Zedfer ppegte t)on feiner 2;od)ter
gu fagen: Pe fei wie bie g^bianer, bie be^ 9Korgen§ il^re §ütte
abbred)en ol^ne gu wiflen, wo pe be§ SlbenbS Dbbad^ pnben
0 Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les ecrits
de Madame de Stael. Relations domestiques. ^onfietien, SBriefe an
8f. »tun, I, 205, 207, ®cnf, 10. u. 13. ^pxii 1804. Madame de Stael, Du
caract&re de Monsieur Necker et de sa vie priv^e. Oeuvres comp. XVII, 123.
*) Madame de Stael, Du caractfere de Monsieur Necker et de sa
vie priv^e. Oeuvres comp. XVU, 96 u. 118.
90 ©d^meiaUd^e (^ntfltl^ftinimung.
werben. 3lber er mad)te fie fo fllücflid), tt>eil er jic gemäl^ren
unb bem S"fl ^^^ Unabl^ängiflleit folgen liefe, beffen i^re encr«
gifd)e 9laiux nun einmal beburfte, um ftd^ nid^t in nu^lofen
kämpfen aufgureiben. 6r begriff, bafe tvenn fte ftc^ QtoanQ
auferlegte, um il^r Seben »ie atte anberen Seute l^ingubringcn,
il^re gäl)igfeiten barunter litten, unb badete toofjl wie 3Rabame
9?ecler be @auf[ure, >que Madame de Stael dompt^ n'^tait
plus tout-ä-fait Madame de Stael«. @ie lol^nte eS il^m burc^
bie 3«itigfeit unb SBoHftänbigfeit eines SBertrauenS, baS feine
geitiüeilige Trennung, feine SReinungSDerfd^iebenl^eit jemals un*
terbrac^en. Unjc^lüfpg in Heinen ©ingen, fragte fte il^n bei
2inem um SRatl^, Dom ©eringfügigften, wie bie SBal^l cineS
ÄleibungSftüdeS, bis gum gölgenfd^ttjerften unb SBid^tigftcn.
SBaS bem ©rlebten unb fem t»on il^m ©rfal^renen erft äBertl^
üerliel^/ »cir bie SluSftd)t, eS il^m ju jd)ilbern unb jo nod^ einmal
mit il^m burd^juleben. @r forgte für SllleS, unb ber lebl^aftc
Slntl^eil an il^rem ©d^idjal erl^ielt il^n felbft wieber anfd^einenb
jung unb tl^atfräftig unb tSufd^te fie über bie ®efunbl^eit bcS
P^^)P!^ früi^ gealterten 3!ÄanneS. 3lun, ba fte il^n uerloren
l)atte, \äjxm eS, als ob ein ©d^winbel jte erfaßt l^abe, unb bie
fie umgebenben 33er]^ältniffe mit inS SBanfen geratl^cn feien.
@ie begann au ber Eingebung il^i^er ©ienftleute, am ©el^orfam
il^rer Ä'inber, am SSeftanb il^reS 33ermögenS ju gmeifeln, öerlor
ftd) in fleinlid)en Sorgen unb antwortete, wenn il^^e ßouflne
oon biefen le^teren meinte, fte feien il^r ja bod^ im @runbe
gleid^gültig, feit bem Sobe il^reS SBaterS finbe fte ftd^ nirgenbS
mel^r gured^t. @S beburfte eines l^eroifd)en ©ntfc^luffeS, um ftd^
über einen fold)en ßwftctnb ju erl^eben, unb fte fanb il^n im
Sewufetfein, ba^, xoa^ \\)x Sßater erworben l^abe, il^ren Äinbera
nid^t üerloren gel)en bürfe. S^neu ju Siebe lernte fte baS SBer«
mögen Don brei aWillionen, baS 5Jieder ol^ne bie ©c^ulbforberung
an bie frangöftfd)e ^Regierung l)interliefe, mit pünftlid^er ©enouig*
feit verwalten. 35arauf begiel)t ftd^ eine SReil^e öon Sriefen, bie
fie an ©ouöerneur 3RorriS fd^rieb, mit weld^em nieder ein
33ricf an ©ouöcrneur SWorriS. 91
finanjicHeö Slbfommen jum Qvo^ä ber ßrwerbung üon Sänbe*
rcien in ben SBcrcinigten Staaten getroffen l^atte. grau öon
©taöl üermel^rte biefe ®elbanlagen im ©efül^l ber Unjtd^erl^eit
l^cimatpd^er SSerl^ältniffe, „jeitbem jte einjig auf SBiUfür be«
rul)ten"^). ©d^on bamalö befd)äftigte jte ber Pan, felbft ein=
mal über ben Djean gu gelten. „SBäre id^ fünfunbäwangig
ftatt öierjig Saläre alt, id^ mürbe eä tl^un unb @ie autfud)en",
fd^rieb jte an 5!Äorri§. „galten @ie mid^ nur bagu gut, ber
©efettfd^after junger ©amen ju fein?'' fd^rieb biefer jurürf.
,r3d^ bitte, jtdl) öom ©egentl^eil überjeugt gu Italien unb ju
glauben, ba^ bie Saläre ber SBernunft allein aud) bie jum SReifen
beftimmten fein foUten. ... 3d^ mn^ @ie warnen, bafe ©ie
l^ier nid)t pnben xoüxbm, waö bie ©ewol^nl^eit Sinnen unent-
bel^rlidö gemad^t l^at. ©ie ®üte Sl^re^ l^ergenö würbe überatt
anerfannt werben, ©el^r SBenige unter unö aber ftel^en auf
Sl^^er geiftigen §öl)e, unb t)on bm Slnnel^mlid)feiten ber guten
franjöjtfd^en ®efellfd)aft wiffen wir nid^t^, obwol)l wir mel^r
@efd^mad bafür alö unfere falten SSorfal)ren, bie ©nglänber,
bejt^en. . . . Suftfd)löffer bauen ift ftets unb überall unter=
l^altenb gewefen; ©c^löffer in Slmerifa bauen wollen, wäre eine
öerberblidie ©pefulation, bie Slrbeit ift gu tl^euer. Slber eine
©ommerwol^nung in biefem neuen, rafd) aufblül^^nben Sanbe
für brei biö fünf SRonate ber fc^önen '$al)xc^txtf ein ebenfo
langer Slufentl)alt in ^^ilabelpl^ia ober 5Rew=g)orf, unb ber übrige
Stl^eil beö 3al)re2» auf SReifen uerwenbet, erfd)iene mir als eine,
ber SBernunft entfpred^enbe ßeben^weife" 2).
©aö SSorl^aben einer SReife nad) ben SSereinigten Staaten
würbe Weber bamalS nod^ fpäter öerwirflidit. Slber bie finge
unb l^au§l)älterifd^e 33erwaltung il)re§ 33ermögen§ ermöglid^te
e§ ^Jrau üon @tael, Slnbern grofemütl)ig gu f)elfen, unb SRabame
SReder be ©auffure beftätigt, bafe [xt e^ t^at. 3luc^ Sl. 2Ö. ©c^legel
0 Jared Sparks, Life of Gouverneur Morris, III, 110, 111, 121,
182, 207.
2) ebcnbafclbft, III, 210, 220, 236, 242.
bewal^rte ein S^^Ottife baöon: „@ic Detlefen mid) bur^ Wc gc^
fdjäftömäfeigc Art, mit tt)eldf)cr @ic mir oon S^rcn ©elbrntgc«
kgcnl^itcn fprcdjcu", fd^ricb jic il^m in ben forgcnDoUften 3^agen
öon 1813, „roiffcn @ic bod), ba% e§ meine ^öd^fte §reubc tfl,
@ie bei mir aufjuncl^men. ©rl^eben @ie @elb Don mir, fo
gilt mir baö aU eine Sürgfd^aft 3^rer SBieberfel^r. SRel^mcn
@ie alfo, ttjaö Sie wollen, ol^ne ^ä) im ©eringften ju befd^rftnfcn,
imb oergeffen @ie nid^t, bafe ein auf mid^ auSgefteHter SBed^fel
in meinen Singen einer 3[nt)ängIid^feitöerFläning gleid^Kmmt* *).
9lad^ @ainte«Seuoe, ber nod^ Oäfte Don Poppet barfiber be«
fragen fonnte, l^enfd)ten bort, inmitten fteten SBed^fetö, Kommens
nnb ©el^enö, ®ett)o^nl)eiten ber Drbnung mit ber Sel^aglid^fcit beS
5Reid[)tl^um§, ol^ne bafe biefe jemalö jur 3Serfdf)menbung ausgeartet
wäre 2). ©ie ^errin be§ ^aufeö war für pdf) oon fo anfprud&S-
lofer @infad)l^eit, bafe fte erft nad) bem 6rfdf)einen oon „Corinna*
jn einem orbentlid)en @d)reibtifdf) !am. „3d) ^ätte fd^on lange
gern einen fold^en gehabt", fagte fte ju il^rer ©oufitte, „nun
l^abe ic^ t»ieneid)t Slnfpnid) barauf, ibn ju erJ^alten". Siö bol^in
fd)rieb fte wie fte fonnte, an ber ©de beS ifamin^ ober mit ber
OJtavv^ ctuf bem @d)ofe, auö SRücfjtd^t für il^ren Sater, ber
ben fd^riftitenerifd)cn Seruf niemals für fie gewünfd^t l^atte.
Sie bewal)rle ftd^ bie @igentl^nmlid)feit, immer gum @df)reibcn
bereit jn fein, ol)nc ba^ fte ftd) oon i^ren ©ebanfcn ber fte
mngebenbcu Söirflid^fcit entfremben Hefe, unb i^r geben war fo
elngerid)tct, ba^ 'OJiabamc 'Kecfer be Sauffnre fte einft fragte,
wie fie, wcld)c bic ganjc %\d)\ b^^burd^ fd^Iöfe, bm gangen Sag
tbStig ober fvred)enb gnbringe, benn flberl^aupt bagu !omme,
einen literärifdjcn ^\m, fo wie fte eS tbat, bis in feine Keinflen
') Madaino Nockor do Saussure, Notice sur la vie et les ^rits
de Madamo ile Stai^I, (lonre ilc \u\ affaires, etc. 91. 99. 3(I^IegeI,
JHiflehpe<t)fd. ;\iu J^cfl^ bcv ?Kv^bcnev ^ibUütl)cf. grau öon Stael an
*) Saiute-Heuve, Nouveaux Portraits ot oritiques liUeraires, III, 27
tt» ff, PelitSenn, U OhÄteau di» Ooppet, Revue Suisse, 1S54, XVII, 492.
2)ic ©d^rift, ,Du caractfere de Monsieur Necker et de sa vie privee'. 93
ßittjdnl^eitcn burd)gubenfcn? „"Sinn [a", erwibcrtc pe lad^enb,
„in meiner ©änfte benfe id) barfiber nad^". @ie war aber
niemals länger als dxoa fünf SKinuten gn biefer 3lrt ber Sofi>
motion gu vermögen, empfanb fonberbarer SBeife fiberl^anpt
nid^t baß geringfte SBerlangen nad) förperlid^er Bewegung, l^otte
feine ©etüol^nl^eiten nnb faft feine materiellen 33ebürfntffe. Sl^r
eigenes 3^^""^^^ in ßoppet l)atte feine weifegetünd^te ®ecfe,
nnb als man jte baranf anfmerffam mad^te, ba^ man bic 33alfen
fel^e, entgegnete fie, ba^ l)abe fte nie bemerft; in einem 3^^^
wie biefeö, wo eS fo üiel 6lenb gebe, möge man il^r geftatten,
eS babei gu laffen. 3Rur baS ®aftred^t für il^re grcunbe liefe
pe pd^ nid^t befd^ränfen. j^J'ai pris un cuisinier qui court la
poste«, änderte pe, »n'est-ce pas lä exactement ce qu'il me
faut pour donner ä diner au döbotte dans toute TEuropePc
es ift ein rüi^renber 3w9 ^^^ '^^^, i^^fe P^r ^'^^ ^^^ Slrmcn
großartig gab, mit befonberer SSorliebe bie burdf) älter linb
©ebred^en ©ebengten bebaute, weil pe bnrd) biefe an i^xtn
Spater erinnert mürbe.
SllS ein naiverer Sefannter, gmar nid^t arm, aber bejal^rt,
atter SBal^rfd)einlid^feit nad^ ber $Däne Saron SBogt, il^r einft
begrünbeten Slnlafe gnr Älage gab, antwortete pe, bie er tief
üerle^t l^atte, auf bie Semerfnng il^rer ßonpne, eS fei nid)t üer^
nünftig, pd) baS fo fel)r gu bergen gu nel)men: „SBaS wiKft
S)u, id) weife eS wol^l; aber er war gut, er war alt, er l^atte
feinen gewol^nten $lafe an meinem Stifd^; id) rid)tete meine
©tunben nad^ ben feinigen; ba^ SlUeS bewegte mir ba^ ^erg".
aRit ber Seit öerflärte pd^ baS Slnbenfen i^reS aSaterS gu
bem eines StröfterS unb Sefd^ü^erS, oon beffen fflilb pe pdf)
niemals trennte, in beffen unpd)tbarer ©egenwart pe lebte, gu bem
pe betete unb beffen 33ermittlung pe anrief, fo ba^ pe befonbere
gügungen il^reS SebenS iijxn banfen gu bürfen glaubte, ©iefer
grofeen unb feltenen Siebe fe^te pe baS ©enfmal öon 3Reder'S
®iograpl)ie, bie literarifd^ gu ben beften il^rer Seiftungen gel^ört,
obwohl pe gerabe bei biefer Slrbeit am wenigften an blofe for*
94 ®^^ ©d^tlft. ,üu caractfere de Monsieur Necker et de sa vie privee*.
mcHc aSorgügc gebadet unb fogar MtS getl)an l)atte, um jtd)
fclbft in bcn @d)atten unb baS gange Std)t il^rer bewegten
Sd^ilberung auf ben ®egen[tanb berjelben ju bereinigen. Um
biejeS ^id befto fidlerer gu erreid^en, gelang i^r, njaö fonft ber
SIrt il^ve^ Stalenteö am feltenjien gelang: jte mäfeigte il^re über*
[tromenbe ©mpfinbung unb gewann eö über pd^, mit Surficf*
l^altung öon 5RedEer gu fpred)en. 3)ie innere ©rregung, weld^e
bie ©d^rift burd^gittert, wirft um fo mad)tlger, weil fie nieber=
gefämpft erfd)eint unb ber @d)merg jtd^ üerput.
SBeniger mit fortgeriffen al§ übergeugt, unb mit für ben
3Henfd)en, ber ein fold)eö ©efül^l eingupöfeen wufete, erwärmt,
ftimmt man mit bem @d)lu6fafe iene§ SebenSbilbeS übcreln:
„©ewife l^at es glüdRid^ere @d)idEfale, rul^mreid^ere 5Ramen,
glängenbere ßaufbal^nen, gefld^ertere 6rfolge gegeben; aber eine
fold^e l^ingebung an bie frangöfifd^e Sfiation, einen fo tugenb*
l^aften ®eniu§, einen fo gütigen ßl^arafter, ein fo ebleö unb
fo weifeö ^erg, weber bie SRenfd^l^eit nod^ id) felbft werben e§
iemate wieberfinben" ^).
lieber gel^n ^aijxe waren t)erftrid)en, als fte auf baöfelbe
fd^merglid)e ©reignife gurüdfommenb, l)ingufngte: „Sanfbarfeit
fd)ulbe id) auf biefer @rbe nur ®ott unb meinem 3Sater. allein
gangeS Seben ift im Äampf öerbrad^t worben, gefegnet l^at er
es allein. SlHeS, xoa^ id) burd^ mid^ felbft gewann, fann oer*
fd)Winben. SUJeine eigene 3t>cntität berul^t auf ber Streue, bie
ic^ feinem Slnbenfen bewal^re. 3d) i^abe ©old^e geliebt, bie id)
nid^t mel^r liebe, gead^tet, bie id^ nid)t mel^r ad)te. ®ie SBoge
beS gebenS l)at SllleS mit fortgetragen, SlKeS, mit SluSnal^me
biefeS großen @d)attenS öor mir auf bem ®ipfel beS S3ergeS,
ber mid^ auf baS geben, baS ba fommen foK, öerweift" 2).
35ie il^r am näd^ften ftanben, l^aben nad) il^rem 2;obe auf
bie ©d^rift über 3Rerf'er als auf biejenige il^rer 5ßrobuftionen
') Madame de Siael, Du caractere de Monsieur Necker et de sa
vie priv^e. Oeuvres comp. XVIT, 126—127.
^ Madame de Stael, Considerations, Oeuvres comp. XIII, 306.
SolftonncS öon SWüttcr botübcr. 95
bcrwicfen, bie bcn ticfften ßinblid in il^re eigene ©eele ßewäljrt^).
Sol^anne^ üon 3!ÄiiI(er, bcr im Sunt 1804 roieberl^olt mi)
dopptt tarn, wibtttete 9?ccler'§ Slnbcnfen einen Sßortrag, ber mit
bcn SBorten fd^lofe, wenn auö ben Srümmem beö nntergel^enben
©nropa fein Sei^enftein l^erüorrage, fo werbe man baranf
fd^reiben, er l)abe e§ gut gemeint unb getl)an, was er fonnte^).
Sm ®ro§en unb ®angen ift biefeS ba§ ttrtl^eil ber ^lad^melt
über ben erften 9)Zinifter be§ mobemen g^ranlreid^ geblieben,
©ein bamalS gegebenes S^erfpred^en, 9ieder*§ politifd^eö Seben
gu fd^reiben, l^at 3. uon SRüHer ni(f)t gel^alten. SBol^I gum
ai^eil au8 bem wn Sonftetten angefül^rten fJrunbe, i>a^ eS xi)m
fd^wer würbe, nad^ grau üon ©tael an ben il^m gufattenben
Sl^eil ber Aufgabe gu gelien^). @ie flbernal^m il^n fpäter jelbft
in ben Setrad^tungen über bie Sfteöolution, in weld>en jte ftc^
biö gule^t bem Slnbenfen il^reS SSaterS weil^te.
®ie lefete @eitc feiner öon i^r gejd^riebenen 33iograpl^ie
trägt ba^ JDatum be§ 25. Dftober 1804. "Slchtn ber Sejd^äfti-
gung mit biefer ©d^rift l^alf il^r bie Eingebung il^rer ßoujtne
unb il^rer f^reunbe burd) ben ©ommer. Sonftetten, ©iSmonbi,
SJlatl^ieu be SRontmorenc^, 33. (Sonftant^), bie ©enfer unb bie
au§ ber Sterne Äommenben tijtilkn ifjre Iraner unb fud[)ten
aud) wieber, fte auf alle 2ßeife gu gerftreuen. SllS jte einmal
eine im Sejt^ t)on ©iSmonbi befinblid)e ®enfer ©rudferei befud^te,
üeranla^te er pc, felbft einen Sogen gu bruden, ber auS ber
treffe genommen, SBerfe auf fle unb Slerfer entl^ielt. 6ine
grofee OueKe ber Unterl^altung unb Slnregung bot ©d^legel. S3ei
SCifd^ ganWe er fid^ eines SageS l^eftig mit 3. ö. SRüHer unb
') Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les ecrits
de Madame de Stael, Vie domestique. Benjamin Constant, M61anges
da litterature et de politique. De Madame de Stael et de ses ouvrages,
171—172.
2) 3. ö. müUtx, ©ammtlid^c SBcrfc, VII, »riefe, 131, 200.
») SBonftetten, »riefe m gr. »run, I, 219, 221, 225.
*) 3W. 3«rer, »riefe ou8 bem ^kd^lafe bon 6^. b. »itterS, 5, »enjamin
(Sonftant on »itterö, 26 9J?ai 1804.
96 Stalienifd^ed SHeifeproieft.
bcf^lofe bic ©töfuffton bantit, bafe er ba^ i)t[torifc^c ©afcin nid^t
nur bcS mijtl^ifd^en DfPan, jonbern aud) ^omer'ö unb cnblidE)
baiS t)on 3ÄofcS bcftritt, vorauf SJlüHcr befanntlid^ ht einem
geleierten SBerf beweifen gu woHen erflärte, ba^ aud) Äarl ber
©rofee niemals ejriftirt l^abe. ©benfo meinte (Sd^legel, bie f^ram
gofen feien ber l^öd^fte SewetS be§ 3fleid)tieumö ber ©d^öpferfraft
®otte§, benn atte wären fxä) äJ^nlid^, unb bod) feien il^ter brer^ig
3RiUionen ©jremplare^).
grau üon Stael erlannte banfbar, waS il^r geboten ttjurbe ;
ber SSerlel^r mit geiftreid^en, anregenben Seuten blieb il^r nad^
tt)ic üor Sebürfnifef 3lber wieber war eS SRatl^ieu be SRont^
morenc^, ber il^r am wol^lften tl^at. „3^n erwarten, unb nod^
Sreube barüber empfinben fönnen, ift meiner jerriffenen ©eele
ein fremb geworbene« ©efül^l, unb bod^ fd^mergen meine SESunben
boppelt bei bem ©ebanfen, bafe er fte gu öerbinben fömmt
lOh, comme le coeur bouleverse la viec, fd^rieb fte an &e^
xanbo %
3Rat\)\m be SRontmorenc^'S Sefud^ fiel im Suli, unb fd^on
bamalö war fte entfd^loffen, ben fommenben SESinter in Italien
ju Derbringen. 9?odf) einmal tauchte ber SBunfd^ auf, ßamiHe
Sorban tnöge ftd^ il^r anfd^liefeen. (St war in 6ot)t)et wät)renb
ber anwefenl^eit feine« gteunbe« SKontmorenc^ erwartet worben,
aber nic^t bort eingetroffen, weSl^alb il^n ^au oon Stael brief-
li^ aufforberte, bie ©elegenl^eit einer italienifd^en SReife ttid)t
t)orfdönett jurfidjuweifen. SBon bem il^rer fd)wer franfen ©eele
bamit ju erjeigenben SiebeSbienft wolle fte nid^t fpred^en;
iSd^legel unb bk Äinber würben fte begleiten. 3^1« wöge ein
gunfe Don Segeifterung für Stalien, St^eilnal^me für %xtmb'
fd^aft unb Unglüd beftimmen. aUein Mamille Sorban lam nid)t.
„9Kan möd)te bei ü^m", fagt bie Siograpi^ie öon ©ainte^
») S3onftcttcn, SBrlefe on ffr. »run, I, 221, 225.
^) Baron de G^rando, Lettres in6dites et Souvenirs biograpbi-
ques. Madame de Stael ä Görando, 18 Juillet 1804. (gälfd^lid^ bon 1806
batirt.)
Sofert Sonopotte. 97
SeuDe, „etwas mel^r SBärmc, einen lebl^afteren 3"9 ^^^ ®W^
patfflt fflr ben fdjwejlerli^en ©eniuS, ber il^n fo oft gerufen
iatte, flttben" ').
3ofep]^ Sonapartc, nunmel^r fatferltd^er ^ing, fd^idEtc, t>tm
ifixtm Sotl^aben unterrii^tet, entpfel^lungSbriefe für üerfd)tebene
^erfonen in SRom an Srrau bon Staöl, barunter einen fold^en
an feinen Dnfel §ef^, ber bie SEßortc entl^ielt, biefer möge fie
fo aufnel^men, wie fte felbft wfinfd^en nriirbe, 3öf^t>^/ »5^^ ^
an if)xtt ©teile, aufgenommen gu fel^.
„5Weln fSrinj, mein lieber ^^tpYt f^neb fte i^m gerfil^rt
gurfid, ,r$5flinge werben nimmermehr ben Zon beS ^erjen«
treffen, mit welc^ ftd) meine 3)anlbarleit auSfpred^en wirb. . .
Wöge es 3ftnen wol^lergel^en* %
Um biefelbe Qext fc^rieb pe nad) Seimar, wo bie ^od^geit
be« ©rbpringen mit ber ©rofefürfKn SKaria fSaulowna gefeiert
nmrbe, unb wo fte wenigflenS burd) il^re SBfmf^e gegenwärtig
fciti wollte. 3)er ®rief, öon @enf batirt, ift an bie ^ergogin guife
gerid^tet. „^ ffobt bie mir burdf) Stimmung unb ttmftänbe
gebotene ©nfamfeit oerlaffen muffen", fdf)rieb grau oon ©taöl,
„um ber i£>ergogin oon ifurlanb, bie in Scrlin fo liebenSwürbig
für mid^ war, bie ^onneurS oon ®enf gu mad^en. . . . 9Rit ober
wegen il^r trifft eine €d^ar öon 3talienem l^ier ein, bie mid^ auf
meine Sfleife in il^r 8anb Vorbereiten. @o ftellte man mir geftem
ben ßommanbeur ßarraccioli oor, beffen ®efid)t wirflid^ einem
SBalb, in bem gemorbet würbe, ober bem ©(^lofe Ubolpl^ö^
gleid^t, unb bod^ ift er ein gang gutmfitl^iger, giemlid^ gewöl^n-
Rd^er STOenfd^. SBenn überhaupt nod^ etwa« mid^ anregen
Mnnte, fo wäre eS bie Sluspc^t, Stalten fennen gu lernen. Slber
feit meinem ttnglürf bin idf) fo beftänbig oon SobeSgcbanfen
^) Sainte-Beuve, Canaille Jordan. Nouveaux Lundis, XII, 255 unb
Madame de StaSl a Camille Jordan, 21 Jaillet 1804.
*) Da Casse, Mi^moires da Roi Joseph, X, Appendice, 42G, Madame
de Sta^l k Joseph, Coppet, 18 Sept. 1804.
*) Sefonntf Stomonfigut Don 9nne 9(abc(tfte.
fßUuntifiaUttt, drau toü CiaiSl. IIL 7
öcrfolgt imb umgeben, bafe td^ Jag unb 9lad)t mit itid^t« an*
betem befd)äftigt unb in meinen SReröcn üoHpänbtg gu @intitbe
gerid^tet bin. S)ie ®üte Sl^rer ^ol^eit ermntl^igt mid), fo über
mic^ ju reben, benn roaS (Sic felbft betrifft, fo rieten |t(^ 3^^
^anblungen fo genau nad^ ^i)xm ^pid^ten, bafe wer biefe femtt,
aud^ Aber jene nid^t in S^^^f^l ift. 6ine foldje Unterwerfmtg
ift mir nod) nid^t gelungen, aber bie Seit wirb t^un, xoaS
@eelenftär!e nid)t öermod^te. ©einer ^oi^tit bem ^ergog will
id) Don SRom an^ antworten, afö bem redeten Ort, um einen
©rief ju batiren. 5Rod^ lieber ptte i(^ eS oon ^arig au« getl^an,
unb e§ ift wol^l nid)t ganj ol^ne SBerbienft, bie öon bort mir ju*
fommenben SSorfc^Iäge abgulel^nen, benn unter 8Hlen, bie ftc^ Dor
bem ©ebieter beugen, bebürfte wol^I 9licmanb mel^r als id^ bcr
in 3[u§fid)t gefteWen Selo^nung. ^tad) ber MOkffx beS Äai»
fer§^) werbe id) feine ßntfd^eibung in 33ejug auf mein ®ut:=
l^aben erfal^ren unb mid^ auf meinem SBeg mit btm ^cüp^t
freujen. Sd) empfanbe nid^t übel Suft, an feiner Statt ben
pä:pftlid)en @tul^l eingunel^men, benn eS wiQ mir bünfen, atö
fei meine abreife Iat^olifd)er ate feine Slnfunft'' 2). ^apft ^u«
war belanntlid) auf bem SBeg gur Äaiferlrönung nad^ Sßariä.
ßinen il^rer legten SBriefe oor ber äbreife rid^tete %xa\x oon
©tael an SKabame Sftöcamier, bie oerfprod^en l^atte, im Sauf
be§ näd)ften ©ommerS nad) (Soppet ju fommen. @ie empfol^l
il^r ben ®rafen 6opertino«5ßignatelli, beffen ©ruber, ber fjflrft -
SBelmonte, jtd) il^r aufö ©ntgegenfommenbfte ffir Stölicn gur
S^erffigung geftellt l^atte. ,,3ci^len Sie meine ©d^ulb", fdf)rieb
fie ber S^reunbin, „bann wirb Sebermann mir gu teilten geben.
3d) umarme @ie, wa§ @raf (Sopertiuo gu tl^un nid^t ba^ ®lüdt
l^aben wirb, obwol^l er @ie anbetet. 3Baä mid^ betrifft, fo
*) Sßopotcon ttjar an ben U^txn unb nad) ^ad)tn gegangen.
^ L^Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet
et Weimar, 61—64. Madame de Stael k la Duchesse de Saxe- Weimar,
Gen6ve, 30 Sept. 1804.
Slbreifc nod^ Stollen. 99
liebe xä) @te mcl^r al§ jebe anbete %xa\x in gfanfrdd), aber
wann werbe xij ©ie wieberfelien?"')
Salb nad) btefem Slbfd)tebSgni6 ging %ran i?on @tael
über bie Sllpen. S)a§ 3flet[egiel war fRom.
©inen gleiten ®eb«rt§tag, eine wallte SBiebergebnrt nannte
©oetl^e ben Sag, an weld^em er bie ewige @tabt jum erflen
ERal betrat, ©ort, [agt SBincfelmann, fei bie l^ol^e @d)ule für
alle SBelt, in ber anä) er geprüft unb geläutert worben fei.
SBenn and) in anbercr Sejie^ung al§ für ben ©id^terfürften
unb ben ©elel^rten, tft bie italienifd)e SReife bebeutungSöoll für
fjrau öon Staöl geworben.
Sn politifd^er SBejiel^ung freilid^ war in bem wo nid^t
gang unter franjöfifdier ^errfd^aft, fo bod) gang unter frangö=
ftfd^em ©inpufe ftel^enben 9lorb= unb SUJittelitalien fein befriebi^^
genber ©inbrud für jte gu gewinnen. 3Ba§ oon ^Patriotismus
Dorl^anben war, löfte ftd^ in Älagen auf ober üerföl^nte ftd^ mit
ber 5Kad^t. Seit ber ^a^^ft barin gewilligt l^atte, 9?apoleon in
^aris gu frönen, l)ing eS öon beS legieren SBiHen ab, aud) ben
eifernen Sfteif ber lombarbifd^en Ärone jtd) um bie Stirn gu legen,
weld^e üon ber 5Ratur bagu oorbeftimmt erfd^ien, ben @d)mucf
t>er gtttperatoren gu tragen. 9Rit 3luSnal^me SEoSfanaS l^atte
baS italienifc^e ©taatsleben wenig babei gu verlieren, ©d^on
1797 war ®eneral Sonaparte mit ben SEBorten begrübt worben:
»Gösar asservit Pltalie
Et tu lui rends sa liberte.«
aiS er, aus Sleg^pten gurücfgefe^rt, ben italienifd^en SBobcn
wieber betrat, galt er über ben 3llpen mel^r benn je als
ein 33efreier. 3^m fam baS 3«terregnum ber plünbemben,
Derfolgenben, religiös intoleranten ©ireftorialregierung gu ®ute,
ber es in furger ß^^t gelungen war, bie legten etwa nod^ bei
ben Seöölferungen üorl)anbenen gßwjtonen gu gerftören. ®en
0 L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet
et Weimar, 65. Madame de Stael ä Madame Recamier, Coppet, 2 Nov.
1S04.
7*
100 ^o^mlarttat fHapoUm'S bei ben Sialienent.
gfrelflnnigen unb ®cbilbeten tombc bic SRcüolution oljnebie^
balb genug ijuwibcr; gegen il^re wilben au5fd)rcüuttgen fd^leu^
bette aifleri feine Snüeltiöen, fc^rieb SWonK bie »afeüittiana;
bet gefd^nlte SRed)t§Pnn be^ gebilbeten 3taliener§ entpfanb nur
abfd^eu öor „aVi biefen raifonnirenben 9RafameKtö", bie ba^
SBerl ber 33eccaria unb Seopolb auf unbeftimmte Seiten gu Der«:
tagen brol^ten. 3»wi ®egenfa^ ju il^nc^ erfd^ien Sona^)arte ate
SBleberI)erftener ber Drbnung, unb als er Äaifer geworben
toar, aud) als ber niöglld^e SBieberl^erfteller ber 9iationalität.
(Sefare ßantü l^at bie ©tammlifte ber italienifdjen 3)id^terpleiabe
gegeben, bie ben ©ieger t»on SKarengo Derl^errlid^te. 8ln i^rer
®;pl^e ftel^t SRonti mit ber Warnung, baji
»L'amina altera
Che nel gran cor di Bonaparte brilla
Fu del'italo sole una scintilla.«
aber aud^ Ugo goScolo fel^lt nid^t mit einer Dbe, >Bona-
parte liberatore«, bie il^n mit „republifanifd^er ©nergie"
feierte unb Sefarotti, ber Ueberfe^er DfftanS, öerl^rrlid^te
baS ®(i^n)ert, baS nad^ einem ^^^l^rtaufenb au§ ben ^änben
beS 9Kagno in bie beS SDlafjimo übergegangen feiO- 5Rod)
auf @t. Helena fd^rieb SRapoleon, jener ^ulbigungen gebenfenb:
„SBo id^ üorüber!am, crbröl^nte bie fiuft bon SeifaKSrufcn.
SlUe« lag mir ju Süfeen, ©elel^rte unb Ungeklärte, SReid^e unb
Sinne, ber ÄleruS unb bie 9Kagiftratur. ©er Älang meines
5RamenS war ben Italienern tl^euer, unb id^ felbft würbe gefügt
los für 8llleS mit ^uSna^me beS Stul^meS. Umfonft fud^ten
bie fd)ötten Italienerinnen mid^ mit il^ren Steigen gu befiridfen,
id) fai nur bie Siad^wclt unb bie ©efd^id^te" ^J.
@S war fein SufaQ, bag ber ^od^fle Tribut Don ^nfi unb
$oef{e, ber ^annor Sanooa'S unb SRangoni'S >Cinque
Maggiot, il^m oon Italienern gegoHt würbe.
^) Oessire Oantü, Vincento llonti e TeU che fu sua, 59 n. ff.
^ Memorial de Sainte H^l^ne.
SBiticenao SWonti. 101
®cr entl^upaSmu« für il^n ftanb auf bem ^öl^epunft, aH
%xan öon ©tael in 3Jlairanb eintraf. @ö n^ärc cbenfo ungcrc^t
al§ bcrgcblid^ gewcfen, bcr ©rfal^rung vorgreifen gn wollen «nb
bie 3:i^atfadf)e gu üerfennen, bafe bie (Seffil^le ber gt^liener für
9lapoIeon eines realen ^intergrunbeS nid^t cntbel^rtcn ^). SKit
ber Dorl^ergegangenen ^rembl^errfd^aft Derglid^en, tt)ar bie feinige
ber ttebergang g« einer nationalen SRonard^ie unb SRarengo
faft ein patriotifd^er Sieg ju nennen, ben bie SÄufe Sßincengo
SWonti'S, als beS größten lebenben italienifdien ®i(i)ter§, im
©inflang mit ber 5Ration als einen Slriumpl^ über bie Sarbaren
feierte :
»II giardino di natura
No pei barbari non e.«
©elbftloS freilid) unb ot)ne ©d^atten brannte baS Steuer
biefeS Patriotismus nid^t. ©aS unbeftimmte 3irf feiner SBünfdje
toar bie Unabl^angig!eit Italiens ; beftimmter unb flarer fprad^
ftd) baS aSerlangen nad) SBürben unb gieren, nad^ allen fo lange
öorentl^altenen greifen beS ©J^rgeigeS aus. SBeld^e moralifd)en
Dpfer man bereit toar bafür gu bringen, geigte eben baS 33ci*
fpiel 9Äonti'S, an meldten feit bem 1803 erfolgten Sobe Sllfieri^S
baS ©ccpter ber italienifd)en S)id^tung übergegangen war unb
ben fein größerer 5Rad^f olger, SRangoni, mit ben SBorten grüßte:
Salve, o divino, a cui largi natura
Di Dante il core e del suo duce 11 canto,
Fla questo il grido dell'etä futura,
Ma Tetä che fu tua tel dice in pianto.«
SRonti, 1754 gu Sujtgnano als fd)lid^ter Sanbleute ^inb
geboren, war als Süngling im befolge beS ßarbinals Sorgl^efe
nad^ 9iom gefommen unb bort als Slbbate unb ©efretär in bie
©Icnftc beS Surften a3raSd)i, 9leffen «ßius VI., getreten.
©eine erften 2)id)tungen oerl^errlid^ten baS ^a^^fttl^um. 3)ie
flafpfdie SEragöbie „Slriftobemo'' entftanb 1786, im ©egenfa^,
0 Madame de Stael, Considerations, XIII, 334—335.
102 iBincenao äJlontt.
akr boc^ aud) wicber unter bem ©npufe Don Sllflcrrö „JBirginia".
®a§ ßntftel^cn bcr »Bassvillianac ffil^rt auf bic (grmorbungr
beö flletd^namiflen franjöjtfd^cn ®cfanbtjci^aftSfefrctarS burd^ ben
^öbcl üon SRom jurudE, unb rid^tete jtd^ aeßcn bic 8luS{d^rcu
tungen bcr SRcöolution, bereu Url^cbcr, bic Sebenben toie bic
3;obten, Don be§ ®ld^tcr§ %l\xöi ßctroffen, Dor ben Siid^tcrftul^l
@oütä gelaben tDcrbcu. 3n bem in SEerjinen Derfafeten ®ebid^t
glaubte 3tcilien ©aute'ö ©timme wieber ju l^örcn, fo mächtig
Hangen biefe §Bcrfe, bie er nid)t mc\)x übertreffen foHtc. 3>et
@inpu6 Don TOilton unb nod^ mel^r jener oon Älopftod auf
ben m^tl^ologifdien SE^eil unb bie ßompofttion be§ ®anjen ift
erft fürjlid^ oon einem fontpetenten italienifd^en Äritifer na(j^=
getoiefen worben ^). ®a§ ©rfd^eincn bcr republifanifd^en Slmicen
ocranlafete ben SSerfaffer ber Sa^oiKiana gur %ln(i)t au§ Sftom,
bie il^m übrigen^ burd) ben franjöpfd^en ©cncral SKarmont
fclbft erleid^tert würbe. SJionti, bcr Oom gelftlid^cn 33cruf nur
bm 9?amcn unb ba^ Äleib angenommen l^atte, l^eirati^etc 1791 bic
fd^öne Sl^erefa 5ßicfler, 3;oci^ter be§ berühmten ©teinfd^neibcr^,
ging nac^ SJiailanb, würbe ßommiffär ber ci^atpinifd^cn SRepublil
in bcr SRomagna unb 11 cittadino Monti. Sllö fold^er feierte er
bie Sieger beö S^age^, bie granjofen unb Sonaparte, unb 1798
bie SRcoolution felbft in ©cbid^ten, bie baö £ob bi3 jut ©er*
Dilität erniebrigten unb ben @rfolg oergötterten, fo bafe bicfelbcn
SBcrfe, bie er wenige S^^t-e frül^cr gegen bie frcmbe SE^rannei
gerid^tet l)atte, je^t mit oeränberten SRamen gu ^ulbigungen für
jte umgeftaltet würben, ©a fam ba§ gal^r 1799 unb mit il^m
bcr ©nmarfd^ ber |tegreid)en SRuffen unb Oefterreid^cr in bie
Sombarbei. 9Äonti; gum gweiten ?iÄal gur glud^t gcgwungcn,
fänb im ®rafen 9Kareöcald^i, SKinifter ber äufeem Slngclegen*
l^eiten bcr ©öatpina, weld^er in biefer ©igenfd^aft bei S3ona^)arte
rcflbirtc, einen gütigen Sefd^üfeer, ber il^n mit pd^ nad) 5ßari§ nal^m,
*) B. Jumbini, Sülle Poesie di Vincenzo Monti, Firenze, Le Mon-
nier, 1886. Viech i, Vincenzo Monti, le lettere e la politica in Italia,
1885. ffloäi unbottenbet.
©eine Begegnung mit gfvau üun ®tael in 9)lailanb. X03
biö btc ©icge be§ 3a^rcS 1800 [eine SRficffe^r in bie ^eimatl^
ermöglid^ten. 3n 9Kailanb üerbanfte er bem ^erjog SRelji*
6ril, Sicepräjtbenten ber neuen unter bem ^präpbium bei5 ©rften
(Sonfulä 9efd)affenen SRegterung, feine emennung jum 5ßrofeffor
ber fd)önen Literatur am Snftitut ber 33rera unb ben Sel^rftul^l
ber Serebfam!eit an ber Uniberjttät ju 5ßat)ia. Seoor er feinen
SBol^nfi^ bortl^in l^atte verlegen fönnen, mürbe ber ©änger üon
SÄarengo afö ßaüaliere SWonti jum offtjieKen S)id)ter beö fünf*
tigen italienif(t)en ^önigrei^ö beftimmt unb baburd^ in SSSlaU
lanb feftgel^alten ^).
Stn biefem ^unft feineö bemegten, meift in brücfenben
materiellen Sorgen üerbrac^ten gebend lernte il^n g^rau üon
Stael burd) SSermittlung iljxt^ beiberfeitigen ^reunbeö, be§ feines
Pedenlofen föl^arafterS megen \ioä) Don il^r gefd)ä^ten .^erjogS
SRelji fennen. gl^r erfteS SiKet an btn 3)id)ter, mit ber Sitte
jte aufjufud^en, ift a\x& 9Äailanb oom 30. ©ejember 1804,
Auberge de la die, gerichtet. @ie fpridjt il^m barin Don
feinen ©id)tungen als benjenigen, bie nod^ bie @§re ber mobernen
Siteratur Italiens aufregt erl^ielten.^).
©aS mar nid)t ju oiel gefagt, benn Sllperi mar tobt,
21. SDfanjoni, 1784 geboren, oeröffentUd^te fein erfteS grofeeS
bramatifd)eS ®ebid)t, t)m ßarmagnola, erft auf ber 3KittagS=
l^öi^e beS SebenS unb ber Äunft; Sfticcolini unb ©ilbio ^eUico
ftanben nod^ im SfinfllingSalter, Äeoparbi mar ein Äinb, ®iuftt
nid^t geboren. ®er ©injige, ber mit SIKonti um bie ^alme
ringen fonnte, Ugo ifoScolo, fd)rieb feinen politifd^en SBertl^er'
Sfioman, „3<^copo DrtiS'', oiele ^a\)xt fpäter; bie „©epold^ri" er*
fd^ienen erft 1807, unb mie ber tl^m bamalS nod) in greunb=
*) ?5ouI ,&c^fc'ö fd^önc (StuMc über SSinccnao SWonti, im Slnl^ang ju
@. ®iufti'8 ©cbid^ten. C. Cantü, Vincenzo Monti e Petä che fü sua, 11—53.
Galerie historique des contemporains, VIT, 139. Madame A. Dupiu,
Pontes modernes d'ltalie, Revue de Paris, 1842, VII, 178.
^) Lettere inedite del Foscolo, del Giordano e della Signora di Stael
a Vincenzo Monti, Livorno, 1876, 249.
104 2)ie iialtenifd^e Stteratut au Anfang bed neunael^nten Sal^t^unbertd.
fc^aft öcrbunbenc 3Ronti ftanb ^JoScoIo inncrl^alb bcr flafpfd^en,
öon franjöpfd^cu SBorbilbcm bcJ^errfd^ten SErabition ^). @ie blieb
in Stauen nnangefoditen bis jum Sixfl, wo mit bem ßrfd^einen
beS „ßarmagnola", 1819, bie ÄriegSerfldrung gegen bie alte
©d^ule erfolgte unb faum fed^S gal^rc fpäter bie SRomantif auf
flafpjd^er 6rbe mit ben „^romeffi ©poft" il^r öoHenbetfte«
Äunftwer! fd)uf.
Slfö grau üon ©tael jtc^ mit 3Konti beflegncte, mar ber
3)id)ter fünfjig Saläre alt, nad) appiani^S fd^önem »ilb öon
i^m ju jd^liefeen, nid^t ol^ne bie ©pur mancher 6nttäufdf)ung
in ben bemeglid^en Bw^- @^ine SRebe l^atte ben 2Bol^llaut
feiner SBerfe, bie nad^ feiner eigenen ©epnition ber ^oefte, „bie
TOujtf beS ®ebanfett§" fein foUten^), nad^ ber Definition eines
8lnbem bem ©efang beS 33ogelS glid)en, »que tout bruit fait
chanterc. ©iefem auSfd^liefelidien Sleij fprad^lid^er SKelobie
mar grau Don @tael \o jugänglid^, bafe pe mol^l felbft barüber,
mic über eine ©d^mad^e ju fd^ergen pflegte. ,,SBaS id^ barin
liebe, ift bie Slbmefenl^eit jebeS ®ebanfenS", meinte jte oft
fd^erjenb nad^ bem fd^mungöotten Vortrag mancher fd^önen
SSerfe ober l^rifd^en ©tropl^en ol^ne befonbem 3nl^alt, unb bc^
fannte, nie ol^ne SRül^rung bie SSerSgeile öernommen gu ^abe«:
iVotre nom? — Moncassin — Votre pays? — la France, c
Sinein menn eS fid^ nid^t mel^r um blofee ßmpflnbungen,
fonbern mie bei SÄonti, um preisgeben beS ßl^aralterS ^anbelte,
bann ffil^lte Sliemanb fd^neller als pe bie ©efal^r, bie in einem
fo auSgefprod^enen 3Kangel an felbftdnbigen Ueberjeugungen
lag. „©lauben ©ie mir", fd^rieb jte il^m, „3^re Äraft unb
Unabl)ängig!eit liegen in gl^rem Salent, unb in ben SKeifter*
merfen, bie eS fd^afft. ®ie Segiel^ungen gu ben SRegierenben
') ^onegoer, jhittfd^e ©efd^id^te ber ftanadfifd^en JhtUureinflüffe in ben
letzten Sal^tl^unberten, 339 u. ff. Martinetti e Traversi, Ultime lottere
di Jacopo Ortis. Saluzzo, Molino, 1887.
') Madame A. Dupin, Vincenzo Monti, Revue de Paris, 1B42,
VII, 178.
©tfte S3riefe t)on grau t)on BMI an S^tncettao äRonti. 105
löfen ober 'trüben pd) öon einem SlugenblidE jum anbern: @ie
tt)irb ^^x tt)ad)fenber Sluf fd^ü^en gaffen @ie poUttfd^e
Stttereff en nid^t jn nal^e an pd) l^eranf ommen ; bamit fci^wlnbet
aud^ bie %xi\ä)t. 3^r @eniu^ bebarf l^tenteben nnr be§ @tü^»
punfteS eines ungetrübten SRameng. S)te Segeifterung für Sl^r
Salent fd^etnt mir im SBad^fen begriffen, unb mand^mal >mi
lusingoc als fönnte id^, wenn id^ in biefem Äanbe lebte, Sf^nen
üon einigem ?Ru^en fein. SBoHen @ie ein unabl^angigeS SBerl
fd^affen, fo lommen Sie ju mir nad) ©oppet" 0- ^^^ «^^ ^^"^^
»efud^ in aiperi'S ^auS ju glorenj unb bei feiner SBittwe, fagte
pe in äl^nlid)em Sinne ju SUlonti: „aiperi toax bewunberungö*
tt)ürbiger tt)egen feines ßl^arafterS als »egen feines S:alenteS,
unb baS in einem 2anbe, wo ber 6§arafter eine fo feltenc
iSad^e ift. er fc^ä^te 3^r Salent l^od), aber S^r geben lonnte
nid^t fo unabl^ängig wie baS feinige bleiben.* „SBann werben
@ie 3l^re Aufgabe als ^oeta laureatuS gelöft l^abcn? ©rft
bann wiH id^ nad^ 3Railanb fommen", fc^rieb pc il^m ein an*
bcreS aRal. 35ie flare ©rfenntnife beffen, waS il^m fel^Ue, öer^^
l&inberte aber nid^t, bafe i^r SJlonti'S ^erfönlidjfeit bie wärmpe
©^tttpatl^ie einpöfete. Sie Ijatte nid)t länger als öierge^n Zaqt
gugleid^ mit i^m in SKailanb öerbrad^t, als pe nad^ il^rer
abreife, üon Sobi aus fc^rieb: „6S ifl mir eine fo liebe &t'
wol^nl^eit geworben, caro SJionti, mit S^^^en meine Sage ]^in=
anbringen, ba§ id^ Sinnen üon nun an fd^reiben wiK. ©ine
@ewol^nl|eit üon üiergel^n Sagen? Sa, baS ift ganj möglic^.
3d^ l^abe @ie ja nur wiebererfannt, meine eigene 3latur in ber
3^rigen gefül^lt. Sie waren ein ^Jreunb, ber auf mid^ wartete,
lein neuer Sefannter. 2luf Sie l^abe idt| baS 3ied)t ber Qtli,
benn pnb nid)t feit S^t^ren fo üiele unferer ®ebanfen bie
gleid^en? Unb war nid^t baS ßnbe unferer l^eftigften SWeinungS»
üerfd^iebenl^eiten immer biefeS, bafe eS ju einer befferen aSer*
ftänbigung jwifd^en unS fül^rte! S^Jcrnjig 3!Äal l^abe id^ mir
*) Lettere inedite, etc., 277, 281, 283, 288. SStiefe ber gtou öon
Btael k)om 3. aif)ril, 21. SRai, 13. unb 16. 3uni 1805.
106 (^innerungen an tl^ren Slufentl^alt in SRailanb.
l^eutc tt)icberf(olt : »ahi vista, ahi conoscenza«. ©cr^on 3l^rcr
Stimme Hingt mir int ^erjen luieber, unb @te l^aben mir
bie italienifdie Sprad^e burd^ alle @inbräcfe Derebelt, bie iä)
Sinnen banfc. 3lte id^ ^\ol\m betrat, badete id) an bie unter
grofeen Wänteln verborgenen Solche, je^t vertraue id^ btefcn
©eftalten unb Stimmen, bie menn aud^ in weiter ijerne, eine
^eimat^ mit 3l)nen tljeilen. ©d^idfen Sie mir \>a& @omtet:
Quando Gesü . . .^), ic^ will üerfud^en, e§ in franjöjtfd^en
3Serfen wieberjugeben. 6aro SJlonti, leben @ie »o^l ffir
l^eute abenb. SKorgen, in ^iacenja, wiH ic^ ben ©rief fd^Uefeen.
Pflegen @ie ^i)xt ©efunbl^eit, gebenfen @ie ber greunbfd^aft,
bie unö für immer Dcrbinben wirb, wenn @ie c^ fo wollen,
wenn @ie bereit pnb, eine ßun^ißung ju erljalten, bie 3^r ganjeö
aSefen fc^neH erwedft l^at unb ber 3f(re @igenfd)aften 35auer Der»
teilten werben." 5ßon ^iacenga auö fügte pe l^ingu, pe fälble
pd^ leibenb, mit l^eftigen Sruftfd^merjen. 2)a§ ßeben fei wieber,
wa^ e§ üorbem für pe gewefen, ein ßrinnern-).
Sn SRailanb, ba^ xf)x lieb geworben war, lernte. fie nod^
ben berül^mten Slrgt ^oöcati, ben ©eologen Sre^j^laf, bie
@d)riftpeller Senincafa unb Sofp, fpäter ben ßarbinal ©aprara
unb ba^ ©l^epaar ßicognara fennen. 35er ®atte war SBerf äff er
einer ®efd)id^te ber ©futptur; feine fd)öne unb gebUbete ®e*
mal^Iin 9Kafpmiliaua, gefd)iebene S^rau beö Orafen SRotari, l^t
über ben bamaligen Slufentl^alt Don %xa\x üon @tael eine
änefbote aufbewal^rt, bie aud) Salle^ranb wä^renb feiner 8ln»
wefenl^eit in SÄailanb bei bem Ärönungöfeft üon 1805 mitgetl^eilt
erl^ielt unb in etwa§ üeränberter ©eftalt gu erjä^len pflegte*).
2Ronti l^atte eben bamalö ben römifd)en Sat^rifer $erpuS
überfe^t unb ber SSerfafferin üon „©elpl^ine" ein ©yentplar
biefer Ueberfe^ung gegeben, worauf pe il^m al§ ©egengabe einen
^) Onofrio Minzoni's «Sonnet, „Quando Gesü coirultimo lamento*.
2) Lettere inedite, etc., 250. S3ricf öon grau öon (Stael, ßobl, 3<>nuat
1805.
3) Greville, Memoirs. Edited by Reeve, II, 187.
SGÖeltcrtcife nad^ ^ornio unb SBoloöua. 107
»attb Dort 3Mcv'^ SBeifen überreid)tc. ate 9Jlonti pc hierauf
öeriiefe, um jtd^ gu ©cognara gu beflebcn, Hefe er ba§ Suc^ mit
bcm Scmcrfeii bort liegen, er i^erbe e§ bei feinem näd^ften
Sefud^ mitnel^men. ^aum »ar er fort, fo lam ^Jrau öon @tael
angefal^ren, gleid^faHö mit einem Sud^ in ber §anb, in weld^em
jte wä^renb ber gal^rt geblättert l^atte. @§ mar ber ^erjtuö,
unb, mie SJionti, bat jefet auc^ jte, e§ möge liegen bleiben, biö
flc mieberfäme unb e§ mitnel^me. 9lod^ lange nad^l^er pflegte
bie grau be§ ^aufe§, bie Süd)er oorgeigenb, an bie SSergefe«
lid^Ieit il^rer beiben iJreunbe gu erinnern 0.
2Bäf(renb ber gangen 2)auer iljrer italienifd^en Sieife blieb
grau tjon @tael in fo regem fd^riftlid^en SSerfe^r mit SKonti,
bafe ber SBriefmed^fel mit il^m faft ein SCagebuci^ erfe^t Sl^r
näd^ftcr, au§ ^arma batirter 33rief berid^tet, mie baö Sluötreten
beS STaro fie oierunbgmangig ©tunben lang im Keinen Drte
©an ©onnino gurürf^ielt, mo ftd^ il^r gleid^ ein edjteö 33ilb
italientfdjen 33olföleben§ barbot. 3We]^rere Äutfd)er maren Don
einem tollen .§unb gebiffen U)orben; baöfelbe miberful^r itm
Slufmärter il^reö Oaftl^ofö unb nun liefen fid^ SlKe, ftatt Segen«
mittel angumenben, oon einem ^riefter fegnen, bem gum gleid^en
3toe(f nun aud^ fämmtlic^e ^ferbe borgcfülirt mürben, benn e§
mar ber Sag be§ 1^1. Slntoniu§. „3ld^ 3Jionti", fügt bie mit
bem ©üben nod^ nid^t vertraute grau üon Stael l^ingu, „mirb
ein SSolf fid) jemals oon allem S)em erl^olen?" 3n ^arma
mad^tc il^r ber frangöftfd)e Oeneralgoiioerneur SWoreau be Saint
3Wer9 feine 3lufmartung, unb begleitete jte in bie D^jer. Sei
bem 5i:i)pograpl^en Soboni mürbe il^r 3Ronti al§ ber erfte
35id)ter Stalienö unb alö »sulfureoc gerül^mt, fo bafe jte il^m
fc^rieb, er fd^eiue mirflid^ alle ©igenfd^ften be§ geuerS gu be»
ft^en. 3wr (Srinnerung an il^ren SBefud) gab il^r Soboni 3Jiin=
goni'§ ©onnette unb ^arini'S, beö 1799 geftorbenen lombarbi»
fc^en 2)id^ter§ fat^rifd^e ©ompofttion, »II Giorno«. @ine be»
') Cesare Cantü, Vincenzo Monti e Veik che fu sua, 102—103.
108 ^nfunft in Sflom, 3. Srebruat t805.
rül^mtc, 1789 erfd^ienene ausgäbe üon 2:affo'3 ^Slmtnta'' war
mit ber warmen Sw^iö«i^"0 3Ronti'S an bie SDlarquijc SMoIoä*
pina cinflcleitct. „3)ici^ten @te eine SEragöbic mit einer mir
gugcbad^ten 9lotc", fd^rieb ^Jrau üon ©tael, „ober öielmel^r
l^alten Sie mid^ wertl^ ü^^^Qi um meinen Slamen nid^t laut
ju nennen. 3l^r Sdiweigen wirb mir lieb fein."
^arma mit feinen Don SDlöndien unb Settlcm angcfüEten
©trafen fd)ien il^r traurig unb elenb, ein treues SIbbilb ber
$erfönlid^!eit beö jum. 5Rapoleonifd)en Äönig oon ©trurien er«
l^obenen Snfanten. 3n 33ologna oerfd^affte il^r ber ^rofeffor
Slbbate guigi SBiamonti ben ©enufe einer 3mprot)ifation; jte
würbe aUfeitig mit größter SluSgeid^nung empfangen, unb fanb
nod) 3^it ju einem 5lu§flug nad^ ber SSifla beS ©rafen SRareS*
cald^i. S)ann eilte jte bem Qiü entgegen, nad^ Sftom. 6tnc
Ueberfd)Wemmung beö Siber „wie feit 70 Salären nid^t", l^tclt
fte jwei Sage Dor ben 2;^oren ber ewigen ©tabt, bie jte am
Slbenb be§ 3. fjebruar 1805 jum erften 3!Jlal betrat ^).
Sl^r erfter 33efud^ galt bem 35om oon @t. ^eter, ber jte
mit Trauer unb 33ewunberung erfüllte, wie fo SBieleS, was
xifv gum ©ontraft l^erauSguforbem, bie l^öd^fie ©rl^abenl^eit neben
baS tieffte @Ienb ju fteKen fd^ien. ©ie Setrad^tung über bie
3Renfd^en auf biefem fd^irffalreid)en 33oben erwedfte bei il^t
öberl^aupt mel^r bemütl^igenbe ©d^wermutl^ aU Ergebung. @ie
liebte tior SlHem bie römifd)en ^&i)U, wo ba^ SRonblid^t bie
Sftuinen wieber aufbaute. SBaö fte ftörte, waren bie Seute, in
bie jte jtd^ nid^t red)t finben fonnte. „SEBaS wäre auS mir ge*
worben, wenn id), ftatt beS auSerwäl^lten 3Renfd)en, ber ben
SRittelpunft meines SebenS bilbete, baSfelbe mit biefen ^f rauen ol^nc
Siebe, mit biefen SJJännefn ol^ne @tolj l^ätte l^inbringen muffen'',
fd^rieb jte. „^ier gilt bie Spanier für ®eift, bie grauen ftnb
S)efpoten, bie Siebl^aber ©flauen. SBerratl^en Sie um bcS
0 Lettere inedite, etc., 252, 254, 257. Sricfc öon grau öon ©tael,
^Parma, 18. 3><*nuar, öologno, 23. S^nuat, 8*om, 5. gebruat 1805.
©rfte einbrfitfe. 109
^immelä willen nicmatö, wa^ id^ Sinnen ba fd^reibc, bcnn bei
allem 3)em ift ein ®runbton öon @üte, ber mii) rül^rt, ein
i)crfönlid)e§ SBol^tooHen ffir mid^, baS um fo gro^mütl^ißer,
weil flä^ili^ uttmotiöirt ift. 3Rtt feinem SBort öermag id^ l^ier
etwas aus meiner ©eelc ^ommenbeS ju fagen; wenn id^ gefalle,
fo ift eS nur burd^ gang oberpädijlid^e, geiftigc ©igeufd^aften. . .
S)od^ ftnb einige SBeltmänner unb ein paar Sarbinäle als 3luS=
nal^mcn ju nennen. S)ie le^feren entfpred^en mir, bie SBal^rl^elt
ju fagen, am beften. ©enn ba fle regiert unb um SMenfd^en
unb S)inge jtd^ befümmert l^aben, ift nid^ts JDürreS in i^ren
Äöpfen. Sonfabi, ga ©omaglia, 6rSfine, gefallen mir befonbcrS.
SBenn td^ S^nen jemals untreu werbe, foH eS nur ffir einen
ßarbinal fein" '),
35erfelbc 2:ott Hingt in einem SBrief an SSonftetten wiber.
S^m fc^reibt jte; „Ueber biefeS Äanb ift fo SBieleS, fo üiel @df)limmeS
unb fo oiel @uteS gu fagen, ba^ pd^ fein @a^ nieberfd)reiben
läfet, ol^ne ben SBunfd^, il^n wieber ouSjuftreid^en ober einer
eben angefteHten a5etrad)tung bie entgegengefe^te folgein gu laffen.
S)aS ®efül^l ber Siebe für Slom wirft wie ein ßauber, bei mir
befonberS, bie unter ben Slömem nic^t eine Seele finbet, mit
weld^er bie meinige jtd) oerftänbigen fönnte. (äS bilbet pd^ l^ier
wie ein gel^eimer ßwfammenl^ang mit ber @onne, mit ber S3er«
gangenl^eit, ber biefen Slufentl^alt reigenb erfd^einen liefee, tl^eiltc
man il^n mit ©enjenigen, bie man liebt, aber feit einiger Seit
l^abe id^ gelernt, allein mit mir gu leben, unb feit gwei SUlonaten
gum erften 3Ral fel^lt mir ber Umgang mit einem intimen
Sreuttb. 3dÖ fud^e il^n anberSwo als l^ienieben. ©er 33egriff,
ben man l^ier oon mir l^at, ift gwifdfien 33ewunberung unb
Surd^t getl^eilt, unb wenn gemanb fagte, id) fei ein ®ämon,
würbe baS feinen üblen Sinbrud mad^en. ßwnäd^ft gel^e id^
nad^ 3(leapel unb feiere bann auf oier SBod^en l^ierl^er gurüd.
0 Lettere inedite, etc., 257, 260—263. »riefe öon Sfrou ton @tael,
5. u. 7. gebruor 1805.
110 etftc einbrürfc.
ol^ne btc beftänbigc aScrppid)tung gu SäUen unb ßonöerfationen,
bei »cld^cn man alle 3^it öerliert, bie jte loften. . . ^umbolbt
t[t l^ier meine Uebfte ©efellfd^aft, bodj gefalle id^ mid^ aud) mit
auSfd^liefelid^ römifd)en SlrtiMn, mit ätuönal^me bcr ffürfien,
bie red^t langmeilig jtnb. SBaS bebarf eS anbrerfeltö ber SÄen*
fd^en ober ber gbeen, tt)o bie S)inge fo berebfam jtnb. 6S
märe ju Diel, menn l^ier aud^ nod^ ®efül^l unb bcr lebenbige
®ebanfe fid^ fänben" >).
5Bon biefen SRömem lernte jte aufeer ben ©enannten nod^
bie ©d^riftfteller nnb ©id^ter SSerri, aHofjt, ©inntotarbt fennen,
lauter fjreunbe unb Semunberer 3!Jlonti'§ unb SWitgliebcr ber
römifdfien afabemie ber Slrfabia, meld^er unter htm Flamen
Gimante SRicenio ber 3lbbate ®obarb üorftanb. Son biejer SWa»
bemie, bie ©oetl^e 178G gum arfabifd^en @d)äfer entannt l^atte,
mürbe nun aud^ fjrau öon Stael aufgeforbert, einer il^rer
@t^ungen beijumol^nen unb etmaS Dorjutragen. @ie bejümmte
i^re Ueberfe^ung beä Sonnet^ öon SJlinjoni Aber ben SEob be«
erlöferS baju^).
S)ie feftlid^e geier felbft befd^rieben S3riefe öon il^r an
SBonftetten, an ?!Äonti. Sie mürbe bor einem Siop\ an Äo))f
jtd^ brängenben ^ublifum burd^ bie 33orlefung eineS Signor
SdeHi über ben Swf<JWiJ«^"'^cmg gmifd^en ^oejte unb SWalerei
eröffnet. „SBie Sie miffen", fd)rieb bie ©efeierte, „ift bie ©id^tung
SCod^ter ber 5ßl^antajte, moruber eine ateil^e öon nid^t gu be*
ftreitenben ©emeinplä^en folgte, für bie id^ feine befonbere
2eibenfd)aft emppnbe; barauf fam ein öiel meniger unanfed^t«
bares unb in ^Jolge beffen gang l^übfd^eö ©ompliment für mld^."
hierauf ernannte Slbbe Oobarb ^au öon @tael gur Slrfabierin ;
Surft ei^igi fdjlofe eine (älegie auf ben fürglid^ oerftorbenen
©arbinal ©erbil mit l^übfd^en, il^r gu @l^ren gebid^teten SBerf en ;
ein Slnberer beglficfte jte mit einem lateinifd^n Sonnet unb
0 Sonftettcn, Briefe an gr. S3rmi. grau öon ©tael on a3onftcttcn
diom, 15. gcbruar 1805.
2) Madame de Stael, Oeuvres, XVII, 421.
©iSmonbi üBer ben römifd^cn Slufentl^aU öon grau öon ©tael. Hl
tiun blieb nid)tS übrig atö jtd) tl^rerfcit^ ju erl^eben unb bic
Uebcrfe^ung SRingoni'^ Dorjutragen. @tc begann mit jittember
©timme. fafete bann aber ^Jiutl^ unb tt)ürbe mit einem SeifaHS*
fturm gelol^ttt. 5ftun folgte ein S^uenegen tion ©onnetten; jel^n
junge 2eute. fd)Ieuberten jle, „ate ob e§ öatifanifd^e S9li|c ge^
wefen wären", ol^ne Unterlaß uml^er; eine unglaublid^e SBitalität
unb ©nergie erfd^öpfte jtd^ in Suftgebilben. ®raf 3llborgl^etti,
ebenfalls Slrfabier, reimte ein ©tficf auS bem S3ud) über bic
Literatur. Slm nad^ften Sag intproöiprte bie fd)öne einem frül^en
Sob beftimmte 3f abella ^eHegrini bem berül^mten @aft ju (äl^rcn ;
bicfer folgte ein ganjer ©d^mann Don ©id^terlingen, jeber
mit feinem ©onnett bewaffnet. 6iner berfelben fagte, als
er il^r öorgefteUt würbe, ju Siran oon @tael: „^ä) bin ein
3nfeft beS ^arnafe". 3lbbate ©obarb ergriff feine ^anb, „er
ift ein Sd^wan, id) ftel^e für il^n ein", fagte er. 2)er alfo Sln^
gerebeten fd^ien eS, als werbe pe unter einem SBortfd^wafl
erftidft. „grau oon Stael gefällt überall, pnbet jebod^ nid)ts,
was il^r gefällt", berid)tete ©iSmonbl an feine 3Rutter. „@ie
ift unwillig über biefe öoHtönenbe ©prad^e, bic erflingt um
nid^tS JU fagen, pnbet bie tl^r gerül^mte ^oepe gebanfenloS unb
feine wal^re ßmppnbung in ben ®efpräd^en ber ßeute" ^). „@id)
befd^ränfen, pd^ fammeln, Don SlHem ben Äern l^erauSfd^älen,
fd^eint eine unbelannte Äunft", fdjreibt pe felbft. „SBenn feine
f^lutl^ fömmt, biefe ©emeinplä^c mitfortjufpülen, bann weife id^
nidjt, wie baS enbcn foll"^).
ff3<^ fd)enfe S^nen alle ©onnette, in weld^en id^ als ®e=
ftirn erfd^eine", fdjliefet ein ®rief oon il^r an Sonftetten, „fo
wie es ift, bleibt biefeS ®eftirn Sinnen gugewanbt. Erwarten
@ie mid^ in ßoppet unb oergeffen @ie nid^t, um wie
') Villari, Sismondi. Fragments de son Journal et Corre^pondance,
Revue hislorique, 1877-1878, III-IV.
2) Lettere iriedite, etc., 263—266. S3riefc öon Srrau öon @toeI an
monti, mom unb SBcKetri, 15. u. 17. gcbruor 1805.
112 S)ie Stün\ilex in ?Rom.
ütel intereffanter iä) bin, wenn id) wieberfcl^re, aU mnn id)
grfa^ für bic SÄängcI ber römifd^en ©efcafd^aft bot il^r
btc SBtcberbegcgnung mit SGßill^eltn öon ^umbolbt, bcr ate
prcufeifd^cr ®efanbter feit ©nbe 1802 bort in ber »iHa gjlalta
repbirte, wo fein $au§ ber gefud^te ©ammetpunft für ©in«
l^eimifd^e unb ^embe mar. S» feinem ÄreiS oerlebte %xan
üon ©taöl auci^ nod^ einige SBod^en mit bem üon feinen großen,
fiberfeeifd^en SReifen gurüdfgefel^rten Sllepanber öon ^umbolbt,
bann mit 2ubtt)ig S:iecf unb feiner Sd^toejier Sophie Sem«
l^arbi, ber 35id^terin, bie unter bem milben ^immel ©rl^olutiö
fud)tc2).
SefonberS glSnjenb mar gerabe in biefem ^al)x 1805 bie
beutfd^e Äunft vertreten. 9?o(i^ lebte Slngelifa Äaufmann alS
bie rul^mreid)e SBertreterin bcr beutfd^en SJlalerei be« ad^gel^nten
Sal^rl^unbertS. Äurg guoor mar SRaudi in Slom eingetroffen, mo
er ben Sn^cilt feines ÄünftlerberufeS al^nenb gefud)t unb aitd^
gefunben l^attc^). SGßie gtau üon @tael fünfunbjmanjig Sa^re
früher bie Slufermedung römifdier Äunft mit ©aoib'S großem
Silbe, ben @d)mur ber ^oratier unb Äuriatier barfteüenb, mit*
erlebt l^atte, burd^ baS Salma'S ®eniuS angeregt mürbe, fo
fal^ fte je^t bie auf ben beutfd^en 9Jlaler Sarften« jurücfgel^cnbe
aCßieberbelebung gried^ifd)er Äunftformen, bie auf bem ©ebiet ber
bilbenben Äunft juerft oon Sanooa, bann mit ftrengerer Äraft
oom Sslänber 3:l^ormalbfen meitergeffil^rt mürbe, beffen epod^e«
madienbe ßoloffalftatue beS 3afon 1803, unb jmar ®an! ber
Unterftfi^ung feiner ganbSmannin gtieberife Srun, l^atte öottenbet
merben lönnen*). SBon beutfd)en TOalern maren ferner Äod), ber
*) SBonftcttcn, »riefe an gr. S3run, I, 247. grtau öon ©tael on
SBonftctten, 15. gebruat 1805.
2) St. SB. (B^Uqtl, ©d^rctben an ©oetl^e, 1805. eämm«i«e SGßcrIe,
IV, 264-265 unb «Rote.
^) 8. ^Ööer«, ei^tiftian ©aniel SRauc^, r, 73 u. ff.
*) 3:]^iclc, i'eben Sl^cmoalbfenS.
®ie i^ünftter in Sftom. 113
Stifter bcr flajjtfd^en ganbfd^aftöfdöule, unb fein SBorgänger ©d^icf
bort eingebürgert. Sm Sltelier üon Ganoüa, ba§ pe oft be§ 2lbenb§
bei iJacfelfd^ein, in ©efeUfd^aft oon gteunben gu befud^en pflegte,
ftanben bie ©rabmonumente ber 6rgl^ergogin6l)riftine, bie Äoloff al==
ftatuc Sftapoleon'ö mit ber Siegesgöttin in ber SRed^ten, ben Speer
in ber ginfen, in antifer Srad^t unb mit bem Sorbeer um bie
Sd^läfen. ©benfaHS ooUenbet war bie liegenbe ??igur feiner
Sd^ttjefter ^auline Sorgl)efe unb bie berül^mte für Äaiferin
Sofepl^ine beftimmte Oruppe oon Slmor unb ^f^d^e. 93on be=
lannten Sßerfönlid)feiten traf g^rau oon Stael im ^umbolbt'fd^en
§aufe ben S)id)ter Siebge, bann SRumol^r, ber burd^ bie erfte feiner
italienifd^en SReifen ben ®runb gu bett „g^orfd^ungen" legte, bie
aud^ auf frangöpfd^e Äunftanfd^auung fo anregenb geioirtt l^aben *).
®cm Äupferfted^er ®mäelin bradt)te fjrau üon Stael Aufträge
t)on Sonftetten. Sie f elbft fül^rte bei ben . römif d^en fjreunben
31. SB. ©d^legel unb Siömonbi ein, weld^er le^tere, öon feiner
toSfamfd^en ^eimatl^ fommenb, i^r nad^ 3iom gefolgt tt)ar2).
Wt Sluönal^me einiger Mnftler unb Sorfd^er, wie b'Sfgin=
court, aSerfaffer einer ®efd)id^te ber Äunft im 5!JlitteIalter,
l^attc biefer gange, in gried^ifd^er 3Belt= unb Äunftanfd^auung
öcrfunfene Ärei§ nur Sinn unb Sluge für ba§ l^eibnijd^e SRom
unb bie ©rinnerungen ber flafpfd^en S^it. 8(n ber d)riftlid^en
unb folglid^ aud^ an ber eng bamit öerbunbenen mittelalterlid^en
SSergangenl^eit ging er tl^eilnalöwtloS, wenn nid^t feinbfelig oor*
über, es war ber ß^itpunft oon ®oet^e'S „gottlo Jen Sluf=
fä^en''^) über SBinfelmann. Sie begeid^nen ben ^öl^epunlt
feines SlntagoniSmuS gur d^riftlid^en SBeltanfd)auung , ber pd^
l) Rio, L'art chr^tien, I, Introduction.
*) Artaud de Montor bei Th. Jung, Lucien Bonaparte et ses
M6moires, II, 50—59. SR. ^o^m, 2Ö. öon fiumbolbt. Villari, Sismondi.
Fragments de son . Journal et Correspondance. SlbgcbrudCt in bct Revue
historique öon Faignez unb Monod, Sal&rg. 1877—78. 51. Äo^cbuc, (Sx--
inneningen einer Steife ouS ßieflonb naä) Sdom unb ffltaptl, SJerlin, 1805.
3) gr. &cn^, SBricfwed^fer mit m>am SKüIIer, Stuttgart, 1857, 49,
®en^ on S(. aWüUer, 13. SuK 1805.
»lennerl&atfett, grau toon ©taei. UI. 8
114 2)ie Mnftlcr in 9lom.
fo fd)roff ju erfenneu Qob, bafe 33en|amin ßonflant bat)on al«
tion einer ^Zerfwürbigfeit ©mäl^nung tl^at'). SBic bamate für
©oetl^e war faft für eine ganje ®eneratton an bic Stelle be«
religiöfen ber ä[tl)etifci^c ©laube getreten, beffcn ©d^önl^ritöibeal,
üon romantifd^en ©inpffen unberül^rt, feine l^öd^fte Sufgabe in
ber Slöieberbelebung flafftfd^er Seiten fanb. @o üoDfldttbtg war
aud) SBil^elm tion ^umbolbt üon biefer aitmofpl^äre Ifinftleri«
jd^en @enuffe§ umfangen, ba^ bie eigentlid^e Aufgabe feinet
gebend barfiber gurfidftrat, unb er ben ^ItuS einer ibealcii SJcr*
gangenl^eit in ^Jormen, üon ©d^ifler entlel^nt, jum bid)terif(i^n
SluSbrucf brad^te. „3dö ^nne für mid^ nur nod) jnm fd^redf^
lid^e ©inge", fd^rieb er 1804 an ©oetl^e, „wenn man bie ^cm^
pagna bi SRoma anbauen unb Sioni gu einer poHjirten @tabt
mad^en wollte, in ber fein 3!Jlenfd^ 3Reffer trüge, j^otmnt je
ein jo orbentIid)er ^a^)ft, wa§ bann bie gweiunbjtebenjig Sarbt«
näle öerl^üten mögen, fo jicl^c id^ au§. Slur wcrni in Slom eine
fo göttlid^e 5lnard^te unb um 9tom eine fo l^immlifd^e SBSüftenei
ift, bleibt für bie @d)atten $la^, beren einer me^r wcrt^ ift,
al§ bie^ gange ®efdöled)t". Slnf länge an fold^e Stimmungen
finben ftd^ in „ßorinna" wieber, aber niemals beftimmtcn jle
eine Sebenöanfd^auung, beren eigenfter Sfteij eben in i^ren tiefen
menfd^lid)en S^mpatl^ieen lag. aSon allen um fie gefammeltcn
Äunftwerfen SlomS rül^mte benn aud^ ?frau üon ©taöl Icincö
fo als ©anoüa'S SaSrelief für aiperi'S ®rabmal, mit ber latcf:»
nifd^en Snfd^rift, in weld^er ber 2)ld)ter bejeugt, ba^ er bie
Sreunbin wäl^renb fed^Sunbjwanjig Salären mel^r als SCHeS in
ber 3Belt geliebt l^abe unb mit ©anleSworten bafür fd^eibä,
bafe es il^m nid^t beftimmt gewefen fei, pe ju überleben 2).
5)er römifd^en ßampagna gebadete Srau öon ©taßl ba*
gegen nur, weil, wie fie eS unumwunben gefielet, ein S3u(l^ t>ort
>) Benjamin Gonstant, Journal intime. Revue internationale,
25 Jan vier 1887, 214.
^) Lottere inedite, etc., 265. S3rtef bon grau t)on @tael an SDHonti,
ffiom, 15. gcbruor 1805.
^Wtl 115
SBonftetten tl^r 3ntercffe auf bicfelbe gclenit l^atte^). 9ieapel
aHein erprobte auci^ an il^r bte nnwiberftel^lid^e SRad^t feiner
©d^önl^eit. ©en @olf äberfd)auenb, ber feit ^ai^rtaufenben bie
SRfnfd^en bezaubert, fagt auci^ fie: „Slöeld^eS ©d^aufpiel gewal^rt
biefer ^euerftrom, ber fid^ t>om 3Sefuti ]^erabtt)älgt unb beffen
flammenbe SBogen baS 33üb be§ SRecreS in il^rer SBeife tt)ieber=
geben, wie übermäd^tig wirft biefer Slnblid eineö ewigen S^euerS,
einer unerfd^öpfUd^en 9?atur, biefer ßitronen- nnb Drangenl^aine,
beren ^Jrüdjte in ben ©trafen l^erumrotten, biefer ©leid^gültig-
leit, bie ber 3ieid)t]^nm ergeugt. SlUeö baö ift ja wunberbar,
mit 3(u§nal^me ber moralifd)en ^tmofpl^äre, bie genügenb baran
erinnert, wie man l)ier gu Sanbe eben bod^ nid^t im ^arabtefe
fei. aSorgeftern angefommen, empfing mid^ bie ^iad^rid^t t>on ber
nod^ in berfelben 9?ad^t beüorftetjenben Slbreife nnfereö ®efanbten.
2)ie Slad^rid^t ift üerfrül^t, aber 5fteapel ift nid^t^beftoweniger ju
2anb unb 9Jleer bebrol^t, unb bte l)ier öorgefül^rten Silber mufe
bie @inbilbung§fraft für rul^igere ß^ten gu ungeftörterem ©enufe
bewal^ren" 2). am 2. Januar l^atte 3Japoleon ber Königin
ÄaroUne bie Slbfe^ung in Slu^jtdöt gefteUt, unb e§ wanfte ber
le^te noc^ beftel^enbe italienifd^e St^ron.
2)ie ©d^wefter üon SRarie Slntoinette empfing ^rau üon
Stael auf§ liebenSwürbigfte, blenbete jie jeboc^ über bie be=
ftel^enben SSerl^ältniffe nid^t. 3n einem Opernte;rt würbe ber
Slu^bnicf amore tiranno al§ gu bebenflid^ geftrid^en, aber bie
SRegicrung entwürbigte nad^ wie Dor ba§ aSolf, unb in ber
©efeHfd^aft beflagte %xa\x üon ©tael alle ©d^attenfeiten ber
fd^led^ten Sitten, ol^ne bie milbernben Umftänbe, weld)e anberöwo
äl^nlid^e ©d^äben etwa nod^ begleiten. S^ain tarn bie faft üoH*
ftänbige Slbwefen^eit überlegener SRenfd^en. 2Bäl)renb eine§
gwanjigtägigen Slufentl^altö traten il^r nur jwei ^erfönlid^Ieiten
^) Bonstetten, Voyage sur la sc&ne des six derniers livres de
TEn^ide. Gen^ve, Pashoud, 1804.
2) Lettere inedite, etc., 267—268. SBrIef öon grau öon ©tael an
Wonti, SReopel, 23. gebruor 1805.
116 Gorblnal Sluffo unb Gopecelot^o, bcr (SribIWof Don Sarent
naiver, ßarbinal SRuffo unb ßopecelatro, ©rjbifd^of öon Sarent.
9Mit bm crftcren, bcffcn @ei[t jte froppirtc, blieb Wc »e*
gegnung eine t)orfiberge]^enbe; @apecelatro hingegen nourbe
für ^au öon ©taöl ein gteunb, befannt mit ®octl^ unb
gerbet, ^umbolbt unb be ÜWaifhre, GuDier unb SBkilter Scott,
fpäter mit gamartine unb JDelaDigne, ein fluger, Iiebendn)äri>iget
TOann, ber feiner SBorliebe für mand^e 3been be« ad^tjel^ten
Sal^rl^unbertS treu blieb unb in ^olge beffen in politifd^r SSc«
giel^ung SBege ging, bie in btametralem ®egenfa^ gu {enen
SRuffo'g unb ber SReaftion flanben. g^rau öon Staöl betounberte
feine f d^önen Sammlungen, bejonberö einen 6l^riftu§ Don 9)turilIo,
beffen jle in Corinna, aber al§ üon Sijian gemalt, ©noffl^mtng
tl^ut*). 35ie S^it beeinflußte Sopecelatro nid^t in bem @intt,
in n)eld^em fte ^au bon ©tael beeinfluffen foHtc; er btteb ein
freibenfenber ^rälat be§ ad^tgel^nten gö^tl^iinbertS. 3n fp&teren
Salären bat jle il^ren „lieben ßrjbifdöof", er möge fle, wie ber
SRetropolit t>on SJloSfau e§ getl^an l^abe, ujenigfteng mit einer
SRofe fegnen, ba er nod) tüeiter atö fte e§ loünfd^e, oom Segen
be§ Äreujeö entfernt fei 2).
3l^r l^öd^fter Tribut ber Semunberung fflr Stteopel blieb
ber, bafe fein ^immel unb feine blaue See fte baju anregten,
ftd^ poetifd^ au§i5ufpred)en. 3mmer unter bem Stadel eine«
Sd^mergeS, „ber frud)tbarer aU alle greuben ber 6rbe, allein
ba§ menfd^lid^e §erj biö in feine liefen auftoül^lt", entfianb
bie »Epitre sur Naples«. 3Som Sauber ber Slatur me^r be«
megt al§ berul^igt, fprid)t ftd^ barin bie Sel^nfuc^t nad^ einem
Sid^tftral^l in ba§ ©unfel be§ ®rabe§ au§ unb baS Dor i^r
ausgebreitete fflilb l^eiterer Sßrad)t öerl^üHt ftd) in Sopranen»).
*) Coulmann, R^miniscences, I, 95—97. Madame de Stael ä Mgr.
Capecelatro, Arche veque de Tarente, Rome, 28 Mars 1805, Miot de
Melito, M§moires, I, 351.
^) Coulmann, R^miniscences, I, 97. Madame de Stael ä Mgr. Ca-
pecelatro, Goppel, 8 Sept. 1814.
^) Madame de Stael, Oeuvres, XVII, 415. EpHre sur Naples»
1805.
SRütflel^t nad^ 9lom. 117
am 16. SKärj xoax jie in SRom gurücf, wo jtc bie Sobeö«
nad^rid^t eineö g^reunbeS, beö 9Karqm^ bc S3lacon§ erl^iclt, bcr
jtd^ luegcn ©d^ulben ba§ Seben genommen l^atte. @ie war
feinem 3Bunfd^, fte nad^ Stallen ^u begleiten, nid^t entgegen^
gefommen, unb mad^te jtd^ je^t SSomürfe barüber, i^m bie
rettenbe $anb üerroeigert gu l^aben. 6r gcl^örte, ate ®e))u*
tirter beö ©aupl^ine, gut freijinnigen Sugenb Don 1789, für- bie
il^re aSorliebe jtd& niemals Derleugnete.
Unter bem ©inbnidf fold^er bei il^r leidet bi§ gur SReue jtd^
fteigernben ©m^jfinbungen tierliefen bie legten SBod^en in SRom,
ol^ne bafe il^re Stimmung in 33egug auf ba^felbe eine wefent*
ltd)e SSeränberung erful^r. „3)ian ift l^ier fo ooUftänbig Dom
©ebanfen an ben Stob öbenoältigt'', jd^rieb fie, „er bietet jtd^
fo oielgeftaltig, in ben Äatafomben, auf ber SSia Slppia, an ber
^^ramibe beS 6eftiu§, in ben ®rabgett)ölben öon @t. $eter,
in ben Äird^en unb Älöftern, bafe baö ©efül^l beö iebtn^
jd^winbet unb mit il^m, in Gegenwart biefer ewigen S8ernid)tung,
aud^ bie Suft gu mirfen unb gu fd^affen. @S ift bieö freilid^
eine milbe Slrt ber SBorbereitung auf ba§ @nbe, an weld^e§
man beftänbig erinnert wirb! aUein Slngeftc^tö biefer SRuinen
menfd^lid^er Hoffnung unb Arbeit atl^men, träumen, l^anbeln,
wollen, ift eine faft unmöglid^e Seiftung. SBogu nod^ fömmt,
ia^ l)\tx ©tatuen unb Silber ba§ Sntereffantefte ftnb, unb id)
lein fo unerfättlid^eö SSerlangen nad^ ber mettfd)lic^en ©rfd^ei*
nung ate fold^er oerfpüre, um mein Seben mit 33etrad^tung ber-
felben l^ingubringen. @in ®el^eimnife ber Seele, eine g^orm öer^^
ringerter @d^mergfäf)igfeit ober gefteigerter gäl^igfcit ben Slnbern
wol^lgutf)un, folc^e Probleme rühren midi) unenblid^ mel^r alö alle
biefe fd^önen ©lieber, oon weld)en ben gangen Sag l^inburd^
gefprod^en wirb, unb bie ©efeUfd^aft bietet jene Originalität
ni(^t, bie Sllleg, felbft bie Slnmutl^ erfe^t."
„9Son Italien", fd^rieb jie an 3)?ottti, „bleibt mir ein oier*
fad^er, lebl^after ©enufe: @ie gel^ört, @t. 5ßeter, ba§ 2Reer unb
ben 3Sefut> gefeiten gu l^aben, mit ber einfd^ränfung, baji ber
118 Sßil^elm üon «^umbolbt an (»ottf^t.
SScfuö uub ©ie ma^rfc^einlic^ für eiiieö uub baöfelbc ju jqI^*
Icn jtnb" 0. 6in nod^ auö SRom batirter ©rief an @oetl^
fpracl) tion ber 9Jlöglicl)fcit, i^ii in bcr ©ci^wcig ju bcgrüfem.
»Dites-vousc, fd^rieb pe, »que moi, Benjamin et Schlegel
nous vous recevrons comme im emperem*, comme notre
empereur tres electif et point du tout hereditaire. Mon fils
aussi cependant voudrait que le vötre fut de la partie et
le 15 de juin je serai ä Coppet, vous attendant, vous
esperant, et quoiqu'il arrive, vous aimant et vous admirant
jusqu'ä nia mort« -). Ucber i^ren römifd^en Slufcntl^alt fd^rieb
SBillielm üon §umbolbt ebenfalls an ©octl^e, „S^cm üon @ta6l
I)at mit immer 9leid)er SJcgeifterung üon S^^nen gcfprod^en. @ic
ift mir Diel wertf)er geworben als jte njar. Sie l^atte l^icr
mcl^r SRul^e unb Stille, lüar nid^t fo nml^^rgetrieben üon bcn
®eiftern, bie and) jte plagen nnb irre leiten, nnb »cnn t^re
SRegfamfeit, bie fon[t nur ermübenb ift, bie redete Sal^n trifft,
ift jte ftärfenb nnb n)ol^ltptig. @df|legel war l^ier Diel milber
als id^ il^n fonft gefannt l^abe. 6r f(at burd) bm Umgang
mit ber Stael inbefe üieHeid^t weniger an Sßielfeitigfeit gewonnen
als an SSI^ätigfeit oerloren. 6r l^at ein unleugbares, aber fo
oiel id) beurtlö^ilen fann, immer fubalterneS Salent, unb feine
wal^re ©ppre wirb er immer nur in Ueberfe^ungen finben''^).
aSon SRom aus fd^rieb 21. SB. @d)legel ben Srief an ©oetl^c
über bie ju 5Rom Icbenbcn Äünftler, in weld^em bie legten
Silber öon Singelifa Kaufmann unb bie ©rftlingSarbeiten beiS
jungen 2:t)orwalbfen erwäl^nt jinb*). 3ln iJrau oon Stael rid^tetc
er bie (glegie über SRom, bie fpäter ©ainte-Senoe inS gtanjö«
1) Lottere inedito, etc., 268, 275. grau öon ©tael an SKonti, S3rlefc
üoni 23. gfebriiar unb 30. W^x^ 1805.
2) @oet]&c-3a^rbu(^, 1887, 7, Sfrau öou ©taol an ©octl&e, SHom, 20. aKarj.
3) Sratranedf, ©oetl^c'S SBricfiocd^fcI mit bcn ©cbrübcrn öon ^umbolbt,
1795—1832, III, 227. 2Ö. öon .^umbolbt an ©octl^e, SRom, 5. Sunt 1805.
*) Sl. 2ß. (St^IeßcI, (Sd)rcibcn an ©oct^c über einige ÜKrbeltcn in SRom
Icbcnbcr Ä^ünftler. (Sommer 1805. ©animtdc^c 2öer!e, IX, 231 u. ff.
«bfd^icb öon gHorn. 119
jtfd^e übertrug, "^m Sinn i^rer eigenen (ginbrüde jtnb bte ein-
leitenben SBorte:
„^aft 2)u baö geben gefc^lürft an ^artl^enope'ö üppigem
»ufen,
gerne ben Job nun aud) über bem @rabe ber SBelt.
3n)ar e§ umläci^elt bie @rbe t>on gatium Ijeiterer Fimmel,
SRein am entoölften Sljur bilbet jtd^ 3?om^ ^orijont,
SBie eö bie @bne beJ^errfd^t «tit ben jtebengepgelten Sinnen
Siö gu bem 9Keer jenfeitö, bort üom Sabinergebirg.
Slber ben 3Banberer leitet ein ®eift tiefpnniger ©d^wermutl^
3!Jlit oft tüeilenbem ®ang burd^ beö 3fluin§ gabtirintl^."
®ie poetifd^e Slöanberung burc^ bie ewige ©tabt fd^liefet
mit ber ^ulbigung:
„2:rö[tenb begegnete fo ®ein 33lidE mir, eble ©efäl^rtin,
Sener entgücfenbe @traf)l göttlid^en ®oppeIge[tirn§.
SBal^rl^eit wol^net in il^m, unb bie liebenbe l^ol)e Segeifterung, .
SSBeld^e, jur SBonne bem Sd^merj, [eiber in S:l)ränen er-
glänjt.
SBem 2)u boteft ber greunbfd^aft .^anb, fann nimmer t)er=
gttjeifeln,
SBann ungläubiger ^ol^n mad^t jum ^l^antom baS ®e=
Sart^cit l^egenb in tiefem ©emütl^, beim ©uten baö
Sd^öne,
Äennft S)u ber ^ulb Slnl)aud^, gleid^ mie ber ©röfee ®e^
walt.
9Wit vielfarbigem ßciuber umgibft S)u ben ©id^ter: e§
l^emmt nic^t,
3Baö Stationen entfernt, ©einen gepgelten ®eift.
gafe benn laufd^en mid^ S)ir, SJlittl^eilerin grofeer ©ebanfen,
SGßenn ba^ berebte ©efpräd^ ftngenben gippen entftrömt!''^)
0 3L SB. ©c^Ieger'S fämmtUd^e S5ßcr!e, f^ttauS^tqthtn öon @. »öling,
II, 21-31.
J>
120 glorcna unb Gräfin SWbon^.
grau üott ©tael l^atte Sflom nod^ unfd)lüfftg barübcr t)cr=^
laffen, ob fte 3KaiIanb tüäl^renb ber Slntüefenl^eit 9lcH)oleön'§
ober erft nad) feiner Slbreife Don bort berül)ren foHe. ©ie 2ln=
gelegenl^eit toegen 5Recfer'ö beponirten SiJlillionen toar nod^ immer
nid^t geregelt. Sl^re g^reunbe rietl)en '^^x}}!^ jte burd) 3ofepl)'§
SSermittlung gum Slbfd)lufe gu bringen. SlKein bie ©rtoartung
ber StciKener, biefen SSonctparte gum Äönig ju erl)alten, erfüllte
ftd^ nid^t, toeil Sofe^il) toeber auf bie 5Rad^folge in granfreid^
öerjid^ten, nod) ben S3ebingungen ftd) fügen tooKte, om bie S^ia«
))oleon bie 3Serleif)ung ber italienifd)en Ärone Inüpfte. Sucien
feinerfeitö toar üoUftänbig mit bem Äaifer übertoorfen, ber »e-
niger al§ Je guöor feine @l^e mit SKabame 3oubertl)on anerfennen
wollte, unb fo fel^lte jeber 8lnfnüpfung§punft mit ber Umgebung
be§ Äaiferö, ber übrigen^ feiner offiziellen SSelt in Italien bie
SBeifung ertl^eilt l^atte, g^rau üon @tael rüd jtd^tööoH gu em-
))fangen. SBäf)renb, toie fte e§ auöbrüdfte, Ärönungen unb
5!Kamelufen bie SKailänber befd^äftigten, begab fte ftd^ nad^
iJlorenj, gur ®räfin t)on Sllban^. ®ino ßapponi, nad^ il^m ber
^erjog üon S3roglie unb fo mand^e Slnbere l^aben üon biefer
beutfd^en fjrau, ber SBittwe 6arl @buarb'§, ber ©eliebten Sil*
fierfö unb enblid^ ber ®attin beö SKalerö 8^abre au§ 3Jlont*
peUier nid^t ben ©inbrucf erl^alten, alö ob il^r innere^ SBefen
auf ber §öf)e il^rer äufeem ©d^idfale geftanben fei. 6at>poni
nennt jte „plump in formen unb ®eift, etwaö materiell, >ma-
terlalotta«, bod^ gebilbet unb üerftänbig; ein toenig berb, aber
nid)t übeltoollenb, gar nid^tö $oetifd)eö; gelleibet wie eine
gSagb, l^ielt fte ein §au§ wie eine prftin. Sllfleri liebte jte
feit mel)reren Salären nid^t mel^r, unb gewiffe Sad^en üerftanb
fte nid^t" % »Une veritable commere« ift SlKeS, waö ber
nüd^terne ^erjog üon Sroglie über bie ©räfin Sllban^ in il^rem
alter gu fagen fanb^). ^r bie SBerfafferin öon „Sorinna"
^) Gino Gapponi, Memorie inedite, Opere V.
^) Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 347.
Sötcbctctntreffcn in aKotlonb, Sunt 1805. 121
llingcgcii blieb jte 1805 U)ie fpäter burd) bie ©riniterunß an baö
©effil^l üertlärt, ba^ jte eingepfet l^atte. grau bon ©tael t)er=
fentte ftd) tüä^renb biefeö Slufcnt^altö in bie Seftüre bon 3ttperr§
@clbftbit)grapl)ie unb gab jtd^, bie tl^atfäd^lid^en 3Serl)ältniffe nid^t
fennenb, bem ©ebanfen l^in, ber ©d^merj um ben aSerlorenen l^abe
ba^ ^aar ber grau gebleid^t, bie il^m bereits ben SRad^folger
gegeben l)atte^). 3n ben erften Sagen be§ Suni traf grau bon
©taäl wieber in SRailanb ein, baö jtd^ im furgen ß^W^löf^^itt
gtüifd^en biefem unb il^rem erften SSefud^ nid^t unwefentlid^ ber:=
änbert l)atte. Slm 26. 9Jtai »ar 3lapoleon bort mit ber eifernen
Ärone gefrönt, @ugen SSeaul^amaig aSicefönig, SÄelji ^erjog
Don Sobi getüorben; ber SJiinifter beö gnnem, ®raf 9!}iareöcald)i,
folgte bem neuen ®ebieter auf einer 3lunbreije nad) ben ©d^lad^t^^
felbern unb ©täbten ber ^rooinjen, bie einem Striumpl^gug glid).
9?eueö Seben regte pd) unter ben ^nftlern, btn ©elel^rten, bm
SBürbenträgern be§ 5Rapoleonif d^en ^ofeö. Unter ben arifto!ratifd)en
gamilien, bie jtd^ ber neuen Drbnung angefd)loffen l^atten, war
aud^ jene be§ 3Karqui§ (äattinara be SSreme auö 5ßiemont nad^
ber Sombarbei übergepebelt. ©en SSater berief. 5Rat>oleon in ben
©taatöratl^, fpäter in ba§ 3iKinifterium. ®er jtoeite @ol^n,
Soui§, mn Slbbate ßalufo, Sllfieri'ö greunb, ergogen, l)ulbigte
einer leid)ten, wenn aud^ nid^t gerabe anftöfeigen Seben§p]^ilo=
fopl^ie, bie ü)n nid^t babon db^klt, bem geiftlid)en SSeruf gu
folgen. @r em))fal)l |td) @ugien Seaul^amai^ burd^ ein gefällige^
2)id^tertalent unb liebend würb ige Umgangsformen, würbe fein
Silmofenier unb fpäter ber feiner ©emal^lin. 2Rit Ugo goScolo,
ber bamaB nod^ bie (gpauletten trug, mit 3Konti, ber ©räfin
aiban^, SRangoni, wie f))dter mit ©tenbl^al unb Sorb S^ron,
©onfalonieri unb ©iloio ^eHico befreunbet, grünbete unb rebi=
girte er mit le^terem 1818 eine literarifd^e S^itfdjrift »II Con-
ciliatore«, beren S^etf bie 5ßolemif gegen Defterreid^ war, @r
^) Lettere inedite, etc., 280. grtou öon ©toel on SRonti, S^ologna,
21. mai 1805.
122 5tbbatc Ö. be S3remc.
entging beni (Sd^idffal, bafür, wie ^eHico, im Werter ju büfeen;
ein frül^er Slob ereilte H)n, nennunbbreifeigjäfirig, 1820 ^). ®r war
nod) faum bem Süngling^alter enttoad^fen, alö er im SSerein
mit ©d^riftfteKern unb ®elel^rten ber ^errin üon ßoppet bei
einem in SiJlailanb xijx ju (Sf)ren gegebenen %e\t begegnete, über
»eld^eö iJerbinanb Slrriöabene, ein l^eute üergeffener Sd^riftfteKer,
an ben 5Reftt)r ber italienifd^en Siteratur, iem faft neunjigiälirigen
SBettineHi berid^tet. »Ha 11 vlso dl Cerere, 11 seno dl Aglaja,
11 braccio e la mano dl Venere« brücft jtd) feine füblid^e S3e=
ttjunberung au§. @r bemerft wie jte [elbft bei Sifd^e ein gor*
beerjweiglein fpielenb burd^ bie Ringer gleiten liefe unb e§ in ber
§anb bel^ielt, wäfirenb fte, baö 5ßapier auf bem ©d)ofe, eilig
einige 3^it^n fd)rieb. „Sßir ftnb SlKe üerliebt in fte, am meiften
5!Konti, btm bie ©iftatur gebül^rt" ^), Sin biefe furje, nod^malige
aSegegnung mit bem ®id)ter, bie faum länger ate ben Stag be§
Sßieberfe^enö — ben 12. Suni - währte »), fnüpft fid) ber feitbem
öftere wieberfel^renbe (Sinbrud, alö fei il^re ©eftnnung in
S3egug auf 9Jlonti feine blofe freunbfd^aftlid^e geblieben*). 6r
mufete fd^on am 13. 3uni, in feiner offiziellen ©genfd^aft al§
§ofpoet, mit bem ®rafen 3Kare§cald^i bem bereite abgereiften
Äaifer folgen, al§ ^rau oon ©tael, in 3Kailanb jurücfgeblieben,
il^m fd^rieb, er möge jtd^ erinnern, bafe wenn er jte lieb bel^alte unb
einige S^it in ßoppet bei il^r jubringe, er ein unabl^angigeS
SBerf fd^affen unb fein ©influfe auf il^r Seben ein großer fein
werbe, ©einer ^Jrau, bie bei il^r ju Sti^äj gewefen, l^abe jte bie
SReife anö ^erg gelegt, tf)r ®ebid^te vorgetragen, mit einem 3Borte
1) 2t. ö. SRcumont, ®ic ©täfln öon SUbon^, II, 146. Feu Duc de
Broglie, Souvenirs, I, 353. Stendhal, Lord Byron en Italie, Revue de
Paris, 1830, XII, 186 u. ff. Cesare Cantü, II Conciliatore e i Carbo-
nari. D. Bianchini, Lettere inedite a ügo Foscolo, 173—267.
2) Cesare Cantü, Vincenzo Monti e l'etä che fu sua, 111. Ferdi-
nande Arrivabene a Bettinelli, 13 Juin 1805.
3) Lettere inedite, etc., 282, Stau öon @tael an 3Kontt, 13. Sunt
1805.
*) Cesare Cantü, Vincenzo Monti e Teta che fu sua, 97—105.
SBcitctc SBeaicl^ungcn ju SJinccnao 9Honti. 123
il^r gel^ulbigt xok einer 3Kad^t, unb fiberlö^upt bie legten gwei
Stage, tt)ie bic ©laubigen mv einem ^eiligenfd^rein, in fetner
Gegenwart gelebt. „Sieber 2Ronti", fdjliefet ber SBrief, „eö ift
mir ein bitterer ©d^merj, bie Stätte, wo @te 3^^ S^^^n 311=
bringen, ju öerlaffen; e§ wäre mir weniger ))einlid) gewefen,
öon 3f)nen felbft 8lbfd)ieb ju nel^men, alö mit einem Sebewol)l
gu fd)eiben, ba§ 2)eriemge, bem eö beftimmt t[t, nid)t mel^r in
©mpfang nimmt. 5IRan möd^te e§ mit ©ebeten, an einem leeren
®rab üerrid^tet, üergleid^en. ^ür ©ie bin id^ l^iel^ergefommen
unb @ie gelten. . . . Slber id^ mufe e0 ^Ijmn öerjeilien, benn
@ie l)aben mir unwiffentlid^ baö ^erj öerwunbet" 0-
3Benn l^ier unb ba, an anberen ©teilen ber ßorrefponbenj,
©efül^le, bie g^rau öon @tael SSRonti gegenüber al§ fd^weftcr*
lid)e bejeid^net l)at, eine ©prad^e reben, bie ftmft nid^t bie ber
iJreunbfd^aft ju fein ppegt, fo ift eö um fo mcl)r geboten, aud^
ber (Sinfd)rän!ungen gu gebenfen, mit weld^en pe biefelben be^^
gleitet. @o fagt jte einmal nad) einer berartigen Sleufeerung,
il^re ^l)antafte entf^iringe il^rem §ergen; bamit pnge fowol)!
il^r ßl^cirafter alö il^r Stalent gufammen; fei biefe erregt, fo
bürfe man fte niemals mi^üerfteliett unb in il^rer ©mpfinblid^*
feit ben l)öc^ften Semeiö i^rer ßuneigung crfennen, benn in
einem 3wftcinb ber ©leid^gültigfeit fei 9?iemanb leidster gufrieben
ju fteHen al^ fte. @r aber möge fte nie üerle^cn, öor SlKcm
nie bm 3Serbad^t l)egcn, aU lönne fte jemals etwaö üon il^m
begel)ren, waö bie ^flid^t gegen feine gamilie, gegen fein SSater*
lanb, gegen feinen SHul^m beeinträd)tigen !önne, ber il^r tl^eurer
fei alö il^m felbft. @ö fam, um fte in biefer 9ieigung für
SKonti JU beftärfen, nod^ ein anberer SSewe^grunb l^ingu. 3^ber=
mann in ^tcilien warnte fte öor il^m, öor feinem wanlelmütl^igen
@inn, feinem unftäten, unguüerläfftgen 3Befen, feinen »occhi
furbi«, wie fte eö il|m fd^erjenb mit bem Semerfen fd^rieb, in
») Lettere inedite, etc., 282 u. ff., Srau öon Stael an SWonti, SKoUanb,
13. Sunt, bann 16. unb 22. Suni, 3,, 9., 15., 17. unb 19. SuH 1805.
124 SBctterc SBcatcl^unöen au SJinccnjo SWontt.
il^rem ßi^arafter fei bafür »pas Tombre d'adresse« ju finbcn.
2)cr Umftanb, bafe jtc ben ©id^ter ftetö auf Äoften be§ SJienfc^eit
loben l^örte, öermel^rte bei il^r ben SBnnfd^, aud) biefen auf
bie §()l)e feineö ®eniu§ ju erl^eben. ©urd^ jeitoeilige @nt^
fentung t)on Stalten, pefunidre $ülfe, bie fte, vok immer, fd^o=
nenb unb bereitoiKig bot, t)or Slllem aber burd^ bie Eingebung
an ein grofeeö, begeiftembeö ©id^terwerf, I)offte fie il^m jur
Unabpngigfeit gu öerl^elfen. ^n biefer Slbftd^t fprad^ pe üjxn
üon Stragöbien, beren ©egenftanb 5!Karia Stuart, ober ©leonore
üon®uienne, ©emal^lin Subwig'S VII. üon granfreid) unb öon
©ultan ©alabin geliebt, ober Sflofamunbe unb ^einrid^ II.
^lantagenet, ober Saffo fein foKte. @ie fd^idte il)m bie fpäter
t)on ©affi ins St^lienifd^e übertragene Semplertragöbie öon
3lenouarb, bie bamalö in ^ariS einen aufeerorbentlid^en ©rfolg
feierte. SEBenn er über bie erften SBorboten be§ SllterS, über
(Sntmutl^igung unb Slbfpannung flagte, erwiberte fie, 5ftiemanb
fo tt)ie er oermöge bie Sugenb gu gewinnen. 2lud^ pe bewal^rc
il^m ein nod^ jugenblid^eö ©efül^l unb träume t)on öoMommener
iJreunbfd^aft mit il^m bis ans @nbe. Sie rief il^n mit i>m
©einen, mit bem Slbbate be SSr^me immer mieber nad^ Poppet,
©ort werbe er, fern oon ber ^olitü, baS bauernbe Äunfttoerl
feines gebenS fd^affen. 3Konti, ber im ^erbft 1805 mit einer
italienifd^en Deputation nad^ ©eutfd^lanb ging, um 9lapoleon ju
feinen Siegen im britten 6oalitionSfrieg gu beglüdtoünfdtjen,
!am auf ber SRüdreife aud^ wirHid) üorübergel^enb nad) Soppet,
wo Seniamin ßonftant feine fanften ftolgen Söß^ iinb feine
©eflamation bewunberte ^). 9lad^ Italien gurürfg^f el^rt , lebte
SKonti lange genug um äl^nlid^e ^ulbigungen, wie bamalS an
5Rapoleon, nad^ ben ©reigniffen öon 1815 an Äaifer S^anj öon
Defterreid^ ju rid^ten. ©ie befte geiftung feiner fpätern ^a\)Tt
blieb bie berül^mte ^omerüberfe^ung, bie il)m, ber nid^t gried^ifd)
^) Benjamin Gonstant, Journal intime. Revue internationale,
25 F^vr. 1887, 632.
grau öon ©tael öcrlSfet StoKen. 125
öerftanb, bie befannten ©pottderfc be§ tl^m längft cntfrcmbetcn
ttgo iJoöcolo giijog:
»Questi e Monti, poeta e cavaliero
Gran traduttor dei traduttor' d'Omero.«
©er l^ol^c 3w0f ^^n feine g^reunbin unb ©önnerin in üöwt
öermutliet l^atte, »ar md)t üorl^anben unb 3Konti im l^ödjftcn
Sinne ba§, tt)a§ bie g^rangofen un genie verbal nennen, ©ie
ßorrefponbenj mit il)m l^örte 'nad) unb nad^ auf, eine reget
mäßige gu fein; boäj blieb f^rau öon ©tael il^m gut. ®er
einjige öon il^m öeröffetttlid)te S3rief an fte öom Sal^r 1815
fd)lie^t mit bm 2Borten »Amatemi, che ne siete ben corris-
posta« ^). 3tti barauffolgenben Sal^r 1816, aU fte mit Siod^ter
unb @ä)tt)iegerfo]^n nad) 3Railanb !am, fallen fte jtd) wieber.
@r brad^te il^r fein furg üorfier entftanbeneS ©ebid^t, eine »il
mistico omaggio« genannte ©antäte auf ©rgl^erjog S^fiann,
bereu fprad^lid^e ©d^önl^eit fte lobte. »Les objets de ces vers
doivent etre fort contents«, fd)liefet, tt)t)l)l d\m^ ironifd^,
biefer le^te Srief^). gi^r ©id^ter öon ©otteö ©naben enbete
atö §oft>oet. 3)aö war e§ nid^t, roa^ jte üon il^m gewollt
l^atte.
©er Slufentl^alt in 3Kailanb fd^lofe bie italienifd)e [Reife
ab; bereits (Snbe Sunt 1805 war grau t)on ©tael wieber in
Poppet, ba^ jtd) mit g^reunben unb ®äften belebte. 3m Swli
erwäl)nt jte bie Slnwefenl^eit t)on Senjamin ßonftant, ber bis
September blieb, unb bie il^reS jungen f^reunbeS §od^et, ber
injwifd)en 3!Jiacd)iaöeni überfe^t l^atte. ©eutfd^e iJfirften, ber
5ßrinj t)on 3Recflenburg=@d^werin imb ^rinj f^riebrid^ üon
@a(f)fen=®ot]^a, beibe mit bem §of oon SBeimar oerwanbt,
famen nad) @enf. Se^terer war ein SBruber beS regierenben
*) Vincenzo Monti, Prose e Poesie, Epistolario V, 417, Milano,
9 Agosto 1815.
2) Lettere inedite, etc., 318, grau öon @tael an SKontt, «pifa, 29. Sa-
nuat 1816.
126 Sölcbcrfcl^cn uitt gfrcunbcn.
Surften, bett %xavi t)on ©tael in ©eutfd^tanb fennen gelernt l^atte.
»Est-il vrai que son frere devienne extraordinaire au delä
de ce qu'il faut pour elre poetique?« fragt jte einmal bte
^ergogin Suife über ben färftlid)en ©onberling. Salb barauf
fam ßl^ateaubrianb mit feiner f^rau nad^ 6op))et. &x, ber
feiten üon einem ©pagiergang gurüdfel^rte, ol^ne SBlumen ober
wenigftenö SSlätter, felbft itjelfe Slätter, nad) ^anfe gu bringen
unb, wie alle großen 9Jlaler, bie 3Ratur leibenfd^aftlid) liebte,
war t)on ber @d)ön]^ett be§ 2lufentl^alt§ l^ingeriffen unb prieö
fie glüdlid^, bort tl^r ßeben t)erbringen ju fönnen. SBießeid^t
nid^t ol^ne Slbftd)tlici^feit, betonte er im ©egenfa^ jn xf)X eine
auögefprod^ene Slbneigung gegen bie gefeHfd^aftlid^en S^ftön^^
t)on ^ariö, befonberö gegen bie Ueberlebenben be§ ad^tjel^nten
Sal^rl^unbertö. @o würbe aud^ bie berül^mte ©d^ilbcrung ber
®otte§leugnerin im „@enin§ be§ 6f)riftentl)um§": „©er Sag ber
SRad^e nal^t; ba^ Sllter an ber ^anb fül^renb, !ömmt bie
Seit l^erbei. ®er ©d^atten in weitem .!^aar, mit gebeugtem
SRüdfen unb eifigen §änben läfet ftd^ an ber ©d^weKe ber
®otte§leugnerin nieber. Sie fielet il^n unb ftöfet einen @d)rei
au§ ", t)on ben S^itgenoffen aU eine birefte Sin»
fpielung auf SRouffeau'ö unb @t. Sambert'ö ^reunbin, 3Äabame
b'^oubetot, üerftanben 0-
Srau öon ©tael em^jfanb bie Slbftd^t, gu tabeln, unb fd)rieb
an 5IKabame 3lecamier: „2öie fd^led)t fennt bod) ßl^ateaubrianb
ba§ menfd)lid^e $erg, wmn er mid^ glfidElid^ preift. 6r fagt,
er würbe, wenn er reid) wäre, nid)t fd)reiben, unb nad^ bem
gleid^en SJiafeftab bemifet er baö ®lüd. 2)aö ift ein Qvlq ber
(Sewöl^nlidöfeit in biefem fonft fo überlegenen 5IKenfd)en". ©pdter
l^at er il^r mit ben SJÖorten Slbbitte geleiftet: »II en est des dou-
leurs comme des patries, chacun a la sienne«^). (gie l^atte
baö ©efül^l, beffer üerftanben gu werben, wenn fte ber ^ergogin
0 Marcellus, Chateaubriand et son temps, 141.
2) Chateaubriand, Memoires d'Outre-Tombe, III, 348, VIII, 183.
SBicbctfcT^en mit grcunbcn. 127
giiife flagtc, n)ie ber Slnblidf tiefer (Segenben unb bie SRüdfel^r in
bie ^eimatl^ bie alten SBunben »ieber bluten mad)ten. „@§ foUte
nid^t fein", fd)rieb pe, „bafe äußere ©egenftänbe fo ben innern
©d^merg erneuern, aKein meine angeborne £ebl^afttg!eit mad^t
mid) aud^ ben 3erftreuungen öon Slufeen jugänglid^, beren id^ mid),
al§ ctneö Unred)t^, bann lieber aufläge". Sm Sauf be§ ^erbfte§
traf §riebrid) @d)legel gum Sefuc^ feinet Sruberö in Poppet ein,
„ein Heiner bider SKann mit fd^önen Slugen, etmas fubalterneg
in feinem gangen Sluftreten, unb nid^t minber abfurb tüie fein
Sruber, »aö bie ©runbfä^e betrifft", fo lautete baö Urtlö^il
öon aSenjamin ßonftant, ber au§ feiner Slbneigung gegen
beibe ©d^legel fein ^el^l mad^te 0. Salb barauf brad^te
Stau öon @tael baö Opfer, pd) öon it)rem älteften ©ol^n ju
trennen, ber gur SBollenbung feiner ©tubien nad^ 5ßari§ ging.
„2öaö foU id) öon ^ranfreid^ feigen", fd^rieb fie nad) SJÖeimar,
„bie ©d^idfale ber SBelt fongentriren pd^ in einem eingigen
Äopfe, unb 5Riemanb barf einen ©d^ritt tl^un ober einen (gnt=
fd)lufe faf[en, ben biefer nid^t gutl)ei§t. 5Rid^t nur bie §reil)eit,
fonbern ber freie SöiHe mit il^r fd^einen au§ ber SBelt üerbannt.
SSBie l)abe id^ @d)iHer'§ Sob beflagt. 3Kit i^m ift eine ge=
wältige Striebfraft für aHe§ @ble unb ®ute an^ ber 3Belt ge=
fc^ieben" 2).
Briefe an ^ülonti ermäl^nen, mit ttjeld^em 3ntereffe pe
SRoöcoe'ö S3iograp^ien oon Sorengo bi SJiebici unb geo X. la§,
mit weld^em ernften SBiUen, il)m näl)er gu fommen, pe 2)ante
gu lefen begann. @egen benfelben Äorrefponbenten äußert pe
tt)ieberl|olt, pe fei oon geiftreid^en 2Renfd^en umgeben, allein ber
frangöpfd)e ®eift bebürfe, um pd^ in feiner gangen £ieben§=
würbigfeit gu geben, ber äußern Slnregung unb ber SKöglid^teit,
^) Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
10 Fevr. 1887, 429.
2) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet
et Weimar, 72. Madame de Stael ä la Duchesse Louise, Coppet, 24 Aoüt
1805.
128 ©ctftißc gflüdftoirfunö bcr italicnifd^en ?Rctfc.
Über Sl^atfad^en unb gl^arafterc ju urtl^eilcn. ^n bcr ©tillc
bc§ ganblebenö jcigc er ftd^ weber fd)öpferifci^ nod^ fibcrl^aupt
bid)tcrifd) angelegt. 31^r fei fürglid), jum großen ©pafe
il^rcr Umgebung, ber äuSbrud „mir Staliener" entjd^Iilpft ^).
3flod^ toax fein SSort über ba§, tt)a§ jte innerlid) befd^äftigte,
gefallen. 3)ie erfte Slnbeutung barüber, weld^e ©eftalten unter
bem @d)atten be§ ^arf§ t)on Poppet i^re ^l^antafte beDölferten
unb il^re Seele bewegten, entl|ält bie ©tefle eine§ SriefeS an
SRonti t)om 8. Sluguft: ,,3d) l^abe meinen f^reunben ben 2lm
fang be§ JRomanS über ^t^lien öorgelefen; fte finben il^n beffcr
aU Mt^f tt)a§ id^ btSl^er gefd^rieben ^abe. ^ij weife warum" %
3n ©eutfd^lanb glaubte man il^re Sl^ättgfeit auf baS SBud^
gerid^tet, ba§ ftd^ mit ben bortigen Swftänben befaffen fottte
unb war il^rer SBanberung burd^ ^tölien gwar ftetS mit 3n^
tereffe, aber nid^t ganj ol^ne Sebenfen gefolgt. @elbft ein fo
t)orurtl^eil§freier ®eift wie SSill^elm üon ^umbolbt fe^te bei btn
fjrangofen weber SBerftänbnife nod) ©^ntpatl^ie für ©prad^c unb
Silbung il^rer füblid^en SHad^bam unb ©tammeSüerwanbten
öorauS. SSon ber Sfleife t)on grau t)on ©tael über bie SItpen
war nod) nid^t bie SRebe, als er an ©oetl^e fd^rieb: „@8ttlid^
3Baffen unb bie id& nid^t ol^ne innige greube benü|e, leil^t bie
italienifd^e @prad)e gegen bie granjofen, bie genau genommen
für fte nod^ weniger ©inn l^aben al§ für bie beutfd^e, benn
in unfern S)id)tern l^afd^en fte wenigftenS nod^ ba§ ©entimen«
tale auf, wenn il^nen aud) ba§ ©d^tpoetifd^e immer fremb bleibt.
Slber für bie Italiener, wenn fte nid^t auf ®lauben an Saffo,
S)ante unb Slrioft nad^fd^wa^en, l^aben fte gar feinen ©inn.
©a§ wirb Sinnen aud^ an ber ©tael aufgefallen fein, bie über*
l^aupt meiner ©mpfinbung nad) eine red^t unpoetifd)e 3flatur Ifl,
ol^ne eine profaifd^e gu fein. aSirflidö gibt eS SKenfi^en, blc
') Lettere inedite, etc., 298—307. grau öon ©tael an SWontf, »tiefe
öom 15., 17., 19. Sult 1805.
») ebcnbüfclbft, 311—312. grau öon @tael an ». aWontt, 8. augiifl
1805.
©eiftifie ?Rödftt){r!unö bcr itaricniWcn Sflclfc. 129
öon bcm @rflreifcnbcn in bcr 5ßocjte, [tatt in bic ^öl^e gefiil^rt
jii werben, gu Sobcn finfen; auf bie pd) poetifci^ toirtm, aber
in benen ftd^ nid^tö ^oetifd^eö erwecfen läfet. ©ennod^ liebe
«nb beiüunbere id) bie @tael fel^r" ^). ®oetl>e feinerfeit§ ur*
tl^eilte faum anberö. „Srau üon ©tael ift in Stalien", fc^rieb
er tt)äl^renb il)re^ bortigen 8lufentl>altö an Sol^ahneiS Don 9RfiUer,
„ob il^re pafftonirte iJormloftgfeit burd) bicfen Slufenti^alt etmaö
beftitttmter werben, ob jte mel^r 9leigung gu bm Äünften bei
il^rer Sflüdffel^r l^aben wirb, ntufe bie Qext leieren" 2). ^^©ic l^at
fein Äunftgeffii^r, rief Sonfietten, jeine SJiufe, Srieberife Srun,
auf Äoften ber iJreunbin in Poppet rül^menb, „bie Seite, wo
©u am beften bift, ift bei il^r Demagelt. 8lKe§ @d)öne, wa§
nid^t aSi^ unb Serebfamfeit ift, ejriftirt nid^t bei if)r"^).
Sie irrten pd) SlUe, benn jte red^neten Sille nur mit
einem Salent.
Sngwifd)en aber war unter bem fublid^en ^immel, unter
ber l^ei^eren Serül^rung beö @d^merje§, nad^ Strennungen, für
weld^e bic 6rbe fein SBieberfcl^n bereit l^at, ber ®eniu^ erwacht,
tl^eilnal^möoB nod^ immer, pifreid) unb gut, aber emft, bie
6tim t)om Äranj umfd^attet, beffen bunfle Slatter mit bcm
®lüdf bejal)lt werben.
@o entftanb, unter kämpfen unb (Stürmen, eine jener
^)oetifd^en @d)öpfungen, bie für immer ben Äünftler unb fein
SBcrf öerbinben. ^TOit „Corinna", fagt ©ainte^Seuoe, fd)ritt
aud^ Stau öon ©taöl gum ßapitol unb fortan grüfete fie bte
aSBelt unter bem Flamen, ben jte oerewigt l^at. ®ie Slütl^en
ber Sugenb fielen entblättert ; innerlid^ t)ereinfamt, wie bie eble
®eftalt ilöter ©id^tung, empfing jte ben 5ßreiö, ber baö 3Ser=
») iBratTQTtcdf, ©octl^c'ö »rfcfttjcd^fcl mit ben ©cbrübcrn öon ^umBolbt,
1795—1832, 206. SB.^öon ^umbolbt an ©ottf^t, SRom, 25. gcbniat 1804.
212, O^oetl^e an äB. l?on «umbolbt, @ttbe Sult 1804.
*) aWautcr.donftant, g. ö. ÜKüKcr'S fammtttd^c SBetfc, ©uppicmcnt
III. ©oetl^e on 3. ö. aKütlct, 25. Sonuar 1805. '
») aonftetten, »riefe an gr. »tun, I, 228, 26. ^lugiift 1804.
Slenner^affett, grau toon eta«U III. 9
130 „6ortmiQ.-
langen il^rer ©cele ni^t ftillte. 3[t e§ bod^ pe, bie jagt: »La
gloire n'est pour les femmes qu'un deuil eclatant du bon-
heur.«
S)ic dgentUd^e ©cfd^id&te, ber Aufbau öon „Sorinna", ift
cinfad^, [o einfad^ unb faft bürftig ju nennen, ba§ bie an[prüd)e
auc^ be§ befd^eibenften ber feitl^er cntftanbenen SRomanc voolfl
faum babnrd^ befrtebigt werben tofirben.
®er §elb be§ a3nd^§, ein ©d^otte, ber ffinfunb^mangig^
jäl^rifle Döwalb Sorb S^elöil, begibt jid& nad) Italien, wo er
©tdriung [einer angegriffenen @efunbl)eit nnb ginberung be§
©d)merje§ nm ben SSerluft feinet SBaterö fud)t, ben SReue t)er^
bfiftert. @o gelangt er bt§ JRom. 2)a§ erjie @d)aufpiel, ba§
ftd^ an einem fonmgcn 9J?orgen bem jungen 3Kann bort bietet,
ift ber Siriumpl^jug, ber Corinna, bie 2)id)terin unb 3m)3roDi=
fatrice, jur Ärönung auf ba§ ©apitol geleitet. Sluf einem SBagen
öon antifer Sorm, üon öier eblen weisen §ßferben gegogcn, um=
geben öon Äinbern unb jungen 5!J?äbd)en, empfangt jte in ber
Äleibung öon S)omenid^ino'§ Sibylle bie ^ulbigungen ber
Sflömer mit jenem ©emifd^ öon 9?atürlicf)feit, Slnmutl^ unb Icife
befangener ©d^eu, bie il)re iugenblid)c @d)önl^eit gum reijenben
aSilbe weiblid^er ®ragie öerflären. Sluf bem ßapitol ertoibcrt
fte bie Segrü^ung ber ©id^ter JRomS mit ber berül^mten ^m^
proöifation an Italien, alö ber ^txmaüj t)on ©d^önl^eit unb
Äunft, ber SSerfünberin ber g^reiJö^it unb S3e]^errfd)crin ber SSJelt,
worauf fte unter unenblid^em Si^bel öom Senator t)on 3lom
gefrönt wirb. Sn ^^^ begeifterten 3Äenge l^at fie ben ^remben
bemerft, beffen ernfte SSlicfe il^r mit unüerl^o^lener Sewunberung
gefolgt ftnb. SSor bem ©el^en wenbet pe ftd^ il^m gu unb in
biefem Slugenblicf entfdUt il^i^em bunflen Sodenl^aupt ber auS
Sorbeer unb SR^rtl^en gewunbene Ärang. Oöwalb l^ebt il)n auf
unb jagt, beüor er il^n jurütfgibt, ein paai: SSBorte ju ßorimia,
weld)e jte in feiner @prad)e erwibert. aSon jenem 2:ag an öer=
fel)rt Sorb 9leloil in tl)rem §au§. ©urd^ bie gefeUfd^aftlid^en Sitten
be§ ©ubenö unb bie Unabl^dngigteit römif ct)en SebenS gefc^u^t, im
,,6orinna." 131
Seft^ eine§ örofeen a3ermögen§, Derbinbet jte bie ®ett)o]^nl)eiteu
einer üomel^meu (5?:ifteug mit ben ^ntereffen ber Äünftlerin,
oi^ne ben Sd)leier ^n lüften, ber il)re aSergangenl^eit becft. SBie
il)m ba^ i^vige, fo tft D§tt)alb'§ innere^ geben für fte nod) ein
Derfd^loffeneö 33nd^. 3m SBerfel^r mit il^m entnjitfelt jtd) ba§
erfte, fd^nell ent)ad)te ©efül^l ber S^mtiatl^ie jnr ßlü^enben
Seibenfd)aft, bie fte nid^t gu befämpf en öerfud^t, beren folgen
jte iebod^ erfennt. ®enn auäj er liebt pe, aber nid)t ol^ne
inneres SBiberftreben, ju fe^r üon il^rem Qanbcx umftricft, um
fte aufjngeben, nid^t genug, um jte burd) biefe Siebe ju be=
glflcfen. Um feine @d)n)ermutl^ gu baniten, ttjirb jte feine %nt)=
rerin burd) bie Äunftfd^ä^e unb Sfluinen öon 3lom. gür il|n
erttjetft |te ben ®eift »ergangener Seiten, läfet bie Steine reben
unb bie ©enfmäler jmeier SBelten il)re ®efci^id)te ergäl^len.
©iefer Sl^eil be§ Sud^S ift üon ber Sltmofpl^äre be§ ^umbolbt-
fd^en ^aufeö burd^jogen unb Don ber Äunftanfd^auung ©djle*
gel'ö becinpufet, bie felbft mieber ötm SBindelmann, Sefftng unb
@oetl)e auögel^t ^). Sßie bie Stalienerin i^ren englifd)en greunb,
fo geleitet ber S)eutfd)e bie granjöftn burd^ baö ^eiligtl^um
ber Äunft. SlKein tüenn aud^ bie Stl^eorie ben beutfd)en 9Keiftern
entlel^nt ift, bleiben bod^ bie ©inbrüde üon iJrau uon ©tael
unabl)ängig öon il^nen. ©o ift il^re S3efd)reibung beS ^ant^eonö
ebenft) fd^ön al§ originell, unb bie liebfte ©tätte in SRom bleibt
il^r bie wunberbare Slrena, wo baö Slut ber SIMrt^rer ieneö
ber ©labiatoren gefül^nt l^at. 2^x giebling unter ben SKalern
ift 5IKid)el Slngelo, toeil er feine SSorgänger l^at, unb jte il^n
gleid) weit uon ferüiler 5Rad)al^mung ber Slntife wie t)on mo=
berner SSerweid^Ud^ung entfernt finbet. ©ie römifd)e Sampagna
nennt jte »cette terre fatiguee de gloire, qui semble dedaig-
ner de produire«; angejtd^tS ber Fontänen auf bem ^la^ oor
©t. 5ßeter citirt jte bm frangöjtfd^en ©id^ter:
»L'eternel mouvement et Teternel repos«^).
') @. btc bcm %tit am ©d^lufe beiöefügtcn SRotcn 311 ©orinno.
2) S)cr SSerö tft üon gfoiitancS.
9*
132 jhtnftanic^iunig b<# 3lloinan#.
8. SB. ©(^Icgel l^ebt aU gart unb treffenb bic Semerfung Aber
gorrcgio l^cröor, „er fei ber einjige 3RaIer, ber niebergefc^Iage^
nen ÄUflen einen jo einbringlid^ au§bru(t gu geben »iffe, ate
)oären fte gen ^immcl erhoben", unb fü^rt bic ©teile an, »o
„bie $ropl^eten unb Sibyllen ber ftjrKnif^en Kapelle in ber
2)&mmerung be^ SlbenbS unb beS SBeil^rau^ als fc^nmgenbe
SHefengebilbe über ben t>er]^affenben ©eufgem beS 3Kiferere am
©Karfreitag" gefd)ilbert »erben *)• ©al^in gel^ort auc^ bic Se^
geid^nung ber 3Jhifif, al§ ber Soral^nung eines funftigen ÄcbenS
unb tt)a§ über i^re SBirtung gefagt \\t. „Sn ber ntuftfalifd^en
©prac^e ifl baS 8eib ol^ne Sitterfeit, ol^nc ^crggerreiften, ol^ne
@ron. 2)ic Sötte l^bcn fanft bic SBflrbe, bic öon allen cmflcn,
tiefen 3fleiguttgcn l^ieniebcn unjcrtrcnnlidö i^ unb oft toie bic
Saft beS gebend felbfl empfunben toirb, fo eng ift eS mit einem
fold^en ©d^merg Derfnüpft. gaufd^t man ben reinen, entgüdenben
Slfforben, fo fd^eint eS, al§ werbe baS ©el^cimnift beS ©d^öpferS
öcrjtänbUd^ unb ba§ SK^ftcrium beS gebenS entJ^üHt. SBorte
vermögen eine fold^e @mpflnbung nid^t gu fd^ilbem, bemt 3Bortc
fd^leppcn pd^ il^r nad^ wie eine §ßrofaüberfefeung ben ^faben
ber S)id)tung. S)er SlidE allein gibt einen ©egriff baöon, ber
SBlicf ®erer, bic man liebt unb ber pd^ fo tief ins §erg l^inein*
fenft, ba% man bic Singen t)or einem fold^cn ®Iücf öerf(^lie|en
mufe. ©0 würbe ein ©tral^l öom gid^te beS S^nfcitS ben
©terblid^en öcrgcl^rcn, ber eS unücrmanbt betrad^ten möchte."
3u bicfen Äunflfd^ilbcrungcn gel^ört aud^ jene bcS italieni^^
fd^en SH^eatcrS, wcld^c gunäd)ft burd^ baS Sluftreten ©orinna'«
als ©l^afcfpeare'S Sulie öcranlafet wirb. 3flad)bem Vertreter
ber Dcrfd^iebcnctt ^Rationalitäten bie SScrbienfte unb ©d^wäd^en
öon 9!Keta[tafio, Sllficri, ©olboni, ®oggi befprod^en l^abcn, wirb
baS italienifd^c S)rama, nid^t auf Slad^al^mung beS Sremben,
fonbern auf bic neue Äunftform öerwiefen, „bie baS ^eitere
neben baS SBunberbarc, ja 8lbenteuerlicl)e fe^t, unb woöon
») 51. 9B. <B^UQtl ftf»er (Sorinno. ©ammtUd^e SBer!e, XT, 188 u. ff.
S)a« ttalicntfd^c Sl^eatct. 133
bcutfd)e Äomt^oniften einige öortreffUd^e Seifpiele gegeben
l^aben" ^). ®iefe erfte SSerfünbigung ber SRomanti! in Stalten
ift auf bie Sippen be§ Sanbömanneö öon ©l^afefpeare, auf bie
t)on gorb 1Sld\)x\ gelegt ^j,
Sn fold^en ®efpräd)en enttüitfelt Sorinna, bie ben ©eliebten
al§ 3ulie bezaubert, eine fo genaue Äenntnife ber englifd^en
Siteratur, ber ©itten unb ©ebräud^e beö Sanbeö, bafe er il^re
U)al|re Slbfunft üermntl)et. ©obalb er jebod^ mel^r öon il^r ju
ttjiffen begel^rt; üerweift fle i^n auf bie Swfw^ft^ wtit ber fiel^ent*
lid^en Sitte, ben furgen Straum ber ©egenwart nid^t t)orfcf)nell
gu gerftören. @o öergel)en 5IKonate, wäl^renb U)eld)en 6orinna'§
Siebe jtd^ in immer neuen Q&Qtn offenbart. %ixx Dswalb ent=
faltet fte alle ®aben eine§ ©eifteö, weld^er burd^ bie 9iatur ju
l^eiterem SebenSgenufe öorbeftimmt fd^eint; für il^n rfil)rt pe bie
§erjen gu tl)ränent)oHer Setüunberung, wenn fte als SuUe, il^m
jugewenbet, fprid^t:
»In truth, fair Montague, I am too fond,
And therefore thou mayst think my havior light:
But trust me, gentleman, VW prove more true
Than those that have more cunning to be stränge.
2)er Sauber, ben fte ausübt, erreid^t ben ,!^ö^epunft ttjäl^renb
eines SluSfiugS nad^ S^ieapel, am 6ap SJiifenum, tt)o jte üon ber
©c^ön^eit beS Dor il^r ausgebreiteten S3ilbeS erfaßt, aber fd^on
im SBorgefülöl nal)enben aSerl)ängniffeS, nod^ einmal in bie Seier
greift unb 8lngejtd)tS ber unmanbelbaren ^rad^t ber 5Ratur bie
©d^idtfale öergänglid^er 9Jienfd)en beftngt. „6rbe, in SBlut unb
Sl^ränen gebabet, niemals l^aft ®u S3lumen unb g^rüd^te l)ert)or*
anbringen unterlaffen. Sift 2)u benn erbarmungslos für ben
9Benfd^en unb feiert fein ©taub in ©einen ©d^ofe, of)ne bafe er
barüber erbebe, gurücf?"
>) 31. SB. (Sd^regcr übet Corinna, ©ämmtltd^c SBerfc, XI, 196.
^) Madame de Stael, CorioDe ou Tltalie, Livre YII, Cbap. !•
134 2)i« (Bctnt am 6ap SWtfcnum.
@d)on fennt gorinna bie @efd)id^tc öon Sorb 5Relt)tI. 2ll§
iunger 5IRcnfci^, unb tüäl^renb ber franjöpfd^en SReöolution, ift
er in ^ari^ in bie Sanbe einer Untüürbigen geratlien, bie il^it
ber ^pid)t gecjen feinen 3Sater entfrembet l)at. S)ie[er [tarb,
ol^ne ba^ ber ©ol^n, ber il^n [d^tüärmerifd^ öerel^rte, if)m bk
Singen gnbrüden fonnte. ©eine 3Sergebung l)at er an bie SSe^
bingung gefnüpft, D^tüalb möge nid^t jnm gleiten ^al burd)
bie SJerbinbung mit einer f^remben ftd) üon ber §eimatl^
trennen.
3n biefer 2lbpd)t beftimmte er il^m gncile, Sodjter t)on
gorb unb S^abt) 6bgermonb jur ®attin. 33iefe war bamalö
nod^ ein Äinb unb il^r 3Sater injtüifd^en geftorben, aber bie
3!Jiutter, eine ernfte, felbftbelierrfdöte, falte gtau, plt an bem
©ebanfen biefer SSerbinbnng feft. S3alb nad^ ber ^Begegnung
mit D§malb l|at Corinna erfal^ren, in weld^er SBeife il^re ®e=
}d^id)te mit ber feinigen jufammenpngt; aber e§ l)at i^r ber
yRntij, e§ gu fagen, gefel^lt. @r[t nad^ ber SRütffel^r üon 9leapel,
al§ Dötoalb fte gur ©attin begel^rt unb bie Situation gwifd^en
i^nen ein längere^ ©d^ttjeigen unmöglich mad^t, befennt fte,
ma§ fte t)on ber 93ergangenl)ett »eife. Sorb (Sbgermonb, Suci^
len'§ SSater, ift aud^ ber ilirige au§ erfter ©1^^ mit einer 3ftö*
merin. 3Rel)rere ^al^re nad^ bem STob ber STOutter folgte fte
il^m nad^ ©nglanb, mo fte il)n toiebcrt)erl)eirat]^et fanb. 2Kit
inniger 3ä^tHd)fcit fd^lofe fte ftd) bort il)rer fleinen ©dEftoefter,
ber bamalö breijäl^rigcn Sucile an. Solange Sorb ©bgermonb
lebte, blieb ba§ 3Serpltni6 gur Stiefmutter letblid), unb fte be«
!ämpfte baö ^dmrocij naij bem Süben. 6rft nad) be§ SSaterö Sob
roaxb if)r biefe norbifdf)e ©fifteng gur unerträglid^en Saft. S§ finb
perfönlid)e SRemini^cengen, n^ie eine fpate ?Reüand)e für bie jo«
cialen Snterbifte t)on 3uni))er §all, unb it)a§ lebf)afte ?Raturen
nod) öiel fd)n)erer üergeil^en, für bie bort auSgeftanbene Sauge«
n)eile, in jenen @d)ilberungen fleinftäbtifdf)er englifd)er SBerl^ält*
niffe, in ber Sefd^reibung ber langen Slbenbe, wä^renb weld^cn
bie SRänner beim SBein forttafeln, bie grauen ftd^ in ben Salon
©(^tlbcrunö bcr öcfellWaftKd^cn Suftänbc in ^glanb. 135
•
gurüdfgiel^en imb ba§ ©efpräd) jtd^ wäl^rcnb ©tunben im engen
Äreiö ber lofalen 3ntereffen bewegt. 3n ber Unterrebung einiger
älteren ©amen am 3:]^eetifd), „meine Siebe, glanben @ie, bafe
ba^ aSBaffer lange genug gefod^t l|at, um ben S:i)ee aufjugiefeen?
— 9lein, meine Siebe, e§ märe, fürchte id), ju frül), bie Ferren
fommen nod) nid^t. SBer meife öon maö [te fprec^en; üieHeid^t
üon ber ^arlamentsmal^l, bie näd^fte SBod^e ftattfinben foH,
öieHeid^t öon ber SucJ^öjagb, bie le^te SBo(i)e ftattgefunben l^at'',
fanb (5l)ateaubrianb bie (ärinnerung an feinen eigenen 3[ufent=
l^alt bei alten ^äulein in Sonbon, t)on meld)em er in Poppet
ergäl)lt l^atte, mieber^. ®aran fnfipft pd) auc^ bie ^tnefbote,
bafe eine Heine nortl^umbrifd^e ©tabt, bie g^rau öon Staöl nie
l)atte nennen l^ören, fid^ in il^rer ©arfteßung mieberjufennen
glaubte, unb ftatt bie unangenel^me (äntbedfung für jtd) ju be=
l^alten, jtd^ laut t)or aller SBelt barüber befd^merte.
S)aö emige Einerlei fold^er (äfiftenjen fd^ien jtd^ ber 3ta=
lienerin in ben fd^önen aber leblofen 3öö^" ^^^^^ infularen
Sllterögenoffinnen miberjufpiegeln. 3eber originelle ©ebanfe,
jebe marme 3f{egung beö ©efül^ls mar verpönt; il^r bünfte,
afö l^ätte eine aufgewogene ^uppe il^re 3f{olle oiel beffer al§ jte
in biefer Umgebung gefpielt. ®a§ S3ilb ift einfeitig, mte alle
SBerfuc^e, in folc^en Singen ju generalijtren. Originalität ift
ber 3wgf ber bem britifd)en 5Kationald^arafter am menigften
fel^lt. 2lu§ einem ^farrl^au^ auf ber norbifd^en ^aibe ift ßl^ar*
lotte SSronte, an^ einem ^ad)tl^of ©eorge ßliot gefommen.
3;l)oma§ GarlQle mar ber ©ol^n eineö fd^ottifd)en Sauern; mel^r
geiftige 9fiü]^rig!eit unb grifd^e aU ber in ben bebrängteften
SSerpltniffen aufgemad^fene 3)icfenö l^at niemals ein ©üblänber
gel)abt. 3n bem ©nglanb, ba^ auf Corinna laftet „mie ber
bleierne SÖlantel, ben ©ante ber 2Rittelmäfeigfeit auf bie ©d^ultem
brüdft", mud^fen SS^ron, ©lieUe^, Äeat^ lieran, bid^teten SB. Scott
unb SJloore, SBorbömortl) unb Soleribge. SBenn grau t)on @tael,
*) Chateaubiriand, M^moires d'Outre-Tombe, II, 116.
136 ©d^Uberung ber gefeüfc^aftltd^en 3uft&nbe in @nglanb.
•
jtd^ in bicfem fünfte gctäufd^t l^at, fo l^at pc bafür um fo xi6)t\Qex
l^eröorgel^obcn, \>a^ ba^felbe Sanb, in weld^em ber blofec SBcr«
baäjt eincö Slngrip auf bie nationalen 5reil)eiten Sieöolutionctt
entjünbet unb ben 3;l^ron gefoftet l^at, bie brücfenbften fjorbe^
rungen focialer Sgrannei unb altljergebrac^ten QxoaixQt^ toiber*
ftanbSloö über ftd^ ergel^en läfet. Sab^ ©bgermonb ift eine ber
Hüterinnen biefer 2!lrd)e beö gefeUfd^aftlid^en SlnftanbeS unb ber
unantaftbaren @itte. 3^r Segriff beffen, »aö ftd^ fci^icft, l^at
feinen JRaum für ba^ Salent, gefd^weige benn für bie ^tra=
üaganjen beö ®eniu^. SlI^ jte ber Slboptiütod^ter mit ber @nt=
fernung ber Keinen ©d^tüefter auö bem elterHd)en $aufe ben
legten Sroft raubt, fteigert ftd) bei biefer bie ©el^nfud^t naci^
ber erften ^eimatl) jur pl^^ftfd^en Äranfl^eit unb jur moralifd&en
golter. ®a erfd^einen üon ber naiven Äflfte Siöornefer ©dnger
unb 5Ratrofen, um ber ^errin be§ englifd^en ©d^loffe^ ein
@tänbd)en gu bringen. @ie xo&i)lm baju bie Sßerfe, bie 3Äonti
au§ ber SSerbannung an bie §eimatl^ gerid^tet l^at:
»Bella Italia, amate sponde
Pur ti torno a riveder!
Trema in petto, e si confonde,
L'alma oppressa dal piacer.«
allein eö ift ©onntag 9lad^mittag; Sab^ ßbgermonb unb bie
englifc^en Slnftanböbegriffe mit il)r erlauben nid^t, bafe man
biefen Sag burd^ profanen ©efang entl^eilige. SSergebenS er*
bittet 3Ri6 (äbgermonb eine Sluönal^me. SBenige Sage frül^r
l^at bie Stiefmutter il^r freigeftellt, afö ^errin eines unabl^ätt*
gigen SSermögenS gu leben, voo e§ il^r gefalle, öorauSgefe^,
bafe jte il)ren Flamen änbere unb il^i^er ??amilie Dom Slugenblicf
an für tobt gelte, tt)o jte ben l)ergebrad^ten Ueberlieferungen be«
englifd^en 2eben§ jtd^ entgiel^en miH. ©er an jtd^ unbebeutenbe
3mifd)enf all mit ben italienifd)en SanbSleuten ruft il^r bie Der*
le^enben SBorte mit erneuter SSitterfeit inö ®cbäc^tnife gurficf.
©d^on am näd^ften Sag feiert ba§ ©d^iff au5 bem britifd^en
^afen l^eim naij SiDorno, unb mit i^m reift 9Jlife ©bgermonb,
nur t)on einer treuen Wienerin begleitet. @o beginnt bie neue
ßyiftenj in 3iom.
®er Sftame Corinna ift ber ©efd^id^te einer ©ried^in ent=
lel^nt, bie ©id)terin unb ^inbar'ö greunbin n)ar. SBdl^renb jte
in 6nglanb tobtgefagt n)irb, txtoaä)t bie Äünftlerin in il^r gu
ungeaf)ntem Seben unb glänjenben S£;riuttH)]^en. S)ie Srau l^in=
gegen empfinbet nur öorübergel^enbe 3fleigungen, an bie fte nun,
ba fte wal^rl^aft liebt, nid)t ol&ne 3ieue gurficfbenft. S3or Mtm
aber »ill fte D^walb nid)tg verbergen, felbft ben Umftanb nid^t,
bafe fein 33ater fie gefannt unb nicl)t al§ bie redete ©attin ffit
feinen ©ol^n befunben l^at. „Sucile ift iung", fdjliefet il^r a3e=
fenntnife an Dötcalb, „um gtüölf ^a^xt jünger als id^. Sl^r
3iamen ift PedenloS, il^re ©eele rein unb fanft. Um mid^
nid[)t ju Derlieren, müfeten ©ie mid^ jur ©attin nel^men unb
öieUeid^t mürben @ie e§ eines 5£ag§ bereuen. Scüor @ie
fid^ entfd)eiben, merben @ie DieUeid^t gu wiffen begel^ren, maS
id) leiben werbe, menn @ie mid^ öerlaffen. 3d^ mcife c§ nid^t.
3umeilen [türmt eS in meiner @eele; e§ regen ftc^ SRöd^te
in il^r, bie ftärfer jtnb als alle SSemunft, unb id) tDöre
nid^t öerantmortlid^, menn jte mir baS geben unerträglid^
mad^ten. ^[nbrerfeitS ift eS nid^t weniger mal^r, bafe id^ eine
feltene SBefäi^igung jum @lücf bep^e. 3utt)eilen überfommen
mid) bie ®ebanfen wie im gieber unb jagen mir ba§ Slut be«
fd^leunigt burd) bie Slbern. SRid^ intereffirt äßeS; id^ rebe
gern, geniefee ben 33erftanb ber Slnbem, bie 3:l^eilna]^me, bie jte
mir entgegenbringen, bie SBunber ber Statur unb bie 9!JJeifter=
werfe ber Äunft, ba wo fte nid^t burd) Unnatur entfteHt ift.
35ie Srage ift nur, ob eS mir möglid^ fein wirb, @ie nid^t
mel^r ju feigen unb bennod) fortzuleben. Urtl^eilen @ie felbft
barüber, Dswalb, benn @ie fennen mid) je^t beffer, als id^ felbft
mid^ fenne. %nx baS, waS id^ empfinben werbe, fann td^ nid^t
jur 3ied^enfd^aft gebogen werben, äln ©emjenigen, ber ben
S)old)ftid^ fü^rt, ift eS, ju wiffen, ob feine SBunbe töbtlic^ ift.
138 D«nmlb.
Sollte pc eö aber fein, O^fwalb, and) bann nod^ würbe id^
3l)nen Der^ei^en mnffen."
aRit biefem Scfenutnife, ßorinna tt)ei& c§ tDol^l, ifl bcr
tragifd)e ßonflift gegeben. @cl)on bic Siebe Don JDelpl^inc war
feine üerblenbete Siebe, ©ie öon Corinna ift boUcnbö fd^arf«
blidfenb genug, um ftd) über ba§ enblid)e SRefultat feinem
Stoeifel l^injugeben, e§ fei benn, bafe fte eine furjc Qexi l^inburd^
in felbftgemoHter Säufdiung leben toiH. ©enn ber ritterlid^e,
eble, jeber @efal)r begegnenbe Döwalb ift, man l^at ^ oft genug
gefagt, unter t»eränberteni SRamen eben bod^ wieber S^oncc,
wenn er aud^ nid)t, wie biefer, ber blofeen SRüdtftd^t auf baS
Urtl^eil ber 2Belt, fonbem tieferliegenben Seweggrünben feine
Siebe opfern wirb. ®er erfte, aber nic^t ber cinjtge berfelben
ift Pietät gegen ba§ 8lnbenfen feinet Sßaterö. @S ift aber nod^
ein anbereS, ntd)t weniger entfd^eibenbeS SRotiö gegeben. Sn
Döwalb uttb Corinna begegnen ftd) nidE)t nur gwei 5!Äenfcl)en,
fonbern jwei ßiöilifationen. 33ie feinige ift bie be§ protcftan*
tifd)en 5Rorben§, baö biö jur 3lu^fd)lie&lid^feit gefteigerte, über«
mäd)tige 9lationalgefül^l. ®ie Ueberlieferungen feiner SRace Der«
langen @elbftbe]^errfd)ung nad^ 3nnen, nad^ Slufeen Surfidfl^altung,
@ie eieren bie l^ergebrad)te ©itte, verlangen 2ld)tung, nid^t nur
ber ©runbfä^e, fonbern aud) ber SSorurtl^eile; jte opfern ber
greil)eit be§ ©an^en bie Unabl)ängigfeit ber Snbioibuen unb bem
?5ortfd)ritt be^ @emeinwefen§ baö 3Bol^lergel)en feiner einjelnen
©lieber. 3n gewiffen Singen giel^en fte bie blofe äufeerlid^e Unter»
werfung ber offenen 3luflel)nung öor, fd^idfen bie Ungläubigen in bie
Äird^e unb binben aud^ bie innerlid^ Slbgefallenen nod^ äufeerltc^
an bie l^ergebrad)ten formen. 3"^ freieften Sanb ber SBelt gibt
eö Srcigen, bie niemals bi^futirt werben bürfen, unb unerträg«
lid^e Seffeln, bie fein 5Kenfd) abwirft. ®er puritanifd^e 3ttg
biefer ßioilifation finbet fxä) bei DSwalb wieber. „©aö geben*,
fagt er, „ift fein ^^mnuö, fonbern ein Äampf. 3)er SReufd^
ift ein gefä^rlid)ereö, fprobereS ®efd)öpf, al§ 3l)r ^crj t& ju#
jugeftel^en bereit ift. ^oetifd^e SBegeifterung ift, wa« @ie au(^
£>§watb. 139
fagcn mögen, nid^t bie pd^fte gorm ber grömmigfcit. @tc
bereitet nid^t auf bie unjäl^Iigen Dpfer üor, bie n)ir ber ^pid^t
gu bringen l^aben. ^ä) erfenne bie ©ottl^eit in ber SSernunft,
fo gut tt?ie im (äntl^ujtaSmuö, unb mag eö nid^t leiben, ba^ ber
9Menfd) einer feiner gä^igfeiten beraubt toerbe. @r bebarf il^rer
afler, um bie SBal)rl^eit ju erfennen. SSeöor id) @ie fannte,
Corinna, glaubte id^, bafe nur eine einfad)e, [trenge ^Religion
bie ®efäl^le fongentrirt unb benjal^rt. 6ö ift ettt)a§ @d[)öne§,
ßrl^abeneö um bie 9fieue, unb »er bebürfte il^rer mel^r alö id^.
Slber jte erfd^lafft bie Seele, wenn jte jtd^ wieberl^olt ; jte red)t5
fertigt nur einmal. ®enn bamit öoUjiel^t pd^ bie ßrlöfung,
unb ©rlöfung fann e^ nur eine geben" *).
SluS einer gang anbern SBeltanfd^auung ift Sorinna l^erüor*
gegangen, ^xvax ift baö füblid^e ©lement Dorwiegenb in il^rer
Slatur, aber il^rem gemifd[)ten S3lut öerbantt jte eine loSmo-
polttifc^e SBeltanfd^auung, äl)nlidö berjenigen, nad^ ttjeld^er bie
beutfd^e JRomantif als ber pd^ften Slütl^e ber Äultur ftrebte;
felbft i^r fat^olifd)e§ Sefenntnife ift religiöfer efleftiSmuS unb
nad^pd^tige Soleranj. Sllö eines 5£ag§ in SReapel ein greifer
SRönd^ H)x unb £orb 9lelüil anbietet, il)re 2Bol)nung burd)
©egen unb ©ebete öor anftedenber Äranfl)eit gu bemal^ren,
nimmt pe e§ banfbar an unb fagt gu Sorb 5Relüil, ber pd^ bie
Zeremonie läd^elnb betrad)tet: „SlHeS 3fleligiöfe, felbp wenn e§
öon ^[berglauben nid^t frei ift, l)at für mid) eine unbefd^reiblid^e
2lngiel)ungSfraft, folange eS tolerant unb frei üon geinbfeligfeit
gegen 5lnberSbenfenbe bleibt; bie göttlii^e ^ülfe ift fo notl^^»
wenbig, fobalb pd^ ©ebanfen unb (äntppnbung über baS @e=
wöl^nlid^e erl^eben, bafe gerabe überlegene 2Renfd)en itjxtx am
wcnigften entbel^ren tonnen." — „©ewife", erwibert Sorb 9lelüil,
„liegt baS SSebfirfnife nac^ bem Uebematürlid^en tief in ber
menfd^lid)eu aSruft. aber ift baS bie 3lrt, eS gu befriebigen?"
') Madame de Stael, Corinne, Livre X, Chap. V, Livre XI II,
Chap. III.
14(j ^furt^eilung ^talirno.
— „?RiemaIi§", entflcfluetc (Soriuna, „Dcrwcigcre ic^ SSercinigung
im ©ebet, t)on tt)eld)er Seite fte mir aud) geboten toerben
möge.'' — ^©ie l)aben SRed)t'', fagt DSwalb, uub reid^t feine
Sörfe bem itjn fegneuben ^riefter*). 6r ift aber nid^t immer
fo leidet gu überjeugen.
Sl^n t)crlefet bic Dbcrpäd)lic^feit beö StolienerS, bie grioo*
lität ber graucu, il^re aiuffaffung ber Siebe. 3n ber gerfil^ntten
focialen Unabt)äugigfeit fielet er nur bie SSerle^ung ber @itte,
unter ad bem Slufmanb uon poetifd)en SRebeniSarten fä^It er
ben SRangel an 2^riüt\ü\)\ burd^. @r ftnbet, ba% bie SRänner
in Stcilien nod^ \>k\ weniger wertl^ finb al§ bie grauen, bcmi
fte l^aben alle n)eibHd)en %t\)kx unb bie übrigen baju. Sic
flögen feine ^d^tung ein, unb il^re Eingebung üerbient feinen
2)anf, benn fte i^al^en weber i^eftigfeit beS 6]^aralters$ tufäf
emfte Sefd^äftigungen. ^talxm fennt baö malere ®lficf in ber
(Sf)t nid^t, weil eS bie ed^te ^auSlid^teit nid^t !ennt unb biefe
in ©nglanb felbft ber Untreue nod^ eine gewiffe @ittli(^leit Der»
leil^t, bie btm ©üben fel^lt. ©eine Äultur erfd)eint il^m fo un*
genügenb, bafe er einmal, über ©orinna nad^benlenb, jid^ fdbp
geftel&t, fte fei gwar bie l^inreigenbfte ber grauen, aber eben
bod^ eine Italienerin.
®iefe entgegnet mit ber Slpologie beö Äanbeö, ba§ er fo
ungered^t üerfennt. ©ie erinnert an bm erbulbeten S^^^ng, an
bie «ngunft ber politifd)en SSerpltniffe uub citirt aifierl'fl
aSorte :
»Servi siain, si, ma servi ognor frementi.c
„2)ie Italiener", fagt fte, „tiaben Slufrid^tigfeit unb Srcue in
allen perfönlid^en Sejiel^ungen. Sntereffe unb ©l^rgeij bccin»
Puffen pe mäd^tig, nid)t aber ©tolj ober ©itelfeit. 9iangunte^
fd^iebe bebeuten wenig bei il^nen; e^ gibt weber eine tonangebenbe
©efeUfc^aft nod) ©alonö, weld^e bie SJloben beftimmen unb
') Madame de Stabil, Gorinne, Livre XV, Chap. III.
2) ebcnbafelbft, Livre VI, Chap. II, 111, Livre IV, Chap. I.
öeürtl^ilung StotienS. 141
®ekgenl^eit jii fleinen perfönlid)en Erfolgen bieten. 35iefe
Quellen be§ 5Äeibe§, ber ^Kifegunft unb Serfteflung ftnb unter
il^nen nid^t Dorl)anben; too fie betrügen ober täufd)en, tl^un fte
eö ©old^en gegenüber, bie jte aU xijtt iJrfnbe betrad^ten. gm
täglid^en Seben ftnb jte tt)a]^rl)aft unb natürlid^. 3^, biefer
3Mg ber SBal^rl^eit ift e§ gerabe, ber ba§ öon ginnen gerügte
aergernife üeranlafet. grauen, bie [tet§ üon Siebe l^ören unb
in einer Sltmofpl^äre berartiger Sntrtguen leben, verbergen nici^t
uiel^r, wag jte fül^len, unb fürd^ten bie Säd^erlid^feit nid^t. ©ie
©inen jtnb jo unwijfenb, ba§ fe ntd^t fd^reiben lönnen, e§ ganj
offen geftel^en unb Siebeöbriefe auf Df taöpapier unb im @t^l
amtlid^er JDofumente oon fiffentlid)ett ©d^reibern beantworten
lafjen. @inb bieje grauen aber einmal unterrid^tet, bann jtnb
jie audE) nidE)t feiten gelel)rt, befleiben ^rofeffuren an Slfabemien,
Italien öffentlid^e SBorträge unb enoibern htm Spötter, ob eß
etwa lädE)erlid^ ober unred^t fei, gried^ifd^ gu fönnen unb fein
Srob bamit ju oerbienen?
„SBaß bie SWaitncr betrifft, fo l^at ber Mangel an offent::
fidler Sl^ätigfeit ben ©influfe ber g^rauen über jte wol^l aHjujel^r
gefteigert. Slber wenigftenS ftnb jte bei 5ßertl)eilung ber gegeit*
fcitigen ^flid^ten unb Verantwortungen ttid^t ungered^t ober
unebel oorgegangen. @ic l)aben im ^al! eine§ Sreubrud^S jtd^
felbft für fd^ulbiger al§ bie ^trauen erflart, bie mel)r babei gu
opfern unb gu oerlieren l^aben, unb nid)t mit Unred^t geglaubt,
ba% Oor bem 3f{id[)terftulöl be§ .^ergenß berjenige ber @d)ulbigere
ift, ber am meiften S3öfe§ ftiftet.
f,Zxo1^ allem, wa§ über italienifd^e 5ßerfibie gefagt worben
ift, behaupte ic^, ba^ fein 5ßolf gutmüt^iger ij* alö biefeö. e§
bereitet ben ffremben, bie e§ feit (Generationen mit Säbel über*
fd^ütten, ftetö ben gleid^en, freunblid^en ©mpfang. ©ein $ang
jur ©d^meld^elei entfpringt oiel weniger ber Sered^nung al§
bem SBBunf d) gu gefallen unb tJreube gu bereiten, unb wenn e§
aud^ rid^tig ift, bafe feine f5reunbfdE)aft nur in wenigen fällen
bie ^robe oon Unglücl unb @efal)r beftel)en würbe, fo trifft bie
142 Scurtl^eirunö Stalten«.
SSemcrfung nfd^t nur in Stalten ju. ©iefelben SSlanmx, bic
pd^ unter gettjöl^nlid^en Serpltniffen orientattf(i)er Srägl^eit
l^ingeben, werben auöbauernb unb unermübltd^ tl^ätig, fobalb
il^rer Energie ein ßtrf gefegt ift; biefe inbolenten iJrauen ftnb
l^eroifd^er Slufopferung fätiig. ßl^arafter xxnb ^l)autajte ber
Italiener t)erjd)Uefeen ©el^eimniffe, wie be§ @belmutl)§ unb ber
l)ingebenbften iJreunbfd^aft, fo ber 3ftacl)fud^t unb be§ §af[e5. , .
2(He§ fd^lummert bei il^nen, aber in einem Sanbe, wo bie großen
Sntereffen nod) fd^weigen muffen, ftnb SRul^e unb Oleid^gültigfeit
ebler alö frud^tlofe Stufregung um Keiner 2)inge wiKen.
,SBo ba§ öffentlidE)e geben ftiaftel^t, muffen au^ ^unft unb
Siteratur ben SRücffd^lag batjon empfinben. Slber weld^eg ßanb
l^at jte jemals mel^r bewunbert aU Italien, unb gerabe biefe
SSegeifterungSföi^igfeit ift e§, bic mid^ mel^r al§ afle§ Rubere
mit il^m Derbinbet. §ier weife man ni^ts üon SSlajtrtl^eit be§
Oefd^madfS; geiftiger ©ntmutl^igung, befpotifd^er Mittelmäßig*
feit, wie fte anber^wo bie natflrlid)e Segabung foltern unb
jurfidfbrängen. ^ier gfinbet ein ®ebanfe, ein SBort entflammt.
®a§ STalent gilt aU ha^ ^öd^fte unb wirb beneibet, wie
anberöwo bie SRad^t. Um feinet „©tabats" willen ift ^ergolefc
getöbtet worben. ®iorgione mufete, wenn er fein $au§ verliefe,
jtd) burd^ eine SRöftung gegen ®old)ftidE)e fd^ii^en. Aber felbji
im ^anatiömuS fold^er SBerbred^en fprid^t nod^ Sewunberung.
@ie fpornen ben ®eniu§, ben jte verfolgen, gu neuen SÖ^atcn
an" 1).
@old)e unb äl^nlidt)e S3etrad)tungen jtdf)em bem SRoman ate
Äulturftubie einen bleibenben SBertl^. ©ein l)ödf)fte8 Slnrcd^t
barauf, als Äunftwerf fortjuleben, liegt aber barin, bafe bei
aller SRannigfaltigfcit ber angeregten 3ntereffen bie innere ©in-
l)eit gewal^rt unb bie Sfieilnal^me auf ba§ Seelenleben ber
Sfrau gerid^tet bleibt, beren eble ®eftalt ber a»itteH)miIt be§
glängenben, um pe l^er entrollten SilbeS ift
») Madame de Staöl, Corinne, Livre VI, Cbap. III.
(Corinna mag immerl^in mit geiftiger Ucberlegenl^eit benfen,
bid^ten, l^anbcln; fte märe n\ä)t Heben^mertl^, tpcnn jte nid^t
fül^lte lüic ein 3Beib. Sßom Stugenblidf an, wo |te tl^r ^erji
»ergibt, entdufeert fte ftd) il^re^ 3BiHen^. 9lid^t nur, bafe ber
Umgang mit ben iJreunben, bie gefeUfd^aftlid^en 5ßergnügungcn,
ber applauö ber 9Henge, bie perfönlid^en Striumpl^e il^r gleid^*
gültig werben. Sie opfert felbft i^r Slalent ber niemals
auögefprorf)enen, aber bod^ burd^gefüf)Iten ©mpflnbung, „bafe
ber 3!Kann, aud^ ber oorjüglid^fte, bie Ueberlegenf)eit einer g^rau
nid^t mit ungemifd^ter greubc geniest. Siebt er jte, fo toirb
fein §eri5 baburd) beunrul^igt, liebt er fte nid^t, fo tt)irb feine
6igenliebe öerle^t" ^). @o gefd)iel)t eö eine^ Sag^, ba§ (Sorinna
jum 3ntprot)iftren aufgeforbert, inö Stodfen gerätl^, unb bie
fonft tt)ittigen ©ebanfen il^r bm ©ienft öerfagen. 2ll§ ber be*
troffene Döroalb nad^ ber Urfad^e ber l^eroorbred^enben 5£l)ränen
fragt, erwibert fte: „Sd^ benjeine mid); baö ift SlBeS. (5§ gab
eine 3^tt, tt)o id^ ftolj auf mein Salent toar, too 3f{ul)m, (äl^re
unb felbft bie Sitftimmung ®leid)gültiger mid^ reijten. 2)a^ ift
ie^t üorbei. 5Rid^t baö ®lüd l^at mid^ oon biefen ©itelfeiten
befreit, fonbern tiefe (gntmutl^igung. 9iid)t Sinnen fd^reibe id^
bie 3Seranttt)ortung bafür gu, fonbern mir felbft. 3Sietteid^t
fann id) fte überminben. ^\n ®runb ber Seele tragen fid^ fo
öiele ©inge ju, bie wir Weber üorau§fef)en nod^ lenfen fönnen!
Sd^ bin nid^t ungereimt, Döwalb; id^ fel^e wie mein geib ba^
3l&rige ift. Slud^ id) entpfinbe 9Jiitleib mit Sinnen. ©icfe§
©efül^l entfprid^t un§ beiben unb ol^ne un§ ber ®efal^r beö
3rrtl^um§ au^jufe^en, fönnen wir SlHeö, waö atf)met, barin
begreifen."
3i^re Siebe ju Döwalb ift nid)t frei öon ??utd^t, öon ber
il^m ju mißfallen, nod^ mel)r üon jener, il^n gu t)erlieren.
@r bel^errfd^t fte burd) bie guten wie burd^ bie fd^limmen
SKäd^te in feiner 9Mur: „im ®lüd, baö er il)r gab, war feine
') Madame de Stael, Corinne, Livre VII, Chap. III.
144 ^^ ^f^c^oloflifd^e Noblem bed d^omaitS.
®ctDfil^r bc§ S5eftanbc§, «nb ba^ erflärtc öieDcid^t bic 6;raltatiott
il^rcr geibenfd^aft" *). Swßlci^ fd^üd^tcrn unb pafftonirt, weil
au5 SBiberfprüd^en jufammcngefc^t, befd^afttgt er il^re ffiin-
bilbungöfraft unb feffelt fie \>\xx6) feine ?!Reland^olie wie burc^
ben fül^nen 3Rutl^, ber bie ©efal^r auffud^t, unb ftd^ im Äantpf
mit ben Elementen gefällt, ©ie 3[u§ftd)t, t)on il^m berul&igt
unb befd)ü^t ju werben, öerföl^nt jie mit ber il^r W bal^in faft
unbefannt gebliebenen ©mpfinbung pl)^ftfci^er %nxöit; banfbar
nimmt fie bie Keinen Seweife ber ^firforge unb liebenben Sluf«
merifamfeit an, ,,bie ba§ gartefte, jmifd)en 9Wann unb 92Betb
gefd^lungene Sanb fnfipfen". 9?id^t§ alfo unterfd^elbet bie 2tebc
6orinna'§ t)on jener ber befc^eibenften unb l^ingebenbften il^reS
©efd^led^teö, nid^tö al§ biefeö eine, bafe fie mit tJoHer Ueber^^
legung wiebergeliebt fein will. 3liä)t im SEaumel finnlid^er ©r«
regung, wie in ber lauen 9Ronbnad^t gu a;erracina, ntd^t in ber
begeifterten ©tunbe nac^ ber giebeSfcene jwifd^en SRomeo unb
3ulie, nid^t tiuf bem ©d^merjen^lager, wo er fie Dom anftecfen^
ben Sieber ergriffen wieberfinbet unb burd) feine ^tQt htm
a;obe entreifet, foK Döwalb fie jur ®attin begel^ren. ©iefe«
l^öd^fte ©lud wiH fte einem männlid^ befonnenen, in rul^iger
©tunbe gefaxten (5ntfd)lufe ju banfen l^aben, unb eben an biefer
gorberung foK e§ fd^eitern. ®enn fobalb Dswalb überlegt,
entfd^eibet er nid^t mel^r gu ©unften üon (Sorinna.
Sn fold^en SMomenten fann er fid^ nid)t oerl^el^len, bafe %e
Äritif ber focialen S^^fiänbe (Snglanb^ il^n auf§ tieffte DerjHmmt
l^at; er ift Weber bereit, auf fein SSaterlanb gu Dergid^ten, nod^
gewiHt, bie f5rau, bie er liebt in bie Sltmofpl^äre gurfidfguöerfe|ew,
in weld^er fie ftd) niemals l^eimifd^ fül^len wirb. „2)enn in 6ad^n
beö $ergen§ läfet fidf) ber ©tolg überwinben. ©obalb aber weltlid^e
•SRfldftd^ten unb Sntereffen in ijrage fommen, unb e^ fic^ batum
l^anbelt, bem ©egenftanb unferer 5Jleigung burdE) bie SSerbinbung
•) Madame de Stael, Corinna, Li vre XV, Chap II, Livre VID,
Cbap. IV. •
mit il^m ein D))fcr aufgucrlegcn, ift e§ nid^t ntel^r möglid^, ba§
blo^c ©efü^l rebcn ju laffen'' ^j.
©aö empflitbet DStcalb, fobalb ßorinna'ö gicbretj unb
il^rc Slnjiel^itnggfraft ttid^t mel^r burd) unmittelbare ©egenipart
auf il^n tptrfen unb er jtd^ an bie Sleufeerung be§ englifd^en
greunbeS erinnert, ber im Sud^ bie praftifd)e SebenSflugl^eit gu
3Bort fommen lä^t: „^ä) jage tt)ie Sl^omaö SBalpole, waS
tl^ut man bamit gu §aufe. S)aö §auö aber ift 2(Ile§ bei
un§, wenigftenS für bie grauen, ©teilen @ie jtd^ biefe fd^öne
Italienerin allein unb öemad^läfjtgt tjor, n^al^renb Sie lagen,
im Parlament jtnb, mitSl^ren iJr^unben guf ammenleben ? Sieber
DSttJalb, nur unfere a;ödE)ter unb ©d^roeftern l)aben biefe füllen
a;ugenben. 3« Italien bleibt izn 5Rännem nid)t§ anbere§ übrig,
atö ben S^rauen gu gefallen, ^t liebenSttJÜrbiger alfo bie Stauen
jtnb, um fo beffer für pe. ©ei un§ gel^ören bie SRänner in
bie Deffentlirf)feit, bie Stauen in ben ©d^atten. 6§ märe
fd>abe, Corinna bal)in gu öerfe^en. 9liemanb bemunbert pe
mel^r al§ id^, aber id^ mödE)te pe auf einem %i)ton unb nid^t
unter bem einfad)en 33ad) eine§ $riöatl^aufe§ feigen" ^).
©iefer Siebe l)at ein ^änbebnid gugeftimmt. ©ei D§=^
walb ift ba§ ©d^idffal 6orinna'§ entfd^ieben, beöor er burd^
biefe felbft erfäl^rt, ba^ fein 3Sater bie (S^e mit i^r burd) eine
le^tmillige SSerffigung verboten l^at. ^f^d)ologifd) nid)t weniger
rid^tig mirb D^walb'g geibenfd^aft gu Corinna eben baburd^
gcfieigert, bafe pe e§ ift, meldte il^m bie SBal^rl^eit, an ber il^r
Scbenöglfidf fd^eitert, befennt. (g§ ift ^erbft gemorben; er gel^t
mit il^r naä) SSenebig unb befd^mid^tigt fein ©emiffen mit bem
6ntfd^lu6, tt)enn nid)t pe, fo bod^ niemals eine älnbere gur
®attitt gu nel)men.
®a§ le^te furge ©lud biefe§ Sufammenfein§ unterbridE)t
ber ^rieg unb ber in S^otge baüon erlaffene ©efel^l, ber Sorb
SRetoil als englifd^en Dfpgier unter bie S^al^nen ruft. 9lad^
^) Madame de Stael, Gorinne, Livre VI, Chap. III.
«) ebcnbofctbft, Livre VIII, Chap. I.
a^Iennerl&affett, $rau toon (^taül III. 10
146 ®o^ pf^(^oIo()tf(l^e Problem beS SlomonS.
einer legten erfd^üttcrnben ©cene üerläfet er mit bem 5ßerjpred^en
ber SBieberfel^r bie bettjufetloö getoorbene Corinna, aber „eö
ift in ber Siebe ein feierlicl)er @d)ritt gefd^el^en, wenn e§ gelungen
ift, jte einmal ju übertpinben. ©er ®laube an il^re SHlmad)t
ift ba^in".
5ßergeben§ l^at Oöiüalb bie beliebte tröftenb öor bem
©d^eiben baran gemal)nt, bafe nid^t§ in feinem SEßefen ober=
fläd^licl) fei; nid)t in ©egug auf fte aKein fönne er feine Sftatur
verleugnen. ®iefe 9latur ift eben bie ber ®inge felbft, bie j|ebcn
redeten SKann an eine praftifd)e gebenöaufgabe binbet unb il^n nur
barin, nid^t in einer SiebeSepifobe, unb fei jte aud^ bie öerfül^«
rerifd^fte unb bie cbelfte, SSefriebigung finben läßt. @d&on auf
bem SBeg nad^ ber ^eimatl^, nod) mel)r nad) ber Slnfunft auf
feinen ®utern in ©d^ottlanb umftricft il^n bie SBirllid^feit mit
taufenb graben altgenjol^nter Segiel^ungen unb wieberenoad^ter
©rinnerung, bie ba§ gal^r in Italien tt)ie einen Sraum erfd^einen
laffen, bem Jeber Si^f^^^^nl^ang mit ber ®egenmart, xi)xm
$flid)ten unb SSerantmortungen fel^lt. »II rentrait dans l'exis-
tence qui convient aux hommes, Taction avec un but«*).
@ine Sßerjögerung ber Slbfenbung feineö ^Regimentes auf ben
Ärieg§fd^au))la^ gemälirt il^m Qext, jtd) gu Sab^ ßbgermonb gu
begeben, um öon il)r, tt)ie er e§ jtd) gelobt l^at, bie SRel^abili^
tirung Don Corinna gu erlangen. @r finbet jte fd&mer erlrantt
unb Don il^rer gur blül^enben Jungfrau l^erangereiften Stod^ter
gepflegt. @ie oertpeigert bie SSerföl^nung unb Sorb 3flelöil mu^
unuerrid^teter ®inge nad^ Sonbon gurudf, nid[)t ol^ne baS Stlb
be§ jungen 9Ääbd^en§ in feiner ©eele mitfortgunel^men, baS
ii^re 3iJgenb in einfamer ^ftid^terfüttung verbringt. SBon aUen
Seiten bringen g^reunbe auf il^n ein, ben legten SBunfd^ feine«
SBaterS gu erfüllen unb jtd) nid^t einer 6l)imäre gu opfern. 3»t
l^eraufbefd^mornen innem Äonflüt tt)erben bie Sriefe nad^ SSe*
nebig jeltener; an il^rem 3:on fül^lt ßorinna, bafe bie Srennmig
*) Madame de Stael, Oorinne, Livre XVI, Chap. IV.
2)aS ^f^d^ologifd^c gJrobIcm bcS SftomanS. 147
\i)v 2BcrI DoHaief)!. e§ ergreift fte bie 3fiaftloft0fett ber Sßer-
jweiflung; il^re ©ebanfen üermirren fid); beüor jte il^m auf
immer entfagt, will fte il^n lüenigfteng nod) einmal feigen, il^r
S:obe§urtl)eil öon H)m felbft öernel^men. Unerfannt folgt pe il^m
itad^ Sonbon, tt)of)tn Je^t anä) &ab\) ©bgermonb, um ärjtlid^e
§ülfe ju fud)en, mit i^rer Sod^ter gefommen ift. (Sorinna
folgt ber §albfd)iüe[ter unb gorb 5JlelDil in ben ^arf, in§
Slieater. Sie pel^t, ober glaubt ju feigen, ba^ Sucile xi)n liebt,
ba^ biefe il^m nicf)t gleid^gültig ift. SRit ben fed^jel^n Salären
be§ blonben, anmut^igen SWäbd^enS üerglid^en, erfd^eint il)r, bie
ettoaö älter al§ D^ioalb ift, bie eigene @d^önl|eit mit allen ®aben,
tt)eld)e il^r bie 9latur üerliel^en l^at, bod) tt)ert]^lo^ unb arm.
3l)t 3Sorl^aben einer Begegnung mit Sorb 9Zelüil tt)eid)t bem ©nt*
fd^lu^, il^m jU f d^reiben ; aber and) biefer wirb nid^t au^gefül^rt.
„®enn loaö bebeuten SBonoürfe in ber Siebe? @ie würbe auf-
l^ören ba§ innigfte unb reinfte ®efäl^l ju fein, märe jte nid)t
gugleid^ ba^ unfreimiHigfte öon aßen, ©ine anbere Stimme,
ein anberer S3lirf bejt^en ba§ ®el)eimnife feiner Seele, untf ba-
mit ift 2iae§ gefagt" '). (Sin SufaH beftätigt i^r bie 5Reigung
ber @d)tt)efter. 33a fd^idt fte ben SRing jurfid, ben Dsmalb
H)X aU ^fanb feiner Sreue gegeben l^at, pHt ftd^ mit fanfter
Ergebung in ©d^meigen, benn ©anftmutl) ift, man bead^te baö
wol^l, ein ß^arafterjug öon Corinna. ®ann fliel^t jte, in§
^erj getroffen, ein gmeiteö SRal nad^ Italien. SSeüor Sorb
9lelöir§ Regiment eingefd)ifft wirb, ift er ber ©emal^l tjon Sucile.
Sftid^t ol^ne fd^meren Äampf l^at er ben 6ntfd)lufe gefaxt,
unb in ber Unfenntnife über ba^ ©d^icffal (Sorinna'S ftd) mit
bem a;rugfd)lufe befd)mid)tigt, ba^ bie anfd)einenb falten 9Jlenfd^en
biejenigen jtnb, bie am tiefften fül^len. „&x irrte jtd^. ®ie
leibenfd)aftlid^en Staturen öerratl)en jtd) burd) taufenberlei 309^-
SBa§ niemals feine ©darauf en burd^brid)t, ift fraftloö."
es üergel^en Dier gal^re. SabQ ©bgermonb ift tobt, Sab^
0 Madame de Stael, Corinne, Li vre XVIT, Chap. VII.
10*
5ftelt)il ^Jluttcr cincö Söd^tercl)en§. DSwalb ^at ingiotfd^
längP ben tüal^^cn @ad)Dcr]^alt erfal^rcn unb unter tropifd^
Sonnen, in 9lotl^ unb ®efal)r, t)iel mel^r an Corinna wte an
Sucile gebad)!. ®er 2:ob l^at il^n üerfd^mäl^t, aber bie a3e*=
fd^tt)erben beö SelbjugS l^aben fein atte§ ttebel wieberflcbrad^t,
unb er Qcijt mit grau unb Äinb über bie Sllpen, tDO er l^offen
fann, (Sorinna nod^ einmal mieberjufel^ett. 3^ iJlorenj entbecft
er il^re ©pur, aber jte ift nur mel^r ber ©d^atten il^rer felbfl
unb fterbenb. ©in älterer iJreunb auö römifci^en Sagen, in
beffen Söflcn 21. 3B. ©d^legel jtd^ wiebererlemten wollte*), ber
$ring 6aftel=f5orte, t)at jte feit ber SRücffel&r auö ©nglanb nid^t
mel)r öerlaffen unb mit felbftlofer Aufopferung il^ren einfamen
©d^merj ju milbern gefud^t. 6r ift e§ aud^, ber fe^t 2orb
SReloil in xijvtm Flamen bittet, fte jU fd^onen unb öor bcm
6nbe nid[)t tüieberjufel^en. $Rur einen SSrief öon il^m, ber feine
fpdte 9teue fd)ilbert, beantwortet fte mit ben SBorten: „Sßantm
id) feine Sitterfeit gegen @ie l&abe, meife id^ felbft faum gu
fagen, obwol^l ber blofee ®ebanfe an ba§ Seib, ba« Sie mir
gugefügt l^aben, mid^ fd^aubern mad^t. S)a id^ Sie nld^t l^affe,
mu§ id^ @ie mol^l nod^ lieben. ®ie Sieligion allein l^fttte mid^
nid^t fo entwaffnet. 3d^ l)abe Slugenblicfe burd^lebt, wo. mein
®eift fid^ gu umnad^ten brol)te; anbere, unb ba§ waren bie
glä(Jlid)ften, wo id^, beoor ber 5£ag jtd^ feinem 6nbe neigte, gu
fterben l)offte; wieber anbere, wo id) an SlHem, felbft an ber
5£ugenb gweifelte. . . . SBa§ wäre ol^ne bie göttlid^e ^filfc au8
mir geworben? 3n ber SBelt war nid[)tö mel^r, wa« bie ®r«
innerung an Sie nid^t vergiftet l^ätte. ®ott aber war gnäbig,
SÄeine Äräfte flnfen, bie innere glamme aber ift nid^t erlofd^.
®ie 6wigfeit öerbienen ift ber S^vtd ber S^it. ®lficf unb 8eib
förbern il^n in gleid^er 3Beife. @ie ftnb bagu beftimmt wort)en,
mid^ Don ber 6rbe gu entwurgeln. 3)a§ Sanb, ba^ mid^ gurfid«
l^ielt, war gu ftarf S5Ba^ l^ätte id) Sinnen fonft nod^ ju
0 Mrsw Jameson, Sketches of art, literature and character, I.
2)ad pf^d^oIoQtfd^e ^ßxohUm beS 9floman$. 149
fagen unb tt)ie tüärc e§ mir erlaubt, in Sl^ren Slrmen ju fterben,
ba @ie bcr @atte einer Slnbern jtnb. ©iefeö le^te Opfer toirb
mir ben iJneben gett)tnneu. ®aö ©lüdf, ba§ id^ em))fanb, ba
id^ @ie liebte, ttjar feines Don jenen, bie Harmonie inö Snnere
bringen; eS toar aufregenb, nnftät, unb fortwSl^renb öon ber
©efal^r beS SSerlufteS bebrol^t. ©rft als id^ il&m entfagte, ift
milbe ©rgebung über mid^ gelommen. Unb nun, ®ott fegne
@ie. Seien Sie glücflid^, feien @ie e§ auö SWitleib für mid^,
bie brüben für Sie beten toxxb."
©ic QueKe beö ®efangö ift in (Sorinna'S SBruft öerjtegt;
feit bem Slbfd^ieb öon DSmalb l^at jte nid)t mel^r in bie Seier
gegriffen. 2lngejtd)tS beö a;obe§ aber bid^tet jte ben @d^tt)anen=
gefang, mit U)eldE)em fie, bie SRömerin, Don ber italienifd^en
@rbe fdt)eibet. Slud^ il^r entfällt bie menfd^lid^c Älage aller
S^rül^DoHenbeten. „(äble, oielleid)t aud^ frud^tbare ©ebanfen er=
löfd^en mit mir. SBon allen gäf)igfeiten, weld^e bie 9latur mir
mit auf ben SBeg gegeben l^at, ift bie be^ ©djmerjeS bie ein*
jige, bie id^ erfd^öpft l)abc." 2)iefer @d)merj ift je^t über=
tt)unben. Sie fd^eibet mit liebenben SBorten öon DStoalb'S
SEBeib unb Äinb, fein SSilb aber njeift fie fanft gurüdf unb ftirbt .
mit bem Äreug beS ©rlöferö.
®er ©d^lufe beS 9fioman§ ift in ben SBorten gegeben:
„3BaS tourbe au§ D§tt)alb? anfangt mar fein ß^ft^nb ein
fold^er, bafe bie Slergte für feinen SBerftanb mie für fein geben
fürd^teten. (5r folgte in 9iom bem Seid^engug ßorinna'ö. S)ann
lebte er einige S^^ in üoUftänbiger (äinfamfeit ju STiooli, ol)ne
grau unb Äinb um jtd^ feigen ju motten, biö Slnl^änglic^feit
unb ^flid)tgefül^l il^n mieber ju ii^nen brad^te. $Rad^ einiger
3eit begab er pd^ mit bm ©einen jurüdf nad^ (änglanb, mo er
ein reines, mufterl^afteS Familienleben fül)rte. ^at er jtd^ jemals
baS SSergangene oergielien? l^at bie SBelt, bie il^n freifprad^,
il^n getröftet? fonnte il^n, nad^ bem, maS er verloren l^atte, ein
gett)öl)nlid)eS SooS bef riebigen? ^^ä) meife eS nid)t unb mitt
il^n in S3egug barauf meber öerurtl^eilen nod^ freifpred)en."
150 ®cinc Scbcn§p]^ilofo|j]&ic.
3n tiefen ru^eöoUen Woxbm flingt ba§ Suc^ au§,
beffen gering[te§ Sntereffe c§ nid^t ift, bic eigenfte ©eele ber
aSerfafferin jum Sluöbrud ju bringen, ba§ ßrgebnife il^rer 5E8eIt*
anfc^auung ju bieten. Sie fpiegelt ftd^ in ben Betrachtungen
Aber bie 3Äenfc^en unb baö Seben, über feine mäc^tigften SEriebe,
bie Siebe unb ben ©d^merj. „3nbem tc^ nad) di\xt)\n ftrebte",
fagt ßorinna, „t)abe id) immer gel^offt, baburd) Siebe ju er*
werben. 3^ ^^^ f^^f^ fönnte er ber ^au bienen?" „SSieKeid^t
liegt eö im SBefen aller tiefen, n)al)ren Siebe, nur mit Settern
unb SBiberftreben bie Hoffnung für baö ®lüd ju taufd)en."
„3weimal l^abe id) ©anbe gelöft, bie ba^ Sebürfnife beö ^er=
jenö fnüpfte unb bie id) ju beftänbigen ju mad^en mid^ boc^,
nic^t entfd^liefeen fonnte." „^f^uen wollen eine ©tü^e pnben;
nid)tö erfältet fte mef)r alö bie 9lotl^tt)enbigfeit, felbft eine folc^e
JU fein." „(Sinen Slnbem Dollftänbig fennen lernen, wäre bie
aufgäbe eineö ganjen Sebenö. 2öa§ berftef)t man unter bem
Slu^brudf: bie SRenfd^en fennen? @ie bel)errfd)en ift möglid^.
aber fte öerfte^en, baö !ann nur @ott.'' „Dberfläd)lic^e @e^
fül^le l^aben oft eine lange ®auer. 5Rid^tö trennt fte, weil nichts
fte eng jufammenl^ält. @ie folgen ben Umftänben, berfd^winben
unb fel)ren mit if)nen wieber. Siefe 5Reigungen bagegen jer«
reiben für immer unb laffen nid)t§ al§ bie blutenbc 3Bunbe
jurürf." Corinna enblid) ift e^, bie fterbenb ba§ berföl^ntc
3Bort finbet: »Tout comprendre rend Ires-indulgent et sentir
profondement inspire une grande bonte.«
®er SRoman erfd)ien faft gleid^jeitig ju ^aris unb Seipjtg,
unb erreid)te nod) bei Sebjeiten ber aSerfafferin eine fed^fte
Auflage, ©ein (Srfolg n)ar ein berartiger, bafe bereinjelte
©inwenbungen ber Äritif. fortan wenig mel)r gu bcbeutcn
Ratten. S)ie alte ©d^ule gwar gefiel ftd) nad) wie bor in flcin»
lid)em SEabeP), aber ©uarb beftätigte im »Publiciste«, weld^e
Slufnal^me ba§ europäifc^e ^ublifum bem SBcrf bereitete^ unb
•) Dussault in ben Annales litteraires, III, 166 — 169.
S)ic fronaöftfd^c acitöcnöfpfd^c ihittl. 151
eine %tbtx, lüeld^e D. D. jetd^nete, aKer SBal^rfd^einIid)feit nad)
bie öon gräulein öon SJieulan, ber fpätern 3Kabame ©uiäot,
vermittelte in ben ®ebat^ bie Slnerfennung ber ^arifer ßefeiüelt.
3m 5Rameu ber Siteratur begeid^nete 3W. 3- ß^enier ba^ ®anje
alö imponirenb, rügte bie 6t)aralter3eid)nung, Don Döwalb unb
l^ulbigte ber ßentralfigur mit rüd l^altlofer SetDunberung ^). ©ine
Äritif t)on nid^t blofe literärifd)er fflebeutung fnüpfte jtdö an bie
SflebenroUe be^ ®rafen b'ßrfeuil. ©iefer, ber einjtge Sranjofe
be§ a3ud^§, ift ate ein 3Wann Don bortrefflid^en SUJanieren unb
unbegrenztem Seid^tpnn gefd^ilbert, fo ba^ aud^ bie ärg[ten
©d^idfalfdjläge feine Saune faum gu trüben vermögen unb er
in aKen Seben^lagen friool unb unbebad^t, aber aud^ «tutl^ig,
liebenöujürbig unb bien[tfertig bleibt. D^ne t)on ber italienifc^en
©prad^e ein SBort ju t)erftet)en, gel^t er nad^ Stauen. 35e=
fragt, ob er nid)t gefonnen fei, fte gu erlernen, gibt er jur ^nU
\ooxt, ba^ liege nid)t in feinen ©tubienplänen, unb bleibt babei
fo emft, ate l^anble eö ftd^ um einen ber Dernünftig[ten
ßntfd^lüffe t)on ber SBelt. 35a6 er feinen meland)olifd^en
greunb Döwalb nid^t berftel^t, fd)reibt er lebiglid^ einem 3Wife-
Derftänbnife gu, „loeil biefer nid)t gut genug frangöpfd^ fpred^e".
3n 3fiom finbet er nid^tö gu betounbern al§ bie ^eterö=
fuppel, „weil fte an jene ber Snöalibenttrd^e gu ^ari§ er*
innert". ®egen ben ©d^lufe be§ 3fiomang ift e^ b'ßrfeuil, ber
ber Derlaffenen Corinna gu i&ülfe fommt; aber gu tröften weife
er fte nid^t, unb xoo er Don .&ergenöangelegent)eiten gu fpred^en
oerfud^t, nennt er fte »ces affaires« unb empfiep il^r, ba fte
bereite fterbenb ift, it)re @efunbf)eit gu fd^onen.
2luf biefe ^Jigur be^ Siomanö 35egug nel^menb, erfd^ien im
3!Äoniteur eine f)eftig tabelnbe Äritif, bie feinen 3Kangel an
^atriotigmu^ rügte unb ftd^ in geiftreid)er aber bitterer SBeife
gegen ba§ auf ben (gnglänber D^walb fongentrirte Sntereffe
au^fprad^. 5Rad^ aSillemain war ber Sßerfaffer biefer Äritif
') M. J. Chenier, Tableau de la litterature, 217.
152 SBcnjamin ßonftont.
5R(tpoIeon fclbft, ber aud^ bei fonftigcn Stnläffcn bic SBetl^etttguitg
an Htcrärijd)cn 3^et)bcn titd^t bcrfdömäl^t t)at^).
Unter ben franjöftfd^en Äritifern nnb Siterarl^iftorifem i[t
faft leiner, ber ftd) nid^t met)r ober weniger eingcl^enb mit
„Corinna" befd^äftigt t)ätte. (S^arafteriftijd^ ftnb bie Semer«
fnngen, bie Seniamin ßonftant nod^ 1829 in Segug barauf
nieber[d)ricb. ®em SSorwurf, alg ob ber @ntl^ufta§mu§ bei5
35ud^§ öerfül^rerifd^ loirfen fönne, begegnet er mit ber ironifdjen
grage, ob benn plö^lid^ bie ©elbftfud^t anSjufterben brol^e, toeil
il^r öon atten Seiten 3Sertt)eibiger ernjüd^fen. D^walb nennt er
geu)onnen, bod^ nid^t überjeugt, t)ingeriffen, nic^t nntertoorfen,
oft glürflid^, niemals mit ftd) felbft jnfrieben, t)on ber 2iebe,
bie er einflößt, beranfd^t, öom ®Ianj ber mertoürbigen 6r=
fd^einung geblenbet, nnb [tolj anf bie mitbnrd^lebten ©rfolge.
Slber irgenbn)ie fei eben bod^ bie il^n nmgebenbe Snft ju bünn
für feine männlid^e ©ruft, er fet)ne fid^ nad^ bem Sanb, »o il^n
it)ürblgere, rut)igere ®üter ertoarten al§ aH biefe ^oejte, bie
Silber,, bie fd)önen fünfte, bie ber ©c^mnd be§ SebenS unb
bo^ nid^t fein 3nt)alt fein foHen. Äein anbereg 35nd^ bagegen
fd^eine einbringlid^er alö biefeS bie loid^tige get)re einjufd)ärfen,
bafe je anfeerorbentlid^er bie gö^igf^iten, je not^wenbiger e^ fei,
fte gn bänbigen.
2Ber ben ©türmen fo mäd^tig fd^meKenbe Segel entgegen»
breite, bürfe nid^t mit jittember ^anb ein fd)mad^e§ Stener
lenfen; U)er gldnjenbe nnb üielfeitige ®aben entpfangen l^abe,
föne mit SJlifetrauen nnb ßi^i^örf^öltung bnrd^ bie 3Kenge fd)rei=
ten, benn jttJifd^en bem unabl)ängigen ®enin§ nnb ber unemt)flnb*
lid^ l^arten SBelt ift ber Äampf ein nngleid)er. 3Benn tieffül^lenbe
Seelen, ftolje 6f)araftere, mit l^eifeer ®lntl^ ber ^l^antafie unb
l^ellem SSerftanb begabt, il^r nid^t jum Opfer fallen foHen,
muffen fte einfam gu leben, ju leiben, ju öerad^ten lernen. ©aS
*) Villemain, Cours de litterature fraD^aise au XVIII siede, IV,
357.
@alntc»53cubc. 153
ift, fagt er, nid)t ber moralijd^e Qw^d, tt)ol^l aber ba§ moralifd^e
©rgebnife bon ßorinna, imb eben barin liegt xijx ftttüd^er
SBert^ 1).
SBenige ^al^re nad^ beut (Srfd^etnen biefer ©tubie fd^rieb
©ainte^SBeuüe über g^rau t)on @tael unb äußerte in Sejug auf
„Corinna", t)om Slugenblid an, wo fte t)on ber Seibenjd^aft ge=
padt erfd^eine, „t)on ber ©eierfralle, unter weld^er ®lüd unb
Unabt)ängigfeit erliegen'', liebe er fte eben biefer Ünfäl^igfeit
wegen jtd) ju tröften, um ber ©efül^le U)iKen, bie mäd^tiger
bleiben afö baö ®enie. ®ann auf ben @t^l übergetienb, „ben
@tql unb bie ^orm, bie Silier pnb, ol^ne weld^e bieSfeit^ be§
diijmx^ bie gebad^teften Sudler nid)t leben'' 2)^ fäUt @ainte=
a3eut)e baö folgenbe, bon il^nt felbft nid)t immer feftgel^altene
Urtl^il: „9iid^t in Se^ug auf „ßorinna" ift e^ mel^r an ber
3eit, gegen g^rau öon ©tael ben 5ßortt)urf eines SKangetö an
3ufammen]^ang unb ^^ftigfeit in S3ejug auf bm @tgl gu er^^
lieben. Sn ber 2luSfüt)rung biefeS 3Ber!eS I)at fie ben Son
geiftreid^en ®efpräd)S, gefd^riebener S^ip^öDifation, fo wie fte
il^n juweilen, auf bie 3Rarmoruerfleibung beS Camino geftü^t,
stans pede in uno, beigubel^alten pflegte, öollftänbig berlaffen.
SBenn aud^ noc^ l^ie unb ba Unüollfommenl^eiten be§ @tgl§ ftd)
nad^weifen laffen, fo ftnb fte feiten unb unwefentlid^. ®ie
©injell^eiten be§ ©anjen erfd)einen mit aufmerffamer (Sorgfalt
burd^gefül^rt; bie SSerfafferin ift bi§ jur Äunft, jur mafeboHen
@d)ön]^eit gelangt" ^). Unb an anberer Stelle bie Sefd^reibung
öon dtoMx im ©rief ß^ateaubrianb'ö an 3^ontane§ öon 1803,
bie er „eine ol9nipifd)e" nennt, befpred^enb, fügt er Ijinju,
i^au öon ©tael fei nid^t fo ftolj, nid^t fo formgewanbt, aber
') Benjamin Constant, M^langes de litterature et de politique,
172 u. ff.
^ Marcellus, Chateaubriand et son temps, Paris, 1859, 135, Cha-
teaubriand 3U Marcellus.
9) Sainte-Beuve, Madame de Stael. Nouveaux Portraits et Criti-
ques litteraires, 1836, 27 u. ff.
154 „Corinna" unb Mc ilunft.
ntd)t tüenißer üornel^m unb im ®runbe crnfter alö ß^ateau*
brianb ^).
änregenb l^at „Corinna" nici^t nur auf bic ßitcratur, Jon-
bern aud^ auf bte Äunft getotrft. ®er grofee Wakx bcr 9lapo=
leonifd)en @pod^e, S3aron ©erarb, ge[taltetc bie @cenc am (^ap
2Ri[enum ju einem großen I)iftorifd)en ©emälbe, baö er jpdter
auf SBunfd) &nbm0 XVIII. alg fleinereS ©taffeleibilb für Vtjxt
reprobucirte. 3n ben ^uQm ber .^auptpgur, bejonberö in il^rem
surf, ift bie 5le]^nlid)feit mit bem Urbilb üon ßorinna feft==
get)alten, menn aud) entfpred)enb ibealijtrt^). S)aö ®emälbe
ujurbe 1821 DoKenbet, Dom ^ringen Sluguft oon ^reufecn für
SJiabame SRecamier angefauft unb ift feitbem oft bnxä) ben
©tid^ oeroielfältigt unb in ©eutfc^Ianb äuerft burd) einen S3rief
oon ©ulpig Soifferee an 21. SB. @d)legel befannt geworben^),
3lid)t, tt)ie ©erarb nad^ ber ©rinnerung, fonbern 1807 unb
nad^ bem ßeben l^at aud) bie 3KaIerin SJlabame SSigee=£ebrutt
grau oon ©tael afö ßorinna, bie Seier im Slrm, im antifen
6oftüm bargefteUt. ®aö S3ilb ujurbe wä^renb eineg 8lufentl^alt«
ber Äünftleriu in Poppet Dottenbet, ein 3al^r fpater in 5ßariS
au^gefteUt unb l^ierauf ber Sluftraggeberin jugefenbct. »II y a
lä tout votre talent«, fd^rieb biefe jurüd, »et je voudrais
bien que le mien put etre encourag6 par votre exemple,
mais j'ai peur qu'il ne soit plus que dans les yeux que
vous m'avez donnes«^).
©ie beutfd)e Ueberfefeung oon „6orinna" ujurbe unter bcti
Slugen oon griebrid) @d)legel burd^ feine ©attin beforgt, unb
erfd^ien, mit einem SSorujort t)on il)m berfel^en, lurj nad^ bem
*) Sainte-Beuve, Chateaubriand et son groupe litt^raire sous
PEmpire, I, 399.
*) 31. 2Ö. ©d^legcl, Corinna, ©ernftlbc öon ©erorb. ®cf. Söcrfc, IX,
360—368 unb i^iinftblatt beS etuttgartcr aWorgcnblatteS, 24. Sonuar 1821.
3) Strs blc bcftcn SRcprobuftioncn bcS SBilbcS gelten bte Wtcre öon »te»
tonntet, bie neuere bou Slb. SBraun.
*) Madame Vigee-Lebrun, Souvenirs, III, 264. Madame de
Stael ä Madame Vigee-Lebrun, Goppet, 14 Juillet 1809.
„Corinna" in ©cutfd^Ianb. 155
DriginaP). 3n SBeimar la§ man hm SRoman, wie %xa\x Doii
@d|arbt, bic ©d^tüägerin öon 5^(iu Don @teiu, barüber an
ßamiKe Sorban bcrid^tet, mit ©ntjüdfen^). Änebel meinte, bie
©id^terin l)abe barin mit bem 5lnfang be^ Saffo lüetteifern
wollen, unb lobte bcn aufeerorbentlid)en 3fieid)t]^um ber ©ebanfen.
©oetl^e ewiberte anf bie 6infd)rän!un9en jeineö greunbeS Siein*
l^arb, er fei gegen biefe^ SBerf, fowie gegen aUe§ ^ert)or=
gebrad^te nad^jtd^tiger unb fd)onenber, inbem jd)on Salent er=
forbert werbe um ba§, wa^ md)t rec^t fei, Ijerborgubringen. 6r
fd^lofe mit ben 2Sorten: „Unb fo t)erfd)meljen ftd^ Dor meiner
Stnpci^t bie gel^ler inö (ante, wie e0 ja bei Setrad^tung ber
Sfnbiöibuen aud) ber gaH ift, an benen wir immer ju loben
unb 3U tabeln pnben unb bie wir jule^t bod) lieben muffen.
®ie ©qntl^efe ber SJeigung ift e^ eigentlid), bie aHeö lebenbig
mad)t''^). %, ®en^ unb Sean ^aul Derl)ielten ftd) ablef)nenb.
©agegen ift ber wirffamfte tragifd^e ©id^ter feit Sd^iller, ®rill=
paxitx, burd) „Corinna" gur „@appf)o" angeregt worben*).
S)a§ ^öd^fte ßob goUte Königin ßuife. Oft ^abe [k bie
Sefung beö S3ud)ö t)on grau bon ©tael unterbred^en muffen,
äufeerte fte ju iJ^^^er Umgebung, weil il)re Seele jerriffen war,
nid)t fowol)l burd) ben Sdjmerg, atö burd) ben 3Serluft ber
.^Öffnung, ber fte an il^r eigenem ©d^idffal erinnerte^), an bie
©ornenfrone Don 1806. ®ie patl)etifd)e Trauer ber ©id^tung
unb bie Älage um baö in ben ©taub getretene Sßaterlanb, waö
») Baron de G6rando, Lettres inedites, 68—69. 31. 2Ö. ©d^lcgcl,
®ef. 2öer!c, VII, 142. dianä), ©orotl^ca üon BiS^Uqtl, I, 191, 225, »riefe
öon S)orot5ea, 1806 unb 1807.
2) Madame R6caraier, Les amis de sa jeuriesse, etc. Canaille
Jordan ä Madame de Stael, Lyon, 10 Sept. 1807.
3) ©oet^e unb SRein^arb, SSricfttJcd^fcI, SuU — Sluguft 1807. ©oetl&e«
Sal&rbud^, 1884, 129-130.
*) 9B. ©d^erer, »orträgc unb ^n^'ia^e. ©riHpor^er, 233. g. ©en^,
aSriefteed^fel mit 31. mmn, 107. St. 3J2ager, ©efd^id^te ber fronjöfifd^eu
S^attonoUiteratur, II, 80 u. ff.
*) 3. Sß. @d^ü4, Ueber ben 6:]öorafter unb bie Söerle bon grtau öon
©toel, in ber Seitfd^rift, S)ic ßeitgenoffen, III, 1818.
156 Äöniöin öuifc.
l^atten jtc gemein, wenn uid^t ben ibealen 3wg beö ©dimerjcS
um ba§ ßoo§ be§ ©d^önen auf ber 6rbe? »J'ai vu les reines
pleurer comme de simples femmes«, fagte ßl^ateaubrianb,
ber gefrönten 35ulberin gebenfenb, bor il^rem SJlarmorbilb gu
ßl^arlottenburg.
Sn ber angelfäd)ftfd^en SBelt toax ba§ Sntcrcffc fein gc*
ringereS. Ueber bem Dcean Ia§ ©ouderneur SÄorriiS „Corinna"
mit bem feften @ntf(i)Iufe, aUcö ma^ i^m mißfiel, tt)ät)renb ber
Seftüre genau ju Rapier ju bringen. 6r mar md)t bi§ jur
t&älfte gelangt, als er feine 3lotijen megmarfi »Rare quality
of genius, to lead us in our ripe days, as love in the green
ones, wheresoever it will«, fd^rieb er nad) 6opt)ct. ©ann
fäl^rt er in feiner SBeife fort: „3^ bebaure, bafe 31^r fd^ottifd^cr
Sorb an jenem monbbeglänjten Slbenb nid)t ein mentg untere
nel^menber mar. . . . 3dÖ erinnere mid^ einft don einem armen,
jungen, beutfc^en 9Wäbd)en get)ört ju l^aben, meld)em bic Äerjtc
ba§ geben abfprad^en. 35a l^ub fte bitterlid^ gu meinen an:
5Rein, nein, id^ fann nod) md)t fterben, fagte fie, erft mufe iä)
ein menig l^eiratl^en. Unb mat)rlid^, marum foH ©orinna b^r
SBelt öerloren gelten?'' ^)
S)aS jüngere, ernftere ®efd^led)t fam mit Sc^meS SRadintofl^
gu SBort. 6r mar bamalS in ^nbien unb f d)rieb t)on Sombaq :
„Sangfam lefe id) „Corinna", um ben ©enufe gu öerlängem,
unb mit @d)re(fen fel^e id), bafe e§ mit bem Sud^ nun bod^ gu
(5nbe gel^t. . . . Sebe mot)I, bu mäd^tige, eigentpmlid^e ©d^öpfung,
beren g^e^Ier fo auffaKenb ftnb, bafe e§ ftd^ nid^t ber 9Hfil^e lol^ncn
mürbe, fte aufgugäl^len, unb öon meld)er bod^ eingelne @ä^
met)r @efüt)le ermedft unb met)r ©ebanfen angeregt l^aben, atö
bie fel)Ierlofeften 3Kufter literärifd^er eiegang. ©ie Sntrlgue
be§ 3fiomanS entmidelt ftc^ nur, um bie innere SBelt gum Shiä»
brud gu bringen. 35er gange ^totd einer ©pifobe ift erreicht,
0 Jared Sparks, Life of Gouverneur Morris. III, 248, 18. Sanuat
1803.
S)ic eitöIiWe iWHf. 157
wenn pe leibcnf(i^attlid)e ßntpfinbuncj vermittelt l^at. aber [elbfl
bei jold^en 3lnlä[fen geigt pd^, wag bie Sßerfafferin t)ermod)t
l^aben würbe, ptte pe it)rem 2:alent naä) biefer SRid^tung @piel=
raunt gelaffen. ©ie S^^gli^berung ber geibenfd^aften unb (Sija^
raftere i[t bon {el^er aud^ für ntid^ ein foId)e§ Sieblingöftubium
gewefen, ba^ xd) felbft feine Uebertreibungen entfd^ulbige. Db*
tt)ot)I id^ anbrerfeitö nid^t leugnen lann nod) wiK, ba^ eine gu
fubtile a3eobad)tungggabe gu ©d^lufefolgerungen fül^rt, bie nur
in einjelnen fJäKen gutreffenb pnb, in anbern bagegen ebenfo
gut gang öerfd^ieben gebeutet werben fönnten. 3n ben Se^^
fd^reibungen ift übrigens grau t)on ©tael oft nid^t ntinber
genau unb berläfpg aU ber ffll^lfte Seobac^ter. Sl^re ®ar«
ftellung öon 3KitteImäfeigfeit, Sangeweile, eintöniger Sefd^ränft«
l^eit, bie nur 3leib unb SKifegunft in Bewegung gu derfe^en im
©tanbe pnb; t)on geiftiger Ueberlegenl^eit, bie gefürd)tet unb
gel^afet, aber nid^t öerftanben wirb, bon SBerftanb unb SBi^, bie
nad^ unb nadE) in ber ©tidluft ber ®umml)elt erlöfdE)en muffen,
ift fo wal^r! VLnb bann, wie gefd^idt ift ber ungünftige ßin^
brud ber ©d^tlberungen 3lortl)umbrifd^en ^rodinglebenS burc^
bie SBemerfungen Döwalb'S wie burd^ ba^ beränberte Urtl^eil
öon Corinna felbft nad^ bem gweiten Sllifentl^alt in ©nglanb
forrigirt, unb wie wei§ anbrerfeits bie merfwürbige g^rau wieber
ben ßntl^upaSmuö für Italien burd) bie 6infd)ränfungen ber
©d^lufefapitel auf ba^ 9Ra^ ber Söal^rl^eit gurüdgufüljren" ^).
6in anbere§ ttrtf)eil öon englifd^er Seite barf nid)t über=
gangen werben. 6§ ift ba§ t)on Sorb S^ron. 5luf ba§ le^te
S3latt beS ber ®räpn ©uiccioli gel^örenben @femplar§ üon
„Corinna" fd^rieb er innige SBorte an bie beliebte. S)ann
fugte er in Segug auf biefeö il^r Siebling^bud) l^ingu: „S^
l^abe %xan Don @tael gut gefannt — beffer al§ pe Italien
fannte. Slllein id^ war weit baöon entfernt, bamal^ gu af)nen,
bafe ic^ einft mit il)ren ©ebanfen in bem ganb benfen würbe,
0 Sir James Mackin tosh, Memoirs of the life of, I, 405 u. ff.
158 „^oxima" in Stalien.
ba§ pe gum 3fial)men il^rer anjiel^enbften ©d^öpfung getöäl^It
l^Qt. Sn Sejug auf Italien unb ßnglanb l^at fte gutt)eilcn
SRed^t, öftere nod^ Unred^t; in Segug auf ba§ ^erg aber, ba§
nur eine 5Jlationalität unb fein SSaterlanb fennt, irrt jte jtd^ faft
niemals" ^).
Sßdl^renb biefe ffleurtl^eiler jtd^ burd^ bte an il^ren f)eU
matpd^en 3Serl)ältniffen geübte Äritif ben ©enufe an ber fünft*
lerijd)en Seiftung nid^t Derfümmem liefen, erl^ob ber Staliener
Ugo 5o§coIo in ben ©palten be§ »Gazettino del bei Mondoc
ben SSortüurf, al§ l^abe baS S3ud^ t)on g^rau Don @tael »infa-
mato ritalia, nel volere patrocinarlac 3lud^ er l^at fpätcr
anber§ über biefen $unft gebadet 2).
Stauen felbft ift banfbar geblieben. 3n ben Sd^aufenftem
ber bortigen SBuc^pnbler fel^lt nod^ l^eute faft niemals ein gyem-
plar Don „Corinna", al§ unDerujelflic^eS SBlatt im ©l^renfranj,
ben bie gremben auf flaf|tfd)er 6rbe niebergelegt l^aben.
') Th. Moore, Letters and Journals of Lord Byron, with Notices of
his life, 407.
^) G. Cantü, Yincenzo Monti e Tetä che fu sua, 101 u. ff.
f ntte0 inpitel
3lai) SSoHenbxing Don „(§.oxxnm" befanb ftd) S^rau öon
@tael in Scjug auf 5Jlapolcon in einer Sage, &})n\\d) berjemgen,
bie bem ©rfd^einen Don „©elpl^ine'' gefolgt n)ar.
3Bie 1802 ben ^öl^e:punft be§ 6onfulat§, fo bejeid^neten
bte 3a]^re 1806 nnb 1807 bie äU)ifd)en aufterli^ nnb Silpt
liegenbe ©lanjgeit be§ Äaiferreid)^. ®ie tributären Äönigreid^e
waren errid^tet, ^reufeen niebergeworfen, Siufelanb genjonnen,
ba§ töbtlid^e ©jrperiment in Spanien nod) ni(i)t berfuti^t. Sluf
bem 3^eftlanb toax faft niemanb mel^r, ber tüiberftanb. 3m
Sanuar 1806 fd^rieb ®en^, nnb swar, bejeidinenb genug, gerabe
an 3ol)anne§ Don SJiüHer: „5lrmfelbt fd^rieb mir Dor einiger
3eit: »Groyez-moi, 11 n'y a plus que les femmes qui vaillent
quelque chose«, unb bei Sott, er l^at 9fied)t! @§ ift ein tt)al)r=
l^aft aufeerorbentlid^e^ ^l^änomen, bafe man l^eute jetin trefflid^e
grauen Don großem ©emütt), lebenbigem 6l)rgefüt)l, unDerfälfd^«
tcm ^a§ gegen ba§ Söfe unb babei umfaffenbem ®eifte pnbet,
el^e man nur einem SÄann begegnet, ber bie ^älfte biefer 6igen=
fd^aften Dereinigte" ^). 33ie ©reigniffe, bie nun folgten, fd^icnen
faft ba§ ju überfd)tt)änglid)e Sob ju beftdtigen. »Qui etes-vous,
Madame?« frug 5JlapoIeon bie allein in SBeimar gurüdgebliebene
^) aRautct-eonftant, ©u^plcmcitt ju S. ö. 3Hünet*S fämmtl. Söericn,
I, 211, ®enfe on S. b. SWüÄer, 6. Sonuar 1806.
IgO ^ie gfrauen unb 9lapoXton.
^erjogin Suife, aU pc il^n, nad^ 3ena, auf bcr &(i)\o%treppt
bort ctttpftng. @ic nannte ^ä). »En ce cas, je vous plainsc,
entgegnete er, »car j'ecraserai votre mari.c Slm anbem Siag
jagte er nad) einer langen ttnterrebung unb mit 9lad)bru(f ju
il^r, jte möge e§ glauben, e§ gebe eine 33orfe]^ung, bie Sllleö
lenfe, er jei nur il^r SBerfseug. „©a§ ijt eine ^au, weld^er
meine breil^unbert Kanonen nid^t Slngft gemad^t l^aben", be«
jeugte er beim S^ortget)en. SBie fjrau Don ©tael über ben
35organg bad)te, ift bereite erwäl^nt worben. Äaroline t)on
SBoIjogen, bie mit il)rem franfen ©atten in ber brennenben,
geplünberten @tabt auSl^ielt, liefe jid^ fpäter nod^ als bejal^rte
f^rau Don biefen Erinnerungen jum SRoman „Gorbelia" be=
geiftern'). Slm preufeijd^en §oflager gu Königsberg, »o baS
@efül)l l^errfd^te „als l^äufe ©ott unfere Sflnben auf unfer
$aupt unb fuc^e unS l^eim in großer SErfibfal", bejtanb ein
anbereS ^auenl^erj bie 5ßrobe unb empfaf)l ben »anfenben
5!Kannem „feft ju bleiben unb nid^t fjrieben gu fd^liefeen" 2). —
SBä^renb baS in ©eutfd^lanb ftd^ gutrug, litt eS ^au öon
©tael nid^t mel)r in ber Stille bon Poppet. ®urd^ il^rc 9latio=
nalität auf bie Seite beS ©iegerS gefteHt, ftanb pe nur gu fe^r
für il^re innere SRul^e mit il^ren ©^mpatl^ien auf {euer ber Se»
pegten, unb empfanb unter bem ®rudE welterfd^üttember 6retg*
niffe um jo bringenber baS Sebürfnife beS ®ebanfenau8taufd^8
unb Umgangs mit gleid^gepnnten Sreunben. (5S toar eine
gang perfönlid^e ©rfal^rung, bie pe auSfprad), wenn pe in „©0'=
rinna" baS SReifen eines ber traurigften SBergnflgen ber SBeft
nannte, fiber bie §aft läd)elte, mit meld)er man an Drtcn an«
gulangen trad^tet, n)0 man üon 5Riemanbem erwartet wirb, unb
in ber Srembe burd^lebte Saläre mit wurgellofen Qmxqm
Derglid^, wä^renb bie an ber ©eburtsftätte üerbrad)te ©iciftenj
burd^ alte Erinnerungen Derjüngt bleibe, bie baS $erg frift^
') Caroline öon Söolaogcn, Siterörifd^ci* SWad^Iofe, I, 44 u. 55.
*) ©rftfin bon S^ofe, S^cununbfcd^atg Saläre om prcufeiWen $of, 256,
266, 284.
®cr aCßinter bon 1806 iit ®eitf. 161
crl^altcn unb ba^ 6nbe ntilbemb umgeben. 6§ ergriff Pe, U)a§
@aiutc=^35eut)e in il^rem geben »le mal de la capitale« nennt,
unb pd) jum Stt)eil burdE) bie au&erorbentlid)e, innere ©rregung
erfldrt, in tt)eld)er „Corinna" gefd)rieben würbe.
%xm Don @tael toar officieH feit beut 2:ob il^re§ SßaterS,
tl^at|ää)Iiä) aber, n)ie bereite gefagt, fd)on t)iel frül^er unter bie
bircfte,^ ftrenge 3lufftd)t be§ ^räfeften be§ S^man gefieKt njorben.
@(i^on im S^ebruar 1804 njurbe il^r ba§ 9ied)t, in ®enf eine
SBol^nung ju bel^alten, nur aU SBergünftigung jugeftanben/^). Se*
fragt, xoa^ er'tt)un würbe, wenn ein italienifd^er ©ouöerän in
mifeöerftanbenem ßifer fte wäl^renb il^reö Slufentl^altg über ben
Sllpcn feftnel^men laffen foKte, t)atte 5Jlapoleon geantwortet, in
biefem %aVi feien 20,000 5Kann ju it)rer Befreiung bereit 2) unb
bann feinen Seamten bie erwäl^nte, rfidftd^töDoKe fflel^anblung
ber SReifenben Dorgefd^rieben, Slfö ^rau bon @tael aber gum
erften 9JlaI feit i^rer 3iücffet)r nad) ßoppet einen Slufentl^alt in
^anfreid) aufeerl^alb ber Dorgefij^riebenen (gntfernung, öierjig
SRcilen t)on ^ariS öerfud^te, lonnte fte gewal^r werben, au§ wie
engen 5!Kafc^en ba^ 5Re^, ba^ fte umftridfte, beftanb. 3lm
31. Sluguft 1805 verweigerte il^r ber ^ßoligeiminifter, • immer
%o\x(i)e, einen ^afe nad^ granfreid^ unb wie§ ben 5ßräfeften
beö S^man an, fie im %a(i eineö Ueberfd)reiten§ ber franjö-
fifd)en ®renje augenblidlid) gu uerl^aften. @d)on bamalö
war bie [Rebe baDon, il^r bie freie Bewegung jwifd^en ®enf
unb bem wenige Kilometer baöon entfernten Poppet gu be«
fd^ränfen. 6ö lag nid^tö gegen fte t»or, al§ bie SBemerfung
in einem Srief 5Rapoleon'ö an g^oudye, „für grauen fei ber
aSerlel^r mit SBaronin @tael nid^t minber fompromittirenb
al8 jener mit ber Königin Don Sfleapel^' «). 8lm 22. Dftober
') H. Welsch inger, La Censure sous le premier Empire, 168.
^) Benjamin Constant, Memoires sur las Cent Jours.
^)H. Welschinger, La Censure sous le premier Empire, 168.
napoUon on goud^e, 22. aWoi 1805.
»lennet^atfett, grau t?on©tael. III. H
162 ^ilfttantent^eater t)on grau bon @tael.
bcäfclben §erbfte^ murbc jebod) ber verlangte ^afe nad^ %vanh
rcid), unter bcr Scbingung, bafe ^ariö uid^t berül^rt werbe, gu*
gefteKt. %xan öon ©taöl benu^te if^n erft im barauffolgenben
5rüt)ia^r 1806. @tc l^atte ben SBlnter bei jtd^ in 6oppet unb
tt)eiln)eife in @enf öerbrad)!, unb fid^ baburd^ ein neucö 3"=
tereffe ju fcl)affen geujufet, bafe fte mit il^rer näd^ften Umgebung
auf einer Keinen, gu @enf im:proDijtrten SBul^ne einige il^rer
Sieblingöbramen au§ bem St)eater Don SBoItaire, „3Rexo)pc'',
„3llgire", f,B^m'\ bann SRacine'S „^l^abra" unb eine biblifd^c
@cene, „«^agar in ber 3GBü[te" jpielte.
33on biefen SßorfteHungen pnb mel^rfad^e Serid^te üon
3lugengeugen erl^alten, barunter ein überfd^wanglid^ bewunbem-
ber öon Sneberile S3run, bie ben SBinter öon 1806 in @enf
»erlebte^), unb ber ma^DoH anerfennenbe öon 8[. 3B. @d^legd
an bie ©d^aufpielerin Setl^mann am 5Rationaltl^eater gu Serltn
gerid^tet.
8[. 2Ö. ©d^legel l^atte nad) ber beutfd^en bie frangöpfd^e
unb italienifd^e barfteUenbe Äunft gu beobad^ten ®elegenl^dt
gel^abt, lebod) Sialma unb ba§ tragijd^e S^ad^ in fjranfreid^
nid^t fnmen gelernt. 3n biefem, fd^rieb er an SRabame SetJ^*
mann, l^abe er nun enblidt) baö ®lüdE gel^abt, etwaö in ber
SEl^at SBottenbeteS bemunbern gu fönnen, unb gwar wo man eS
am wenigften erwarten burfte, auf einem ©ejeUfd^aftStl^eater
unb in ber ^erfon einer Dilettantin. (5r nennt ba§ ©piel üon
grau Don @tael baö einer unöergleid^lid^en Äünftlerin. 3«^
eigenen S^^ti^^wung unb mel^r nod) gur Unterl^altung il^rcr
greunbe l^abe jie eine 3iei^e tl^eatralijd^er, bejonberö tragifc^er
SBorfteHungen gegeben, meldte le^tere, ber anerfannten Schwierig»
leit wegen, in S^ranfreidE) fonft gewöl^nlid^ üon gefeUfd^aftlid^en
Sül^nen au^gejd^Ioffen blieben, ©ie feltene ®abe üon fjrau
üon ©ta^l, ieben ®eift nad) feinem SRafe anguregen, befeeltc
>) gr. fßxun, @))ifoben au» SHeifen kt bie ©d^toeia, grtanfrdd^ unb Stauen,
I, 388 n. ff .
5C. So. ©d^leflcl übet ^aQ ©atftcHunßStalcitt üon grau öon ©tael. 163
Sitten unb jo l^attc pc balb einen ÄreiS t)on Talenten unb Sc^
[trebungcn um ftd) gefammelt, bcr im ©tanbe toar, jte ju untcr=
ftü^en unb ba§ ®attjc ber ©tüdfe gut ©rfd^cinung ju bringen.
8[. SB. ©d^leflel l^ebt bie gefd)ma(fDoKe ?lnorbnung, befonber^
in ber SBal^l imb aSeobadjtung ber a:rad)ten l^erdor, unb wie
bie Äleinl^eit bcr ©cene baburd) ber ©ejammtoirfunfl feinen
©ntrau getl^an t)abe.
„Um t)or ber Sütine au^gejeid^net ju erf(i^einen", fSl^rt er
fort, „Qt^tdtn jtd) bei grau don @tael, gu Dielen 33e0ÜnftlflUtt=
gen ber 9?Qtur unb fd^önen Slnlagen aKe SSortt)eiIe ber feltenften
SluSbilbung. S)ie @ett)ol^nt)eit be§ 3BeItton§, bie für ba§ feinere
Suftfpiel immer unentbel^rlid^, aber aud^ für ba§ Strauerfpiel,
wenigPen^ für ba^ frangöjtfdie, worin fo fel^r eine auf Ueber«=
einfunft gegrünbete SBürbe l^errfd^t, äufeerft wid^tig ift; bie oft
im &t\)pxä6) geübte ®abe ber Ueberrebung, ©ewanbtl^eit unb
©egenwart beö ®cifte§; ein bi§ auf bie ©üben fid^ereö unb
untrüglidieä ®ebäd)tnife; eine aufeerorbentlid^e ttebung im 35or=
trag ber 3Scrfe. .^ierin ift jte früt)geitig @d)ülerin ber berül^mten
ßlairon gewefen, freilid^ Diele "^ai^xe nad^bem ftd) biefe üom
Stl^eater gurüdfgegogen l^atte; unb bieienigen Swfd^^w^^; toeld^e
biefe merfwürbige ©d^aufpielerin gefet)en, Derftd^erten, bie Spuren
bat)on in il^rer 3Beife fel^r too^ gu erfennen.
„®ie§ SlKeö reid^t jebod) nid)t l^in, um einen angenteffenen
^Begriff don ber 6igentl^ümlid)feit il^reS @piel§ gu geben, bie
gang au§ il^rem 6t)arafter unb innerften ©efül^l t)ert)orgel^t.
grau t)on ©tael öerbinbet mit ber natürlid)cn SSorliebe für bie
©prad^e unb ßiteratur il^rer 9lation bie in granfreid^ anwerft
feltenc gäl^igleit, jtd) in auölänbifd^e SinneiSart gu öerfe^en unb
jte burd^ bie ^l^antajte jtd) angueignen. @ie ift Äennerin unb
Sreunbin ber frangöjtfd^en ©id^tfunft, Dorgüglid) ber bramatifd^en,
jebod) ol^ne baöon gang erfüKt unb befriebigt gu werben. 3Ba§
jte in aUer ^oejte guuörberft jud)t, maö |te felbft in il)reu
©(^riften al§ ben ]^errfd)enben ©inbrudf il^re§ SebenS bargufteHen
üerjud)t l^t, jtnb bie üon einem fül&lenben .^ergen unjertrcnn*
11*
164 ^' ^. <B^Uqt\ über ba$ taTftfffun()$taIent don ^an bon ^taet.
lid^en €d^tdffale, feine ©eJ^rinmlffe, feine 8eiben, auf ba§ un*
mittelbarfte unb einfad^ftc auögcbriicft. 9lun ift nid^t ju leugnen,
bafe bie engen ©d^ranfen, meldte ber franjöftfd)e ©efc^macf bem
®rama gefegt l^at, gum Sl^eil aud^ ber ganj ber äußern @r«
fd^einung jugewanbte ßl^arafter ber 5Ratton felbft, fowol^l waS
bie Siefe ber bargefteHten Seibenfd^aften afö bie flberrafd^cnbe
SBal^rl)eit be§ au^brurfS betrifft, gar Diel öermiffen laffert.
aSerebfamfeit fd^eint if)ren ©id^tem ba^ erfle ©rforbemife, unb
Serebfanifeit ift immer ettoaö Vorbereitetes. ®e§ SBol^lftanbe«
wegen njoKcn fie un§ bie menfd)Iid[)e 9latur nie ganj t)om
@di)merj verwirrt unb übentjältigt, unb ol^ne allen feftlid^en
SJufpu^ jeigen, ujeSmegen ©d^iHer i^re ^erfonen treffenb mit
ben Königen auf alten Äupferftidjen t)crgleid^t, bie fid^ in
9Wantel unb Ärone gu Sette legen. 3Äan fonntc aud^ föfl^n,
ba§ bie gelben beS franjöjifd^en StrauerfpielS faft nie mie unter
ftd^ allein unb unbeobad)tet reben unb l^anbeln, fonbem mtc ber
©d^aufpieler bem ßiif^^ii^r nid)t ben SRüdfen menben foH, fo
l^at l^ier fd)on ber ©id^ter @orge getragen, bie SReben jtd^tbar
nad) bem 5ßarterre l^inauSjufel^ren. 2)ie§ ftnb nur einige öon
ben Urfad)en, n^arum uns ©entfd^e felbft bie beften tragtfd^en
2Berfe ber iJranjofen bei ber ßefung meiftenS falt laffen.
SBflrben fte aber in ben Hauptrollen burd^gel^enbS fo aufgeführt,
tt)ie eS 3^rau oon @tael in ben if)rigen geleiftet l^at, fo müßten
fte bennod) rül)ren unb erfd^üttern. Ä'önnte id^ Sinnen nur'be=
fd)reiben, tDie il^r Sebürfni^ tvid) inniger 3Bal)rl^eit ben 3Biber-
ftanb ber g^orm übertoanb, toie |te biefen abgemeffenen ^eröor«
bringungen ein freieres @emüt^ ein]^aud)te, fte mit ber %Mc
i^reS eigenen ^ergenS ern^ärmte, fte burd^ il)re Segetfterung in
poliere SRegionen ber ^oefte emporl^ob! 5Rid^t als ob fie be8=
wegen über bie ®renjen ber Gattung f)inauSginge. @^er bflrftc
bieS ber %a\i einiger t)on ben berül^mteften l^eutigen Qä^aU'^
fpielem in SßariS fein, bie nad) bem 33ertc^t grfinblic^er »e«
urtl^etler bie 2Ber!e t^rer ©id)ter giemlid) wiHfürlid^ be^anbeln,
unb oft aus pompl^after ©cllamation plö^lid^ in eine frampf*
■ ^.^^M» . ^ ^. .•.1^*' J- ' ■ Am'J
3t. aSB. BäiU^d über baä ©arftettungötalcnt Don ^an üon @tael. 165
l^afte §cftlgfeit nld)t ol^ne entftcUenbe SBerjerrung übergcl^eii,
ipoju ber S;ej:t feineötDeßö 2SeranIa[fung gibt, ©iefer Scl^lgriff
entfpringt bieHeid^t au§ 2)em, ba^ ba§ geben in ben Srauer*
f:pielen, bie fte barjufteHen l)aben, fparfam au^geftreut ift; jte
tüoUen bal^er in ben lüenigen 8lugenbUdfen, xoö bie Seibenfd^aft
einigermaßen il^re 9lecl)te geltenb mad^t, ba^ SBerfäumte nad^=
Idolen, unb überlaben jte gleid^fam mit ber jufammengeprefeten
Äraft beffen, njoöon bag gange ©tiidf gleid)mäfeig burd)brungett
fein fönte. @ang anber^ lüeife grau -bon @tael ben SRangel
3u erfe^en; bei il^r ftnb alle Uebergänge t)on ber gel^altenften
Siebe bi§ gum untt)illfürlid)ften S(u^ruf be§ @d)merge5 l^armo*
nifd^. 9iie überfd)reitet jie, ic^ Witt nid)t fagen, bie garte Sinie
ber Slnmutl^, fonbern felbft bie ©d^ranfen be§ l^erfömmlidEien
Slnftanbeg. 9Jlan lann fagen, ba^ ein eigentpmlidjer 9leig
il^re^ @piel§ in bem au^geglid^nen 2Biberftreit be§ innern Sin-
triebet unb ber bennod^ beobad^teten 3legel liegt. 6^ ift freie
aSewegung im gebunbenften ©benmafe, ein tiefet ®emütl^ unter
einer glängenben Dberfläd^e, S(ufrid^tigfeit unb §erglid^feit ber
Siatur, bie forglog überlegen am •^ofe ber verfeinerten Äunft
crfd^eint.
„iJrau bon @tael geprt nid^t gu ben befonnenen @dE)au*
.f|)ielern, lüeli^e ba^, njaö fte einmal afö ba6 3fiid^tigfte ober
aSortl^eill^aftefte bered)net l^aben, immer auf gleid)e SCSeife auö=
fül^ren. 9iad^bem fte il^re 3lolle forgfältig burd^bad^t unb geübt,
überläßt jte ftd^ bei ber Slupl^rung gang ben ©ingebungen beö
SlugenblicfS. @ie verliert ftd) in bie borgefteHte ^erfon, ringt
mit ftreitenben ©efül^len, leibet, bergagt, entfe^t jtd^, jtnft in
Ermattung, faßt neuen 2Rutl^ ober mirb gum legten @ntfd)lu6
ber Sßergmeiflung l^ingetrieben; furg alle§, tboburd^ bie tragifd^e
Jßoefte bie ©emfltl^er bemegt unb erfd^üttert, fül^lt fte bi§ gur
Säufd^ung, ate ginge e§ mit il^r felbft bor. ®arum jtnb bann
baS tiefere Sltl^men, ba§ ftärfere ©dalagen be§ 'Öergen^, ba§
IBeben ber Stimme, ber ©d^red bei bem plö^lidtien Unfälle einer
a^ltebten ^erfon, ja bie überftrömenben Sl^ränen nid^t mel^r 6r*
166 9. 8B. ©d^Uget über baS ^arfteüungdtalent t)on gftau bon &ael.
bic^tung, fonbent SßJirflicl)!eit. ©iefe« angcfd^lagcncn ©aitcn
fann feine oemanbte il^ren afforb ocrfagen; jte l^at bic 3flü]^=
nmg il^rer 3iifd)auer mit i()rem eigenen @d)merj erfauft."
2)ie Stetige ber SBorftellnngen in ®enf wurbe burd) „9Jii*
rope" eröffnet, einer Sragöbie, bie wegen be§ in berfelben gum
an^brud fommenben 2Rutterfd)merge^5 gang befonberiS bem ©ar*
fteHungötalent bon grau Don ©tael entfprad^. ®er SeifaH,
ben pe in ber Titelrolle erregte, mad^te allen Sebenfen über
ba§ ®elingen beS Unternel^nienS ci!i 6nbe. S3ejonben8 gcrül^mt
tourbe bie Stimme ber S)ar[tellcrin, bie güHc unb SBeid^l^eit,
mit welken ftd^ il^r Organ allen 2lnforberungen il^rer SloKen
fügte. S^re fd)önen, bunflen Singen, bie auöbrucfi^öollen QÜQt,
bie in ber %txnt gn il^rem Sortl^eil gemilbert erfd^ienen, eine
flafjifd^e Haltung unb SSetoegung, bie befonberS ^armonifd^e
®ebärbe ber arme unb ^anbt tl^aten ia^ Uebrige. ^erbor«
gel^oben tourbe il^re Sluffaffung ber Stollen oon ^alm^re wegen
ber ®ragie unb frifd)en gebenbigfeit in ber ©arftellung einer
auffeimenben mit religiöfem ßntl^upaömuö gepaarten Siebe.
„Sllgire" beurtl^eilte 31. 3B. @d)Iegel alö bie gelungcttjie
ber tl^eatralifd)en ßompofttionen öon SSoltaire, beS glüdflid^en
®runbgebanfeng megen, unb meil bie Äontrafte gmifd^en ber
alten unb ber neuen 5Ißelt Slnlafe gu gelungenen, bid^terifd^cn
©c^ilberungen gaben. S)ie §anblung fanb er, obmol^I erbid|)tct,
reid^er an l^iftorifd)em ©el^alt al§ bie meiften anbern frangöp»
fd^en Sragöbien. iJrau oon @tael fpielte Sllgire in fpanifd^er
2:rad)t, t)ielleid)t ber Slbfid^t beö 3Serfaffer§ entgegen, aber im*
ftreitig im ®eift ber ®efd)ic^te, ba fte bereite g^riftin unb im
Segriff ift, einem fpanifd)en ©rofeen öermäl^lt gn werben. @o
wie grau oon @tael i^re treue unb innige ßörtli^f^it, bcii
abel ifirer ©ejinnung gum Slu^brud brad)te, würbe aigire fafl
nod^ ein fd^önerer Sriumpl^ l^ol^er SBeiblid^Ieit als 3R^rapc.
©ie SloUe ber Qam war bid)terifd) öiel weniger begünftigt.
SBä^renb aKc menfd)lidöen Seweggrfinbe für aigiren« 2icbc
fprcd^en, l^at bie £iebe bon Saire jte aUe gegen ftd^. 35er
8(. SB. ©d^tcgcl über ba§ ©arftcttunöStarent öon grou öon @tael. 167
bcutfd^c Äritifer tuollte jtd) nid^t jur @5m:patl^ic für biefc leiben*
fd^aftlid)c SHeigung iu einem öerliebten unb eiferfüd)tigen SEürfen
berftel^en, ber jwar mit ©rofemntf) unb europäifd)em B^rtgefäl^l
:pral^le, aber äße Slußenblide in fein rol^e^ 2Bütl^en unb in
feine befpotifd)en Slngewöl^nungen jurüdffaHe. (Sr nennt Dro^^
man einen berfelilten Dtl^eßo unb bebauerte, ba^ SSoltaire bie
©elegenl^eit öerfäumt l^abe, ba§ S3ilb be§ orientalifdjen 9Jlon=
ard)en nad^ ber 2lrt öon ©alabin ju jeid)nen.
®en ©d^lufe bicfer aSorfteHunßen bilbete bie fd^merfte, unb,
bei ijollfommenem Gelingen, tt)ol^l aud^ bie lol^nenbfte SRoHe be§
franjöftfd^en 9le^)ertoire^, bie „^i^äbra" bon SRacine. ©d^legel
nennt il^re 2)arftellun0 burd) grau üon ©tael eine g^terpre:»
tation im großen ©t^l, bie burd^ 33etonung be§ UnwiUfürlid^en
unb aSerl^ängnifeöoHen in ber unfeligen Seibenfd^aft, ber ^l^äbra
unterliegt; ben tiefften ©inbrudf auf bie Sufc^auer l^cröorbradtite.
©urd^ ii^ren S3eifall angeregt, fül^rte grau bon Staäl ba§
f leine Sc^aufpiel auf, ba5 bie bereits öon Semercier uub grau
t)on ®enli§ bel^anbelte ©efd^id^te ber ^agar treu nad^ ber
biblifd^en ßrjäl^lung auöfül^rte unb weld^e« fte allein mit H)rm
Äinbern fpielte. Sl^re Sod^ter, ein feelenboHeS Äinb bon jeljn
3a]^ren, trat als gSmael, iljr jüngerer ©ol^n in ber SRolle be§
@ngels auf, unb bie Swf^^ti^r würben burd) bie einfad)e §anb*
lung ju S^ränen gerül^rt unb maren nid)t wenig überrafd^t, bie
aSerfafferin an bemfelben 2lbenb mit aller geid)tigfeit unb fröl^==
lid^en @d)alf^eit als falfd^e SlgneS ober Slojine tbieber auftreten
ju feigen 1).
aSon ben 9)iitfpielenben finbet fid^ nur ®raf 35ibonne als
©arftelier beS Suftgnan in „Qam" lobenb bei grieberife Srun
erwäl^nt. Db eS ber ^Dilettantin, bie $pbra fpielte, gelang,
baS l^eilige geuer il^rer Äunft ben ©enfern mitjuti^eilen, barüber
*) Madame de Stael, Agar, scfene lyrique, Oeuvres comp. XVI, 1,
1806. 8t. SB. ©d^lcßcr, Ucbcr einige tragifc^e Sflotten öon grau öon etael
an fßlahamt »et^mann, ©d^aufpielerin au SBerlin, 1806. ®ef. SBerfe, IX,
266—281. 3uerft abgebrudt im S3eriinet ©omcnfotenber, 1806.
168 9<urt^tlung in @enf.
^ben biefe felbfi mit geringen ^(udna^men ein Serbad^t tu
regenbeS ©c^meigen bewal^rt. 3la6) ^^räulein @aliffe fpidte
grau oon ©tael bie fomifd)en SioUen lieber unb beffer ate bie
tragifd^en, in weld^en pe bie eigene ^rfönlid)feit nic^t oott^
ftänbig genug ben Slnforberuugen beS 2)icl^terS unterguorbnen
wufete^). 3Rabame 5leder be ©auffure nennt boö Spiel il^rer
@oupue nid)t fomol^l ffinftterifd^ burd)gebilbet al^ padenb unb
originell unb im J^öd^ften @rab ergreifenb. 6ö wec^felte b^»
ftänbig in ben 3Ritteln gur ßräiclung feiner ßffefte unb Der*
fd)mäl^te meiftenS, ben 9lad)brud auf befannte @d^lagtt)orte ju
legen, um bafür unbemerfbar gebliebene ©teilen gur @eltung gu
bringen. Sie felbft war fo ergriffen, baß fte atö Qaixt nie baS
,Rreuj erfaßte ol^ne eö gu gerbred^en, unb bod) niemals bie
©eifteSgegenwart unb beftänbige 2lufraerffamfeit barüber oerlor,
bereu fte beburfte, um fowol^l pd^ felbft alö i^re wenig geübten
TOitglieber gu übermac^en. 3« S^gug auf bie £ebl^aftigfeit,
mit meld^er grau üon @tael il^re SRoUen auffaßte, fo bafe pe
pd) gang mit benfelben ibentipcirte, ergdi^lt il^re ©oupne einen
d)arafteriftifd)en oiele Saläre frfil)er üon il^r miterlebten ßug.
6S war bei il^r auf bem Sanbe, unb eg foHte ein Heiner gujt*
fpiel oon ßarmontel, „®er ®efd^mä^ige", bargefteUt werben, in
weld)em eine oornel^me ®ame, fränflid^ unb nerööS, baS Sitt^
gefud) eineö alten Ärieger^ um eine ^enpon unter ber Sebim
gung entgegengunel^men unb gu unterftü^en oerf|)rid^t, bafe ber=
felbe pd) nid)t in überflüfpge SReben berliere. 6r iftgu biefem
3wed eigene abgerichtet worben, DerfäHt aber nad^ ein |)aar
SBorten wieber in enblofe^ ©erebe unb langweilt bamit feine
©önnerin fo entfefelid), bafe pe pdö nid^t mel^r für i^n oer*
wenben will, '^^xt SRoHe l^atte grau oon (gtael gu fpielen unb
gab üortreffli^, erft i^re erfd^öpfte SRattigfeit, bann i^re Sangei:*
weile unb ßntrüftung wieber. 2ll§ aber ber Slugenblid fam,
ben alten ©olbaten unberrid^teter ®inge fortgufd^idten, fonnte pc
0 Galiffe, D'un siecle ä Tautre, 318.
Slufcnt^att öon grau öon (Btael in Slujcrrc. 169
fid^ nid^t baju cutfd)Ite6eu. 6r l^atte bon feiner grau, feinen
Äinbern, feiner 2lrmutl^ gefprod)en; fte fiel öoUftänbig auö ber
Stoße, üergafe bie gange Pointe beg @tud§, entpfal^l t^m, ba§
näd^fte 9Jlal weniger ju fd^wä^en, t)erftd)erte aber aud^, bafe jte
il^m beiftel^en unb für SlUeö forgen woUe. ©iefeö Sebürfnife
nad^ SBaliri^eit unb Sftatürlid^feit im SluSbrucf ber ßmpfinbung
war Urfad^e, bafe xijx bie ©eflamation bon SRabemoifeUe ©eorgeö,
bie jte in 3Bien l^atte fpielen l^ören, nid^t gefiel. @ie fanb biefe
3lrt ber ©arfteUung ju fünftlid^. Sßon ben großen ®ä)an^
fpielern il^rer S^W t)^t S;alma allein jte DoHftänbig be=
friebigt ^).
®ie Stl^eaterborfteUungen öon 1806 toäl^rten bi§ gum Slpril,
bann feierte bie @el^nfud)t nad^ granfreid) wieber, woju bie
SBerpflid^tung fam, ben S)rud bon „ßorinna" ju übent)ad£)en,
3n ®enf l^atte jie pd^ in ber 5ßerfon be§ faiferlid^en ^räfeften
SBarante einen greunb erworben, ber il^re SDiitte Slpril erfolgte
Slbreife, borläupg nac^ 2luj:erre, mit bem ofpcieHen a3erid£)t an
feinen 5ßarifer SSorgefe^ten begleitete, wäl^renb beö gangen in
feiner unmittelbaren 9Wl^e berbrad£)ten ^at)xt^ l^abe grau bon
@tael bie gemeffenfte Haltung bewal^rt unb weber über ben
Ärieg nocf) über fonftige ©reigniffe Sleufeerungen getl^an, bie ber
^Regierung Slnlafe jur Älage gegen fie ptten geben tonnen ^j.
ein übereifriger ßoHege bagegen, ber ^räfeft be§ Departemente
ber 2)onne, mad)te bie polijeilid^eUeberwad)ung ber grau bon ©tael
ju feiner perfönlid^en Slngelegenl^eit unb berid)tete, bafe fte mit bem
®ebanfen jtd) trage, im ©d^lofe SSinceUeö, in ber 3lä\)t bon
9luj:erre, SBol^nung gu nel^men. SJiatl^ieu be SKontmorenc^ fei
bort ju aSefud^ bei il^r eingetroffen. S)ie Heine, eintönige
^robinjftabt mad^te inbeffen bie S3efd)ränfung ber perfönlid)en
grcil^eit nur um f o fühlbarer ; grofee ©täbte, fagt Corinna, ftnb
') Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les ecrits
de Madame de Stael.
2) H. Welschinger, La Censure sous le premier Empire, 169, nod^
ben ©ofumcntcn ber Archives nationales.
170 Unöerföl^nüd^c Haltung ber faifcrtid^en aflcgicrmtg.
bic cinjiflcn, erträglidien Slufcntl^altgorte für @old)c, bie nid^t
bie betretenen SBege gelten unb boc^ flefeHtg leben »otten.
Ueberaß wo SRonotonie gut jtüeiten 5ftatur unb fteten ©ewol^n:*
l^eit geworben ift, liebt man e§ gar nid^t mcl^r, jtd^ einmal gu
unterl^alten, um bann ju entbecfen, t>a^ man jtd^ bie gange
übrige Qüt l^inburd^ langweilt, ©ie Sangeweile bon Sluferre
gu unterbred)en, berfuc^te fte gar nid^t, unb empfanb aud^ wenig
babon, fo lange tl^r greunb 9Ratl)ieu bei il^r bleiben fonnte.
2)ann aber mufete jte, ba Weber Seigrer nod^ ©d^ulen ober
SRuftf in „biefem wal^ren Sc^tl^ien'' borl^anben waren, il^re
beiben ©öl^ne mit @d)legel nad^ ^ari§ fd^iden. Se^terer, ob^
wol^I ^^ fl^i^c beutfd^e Stäbte gewöl^nt, Ijatte ftd^ in biefer
frangöjtfd^en ^robingatmofpl^äre fo wenig gured^t gefunben, baft
grau bon ©tael il^n „al§ gu Stöbe gelangweilt" bemitleibete.
»Benjamin Constant«, meinte fte, »se tire inieux d'affaire avec
les betes« ^). Unterbeffen berwenbeten jtdE) iljre ifreunbe für jie
in $ari§, um enblid^ boc^ bie SRürfgal^lung bon ÄecfefS ®ar»
leiten unb bie 2luf{)ebung einer SSerbannung burd^gufefeen, für
weldt)e jeber triftige @runb fel^lte. ©eranbo befprad^ ftd^ in
biefer 8lbftd^t mit StaUe^ranb. »II me semble qu'il lui si^rait
de me faire rappeler c, fd£)rieb banlenb grau bon StaäP).
SJlan l^atte bom 15. Sluguft als bom SlapoleonStag eine
SBenbung in il^rem ©d^idffal erwartet. SBaS fte wollte, war
nid^t ®nabe, fonbern ®ered^tigfeit. Slls baS geji berftrid^ unb
SlUeS beim Sitten blieb, fd^rieb jte in trüber Stimmung, ba«
Seben fange an, il^r uncrträglid^ gu werben.
Sn einem SBrief an grieberife SBrun liefe fte jid^ gum eigen«
tpmlid^en ©eftänbnife l^inreifeen: „3d& weife, obwol^l Si^re ®ütc
mid^ überfc^ä^t, bafe id^ unter glücflid^eren SBerl^ältniffen mel^t
l^ätte leiften fönnen als id^ geleiftet l^abe. aber als grangöpn
') Sainte-Beuve, Madame de Stael. Nouveaax Portraits et Griti-
ques litteraires, 27 — 137.
') Baron de Gerando, Lettres inedites, etc., 66. Madame de Stael
ä G6rando, Auxerre, 9 Aoiit 1806.
©rftc ^^mptomc gcfd^toöci&tcr ©efunbl^cit. 171
mit nid)t franiöftfcl)em ßl^arafter, mit bem ®efd^mad unb bcn
®ett)ol|nl|citcn be§ franjöpfd^en Seben§, aber mit bcn 3bccn
unb ber 6mpfinbung§melt be§ 5Rorben§ geboren werben, ba§ ift
ein ©egenfa^, ber ba§ Seben untergräbt. 3ci^ bin immer in
ber gleid^en Sage, juiüeilen in ©efeHfdjaft t)on greunben, biel
öfter in ©rmartung il^rer Slnfunft, unb ol^nc bic SRöglid^feit,
mein einfameö Seben auöjunü^en mie id) foHte, meil id) Dpium
ncl|me, um ju fd^Iafen, unb meil Dpium bie 9lert)en jerftört'' ^).
. . . (Sin furjer Slufentl^alt in 35Ioii8 brad^te feine S3cfferung
biefer Ueberreijung be§ ganjen ©^ftemö, bie il^r „einen ^oft=
wagen nod) afe ben Ieiblid)ften SlufentJ^att" erfd^einen liefe. Sie
laö Diel, u. a. SBoöweß'ö Seben oon Sol^nf^^n, t>a^ if)r ba^
SRafe be§ in ber Sewunberung ßuläfjtgen ju überfd)reiten fd^ien,
unb ©iSmonbi'ö Einleitung jur ©efd^id^te ber italienifd^en Sie*
publifen, bie fte mit SRed^t bemunberte 2). ©a§ ©ingige aber,
wa^ il^r wirflid^ mol^l tl^cit, war ba§ @rfd)eincn bon greunben,
wn 3Rabame SRecamier, bie fel)nlid) erwartet worben war, unb
aud) bieSmal nic^t enttäufd)te, bann öon Semercier, bem ©id^ter,
öon Semonte^'^), ber 1789 al^ ©eputirter öon S^on mit ben
SBorten „granfreid^ bebürfe eines ©uU^'S 9lecfef S SRüdfberufung
verlangt unb baburd^ allein jid^ feiner Sod)ter inö ^erg gefd^rieben
^attc. @r blieb \f)x treu ergeben, obwol^l er alö ©ireftor ber
faiferlid^en ßenfurbel^örbe feine (Stellung burd^ biefe Si^ßunbfd)aft
gefä^rbete. 5Had) Sluferre fam aud^ SamiHe Vorbau, ber gegen
%xavi öon @tael etwa§ gut gu mad^en l^attc. Seit Äurgcm
öerl^eiratl^et, war er bei ©elegenl^eit ber SReife burd^ S^on il^rem
SBunfd^, feine junge grau fennen gu lernen, nid)t entgegen^»
gefommen. Ueber biefe ©üentualität feiner 3Serl^eiratl)ung l^atte
0 SSonftctten, S3riefc an g. SBrun, l^erauSöCöcben öon SKatt^tfon, I,
252. grau öon ©tael an g. 5Brun, Slujem, 15. SuU 1806.
*) Sainte-Beuve, Canaille Jordan. Nouveaux Lundis, XII, 259.
»onftcttcn, aSriefc an g. SBrun, I, 254.
•^ L'Auteur des Souvenirs de Madame Röcamier, Coppet
et Weimar, 76. Madame de Stael ä Madame Recamier. Madame Recu-
mier, Les amis de sa jeuaesso et sa Correspondance intime, 27 — 31.
172 Scfud^ öon grteunben.
fte einiflc Saläre frül^er an ©eranbo flcfd^rieben, jte benfe übcr=
l^aitpt ungern an SBerbinbungen, bic il^rc tfreunbeSrcd^tc fd^md-
lerten, unb l^alte berebfame SBorträgc bagcgen bereit, über bercn
SBirfung fte ftd) feiner Stäufdiung l^lngebe.
9lun, ba ßamiße ben @d)rltt getl^an unb il^r feine grau
nid^t gebrad^t l^atte, fd^rieb fte il^m Don Stuyerre, wie |)einlid^
eö il^r getoefen fei, fid^ eine g^reube ju öerfagen, Don ber fte gu
bemerfen geglaubt l^abe, bafe man fte il^r verweigern wollte.
ff3c^ ^abe oiel mel^r SBol^lwoUen, al§ id^ einflöße", fd^rieb fte
bem ifreunb, „bic Stau, bie @ie lieben, i^at, um aud^ mir
gu gefallen, nur einige Sll^eilnal^me für mid^ an ben Sag gu
legen. 2Benn idE) e^ aud^ ni^t gern fel^e, bafe meine S^eunbe
jtdl) berl^eiratl^en, l^iefee eö bie Sreunbfd^aft bod) fd)led^t öcr*
ftel^en, wollte id^ fte, wenn ber ©d^ritt einmal gefd^el^cn, nid^t
auf ben ©egenftanb ifjrer 9leigung auöbel^nen. 3(^ will STOa«
bame ßamille ebenfo, wie einft Sinnen, gu gefallen fud^en. Sft
baö nid^t red^t? 3d^ kbe l^ier in oöUiger ßu^rfgegogenl^t,
getragen oon ber unoergleid£)lid)en ®üte bon ^ülatl^ieu. 3^
l^offe, Sie gu feigen unb möd)te nid^t mel^r leiben muffen, benn
id^ fül^le mid^ am $unft angelangt, wo bie Äraft gu öcrfagen
beginnt."
Unb nad^bem ßamiUe S^rban baö SSorgefallenc gu erflareit
üerfud)t l^atte, antwortete fte begütigenb, fte fül^le ftd^ Iran! an
Äörper unb Seele, woHe aber be§ fd^önften SSerfeg bon SSoUaire
eingeben! bleiben:
»Tout mortel est Charge de sa propre douleur.c
„8lbicu ßamille'', fd^lofe einer biefer SSriefe, „Sic ftiib
etwa§ berb mit mir. SBenn @ie babei im SRec^te ftnb, fottte tä
mir gum 5Ru^en gereid^en. aSielleid)t aber ift eö nid^t mittbcr
rid)tig gu fagen, ba^ @ie weniger berb wären, wenn @ic mid^
lieber Ratten. Slbieu" ').
') Sainte-Beuve, Gamille Jordan. Nouveaux Lundis, XII, 255.
Madame de Stael h Gamille Jordan, 1er Mai et 20 Juin 1806.
S9efu(j^ üon fjrreunben. 173
€c(i^§ SRonate fpäter war Mamille Sorban unter benicniöen,
Wc ben @d)mcri ber ^rennbin über il^re SBerbannuug au§ $ariö
ber Ucbertrcibung befdiulbigen ju muffen glaubten. „@te l|aben
an ^Katl^ieu gef daneben, ba^ id) Sinnen groHte", antwortete
grau t)on @tael in Se^ug barauf, „baran ift etwas SBal^reö.
^6) liebte @ie mel^r atö @ie mid) liebten. 3[u§ biefem SRife^
öerljältnife entftanben petnlid^e ©inbrflcfe für mxä). (SS gibt
feinen Äummer, ber, wenn aufriditig, nid)t ^DHtgefül^l berbiente.
Sßor aUem, wenn ein fold)er Äummer, wie @ie e§ auö „(5o=
rimia" erfe{)en fönnen, wol^l biele Sti^ränen, aber feine VLn-
würbigfeit gefoftet unb taufenb 2Ral Zögere, einen 35ante,
einen 6icero unter 3[nbern, gebeugt l^at. 3)lit einem SBort,
glauben @ie mir, wenn id) Sinnen fage, ba^ man über meinen
@d)merj, wie ja flberl^aupt über allen ©d^merj biefer SBelt
taufenb ©inge gefagt l^at, bie mic^ berwunbet l^aben. ginnen
allein l^abe id^ eö nad)getragen, weil id) @ie lieb l^abe. Sft
baö nid^t billig? 3d) werbe Sinnen „Sorinna" fd^idfen. @d)reiben
@ie mir barüber nad^ Soppet, wol^in id) jurüdfel^re, fobalb
baS S3uc^ gebrudt ift. Je vous embrasse, rancune te-
nante« ').
Sias 33orl)aben, bor biefer Sftüdfel^r nad) ber ©d^weij burd)
ben ©ebraudö ber SSäber bon @pa Stärfung il^rer angegriffenen
®e[unbl^eit gu fud)en, mufete ebenfalls in golge ber bon ben
S3el)örben bagegen erl^obenen (Sd^wierigfeiten wieber aufgegeben
werben, unb am 14. September würbe Sluyerre mit SRouen ber=
taufest, bortl^in folgten il^r SBenjamin Sonftant, ier junge ®raf
ßljear bon ©abran unb mit 35Jill^elm aud) beffen SBruber,
tJtiebric^ @d)legel, ben il^re ®aftfreunbfd^aft wäl^renb fed)§
31Honaten bor ben brüdfenben, pefuniären Sorgen bewaf)rte, bie
feinen Slufent^alt in 5ßariS begleitet l^atten, wofür fte banfbar
anerfennenb empfing, wa§ biefer unerfd)öpflid) tl^ätige ®eift
') Sainte-Beuve, Canaille Jordan. Noiiveaux Lundis, XII, Madame
de Stael ä Camille Jordan, Meulan, 10 Avril 1807.
174 SRouen iinb Bäjilo^ 9(cofta.
t^r an Slnreßungcn aller 3[rt ju geben l|atte*). Sie fc^rleb an
ben in ®enf bei Sneberife Srun unb il^rer erfranftcn Soc^tcr
jurüdgebliebenen aSonftetten, bie rul^ige ^roöingftabt fei auf
eine Itterärifd^e 3nt)ajton wie bie il^rige nic^t oorbereitet gctoefen.
Sänger bort gn berweilen, lag nic^t in il^rer 8lbpd)t. Sie backte
an eine 3lficffel^r nad) Stauen; bann bat jie il^^e S^eunbc
tt)ieber, jte in @enf ju ertt)arten. @ie l^abe, erwibert flc am
@d)Infe eine§ biefer ©riefe, ein Sanbgut in ber SRal^e öon
^ari§ gefauft unb werbe in ungefäl^r öiergel^n Sagen erfal^ren,
ob e§ il|r geftattet fei, bort ju leben. „ߧ wirb traurig genug
fein, ben SBinter auf bem Sanbe jujubringen, unb bod^ ift baS
meiner SEßünfc^e l)öd^fteS 3'^. 2ßer möd^te überl^aupt in biefer
jufammenbred)enben SSelt nod) bon ftd) reben. 9liemate l^abcn
bie ßreigniffe fo mit ben 2Kenfd)en gefpielt, unb wenn id) bcnfe,
t>a^ id) in einer Qüt aufgewad^fen bin, in wcld^er ber literärifci^c
SRul^m bie erfte aller 9lu§geid)nungen war, glaube id^ mid^ auf
einen anbem Planeten oerfe^t''^). Äurj nad^ Sleujal^r, am
23. Sanuar 1807, würbe il)r bie Bewilligung ertl|eilt, big
1. Slpril ba§ iSd)lofe Slcofta, in 3[ubergeent)ille, @eine=et:=Dtfc,
JU bewol^nen. 6§ gel^örte einer guten Sefannten, SRabamc- bc
ßaftellane, unb bort würbe bie le^te, feilenbe ^anb an „6o*
rinna" gelegt.
3n3Wifd)en, im SKärg, würbe ber Äauf be§ @d)loffe8 (Scr^
na^ bei granconöille in ber 2lbjid)t abgefd^loffen, bort^in Seigrer
au§ ^ari§ fommen gu laffen unb e§ mit 9lüdfftd)t barauf gum
ftänbigen SJßol^np^ gu nel^men. S" trüber Stimmung fd)rieb
grau t)on @tael in Segug auf biefen $lan an Sonftetten, bie
^auptftabt üerblaffe bor il^rem SSlid, je naiver fte il^r fommc.
„Slber nid^t ^ari§", fügte fte l^ingu, „fonbem id) felbft bin e&,
bie beränbert ift. ^Diejenigen, weld)e fünfgel^n 3a^re alt ftnb,
*) fRai(^, ^dxot^ta öon ©d^leöct, I, 225 unb SBricfc öon S)orot]^ea,
92ot)cmbei- 1806 bis %tit 1807.
^ SBonftcttcn, S3rtcfc an g. S3run, I, 254. grau öon ®tael an ^on^
ftcttcn, SRoucn, 15. 9lot). 1806.
^ublifation bon „Corinna", Stiil^ial^r 1807. 175
emppnben nid^t tceniger lebenöfreubig al^ einft id). . . . 9Son
©cnf au§ lobt man mir bic 33riefe Don SRabamc 33run im
©egenfafe gu ben meinigen. 9Ran l^at 5Red^t, benn feit id) nid^t
mtl^x an meinen SBater f d^reibe, bermag id^ fiberl|aupt nid^t,
mid^ brieflid^ ju äußern, gür einen beftimmten 3tt)edt, in ber
©rregung ber ßeibenfd)aft, fönnte id) nod) berebfam fein. Slber
mic^ einem 3lnbern, alö meinem Sßater jn fdljtlbern, ba^ Dermag
id^ nid^t mel^r. gorbern @ie 3Rabame Srun anf, mir burd^
einen il^rer Sriefe il^re Seele nä^er gu bringen, ©ie meinige
fül^lt ftd^ in biefem Sfiiefenreid^ beengt" ^).
aiö jebod), furge 3eit nad) biefem SBrief, S3onftetten'§ Sud^
über „SBefen unb ©efe^e ber ßinbilbungSfraft" erfd^ien, fanb
i5rau bon @tael bie lebenbigfte Sil^eilnal^me »ieber, um e§ gu
loben, ^©oeben, mein lieber Sonftetten", fd)rieb fte, „fjabe id^
@ic gelefen unb ebenfo geift== alö pl^antafieöoH gefunben. gö
ift gum erften 9Ral, bafe man in frangöftfdier ©prad^e Äenntnife
beS menfd^lidien §ergenö unb SSerftanbnife für 5ßoefte in ber
SÄetopb^ftl bermertl^et l^at. Sie fjaben ben lebenben SWenfd^en
anal^prt, unb gl^r S3ud) l^at l^iftorifd) auf mid^ gewirft. 35enn
tüa§ fönnte l^iftorifd^er fein al§ bie ber gangen 3Jlenfd)l^eit ge^
mcinfamen SBegriffe t)on g^reube unb t)on ©d^merg. @ie l^aben
©teilen bon munberbarer ©etoalt, unb id) n)erbe 2lu§güge babon
im „^ublicifte" beröffentlid^en. . . . 3c^ njoUte, 3^rc fd)arfrtnnige
Slnal^fe beö ©d)merge§ gäbe mir bie ^löglid^feit, il^m gu ent*
rinnen, aber glauben @ie mir, lieber SSonftetten, ftd) felbft
l^aben @ie bargefteUt. 3eber bon un§ fd)ilbert ja immer toieber
jtd^ felbft, unb jener fed^fte ©inn, an n)eld)en aud) id) glaube,
ift eben ba^ ®efü]&l be§ ©ein§. Heber ba§ eigene 3d^ aber
bcrmag man nid^ts, benn biefe§ Sd) ift 8llle§. 2Benn id) meine,
ba^ man nid)t§ über ba^felbe bermöge, fo fage ic^ baö in Se«
gug auf ba§ ©lud. S)enn bie §anblungen jtnb ba§ unmittel*
bare ©rgebnife be§ 3Billen§ unb barauf berul^t ber gange 33egriff
*) S3onftctten, SSvicfc an g. S3run, I, 255. grau öon ©tael an S3on»
pcttcn, aWelun, 2. S^nuar 1807.
i.
kyü^:
176 S(u«wcifung«bcfc]&I ^apoXion'$.
bcr SJforal ©old^e unb ät(nlid)e ©ebanfen, bic 3l^r 35ud^ bei
mir angeregt l)at, ttJoHen lüir einmal weiter au§fjpinnen. SBüfeten
(Sie, tt)ie traurig unfer f^rül^jal^r, lüie traurig mand^eS 3[nbere
ift, @ie wären banfbar für Sl^ren fd^onen Fimmel unb mel^r
nod) für bie @eele Sfjrer ?5reunbin, bie nid^t weniger flar al§
biefer ift" ').
Um biefclbe ß^^t fd^rieb $Rapoleon an SoudE)e, wie er mit
aSergnfigen bemerfe, i>a^ bon fjrau Don @tael nid)t mel^r bie
JRebe fei. „SBcnn id^ mid) nod) mit il^r befd^äftige", fügt er
l^inju, r/Ö^f^i^'^t e§ auf Stl^atfad^en l^in. ©iefe grau tft ein
wafjrer SRabe. @ie glaubte btn @turm bereite gelommen unb
fd)welgte in gntriguen. @ie foH nad) il)rem Seman jurüdf*
feieren, ^aben un§ bie ©enfer etwa nic^t genug gefd^abet? . . .
@§ ftef)t il^r übrigens frei, ins SluSlanb ju gelten unb bort fo
Diel ^ampl^lete, als fte nur wiH, gu fd^reiben." „S3el)alten @ie
aud) Senjamin ^onftant im Sluge", Ijeifet eö in einem Srief
t)om Suni 1806, „wie er ftd) in baS ©eringfte mifd)t, fd^icfe
id) ttjxi nad) Sraunfd)weig, gu feiner grau, ^d) wiH nid^tS
t)on bie[er gangen Slique bulben; id) wiH nid^t, ba^ fic $ro*
feilten mad^e"^).
3näwifd)en ging mit 8lnfang Slpril bie für ben Slufentl^att
im @d)lofe Slcofta gewäl^rte grift gu @nbe, unb eS traf ein
faiferlid)er Sefel^l bort ein, entweber bie ©ntfemung ber üiergig
SReilen bon 5ßariS genauer eingul^alten ober granfrdd^ untJe^
gflglid) gu berlaffen. grau bon @tael war leibenb unb gu Sett,
als jte ben SSefel^l erl^ielt. @ie erflärte, bor bem 1. SiRai nid^t
reifen gu fönnen unb an jebem frül^eren 3:ermin nur ber ®ewalt
weid)en gu wollen, worauf fie borläufig unbel^elligt blieb.
Slm 27. Slpril melbete ein 5ßoli3eiberid)t bem Äaifer tt)Xt
Slbrei[e nad) ®enf. „3d^ bebaure, (Sie fo fd)led^t informirt gu
wiffen", l^eifet eS in feinem Slntwortfd^reiben an goud)e. „grau
0 S3onftcttcn, S3riefc on g. SBnin. gvau öon @tael on S^onftetten,
grül&ial&r 1807.
^) Napoleon I., Correspondance, XV.
bon ©tael mx am 24., 25., 26., 27., 28. unb t[t wal^rfc^einlid^
nod^ in $ari§. . . . 6§ l^eifet bie un0lädlid)e Sage bicfer %xaxx
nur erfd^weren, wenn mau il^r Slluftoneu über biefelbe mad^t
uub fie baburd) ^eiulicl)feiteu auöfe^t, bmn id) werbe uid^t
jöfleru, pe uötl^igen %aUt^ ber ®eubarmie ju überautworten'' *)•
3u Sejug auf beu 5ßolijeimiuifter war Slapoleon gauj im
3led)t. ©em ©päl^erauge feiner 5Dtou(^arb§ glüdlid) entronnen,
l^atte %xan bon @tael ber 3Serfud)ung cine§ furgen Slufentl^^lt^
in 5ßari§ nid)t wiberftanben. 9lur wenige ^reunbe wußten
barum, unb erft fpät SIbenbö ober be§ 9lad)t§ pflegte |te il^rc
SBol^nung ju oerlaffen unb bie beröbeten ©trafen ju burd^*
wanbern, weniger um frifd)e Suft ju fd)öpfen, aU um tl^eure
©rinnerungen wiebergufinben. SlUeö ging gut, bi§ fte :plö^liclö
ber aCBunfd) ergriff, 9Jiabame be STeffe auf jufud^en. ©iefe aber,
bereu frül^ere ©nergie bem ©nflufe be§ Sllterö nid)t wiberftanben
l^atte, erfd)ra! bei bem ©ebanfen, burd) ben Sefud) fompro^
mittirt gu werben. 6§ gefd^al^en Snbi^fretionen, bie bi§ gum
Äaifer brangen. g^rau bon @tael mufete fd^neU abreifen unb
fal^ 5ßari§ erft nad) bem ©turj 9lapoIeon'§ wieber ^).
aSon S)ijon auö, in ben erften STagen beö 3ila\, melbete fie
il^rer greunbin Suliette baö (grfd)einen bon „Corinna". „SBenn
etwa§ meine ©egner entwaffnen fönnte", fd)rieb fie, „foHte eö
biefeö l^armlofe S3ud) fein"^).
®ie Antwort barauf gab jene bereite erwäl)nte Äritif
SHapoleon'^.
35ei biefer ®elegenl)eit wieberl^olte jtd) bie alte ©rfal^rung,
wie oft gerabe @oId)e, bie felbft wol^lgeborgen bom fid)ern Ufer
aus äufel^en, wie Slnbere um ber Ueberjeugung willen gegen
0 Napoleon I., Correspondance, XV. H. Welschinger, La Cen-
Sure sous le premier Empire, 169-— 172.
^ Sainte-Beuve, Madame de Stael. Nouveaux Portraits et Criti-
ques litteraires, III, 27—137.
*) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet
et Weimar, 78. Madame de Stael ä Madame Rt^camier, 5 Mai 1807. (gm
«u*, toic bie meiften abriefe, falfc^ öon 1806 batitt.)
»UnncrI&affett, grau toon ©tael. III. 12
178 SRüdlel&r in bic (Sd^wcts.
ben ©trom anMmpfeu, jid) bod) bem freiwinigen Dpfcr Q^Qm--
über ba§ SBergnüflen ber Äritif nid^t fd^mälern laffcn.
Segen einen berartigen, t)on ©räfin Sllban^ crl^obenen SSor*
tt)urf würbe %xa\x bon ©tael t)on Si^monbi in @d)u^ genommen.
Unmittelbar nad^ il^rer anfunft in So^)^)et l^atte er öier SBod)en
bei il^r gngebrad^t, unb fd^rieb nun, nad^ feiner tojSfanifd)en SSifla
gu ^e^cia gurücf gefeiert, an bie ®räfin nad) gloreng: „Ol^ne ß^^rif^l
l^ätte aud) id) grau üon ©tael genug SBiUenSftärfe getDÜnfd)t, um
bem Slufentl)alt in 5ßartö üoUftänbig unb ol^ne Sfiüdfl^alt ju cntfagen.
aillcin bie Slnjiel^ung^fraft ber ^yauptftabt für pe benil^te auf
ftärferen al§ auf blofe gefeüfd^aftlidien S3eweggrunben. S^re
greunbe, barunter fold)e, bie il^rem t^ergen befonbcrö nal^e ftel)en,
ftnb beftänbig bort, unb aufeer biefen fielet i^r SHiemanb mel|r
nal^e genug, um il^r Familie unb ^eimatl^ ju erfefeen. @o n)ie fte
ift gefül^looll, 3ine§, toaä xi)x berroeigert wirb, leibenfd^aftltd)
begel^renb, unb bod) wieber weiblid) gagl^aft unb beftimmbar,
ift e^3 fd)on fel^r öiel, jenen negativen SKutl^ bewal^rt gu l|aben,
ben jte niemals verleugnet l^at. ©ie l^at barein gewilligt, ju
fd^weigen, ju warten, ju bulben, um ju ©enjenigen, bie jte
liebte, äurfldjufel^ren. gebe |)anblung aber unb jebeS SBort,
bie aB |)ulbigung ber 3Rad)t aufgelegt werben fonntcn, l|at jte
verweigert. 9lod) gang bor Äurjem, alö fie auS ^ariS «nb
au§ ber faum erworbenen SSeft^ung bertrieben würbe, liefe il^r
ber ^oligeiminifter wiffen, ein Ilug angebrad)te8 SBort be8
Sobe§ unb ber Slnerfennung in „Corinna'' werbe alle @d|Wiertg*
feiten wegräumen, alle il^re 3Bünfd^e erfüllen. Sie erwiberte,
bafe fte afleS etwa SBerle^enbe ober 3lnftöfeige auS il^rem SBud^
tilgen, aber fein SBort ber ©d^meid)elei l^injufügen wolle. @o Ijl
e§ benn aud) babor bewal^rt geblieben, fein geringe« SScrbienfi
fürwal^r in Seiten ber ©d^mad) unb ßrniebrigung, wie biefe^ ').
') Saint-Rene Taillandier, Lettres inedites de Sismondi, Bon-
stetten, Madame de Stael, etc., 68—69. Sismondi k Madame d^Albanj,
Pescia, 18 et 25 Juin 1807.
^oppti im Srt^t 1807. 179
©iömonbi be£)ielt 9led)t. Slapoleou aber, tubem er %xan
t)on &tael nad^ Poppet t)ertt)te§ imb förmlid) jur Dp:pofttion
t^erurtl^eilte, fd)uf eö jit einem fleiftigen SKittelpunft unb ß^-
flue^töort für Sllle, rotldjt pd) feinem befpottfd)en SBillen n^eber
bengen moHten nod) fonnten.
®ie @d)one 6rbe, mo e§ gelang, unter feinem eifemen
©cepter unabpngig ju fnl^Ien unb frei jn benfen, njurbe l^ifto^
rifd). S)ie g^rau, bie in feiner 3läijt, Don feinem ©lang t)er«
bunfelt, unb politifd) bebeutung§lo§ geblieben wäre, umgab \>a^
(Sfxl mit bem Derflärenben £id)t ungered^t erbulbeter $ßerfolgung
unb bemal^rter ©elbftänbigfeit. SJleben il^m, ber SEalent unb
£eiftung§fä£)igfeit fo wunberbar gu mdm unb au^gunü^en,
ß^araftere fo wenig gu ad^ten wufete, blieb fte aufredet ftel^en.
3)afe e§ il^r fd)toer, gumeilen faft unerträglid^ würbe,
fd)mälert il^r SSerbienft nid)t.
3iad) ber fRMtt^x in bie ©d^weig war ber erfte Sefud)
au§ ber g^erne, ben ^rau oon @tael in ßoppet empfing, ber
t>on SWabame Slecamier.
3m Sauf be§ Sa^reö 1806 ^atte il)r Wann faft fein gangem
SSermögen oerloren unb il^re greunbe gaben il)r alle ba^ 3^wö=
ntfe, bafe fte ben @d)lag, ber fie au§ reid)en unb glängenben in
befd)eibene SSerpItniffe brad)te, mit würbiger ©tanbl^aftigfeit
ertrug. 5)amit l)atte fid) ba^ Sd)iclfal nid^t gegen fte erfd^öpft.
Sm barauffolgenben Sanuar öerlor jie bie SRutter, unb al^ pe
©rl^olung fud)enb, im ©eleit be§ ®rafen ©Igear be ©abran
gum erften 5Wal nad) ber @d)Weig unb nad^ ßoppet ftd^ begab,
würbe pe in ^olge eineö 2Bagenfturge§ mit il^ren Begleitern in
ben Slbgrunb gefd)leubert unb wie burd) ein SBunber famen pe
mit bem Seben baoon. 9Jiabame SRecamier felbft, leidet am
%\x^ öerle^t, brad^te ben gangen Sommer bei il^rer greunbin
gu, wo ©türme anberer Slrt pe erwarteten.
SJamatö unb in Soppet war e§, wo pe ben ^ringen Sluguft
uon^rcu^en, einen Jüngern SSruber be§ ^ringen Souiö ^erbi«
nanb fennen lernte, ©eit bem Sag öon ©aalfelb, ber biefcm
12*
180 SWabomc SHecamicv unb SPrina ^Wfiuft Don ^rcufeen.
baö Scben gcfoftet l^atte, \t)ar 5ßrinj Stuguft fricgSgcfangcn in
granfreid). Sin September 1807 ging er nad^ ®enf unb' blieb
wäl^renb ber nä(i^ften \eä)^ 5löod)en ber @aft t)on ^rau t)on
@tael. 3n ßoppet xoax er fo öollftänbig unter bem Sauber
ber eigentpmH(i^en ©d^önlieit t)on SKabamc SRecamicr, bafe er
SllleS aufbot, um jte jur ©(i^eibung öon il^rem SWann unb jur
SBieberöerl^eiratl^ung mit il^m gu bewegen. @o weit lam e§
allerbingö nid^t, allein Suliette blieb bieSmal nid)t ungerül^rt
unb badete, ftatt an bie gewol^nte Äofetterie, einen Slugenblidf
tt)enigften§ an ben fd^liefelid^ bod) t)on il^r abgelel^nten Sunb
mit bem ^ol)enjoller ^). Un homme distingue, nennt il^n ber
ebenfalls anwefenbe Senjamin ßonftant. „SBic t)iel mel^r pnb
bod) bie[e ©eutfd^en wertl^ al§ wir", fügte er l^inju^).
2)em 5ßrinjen gu gieren fd)lug ^Jrau t)on ©tael, bicömal
nid^t in ®enf, fonbern in Poppet bie Keine Sül^nc auf, wo fo
©rofee^ gewagt würbe. 2Kan fpielte „SMal^omet", ,,2R6ropc",
bann „^ß^rrl^uS", „Slnbromaque", „5ß^5bra", bagu Sfiacine'S
Äomöbie »Les Plaideurs«, wo 81. 51Ö. ©d^lcgel, ber nad^ 6on=
ftanf ^ a3erid)t in ber STragöbie „lomifd^'' gewirft l^atte, „burd^=
aus nid^t luftig gu fpielen wufete", wäl^renb SDtabame Si^camier
al§ Slricie in ber 5ßpbra gufammenbrad), in bereu SitelroKe
grau öon ©tael SBeniamin ßonftant gum SSelenntnife l^inrife,
„jte l^abe wunberbar gefpielt" unb il^n gur Sftad)bid^tung beS
SBallenftein begeifterte, t)on weld)em t)ier Slftc in ein paar
taufenb Sllejranbrinem im Sßerlauf öon wenigen SRonaten unter
t>cn Slugen t)on ^Jrau öon ©taöl unb burd) il^ren Siatl^ geförbert,
öollenbet würben, wie jie e§ mit freubiger ©enugtl^uung über
ba§ ©elingen an |)ergogin Suife berid)tete 3).
0 L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Goppet
et Weimar, 91, 147. Lettres de Madame de Stael, Goppet, 13 Oet 1807
et 25 Aoüt 1808.
^) Benjamin Gonstant, Journal intime, 1807.
^) Benjamin Gonstant, Journal intime. L'Auteur des Sou-
venirs de Madame R6camier, Goppet et Weimar, 92. Madame de
Stael ä la Duchesse Louise, Goppet, 13 Oct. 1807.
33. ßonftant'S «Rad^bid^tunß bc8 „Söallenftctn". 181
■ ©er „SSBattcnftcin" folltc nad^ feiner aSoHenbung in $ari§
jur Sluffül^ning Qtbxaä)t werben unb bic Sieaftion gegen ba§
flafftfd^e franiöftfd^e SSl^eater einleiten, t)on bem @d)iDer'§ Ueber=
fe^er urtl^eilte, eö fei in feinem ffinftlid)en ®efd)matf fo fel^r
tt)iber bie Statur, ba^ im „6ib" allein etwa gwanjig Situationen
unb Ungefd^icfli(i^feiten öorfämen, genägenb um iebeS mobernc
@tütf gu %aU ju bringen. ©a§ @d)aufpielerperfonal t)on ßoppet
war fo grünblid) t)om Santpenfieber erfaßt, bafe in ®enf fol=
genbe 3(nefbote furjtrte. 3^^i Ferren, öon weld^en ber eine bei
ben Sorftellungen betl^eiligt, ber anbere ein pafjtonirter Säger
war, l^atten ftd^ gufammen auf bie 3agb begeben, al§ ber le^tere
feinen ©efäl^rten plö^lid) lebl^aft auf feinem @tanb geftifuliren
fa^. SBilb in ber 3lat)t öermutl^enb, fd)lid^ er l^eran unb fragte
Pfternb, ob ber greunb etwaö gefeiten l^abe. „9lein", erwiberte er
verblüfft, „id^ benu^te bie S^t um meine SioHe einguftubieren" ').
©rofee Erwartungen erwerfte bie SJlitwirfung t)on (älgear be
©abran, ber felbft bid)tete unb ba^ geben in ber berl^ängnife^
t)ollen ©igenfd^aft eine^ SBunberfinbeö begonnen l^atte um a\§
©onbcrling gu enben. 8lber er berbarb bie SRolle be^ 'J&iWol^t,
wäl^renb ber furgftd^tige, gewöl^nlid^ mit SriHen oerfel^ene a3en=
iamin Gonftant, fd^mal unb lang, einen ebenfo gweifell^aften
S^efeuS barftente.
Sludö ^i^ Swfd)auerwelt üon @enf l^atte in ber legten S^W
einigen Sntoaä)^ erl^alten. 33creit§ oor ber Slbreife üon f^i^^u
öon @tael nad^ Seutfd^lanb fteHte ber öorübergel^enb am
®enfer See ftd^ aufl^altenbe SRontloftcr ben feit 1802 entannten
neuen 5ßräfeften beö Seman, Sarante, in Poppet t)or. ©icfer,
ein S^reunb üon 9larbonne, war auö ben SReil^en ber alten fran-
göjifd^en SRagiftratur in Jene ber faiferlid^en Slbminiftration
übergegangen unb gel^örte gu ben unabl^ängigen ßl^aralteren,
bie über ber Seamtenpflid^t niemals üergeffen, wa§ fte il^rer
perfönlid^en Söürbe fd^ulbig jtnb; 9lapoleon follte il^m @e=
0 Mallet d'Hauteville) Souvenirs des sejours de Madame de
Stagl ä Geneve, Bibliothequo uDiverselle de Geneve, 1860.
182 ^lofpere bc ^arantc.
Icgenl^eit üerfd^affen, ber $evrin wn ßo^^pet einen glänjenben
Sett)eli§ bie[er ßl^arafterfeftigfeit gu geben. 3)ie legten SebenS^
Jal^rc üon 9terfer l^atte ber Umgang mit Sarantc belebt unb
erfreut, aber mel^r nod) al§ t)on il^m fül^lte jtdö grau t)on @tael
i^on feinem ©oJ^« ^rofpere, einem öierunbjwanjigiäl^rigen iungen
^ann t)on ungen)ö]^nlid)er SSegabung, angezogen, ber feine
öffentlid)c Saufbal^n alö Slubitor im ©taat^ratl^ begann, ©eit
1806, mo il^n ber Äaifer mit mel^reren Kollegen in bie neu*
eroberten preufeifdjen unb polnifd^en ^roüingen fanbte, feiert ber
9lame beö Jüngern Sarante oft in ber ßorrefponbeng t)on
grau t)on @tael wieber, unb e^ fnüpfte ftci) jtoifd^en il^nen ein
neues SSanb ber ©^mpatl^ie, aU fte gewal^r mürbe, meldte Sie-
gungen jtttlid)er ©ntrüftung ber Slnblid biefer ^err[d)aft ber
brutalen ©emalt unb ber SKittel, bereu jtc beburfte, tu ber
@eele beS jungen aßanneS ermerfte. ^m |)erbft 1807 befud^te
er feinen Sßater in ßoppet, um l^ierauf aU Unterpräfeft öon
®reffuire im ^oitou einen befd^eibenen 2öirfung§frei§ anzutreten,
ben ber faiferlid)e ©ebieter mie eine 8lrt tjon ©träfe bafur an=
gemiefen ^atte, bafe ^rofpere be Sarante in Serlin unb SBar«
fd^au, in ©d^lepen unb ^olen nur gejmungen unb mit innerem
SSßiberftreben ba^ Söerfjcug feiner Unterbrücfung gemefen war.
®er Slufentl^alt im ^oitou tourbe frud^tbringenb fiJr feine literö»
rifd)e SSI^ätigfeit* ©enn auf bem nal^e bei Sreffuire gelegenen
©d^lofe Gliffon lernte er bie SJfarquife t)on Sa 3lod)eiaqueleitt,
SSBittme t)on SeScure, bem ^elbenfül^rer ber SSenbee, fennen, bie
il^m ©elbfterlebteö unb 5lufgeäeid^nete§ auS jenen Sagen mit*
tl^eilte, worauf [\ä) unter ber geber t)on Sarante baS 3Wemoiren=
merf geftaltete, ba§ nad^ Snl^alt unb gornt ju ben 5ßerlen ber
ro^aliftifd)en Siteratur gel^ört. 3n anberer SBeife mad)te ßoppet
feinen literarifd^en ©influfe geltenb. Slngeregt burd) ba§ Sud^
oon grau oon ©tael, fd^rieb ^rofpere be Sarante über bie
frangöjtfd^e Siteratur im aditjel^nten S^l^rl^unbert^). ©iefeS
') P. de Barante, Tableau litteraire de la France au dix-huiti^me
siecle.
^rofperc bc Sorantc. 183
SBerl getüanu ftd^ eine üerblente ^Popularität imb tt)urbe tüte ber
Kommentar ium befannten Sluöfprud^ öon S3onalb, bie giteratur
fei ber au^brud ber ®efeafci)aft, unb mit für if)re ®efd^tcfe
üerantttjortlid^. 3n biefem ©eift lüar ba§ ati^tjel^nte Sal^rl^imbert
t)om SBerfaffer mit Unabl^ängigfeit beurtl^eilt, ba§ SBerf beSfelben
aU abgef(i^Ioffen bejeid^net, bie Sßergangenl^eit lüieber in il^re
fRtitjk eingelegt unb für bie Söfungen ber Sufunft auf anbere,
neue Gräfte üerwiefen. ©urd^ ben gi^eengang beö SSud^^
mäd^tig ergriffen, fd)rieb grau üon @tael eine Äritif bcöfelben.
Sie lobt feine mafeüolle Äraft unb beilegte 3wrädfl^altung, ben
reid^en @d)a^ t)on ^enntniffen, bie e§ tjerwertl^et l^abe. ©er
Flamen ^Jranfreici), fagt jte, wirft, ba^ fül^lt man, allmäd)tig
auf ben 3[utor. 2)a§ alte granfreid^ fpnd^t ju feiner 6in^
bilbungöfraft; baö granfreid) £ubtt)ig'§ XIV. bef riebigt feinen
@toli; ba§ beö ad^tjel^nten 3al)r]^unbertö befd^äftigt feine ®e^
banfen unb ieneö ber erften revolutionären Seiten erl^ebt ftd^ auf
bie ^öl^e ber ©efd^idfe eines freien SBolfeö. 6in üon fold)en 2ln=
fd^auungen getragener Patriotismus befeftigt bie ®efinnung unb
berleil^t bem fd^riftftellerifdt)en SSeruf eine Sebeutung. 6S bliebe
ber Söunfd^, ben aSerfaffer öfters unb ungel)emmt feinen 6in^
gebungen folgen gu feigen. „3wriid^^ttwng ift nid)t immer ein
3eid^en ber Äraft. Dbmol^l baS Sud^ t)on ^errn uon SSarante
größere SBärme üerrätl) als auSfprid^t, möd^te man il^m ju=
tt)eilen mel)r ©eutlid^feit tt)ünfd)en. ©eine ©eftnnung ift eine
burd)auS religiöfe, unb bod) fd^eint feine Söeltanfd^auung oft
tt)ie öon einem fo fataliftifd^en 3ug burd)brungen, als ob er
nid^t an freie ©elbftbeftimmung glaubte. 6S ift möglid^, bafe
baS neungel^nte Sti^rl)unbert, burd^ baS ©d)aufpiel ber mäd^=
tigen, t)on uns mitburd)lebten (greigniffe beeinflußt, ber 5!Rad^t
ber 2:i^atfad)en mit übergroßer ©rgebung jtd^ fügen ttjerbe. SBeil
baS ad^tgel^nte Sal^rl^unbert ein ju auSfdjließlid) tl^eoretifdjeS
war, wirb baS neunjel^nte uieHeid^t ben SBertl^ rein praftifdtier
3iefultate überfd)ä^en; baS eine glaubte an baS SBefen ber
®inge, baS anbere wirb nur ben Sßerl^ältniffen 3?ed^nung tragen
184 Sran^oid &m^ot.
iDoIlctt ; ba§ crftcre l^offte ber 3w^u"tt ä« gebieten, ia^ folgenbe
tt)irb pd^ auf 'OJleufd^enfeuntmB befd^^änfcn. 3)en SSerfaffer c^
füllt frf)on ber ®eift einer neuen Qtxt 6r erl^ebt jtd^ über bie
ßinbrficfe, t)on weld^en feine Sugenb bel^errfd)t würbe, unb fein
Urt^eil über ftc ift bereits ba^ ber SRac^tt)elt/
grau t)on @tael, aU ftc in fo warm eutpfunbenen SBorten
il^rem iungen greunb ba§ ©eleit in bic Deffentlid^feit gab,
al^nte nid)t, bafe ein Zl)t\l feiner Aufgabe barin beftel^en würbe,
biefer neuen ©eneration il^re eigene politifd)e ©oftrin ju ver-
mitteln.
3wifd)en il^r unb ber Helnen ®ru^)pe bebeutenber SJlänner,
bie unter bem 3lamen ©oftrinärc ju l^iftorifci^er Sebcutung ge=
langt ftnb, ift ^rofpere be Sarante ba& erfte üerbinbenbe ®licb.
Salb nad) il^m würbe fein greunb unb @e|tnnung§genoffe, ber
fünftige Staatsmann ber ©oftrinäre, ^JrauQoiS ©uijot, mit
grau öon @tael befannt. ^m 3luguft 1807 fam er auf bem
3Beg na(i^ ^imeS, wo feine SRutter lebte, für einige Sage an
ben ®enfer @ee unb erbat fd^riftlid^ bie (ärlaubnife, ftd^ ber
aSerfafferin tjon „Corinna'' borftellen gu bürfen. 3n Dud)^ bei
Saufanne, wo fte ftd^ gerabe aufl^ielt, lub fte ben nod^ völlig
unbefannten, jwangigiäl^rigen Jüngling ju Sifd^, gab il^wt ben
^la^ an il^rer @eite unb liefe ftd^ baö SReuefte auS $aris, wo=
l^er er fam, er^älölen. ©uijot berid)tete t)om ©inbrutf beS Sir*
tifels, ber am 4. Suli 1807, alfo gur Seit ber »nwefen^eit
SRapoleon'S in STilftt, im „2Kercure" erfd^ienen war, unb wicber«
l^olte mit bewegter ©timme Jene als Slnfpielung gemeinte unb
öerftanbene ©teile: „S)ie 3Wufe l^at oft SBerbred)en gu ergäl^len
gel^abt. SlHein eS liegt etwas fo ©rl^abeneS in ber SRebe beS
®id)terS, ba^ burd^ fte felbft bie ©d^ulb wie gemilbert erfd^eini
S)er ©efd^id^tfd^reiber allein fd^wftd^t il^re ©reuel nid^t ab.
SBenn im @d)weigen ber 6rniebrigung nid^tS mel^r öemel^mbar
ift als bie Äette beS ©flauen unb bie ©timme beS Serrätl^erS,
wenn 9(lleS t)or bem S^^rannen gittert nnb eS ebenfo gefäl^rlid^
ift, feiner @unft gu begegnen als feine Ungnabe gu t)erbienen,
S)cr Stitifcl oon ß^otcaubrianb im „SJJcrcure". 185
bann crfdjeint bcr ®e[(i^ici^tfci^retber als SRäd)er bcr ^Rationen.
Umfonft bertraut 5lcro auf fein ©lud; SacituS ift im 3fieid^
geboren; unbefannt to&ä)\t er bei ber ^\ä)t beS ®crmanifuö
l^eran unb fd^on l)at bie SJorfel^ung einem unbeaci)teten ^nbe
ben Siul^m beö ^errn bcr SBelt ausgeliefert."
©er Slrtifel, burd) baS Sud^ bon Saborbe über Spanien
beranlafet, toax bon ßl^ateaubrianb, ber furj borl^er aus bem
Drient gurüdfgefel^rt toax.
®er SSon, in tt)eld)em ©uijot bie angefüi^rtc ©teile bor=
getragen l^atte, frappirte ^rau bon ©tael fo fel^r, bafe jte il^n
beim 3lrm fafete: „SSleiben Sie bei un^", fagtc fte lebl^aft,
„unb übernel^men Sie eine SRoHe in 3(nbromaque". ®uijot
cntfci^ulbigte ftd^ läd^elnb mit [einem 3Wangel an Salent für bie
Sül^ne. 3n feiner ernften gugenb toax fein SRaum für 3^1^==
ftreuungen, felbft tDenn biefe S^^Pr^ww^gen barin beftanben,
Sragöbie ju fpielen. S)aS ®e[präd) fam auf ben 3(rtifel unb
beffen tt)a]^rfci)einlicf)e ijolgen für Gl^ateaubrianb gurüd. @ie
liefen nid^t lange auf ftd) warten. 3(m 27. guli toax ber
^aifer lieber in ^aris eingetroffen unb furj barauf ber „^fer=
eure'' auf feinen SSefel^l unterbrüdt ttjorben').
@iner europäifd^en ©röfee, ber ßl^ateaubrianb ebenfalls bie
3(nerfennung berfagte ^), mürbe aber bennod^ in Poppet gel^ulbigt.
6S tt)ar bieS ber SJlontblanc, ben ©auffure 1787 jum erften
SWal beftiegen l)atte. SiS gum Seginn beS ad^tgel^nten Sal^r-
l^unberts pflegten, mit fel^r geringen SluSnal^men, bie SReifenben,
tt)eld)e über bie Sllpenpäffe famen ober gingen, etnja mit ben
SBorten eines beutfd)cn SReifenben beS ftebgel^nten S^i^i^l^w^^^^tS
bon ber SBergwclt gu fd^eiben, nun enblid) „liege baS gräulid)
unb langweilige ©ebürg" l^inter il)nen; freubig begrüßten fte
0 Guizot, Memoires pour servir Phistoire de mon temps, I.
Sainte-Beuve, Chateaubriand et son groupe litteraire sous PEmpire, II,
100 u. ff.
^ Sainte-Beuve, Chateaubriand et son groupe litteraire sous l'Em-
pire, I, 398—399.
186 ®ine ÜJ?ontblanc«a3cfteiöim9.
bafür „bie fd^önc, öbene Sanbf(i^att" womit bann ba§ bcutfd^c
Scd)felb ober ©onaumooö, bic (gbencn ber ßoire ober bie (Sf^am-
pagnc gemeint loareu^). ®em ad^tjel^nten ^al^rl^unbert t)er=
mittelte ba§ n)ad)fenbe S^tereffe an ben 5latunotffenfdöaften t>a§
SBerftänbnife für bie Sd^önl^eiten ber Sllpenlüelt, bie SUbred)t
Don ^aller'^ ©id)tuiig guerft gefeiert l^atte. 3)em Säger unb
ÄrJ)[tallfud)er folgten ber ®elel^rte, ber ^orfd)er, ber ©ammler,
nnb balb aud) ber 5Kaler nnb ber Sourift in bic einfamett
SRegionen ber ijelfennjänbe unb Sergftröme, ber Slabell^öljcr
unb Slbgrünbe, ber ®letf(i^er unb Stirnen, bie 3. % 9louffeau
in ben ßonfefftonS al§ bie einzigen ®egenben bcjeid)net, auf
bie ftd^ in SSegug auf ba^ £anbfd)aftlid)e ber 33egriff be§
©d^önen anwenben laffe. Äarl SRitter em&lfixt bereits 1809,
tt)ä^renb eine§ 8lufent^alt§ in @aint*®erbai§, am %n^ be§
SWontblanc, bie Karawanen oon 6inl^eimif(i^en unb f^remben,
barunter befonberö biele ©amen, n)elci^e mit Sll^jenftödfen bc?
tt)affnet einJ^ergogen^). ©ineö SagS tourbe aud^ bie Jtolonic
oon 6o))pet bom el^rgeigigen SSßunfd) erfaßt, bic SBunber ber
®letf cf)erwelt in ber Jläl^e gu fd)auen, unb man befd^Iofe nid)t§
®eringere§ al§ bie Scfteigung be§ 3Wontblanc. Sin einem
©ommermorgen be§ g^i^reS 1807 begann bie SluSfül^rung
be§ Unternel^menS, unb man l^atte bereite eine jiemlid^ be«
trädjtlid^e ^öl)t erreid^t, al§ bie immer glül^enber werbenben
©onnenftral^len burd^ bie leidsten Kleiber ber 3)amett burd^ju»
bringen begannen. S(n Slrmen, ^aU unb ®eftd^t berbrannt,
fd)on lange mübe, unb enblid^ gauj erfd)ßpft, erfldrten ^rau
oon @tael unb SRabame Sftecamier, bafe jte umgutel^ren tKX^
langten. Umfonft Derwiefen bie %ül)xev auf bie oerl^ältnifemäfetge
9lä]^e be§ ®letfd^ergarten§, auf bie l^errlid)e 2tu§ftd^t bort oben.
„Wein Sieber", antwortete g^rau Don @tael bem braben 3&aU
') 3Upinc * SRcifeliteiatur in früherer ä^it, II, ^ttöem. ßtö-r »eilofie,
9. <Sept. 1885.
-) ®. Älramer, Stcixl SRittcr, ein SebcuSbilb, I, 173.
93orbcrcitunöcii jur ittJeitcn SReifc na6) 2)eut[d^(anb. 187
lifer, beut ftc anvertraut war, „wenn ©ie eö mir in allen
@prad)en uon ßuropa jagten, id^ ginge bennod^ feinen ©d^ritt
weiter", womit bie Sergbefteigung il^r @nbe fanb^).
31B cS wieber |)erb[t würbe, fd^rieb ßamiHe Sorban an
grau üon @tael: „S)iefe§ Poppet, baö @ie Slnbern fo liebeng*
wertl^ mad^en, ift e^ enblid) aud^ 3f)nen lieb geworben? 5Ran
fprid)t üon nid^tS 9lnberm al^ t)on ben SReijen, bie Sie il^m gu
geben wiffen. Unb bod), id) fürd^te e§, waö üemtag ba§ 5llle§
gur a3efd)wid)tigung be!§ ^erjenö, \>a^ Corinna fd^uf?
„SBaö wirb au§ S^rem ^rojeft, über bie ßontjerfation gu
fd^reiben, waö au§ bem SBerf t)on Senjamin über bie ^Religionen,
auö @d)legerg ©iffertation über bie ^l^äbra? Sejweifeln @ie
bie Sreue meiner Slnpnglid^feit um fo weniger, al§ ber 2lu§=
brurf berfelben ftetö ein gurürfl^altenber gewefen ift" 2).
f5rau t)on @tael aber brangte e§, einen anbern %abm
wieber aufgunelimen, nad^ 3)eutfd^lanb jurüdgufei^ren unb fo
bie Slufgabe gu (gnbe gu fül^ren, bie ber Sob ii^reö SBaterg
unterbrod^en l^atte.
3m S)egember, al^ feine ®äfte ba§ @d)lofe am ©enfer
@ee üerlaffen l^atten, fül^rte fte, uon iljren gwei jüngeren Ä'in=
bem begleitet, bm lang gel^egten ^lan aug. ^n il)rer Sage
aber fd)ieb man nid^t auö bem SReic^ 9tapoleon'§, ol^ne gu fagen
wol^in man ging. @in Srief oon il^r auö Saufanne an ben
^räfeften Sarante, t)om 3. ©egember, nannte al§ 33eweggrunb
gur SRctfe bie 9lotl^wenbigfeit, il^i^en längeren @ol)n im ©eutfd^en
unterrichten gu laffen. 2)ic peinlid)en ©rfal^rungen ber legten
3a]^re, fdjliefet ba§ ofpgiellc ©d^reiben t)on ^Jrau t)on @tael,
beranlafeten fte, ber ^Regierung eine SRittl^eilung t)on fo burd^=
au§ privater Siatur gufommen gu laffen. 3)ie (ärlaubnife gur
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet
et Weimar, 107.
^ Madame Recamier, Les amis de sa jeunesse et sa Corres-
pondance intime, 43. Camille Jordan ä Madame de Stael, Lyon, 10 Sept.
1807.
188 Stufcntl^olt in SWünd^cn.
SKeifc tt)urbc gegeben, aber mit bem SBorbel^alt, ba^ xffx ©ol^it
lünftig als Slu^länber betrad^tet lüetben foHc^).
©a§ SRelfejiel tDar SBicn, wol^in ber SBeg über Sern unb
2Känd^en eingefd)Iagen ttjurbe. aSon Sern anö, too Pe auf§
3ut)orfommenb[te cntpfangen ttjurbe, fd)rieb fte an Sneberifc
aSrun, ber abfd^ieb uon Seniamin ßonftant fei il^r fd^wer gc*
fallen, t>o6) gebe i^r @d)leger§ ©eleit ben ajlutl^ gur Steife.
®er näc^ftc ©ommer, fo ijo^t fte, werbe bie greunbc wieber in
Poppet bereinigt finben. „3^ empfinbe ein fteteS Scbürfni^
nad^ 3lbtt)ed^§lung unb eine nid)t geringere gurd^t üor SScr:^
änbernng, bie mir etgentlid^ nur bie eine @tabt atö wünfd^enS:»
wertl^en Slufentl^alt erfd)einen laffen, xoo SlllcS in ftetem SBed^fcl
begriffen ift, oi^ne bafe man bod) felbft babei ftd^ öon ber
Stelle bewegt, ^ä) möd)te über biefen SBinter, wie über einen
böfen S:raum l^inwegfommen" 2). ©ie näd^ften Slad^rid^tcn
üon f?rau öon ©tael erl^ielten il^re ^Jreunbe auS Sägern, baS fte
gur aSerüoUftänbigung il^rcr ^enntnife beutfd^er SSerl^Itniffc
wenigftenö tjorübergel^enb befud)en wollte. ®ie unglaublid^
Stagnation, in bie ba§ ba^rifd^e SSoII wäl^renb ber jweiten
Hälfte be§ adjtgel^nten Sal^rl^unbertS geratl^en war, l^atte ganj
öeränberten Suftänben ^la^ gemad^t. ^önig ber jungen 9Xott»
ard^ie war je^t Jener ^rinj SJiaj: oon ®euj:*$ontS, einft ber
5!Baffengef alerte unb ^reunb oon Sftarbonne in Strasburg unter
franjöftfc^en ^Jal^nen. ^m ©abo^er 9Röntgela§ l^atte er einen
9Rinifter gefunben, ber mit fd^onungSlofer $anb ben angefam*
melten ©d^utt wegräumte unb bei ©urd)fü]^rung feiner SReformen
bie Sangmutl^ biefeö treuen beutfd)en Stammet auf eine foum
minber l^arte ^robe ftcHte, alö e§ bie Sfteaftion oor il^m getl^an
l^atte. Unter biefer neuen 5lera würbe aber bod^ ein mobemer
©taat glüdlid^ unb leben^Jfrdftig wie wenige gefd)affen unb ber
®runb gur fpäteru Sebeutung oon 9!Jlünd)en gelegt. 6S befa&
1) H. Wolschinger, La Censure sous le premier Empire, 172.
2) Sonftetteti, S3ricfe an g. S3run, I, 260. grau öon ©toel Ott
S. SBrun, Sern, 6. D!tober 1808.
^(ufentl^alt in SKfind^en. 189
rtod^ feine Uniöerfttät, aber ©d^eHing uitb ^afobx waren an bie
neu organiprte Slfabemie berufen worben unb ber auf bem
übrigen 3)eutfd)Ianb laftenbe SwatiQ würbe bort fo wenig em=
pfunben, ba^ man, wie ^atohi berid^tet, in ben beiben 6Iub§
beö SWufeumS unb ber ^anuonie tro| ber Slnwefenl^eit ber
Sranjofen bie „SJiorning $oft" unb ben ,,^ercure britannique"
gu lefen befam, waö fonft nirgenbS mel^r in ©eut[d^lanb ber %aU
war. 9la))oleon felbft l^inberte ben SRarfd^aH Sernabotte an ber
SluSffil^rung t)on SteprefpDntaferegeln unb an feber 6inmifd)ung
in bie tnnern Slngelegenl^eitcn be^ öerl^ältnifemäfeig immer nod^
beöorjugten Sanbe§ unb wünfd^te bem guten SJiafimilian Sofepl^
©lud bagu, Äönig über bie ^erjen feiner Untertl^anen gu fein.
8luf einmal aber liefe jid^ ber Umfci)Wung gum Seffern aud^ in
Wünd^en nid^t t)olljie]^en. Söäl^renb feine Sibliotl^ef, au§ ben
angefammelten ©d^ä^en ber Älöfter unb ©tifte bereidE)ert, üon
ben ®ele]^rten gepriefen würbe, befafe e§ nod) feine eingige
nennenöwertl^e SSud^l^anblung unb wer ein SBerf öon aufwärts
fommen liefe, mufete SKonate lang barauf warten^). Sind) fonft
mad^te jtd^ bie ^leinftabt nod^ in üielen S)ingen fül^lbar, be»
fonberS barin, bafe ber gefellfd^aftlid)e Äreiö, fo befd^ränft er
war, bod^ fleine S^el^ben nid^t au§fd)lofe. 3lud^ @d)elling l^atte
feine gange SiebenSwürbigfeit aufbieten muffen, bi§ fein literäri-
fd)er ©egner S^fobi jtd^ oerföl^«^« H^fe «nb, enblid) überwunben,
meinte, „jte feien nun bie beften ^Jeinbe ber SBelt". Sll§ %xan
t)on ©tael am 14. Segember 1807 in 3Wünd)en eintraf, war fte
wie bereite erwäfint, t)on 21. SB. ©d^legel begleitet, ber fomit
<n bie immerl)in eigentpmlid^e Sage geriet)^, feine gefd^iebene
®attin als ©djeHing'S %ra\x wiebergufinben. ©ie @d)Wierigfeit
würbe iebod^, wenn überliaupt empfunben, mit t»oIlenbeter
@id)erl^eit gelöft, nad^ bem SSrief gu fd^liefeen, ben Caroline
barüber an if)re ^reunbin Suife ©otter fd^rieb. „SBir l^aben
«) 3K. 3«ler, »riefe au8 bem 9la^\ai uon e^. be SBiKerß. Safobl an
»iKer«, SRünd^cn, 25. 3onuor 1806.
■-^
190 ©d^ettinfl iinb &. SoJobi.
I^ier furg t)or 5löci]^nad)tcn grau üon @tael ncbft il^rer f^cxmilic
imb @d)le0el gefelö^n. ®iefc Slntüefcnl^cit, tt)eld)c «ber ad)t
Sage baucrte, Ijat xxxx^ ulel Shtgcnel^meS gewäl^rt. @d)lcgcl mar
fel^r gefunb unb i^citcr, bie SBcrl^äUniffe bie angenel^mften unb
oI)ne alle Spannung. 6r unb @d)clling waren unjertrennlidö.
grau üon ©tael l^at über allen ®eift l^inauö, ben fte bep^t,
and) uod) ben ®eift unb ba§ ^erj gel^abt, @d)elling fel^r lieb
f^xi gewinnen. @ie ift ein ^^änomen üon Seben^Iraft, ©goiö^
xxxxx^ unb unaufl^örltd)er geiftiger SRegfamfeit. gl^r Sleufecre§
wirb burd^ ii^r 3««^^^^ uerflärt unb bebarf e§ wol^l; e§ gibt
SWomcnte, ober Äleibung üielmel^r, wo fte wie eine SRarfeten-
berin au§ftel)t, unb man jtd) bod) gugleid) benfen fann, bafe pe
bie ^l)äbra im l^öd)ften tragifd)en @inn bargufteHen fällig ift" ').
3}on biefcr furjen Begegnung mit bem ^l^ilofopl^en ber ?Ro=
mantif l)at grau üon ©tael ben ßinbrnd bel^alten, bafe er einer
ber gewaltigften unter allen (grwerfern üon ©ebanfen fei, ben
fie jemals begegnet l)abe, unb in biefem @inn ift fein S3ilb im
Sind) über S)eutfd)lanb mit SSorliebe, wenn aud^ nur Pfid^tig
berüt)rt. ^Ixt '^atoh'i war pe feit einem 5ßarifer Slufentl^att
beöfelben im Sa^r 1802 befannt unb vertraute pd^, wäl^renb
i^re§ fünftägigen Slufentl^altö in ber ba^rifdien |)auptpabt
gern feiner gül)rung2). aiö pe fpäter, im Sud^ über ©eutfd^^
lanb, oon i^m ju fpred)en fam, l^atte pe bie ®epil^l§reIiglon
t»on S- S- SRouffeau, bie gafobi if)r in beutfd^e^ ©ewanb ge?
Keibet, äurürfbrad)te, innerlid) übcrwunben, unb über feine fRo-
mane gab pe pd) t)ollenb^ feiner 2äufd)ung bi«- S^^c Äritif
be§ „3Bolbemar'' würbe, in bie ©prad^e uon Caroline @d)legel«
@d)elling überfe^t, bal)in gelautet l^aben, bafe in bemfelben ber
2)id)ter „l^öd)p unnatürlid)e Staturen" gefd^apen l^abe. ©le
fannte wal^re geibenfd^aft gu gut, um pd) mit foldt)eu Äflnpe»
') ®. Söoife, Caroline, «riefe, 11, 343. ^arorine B^mm on Sulfc
(Sotter, aWünd^en, 15. ^amiax 1808.
2) 3K. Ssrer, »riefe ou§ bem 9?ad^Io6 oon (Si). be «BiHerS, 198. 3o!obi
an fSmtx», SWünd^en, 20. ^amax 1808.
^dicUm unb S-. Safobi. 191
leien gufricben gu geben. W\t Sejug auf biefeS Sud) fagt fte
eben[o \ä)ön al§ wa^r: „Stile ^erfönlid^feiten beö 3ioman§ äber=
bieten jtd) an ©belmutl) auf Äoften ber Siebe. S)ie§ ift nid^t
nur im Seben gang anber^ ; wenn bie SSugenb ein folc^e^ Dpfer
gar ni(i^t uerlangt, fo ift e^S aud) nid^t einmal fd^ön. 3)enn
ftarle unb lctbenfd)aftlid)e ©efüi^le ef)ren bie menfd)lid^e Statur
unb eben be§l)alb ift bie Sieligion fo erl)aben, weil e§ fold^e
©efül^le ftnb, über bie fte trium))l)irt. Unb mie l^ätten weid^e,
leid)t aufgugebenbe 6mpfinbungen genügt, um ®ott felbft ju
üeranlaffen, unö gum bergen gu fpred^en?'' ^) SlKein, menn aud)
nid)t aU ©d^riftfteller unb SReligion^pl^ilofo))!), fo bod) al^
9Renfd^ blieb if)r Safobi immer f^mpatl^ifd) ; feine SSegeifterung
für baö ®ute fonnte fte nid)t unempfinblid) laffen. SKünd^en
bagegen »erliefe jte ol^ne Sebauern, obtt)ot)l bie ®efellfd^aft jte
auf ba§ 3w^ör!ommenbfte unb Sieben^tuürbigfte empfangen
l^atte. ®er ^of mar abmefenb in Statten. 6ine ©tunbe t)or
ber Slbreife fd)rieb fte an SKabame Siecamier, ber 5lrmreif mit
bem a3ilb öon guliette fei bie Urfac^e, i>a^ H)x öfter al^ fonft
bie ^anb gefügt merbe. @ie gebe ber ^reunbin bie ^ulbigung
guriidE. 3)ic ba^rifd^e .^auptftabt gefalle il^r gar nid^t: »G'est
nous petrifies, et nous avons beaucoup plus de gräce dans
la m§me Situation« 2).
3)er erfte 6inbrudf t^on SBien bagegen mar ein guter, ber
©mpfang bei §of fo marm unb lieben^mürbig, bafe grau tjon
©tael an §ergogin Suife nad) SBeimar fd)rieb, fte fei nid^t
meniger gerül^rt aU erftaunt bariiber gemefen, meil gerabe ba§, ma§
fle perfönlid^ au^geid^nen fönne, bort fein grofee^ Sntereffe ermedfe.
©ie ©efellfd^aft fei fel^r gal)lreid), l)abe aber fel)r wenige be«
beutenbc 5ßerfönlid)feiten unb befonber^J menig SWanner aufgu^
weifen, fo ba^ e§ fd^wer fei, geutc wieberguerfennen, mit weld)en
') Madame de Stael, De TAllemagne, troisi^me Partie, Chap. XVII.
*) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^»camier, Coppet
et Weimar, 1 12. Madame de Stael ä Madaoie Recamier, Munich, 20 Dec,
1807.
192 ^nfunft in Söicn.
pd) fein bcfttmmter 33egriff irgcnb einer Slrt öerbinbe. @le
l^atte längere ©efpröd^e mit ©rj^ergog Sol^ann, eine furge Unter»
rebung mit @rgl)ergog ^arl, unb fanb ba^ gange Äaiferl^auö fo
einfad^ in feinen Sitten imb fo meit öon jeber SSermeid^Ud^ung
entfernt, bafe eö il^r fd^on baburd) gu jebem Dpfer für baö
aSol^l be^ aSaterlanbe^ vorbereitet fd)ien^). Äaifer fjronj be-
ging eben unter g^ftlid^feiten feine §od)geit mit ber britten
®emal^lin, SJiarie Suife t)on Defterreid^^ßfte, unb feine entgegen^
fommenbe Haltung für 9ledfer'^ 2:od)ter, weld^e bicfe bantbar
feinem S[nben!en gufd^ricb, beftimmte aud^ iene beS frangöftfd^en
a3otfd)after§ Slnbreoff^, ber e§ an Slufmerlfamfeiten für fte nid^t
fel^len liefe. ®a§ ©epränge, bie gefte unb bie gaftli^e Sluf*
nal^me in ben offigieHen Äreifen üermod^ten jebod^ nid^t, über
bie SRegung§loftg!eit ber geiftigen Sltmofpl^äre in ber öfterrcid^i»
fd)en ^auptftabt gur 3^it gwifd^en ben Ärieg§ial^ren 1805 unb
1809 gu täufd)en. S)a§ ©fperiment, ba§ Äaifer Sofepl^ gewagt
l^atte, xoav in feinen ©rblanben faft fpurloS vorübergegangen.
3)afe e§ fo gefommen toax, liefe ftd) nid^t allein burd^ ben Um«
ftanb erflären, bafe feine 9lad^folger in anbere Salinen gurücf^
lenften. ^n ben 1810 gu SBien gel^altenen Sßorlefungen über
neuere ®efd)id)te l^at unter Slnbern griebrid^ @d)Iegel einen
weitem ®runb für bicfe S;i^atfad)e barin gefunben, bafe bie
Sieformen von Äaifer Sofepl^ ol)ne 33erül)rung mit ber Station,
ol^ne Unterftü^ung ber öffentlid^en SJieinung vollgogen worben
feien 2). »ereitS frül^er al§ %. ©d^legel l^atte grau von ©tael
im aSud) über Seutfd^lanb ein äl^nlid^e^, tt)ol)l auf ®efpräd^e
mit il^m gurüdfgufül^renbeS Urtl^eil niebergefd^rieben. ©ie ^aifer
Sofep]^ betreffenbe Stelle, „il^m gelang für bm Slugenblidt
SlHeS, was er wollte, weil in Defterreid^ feine lieftige Strömung,
Weber für nod) gegen feine SBünfd^e beftanb, aber nad^ feinem
0 L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Ck>ppet
et Weimar, 113, 115. Madame de Stael k Madame R^camier, D^c. 1807,
ä la Ducbcsse Louise de Saxe-Weimar, Vienne, 19 Janvier 1808.
^ %. ©d^leöet, SJorlefungen über neuere ©efd^id^te, XIX.
25ic Älaifcrftabt im So^r 1808. 193
Sob übcrbaucrtc il^n m(i^t§ öon bcm, waS er aufgerid)tet l)attc,
tt)dl nur ba§ allmälig ®ett)orbene befielet", mirbe t)on ber
9iapoIeonifd)en Genfur 9eftricf)en, weld^c aud^ bie Semerfung
nid^t bulbete, bie ©runblagen be§ öfterreid^ifd^en ©taatögcbäubeö
feien jwar el^rtüürbig unb gut, nur fel^lten il^m bie Säulen unb ber
Irönenbe Slbfd^lufe, wie fte bem SJiul^m unb ber ®röfee gebül^rten 0-
©ie jä^e SBiberftanbSiraft be§ alten 3fieidf)e§ beiüäl^rte ftc^ aber
niemals glän^jenber afö in ber Slrt unb SBeife, wie e§ bie ^ol*
gen ber 9lieberlagen üon 1805 überwanb unb bie ^rieg§ereig=
niffe öon 1809 vorbereitete. SSßäl^renb Äaifer Slle;ranber, „ber
2Reifter in ber ^unft, [\i) felbft 3u belügen", jtmfdien Silftt
unb ©rfurt im ^^oä) ber 9lapoleonifd^en Sllliang bie Sntereffen
euro))äifd)er Kultur ben Dricntträumen ber rufjtfd^en Sßcrgröfee^
rungSpoUtif opferte, unb 5ßreufeen fein le^teS @ut, ben greil^errn
oon Stein preisgeben mufete, öerliei^Iten ftd^ ©tabion, ber SWi-
niftcr oon Äaifer S^anj, unb @rgf)erjog ^arl, fein gelbfierr,
nid^t, ibeld)eS ungel^eure SBagnife jte begingen, als fte, allein
auf bem europäifd^en ^eftlanb, bie Siüftungen für ben näd^ften
Ärieg gegen granfreid^ betrieben. SBäl^renb bie ß^ten brausen
im SReid) fo ernft unb forgenooH geworben waren, bafe ber
SßolfSmunb feine ^lott) unb bie unbeftimmten Hoffnungen auf
eine beffere ßu^wnft in ben SSerS fleibete:
„SBer Slnno 8 nid)t üerbirbt,
anno 9 nid)t ftirbt
3(nno 10 übrig bleibt,
®er erlebt Slnno 11 bie golbene S^xt",
bewal^rte man in ben öfterreid)ifd)en §ßrooingen feinen alten
Stoliftnn unb jubelnb eilten bort bie Sanbwel^rmänner gu ben
^Jol^nen, mit ^ifen bewaffnet, wo eS an ©ewel^ren fel^lte, ol^ne
ba^ bie ^al)t ber @efal)r bie 33eüölferung il^rem gewol^nten,
*) Madame de Stael, De PAllemagne, lere partie, Cbap. VI
unb VII.
SJennerl&atfett, %tau »on ©taei. in. ^3
194 ^»e Äaifcrftabt im ga^r \SOS.
I^eitcru fiebeu^gcnufe gu cutfrcmben ücrmod)t l^ättc. SBien be=
fonbcr^ war nod^ immer blc Stabt, üon bcr Sd^iKer gcfoflt
l^attc :
„W\ä) umiüol^nt mit glänjenbem Slug' ba^ Soll bcr ^l^aiafcn;
3mmer iffö Sonntag, e§ brel^t immer am ^erb pd^ ber ©piefe."
93erfeinert aber unb einer Ijöl^eren Äultur gugänglid^ waren
biefe ©enüffe, wie pe etwa Gaftelli in feinen Sugenbcrinneningen
fd)ilbert, zb^n bod) nid)t. @ic befd)ränftcn ftd^ meijt auf ba§
geben unb treiben im Krater, in 3Birtl^fd^aften, l^intcr ben
ßouliffen, aud) ben be[d)eiben[ten; fie erl^eiterten SSolföfefle unb
erfreuten bie 6.rifteng be§ Reinen 3Wanne^ in biefer ©tabt, in
weld)er grau uon Stael ftd^ nid)t erinnerte, eineS SBettlerä an*
ftd^tig geworben ju fein.
S)em ®ebilbeten aber blieb für ernftere ©tunben etwa ein
Srauerfpicl Don GoHin, beffen „SReguluS" bei ©elegenl^eit feiner
Sluffiifirnng gu SSerlin 1802 eine fo ftrenge Seurtl^eilung oon
21. SB. @d)legel erfal^i^en l^atte^), ober jur 3cvftreuung ein Sfto*
man, wie ber burd) ©ibbon'jS SBerf angeregte unb gegen ba^
felbe gerid^tete „Slgatl^ofleö" oon Caroline ^idjler^). ©ic Sluf*
fül^rung beö ©on 6arlo§ aber war unterfagt; in ber Jungfrau
oon DrleanS erfd)ien Signet ©orel al§ bie legitime ®emapn
.^arr§ VII.; oon ben SSibliot^efen burfte 2Ronte§quieu'S ®eift ber
@efe^e md)t au§geliel)en werben, wäf)renb bie SRomane öon Gre«
billon oon •^anb gu §anb gingen. ©old)e 3uftänbe Deranla&ten
grau oon ©tael gur Semerfung, ftatt, wa§ gefä^rlid^ fei, ge-
waltfam gu unterbrüdfen, möge man bem ®uten neue Äräfte be§
SBiberftanb^ gufül^ren. ©o oiele Söorte feien gefprod^cn, fo
oiele ©opl)i§men ungäl^lige SKale wieberl^olt worben, bafe man
oon nun an oiel wiffen muffe, um überl^aupt ein Urtl^eil ah
gugeben. 2)ie ^dtm feien oorüber, wo man mit Ererbtem ftd^
begnügen unb ber Unfd)ulb bie Unwiffenl^eit jut SBäd^terin
») 91. 2ö. ©d&reflel, ^ri«fd^e ©d^riftcn, «crUn, 1828, II, 122.
•-') „^qatl)otU^" erfd^ten 1808.
^er Sötft öon Signe. 195
geben fönne. 9flid)t mel^r barum l^mtble e§ jtd&, ba§ Sid^t
äurürfäutüeifen, jonbern eö in feinem öoHen ©lang Iend)ten gu
laffen. ©in gebrod^ener ©tral^l fönne nnr falfd^eg Sid^t tüieber-
geben ^).
35ie SRüdwirfung biefe§ über bie öfterreid)ijc^e SBöIferfamilie
wad^enben öäterlid^en 2)ejpoti§mn§ äußerte fic^ bei ?5rau öon
©tael barin, ba^ jte mit gefteigerter (SmpfängHd)feit, unb tüol^I
nid)t ol^ne einige Ueberfd)äfeung beffen, wa^ il^r geboten mnrbe,
ben legten B^wQtn anberer gejellfd)aftlid^er ßiiftättbe ftd) ju=
njanbte. ©in foId)er bot ftd) il^r in SBien in ber ^erfon be^
gelbmarfd)an§ g^ürften öon Signe. SSelgier öon ©ebnrt, l^atte
er mit Stu^geid^nung im öfterreid^ifd^en .^eer gebient unb al§
3!JliIitärfd)riftfteIler in öielen Sänben eine @efd)id^te feiner %db^
güge unb bie Slnregnng jn mand^en 9ieuemngen unb 3Serbeffe=
Hingen gegeben, bie fpäter öon Slnbem au^geffil^rt morben ftnb,
inöbefonbere fold^e über aSerproöiantirnng ber Slrmeen unb ben
Umbau öon SBien^). ®agu gett)ann er al§ geiftreid^er unb aud^
literärifd) tl^ätiger unb gebilbeter SEBelt' unb Sebemann jene
internationale Popularität, gu m\ä)tv feine Segiel^ungen gu fo
Dielen fiänbern unb faft allen §öfen ©uropaö Slnlafe boten.
Seine „JDenfmürbigfeiten", bi§ je^t nur al§ g^ragment er=
fd)ienen ^), ftnb gefällig unb oberfläd)lid) unb geben wenig mel^r
al§ blofee 3lnefboten gur Äenntnife ber @efd)id)te il^rer Qdt
3ntereffanter bagegen ftnb bie Pensees et Lettres, mit mand&en
n)iffen§tt)ert]^en ßingell^eiten über Äatl^arina II., bie er nad^ ber
Ärim begleitete, unb Äaifer Sofepl), ben er fterben fal^. g^rau
öon ©tael fd)rieb njäl^renb biefe§ Slufentl^altS in 3Bien ein
aSortt)ort gu benfelben. ^Ifx Urt^eil über ben aSerfaffer begegnet
fid^ mit Jenem öon @ainte==a3eut)e, ber ben g^ürften Signe einen
') Madame de Stael, De TAllemagne, l^re partie, Chap. VI, VII.
^) Prince de Ligne, M^langes militaires, litt^raires, sentimentaires.
II, 182, IX, ,230-235.
*) Prince de Ligne, M^moires avec Introduction par A. Lacroix,
GenSve et Bruxelies, 1860, 13.
13*
196 5)cr gfirft öon Öignc.
ber licben^tüürbigften unter ben ®ludElid)en bicjcr 3Bclt nennt.
Reiter, IcbcnSfrol^, laudator temporis acti, Sewunbercr bcr
©cgcntoart, DoH ©potte^ Aber ben öftcrrcid)ifd)cn ^o\ unb bic
einl^eimifd^cn SBcrl^altniffc, red)t njenig cmft für einen @rei§
Don ad^tjig Sauren, ben ntand^e 9Zarbe fd^müdfte, fo fanb il^n
ber junge ^ergog öon Sroglie einige Saläre nad| bem Sefu^
Don %xa\x Don @tael wieber, unb jo erlebte er nod^ ben SBiener
Äongrefe. Sein ^auö am ©raben, fd)mal unb l^od^, glid| einem
^apageienläpg ; in feinen einfadjen Sitttmem ftanben SEifd^e unb
©tül^Ie an^ Sid^tenl^olj, benn be§ Surften treuem fJefH^alten an
Defterreid^ l^atte il^m nad) bem ©inmarfd) ber Srangofen aUe
feine belgifd^en ®üter gefoftet, bie er na(j^ 3lufl^ebung bcS @e*
quefter§ im ^al)x 1803 nid^t mel^r antrat, fonbem feinem alte«
ften Sol^n übergab. &x felbft fannte fein größeres SBergnügen,
al^ in biefen einfad^en SRdumen, Don feinen Zöijkm, ber fJürfHn
&ax\), ben ©räfinnen ^alff^ unb Spiegel unb feiner ßnfelin
ßl^riftine, ber fpäteren ®räfin D'35onnell umgeben, feine ffrcunbc
um ftd^ gu öerfammeln. SBäl^renb ein frugale^ 9Kal, Qmöf)n^
Ixä) magere §fil^ner mit ©pinat unb ©iern aufgetragen würbe,
erjäl^lte ber §au§^err feine ßrlebniffe, bie biiS in bie 2:agc
Submig'^ XV. jurüdffül^rten unb liebte eö, bie @d[)lad[)ten beS
fiebeniäl^rigen Kriegs mit jenen be§ Äaiferreid)§ ju Dergleid^cn ^).
„^rft Signe ift mal^rl^aft liebenöwürbig", fd)rieb g^rau Don ©tael
an SKabame SRecamier, „er l^at bie 9Äanieren Don Sftarbonne unb
ein §erg bagu. 2Sie fd^abe, ba& er fo alt ift. Sdt) bewal^rc
biefer gangen ©eneration eine unbegminglidje S^mpatl^ie" 2).
58on fonftigen Sefannten an^ frül^erer Qdt befanben jid^
in SEBien 5ßring Sluguft Don Sirenberg, @raf be Sa 9Äardf, ber
greunb Don SMirabeau, unb ®raf Subwig Gobengl. SBon öfter»
reid)ifd)en ßelebritäten lernte %xau Don @tael ben ©id^ter
•) Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 85—87.
^) L^Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Ooppet
et Weimar, 113.
©cfcflfd^oftlid^c »caicl^ungcn. 197
ßoßin; bcn Drientaliften Jammer, ^orma^cr, bcn bcfanntcn
Slrjt Saron Stürffieim unb bcn Dberft 33aron ©tcigentefd^, ein
ed)tciS SBicuer ,Ätnb, fennen, ber Suftjpicle bid^tetc unb biplo=
matifd)e SBerl^anblungen führte, tt)ie cö Dor il^m ein anberer
Dfpgier, bcr bamalö nod) lebcnbc ^5elbmarfd)all Don Sl^renl^off
getl^an l^attc, ber SEragöbien im flafftfdöen ©t^l unb ba§ t)om
©rofeen g^riebrid^ fo gelobte Suftfpiel „S)ie 5ßo[tfutfd^e'' fd^rieb.
®aö mafeig Dorl^anbene Sebfirfnife nad) geiftreid^en ijrauen
bedien bie ©amen auiS bem §aufe Stgne, unb 5!Rarianne ^e^er,
aSaronin t)on ©Abenberg, SBittme eine§ ^ringen Sfteufe. 93on
i^raelitifd^en ©Itern gu Serlin geboren unb frül^ ßl^riftin geworben,
l^atte il^re geiftDoHe ©d^önl^eit bie Setounberung öon ©oetl^e
ermecft. %xa\x oon @tael begegnete jte l^äufig in ben SEBiener
©alonö unb bemog jte bagu, il^r ©elbftporträt gu jd)reiben.
©iefer gange, jpater 1812, an %. @d)leger§ ©eutfd^em 3)Zufeum
betl^eiligte Ärei§ fammelte ftd^ gern um Caroline ^id^Ier, bie
ber ^xan t)on @tael in il^ren „S^itbilbern" gebenft, mie jte in
golbfarbenem 3ltla§, gefdt)müdt mit ©iamanten, einen ^arabie^^
t)ogel al§ Äo^)fpu^ unb um bie @d)ultern ein leidstes Slonben-
tud), in ^Begleitung Don 31, SB. @d^legel unb il^rer Äinber, einer
fc^önen 2:od)ter unb eineö golblocfigen Änaben, bei feftlid^er
©elegenl^eit ftd^ ben SBienern geigte ^). Slud^ Sl^eater fpielte fte,
öornel^mlid) bem Sötften gigne gu Gefallen, ber felbft nod^ in
f leinen SRoHen mitmirfte, njöl^renb jte bk 5ßl^ilaminte in ben
Femmes savantes gab, bei toeld^er ®elegenl^eit @raf Subtoig
ßobengl ftd^ al§ öoHenbeter ©d^aufpieler bettJäl^rte^). 3« biefer
@igenfd)aft unb aud^ alö Äomöbienbid^ter toar er jd^on an
Äatl^arina'^ §of aufgetreten, bie fd)ergenb meinte, ba§ t)orgüg=
lid)[te unb toßfte feiner Sl^eaterftüde werbe ber immer l^eitere
öfterreid)ifd^e ©efanbte mol^l für ben ©ingug ber g^rangofen in
Oi^orolinc «Pikier, Seitbilbcr, II, 144—146.
^) Comte Ouwaroff, Etudes de philologie et de critique, St. Peters-
bourg, 1843.
SBtcn fparen. ®ic grofeeii Briten bc5 Surgti^catcra funbigten
ftd^ erft an, aber bie Scl)ö))fimg üon ^qbn unb Stojart'iS
SRequiem Denial^m jtc an\ bcm flafjtfd(cn Sobcn il^rer Jhtnft.
ate ber 5afd)ing üon 1808 ju 6nbc war, bcgonn 9. SB.
Sd)Iegel Dor einem au^erlefenen ^xti^ Don ehoa brdl^unbert
3u]^orem bie aSorlefungen über brawiatifd^e Äunjl unb Literatur.
3n Sejug auf bie frangöjtfcl)en Sragifer nal^men jie bcn Äampf
gegen bie ßtnjeitigfeiten unb Uebertreibungen bed J(Ia{ft€tSmud
im anfd^Iu^ an Sefftng unb an ben gleid^fadd üon 9. äS.
Sd^legel ^errul^renben SSergleid) jwifd^en ber $^&bra öon Stactne
unb jener be§ @uripibe§ wieber auf. Sie erflArten jid^ gegen
ben anfprud) ber granjofen, bie ®efe^e be§ ©efc^madS ju be«
[timmen, unb gegen i^re tqrannifdie Seflfe^ung unb SiuSlegung
ber brei ßinl^eiten. 3"t ©egenfa^ gu il^nen öerwicö 8. SB.
Sd)IegeI auf bie ®ried)en, Spanier unb @nglanber, atö auf bie
eigentUd^en ÜJlufter unb SSorbilber bramatifd)er Jhtnfi, unb auf
ben ©nflufe, ben ba^ fpanifc^e 5tl^eater auf bie fjranjofcn unb
befonberS auf ßomeiae auSgeäbt l^atte. S)ie 9R&ngeI bedfelben
Derbunfelten bem beulfd^en Äritifer feine Äraft unb ®roge, fo
bafe felbft bie Slnerfennung Don „^olqeucte" baburd^ gefc^mälert
erfd)eint. SSoHenbö SKoliöre würbe oon 81. SB. @d^Iegel fo
burd)auS unb unbegreiflid^ unterfd^ö^t, bag @(oet]^ nod^ 1828
in einem S3rief an ßriter feine tiefe Äränfung barfiber audfprad^:
„3dt) fct)Wieg Diele So^^^"» fct)rieb er btm greunb, ,,»111 aber
bodi) nun eins unb baS anbere na(l)bringen, um jum £rofi
mand^er Dor= unb rüdfmärts benfenben SRenfd^en, ie^iger unb
fünftiger 3^*t bergleid^en Srrfale aufgubedfen" *)•
2)ie anfd^auungSweife Don $rau Don @ta§I, il^re Abneigung
gegen alles oberfläd^lid^e, conDentioncHe, Derad^tlid^=fp5ttifd^eSBcfctt
ift in ben Semerfungen erfennbar, weldje ä. S. Sd^Iegd über
bie gefeQige S(uSbiIbung mad^t, bie in ber gefammten miffenfd^aft«
1) @üet]^e unb Belter, Brieftoed^fel, Y, 80. IL m, 6(tlegel, »ot«
lefungen übet brautatifc^e jlunft unb V^ttetatur, II, XX u. XXII, Sodefintg.
SRütfwirfung fcincS i^unfturt^öcUS auf grou öon Btael 199
lid^en unb fftnftlerifd)en Äultur bcr granjofen öoTOaltet, ®e*
jeHigc auöbilbuufl, fagt er, fd^ärft ben @inn für baö Säd^erlid^c
unb barnm wirb jtc, bis jur SBerfeinerung getrieben, beut 6n=
tl^ujtaSmuS töbtlid^. 3ft eine fold)e ©enfart allgemein bei einer
SRation getüorben, bann folgt eine getüiffe, gang negatib jtd)
öerl^altenbe Äritif. Ueber il^ren 6injcl)ränfungen tt)trb t)a^
^öl^ere, ba^ eigentlid^ geleiftet tüerben fottte, bergeffen. ®ie
gnrd^t üor bem gäd^erltd^en ift jnnt ©etoifjen ber franjöftfd^en
©id^tung erl^oben njorben, fte l^at il^re ?5lügel befd)nitten, i{)ren
€d)tt)ung geläl^mt.
DbttJol^l grau bon ©tael bie @d)lu6folgerungen Don 31. SB.
@d)legel in SBejug auf bie ??rangofen ablel^nt, fo ift fein Äunft=
urtl^eil boä) nid^t ol^ne SRüdwirfung auf fte geblieben. ©a§
öortrefflidie Äapitel über bramattfci^e Äunft, im S3ud^ über
©eutfd^lanb, ift unter bem ßinbrudf biefer ßontroöerfe ent=
ftanben'). @§ plt gtoar an ber Ueberlegen{)eit ber großen
frangöjtfd^en 3;ragtfer in SBegug auf toirfungSöoHe S3ül^neneffefte,
SBürbe ber Situationen unb beS @ti)lö feft, unb toiH feine
frembe Stragöbie mit bem wol^lgeorbneten, i^armonifd^en ©angen
eines frangöftfc^en SKeifterujerfö üerglid^en toiffen. ©ann aber
folgen weitgel^enbe 3«9^ftä"i>i^i[f^-
3Son ben bis gur 6rfd)övfung befprod^enen brei ßinl^eiten
tt)iH fte nur bie ber ^anblung feftgel^alten ttjiffen. SBenn biefe
mel^r als öierunbgioangig Stunben unb SBed^fel beS DrteS üer=
lange, fo l^iefee bie Slufred^tl^altung gegentl^eiliger SRegeln baS
bramatifd^e ®enie bem Sw)ang eines Slfroftid^onS unterwerfen
unb ber gorm baS SBefen opfern, ©er Uebergang uon ber
antifen gur mobemen, {)iftorifd)en 3;ragöbie, ben bie Qext Der=
lange, ber burd) SSoltaire angebal^nt, burd^ 2)id)tungen wie
„S)ie Siempler" Don SRa^nouarb weitergefül^rt worben fei, mad)e
DoHenbS bie aSeibefialtung ber biSl^erigen Sftoutine beS guten
@efd[)macfS, ber bramatifd^en ßtiquette unb beS feierlid^en 2llej:an=
') Madame de Stael, De TAllemagne, 2de partie, Chap. XV.
200 SRürfttirfuttö feine« Äunfturtl^cilö auf grau öon ©tael.
brinerS unmöglid), bcm ber eingigc SRacinc in bcr SRoHc bc§
3oa§ ©infadöl^cit abgerungen \)Qbc, SBenn man nun in granf^
reid^ einwenbe, bafe 91euerungen in ber Sragöbie biefelbe jum
SRelobram erniebrigten, fo lo^ne eö jtd^ öieneid)t ber SKül^e
gu tragen, ttjarum benn ba§ 9!Ke!obram fo uielen fieuten
greube mad^e, ober ©l^afefpeare ber po^)uIäre unb gefeierte
©id^ter aller @d)id^ten ber engHfd[)en 9iation fei, wäl^renb in
granfreid^ baö SBolf t^eilnal^mloö an ben größten ©d^öpfungen
feiner ®id)ter Dorübergel)e. „Unter bem SBortoanb, bafe unferc
©efül^le für gett)iffe Slufregungen gu gart, unfer ©efd^mact gu
rein fei, l^aben mir bie Äunft in gtoei Sil^eile gefpalten", lautet
bie 3lnttt)ort bon grcm bon ©tael. Unfere fd^led^ten Stficfc,
fagt fte, entl^alten fd[)led^t anSgebrüdft, bie rül^renben Situationen ;
bie guten ©törfe fd^ilbern meifterl^aft Situationen oon fo tt)ür=
biger 3lrt, bafe fte oft falt unb lebloö baräber toerbeu. 2:ra=
göbien, bie 9!Jlenfd)en aller klaffen ju rül^ren unb gu ergreifen
vermögen, beft^en toir nur wenige.
3)aö praltifc^e ©rgebni^ il^rer Setrad^tungen fud^t bie 35er^
fafferin in ber ^lotJ^wenbigfeit, ftd^ fünftig nid[)t ntel^r auf bie
9lad^al)mung üon SWeifterroerfen gu befd^ränfen. SBie nid^tS im
geben ftotionär bleibe, fo oerfteinere ftd^ aud) bie Äunft, bie
ftd^ nid^t üon ber Stelle bewege unb enblid^ nid)t§ mel^r gu
fd^affen oermöge alö l^eroifd)e SMarionetten, bereit, bie Siebe ber
^flic^t gu opfern, ber Sflaoerei ben Job oorgugiei^en, in il^ren
^anblungen wie in il^ren SBorten burd) bie Slntitl^efe beftimmt,
aber ol^ne birefte 33egie{)ung gu Jenem wunberbaren ©efd^öpf,
bem 9!Kenfd^en felbft, beffen Sd)idffal, gleid^oiel ob eö il^n mit
fortreifet ober oerfolgt, ob er eö beftegt ober i^m unterliegt,
unfer SKitgefül^l erwedt ober unfere Stl^eilna{)me oerbient. ®er
Sd^werpunft liege in ber ©arfteUung ber ßl^araftere, in ber
SBal^rl^eit ber Seobad)tung. Sei ba§ S^d erreidt)t, fo lol^ne eS
ftd^ nid^t ber SJiüfie, über ben SBeg, ber bal^in geffil^rt l^abe,
nad[)träglid) gu redeten.
6iS war bie Slnfd)auung be§ Sud)§ über bie Siteratur,
3(. 2B. ©c^lcöcl unb hk frnnaöftfd^c Stxiüt 201
aber erweitert, öertieft unb begrünbet. ®er raftlofe SKercier
l^atte Diel mel^r 8ett)a9t, ba er bereite 1773 im ©ffa^ fiber
bramatifd^e Äunft bem Programm ber SRomantil üorau§=
geeilt war unb einen burd^greifenben SBed)fel beö ©qftem^,
bie diMkf)x jur ^iatur, für bie franjöftfd^e Söl^ne »erlangt
l^atte, jo ba^ ein frangöflfd^er 8iteratur{)i[torifer gu bel^aupten
md)t anfielet, wenn man alle§ fecl)üig Saläre fpäter in Sejug
auf biefe fragen gu S^ag geförberte Sfteue prüfe unb bann bie
@d|riften öon 9JJercier öergleid)enb gur §anb nel^me, werbe
man e§ barin pnben ^). 3lel^nlid)e ®ebanfen wie er äußerte ber
©l)afefpeare=Ueberfe^er getourneur, ber guerft in granfreid) eine
Segripbeftimmung beö SRomantifd^en, alö be§ in 33egug auf
bie 5latur guglei(j^ SRül^renben unb aMalerifd)en öerfuc^te. SlDein
jte würben beibe Don ber in l^ergebraij^ten Ueberlieferungen jid^
bewegenben ofpgiellen Äritif al§ Dereingelte ©onberlinge betrad&tet
unb tobtgefdöwiegen. ©iefe Saftif erwies jtc^ nici^t mel^r l^alt=
bar, nad^bem 21. SB. ©c^legerö geiftöoUe aSergleid[)ung gwifd^en
ben beiben 5ßpbren 1807 unb gwar in frangöjtfd^er ©prad^e
erfd^ien, woburd^ fte ftärfer unb unmittelbarer wirfte, ate bie
Diel weitge{)enbere, ben tJrangofen aber er[t 1814 gugänglid)
gemad^te ^olemif ber SBorlefungen über bramatifd^e ilunft unb
gtteratur^).
©en Eingriff auf SRacine beantwortete ba^ Journal de
TEmpire mit einem fold)en auf 31. SB. Sd^legel, afö einen ber
erften Äritifer S)eutfd^anb§, auf ben fein ßanb ftolg gu fein ba§
Sfted^t l^abe unb beffen ©elel^rfamfeit e§ nur an jenem feinen,
auögefud^ten unb nid^t beftimmt gu bepuirenben @inn mangle,
ben man @ef d^mad nenne, unb ben feine ©ialef tif, fei fte aud^
nod) fo pnnreid^, gu erfe^en öermöge. ©ie Äunft ber Slrgu*
mentation, l^eifet eö weiter, laffe ftd^ nid)t auf bie Siteratur
0 A. Michiels, Histoire des Idees litteraires en France au dix-
huitiemo Si^cle, I, 283.
3) ebcnbafclbft, I, 533, II, 76.
202 3i. m. ©d^lcgel uiib bic frnnaöfifd^c Ärit».
antocnbcn, o^ne ba§ SSBefen berfclben ju öcrfennen. gl^rc Orunb*
lagen jeicn feit laitfler ß^it feftgefe^t unb Steuerungen in biejer
33ejielÖnng ben Urtl^eiföfäf|igen nid)t ttJtUfommen. ®ie Stenbenj
ber ganjen Slbl^aublung bejd^ränfe jtd) übrigens nid^t auf bie
n)iflfürUd)en @d)Iufefülgerungen eines gefd^idften ©opl^iften; pc
fei öielmel)r gegen bic ®rö^e beS fd^ßnen S^italterS felbft ge-
rid^tet, baS bie bentfd)e Äritif gu berleumben ttjage. @in Se=
meggrunb für biefe Haltung @d)Iegers muffe ttjol^l in feinen
SSejiel^ungen gu einer berül^mten franjöftfd^en ®ame gefud^t
werben, beren SBerfe ftets me{)r Sialent, ^euer ber @inbilbungS=
fraft unb SSegeifterung, als ©ic^erl^eit beS ©efd^matfS Derrictl^en ').
SBenn bamit bie ^olemif Don äftl^etifd^en auf anbere fragen
überging, fo trug baS offigieHe Journal beS Äaiferreid^ö bieS=
mal nid^t allein bie @d)ulb baran. „©d^legers glugfd)rift
fprubelt üon @eift\ fd)rieb ©iSmonbi an ®räfin Sllban^,
„allein eS ift l^äufig ber @eift cineS gefd^idften SlbDolaten unb
faft in ieber Seile ift Slbpc^t füpar"^). 3iud) in SBien, wo
t&. 3. oon ßoHin bie ^l)äbrabiffertation inS ©eutfd^e übertrug,
^anbelte eS ftd) babei nid)t nur um Äunftregeln, fonbem um
^olitif. GoUin, bem 5)rama nad^ antifen SSorbilbern entfagenb,
bidjtete bie „2öel^rmannSlieber" für bie Ärieger Don 1809.
.^oi*ma^er, aSerfaffer beS öfterreid^ifdjen Putard), öeröffcnt^»
lid^te 1808, mit S^^Ö^i^nbelegung beS 33ud^eS Don a3caud[)ampS
über ben ilrieg in ber SSenbee eine politifd^e Senbengfd^rift mit
mid^tigen SSemerfungen über ben ©ebirgSfrieg, unb unterl^anbeltc,
bie (grl^ebung in S^rol öcrbereitenb, mit §ofer, toie benn aud^
er es mar, ber im folgenben ^ai)x baS ^Jlanifeft bon ©rgl^ergog
Sol^ann Derfafete.
3m gleid)en, :patriotifd^en @eift fd^rieb Caroline 5ßid(ler
ben „©ermanifuS'-, ber jebod) erft 1812 über bie SSrettcr bcS
») Journal de l'Empire, 16. u. 24. gcbruar, 4. SWftra 1808.
2) Saint-Rene Taillandier, Lettres iuedites, etc. Sismondi k
Madame d'Albaiiy, Pescia, 2(j Mars, 1808.
giicbvid) ®cn^. 203
Surgtficaterö ging. 2?a§ ^ublifuni; bor tücld^cm 21. 2B. @cl)legel
ba§ ßcitdter ßubmig'ö XIV. fritiprtc, baijk mit i^m bei »c^
fpred^ung be§ großen ÄßuigS an 5Rapolcon unb bicfer tüufete c§
rt)ol^l. 8ll§ bie 3Sorlefnngen im ??rü]^iat(r 1809 gum erftcn ^al
gebrudt crfd^ienen, fonnte il^r SBcrfaffer baran erinnern, wie er
in ber Äaiferftabt an ber 25onan bie §erglid)feit befferer Qdkn
mit jener Uebenötüfirbigen SRegfamfeit be§ Sübenö bereinigt ge=
funben fiabe, weld^e oft bem beutfd^en ßrnft oerfagt fei, unb
banfbar backte er an ben ßwi^örerfreiö jurücf, „ben 6rinne=
rungen altbeut[d^en Sftul^me^, jebem baterlänbifd^ ©cftnnten
l^eilig", beim Slbfd^ieb feierlid) unb wel^mütl^ig jugleid^ geftimmt
liatten »).
grau bon @tael berid^tete nad^ SBeimar an bie .^erjogin ßuife
über ben burdjfd^Iagenben ßrfolg biefer SBorIe[ungen. ©oetl^e werbe
jufrieben fein, wenn uberl^aupt SSewunberung il^n gu befriebigen
bermöge. ©inige 5ßartien feien bon l^inreifeenber @ci&ön{)eit, fo
in^befonbere jene über bie ©panier. Sie fprad^ ben SBunfd^
au§, ba^ ®ange überfe^t gu feigen 2). SRabame Nieder be
©auffure lam bemjelben entgegen, benn pe war e§, bie 1814
@cl)legerö SBorlefungen frangöjtjd) l^erauögab. ^ngwifd^en war
mit bem Srii^^'Ö^ ^^^ ©i^monbi gum SSejud^ bei iJrau bon
©tael auf furge ß^'t nad) SBien gefommen unb lol^nte bie
öfterreid)ifd^e ©aftfreunbfd^aft burd^ eine ©enffc^rift über bie
Sinangen be§ Äaif erftaatg 3). g^n 3tpril war ber Eintritt be§
iungen 3llbert bon ©tael in bie SBiener TOIitärfc^ule erfolgt
unb fed^§ SBod^en fpäter begab fid^ feine 3D?utter in Segleitung
bon 31. SB. ©d^Iegel unb @i§monbi gum gweiten Wal nad^
SBeimar. ^Jaft unmittelbar nad^ il^rer Slbreife traf griebrid^
*) 81. SS. ©d^lcgcl, SJorrcbc jur crften SluSgobc ber SJorlcfungcn über
bramatifd^c 5^unft, ©cnf, gcbruar 1809.
-) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Goppel
et Weimar. Madame de Stacl ä la Duchesse Louise, 125, Vienne, 8 Avril,
150, Coppet, 13 Sept. 1808.
'^) Sismondi, Memoire sur le papier-monnaie dans les Etats autri-
chiens, et des moyens de le supprimer, Weimar, 1810.
204 ,^riebri(^ C»en|j.
©d^lcgcl, Doii SRetternid) berufen, in SBien ein, wo er in polU
tifd^er Sejiel^unö burd) bie oon il^m unb ®en^ rebigirten
^roflamationen geflcu 5lapoIeon, bie Slrmeejeftung öon 1809
unb ben Dcftcrrcid)ifd)en SBcobadjter, litcrärifd^ burd^ üerfdjiebcnc
ßeitfd^riftcn unb burd^ bie SSorlefuugen über bie giteratur, fein
ijröfeteS unb reiffteö SBerf, baju beitrug, Ston unb SRid^tung bc§
geiftigen gebend in Defterreid) gu beftimmen. (Sinfld^t in bie
Slrt unb SBeife, wie bai^felbe unter bem ©influfe ber S^tercigniffc
ftd) geftalten foHte, gewann grau uon @tael burd^ bie Selannt*
fd^aft mit @en^, mit weld^em jie jtd) auf htm SEBeg nad^ Sei^^
mar in SepU^ begegnete.
5?ad^ Slufterli^ fiatte ©iefer im patriotifd^en Sd^mcrj
an % uon ^Dlüller gefd^rieben, nun fei ber Sob il^m nid^t ju=
wiber, unb 1807, nad)bem SRüHer in^ ^Rapoleonifd^e gager
übergegangen war, mit tieffter ©ntrüftung ftd[) öon i^m loS*
gefagt. ©egenftanb feiner Derel^renben SBewunberung war ©tein,
ber öon äl^nHd)en ©ebanfen wie einft Surgot auSgel^enb, burd^
^Befreiung be6 S3oben§, i^erftellung ber ©elbftuerwaltung unb
Slubal^nung be§ nationalen ©inl^eitftaateS auf ben ©runblagcn
einer ftarfen SRonard^ie ba§ ©egengewid^t gu ben reoolutionären
aMäd)ten fud^te unb fanb. 3lu§ fold^em ®rantt, wie ber SReform»
minifter ber Äönigöberger Sage, war aber ®en^ nid^t gemad^t.
S)ie Hinneigung jur Sftomantif unb ber Slbfd)eu oor ber SReüo-
lution bereitete fd)on bamafö bei il^m bie reaftiondre ®eflnnung
fpäterer Saläre t)or. ©in SSal^^bred^er im dttiij ber ©ebanfcn
ift ®en^ niemals gewefen; fein Sebürfnife nad^ geiftiger 3[n=
Iet)ttung befriebigte S^l^re l^inburd^ ein ^ann, bm er ergogen
gu l^aben ftd) rüljmte, obwol^l ber Sö^ger bem aJleifter längfl
über ben Äo^)f gewad)fen fei^); e§ war Slbam SMüßer, ben er
feinen ^5^eunben „aU einen ber erften 9!Jlenfd^en biefer unb aller
Seiten'' em^)fa^I2). SBon Slbam SRütter^ö, an SBonalb erinnembe,
») ®. ©d^Icficr, S3ricfmcd^fcl awif*en ©eii^ unb 3. ö. müUtx, 198.
2) @. ©(^Icfier, g. ö. ®cn^. S3ricfe unb öertroutc S3iattct, 123 u. 312.
3rbam 3KüÜcr. 205
aber tn§ ^]^antaftifd)e übertriebener Se^re öom d^riftlic^en Staat
ift gejagt tüorben, jte ^abe ba^ fieilige, römifd^e SReid^ afö beii
auöbau ber ^:ßer[öuli(i^feit ß^rifti gefeiert^). ®en^ füllte ftd^
fo tttäd^tig öon biefer m^ftifd^en Slu^Sleguug ber ©efd^id^te an^
gejogen, ba^ er jtd^ nun atö burd^au^ d^riftlid^ geworben be^
jeid)nete. „3c^ betrad)te ba§ Gl^riftent^um ate bm cigentlid)en
SJKttelpunft ber 3BeIt'\ fagte er unter bem ©inbrud ber @elbft*
täujd^ung, bie (Stimmungen mit Ueberjeugungen öerwed^felte,
„8llle§, tt)a§ in mir nod) jugenblid^ ift, l^abe id) biefer mol^^
tl&ätigen Sfteöolution gu banfen"^).
an abam aJiüHer in ©reeben ift auö Sepli^ ber ©rief
gerid)tet, tt)eld)er bie ^Begegnung mit g^rau öon Stael er*
gäl^lt. „®eftern", fd^reibt er, „l^abe id) einen überaus merf*
tt)ürbigen Sag mit il^r üerlebt unb tro^ aller SBerfdjiebenl^eit
ber Slnftd)ten iiber einige «^auptpunfte, eine gro^e iJreunbfd^aft
geftiftet. SBon ber ßeid^tigfeit be§ Umgang^ mit il^r lönnen
Sie jtd) faum eine SBorfteHung mad)en; in einer ]^alben Stunbe
werben Sie fo mit i^r fein, aU l)ätten Sie jte feit S^^ren ge*
fannt. Sd^ färd)tete ba§ Sli^en, bie Saittien i^re§ Seiftet,
eine ©attung, bie id^, toie Sie wiffen, nid^t oorjüglid) liebe.
Sm ©egent^eil l^abe id^ fte über bie 3Ka&en pjfig, flar, bei
ber Stange bleibenb, georbnet, gujammenl^ängenb, grofe, jum
Spred^en einlabenb, toie nod) feine Srau auf ber SBelt gefunben ;
e^ fd^eint @inem, man fönnte eine ©migfeit mit il^r burd)fpred^en.
So Ift jte, al§ ©rjd^einung, unb bieg fann S^nen genügen.
Sie fennt Sl^re Slufjä^e über Corinna; llagt blofe barüber, bafe
Sie jte ettoaö bunfel unb m^ftifd) gefunben; id) l^abe il^r ol^ne
aSeitereg oerftdiert, bafe Sie ber erfte Äopf oon ©eutjd)lanb
jtnb. aifo toiffen Sie, wie Sie jtd) gu benel^men ^aben. Sd)le=
gel, ber ebenfalls eine gro&e Sbee üon S^nen Ijat, ift fcljr oer=
änbert, fe{)r fultioirt, gefeUig, gejpräd^ig, gewanbt "
7 $. ö. SrcHfd^fe, ©cutfd^c ©cfd^id^tc im neunac^ntcn SaWunbctt,
I, 314.
2) ®. ©(i^Icfiet, g. tj. ©cnfe. SBricfc unb öcvtrautc SBlätter, 123.
206 Söicbereintrcffcn in SBcimor.
„SRabatttc be @tael l^abe id) gcjet(cn", antwortete 5KüIler einige
Stage fpäter an^ ©reiben. „@ie ift mir aUerbing^ eine be=
beutenbe (Srfd^einung, J^offentUd) Sinnen and). ®a ift mirflid^
fübltdö^t SEumuIt beö SSluteS, ®eifte§ben)egli(j^feit unb ©id^erl^eit
öor aUem Sllttüerben. 2)ie§ el^re id^. 9!Jlan müfete wenig üon
3:on, aSIid unb ßmpfinbung öerfte{)en, um nid^t p ffil^len wie
il^re SJiatur, weld^e ba§ Sd^önfte ift, t»om eigentlid^en geben er«
weidet unb öom ßeiben burd)[tf)moIien ift. ®ie§ Hebe id^. . ."
„5!Rid) l^at bie @tael entjüdt, id^ fage eö Sinnen gerabe f)txaixS'\
fd)rieb ®enfe nod) einmal jurücf. „6ine foId)e Uniöerfalität
unb 3;iefe be§ ®eifte§; mit einer foId)en ßeid^tigfeit, ©ewanbt^
^eit, ©utmütl^igfeit unb ®ra3ie ber 6onDerfation l^abe id^ in
ber SBelt nid)t gefunben, Sd) will unb mufe jte aud^ nod^ ein-
mal feigen" ^).
®iefe gmeite Segegnung fanb auf ber ©urd^reife, in Pma,
ftatt. 2)ie Ueberfc^menglid)feit ber bamaligen Semunberung
Don @en^ foHte 5rau Don @tael übrigen^ nod[) ju bflfeen l^aben.
211^ jte tf|n 1812 in SBien toieberfanb, mar biefe Semunberung
oerflogen unb ber Unmutl) an il)re Stelle getreten, ber ftd^ in
einem ©rief an 3fla{)el in ebenfo gefd£)macfIofer al§ ungered^t=
fertigtet SBeife Suft madite^), eine 3Ka]^nung an bie grauen,
bie ^ulbigungen ber 3D?änner nad) ber 3lrt öon ®en^ niemaB
ju überfd^ä^en.
SBie jte e§ uberl^aupt ju tl^un pflegte, ignorirte grau öon
@tael bie Stimmungen aud) biefer manbelbaren 9latur. ^U
®en^ 1815 nad) ^ari^5 fam, fanb er jie unoerSnbert für il^n
unb für feineu greunb 21. §. 3Wüller, ber il^n begleitete,
mieber. Sie l^at fpäter nid)t ermäfint unb oieneid)t audt) nid^t
gemußt, t>a^ biefer geiftreid^e Sonberling jtd) fd^on 1808 in
©reiben mit ber Sbee eines SSünbniffeS aller Staaten auf relU
') &. (Sd^Icficr, Sriefwed^fcl awifd^cn S. ö. ©cnfe unb 8C. $. aRütter,
107, 112, 113, 145. Briefe öom 29, 30. m<\\, 1. u. 2. SunI 1808.
2) ®. Sc^Iefier, g. ö. ©cnfe. «riefe unb öertraute ÖWtter, 176,
15. Suni IS14.
95eranbertc S3erlöältniffc. 207
giöjcr ©runblagc trug, au§ loeld^er jmn Zl)dl bic J)t\l\Qt Miatii
l^eröorgegangen ift^.
SBon ©reiben fefete "S^an Don ©tael ben SBeg nad) 3Beimar
fort, Don lüo Henriette bon Änebel il^rem Sruber bic Slnfunft
ber SRcifenben melbcte. ,,@ie ift Dorgefiem l^ier angefomtncn",
fd^rieb fte am 11. Sunt, ,;ge[tern 9Ktttag l^aben tt)ir ftc gefeiten ;
Slbenb^ l^atte fte ju jcl)reibcn. @ic t[t dxüa^ ftiHer geworben,
tt)ie e§ jtdö fflr bie iefeigen 3^^ten fd^idt. SBon •öerrn ©iömonbi
ober anbem Segleitern Don %xan Don ©tael l^abe id^ nod) nid)t§
gefe{)en. ^d) beft^e Don ber Sibliotfief feine ®ef(l)id)te ber
mittleren ßdim Don 3tcilien, bie mir 3Bielanb aufeerorbentlid^
gelobt l^at" %
S)ie wenigen Saläre feit 1804 l^atten genügt, um and) in
SBeimar a3iele§ ju Deranbern. 3lm 10. april 1807 war bie
l^eiter Derftänbige »^erjogin Slmaiie il^rem ??reunbe ©dritter in bie
®ruft gefolgt, nad^ ®oetl)e'ö fd^önen SBorten „eine Don S)en=
ienigen, gu benen wir, aU gu Söol^lwoHenben unb ^ülfreid)en,
un§ im Seben l^inwenbeten, unb bie nun bie fel^nfud^t^DoHen
aSlide nad^ jtd) giel^en al§ SSoHenbete, Selige."
2lber nid)t ber Sob allein l^atte in ber 3:pringer §aupt=
ftabt bie SReil^en gelid^tet unb bie ©emütl^er Derbüftert. 2Bie
Sena, trug SBeimar nod^ bie frifd)en ©puren ber SSerwüftung
unb Pünberung Don 1806. ©ein ritterlid)er ßanbe^l^err war
jum ©ntritt in ben SRlieinbunb Derurtl^eilt unb eine faft uner^^
fd^winglid^e Ärieg^fontribution Don 2,200,000 graulen bie
©träfe für fein treues geftl^alten an ber Daterlänbifd^en ©ad^e^).
©er ©id^ter Don „^ermann unb ©orotl^ea" nannte e§
unter bem ®rucf biefer SJiieberlage ©eutfd^lanbs „eine grofee
') 81. $. aWüUcr, Elemente ber (StaatSfunft, SBcrlin, 1809. m.ö.SKo^I,
©efc^id^te unb Sitcratur ber (StaatSnjiffenfd^aftcn, I, 254.
2) $. S)ünbcr, ihiebel'S SBriefwcd^fcI mit feiner ©^wefter, 339, 1774-
1813.
8) 9t. Äeil, ©oet^e. SEßeimar unb Sena, 1806, 21—47 unb 154.
Jp. Öuben, Sftüdfblide in mein Seben, bie ^ä)ia^t bon Sena.
208 ^te poWmt Safle.
unb l^eilige Aufgabe, im @etft jufammengul^Qtten, um in htm
all()emeinen ^uin mcnigfteitd baS bi^^ je^t unangetaftete ^alla«
bium mifcrcr gitcratur auf^ 6ifcrjäd)tigftc gu bemal^ren, unb gu
uer^ütcn, bafe ber, in beffcii .^anb je^t ba« @d)icffal Hegt, bte
Sc^tung, bte mir iijxn burd) ein I}öl)ered geiftige!^ Uebergetoi^t
abgenötl^igt l^abcn, nid)t üerliere*).
6ö mar ber Äugenblidf, in meld)em fclbft ein Patriot mie
©neijenau am beutfd)en SSolf, ^fo ad)tbar im ©ngelnen, fo
miferabel im ®anjen", irre gu merben brol^te unb „bie 9lation
fo fd)led)t mie il^r SRegiment" nannte 2).
®er Patriotismus üon ©oetl^e, ber im ©lauben an eine
beffere 3»fw»ft iior Slllcm bie SBilbung retten moWe, ber ani
beut @d)iffbruc^ ber ©egeumart, „in SBiffenf^aft unb Äunfl
bie @d)mingcn, fid^ bariibcr l^inmeggul^eben" faub, ber, geftfi^t
auf ©elbfterfeuntnife unb ßrgebung, „nid^t jebe Semegung aud^
fd)on eine ©rl^ebuug" genannt miffeu moHte unb nod^ 1812 ba*
uor mamte, „bie ^Befreiung 00m fremben 3od^ mit bem @r»
ringni ber grei()eit gu t)ermed)felu" 3), ein fold^er Patriotismus
lief ®efa()r, als gu leibenfdjaftSloS üon bem ßinen abgelel^nt,
uou ben Slubern mi^uerftanben gu merben. Unb mifeüerftanben
l)ätte mol^l axxä) grau üon @tael Sleufeerungen wie bie öon
©oetl^e über SRapoleou int gönuar 1807, menn man bieftn
Äaifer unb feine Umgebungen mit 9?ait)etät befd^reiben l^öre,
ba fel^e mau freilid), ba& uid)ts bergleid^en mar unb k)ielleid^t
aud^ nid)t fein merbe*), ober mie jene beS 33erfaffer8 ber
„^puomenologie bcS ©eifteS", ^rofeffor ^egel in Sena, ber
ben granjofcnfaifer als „bie SBcltfeelc", „ben Drganifator
einer freien 3Jlouard)ie" mib „ben 3[ufred[)tl^alter ber ®efe^*
') 9«. Äell, (Hoet^e. SBeimar unb Stna, 1806, 152. ®o«t^ an 8fcf
iionj, 7. Saiiuar 18()7.
2) Sreitf(i&re, ©eutWc Ocfd^id^tc Im neunacl&nten SoWwnbert, 330.
») $. t'ubeii, Stürfbllrfe in mein iJcben, SJcrül^rungen mit (Soetl^e, (Sk*
]pxh6i mit iftm, ©ommer 1812, 119-120, 122.
«) & ottfit an Stnthtl, »rifftoeci^fel, I.
(Soet^e unb Knebel. 209
pricS^), wäl^renb ftc ba^ ocrnid&tenbc Urtl^eil über 9lapoleon
fäntc, ber 33egriff bc§ ©ciDiffen^ fei für iijn mir eine poetifd^e
Umjd)rcibunö für bcn Setrug, unb fein ganje^ Seftreben
barauf gerietet, bebeittenbe 9Kenfd)eit ftttlid) tief genug gu
entwertl^en, um fte nur mel^r unter feinem ©epräge gangbar gu
crl^alten %
3u fold^en (Srörterungen fam e§ Jebod^ nid)t. ®oetl)e war
feit bem 12. ^ai abwefenb in Äarl^bab, wo er bt§ gum @ep=
tember blieb. aSergebenö fd)Iug ein nod^ an^ SBien batirter
©rief Don ^rau öon @tael eine Begegnung in ©reiben t)or.
6r Iel)nte ab „ba er fid^ beö 3^rü^ling§ unb ber länblid)en ©in*
famfeit erfreue, ©eben @ie ja balb S^re Semerfungen über
un§ e]öriid)e ©eutfd)e", fd^lo^ er. „2Btr Derbienen burd) ben
guten SBillen einer freunblid^en 9iad)barin unb ^alblanbömännin
aufgeregt, ermuntert gu werben unb un§ in einem fo lieben
Spiegel gu befd)auen. Urlauben @ie mir fobann, tt)a§ id^ fo
gern nad) gelefener Corinna getl^an ptte, meine lebtjafte Sll^eil*
nal^me an Sfinen felbft unb g^^ren Slrbeiten, meine SBerel^rung,
meine SBewunberung aud) einmal fd^riftlid^ unb umftänblid^ oor*
gulegen" ^).
®ie ©nttäufd^ung Don fyrau Don «Stael über ba§ 5lid^t*
erfc^einen Don ©oet^e berid^tete il^m ein Brief Don Sötte @d)iller,
ber unter bem übertt)ältigenben ©inbrucf ber Seftüre beö erften
^tiU Don Sauft, mit ber Bwciö^wng an il^ren ©atten, ge*
fc^rieben ift. aSon grau Don ©tael ermäl^nt aud) @d)iller'8
SBittwe, fte fei fetjr emft geworben, ber lebcnbige Slu^brudf Don
Sröpd^feit fel^Ie il^r, fte fel)e au§ wie ^^manb, ber Diel gelitten
l^abe, obwol^l jte ba§ nationeHe, lebenbige, laute SSSefen mol^l
») Äarl ^egel, SSricfc öon unb an ^eöcl. ^Briefe bon 1806, 1807, an
ban &f)ett, 1822.
^ Madame de Stael, Consid^rations, XIII, 226, 271.
8) ®oet^e.3al^rbu(i&, 1887, 7, 104. grau bon ©tael on ©octl^e, fflien,
21. mai 1808. ©oetl^e an grrau bon (Btaei, 6arl«bab, 26. mal 1808.
»lenner batfett, %xa\x toon ©tael. III. ^4
210 StntM an (»oeihe.
immer, tDenn pc aufgeregt fei, bel^alten tücrbe'). ©tefer ©d^il'
berung entfprad) bie Stimmung, in weld^er %tan Don &aSl
Don SBeimar au^ an 3»abame Slecamier Don ber UebertDtnbung
fd^rieb, bie e§ i^r gefoftet l^abe, ba§ bort erlittene nod^ einmal
bnrd^äuleben. 9lur ber ®ebanfe an bie unglücHtd^e unb be*
tuunbern^mertl^e ??ürftin, unb an bie ^riifungen, bie auci^ pe
beftanben, l^abe pe ba^in gurüdfgefül^rt. 3te unglüdflid) pnb
n)ir bod) SlUe", f (^liefet ber Srief.
Sereit§ an ber fäd^pfd^en Sanbeägrenje war pe auf baS
^erjlid)fte empfangen morben. S(m äl^or eine« Keinen @tabt=
d)en§ öffnete ber ßoHbeamte ben SBagenfd^lag, um gn Derpdiern,
nun tDerbe er ruhiger fterben, ba fein SBunfc^, pe gu feigen, in
ßrfnUung gegangen fei. Slel^nlid)c Sluftritte njieberl^olten pd^
in ben ©aftl^äufern. „®iefeö, meine tl^eure Swltette", fd^rieb
(Vrau Don @tael, „pnb meine @ntfd)äbigungen für ba8 Derlorne
®Iucf mcinc^3 2ebcn§" 2). -
Sn Sßcimar anmefenb mar biefeö 9Ral Änebel, „mit bem
3(nfel)cn eincö alten SBeifen", ia^ B^itgenoffen an ©oftratcS er-
innerte. 6r mar in eine Slrt Don Slalar gefleibet, ber, um bie
A>ilftcn sngefnöpft, bie innner nod) fräftige ®eftalt bc8 Dierunb^
fei1)jigiälÖrigeu ÜKanneiS erl^öl^te, mäl^renb fein DrigineUc«, für
alle^ i^oeti|d)c bcfonber« em))fänglid)e SBefen ®oetl^e'iS 3unetgung
für ihn erflärt^). 9ln Änebel manbte pd) biefer audö iefet um
^iai1)rid)t über ben a[ufentl)alt Don %xa\\ Don Staßl ju erl^alten.
»^oDicl magft ®u mir gngeben'', fd)rieb er bem ^reunb ani
ä. ;^uU auv^ ßarlvJbab, „bafe e« ber ÜRül^e mert^ ifl, pc ju
fcnneu; benn man lann pd) nur einen ^griff Don il^r bun^
pd) felbft mad)cn, inbem e^ ein fo merfmurbige« SnbiDtbitunt
-> LWHteur dos Souvenirs de Mailame Reramier, Goppet
ec Weüttcir« 1^:^. 3ll;ftvi;iiue vte Stät^l ^ b l>uebe$se Louise, 13 Jain 1808.
n J^. Va>c«. ^ücfWKf^ in mein ^ebrti, Ki, i>:?— 93. Jt. €f Treffe-;
Knebel an ©oet^e. 211
\]t, bei bcffen @d)ilberim9 man in Sob unb Stabel ba§ 3Rafe
Dcrfcl^lt" 1).
©nifle 3:age fpäter tarn Äncbel biefem SBunfd) entflegett.
;,Sd) tt)ar mcl^rcre S^agc l^intercinanber in il^rcr ®efellfd)aft'\
fd)ricb er am 10. Suli, „unb l^atte eben nid)t Urfad^e, meine
Seit bei il^r gu bereuen, ob id) gleich nid^t ben SESunfri^ empfanb,
bafe id^ alle STage meines SebenS be4 il^r gubringen möd£)te. Stuf
ba§ 5ftäd^fte gu fommen, fo ftnb i^re Äenntniffe unb Segriffe
t)on beutfd^er Siteratur l^öd)ft unDoUftänbig, wenn man anberö
ba§ nur Äenntniffe nennen lann, maö il^r biDinatorifd£)er ®elft
ans einjelnen Sefungen unb ©teilen errätl^.
„35a§ Seben unb geiftige 3ntereffe ber ??rau Don ©tael i[t
übrigens fel^r preiStoürbig unb ermedenb. @ie möd)te mie ein
©eniuS biefe tobte SKJelt befeelen, aber freilici^ giemlid) nad)
il^rer Slrt. SBaS mir am mol^Iften in il^rer Unterl)altung mad)te,
ftnb bie glüdfnd£)en SluSbrüdfe unb feinen Kombinationen, bie
il^r SSlid unb il^re grofee ifenntnife ber SBelt unb ber ®inge
eigen unb intereffant mad)en. So fagte fte jum 33eifpiel, ba^
aus ben SBienern nidf)tS merben fönnte, fo lange fte, mie fte eS
in ben l^öl^ern ©täuben gu tl^un ))flegten, frembe @prad)en
fpräd)en. Ce sont comme des Images de cire, qui parlent
des langues niortes, unb fo lönnten fte im Seben nid)t Dor-
ttJÖrtS fommen.
„SllS ic^ H)x bei einem fleinen ©ouper, baS fte unS gab,
unb wobei ber ^ergog gugegen mar, eine Sbee Don ©einer
Dptif geben foUte, bie id) nur in wenigen unb Derworrenen
SBorten l^eröorbringen fonnte, fo fa^te fte bod) bie 3bee unb
rief aus : Ah, mon äge est le rayon affaibli (eS war aber ein
anbereS SBort wie oerfaHenb ober abftufenb) de ma jeu-
nesse, alS wenn bie Sugenb gelb unb baS Sllter blau wäre.
^ä) l)abe nod^ meliere SReben bemerft, bie mir aber ie^t
nid^t eben einfallen, ©onft war fte überaus gutmütl^ig unb
') ©oetl^e unb Ä^uebel, 33rtcfrt)ed^fer, I, 330.
14*
212 Söiclonb.
einucl^menb flcflcn J^bennaim. 9hir eine« Äbenbd famen tt>ir
bei %xan uon SBoIjoßen, wo lulr foupirtcn, ctoaö l^ort aneim
anber, ia fie tm$ anfcinglid) Don ben Siiglfinbem unb nad^l^
Don JReligiou «nterl^ielt, unb id^ niid) Aber t^rc ßttdfett etma^
luftig mad^te. Sie fd)rieb mir aber ben lag barauf ein fcl^r
uerbinblid^eö SiUet unb babei blieb e^. @on|t fagte pc noc^
ju §errn Salf, ber fte einige ^a(c befud^te, »Vous me plaisez,
Monsieur Falk, j'aime les bavardsc. Unb ba§ fei genug wn
ber mit 9ted)t geeierten unb bewunberteu fyrau.
„^lod) 6in§: bie SEBoIff mad)te bie 3w«9frau. D Dortreff^
lid). 3^) war in ber Soge Don grau Don ©taßl. Sic fogte
ein paar 'i)3lal: Elle joue comme une inspiree. ©iefcr 8uS«
brucf l^at mir fel^r gefallen, um ba§ SBal^rc in ber Jhtnfi \>t>m
Wed)anifd)en gu unterfd^eiben" ').
2lud) SBielanb fam Dom l^ergoglid)en ©dfilofe SclDebere, baS er
JU jener 3^it betuol^nte, nad^ SBeimar l^eriiber, um %xan Don @ta6l,
bie i^n jmeimal aufgefud^t l^atte, feinen ®egenbefud^ gu mad^en
unb fie in eine 2lbenbgefellfd)aft bei ber .^ergogin gu begleiten.
Heber biefc Segegnung mit „ber berül^mteften grau unferer
Seit'', mie er jte gu nennen ppegte, l^at er fid^ gweimal fd^rift»
lid) geäußert, ba§ erfte 5Ral in einem Srief an grei^emi Don
Steuer inSBien: „@ie fd)eint mir in bem, waS fte Don bcm bei
meitem größten 3:i^eil ber bortigen ?Robleffe beiberlei ®efd^led^t8
mit il^rer gemö^nlid^en, anfprud)ölofen gebl^aftigfeit unb am3=
nität gu fagen \m^, berfelben aUe @ered)tigfeit miberfol^ren gu
laffen, unb e« ift nid)t gu leugnen, bafe il^r'S angenel^m gul^drt.
S^r Protege, a. SB. @d)legel, fc^eint auf il^re ttrt^cile über
bie beutfd)e Siteratur unb bie 3JJänner, bie ftd^ feit fünfjig
Salären in berfelben am meiften l^erDorgetl^an l^aben, »enlg ober
leinen ©influfe gel)abt gu l^aben. hingegen foU bie @ett>att
i^reS ®eniuj§ über ben feinigeu befto ftdrfer gewefen fein, unb
fte läfet un§ Don beiben aSrflbern Sßieleö erwarten, moburd^ fie
1) ©oetl^e unb ilnebel, ;öv!eftped^iel, I, 332.
Sötetonb. 213
bie fritifd)en SBerirrungen unb 8eicl)tfertigfeitcn H)vtx jüngeren
Saläre bebeden unb Dergeffen maä)tn würben. Sefagter ^err
SBill^elm fam l^ier nid^t gum a3orfd)ein unb mad^te einen Slb=^
[ted)er nai) ^annoDer, um feine SJiutter ju befud)en" *). SBieber
tjon grau üon ©tael fprid)t einige Sage fpäter SBielanb'S Srief
an eine beutfdje i^ürftin, bie ftd) nad) i^r crfunbigt l^atte. „©afe
aud^ biefe Sonne nid)t ol^ne gledfen ift, ober bod^ war, Derfte^t
fid) Don felbft"; fd)reibt ber fünfunbftebenjigiäl^rige ©id^ter jurürf,
„aber wenigftenö würbe eö feinem ÜKanne giemen, baüon gu
fpred^en 3Ba§ ftc in SlHer Singen gu SBeimar ebenfo
lieben^mürbig aU refpeftabel mad)te, mar il)re gänjUd^e unb
Pd) immer gang gleid^ bleibenbe Unbefongenl^eit unb Slnfprud)^
loftgfeit, worin jte jtd) wäl^renb il^reö legten jcl^ntägigen Sluf^
ent^altö unter un§ barfteUte.
„SBenn bie§ ein permanenter ^uq il^reö ß^arafter^ wäre
unb bliebe, fo möd)te xdy^ nid)t fowol^l für bie fogenannte Se*
fc^eibenl^eit l^alten, alö für eine unmittelbare, natfirlid^e golge
be§ ebenfo natürlid^en ©elbftgefüi^lö ober oielmel^r Haren Se=
wufetfeinö beffen, waö fte i[t, weld)e^ i^r jebe Seforgnife, öon
einer 5Bollfommnercn in il^rer 3lrt gleid^fam Dom Sl^ron geworfen
gu werben, unmöglidE) mad)t. 33or wem lönnte fte ftd^ fürchten?
wem beneiben?"^)
„@ie benal^m ftd^ gegen mid^ oortrefflid^", fügt SBielanb
an anberer ©teile l)ingu, „unb beinal^e wie eine gute STod^ter
gegen einen geliebten unb Derel)rten 3Sater, roa^ \f)x Don mir
um fo l^öl^er angered^net würbe, ba id) il^r abftd)tlid) nid)t ein
©terben§wörtd)en über „Corinna" fagtc. ®iefe i5rau fann
SlUeö fein, wa§ fte will, unb war ftd^ ol^ne ßweifel red£)t gut
bewußt, bafe bie ooHfommene Slnfprud)§lojtgfeit bei fo aufeer=
orbentlid) glängenben @igenfd)aften unb Stalenten, unb ber leichte
^) SBielanb, StuStool^t bcnlwürbigcr SBriefe, 80. 9ln 3. g. grell&cvrn
oon Sfle^er, Söeimar, 20. Sunt 1808.
2) 2öielanb, ^luSwal^l benfwürbigcr »riefe, 128. Sin eine beutfd^e
gürftln, SBelöeberc bei SBeimar, 29. Su^t 1808.
214 Slbrcife öon grau öon (Stael uad^ gran!furt.
®rajicnf(i^lcicr, womit ftc ba§ Steuer il^rcö ®eiftc§ fo licMtdö ju
bämpfen xou^k, gerabe ba^ wal^re 9Jlittel war, bieicmgcn unter
un§ JU bejaubcrn, bic [onft mit einem pd)ern SdiSman geflen
alle anbern S^i^l^^nnittel wol^I öerfel^en jtnb'' ^).
®iefe SBorte beö 9leftorö ber beutfd^en ©id)tunfl Pub 2Bei=
mar§ Slbfci^ieb^grufe an S^rau Don ©tael. @ie t)erliefe eS nad)
gel^ntSfliöem Slufentl^aU um pd) über granffurt nad^ ©oppct
jurücfjubegeben. „grau uon ©tael, geb. 5Redfer war l^ier",
fd^rieb, in einem il|rer legten Sriefe an ben ©ol^n, ifrau 9iat^
am 1. ^x\\\ an ©oetl^e nad^ Äartebab^). 9Rit biefjer fafonifd^cn
Semerlung l^at pd^ befanntUd^ Settina, bie SBerfaffcrin öon
„©oetl^e'ö 23riefn)ed)fel mit einem Äinbe", nid)t begnügt, fonbcrn
au^fül^rlid) über eine Begegnung jwifdEien ber 3Rutter öon ©oetl^c
unb grau Don ©tael berid^tet. ©en ©d^aupla^ bafür verlegt
pe in§ ^au^ eineö ber europäifdjen ®efellfd)att wol^lbefannten
unb tjon il^r wertl) gel^altenen granffurter ®ürgcr8, in bcn
„Sanier ^of'' be§ Sanf^errn 2Rorife »et^mannS).
Slm 21. ©eptentber 1808 läfet bie bamalS brciunbjwaniig»
iäl^rige, feit 1801 in granifurt ober in ber 3ldl)e lebenbe Settina
©oell^e'ö 9Hutter an pc fd^reiben: „SDer SJiori^ Setl^mann l^at
mir gefagt, \>a^ bie ©tael mid) befud)en will; pe war in SBei»
mar, ba woHf id), S)u warft l^ier, ba werb' id^ mein granjöpfd^
red^t jufammennel^men muffen"^). Sin jenem 21. September
aber war grau 3fiatl^, ba pe bcfanntlid) am 13. September
1808 ba^ S^itlic^e fegnete, feit neun Steigen tobt unb grau öon
@taäl, bie, wie gefagt, 6nbe 3uni jenes @ommer§ burd^ granl»
fürt fam, längft wieber in (Soppet. SBaS Settina nid^t J^inbett,
in il^ren öierunbäwanjig '^af)xt fpäter öeröffentlid^ten Slufjeid^?
0 Söielanb, SfuStoal^I bcnlwürbtöer »riefe, 123 u. ff., 9., 10. u. II.
Suli 1808 unb Söielanb an »öttißer, 30. Suni 1808, filftorlfd^cä SofiäSenbiul^,
1839, 450.
2) gH. Steil, gron fRatf^, S3t{eftoed^fer, 156.
8) Daniel Stern (Gräfin b'3lgouU), Mes Souvenirs, 58. (Boetl^e,
3lu« einer SReife am S^l^ein, 3Kain unb 9?e(far in ben Sauren 1814—1815.
*) ©oetl^e'S iBriefUKd^fel mit einem ilinbe, SBerlin, 1835, I, 54,
31u§ ©oetl^c'S Sriefwed^fel mit einem 5^inbe. 215
nungen folgenben Srief an grau ^att) ju rid^ten. „35ie§mal
i^at pe mir'ö niä)t rcd^t 0emad)t; grau SRati^ ; warum fc^idft [ic
mir ©oet^e'ö »rief uic^t? 3d) ^abe feit bem 13. Sluguft md)tö
tjou il^m unb je^t i)ahm toir fd^on Stuögang ©eptember. ®ie
©taöl mag il^m bie 2t\t üerfürjt l^aben, ba l^at er uicl)t an
mid) gebadet. @ine berül^mte grau ift ma§ furiofeS, feine anbre
%xai\ fann fid) mit i^r meffen, fte ift rmt 33ranntn)ein, mit bem
faim ftd^ ba§ ^orit aud) nid^t Dergleid)eu, anö bem er gemad^
ift. @o 33ranntu)ein titelt auf ber Sw^ö'/ ^^^ P^'öt i« ben
^opf, ba^ tl^ut eine berül^mte grau auc^; aber ber reine SBeijen
ift mir bod^ lieber, ben fäet ber ©äemann in bie gelocferte
@rbe . . V id) n)iH bod^ lieber ein einfadjeiS 3Beijenforn fein
aU eine berüi^mte grau, unb miH aud) lieber, bafe @r mid^ al§
täglid^e^ Srob bred£)e, ate bafe td) il^m wie ein @d£)nap§ burd^
ben Äopf fal^re. — Se^t will id^ il^r nur fagen, bafe id^ geftern
mit ber ©tael gu 5Rad^t gegeffen l^ab' in SÄainj; leine grau
moHt neben il^r ft|en bei Sti^ä), ba l^ab' id^ mid) neben jte'ge=
fe^t; e§ war unbequem genug, bie Ferren ftanben um ben Stifd)
unb l^atten ftd^ aHe l^inter unö gepflcingt, unb einer brüdtte auf
ben anbem, um anit il^r gu fpred£)en, unb if)r inö ©ejtd^t ju
feigen; fte bogen ftd) weit über mic^; id) fagte, »Vos adora-
teurs me suffoquent«, jte lad)te. — Sie fagte, ©oetl^e l)abe
mit il^r öon mir gefprod)en ; ic^ blieb gern ft^en, benn id^ l^ätte
gern gewußt, m^ er gefagt l^at, unb bod^ war mir'ö unred^t,
benn id) woHt lieber, er fprad)' mit niemanb öon mir; unb id)
glaub'ö aud^ nid^t, — fte mag nur fo gefagt l)aben; ~ e§
fcimen gule^t fo oiele, bie alle über mid) l^inauS ntit il^r fpred)en
wollten, bafe id^'S gar nid£)t länger !onnte auöl^alten; id) fagt'
il^r, »Vös lauriers me pesent trop fort sur les epaules«.
Unb id> ftanb auf unb brängf mid) gwifd)en ben giebl^abern
burd); ba fam ber ©iömonbi, il^r ^Begleiter, unb fitfef mir bie
§anb, unb fagte, id) ptte oiel ©eift unb fagfö ben anbern,
unb pe repetirten e§ wol^l jwanjigmal, afö wenn id) ein $rinj
wdr'; oon benen pnbet man aud) immer SlHe^J fo gefc^eut, wenn
216 5(us ©octl^c'ö ©riefroed^fet mit einem ^inbe.
CO aud^ baö ßewöl^nlid^fte mx\ — Slac^i^er ^ört' td^ il^t jii,
wie Pc Don ©oetl^e fprad); ftc fagtc, Pc l^abc cmartet, einen
jiüeiten SBertl^er ju pnben, aHein fte l^abe pd^ g^'^^r fotuol^I
fein Senel^men n)ie aud£) feine gigur paffe nid^t bojn, unb pc
bebanerte fetjr, bafe er tf)n ganj t)erfel^le; iJrau Siatl^, id^ »urb'
jornifl über biefe SReben, („ba^ war überpüfpg'', wirb Sie fagen)
id^ wanbf mid^ an ©d^legel unb fagf il^m auf ©eutfd): bic
grau @tael l^at pd^ boppelt geirrt, einmal in ber (ärwartung
unb bann in ber SDleinung: SBir 2)eutfd^en erwarten, bafe
©oetl^e jwaniig gelben au§ bem Slermel fd)ütteln fann, bie ben
granjofen fo tmponiren. SBir meinen, bafe er felbp aber nod^
ein gau/i anbrer ^elb ip. — ■ ©er ©d^legel l^at Unred^t, bafe et
il^r feinen beffern aSerpanb l^ierüber beigebrad^t l^at. @te warf
ein gorberblatt, womit pe gefpielt l&atte, auf bie @rbe; id^ trat
barauf unb fd^ubpe e§ mit bem fjufe auf bie Seite unb ging
fort. — ®aö war bie ®ef d^id^f mit ber berül^mten grau ; l^ab'
@ie feine 9lot]^ mit i^rem franjöpfd), fpred^' @ie bie ^nger=
fprad^ mit i^r, unb mad)e @ie ben Äommentar baju mit il^ren
großen Slugen, ba^ wirb imponiren; bie ©taöl l^at ja einen
ganjen ameifenl^aufen ©ebanfen im Äopf, waiS foH man i^r
nod^ ju fagen l^aben? Salb fomm' id^ nad^ gtanifurt, ba
fönnen wir'ö beffer befpred^en. ..." ^).
Settina l^ielt SBort. ^m näd^Pen Srief, wo t)on gtau
oon @tael bie SRebe ip, pnb wir örtlid) t)on 3Rainj nad^ granf»
fürt, jeitlid^ oom September jurürf in ben äugup 1808, Hte«
rärifd^ öom Sriefwed^fel mit ber 2Rutter öon ©oetl^e ju jenem
mit il^m felbp übergegangen. „2Rein Unglüdf", fd^reibt biei^mal
ba§ breiunbiwanjigiäl^rige Äinb, „führte mid^ gerabe nad^ granf*
fürt, al§ %xavi öon ©tael burd^fam, id) l^atte pe fd^on in SRainj
einen gangen Slbenb genoffen, bie 3Kutter aber war red^t frol^,
\>a^ id) xf)T Seipanb leipete, benn pe war fd)on pret)enirt, ba§
bie ©taßl i^r einen Srief öon ©ir bringen würbe, unb Pe
') ©oetl^e'S 33rieftt)ed^fel mit einem i^inbe, I, 54-57.
3ru« ©oetl^c'ö »ncfwed^ffl mit einem Äinbe. 217
tüünfd^te, bafe id^ bic SntermejjoS fpielcn möge, tucnn i^r bei
biefer großen Äataftropl^e ©rl^olung nötl^ifl fei. ®ie 9Wuttcr
l^at mir nun befol^Ien, 35ir aUeS auöffil^rlid^ ju bcfd^reibcn; bie
cntreDue war bei Setl^mann=@d^aaf, in ben 3intmcrn be^ 9Rori^
aSetl^mann. ©ie SJiutter l^atte ftd^ — ob auö Sronie ober au§
Uebcrmutl^, wunberbar gefd)mü(ft, aber mit beutfd)cr Saune,
nid)t mit tfaniöftfd)em ©efd^madf, id^ mufe ©ir fagen, bafe,
njenn id) bie 9Jlutter an\a\), mit il^ren brei Gebern auf bem
Äopf, bie mä) brei berfd)iebenen Seiten l^infd^manften, eine
rotl)e, eine loeifee unb eine blaue, — bie franjöftfd)en ^Rational*
färben, weld^e auö einem ^^Ib Don Sonnenblumen emporftiegen, —
fo flopfte mir ba§ ^erj t)or Suft unb ©rmartung; fte mar mit
großer Äunft gefd^minlt, il^re großen fdömarjen Singen feuerten
einen Äanonenbonner, um il^ren §alö fd)lang ftd^ ber belannte
golbene ©d^mucf ber Äönigin Don ^ßreufeen, @pi|en tjon altl^er=
fömmlid^em Slnfel^en unb großer ^rad)t, ein mal^rer gctmilien:^
fd)a^, Derl^ünte il^ren Sufen, unb fo ftanb pe mit meinen ®lacec*
§anbfd)ul^en, in ber einen ^anb einen fänftlid)en S^ad)er, mit
bem fie bie Suft in Semegung fe^te, bie anbre, tt)eld)e entblößt
mar, ganj beringt mit bli^enben Steinen, bann unb mann au§
einer golbenen Sabatiere mit einer SRiniatüre Don ©ir, mo ®u
mit pngenben Sorfen gepubert, nad)benllici^ ben Äopf auf bie
^anb geftü^t, eine ^rife nel^menb. S)ie ®efeHfd)aft ber Dor*
nel^men älteren ©amen bilbete einen ^albfreiö in bem ©d^laf*
äimmer be§ 3Kori^ ®etl^mann; auf purpurrot^cm Steppid^ in
ber 5Ritte ein meifeeö g^lb, morauf ein Seoparbe, — fal^ bie
©efeUfd^aft fo ftattlid^ an^, bafe fte mol^l imponiren fonnte.
Sin ben SBänben [tauben fd^öne, fc^lanfe inbifd)e ©emäd^fe, unb
baS 3iwi«i^^ ^^^ ^it matten ©la^fugeln erleud^tet, bem ^alb*
IreiS gegenüber [tanb ba§ Sett auf einer jmei Stufen erl^abenen
(gftrabe, aud) mit einem purpurnen STeppid) berpUt, an beibcn
Seiten Äanbelaber. 3d^ fagte gur 9Äutter: bie %xa\x Stael
mirb meinen, fte mirb ^fer Dor ®eri(^t beö 9JHnnel^of§ gitirt,
benn bort ba§ SSett fielet auö mie ber Derl^üHte SEl^ron ber
218 ^"fi ©oct^e'ö S^ricfwet^ffl mit ciiifm Äinbe.
aSenuö. SRaii meinte, ba biirfte eS mand^cö ju t)eranhootten
geben, ©nblid^ fani bie Samjemartete bnrd^ eine SReil^e öon
erleud^teten 3"Ji»i^i^i^ begleitet Don Senjamin ßonftant, pe war
aU Corinna gefleibet, ein Snrban uon anrora= imb orange^^
farbener ©eibe, ein eben fold^eö ®ewanb mit einer orangen
Snnifa, fel^r ()od) gegürtet, fo ba^ \\)x §erj wenig ^la^ l^atte,
il^re fdjwarjen Slngenbranen unb SBimpern glänzten, i^re gtp^
pen and^ Don einem m^ftifdjen SRoti^; bie §anbfd)ul^ waren
l^etabgeftreift nnb bebecften nnr bie §anb, in ber pe ba§ be^
lanntc gorbeergweiglein l^ielt. ®a ba§ S^w^wier, worin pe cr=
wartet war, fo Diel tiefer liegt, fo mnfete pe Dier Steppen l^r»
abfteigen. Unglücflid^er SBeife nal^m pe baö ©ewanb Dome in
bie Jpöl^e ftatt leinten; bieö gab ber Scierlid)leit il)re§ Empfangs
einen gewaltigen ©tofe, benn e§ fal^ wirflid^ einen Woment
mel^r aU fomifd) au8, wie biefe ganj in orientalifd^em Son
äberfd)wanlenbe ©eftalt, anf bie [tcifen ©amen ber Iugenb=
Derfd^wornen ^ronffnrter ®efeHfd)aft loörüdfte. Sie ^Kutter
warf mir einige couragirte Slicfe ju, ba man pe einanber prä-
fentirte. 3d) l^atte nnd) in bie ^eme gefiellt nm bie ganjc
@cene jn beobad)ten. 3d) bemerfte ba5 ßrftannen ber 6tael
über ben wnnberbaren ^u^ nnb baS anfeilen 35einer 3Kntter,
bei ber pd^ ein mäd)tiger ©tolj entwidfelte. Sie breitete mit
ber linfen ^anb il^r ©ewanb auö, mit ber red)ten falutirte Pe
mit bem gäd)er fpielenb, unb inbem pe ba^ ^aupt mel^rmals
fel^r l^erablaffenb neigte, fagte pe mit crl^abener Stimme, bafe
man e^i bnrd)ö ganje 3^«^«^^^ ^ören fonnte: »Je suis la mere
de Goethe«; »all, je suis charmee«, fagte bie ©d^riftftelferitt,
unb l^ier folgte eine feierlid)e Stille, ©ann folgte bie trafen-
tation il^reö geiftreid)en ©efolgeö, weld^eö eben and) begierig
war, ©oetl^e'ö 3JJutter fennen gu lernen. ®ie 3Kutter beant«
wortete il^re ^öflid)!eiten mit einem frangöpfd^en 9leuial^r§wunfd^,
weld)en pe mit feierlid)en Verbeugungen äwifd)en ben Sännen
murmelte, — furj, id) glaube bie aubienj war DoUfommen, unb
gab einen fd)öncn Sewci^S Don ber beutfc^en Oranbegja. Salb
5(u^ ©oet^e'e ^Hiefmed^fel mit einem Äiiibc. 219
winfte mid^ bie 2Kiitter l^erbei, id) mufete ben ©olmetfd^cr
jtüifc^en beibeu mad)en; ba toax beim bit Sftebe nur Don ®ir,
t)on ©einer Sugenb, ba^ .^orträt auf ber Sabatiere tüurbe be--
trad)tet, e§ war ßemalt in fieipjiß, el^' ®u fo franf warft, aber
fd)on fel^r mager, nmn erfennt iebod) ©eine (janje {e^ige ®rö6e
in jenen finblid)en ^ÜQcn, nnb befonberö ben Stutor be§ 3Ber=
tl^er. ©ie ©tael fprad) über 3)eine 33riefe, nnb ba^ pe gern
lefen möd)te; wie 3)u an ©eine 3RntUv fd^reibft, nnb bie SKntter
oerfprad) e§ il^r and), id) bad)te, ba^ fic gewife ©eine Sriefe
nid^t gu lefen befommen würbe, benn id) bin il^r nid)t grün,
fo oft ©ein SRame Don il)ren nid)t wol^Igebilbeten Sippen fara,
überfiel mid) ein innerer ©rimm; fte erjäf)lte mir, ba^ ©u fte
Slmie in ©einen 33riefen nennteft ; ad), fte l^at mir'ö gewife am
gefeiten, bafe bie§ mir fel^r unerwartet fam; ad), fte fagte nod)
mel^r. — 5Wun rife mir aber bie ®ebulb; — wie lannft ©u
einem fo imangenel^men ®eftd)t freunblid^ fein? — ■ 2l(i^, ba
fielet man, bafe ©u eitel bift. — Ober fte l^at aud^ wo^l nur
gelogen! — 3Bär' id£) bei ©ir, id) litfö nid^t. ©o wie %em
mit feurigen ©rad^en, würb' id^ mit Sliden meinen @d)a^ be=
wad£)en. 9Run ft^' id) weit entfernt Don ©ir, weife nid^t waö
©u aUe^ treibft, nnb bin nur frol), wenn mid) feine ©ebanlen
plagen.
„3d^ fönnte ©ir ein 33ud) fd)reiben über aUeö, wa§ id^ in
ben ad^t Stagen mit ber SJiutter Derl^anbelt unb erlebt l^abe.
6ie fonnte laum erwarten, ba^ id) fam, um aHeö mit il^r gu
refapituliren. ©a gab§ SSorwürfe; id) war empfinblid^, ba^ fte
auf. if)re Sefanntfd^aft mit ber ©tael einen fo großen SBert)^
legte; fte nannte mid^ finbifc^ unb albern unb eingebilbet, unb
waö gu fd)ä^en fei, bem muffe man bie Sld)tung nid^t Derfagen,
unb man fönne über eine fold^e ^rau nid^t wie über eine ®offe
fpringen unb weiter laufen; e§ fei aUemal eine au^gejeid)nete
@l^re Dom ©d^ictfal, ftd) mit einem bebeutenben unb berül^mten
3Renfd^en ju berül^ren. Sd) wufete eö fo ju wcnben, bafe mir
bie 2Kutter cnblic^ ©einen 33rief geigte, worin ©u il^r ®lüdC
220 Wbfc^ieb bon 3)futfd^Ianb.
tt)ünf(I)eft, mit biefem TOetcor gufanimeniuftofeen, unb ba polterte
benn alle il^re Dorgetragene SBeiöl^eit au§ ©einem Sricfe l^crt)or.
30) erbarmte mid^ über ©id) unb faßte: ßitel ift ber ©ötter*
Jüngling; er fül^rt \>e\x Sewci§ für feine e^Dige gwfl^nb. 3)ie
^hitter üerftanb feinen ©pafe; fte meinte, tdj nel^me mir ju Diel
l^erauö, unb id) foß mir bod^ nid)t einbilben, bafe $Du ein anbere^
Sntereffe an mir l^abeft, afö man an Äinberu l^abe, bie nod) mit
ber ^uppe fpielen ; mit ber @tael fönneft ®u SBeltweiSl^ett machen ;
mit mir fönneft ®u nur tänbeln. SBenn bie 9Rutter red)t l^ätte?" ')
SBir tuiffen eiS; t)on allen JDaten bicfeS S3riefe5 ift taum
eine rid^tig. Senjamin (Sonftant war nid)t mit in granffurt,
grau Don @tael toeber im Sluguft nod) im September, fonbern
im 3"tti ^^^ 3af)re§ 1808 am SRI^cin, unb fic cnoäl^nt nid)t5
üon einer Segeflnung mit grau SRatf) ober Settina.
SBer aber, ber Don ben SBeUen gefd^aufelt, am gelfentl^ron
ber Sorele^ ber altbefannten SBeife laufd^enb, Dorübergleitet,
ptte ftd^ jemals bie ^Jreube am ureigenften Sieb beö SR^ein^
burd) ben Umftanb Dcrfümmern laffen, ba§ e§ eine 2)id^ter=
p^antafte beö neunjef)nten 3ol)ri)unbertö, ba§ eö 6lemcn<5 Sren=
tano erfann? Unb, wie il^r Sruber, ^at aud) Settina ®eftalten,
lebenbiger al^ baö Seben gcfd)affen. §rau SRatl^, „wunberbar
gefd^mücft", leud^tcnben 2luge§ bie SBorte, je suis la mere de
Goethe, fpred)enb, ift eine folc^e. SBaS nü^t eö, nod^ einmal
JU wieberl^olen, bafe bie ©cene nie ftattgcfunben l)at? SBaren
wir ja bod) Sllle babci^).
granffurt war baö le|te Silb beutfd)en SebenS, ba§ grau
oon Stael feftl^alten foHte. Sll^ jte burd^ SR^einbunbgebict^
ben 3Beg nad) ber @d)weijer ©renje einfd)lug, mod)te fte fid)
fragen, ob bem aSolf, ba§ fd^einbar fo willig ba§ ^oä^ be§
^) ©oetl^e'ö SBriefmed^fel mit einem 5einbe, I, 314—319.
2) SR. ®. So!ob, ®oett)c'§ SWutter. ^iftorifd^eS 3:aMenbu«, 1844,
474 u. ff. ©ün^er, Srauenbilber au§ ©oetl^c'S Sugenbaeit, 578. SR. Äeil,
fftou SWotl^, SBrieftoecJ^fer. einleitung, 29. ®. u. Öocper, »riefe ®octl^e*S on
©o^ie Sarod^c unb ^Bettina SBrentono, einleitunfl, XXXVII.
§lbfd^lcb bon ^eutld^tanb. 221
?fremben tntß, nod^ eine S"fwnft befd)iebeit unb eö wol&Igetl^an
fei, auf aU btefen politifd)en Strümmcrn Don ber 3lufrid)tiinji
einer geifttöen ^errfd^aft ju fpred)en.
Unb boij lag für ben [tarfen (älanben, mit bem pe an
' ©eutfci^lanb feftl)ielt, bte SWed^tfertigung bereit.
©roben im 9lorbeu baute Stein ben preufeifdien ©taat unb
fd)ulte @d)arnl^orft bie ganbiüel^r Don 1813. ©in Sal^r fpäter
eröffnete SBill^elm Don ^umbolbt ber 5ftation bie ^Jreiftatt ber
UniDerfttät Serlin. 3n ^eibelberg entjünbeten bie Sieber ber
SRomantif ben 9Kutl) ber beutfc^en 3ugenb unb Don SBcimar
aus Derifinbete „ber größte ber Dptimiften" mit bem @rfd)einen
be« erften Stl^eitS Don ??auft ba^ ©Dangelium ber Stl^at.
^ittttB ^flpitfl
9Kit betn @ntfd)lu6, il^rc befte Äraft an eine grofee Slufgabc
gu fc^en, trat %xan Don @tael beu ^cimweg an. ©en ©c-
banfeuau^taufd), beffen fte bebiirfte, Derfprad^ ber Scrfel^r mit
Seujamin ßonftant imb 31. SB. @d)Iegel. Sin il^rem ^nft^
urtf)eil fönte ba^ iljrige ftc^ läutern unb il^re Dcrftänbm^öoHe
S^cilnal^me ba§ SBerben bc§ a3nd)§ über ©entfd^Ianb begleiten.
9Jtit fold)eu planen bcfdjäftigt, erreid)te fte bie Sd^wetj unb
war auf bem SBeg nad) Poppet, al§ einige Seilen t)on 33en=
jamin Gonftant pe nm eine SSegegnnng in @&d)eron, bei
®enf, erfud)ten^). Äaum xoav fte, ber Slnfforberung ent«
fpred)enb, im ®aftl)an§ be§ Keinen OrteS abgeftiegen, afö er
fte mit ber 9Rad^rid)t t»on feiner am uorl^ergegangenen 5. guni
DoUgogenen, vorläufig aber gel)eim gel)aUenen SSermä^lung über»
rafd)te unb feine i^ran üorfteüte. @§ xoav ß^arlotte t>on ^ax^
benberg, 3:od)ter be§ £cgation§* unb @d)a^ratl^e^, eine ^iäftt
be^3 ©taat§fangleri3, unb bie gefd)iebene ®attin, juerfl eines
^errn öon 2Ral)ren]^ül^, bann be§ franjöjtfdjen ßmigrirten,
®eneral ©utertre-), biefelbe, bie 33en}amin ßonftant il^rem erften
') I/Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet
et Weimar. Madame de Stael h la Dueliesse Louise, Coppet, 7 Juiüet
1807.
2) Silber ouS öeröan(^cner Seit, Slfteit H, Silber aiiö Äarl ©ieöeüng*«
fieben, I, 177, i)iote. ^elmine uon ^l^c^at), Unoerfleffene«, 1,363. Sainte-
S)i^ ^eirotl^ öon Senjamin Cfonftont. 223
3Wantt gclaffen gu Ijabtn pdf) in feinen Sraunfd)n)eiger Sagen
üott 1794 be9lädtt)ünfd)t ^atte'). g§ wirb erjäp, \m bie
begrelflidie ©rregnng t)on ^rau öon @tael nod) baburd) ge-
[teigert worben fei, bafe bie nunmel^rige Saronin ßonftant un*
aufl^örlid^ tt)ieberl^olte : »c'est que Benjamin, voyez-vous, est
si bonc. ©er ©ane Saron Sßogl^t, ber fte iinb aHe il^re 3Ser=
pltniffe genau lanntc, erttjäl^nt, fte fei, ohwoljl jweimal Der*
l)eiratl)et, aud) fonft nid)t ol^ne 8iebl)aber, niemals pbfd), unb
feiner 5Reinung nad), aud) nid)t geiftreid^ gewefen. 33ei il^rer
britten 3Serl^eiratl^ung gäl^lte fte öierjig Saläre unb erfd)ien fo
wenig baju geeignet, il^ren wanfelmütl^igen ®atten feftjul^altett,
ba§ ©iSmonbi, nad^bem er fte fennen gelernt l^atte, fd^rieb:
„@on[tant, e§ ift wal^r, l^at eine merfwürbige 3Bal^I getroffen.
®ie 3Känner glauben gu oft, bafe ber ©türm in ii^rem »bergen
burd) ben ©egenftanb if)rer 9ieigung t»erurfad)t würbe, ba^ fte
ftd) berul^igen werben, wenn fie biefe 5Rcigung einer apat^ifd^en
^erfönlid)feit guwenben. ®a§ ift eine Slrt, ftd| öor ftd) felbft
8« pd^ten, bie auf bie Sänge nid^t gelingen fann" ^).
©er f?reunbc§Ireiö öon g^rau öon ©tael wufetc red^t gut,
wie ftümtifd), befonberiS in le^ter 3^it, il^re langiäl^rigen Se*
jiel^ungen ju beut ?JJiann geworben waren, ber fte auf biefe
SBetfe löfte. Sßiele S^^re fpäter l^at @ainte=SeutJe, ber uner?
ttiüblid£)e SBSd^ter ber Strabition Don ßoppet, ftd^ Don einem
Uebertebenben bief e§ . Äreif e§, ben ernid^t naiver begeid)net, ein^
©ceite fd^ilbern laffen, bereu unfreiwilliger SmQt biefer gewefett
war. „Slm f rollen SWorgen", erjäl^lt fein Serid)terftatter, ,,lag
td) in einem abgelegenen Stl^eil beS ^axU im l^ol^en ®rafe, unb
fd)aute, mit meinen ©ebanfen befd)äftigt, jum blauen ^immel
auf, als id) jwei ©ttmmen Dernal)m, bie immer nä^er lamen.
Beuve, Causeries du Lundi, XI, 438—440. Madame de Stael, d'aprfes
\es Communications de Madakne Recamier, 1835. Sütött, SBrtefe, IV, 132,
180, 187, 192.
0 ®. *«v »anb II, i^ap: IV, 195.
^ Sainte- Beuve, Sismondi, Nouveaux Lundis, VI, 48.
224 Snncre (Stürme.
immer lebl^aftcr tourben. 3d) woHtc mid) erl^eben, 311 crlennen
geben, bafe i6) ba fei, unb wufete bod) nid)t, wie id) e^ angelten
foHte. 6§ war gu fpät, id^ mufete alles mit anl)öreu, SSot«
würfe, au§einanberfe|ungen, a3erfpred)en . . .''').
6in SBenbepunft war 1802, nad) bem Sob t)Ott Saron
@tael, eingetreten, alö Senjamin ßonftant bie SSerl^eiratl^ung
mit fjrau t)on ©tael gewünfd^t ^atte. Sie t)crweigerte eS, ober
[teilte boä) bie Sebingung ber ®el^eiml^altuttg einer fold^en
33erbinbung, ba pe il^rem 3lamen nid)t cntfagen wollte. »Prouve
do chelif amourc, fügt ©ainte^SSeube, ber burd) TOabame SRe*
camier uon ber ©ad^e wufete, l^ingu^).
©eine babei auSgefprod^ene SBermuti^ung aber, ba^ noc^
anbere ©rünbe vorlagen, um Stau Don ©tael gu einer SBeige-
rung gu t)eranlaffen, bie in auögefprod^enem SBibcrfprud^ mit
il^rer gangen gebenSanfd^auung ftanb, l^at feitbem i^re öoHe
Seftätigung gefunben. @ie, bie nie aufgel^ört l^ot, in ber
3)id^tung wie im Seben eine glü(flid)e ©l^e al§ ba^ l)öd^ftc unb
einjige ®lüct ber ^rau gu fd£)ilbern, wufete, ba^ ein .fold^es an
ber Seite Don SSenjamin Gonftant nid)t benibar war. 6§ ift
gefagt worben, bafe er al§ junger SWann ein Sagebud^ gu fül^ren
Ijflegte. ©iefe ©ewol^nl^eit bel^ielt er in fpätcrn Sollten bei,
unb t»ergeid)nete tagtäglid), neben Dielem 3wteref[anten über
3Renfd)en unb ©inge, nad£) wie t)or alle wed^fcloollen äußern
ßinbrücfe unb bie nod) ungleid) fc^neller wed^felnben Stimmungen
feiner innern SESelt. 3n biefem ©piegei betrad^tet, crfd^eint ber
SSiergigjäl^rige ebenfo l^alt^ unb würbeloö, ebenfo innerlid^ Der-
borben unb fomit aud) ungleid) fd)ulbiger alö ber ßorrefponbent
Don iJrau Don ßl^arriere. ®er 2lbfd)eu tritt an bie ©teile be«
aRitleibö, baS bamals feine 3»9^tti> nod^ erwerfen fonnte.
3n ber nodf) gu fd£)reibenben ®efd^id^te mel^r ober weniger
0 Sainte-Beuve, Madame de Stael, Nouveaux portraits et critiques
litt^raires, IN, 122.
^) Sainte-ßeuve, Madame de Stael, d'apr^s les communicatioDS
de Madame Recamier, Causeiies du Lundi, XI, 438—440.
2)oS Sagebud^ bon SBcnjamfn ßonftant. 225
berölimter ©elbftbefenntniffe unb il^rer t)oft]^unien Sßerßffentlid^unß
xoixb man fünftig and) ba^ Journal öon SBeniantin Sonftattt
als a3cif:ptcl bafür nennen muffen, mte tr»enig bei bem SRenfd^en
ber ®cift allein, unb fei eS aud) ber fiberlegenfte, bebeutet,
wenn bie gefunbe moralifi^e ®runblage unb ber burd^gebilbete
aSitte feilten.
@tn unbcfttmmteö ®efül)l baöon mag aSenjamin ßonftant
fflbft gcl^abt l^aben.
3n feinen le^ttüiHigen Verfügungen beftlmmte er, bafe ber
auf SBetmar bejfigltd)e S^eil feinet Stagebud^S nid)t öeröffent*
Itd^t »erben foHte. ®erabe biefer Sl^eil aber mar ber :pifantefte,
unb bie S^amilie l)at ber a3erfud)ung, i^n, menn aud) mit
@treid)ungen, befannt gu geben, nid^t miberftanben.
Sie fönnte gu il^rer Sfted^tfertigung geltenb mad)en, ba^
a3eniamtn ßonftant in gleid^faU^ erl^altencn ©riefen an feine
©ouftne Sliofalie^) biefen Slbfd)nitt feinet SebenS ein gweiteS
SÄal befprod)en unb flberbieö SWotigen l)interlaffen l^at, bie
fünftigen SJlemoiren gum geitfaben bienen foHten unb fd)on ju
tt)ieberl)oIten SKalen benü^t roorben ftnb^).
3)iefe Sriefe unb Slotigen aber ergangen nur ba§ ^«^urnal
intime, ba§ in SBeimar, am 1 ^luöiofe be§ Sal^reS XII, alfo
am 22. 3<inuar 1804 beginnt, unb, mit gal^Ireid)en Unter*
*) S3ibIiot5c! ber @tabt ©cnf. UnöcbnidEtc Briefe öon S^cnjainin Sonftant
on feine ©rofetnutter unb on feine ^oufine Sftofalie be ß^onftant, mit einigen
©riefen öön fjrau öon ©taet SluSjüge baöon bei Crepet, Revue nationale,
1861, 10. 9?oö., 10. ©ea., 10 u. 321.
. ^ 3i« 9fia(%ta6 bon SWabame SRecamier öorgefunben, ttjurben 33rud^ftücle
barauS mitgetl^eilt t)on Lo^ye-Weimars, Lettres sur les hommes d'etat
de la France, II, (Benjamin Constant), Revue des Deux Mondes, 1833, 225.
Sainte-Beuve, Portraits litt^raires, III, 283. Causeries du Lundi, 1, 132.
Laboalaye, Cours de politique constitutionelle, Benjamin Constant, notes
quotidiennes, 1812—1813, communiquees par Madame Lenormant et tiröes
des papiers de Madame Röcamier. Benjamin Constant, Lettres k
Madame R^camier, Appendix, 341, Madame de Stael, fragment de M^moires
detmits.
»lennerbaffett, %xm ton ©taei. III. 15
226 2)aS Staflcbiid^ bon SBcnjamin ^onftant.
breci^ungen, bis in bic 2:age ber SReftauration fortgeffil^rt unb
nunmel^r öeröffcntlid)! t[t^).
SBa§ junäd)[t in bie[en Sliifieid^uungcu fr(tp:pirt, iji bic
gang aufeerorbentlic^e SJ^enge Don ^eiratl^öproielten, btc bcn
aSerfaffer befd^äftigen. Unb ba^ nid)t nur gur Qäi, tt)o bie
Segict)ungen gu grau Don ©tael gdocfcrt waren, fonbcra längft
öorl^er, al§ bie 3fleigung gu il^r il^n noä) gang, unb gwar Ieiben=
fd^aftlid) gu bet)err[d^en fd)ien. Sie erfte berartige SInfpielung
taud^t 1796 in einem 33 rief an jeine SEante, bic ®räfin üon
SRaffau auf, in welchem er jte bittet, il^m eine S^rau gu flnbeu^).
35alb barauf interefftrte er jic^ für eine nid)t geujöl^nlid^e $cr*
fönlid^feit, Sulie Salma, bie gefd)iebene ®attin be§ großen
Sragöben. ^n SSegug auf jte, bie S3eniamtn 6onftant burd^
geiftreic^e 3lnmut^ unb ^eiterfeit feffelte, enoieS feine Stnl^äng«
lid)feit ftd^ bauernb. Sn i^rer legten Äranfl^eit öcrglid^ er
fte mit einem gefd^Iagenen ^eerfül^rer, ber feinen ^iel^cnben
Gruppen nod^ a3efel)Ie gibt, unb am Sterbebett ber ^rau, bfc
\cbtn Unfterblid)feit§gebanfen öon ben legten Slugenblicfcn beS
eigenen ®ol)neö ferngel^alten l^atte, ftellte SSeniamin (Sonftant
in einer feiner beften ©tunben, SSetrad^tungen über bie fjort«»
bauer ber Seele an. „S^re Drgane |tnb gerftört, il^re Slugeh
feigen nid^t mel^r, jte atl^met mit Slnftrengung", fd^retbt er, ^ftc
fann ben Sinn nid)t mel)r emporl)eben, unb bod^ ift il^r geiftigcS
©ein nid^t gefd^äbigt. Söarum follte ber Job eö f^fibigen
fönnen, ba er bod) nid)tö anbereS al§ bie SSoHenbung biefcS
@d^tt)äd)eguftanbe§ ift? ®a§ öerftimmte, l)alb gerjprungcne 3«*
ftrument läfet fte innerlid) fo mie jte n)ar. SBarum follte baS
^) BenjaminConstant, Journal intime. Reyue internationale, Janvier-
Mars, 1887. Publie par Mr. Adrien Constant de Rebecque et sa ^\\e^ la
Comtesse Pückler-Branitz. ®te d^vonologifd^e Drbnung ber ^lufjeici^ttungCR
tt>urbe butd^ bte «^perauSgeber tJoUft^iibig in S^evminung gebrod^t unb tnuftte
na(% anbercn ®atcn toicbcr ^^rgefteHt ttjcrbcn.
^) Benjamin Constant, Lettres ä sa famille. Revue internationale,
25 Avril 1887, 218.
S)a8 2:agebud^ bon ^Benjamin ©onftant. 227
öoUftänbig gerftörte Snftrument pe md)t gleirf)fan§ unbcrül^rt
Unb naäj if)rcm Sobe fügt er I)ingu: „^d) t)abe biefem
Sterben unerfd^rocfen in§ Sluge gefd)aut, benn e§ l)atte nid^t§
aufzubieten, ba§ ftarf genug gewefen märe, um bie Sntcttigenj
anjugretfen, bie mir fo lebenbig gegentüärtig bleibt" ^). $Rad^
biefcr 9Wgung, bie er als fjreunbfd^aft bejeid^net l)at, fam, in
bm neunjiger Salären, eine anbere für SRabame Sinbfat) »la
derniere des Ninons«2). sfiy^x an bem Umftanb, bafe fte Uiergig
Saläre jfil^lte unb jttjei S3aftarbe t)atte, fd)rieb er 1805, fei bie
^ratl^ mit \i)x gefd)eitert. ^n SBeimar taud^t eine SSittme
auf, bcren bemüt^ige 5Reigung SKitleib unb traurige S3ctrad)=
tungen über baö meiblid)e ©d^idffal erujedft, ba§ nod^ bef[er in
orientalifd^er 2lbgefd)Ioffen]^eit geborgen fei, al§ in trügerifd^er
fjteil^eit, mo biefe g^rauent)ergen mit ben armen. Keinen klügeln
fc^lagen, unb fid^ bod) nid^t t)on if)ren Äetten loSmad^en fönnen.
©ajmifd^en aber erfd)eint in ber @d)tr)eig eine gtüeiunb*
bretfeigjätirigc Slmelie, eine Slntoinette t)on jmanjig Salären,
„uermögenb, nid)t Iad)erlid^, aber gewö^nlid);'' eine Slofettc, bie
leiber l^äfelid) ift, eine Slbrienne, bie il^m angeboten wirb, unb
bie er auSfd^Iagen mufe, obmot)l feine Sante, bie ©räfin t)on
9laffau, ein grofeeS 23ermögen an bie 35ebingung feiner SSer==
tjeiratl^ung fnüpft. „Srau t)on ©tael erfd^eint mie ein SBormurf
gmifd^en mir unb allen meinen 5ßlönen", fagt er, unb mir
glauben c§ xi)m gem^).
2)iefe ^länc ftnb nur beSl^alb ertt)ä()nen§mertl^, meil jte bie
SBanblungen öon aSenjamin ßonftant ber grau gegenüber er*
Hären, meldte ba§ ,^auptintereffe feinet SebenS unb ba^ feiner
Äufjcid^nungen bleibt. Sie ©teile, mo gum erften 9Kal üon il^r
^Benjamin Gonstant, Journal intime. Reyue internationale,
25 Fevr. 1887, 628—629. Melanges de litt^rature et de politique, 55—75.
*) Chateaubriand, Memoires d'Outre-Tombe.
3) Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
25 Janvier 1887, 222, 25 Fevrier, 630—631, 10 Fevrier, 435.
15*
228 S)a8 Sagebu^ öon SBenjamin ©onftont.
bie JRebe i[t, läfet ba§ @ct)icffal nic^t al^ncn, bag il^r im tDcitem
aSerlauf berfelben beüorftel^t. Äurj t)or bcr Slbrctfc öon fjrau
öon ©taöl naci^ SBerlin, im SRärj 1804, l^atte er SBeimar öcr^^
lajfcn, um nad) Setpgig gu gelten, ©ort öerglic^ er in meland^o*
lijci^er Stimmung bie ßiufamfeit mit einem Idten Sab, an baö
man nur langfam ftd^ gewönnen fönne, unb freute ftd^ cineiS
SBriefe^ öon il^r,. „benn e§ gibt nici^t^ befferc§, md)t« lieben-
bereS, nid)t§ l^ingebenbereS al^ eine %van" ^).
S)a^ xoax jtüei Saläre naci^ il^rer SBeigerung, feine ©attln
ju ujerben. Äurj barauf ftarb Sfledfer. 'Senjamin ©onftant
üerel^rte il^n aufrid^tig unb uerftanb e§ flberbieö, ftd^ in alle
Stimmungen ju öerfe^en, aud^ in bie guten. 6r »urbe feiner
iJreunbin ein unt)ergIeict)Uc^er Ströfter. 3)ann aber fam bie
9Jeaftion. „SJleine Sage ift eigentpmiid)", berid^tct baS Sxige*
bud^, im ©ommer 1804 au§ Soppet. „SlHeS l^ier ift meinem
§erjen tl^euer, aber biefe beftänbige ®e[eHigfeit unb ß^i^ftr^uung
iuirlt abf:pannenb unb ermübenb auf mid^. @ie üerjel^rt meine
befteÄraft, unb mit Sitterfeit mufe id) fragen, toann ba& Slllcä
enben mirb. . . . @ine beffere, anmutl^igere, l^ingebenbcre gtau
gibt e§ nid)t, aber aud) feine, bie ol)ne t^ ju bemerlen, fo
beftänbige Slnfprfid)e an ii)xt Umgebung fteßt unb bei aUcn
6igenfd)aften eine abfolutere ^ßerfonalität t)at. ©aS ganje Sa«
fein, bie 3Rinuten, @tuuben unb 3al^re muffen il^r jur SBer«
fügung ftel^en. Ueberlä^t fte ftd) i^rer ungeftümen 5Ratur, fo
ift e^ ein ©etöfe mie bei allen ©etoittern unb @rbbeben. ©k*
ift ein öergogene^ Äinb, ba§ fagt SlHeö in einem SBort
§eute ift fte in ®enf. SSonftetten, ©iömonbi unb id^ i^aben gu
SRittag gefpeift, mie @d)üler in gerien. ©onberbare fjrau.
Si^re ^errfd)aft über SlHe§, xoa^ fte umgibt, ift unerHfirlid^ unb
bod) unjtpeifell^aft. Söü^te jte ftd) felbft ju belierrfd^en, pe be-
]^errfd)te bie Söelt" ^), SBaö er gu U)ünfd)en öerftd^erte, gcfd^al^.
') Benjamin Consta nt, Journal intime. Reyue internationaley
10 Janvier 1887, 101.
2) ebcnbofclbft, 25 Jaüvier 1S87, 219, 225, 22G, 230.
S)oS 2:aöeBud^ öon Scniamln ©onftant. 229
©ncS a;aflS überliefe man il^n ftd) felbft. 5Run fd^reibt er In
fein Saflcbud^: „35a id^ tt)eber ©inlabungen nod) SSriefc au§
Poppet erlialten l^abe, ergreift mid^ eine ungelieure ©el^nfud^t,
bal^in gnrfidfgufeliren. S)ie SSal^rl^eit gu jagen; fül^le id^ mid^
nur bort geiftig unb innerlid^ tt)of)l. Sllle anbem ficute jtnb
mir fo gleid)gültig, U)ie bie S^f^n ober bie SSäume^).
SJiittlerweile fällt ba§ entfd)eibenbc SBort, unb entJ^üHt ben
traurigen, legten @runb aller biefer Älagen. „Srau t)on @tael, bie
mic^ beffer al§ irgenb Semanb öerftel^t, will pd^ nun, ba id^
feine Siebe mel^r empfinbe, nid^t auf g^reunbfd)aft befd)ränfen. . .
Sldö, id^ möd)te ben eintönigen Älagen, nid^ über n)irflid)e!§
Unglüdf, fonbem über bie allgemeinen ®efe^e ber 9latur ent*
gelten. ^6), ber 9iHann, möd^te bie :peinlid^en ©ntpfinbungen
ber S^rau, »eld^e il^re Sugenb öerläfet, nid^t ertragen muffen.
^d) mö^tc, man t^erlangte feine Siebe mel^r, nad)bem jel)n
Saläre bergangen flnb, wir beibe unö ben SSierjigern näl^ern,
unb id) längft unb l^unbert ^UJal öerftd^ert l^abe, bafe id^ feine
Siebe mel^r fül^le, eine Setl^euerung, bie id^ nur gurüdna^m,
um SluSbrüd^e be^ @d)merje§ unb ber Seibenfd^aft ju befd)tt)id^=
tigen, beren Slnblid mid) in Slngft öerfe^te"^).
Dl^ne SSenjamin ßonftant, öon bem fte pd^ in St)on trennte,
ging %xan uon @tael nad^ Stalten. 5Rod^ t)on Poppet au§,
im 9llot)ember, l^atte fte bei ber 5lieberfd^rift il^rer le^twilligen
Verfügungen bie Hoffnung au^gefproc^en, er werbe il^r in ber
SobeSftunbe nal)e fein, unb für fte tl^un, waS fte il^rem 93ater
nid^t l^abe tl^un fönnen. „Sd) l)abe il^m bie Singen nid^t ge=
fd)loffen, — werben @ie bie meinigen fd)liefeen?"^) ®ie 33riefe,
bie Senjamin ßonftant il^r nad)fanbte, fanb fte traurig unb
fagtc e§. „@ie fragt, waö id) ju meinem ®lfld bebarf?'' ant=
^) Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
25 Janvier 1887, 920.
2) ebcnbofclbft, 25 Jan vier 1887, 222, 226.
8) Sl. ©trobtmann, ©td^terprofire unb ei^araftcrföpfc, II, grou öon
©toel unb 93cniamin ßonftant, m^ biöl^cr unöebrudften ^Briefen gcfd^ilbcrt, 16.
230 ^^^ Xa^iebiic^ 0011 $^cnianiut (Sonftant.
wortet er im Jaflcbud). „5)cr Srei^eit bcbarf Id), unb gerobe
biefe ift cS, bie utan mir nid)t geben iPtll. 2)q(^ erinnert urid^
an jenen .^ufaren, ber einen änm Job üernrtl^eilten @efangencn
liebgewonnen ^atte. SBerlangen @ie, waö ©ie wollen öon mir,
fagte er il^m, nur ba§ Seben nid)t.''
SEBäl^renb i^re§ ganjen römijd)en Slnfentl^altö ift ber SEon,
in weld^em er üon il^r [prid^t, bitter unb Derlefeenb. 5JRan fü^lt,
jte ift nid)t ba, um burd) i^re ©egenwart bie ^l^antome feiner
6inbilbung§fraft ju befd)tt)ören. Unter ben SSorwflrfen, bie er
il^r mad^t; ift merfmürbiger SBeife biefcr, bafe jte nid^t uml^in
fönne, bm SKäd^ten beö Sagö ju fd)meid)eln, ober Jener anbere,
ba^ fte e^ mit ber grömmigfeit oerfud^e. (Sx fei il^rer bejiän«
bigen klagen nic^t weniger alö feiner ewigen Sled^tfertigungen
mübe ^).
3n Poppet, nad) ber SRudfel^r au§ StöHen, im ^erbfl
1805, fallen fte fid) wieber. ,,9Konti war mit il^r", notirtSSen^
jamin (Sonftant, „ein l)errlid)er Äopf, fanft unb ftolj, ein wal^rer
3)id)ter, l^eftig, leibenfd)aftlid), f^wad), fd)eu, ftets wed)fclnb,
ein in§ 3tölienifd)e überfe^ter ßl^enier, aber mel^r wertl^ atö
biefer. Slm Slbeub fürd)terlid)er Sluftritt mit grau t>on @taöl.
3d) äußere meinen (gntfd)lu§, enbgültig gu bred^en. 5Rene ©cene.
§öd)fte 3lufregung. UnmögUd^e SBerföl^nung. Slbreife fd^wierig.
— grau üon ©tael t)at mid) wiebergewonnen" 2). — ^ter er-
gänjen anbere Quellen ben Sertd^t beö S^urnal intime. 3n
©riefen an feine ßouftne Ijatte 23en}amin ßonftant, ber pci^
wäl)renb beö SBinterS in ^arii^ auffielt, um 3lad^rid^t baruber
gebeten, wa§ benn SBa^reö an @erüd)ten fei, bie t)on grau öon
©tael in St^ü^i^ ^l^ distraite par un autre objet d'intöret
fpräd^en. 2lnbrerfeit§ erwähnt ©ainte^Seuoe, ol^"^ S^itongabe,
einen SSergiftung^oerfud) t)on S3eniamin ßonftant, beö Slad^tS
*) Benjamin Gonstant, Journal intime. Revue internationale,
25 F^vrier 1887, 624, 625.
2) (Sbcnbafclbft, 25 Fevrier 1887, 632.
©aS Sagebud^ öon 93eniamin ©onftant. 231
gu ßoppet,- ber baö ganje @d)Io6 iit Slufregung ücrfe^tc, mit
SluSnafimc öon 3Katl^icu be SRontmorcncq, ben man bctenb
fanb uttb bcr ruf)ig ertoiberte, man möge ben Slrgt Idolen ^).
SBal)rfd)einUd^feit^grünbe verlegen ben Sluftritt in jenen
©ommer öon 1805, n)orauf aSenjamin Sonftant ^xau öon @tael
nad) @enf unb, im Srü^jal^r 1806, nad) Sluyerre begleitete.
„JDenn bie größte Slufregung meines Seben§ ift mein Sebfirf*
nife, 3U lieben'', ergäl)lt ba§ Sagebud^, „ici^ mufe c§ um jeben
$reis bef riebigen." ^ier, in Sluj:erre, fd)iebt jtd^ bie @:pi[obe
ein, bie bem intimen ©rama bie entfd)eibenbe SBenbung gab
unb beren ®egen[tanb feine fünftige ®attin mar.
3lad) hcn Sraunfd^meiger 3;agen ift gum erften 9Jial mieber
1804, in Poppet, t)on i^r bie dtebt, eines SSriefeS megen, morin
|te eS beflagt, il)re %xtii)tit ein jmeiteS 9Kal, unb gmar bem
©eneral ©utertre geopfert gu l)aben, ben aSenjamin ßonftant
furgmeg als »quel sot« begeid)net. fflalb barauf begegnete er
SKabame ©utertre unb blieb gleid)gültig, bis er jte 1806 in
^ariS mieberfal). Sie mar injmifd)en ad^tunbbreifeig Saläre alt
geworben, alfo faum jünger als %xan t)on ©tael. 2Rit biefer
fte üergleid)enb, fam er gum @d)lu6, bafe Steigung meit mel^r
bur^ ©d^üd^ternlöeit als burij^ ^eftigfeit gerftört merbe. (Sin
)paax SBod^en, öieUeid^t aud^ nur ein paar Sage fpäter mar
2Rabame ©utertre feine 9Äaitreffe. ©r ergä^lt eS unb fugt
l^ingu: »Que diable celä veut-il dire? II y a douze ans que
je n'ai rien eprouve de pareil, c'est par trop fou. Gelte
femme que j'ai refusee cent fois me fait aujourd'hui tourner
la tete.«
SSSenn SSenjamin gonftant fold)e ©inge fagte, mar ein
Slfidfci^lag niemals fern, gr fünbigt ftd) faft noc^ auf ber nämli^en
Seite mit ben SBorten an: »La fievre passerait-elle et Tennui
commencerait-il! .... Je fremls ä Tidee d'une femme qui
ne sera regue nulle part. Peut-etre m'enterrerai-je ä Lau-
*) Sainte-Beuve, Beujarain Constant. Nouveaux Lundis, I, 408 u. ff.
232 ^^ Xagebuc^ Hon 8eniamin ^onflont.
sänne, sinon je suis sür que dans six mois je me tueraLc
@r töbtete ftd) andf bk^mal nid^t, allein ed tann nid^t äßmtter
ncl^men, bafe bie Äraft öon f5rau üon ©taßl ben Stfal^ningen
beS Slufentl^altS in Slujrerre na]^e3U erlag. 3la6i einer Snbeutung
bcr SRotigcn') war il^r ba§ SBoracfaDene nid^t unbetannt ge^
blieben, allein pe ergab pd^ nic^t in ben ©ebanfen einer Sren«
nung, unb @d^legel glaubte SSenjamin (Sonftant bei ber 9uf«
regung, bie pd) il^rcr bemäd^tigt l^atte, üor bem SIeufeerjlett
warnen ju muffen, ©eine 9leigung für Sl&arlotte üon ^arben^^
berg lebte öorläupg öom Äontraft mit ber leibenfd^aftlid^ be»
megten, unglücflidfjen %xa\x, beren ^erj er ))etnigte, bie er tobt»
lidi) öerle^te unb „auS elenber ©d^wäd^e^, wie er fagt, bod^
immer wieber täufd)te, bi§ pe feiner wanfelmütl^igen ©elbflfud^t
„wie eine gurie ... ben 2)old^ in ber ^anb" erfd^ien.
©iefer aufreibenbe S^P^n^ würbe burd^ bie Steife öon
grau t)on @tael nad) Söien unterbrodjen, aber nad^ ber 33e«
gegnung in ©ed^eron tobten neue ©türme. SBäl^renb eines
Aufenthalts in 2t|on, im Sauf beS 3cit)reS 1809, folgte i^r baS
(Si^epaar ßonpant bal^in, unb nid^t ungeftraft fal^ er pe wieber.
®er alte Sauber fd^ien nod^ einmal mäd^tig genug jurfldfju*
feieren, um nun grau oou ßonpant gu einem 3SergiftungSöerfud^
JU oeranlaffen, ber l^armloS verlief-), ©o wie bort fallen pd^
grau Don ©tael unb Senjamin Sonftant nie mel^r. @r ging
mit feiner grau nad^ ^aris, wo er, um pd) ju jerftreuen, fpielte
unb grofee ©ummen öerlor. aSon ber Erinnerung an bie Vergangen*
f)eit oerfolgt, wollte er nur im gefd^loftenen SEBagen burd) bie
©trafen öon ^aris fal^ren, um oon ben Seuten nid^t mit bem
ginger gezeigt ju werben. 2lber aud) biefe ©timmung ging öorüber.
3m Sauf beS SEBinterS üon 1811 feierte er an ben ©enfer @ee
unb nad) Saufanne jurüdf, wo er in l)eftigen ©treit mit feinem
0 Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
25 F^vrier 1887, 632; 25 Janvier 1887, 231; 25 Fevrier 1887, 635-639.
^ Sainte-Beuve, Madame de Staei, d'apres les Communications de
Madame Recamier. Causeries du Lundi, XI, 438—440.
©a8 2:agcbud^ öon SBcnjamin ßonftont. 233
aSater gcrietl^ unb %xa}x öon ©taöl wicberfal^. 3m ^Jcbruar
begleitete er pe ein le^teö 5Kal ju furjem Sefud^ nad) (Soppet.
©ann, im 3Rai, nal^men fte Slbfd^ieb öon einanber, »sur Tes-
calier de Thötel de la couronne, ä Lausanne«. @r öergei(i)nct
bie ©tunbe, „cö voax elf Ul^r morgen^, unb alö id) pe öer^'
liefe; jagte pe mir, pe glaube, mx tt)ärben unö nid^t tüieber^
fe^en."
2)ie§mal tpurben bie SSorte ol)ne fflitterfeit gefprod^en, unb
in ßrfuHung gingen pe ni^t. SSegegnet l^aben g^rau öon 8tael
unb SSenjamin ßonftant pd) nocft ^äupg. Slber bie JRolIen
3tt)tfd)en il^nen waren getau}d)t. ©ie %xau, bie \i)n njenige
Saläre frfil^er auf ben Änieen gebeten liatte, pc^ felb[t unb il^r
bie Sirene ju l^altfn, tüar je^t nid)t nur gel)eilt unb berul)igt;
Pe war geliebt. Unb er?
©a§ Sci^t 1811 war nid)t ju @nbe, al§ er in fein Siage*
bud^ fd^rieb. „§äupge 6treitigfciten mit ßl^arlotte. 3d^ möd^te
md)t wetten, bafe wir beibe unfer Seben jufammen befd^Uefeen. . .
^5rau t)on @tael ift fort unb fd)reibt ni(^t mel^r. Sl^r Slnbenfen
unb ba§ öon Sllbertine jerreifeen mir baö ^erg. 3^ fott nad^
aCßien. 2)a§ erinnert mid) an 2llle§, waö fjrau öon ©tael auf*
geboten l^at, um mid) ju bewegen mit ifjx ba^in ^n gel)en.
SBag id) nid)t mit ber geiftreid^ften aller g^rauen tl)un wollte,
foll id) Je^t mit ßl^arlotte tl^un. ®ered)tigfeit be§ ^immefö! . . .
SUiel^r al§ {e öermiffe id) bie guten 5Ratl^fd)ldge uon g^rau öon
Staöl bei meiner Slrbeit. . . . ©er Slbenb öerge^t in SReue unb
Erinnern. Sßor gel^n S^l^ren war id^ nic^t mel^r mit fjrau öon
@tael befd)äftigt, al§ id) e§ l^eute bin. ... @ie ift für mid)
öerloren, ba^ überwinbe id^ nie"^).
aSier Saläre fpäter, 1815, waren biefe ginbrüdfe noc^
mäd^tig genug, um Seniamin ßonftant ju bem ©elbftbefenntnife
an SUiabame SRecamier ju oermögen: „®ie Erinnerung an ein
') Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
10 Mars 1887, 765—767.
234 ®o9 !£anebud^ üoii ^eiijanun ^onftant.
fo üenruftetcö, fo ftunnifd)e§ Sebeu, ba§ td^ fclbft mit einer
art t)on SBut^ geßcn aUe Älippen fteiiertc, f)at mid) mit nid^t
ju fd)Ubcrnber ©etualt erfafet. 3Bie bem aucf) fein möflc, fo
Diel i[t iDal^r, ba^ id) oi^ne befonbcre ©d)icffalSfd^Iäge t>on
Slufeen größere Qualen gelitten l^abe, qI§ ein Unglfirflid^cr cutf
bem dtab, unb ba^ id) fte üerbiente, benn aud) ic^ l^abe Scib
gugefiigt unb f)unbert 9Jkl atleö beneibet, n)a§ einer georbncten
6jriftenj glid), nad)bem id) nirgenbö grieben fanb ©ie
felbft ftnb nur ein Söerfieug beö ©d^mcrjeö für mid^, ebenfo
tüie id) eö für eine Slnbere war 3^ l^abc gelitten, weil
id^ leiben mad)te, unb gerabe fo wie burd) mid^ gelitten »or-
ben ift" 1).
®a§ in allen biefen 3Hitt]^eilungen gn^Stag tretenbe Se*
bürfnife, ftd) beftänbig gu beobad)ten, gu gergliebem, ba^ innerfte
6lenb gu entpUen, ba-^ ©el^eimfte l)erau§gufagen unb in frud^t-
lofer SReue bod^ immer toieber gur alten @d)ulb gurfidfgulel^ren,
aUeö baö oerminberte unb erniebrigte ben 9Renfd)en. 3llid)t
weniger gewife aber war bie Slrt unb SBeife, wie biefe ©celen«
fonflifte ftc^ au^fprad)en, bagu angetl)an, ben Äünftler anguregen.
greilid), wa^ bie 2Birflid)feit befledft, entweil^t unb oernid^tet
l^atte, fonnte bie ,^unft nid)t me^r oerfldren. 2)aö Sud^, ba§
bie Seben^erfal^rung oon Senjamin ßonftant wiberfpiegelt, ift,
man brandet ei^ faum gu fagen, ein troftlo^ traurige^ Sud^.
Sn Sluferre, wäl)renb beö Slbenteuer^ mit aWabame ©utcrtte
unb ben @rfd)ütterungen beg ÄonfliftS mit grau oon Staöl,
bemäd)tigte ftd) feiner ber ©ebanfe, feine ©efd^id^te in einem
aioman gu ergä^len. 9iad^ oiergel^n Sagen war „Slbolp^e" öoH-
enbet^). gn ber 33orrebe l^eifet e^: »J'ai voulu peindre le mal
que fönt eprouver meme aux coeurs arides les souffrances
qu'ils causent, et cette Illusion qui les porte ä se croire
0 Benjamin Constant, Lettres k Madame Recamier, publiees par
Tauteur des Souvenirs de Madame R6camier, 116, 223, 224.
2) Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
25 F^vrier 1887, 635.
„^^omt" 235
plus legers ou plus corrompus qu'ils ne le sont.« 2)er=
Jcnige, ber bcm SSud) bm 9Zamen gibt unb beii S^i^alt be^felben
crjäl^lt, fd)ilbert jtd) afö ,/fd)cU; 9leid)0Ültig, gelangtüeilt; r)ou
unäbeTOtnblid^er Slbneigung gegen alle abgenähten ^Regeln unb
bogmatifd)en f^ormeln erfüllt, beftrebt, einen 5Ruf öon ßeid)tftnn,
5ßerftflage unb ,^er5loftgfeit um ftd) gu uerbreiten, unb gegen
feinen SBillen baju beftimuit, ber ®egenftanb heftiger, unermiberter
Steigungen ju fein. 2ll§ Slu^na^me baüon erwäfjnt er S3e=
giel)ungen . jur altern grau, bie er al^ ^üitgling geliebt ^atte,
U)omit bie 1804. in ber ©d^tueij öerfforbene grau öon ©Karriere
gemeint ift^). ßinige ^üt fpäter begegnet er. bie §ßolin ßHe*
nore, 3Hutter jujeier ,^inber unb TOaitreffe eineö ©rafen %
©iefe uerbanb rid)tige 2lnfd)auungen mit 23orurtt)eilen, l^atte
burd)auö feinen au6ergett)öl)nlid^en 5ßerftanb unb legte um fo
größeren Söertl^ auf ein ftreng geregelte^ Seben al^ xijxt eigene
©jrfftenj biefe^ SSorjug^ entbel^rte, fo ba^ jte in beftänbigem
SBiberftrcit mit i^rem eigenen ©d)icffal ftd^ befanb unb i^re
Äinber mit übertriebener Strenge erjog. SDiefe innern Äämpfe
J^atten il^re Stimmung getrübt. 3Han betrad)tete jte mit ^n^
tereffe unb S^ieigung, comme un bei orage. Slbolpl)e lernte fte
in einem Slugenblid* fennen, mo fein ,g)ers ber Siebe, feine 6itel*
feit eineö ßrfolgeö beburfte. Qn fc^üd)tern, um ju fpred)en,
fd)reibt er i^r unb- beraufd)t ftd) am SBol)lflang feiner eigenen
SBorte, fo ba§ er am @d)lu6 be§ ©riefet etma§ öon ber Seiben*
fd^aft empfinbet, bie er au^jubrücfen öerfud^t. 3)ie um jel^n
Saläre ältere ©Henore lel)nt feine 23orfd^läge ab. @r glaubt ftc^
toie ein Äinb be^anbelt, bvoi)t tnit ©elbftmorb, toirb il)r greunb,
foltert jte mit 3Sortt)ürfen unb 5lu§brüd)en ber Seibenfd^aft, bi^
er enblici^ i^ren SBiberftanb bejtegt unb jte gewinnt. Äurje
Seit barauf finbet er, ba^ ©Uenore itt)ar nod^ ein grofeeö 3n*
tereffe in feinem Seben, aber fein ßiel, fonbern eine gefjel für
x^n ift, Ä)oju nod) fömmt, bafe er pe tior ber SSelt nid^t fom=
») SScrgl. l^ier Sb. H, 201.
236 „^holpfit."
:promittircu xoxü, @ie aber xoax licfttg. 3« ^^^ Schleifungen
äum ®rafen ^. xoax x\)x ^erg bi\x6) peinltd^e abl^ängigfcit
öerle^t ttjorben, tt)äl)renb jtt)ifd)en H)x unb Slbolpl^c bie
ööUige ©leid^l^eit beftanb, bie jte t)on jeglid^em Sw^öng be*
freite. ^i)xt Steigung gu il)tti [teigert pd) in benifelben 88er=
l^ältnife al§ bie feinige erfaltet, unb wirb gur öerjel^rcnben
£etbenfd)aft. ©r beflagt fein gtt)ednofeö S)afein, feine öeriomc
Unabpngigfeit, fo biele ©tunben, bie rul)elo§ öerfd^wenbet
tt)erben muffen. 35ie erfte ftürmifd^e ©cene gwifc^cn tJ^nen er«
folgt im Slugenblidf, tt)o pe il^m ba^ S3erf:pred^en abgerungen
l^at, nod) fed)ö ?[Ronate bei il^r gu bleiben. Sie mad^t il^m
ben Sormurf, fte in biefelbe gtoeibeutige Stellung gurücföerfe^t
gu l)aben, au§ ttjeld^er fte il)r fiebeu l)inburd^ pd^ gu ht^
freien fud)te „SBir fprad^en beibe nid)t »icber gut gu
mad)enbe SBorte." S)ennod) folgt eine SSerföl^nung. 6116*
nore üenoirft alle 35orpd^t§maferegeln, fobalb Slbol:pl^c berjcnige
ift, ber pe emppel^lt; pe löft \i)x SSerfjältnife gum ®rafen ^.,
öerläfet i^re Äinber, unb bemerft erft bann, bafe bie öffcntlid^e
SReinung pe öerurtfieilt. ©iefen ©d^merg aber barf |!e beut
^ann nid^t flagen, ber, pe u^eife e§ wol^l, i>a^ Opfer, ba& fte
bringt, niemals t)on il^r begel)rt l)at. „TOan l^afete mic^", fagt
2lbolpf)e, „man bebauerte pe, aber man ad^tete pe nid^t."
Um feinem 33ater, ber nad) bem Seben gefc^ilbert ifl, ju
ge]^ord)en, entfernt pd^ Seniamin * Slbolpl^e auf einige 9Ronate,
unb fd^reibt i^r au§ 9J?itleib Siebe^briefe, bie über feine »al^rcit
®efü^le täufd^en, tüäl^renb er tl^atfäd)lid) fein unabl^dngigcS,
freie^S Seben gu ifjrem 3fiad)t]^eil mit ben Sebrängniffen einer
(Sjcifteng t)ergleid)t, bereu ©türme il)m öerl^afet geworben Pub.
S)a eilt pe il)m nad^. ®a§ SBieberfe^en ift fürd^terlid^. „Bix
fd)ienen mie öon böfen ©eiftern getrieben, aile§, waS ein unöer*
fö^nlid^er ^a^ jemals gegen un§ erfunben l^atte, fd^Ieuberten
von un§ entgegen."
9?un erflärt Slbolp^e'^ SSater, er werbe i^n gewaltfam öon
gHenore trennen. ©a§ genügt um bei bem ©ol)n bm ®lauben
„^^oipw 237
an ein ©efül&I, baö nie eyiftirt l)at, neu gu erwecfen. 6r fliel^t
mit il^r. „Slbolp^e", jagt jte ju i^m, „Sie betrügen ftd) felbft.
Sie o^)fem ftd^ mir, weil id) öerfolgt bin." Sflad^ einer furgen
@:panne Qtit ift er enttaufd)ter als je gubor unb erfennt bie
5Rot]^tt)enbigfeit ber Trennung. ßHenore bringt il^m neue Dpfer.
6r öergilt fte mit guten 3ftat()fd^Iägen, öerfprid^t 5reunbfä)aft,
^aber Siebe, ©Uenore, ... mit ber Siebe ift eö öorbei." ©ie
bricht bemufetlo^ gufammen. ©eine Setfieuerungen erweden fte
gum Sebcn, bann foltert er fte lieber. „Unfere bergen, mife*
trauifd) unb fd^merjerfüllt, öerftanben ftd) ni(i)t mel^r" . • . .
aber „wir lebten in ber SSergangenl^eit, unb i^re ßrlnnerungen
l^ielten \m^ öerbunben."
©ine greunbin, bie feine anbere alö 3Jiabame SR^camier
ift, tl^ut, tt)aö biefe n)äl)renb be§ @ommer§ öon 1806 in ßoppet
üerfudöte, unb wa^ aud) i^r mißlang, unb bemüht ftc^, eine
9Serföl)nung l^erbeijufüfiren. „gd) glaubte mid^ fd^ulbig", fagt
Slbolpl^e, „Siejenige aber, bie eUenoren'ö @ad)e öertrat, über*
geugte mid), ba^ iä) nur beflagen^mertf) fei." .... „SBenige
Stage fpäter ging ©Henore nod) weiter; jte war unfähig |td^ ju
bel^errfd^en; fobalb fte ®runb jurÄlage ju f)aben glaubte, ging
jte geraben SBeg^ auf Sluöeinanberfe^ungen gu; of)ne Siüdftd^t
wie ol^ne a3ered)nung, erfi^ien i^r bie ©efal^r eine^ 33rud)§
wünfd)en§wertl^er alö bie 9lotl^wenbig!eit ber SBerfteHung. . . .
Salb gebieterifd) unb halb bemütl)ig bittenb, einmal jut)or=
lommeitb unb bann wieber emppnblid^, war in allen il^ren
^anblungen unb SBorten jene heftige Bewegung, weld^e bie
ädötung erfd)üttert, ba nun einmal 2ld)tung ber rul)igen SBürbc
bebarf."
Slbolpl^e würbe feinerfeitö immer graufamer. Unerbittlid^
in feinen SReben, gefiel er ftd) barin, über bie grauen gu fpotten
unb laut gu fagen, wie fd^wer e§ falle, pd) wieber loiSgureifeen,
nad^bem man jtd) mit einer Don i^nen gebunben l^abe. ©in
nochmaliger aSerfud), fte gu i^erlaffen, tobtet ©llenore. »J'avais
brise Tetre qui m'aimait«, fd^Uefet Slbolpl^e in fpäter SReue.
238 .^ülpl&e."
6in Srief, ben er fterbcnb bem ,^eraii§fleber be§ ÜRanuffriptS
übergibt, entt)ält bie gjJoral beö Sud)^. „eUenorcn^S unglfidf^
lict)eö ©(^icffal beftätigt, bafe aud) ba§ leibenfc^aftlic^ftc ©efü^l
nid)t5 gegen bie beftel^enbe Drbnnng öcrntag. ®ie ®efeKfd)aft
ift ju mäd)tig, if)re Slnfprud^e jtnb gii mannigfad^; Pc mifc^t
ber 2iebe, bie fte nid^t gutfjeifet, gu öiele Sitterfeiten bei. ©ie
begünftigt bie Unbeftänbigfeü unb entjct)ulbigt bie Ungebulb
crfd^öpfter 9ieigung. . . . 2Bel)e ber %xau, bie il^r ©lüdC einem
©efü^I anöertrant, ba^ bie ®efellfd)aft jn ad^ten nic^t gejttningen
ift, unb gegen toeldjeS fte alle 3Baffen fdjled^ter Siegungen unb
lieblofer Urtl^eile gebrandet. . . . ®a§ »eifpiel t)on abolpl^e ift
nid)t weniger belel^renb. Sn b^n iierfd)iebenften Sßerlialtniffen
erfd^eint er al§ Opfer jener eigentpmlid)en ?!Kifd)ung öon
@elbftfud)t unb ßmpfinbung, bie ftd^ gu feinem Ungifld unb gu
bem ber 3lnbern in feiner 5Iatur begegnen, fo bafe er ba§
Unl^eil, ba§ er anftiftetc, Dorau^fal^, beüor er e§ beging, unb
t)ergtt)eifIung§t)on beflagte, nad^bem er e§ begangen l^atte. ©eine
Sigenfd^aften werben nid^t weniger aU feine %eljkx geftraft,
benn biefe ©igenfd^aften entfpringen nid^t gefcftigten @runb*
fä^en, fonbern üorübergel^enben ©emfitl^öbewegungen. ®e§l)alb
ift er abwed^felnb t)ingebenb unb graufam, aber ftets fo, bafe
feiner anfänglid)en Slufopferung mitleiblofe §drte folgt, unb nur
i>a^ Unred^t, ba^ er begangen l^at, feine ©puren jurüdfläfet. . . .
®ie 3Serl^äItniffe bebeuten wenig, ber 6()arafter ift 2ine§. Um^*
fonft trennt man ftc^ oon äußern 2)ingen, ba man jtd) nid^t
t)on ftd) felbft gu trennen vermag. 3Kan wed^felt feine Sage,
aber bie £}ual, oon ber man jtd) gu befreien fjoffte, fd^Ieppt
man weiter" ^).
SSeniamin ßonftant, al§ er biefe Slnatomie beS ^ergenS
mit ber unerbittlid^en Äonfequeng entwarf, bie Sarod)cfoucaulb
*) Benjamin Constant, Adolphe. Lettre k Tediteur unb Derni^re
r^ponse et conclusion. 3" öei'öl. Gustave Planche, Poetes et Roman-
ciers modernes de la France. Adolphe. Revue des Deux Mondes, 1834, 345.
Seitöcnöffif^e nttl^ctlc üBer ba§ S3ud&. 239
ntd)t verleugnet l^ätte, mar jtd) ttjol^l berufet, bafe bie ©inge
nid)t fo, luie fie erlebt Sorben maren, 0ejd)ilbert werben burften.
©leid^ nad)bem er „Slbolpl^e" gum erften 9Ö?aI einem fjreunb
mitgetl^eilt l^atte, [d^rieb er in ba§ Sournal intime: „SBaö id)
crgä^lt l)abe, ift fein 5ßl^antaftegebilbe. Non ignara niali. SSeim
SBorlefen l^abe iä) bemerft, bafe id) bem fd^on ®efd^riebenen leine
Qubcrc ^rauen=6pifobe J^injufügen barf. ®aö ^nterejfe für
(gHenore würbe erfalten, linb wenn ber §elb SSerpflii^tungen
gegen eine anbere grau auf f\ä) näl)me, ot)ne fie ju erfüHen,
würbe feine @d)Wäd^e jurücfftofeenb wirfen." @ü Ijat er benn
alle äußern SufäHIgfeiten, „SSaterlanb, Seben^fteHung, ®epdöt§=^
gfige, SSerftanbeögaben öerönbert unb ©njell^eiten f o gefd^ilbert,
bafe bie ©ingewcil^ten gu bm Unberufenen fagen fonnten: @^
ift SKabame Sinbfa^, unb nid[)t g^rau t)on ©tael" ^).
®etäufd^t aber l^at er 9liemanben, fonbern t)ielmet)r eine
SBerurtf)cilung l)erau§geforbert, auf bereu (äinftimmigfeit er wof(l
nid^t gefaxt war. „5Kabame be ßoiguQ ift über meinen gelben
empört'^ öergeid^net ba§ 3onrnaI intime 1806. „®en l)eutigen
äbenb mit SKabame Sfiecamier unb ?5auriel öerbrad^t. Sd)
lefe ilinen meinen SRoman, ber pe in eigentl^ümlid^e Stimmung
Derfe^t. ©er 6l)arafter be§ gelben empört fie. 5Jiiemanb Der-
mag mid^ ju t)erftef)en" ^j.
9ladt) biefen erften groben blieb ,,3lbolp^e" 3]knuffript bi^
gum 3al(re 1816, wo ba^ Sud^ im SDrud erfd)ien. „9lid)t fo balb
l^otte id^ bie ©inwilligung bagu gegeben", fd^rieb je^t Senjamin
ßonftant an SRabame SRecamier, „al§ bie @ad)e mid) aud^
fd^on reute. 3d) fürd)te, Semanben baburd) öerle^t gu l^aben,
obwol^l Weber Stellung nod) ßi^arafter ben geringften Slnl^alt^s
punft gu Slnfpielungen bieten. Slber e§ ift gu fpät. Sd) i^abe
ber legten SRegung t)on Eigenliebe gel)ord)t, bie id^ wol)l je^
*} Sainte-Beuve, Benjamin Constant. Nouveaux Lundis, I, 408.
Sur Adolphe de Benjamin Constant, XI, 432. Sismondi, VI, 49.
^ Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
25 F^vrier 1887, 635, 637.
240 8idinonbi an bie Gräfin Doii 9l(6an^ über ^tlbolpl^e''.
mafö cnippitbcn werbe, benn mit meinem SEalent ift e« öor*
bei" 1).
3n 33e3U0 auf ben erften $unft bad)ten bie fjrcunbe anber«.
©fömonbi, nad)bem er ^^botpl^e" gtijeimal gelefen l^atte, fc^rieb
QU bie ©rdfin üon Sllban^, fie werbe pnben, baö fei gu öiel
für ein SSud^, weld^eS fte gering ad^te, unb in weld^em auc^
lüirllid^ feine ^erfönlid^feit grofeeö Sntereffe eingu^öfecn uermflge.
„aber", fagt er bann, „bie Slnalqfe aller SRegungen beö ^erjcnä
ift fo beti)unberung§tuürbig, e^ liegt fo öiel SSßa^rl^cit in ber
©d)tt)ad)e be§ gelben, fo üiel ©eift in feinen Seobad^tungen, fo
üiel itraft unb Älarl^eit in feinem ©t^I, bafe biefc geftflrc großen
©enufe bietet. 2inerbing§ ift ber meinige gum guten Sl^cll bem
Umftanb gujufd)reibcn, bafe id) ben SSerfaffer auf jeber ©cite
ttJieberpnbe, unb bafe fein anbere^ ©elbftbefenntnife mir icmold
ein ä^nlid^ereö S3ilb geboten l^at. @§ mac^t alle feine fjel^ler
beutlid), aber e§ entfd)ulbigt fie nid)t unb xoxd fte nid^t befd^ö»
nigen. (5§ ift fe^r n)al)rfd)einlid), bafe ber SBerfaffer einft öcr»
liebter getoefen ift, afö er ftd) im S3uc^ barftellt, aber ba id^
il)n fennen lernte, war er fo wie abolpl^e, mit cbenfotDcnig
Siebe, ebenfo ftürmifd), ebenfo bitter, unb nid)t weniger bemfil^t
l^ierauf berjenigen gu fd)meid)eln unb fte bann wieber gu täufd^cn,
beren §erj er gerrife. ©r wollte ba§ Silb ßUenorcn'fS ol^nc
jeben S"Ö ^^^ 2lel)nlid)feit geid)nen, aber an ber ftürmifd^en
§eftigfeit unb an ben Slnforberungen, bie il^rc Siebe fteHt, erfennt
man fte wieber. 2)ie fd)einbare Sßertraulid^feit unb gebietcrifd)C
Seibenfd^aft, wäl^renb weld)en pe fid) gegenfeitig mit allen SBaffen
beö Sonte§ Derwunbeten, ift il^rer Seiber ©efd^id^tc. ©icfcr
ßug ber Uebereinftimmung ift allein gu frappant, um nid^t alle
fonftigen Sßerfleibungen entbel^rlid) gu mad)en" ^). Später, nad^
') Benjamin Constant, Lettres k Madame Recamier, 299, Juin
1816.
*) Saint-Ren6 Taillandier, Lettres inedites de Sismondi, de Mr.
de Bonstetten, de Madame de Stael, etc., 151, 1G3, Sismondi k Madame
d'AIbany, Pescia, 23 Juin 1812, 14 Oct. 181G.
©iSmonbi an bic ®t5ftn Don mhan\) über „3tboIpl&c". 241
bem Sob t)on Senjamtn ßonftant, la§ er ba§ Sud) lüiebcr, unb
fein Urt^eil würbe [trenger. „S^ bin fet)r nnjuf rieben", fd^rieb
er einer jungen Sreunbin barüber; „beim ©rfd^einen üon
„Slbolpl^e'' war id^ nod) [tarf Don ber geiftigen 3ltmo[pl^äre be§
^eife§ öon grau uon ©tael beeinflufet. Sd) liegte eine auf*
rid)tige iSreunbfc^aft für aSenjamin 6onftant unb l^alte fein 31^
benfen in meinem ^erj^en. Slber biefeö Sud^ l^at mid^, fo ju
fagen, unb um mit ^l)mn ju reben, in mir felbft gebemüt^igt.
3Ran ift ju glauben üerfud^t, bafe bem 23erfaffer bie Segriffe
öon $flic^t unb Sugenb unbefannt gewefen ftnb. Unb nidt)t er
allein geigt jtd) unfäl^ig, ba§ Sid)t gu feigen, ©eine gange ®e*
neration, bie SBelt, in ber er gelebt l^at, fd)eint mit il^m ben
foftbarften aller ©inne, ben moralifd)en ©inn, üerloren gu
l^aben^O.
®ie fd)limmfte SIeufeerung ti)at Sarante. »G*est une fille
qui mourra ä rhopital«, fagte er t)on Senjamin ©onftant^).
5Rur ein Urtl)etl über tl^n blieb milb unb nad^pd^tig. @§
tt)ar baS üon gtau üon ©tael @ie Ia§ „Slbolpl^e" wal^renb
feines @ntftel)en§ gu Slu?:erre unb fd)rieb an Sonftetten: „Sen-
Jamin ßonftant l^at jtd^ in ben Äopf gefegt, einen 9ioman gu
fd^reiben, unb gmar ben origineUften unb rül)renbften, ben id)
]c gclefen"^). 23orüberge^enb l^at fte bann fpäter wol^l einmal
bcmerft, jte liebe baS Sud^ nid)t, unb glaube nid^t, bafe alle
SJldnner wie Slbolpl^e feien. „®ie eitlen Scanner aber jtnb
\o\ fügte fte l^ingu^).
S)amal§ wie fpäter entfd)lüpfte il)r fein SBort ber Slnbeutung
barüber, ob jte jtd^ in ©Henore miebererfannt l^abe ober nid^t,
') Sismonde de Sismondi, Fragments de son Journal et Corres-
pondance, 1798 — 1842, Genfeve et Paris, 1857, 193, Sismondi ä Mademoi-
selle £. de Saint-Aulaire.
^) Sainte-Beuve, Nouveaux Lundis, IX, 155, 9?otc.
^ SBonftctten, S3riefe an giriebcrife f&xmx, I, 254. grau öon <Btael
on Sonftetten, SRouen, 15. 9Zoöember 180G.
*) Sainte-Beuve, Madame de Stael.
»lenner|)atfett, grau toon @ta6l. III. 16
242 „^t>o\pf)t" unb „Corinna''.
unb fo blieb e§ Scnjamin ßonftant freigeftcHt, il^r @d^ti)clgcn
im ©inn feiner SBflnjdie, fo wie er eö aud^ ti)irfHcl^ getl^an l^at,
gu beuten. 3llad)bem er 1816 feinen SRontan Dcröffcntlici^t l^atte,
fdjrieb er an 5Rabame 3iecamier: „Slbolpl^e l^at mid^ nid^t mit
ber 5ßerfönlid^feit entjweit, beren ungered^tfertigte ©mpfinbUd^feit
id^ fürd)tete. @ie würbigt üielmel^r meine älbftd^t, jcbe )}cinlid^e
anfpielung ju üermeiben" ^).
6§ jiemte \i)x, gro§mütt)fg gu fein.
aSenjamin Gonftant ift Slbolpl^e, aber nur gu i^ren unglüdf=
lid^ften ©tunben war tJrau tion ©tael ©Henore. 3n il^r lag
bie gel^eime Äraft, bie, n)a§ bie Siebe gefünbigt l^at, burd^ bic
Siebe fiberwinbet. ®ie 3BiberIegung üon „älbolpl^e" ift ,,6o*
rinna". Seibe Sudler ftnb gu gletd)er Qtitf wäl^renb berfclben
moralifdt)en Äri|t§ entftanben. ©ort wie t)ier fd^eitert baS weiblid^c
®Iüd an ben ©efe^en, bie e§ Derle^t, bort wie l^icr fSHt bic
grau bem Unbanf be§ 9Jianne§ gum Opfer. Unb bo(^ ftel^cn
biefe gwei Sudler an ben beiben 5ßolen einer inncm 3Bclt.
3n ber @elb[tfud)t, fraftloS unb unüerföl^nt, cnblgt ber
©d^merg öon Slbolpl^e. 2luf bem erftarrten ©oben, wo feine
Siebe gebiel^, erfd)öpft ftd) bie 3ieue in unfrud^tbaren j(lagen,
unb bie 9ieafi[ti! be§ Silbeö entfdjäbigt für ben moralifd^en
Scrfe^ungöprogefe, ben e§ barfteHt, nid^t. ©orlnna aber l^at
wal^rl^aft geliebt. Sm Sid)te biefeS Sewufetfeini^ wirb ll^r baS
tragifd^e ©d^idffal il^reö Seben§ üerftänblidt) unb wie für fein
l^öd^fteö ®ut aud) ber l^öd^fte ^reiö l^ingegeben werben muffe.
5flur wa§ üergänglid^ in il^rer Siebe war, ift gerftört worben,
bie Siebe nid^t.
5Ulit ßorinna, barüber l^at SSenjamin ©onftant felbft fid^
feiner Stäufd^ung l^ingegeben, üerfd)wanb ber l^ol^e, ibeale 3«flr
ber bisweilen audf) i{)n ergriffen unb mit emporgetragen l^atte.
^,Wan Ijat grau Don @tael nid^t gefannt", fd^reibt ©ii^monbi,
„wenn man fte nid^t mit aSenJamin 6onftant gefeiten l^at, benn
*) Beujamin Constant, Letties ä Madame Recamier, 1816, 302.
feine fleiftige S^biüibualität allein l^atte bie SJfad^t, bie il^rige
jur öoHen ®eltung 311 bringen". „8lber", fügt er l^inju, „auä)
er war nur ju (Soppet gang er felbft. Sllö id) il^n nad) bem
2:0b tion Srau üon @tael fo inncrlid^ erlofc^en fal^, l^atte id^
SSRixf)e, ben frfil^eren SWenfc^en wieberjuertennen" ').
Dl^ne fte entftanben geiftretd^e ^lugfd^riften unb padenbe
Äammerreben, unb 33eniamtn ©onftant blieb nad) tüie t)or ein
gefürd^teter politifd)er ®egner unb ein öielumtüorbener parla=
tncutarifd)er gül^rer. 3lud^ ba§ 33ud) über bie ^Religionen, ba§
tl^iltijeife unter ben Slugen üon tJrau uon ©tael unb burci^
tl^ren ^att) geförbert entftanben tüar, mürbe enblid^ üoKenbet.
6§ l^attc göl^rgel^nte be§ @tubium§ geloftet unb tt)ar t)iel grünb*
lid^er als ba§ @ebid)t in 5ßrofa uon 6t)ateaubrianb; ©iSmonbi
gel)t weiter unb fagt, e§ entt)alte öiel tttel)r neue SBal^rl^eiten
al§ bie Siteratur ber pl^ilofopl^ifd^en ©d^ufen öon Samennaiö,
ßouftn unb Srac^^). Slllein „baö ^uber lag ju lange auf=
gef^)eid)ert unb war nafe geworben". 2)er Sefer, ber bie ©ebulb
l^ätte, ftd^ nod) einmal in bie feitbem längft überl^olte Slrgu^
mentation beö SBerfafferS ju oertiefen, niüfete geftel^en, bafe e§
ein feelenlofeS 33ud^ ift, toa^ ba gefdjrieben würbe, jwifd^en
ben Äarten unb ber Sribüne, in verlornen Slugenblidfen, non
einem müben, blaftrten 33eobad^ter, ber bie eigene SRoHe im
geben nidt)t crnft genommen unb ftd^ auf feine anbere vorbereitet
fyxt. 3)ie beften ^robuftionen oon ^rau oon @tael I)ingcgen,
bie ©d^lu^apitel be§ a3ud)§ über ©eutfd)lanb unb bie „ßonft*
berationS", ftnb nad) ber Trennung Don Senjamin ßonftant
gefd^rieben worben. @ie rfll^ren unb befriebigen nod) l^eute,
tior 2lllem be^wegen, weil fte bie lid^ten ©puren einer 3Wenfd^en=
feele bewal^ren, bie ftc^ niemals anberS als gang gu geben
wu|te.
^) Sismonde de Sismondi, Fragments de son Journal et Corres-
pondance, 122 - 128, k Mademoiselle E. de Saint-Aulaire, 13 Dec. 1830.
2) ebenbafelbft.
16*
244 <S:oppet im ^a^x 1809.
3lad) bcr giüeiten diMh\)x üon grau t)on ©tael qu§
©eutfd^Ianb crt)iclt ber gefeUfd^aftlic^c Ärciö ju ©oppct mcl^r
imb ntel^r ein fo^mopolitifd^c^ ©epräge. ^n bcr grcmbc tijarcn
aSeiiel^unflcn gcfnfipft unb 3«tcreffcn angeregt worben, meldte
bie im Sauf ber S^it cntftanbenen Sücfen ti)ieber ausfüllten.
aRatl^ieu be Wontmorenct) l^atte eö jtd^ nid^t üerfagen lönnen,
bie 2öieberfe{)renbe bei i^rer Slnfunft in ßoppet ju enoartcn,
allein um bie Ungnabe bee ÄaiferS ntd^t auf 9Rabamc SRecamier
JU len!en, mufete ber Sefud) berfelben abgelel^nt unb SltteS öer*
mieben werben, tt)a§ bie Slufmerffamfeit ber Sftegierung ^erauS*
forbern fonnte. 3« einem Srief an bie greunbin nennt ^rau
üon ©tael baö einft fo belebte 6op))et cinfam unb cmft ©eine
fleine Sül^ne fei gefd^loffen, nic^t einmal bie SBoHenbung bcö
2Ballenftetn üon Senjamin ßonftant erwedfe bie frül^cre Suft
an bramatifd)en ©arfteHungen; an Unterl^altung bcnfc Silcmanb
mel^r, bie ©riefe über 2)eutfd)lanb verlangten alle Äraft unb
freie S^it. 3m Sluguft, nad) ber Slnlunft öon ©abran, begleitete
grau üon Stael mit il^m ben fd)eibenben aRatl^ieu bc 9Kont*
morenct) bis 3nterla!en, mo pc^ bie SRalerin Sebrun, unb auS
®eutfd)lanb ber Äronprinj unb nad)]^erige Äönig Subwig I.
t)on Sägern eingefunben l^atten, um bem 3Solföfeft beiguujol^nen,
ba§ bort jur (ärinnerung an bie ©rünbung öon Sem gefeiert
würbe. S)ie geiftreid)e gebenbigfeit beö Äronprinjen, bie
SJÖärme, mit weld^er er üon 5Ulabame SRecamier fprad^ unb
wol^l aud) bie Abneigung, bie er gegen Slapoleon liegte, gc^
wannen \i)m bie ©gmpat^ie üon grau üon Stael, wcld^e bie
©rinnerung an biefe Sage in einem ber angiel^enbften Äapitel
be§ a3ud)ö über ©eutjd^lanb feftgel^alten i)at^).
aSei biefer ©elegenl^eit brad)te il^r aud) Mamille Sorban
feine ®attin, unb ber Äronpring Don Satiern fteHte il^r einen
beutfd)en Sanb^mann, ben 2)id)ter S^^^riaS SBemer öor, ber
0 L^Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Goppet
et Weimar, 144—147. Madame de Stael k Madame Recamier, 17 Juillet,
25 Aoiit 1808. Madame de Stael, De rAllemague, Ire partie, Chap. XX.
9(bom Del^Icnfi^lägcr. 245
balb barauf, im DItober, il^rer ©inlabung nad^ ßoppet folgte.
2)ie gal^lrcid^e ©efeUfd^aft, bic er bort oerfammelt fanb, beftanb au§
31. SB. @c^Ie0el,Seniamin ßonftant, bem ®rafen ©abran, ©fömonbi,
Sonftetten, fjräulein 9!Jlenbel§fo]^n, unb einem bänifd^en ©ic^ter,
Slbam Del^Ienfd^Iäger; ben %xau öon @tael 1806, mäl^renb
il^reö Slufentl^altg in ber 9lät)e öon ^ari^, fennen gelernt l^atte,
unb ben je^t ©iömonbi mit ben SBorten DorfteHte: »G'est un
arbre sur lequel 11 croit des tragedies«. ©er 1779 geborne
junge ®äne t)atte feine Saufbat)n alö ©d^aufpieler begonnen.
Sla^bem er 1801 bie Söaffen für fein bebrängte^ SSaterlanb in
ber @d^Iad)t auf ber SRl^ebe gefül^rt, entftanb feine erfte größere
®id)tung, „Sllabbin ober bie Qanb^x\am)pt" , bie er ©oetl^e
wibmete. ®ie S^ii^^^^^P^ ^^cir bie ^oefte, bie für ben 3üng=
ling in ber 3SergQngent)eit norbifd)er @age unb ©efd^id^te ©e*
ftalt gewann. S)ie Sragöbien „^afon S^rr\ „^alnatofe", „2l?:el
unb SSalborg", bie feinen SRuf begrünbeten, bi(J)tete er in ^ari§,
in einer 2J?anfarbe, unter ben bürftigften aSerl^ältniffen, weil
ba§ SReifeftipenbium ber bänifd^en 3iegierung; ber 9lot^ be§
@taat§fd^a^e§ megen, nid)t mel)r auöbe^alilt werben fonnte.
3Jtit bicfen SBerfen, bie er felbft in^ 2)eulfd)e überfe^te, würbe
er in ©änemarf ber SSegrünber ber SRomantif. Sie umfaßten
mit wunberbarer Sebenbigfeit bie üerfd^iebenften ßi^ftä"^^ ^^^^
Sebenöbejiel^ungen, unb fein biegfame^ Salent wufete bie 23er=
gangenl^eit mit einem Sßerftänbnife ftc^ anjueignen, ba!§ mit bem
t)on SBalter Scott öerglid)en gu werben üerbiente. ®em {ungen
2)id)tfr gelang bie 2)arftellung ber l)öd^ften, tragifd^en Äonflifte
unb ber fanfteften 3fiegungen be§ ^ergen^, ber Uebergang üom
jbüftem ©d^auer norbi[d^er ®ötter== unb ^elbenm^tl^en gu ben
©rforberniffen be§ mobernen ®rama§ unb ber Äomöbie, in
weld^en er [\ä) mit Erfolg üerfud^te. (5r war bei ©oetl^e,
ben er Sßater unb SBeifter nennt, gewefen, unb er l)atte, feinen
eigenen SBorten nad), in Sllabbin ba^ ®lücf, in ^afon bie SRe*
ligion, in ^alnatofe ben Staat, in 2l;rel unb SBalborg bie
Siebe bargefteHt, al6 er, nid)t breifeigjäfirig unb mit ber 2lb=
246 5lbam Dcl^tcnfd^lftger.
jtd^t, im „ßorreggio" bie Slpotl^eofe bcr ituuft ju geben, in
ßoppet eintraft).
©r fam au§ einem £anbe, n)0 ber SBibcrpreit ätt)ifcl^cn
beutfdjer unb frangöftfd^er SBeltanfd^auung bie ©elfter 0etl()eilt
unb il^n felbft üon [einem SSorgänger nnb greunb Saggefcn
getrennt l^atte, big bie SSorlefnngen üon ©teffenö in Äopenl^agcn
bie bänifd)e 3ugenb fo warm für ©oetl^c begeijtertcn, bQ§ felbft
S3aggefen il^m Slbbitte leiftete unb jtd^ burd^ bie „Sp^iflcnic"
für ba§ lang üerfannte itnnftibeal gewinnen liefe. 3" ©oppct
bagegen l^atte man niditg einguwenben, bafe Del^lenfd^lögcr für
®eutfd)lanb unb für @oett)e f(J)tt)ärmte; %xan üon ©taäl wicS
il^m felbft einen Pa^ unter ben beutfd^en ©id)tem an, um in
il^rem Sud) feiner erroäljnen ju fönnen^). ©er SKcinungS«
auStaufc^ jwifd^en il^nen war fo lebl^aft unb anregcnb, bafe
ber Junge S)id)ter eine§ 2:ag§ ber grau üon Staöl, bie ju
5ßferb war, in @d)ul^en unb ©trumpfen burd) einen rcifecnben
©ebirgöbad) folgte, nur um ba§ &t\px&ä) nid)t unterbred^en ju
muffen.
2)ag Äunfturtl^eil Don De]^Ienfd)läger, ber mit bcr grifci^c
feiner bramatifd)en ^Begabung an ben fpätem @d)aufpiclcu
öon ©oetl^e, befonberg an ber 5Ratürlid)en Zoä)kx „bie ab^
ftrafte ©iction^Dergötterung, biefe 95ornel^ml)eit im ©t^Ie rügte,
burd) weld^e bie bramatifd^e Bewegung pd^ bem SWenuettc
näl^ert"^), trug mand^eö baju bei, il^re eigenen Slnjtd^ten ab*
guflären, aud^ bann, wenn e§ im SBiberfprud) mit ben felnigen
gefd)al^. ©er jufünftige bänifd)e 5RationaIbid)ter war bereit)^ feit
einigen SBod^en in 6oppet, alg ein g^rember, mit großer
©d^nupftabaföbofe in ber engen SBeftentafd^e, bie Slafc DoH
Sabaf, mit tiefen 23erbeugungen in bie ^aUe trat. && toax
3adt)ariaö SBerner, ber 25id)ter ber „@öl^ne beS Zi)C{\&**, be«
') ©octl&cSal^rbu«, 1887, 11, SSricfc Dd^rcnf^iaget«, äRai 1807, 4 ©et»,
tcmber 1807.
2) Madame de Stael, De l'Allemagne, 2de partie, Chap. XXV.
8) ©eotg S3ranbe§, ®üc% unb S)anemav!, Ooetl^c^Sa^rbud^, 1881,26.
Sad^artaS SBcmcr. 247
bcutfd^en ©egcuftüd^ üou 3fienouarb'^ 5templcrtragöbie. 3)a8
l^cute faft öergcffenc 2BerI üon SBerner erinnert bie ßincn an
bie QanbtT^ök, bie Slnbern an ^arjiüal; il^m felbft gab eS
Slnlafe, baö 33ebürfnife nad^ bem SiJJ^ftifdien unb ©el^eimnife*
üoKen poetifc^ auSgufpred^en, ba^ if)n fein Seben lang uerfolgt,
anfangt in bie gel^eimen ®efenfd)aften unb bie 9Jiaurerei, bann
bem offenen Setrug in bie Slrme gefül)rt {)atte, biö baS f^mbo^
lifd)e ©lement ber Sftomantif feiner ©id^tnng einen rettenbcn
Slugweg bot. Unter biefen ©inpffen war 1806 „ba^ Äreuj
an ber Dftfee" entftanben, ba^ unüoHenbet blieb, unb bem
im felben ^a^x bie Sragöbie „SRartin Sutl^er ober bie SBeil^e
ber Äraft" folgte, beren burd^fd)lagenber ©rfolg bei ber 3luf=
ffil^rung in Serlin feinen S^eifel barüber beftel^en liefe, bafe
man l^ier, tro^ aller ©onberlid^feiten unb aSerirrungen, mit
einem ujirflid^en Salent gu rechnen l^atte. Sllö ber ©ic^ter nad^
ßoppet fam, toar fein „Sittila'' bereite ooHenbet. 3n ber @e^
ftalt beö §unnenfönigö l^atte er ßüge Don 9lapoleon unb die^
gungen oon S^an^S^cque^, bie Sentimentalität ber legten ^älfte
beS ad)täel^nten Sal^rl^unbertö unb Sluöbrüd^e milber ®raufam=
feit, bie bem l^iftorifdien ©etoanbe be^ S)rama§ enff^)rad)en,
oermifd)t.
©türmifd^er unb medjfelooKer al^ ba^ SBerf beö ©id^terS
mar fein äußerer Seben^gang. 6r mar 1808 üiergig 3^l)re alt,
breimal üerl^eiratljet unb ebenfo oft mieber gefd)ieben, uon geiben^
fd^aften burd^mül^lt unb l)in unb l^er getrieben jmifd^en umoürbigen
aSerirrungen unb ben Qualen feiner oon ©emiffen^biffen gefolterten
@eele. 3n Sena unb SBeimar, mo er einige SBintermonate oon
1807 auf 1808 oerlebt i^atte, mar i^m ©oetl^e mit manncr
@ttipfänglid)feit entgegengefommen unb l^atte bie „SBanba",
SBernefö le^te Sragöbie, jum ©eburt^tag ber ^ergogin aup^ren
laffen. %ixx %xa\x öon @tael mar eö oon Sntereffe, bafe jtd)
bamalö eine bauernbe iJreunbfd^aft gmifd^en 3^d)aria8 SBemer
unb ber ©d^mägerin üon §rau oon Stein, @opl)ie oon @d)arbt
angebal^nt l^atte, einer ^rau, bie ber grcmgöfut nad^ Fräulein
248 äöt^^iöö Sßemer.
üon @(öd^l^aufeit bie fqmpatt)tfd)fte unter aOeit 5Damen Don
aöeimar blieb, ©er Serfud^, ba§ Silb ber bamalÄ bcreitiS
öieninbfiinfgigiäl^rißen grau biograp^ifd^ feftjul^altett, l^at wenig
2Bijfenj^n)ertt)e§ gu SCag geförbert. grau öon ©d^arbt correfpon^'
birte üiel mit grau uon Stael; unter bem ginpufe ll^reö greun«
be§ SBemer fud)te unb fanb fte fpater entfd^äbigung für bte
Prüfungen einer unglücflid^en (Sl^e burd) ben ttebcrtrltt gur
fatl^olifdjen Äird^e^). 5)er ©id^ter, ber il^r ben äufeem Slnlafe
bagu gab, l^iefe fd)ergl^aft In SBeimar wegen feineö SErauerfpiclS,
bie „SBei^e ber Äraft", ba^3 ben ^Reformator öerJ^rrlid^te, ber
©oftor Sutt)er. 9lad) Poppet fam er in einer Stimmung, bie
ätt)ifd)en l^öd)[ter religiöfer (äfaltatiou unb allen möglici^en irbifci^ett
3er[treuungen toed)fcIte. ©ein itagebud^ berichtet mit beflagenS»
wertl^er 3lu§fü]^rlid)feit bariiber, unb er rioaliprt mit % %
SRouffeau in bem Sebflrtnife, pd) felbp unb ben Sefcr mit i^m
ju erniebrigen -). (5r war fo franf^aft erregt, bafe bie Petrin
oon ßoppet, bie SBemer al§ ©id)ter warm bemunberte, mit
bem 5Ulenfd)en SRitleib empfanb. @ie gab il^m ein ftiHeS, \ä)5n
gelegenes Stomer, mit bem S3lict auf ben @ee, unb ȟnfd^te
i^n fowie De^lenfd)Iäger im gangen SBinter l^inburd^ gu bc*
l)altcn. ©er ^lan fd)eiterte an ber iRul)eIoftgfcit oon SEßemer,
ber fd)on im Sloöember nad) g^^H^n reifte, ©eine Slnwefen-
l^eit aber unb bie be§ bänifd^en ©ramatiferö regte nod^ einmal
bie Sup an ber 33orIefung uon 3Keifterftücfen il^rer ^np unb
an t^eatralifd^en SorpeUungen an. 21. SB. ©d)legel la§ mit
Jl^ränen unb unter ber Sifll^rung feiner 3wi^örer Galberon'«
Panb^aften ^ringen. SBerner bellamirte (SigeneS unb grembeS.
„3Winna oon Sarnl^elm" unb „©mitte ®alotti" mürben oor*
getragen, bie „©umeniben" beS Slefd^^loö, ber „OebipuS auf
0 §. ©un^cr, ßtoti S3efe]^rtc. 3ö(%ariaS Sßcrncr unb ©opl^ie öoti
e^axht, 281 u. ff.
2) (Schüfe, Söcrner'g SSioörapl^ic unb (|]^ava!teriftt!, I, 108, 137 u. ff.
^. ©unfecr, S^d SBefcl^rte, 140 u. ff. ßad^axia^ SBcrncr, grogmcntc ou«
^agcbüd^etn, 25. Sunt bi3 3. 9^oöeinber 1808.
99aron SSogl^t. 249
Äolonoö" unb bie @appt)ifcl)cu Dben, ®oet^e'S „^pi^iö^nie''
unb ©cenen au§ „%(i\x\i" bcflamirt. @abran la§ 33eniamin
6on[tant'§ nunmcl^r üoHcnbeten „SBaHenftein", 31. 3B. ©djicgcl
feine ©l^afefpeare^Ueberfe^ung giid^arb'^ III. St)eil^ aU 33or=
tragenbe, tf)eilö al§ Qnljöxev betl^eiligten fid) Genfer unb an^^
wefenbe ^rembe an bie[en litterärifd^en Uiiterl^altungen. Unter
ben leiteten toaxm ®raf Äotfdjube^, ein el^emaliger ®ün[tling
unb 9J]tnifter Don Äaifer ^aul, unb SSaron SSogfjt, ber reid^e
bänifd^e ^anbel^l^err unb ^l^ilantl^rop, beffen SWame oft in ben
2lufgeid)nungen feiner ßauböleute tt)ieberfet)rt ^). ©eine ©ommer*
refibenj in glottbecl n)ar xijxtx ©djönl^eit tt)egen berül^mt unb
[taub feinen ^i^eunben offen, ©einem SSerftänbnife für bie
praftifd)e in ,&amburg üon i^m begrünbete ßinrid^tung be§
2(rmentt)efen§ jollte ©eranbo bie änerfennung, bafe bie ^arifer
Slrmenpflege unter bem erften Äaiferreid) naä) ben 3been Sßogl^f §
organiftrt worben fei^). 6in nieJ^rjäl^riger Slufentlö^lt in ber
Sreinbe fül^rte le^teren im ^erbft 1808 nad) ®enf. ©ein rege§
Sutereffe für Äunft, SBiffenfd^aft unb Siteratur l^ätte allein ge*
nugt, „bem norbbeutfd^en Sllcibiabei^'^ wie man in ber ^eimatl^
i^n gu nennen ))flegte, bie entgegenfommenbfte Slufnal^me in
ßoppet ju fid)ern. ©ie n^ar i^m fd^on be^l^alb gewife, weil
er al§ fjreunb Don SWabame SRecamier fam; er nannte
%xa\x üon ©tael »un ange envoye du ciel pour reveler
la bonte sur la terre«^). ®er Umgang mit if)r feffelte i^n
für bie näd^ften Sa^re in @enf, too feine pf)ilantf)ropifd^en Se=
ftrebungen bei ben 2J?ännern wie bei ben S^rauen, inöbefonbere
bei ber mit benfelben fragen befd)äftigten 3JJabame SRilliet«
') S3ilbcr Qu§ Uerganöcncr Qtit, ^dl I, ^itcr ^ocl§ unb feiner greunbe
Öcben, ^ap. 2. SRift, ÖebenSerinnerungen, 148.
2) S3Uber au§ bergongenen Sogen, Sll^eil II, S3Ubev an§ ^. ©iebeüng'S
Seben, Sweite ^^btbeilung, 32.
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Madame
Recamier et les amis de sa jeunesse, 59, Le Baron de Voght ä Madame
Recamier, Sfecherons, 23 Sept. (1808).
250 ©uittaumc gaörc.
^ubcr ba§ rcgftc 23cr[tänbni& fanben. Unter bcr iüngcm, in
G^enf • J^erangenjad^fenen (Generation jal^lte grau öon ©tael einen
anbern iJreunb. (5§ war ©uiHaume gaure, bamafö breigig^
jäl^rig, ein ©dualer üon Saüoifter, ber mit allen SBorjfigen ber
Stellung, beö SSennögenö unb einer einnel^menben ^erfonlid^Icit
bie ©tubien um ber ©tubien tt)illen liebte unb 1)flegte, unb don
ber ^errin t)on 6o^)l)et »mon erudit« genannt würbe, ©ort
erjäl)lte man pd) oft, wie 31. SB. @d)legel eines Sag« mit
SSeniamin 6on[tant über bie 5Rad)folge im §au8 ber ©rafcn
öon @alerno geftritten l^abe. 2)a trat unoermutl()et ©uittoumc
gaüre ein, würbe iiim @d)ieb§rid)ter aufgerufen unb bewies
ben Slntagoniften, burd) ^erjäl^lung ber ©^naften biefeS ^aufeS,
bafe fie beibe Unredjt l^atten^).
3n blefem ÄreiS war S^d)ariaS 2Berner nod^ anwefenb,
als in ßoppet nod) einmal bie ©ilettantenbül^ne aufgcfd^lagen
unb bie oon ^rau üon @tael gebid^tete biblijd^e ©cene, ^bic
©unamitin" gegeben würbe 2). S)ie SRoKe beS 5ßro|)]^etcn &IU
fäuS, ber bie eitle ©elbftgefälligfeit ber SKutter burd^ ben Sob
i^rer S£od)ter beftraft, bie er fpäter wieber jum geben erwedtt,
fpielte Senjamin ßonftant. SKabame SRiHiet-^uber, %xan Don
©tael unb if)re jwölfiäl^rige Si:od)ter gaben bie ©unamitin, il^re
©d^wefter unb il)r Äinb, nad) 3cid)ariaS SBerner'S Urt^eil ,ymit
unglaublid^er ©enialität'', unb rül^rten bie Swj^öuer gu $l^rä*
nen*^). ©pätere @elegenl)eits[tücfe Iomifd)en 3«l^altS würben
gwifd^en 1809 unb 1811 in ©enf gefd)rieben unb aufgefül^tt,
barunter ber ^^itere ©d)erj, „bie ©ignora gantaStici", ber
oon ^rau t^on ©tael jur (5rl)eiterung einer fd^wer ©rfranften,
gräulein Slmelie ^abx'i, gefd^rieben würbe*). Dladt) bem^nl^alt
0 Sainte-Beuve, Guillaume Favre. Causeries du Lundi, XIII, 190.
Guillaume Favre, Melanges d'bistoire litteraire, Preface.
2) Madame de Stael, Oeuvres, XVI, 83.
'•') ©d^üfe, Sad^ariaS SBerncr'S S3ioflrapl&ic unb ei^araftctiftil, gtafimenie
aus SBetucr'ö Sagcbüd^ern, I, 146 u. ff.
^) Madame de Stael, La Signora Fantastici, proverbe drsmatique.
„S)ic ©unamitin." 251
einej§ 33ricfe^ an^ il^rer ßorrcfponbenj mit Sßeifter gab felbft
bie[e l^armlofe Sefd)äftiguti9 Slnlafe gu 3)]ifebcutungen. 3öcil
in bcm ©tücl ein ©nglänber unb ein ©eutfd^cr gut Unterl^altung
ber 3ufd)auer jeber mit feinem 3lccent franjöjtfd^ fprad^en, unb
ein grangofe [totterte, fo ergätilte mau jtd) in ber @d)tt)eij,
grau üon ©tael ^abe bie bort geläufigen 2)ialelte Der[potten
tt)oKen: »Gomment vous etes-vous imagine que je faisais
une comedie sur Berne et Zürich«, fd)rieb Srau Uou Stael,
al§ fte baüon l)örte, bem alten S^'eunb, :^dites-moi donc si
cela ne sert ä rien d'avoir trente-six ans, tout triste que
celä est, et si vous n'etes pas en etat de repondre de moi.
Gertes ce n'est pas ä ccs innocentes villes que je m'atta-
querais si je voulais faire de la satyre, j'irais plus haut.«
3n bemfelben SSrief ift üon i^rem SBunfd) bie afiebe, einft auf
freier (ärbe ba§ ^)olitifd^e Seben il^re^ 93ater§ gu fd)reiben.
»Le temps est passe«, fagt fte, Don fonftigen, literärifd^en
planen fpred)enb, »ou Tennui etait le plus grand mal« . .^).
5)ie SRei^e ber bramatifd^en Söerfud^e Don 3^rau i»on ©tael
befd^Iofe eine „@aVpl)o'^ bm ungetreuen ^l^aon am SJJeereöufer,
unweit üom Sempel be§ SlpoHo ertoartenb. @r feiert wieber,
aber nid)t um iJ^retwillen, fonbern eineö jungen 5IKäbd^en§ wegen,
ba§ ©appl^o wie il^r eigene^ Äinb liebt, ©aö 5IKäbd^en aber
bleibt il^r treu unb will entfagen. ©rft alö ©appl^o ba§ ®lüdf
5ß]^aon§ üon il^r forbert, er f (^liefet fie \i)x ^erj. „@o ift benn
nid)t^ mein ßigen aU mein @d)idEfal", ruft bie Sängerin ber
©ried^en, „nur ber @d)merj, ben fte unt if)n gebulbet l^at,* wirb
5ßl^aon an ©appl^o erinnern." Unb wäl^renb ber bräutlid^en
Seier üerjtnft fte in ben glutl^en, bamit ba§ Seben md)t länger
roaijxt al§ bie Siebe. 63 ift ba§ le^te rein .5ßoetif^e, wa§
Le Capitaine Kernadec, Comedie en dcux actes et eu prose. Le Manne-
quin, proverbe dramatiqiie. Oeuvres, XVI, 12G, 179, 215.
^) Madame de Stael ä Meister, Coppet, 2 Janvier 1809. UngebrudEte
S3ricfc im S3cftfe bc§ ^etrn Dr. %f). fRtinf)axt (3n ben Oeuvres completes
Ift bie ©ntftel^ung bei* „eignora gantaSttci" fälfi^lid^ 1811 gefegt.)
252 . „^appW
%xaix öon Stael DoKcnbet l^at, ein SBiberl^aH bcr Stimmung,
weld^er „Corinna'' il^r ©ntftcl^en öcrbanftc^.
3ni ^erbft üou 1808 traf ber Silbl^auer IJriebrid^ SEiedf,
ein SSrubcr beö ©id^tere, in Poppet ein unb mobcHirtc bic
33ü[tc Don grau Don @tael, iüeld)e bicfe bcr ^crjoßiu Suifc
jum ®ef d)enf mad)te % @ie fielet auf ber SSibliotl^ef gu SBeimar
unb mad)t einen nod) iu9enblid)en ©inbrudf. Sei berfelbcn
©ekflcnl^eit n)urbe 31. SB. ©djiegel in 2)?armor üerewigt, 3^^^*
riaö SBerner gejeid)net, unb Stedef ^ S3ilb für baö ©rabmal
uorbereitet, ba§ il^m fpäter Srau Don ©tael in ber itird^e gu
ßoppet errid)ten liefe •^).
@^ ivaren bie legten fd)önen Sage ber ©efeHigfeit, bereu
Beuge ba^ gaftfreie @d)Io6 fein follte; bafe fie ungetrübt t>tx^
liefen, ujar fein geringe^ aSerbienft ber ^au^frau. ©ie SEage«
büd)er xijxtx greunbe finb ien SSewei^ bafür uid)t fd^ulbig gc*
blieben, mt fd)tt)ierig e§ guttjeilen n^ar, fo üerfc^iebene, oft aud^
fo l^eterogene ©lemente ol)ne Störungen jufammengul^altett.
Suerft SSenjamin ßonftant, ber ebenfo fd^tijcr gu befricbigen
al§ fc^wer gu leben war. 31. SB. ©c^legel ^atte jtd^ faum in
ßoppet eingebürgert, alö fd^on ba^ g^urnal intime berid^tet, er
unb ©iömonbi betrad)teten pc^ gegenfeitig aU ?iarren. Sine
SSerftänbigung gttjifd^en if|nen fei beöl^alb unmöglid^, »eil bic
frangöftfd)e ^f|ilofopf|ie nur nad) ber ©rfal^rung, bie bcutfd^e
lebiglid) a priori urtl)cile. ©agu l)abc @d)legcl niemals baS
n)irfl!d)e geben fennen gelernt, unb glaube in golge bcffcn, eö
') Madame de Stael, Sappho, Drame en cinq actes et en prose.
Oeuvres, XVI, 277.
'^) L'Auteur des Souvenirs de Madame Rccamier, Coppet et
Weimar, 153. Madame de Stael k la Duchesse Louise, Genfeve, 20 Fevr.
1809.
^) L^Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Goppet et
Weimar. Madame de Stael ä la Duchesse Louise, Geneve, 20 F^vr. 1809.
Dcl&Ienfd^rööcr, gebcnScrtnncrungcn , II, 180. 2t. SB. ©d^Icgel, öef.
SBerlc, VII, 150.
flippen ber grcunb^aft. 253
laffc fid) Silier burd^ ©efe^e unb £)rboimait;5en beftimmen. ®ie
$arabo?ien be^ beutfc^en ^rofcfforö, meint Seniamin 6ou[tant
ein paar Seiten fpater, ptten immerl)in ba^ ®ute, bie 3been
öon Sol^anneö üon SRüHer ettt)a§ aufgefiellt gu l^aben, benn
©eoffro^ unb franjöpfd^e Ignoranten feineö0leid)en fpräd^en
nid)t anberS alö @d)Iege( über ^l^ilofopl^ie unb Äatl^oIict^muS,
greil^eit unbSBiffenfd^aft. ®er l^erüorragenbeSug feinet ßl^arafterö
fei übrigen^ bie @elb[tfud)t, bie il^n nur bann uerlaffe, wenn bie
Slngft il^n parte, tt)aö bei bem geringften Slnlafe ber %aU fei^).
9lod) fd^Iimmer ergel)t e§ ^riebrid) ©d^Iegel; er n)irb be§ Un=
baute, ber SerfteHung, be*3 ©l^rgeige^ unb eine§ entpörenben
©goiömuö befd)ulbigt; tro^ [eineö 23er[tanbe§ tt)erbe er abfurb
unb einfältig, wenn e^ jtd) um 5ßf)ilofop]^ie l^anble-). ©eranbo
unb ©iömonbi werben wieberl^olt al§ Sö^toranten begeid^net.
„Seine ©runbfäfee", l^eifet eö Don le^terem, „ftnb ganj bie rid^--
tigen, feine 2lbjtd)ten rein, aber er arbeitet fcl^r wenig . . c'est
un homme sans esprit.« SSonftetten, ber einmal „bebeutenber
alö 3ofep]^ be 5Ulaiftre" genannt wirb, !ommt öerljältnifemäfeig
beffer weg; „er ift leid)tpnnig, oberfläd)lid^, unjufammenpngenb
wie (Siner, ber ju fpät ben!en gelernt l)at; mit fed^jig 3al^ren
ftubiert er ©ried^ifd), unb biö er ftirbt, fann er jid) red)t tüd)=
tige Äenntniffe erworben l)aben". 6ine Begegnung mit ßamiHe
Sorban ju Sgon l^interlä^t ben ©inbrudf, er unb bie ©einen
feien läd)erlid)e Äleinftäbter^). Unb ©iömoubi felbft, ber feine
anbere 5Reigung mit bem ®efü^l ber 5reunbfd)aft für g^rau Don
@tael üertaufd)t wiffen wollte, l^atte bod) ©tunben, wo er meinte,
jte fei in il^rer Slrt md)t weniger burd) ^ulbigungen oerwö^nt
als aSonaparte, unb l^abe mand)e feiner %t))kx, bie gntoleranj
gegen ben SBiberfprud^, bie ^eftigfeit im ©iötutiren, bie Un=
') Benjamin Consta nt, Journal intime. Revue internationale,
25 Janvier 1887, 218, 225, 237.
2) ebenbafcfbft, 10 Fevr. 1887, 429, 437.
«) ebcnbafelbft, 25 Janvier 1887, 219, 221, 228, 10 F^vr., 425, 433,
438, 442, 445
254 ^Upptn ber greunMc^ft.
fa^igfcit, ftd) in bie 2a^e ber Slubent gu i>erfe^cn. ©tatt über
gobjprüd^e erl^aben ju fein, gefalle pe pd^ in ber Setonung
il^reS eigenen 5!Bertl^c§ ').
6§ blieb nid^t immer bei blofeen ©nbriidfen unb SBort*
gefed)ten. Slfö 31. SB. Sd^Iegel ^ä) eine« Sag« weigerte,
ein findige« $ferb gn befteigen , fd^wang pc^ Senfamin
6onftant, um i^n gu befd)ämen, auf badfelbe unb mürbe gur
©enugtl^uung ber 9Serfammelten in ben @raben gefegt, aber
a. 3S. Sd^Iegel war feinerfeite nid)t lei(l)t gu bel^nbeln. 6r
liebte bie ®i§Iufpon, unb Sonftetten, ber nod) am beften mit
il^m au^fam, fanb fein beutfd^eS f^angöpfc^ „fo brollig unb
fd)neibenb, bafe jeber Streiter in gel^n 5Rinuten entttniffnct fei.*
SBenn aber ber ®egner auf feiner 3Keinung bel^arrte, fo mürbe
(Sd)IegeI erbittert unb nal^m e§ f el^r flbel 2). Sfiad^ gmolf Salären
beö intimen SBerlel^rS mit it)m, ben er einmal >un p^ant
presomptueuxc nennt, befannte ber milbe ©iSmonbi, bie bielen
3Keinung§t)erfd)icben]^eiten gmifd^en il^nen liefen feinen 3iaum
für ba§ freunbfd^aftlid)e ©efü^l, ba§ il^n mit allen anbem Se^»
fud^em t)on ßoppet üerbinbe^). ßitel unb emppnblid^, fteüte
@d)Iegel bie ©ebulb bon grau üon @ta6l in blefer Sejiel^ung
auf emppnblidje groben. Dbmol^l pe il^n mit aller benfbaren
3fiüdfpd)t unb nie anberö mie al§ ba§, maö er war, al8 einen
greunb bel^anbelte, fanb er e§ nötl^ig, in ©egenwart öon
^emben ben Zon gu wed)feln unb pe gegen bie täglld)e ®e^
ppogen^eit »ma chere amie« angureben. ©eine ©d^wagerin,
©orot^ea 3Seit-©dt)legeI, bie übrigen!^ au§ ber ^me bie
5BerpItniffe gang falfd) beurtl)eilte , fd)reibt einmal: „SBie
biele ^Jrauen l^aben fd)on ben SBill^elm ergogen? ©gentlid^
wirb er aber nur wie eine ©pringfeber, einmal öon biefer,
*) Sismonde de Sismondi, Fragments de son Journal et Gorres-
pondance, 70—73.
2) »onftetten, «Briefe an g. S3run, I, 218, Poppet, 11. 3uni 1804.
•'') Saint-Ren6 Taillandier, Lettres in^dites, etc., 103 u. 277.
Sismondi k la Comtesse d^Albany.
flippen bcr greunbfd^aft. 255
bann üon jener ©eite j^nfammencjebrücft" ^). 5)a§ Urtl)eil
war leiber jutreffenb, benn fpäter, in Sonn, foH er, jtd^ felbft
überlaffen, fd^limmer al§ burd^ Slaftloftgleiten gegen ba^ 9ln*
benfen Don %xa\i öon ©tael gefep l^aben^). SRur einmal, nnb
bann ganj üorübergef)enb, l)at jte 1812 gegen 3Rabame SReca*
mier gellagt, e§ erfd)tt)ere i^r ba§ Seben, bafe ©d^legel S^el^ler
l^abe, über bte man gumeilen feine ©igenfdjatten gu üergeffen
üerfud^t fei. ©iefe ©igenfcl^aften aber fd^ä^te 5ftiemanb mel^r
al§ jte, unb il^r war e§ ju banfen, bafe bie SSejiel^nngen 3tt)ifd)en
il^nen t)ierjel)n g^l^re lang nnb big an§ @nbe im ©angen bod)
ungetrübt unb fegen^reid^ für beibe St^eile blieben.
SBeniger jurüdf^altenb al§ t^rc fd)onenbe, für ba§ @m«
pfangene ftetö banibare SKutter l^at ftd) fpater bie ^ergogin
üon Sroglie über biefe Regierungen geäußert. "Slact) bem S£obe
toon %xan t)on ©tael forgte jte wie eine gute ©d^wefter unb
oft big tn§ Äleinfte für ben Dereinfamten ©d^legel. Sltö Jebod)
biefer aud^ il^r eineö Stagö ©d^toierigleiten mad^te, bie jte nid^t
bered)tigt fanb, fd^rieb jte jurüd: »Rappelez-vous seulement
que les temps d'autrefois, que vous regrettez avec tant de
raison, ^taient des sujets de plaintes continuelles de votre
pari, et ce qui me rassure sur mes torts, c'est que vous en
trouviez ä celle qui n'en a Jamals eus«^).
2)ie Slufgabe Don ^fau Don ©tael mürbe il^r burd^ ben
Umftanb nid^t erleid)tert, bafe gtuei ®id)ter jtd) unter i^rem
©ac^ mit Sl. 2S. ©c^legel, ber ja felbft um bie ®unft ber
3Rufen warb, begegneten. Del^leufd^läger fanb SBerner „freunb*
lid^, offen, tl^eilne^menb, nid^t arrogant", wäf)renb @d)legel il^n,
ben ©id^ter be§ „§afon 2arl" unb beö „^alnatole" gar nict)t
0 9Hai(§, ©orotl^ca üon ©d^lcöcl, SSricftücdöfcr, I, 140.
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet et
Weimar, 99. A. Frank, Principaux publicites de la premiere moitie du
XIX siecle, Revue des cours litteraires, 4^nie annee, 111.
3) 31. 2Ö. @(j^ leget, S3riefnjc(^fel. 50?aimffript ber SBIbltotl^e! 2)ve§ben.
2)ic ^evjOöin öon Sroglie an 31. 3ß. ©d^legd. (Unbatirt, aber mäl^renb be3
Slufentl^alt« öon e^Uqtl in «Paris, 1820-21, ju fe^en.) •
256 i^ltppen ber greuubWaft.
al§ ^octen gelten laf[eit woUte^). Slber aud) ba^ gute SSer-
pltnife gtt)tfd)en S^^ötiag SBerner unb bem iungen ffidncn er-
litt balb ttjieber eine Störung, ©iefer, ber in Soppet an bcr
SSotienbung feinet „ßorreggio" arbeitete, tl^eilte bem beutfd^en
3)ramatifer „bie tragifd)e 3^9^^" «^W, bie il^m bie ®unft toon
©oetl^e foften foUte. 6r l)atte erwartet, bafe SBerner il^m bafür
bie Stragöbie „Äunigunbe", bie il^n bamalS befd^äftigte, ntd^t
üorentl^alten ttjerbe. 2ll§ biefer e§ aber boä) tl^at, foHte fjrau
öon @tael ben ©treit jtt)if(i^en Seiben fd^lid^ten. >Ah, c'est
une autre chose, vous etes encore jeune, vous avez besoin
de vous former«, jagte fte begütigenb ju Del^lenfd^läger. 3)a
»erliefe biefer mit aßen Qdä^tn be§ l)eftigften Unmutl^g bic @t^
feUfd^aft, unb ein nad^gefd^idfter JDiener fanb il^n auf feinem
Simmer bereite eifrig bamit befd)äftigt, feine Äoffer gu padfen.
@§ gelang, il^n jum SBleiben ju bemegen, unb %tan t>on ©taäl
x\ai)m \i)n für bm SBinter mit nad) @enf, mo jtc il^n in ber
9läl)e il^reö eigenen ^aufeö unterbrad)te unb aufS befte für il^n
forgte. Sie ©rinnerung baran l^ielt il^n nid^t ab, 1815 in
$ari§, mo er fte luieberfal^, einer geringfügigen Urfad^e wegen.
ftd) mit \i)x gu entgmeien unb ol^ne 8lbfd)icb gu gelten.
3ad)aria§ 2öerner bagegen, ber öon %xavi t>on ©taöl mit
einem ©onnett gefd^ieben war, Iel)rte im näd)ften ©ommer nod)
einmal gu il^r in bie ©d^weig gurüdf, wo bie gewol^ntc ®aft«
frcunbfd)aft imb pefuniäre ^ülfe il^m auf bie rüdfpd^töDoDjic
SBeife geboten würben, fo bafe er in einem S3rief nad^ SBBeimar
grau üon ©tael banibar ,,unfere liebe %xan t)on (Sopptt*
nannte 2). Unter il^rem ®ad) öoHenbete er ba8 3)rama „^nU
gunbe", unb bid)tete ba^ einaftige Strauerfpiel, „©er DieniniM
gwangigfte gebniar", weld)e^3 ®oetf)e einige ^a\)Xt fpStcr in
SJÖeimar aufffll^ren liefe, unb beffen italienifd^e Ueberfc^ung
SJlaggini mit einem SBonuort über bie ©d^icffafötvagSbic
') CcI)Icnfrf)l5i^cr, ^cbcnSevhincruitgcn II, 136 u. ff.
2) .^v ^^ün^cr, Sroci ^:>3cfel)rtc. 3ad)aria^ SBcriicr, 141 u. ff., 161,176.
Stlxpptn bcr f5rreunbf(§aft. 257
begleitete, ©ejpielt ttjurbe ba§ ©tfidE unter SÜHtttJirfung Dort
Schlegel gum erften Wlal in 6opt)et, im September 1809, unb
öerfel^lte feine SBirfung nid^t. ©ie S^^'^^t^ waren anfangs er*
griffen, bann üon ®rauen erfaßt, unb erft in rul^igeren ©tunben
folgten bie Sebenlen. SBeld^er Slrt pe waren, l^at wol^l am
beften ©iömonbi in einem Srief an ©räfin Sllbant) auSgebrfidtt.
S^r fd^rieb er: „5)ie m^ftifd^e 5ßoepe, bie in 3)eutfdt)lanb bie
Dberl^anb gu gewinnen fd^eint, unb bie Station in einer Slrt
t)on Somnambulismus ju Derfe^en brol^t, Derbient in bem üor«
nel^mften il^rer ^ßropl^eten beobad^tet gu werben. . . . SBemer
ift ein SÄann Don großem SBerftanb, womit er Slnmutl^, %tm
l^eit, l^eitem ©inn, ©efül^l unb Siefe ber ©ebanlen gu toerbinben
wei^- ©abei fül^lt er ftd^ aber berufen, ber SBelt bie Siebe ju
prebigen. @r ift gang nad^ Selieben 3tpoftel ober 5ßrofeffor ber
Siebe, unb feitfe Sragöbien l^aben leinen anbern ßwedf, als ber
[Religion biefer SiebeSleibenfd^aft bie SBege gu bereiten. 33or
einigen Sagen l^örte id^ il^n gu SSaron SSogl^t fagen: „5EBaS
liebt man in ber ©eliebten?" Unb als biefer mit ber Slntwort
etwas gögerte, fügte ber S)id^ter ergängenb l^ingu: „®ott . . .
©ie gange Sfteligion befielet barin, ^^n gu lieben unb vermag
man baS nid)t, bann liebe man .wenigftenS ein ©efd^öpf . . ."
SBaS mid^ betrifft, fo würbe id^ eS Dorgiel^en, 5EBerner nie wieber*
gufel^en, weil id) il^n weber lieb gewinnen nod^ ad^ten fann.
Slber unter ben beutfd^en ©ramatifern ift feiner, ber il^n an
padenber SBirfung unb poetifd)em Salent überträfe. 3öie fd)abe,
ba^ eine unl^eilbare 9leigung gu 6ftraüagangen baS SlHeS t)er*
ßiftet« ').
Sm aSud^ über JDeutfd^lanb ift SBemer ein befonbereS
Äa^)itel gewibmet, in weld[)em ber Sn^^It beS ©ramaS
„ber t)ierunbgwangigfte Februar" wiebergegeben ift. ^rau öon
Stael geigt ftd^ Don feiner tragifd^en ©ewalt ergriffen, aber
*) Saint-Ren^ Taillandier, Lettres in^dites, etc., 78, 164. Sis-
mondi ä la Comtesse d'Albany, Genfeve, 8 D6c. 1808, 1812.
»Unnetl&affett, 5rau »ou ©tael. ni. 17
2Ö8 Srtau üon Btael über 3a($ar{ad Sßemer'S 2)i4tund.
pc warnt bcn ©id)tcr, ba^ er baö SDiafe beS Erlaubten über*
jd^ritten unb bie l^ol^en Slufgaben ber ^njt einer SReil^c öon
fd^auerlid^en, jutüeilen felbft grafelic^en ©ffcften geopfert l^abe.
Slnbrerfeit« nennt; pe gerabe S^^^riaS SBemer al8 benjenigen,
ber tl^^ bie S3iegfamleit, bm SReid^tl^um unb bie Harmonie beS
beutfdien SßerfeS ntel^r cil8 ein anberer beutfd^er ©id^ter gum
aSerftänbnife gebrad^t l^abe. ©eit @d)iller'8 Sob unb @oetl^c'§
SBerjid^t auf bramatifd^e Slrbeiten l^ielt jte il^n baju berufen,
ber erfte unter ben lebenben S3fil^nenbid^tem ju werben ^), wenn
eö il^m nur gelinge, feine ©Qfteme mel^r auf bie Söl^nc gu
bringen, >je les aime dans la chambrec, fügte jte, an bie ^r-
jogin Suife fd^reibenb, l^ingu. 3)er SBunfd^ t)on ^rau t)on ©taöl ijt
nid^t in ßrfüßung gegangen, unb SBemefS Salent trieb frül^geitig
feine legten Slütl^en. Sn ber ©lijge feine« Sebenö, bie er 1822
unb atö fatl^olifd^er ^riefter fd^rieb, l^at er feinef ©ömterin ou8
bm Sagen üon ßoppet in SBorten gebad)t, weld^en bie Seit
unb bie bei il^m DoHgogene ©inneödnberung nid^tä öon ber
banfbaren Sewunberung gu rauben toemiod^ten, bie er „ber
]^od)l^ergigen ^itbefreierin ßuropa'ö" bewal^rte^).
©er SBinter üon 1809 war in ®enf, ol^ne befonbem
Swifd)enfall, unter ben gewol^nten gefeHigen ^flid^ten unb an*
geftrengter Arbeit Derbrad^t worben. 3!Kit ber ©röfee ber 8luf*
gäbe, bie pe pd^ üorgefe^t l^atte, fteigerte pd^ il^re Eingebung
an biefelbe unb in immer beftimmteren Umriffen lag il^r SGBerl
öor il^r. Sin einen Sefannten in St)on, ber pd^ gleid^falö mit
Siteratur befd^äftigte, fd^rieb pe, bafe, nm ein Sanb gu fd^tlbem,
bt^tn aSebeutung in ^l^ilofopl^ie unb Siteratur t)iel größer al«
bie Sd^önl^eit feines Älimaö ober feine Seiftungen auf lünjl«
0 L'Auteur des Souvenirs de Madame Räcamier, Ooppet et
Weimar, 153. Madame de Stael ä la Duchesse Louise, Gen^ye, 20 F^yr.
1809. Madame de Stael, De PAllemagne, Illfeme partie, Chap. XXIV.
2) SBat^cncggcr unb gelber, ©elel^rten* unb @döriftftet[er»ficjilon bet
beutfdien fatl^olifd^en ©eiftlid^feit. SebeniSfftade bon 3. äBerner, t>on \^m fel5ß
StuSflug mä) fi^on. 259
lcrifd)cm ®cbiete fei, ber SRal^mcn bc§ SRomanö nid^t mtifx in-
läfjtfl crfd^einc. ^\)x Sud^ foUc in Kapitel unb ©riefe ab^
getl^eilt werben, aber be^ poetifd)en Steiget bod) ntd^t entbel^ren.
©enn biefe^ anfd^einenb nid)t angiel^enbe Sanb — lourd en
apparence — jei ba§ einjige be§ geitgenßfjtfd^en, tüenigftenS
be§ fontinentalcn ©uropa, wo nod^ bie ibealen ®üter, bie
träumerifd^e SSegeifterung gu finben feien ^). Sie war im S^rfil^-
ial^r wteber gunt bleibenben Slufentl^alt üon @enf nad^ ßoppet
jurüdgelel^rt unb gönnte ftd^ erft im gi^li bie 3ct:ftreuung eineö
2luöPug§ nad^ S^on, wo Salma fpielte unb il^r bamit einen
®enufe öerfd^affte, für weld^en fte gang befonberö empfänglid^
war. ?ftadt) einer Sluffü^rung be§ §amlet, mit bem grofeen S£ra-
göben in ber StitelroUe, fprad^ ftd^ i^re SSewunberung in einem
S3rief an Stalma au§, ber unter bem unmittelbaren ßinbrud
feiner Äunft gefd)rieben, im Sud^ über ©eutfd^Ianb gu bem
Kapitel über bie ©eflamation erweitert worben ift unb bal^^r
in feiner urfprünglid)en ^orm gelefen gu werben öerbient. »Comme
je ne peux vous comparer qu'ä vous-meme«, fd^rieb pe ba^
mate in S^on, >il faut que je vous dise, Talma, qu'hier
vous avez surpasse la perfection de rimagination meme.
II y a dans cette piece, toute däfectueuse qu'elle est, un
debris d'une tragedie plus forte que la notre, et votre ta-
lent m'est apparu dans ce röle d'Hamlet, comme le genie
de Shakespeare, mais sans ses inegalitäs, sans ses gestes
familiers, devenu tout-ä-coup ce qu'il y a de plus noble
sur la terre. Cette profondeur de nature, ces questions
sur notre destinee ä tous, en presence de cette foule qui
mourra et qui semblait vous ecouter comme Toracle du
sort; cette apparition du spectre, plus terrible dans vos
regards que sous la forme la plus redoutable; cette pro-
0 Regnault de Warin, Esprit de Madame la baronne de Stael-
Holstein, 2 Vol. II, 389—390. Madame de Stael k Monsieur Berenger,
Coppet, Juillet 1809. (galW battrt 1808.)
17*
260 3:arma olS Jpamlct.
fonde melancolie, cette voix, ces regards qui r^v^lent des
sentiments, un caractere au-dessus de toutes les proportions
humaines; c'est admirable, trois fois admirable, et mon
amitie pour vous n'entre pour rien dans cette Emotion, la
plus profonde que les arts m'aient fait ressentir depuis que
je vis. Je vous aime dans la chambre, dans les röles oü
vous et es encore votre parell; mais dans ce röle d'Hamlet,
vous m'inspirez un tel enthousiasme, que ce n'ötait plus
vous, que ce n'etait plus moi; c'ötait une poösie de regards,
d'accents, de gestes, ä laquelle aucun ^crivain ne s'est
encore ^leve. Adieu, pardonnez-moi de vous ecrlre quand
je vous attends ce matin ä une heure et ce soir ä huit.
Mais si les convenances sociales ne devaient pas tout arr§-
ter, je ne sais pas, hier, si je ne me serais pas faite fifere
d'aller moi-meme vous donner cette couronne, qui est due
ä un tel talent plus qu'ä tout autre; car ce n'est pas un
acteur que vous §tes; c'est un homme qui ölfeve la nature
humaine, en nous en donnant une idee nouvelle
Chacun s'agite pour reussir. II n'y a que le gönie qui
triomphe presqu'ä son insu. Ainsi vous §tes . . .fi). 5Ran
crgäl^Itc jtd^ nod) lange nad^^er in ^ariö, ba^ fjrau Don Staäl,
öott Stalma jpred^cnb, btn SluSbrud »Papotheose du regardc
gcbraud^te^).
2n einem SBergleid) gwifd^cn %a\ma mtb 3fflanb fagt fic
öom beutfd)ett ©d^aufpieler, feine 6]^araftcri|ül fei fo fein unb
originell genjefen, bafe in ber Äomöbie unter anbem, btc be«
tannten Sippen nid)t me^r gutreffenb gettjefen feien, wenn er
fpielte, weil er fie ju Snbiöibualitäten umgefd^affen l^abc, rotU
ä)m er baS eigentpmlid)e ©epräge gab. 3)iefelben gigen*
fiaften ber Originalität unb SRaturlici^teit aber l^obe Salma
') Regnaul t de Warin, Esprit de Madame la baronne de StaSl-
Holstein, II, 390—391. Madame de Stael k Talma, Juillet 1809.
^ Sainte-Beuve, Fontanes. Revue des Deux Mondes, 1888, 648.
SBcrfitcidö ^to^^tn Sfflanb unb %ciima. 261
auf bcr frangöjtfd^en Süline eingeführt, unb deiner, fo wie er,
bie flröfeten SSirfungen burd^ einfad^ere 2KitteI ergielt.
gl^r felbft ift eö flelungen, in ber ©arfteHung ber inbiöt»
bueßften unb fomit aud^ ber öergänglid^ften aller Äünfte etoaS
öon ber begeiftemben SBirfung beS Slugenblidf^ feftgul^alten unb
einen S3e griff öon bem gu geben, xoa^ Salma war, wenn er
ben feierlid^en Son beö frangöjtfd^en 2lle?:anbrtner^ mit bem
unerf d^öpflid^en 3leid)t^um unb ber Sftaturwa^rlörft beö ®eniuö
öon @l)afefpeare in ©inflang brad^te^). 31^r SBunfd^, ben
grofeen Äünftler bei [\ä) in Poppet gu feigen, ging nid^t in 6r«
füHung; er ftanb im Segriff, il^rer ©inlabung bal^in gu folgen,
aU ber ^olijeifommipr in Sqon i^m bebeutete, eS wäre baffer,
bie Sieife ju unterlaffen. ©iefer Seamte berid^tete über aUe
(äingell^eiten be§ äufentl^altö öon fjrau öon Stael, lonnte
aber nid^t ben geringften ©runb gur Älage finben^), Salma
ging nic^t nad^ ßoppet, aber 6uöier benü^te eine furge Sin«
tt)efenl)eit in ®enf, um ftd^ g^rau öon ©taöl öorgufteHen unb
SJiabame Siecamier war gur SSegrfifeung il^^er greunbin nad^
ß^on gefommen^).
JDal^in folgte nun aud^ ©i^monbi. 6r war beforgt um
grau Don ©tael, nid)t nur weil er jte je^t oft leibenb unb
franf wufete, fonbem mel^r nod^ be^wegen, weil er fte aufmerl*
famer ate bie meiften il^rer greunbe beobad^tete, unb beffer öer*
ftanb, waö in il^r öorging. SBä^renb ftd^ in S^on bie legten
©cenen be§ 3)rama§ mit SSeniamin (Sonftant abfpielten, beffen
^eiratl^ enblid^ bod^ ein öffentlid^e§ ©el^eimnife geworben war,
reifte bei grau Don @ta6l ber ©ntfd^lufe, ii^ren älteften ©ol^n
nad^ ben ^Bereinigten Staaten gelten gu laffen, wof)in fte il^m
ein 3al)r fpäter folgen wollte. Sereitö 1807 l^atte fte in biefer
0 Madame de Stael, De rAllemagne, 2de partie, Chap. XXVII.
2) Welschinger, La Censure sous le premier Empire, 342 — 345,
Documents relatifs ä Madame de StaSl, 34.
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame Röcamier, Madame
R^camier, les amis de sa jeunesse et sa correspondance intime, 35, 63.
262 ¥I^n einet tleberfiebelunfi na(^ ben S^eteinigten Staaten.
SlngclcgcnlÖ^it mit ©ouDemcur 3Rorri« forrcfponbirt, bcr ^ö)
i^ren S3efud^ auf feinem Sanbjt^ 9Jlorrijiatia erbat unb mit
$ülfe eines guten Äod^S ba^ Seben in 9lett)=DorI al8 ein gang
erträglid)eS fd^ilberte, fottte feine ©nftebelei % auf bie Sänge
nid^t Beilagen 0. S)ie gänbereien, bie 5Recfer über bem Dcean
angelauft Ijatte, boten ben Sßorwanb jur SÜeife be8 iungen
TOanneS, ber SltteS gur Slnfunft feiner 3Äutter vorbereiten tonnte.
S)aS SBebfirfnife nad^ einer freien @?:iftenj, unb nod^ mel^r nad^
i5rtebcn, fd^rieb @i§monbi an bie ©räfin toon Sllban^, fei ber
S3ett)eggrunb ju einer Trennung, an bie er nad^ neunidl^riger
®ett)ö^nung eine§ faft täglid^en SBerlel^rS mit ^rau oon ©ta^l
nid^t ol^ne bie tieffte unb fd^merjlid^fte ©ntmutl^igung benfen
fönne. Seit ben ad^t ober neun Salären eine« fajt bejtdnbigen
3Serfel^r§ mit il^r, fei fte il^m täglid^ lieber unb unentbd^r«
lid^er geworben 2). ©iSmonbi toar einer derjenigen, weld^
bie SSemerfung oon Seniamin ßonftant beftätigten, grau t)on
@tael, obtool^l fte bie Slnbem nid)t fd^one unb jtd^ baburd^
g^einbe mad^e, toiffe bod^ eine fold^e S^^neigung für ftd^ gu er*
toeden, bafe 5Riemanb ergebenere ijreunbe l^abe^). ©aS 3^1^^
1809 gewann il^r eine fold)e Eingebung in ber ^erfon ber
ßnglänberin, SJlife SRanbaH, bie jte biö gu il^rem S;obe nid^t
mel^r üerlie^ unb bereit war, il^r über ba§ ?Keer gu folgen.
3Son ber Ueberfteblung nad^ Slmerila fonnte iebodt) erfl bann
bie Siebe fein, wenn baS SBerf über ©eutfd^lanb öoHenbet unb
Deröffentlid^t war. ®er §erbft oon 1809 unb ein S^eil beö
barauffolgenben 2Binter§ vergingen tl^eilS in ®enf, tl^eiliS in
Poppet, ol^ne bafe ber Umfang be§ ©toffeö jtd^ bewältigen liefe.
OJared Sparks, Gouverneur Morris, with selections from bis
correspondance, III, 242. SülorrtS an grau üon Btael, 23. Slug. 1807.
2) Saint-Ren6 Taillandier, Lettres inedites de Sismondi, Bon-
stetten, Madame de Stael, etc., 85, 87, 89, Sismondi k Madame d'AIbany,
Coppet, 22 et 28 Mai, Lyon, 16 Juin 1809.
^) Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
25 Janvier 1887, 214.
Äöniß ©uftaö Slbolpl^ IV. üon ©d^ttjcbcn. 263
%xau Don @tael empfing nad^ tüie öor öiel bei pc^, ging aber
tt)enig auö unb arbeitete um \o ani^altenber. @nblid^, im
g^rfil^ial^r 1810, ttjar il)r SSud^ nal^eju öottenbet. 6ö l^anbelte
ftd) nur mel^r barum, bem 3Serleger 9licole in ^ariö, ber baö
9!KanufIrtpt fd^on ll^eitoeife in ^änben l^atte, feine Slufgabe
baburd^ gu erleid^tem, ba^ %xavi Don ©tael, mit ßinl^altung
ber ftetö Don 5leuem in Erinnerung gebrad^ten Entfernung
„Don ttjenigftenö fünfjig teilen" ftd^ ber ^auptftabt ndl^erte.
SeDor jte Don Poppet abreifte, erfüllte fte nod^ eine felbft*
auferlegte 33ert)flid^tung. 2lm 13. 3Kära 1809 mar Äöntg
®uftaD Slbolpl) IV. Dom SBerpngnife, ba§ auf feinem §aufe
rul^te, ereilt morben. ®urd^ eine Dom Dormaligen ^ringregenten,
feinem Dnfel, in§ SSerf gefegte SfteDolution geftfirgt unb beö
'Sijxon^ für f\ä) unb feinen minberjäl^rigen ©ol^n Derluftig er«
Hart, mürbe er in ber geftung ®rip§l)olm gefangen gel^alten,
bi§ er bie Slbbanfungöurfunbe unterjeid)net l^atte, bie nad) bem
Sob beö nunmel^rigen Äönigö Äarl XIII. bie fd)mebifd)e Ärone
bem §erjog ßl^riftian Sluguft Don ©d^leömig übertrug, ©n
3^lüd)tling unb SBerbannter, manbte ftd^ ber unglüdflid^e ®uftaD
Slbotpi^ IV. an ba^ babifd^e gürftenl^auö, bem feine ©emal^lin
angel^ßrte; l)ierauf ging er in bie ©d^meij, nad) S3afel. SBieber*
l^olt, aber immer Dergeben^ l^atte ^rau Don ©tael Don bem jungen
SHonard^en eine Siegelung ber finanziellen Slngelegenl^eiten il)reö
Derftorbenen ©atten erbeten. @r tl^at nid^tö in ber @ad^e unb
meigerte jtd^ fogar, bie ©ö^ne be§ SSaron @ta6l gu empfangen,
atö il^re SKutter mäl^renb eineö 2lufentl^alt§ be§ fd^mebifdjen
Königs in Äarl§rul)e, 1803, i^m biefelben Dorfteßen moHte^).
aaeö baö mar je^t, mo ba§ Unglüdf il^r ben ©ol^n ©uftaD ffl.
mteber menfd^lid^ nal)e brad)te, Dergeffen. ^ergogin Suife Don
©adifen-SBeimar mar eine @d)mefter ber SRarfgrdfin Don SSabcn
0 Madame de Stael k Nils de Rosenstein, 17 Nov. 1803, au roi
Gustave Adolphe IV, Gen^ve, 23 Mars 1803. Uncbirtc Bttcfc im SBcfIt bct
Unibctfität U^fala.
264 «ufentl^alt im S^loi ©^aumont
unb fontit bic Sante bcr Äönigin öon ©d^ttjcbcn. 3lad^ SBcimar
al[o fd^ricb grau üoti Stael, um burd^ SScrttitttlung bcr il^r
bcfrcunbetcn gürftin il^r ©d^lofe gu 6op))et bcm fd^webifd^cit
ÄönigSpaar anjubicten. ^Zirgcnbö anbcr«, fd^ricb jtc, würbe
tl^nctt (jröfecrc ©l^rfurd^t unb ^infjcbung crwicfctt »erben; fie
werbe in biefent gatt mit ben gierigen ein gleid^fattä il^r ge«
l^örenbeg, in ber $Rä]^e gelegenes Sanbl^auÄ bewol^nen. S^r
93ater, fügte jte l^inju, würbe nid^t anberS gel^anbelt l^aben^).
®a§ Slnerbieten würbe banibar abgelel^nt unb fo ftanb ber
Slbreije nad^ g^ranfreid) nid)t3 mel^r im SBege.
Poppet war mit 6j:tra))oft fünf 3;agreifen öon ^ariS ent*
femt. ?5rau Don ©tael verliefe eö in ben erften 9Kdrjtagen
unb begab jtd) in baö nid)t gu weit mn ber ^auptftabt ent^
fernte ©d^Iofe 6l^aumont=fu^Soire, wo fte einen lurjen Slufentl^att
nel^men woUte. Seit ganuar war jie im Seft^ toon Raffen
nad) ben ^Bereinigten Staaten für ftd) unb tl^ren ältejten ©ol&n,
bie ieben Slugenblicf benü^t werben fonnten. Sl^re Slbjtc^t war
bie, über Slmerila nad^ (änglanb gu gelangen, ^n btefem $unlt
il^rer ßebenöfc^idfale nal^w^ jte bie feit 1804 unterbrod^e
©d^ilberung ber Dix annees d'exil wieber auf, bie wäl^renb
ber nun folgenben ^af^xe, bis gur Slnfunft in Sd^weben, 1813,
fortgefül^rt, bann aber leiber unb für immer unterbrod^en
würben.
®a» ©d^lofe ßl^aumont, weld^eS jte bamal* bel^erbergte,
ift in fünftlerifd^er unb ^iftorijd)er Segiel^w^Ö meriwürbig, unb
in biejem gal^rl^unbert oon funbiger ^anb feinem alten ©lang
gurüdgegeben worben. S)er Äarbinal oon Slmboife, ©iane be
^oitierö, Äatl^arina oon SÄebiciö unb 5ftoftrabamuS l^atten c8
bewol^nt. Sluf einem §ügel beS linfen SoireuferS gelegen, über«
fd^auen bie Qimtn feiner gotl)ifc^en Sl^ürme bie weite, reid^e
©bene, in weld)er Saaten, SBeinberge, SSälber unb Slieber«
*) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet et
Weimar, 159—157. Madame de Stael k la Ducbesse Louise, Coppet,
26 Nov. 1809.
Slbatbcrt üon ^amtffo. 265
lajfungen miteinanber tt)ed)fcln, unb Don feinen ^erraffen läfet
jtd^ ber Sauf bc§ @trom§ üerfolgen, ber in feinem weiten SSett
bie frud^tbarften frangöjtfd^en ©efilbe burdjjiel^t. ©ort toer-
brad^te ^au oon Stael noc^ einige furge, aber frieblid^e Sage
mit SÄatl^ieu be ^ontmorenc^, SRabame SRecamier, btn beiben
Sarante, bie gleid^faHö ju il^rer Segrüfeung l^erbeigeeilt toaren,
unb 31. SB. ©d^legel, ber fte mit il^rem @o^n Sluguft begleitet
l^atte. ^it $ari^ war ein reger SSerlel^r möglid^. Stäulein
5Dlenbelöfo^n erl^ielt bie ©rutfbogen be§ Sud^S über ©eutfd^lanb
mitgetl^eilt unb bei il^r laö fte SBaml^agen, ber ftd^ ate Slbiutant
beö öfterreid^ifd^en Dberften, ^rinj Sentl^eim, wäl^renb einiger
gWonate biefe^ ^al^reS 1810 in ber franjöftfd^en^auptftabt aufl^telt.
,,(ginfeitig unb ungered^t'', wie er e§ fpöter felbft eingeftanb, be«
urtlÖ^ilte ber erfte ©eutfd)e, bem bie ©elegenl^eit bagu geboten
würbe, biefe Srud^ftüde mel^r im ^inblitf auf ba§ eigene ßanb, alö
auf bie SBirfung, bie baS Sud^ in gtanfreid^ felbft erzielen foHte ^).
3ur gleichen 3^^ ^it ^^^ ^^^ f^i^ Sreunb, Slbalbert t)on
ßl^amiffo, nad^ 5ßari§ gefommen. 3m @d)lo6 SSoncourt in ber
ßl^antpagne, ba§ feine ©id^tung Derl^errlid^t, 1781 geboren, burd^
bie 3fieöolution mit ben ©einen au§ ^anfreid^ bertrieben, guerft
ajliniaturmaler, bann ^age ber Äönigin Suife, l^ierauf Sieutnant
unb ©oftor ber ^l^ilofopl^ie, l^atte ber junge 9Kann frül)jeitig
bie SKül^en be§ Seben^ fennen gelernt unb bie Äonflifte ber
Seit mit burd^gefämpft. „5)eutfd^lanb ift nid^t mel^r unb nodt)
nid^t wieber, granfreid^ mir \)exf)a^V', fd^rieb er im ^di)X 1806
an aSarnl^agen^). 3flun foHte er auf SBunfd^ feiner 6ltem wieber
im aSaterlanb SBurgel faffen unb al§ ß^ceumöprofeffor nad^
9lapoleonDiIle in bie SSenbee gelten. 5ßräfeft be§ ©epartementö
war feit 1809 ber fed^öunbgwangigiäl^rige ^rofpere be SSarante,
bem ber Äaifer felbft feiner aufeerorbentlid^en Säl^igfriten wegen
biefen Sßoften fibertragen l)atte. S)er junge ^räfelt foUte baju
*) SBarnl^agen üon ©nfc, ©cnitoürbiflicttcn unb ücrmtWtc ©d^riftcn,
VII, 46-51.
*) Statt gulba, (Sl^amtffo unb feine Qdi, 21.
266 «balbert öon ei^omiflo.
bcplfUd^ fein, tiefen jum JDeutfd^cn geworbenen ^ranjofen
tt)ieber eingnbürflern. gr begann bamlt, ba% er ß^amiffo bei
5rau öon ©taßl in ßl^aumont cinfül^rt^- ©iefer fanb fie unb
il^re Umgebung ungefäl^r fo tt)ie Saron SSogl^t fte ein Sal^r
frül^er ber 3Rabame SRecamier gefd^ilbert l^atte: »Dans tous
les coins il y a quelqu'un qui compose quelque ouvrage.c
2Ran arbeitete eigentltd^ ben gangen Sag. %ran t)on ©taäl
forrigirte ©rutfbogen, ©d^legel arbeitete an bm SBorlefungen
über bramatifd^e Äunft, man oerfammelte fid^ bei ben 3ftaf)U
gelten, um gwölf, fed)§ unb 2lbenb§ elf Ul^r, unb ßl^amiffo fanb
ftd^ anfangi^ in bem Greife nid)t gured^t. 6r paffe ttid|t in
biefe SBelt, fc^rieb er, entbel^re allerlei fjreil^eit, liebe Äeinen
unb werbe aud^ nid^t geliebt; felbft baS SRaud^en »erbe il^m
unleiblid) gemad)t. ^m ©arten fül^re eine Slllee ben SRamen AU^
des explications, benn „ber Steufel ift immer loS, fjreunbfd^aft
tft l^ier gu Sanbe eiferfüd)tiger alö bie Siebe." 3)e8 SlbenbS
unterl^alte man ftd) an einem runben Stifdt), worauf gebem,
Sinte unb 5ßapier lagen, burd) bie fogenannte peilte poste, ein
fd^riftlid^eö tete-ä-tete, ba^ ©d^legel allein nid)t mitmad^e.
ßl^amiffo fanb legieren mit ber größten ijreunbfd^aft unb ^od^*
ad)tung bel^anbelt, aber eiferfüd^tig unb gebieterifd). ©ein ©n*
brud war ber, ba^ g^rau öon ©tael fd^einbar SllleS leite, tl^at:*
fäd^lic^ aber ben 9Bünfd)en unb Saunen ber 3lnbem ftd^ füge ^),
@^ wäl^rte nid)t lange, fo änberte ftd^ ber Sinn Don 6l^amiffo
inSSegug auf jte, unb ba§, obwol^l er feiner raul^en Slufeenfcite
unb feiner Sabafgpfeife wegen mand^en Säbel erful^r. @ie ge«
wann fein SBertrauen, weil er fte reblid^, offen unb el^rlid^ fanb,
„— femft ber ®eutfd)en, ®lut be§ ©übenS, Sorm ber fjtan«
gofen", fo bepnirt er jte. „@ie fafet bie ©ebanfen nur mit ber
©eele an. Sie l^at feinen Sinn für SKalerei, — SWupf ijt il^r
aUeö, fte lebt nur in Sönen, SJiuftf mufe' um fte fein, wenn fte
fd^reibt, unb fte fd^ reibt im ©runbe aud^ nur 3RuftI. — 9Mit
») Äarl gulba, ßl^amiffo unb feine Seit, 107—111.
Slbalbcrt öon ©öamiffo. 267
ber ©cometric be§ Scbcn§ jtel^t eö ba übel auS — fte t[t für
greil^eit unb SRittcrtl^um gicid) begeiftert @te ift eine
5ßcrfon auö ber Sragöbie, Äronen mufe fte empfangen, fd^enfen
ober aud) tt)egtt)erfen, fo fann fte Heben unb leben. Sie lebte
in ber Siegion, tt)o ftd^ bie politifd)en ©ewitter bilbeten, bie
über bie 6rbe entfd^ieben — fte t)erf(ä^mad)tet in ber SSerban*
nung. ®a§ l^at SUopoleon tt)ol^l getoufet unb bered^net" ^). ^Jrau
öon ©tael fd^rieb au§ ßl^aumont an Samitte S^^rban, il^re
^eunbe feien ber Slnjtd^t, bafe ber Äaifer fünftig gegen einen
Slufentl^alt in unmittelbarer 9Ml)e ber ^auptftabt feine ©d^wie«
rigfeiten mel^r erl^eben werbe, jte felbft njiffe nict)t gu fagen, ob
fte ba^ nod^ n)ünfd)e: »Toutes mes affections ne sont pour
moi que des peines, et je les sens au fond de mon coeur
comme un mal«, gnbeffen arbeitete fte unermfiblid^ weiter;
fte l^ielt eö nad) wie öor für einen Srrtl^um, ftd^ auf bie puö=*
lid^en ^flid^ten ju befd^ränfen, wenn bie 9[Jiöglid)feit, etwaö
Slnbereö ju leiften, gegeben war, weil jebe fjäl^igfeit üerpflid^te
unb fd)on bie innere Erregung, bie jebeö wal^re @ct)affen ]^er=
üornife unb begleite, auf eine l)ö]^ere Queue ber 3nfpiration
berweife^). »Je suis effrayee moi-meme de tout ce que j'ai
travaille pour mon ouvrage«, fd)rieb fte il^rem alten fjreunb
5[Reifter, »et je suis tentee de dlre comme Tabbe d'Espagnac
que la force de mon discours me fera tomber en falblesse« ^).
SWeifter war alt; fte beglüdfwünfd^te il)n, bafe feine ©ebanfen
ftd^ ©Ott jugewanbt l^atten, unb bat il^n, wenn eö il^r beftimmt
fei, il^n ju überleben, il^rem SBater gu fagen, ba^ fein Stag t)er=
gel^e, ol^ne bafe fein Slnbenfen il^rem bergen gegenwärtig fei.
3n (Sl^aumont mußten bie Qütt unerwartet fd^neU wieber
') Raxl g-ulba, (S^amifio unb feine ßeit, 109—110. J. S. Ampfere,
Pontes et romanciers de rAllemagne, Revue des Deux Mondes, 1840, II,
558 u. ff.
^ Sainte-Beuve, Camille Jordan. Causeries du Lundi, VIII, 262.
Madame de Stael a Camille Jordan, Cbaumont, 7 Mai 1810.
^) Madame de Stael ä Meister, Cbaumout, 25 Mai 1810.
268 3y<^u ^on 6tael im @(^U)6 goffe.
abgebrod^eu werben. &mt§ Sag« öerfunbctc ber Jpornblafet,
ber bie Slnfunft Don ©äften auf bem jenfettigctt Ufer gu mdbcn
ppegte, bie unerwartete SRücffel^r be§ ©d^lofebefi^crä. SHefer,
ein §err Se SRa^, war mit ben ©einen uati^ ben SBereintgten
Staaten gegangen unb frül^er, atö er e8 beabftd^tigt l^atte,
wiebergefe^rt. Umfonft bat er %xa\x mn @taöl, ju bleiben.
@ie Ite^ ftd) nid^t baju bewegen, fonbem begog baS ®<J^Iog
goffe, weld^eö ein guter Sefannter, ^err öon Salaberrq, gur
Verfügung fteflte. 3m ®egenfa^ gu Gl^ournont war ber neue
SBol^ttört einfad) unb reigloö, aber SQfiabame 3i(§camier folgte
ber greunbin bortl^in, beö Slbenbö würbe mujtgirt. bie Sanb«
leute ber Umgegenb eilten l^erbei unb l^örten gu, SScfannte
famen unb gingen. 2ll«§ im naiven SSlot« bie in ^arig mit
großem Seif all gegebene Dper „SenbriHon" aufgefül^rt würbe,
fül^rte ^rau Don @tael il^re ©efeHfd^aft nad^ bem reigenben
©täbtd^en unb erntete am @d)lu6 ber SBorfteflung eine ärt
Don Düation, inbem bie SDlenge il^^ beim SSerlaffen beö Jl^eaterS
folgte.
(änblid^, am 23. September, ooHenbete pe bie Äorreltur
be« 2öerfe§, ba§ fte fed)§ Sal^^e l^inburd^ befc^äftigt ^atte. ©ie
äußeren Formalitäten waren if)r Dorgefd^rieben. 6in taiferlid^eg
S)efret Dom 5. Februar 1810 oerppid^tete ben SSerleger, j|ebe8
SKanuffript oor SBeginn be§ ®rud§ ber (Senfur gu unterbreiten.
JDiefer ftanb e§ aber immerl^in nod^ frei, ein Sud^, bag un*
beanftanbet au« il^ren ,^änben in bie ©rudferei gegangen war,
nad^träglid) bod) nod) gu unterbrüden ^). ©iefer SBeftimmung
gemäfe f)atte aud) ber 3Serleger Don Frau oon @taäl ba« il^m
anoertraute SBerf einem faiferlid^en ßenfor gur ©urd^pd^t unter*
breitet. ®ann aber ful)r er, ol^ne auf bie ©ntfd^eibung beS^^
felben gu warten, auf eigene 93erantwortung mit ber ©rucf«
legung fort.
Snbeflen war bie 2lufmerffam!eit be§ Äaiferö im Sauf ber
^) Welschiüger, La Gensure sous le premier Empire, 175.
5Jubtcna öon Stuguft üon (Stael Bei SWopotcon. 269
legten S^l^re mel^rmalö auf S^^au üon @tael gelcnft ttjorbcn.
2)cn crftcn Slnla^ bagu Ijatte il^r ©ol^n Sluguft gegeben.
3m Sanuar 1808 lam SRapolcon bmä) ©aöo^cn unb t)er=
weilte bei biefer ©elegenl^eit auf furje ^txt in (S^amhext),
JDortl^in begab jtd), ol^nc SBomiffeu feiner 9!Kutter, ber junge
©tael, um Dom Äaifer il^re SRüdfberufung gu erlangen. Sie
erbetene Slubienj tt)urbc tl^m am SKorgen, nad^ bem ^rül^ftüdf
be§ Äaiferö gewährt. „2Bo ift S^lte 9Äutter?" tüar bie erfte
Srage, tt)eld)e biefer an ben iungen SWann rid^tete. „Sn SBien,
©ire, ober auf bem 5ßunft, bort einjjutreffen", lautete bie Slnt«
ttjort. „5Run, bort ift jte am red)ten Pa^ unb foH juf rieben
fein, ©a xoixb pe ©eutfd^ lernen. S^re 9Jlutter ift nid^t böfe;
pe ]ö<it Diel SBerftanb, fel^r Diel aSerftanb, aber gar feine ©lö«
ciplin."
©er junge ©taöl liefe pd^ nid^t entmutl^igen, fonbem bat
unb brdngte, eS möge feiner Butter bie St&dkljx mäj ^ari§
bett)illigt ttjerben. „2^re 5JKutter", entgegnete ber Äaifer, „tt)äre
feine fed^ö SWonate bort, fo müfete iä) pe nad^ S3icetrc ober in
ben Stempel bringen laffen. 3)a§ vom mir leib, benn bie ©ad^c
mürbe Särm Derurfad^en unb mir and) mol^l etmaS in ber
öffentlichen 3Reinung fct)aben. ©agen ©ie il^r alfo rect)t nad^=
brücflic^, bafe, fo lange id) am Seben bin, pe 5ßari§ nid^t miebe^
feljen mirb. ©ie mürbe bummeS ß^ufl ntact)en, Seute fel)en
unb SEBi^e mad^en; pe legt barauf feinen befonbern Sffiertl), um
fo meijx ttjut id) e§. Sd^ nel^me SlUeö emft. Sllfo nod^ einmal,
marum foUte 3^^^ SWutter pd) ber „St^rannei" auöfe^en? ©ie
fel^en^ id) fd)re(fe Dor bem SBort nid)t jurüdf. ©ie foU nad^
5ftom, 5Rea|)el, SBien, SSerlin, SRailanb, g^on gel^^n, felbft nad)
Sonbon, menn pe ^ampl^lete gegen mid^ fd^reiben mill. Ueberall
merbe id) pe mit SSergnügen fel)en. Slber nid^t in ^ariö, ba
mol^ne id), unb ba miU id^ nur Seute, bie mid) lieb l^aben.
$at pe mir nid)t ba§ Stribunat Derborben? ©ie fönnte pd)
in il^rcn Sieben niemals ber ^olitif enthalten."
Unb als Sluguft Don ©tael nod) einmal ju SBort ju.fom*
270 9lapoUon an 61ftampa(|ttt), 1808.
mcn fud^tc, unterbrad^ er i^n wicbcr. ^@ic ^nb iung", fagtc
er nid)t unfreunblid), „wenn ©ie mein Slltcr l^ätten, würben
@ie bie ©inge beffer beurtl^eilen fönnen; aber t& gefällt nttr,
bafe ein ©ol^n bie @ad^e feiner SKutter Dertritt. — 3^re
SKutter l^at 3^nen einen fd)tt)ierigen Auftrag gegeben, aber @ie
l^abcn jtd) bcSfcIben mit SBerftanb entlebigt. 3^ l^abe mid^
gern mit 3^nen nnter^alten, aber erlangen werben @ie nid^tö.
®er Äönig üon 9leapel ^at mir Diel Don biefer Slngelegenl^eit
gcfprod)en, aber eö l^at nid)tö genügt. SBenn id^ jte eingefperrt
l^ätte, würbe id) jte freilaffen, aber Derbannt foll pe bleiben,
gebermann begreift, ba^ bie ®efangenfd)aft ein UnglüdE ift.
aber nur S^re 5Jlutter fül^lt jtd) unglüdlid), wenn man \\)x
ganj Europa l&^V* ^).
@ed)§ SJtonate nac^ biejer ©pifobe in Gl^amb^r^ fd^rieb
ber Äaifer an ben ®rafen ßl^ampagn^: „ifrau Don ©taöl unter*
l^ält eine rege ßorrejponbenj mit bem ©d)riftfteller @enfe. ©aö
fann nur Don nad^tl^eiligen iJolgen fein. 3^ wünfdje bal^er,
bafe aKen meinen ©ejanbten unb 8lgenten in ©eutfd^lanb ber
33efel^l ert^eilt werbe, bie ®ame nid)t gu feigen, tteber bie
Sluöfül^rung biefeS Sefel^lö foK genau berid)tet werben. ®a8
gilt befonbcr§ in S3cjug auf SBeimar"^).
SlKein weber bamalö in 2)eutfd)lanb nod) fpäter, bei ®e*
Icgenl^eit ber SReijen Don grau Don ©tael nad) S^on unb nad^
(S^aumont, Dermod^te ba§ ©pal^erauge ber faiferlid^en ^olijiften
unb ^räfelten Ungünftigeö für jte ober il^re Umgebung gu ent*
bedfen. ©ie fd)eine au§jd)liefelid^ mit literarifd^en g^t^^cff^^
bejd^äftigt, berid^tetcn jte alle. Sn ber Stimmung beS ÄaiferS
gegen grau Don ©tael aber Deränberte jtd^ nid^tS unb be8
ÄaijerS ©tern glänjte l^eK. ©elbft in ©panien, btm fd^wargen
') Auguste de Stael, Oeuvres diverses, precedees d'une Notice,
de la Ducbesse de Broglie, Paris, 1829. 3" ^etgl. Bourrienne, M^moires,
VIII, 101.
^) Welschinge r, La Censure sous Ie premier Empire, 174. SWtt»
getl^eilt aui ber 9{euen freien treffe, guli 1881.
SBricf bon grau öon @tael on 3:oIIc^ranb, 1809. 271
^untt an feinem politifdien ^origont, l^atte fein perfönlid)e§
Eingreifen ba^ Äriegöglüd gu feinen ©unften gewenbet, als er
p 3[nfang öon 1809 »ieber in 5ßari§ eintraf.
%m il^re Äinber, wenn nid)t für ftd^, glaubte Srau t)on
©tael mit biefer Sage ber 2)inge redinen gu muffen. 3)ie SRüdf^
gäbe ber öon Sftecfer beponirten gwei 5JliKionen war aud) feit
@rrid)tung be§ Äaiferreid)S nid)t ju erlangen gewefen, unb nur
bamit fonnten bie pnanjieKen Dpfer, bie fflaron ©tael feiner
SBittwe auferlegt l^atte, wieber auSgeglid^en werben. 2)iefe Er-
wägungen ueranlafeten fte, bie ©elegenl^eit einer 9ieife il^reS
©ol^neS nad) ^ariS im SBinter 1809 nid)t Dorübergel^en gu
laffen, ol^ne nod) einmal bie Erlebigung il^rer Slngelegenl^eiten
gu Derfud^en. @ie fd^rieb an 3;ane^ranb.
Sm Sauf biefer 33iograpl^ie ift wieberl^olt barauf l^ingewiefen
worben, ba§ ^Jrau öon ©tael feine Steunbin t)on unnötl^igen
ßorrefponbenjen war. @ie fd^rieb, wenn fte etwas gu fagen
l^atte, unb pflegte l^ödiftenS einige auf bie S^it^i^^gniffe bejüg=
lid)e 33emerlungen baran gu fd)liefeen. SBaS jte aber leiften
fonnte, wenn bie Erinnerung an vergangene Stage ftd^ mit bm
fc^merglid^en Erfal)rungen ber ©egenwart uerbanb, um bk a3e=
rebfamfeit gu werfen, fagt biefer S3rief an SSaße^ranb, ben ein
unaufgellärter 3ufaH in ber §anbfdf)riftenfammlung beS Sriti-
fd^en SKufeumS geborgen l^at.
»Vous serez etonne de revoir une ecriture dont vous
avez perdu le souvenir. A la distance oü nous sommes,
il me semble que je m*adresse ä vous comme d'un autre
monde, et ma vie a tellement change que je puis aisement
me faire cette Illusion. J'ai dit ä mon fils draller vous
trouver et de vous demander franchement et simplement
de vous interesser ä la liquidation de deux millions qui
fönt plus que la moitie de notre fortune et de Theritage
de mes enfants. C'est une douleur cruelle pour moi de
penser que je nuis ä raa famille, qu'ils seraient payes si
demain je n'existais plus. Car le depot qu'ils reclament
272 ®tief öon ffrau bon ©tael an Sallcpranb, 1809.
a un caractöre si sacrö quo les pr^ventions de PEmpereur
contre moi peuvent seules rempecher de staluer sur cette
dette, et cependanl il me semble qu'aux yeux de TEurope,
si Europe il y a pour moi, Texil paraitrail moins cruel si
Ton se montrait juste envers la fortune. J'en ai assez dit
sur ee siyet k vous qui devinez tout. Vous m'ecriviez il y a
quatorze ans, si je reste eneore un an iei, j'y meurs. J'en
pourrais dire autant du s^jour de Tötranger; j'y succombe«
Mais le temps de la pitiö est passe, la n^essitö a pris
sa place. Voyez cependant si vous pouvez rendre Service
ä mes enfants; si vous le pouvez, je le crois, vous le ferez.
Je n'ai aucun moyen de vaincre les prövenlions de PEmpe-
reur contre moi. SMl ne croit pas que sept ans d'exil sont
un siecle pour la pens^e, s'il ne croit pas que je suis une
autre personne, ou que du moins la moitiö de ma vie est
eteinte et que le repos et la patrie me sembleraient les
champs 61ys^es, quel moyen ai-je de T^clairer k mon ^gard!
Aussi me suis-je resolue, si mes enfatits ne sont pas ex-
ceptes de mon malheur, k faire partir le premier ce prin-
temps pour TAm^rique et ä le suivre avec les deux autres
Tannee suivante. II me faut une patrie pour mes Als et
vous voyez s'il en est une en Europe pour qui n'a pas
Tappui de TEmpereur. A New- York, je demanderai oü
vous avez löge. Adieu, ne causerai-je donc pas une fois
eneore avec vous, avant la vallee de Josaphat? II y a des
moments oü malgre mon profond degout de la vie je suis
eneore assez aimable: alors je pense que j'ai appris cette
langue de vous, mais avec qui la parier? Adieu, Mes-vous
heureux? Avec un esprit si sup^rieur, n'allez-vous pas
quelquefois au fond de tout, c'est-ä-dire jusqu'ä la peine.
Moi, je voudrais me distraire, mais j'en ai perdu le pouvoir
et bien aussi Toccasion. Ce qui me fait surtout mal, c'est
ridee que je nuis ä mes enfants. Soulagez-moi de cela, si
vous le pouvez, alors je joindrai ce service ä notre dernier
Unönabc öon 3:oÜc^ranb. 273
entretien et tout Tintervalle qui les säpare sera comble.
Adieu, encore une fois. Je ne sais finir qu'ainsi avec
vousc 1).
Db Sallc^ranb biefcn fflricf beantwortete, ift nid^t befannt.
Sebenfall« wufete %xa\x Don @tael, qI§ jte i^n fc^ricb, md)t§
t)on bem ffird^terltd^en auftritt, ber furj nad) be§ Äaiferö SRüd^»
fel^r auö ©panien im gel^eimen SRatl^ [tattgefunben l^atte. Stalle^^
ranb war feit Siljtt nid^t tnel^r 5!Kimfter ber SluSwärtigen ^n^
gelegenl^eiten, ol^ne beSl^alb in Ungnabe gu fein, benn nod^ im
Sauf be§ gal^reS 1808 würbe er mit a»i[jtonen bei Äaifer
8lle?:anber unb SKettemid^ betraut. 3lber bem ^ringen t)on
Seneucnt waren S^eifel am 33eftanb ber 9la^)oleonifd)en ^err^
fd^aft gefommen, benor $Ra:poleon felbft mifetrauifd^ gegen il^n
würbe. Soud^e war wieber 5ßoligeiminiftcr unb ber Äaifer in
Spanien, al§ SaHe^ranb „SBorjtd^tSmaferegeln'', im %aH eines
unuorl^ergefel^enen ßi^föH^ ö6er ben ^grenäen vorbereiten gu
muffen glaubte 2). gm g^nuar 1809, in jener ©i^ung, gu
weld)er er Dom Äaifer befolgten worben war, brad^ ber S^rn
beSfclben über ben ^ringen t)on SSeneöent l^erein. @df)ritt für
©d^ritt brängte er il^n gegen bie S38anb, bort pacfte er i^n an
ber ^alSbinbe, wäl^renb er mit bonnember Stimme bie SBor*
würfe gegen il^n l^äufte. ©ie Slnwefenben gitterten, nur
Safle^ranb bewal^rte dufeere ^nijc. »Quel dommage qu'un
aussi grand homme soit aussi mal eleväc, war SllleS, wa§
er fagte. Slm näd)ften Stag erfd^ien er, als ob nid)ts \)ox^
gefaKen fei, bei ^of, aber bie faiferlid^e ®unft blieb öerfd^ergt.
') Madame de Stael ä Talleyrand, Genfeve, 28 F^vrier 1809.
British Museum, Add. Ms. 24,024. f. 105. 3um crftcn Wal öcröffcntrid^t
Revue r^trospective, No. IX, Juin 1834, ober öon ll^t fölfcftlicft in boS Sol^r
1808 gefegt.
^ L. G. Michaud, Histoire de Talleyrand, 103—106. Beugnot,
Memoires,326— 328. Sir Henry Lytton Bulwer, Historical Characters,
Talleyrand, Tauchnitz Edition, 186 u. ff.
»Icnnerbaffctt, grau toon@ta6L III. 18
274 SSermöl^tunö SWoporeon*« mit SWaric öouife, 1810.
aiö bcr fflrief uon ijrau üon @tael in feine ^dnbe gelangte,
it)ar er in Ungnabe tt)ie jte.
6itt S^l^r fpäter, nad^ beut traurigen ©nbe bcr Srl^ebung
üon 1809 unb nad) SBagram, glaubte Äaifer %xani bie Se^
feftigung be§ griebenö nid)t gu tl^euer mit ber ®l^re femeS
^aufeö unb ber ^anb feiner SSod^ter erlauft, ©ed^jel^n Saläre
nad^ beut 3;ob üon SKarie Slntoinette würbe für eine anbere
©rjtiergogin bie bräutUd^e geier in ben Siuilerien bereitet. —
©er SBermäi^Iung 3la:poleon'ö mit SJlarie Souife waren fo Diele
®nabenafte gefolgt, bafe Stau öon @ta^I t)on öerfd^iebenen
Seiten bie 3lad)rid^t erl^ielt, aud^ il^re SBerbannung auS $ariS
werbe aufgel^oben werben. ^i)xc förfal^rungen in ber legten 3cit
ftimmten bamit allerbingö nidf)t überein. SllS 5ßrofpferc be Sarante
1809 feinen Ucberblidf ber frangöpfdien Siteratur öerßffentlid^te,
l^atte jte ba§ S3ud) befpred)en wollen; aber fein franjöjtfc^eS
Seitungöblatt übernahm bie Verantwortung, einem Slrtilel auS
il^rer geber feine ©palten gu öffnen ^). Äurge Qtit barauf erfd^ien
aSenjamin ßonftanfs „SBöHenftein", „in@e]^alt unb SBerfen unauS*
ftel^lid)'', wie Caroline ©d^eüing meinte. SJlan wufete, ba& biefeiS
©rama unter bem bireften ©influfe ber in Poppet l^errfd^enben Hte*
rärifd^en SEI^eorien entftanben war. @§ ueranlafete eine fo l^eftige
ßontroöerfe in ber treffe, bafe ber Äaifer bauon i^örte unb feine
Slnfid^t in bie Söagfd^ale warf. „SSenjamin ßonftant", fagte er
gu Sfioeberer, „l^at eine 2;ragöbie unb eine ^oetil gemad^t.
2)iefe geute wollen fd)reiben unb lennen bod^ nid^t bie Slnfang8*
grfinbe ber Siteratur. ®r foll 5ßoetifen lefen, bie öon äriftotcIeS
gum Seifpiel. 6^ ift nid)t wiHIürlid^, wenn bie 3;ragöbie bie
^anblung auf üierunbgwangig ©tunben befd^ränft, btnn fte be«
mäd^tigt pdf) ber geibenfd^aften auf il^rem ^ol^epunft, in il^rer
ftäriften 5ßoteng, am ^unft, wo jie weber eine S^rftteuung bulbeit,
nod) eine längere S^itbauer ertragen fönnen. 6r wiH, ba|
man wäl^renb ber ^anblung effen foU! S)arum, wol^rKc^,
') Sainte-Beuye, Madame de Stael, Nouveaux Portraits, III, 123.
Uttl^cil bcS i^aifctS über SScniomin ©onftant^S „Walstein«. 275
l^anbclt c§ [xä). SBcnn btc mion beginnt, jtnb bic TOitfptcIcn=:
ben erregt, im britten Slft brid)t i^nen ber ©d^n^eife au§, im
legten jtnb jie in ©d^weife gcbabet" ^). ®ä)on frül^er war im
ÜRoniteur auö ber geber be§ Äaiferö eine l^eftige Äritil über
„Corinna" erfd)ienen. 6^ war ba§ britte 3Ra\, bafe er gegen
bie poetifd)e 2:^eorie ftd^ erflärte, bie im Sud) über ©eutfd^Ianb
wicberfel^ren foHte. Um fo mel^r fd^ien eö geboten, bie SSeröffent^^
lid^ung be§ Sud^ö nid^t al§ einen M [^[tematifd^cr Dppofition
barftellen gu laffen. ßii^^ft wanbte man |td^ im $Ramen Don Stau
öon @tael an ben Surften TOetternid^. 6r jianb gu jener 3^tt in
l^ol^er ®unft beim Äaifer, unb fonnte rul^iger aU ein Slnbercr tl^re
@ad)e vertreten, ba er nid^t gu il^ren perfönlid^en Sreunben geprte.
©od) bie Slntmort, bie SKetternid^ erl^ielt, mar biefelbe, mit
meld^er Sluguft t)on ©tael unuerrid^teter ©inge t)on ß^amber^
abgereift mar. „3^ miK jte ntd^t in ^ariö", antwortete ber
Äaifer. Unb aU 3Kettemid) auf bie ®efal^r uermieö, burd^
eine foIä)e Slrt ber 33el^anblung einer S^^au Serül^mtl^eit gu
geben, entgegnete Sftapoleon : „SSBenn grau Don @tael ro^aliftifd^
ober republifanifd) fein wollte, ptte td^ nid^tö bagcgen. Slber
pe ift eine 33ewegungömafd^ine — une machine ä mouvement — ,
wcld^e bie @alon§ in 3:^ätigfeit fe|t. $Rur in granfreic^ ift
eine fold^e grau gu fürd)ten, unb ba wiH id^ jte nid^t"^).
6ö blieb ein Ie|te§ SKittel, bie ßwfwnft gu wal^ren, unb
grau Don ©tael entjc^lofe jtd), e§ anguwenben. @te fd)rieb an
ben Äatjcr: »Sire, je prends la liberte de presenter ä Votre
Majeste mon ouvrage sur rAUemagne. Si eile daigne le
lire, il me semble qu'elle y trouvera la preuve d'un esprit
capable de quelque reflexion, et que le temps a muri.
Sire, il y a dix ans que je n'ai vu Votre Majeste, et
huit que je suis exilee. Huit ans de malheurs modifient
') Roederer, Oeuvres, III, 547.
2) gütft 9fli(%0Tb SKcttctnid^, 3Iu8 9Kcttctm(%'g no(%öcIoffcnen pa-
pieren, I, 286, III, 447.
18*
276 ^^^f ^on gfrau bon Stael an fHopoUon, 1810.
tous les caracteres, et le destin enseigne la r^signation ä
ceux qui souflfrent.
Prete k m'embarquer, je supplie Votre Majeslö de
m'accorder la faveur de lui parier avanl mon däpart. Je
me permettrai une seule chose dans cette lettre; c'est Tex-
plication des motifs qui me forcent ä quitter le continent,
si je n'obtiens pas de Votre Majeste la permlssion de vivre
dans une campagne aupräs de Paris, pour que mes enfants
y puissent demeurer.
La disgrace de Votre Majeste jette sur les personnes
qui en sont Tobjet une teile defaveur en Europe, que je ne
puis faire un pas sans en rencontrer les eflfets; les uns
craignant de se compromettre en me voyant, les autres se
croyant des Romains en triomphant de cette crainte, les
plus simples rapports de la societ6 deviennent des Services
qu'une äme fiere ne peut supporter. Parmi mes amis, 11
en est qui se sont associes ä mon sort avec une admirable
generosite, mais j'ai vu les sentiments les plus intimes se
briser contre la nöcessiie de vivre avec moi dans la solitude,
et j'ai passe ma vie depuis huit ans entre la crainte de
ne pas obtenir de sacrifices et la douleur d'en etre
Tobjet.
II est peut-etre ridicule d'entrer ainsi dans le detail de
scs impressions avec le souverain du monde, mais ce qui
vous a donne le monde, Sire, c'est un souverain g6nie, et,
en fait d'observation sur le coeur humain, Votre Majeste
comprend depuis les plus vastes ressorts jusqu'aux plus
delicats. Mes fils n'ont point de carriere; ma fiUe a treize
ans, dans peu d'annees, il faudra Pätablir. II y aurait de
Tegoisme ä la forcer de vivre dans les insipides sejours oü
je suis condamnee. II faudrait donc aussi me separer d'elle!
Cette vie n'est pas tolerable, et je n'y vois aucun remede.
Sur le continent, quelle ville puis-je choisir oü la dis-
grace de Votre Majeste ne mette un invincible obstacle ä
SBricf bon grau öon ©toel on ^apoUon, 1810. • 277
retablissement de mes enfants, comme ä mon repos personnel?
Votre Majeste ne sait peut-etre pas elle-meme la peur que
Ics exiles fönt ä la plupart des autorites de tous les pays,
et j'aurais, dans ce genre, des choses ä lui raconter qui
depassent sürement ce qu'elle aurait ordonnö.
On a dit ä Votre Majeste que je regrettais Paris ä
cause du Musee et de Talma. C'est une agreable plaisan-
terie sur Texil, c'est-ä-dire sur le malheur que Ciceron et
Bolingbroke ont declare le plus insupportable de tous.
Mais quand j'aimerais les chefs-d'oeuvre des arts que la
France doit aux conquetes de Votre Majeste ; quand j'ai-
merais ces befles tragedies, Images de rhero'isme, serait-ce
ä vous, Sire, ä m'en blämer? Le bonheur de chaque in-
dividu ne se compose-t-il pas de la nature de ses facultes?
et si le ciel m'a donne des talents, n'ai-je pas Timagination
qui rend les jouissances des arts et de Tesprit necessaires?
Tant de gens demandent ä Votre Majeste des avantages
reels de toute espece, pourquoi rougirais-je de lui demander
Tamitie, la poesie, la musique, les tableaux, toute cette
existence ideale dont je puls jouir öans m'ecarter de la
soumission que je dois au monarque de la France?« ^) ®er
SSon biefeö ©d)reiben§ lüar etircrbietig ol^nc @d)meid^elct; bk
SJlutter glaubte fic^ nid)t tnxä) eine Sitte ju erniebrigen; bie
^au mad)te feine Swfl^ftänbniffe. ©er SSrief üerbiente, ber^
ftanben ju werben: er ttjurbe »enigften^ unüerjügltd^ beant«
ttjortet.
Slm 23. September l)atte gtau öon @tael il^ren legten
©rucfbogen forrigirt. Qxotx Sage fpäter tiernaf)m ber ®eneral=
bireftor ber ?ßreffe, ?ßortali§, bafe i>a^ SSerlag§gefd)äft polU
geilid^ gcfd)Iof[en unb 5000 — Srau t)on ©tael fagt 10,000 —
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet
et Weimar, 165-166. Madame de Stael ä PEmpereur Napoleon, 1810.
(Unbattrt.)
278 Untetbrfidung beiS Sud^d „De PAllemagne''.
ßjrentplarc il^reö Suc1)ö fonfiSjirt worben feien, ^ortaliö
fd)rieb auf bicfe $RQc^ricl)t l^in unDerjüglid) an ben ^olijei=
miniftcr, jefet nid^t mel^r %onä)6, fonbem ©aüar^, ^ctjog
uon SRütiiflo, um ftd) ju informiren, ob befonbere SBeweg-
grünbe il^n üeranlafet l^ätten, üon ben gefe^Ud^en SSorfd^riftcn
abjufel^eu, benn bie Prüfung beö SGBerfeö burd^ ben faiferltd^en
ßenfor fei nod) nid^t tioHenbet. 2)er 2Rinifter entgegnete, fold^e
fflcweggrünbe feien tl^atfcid)lid) üorl^anben, baS Sud^ jei üer=
bäd)tig, unb bie SBcrfafferin empfange beftänbig fflefud^e, ntd^t
nur t)on gremben, fonbem üon einigen SRo^aliften unb fjunftio^
nären be§ ©epartementö £oir^et=®^er. 2)er Äaifer fürd^te bie
@;:altation t)on grau t)on @tael, bie ^ßrofel^ten mad)en fönne.
(gr tooHe @uborbination unb eine ganj forrefte politifd^e ^ah
tung. Söäl^renb ©eneral ©auar^ biefe Antwort ertl^eitte unb
feine 5HaferegeIn aufredf)t erl^ielt, reid^ten bie Genforen am
29. September il^r ©utad^ten ein. ©iefe ßenforen waren ©e*
lafaKe, ein Unbefannter, unb ^ßellenc, allen Sefem t)on 9Kira=
beau'ö ©riefen al§ ©efretär beöfelben mol^lbefannt. Se^terer be-
merfte, bie SBerfafferin l^abe im Slu^Ianb ftd) in nad^tl^eiliger
SSeife über franjöpfd^e 3wftänbe geäußert, ftetö eine oppojttionelle
Haltung bewahrt unb in le^ter S^it i^^ter bem @influfe öon
31. SB. ©d^legel, eine§ SBeräd^terS ber frangöfifd^en Siteratur
gefdörieben. 3n il^rem SBud^ feien bie grangofen ben ©eutfd^en
untergeorbnet unb ber Äaifer nid^t erwäl^nt. S)er ßenfor ©e«
lafaUe »oUte nid^t jurüdbleiben unb fanb bie 3Berfe öon ©c^iUer,
Sefftng unb ®oetf)e fel^r über SBerbienft barin gepriefen. 35a8
aSud), fagte er, fei ol)ne Älarl^eit, SWetl^obe unb Sogt! gemad^t.
9JJit ^eUenc einigte er fid^ bal^in, bafe bie SSeröffentlid^ung
unter ber SSebingung geftattet werben foKe, elf befonberS an«
[tüfeige ©teKen ju ftreic^en.
©ie erfte berfelben toar bie folgenbe: „3^) benle, wir
beabftd^tigen nid)t, ba§ Iiterärifd)e ^Jranlreid^ mit einer d^inc«
ftfd)en 5Hauer gegen ba§ (ginbringen frember Sbeen jU umgeben''.
Sine anbere ©teile lautete: „(gin aJlenfd) fann entgegengefe^e
®ic loifcrlit^en (Scnforcn. 279
©lemcntc getDaltfam üereinigen; bei feinem Zob fallen fie auS^»
einanber."
Snbefe biefeS in 5ßari§ gefd^al^, mad^te Stau mn @tael,
nod^ in falfc^e @id^erl^eit gen^iegt, ju il^rer ©rl^olung einen
fleinen 2lu§flug mit einigen greunben. ®a§ Si^ war ein
Sanbgut üon 3Ratl^ieu be SRontmorencg, in ber $lfläl^e t)on
aSloi^, baö tief im SBalbe lag. SRontmorenc^ war üiel mit
il^r, unb fprad^ berui^igenb öon ©ingen, bie nid^t§ mit ben
Sorgen unb SWü^en be§ antag§leben§ gu tl^un l^atten. ai§
bie SRücffal^rt angetreten werben mufete, öerirrte jtd) bie 9ieife=
gefellfd^aft in ber unabfe^aren &bmt be§ aSenbömoiö, unb
prie§ ftd^ glüdlid), burd^ bie iufäflige ^Begegnung mit einem
jungen SRann, ber be^ 2öeg§ geritten fam, Slufnal^me im @d)lofe
feiner eitern gu finben. ©a^felbe war burd) Sammlungen
merfwürbig, weld)e bie Seft^er mit auö gnbien gurücfgebrad)t
l^atten. ®a§ gntereffe öon grau öon ©tael würbe baburd) fo
gefeffelt, bafe jte einem nac^gefd^icften 33rief il^re§ @ol^ne§,
in weld^em non @d^wierigfeiten in SSejug auf bie SBeröffent*
lid^ung il^re^ fflud^^ bie Siebe war, leinen befonbern SBertl^
beilegte, unb in bie t)on ber (Senfur geforberten Slenberungen
pd) gu fügen öerfprad^. 6rft ba§ SBerl^alten il^rer greunbe
mad^te jte bebenflid^, benn biefe wufeten bereite burd^ ben in=
gwifd^en eingetroffenen Sluguft oon ©tael, wa§ gefdfiel^en war.
SRatl^ieu be SRontmorencg tf)eilte il^r bann fo fd^onenb aU
möglid) mit, ba^ bie gange Sluflage il^reS 35ud)§ üon ber ^oligei
mit 33efd^lag belegt unb i^r feit bem 24. September ber Sefel^l
ertl^eilt fei, granfreid^ binnen oierunbgwangig ©tunben gu üer^»
laffen unb jtdf) entweber nad^ Soppet ober nad) ben SSereinigten
Staaten gu begeben.
$Rur bem per[önlid^en SBoJ^lwoHen be^ ^ßräfeften öon £oir=
et=6l^er, SSaron ßorbigng, war e§ gu banfen, ba| ba§ 3JlanufIript
beö SBerfeS gerettet werben fonnte. 6r l^atte ben Sefel^l, eö
einguUefern, begnügte ftdf) aber inbeffen mit einer mangelhaften
6opte, unb bie gtift würbe bagu benüfet, ba^ 9KanufIrtpt in
280 9ietiung be« äRonuffriiytee.
©id^erl^cit gu bringen*). »Cette nouvclle douleur me prit
rdnic avec une grandc forcec, Reifet CS in bcn »Dix annees
d'exil«. Slbcr fte fud^te SRul^c gu bcn^al^rcn, unb üor allem
blieb fie würbig. auf il^re Sitte gingen ®d)legcl unb ein in
ber ßorrefponbeng il^rer ^Jreunbe oft genannter SHuffe, Saron
Salf, nad) $ari§, um gu feigen, waS in ber Sad^e nod^ getl^an
werben lönne. S^re näd)fte aSefürd^tung mar bic, il^r Sud^ mit
aSeränberungen, bie fie nid^t gebilligt l^atte, ober gar mit 3«*
fä^en erfd)einen gu feigen, bie il^rer ©eftnnung miberfprad^en.
@d)legel ^atte femer ben Auftrag, im Flamen öon %xan öon
@tael auf bie Sefd^ulbigung, ba| jte ben Äaifer nic^t genannt
l^abe, gu cnoibern, il^re Sage mad)e il^r ein fold)eö SScrl^alten gur
^flid^t. 6in 8ob, ba^ ben SSerbad^t ermedfen fönne, als fei eS
aus Sntercffe gefpenbet, fei beS ÄaiferS nid)t mürbig. SSom
^oligeiminifter begel^rt fte eine furge %xx\l, um bie notl^igcn
Vorbereitungen gur SRücffel^r in bie ©d^toeig ober gur ®im
fd^iffung gu treffen 2). Sie wollte ein amerifanifd^cS Sal^rgeug
gur Sfieife benü^en, aber jebenfallS 6nglanb beriü^reU; beüor fte
©uropa verliefe. Sie 9fiüdfantmort beS ^ergogS öon 9iot)igo,
t)om 3. Dftober, gewäf)rte biefe Sitte. ®ann fd)ricb er:
„5)ie Urfad^e beS gegen @ie erlaffenen Sefel^lS ift nid^t in
Sl^rem ©tiUfd^meigen in S3egug auf ben Äaifer gu fud^en. @S
märe ein S^^ttl^um, baS gu glauben, benn er l^ätte in Sl^rcm
aSud^ feine feiner mürbige ©teile gefunben. S^^rc SBcrbammng
ift bie natürlid^e ^olge ber t)on Sinnen feit einer 3leil^e t)Ott
gal^ren bemal^rten Haltung. ©S fd^ien mir, als ob bie fiuft
biefeS SanbeS g^^nen nid)t gufagte, unb mir ftnb nod^ nid^t gc»
nötl^igt, bei ben SBölfern, bie @ie bemunbem, nad) aSorbilbcm
unb aKuftern für unS gu fud^en.
^) Madame de Stael, Dix annees d'exil, 2de partie, Ghap. I.
Welsch inger, La Censure sous le premier Empire, 175—183. Appen-
dice, 347—359.
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Goppet et
Weimar, 172. Madame de Stael a Madame Recamier, 5 Oct. 1810.
I
©aüar^, J&etaoö öon Sfloöiöo, on Stau öon ©tael. 281
rrS^t le^tcö SBerf ift nici^t franjöjtfd^; id^ bin c^, ber bic
©rucflegung beSfcIbcn jtftirt l^at. 2)en SBcrIuft für bcn fflud^*
l^änbler bebaute id^, aber erfd^eincn lann id) e§ md)t laffen.
„@te tt)iffen, bafe mein Sßorgänger im Slmt S^nen nur
unter ber aSebingung ber üon Sinnen gen)ünfd^ten Slbreife nad^
amerifa gemattet l)at, ßoppet ju üerlaffen. S)er Sinnen geit*
n^eilig bettJilligte Stufentl^alt im ^Departement öon 8oir=et=6^er
l^ob bie frül^ere 33eftimmung nid^t auf. @ie gwingen midf),
l^eute mit aller Strenge barauf gurücfjufommen. ®aö ift Sl^re
@d)ulb; nid)t bie meinige."
@ntfd)eibenb tt^ar ba§ 5ßoftffriptum : „gd^ l^abe ©rünbe,
SKabame, um 3^nen bie ^äfen t)on Sorient, Sa SRod^elle, fSox^
beaujr unb SRod^efort al§ bie einzigen ju begeid)nen; in n^eld^en
@ie ftd) einfdf)iffen fönnen" ^).
®ie|e^ ^oftffriptum tierfd^Iofe (gnglanb unb nötl^igte %xm
t)on ©tael, jwifd^en bem bireften 2öeg nad^ ben SSereinigten
Staaten unb Poppet gu wählen. Sic entfd)ieb jtd^ für ba§
le^tere, ber üorgefd)rittenen 3cti^i^e§jeit wegen unb »eil, »ie fte
fagt, bie Hoffnung ju unbeftimmt war, auf offener @ee öon
ben ßnglänbem weggefangen unb in einen il^rer ^äfen gebrad)t
JU werben. @o fam fte nad^ §aufe, „bie iJIügel l^ängenb, wie
bie Saube uon Sa Fontaine". (S^ galt il^r aU gute^ 3cid)en,
ba| am Slbenb il^rer Slnfunft über bem ©ad^ be§ t)äterltd)en
^aufeö ein SRegenbogen ftd^ wölbte. 3l^re Saune war fo wenig
getrübt, bafe fte auf bie $Rad^rid^t, ©aüar^ l^abe angeorbnet, e§
foHen au§ bem eingeftampften 5ßa^)ier il^re^ 33udf)ö 5ßappen=
bedel bereitet werben, gutmütl^ig entgegnete, man fönne il^r
wenigftenö biefe jur 33enü^ung für il^re .l^auben überlaffen.
»Monsieur le general Savary, duc de Rovigo, a envoye ses
grenadiers tout ä travers de ma metaphysique, de ma poesie«,
fc^rieb fte an SBifler^^)^
0 Madame de Stael, Dix annees d'exil, 2de partie, Chap. I.
2) aR. Ssicr, SBricfc auS bem ^aä^la^ öon (Si^. ht SBiUcrS, 299. Ma-
dame de Stael ä Villers, Coppet, 21 Oct. 1810.
282 folgen bft Unterbrflcfund be« BntSfi.
3Rtt ber Uterärifd^en Soufbal^n n)ar eS vorläufig gu @nbe.
@iS blieben bie (Sntfd^abigungen beS ^ritmtlebenS, ber ^cimiUe.
3lud) biefe foHten verbittert werben, ©en beiben ©öl^nett üon
gran Don ©taßl würbe ber Slufcntl^alt in g^ranfreid^, fclbji baS
Ueberfd)reiten ber ©renje, ol^ne befonbere grlaubnife öerboten.
Ungefäl^r gu berfelben Qtxt üerpel ßorbign^, ber ^dfett üon
ßoir-et^ßl^er, in bie fQiferIid)e Ungnabe, weil er bfc SBcfel^le
feiner SBorgefe^ten gu [d^onenb burd)gefül^rt, befonberä beäwegen,
weil er baburd) baS SKannffript »De TAllemagnec, beffen man
nid^t niel^r l^abl^aft werben lonnte, gerettet l^atte. 6r na\)m
fid) baö £oo§, weld)e§ il^n traf, fo fel^r gu bergen, bofe -er ber
Äranfl^eit, bie il^n im blül^enben 3Ranne8alter ba^fnraffte,
feinen SBiberftanb leiftete. ©aS näd)[te Dpfer war Sarante, ber
^Präfeft öon ®enf. (gr erl^ielt bcn Sefel^l, alle ©d^riftfad^cn in
ßoppet gu öerftegeln unb begnügte ftdt) jlatt beffen mit einer
fd^riftlid^en ©rllärung Don ^au Don @ta6l, äl^nlid^ berfenigen,
bie fte in ß^aumont abgegeben l^atte, unb worin fle Derfprad^,
ba§ Suc^ über ®eutfd)lanb in anbcm Sänbem beS Äontlnent«
Weber fclbft brucfen nodt) burd^ Slnbere Deröffentlid^en gu laffen ').
®od) würbe im offigiellen $ari§ geleugnet, bafe bie« ber @runb
ber Ungufricbenl^eit be§ ÄaiferS fei, unb bafür geltenb gemad^t,
bafe Sarante ber Äaiferin g^fepi^ine, als fte im ^txb^ 1810
burd^ ®cnf fam, ein g^eft gegeben l^abe. ^m S)egember tonxbt
er abberufen unb burd^ einen gewiffen ^erm ßa^jelle erfe^t,
ber an Unterwürfigfeit nid^ts gu wünfd)en übrig liefe, ©er
entlaffene ^räfeft lel^nte ben SSorfc^lag, in bie faif erliefe Uni*
Derfttät übergutreten, ah unb gog ftd^ in§ ^rioatleben gurödf*).
3ngwifd^en mad^te ber Sud^i^anbler Sfticole, ber baS Sud^ in
aSerlag genommen l^atte, Sanierott, unb fein Serluft würbe auf
50,000 grranten gefd^äfet. ®ie genfur entfd)äbigte i^n mit
500 granfen für baS ^copkx be^3 ingwifd^en eingeftantpften
^) Welsch inger, La Censure sous le premier Empire, 371—372.
2) Bardoux, Le Comte de Montlosier et le Gallicanisme, 159—162.
Montlosier ä Barante, Dec— Janvier 1810—1811.
golöcn bcr Untcrbrüdung beS S3u(^S. 283
a3ud^^; grau t)on Stael fanbtc 15,000 %xanhn, aber bcr Wann
ging bod) gu ©runbe. „SBie?", fagtc ©aüarg, al^Älagen über
baö SBorgefaflnc laut würben, „follten tt)ir fünfjel^n Saläre lang
Ärieg gefül^rt l^aben, bamit eine fo berül^mte grau nid^tS öon
unö ju jagen n^üfete!" ^) „Unfere Siteratur", fd^rieb ein offijieHer
Äritiler, „i[t ju eiferfüd)tig auf il^re (gl^re unb auf il^re 8ln=
redete, um biefelben fo leid^tl^in an grau t)ou Stael abzutreten" ^).
Äurge S^xi barauf eilte ©eranbo, jum SRitglieb ber römifd)en
ßonfulta ernannt, burd^ (Senf, ol^ne bafe weber er nod^ feine
grau bie ©elegen^eit ju einem aSefud) bei ber greunbin in
ßoppet benü^ten. ©ie fül^Ite eö tief, „^i) Ijobt ju grofee
Sld^tung üor Syrern ßi^arafter unb g'^rem Seben", antn)ürtete
jte auf einen @ntf(i)ulbigung§brief t)on il^m, „um gu beurtl^eilen,
xoa^ id) nid^t uerftel^e. 3^ beflage bie Sßerl^ältniffe, bie über
eine greunbf d^aft , meldte id^ unerfdf)ätterlid^ glaubte, il^ren
©d^Ieier gen)orfen l^aben. 2Bir l^aben gegenfeitige Segiel^ungen,
burd^ ttjeld^e id) auf inbireftem 2öeg t)on Sinnen l^ören werbe;
fte ermöglichen e§ mir, auf beffere Stikn ju warten''. 91ur in
einem 33rief an ßamiUe Sorban liefe fie jtd) jur 33emerfung
l^inreifeen, auc^ in ber greunbfd^aft bliebe ©eranbo ?ßl)ilantlörop:
man l^abe Sllmofen ju fürd^ten^). ®er ^erjogin guife fd^ilberte
fte ba§ aSorgefaHne, unb wie fte bafür geftraft werbe, bie
©eutfdfien, unb in^befonbere bie ^reufeen, ju fel^r gepriefen gu
l^aben, öon weld)en ber Äaifer bel^aupte, e§ werbe bod^ niemals
gelingen, SRänner auö i^nen gu madfien*). §ier l^at ba§ ®e*
•) Sainte-Beuve, Camille Jordan. Nouveaux Lundis, XII, 255.
Madame de Stael ä Camille Jordan, Coppet, 1 Nov. 1810.
^ Amar de Rivier, Quinzaine litteraire, 1810.
^) Sainte-Beuve, Camille Jordan. Nouveaux Lundis, XII, 255.
Madame de Stael k Camille Jordan, Gen^ve, 16 Janvier 1810. Baron
de Gerando, Lettres inedites, etc., 75. Madame de Stael k Gerando,
(1810).
*) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet et
Weimar, 174—176. Madame de Stael ä la Duchesse Louise, Coppet,
20 Oct. 1810.
284 ®ic ©elbfiöerurtl^cUung dlapoltorC^.
bäd^tnife öon grau bon ©tael jtc in foweit gctäufd)t al§ bic
3[eu|crung, mt fie cö felbft in einem Srief an Gamille Sorban
crjäl^It, t)on ©auar^ getl^an tüorben n)ar. „(gS ift leid)ter,
5Hu^fattt)ein au§ fauren 3;rauben ju mad^en", l^atte er erläuternb
l^ingußefügt »). 5Rad) bem SlbfaK üon g)orf, am 1. SRärj 1813,
tl^at 9lapoIeon bie Sleufeerung, bie $reu|en feien feine SRation,
pe ptten feinen nationalen ©tolg, fte [eien bie ©aScogner öon
©entfd^lanb. »Les Prussiens sont des eventuels. Nous les
avons toujours meprises«^).
@id) felbft aber fprad^ eines 3;ag§ ber Äaifer ein SBer=
bamnumgSnrtl^eil, uernid^tenber als alle Slnflagen feiner ©egner.
„. . . . Fontanes, tüiffen @ie, was mic^ anf biefer SSBelt mel^r
als alles Slnbcre in ©rftannen fe^t?" fagte er im September
1808 jum ©id)ter, ben er eben jnm ®ro|meifter ber Uniöerptat
ernannt l^atte; „eS ift bie Unfät)igfeit ber rollen ©etoalt, irgenb
etwas jn organijtren. @S gibt in ber SBelt nnr gwei 3)inge,
baS @d)tDert nnb ben ®eift. ®nrd) ®eift uerftel^c id^ ben ®etjl
ber religiöfen nnb bürgerlid^en 3"ftitntionen . . . 9Rit ber ßcit
ift es immer baS ©d^mert, baS bnrd) ben ®eift gefd^lagen
wirb"»).
') SaiDte-Beuvo, Camille Jordan. Nouveaux Landis, XII, 255.
Madame de Staöl ä Camille Jordan, 1 Nov. 1810.
-) SB. Diidcii, Dcfterrcid^ unb ^rcufecn im Befretungdfriege, I, 89, 9{ote.
^) Saiute-Beuve, Foutaues. Revue des Deux Mondes, 1838, 645.
iUfttB iflpitel
Sllö man üon ber wiUffirlid^en unb brutalen SBerfolöung
prte, ber %xa\x Don ©tael jum Dpfer öefallen war, glaubte
man fo jiemlid) allgemein, bafe jte ben ©d^lag, ber pe in
ilirer DoHen ^probuftion^Iraft getroffen l^atte, nid^t überwinben
werbe. SRan ging babei Don ber getoölinlid^en 33orau§fe^uug
aus, toeld^e bie inneren SBanblungen oon ben dufeeren @d)icf*
falen abpngig mac^t, unb eben barin täufcl)te man fid^. Ueber
jte, weld^e bie ®ebanfen ber 9KenfcI)en im ®uten unb im
@cl)limmen fo oiel befd^äftigte, war im Sauf ber ^aS^xt unb im
®eleit ber ^Prüfungen unb ber ßrfal^rungen eine Stimmung ge=
fommen, bie beS äufeem SrofteS mel^r unb mel^r entbeliren unb
über UnbiH unb Seleibigungen jid^ mit oerföl^nter SRejignation
l^inwegfe^en fonnte.
irreligiös war gtau oon ©tael nie gewefen. S^ einer
Seit, wo weltlidt)e ^ntereffen unb ber Slntl^eil an ber 5ßolitif jte
am ftärfften bejdt)äftigten, im Sauf beS g^l^reS 1796, regte jte
bie Don einem ilirer iJreunbe auSgefprodt)ene S^iöerjtd^t auf bie
ewige iJortbauer nad) bem Sobe gu folgenben SSemerfungen an:
„Ueber alle biefe großen iJragen l^abe idf) ftetS nur einen ®e==
bauten beftimmt feftgel^alten ; id) l^ube immer geglaubt, t)a^ bie
religiöfen Uebergeugungen bem SBol^l beS SJJenfd^en förberlid)
feien, unb mid; felbft fo belianbelt, wie id) glaube, bafe wir
Slnbere bel^anbeln f oHen : id^ l^abe gefürd)tet, mid) ber religiöfen
286 ^^^ religtöfen 9[nf(^auungen t)on ^rau t)on @tael in il^ter Sufienb.
Ucberjeugungen gu berauben"*). 6in fold^eö nod^ gaitj ttcga=
tioeS Sefenntntfe, fo ungureiclienb eö fein ntod^te, fd^lofe bod^
ben ©ebanfen tt)illfürlid)er Slblel^nung au8. @S lonnte auf btc
©auer einem bergen nic^t genügen, ba§ gang befonbcrS baju
öorbeftimmt war, unrul^ig gu bleiben, bis eö, öon jtd^ felbfl bc*
freit, empfunben l^atte, wie „. . . aUeg ©rängen, aUeö SRingen,
ift ewige SRul^ in ®ott beut ,I^errn" ^). &xn öager ®ci8mu8
fonnte bagu ni(i)t fül^ren. ®ie gwfl^nbial^rc öon ffrau öon
©tael fielen in eine Strömung fpottenber Slegation. Um
il^r gu wiberftel^en, l^atte 9JJabame Slecfer il)rem ©tauben bic
©d^u^wel^r ed^ter Humanität unb ftreng met^obifd^er ^öm-
migfeit gegeben. 3n ber le^tem fanb if)re SEod^ter ftd^ nid^t
gured[)t. 9lod^ weniger befriebigten fpäter bie m^ftifd^cn 8lm
wanblungen beö Saron ©tael feine junge grau, ©ic fjrteunbe,
bie il^r am nädt)ften ftanben, bie ^erfönlid^feiten, blc ftc am
meiften bewunberte, 2Kirabeau, StaUe^ranb, 3iarbonne, Senjamin
ßonftant, l^ulbigten entweber einem pl^ilofopliifd^ett ßflcftigiömuiS,
„ber bie S)inge nad) bem ßic^t ber SBernunft, nid^t nad^ l^er«
gebrad)ter Ueberlieferung" beurtf)eilt wiffen wollte^), ober jtc
waren ©pifuräer. Sei ben ©inen feffeltc fte ber l^öd^fte, geifttgc
geinpnn, bie üollettbete Kultur unb SebenSfunft, bei ben änbem
eine Stolerang, bereu SBerbienft jte überfd^ä^te. aSerbienftUd^ ifi
pe wol^l nur bann, wenn pe öon @oId)en geübt wirb, bic felbjt
eine Uebergeugung l^aben. 6in ßinflufe freilid^, unb gwar ber
mäd)tigfte Don allen, pel bei %xan oon @tael gu ©unftcn
ernfter Sieligioptät in bie SBagfc^ale. @ö war ber i^re« SJlujicrS
unb SSorbilbö in allem @uten, il^reö SSaterö. Snmitten ber 38er«
neinungen eines bogmatifd^en Unglaubens befanntc pd^ SlcdEer
mel^r unb mel^r gu ben Seigren beS ©oangeliumS als ©ncr, ber
d^riftlid^ leben unb pd) barauf vorbereiten wollte, d^rifilid^ gu fterbcn.
') Roederer, Oeuvres, VIII, 645. Madame de Staei ä Roederer,
Lausanne, 20 Aoüt 1796.
^ &ottf)e, nati) ©iotbano SBruno.
^) Madame de Stael, Cousiderations, I, 189.
®t\pta^ 3h){f^cn ^vaii Don @tael unb Sactctcllc. 287
5Rad^ ferner SRfidffei^r in bie ©d^tüeij mar auf fetnett befonbem
SBunfd) in feiner näd)ften Umgebung nie mel^r Don ^olitif,
um fo mel)r aber Don Sieligion bie 9fiebe. S)ie SBibliotl^el
öon ßoppet war reid^ nid^t nur an religiöfen @d)riften, fonbem
aud^ an SBerfen ber ßontroöerfe ^). SBenn ^Jrau öon @tael
il^rem SBater ba§ pd^fte Sob fpenben njoHte, fo Derglid) jte il^n
mit iJenelon, ber il^r, ber 5ßroteftantin, ber Zt))p\x^ beö 9Kenfd^en=
freunbe^ blieb, ©erabe für iJrau oon ©tael mufete ftdf) ber
SluSfprud) öon ®oetl)e benjal^rl^eiten, ba^ wir nur öon S^nen
lernen, bie wir lieben. Sll§ Sacreteße 1802 nac^ ßoppet fam,
fanb er fie laum weniger al§ tl^ren SSater mit ben ewigen Siatl^'
fein beö SJJenfd^enbafeinS befd)äftigt, unb in feiner SBiebcrgabe
ber ©efpräd^e üon bamal§ läfet jtd) juweilen il^re Stimme nod)
beutlid^ unterfc^eiben. @ie fprac^ oon ber ßmpfinbung innerer
Seere, weld^e aud) bie angeftrengtefte Sl^ätigfeit nid^t auöjufüHen
vermöge, oon glüdflid^en unb feltenen Slugenblicfen il^rer fonft
fo weltlid^en 6]ciftenj, in weld^en ein Sebfirfnife unb Verlangen
nad) ber ©ottl^eit fte ergreife, unb bie befeligenbe SBifion ber
^eiligen il^r oerftänblid^ werbe. Sie l^abe wenigften^ ben
Äampf gegen alle l^arten unb lieblofen Siegungen, gegen alle
SÖ^eorien, bie ba§ §eiligtl^um be§ @ewiffen§ fälfd^en, gegen alle
SBorfpiegelungen trügertfd^er ®röfee begonnen. 2)em ®ott ber
Siebe wolle fte burd^ plfreid^e Siebe für alle feine ©efd^öpfe
bienen unb fid^ fo borbereiten »d'aborder le terrible tete-a-tete
avec Dieu«.
Sie fül)le guweilen, bafe il^r fein langet Seben befc^ieben fein
werbe, bafe ein ^JJifeoerl^ältnife jwifd^en il^rem geiftigen S3er-
mögen unb il^rem SBollen befleiße, bafe bie UnooUfommenl^eit,
bie alle§ irbifc^e (Streben begleite, il^r jur S^olter fei, ber fte
t)or ber S^xt erliegen giüffe. 9!Jiit biefem ©ebanfen l^abe fte jtc^
üerföl^nt unb il^re SSernunft ^l^m unterworfen, ber oon ben
SJJenfd^en 33ater genannt fein wollte 2).
0 Feu Duc de Broglie, Souvenirs, 11, 178, 449.
^) Lacretelle, Testament philosopbique et litteraire, II, 73 u. ff., 103.
288 Unterrebung atDifd^en @ottf)t unb Srtau tum GiaeL
SBäl^renb il^rcS Slufcnt^altö in SBcimar l^atte grau öon
©tael eine Unterrebung mit ®oet^c, in weld^er öon bcn gmei
SBelten, ber geiftigen unb ber jinnlidö^ir ^i^ 9*cbe war. Sn
allem, waS auf bie Sinnenmelt Sejug l^abe, meinte fte, lömie
eine unenblid^e Slbflufung ber ©eifter, eine l^ol^c Superiorttät ber
5ß^antajte, ber Srpnbung beftel^en; aber über aUeS, wag ®eift,
waö ©enfen, waö ßwfömmenttjirfen öon ®eift unb SKaterie be*
treffe, baöon wtffe ber le^te if)rer ©iener eigentlid^ fo öiel als
jte, baö fei ©elieimnife. ^m Slugenblidt, wo wir eö entpHen
fönnten, würben wir auff)ören, 9)ienfd^en ju fein; benn unter
ber Sebingung nur pnb wir eS, bafe wir nid^t wiffcn, ob wir
fortbauem ober oernicI)tet werben. S)a muffen wir glauben.
aHe ©rubelet barüber fönne il^ren formalen Sßu^en l^aben, aber
pe bringe feinen @(I)ritt weiter. @ö feien jwei Sluöwege offen,
jur @cI)olaftif unb gur 'üJl^ftif. „SBir fpalten Sltome", fügte fte
Wi^i n^^^ Ö^ben leeren ©d^ulpl^rafen eine oergeiftigte ^ftenj,
ober wir üerfenfen un§ in bie Stiefen üon 9)iabame ©u^on.
Safet unö alfo bie ©renken ber 3JlenfcI)l^eit erfennen" ^).
©0 lange 9lerfer lebte, liefe jtd^ baö religiöfe Problem im
©afein feiner 2;ocI)ter nie ganj gurücfbrängen'. 9iad^ feinem
Stöbe würbe fte e§ öollenbs nid^t mel^r loS. 6r, ber wäl^renb
feines SebenS il)r Sefd^ü^er gewefen war, würbe nun tl^r
©d)u^geift, unb üerwieS nad^ oben.
a3ereit§ in ben ©efpräd^en mit ßacreteße l^atte grau öon
@tael ftd) jum 6l)riftentl)um befannt. SlHein jte war eine auf«
rid^tige 3iatur unb wufete wol^l, wie eö mit il^rem Sefenntnife be8=^
felben befd^affen war. SBon ber 3:aufd)ung, atö ob im menfd^Iid^en
^erjen SlUeö wol^lbefteHt fei, war jte längft gel^eilt; in Jene
anbere, alö ob ber 9Jienfd) mit einem getl^eilten bergen öor
©Ott l^intreten bürfe, war fte niemals ^oerf allen. SBol^I aber
mod^te fte jtd) in beö ©id^terS SBorten fragen:
»La foi qui n'agit point est-ce une foi sincerePc
*) ^. ©untrer, C^oc^k unb S^axl ^tugiift, II, 469.
S)aS retigiöfc Problem tritt in bcn SBorbergrunb. 289
SKittcn unter bcn Icibenfd^aftlid^en Äonpiftcn, meldten
„Sctpl^inc" bie ©ntfiel^ung üerbanfte, [teilte pd^ bie 3Serfa[ferin
bie Srage, n)a§ benn unfere ©d^merjen mit unfern ^pflid^ten
gemein l^ätten. „^\t Sugenb nid^t berfelbe Segriff, tüie in ben
SCagen unfere^ ®lüdfe§ geblieben?" fragt biejemge, weld^e bie
eigenften ©ebanfen ber SBerfafferin auöfprid^t ; ,,f ^Hte jte weniger
9Jiad)t über un§ l^aben, weil ber 9Jloment ba i[t, gu tl^un, n)a§
wir biSl^er nur bewunberten?''^)
Sllö „Sorinna" erfd^ien, öergeid^nete % SJiadfintoflö ben
Sortfd^ritt in ben 3lnfd)auungen ber SSerfafferin. Qtoax, fagt
er, nid)t bie (ärlenntni^ üom SEBefen ber ®inge, bie bei il^r
eine unüollftänbige fei, wol^l aber bie ßrfenntnife ber menfd)-
lidien SRatur öerweife il^re SSernunft auf bie SRotljwenbigfeit beS
®laubenö2).
@in anberer, tiefjtnniger 33eobad)ter ift burd) bie gelture
be^felben aSud^ö ju Betrachtungen angeregt worben, bie, weit
über ben urfprünglid)en ©egenftanb, in alle 3:iefen be§ menfd^*
lid^en §erjen§ bringen. „SBäre e§ benn wirflid) fo", fd^reibt
^lejranbre SSinet, „bafe gerabe ©iejenigen, bie mel^r al§ Stnbere
lieben, ftd) bamit ber ®efal)r au^fe^en, weniger geliebt ju wer=
bcn, unb forbert bie üertrauenbe Eingebung wal)rer 5Jleigung
wirflid^ ben UnbanI l^erau^? Säge barin eben eine§ ber ®e«
l)eimniffc be§ ^ergenö unb be§ £eben§? SBenn bem fo wäre,
bann wal^rlid) gebe e§ nid^tö 3:ragif(^ere§ auf ßrben. (Sben
bicfc S3orau§fe^ung aber liegt jum S£f)eil ber 2;ragif xion 60^=
rinna ju ©runbe. '^l)x UnglüdE ift biefeg, bafe pe ju flbermäfeig
liebt. 97id^t nur baö 3Jiart^rium einer überlegenen, wciblid^en
5llatur, ba§ 5Kart^rium be§ ®eniu§ überl^aupt, vergegenwärtigt
jld^ in einem ©d^idfal, beffen le^tc Urfad)en in ber menfd)li<l^en
Sftatur felbft verborgen liegen, fonbern biefe§ @d)idffal ift eben
') ©iel&c f)kx «Bb. IF, ^ap, VIT, 405-406.
*) Sir J. Mackintosh, Memoirs, I, 408.
»Icnnetl&anett, Örau \Jon ©tael. III. 19
290 «lexanbre S3fnet über „ßorinna".
jenes ber Siebe, iinb barin liegt tt)ie eine Offenbarung. 35ie
Siebe ift fein ^anbel, fte ift ein Opfer, unb al8 fold^e« mn^
j?e in biefer trüben SBelt geübt werben. Sieben l^eifet gum
Slltar gelten, l^eifet auf ©egenliebe üergid^ten; nur ber liebt
wirflic^, bem bie Siebe [elbft ber l^ödifte So^n ber Siebe ift,
unb bamit ein fo erl^abeneS unb gugleid) fo feierlid^ emfteS
©efül^I in un§ lebe, ift e§ nad^ bem SBort unb ber ©rfal^nmg
be§ SlpoftelS ber Stationen üorbeftimmt, „ba&, Je mel^r wir Heben,
wir befto weniger geliebt werben" 0. ®a§ le^te Qk\ fo f(%merj*
lid^er Setrad)tungen ift ba& Äreug, wo, öon ber gangen SBelt
öerlaffen, bie Siebe in ber SSerlaffenlieit ftegt. So betrad^tet,
ift „Corinna" nid)t bie Seibenögefd^id^te einer gtau, ober bie be*
rebfame Älage über ba§ enblid)e @d)idffal beiS SRul^mS unb bti
@enie§. . . . „ßorinna'' ift üielmel^r eine Plegie über bie a3e*
ftimmung beö 5Kenfci^en l^ienieben, unb il^r ifi bie ©omenfrone
be§ ©d^mergeö tief in bie ©tirn gebrücff* 2).
Sn äl^nlici^er Stimmung l)attc grau oon @tael ba& SEBerf
Dollenbet. 3ll§ eö 1807 erfd^ien, war bie Idngft angebal^nte
Umfel^r Don ben ©oftrinen be§ l^umanitdren ©piritualigmuS gu
jenen beö 6l)riftent]^umö entfd^ieben. @ö ftnb fel^r gering« 8ln«
l^altöpunfte barüber üorl^anben, wie %xa\x oon ©taäl gur bog*'
matifdien Seigre il^rer eigenen firci^lid)en ©emeinfd^aft fic^ öer*
l^ielt, beren ®otte§bienfte |te in ßoppet unb ®enf befu(%te. Sl^r
@d)weigen beftätigt nur, bafe fte, wie überl^aupt bie ©eneration,
welcher fie angel^örte, ben Slac^brud auf bie etl^ifc^en gorbe^
Hingen be§ ßl^riftentl^umö legte. »Un latitudinarisme piätislec,
nannte fpäter ber «^ergog üon 33roglie ben religiöfcn @tanb»
punft feiner ©ci^wiegermutter. 2)ie ci^riftlid)en ©ogmen fteHte
fte in fpätem Salären fo wenig in gtage, bafe fte pd^ öon ber
lange feftge^altenen Slufd^auung ber oon ber SReligion getrennten
») Sttjcitcr ©rief an bie i^orint^cr, XII, 15.
2) Alexandre Vinet, Etudes sur la litterature fran^aise au XIX
si^cle, I. Madame de Stae! et Chateaubriand; Corinne.
grau öon Stael an ©eranbo, 1807. 291
natürlid^en 3Jloral beftimmt loöfagtei). es i[t 9llc?:anbre SSinet
nid^t entgangen, bafe ^erjenöbemutl^ ein 3w9 ^on Corinna i[t,
bie er gerabeju „eine bemütl^ige ©eele" nennt unb innerlid)
bemfit^iß, bei allem ©elb[tben)ufet[ein in Sejug auf il^r Salent,
ift aud) bie 3Serfafjerin öon „Corinna" Don 3Wabame Slerfer be
@au[fure, bie pe am beften fannte, genannt toorben^). 2)aö
Sud^ xmx fanm er[d)ienen, al§ ^Jrau Don ©tael an ©eranbo
fc^rieb: „^d) fel)e wol^l, bafe ic^ jum ßeiben geboren bin, unb
barüber l^abe id) mir ein ganjeg religiöfe^ Softem gefd)affen.
3d^ l^abe mir fdjwere 3Sormürfe über mein SBerl^alten, gurS^it,
n)0 e^ mir rnolil erging, ju machen, unb gel^e um fo [trenger mit
mir inö ®erid)t, aU xä) an bie emige @ered)tigfeit glaube unb
jeit üier Satiren fo Diel geweint l^abe, ba^ id) eö tool^l öerbient
^aben mufe. @ie mad)en mir mein ©tidfc^meigen in 33egug auf
meine religiöfe ©eftnnung jum 33orn)urf. SSBol^l erft bann, wenn
@ute§ gu berid)ten ift, werbe id) barüber fpred)en fönnen. Sn=
bef[en bin ici^ in biefem ^unft fo ängftlid) für meine Äinber
bef orgt, bafe id^ würbige 3iad^fommen meinet 3Sater§ gurüdfgu«
laffen l^offe'' »).
S)er immer fd)ärfer ftd) betonenben inneren Säuterung
fd^ienen bie äußeren Umftänbe entgegengufommen.
Unter ben beftänbigen SBebrotjungen unb 6rfd)ütterungen
Don Sinken erwad)te überl^aupt ba§ Sebürfnife nad) einem
l)ö]^eren ^alt, nad^ einer Drbnung ber 2)inge, „nid)t Don Unten
l)inauf, fonbem Don Dben l^erab'', auf bie Äant al§ auf bie
eingige Derwiefen l^at, Don weld^er ber gortfd)ritt gum Seffern
erwartet werben fönne. ©elbft ©enjenigen, für weld)e bie 3ln=
nälierung an bie c^riftlid^en Uebergeugungen nur ein ®urd^«
*) Madame de Stael, De l'Allemagne S^me partie, Chap. XII, XIII,
XIV.
^) Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les ecrits
de Madame de Stael. S)ie ^bfd^nttte Soci^t^ et Conversation, unb Effets du
temps.
^) Baron de G brande, Lettres inödites et Souvenirs biographi-
ques, etc., 72. Madame de Stael ä G^rando, 16 Juillet 1807.
19*
292 ^<"ö ""^ ^^^^ swüatr.
flangSpimtt war, lernte bie Slotl^ beten, „^d) bin In bcn legten
gel^n 3al)rcn bnrc^auS d)ri[tUci^ geworben nnb bctrad^te baS
ei^riftentl^um al§ ben eißentlic^en SKittelpunft ber SBelt", änderte
®en^ 1811. „3ine§, n>a§ in mir nod^ jugenblid^ ijl, l^abe id^
biefer wol^ltptigen SieDolution gu banfen''^). „Sül^len Sie
nid)l", fc^rieb um bie[elbe 3^it Slbam SJlfiHcr bem Sfrcunb,
„tt)ie baö alte SBeltreid) beö ®lauben8, je mel^r e« brausen
gerfänt, um fo fefter unb reiner in ^f)xex @cclc Pd^ erl^ebt?
%üx men ift benn bie ßrnte aH' biefer unglücflid^en Sage, für
unfere fd)einbar gludlid)en Sfeinbe, ober für \xn§V . . . ^3^
banfe @ott, bafe er mid) burd) bie anbellenbe ©cmeinl^eit immer
ftoljer befeftigen läfet in bem SBeltgebanfen ber ffrcll^elt, ben
id) mit bem ®efe^ ®otteö oerföl^ne'' ^). S)ie SReöolutton, meinte
aud) er, muffe innerlid) befampft werben, lieber bie Art unb
SBeife, wie baö bewerfftelligt werben lonnte, gingen bie SBcge
auSeinanber.
©ie Häupter ber fraujöpfd^enreligiöfenSReaftion, S.beSKalfhre
unb Sonalb, blieben bem l^iftorifd) überlieferten Swfl b« eigenen
^Rationalität treu, ber faft unentwegt auf eine ftrenge, felbfl unbulb«
fame Sluffaffung ber ^Religion, auf eine aScetifd^e Snterpretatlon
il^rer Seigre oerwetft, ber bie ^roteftanten gum 6alöini8m»8,
bie Äatl)olifen nadt) ^ort^Sio^al, in bie Äartl^aufe unb nad^ Sa
SErappe fül^rte. 9lic^t ber 3ieuerer ßliateaubrianb, ber einen
äftl^etifd^en Äatl^oliciömug auferbaute, fonbem Sonalb unb S)e
SKaiftre l^ulbigten biefem nationalen ßug, inbem Pe für il^re
politifd^=religiöfe ©oftrin biefelben Slnfprüd^e unbeugfamer Dr*
tl^obojie erl^oben, bie fonft nur ben Iird)lid^en Seigren gulamen.
S)er Ultramontani§mu§ oon ©e 9Raiftre öerwarf bie taufenb«
iäl^rige SCrabition ber frangöjtfc^en Äird^e, unb bie Sl^eoftratie
oon aSonalb war il^r nid^t weniger fremb. Slber beibe wußten,
bafe bie Steigung gu ejrtremen ben frangöftfd)en Sßationald^aratter
') ®. ©d^tcficr, 8r. ®enfe, öcrtrautc »riefe. 5(n Süal^el 8. «ug. 1810.
^) 8fr. ®en^ unb Slbam äJtüUer, SSrieftoe^fel, 124. «. SOmUet an
©ent, 25. S)ea. 1807, 5. Suni 1810.
S)ic reliöiöfe SRcoftion in gifanfreid^. 293
bel^errfd^e. % bc SKaiftre fagt auöbrüdflid) : »La Revolution
etait une oeuvre fran^aise, donc une oeuvre exageree« ^). Unb
tl^rcm SJJebufenliaupt l^ielten er unb Sonalb ben Är^ftaUfd^üb
abfolutcr Slutorität entgegen, ©ie l^atten eö ben SBortfül^rern
üon 1793 abgelaufd^t, wie baö iJUttergoIb geiftreid^er ^arabojren
für gentünjte SBal^rl^eit in Umlauf gefegt werben fönne. 3la6)
©anton, nad^ SRobe^pierre, nad^ Sonaparte, blöfutirten fte nid^t
ntel^r: jte befretirten. „©ie 2;]^or]^eiten fluger Seute, bie 6ftra=
üagangen geiftreid)er Äöpfe, bie 3Serbred)en braüer SSürger, ba§",
jagte SBonalb, „ftnb bie 9flet)olutionen''. 9tid)t^ war il^m t)er==
abfd^euung^würbiger al§ ber ©ebanfe einer Stran^altion mit
bem neuen tJranfreid^. ©ie SJJenfd^en, äufeerte er, fönne man
nid)t üon ber @ered)tigfeit übergeugen, man muffe jte baju
jwingen; be^l^alb jei bie ab jolute ©ewalt in jeinen Slugen bie
befte^). „6§ gibt feine menjd^IidE)e ©ejelljc^aft ol^ne ^Regierung",
erflcirt ©e 5Kaiftre, „feine 9fiegterung ol^ne ©ouberänetät, feine
©ouDeränetät ol^ne Unfel^lbarfeit. ©aö le^tere Privilegium ift
fo burd^auö notl^wenbig, bafe bie Unfel^lbarfeit jelbjt bei weit«
lid^en Siegierungen (wo jte nid^t ijt) Dorau^geje^t werben mufe,
wenn il^re Sluflöfung öberl^aupt Derl^inbert werben foH''^). @o
lautete baö ^ringip. ©eine fonfequente ©urd^fül^rung erwedfte
feine Sebenfen bei „bem fatl^olifd)en 3Sciltaire". „9tid)t§ ift
fo wal^r", fd^reibt er, „afö bafe ©ewalt nur burc^ ©ewalt
jurädfgeftofeen werben fann''.. ©er Slufforberung eineö greunbei^,
ber 3nWDibuen ju fd^onen, begegnete er merfwürbig genug mit
ben SBorten: „©a§, mein §err, ift eine frangöftfd^e Stäufc^ung.
Seien @ie übergeugt, \>a^, fo lange man nid^t bie ^erfoneu
angreift, man nid)tö gegen bie ^Meinungen getl^an l^at''^).
3n benfelben neungiger Salären, in welchen burd^ bie erften
') J. de Maistre, Considerations sur la Revolution.
2) Bonald, Pensees, II, unb Discours ä la chambre, 1816.
3) J. de Maistre, Du Pape, I, XIV.
*) J. de Maistre, Lettres in^dites, publiees par Collombet, Lyon,
1843.
294 <Soint*3Wart{n unb Salob ödl^mc.
SBertc üou Soualb unb 3- ^^ 3Kat[trc bcr ®runb jum ftrcit*
baren voUttfd)en Äatt)olici§muö beö ncunjcl^nten Sa^r^unbertö
gelegt würbe, fud)tett Slnbere bie SBefriebigung bc§ rcligtöfen
©efül^lS in ben Siiefen beö befd)aulic^en gebend unb einer ftillett
@otte§betrad)tung, an n)elci^er bie ©türme ber Qext lautlos
öorüberjogen. ^ud^ biefe SRid^tung fanb Vertreter in gtanfc
reid). ©er merlwürbigfte berfelben war ber 1743 gebome
Souig glaube be ©aint^TOartin, ber fpäter unter bem SRomen
le philosophe inconnu befannt würbe. Seit beut ÄinbeiSalter
mit Problemen be§ inneren Sebenö befd^äftigt, ober öon feinem
SSater gur SBal)I eineö beftimmten Serufeö Deranlafet, würbe er
aU Dffiiier ber ©d^üler üon 9Äartinej be ^aSquali*, beffen
®et)eimle]^ren er fpäter gu wenig einfad^ für fein religiöfeö Se*
bürfnife fanb. @aint=5Kartin gab nad^ wenigen S^l^rctt bie
militärifd^e Saufbal^n wieber auf, aßein eS blieb ein eigentl^fim=
lid^er Si^Ö \^^^^^ SBefenö, ba^ er bie innere Sammlung ht^
wal^rte, ol^ne jtd) äufeerlid^ üon ber SBelt gu trennen, ©ine
warme i5reunbfd)aft Derbanb il^n in 5ßarii^ mit ber SKarfd^allin
Don 5RoaiHe§, in beren ^Jamilie iJrau öon Staöl ate junge
%xau fo l^äufig üertel^rt l^atte. 9Kit einem feiner eifrigftcn 8ln»
Pnger, bem dürften SllefiS ©alli^in reifte et 1787 nad^
Stalten, wo bie ®räfin üon SllbanQ il)n naiver lennen lernte.
©ort wie in ber ^tmatf) erfd)ien er Dielen feiner S^fl^noffcn
aU „einer Jener au^erwäl^lten ©elfter, bie öon 3^it 3« Seit
gleid) SBefen l^öt)erer Drbnung unter btn ^JÄeufd^en wanbeln,
bamit beren urfprünglid^e SSJürbe unb Sd^önl^eit in Slbbttbem
ftd)tbar bleiben'' ^). Seit 1788, wäl^renb eine« längeren «uf*
entl^altö in Strasburg, mit bem beutfd)en TO^ftifer Salob Sd^me
vertraut geworben, fanb @aint»9Jiartin in ben (Sd^riften beS«
felben einen ®eift, ben er alö feinem eigenen oerwanbt erlamite.
@r betrad^tete eö aU einen Stl^eil feiner Slufgabe, i^n ju fiubieren,
auSgulegen, unb fein SBerftänbnife gu oermitteln. 3)er geiftige
') SJarnl^agen Don ©nfe, S)cn!tt)ürbiö!cftcn, I, 404.
S)ic religiöfc ©id^tunfl in ©eutfd^Ianb. 295
9lad)Ia^ be§ armen [ä^ftfc^en ©d^ufterS unb bie öon ben &m
geiDeil^tcn atö ®cl^eimlel^re aufgefaßten @d)riften be§ franjöjtfcl)en
Stl^eofopl^en fammelten eine ©emeinbe öon beßeifterten Slnpm
gern, für welche in ©eutfd^lanb ber Soben wol^I borbereitet war.
Seit Älopftodf; ber [einen S)id)terberuf al^ ^riefteramt auf=
gefaßt wiffen wollte, Don bem ber Sran^ofe be ©erre [agt,
man muffe ein reinem §erj l^aben, um über il^n reben gu
bürfen^), l^atte eö nid)t an @old)en gefet)lt, bie ben Quq nac^
Oben in ber S)ici^tung wie im ßeben feftl^ielten. Sei Hamann
finben ftc^ burd) feine ©efinition, ,,SBemunft ift @prad)e", in
überrafd^enber Uebereinftimmung fd^on oiele ber S^een, bie
fpäter Sonalb entwidfelte, obwol^l er aller 3Ba]^r[d^einlid)feit
nad) ben 3iamen ^amann'ö nie l^atte nennen pren. 6laubiu§,
ber üon 5Riebul^r „einer ber SlHererften, bem SBertl^e nad^" ge*
nannt wirb, überfe^te ©aint^SJJartin'ö „3rrtl)um unb SBal^rs
l^eit", unb ©d^riften üon iJenelon, unb vertraute ben @c^a^
feines frommen Siebet bem SSolt. ^ölt^ bid^tete in bemfelben
©eifte baö unöergefelid^e @ebet:
„@tär!e mic^ burd^ S)eine Sobeöwunben,
©ottmenfd^, wenn bie feligfte ber ©tunben,
SBeld^e Äronen auf ber SBage l^at,
5)Mnem Sterbebette nal^t!"
S)urd) ba§ ^Jräulein üon Älettenberg unb bie gürftin
©afli^in, burd) Älopftodf unb burd) perfönlid)e greunbe, 3ung=
©tiHing, SaDater, bie ©efd^wifter ?5nebrid^ Seopolb unb Slugufte
©tolberg, tl^eilweife aud^ burd^ Scifobi, trat biefe 9flid)tung in
btn (ärfal^rungSfreiS Don ®oetl^e. 3flad^bem aud^ pe il^m l^ifto^
rifdö geworben war, oerbunfelte ftd) bod) ba^ 33ilb ber ?frauen
nid)t, bie pe xi)m vermittelt l^atten. ®er ^firftin ©aHi^in ge=
benft er in etjrfurd^tsooßer Slnerfennung. 3ln Slugufte ©tolberg
ift ein Slbfd^iebSfc^reiben gerid^tet, baö gu ©oetl^e'S fd)önften
») ««iebul^r, ÖcbcnSna^rid^tcn, I, 499, 1811.
296 S^re ^inneigunfl jur SR^fHI.
Sriefeu jä^U*). SSJä^rcub ^af)^^^^^ cr{d)ien il^m 2aoatcr „a\^
bcr Qxö^k, tücifcfte, iunigfte aller [terbUd)cii unb unfterblid^en
SRenf d)eu", unb er betrad^tete {ein cigeneö geben, mit bcm biefcö
^JJanneiS Derglidien, „luie einen ftttlid)en Zoi". gerbet, S^Iobi,
mtxf, 3. öon 2»üfler, felbft SBielanb urt^eilten nid^t onber^.
2Bem Don fo überlegenen unb uerfd^ieben gearteten 3Renfd^en
eine fo fc^toärmerifd^e Sewunberung entgegengebracht worben
ift, bcr fann niemals aufl^ören, S^tereffe unb Slncrlemiung ju
Derbicncn. SJJit 9ied)t ift in Sejug auf bie 3lnflagen Don 3^^*
genoffen über Saoater'iS @d)n)annerei gur SSorjtd^t gemal^nt
toorben ^). 3lnbrerfeitö neigte fein ganj fubiettiöeö ß^rijtentl^um,
ebenfo wie baö öon 3«n8^@tilling, ju SrSumen unb ^l^antapcn,
unb bcr ©egenfa^ gur trodfen nüd)ternen 3Jloral bcr ortl^oboy
Vroteftantifd)en ©läubigfeit jener Sage fül^rte gum $lcti8mui5
unb gu einer mqftifd)en Sluffaffung ber 9leligion. SBäl^renb bie
roniantifd)en Äreife fid^ bem fatl^olifd)en ©tanbpunft näl^erten,
finbet ftd) bei beni jüngeren @efd)led^t, ba§ mit bem neuen
3ai^rt)uubert auf ben ^lan trat, biefer m^ftifd^e QiXQ bei bcn
oerfd)iebenfteu '3JJenfd)en, toenn and) guioeilen nur Dorübergel^enb,
betont. SSarnliagen übcrfe^te Saint = 2Kartin'ö Setrac^tungen
über bie SReDolution. S^ang üon Saaber, ber ^^ilofopl^, beffcn
Sbeen bie Slufmerffamleit unb aSeiounberung Don ©d^etting unb
^egcl erwecften, erflärte Safob Söl^me unb @aint=3Kartin för
proDibentieUe ßrfd^einungen in ber tleinen @d^ar ber äuS*
crn)äl^lten, burdt) toeld)e bie Söal^r^eit auf (ärben ftd^ überliefere.
35er ^iftorüer 9liebul^r nannte ta^ Tableau naturel bt& fran«
göftfd)en 2RQftiferö „eine @d)ule ber Selel^rung, öott fr&fttger^
erliabener unb angiel^enber @ad)en"^). gür ©d^etting »ar
0 ©oetl^e'S ^Briefe an bie ©töfln ^ugufte su ^iolberg, DenoHttocte
©tafin öon Bcriiftorff, 17. Slpril 1823.
2) SWoj Ä^od^, Öaöater. Sraöcmcinc Seitimg, »eilage, 10. «ptll 1804.
gf. 9Kun!cr, SlQ\3aitt.
3) Sßiebul&t, ScbcnSnad^rid^tcn, 11,98. SJarnl^agen öon ©nfe, 2)eitl«
»ürbiölcltcn, VI, 303-308.
Sl^tc ^inneiöung aut aW^ftif. 297
3a!ob Söl^mc „eine SBunbererfdieinung in ber ©efd^id^te ber
3Kenf(I)^eit unb befonberö in ber ®efd)ici^te be^ beutfd^en ®ei[teö".
Unter bzm (äinflufe beö Philosophus teutonicus unb ber ^t>tm
Don Saaber tpurbe @cl)elling'ö 3iaturbetrad)tung religiös ge*
ftimmt unb ber @runb gur pl^iIofop]^ifcI)eu Seigre feiner fpätern
Saläre gelegt i).
3ur blofe fpefulatiöen Interpretation ber SR^ftif fam i^re
praftifd^e Slntoenbung unter Slnbern burd^ Dberlin, ber 1767
Pfarrer ju Söalberöbad) im ©Ifäffer SRI^eintl^al würbe, unb biö
1826 in biefer raut)en, abgelegenen ®egenb für ba^ jeitlid)e
unb ewige SBol^I armer Sauern aHe ,I^ülfömittel praftifd)er
ßebenSweiöl^eit unb ber ©otteS- unb SJlenfc^enliebe aufbot, bie
aHe§ 3rbifcl)e im ©ienft be§ ^immlifc^en gcfteUt wiffen woHte^).
SSon SaDater beeinflußt unb mit Swng^StiHfng eng befreunbet,
fud^te er wie fte bie (äel^eimniffe be§ fiebenö nad^ bem Stöbe ju
erforfd^en. 3)er patriardf)alifd^e ©eelforger, ber auf bcn fjelbem
feiner ©emeinbe eine 9Jiufterwirtl)fdt)aft l^erfteHte, il^re Sd^ulen
reformirte unb feine ßanbleute leierte, bie fonft unbefd^äftigten
SBintertage mit nü^lid^en ©ewerbcn au^jufüHen, l^atte in feinem
3immer eine SBanbfarte, auf weld^er er baö Silb be§ 3w[t^i^^^
in einer anbern SBelt gu oeranfd^aulid^en fuc^te, mäl^renb er
felbft mit bem ®eift feiner oerftorbenen grau oerfel^rte. Sei
Oelegenl^eit eineö Slufentl^alt^ in SarlSrui^e 1808, bei 3uttg*
©tiHing, lernte grau öon Ärübener Dberlin lennen, ben fte
in feinem einfamen 5ßfarrl)au§ bcfud)te. Sie l^atte feit einiger
3eit oon ber Sfieligion begel^rt, waö bie SBelt nidE)t mel^r
gu geben öermod^te unb war babei Jenem ^uq gum SBunber=
baren unb (äel^eimni^ooHen gefolgt, weld)er ben norbifd)en unb
In^befonbere ben flaöifd^en 3iaturen eigentl^fimlidö ift. ©en
erften 3lnla§ bagu boten bie @dt)riften öon SKabame ©u^on, bie
fte eifrig la§. S)ie Segegnung tnit Dberlin würbe entfd)eibenb ;
») e. gran^, ©d^ettinö'S pofitiöe Wlo\opW, h 20, 37, III, 181.
*. öedcrS, 3. »öl^me, ©«ellinö, ©artoin. OTß. 3tg., Bcirage, gebr. 1883.
^) !^ubtt)ig ^paäi, Dberlin. ^% beutf^e S3io0ra|)]^ie.
298 Dbetlin unb grau Oon jhübener.
er beftärftc fte im (Sifer, bcm ^crrn in ben Slrmcn unb j^ranfen
gu biencn, aber frcilid) aud) im (älauben, bo& eine befonberc
3Kiffiou i^r Dorbel^alten fei. 3Rod) in bemfelben ^erbft fam fic
gn längerem 3lufent^alt in bie 5Räf)e Don ®enf, unb fal^ bort
grau t)ou ©taäl luicber. Sie fprac^ i^r öom ^tbtn, ben jte
flefunbeu l)abe, unterliefe aber, il^r von übernatürlid^en Q^id^m
ju reben unb Qab pd) il^r gegenfiber feiner Säufdöung über bie
©efal^r eineö mifeöerftanbcnen (äiferS l^in. 3Wan muffe ^au
Don Stael @ott überlaffen, meinte fte rid)tig genug; Sl^m tuerbc
fte ftd^ nid)t cntjietien tonnen').
gnbeffen njurbe bie |)errin öon Poppet mit bcr üon ©eutfd^*
lanb auögel^enben geiftigen Strömung burd^ ^rfflnlic^Ieiten
oertraut, bie if)r f^ntpatl^ifdjer ttjaren aU bie ruffifc^e 3)amc,
tt)eld)e bamal^ fd)on in aSerfel^r mit SBunbertljätem unb ^ro*
Poetinnen geratl^en war. Unter bem ©influfe öon SWatl^ieu be
SJlontmorenc^ unb feinet SSruber^ Stiebrid^ badete 31. SB.
@d)Iegel emftlid^ baran, il^rem Seifpiel ju folgen. 6r fd^rieb
an 3Wontmorenc^, feit bie göttlidE)e ®nabe i^m bie Singen
geöffnet l^abe, betrad^te er bie ^liilofopl^ie nur mel^r al«
bie iJül^rerin ju einer ijö^txm ßrlenntnife, bie ©id^tung
unb bie fd)önen fünfte alö ben Slbglang göttlid^er Sd^öm
l^eit. @r fei, äufeert er n^eiter, an grofee geiftige Jil^ätigfeit
gemöl^nt, nun aber looße er il)r @d)tt)eigen gebieten, bamit bie
©ntwidtlung ber inteHeftueUen @aben nid^t öerpngnifeöoH für
il^n werbe. „SKeine ©ebanfen mufe id^ ju S3unbei5genoffen
werben, bamit fte nid)t gegen ben ©lauben ftd^ wenben unb
mid^ in ben ßuftanb beö 3^»^!^^ jurädtfdE)leubem, bem id^
faum entgangen bin. .... ©iefeö felbe Sebürfnife erl^öl^t mir
ben Söertl) ber unter bem 3Ramen Sl^eofopl^en belannten religiflfen
©d^riftfteller. 3n Sejug auf meine SRüdfel^r in ben ©d^ofe bcr
Äird^e l^abe id) nod) feinen ©ntfd^lufe gefafet, aber bie Huf«
^) Ob. Eynard, Vie de Madame de Erüdener, I, 185, 191. Qu Decgt
Sainte-Beuve, Madame de Krüdener, Portraits de femmes.
9r. SB. ©d^lcöcl unb feine lat^oltfirenbc 3:cnbena. 299
forberungen bagu jtnb fo bringcnb imb ^ufig, bafe id) mir
jum aSomurf mact)e, tl^nen au§ blofe irbifc^cn 3Wotiöcn ju
tüibcrftcl^en 35aö proteftantifd^e Äirc^enwefen entfprid)t
meinem bergen nid)t mel^r Sd) bin überjeugt, bafe bie
3eit nal^e ift, wo alle ßl^riften pd^ im alten ©lauben vereinigen
werben. ®a§ SBerf ber ^Reformation ift getl^an. ©er ©tolj
menfd^lid^er SSernunft, ber bei ben erften ^Reformatoren unb
nod) met)r bei il^ren 5Rad^folgem jtd^ fät)lbar mad^te, l^at unö
fo fd)Ied)t, befonber^ tt)äl)renb beö legten Sal^rl^unbertö geleitet,
ba^ er mit ftd^ felbft in SBiberfprnd^ geratl^en ift unb ftd)'t)er=
nid^tet l^at. 6ö ift oielleid)t angejeigt, ba§ @old)e, bie auf bie
3Weinung i^rer S^Wß^noffen ©influfe l^aben, il)n öffentlid^ ab*
fd^toören unb fo bie ^Bereinigung mit ber einen Äird^e ber alten
5£age tiorbereiten l^elfen?
„3d^ oerel^re in ben ©d^riften Don 2Kabame @u^on eine
lebenbige Quelle be§ ®laubenö unb ber Siebe. 9Käd)tige Sin«
regung l^abe id) aud^ in ben SBerten üon @aittt=9Jlartin ge=
funben, ber meinem Sebürfnife, ia^ @ebet nid^t Don ber 33e=
trad^tung gu trennen, entgegenfömmt" ^).
SBäl^renb be§ 3lufentt)alt§ Don ^Jrau Don Ärübener in
@ed)eron bei ®enf befanb jtdt) gerabe 3<^^^^i^^ SBerner in
ßoppet, tt)o man eben ben erften Slieil Don @tolberg'^ Sieligionö-
gefd)id^te la§. ©a§ S^riftent^um, meinte 21. SB. ©d^legel, Don
bem aSuc^ fpred^enb, laffe jtd^ nid)t au§ fo engen ©d^ranfen
beweifen, SBerner möge @aint*2Rartin lefen, ber tiefe, burd)
Safob Söl^me erleud)tete ©inpd^ten l^abe.
®er ©id^ter ber „SEBeil^e ber Äraff' mar nur gu bereit,
fold^en 3iatt)fc^lägen gu folgen unb in einer fold)en Sluffaffung
ber Sieligion (5rfa| für bie ©el^eimlel^ren ber 2Kaurerci unb ber
Siofenfreuge gu fud)en. 311^ bie bramatiftrte, biblifc^e ©eftalt
ber ©unamitin bie a3efet)rung ber 2Kutter burd) ben 3:ob il^rer
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet
et Weimar, 194. A. W. Schlegel ä M. de Montmorency, 1811.
Ztfdiitx iux SarftfUung brachte, gfriet^ er in eine }Mtt Suf-
n^unci, t>a% er ^ur barüber beftür;ten ^obome Stfcürr be eouffuit
U(;:e. au^ beniflben fcbrecflit^m Seg werbe @ott au^ ^rou
Dcn StQ^vl ;u ü(^ m^ren. Seim äA^'c^ieb Don Senjonrin 6on»
fiant empm^t er bie«em bie äteligion in grontrtic^, unb er,
Tuett entfernt bie Senbung abjule^nen, annoortete: »93ad iß
mit bieiem l^ott ;u machen?" 'j. Tem Doltairionifd^ Son=
ftetten mürbe etmae )d)mä[, unb feine gqunbe Semnnft rdbeOirte
(jegen ^ofrel, bie ;ug[ei(t) fc^mac^e Stunben unb Sijtonen Rotten-).
^tKiC^tö ift Deränberter aU Goppet", fc^rieb er feiner greunbin
^run; „£u mirft fe^en, bie £eute merben alle niK^ bit^olifc^,
martiniftijc^, niqftifc^, aDee burd) Sic^legel) unb obenrin nrirb
StUes £eut)d) Suc^ bie ^rübener ijl burd^geßogen unb
jprad) mit ber Stael nur üon cpimmel unb ^öKe. 9Kr ifi baiS
*2(Ued ein @reuel unb Slbfc^eu, menn nid^t bie @tael innner gut
unb mic^ liebenb märe''^).
SWitfortreipen ließ grau Don ©tael pd^ öon feiner ber re»
ligtöfen Strömungen, bie {te umgaben, obtool^l fte bunl^aud
nid^t able^nenb, mie Sonftetten, pc^ gu benfelben Derl^ielt. @d
mar ein üenuanbter Qvlq mit @oetl^e, bag aud^ bei il^r bie
ferngefunbe 9latur gegen jebe airt ber Uebertreibnng reagirte.
(£e feilte pe Don ber SRomantif t)on S)elpl^ine, ba| bie romam
tifc^e Uebertreibung in i^re näd)fte Umgebung unb „bi« in il^r
äJoriimmer" brang, unb pe verlangte ^oljfd^ul^, um feft auf
ber (?rbe bamit einl|ergugel)en, ftatt pd^ in ben SSoIfen gu Der«
lieren *). Sllg} pe mit anfal), mie bei fo mand^en il^rer f^reunbe
unb SBefaitnten ba§ religiöfe Sebürfnife pd^ in ^ropl^entl^um
unb ßftafen aufgulöfen brol^te, befd^ränfte pe pd^ auf S^^nelon
') (Sc^ftb, 3. Söcmct'ö »logropl^lc unb ßl^awlterifltl, I, 145—148.
'^) iO' ©ftnfeer, 3»t)ei »cfcl^rte. 3. Sßcmer, 113—114. ÄoroHne gerbet
über 3- Süernct.
'■') JBonftettcit, ©riefe an gr. SSrun, Poppet, 12. DItober 1809.
^) Madamo Necker de Saussure, Notice sur la vie et les ^rits
de Madame de Stucl.
Sfletigiöfcr ©tonbpunft üon grou öon ©toel. 301
iinb bic JJad^foIgc 6l|ri[tt, unb fud)tc, mcl^r al§ je juöor, burd^
ein unerfd^öpfltd)c§ unb tptigc^ SWttlctb mit allen Spornten be§
mcnfd^Hd)cn 6lcnb§ gu tuirlcn. Qvod Äapltcl bc§ Suci^§ über
©cutfci^Ianb, ba§ öon bcr SÄ^ftif unb ein anbercS über bte
Sl^cofoplien, bcfdiäftigen jtd^ mit ben bamalS fo eifrig angeregten
Problemen. @ie erfennt barin gang rid)tig, ba^ bie l)öd^[te
Slütl^e be§ geiftlid^en Sebenö ben 3Renfd^en nid)t bauemb ju=
gänglid^ gemad^t werben lönne, ba^, im bcften %aU, nur biefeö
gu erreichen fei, pd^ im Äantpf ber SCBelt foldjer ©tunben gu
erinnern. Sn 33egug auf bie ©d^riften ber SRgftiler geftanb jte
einfad^, bafe e§ fd^wer fei, fie gu öerftel^en, aber jte ftanben il^r
Diel nälier, atö bie ©oltrinen ber Sl^eofratie, meil fte \f)x Se-
bürfni^, bie ^Religion al§ l)öcl)fte Sluffaffung bcr Siebe gu be^
greifen, bcfriebigten.
SBenn jte jtd) ber ®efpräd)e mit Sofepl^ be 5Kaiftre gu
Saufanne erinnerte, ober ©d^riften t)on Sonalb gur §anb nal^m,
fo mufete jte nad) toie üor befennen, ba^ jte ba^ ßl^riftentl^um
anberö al§ biefe geiftreidie, aber intolerante Slpologctif öerftanb.
9lod^ ferner lag il^r bcr ©ebanfe, mit bcm Sßerfaffer ber primi*
tioen ©efe^gebung ba§ ^eil bcr lünftigen ©eneration burd)
dt&dh^x in bie Sergangenl^cit gu jud)en, ober, wie ©e 5Jlaiftre
e§ wollte, bie politifd^e ©oftrin mit bcr ttnantaftbarfeit be§
®ogma§ gu befleiben. ^n ben tonangebenbften feiner @d)riften,
bie erft nad) bem Sobe öon ??rau t)on Stael erfd)ienen, l)ätte
Pe tt)ol|l S3iele§, fo bie S!lrt unb Söeife feiner SSertl^eibigung ber
Snquiption, feine Snfd)u^nal^mc be§ 2lbcrglauben§ aU einc§
Sollwerfö be§ ®lauben§, gerabegu friöol gefunben^). SSon
Sonalb l^at pe ben 3[u§fprud) getl^an, er fei ber ^l)ilofopl^ ber
S!lntii)l|ilofopl^ie, ba§ reidje nid)t weit 2). gn ber ^Religion oor
SlHem öeriangte pe 6rnft ber ® epnnung ; e§ mar il^r ein innerfteS
*) J. de Maistre, Lettres sur l'inquisition espagnole, 18, 22, 65,
172. Soirees de Saint- Petersbourg, 234.
^ Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les Berits
de Madame de StaSl.
302 einflufe bcr beiitfd^en Sbcenmctt auf bentelbcn.
SBcbürfnife, bic 9Jlenfd^en barin üoHfommcn aufrid^tig, befonbcrS
gegen pd^ felbft ju pnben. SBaS il|rer ?Ratur am meiften wiber^
ftrebte, war bie irotttfd)e Stimmung, bie geiflreid^e ^erflflage,
bie ba^ .&eiUg[te erniebrigt, «nb [elbft in ber l^eroifd^en ^anb=
lang ben ^unft auSfpä^t, wo jte ber $feil bc8 ©potteiJ treffen
tann. @ie beburfte ber 6f)rfurcl)t, ber Sld^tung öor ber SKei^
nung Stnberer; jte gab nic^t ju, bafe e§ gefäl^rlici^e SBal^rl^eiten
gebe, unb jc^ä^te ben ©lauben nid^t l^oc^, ber nid^t aUe geiftigen
ijäl^igfeiten in fein SSereid) gegogen, ftd) feine ßuöerfid^t nid^t
erfäntpft l)atte^).
©erabe barin famen il|r nod) einmal bie beutfd^e ®ebanlen*
melt, bie beutfd^e ©eftnnung gu ^ülfe. Segeifterung ol^ne
f5anati§mu§, ©nergie ber innern Uebergeugung, Sereittoilligfeft,
alle irbifd^en gntereffcn ben ewigen (Sütern gu ojjfem, aUc bicfe
6igenfd)aften galten il)r al§ d)arafteriftifc^e Q&Qt beutfd^cr SReli*
giofttät, gleid^öiel in tt)eld)er Äirrf)engemeinfd^aft Pe jum 8[u8»
brud lam^).
Sl^rer SSorliebe für ben reformirten ©lauben blieb pc treu, aber
il)re ©epnnung gegen bie fatl^olifd^e Äird^e mad^te einer milberen
unb gered^teren Seurt^eilung $la^, nad)bem pe mitangefd^aut,
wie ber fatl^olifd)e ÄIeru§ bie $robe ber SReöolution beftonben
unb pe ben Äatl)olicigmu§ in 3)eutfd)lanb fennen gelernt l^atte.
2llö S<^^<^^iö§ SBerner übertrat, war grau üon Staßl bic ein*
gige i^re§ Äreife§, bie if)m ©lücf bagu wünfc^te, bic Stufen,
bereu er beburfte, auf biefem SBeg gefunben gu l^aben*). An
ben Slamen t)on griebrid^ ßeopolb ©tolberg, für wcld^cn pc eine
tiefe Sßerel)rung l)egte, fnüpfte pe bie f)öc^fte Erwartung ber
S^riftenl^eit, jene auf SBieberöereinigung ber ÄonfefPoncn*).
^) Madame de Stael, De rAUemagne, 3^nie partie, Chap. II, IX,
4fcme partie, Chap. 11.
2) ebenbafelbft, A^me partie, Chap. I, II. 3u öctgl. 3^nw partie,
Chap. III.
•**) Jp. ©ünfecr, Sttjei SBclel^itc. 3. Söerner, 176. ^au öon Stael on
grau öon ©d^arbt.
*) Madame de Stael, De TAllemagne, 4eme partie, Chap. IV.
S)oS ei^nftentl^um üon grau öon <Btael 303
Sltemanb fprad) il^r fo au§ tiefftcr ©cele al§ ©tolberg, wenn er
bie SBorte üon ®e§carte§: „S^^Ö benfe, alfo binid)", burd) jene
anbern ergänzte: „SÖßtr lieben, alfo werben wir fein"^). ^n
biefer reinen, l^ol)en 3[tmo[pl^äre würbe e§ ftiHer in il|r, unb jte
gewann bie Äraft ber Ergebung, „^ä) fül^le mid^ juweilen
eigentpmlid^ beruhigt", fd^rieb fte an SKabame SRecamier, „unb
irf) weife, bafe biefe Slul^e nid)t öon mir, [onbern üon @ott
fömmt. 3)ie aufrcgenbe ©jriftenj, bie id) bi^lier gefüf)rt l^abe,
unb au§ weld)er ftd)erlid^ nid^t ic^, fonbern 6r mid^ befreite,
liegt l)inter mir unb läfet mir Hoffnung, obwof)! id^ wof)l er^
fenne, t>a^ eö @nabe ift, unb bafe bie ®nabe auc^ wieber gurüd*
gejogen werben lann"^).
Uebereinftimmenb bamit lautet ba§ Fragment eine§ S3riefe§
an Kamille gorban: »Je ne pouvais guere, moi, etre plus
malheureuse sur cetle terre, et il fallait un million de chan-
ces pour que ce resultat eut Heu ; mais tel qu'il est jusqu'ä
ce jour, je n'ai point encore manque de respect ä Tauteur
de ma destinee et je dis comme Job: Pourquoi n'accepterai-
je pas les maux de la main de Gelui dont j'ai regu les
biens?« ©abei follte e^ nidf)t bleiben, benn t)om Slugenblicf
an, wo fie jid^ beut l|öf)eren SBiUen unterwarf, füf)lte fte bie
reinigenbe 9Kad)t be^ ©dimerge^. „©elbft nod) in biefem
geben", l)eifet e§ im 33ud) über 35eutfd)lanb, „wirb offenbar,
warum man gelitten f)at, warum, wa§ man gewünfd)t, nid)t
p erreid)en war. 2)urd) Sefferung be§ ^erjenö mad^t fid) bie
milbe 8lb[tdf)t lierftänblid), bie un§ bem Seiben unterwirft. %nx
ben 9!)ienfd)en, ber ftd) feiner SSergel)ungen bewufet ift, l^ätte bie
Erfüllung feiner irbifd^en 2Bünfd)e etwas @d^recfenerregenbe§.
6r müfete barin nur ben SSerjidfjt auf feine ewige Seftimmung
0 ^. ©elfeer, S)tc neuere beutfd^e 9?attouaUiterotur nad^ i^ren et^tfd^en
unb rcUgiöfen ®efid^t§pun!ten, II, 37.
^ L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, 178, 182.
Madame de Stael k Madame Recamier, Coppet, 1er Janvier, 1811.
304 ®o* ©^rfftcntl^um üon grou öon ©tael.
crfcnnen"'). Sin SRcifter fd^rtcb Pc bic f d^öncn 3Bortc : »II faut
avoir soin, si Ton peut, que le döclin de cette vie soit la
jcunesse de Tautre. Se desinldresser de soi sans cesser de
sMntercsser aux autres met quelque chose de divin dans
l'ame« 2).
@o würbe ^rau üon ©taSi ßl^riftin, ttjeil jlc nur im
6l)riftentl^um bic üodc Entfaltung ber mcnfd^H(i^en 9latur, bic
Sefricbigung be§ glül^cnben 3SerIangen§ nad^ fjrcil^dt unb nad)
Siebe fanb, ba§ i^re Seele jugleid^ peiingte unb burd^brang.
3Bie [el)r ri(f)tig öon il^r gejagt worben ift, öenpanbeltc
fid^ t)on ba an \f)xt 2:l^eorie ber ©paltation enbgültig in Jene
ber ?!JJoralität ; ju il^rer §o(f)fd)ä^ung aller natflrlid^en ®aben
gefeilte jtd) bie Sewunberung ber erworbenen Sugenb; 9nutl^
unb Ergebung galten if)r j|e|t l^öl^er al§ baS fiberftrömenbe
®effil^l. Sie mieb bie ©nfamfeit nid^t mel^r unb lie^, aUcin
ntit pd), il^re ©ebanfen gern jn ®ebeten werben. 2Bic immer,
wenn eine 5D?enjd)enfeele jn innerer Harmonie gelangt, Weigerte
pd^ bie SBirfung, bie pe auf Slnbere auöflbte, in bem yHa%
al§ pe gurfldf^altenber geworben war. SBäl^renb il^re näc^ften
greunbe pd^ über Symptome ju täufd)en fud)ten, bic eine emjie
33ebrol)ung ber pli^pfd^en Äraft öerrietl^en, empfanben Pe fe^t
in ber SRäl^e t)on grau öon Stael etwa§ ©rnfteS unb ®ro^ei»,
wa^ um fo mel^r ergriff, al§ eö if)re gewol^nte Jl^eilnal^me nid^t
beeinträd)tigte unb pd) mit einer gefteigerten geifligen Sl^fitigMt
ücrbanb^). @ie war öierunböierjig Satire alt: »La porte de
mon coeur est fermeo«, fo fagte unb glaubte Pe. 68 !ttm
nod) einmal anberö. Sin il|r follte pd) bewähren, wa8 ®oet^e
feiner ©elbftbiograp^ie aU SWotto öoranfe^te, unb il^rcn legten
3af)ren würbe in %Mt gegeben, wa§ pe in ber Sugenb getofinfd^t.
') Madame de Stacl, De TAllemagne, 4^nie partie, Chap. V.
^ Madame de Stai^l ä Meister, Chaumont, 25 Mai 1810. Ungebtuifte
«riefe im aSefife beS ^errn Dr. 3:1^. S^einl^ort.
°) Madame Necker de Saussure, Notice sur la yie et les ictiiB
de Madame de Stael, Effets du temps.
©rlebnilfc etnc§ fronaSrtfd^cn DffisietS in ©ponicn. 305
3m ©cptember 1808 würbe ba§ jmeite fran3öft[d)C §ufarcn^
tegiment an^ ^reu^en nad) ©panicn 0ef(f)icft. 3n feinen SReil^en
biente ber ©enfer 3ean be SRocca, au§ einer alten ^atricier-
famtlie, bie jur 3^it ^^^ ^Reformation au§ ^iemont eincjettjanbert
war. ®er junge 5Kann f)atte feine ©tubien in ber pol^ted^=
nifcften @d)ule gu ^ari§ mit ©rfolg beenbißt, unb war bann
in bie franjöftfd)e Strmee getreten. 6r war gweiunbgwangiß
Saläre alt, al§ er üon ben Ufern ber 6lbe unb SBefer, wo er
unter ben erfd)werenbften Umftänben ganb unb Seute lieb-
gewonnen l)atte, nad) jenen beö 6bro unb be§ ©uero gefd^idt
würbe. @r l^atte faum bie ^grenäen fiberfd^ritten, al§ ilim flar
würbe; ba§ eine SRation wie biefe, bei weld)er ber Patriotismus
burd^ bie Ueberjeugung, ber ®laube fei in ®efal)r, geftäp unb
entjfinbet würbe, niemals bejwungen werben fönne. Dbwol)l
bie frangöftfd)en Slrmeen nod^ ftegreid) waren, beftärfte il^n jeber
5j:ag in ber @ewifel|eit, bafe fte auf ber p^renäifd)en ^albinfel
einer oerlorenen ^Saäjt bienten. 2Bäl)renb er feine @olbaten=
pflid)t mit l)elbenmiitl)iger Slufopferung erfüllte, fud)te er jugleid),
wo er nur immer fonnte, 9Jtenfd)enleben ju fd^onen unb gu
retten. Sie S^^d)enfäHe beS gagerlebenS, bie bramatifd)en
©pifoben eines fortwäf)renben ÄampfeS um baS ©afein, bie
Haltung beS fpanifdt)en SSolfeS, baS bie 9lufl|ebung ber Snqui-
fttion als bie empfinblidf)fte Seleibigung feines 9tationalgefäl^lS
empfanb unb tro^ beS wütl)enb[ten ^affeS gegen bie fremben
Sebrüdfer bod^ beS wel)rlofen %tm\>t^ fd)onte, alle biefe (5in=
brüdfe bewegten fo lebl^aft bie Seele beS jungen DffigicrS, ba§
er baS bamalS ©rlebte einige ^ai)xt fpäter in anfd^aulid^er
unb lebenbiger SBeife ju Rapier gebrad)t unb bamit einen
fd^ä^enSwertl^en Seitrag gur ®efd^idt)te ber fpanifd^en fjelbjüge
geliefert l)at. 9lad)bem SRocca im 2Rai beS Sal^reS 1809 an
bie flanbrifd^e Äüfte gefd)icft worben war, leierte er am @d^lu§
beS 3al^reS nod^ einmal nad) Spanien gurüd, wo er in 9lnba=
lujten mit feinen Äamerabcn ben ©ebirgSfrieg gegen eine 33e=
öölferung oon $irten^unb @d)mugglern gu beftef)en' l)atte, ber
a3lenner]&affett, grau toon ©taei III. 20
300 (frlebni»»« fincj ^an^j^'Aen Cmyer* in Spanirn.
H)n bis ijc^n 3Rcilen üon ©ibraltar ffi^rtc unb t&Qlid) bcn
ßrößtcn 0cfa()rcn auefefetc. „3Rit ben Sorten bfr ©d^rift",
faßt er, ,,fonnten mir roieberl^olen, bafe wir unS in btefem
rul^mlofen Äricg felbft tjerse^rten, um für bie Ungered^gfeit
ber ^ad)t iju bfißcn, für bie wir fämpfen mufeten" ^). SBon ben
perfönlid^en @(f)ictfalen be» jungen CfpjierS ifl in feinen ©ent
würbigfeiten nur in foweit bie JRebe, ate pe auf ben aügentetnen
®ang ber ©rcigniffe Sejug l^atten. @r ennarb fi^ auf bem
©d^laditfelb ba^ Äreug ber 6f)renIegion unb galt feinen ^ufaren
bereit« al§ gegen bie Äugeln gefeit. ®a, am 1. 9Rai 1810,
trafen il^n unb fein treue« SRofe in einem ^ol^toeg ber Serge
t)on SRonba bie wol^lgejieltcn @d)fi|fe einer Sanbc üon ©uerilla«.
6iner biefer @d)üffe jerfplitterte ben linfen ©d^enfel, bie anbem
brangen in Sruft unb Schulter. 9Jlan erjäl^Ite jtd^ in ®enf,
bie aufeerorbentlid)e ©diönl^eit be« jungen SWanne«, ber burd^
bcn Slutücrluft erfd^öpft, bewufetlo« oom $ferb gefunlen unb
für tobt liegen gclaffen ttjorben war, l^abe baS ^rj einer {ungen
Stnbalujterin gerül^rt, unb biefe il^n juerft in einer Sfelbfopelle,
bann in il)rem clterlid^en §au« geborgen unb burd^ il^re^ßege
bem geben gurüdgegeben 2).
©ie Slufjeidf)nungcn oon SRocca enoäl^nen nur, ba§ er üon
feiner Gruppe in beiou^tlofem ßwftonb nad^ ber Keinen anba«
Iufifcl)en Stabt gurüdfgebrad)t würbe. 3m $aufe, wo er ein»
quartiert war, würbe er üon biefem 3lugenblicf an nid^t mcl^r
alö ^einb betrad)tet, fonbem mit ber größten Slufopferung unb
ßiebc gepflegt, gegen bie wieberlef)renben fpanifc^en @ebirgd«
fd)ü^en geborgen, unb alö e§ beffer mit il^m würbe, burd^
©cfang unb Sautenfpiel gerftreut. 2Hö einen ed^t nationalen
Bug bcrid)tet er, baß bie gweite 2:od)ter be« ^aufe«, bie in
0 Rocca, Mcmoires siir la gncrro d'Espagne, Deuxieme editioii
publii^e par 0, Kevillod, (ionöve, 1887, avec un portrait de Monsieur de
Rooca.
-) ^Hüiiftetten, ^öriefwed^fel mit Sr. »run, II, 137, «ote ton gfriebe-
©tlebniffc cincS franjöfifd^en DffiaterS in (Spanien. 307
einem benad^barten Älofter ben @d)Ieier genommen l^atte, pd)
mit ben übrigen SRonnen ben fd)tt)er[ten Äafteiungen nnb 6nt*
bel^rungen unterwarf, um t)om ^immel bte 3lieberlage be§
^einbeS ju erlangen, ©em üern^unbeten Dfftjier aber, ben il)re
6Item bejd^ü^ten, fd)idte fte fleine Äörbd^en mit wol^lriedjenbem
SSerbanbgeug, über ba§ jte SRofenblätter ftreute^).
3flad^ fflnfjig SEagen üermod^te jtc^ 3flocca biö SRabrib gu
fdbleppen, öon mo er, auf fein ^ferb gebunben, meil ber öer*
munbete %n^ fteif geblieben roax, mit einer Slnjal^l gleid)faH§
untauglid^ geworbener Dffijiere 6nbe 3iili bie franjöjtfd^e ©renje
erreid^te. 3w)ei biefer Dfpijiere waren in ^olge ber erlittenen
©tropagen unb SBerwunbungen mal^njtnnig geworben, unb einer
berfelben fd)lug eineö 2:ag§ feinen Singreifer mit einem ©tötf*
d^en in bie %lnd)t, ba^ er ba^ magifc^e @ce|)ter beö großen
Äönigö öon 9!ÄaroIfo nannte. 2)er Slnbere fpielte bie ®eige
unb taugte baju. 3" 6«^^ beö 3af)re§ 1810 traf SRocca wieber
in @enf, wo er fef)r beliebt war, ein. Sonftetten, ber if)n ein-
mal einen 33rauf elopf genannt l)atte, f lagte ftd^ fpäter an, f el^r
ungered^t t)on bem jungen ?lKann geurtl^eilt gu f)aben, beffen
iugenblid)em 3Rutl)e bie Strapazen unb Seiben beö Selbjugö in
Spanien nid^tS üon feiner Äül^nf)eit genommen liatten^). S)ie
münblic^c Ueberlieferung weife nodf) öon einem diüt gu ergäf)len,
bei weld)em er mit feinem fteifgebliebenen Sein über bie ftei-
nemen ©tufen ber ©enfcr §ügelftabt l^erab in bie 3ftue be la
6itö galoppirte, um an ben ^enftern öon ijrau t)on ©tael
üorbeigufommen ^). 33aron Sßog^t erwäl^nt in einem Srief an
5IRabame 3flecamier, e§ rü^re bie 5!Benfd)en, im Jungen SRocca
ein fanfte§, liebenSwürbige« SEBefen mit garter ©efunbl^eit unb
lieroifd^em SSRui^ bereinigt gu finben. @o fd^lanf unb fein fei
er gebaut, bafe man ftd^ frage, wie fo öiele Äugeln il)n treffen
*) Rocca, Memoires sur la guerre d'Espagne, 236—241.
2) SBonftctten, SSriefwec^fel mit gr. a3run, II, 143, ©cnf, 13. Qluöuft
1817.
3) A. Stevens, Madame de Stael, H, 101.
20*
308 Seon be SHocco in ®enf, 1810—1811.
lonntcn, unb er Hebe feinen @tanb fo fel^r, bafe bie Sil^ränen
feineö Sßater^ il^n nid^t ^inbern würben, gum 3Baffenl^anbtt}erf
jurüdf julel^ren ^). Slber vorläufig war er nod) gu fd^ttmcl^ bagu
unb jubem öon einer Sungentranfl^eit bebrol^t, btc feine ?!Jhitter
frül^ l^ingerafft liatte. Unter Senen, bie bem Seibenben warme
2:i^eilnal)me entgegenbrad^ten, war grau üon ©taöl, bie feine
ai^nung baöon l^atte, weldie SBirfung il^re 2Borte auf i^n auS*
übten; biefe war fo tief unb nac^l^altig, bafe Siocca balb
barauf, einem Steunb öon il^r fprec^enb, fagte, er werbe jlc fo
ju lieben wiffen, ba§ fte i^n enblid) l)eiratl^en werbe; atö man
il^m bemerfte, fte fei alt genug, um feine SJhitter ju fein, ent=^
gegnete er, e§ freue il^n, barin einen neuen ®runb für feine
Siebe ju il^r gu l^aben. ®aö Unwa^rfd^einlid^e gcfd^al^. ©ie
f^rau, bie nie fd)ön gewefen unb bereu 8eben§glücf baran gc«
fd^eitert war, bafe fte in ber Sugenb lein bauembeö ©effi^I für
ft^ l^atte erwedten fönnen, würbe nun, wo jie barauf ocrgid^tet
l^atte, ber (Segenftanb einer Ieibenfd)aftlid^en $Reigung, weld^
bie Seftänbigfeit abeln follte. Sl^re ©eele war empfänglich
genug geblieben, um ein fold^eö ®lüdt nid)t öon ftd^ ju weifen.
Slber ber ®laube an bie ^lad^ftd^t ber SBelt für fo ungewo^n«
lid^e ©d^idffalöwenbungen war öerloren gegangen; jum SBibcr*
ftreben, il^rem Flamen ju entfagen, fam jefet nod^ biefe«, fld^
bem fpöttif(i)en ©erebe ber 5IRenfc^en au^gufe^en. So fanb
im 3öl)r 1811, gu ßoppet, eine gel^eim gel^altene Srauung
gwifc^en if)r unb Slocca ftatt. 9Zac^ ber 1812 erfolgten @eburt
eines @ol^ne§ fül^lte ftd) Stau öon Stael im ^inblicf auf bie
Sulunft biefeö ÄinbeS öerppid^tet, wä^renb il^re§ «ufcntl^alt«
gu ©tod^olm, 1813, il|re @l^e nochmals anerlennen gu laffcn.
SIber erft nad^ il^rem 2^obe erful^r bie 3Belt, bafe er i^r red^t*
mäßiger ®atte gewefen war 2).
') L^Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Goppet et
Weimar. Le Baron de Voght ä Madame Recamier, Qen^ve, 22 D^c. 1810.
2) Sonftetten, »rtcftuc(]&fel mit gr. »tun, ®enf, 13. «ugufk 1817.
^ wirb ber ^tociU ©attc öon grau üon Btael 309
Scnc, bie il^r am näd^ften ftanben, lonnten pc^ über bic
3lrt ber Sejie^ungen jtx)ifd)en t^r unb SRocca nid^t lange täufd)eit.
3n einem 1811 gefd)riebenen 33rief an SRabame be ®eranbo,
bie ba§ SSerl^alten il^re§ SÄanneö gu entfd)ulbigen gefuci^t l^atte,
fpielte %xan Don @tael jelbft barauf an. „&^ gibt SRenfd^en",
fagt fte, „für m\ä)t bie S^ntpatfiie unöermüftlid^ bleibt, ©ine
SBolfe fann fte öerbunfeln, aber eö ftnb ju üiele @traf)len ia,
um jte nid)t lieber gu öertl^eilen. Sn 33egug auf @ie felbft
beburfte e§ beffen fiberl^aupt nid)t, benn id^ f)offe, @ie ^l^rem
üollen 3Bertl)e nad) ju fd^äfeen. 3" S^nen werbe idt) jurüd=
fef)ren, fobalb bie Slufregung jid) gelegt l^aben wirb, in tt)eld)e
mid^ ein grofeeS ©reignife in meinem Seben öerfe^t, ein 6reig*
nife, öon n)eld)em id) nid^t mei§, ob e§ oon meinem @d)u^geift
bort oben oÖHig gutgel^eifeen werben lann" ^).
©a§ eö audt) ben il^r am nädf)ften ©tel^enben fd^wer fallen
werbe, jtd^ mit bem ©efd^el^enen gu oerföl^nen, He§ fid) erwarten,
©iömonbi war in Stalien unb glaubte %xan öon @tael bereite
auf ben SBeg nad) ben SSereinigten (Staaten, a\^ er ftatt beffen
öon tl^rer SRüdffefir nad^ ®enf ^örte. „Stire Slnwefenl^eit",
fd)rieb er oon bort au^ an bie ©räfin oon Sllbang, „oeränbert
mein gangeö geben. 3d) war auf Strauer unb föinfamfeit oor=
bereitet unb finbe ©iejenige wieber, bie id) am meiften auf ber
2BeIt liebe, bie aud^ bann, wenn man fte nidt)t lieb l)ätte, ba§
©afetn nod) mit einem il^r eigenen S^wber oerfdf)önern würbe".
^nxi barauf fanb er bie (Stimmung feiner greunbin fo öer^
änbert, t>a^ er wieber an biefelbe ^ol)e Sorrefponbentin fd)rieb:
„grau oon @tael fpielt Heine ÄomÖbien, bie fie felbft gebic^tet
l)at, unb wa§ am etgentl^ümlidf)ften berül)rt, wenn man il)re
meland)olifd)e ^^antafte unb peinlid)e Sage fennt, ift bie Reiter*
feit, bie fte babei entwidelt. Sl^r @ntfd)lu6 ift gefaxt; fte l)at
Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les ecrits de
Madame de Stael. Relations de choix.
^) Baron de Gerando, Lettres inedites, etc., 76 — 77. Madame de
Stael t\ Madame de Gerando, 1811.
310 SrreunbeSftimmen batflbet.
$ariö ücrfleffcit, pc bcnft nid)t mcl^r an t^r Sud), fic lebt in
ber ©egemuart, ol)ne in 33cjuö auf bic 3»f«»ft ii^tcn ©ntfci^Iufe
ju äitbem @ic öcrmcl^rt tägUd) mein 6rftauncn, benn
eine fold)e ©eelenrul^e l^ätte ic^ weber il^r gugetraut, uod^ felbft
an ben Sag gu legen t)ermod)t, unb nod) wage ic^ nid^t, an bie
2)auer berfelben ju glauben" *).
Um bicfelbe Qdt tarn Slbalbert Don gl^amiffo, Dorn 3Bunfd^
grau üon @tael wieberjufe^en, getrieben, nad) bem ®enfer See,
wo er ftd) innig mit ©i^monbi befreunbete. @te aber fanb er,
wie er eö auöbrücft, „in einem Söerl^ältuife befangen, ba^ fie
gauj öon il)m entfernte", unb ein ®ebi(i^t Don ll^m üerratl^,
mit loeldjen Hoffnungen oieHeici^t aud) er jid) getragen l^atte:
»J'ai vu la Grece et retourne en Scythie,
Dans uies forets je retourne cacher
Mes fiers dedains et ma mölancolie.
Rien desormais ne m'en peut arracher,
Adieu Gorinne, adieu, c'est pour la vie.
La j'expirai Terreur qui in' est ravie;
Gorinne adieu: tu n'es point mon amie,
J'ai vu . • ,c
Unb ©iömonbi rid)tete 2lbfdöteb§geilen an 'ben ©id^tcr, bic
im gleid^en Sion entgegneten:
». . . J'eprouve aussi la souflfrance,
Je vois aussi Tesperance
Ge faner, s'evanouir;
Mais si j'ai quelque courage,
G'cst moins pour braver Torage
Que pour me taire et souflfrir . . .«2).
md)t aUe, ble fid) enttäufd^t ober gereigt fft^Uen, liefeen
e§ bei einem ®ebid)t bewenben. 3m grül^ia^r 1811 fam
0 Saint- Rene Taillandior, Lettres in^dites de Siswondi, etc.
Sismondi ä Madame d'Albany, Geneve, 10 Nov. 1810, 11 Fevr. 1811.
2) SR. gulba, ei^amiffo unb feine Seit, II, 111—114.
fJrcunbeSftlmmen barübev. 311
Seniamiu ßonftant auf [einem SBeg nad^ Saufanne bmd) ®enf.
SBie bie 3lloten ju feinen unüollenbeten 3Remotren berichten, er*
warteten i^n bort bie peinlic^ften 3[u§einanberfe^ungen mit
feinem SBater. 6§ fam ju l^eftigen 3[uftritten mit il^m, mit
SWabame be ßonftant, mit grau öon Stael, bie er befdjulbigte,
il^m ben SSater ju entfremben, enblid) mit SRocca felbft, ber
biefen Scenen baburd^ ein (5nbe mad^te, ba§ er einen gerinQ»
füfligen Slnlafe benü^te, um ben il^m antipatl^ifd^en Senjamin
ßonftant gu forbern. 3)iefer erflärte, er molle grau öon ©tael,
bie üon. ber gorberung nid)ts wufete, nic^t für bie §anblung§=
weife eineö fungen Sil^oren öerantmortlid) mad^en. @ö gelang
bennod^, bie ©ad)e beigulegen, obwohl Senjamin ßonftant fein
Seben lang ein befannter ^Duellant blieb; am 15. SRat ging er
l^ierauf nad^ ©eutfcftlanb 0.
9Äit ber 3^*^ fteigerte jtrf) bei ben greunben öon grau
t)on ©tael mel^r unb mel^r bie Uebergeugung, ba^ fte in
einem burd)au§ eblen 6f)arafter 6rfafe für bie 3Sorgüge ber
äufeem Stellung gefunben l^atte. „6§ ift gewife", fd)reibt
SWabame 3ledfer be ©auffure, „bafe er fte glüdflic^ gemad)t
l^at. @r brad)te il^r bie järtUd^fte Si^n^iflung, aufrid^tige
Sewunberung unb ritterlid)e ®efüf)le entgegen. Seine 2lrt,
ftd^ auögubrüdfen, war fc^wungöoll, faft poetifd^ ju nennen;
er befafe ^^antajte, ein Salent, ba§ [\6) au§ feinen Sdjriften
nad^tt)ei[en läfet, fd)lagenben, gefälligen 2Bi^, unb fein Sßerftanb
l^atte etwas grifd)eS unb DrigineHeS, baS ben übrigen anregte
unb befc^äftigte. 3)agu fam bie ftete Seforgnife um il^n, bie
Slngft, tl^n ju verlieren, unb ba^ 3Jlitleib mit ben ©c^mergen,
bie er litt Sie war fo angelegt, ba^ fte aud) nad^ bzn
furd)tbarften Ärifen bod) immer wieber 2Rutl^ fafete unb il^n
retten gu fönnen meinte; ftets umgab jte il^n mit ber liebeöoUften,
aufmerifamften $Pege unb weil)te il^re gange Äraft ber Sorge
*) Sainte-Beuve, Benjamin Constant, Portraits litt6raires, III, 185,
E. Sch^rer, Le Temps, 20 Fevr. 1887. 8(. (Strobtmonn, ©idJtetprofUc
unb (5]^ara!tet!5pfc, II, 19-20.
312 S)cr SBintet in ®enf.
um feine ßr^altiiuö" ')• wSd) ibcitte SRocca gern'', fagt Sqron,
bcr if)n in Sonbou fennen lernte, ,,er war ein tüdötig^r, ge«
jd)euter 9Kann. deiner fagte beffere ©iuge unb mit befferem
an[tanb"2).
gür aiocca fam balb ber Slugcnblidf, feine Eingebung burd^
bie Sl^at ju beweifen.
SBol^l jum erften SWal feit ba§ ®efd)icl fte immer wieber
bal)in gurücffiif)rte, war ber ®ebanfe, jid) auf unbeftimmte 3^'t
an bic Sd)weii gefettet ju wiffen, ol^ne bie gewol^ute Sitterfeit
für grau Don ©tacl. 2Benn jic aud) nod) immer ffil^lte, bafe
bie Sßerbaunung ben ®cift erfd)Iaffe, fo geftanb fte gu, ba^ bie
Seele burd) bie ßrfenntnife an Äraft gewinne, wie leine TOad^t
ber 6rbe etwa§ gegen bie Ueberjeugungen üermöge^). 6§ blieb
ba^ foUcrnbe ®efü^l, burd) ben blofeen Umgang mit il^uen bm
greunben ein ßoo^3 gleid) il^rem eigeueu gu bereiten. ®iefe ftete
33eforgni§, Slnbere burd) einfad)e Sitte ber ^öflici^Ieit gu compro*»
mittiren, ging fo weit, bafe fie 9?iemanben mel^r gu Stifci^e bot,
ol^ne ftd) auf baö ©enauefte über feine SSerpltniffc gu orientiren.
„@ö genügte", fagt [te, „bafe eine fold)e ^erfönlid^feit einen
SBetter in xijxcx 3Serwanbtfd)aft gä^lte, ber eine ©teile wünfc^te
ober befleibete, um i^rer 3[nwefenl^eit an meinem %\\6i mm
3ug öon römifd)er SEugenb gu geben" ^). »Quelle douleur
d'etre comme une pestiferee pour loul ce qui vous approchec,
fd)rieb fte gu Seginn be^ Sal^re^ 1811 an SRabame 3fiecamier.
Sie red)nete, al^ fte biefeö fd)rieb, nod) ol^ne ben Umftanb, bafe
ber neue ^räfett, SRonfteur ßapelle, oor Ungebulb brannte, |td^
feine ©poren gu öerbienen. ©ein erfteö 33egel^ren, e§ möge
il^m ba^ Driginalmanuffript be^ 33ud)§ über ®eutfd)lanb auS*'
I) Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les Berits
de Madame de Stael. Rolations de choix.
^ Medwin, Conversations with Lord Byron, 123.
») Madame de Stael k Meister, 13 Juillet 1811. Unöcbrutftc »riefe
im SBcfife bcS Qatn Dr. Sl^. Sftein^art.
*) Mudame de Stael, Dix anuees d'exil, 2feme partie, Cbap. II.
SBerbungen be§ faifcrltd^en ^äfcften. 3(3
flcliefert werben, wies %xa\x öon ©tael fur^ ab; e§ fei im 2lu§*
lanb in @id)erf)eit, anttoortete fie, unb ba foHe eS bleiben,
©ann brang er barauf, jte möge in irgenb einer ^Jorm ia^
Sob be§ ÄaiferS auSfpred^en. @in paar Seiten üon il^rer §anb,
in biefem Sinn gefd)rieben, mieber^olte er allen il^ren ©enfer
33efannten, würben genügen, nm eine öoUftanbige SBenbnng
il^reS @d)idfal§ l)erbeijnfü^ren. 2Bie fd^on einmal unb auö
bem gleid)en ©runbe, bafe fte unter ben beftel^enben SBerplt«
niffen nid^t nur lädierlid), fonbern aud) ueräd^tlid) erfd)einen
mufete, wenn jte jtd^ ju einem fold^en @d)ritt üerftanb, lel^nte
fte ab. „3d) l^atte fein 23erbien[t babei", fd^rieb fte in 33ejug
barauf, „benn id) würbe mid) aller SBa]^rfd)einlid)feit t)er=
gebend erniebrigt unb ber Äaifer mid^ bod) nid)t jurüdfgerufen
^aben" ^). S)a erfolgte, am 20. m&xi, bie ©eburt be§ Königs
t)on 9iom. S)er begeifterte $räfe!t brang mel)r als je in grau
öon ©tael, nun möge fte baS SBiegenfeft biefeS ÄinbeS feiern.
«Sd^ l^abe il&m nid)ts ^u wünfc^en al§ eine gute Slmme",
lautete bie befanute Slntwort. 23ereitS frül^er l^atte fte einem
SRinifier be§ ÄaiferS, ber 33ürgfd)aften il^rer ©rgebenl^eit mit
finanziellen SSortl)eiIen gu belol^nen öerfprad), entgegnet: „^d)
wufete wol^l, bafe e§ jum 23egug öon 3flenten ber Äonftatirung,
bafe man nod) am iJeben fei, bebürfe, ba§ aber mi^k id) nid)t,
bafe aud^ eine giebeSerflärung ba ju erforbert werbe."
3e länger biefer S^ft^«^ bauerte, um fo beutUd^er empfanb
fte guweilen, bafe im SBiberftanb gegen UngeredE)tigfeit unb
aSergewaltigung wie ein ©efü^l be§ pl)gftfd)en SBol^lbef)agen§
liege 2).
Slud^ ®oetl)e würbe nid^t öergeffen. 6inem 33rief, btn
21. SB. @df)legel an biefen rid)tete, fügte %xa\x öon @tael alö
9lad)fd)nft bie 2Borte bei: »Permettez-vous que je mette
quelques lignes au bas de la lettre de mon excellent ami.
') Madame de Stael, Dix annees d'exil, 2de partie, Chap. IV.
^) Madame Necker de Saussure, Notice sur la vie et les Berits
de Madame de Stael. Genre de vie, conversation, opinions politiques.
314 i^<^it ^^^ 6tael an (Sloetl^.
Vous etcs pour inoi Tideal des facullös intellectuelles et
pcrsonnc cn Europe n'a plus que vous le don de la pensee.
C'est quelciuc cliose qu'une teile eminence, quoiqu'elle ne
doiinc poinl d'empire sur la terre. Croyez-vous qu'une
teile puissance s'aneantisse jamais. Vous qui 6tes pour les
aulres une preuve de rimmortalite de Täme, servez-vous
eil aussi ä vous-meme. Votre Systeme des couleurs est
charmant, il est d'aecord avec tout Tensemble du systfeme
d(j Philosophie dont Kant a fait le premier pas. J'aime que
lout soit en nous parceque nous sommes dans le sein de
(Jelui (|ui s'est fait appeler notre pere. Me voilä bien
scrieuse et cependant je joue la comedie, j'en jouis, je
cherche toutes les jouissances dans la ligne de l'esprit et
de Tarne, mais je ne crois pas ä la n6cessitö de se priver
de ricn que du mal. Dans ma douce maniere de me trai-
ter, je voudrais me rapprocher de vous cet et6 et vous
voir ä Carlsbaden. J'espörais aussi präsenter mes homma-
gcs ä la cour par excellence, mais je depends en tout d'une
autre cour. Je vous remercie d'avoir fait repr6senter la
piece de Schlegel. Je crois que c'est un progrfes pour les
beaux-arts et c'est un plaisir pour un homme que j'apprends
chaque jour ä aimcr plus. Dites ä Madame de Scbardt, je
vous prie, que je lui ecrirai dans 8 jours. Mes pensees
sont toujours ä Veimar et je vous prie d'en recueillir quel-
ques-unes sur le bord de votre riviere. Adieuc i).
3m Sauf jenes SBinterS l^ielt ©iömonbi öor einem gal^t
reid)en ^ublifum öierjig SSorlcjungen über bie Siteratur ber
SBölfer be§ ©uropäijd^en @äben§, ber 3*^1'^«^^» ©panier unb
^ortugiefen, bereu Sntereffe noc^ baburd) erl^ö^t mürbe, bafe
bie poIemifd)e @pi^e berfelben ftrf) pufig gegen 21. SB. ©d^Icgcr«
Äunftauffaffung rid)tete.
1) ©oetl^e-Sal^rbud^, 1884, 120, grau öon ©tai^I an ©octi&e, 15. Wlh^
1811.
statt mUitx in ®enf. 315
Unter ©i^monbi'^ ßu^örern war Äarl Stitter, ber ©eoörapl^.
2llö SJtenfd) ebenfo üeben^würbiö wie alö ©elel^rter l^eröor^
ragenb, tt)ar er alö ©rgiel^er eiueö jungen ^oHweg auö granf«
fürt unb be^ @ol^ne§ öon ©ömmering mit ben beiben jungen
geuten naä) ®enf gefommen. 3Ke]^r nod^ als bie fd^öne (Stabt,
„bie Äönigin ber @d)tt)eig'', feffelte il^n bie rei^enbe ganbfc^aft,
ba§ ©eegelänbe, „wo ©arten an ©arten, Suftfd^lofe an 2uft^
fd)Io6 prangte, unb tk gan3e ©egenb öon ©quipagen, aSägeld^en
unb ©pagiergängern tt)tmmelte''. @r befreunbete pd^ mit Rietet,
bem SRatl^ematifer unb ^l^^pfer, geigte ben ©enfern baö erfte
3KobcK eineö eleftrifci^en 3:elegrapf)en, n^eld^eö 1809 öon @ömme=
ring erfunben tt)orben war, nnb üerfel^rte öiel, in Poppet unb
in ber (Stabt, im ^aufe öon S^rau öon (Stael 3llö in il^rem
Ärei§ einft bie SRebe auf baS SBefen ber 3fieligion führte, be=
fannte Äarl SRitter, in feinem Seben nid)t fo in allen 9lert)en
er[c^ättert unb bi^ in bie Singerfpi^en frampfl^aft gefpannt
tt)orben ju fein, aU bmi) bie Sleu^erungen don iJrau öon
©taöl. „e^ ift'', fagt er, „etma§ üon ber Äraft in il^rer 8fiebe,
bie Sllcibiabeö üon ©olrate^ ©ewalt im ©^ntpopon beö $lato
fc^ilbert" 1).
3m 3!Äai fd)idten bie Slergte ben jüngeren ©ol^n öon grau
üon ©tael in bie Säber oon Slif, wol^in jte il^n begleitete.
2)er frül^en Sai^reiSjeit wegen war don Sefannten faft 5ßiemanb
bort alö bie ®räfin be SSoigne, eine geiftreic^e fjrau, bie wegen
freunbfd^aftlidier Sejiel^ungen gu einigen ©taatömännern ber
SReftauration unb be§ gulifönigtl^umS il^re ©pur in ber @e*
fd^id^te ber frangöpfd^en ®efellfd)aft jurüdfgelaffen l^at^). gj^r
dcrbanlen wir eine (Srinnerung an biefen Slufentl^alt don "^rau
don ©tael in Sli?. 3Jlan ful^r eines Sagö gufammen nad^ bem
naiven (Sl^amber^, befal^ ftd) bie ©tabt unb fef|rte SlbenbS jurüdf.
Sßäl^renb biefer gal^rt entlub jtd) ein entfe^lid)eS ©ewitter.
0 ®. Gramer, Staxl SHitter, I, 272-279, 283, 285, 288-290.
^) Guizot, Memoires pour servir ä Phistoire de mon temps, I,
Chap. IL
316 Swu öon etael in «ir, aRd 1811.
©ie erfte bcr jmci ©quipaßcn, meldte bie ®efellfcl)aft bcförberten,
utad)te ^alt, unb btc entfetten ©amen fud^ten in einem naiven
^aiife Qd)i\i^ flcgen 33li^ unb ©onner. Sie anbere ©quipafle
fe^te rul^iö il^ren 3Beg fort, unb am 3^^^ angcfommen, l^atte
bie @efeUfd)aft, bie ftd) in berfelben jufammengefunben l^atte,
nur einen unbeftimmten Segriff bat)on, bafe jte ein ftarle^
Uniuetter mit burd^gemad)t l^atte. grau öon ©tael toax im
SBagen getoefcn unb l^atte burd)auö nid)t allein gefproc^en, benn
bie§ war niemals il^re 2lrt. Slber |te l^atte ba§ ®efpräd^ fo
belebt, bafe ber @turm faum bead)tet würbe; „über ber einen
ßleftrijität l)atte man bie anbere öergeffen" ')•
Sn 2lir oermeigerte i^r ber $räfeft beö 9)Zontblanc ^oft«
pferbe, meil er befürd)tete, fte möge bamit nad^ (änglanb ent=
fliel^en. S« ®^»f überrafd)te fte ßapeUe mit ber 9lad^rid^t,
bafe fie fünftig bie franjöftfd)e ®renje nberl^aitpt nid^t mel^r
überfd)reiten bürfe, unb bafe 21. 2B. ©d^legel ben Sefel^l er*
l)alten l^abc, nid)t nur @enf, fonbem and) ba§ auf ©d^weijer
33oben befinblid)e Goppet ju oerlaffen. 2luf il^re grage nad^
bem ®runb biefeö oöHig ungefe^lic^en Sßerfal^renS würbe i^r
enoibert, e§ fei in it)rem eigenen S^tereffe eingefdt)lagen worbcn;
@d)legel beftärfe pe in einer antifranjöpfd^en ©ejtnnung, bie er
unter Slnbern baburd) an ben Sag gelegt l^abc, bafe er bie
^l^äbra beS ßuripibeö jener oon Stacine üorjiel^e. tC'itait
bien delicat pour un monarque corse«, l^ei^t eö in ben Dix
annees d'exil. Später, bei bem ©injug ber 3llliirten in ^ari^,
fanb @d)legel ba§ Original ber ©enuujiation wieber, bie feine
33erbannung au§ bem franjöfifd)en SHeid) oeranlafet l^atte. @ie
lautete ba^in, ba^ ein gewiffer 3Konjteur ßl^elegue, il^auSgenoffe
oon grau oon ©tael, anti=9lapoleonifd); granfreid^ feinblid^, mit
einem SBorte ©eutfd^^gepnnt. fei unb feine 5lnwefenl^eit nic^t
länger gebulbet werben fönne.
£)bwol)l e§ @d)legel balb barauf geftattet würbe, nod^ ein»
') Saint e-Beuvo, Madame de Stael, Nouveaux Lundis, II, 290,
S(uSrocifutig bon % 2Ö. ©t^rcgcl. 317
mal naä) ®enf gurüdfcl^rcn unb bann in ber @d)tt)ei3 ju
bleiben, begann fjrau don ©tael ju fürd)ten, bafe eine Sßer=
l^aftung nid^tö weniger als ein ©ebtlbe ber ^l^antajte [ein
lönne. 2)ie ^ergogin Don 6^et)reufe; bie ber Äalfer wegen
mifebiHigenber Sleufeerungen über bie Singe in Spanien t)er=»
bannt l^atte, war im @fil geftorben, einer anbern, ebenfalls
auSgewiefenen ®ame würbe bie ©rlaubnife üerweigert, il^ren
franfen ®atten auf jufu(i)en ^). 5ßerfonen au§ ber näc^ften Um^
gebung t)on ^au üon @tael würben üon einer folc^en 5ßanif
erfaßt, bafe unter Slnbern Saron 3Sogf)t ®enf tjerliefe, ol^ne
Slbfd^ieb t)on il^r gu nel^men^).
3n biefer unl^altbar geworbenen Stellung fafete jte ben
6ntfd^lufe, ju pielien. 5ßäffe nad) ben bereinigten Staaten
ftanben \f)x jwar nad^ wie oor jur Sßerfügung, aber perjönlid^e
©rünbe unb bie firenge ©urd^fül^rung beö Äonttnentalf^ftem§
ma(i)ten bie SReife faft unau^fül^rbar. @o trat benn ber ®e=
banfe in ben SSorbergrunb, eine SwP^djtftätte in @d)weben gu
jud^en, wo burd^ eine dtdift t)on SuföH^n ber franjöjtfd^e 3JJarfd^aH
aSernabotte feit 1810 t)on bem finberlofen Äarl XIII. gu feinem
9iad)folger befiimmt unb Äronprinj geworben war. @eine§
@d)U^e§ war iJrau t)on ©tael gewig, oorauggefe^t, bag e§
möglid^ war, bi§ gu il^m gu gelangen, benn ber ^räfeft oon
®enf l^atte feinen S^^if^l barüber beftel^en laffen, bafe jeber
Slud^toerfuc^ i^re 35er{)aftung nad^ jtd^ giel^en werbe. @o
ftubirte fte benn mit faum geringerem ßifer aU 5Rapoleon felbft
bie rufPfd)e Äarte, benn nur über JRufelanb fonnte jte baran
benfen, nad^ ©d^weben gu entfommen, unb oom Äaifer Don
Defterreid) l^offte jte, wenn audt) nid^t oertl^eibigt, fo bod^ wenig*
[ten§ nid^t ausgeliefert gu werben. S^ nä^er ber S^itpunft fam.
') L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Madame
Recamier et les amis de sa jeunesse, 71.
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame Rdcamier, Coppet et
Weimar, 178. Madame Recamier et les amis de sa jeunesse, 59, 66.
Madame de Stael, Considerations, Oeuvres comp. XIII, 299.
318 S^etbatinunft Don SR. be äRontniorftic^ iinb SRobotne SÜ^catnier.
ber gur SluSfnl^ninö bc§ SBageftfidf^ feftgefc^t war, um fo
[tarier ertpad^te bie @e]^nfud)t, ^tatl^ieu be TOontmorcncq nod^
einmal wiebergufel^en. 6r war ber Sßorniunb il^rer Äinber, unb
aud^ il^n erfüllte ber SBimfd^, jte nid)t ol^ne Slbfd^ieb gleiten ju
laffen. 2)ie Segegnung fanb unweit üon i^ciburg ftatt; mit
?5rau t)on ©tael befuc^tc er baö nal^e baöon gelegene Srappiften*
flofter ©eligentl^al, unb feierte über SBeoag unb JBejc mit il^r
nac^ Soppet gurudf. 3luf bem 5!öeg bal^in fam ben Sourlftcn
ber SBunfd), einen 5!öafferfall gu beftd^tigen. Sie waren laum
gu ^aufe angelangt, alö eine SRüge beö ^räfeften folgte, benn
ber SBafferfaH war, ol^nc bafe jte e<§ wußten, auf frangöpfd^em
®ebiet, unb ha^ faiferlid)e Sßerbot, eS gu betreten, war Don
grau öon Stael fonüt öerle^t worben. @ie entgegnete mit
bem Samm in ber g^bel:
»Je tondis de ce pre la largcur de nia langue.c
Slöenige Sage fpäter erhielt 3Ratl^ieu be Wontmorencg unter
bem 33ac^ feiner troftlofen iJreunbin fein SSerbannungöbelret
in§ gnnere üon 2^ranfreid) gugeftellt. @r war bem Sefel^l nod^
nid)t gefolgt alö, auf bem SBeg nad^ ben JBäbem uon Slijr,
9Jfabamc SRecamier an (Soppet oorüberfam unb e§ ftd^ nid^t
oerfagen wollte, wenigftenö einige ©tunben bei ber greunöin gu
oerweilen. 2^rau oon @tael l^atte pe dergebenS befd^worcn, pd^
biefer ©efal^r nid)t au^gufe^en. @ie entppng pc in Sl^rä*
neu, bel^ielt pc nur eine 9lad)t unter il^rem S)ad) unb begleitete
pe am näd)ften SJiorgen bi§ S^eme^. SBenige Sage fpäter er*
l^ielt aud) SKabame JRecamier ein JReffript be§ Äaiferö, worin
er pe nad) ß^alonö üerwie^. »Je me jette ä vos pieds, je
vous supplie de ne pas me hai'r«, fd^rieb in l^öd^Per 8Uif*
regung fjrau oon ©tael. Sie war fo fterbenömübe t»ott bem
langen Äampf , oon biefer Slrt ber SSerfolgung, üon ber beftänbigen
Sorge unb ber pe begleitenbeu @d)laflopgfeit, ba& pe felbp
füllte, wie il^r 3iiP^nb me^r unb mel)r ein franfl^after würbe.
®a§ Seben erfd)ien iijx »commc un bal dont la musique a
cessec. @ie fud)te 3upud)t im ®ebet, pe wieberl^olte P(^, bafe
SBctbatitiunn öon 9)?. bc SKontuiovcnc^ unb SWabame SRecamier. 319
bic ©träfe öcrbtent unb bie SBorfel^ung gcrcdjt fei, aber pe
l^offte auf feine ©rl^örung tl^rer irbifdjen SBünfd^e mel^r, feit fte
[\ij in Senen, bie jte liebte, getroffen fül^lte. SSergebenö fud^ten
bie beiben ^f^unbe, bie bem Qom be§ Äaifer§ gum Dpfer ge^^
fallen waren, jte fiber baö ®efc^el^ene gu berul^igen, ba§ ftc
beibe mit gelaffener SBürbe f|inna^men. „@ie fagen mir, bie
3nfunft fei mein", entgegnete g^rau t)on @tael auf tröftenbe
38Borte öon Swli^tt^f n^^ ^^^^ wiid^ irren, benn Sll^nungen jtnb
ju püd)tige Singe, al§ bafe fte jtd) anal^jtren liefen. 3lllein
@ie foHen feigen, mir wirb ni(i)t§ mel^r gelingen, unb mein
Seben wirb ein l^arte§, frfll^e^ @nbe nel^men. 3d) verbringe
©tunben bamit, mid) auf ben Sob tjorgubereiten. 33ielleid)t ift
e§ felbftfäd)tig, baö eigene Salent ju betrauern, aber id) fül^le
überlegene ®aben in mir, bie leine ^tit fanben, ftd^ ju ent*
falten, unb id^ beflage il^re gerftörung. Sieber ©ngel, erfleJ^en
@ie in ^^xtm ®ebet ben gerieben meiner Seele" ^).
©eit bem Sluguft 1811, ber it)r bie ^eiinbe geraubt l^atte,
tjerging bie ^c\t bi§ jum barauffolgenben 2Rai in biefer ©tim«
mung. »Vous et Schlegel, vous ranimiez mon äme quMls
ont luee«, fd^rieb jte nad) einem Sefuc^, bm H)X ber alte
Sreunb 9Jleifter in Segleitung t)on @d)legel abgeftattet l^atte.
>I1 me semble qu'il n'y a de nouvelles d'aucun lieu du
monde^ et suivant Texpression du livre des Macchabees, »la
terre se tait devant Alexandre«. II n'y ä que la comete
qui ait os6 se montrer comme ä Tordinaire On
pretend que le Pape refuse. Quelle puissance que la reli-
gion, qui donne de la force aux faibles tandis que tout ce
qui 6lait fort n'en a plus. On m'a fait encore offrir de
raccommoder le brüle^), d'oter quelque chose, de changer
le titre et de le faire paraitre. Mais je n'ai plus de talent,
plus d'idee, plus d'imagination, et je suis devenue passive,
*) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet et
Weimar, 207, 211, 218, 220.
2) S)a§ S3ud^ übet ©cutfd^Iatib.
320 öerelnfamutifl In (Soppet.
ce qui n'^tait guore dans ma naturo. Lo grand övenoment
de ma vio, c'est Ic solcil. Quand il fail beau, j'espere que
Ic bon Dieu ne ni'a pas encore abandonnee« ^).
3njn)ifd^en würbe Poppet mel^r unb mcl^r eine SIrt ijon
©efänöuife, unb ber gJräfeft brol^tc, bei bem näd^ften Slnlafe
einen Soften an baö ©d^lofetl^or gu [teilen. S)en ®cbanfen
aber, ftd) bie greil^eit biird^ ein unnjürbigeö ?Rad)öeben j« er*
taufen, wedfte er nid)t bei grau t)on ©taöl. »Je me meurs
a la lettre du malheur de mes aniis«, fagt pc in einem
fd^önen fflrief an ßantiHe 3orban, ber uod) einmal 3tt>^'frf ß«
ber ßorreftl^eit il^rer Haltung l^atte burd^blicfen laffen. »Ma
sante, qui etait forte, est d^truite, et il se pourrait trds-
bion que je mourusse avant la traversöe. Tout cela est
egal. J'aime mieux ma Situation que ce qu'on m'oflfre pour
en sortir. Mais je vous le dirai de toute la hauteur de
mon ame; je pense qu'en fait de dignitö morale, les cir-
constances me placent aussi haut qu'il est possible, et je
m'^tonne que vous, qui etes si indulgent pour l'inconcevable
conduite de Gerando, vous lourniez toutes vos foudres
conlre une malheureuse femme, qui resistant k tout, difen-
dant ses fils et son talent au peril de son bonheur, de sa
securit6, de sa vie, est un moment touchee de ce qu'un
jeune homme, d'une nature chevaleresque, sacrifie tout au
plaisir de la voir. J'estime avant tout, sur cette terre, le
devouement, Tel^vation et la generositi. Je voudrais qu'on
y put joindre Tabsence totale de faiblesses d'imagination;
mais de toutes les faiblesses, Celles qui souillent le plus ä
mes yeux, ce sont Celles du calcul et de la pusillanimit^.
On peut encore accomplir toutes les vertus, quand on
serait trop susceptible de goüt pour les agröments et les
qualites, mais de quoi reste-t-on capable quand on recherche
') Madame de Stac"! h Meister, 5 Oct. (1811.) UnßcbruÄe »riefe Im
SBcfi^ bc§ Jpcrrti Dr. %\). SHeiti^art.
SBcreinfamung in ß^oppct. 321
la faveur aux depens de Tamitiö, aux döpens des conso-
lations qu'on peut donner aux malheureux. Que signifient
ces aumones aux pauvres, quand on neglige la charit6 du
eoeur Je ne vous dirai pas ce que je souflfre,
vous le comprendrez; mais exceptö le moment ou un homme
tel que vous m'a fait douter de son estime, Dieu m'a fait
la gräce de penser que je donnais un noble exemple ä mon
sieclec ^).
©elbft in bcr Sage, in weld^er jte jtd) bamalö befanb, be^
wäl^rte jtd^ bie SBitalttät biefer aufeerorbcntlic^cn SRatur. ©eflen
ben 2)rud don 2lu§ett, in bem ßlenb ber ®egentüart, fud^te jte
SRettung in il^rer ibealen Slöclt unb entwarf ben $Ian ju einem
§elbengebid)t, „JRid^arb Söwenl^erj", baö pe bi§ jum ©d^lufe
il^reö ßebenS befd)äftigte. Sußl^W) trug jte eine ntoralijc^e
@d)ulb ab, bie biel niel^r ber gortfc^ritt einer geläuterten &t^
jtnnnng als bie ©inwenbungen il^rer S^^unbe il^r fül^lbar ntad^ten.
Sn ber ©c^rift über ben (Sinflufe ber Seibenfd^aften
l^atte jte ben ©elbftntorb in gewiffen SebenSlagen al§ ein
plfSmittel ber ©tarfen entfd)ulbigt. Se^t trat i^r bie 5ßflid)t
nal|e, ha^ unbebac^te SBort gurüdgunel^men. @ie tl^at eS,
inbem jte bie ^rage t)om l^öc^ften ©tanbpunft auS betrad^tete
unb ber [toijd^en SSel^auptung, aU ob ber ©d^merj fein Uebel
[ei, bie (i^riftlid)e Slntwort ertl^eilte: ber @d)merj ift ein ®ut,
ein S^eil ber ett)igen Drbnung, in n)eld^er ®ered)tigfeit ujaltet.
2)a§ (Sd^icffal ift nid)t blinb; eS ift ber gel^eime Stid^ter, ber
uns uerurtl^eilt, unb n^enn er ungeredt)t erfd^eint, ujiffen t)ielleid)t
tt)ir allein, was er unS fagen will unb öon unS begel^rt. 2)aS
geiben ift bie Sebingung ber 3Sollfonimenl^eit. @S fd)liefet ben
ÄreiSlauf beS ©afeinS unb fü^rt burd) bie läuternbe Äraft ber
Prüfung auf bie Sage ber Unfd)ulb, auf bie Sage öor ber
©ünbe äurüdf. ©er l^öd^fte Swed beS SebenS ift ber SBerjic^t
*) Sainte-Beuve, Causeries du Lundi, XII, 255. Madame de Stael
ä Canaille Jordan, Coppet, 3 Oct. 1811.
»lennctl&atfctt, 5vau tooii ©ta6L III. 21
B22 8(^rift fleflcn ben (Scibftmorb.
auf biVS ficbcn. 2)ic SWatur crreid)t i^n burd) S^^töning, bcr
SBille burd) i>a^ Dpfer. ®a§ rcd)t üerftanbenc mcnjd^Hd^c ®a=
fein ift nid)t§ anbetet alö bic fioStrennung t)on bcr ^erfonalität
unb baburd) bie SRücffel^r unter baö allflemeine, unerfd^üttcrlid^e
®efe^, nid)t iubem man ftd^ gegen baöfelbe auflel^nt, fonbem
baburd), bafe man ftd) il^m freittJtHig unterwirft, ©er Selbft-
morb ift fein Slft ber %dQl)dt S)iefe Slrt, il^n ju bejcid^nen,
^at nod) deinen abgeljalten, il^n ju begel^en. SIber er ift ein
Slft be§ 3önte§ ober ber SBerjn)eif(ung, unb ber rul^ige 5Kutl^,
ber pd) bem @d)merj untermirft, fielet menfd^Iid^ l^öl^er.
Sluf bie Derfd)iebenen ®runbe ber ©elbftöemici^tung ober«
gel)enb, fprid)t jte bie Slnfid^t auö, bafe fein irbifd^er Scweg«
grunb, feine Dergänglid)e Urfad^e baju berechtigen, eigenmäd^tig
in bie ßmigfeit einzutreten. SBenn aud^ biele menfd^lid^c ^anb=
lungen t)erabfd^euung§tt)ürbiger al§ biefe erfd)ienen, fo gebe e§
bod) feine, bie DoUftänbiger öon ®ott loöfage. Sic Sßerfaffcrin
gotit ben einjelnen Dpfern einer fold^en Sil^at ba§ tieffte 9Jlitleib,
aber fte fprid)t je^t al^ (Sl^riftin unb aU folc^e erfcnnt jte ben
tiefften ®runb ber eüangelifd)en Sel|re in il^rer ^Deutung beS
©djmerje^. @ie gebenft be§ @opl)i§mu§ öon Stouffeau: „SBcr
un§ öorfd)reibt, ba§ Singe, ba§ un§ ärgert, auöjureifeen, tjcr»
bietet un§ nid)t, un^ ba^ Seben ju nel^men'', aber ftc fül^rt bie
©teile nur an, um ju erinnern, ba^ fie gegen bie Sßerfud^ung ge*
rid)tet ift unb Dernjeift auf ben Äreujeötob Sl^rifti, burd^ wcld^en
ber SBelt ba§ l^ödjfte Seifpiel freiwilliger Ergebung in @d)merj
unb Qual gegeben würbe. S)en Slidf auf il^n gerid^tct, l^at
ftd) ber SJlärtqrer begeiftert unb ba§ SBerf ©otteS in pd^ üoll*
enbet, ba^ bie @elbftöernid)tung für immer tmterbrid^t. /®enn
ba§ moralifd)e 5ßrobIem, bie gange SBfirbe beS 35afefu8 benteffeti
pd) an ber SBJiberftanböfraft, bie ber SJJenfdt) ntc^t nur gegen
ben Sob, fonbern aud) gegen alle egoiftifd^en Sntereffen beS
Men§ aufjubieten ^at^). 3unäd)ft wol^l beöwegen, weil btefc
0 Madame de Stael, Reflexions sur le suicide, Oeuvres comp, lll,
305-388, MonbcrS 314, 315, 317, 319, 336, 346.
(Sd^vift gegen ben ©elbftmorb. 323
Setrad^tungcn über ben ©elbftmorb nod) lofer gufammenpngen
alö mand)e anbere @d)riften don ^rau öon ©tael, jtnb jte öer^
l^ältmfemäfeig twenig bead^tel tüorben. ©ie 9Koralp^tIofopt)ie
l^at jtc^ iebod) in unfern Sagen berfelben erinnert. SBiUiam
^artpole Sedf^ nennt bie Heine Slb^anblung ein SWufter rul^iger,
offener unb pl^ilofop^ifc^er iJrömnngfeit, bie barauf t)ergi(i)te,
abgenü^te Slrgumente ju mieberl^olen, unb ftatt beffen ba§ Sbeal
eine§ tt)al^rl)aft tugenb^aften 3Kenfd^en ftijiire, um ju jeigen,
tt)ie fel^r ein burd)gebilbeter 6f|arafter öor ber SBerfud^ung jum
©elbftmorb jtd)er [teile 0.
Unter biefen Sefc^äftigungen, t^erbunben mit ben SSer«
ppid)tungen unb ben l^erfönlid^en ©orgen il^rer ueränberten Sage
war eö fjrül^ial^r gett)orben, unb man begann gu glauben, ba§
fjrau öon ©tael jtd) barein ergeben l^abe, öon 9Zapoleon in
Poppet gefangen gehalten jn werben. Sie felbft l^atte niematö
ein ^el^l barauö gemad)t, ba^ i^x bie SRatur ben p^t|jtfd)en
3Kutl^ fel^r fc^wer gemad^t ijdbt. 3l)re ©ntfdjloffenl^eit, fagt fte in
ben Dix annees d'exil, liege in i^rer ©inbilbungöfraft, nid)t in
il^rem 6l^ara!ter; fte fteigere ftd) alle ©efal^ren gu ^ßl^antomen.
>Excessivement poltronne«, nennt pe ©i^monbi^). Sind) 33on-
[tetten meinte, fte werbe bleiben bi§ ba§ größte Unglüdf fte
treffe, „benn", fagt er, „man^at pe gu fel^r beleibigt, man f|at
il^r gu t)iel Unred^t getrau, um je öergeil^en gu fönnen
®a§ @d)lofe ßow^t ift ^alb öerlaffen, nur ©iömonbi berläfet
e§ nie. g^rau Don ©tael banft mir jeben Sag, ia^ \d) gu il^r
fomme. Sie ift oft franf bon @d)merg unb jebe 9Bod)e pub
neue S3eleibigungen wegen @ad)en, bie unwal^r pnb, wegen
Slnflagen, um bie pe nie befragt wirb, unb wogegen alfo feine
SSert^eibigung ift"^). ®ie SJJittelmäfeigfeiten berul^igten pd^ bei
') W. H. Lecky, History of European morals. Ueberfefeung öon Dr.
Jp. Solottjicj, II, 46-47.
2) Saint-Rene Taillandier, Lettres inedites, etc., 145. Sismondi
ä la Comtesse d'Albany, 11 Oct. 1811.
3) Sonftetten, Srtefe an gr. SBrun, I, 332, 336, 339, 16. Se^jt,
10. Oft, 2. ««oö. 1811.
21*
324 SJorbereitungcn jur grlud^t.
bem ©ebanfen, ha^ ein fd)8ne§ Sanbgut, ein grofecS (Sinfommcn,
unb alle SÄnnel^mUd^feiten be§ täglichen geben« biefe ärt öon
^aft ju einer fel^r erträglid^en mad^ten, unb nal^eftel^cnbe ??rcunbc
waren il^rerfettö bcr Slnjtc^t, e§ werbe il^r ju fd^merjHdö f^n,
jtd^ bom ®rab il^reS SSater« unb don fo dielen tl^curen 6r-
innerungen lo^jureifeen 0- ®ti erhielt eine« 5£agS TOabame
9i6camier folgenbe 3^1^«: „Sl^eure guUette, id^ fül^lc mid) der«
pfHd^tet, }u ge^en. SSeri3picf)tet für Sie, für SKatl^ieu, für
meine Äinber unb für micf). 3Bdre eg mir dergönnt, in bcr
^embe mit 3^nen gu leben, fo empfänbe ic^ cS al8 ein um
au§fprec()Ud)eö ®lüdf. ^n meiner gegenwärtigen 2age aber
graut mir dor bem Uebel, baö id^ getl^an, baS id^ Slnbem ju»
gefügt l^abe, dor meiner Slbl^ängigfeit, dor ber UntcrbrüdCung" %
SJlel^rere Sage dor bem Eintreffen biefeS SriefeS war ^au
don ©tael in @idt)er^eit. am 23. 2Rai, nad)bem f!e abfd^ieb
don bem wenige 3Konate jälilenben jüngften Äinbe genommen,
baö JU l^ongirob, im ^ma, ber Dh^nt beg berül^mtcn ÄrjtcS
Surine andertraut war^), ^atte jte, ben f5äcf)er in ber ^anb,
aU ob eö ftc^ um eine gewöl^nlid^e Slu§fal|rt l^anble, mit tl^rer
5J:od)ter unb bem jüngeren ©ol^n im SEBagen, Poppet, wo man
jte JU Stifd) gurüderwartete, derlaffen. Statt beffen reifte fle
3:ag unb 9lad)t, biö jte einen fleinen Drt in ber Ställe don
Sern crreid^te, wo 81. 25B. ©d^legel jtc^ ben SReifenben anf^lo^.
SRocca, ber jte eingel^olt l^atte, mufete gur ©rlebigung pcrfönlic^cr
2lngelcgenl)eiten nac^ dierunbgwanjig ©tunben no^ einmal
jurüd nad) ®enf, unb traf erft in ©algburg wicber mit ben
SReifenben gufammen. Sluguft don @tael, ber mit il^m big
Sern gefommen war, erlangte dom Sfterreid^ifd^en ©efanbten In
*) Saint-Reno Taillandier, Lettres inedites, etc., 145. Sismondi
k la Comtesse d'Albany, Genöve, 11 Oct. 1811.
^) L^Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Goppet et
Weimar, 229.
3) SBonftettcn, S3riefe an gr. SBrun, II, 38 u. 141, 1. S«oö. 1812 unb
11. Slug. 1817.
Sfbfd^ieb öon (^opptt 325
Sern bic 'ipäffe, beren feine 3Kutter beburfte, um tl^re SRetfc
fortjufelen. @te l^atte auf ber ganzen %ai)vt nur eine 9ln-
ttjanblung öon @d)tt)äci^e gel^abt, al§ eö galt, 6ot)pet dieHeid^t
auf immer Sebewol^I ju fagen. 9lun !am ber Slbfc^ieb üon il^rem
älteften ©o^ne, ber bal)in jurud mufete, um aHe§ ®ef(i)äftUd^c
gu beforgen. Unter beut ©inbrud btefer Trennung geriet!^ jte
in§ Slöaufen unb n)äre faft umgefel^rt. ßi^glci^ ^^^^ fc^gte il^r
bie SSemunft, bafe ein 6ntfd)lufe wie ber il^rige ftc^ nid)t mel^r
jurüdfnel^men laffe, unb tbm biefe ©rfenntnife fiäf)lte il^ren äRutl^.
3n ®enf erful)ren ^räfeft unb ^ublifum erft am 2. ^mi
bie glud)t Don iJrau öon @tael. 2)ie @inen bemunberten mit
©iömonbi bie SBiberftanb^fraft ber iJrau, bie mit gefci^n)äd)ter
©efunbl^eit unb unter ben erfc()tt)erenbften Umftänben bie Unter*
werfung derweigerte, gu welcl)er ftd^, mit geringen Slu^nal^men,
il^re ganje 5Ration öerftanb, unb nannten ben 6ntfd)Iu^ l^eroifd^,
ber il^re 5Iwd)t üeranlafet l^atte. Slnbere bagegen benü^ten einen
Slugenblid, too bie äußern Umftänbe il^nen JRedtjt gu geben
fd)ienen, um grau öon ©tael mit SSerbäd)tigungen gu verfolgen,
gegen tt)eld)e fte ftd) be^ @d)u^e^ beraubt l^atte, benn fte rid)-
teten jid) gegen bie 5ßerfon öon JRocca, öon bem man ton^k,
bafe er il^r gefolgt mar. „Unb bod^", fd^rieb ©iSmonbi ber
®räftn öon Sllban^, ff^ötte unfere gteunbin triftige ©rünbe,
biefe Unöorrtd)tigfeit gu begel^en, benn ate fte 6ot)pet derliefe,
mufete fie nid^t, ob fte bie nöt^igen 5ßäffe erl^alten merbe, um
il^ren 5!öeg burd^ Defterreid^ gu nel^men, unb umfel^ren fonnte
fte nid)t. @ö blieb in biefem iJall nur ber 38Beg burd^ bie
Siürfei, unb mie ptte jte e§ magen lönnen, ftd^ allein mit il^rer
Sod^ter ber Obl^ut don 3<Jnitfd)aren anguDertrauen ? 3n einer
fold^en (gdentualität beburfte jte beö ®ä:)n^t^. ©d^legel war
bagu nid^t ber 2Rann; il^r jüngerer ©ol^n, ber jte begleitete,
lonnte burd^ feine Unguüerläfftgfeit bie ©efal^ren il^rer 2age
nur dermel^ren. Unter biefen Umftänben willigte fte in bic Se«
gleitung öon SRocca, ober öielmel^r fte fd^idfte il^n hid^t gurficf,
als er fte dierunbgwangig ©tunben nad^ il^rer Slbreife einl^olte.
326 5fi)W{eb bon ©oppct.
^ä) i^offe, in ber ^i^enibc luirb man ben SBerlcumbungcn, bte
ftd) baran fnüpfcn, feine tüeitere Sead^tung fd)enfeu. ©citbem
il^re Sod^ter ju einem reigenben 3Käbd^en l^cranwäd^ft, ift ^ran
öon Stael für i^re ^anblnngen mel^r al§ je guöor üerantoort«
lid). Sie fü^lt nnb lueife e§, unb idt) gweifle nid^t, ba^ biefer
le^te Swö ^^^ ®epfftgfeit i^rer ©egner il^r ^erg aufS Steffte
öerle^t l^aben mufe" ^).
2)arin täufd)te jtd) ©iömonbi nidt)t, aber ^au t)on @tael
^atte bod) aud) in biefer Segiel^ung eine rnl^igere Slttfd^auung
ber S)inge, bie pd) in^ Unöermeiblid)e fügte, gewonnen. „SKel^r
afö irgenb S^manb", fd^rieb jte bei einer frül^ercn ©elcgenl^eit
an 3Kabame SRecamier, „l^abe id) SSerlenmbnngen erfal^ren, unb
ade ^ülfömittel gegnerifdtjer SRäc^te ftnb tüiber mid) aufgeboten
worben. 3m Slu^lanb aber, too man un§ meift fd^on fo, wie
eö üon ber 5Rad}melt ge[dt)el^en mirb, beurtl^eilt, bin id^ über
aUeö ©rwarten gut unb tt)ol^ltt}oUenb aufgenommen »orben. . .
3u fürd)ten pnb eigentlid) nur berbiente SBorwürfe unb mate«
rielle SSerfoIgungen. 3Kit 3lu§nal)me biefer beiben ©ingc tjcr*
mögen unfere geinbe nid)tö gegen un^"^),
3ta(i) mand^en Aufregungen, aber im ®angen bo^ ol^nc
ernfteö Ungemad^ traf iJrau üon @tael am 6. Sunt 1812 »iebcr
in ber Äaiferftabt an ber ©onau ein. ®cr S^^Ö^^ ^^^ ©efc^ic^tc
näl^crte jtd) bereits ber üer^ängnifeöoHen ©tunbe. ©a§ ®cfül^l,
bafe ein @ntfd)eibung§fam^)f mit SRufelanb unoermeibUd^ für i^n
fein merbe; bel^errfd)te 9la))oIeon feit jenem 14. Dftober 1808,
mo er jtd^, nad^ bem Äongrefe oon ©rfurt, oon Äaifcr Slleyanbcr
nad^ ben überfd^ttjäuglid^ften greunbfd^aftöbegeugungcn trennte.
33om SÄugenblid an, too er ben rufflfd)en il^crrfd^er feiner ^olitll
fd^einbar öerpflid^tet l^atte, erfannte aud^ SRapoleon, bafe frfll^er
ober fpäter i^re 38Bege bod^ auSeinanbergel^en mußten, ©a«
1) Saint-Ren^ Taillandier, Lettres in^dites, etc., 163. Sismondi
ä la Gomtesse d'Albany, Pescia, 14 Oct. 1812.
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet et
Weimar.
©et tufftft^c grclbaug. 327
@(l)citem beS ^ciratl^öproieftcö ätt)ifd)en ^lapolcon unb einer
@d)tt)efter SHejranberS ffil^rte burd) bie SSerbinbung mit einer
ßrj^erjogin jur öfterrei(i^tfd)en SSlUianj. Sereitö im SJiärg 1809
l^atte ber neue rnfPfd)e Sotfd^after in 5ßariö, fjürft Äurafin,
au§ bem Äabinet be§ Äaifer§ burd^ Seftediung öerfd^tebene
S)enffd)riften erworben, worin l^auptfäd^lid^ ®uroc auf SBunfd^
feinet ®ebieter§ äße ©rfinbe aufjäpe, bie Sranfreid) jum Ärteg
mit JRufelanb oeranlafeten i). ©iefelbe ©rfenntni^ brad^ jtd^
mel)r unb mel^r in SRufelanb ^ai)n, unb beftimmte bie Slrt unb
SBeife, wie man ber gu ©rfurt übernommenen Sßerpflic^tung
nad^fam, im S3unbe mit ^lapoleon am Ärieg gegen Defterreid^
SH^eil gu nel^men. S)ie ®egenfä^e oerfdt)ärften jtd^ burd^ bie
SBeigerung be§ frangöpfd^en Äaifer§, einen SSertrag gu unter:»
geid)nen, ber alö jelbftänbige^ Äönigreid) ^olen nie wieber l^er«
guftetten t)erf^)rad^. &§ folgten bie ©ewaltmaferegeln öon 1810,
bie 6int)erleibung §oIlanb^, be§ Äanton SBattiö, ber brei ,l^anfe*
ftäbte, ber fed)§^unbert Quabratmeilen beutfd^en ©ebiet^ gwifd)en
ber l^oHänbifd^en ©renge unb ber ©Ibe, enblidt) bie Sejt^nal^me
beö ^ergogtl^umö DIbenburg, woburd^ ber Silftter griebe in
mel^reren feiner Slrtifel oerle^t unb Äaifer Slleyanber in ber
$erfon eineö naiven SSIut^derwanbten getroffen war. 3Son ba
an batirten bie rufjtfd)en SRüftungen, ber ®ebanfe 8llcfanber§,
bem ©egner burd) ©ewinnung ber 5ßoIen ein l^aui^tfäd^Iid^eö
SBerfgeug feiner 5ßläne au§ ben ,!^änben gu winben. 3)ie Sräume
feiner 3^0^"^ erwad^ten, wie fd^on frfil)er fo aud^ ie^t wieber,
unb in ©riefen an btn Sufenfreunb, 2^ürft Slbam ©eorg ßgar^»
tor^^fi, feiert ber ®ebanfe gurüdE, $oIen innerl^alb gewiffer
©rengen unb mit einer freien 33erfaffung unter bem rufftfd)en
Äaifer al§ Äönig oon ^olen wteberJ^erguftetien. Slber ber ^ofa
biefeö 6arlo§ l^ielt bie Sreue nid^t. Sluö ber Antwort (5garto=
r^öfi'^ gel^t flar l^erdor, bafe neben allen anbern Sebenfen, bie
1) Slft. b. SBernlftarbi, ©cfc^^id^tc SflufelanbS, H^, JBut^ IV, 590-593,
654. A. Rambaud, L'AlIemagne sous Napoleon, I, 401 et suiv.
328 ^^^ poltiifd^e grraöc.
er ben unbefttmmtcn SBorfd^Iacjcn [eincS faifcrlid^cn grcunbeS
entgcgenl^ielt, bet ©laube an 5ßapoIeon unb an bic Unjcrftörbar»
Idt feiner 3Kad)t c§ war, ber il^n gu einer abfd^läöigen SInttDort
beftimmte ^). 25Baf|renb ein 3a^r nad^ bicfem benftoürbigen IBricf»
wed^fel bie grofee Slrmee bie nif|ifd)en ®rengen fiberjog, präpbirte
Slbam ßaftntir ßgartor^öli, ber SBater, bem afteid^ötag gu Sarfd^au,
ber baö Äönigreid) ^olen aU wieberaufgerld^tct crllärte, unb
bie polnifd^en SEruppen fod^ten auf frangöftfd^er Seite.
Slm 15. auguft 1811 l^atte 9la^)oIeon in einer ftürmifci^ett
Unterrebung mit bem Sotfd^after Äurafin feinen Sw^^ifcl barüber
beftel^en laffen, bafe er über bie päne feinet ^erra in S3ejug
auf 5ßoIen unterrichtet war^). 3lleyanber {ebod^ lie| bie ^erauS-
forberung unberüdjtd^tigt. 6r wollte feinen SIngrifföfricg unb
badete baran, in Sitl^auen ein 33ertl^eibigung§f^ftem äl^nlid^ wie
bie Sinien üon Siorreö^SBebraö gu fc^affen. Sin biefer $oUtif
fd^eiterten bie Unterl^anblungcn mit ^reufeen, baS üon allen
Seiten burc^ 9Zai3oleon umgingelt, dergebenS um bm Seijianb
beö ©garen warb; nad)bem aUe Sßerfud^e, aud^ in S3egug auf
Unterftü^ung burd^ ©nglanb, frud^tlog geblieben waren, f^Iofe
^arbenberg ben 2llliangt)ertrag mit gi^anfreid^ am 24. gebruar
1812. Sllefanber fd)rieb an ßgartor^öfi, ber Äönig öon $reu^en
l^abe für Serlin unb für feinen ^alaft bie SRonard^ie geopfert').
9la:poleon bagegen fagte am 17. ©egember 1811 gum prcufeifd^en
©efanbten oon Ärufemarf, bm Äaifer aieyanber ftürge fein Äeid^t*
ftnn in§ SSerberben: er rufe einen Ärieg l^eroor, unl^eiloott wie
nod^ feiner erlebt worben fei*). Unter ben iJorberungen, bie 9la*
poleon an JRufelanb fteHte, war auc^ bie, alle neutralen ©d^lffc
') Prince Ladislas Czartoryski, Alexandrei, et le priDce Gzar-
toryski, Paris, 1865, 127—177. Alexandre ä Czartoryski, 25 Dec 1810,
31 Janvier 1811.
2) %^. ö. SBernlöarbi, ®cf4t*tc SRufelanbö, IP, 671—672, 677, 679.
^) Prince Ladislas Czartoryski, Alexandrei, et le prince Czar-
toryski, 176. Alexandre k Czartoryski, 1er Avril 1812.
*) 2Ö. Ondcn, Deftcneid^ unb gJreufecn im a3efrciung8lric9, I, 1.
©d^tocbenS SoSfaQung bon ^apoUon. 329
mit S3efd)lag ju belegen. S)aö £ofung§n)ort beö rufflfc^en g^b*
jugö lautete, granfretd^ fei gum Ärieg gegttjungen, wtxl Siufelanb
bieÄontineutdfperre mct)t beact)te^). ©teSefe^ung oonSdiwebifd^*
Sommern unb ©tralfunb burd) franjöftfd^e Gruppen, bie (Sd^tt)e=
bctt burd) @ett)alt jur ftrengen Slbfd^Iiefeung feiner §äfen gegen
ßnglanb jtt)ingen fottte, tt)edfte ftatt beffen in ©torf^olm ben
SBiberftanb ber SBerjweiflung. @in le^ter SBermittlung^derfud^
don Sernabotte n)urbe don Slapoleon mit ©ntrflftung abgelel^nt,
unb um jtd^ nid)t öon bem 33olf, ba§ il^n ertt)äl)It l^atte, ju
trennen, ging ber einfüge 2ßarfd)aU beö franjö|tfd)en Äaiferö ju
SRufelanb über. @§ ujqr faum eine Uebertreibung, vomn ^Ictpo«
leon 1813 gu 3RoUien fagte: »La France n'a etendu ses con-
quetes que pour enlever des tributaires ä rAiigleterre«^).
®a§ Äapitel ber ßonftberationö, baö dorn Slngripf^ftem
9fla))oIeon'^, feinen Äreujjug gegen ßnglanb l^anbelt, nennt biefe
^olitif >une absurditö tyrannique« gegen ben gunbamental*
fa^ aller SBolf^wol^lfal^rt gerichtet, nac^ tt)elci^em ^anbel unb
Snbuftrie il^rer natürlid^en ©ntmidlung überlaffen bleiben
muffen^).
3llö grau don ©tael in SBien eintraf, war Äaifer grang
in ©reiben, bei ber Si^f^w^^^nfunft, tt)o 9lapoleon gum brüten
9D?al bie S^ürften ®eutfd)lanb^ gu ftd^ entbot, bieömal um bie
©rofee 8lrmee dor i^nen bepliren gu laffen. SEßä^renb bie @ou=
deräne bie bemütl^igenben ßl^ren biefer ®aftfreunbfd^aft über
pd) ergel^en liefen, fonferirten i^re ©taatömänner im tiefften
©el^eimnife barüber, SJletternid), mie er bie Sßac^t beö ©efpoten
befd^ränfen, ^arbenberg, mie er jte dernid)ten fönne. 3m ®e=
folg don 9lapoleon fef|lte Salle^ranb. ©agegen fd)ien ein feit
furgem ernannter ©eneralabiutant fein Sßertrauen gu genießen.
@ö toax 9iarbonne, ber feit 1809 in ba§ faiferlid^e §eer alö
©eneral eingetreten unb l^ierauf in bi:plomatifci^er (gigenfd)aft
') Madame de Stael, Consid^rations, Oeuvres comp. XIII, 393.
^) Comte Mollien, M^moires d'un ministre du trösor public, IV, 61.
^) Madame de Stael, Considerations, Oeuvres comp. XIII, 342— 344,
330 S'Jorbonne.
öertücnbct ujorbcn war. SBegwcrfcnb fagtc inbcffcn Siapolcott
gu 9Jtetternid^, er üernjcnbc 9tarbonnc nur, wenn e§ nid)t auf
Unterl)anblungen, fonbern auf ^l^rafen abgefel^en fet^). gelterer
l^atte ebenfo einbringlid) aU öergebenS üor bem 3"9 «ad)
5IWo§fau gewarnt 2). (äö würbe il^m je^t bie traurige Slug:»
geid)nung ju Sl^eil, al§ Ueberbringer beö Ultimatum^ an
Sllefanber nad^ SBilna abgefd^idt ju werben, wo biefer, nad^
©inleitung ber ^rieben^unterl^anblungen mit ber SEfirfei, ftd^
bereite feit ßnbe 3lpril befanb. 6r geigte bem Slbgefanbten
9lapoleon'ö bie öor il^m ausgebreitete Äarte öon 3fiu^lanb:
„Sd) weife", fagte er ju il^m, „weld) ein großer ^eerfül^rer
^aifer 5tapoleon ift, aber auf meiner ©eite ftel^en Qext unb
Slaum''. SnS frangöftfd^e .^Hauptquartier guriirfgefel^rt, üerfd^wieg
5Rarbonne feine Uebergeugung nid^t, bieSmal fei eS Slleyanber
bitter (ärnft^).
Slm 23. 3uni überfd^ritten öiermalJ^unberttaufenb SÄann ben
9liemen unb betraten, ol^ne ben leifeften SBiberftanb gu pnben,
ba^ rufftfd^e ©ebiet. Älopfenben ^ergenS verfolgte ^rau üon
©tael in 2Bien ben ®ang ber (greignif[e, bie über ba^ @dt>icffal
ber ©uropäifd)en SBelt entfd)ieben. Sia^ offigieüe Defterreid^
war bem frangöftfd^en Sünbnife beigetreten, weil e§, wie ^ßreufeen,
burd^ bie Umftänbe bagu gegwungen war. 3« berfelben 3^^
aber, wo ber poInifd)e 3fieid^ötag bie SBieberJ^erfteDung bcS
^önigreid^S ^olen oerfünbete, für weld)e breifeigtaufenb Defter*
reid^er mit inS gelb gogen, würbe in ®aligien jeber SSerfud^,
ftd) ber nationalen @ad^e angufc^liefeen, Don ber öfterreid^ifd^en
aiegierung mit ©ewalt niebergel^alten. Um bie Sage ju fenn*
geid)nen, läfet grau öon ©tael biefe SRegierung gu tl^ren pt>U
nifd)en Untertf)anen fpred^en: „3d) verbiete 6ud^, meiner TOei«»
nung gu fein", ©ie Haltung 9Zapoleon'§ in ber polnifd^en
0 2Ö. Dndcn, Oeftcrrcid^ unb ?5rcufeen im iBcfrelungSfrieg, I, 311.
2) Villemain, Souvenirs contemporains d'iiistoire et de liit^tare,
I, 167, 173.
3) (Sbenbafclbft, 1, 187.
®{c öftcrrcid^tfd^e spoIiHI im Sal&r 1812. 331
gragc fd)ten ber 3Serfaffenn ber Dix ann6es d'exil faum
tücniger jmeibeutig. „^olen'', fd)retbt pe, „ift ber Sßortoanb,
beffen SRapoleon gegen SRufelanb bebarf, aber bie Unabl^ängtgfeit
be§ SanbeS t[t il^m gleid^gültig, iinb mel^r alö einmal I)at er
bem Äatfer Slle^anber gegenüber t)eräd)tlid^ öon bem 5ßerlangen
ber 5ßoIen, ein freiem SSolf ju werben, gefprod^en. 3)er ®efpo^
ti§mu§ tt)irb il^nen wol^l faum biefe ^^rei^eit geben" ^). @ie tt)ufete
nid^t, alö jie biefe 2Borte nieberfd^rieb, bafe 3lapoIeon ein paar
?!Ronate frül^er gu 9tarbonne gejagt f)atte: „gcf) liebe bie ^olen
auf bem ©d^lad^tfelb Sd) tüill ein Säger in $olen, ein
Sorum U)iH 16) nid)t; ba§ l^abe id^ mir wol^l überlegt. SBir
toerben ein @tücfd)en SReid^^tag l^aben jum 3^^^ ^^^ Slu§=
l^ebungen im @ro61^erjogtl)um SBarfd^au, fonft nid)t§
5Rein, mein lieber 5larbonne, ein ^olen bulbe id) nur afö bi^=
ciplinirle 3Kad^t, jur SSerwenbung auf bem (Sd^lad^tfelb"^).
3lad^ bem ©inmarfd) in 3flufelanb jagte er ju bem öon Sllepanber
abgeorbneten ^ßoligeiminifter S3alafd)eff: „®lauben @ie etwa,
ba^ mir etoaö an biejen polnifd^en Safobinern gelegen jei?"^)
3)erfelbe SKangel an Slufrid^tigfeit, ber in Dejterreid^ bie
Seitung ber auswärtigen 2lngelegenf)eiten fennjeid^nete, mad)te
pd^ in ber 23el^anblung ber innern 2lngelegenl)eiten fül^lbar. 3n
SBien fanb g^rau üon ©tael %, ®en^ als §ülfSarbeiter 3Ketter=
nid)'S unb SBill^elm üon ^umbolbt als preufeijd^en ©efanbten
wieber. SKit il^m unb ben Seinigen jel^nten üiele öfterreid)ijd^e
®eftnnungSgenoffen baS (Snbe beS unnatürlid^en 23ünbniffeS
^erbei, baS ben Staat unb bie Station erniebrigte. Sn ben
SureauS ber ^olijei aber ]^errjd)te 9Rifetrauen gegen SllleS, waS
feine eigenen SBege ging, unb üor SlUem bie i5urdt)t, 9lapoleon
ju mißfallen. ®er rufjifd)e ©ejanbte, ®raf ©tadfelberg, l^atte
bei bem Äaifer ^äffe für ^Jrau öon @tael verlangt, bie il^r
^) Madame de Slael, Dix anuees d'exil, 2de partie, Chap. VII.
^) Villemain, Souvenirs contemporains d'histoire et de litt^rature,
1, 165—166.
3) Madame de Stael, Dix annees d'exil, 2de partie, Chap. X.
332 €timntunö in ffiien.
baS freie ©eleit burd) niffifdjeö ®ebiet ftd^em foHten. Slber eä
mußten 5!Bod)en t)er[treid)cn, beöor biefe gJäffe au§ bem fatfer*
lid^eu .Hauptquartier eintreffen fonnten, unb tngtt)ifd)en folgten
^oUjiften ju ^n^, unb twenn nötl^ig aud^ ju SEBagen, ^au
üon @tael unb il)rer SReifegefeUfd^aft, U}ol)in fte gingen. 68
uiar ein erfd)n)erenbcr Umftanb, bafe Sflocca fte begleitete, benn
biefer l^atte jtuar feinen 9lbfd)ieb genomnten, unb fonnte feiner
SBunben toegen flberl^aupt nid^t mel)r bienen, aber fclbftöer*
ftänblid^ l^citte er, um feinen 33erbad)t ju ermecfen, eine Slutori«
fation jur SReife inö Slu^^lanb nid^t einl^o(en fönnen, unb bie fran*
jöftfd)en Sel^örben bel^anbelten il)n in 55olge beffen al8 ©eferteur
unb beftanben auf feiner 3lu!3lieferung. ße^terei^ würbe gwar
in 2Bien üerttjcigert, aber bafür follte grau öon ©taöl i^rcrfeitS
barauf öergid)ten, il^n offigieH in ber SBiener ©efellfd^aft öorgu»
ftelten. Sie fanb ia^ 23egel^ren unbillig unb beftanb auf il^rcm
3fled)t. „3lber gnäbige iJrau'', mal^nte 9Jfettemid^'8 redete ^anb,
ber §ßoligeipräftbent §ager, „follen tt)ir um be§ $erm 3flocca
UjiHen ^rieg fül^ren?" „SBarum nid)t", entgegnete fte, „^err
3fiocca ift mein greunb unb wirb mein SKann werben'', gürft
3Ketternid) l^at e^3 ber 9Kül^e wertl^ gefunben, bie leidet l^in*
geworfene Sleufeerung in feinen S)enfwürbigfeiten mit einer ^e*
banterie, bie il^m nid^t immer fremb war, gu rügen ^). @r l^ätte
ftd^ bamit begnügen fönnen, auf feine größte Seifhing, bie
gel^eime ©iplomatie Don 1813 gn öerweifen. Sie erfüllte
bie fül)nften 3Bünfd)e üon g^rau üon ©tael, benn in bcn
5IWafd)en biefeö funftooUen 9Ze^e§ würbe SRapoleon töbtlid^ nm^
ftricft^).
3m grül^fommer t)on 1812, unb längere ß^t nad^l^, war
man aber in SBictt nod) weit baüon entfernt, an bie 3Ä6gltd^Ieit
einer aSernid)tung ber ©rofeen Slrmee gu glauben unb bie %olQt
1) gürft 9fli(i^orb Smettcrnid^, 31uS metkxnW» na<ifeelaf|enen ipa-
Pieren, III, 447.
2) 2Ö. Dnden, Dcftcrrcic^ unb «Preufeen im 33efreiunö«Weö, 11, 87, 398,
322, 384, 305.
Slbreifc nod^ ©oliatcn. 333
batjott war, ba^ gtau öon @tacl öon @ettc ber öftcrretd^tfd^en
Sftegterung auf feinen @d)u^ I)offen fonnte, wenn ber fran^öpfdje
©efanbte Dtto, ber gerabe abwefenb war, auf il^rer Sluöweifung
beftanb, beöor bie erwarteten ruffifd)en ^äffe eintrafen. 3n
biefer peinlid)en Ungewifel^eit taud^te nod^ einmal ber ©ebanfe
ber Slu(i)t burd^ türfifd)e§ ©ebiet auf, unb für alle gälle würbe
ein 5ßertrag mit einem Slrmenier abgefd^loffen, ber bie Sfteifenben
nad) ßonftantinopel bringen foHte, öon wo jte über ®ried^en=
lanb, ©icilien, ßabif unb Siffabon nad) ©nglanb gelangen
wollten. ®a aber bie öfterreid)ifd^e SRegierung erflärte, jte
fönne nur eine SReiferoute, entweber bie über Ungarn nad)
ßonftantinopel, ober jene über ®alijien nad^ ^ßeteröburg be=
willigen, fo entfd^lofe ftd) g^rau öon ©tael bennod), ben le^teren
SBeg einjufd^lagen unb 3fiocca in SBien jurüdgulaffen, öon wo
er, nad) Eintreffen ber rufjtfd^en $äffe, fte wiebereinl^olen follte.
@ie l^atte balb Urfad)e, ben 6ntfd)lufe gu bebauern, benn bie
©ubalternbeamten in ber ^roöinj erwiefen jtd) öiel unbulbfamer
als bie ^oligeibireftion in ber ^auptftabt. SSereitS in S5rünn
mad)te man alle erbenflid^en @d)wierigfeiten, beanftanbete bie
^äffe ber Steifenben, liefe iiixcn Qoijxi, ber bie ©ad^e in 2öien
gu orbnen jid) anbot, unter feiner 33ebingung bal&in gurüdfel^ren,
unb geftattete enblid) bie Söeiterreife nur mit bem aSorbel)alt,
ba^ biefelbe ol^ne Unterbred)ung bis gur rufftfd)en ©renge fort*
gefegt werbe, i^rau üon ©tael begann gu begreifen, warum,
im ©üben befonberS, bie Seute eS üorgogen, üon ben grangofen
geplünbert als üon ben Defterreid)em regiert gu werben, ©ie
©inbrürfe, bie jie in ©aligien empfing, waren gleid)falls nid^t
bagu angetl^an, |ie l)eiterer gu ftimmen. ©ie ®egenb war ein*
förmig unb traurig, baS SSolf fanb jie unwiffenb unb träge, in
ben Rauben ber Suben, bie eS ausbeuteten unb bie ©rnte beS
lommenben 3al)reS gegen Branntwein an jtd^ brad)ten. ®ie
®utsbejt|er fümmerten fid) nid)t um il^re SSauern, bie jte barben
liefen, wal^renb jte jelbft in Ueberflufe fd)welgten, unb bie beutfd)en
^Beamten liefen ben ©inen wie bie Slnbern bie Sißillfür ber gremb-
334 33cfiid^ bei gürft ßubomirSli.
I^errfcl)aft empfiuben. ©alijicu war bamalö üott Ärriöl^aupt«
leuteu ücnualtet. 3" i^bcm cinjelne» ÄreiiS mufete tJtau üon
@tael il^rc ^äffe üifircn laffen; an jeber ^oUjciftation la§ ftc
eine a3efanntmad)ung, woburd) bie ©enbarmerie aufgeforbert
würbe, jte bei iebeni @d)ritt ju übermad^en. SRod^ ftreitgerc
Sefel^le waren in aSegng anf SRocca gegeben, beffen $erfonal*
befd^reibung an alle SBel^örben mit ber SBeifung erging, il^n in
feiner @igenfd)aft alö frangöftfd)en Dffigier feftjunel^men. gür
grau öon @tael war ber einzige lid)te $unft biefer gal^rt burd^
©aligien bie SluSftdit, bei greunben, auf bem ©d^lofe Sangut,
in ber Släl^c ber rufpfd)en ©renje, einige Sxige ber Slul^c unb
©rl^olung ju pnben.
®iefe greunbe waren ber ??flrft SubomirSfi unb feine
@emaI)Un, @d)wefter beö dürften Slbam ßapmir ©jartor^öfi,
ber eben bem 9ieid)^tag ju SSßarfd^au prSpbirte. Sanjut
war eine Stepbenj Don fürftlid)er $rad)t, unb feine Sep^er
l^atten pd^ wäl^renb eines längern Slufentl^altS in @enf mit
ber ^errin üon Poppet befreunbet. Sluf ber legten Station,
bie JU pafpren war, beüor man baö @dt|lo6 crreid^te, wur*
ben nod) einmal bie ^Formalitäten ber ^afereöipon erfüllt, unb
man glaubte pd) enblid) für. bie näd^ften SCage ungefiört,
als @d)legel unb Sllbert öon ©tael mit ber SRad^rid^t au8
bem ^oftl^auS gurüdftel)rten, ber Ärei§l^au)}tmann geftatte In
ßanjut nur eine adjtftünbige SRaft unter ber Sebingung, bafe
einer feiner Beamten bie Steifenben begleite, ße^terer folgte
ben beiben ^txxm auf bem %n^ unb bünfte grau öon ©ta€l
ein ganj befonberS unangeuel^mee Oemifd) üon angebomer ©er»
Dilität unb baju brefprtem, brutalem ®ienfteifer. ®^ empörte
xi)x pttlid^eS ©efül^l, ia^ bie golter biefer fleinlid^en, unwfir*
bigen Verfolgung i^r oon ©eutfd)en auferlegt würbe, öon ben»
felben 3)eutfd^en, um beretwillen pe gu ber Srrfal^rt burd^
©uropa öerurtljeilt war. 3^^ ^^^^ V^)^Pfd)en Seiben, bie il^r ba§
Ungemad) beS 2BetterS, bie fd)led)teu .^erbergen, ber ganj un«
glaublid)e Suftanb ber volnifd)en ^oftftrafeen öerurfad^ten, lam
Sefuc^ bei gi'irft SubomirSft. 335
ie|t, tt)o and) bic rufjtfdjeu pfiffe eingetroffen waren, bte peini=
genbe Slngft, t>a^ SRocca, ben pe nid^t niel^r jn warnen t)er=
niod^te, jebcn SEag, jjebe ©tunbe erfd^einen unb ftd^ bamit ber
©efal^r ausfegen fonntc, bem fte begleitenben ßommiffär in bie
^änbe jn fallen, beffen SBagen bem if)rigen in faft unmittelbarer
9Ml^c folgte. 3)ie Befürchtung war gerechtfertigt, benn 3fiocca,
ber jte in Sangut begegnen foHte, war bereite bort eingetroffen
unb liatte, üon ber Ungebulb jte wieberjufel^en, getrieben, jtd)
ein $ferb fatteln laffen um il^r entgegenjueilen. SBenige 5IWeilen
öom 3icle fal^ jie il^n bal^erreiten, unb ^atte gerabe nod) 3^^^,
il^n burd) alle S^xdjm ber aSeftflrjung gur Umfcl^r ju bewegen,
betjor ber ßommipr feiner anjid)tig würbe ^). Sie übergeugte
ftd) nod^, ia^ er fie üerftanben l^abe, bann aber war c§ mit
il^rer Äraft ju @nbe, unb jte erlitt einen fo l^eftigen SHeroenanfaH,
ba^ man jte auö bem SEBagen i)zbm unb auf ber ßanbftrafee
nicberlegen mufete. ®er erfd)rodfene ßommiffär fc^idte feinen
©iener um frifd)eö SBaffer, allein beoor er wieberfel^rte, liatte
%xan öon @tael bie Seftnnung wiebererlangt unb wollte jtd)
nod^ lange nad)l)er biefen Slugenblid ber @d)Wäd)e nid)t tier=
geilten. %üx\t Subomir^fi unb feine ®attin eutpfingen fte auf§
SSBärmfte, unb tl^aten, toa^ in il)rer SJfad^t ftanb, um fte gu be^
rul^igen unb il)ren 2Rut{) burd) bie 97ad)rid^t wieber aufgurid)ten,
ba^ 3fiocca in ©id^erl^eit fei. ©a§ aber fonnten jte nid)t
l^inbern, bafe ber unerträglid)e (Sommiffär ftd) in \t)x ^aix§ unb
an il^re SEafel brängte, unb am näd)ften SJtorgen bem iungen
©tael üerjtd)erte, nur au§ perfönlid^er 9flüdfid)t für feine SKutter
l^abe er bie 5ßorfd^rift umgangen, bie 9lad)t in il^rem @d^laf==
jimmer gugubringen, um gel^eime a3erf)anblungen gwifd)en it)r
unb il^ren ©aftfreunben gu öerl)inbern. „<Sie l)aben wol^l baran
getl)an", entgegnete ber I)eiplätige junge SJtann, „benn ii)
würbe @ie gum genfter l^inauöbeförbert Ijahtw". 33on ßangut
unb feinen berül^mten (Sammlungen unb ©arten fd)ieb ^xaxi
') SluQuft öon ©tael, 92ote ju ben Dix annees d'exil, 2^me partie,
Cbap. IX.
336 9(nfunft in aHu^Ianb.
üon ©tael, ol)ne ctoaö baüon gefcl)cn ju l^abcn, imb nac^bem
il^r 2BäcI)ter pe bis jur ©rengc feinet ©iftriftö begleitet l^atte,
öerabfd^iebcte er fid) mit ber Srage, ob pe gufrieben mit feinen
©ienften gewefen fei. „®ie ginfältigfeit bei^ aRarnie«", fagt
pe, ^entwaffnete meine geredjte ©mpörnng. . . . 6r l^atte mit
ber Äeule beS ^erhileS eine fliege tobtgefd^Iagen unb mdl^renb
ber 3cit toaxm il^m mid)tigere Singe entgangen.''
Defterreid)ifci^e ©renabiere geleiteten pe bi§ an bic ^renje,
unb üon bem £anb, ba^ i^x wenige S^t^^e frül^er fo gajifrainb»
lid^ gewefen war, fd)ieb pe je^t mit ben SBorten: „SHc 5Kott«
ard^ie, bie id) mäd)tig, gerecht unb gead)tet gefeiten l^atte, war
burd^ bie Sinianj mit SRapoleon gum legten SRang unter bcn
^Rationen l^erabgebrüdft worben. 3)ie nationale Segeiftcrung,
bie ben SBiberftanb gegen Sonaparte ermöglid^te, ift burd^ ben
©ouöerän unb auf ba§ ©rängen öon SRatl^gebern crftidtt wor«
ben, weld)en er mel^r ©el^ör alö ber eigenen SRegung fc^enfte.
©ie armen Dpfcr üon ©feling unb SBagram, bie tl^r 2ebcn für
ben iJortbeftanb ber öfterreid)ifd)en 9!Äonard)ie unb cineS beut*
fd)en Stammet l^ingaben, al^nten nid^t, i>a^ brei 3al^rc fpdter
il^re SBaffenbriiber für bie SluSbel^nung beö Sftapoleomfd^cn
3fteid)eö bis an bie ©rengen öon Slpen unb fflr ^erfleSung
eincö S^iftcmbS fömpfen würben, bie feinem SSerbannten, fei er
Äßnig ober Untert^an, eine SuP«d)tftätte in ©uropa offen laffen
foUte'' ').
5Rad) ben ©rlebniffen ber legten SBod^en begrüßten bic
afleifenben biefeö i^ufpfd)^ didä), ba^ einjige auf bem ©uropdifd^en
kontinent, wol^in bie •&errfd)aft öon Sona^)artc niei^t reid^te,
aU ein ßanb ber g^reif)eit. ©er 14. 3uli, ber 1789 bie ffteoo^
lution eröffnet l^atte, war ber SEag, an weld^em %xan öon @ta6l
bie rufpfd)e ©renge überfd^ritt. »Ainsic, fd^reibt Pe, >se re-
fermait pour moi le cercle de Thistoire de France.€
3)er birefte SBeg nad) ^Petersburg war bereits burd^ Stulpen
') Madame de Stacl, Dix ann^es d'exil, 2de partie, Chap. IX.
erfte ©inbrüdc öon SHufelanb. 337
tjcrlcgt, unb fo mufete ber Umweg üon eintcjen l^imbert 3Kcilctt
über 3Woöfan ßemad^t werben, iüa§ bei einer Steiferoute, bie
fünfiel^nl^unbert SKeilen betrug, faum mel|r in S3etrad)t fam.
Slber e§ galt feinen Sag ju uerlieren, wenn man nid)t üon ben
nacl)rüdEenben Slrmeen eingef(i)loffen werben woHte. ®a§ ndd^ftc
SReifeiiel war Äiew, beffen geltartig gebaute ^äu[er ber ^aupt*
ftabt ber Ufraine ein ajtatifd^e§ 3lnfel)en gaben, wie benn über«
l^aupt ber %xan öon Stael bie Sluffen fo burd)au^ al§ Drien^^
talen crfd)tenen, bafe fie e§ [törenb empfanb, ba§ 23ol( anber§
als orientalifd) gefleibet gu fel)en. 3n Äiew fommanbirte ®e==
neral 3Kilorabowitfd), ein alter SBaffengeföl^rte ©uwarowS, ber
bie Sfteifenben mit allen gieren ber aufmerffamften ®aftfreunb=
fc^aft empfing. 2ln ben Ärieg erinnerten nid^t nur bie mate*
rießen 23orbereitungen, benn Äiew war eine ber Stationen, wo
bie SSorrätl^e ber rufpfd^en Slrmeen angepuft würben, äud^
bie Slnefboten, bie öon SJiunb gu 3!Kunb gingen, fenngeid^neten
bie 8lrt beS SBiberftanbö , ber [xij vorbereitete. „2Bie Diele
Äird)en gä^lt 3!Ko§fau?'' l^attc 9lapoleon ben ^oligeiminifter
33alafd^eff gefragt, „(gtwa fed)ge]^n]^unbert'', gab biefer gur
Slntwort. „35a§ ift unbegreifüd) in einer Qdt, wo 5Riemanb
mel^r religiös ift", foUte ber Äaifer erwibert unb l)ierauf ben
Sefd)eib erhalten l^aben: „3Sergei^ung, SKajeftöt, bie ©panier
unb bie Sftuffen ftnb nod) fromm'' ^). ©ie S3eobad)tungen öon
^au öon ©tael über ba^ rufjifd)e 33olf ftnb fd)arfjinnig unb
wol^lwoHenb. Sie eilte aud| l)ierin il^rer Qdt voraus, inbem
fte fid^ üon ben l)ergebrad)ten 3lnjtdf)ten loSfagte, bie burd) il)re
ganbsleute, unb gang befonberS burd) Siberot, in Umlauf ge=
fe|t worben waren, ©en Srrt^um wieberl^olte fie nid^t, 3^wfe=
lanb nad^ Petersburg, unb bie 9lation nad) ben eingelnen 3n=
biüibuen gu beurtl)eilen, bie im SluSlanb, unb befonberS in
$ariS, bie ^filfSmittel unb SSerfel^rtl^eiten einer rafpnirten
0 Madame de Stael, Dix ann6es d'exil, 2de partie, Chap. X.
^lo* 21^. ö. Sa^ei-n, einbrücte unb ©üaaen aiiS 3flu6Ionb, 71, aöl^rt aWo§!au
feit bem SSronbe immer nod^ 400 i^rd^en.
Slennerl&attett, Sfwu bon ©tafel. III. 22
338 5^0" öon etaöl Aber boö rufflWc »oH.
Äultur autfiid^ten. 5Jid)t§ erfd)ien i^r fo falfd) ate ba§ Urt^cil
t)on ©iberot: Les Busses sont pourris avant d'ßtre mürs.
@te fanb im ©egenfa^ gu il^m baö 33olf jugenblräftift big in
bic 5ßcrirrungen, bie nod^ an bic SBarbarei erinnerten, ergeben
in ©d^merg unb (gntbel^rung, fleifeig, gebulbig, gntmfltl^ig unb
melandjolifd), reid) an Äontraften, xok alle jungen SSölfer, ber
33etrad)tung unb religiöfen ßrnjecfung gugetl^an, wie alle 3lacen,
bie eng mit bem Orient jufammenl^ängen. 33ei btn Sfieic^en
mar fein Ucbergang uom flbertriebenften Sufuö gu faft bäuer-
lid)er 6infad)l^eit in ben täglidien Sebenögemol^nl^eitcn gu e^
fennen. Sin bie Stelle ber ©mpfinbung für ba§ @d)önc trat
überall ber Segriff beö ^oloffalen; bie SluSbauer mar burc^
Äül^nl^eit erfe^t; um eine Stunbe l^inburd) nad^ ^crjenSluft
t)erfd)menben gu fönnen, barbte man lange Sage, ©er 5!Rittelftanb
fel^lte faft gang, aber tro^ ber Seibeigenfd)aft mar baä SSerpitnife
gmifd^en ®ut§l^enn unb Sauern meift ein guteä. S)ic nicberctt
klaffen erfd)ienen %xa\x üon @tael fanft unb rüdEpd)tSDoll, nic^t
nur im SBerfel^r mit l)ölö^r ®eftellten, fonbern aud) mit il^reS*
gleid)en, unb bie SSormürfe, bie man gegen baS rufftfc^e SEBefcn
gu erl^eben pflegt, nur in Segug auf bag niebere Seamtentl^um
ööHig gered)tfertigt. Sie fafete il^r Urtl^eil über bie Station
bal^in gufammen, fte fei mel^^^ gur Seibenfd^aft alö gur t^reunb»
fd)aft geneigt, mel^r fromm aU tugenbl^aft, mel^r tapfer al«
ritterlid), üormiegenb militärifd) unb öor SlHem religio« gepnnt.
©ie @prad)e bünfte it)x metallreid^, unb eingelnc SBorte töncnb
mie @rg. Dbmol^l bie Kultur im ©angen nod^ auf einer nie«
brigen Stufe ftanb, fanb fte bennod^ ia^ Slneignungätalcnt ber
SRuffen erftaunlid), unb bie ©d^attenfeiten beö SBolted^araftcrS,
bie Unbeftänbigleit be§ flamifd)en SBefen«, feine Sieigung jur
SSerfteUung, fein SWangel an Ueberlegung, öerfd^manben öor ber
l)en)ifd)en (Srgebung, mit meld)er ber grofeen nationalen Ärip8
begegnet mürbe.
Sm ©ouöernement oon Ziüa mürbe ^rau öon 6ta6l üon
ber ^rau beö ®ouucmeur§ uüt afiatifd)er ^rad^t empfangen
eintreffen in 3Wo8fou. 339
unb öom Sanbc famcn ©belleute, um jte il^rcr fd)rift[teßcrifd^ett
©rfolgc tüegen ju beglüdroimfd^en. 3e weiter jte übrigeng burd^
bie monotone Sanbfd^aft Dorbrang, um fo mel^r öerlor jte am
gejt(i)t§ ber enblofen ©införmigfeit biefer 6bnen baö ®efül|l ber
Sortbewegung. Slud^ würbe e§ immer fd^wieriger, Sßoftpferbe ju
finben, weil bie Slrmeen aHe§ %nijttt)txt requirirten. (S§ famen
Slugenblide, wo ^5rau oon ©tael, nad) ftunbenlangem oft der«
geblid^en SBarten üor bcn ^oftftationen, fid^ fragte, ob |te ber
Sronie beö @d)idffal§ oerfaKen unb taufenbe üon SKeilen weit
geflolien fei, um nun enblid) bod^ wieber 3lapoIeon in bie ^änbc
ju geratl)en unb il^ren ^^einben ein ©egenftanb beö @potte§ gu
werben. ®a enblidt) taud^ten über ber enblo[en ^ladtie bie
golbenen Äuppeln öon ^Ko^fau auf. 3Son bem SBeften fommenb,
war bie il)rige unjweifell)aft bie le^te 3fteifegefellfd)aft, bie ba§
alte SKoöfau nod) erblicfen foHte, „ba^ ajtatifd^e Slom'', wie jte
e§ nennt, unb wo inmitten ber angepuften ^errlid^feiten beö
3Korgen= unb Slbenblanbeg nur bie fünfte fef)lten um bie
^rad^t gu abeln. '^m ©ommer öon 1812 traten jebod) alle
anbem Snterefjen öor bem 5|Satrioti§mug jurüdf, bem bie 6in=
wolinerfd^aft oon 9Ko§fau bie ungel^euerften Dpfer brad^te.
^rioatperfonen fteUten bem ßjaren ganje ^Regimenter jur 23er=
fügung, anbere gaben ben oierten S^eil t^rer ^abe. @raf
3fioftopfd)in empfing S^rau öon ©tael nod^ in feiner Sommer*
rejtbeuj, inmitten öon SWoöfau in einem ^arf gelegen unb baju
beftimmt, auf ben fpeiieUen SSefel^l oon 9lapoleon eingeäfd^ert
gu werben'), ©inen 5IWonat nad^ bem Sefud^ oon grau üon
©tael, in ber 5lad)t oom 14.— 15. September, fanf ?SKogIau in
Slfd^e, „wie ein SRärt^rer, befjen Dpfertob feiner @ad)e neue
Sßertlieibiger erwecft''^). gfioftopfd)in, nad) 3lufeen ein SBelt-^
mann öon untabell^aftem 5luftreten, innerlid^ eine nod^ unöer=
braud)te ©efpotennatur, I)at fpäter mit Slüdfjtd)t barauf, bafe
*) %f). ö. SBernl^arbi, ©enfnjiirbigfeiten aus bem Seben beS GJrafen öon
%oU, II, 238.
^ Madame de Stacl, Dix annees d'exil, 2<ie partie, Chap. XIV.
22*
340 93cflCrtiiunft mit Wrof Äojtopfciin.
bcr Äaifcr fic nid)t bcfol^lett l)attc, bie S^at verleugnet, für bie
il)n aiid) Äraii dou ©tael in il^ren 1812 niebcrgcfi^riebenen
auficid)nungcn uerl)crrlid)t. 2)ie ©efd^id^te Jcbod) l^at ßcurt^rilt
toic ftc, uub nid)t bcn SSBorten t)on SRoftopfd^in, fonbem jeiner
Üliat flCßlaubt^).
®cr Sßcfj uad) ^Petersburg ging über Slifc^tti^SloTOgorob.
angcfid)!« bicfeS emporiinnö für ben ^anbel gwcicr SBeltt^cilf,
beffcu nngel)curc ©ntmidfdiug tcpublilanifd^c @inri(i^tungen bö
UM) fd)ü^tcn, alö Ggar S^^an bie greil^cit öon Stomgorob öer*
nid)tcte, tl)at Jvrau uon ©toel gum erjten 3Ral bcn berühmt«,
in ben (5ünfiberatiouö wieberl^olten äuSfpnic^: »On se plail ä
(liro ((uo Ui liborto n*a ete reclam^e en Europe que dans
lo (Imiior sircle; c'esl plutöt le despoüsme qui est une in-
viMition modernoc-).
21hv:< pc d)arafteriitifd)er 3Bei)c mäi ber antunft In ?da*
bürg juerft begrüfue, tuar bie englifci^e glaggc auf bcm Wojl
einc\S engli{d)cn ed)iffe^, t>a^ auf ber SUcioa cor ÄnfW tag.
'^^.Wit boni iöounifetfcin, baß bicfe glaggc t>a& 9Rcer rnib bie
<vrcil)cit ucrfnnbcto, febrte ein ©efü^l ber UnobJ^fingigtrit jmfct
bavs fic ein :]^al)r5ohnt f)inbnrd) entbcl^rt l^attc. Sine bcr
fd)liunnftcn 'iHTfnd)uniKn war für fie oorfiber, biej[cnige, Wc
^^UMfd)on nn>> nnb unicr ^diidial, um bte gottlid^e Sfi^nmg J9
ucrbnnfcln, bcn ^dnittcn cincA "iDienfd^en wirft
;>n 1>ctcr>>lnirii luobntc jvrau üon 8ta$I auf bem Quai
in bor Ouibo bcr ^^bmiralitdt unb fo^ Don i^ien Scnpcn
bie bcrnbnitc :>icitcritatuo. i'cn ihrem Sanbdmami gfabonet c»
rid)tct, mit bcr ttol;cn -^^uMirin: i?eter bem 6cflm Jtttt^
riua bie ;^u'citc. >£ic n;i;b feinen anbent gluB an €^^9ii^
mit bcr ')icu\i 5n vcr.V.c;d?cn unb erfuhr in ben ^finfen nb
M et). IV ^c:n^c;M r^-^rür^:^!«!« an« b«a 9cftcB bei CMv "■
MoU. 11. tir» lio.
""^ M n y\ A mo vi c* S ; a •. ' . ?:!( a:!::^^ li'exiU ^^ ptttM» Oip^ ^•
V.'i imb W\. <^. SO
I
©on!t«$eterSburg. 341
©ommerrejtbenjcn bc§ rufftfcf)cit Slbel^ bie liebcn§tt)ürbig[tc
unb juöorfommenbfte Slufnal^mc. Ueber bie @d|attenfeiten bcr
rufjifd^en ®cfeHf(i)aft öermodite pe biefer ©mpfang aber bod)
nid^t ju täufd^en, unb bie Petersburger ßwftän^^ öeranlafeten
|ie ju einer Äritif, bie bis baf)\n öor ber fd)Iici^ten Eingebung
ber länbltc^en Seöölferung toie t)or bem ^eroiSmuS beS SRosfouer
3lbel§ üerftummt tnar. 3n ben ariftofratifdien ©alonS üon
Petersburg üerfel^rten bie fflennigfen, bie ©ubow, unter bereu
Rauben 5ßaul I. geenbet i)aik. SllS Äaifer aieyanber 1814
l^örte, ba^ ßubmig XVIII. jid^ gegen ben ÄönigSmörber 3^oud^6
fträubte, gab er befanntUd) jur Slntmort: „Subwig XVIII. Der=
langt ju öiel; l^abe id) bod^ ben ganjen legten SBinter l^inburd)
mit ^Platon ©ubou) gefrü^ftüdEt" ^). 5Reben folc^en |tttlid)en
©d^äben mad^ten pd^ ber 3Kangel an foliber Silbung in ben
l^öl^eren ©täuben, bie Slbttjefenl^eit tüd)tiger SKittelflaffen, ber
fd^äblid^e ©influfe ber SBiHtür öon Oben unb einer mangelliaft
organijtrten, ganj unjutjerldfligen 23ertt)altung um fo peinlid)er
fül^lbar. ^rau üon ©tael bemerft, ba^ audt) ber öerfeinerte
geiftige ®enufe, ba too überl^aupt baS SBebürfnife nad) einem
fold)en jtd^ regte, nod^ gang an^ 2leu6erlid)feiten, [tatt auf 3n=
l^alt unb 3been gerid^tet war, t>a^ man, um jid) ju informiren,
feine S3ud^er laS, fonbern 5!Äenfd^en befragte, unb überl)aupt bie
gange @uropaifd[)e ßiöilifation auS gtoeiter §anb begog. ©er
freie SJieinungSauStaufd^ fel^lte gänglid), weil man jtd) überall
beobad^tet wufete unb jebeS SBort mit ängftlid^er Ueberlegung
auSjufpred^en geraol^nt war. ©elbft bie erfd^fitternbften @reig=
niffe, biejenigen, auf weld^e bie Slidfe ber gangen 9lation mit
fieberl)after Spannung gerid)tet waren, bie ßinnal^me üon @mo=
lenSl, am 17. Sluguft, ben 3Karfd) auf 9ÄoSfau, erfuhr grau
öon ©tael nid^t burd) ©inl^eimifd^e, fonbern burd^ g^rembe.
3)er iJeinb ftanb öor ben Sl^oren ber alten ^auptftabt
unb bebrol^te bie neue, unb nad) wie t)or würben ben Sftuffen
^) Forneron, Les Emigr^s et la soci^t^ fran9aise sous la regne de
Napoleon I. Correspondant, 1887, 221, S«ote.
342 ®ie rü\m^ ©cfeWaft.
bie SBcd)felfäne be§ ^rieg§, ba§ ©d^icffal tl^rer Armeen öc^
fd)n)tegen, nad^ wie Dor bereid^erten pd) bcftcd^lic^c Scamte auf
Äoften be§ (Staate^ unb ber I)ungernbcn ©olbaten, unb »altetc
bie Sntrigue, felbft bei SSefe^ung ber l^öd^ften ©tcHcn im .&eer,
öon lüeld^en ba§ §eil be^ aSaterlanbes abging, ©afe c§ tro^-
bem aud^ in 3flufelanb eine öffentlid)e SKeinung gab, geigte fic^
öor bem Sag öon @molen§f, burd) bie bem Äaifer abgerungene
(ämennung öon Äutufott) gum Dberbefetilöl^aber ber rufjtfd^en
,^eere, an ber Stelle öon Sarda^ be Stoll^, ber feiner fd^ottifd^en
Slbfunft tt)egen bem grembenl)afe gum Dpfer fieU). ©agegen
blieb ber gang frangöfifd^ gejtnnte Äangler 3ftumängon) an ber
@pi^e ber SSerwaltung, unb g^rau öon ©tael, ate ftc öom
greifen Äutufou) fd)ieb, öergweifelte für 6uropa unb für il^n an
ber 5IWöglid^feit eineö ßrfolgeö^)^
©en 3Serf)ältniffen überlegen unb eine SSürgfd^aft für bie
ßufunft fd)ien il^r in Slufelanb nur Äaifer Sllejranber felbft gu
fein. @ie fal^ i^n furg, benn in ben erften Sagen beS Sluguft
tt)ar er öon SJioöfau gurüdfgefel^rt unb balb barauf begab er
jtd^ nad) Slbo, voo er mit 33ernabotte, bem Äronprinjen öon
@d)tt)eben gufammentraf unb jtd^ mit i^m gum 3Biberftanb
biö aufö Sleufeerfte gegen 5^apoleon üerpflid^tete. fStou oon
@tael lernte Sllejranber tt)äl)renb ber Slubieng bei ber Äaifcrin
fennen. @r fam l)erein, reid^te i^r bie ^anb, unb gang wibcr
bie ©eppogenl^eit fo Dieler gürften, bie jebe Sleufeerung, . ttjeld^er
ein @inn beigelegt werben fann, forgfältig gu öermeiben fd^ci»
nen, fprad^ er mit if)r über bie wid^tigften unb intimften Sin-
gelegenl^eitcn, über fein frü^ere^ 33erl^ältnife gu 9?apoleon, über
bie gufünftigen ©efd^icfe feinet 3Solfeö, unb feinen l^eifeen Sßunfd^,
bie ßeibeigenfd)aft in Slufelanb aufju^eben unb ftatt ein 3)efpot
ein [Reformator gu fein. S3ei biefer ®elegenl|eit war e§, bafe
er auf bie Semerfung öon g^rau Don Stael, für fein SReid^
0 %^. ö. S3crn5arbi, ®enfiuürbig!eiten ouS bem Seben beS ©rafen öoti
ZoU, II, 1-9.
2) Madame de Stael, Dix annes d'exil, 2de partie, Chap. XX.
Stai^tt Sircjonbcr. 343
wiege fein ßl^arafter eine SSerfaffiing auf, if)re ©d^u^tnel^r fei
fein ®en)iffeit, gur 3lntn)ort gab: „Unb ujenn ba^ wäre,
id) würbe bod) niemals me^r al§ ein glü(flid)er ßwfatt fein''.
9lad^ feiner Slbreife üon ^eteröburg fanb fie t)ornef)mlid^ im
Sßerfel^r mit bort anwefenben f^remben bie Uebereinftimmung ber
Slnfd^auungen unb ©ejinnung, beren jte in einer foldjen Qtit
bebnrfte. ®er 5ricben§fd)hife mit ßnglanb füf)rte Sorb 3:ir=
conncl als ©efanbten, bcn Slbmiral Sentincf unb @ir SRobert
SBilfon bortf)in, mit m\d) le^terem ^^rau öon @tael in fd^rift=
liebem 5IWeinnngöau^taufcf) blieb, nad)bem er fid^ in§ ruffifd^e
Hauptquartier begeben l^atte. „SJiir ift, al§ feien bie ruf jtf dien
ßrfolge Sinnen ju öerbanfen", fd^rieb fie il^m 6nbe 1812,
„forgen @ie, t)a^ für ©uropa ein ©leid^eö gefd^el^e unb erl^alten
@ie un§ in ^l^rer ^erfon ba§ öollfommenfte Seifpiel üon ritter-
lid^er Sopferfeit unb Siebe j^ur ^reil^eit" ^). ®a Sofepl^ be 5!Jiaiftre
in jenen Sagen üon ^eteröburg abwefenb war, fanb grau üon
©tael üon grangofen bamalö nur SllefiS be 9?oaiHe§, einen
Sßerwanbten oon Sa Sci^ette, ber balb barauf ebenfalls nad)
@d)weben ging unb ben Äronpringen wäf)renb be§ gelbgug^^
öon 1813 begleitete. @r war 1811, feiner ro^aliftifd^en ®e*=
ftnnung wegen, au§ grcmfreid^ auögewiefen worben unb erful^r
unter ber SReftauration, weil feine Slnfid^ten gemäßigt blieben,
bie Ungnabe be§ SJlonard^en, für beffen @ad^e er bamalö bei
Slkfanber unb in ©d^weben tl)ätig war. ©ine anbere benf=
würbige Begegnung war bie jwifdt)en grau üon @tael unb bem
greil^errn Don Stein, ber öon Qefterreid) nad^ SRufelanb ge*
fommen war, um bort feinen Soften im ^ampf gegen ben Unter=
brücfer einjunel^men. 3m Sluguft war ©ruft SKori^ 2lrnbt bem
oerbannten preufeifd^en Staatsmann nad^ Petersburg gefolgt, wo
er öon il^m bei ber SSilbung einer ruffifd^^beutfd^en Segion unb
gu fd^riftlid)en Slrbeiten oerwenbet würbe unb bei biefer ®e=
0 Madame de Stael to Sir Robert Wilson, to the Army. Stock-
holm, 12 D6c. 1812. British Museum, Sir Robert Wilson, Correspondance,
II, Add. Mss. 30, 106 f. 368.
344 2)ct grcil^crr öon Stein.
legenl^eit grau non ©tael imb ä. SB. @cl)lcgel beßegnete. SSon il^r
meinte Slrnbt, jebem SBogel l)abe fte fogleid^ an feinem ©ä)nabel
angefc^en, tocld^en Ston pe mit i^m ju jtngen l^abe, eine fönig=
M)e ®abe, bie aber üielen Königen fel^Ic. „6ö war eine Suft",
fd)reibt er, „mic bie grau ben Stein bel^anbelte, unb roie bie
beiben lebenbigften 9)tenfd)en, ipenn fte auf einem ©opl^a ge»
paart fafeen, mit cinanber farambolirten". ©ineS Slbenb^, als
grau üon @tael mit bem greil^errn öon ©tein unb einigen
anbern Sefannten aud) Slrnbt gu Sifd) gelaben l^atte, famen
SRocca unb \i)x (Sol^n au^ bem 3:f)eater, mo eine franjöfifd^c
©d^aufpielcrtrupv^ i^ic $^äbra gab, unb berid^teten, tüie ba§
anmefenbe rufftfd)e ^ublifum ein fold)e§ fiärmen unb Sloben
begonnen l)abe, i)a^ bie 2Sorftellung eingeftellt totxbtn mufete.
©a brad) grau Don @tael, 3^it unb Umftänbe für ben Slugcn*
blid öergeffenb, in 3:f)ränen auS. „25ie SSarbarcn", rief
fte, „bie ^l^äbra Don Slacine nid^t feigen gu tüoHen!''^) ©in
äf)nlid)e§ ®efül^I überfam fte bei einem geft im 9larifd)fin'fci^en
.^aufe, al§ ber Soaft auf ben @ieg ber englifd^en unb rufft»
fd}en gal)nen au^gebrad^t mürbe, unb fte bemegt bemcrtte, fte
fönne mol^l bie Sflieberlage Don SRapoleon, niemals jene ber
granjofen münfd)en. 3n ber ©mpfinbung, bafe eö ein Äampf
um bie ]^öd)ften ®üter fei, ber auSgefod^ten merbeu muffe, be»
gegnete fte ftd^ tnit bem gemaltigen Patrioten, ber ^reufeen
baran fe^te, um 2)eutf(^lanb mieberaufgurid^ten, bem @taats=
mann unb SReformminifter, mie il^n ba^ ac^tge^nte 3ö^r=
l^unbert träumte, ber für feine Station tf)at, maS Surgot für
bie granjofen l^atte tl^un moHen. Slls greil^err Don Stein
grau Don @ta6l guerft fennen lernte, l^atte er mand^e Se*
benlen gu überminben. 3n feine SBegripbeftimmungen ber
®attin, ber aWutter unb 9D?atrone fügte jte ftd) nid^t; in ben
©riefen an bie beutfd)e grau, bie an feinem Derlaffenen $eerb
») (grnft 3Korii SIrnbt, 9)Jcinc SBanberungcn unb 2BanbIun9cn mit
bem Sfteil^ertn öon @tein, 56—60. Erinnerungen auS bem äußern Seben,
168—169.
®cr greil^err öon ©tein. 345
tüaltete, mac^t er, tuo juerft t)on ^rau t)on ©taöl bie SRebe ift,
bie SSerborbenl^eit, bie aSerfül^rungen imb Seibenfd^aften be§
gefenfc^aftlid)en 3iiP^nbe§, in bem jte aufgetüad^jen tüar, für
baö üeranttüortlid), tüaö il^n in il^rem SBefen ftörte'). Seffer
aber, al§ er felbft e§ wiffen fonnte, l)atte jte biefen praftifd^ften
aller gi'c^Iift^n, feinen $a§ unb feine Siebe, feinen männlid)en
@d)merj unb feine unDerwüftlid^en «poffnungen burd^fd^aut.
@ine§ abenbö, bei bem ®rafen Drioit), in Heiner OefeUfd^aft,
auf ber Snfel, lag fte einige Partien be§ Sud)^ über 2)eutfd)=
lanb, unter biefen ba^ Äapitel über bie Segeifterung. „6^ l^at
mid^ ftarf bewegt", fd^rieb ie|t Stein an feine ^rau, „burd^ bie
Siefe unb ben 2lbel ber Oefül^le, unb bie 6rl)abenl^eit ber Oe*
banfen, tüeld^e fie mit einer jum §er^en bringenben Serebfam=
feit au^fprid^t". „3d) fenbe S)ir, liebe g^reunbin", fügt er
einige Sage fpäter i^inju, „eine 3lbfd)rift be§ Äapitelö über bie
Segeifterung ; id^ tt)ünfd)e, ba^ S)u e§ mit ebenfoöiel SSergnügen
unb 2:f)eilnal^me lefen mögeft, al^ id) e§ abgefd^rieben l^abe,
weil eö für S)id^ beftimmt war. 2Benn ^van tion @tael il^ren
2{ufentt)alt verlängert, fo fönnte id^ ©ir nod^ ein Äapitel ab=
fd)reiben'' 2). 23et)or fie fd^ieben, gab g^rau Don @tael bem
grei^errn Don Stein il^r Silb, baö fpäter bie 33efud)er feinet
l)eimatl)lid^en @d)loffeg über feinem @d)reibtifc^ angebrad)t
wieberfanben. „%ran Don ©tael", fd^rieb er am 8. September,
„l^at un§ geftern Derlaffen. Sie gel)t nac^ StodE)olm, um il)ren
Sol^n in S)ienft ju bringen; il^re ®efellfd)aft war fel^r angenehm,
unb id) bebaure il^re 3lbreife." S)er 7. September, an weld)em
bie Verbannten [xä) ßebewol^l fagten, war ber Sag ber Sd^lad)t
Don Sorobino. S)er tragifd)e ©ruft be^ Slugenblidfg unb bie
') ®. .&. $er^, S)a§ Seben be§ 9)«mfterö grei^errn öon Stein, III,
162 u. ff. ^Briefe öon Stein an feine grau, Petersburg, 15. unb 17. Stuguft
1812.
2) ebenbafelbft, III, 163. S3riefe öon Stein an feine grau, qjeterSburg,
31. 5luguft unb 2. September 1812. 3u öergl. 6. m. 5(rnbt, 9JJeine Söanbe-
rungen unb Sßanblungen mit bem greil^erni öon Stein, 58.
346 ^bfd^ieb t)on SHuglanb.
Ungctt)i6f)cit ber ßufunft erfd)tt)crtcn bcn atbfd^icb. „©ic ju
löfcube Aufgabe", Ijcifet eö in bcn Dix annees d'exil, ^bcftanb
in bcr SScrtl^eibigung, ober öiclmel^r in bcr SSäicbcrlöcrftcIIung
aller jtttUc^en ©fiter, xoüä)t bie SJlenjd^l^eit bem (Sl^riftentl^um
fd^ulbet; eö galt, bie SBürbc gu retten, bie il^r @ott Dcrliel^en
l^at, bie llnabf)ättgigfeit gn ftd^em, auf weld^e bie Statur felbjl
jte Derweift. . . . SRiemalS lüar bie SBelt einer größeren ©efal^r
ausgefegt. Äeiner tuagte, eö gu jagen, aber alle wußten eS.
Sll§ grau l^atte id) perfönlic^ nid^tö gu ffird^ten, aber id) fonnte
ba§, tt)a3 id) gelitten, mit in bie SBagfd^ale werfen" ^).
') Madame de Stael, Dix annees d^exil, 2de partie, Chap. XX.
§tij(ipa ^üpxttl
grau Don ©tael öerliefe SRufelanb unter bem ©nbrutf, bafe
ber SBinb jcl)on eiftg über bie ©toppein welkte, unb bod^ ge^
l)örte befanntlid^ ber SBtnter t)on 1812 nid^t ju ben fd^Ummen
rufjtfd^en SEßintern; bie Äälte trat öertjältnifemäfeig fpät ein.
SSetnal^e gtt)ei S)rittel be§ franjöftjd^en ^eereö ttjaren öerloren,
bet)or eö TOoöfau erreid^te, unb ttjaö übrig blieb, würbe loeniger
burd^ ben S^oft, al^ burd^ ben junger unb burd) bie Slrt
einer Äriegfül^rung öernid^tet, toeld^e mit ber ©etootjnl^eit be§
Siegel bie Äunft verlernt l^atte, einen SlüdEgug ju bed'en^).
©a pdi) bie Sleifenben in Slbo einfd^iffen follten, fül^rte fte
il^r 2Beg burdf) ginnlanb, baö erft 1809 ööHig unter rujftfd^e
«&errfd)aft gefommen n)ar. 33ei ©rtoäi^nung biefe^ Umftanb§
berüt)rt grau oon ©tael bie Stl^eorie ber natürlid)en ©renjen
als eine ber fiiebling^ibeen be§ neunjel^nten ^ci^^^^nbert^, bie
in biefem %aU bie ginnen ebenfo natürlid^ nac^ Slufelanb, ate
bie 5Rorn)eger nad^ @d)tt)eben öertoeife. Äaifer Sllepanber l^atte
burd^ aSertrag Dom 9. Slpril bie Union ber beiben norbifd^en
Äönigreid^e, @d)tDeben unb 9lonr)egen, al^ ^reiö ber fd^tt)ebijd^en
Slllianj öerfprod^en. @r trennte jidt) öon grau öon ©tael mit
*) 3;]^. t). f8txnf)Qxhx, ©enIttJÜrbigIctten quS bem Seben bcS (Strafen
%oU, II, 355.
348 9In!unft in ec^weben.
ber 33crjtd)erunö, im Äampf gegen SRopoIeon nie mel^r weid^cn
gu tDoHen.
Sluf bemfelben @cl)iff, baö fte nad) @d)tt)ebcn brad^te,
war ein ©eutfd)er, ben jte feit SBeimar fannte, ^rofeffor
31. % @d)ü^, tüeld)er fpäter feinen Sanböleutcn il^r 2ebcn er^^
jäf)Ue^). ©eine %xan, bie @d)aufpielerin ^enbel'@d)ü^, war
bie größte mimifd)e Äiinftlerin 2)eutfd)Ianbö, öon bet man
vül^mte, fie l^abe ba§ plaftifc^e ©arfteUungStalcnt ber Äab^
.Hamilton weit übertroffen. @ie erfreute bie SÜcifcgefettfd^aft
mit if)rer Äunft auf bem oben ©tranbe Don aianb, wol^in ein
I)eftiger Sturm fie öerf dalagen l^atte^). fjrau öon Stael, bie
ba§ 2Keer fürd^tete, prie§ fid) glüdflid), al§ Stodf^olm ol^nc
weiteres Ungemad) erreid^t würbe, ©er fd^webifd^en |)eimat]^,
wo fie t)or fo Dielen ^al^ren al§ junge (Sattin Dergebenö er«
wartet worben war, füf)rte fte je^t gwei ©ö^ne ju, bie fld^ bem
©ienft berfelben beftimmten. ©eit bem Slob beS S3aron ©taäl
liatte ftd^ SBieleS bort Deränbert. ©er le^te Äönig ou8 bem
©tamm SBafa, unter weld)em Saron ©taßl gebient l^otte,. Der«
trauerte in ber SSerbannung ein ©afein, baS büpere ©d^wer«
mutl) fc^on in guten SEagen umnad^tete. Sn ©todfl^olm jeigtc
man g^rau Don ©tael bie ©tätte, wo ®raf Werfen am 20. Sunt
1810 l^ingemorbet worben war. ©iefer treue Stn^nger gefattener
©röfee war aud^ ber greunb ©uftaD abotpl^'S IV. gcwefen.
9lad) bem ©turj be§ Äöntg§ unb bem frül^en Sob beö er«
wäl^lten SEI^ronfoIgerS, ßl^riftian Sluguft Don ©d^Ieöwig, würbe
Werfen befd)ulbigt, bem ^rinjen ®ift gereid)t ju l^aben, um bem
©ol^n ©uftaD'S ben 2Beg gum Sl^ron feiner aSäter gu ebnen.
2)ie Sefd)ulbigung war DöHig grunbloö, benn Werfen lebte
gurüdfgegogen unb fümmerte ftd^ nid^t mel^r um ^olitil. Über
') Ueber ben ßl&ataftct unb bie 3öev!e bon grau öon ©toel In bet QtlU
Wrift „S)ie Seitgenoffen", III, 1818.
2) S3onftetten, S3riefc an g. S3run, II, 44. gtau bon 6tael an
8r. örun, etod^olm, 18. S^ioö. 1812.
Grinncning an ©raf gcrfen. 349
ber an ©teile feinet 9leffen jur SRegierung gelangte Äatl XIII.,
ber ?rerfen nicl)t leiben mod^te, jprad) gegen il^n ein fträflid^
unüorftc^tige^ Söort, ber ^öbel tüurbe am Segräbnifetag be§
^rinjen t)on ©d)le§n)ig mit Srannttüein traftirt nnb bann auf
fjerfen gel^e^t, ber au^ feiner Äarroffe gejerrt, bei ben paaren
gefd^leift, mit Steinen gettjorfen, bann fd^mer am Äopf t)er*
ttjunbet auf baö @tabtl)anö gebrad^t unb bort im ^of erfd)lagen
lüurbe. @r ttjar, obfd^on filbern^ei^, erft fünfunbfünfjig 3al)re
alt unb l^aud^te mit ben Söorten bie Seele au§: „§err, mein
®ott, Dor bem id^ nun erfd^einen tüerbe, üerjeil^ meinen §ßeini=
gern, wie idt) if)nen t)ergeif)e'' ^). ©ie fd^auerlid^e Sl^at blieb
öereiujelt, unb e§ märe, ba 5!Rilitär am ^a^e mar^ aud^ leidjt
gemefen, fte ju öerl^inbern.
@eit bem 16. Dftober 1793 mar ba§ ßeben be^ ©rafen
gerfen ber Strauer gemeint geblieben, ^n ber Oual feiner legten
©tunbe mag il^m nod^ einmal bie bleid^e Oeftalt ber Äönigin
erfd)ienen fein, ber einft fein junget §erj fo e^rfurd)t^t)oll ent*
gegenfd^lug, bie er nid)t l^atte retten fönnen, unb bereu SSeifpiel
il^n auf fein eigene^, tragifd^e^ 6nbe vorbereitete^).
Sllö einen oom ©d^id'fal 33egünftigten bagegen fanb ^?rau
t)on ©tael Sernabotte mieber. Sin ©ol^n feiner Staaten, gefd^ult
im SBaffenf)anbmerf unb in ber SBermaltung, bereu t)erfd)iebene
Smeige er an ber @pi|e ber .^eere, ate Äriegöminifter unb
©iplomat, bann al§ ^^rinj t)on $onte=6ort)o in ^annoöer unb
aU ©ouoerneur ber $anfeftäbte fennen gelernt l^atte, fanb er
ftd) nod^ in ben beften 2Ranne^iaf)ren mit ber Slu^ftd^t auf bie
Ärone an bie @pi|e beö fd)n)ebifd)en Staaten berufen, ©ein
aSerl^ältnife ju ?)lapoleon, bem er am 18. 33rumaire bie 9JJit=
mirfung öermeigert l^atte^), mar niemals ein befonber^ gute§
^) Klinkowström, Le Comte de Fersen et la Cour de France, In-
troduction, LXXII et suiv.
2) ebenbafcIBft.
^) Gohier, Memoires, I, 227. La Fayette, M^moires, V, 535,
Appendice, 111.
Iib£.
350 »emabotte.
gewefen, obmof)I SBemabottc al$ ©dö^agcr öon Sofepl^ Sona-
parte in enger Sejiel^ung ju be§ Äaifer^S ^aufe jlanb. 3lber
feiten finbet ftd) ber 5lame biefe« 9JJarfd)an« öon 5Rapoleon
ol^ne mifegfinftige 9?ebenbenterfungen erroäl^nt unb auf @t. ^e^
lena ift er auf alles junicfgefommen, waö er il^m Dorwerfen gu
muffen glaubte 0- SBibermiKig gab er feine ©nwilligung, als
aSernabotte t)on ben fc^webifd^en ©täuben gettjäl^It würbe, unb
gu SJtetternid) fagte er, feine 33ejiel^ungen gu SRufelanb würben
baburd) gefäl^rbet; baju fd^äbige bie SBal^I etncö ^rioatttianneö
ba§ Slnfel^en ber rcgierenben Käufer. @r bebaurc, Äroncn in
feiner gamilie vergeben gu l)aben, er felbft fei in feinet 8ln-
bem 6rbe eingetreten. »C'est une l^tcc, äußerte er öon 33cr«
nabotte, ein alter S^fobiner, mit üerfel^rten Segriffen wie fic
alle, ber blofe militärifd)e§ Salent beft^e unb Don bem er fid^
gern entlcbigt wiff e ^). S)a§ SSerl^ältni^ gum Äaifer l^attc bereits
ftarfe Trübungen erfat)ren, beDor Semabotte Don i^m fd^ieb,
ol^ne binbenbe aSerfpred^ungen in 33egug auf ©d^webcnS fjcft»
l^alten am Äontinentalfqftem gu geben. 2)ie Sefc^ung öon
©d)mebifd^'-$ommern unb 9flügen burd^ bie ^rangofen, im Sa»
nuar 1812, fül^rte ben Srud^ l^erbei. ®ic öffentlid^c SReinung
in @d)tt)eben war feit bem 33erluft Don ginnlanb nod^ ruffen*
feittblid)er alö frül^er. SSernabotte bagegen bot feinen gangen
©influfe auf, um fte mit bem ®eban!en an biefen SSerluft gu
Derföt)nen, unb mad^te bafür bie Erwerbung Don 5Rorwcgett gum
Sietpunft feiner ^olitif. Qu 3[bo war feit mel^reren SBod^cn
bie SlHiang gwifd)en Stufelanb unb ©d^weben gefd^loffen worbcn,
als grau Don Stael in ©todf^olm eintraf. 2)ort entppng fic
bie 9lad^rid^t Dom Sieg ber fjfangofen an ber SRoSfwa, unb
Semabotte ergäl^Ite nod^ als Äönig einem feiner frangöft«
0 Gourgaud et Montholon, M^moires pour servir k Phistoire de
France sous Napoleon, IV, 295, T, 209—222, Notes sur Pouvrage intitul^:
Memoires pour servir h. Phistoire de Charles XIV Jean, roi de Suede.
2) ^üxit 91. mcttexniä), ShiS 9J?ettcrnid^'5 noc^geloffencn gJopicrcn, II,
^ä) 3tt)iMcn 9kpoleon unb SKctternid^ 311 Sßaxi^, 8. ©ept. 1810.
fd)en Sanbölcute, \m jte auf bic 5Jlad^ri(^t in baö Iömglid)c
©d^Iofe geeilt fei unb er auf xi)x äugftlic^eö Silagen nad^ ber
Sebeutung biefeS Siegel emibert ^abe, fte möge pdf) berul^igen:
SRa^JoIeon l^abe ein ©d^Iad^tfelb erobert uub jid^ in bie Sage
öerfe^t, feinen 6rfolg entfd^eibenb gu Dermertl^en, lüenu er bem
Äaifer 3[le;ranber t>m Rieben anbiete unb ein üerfaffungS«
mä^ige^, unabl^ängigeS Äönigreid^ 5ßoIen prollamirc. „Slber ba§
wirb er nid^t tl)un", fd)lofe propl)etifd) 33crnabotte, „unb barum
ift er Derloren'' ')• @^ beburfte unter bem S^^ng ber Sage, bei
feiner Stimmung unb feinem ©i^rgeij beö ©influffe^ nid^t, ben
grau üon @tael in bie SBagfd^ale ju merfen liatte, um il^n gum
SBiberftanb gegen 3lapoIeon ju üeranlaffen. 3)er Äronprinj
Don ©(^ttjeben tt)ieberl)olte bei jjeber ©elegenl^eit, bafe ber tJriebe
gerabe bem erfd^öpften granfreidt) am meiften gu ®ute fommen
muffe, felbft bann, menn e^ in feine alten ©rengen gurfi*
gemiefen tt)erbe; er erflärte, perfönlid^ nidf)tö gum ©turg SRapo^^
leon'S beitragen gu ttJoHen, betonte aber, wie aud) 3ßetternid^,
ba^ ber Ärieg gegen biefen unb nid^t gegen granfreid) gerid^tet
fei. »Arreter le vol de l'aigle, et non pas Tecraser«, mar
bie im 9Kärg 1815, nad^ ber Slücffel^r au§ (alba t)on Semabotte
ausgegebene Carole, aU 3lapoleon il)m mieber münfd^en^mertl^cr
aU ein 33ourbon erfd^ien^). ©amitfud^te er |td^ nid^t nur au§
bem peinlichen ©ilemma gmifd^en ben 3Serbinblid)!eiten ber SSer*
gangenlieit unb feiner neuen ^flid)ten gu befreien, er oerfolgte
babei nod^ einen gang anbern Qmd, %üx ©darneben mollte
Sernabotte 1813 Sfiormegen gewinnen, aber für jtd^ träumte er
t)on nidjtS geringerem als üon ber frangöftfd^en Ärone. 3Ser=
fd^iebene Slnbeutungen laffen feinen S^^if^l barüber beftel)en.
0 X. Marmier, La Suede sous Bernadotte. Revue des Deux
Mondes, 1844, II, 680. Galiffe, Dun siecle ä Fautre, 2eme partie, 320.
Madame de Stael ä Galiffe, Stockholm, 6 Oct. 1812.
2) 2ß. DndCcn, Dcfterrctd^ unb ^teuften im SBefreiungSfricö, I, 357.
Fiote, ri, 425 Sßote. A. Geffroy, La Suede avant et apr^s. le traite de
Paris, Revue des Deux Mondes, Juin 1856, 460.
352 Scmabottc unb grau öon ®ta6L
ba^ i^n bicfcr ®eban!c bereits 1812 befd^afHgte, ba^ Äaifcr
2llc;ranber, um jtd) feinet SeiftanbS ju t)crjtd)cm, in Slbo Sin-
jpiehmgen barauf gemad^t l^atte, unb bafe ber Äronprinj öon
©d^ttjeben anä) in fjranfreid^ aScrbinbungcn gu biefem Sioccf
unterhielt. SBenn biefer Ijöd^fte ^reiö gewonnen »erben foHtc,
fo ntufete ^ranfreid^ gefc^ont werben, unb öon bicfer 6r*
wägung follten jtd) bie ntilitärifd)en Dperatfouen unb Stetig*
fd^Iäge beö fdöwebifd^en Äronprinjen im Sauf be^ S^rcS
1813 mel^r alö einmal gum 9lad^tl^eil ber aScrbünbeten becin*
Pufet geigen^).
%üx fjrau t)on ©tael bewäl^rte |td^ ber ^onpring öon
©einweben alö greunb. gieren älteften ©ol^n ernannte er, ob*
wol^l biefer jtd) feiner militärijd)en Karriere beftimmte, gu feinem
^Ifigelabiutanten, bem jüngeren erleid)terte er ben eintritt in
bie armee. 81. SB. @d)legel mürbe fpäter als ©elretär in feinen
perjönlid)en ©ienften bermenbet. ®ie greunbe bon ^au bon
©tael, gegen meldte il)r bie aSorjtd)t feit ber Slnftinft in Sfhife*
lanb gu fd^meigen geboten ^atte, erl)ielten micber Slad^rid^t bon
il^r. »Ge n'est pas la premiere fois que TMre qui se fie
en Dieu a ete conduit au bonheur par la peinec, fc^rieb fle
an .^ergogin Suife^). gn allen Briefen an fle, an tJnebcrife
Srun, bie jte aufforberte, gu il)r nad) Äopen^agcn gu lommen,
feiert ba§ Sob bon SBernabotte in überfd^mSnglid^en äSorten
mieber. ©ie mibmete il^m bie @d)rift gegen ben ©elbfhnorb,
weil feine menjd^lid^e Slrübfal il^n jemals gleichgültig gefunben
l^abe, unb erwartete bon jeinem fjelbl^errntalent ben Steg ber
guten @ad^e.
Sin ben ©enfer ©aliffe, ber als ßorrefponbent bei bcm
Petersburger .^ofbauquier, SBaron 3fiaH befd^äftigt unb boburd^
') %f), ö. SBetnl^arbl, ©enfwürbigfctten beS ©rofen öon XoK, III, 109,
284, 285, 328, 347, 397, 447. (SJeWi^tc gfluSIanb«, H«, 757.
^) L^Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Goppel
et Weimar, 243. Madame de Staöl ii la Duchesse Louise, Goppet, 12 Jan-
vier 1813.
S^rc a3cnttl^cUun0 bcr ^aqe, 353
mit il^r befannt geworben war, fd^rieb jte auö ©tod^olm, tt)a§
je^t ^lotl) t^ue, fei bie §ßolen t)on ber @ad)e 9lapoIeon'§ lo§=
jutrennen, benn jte allein feien aufrid^tig unb bal^er aud^ allein
gefäi^rlii^. Sllepanber möge fid) 3u i^rem Äönig erflären unb
bamit §ßoIen wieberaufrid^ten; eine 5Ration fei immer achtbar,
unb ber nationale ®eift werbe föuropa befreien'), ^n Sßeterö*
burö l^atte ber Defonomift @ir iJranciö b'3t)ernoi§, welcher
1794 auö @enf nad) (änglanb gepd^tet war unb fid^ bort l^atte
naturali|trcn laffen, ?frau üon ©tael nic^t aufgefud)t, weil er
1795 eine il^rer ©d^riften bie „Setrad^tungen über ben grie^
ben" angegriffen liatte^). @ie erfud^te ©aliffe, i^m il^r Se=
bauern über fein fernbleiben auSjubrüdfen unb feinen ©influfe
bei aiejranber im Sntereffe ber polnifd^en ^rage ju gewinnen.
„Sagen @ie mir nid)tö Ungünftige^ üon Sir granci^'', fügte
fte l^inju, „benn bie befte Slrt, mit ben änberen au^jufommen,
befielet barin, il^re SJlifeftimmung gegen un§ ju öergeffen. S^
länger id) lebe, um fo flarer erfenne id^, ba^ ba§ (äöangelium
bie befte SebenSregel, felbft für biefe SBelt, felbft in Sejug auf
irbifd^e Älugt)eit ift''^). Sie fügte l^inju, bafe Sd^weben alle
SSorbereitungen treffe, um im ^rü^iat)r bereit ju fein, bann
werbe @ott 3)ieienigen fd^ü^en, bie für bie ©l^re feinet 3lamen§
länlpften, benn bie wa^re grei^eit fei lieilig. »Oh! quel mal
nous a fall ramiral Tchitchagow«, rief fte auö, al§ man
in Stod^olm öernal^m, ba^ biefer 9lapoleon an ber Sereftna
l^atte entwifd^en laffen. 2)ie grofee Slrmee war t)emid)tet, unb
in ^Petersburg liefe ber 6gar eine aWebaille mit ber 3nfd)rift
^x&Qtn: „SHdjt un§! nid)t unS, fonbern ©einem Flamen".
0 Galiffe, D'un sifecle ä Pautre, 2feme partie, 325, Madame de Stael
ä Galiffe, 20 Nov. 1812.
^ F. d'Ivernois, Reflexions sur la guerre, en reponse aux Re-
flexions sur la paix, de Madame de Stael.
3) Galiffe, D'un sifecle ä Tautre, 2feme partie, 325,330, Madame de
Stael ä Galiffe, 20 Nov. 1812 et 5 Janvier 1813.
»Icnnetl&atfett, %xavL ton ©tasi. III. 23
354 S)*c öffentliche aWeinunfi jum Äampf'öeöen 9tapoUon aufgerufen.
2Bie cö bic SSerfafferin bcr Dix annöes d'exil öoraiiS*
gefeiten ^atte, betonten bie biplomatifd^en Ser^anblungcn üon
1813 gtt)ifd)en ^renfeen unb SRufelanb, bafe bcr nationale ®eifl,
ba§ bie öffentlid^c 3Weinung ba§ Sünbni^ gegen 3ia:poleott ^)e^
langten. Sn ein gttjelteg Spanien, jagte Jparbenberg jum fran*
göjtfdöen ®ejanbten @aint=aj?ar[an, ttjerbe ^reufeen pd^ ocnoan*
beln, n)enn man in 5ßariö baran benfe, anf feine JEoften grteben
ju mad^en^). @o fam ber 3?ertrag üon jfalifd), baS gel^eime
©nöerftänbni^ gn)ifd)en ^JJetternidö wnb ^arbenbcrg gu ©tanbe;
in bie[em ©inn erfolgte ber Slnfruf beS ^reufeenfönigS öom
17. 9JlSrj gur Silbung öon ^reiwilligenforpS, ber öon Äutufow
an bie ©eutfd^en jur Befreiung beS aSatcrIanbeS, toonad^ fcbcr
beutfd^e ^rft, ber ber bentfd)en ©ad^e abtrünnig fein nnb
bleiben wolle, „mit ber oerbienten aSernid^tnng burc^ bie Äraft
ber öffentUd)en 9Jleinung nnb burd^ bie 3Wad^t geredeter SBaffen"
bebrol)t mürbe ^). S)iefe SBorte maren üonÄalifd^ am 25. 9R5rj
batirt; an einem anbem 5!Rärjtag fd^rieb ber Äronpring öon
©c^meben feinen 3lbfagebrief an Slapoleon, mcil fein ©Aftern
bie natürlid^en Sfied^te ber SSöIfer öernic^te^). ^Bereit« 6ttbc
Januar l^atte ^rau Don ©tael nad^ ^Petersburg gefd^rieben,
Sernabotte fei nidf)t mel)r gurüdfjul^alten. ©ie lebte in bcjiän»
biger Slufregung, ben Slirf auf bie norbbeutfd^en Ebenen ge*
rid)tet, mo ba§ S3efreiung§merl jtd^ öoHgiel^en fottte, unb bod^
mieber fd^merglid) ergriffen, menn jte Don frangöfifd^en SRiebcr«
lagen l^örte. 9flad^ ber SSertreibung ber fjrangofen ou8 Hamburg
äußerte pd) biefeS ®efü^l in einem 33rief an %. SBnm. ©ie
^ranjofen feien ttid)t baju beftimmt, fo Deri^afet gu fein; nur
bem ßorfen fei e§ jugufd^reiben, menn (Suropa bic Äolmüdtai
alö SSefreier empfange unb bie Äofalcn gu SBorfftmpfern ber
») SB. ©nden, £)efterre{(ä^ uttb ?Jrcu6cn im »efreiuttgSWeg, I, 96, 181,
175, 226, 278.
2) ebenbafelbft, I, 329—330.
^) Correspondance de Bernadotte avec Napoleon. Lettre de Beraft-
dotte, 23 Mars 1813.
®$tift öon n. 2Ö. ©dblcgel „Ucber boS ÄontincntalMtcm". 355
liberalen 3i^een getüorben feien. 5!Ran möcje jte immerl)in tt)ill=
fommen l^ei^en, tt)enn e§ il^nen gelinge, ben Stationen »ic ben
einzelnen SRenfd^en bie il)nen jufommenbe 3nbit)ibualitdt jurfid^
jugeben^). 3lnfang§ Februar öeröffentli(f)te 31. SB.. ©d^Iegel
feine ©d^rift über ba§ Äontinentalftiftem, worin er baö franjö*
ftfd^e Äaiferreic^ al§ bie permanent geworbene 9flet)oIution be==
geid)nete2). ©ie ol^ne Slngabe be§ SBerfafferö in ©eutfc^Ianb
unb ©nglanb wieber abgebrucfte unb Dielgelefene ©d^rift würbe
grau t)on ©tael jugef daneben. »Oü avez-vous pris que je
suis l'auteur du Systeme Continental«, fd^rieb fie in S3ejug
barauf an ©aliffe, »c'est Monsieur Schlegel qui l'a ecrit, je
ne me mele point ainsi de politique. Si je publiais jamais
rien lä-dessus, ce serait du point de vue philosophique« ^).
@i€ l^atte bereits mit SRebigirnng ber Setrad^tungen fiber bie
franjöjtfd^e SReöoIution begonnen, obwol^l ber norbifdf)e SBinter
il^rer ©efunbl^eit fet)r nad^tl^eilig gewefen war. „^l^re 3lad)'
rid^ten über ba§ Sepnben t)on grau Don @tael l^aben mid^
fel^r betrübt'', fd^rieb um biefe S^it ©d^eHing an ©d^legel. „3c^
l^abe feitbem aud^ t)on anberer ©eite ba§ 5Rämlid^e l^ören muffen.
3Jlöge ber wenn aud) fpät gefommene grül)ling feine $eilfraft
beweifen unb bie Äraft unb @efunbt)eit ber Dere^rten grau
J^crfteUen, bereu (5rf)altung eine Slngelegenlieit aller 2Kenfd)en
Don $erj unb ®eift fein mufe''^).
@ie blieb mit SRocca unb il^rer STod^ter in ©todf^olm gurüdf,
wäl^renb il^re ©öl^ne unb 21. SB. ©d^Iegel ftd^ nad) ©tralfunb,
ins «Hauptquartier ber Sflorbarmee begaben, bie SSernabotte feit
0 SBonftettcn, Briefe an g. a3run, II, 48. 8^au öon (Stoel an
g. SBrun, ©totfl^olm, 30. SJiara 1813.
^) A. W. Schlegel, Essais litt^raires et historiques, 3—70. Du
Systeme Continental.
^) Galiffe, D'an siecle ä Tautre, 340, Madame de Stael k GalifFe,
Stockholm, 7 Mai 1813.
*) Sl. SB. ©d^Icgers l^interloffene SBnefc. (Sd^eHing an ©d^legcl, SJiatia.
einftebel bei 3ütt«, 9. SKai 1812.
23*
356 Briefe t)on 91. SB. ©(^legel an gr. ®en|.
bcm 18. 2Rai an ber ©pi^c fcineö fd)n)cbifdöcn ÄontingcntS
bcfel^Ugtc. @cine crften SJla^rcgcIn entfprad^en bcm l^ol^cn 5Be=
griff n\ä)t, btn gröu t)on @ta6l mit frincr militärifd^cn 9Rifflon
öerbaub. @r opferte ba§ faum befreite Hamburg nod^molö ben
?5ranjofen, um ©änemarf mit ber SBeratitmortung für biefen
SSerluft ju belaften, obmol^l biefeö feine Snippen erft nod^ bem
Sefanntmerben ber 3;i^atfad)e au§ Hamburg jurfidfgejogert ^atte,
bafe bie Abtretung 9lormegen§ öon ben aScrbfinbctcn mtwibcr'
ruflid^ befd^Ioffen fei').
3m fd^toebifc^en gntereffe ftub aud^ bie Sriefe gcfd)rtebcn,
tüeld^e 31. SB. ©djlegel, alö nunmel^riger ©elretär bc§ Äron»
prinjen t)on ©djmeben, auö beffen Hauptquartier unb in fran*
jöftfd^er Sprache an @en^ rid)tete. ©omcit il^r Snl^It bie
fd^ttjebifd^en Stngelegenl^eiten betrifft, ISfet fid^ berfelbc in ben
SBorten gufammenfaffen, ber Äronprinj motte SHormegen, er motte
e§ um Jeben 5ßrei§. 3n 33egug auf ©eutfc^Ianb bcffirmortete
©d^Iegel bie ^öberatiou, unter Sül^rung eineS JfaiferS au8 bem
§aufe ^aböburg. TOerfmürbig ftnb feine Sleufecrungen über
Stein. 3)iefer liatte it)m au§ ^Petersburg, im SRoDember, öon
2)eutfd^lanb fpred^enb gefd^rieben: „©iefem Äanb tl^ut ©n»
l^eit unb Äraft 5Jlotl^, atte bie irbifd^en ©efd^Ied^ter Don
Surften finb burc^ il^re 3Sermorfenf)eit ber SRatton fo öerl^t
unb üeräc^tlid^ gemorben, ba^ man fte aufgeben mufe"*). Sm
Sufammenl^ang mit biefer Sluffaffung ber Sage ftanb e8, bafe
Stein auf ®runb beö 33re§lauer SBertragS am 9. April nad^
©reiben gefdE)idt mürbe. 3Son bort au§ fottte er an ber ©pi^e
beö Don ben SSerbünbeten eingefe^ten ßentralberwaltungSratl^e«
bie befehlen beutfc^en ßänber bermalten unb il^re @inlünfte mit
S3efd)lag belegen. ®er Slbfd^lufe beS Sünbniffeö mit Deflerreld^
unb baö ©rfd^einen ber franjöpfd^en 3lrmcen auf fäd^flfd^cm
0 2ö. Dntfen, Deftcrrcld^ unb ^Jrcuficn im 93cfrelünö8Weö, U, 410—413.
^ ^. SB. ed^Iegers l^tnterlaffene Briefe, gteil^ett Don ©tein an G^Iegel,
7. 0IOÖ. 1812.
gelnbfcligc Jpaltunö gegen bcn greil^ctm öon @tein. 357
33oben öcrl^inbertc bic Sluöffii^rung bicfer Seftimmungen ^). Slber
gegen biefelben, unb üor StHern gegen ©tein jelbft jtnb bie
Sleufeerungen öon 21. 2Ö. ©d^Iegel in ben offtäieHen Briefen an
®en| gerid^tet. @r gibt ben Snl^alt beö ©d^reibenö öon Stein
mit bem Semerfen n)ieber, auf einem befpotifd^eren SBeg al§
felbft 9lapoleon woHe biefer bie Sefreiung öon ©eutfd^Ianb unb
bie Sßereinigung beö beutfd^en Sflorbenö ju einer 3Wonard)ie.
Stein fenne bie 2)eutfci^en nid)t, beten fd^madie ©eite eben bie
übergroße 3lnpnglid^!eit gu il^ren angeftammten dürften fei.
©einer S^JCingöiacte bebürfe eö nid^t, unb fein ^ßrojeft fei un*
burd)fül^rbar, n)eil eö eben fo fel^r ber ©uropäifc^en 5ßoIiti! aU
m
ben nationalen Söünfd^en wiberftrebe, bie allen plö^lld^en 9?er*
änbcrungen, allen l^eftigen unb revolutionären TOaferegeln ah^
geneigt feien. 2)er Vertrag t)on SreSlau nel^me ben dürften,
tt)a§ er t)on ben SSölfern verlange; e§ laffe ftd) nic^t erlennen,
wag er ber Sßation bafür gebe. 9lad^ ^erfteHung be§ allgemeinen
griebeng werbe e§ S^it fein, an bie beutfd^e SSerfaffung ju
beulen 2).
Sn SBien l)örte man e§ immer gern, wenn, wie e§ l^ier
öon Seite ©d^legeFö gefd^al^, über „ben leibenfd)aftlid^en ß^a^
rafter unb bie unbered^enbaren 3been'' be§ ^reil^errn Von Stein
geflagt würbe. 3n ben Slugen von SJlettemid^ blieb er ein
Salobiner, unb ber gänjlid^ üeränberte ®en^ erfannte, „alt unb
fd^led^t geworben", bie ®eifter, bie er in ben begeifterten Slagen
feinet erften 9Kanne§alter§ gerufen l^atte, nid^t wieber. ®afür
brad^te ba^ Sufammengel)en oon Oefterreid^ unb ^reufeen je^t
bem JEronprinjen von Sd)weben bie t^eilweife Erfüllung feiner
SBünfc^e. SBälirenb beö 2Baffenftinftanb§, ber ben vergeblid^en
Siegen 9lapoleon'§ bei ®ro&=®örfd^en unb Sauden gefolgt war,
verwies guerft SJletternid^ auf bie SBortl^eile, bie von einer
») ¥ert, Seben öon (Stein, III, 314. SGB. Dnden, £)eftctrel(ä^ unb
?Jreu6en im SefreiungSWeg, II, 274—275.
2) 51. SB. ©d&legers l^interloffene ©Triften. ©d^Iegel an ff. ©enfe, ©totf-
l^olm im aWoi, Stralfunb, Stnfong 3unt unb 6. Sult 1813.
358 9tau don Stael über 2)euif4Iaiib9 (t^^änm^.
tl^ätigen SRitiöirfunfl beö fd)W)ebifc^cn ÄroiU)rinjcn für bic @ad^
bcr aScrbünbcten ju cmartcn feien ^). aiuf ben Äonfcrenjcn ju
Jrad^enberg, im 3uli, würbe biefe ^Äitwirfung gcpci^ert.
3n ©tocf^olm waren feit ber Slbreifc bci5 Äronprinjcn atte
®eban!en üon J^^u öon Stael nad) ©eutfd)Iattb gcrid^tet. ©iefeö
Sanb, fc^rieb pe an Sdjlegel, fei burd^ feine an ben Sag ge*
legte SBegeifterung wie ein 3U)eite^ 3Saterlanb für pc geworben 2).
66 erfaßte fie eine 2lrt t)on ^cimwet), ben ©reigniffen fern gu
fein. »Tous ces pays deüvresc, fd^rieb fie il^ren ijrcunben,
»ne sont pas le mien. . . . L'esprit public d'AUemagne va
ä nierveille. . . . J'aurais quelque Idee d' aller ä Berlin, mais
je crains ma propre peurc^). gnt gleid^en @inn fd^rieb jte an
bie göi^ftin Siab^iwiH, ^rinjeffin Suifc Don ^reufeen: »Le coeur
me bat sur la destinee de l'Allemagne, eomme si le the^tre
de la guerre etait en France«**).
2)al^in ging H)x SBeg nid)t, aber nad^ iat)relangcn JEänipfen
war fte bem öorgefe^tcn 3'^^^ ncil). 3^« 2Rai fe^rtc il^r ältejicr
@o^n auf il)ren Söunfd) nad) ©tocf^olm gurüd, um fid^ mit
il^r, feiner @d)wefter unb 9locca nac^ ©nglanb eingufd^iffen.
2)ie legten 5Jlad^rid^ten auö S^anfreic^ melbeten bie Seri^aftung
t)ou ©Ijear be Sabran in SBincenne^, auf 33efe^l oon ©abar^,
einjig be^^alb, weil er SSerbinbungen mit grau oon Staöl auf*
red)t erl^alten l^atte, unb ein an fte gerid)teter SSrief ber faifer»
lid)en ^olijei in bie §änbe fiel, bie il^n einige aj?onate lang
gefangen l^ielt unb bann auö ^ariö oerbannte^). SBon ©Otiten*
bürg auö, am 5. guni, fd^rieb fie eö an ©d^legcl. 6r möge
nid)t öergeffen, lauteten il^re Slbfd^iebögrüfee an ben ^eunb,
0 SB. Dncfcn, Deftcrrctd^ unb ^reufecn Im S3efrciuttg8fricö, II, 410.
2) Madame de Stael a A. W. Schlegel, Stockholm, U Mai- 1818.
©d^legers l^interlaffcnc Sörtcfe.
3) Galiffe, D'un siecle ä Tautre, 2t'me partie, 339. Madame de
Stael k Galiffe, 30 Mars, 13 et 24 Avril 1813.
*) «Perfe, Seben öon Stein, III, 314.
^) Bardoux, Madame de Custine. Revue des Deuz Mondes, 15 Mars
1888.
»tiefe an gteunbc. 359
bafe er jur Samüic gel)örc, unb wieberfel^ren, jobalb feine eble
SWifjtou beenbigt fei. Sie üermiffe i{|n [o [djmerälid^, bafe baS
©efül^l mä)t anberS alö gegenjeitig fein lönne, nad^bem er fo
Diel baju beigetragen l^abe, fie aufred)t gu erlialten. 5Rur foHe
er ttid)t fo farg mit Sflai^rid^ten fein, bie |te flopfenbcn ^erjeng
erwarte. „2Baö tl^un @ie auf biefer SBelt, xoo man fo öiel
leiben unb getrennt fein mufe?'', fd^rieb fie an SSiUerö. „Unb
wirb ber Sag be§ 2Bieberfel)enö fommen? Sann werben wir
mit Slbbe ©eliUe jur Sluferftel^ungöftunbe fagen:
»Qu'en nous reconnaissant nous serons attendris!«
. . . . Sn einem Stl^eil Don ©uropa l)at mid^ ber Äummer faft
getöbtet, in einem anbern l^at man mir gel^ulbigt. 3d) frage
mid^, ob ba*5 (änbe nod^ lange auf fid^ warten laffen wirb unb
blidfe auf meine Sebenöloqfe, al§ wären fie mir fremb'' ^),
2ludi) Senjamin ßonftant, ber feit jwei Sauren abwed^felnb
ba§ @d[)lofe §arbenberg unb ©öttingen bewol^nte, erl)ielt ben
folgenben Slbfd^ieb^brief t)on \i)x: „Seit jwei SRonaten l^abe id^
5Rid^t§ t)on 3l)nen öernommen, feit jwei ^al^ren l^abe id^ @ie
nid)t gefef)en. ©rinnern Sie [\ä) Si^rer Sel^auptung, wir wü^
ben nid)t oon einanber getrennt fein? ^äj fann wol)l fagen,
©ie l)aben ftd), abgefe^en t)on allem Uebrigen, eine fd^öne
Karriere entgelten laffen, unb id^, roa^ foll auS mir werben in
ber aSereinfamung meinet ©eifteö? 5!Jlit wem fann id^ reben,
unb werbe ic^ mid) felbft erlialten ? 9Kein ältefter @ol)n ift bei
mir, er ift jum ©efretär ber ©efanbtfc^aft in ben ^Bereinigten
Staaten ernannt. . . . 3Keine Sod)ter wirb 3^nen oon ®ot]^cn=
bürg fd^reiben. (ä§ wirb il^r le^te§ Sebewol^l fein, wie aud)
baö meine; aber id) t)offe nodö, bafe @ie baö Sebürfnife em=
ppnben, unö wieber3ufel)en, unb nid^t umfommen gu laffen, waö
®ott S^nen gefd^enft ^atte. . . .
„3d) reife gu ben ©opat, unb bort bleibe id^ unb warte
») SR. Söler, S3nefc au3 bem «Ro^Iafe öon ®^. be SBiIIcrS, 300. Sfrau
öon @tael on SöillerS, 29. 9ioö. 1812.
360 2?rif*f eil grambc
ober fterbe picDcicht: ircr xdA%, irad @ott Don und begehrt,
^d) ^abc immer Briefe von 3^nen bei mir, id^ offne nie mein
S(f)reib;eug. ol^ne jte in bie öanb ja nehmen, id^ betrQd)te bie
abrcffc: 3lllc5, n?a* id) burdi biefe iSd)rift}üge gelitten l^abe,
mQd)t mid) fd)aubcm, unb bcd) munfc^te id^ beren nrieber gu
erhalten, ^dn ^atev, Bit unb üJlat^ieu »eilen in einem
I^eil meines ^erjen-^, ber für emig gcid^Ioffen ijl ©ort leibe
id) immer, unb immer mieber auf eine neue 9rt; id^ bin bort
geftorben unb lebe bort, unb menn id) in ben SSeOen umfame,
würbe meine Stimme bie brei '}kmen rufen, oon benen ein
einziger unt)eiIt>oD mar. ^jte möglid), ba^ @ie baS SUIeS Der^
nid)tet ifabtn, baß eine -Serjmeiflung mie bie meinige Sie nic^t
aufl)alten fonnte? tJlein, Sic finb fd^ulbig, unb nur S^r be*
munbcm6mertl)er ®eift fpiegelt mir nod^ SOufionen öor. geben
Sie mo^l, leben Sie mo^I! 93aS id^ leibe, fSnnen @ie nid^t
t)erftel)en" '),
93alb barauf t)örten bie ^reunbe Don ber glfidRid^en 9n*
fünft öon grau Don Stael in Sonbon. Sie mod^te eS bem
S)id)ter nad^fü^leu, menn er fagt:
No Sea
Swells like the bosom of a man sei free.
5n einem fleinen ^aufe, juerft ©eorge Street, ^annoDer
Square, bann 3lrg^Ie Street, SRegent Street, nal^m jte SBol^nung,
unb ber ßmpfang, ben il|r bie englifc^e ^au<)tjtabt bereitet;,
übertraf il)re ßrmartungen. gr galt nid^t nur ber gtou, fon«
bern bem ^rinjip, loelc^e^ jte öertrat, ben Verfolgungen, Dot
meldten bie SBel)rlortgfett i^reö ©ejd^led^te« jte nid^t fd^üjjte,
bem unerfd)ütterlid)en SSertrauen enblid), mit meld^em fle an ben
Sieg ber Sad)e geglaubt I)atte, bie üor 3lllem bie Sad^e ©ig«
lanbö mar. 2luf feinem ga[tlid)en SSoben lamen i^r alte Srteunbe
entgegen, unter feinen Staatsmännern unb ^olitifem fonb jte
Sßerftcinbmfe, Slnertennung unb tl)eilnal^m§üoHe Sljmpatl^ie. Unb
') 51. 3trobtmann, !Sic^terprofiIe unb Sl^ofterlöpfe, II, 34.
3(nlunft in englanb, Sunt 1813. 361
nunmel)r lonntc aud) baö Sucf) erfd^cincn, üon welcfiem pc tüol^l
l^offen burftc, bafe e<5 il^rc größte [d^riftfteHerifd^e gciftung unb
bcr aBerti) i^rer ®abe ein bleibenber fein werbe. 3m 3Kärj
l^atte ber SSud^l^änbler ßampe in Hamburg jtd) gum SBerlag beö
SBud^j^ über ©eutfd^lanb angeboten, „weli^eö baS böfe Oemiffen
in ^ariö gerftört l^at". SlHein g^ran öon @tael war in Sejug
auf ben kontinent burd) ba§ if)r öon • Siapoleon abgerungene
SBerfprec^en gebunben unb burd^ SSermittlung üon §enr^ ßrabb
Slobinfon, il)re§ jungen greunbeö au^ icn S£agen üon SBeimar,
fam ein 23ertrag mit bem Sonboner SSerleger SUlurra^ ju ©taube,
ber baö SBerl um ben ^retö üon 1500 ©uineen erwarb. 6ie
war faum einige SSage in Sonbon, afö bie Äunbe öon ber
©ci^lad^t bei SSittoria bort eintraf, bie nid^t nur baö ©d^idfal
ber fraujöfifd^en ^errfd)aft in Spanien entfd^ieb, fonbern nad^
aSBelliugton'g eigener Sluffaffung ^copokon au§ ©eutfd^lanb
vertrieb ^).
„©a§ Unglüd barf ben ^rinjipien nid^t entfremben'',
fdl)rieb g^rau üon Stael unter bem (ginbrud ber ©iegeöbotfd^aft
an 3Koreau, „benn bie SBa]^rl)eit, unb folglid^ auc^ bie S^eil^rit,
werben ftetö bie ©tärfe ber el^rlid^en iJeute fein, ©a^ Sanb,
in weld^em id^ mid) je^t befinbe, fpridjt laut für bie Sßorjüge
ber gemäßigten, repräfentatiüen Slegierung, bie ba§ perfönlid^e
SSerbienft über Slße^ fteUt" ').
Sie felbft fonnte je^t l|offen, baß, nad^ fo Dielen ©türmen,
gute ©terne il^r bie Si^^iinft erließen würben. 6§ foHte nid^t
fo fein. @nbe Suli erl^ielt fte bie 9lad^rid)t, ba^ i^x ©ol^n
Sllbert im ©ueU gegen einen Äofatenoffijier geblieben fei. 3)er
©treid^, burc^ ben er fiel, bel^ielt in ber ©efd^id^te ber ^xvtU
fämpfe eine traurige SSerülimtl^eit, benn ber unglücflid^e junge
3Kann war t)on feinem ©egner bud)ftäblid) entl^auptet worben^).
') Lord Acton, Historical Review, July 1887, 598.
^ L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet
et Weimar, 248.
3) @. Wl. Slrnbt, Erinnerungen qu§ bem aufeem ßeBen, 177. SS am»
362 3:ob üon aibert öon ©tael, Suli 1813.
Sllbcrt bon 6tael l^attc feiner SÄutter mand^en Äummcr bereitet,
fiber beffen ©rünbe ein Srief jtd) auöfprid^t, ben jte no6) öon
(Stocfl^olm au^, 1812, an biefen @ol|n ridöt^te^). 3m ©egenfa^ gu
feinem rul^is^^ ^^^ ernften altem SSruber mar er leid^tjtnnig,
aufbraufenb, unb moUte ftd) ber Stegel nic^t unterwerfen, obmol^l
eö i^m an Segabung niäjt fel^Ite. »Ce pauvre Albert avait
pris le mouvement de travers, mais 11 en avaitc, fd^rteb
fpäter Srau t)on Stael an @d)legel. 6r mar faum alö Dffijier
in fd)mebifd^e 2)ienfte getreten, aliS er jtdö Keiner SÄifel^elligleitett
megen gurüdgefe^t fül^lte, unb feine SSHutter mufete brieflid^ unb
burd) ©einleget Slßeö aufbieten, um il^n üon ej:tremen ©d^ritten
jurfidfgul^alten. 2ll§ §ufarenlieutenant bon feinem Oeneral mit
einem Sluftrag nad) Hamburg gefd^idft, begel^rte unb crl^ielt
Sllbert bon ©tael öon feinen SSorgefe^ten bie 6rlaubni§, bei
bem in rufftfd)e 3)ienfte getretenen Dberft SEettenbom ju bleiben,
in beffen Äorp^ greimillige au§ allen Säubern gegen ^copolton
bienten. Unter biefen befanb jtd) aud^ SBarnJ^agen Don @nfe,
ber jtd) mit il^m befreunbete unb fpäter in spari^ ber %XQn öon
©tael über fein tapfere^ SBer^alten in berfd^iebenen @efed^ten,
an meld)en fie gufammen betl^eiligt gemefen maren, unb über
bie ßingell^eiten ber (Sd^Iufefataftropl^e berichten lonnte. ©er
Eintritt be§ jungen 3Jianneö in ba^ ÄorpS bon SEettenbom er*
folgte gegen ben SBiUen feiner 9Jtutter. ©ie mar in ben pein«
lidjften ©orgen um il^n, aU bie 2:obe^nad)rid^t jte traf. 2Äan
ergä^lte jtd) in ®enf, jte {)abe ben SBerluft ftanbl^aft, oieKeid^t
gu ftanbl^aft ertragen 2). ©ie felbft fpric^t oon ber ooUftänbigen
Slbfpannung, bie bem erften, l^eftigen ©d^merg gefolgt fei").
©iefer 2:rauerbotfd)aft folgte balb eine anbere.
5Qöen öon ©nfe, S)cn!K)ürbi0!eiten, III, 140, 287. Pictet de Sergy,
Souvenirs, bei Stephen, Life of Madame de Stael, II, 205.
^) Revue r(5trospective, Ire s(5rie, III, 1834.
2) Saint-Renc Taillandier, Lettres in<5dites, etc., 198. Sismondi
ä la Comtesse d'Albany, Geneve, 3 Sept. 1813.
3) Madame de Stael ä A. W. Schlegel, Londres. 25 Sept 1818.
©d^Iegers l^interlaffene S3riefe.
©aS @nbe öon SRarbonne. 363
®raf SRatbonnc tiattc Mc S!Käl)feHgfciten nnt> ©cfal^rcn bcö
tufpfcä^cn gelbsugg überftanbcu. 3m grü^ia^r 1813 [djidte
\i)n ber Äaifer alö feinen 33otfd)after nad^ 3ßien, xüo er jtd^
leiner Säufdjunö über bie beöor[tel)enbe SBenbung in ber öfter=
reid)ifd)en ^olitif i^ingab unb mit aller n)ünfd^engtt)ertl)en Älar^
l^eit barüber berid)tete ^). Si^ ©reiben, wo^in er üon 5RapoIeon
im 3uni berufen würbe, fagte il^m biefer, auf bie jungen 3Äann=
fd^aften öermeifenb, bie eben bort einexerziert würben: „@ie glauben
md)t an SEBunber?" „S)od) @ire'\ entgegnete SRarbonne, „unter ber
SBebingung, ba| mir ßeit gelaffen ift, mid) ju befreugen'^ Sßier
SBo^en fpäter würbe er mit bem ^ergog öon SSicenga nadö
5[5rag gefd)idtt, um ^tanfreid^ auf bem Äongrefe ju vertreten
unb bort nod) in le^ter ©tunbe eine Jfataftro^)]^e ju befd^wören,
öor weldt)er er ebenfo oft alö üergeblid^ gewarnt l^atte. Qm
©träfe bafür, bafe e§ nid)t gelang, würbe er aB Äommanbant
nad^ 3:orgau gefd^idt unb bort im Sllter üon ad)tunbfünfjig
gal^ren üom 3;t(^)^uö, ber unter feinen Jru^jpen wüt^ete, l^in=
weggerafft.
3n ber Haltung üon ^tau bon @tael öerrietl^ nid^t<5 ben
neugierigen SSIicfeU; bie fie beobad)teten, weld)en ©inbrucf biefe
5Rad^rid)t auf fte gemad^t l)atte ^). Slber in fpäteren Sleufeerungen
üon il^r Iel)rten bie 6rinnerungen wieber, bie ftd^ an ben SJlamen
biefeS Stobten fnüpften. ©riefe öon 21. SB. @d)Iegel fprec^en
bon ber ©^mpatl^ie, weld^e it)r bie in Sonbon gurüdgebliebene
©attin beö Oeneral^ SJioreau einflößte. 5Jlad^bem fein 5£ob, ber
am 2. September erfolgte, fie jur SBittwe gemad^t l^atte, um=
gab fte %xa\x öon ©tael mit ber liebeöoHften S^eilnal^me. »J'ai
pour eile une pitie dechirante«, fd^rieb pe in einer Stimmung,
bie xi)X ftet^ fo rege^ SJiitleib nod) l)ülfbereiter mad^te. S^fll^i^
aber fül^lte fie fid) bei einem Slbfd^nitt i^reö gebend angelangt,
1) 2Ö. Dnden, Defterreid^ unb gJreufeen im SefreiungSfrieg, II, 198, 209,
312, 315, 332. Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 213—215.
^) Miss Berry, Journals and Correspondence, II, 546.
364 SBcrbffentlid^unö beö »ud^ö „De rAllemagne**, OKobct 1813.
tt)o fclbft bcr TOutterfd)mcrj baö ©cfül^l nic^t öcrbrängte, bafe
tl)r SebcnStücrf unüoUcnbct üor il)r lag, unb pc, um cö abgu^
fd)Iie6cn; il^rct ßanj^en, nocf) öorl^anbcncn Äraft bebürfc.
3m Dftobcr 1813 crfd)icn ba§ 35ud) Aber ©cutfd^lanb,
unb in brci Sagen war bic crftc Sluflagc Dcrgriffcn ^).
ßincr beftegtcn 3Ration jur bunlelften ©tunbc i^rcr ®t^
fci^id)tc al§ ß^renbenfmal bcftimmt, würbe e§ ftott beffen S^wß^
tl)rer ßri^ebung unb if(re§ Sriumpl^eö, unb ber fül^ncn 38or-
au§ftd)t ber SBorrebe, „bie ^eimatl^ be§ ©ebanfenö werbe aud^
ber ©d^aupla^ großer S^l^aten fein", antwortete ber Äanonen«
bonner öon Seipgig.
Seit bem 6rfd)einen be§ 33ud)§ üon fjrau üon @taäl pnb
nal^eju ad)t "^di^x^t^irik in baö Sanb gegangen ; eS l)at bie $robe
bcr Qnt ju befte^en gel^abt, unb infofem mag bie fjrage, ob t&
\i)x gelungen fei, ein 3Berf oon bleibenbem SBertl|e ju fd^affen,
al^ gelöft betrad^tet werben. SBem e§ barum ju tl^un ift, pd^
9led^enfd)aft gu geben, weld)er 2lrt ber ©efammteinbrud war,
ben ba§ ©eutfd^lanb ber ftafftfd)en Qtit, üor unb nad^ Sena,
feine S)id^ter unb ©enfer, feine <Sd)riftfteHer unb ©elel^rten, fein
SJolI unb feine Sitten, feine ftaatlid^en unb gefeUfd^aftlid^cn
Suftänbe l)erüorbradöten, ber wirb biefen ©inbrud nirgenbS un»
mittelbarer unb lebenbiger al^ im Sud^ »De PAllemagnec fcjt*
gel^alten finben. @o fd^arfblidenb unb bod^ fo wol^lwoHenb, fo
Dorurtl^eilSfrei unb tl)eilnal^m§ooll war ©eutfc^lanb nod^ nie ju»
Dor Don f^remben beobad)tet unb gefd)ilbert worben. Sdid^t baS
fann SBunber nel^men, bafe bie Äritif im ©ingelnen mand^eS ju
ncrwerfen unb mel^r nod) au^gufe^en fanb; ftaunenöwertl^ ifleiJ
oielmel^r, ba^ fo SSiele^ öor il^r beftanben l^at. ©rw> man
ben Umfang ber Slufgabe, bie Äürge ber Qdt, bie äufecm unb
innem |)inberniffe, bie ju überwinben waren, beoor eö übcrl^oupt
^) Henry Crabb Robinson, Diary, Reminiscences and Gorrespon-
dence, I, 267. 8t. 2Ö. <Sd^IeoeI, SBriefioec^fel. grrau öon ©toel an «..SB.
©d^Iegel, Sonbon, P. 92ou. 1813. Sm SSefi^ ber ©wSbencr SBibüoilM.
©eine Sebeutung. 365
gelang, bic @d)ran!en ber Untt)tffenl)ett unb beö S3orurtl)eiI^3,
ber frcmbcn ^lattonalität unb @prac3^c, bc§ ungemol^nten ®c^
ban!cngang§ ju burd^brcdjen, fo bleibt ba§ gob nid)t auf ben
literärifd^en SBertl) bc§ Unternel^menS befdjränft. 2Bie fo mand)e
grofec SSfid^er üor tl|m, mar aud§ biefe^ öor SlHem eine S:i)at,
unb geredet wirb man il)m nur bann, wenn man e§ alö eine
fold^e beurtlieilt. 6^ gel^örte ein feltener 3Kut]^, eine nid)t ge*
tt)öl)nlid)e Unabpngigleit be§ @ei[te^ baju, ben (Siegern öon
©fitem JU fpredien, bie jid) nid^t auf ©d^lad^tfelbern erobern
liefen, ber 3flapoleoni[d^en aSeltl&errfd^aft ein Sleid^ beS ®eban=
fen§ entgegengufteHen, unb öorau^jufagen, bafe biefe§ Sleid^ ba§
feinige uberminben werbe. ®a^ ber Äaifer e§ fo üerftanb, be=
wie^ er burd) bie a3erurtl)eilung be§ Sud)§, unb infofern war
jte burd^aug gered^tfertigt. ©enn wer ftd^ mit ben ©d)lu6=
folgerungen beöfelben einoerftanben erfldrte, ber fagte ftd^ eben
bamit öon il^m lo§. „©ewiffen unb Sieligion'' l^eifet eö in ber
2lbl|anblung über bie 3Koral, „pnb un§ nid)t jur S3ermel|rung
be§ ©enuffeiS pdt)tiger ©tunben, gur Sßerminberung ber Uebel
gegeben worben, bie bem unbermeiblid)en 6nbe t)orangel)en.
Sie foHen öielmel^r ben mit freiem SßiHen begabten 5Renfd^en
üeranlaffen, ju wäl^len, nid)t wa§ nü^lid^^ fonbem^ wa^ red^t
tft, bie 3wfwnft ber ©egenwart, baö Unftd)tbare bem ©id^t--
baren, ber SBfirbe be§ ®efd^led)t§ bie 6rl)altung ber gnbiüibuen
JU opfern. 3)ie ©injelnen jinb tugenbl)aft, wenn fte il^ren per=
fönlid)en SBortl^eil bem 3Sortl^eil be§ ®anjen unterorbnen, aber
bie 9iegierungcn pnb il^rerfeit^ wieber alö 3nbit)ibuen ju be=
trad^ten, bie ba<5 momentane gntereffe bem unoerdnberlidtien 5ßflid)t*
gebot jum Dpfer bringen muffen. SBäre bie 9Jloral be§ Staate*
manneö auf ba§ öffentlid^e SBol^l allein begrünbet, fo fönnte jte
il^n gegebenen ^aUeö biö jum 2Serbred)en fül^ren . . ."').
6ntfd)iebener ali§ eö l^ier unb an öielen anbern ©teilen beS
*) Madame de Stael, De PAUemagne, 3eme partie, Cbap. XIII, De
la morale fondee sur Tint^ret national. Qu öergl. l^re partie, Chap. II,
Des moeurs et du caract^re des Ailemands.
3G6 ®^in^ SBeurtlgeiruno beutfc^er Setl^aihrifff.
Sud^ö bcr f^aU i[t, fonntc man pd) nid^t auf bic Seite ber
mife^anbelten 5)eiitfd^en [teilen, unb bejcid)nenb ift, bafe %Tavi
üon @ta6l e§ tl^at, 6bxoo})l pe ebenfowenig als tjid^tc, ber
1807—1808 feine „SReben an bie beutfd)e ^iation" öer^aHt
tt)äl)nte, „in ben tiefDerberbten Sagen", .an eine politifc^e SBieber^^
geburt ber ®eutfd)en glaubte^). SEBer Don il)nen pd^ nid^t mit
bem UniDerfnm abgebe, fagt pe einmal l^alb fd^ergl^aft unb l^alb
emft, l^abe wirflid) nid)t§ ju tl)un. Sie 2lrt ber Segabung,
bie baju notl)ioenbig fei, um bie TOenfd)en ju cnergtfd)er ffl^at
ju Deranlaften, fei in ®eutfd)Ianb feiten l)ert)orgetreten; eS laffe
pd^ über tl^eologifd^e fragen, ^antifd^e ^l^ilofopl^ie, SbealiSmuö
ober 6mpiri§mu§ inS Unenblid)e bisfutiren, ol^nc bafe etwas
anbereS als 33äd)ergelel)rfam!eit babei IjerauSfommc^). Sic
irrte pd), unb bie wenigen 3al)re gwifd^en ber 3lebigirung beS
Sud)S unb feinem 6rfd)einen genügten, um fold^c llrt^eile in
baS ®ebiet ber Slnad^roniSmen ju oerweifen.
ÜRit bie[er 2(uSnal)me aber ^at pe baS beutfd^e Söefen Dortreff*
lid) beobad^tet, unb ©enjenigen, bie nad^ il^r famen, wenig 3llcucS
auf biefem ®ebiet gu entberfen geladen. @ie fanb bie Älaffen öiel
ftrenger als in fjranfreid^ öon eina.nber gefd)ieben unb als fjolge
baöon bei \}m l^öl^eren ©täuben ju wenig 3bcen unb Segrijfe, bei
ben ®el eierten ju wenig praftifd)eS Sßerftänbnife ber ©inge; aber pe
erlannte, ba^ bie ftrenge Slufred^tl^altung ber fogialen ^terard^te,
tro^ aller SJHMtänbe, bie pe mit pd) brad^te, bem ®eifte bcS
©angen am beften entfprad) unb bie ©mppnblid^leit ber ©m
gelnen nur feiten öerle^te, weil eine naturlid)e ®utmütl^igfeit
auf ber einen, eine gro^e @infad^l)eit ber Sitten auf ber anbem
©eite biefelben SKenfd^en einanber wieber naiver brad^te, bte
burd^ Unterfd^ieb beS SRangeS unb ber Stellung fo weit bott
einanber getrennt fd^ienen. ©enn wäl^renb bie ©eutfd^en auf
') $. ö. Srcitf^Ie, gid^tc unb bie noHonoIe S^ce. $lft. unb poßt.
Stufföfee, I, 132.
2) Madamo de Stael, De TAllemagne, Ire partie, Ghap. XVIII,
4feme partie, Chap. VIII. 8" öetQl. ^ier <B. 60—61.
®cr beutfd^c ©üben. 367
gciftigem ®cbtct feinen S^cing vertragen, unterwerfen jie jtd^
in fojialer SBegiel^ung tt)tberftanb§lo§ bm l^ergebrad^ten Sitten,
unb jtnb eö gern gufrieben, wenn in materiellen Singen über
jte unb ffir jte verfügt wirb.
Sm ©egenfa^ gum arbeitfamen, entbel)rung§fäl)tgen SUorben
begetd^net grau üon ©tael bie Suftäitbe int beutfd)en ©üben
als „ein monotones SBol^lfein". SBaS fte in Defterreid) am
mciften frappirte, war bie bort l^errfd^enbe inftinftioe Slbneigung
gegen SlHeS, waS jtd^ über bie SKittelmäfeigfeit erl^ob unb bxt
^ergebrad)te Sloutine gu unterbreci^en brol|te, fo t>a^ Slngeftd^tS
biefer bel^aglid^en Stille bie ^rage jtd) bot, ob baS ©lud, [tatt
in ber ©ntwidlung ber geiftigen ®aben, nid^t etwa bod) in
il^rer Unterbrüdfung ju ftnben fei. @ine ®efellfd)aft aber, in
weld^er ba^ Sntereffe weber ber 5ßolitif nod^ ber Siteratur ober
ben fd^önen fünften gugewenbet ift, verfällt notl^wenbig in @e-
WÖ^nlicf)feit. »Un commerage ennobli par les grands noms
qu'on prononce, mais qui a pourtant le meme fond que
celui des gens du peuple«, fo erfd)ien il^r ber gefeHige 33er=
fel)r in ben SBiener @alon§, wo immer bie gleid^en 9!Kenfd)en
pd) gur Sefpred^ung berfelben S)inge gufammenfanben. grau
öon ©tael, bie fo weit gereift war, um jtd) mit S)eutfd^en über
bcutfd^e SSerpltniffe gu unterrid^ten, fanb Seute, bie in frangö^*
jtfd^er ©prad^e unb mit feierlid^er 3JJiene Slnelboten au§ bm
Sagen gubwig'S XIV. ober veraltete 5ßarifer SBi^worte wieber*
l^olten. ©ie Unnatur erinnerte jte an bie ©teile bei Slrioft,
wo Slolanb üon ber alten SKäl^re, bie er nadE) jtd) giel^t, betnerlt,
fie l)abe alle erbenflid)en ©igenfc^aften unb nur einen S^el^ler,
biefen nämlidE), ba% jte tobt jei. ®egen bie SKängel beS beut=
fd^en SBejenö in biefer SSegiel^ung war jte immer noc^ milber
als Slurelie im „SBill)elm SKeifter". „Sd^ mufe e§ eben begal)len,
bafe id^ eine ©eutfd^e bin; e§ ift ber ßl^arafter ber ®eutfd)en,
bafe jte über SlHem fd^wer werben, bafe alle§ über il^nen fd^wer
wirb." „S)ie beutfd)e 9lation fam mir im ©angen fo linfifd^
oor, fo übel ergogen, fo leer oon gefälligem SJÖeJen, fo gefc^mad*
368 ^^ beutfd^e 9?0Tben.
lo8. Dft rief id) au§ : 6§ !ann bod^ fein ©cutfd^cr einen ©d^ul^
jufd)nallen, bcr eö nid)t üon einer fremben SRation flelemt l^at."
©tefelbe Zureite aber fagt üon ber franjöpfd^en ©prad^e: ^SBie
id^ fte t)on ßangem ^erjen l^ciffe! 3" S^^f^röationen, ^albl^eiten
unb gfigen ift e§ eine trefflid^e (Sprudle! 3c^ pnbe, ©ott fei
S)anf, fein beutfd^eS SBort, um „perflb'' in feinem gangen Umfang
au^jubrüdEen. Unfer armfeligeö ,,treuloö" ift ein unfd^ulblge«
Äinb bagegen. ^erfib ift treulos mit ©enufe, mit llebennutl)
unb ©d^abenfreube". %xa\x öon ©tael badete nid^t anber« unb
jitirte il)rerfeit§ ben Su9 <^w^ „SBill^elm 9Keifter'\ mo eine gtou
bie 2lbpd)t i^re§ ©eliebten, fie gu öerlaffen, au8 bem Umflanb,
bafe er il^r frangöftfd) fd)reibt, erlennt. „S>k öoHenbete 3iebe*
lunft", lautet eine entfpred^enbe ©teile im Sud) über ©eutfd^=
lanb, ,,fd)äbigt jumeilen bie Slufrid)tigfeit beS ß^arafterS. ®ie
grangofen l^aben il^r l^eitere Slnmutl) gu t)erleil)en gefud^t, aber
e§ bleibt bod) malir, bafe baS |)eiligfte erfd^fittert wirb, »enn
eine fold^e Slnmutl^ ben ßrnft verleugnet unb ber ©pott nid^tS
mel^r berfd)ont'^ ').
Se unüerfälfd^ter jid^ im ®egenfa| bagu baS beutfd^e SBefen
geigte, um fo lieber mar e§ il^r. 23a§ mar aber im SRorben
mel^r al§ im ©üben ber %a\i. gn granfreid^, fd^reibt ffrau
öon ©tael, l^at man feinen SSegriff baöon, bis gu meld^em
®rab bie geiftige Äultur in ©eutfc^lanb entmidelt ijl Sei
©aftmirtl^en unb fleinen ßöHbeamten pnbet man Äenntnife
frember ©prad)en unb SSüd^er; bie fleinften ©t&bte befi^en gute
Sibliotl^ef en , 3)orffd^ulmeifter miffen ©ried^ifc^ unb Äatein.
aSergleid&t man eine beutfc^e mit einer frangöjtfd^en ^roöing, fo
fd^einen gal^rlöwnberte ber ßntmidElung gmifd^en il^nen gu liegen.
^icarb unb Äo^ebuc l)aben beibe über bie ^leinftäbter Äomö*
bien gefd^rieben. 33ei ben iJrangofen pnb biefe ftetS beftrebt,
5ßariS nac^gual^men; bei ben ©eutfd^en finb jte flolg auf bie
0 Madame de Stael, Do TAllemagne, Ire partie, Ghap« XI, De
Tesprit de conversation. Cbp. XII, De la langue allemande.
S)ie ©otaügc her beutfd^en Silbung. 369
unberglcici^Itd^en Sßorjügc il^rcr ]^etmatl)lid^en SScrl^ältntffc. ®er
Untcrfd^fcb in bcr Äomtf bcgcid^nct aud) ben Unterfc^icb in bcn
©ittcn. ®cr beutfd^c ©elcl^rte fann ungeftört fünfgcl^n (Stunbcn
bcö SEagö feiner 2Biffcnfd)aft leben; [eine SBereinfantung verbürgt
feine Unabl)ängigfeit, unb anbrerfeitg förbert ba^ Siifö"tw^^tt==
Wirten ber geinter an ben beutfd^en §od^fc^ulen bie Uniüerfalitdt
ber Silbung, bie faft allen l)ert)orragenben ©eiftern in 2)eutfd^^
lanb eigen ift. 3)ie §ocf)fd)ulen felbft fonne man nid^t beffer
loben, al^ inbem man wn i^nen rü^me, bafe il^r Unterricht ba
anfange, mo jener ber meiften anbem Stationen ju @nbe fei.
3n Sejug auf ©rgiel^ung njirb bie SJtetl^obe oon ^eftalogji ein^
gel^enb bef^)rod^en unb bon il^r geröl)mt, bafe fte bie ßl^imären
öon 3. 3. Slouffeau burd) bie ftufenweife unb grünblid^e Sluß^
bilbung ber ijäl|igfeiten be§ ÄinbeS erfe^e unb bie fidleren
®runblagen fc^affe, auf tüeld^en pd) fpäter ebenfogut eine ein*
fad^e glitte wie ein fürftlid) gefd^mudfteö §au§ errid^ten laffe.
®ie ©d^meijer SUlufteranftalten gu S^reiburg, Sern unb ^Der«
bun, unb il)re Semfil^ungen, bie 3Bol^lt]^at einer beffern @r=
giel^ung aud^ ben Slermften jugönglid) gu mad)en, erwedften
überhaupt in Poppet ba^ regfte Sntereffe; man verfolgte bort
eifrig bie 3lefultate ber uerfd)iebenen 9Ketl)oben öon ^eftaloggi,
^Henberg unb Jene be§ i5tanjiö!anerpater5 ®erarb, ber feiner*
feit§ bie Sleform ber SSoltefd^ule burd) eine f^ftematifd^e 3ln*
wenbung ber @^)rac^ioiffenfd^aft t)erfud)te^).
3n ©eutfd^lanb fanb grau öon ©tael ba^ SBol! etioaö
langfam unb fd^werfaHig, aber im ©anjen unterrid^teter al§ in
^anlreid^, gutmütl)ig, aufrid)tig unb treu. @§ gereid)e i^m
gur @]^re, fd^reibt fte, burdE) feine gei^ler mie burd^ feine ©igen*
fd^aften auf bie ©ered^tigfeit als auf fein erfteö unb l)öd^fte§
Sebürfnife öenoiefen gu werben ^j. Sie erwäl^nt aU einen rül)*
renben 3w0/ ^^% überall, in ber ärmften ^ütte, auf S^^i^rmärften,
0 Feu Duc de Broglie, Souvenirs, II, 48—62.
2)MadamedeStael, De l'Allemagne, Ire partie, Chap. II, Des
moeurs et du caract^re des Allemands.
»lennetl&atfett, Öwu toon ©taöl. III. 24
370 ^^^ ^eutfc^e äRittelftanb nic^t berftäfld^gt.
auf bcm %dbCf bei bcr Slrbeit, SRujtf crflang, unb einen be*
fänftigenben unb üerebelnben (ginPufe auf bie ©emütl^cr übte.
3n bem buntfarbigen Silbe, baS grau öon @ta6l öom beut-
fd^en geben entwirft, ift bod) eine Sude fül^Ibar. 3)er bfirgerlid^e
SKittelftanb, ber btn nationalen S^Ör bie altl^ergebrad^tc ©itte
biel treuer alö ber abelige @tanb bewalirte, entjog pd^ in ienen
SEagen mel^r afö l^eute ber SSeobad^tung, unb öerfc^Iofe ben
Sremben feine tätige, aber engbegrengte SBelt. Um ßlnpd^t in
biefelbe ju gewinnen, l)ätte %xan üon @ta6l auf bie Sd^ilbe*
rungen im „SBertl^er" unb im „SBill^elm 3Reifter", auf icne
üon „^ermann unb ©orotl^ea'', bon „ßgmont" unb „tJaup*
jurüdEgreifen muffen, wo ba^ SEreiben " unb ©d^affen in äBirt^-
fdl)aft unb SBerfpatt, auf bem SKarft unb bor bem Sl^or, in
ÄirdE)e unb §au§ fo beljaglid) treu unb mit fo feinen Q&Qta
gu einer Seit gefd)ilbert ift, wo ber Sürgerftanb, weld^cr
bie mannigfad)ften 33eruf§freife ausfüllte, bod^ nod^ bie bem
beutfd)en ©emütl^ fo wol^I entfpred^enbe, patriard^alifd^e ©igenart
bewal)rte. Sin biefen ©ittengemälben ift g^rau oon @taöl öor«
übergegangen, ^m „3Bertl)er" feffelte pe bie wunberbarc |)f9*
d)ologifd^e ßntwicflung, im „SBill^elm ^Keifter'' .blc Scbcn«»
anfd)auung oon ©oetl^e; bie ßentralpgur beS Sud^8 nennt pc
einen unberufenen ©ritten, ber pd^ gwifd^en ben S)i(i^ter unb feinen
gefer brängt, unb roa^ pe fonp angiel|t, ift bie ©pifobe öon
3Kignon. 3m „(ägmont" mißfällt il^r baö bflrgerlid^e Slement,
unb burd^ baS hereinbringen be§ populären 34>nö fc^eint il^r
ber l)eroifd^e ®ang ber SEragöbie geftört. ffrau t>on ©tdn
nannte befanntlidt) Älärd)en „bie ®irne^'; Srau öon ©toöl, bie
ben frangöpfd)en ©prac^fd^a^ mit bem SBort »vulgaritöc be*
reichert i^at, wenbet e§ auf Älärd)en'iS SRutter an unb nennt pe
tres-vulgaire. 9lod^ füf)lbarer wirb ba§ mangelnbe S3er{tänbtti|
für bie 3Sielfeitig!eit ber menfd)lid)en SSerpitniffe unb für bie
ßrforberniffe ber SBirflid)feit in ber 33eurtl|eilung öon „^ermann
unb ©orotl^ea". g^ran öon @tael fprid)t gwar öon ber natür*
lid^en SSBürbe, jener ber §omerifd)en gelben öergleid^bar, mit
©er beutfd^c SKittclftanb nid^t Bctütffid^tigt. 371
wcld^cr bcr Siebter aud) ba§ ©eringfügigftc ju abeln tt)tffc.
®ann aber folgt bic (ätnfd)rän!ung, man tnüffc wol^I be^
Icnncn, ba^ l^ier bie ©rcigniffe wie bie ^crfoncn öon gu
untergeorbneter Sebeutung feien. „Sieft man ba§ ®eb{d)t im
Original, \o wirb ba§ Sntereffe burd) ben ©egenftanb befriebigt ;
in einer Ueberfefeung ift ba§ fd)on nid^t mel^r ber %aSi. 3n
c^)ijd^en ©ici^tungen mag e§ n)of)I geftattet fein, auf einer ge=
wiffen literärifd^en Slriftofratie gu befielen. Sie SBürbe ber
^erfönlid^feiten unb ber an jte gefnfipften ]^iftorifd)en 6rinne*
rangen öermag allein bie 6inbilbung§fraft auf ber §öl^e fold)er
3)id^tungen gu erl^alten" ^). 3)a§ SBerf bagegen, in weld^em ber
Unterfd^ieb ber ©täube pd) bi§ jum tragifd^en Äonflift gwifc^en
tl^nen fteigert, „Äabale unb Siebe'' ift im 33ud^ über ©eutfd^^^
lanb nur öorfibergel^enb unb mit einer tabeinben 33emer!ung
gegen bic Senbeuj be§ ©tücfeö genannt. Sn einem Sanbe wie
S)eutfdölanb unb in^befonbere wie ^reu^en, wo Sebermann
fagen unb bruden laffen fonnte^ xoa^ il)m gefiel, unb in weld)em
Stau Don Stael bennod^ wäl^renb ber ganjen ©auer il^reö
Slufentl^alt^ 5Riemanben über SrudE unb SöiHfür üon Oben ober
über bie t)orl)anbenen fojialen @d)äben pd^ beflagen Ijörte^),
jog pe mit Siedet btn ©d^lufe, ba^ bie <Sd)ilberung be§ ©id)ter8
ben tl^atfäd^lid^en SSerl^ältniffen nur gang au§nal^m§weife entfpradE)
unb bie notl^wenbigen Slenberungen rul)ig ber Qdt überlaffen
werben fonnten. Slber aud^ bie Qcxt ift langfam öerfal^ren. S^lod^
l^eute, an ber SBenbe eine§ '$o!f)xijnnbett^ unb nad^ fo burd^^^
greifenben, politifd^en Umgeftaltungen pnb im gefellfd)aftlidE)en
Scben oiele ®inge in 3)eutfd)lanb fo giemlic^ biefelben geblieben
wie mand)e§ Äapitel be§ Sud)e§ Don grau Don <Stael pe be==
fd^reibt. Sinnen gegenüber mad^t pe ifjre 6infd)ränfuttgen, um ben
gangen ©d^werpunft il^rer ©arfteHung auf ba^ geiftige ©ebiet
gu Derlegen, wo pe um fo rüdl^altlofer anerfennen lonnte.
') Madame de Stael, De rAllemagne, 2de partie, Chap. XII.
2) ebenbafelbft, Ire partie, Chap. XVf, La Prusse.
24 ♦
372 ^erbienft ber 9(ncTfciinun(t '^cutfd^Ianbd burd^ %x€iu t)on ©taet
Unb l^ier bietet ftd) üor 3inem bie Srage: war benn biefe
3lner!ennung fo leid)t?
©reinig ^a\)xc öor grau üon ©taäl ^atte pd^ Äönig
gricbric^ über bie beutfd)e giteratur in einer befonbcm ©d^rift
geäußert, ©ie fül^rte ben Sitel: »De la litterature allemande,
des defauts qu'on peut lui reprocher; quelles en sont les
causes et par quels moyens on peut les corrigerc, unb öer^
anlaste eine ganje SReil^e Don tl)eite polemifd^en, tj^eilö copolo^
getifc^en ßrörterungen ^). Sie vermögen nic^tg gegen bie Sl^at^^
fad)e, ba^ bie Slb^anblung be§ Äönig§, bie im Slooember 1780,
alfo tDcnige 5)ionate üor ge[ftng'§, am 15. iJebruar 1781 er^»
folgten 2ob erfc^ien, biefen ^Reformator ber beutfc^en Literatur
mit feiner ©übe erwäl^nt. (gbenfotoenig pnb Älopftocf, obwol^I
griebrid^ Don xijm wufete, unb SBielanb genannt. ©oetl^c'S
„®ö^ öon Serlid)ingen" mirb al§ eine abfd^eulid^e Sdad^al^mung
jener fd)Ied)ten englifd)en ©tücfe unb läd^erltd)en garcen begeid^^
net, bie mürbig feien, Dor ben SBilben oon Äanaba gefpielt ju
merben, womit ba^ Sweater öon ©l^afefpeare gemeint war* Ädntg
griebrid) öerftanb nur unooHlommen 23eutfd). ©ieienigcn aber,
bie ©eutfd) oerftanben, \ai)tn in SSejug auf bie SÄeiftenoerfc ber
beutfd)en Siteratur oft nid)t flarer alö er. SBa^ il^rc größten SSer*
treter oon ber geitgenöfftfd)en Siteratur unb Sageöpreffe l^inncl^men
mußten, läfet ftd) au§ einer Suf^ntmenfteKung folc^er Urtl^cttc er»
fennen, wie pe unter Slnbern SSiftor §e^n in Sejug auf ©oetl^c
gemad)t l)at^), 3liä)t etwa bag gett)ölöidid)e ^ublilum, fonbem
gef png war e§, ber oom ®id)ter beö „Sßert^er" unb „&öi^** fagte,
ba^ wenn er je ju SSerftanbe fdme, „er nid^t Diel me^r aU ein
gewö^nlid^er SKenfd^ fein würbe." ÄlopftodE fanb „^ermann unb
©orotl^ea" unter SJofeen^ wfiwif^'' unb traoeftirte bie 92amen
©dritter unb ©oetl^e in ©^üler unb ®otl)e. 3fflanb wogte in
') Dr. ®. Traufe, Srnebrid^ ber ©rofic unb bie beutfdfte ^oePe, II,
16 u. ff., bei ©^ bei, .^iftorifd^e ßeitfd^rift, 1887, fiiteraturberic^t, 505—521.
2) ä^iltot ^el^n, ^eban!en über &ottf)t. ©oetl^e unb ha» $itbn!um,
57. 62, 64, 86, 87.
SBerbienft ber Stnctfennung ©eutfd^lanbs burc^ grau öon ©tael. 373
SScgug auf bic „Spl){gemc" bie Scmerfung, l|ter arte bte gric^
d)ifd^c ©implicität in StriöiaUtät au^. @d){ller Irittjtrte bic
%xd^dt^xi}dont im „©gmont'', unb „%a\x\t** al^ Fragment
enttäufd^te anfanglid) and) \i)n. 9lod^ 1804 fäHtc, wie bereite
cTOäl)nt, Senjamin ßonftant über biefen erften g^auft ba§ Ur=
tl)eil; bafe er weniger wertl^ fei al§ „ßanbibe", tüie jic^ Ja
anbrerfeit^ bem fonft fo fein unb treffenb unterfd^eibenben Slitf
öon 31. SB. @d)Iegel bie bon befd^eibeneren beu tfd^en Äunft^
fritifem längft anerfannte @rö^e öon SRoIiere berpHte^).
grau Don @taäl l)at il^rerfeit^ biefer S^^rt^wm^fäl^igfeit, aud^
be§ geläuterten ©efd^madö; ben Sribut ju entrid^ten gel^abt. 3)al^in
gel^ört oor Slllem bie befannte ©d^lufebemerfung über ben „Sauft",
gleid)Oiel ob man bie S)id)tung al^ ©d^wätmerei be§ ®eifte§
ober al§ (ärnüd^terung beö SSerftanbe^ ciuffaffe, fei eine SBieber=
^olung berfelben bod) niemals gu wünfd^en^). ^Dagegen ift mit
9led)t il^re treffenbe SSemerfung, ba^ ber überlebenbe Sauft tobt
fei, l)ert)orge]^oben ttjorben.
3l)re Äritif ber SSßa^loertoanbtfd^aften befd)ränft fid) auf
bie Sleufeerlidf)feiten be§ Sloman^. Äein SBort öon il^r beutet
an, ba^ jte bemerfte, wie gerabe biefe^ SBerf oon ©oetl^e il^r
geboten l^ätte, wa^ jte jeitleben^ fud^te: bie tieffte pftjd^ologifd^e
SlnalQfe ber Segiel^ungen jwifd^en 3Kann unb grau in ber (gl^e,
il^re tragifd)en Äonflifte unb bie innere SRettung ber 6ingelnen
burd^ ben freiwilligen, ber pttlid^en Drbnung gebrad)ten SSer«'
gid)t. SBerflüc^tigen mufete ftc^ wol^l aud) ber S^anjöpn bie
ftiHe, l^ol^eit^ooHe, gang nad^ Snnen gewenbete ©eftalt oon
©leonore oon (äfte, einer ber ebelften ber S)id^tung aller Seiten,
äufeerlidt) unb innerlid^ fo jart befaitet, ba^ jte fid) jeber un=
janften SSerül^rung entgiel^t. 6ine fold^e aber ift il^r burd^ %xau
oon @tael mit ber SSemerfung gu S;i^eil geworben, geonore, be*
geiftert in il^ren 3Bünfd)en, fei au§ @d)Wäd^e öorjtd)tig gewejen.
^) ^tof. SolobS, SJloliew. S'iQd^träge au ©uljcr'S allgemeiner 2;]öeorle
bct Wönen fünfte, 1795, IV.
2) Madame de Stael, De l'AUemagne, 2de partie, Chap. XXIII.
374 äRängel bet Itteiarifd^en ^nfc^auung be« Sudftd.
aSorpd)t (jerabc l)atte nid)tö mit bcr ©elbftbefd^ränfung gu t^un,
bcren SBcrtl^ eben barin liegt, bafe fte eine g^orberung ber inncm
9Zatut unb uid)t ber äußern SBetl^ältniffe ift. 3n Segug auf
,,bie Sraut öon 3Weffma" entfd^lüpft grau öon @tael ba« SBort
»des choBurs de chambellans«, weil pe in biefer SRad^al^mung
ber 3lntife bie aSoIföftimme niiijt gu pren öermod^te. ^erber'S
„Stimmen ber SBölfer" ujcrben fälfd)Hd) atö chansons populai-
res überfe^t, unb e§ ift nid)t gutreffenb, »enn üon ©octl^e ge»
fagt wirb, le temps Ta rendu spectateur. gür bie ©cftalt
bon Dttilie Ijatte SWina §erglieb 3Ö8^ geliel^en.
SSBie aSieleö aber ift bafür gerabe in biefcm Zf)vl bt&
33ud)§ gelungen, t)or SlUem bie ©eftalt öon ©dritter, ©ein auf
ba^ ^iftorifd)e gerid^teter @inn, feine l^inreifeenbe SRI^etoril, fein
erfd^ütternbeg $at^o^, ber ftrenge 6rnft, mit wcld^em er in
Äunft unb Seben einent Sbeal ber jtttlid)en Sautenmg nad^«
ftrebte, bie ungel^eure bramatifd)e Oewalt, mit weld^cr er c8
poetifd^ üenüirflidf)te, alle biefe ci^arafteriftifd)en SÄerfmale waren
ber Srangöjin ungleid) öerftänblid^er afe bie öielöerfd^lungenen
^fabe ®oetl^e'[d^er ©id^tung. gl^r SieblingSroman bleibt „SBcr«'
tl^er", aber afö i>a^ größte unb üoßenbetfte beutfc^e ©rama gilt
il^r „3Karia Stuart", bereu rein tl^eatralifd^e SBorgügc jte nid^t
weniger aU bie ßl^arafteriftif ber ^aupt^)erfonen feffelten. SSei
©dritter fanb fie, wie bei feinem Slnbern burd^ bie ebelftc S5e*
geifterung öerflcirt, ben greil^eitSgebanfen wieber, ber biä gum
gnbe ber ©runbton il)rer eigenen SBeltanfc^auung blieb; auf
il)n t)or SlHem bejiet)t ftd) i^re Sleu|erung, erft mit ber Äenntnife
beö ©eutfd^en fei e§ in il^rem 3nnern Sid^t geworben unb fte
l^abe flar erfannt, wa§ biö bal^in verworren in il^ret ©eele
lag ^). 3iäd^ft @oett)e unb @d)iller ftnb Sefftng unb gerbet im
aSud) über ©eutfd)lanb befonberö eingel^enb bel^anbelt. SBom
©id^ter be§ „3lat\)an" fagt pe, bafe er une ardeur sans flamme,
une vehemence philosophique toujours active, et qui pro-
^) Madame de Stael, De rAllemagne^ 2de partie, Ghap. XXXI.
SBcmcrlungcn übet ßefflng, J&erber, SBinMinami. 375
duisait, par des coups redoublös, des eflfets durables, gcl^abt
l^abe: „®x Iel)rtc bie ®cut[d|cn, bcutjd^ gu fein", ift ba^ l^oc^ftc
gob, ba^ jtc bem grofeeit Sal^nbredicr goHt, unb bon feiner
Äritil fagt fte, „jte fei nid^t weniger eine Stubie beö menfd^s
lid)en §ergenS, aU eine $oetiI gewefen." 3n ber 33eurtl)eilung
mn „@milia ©alotti'' lä^t fie il)ren ffreunb ^^riebrid^ ©d^legel
„bewunbernb frieren unb frierenb bewunbern". @ie felbft benft
anberö unb bel)anbelt ba§ @tücf mit au§gefprod|ener SSorliebe.
t^erber'ö „Sbeen ju einer 5ßl^iIofo|)l^ie ber ©efc^id^te ber 9Kenf ä)*
l^eit" galten il)r „al§ • öieUeid^t ba^ anjiel)enbfte unter allen
beutfd)en Sudlern, une lecture d^licieuse." @ie l^atte perfön»
lid^e ®rünbe, um bie fd^riftfteDerifd^e ©igenart ju loben, an
toeld^er jte mand)e§ an bie SBeife, toie fte felbft ju probu=
giren pflegte, erinnern mod^te. „Sei §erber", fagt fte,
„l^errfd^t ba^ öornel^me @id^gel)enlaffen beö StalenteS, bem eS
bor SlDem barum ju tl)un ift, neue Si^een in %\vi^ ju bringen.
3)aS fogenannte gutgemad)te SSud) ift eine mobeme @rflnbung.
5)ie meiften pl)iIofop]^ifd)en Sd^riften ber Sitten ftnb Slbl^anb^
lungen unb ©ialoge in ber gorm öon niebergefd^riebenen ©e«
fpräd^en. ßbenfo l^at ftd) 3Rontaigne bem natürlid^en Quq ber
©ebanlen fiberlaffen. . . . S^reilid^ ift bagu eine auSgefprod^ene
geiftige Ueberlegenl^eit erforberlid^. ©ie äufeere Slnorbnung oer*
bedt ben mangelnben innem SReid^tl^um. Ueberlie^e fid^ bie
3Kittelmä§igIeit bem S^faU, fo würbe fte ftet§ unb nur mit um
fo größerer ©rmübung jum Slu§gang§punft jurüdfüliren, roa^^
renb ba§ ®enie gerabe in feiner Urfprünglid)Ieit unb bann am
meiften feffelt, wenn eö, ftatt metl^obifc^ ju lontponiren, impro«»
bifirt^). Sn Sejug auf 3öinfelmann flnbet fte ba^ fd^öne SBort,
bie Slufmerffamfeit, weld^e ein Äunftwerf errege, muffe auö ber
Siebe entfpringen, unb mit feiner Äritif bergleid)t fte im Sd^lu§=
lapitel über bie brnt^ä^e Siteratur bie Äritil bon St. SB. ©c^legel,
ber über bie 5ßoefie, wie biefer über bie bilbenbe Äunft ge«
*) Madame de Stael, De TAllemagne, 2de partie, Ohap. XXX.
376 9bfi(^t t>on grau bon €tael bei Sefpral^unfi bn beutft^en V^ilofopl^ie.
fprod^en l^abe. 9{ur ein foIc^eS Urtl^eil fei DerbienftooQ, ^betm
iDäl^reitb bie getDöl^nlidifte ^Routine gur Hufbedung Don S^el^Ient
unb 9lad)Iäfftgfeiten genfigt, ift nid^tö bem ®emu8 fo äl^nltd^
aU bie Sä^igfeit, if)n ju erfennen unb ju bewunbem^ ^).
3m brüten S^eil be5 Sud^S Aber ©eutfd^lanb, ba« bte
$^i(o)opl^ie unb bte '}JIoraI jum €)egenftanb l^at, nimmt Xant
biefelbe l)ert)orragenbe SteDe wie ©dritter in ber Sid^tung ein.
S8et)or jte jtd) auf biefeö bem toeiblid^en @eifi fo fcmliegenbe
®ebiet wagte, l^at g^rau Don @taöl jtd^ Hat über bie abpd^t,
bie fie babei verfolgte, geäußert, „©ie SKetapl^^ftl be* menfd^»
lid^en ©eifteö", fagt jte, „lä^t pd) auf jioeifad^c ärt, entmebcr
nad^ ber Sl^eorie ober nad^ il^ren praftifd^en @rgebniffen in«
Suge f äffen. ®er Sl^eorie bin id^ nid^t getoad^fen; boju ge*
^ören SSorbebingungen, bie id^ nid^t erföKt l^abe; t)erl^&Itnig<
mä^ig leidet ift eS bagegen, ben ©in^ug ju beobad^ten, bta
eine beftimmte, meta|)I^Qjifdöe Slnfd)auungSioeifc auf bie 6nt*
\oidfIung be§ ®eifteö, auf bie ber ©eele augfibt . . . ©er ganje
SBertf) be§ gebend befd^ränft pd^ barauf, un8 burd^ bie freie
3Bal)I gu ©unften beffen, toaS red)t unb gut ift, auf ein l^öl^ere«
JDafein oorgubereiten. ©ie pttlid^e SSeroottfommnung ift ber
SWafeftab, nad) ioeId)em bie 3Wetapl^QpI unb bie fojialen Sttfll«
tutioncn, bie Äitnfte unb bie SBiffenfd^aftcn ju meffen finb.
§ier ift berfelbe ^rüfftein für ben ©infältigen unb für ben ®c»
leierten. ... 3d) bat eineö SEagö S^id^te, mir lieber üon feiner
©ittenlel)re aU Don feiner ÜRetapl)t)(tf gu fpred^en. „©ic eine
ift unjertrennlid) oon ber anbem", gab er jur antwort, mtb
barin barg pd^ ein tiefer @inn, ber aUe ®rünbe ber Sii^eilnal^me,
bie wir an ben p]^iIofop]^ifd)en fragen nel^men, begreift* •)•
?frau Don @tael erinnert il^re ganböleute baran, ttne baS Problem
ber pttlid)en S^^itl^it ungleid) befler oon ben franjSPfd^en ^ilo«
fopb^n beg pebgelinten, al^ üon jenen be<S ad^tgel^nten Sa]^^
l^unbertS oerpanben toorben fei, weil bie festeren, ftatt bog
') Madame de Stacl, De l'Allemagne, 2de partie, Chap. XXXI.
«) ebenbafelbft, S^me partie, Chap. I.
SJcttoerfunQ bet franjöpfc^cn S)oftrinen be« ad^tjel^ntctt S^WunbcrtS. 377
aBert il^rcr aSorgäitger tueiterjufül^ren, Doßftänbtg unter beit 6in*
Pu§ bcr englifd^ctt ^ßl^ilofopl^ie gerietf)cn unb biefelbe im ©mit
ber materialiftifd^ett ©oftrincn öCTOertl^eten. ©er §aben, ber
bamatö In ben ^änben ber grangofen abri§, würbe Don btn
©eutfd^en wiebcr aufgenommen, ©er SJlad^f olger bon ®e§carte§
unb ^Ralebrand^e i[t Seibni^, unb gegen il^n riij^tete SBoltdre
ben „ßanbibe", biefe teufli[c^e Satire gegen ben Dpttmi§mu§,
ben freien SBiUen unb bie 3Wenfd^entt)ürbe, biefen 5ßroteft gegen
baö ÜRitleib, ber nichts befleißen läfet, al§ baö p^^ftfc^e SBof)!^
ergel^en unb bie rol)e ®ett)alt, „bie Saftil unb bie ©aftronomie'* ,
unb ettoa nod^ eine rationelle ©efunbl^eit^ppege, um ba§ SBer*
gnfigen burd^jufoften, ba^ ber einzige Qxotd be§ ©afein§ ift.
33clannt waren foldje Stnfd)auungen ju allen Seiten, allein man
glaubte fte ben SiJträgern nnb Soubretten ber Äomöbie über«
laffen. Sleu ift nur bie SJ^atfad^e, |td) fold)er Slnjtd^ten ju
rül^men. ©leid^gültigleit unb SSerad^tung für ba§ fogenannte
ejcaltirte SBcfen jtnb ein S^puS öornel^men 8lnftanbe§ geworben,
unb ber 33egriff beö Säcf)erlid^en l^aftet an jebcm lebenbigen
3ntereffe für ©inge, bie feinen praftifd^en 5ßu^en gewäl^ren.
©er bogmatifd^c Unglaube, ba§ l^eifet berjenige, ber alleö nic^t
jtnnlid^ SBal^mel^mbare in ^xa^t fteßt ober furjweg leugnet,
baö ift bie DueUe ber Sronie, mit weld)er ber SRenfd^ jtd^ felbft
öemid^tet, berlefeteunb eigentlid^e®runballenmoralifd)en§ß.erfall§.
6S lol^nt bemnad^ wol^l ber SKül^e gu prüfen, wa§ bie
Station, bie eine gu fold^en ©d^lufefolgerungen bered)tigenbe
SJletapl^Qftl tion jtd^ ablel^nte, babci gewonnen l)at, ba§ jte bie
©ntwidElung il^rer geiftigen unb ftttlid^en Gräfte auf einem an=
bern SBeg fuc^te^).
^ier ift eö bm ©eutfd^en ergangen wie ben Slld^imiften.
©aS ©el^eimnift be3 Unioerfumö l^at fid) il^nen nid^t erfd^loffen,
aber baburd), ba^ (te jtd^ in bie ©pefulation Derfenften, |tnb
il^nen anbere SSal^rl^eiten geoffenbart worben. 3Jlag immerl^in
0 Madame de Stael, De PAllemagne, 3^me partie, Chap. IV.
378 Smmanuel Staut
bie ^onabenlel^re Don Seibnig nic^tö anbetet a\S eine blo^
^t)poti)e\t fein; bie Sl^eobicce bleibt ein ©enftnol bcS menfd^*
lid)en ®eifte3. ©aiS 25erf feinet großen SSorgängcr« aber ^t
Äant infofern iDeitergefül^rt, als aud| er ben Slad^brudf auf ba8
fRtö)t ber geiftigen ^erfönlid)leit unb auf bie jlttUd^e tJretl^eit legte.
55aö Äopitel über Äant ift benn au^ mit aller Sorgfalt
als ba^ u?eitauS wid^tigfte beS ganjen 93ud)S unb als ber
Slngelpunft bel)anbelt, Don toAd)tm aus aDeS Uebrtge bemegt
wirb, ©ie geiftung erfd)ien fo erftaunlid^, bafe bte Ärltit im
erften äugenblicf bie njeiblidje 2lutorfcf)aft ablel^nte unb fompe*
tenteren gebent baS Sßerbienft bafär jufcl^rieb. als blefe S9e?
l)auptung ftd) unl)altbar erwies unb bie t)on ffrau üon @ta§l
gegebene Slnregung il)re grüd^te getragen l^atte, trat eine fStt^
aftion ein, unb nun würbe fte beS nmngelnben SSerftänbmffeS in
pl^ilofopl)ifd)en ©ingen befd)ulbigt 0. Slud^ biefcr aSorwurf war
nid)t gered)tfertigt. ©reifeig gal^re nad^ bem ßrfd^einen bcS
a3ud)S üon Srau üon @taöl entftanben bie erften SScrfud^c üon
astftor 6ouftn über bie Äant^c^e ^^ilofop^ic«). ©urd^ »tlbung,
Seruf unb Segabung war er auf bie Slufgabc vorbereitet, etnen
allgemeinen UeberblidE Don ber fiel^re beS ÄönigSbcrgcr ^l^ilo*
fopl^en ju geben, unb bennod) erfd)eint neben ber Arbeit beS
55ad)gele]^rten ber SBerfud^ ber grau nid)t wertl^loS, bie eS olS
il^ren ©i^rgeij bezeichnete, ,,ni(j^t etwa in einigen Seiten ätei^en»
fd^aft Don einem Softem gu geben, baS in ©eutfd)lanb feit
gwanjig Satiren alle benfenben ®eifter befd^äftigt, wol^l aber
burd) allgemeine Slnbeutungen über ben Snl^alt ber ^l^Uofopl^te
Don Äant il)ren ßinflufe auf 2öiffenfd)aft, fiiteratur unb SKorol
ju erfiären."
S)a biefeS il^r eigentlid)er ßwed war, fonntc jtc bie Äämpfc
gwifdEjen ben Derfd)iebenen Slid)tungen unb ©deuten unetw&l^nt
0 Alexandre Vinet, Etudes sur la litt^rature fran^aise du XIX
siecle, I. Madame de Stael, De TAllemagne.
^) Victor Cousin, Kant et sa philosophie. Qutt^ erf^ieneit Reyue
des Peux Mondes, 1840. Paul Janet, V. Cousin, (Sbenbofelbfl, 1884.
SRücfwitfung feiner ficl^te. 379
laffen. @ic bemerft, bafe burd^ bic Sejd^äftigung mit ber ^l^i*
lofopl^ie unb in ffolgc ber Don il^r gegebenen Anregung in
©eutfciölanb fo öiele neue Sbeen in Umlauf gefegt »orben feien,
bafe fclbft biejenigen, bic fid^ auf bie SBicberl^olung berfelben be«
fdjränfen, nod^ geiftig überlegen erfdjeinen. 35ie baburd) immer
weiter fid^ öerbreitenbe Uebergeugung, ba§ bie ftttlid^e SBelt
burd) unwanbelbare ®efe^e regiert mirb, öermeift ben (Slngelnen
auf jid^ felbft unb fd^tt)dd)t ben (Sinpu§ ber äußern SSerl^ält«'
niffe ah, um ben 9lac^brud auf ben (Smft ber (äejtnnung ju
legen. Selbft auf bie Äunft wirft biefe Slnfdt)auung gurfid,
benn (te foU burdt) bie ©ebanfen erl)eben, weld^e bie fd^öne
gorm burd^bringen. Safe l^ier aud^ eine Älippe verborgen lag,
ift ber SBerfafferin nid^t entgangen. Sie geiftreid^en, an^ ber
S^eorie abgeleiteten Sbeen, fagt jte, täufd)en guweilen über bie
eigentlid)e Statur beö 3:alenteö. 5Wad) biefer Slieorie foUte baö
eine ober anbere Äunfttoerf md)t gefallen, aber e3 gefällt eben
bod); einem Stücf war ber Erfolg öerl^eifeen; mit ben SBorten
„ftel^ auf unb QtY ift eö über bie SSretter gefd^idft unb nid^tö*
beftoweniger ausgepfiffen morben. Slro^bem ift biefe auf pliilo:»
fop^ifct)er, mm aud) droa^ ju abftrafter ©runblage aufgebaute
Sßoetif immer nod) beffer aU jene, bk jid^ auf äufeere ^Regeln
befd^ränft, unb ben ©id^ter wie ein Äinb belianbelt, ba§ baoor
gefd)ü^t werben foll, ju fallen unb jtd) wel) ju tl^un.
©en l^ol^en SSegriff oon ber beutfd)en SGßiffenfd^aft, ber jtd^
im S3ud) über ©eutfd^lanb auSfprid^t, erl^ielt ^Jrau Don @tael
burc^ ben perfönlidjenSBerlel^r mitSol)anne§ t)on 3Wüller, ben beiben
|)umbolbt, mit Äarl SRitter unb bm SSrübern ©d^legel. @ie
fanb ben beutfd^en ©elel^rten befonberS barauf vorbereitet, mit
felbftlofer Eingebung ber SBal^rl^eit ju bienen. »Ils sont vrai-
ment le peuple de Dieu«, ruft fie auS, »ces hommes qui ne
desesperent pas encore de la race humaine et veulent lui
conserver Tempire de la pensee«^). 2öa8 ^Jic^te t)on ber
0 Madame de Stael, De l'Allemagne, 3^me partie, Chap. XXI.
380 9flü(r»ir!unö feiner Seite.
Äant'fd^en SBciöf)eit fagte, „er Dcrbanfc il^r feinen ß^arafter,
bi§ auf ba^ Streben, einen l^aben gu woHen", boS ßilt üon ber
ganjcn Slnfdjauungöroeife öon ^tau Don @taäl in Se3Ug auf
bie S)eutf(i^en. @ie mad^t ble eben fo wal^re al8 fd^arfftnnifle
aSemerfung, bafe bie ftrengen unter ben fraujöftfd^en SWoraliften
biefc Strenge bi^ jur öollftänbigen S3erni(!)tung ber eingelnen
Snbiöibualitäten treiben, „benn e§ liegt im franjöpfdicn ^Rational*
c^arafter, in allen S)ingen bie Autorität gu lieben" *), weäiüegcn
ber 6ntl)ujtaöniu§ ber g^rangofen aud^ fo lei(I)t in ganatiämu§
übergel)t. Slnber^ in 35eutfd)lanb, tt)0 ba^ Sebürfnife nad^ innerer
Selbftänbigfeit ftd) unter anbern barin betunbet, ba^ felbft „ber
Äatl)oligi^muö, unerad)tct feiner ftrengen, einförmigen 3)t§ji^)lin,
bod) öon S^bem nad^ feiner Söeife aufgelegt noixb"^. S)enn
bie 2)eutfd)eu finb eine begeifterte Station. „®ott bewal^rc
3me§, U)a§ beutfd) ift, öor @ntmutl)igung unb ©elbftüeradbtung",
fd)rieb SBiaerö 1807; „ein SDeutfc^er foß feft unb ftolj bleiben
im Sewufetfein, ba^ feine anbere S3ilbung bie feinige übertrifft,
ba^ er weiter al§ irgenb ein Ruberer auf bem SBeg jum ©rofeen
unb gum ©toigen öorgebrungen ift." Sie ®eutfdt)en, fagt %xa\x
öon ©tael, jtnb fromm, toie bie germanifdEje SRacc überl^aupt,
unb ber le^te @runb il)rer 3Woralität ift il^re SReligion. SRit
Unred)t glaubte jte in S3egug auf bie S^otl^toenbigfeit einer reli*
giöfen ©runblage aller Silbung unb @ittlid)!eit baS S^wgnife
t)on Äant entbel)ren gu muffen, benn aud^ er fagt: „@jS mufe
gefragt toerben, wie weit lönnen bie inneren moralifd^en ©rfinbe
einen 9JJcnfd^en bringen? Sie werben il^n üielleic^t bal^in
bringen, ba^ er im ©taube ber g^reil^eit ol)ne grofee SBerfuc^ung
gut ift. aber wenn Slnberer Ungerec^tigfeit ober ber SttH^i^Ö
beö SBal^n^ il)m ©ewalt antl^un, aföbann l^at biefe innere ÜRo*
ralität nid^t 3Jiad)t genug. @r mufe ^Religion l^aben unb Der«
mittelft ber Selo^nung be§ fünftigen fiebenS ftc^ aufmuntern;
») Madame de Stael, De PAllemagne, 3^me partie, Chap. XVL
2) ebenbofelöft, Ire partie, Chap. II.
®|aro!ter ber beutfd^cn SRcIigioftiat. 381
bie me*nfci)lid)C 9latur ift nid^t fällig einer immittelbaren mora=
li[cl^en 3ieinf)eit. SBenn aber fibematfirlic^er 3öeife auf il^rc
SReinl^eit gewirft wirb, fo l^aben bie Hinftigen SBelol^nungen nid^t
mel^r bie 6igenfd)aft ber Söeiüegungögrünbe'' ^).
®ie bamalö üon if)r beobacf)tetc Soleranj ber S)eutfd)en in
religiöfen fingen ffi^rt ^rau öon @taöl nic^t auf ©leid^gfiltig«
feit, fonbern auf eine tiefere ©injtd^t Don bem SBefen unb ben
3[nfprücf)en be§ religiöfen SSebürfniffeS jurüdf. glEinen gilt eö
als bie ebelfte SSefd^äftigung, bie SBal^rl^eit ju fudjen, unb fte
geftel^en feinem SJienfd^en ba^ dtcäjt gu, jte Dorguentl^alten.
SBäl^renb bie fogenannte ^ßl^ilofopl^ie in 3=ranfreic^ über baö
6l^riftentl)um fpottete, tt)ar e§ in ©eutfd^lanb ein ©egenftanb
bcö ©tubiumS unb ber fritifdEjen Sorfcl)ung. ®er ©etoinn ift
babei größer aU ber SBerluft geioefen. ©erabe im beutfd^en
9lorben, ber pd^ am meiften mit religiöfen ©treitigfeiten befaßt
l^at, ift ber religiöfe ®laube am lebenbigften, unb baö il)n auS*
geic^nenbe Gepräge fanfter St^C'^lität ergreift um fo mel)r, als
man eS unter fold)en §immelSftridE)en nid)t fudöt^). ©erabe in
S)eutfd[)lanb l^at bie SJiqftif bie meiften Slnpnger gefunben,
weil jte auf ben innerften 6rfal)rungen beS ^ergenS beruht, unb
bei ben SJigftifern oor SlUem bie ßrfenntnife lebt, ba§ bie 3le=
ligion nid)ts ift, loenn jte nid)t SllleS ift, tt)enn jte ha^ ©afein
nid)t erfüllt, bie Seele nid^t beftänbig burd) ben ®lauben an
ba^ Unjtd)tbare, burd^ ©elbftentäufeerung unb burd^ bie @ef)n-
fud^t nad) bm ewigen ©ütern aufredet erplt, woburd) allein
bie menjd^lid)e 5Ratur oor ben il^r anl^aftenben 9Ziebrigfeiten
befreit wirb^).
35er l^öd^fte ©eioinn einer fold^en SBeltanjd^auung ift bie
ßrl^ebung über ben ©d^merg, eine milbe SRejtgnation angejtd^tS
beS unauflialtfam fortfdjreitenben a3ernid)tungStt)erfeS in unb
*) g. SB. Schubert, gntwiönucl Stant. SBricfc unb gtoömcntc ouS
feinem ««a^tofe, ÖeipatQ, 1842, 231-232.
2) Madame de Stael, De rAllemagne, 4eme partie, Chap. II.
8) ebenbafelbft, 4^ine partie, Ghap. I.
382 Cn:flebtit§ ber beiitfc^en SOteltanfc^auung.
aufeer xin^, bic Sä^iflfeit ber Seßciftcrunfl, „t>tx ®ott in vmi",
naäj ber fd)önen ©cfinition ber ®ried)cn. 3Ba8 bfc 3<il^T*
l^unberte uuterfcl)etbct, ift md)t bie ©ummc ber Salctite, fonbcm
bic äußere Senbenj bcö Qtitalkx^. @lM\i(i) aber finb nur bie
Seiten imb bie 9Weufd)en gu nennen, bie öon einem l^o^n, äße
Gräfte ber ©eele mit entportragenben Swfl erfaßt tt)erben. Sinnen
allein öerflären jtd) Äunft unb 3Ratnr, 6f)re unb ^id^t, SSater^
lanb unb Siebe. 5iur für begeifterunßgtSl^ifle SRenfd^en 1^
Sftapl^ael gemalt, SRogart in Sönen gefprod^en, ber tragifd^e
2)id^tcr bie liefen ber Seele er[d)üttert. Sinnen entl^üllcn jtd^
bie @d)ä|3e, bie in ben cinfad)[ten mie in ben l^ödiften @mpfln*
bungen ber 3Kenfd)enbni[t verborgen liegen. Srcilid^, wenn
aud) für fie bie @titnbe be*3 legten Äampfeö fommt, fo lörnite
e§ fd)einen, als l)ätten bie gewöl^nlid^en TOenfd^en üor i^nen
t)orau§, bafe il^nen ba§ Sterben leidster fäDt. „SIber aud^ barni
nod) fei ®ott für bie ^ülfe gebanft, bie ®r für bicfc ©tunbe
bereit l^ält. Unfere Siebe mag unft^er, unfer ?lugc getrübt,
unfer ©ebaufengang unterbrod)en fein, bie SBegeificrung wirb
unö bod) nid)t uerlaffen. ^l)xc lid)ten Flügel über unfer ©terbe»
bett breitenb, wirb fie, bm @dt)leier Ittftenb, wie in ben gcmeil^«
teften ©tunben be§ fiebenö ung erfennen laffen, ba^ baS ^erg
unfterblid) ift, unb mit bem legten Sltl^emjug aud^ unfere legten
©ebanfen mit jum ^immel tragen."
S)a§ aSud) fd)liefet mit ber Slpoftropl^e an ^nfrdd^:
„Stätte beö 3iul)meö unb ber ßiebe, foUte jemals bie aSegeifte«
rung bei ©ir erlöfd^en, bie a3ered)nung an il^re ©teile treten
unb eine falte SSernünftelei bie l^elbenmütl^ige aScrttd^tung ber
®efal^r uerbrängen, ju maö nü^ten ©ir bann ©ein fd^öner
§immel, ©eine geiftigen SBorjüge, ©eine materiellen ©fiter?
6in gewaltiger Seift, eine wol^lbered^nete Äül^nl^eit öermdd^ten
®ir nod) immer bic ^crrfdiaft ber SBclt ju gewinnen, aber
®u würbeft nur eine unfrud)tbare ©anbwüfte jurüdtlaffen, unb
©eine Äraft l)ättc ftd) in Stürmen erfd)öpft.''
Sold)e unb anbcrc Stellen erflären wie eS lam, bafe alle
S(poftrop]&c an granhctd&. 383
angriffe, bie ftd| in %xaxihtxä) gegen ba§ Sud) über ©cutfd^«
lanb rid^teten, boä) bie Hterärifd^c Popularität ber 5Berfafferitt
unangetaftet liefen. @ie fonnte if)ren ganböleuten mit rüdEl^alt^
lofem fjreimutl^ hk l^ärteften 35inge fagcn, jte burfte il^nen
Srit)oIität unb @elbftäberf)ebung, unb felbft biefeö öorl^alten,
ba^ jie ben SWutl^ öerloren l^attcn, eine SKeinung gu l)obm,
ba§ bei il)nen, felbft in ©ad^en ber Siebe unb ber Sieligion,
nid^t bie Ueberjeugung, fonbern bie 3Wobe entfd^ieb!^) 3Wan
fül^lte bodbf tt)enn man jte laö, ba§ il^r ^erj in gtanfreid^ ge*
blieben toar, »äl^renb if)re ©ebanfen ftd^ mit JDeutfd^lanb be*
fd)äftigten. @ie n)ieberl)olte ben grangofen in taufenb Siebe-
menbungen, bafe jte lernen fonnten, toaö fie nid^t wußten, ba§
wag bie 35eutfdE)en Dor il^nen öorauS l^atten, ftd^ erwerben unb
gewinnen liefe. SBer aber erfe^te il^r, wa§ bie Siatur il^rem
aSolI oerliel^en l)atte, bie lieben^wurbige Slnmut^, ben jtd^eren
©efd^mad, bie flare 93erftänbigfeit, bie 9iad^jtd^t in ber lieber-
legenl^eit, ben l^eitern, l^eroifd^en SJiutf)! „SSergeben§ mad)en
mir ben SBerfud^, ba§ Sanb unferer ©eburt unparteiifd^ gu be-
urtl^eilen", fagt jte im SSud) über ®eutfd)lanb, „ba§ ^erg reifet
ftd^ bod) niemals lo§. Unb mufe man oon ber ^eimatl) fd^ei-
ben, fo bleibt man entmurgelt unb wirb fid) felber fremb" ^).
©en ^rangofen fam bie 6ntbecfung beö SanbeS, ba^ fie
untenoorfen gu l^aben meinten, fo unerwartet, bafe einer il^rer
erften Äritifer, ©uffault, nur abfättige SBorte ffir ba§ Suc^
öon 55rau üon (Stael fanb. »Quant ä la Philosophie de
Kant et de ses disciples«, äufeerte ©uarb, »je regrette le temps
et le talent que Madame de Stael a perdus ä Texpliquer
et ä radorer«^). SSon ben bebeutenben Männern, bie al§
faiferlid)e Seamte ®elegenf)eit gel^abt l^atten, ©eutfi^lanb au§
eigener Slnfi^auung fennen gu lernen, Seugnot, be @erre,
') Madame de Stael, De PAllemagne, Ire partie, Chap. XI.
2) ebcnbafclbft, Ire partie, Chap. XIII.
^) Jules Simon, üne Acad^mie sous le Directoire, 216. Saint-
Ren^ Taillandier, Lettres io^dites, etc., 257.
384 ®t^ {^ransofen auf baS 9u(^ nic^t vorbereitet.
Sarantc, bc Sroglie, crl^ob nirf)t einer SBfberfprud^ gegen fold^
Urtl^eile. »Qu'eussent-ils donc vouluPc fagte %xa\x wn @ta§I,
»L'Italie pouvait t»tre chantee; mais il fallait reconter TAUe-
magne.« ®cr einjige, ^enr^ Se^le^Stenbl^al, ein Slnl^änger beS
Äaiferg, ber beutfd) fprad^ unb SBeimor befud^t l^atte, äußerte jtd^,
wenn oud^ in feinbfeligem Son, boä) gere(J)ter Aber baS 3Berf.
(Sr nannte baS t)on S)eutf(i^lanb entoorfene 99ilb ein burc^ouS
falfd)e§, unb toieberl^olte ben unüerbienten SSoTOurf, bie 93er*
tafferin l^abe nid^t beutfd) öerftanben. 3« ein3elnen S3emerlungen
aber bewäl^rte er bo6) wieber feinen erftaunlid^en ©c^arfflntt
unb begeidinete baS 93ud^ als »le meilleur ouvrage de Madame
de Stael, qui pourra survivre une vingtaine d'annäes ä ses
autres ecrits. Cet ouvrage tombera des que nous aurons
deux volumes bien faits sur la litWralure romantiquec i).
@r l^ätte lange auf biefe gwei SSänbe 3U warten gel^abt. ©enn
alö bie gtt)angigiäf)rige %x\\t Derftrid^en war, erwftl^nte ein
Äenner ber beutfd)en fiiteratur wie 3Warmier eine ganje 9iell^
franjöpfd^er a3üd)er über ©eutfd)lanb mit bem Semerten, fein
eingigeö berfelben vermöge t>a^ SBerf öon %xa\i t)on ©taßl ber*
geffen ju mad)en. (Sine Ueberarbeitung beSfelben wäre, fagt er,
immer nod^ ber befte Söeg jur Äenntni^ beutfc^er ©inge*).
^einridE) §eine bad)te nid)t anberö unb bejetd^nete 1833 feine
„®efd^id^te ber neueren fdjönen giteratur in ©eutfdölanb" ali
eine ^ortfe^ung beö SBud^^ öon ^i^au öon @ta6l. SRerIwfirbig
ift aud) biefeö, ba^ bie Äritif öon ©ainte-Scuöe, bfe niemals ein
^inbernife ju umgef)en pflegte, öor biefem gurfldffdt)eute, unb ftd^
mit bem S3ud) über ©eutfd^lanb in einigen bebeutungSlofen S&^en
abgefunben l^at, öon benen nur l^erDorjul^eben ift, bafe er in
') Stendhal (Henry Beyle), Correspondance in^dite, I, 77.
-) X. Marmier, Pr^face de TAllemagne, tt)ieberabQebruc!t in ber 9tid*
gäbe öon Charpentier, Paris, 1886. S)ic S3üd^er, bie er nennt, flnb
Cousin, ^l^ilofopl^iWc ©d^riften; Barchou de Penhoön, Philosophie
allemande; Saint-Marc Girardin, Notices litt, et pol.; Lerminier,
Au delä du Rhin; Edgar Quinet, Allemagne et Italie.
S)ic gvnnjofcn auf baS S3ud^ nic^t öorbcreitet. 385
ben legten Seiten beSfelben ben SBiberl&all ber SBerebfamfeit
finbet, weld^e bie ^nf)öxa t)on %xa\x öon @tael l^inrife.
Söäl^renb man jt^ in S^ranfreid^ erft in ber SSelt jured^t
gu finben l^atte, bie ba§ SSud) erfc^lofe, getuäl^rtc eö ben ©eufe
fd^en baS fubtilere SSetgnügen, bie 2lrt feineö ßntftel^enö t)om
Seitpunft an ju verfolgen, too baS Söerf öon SSitterö über Äant
ben erften Smpulö gab.
3n mand)er Segiel^ung l^at bie SBerfafferin felbft Sluffc^lufe
barüber gegeben iinb angebeutet, ba^ fte Seffing, SBlnfelmann
unb Berber nid^t tt)eniger aufmerffam aU bie ^Koralpl^ilofopl^en
unb bie @rjeugniffe ber SRomantil gelefen l^atte. Unter ben
@d)riften, bie jte befonberö anregten, nennt jte ©exilier'« Slbl^anb*
lung „Ueber naiüe unb fentimentaUfdt)e ®id)tung\ unb SBill^elm
Don ^umboIbt'S äftlietifd^e 5ßerfud)e, bie er 1802 im Magasin
encyclopedique franjöfifd^ bearbeitet l)erau§gab unb bie il^r in
biefer ©eftalt befannt fein mod^ten, in ber jie unter ben an-
forberungen, meldte bie frangöftfd)e @))rad^e (teilt, an Älarl^eit
gewonnen l^atten. 33on beutfd^en ^iftorifern laö man in Soppet
Dor aUem 2ol|anne§ öon 3KüDer, ^eeren'ö gbeen über ^olitif
unb ^anbel ber alten SBelt, unb bie beutfd^e ®efd)idE)te öon
SKaöfott), bie Don griebrid) bem ©rofeen „unter allen am n)e=
nigften fef)lerl)aft" genannt tt)orben mar. S^itgenöfjtfd^e Sleufee-
rungen über bie beutfd^e Siteratur mie unter anbern Slbam
3Rüaef§ SSorlefungen t)on 1807 ^at fte, unb mo^l mit 3ied)t,
nid^t berücfftd^tigt; (te l^ätten if)r menig geboten. (Singeine 3üge
ftnb auf ©efpräd^e mit greunben gurücfjufü^ren. @o gebrandet
fie in Segug auf ®oetl)e'ö ßugenie ben Slu^brudf „marmorfalt
unb mannorglatt", ber öon Sl^erefe «O^^ne'ö ©atten §uber, ben
jie fannte, entlel)nt ift. ^m ^ccpikl über bm ©t^I l^ebt jte
l^erüor, mie fef)r bie beutfc^e @prad)e baburd) an Sebenbigfeit
geminne, bafe jte 33erbalformen fubftantiuifd^ gebraud^en unb
jagen fönne, ba§ Sieben, ba§ 9Bollen, u. f. m.; mir miffen
burd) Söttiger, ba^ @d){Iler e§ mar, ber jte barauf aufmerffam
gemad^t l^atte. SBenn grau öon Stael bemerft, ba^ bie beutfc^e
Slennerl&affett, grau toon©la6l. III. 25
386 Stnbeutunöen über bic 5lrt unb SBetfe feine« ©ntpel^en«.
Sltcratur niemals einen 3Wittel|)unft ober bie ^ülfe be§ Staates
gefunben l^abe, unb eben biefer SBereinfamung unb Selbftänbig^
feit if)re Originalität unb il^re ©nergie öerbanJc, fo bcflnbet fte
jtd) barin in Uebereinftimmung mit Äönig Stiebrid^. Site
^lirabeau il)n fragte, warum er, ©eutjd^IanbS ßdfar, nic^t
aud^ ber äuguftuS feiner Siteratur l^abe werben woDen, ant*
wortete ber Äönig: „Sie miffen nid)t, »aS Sic fagen! 3nbem
td^ ba§ ©eifte^leben ber 2)eutfci^en feine eigenen SBege gelten
lie§, l^abe id^ il^nen mel^r gegeben, alö menn id^ iJ^nen eine Sitc»=
ratur gemad^t ptte" ^).
2lm näd^ften lag e§, ben Sött)enantl)eil am Sttfianbcfommen
be§ aSud^S über ©euifd^lanb ben SBrfibem @d[)legel, unb in«^
befonbere bem lang|äl^rigen ^auögenoffen t)on (Soppet, Sluguft
Söillielm gugufd^reiben. äud^ ol)ne baS S^ugnife ber SKitlcben-
ben Derweift benn aud) bie ganje Äompofttion beS Sud^g barauf,
ba^ feine äftl^etifd)en unb pf)iIofop]^ifd^en ^Probleme, wie über*
l^aupt alle ©d)riften öon grau Don ©taöl, burd^gefprod^en mtb
münblidE) biöfutirt worben ftnb, beöor fie biefelben gu Rapier
brad)tc. ®al)er ber oft lofe ßwf^^w^n'^öitfli bie elngcftreuten
aSemerfungen gu ®unften t)on befreunbeten ^erfonen, bie un«
vermittelten Uebergänge unb guweilen femliegenben ßpifoben.
6in Äenner wie ©d^legel mad^te bie fdiwerfSHigen Sompenbien,
bie Äüttner unb Äod^ entbe^rlid), weld^e bie Äiteraturgefd^ic^ten
erfe^en mußten 2) unb in meldten gtau t)on ©taßl ftd^ wol^l
niemals jured^t gefunben ptte. SBielfad) l^aben il^r feine in
ber „®uropa" abgebrudEten 3Sorlefungen von 1802 für Wc 8Db*
fdjnitte über Äunft unb 3Biffenfd)aft genügt, ©ic SSorlefungen
über bramatifd)e Äunft übten auf fte eine SBirhing au8, bic flc
felbft überrafd^te, benn fte l)atte il^n bis bal^in nie in ber
Deffentlidt)feit fpred^en l^ören unb würbe öon feinem SÜebner«
') S. ^ä uff er, &t\ä)xä^tt ber franaOfifci^eit Süebolution, l^eratiflgegeben Don
2ö. Dnden, SBerlin, I8G5, 104—105.
2) Ä. 31. i^üttner, ei;ara!tere beutfd^er ©id&ter unb ^fdftett. Stoi^,
©onpenbium ber beutfd^en fiiteraturgefd^ic^te, 1798.
^ntt)til bon 81. 2Ö. ©c^Iegel baron. 387
talent l)ingeriffen. Sflid^t weniger »irlte auf ftc bie gciftreid^e
Originalität unb ©cbanfenfüDe Don ^ricbrid^ @d)legel, bcffcn
„(Scfd)id^tc ber ^oefte ber ©ried^en unb SRömcr'' jie mit bem
wärmften ßob nennt ^). Sn ber S3eurtl)eilung literarifd^er S)inge
ging jte aber bod^ if)re eigenen SBege. ®ie öortreffIid)en 3[uf=
fä^e öon Snebrid) ©d^legel über Salobi'ö ,,3Bolbemar" unb
®oet{)e'§ „3Bilf)eIm 5Wei[ter\ bie t)on Sluguft Sßil^elm über
aSürger unb über ,,^ermann unb ©orotl)ea" l^at jie gefannt,
unb bie DerftänbnifeDoUe SEiefc biefer Äritif in ber übrigen nic^t
erreid^t. Slber nid^t immer gum ©d^aben be§ ©anjen ift i^r
©efammturtl^eil felbftänbig geblieben. S" ba§ romanti[d^e Sonb
ift jte if)ren §reunben nur mit bebingtcr Swftimmung gefolgt
unb il)re perfönlid^en Slntipatl^ien l^at Pe niä)t getl^eilt. @o
tl^at e§ ilirer SSemunberung für ©d^iHer leinen ©intrag, bafe pe
bie flare ©d^önl^eit ber S^rif Don 9looaliö mitempfanb unb beffen
unoergefelid^er Sluöfprudt): „TOan fann nur »erben, infofem man
fd^on ift", gilt gerabe öon il^ren a5egiel)ungen gu 31. 3B. @d)legel.
Sn biefem @inn finb fte benn aud) oon ben 3^Wgenoffen
ate SBed^fetoirfung gwifd^en il^nen beiben aufgefaßt morben, bei
tt)eld)er ber geiftige ©ewinn nid)t lebiglid^ ber ^rau t)on ©tael
gufiel. 3^r lourbe bie SBanblung gugefd^rleben, bie jid) in
@d)legerg, oom aWärg 1806 auö ®enf batirten SBrief an ^ouque
unb mit ben SBorten au^fprad), bie Qdt, mit poetifdjen ^l^an^
tafien gu fpielen, fei oorüber; e§ bebürfe nunmel)r einer cner^
gifd^en, patriotifd)en ^oefte, unb an bie Stelle beö ©id^tenö
muffe bie SSerebfamfeit treten*^). S)ie alten %vmn\>t, aU jie
31. SB. ©d^legel nad) mel^rjäliriger Slbtt)efenl)eit tt)ieberfa]^en,
fanben il^n f el^r gu feinem SSortl^eil oeränbert. 25ereit§ in SRom
l^atte 22Bill)elm oon ^umbolbt il^n „oiel milber" genannt; @en^
begeid^nete H)n al§ „fel^r fultiöirt, gefellig, gef|)rädE)ig, gett)anbt"
') Madame de Stael, De PAllemagne, 3^me partie, Chap. XXXI.
2) 3. SRinor, g. ©d^leöel'S profai^c 3ugcnbf(^nften, II, 72, 165.
8t. SB. ©d^lcöcl, ^HWc ©d^riftcn, I, 34, II, 1.
3) 2Ö. ^el^n, ©cbanfcn über @ottt)t, 127.
25*
388 &ottht unb „De rAllema^e'.
getoorben; SSielanb fd)rieb, auf bie Urtl^eile Doit §rau oon
©tael über bie beutfc^e Siteratur, unb bte Männer, bic pd^ feit
ffinfitg ^aijvm in berfelben am meiften l^ertjortl^atcn, fc^etne
91. SS. Schlegel menig ober feinen Sinfiu^ gel^abt gu l^aben.
^üQtQm l^cbt Henriette ^erj l^erbor, wie ?l. SB. @d^legel nw^
renb ber Saläre beö SwfammenfeinS mit fjrau öon Stael fein
aSefteö geleiftet ^abe^).
atö 9iiebiil)r baö 35ud^ über ©eutfd^lanb jum erflen SKal
jur ^anb nal^m, äußerte er übereinjiimmenb bamit: „®ie Sta^
pitel über &oett)t, 9lorbbeutfci^lanb, SBien, ftnb auSgcgeid^net
öortrefftic^ unb felbft bie großen Sci^lgriffe unb SSerfel^en bei
einzelnen 9lotijen bereifen, baß bag SSud^ nid^tS weniger ate
(Sd)legeln in t()rem Flamen angel^ört. @r famt t& ntc^t einmal
Dor bem S)ru(f burdigefel^en l^aben. SSon ©oetl^c rebet fte mit
einem getoaltigen SRefpeft unb äufeerft feintreffenb; meld^ed il^rer
Äa:padtät betounberungSmürbige 6l^re madöt" % Sieben bem be*
reit^ angefül)rten Urtl^eil oon ®oetf)e felbft in ben Ännalen liegt
nod) ein anbereö im Särief an %xavL öon @(rottl^ug Dor, ba8
Dont SBerf ber g^rau Don @tael atö bon einer mol^lbereiteten
geiftigen ©peife fprid^t. „Sie l^aben eö felbft gclefen^, fd^rcibt
er, ,,unb eö bebarf meiner ©mpfel^lung nid^t. gd^ tannte etnen
großen %i)ül berfelben im 3Jlanuffript, lefe e8 aber immer mit
neuem Slntl^eil. 2)a§ S3ud^ mad)t auf bie angenel^mfle SBeife
benfcn, unb man ftel)t mit ber SBerfafferin niemal« im SSibet^
fprud^, toenn man au^ nid^t immer gerabe i^rer SReinung ifl.
Sllle^, toa§ jte bon ber ^arifer ©ocietät rül^mt, fann man »ol^l
bon il^rem SBcrf fagen. 9Jian fann baS munberbare Sefd^idt
biefeö SSud^eö tt)ol)l aud) unter bie merfmürbigen Sreigtti^e
biefer Qdt red^nen. S)ic frangöjifdje ^oligei, einfid^tig genug,
bafe ein 5Iöerf wie biefeö ba§ Sutraucn ber ffieutfd^en auf fid^
felbft erl)öl^en muffe, lafet e§ wei^lid) einftampf en ; gerettete
') 3. 5ö^ft, ^. «Öei-j, 35r Öcöen unb il^rc ertnnerungen, 307.
2) ^. dlxthuf)x, Öcbeiiönad^rtd^ten, I, r)79. SWebul&t an Dr. ^enMer,
SBcttin, 25. Sanuar 1814.
®oc% unb „De rAllemagne". 389
ej:cni|)lare fd)lafen, to&ljxmb bk ©eutfd)en aufn)ad)en, unb pd),
ol^ne eine foIcf)e geiftigc anregung, retten, gn bem gegen*
»artigen SlugenblidE tl^ut ba§ SBud^ einen tounberfamen ©ffeft.
SBäre e§ frül^er bagewefen, fo l)ätte man il)m einen ©nflufe
auf bie näd^ften großen ©reigniffe jugefd)rieben, nun liegt eS
ba wie eine fpät entbecfte SBeiffagung unb Slnforberung an ba§
©d^icffal, ja eö Hingt, aU wenn e^ t}or Dielen 3^l)ren ge=
f(i)rieben wäre. ®ie S)eutfd)en werben jtd^ barin faum wieber
erfennen, aber pe finben baran ben pdierften ^Kafeftcib be§ um
gel^euren ©d^ritteö, ben jte getl)an l^aben. 9!Äöci^ten pe bei
biefem Slnlafe il^re @elb[terfenntni§ erweitern, unb ben g weiten
großen ©d^ritt tl)un, il^re aSerbienfte wed)felfeitig anguerfennen,
in SBipenfd^aft unb Äunft nid^t wie biö^er einanber ewig
wiberftrebenb, enblic^ aud^ gemeinfam wirfen, unb, wie je^t bie
au^länbifd^e @f(at)erei, fo andj ben innem ^arteipnn il^rer
neibifd^en 8l|)prel^enponen unter einanber bepegen, bann würbe
fein mitlebenbe§ SBolf il^nen gleich genannt werben fönnen"^).
SReinl^arb war ber Ueberfenber be§ aRanuffripteS, öon bem
in biefem Sriefe bie Siebe ift, gewe[en. @r l^atte ba^felbe, „ein
gragment be§ Suä)§ über ®eutfdE)lanb", wie er eS nennt, wol^l
t)on 33eniamin ßonftant ober SBiUerö erl)alten, unb @oetl)e frf)rieb
an SRein^arb gurüdf: „©a irf) mic^ felbft jiemlid^ gu fennen
glaube, fo pnbe id^ einige red)t gute Sl|)er?uö barin, unb fann
eö um fo mel^r nu^en, alö pe mir ba§ alles, unb gwar nod)
berber unb lebhafter in§ ®epdE)t gefagt l^at''^). an ^einrid^
SRe^er, ber baS ^Jragment ebenfalls mitgetl^eilt erl^alten l^atte,
fd^rieb ©oetl^e, alö ba§ 33ud^ in ®eutfd|lanb erfc^ien, man er=»
l^alte e§ lieftweife, wal^rfd^einlid) um ben l^ol^en ^reiö gu Der*»
') ^axnf)aQtn öon ©nfc, ©cnftoütbigfcitcn unb öermifd^tc Schriften,
IV, 237, grau bon ©rottl^ufe unb grau bon ©Abenberg, ©octl^c an grau bon
&xot^u% 17. gebr. 1814. Ucbcrctnftimmcnb bamit an ©räftn £)'S)onnclI,
S3ricfe, l^erauSgegcbcn bon SR. SGßcmcr, 114.
») ©oetl^e unb Sflcinl^arb, S3rieftt)e*fcl, 121, 6. SJcsembct 1811, 122,
13. gebruor 1812.
390 einbrücfe in 2)eutfd^Ianb.
bcdfen unb beu 5?ad)brud gu erf d^wcren ; ba« @(Qnje fei ben
Sl^eilen gleid), bic ftc bcibc im Wamiffript gclcfcn.
@iner ber bcftcn Äeuncr ber curopäifd^cn Sitcraturcn, ^ro-
feffor SBernai)^, bcm aiid^ baS anfct)cincnb ©cringfflgigc irid^t
wertl^loö erfd)cint, l^at uac^gcwiefen wie ©oetl^c gweimal, unb
}war in ben (Sprüchen in $rofa, burd) ©teilen aud »De Alle-
magnec angeregt ttjorben ift. ©a§ erfte 5JÄal ba, wo er fagt:
»Mythologie — Luxe de Croyance.c S)ie ©teile bei Srou
t)on @tQel, bie ber Unifd^reibung gu ©runbe liegt, finbet ftd^ in
il^rer Sefpred^ung tion SBürger'ö Seonore. Sie äu&ert mit Se*
gug auf ba^ @ebid^t, ber Slberglaube eined äSolfeiS Derrotl^
ftet§ eine gewiffe 2lel^nUd)feit unb aSerwanbtfd^aft mit ber l^rr»
fd)enben 3fleligion, bie il^n befäntpft, unb fäl^rt barni fort:
»G'est un luxe de croyance qui s'attache d'ordinaire ä la
religion comme ä l'histoirec i). gin anbereS 2Ral fd^reibt
©oetl^e: „@ö gibt im 5IRenfd)en aud^ ein ©ienenmoUenbeö, böiger
bie ßl^eöalerie ber fjrangofen eine Seröage." ^ier greift er
auf bie @d^ilberung gurücf, bie grau bon @taöl bei Sefpred^ung
üon „2Karia Stuart" Dom 23erpltnife gwifd^en Äönigin @lifa»
betl) unb il^ren ^ofleuten gibt: »Les courtisans aussi ont,
avec une reine, un genre de bassesse qui tient de la ga-
lanterie, Ils veulent se persuader qu'ils Taiment pour lui
obeir plus noblement et cacher la crainte servile d'un siget
sous le servage d'un Chevalier«'-). @g war bemnad^ feine
blofee 3flebenöart gewefen, wenn ®oetl^e in einem S3rief an ^einrid^
SKe^er gejagt l^atte, ba^ 33uc^ t)on ^Jrau bon ©taä nötl^igc
burd) feinen gebrängten Snl^alt immerfort gu benfen. „Sie l^t
jtd) eine unglaublid)e 3Rül^e gegeben, hm Segriff bon unS
S)eutfd)en aufgufaffen, unb jte Derbient beöl^alb um fo mel^r
Sob, aB man wol)l fte^t, bafe jte ben @to}f ber Unterl^altung
1) Madame de Stacl, De rAllemagne, 2de partie, Ghap. XIII.
2) ebcnbafclbft, 2de partie, Chap. XVIII. 3Ki*acI »crno^« WS^
ctUtn, ©octl^cSal^rbucS, 1885, 336-337.
SBtrfung bei» ^u6i& auf ba& ^udlanb. 39I
mit üorjügIid)en 3Rännertt burdigefprod^cn, Slnjtcl^t unb Urtl)eil
bagcgen jtd^ felbft gu banfen l^at."
2Bie weitig bebeuten nad^ einer foldien 3ltterfcnnung bie
jpottenben Slu^laffungen t)on ®en^, bie tDi^lofen @d^erje t)on
Slal^el gegen „bie blinbe §enne, bie unmuftfalifd^e, a]^nbung§=
loje grau", bie bann SBarnl^agen nod) einmal üerbünnt gu Sage
förbert, um jte fpätcr wieber jurüd junelimen, weil am ßnbe
boäi anö) er einfal^, ba§ e§ nid^t bie literärifc^e 33ebeutung be§
SBud^eS war, bie ben Slu^fd^Iag gab^). 3Siel frül^er l)atte ba^
ber alte Änebel erfannt. „SiBenn jebeö Sud) gut ift, ba^ um
bcffer mad^t", fd)reibt er, „fo l^at baS SBud^ üon %xau t)on
@tael t)or fo üielen anbern ben SBorjug"^). Unb in biefem
©inn l^at e^ benn aud^ bie öorgefe^te SRifjton erfüllt. SBenige
3a]^re nad^ feinem 6rfd)einen fd^rieb SBonftetten, eö l^abe eine
3lrt t)on 3fleöolution in ben Sbeen ber ©enfer l^erdorgerufen;
fte woHtcn nun aUe beutfd^ lernen^). 3lfö man über bem
Djean anfing, ftd) mit ©oetl^e ju befd^äftigen, ging ber SBeg
ju il^m burd^ bie @d^ilberungen t)on grau t)on @tael, unb
nid^t minber bezeugen bie 5ßolen, ba§ aud) für fie ber 3lnftofe
t)on il^r fam*). ®er Slmerifaner 2:idnor erjä^lt, wie bie erfte
Äunbe t)on ®eutfd)lanb il^m burd) grau üon ©tael gebrad^t
würbe ^), unb ber ©nglänber @ir 3ame§ Warfintofl^ nannte il^r
SBerf baS männlid)fte, ba§ bi^ bal^in üon einer grau gefdjrieben
worben fei. 3n ber feit 1802 gegrünbeten Edinburgh Review
würbe biefe^ £ob nod^ überboten. ®ie gebruamummer Don
') @. ©d^Icfier, g. b. ©cn^ S3riefc unb bcrtroute S3Wttcr, 176, ort
Sflal^cl, SCßicn, 15. ^uni 1814. SBrieftoedjfel jiDifc^cn fiidf)cl unb SBornJagen,
aus bcffen SRad^IaS, III, 369, IV, 5, 13. SSarnl^agcn, ©cnfttjürbigfeitcn,
VI, 138.
2) Ä^ncbel, ßiteröriWcr ««ad^laj, III, 89, an i^analcr öon SKütter,
31. 3Jloi 1824.
8) »onftcttcn, «Briefe an SKatt^iffon, I, 49, 222.
*) 4>oratio SBl&itc, ©oetl^e in STmetifa. ©oet^e^Sa^rbud^, 1884, 222.
©oet^c in ^olen, 1887, 313.
*) G. Ticknor, Life, Letters and Journals, I, 9.
392 ^^ine 33eurt]^ei(ung in Chiglanb.
1813 l^attc eine lange unb ciiigcl^cubc Sejpred)unfl bcS Sud)§
über bie giteratur, baö 1812 in englifd)er Uebeifc^ung crfd^icn,
mit ben SBorten eingeleitet, grau üon ©taäl fei ol^ne aUcn
ßioeifel bie größte ©d^riftfieHerin il^rer Sage. S>er SSerfaffer
biefeö Slrtifelö war 3effre^, ber erfte Äritifer feiner S^it, beffen
gefürd^tete S^ber bie literärifd)e Serül^intl^eit gab unb nal^m.
3m Dftober liefe @ir "^aine^ SKadfintofl^ einen eingcl^en*
ben Serid^t über »De TAllemagnec folgen. SJor brdfeig
Salären, Reifet e§ in bemfelben, üerftanben aller SBal^rfd^einlid^*
feit nad) in Sonbon, wo eine beutfd^e ©^naftie regierte,
cbenfouiele ^erfonen perjifd^ wie beutfd). 35ie SRamen \)tm
@d)iner unb ©oetl^e genügten nid^t, bie Unfenntnife auf ber
einen Seite unb auf ber anbern ba^ Sßonirtl^eil ju bamten,
weld)eö bie bcutfd^e Siteratur al§ im Sunbe mit ber unglöubigen
^l^ilofopl^ie unb ber reoolutionären ^olitif ber S^angofen branb»
marfte. 9Kit ffieifaH wirb, l^ierauf ber t)on %xau üon @tael
angeftcHte SBergleid) jwifd^en englifd^er unb beutfd^er ©tmieöart
erwäl)nt. 2)ie ^l^ilofopl^ie ber gnglänber fe^e pd^ praftifd^e,
bem menfd)lid)en 2GBol^lergel^en gu ®ute lommenbe Swedfe, ben
®eutfd)en fei e§ um bie abftrafte SBal^rl^eit ju tl^un: „fie ge*
fallen ftd) im gbeal, weil nid)t§ in ber jte umgebenbeit SBirfli^
feit JU il^rer ©inbilbungöfraft fprid)t . . . pe pnb unabl^öngiger,
weil pe weniger frei pnb''; bie ßnglänber bagegen pnb ftolj
auf ba^, toa^ pe l^aben, waö pe pnb, waö pe nod^ werben
f önnen ; pe f orbern Uebereinftimmung jwifd^en il^ren ^anblungen
unb i^ren ©runbfä^en, bei aller Originalität be§ ßl^arafterS
l)aben pe eine gewiffe @d)eu öor neuen ©^ftemen; pe Pub ein
weifet 33olf ; pe l^aben nid^t, wie bie ®eutfd)en, üon ber gtei^eit
geträumt, fonberu pe gewonnen, dagegen fielet baS bcutfd^e
Äunftibeal ben ©uglänbern oiel naiver aU bm Sranjofcn, benn
aud) i^r ®eniu^ ift oiel me^r gotl)ifd) aliS flafpfd^ unb bewal^rt
ein burd^ bm religiö[en Sbealiömu^ üerflärte^, romantifd^eS
unb ritterlidie^ Sbeal. SKilton l)at Älopftod begeipert; bie
englifd)e ^ß^ilofopl^ie ^at in ©eutfd^lanb feine geringere SC^eil«
S3erü]ÖrimgS|)unfte mit ber cttgltfd^en Sflomonttl. 393
nal^mc alö unter \>m ©nglänbem gcfunbcn. Sin pe crgcl^t mit
bcm a3ud( don Stau üon @tael bie erneute Slufforberung, pd(
mel^r atö e§ bisl^er gcfd)a]^, in ber beutfd^en ©ebarifenioelt ju«
rcd^t ju finben^). %üx bie junge englifd^e 35id^terf(I)ule fam
ber SRatl^ gu fpät , benn pe war bereite mit beutfcf)en 3SorbiIbem
üertraut. SBal^renb Scott Sürger'fd)e SaUaben unb ben ®ö|
fiberfe^te unb auf biefem poetif(t)en ©runbe bie fdiottifd^e 9io«
mantif pd) erl)ob, jogen SBorb^mortl^ unb (Soleribge, bie feit
1797 ^reunbe geworben waren, gur poetifd^en ^Igerfal^rt nad^
©eutf(I)lanb, wo pe Äloppodf befud^tcn, ßoleribge ^\U unb
9!)titteIl)od^beutf(I), §an^ .©ad)^ unb bie aSeifterfänger fennen
lernte, ^ant Pubierte unb ben „SEBaHenftein" meifterl^aft über«
fe^te. 9lad^ il^rer SRüdfel^r würben beibe S^reunbe mit ©outl^e^
bie Segrünber ber @eefd)ule, bie ber englifd^en Sflomantif ia^
©epräge ber poetifd)en Slaturbetrad^tung unb eineö geläuterten
greil^eitfultu^ gab, bem bie Sl^eorien be§ SBuc^S über ©eutfd^«
lanb fgmpatl^ifd^ entgegenfamen.
Unter bem ©inbrudf einer erPen geftüre fd^rieb ber bamalö
fünfunbjwanjigjäl^rige Sorb S^ron: „6^ pnb jd)öne ©teUen
barin, unb wa§ [onp ip ein Sud) ober üielmel^r }ebe§ SBud^,
wenn nid)t eine SBüpenei mit Fontänen unb einigem gaub^ unb
a8ufd)werf gur dta\t naij ben fflefd^werben ber Stagereife. ®e*
wife, wa§ un§ bei SKabame täufd^t unb fel^nfüd)tig anlodft, ip
ber fül^lenbe ©trom, ber in ber $ftäl)e befe^en, als Suftfpiegelung
(critice Sßerbiage) pd) erweip. Slber am @nbe fommen wir
bod^ JU etwas, baS bem Sempel beS Jupiter Slmmon gleid^t,
unb ber Debe, bie bal^in fül^rte, erinnern wir uns nur, um
uns beS ÄontraPeS gu freuen'' ^).
SereitS am Sag nad) il^rer änfunp in Sonbon, am
22. 3wni, l^atte g^rau üon ©tael bei einem äbenbempfang oon
Sab^ ScrfeQ ben,®id)ter begegnet, mit weld^em pe am näd)ftcn
') EdiDburgh Review, Oct. 1813. De l'Allemagne, par Madame de
Stael.
2) Th. Moore, Lord Byron, Letters, etc., 202, Nov. 1813.
394 Uttlbeil t>on V!oTb »^toit.
Saß in ®cfenfct)aft üon S^criban, SBI^ltbrcab, (Srattan unb
beut ^arquii^ Dou äauSbomne ein S)rner bei @ir ^umpl^re^
unb SabQ S)at)t) mitmad)te, bie ftd) tuäl^renb eineiS älufentl^altö
in ®enf mit il^r befreuubet l^atten. S3i)rott, obmol^l er eingeftanb,
bafe bie 2lu^tt)al^l ber ©efeHfci^aft eine unfibertrefflid^c gcwefen
fei, war fcf)le(i^ter Saune. ,,@ie ift fel^r üeränbert", fd^rieb er
an 3:1^. SRoore, „ftc ift für ben ßorb üon g^rael unb für ben
Sorb oon ßiöerpool, ein niebrigeö ©entifd) t)on SRctl^obifi unb
2^or^, fprid^t nur üon grömmigfeit unb bem SRinifterlum, unb
red^net, benfe id^, barauf, bafe ®ott unb bie Sftegierung il^r gu
einer ^enpon üerl^elfen werben '^ .... ,,@ie l^at einen 6ffaQ
gegen ben @elb[tniorb gefd)rieben, ber wol^l Semanbcn baju
üeranlaffen wirb, pd^ ju erfd^iefeen" .... „^ä) fott fed^gig
SJieilen reifen, um grau t)on ©tael gu feigen", fc^rieb er einige
3eit barauf, „iä), ber id^ einmal beren breitaufenb gurfidlegte,
um unter fd)tt)eigfame geute gu fommen, wäl^rcnb biefe ®ame
Oftaübänbe fc^reibt unb golioö fpric^f' i).
Später, 1821 in SRaöenna, lam S^ron in fcl^r üerfd^iebener
Stimmung auf biefe Sleufeerungen gurudf unb bemerfte, ber
Sobten gebenfenb: „Selbft im gewöl^nlid^en Seben wäre t&
traurig genug, fagen gu muffen, bafe bie brei bebeutcnbften
©äfte unferer bamaligen SifdigefeUfd^aft in i^ren ©räbem liegen,
gugleid^ mit il^r, bie fte begegnete, unb mit il^m, ber bie grofee
Urfad^e biefer Begegnung (in ©nglanb wenigftenS) war. ttnb
bod) ift eö erft furge fteben Saläre l^er, unb Äeineä üon il^nen
war bejal^rt; fo bafe e§ nid)t nur traurig, fonbem fcierlid^ emjt
ift, il^re Flamen gu nennen, benn fte fagen unö wie üergänglid^
fte in i^rer ©röfee waren, unb wie wir, bie fte überleben, üottenb«
in 5lid)t§ gerfaHen. SBom „@^mpopon'' biefer ie|t ttnfterblid^en
weife xij ni(^t weniger, alö id) fottte, gu fagen. SBer l^ätte ie»
malö bie Erinnerung an genoffenen iJreuben ganj unb t>dtU
ftänbig bewal^rt? S)er ©efammteinbrud bleibt, bie etngelnen
») Th. Moore, Lord Byron, Letters, etc., 187, 188, 200.
Urtl^cU bon Sorb 93^ron. 395
Söne jtnb abgeblaßt, ©aju war id^ nod) gu jung unb leiben^
fd^aftUd), um meiner Umgebung üöllig geredet ju werben.
„B^xt, Slbwefenl^cit unb Sob üerfd^meljen unb l^eiligen
SlKe^. 3d^ üerfel)rte bamafö täglid^ mit ben großen ^fil^rem
be^ öffentUd)en ßeben§. 3d^ öerel^rte unb ad^tete jte, aber id^
fal^ jte, unb meber @d)ön]^eit nod^ Stul^m befleißen t)or biefer
täglid) fid^ mieberl^olenben $robe. 3d) fal^ bie %xa]X, t)on
weither man mir SBunber berid)tet l)atte; jte rect)tfertigte, maö
id^ gel^ört, aber jte mar eine @terblict)e unb l^ielt lange Sfleben
t)or @old^en, bie nur in ben beiben Käufern Sieben mit anju*
l^ören gemol^nt maren. @ie unterbrad^ SBl)itbreab, jte perorirte
mit Sorb San^bomne, jte mifeüerftanb ©l^eriban'ö ©päfee aU
Suftimmung, jte l^arangirte, jte biffertirte unb prcbigte bie eng*
lifd)e ^olitif t)or ben erften unferer engltfd)en SBl^ig^ unb am
Stag nad^ il^rer Snlunft in ©nglanb. SBenn id^ nid^t falfd)
unterrid)tet bin, fott jte baSfelbe am näd^ften Stag unfern Storieö
gegenüber getlian unb felbft für ben ©ouderdn feine Slu^nal^me
gemad)t l^aben''^).
Slber auc^ Sorb 33^ron, »rhomme le plus seduisant de
TAngleterre«, mie 5rau t)on ©tael il^n nannte, würbe gewonnen
wie bie Slnbern. „(Sie war eitel ^\ fagt er, „aber wer bürfte
eitel fein, wenn fte eö nid)t burfte". ®r fül^lte, bafe jte „gut
war, wie fein anbereö SBeib, öon wirflid^er ^erjen^güte'* 2).
©n paar ^al^re fpäter, aU 9liemanb mel^r 5lad^jtd^t mit il^m,
bem ©ntpörer l^atte, fprad) jte attein il^m milb jum ^erjen unb
ptte faft fein wilbeö 33lut befänftigt. 3n ben 9Men aur
„SBraut t)on 3lbgboö" erwäl^nte er lobenb il^re^ aSergleid)^
gwifd^en SKalerei unb ^oefte. @ie banfte il^m in einem SBrief,
in weld^em fte il^n ben erften S)id^ter ber S^it nannte, unb er
erwibcrte, er l^abe gefprod^en wie er benfe: „^'^xe SBerfe ftnb
meine SEßonne unb ba^ ift fte aud^ ... für eine l^albe @tunbe.
') Lord Byron, Some recoUections of my acquaintance witb Madame
de Stael, Murray's Magazine, January 1887, 4—5.
^) Medwin, Conversations with Lord Byron, 212—213.
396 S^Qu t>on (Stael unb bte engltfd^e ©efettf^aft.
2Ba§ \(ti xxi(tjt leiben mag, ift il^re ^olitil, ober üielmel^r, bafe
fte ftd) poUtifd) Deränbert l^at" ').
Unter biefent bnrd)anö falfd)en ßinbrudf würbe ber grofee
englifd)e Stürmer unb ©ränger parabofal unb öcrftd^erte,
biefeö ©nglanb, baö %xa\\ öon ©tael fo fd^toärmerifd^ bctoun^^
bere, fei fd)wad) unb in jtd) felbft gerfaUen, feine gepriefenc
SSerfaffung reformbebürftlg, feine 9Kad)tftenun8 bebrol^t; eS
fel)le nid)t üiel, fo werbe e§ Dom Sßerberben erreicht werben.
„9iun'\ fagt grau üon ©tael, aU S3i)ron'ö ©arlaSmen \i6) er*
fd^öpft l^atten, „unb bie greil^eit, alle§ ba§ ju fagcn, unb eö
nod^ baju üor ben Sebienten gu fagen, biefe grcil^eit fc^ä^en
jie für nid^tö?" „@ic wünfd^te unö eine Heine Slieberlage, als
Gegenmittel für unfere politifdje Pet^ora\ fd^liefet bie 33erid^t=
erftatterin be§ ©efpräd)^ '^).
3)aö Sntereffe, weld^e^ ^au t)on Stael crwedEte, bc»
fd^ränfte ftd^ nid)t auf bie literärifd)en unb politifd^en Greife.
®ie doniel^me SBelt gu 9JJünd)en unb SBien, ju Petersburg
unb (£todi)ohn l^attc iljre fd)riftftellerifd^e Sebeutung, wie
fte felbft e§ wo^l fülilte, el^er als ein ftörenbeS Clement
empfunben. ^n ber englifd^en ^auptftabt war baS anberS.
S)er „göwe" beS a:agS war 1812 Sqron gewefen; SRife
©bgewortl) folgte 1813, l^atte aber gonbon bereits wicbcr
oerlaffen, als grau oon @tael bort eintraf unb „mit bem Äo«
fafen", wie S^ron, auf Äaifer äleyanbefS Slnwefenl^eit an«
fpielenb, fagt, ber ßi^l^^wnft ber äufmerffamfcit .würbe. S)et
^ringregent, bie Königin, bie ^ergogin oon ?)orI eröffneten
ben Steigen. 6s folgte ein längerer Slufent^alt bei fiorb 2anS»
bowne in 33owoob, wo ©umont unb @ir Samuel SRomitt^ an«
wefenb waren ^). Sowoob galt als einer ber fd^önjten &mb*
ft^e in 6uro^)a, ben fein (äigentl^ümer mit auSgefud^tem Jhmfl«
') Th. Moore, Lord Byron, Letters, etc., 209, 237. Mme. de Stael
ä Lord Byron, Febr. 1814, British Museum, M.M. S.S. 31.037 f. XIIL
-) Miss Catherine Fanchawe, UiigcbrudfteS S9rieffragment
"O Sir S. Rorailly, Memoirs of his Life, III, 119, Oct. 1813.
©amuel SflogerS. 397
gefd^madf t)erfd)önert unb mit einer Oalerie üon 3Reiftemerfeu
bereid^ert l^atte. Sorb £an§bou)ne wählte feine @ä[te nid)t
weniger forgfältig afö feine Silber, unb benü^te bie lang=
läl^rige Sin^epaufe, n)eld)e bie Stor^regierung il)m aU einem
üorbeftimmten iJül^rer ber ®egen^)artei gewäl^rte, um neben
ben politifd^en anä) alle fünftlerifd^en unb literärifd^en 3n*
tercffen gu förbem. 6r war ein ebenfo gütiger al§ öer^
ftänbiger 31Käcen; in feiner palaftartigen Sfieftbeng gu Sonbon
begei(I)nete man nod^ lange nad^l)er ben ©alon, wo g^rau öon
©tael, hü einer ber erften ©elegenl^eiten il^reö 2luftreten§ in
ber ßonboner ©efeHfd^aft, ben 2)ici^ter 9fioger§ an il^re @cite
gerufen l^atte, um biefer neuen SBelt in enger Segiel^ung mit
ber giteratur entgegengutretcn. SRoger^ f^lbft, ber froftige
S)id^ter ber »Pleasures of Memory«, war üon SlHen, bie il^n
lannten, aU ein warmer ^?reunb gefd^ä^t, ber fd)arfe 2)inge
fagte, aber Siebeöbienfte erwies, unb mit befd)ranften 3Kitteln
fünfgig 3^1^re l^inburd) in feinem fleinen Sonboner §aufe be=
rühmten ®äften eine •ö^iw^ftätte bereitete. @r fonnte ber g^rau
t)on @tael baüon ergät)len, wie er 1789 in ©binburgl^ 9fiobertfon
unb Slbam @mitt) gefeiten unb im gleid^en 3^1^^ in ^ariö bei
Sa g^a^ette mit (Sonborcet gefpeift ^atte. 33ei SKoger^ t)erfet)rte
fjrau t)on @tael oiel mit ©l^eriban, ben ber Stob feineö großen
Äantpfgenoffen 6f|arle^ Same^ %oj: oereinfamt unb bie 2Bed)feI=
fäUe be§ politifd)en ßeben§ 1812 oom Parlament auSgefd^lofjen
l^atten, ia^ er einft unter ben 3<^uber feiner 33erebfamfeit
bahnte. Se^t war ber arme Srlänber, ber fo unoergefelid^e
Äomöbien unb fo unübertrepd)e 3Si^e gemad)t l^atte, ein fd^on
gcbrod)ener SUtann, ber fümmerlid^ an elenben Sorgen gu
©runbe ging, unb ben, mit fel^r geringen 2lu§nal^men, bie
®eifter, bie er fo lange oergnügt l^atte, ol)ne SSrob liefen.
Unter btn Slu^nal^men war Stoger^, ber 1816, um ben $rei§
öon l^unbertfünfgig $funb ben fterbenben greunb oor ben 9lad)=
fteHungen feiner ©laubiger bewal)rte*).
*) A. Hayward, Selected Essays, I, 74 u. ff., Samuel Rogers.
398 S3cfteöttunfl mit ßolcribfie.
2(l§ S)ld)ter ftanb SRogerS eben bamatö unter günfttgcn
Sternen, benn fein „ßolumbnS", ber 1812 erfct)icn, regte S^ron
jum „®iaour" an. „Scott ift jtt)eifeUoö ber SRonard^ beS ^arna§
unb ber engUfd)fte ber Sarben", fd^rieb er 1813 in fein SSage-
bud), „bann njfirbe id^ 9fioger§ unter ben ßebenben nennen.
3^ fd)ä^e il^n mel^r aU ben legten auiS ber beften ©d)ule;
3Roore unb ßam^^bell fomnien in britter SReil^e." Salb barauf
aber unterlag 9ioger§ bem gefä]^rlid)en 6fperiment, feine farblofe
„Sctqueline" in bemfelben Sanb mit „Sara" erfd)elnen gu laffen.
grau t)on @tael l^at ßoleribge gefannt unb bemerfte
üon il^m, ber mit bem Siul^m beö ©id^terS, ^Pofo^jl^en
unb Äritifer^ ein felteneö ÄonüerfationStolent öerbanb, „er fei
fel^r grofe im SKonolog geioefen, l^abe jeboc^ feinen Segriff
üom ©ialog gel^abt" 0. ©eine befannte Semerfung jur Stage,
ob c§ ©eifter gebe; er l^abe beren gu üiele gefeiten, um baran
gu glauben, ergängte grau oon ©tael bal^in: »Je n'y crois pas,
mais je Ics crains«. 6am^)bell ift mieberl^olt unter il^ren
©äften erioät)nt, ebenfo Sol^anna SaiHie, beren Sragöblen Sir
Sßalter Scott gugefd)rieben würben, ber bie ©id^terin in „3War*
mion" oerl^errlid)t l)at unb fte nid^t meniger il^rer Heben«*
mürbigen @igeufd)aften al^ il^rer feltenen Segabung n^egen l^od^
in gieren l)ielt. Oegen ^?rau t)on Staöl aber fprad^en er unb
Sl^omaö 3)?oore, ber fte nid)t auffud)te, pc^ abfpred^enb (mi.
3m ©egember 1813 fd^rieb Scott an 9JKfe »aiUie, er Krnic t& '
nid)t bebauern, wenn bie geplante SReife öon %xa\i t>on 6ta6l
nad) Sdjottlanb unterbleibe, ba er fonft fürchten müffc, eine
5ßrobe oon fd)led)tem ®efd)mac! gu geben unb fte ermfibenb wie
manche i^rer 33üd)er gu finben. 5ßon il^m felbft waren bi« bal^ln
bie l^rifd)en ®ebid)te unb SaHaben, unb 1805 baö „Sieb besiegten
aWinftrel^" crfdjienen. S)ie t)on einem Äritifer an fein ®ebid^t
gefnüpfte ^ropliegeil^ung, fte entl^ielten ben Stoff üon l^unbert
Siomanen, erfüllte fid) erft 1814 burd) bie anonyme SSerdffent«
') Ilenry Crabb Robinson, Diaries, etc., I, 201.
SegegnutiQ mit ©obtoin. 399
licf)ung t)on „3Bat)erle^" unb bic SBege üon ^^rau öon @tael
l^aben jtd^ fpätcr wcber mit ben feinen nod^ mit jenen ber be{=
ben (jröfeten Sflomanfcl^riftftellerinnen it)rer Qdt, 3Ri6 Stuften unb
5!Ki6 ebgewort^ gefreuat. %\\x bie SBerfe oon aRife Stuften
l^atte @ir 3ame§ SJladfintof^ jte gu erwärmen gefud^t, aber fte
fd^idfte il^m eines berfelben mit ber Semerfung, jte finbe e§
üulgär, jurüd, unb ber SSerfud) tüurbe nid^t emeuert. ©agegen
»finfd^te fte bie Sefanntfd^aft be§ rabifalen ^l^ilofopl^en ®ob=
tt)in gu mad^en, beffen 1794 erfd^ienenen Sftoman „(Saleb SBiUiam"
ba§ Sudö über bie Siteratur fo rül^menb erwäl^nt ^atte. ßw^^f^^«
grau üon Staat unb biefem energifd)en unb gebaitfenreid)en
Stniüalt ber englifd)en 35emofratie, ber 1782 ba§ gepgelte SBort
gefprod)en l^atte, ,,®ott felbft l^abe fein SRed)t, ein St^rann gu
fein", entfpann jtd^ eine S)iöfufjton über 3)?ilton. @obtt)in oer^
tl^eibigte ben Stnfd^lufe berfelben an ßrommell mit bem Se=
merfen, biefer fei fein Sgrann unb aud^ nid^t graufam gewefen.
„@o ftnb alle göfobiner", bemerfte, als er weggegangen mar,
grau t)on ©taet gu Sab^ 3Radfintoft), Je ftnb überall für bie
©efpoten; in granfreicft mad^en fte e§ ni^t anber§" ^).
®er Serid^terftatter ber Stnefbote ift §mrt) ßrabb Siobinfon,
ber feit ben Sagen t)on SBeimar SimeScorref^jonbent in Spanien
gemefen mar, unb in SSegug auf bie SSorliebe feiner ©önnerin
für englifd^e ^nftitutionen fte »a bigotted admirer of our
government, which she considers to be perfect«, nennt. Unter
ben ^eroorragenben potitifd^en ^erfönlic^feiten beiber Parteien
mürbe fte näl)er mit 2orb ®re^, Sorb ^arromb^, 8orb ©rSfine,
(Sanning, Sorb ^otlanb unb SSeHington'S Sruber, Sorb SBeUeSteg
befannt. ^n ^ottanb-'-^oufe begegnete fte eine merbenbe ©röfee in
ber $erfon öon SSrougl^am; burd^ @ir 3cime§ 3Kadfintofl^ mürbe
il^r ber grofee irifd^e Parlamentarier ßurran oorgeftellt. „@ö
mar ber Si^f^w^wt^nftufe t)on SRI^one unb @aone", berid)tet ber
mttanmefenbe Sorb S^ron, „beibe ftnb fo l^afelid), ba§ id^ nid)t
*) Henry Crabb Robinson, Diaries, etc., I, 269, 271.
400 SJerlcl^r mit Icitcnben ^ontifcrn.
uml^in lonntc, tiiid^ ju ujunbcrn, bafe blc bcjtcn SntcHigcnjcn
üon granfrcid) unb Srlanb jtd^ fold^c SBol^nftättcn auSgcfud^t
l^atten" ^). ßurran, ber öortrepd^e Slncfboten crjäl^ltc, »ar
im ®ruubc meland^olifd), unb fagtc il^r, nie lege er ftd^ in
Srianb ol)ne bcn SBunfc^, nid)t mcl^r aufftcl^cn gu muffen,
iiieber. ®ann fprad) er üon ber anbem SBelt unb üon Senen,
bie er bort gu begegnen tt)ünfd^e. %x(m öon ©tael meinte,
nad( ©enienigen, bie pe liebe, tüoHe pe Slbam unb 6öa auf*
fnd)en unb erfal^ren, wo pe geboren tüurben^). Sei berfelben
©elegenl^eit lernte pe 3Raltl^uS fennen.
3Ki6 Serr^, bie fel^r oiel unb gern mit il^r üerfcl^rte,
meinte, wenn man 9Kini[ter feigen wolle, mfiffe man gu Srau
t)on @tael gelten, ba feien pe gu Pnbcn. @ir Same« SKadtin*
tofl^ bemerlt, ba§, obwohl bie SB^igS il)rer politifd^en ©epnnung
Diel naiver ftanben, pe il^r bod^ burc^ bie üon il^nen vertretene
fontinentale ^olitif entfrembet worben feien. Se^tere« »ar ber
SJ:]^atfad)e gegenüber nid)t auberS möglid^, ba^ burd^ bie Haltung
ber englifd)en ßiberalcn, wenn biefe ben 8luSfd)lag gegeben i^ätte,
ber Ärieg niemals gn 6nbe gefiil)rt unb folglid^ au^ Slapoleon
nid^t gepürgt worben wäre. 2)enn er gäl^lte Slnl^&nger in il^ren
iReil^en, wie %o]c, ber bie SHieberlagen ber eigenen ^Regierung
„mit fd^wer gu öerl^eljlenber greube" begrüßte ^), ober »ie
ßanning, ber gang offen fagte, ba§ „wäre er ein elenber $ortu<
giefe, ^reufee ober ^ollänber, er feinen augenblid gaubem
würbe, bie grangofeu Dorgugiel^eu" *). ©pöter l^at belanntlid^
nid)t SS^ron allein ben Slu^gang ber @d^lad)t bei SBoterloo
aU ein Unglüd betrad)tet.
3m Sal^r 1813 waren bie Jage oorbei, öon welchen @l^ertban
bemerfte: „2Ba§ wirb bie 9lad)welt beulen, wenn Pe bie Sieben
') Th. Moore, Lord Byron, Letters, etc , 304.
^) Henry Crabb Robinson, Diaries, etc., I, 269.
3) W. Hartpole Lecky, History of England in the XVIII Century,
VI, 130 -i:W unb 9?otcn.
^) Lord Acton, Knglish Uistorical Review, July 1887, 594.
SBiUiam Sßtlberforcc unb grau bon ©tael. 401
)3on Surfe Icfen unb man il^r fagcn tüirb, bafe er nid^t al§ ber
erfte unb aud^ nid^t alö ber gweite SRebner feiner 3^^ angefel^en
würbe" 1). Heber bie SKittelmäfeigfeit t)on Sorb SiDerpooI unb
leinet SKinifter^ ber au§tt)ärti0en Slngelegenl^eiten, Sorb (Softle^
reagl); gab fid^ g^rau t)on @tael leiner Stäufd^ung l^in. ,,$itt unb
§of waren tobt'\ l^eifet e§ in ben SonftberationS, ,.,unb Sliemanb
l^atte il^r @rbe angetreten, ©er einjige l)iftorifd^e 9lame, ber
bie Slufmerffamfeit öon Europa auf pdf) gog, war ber t)on Sorb
SBeUington'' 2). 3lber e^ erfd)ien il^r alö ber befte SeweiS ber
Sebenöfa^igfeit einc§ Staate^, bafe er großer 5!Känner entbel^ren
fonnte, bafe bie Sauterleit ber ßl^araftere, bie SEBärnte beö $a*
triotiömuS, bie ©elbftän bigfeit ber ^nbioibualitäten t>tn S3e=
bfirfniffen beö ©emeinwefen^ genügten unb e§ bem ©eniuö
fd)tt)er gemadf)t würbe, bie Summe biefer ©igenfd^aften gu über*
bieten. 3^r felbft ftanben bie t)on ©nglanb auSgel^enben l^uma^
nitaren SSeftrebungen befonber§ nal^e, unb burd^ SSermittlung
eine§ föniglid^en ^rinjen, be§ §ergog§ t)on ®Ioucefter, gelang
c§, eine SBerbinbung wieber aufgunel^men, bie biö in bie Sage
öon 91eder'^ gweitem SKinifterium jurüdreid^te unb bie perfön*
Iid)e Sefanntfd)aft t)on SBiUiam SBilberforce gu mad^en. SSier=
unbgwangig Saläre waren vergangen feit er Derfud^t l^atte, bie
Unterftfi|ung ber frangöjifdf)en ^Regierung für bie Slufl^ebung ber
©flaöerei gu gewinnen, unb erft 1807 war ber Äampf im
Parlament gu feinen Ounften entfd^ieben worben. Slber eö galt
nunmel^r überall ein gleid)e§ SRefultat gu ergielen unb SBilber^
force opferte feine gange Äraft biefer Slngelegenl^eit ber Befreiung
ber menf d)lid^en Siace, 6r tl^at e§ f o öoHftänbig, bafe er nur
pd(ft feiten in ber ©efellfd^aft gefeiten würbe unb SlHeS al§
ßeitüerluft betrad)tete, waö nid^t ber großen Slufgabe feineö
Scben§ biente. äluf einem 31Keeting gu ®unften verarmter
©eutfdt)en fa^ g^rau üon ©tael il^n gum erften Wlal unb nennt
^) S. Rogers, Recoliections, 89.
2) Madame de Stael, Considerations, XIV, 191.
»Untietl&atfett, %xau »on ©taöl. HL 26
402 3iitert)!e«jcr unb J^Onftler.
il^n, ber Scgegnung gebcnfenb, »rhommo le plus aimö et le
plus considere de l'Angleterre« *). SHad) bem 3)incr bei bcm
^crjofl üon ©louccftcr ücrfprad^ SBilbcrforce, aud^ einmal ber
@aft üon ffrau oon @taöl ju fein, unb unterl^ielt pd^ fo gut
mit il^r, bafe er jtd^ Vorwürfe barflbcr machte: »The whole
scene was in toxica! ing, even to me. The fever arising from
it is not yet gonec Sic l^attc im ©efpräd^ mit il^m bie
@d)ön^eit; nid)t bie 5nfl^Ud)Ieit, alö ben gnbjwedf ber S^öpfung
begeid^net unb jid^ gegen ^ale^'ö bamal§ \o öiel gelefeneS 35ud^
au§gefprod)en2). S)en Slnfd^auungen öon SBilberforcc xoax jte
läng[t getüonnen, aber t)on nun an mirfte fic tl^ätig für feine
@ad)e, bie pe burd) bie SSorrcbe gur Ueberfe^ung einer ©d^rift
Don il^m unb einen Aufruf an bie SlHürten öertrat^). ©ie
Ueberfe^ung xoax eine 6r[tllng§arbeit t)on SHbcrtine üon ©ta§I,
bie mit einer golbenen fj^ber, sa dot dans le ciel, »ie ll^re
5Jlutter fagte, bafür belol)nt würbe. Sluguft üon @ta§I, ben
man in Sonbon fd^eu unb in pd^ gefeiert fanb, begeiferte pd^
tief unb nadE)löaUig für ba^ Sefreiung^werf, baS er bl8 gum
@nbe feineö gebend förbem l^alf.
3n ben 3^^ifd^c«pciufen biefer betuegten ©fipeng in Äonbon
lamen nod) 5Reugierige unb begel^rten üon ^a\x üon ©taöl gu
wiffen, tt)a§ pe in il^rem Sud^ l)ätten lefen Mnnen. @o 69018
Sftebbing, ber pe fragte, warum bie ®eutfdf)ett nid^t, wie bie
ßnglänber, nad) politifd)er iJreil^eit Prebten. Sie gab il^m ben
gewünfd^ten Sluffd)lu§ unb bie ©epnition ber Sfteligion al8 »la
science de Tarne«, unb erfunbigte pd^ auf§ ©ingel^enbfte nad^
ben SitPänben in ben englifd^en Strbeiterfreifen. 8118 Slebbing
erwiberte, pe müßten unter bem forrumpirenben ©influfe ber
^errfd)enben 2:or^^3iegierung al8 l^öd^p ungünpig begeid^net
werben, ergäl^It er, bafe pe il^n mit ben SBorten unterbrod^en
l^abe, ob fo ctwaö im SSaterlanb t)on Sodfe gefc^e^en fönne?
0 Madame de Stael, Considörations, XIV, 203.
2) S. Wilberforce, Life of W. Wilberforce, IV, 157—166.
») Madame de Stael, Oeuvres, XVII, 369—382.
S9efu(^ bei l?orb Öiöctpool in (^oombc SBoob. 403
„6ic war öon unerfd^öpflid)cr ®ebulb", bemerft SRebbing, bcr
bicfc ©igcnfc^aft auf bie ^robe geftcHt gu l^aben fd^eint^).
aSon großem ®enufe war für grau üou Stael bie perfönUd)C
Scfanntfd^aft mit bem ©efd^wifterpaar Äemblc unb 30?r§.
©ibbonö, an bereu Kiuftlerifd^e ßeiftungen fte ben 3Wa6*
ftab beö S5ergletd)§ mit fji^äulein ßlairon uub STalma legen
fonntc. Sluc^ bie ßatalani l^at in i^rem ©alon gu Sonbon bie
^örer cntjücft. 3^ Sauf be§ $erbfte§ befud)te pe Sorb unb
2ab9 Serfe^ in 5!JiibbIeton, gorb unb Sab^ ^arbwidfe, Sorb
SiDerpool in ßoombe SBoob, unb fo mand)e anbere ariftofratifd^e
©d^löffer unb Sanbjt|e, bie nod) l)eute bem Uneingeweil^ten ben
®lang unb Sieig be§ englifd^en £eben§ wie bie 3Kufd^eIn il^re
$crlc öerfd^Iiefeen. 2luf ber g^al^rt nad^ (Soombe SBoob war
Srau öon @tael mit ben Sl^rigen ber gül^rung üon @ir 3^me§
9Kacfintofl^ anvertraut worben, für weld)en fte eine gang be«
fonbcrc SSorltebe gefaxt l^atte. Slllein biefer fül^rte fte mit
il^rcr gangen ©efeUfd^aft ben falfd^en SBeg, nac^ einem anbern
faft gleid^namigen Drt, unb erft in ber ©unfel^eit unb gu gufe
gelangten fte an il^r 3^^- »Coombe par ci, Coombe par lä,
nous avons ete par tous les Coombe de TAngleterre«,
feufgte gang erfdE)öpft ^Jrau t)on @tael, al§ man ftd) cnblid^ gu
SCifd^ fe|tc. 3lber Siul^e foHte il^r nid)t werben.
Unter ben ®ä[ten t)on Sorb Siöerpool war SJlr. ßrofer,
ber ^olittler unb 6ffai)ift, ber 1809 bie Quarterly Review
mitbegrünbete, unb über beffen ®ebid)t auf bie @d)lad)t Don
SalaDcra Sorb SBeHington befanntlid) fagte: >I did not think
tbat a battle could be turned to anything so entertaining.«
(Srofer galt in ßnglanb aU einer ber beftunterrid^tetften Äenner
ber frangöftfd^en 9ieDoIution§gefd)id)te, unb mit ber 2(ufmerffam=
feit beS Äritiferö unb a)?emoirenfd)reiber§ laufc^te er ben ®t^
fpräd^en öon grau t)on ©tael. Siinäd)ft war t)cn politifd^en
^agen unb öon ber Sewunberung bie 9tebe, bie auf bem
>) Cyrus Redding, Fast Celebrities, II, 100, 109, 114.
26*
404 8efud^ bei Qorb 2\t>ttpool in Soombe Xßoob.
gangen Äontinent bcr gälten SBiberftanbSfraft unb bcn unctf^öpf«
lid^cn ^filfSqncHen ©nglanbö im Äantpf gegen 3tapolton gQottt
würbe. »Les etrangers sont la post^ril^ contemporainec,
bemerfte Stau öon ©taäl, bie ba§ SBort aud^ in htn »Dix
anndes d'exil« gebraud)t. „®er ©nfaH ift nid^t neu", fd^rclbt
ßrofer in fein Sagebud), „id^ l^abc il^n feitbem bei Mamille
2)e§mouIin§ gefunben". Sllö Sorb Siöetpool l^ierauf fragte, ob
ber frangöPfdje ©efanbte in Serlin, ®raf @ögnr, tttit einem
feiner Sreunbe au§ bem alten ^aufe gleid^en Slamen« oerwanbt
fei, antwortete gtau Don ©taßl, „fte feien eS aUerbing«, du
cöte des syllabes, unb bann, alö Sorb Sioerpool, ber fte nid^t
oerftanb, bie %xaQt toieberl^olte , »Mylord, ils sont du m§me
aiphabet.« ©a^ Hang gang natürlid) unb fpontan, bemcrft
toieber ber argwöl^nifd^e Wir. ßrofer, bie Slntwort war aber
boc^ oorbereitet, bcnn %xa\x Don @ta6l mufete wiffen, bafe beibe
©egur gu einer unb berfelben g^amilie gel^örten. 3)afür liefe er
il^r ba§ Sßerbienft einer anbern Entgegnung. S^manb fpottete
Aber bie 9lamen ber ©rofeen öon ^a^ti, bie ftd^ ®raf oon
ßimonabe unb ^ergog t)on 3Jiannelabe nannten. „SEBir ^n«
gofen l^aben fein 3fied)t, un§ barüber luftig gu mad^en", unter*
brad) %xan oon Stael, „benn wir finben nid^tiS S&d^erlid^e«
an ben Sfiamen beS ?!Jlarqui§ be SouiUe unb beiS ^ergogS üon
SouiUon; ebenfo l)alten eö bie ©nglänber mit 2orb SBo^le unb
aRrö. %x\)" ').
©ie ^atte gcwfinfd^t, ben S)id(ter S3owle8, ben „©onetten*
madjer", wie i^n SS^ron nannte, fennen gu lernen, beffen ®ebld^t
»Spirit of maritime Discovery« fie fel^r bewunberte. VLxa
biefem SBunfc^ gu entfpred^en, bat Sorb ßanSbowne ben SMd^tcr,
ber als Sanbpfarrer in feiner 9iäl^e rejibirte, gu ftd^ nad^ So»
woob. 2luf bem 3Beg bal^in ftfirgte fein ^ferb unb SowIeS
oerle^te fid^ nic^t unbebeutenb. Sll§ g^rau don @ta6l il^r S9e*
bauem barüber äußerte, oerftdjerte er, jte möge ftd^ berul^igen:
>) Croker, Correspondence and Diaries, I, 336 u. ff.
^efe bon grrau üon ®tael an 91. SB. ©d^Iegel. 405
er würbe nod^ met)r geopfert l^aben, „um ein fold^eö Äuriofum
gu feigen". @te lad)te unb meinte, man fönne ein großer ©id^ter
fein unb boä) nidjt »le sens commun« t)aben^). 33ott)leS aber
l^atte jtoar unt)or|id)tig, aber toal^r genug gefprod)ett. „3«
fionbon", fagte SJlife Serr^, «Knüffen bie Sötten brüKen, unb
foUten pe jtd) aud^ ju Sobe brüKen''. @ie propl^ejeil^te rid^tig
genug, bafe grau öon ©tael eö l^erjUc^ mübe ujerben toürbe,
gu oft nur nad^ ®em gefd^ä^t ju toerben, tt)aö jte geiftigen
(gpifuräern an ®enufe bieten fonnte^). SBei aller Siebe ju
©nglanb bet)errfd)t benn aud) ein äl^nlid^eö ©effil^l il^re auö
Sottbon gefd)riebenen S3riefe. Sie beiounbere ba§ Sanb, fd)rieb
pe an ©c^legel, unb gefaKe pd) in mandier SBejiel^ung in biefer
neuen ©jrtfteuj, aber um pe allen anbern t)orjUjiet)en, muffe
man il^r ganj angel^ören. „Uufere fontinentalen ©itten pnb
öiel weniger wertl^, allein pe bel^agen un^ beffer. Sewunberungg'
loürbig pnb l^ier bie @ic^erl)eit, bie greil^eit, bie erleud^teten
Slnfd^auungen. ©a§ Sefen wirb gu einem ganj neuen ©enufe,
fo lebenbig ift SlHeö gefd^rieben." 6§ erfd^werte il^r ben Sluf*
entl^alt, bafe il^re Äinber pd) nid^t in bie englifd)en &moijn=
l^citen pnben fonnten, bafe il^r Sol^n pd) langweilte unb begreif*
Hd^er SBeife nad^ t^ätigem Slntl^eil an ben Ärieg^ereigniffen
fel^nte, bafe feine Slu^pdjten für bie ßw'fwnft il^rer adjtgel^n*
iä^rigen Sod)ter pc^ boten, gg entfd)lüpfte il^r baS ©eftänbnife
an ©d^legel: »II n'y a point de ressources du tout dans
resprit de raes enfants; ils sont eteints, singulier eflfet de
ma flamme«, Unb öon ©c^legel felbft famen SJionate l^inburd^
leine S3riefe me^r. »Ne sentez-vous pas que votre oubli me
navre Täme? II n'arrive pas une malle qui ne me eoüte
des nuits sans sommeil Je suis dechiree dans ma
solitude par la perle de ma confiance en votre amitie, qui
etait mon plus grand tresor dans ce monde, et depuis la perle
') Helen Zimmern, Maria Edgeworth, Eminent Women Series, 142.
*) Miss Berry, Journals and Correspondence, II, 538.
406 pfiffe t)on grau t)on (Stael an 91. 9B. Gd^Iegel.
de nion pauvro fils je n'ai pas eprouve un chagrin plus
amer. Ces deux malheurs se melent. ... La cause pour
laquelle je donnerais ma vie ne se gagnerait pas sans qu'un
ami m'en felicital. Ah si vous aviez besoin de moi comme
j'ai besoin de vous, vous abandonnerai-je ainsi? .... Je
suis abimee de spieen quoi qu'on soit Ires bien pour raoi.
. . . Croyez qu'en me detruisant, c'est votre propriete que
vous prodiguez. Adieu. Ma sant6 est toujours mauvaise.
Vous me regretterez un jour«. SlIö balb baraiif ein SBricf
l)OU ©d^Icgcl eintraf, cmiberte fte: »II est vrai qu'il faut de
l'absence pour savoir tout ce qu'une personne cherie est
pour vous, cl sans doule que nous sommes de m^me in-
grats cnvers Dieu pour la jeunesse, l'amour et la vie. Si
donc je vous trouve jamais des defauts, rappelez-vous ce
que j'ai souflfert d'etre separee de vous et je serai douce
comme un moulon Mon ouvrage a un succes fou,
mais rien de tout celä ne m'ote un poids sur le coeur.
Depuis notre Separation et la mort d' Albert je me sens
isolee, Fair pese sur moi, ma sant^ se dätruit, enfin j'ai
mal ä la vie . . . .«^). Slm nä(I)ftctt unter ben cnglifd^en
greunben ftanb il^r @ir Sameö ÜKacfitttofl^; il^m fagtc fte ein*
mal, jte bebürfe feiner um fo mel^r, alö il^r auf frember @rbe
ber 5Kangel an Erinnerungen fo fdjmerjHd^ fei, unb flc ben«
felben nur in feiner ®efeD[fd)aft öergeffe; mit ben Slnbcm finbc
fte, tt)enn fte englifd) fpred^e, jmar Sbeen, aber feine SBorte^).
3n ben 6onftberation§ ift bie englifd^e ©efeUigleit fein
unb treffenb gejeid)net. 2)er intime SBerfel^r mit Srcunben,
l^eifet e§ bort, ift unter 2?erl^ältniffen nur gauj auiSnal^mSweife
möglid), mo eö eine pl^^ftfd^e Slnftrengung loftet, feinen SBcg
burd) bie ©alonS gu finben, ol^^e erftidft ju werben, unb bann
') 3(. 2Ö. ed^lcflcl, SBrtcftocd^fcI. 3m »cfife bcr »iWiot^e! ©rc«ben.
fjrau öon <Btael an ©d^Icgel, ßonbon, 5. Dlt, 9. ^loö., 30. Slot). 1813.
^) Sir James Mackintosh, Memoirs of the life of, II, Madame de
Stael, 1813.
®tn Stapm bcr „(SonfiberationS'' lUct ciiölif(3^c ©efefliglcit. 407
feinen Sßagen ol^ne UnfaK tt)ieber ju erreid)en, tt)o bie Siftten^
lifte einer einzelnen ©ante 1200 9iamen umfafet, unb bie Seute
jugleid) fd^ü(I)tem nnb unabl^ängig ftnb. 3n granftreid^, wenn
in einer ©efeKfdjaft baS ©efpräd) ftorft, fü^It pci) bie S)ame
be^ ^aufeg bafür öerantwortlid), nnb mad)t eS jld^ jnm S8or=
wnrf, it)re ®ä[te nid^t nnterl^alten gn l^aben. ®ie englijd^en
grauen bagegen tragen biefeö Unglüdf mit feltener ©tanbl^aftig^
feit. Sl^re Stufgabe ift e§ nid^t, ftd^ in ba§ ©efpräd) ber
ÜKänner gu tnifd)en, unb biefe unterl^alten jtd) am beften, wenn
bie fjrauen nid)t antoefenb ftnb, nad) Stifd), in ben ßlubö, ober
bei ben förperlid)en Uebungen, bie if)nen Srl^olung öon ber
geiftigen Slnftrengung gett)äl^ren. 2)affir l^alten bie (änglänber
in ber greunbfd^aft mel^r al§ |te t)erfpred)en, opfern biefelbe
niemals ben äußern Sflüdfid^ten unb ftnb, bem fontinentalen
SSorurtl^eil entgegen, öon rüdfftd^tööoHer ^öflid^feit gegen ba§
tt)eiblid^e @efd)led)t, ba§ niemals öergebenS auf il^ren @d^u|
red)net. ©en @d)tt)erpunft beö ©afeinS verlegen jle in ba§
^an^, in bie gamilie, unb in ©nglanb riSKren anftänbige
geute nid)t§ babei, im ©alon langtt)eilig ju fein^).
^i)X felbft, bie ftd) baS niemals erlaubte, liefe man in
gonbon bie @ered)tig!eit 'miberfa^ren, bafe pe inmitten aller
Slnfprfid)e, bie man an fte [teilte, immer mol^lmoHenb unb fd)onenb
blieb. »Never möchante«, fagt 3Äife Serr^ öon fjrau öon
©ta^l; „fte l^at ba§ SBunber gemirft, SBarb l^öflid^ gegen bie
©amen unb fromm gegen ®ott gu mad^en". 5JJlr. SBarb, ber
fpdtere Sorb ©uble^, war ein geiftreid)er ©pötter, ber nic^t, mie
jte, ben 5Rad)ften ju fd^onen mufete. grau üon ©tael felbft empfanb
jutoeilen aud) in tool^lmollenber ©efeHfd^aft, loie bie englifd)e e§
im ©angen war, bie ^einlid^feit il^rer unflaren Stellung. @§
fann nid^t SBunber nel^men, bafe S^ron, wo öon Sflocca bie
Sflebe ift, einfad) Monsieur Tamant fagt; aber aud^ SRife SBerrq
gegenüber fanb grau öon ©tael e§ angezeigt, auf tl^re milbe
^) Madame de Stael, Considerations, XIV, 264-287.
408 ®i( ^^onfibetaHonS'' übet (^Gl<ntb.
Slrt um ?)lad)fi(l^t ju werben: »Aimez-moi avec indulgence ä
de certains egards, parceque vous avez su faire plus de
sacrifices que moi; mais ce qui ajoute ä votre m^rite, c'est
que nos caracteres ont plus d'analogie que nos actionsc.
ÜKit 2Radintof^, mit SRobinfou befprad^ fte bai S3ud^, wcld^e«
in SejUfl auf ©nglanb jenem über ®eutf(I)lanb gur Seite [teilen
foHte. ®er literärifd^e 3:l)eil be^felbeu ift m(I)t mcl^r gefd^rieben
tt)orben; ber poUtifd^e bilbet b^n ^auptinl^alt bt^ brittcn San^
be§ ber (Jonftberation^, ber bie ®efd)id)te beS cnglifd^en Staats^'
toefenö ba§ fd)i)nfte ©enfmal ftttlid^er ©röfee nennt, ba8 jcmaö
öoii 3Kenfd)en errid^tet luorben fei. 3n biefem ©elfte »erfolgt
jte bie @efd)idfe be§ SBolfe^, baö feit 1688 um l^unbertjwanjig
Saläre be^ gortfd^rittö bem kontinent öorauögeeüt ift^.
®ie Sfleüolution, bie SBill^elm III. auf ben Si^ron berief, ifl
ber Slu^gangöpunft ber mobemen ®efd)id^te, unb baiS @^iffr
baö il)n nad^ ber englifd^en Äüfte brad)te, trug baiS ©d^icffol ber
SBelt. 2luf bem SBoben ber öerfaffungömäfeigen SRed^te öoUjog pd^
öon ba an, ftetig, tt)enn aud^ langfam, bie Befreiung ber ^er*
fönUd)feit öon allen §effeln ber ©tanbeSöorurtl^eilc unb ber
S3et)ormunbung, bie nod) l^eute ben fraujöjtfd^en ©belmann l^in»
bern, ftd) 5Reid)t]^um ju erwerben unb ben bürgerlid^en grau»
jofen mit Erbitterung erfüllen, weil bie Slrbeit eines ganjcn
Seben^ if)m bie SBorred^te nid^t öerleil^t, bie ber Q\x\aSi ber
©eburt einem Slnbern in bie SBiege legt. 3m Swf^^wtmenl^attg
mit biefer Sld^tung ber inbiöibueKen 3?ed)te fielet ber @d^u|j,
meldten baö englifd^e ®efe^ bem Slngeflagten getoäl^rt, bie ®e*
fd^womengeridjte, bie ©id^erl^eit gegen Suftijmorbe, bie Srt
unb SEßeife, wie politifd)e 3Serbred)er gegen bie Slad^egelüfle
il)rer ®egner gefd)ü^t ftnb. 3n granfreid^ mürbe ÄaU^ un«
fd^ulbig l)ingerid^tet unb ber Äönigömörber S)amienS }u Sobe
gefoltert. 3n (änglanb, nad) breimaligen Sittentaten auf ba8
Seben ©eorg'g III., bel^anbclte man bie Url^eber biefer SSer»
0 Madame de Stael, Consid^rations, Oeuvres, XIV, 166.
®ie „ßoiiflb^TOttonS« übet englonb. 409
brcdjen atö grrpnnigc, ol^ne baburd^ baö Äönigtl^um ober bic
Siebe gutn SJionard^en ju erf(I)üttern. ttnb bod) f)at ber §of
faft feine ®naben auögutl^eilen unb aUe öffentlid)en @l^rett
muffen in ber poUtifd^en Slrena gewonnen werben. 9lur eine
totale Unfenntni^ ber SBerl^ältniffe fann bie englif(l)e Slegierung
ber Seftedjung anflagen; tt)a§ in biefer Sejiel^ung nid)t möglid^
war, i[t e^ l^eute nid^t mel^r unb bie poHtifd^e @l^re forbert ben
öoUftänbigen SBerjid^t auf jeben perfönlid^en SSortl^eil, jobalb
bie Partei, toeld^er man angel^ört, ijon ber [Regierung gurüd*
tritt. „2Ran t)at öon ben Storie^ gefagt, pe miKigten in bie
greil^eit unb liebten bie SJionard^ie ; öon ben SEßl^igö, jte billigten
in bie 5JJlonard)ie unb liebten bie greil^eit" ^), aber im gegen«
wärtigen 3u[tcinb l^anbelt e0 pd^ in @ngldnb nid^t um Starben,
fonbern lebiglid) um @d)attirungen, unb bie fragen, ob SRepublif
ober 2Ronard)ie, ob greil^eit ober Sefpoti^muö, werben jmifd^en
il^nen nid^t berül^rt. Dbiool^l bie Oppofttion feit fünfgig Salären
niemals länger als brei biö üier Saläre t)inburd^ am Sluber
war, opfern Slnpnger berfelben unbebenllid^ bie 3lu§jtd)t auf
ein Sinfommen öon fteben bis ad)ttaufenb ^funb, nur um jid^
nid^t öon it)ren politifd^en Sreunben gu trennen. 2Ber in ^ranf*
reid) auS ben gleid^en ©rünben eine Stelle öon ad^ttaufenb
ßouiS auSfd^luge, würbe oon feiner gamilie unter gerid)tlid^e
SSormunbfd^aft gefteHt. ®ie beiben großen englifd)en Parteien
ftub bie @dE)u|wel^r ber greif)eit; ber ©efpotiSmuS ift entweber
bie UrfadE)e ober bie golge ber Unanimität. ®er ©inwanb, als
ob biefe ftraffe ^arteiorganifation ben Ueberjeugungen 3w>cing
auferlegte, ift l^infäHig, benn jte rid)tet ftd) gegen bie ®eltenb=
mad^ung ber Sntereffen beS ©injelnen, nid)t gegen feine freie
SWeinungSäufeerung, unb was in ©nglanb regiert, ift bie öffent«
lid)e SWeinung. ©afe biefelbe jtd^ feit Sal^rgel^nten mit ber
Srage ber parlamentarifd^en [Reform befd^äf tigte , pnbet in
ben ßonjiberationS eingcl^enbe Sead^tung^). Sie reben einer
») Madame de Stael, Considerations, XIV, 225.
2) ©bcnbafelbft, 227-230.
410 ^ie „(ionfiberaKond'' über Ohtglonb.
lanflfamen Umgcftaltung baö SBort, ol^nc bie beftel^enbeu Uebel«
ftäitbe jii fd)arf ju üerbainmen, „beim überall, wo SBoIföwal^len
eingefül^rt finb, wirb man fiid)cn, bie Solfögunft ju gewinnen.
Sa§ ift fogar ber grofee 33ortf)eil biefer Snftitution, ba^ fte bie
3fleid)en ijeranlafet, jtc^ um bie ßufWmmung einer fonft öon
il^nen abt)ängigen klaffe ju bewerben"^), ©ie Slriftofratie l^at
e§ bafür öerftanben, baö politifd^e geben mit Jenem ritterlid)en
®ei[t JU burd)bringen, bcn neugefd)affene ßiififinbe pd^ nid^t
aneignen lönnen, unb bie Siebe gur 5reif)eit mit ben ©rinne*
rungen an bie 93ergangenf)eit ju öerbinben. 6in ©enealogc
mag ben franjöjtfd)en Slbel öon fremben Elementen reiner finben
alö ben englifd)en, aber bafür erfd^eint bie ganje englifd^e
9lation aU eine Äörperfd)aft ijon ßbelleuten, benn ber SIbel
[tel^t jebem Stalent unb jebem SBerbienft offen; ein nid^t8=
t^uenber Slbel, wie ber frangöftfd)e, ift ben @nglöubem um
befannt. ©er il^rige erfüllt aKe SBerppid^tungen beS öffentlid^en
Seben^ unb in SEßeftminfter rut)en bie ©enfer unb bie Könige,
bie ©olbaten unb bie ©id^ter, bie ©egner unb bie ^eunbe
frieblid) beifammen, bon bemfelben $atrioti§muö bewunbert unb
beweint, ber pd^ in feiner reinften, ooKenbetpen ®epalt nur
auf bem S3oben ber greil)eit entfaltet. Slorbbeutfd^lanb tl^eilt
mit ßnglanb ba§ 33orred)t, in feinen ]^öd)Pen ©täuben ©elel^rte
JU jäl^len; benn ber englifd)e Staatsmann fann, webet al8
SRebner nod) al§ SRiniper, ber giteratur unb ber ^l^ilofopl^te
entbel^ren. ©ie englifd)en 9Jiittelpänbe allein pnb in ben @e«
wol^nl^eiten beö öpentlid)en gebend erjogen, unb bort berPel^t
ein emfad)er ^äd^ter mel)r ijon politifd^en fragen aU anberiSwo
ein gebilbeter 9Jlann, obwohl ba§ SBolf fel^r mangell^aft unter«
rid)tet ip, unb bie ^refle, ber überfeeifd^e ^anbel unb bie polu
tifd^en ßinrid^tungen Diel me^r ju feiner SBilbung beitragen al8
feine fd^led^torganiprten @d^ulen. „©ie Biffeufd^aft ber gtei«
l)eit, wenn man fo fagen fann, erforbert allein einen l^ol^en
1) Madame de Stael, Consid6rations, XIV, 232.
S){c „ 6:011 fib^rationö" übet ©nfilanb. 411
®rab ber SBilbung. 9lid^fö crfd)cittt fo cinfad^, wenn einmal
bie ©runblagc baju gelegt ift ; aber auf bem kontinent, \üo bie
©oftrin nod) unöerftanben ift, begegnet man faft 9liemanben,
ber ©nglanb gu beurtl^eilen im ©tanbe wäre. 6^ ift, al^ ob
man in einer getoiffen moralifd)en Sltmofpl^äre geboren fein
muffe, aU ob bie ©daläge be§ «öergenö mel^r baöon njüfeten
al§ alle Sil^eorie" ^). @in S3eifpiel in biefer S3ejiel^ung fprid^t
lauter aU alle anbern. 3n Sranfreid) unb in Italien ift unter
ber $errfd^aft ber ßenfur eine fiiteratur gro§ gebogen »örben,
beren Slu§fd)reitungen ©ntfe^en einflößen. 3n ©nglanb bagegen
ftnb unter bem @d)u| ber Stolerang unb ber ^refefreil^eit bie
Sieligion unb bie ©itten gead)tet, unb ba§ ©üangelium gäf)lt in
biefem Sanbe begeifterte, l^ingebenbe Slnpnger, bie e§ in allen
SBelttl^eilen prebigen, unb öieHeid^t baju beftimmt ftnb, bie
fd)önften feiner S3lütl^en für bie Sw^wnft jur 3fteife gu bringen.
2lu§ bem gleid^en ®runbe ift bie fiiteratur, bie ©id^tung üor
SlHem, lugenbfrifd) unb fd^i)pferifdE) geblieben, unb meife nid)t§
öon ben Slnjeid^en beö SerfaHeö, bie ftd^ anber^too bemerlen
laffen.
SBenn eö nod^ eine^ Setoeife^ bafür bebürfte, bafe fold^e
SSorjüge eine golge ber beftel^enben 3nftitutionen ftnb, fo toäre
er in bem Umftanb gegeben, ba§ bie ©nglänber überall, mo
bie fonftitutioneHen ®efe^e fle nid^t binben, ftd) beöfelben SJiife^
braud)^ ber ®ew)alt, toie alle anbern 3Sölfer fd^ulbig gemad)t
l^aben. @rft nadE) unb na^ ift eö SRännern wie ßorb 6orn*
rnaüi^j unb £orb SBeHe^le^ gelungen, ba§ inbifd)e SReid) ber
Segnungen einer beffern unb geredeten 3Sertt)altung tl^eill^aftig
gu mad)en. 2)ie 3lbfd^affung be^ ?)Zegerl)anbel§ mufete gegen
bie mäd)tige £iga bie perfönUdE)en 3ntereffen, gegen bie @ar-
faSmen unb bie SBortoürfe ber Äoloniften baöongetragen toerben,
bie SBilliam Söilberforce einen 3^fobiner nannten, ©nglänber
^aben bie Sürger be§ ganbe^ ber Swfwnft/ bie Slmerifaner,
») Madame de Stael, Considerations, XIV, 252.
412 ®<e i^Oonfib^taHond" über (Snglanb.
öeräd)tUd^ aU Äaufleutc unb gerate fo bel^anbelt, toie Pe fdbji
öon ben Höflingen Subtoig'ö XIV. bel^anbelt worben toaxtn.
3n Srlanb entfd)ulbi9en Weber ber Aberglaube nod^ bie
Slu^fd^reitungen einer rollen, nod) ^albbarbarifd^en äSeoöIIerung
bie Sluöfd)lie6ung ber ^atl^olifen öom politifd^en fieben, unb
erft bie ^erftellung ber Union öerfpri(I)t bem entjweigefpaltenen
Sanb beffere Qtikn.
2luc^ ift ber 33ortt)urf nid^t unbegrnnbet, bafe ©nglanb bie
greil^eit aU ein 9Jionovol, auf tt)eld)eS anberc SRationen fein
SRed)t beft^en, bel^anbelt l^at. ©od^ wirb e8 pd^ fünftig ber
©rfenntnife nid)t öerfd^liefeen fönnen, bafe fein eigene« Sntereffe
if)m gebietet, ben ®eift be« gortfd)ritt« gegen bie Äeaftion ju
öertl^eibigen, bie eine golge ber franjöpfd^en Sleöolution unb
bie grofee ©efal^r be« europäifd^en kontinente« ift.
3n ßnglanb felbft aber loirb, aller menfd^lid^en Sorau««
pd^t nad), bie ?5reil)eit beftel^^n bleiben, benn Pe P^t pd^ auf
ba« 58oIf, ba« unter i^rem ©nPufe ba^ religiöfepe, ba« ptt^
lid^Pe unb ba« erleud)tetfte ber SBelt geworben ip. ,,6itt gange«
ajolf aber läfet pd) nid)t bepec^en" '). S)ie SSorfe^ung l^ot e«
ßnglanb gepattet, ba« Problem ber fonftitutioneHen SKonard^ien
gu löfen, tt)ie Slmerifa l^unbert Saläre fpäter ba« ber foberatiöen
Slepublifen gelöp l^at. Seit jener Qüt ip Weber in bem einen
nod) in bem anbern £anb ein Kröpfen Slut burd^ rid^terlid^en
©prud^ unfd^ulbig öergoffen worben. 2lmerila l^at ntemal«
religiöfe ß^ipigf^it^n gelaunt, in ßnglanb pnb Pe nad^ unb
nad^ öerfdjwunben. ®a« ®ip ber ÜKad^t, burd^ weld^e« fo un=
jäl)lig öiele SRenf^en ju ©runbe gerid^tet worben pnb, 1^ üi
ber re^)räfentatit)en 5Regierung«form ein ©egengift gefunben.
Seit bie ©d^lad^t öon ßuKoben im ^ai)x 1746 gef dalagen unb
bamit ben innern kämpfen ein @nbe gemad^t würbe, wei| man
fein Seifpiel öon Uebergrtffen ber äilac^t mel^r nad^juweifen.
6« gibt feinen guten engUfd^en SBürger, ber nid^t bie ^erfaffung
^) Madame de Staöl, Consid^rations, XIV, 315-317 u. ff.
eitölonb im Sal^r 1813. 413
fegnetc, bcnn c^ gibt md)t einen, ben jte nid^t bejc^ü^te.
Siöl^er l^at man fold^e Siiftä"^^ ^I^ 6f)imären begeidmet; biefe
ßl^imäre aber liegt üerwirfltd^t öor un§. SBeld^en SSorurtl^eilen,
weld^er SSerblenbung be§ ©eifteö unb be§ ^ergenS i[t eö guju*
jd)reiben, ba^ bie @rfaf)rungen unferer ©efd^id^te, mit biejem
Slefultat öerglid^en, nid)t gu feinen ®unften entf treiben ? ^)
2)a§ tt)ar tl^ren ©rfinbgügen nad^ bie 3lnfd^auung öon
^au öon ©tael über ben politijd)en ß^^P^nb beS Sanbeö,
ba^ i^r 1813, nad^ allen Opfern, bie il^m ein Ärteg öon ein«
unbgtt)an}igiäf)riger 2)auer auferlegt l^atte, ba§ Stlb blül^enber
@nttt)i(flung bot. ©enn nid)t nur war feine Seöölferung vo&i)'
renb biefer Qdt öon öiergel^n auf neungel^n SRiHionen geftiegen,
fonbem e§ l^atte ftd^ mit ber ujad^fenben ©taatsfc^ulb auc^ ber
jReid^tl^um ber Station in einer fo ungeal^nten SBeife entwidfelt,
bafe ber englifd^e Ärebit ein faft unerfd^öpflid^er genannt werben
fonnte. 3Kef)r nod) afö ben Erfolgen feiner ^olitifer unb ben
©iegen feiner §eere unb iJlotten war biefer alle ©rwartungen
übertreffenbe Sluffd)wung ben ©rfinbem gu banfen, ben SBatt
unb ®at)9, ben ^argreaöe unb ßrontpton, ben arfmrigl^t unb
ßartwrigl^t, bie ba§ ®ebiet beö §anbel§ unb ber Snbuftrte
frieblid^ eroberten unb üermtttelft ber Äol^Ie, beö @ifen§ unb
be§ ©ampfeö bie SBelt reoolutionirten. 3m Sal^r 1780, gur
fritifd^en ©tunbe, wo ©nglanb öon Spanien, granlreid^, ^oKanb
unb ben amerilanifd^en Kolonien befel^bet unb fein Sejt^ in
Snbien öon ^e^ber 3lli bebrol^t war, l^atten 9ledf er unb feine
©eftnnungögenoffen treu gu ©nglanb geftanben, unb ba§ SBer*
trauen in bie ©röfee unb 2)auer feiner ?Ulad^t nid)t aufgegeben,
©retunbbreifeig Saläre fpäter war baö 33i(b ein öiJUig öerdn*
berteg, unb ber fefte ©laube an ben Seftanb be§ englifd^en
©taatswefeng über aKeS Erwarten gelol^nt. Senn nid^t nur fonnte
ber SluSgang beö langen Äampfe§ gegen SRapoleon nid^t mel^r
gweifell^aft fein, fonbern ftatt be§ SRuinö l^atte ber Ärieg bie
>) Madame de Stael, Consid^rations, XIV, 352—353.
414 Cptiniiftifc^f 3tinnniin() oon (vrau Don Stanl in Scjug auf Chigtanb.
luibeftrittenc .perrfd)aft ber 9)lcerc nnb alle Segnungen ber
3SoIföroo^lfa^rt im ©efolge gehabt. &^ fonnte faum SBunber
nel^men, baß Siiejenigcu, für weld^e ba§ enblid^e Slefultat nfd^t
nur bie l^öd^fte ©cnugt^iiung, fonbem aud) bie langerfe^nte
Sfled)tfertigung toax, Dom ®lan j bcrfelben geblenbet würben.
6§ fcl^It benn auc^ niancf)er ©d^atten in bcm öon Stau üon
Stael geieid^ncten Silbe, obiuol^l e§ ein öiel weniger einfeitigeS ift,
alö i)on i^ren politifd)cn ®egneru bel^auptet würbe. So l^atte
fte unter anbem bie englifdje Äriminalgefefegebung q18 eine
muftergflitigc cmpfol)len ^j, wcif)renb jwei il^rer Sreuube, Sir
Samuel SRomill^ unb Sir S^^meö ÜKadfintoft), bie Steform beS
S^ftemö erftrebten, ba§ uon bcu ©nglSnbem felbft atö »for-
iTiuIated on no principle and regulated by no justicet bejeid^net
worben ift^). g)iit nid^t geringeren ^Huftonen l^at Pe bie Selbjl*
lopgfeit ber Parteien, bie abwej[enl)eit perfönlid^er SWotibe unb
interefjtrter Seweggrünbe im englifd^en öffentlid)en Sebcn ge«
j[d)ilbert unb bie Äorruption auf ben @runb l)in in Slbrebe ge«
fteKt, ba§ englifd)e 31J?inifter über feine Summen öerfflgten, um
il)re ®egner jn fanfen"). ©ie aWängel ber englifd)en ßiöil*
gefe^gebung unb bie in Sejug auf fontinentale SSerl^ftltniffe be=
ftel^enbe Sgnorauj jtnb if)r bagegen nid)t entgangen.
©er Sd)werpun!t ber 6onjiberation§ aber liegt überl^aulrt
nid)t in bem £ob ober Stabel, mit weld)en tie einjelnen 3«jH«
tutionen beö britifd^en StaatöwefenS prfifenb erwogen werben,
fonbern üielmel)r barin, bafe il^m bie gäl^igfeit jujrfannt wirb.
jtd) ol^ne gewaltige 6rfd)ütterungen ju oerbef[em, »de se per-
fectioniier sans secousse«^). Sin biefer Unmöglid^feit, pd^ gu
reformiren, war baö alte ^Jranfreid) gefd^eitert. SBöl^rcnb beS
Slufentl^altg in Sonbon, gu einer 3cW, wo jeber Sag ben ®egen«
fa| jwifc^en bem gelungenen ©fperiment öon 1688 unb ben
») Madame de Statil, Consid^rations, XIV, 209 u. ff.
2) A. Alison, History of Europe, VIII, 68.
3) Madame de Staöl, Considerations, XIV, 222.
*) ebenbofelbft, XIV, 219.
Sl^rc fransöfif^e $oIittI buvd^ tl^re ^(nfd^aumig Don ©ngtanb bcfttmmt. 415
betrogenen Hoffnungen öon 1789 fül^lbar mad^te, fd^rieb grau
öon ©tael im erften Zf)d\ ber ßonftberationö bie ®efd)ic^te be§
nnget)euren ©cl^iprudE)^ nieber, ber im ©efpotiömuö geenbigt
l^atte. ®en ®runb be^ aJJipngenö im einen, beö Srfolgö im
anbern 8anb fanb pe öornel^mlid) barin, ba^ granfreic^ be=
l^anbelt toorben xtyar, „tt)ie eine Kolonie ol^ne 3}ergangenf)eit'\
UJÖI^renb „in ©nglanb ba§ 5Reue auf bem feften ®runb be^
alten aufgerid)tet tt)urbe. SBenn baburd) einige SKifebräud^e ftc^
erl^ielten, fo famen bafür ber greil^eit alle SSortl^eile eine§ langen
Seftanbeö ju ®nte'' *). -ßin^elne fragen in S3egug auf^anbel,
^eenoefen, ginanjen merben nadE) ben 3Serl)ältniffen ber oer=
fd^iebenen Sänber entfd^ieben werben muffen; bie ©runblagen
einer SBerfaffung bleiben überall biefelben. ©er ,Rönig ober
^räfibent, ba^ Dberl^auS, bie Äommunen, ftnb bie brei unent=
bel^rlic^en Elemente aller repräfentatiüen SBerfaffungen. ©obalb
baö eine auf Äoften beö anbern gefd)äbigt ober bie 3Bal^lfreil)eit
beeinträd)tigt ift, gerätl^ bie ©taat^orbnung in§ SBanfen.
granfreid^ fielet an einem SEßenbepunft, an loeld^em e§ über
feine ®efd^icfe beftimmen foU. ®er ©intoanb, e0 gegieme if)m
nid^t, eine fdE)led)te Äopie ber englifd)en SBerpitniffe ju geben,
ift ein loertl^lofer ®emeinpla^. „Sollen etwa anbere Stationen
pd^ ber TOagnetnabel nic^t bebienen, weil bie Italiener fte er^
funben l^aben?'' „3Bir vermögen nid^t anjune^men, bafe ein
fo großartigem ©enfmal ber fojialen Drbnung nur beöl^alb uon
ber SBorfel^ung fo nal^e an unferen ©renjen errid)tet würbe, um
unö mit bem fd^merjlid)en @efül)l ju burd)bringen, bafe wir i^m
niemalm etwa§ Sle^nlid^em an bie Seite werben fe|en fönnen"^).
Sie ,Rlage wäre um fo unbered^tigter, alm g^ranfreid^ bie brei
ßlemente ber repräfentatioen ^Regierung beft^t. „Sluf bie ®e=
fal)r \)m", fd^reibt ^Jrau oon @tael, „ber SBorliebe für bie
Slriftofratie befd)ulbigt ju werben, befenne .id^ mid) gu einer
») Madame de Stael, Consid^rations, XD, 367, XIV, 219.
2; ebcnbafelbft, XIV, 208, 331.
416 Srtau t)on Btavi für btc iBcflrfiitbung ber gemaftigten äRonord^ie.
Uebergeiiguufl, in tt)eld)er alle ©rdgniffe ber franjöftfd^en 3fleöo*
lution mici^ beftärft l^aben, btefe nämlid^, ba^ bte @belleute,
ttjeld^e in granfreid^ bte ©ad)e ber fonftituttoneHen Wonord^ic
uub folglid^ ber ®leid)l^e'it öor beni ®efe^ öertreten l^abcn, gu
ben beften unb erleud)tetften unter ben ^tangofen gel^Sren. Sie
l)aben baS eble äSorred^t beanfprud^t, i^re 9ßeinung burd^ bie
Opfer, bie Jte il^r gebrad)t I)aben, ju beglaubigen, fte l^oben bic
Slnfeinbungen il^reö ©tanbeS, oft aud) bie i^rer eigenen §ami=
lien bafür ju erbulben gehabt. %&x fte müfete man eine $airS*
fantmer errid)ten, wenn nic^t in ben fonftitittioneHen Staaten
bie 9?otf)tt)enblgfeit für eine fold^e fpräd^e. S)er Jier8 wirb
öoHenbS fein eigenes 3ntereffe im allgemeinen Sntereffe toteber*
pnben" ').
6§ blieb bie Srage ber ©^naftie. Sie war feit ben
5Rieberlagen öon 1812, »le commencement de la fin«, wie
StaKe^ranb fte nannte, ein ®egenftanb emfter ©rwägungen für
bie europäifdjen Äabinette geworben unb trat mit bem lieber«
fdjreiten ber franjöftfdjen ©renken burd^ bie öerbünbeten ^eerc
in ein afuteS Stabium. S8on il)rer Söfung l^ingen bie gufünf*
tigen ©efd^ide granfreid)§ ab.
>) Madame de Stael, Consid^rations, XIV, 333-3a4.
^xtbtnitB ^flpttel
8lud) ber flüd^tigcn SeobadE)tung ift c§ ttid)t entgangen,
bafe bie ©jrifteng öon grau öon @tael burd) gnjei übermäd^tige
©effii^le, ba^ eine ber Siebe gu il)rem SBater, baö anbere ber
3lbnetgung gegen SBonaparte, bel^errfd^t erfd^eint. SRur bie Ur*
fad)e beö S^fammenl^ang^ jwif^en beiben liegt tiefer unb im
innerften @runb einer SBeltanfd)auung, bie ftd) burd) bie 6r=
fal^rung gefeftigt l^atte.
2Bie 8llle, bie nid^t tl^eilnal^mloS an ben großen SRätl^feln
unb Äonpüten be§ 35afein§ t)orübergel)en, l^at grau t)on @tael,
n)enn aud) nid)t bie unmöglid)e Slufl^ebung, \o boä^ bie SWilbe*
rung beö inbiöibueHen (älenbS unb ber menfd)lic^en ^otij unb
aSerfel^rtl^eit baburd^ gcl)offt unb erftrebt, ba^ fte ben SEßiKen
ber ©rofeen unb 9Ääd)tigen burd^ ba^ gleid)e ®ebot ber fttt«
liefen $flid)t tt)ie baö ©ewiffen beö ärmften il^rer Unter*
tl)anen gebunben wiffen tt)ollte. S^t Sauf biefer Siograpl^ie
ift oft barauf i^ingemiefen n^orben, tüie fie ben ©lauben an bie
Sbentitat uon ^oral unb 5|Jolitif als ba§ t)öd)fte ftaat§männifd)e
aSerbienft il^reS 3Sater§ gepriefen unb e§ bie Slufgabe il^reS
eigenen SebenS genannt l^at, biefen ©lauben aufredet gu erl^alten
unb ju verbreiten. Sie t)öd)fte SßoHenbung ber greil^eit, »la
sublime perfection de la liberte«, fd)ien il^r barin gu liegen,
bafe eö im SBefen berfelben begrünbet fei, nid)t auf l)albem SBeg
ftel^en ju bleiben, bafe, tt)er ftd) einmal if)r ergeben, aud) ^eer*
»lcnncr|>affctt, grau »on ©taeu HL 27
418 ^<t f^il^dtdbeanff bon i^frau t>on 6taeL
folge leiftctt müffc bi§ an§ @nbc. „©olangc ein einjiger SJlenfd^
im ©taat ungercd)te SSerfoIgung leibet", fagt Pe, ^lann c8
für bie ®efammt^eit feine ©ered^tigfeit geben" ^). 3!knn fic
ftd^ gur gemäßigten 3Wonard)ie befannte, fo gefd^al^ e« öor*
nel^mlid^ beöwegen, toeil eine folc^e SRegierungSfonn il^r toit
ba§ Silb be§ red^tlid^en SKanneS erfd^ien, „in beffen ©eele febc
feiner ^anblnngen burd^ ba§ ®ett)iffen beftimmt wirb" % SBenn
fte mit anl^ören mußte, baß, xok eiS fo oft gefd^al^, bic freien
gnftitutionen für bie ©reuel ber SReöolution öerantwortlid^ ge»
mad^t würben, gab fte gur Slntmort, biefe feien nur bie a;9ram
nen unter populären formen gewefen. ©ie greil^eit felbft bleibe
baöon unberül^rt. Slud^ wenn Stanfreid^ Pe gu bcp^en nid^t
wertl^ fein foHte, fei baS nod) fein ®runb, pe öon ber (Srbe gu
öerbamten. „Sie Sewol^ner be§ 5Rorben8 Pud^en ber ©omic
nid)t, wenn pe öon il^rem ^origont öerfc^winbet, um in glü*
lid^eren SRegionen wieber entporgufteigen" *). ©erfenigc ober,
ber eigenmäd)tig bie ttf)r gurücffteUte unb ba« 8id^t öerputc,
ber fanb, ob SSolfötribun ober Äaifer, feine ®nabc oor
il)ren Singen. „2)er wal)re @runb öon SHopoleon'« Qom gegen
mid^", burfte ^rau öon ©tael mit SBal^rl^eit fogen, ,,lag in
ber 6f)rfurd^t, öon ber er mid) für aKe ed^te ^freil^eit burd^«
brungen wußte. Sltö Ueberlieferung l)atte id^ pe entpfangen;
fobalb id^ aber fällig würbe, mir felbft ein Urtl^eil barfiber 3U
bilben, ip pe gur unerfd)ütterlid^en Uebergeugung bei mir ge*
worben" *).
e§ l^at ben 2öertf) il^reS S^ugniffeS in Segug auf Slopoleon
beeinträd^tigt, ba^ ber SlntagoniSmuS ber ©epnnung gwifd^en
i^nen pd^ bi§ gur auSgefproc^enen ©egnerfd^aft fleigerte;
benn ber SSerbad^t lag nal^e, baß eö ber perfönlid^e Verfolger
war, ben pe im Äaifer öerurtl^eilte. Stl^atfäd^lid^ aber gab eS
^) Madame de Stael, Consid^rations, Oeuvres, XIII, 137.
2) (Sbcnbafelbft, XIII, 187.
^) Madame de Stael, Dix annees d'exil, Chap. 1—2.
*) ebcnbafclbft, Chap. 2.
3^r ©ccjenfafe au ^CipoUon. 419
fo öicle anbcre JDinge, ble ftc il^rn nid)t öergcil^cn fonnte, bafe
ci5 f old^cr 3Kottt)c nic^t beburfte, um il^rc Slbneigung bi§ gur
UttbiUigfeit gu ftcigern. aSor SlKem biefe§, bafe jlc cinft an bic
TOäfeigung öon Sonaparte, an bie Slufric^tigfeit feiner republi*
fanifd^en ©eftnnung geglaubt, unb ba^ er jte enttäujd^t l^atte,
ba^ ber Uebergang öom ©efeüfd^aftSretter gum St^rannen tt)r
unerwartet gefommen tt)ar*).
@eit bem ©taat^ftreid^ öon Srumaire war |te bebenflid)
getoorben, aber erft bie ©rrid^tung be§ ßonfulatS auf Sebenögeit
erfd)ien il^r als ber SBenbepunft, ber g^ranfreid^ bem ®efpotiS=
mu§ überlieferte. SSon ba an puften ftcf) bie ©riinbe gur
moralifd^en Sßerurtl^eilung be§ neuen ®ebieter§ ber g^rangofen.
iJrau öon ©taöl l^at ftd) feinen berf elben entgelten laff en, xooijil
aber ift bie ßrfenntnife feiner ©röfee il^r barüber öerloren gc*
gangen. Sin feinem Silbe l^aben öiele ÜKeifter il^t'e Äunft der*
fud^t. ®ie @inen tt)agten bie Sipotl^eofe, bie Slnbern untergeid^*
ncten bie SSerurtl^eilung. $)ie ))fQd)ologifd)e @efd)id^tfd)reibung
fonftruirt ben S3arbaren öon ®enie, ber ein tierberbteS ©efd^led^t
gu gfid^tigen fam; bie löiftorifd)e fiegenbe befrängt bie S3üfte beö
©olbatenfaiferS, ben bie Sllten feiner @arbe nod^ fterbenb tt)ie
einen ©iegeSgott grüßten; patl^ologifd^e 33iograpl^en fpüren ben
®el^eimniffen ber ^erebität nadE) unb erflären Seipgig unb
SBaterloo burd^ ben ©eftionSberid^t Don @t. Helena. S« S3egug
auf 9?apoleon ift aud^ bie ©arfteHung öon ^Jrau öon ©tael
nid^t immer glücflid) gewefen. gn ben »Dix annäes d'exil«
unb in ben »Considerations« l^at er gutt)eilen ein faft bürgere
lid^ fleinlid^eö Gepräge. 2Bie er bagu fam, eine SBelt auS ben
Slngeln gu lieben, i^at fte nid^t gefagt, unb bafe er, öom ©d^lac^t*
felb l^etmgefel^rt, bie ergraute SBeiSl^eit ber i5ad)männer in bm
Scratl^ungen feiner ßonfeils befdE)ämte, iDÜrbe man nid^t öer=
mutl^ett, tt)enn man ©teilen tüie biefe lieft: „5!Rand)e ßeute
l^aben bei $Rapoleon grofee Äenntniffe über bie öerfd^iebenften
») ©icl^c l^icr a3b. 11, ©. 371-376.
27*
420 ^«in ^<I^ in bet CMc^ic^tf.
Singe DorauSgcfe^t, weil er in biefem wie in fo Dielen anbem
fünften feinen 6{)arIataniSmu§ gur %tu)enbung brad^te. ®a
er aber wä^renb feineö (jangen 2eben§ fel^r wenig gckfen i^,
weife er nur, waö er ftd^ im ©efprddb aneignet . . ." ^©afe
er ein SKenfd) öon burd^greifenbem ®eniu§ war, wer bürftc eä
begweifeln? ©od^ pnb bie militdrifd^en latente nid^t immer ein
a5ewei§ Don geiftiger Ueberlegenl^eit. 3Rand^e Qn\SHt fönnen
ftd) auf bem @d^lad)tfelb nüpd^ erweifen, unb ber ©d^arfblidf,
ber bort entfd)eibet, ift ein anberer als jener, ben bie ©taotö*
fünft »erlangt"^). SBieHeid^t entgegen pd^ eben eine geiftige
©pannfraft unb Seiftungen wie bie öon 5Rapolcon äber]^au))t
bem aSerftänbnife aud) ber überlegenften grau, unb eine Sauf*
ba^n wie bie feinige l^at bie ^l^antafie ber SMenfd^cn auf eine
folc^e ^robe gefteHt, bafe im ©uten wie im ©d^limmen bie
S)id)tung il)r immer nod) geredeter afö bie ©efd^id^te geworben ifl.
®aö aber fül)Ite wol^l gerabe eine %xa\i am beften/ bafe t&
biefem wunberbareu ®eift an ©belftnn gebrad^, bafe bie ©clbfi*
fud)t fein ©ewiffen gefölfc^t ^atte, unb ba^ aud^ er fid^ ben
55olgen feiner Saaten nid)t entgiel^en fonnte. ®aS enbrefultot
cntfd)ieb gu ©unften Don %ran öon ©tael, unb il^r SSerbienfl
blieb e§, niemals baruber in Sweifel gewefen gu fein, ©er
Sag, unb e§ mod^te ein langer Sag fein, gel^örte bem ÄÄifer,
ber 9Korgen aber geprte il^m nid)t. SBiber il^n, ber fo öide
§eere t)ermd)tet l)atte, erl^oben fid^ bie 3^een, unb gegen bie
^ringipien lämpfte er öergebenS. @ie atl^mete auf, oS& Me
Äataftropl^e ^ereinbrad). ©in englifd)er ÜWinifter fragte pe
im ;perbft 1813, welche Söfung i^r bie liebftc wäre, ^©afe
9lapoleon pege unb umfomme", gab pe gur Antwort Seit
1812 war il)r Sugenmerf weit weniger mel^r auf il^n aÜ auf
iJranlreid^ gerid)tet, ba^ i^m bie egalitäre JDemofratie wie dnett
Se^jpid^ unter bie güfec gebreitet unb pd^ für il^n ücrMutet
l^atte. Siö gule^t trug pe pc^ mit ber Hoffnung, bo« frangiPfd^
') Madame de Staiil, Consid^rations, XIII, 242—248, 351, 378.
S)ic SuJunft öon gronfreid^. 421
SSoIf werbe jtd^ Don tt)m loSfagen. SU§ ba§ md)t flefd)a]^, unb
bie SlHiirten auf^ari^ marfd^irten, litt pe unter bem ©ebanfen
wie unter ber tiefften ©emütl^iguiig, unb war nal^e baran an
ber ßufunft ju öerjweifeln. 5Rur fef)r fd)wer unb nad^ langem
SBiberftreben l^at jte pd) ba^u entfc^loffen, pd^ in bie SBieber^
l^erfteHung ber Sourbon^ gu ergeben. 9lod^ im Sanuar 1814
glaubte 3R\^ Serr^ gu bemerfen, ia^ %xan Don ©tael in Segug
auf ^Jranfreid) »dans le vague de rinfini« fei. Sie betone nur
immer wieber bie Slotl^wenbigfeit fonftitutioneHer 9iegterung§=
formen, unb man prebige tauben Dl^ren, wenn man entgegne,
bafe granfreid) gerabe fo wie bie SEfirfei barauf vorbereitet
fei 1).
©eutlid^er fpred^en bie SKittl^eilungen über frangöftfdie Sln=
gelegenl^eiten, weld^e grau öon ©tael in§ fc^webifd^e §au))t=
quartier gelangen liefe. 33om 30. Stouember, wäl^renb ber ^Jrie=
benSunterl^anblungen oon granffurt, ift ein 33rief öon il^r an 31. SB.
©d^legel batirt, beffen Snl^alt für btn fd^webifd^en Äronpringen
beftimmt war. ©iefer befolgte nad^ wie öor bie Saltif, gwifd)en
ber ©ad^e Slapoleon'^ unb ber öon iJranfreic^ ju unterfd)eiben.
SBäl^renb er in feinen ^roflamationen unb Ärieg§bulletin§
immer öerle^enber für jenen würbe, warnte er bei Slleyanber
öor ber ©efal^r eine§ Ueberfd^reitenö ber frangöftfäien ©rengen.
3Kan werbe einen SSergweiflungSlampf l)eraufbefd^wören, fagte
er il^m, unb ein nid^t geringere^ UnredE)t begel^en als baSjenige,
für Weld^eS 9lapoleon gegüd^tigt werben foHte. ®em unglfitf*
lid)en fäd^ftfd^en SWonard^en l^^tte ber fd^webifd^e Äronpring
nad) bem 18. Dftober föniglid^e 6l)ren erwiefen, unb wollte
Weber 3Kurat noc^ 6ugen Seaul)arnai§ xi)Xtx Äronen öerlufiig
erflärt wiffen. ^Darauf begog jtd) grau oon @tael, atö fte Don
ber in Sonbon l)errfd^enben Stimmung fd^rieb: „^ier, unb
gwar in ber Umgebung be§ ^ring^SRegenten, ift man ungu=
trieben barüber, bafe ber Äronpring nid^t dom Äurfürften, fon»
*) Miss Berry, Journal and Correspondence, III, 2.
422 Srtau k>on ®tael an 9(. 88. ^It^tl über bie Sage.
bent t)om j^önig Don @ad)fen gefprod)en, ba^ er ben j(önig
öon SBcftp^alen cTOäl^ttt unb ben SRI^ctn einen franjöPfd^en
©rengPufe genannt l)at. 3«^« c^i^cn ÜRale ift bei biefer @e*
legcni^eit bel^auptet tt)orbcn, bcr Äronprinj fd)one %xaxd»
reid^, um ber Slad^folger öon SHapoleon gu werben. SBon
biefen ©erüd^ten gu fpred^en ift beöi^alb ber SRfil^e wertl^,
weil jte öon ben Sourbonö fommen. 3d^ werbe fortfol^ren,
barüber gu berid)ten, unb bitte mcincrfeitö, mic^ bei bem Äron*
pringcn gur ©eltung gu bringen. SBaö i6) bamit meine ifi
einfach biefeö, il^n meiner 3[nl)änglid^feit gu öerpd^em. Qn Diel
©lud wäre eö, wenn . . . 35er ^immel wirb uniJ gnftbtg fein.
Um ftd^ feinet gegenwärtigen DberljaupteiJ gu entlebigen, fel^lt
gtanfreid^ nur ©iefcö, ba^ eö feinen Maren, feinen Steigungen
entfpred^enben Segriff 35effen, waS folgen foll, l^at. Sagen
@ie ba^ bem ^ringen, unb er wirb öerfiel^en, wa8 id^ wfinfd^e,
©ie ©riefe auö $ari§ pnb öom §a6 gegen boS Seftel^enbe
erfüllt, aber anä) öon Unlenntnife über bie ßulwnft ....
3d^ füge nod) einige ©ingell^eiten bei. ®raf Sieöen pel^t l^Supg
ben ©rafen öon ärtoiö. 3n ro^aliftifd^en Ärelfen verbreitet man
ba^ ©erüd^t, fowol^l im ©üben alö im Senat befleiße eine
Partei für pe. ©er $ring öon Sraplien l^at bie Äufforberung
erl^alten, nad^ Siffabon gurüdgulel^rcn. 2)er ^ergog öon Serr^,
gweiter Sol^n beö ®rafen \)on 3lrtoi^, möchte feine SEod^ter
lieiratl^en. gin^ßmigrirter öon untergeorbnetcr Sebeutung l^ot
geäußert, ber fd^webifd)e Äronpring werbe gewife bie fRoVit ryon
SKonf übernel^men, benn naä) ber 6ontre*9iet)olution fönne er
ja oljnebieö feinen Sljron md)t retten, ©ie ©nglänber l^aben
bie portugiepfd)e Slrmee in ^ranfreid^ einrüdfen laffen ol^ne bie
bortige ^Regierung gu befragen, worüber eine gewiffe SSerptmmung
in Portugal l^errfd)t, wo bie übergroße englifdf)e ÜRad^t einigen
3lnPo§ gu geben anfängt. 3d^ werbe fortfal^ren, ben Jbron«
pringen über ©inge gu unterrid)ten, üon weld^en ätel^oufen^)
*) ©d^tücbifdöer ©cfanbter in Sonbon.
gfrau k>on ®toel on 9. 9B. ©d^Iegel Aber bie So^e. 423
il^m ipo^l nid^tS fagen tt)irb. 6bcn wollte icf) ben öorlieöenbcn
Sricf jd)Iiefeen, alö jtd) folgcnbeS ereignete. ®raf ©buarb
2)tnon fam im Auftrag be^ erfien ÜWiniftcrö Subtüig'g XVIII.,
$errn öon S3laca§, unb mit bem Segelbrett' gu mir, ic^ möd^te
biefen empfangen unb meine geber unb UeberrebungSgabc ber
©ad^e ber SBieberl^erftenung ber 2Konarc^ie in granfreid^
feilten. „Mt^, roa^ ©ie tt)än[d)en'\ fagte er mir, „mirb ginnen
gum S)anf baffir gugefianben »erben". 3d^ entgegnete, bafe id^
in einer fold^en ©ad^c gang mad)tlo§ fei, »orauf er be»
merfte, ba^ 2)id)tung unb ^rofa mid^ in ben englifd^en
Settungen als bie erfte grau ber SBelt feierten, unb ba^
id) 3llleS vermöge. 3d^ erwiberte nod^ einmal, bafe id^ nid)t
gefonnen fei, mid) in politifcf)C Slngelegcnl)eiten gu mifd^en, unb
babei blieb e§. SBenn biefer §err öon Slaca§ gu mir fömmt,
tt)itt idf) Sinnen tt)if[en laffen, ma§ er gefagt l)at. ©ic aber er*
fuc^e id), mir, menn ©ie fönnen, bie Snftruftionen 3^re§ Sßringen
gu fd^iden. ©bouarb ©illon nannte if)n ben gelben beS ^df)x^
l^unbertö; »enn er bie SourbonS wieberl^erfteHe, werbe er mel^r
als jte ber §err öon granfreid^ fein. . . . 9Kein ®ott, weldier
fjelbgug. ©d^reiben ©ie mir um ber Stulpe meiner 9läd)tc unb
bcö Srofteö meiner Sage willen. ®ott fegne ©ie.''
6in paar SBoc^en fpäter fd^rieb fte nod) einmal an 21. SB.
©d^legel: „^i)x feib aUe in bem entfd^eibenben Slugenblid, wo
ba«, waö ^l)x getl^an, leid)ter gewefen ift, alö voa^ gu
tl^un übrig bleibt. S^r wollt fouoeräne dürften in ^oHanb
einfe^en, bie ©c^weig angreifen, ^Jranfreid^ angreifen! D{)ne
ßweifel ift nid^ts gefd^ef)en, folange ber SJiann lebt, aber fd^wer
ift ^ö, -Oierunbgwangig SHiHionen SRenfdien nieberguwerfen um
einen eingigen gu treffen. SWeine ©teHung l)ier befeftigt ftd^
mit iebem Sag, aber mein ^erg wirb immer trauriger geftimmt.
SKan preift mein 33ud), unb id^ bin bereits mit einem anbem
über frangöfifd)e unb englifd^c Suftänbe befd^äftigt. SBaö wirb
auSSeniamin, unb oerwenbet il^n 3^^ 5ßring? 6r fd)ulbetmir
fein SBol)lwoHen, beS 6iferS wegen, mit weld)em id^ fein Sob
424 Srtau k>on Stael an 9(. Sß. Sd^Iegel aber bie Sage.
öcrfünbc unb feinen SReibem entgegentrete''^). 3)er In biefcn
Sriefen auögefprod)ene SBnnfd), eö möge burd^ aScrmittlung
be§ Äronprinjen öon @d)tt)eben ein praftifd)eS fjelb ber äl^ättg^
feit für Senjamin Sonfiant gefunben »erben, war tnjwifd^en in
©rffiHung gegangen. SBon Äaffel, wo er pdf) in Ungebulb ticr*
ge^rte, l^atte er fid^ nadE) ^annoöer begeben, Semabotte bort
tt)iebergefel)en unb Sül^lung mit ben ©reigniffen gewonnen.
Salb barauf traf auc^ Sd^legel bort ein. „3d^ fange an ju
begreifen, waö id^ frül)er leugnete'', fcl)ricb Seniamin 6onftant
an aSiUerS, wbiefeö nämlic^, bafe bie geiftigen Sebürfniffc nid^t
weniger bringenb afö bie pl)^jtfdöen nadf) Sefriebigung üerlangcn.
3d) glaubte, man fönne fid) felbft genfigen, ©er ^imger l^at
mid) gum ©eftänbnife gezwungen, bafe ber Ueberf[u| feinen
SBertl) l^at"2). ^rau mn ©taäl erl)iett nad^ langer ^aufe
einen Srief oon il^m, „leiben|d^aftlidf)er ate in alten Sagen*.
38on il^rer jweiten @l)e wufete er niäjt^ unb ftelltc eine fold^e
nod) im 5!Kärj 1814 in Slbrebe^). @r überfc^idfte gleid^jeittg
eine ffir baö englifd)e SRinifterium beftimmtc ©enffd^rift über
bie Sage, unb öerfprad) in Salbe bie ber SSoUcnbung nal^c
@df)rift: »De Pesprit de conquete et d'usurpationc. ^Sflcin
fürwal^r, ic^ öergeffe @ie nid^t"*, antwortete ffrau öon ©tael,
„id^ wollte, id^ fönnte e§, benn tief in ber ©eclc trage id^
einen @d)merg, ben 3^^ft^^iiu«0c« befc^wid)tigen, ber ober er»
wad^t, fobalb id) allein bin. e§ ift baS unwiberruflid^ öer^
fel)lte ®lüd! Ratten Sie ben Sl^arafter beö gteunbeÄ, ber mir
fo treu ergeben ift, gehabt, fo wäre id) aUgu glflrflid^ gcwefetu
Sd) ^ah^ e^ md)t öerbient. ein SBieberfel^en mit Sinnen wäre
bie Sluferwecfung meinet ©eifteö unb einer ^offnunggfäl^iglcit,
») «. SB. ©«legcl, S3rteftt)cd^fel. 3m »eflfe ber «ibnot^el ©reSben.
»riefe t)on grau toon (Btaet, Sonbon, 30. SRoo. unb 12. ©ej. 181».
2) SK. Sslcr, »riefe au« bem S«ac^la6 öon ei^. be öiÄer«, 28. fHo»
tocmber 1813.
3) ebenbafelbft, 44, »eniamin ©onftant an »iKerS, 5hiffel, 13. SWftta
1814.
Briefe on SBcniamiii Sonftont. 425
bic mit aBem Uebrigcn für immer erlofd)ett ijt. SBenn @ie
md)t ]^ierl)er fommen, werbe iä) md) bem kontinent reifen,
es fdö^int mir, ba^ man eö lann. Slber wer weife, wag au§
ber SBelt werben wirb! 5)ie grei{)eit ift eben fo fe{)r nad) ber
einen wie nad) ber anbern Seite l^in bebrol^t. SSor SlHem aber
tl^nt eö "Stoti), ia^ ©erjenige, welker au6erf)alb ber menfd)=
lid)en 9?atnr ftet)t, nid)t länger regiere. &xnt ©enffd)rift;' bie
@d)legel mir jnf^id'te, l^abe id) bm 3JJiniftern übergeben. Sie
war gefd)rieben wie SlUeö, wa^ Don 3{)nen lömmt. 3d) glanbe
nid^t, bafe ein fold^er ©t^I, eine folc^e geftigfeit nnb Älarl(eit
ber ©pra^e jid^ wieberfinben werben. Sie wären für bie
l&öd^ftett ©teilen beftimmt gewefen, wenn @ie bie Srene gegen
fid) felbft unb gegen Slnbere gel^alten ptten. . . . ^aben Sie
bie 3Sorrebe meinet 33ud)i§ gefeiten nnb fennen @ie bie SEBirfnng
berfelben auf bem kontinent? SESenn Sie 3^re @d)rift l)ier
öerfaufen wollen, glaube icä^ S^nen bagii bet)ülflid) fein ju
lönnen. ©aö, xoa^ fid^ auf bie gegenwärtige politifd^e Sage
bejiel^t, wirb öon größtem SBertlje fein. SBenn xd^ ©ie wieber=
gefeiten ijobt, wiH id^ nad^ ©ried^enlanb reifen. ®aö ®ebid)t
„JRid^arb'' wirb mein 33ermäd^tnife fein. Senjamin, Sie liaben
mein fieben öerjel^rt ! Seit jel^n Salären ift fein Sag t)er=
gangen, oline bafe mein §erj burd) @ie gelitten ptte. 2Bie
l^abe id^ Sie geliebt! Saffen wir 2llle§ ba§, weil eö fo graufam
ift, unb bod^ werbe id) S^nen nie vergeben fönnen, weil id) nie
gu leiben aufl^ören werbe. . . . S)a§ Sanbgebäube be§ Seben^
ift m müf)felig 3)ing, unb 9lid)t^ l^at feften Seftanb alö ber
@d)meri. Sd^reiben Sie mir" ^).
3)er ®ebanfe, ben 9ianien oon 23ernabotte in jenem Spät=
l^erbft öon 1813 im ,!pinblid auf bie franjöjif(^e Ärone ju öer=
wertlien, erinnert einigermaßen an ben 1792 gewagten SSerfud),
eine folc^e Äanbibatur an bie ^erfon beö ^ergogö öon Sraun*
fd)weig ju fnüpfen. Slber auf bie SBünf^e einzelner ^rioat»
1) 8(. ©trobtmantt, ©id^tcrprofile unb eSaraftcrföpfc, II, 26—27.
426 ^< Ißortfien in 8ftonfcdd&.
pcrfoncn blieb er nid^t bcfd)ränft unb für einen HugenbltdE
»enigfteniJ l^at er dürften unb ©taatiJmänncr befd^äftigi ©er
®ninb lag tiefer dö in öorübergel^enben Sntriguen, bcnn eine
frangöftfd^e SReftauration bebrofjte fo Diele 3ntereffen, enoecftc
fo öiele unb bered)ti0te Sorgen, bafe pe mit feltener ©nmütl^igs
leit, wenn anä) auö bm öerfd^iebenften SeweggränbeU; fo lange
ate'möglid) femgel^alten lourbe.
©afe pe ben alten gdlobinem unb ben SRepublifanem Der»
liafet tt)ar, ergab pd^ öon felbfi. »Ddbourbonailler la Francec,
tt)ie b'ßpr^meSnil eS einmal auögebrfidft l^otte, »la dÄroiterc,
wie in einem Gallier t)on 1789 gu lefen Panb ^), baS war nad^
wie t)or bie Sofung im re))ublilanifd^en Sager. Äein SRenfd^,
fd^rieb @raf @d)labrenborf nod^ 1815 auS ^ariö nad^ ©eutfd^^
lanb, woHe pd) baö alberne Silien^SRegiment fo unbebingt ge*
fallen laffen; ^reufeenwutl^ unb Äoalitionöunpnn fönnten Diel*
leid)t baS SBunber l^erbeifül^ren, bie unwürbigften g^lrften bcr
6rbe enblid^ in bie Slrme il^rer ^Ration gu werfen^), ©ine
republifanifd^e Sßartei aber gab e§ nic^t in %xanlttiä); ber
aSegriff berfelben pel mit bem beiJ 3^?obini8mui5 gufammetti
unb roa^ biefer an ber ©pi^e beö Staates öermod^t l^otte, war
nod^ in ju frifd^er ©rinnerung, afö bafe eiJ möglid^ gewefen
wäre, il^m in ben neuen Kombinationen eine ©teile einguräumen.
®anj anberö lagen bie ©inge für ©iejenigen, weld^c feine
SReaftionen, fein aufgeben ber ^ringipien wollten, um bereut*
wiHen bie SJleöolution in granfreid) begonnen l^atte, unb biefe
bilbeten im Sanbe bie ÜRajorität. 3« ^^^ gel^Srten Sitte, bie
burd^ bie SJleoolution bereid)ert unb burd) baS Äaiferreid^ erl^öl^t
worben waren, bie nic^t geringe ßci^l ©erer, bie fd^ fom*
promittirt wußten, unb für i^re materiellen ©fiter unb %
gefeUfc^aftlid^eö 3lnfef)en fürd^teten, fobalb fröl^ere ^n\pt&<lit
gegen pe geltenb gemad^t werben fonnten, unb enblid^ aud^ bie
>) A. Ch^rest, La Chute de TaDcien Regime, II, 86, 424.
2) ^^arolinc öoti SGßoIaogcn, Sitcrätifc^et SRod^IaJ, 11, 97.
S)lc ^arteten in granhcld^. 427
übcrgcugungStrcucn Scute, bic pd^ au^ freier SBal^l bem @runb=
\a^ ber bürgerli^en ®leicä^l^eit angefd^Ioffen l)atten. SlKe tDufeten,
bafe bieSourbonS md)t allein, fonbern im ©cfolge tion 3flanfii:»
ncn, Slnfprüd^cn unb unt)erföt)nltcf)en ©egenfä^en ttiieberlel)ren
würben, ia^ ©migrirte unb aflo^aliften, mit öerfd^winbenben 2lu§*
nal^men, nur bann bem Äönig ^eerfolge gu leiften bereit waren,
wenn ber Äönig il)re @ad^c gur feinigen macf)te. 3)iefe 3lnfd)auung
aboptirte Äaifer Slleyanber. ©urcä^ eine bebingungSlofc diMUt)X
ber SBourbonS erllärte aud^ er bie ®ewiffen§freif)eit in %xanh
reid^ bebrol^t unb bie Slera ber SBieberöergeltungen eingeleitet.
5ftoc^ am 17. 3JJärg warf er im ©efpräd^ mit bem Unterpnbler
be§ afio^aliSmuö, mit SBitroHeö, bie grage auf, ob nid^t etwa
bod) eine aiepublif ben Sourbonö t)orgugiel)en fei^). Slm
31. SWärg öerppi(^tete er jid^ unb bie SSerbünbeten gur 3ld^«
tung ber SSerfaffung, bie granfrei^ jid) geben würbe. 9Ketter=
nid) verfolgte eine anbere ^olitif. ßr ^atte gwar am 10. SUo»
öember bie Uebergeugung , ba^ ^cüfokon niemals ^rieben
fdf)liefeen werbe, „fein ©laubenöbefenntnife" genannt^). Slber
bic SKöglid^feit bagu fpielte er xi)m ftets wieber unb aud^
bann nod) in bie |)anb, ate ber SBeg nad^ SßariS längft
offen lag. S)enn mnn eS gelang, Slapoleon burd^ Defter^
reic^S SSermittlung auf \>tn 2l^ron gu er{)alten, fo fonnte
fein @inPufe gegen SRufelanb in ^olen unb gegen ^reufeenS
Stellung in ©eutfd^lanb aufgeboten werben. Äaifer Sllefanber
mufete il)n öoranbrängen unb aud) im Äönig öon ^reufeen im
gntjd^lufe beftärfen, bie frangöpfd^en 3lngelegenl)eiten in ^ariS
gur entfd)eibung gu bringen. 2lm meiften trug ber forftfd)e
9flatf)geber Sllefanber'S, ®eneral ^oggo bi Sorgo, ber gefd^worne
geinb t)on 9lapoleon, bagu bei, ben ßgaren in biefer ©timmung
gu befeftigen. 3^r lamen, mit bem Sd^eitern ber SSer^anb^
lungen gu ß^atiUon, bie ßreigniffe gu $ülfe. ?lid)t allein feine
») Vitrolles, Memoires, I, 118—119.
*) SB. Dntfcn, ©te 5Wft8 ber legten griebenSöerl^anblungcn mit ^apo*
Icon. ^ift. Safc^cnbud^, 1886, 4.
428 ©efinnung ber äRAd)te in I3f3ug auf eine SüeftouTaHon in S^onfieid^.
felbftffid^tigc Scrblenbung, [onbern baS burd) il^n öcrförpcrtc
^ringip bcr SReDoIutiou, mad^te eiJ jur ScbcnSbcblngung für
SRapoIcon, an \i)xm ßrrungenfd^aften fcftjul^alten unb »cnigftcnÄ
ienc no(^ ju granffurt bewilligten fogenanntcn ttatürlid^ett
©renken, bie ai^jen, bie ^^renäen, ben Sil^ctn, für granftreid^
jn jtc^ent. ßinc gleid^ gcbieterifd^e innere SHotl^iDenbigleit gwang
aber jc^t bie SBerbünbeten, ben Uebergriffen ber fjranjofen ein
@nbe gn mad)en unb jte in il^ren öorreüolutiondren Sep^ftanb
gurfidtjuweifen ^).
@o mürbe benn am 1. 3J2ärg bie OuabrupelaQiang gtoifd^en
Defterreid), ©nglanb, Sßreufeen unb JRufelanb gur gemcinfamcn
Sortierung be§ Äriegö auf bie näd)ften gwangig ^(äixc ge«
fd^Iofjen, unb am 24. SRärg ber Sefel^I, auf ^ariiJ gu mar*
fd)iren, gegeben. Sie frangöftfd)e ^aupiftabt fopitulirte am
30. 9Kärg unb bamit war ber militärifd^e fjelbgug gu 6nbc,
nid)t aber ber biplomatifd)e Selbgug, ber tl^m gur Seite ge*
gangen war.
3u ßl^atillon, in ber Äonfereng Dom 13. ff^ruor, l^atte
SJtetternid) ben Derbünbeten Kabinetten unter anbem fjragen
aud^ biefe oorgelegt, „ob bie SKäd^te fid^ für Subwig XVIII. au8*
fprec^en ober fortfal^ren foHten, bie 3«itiatiüe bagu ben ^an«
gofen gu überlaffen'\ worauf weitere fjragen |td^ mit ber Art
unb SBeife befd)äft igten, wie in bem einen ober anbem gaU
Derfal^ren werben foHe. S)arauf antwortete ^arbenberg im
Flamen oon ^reufeen, gur ©tunbe laffe nid^tiS auf bie Äbffc^t
ber frangöjifdöen 9iation fd^liefeen, ftd^ ber ^errfd^aft öon ^apo^
leon gu entgiel^en. Slngejtd^t^ biefer Sl^atfad^e Wmic eine
aBieberl^erftellung ber Sourbonö wol^l ber ©egenftonb be8
SBunfd^eö für bie preufeifd^e ^Regierung fein, ober ben fidlem
S3ortt)eil eine^ rafd^en tyriebenöfd^Iuffeö bürfe |tc einem bcr»
0 S. t). ffianie, .^atbenbetg unb bie ©efd^id^te bed ^xtaW^tn Staates,
1793—1813. ©ammtl. 2BeT!e, 47, 339. 2B. Dncfcn, ®ie ÄrifW bet Itifiea
gtiebenSberl^anblungen mit ^apoUon. ^ift. Saftäffenbud^, 1886, 8—12.
©cflnnuitö ber 9K5d^tc tn SBcaug auf eine SReftauration in gtanlrcic^. 429
artigen SBunfd^ nid^t opfern nnb bie ©ntfdieibung über bie
b^nafiifc^e grage ben i5rango[en nid^t aufbringen, worauf Dcfter-
rcid^ jid^ mit biefem preufeifd^en ©tanbpunft öoHfiänbig einher*
ftanbcn crflärte. Äaifcr Slle^anber l^atte bereits ju Sangreö,
am 29. Sanuar, bie Stage wegen ber fünftigen SRegierungöform
einer frangöpfd^en Urn)äl)lert)erfammlung ju unterbreiten gebadet,
©iefer SBorfd)lag eines ^lebiScitS, ber feinen SiberaliSmuS nid)t
erfd)redfte, war am SBiberftanb ber übrigen 5!Käd)te gefd^eitert.
Unter bem ©influfe feines früf)eren 6rjiet)erS unb bamaligen ^^^
gleiterS Sa ^arpe fd^lug er bann Dor, bie 5ßcuorbnung granfreic^S
feinen oerfaffungSmafeigen Äörperfdf)aften gu überlaffen, waS ben
@d)werpunft nac^ ^aris unb in bie ^änbe ber oon 9lapoIeon
eingefe^ten 33el^örben oerlegte. ©amit l)ing ber gleidjfallS oon
ben 3Serbünbeten abgeleljnte 33orfd^lag jufammen, bie^auptftabt,
nad^ @inna]^me berfelben, einem rufftfä)en ©ouüerneur anguber^
trauen, ©einen aufrid)tigen ©ntfd^Iufe, ftd^ bem nationalen
SBiUen ju fügen, glaubte Äaifer Sllejranber nidE)t beffer betätigen
ju fönnen, als inbem er äufeerte, felbft einer SBieberbefefiigung
ber Slapoleonifd^en SKad^t werbe er fid), wenn fte Don ben
fjrangofen oerlangt werbe, nid^t wiberfe^en. Qn S>xo)i)t^ be-
geidinete er Sorb ßaftlereagl^ gegenüber ben «perjog öon Orleans,
unb Dier 3Bod)en fpäter, am 17. 3DMrj, im ©efpräd) mit
SÜtroHeS, ben 3Sicefönig ßugen a3eauf)arnaiS als Äanbibaten
für ben franjöjifd)en SEI^ron. 33ei berfelben ®elcgenl^eit erwäl^nte
er, SSernabotte fei wegen feines ©influffeS auf bie Slrmee unb
feiner SSerbinbungen mit ben ^^reunben ber 9fieöolution Don i^m
felbft in SSetrad^t gejogen, aber auS oerfd)iebenen ®rünben
wieber aufgegeben worben^).
®iefe ®rünbe pnb feitbem befannt geworben unb lagen
jum S;l)eil in ber Unguöerläfjtgfeit oon' 33ernabotte, „ber fid)
t)or Ungebulb oerje^rte, Äönig oon g=ran!reid) gu werben, unb
') SB. Onden, S)tc ^tfiS ber legten gnebenSöcvl^anblmigen mit 9?apo*
Icon. ^ift. %a]^e\\bü6), 1886, 16—31. VitroUes, M^moires, I, 119.
430 ®efinnund bft HRdd^te in IBraug auf eine 9{efloutttiion ht gfmitfreid^.
CO nid)t aufgeben »ollte, Äönig öon ©d^webcn ju fctn" ^), unb
in bem Untftanb, ia^ er bie SBcrbflnbeten über bic Sttmmung
in Sranfreld^ falfd^ unterrichtet l^atte. ©enamit l^at Ädfer
3llejcanber ben SHamen be« fd^webijd^en Äronprinjen jwar nod^
am Sag be^ @injug^ in $aris, aber idoI^I nur, um fid^ eined
unter anbern Umftänben gegebenen SBerfprcd^en« gu entlebigen*).
SBemabotte felbft war iebod) in jenem 3K&rj öon ber SluSfld^t*'
lojtgleit feiner 5ßlane nod) burd)au§ nid)t überjeugt; nur fnüpfte
er pe je^t öomel^mlid^ an bie ©üentualität einer Slegcntfd^aft
für ben ©ol^n öon 9ia^)oIeon. 6ö war il^m gelungen, etwaä
öon ber eigenen 3wi)erRd^t bei ffleniamin ©onflant ju crtöedfen,
ber il^m nac^ Selgien folgte, ben Drben be8 SftorbftemS üon
i^m erl^ielt unb eine ß^it l^inburd^ an bie SRöglid^fcit glaubte,
burd^ ben „Searner", wie ba§ „Soumal intime" ben au8 '^u
gebürtigen SSernabotte nennt, eine freie, gemäßigte SRonard^ie
in granlreidö gu errid^ten^).
Sa ^Ja^ette erl^ielt einige Seilen beS fd^tt)cbifd)cn Äron«
pringen, mit ber Sitte, fein SSerl^alten günftig gu bcurtl^eilen
bi§ gum Slugenblid, wo eö il^m gelingen werbe, Seweifc feinet
Eingebung an Sranfreid^ unb bie Sreil^cit gu geben*). 2)ur(^
3Sermittlung Don SBenjamin Gonftant foHte aud^ ber (älnfluft
Don i5rau Don @tael bei Sllej:anber für Semabottc aufgeboten
werben^).
©ie l)atte ingwifd^en, im Sanuar, baiJ 3Kanuffript ber ^ug*
fc^rift Don Senjamin Sonftant gegen baS Äaiferreid^ erl^altett.
') Loeve-Veimars, Benjamia Constant. Revue des Deax Mondes,
1833, 240-241.
^ Viel-Castel, Histoire de la Restauration, I, 203. La Fayette,
M^moires, V, 304, SRote.
^) Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
10 Mars 1887, 768—769. Lofeve-Veimars, B. Constant ReTue des
Deux Mondes, 1833, 240—241.
*) La Fayette, M^moires, V, 537, Appendice.
^) La Fayette, M6moires, V, 537, Appendice. S:^. ö. 8eYtt|atbi,
©enlroürbtöleitcn beS ®tafen öon %oU, III, 97.
»rief öon Srrau Don ©toel öom 23. Sanuar 1814. 431
6r fprad^ barin in gcrciätem SCon öoti bcr franjöftfd^cn SHation,
öott wcld^cr er in feinen Sriefen gegen SBillerö äufeerte, bafe jte
ftetS baö ®ute öon ftd^ weife, unb ntcf)tö mel^r t)on il)r gu erwarten
fei, nad)bem pe Diergel^n S^^re lang öor bem Äorfen im ©taub
gelegen l^abe. „©aö europäifd^e 6l)ina", nennt er ^Jranfreid^
einmal. @r liatte iJrau öon ©tael gebeten, feine Sroci^ure
anonym in ©nglanb Deröffentlid^en gu laffen. Sie antwortet
barauf unb fäl^rt bann fort: „ßnblid) eine le^te Srage, bie
wid^tigfie t)on SlKen: 3ft S^i^^ Stimmung nod^ biefelbe wie öor
SÄonaten? @el)en @ie nicä^t bie ®efal)r, in welcher gtanfreicf)
fc^mebt? ©pfiren @ie nid)t ben SBinb ber Sontre=9flet)olution,
ber fd^on in ^oKanb, in ber @d)tt)eig xotijt, unb balb aud^
granlreidf) ergreifen wirb? ^ä) bin wie ®ufiat) SBafa, id^
greife 6l)riftian an. Slber man l^at mir meine 3Kutter auf ben
Seftung§waH gefteHt. Sft eS ber Slugenblicf, @döled)teö öon
bm gtangofen gu fagen, wo bie ^Jlammen Don 2Ko§Iau 5ßariö
bebrof)en? ®en!en Sie an alles 3)aö unb entfd^eiben @ie. Slber
ol^ne @d)meid)elei! fagen @ie pd^, bafe Sl^r Salent unöergleic^^
lidö ift. Seftimmen @ie feine SSal^n, aber feien ©ie nidf)t in
Sweifel über feine 3Rad[)t.
,,®er ^ergog oon SBerr^ l^at mid) befud)t, unb id^ ftel^e nid^t
fd^led)t mit bm 33ourbon§. Sollten pe gurüdffel^ren, fo müfete
man pd) unterwerfen, benn SlHeS ift beffer al§ neue Unrul^en;
allein pe l^aben pd) nid)t geänbert unb nod^ weniger ift ba^
bei il)rer Umgebung ber gaH; wenn bie abfolute ®ewalt Don
3lapoleon gang @uropa gegen pd^ l^atte, fo wirb bie il(rige
burd^ baSfelbe befeftigt werben. Slöie fel^r wünfd)te id^, ba§
mit 3^nen gu befprec^en, aber worüber möd^te id^ nid^t mit
ginnen reben, unb geipig wenigftenö werben wir ftetö mit ein*
anber in S^mpatl^ie bleiben.
,,SBollen Sie, bafe man Sl^ren 9iamen 31)^^^ Sd^rift Doran*
fe^e? SlUe SBelt wirb if)n lennen, nur ba§ ^ublifum nid^t,
weld^eS bem Sc^riftfteller feinen 5Ruf mad^t. @§ ift nid^t mel^r.
on bcr Qdt, wiber bie grangofen aufgureigen, man Ijafet pe nur
432 S3ricf bon grau Don ©tael Dom 23. Sonuar 1814.
ju fel^r. Unb ma« bcn 3Kcnfd^cn betrifft, wcld^ciS freie ^erg
fönnte tt)ünfd)en, il^n burd) bie Äofafcn gcftfirjt ju feigen? ®ie
Sltl^enicnfer fagtcn üon ^ippiaö: „SBir öenDeigem il^n &viä),
tomn^fjx tt)tt t)on un§ Verlangt." 9lapoIcon mufe einen bemütl^igcn=:
bcn f^riebcn unterjeid)nen, unb fjranfreid) mufe eine Sicpräfem
tatiööerfaffung f orbern ; aber fönnen xdix, fo lange bie gremben
im ganb finb; it)nen beplflid) fein? ©ie Dwofitton l^ier ijt
meiner Slnjtd)t, unb Sie wiffen, ob id^ 3l(OpoUon l^affe. @r*
wägen @ie reiflid^, waö @ic gu tl^un im fflegriff ftel^en. 3«
einem großen SBerf läfet pd^ SHIeö fagen, aber in einer Sflug«
fd^rift, bie einer Sl^at gleic^fömmt, mufe ber 9Roment gut ge^
VDQijlt fein. 3(Kan barf nid)t fd^led^t t)on ben granjofen reben,
tt)enn bie SRuffen in gangreS finb. ®ott öerbanne mid^ lieber
au§ ^Jranlreid^, alö bafe er mir bie SRüdEfel^r bal^in burd^ bie
gremben erwirfe! gd) l^abe Seinen meine Slnfid^t gefagt, Sl^rc
Sntereffen werbe id) pünftlid^ unb mit ßifer wal^mel^mett.
@d)reiben @ie mir; id^ Iiabenid^t aufgel^ört, ^f^nm gu fd^reiben
unb werbe e§ aud^ fiinftig nid)t tl^un. @ie l^aben mir öicl
a3öfe§ gugefitgt, unb je länger id) \)kx lebe, befto mel^r fel^e id^
ein, bafe 3^r ßl^arafter nid)t moralifd) ift, aber id^ od^te in
3l)nen gl^r Salent unb ba^ ©efül^l, tt)eld)ei§ mein $erg fo öiele
Saläre {)inburd) erfüllt l)at. 3d) werbe S^nen bal^er ftetS efiic
^Jreunbin fein. ®aran bürfen @ic niemals gweifeln.
,gBeld)e Äripö in biefem Slugenblicf! Sie gfreil^eit iji bai
(Singige, toa§ allen ß^it^ttern in allen Siteraturen im SBIut
liegt. ®ie %xtxi)txt, unb wa§ man nid^t bat)on trennen bum,
bie 3Saterlanb§liebe. Slber weld^ eine Äombinatlon, bie uitf
Dor ber 9^ieberlage eine§ fold)en 9Jlenfd)en bangen l&fet. fyü
benn ^ranlreid^ nid)t gwei 8lrme, ben einen, um bie ^remben
gu t)ertreiben, ben anbern, um bie SE^rann'ei gu ftfirgen? S88c8*
l)alb fönnte ber Senat nid)t ben ^ringen öon ©d^weben ate
griebenSunterl^änbler berufen ? &x müfete granfreid^S äBtH^elm ID.
fein. 3Se§]^alb mad)t er nid^t mit feinen ©d^weben aUeiii chten
Slbftcd^er nad) $ari§? 5)a§ wäre möglid). 3c^ l^abe f^n in
grou öoti <Biaet crfcnnt btc ißotl^ttjenbigfeit ber SRcftaurotton. 433
bcr 3lafit gefcl^ctt unb I)alte il^n für ben beften unb ebelftcn aller
SKenjd^en, bic ju {)crrfcl^en berufen jinb. . . . ©tefe^ ganb ^) ifi nic^t
für bie S3ourbon§, aber fe^r gegen Sonaparte! 9Jiit il^m ift
nur ein SBaffenftiUftanb mßglicf). Unb granfreid^, iJranfreid),
wenn e§ bie greilieit liebte! . . ."%
3m Sid^tc ber Scttg^fc^id)te gele[en, jtnb biefe 3^1^«/ tro^
aller perfönlidien ©^mpatl^ie für Sernabotte, ein Slbfagcbrief in
Sejug auf feine franjöpfd^en Päne unb Don it)nen ift in ber
ßorrefponbenj Don grau t)on @tael nid^t mel^r bie 9fiebe. SBaö xi)x^
Haltung beftimntte, war ba§ Set)lfd^lagen ber unter anbem auc^
üon 6{)ateaubrianb getl^eilten Hoffnung, %xanfxtx6) werbe noc^
in ber legten ©tunbe pd^ Don 9la^)oleon loöfagen, baburd) bem
©inmarfd^ ber SSerbünbeten §alt gebieten unb bie ^auptftabt
retten. 2ll§ ba^ nid^t gefd^al^, unb bie öffentlid^e 9)leinung ftatt
beffen unjd^lüffig l^in unb l)er fd^wanlte, je nad^bem ba§ SBaffen*
glflc! Slapoleon öerliefe ober il^m wieber läd^elte^), erfanntc il^r
Patriotismus, \>a^ feine anbere fiöfung als bie dtMUljx beS
alten Äöniggejd^led^teS blieb, baS allein ol^ne ©emütl^igung für
fid^ unb für bie ^Ration i>a^ ^ranfreid) Don 1814 mit bem
Sejt^ftanb Don 1792 wieber antreten fonnte. 2)ie[e S;l)atfad^e
war entfd^eibenb für ^Jrau Don @tael, obwol^l fie wufete, bafe
alles Slnbere in %xaQt ftanb, unb feine 2:äufd^ung über baS,
was xijxt politifd)en 5lnfcf)auungen Don bm SourbonS ju ge=
wdrtigen l)atten, il^r bm ©ntfd^lufe erleid^terte^). @ie l^at
wol^l ftetS mit einer gewiffen @gmpatt)ie Don Subwig XVIII.
gefprodfien, unb H)n »un roi favorable ä la litterature« ge=
narnit; aHein ber ®raf Don SlrtoiS war ber perfönlid^e ©egner
il^reS SBaterS gewefen unb auf feine ©ejinnung, baS wu^te man,
0 ©ngranb.
2) Sl. ©trobtmonn, ©id^terprofite unb 6]öara!tct!öpfc, II, 27— 29. grau
öon ©tael an S3. ßonftant, 23. Sanuat 1814.
^) Vi troll es, M^moires, I, 96, SJlcttemtd&'S Slcugetunöcn borüber.
H. Houssaye, La France en 1814. Revue des Deux Mondes, Oct.
1887, 788.
*) Miss Berry, Journal and Correspondence, III, 10—11.
»lenncrf^otf ctt, grau toon ©tael. ni. 28
434 ©rünbc i^re« Octtnqen«.
l^attcn iDcbcr ^tii noäj ©rfal^rung gcwirft. SBenn ^au Don
©tael jid) für t>a^ ^an^ SSourbon crflcirtc, fo war cS bic Siebe
gu granlreid^; bie il^re SBal^l entfd^ieb. Scniamin Sonftant
Derftanb ba§ ni^t. er fd^rieb am 27. SRärg an aRadfintofl^,
eine Station, xodä^t bic greil^eit nnb ble Humanität fd^dbige,
muffe in bie M)t erBärt merben^), unb plaibirtc noä) einmal
in ©enlfd^riften an bie englifd^en SKinifter bie ©ad^e bcr SRegent*
fd^aft. 9D?it öoHem di^djt lonntc grau öon ©taöl barouf er»
mibern: „Sie nennen mid^ uneigennü^ig in meinen SBünfd^en?
3a gemife, . . . 3c^ werbe nid)tö gegen granfreid^ tl^un; id^
werbe in feinem Unglüd weber bm 5Ruf, ben ic^ ü^m Dcrbanfe,
nod) ben SRamen meinet SSater^, t>m eS geliebt f)at, gegen baS*
felbe xombrn. ®iefe verbrannten ©örfer lagen auf feinem SBegc,
al§ bie SBeiber fid) auf bie Äniee warfen, um il^n öorfibcrfol^rcn
gu feigen. Sie ftnb fein g^rangofe, Seniamin, @ic l^abcn nid^t
in biefem Sanbe aUe Erinnerungen ber Äinbl^eit. ©ol^er ber
Unterfd^ieb gwifd)en 3^nen unb mir. . . . 3^) fül^Ie tief in ber
©eele, bafe id^ SRed^t f)abe, weil meine ©rregung unwiHIürHd^
nnb in SBiberfprud) mit meinen perfönlid)en Sntercffcn ift'' *).
aSie iJrau öon @tael, fo bad)ten in Jenen SCagcn Über bic
3Bieberfef)r ber Sourbon^ ber greil^err Don Stein, bcr bic Un^
möglid)feit aller ©egenprogramme erfannte^), unb Sattc^ranb,
beffen wol)lbered)neter SlbfaH ben SluSfd^lag gab. 6r foUtc
bie Äaiferin^SRegentin, 9Karie Souife, nad) Sloi« begleiten,
unb forgte bafür, an ber ^arifer Sarriere feftgenommen gu
werben. »Les Bourbons sont un principe, tout le reste
est une intrigue«, fagte er. 38itroHe§ begeugt, ba% big gum
SRärg unb noc^ länger Sliemanb an eine SReftauration glaubte*),
1) Sir J. Mackintosh, Memoirs, II, 270.
2) 31. ©txobtmann, ©td^terprofilc unb (Sl&arafterlöpfe, II, 29—30.
grau öon Siael an S3. ©onftant, Sonbon, 22. aWöra 1814.
3) spcr^, Sebcn öon ©tcin, VI, S3cUagc 2, 193.
*) Vitrolles, Memoires, I, 47-48, 133, 140, 181, 312. Viel-
Castel, Uistoire de la Restauration, I, 202.
. j
©tünbc tl^rcS ©clinöcniS. 435
Sltentanb, mit Slu^nal^me freilid) ber englifd^cn Staatsmänner,
bie gegen ba§ SSorurtl)eiI tl^reS eigenen ßanbeio an ber ]^iftorifd)en
Sered)tigung ber SSonrbonS feft^ielten, unb alö 9lapoIeon, ben
ber @elb[terl)altung5trieb leitete. »Les Bourbons s'en tire-
raient«, l^atte er auf ber glud^t au§ SRufelanb gefagt. „SBenn id^
mein ©ol^n n^äre'', njieberl^olte er {e^t, „bann lönnte id) fort-
fämpfen, bi§ ic!^ mit bem SRücfen gegen bie 5ß^renäen ftänbe".
3lo(i) in ben aHerle^ten 3^it^J^ feiner ^errfd^aft öerfud^te er, ben
©ci^atten t)on %a\)xa^ gegen ßubnjig XVIII. tieraufgubefci^mören ^).
Slber e§ gelang il^m nid)t, jtd) ber 5ßa:piere, bie ben bourboni»
fd^en ^ßrinjen fontpromittirten, ju bemäd^tigen, unb an ben
legten Sftefultaten voixxt baburd^ nidjtiS geänbert njorben. ®ie
5IRämoiren beS Slgenten für bie löniglid^e @ad)e, 3SitroHe§, be=
ftätigen, tt)a§ man bereite mufete, biefe§ nämlid^, *bafe ber
@raf öon Slrtoiö in DöHiger Itnfenntnife ber 3Renfd^en unb
S)inge nad^ Sranfreid) jurüdftel^rte, bem erften Intriganten, ber
jtd) feiner bemäd^tigte, gur SSeute beftimmt unb fc^on bamal§
öon jienem S^atali§mu§ erfüllt, ber unter ber geitung be^
gleid)gepnnten dürften ^olignac fünfjel^n Saläre fpäter fein
SBerpngnife öoUenbete. ßubmig XVIIL befafe Diel mel^r Älugl)eit
unb tüufete bie Dberfläd^lid^feit feiner rein äufeerlid)en SSilbung
burd)'bie föniglid)e SBürbe feinet Sluftretenö ju Derbeden, ^n
S3egug auf ben l^ol^en Segriff, ben er öon feinen angebornen
SRed^ten l^atte, n)ar er nid)t weniger ftationär al§ fein ©ruber
geblieben, unb eine S^rage ber (Stiquette überwog aud^ bei il^m
ba§ Sntereffe an ben ix)id)tigften ftaat§männifd)en Problemen 2).
SUber, wie ganj rid)tig benierft worbcn ift, bie Situation war
eine fold)e, bafe bie SSourbon^ fünfuttbjwangig SE^orl^eiten im
Sag bcgeljen burften, üorau^gefe^t, bafe |te beren nid)t fünfjig
mad^ten^).
^) Droz, Histoire de Louis XIV, III, 02. La Fayette, Memoires,
V, 346-347.
^) Vitrolles, Memoires, II, 184.
3) ©benbafclbft, II, 59.
28*
436 ^oifcr «rc;ranbcr unb Subtoig XVIII.
SKan rief ftc gurüdE, md)t weil man flc Hebte ober tücil
man an jte glaubte^), fonbern ttjeil ftc uncntbcl^rUd^ ttjarcn, für
ben ÄonücntioncUen (Sarnot roit für bcn fatfcrttcl)en 5Karfd)an
5IRarmont, für bic überlebenben ÄonftitutioneUcn öon 1789 wie
für bic Senatoren t)on 1814, bic Don 5Ra^)oleon emannt worben
waren unb xijxt ie|t abfegten.
Äaifer Süeyanber feinerfeitS blieb bem gegebenen SBortc
treu. Uncrad^tet feiner perfönlid^en Abneigung gegen bte
SourbonS toilligte er in il^rc SReftauration, als ftc Don ben
erften SBürbenträgern be§ Äaiferreid^S, mit SEattc^ranb an tl^rer
@pi^e, unb t)om ©enat offijiell verlangt ttjurbe. 9lur barem
l^ielt er feft, ia^ ßubwig XVIII. nid)t al§ legitimer Ä5nig ber
SRo^aliften, fonbern alö ber auS freiem ©ntfd^lufe be§ 3Solfö
gewählte SSruber Subtt)ig'§ XVI. fraft ber öom Senat entworfe*
nen SSerfaffung gurücffel^ren, unb bafe er ftc befc^wören follte;
beöor er bm Stl^ron beftieg. 2lm 2. 3Rai reifte Äaifer SHejcanber
bem Äönig bi§ (Sompiegne entgegen unb Ijattc eine lange Unter«
rebung mit il^m. Iteber ben Snljalt berfelben fagte er fpäter
im @alon öon ^Jrau öon ©tael ju Sa tfa^ette, fein SBille fei
eS gemefen; bic 33ourbon§ fottten bic SSerfaffung au§ bm ^&n^
ben beS SanbeS annehmen, ftatt xijm eine fold^c gu geben. ^Slber";
fügte ber Äaifer t)ingu, „eine Slborbnung beS gefe^gebcnben
Äörper§ toar fc^on oor mir bort, um ben Äönig ol^ne SSebingung
anguer!ennen, unb gegen beibe war id^ ol^nmäd^tig" 2).
S)er eingug Subwig'^ XVIII. in 5ßari§ fottte am näd^fte^
Sag ftattfinben, aber aud^ unter biefen für il^n fo günftigen
Umftänben war er bod) nur bann möglid^, wenn in SSegug auf
bic fonftitutioncHe ^rage Garantien gegeben würben. @o erfolgte
benn am 3. 9Jiai im ©d^Iofe gu @t. Duen, wo baS le^te Slad^t*
lager genommen würbe, bic be!annte ©rfldrung, weld^e gwat
ben SSerfaffungöentwurf beö ©cnateS öcrwarf unb ftd^ in be*
•) Vitrolles, M6moires, I, 1G9.
2) %f). t). S3crn]öotbt, ÖJcfd^td^te SRuferanbS, II «, 824.
SRüdffc^r t)on grau bon ©tael nad^ $aris. 437
red)neter Unbeftimmtl^eit über tt)id^ttge 5ßunfte äußerte, aber
bennod^ bic notl^tüenbtgften ©runblagcn ber fonftitutioneHen
ßl^artc au§ eigener SKac^töoIlfommenl^eit gugeftanb unb jtd^
öerpflici^tete; il^reu SBortlaut üor il^rer SSeröffentltd^ung einer
Äommifjton öon SJlitgliebern be§ (Senate unb ber gegi^Iatiöe ju
unterbreiten.
2llö öier 2ßod)en früher bie 9iad^rtd^t t)on ber Ä^a:pitulation
öon 5|Sariö in Sonbon eingetroffen war, l^atte man grau öon
@tael barüber beglüdwünfd^t, ba^ nun aud) il^re SSerbannung
gu @nbe fei. »De quoi me faites-vous compliment, je vous
prie, de ce que je suis au desespoir«, ertt)iberte fte. ©ie
mar anfänglich entfd^loffeu; nid^t nad^ $ari§ jurüdjufe^ren, fo
lange frembe Sruppen bort anwefenb njaren. »Verriez-vous
Sans peine vingt-cinq ans d'efiforts ä Jamals consideres
comme vingt-cinq ans de crimes«, l^eifet eö in einem il^rer
legten 33riefe an Sßiller^, »les progres de Tesprit humain
condamnes, et la tyrannie meprisee comme un parvenu
qu'il faul remplacer par un grand seigneur, le despotisme?« ^)
Sinein il^r @ol)n mar mit SSenjamin Gonftant; ben er in 33rüffel
auf feinem SBeg fanb, bereite im 2lpril in bie frangöjtfd^e
^auptftabt 3urüdgefet)rt, unb Srau öon @tael mufete am 8. 3Rai
folgen, um perfönlid)e 2lngelegenl)eiten; bie leinen 2luffd)ub litten,
inDrbnung.ju bringen. @ie reifte mit bem Orafen SWontlofter,
beffen ftrenge monard^ifd^e £l)eorien fte nid)t gelten laffen
wottte, mdl^renb er bie erften Äapitel ber „ßonfiberationö'^
bie fte il^m bamal^^ mitttieilte, mit ber l^öd^ften Sefriebigung
öernal^m^). 2lm 12. 3Rai traf fte in ber franjöftfd^en $aupt=
ftabt ein. 3Ran fanb fte bleid), mit einem leibenben Slu^brud,
fonft unöeränbert, nur burd) bie 6rfal^rung unb ia^ ßeben
gereift unb -geläutert. 3l^re diMkljx au§ ber SSerbannung
würbe unter allen Umftänben ein 6reignife gemefen fein. 3m
») m. 3§rct, ©riefe au§ bem ^a^la^ öoit (5§. be SSillerS, 301. grou
öon ^tael an SStllerS, fionbon, 6. ^pxxl 1814.
^) Bardoux, Le Comte de Montlosier, 175.
438 ftaifer Qle^anber bei grtau t>on 6taet
SlugenblidE aber, wo bie Stuöarbettung bct (Sijaxtt auf fo öiclc
ber leitenben gbeen il^rer fonftitutioncllctt %xmnht üon 1789
jurüdfgriff unb bie ©rflärimg Don @t. Duen burd^ einen
]^i[torifd)en Qn\a\i unter bem einfügen ©ad^ il^reS SatcrS ge«
geben worben toar, gewann iljrc Slnwefenl^cit in ^ariS bie
SSebeutung einer politifd^en SRanifeftation. SBenigc Sage nad^
il^rer einlauft, an einem benftoürbigen Slbenb, empfing Pc ben
Äaifer Slle.ranber, Äarl Sluguft öon ©ad^fen^'SCBeimar, bie ®c*
fanbten ber 3Jtäd)te, mit il)nen öiele ßelebritaten ber ^olitif
unb ber Siteratur, bie beiben §umbolbt, ®en^, ßa ga^ette,
SaKq SoUenbal, SRatl^ieu be ^JiontmorencQ, feinen aSetter, ben
§erjog üon Saüal, @abran, bie ^ergogin öon Äurlanb. »Cela
dura trois heures, avec un interet soutenu«, fd)rteb ate ShtgeU''
geuge §ßictet be SRougemont, 33et)ottmcid)tigter ber ©d^weij^).
Äaifer Sllej-auber bot feine ganje Siebenöwürbigfeit auf
unb öerfäumte bie Oelegenl^eit nid)t, [xd) in burd)auS liberalem
@inn ju dufeern. SSon gerbinanb VII., ber furj guDor nad^
Spanien gurüdfgefebrt, bereite am 4. 5!}iat bie SSerfaffung auf*
gehoben unb burd) feinen l^offnungöloö befd^ränften Slbfolutiä«
mu§ erfe^t l^atte, fprad^ er mit wegwerfenber SSerad^tung. ©ie
Seroilität ber frangöftfd)en 5ßreffe enoäl^nenb meinte Älejcanber,
in SRufelanb fei nid)t§ 2lel^nlid)eö gu pnben; feine guten Slbftd^ten
t)ätten in^ranfreid^ Weber SSerftänbnife nod)Unterftüfeung begegnet;
bie 33ourbon§ feien oon allen 3Sorurtl^eiIen bcö alten Slegime
erfüllt, „unoerbeffcrt unb unoerbefferlid)'\ ©er eingige ^erjog
tion Orleans l^abe liberale ^t)mx, öon ben SInbern fei nid^t« ju
^offen. 6r oerfprad) ber grau oon @tael, bie Dorgugäweife
ba^ ®efpräc^ mit il^m fül^rte, bie Slbfd^ajfung ber ©flaüerei
oom beoorftel^enben Äongrefe gu verlangen, ©em ^aupt eineS
ßanbe§, wo bie ßeibeigenfd^aft l^errfc^e, werbe man baS Siedet
nid^t guerfennen, für bie SSefreiung ber Sflaoen gu wirfen, aber
') Pictet de Rougemont, Fragments de Lettres. Biblioth^ue de
Geneve, 1840, 63.
Sftau tjon Btael unb ber ^crjog öon SBcHington. 439
täflltd^ erl^alte er in Segug auf bie innern Suftänbc gute Sot*
fd^aft aus feinem SReic!^ : mit ®otte§ §ülfe werbe bie Seibeigen»
fd^aft nod^ unter feiner ^Regierung aufl^ören. 3)ie Ie|tere 33e*
merfung macl)te er mit lauter Stimme ju Sa 55aQette gewenbet,
bem grau öon @tael 1805 auö SRom gefd^rieben ^atte, jte
tüotte, folange er lebe, nic^t an ber menfd)i[id)en SRace t)er»
jttjeifeln '), unb ben fte freubig njieber begrüßte. SaUe^ranb njar
gleid^fallö antoefenb. (gr nal^m al^ felbftüerftänblid) l^in, bafe
bie Unfäl^igfeit üon grau uon @tael, alte SSerbinbungen abju=
bred)en, nun aud) über il^re gegenfeitigen SSegiel^ungen entfd)ieb.
SCßellington, ber einige 2Bod)en frül^er ben §erjog§titel erljalten
l^atte, traf in jenem 2)?ai öon Sonbon »ieber in ^ariö ein. ©leid)
nad^ ber erften ^Begegnung mit il^m fagte befanntlidE) grau t)on
©tael, nie l^abe bie 3latur einen großen SHann mit einem fo
geringen Slufwanb öon SRitteln gemad)t: »II porte la gloire
comme si ce n'ötait rlen.« Sltö jte il^n eine^ Sag§ fragte,
ob eö rid)tig fei, bafe ber Sorb^Ä^angler Inieenb mit bem Äönig
fpred)e, unb tote er ba^ mol^l bemerlfteUige, liefe ftd^ ber ©ieger
öon SSittoria, ber ein grofeer ©amenrttter njar, öor il^r auf bie
Äniee nieber^). (gr fprad^ ftetö mit großer @9mpatl)ie öon
il^r, unb ptte nur gett)änfd)t, jte öon ber ^olitif feruljalten ju
fönnen. „®a§ mar aber nid^t leicht'', erjäl)lte fpäter ber eifeme
^^^^'&t n^^^^ öl^ einmal i^abe id) ju il^r gefagt, »je deteste
parier politique«, töorauf jte ermiberte, »pour moi, parier
politique, c'est vivre«. SBir maren gute greunbe unb nod) auf
bem Sterbebett n)ünfd)te fte, mid) ju jel^en; aber id) mar ba=
mal^ nid^t in $ari^"^).
3m Sal^r 1814 mar bie ^olitif öottenb^ nid^t ju öer»
meiben, unb jebe^ SBieberfel^en mit greunben brachte neue a3e=
1) La Fayette, M^moires, V, 309—311, 202. «öarnl^aöcn öon
©nfe, S)en!toütbt9fetten, VI, 136-140.
2) Quarterly Review, July 1881, 17.
^ Philipp Henry, 5th Earl Stanhope, Notes of conversations
with the Duke of Wellington, 295. (Uncbirt.)
440 SEßiebetbegegnung mit Sfteunben.
jiel^ungcn ju ben SageSereigniffcn, töcnn anä) in bcr ücrfd^ie*
bcnftcn SBeife. 3)iiniftcr beiS 3nnern ttjar bcr 8ibbe bc SKontcS*
qutou, ein alter 33efannter t)on ^au t)on ©tael, ben SaHe^ranb
feiner ro^aHftifd)en ©ejtnnung toegcn „bic rottet ^Jal^nc'' beS
9Kinifterium§ nannte, beffen fonftige 3nfcitttmenfe|ung ben Äönig
beftänbig an bie 2:i^atfad)e erinnerte, ba^ bie SSourbon« tl^rc
3urüdEberufung nid^t ben SRoqaliften, fonbern einem Äompromlfe
ber ^Parteien üerbanlten. ®er SRarineminifter, SKalouet, ber balb
barauf ftarb, unb ber ginanjminifter; 33aron Soui§, jäl^ttcn glcid^*
fallö ju ben greunben üon grau öon ©tael. 3^ ber Scrfaffungö*
fommtffton fanb fte Fontanes, SoiffQ b'SlnglaS, SSarb^ be 3Rar*
boiö, unter ben SSeratl^ern beö Äönigö 3aucourt wieber. 6a*
mitte S^rban luar aU Vertreter beö fönigötreucn Sqon nad^
5ßariö gelonmxen; @uarb freute ftd^ ber SCßieberl^erfteHung ber
Slfabemie. „Sei mir ift ba^ ttjeniger ber %aBi", fd^rieb grau
üon @tael an SReifter, „aflein man l^offt, ba^ ttjeniger ©d^abcn,
al^ man e^ anfangt fürchtete, baburd^ gefd^el^en unb bcr Siame
fonjol^l aU bie 6inrid)tung beö 3nftitut§ betbcj^alten werbe/
Slbbe 3Rorettet, ber einft 9fleder'§ $Iäne im 9iamcn üon Siir*
got unb ber öfonomiftifd)en ©d^ule befdmpft l)attc, je^t ein
©reis öon neununbad)tgig 3al)ren, »ar, obmol^l bettlägerig,
nod) geiftig öon ungetrübter grifd)e unb ^eiterfeit. S>cr um
gel^n 3^^^^ iöngere ©upont be 3lemour§ mar 1814 SWitglicb
ber :prot)iforifd)en ^Regierung gemefen, morauf il^n Submig XVin.
in ben ©taatörat^ berief.
Seit bem grü^ia^r 1813 mar aud^ ©i^monbi in SßariS, mo
bie greunbe ber ©räfin öon Sllban^, jene t)on grau öon @tael
unb balb aud) biefe felbft il^m bie befte Slufnal^me bereiteten.
®urdö bie le^tere mürbe er bei einer geiftreid^en grau eingcfül^rt,
bie in näd^fter 9^ä^e öon grau Don @tael mol^nte. @§ mar bie
§erjogin uon ®ura§, eine Sod^ter be§ ©rafen Äerfaint, ber im
Äonöent bie 9Jläfeigung vertreten unb bafür feinen Sob auf bm,
@d)affot gefunben l^atte. ^i)x ©atte bagegen, ber ^ergog üon
®ura§, gehörte burd^ gamilientrabition unb perfönlid^e Stellung ju
S)tc ^craoQtn öon S)uraS unb ßl^ateaubtianb. 441
ben Sntimcn beö §ofc§, unb bie ^erjogin, bie in ber äußern
©rfd^einung eine auffaüenbe, öon i^r gern betonte 8[el^nlid)!eit mit
5tauöon@taeI befofe, Ijatte 3Rä]^e, il^re liberalen ©^mpatl^ien unter
ben ©rforberniffen il^rer äußern Stellung aufrecht ju erl^alten.
«Une personne vraie dans un cercle factice«, nannte fte ^rau
öon @tael. Seit bem ßonfulat mar bie ^erjogin öon ®ura^
mit ßl^ateaubrianb befreunbet, ber il^r j^u biftiren pflegte unb
fel^r öiel in il^rem §au§ öerle^rte ^). SBäl^renb ber legten Seiten
be§ Äaiferreirf)^ öon 1814 ging ber grofee @d)riftfteller jur
^olitil über. @r öerfafete bie glugfc^rift, »De Bonaparte et
des Bourbons«, n)eld)e baö Signal gur Slpot^eofe ber alten
2Ronard)ie unb gur Snfultirung beö Äaifer^ gab, nad) beffen
©turg jte erfd^ien. 33eibe^ njar nid)t im @inn öon ^rau öon
©tael; bie nod) burd) anbere 9Jieinung^öerfd)iebenlÖeiten öom
aSerfaffer getrennt war. 2)ie gefellfc^aftlidie SSerü^rung gwifdien
il^nen tourbe jebod^ burd) bie .§)erjogin öon ®urag njieber lö^r*
gefteHt; njäl^renb SSenjamin ßonftant in ber treffe für ba§ nötl^ige
politifd^e ®egengett)ic^t forgte. (Seit bem @d)eitern ber ^Iftne
be§ fd^njebifd^en Äronpringen, »la sötte chute de Bernadotte«,
töie Seniamin ßonftant je^t fagte, fteigerte ftd) bei le^terem ber
SBunfd), tptig in bie 6reigni[fe einzugreifen. SSon SSelgien
auö fd^rieb er an Salle^ranb. 3n ^ari^ näl^erte er ftd) burd)
Sa ^arpe bem Äaifer 2lle;ranber, ber einen Drben öerfprad),
öerfel^rte mit ^ogjo bi SSorgo, SacreteHe, 33eugnot, ®arat,
Suarb, ©uijot, aud) mit 3^oud)e, ber eö öerftanben l^atte, pd)
feit bem 31. SWärg in bm öerfd)iebenen Sagern uuentbel^rlid) ju
mad^en. ®er Salon öon iJrau öon Stael ftanb SSenjamin
ßonftant immer offen. SSereit^ öor il^rer Slnfunft in $ariö
Ijatte er feinen Stanbpunft in ben franjöftfd^en 3lngelegenl)eiten
gewäl^lt. 2lm 21. 3lpril öer!ünbete ein Slrtifel au§ feiner g^eber,
in ben S)ebat§; bie Seigre öon ber SJleutralität ber Ärone gmifdien
*) Sismonde de Sismondi, Fragments de son Journal et Corres-
pondance, Revue historique, 1877, 76.
442 ®is puMiaiftif^e S^atigfeit t>on »eniamin jSottfiant
unb Über bcn Parteien, in bic er ben ©d^tperpunft bc8 parla«
mcntarifdjcn 3!)iecl^ant§ntug öcriegte. ®einal^c täglich jtanb er
feitbem auf ber Srefd^e gu ©unften ber parlamcntarifci^ett 9Kott=
ard)te, für bie meifee, öon liberalen Snftitutionen umgebene gal^ne.
^eranbilbung ber Stangofen gur tonftitutioneUen SRegiening galt
il^m afö bie Slufgabc feine§ politifc^en SBirfenö, unb in fd^neller
9ieit)enfoIge öeröffentlidjte er 3citung§artifel unb 5Iugfd)riftcn im
©ienfte bicfer 3^^^. ®ic Stimmung tt)ed)felte fortttjäl^renb, baS
3iel aber bel^ielt er im Sluge. ©ie mid)tigfte bicfer ^ßublifationen
mar bie ©d^rift, Esquisse d'une Constitution, bie (änbe ?!Rai
1814 erfd)icn. @ie ift öom Seftreben burd)brungen, bie gel^ler
ber 3?erfaffung öon 1791 ju öermeiben, ,,bie al§ ÄriegSmafd^ine
gegen bic (g;refutiüe gebad)t mar'', mie je^t aud) Senjamin ßonftant
fagt. ©ie neue SSerfaffung follte benfelben %^f)kx wicijt in 33egug
auf baö SBolf mieberl^olen. Q\m ÄammerU; eine erbliche, eine
gmcite au§ bireften SBal^len l^ertiorgegangen; öerantmortlid^e, par*
Iamentarifd)e 5Kinifter, eine ftarfe, über ben ^Parteien maltenbe
Ärone, ^refefreil^eit, @efd)mornengerid)te unb Siationalgarbe,
unb ein funftlid)e§, öielfad) üon englifd)en Sbeen beeinfiufeteS
®efüge öon gefe^Iid)en Oarantien gegen bit ®efal)rbung freil^eit«
Heiner S^pitutionen, ba§ mar bie Seigre, bie er gegen bie ^-
tremen beiber Parteien mit formüoUenbeter Älarl^eit auferbaute,
unb melc^er grau üon @tael ben SRüdf^alt il^rer perfönlic^ctt
3uftimmung gab^). ®ie fonftitutionette ©oftrin ber ©onjtb^»
rationg bemegtc ftd^ fpäter mit gemiffen SSorbel^alten auf paralleler
ßinie mit jener öon Senjamin ßonftant.
3Iluftonen über bie nädifte S^^fi^^ft ^^tt^ %^^^ ^^^ @ta6l
momöglid) nod) geringere al§ er. ©er Äönig öerfud^te jid^ im
©piel, mit ber einen ^anb gurüdgunel^men, ma§ er mit ber
anbern gegeben l^atte. SSergebenö mamte fjouc^e in einer
anonymen SSrod^ure öor ben e;rtremen Slo^aliften, bie il^ren
0 Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
10 Mars 1887, 776.
S)ic Safttl bcS Ä^önlg«. 443
^alt bei bem ©rafen Dou 2lrtoi§ fuci)tcn^). ®er Äönig liefe
ßi^ateaubrianb in Sejug auf feine mafelofe Srod)ure miffen, fte
l^abe it)m mel^r genügt al§ l^unberttaufenb 9Ulann. @r fagte
gu aSeugnot, ber SHitglieb ber SSerfaffnngöfommiffton toax,
er möge Slatte^ranb nid^ts öon il^ren 33eratl^nngen mittl^ellen.
8[fö SSeugnot erwiberte, er fürd)te, bie^ njerbe bod^ unb gtoar
öon Seite eineö feiner öierunbjiuanjig ÄoHegen gefd^eJ^en, er^
tt)iberte ber Äönig, baö fei möglid), nur foHe er nid)t biefer
eine fein^). Satteqranb aber war erfter SRinifter, unb l^atte
SSertrauenömänner in allen Greifen be^ §ofeö unb ber Plegie*
rung. ffia§ vorging, tt)ufete er fel^r genau, aud^ toenn ber
Äönig e^ il^m nid)t fagte, unb ba^ toar nid^t nur tüic^tig, fonbern
auä) eigentpmlid) genug. S)ie giftion ber ac^tjel^n 9flegierung§=
jalire be^ neuen SKonarc^en njurbe öom Slugenblicf an al§
gepd^ert betrad^tet, njo bie fenatoriale SSerfaffung fiel, bie jwar
ben aSruber ßubnjig'^ XVI., nid^t aber ben ad^tgel^nten ßubtüig
gurüdErief. Wit biefer giftion öerbanb aber ber Äönig ben
gangen SSegriff feiner SWac^ttiollfommen^eit. 6r betrad^tete fid)
alö ben ßrben einer abfoluten SouDeränetät, eineö unantaftbaren
9ied)te^ SRul^ig liefe er Don ben SKännern, bie er berufen l^attc,
bie fonftitutioneUe ßl^arte bi^futiren, biefe SSerfaffung naä) eng=
lifd^em SRufter, öon ber eö ^iefe, fte entfpred^e feinen 3BünfdE)en
unb fei burd^ bie S)eflaration üon @t. Duen verbürgt. ^Ijxn
genügte bie Sid^erfteUung gweier n)id)tiger fünfte. ®er eine
war ber, bafe er bie fonftitutionellen Garantien auö freiem,
unabpngigem SßiUen gab, ber anbere jener, bafe 2llle§, maö
bie neue SSerfaffung nic^t erwäl^nte unb nid)t änberte, alö gu
9ledE)t beftel^enb, fo mie e§ tior ber SReuolution gewefen war, be*
trad^tet würbe, unb jeben Slugenblidf nad) ©utbünfen wieber
geltenb gemad)t werben fonnte. S)er Oebanfe fam üom
©taatöfefretär SBitroHe^. „gd) legte mel^r Söertl) auf ba§, toa^
0 Fouch^, Remontrances du parterre, cttirt bei Viel- Gas tel,
I, 407.
2) Beugnot, Memoires, II, 147.
444 Vubioid XVIII. unb bie e^axte.
ni(t)t in ber Charte ftanb, aU auf jenes, loa^ fte ent^ielf*, fagt
er be;eid)nenb genügt). 3o fam t^, baB iveber bie Stdbmg
noc^ bie Steckte bcr 2Ronard)ie in ber (Sparte enoa^nt, fonbem
als unabhängig Don i^r Dorauegefe^t iDurben. Um bieten $rei^
lieB Subroig XVIII. bie fo gut ivie DoQige @Iei(^fienimg ber
Äulte unb eine Sufö^wi^nf^fewng ber ^airöfammer über ft(^
ergeben, roeldje \>en englifdjen Jorie^ ebenfo groB« Sebentei,
als bcm ßi^aren bas unbebingtefte IBo^Igefatten einflöBten.
33iö in einem geroiffen @rab war JaHegranb ber auffaffung
t)on bcr föniglid)cn 9Jiact)t, bcr Subroig XVIII. I^ulbigte, entgegen^
getommen. äud) er uiad)te |d)on Dor ber Slbrcifc gum SSiener
ÄongreB au» ber Segitimität, bas l^eißt au» ber Slnerfenmtng
ber 5Rcd)te ber alten 9Jtonarcl^ie, bie ©runblage bcr neuen
Staatöorbnung, in ber 3?orauöjtd)t freilid), baß bie Steilheit bcr
treffe, bie Ceffentlid)feit ber ©iöfujjton unb bie SESal^lfrcil^
in ber iJänge ber 3^'^ ""^ ^^"^ aud^ ttad) öielen ©d^tüicrig«
feiten, genügen ujürben, um uneraci^tet aUeiS ©egenbrucfc« bie
Ärone in ben fouftitutioneßen @d&ranfen ju Italien. ®iefe 6r*
Wartung würbe nid^t getäuid)t. Sreilid^ erft in il^rcr jioeitcn
^l^afe ift bie 9te[tauration ber ©ntwidlung ber öerfaffungS*
mäBigen greit)eit unb beö nationalen ®ebei]^en§ in geifHgcr »te
in materieller ^inftd^t günftiger aB jebe anbere ätegterung in
grantreid) gewefen.
3m ^al)x 1814 jebod) überwog bie bered)tigte Sorge, e8
werbe bem leibenfd)aftlid)en ©rängen ber Sleaftion, bie bis gum
S^ron ^inaufreid)te, gelingen, alleö wieber in fjrage gu ftcEen.
Äaifer 3lle^*anber, bem gubwig XVm. bei feierlid^en ®elegen«
l^eiten neben feinem 3lrmftul^l einen einfad^en 6effel anwieiJ,
mad)te fein^el^l barau^, bafe er §ßariö erft nac^ Promulgation
ber ß^arte öerlaffen werbe. »Quel homme que cet Empereur
de Russie«, fd)rieb grau tion @tael nad^ ©nglanb, »sans lui
>) Vitrolles, Memoires, II, 239—240, 248, 249. Viel-Castel,
Histoire de la Restauration, I, 410—416,
S)ie öffentltd^e SWcinung unb bte erftcn ^anblimgcn bcr ^Regierung. 445
nous n'aurions rien qui ressemblat ä une Constitution ....
11 veut la voir proclamee«^). 2lm 4. Swni, naci^bcm jtrf) bic
allürten ©ouöeräne öon $art§ nod) ßonbon begeben l)atten,
Derfünbete ber Äönig in feierlid^er @i^ung ben 3n^alt be§
5ßarifer fjrieben^öertrag^, ber 2lngeftd^t§ ber Sage ein öerpitnifes
mäfeig günftiger genannt njerben fonnte, »orauf burd) ben
@taat§minifter g^erranb bie fonftitutioneHe Slera burd^ 23erfünbi=
gung ber Sparte eröffnet njurbe.
®ie liberale Partei öermifete bie ©rfüUung be§ Sßerfpred^enS
üon @t. Duen, woburc^ bie ^ßrüfung be§ SBortlantö ber SSerfaffung
ben beiben grofeen Äörperfd^aften überlaffen fein foHte, mufete
ftd) aber vorläufig begnügen, in ber Slntwort auf bie Slironrebe
eine 33emerfung einfließen ju laffen, njonad^ bie ßl^arte alö
SSertrag jtt)ifci)en gürft unb 33oI!, nid^t al§ ©efd^enl be^ erfteren
aufgefaßt würbe 2). gn ber nä(i)ften Umgebung be§ Äönigö
bctrad^tete man ba§ fonftitutioneHe SRegime al§ ein ©yperiment,
t)on bem man l)offte, e» njerbe ben erften (Snttäufd)ungen jum
Dpfer fallen. 3n ber treffe brad)en ftd^ bie Salente 33a^n,
tt)eld^e bie SJlonard^ie bem Parlamentarismus Derpflid^ten njoUten,
aber vorläufig bie SSefeftigung biefer 9Konard)ie allen anbern
3nteref|en öoranfe^ten. @o bad)ten bie jmei SSegrünber ber
boftrinären @d^ule, bie als SSeamte beS SWiniftertumS beS
Snnern öon 2lbbe be 5RonteSquiou ju diatt) gebogen mürben.
S)er eine mar ber ^roteftant ©uijot, ber anbere ein ^ro=
feffor ber ^l^ilofopl^ie an ber Sorbonne unb erprobter 2lnpnger
ber 33ourbonS, $aul 3?o5er=6ollarb. ©ie Slufgabe mar bereits
eine fel^r fd)mierige, benn bie ©efai^ren, bie man für bie 9)lonard)ie
t)orauSgefe]^en l^atte, öerbüfterten mel)r unb mel)r ben politifd)en
^orijont. S)er ^oligeiminifter, SSeugnot, erflärte bie ^olijei für
bie Sllliirte ber [Religion unb SJloral. Sie tierbienten Dffigiere
ber 5Ra^)oleonifd)en 5lrmeen mürben ben ©migrirten, bie ber Äönig
*) Miss Berry, Journal and Correspondence, III, 24. Madame de
Stael, Considerations, Oeuvres, XIV, 28 w. ff.
^ Madame de Stael, Considerations, Oeuvres, XIV, 56 u. ff.
446 9tot)eT'6oaaTb, ^uiaot imb bo« ^ßtt^q/^t^.
in ba§ $eer rinrcil^te, nid^t nur glcid) ßcfleHt, fonbcrn nid^t
feiten untergeorbnet. ®er Verbannte, mit bcn Sourbon^ gurütf-
gefeierte Älcruö protcftirte gegen ba§ Äonforbat; ber Dcrarmte
abel erging ftd^ i« 5)rol^ungen gegen bic SeP^er feiner ©fiter,
beren ©igentl^umSreci^t bie 5)efIaration öon @t. Duen ffir im«
antaftbar erflärt Ijatte. 3" i^^n gewäl^rleifleten f^teü^eiten ge*
l^örte bie ber ?}reffe, bie unter ber Seitung öon Sflo^er-ßoIIarb
ftanb. Unter ben beftcl^enbeu 93er^ältniffen fc^ien eS icbod) fo
bebenflid^, fte gu getöäl^ren, ba§ er unb ber il^m beigeorbnete
©uigot bem Verlangen ber Äammermel^rl^eit nad^ einem ^^re^*
gefe^ nur mit Sorbel^alten entgegenfamen, bie felbfl einigen
ro^aliftifd^en Slättem, wie bem gournal be $ari8 unb ben
2)ebat§, gang übertrieben erfd^ienen. Sin bie ©pi^e ber Cppo*
jttion trat mit einer glängenb gefd^riebenen iJlugfd^rift Scnjamin
ßonftant. 6r betonte, ba^ bie Süegierung burd) bie beabpd)tigte
Genfur bie SSerantmortung für alle Sleufeerungen ber fJreffe ouf
ftd) labe, unb ftd^ babei felbft ber 5IRöglid^feit beraube, bie
öffentlid^e SJJeinung gu bilben unb ben ©nflufe ber ©epartemcntg
gegen jenen ber ^auptftabt aufgubieten.
8ll§ ba§ ?}refegefe^ ber ^Regierung mit einigen Slenberungen
für bie uäd^ften brei 3a^re angenommen würbe, replicirte SSen-
jamin ßonftant nod^ einmal in einer SBeife, bie fld^ befonberd
gegen bie 2lu§fü^rungen be§ 8lbbe be 9Konte§quiou afö 3Rtnijter
be§ 3nnem waubte. 3« feinem Journal brid^t er in bie SBortc
auS: »La loi a passe, Adieu la Constitution et au diable 1a
France« ^). SalleQranb lub il^n gu Sifd); aud^ biefer empfanb
gerabe gu jener S^it ^^^ SSerfud)ung, ftd^ ber parlamentarifd^en
Dppojttion gu naivem, befann ftc^ jebodö eines 33effem unb cnt*
ging ben $einlid)feiten ber innem Sage burd^ bie 8[brcife ^um
SBiener Äongrefe, auf weld&em er am 23. September dS Ab*
gefaubter fjranfreid^ö erfd^ien unb einen glängenben btplomati«
>) Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationaJe,
10 Mars 1887, 771.
grtau bon ©tael in Poppet, (Sommer 1814. 447
fd)cn Sriump]^ vorbereitete. ®ereit§ im 3wH ^^^ Srau öon
©taäl nad) (Soppet gurüdgefel)rt unb Ijätte, wie ein Srief öon
il^r an 5!}ii§ Serr^ berici^tet; 5ßari§ gern fd^on frül^er öerlaffen,
wenn il^rc Slngelcgenlieiten jte nid)t bort guriidgel^alten Ratten.
»Nous sommes ici dans un calme plat«, fd)rieb jte il^r am
14. 3uni nad^ Sonbon, »heureux de n'etre plus persecutes
et transportant toutes nos flatteries ä de plus honnetes
gens que Bonaparte, mais sans conserver pour cela plus de
dignite en nous-memes. Cependant ä la fin nous serons
libres, pareeque rien en ce genre ne retrograde d^finitive-
ment. Quant ä la societe, eile est encore nulle, 11 s'en
rassemble quelques debris chez moi, mais il n'y a point
d'ensemble« ^).
Slnbere SSemerfungen über bie Sage entl^ält ein glei(i)geitiger
33rief an bie ^erjogin Suife: »Les etrangers ont ete regus
avec une douceur parfaite, car rien ne r6veille plus la
triste apathie du pays. Quinze ans de tyrannie ont fini
tout esprlt public. Je crois cependant que le gouvernernent
actuel est bien etabli. Le roi a de Tesprit et de Padresse,
et tous les moyens pris par Bonaparte pour etablir la ty-
rannie servent ä Texistence des choses actuelles. L'histoire
d'Angleterre se recommence. Puissions-nous revenir ä la
Restauration de 1688« 2).
6§ famen nod) anbere Setoeggrünbe l^inju, um il^r bie[e§
einft \o erfel^nte ^ari^ nid^t mel^r gleid^ n)ünfd)en§tt)ertl^ er*
jcl)eincn ju laffen. Sl^re SJlcrDen l^atten fo gelitten, ba^ nur
öerpitnifemäfeige SRul^e xijx nod^ (Srleid)terung unb bie gur
SBoIlenbung il^rer Seben^aufgabe nötf)igen Äräfte gett)äl^rte. 3^=
mitten ber aufgeregten Seibenf(i)aften aber fanb aud) fte e§
nid)t möglid), xijxt SRul^e unb il^re g^reunbe ju bewal^ren, benn
biefe fjreunbe toaren in ben t)erfd)ieben[ten politifd^en Sagern
*) Miss Berry, Journal and Correspondence, III, 27—28.
2) L'Auteur des Souvenirs de Madame Röcamier, Goppel et
Weimar, 266.
448 Sebürfni^ nad^ SHul^e.
gcrftreut. 5D?at]^icu be SKonhnorcncQ, bcr Jc^t bcbmgimgSlo«
ber roqaliftifd^en @ad)e bicntc, warf il)r üor, Dppoption
gegen iebc SRegicrungSmaferegel ju treiben. Sie fclbjt fül^Itc
ftd^ unfäl^ig, um ben §ßrei§ ber SBerftänbtgung Aber Siage«*
fragen bie ^rinjipien preiSgugeben unb nannte Sir S^meS
9Jtadfintof^ Mr. Harmony, töeil jte il^m fd^ergenb üorwarf, cö gu
öerfud^en. Sind) mit Senjamin ßonftant ftanb im 8auf jenöS
@ommer§ öon 1814 eine neue ßrfal^rung beöor. Saläre lang
^atte er 3Kabame SRecamier im Dertraulid^en ÄretS üon ßoppet
unb in ^ariö gefeiten, ol^ne au§ feiner ®Ieid^gülttgfeit J^crauS»
gutreten. @ine§ Sagö nun liefe fte il^tt in ^ariö gu fld^ bitten,
um feiner g^eber bie 3nteref[en öon 3Äurat, \)tm fle mand^en
S)ienft gu banfen l^atte, gu eiupfei^len. 3Son btcfer S^föwimen«
fünft bel^ielt er einen ßinbrud, ber ftd^ balb gu toHer Eeiben*
fd^aft fteigerte. S^ifd)^« ber Äo!etterie ber fd^önen i5ftau unb
ber bod) immer mieberfel^renben (äinftd^t üon ber ^offnungö*
loftgfeit feiner Steigung geriet!^ er in einen folc^en Suflaub,
bafe %xm öon @tael, bie ben Slnlafe nid^t fannte, aber bod^
fo giemlid) burd^fd^aute, it)m einmal rul^ig bemerltc, er werbe
gut t^un, ftd) auf einige 3^it gu entfernen. ,,@te öerlcfeen äße
SBelt, inbem @ie weber gul^ören nod) antworten", bemerftc fte,
„wenn Sie fo fortfal^ren, bleibt ^l^nen nid^t ein i5fteunb. Sd^
bin fd)on nid)t mel^r um Sie beforgt. 3^re Stau wirb ftd^
t)on S^nen loöfagen, unb wenn ba§, wa§ 6ie in einen fold^en
3uftanb öerfe^t, eine l^eftige 5Heigung ift, fo wirb ber @egen*
ftanb berfelben pe nie erwibem."
„e^ war öiel SBaf)re§ in biefer SRebe", fügt Seniamin
(Sonftant, ber pe berid^tet, t)ingu. „3d^ leugnete unb ffil^lte t&
gugleid^'^ 0- ®ic ^aijt l^atte i^re ernfte Seite, benn im Salon
öon 3Rabame SRecamier war man au^gefprod^en ro^oliflifd^.
©ort üerfei^rte bcr Äammerpräpbent Saine, ber ben 3Rut^ gc«
0 Benjamin Constant, Journal intime. Revae intematioiiale,
10 Mars 1887, 772 u. ff. Lettres k Madame Röcamier, 116, Fi?r. 1815.
S3ebürfnt6 nad^ SRul^c. 449
l^abt \)atk, im 9lamcn ber ßegiölatiüc bie ®ett)ä]^rung ber fon=
ftitutioncllcn SRed^tc öon 9^apoleon ju verlangen unb bafür in
Sorbcauf öom ^erjog t)on Slngouleme an btc @pt^c ber fönig^
lid^en SSemaltung gefteHt xooxbzn toax. ©ie roQaUftifcf)e Sfted^te
vertraten btc beiben 5IRontmorenc^, bie 5Ronard^ie nad^ ber
ßl^arte (Sl^ateaubrianb, ber burc!^ bie SSermittlung öoti 3Jtabame
be ®urai^ ben fd^iDebifdien @efanbtfd)aft§pofteii erljalten l^atte,
e§ iebod^ öorjog, ben njeiteren Sßerlauf ber Singe in 5ßari§
abjutöarten. Unter biefen ©inflüffen njurbe Senjamin ßonftant,
ber nod^ im Sanuar 1814 ben Fimmel gebeten l^atte, xtjn
»d'un petit cretin d'Angouleme« gu t)erfci)onen, mcl^r unb
mcl^r lönig^treu, nannte bie ^Regierung „milb unb öon ben
beften 2lbftd)ten bur(i)brungen", unb t)ergeid)nete mit ®enug=
tl^uungim „Journal intime'^ bafe beö Äönig§ ©ünftling, Slacaö,
tl^m geneigt f(i)eine. @o öertrauenSöoIl fonnte ^rau t)on
©tael nid)t in bie Sitfii^ft bliden. @ie fc^rieb gmar au§ Soppet
an SRabame SRecamier: ,,5Ran l^at mid^ mit SSIumen, ®ef(i)enfen
unb SSerfen em:ptangen, aber meine Seele ift nid)t länblic^
genug geftimmt, um Sl^ren Keinen Salon gu öerfd^mergen'^ jtd)
felbft aber mufete jte befennen, ba^ e§ in jeber Se^iel^ung be[fer
ttjar, ben Slufregungen ber §auptftabt fern gu bleiben.
SBäl^renb be§ @ommer§ erl)ielt jte ben 33efud^ t)on @ir ^um^
p^re^ unb S^abt) ©aö^ unb Sir 3<^me§ SKadfintof^. Sind) Caroline
t)on ^umbolbt benü^te ben Slufentl^alt in ber @d^tt)eij gu einem
a3ejud() in ßoppet ^). gn ®enf, f d^rieb Son[tetten feiner fjreunbin
S3run, fül^Ie man tooijl, bafe grau öon ©tael mit Sorbeern be=
Irängt gurüdf gefeiert fei. ©onft Derlief ber ©ommer ftiH, unb
frfil^er, al§ e§ beabftd)tigt mar, riefen fte bringenbe ©rünbe im
^erbft öon 1814 üorerft nad) ßlid)^ bei ^ari§, mo |te ein
Sanbl^au^ mietl^ete, gurüd. 6§ l^anbelte ftd^ um bie ßwfunft
%er 2:od)ter Sllbertine, um beren ^anb ftd) ein g^reier bemarb,
') SR. ^a^m, S3riefc öon uitb an 2Ö. t). ^umbotbt. 5tn SBeldfcr, Stuguft,
1814.
»Unnctl&affctt, 5rau toon ©tael. III. 29
450 Setlobung t)on ^((bettine t)on 6taeL
bcr burd) feine Stellung wie burd) feine $crfönlic^fcit alle
SBünfd^c üon grau üon @taöl erffiHtc. 6§ war bcr bamal«
neununbgwangigiäl^rige ^erjoß üon Sroglic, beffcn 6ttcm ftc
öon 3uö^ttt^ öi^t ö^f^ttttt i^^tte. ©er SSatcr, ein ÄonftitutioneQcr
t)Ott 1789, war guiUotinirt worbcn, an bcr Sflcttung feiner
3Kutter auö ben ©cfängniffcn beö ©d^rcdfcnö war tJrou oon
<Stael bctiiciligt gewef cn ; bcr junge 9Kann l^attc bem jtaifcrrcid^
gebient. ©ie SRcftauration berief il^n alö ben ältcftcn fcincä
§aufeö in bie ^airöfammer. ßmftc ©tubien unb bie frfil^
gefammciten ßrfal^rungen in ber 3lapoIeonifd)en aScrwalhing
l^atten il)n auf baö öffentlid)e Scben dorbercitet. 3Rtt bem
©elbftgefü^l ber boftriuären Partei, unter beren ffu^rer er balb
jäl^Ien foUte, fagt er üon ftc^ felbft: »Mes sentiments 6taient
sains, mes intentions droites, mes opinions sens6es.€ 2)ie
lefeteren beftanben barin, bafe er bie SRedolution atö unöcrmcib«»
lid) unb im ©angen I)eilfam, baö alte Sflegintc a\8 für alle
Seiten abget^an, bie Sßerfaffung ber aSereinigten Staaten als
ba§ ^btal ber Su^wnft unb bie englifd^en ßuftänbe al« ieneö
ber ©egenwart betrad)tete ^). Seine 3J?utter l^atte in jweiter
&)t ben 5Karqui§ b'Slrgenfon ge^eiratl^et, einen rcpublilanifd^cn
Sd^wärmer, ber eö derweigerte, unter Subwig XVIII. ju bienen.
3)ie greunbe be§ jungen 3Jlanne§ waren aUe im liberalen Sager ;
gu i^nen gel)ßrte Sluguft Don Stael, a matter of fact man,
wie er H)n nennt, beffen ftolge, grofemütl^ige 9latur ü^n feffelte.
@r würbe balb ber täglid^e @aft im §au§ Don grau x>on
Stael, unb fafete eine tiefe, bauernbe SJleigung für il^re S^od^tet.
3)iefe war fd^ön, emft, fromm, unb galt gernftel^enbeii als
etwas ftreng. SBer fte fannte, badete \)a& nic^t; fle l^atte rtel
Dom ®eift i^rer aJlutter geerbt, fd^rieb Dortrefflic^, ol^ne felbji
etwas ju Deröffentlid)en, unb Derbiente baS bewunbembe Sob,
ba§ unter Slnbern ©uigot i^r gefpenbet l^at. ©er ^ergog Don
SSroglie pflegte jtd) nad)läfjtg gu fleiben unb einen Derlnittcrten
') Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 262.
©CT ^eraog öon S3togKc. 451
^ut tief in bic @tirn gii brfidfcn, war gerftreut, fd^eu, unb [teilte,
wie er e§ felbft befennt, bie ®ebulb [einer lieben^wfirbigen, ge^
feHiflen, immer für bie Slnbern bebad)ten, aber t)on 3latur au§
burd^auS nid)t gebulbigen ©d)wiegermntter mel)r al§ einmal auf
bie 5ßrobe. ©en ©ntwurf ju feiner erften SRebe ftrid^ fte mit
bem Semerfen burd), fte öerftel)e nid^t, waä er fagen wolle, unb
in 5ßari§ erjäljlte man ftd), wie er einft al§ Sräutigam, burd^
einen SufaH belaufd)t, feiner Sraut ftatt ber Singe, bie man
üermutl^ete, eine Slbl^anblung über bie ©aljfteuer in§ Dl)r ge»
pftert liabe. ^rau Don ©tael aber irrte ftd) bod) nid)t, al§
jte baö ®lüdf il)re§ Äinbe§ in feine §änbe legte. 9lad^ jwei«
unbjwanjig ^aiixm beftanb e§ ungetrübt, ©ann ftarb bie ^er=
jogin t)on Sroglie. ^l)v 9)knn l)at nie ben @d)leier gelüftet,
ber bie @efd)id)te feinet l)äu§lid)en ®lü(Je§ uneingeweil)ten
3lugen barg. Slber al§ e§ ju @nbe unb er SBittwer war, fd^rieb
er bem alten greunbe feinet ^aufeö Sl. SB. @d)legel: „©ie be=
flagen mid), unb @ie l)aben SRed^t. 5liemanb ift mel^r ju be=
Ragen. . . . 3Ba§ Don meinem Seben bleibt, ift entfärbt unb
feierlid^. Sd^ ll^ffe, ber 3lugenblidE wirb balb fommen, wo id)
ber 3Belt entfagen, mid^ Don allen ©efd^aften jurüdjiel^en fann.
©ann werben wir 9iul)e unb Qüt flnben, bem Slnbenlen Der==
gangener Sage gu leben" ^).
Solche SBünfd^e ftnb oft au§gefprod)en , feiten burd)gefül^rt
worben. ©er ^ergog Don Sroglie ftarb l^od^betagt 1870, aber
feine öffentlid)e Saufbal^n fd^lofe tl^atfac^li^ mit bem Sobe
feiner grau.
SReid) war er nic^t mel)r, unb al§ er im §erbft 1814 ben 6nt*
fd^lufe auSfprad), ber ®atte Don Sllbertine Don @tael ju werben,
Derwarf bie Familie 33roglie einen fold)en ©ebanfen wie eine
aWeSaHiance. 9lur bie SKutter be§ jungen 9(Jianneö ftanb il^m
») 5t. SB. ©e^tegel, S8vieftt)ed5fet. 3m Scfife ber SBtbliotl&el ©reSbcn.
^eraog öon S3tJ0ölie au 51. 2Ö. (Sd^legel, $avi§, 31. ®C3cmber 1838 unb
9. Sanuor 1841.
29*
452 ^« -Ö^tjofl öon Sroglie.
gur ©rite unb war nid)t bcr 3)Irinun9, „aU ob cö jtd^ bei
bicfcr Sßcrbinbung um ^JtontagueS unb Sopulctg l^anblc".
»Benissez co mariage au nom de mon pere, par qui il se
faitc, fd)ricb grau Don @tael an 3Hciftcr. ®cr Äönig l&attc
ftd^ bereit erflärt, bie oon 9tedfer bem ©taatöfd)a^ übcrlaffenen
gtoet SRiUtonen in bie @d^ulb|umme mit eingubegreifen, bie baS
Sanb für bie föniglid^e gamilie gu gal^len übemal^mO. ®ie
ßrlebigung ber gangen ®aä)t ftanb fomit bcoor; ber Srfiutigam
benüfete bie erften 3Honate oon 1815 gum eifrigen ©tubium bcr
ginangen, ber öfonomifd^en unb abminijiratiocn gfid^cr; in
feinen Slufgeid^nungen gebeult er banfbar ber ©tunbcn, bie er
in ®efenfd)aft oon 9Kadfintoft unb ßanning, oon SEBettington,
ber bis 5Ritte Februar alö englifd^er SSotfd^after in ^axxi an-
toefenb toar, öon Sorb ^arrowb^, ber ©ebrüber ^umbolbt unb
a. 28. ©d^Iegers bei ^au Don ©tael Derbrac^te. 8tö er SBen*
jamin Gonftant in il^rem Äreiö fennen lernte, fprad^ biefer Don
ber Segitimität in einer SBeife, bie bem jungen ^air fel^r über?
trieben erfd^ien. ®a§ SSerbienft aber erfannte er il^m gu, ba^
feine @d)riften ben SKaffen bie ©runbbegriffe ber fonftitutionetten
SiegierungSfunft Derftänblic^ unb geldupg mad^ten, unb aud^
ben Älügften unb ©rfal^renften auf biefem ®ebiet Stteueg unb
3Bif[en§tt)ertl)e§ boten, ©er ^ergog Don Sroglie befennt fic^
al§ @d)üler biefeS 3D?eifter§, wenn er anäj l^ie unb ba erinnert,
bafe er e§ getoefen ffi, ber Slnregung unb Stoff gu mand^en
Srodjuren Don Senjamin Gonftant, unter anbem gu jener über
bie 3D?ittifterDerantw)ortlid^feit, „feine feiner beften" gegeben l^abe.
SRit bem großen ^ubligiften war nod) eine anbere SranS»
formation Dorgegangen. Unter bem einftufe ber nad^ ^ari*
gurüdfgelelirten %xavi Don Ärfibener würbe er SR^ftil^r. 6r
^arrte SJlad^te lang unter Sl^ränen unb auf ben Jhtieen ober
am aSoben liegenb, im ®ebet au§, unb glaubte pd^ in einem
ßuftanb religiöfer ©ftafe, wäl^renb er in SBirflid^feit bie 3»*
') Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 290.
Sic geißlet bcr crftcn SRcftauration. 453
ncigung öon SJiabamc SRecamier erflel^tc. ©a§ Sournal intime
l^at fcitbcm biefeö SllleS nnb nod) Diel mel^r beftätigt, voaS
bcr ^erjog tion Sroglie mit einem ©emifd^ öon Staunen
unb SKitleib ergöl)lt, benn al§ ber ^immel taub für fold^e
Sitten blieb, Derfud)te 33eniamin e§ mit S3e[d)tt)örung§fün[ten,
unb gett)äl)rte bem jungen SSroglie einen fold)en 6inblidf in
feine jerriffene @eele, ba^ biefem jebe etwa Dorl)anbene Suft,
barüber ju fpafeen, grünblid^ verging ^).
3nitt)ifd^en nal^men bie öffentlid^en 2lngelegenl)eiten mel^r
unb mel^r eine öerpngnifetioKe SBenbung, obmo^ ber iJinanj^'
minifter, SSaron Souiö, fein SReffort mit feltener ©emanbtiieit
unb unerwartetem ©rfolg üertüaltete. SlHein fein ÄoHege, ber
3Kinifter ^erranb, erregte in ber %xaQt ber 3nbemnitäten für
bie ©migrirten bie :poIitifd^en Seibenfd)aftett auf ba^ «^ödifte,
inbem er ben Äönig al^ biefem Jl^eil feiner Untert^anen ganj
befonberö Derppd)tet barfteKte. „SJiit ber SRebe öon ^erranb
in ber §anb bin id) jurücf gefeiert", fagte fpäter SJlapoIeon, um
gu erflären, mie er 1815 ba§ 3SoIf für ftd) gewonnen l^cibe^.
Slm unjufriebenften war bie Slrmee, bie fid) burd^ eine ganje
9ieil)e üon aSerorbnungen »erlebt fül)lte, unb bie eö wie
Spott empfanb, unter ben .^erjögen öon Slngouleme unb öon
aSerr^ in @d)eingefec^ten parabiren gu muffen, mcil^renb il)re
berülimteften %ixijxtx bei §of öerle^enb bel^anbelt unb burd)
SRuKitäten ber legitimiftifd)en 3lriftofratie öerbrängt würben.
Ungered^t war e§ bagegen, bie ^onard^ie für bie grofeen
materiellen 3Serlufte ber langen Ärieg^jal^re unb ben Umfd)wung
ber 3)inge Derantwortlid^ ju madt)en, woburd) fo tiiele im 2lu^=
lanb öerwenbet gewefene grangofen nun plö^lid) brobloS würben.
Slber bie Uniufriebenl^eit würbe baburdt) gefteigert, unb junäc^ft
waren eö gwei Slätter, ein ernfte^, le Genseur, unb ein 3Bi^=
Matt, Le Nain jaune, weld)e bie moralifd^e SReaftion gegen bie
') Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 283—289.
^) Lavalette, M6moires, II, 119.
454 SaQe^ranb auf bem SBiener J(ongv4.
crftc SRcftauratton einleiteten. ®er Äondentionelle Samot, einer
ber er[ten, bie fid) 1H14 fiir bie SRot^wenbiflleit ber Sieftauration
au§ge[prod)en l^atten, Derfud)te je^t ju beweifen, bafe ben SRoqa«
liften, unb nid)t ben 3»^fobinern, bie ©c^ulb für baS 6nbe
Subnjig'ö XVI. jufaHe, unb tüamte bie 2Ronard)ie öor il^rcn
greunben. ß^ateaubrianb blieb in feiner Slntwort öcrl^filtni&»
mäfeig gemeffen unb liefe einige 6ntfd)ulbigungen für „bie
Äönig^mörber'' gelten. 6r entpfa^l bie Slufrec^terl^altung ber
Sparte qI§ griebenSDertrag jwifdjen ben Parteien.
6nttäufd)t unb gereijt gingen bie Äammern am 30. ©e»
jember 1814 auöcinanber. ©er SBerfud^, bie Slrmee burd^ bie
Ernennung be§ aKarfd)aU^ @oult jnm Äriegömihiftcr ju Der*
föl^nen, mißlang gänjlid); Sonapartiften unb Siedolutiondre
Derbünbeten jtd) im ©el^eimen gegen bie Derl^afete Siegierung.
3)er eingige lid)te ^unft für biefe war bie Diplomatie Don
Salleiiranb auf bem Äongrefe. ®ie Äoalitionömäd(te l^atten
Sranfreid), beffen 33erl^ältniffe ber ^arifer triebe lurj ju»
Dor geregelt ^atte, in SBien auf bie Suf^^u^^^öUe Denoiefen.
Slber fd)on am 3. S^nuar 1815 fd)lofe ber SedoHmäc^tigte
Subtoig'S XVIII. ba^ gel^eime Sünbnife mit ßnglanb, Defter*
reid^, ben Sftieberlanben unb brei fleinen beutfd)en Staaten,
iooburd) bie 6?:iftenj be§ Äönigreid^^ @ad^fen gerettet unb ber
6jar JU gleid)er Qdt jur Abtretung polnifd)er ®ebiete an
Defterreid) unb ^reufeen gejmungen mürbe, ©aburd) war nid^t
nur ber (ginflufe öon 55^an!reid), ba^ bi§ ju ÄriegSbrol^ungctt
fd)ritt, in ßuropa miber gur Geltung gebradjt; eS würbe
gleid)geitig bie perfönUd)e 3fted)nung Submig'S XVIII. mit bzm
ßjaren 2lle;r:anbcr beglid)en, beffen ©runbfö^e auf politifci^em
®ebiet ber fraujöfifdje Äönig mit jenen öon SSonaparte in eine
SReilie fteUte^).
SaHe^ranb öerbanfte feinen @ieg ber Slufftellung . eine«
') Talleyrand et Louis XVIII, Correspondance iDedite, publice par
PallaiD, 85, 186, 207 u. ff.
®er ©cburtStaö bcr Scöitimitöt. 455
Segrip, bcr gtüar im SBortgebraud) längft öor il)m cpfHrtc,
aber ftaatSrcdötlid^ unb politifd) erft burd^ xf)n unb auf bcm
SBiencr Äongrefe gur Slnracnbung fam. e§ war bcr Se=
griff bcr ßegitimität, bcr fcitbcm fo üiclc ©cutungcn crfal^rcn
I)at ^). ^icr lommt nur bic SluSlegung il)rcö ©rpnbcr^, Salicis
ranb, in SBctrac^t. &x beieid)netc ftc aU bic SBicbcrl^crftcKung
einer ntoralifd)en ^olitif, al§ eine allgemeine SReftauration
bcr SD^naftien, im ©egenfafe jur ^errfd^aft bcr ©ewalt, jur
SRcöoIution, unb ju ben Don il^r gefd^affenen ©taatcnbilbungcn
unb S^naftien, unb jwar im Sntcreffe bcr 33öl!cr felbft unb
ber ßiöilifation, bic ftabiler 6inrid)tungen bebfirfc^). „5Jßa§
tl^ut l^icr ba^ öffentlidöe 9ied)t?'' fragte 2SiII)elm t)on ^umbolbt,
bcr bie Slnfprüd)e ^reufeen^ auf @ad)fen üertrat. „g§ ti)ut,
ba^ @ic l)ier jinb", entgegnete StaHei)ranb; unb trat cntfdjcibcnb
für ben g^ortbeftanb Don @ad)fen ein. 6r toar nid^t -plö^Ud)
ber SRitter einer ibealcn SBcItanfd^auung geworben. 2[n eine
lonfcquente 5)urd)fül^rung berfclben bad)ten toeber er nod^
Subtt)ig XVIII., nod^ gÄcttcrnid^, ber baö Segitimitöt^priuiip
aboptirtc. S)enn nid^t nur blieben Sernabotte in @d)n}eben
unb Defterreidf) in SBenetien. ®a§ alte ^olen blieb getl)cUt^),
unb an eine Slufl)ebung ber ©äfularifationen unb SRcbiatiftrungen
badE)te man nid^t. Slber biefe§ ^rinjip, tt)eld)e§ @ad)fen rettete,
oerl^inberte eben baburd) ^reufeenS Uebergewid^t in ©eutfd^lanb,
unb foKte, gegen 3Rurat angemenbet, bie Sourbon^ auf ben
S^l^ron Don 9leapel gurücf bringen*). ®ie Untcrl)anblungen bar^
über waren in ®ang. ®en^ erl)ielt am 27. ©egember tion
S^aHe^ranb 24,000 fl., um fo, wie er e§ aud) wirflid) unb mit
3D?cttcrnid)'ö Swfti^tt^i^ttg tl^at, öon ber Uneigennu^igfeit Don
*) 3. ^etb, SeötHmttat unb «eöitttnitätsprinaip , SBüraburg, 1859.
8r. Srod^QuS, ®qS ßegtttmUätSpttnatp, 1-44.
2) Talleyrand et Louis XVIII, Correspondance inedite, Rapport fait
au Roi pendant son voyage de Gand ä Paris, Juin 1815, bef. @, 446—448.
8) ebenbafelBft, 311, «ßotc.
*) @benbafelbft, 265, 267, 281.
456 9{at)oleon*5 StaiSel^r aud dtba.
granfrcid) unb Dorn SBcjianb feiner Snftitutionen unter Sub^
ttjig XVIII. gu reben^).
®a plö^Iid^ Deränberte pd^ bie ©ccnc unb am 5. SJldrj
erfiilir bie SRcßierung, bafe SSonaparte bei ßanneS gclanbct fei.
21m anbcrn Sag erft ücmal^m eö ^ariS.
iJrau Don @tael f)atte bie SBintermonate in einer burd^
bie Umftänbe gebotenen 3wriicfl^altung Deriebt. SRur üorüber«
flel^enb ift einige 9)iale in ben ^Briefen üon Saucourt an ^Ile^*
raub i^r Oiame mit ber SScifügung genannt, fte tijerbc, wie
immer, al^ tjol^c ^riefteriu ber greilieit unb beS fSfnebcniS be*
trad)tet unb fei tion Glid)^ nad) ^ariö gurücfgefel^rt, »poür
faire rage constitutionclle«^). @ie fdbft fd)rieb am 28. Februar
an 3Jieifter: »La France nie parait tranquille, gräce ä la
sagesse du roi. Mais il n'y a de fonde que la reconnais-
sance qu'il inspire. Les vieux prejuges sont comme Infes
de Castro, couronnee apres sa mort.« SBie fle toirÜici^ über
bie Situation badete, geigte pd) erft, al§ pe bie JRfidffcl^r auS
@lba öemal^m. „@ie \di) augenblitflid^, mag ba8 bebeutctc",
fd)reibt ber ^ergog Don Sroglie. „®ie Slrmec in DoHer @m*
pörung, ba^ Sanb ergeben, ber 9ioi)ali§mu§ in ßctfe^ung, ber
Äaifer in ben Juilerien. @ie l^örte mit bem DoQftfinblgften
Unglauben, gutoeileu mie mit einem SlnPug Don gurüdfgel^altcnem
3!)iitleib auf ben 3Bortfd)mall Don SBerfpred^ungen unb ©ro*
l)ungen, Don S^DeftiDen unb SSerwünfd^ungen,- ber ringiJ um pe
loöbrad), pe rietl^ S^bem, au^ ©elbftad^tung feine ^flid^t
gu erfüllen, ber ßl^re unb ber gal^ne megen, ol^ne irgenb
Semanben gu Deranlaffen, ba^ er pd^ fompromitttre, mit einer
auöl^arrenben Siebe für granfreid^, quand meme, aber o^nc
ba^ geringfte SBertrauen in ba§ granfreidt) ber ©egenwart.
0 gourniet, ^ux (^efd^td^te ber S3efreiunö«hicgc, SSUg. 3*0*1 ©«ttöö«»
7. Sonuar 1887. @enfe, ©enffc^rift öom 12. gcbruat 1815, abgebniÄ bd
mtttttniä), SKcmoiten, II, 473 u. ff.
2) Talleyrand et Louis XVIII, Correspondance inediie, 162*-163,
s«otcn.
©Inbrutf btefeS ereigniffcj5 auf grau öon @taöl. 457
ßbcnfo rafd^ tüarcn il^rc 5ßlänc feftgcfteKt. . . . 3)aö 3Serfprcci^cn
beö ÄönigS ^) fiel mit il^m. ®ic SSonapartiften rict^cn im ^ox^
gcfül)! tüieberfcl^renbcr Wlai)t, grau Don @tael möge bleiben
unb jtd^ für ben Äaifer auöfpred^en. Sefonbcrö ift mir er«
innerlid^, bafe ,&err Don SaDalette, ber in bemfelben $au§ mit
il)r tDol^nte, immer bringenber würbe, je nd^er ber 3lugenblidE
ber ÄriftS lam. 2lud^ ber §ßring Don ffleauDau, ©ouDerneur
beö ÄönigS Don SRom, Der[prad^, tt)a§ man iDoßte. ijrau Don
@tael nal^m biefe Snjtnuationen mit ber Sßerad^tung auf, bie
il^nen gebfll^rtc, parfte i^re Äoffer, forberte mid) auf ju bleiben,
folangc iä) l^offen fönne ettt)a§ gegen ben faiferlid^en S)efpotiö=
muö JU Dermögen, unb gab mir, fobalb baS ni^t mel^r ber
Sali fein merbe, 9flenbeg=Dou§ in ßoppet"^).
©ie ©enfmfirbigleiten Don Saoalette ergangen baö SBorl^er*
gel^enbe. „2Ba§ Dermag id^ ^ier?" fagte pe il^m, „id^ l)ätte
JU Diel JU leiben. 2llö id^ bie ^rinjen in ©nglanb fal^, l^örten
fte auf bie ©timme ber SBalirl^eit. 3^ «seilte il^nen ben Qn^
ftanb Don ^ranlreid^, »aS eö begel^rte, ma§ il^m fo leidet ge*
wäl^rt toerben fonnte. Sd^ glaubte, fte fiberjeugt ju l^aben, unb
l^ier, foKten @ie eö glauben, l)abe id^ fie mal)renb elf SRonaten
fein einjige^ SRal gefel)en. ^ä) lai) fte bem Slbgrunb jueilen,
unb meine Stimme tourbe nxäjt gel^ört. 3d) liebe unb beflage
fte, benn fte allein fönnen bie §reil)eit geben, unb fte ftnb
e]^rlid)e Seute. Sd^ glaube idoI^I, bafe SSonaparte e§ jefet nid^t
mel)r magen toürbe, mid^ ju Derfolgen. Slber unter feinen Singen
leben muffen, niemals!" ©ann il^m fd^arf in bie Slugen blirfenb:
„3d) tDiK 3^^^ ©el^eimniffe nid^t miffen, aber id^ jäl)le auf
@ie, um bm Sßerfolgungen ju entgeljen, bie Dielleid^t Dor feiner
Slnfunft beginnen merben, benn 2lße§ ift molil Dorbereitet.
Säl)lcn aud^ @ie auf mid). @oßte id^ l)ören, bafe etmaö gegen
^) 3n SBejug auf bie Sui^ötJ^i^ftöttung öon 9?cdEet'S beponirtcn atoci
aWiKionen.
2) Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 290—291. 3u öergl. S3on*
ftcttcn, S3ricfc on g. S3run, II, 81, 23. SKäta 1815.
458 (iHnbrucf biefed (&xt\qn\ffti auf grau k>on Gioel.
@tc geplant wirb, fo ftel)cn Sinnen ntcfnc Sl^ümi offen. ®nrd^
meinen ©arten lönnen Sie piel^en''^). »G'en est fait de la
liberte, si Bonaparte triomphe, et de Tind^pendance natio-
nale, s'il est battuc, [o gab pe fpäter in ben ßonjtberationö
i^re bamaligen SBorte tüieber^). gn bicfer Slnfd^auungSweife
liefe pd^ %xau t)on @taöl weber burd^ bie öorgeblld^en unb
n)irflici^en glluponen bcr 9ioi)aliften über t^re SBiberftanbSfäl^ig*
feit gegen 33onaparte, nod) burd^ ^i^ S^fultcn, tt)cld(c biefcm
gugefd^leubert würben, beirren. @ie emppng nodt) einmal ac^t«
l^unbert ^erfonen be§ ^ofö unb ber ©tabt in bcm öon il^r
gemietljeten §6tel be Samoignon. SSiUemain gebenft il^re« 6r-
f d)einen§ im @alon Don SRabame be SRumf orb, ber SBittwc . öon
SaDoiper, wo bie junge ®eneration, gu weld^er er felbft gehörte,
iljren SBorten fo oft mit begeiftertem Staunen gelaufd^t l^atte,
unb wo pe jefet emft unb [d^weigfam unb wie barcin ergeben
erfd)ien, ba% ber ©turnt, ber baö ®lädf il^rer S^od^tcr auf un»
beftimmte S^it Vertagte, audt) il^r @d)idffal DoHenben foHtc. Sic
brücfte lang bie §attb beS ebenfalls anwefcnben 8a tJa^ctte.
„33leiben @ie, um bie 9led)te öon 1789 gu öertreten", fagte pc
il)m. ?lm Sag oorl^er war er mit ber weifeen Äofarbe bei bem
Äönig gewefen. 2lud^ pe, bie nad^ ©iömonbi'iS SEBorten »burd^
bie Smpertiuenjen ber ro^aliftifdien Partei in il^ren ©runbfä^en
l^ätte beftärlt werben fönnen"^), fam jefet Dm il^rer erftcn Suf»
Wartung in ben Suilerien unb war nod^ unter bem ßinbrud
ber rul)igett ©rgebung beS Äönig§. „^Bleiben ©ie", läfet SBiQemain
bie SBerfafferitt ber Dix annees d'exil gu SRabamc be Shtmforb
fagen: „^i)X §auö wirb, wie e§ ba§ meine gewefen ift, .eine 3"*
Pud^tftätte für bie 33erwunbeten auö allen Sägern werben* *).
0 Lavalette, M6moires, II, 147—148, 9^oten.
2) Madame de Stael, Cousiderations, Oeuvres, XIV, 129.
^) Sismondi, Lettres pendant les Cent Jours. Reyae historique,
1878, 128-129.
*) Villemain, Souvenirs contemporains d^histoire et de Htt^rature,
II, 23-29.
6ie tytxlhU gSatiS. 459
9?oci^ in berfclbcu 3lai)t öerliefe jtc ^ariö, wäl^rcnb 3lapo^
leon in S^on aftcgicrungöl^anblungen Dornal^m, unb in bcr ^aupt*
ftabt, al§ Ic^teö Stuöfunft^mittcl, ein Stppel ber aWonard^ie an
bic ÄonftitutioneKen, an Sa iJagcttc unb feine g^reunbe üerfud^t
würbe ^).
SlHein, tüie %xa\x Don @tael e§ rid^tig Dorauögefelien l^atte,
audö i>öfür war bie Qüt vorüber. Slm 20. 2Rärj, ate Jlapoleon
in 5ßariS eingog, war jte bereite in ßoppet. SBom 19. 2Rärj, an
welchem 2:ag gubwig XVIII., tion bem größten Sl^eil ber bewaff*
neten SJiad^t Derlaffen unb burd^ Dorne^me Slpatl^ie gegen jebe
SBürbelorigfeit gefc^üfet^), bie |)au<)t[tabt öerliefe, batirte Sen=
iamin ßonftant einen Slrtifel in ben ©ebatö, ber il^m, \o l^ojfte
er, . Don 2Rabame SRecamier nid)t öergeff en werben foHte. Sn
bemfelben würbe 5RapoIeon al^ ®engiö^Äl)an unb Sittila be-
geidinet. 6r fd^lofe mit ben SBorten: „^d) l^abe bie greil^eit
unter allen SSebingungen gewoUt unb crfannt, bafe fle unter
ber SWonard^ie ntöglid) fei. ^i) fel)e ben Äönig ftd^ ber Station
anfcl)liefeen. @o wiH id^ benn nid^t, wie ein elenber Ueber*
läufer, mid^ Don einer 2Rad^t jur anbern fdileppen, bie @d)anbe
mit bem Sopliiömuö DerpHen unb entweil^te SEBorte [tammeln,
um ein elenbeö ©afein ju friften.'' SBie Don einer -SH^nung er=
fafet, l^atte grau Don ©tael unterwegs unb mit 33eiug auf
einen ä^nlid^en Slrtifel bemfelben SBerfafferS im Journal be ^ari§
Dom 11. 9Kdrg an SKabame SRecamier gefi^rieben, fte möge i^r
einen legten ©ienft erweifen unb baffir forgen, bafe Senjamin
abreife ^). @ie badete junäd)ft an bm Qoxn be§ ÄaiferS, Dor
weld^em ber ffil^ne ^ublijift aud^ wirflid^ Dorläufig nad^ 5Ranteö
Pol). „SJiit SRarmont, ß^ateaubrianb unb Saine bin id) ol^ne
Sweifel einer ber fompromittirteften 9Jlenfd)en in 55ranfrei^",
0 La Fayette, M^moires, V, 372—373. Viel-Castel, Histoire
de la Restauration, II, 324 u. ff., 356.
2) Vitrolles, Memoires, II, 348—359.
^) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet et
Weimar, 283, 12 Mars (en route, ßhres du matin).
460 ä3fniaintn ^onftant in ben „^^batd".
fd)rieb er an 93iabamc SRecamier. 9lfö er jcbod^ in 9lantc§ cin=
traf, fanb er, bafe ber ^räfeft, $rofi)ere be Sarante, geHol^ctt war,
unb bie ©tabt pd) für 9?apoIeon erflärt l^atte. @o feierte er
bcnn nac^ ber ^auptftabt gurücf unb würbe, ftatt öon ®enS«
barmen, wenige Jage fpätcr nom ®eneral ©ebaftiani, ©äranbo
unb einigen anbern Sonapartiften aufgefud)t, bie il^n auf=
forberten, jtd) bem Äaifer angnfd^Iiefeen, ber entfd)Ioffett fei,
nunntel^r granfreid) eine freie unb repräfentatiöe SSerfaffung gu
geben.
Sie jagten nid)t ju Diel. 3D?it einem Anflug öon Slül^rung
war 9iapoleon bie treppe be§ 3;uilerienfd)Ioffeö l^inaufgcgangen,
aKein .über bie Deränbcrten SBebingungen feiner 2age täufd^te
il^n feine SRegung momentanen @efül)l§. „?Kein gtcbcr'', fagte
er JU 9JloUien, „bie 3^it ber Sobfprü^e ift üorflber. Sie ^aben
mid) fommen laffen, wie jte bie Slnbem gelten liefeen" *). 6r
üerbarg bie innere ©nttäufc^ung unter fc^einbarer Stulpe, l^örte gc«
laffen Sieben an, bie i^n fonft aufeer SRanb unb Sanb gebrad^t
ptten, unb äußerte feiner Umgebung bie ©eflnnung eine«
9Kanne^, ben bie 9lotl)wenbigfeit übergeugt l^abe. ©er SJerfud^,
SaKe^ranb guriidfjugewinnen, gelang nic^t. 3)lefer üerppic^tete
im ©egentl^eil bie SKäd^te nod^ einmal gum Äampf gegen So«
napartc, unb rül^mte bem Äönig, in feiner legten ©epefd^e au8
SBien bie Sreue 2llej:anber'§. ®ann ging er, ftatt ju Sub«
wig XVIII., üorläufig nad^ ÄarlSbab. SWapoleon aber griff in
5ßari§ auf eine Sbee gurüdf, bie SaHe^ranb im ^^I^Jal^r 1813,
alö bie @efd)icle beö Äaiferreid^g nod) gweifel^aft waren, auS*
gefprod)en l^atte. „S^^t", fagte er bamafö gu @dt)wargenberg,
„ift ber Slugenblid gefommen, wo ber Äaifer ber Srangofcn
Äönig üon granlreid^ werben mufe"^). SBereitiS in fjontalne«
bleau l^atte ftd) 9lapoleon bal^in geäußert, ba^ nid(t bie Äoalttion,
fonbern bie liberalen Sbeen il)n geftfirgt ptten unb beSwegen,
^) Mollien, Memoires d'un ministre du tr^sor, IV, 187.
2) 81. goutnler, 3ur ©cfd^id^tc ber SBcfteluitöSirieöe, OTfl. ^\q., »^»
läge, 5. ^ümax 1887.
SSerönbcrte innere gSoIitil S'JopoJeon'S. 461
tücil ftd^ bic 5BöIfcr gegen H)n erl)oben, feine SRettung geblieben
fei^). @o liefe er benn je^t bie bemofratifd^4iberaIe ©trßmung
über ftd) crgel)en, bie il^n Don 6anne§ nad^ ^ari§ getragen f)atte,
[prad^ in il)rem Sinn unb [orgte nur bafür, bk DIigard)ie t)on
Safobinern, bie ftd) gur Waäjt l^eranbrängte, fem ju tjalten.
3lm 20. Slpril üerfünbeten t)unbert Äanonenfd^flffe', bafe
mit Sluönal^me Don Äorftfa, bie faiferlid^e Srifolore wieber in
gang ijranfreid^ welkte, ©ie ©tü^en be§ liberalen Äaiferreid^§
aber waren aufeerl^alb feiner ofpgiellen SBelt, in xodä)tx 6amot,
als 3Kinifter beö 3nnem, bie neue ^olitü, unb S^oud^e, aB
^olijeiminiftcr, bie reöolutionäre Srabition unb bie Äunft ber
Selbfterl^altung öertraten, nod^ immer nid^t gefunben. Unb fd^on
ftarrte ganj ©uropa in SBaffen gegen ©enjenigeU; ben SaHe^ranb
je^t furgweg „ben SJtann öon ßlba" nannte, unb aufeer Sld^t
ber ßiöilifation erflären liefe. 6§ blieb S^ranfreid) allein gur
SRettung 5flapoleon'§, unb bie treffe, bie er frei gegeben liatte,
bie Slbreffen unb ^Kanifeftationen ber grofeen Äörperfd)aften be§
Staates liefeen feinen 3«:^^!^^ barfiber beftel^en, ba^ eine neue
Slera be§ ©efpotiömuö unmöglid^ fei.
3n unmittelbarer 9iäf)e be§ Äaifer^ bot jtd), gur Sln=
näl^erung an bie liberale Partei, ein eingiger 5ßertrauen§mann,
unb ba§ war fein Sruber Sofe^l^- ®r fd^eiterte bei ila ^a^ette,
ber bie ^airie au§fd)lug, weil er, „um in ba§ öffentlid^e Seben
gurficfgufeliren, auf bie Slöal^l be§ 33olfe§ wartete.'' S)od) Der*
fprad^ er, bie frembe gnDafton an ber Seite ber ^Regierung gu
bef äntpfen 2). 6rfolgreid)er war ber aSerfud^ mit Senjamin
Gonftant. ©ebaftiani l)atte il)m feine perfönlid^e @id)erl)eit
Derbürgt. ^oud^e berul)igte H)n auf feine SBeife, fal^ il^n oiel,
unb bie 33erf:pred^ungen in 33egug auf ein liberalejS 9flegime
würben burd) bie 2lu§ftd^t auf feine Berufung in btn Staats*
ratl) Derlocfenber gemad^t. 6r begann, ftd) im Journal be
*) La Fayette, M^moires, V, 398.
2) ebenbafcftft V, 418-419.
462 ®^ J^qifer getoinnt Seniamin ^nftant
^ari§ optimiftifd^ über bic Sage gu Sufecnt, ücriangtc aber gu*
gleid^ für aKc %&Ut feine pfiffe i).
Unterbeffen I)atte SRapoIeon ^ä) nad^ fjrau öon ©taäl er*
funbigt unb gegen Sofepl^ Sonttparte fein Scbauem auSgcfproc^en,
bafe jte bie ^auptftabt öerlaffen l)abe. 9Ran bebfirfe il^rer in
$ari§, ber fonftitutioneKen ^bctn wegen, Hefe er il^r fagen. 6ie
antwortete ablel^nenb, ber Äaifer l^abc jwölf S^l^re lang Weber
einer SSerfaf[nng nod) il^rer felbft beburft, unb üerfpürc* audft
je^t für bie eine wie für bie anbere feine SRcigung^.
3n einem SSrief an 3Kabame SRecamier aber, bie in ^ri«
gurürfgeblieben war unb fowol^I mit Sofepl^ atö mit Jg^ortenfe,
ber nunmel^rigen §ergogin Don @aint=Seu, in aScrbinbung ftanb,
fteHte grau öon ©tael ba§ ßrfud^en, e« möd^tcn bie SBcr«
fprecl)ungen ber vorigen ^Regierung in Segug auf Sflflcfgal^Iunö
t)on 9ledfer'§ @d)ulb aufredet erl^alten werben. 3)aS fei ein
blofeer 2lft ber ®ered)tigfeit, ber nid)t gegen beä ÄaifcrS 8««
fd)auungen öerftofee. 3t)r eigenes Sßermogcn l^abe fo fel^r bun!^
bie lange Sßerbannung gelitten, ba^ jte nid^t im ©tonbe fei,
mit biefem allein für i^re Sod^ter gu forgen. 2)urd^ feinen
Sruber 3ofe^)l) l^abe il)r ber Äaifer übrigens fein SBol^Iwonett
unb feine Slnerfennung für il^re Haltung wäl^renb feines UngIficfS
auSfpred)en laffeu^). @ie fügte nid)t l^ingu, ba^ jte ber ®ame,
weld^e jtdE) biefeS SluftragS entlebigte, auf bereu Scmerlen, ber
Äaifer wiffe, wie ebel grau Don @tael gegen il^n gel^anbelt
I)abe, enoibert I)atte: „3d) t)offe, er weife aud^, wie fel^r id^ il^n
tierabfd)eue."
Snbeffen Derfafete Senjamin ßonftant gu $arl8 eine ®ent
fd^rift über ben ^rieben, beren Senbeng ber faiferlid^en Slegienmg
^) Benjamin Constant, Journal intime. Revae intematioiiale,
25 Mars 1887, 934-935.
') Madame Necker de Saussure, Notice, ConTersation, opinkms
politiques, etc. Bonftcttcn, SBttefc an grr. S3run, II, 81.
0 L'Auteur des Souvenirs de Madame R^camier, Coppet
et Weimar, 31 Mars 1815. Madame de Stacl k Meister, Coppet, 25 ÄTril
1815. Ungebtutfte ^Briefe im Söefiij bcS $erm Dr. ^, ffttia^cat.
Slbtc^ncnbc Haltung Don gftau öon ©toel. 463
ju ®ute lommen mufetc, unb nolirt in fein Sagebud^, bafe ijrau
Don ©tael \oxdoI)1 afö Sa gaijcttc il^nt warnenbe Sriefe fd^ricbcn.
»IIs ont raison, imprimons et partons«, bcmerft er bagu.
®a fam, burd) 2Sermittlung Don gouc^6, ber für bcn ©rfolg
bei 9lapoIeon cinftanb ^), bie Slufforberung ju einer Sefpredjnng
mit bem Äaifer. ®a§ ©efpräd) wölirte lang. SJlapoleon legte
bcn 9lad^brndE barauf, bafe er feine dtüdkljx nid^t ber Slrmee
Derbanfe. @r fei nid)t nur ber Äaifer ber ©olbaten, fonbem
aud^ jener ber Plebejer. »La fibre populaire r6pond ä la
mienne • , , . mais je ne .veux pas etre le roi d'une
jacquerielc SBenn ba§ SSolf wirfUci) bie greil)eit üjolle, fo foHe
e§ fie ^aben, er l^affe pe nid)t; bic 9iul)e bc§ fonftitutioneHen
Äönigtl^untö tüerbe H)m wiKfornmen fein, nad^bem ba§ SSolf
il)n im beöorftel^enben, unöermeiblid^en Äampf unterftü^t l^aben
werbe.
3lod^ frei, aber bereits fd)tt)anfenb, Verliefe il^n Senjamin
ßonftant.
aCßenige 2:age fpäter tourbe er ©taatSratl), fal^ ben Äaifer
wieber, fanb il^n, »d'une sagacit^ infinie«, unb rebigirte gwar
nid^t alte, aber bod) bie wid^tigften SSeftimmungen ber neuen,
als Acte additionnel befannten SBerfaffung, bie in ^ari§ le
Benjamisme genannt würbe 2). @ie entf)ielt Slrtifel, bie nid^t
nur in ben Singen tion Sa ija^ette, fonbern aud^ in jenen üon
Sliateaubrianb freiftnniger al§ bie @f)arte waren. SlKein fte
gä^e audf) beren [old)e, bie ben befpotifd^en SBillen, ber jte gab,
üerrietl^en. @ie öerljängte ÄonfiSfationen unb fd)lofe bie 3urü(J=
berufung be§ ^aufe§ Sourbon für aHe Qcxtm üon ben SRed^ten
auö, bie ber 5Ration juftanben. Slm wärmften traten jwei po=
litifd^e Sd^riftfteHer für jte ein. 2)er eine war ©iSmonbi,
weld)en feine Slntipatf)ie gegen baS §auS Sourbon jeber 2Rög=
lid^feit, ol^ne baSfelbe burdtjgufommen, günftig ftimmte, unb ber
>) S(. ©ttobtmann, ©id^tcrprofite unb ßl^aroltcrlöpfe, II, 33.
^) Benjamin Constant, M^moires sur les Cent Jours, 2me partie,
20—30, 66 u. ff. Bardoux, Montlosier, 176 u. ff.
464 ®^ »Acte additionnel".
in ^olgc bcffcn nat^ einer Unterrebung mit fflopoUon, m
SÄoniteur für ben Acte additionnel eintrat^). ®er anbcrc
ttjar Senjamin ßonftant, ber in einer t)icrl^unbert Seiten langen
(Sdirift, »Principes politiquesc genannt, fein SBerl üertl^eibigte.
3Sor fid^ felbft fud^te er e§ baburd^ gu red^tfertigen, bafe er fid^
wieberl^olte, er I)abe 2lKe§ getl^an um bie Stcflauratton öor
il^ren eigenen Sel^Iem gu beujal^ren; nadt) il^rcm ©turj fei nur
bie ^ßpid^t geblieben, ba§ Seftel)enbe ju retten unb ^anfreid^
gegen bie Snöafion gu fd^üfeen. ©amals unb fpater febod^
fud)te er nad^ ß^itfl^iff^n, bie gn ©unfien biefer änftd^t auf*
geboten tüerben fonnten. ©ie 2)enffdt)rift über bie l^unbert Siige
nennt in biefer Slbjtd^t bie brei Slanten t)Ott ganjuinaig, bc la
Sourbonnai)e unb Gi^ateaubrianb als fold^e, bie in gang Der-
fd^iebenen SSal^nen ben freil)eitlid)en Suß^ftfinbniffen beS Acte
additionnel gered)t geiüorben feien 2).
2)ie 9D?einung Don ^rau öon 6taöl barüber l^attc um fo
größeren 3Bertl^, al§ jte im engften 3ufammenl^ang mit iener ber
liberalen ©enfer @d)ule ftanb, aix^ bereu SReil^en ©iämonbi ge*
monnen morben tüar. SSenJamin Gonftant mar nic^t ber eingige,
ber ein 3ntereffe baran l)atte, ^rau öon ©taöl alö gum Äaifcrrcid^
befel^rt bargufteHen. SBielegcii^re fpäter erfdjienen bieSR^molren \>m
Sofepf) aSonaparte, unb in benfelben bag Sruc^ftüdf eincg S9rief8
tion ^rau öon @tael, ben xi)x ©ol^n mit nadt) ^arig brad^te,
als er, il)rer 2lngelegenl)eiten megen, im9Kail8I5 bal^ingurfid*
feierte. ©iefeS Srud^ftüdE fagte in Segug auf ben Acte ad-
ditionnel: »C'est aujourd'hui tout ce qu*il faut ä la France,
rien que ce qu'il faut, pas plus qu'il ne faut. Ce qui si
passe en France depuis votre depart de Prangins d^passe
tout ce quo Thistoirc nous raconte de plus merveilleux. Je
0 Sismonde de Slsmondi, Examen de la Constitution fran^aise.
Villari, Une conversatioD de Napoleon I et de Sismondi. Reyne bisto-
ri(iue, Jan vier— Mars, 1876.
^) Benjamin Constant, M^moires sur les Cent Jours, 2inepartie,
68-G9.
2)ic 3Keiiiotrcn bon Sofc^l^ ^onapaxU. 465
vous recommande mon fils. Faites qu'il voie PEmpereur« ^).
Sofcpl^ Sonctparte war im 2Rärj au§ ber ©(^weij ju feinem
faiferlid^en Sruber geeilt. 6^ ift aljo möglid^, bafe biefe ß^^l^n
an il^n gerid^tet »aren. SlHein »äl^^enb bie anberen SBriefe
öon %xan üon @tael an Sofepl^ in feinen ©entofirbigfeiten
abgebrudft ftnb, ift öon biefem nid^t weiter bie 3?ebe, unb ba§
mitgetl)eilte ©rud^ftücf fagt nid^t§ anbere^, afö ba§ ber g^l^alt
ber 33erfaffung il^ren aBünfd)en entfprad^. Sl^r @ol)n würbe
öon Seniamin ßonftant in bie Suilerien geleitet «nb fel^t
freunblid) üom Äaifer empfangen. »Le Benjamisme a Auguste
de Stael et Sismondi pour lui«, fd^rieb bamatö SKontlofter.
Slllein babei blieb e§ unb jur ^Regelung t)on ^ßriüatangelegen*
l^eiten fel^Ite bie Qdt Spater, al§ ©aron @ta6l nad^ bem Sob
feiner SOSutter öernal^m, ba^ eine beutfd^e S^^t^"9 Slnefboten
über ba§ 3Serl^alten berfelben wäl^renb ber l^unbert Sage
gebrad)t l^atte, fd)rieb er an 31. SB. ©d^Iegel mit ber Sitte,
„bie Slbfurbitdt" gu wiberrufen, ba gerabe er am beften wiffe,
wie bie Singe ftd) 3ngetragen l^atten^). 5lud^ Sluguft üon
@tael war bereite t)inübergegangen, al§ 2:l)ier§ feinerfeit<8
wieberl^olte, §rau öon @tael l^abe wät)renb ber l^unbert Sage
il^ren @inn in SSegug auf 5Rapoleon geänbert. 6r berief ftd^
babei, neben ben SRemoiren Don Sofept), auf bie ^Kittl^eilungen
be§ amerifanifd^en Diplomaten unb fpäteren @taat§fefretär§
©rawforb, ber am 29. Slpril 1815 an ßorb ßaftlereag)^ fd^rieb,
er l^abe öerfd^iebene Sriefe öon ^5rau Don @tael, in weld^en fie
öor ben gcifobinern warne, erl^alten. S)er le^te berfelben
fpred^e öon ber wad)fenben 2Kad^t 5lapoIeon'§ unb öon ber
SBa]^rfd)einlid^feit einer nationalen @rl)ebung gu feinen ©unften,
bie einen S^rieben^fd^lufe gwifd^en if)m unb (gnglanb wünfd)eng*
wertl^ erfd^einen laffe; er fd^liefee xi)n be^l^alb ein. 2)ie Sor*
') Du Casse, Memoires du Roi Joseph, X, 228, 377. ©Icid^tautcnb
M Sa Vary, Memoires, VIII, 56.
2) aBerliner priöircgfrte Bettung 02o. 138, 18. S«oö. 1819. Cousin
d'Avallon, Staelliana, 106.
»lenneröatfett, Sfrau »on ©tael III. 30
4ti6 <Sine Se^auphina don S^tetiS.
refponbenj uon Sorb Saftlereagl^ enthält benn aud), als Don
grau üon StaGl ^errü^reub, einen jold^en, üom 23. Slpril
batirten 33rief. 6r ift iebod) nid)t unterjeid^net, unb fein Sn^^tt
je^t üorauö, bafe bie ^erfon, bie i^n fd^rieb, ju Jener ßeit in
^ariiS, unb nid)t wie grau öon ©tael, feit bem 16. SKfirj in
Poppet tDar. S)aS ^at 2:l^ierS überfeinen. SQein @ainte«93euDe
bemerft ganj rid^tig, ba^ aud) int %aU feiner Sd^tl^eit nid^tö
in biefem 33ricf ber SBürbe unb ©eftnnunß üon grau Don Staöl
tt)iberfpräd)e. Seit ber erften SReftauration war fie in Sejug
auf fönglanb in jofern etwaö emüd)tert, afö biejcS weber in
granfreid) xxoöjj in Spanien ober auf bem SBiener Äongrefe für
bie @ad)e ber greil^eit eingetreten war. Sie machte nid)t bie
Station, wol^l aber eine 5ßartei, bie am JRuber bcfinblid)ctt
Sorten, baffir üerantwortlid^. „SKan täufd^t baiS englifd)e Sott",
fagte Jte gu ßanning, „e§ weife nid)t, bafe man feinen 9?amctt
bagu Derwenbet, um anbere SBöIfer ber grei^eit, bie c8 felbfi
^^f^^tf i^ berauben, unb bie ^ntoleranj gegen feine @IaubenS«
bräber in Sd^u^ ju nehmen. äSenn eiS baS wfifete, würbe eS
©ieienigen öerleugnen, bie feinen 9lamen mi6braud)en" *).
Snjwifd^en ift aud) ba^ 3öurnal intime Don Scniamin
©onftant ju Sßort gefommen unb läfet leinen S^eifel darüber be*
ftel^en, bafe eS feinem SSerfaffer nid^t am 3Bitten fel^Ite, grau Don
Stael poUttfd) gu fompromittiren, wenn er eS lonnte, benn er
liegte eben bamate ganj befonbere ©rünbe ber 33itterleit gegen |lc
2m 3Binter Don 1815 nämlid) l^atte er in $ari8 ein |Km8
gefauft, um baburd^ wäl^lbar unb S)eputirter gu werben, unb
grau Don Stael l^atte il^m ju biefem ßwecf 80,000 granlen unter
ber aSebiugung Dorgeftrerft, bafe bie ^Ifte biefer Summe bei
Sßerl^eirat^ung il^rer 3:od)ter jurüdfgejal^It werben follte, Sie
mufete il^n im gräJ^ial^r baran mal^nen, unb tl^at ^ in meisteren,
^) Madame Necker de Saussure, Notice. Gonyersation, opimons
politiques, etc. La Facette, Memoires, V, 387. Madame de Sta^l,
Gonsid^rations, Oeuvres, XIV, 297, 325.
SBricfe bon grou öon @tael toöl^rcnb bcr ^unbext %aqt, 467
bcr 3latur ber ©ad^e naä) l^öd^ft petnlid^cn ©riefen. @r U)ar
barfiber jo aufgebrad)!, bafe er einmal in feinem Journal brol^t:
»Lettre furieuse de Madame de Stael. Je Tattends et je
r^crase. J'ai ce qu'il faut pour celälc^) S)iefe ©rol^ung
würbe nid^t au^gefül^rt, eben beSl^alb, »eil nid^ts öorlag, worauf
fle jurücfgreifen fonnte. 3"^ ®egentl)eil wirb ber ©tanbpunft
öon fjtau t)on ©tael burd) bie SBemerfungen t)iel flarer, bie
fle in Sejug auf bie politifd^e Sage in biefen Sriefen an
Senjamin ßonftant mit einfließen liefe, ©o fd)rieb jte am
10. Slpril, feinen eigenen, berül^mt geworbenen 6a| an«
ffil^renb: „3d) Witt Sinnen nid)tö über bie ^olitil fagen, id)
vermag nid)t, entl^eiligte SBorte ju ftammeln." SBenn e<8 wal^r
ift, bafe @ie an ber Äonftitution arbeiten, fo ratl^e id^ Sinnen,
mel^r an bie ©arantien al§ an bie ßrflarung ber Siedete ju
benfen." Snjwifd^en war bie 33erfaffung rebigirt worben, unb
in Sejug barauf bemerfte fte: „®ie Äonftitution l^at mic^ fel^r
befriebigt. Einige 6inwenbungen aber f)abe id^ bod^ gu mad)en.
3Ba§ fotten bie ©taat^rätl^e? ©inb fie oerant wörtlich ober un«
öerlepd^? SBa§ bebeutet il^r 33orl^anbenfein in ber Äonftitution?
SBaö wirb bie Aufgabe ber 5ßair§ fein? SRit bem blofeenSBort
l^at man nid^t Sitten gefagt. (Sine Kammer öon 9Jlititär§ wäre
leine ©arantie ffir bie fjreil^eit. 3Birb bie 33erwaltung in ben
^ßroüinjen ben 6rw(il)lten be§ 3Solfe§ anvertraut fein? 3Bie bem
aud) fei, man mufe loben, wa^ gu loben ift, unb id^ begreife,
bafe @ie fel^r frol^ jtnb, babei mitgewirft ju l^aben. Slllein, wa§
@ie mir über gl^r 3wfriebenl^eit^gefül^l fagen, fd^eint mir nid^t
einjig unb allein bem ®ewiffen ju entftammen. S)a§ Slu§fpred)en
guter ®runbfä|e ift immer eine große @ad^e : bie ©runbf ä|e
bel^errfd^en guweilen mel^r bie SRenfd^en, al^ biefe jte bel^errfdien.
SBaö @ie betrifft, fo wiffen @ie beffer atö irgenb S^wtanb, xoa^
in politifd)er SSejiel^ung gegen @ie eingewenbet werben fann;
0 Benjamin Constant, Journal intime. Revue internationale,
25 Mars 1887, 939.
30*
468 ^tc Stoette Sleftauration.
idi jelbft bin öcneigt, SlHeö ju begreifen, ba^ienige ausgenommen,
waö ftd) auf ben ^Rangel an ®efül^I bejiet|t, unb ba tuaren
@ie nic^t gebunben" ').
Sie jelbft fül)Ite ftd) um fo weniger üerfuc^t au§ il^rer
3urücft)altung ' gu treten, alö il^re ©ejtnnung in 33egug auf
3lapoIeon in leiner SBeife üeränbert war. afö ©iömonbi im 2auf
be<8 @ommer§ üon 1815 jte in 6oppet mieberfal^, begeid)ncte er
biefe Slbneigung „al§ nod) immer übertrieben", wdl^renb jte
übereinftimmenb bamit an bie ®räfin öon Sllban^ fd)rieb, brief*
lid) unb munblic^ l^abe jte grofee ^Jel^ben mit ©iSmonbi auö»
gefod)ten, „ber bie greil^eit fud)te, wo greil^eit unmöglid^ war".
®od) muffe man befennen, bafe für granfreid^ Sitte« beffer afö
ber gegenwärtige 3"!*^^^^^ gewefen wäre'-^).
35a3Wifd)en lagen SBaterloo unb bie SBed)feIfdtte ber jweiten
Sfteftauration. Slbermatö war bie alte ©^naftie unter bem @cl^u|
frember 2lrmeen gurfidfgefel^rt, bieSmal mit bem Unterfc^ieb,
bafe bie Don Slapoleon berufene nationale Sßertretung, ttad)bem
jte bem ©ouüerän, weld^em fie Sreue gefd^woren, nad^ ber Der*^
lomen @d^la(^t ben ©nabenftofe gegeben l^atte, mit atter heftig«
feit politifd)er Seibenfc^aft ftc^ nun aud^ gegen bie S3our*
bon§ erflörte. S)afür erl^oben ftc^ bie ^ooingen beS ©üben«
unb ein 5j:i^eil be§ 5lSeften« für bie ro^aliftifd)e ©ad^e, gu bercn
fünften ber SBiener Äongrefe ben Sßertrag gu (S^aumont er*
neuert l^atte.
SlHein aud^ in Segug auf bie ?SKäd^te war feit 1814
bie gange Sage eine anbere geworben. 9lid^t mel^r Äaifeir
Slle^anber, fonbern ber §ergog oon SBettington, ©neifenau unb
SSlüd^er leiteten ie|t bie militärifd)en Operationen, unb ein
aSrief be« ^ergog« war e«, ber, einen Sag nad^ SBaterloo unb
im Geleit ber englifd)en Salinen, ben Äönig nadö Sranfreid^
^) Sl. ©ttobttnonn, ©id^tcrprofttc unb ßl^oraltctlöpfc, II, 36—38.
^) Saint-Ren^ Taillandier, Lettres inödites, etc., Madame de
Stael ä Madame d'Albany, 5 Dec. 1815. Sismondi, Lettres, etc. Revue
historique, 1877, 129.
S^tc öcrÄnbcrten SBcblngungcn. 469
jurücfricf. a3t§ bal^in war ber Heine nad^ ®ent gepüd^tete
^of ben Sntrifluen überlaffen geblieben, gegen weldie ber frei*
jtnnige Sfio^aliömuS üon 2Role unb Sfio^er^ßollarb, öon ©uijot
unb ß^ateaubrianb anft^einenb »ergebend anfämpfte. 5lod) ju
5Dflonö, n)ol)in [\ä) Subwig XVIII. üon ®ent au§ juerft begab,
\oax er in Segleitung feine§ gieblingö ©Iaca§, unb umgeben
öon ßmigrirten. Statte^ranb, ber wenige ©tunben nac^ beut
Äönig eintraf unb mit bered^neter 33erftimmung ben ^of mieb,
öemalim nod^ in berfelbcn 9lacl)t, ba§ Subwig XVni. bic
SBeiterreife befol)Ien l^abe, unb l^atte nur S^it, im legten 3[ugen=
blid 9lat]^fcI)Iäge 3U ertl^eilen, bie abgelel^nt würben. ®a griff
2BeIlington ein. 2luf fein ®el)eife traf Saße^ranb am 27. guni
nun bod) ju gambra^ als SBeratlier be§ 5!Ronard^en ein, ber
fid) bereits wieber ben ©runbbebingungen beS fonftitutioneHen
SlegimenteS oerppid^tet l^atte.
®a§ ^Programm beSfelben entwicfelte SEalle^ranb in ber
berfil^mten ©enffc^rift an Subwig XVIII., bie ba§ @cl)eitern
ber fönigli(^en @ad^e im S^l)^ 1814 ber 58erweci^§lung ju=
jd)rieb, bie gwifd^en ber Quelle ber 3Kac^t, — la source du
pouvoir — unb it)rer SluSübung gemacht worben fei. „SJÖeil
bie Sftegierung legitim ift, i)at man öorauSgefe^t, bafe pe eben
beSwegen aud^ abfolut fein bürfe. Statt beffen erforbert ber
@eift ber 3^it, bafe, in ben großen ciöiliprten Staaten, bie
l^öd^Pe ®ewalt nur unter ber 9Jlitwir!ung öon Äörperfd)aften
ausgeübt werbe, weld^e bie ©efeUfd^aft unb it)re ^ntereffen üer=
treten. . . . 35ie 3^^^ beS Äönigt^umS öon ©otteS ©naben ip
mit bem 3Sorl)anbenfein beS religiöfen ®efül)lS erlofc^en, baS
bem ®lauben l^ulbigte, als fei bie l^öd^fte irbifd)e ©ewalt ein
SluSPufe ber göttlid^en SRadöt. §eute gel^t bie allgemeine SSSlex^
nung bal^in, bafe bie SRegierungen nur ber SSölfer wegen ba
Pnb, ba^ aber bie legitimen ^Regierungen @lücf unb S^rieben
il^rer SSölfer am beften pd)ern, weil pd) bei i^nen mit bem
dttä)t eines alten Sep^PanbeS ßl^rfurc^t unb Slnl^änglid^feit
öerbinben. @rp wenn ber ©ebanle gered^tfertigt wäre, ba^ bie
470 ^enlf^rift don SlaOet^tanb.
9?a(l)tl^cilc einer jold^en ^Regierung tl^re Sortl^eHe übemiegen,
würbe ber Segriff ber Segitimität gur ßl^imärc »erben."
SBie einft 3iecfer eö getl^an, fo öertt)iei8 Jefet Jaße^ranb gur
Sefc^tüörung ber ©efal^r auf bie öffentliche 3Reinung. Sn
Uebereinftintmung mit it)ren SBfinfd)en muffe bie Segierung,
allmächtig für ba§ ®ute, ftc^ in 33ejug auf SBißfür unb @t^
»alt bie §ättbe binben unb auf btm feften ®runbe bouember
Snftitutionen erl^eben. SBal^rung ber inbiöibueHen grei^it,
greil^eit ber treffe, SBefugnife ber Kammer, ©efe^e Dorgufc^logen,
Unabfefebarfeit unabpngiger SRic^ter, 9!Jiinifterüeranttt>ortlid^feit
unb Entfernung aller nid)t öerantmortlid^en Satl^geber ber
i?rone, ba^ luaren, nad^ Saßeijranb, bie ©arantien, bie gegeben
»erben mufeten. Sn ber ^roHamation, bie Subwig XVIII. am
7. Suli erliefe, feieren fte faft »örtlich unb mit Serfprcci^uttgcn
be5 aSergebenö unb 33erge[fen§ »ieber, öon tt)eld)en nur einige
3Serrätl^er aufgenommen blieben. SBäl^renb bie Äonüentton Don
@t. ßloub bie franjöftfc^en Streitfräfte über bie Soire üerwie«
unb 5ßreufeen unb ©nglänber 5ßari^ befe|ten, traf Subwig XVni.,
ber Slufforberung be§ §ergog§ öon SBeHington entfpred^enb, in
@t. 35eni§ ein.
©ort erwartete ben 2Ronard)en eineSBenbung feiner Ungelegen»
l^eiten, bie il)m »ol^l nic^t gang unerwartet lam. Sereitä in
®ent liatte §oud^e nod) al§ 2Kinifter 5Ra^)oleon'§ bem Äönig
33orfd^läge gemad)t, unb SBeßington bie Slotl^wenbigfeit, jtc^
feiner gu bebienen, berül^rt^). Se^t erHarten fowol^l SBeHing«
ton alö SaUe^ranb e§ für unöermeiblid), il^n afö 9Rinifter in
ben 3flat^ be§ Äönig§ gu berufen, fjoud^^ mar feit bem
22. Si^ni baö §aupt ber proDiforifd^en ^Regierung. Unter ben
oielen ©rünben, bie feine ^Berufung öeranlafeten, mar aud) bie
SBeforgnife, bafe er bie Kammern unb bie ^Regierung über
bie goire, gur Slrmee bringen fonnte. 6ntfd)eibenbcr mar
e§, bafe er aße ©el^eimniffe fannte, aße ^erf3nli(|Ieiten unb
») 2;l&. ö. »ctnl^arbi, ®cf^i(3ötc SfluSlanbö, I, 258,
S)o8 SWiniftettum 2:atte^ronb • Srouie. 471
alle Parteien gegen einanber auögefpielt l^atte. Unb SBelling«
ton feinerfettö tüufete, bafe Äatjer Sllefanber unb 2a fja^ette
an ben ^etjog üon DrIeanS, SWetternid^ an eine SRegent«
jcl)aft backten, unb folglid^ bte Uebereinfttmmung ber 9)läd^te in
©ejug auf bte 33ourbon§ eine ft^einbare tt)ar^). 6§ galt bem^
nad), Subnjig XVIII. in bie Suilerien 3u bringen, beüor bic
alliirten dürften gum jtüeiten ?SKal in bie ^auptftabt einjogen.
Um biefen ^ßreis würbe %o\\ä)e mit 3«ftiwtniung ber SRo^aliften
^Ulinifter^). SSor ber feierlid) öon il^m öerfünbeten Süge, bie
SBiebereinfe^ung ber Sourbon§ werbe üon ben 3Rä(f(ten ge«
forbert, löften ftd^ ^Regierung unb Kammern auf, unb ber ®n=»
jug ßubwig'ö XVIII. fam jenem ber alliirten fjürften um jed^§=
unbbreifeig ©tunben guüor. Sll§ ßl^ateaubrianb ben fjranfen«
fönig, ben er auf ben ©d^ilb gel^oben l^atte, im ®eleit öon
gondle unb Saße^ranb, „be§ Slpoftaten unb beg Äönigö*
mörberg . . . ba§ Safter am Slrm be§ S8erbred)enö" wieberfal^,
ba füpe ber ßbelmann ben @(^impf. @ö war ju @t. 3)eni§,
unb gubwig XVIII. brängte il^n, ju fagen, wa§ er benfe. „^ä)
l^alte bafür, bafe e§ öorbei ift mit ber 5!RonarcI)ic", fagte ßtiateau«
brianb. „^äj bin Stirer ?SKeinung", entgegnete ber Äönig^).
gtau öon @tael badete nid^t anber§. 35iefe 3!Höglid^feit,
goud^e in ben Statt) beö Äönigö ju berufen, war in ©egenwart
üon 5oud)6 felbft unb in jener öon SBenjamin ßonftant \>ox i^r
erörtert worben,'unb unumwunben l^atte fte bamalö erHärt, ba§
bfirfe niemals fein*). Sie tl^at mel^r unb fagte ftdi) in ben
ßonjtberationS offen öon Stalle^ranb lo§, „oon ber gewanbten
^olitif, bie beftänbig nad) bem 3Binb manöbrirt, öon ber SHad^*
giebigfeit, bie oergebenS barauf red^net, allein bem ©d^iprud)
') Sl^. ö. S3crnl^arbi, ©c^^tc giufelanb«, I, 188, 352, 375, 430—434.
La Fayette, Memoires, V, Premiere Restauration et Cent Jours, 308—
309, 339, 373. Viel-Castel, Histoire de la Restauration, III, 1.
2) Vitrolles. M^moir.es, III, 104, 113 u. ff.
3) Chateaubriand, Memoires d'Outre-Tombe, IV, 33, 36.
*) Benjamin Constant, Memoires sur les Cent Jours, I, 97.
472 Srvau bon Qiael über bie Sage.
ju entgelten unb mcl)t cinjtel^t, bafe c^ poHtifc^c Scibcnfd^aften
gibt, bie niemals ücrjei^en fönnen". ©elbft in S3cjug auf bic
©rfolgc ber franjöjtjd^en ©tplomatic in 5!öien bcmcrftc Pc, i^rc
Aufgabe fei e§ mcl)t gewejen, S)eutf(f(Ianb, fonbern ffranfrcid^
ju organipren.
3n einem SBrief an 5!Reifter, wenige SBod^en nad) SBaterloo,
entjd)Iilpfte xi)X ba§ SBort: »A Thonneur prfes, iious avons
tout sauve«. Sin bie ©räfin bon Stlban^, bie il^re ©ejtnnung
tl^eilte, jd)rieb fie: „3d) bin öoßftänbig barübcr mit Sinnen
einöerftanben, bafe bie ^Befreiung mm ©ona^)artiftifd^ett S^d^
ein grofeeg ©lud für ßuropa ift, unb ein wenig ®umml|eit,
bon ber man ftd) fo giemlid^ überall bebrol^t wei^, immeri^in
nod) leidster ate bie S^rannci 3U ertragen ift. Slber granfectd^,
granfreidö, in welchem Siif^nb ift eö, unb meldte SBerfcl^rtl^ett,
i^m eine ^Regierung ju geben, bie fo üicle gelnbe jä^lt, unb
bann ben tt)ol)lgejtnnten, beflagen^wertl^en Äönig aller SRittel,
bie il^m Siebe ern)erben fönnten, gu berauben; bemi bie Äon*
tributionen unb bie fremben Gruppen crfd^einen al8 foHbarifd^
mit ben S3ourbonö, obwol^l biefe in öieler Sejicl^ung betrübt
genug barüber jinb. . . 2Bcm fonft fiele bie Sßerantujortung für
bie SRüdfel^r au§ 6lba ju, n)enn nid)t ©enjenigen, bie SRapoIeon
bal^in gefd)idt l^abcn. ©en gangen SBinter l^inburd^ l^aben ttrfr
in 5ßari§ barüber geflagt. 2Bie l^atte bie 3lrmce eS über fld^ öer^
mod)t, auf il^n, ber jte gibangig Saläre l^inburd^ jum Sieg gefül^rt
l^atte, JU fd)iefeen? SBarum jte einer fold)en Sage auSfejjen unb
warum granfreid) \o [treng für SSerge^ungen ftrafen, bic c8
nid^t begangen l^at. 3)ag SSebürfnife, jtc^ ju x&6)tn, l^ätte td^
nod) el^er 1814 al^ 1815 oerftanben. ©amal« aber fflrd^tcte
man nod) ben geftürjten Äolofe. 91ad) SBaterloo war baä öor*
über. ,§ier l^aben Sie, 3l)nen aßein anvertraut, meine innerften
®ebanfen'' i).
0 Saint" Reo 6 Taillasdier, Lettres inedites. Madame de Sta6l
a la Gomtesse d'Albany, Pise, 20 Dec. 1815.
grtau bon ©tael übet bte Sage. 473
Uncrjd^fittert blieb il^r SBertraucn in bie Slbfid^ten Slleyanber'S.
g§ »iberftanb jelbft ben a3erid)ten über ben ßinpufe boit ^Jrau
üon Ärfibener auf i^n, fibcr n)eld)c fte mit einer furjen 33e=
ttierfung l^innjegging. Sin ^Jrau üon ®6ranbo, bie il^r öon
biefen Sßorgängen gefprod^en l^atte, fd^rieb fte: „S)er Äaifer
pfet mir eine autricf)tige SBewunberung ein. SBenn er nicl)t
nad^ SSerbienft gelobt wirb, jo ift baö bem Umftanb juju«
fd^reiben, bafe bie liberalen 3been, bie er liebt, menig Slnl^ängcr
in ben @alon§ l^aben. 3d^ erfe^ne Sllle§, maS bagu beitragen
fann, einen foldl)en 3Jlann gu erl)eben, benn er erfd)eint mir al§
ein ^tiä^m ber SSorfel^ung, jur SRettung ber allfeitS bebrol^ten
greil^eit gefegt. 3d) braud^e faum gu jagen, bafe greil^eit unb
9ftcligion ftd^ in meinen ©ebanfen öerbinben. ßrleud^tete ^Religion,
geregelte greil^eit, ba§ ift baö Qkl unb ber SBeg. Sd^ ^W
bie SR^ftif, ba^ l^eifet bie Sieligion bon fjenelon, bie il^ren Ur*
fprung im ^erjen l^cit unb bie Söerfe burdö bie Siebe berflärt.
3d^ erfel^ne bie ^Reformation ber ^Reformation, eine @nttt)icflung
beS 6l)riftentl^um§, bie ba§ Sefte ber Iat]^olifd)en unb ber pro=
teftantifd^en Slnfd^auung öerbinben unb bie ^Religion bem poli=
tifd^en ©influfe ber 5ßriefter entjiel^en »irb.
„SBeld)er SSorjug für Äaifer 2lle?:anber, an ber ©pi^e biefer
boppelten ßntwicflung be^ ®efd^led^te§, ber oerinnerlid^ten SRe«
ligion unb ber repräfentatiben Sfiegierung gu ftel^en. @em ptte
aud^ id^ il^m bie ^ulbigung meiner Suftittiwtung gebrad^t.
SlUein id^ fürd^te ben ©c^merg, ben bie ©egenwart ber ^?remben
öerurfad^t, bie Seibenfd^aften ber 5ßarteien, bie aßen meinen
Sbeen tt)iberftreben. @o, bcnfe id^, ift eö am beften, meine e]^r=
furd)t§botte ßrgebenl^eit für ben Äönig burd^ ©d)meigen gu
beioeifen. Sorgen Sie bafür, ba§ eä nod^ ein granfreid^,
nod^ tjrangofen gebe, unb tt)ir ttierbcn unS ]^erau§gul)elfen t)er=
mögen!" ^)
^) Baron de Gerando, Lettres inedites. Madame de Stael t\ Ma-
dame de G^rando, 27 Sept. 1815.
474 2)te fiegitiitrit&töt^eotie in il^ret anxtten Vkc^-
3)ic SEraucr um ba§ SSatcrlanb, um fo Diele fel^Igefd^Iagene
Hoffnungen unb erbulbete ©emütl^iguttgen burt^brlngt ble
legten Äctpitel ber 6onftberatton§. ®er ©oftrln ber Segiti*
mität nad) il^ter erften gaffung Derppid)tete fle fld^ nur inncrl^alb
jener fonftitutioneHen ©c^ranfen, mit meldten Saße^ranb fle
1815 umgab. @ie unterf(^ä^te bie SBeil^e nld)t, »eld^e bic Qtit
unb baö @rbred)t einer alten JD^naftie öerleil^en, aber fle fragte
©iejenigen, bie barauf allein für ben Seftanb ber SKonard^ie
red^neten, ob etwa eine taufenbiäl^rige S)auer bie ©flaöerel
red^tfertige ober bie türlifd)e [Regierung n)ünfd)en8tt)ertl^ er*
fc^einen laffe. lieber jebe 58erfaffung, tt)eld)e bic bered^tigtcn
Slnfprüc^e ber ©egenwart ben öermeintlid^en SRed^ten ber Se^
gangenl^eit opfere, werbe bie 3^'* fd^onungSloS l^inweggel^en.
9iur ba§ unbeftimmte unb bodf) bered^tigte ©cfül^l, bofe bie
SKinifter e§ nid^t el^rlid) mit SluSffil^rung ber ßl^artc meinten,
l^abe bie ^unbert Sage ermöglid)t. SBaiS bie offentlid)c 2Rel»
nung forbere, fei ber 58erjidf)t auf bie abfolute ©ewalt, ben
nur ein SSertrag ätt)ifd)en bem ©ouoerän unb btm Soll au8«
fpred^en fönne. SBer il^n öenoeigere, bem fel^le eben ba8 S8er»
ftänbnife beffen, tt)a§ in unfern Sagen ein ^blilum bebeute.
„%i\x bie 2lnfprüd)e ber ijreil^eit fprid^t bie Stimme ber 38er*
nunft aller Qdtm, unb baö iji aud^ eine Segitimitöt* *). S)a8
aber finbet pd) in ben ßonpberationS mit attem Slad^brud be*
tont, bafe »enn anö) bie ^Regierung fjel^ler begangen l^atte, bie
Station im ©anjen unb ©rofeen boc^ fd)ulbiger war al8 Pe.
„@ie wufete nid)t mel^r, wa^ greil^eit bebeutet." SäBeil man
unter Sonaparte gebleut l^at, verlangt man ©einölte unter
Subtüig XVIIL, ber Äleru<8 will bie 3Rad^t, bie emigrlrten
begel^ren ©ntfd^äbigungen, aße Parteien öerlangen ©teHen, alle
einjclnen jagen nad^ Sefolbungen. @rfd)eint ein unberftftnb«
lid^e§ ^mi) über 5ßoUtif, fo genügt eö, feinen gii^dt mit ben
0 Madame de Stael, Oonsid^rations, Oeuvres comp. XIV, 7, 43,
57, 63, 66, 73.
SBcrfott bcö öffcntltcjcn ScBcnö in grtanhcid^. 475
SBorten, „^ä) xoxU SKittifter werben'', tüteberjugeben. 3n bcn=
felben Uniformen, baöjelbe Säd^eln, mit welchem man 5RapoIeon
gel^ulbigt l^atte, auf ben Sippen, beugt man jtd) t)or Sub*
tt)ig XVm. ©er erfte 5ßaragrapl) ber 3Renfd)enre(i^te ift für
ieben ^rangofen ba§ Siedet, üom Staat ju leben. »La fureur
d'^tre employe par Tfitat et pensionne par lui devore la
Francec ^).
SBa§ aber ttiar, inmitten aller @d)mierigfeiten, bie Slufgabe
ber ^Regierung? ©ie mufete, fagt ^Jrau t)on @tael, bie 33er=
ppid)tungen gegen ba^ |)eer genau einl^alten, il^m nid)t fd^mei*
^eln unb e^ burd) eine ^olitif be§ ?5rieben§ entbel^rlid^er
mad)en, ol^ne jemals barauf ju red^nen, als ob eS bie 33ourbonS
bem Äaifer öorjiel^en fönne. 3n religiöfen ©ingen Stolerang
unb fjreilieit. 5Rid^t ber SReligion fdme eS ju ®ute, tt)enn bie
jjrömmigfeit ein ?SKittel würbe, im bürgerlid^en geben borauju^
fommen. 3n 33egug auf bie 3Sergangenl)eit feine SRefriminationen.
©ie erbulbeten SSerfolgungen bürfen nid^t burdf) S^rüdfgabe öon
^riüilegien, bie erlittenen SBerlufte nid^t burd) ungefe|lid)e S[n=
fprüd^e entfd)äbigt werben. „SBeil Subwig XVI. unb baS ©d^idf^^
fal ber ©einen bie fd)merilid)fte Sl)eilna]^me erregen, liegt fein
®runb öor, feine 5Rad)fommen burd) 33erlei^ung ber unbefd^ränften
SDflad^t ju tröften unb, gleid) Slc^iH, ben 5!Ranen beS 5ßatrofluS
©Haben ju opfern". SRid^t ba^ §au§ ©tuart, fonbern baS
§auS ^annober biene als 33orbilb! 3n ber Äonftituirung
ber ^airSfammer ift baS 2Jlittel jur tJufton ber klaffen gegeben,
©ie beiben großen ?Rängel ber ßl^arte, bie Sebingungen ber
SBäl^lbarfeit unb ber SBal^lmobuS, muffen im ©inn einer wirf^
lid^en 58ertretung berbeffert werben, ©urd^ ^erfteHung freier
Sofalbcrwaltungen wirb man baS Uebergewid^t ber |)auptftabt
berminbem. Sor SlHem aber biefeS: Äein befledfter $Rame,
fein SRann, ber unfd)ulbigeS ©lut bergcffen l^at, wirb granfreid)
nu|en. SKan laffe bie ©d^ulbigen in ^rieben. 9Ziemanb weife,
^) Madame de Staäl, Considerations, Oeuvres comp. XIII, 364.
476 9(ufgabe bet SflegierunQ.
wol^in er |td) tu fold)cn ©türmen gewenbet l^dttc. Slbcr wer
©ewiffen unb @l^re nid)t unbepecft erl^altcn l^at, üermag bcm
33aterlanb feine ©ienfte me^r ju leiften. 9Äan rufe bie f^eunbe
ber %vt\i)e\t, bie ©eneration Don 1789 unb il^re Junge ^cer-
folge, unb befdiliefee auf biefe SBeife bie blutige Sragöbie.
,,2ine 2lnftrengungen, ben Strom l^inauf gu fteuem, finb fruc^t=
lo^ unb foften ba§ Sal^rgeug. Wan jertl^eile bie gluttien über
ba§ 2anb, unb e§ wirb befrud)tet werben" ^). ©ie erfte 3fiejiau:'
ration l^at jt(^ mit feiner einzigen ^anblung ber SBillfür bePedft,
bie ruhige SBei^l^eit be§ Äönig§ wirb bie SSerföl^nung öoHenben,
wenn granfreid), ftd) fclbft jurücfgegeben, feine politifc^e Arbeit
wieber aufnehmen fann, bcnn „wie ber ©efpotiömu«, fo wirb
auc^ bie greit)eit nid^t gegeben, fonbern genommen"^.
3u Poppet unb in Stauen, wol^in jtd) grau öon ©tael gu
6nbe be§ ^a^xt^ 1815 begeben l^atte, würbe biefer Sil^ctl ber
ßonfiberation^ gefd^rieben, angepdjt^ beö weisen ©d^redfeng in
ben 5ßrot)injen be§ franjöjifd)en @üben§, wo ber $Sbcl o^ne
Unterfd)eibung 5ßroteftanten unb Sonapartiften niebermad)te,
unter Slnbcm auc^ ben 3Jiarfd^aU 33rune unb beS ÄonigS Sc*
üonmad)tigte, bie ©eneräle Slamel unb be la @arbe, wfil^renb
gondle in 5ßari§ ^roffriptionSliften entwarf unb bie ^effc ben
aSejtegten öon SBaterloo unb feine Slnpnger mit Snfulten über»
fd)üttete. ^?rau bon ©tael, wäl^renb jte an il^rem SBerl fort«
arbeitete, erwog bie SRöglid^feit, um berfelben Uebergeugungett
willen, bie il^r unter SBonaparte ia^ @pil gugegogen l^atten, ie|t
unter ben Sourbong geäd^tet gu werben^). Swö^^i^ ober er»
wiberte fte ©enienigen, bie ben gefallenen fjeinb befc^tetpftcn,
unb b^m gefallenen Äaifer ben SSilvdf) unb ba§ Salent abfprad^cn:
»C'est par trop rabaisser la France et rEurope, que de
pr^tendre qu'elles aient obei quinze ans k une bäte et ä un
poltron.c 2)agu fam ba^ unertrdglid^c ®efül^l, biciJmal bie
') Madame de Stael, Considerations, Oeuvres comp. XIV, 118.
2) ©bcnbaferbft, 131.
^) Madame Necker de Saussure, Notice.
@tnb bic granjofen jut Steilheit befttmmt? 477
frembeit |)cere a\^ 6robercr in granfreid^ ju tt)i[fen. Sie liefe
jt(^ aud) burd) eine pcrfönHcI)C, gnäbige Slufforberung be^ Äö=
nigg, bie fein ©efanbter in ber ©d^weig übermittelte, nid)t gur
aüücffel^r nad) 5ßariö bewegen. »II me semble qu'il n'y a
plus rien de possible«, jd^rieb jte in ©egug barauf an 3Rei[ter.
aBa§ in il^r üorging, begeid^nete wol^I am beften ein Slu^fprud^
öon aSurle. Site man einft in feiner ©egenwart öon ber großen
SSorliebe öon %otc für bie grangofen fprad^, gab er gur Slntmort:
„Sa, feine 3lnl^änglid)feit xoax grofe, unb jte l)at lange gebauert;
tt)ie bie Äa|e ift er bem ^an§ treu geblieben, nad)bem bie
Samilie fortgegogen war"^).
„@inb bie grangofen gur^reil^eit beftimmt?'' fo ift fragenb
ber lefete SCbfd^nitt be^ S3ud^§ Don g^rau öon @tael überfd)rieben,
ber pd) mit ben frangöpfd^en Slngelegenl^eiten befd^äftigt. 6r
mag in ben Sagen öerfafet morben fein, in meld^er ßubwig XVIII.
über bie ßufammenfe^ung ber Äammer erfd)raf, bie afö Ghambre
introuvable ber parlamentarifd^en ©efd^ic^te befannt, einem fo
realtionaren SRo^aliömu^ l^ulbigte, bafe ßl^ateaubrianb i^re @e*
pnnung auöfprad), aU er bie |)inrid^tung öon Sabebo^ere eine
SGBol^Itl^at nannte, bie ba§ aSoIf ber öäterlid^en Strenge be§
Äönig§ banfe. ©iefer felbft liefe pd^, ate er bag l^örte, gum
Slu^ruf »ce sont des fous« l^inreifeen.
®iefe Kammer ttjurbe bennod^ ber Slnlafe, bafe eine SBen=
bung gum SBeffern erfolgte. S)er ©epnnung ber ©eputirten
pelen guerft 5oud)e, bann SaUegranb gum Dpfer, ber burd)
fein 3Serl^alten in SÜBien ba§ SBertrauen be§ Äaifer^ 3llej:anber
auf immer oerfd^ergt t)atte. Sin bie @pi^e beö neuen SÄinifte^
riumS berief je^t ber Äönig ben ^ergog öon SRid^elieu. 35iefer
toax fünfgig Sa^re alt unb l^atte ben gröfeten Sl^eil feinet
Seben§ in SRufelanb öerbrac^t, n)o er ate ®ouöerneur ber Ärim
bie SBo^lfal^rt beö ßanbe^ unb feiner ^auptftabt Dbcffa burd)
eine mufterl^afte aSerioaltung begrünbete. »En depit de rAssem-
') S. Rogers, Recollections, 81—82.
478 ®ad aRinifterium SHi^elieu.
bl6e nationalec, jd)neb Äatl^^^rina n., als f!c il^n 1791 jucrft
an il^rem ^of empfing, »je veux qu'il reste duc de Richelieu
et quMl aide ä rätablir la monarchiec *).
9lad) fünfunbgwanjiß ^afitm war bie ^ropl^cjctl^unfl bcr
Erfüllung nal^e unb bie SRegicrung %xanfxti(i)& in ben ^änben
biefeS SSSlannt^, beffen mafelloje Sauterfcit bc« ß^arofterS unb
ber ©ejtnnung allen ^Parteien imponirte. Slm 25. September
»arb SKd^elieu 3!Hittifter. SBenige Stage fpäter öerlfcfe fein
Iatferlid)er iJreunb SHeyanber jum gwetten 5Wal $ari8, nad^
feierlid^er SSerfünbigung jener l^eiligen Sllliang, beren leitenbe
3been, öon beutfd^en ©enfern erfonnen, il^m burc^ %vau üon
Ärübencr nal^e gelegt tooxbm waren.
2)em ^erjog öon Siid^elieu fiel junäd)ft bie fc^were ^id^t
be§ griebenSfd^luffeS ju, bann jammeltc er feine göttje Äraft,
um ben ©c^mierigfeiten ber innern Sage gu begegnen.
@ie liefeen fid^ baran ermeffen, bafe je^t ber ÄSnig cS war,
ber p(^ ber ßl^arte üerpflidjtet l^ielt, wä^renb bie 3Raj[oritdt
il^re eittjelnen Seftimmungen angriff unb SReprefPüma^regeln
ergwang. S)er extreme SRo^alift Sa Sourbonna^e öerlangte,
allein gur ©träfe für ben Serratia ber l^unbert Siage, l^unberte
üon 3Kenfd)enleben. 5lSeber bie §inrid)tung öon Äaböbo^ferc
unb 3le^ nod^ bie SSerbannung, welche über 57 ^erfoncn wegen
il^reS aSotumS im ^rogefe Subwig'S XVL öerl^dngt worbcn war,
befänftigte ben 3iad)eburft ber SKajoritat, bie e8 nid^t geftottete,
bafe ber ©reuel im ®nbm aud^ nur ßrwäl^nung gefd^al^.
SBeamte forberten ©enungiationen unb belol^nten ©tejenigen, blc
jte l^interbrad^ten. ©eputirte »erlangten, ba^ bie Seitung be8
Unterrid^tö ber Uniberfttät entjogen unb bem Äleru« jurüdt
gegeben werbe. SSonalb fe^te bie Slufl^ebung ber @^efd^eibung
mit bem ^inweis auf ben ®egenfa| gwifdien Segitlmitfit unb
Steöolution burdt) ; 33if cf)öfe erliefen Hirtenbriefe gegen btc Sole»
0 &xot, S3r{efe bet j^aiferin j^atl^atina II. an ®vimm, Catherine II k
Grimm, Tsarsko-Selo, 2 Mai 1791.
S)ie ejttcmcn Slo^aliftcn. 479
ranj unb öerpptd)teten jtd) bem Äönigtl^um öon ®otte§ ©nabm
in feiner abjointeften %orm. Le bon sens en rechappera-
t-il? fragte ^rau üon ©taäl, biefe ©inge berid^tenb, üon n)eld)en
fie nid)t mit Unired^t fürd)tete, e§ tt)erbe, um jtd) öon i^nen ju
befreien, bie Sieligion in ^ranfreid) foften^).
©er ^arofi§mu§ erreid)te feinen ^öt)epunft, al§ Sa Sour*
bonna^e, in ber ©ebatte über ba§ Slmneftiegefe^, Äetten, @cl)arf^
rid^ter unb |)inrid)tungen, unb ber Slböofat ßorbiere 3Raffen=
lonflsfationen i^erlangte. 6§ »urbe bereits bk 5!RögIid)feit eineö
3DWniperium§ ßl^ateaubrianb, 33onaIb ober ©lacaS, ober bie Se«
rufung wn 9Katf)ieu be 5!Rontmorenc^ erwogen. Sllö unter
fold^en Umftänben 9Kabame SR^camier jur SRüdflel^r nad) ^ari8
aufforberte, f(^rieb grau öon ©tael gurfid: „9lein, tt)a]^rli(i^,
id^ fönnte nid^t banfbar für bie gemalerten 3teif)eiten fein, idf),
bie idi) ber 5!Reinung bin, bafe bie Siationen frei geboren ttjerben.
3de würbe SBorte fallen laffen, bie nid^t in ber 3Kobe ftnb unb
mir nur geinbe mad)en. 5!Rat]eieu, ben id) um nid^t§ in ber
SBelt »erleben mödjte, folgt einer ganj übertriebenen 2lnfd^auung§==
U)eife; ber Slnblidf ber ^Jremben, bie fo entgegenfommenb für
mid^ pnb, fönnte mir in 5ßari§ nur peinlid^ fein; bie Stimmung
ber ^Parteien ift eine berartige, ba^ man feine fjreunbe nid^t in einem
unb bemfelben 3immer öereinigcn fann, wenn man nid^t, wie Sie,
ein ßngel bon ®üte ift. ©lauben @ie mir, id^ l^abe 3ied)t. Sluguft
ift meiner SKeinung." @§ l^errfd^e eine fold)e Strömung öon
Segitimität, l^eifet e§ in einem il^rer SBriefe an bie ®rafln üon
SllbanQ, bafe wol^l aud^ für fie ber Slugenblidf gefommen fei, wieber
Königin t)on ßnglanb 3U werben. »Les revenants«, fd^rieb
bie äöittwe Äarl Sbuarb'S, bie etwas öon ben alten 2)^=
naftien wufete, gurüdf, »fönt de grandes betisesc^). Slllein
im Äampf l^atten (td^ aud) bie aSertl^eibiger ber liberalen
@ad)e geftäl^lt. SßaSquier, ©uijot, SBarante, SRo^er-Soßarb,
') Madame de Stael, Considerations, Oeuvres comp. XIV, 355 u. ff.
*) ügo Foscolo, Lettere inedite, 110.
480 ^^^ libttole OyypofHion.
bc ©crrc, bcr ^crjog öon Sroglic in ber ^aitSfammct; bc»
ßCflitctcn jtc^ im Scftrcbcn, bic 9Konarci^ic gegen bie ultra«
ro^aliftifd^c Dppojttion unb baö Sanb gegen bie Sebrol^ungen
ber 6ontre=3fiet)olution gu Dertl^eibigen. 3)ie ®ebatte über ba«
Slmncftiegcfc^ brad^te bicfe Salente auf ber Sribfine unb in ber
treffe gur ®cltung, unb jte boten bem 5IRinifterium ben Sfiücfl^alt
an Sncrgie, TOäfeigung unb UcbergeugungStreue, bereu eS beburfte,
um „bic SRo^aliften gegen il^ren eigenen SBiUen gu retten*,
©er SluSfpruc^ i[t Don SRic^elieu, ber einem UnDerfdl^nlic^en Don
ber 3fied)ten bie unüergefelic^en SBorte gurief: „SBaJ^rlid^, id^
öcrftel^e 6ud^ nic^t, mit ßuren Scibenfd^aften, 6urem fyi%
ßurer, ftct§ neue Äalamitäten oorbereitenben ©rbitterung. Sag«
täglid) gel^e ic^ am ^aufc oorfibcr, toeld^eö baö meiner Säter
gett)cfcn ift. ®er ungel^eure Seft| meiner iJamilie ifi in anbere
^änbc übergegangen. Sn ben SKufeen J^ängen Silber, bie einjt
H)x gel)örtcn. 2)a§ Mt^ ift traurig, id) gebe t& gu. Ättein eä
treibt mid^ weber gur aScrgweiflung nocf) gur 3iad(e. Sl^r er*
fd^cint mir guwcilcn wie SBxxl^njtnnige, S^r SÜle, bie ^fyc in
^anlreid) geblieben feib." Sn berfelben ©ebatte \ptai) be ©erre,
gur 3ficd)ten gewcnbet, bie ben Äopf beö entpol^enen Saöolette
verlangte: „®erabc, weil bie SReüolutiondre gemorbet, fonfl«girt
unb üerbrannt l^abcn, f ollen @ie nid^tö Slel^nlic^eiS tl^un^. SRod^
burd^fd^lagcnber war ber (grfolg üon Sio^er^SoHarb, beffen ^in*
gebung an bie 2Ronard^ie, al§ il^re SluSftd^ten fo gut wie l^off»
nungöloS waren, feinen SBorten 5Rad^brudE öerfd^affte.
2ßäl)renb bcr Debatten üon 1816 über ba« SBal^lgefejf
rief ein fd^öngeiftiger Ultra bei ©elegenl^eit biefer gegen feine
Partei gerid^teten SRebe üon aflo^er^^SoHarb : >Voilä bien les
Doctrinaires«. "Slad) unb nad^ würbe bamit im pollttfd^
Seben bie Siic^tung begcid^net, bie immer bagegen {nrotefiirt
l^at, eine befonbere ©d^ule gu fein, unb il^re Sbccn ben öer»
fd^iebenften nationalen unb intellcftuellen Strömungen entlel^nte.
„2Ba§ reben bie Seute üon ©oKrinären", ppegte SRo^et^ßoIIarb
fpäter, al§ baö SBort fel^r oft am unred^ten $lajj angewenbet
©rftcS 3(uftrctcn bcr ©oltrinftre. 481
würbe, gu [agcn : „id) weife nur, bafe wir anfänglid^ brei waren,
be @erre, Mamille gorban unb ic^". 2)ann famcn ein 9lcopI)9t,
aSeugnot, unb brei iüngere ©enoffen, ®uijot, Sarante unb 1818
ber ^erjog Don Sroßlie l^inju. 2)amal§ l)atten bie ©oftrinäre,
wie einer berfelben e§ auSbrücft, „^la^ auf einem Äana:pee".
3n bie chambre introuvable war überbieS Mamille Sorban
ßar nid^t gewal^It worben. S)ie %xaQt t)on 3^ran t)on @tael,
„ob er bereit fei, für bie greil)eit ju tl)un, waö er gegen bie
Ungered^tigfeit getl^an l&atte" ^), beantwortete erft fein 3Ser*
l^alten nad^ ben 9leuwal)len t)on 1816. 6r würbe ber eigent*
M)t aSermittler jwifd^en il^r unb ber boftrinaren ®ru))pe unb
in mel^r aU einer SSegiel^ung traf bie boftrinäre S:l)eorie mit
ber übrigen unb ber il^re§ SBaterS gufammen.
^iftorifd^ war biefe S)oftrin ftnneöüerwanbt mit jener ber
Äonftitutionellen üon 1791, weil fte, wie einft biefe, jwifd^en
ben ©egenfä^en ^n üermitteln fud^te unb eine 3Serföf)nung ber
Älaffen unb ber Parteien erftrebte. @ie t^eilte mit grau üon @tael
ben foSmopoIitifd^en Qmq. 31I§ Seigrer an ber Sorbonne fud^te
aflo^er^ßoUarb , ba^ eigentlid^e ,^aupt ber 2)oftrinäre, bie
fd^ottifd^e 5ßf)iIofopl)ie in granfreid^ einjubürgern. gran?oi§
®uijot brad^te bie 5j:rabition ber proteftantifd)4iberaIen ©enfer
@d)ule, ber bie SBerfafferin beö »ud)^ über S)eutfd)lanb, 31. 328.
@d)legel unb aSenjjamin ßonftant bie beutfd^en äftl)etifd^en
Sil^eorien unb bie 3fied)t§* unb ©ittenlel^re üon Äant uermittelt
l^atten. aSiele 3al)re be§ Slufentl^altg über bem 3ftf)ein l^atten
Samille gorban unb be ©erre, Sroglie unb SSeugnot jur 3luf=
nal)me biefer Sbeen üorbereitet. ßbenfo entfprad^ eö ben Sin-
fd^auungen üon grau üon @tael, ba^ bie boftrinäre ©eftnnung
in religiöfen ©ingen ben Slccent auf bie 93ZoraI legte unb für
®leid^bered^tigung ber Äonfefjtonen unb bie religiöfe greil^eit
eintrat. @ie, bie wäl^renb 3al)ren ftd) 3ur Slepublif befannt
') Baron de G^rando, Lettres in^dites. Madame de Stael ä G^-
rando, 27 Sept. 1815.
SUnnerl&offett, %xm ton @taei. III. 31
482 S^« Icitcnben Sbeeit.
I^attc, ttjar aud) bamit einDerftanbcn, bafe für bic ©oftrinäre
nid^t bic Staatöfonn an ftd), fonbcnt öiclmcl^r bicfcS bic ^avipU
facl)c voax, bafe bicfc @taat§form bicgfam bcn SScrl^ältniffcn
angepaßt würbe, monard)ifd) in ^Jranlrcid) imb rc))ublifamf(^
in ®enf war. SBorauSgcfc^t, bafe man l^icr wie bort gcwiffe
^rinjipien nid)t öcrlc^tc, öon tt)cld)en ate baS crftc unb
l^ciligfte galt, bie aSorfc^riften bcr 3KoraI unb ©cred^tigfcit im
öffcntlid^en geben 3u waf)ren.
Snnerl&alb biefer ©rengen aber wollten bie JDoItrittärc ben
5Berf)äItniffen fo oiel aU möglid) Stedjnung getragen wiffen, unb
niad)tcn für jtd) felbft Don biefer Sreil^eit ben wcitgcl^cnbften
©ebraud^. @ie gingen in eingelnen %xaQtn fo t)erfd)iebene
SBege, ba^ einer i^rer ebelften unb bebeutenbften SBcrtrcter, be
Serre, fagen fonnte, „feiner Partei anjugel^ören, fei rcd^t cigent^
lid) fein Stanbpxmft" 0. Sio^er^SoUarb, ber öon bcr Uebcr-
jeugung ausging, ba^ ber Sieg ber fßniglid^cn Ultras ju einer
revolutionären iReaftion fül)ren niufetc^), woKtc 1816 nur eine
parlamentarifd)e ÄontroUe, feine parlamentarlfd)e Siegierung,
unb, im SBiberfprud) mit ber liberalen Partei, bic gange Kc*
gicrnngögewalt in bie .^anb beö ÄönigS gelegt wiffen. SSier*
je^n 3a^re fpäter, alö nid)t mef)r Subwig XVIII., fonbem
Äarl X. regierte, war ba§ anfdjeinenb ganj anberS geworben,
unb SRo^er^Gollarb ücrtrat 1830, alö ^räjtbent ber Äammer,
il)re ^rärogatiue gegen bie beö Äönigö unb feines aJMnifter«
^olignac. SlUein ber SBiberfprud) lag nid)t in ber Uebcrgeugung,
fonbern in ber gänjlid) Deränberten Sage. @ö waren Immer
bie Ultras, wetd)e bie SDoftrinäre befäntpften. 9lur bafe biefe
Ultraö 1816 bie Kammer unb 1830 ba^ gjtiniftcrium bd^errfd^ten.
®c ©erre, ber erft 1814, aber bann mit nie mcl^r fd^wanlenber
Sirene fid) 3ur 2Konard)ie befannt l^attc, wollte bie Organtfation
be^3 3Ba^lrcd)tj§ auf berSaft^S bcr fojialcnSntcrcffcn. ©lettebrigen,
') Do Serre, (■orrespondaiice, II, 140.
-) Barante, Vie i.oliti(|ue do Koyer-Collard, I, 2GG, 422.
^f)xt leitenben Sbecn. 483
mit tl^nctt ©uigot im SOlomtcur, cntfc^iebcn ju ©unftcn dneS
6cnfu§ öon 300 fjranfcn, ber bcn ©d^mcrpunft auf bie 3!Äittel=
flaffen legte unb burd^ ba§ SBal^lgcfe^ üom 5. ifcbruar 1817
il^r politifd^eö Uebergewid^t für bie näd^ften brcifeig gal^re
pilgerte. S)er ^crjog Don Sroglie war anbcre SBSege gegangen
unb l^atte, augenfc^einlid) unter bem ©Influfe Don Sa ifa^ette,
in ben Sagen t)or ber f5(ud)t Subwig'ö XVIII. unb bem
eintreffen "SlcOpokorC^, im 9)icirj 1815, baö (5j:periment öon
1830, bie Äanbibatur be§ ^ergogö öon Drieanö em))fo]^len.
©r fagt: »J'lndiquai la branche cadette comme l'unique
espoir des gens de bien et de bon sens« '). (5ö l^anbelte
jtd) burd^auö nidit um ein Äomplot, nod^ weniger um eine
perfönlid)e SBorliebe, benn er fannte ben $erjog üon Orleans
nur wenig. Sllö ftatt biefer „einzig rid^tigen Söfung" bie f)un«
bert Sage begannen, leiftete ber ^^erjog oon Sroglie bem Äaifer,
ben er l^afete, unbebenflid) jum jweiten 9)ial ben @ib ber Sreue,
einfad^ nad^ bem ©runbfafe, bafe man ba§ Seftel^enbe auönüfeen
unb jwar bieömal bie fonftitutioneHe ^l^afe ber ^unbert Sage
jur Drganifation einer ^Regierung auönü^en muffe, ftarl genug
um Sranfreidt) beö Äaifer§ ju entlebigen 2). ^n Segug auf bie
b^naftifdtie %xaqc l^at fid^ aud^ ifrau üon ©tael immer füf)I
öerlialten. ®afe aber bie 2lu§Icgung, bie xt)x fünftiger ©d^wieger^»
fol^n baDon gab, \^x benn bod) nid)t annef)mbar erfd)ien, fann
um fo weniger SBunber nel^men, al§ er fpäter felbft ba§ @efüf)l
l^atte, barin gu weit gegangen gu fein unb be^wegen t)on bem
liberalen in baö boftrinöre Sager übertrat.
Siefergel^enb waren anbere Unterfd)eibungen gwifd)en ber
poUtifdtien ©eftnnung üon 3^rau üon @tael unb jener ber erften
©oftrinäre. (Sie f)k\t bie ®urd)fül)rung fonftitutionefler ein=
rid^tungen nur unter ber Sebingung für möglid), bafe eine ftarfe
') Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, 299. Suteröl. La Fayette,
l^ier @. 459, 470-471.
2) Feu Duc de Broglie, Souvenirs, I, SOG, H, 210, 299.
31*
484 S^erül&runflSpuufte 3tt»ifd5<?n ?^i^au üon ©tael iinb ben ©oftrinftren.
Slriftofratic bic @ad)C ber nationalen g^rcil^cit t»crtrctc unb ftü^tc
jtd) babei cjanj an^ bie englifdjcn Slnfdiauungen. 3)ic ältere
©eneration ber ©oftrinäre bacjegen üermieb md)t immer eine
tenbentiöfe Setonnng beö bärgcrlid)en Elementes nnb fprad^
jtd) in ber aUerbeftimmteften SBeife gegen jeben SSerfud^ au§,
englifd)e ©inrid^tnngen ben frangöjt!fd)en aSerl^ältniffcu anju-
paffen^). 2llö 1814 baDon bie SRebe n)ar, ben 3ioQalt§mu§ öon
9io^er=Sonarb ntit einem Slbel^titel jn belol^nen, Icl^ntc er mit
ben SBorten ab, er beft^e genng Eingebung für bie ^crfon be§
Äönigö, nm bie S^npertinenj ju Dergeffen. @rft nad^ bcm 6r=
fd^einen ber 6onftberatton6, nnb aU rul^igere S^Wcn baS un»
ge[törte Slrbeiten be§ parlamentarifd^en SJfed^aniömuS erlaubten,
ben ^5rau fon @tael nngleid) beffer alö bie nod^ ööllig ungeübte
^Äel^rl^eit ber franjöftfd)en Parlamentarier fannte, mirftcn il^re
3lnfd)anungen beftimmenb auf bie jüngere ©encration ber
©oftrinäre.
2m 3lpril 1816 aber, als bie erfte Äammcr, in »eld^er fte
aufgetreten maren, Dertagt mürbe, fd)ienen bie 3^^^/ Me Pe
förbern rnoUten, au!§ftd)t§lo§ genug in meiter g^emc ju liegen.
3Serfd)tt)örungen unb ßrl^ebungen auf ben öerfd^iebenften Ruften
be§ Sanbeö bienten ben Ultras als SemeiSmittel für bie Siotl^*
menbigfeit xmerbittlid^er Strenge, unb mit raufd^cnbem SBeifatt
mürben il^re ©eputirten bei ber ^eimfel^r empfangen. Sm
Oftober, bei SBieberaufnal^me ber@effton, moHte man ba& TO»
nifterium ftnrjen. SlHein e§ foHte bennod) anberö fommen.
Unter im ÄoHegen be§ §erjog§ oon 9tid)elieu mar ©ecajeS,
ber ben ^erjog oon SlacaS in ber @unft be§ Äönigö crfe^t l^attc.
®ecaje§ toufete mie \d)x Submig XVIII. ber 3Raiorität abgeneigt
toar, bie md)t feine Slnftd^ten, fonbern jene feines SrubcrS Dertrat,
unb bie föniglid^e Slutorität mit aSerle^ung il^rer $r&rogatiden
beftänbig ju oerpngnifeooltcn SKaferegeln brängtc. ©ecajeS
*) Viel-Castel, Ilistoire de la Restauration, IV, 525. Bftrante,
Vie politique de Royer-rollard, I, 139, 23G.
2(ufI5funö bcr Chambre introuvable. 485
befd^lofe alfü, bie Sluflöfung ber Kammer biird)3ufcfeen. Slnfangö
war ber ^crjog üon 9iid)elieu bem ®ebanfen befonber§ be§=
tuegen md)t geneigt, tweil bic fogenannte (guropäifd^c Äonferenj,
bie in ^ari§ nod) immer bie Wixä)k öertrat, bcftftnbig üor ben
Ultras ttjarnte unb biefelbe göfung anbeutete. ®erabe bie
3:f)atfad^e biefer Unterftü^ung burd^ bie ifremben war feinem
Patriotismus unertrSglid^. „ßieber burd^ graujofen fallen, als
burd^ %x^mb^ gerettet werben", fagte er ju ©ecajeS. Slllein
auf granfreid^ lafteten fd^were finanzielle SSerbinblid^feiten unb
bie Offupation, unb fo lange biefe Äammer fd^altete, war weber
an ein finanjieUeS Uebereinfommen nod^ an Äonjefftonen üon
Seiten ber 9Käd^te ju benfen. ©aS gab ben 2luSfd)lag. 5llS
in ^olge beffen aud) bie öffentlid^e 931einung immer entfd^iebener
reagirte, liefe ftd^ SRid^elieu üon ber 9lotl)wenbigIeit ber Äammer=
auflöfung überjeugen, für bie aud) Saine, ißaSquier, 9toQer=
ßoUarb, be ©erre, ®uijot, unb enblid^ ber Äönig felbft gewonnen
würben, weld^ le^terer fte burd) bie Drbonnanj öom 5. September
verfügte unb bamit unter bem 33eifall üon Europa bm SSeftanb
feiner 3flegierung jtd^erte. 2)ie SBal^len entfd^ieben für jte, in=
bem fte ben fonftitutionellen 3ftot)aliften bie 3Wel^rf)eit gaben,
unb fo bie ^ropl)eäei^ung t)on föl^ateaubrianb wiberlegten, ber
in ber Slwöfd)rift, »La Monarchie suivant la Charte«, eine
Äammer üon ÄonüentioneUen propl^eieifit l)atte.
9lad^ biefer 3Benbung ber 2)inge entfd^ieb [\ä) je^t aud^
ifrau üon @tael für bie fo lange öerjögerte SRüdEfel^r nad^
^ranfreid^.
®ie ©efunbl^eit oon Sfiocca, bie ftd^ immer mel^r t)er=
fd^limmerte, l^atte fte int Dftober 1815 ju einem längeren Sluf^^
entfialt im ©üben öeranlafet, ber fte burd^ ^iemont unb SoSfana
nadt) ^ifa fül)rte. 3« il)rer Segleitung waren il^re Sod^ter unb
31. aS. ©d^legel. 5luguft üon @tael unb ber §erjog oon SSroglie
folgten im 3<^nuar; bie franäörifd)e ^Regierung erlebigte enblid^
bie fo lange fd^webenben ©elbangelegen^eiten, unb am 15. unb
20. g^ebruar fanben, gu $ifa unb Sioorno, bie S:rauungSfeierlid^=
4s6 Sperma blutig Don fllbenine Don 3tj^l mit bcm $ei|og oon Oroglie.
fetten bee jungen ^aaxt^ nad) ben beiben fRitm, meieren ed
angehörte, unb yioax nad) bcr Seftimmung ftatt, bag bie iSö^ne
au^3 btefer 6I)e in bcr ^teligion bed SSaterS, bie Soc^ter in jener
ber SRutter erjogen werben ioUten. ßnfel öon grau Don
Stael ^abcn benn auc^ in unferen 3:agen bad Jileib beS fat^o^
Hidjcn '^ricfterö nnb jenes ber Siafonifpnncn getragen. 6in
poetifc^er 0mB öon £d)Iegel an bie Sraut enthielt bie SBortc:
„6§ glü^t ein gtraf)l üon ^f)X in Seinem SBefen
9tod) l^alb üer^üUt, ein ^olber SSibcrfd^ein,
Srüf) f)ob Sein ®eift auf angebomen fylügcln
3f)r nad^ jtd) üon ber 6rbe niebem ^flgeln
.... 9iimm al^ Renaten mit ju ©einem hatten,
®er SKutter Silb unb il)re§ SSaterS ©d^atten" i).
Senjamin ßonftant war bamaB in Äonbon. 9lad^ ber
jweiten 3fie[tauration l^atte er ben begreiflid^en SBunjd^ empfunben,
burc^ eine jeitweilige Slbmefenl^eit üon ^ariiS, wo eS 2eute gab,
bie feinen Äopf forberten, fein ooreilige« SScrtraucn in blc
SSJirffamfeit be§ 33latte^ $a:pier, in weld^em 5RapoIeon bie grei-
^eit verbürgt l^atte, Dergeffen ju mad^en. ätö er bon ber
itrauung in ^ifa l^örte, fc^rieb er an SWabame 9lecamier: „^
bin ol^ne 9lad)rid^t üon grau oon @tael unb tDfinfd^e i^rer
3:od)ter Olüd* in i^rer e^e. 3^r ®atte ift ein botiüglic^er
3Renfd), unb xoa^ fte felbft betrifft, fo glaube iä) nid^t, bafe jie
ein lebl^afte^ Sebürfni^ nad) bemonftratioer 3ärtlid)feit em*
pfinbet. 3)urd^ ba§ Ueberftrömen be§ ®efü^tö unb bie unber«
meiblid)en 3lüdfd)läge in il^rem eigenen SBefen l^at grau bon
@tael üernünftigc Äinber erlogen" ^j. Sßon glorenj, im SKai,
erl)ielt er bann wieber 5Jiad^rid^t üon i^r. @ie fprad^ üon ber Hb*
fid)t, nad) ®ried)ettlattb ju gelten unb im ©ebid^t ^SRid^arb £dwen«
^erj" bie SBirfungen ber ©nbilbungölraft im 8llter barjujtellett,
') 31. 5©. ©d^Icflel, (Sämmtriti^c 2öer!c, I, 154. ?(n «Ibertlne öon ©biet
~) Benjamin Constant, Lettres k Madame Recamier, 295.
grau üon Biael unb bic SRcaüion in Stauen. 487
n)o bic ©egcnftcinbc, bie pd^ balb ücrbuiilcin foUeii, nod^ t»on
ben purpurnen ©tral^len ber untergcl)cnbcn @onne crleuci^tet
ttjcrben. „2Keinc ®efunbl^eit nimmt ab", fügte jte l^inju, „xmb
mel^r nod) mein gntereffe für ein je^t nur fo furje§ Seben.
Slber eö ift mir wertl^, weil e^ je^t glüdlid) i[t, unb ic^ beflage
bie 3^W/ ^i^ ^^^ Unglüd mir geraubt l^at. 3Ber fann ®em,
ber unö ein fo ttjunberbare^ ®efd)enf gemad^t l)at, 9ie(i^enfd)aft
über äße bicfe ZaQt geben?'' ^). Uebereinftimmenb bamit fc^rieb
fte an 2Rabame Siecamier, SRocca fei burd) ®otte§ ,^ülfe öon
fd)tt)erer Äranll^eit genefen; fte ttJoHe ber greunbiu einmal
münblid^ feigen, was mä^renb biefer SeibenSjeit in il)rer Seele üor=
gegangen fei; über bie Umwanblung in SRocca'S SBefen merbe fte
ftaunen. „@o Diel ©ebulb, grünblid^eS SBiffen unb ®anfbar=
feit für meine W^Ö^ mad^en auS il^m ben öortrefflid^ften greunb,
ben id) mir überfiaupt üorfteHen fonnte" ^), S)ie in ^ifa anmefen*
ben ©nglänber, weld^e bort üornel^mlidt) bie ®efellfd)aft üon ffrau
üon ©tael bilbeten, fanben üjx gntereffe für i^re näc^fte Um*
gebung unb für bie großen S^ragen, meldte bie 3Belt bewegten,
unüeränbert wieber. 2lud^ nad^ 3)eutfd^lanb feierten bie ®e=
banfen üon grau üon @tael nod) oft gurüci. @ie erfud^te
5!Weifter, H)X ben SSriefwed^fel üon Söielanb, wo üon il)r bie
Stebe war, ju fd)i(fen, unb erbat, burd) Vermittlung üon §er*
gogin Suife, ©oetl^e'ö ©ic^terfegen für il^re Äinber. 3^^^ Si^be
ju Statten empfanb eS fd^merjUd^, bort überall bie Sfieaftion
am JEBcrf gu finben. ©ie öfterreid)ifd^e 3fiegierung üerfolgte
unter anbern ben freiftnnigen »Conciliatore« il^re§ greunbeS
be SSreme, unb wenn man in SoSfana milber üerful^r, fo war
bod^ aud^ bort jeber Sluffd^wung gel^emmt. »Gertainement«,
fd^ricb grau üoit @tael an bie ©räfin üon Sllban^, »si la
liberte est une chose negative, 11 ne s'y fait aucun mal
») 31. ©ti-obtmann, S)t(^ter))x-ofire unb (S^aralterlöpfe, II, 40—41.
2) L'Auteur des Souvenirs de Madame Recamier, Coppet et
Wwmar, 316.
488 Poppet im (Sommer 1816.
quelconqne, iiiais oü est remulation? oü est le mobile de
la distinction dans les hommes?«
(Soppct, tüol^in grau üon ©tael im ^mi 1816 gurüdfcl^rte,
jäf)ltc wäfirenb bicfer legten Seiten nod) benftofirbigc Siage.
eine biefer ©rinnevuugen fü^rt auf 1815 jurütf. Sin einem
9flad)mitta0, iüeld)en Samartine als jenen beiS 18. Sutii bcjeid)net,
tt)o ba^ @d)id'fal ber SBelt in ber SBagfd^ale üon SBaterloo
gitterte, n)anberte ber fünftige ©id^ter ber 5!Webitationen auf ber
Sanbftrafee Dom @ee nad) ßoppet, in ber abftd^t, ber Sßcrfafferin
von ,, Corinna" gu begegnen. 21I§ bie ©tunben öergingen, unb
!ein SBagen fam, lagerte er jtd) in ben ©d^atten einer SBeibc
unb nal^m ba^ 33ud) üon grau t)on ©taöl jur ^anb. ©a,
gegen Slbenb, rollten jtoci 6alefd)cn beö aSegS. 3n ber erflen
fafeen muntere junge Seute; er bead)tete jte nid)t weiter imb
wanbte ben Slid auf bie beiben 2)amen, bie im näd^fteu SEBagen
fafeen. ®ie eine, SJlabame SRecamier, war immer nod^ j^ön;
bie anbere, etwaö ftarl unb fd^tnerfäHig geworben, l^atte feud^te,
fd)warje Slugen, aus weld^en eine l^errlid^e glammc Icud^tcte,
unb mit iijxtn bunflen Soden fpielte ber SBinb, wäl^renb jic jtd^
unter lebljafter ©ebärbe mit ber greunbin unterl^ielt unb burd^
einen gäd)er gegen bie 3unifonne fd^ü^te. „3d^ fal^ nur jie,
unb aud^ fte bemerfte mid) unb neigte jtd^ gegen bie ©teile,
mo id^ war. i^atte meine Äleibung ober meine Sldffe unb
Erregung il^re Slufmerffamfeit erwedt unb nal^m fte mid^ für
einen fa^renben @d)üler, ber üon ber greil^eit, Don ber Siebe
unb t)on (Sorinna träumte?" ^)
6in ^oi)x fpäter fam wieber ein 3)ld^ter an bie Ufer
beS Seman. Sorb 33^ron, fon feiner grau getrennt unb Don
ber englifd)en SBelt geäd^tet, verbreitete einen fold^en ©d^reden
um ftd^ l^er, ba^ bei ©elegenl^eit feines SSefudf)« in Poppet bie
eben bort anwefenbe 3lomanbid)terin, 2RrS. ^eröe^, bo jie feiner
^) Lamartine, Souvenirs et Portraits, XI, 293. ßu t)etgl. lleiiioires
inedits.
©eine legten ©äftc. 489
anftci^tig würbe, in Dl^umad)! fiel, „afö l&abe fte feine fatanifd)e
9)iaie[tcit gefeiten". SS^ron felbft war nid)t o^ne Sögern naä)
ßoppet gefommen. 5lttein grau üon ©tael jeigte pd^ unt)er=
änbert, unb er fanb il^r @d)Io6 „fo anjiel^enb, wie e§ nur bem
Talent unb ber guten ®efellfd)aft gegeben ift, ein t^au§ ju
fc^mücfen". &x brad)tc i^r al§ 5)lot)itaten SB. ©cott'S »Anti-
quary« unb ben SRoman »Glenarvon«, ben £ab^ Caroline
Samb auf feine Äoften gefd^rieben l^atte. »Je lui crois juste
assez de sensibilite pour abimer le bonheur d'une femme«,
I)atte 3^rau öon @tael fd)on frül)er Don Sorb SS^ron gefagt.
„@ie nal^m ben grofemütfiigften Slntfieil an meinem ßwift mit
Sab^ aS^ron", txi&i)lt er, „ober üielmel)r an ßab^ S^ron'S Stt)ift
mit mir, unb l^atte einigen ßinflufe auf meine g^rau, fo öiel alö
irgenb S^manb aufeer if)rer 2Rutter, waö nid^t üiel fagen wiH.
3d^ glaube, grau üon ©tael ti)at H)X Sleufeerfteö, um eine 33er=
föl^nung l^erbeijufüliren. @ie war ba^ befte ©efd^öpf ber SBelt."
3u il^ren legten ®äften am ©enfer @ee jäf)lten mit S^ron
unb feinem greunb .£)obf)oufe, ber greil^err oon Stein, ber nadt)
gtalien ging, um jtd^ ben SlnblidE ber SReaftion in ©eutfd^Ianb
JU erfparen, Äaifer Sliejranber'g greunb, ©eneral Sa t^arpe,
bie SorbS SSreabalbane unb Sanöbowne, §enrt| SSrougl^am,
Rietet, ©auffure, bie ®räfin 9Jlontgela§, unb „ein junger
Italiener DoU ®eift xmb Seben". ße^ferer war ^ßeHegrino
Sioffi, ber jufünftige SReformminifter $iuö IX., unb fein tragifd^*
ebleö 33ilb möge bie Sfiei^e berül^mter ^erfönlid^Ieiten fd^liefeen,
bie grau üon ©tael ju Poppet umgaben.
@ie war mit bem ßntfd^lufe, in $ari§ eine ftiUe ßfiftcuä
gu fül^ren, bortl^in abgereift. SlHein faum angelangt, er*
fafete fte ba§ frühere rege ^ntereffe für alle Vorgänge ber
^oliti! unb ber ßiteratur, für bie 2Kenfd)en unb für bie
3been, unb ol^ne ©d^onung für ftd^ nal^m jte bie Slufregungen
unb aSerpflid)tungen beö gefeUfd^aftlid^en Seben^3 wieber auf.
Umringt unb gefeiert wie fte war, entging e^ il^r bod^ nid^t,
ba§ eine bleierne 2ltmofppre auf ben @emütf)ern lag, ba^
490 SRüdfcl^v mä) ^^ari§, .§erbft 1816.
5ftiemanb faßte, waS er bad)te, uub ble politifc^cn Slnttpat^ien
immer ual^e bavait tuaren in perfönlid^er ©cl^äfjtgfeit gii cnben.
3(xid) war eö eine eigeutl^ümlicl^e ifolge beS ^artcifampfe^,
bafe je^t fiele ber ejrtremen Sio^alifteu im ©nflang mit föl^ateau«
brianb'ö @d)rift »La Monarchie suivant la Charte« eine S^ter»
pretatiou ber 9Serfa[fung im @imi ber cnglifd^en Äonftitution
verlangten, ,,nm auf biefe SSBeife ben Äonig üon feinen SKiniftem
gu befreien". Sronifd) begläcftt)ünfd)te . bamalö SSeniamin ßon*
ftant im SlppeH jur SSerftänbigung, womit er fld^ in gtanfrei^
lieber einführte, bie beiben großen SBortfül^rer bct SRed^tcn,
6f)ateaxibrianb unb %xe\)et, ba§ nun auc^ fic pd^ jur ^il^eit
belel^rt l^atten^).
©ie legten Äämpfe ber Slribüne, bercn QtUQt fjrau üon
@tael war, betrafen ba§ SBal^Igefe^ unb bie Dotation btS
Äleruö. Sei ber SBcrtl^eibigung be§ erfteren war tl^r ©d^wiegcr*
fof)n bet^eiligt. ©a§ anbere bot bem 3flebnertalent öon gamillc
3orban eine glänjenbe ®elegenl)eit, gu ®unften ber Steckte beS
(Staate^ unb einer unparteiifd)en ^oliti! in ber fird^Iid^en grage
ftd) gu entfalten, g^rau oon ©tael l^atte il^n bcm öffentlichen
Seten mit ber SSemerfung gurüdEgewonnen, gum crften 9KaI feit
1789 fei e§ im ©ingehten wieber ermöglid)t, bcftimmcnb in bie
9Serl^äItniffe einzugreifen. Stirem ©nflufe würbe c8 gum großen
S;l)eil gngefd)rieben, bafe c^ gelang, ba§ SBiberftrcbcn beS ^*
gog^ oon SBeltington gegen eine Sßerminberung ber DRupationS«
truppen gu überwinben. Sei Sefpred^ung biefer Slngelegenl^eit
war e§, bafe fie bie 5leufeerung tl^at, ©nglanb werbe pd^ ber
liberalen ©eftnnung beö Äaiferö 3lle;ranber anfdjliefeen mfiffen,
worauf ber anwefenbe (Sanning l^eftig entgegnete, man herleite bcn
Äaifer, feiner ^flid)t untreu gu werben: »L'Empereur Alexandre
est un jacobin«-), gn ber ßorrefponbenj Don SSiQäle ift
i()rer mit ben SBorten gebad)t: „2)urd^ Sßermittlung öon ^u
') Benjamin Constant, De la politique qui peut r^unir toiu les
partis en France, 1817.
2) %\). ö. »ernl&arbt, ©efc^id^te g^ufelanb«, III, 438.
Begegnung mit 9lo^cr»(5onatb. 491
öon ©tael, tt)cld)e in biefem ^ai)X eine grofee JRoIle l^ier fpielt,
i[t SBcIlington bem 9Jiini[terium gewonnen. &x üerftanbigt jid^
mit 5ßojgü gn ©nnften eine^ Äabinetö, baö fte beibe über 2lUeö
befragt nnb feine SSerbinblid^feiten eingnl^alten fud)t" ^).
aSei einem ©iner, ba^ Sarante ju biefem Qxotd gab, lernten
jtd) iJran Don@tael unb3ftoQer''6oIlarb fennen; fte Derftänbigten jtd)
über bie Sageöfragen, jebod^ ol)ne ftd^ gegenfeitig naiver gu treten.
@ie l^atte ein 58ebürfni§ nad) 5Ratürlid)feit unb Unbefangenl^eit
im gcfeHigen aSerfel^r, öa§ bnrd) ben bogmatifd^en Jon be§
fünftigen gül^rerö ber ©oftrinäre Joof)l fd^werlid^ befriebigt
würbe 2). gineS vergnügteren ©inerö, bieSmal in il^rem ^an\tf
gebenft ©ainte^Seuöe. Slnwefenb waren ber SJlinifter ^aöquier,
SaH^, i^r einftiger literärifd^er SBiberfad^er S^ontane^ unb il^r
poHtifd)er ®egner 6l)ateaubrianb: »Elle fut d'une gräce
supreme et de la plus belle patte de velours que femme
puisse faire«. 6in anbere^ 2Ral Ia§ Semercier bei il^r feine
Sragöbte „6lot)iö\
@ine§ ber legten Sudler, baö fte erwäl)nt, war bie „®e=^
fc^id^te ber ©effton üon 1815", üon gteüee. ßlnx gegenwärtig
ift e§ möglid^", fd^rieb fte barüber an 2Keifter, „bie g^ormen
ber Sogif jum Singriff gegen bie SSernunft gu gebraud^en".
S)a, mitten in biefer raftlofen, gwifc^en bem @d)reibtifd^
unb ber SBelt getl^eilten ßjrifteng, öerfagte bie Äraft.
eine§ 2lbenb§, bei einem S^eft im $6tel S)ecagc§, brad^
grau t)on @tael ol^nmödjtig auf ber ©tiege gufammen. 9J?an
ful^r fte nad) «^aufe, wo fte vergebend il^rem 9Wann bie $anb
gu brüden Derfud^te. ©ie übrige war wie leblos geworben.
®aö gefd^a^ im gebruar. SSon ba an trat eine aHmalige Sdl^=
mung ein, bie nur bie geiftigen gäl^igfeiten unberül^rt liefe,
©aö ^einlid^e il)reö Swft^^nbö würbe baburd) üerme^rt, bafe
pe, bie wäl^renb ber legten ^a^xt an faft beftänbiger @d^laf=
') Villfele, M^moires et Correspondance, II, 161, 8 Janvier 1817.
2) Feu Duc de ßroglie, Souvenirs, I, 372-373.
492 ^^W Äranfl)cit unb lob.
lojtgfcit flclittcn l)attc, nun uon ber begrünbeten Slngft erfaßt
würbe, cö möd)ten ftd), n)ä()renb fte rul^te, bie äugen üon
JHocca über i^rc eigenen auf ewig [d^Iiefeen. 6r mufete bie
lll)r in ber ^^awb, öerfpred)en, fie nad) jel^n, bann nad) äwanjig
aWinuten ju wccfen, unb fo md) unb nad^ wicber au ben
@d)Iummer ju gewöl^nen. @ie l^atte ftetö bie |)infalltgfeit, bie
Äranll^eit unb ben Zob gefürd)tet. ©od) biefc legten ^riifuugen,
ate fte famen, fanben fte ööflig ergeben. Sluf bem Äranfcnbett,
tpie in gefunben Sagen, umgab fte ftd) mit ifrcuubcn. 8llS fte
nic^t mel^r fd)reiben fonnte biftirte fie. ^n einem btcfer SBriefc,
an 9Jli6 33errt) Dom 3Kai 1817, fd)reibt fte, feit neunjig Sagen
liege fte unbemeglid) auf bem SHidfen, wie eine ©d^ilbfrötc, aber
mit üiel größeren Dualen ber 5ßl)antafte unb innerer Slufregung
aU fold) ein armes Silier; c^ fei feine geringe ©träfe, aus bem
tl)ätigften geben in biefen ßi^fi^i^i^ ber üöerfteinerung ju geratl^en«
®enno(^ liefe fie ftd), wenn Slocca franf war, gu il^m tragen
unb umgab bie S^rigen mit ber liebenbften tJürforge. 3luf
i^ren SBunfd^ mußten bie gaftlid)en ®ewol)nl^eiten il^reS $aufeS
in il^rer legten SBol)nung, 3?ue neuöe beS 3KatI)urinS, wo»
l^in man fte beS ®arteuS wegen gebrad^t I)atte, fortgefe^t
werben; nad) Sifd) würben bie Slnwefenben an il^r fiager ge=
rufen. ®er ®ebanfe an if)ren SBater blieb i^r immer gegen»
wärtig. @ie liefe bie ©efammtauSgabe feiner ©d^riften öor»
bereiten. „Slicfe auf fein »ilb, e§ wirb ©id^ ftarfen\ fagte
fte ju i^rer Sod)ter, aU eine fd^were ©tunbe nal^te unb il^r bie
erfte ©nfelin gefd)euft würbe. „2Rein Sßater erwartet mld^
am aubern Ufer", pflegte fie gu fageu. „3d^ glaube, ehuaS
oom Uebergang auö bem Seben gum Sobe gu wtffeii, unb bin
übergeugt, bafe ®otteö Sarml)ergigfeit il^n erleidt)tert. ®te ®e«
banfen üerfd)leiern ftd), ber ©d^merg wirb nid^t fel^r l^eftig fein".
(SineS SagS fam 6f)atcaubrianb. @ie fprad) lange mit tl^m,
bann fagt^ fte: »J'ai toujours ete la menie, vive et triste.
J'ai aime Dieu, mon pere et la liberte!« 5IRan l^at mit Un«
redt)t ba^ Sefenntnife uuooUftänbig genannt. Sei ben Stml^Ien
öe^tc i^ranf^cit unb 3:ob. 493
bcr untcrgel^cnben ©onne öerpnfcn bic Sfliebcrungcn in ©d^attcn.
S)ie §ö]^cn bleiben öergolbet.
Söäl^renb ber langen, fd)Iaflofen 5Rad^te f)örte man fte \>a^
aSaternnfer beten, beffen göttlicl)er triebe and^ il^re @eele be*
rul^lgte. 9lod) am 3Sorabenb i^rc§ Sobeötagö liefe pe jtd) in
ben ©arten tragen nnb uertl^eilte unter bie Sl^rigen @egen§=
Worte unb Stofen. Slm näd^ften 3Korgen \a\) pe 3Ratl^ieu be
5!Wontmorenct) unb ben ^erjog öon Orleans. Sllö eö Slbenb
geworben war, erfunbigte pe pc^ nad) SRocca, ob er feine 3Jfc=
bijin genommen l^abe? @§ fei fo falt, man möge ifeuer madien.
Sann ücrlangte pe Opium, um ju rul^en. 3!Kife StanbaK, bie
il^re $änbe in ben übrigen wärmte, gab e§ fpät unb äögernb.
Sluf bie f?rage, ob bie Äranle nun ju fd)lafen pd) geneigt fül^le,
antwortete pe nod): »Lourdement et profondement«.
3m Slebeujimmer wad^ten il^re 3:od)ter unb il^r ältefter
©ol^n. ®egen fünf Ul^r morgend, als 3Jlife SRanbaU aus
furgem @d)lummer erwad^te, fül)lte pe, bafe bie ^anb, bie pe
umfangen l^ielt, bereits eipg unb ftarr geworben war. @rfd)rotfen
rief pe bie Slnbem, eS war ju fpät. Slm 14. guli, einem %xt\^
l^eitSmorgen, ben ber ©türm gebrad^t ^atte, ging ^5rau t»on
@tael lautlos l^inüber.
®er beutfd^e Slrgt, ©oftor f^tieblänber, ber bie fieid^e ein=
balfamirte, fanb alle Organe gefunb, baS @ef)irn auffallenb
entwicfelt, SHuSfeln unb 9leroen fd^wad^.
Unter @dt)legers l^interlaffenen ©riefen liegt ein t»ergilbteS
Slatt Rapier. @S entplt, in bicfen, beutlid)en @d)riftäügen bie
SBorte: „2öaS id^ l^öre, erfd)recft mid^. ®ibt eS benn feine
5IRöglid)feit, g^rau Don @tael ju feigen? Slnbere feigen pe,
warum nid^t id)? SEBaS idt) emppnbe, üermag id) nid^t gu fd)il'
bern. ©lauben @ie mir, bie Sßergangen^eit ift ein fürd^terlid^eS
®efpenft, wenn man für Sene gittert, bie man leiben gemad)t
]^at. Sdt) befd^wöre Sie, geben Sie mir 9lad)rid)t, unb wenn
es il^r nid)t fd)abet, fo bringen @ie mid) gu i^r." ®iefe ^txXzn
494 S<^&te jhanü^eit unb Sob.
jtnb webet gejeicl)net nod) batirt, allein eö ift nidöt swcifell^aft,
Don wem jtc famen.
©ie 3:obtenn)ad)e l^at, nod^ eine 5Rad)t l^inbur^, Scniamin
Gonftant bei grau üon ©taiil gel^alten. ©aun brad^teu i^re
Äinber imb @d)legel bie le^te ^iiHe in bie ®ruft na6) Poppet,
tt)o 33on[tetten unb ©i^Monbi jte emarteten. ^Uä^t pc attein
fül^Iten, bafe man mit il)r, bie jte beweinten, eine SEBelt ju @rabe
trug, unb feine anbere 2:l)eilnal^me i^nen jematö biefc erfe^en
werbe. »Voyez comme tous les sots ont grandi depuis
qu'ellc n'est plus«, fd^rieb be 33reme an Sonftcttcn, unb 311
il^ut jagte SRocca: „aSeld)e Ärone fönnte erfe|en, ttjaS id) »er-
loren Ijabtl" ßr l)atte üor i^r gu fterben flcl^offt, unb folgte
i^r nad) einem J^alben Sct^t. ©er 3urüd^attenbc ^ergog öon
Sroglie fagt: „2Ba§ ?yrau uon Stael für il)re Äinber, waS jte
für ©iejcnigen, bie in i()rer 9Ml)e lebten, war, baS ücrpe^cn
nur fie, bie c^3 crfal)ren l)aben."
^ p t l 0 0.
SBcnigc 9Jlonate itad) bcm Sob t)on ^rau öon ©tael er==
fd^icncn, in il)rem legten 3:l)eil nad) l^interlaffenen SRotijcn öon==
cnbct, bic 33etrad^tungen über bie franjöftfd)e Sledolution.
Sie verfolgten ben breifad^en Qrv^ä, bie ^olitif t)on ^ledf'er
gu red^tfertigen, bie ©efd^id^te i5ranfreid^§ feit 1789 ju foinmen-
tiren, unb ba§ ^Programm ber ßwfunft ju geben.
Sie Stpologie il^re^ SSater^ ftü^t %xan uon ©tael t)or=
nel^mltc^ auf bie 3Sorau^fe^ung, ba^ ba§ ^ringip ber 9SKonard^ien,
„tt)eld)e§ bie @l)re in ben ©el^orfam verlegt", gur Seit von
9leder'^ gmeiter Berufung unmieberbringlid^ erfd)üttert unb ba^
mit bie 3fleooIution unoermeiblid) geraefen fei.
„Siejenigen, tt)el^e fie afö einen bloßen SwfaH betrad)ten,
l^aben loeber bie 5Bergangenl^eit nod) bie 3wfunft erwogen unb
bie ©d^aufpieler mit bem ©tücf oenoec^felt." @ie mufete vom
3lugen1blicl an afö ooHjogen betrad)tet merben, mo bie §Parla=
mente auf ba^ ©teuerbemilligung^rec^t, ba§ jte . Sci^r^unberte
l^inburd) gegen bie Ärone oertl^eibigt l^atten, gu ©unften ber
3flation vergid)teten.
2ßa§ biefe felbft, in il^rer weitaus größeren ÜRel^rl^eit tooHte,
mar bie 3Sernid)tung ber feubalen 6inrid)tungen, bie (äleid^l^eit
vor bem ®efe^, bie religiöfe Solerang unb bie ßinfül^rung ber
englifd^en gnftitutionen. 6ö mar bie 2lbjtd)t von 9Zecfer, bie
SJlonard^ie gur ©emäl^rung biefer gorberungen gu verppid)ten.
■Slber bie ^ofpartei miberftanb, unb „ein S()eil ber ©eputirten
moHte bie Slevolution."
496 epitofl.
©cnnod^ Ijat ber SRcformminifter öon 1789 burd) bic
föuiglidjc ßrfläruug dorn 23. guni bie Untcrbrücfung ber $ri'
öilegicn imb bie bürgerlid^e ©leic^^eit in granfretd) Qeftd)ert.
9Rel)r al§ biefe^ ift, unter anbern nad) bcm S^WQnife öon
Scfferfon, im ganzen SBerlanf ber SReöolution nicf)t gewonnen,
tt)olÖl ciber gunt großen Sl^eil tt)ieber in fjragc geftcllt njorben.
5)a§ SteformtDerf war t)om Slngenblid an bcbrol^t, xoo m-
fd)nlbige§ 33lnt im 9lamen beöfelben öergoffen würbe, unb ba^
gefd)al) üor bem 14. Suli 1789; e§ fd^eiterte an beut ©treit ber
i5aftionen, nid)t um ^erfteHung ber greilieit, jonbem um ben
aSejt^ ber 5IRad)t. 5IRit ber Segi^latiüe begann bic ^crrfd)aft
ber egalitären ©emofratie. ®urd^ biefelben SBaffcn, melcf)e bie
®ironbe gegen bie föniglid)e Slutorität gcfd^miebct l^attc, würbe
bie Oironbe öernid^tet. @o begann ber ©d^redfen. „SBJcnn
nic^t^ in ben öierjig Salären englifd)er ©efd^id^te, bie gum
3Sergleid^ mit ber franjöjtfd^en SUeöolution l^craugforbem, an
biefe fürd^terlic^en öiergelin 9JJonate erinnert, fo ift cS bcSwegen,
weil fein anbetet 33olf wälirenb be§ legten Sal^r^unbcrtg fo
mie ba§ franjöfifd)e 23olf gelitten I)at.'' 3ln bem SEerroriSmuS
Don Slobei^pierre, ber bie 9Zonn be§ ^Patrioten nad^ ber Drtl^o«
bojrie be§ Scifobiner^ feftfteHte, l^at |td^ fpäter bie ©efpotic uon
SRapoleon gefd)ult.
3toifd)en il^nen beiben lag bie republifanifd^e JtottfKtutfon
üom gal^r III. Sl^re ©runbjüge waren btn SScrl^ältniffcn üicl
beffer aU jene ber republifanifd)en 3Serfaffung Dom ^af)t 1791
angepaßt, allein „man l)atte ju öiele ©erlangen in bic SBlcge
be§ §er!ule§ geworfen." Sie Ueberlieferungen beS J^onDent^
lebten in ber ©ireftorialregierung fort, unb bie SJ^eoriccn, weld^e
©aunou unb feine ©eftnnungi^genoffen in ber SScrfajfung niebcr*
gelegt l^atten, erwiefen ftd) mad)tlo§ gegen bie jafobinifd^e
^raj:i§. ,Mad) bem 18. gruftibor war eö um bic SlepubUf
flefd)el^en. ©§ gab feine Partei mel^r in ^Jranfreid^, bic öon
ba an nid)t bie ©iftatur erfel)nt l^ätte."
S)er S)iftator fam.
mioq. 497
■
S)a§ Urtlicil ber 6onrtberatton§ über i^n, über bie Sluf-
gaben ber SReftauration, ift bm Sefern biefer Slätter befanttt.
®a§ lööd^fte Siel be^ ^rieben^tüerfc^ t)on 1814—1815, bie
SSerföi^nung ber Parteien, fonnte nur bann gelingen, ttjenn
Sranfreid^ gum 3lu§gang§pnnft ber SUeüolution, gnr ©oftrin
öon 9}{onte§quieu, jur gemäßigten ^JJonard^ie auf ber 33ajt§ ber
))arlamentarifd^en Slegierung nad^ englifd^em SSorbilb gurüd«
feierte. Unb ba^ unter einem i5ärften, „ber 1789, burd^ fein
aSotum gu ©unften ber boppelten Vertretung be§ SEierS, ftd)
auf ©eite ber Station geftellt unb eö al§ bie Aufgabe be§ Äö=:
nig^ erllärt I)atte, an bie ©pi^e ber Semegung gu treten".
@o lautet, mit fluger Schonung auf bie Sage, fo mc jte
jtc^ unter bem 2Minifterium 3lid)elieu geftaltet l)atte, bered)net,
t>a^ politifd^e SEeftament öon g^rau öon @tael.
©eine SBirfung n)ar eine günbenbe, unb gum erften SJial
im mobernen politifd^en Seben fiel ba§ SBort einer grau, bie
nur il^re ))erfönlid^e SReinung gu geben l)atte, entfd^eibenb mit
in bie SBagfd^ale.
ßubmig XVIII. nannte ba^ Sud^ ftarf republifanifd^,
allein er fanb jtd^ fo, mie er üerftanben fein mollte, in bem-
felben ermalint. Äaifer Sllej:anber banfte bem Saron ©tael
für bie Ueberfenbung be^felben mit ben SBorten: „@ine bereb=
fame unb mit 3led)t berül^mte geber l^at l^ier bie $Bertl)eibigung
ber ©runbfä^e übernommen, bie unfer Sal^rl^unbert öerfünbet
l)at. . . . 3c!^ tt)ürbe mid^ glüdlid) fd^ä^en, fönnte id^ gu bem
aSetüufetfein, ba§ ®ute getüoHt gu l^aben, bie Swöerftd)t genjiunen,
ba^ \6) e§ betüirfte.''
3m Flamen ber l&eranfommenben ©eneration, bie unter ber
boltrinären g^al^ne ftd^ ben liberalen Sbeen tierppid^tete, fd^rieb
6l^arle§ be Slemufat mit begeifterter S^ftimmung feine Slb^
l&anblung „Ueber ben ©influfe beö 33ud^§ t)on grau Don ©tael
auf bie junge öffentlid)e SReinung'', unb ©uigot begleitete bie
Slrbeit feinet jungen greunbeö mit anerfennenben SBorten.
©elbft JRo^er^ßollarb ließ jtd^ geu)innen: »Je voiis ai relu,
äJUnnet^atfett, Srau toon ©toei. TU. 32
498 ®P«oö.
Monsieur«, fagtc er gu SRemufat. ®aö crjie l^iftorifd^e Sßud)
über bie Sleöolution tvar Don einer grau gefd^ricbcn ttjorben.
3ln angriffen fonnte e§ felbftöerftanblid^ nid^t fel^Icn.
Sm 9Zamcn ber fatJ^olifd^^ro^aliftifd^en ©efinnung wanbtc
jtd) SSonalb in einer eigenen ©d^rift gegen %xan öon ©tael.
;,6incn Stoman über bie ®efellfd)aft nnb bie ^olitif, öom
®eift ber Sieformation erfüllt'', fo nannte c8 ber SBerfaffcr ber
^)rimitit)en ©efe^gebung, unb Sofepl^ be 5IÄaiftrc fd^rieb, üon
biefem legten 2öerf ber fjrau öon ©taöl muffe man fagen,
ba^ e§ il^r befteö unb gugleid^ il^r fd^limmfte« fei: ba« ©rjcug^
nife eineö unjtt)eifell)aften Salenteö, im ©ienfte, nid^t be« ®utcn,
fonbern be^ 33öfen, »une brillante guenille.« SaiQeuI, ber
SBortfül^rer ber egalitären 3)emofratic, ber gemäßigter blieb,
erblidte in bm „ßonfiberationS" eine 3lnflagefd^rift gegen bie
SReöolution unb üermarf bie 3luffaffung öon fifrau Don Staßl,
alö ob bie 3*^1^ ^^^ 33ett)egung im Dftober 1789 gcwcd^felt
l^ätten. „®ie ®leid)l)eit", fagt er, „bie nid(tg anbcre« olS bie
ftrenge ®ered)tigfeit ift, ba§ njar öon 3lnbeginn ber gioedC ber
SUeüolution.''
9lad^ ber ^olemif fam bie ®efd)id^te.
25urd) ba§ müf)et)olle Sab^rintl^ einer fed^gigfSl^rigen %ot*
fd)ung l^at fte jtd) bem £id)t entgegengearbeitet.
@§ ift l^eute ttjol^l unioiberleglid^ erwiefen, ba^ bie fran*
göftfd)e SUeöolution, nid^t mt bie englifd^e, ein SBed^fel ber
©^naftie, eine politifd)e Umtt)älgung, fonbern bafe fle öor SUIem
eine fociale 33ett)egung, ein SSßed^fel beS SSep^eS »ar. 3«
politifd^er Sejiel^ung ftü^te jte |tc^ nid^t auf btn fcften ®nmb
ber nationalen Srabition, fonbern auf bm fd^wanfenbcn Soben
einer t)erfül^rerifd)en Jl^eorie, ber 58olföfout)eränctftt nod^ ber
Slu^legung be§ ©ocialfontrafteS. ©ie begrünbetc nidjt bie ^rri«
l^eit, fonbern bm ®efpoti§mu§ im 9iamett ber ®lei(^]^eit, unb
ber SBaI)lfprud) ber Sieuolution tt)ar ein SBiberfprud^, an bcjfen
Söfung jte fd)eitern mn^tc.
Sur Seit, al§ bie „ßonftbßrationS" gefd^riebcn tDurben,
epiloß. 499
lagen bie 6reignif[e nod) ju ual)c, afö ba^ e§ möglid) gcwefen
tt)ärc, jte mit Älarl^eit gu erfcnncn. ®ic Sli^nung aber, ba^
gcrabc in %xantTzxä) bie ffiegriinbung ber fjreil^eit am fd^werften
gelingen werbe, l^at grau Don ©tael in überrafd^enber Söeife
gel^abt.
SBo fte uon ©nglanb fprid^t, ift xljx STon juöerjtd^tlic^ unb
eö überfömmt fte fein ^votx\d an ber Swfwnft.
©en Slalienem I)at jte bie nationale @inl)eit nnb aud)
biefeS Doranögefagt; bafe im mobernen Seben ein 5ßriefterftaat
nnr nnter bem @d^n^ ber fjremben möglid^ fein werbe. ©a§
le^te ^Problem ber 6onftbdration§, bie fönftige ©eftaltnng ber
aSejiel^nngen gwifd^en ber geiftlid^en unb ber weltlichen SKad^t,
l^at an ben Ufern be§ ©enfer @ee§ ein Slnberer mieber auf==
genommen, unb bie eble ©ebanfenarbeit öon Sllefanbre Sßinet ift
im ®eift feines fjreunbeö 6at)our gum SSegriff ber freien Äird)e
im freien ©taat nnb gur Sofung ber ßiifwnft geworben.
gür ©eutfd^lanb l)at f?rau öon ©tael eine ftarfe göberation
gewünfci)t nnb bie cgotftifci^e (5inmifd)nng§politif in feine Sin*
gelegenl^eiten im Flamen be§ ©elbftbeftimmnng§red)te§ ber SBölfer
verworfen.
SEßo aber öon granfreid^ bie Jftebe ift, l^at fte wteberl)olt,
im 33ud^ über ©eutfd^lanb nnb in bzn ßonftberationS, betonen
gn foHen geglaubt, ba^ ber Olaube an bk ^Jreil^eit nid^t auf«
gegeben werben bürfe, aud^ wenn in ^ranfreid^ bie fjreilieit pd^
ttid^t als möglid^ erweifen foHte. SBäre xf)x bie ^zxt vergönnt
gewefcn, il^r le^teS unb größtes SSud^ gu öoßenben, fo würbe
fle il^ren ©ebanfen üieHeic^t bal^in erweitert l&aben, ba^ ber
frangöjtfd^e 9lationald^arafter breimal im Sauf feiner neueren
@efd^id)te, burd) S^tftörung ber alten gallifanifd)en Äird^e, burd^
bie 33erfolgung. ber 5ßroteftanten unb burd^ bie SluSrottung ber
Sanfeniften, in feiner natürlid^en ßntwicflung gel^emmt unb ba«
burd) einer 5ßrobe untergogen worben ift, beren Demid)tenber
SBirfung fein SSolf, unb fei e§ nod^ fo gtofe unb begabt, ftd^
auf bie 3)auer entgie^en fann.
32*
500 ^P«oö. .
3txä)t bte 3lct)olution allem war c§, bic naä) 9?ccfer'ö
SEßortcn bte ßl^araftere in S^ranfreid) reöolutionirtc. Äird)e
unb Staat l^atten e§ längft öor il^r getl^an, unb barfiber
tüurben bie felbftlofe Eingebung an bie SBa^rljett, ber ®laube
an bie jtttlic^e ©röfee unl^eilbar gefd)äbigt. £)h c§ aber mög*
lid) ift; einen Staat auf negatidem ©runbe aufgubauen, ba^
über fielet ber ®efdötd)te fein Urtl^eil gu, bcnn tl^rc Slufgabe tji
e§, bie SBergangenl^eit ju erforfdjen, unb ein fold^eS @]cperiment
l^at bie SSergangenl^eit nid)t gefannt.
%xavi üon @tael aber l^at biefen ftarfen @lauben an bcn
enblid)en ©ieg be^3 ©uten beiDal^rt, unb barin lag baS ©el^eimnife
ii^reö Satenteö unb il^^er 9Jtaci^t über bie 3Jlenfd^en.
Äein irbifd^e§ SBerf üermag ber Qdi ganj ju »iberftel^en.
Sin beut übrigen l^at man gerügt, bafe H)x ©tql ju fragmcntorifd^,
il)re Slrt ber Äompofttion ju unjulammcnl^ängenb feien, ba^
fein @a^ il)rer 33ü(^er bem Slnfprud^ flafjtjd^cr 93oQenbut|g
üößig genüge, unb bie afabemifd)en 5ßalmen il^r niemate ^dttcn
gereid)t tt)erben fönnen. SKan l^at femer eingewenbet, bafe bic
größte t^rer politifd)en ©Triften eine gamiliengcfd^id^tc, unb e«
if)r nid)t gelungen fei, eine wol^lTOoHenbe SJlittelmäfeiglcit jn
einem großen Staatsmann gu erl^eben. »La perfection de la
mediocrite«, fo l)at S^ierS baS literarifd)e SBerl öon Stou öon
©tael bejeid)net.
Unb boc^! 3)iefelbe Äritif, weld^e bie ^orm jerfd^lug, l^t
eben bamit ben ®ei[t befreit unb bm aScweiS geliefert, bag
biefer ®eift fortleben tt)irb.
grau öon ©tael felbft war toeit babon entfernt, bic Auf«
gäbe ii^reS Sebenö in i^rer geiftigen Ueberlegenl^eit ju fud^en.
@ie war üielmel^r ber fel^r beftimmten Slnjtd^t, ba| in biefer
Segiel^ung ber Unterfd)ieb gtt)ifd)en ben TOcnfd^ctt t)erl^&Itni|>
mäfeig wenig bebeute unb burd^ anbere SBorjügc auSgcglid^cn
werbe. JDaran aber l^ielt jte feft, bafe pe ber SBclt eine SdoU
fd)aft ber g^reil^eit jn bringen l)abe, bafe 5rtiemanb arm genug
fei, als ba^ man il^m uid)t bie dolle äBal^rl^eit, 9liemanb De^
, ^«00. 501
laffcn genug, aU bafe man il^m nid^t bie üoUe Siebe fd^ulbe.
@o aud^ ift il^re SSotfd^aft öerftanben tüorben.
Slod) in biefen aHerle^ten Sagen f)at eine ber tüid^tigften
6orref))onben5en au§ i>m Steftauration^jal^ren ergäfilt, tt)ie bie
Seitgenoff en in ber überftrömenben SebenSfüHe be§ SalenteS
öon ^rau t)on ©tael, in ber ©tetigfeit it)rer geiftigen ßntoicf-
lung ben öoHenbetften Sluöbrud ber Probleme unb .^Öffnungen
jener Stage, bie S3lütl)e einer ganjen Sioilifation erblidten, unb
in il^ren Singen bie inbiüibueKen ®aben biefer ^rau t)or il^rer
aKgemein menfd)li(^en 33ebeutung gurüdtraten, bie il^nen im
Sid)te einer befonberen ©enbung erfc^ien.
Sie 9iaci^fommen l^aben nid)t anber^ geurtl^^ilt.
aSon ben Dier Äinbem t)on ^rau t)on ©tael l^at feinet
ba§ öierjigfte ^aljx erreid^t, fein ßnfel i^ren Flamen getragen, unb
balb festen bie ©pur il^rer ©rbentage getilgt. ®ie Seelen aber
l^aben il)r eine ^eimftätte bereitet, unb fte ift bie ©efäl^rtin be=
geifterter ©tunben geblieben, ©enn jte gel^ört gu Senen, bie
ba§ aSergänglid^e burd^ ba^ ©njige öerflären, unb üon il^nen
gilt beö ©ic^terg SBort:
»Heaven does with us as we with torches do,
Not light them for themselves. . . .«
9Kün(^en, 6. Dctober 1888.
^umm^l^tx.
(2)ic römifd&c Biffer bcscid&uct beu S3anb, bie arabifd&e bfe ©eiteiigafil — 5lUe burcb
8lnfü^>ninfl8gei(J>en angebeuteteii Sflamtn ücrtüeiteu auf baS aSortommen in bcflimmtcn
S)i(i&tunflen ober auf bie Xitel berfelbcu. - 9luf bie ßlcicfce ^xt finb bie »üd&ertitel
anflebeutet.)
3f*
Slatäben. II, 34, 53 f., 307.
3lbauiit, II, 421.
„Slbeilarb", II, 256.
Slbel, II, 8; „^IbePö %oh", II, 446.
Slbo, III, 342, 347, 350, 352.
Slboufir, II, 327.
bWrant^ö, 2)udfe.(„Hist. des Salons
de Paris"), I, 16.
- („Mem."), II, 434.
„mm", II, 255; III, 475.
Slcofta, (S(^Io6 in SlubergcnotUe,
III, 174.
Slcton, Sorb, II, 246, 416; III, 78,
400.
3lbom, III, 400.
Slbamö, 3., I, 453; II, 39.
Slbblfon, L 112; II, 405.
Slbelaibe, aJiab., I, 405; II, 11.
„Slbcle unb 3:§eobore", I, 165.
Slbolf grtcbrtcö, ^önig ö. 8(l)tt)eben,
I, 59, 389 f.
„Slbolp^e" («Roman), f. 33. ßonftant.
Slbricnne (jtel^e S3cnjamtn (Sonftant),
III 227.
SlböieUe („Hist. de Babeuf et du
Babouvisme"), II, 278.
Slfrifa, II, 288.
b'Jlgtncourt, III, 113.
,,Slgnc3", III, 167.
b'Slaoult, ajiarq. be, SJJajür, I, 312.
- S3{f(^of öon spamier^, II, 23.
b'5l0ueffeau, Rangier, I, 44.
Sleg^ptcn, II, 288, 316, 328; III, 99.
SliaufHon, ^crjog öon, I, 429.
mj:, I, 374, 462; II, 292.
- (Sllb. ©toel), III, 315 f.
Slijr, ©nbifd^. ö., I, 56, 97, 157, 493.
Sljroll („La Logica nella Demo-
crazia americana"), I, 142.
„Sllabin" (u. Oe^Ienfd^lööer), III,
245.
Sllanb, Snfel, III, 348.
Sllban^, ©räfln öon, I, 173; II,
312; III, 120 f., 178, 202, 240,
257, 262, 294, 309, 325, 440,
468, 472, 479, 487.
— ößl. Sfieumont.
— öal. ©lömonbi.
„bmUmax, 2)elp^ine", II, 396 ff.
Sllbert, ^erj. ö. ©od^fen, I, 228.
b'2llbert, I, 13, 28.
Sllbert, $aul („Litt, fr."), II, 449.
Sllborg^ctti, mal III, 111.
Sllbufera, ^t^. o. (©ud^et), II, 319.
Sllcibiabeö, III, 315.
b'Sllcmbert, I, 7, 27, 39 ff., 52, 58,
68, 73, 89, 149, 237.
5lleranbev ö. SDtacebonien, I, 85;
III, 71.
— 5ea{fcv öon gfluglanb, III, 193,
273, 319, 326 ff., 341 ff., 351 ff.,
396, 421, 427 ff., 497.
— ogl. föjavtor^öfi.
Slleyanbra, ©rofefürftin, II, 267 ff.
Sllperi, SSitt., II, 122, 312, 410.
— („sBirginia"), HI, 102.
— III, 100 ff., 114, 120 f., 132.
„§llfreb, a)?9lorb" {dioman), II, 415,
449.
Sllgier, II, 151.
2ll|ambra, II, 361.
Slltfon, Sl. („Hist. of Europa"),
III, 414.
504
9?amenregiftcr.
bUttonDillc (^Mf^moires sccrets"),
II, 87.
Sllpen, II, 215; III, 185 f., 428.
„miixe, f. 3SoItairc.
Slmalic, Joergoflin üon Gac^fcn«
Si^eimar, II, 83; III, y>2, 4ü,
50, 56, 207. 210.
Stmalie (t. 53eniamin CSonftant),
III, 227.
Slmbcrt, Söaron („Le Comte de
Guibcrt-^), I, 518 ff.; II, 302.
Slmboiie, ÄarD. ö., III, 264.
Slmerifn, I, 71, 138 ff , li)4.
— Dgl. Sljroli.
5lmenfanif(^e Kolonien, 1, 10:3, 121,
139 ff.; III, 413.
Slmicl, 1, VI.
Slmicng, II, 3;)1, 43«.
^mpferc, 3. ®. („Püötos etc. de
rAUeinagne-'), III, 267.
Slmfterbam, I, 482.
„Ancien Hegimc", 1, 254, 361;
11 1, 438; tfll aud) granfreicö-
Slnciüon, ^rebiger, II, 132, 453;
III, 69.
Slncfarftröm, II, 104
Slnbalujten, III, 305.
Slnbreoff9, (Sribifd)of, III, 192.
Slnbrewö, I, 242.
^Inbrieuj:, II, 376.
„Sieneibe", f. Sonftetten.
b'^ilnßeruiUierö, SD^abnme, 1, 54.
Slngouleme, 4>crj. t., III, 449, 453.
Sln^alt, W^ii ö., II, 191.
Slnquctil, U. 21. („Ilist. univ."),
II, 451.
Slnöbad), II, 303.
b'Slntelm^, II, 447.
Slntoinette, f. mark Slntoinette.
Dal. föeoffroQ.
— (f. ^Benjamin (Sonftant), 111,
227.
Slntoniuö, II, 184, 384.
b'Slnötlle, ^erjogm, II, 143.
Slüpiani, III, 104.
b'SlrbcUeg, Slnbre, II, 328.
b'Slrbla^, ®en., II, 159, 165.
— Ü)?abame („Diary and Letters"),
I, 357; II, 160, 166, 168, 189,
254, 390.
2lrciei»fur.2lube {^kdtx), I, 504.
Slrcole, II, 272.
Slrcnberg, ^rin^ Sluguft oon, III,
196.
b'llrgcnfon, I, 86, 91, 116.
— («Consid. sur le gouvcrncmeDt
de la France-), I, 116, 121.
— I, 139; II, 287; III, 450.
— üBo^er, ajiabame bc, II, 430.
Slrgcntcau, f. SWerc^.
„5lricie- (auö „^^öbra"), III, 180.
Strioft, II, 326.
— {,Molanh"), III, 367.
^rfabia, ^f abernte in Biom, III,
110 f.
Slrfrorig^t, II, 168; III, 413.
„Slrmanbe" (pf. f. grau D. ©taiil),
I, 281.
Slrmfelbt, gr^r. t>,, II, 215; III, 159.
„Slrmiba", II, 255.
§lrnai«Ie'^uc, II, 14.
Slrnaubg, bie. I, 490.
Slrnaulb, Slbb6, I, 73, 158.
Slrnault, II, 284.
Slvnbt, ©. 3K., III, 343 f., 361.
— (3J?. SlBanberungcn k. mit bcm
gr^rn. ö. Stciii"), III, 344.
2lrnet§ („®raf ^^il. (Sobenj!"), 11,
384.
— Maxi^ Slntoinettc, 3of. II. unb
Seop. II., I, 98, 322; II, 22 ff.,
36 f., 67 f., 70, 75, 93.
— „gjJavie St^crejia u. SRarfc «n-
toinette", I, 133, 267.
— tgl. ®eoffro9.
Slrnim, III, 67.
— ^Bettina 0., III, 214, 220.
Slrrag, Q3if*of d., I, 299; U, lOö.
Slrrioabene, III, 122.
Slrtaub be ajlontor, III, 113.
Slrtoiö, ®raf ö., 1, 115, 131, 226, 289,
395 f., 405,412, 416; 11,41, 46,
84, 223 ff., 282, 422, 433, 443.
2lefd)9lo0 (..eumeniben"), III, 248.
Slffina, 53ubm. («lluöSWal&cl^^eraen«.
leben''), III, 10.
hWm, önronin, L 335.
„Sltala", f. e^ateaubrianb.
— (Slroöeftie), II, 364.
„Slt^näum", ni, 81.
Slt^enienfer, m, 432.
„^^Ittila" (0. 2öerner), m, 247.
SlubevgenuiUe, ©eine*et-Dlfc, III,
174.
^ilubertin („Lcs ParlementaiFes
jansenistes"), I, 256 f.
^(ualanb, Sorb („Memoirs and Cor-
respondance") , I, 233, 349,
382, 408, 410 f., 457; 11, 154 f.,
215.
Stuaeaib („M^moircH"), I, 290;
ir, 70.
Sluaereflu, II, 296 ff.
«uflutt, Sprinj d. ^teiigeit, III, 67,
m. 151, 179 f,
«ufluftinuä, bet bellfoe, I, 250.
„«urelie' (nii« .SB. lD)€ift«"), IH,
367.
auften, gjH6, iir. 399.
aiuflerltB, in. 1J9, 204.
auteuil, I, 195, 226.
Sliitim, m\m B" I- 240, 426, 428,
497; II, 54, 157, 304.
äluDerane, I, 325, 401.
«Ufene, III, 169 ff., 231 ff.
b'aonrn?, demU. II, 181.
attenel. @. („«. (Sloob"), II, 130.
aniauon, I, 215,489; II, 106, 177.
JSftl unb Solbota" (doji OeMcH'
t^läfl«), III, 245.
SIgen, ^mog O., I, 335; II, 44.».
— .fterjodm o., II, 129.
Slgren^off, 0., gelbniorfft., III, 197.
SBoober, g«. »., III, 296 f.
SBaheul I, 213.
— (eonffllmtlDii), II, 271 ff.
— (30. Sßiaitiül), II, 329.
— ml SBuonarotti), II, 378.
©ob^fon, 1, 497; III, 71.
^adiaumont, I, 251.
— („M^moirea secreta"), I, 464.
SBacuit, I, 95, 510; II, 449.
Sacourt („Corresp. eutre Mira-
bea« et la Marck"), I, 358 ff.,
385, 420, 444, 457, 459, 461,
463 (f., 48a, 485, .Wl, 506 ff-,
518; II, 25, 29, 42, 62, 65 f.,
81, 83, 105. 114.
Selben, Ämfürftent^um, III, 85.
— bei 3üii«, II, 215.
— 9Hotlfltftfln D„ III, 263-
SanBefen, II, 453: III, 246.
.Sofowt", III, 28.
ffloIÖet, III, 7.
Saineiil, 11, 233; 111, 498.
SaiaU, SdI)., III, 398.
»afUp (iUinire B. ^uriä), I, 130,
398, 403, 420 f.. 443, 463, 475 ;
II, 31 f., 40, 65, 123.
g9alaf{l)eff, SPolijeimin., III, 331, 337.
S9(ilt, »ortiit, m. 280.
!9, 181 ff„
- »toffl. be („<Bt. 5ßtieft"), I. 396-
- (SB. ©onftüitt), II, 206; III, 241.
- (Göomiffti), 265 f.
- (Mbinf. be ©loei), III, 384.
- III, 460, 479 ff.
- (SRo^er-GDÜarb), III, 484.
- (Mo^et-goUnrb u. %t. v. Sinei),
III, 491.
- („Tabl. de la Litt, franc"), I,
VI, 258; III, 182 f., 274.
^arbnrDur, II, 64.
Sorb^-aHarboi«, II, 291, 298, 300,
391; III, 440.
„Sorbet" (%x. ». 6l)nrrifere), II,
206 f.
Satbier („Journal"), I, 85; II, 409.
93ai<t)ou be 3}eni]ueii, III, 384.
SJnr^toIb, '^., IT, 125.
SSmlaij be Solle, m. 342.
SBorbouf („La bourgeoiaie frang.
nend. la Röv."), I, 251 ; 11, 369.
- („ha, comt. de Beaumout"), II,
237.
- („Mdrne. de Custine"), III, 358.
- („Le Comte de Montloaier"), I,
494, 515; II, 119, 124, 155,282,
369; III, 437, 463.
»iirentfn, I, 380, 348, 380, 395.
- („Memoires autogr."). I, 349 f.,
394.
Sarit« (SHoujfMu), I, 249, 280.
- I, 441; 11,231, 273, 389.
aSamoDE, I, 315, 335, 357, 364, 422,
437 ff., 466, 468, 474 f., 486, 492,
aSarni („Phil, du 18.816010"), 1,271.
— („ttttdes s. le 18. Sifecle"), I,
259, 260, 279.
Sorroä, II, 221, 232 [f., 246 ff., 279,
289 ff„ 296 ff-, 306, 317, 323,
328 ff,, 366, 370.
^atJt. be lit, I, 93, 260.
öart^ielem?, Slbbö („Sfieifen b. f.
aiiiarc[)arfiä"), I, 218, 237; II,
147, 215, 288, 291.
- („M6m."), II, 294 ft.
93cir^iDbmäueiiad)t, I, 343.
50ß
»afel, 1,5, (SuH 1760), 411 ff.jll,
215, -288; Ul, 71, 263.
ffloeHIfte ®$rufte, II, 453.
aSaftin«, (. $atfö, ©efätianffle-
ffloublti beä Slrbenncä, if, 227.
Saubouin („Journal des Dcbats"),
II, 345.
»aufefn, III, 357.
m\tU. I, 174.
»o^rnitfi, 11. IDO.
©njire, II, 95.
Sööarn, I, 314.
©fnudiontBä, III, 2(13.
Seauc^eäne („Louis XVIi"), II, 172.
»taubau, %bü, I, m.
öwuönrnQiS, (Suß., III, 121, 421,
429.
— Sronsofie, öräfin, 1,335; 11,7.
— Soltp&ine, SUIbmc. be, II, 233,
29a, 408 f,
SJfotulieu (.lätfn^S"), I, 3C7.
— bei Saufonne, I, 172.
SeaumaicEiaie, I, 228.
— („S;ifiarti";l.auffü6rg.),I,238f.
— (glu^t), II, Ul.
— i„^ie fct)ulbige aUutt«"), 11,312.
— {.ajleni."), It, 345, 446; III, 28.
ageoumeö, II, 78 f., 129, 235.
I, 76, 136, 251.
— I&omt be, I, 378; II, 237, 309|f.,
323 ff., 360 f., 3a7, 470 f.
— Bßl. SBarBouf.
Söenutegarb, föofta be („Un homme
a'autrefoiB"), I, 175, 251: II,
177 f.
— abbe, I, 235.
— ®(^lti6, L 175.
3)einiDemi, 9)lat(cb., I, 135, 299.
— SBlbtiie. be, I, 299, 302; II, 174 f.
— ^rlnj B., III, 457.
SBeccoria, äfiatquiS, I, 59, 68, 86:
II, 37; III, 100.
«eder, II, 85.
SJetfetä L% »Ö^me ic"), III, 297,
Beilol, gil. D., 1, 201.
»eleien. II, 67, 75, 82, 91, 105 f.,
126, 149 f(,, 288.
.»eliinr", I, 512.
SStUam. n, 328 f.
»eüeflarbe, aHarq. be, II, 191.
Öelnionte, gütft, III, 98.
»eloebere, ®i|1p| b. IBMmaT. III,
212.
Seneoent, SßTliti d., III, 273.
ISenlncafa, S^iiftfl., III, 106.
„SetilamiBme' („Acte additionel"),
III. 4G3 ff.
Sennfafen, III, 341.
^ent^am („SophiameB anaichi-
ques"), I, 433, 434.
aaentfieim, ^rfni, Ul, 265.
SBentlntf, Slbm., lU, 343.
Spränget, I, 518.
SBerepnn, III, 353.
„SBere", Der, II, 65, 149, 220, 226,
233 273
»eraafie, I,'213, 354, 407, 428, 434,
440; II, 36.
ffleraDfn, II, 284.
JSeiHftebt, n., II, 104.
»eriton (®tbbDn), I, 21.
Söerlfcr, II. 227.
Serlin (MiroBeau), I, 290, 359.
^ II, 26, 29, 82, 90 f., 176, 198,
215.
- (©eranbc), II, 378.
- II, 453; III, 25, 47 f., 65 ff.
- (^T. D. Stasi; ©pree-iDuaO, ni,
85, 97, 228, 358.
- m, 182, 194, 221, 247, 328.
- uqI. ^iQebranb.
- i.m). t>9l- anfiabeo».
aSern, I, 5, 15.
- (Sri. eurcbpb), I, 28.
- (»onftetten), I, 173.
- I, 174, 177; II, 147, 188, 2(5,
236, 316 ff., 425 f.; lU, 188,
244, 251, 324 f., 354 ff., 369.
Sernabotte, II, 292 f.. 302, 330,
372, 384 ff.; III, 86, 189, 317,
329, 342, 349 ff.
- („Corr. av. Napolionl, III, 354.
- m, 431 ff, 429 f.
- Dgl. aitQrmlei.
Vernarb, ^ulietle, ouS Sqon, II,
*«").
292.
^ttna^i. an. („3). tunee «
I, 247; II, 339.
- („©oet^e-Sa^tb.'), Ul, 890.
— („Üeopolb Don fBraunra»."), II,
85.
i»erii[)arbf, 3^. d. (.eefifi. Sm.
lanbe"), I, 109, 351, 354, 431:
II, 17; III, 327 f., 35S, 436,
470 f., 490.
92amentegiftev.
507
SBcrnl^arbf (»5)cn!to. au8 b. Öebcn
b. ©rnfen ü. Stott"), III, 339 ff.,
352, 430.
— 5)i(ä^tcr, III, 67.
— ©op^ic, III. 82 f., 112.
SBcmftorff, ®raf ö., I, 2j II, 150.
— ©röfln ö. (Slug. SU ©tolbcrg),
III, 296.
SBcrquin, I, 241, 251.
S3err9, Sßroüinj, I, 122 ff.
— <&erao0 ü., III, 422, 431, 453.
— Slancg, n, 164 ff.
— maxt), II, 164 ff.
— 9)U6 („Journal and Corresp."),
II, 182, 378, 391 f., 412; III,
363, 400, 405, 407, 421, 433,
. 445, 447, 492.
S3crfot, I, 282.
SBcril^icr, ®cn., 1, 413, 423; II, 111,
384.
^ertl^oub („Rousseau au Val de
Travers"), I, 245, 250, 251,
260.
Scrtin, S3rübcr („Journal des D6-*
bats") II 345.
©crtronb,' ajJorinemir.iftcr, n, 100.
»crroicf, I, 1.
Scfan^on, I, 316; II, 14, 79.
a3cfcnöttl (2)kmoivcn), I, 102, 334,
413 ff.. 420.
a3et|mann, f)aug, II, 469.
— Wlox% in, 214, 217.
— ©d^nufpfelerin, III, 162, 167.
a3cttlntt, f. 33. ö. Slntim.
SBcttlneUi. II, 337; III, 122.
S3cu(ftot, I, 73, 165.
a3cu0not, I, 307; II, 58.
— („M^m.«), II, 186; 273, 383,
441 443 445 481.
IBculTOit, grau ö! (fö. ö. SBoIgoßen),
III, 45, 59.
Scumonöme, IL 151.
Söc^Ic, ^. (Pf. ©tcnbl^al), III, 82,
384.
IBittmonti, Öuigi, llbbatc, III, 108.
a3lcgtrc, f. ?arig, ©efängniffc.
m^at, I, 259.
IBicIer ©ec, II, 178.
SBifeörc, J£>err ö., I, 16.
IBfgnon, II, 237 f.
— Dfll. SB. eonftnnt.
S3fllttub.SSttrcnncg, II, 140 f.
SBfppen, SB. ü. {M- be SSinerö"),
II, 467.
58ir6, @bm. („Girondins"), II, 59.
23iron, ^er^oa üon, II, 74, 76, 82,
105 f., 125, 186.
— ^erjogin ö., 424.
SBitaubö („Herrn, et Dorothöe"),
II, 457.
S3iörnftterna, ®raf („(£omtc ©tc
bingl"), I, 192.
maca^, D., SDflfniftcr, III, 423, 449,
469 479 484.
macon^, aJtoq. be, III, 117.
Slanc, II. („M6m. et (iorrespond.
folit. du Comte J. de Maistre"),
, 214; II, 16, 179, 209.
— fiouig, I, 212.
— (SRouffcau), I, 279.
— („Hist. de la R^v"), II, 83.
„SBIaubnrt", II, 443.
S3Ioi8, I, 91; III, 171, 278, 434.
S3lü*cr, III, 468.
Söobringfi, ®raf, I, 177.
Sobemann („g. ö. S3onbcIl"), 1, 18 f.
^obmer, I, 6.
Soboni, Sl^poar., m, 107.
S3ö^me, Snfob, I, 213; III, 294 ff.
mhmtx, 5eoroUnc, II, 132; III, 82.
a3o!anc, ©väfln bc, III, 315.
SBoileau, II, 315; III, 30.
f&oU bc 23oulo0ne, I, 66,324, 452;
II 230
S3oi3gcnn, 'er3bif(i)0f ö. m^c, I, 87,
136, 493; II, 362.
SSofgguibert, T, 86, 115.
Soiömont, mU bc, I, 220.
SBoiffcr^c, ©ulp., III, 25, 154.
«oiff9 b'Slttglag, II, 215 f., 222,
227, 234, 245, 250, 287, 298,
307, 320; III, 440.
23öfing, e., III, 119.
©oUngbrolc, I, 102; III, 277.
SoHmann, Suft. (§;xi^, I, 187; II,
132 ff., 160 ff., 176 f.
— ögl. Äapp, II, 161.
^Bologna, II, 272; III, 108.
Combat), II, 439; III, 156.
S3onaI, §Bfcomtc bc, '11, 146, 346 f.
— („Theorie du Pouvoir"), II,
347.
— II, 361, 366, 408; III, 183, 204,
292 ff., 301, 478 f., 498.
Sonapartc, I, V; 81, 372, 481; H,
88, 112, 181, 188, 233, 246, 248,
265, 271 ff., 296, 303, 306 ff.,
315 ff., 322, 328, 346 f.
SOS
fflonniwrte (»erblft bor öffentlidieii
Smeinung), II, 3Ü(1 ff.
— (^»ild)enfan Im Iribimnt), II,
372 ff.
— (unb Slletfet). 11, 380 f.
— (un&Jtrau D. (Sttitl), II, 383 ff.:
II, 408.
— (u. Softp&ine), II, 40a.
— II, 417 f., 427, 430, 436 ff., 408;
III, 10, 15, ee.
— (II. SJr. D. ©tatl), ni, 74 f., 85 ff,
— III, 102, 253, 293.
L iSlaif okon.
- eliiro! II, 384.''
- Sofept 1'. 291, 293, 376 ff.
384, 38Ü, 392, 436 ff., 443 f.
111,66, 86, 97, 120, 350,
ie4f
- 3Kabdme Sätttia, 11, 391.
- yucien, II, 291 ff., 308.
- LMÖm."), 11, 368.
— II, 373, 390 f., 408, 438 f.
III
120.
— oal, 216. Sung.
»oncerf, I, 96.
ffloncourt, in b. (ä.()nmlm9n€
III
265.
SBonbdt, SulU con, I, 18 f.
SÖoniit). II, 32.
Söont)omnte, ^onorö, II, 30O.
Sonnet, I, 7; II, 2, 421 f.
g9onfUtten,ÄarlSfctorc.,I,4{9irfer).
— (®enf), I, 6, 25, 30.
— I, 148 ff., lÖO, 163.
— (iSam in 5lwn). I, 172.
— I, 177, 241; II, 177, 412, 417,
425 ff,, 434; III, 89, 95, 109 ff.,
129, 174, 241, 245, 253 f., 300,
306 f,, 449, 462, 494.
— („Srlife an grieberilc ©tun",
bet. 0, g, B. aflott^iifon), I, 5, 25,
28, 158; II, 309, 412, 418, 422:
HI, 10, 70, 89,95, 96, 110, 112,
129, 171, 174 ff,, 188, 241, 300,
305 ff-. 323, 324, 348, 355, 457.
— („En^itle"), II, 425, III. 115.
— („«riefennailott^iffon"), 111,891,
— („SuflS"t'«i"netunaen''), I, 7.
— ( „Recherclios sur l'imagi-
nation"), II, 427,
1 ber einbilbunaSfiaft"),
, 176.
— ogl. SDioretl.
— DflI. ©tcinltn.
Siorbenuf, 1, 97, 221, 316, 3.55; II,
232; III, 281, 449; Bfll. ßlce.
fflotfl^efe, entb-, III, 101.
— ffiduline, III, 113.
SÖuiinäli, II, 445.
SÖÖtne, aubrofg, III, 6G.
»DtDbino, UI, 345.
föoSt. I. 270,
SSoffe, ffianinterbienet, I, 469,
ffloffi, ©^riftft., in, 106.
SJojTuet, I, 16, 50, 158, 255, 473,
— (nL* politique tiree de l'Ecri-
turc sainte"), I, 489.
— (u. tbeol. eienolfen), I, 490.
SBoflon, I, 71.
SoennB, III, 171.
mtäm („Sit. Suftdnbe unb Seit
eciioffen"), t, 191; II, 413,458;
III, 21, 30, 38 ff., 47 f., 385,
2)oucl)nrb nUlontntoteiic?), I, 486.
3)0 u bell S, äiiCDtnte te 3Banberbouis,
II, 447,
ÜBoufflerS, S^ed, D., I, 230; II, 392,
— Smälie be, ^eiioetn t>. Saujun,
I, 51, 53, 55, 62, 195 (f., 201,
206, 227, 252, 263 f.; II, 379.
— Dfll, SUagtileu.
tauuffterl-SHbiran, aHob. be, II, 393.
^ougeauU („L'Etat moral de Jesn-
Jaeques-l, I. 279.
SSouboutB, Spere, IlI, 7.
mvulU. 1, 444, 499, 502, 509j II,
23, 36, 40, (17 247; III, 40t.
— UWltmolrta-). I, 495; 11, 34 ff.
aSouiaon, ^erj. D., m, 404.
^ouillD („Mes Recapitulations"),
H, 3.
^DulainciOierg, I, 96, 115 f.
a^auloane, II, 136, 436.
StouTbDn,.&QU§, 1,383; 11,103,914,
223, 281, 384; III, 351, 131 |f.
— ,£)etäoain D., I, 213.
— mu be, I, 177.
Sombonnoiä, 1, 123.
iSouibonnaqe, in, 464.
8oui'el, generalpaittei, I, 39.
Suuigea, I, 122, 307.
^DUTgogne, I, 50, 115.
Souttet, II, 282.
BDurriemie {„Möm."), II, 381, 409;
III, 270,
SoqeT, jEot^., II, 291.
So^le (giametioemxmlitfiftiift), iri,
404.
»rabairt („MeDolutioitcn"), II, U.
fflrancoB, ®räiin 0., K^m., I, 68.
StanbeB, &a. („@oett|e u. Xianc
ntotfj, III, 246.
— („®le SHerntur beS 19. So^r-
*Btii|llieii, Sriiij n., III, 422.
SStütraned („®Detfi«'S Sriefm. m. b.
®ebr. 0. ^uniiolbt"), 11, 450;
IIT, 8 f., 118, 129.
Staun („©oetftc"), 11, «5 K: III,
25.
- «6.. aßnlet, III, 154.
Sraunfftmeifl, II, 83 ff„ 194, 203;
III, 176, 223, 231.
- ©erg. 0., II. 26, 118 f., m, 253.
327; III, 425.
- $rin» D-, 111, 65.
- H5rimef(lii o.. III. 65 f.
l^Tenbalbttne, III, 4S9.
la fßtkU (©ftlDß), I, 47,
SteiHnaet, II, 445.
*Br6ine, ©attinara be, ®raf SouiS,
III, 121, 124. 487.
Sremen, tL 466.
Srenleg, Wbmt. be, I, 32, 40, 62,
66 ff.
Swnloni), eiem., III, 67, 220.
- eiifob., f. ffleftina D. Slrfiim.
»rem, Snft. l. EötnUnnb, III, 103.
äöteälauer Bertroa, IH, 856 f.
»teffutr« im Spoitou, III, 182.
Sretaflne, 1, 115, 314.
- I, 330, 374, 391, 493; II, 222 ff.,
242 358
Sreteuil, d., I, 223, 230, 299. 309,
409 ff., 444, 484, 509; IL 23,
28, 200.
Srrtonne, M^tff b« la, II, 196.
iSretonnier. 111, 154.
©re^glal, ®eol., III, 106.
a)r£j6, a))nrq. be, 1, 397.
©rfitifmanii, aaron, II, 452 ff.; III,
9, 46, 68, 73.
iflrieniie, I, 307 ff., 311, 313 f.,
318 f[., 321, 325, 330 ff-, 349,
381, 390.
- DflI. Somenie be ^Brienne.
aStlonne, ®täfln t)„ I, 225, 2t0;
n, 157.
aSriffot, I, 270, 296, 370, 391; II,
312.
SriffDt („Recherches philoBoph.
B. le droit de propri^W" etc.),
II, 64.
- DflI. aJeämouIinB.
»riiflrb, I, 251.
aSroderhoff („% 3. !Kouf|EOu"l, I,
254 279
öroiISauä, g-, III, 455. ■
SSrofllie, ®rnf D., I, 102.
- eerjoa u-, 3JI.ir)tS-, 1, 241, 323,
406 f., 422; II, 93, 247, 305.
- 50, D„ 1, 307, 406; II, 78, 105,
125, 185, 384, 480 ff.
- S- B., b, i-, I, 287, 394, 430; UI,
120, 1%, -iSÜ, 4.50 ff-, 494.
- (.Not.i.;os huif^,: inM."), I, 491;
II, 54.
- („Souvenirs"), 11, 13,287,394;
III, 86, 122, 196, 287, 369,
450, 491.
- Ofll. ®uijDt.
- eerjoflin d., II, 176.
- ißvinjeffin D-, I, 335: II, 430.
- ßerjoain, D., b. f., III, 255, 270,
450 f,
SBrontö, 66(<rl., III, 135.
Srotler, mU, II, 223 f.. 281,
iüroua^ont, III, 399, 489.
aSrouffunet, I, 380.
©tun, ßtnlBrat^, II, 426.
- Jlrieberile, 11, 425 ff.; III, 112,
129, 167, 170, 174 f., 188, 300,
352, 354, 449.
- („(Spifoben nuS Sfieifen buti!) b.
fübl. Iicutjiftlb., b. »efll. ©iftweij,
@enf u. Stallen"), II, 422. 426,
428; III, 162.
- Dal. ©onftetten.
aStune, aKarfd)., III, 476.
Srunetiöre („Etudea aur le 18.
Sifecle"), I, VI, 113.
- („Hisf. et Litt."), II, 119.
Sörann, III. 333.
33iuno, ©iorbano, III, 286,
ötiiffel, I, 409 f., 482; II, 32, 31.
41, 07, 105, 150; JII, 437.
SSriituä, II, 419.
- OflI. ajoltaire.
SÖucdeiid), ©etjoa d., I, 87.
aiidebura, I, 33.
»ucEfnal)uiii, 'äabt), 11, 154.
510
97atnenregtfter.
$)u(f(e (rHistory of Civilization
in England"), I, 113, 255, 257,
•262.
SBuffon, I, U, 46, 47 ff., 73 f., 113.
130, 136. 157.
(^^ I 937
— (,9iatufgcf*."), I, 137.
— Diobault bc («Corresp. inöd. de
Buffon"), I, 48, 49.
— ©rüfin, 1, 428; II, 9.
Tanb"), I. 428, II, 160, 234,
289 f.* III, 273.
Suonarotti („S3abcuf"), II, 278.
^Burflcr („Briefe"), HI, 223, 387,
393.
Surfe, ebm., I, 120. 353, 453. 485,
514 ff.; II. 39, 45 f., 154 f.. 159,
168, 132. 298 f.; III, 72, 401,
477.
— ( „SBctroc^tungen über bie franj.
eicDoIution-), I. 485, 510, 517;
II, 45.
— (D9I. $irior). L 514.
SBurnep. Dr. («Mem." etc.\ II, 154,
158.
— m^ T^annr), II. 15S f., 165 f.
— (.Gäcilia"), II. 15S ff., 256.
— aUre. l^^iüipö, II, 158.
Sume, II, 169.
„S^utler, 5onn9", II, 415.
SButtini. ^^t II, 420.
SBiipt, I, 267; II, 43, 64, 103.
Sö^ron. II, 169; III, 121, 135. 312.
— (über fjrou D. 2ta'^\), III, 393 ff.
— („iPraut D. ?lbnboe-). III, 395.
— („iT. ©iour-^ III. 398, 4a), 407.
488 f.
— (pgl. b'^aujfonDiUe), II, 37.
— Dal. ü-Koore.
— ?abn, III, 489.
enbonie, II, 234. 308.
(Nobarrue, II, 283.
..Ciäcilia" (jHomanl, f. g. sBurncij.
iSrtbir. IIl, 393.
l>aalioftro, siBalfamo. I. 212 ff., 220,
228; IIL 22.
CEajot. r. i-Lo? Plagiats de Mr.
Koufseau**'. L 254.
C>alae, I. 28, 93. 260.
C>albcron, III. 78. 81.
— («r. ftanbftaftc i^rin^). III. 2-18.
,.(SoHf!c\ f. G^orrl^rf.
(ialonne, ginaiutnin., I, 225 f., 284.
289 ff.. 298 ff., 304 ff., 318 f., 321,
359; II. 89.
ealufo. «bbote, II, 122; III, 121.
(EalDin, I, 6, 91.
eolDiniften, I, 254.
^ambacer^ö, II, 216, 368.
(Satnbon, ginamntütifler, II, 107.
(SambrQ9, II, 469.
„^amiOe" (ü. @. (Sonftant), II,
193.
^ompogna M Storno, III, 114, 131.
(Sampan. aNabame, I, 284.
— (-M^moireB"), II, 6.
^anipbeO. III, 398.
(£ampe, IBc^^blr., in, 361.
— 3. ^., I, 247; II, 132, 448. 452,
461.
— ^„«Briefe au9 $atid gur Seit bcr
9lcD.-). n, 452; III, 1.
Gamud, ianfenift. «bD., I, 472, 491 ;
II, 15.
^noba, I, 140.
„eanbibe\ f. Voltaire.
(ianboOe, be. 9ot, II, 420.
aanned. III, 456, 461.
(Eanning. III. 399 f., 452, 466, 490.
eanotm, III, 100, 112 ff.
Gantu, Ocfarc. III, 100.
— (-11 Conciliatore e i Carbo-
nari«), III, 122.
— («55. gWontl"), m, 100, 103,
107, 122, 158.
CEopecelotro. S^bif^of toon 3:attitt,
III, 116.
(£opeQe. III, 282, 312, 316.
eapct, I, 195.
^Qpponi. @fno. III, 120.
6aprara. III, 106.
(iaraccioH, SKorquid, neop.Oefonbter,
I, 57.
(Earbonari (p%l (Santu), ni, 122.
(EarencQ. ^rinj be, II, 297.
(iarletti. eraf, If, 228.
„OürloS-. f. ©Aiacr, HL 327.
(SüTlpIc, ^^om.. II, 32, lä; m, 135.
„Oarmagnola', III, 103 f.
(^ürmontel („bei ecf^matiac"), m,
168.
&'arne. (Eomte 8. be (»aRabame
«Recamier*), II, 293.
(>arnot. Slinifter, 220, 249, 271,
•29i». 299 f.: III, 43G, 461.
SWamcnrcQtftcr.
511
©oro („Rivarol et la Society fr."),
I, VI; II, 6, 181.
— (3Jlabamc be ©tacl), I, 206.
©arolfnc, ^rinjefftn Don (Sat^fen»
2Betmar, II, 413.
^axxa, II, 107, 119.
föanacioH, eommonbcur, III, 97.
eartier, II, 187, 218, 231.
earrion-giepfaö, 11, 391.
föQrron,5lbb^(„rEglisegallicane"),
I, 496.
eorfteng, WlaUx, HI, 112.
(Sartwrig^t, III, 413.
©äfar, I, 198; II, 95, 184 f., 384;
III, 99.
— D0l. ©l^Qfeöpearc.
— D9I. SBoltQirc.
eofaujc, I, 333.
(Soffagnac, ®ran. be („Hist. du
Directoire"), II, 134, 186, 232
236, 284, 294, 298, 330, 408.
— („Les Girondins"), II, 142.
©äffe, fdaxon bu („M^m. du roi
Joseph«), II, 377, 392, 436
III, 66, 97.
„eaftel.gorte" (f. 21. 2Ö. ©(filcgel
aug „eorinno"), HI, 148.
eafteUane, ö., 1, 222, 341 ; II, 55, 122
— 9«abame be, III, 174.
(Softem, III, 194.
eaftfUon, ©enerolprof. b. 5ßarl. ü.
Sliy, I, 293.
eoftleveag^, Sorb, III, 401, 429,
465 f.
enftrieö, maxc\M be, ÜJJarfd&aU, I,
126. 130,217,227,288, 299, 309.
— ©ol^n b. ö., I, 181; II, 31.
— ^erjogin ü., n, 31.
eoftro, Snfea be, III, 456.
eotalani, III, 403.
eatinot, II, 250.
eoto, I, 51; II, 185.
(Soumont, St. („Goethe et la litt.
frauQ."), III, 28.
eoöour, III, 499.
G^openne, II, 305.
eoAOlfeg, I, 503; II, 155.
„©eluta", II, 362.
„eenbritton", III, 268.
eerberuö, II, 464.
„Cercle constitutionel", II, 288.
— ügl. ßonftUunnte k.
ßerlfebe, ajiob. be (Serleber), II,
403.
6^crna9, (Sdftlog bei granconDlHe,
III, 174.
(^erutti, I, 501.
©efarotti, III, 100.
ßcftiug, «P^ramibc beö, III, 117.
ßecennenfriege, I, 473.
e^Qbot, II, 95.
ßbälortö, I, 307; II, 444; III, 318.
e^amb^rp, II, 179; III, 269 f., 275,
315.
©Bamfort, I, 91, 365,514; II, 185.
e^amiffo, II, 453; III, 67, 265 ff.
— (in ®enf), III, 310.
— Dgl. gulba.
e^ampagne, III, 186.
föfiampQgncujc, I, 270.
e^ömpagn^, ©rof, III, 270.
e^ampcenefe („3. 3. «Rouffeau"), I,
281, 354; II, 7.
ebanteloup, I, 102.
(Sbanut, 3., I, 401.
(S^apelier, I, 385, 428, 434, 472,
475; II, 58, 78.
©baptal, II, 369.
ei&arbon be la dioä)ttU, n, 453.
e^ar^nton, I, 223 f.; II, 118.
e^arette, II, 225.
„e^nritag" (SSigee^öebrun), II, 7.
ßl^arlotte, geb. aRecflenburg^Streliä,
.Königin öon (Snglanb, II, 163;
m, 396.
„Charlotte et Werther«, II, 447.
(£barlottenburg, III, 156.
fö^armetteö, leg, 47, 278.
e^arpentier, III, 384.
ß^^nrriere, SJiabame be („Lettres-
Mömoires«), 1, 8, 279; II, 191 ff.;
III, 224.
— gr. ö., III, 235.
— G?Caliste, ou Lettres ^crites de
Lausanne«), II, 192, 194, 201 f.,
256.
— („^ie «P^önicierinnen"), II, 192.
— („spol9pl)em"), II, 192.
— ügl. ©auUieur.
(S,^Qrtreg, ^erjog D. (öouig ^^ilipp),
II, 154.
— Sift^of'ö., I, 368 f., 391.
„Chartreuse", II, 314.
e§aftenu?:,9)iarq. be, 1,43 f., 73, 114 f.
— („l'Ain^rique du Nord«), I, 141.
j 237.
e^ateaubrinnb, I, vi; II, l, 169,
188, 292, 309 ff., 348 ff.
512
9iamenrcöiftcr.
e^atenubrianb (5eben), II, 3G0ff.
— II, 410, 413, 441, 4G0; III, 86 f.,
12(;, 135, 153 ff., 185, 243, 292,
424, 433, 441, 443, 449, 454,
459 ff., 471, 477, 490 ff.
(Schriften:
— („SltQla"), II, 157, 169, 315,
349, 360 ff.
— („L'avenir du monde"), II, 353.
— („Essai s. les R6v."), II, 350 ff.
— („fitudes bist.«), H, 49.
— ( „G^nie du Christianisme" ),
II, 349 ff., 361, 365 ff.; III, 43,
126.
— („La Grece sauv^e"), H» 315.
— („Lettre h. Fontanes"), II, 355.
— („Memoires d'Outre-Tombe"),
II, 169, 315, 352, 356, 361 ff.,
470 f.; III, 86, 126, 135, 227.
— („9iot*ea'0r n, 315.
— („3^en6"), H, 354, 360 ff.
föj^ateaubrianb, ügl. SD^arceUue.
— Dal. ©oinle'S3euDc.
— aJlabame be, II, 354.
©boteauncuf, II, 147.
e^ateauöieuic, grob, be, II, 434.
— «Rcöim., II, 106.
e^atelct, bu, I, 299.
— SUinrquife bu, I, 42, 243.
— ®erid)tg^of beö, I, 458.
e^ot^am, Sorb, I, 170.
©Öatinon, III, 427 f.
(Spätre, mo.\i. be la, II, 137, 158.
(EI)oumette, II, 148.
„e^numont", II, 302, III, 468.
fel^aumont'fursöoire bei ^ariö, III,
264 ff.
©fiauüelin, 3Rarq. be, II, 105, 154,
391.
(SbauDelot, I, 492.
(SfiQpla, 5l(^iUc bu, II, 174.
fö^Qäol, II, 295.
„Chazelles", f. gjionteffon.
e^^Iufege (f. 51. 2Ö. Odilegel), IIT,
316.
e^gneboU^, I, 239; II, 316, 325,
361.
e^^nier, 81., I, 238; II, 8, 97, 144,
233, 238, 275, 312, 361.
— m. 3-, I, VI.
— („Slbel"), II, 8.
— („^arl IX."), I, 343.
G^enier, m. %, II, 85, 233 ff., 242,
295, 301, 304, 306, 364, 412,
446 449 457.
— („Tableau bist, de la litt, fr.«),
II, 364, 412, 449; III, 151.
©fterbourg, I, 291.
fö^^reft („La chute de Tancien
regime"), I, 284, 289, 292, 299,
313, 351, 366 f., 380, 388, 391,
397 f., 404, 426.
ebefterfielb, I, 102.
(Sneüreufe, ^erg. ö., III, 317.
^9^a9r ^elmine ö., II, 425; III,
222.
„föl^jicogne, SRabamc" (3Jiabamc bc
©tael), II, 15.
ß^Öigi» Ptft, III, 110.
(Sbimo^, sprinaefnn ü., I, 205.
föbfna (lanbw. «Dlufterftaat), I, 11.
fö^inon, ÜJir. bc (|)erj. d. 9lt(^cUcu),
I 449.
e^oifeul I, 9 (1764), 39, 78, 83,
85, 93, 190, 425; II, 74, 78,
234.
— -^eraogin d., I, 55, 102.
(S^oifeul»®ouffter, ©röffn, I, 450,
II, 12.
efiounnö, bfe, II, 224 f., 297.
6:6reptowfC5, Äan^lcr, I, 10.
©Iriftian, III. 431.
(Sftriftfan VIT. ö. 2)äncmor!, I, 73.
— 5lu0uft. fierjog, III, 263, 348 f.
e^riftine, ©ra^ergogln, I, 228; III,
113.
(S^riftug, I, 181; II, 289, 348; III,
205, 322.
föice, (Srjb. D. 53orbeoujc, I, 97, 124,
355, 408, 428, 434, 448, 462.
— (banaler), I, 463.
— I, 466, 493; II, 362.
föicero, I, 510; III, 173, 277.
eicognaro, SRaffimiHann, III, 106 f.
„(Simonie ÜJHcenfo" (©oborb), m,
110. •
(Stncinnatuö, ügl. SDlirabcau.
ßircello, neop. ©efonbter, II, 23.
eiönlpina, H, 272; III, 102.
„eiafre'S I, 250.
eiairon, grl, I, lö5; HI, 17, 163,
403.
„eioriffa", f. 9flid)arbfon.
eiorp, gürftin, III, 196.
— grl, II, 293.
eiaubiuö, III, 295.
SWamcnTCfitftcr.
513
eioöifere, I, 296, 501; II 109, 123,
147, 185, 419.
„eiaöigo", II, 446.
(£lermont'3:onnerre, 1, 315, 341, 403,
415, 428, 434, 440, 454.
— (^trafred)!!. SBorlefg.) I, 469 f.
-- I, 475, 514; II, 41, 43, 115,
122.
6Ud)9 b, spartö, III, 449, 456.
eiiffon, (5d|lo6, III, 182.
©loofe, SlnQ(i)arftg, I, 1; II, 130,
448.
„(Slooiö" (STragöbie), III, 491.
(Slub bveton, I, 386, 429, 437, 474.
— ögl- S^cobiner.
— be amx), II, 294 f.
— bcr geuiUantö, II, 41, 312.
— Dgl. gcuiUantö.
eiugn^, I, 100, 103 (t).
©obensl, ®raf öbnj., III, 196 f.
— ®rof Wl. n, 384.
eoblenj, II, 41, 45, 68 ff., 89.
(Soburg, II, 83.
(Socur, 3acque8, I, 3.
eoignp, I, 68, 191; II, 77; III, 239.
ßoinbet, I, 251.
©olbert, I, 82, 85, 110, 291.
eolcribge, III, 135, 393, 398.
eonin, ^. 3. ö. („[Weguluö"), HI,
194, 197, 202.
ßonombet, III, 293.
6oUot b'^evboiö, I, 49; II, 140,
276, 314.
©olombier, ©d)Io6 bei Dieufd^otel,
II, 192 ff., 201 ff., 237.
©olorno, ^jgt^. $arma, II, 11.
„(Solumbuö" Don DJogerö, III, 398.
eompiegne, I, 408, 444; II, 112;
III, 436.
ßonciergerie, f. ^aria.
föoncini I, 1.
6onb^, I, 333, 405; II, 169, 222,
352.
eonbin'ac, I, 34, 68, 83, 85, 258,
370; II, 450, 463.
eonborcet, I, 52, 83, 86, 89, 101,
268, 306, 334, 370, 487; 11,64,
77, 93, 107, 116, 138, 146, 185,
312, 334, 339 ; III, 397.
®d)rtf ten:
(^onborcct („Essai s. la constit.
et les fonctions d. Assembl^es
prov."), I, 306, 426.
»Icnnctbattett, grau toon ©taeU III.
(Soiiborcet („Lettre d'un laboiireur
a Mr. Necker"), I, 101.
— („Memoires"), I, 424, 471.
— („Tabl. d. progr^s des connai-
sances hum."), II, 278, 334.
— („Vie de Turgot"), I, 89.
(£onborcet, 5D^arquife D., II, 77, 308.
— (lieber. 51. ©mit^'ö „%^mk ber
moraIi[(!^en (Smppnbungen"), I,
244.
eonfalüi, III, 109.
Gonftant, S3enJ., I, vi; I, 273.
— (unb Sr. ü. ©tael), II, 189.
— (gnmilie), II, 190 ff.
— (in 58rnf(^m.), II, 194 ff.
— (u. %. D. ©t.), II, 203 ff.
— (in «ßarig), II, 236 ff., 252.
— (in spariö 1797), II, 284.
— II, 294 ff., 304 f., 317, 321 ff.,
345 364.
— (u. gr. ü. ©t.), II, 366.
— (u. Siepfeg), II, 367 f.
— II, 373 ff., 389 ff.
~ (f. „$. be öebenfei"), H, 302 ff.
— II, 418, 437, 444, 453, 461 f.,
466 ff.; III, 16, 36, 42 ff., 56,
85, 88, 95, 114 f., 118, 124, 127,
152, 170, 173, 176, 180 f., 187 f.,
218, 220.
— (^eirat^), III, 222 ff.
— (|>er^engangelegen]öeiten) , III,
226 ff.
— III, 245, 250 ff., 261 f., 286, 300,
311, 359, 373, 389, 423 f., 430,
433 f., 437, 441 ff., 481, 486, 490,
494.
©d^riften:
(^onftant („Adolphe"), II, 190, 403;
III, 234 ff.
— („Cours de politique constitu-
tionelle"), I, 273.
— („De Tesprit de conqu^te et
d'usurpatioii"), III, 424.
— („Des suites de la contre-
rc^volution en Angleterre"), II,
322.
— („Journal intime"), II, 191,
205 ff.; III, 44, 88, 124, 127,
180, 224 ff., 253, 262.
— („Lettres a sa fam."), II, 222,
470; III, 226.
— („Lettres k Mdme. R^camier"),
III, 225, 240, 242.
33
514
SRamcnrcglftet.
ßonftant, („M^langes de litt, et de
polit."), III, 95, 153.
— (»Mem. 8. les Cent Joiu's"),
III, 161.
— („Ucb. b. polit. g^eaftionen"), H,
284 ff.
— („Ueo. b. SDloci^t b. gegent». 9te-
gierung" k.), II, 284.
— („SSon bcr 9ftcHgion" k.), II,
198; III, 243.
— („Souv. hist. k roccasion de
Touvrage de M. Bignon"), II,
305, 367.
— („SÖanenftein^ „Walstein"), III,
244, 249, 274 f.
— üg!. ©auUfeur.
eonftont, SDRbme. be, III, 311.
— Dgl. |)arbenbcrg.
— be 3ftebecque, S3aron ©omucl,
II, 190 ff.; m, 233 f., 311.
— ,,(£aniine\ II, 193.
— „l^aure", II, 193.
— e^nrleßbe („Paris"), II, 233, 284.
— gri. ^ofalie, IT, 256; III, 225.
— b'^ermand^eö, 11," 193.
ßonftantinopel, I, 418.
eonftituante, I, 88, 471; H, 62 f.,
88, 227 f., 235, 240, 264, 273 f.
eonftitutioneUc, II, 74 ff., 82, 93, 105,
155, 226 ff., 295, 329, 370.
eontat, Süf^obemoif., II, 12.
eonti, spvina d., I, 94, 195, 405.
(£onDent, II, 63, 240 ff., 265, 278 f.,
305, 314, 370.
(Soombe 5ßoob, III, 403 f.
eopertino^^ignatem, ©raf, III, 98.
Poppet, I, 17.
— (grl eur(!^ob), I, 23.
— I, 63 f., 104, 173 ff., 182 ff.,
199 213.
— (Diecfer x. 3. b. 9leü.), I, 394.
— (1790), 1, 504.
— (Oct. 1790), II, 1.
— II, 103 f., 145 ff., 158, 165, 167,
173 ff., 201 ff., 215, 263 ff., 284,
302.
— (gontanea), II, 316.
— (S^gneboUe), II, 321.
— II, 380 ff., 418, 421 ff., 428 ff.,
43t 441.
— (33.' ©onftQnt), III, 88, 125,
228 ff., 242.
~ (gr. u. ©tael), III, 92 ff.
Poppet (3. ö. aRüKcr), III, 95.
— (m. be 9JJontmorenc9), III, 96.
— (53onftctten), m, 111.
— ((S^ateoubrionb), III, 126.
— (53. Sölontf), III, 124, 230.
— (gr. ö. ©tael 1805), III, 125.
~ (iörbr. ©Älegel), III, 127.
— (gjibme. SStg^c-fiebrun), III, 154.
— (©iömonbi), III, 178 f.
— (ajibme. S^iecomler), III, 179 f.,
237.
— (2)fe Sarante), III, 181 ff.
— (gr. D. ©tael), III, 214, 222 ff.
— (1809), III, 244.
— (21. Deycnfd&läger), HI, 245 f.
— (3ad&. SBerner), III, 244 ff.,
299 ff.
— (®enfer), III, 249.
— (S3ar. SSog^t), III, 249.
— (®uia. gaDre), III, 250.
— (SJr. D. ©taölu. ®enoffcn),III,259.
— (Önerb. f. b. fd^web. Äönlgöp.),
ni, 264.
— („Allöe des explications"), lll,
266.
— (gr. ö. (St.), III, 281 ff.
— (Sibüot^ef). III, 287.
— (SacreteUe 1802), III, 287 f.
— (^luöweifungcn bcr greunbc), III,
316 ff.
— (SSeretnfamung), III, 320 ff.
— («Ibft^ieb u. glud&t), III, 324 ff.
— (Sntereffe am (Srglel^ungöwefen),
III, 369.
— (Seetüre), III, 385.
— III, 457 ff., 468, 476, 488, 494.
— Dgl 5pctit-©enn.
(Sorancej, I, 279.
(§,oxa\), II, 453.
(Sorbi^re, 2lbö., III, 479.
(Sorbignp, S3ar., III, 279, 282.
(Sorbeiierö, II, 116.
„Corinna" f. gr. 0. ©taöl.
©orneitte, III, 198.
— {„(iih"), III, 181.
— („Le menteur"), III, 28.
— C^^olöeucte''), III, 198.
(SornwaUfg, Sorb, III, 411.
(Sorreggio, III, 132.
„eorreggfo" (0. DelJIcnft^Iäget),
III, 246.
„(Sor^tta" (®räfltt S3cau|arnatö),
II, 7.
eofta bc SSeaurcgarb, SRarq., 1, 175.
SoulDtnnn („R^miniscenccs"], III,
IIG.
(SOUTtDlg, II, 124.
(SouRn, 3)., I, 258; III, 243.
— („Sunt"), III, 378, 384.
ecuRn b'aonnon, III, 4G5.
KoiulJer, II, 169.
Grobbe, II, 169.
eratii, SJarcmtn o., II, 196.
etamtr, I, 7; II, 448.
etafri«fmSaiibllanb,L 13 ff., 176.
erawfotb, ©tnatafecr., III, 465.
erbtet, III, 225.
erepq in SaloiS, I, 379.
ßreguf, it, aWlitifter, I, 225.
— aKbme. be (Lettres in6d.), I,
^7 324 335.
6reu6,'®rafi (i^röeb. ®efbtr. 1, 59 f.,
70 f., 97, 145, 188, 192 ff., 237.
ereujö-antoufte, II, 227.
etinoTi, I, 302, 307, 341, 408, 421.
©roler („Corresp. and Diaries"),
III, 403 f.
Utomt. I, 128.
Etompton, III, 413.
ernmiDell, 11, 95; III, 399.
erötie, ^pcrrft^aft, 11, 370.
eioufnv <S<^rlftrieneriii (iBaronln
ailomDlfcu), I, 16: ir, 256.
euUDben, IIJ, 413.
^utnnna, 11, 453.
Cut(ftob, Sr-aftor, I, 13, 18 f., 21.
eutftob, Spflftoiin, I, 19, 21.
ßuri^[ib,Srt-Sufftnne(tEreb.9(eifer),
I, 13 ff.
— (SaufimnOi I. 15-
— <u. ®ibbon), I, IG ff.. Gl
— (Senf), I, 19, 80 ff.
— (SROUUOU), I, 25.
— (6. ffiolMtrc), I, 29.
— (SBoriS). I, 30.
— (an Sfttdet), I, 31 f.
— (SrautflanD u. I&be), I, 31, 3-2,
148.
— grl., Ofll. anbiiif. giecter.
eurion, III, 399 f.
euflin«, a. ^i)., mtn.. II, 83, 92,
105.
euftfne.at.Sßt). (TOffion naft 8roun.
fi^weifl), II, 83 ff., 105, 18J,
444.
— öfll. ©orel.
eufffiie, 3Jlbme. be, III, 358,
euoier, I, 259; II, 453; III, 116, 261.
e^tue, I, 85; II, 368.
&)aiti}Tqeii, gürft Sbnm aopmlr,
- Surft «bnni <Seoti. III, 324,
©aftrObtn, ßaroline O., 11, 452,
Bader, ütlbme., I, 68.
Dahe („Oeuvres de Turgot"), I,
91, 102.
©cilberfl, II, 452.
Dolefarlien, I, 191.
Soniietia, III, 408.
3)nmtiTi, II, 124.
Siänemav!, II, 215; III, 245, 356.
5)nnte, II, 165, 255, 337, 407; III,
78, 101 f., 127. 135, 173.
Iianton, I, 273, 364, 448; II, 6, 25,
32, 40, 6G, 71, 110, 112, 114,
120 ff.. 143 f., 149 f., 160. 166,
185,219, 232, 235, 242, 249, 448;
©antonfften, II, 219.
Sanjel („eäot^fteb"), I, 5.
Dareste '„HiBt. de France"), I,
3i8, 355. 374, 447; II, 31, 35,
41. 45, 96,
SJart^ii, II, 279.
©armln, III, 297.
Dnfjler, II, 147.
©nuban („Mdmc. Roland"), I, 265.
•Citunou, II, 227, 284, 239, 245, 31.i,
345, 373; III, 496,
Eaupfiinö, I, 123, 130, 314 ff., 854,
356, 384.
- (et^Ebmifl). I, 453.
Saoib, Sfftol., II, 453; III, 112.
Enoouft, II, 466.
5)oD9, ©ir ^ump^re?, Spfipf., III,
394, 413, 449.
- Sab?, III, 394, 449.
Sebrg, II, 295.
Becajeä, III, 484 f., 491.
Decrue („Les idees polit. de Mi-
rabeau"), I, 297, 361, 363.
<Defoe, II, 405.
SJeloru, II, 281.
SJelafone, III, 278.
SelüDiflne, III, 116.
Belboä („L'Egliae de France"), I,
496.
33*
516
I)EleOte, II, 44(1.
2;eli[le,!lbb,-, 1,224; 11,315; in, 359.
— {„^ie föärtcii"), 1,241.
— (u. Älopttod), II, 446.
EelDlme. I, 115, 4.^6; II, 421.
„<Deli)S", 111. 71.
„EelpÖint", f. Srau o. Stotl.
ajent be TOibi, ll, 428.
„©eronbn, Sanfel', II, 415 f.
HegcorteS, I, 1S9; III, 303, 377.
iDeSmeunierä, II, 79.
fDefltnoulina, eoitiiUe, I, 270, 393,
404, 409, 438, 498; II, 14, 38,
40, 69, 185; III, 40*.
— („ J. V. Briaaot tlemaaqud"), II,
71, 107.
(CeennaubeS, II, 54.
a^effoHea, 11, 391.
^tUouiiee, III, 28, 30.
EeutWe, II, 200; in. 7.
Deutti^lrttib matävn M ^fft.
©iimeS), II, 358 f.
— (ßultui6eji«f)unaeit ju Ätonf-
Ttlt^), II, 444 ft., 471 (Sr. D. St.).
— (MDmantil), II, 353 ff, ; III, 76 ff.
— — Dgl. ^agm.
— III, 327, 329, 354 ff., 364 ff.
— (SicDtunfl), III, 370 f[.
— Im^Mopm, III, 376 ff,
— iSttdtfl(on), III, 380.
— Otcligiöte III^tiinB), III, 295 ff.
— (u. gjreu6eTt),jn, 427, 455.
— Dgl. gtiiu D. lÄtnet, „De L'Alle-
— (Slt^)"!)«!. »fllllger.
08'- Sciebrl* n.
DflI. ©elBer.
Ofll. m. iScl)€rer.
— (SReifen). »fll- *8run.
„Deiitf*lanb", Sournal, III, 3.
SJeutfA-Üot^rlnacii, 11, 461.
!Deur-$ont«, Sßrln} ZRof D., II, 12.
lieonineä, II, 263.
^Idtm. III, 135.
S)ibrtDt, I, 12, 34, 89.
— mime. aiecEer), I, 43f., 46, 57ff.
— 60, 68 f., 73 f., 83, 136 ff., 149,
237, 250, 258, 511 ; II, 339, 345,
348, 463; 111,4,28, 337 f.
— («Le nevcu de Rameau'"), I,
242; III, 39.
— („Pferc (1c famille"), lU, 28.
— DflI. Grimm et Diderot.
— OflI. SHüfeiiftuiij.
Mi>o\ Opet. I, 192; n, 255.
Hiebe, ebad.. II, 455; III, 51.
Hieppe, II, 112.
a>ietit*, tBaron, I, 807.
Hitpn, II, 444; III, 177.
Siuon, $lifJbcT (ü. u. %h.), IL 106.
- {«.), II, 125, 247.
- k. 9t., etibffft, I, 97, 293, 310.
- föb., ©rof, III, 423.
- afeeob-, II, 106.
„Ulomtb", 11, 414.
a)ioiiQfiue, b. ^eflfge, I, 56.
SJiDonne, ®iof, III, 167.
a^Dberenj („Ca aHaitetim*), 11,340,
447 f.
Ho^na, @Titf S([q:anbcT gu, I, 174.
— ©ruf griebrf^ m, I, 173.
— ©rnf, III, 66.
3)onteni4(no, III, ISO.
Söiil)i>ff, ®mn. n, 198.
— ngl. ©auHieui.
©onaumooS, III, 186.
Sorut, 2)iÄtfr, I, 44; II, 446.
SJornjutb, II, 157.
3)or(et, ^erjoa B., I, 232.
S)Dua!, I, 445.
Doiibä. II, 14, 276.
Uoubait, II, 310.
S)DDer, n, 136.
2)oj:at, III, 359.
©taaufflnan, II, 80.
«Dreäben, II, 132 ; HI, 209, 329, 356,
— (aSibl.), II, 157; III, 255.
Sirouet, II, 389.
^roj, „Histoire de LoaiB XVI.",
I, 53, 88, 93, 94, 95. 97, 104,
106. 109, 113, IIG, 121, 126, 130,
136, 257, 290, 293,296, 304,326 f.,
375, 380 f., 386, 403, 408, 414,
420 f., 443 ff-, 457 ff., 475, 479,
485, 495, 499, 503, 509; II, 23,
29, 35. 38, 40; lU, 435.
SJuSarr?, Sttbmf., J, 85, 195
II. II, 164.
2)uboiS, I, 255.
2)u »oiB-gteqmonb, U, 386.
üu SBreuil, arjt, I, 51 f.
S)ubui|iOtt, II, 447.
Hu (Kliffe („M£m. du Boi JomdIi*'),
II, 293: III, 465.
3)u ÜmtM. I, 57.
HucU, I, 238; II, 233, S39.
5>ucoln („Ph. d'Orl&JiB"), I^ 457.
!, 197j
9>2amenregifter.
517
3)uco8, II, 68.
2)u 5)effanb, SUlarquife („Lettres
k Horace Walpole"), I, 16.
— I, 27, 39, 54 ff., 62, 72, 102, 223,
258; II, 164.
— Dal. Sßalpolc.
©ubic^, Öorb, III, 407.
5)uero, III, 305.
©u greönc ©aint«84on, I, 332.
^uhamtl, II, 278.
2)ulau, ergbifcöof ö. 5lrle8, I, 293.
2)u ajeor(3^aig, 9J(bme. (b'^lnger*
Dimere), I, 54 f.
2)umag, SüJatl^ieu, II, 58, 92, 291.
3)umo!arb, ©eputirter, II, 288.
3)umont, I, 162, 246, 361, 369 f.,
467, 479, 496; II, 102, 129, 419;
III, 396.
— („Souvenirs sur Mirabeau"),
I, 297, 324, 337, 362, 370, 388,
412, 432, 462, 497, 508; II, 65,
100, 145, 160.
©umouriea, H, 75, 82, 86, 101,
105 ff., 114, 149, 151, 235.
— („M^moires"), II, 62, 127.
©ünfecr (©oet^e'ö Slnjtc^t über bie
3:ra0öbic), III, 29.
— L^^öwmbilber ouö ©oet^e'ö
Sugenbgeit"). III, 220.
— („®oct^e unb Staxl Sluguft"),
III, 14, 21, 27, 30, 83, 288.
— („2luö ^nebcrg SBrieft». m. feiner
©d^wefter J&enriette"), H, 413;
III, 11, 16, 22, 33, 38, 88,
206.'
— G3tt>c^ ^efebrte, 3- Sßerner unb
©. ü. ©(f)arbt"). III, 248, 256,
300, 302.
2)upat9, ^räftbent, 1, 221f., 231, 251.
2)upfn, 8(., aKbme. („Pontes mod.
d'Italie"), III, 103 f.
©uploiy, I, 79.
2)itpont be sriemourö, I, 86, 102,
304, 429, 514; II, 39, 58, 234,
298, 301 f., 456 ; III, 440.
©uport, I, 308, 334, 422, 431, 437,
466, 468, 474 ff., 508; II, 29 f.,
40, 58, 69, 73, 143.
3)u<)ortaiI, II, 79.
3)uprat, 5^anjler, I, 195.
2)uronb'3Jla(uane, I, 491; II, 41,
222 227.
3)uroa,' J&crjog ö., SD^orft!^., I, 224,
299; III, 440.
3)ura8, |)erao0in ö. („Ourffa'' unb
„föbuarb"), H, 415.
— III, 440 f., 449.
2)urler, ü., II, 122.
2)uroc, III, 327.
2)uroDeraQ, I, 386; II, 100, 419.
2)uru9, 5llb., II, 225.
2)uffault, II, 346 f.; III, 150, 383.
2)utertre, ©eneral, III, 222, 231.
— SDibme., III, 231, 234.
@*
ebro, III, 305.
(Scfermann („@efprä(f)emit®oet]&e"),
III, 24, 56, 63, 81.
(Sben, SDRorton, I, 456 f.
„(Sbflermonb, öucile" (auö „(Co-
rinna"), III, 134 ff.
(Sbgewort^, aWig, II, 121; III, 396,
399.
— („Seonore'Or H, 415.
ebfnburß, II, 191, 430; III, 396.
„öbuarb" (auö ber „9ieuen.g)eloffe"),
I, 250.
— (S^oöeHe ber ^erjogln ü. 3)urQg),
II, 415.
©ÖQlite, f. SP^iIipp e.
(Sööerö, g. („(S^r. ©an. 9^au(^"),
III, 112.
©ßl^e, (Sourtifane, II, 185.
(Sgmont, I, 290.
— ögl. ©oet^e.
b'^gmont, ©räpn, I, 194, 252.
„(Stnfiebelei", f. SRontmorencp.
©infiebeln, HI, 30.
(gifenac^, II, 458; III, 2.
(Slba, II, 418; m, 351, 456, 472.
eibe, III, 305, 327.
eiifabet^, 3Rabame (Stod^ter üon
öouiö XV.), I, 498; II, 11, 68,
HO ff.
„(Sltfabet^" (auö „$m. ©tuart"), HI,
390.
(Sliot, ©., II, 416; III, 135.
„©lifäuö", III, 250.
„©nenore" (a. „§lbolp^e"), HI, 235 ff.
— (f. gr. u. ©tael), III, 241.
eutot, I, 170.
©Ifag, I, 493; II, 72.
®l9teff4e gelber, II, 57.
©merp, 5lbb^, I, 515 f.; II, 186.
— Dgl. ®arnter u. ©offeltn.
Emigranten, II, 157, 203, 265 ff.;
427, 474; ögl. Sebon.
ttgrantei
III, 85,
518
S^amenregifter.
„@milc", f. gflouffcau.
„(SntUic, 2)iDine", I, 42.
(gncpflopäbiften, I, 12.
— Dgl. ^iberot unb ©rimm.
„enetbe", f. öonftetten u. ®ofton.
(gngeftröm, d., II, 252.
©nööicn, ^crj. d., I, 427 ; III, 85 ff.
eitölanb, I, 71, 112, 137 f.
— (Gonftitutfonen), I, 370.
— I, 482; II, 17.
— (53e3. jii gronfreic!^), II, 22.
— II, 83, 90 f., 114, 151 ff., 191,
210, 223 ff., 252, 265, 288, 309,
316, 384 ff., 388.
— („Journal britanniquc"), II,
422.
— II, 430, 436; III, 71 ff.
— (©efeUfdiaftl. Scben), III, 135,
406 f.
— (öon gr. D. ©tacl bcurt^.), III,
135, 144.
— III, 328 f., 333, 343, 360 ff.,
422, 433, 454, 457.
— (^olitifer Jc), III, 400 ff.
— 405 jf., 413, 428, 466, 470, 496,
499.
— Döl. S3u(!le.
— ü0l. S3. (Sonftnnt.
— üßl. JE)ill[cbranb.
— \)qI Sebon.
— ögl. Secfp.
— öal. S^iemufat.
— (Sit), ögl. Slaine.
(Snglänber, III, 392.
b'(Sntrai0ueö, I, 333; II, 226.
b'önöiae, ^erjOöin, 1, 11, 28, 52,
89, 116, 150.
— Dgl. 2a a^odbefoucaulb.
repee, be, §lbb6, I, 256.
b'CSpfnap, sWabame, I, 11, 57, 60,
71, 84, 263.
„b'(Srfeu!l, ®raf" (auö „(SorfniiQ"),
III, 151.
(Srfurt, III, 193, 326.
(Srla*, ©fgiötii. ü., gr^r., I, 174.
ermenonüifle, I, 247, 391.
©rsJfinc, III, 109, 399.
„b'föröinö, St^erefe", II, 397.
b'^fpagnac, 3lbbe, I, 224 f.; III,
267.
rföfpinaffe, %xl ö., I, 40, 42, 52,
69, 114, 149, 160.
b'^fpremcnil, I, 213, 308 ff., 330,
466; III, 426.
„6fte, (SIconorc ö." (a. „3:orquato
%aWo"), III, 373.
b'©ft(f[ac, ©crgogin, I, 241.
b'eftr^eö, SDiarfc^attin, I, 221.
(ggling, III, 336.
„b'etangeö, Suite" (9fLJ&6I.),I, 277.
(Statö generauy, f. unter granfrcid^.
©tiennc, II, 102.
etrurfen, II, 384 ; IIL 108.
„©ugenfa", ögl. ©oct^c.
©uriplbcg („^^öbra«), III, 187, 198,
201, 316.
Europa, II, 466; m, 472, 485.
— (Siteratur), III, 77.
— („Eist, of E.« by Alison), III,
414.
— ögl. ©orel
©öo, III, 400.
„eöeltna" (Sftomon), n, 158 ff.
Ö^benberg, S3aronin o., III, 197,
389.
©Qnorb, (Ef). (nVie de Madame de
Krüdener"), U, 425; UI, 298.
gabre, 3)flaler, III, 120.
— (be rSlube) („M^m."), U, 298.
gabri, gri. Slmelte, HI, 250.
gaignej unb 3Wonob (;Eev. hist."),
III, 113.
golconct, in, 340.
>If, III, 212.
[oud^ame, m^ ^t^„ m, d96.
,^au(!^e»S3oreI („Mdm.«), II, 297, 830.
gaud^et, I, 213; II, 90.
gauriel, ©loubc, II, 345, 364 f., 372,
392 f., 429, 441, 462; III, 84,
239.
— („Les derniers Jours da Con-
sulat«), II, 243, 297, 403: lü,
84 f.
„gauft", ögl ®oet|c.
gooroö, I, 467; m, 435.
gaöre, ©uitt., III, 250.
lelbcr, in, 258.
?^Iee, II, 345 ff., 411.
feHenberg, III, 369.
f^nelon, 1, 11, 80 f., 86, 115 f., 122,
340, 392, 490; IH, 287, 295,
300, 473.
gerbinanb, ^dnig D. ffltaptl I, 86.
{crblnonb VII. ö. ©panien, 111,438.
iernc9, I, 7, 28 f., 47, 73, 174, 191
II, 427; III, 318.
SRamenregtfier.
5i9
f?crni0, Stl^eopl^. bc, II, 300.
ferranb, ©tantömin., III, 445, 453.
erri^reö („Memoires"), I, 368, 370,
421, 438, 503; II, 6, 62, 114,
129.
gcrfen, gr. Slyel, ®raf, ©cnator, I,
192
— Soi Slyel, ®raf, I, 171, 192 ff.,
200 ff., 495; II, 15 ff., 21 ff.,
27 f., 32, 68 ff., 78, 91 ff., 103,
105, 119; III, 348 f.
— D0l. Mnfoöjftröm.
gerte-'SmbQult, be la, ajiabamc, I,
46, 53, 161.
gefd), III, 97.
geutnantö, II, 59, 69, 71 ff., 105,
121, 123, 230.
geufUet, I, VI.
gfdite, n, 353, 356, 451, 453; III,
25, 61, 68 ff., 366, 376, 379.
giclbing, II, 169, 256, 405.
— ßorb („©^ateaubrfanb"), II, 352.
gf^D^e, II, 315, 347, 411; III, 490 f.
— {„f8ompaxU"), II, 124, 236, 243,
246, 305.
„gigoro", I, 69, 228; II, 193, 447.
[(nfcnftein, ®raf, III, 10.
{innlonb, I, 191; III, 347, 350.
jloßault, ©räfin, I, 220, 428; II, 9.
— (in .?)ambura), 11, 235.
— („Slb^Ie be ©cnongeö"), II, 208.
glonbern, I, 115: II, 34; III, 305.
„glonbern", 9fie0tm., I, 444.
glcffcllcg, I, 411.
gicurp, ßorbfnal, I, 255 f., 284,
288, 295.
glier („53rtefe"), I, 49.
glorcnj, I, 198; II, 167, 418, 425;
III, 105, 120 f., 148, 178, 486.
glorion, ö. („92uma ^ompiliuö" jc),
I, 223, 241, 251.
flottbecf, III, 249.
flournoij, II, 147.
;oe, 2?aniel be, I, 112.
[oncin, „Minist6re de Turgot", I,
88, 89, 90, 94, 96, 97, 98, 101,
102, 105, 106, 114.
gontainebleau (fRedfer), I, 151, 169.
— («>of), I, 228 ff., 303; II, 73;
in, 460.
gontaneö, I, 272; II, 102, 236,
314 ff., 347 f., 349, 357, 360,
366, 409, 411; III, 131, 153,
284, 440, 491.
gontaneö, ügl. ©Iftoteaubr., II, 355.
jfontenap'Ouy 9tofeö, I, 42.
[ünteneHe („3)ie5öeltförper")r 1,243.
fontenoi, be, II, 233.
forbo*» I, 467.
[orce, f. «poriö, ©efängniffe.
[orneron („Hist. des Emigr."),
II, 126, 137, 155. 157, 165, 188,
224 f.; III, 341.
gorfter, 3. ©., II, 132, 207 (f), 332.
— äl^erefe, geb. J&e^ne, II, 132.
goöcofo, Ugo, III, 88, 100, 121,
125, 158, 479.
— (,/3^copo £)xm"), III, 103 f.
— („Sepolcrf"), III, 103.
goff^, ©c^rog, III, 268.
gou*^, II, 187, 232 f., 314.
— («Poltaeimin.), II, 325 ff.
— n, 383, 385, 437; III, 65, 67,
84, 86 f., 161, 176, 178, 273, 278,
280, 341, 441 ff., 461, 463, 470 f.,
476.
»•ougeret, I, 297.
foulet, II, 284.
foulon, I, 364, 413, 422 f.; II, 111.
fouque, III, 387.
[ouquier'SCinDftte, II, 218.
jourcroQ, I, 259.
— sWabame, I, 244.
"fournfer, II, 143; III, 456, 460.
fourqueu^c, I, 300.
foöiue, 21. be, II, 277.
(0?;, II, 154, 160; III, 73, 397, 400 f.,
467.
grand)es6omt6, I, 374, 391.
^ranconüiUe, IIL 174.
gronf, 3R. 51. („mrnt. be ©tael"),
II, 371; III, 255.
granfen, I, 96; II, 358.
granffurt a. Wl., I, 411; II, 119,
202, 469 f.; III, 67, 214 ff., 315,
421
— (öasler |)of), m, 214.
— 0. O., II, 83.
granflin, S3eni., 1, 4, 139, 141, 144,
240.
— („^öflfd^e (Sitten bcr Snbtaner"),
II, 143.
gronfvcit^, Äornl^anbel, I, 101.
— (ginanjnot), I, 103 f.
— (SReligion), I, 106.
— maU ©enerauri, I, 116.
— („Ferme g^n^rale"), I, 124.
— (unb 8lmerlfa), I, 138 ff.
520
0^amenregifiet.
granfrdd^ (Stellung b.^protcftontcn),
I, 234 f.
— (focfQle Suftänbe), I, 240 ff.
— G/^nden «Hcaime«) I, 321 f.
— C-Bcrproötantirung 1788—89), I,
327 f.
— (SBo^len 1789), I, 372 ff.
— (^lufftänbe), I, 374.
— (Eröffnung ber ©eneralftanten),
1, 378 ff.
— {na6) ben Dctobertogen 1789),
I, 456 ff.
— ((Sintetfung in 3)epartementö K.),
— (ktrd)e), I, 473.
— (9^iationaberfammliing), I, 475.
— (5luög. Don 5lffignaten), I, 478.
— (föiDilconftitution beö Äleruö),
I, 487 ff.
— (sWonard^ie unb 5eir*c), I,- 489.
— (^icbenton bcr 5lrmee), I, 500.
— (^eDoIutionen), II, 14
— (55erfofiiing), II, 43 ff.
— (gr. ö. et. üb. gronfrett!^), II, 51.
— (Sentralcom. ber göberirtcn), II,
116.
-- (9. St^ermibor), II, 184 ff.
— (©renaen), II, 215.
— IL 227.
— (äserf. 0. 3. III), II, 239.
— (2)efrete Dom 5. unb 18. gruft),
II, 241.
— (pebiöcit, 23. 9. 1795), II, 246.
— (^irdie), 255 ff.
— ((Snimitflung bcr fodalen gragc
feit ber «ReD.), II, 273 ff.
— II, 275, 288.
— (18. gruftibor), II, 296 ff.
— II, 318.
— (30. ^rotrial), II, 327 ff.
— (SBa^Ien 1799), 11, 329.
— (Dor bcm 18.S3vumaire), II, 331.
[eaftion beg b. l)ift. einneö),
— (ö^tftige §lbfperrung), II, 340.
— (Sieaftion - -
II, 358 f.
— (18. SBrumoire), H, 371.
— (u. b. ©(i)tDch), II, 417.
— III, 7, 71,327 ff., 343, 351 f., 355.
— (9fid(gion). III, 380.
— III, 382, 385.
— (©efeUigfdt), III, 406 f.
— III, 409, 411. 413 ff., 420 ff.
— («Partden), III, 426.
— III, 497, 499.
Slterotur über |^rQnfre{(!6.
granfrdd^, Dgl. ^linrowftröm.
— Dal. Du^rarb.
— (Ancien r^Sgime), Dg!. ©I^ereft.
— (föonfulat), Dgl. Souricl.
— ((gmtgration), Dgl. öebon.
— (etat« . ©(Sn^rQujc), Dgl. anira«
beou.
Dgl. sRccfer.
Dgl. 9fi(Darol.
— (^inangen), Dal. SJlont^on.
— (©efängntfitDefcn), Dgl. aWira«
itau.
— (®efd^.), Dgl. 5)areftc.
Dgl. ©uüot.
Dgl. ajeartin.
Dgl. %a\ne,
(jc), Dgl. 3:]^urcau-2)anflin.
(unb Siteratur) , Dgl. Sßtae»
moin.
— (®efellf(^aft), Dgl. diozhmx.
— (^aifendtb), öal. b'^auffonDide.
— (i^frd^c), Dgl. ^anon.
Dgl. ^eibo^.
Dgl. ©uett^c.
Dgl. ©dout
— (5i^ulturefnf[üffe), Dgl. i&oncggcr.
— Im.), Dol. S3arantc
Dgl. m. 3- (S^cnicr.
— (Sfteratur im 18. Saljtl&unbcrt),
Dal. |>ettner, I, 247.
— (Sit.), Dßl. SKo^cr.
— Dgl. m^m.
Dgl. dl\\axt>.
ögl- 3« ©d^ntibt.
Dgl. 55iHemain.
Dgl. SSinct.
— («Politif), Dgl. dkdtx.
— (9fiegierung), Dgl. b'Äroenfon.
Dgl. ©enoc bc ajjcu^an.
— (9^eD.)j Oöl- S5arbo«y.
Dgl. ö. S^lanc
Dgl. S3urfe.
Dgl. föampc
Dgl. ©oncourt.
Dgl. |>öuffcr.
Dgl. SoctctcHe.
Dgl. öanfre^.
Dgl. öa ätooftctric.
Dgl. öeöcurc
Dgl. Öotl^eifcn.
Dgl. ÜJtoiftre.
Dgl. ÜJiid&clct
Dgl. 3}Jortimcr»3;ema«y.
521
ogl- aiUbutir.
Dfll. Siobier.
öfll. Dtiden,
— - »gl. $i€m.
»fli. mlnaiol
Bgl- Koqaain.
— — 091. ©m(t^.
Dfll. ©OKI.
gjlbme. ©taül.
001. ©9bel.
»gl- 2nlne.
DflI. ätiterg.
D9I. 2ocqueoill€.
ofll. Soulonaeon.
r Sitetotur, I, 72 f., 353.
— (SBtrwaltuna), »a'- ^Jloitnier.
— (3Ettfle!*icl)te), Bgl. ÜIlaUEt tu
— (u. ®uflnB III.), ügl. eteoffrog.
— (unf. Souie XV.), Dfll. So&ej.
gronh, G. („©(ftellina'g poHtiDe
SUpolDp^ie"), Iir, 237.
Rionj L, I, 66.
groiti B. Oeftttreidi. Haifer, 111,
124, 192 f., 274, 329.
gtanio[eii(3;npu?aej.in„ßtiriiinn")i
III, 151, 392.
greiburg in bei ©(^weij, I, 5; III,
318, 369.
gTeintauerei, I, 212 f.
griron, II, 221, 229.
grtteau, I, 222, 308, 392, 491
gritbd, II, 445.
StleWänber, Dr., IIT, 493.
atiebtli^IL,I,25,34, 73,89,99, 111,
250, 2G9, 359, 390, 519; 11. 82 f.,
85,91,176,191,392; 111,73,75.
— („De la litt. »Ilein."), HI, 197,
372, 385 f.
— Bfll. Äroufe.
Rriebrf* aSillielm II., II, 198, 202.
III., III. 72, a54-
griefcit, ®tflf, I, 60.
gtp, aHrS,, III, 404.
guIbö,Ä. („l5t)nnitf[D"), III, 265 f|.,
310.
&aht\it (Salißeuer), I, 291.
-"-'----;, gri. B., 5Jliilologfii, I, (
föQlinni, mU. I, 11, 39, 57 ff.
öolloni, Stbbö (nCorreBpondence"),
I, 71.
— (üb. b. ©ülon SRetfer), I, 70 f.,
83 f., 94, 337, 242.
— Bfll. tpeteo II. aKougtnS.
©iiliffe („D'un sifecle k l'autre"),
II, 256; III, 167 f., 351, 352 f.,
355, 358.
— („Notice g^nä&loff. B.l. famillos
gön^v"), 1, 3.
®(illjien, III, 330, 333 f.
fönttatin, I, 3.
©nHitii, I, 96.
©aOilanif^e Ätr*e, I, 255, 490 f- i
III, 499,
— Bfll. Gnnon; ugl. geroiä.
©ottifein, garft mtpU. III, 294 f.
&axat („Metnoires sur Suard"),
I, 59, 102, 370; II, 231, 369;
450; III, 441,
— 3uttijmlti., I, 502.
— Seilet, II, 391.
föarbe, \. Sa ©orbe.
@ariiUr(„Notieea.rAbbiStmery''),
I,
.16.
©orrld, II, 169.
©iitpntin, gJIbnte. «, it, II, 407.
&a\ion („enelbe"), II, 410.
®aubriot,@enbormerie-Sieut. , II, 440.
@auIlieiit(„EtreniieBnat.''),II,174.
— (EtiidcE sur l'Hist. da la Suisse
fi-anfl."), I, 188, 250; II, 194,
204, 237, 323.
— („Une Demi-Reine. Lettrea de
la Comt DÖDhoff et de Mdme.
de Chiirriera*'), II, 198.
— („S. eoiiflant"), II, 194, 201 f.
@autieT, ©taatsfecr., 1, 3.
@og, Slr^t, II, 424.
— ©op^te, II, 307.
— („i?nuie b'läiteae"), II, 415.
<Sed|oii, ir, 99.
©eiiet:, ((^tocC. aift-, I, 59-
— „©iiftno III", I, 60,
— „Gäuflab'ä III. nadjgelrtlJEne ^a-
piere", I, 145, 190.
— {„©ef(^. S(l)iBebeng u. ©uftno'ä
111. lUK^adafJeneSßoölere"), 11,17.
®eUeit, I, m
©elfter, ^., „<Die neuere beutfcfte
siloHonnimerotur", III, 31, 303.
©enf, I, 2 ff. 6 ff.
— (Sri. l£urd)ub), I, 19 ff.
522
9{amenregtfier.
®enf (Voltaire), I, 28.
- (üüibnie. bc SBcrmenou?;), I, 29 f.
- (%xl (Surd^ob), I, 30 f.
- I, 03 f., 78, 105, 173 ff., 337, 502.
- (3. SDL mülUx), I, 246.
- II, 147 f., 161, 170, 177 ff., 188,
271, 316 ff., 322, 381.
- (®efe«. lieben jc), II, 418 ff.
- II, 430. 434, 470; III, 95, 97, 125.
- (gr. ö. ©toöl), III, 161, 168 f.,
174 ff., 180 f., 228 ff.
- (S3ibl.), III, 225.
- in, 249 f., 256, 258 ff.
- (1810), III, 282, 298.
- {diocca 1810-11), III, 306 f.
- (dine be la ©itö, gr. d. ©tael),
III, 307.
- (5^. 9tttter), III, 315.
- (^Jfräfeft), III, 317.
- (i^ubomireft), III, 334.
- in, 324 f., 353, 362, 387, 394,
449.
- üqI. SBrun.
- Döl. 5luö. be In RiDt.
- »gl. ©encbicr.
©enfer, m, 249, 391.
©enfcr See, II, 2, 169, 188, 237 f.
(Poppet Jc), I, 173.
Dal. ^emon.
©enltö, Mhmc. \>e, I, 167, 207, 221,
261; II, 7, 235, 411, 413.
-(„SDibette. be eievmont"), n, 414,
437; m, 67, 167.
- („M^lanide ou la femme phi-
losophe"), n, 411.
©enfonn^, 11, 64. 68, 90, 114.
®ent, in, 469 f.
©eng, I, 510; n, 453; m, 72 f.,
159
- („SBriefttJ. m. 2lbam DJJüner"),
III, 113, 155, 204 f., 270, 292,
331, 356 f., 387, 391, 438, 455 f.
©enfe, Dgl. ®. 0(i)lefter.
©eoffrin, 3«bme., I, 39, 41, 46, 52,
57, 59, 68, 71 f., 147, 149, 161.
©eoffroQ („Gustave III et la Cour
de France«), 1, 97, 189 ff., 205 ff.,
264* II 22
- („La sUde" etc.), III, 351.
- et Arneth, Marie Antoinette**,
I, 85, 98, 134, 135, 139.
(„Corresp. secr. entre M.
Ther^se et Mercy"), I, 267;
II, 11.
©eogroQ (^u^ b. ju Upfala Dorl^.
(ä(f)rlft „Nemesis divina"), I,
214; II, 339, 346, 410.
®eovö I., I, 2.
©eorg III., I, 142; H, 91, 105,
163, 396; III, 408 f.
— «Pdng 0. 5Ba!c8, III, 396.
— 5lu0uft u. ÜJlecflenburg, I, 199.
©eorge, III, 84.
©eorgeö, 9)?beae., III, 169.
©oranbo, II, 293, 303, 378 ff.,
449, 459, 461, 465, 467; III, 37,
172, 249, 253, 283, 291. 320,
460, 473, 481.
— („Lettres indd. etc. de Mdme.
Hecamier et de Mdme. de
Stael"), I, 237; II, 94, 308, 372,
379 ff.
— („Lettres in6d. et souv.biogr.*),
II, 387, 422, 465, 467; III, 37,
96, 155, 170, 283, 291, 309,
473.
— Söaronne be, n^e S^latl^faml^ufen,
I, 176; II, 378 f., 387, 407; m,
309.
©erarb, S3aron, mal, III, 154.
— $ater, III, 369.
©erb«, ©arbfnol, III, 110.
©erleö, Äart^äufer, I, 478.
©ermanicuö, III, 185.
©crmanic, Sanbfiö, I, 3.
— f. mtdtx, Öbw.
©erufej, I, vi.
©erDiUe, Saldier be, llbu., II, 78, 92.
©effeno9, I, 173.
©einer, I, 5, 177.
— („Seb. D. Zamitt"), I, 413; II,
445 f
— („%oi ^M^% II, 446.
©ibbon, b. ö., I, 8.
— ebttJ. (Soufanne), I, 16 ff.
— (an %xl (Surd^ob), I, 21.
— (b. SBoItaire), I, 27, 29.
— (in ©enf), I, 63.
-- (in ^axx^), I, 39, 62 f.
— 102, 156, 177, 510 f.; II, 158 f.,
182, 459; III, 194.
— (^Decline and Fall of tbe
Roman Empire"), L 15; II,
198 f.
— („Essai sur TEtude de la
Litt^rature"), I, 26.
— („Mem."), I, 16 f., 27, 62 f.
©ibraltar, HI, 306.
me^tde, Ä. 8.). „anuberpött", III,
„fflint* (f. e^iHet). II, 447.
„©iUeä 6e((ir" {„Sa gagctte"), I,
©iorbanl, III, 88, 103.
©iDmfpnc, III, 142.
©fiflrtin, emUe be, II, 307.
— ©t. 3)1., (. ©aint'3)J(irC'@irar-
bin.
— ©toii-, I, 249.
— Mab. ©elp^iiTie b«, II, 415.
— D. etmenonDiUe, II, 391.
©itorbot, I, 81.
— („Roland et Mdme. Roland"),
I, 266.
©ironbt, föironbHttn, I, 270, 272,
365, 517 f., 521: II, 4, 64, 68,
72, 74, 76, 83, 89 f., 96, 98 ff.,
105 ff., 117 ff., 128, 144 ff.
— (eturj),II, 166 f.
— U, 200, 212, 219, 222, 227, 273f.,
275, 283, 300; III, 496.
— BBl. fflir^.
— Oal. Samnrtine.
®lrtonn«, II, 83, 86.
®iforä, n, 143, 369, 448.
Sitiuiitotarbf, UI, 110.
®iuftl, m, 103.
®Iei*en, SSotoii, bam((fter ©cffchr.
(„!Dentn)ütbiaIeften"), I, 36 f.,
57.
— (über SRedev), I, 36.
©iDuceftct, ^38. B., m, 401 f.
®maditi, Äpfrfl., m, 113.
©neifeiiau, I, 431; in, 208, 468.
®obel, Sifd). üon eiba, I, 496 f.
©ai^^mifeii, grl. %fjuinüi& o., m,
32, 47, 87, 248.
iSobatt, miatt, m, 110.
©obwin („Saleb 3Bminniä"), H,
256; III, 399.
©o^fer („Memoirea"), U, 328 ff.,
367, 385; m, 349.
©olbfmiüi, II, 169.
©olomfin LLettres recueillies en
Suisse"), I, 19, 30, 33, 41, 63,
66, 67, 68, 79, 151.
@oncuuit („Hist. de la Societä
«fllfi". 523
franQ. pend la Röv."), I, 217,
335, 337; II, 3, 229, 233.
GoncourtE.ctJ.de{-LaFemmeaa
XVIII. Sifecle"), I, G8; U, 174.
©onfiilonieti, III, 12J.
föore, m, 14.
— emilie, III, 34.
©ÖrteS, II, 462.
©Djidin („Vio de l'Abbfi Emery"),
I, 516.
©Dl^a, Öeräoflin d., J, 34.
— aof u-, I, Gl.
®oet^e, I, vn.
— („Corresp. litt"), I, 34.
— I, 65, 253; II, 256. 338 f., 360,
405, 426, 445 ff., 452 ff.
— (u. 2B. 0. ^umbolbt), II, 456 f.
— II, 459 ff-, 469 ff,; III, 1 ff.,
n ff.
— (u. b. fti. SRet).), III, 22.
— III, 66 f., 76 f., 80 ff.
— (in mm). HI, W, 110.
— 111, 112 ff., 118, 128 ff,, 165,
197 f., 203, 207 ff,
— (u, Änebel), III, 209 ff.
— III, 214 ff,, 245 ff., 256, 258,
278, 286 t-, 295, 300, 304, 313,
370 ff.
— (u. „De L'Allemagne"), III,
388 ff.
— III, 487.
©oet^e-3 S*riften.
— („Mlfreb"), II, 449.
— („Mnnoleii"), III, 2G, 44. 52 ff,
— („iT- aiufgetefiten"), III, 22 f,
— LSlue einer Seife am attieiit,
Wlain u, gtectnr"), III, 214.
— „Sriefo). m. e. Äiiibe" (©ett.
ü, atnim), III, 214 ff.
— („Sriefm. m. b. ©ebr. n. fium.
bolbt"), II, 8 f., 448.
~ Cj^r'efw- ""• Äntbel"), III, 39,
— („»ciefm. m. SKeinficirb"), III,
155, 389.
— („abliefe (11t b. ©räfin Stug. ju
ju Stolbere" ic), III, 296.
— („33riefw- m. ätltet"), HI, 39,
198,
— („D. Süreerflenerol"), III, 22.
— („Sflmpaaiie in gtonnei^'), II,
— („ataDiao"), n, 446; III, 28, 42.
524
9{amenregifter.
©oct^c („egmont"), III, 19, 24,
370 373.
- („Sßenetian. (5pi0vamme")» HI,
23, 40 f.
- („(Sugenia": „««atürl. Stodjtcr"),
III. 22 ff., 38, 43, 385.
- („Farbenlehre"), HI, 6.
- („gauft"), II, 341; IlL 209, 249,
370, 373.
- („©eMd)!^), III, 28.
- {„mri I, 247, 342; III, 372,
393
- („3). ©rogcop^ta"), III, 22.
- („^ermann u. ^oxotJ^tci"), II,
457; III, 22. 370, 372, -387.
- (.SWiöente"), IL 341; 111,246,
249 373.
- („^ob beö 5l9nboriben"), II, 84.
- („^Daö 9Jläbd)en öon £)bcrfir(ft'0.
II] . 22.
- („mit), gjieifter"), H, 341, 359,
461; III, 76, 370, 387.
- („Dptif"), IIL 211.
- (,,^einefe Sud)ö"), III, 23.
- („2:orquato Za\]o"), II, 341.
- (,,2). natürl. Stod^ter"), HI, 18,
21 ff., 246, 385.
- („SÜJa^r^eit u. 2)fd^tö."), I, 13.
~ („SH^ert^er"), I, 247; il, 360,"
460 f.; III, 19, 28, 370, 374.
ögl. ^iÜebranb.
®(i)riften über ®oetl^e.
©oet^e, D0l. SBernapg.
- üqI. Söratranecf.
- ögl. 2)ün^er.
- Dßl. ^ebn, III, 24 f.
- ügl- S^^(l III, 207 f.
- ööl- 8i^- ^-Bi[*er.
- „©oet^e^Sa^rbud^", HI, 2 ff.,
118, 209 ff., 246, 314, 390 f.
©oet^e, grau dMf), II, 469; III,
214 ff.
©oet^e'ß 8d)tt)efter, III, 29.
- ©o^n, III, 35 f.
©ot^enbiirg, III, 358 f.
©Otter, üiiife, III, 189 f.
©üttinöen, II, 132, 157, 200, 462,
466; III, 16, 359.
©ottfd^eb, I, 5, 61.
- grau, I, 5.
Gourgaud et Moiitholon („Mcm.
p. scrvir k l'hist. de France
8. Nap.«), U, 272, 356; III,
350.
®ourna^, ^Sinccnt be, 1, 10, 87; II,
278.
©ower, fiorb, engl. S^otfd^., I, 512,
II 129
®ou\l III,* 132.
„©racd^uö, ©aiuö", II, 447.
®raf, II, 177.
„©ranbifon, ©fr ©l^arle«", I, 112;
II, 169.
©rant, aJibmc, II, 236, 289, 380.
©ranoal, ©d^Ioft, I, 41, 58.
©rciter {M. be Sßiaerd u. SDlbme.
be etael), U, 467.
©rattan, III, 394.
©raöeö, (S^eö. be, n, 100.
©rap, I, 102; II, 169, 314.
©regoire, I, 432.
©renoble, I, 315, 452.
©renötac, II, 91, 160; m, 73.
©retr9, I, 71.
©r6ue-$ßlo6, f. ^arlS.
„Greville Memoii's" cd. by Rceve,
I, 170; II, 13; UI, 106.
©ren, ßorb, III, 399.
©rlbouiUe, I, 54.
©deinen, II, 336 f.; HI, 7, 81, 882.
©ricd^enlanb, II, 315, 338; Ul,
77, 333, 425, 486.
- (ögl. ©laie), II, 199.
©riUparäer, I, vra.
- {„emw)f in, 155.
©rinim, ^. („©oetl&c-), III, 24.
— Sac, II, 462.
- mWox, I. 1, 10 f.
- (IMt. 5?orreft)0, I, 29, 33.
- (Sßeteröbg.), i, 35.
- (u. gjibme. Sfiecfer), I, 39 f., 44 ff.
- I, 57, 60 f., 70 ff., 92, 101, 133,
136, 155, 237, 245, 250, 254.
— (u. 9fiouffeau), I, 281.
— („2)enftt)ürbigfettcn''), I^ 814.
— (u. öeffing), I, 385.
— (üb. b. (Srölfn. b. ®en.-®taaten),
I, 379 f.
- n, 212, 339, 445; m, 478.
— uub (Satl&ortnc n. („Corresp.'^),
I, 203, 238; II, 20.
— unb 2)tberot („Corresp. litt.**),
I, 10, 30, 34 f., 44, öS, 56, 57,
72, 74, 79, 92, 99, 105, 163 f.,
(üb. b. l2iö^r.;$InnaS. ®.92e(Ier),
181, 206, 218, 245, (9ü)u|featt K.)
S^amenregifter.
525
262, 281, 322, 333, 334, 338,
344, 365, 511, 519; n, 8, 339,
445.
®rimm, 30^., öd. ®rot.
®ripg]&olm, gcpg., m, 263.
©ro^boid, n, 366.
@ro6.®örf&cn, m, 357.
®rot, 3-, ,,lBrfcfc ber 5tnifcrin 5^a.
tf)axina U. an ©rimrn", I, 92,
177; m, 478.
@rott^u6, JJr. ö., in, 388 f.
®rou(^ö, n, 105.
®rouDeuc, ©ccr., I, 333.
®runow, m, 70.
®uabet, n, 64, 68, 90, 107, 114,
118.
®ucncau bc Wlu^t), n, 347.
®ucrinog, m, 306.
®WCtt^e („Bist, de TEglise de
France") I 496.
®uibert, I, 40, 'l80, 203, 219 f., 237,
390, 519.
®uid^c, ^crjogfn, I, 412.
®uiciine, (Sieon. D., lU, 124.
®uiöncg, I, 98.
®uin0uen^, H, 234, 345.
— („D^cade"), H, 411, 451.
®uifc, ^cq. ö., m, 16.
®u{äot, I, VI.
— („Hißt, de France"), I, 94.
— („Le Duc deBroglie"), II, 395.
— („Lettres k sa famille et a ses
amis"), n, 407; III, 184 f.
— („M^moires p. serv. k l'hist. de
mon temps"), HI, 181, 315.
— m, 441, 445 f., 450, 469, 479 ff.,
497.
— SJib'me., n, 102; m, 151.
®uftnü m ö. ed)tt)ebcn I, 60, 69,
97, 145, 189 ff., 194 ff., 200,
205 f., 214 f.
— (53ricfc D. gr. ü. ©tael), I, 219.
— (in ginnlaub), I, 236.
— (in mm), I, 240.
— I, 264, 299, 301 f., 322, 415 f.
— (m. S3ar. ©toel in (Eonflict), II,
16 ff.
— (®e&. 2)tpIonintie), H, 21 ff.
.- (u. H^olen), H, 26.
— n, 28, 33 f., 50, 54 ff., 70 ff.,
78, 92, 103.
— (ßrmorbung), II, 104.
— n, 150, 164, 216; III, 263.
— \)ql ®coffro9.
®uftat) III., Döl. ®ei|er.
— üqI. 4)errmonn.
— üfll. öeoujon'2e»5)uc.
— ügl. SHcumont.
®uftni) 5lboIf IV., n, 104, 267 ff.,
319, 393; III, 263, 348.
®uftot) SKnfa, IH, 431.
©uQona, n, 300.
®u9on, Wlhme., IH, 288, 297, 299.
©ttjenbolen („Daniel 2)cronbo"), H,
416.
^nbgburg, III, 356.
„^agor in ber SBüfte". III, 162.
— (D. grau \>. ©tael baröcft.), III,
167.
.^aflenau, I, 391.
|)a0er, «Poliieipräribent, III, 332.
^aii^, §Pb9|tfcr, II, 289.
^ainguerlot, II, 232.
„^afon 3arr' (d. Dc^lcnfi^Iööer),
III 245.
ßaHbin (toter^olm), I, 215.
^nHe, II, 452 f.: III, 27.
^aUer, mh. ö., ^bpfiol., I, 81, 178;
II, 403, 445; III, 186.
Hamann, III, 295.
Hamburg, II, 103, 195, 235, 458;
III, 249, 315 f., 354, 356, 361 f.
^aniel („Hist. de Robespierre"),
II, 71, 107 f., 117, 123, 149.
Hamilton, Zab\), ©d^aufpielcrin, III,
348.
„^nmlet", ügl. Gl^afefpeare.
Jammer, Drientalift, III, 197.
|)annoüer, II, 466; III, 71, 215,
349, 424.
— ^aug, III, 475.
^panfeftäbte, III, 327, 349.
^arbenberg, III, 328 f., 354, 428.
— fö^arlotte ü., II, 195; III, 222,
232 f.
— ügl. ajJbme. (Sonftant.
— ®c^lo6 hd ©öttingen, III, 359.
^arbujicfe, Sorb u. ^at>t), III, 403.
|)ävefie, I, 95.
^argreaüe, III, 413.
b'JparleüiUe, (SoUin („Les Chäteaux
cn Espagnc"), I, 322.
„^arlome, (flariffa", II, 256, 398.
„^avntoiiQ, mx." [madinto]^), III,
448.
^nrrowbQ, öorb, III, 399, 452.
526
SMmcnregifter.
1, 282.
Ilatin, I. 445.
^äuffcr, S8. („@cfc^. b. franj. 9teö.
^erauöö- ö- SB. Oncfen"), TIL
386.
b'^ouffonütUc („Le Salon de
Mdme. Necker"), 1, 13, 14, 17 ff.,
21), 32 f., 44 ff., 52, 56, 78 f., 104 f.,
128 f., 136, 148, 151, 157, 163,
(Sri. medtx, crftc lit. 5Serf.). 168,
170 ff., 174 ff. (S3cfc^rcibg. üon
Poppet), 184, 187, 200 ff., 273,
298, 303; II, 104, 147 ff., 156,
173, 176, 182.
— („Souvenirs et Melanges"), I,
323.
— („L'Eglise romaine et le
Premier Empire"). II, 380.
— (£ümtef{e(„Lajeiinesse de Lord
Byron"), II, 37.
$oute*®uicnne, I, 123.
^auteüiße, gri. ü., I, 4.
^ame, II, 114.
^apbn, III, 198.
^a^m („2)ie romant. ®(I)ule"), II>
337, 358 ff.; II L 76.
— („®en^")' ni, 72.
— („Berber"), UL 25.
— („53rüber ^umbolbt"), H, 453.
— („n. ü. ^umbolbt"), lU, 113,
449.
^a\)ti] III, 404.
^^a^warb, 21. („8. aJoöerS"). HI,
397.
^^bert," n, 148, 219.
|)ecrcn („3been über 5|5oIitif unb
.&anbel b. alten 2ßelt"), HI, 385.
^efld, ni, 208, 296.
|)eöcl, £orI („Söriefc uon unb an
^^esel"), UI, 209.
^e^n, ^i3. („©oct^e"), HI, 24 f.
— („(^eb. über ©oet^e" k.), m,
372, 387.
^eibelberg, HI, 221.
^eine, $. („Literatur in 2)cutf(ft»
lanb"), UI, 384.
^efnrid) iL «piantagenet, m, 124.
^einxidj HL söaloiö, III, 16.
— IV., I, 292; II, 123; HI, 86.
~ sprinj D. «Preußen, I, 177; II, 91,
392.
«)einfe7 1, 247.
$eifd), II, 135.
^e\h. %, m, 455.
„|)eloife, 2)fe neue", f. Dtouffcau
„|)ebetif*e ®efcUf(3&aft^ I, 5.
,£)elDettu«, I, 41, 73.
- („^om ®cift"), I, 258.
— („De rhomme"), n, 278
(u.Acft0cnöff.pilofop5en),II,463.
,J)enbcl-©^üJ, i '
348.
©d^aufpielcrin, IIL
^'Sp^Min, «ßrinacfftn, H, 164, 173,
175 f.
b'aennfngg, I, 425; II, 42.
„.^enrlabe", f. 53oItoirc.
,£)enöler, Dr., III, 388.
|)crault be ©^ftcHcö, I, 49.
b'^erboig, eoUot, II, 140, 276, 314.
Berber, 3. ®. ö., I, 187, 194, 247;
- (+), ni, 14.
- III, 16, 25, 41. 43, 116, 296, 385.
- USbeen ju e. ^p^ilof. b. ©efc^."),
llT, 375.
- („©tfmmcn b. SSölfer"), III, 374.
- Caroline ö., III, 34.
- (über 3. SBemer), III, 300.
- SB. ®. ö., Slrjt, III, 88.
^erioauj:, II, 283.
,5ermann, 3. („3ur @cfd^. b. gam.
dM^x"), I, 3.
„^ermann u. 3:5uönelba'', II, 446.
„|)erm{ne", II, 414.
„^ernani", II, 427.
^errmann, ©., „©uftaü IIL", IL 17.
|)erDe9, IIL 488.
b'^erüin^, ®raf, IL 224.
&zx\, |)enrfette, III, 66, 387.
«)er5lieb, Ü)Hna, III, 374.
^eg, 5)aü., II, 125.
|)enen, Ä'urf. 0., III, 65.
|)ef]en 2)armftabt, .&of d., I, 61.
- ^rfmeffln, jeöniain-SBwe., 111,65.
,&cfien'5Höeinfelg, ^rfna x>., I, L
^effen-SRotbenburg'Sflbeinfcfö, ffirinj
5^arl ©onft. D. (®en. Reffen),
II, 131.
,g)ettner, |). (,,®ef<i^. b. froiu. Sit.
im 18. 3a^r§.''), I, 247, 268,
271.
|)e9ne, 3:i&erefe, f. ßubcr.
^e^fe, spaul („«B. aWontt"), m, 103.
|)teron9muö, II, 466.
^tUebranb, ^arl („9(u9 unb fibei
©nglanb"), I, 242, 248.
- („La soci6t6de Berlin**), 111,69.
- („Sßßert^erfranf^eif), II, 447.
|)iWf'iS. in, 432.
„|)ippol5r (nuä „^IiClbra"), IN,
43.
airgcl, I, 5.
J&obbeg, 1, 253 f.
— „de Cive", 1, 253.
— („Seoiattan"), I, 253.
&onoü\t, III, 489.
^oie, ®en., II, 228 ff.
— II, 290, ffirieflSinin^ 296.
^ocfiet, II, 345, 411; Itl, 125.
^ocquart, anobomt. 11, 310.
tofcr, StitbT., III, 202.
offmann, II, 34G.
liofienHnben, III, 85.
b'jE)olboc^, Snron, I, 41, 57 f.; II,
— „©Dftem bet ^atüx", I, 258.
ßonanb, I, 103, 423; II, 153, 190,
193, 288; III, 327, 399, 413-
.^otliDeg, ni, 315.
^ültn, 111, 295.
ßonier, 1, 51: II, 833, 357, 414;
III, 7, 31, 96, 124, 871.
,e.oneQare,3.(„?ti.ftuItureinfIüff€"),
I, 247; Hl, 104.
^0^ ©nnf^oiiö In Slmftetbnm, I,
410.
.^oratter u. Äuriotiet", III, 112.
|)otnj, I, 64.
„^own", in, 1 ff.
iiotntiiBr, fiifi, nl, 197, 202.
^otttnf«, persoflin ». St. Seu, lU,
462.
„^ortente" (Slabame Stecter), II, 8.
aosuital, I, 95.
b'ßDubtitot, ©rflfiii, I, 42, 58, 148,
166, 237, 252, 263; III. 126.
Soubon, I, 227, 401 ; II, 192.
ouffope („Sa gionce"), Ul, 433.
tua („ÜWem."), H, 59.
üb«, I, 882, 408, 456 f.; II, 132,
208, 420, 428, 445; III, 385.
— %^m\t, fleb. ^etfttt, II, 132,
208; m, 385.
— 3tl., I, 154, 156, 179: Xl, 3.
— Dßl. 3timet.|)ubev.
AaUx-mion, mabamt, IL, 179 f.
ßufli), »idoT, in, 29.
Iiumbolbl, 0-, aruber, in, 113.
— (in ,6orinno°), HI, 131.
— ni, 379, 438, 452-
— üßl. Btütronfd.
— Dßl. Iiapni.
.Eiumbolbt, aiej:. D. I, ni; II, 463;
m, 112.
— Sarol. t., m, 449.
— ffiil^. D., I, vn; n, 418, 448 ff.
— (an ©ütt^e), II, 456 ff.
— II. 461, 471; m, 3ff., 25, 46,
51, 66, 72, 81, 110, 112, 114,
116,
n ©uet^e), lU, 118.
— (pr. ®«f.), m, 331.
— in, 385. 387. 449, 455.
— ( .©rief« fln eine gteunbln"), n,
455; III, 51.
— tfll. &aJim.
tarne, I, 39, 51, 62, 195; 263 f.
Ober atli, ni, 413.
gadfon, end. SBotfc^., II, 391.
gacob, SibliopfiiU („9)tbine. be
Äriibenet"), II, 409.
- M. ®. (©oet^e «Dluttcr"), III,
220.
Siicobi, % S)., I, 247; II, 412, 462,
III, 189 ff,, 295 f.
- („äBolbemar"), 11,447; ÜI, 190,
387.
Socobiner, I, 4ß2, 486, 498 f., 507;
II, 6, 25, 27, 33, 42, 47, 59. 61,
66, 69f., 72, 74, 76, 92, 95, UOff.,
110 ff., 126, 131, 135, 148, 150,
153. 160, 165. 17-2, 178, 202.
- (12. föerm. imb Sßralr.), n,
219 ff.
- (®erm., *prafr., Sienbem.), H,
- II, '231, 242, 244, 264 f., 274,
279 f., 283, 285, 287, 296. 300,
316, 325 ff-, 372, 374; m, 86.
399, 426, 454, 461, 465, 496.
Sncobfnerclub, I, 38G, 474 f.; H,
80, 40, 89.
cobS
jaff.1, : .
Sfiflemnim. in, 30.
gnniefon ^hi. („Sketches of art"
etc.), in, 143.
3aiiet, tp. („5B. eoufln"), m, 378,
eanfenigmuS, I, 92.
unfeniften, I, 254 ff., 490f.; HI,
499.
Soitffen („Sv. Stop, ©rnf ju ©tor-
betg"), 11, 3, 158.
528
9lamtnxeqi]itt.
„Saquelfne" (d. JRoöerS), TU, 398.
Sarente, I. 220, 494.
— (»Srtfon'S etatue), EU, 112.
— brit. 5^rieögfd)iff, II, 225.
Saiicourt, I, 240, 2i9; IL 58, 137 f.,
152, 158, 174 f., 287; III, 440,
450.
3a9, I, 106.
3ean«Sacciueö, f. ?Jlouf[cau.
^can l^anl U, 462, 467, 47 Ij III,
25. 66, 155.
Scfferfon, I, 141, 144.
— („(StfUirung b. 3Jienfrf)enre(I)te"),
I, 144 f. (üb. b. frj. 53oIf).
— I. 241, 244 f.
— I, 343.
— (über b. Sage, 1789), I, 399.
— I, 425, 431, 437; II, 48, 163, 234;
in, 496.
— („Slutobiogr."), I. 292,318,321,
326, 328, 375, 397, 398 ff., 403,
411, 412, 425, 437.
Seffre^, Hf, 392.
Semmapeö, II, 149.
Jena, II, 181, 4.^2; III. 4, 11 f.,
16 f., 21, 160, 207 f., 317, 364.
Sequicrg, %, I, 260.
5;crfe9, l^orb, lEI, 404.
— iiabt), III, 3!)3, 403.
(Serufalem), IL 361.
Scrüfö („Thopill. clmrch"), IL 155.
Jefuiten, I, 257.
„S>cfuö" („®efu"), ni, 106.
^ianh, II L 68, 260, 372.
Jslion, IL 357.
b'SUen, Diancttc, I, 62.
Sttuminaten, L 212 ff.
SImenau, III, 32.
„Inii)artiaux, los" (fpäter föonftt'
tutionette), I, 454.
— II, 59, 74 ff.
?:ncroi)ableö, IL 229.
Snb('penbantß, IL 59.
„Snbianer" (CS^autcaubr. „SItala"),
n, 349.
Snbien, L 42.
— (IMteratur), III, 82.
— IIL 279, 413.
— (ügL J)iai)naO, L 514.
„5nfaö, bie", I, 512.
Jnftitut national, IL 2S8.
Sntcrlafcn, III, 244.
b'3nuan, L 103.
„5oaö", riL 200.
Jobez. „La France sous Louis
XVI" I 88 249
go^ann, drjl^criOö, in, 125, 192, 202.
^obnfon, Dr., 11, 158 f., 169, 171.
Soiütoicj, f. Secf^.
„3on" (SDiufcnoIm.), in, 81.
„3ü!aftc'' (3:raa. D. Önuroauofö), I,
61.
Sorban, ßamiae, I, 52, 356; H,
287. 290 ff., 303, 378, 387, 416.
— („Über bag ©onfulot auf öebcnö-
jcit''), II, 418.
— n, 419, 425, 437, 458 ff.; HI,
11, 37, 96, 155, 171 ff., 187,244,
253, 267, 283 f., 303, 320 f., 440,
481, 490.
Sofep^ n., I, 10, 86, 98, 133 f., 139,
145.
— (in «pari«), I, 256.
— I, 322, 481; H, 17, 36, 70, 75;
m, 195.
— D0l. Slrnetl^.
— ö0l. ßaffc.
3ofep^ SBonapartc, ^önig ö. SScf!*
falcn, m, 422, 461 f.
— Dgl. ©onapartc.
Sofep^inc, 5^aifcr{n, H, 292; m,
113, 282.
— Ufll. SBeaul^arnalg.
Souarre, I, 100.
Soubert („Pens^es"), H, 2, 310 ff.,
316, 323, 326, 330, 347, 360,
362, 370, 387.
Soubert^on, SOibme., lU, 120.
Soup, I, 106.
„Sphigenfc", I, 424.
„gp^fgcntc auf 3:aurf8'', ögl. ©oetfic.
Srianb, I, 2, 423; II, 327; III, 400,
412
Sfelfn, "l, 5.
Sölcr, m. („SSrlcfe au8 betn Sftafr
Ia6 Don 66. bc SSincrt"), II,
302, 378, 382, 408, 414, 431. 443,
446, 462, 466, 471; HI, 39, 68,
95, 190, 281, 359, 424, 437.
— („53iUer8, Scbcn u. ©Triften"),
U, 467.
„Söniacl" (auö „4>0Ööt^)r HI, 167.
^gnarb, H, 64, 68, 72, 80, 89.
S^rael, fiorb ö., m, 394.
Stalten, H, 271 f., 296, 322, 418,
425 • III 99 ff.
— (IMtcratur in «nf. b. 19. 5W-)»
TU, 103 f.
SRatnenregifter.
529
Stallen, m, 117 f., 120.
— (SD^cotcr), m, 132 f.
— (0. gv. ü. ©tnel beurtl&eilt), m,
140 ff.
— (SReifcnbc 1787), m, 294.
~ m, 384, 487, 499.
— ö0l. S3run.
— üßl. S^eud^lin.
— ögl. ©iömonbi.
3uill9, n, 325.
SuHan, n, 284.
„Sulie,'' Dal. Sflouffeau, „sR.$eIoife\
SumMni, B. (SDRonti), m, 102.
Sung, %f). („Sucien SBonoparte")»
n, 293, 308, 390 f., 408 f.; IH,
86 f., 113.
Sunö^etillinö, HI, 295 ff.
guniper ^a\l bei ficatberl^eab in
©unctt, n, 152 ff. ; m, 134.
Sunot, sOinrfd)., I, 413; II, 443 f.
Supitcr, Slmmon, m, 393.
Sura, I, 176; H, 142.
Surinc, ^tjt, H, 420; IH, 323.
b'3t)crno{8, gronciö, IH, 353.
Swaii, ejar, m, 340.
Stall, dhaxl ö., HI, 33, 40, 45.
^olifd^, III, 354.
^almüdCen, III, 354.
5eant, I, 44,247; II, 314, 320,.356,
449 ff., 461 ff.; III, 14, 31, 41,
61 f., 72, 291, 314, 366, 376 ff.,
393, 481.
- (D0l. ^affc), I, 282.
^ctpp, g. („3- ©• Soamonn"), II,
133 f., 161, 163.
5eot( b. @r., III, 96.
^arl, era^eräOQ, in, 192 f.
Ä^orl, ^erjoö o. ©öbermanlanb, I,
215.
5earl I. Don eußlanb, 1, 227 ; II, 322.
5eorI m. Don ©panien, I, 86, 111.
5eorl V., ^at[er, m, 15.
5earl vn. öon granfretd), III, 194.
„^arl IX." Don gronfreic^ (ögl.
e^eiticr, 9)]. 3-), I, 343.
^axl X. Don granfveidb, I, 424; III,
482.
jtorl Xin., 5^önig üon (Schweben,
m, 263, 317, 349.
^axl 5luguft, I, vn; II, 458; HI,
12 ff., 24, 30 f., 40, 438.
— Dgl. 2)ünter.
»lennerl&affett, Stau toon ©tael. ni.
^or( ©buorb, $Prätcnbcnt ö. @ng.
Innb, m, 120, 421, 479.
^axl griebrit^, 2«arfgrof ö. «Babcn,
I, 10, 86.
^orlöbab, m, 209, 314, 460.
Äarlörul^c, n, 132, 134; IH, 263.
— (1808), m, 297.
^orolinc, Ä'önigin, HI, 115.
^^rinjcfffn \>. ©ad^fcn • SBcimnr,
— m, 13 ff.
^art^aufe, m, 292.
Gaffel, m, 424.
Äat^arina n. (®rimm, „Corresp.
litt.«), I, 34, 35.
— I, 44, 61, 73.
— (©tantöfunft), I, 92.
— I, 111, 133, 177, 192, 203, 238;
II, 9 f., 17, 20, 26, 34, 86, 104,
212, 215, 267 ff.; HI, 195, 340,
478.
— ögl. ©rtmm; ögl. ©rot.
^eaufmnnn, Slngclita, m, 112, 118.
^rtuni^, I, 297, 350, 404 f.
5ecot3, m, 135.
^eil L^oet^e"), HI, 207 f.
— („grau diaiY). II. 470; III, 214.
^mhk, 3o^n, ©d^aufpiclcr, H, 169;
III, 403.
„Kernadec, Le Capit.", III, 251.
5terfatnt, ®vaf d. („Le bon temps"),
I, 333; m, 440.
Regler, II, 85.
mm, m, 337.
^infcr, n, 450.
„mäx&^m" (auö „ögmonfO, ni,
370.
5l(cttenberg, gri. »., III, 295.
^Unger, I, 247.
Mnfowftröm („Le Comte de
Fersen et la cour de France"),
1,171, 194,201; H, 9, 22 ff., 33,
68, 70 f., 78, 81, 86, 92 f., 103 ff.,
119, 121; m, 349.
5^Iopfto(f, I, 99; n, 2, 316.
— („^ermann unb %hn^mlW),
n, 446.
— II, 448, 457 f.
— („Oben"), II, 459.
— („SJIefffabe"), H, 446, 460.
" II, 462; III, 14 (t), 102, 295,
372 392 f.
rnnhci n, 413; m, 4, 11, 32 ff.,
38 f., 155, 209 ff.
(an ©oet^e), HI, 210 ff.
34
530
9'?amenrefiiftcr.
5^nebd („Sit. SRod^lofe"), H, 458;
III, 82, 34, 38, 391.
— ögl. 5)ünter.
— \)qI ©oetl^c.
— Henriette ü., II, 413; HI, 11,
13 ff., 32 f., 36, 207.
-- ugl. 5)ünier.
S^nim, I» 212.
i^norriitö, gr. ü., in, 82.
Stod), ^rofeffor, II, 12, 72.
— syjaler, III, 112.
— g}Jn]c, m, 29G.
— („(£omp. b. beutfd^. Literatur«
ge|d)."), m. 38G.
Ä^önigeberg, Ilt, IGO.
Ä^önigftcfn, II, 132.
^eonftniitinopel, I, 418; IH, 333.
5^open^agen, H. 150, 214 f., 425;
ni, 246, 352.
„^orint^, S3raut üon", HI, 41.
„5eonntl)er", HI, 290.
StöUKX, b. ä., II, 132; HI, 4, 49.
^orftfo, III, 461.
itofnfen, IlL 354.
^ofciugfo, Sll&abbeiig, II, 448,
5toöIowöfi, II. 179.
5eüt[d)ube9, ®rnf, m, 249.
^to^ebue („^ufftten"), HI. 43.
— („5^reu3fa§rer")r in, 67.
-- (üb. Srou D. (^tael), III, 71.
~ Lförinncrungen einer SHeife auö
Öteflanb noc^ diom u. S^ieaper'),
III, 113.
— („5). btfc^n.^Ieinftäbter"K.),ni,
368.
Gramer, ®, („5e. SHitter"), HI, 186,
eS15.
5h'0ufe, ®. („griebr. b. ®r. w. bie
btfc^e. Sitt."), in, 372.
ÄMm, ni, 195, 477.
Jl^rübener, gr. d., H, 312, 361, 403,
418, 424; m, 297 ff., 452, 473,
478.
— (ögl. Sacob), n, 409.
5trufemarf, preug. ©efanbte, III,
328
SUxatiri, ruf). «Botfd^. in $ari§, IH,
327 f.
^turlnnb, ^er^ogin ö., m, 66, 97,
438.
ilüftrin, I, 2.
Büttner, !^. 21., III, 386.
Ä'utuforo, DberbefeI)Iör)aber, III. 342,
354.
8.
öab^bo^fere, m, 477 f.
fiaborbe („(BMiikn"), lU, 185.
fiüboula^e („Legislation comp."
etc.), I, 371, 373, 389, 392, 404,
407, 432, 435, 445.
jjj 225.
fia SBourbonna^c, HI, 473 f.
fia SBrfebe, ©d^log, I, 47.
fia e^auff^e, m, 28.
öocloö, ejoberlo^ be, I, 457; n, 40.
Sücofte, maxq. be, I, 430.
Socreteüe, I, 213, 333, 515, 520; ü,
190, 233 ff.
— (2)enfwürbi0f.), H, 242 ff.
— n, 249 f., 282, 291, 315; HL
287 f., 441.
-- („Dix ann^es d'^preuves pend.
la K6v.«), II, 114, 245, 251,
302.
— („Test, polit. et litt"), I, 214,
311; n, 250, 372; HI, 287.
— b. ä., I, 223; n, 321.
— („Discours sur las peines in-
famantes", I, 223.
öacroir, SDRin., H, 288.
— mi. (©]&afe«peare), n, 340.
— (yPrince de Ligne"), m, 195.
— ^J?aul f. Sacob.
fia ga^ettc,!, 139, 191, 301, 307 f.,
334 f., 341, 384, 401 f.
— (u. b. Sflationalgorbe), I, 421 ff.
— I, 431 ff., 437, 439, 442 ff., 446 ff.,
456 ff.
— („eroniU)cll-®ranbiffon''), 1, 462.
— L^(^^^ "• i^^t.), I, 463.
— I, 466 ff., 475, 481 ff., 487, 498,
502.
— (u. mix.), I, 463, 507 ff.
— I, 512 ; n, 6, 12, 24, 28 ff., 35,
38, 40, 42, 48, 58, 65, 73, 75 f.,
79 ff., 89 f., 95, 97, 99 f., 105 ff.,
110 f., 114 ff., 120, 123 ff., 135,
145 f., 154, 157 f., 174, 176 f.,
202, 247, 264 f., 368, 370, 891;
14 f., 3
\, 397,
m, 87, 343, 397, 430, 435 ff..
458 ff., 483.
— („M^moires et Correspond."),
I, 213, 293, 301, 32^, 834,
423, 425, 437, 443, 453, 467 f.,
481, 485, 494. 498, 513: II, 81,
35, 39, 42, 72, 79, 88, 100, 114,
129, 868; DI, 87, 351, 439, 459,
466, 471.
631
8.1 gaeefte, SBIbme. be, I, 293; n,
202, 2G5.
Saffoii-Sabe&at, U, 298.
2a SDiitaine, U, 192, 20G, 311;
m. 281.
aüfote(t, frj. @ef., in. 65.
Sa ®orbe, be, @en., m, 476.
Sa ®orbie, be, I, 192.
Sa ^aVpt. 1, 34.
— (SoltüfK'ä Sßevfe nuf Siedet n.
b. „Corresp. litt."), I, 129.
— 1, 155; n, 190, 236, 244 f., 301,
315, 317, 346. 410.
— („Corresp. litt."), I, 129; II,
446.
— ®rof (b. i-), („©ttafforb unb
fiati I"), I, 227, 343.
— I, 341, 367, 364, 370, 384.
— („SieÄer"), I. 398.
— I, 403, 411, 421, 428, 434, 436,
438, 440, 452, 514; U, 4, 112,
115, 122, 137 f., 152, 155, 164,
176, 332; m, 408, 438, 491.
Sa aflnrUUföre {©d)iiJfnbeii^oniiner),
U, 439, 447 f., 457.
Saniarttiie I, vi.
— I, 427; n, 32, 314; III, 116,
— („©frcnbinS"), n, 11, 34, 81 ff.
— („Soiiv. et Portraita"), n, 385.
Samb, Caroline, UI. 439.
»ambnlle, 3Jlbme, be, I, 228.
«aitibaHe.iBeiitbifeDve, *pil»je(fiit, (t)
II, 145.
Sambtrt, Sllarquife be, I, 243.
SamennaiS, III. 243.
Sometfi, ©ie, I, 335, 508; n, 15,
29 f., 58, 69,
— mtp. be, I, 430, 437, 466 ff,,
474 f., 487; H, 29, 40, 73, 78,
— ehaileS be, II, 31.
Snmoignoii, I, 299, 310, 330.
— tJ&ötel S., in $ariS), HI, 458.
SailfteD („Easai 9. la Kiiv. fran?."),
I, 271, 361, 431; II, 94, 186,
371.
- („Hist. de NapoWon"),
SimoreS, aSif^. d. (©. So Siiierne),
I, 355,437; III, 429, 432,
aaimuebot, I, 115, 122, 326, 391.
Sonfiiinaia, I, 429, 465 f., 491; II.
212, 222, 227, 234, 245; IH,
464.
i II.
.„., „„. „„ -.1 489.
fiaiittionoe, I, 270; U, 6
Sanjnc be Saborie {„Sean 3i>f.
atlouiiier"), I. 316, 356, 368,
396, 432, 436, 438, 447, 450,
453.
Siinjut, ©A1d6, in, 334 f.
SapUice, be, II, 338.
Sa Sßlatiire bei S5011, n, 101.
80 ißorte, I, 480; II. 112, 114,
Soro, il, 11,
„Sota" (1), aS^roit), m, 398.
aarcp {„Louia XVI et lea succea-
■), I. 374, 395, 40G,
ea 9tcueiU6re-S.ipenuj, 2!ir„ H, 227,
339 ff-, 248, 296, 30O, 329, 370.
Surodie, iSopt)ie, i, 247 H, 165.
- {„äieife in b. ©^mcij'i n, 183.
- (Sriefe B. gßieinnb), m, 37,
- (93tiefe ü. ©letlje), m, 220.
8n WoiSefDucrtLilb, ©eräog 0., I, II,
116, 307, 334, 341, 475; ü, 79,
114, 143, 369, 448.
- b'SIiiDine, ^erjogin Bon, l, 28,
So aiodiegu^on, ©ftloß, I, 150.
anrßdjelaquelein, II, 225.
8aroiI)eiiique(ein, 9J(iirquife be, III,
Sa 5RD*eKe, I, 31C; ni, 281.
La Rochetrie. Maxime de („Les
Journ^es du 5-G. Oct. 1789"),
I, 458.
Sa afomifluifere, II, 449.
80a ßniag, n, 307.
Satium, n. 427; III. 119.
Satour, aSaler, I, 9; II. 192.
aa Sour bu 5(}i(i, II, 115, 122.
Sa arappe, III, 292.
SaunoQ, be, I, 411.
Sournguoia, ®rof, I, 61, 333, 337,
354, 305,
„Snute", n, 193.
Saufaiine (%il föitrdiob), I. 14 ff,
- (ffiollaive), I, 27.
34*
r>32
92ainenregifier.
!tIaufonnc ((Gibbon), F. Cui.
I, 17'1 ff.; II. 105, 111, 115,
\r,4, WM, 178 ff., lOU, 194, 2(X),
20:; f., 2m, 2:i7, 25^1, 250, 202;
111, 1, 187, 2;52, ;WJ1.
— f. Ciöarrfj'ite, „Calisto".
V!ou;\im, .öcr;\üftht ü., I, 5)3, 55, 191,
2:i7, 2-10; IL. 70.
l'nöal, .C)/\. ü. II r, 438.
— a)Jarquifc be, F, :s:55.
— (cntfommt in b. 3c^wci;\),II, 175.
ilaualcttc (^JJicm.), III, 453.
— III. 'i:.7 f., 'ISO.
Vaüatcr. F. 0, 2i:j, 413; III, 205 ff.
VoDerflnc, l 310, im, 400, 435.
— (,.L('H AHH<5in})l(;os prov. 8.
J.ouiH XVI"), l. 100, 115, 122,
124, 120, 305 f., 310, 313 ff.,
347, 30H.
— („Ij<;s l^jConomistCH franQ."), I,
10, 0.5, 101, 514.
— („Moliiuiri"), 11, 277.
HJdüüificr, 1. 75, 250, 307; II, 233,
275; UI, 250, 458.
— üDibmc, LI, 243.
ilnüolli'e, JKciu-, I, 403.
iJam, 1, 1.
,A*car, cViönig", ugl. ©Ijafcöpcnre.
„\!cbcii0cf, .öenri be" ((Sonftant), II,
200, 300 ff.
iieblanc, L, 05, 207.
ücbon, Slnbn'j („L'Anf,'lcterrc et
l'l^jnifrnition fraiK'."), II, 88,
218, 221, 223 ff., 281, 201.
iiebrun, 2Jiin., II, 130, 106 f.
— (£onf., II, 388, 301.
— 2)id)ter, I, 48; II, 233.
— SDialerin, III, 244.
!i!cd)felb, lll, 180.
ÜJedCQ („lÜHtory of Enpcland"), I,
112, 142, 517; H, 153 f., 405;
UI, 400.
-- („llist. of European morals"),
III, 323.
Öeclerc be (5ept-'6:^eneg, n, 199.
!l!efct)re, II. 450.
ItJegenbre, II, 228, 242, 249.
Scgouüe, n. 440.
üc $oc, II, 208.
^cibnilj („sD^onabenle^vc"), HI, 377 f.
!^ciicl, gri. u., I, 201.
!ücip3ii^, III, 1, 219, 228, 364, 419.
— (öoet^e), III, 28.
„Mia'\ II, 303.
Semaitrc, U, 223.
iJomnn, II, 441; m, 161, 17G. ISl,
488 f.
— (SBonftettcn Jc), I, 173.
— ögl. ©cnfcr ©ec.
— 5)cpart. bu, 11, 318, 421.
lücmcrcier, m, 167, 171.
— („CSloDig"), m, 491.
ficmicne(„^9pcnnncflrQ*), m, 28.
ficmoinc, ®en., n, 225, 302.
ü^emonte^, II, 293; m, 171.
fienormant. aRbme., m, 225.
— („Souv. et Corr. de Mdmc.
ll<5camier*), U, 293.
ficnj, I, 247.
Öeo X, I, 488; m, 127.
üicobcn, II, 265.
„S^once" (au8 „^elp^lnc"), H, 302,
398; III, 138.
„öcone öconi", n, 192.
„Sconorc" (au8 @octfie'3 „3:offo*'),
in, 373.
Scoporbi, m, 103.
Itieopolb n., beutft^er Stallet, 1, 482;
n, 25 f., 29, 67, 69, 89 f., 97,
100, 107; in, 100.
— ögl. ^IrnctlJ.
!i}eopoIb t). ^raunf(j^ioeiQ, II, 83 ff.
l^eopolb D. 3;o8fana, I, 10, 86, lll.
^öou^on, 8e S)uc („Correflpondance
diplomatique du Baron de
Staöl- Holstein«), I, 196, 198,
200, 211, 216, 226, 299, 301,
309, 323, 354, 371, 382, 397,
399, 422, 453, 468, 476, 485,
498; U, 18 ff., 31, 34, 41, 62,
103, 150 f., 167, 215, 217, 269.
— („Gustave UI.«), I, 190, 194;
n, 16.
Öe diät), m, 268.
Scrntinicr, m, 384.
Sefoge, n, 222, 227.
öeöcurc, n, 225.
— („Corresp. seeröte«), L 206,
217; n, 9, 312.
— („Rivarol et la Soci^tä franc.
pcnd. la R<5v.«) I, 324, 353, 460,
480; n, 6, 8.
— gjJbmc, m, 182.
öefer {dkdef^ ä»eitcfi ^inlßcrium),
I, 107, 317 f., 326, 330 f., 347.
349 ff., 381, 395, 518.
l^cffort, bc, I, 181; U, 69. 73, 75,
78, 82, 86, 88, 92 f., 143.
100 f., 338, 341, 445, 456:
75, 131, 198, 278, 372, 374f.', 385.
— („ailinnaB.öatn6eIm"),m,248.
^ („emlHo ©alottf"), I, 238; m,
248, 375.
— („emft U. Srtlt"), I, 145.
— („S<to(Doti"), n, 447.
— \„9lat^(in-). n, 341, 446, 374.
— („©ntal) ©nmpfim'' ), II, 445 f.
Setoiirneur, n, 248, 288.
— (nTheätre de Shakeflpeare"),
n, 339.
— (SaS SHomontlfAe), m, 201.
»eDöMa,3.(„3.3.31outfe.iu"),I,26.
S£paf(€ut, Söereje, U, 201.
fieOin, SRafiel, Ü, 454 f.: IH, 9 f.,
67 fi Bgl. aio^I.
SMB(g, 2luc be(„8ouvenirB"). 1, 193,
471, 479, 484, 487.
SeBn, ©arab, III, 67.
Sieflben ISBonfieHen), I, 148.
SeidrSiere, be lo, gw., I, 68.
Scjao be 9)iarnefia, ®if. äbtieti, II,
242, 250, 287, 446, 457.
S'^iogpltal, I, 95.
Slonccurt, ^erj. c, I, 381.
— (fltflänillt.), I, 463.
-Sfi^fiElb, OaroHne be". IL, 256.
Siba, »if*. 0., I. 496 f.
Sfeflanb (ogl. 9. J^ogebu;), HI,
113.
SfeDcn, ®taf, m, 422,
Slflne, gelbmarfi^., gürft e. (über
gieder), I, 37.
— („Coup d'oeil sur Bel-Oeil"),
I, 241 i ni, 195 ff.
— („MiiDoires" ; „Pensöea ot
lettres"; „Melang. milit., litt."
etc.), m, 195.
„Silien, agncB ü." ^ü. Ä. B. SBol.
üilien, agncB ü." (ü.
äooen), II, 461; ÜI,
iOe, I, 2S9i U, 80,321
46.
SiOe,
Simoaeä, L 87 f., 94,
Simon, ailnrii. bc, n, 119.
Simonabe, @tf. »■, in, 401.
SimDuIin, I, 97.
Stnoeuä (atnit^), I, 214.
Sfnbet, atob-, II, 329.
Sfnb[«9, SDtbnie., IH, 227, 239.
Sinauet, Slbu. u. Sßublicift („3:^eDr!e
b. büra. ©efehe"), I, 92.
Siotarb, malet, I, 134 f.
Sippe-Detmolb, @mf p., I, 4.
Stffobon, U, 181; HI, 333, 422.
aitbiiuen, m, 328.
Sitfletim, «orb, U, !56.
Sitttä, I, 518.
SiBerpOOl^orb 0., m, 394, 401 f(.
aiDumo, m, 137.
Sode, I, 254, 258, 431; U, 449, 463;
ni, 11, 402.
aober, m, 12.
aobl, ©d)lnftt B., n, 272; m, 105.
— $nx. B,, III, 121.
?ofeoe.aBeiitiiirg, m, 225, 430.
eoir, m, 186.
epiv.et-eiier, m, 278 f.
aomborbei, m, 99, 102.
Smii^nie be ©rienne, Erjblfc^. o.
louloufe, I, 87, 97, 119, 136,
284, 286, 289, 293, 298 ff., 303ff.,
494; II, 171, 185.
aonbon {Ä. Sr. gtecter), I, 2.
— (föibbon), I, 21.
— (^ifl. B. Or(eanB), I, 457.
- II, 83, 90 f., 105.
— (SJoIf^bciDeaa. 1780), I, 139.
- II, 156, 177, 182, 235, 265, 298,
314 f., 328, 360, 370, 380.
— f9(arboiine jc), m, 135 ff.
— (in „ßorlnna"), m, 147.
- arittfft aittileum, HI, 271, 343.
- (Sftocca), m, 312.
- (Sv, B. St.; ateflent ©treet :c.),
III, 360 ff.
- m, 392 f., 396, 402 ff., 407,
421 I-, 437, 439, 445.
aonflirob im Sum, m, 324.
SunoiDB, II, 128.
Soeper, @. D. („SSrlefe ©oetfie'ä"),
UI, 220.
aotient, HI, 281.
aot5eif«t(„ait.ii.®erettfd).ingranfi;.
iDüfirenb b. 9leu."), n, 8.
Soti)T!ngen (Gibbon), I, 21 ; Tl, 46.
.ßnuä, I, 240.
aouig gerbincmb, äjrinj, ÜI, 65 ff.,
85, 179.
aouig sPiiHpp, Äönifl, n, 154.
Souife, aflbme., ÄarmeUlernonne, I,
136.
Souftalot, I, 438.
anuoet, II, 227, 233, 238, 241f., 252.
SouDre, f. ffiotie.
„SoDelace", U, 398.
534
92amentegifier.
i!ubcrfac;^Mfd).D.CSf)artieö,l,361>,3J)l.
l'uboniirefi, gürft, 111, :)34 f.
Vud)üfini, pr. ®ef., JI, 391.
„Vucfle" (auö „Goriuna"), UI, 134 ff.
„\iucinbe", üßl. gr. ©d)le0e!.
iJuctnev, SD^ufd)., I, 1 ; U, 80 f.,
lOo, 125.
iluben („SHüdCblide im m. Öebeu"),
IIL 207 f., 210.
Vubn)iö b. I^eiliöc, II. 83.
\Iubn)iö, vSlronpr. ü. kapern (\J. I.),
111, 24-1.
!tiubn)iö t). «Reffen, ^43nnj, I, Ol.
\Jubn)ig VII., ü. graufr., III, 124.
\!ubmi0 Xlll., I. 1, 314.
l'ubroifl XIV., 1, 1, 115, 120, 109,
188, 195, 242, 25i f., 483, 489 f.;
IL 123, 312; 111, 29, 183, 203,
3<)7, 412.
!ÜubU)igXV., I. 11, 85 f., 102, 113,
116, 177, 189 ff., 227, 242, 291.
— (3;öd)ter), II, 10 f.
— 11, 278; 111, 19G.
— ügl. Sobeg.
«ubU)iö XVI., I. 1, 9, 11, 41, 75.
— (., Courier da Paris"'), 1, 41.
— (»teöieruuaöantritt), 1, 85 ff.
— 1, 90, 93 f.
— (itrönunö), I, 95 ff.
— 1, 102 ff., IK), 122 f., 132, 134,
138, 170, 181, 191 ff., 205 f., 222 ff.,
242, 256 f., 267, 269, 272 f., 284,
2S8 f., 292 ff., 299 ff., 306, 310 ff.,
320 f., 325 ff., 341 ff., 372, 375 f.
— ((Sröff. b.©en.«etaaten), 1, 378 ff.
— 1, 385 ff., 303 ff.
— (unb DiedCer), 1, 398 ff.
— I, 405 ff.
— (Slbbitte), I, 411 f.
— ((Sanction 5. 10. 1789), I, 434 f.
— I, 439 ff.
— (gluc^tprojcct), I. 444 ff.
— (6. 10. 1789), I, '448 ff.
— I, 456, 458 ff.
— (in ben Sluilerfen), I. 467 f.
— 480ff., 487, 492ff.,503f., 507,509.
— (Stanten), n, 14 f.
— U. 16, 18 ff.
— (glud^tplan), n, 28 f.
— U, 32 ff.
— (SSerfaffung), II, 45 ff.
— U, 51 ff., 57, 62, 64, m, GS,
71 ff., 74 ff., 79, 89 f., 92, 94,
97, 100 f.. 105 f., 108 ff., 112 ff.,
115ft, 121ff., 143, 149ff.
i^ubiDig xvi. rstob), n, 102 f.
— II, 190, 212, 228, 239, 248, 281,
370, 373; m, 25, 436, 443, 454,
475, 478.
— üßl. ©roj.
— öfll. Sobca.
— ögl. ffarcQ.
— ügl Öaöcrgnc.
— ö0l. DMcr.
— ögl. 3:ocqucDinc.
IHibmig XVn., U, 172.
— (t). n, 222.
jj 228
Subwig XVm. (@raf 0. »roDencc),
I, 395; n, 222.
— (ÜJJiiuifcft), n, 226.
— II, 287, 330; UI, 154, 341, 423,
427 ff., 497.
fiuife, OTnigin, HI, 65, 155 f., 265.
— ^erjogin, I, vii; in, 31 ff., 65,
71, 88, 97, 126 f., 160, 180, 191,
203, 252, 258, 263, 283, 352,
487.
— mmm (görfltn Sflabaittia),
in, 358.
— Ulrife, 5eön. D. ©Sweben, 1, 189.
l^uncöiUe, n, 383 f., 417.
„Sufignan" {au^ „mxt**), m, 167.
Ihit^cr, l, 91.
— ögl. SSiUcrS.
„Öut^cr'' (D. 2Berner), m, 247.
Jüüttid), SBif*. ö., n, 126.
Jüujccmbourg, SD^arf(J&an be, 1, 25, 404.
— 3Jiar^(^alc bc, I, 52, 195. 227,
252, 263.
— ^43aloi8 bu, f. $orf8.
fiu^neg, ^craog D., I, 307.
Sugc, bc, II, 125.
Supern, I, 5.
Sujcrne, la, 53if(l&. ü. Sanarc« (©.
Öangreö), I, 355, 393.
üiuäcmc, lo, aRarIncmitt., I, 408, 444,
452 ; n, 309, 395.
S^on, I, 251.
— &lx. u. ajibmc. aiolanD), I, 266.
— II, 131, 245, 293, 314; m, 171,
229, 232, 253, 259 ff., 440, 459.
Wlahlx), I, 85, 251.
— („De la l<3gi8latioii«), n, 278.
S'Jamcnrcöiftcr.
535
SRacavtne^, Sorb, II, 223, 226.
aRncouIap („©ffa^g"), n, 159.
„g)^nccobäcr^ m, 319.
a)]ncdöioDem, I, 57; H, 102, 32 Ij
m, 125.
gjiadiault, I, 86, 97, 291, 321.
^iarfintoffi, (Bix % („Memoirs"), I,
510; II, 413; HI, 157, 289, 406,
434.
— („Vindiciae Gallicae"), II, 154.
— n, 191, 439, 448; HI, 73, 156,
289, 391 f., 399 f., 403, 406,
408, 414, 434, 448 f., 452.
madinto\f^, fiob^, m, 399.
madiin, II, 169.
gjJncpl&erfon, H, 337.
gjiabrib, n, 181, 408; HI, 307.
— 0d)Io6 b. sparig, 1,66, 147; n, 230.
aHacflri(i)t (®fbbon), I, 21.
aJiofUcrg, ®(^lo6 b. (Scouen,n, 416,
436 f.
aj^ager, 6. (,;®e[d^. b. frj. matiomh
literatur"), H, 420, 467; HI,
155.
Magnieu, E. de, et Henri Prat
(„Corresp. de Mdmc. de Sabran
et du Chev. de Bouffiers"), I,
188
mahxm^oi^, D., m, 222.
3JiaUanb, n, 272; m, 101 ff., 120 f.,
125
fSflain '{pal ©oet^e), HI, 214.
aHloinc, ©tr ^. („On Popu"
vernment"), I, 142; II, 371.
maim, n, 83, 132,469; HI, 215 f.
— 5turf. r>., II, 132 f., 215.
aRoiftre, 3of. bc, @raf, I, vi; 192,
214 283
— (in Öoufannc), n, 178 ff.
— (über grau d. ©tael), n, 180.
— II, 209, 218, 240, 271, 331, 355;
m, 116, 253, 292 ff., 301, 343,
498.
— („Considerations sur la R^v.
fran^.«), H, 240, 249, 286, HI,
293.
— („Corresp. diplomat., publ. p.
A. Blanc"), U, 179.
— („Discours k la rentr^e du
S^nat de Savoye"), I, 338.
— („Lettres et opuscules in^d."),
n, 178 ff.
— („Lettres in^d., publ. p. Col-
lombet«), m, 293.
,Ön Populär Go-
SD^Qiftre, 3. bc („Lettres s. l'inqui-
sition espagn." etc.), III, 301.
— („Du Pape"), ni, 293.
— Dal. S3lanc.
gjialagpina, 9Rarquife, m, 108.
«Dialebrant^e, m, 377.
gWaleöfterbeö, aJüniftcr, I, 95, 98 f.,
1 16 f., 223, 235, 250, 299, 310 ff.,
320, 330, 332, 480; H, 115, 145,
185, 311.
aWaüct b'^autcöiUe, II, 176, 421.
— („Souv. de sdjours de Mdme.
de Stael k Genfeve"), IH, 181.
gjiallet bu $an, I, 46 f., 235, 244,
269, 282, 353 ff., 388, 431, 436,
454, 514; n, 41, 67 ff.
— („Ungebr. gamilienpap." [„Ana-
lecta 8. l'hist. du temps"]), II, 100.
— 102, 118, 178, 209, 228, 251,
370; m, 72.
— („Analecta s. l'hist. du temps"
[„Unflebr. gamilienpap.'']), 1, 236,
244, 290, 298, 337 f., 354; H,
69, 83, 87, 97, 177.
— („Corresp. in^d. avec la Cour
de Vienne"), II, 187, 209, 215,
221 f., 226, 228, 242, 251, 268,
281 f., 290, 301.
— („M^moires"), H, 87, 108, 119,
186, 221, 251.
— ögl. ©a^ouö.
aj?alme§buri9, Sorb („Diaries and
Corresp.«), II, 288, 297 ff., 328.
gjialmö, I, 200.
gjjfllouet, I, 349, 353, 355 f., 370,
385 ff., 421, 428, 438.
— (Slbgeorbneter), I, 454.
— I, 475, 514, 520, 524; H, 30, 35,
38 ff., 43 f., 46, 73, 77 f., 112 ff.,
152, 155, 158, 174, 226, 376;
m 440.
— („M^mo'ires"), I, 42, 290, 323,
349, 351 f., 355, 372, 375 f.,
383, 388 f., 396, 428, 444, 476 ;
n, 6, 30, 35, 44, 77, 108, 124, 152.
ÜJialt^uö, III, 400.
aj^anbat, (£omm. b. aiationalgarbe,
n 122.
sülann^cim* H, 132.
„ayianon Seöcault", n, 192.
aWanuel, II, G6, 123, 137 f., 140 ff.
SD^anjoni („Cinque Maggio"), III,
100 f.
— („©armagnola"), HI, 103 f.
536
ißamentegiftet.
aWanjoni („Promessi Sposi'*), HI,
104.
— UI, 121.
maxciii maxi^), I, 41.
Wlaxat, I, 1.
— („Ami du Pcuple"), I, 482,
499* n 71.
— (u. feenoffen), I, 438.
— („Piibliciste parisieii"), I, 445.
— I, 498 f. ; II, 6, 14, 40, 69, 100,
116, 143, 148, 167, 200, 419.
„SJlorceUuö* (Subroig XV.), I, 11.
aHloTcefluö, ®raf, IL 178.
ajiürceUuö, ®raf („Chuteaubr. et
son temps"). I, 427; H, 352 ff.,
3G4j m, 126, 153.
a)iard)e, I, 123.
max(hma, II, 249.
anorcf, be la, I, 361, 388, 420, 443,
459, 461 f.
— (Söiorine^ I, 463.
— L 468, 483, 508, 518; H, 46,
6Q, 78, 391; IIL li>6.
— ö0l. 33ocourt.
maxd, be \a, (Gräfin, I, 195.
aRarcngo, H, 377, 381; Hl. 100 ff.
anareöcald^i, ©raf, 9Jan.,m, 102,121.
— mUa, m, 108.
SDiaret, U, 167, 172.
ajinrfontaine, n, 384, 443.
SJiarfa, j^önigin üon (Sngib., I, 2.
Ü)iorie Slntotnette. I, 93, 95.
— (gcßen Slurgot), I, 96 ff.
— I, 126, 130, 133, 138, 145, 192,
197 ff., 202, 205 f., 217 f., 220,
222 ff., 228 f., 241, 265, 267,
269, 289 f., 299, 302 f., 310,
318 f., 321, 323, 325, 380 f.,
395, 404, 412, 420, 444.
— (Dor bem SSoIf), I, 451.
— I, 457 f., 461, 463, 481, 484 f.;
n, 5 f., 12, 16, 18.
— (gludbtolan), II, 28 f.
— n, 32 ff., 46, 68 ff., 73, /5, 77 f.,
81, 86, 92 f., 101, 112ff., 115f.,
119, 167, 171 f., 185, 202, 212,
228; m, 115, 274, 349.
— öfll. Slrnet^.
— ögl. ©eoffro^.
— ögl. gr. ö. 0tael („Reflexions").
— Ml aöertl^efmer.
SD^arte fiuife ö. Deftcrreid^^efte, m,
192, 274, 434.
gjiorf a ^aulotona , ® roMürft., HI, 97.
maxia ©tuort, m, 124.
maxia 3:]&crejta, I, 85, 98 f., 111,
133 ff., 138 f., 269, 289: U,
10.
— ögl. Slrnetlft.
— Dal. ®coffro9 u. ^rnetl^.
Ü)iorfen]^ol3, ö., II, 195.
ajiariöaujc, m, 28.
SDRarfoff, ruff. ajün., H, 268, 391.
^lax\\), I, 394 ff.
„ajlarmelobe, ®rf. ö.*, m, 404.
ÜD^armier, 3c. („La Su6de s. Ber-
^ nadottc"), m, 357.
— („Pr^f. de L'AUemagne"), m,
384.
9)iarmont, ®en., n, 391: m, 102,
436, 459.
— 3Jibme., H, 391.
ajiarmontel, I, 41 f., 48. 57, 59.
— (über 3ftbmc. nieder), I, 69.
— (über Reeder), I, 70.
— I, 71, 73, 136, 149, 155, 164,
167, 203, 218, 237, 251, 511 f.;
n, 3, 84, 190, 256.
— („M^moires"), I, 42, 48, 49. 59,
70.
aj^arfeittc, I, 4, 374, 493; n, 114,
118, 245.
SDiaröfelb, H, 40 f., 76, 106, 115.
aWortel, be (.,%o\x6^^**), H, 232.
„gj^artepe'' (gr. D. etael), n, 7.
SDiartin, |)enri („Hist. de France"),
I, 76, 212, 291, 294, 312, 327,
332, 362 f.; II, 66.
SJ^ügfütt) {„m^- öefd^."), m, 885.
gjiofon. n, 314.
Mastier („Turgot"), 1,87, 88, 97, 98.
mamtn, n, 382.
sUlattl^iffon, g. ö., I, 5, 7, 163. 173;
II, 177, 427.
— ö0l. S3onftetten.
ajlougraö, ©ofton, I, 28, 57.
— ögl. ^ere^.
gjjaupou, I, 93, 116.
üJiaurepag, I, 87, 93, 102 f., 105,
107, 126 ff., 130, 132 f., 138,
284, 288 f.
— ajlbme. be, I, 89.
a){aurer « ^onftant („(Su)>pl. m 3.
D. ^maerg fämmtl. SS^emn^,
m, 67, 129, 159.
3Haurfce be ©ore, I, 1.
9){aurQ, ^bU. I, 220, 331, 438,
466, 486; H, 32, 36, 45.
389, 465, 487; H.
195 (Mirabcau, „Lettres au
Mai. M.").
War. Äöiiifl u. öligem, n, 12.
— ¥tlnj t>. SJeiiri^oiitä, m, 188.
SDlojrlinlHon '^o\epii, III, 189.
aKojnbe, efi. be, I, vi.
aHajarin, gotb.. I, 1, 235, 341.
aJlaijfnf, m, 25ß.
mmn, ü, 284.
anedlen&UTg, prft @g. 3tug. D., I,
— Grbprinaeffin Saioline, m, 13.
— '©cftiDerin, qjriiij D., lU, 125,
Äurlanb), HI, 67.
Sffiebid, ffnt^atfno D.. m, 264.
— «otenjo bi, III, 127.
9Kebm[n(.CoDver8. w.Ld.Byron"),
m, 312, 395.
andibon, Senac be. 1, 37: Dgf. ©Entic.
SBfeiBeroie, n, 428.
aßeifter, *., I, 30, 33 (f.
— I, 35, 36 (Ü6. ateder); 11, 152,
160, 182, 214 f., 254, 318, 372,
388, 418, 430, 460 f.; IH, 267,
319, 440, 452, 456, 472, 477,
487, 491.
— Dfll. SiEder LUnaebt. SBricfe").
— tgl. gr. 0. mm.
„Helanide- (D.Wb. beSenlB), 11,41 1.
fflielilD. ©omte aRiot fie („M^m."),
n, 249, 272, 299, 371, 375,
408 f. - --•
SDIelun, I
ffllelji, n, 389, 403; IH, 103, 121.
anenbelgfofin, Scroti}.. III, 45,
— Sri., HX 245, 265.
~ .Henriette, II, 454 f.
SKetiflnub, II, 317.
anenou, n, 246.
üllerder, I, 177; n, 124.
— {„9iouffcau aU Utfibr. b. iHeu."),
I, 248 fi.
— (nSur l'art dramatique"), II,
339; m, 201.
— H, 845, 448.
— („CmqMöm.surKaDt''),II,451.
alleren. argcnteau, oft. @ef., I, 85,
97 f.. 133 ff., 289 ff.; 297,3I8f.,
350, 404 f., 482, 484, 507; H,
10 f., 22 f., 29, 36, 46, 67, 75,
107.
— BflI. SeofftD^ u. Sltitetti.
ff-,
H-
arb), m,
ailett, m, 296.
gjletlet („g^Ier), n, 347.
gjterlln be 2)cuai, II, 241, 282,
329, 369.
ailiSrobe, (Somte be(„Souv.''), II, 199.
^JOlcrope", I- aioltalre.
aJIegm«, I, 212 ff.
„9)(e(firtbe", n. 446.
g)ietiifln[io, m, 132.
3)ietterttidi („M^m."), II, 285.
- m, 87, 204, 273, 295, 8:
350 f., 354, 357, 427 f.,
455 f., 471.
- („atuä an.'ä Slnterl. Spnp."), III,
87, 275, 332, 350.
ÜJIeh. I, 390, 444, 461, 495, 499;
II, 80, 97, 105, 461, 467,
aneubon, I, 448: n. 230,
g)teulaii, ^aullne be (3)Ibme.®uiäot),
n, 192; III, 151.
afte^er, ^änx., III, 8
- aHoriüiine, in, 197,
3)lEwraB, ßr. ü., I,
„gjltceitio, eimnnte'
113.
anic&neliä, Caroline, term. ©öömeti
n. 82, 132.
a))itl)flub,n,217,935f., 250.286,315.
- („Biogr. univ,"), 11, 329,
- n, 346, 370, 411, 414.
- („Sottegtanb"), n, 8. 82, 239,
329; nr, 273.
mm aiiflelo, UI, 131.
9Ki(l)eIei, I, 454.
- (nLes fommes de la Eevolu-
tion"), n, 10 (aiJbme, be ©tnel)
13 (ai(bme, be eonbotcet).
Ü)li(f)iel6, a., II, 445,
- („Hist, des Id^ca litt, en
France"), II, 339; III, 201.
anibbletoit, III, 403.
aWiflnet, I, 109,
„afligncn" (aua „5S. aBeifter"), ni,
370,
..amUtrin, Suffe", I, 238.
9Killetinio, II, 272.
aJltUin, n, 453.
ffllQin'S „gjfflflQjin", m, 8.
aJHlDrabüUiitI(^, ©etl., III, 337.
ajlilton, I, 102; n, 159, 255; m,
102, 392, 399.
538
HJamcnregifter.
„mnon" (33aronin \>. Gram), II,
196.
Wim, 3. (g. ®d)Ieöcrö Prof.
,3uaenb|d)rftn."), 111, 387.
3J«n3üm, iDnofrio, 111, 106.
— („eonette"), Hl, 107.
— („Quando Jesu" etc.), III,
110 f.
ÜJMrobeau b. ö., I, 10.
— („Ami des Hommcs"), I, 11,
116.
— („Philosophie ruralc"), I, 11.
— I, 83, 128, 239, 285.
— (t 1789), I, 483.
aTlirabeau b. j. (3^iquetti), I, V.
— I, 212 f., 239, 246, 290, 292,
324, 332, 344, 354, 358 ff.
— (fein pon), I, 360 f.
— I, 371, 374, 378 f.
— (u. s«e(fcr), I, 384 ff.
— 1, 388 ff., 397.
— (JHeben 1789), I, 406, 408.
— (unb ^erj. ö. Drleanö), I, 407.
— 1, 412, 420 ff., 429, 434 f., 439.
— (^iebe f. Diedfer :c.), I, 441 ff.
— I, 446 f., 453, 457 f.,
— (unb ÜJafapette), I, 458 f., 462 f.,
467 f.
~ (2)enffd^r. an b. 5tönig), I, 460 f.
— ((Sintr. inö SJünift.), I, 463 f.
— (Slntrag 6./11. 89), I, 465 f.
— I, 475, 477 ff., 482 f.
— (SBerbinbung mit b. ^of), I,
483 ff.
— I, 487, 494, 499 ff.
— (DIoten m b. ^of), I, 505 ff.
— (u. Safa^ette), I, 508.
— (+ 2./4. 1791), I, 509.
— (üb. b. göberatiüftaat), 1, 518.
— n, 4, 6, 9, 14 f., 29, 34, 38, 96,
124, 138, 200, 272, 295, 410;
111, 66, 196, 278, 286, 386.
©djriften:
3JJirabcau („Considorations sur
l'ordre de Ciiiciimatus"), I, 359.
— („DelaMonarchieprussienne"),
I, 359.
— („Denonciation de l'agiotage
au roi et h TAssembl^e des
Notables), 1, 296.
— („Essai 8. le despotisme"), I,
359, 362.
aJMrabeau („Hist. secr. de la Cour
de Berlin"), I, 359, 364.
— („Essai ß. les lettres de cachet
et les prisons d'^fctat"), I, 359,
362. ^
— r„Le8 Etats-g^n."), I, 385.
— („Lettres a un de ses amis en
Allemagne"), I, 292, 487.
— („Lettres k ses commettans"),
I, 385, 389.
— („Mdmoires"), I, 213.
ajifrabeau, ögl. SBacourt.
— ögl. 3)ecruc.
— Dol. 2)umont; ogl. ÜRouDillon.
5ülirabeau«3:onncau, I, 854: 11, 7.
^miraubot, I, 497.
Söliromeönil, I, 292, 299.
„anirsa'', I, 165 f.
aJlffenum, (Sap., in, 133, 154.
mtm, n, 181.
5DRo(6, ®raf, H, 441; m, 469.
moUxe. it 304.
— („3:artuffe"), H, 344.
— in, 28.
— „Femmes sav.**, m, 197.
— m, 198, 373.
SDloUnart, n, 277.
^{olinigmug, I, 92.
sDioUeöiUe, SBcrtr. bc, I, 314.
— („M^moires"), I, 394.
— II, 13, 67, 88, 92, 97, 99 f., 107,
113, 114, 115, 152.
a«onfcn, (Somtc („M&noires«), m,
329. 460,
SDfioncafpn, m, 104.
ajloncep , ©cnbarmcrlc - 3nfP«ft«>tr
©cneral, H, 437.
„sDJonboDille, fieoncc be^ H, 396 ff.
momz. n, 391.
Sßlont, n, 296, 370; m, 422.
5DRonrepo8, SSifla SSoItaire«, I, 27.
mon^, m, 469.
ajJonfleur, I, 128, 468; H, 32, 41,
93
ajlonti („BasBvilliana"), m, 102.
— (^omerübcrfcfeung), m, 124 f.
aWontagu, SHarquifc D., n, 158.
— m, 133. — ü0l. SftooiUI«.
Sö^ontaignc („öffa^«*), I, 254, m,
375.
ajlonta'uban, I, 123 f., 807, 498.
üJ^ontbarb, ®(!blog i. b. IBouraogne,
I, 47 f.
S'Jamcnreöiftcr.
539
3D^ontbarrc9, ?Jrinj üon, I, 126.
ajJontbavreQ, «ßriniefft« Don, 1, 103 f.
SDfJont'SSIonc, II, 441; HI, 185 f.
— $prnfect beg, lU, 316.
SDJonteöut, (S. („Impressions de
voyage et d'art"), I, 50.
SO^ontelimai-t, I, 13.
ajlontenottc, n, 272.
9)Zontegquieu,1, 12,39, 46 f., 92, 113ff.,
136 ff., 139, 142, 159, 166, 246,
262, 274, 361, 363, 436, 465;
n, 37, 411, 463.
— („Prolem sine matre creatam"),
m, 36.
— („De la Grandeur des Ro-
mains"), I, 137.
— „Q)cift ber ©cfefee", I, 12, 36,
47, 113, 137, 156, 194, 333, 497.
— („®ef(i)id^te ber förbc"), I, 137.
— („Lettre^ persanes"), I, 137.
— (u. b. „vii)ociaIcontract")f I, 146.
— ügl. SBian.
monk^üion, ^laxq. be, ®en., 1, 393 ;
n, 147 f., 235, 324.
— »gejenfoc, Slbbe ü., I, 307, 493;
n, 138 f., 249, 283; HI, 440,
445.
anonteffon, I, 412.
— SOibme. be („Le Comte de Cha-
zelles"), I, 168.
— (u. grau D. (BUMii), U, 403.
SKontgeloe, m, 188.
— ©röfin, ni, 489.
SJiontl^olon, ^väftbent üou 9^ouen
(„Mem."), II, 12, 307.
— gri. D., U, 12.
Wloi\if)r)on, f. SDiont^on.
gjJonti, SS. („Lettere ined a V. M."),
m, 88, 103, 105 ff.
— („S3a6t)imana"), lU, 100.
— (,/3lviftübemü"), HI, 101.
— m, 121, 135, 230.
— ögl. ßnntü.
SHontign^, ©d^IoB, H, 312.
SDiontlope, I, 12.
2«ontIof!er, I, 466.
— man.), I, 494.
— („L'art de constituer les peu-
ples«), I, 515.
— m, 181, 437, 465.
— ügl. S3arbou]c.
ajJontttiorencQ, bie, I, 341, 486; II,
55, 122 ; III, 449.
— 5lbricn bc, II, 391.
aWontmorcnc^, SJlntl&icu bc, I, 421,
439, 487; II, 12, 74, 129,
152, 159, 174 f., 208, 234, 287,
292 f.. 379, 387, 436, 442, 467 ff.;
III, 79, 95 f., 169 ff., 231, 244,
265, 278 f., 298, 318, 360, 438,
448, 479, 493.
- üfll. gr. D. 0tael.
50]ontmorenc9 (föinjtebclei), I, 47.
ajJontmorin, Slrmanb, ©raf Don, I,
293, 298 f., 358, 361, 364, 377,
387, 444, 448, 459, 462 f., 482,
505 ; II, 25, 29, 32, 47 f., 73,
105, 107, 143.
- (+) n, 145.
- II, 309, 310, 312, 323.
- Slugufte be, ÜJiarineoffiaier, n,
310.
- gjlbme. be, I, 377.
9J?ontoI{eu, SBoronin (geb. 6;roufaj),
I, 16; n, 256.
SOlontpeUiev, I, 187; H, 345; m,
120.
a)iontronb, n, 328.
Montyon („Particularit^s sur les
Ministres de finances de
France"), I, 89, 103, 121, 289.
„9«oür, ^tauber", I, 247.
9Jioore, ber 25t(^ter, HI, 135.
- („Letters and Journals of Lord
Byron"), II, 169; HI, 158, 393 ff.,
398, 400.
9)]orbil)an, ®oIf Don, H, 224.
„Mords-les" (für ^bh^ SHoreHet), I,
101.
arioreou, n, 330, 372, 381, 384;
III, 55, 84 f., 361.
- ©cneralm, m, 363.
- be Saint Wi^xt), frj. ®en.»®ouD.,
m, 107.
gjloren, ^ax\ („^. 55. t). Söom
ftetten"), I, 177, 241j n, 418,
427.
gjioreUet, Slbbc, I, 40 f., 58, 68,
70 ff., 79, 84 ff., 101, 237, 514;
n, 190, 234, 242, 364; HI, 440.
- („M^moires"), I, 42, 59, 71, 74,
99, 101, 514; II, 13, 185.
moxaz^, II, 263.
moxU)a, So^n („SBoltaire"), I, 113.
- („^ouffeau"), I, 248.
Tloxx% ©ouöerneur, I, 244, 343,
353, 371, 383, 399.
- (üb. b. Sage öon 1789), 1, 401 f.
540
SliorrU, eoitueriicur, I, 409, 4-12,
463, 408.
— (im i)aiile Stni'l), I, 469 ff.
— I, 481, 512 f.. 520; II, 10, 42,
40 ff., 77 f., i>8, 11 j, 12Ü, 150,
1G3, 184, 2U3, 212, 2Wf.; m,
UO f., 15C, 262. — nnl epniK.
^lorrljtnna, üaittrig üi 91m., 262.
SJlottimet'^tmaut („Hist. de U
Terroiir''), 1, 384, 434; n, 59,
115, 117, 125, 12S>, 143 ff., 213,
235.
„Klorvellc, I'hiltiipu de" (ülioiiton),
I, 72.
aiioScati, «riit, lU, 106.
aJIofcg, m, 96.
ailostnu, lU, 330, 837, 339, 341 f.,
347, 431.
— aietropDlit B., m, liG.
aRoeion, m, 300.
aiotiert-IniBerä (®ib6oii), I, 24 t.
— (u. iRouffeau), I, 28 f.
3){ou4q, I, 136; U, 174.
— Sliatfiftnnin doh, I, 167.
SDioulinö, I, 123, 128; U, 329.
TOoultou (Mouttenu), I, 25 ff.
— mn\), I, 3().
— I, 33, 45, 46, 65, 177, 24'J f.
ai(punier, I, 251, 313, 315 f., 354,
356, 370, 396, 406 f., 121, 426,
428, 434 ff-, 440, 447 ff., 452 f.,
457, 463, 468, 520; U, 18, 115,
223, 458 f. i UI, 72.
— („ConaideradouB b, la gouvcr-
iicin. et pArt s. cchii qui con-
vieut k fft Frauce"), I, 436.
— („Hcehcrelies s. 1. cuuses qui
ont cmpSchä I. Frant;»is du
duvenir librea"), I, 407, 454 f,
— OflI. Snnjac.
ffliojart, I. 61; HI, 198, 382.
SDiüller, Slbam *e(nr (Ofll. ©eiiB),
III, 113, 292.
~ (u. grau u, ©tai'l), in, 204 ff.
— („eitnt. b. etaatatunft"), m,
207.
— („SJorlefuiiiieii über bit lieutfil)e
ilittetntur"}, lil, 385.
— (U. ©Wß), m, 292.
ffliUlIer, 30^. B. LiSriefe''), I, 6.
— (über @enf), I, 6.
— (übet 9(eder), I, 37.
— I. 1C3, 177, 320; II- 318, 332.
— (©ämmtl. aaette), I, 246.
m&aex, 3. 0., m, 4i, 44, 67, 72,
77, 95, 129, 159, 204, 253, 296,
379, 385, 391.
— D9I. 3)töuter-Eonftant-
ajtüncf)en, m, 188ff., 396.
attüiit^^aufen (.Sldfegefi^tt^ten'),
m, 69.
anuiibt [stntbtva ut. ^ta^iag), n,
458.
SDfurot, m, 421, 448, 455.
„Murcie, Solitairea do", I, 59.
ÜUIuriUo, m, 116.
3)iurinaf«, n, 282.
ajlurta?, SufteanMer, DI, 361.
äJluffq, @ueneou be, n, 361.
S.
Jtafgeon, I, 46.
StnnCD, I, 499, 502f., 514; U, 106.
„«licmlne u. ©inBöal", I, 165.
giciiite«, 1,473; U, 225; m, 453 f.
ginpoleoii, I, 90, 106, 249, 426, 487,
515, 519; H, 54, 131, 181, 232,
293.
— (erfte aSegeanuna nt. Ar. 0. ®t),
Ü, 306 ff.
~ n, 337, 367.
— (lebte SeoeanutiQ m. %x. D. St.),
11, 385.
— (u. ©oet&e), III, 8.
— (u. % 0. mna), m, 41.
— (Änifet), m, 98 ff.
— ÜI, 118, 115, 120 ff., 152, 159,
161, 176 f[., 181, 184 f., 189,
203, 208 f., 244, 247, 267 ff.
— (an ßbampanJiD 18081, HI, 270.
— (>BeimfibIa.tn.3llaite&uifel810),
ni, 274.
— m, 280, 282 f., 317 ff., 326 ff.,
336, 339 ff., 349 ff., 354 ff-,
361 ff., 400, 413, 417 f.
— (im ©egenfa^ gu 3r. ». ®t),
in, 419.
— (nie S)ictatoi), m, 496 f.
— („Corresp."), HI, 176 f.
— (©orrefl). m. Särniabott«), ÜI,
354.
— (Ob. SonftontB „SBnlfletn'), m,
274 f.
— Bgt. iBanapaile.
— ogt. „Goargaad et Montliolon''.
— ngl. Sianfreg.
3£o))oI6onDiae (Senb^), lH, 265.
SRatboiine, STätlfft. t., I, 97, 293,
299, 494.
— Dßl. IilDon.
3{(iTbonn€'S(tr«, fiouB be. @rdf, I,
lOe, 187, 240, 310: H, 9 ff., 72 ff.
- (ffirieflSmfii.), II. ™ ff-
Ö3f.
— n, 98 f.
— ((Sntlofiuna), n, 100 f[.
— 11, 122, 129 f.
— (ffltttunfl), a, 134 ff.
. - n, 152, 159 ff., 175, 188f., 20S,
249, 303, 382, 391, 401, 458;
in, 37, 181, 188, 196, 286,
— ajibme'., be,' H, 11, 99.
9iatffcl)Iiit, m, 344.
sRarieS" (SlectEr), I, 353.
m^aa. $QU8, I, 173.
— Srüfin D., m, 226 f.
gtoflnu-lffieilburfl, gürft 0., I, 4.
„«ntc^ej", n, 157, 315.
.gtat^tr, tgl. aejflng.
sRatipnalconDeiit, 11. 148.
SienUri, I, 58, 134; Jl. 167, 181;
m, 109, 115 f., 133, 139, 455.
— (»fli. «. JSDÖfbue), m, 113.
91eaBd, @olf o., II. 4-11.
^tavtl, ÄBnig d,, TU, 270.
— Äöiliflin D,, UI, Hil.
aieder, gnmiKe, l, l ff.
— (Eowet), I. M7 ff., 172 ff.
— (SmontpeUier), I, 187 ff.
— (SBaris), I, 188.
— (©^meij), I, 199.
— t^ariS), I, 207,
— Id. Siiüaxol befeinbet), I, 281,
— {mäUt)x na* iPflr(ä), I, 413.
— (tu SBTüffel). I, 410.
— .(in bn ©diBidj), I. 413.
— (in 6oi)pel). n. 1 ff-
— DflI. ble elm. giimliienalieber.
— Bfll. „33fe gamilie 3(eäer" Bon
6, S., I, 4, 13.
Weilet, anne-Suife-föcrmalne (©«•
burt), I, 65.
— (In fOlontbiirb), I, 48.
— (u. ©onftetten), I, 148 ff.
— ((Srjieeuiia), I, 151.
9t«l€r, anne.liuile-SermoijK, f. So-
tonin 0, ©taüI',&olfteiTi.
5RectEt, SbD. in Äüftrin («.'6 ©roSo.),
I. 2.
- Äarl gr. (%'& SJatet), I. 2, 3.
- („Unt. j. ©tnnWr. b. &. ffl. JHdifte
btfftr. 9(ntion"), I, 3.
- b« ©etmanie, Subio. (9t.'« SBtbt.l,
I, 3 f., 81, 297, 410 ff.
- ÜJirtrtin, ipteblflet (3i.'S Utfltfi».),
I, 2.
DlecCet, Solob, I, 1, 2.
[«.fei ' ■
f®enf)
- (u. feine 3eit), I, I ff.,
I®enf), I, 3 ff-, 30 ff.
(OTntfeiüe Jc), I, 4.
Tis.
— (Eerlieiratliuna), I, 13.
— (u. Stl. ßuti^ob), I, 30 ff.
— (SperfanUi^teit), I, 33.
— (gjleifter'S ©io0r.), I, 35,
— (lönron ©leiten'« Urtb.), I,
36.
— (Urt^. feiner >
— (feine km. ' ,
— (als pplillfcfier ©c^riftfleiler), I,
— (öutenuj: beS Banf^fa.}, I, 41.
— (Welifl. anfcbnuunaen), I, 48 f,
— (©tvl), I, 51.
— (3(.'S ©olon: Sit. Jöcbeiite.), I,
72 ff.
~ (ßintt. in b, ^Betwaltgärat^), I,
79.
— (3lfi(fttltt aus b- ©anlflefift.), I,
— (oegen b, DEfonomiflen), I, 82 f,
— (tn endnnb), I, 101 ff.
— (etfieS aniniftetium), I, 105 ff.
— (ffln aJvogvamnt), I. 110,
— (ctfie^toDimialDetfammlnnflEn),
I, 119 ff.
— (atiiätr. oua b. amniftetium), I,
123 133
— (fein Coinpte renda), I, 125.
— (öffenti- SDieinunfl übet ibn), I,
134.
— (StniEtifa bEtt.), I, 140.
— (in ©po), I, 147.
— (grau u. SoÄtcrl, I, 151, 153,
160.
— (D. Stau M, loHfitx benrt.), I,
16-2 [,
— (SGerliift b. öff. SQJitffamfeit), I,
542
SWantcnrcgifter.
SRcdTer (3J?. Sliitoinette u. f. 3:od)ter),
I. 217.
— (Düation), I. 220.
— (GflaDerei betr.), I, 231.
— (©alon), I. 237 ff.
— (polit. ©tanbpunft), I, 275 f.
— (feine 92ad^fol0cr), I. 2S4, 287 f.
— (u. fönlonne), I, 292 ff.
— (an gr. ö. ®t.), I, 297.
— (iPropaßanba für i^n), I, 299 ff.
— (SSerbannung), I, 302 ff.
— (^nuöl^ine), I, 314.
— (2. gjilnifterium), I, 319 f.
— ((Snrelinnen), I, 323.
— (poüt. S3efenntni6), I, 341.
— («politif), 1. 344 ff.
— (ätöeite S3erufun0 b. 9iotabeln),
I, 348.
— (bie SBertretung beö %kx^), I,
349.
~ (feine «ßortei), I, 352 ff.
— (u. ajürabeau), I, 362 ff., 384 ff.
— (u. 2Ba^len o. 1789), I, 372 ff.
— (SRcbe 1789), I, 380.
— (njünf(j&t f. (gntlaffuna), I, 397 ff.
— (Ungnabe beö ^ofeö), I, 404.
— (föntlaffung), I, 408 f.
— (Surücfberufung), I, 411 f.
— (3. aJHnifterium), I, 412 ff.
— (auf b. ©tabtl^auö), I, 413.
— (üb. b. ginanalage, 4./8. 88), I.
430.
— Cf. ha^ fußpenf. SSeto b. 5löniöö),
I, 439 ff.
— (©t. trieft.), I, 444.
;®etreibefäufe), I, 445.
in §8erf. 6./10. 89), I, 448 ff.
;u. SDürabeau), I, 457, 460 ff.
>. ü. et. üb. i^n), I, 4G9.
liationalbanf), I, 470.
[etant u. ^irc^e), I, 473 f.
^^afftüität), I, 474.
u. b. ginanalage 1789), 1, 476 ff.
u. b. ^of), I, 483 ff.
u. b. Slbel), I, 487 ff.
14./7. 1790), I, 498.
fförnifpon b. Slffignaten), 1, 500 f.
[5)enff(t)r. ö. 17./8. üb. b. ginanj«
läge), I. 501 ff.
— (SHüc!tritt Dom 3. SOMnifterium),
1, 503 ff.
— (3fleife nad^ Poppet 1790), I,
504.
— (u. 9Jfont!ofier), I, 515.
5^e(fer (über bie @|recutlüc 2C.), I.
516 ff.
— (u. b. 9lct)oIution), I, 521.
— (u. gr. ö. ö. 0tolberö), 11, 2 ff.
— (u. ©tael'Äolftein), II, 18.
— U, 20 ff.
— (gerfcn üb. t^n), H, 24.
— (u. Safa^ette), 11. 31.
— II, 48, 53 f., 73, 81, 88, 98,
100 ff., 123, 141, 145, 152 f.,
164, 171, 177 ff., 183, 190, 201,
208, 214, 266.
— (9iecfer'f(t)e ©(^ule), n, 280.
— n, 286, 302, 306, 316, 818 f.,
339.
— (üb. e^ateaubrianb), n, 364.
— 11, 377 f.
— (u. S3onapartc), ü, 881.
— II, 427.
— (u. f. %0(iiUx), n, 434, 438.
— t), ni, 87 ff.
— (u. monii), in, 107.
— (ginanjen), m, 120.
— III, 161, 182, 228.
— (S3ilb in (Soppct), HI, 252.
— (^änbereien in benSSer. (Staaten),
III, 262.
— (^epofituni), m, 271.
— (^cliß. Slnf*.). m, 286, 288.
~ in, 360.
— (2. 5JJin.), m, 401.
— III, 413, 434, 440, 452.
— (feine ©d^riftcn), HI, 492.
— m, 457, 462, 470, 495, 500.
©d^riften:
9?e(fer („De radministration des
finances«), I, 110, 111, 117,
118, 123, 135, 295, 344, 352.
— („De l'administration de Mr.
Necker p. lui-mömo"), L 95,
101, 110, 127, 135, 326 ff., 342,
346, 374 ff., 398 f., 409, 414,
472, 479, 480, 502, 504 f., 518,
n, 55.
— (Troisifeme Minist&re de Mr.
N."), I, 414, 420, 430 f., 439,
441, 502, 516.
— („filoge de Colbert"), L 82,
110 f.
— („Du commerce et de la l^eis-
lation des grains"), I, 85, 94 f.,
99, 101, 117, 328.
SJomenteglfter.
543
dhäex („Compte-rendu au roi"), I,
118, 125 ff., 131, 156, 294 ff.,
319, 380.
— („Memoire au roi sur l'etablis-
seinent des Administrations
provinciales«), I, 118, 119, 120,
296, 472, 487 j n, 182.
— („De la Revolution franc."),
I, 119, 125, 287, 296, 299 f.,
319, 335, 345 ff., 391, 394 f.,
398, 403 f., 407, 409, 413, 422,
430, 443, 451; H, 118, 145, 149,
184, 214, 302.
— („Du pouvoir ex6eut. d. 1.
frands Etats"), I, 321, 347,
61, 392, 502, 516 ff.
— (Diso, k l'ouvert. des Etats-
g^n."), I, 381 f.
— („Discours k l'ouvert de l'as-
sembl^e d. Notables"), I, 363.
— („Reflexions presentöes k la
nation frauQ. s. le proc^s de
Louis XVI"), n, 145.
— („Dern. vues de politique et
de finance"), I, 518; U, 240,
302, 385 ff.
— („Ueb. b. ©lud b. einfältiöcn"),
I, 160.
— („Cours de morale religieuse"),
I, 181; n, 1 f.
— („Ueb. bic SGBidfttiöfeit relföföfer
gjleinuiißen'O, I, 48 f., 179 ff.,
261, 281; 11, 1, 198.
— („Suites funestes d'une seule
taute"), n, 415.
— („Oeuvres compl."), I, 76, 107,
275, 276; H, 415; HI, 107.
— („Ungcbr. ^Briefe d. 5R. u. grau
u. 0tael an aWeifter, im IBef. b.
$rn. Dr. 3:^. ^einl^arbt in
Söintert^ur"), H, 152 k.
SRcder, ügl. aJlbmc, be etael*|).
— Dgl. ©oetl^e, HI, 214.
— üöl. SaUö»3:oIIenbaI.
— ü0l. 51. SB. ed^reger, I, 110.
— LSf^ecfer'ö äweiteö mx\."), öqI.
Öefcr.
9flc(fer, geb. föurc^ob, ©ufnnnc, I,
13 ff., 32.
— (u. f^r (Balon), I, 38 ff.
— (u. S3uffon), I, 47 ff.
— (u. ©ibbonV I, G2 ff.
— (i^rc ©tubten), I, 68 f.
Siedet, (Suf. (Söo^ltl&ätlgfeit), 1, 74 f.
- (enfll. Sect.), I, 102.
- I, 130.
- (üb. syjeder), I, 131.
- I, 134 f., 136, 147 ff., 151 ff.
- (an i^rc %oä:jUx), I, 172.
- I, 249.
- (üb. b. SR. ^ei.), I, 281.
- I, 350, 402, 408 f., 504.
- (in Poppet), n, 1 ff.
- n, 101, 123.
- (t), II, 182 ff.
- II, 203, 406; HI, 286.
- („SBetrad^tßn. üb.b.eH^cibg."),
II, 146.
- („Melanges"), I, 45, 49, 50, 53,
64, 69, 74, 75, 82, 103, 131,
157, 158, 163, 172, 173, 178,
250, 282, 298, 303, 343; n, 3,
183.
- Dgl. grl. föurd^ob.
- ugl. b'^auffonüiUe.
Diecfer, be v<5auffure, 9Jibme., I, vi;
n, 378, 391, 412, 421 ff., 431,
434 f. 442.
- (u. (^maf)i), in, 88.
- m, 89 ff., 167, 185 f., 291, 311,
462, 466, 476, 489.
- („De Teducation progressive"),
n, 423.
- („©diregel'ö SSorlßn., frj."), HI,
203.
- („Notiee sur le caraetfere et
les 6crits de Mdme. de Stael"),
I, 155 f., 159, 161, 166, 210;
n, 412, 433, 442, 462; HI, 64,
89, 92, 95, 169, 291, 30O ff.
^Reerwinben, n, 151.
dkm, III, 110.
syielfon, n, 327.
„mzlml, €)m." {au^ „(Corinna"),
III, 130 ff.
dkxo, III, 185.
syjettenient, I, vi; H, 224.
S^euenburg, I, 25, 29.
ÜJieufd^äteau, gran^. be, II, 290.
gf^eufd^ätel, n, 192, 194, 203.
mtm, m, 340.
DZenjton, I, 371.
- ögl. SSoltaire, I, 243.
9Zett)'?)orf, III, 91, 262, 272.
9le9, m, 478.
S^tccolini, III, 103.
544
SRamcnreglftcr.
$RicoIat („Sriefc bcr Slbelktb"),
III, 67.
sRicoIc, sBcrlcgcr, I, 158; m, 263,
268, 282.
mkh\xt)X, 33. ®., I, 145, 290; n,
371; m, 295 f., 387.
— („®ef(t). b. Settalterö ber 3fleüo-
lution"), I, 139, 290, 295, 351,
373, 383 f., 425, 465, 498; H,
42, 371.
— („SeBcngnod^rid&tcn"), m, 295f.,
388.
Sf^iebednnbe, I, 444; HI, 454.
mimtn, m. 330.
92imc8, I, 493; HI, 184.
mimn, m, 227.
dUon am ®enfcr(See, II, 169, 202,
263.
m\axh, I, VI.
— („Hist. de la Litt. franQ."), I,
238, 243, 261, 282, 358.
— („M6m. et Corresp. hist. et
litt."), n, 198.
— - („Portefeuille d'im Academi-
eien"), I, 35.
sj«Wm*$Rowöorob, m, 340.
sRiücrnaiö, |)ergO0 ü., I, 123, 299,
310.
mm, 1, 179; n, 147.
sRonilleö, ^auö, II, 174.
— SSicomte bc, I, 191, 307, 335,
426, 429, 487; II, 79, 154,230;
m, 343.
— 3Jibme. be, a«arf(^oUin, 1,234 f.;
m, 294.
— („Marquise de Montagii"), I,
335; 11, 158.
— („La Princesse de Poix"), 11,
157.
S^obier, ^f). („Sonv. et portr. de
la R^v.*'), n, 229.
SfJorburD'^nrf, II, 167.
dloxh, ®raf bu, I, 169.
sjJürbamerifa, ml. (SfinftcHuj:.
sRorbfternbunb (Serlfn), III, 67.
sjJormanbie, I, 328, 391; IT, 34.
5Rortt)fn8 bc aHonbreton, II, 302.
srjomeöen, III, 347, 351, 356.
9fioftrabomu0, III, 264.
„Notables", I, 349.
„SfJotrc'^ame bc Stl^ermibor", II,
233.
„?Rotre«2)amc beö SSIctoircö" (ü)ibmc.
be SBcaul&arnaiö), IF, im.
^Roüollg, m. 76, 79, 387.
— („^clnri(^ D. Oftevbinacn"), n,
357, 359.
SRo^onö, I, 408.
D^^on, I, 172, 177.
b'OBerürdft, S3aronnc (^M^moires"),
1, 32, 72, 169. 206, 220.
„Oberfir*, ©ogüJWbtJ^cn ü.",in,22.
Dberlin, Pfarrer, m, 297 f.
Dbermonn, n, 360.
Dd^g, n, 317 f.
Dbeffa, m, 477.
„Ocbipug auf ^eolonoö", m, 248 f.
O'3)onnel, ©räfin ©^rlftinc, HI,
196, 389.
„Oeuvre des Emigr^s**, 11, 158.
„Oftcrbinaen'', ogl. ÜfiooaliS.
Oel^Ienfd^iager tlbam, n, 458; m,
245 f., 255 f.
— („©orrcßflio"), m, 256.
— („Scbcngcrinncrunflcn"), ü, 426,
451; m, 252, 256.
Ofnoö, m, 50.
Defonomiften, I, 10 f., 34, 82 ff.,
91, 94, 101, 105, 129, 392: II,
278, 280.
— ü0l. bc fioöcrgnc.
Olbenburg, m, 327.
Ol6ron, H, 305.
OliDier, ÜJJbme. ©arolinc, 11, 192.
Dlmüt, n, 126, 176 f^ 202, . 265.
Delöner, I, 246 f.; 11, 132, 233,
236, 249.
— („S3riefc a. $ar!«, 1790-92"),
I, 247.
— („(gm. ©icüfeg polft ©d&riften"),
1, 367 ff. ; n, 25d.
D'9)Jcaro, 5eat|len, n, 393.
Dnden, SB. (»4). Scitoltcr bcr «e-
öolution"), I, 109, 285, 288,
— („Oeftcrretdft unb ffircugctt im
lÖcfreiunögWege"), III, 284, 328,
330, 332, 351, 354, 35G, 353,
363.
— („S^ripgb.lc^t.grlcbenSoetBblfln.
m. Sfiapolcon"), m, 427 ff.
Dranae, gürflent^unt, I, 174.
Oramcn, I, 482.
— SKil^clm, D., I, 112.
— «ßring ü., n, 390; m, 65
Drntoiiancr, n, 325.
Otlcanlftcn, II, 280.
iRamenrcgiftct.
545
Orl^an0, ^xx^m \>., T, 167.
— ^crjog ü., 1, 135, 168, 220, 225 f.
— (©erangenna^me), I, 232 f.
— I, 242, 307, 310, 373, 375, 379,
403, 410 f., 443, 456 ff., 459,
467; n, 76, 143, 232, 236; III,
429, 438, 471, 483, 493.
Orltang, ©tabt, n, 101.
Drlotx), ®raf, m, 345.
b'Drnteflon, I, 284, 288.
Drmeffon, (Bd^\o% n, 323.
„Dvoöman" (a. „Baire"), f- S3oltaire.
Drtig, Socopo, III, 104.
Dcfcr, U, 339.
Dtpan, n, 306, 321, 337; HI, 96,
100.
Dftcnbe, n, 167.
DeftcvrdA, n, 25 f.. 76, 82 f.
— (unb ©ironbe), II, 90.
— 11, 92, 105 f., 265, 271, 281.
— (1799), m, 102.
— m, 121, 192 ff.
— (gr. ö. etae!), III, 317.
— m, 325, 327, 330 f., 356 f.,
427 f., 454 f.
Dftinbten, II, 235.
Dftinbif(J&c(Sompa9me, I, 80f., 105.
„Oöwalb" (aix^ „Corinna"), in,
134 ff.
„Otöeüo", f. ©l&afcfpeore.
„Dttilie" (aug ©oet^e'g „5öal)Ioer=
wnnbtfdftaften"), ni, 374.
Dtto, franä. ©e[anbter, III, 333.
Dud^^ bei öaufonne, III, 184.
„Durifa". II, 415.
b'Dutrcmont, I, 297.
Duürarb, n, 232, 292.
Dutöoroff, (Somte („Etudes de Phi-
lologie et de critique"), III,
197.
Drforb' (®ibbon), I, 16.
~ (öibebert^eilung), II, 155.
^a6ie n, 148, 151.
spalei), m, 401.
9ßolff9, ®räfin, III, 196.
$aliffot, I, 195; II, 412.
l^aUaxn. m, 454.
^nßeöfe, (S. („CS^nrlotte"), HI, 33.
„^alm^re", f. SSoltairc.
„«ßalnatofe" (ü. DeJ^lenld^Iäger), III,
245.
^^sßamcla". I, 112.
»Icnnevl&attett, §rau toon ©taül. III.
«ßnmierg, SBifd^of Don (b'Slaoult),
II, 23.
«t^audiaub, SBanquier, I, 296, 354.
$angc, Sl^eö. be, n, 238, 242, 312 f.
- SO^bme. be, n, 323 f.
$anfouc!e, SSerleaer, I, 41.
„^4$anurfle" (für anorenet), I, 84.
5^nrini („II Giorno"), m, 107.
$ari8, I, 4.
- (% 9]ec!er, «Bernet), I, 8.
- (grl. eurdbob 1764), I, 30.
- (0efeUfd^oftli(Jöeö Seben); I» 39 ff.,
65 ff.
- («rjecfer'g ^au8), I, 39.
- (^U(bme. 9kc!er), I, 65 ff., 176.
- (^arliiment), I, 83.
- (SBonftetten), I, 148.
- m. mt), I, 170.
- (Sd^meben), I, 188 f.
- (3leuter]^o!m), I, 215.
- teefeüfd^nft 1787), I, 237 ff.
- (^ie grauen in ber ©cfeUfd^aft),
I, 243 ff.
- (1787), I, 298.
- mdex), I, 303.
- (im SBelagerungg^uftanb 1788),
I, 325.
- (^BevpvoDiantirung 1788/89), I,
327 f.
- (1. Siufftanb), I, 374.
- (Buftänbe 1789), I, 405 f.
- (©reigniffe Suli 1789), I, 411 ff.
- (Sntrigueu b. Parteien), I, 443.
- mufft.), I, 416.
- (©rünbung ber (Slubg 1789), I,
474 ff.
- (g)?b. ü. etaöl'ö §8ere5rer), H, 9.
- (5tird)l. Unrulien), II, 28.
- (im S3e!agerung63uftanb 1791),
II, 40.
- II, 77, 92, 118 ff.
- (10. 5(ug. 1792), H, 123.
- (glüd^tlinge), II, 173 ff.
- (9. Slfiermibor), II, 184 ff.
- (^. (Sonftant), II, 190.
-- (S3aron ©tael), II, 215 ff.
- (9. 'iJ^ermibor), II, 217 f.
- (22. 35rairial), II, 217.
- (politifd)e föreigniffe), 219 ff.,
232 ff.
- (1795), II, 2-28 f.
- (grei^eitggöttin), II, 233.
- {(kl), be (s;onftant), II, 233.
- (3:rtneoranb), II, 235 f.
35
546
^amenredifter.
i^arig (^ecrete üom 5. u. 18. gruft).
n, 241 f.
— n, 246.
— (5/10. 1795). II, 247.
— II, 248, 251, 262 ff., 272, 274,
277, 281, 291 ff.
-— (unter (Sommanbo t). Slugcreau),
U, 296 ff
jj 309 312.
— ((S^oteaubrianb), H, 360.
— (18. SBrum.), II, 366.
— (bic ^limbolbt), II, 452 f.
— in, 9, 16.
— (gr. t). 0*lcgcl), m, 82.
— m, 170, 177 f., 185. 206, 231.
— (33. (Sonftant), m, 232.
— III. 245.
— (5lrmcnppcae), m, 249.
— m, 265.
~ (5RopoIeon), m, 271.
— (?lua. ü. (fetael), m, 271.
— (ßenforcn), HI, 278 ff.
— (0aint^Wavtin), in, 294.
— (3. bc dioccci), lU, 305.
— (21. So. ©d&Ießel), m, 316.
— m, 354, 358, 397, 421 ff., 428 f ,
431, 445, 470.
— ((gurop. (Sonferena), III, 485
©cföngniffc. etrngcn, ^Ift^c,
SBol^nungcn 2c.
«Pari«, Slbbo^e-^cfängn., I, 405; n,
143 f., 309.
— S3oU&auö, n, 226.
— S3aftiae, I, 220, 314, 330, 374,
407.
(föinna^ntc), I, 411.
(örftürmunö), I, 434, 498;
n 115 452.
— S3ib!iot^cf bk Snftitute, I, 74.
— SBicetre, ©efängn., 1, 227; n, 145,
m, 269.
— 5Boiö be S3ouloönc, I, 66.
— S3ouleDarb, n, 229.
— C&ktelct, II, 145.
— C£$auft^c b'Slntin (mcamkx,
früher ^iccfer), n, 378 f.
— e^ouff^c b'Slntin, |)6tel aJiont«
fermeil (Sät. S3onap.), n, 391.
— (Sonciergcrie, U, 145, 172.
— (Sontrole g^n^ral («Rerfcr), I, ß6,
— ei^fetfd^e gelber, U, 57.
— gorce, ®ef., U, 144.
$ariö. 5eöl. ®nrten, II, 230.
— ©rfeDe-^Iat, n, 139 f.
— ^otcl Seblanc, I, 65, 207.
— ^otel bc ^oaim, n, 230.
— Socobinerflofter, I, 474.
— Snöalibcnfirt^c, m, 151.
— 5tarmelftergcfäuan., in, 145.
— Souöre. I, 478; II, 9.
— („3«ara{8")r I» 41.
— Mus^c des petita August ins,
n, 8.
— 9i6trc 2)omc. n, 230.
— @r. Oper, n, 57.
— ^alniö bu Suicembourg, n, 240,
279, 297, 368.
— spolalg ro^al, I, 375 f., 386, 392,
404, 443 ; n, 7, 229 f.
— Quai be \a ©rfeoe, I, 447.
— ?iue bu SBac, I, 207, 237.
— mnz bu 53ac (33. D. ©tael),
n, 129, 383, 441.
— 3ftue S3era6re, I, 207, 237.
— fRut be ^l^r^, I, 65.
— 9tue bc ©lid^9, 410.
— SHue bc re*eae, II, 32.
— SRue be ©rcncttc ©t. ©ermoirt
(gr. D. ©tael), H, 383.
— ytue bc öiae, n, 416, 443.
— 9{uc neuDc bu Suycmbourg (®rftf .
SBeoumont), n, 360.
— 9luc ncuüc be8 SWotfiurin«, m,
492.
— dim SWidfecHc^eomte, I, 41, 65.
— 9luc be 3Rontblanc (Sl^amfcr),
n 292
— 9tuc be' 3RuI^oufc, I, 65.
— mm diid^zx (S^o^el Öcüfn), n,
454.
— ^tuc bc JHiDOli, n, 230.
— 0(^web. ©cfanbtfdfeaft, I, 207,
469; n, 104, 129, 142.
üal. 9lue bu Söoc.
— et. Slntofnc, ^orftabt, n, 113,
141.
— 0t. S3crnorb, 3:our, H, 145.
— ©t. ©ermain, gouboura, n, 230.
— 0t. Sajore, @cfän0it., II, 809.
— 0te. sßelagic, Ü, 145.
— ealpßtriferc, H, 145.
— 0efnc«93rü(fe, H, 122.
— 0tabt^aug, I, 413; n, 40, 118,
121, 123, 139 f.
— (3:cmpel), I, 195; m, 269.
— (Sl^eater), U, 229; m, 124.
547
ajariS, Thiätre italien, U, 447.
— IlfMter bu Waraii. Xl, 340.
— ,3;beat« ö. SRiie ScueoiS", n,
447.
— Sufletfen, I, 273, 452, 467; 11,
18, 28, 32, 78, 100, 112, 115,
120ff.,143ff.,308;ni,27^,456ff.
— auflerfengatleit, t 370; TL, 230.
— Senbomepl-, n, 121.
fiiterntur ö6er ¥arl8.
gjatig (b'Äbnmtcl, ©alonä be 9ß).
I, IG.
— Dgl. Eampe.
~ (1790-92), ogl. Deföiier.
— ofli. »tubbomnie, II, 71.
— »fli. ®(%mibt.
fflarma, I. 85; n, 129, 418; HI,
107.
«att^enope, in, 119.
.SparälDiil", III, 247.,
ajnScal, I, 158, 181, 255, 490; H,
192.
— („Pene^ea"), H, 334.
SßaequQüe, 3)lartinej, I, 213; HI,
SßnSquier, SlJiti., m, 479, 485, 491.
fflafJo.f"'^'!'''"«Er H, 309.
Saftorct, Ü, 291.
Satrollue, m, 475.
Sau, I, 314; in, 430.
$aul, ejnretofttdi, I, 34, 86, 145.
— ffiai(er, I. 1C9[ HI, 249, 341.
„Pau!etVirgiDie",nal-©nil'H"i"''^«-
„flßauline", I, 165.
^auluö, Stpoftel, I, 250.
^aolci, in, 103.
SßntiUarb, ^<s]\ox. I, 16.
^ax)tte. %bomaS, l, 1; K, 410.
— Lille g))en(it)eiirecl)te"), I, 510.
$ec^möfa, eartflMer, I, 51 |.
• «enegrini, 3(ob., HI, 111.
»tnenc, II, Gb; UI, 278,
Se ^tMkr, II, 246.
¥«Qfco, ®nlDio, n, 237; HI, 103,
121 f.
ffieltier, n, 7, 433.
»entp^Bte, gott, n, 224.
Perej, Lucien, et Maugras (nVol-
taire" etc.), 1, 28.
— [„L'Abbe Fei-d. Galiani"), I.
57,
— („Corresp,"). I, 84.
glcvüDlEff, T, 71; m. 142.
Süerigorb, ofll. Unllsoranb.
$eno(^fl, frniiä' ©efonW«, n, 2G9.
„^erpug", m, 106 f.
*Bere, ®. &. („Sr^r. D. Gtein"), HI,
345, 357 f., 434.
^iMci, UI. 178,
SBEftnlojjf, I, 6; U, 427, 448; IH,
369.
ißet« I., m, 340.
$eter. ©uif o. ©nuooen, I, 173.
5|ieicrgbura (®timm), I, 35, Gl.
- (®taf ©tebinflf), I, 192.
- I, 214; II, 9, 179, 268 f.; III,
301, 333 ff.
- mm D. ©toül), in. 340 ff.
- III, 353 ff-, 396.
- (abmitoiitat), in, 840.
5!etiDn (3)laire Don ȧatie), I, 391,
437; n, 29, 32, 43, 61, 65, 95,
103, 116 ff., 122 f., 136, 275.
petit-Senn („eoppet"), ni, 92.
^ctroiiiue, II. 286.
SBeii*tt, II, 242.
Pejon, ÜHntquiä D., I, 102 ff,, 155.
(Phffel). II. 346.
„SBbiibtQ" (gr. 0. ©taol), II, 348;
ni, 167, 190.
- t. euripibefi; (. diadm.
- {. St. »B. SAIegel.
„Pfjooii" (nu« „eopp^o"), ni,251.
ipi)ilnbdpf|ia, I, 401; II, 234; III,
91.
„ißflilmiiüite", ni, 197.
(pSilarfete (l<a gcigette), l, 4-27.
pMlipp U., n, 190; III, T2.
^Bilipp-eanlltii, I, 168; II, 186.
Philipps, Stträ.. II, 166 f.
„PliiloBopliuB teutonicus', f. 3-
Söl)nie.
ppipoii, SDl. % f. ÜUbme. SRolnnb,
I. 264.
„iC^enicierfiinen", n, 192.
gj^lOfiütroteti, p^oPüIrntiäntuä, I,
9 ff., 82, 84, 89; II, 278.
ajincdun, UI, 106.
giiwtb, m, 868.
fiicnrbie, I, 101.
Spiteflru, ©eil., n, 269, 281, 295 ff.;
^Iftler, fiotoline („aieat^oneS"),
III, 194.
- („äeftbifb«"), ni, 197.
— („©ermnmiua"), III, 202.
548
SRamenregiftcr.
SIcfler, ©teinfdincibcr, m, 102.
— 1\)m\a, III, 102.
Sßkki, IBrüber («Pö^f- ""b Slftron.),
n, 420, 428; HI, 315.
Pctet be aftougemont, m, 438.
Rietet be 0erö9, II, 404; III, 362,
489.
spiemont, II, 272, 418; m, 121, 305,
485.
„«ßi^mont", Dkfliment, n, 12.
^iemontcpfd^e 5llpcn, II, 170.
„Pierre le Grand% I, 70.
gierte, SBictor („La terreur sous
le directoire"), II, 248.
$iaaUc, Silbl&auer, I, 73, 74.
^ilörim got^crö, I, 141.
${nbar, m, 137.
^pirna, III, 206.
$ifa, III, 485 ff.
«Pitt, mWiam (Sorb (Sfiat^am), I,
120, 170 f., 202; II, 83, 91,
153 f., 168, 223, 288, 298 f.,
328; m, 73, 401.
spiug VI., I, 240, 492 f.; IT, 28;
m, 101.
$iug VII., m, 98 f.
SPiug IX., III, 489.
Pnine. bfe, H, 65.
«Pland^e, I, vi.
— ©uftaD. m, 238.
spiaffe, g. 3E., H, 155.
^laio, I, 262.
— (Soubert nt. «pi. Dcr0l.), n, 311.
— („gfJepublif"), n, 133.
— („©^mpopon"), in, 315.
??lutard), I, 265.
$oel6, $tter, m, 249.
^oignarb, Gl^eö. bu, 11, 122.
g^oitierö, «Dinne be, III, 264.
«Poijc, sprinaeffin be, II, 174 ff.,
390.
$olen. I, 134; H, 25 ff.; HI, 327 ff.,
351, 353, 391, 427, 455.
«PoHönoc, prft, I, 136, 226, 289;
m, 435, 482.
— ^erjogfn d., I, 309, 412, 484.
— ailarquffe d., G^em., I, 68, 228.
spoügn^ im gura, HI, 393.
„9ßol9p^em", II, 192.
„$ol9icene" (3)^bme. be ®enliö), H, 7.
«Pomeüeg, be6, n, 223.
Sommern, I, 2.
— f. (5d)tx)cbt|(^«$ommem.
^ompabour, SJiarquife D., I, 9.
«Poniatowöfl. ©taniölauö, I, 39, 86.
S|3onte'(5oröo, ^rinj ü. (33ernabotte),
III, 349.
^ontöcoulant, n, 295.
— („M^moires'*), I, 292, 515; H,
297.
— („Soliv. bist, et parlam.**), 11,
247, 369.
spope, I, 91, 102; n, 256, 315.
^ortaüg, n, 295, 369 ; in, 277 f.
$ort*9lo9aI, I, 255; H, 313; m,
292.
— Dßl. ®aintc«S3euüe.
sport«5KoDoliften, I, 255; H, 192.
^ortußol, m, 422.
„^ortufl{eftf(ftc «Briefe", H, 256.
$ofa, I, 187: m, 72: öal. ©djiUcr.
?ßotocfi, ®raf, poln. ©ef., H, 27.
^otöbam, I, 85.
spoubri^re, be la, I, 15.
«Poiio bi 53or0o, @cn., IH, 427,
441 491.
«Probt, 'be, I, 353.
— („Les quatre Concordats" ),
I, 495.
«Prag, in, 363.
Prat, H., f. Magnieii.
«Prater bei SBien, in, 194.
«Preußen, n, 17, '25, 86, 215, 327;
lU, 71, 75, 159, 193, 283 f.,
305, 328. 330, 354, 357, 427 f.,
455, 470.
— ügl. ÜJiirobeau.
— (Dal. ^o6), m, 160.
^reooft („M^moires d*un homme
de qualit6"), I, 112; n, 420.
«Prior („Life of Burke«), I, 514.
$rüteftanten ((Stellung in %xanh
reid)), I, 169.
«Provence, 1, 115, 374, 379, 391, 422,
493.
— ®raf D., I, 98, 461,467; U, 68,
280.
«Prubl^omme („R^v. de Paris"),
n, 71.
„«PfD*e" (SBallet), H, 57.
^uceUe, m>h^, I, 256.
«puifape, II, 222 ff.
Puritaner, I, 141.
«Pu9f(5gur, I, 212, 395.
«Pyrenäen, I, 115; HI, 305, 428.
^^rife, I, 2.
„«P^rr^uö", m, 180.
«P^tJ^ngorog, n, 351.
9{amenregtfter.
549
jQuäfcr, n, 410.
Quatrem^TC, II, 242.
Duörarb („La France litt."), 1, 103.
Duc8na9, I, 9 f., 82, 87; U, 278.
— „Maximes g^n. du gouvernem.
economique d'unroyaume agri-
cole" I, 9, 11.
£lu!beron, 4)albinfel, H, 224 f., 236,
242, 251.
Quinet („Allemagne et Italic"),
m, 384.
SRaban^ (nLcs Schweighäuser"),
n, 430.
diahaut ©aint'(5ticnne, I, 438.
macim, I, 490; H, 314; HI, 17,
28 f 200
— „Slnbromaque", ITE, 180, 185.
— „^f)ät>xa", m, 43, 53, 162, 167,
180, 190, 198, 201, 316, 344.
— („Les Plaideurs"), HI, 180.
„9^abcUffe, 5lnna«, III, 97.
^tobgltöiU, gürftin, m, 67, 358.
maf^üLQ^in f&uö) beöSlnbenfenö",
ü. ^Sarnl^aacn), I, 359 f.; m, 10.
— II, 453; m, 73, 206, 292, 391.
— Dal. Seöin.
— (mm). III, 10.
maiäi („^orot^ea ö. ©(^leßel"), m,
174 255.
sRoincö! e*lo6, I, 233; H, 232,
maU, Saron. m, 352.
„Oiameau'ö «Reffe", I, 69, 242.
äiambaub, 21. („L'AUemagne sous
Napoleon"), III, 327.
gflambouittct, I, 289, 448.
diamel, @en., m, 476.
sRamler, II, 445.
gflamonb, II, 369.
dianbaU, S0»6, III, 262, 493.
fRanU („^ürbenberfl u. b. ®ef(^. b.
^x. (BtaaU"), III, 428.
gflap^ael, in, 382.
diatl), %xl, min.mal, II, 428.
3ftQtMaml^aufen, n, 378.
dianO), III, 112.
— („^or. ö. ©d^legcro, in, 155.
9toumer, n, 85.
SRaüenno, m, 394.
mannal, mu, I, 34, 41 ff., 71, 73,
92, 155 f., 177, 251, 514 f.
dta^nol, Slbbd, „Hist. philos. des
Deux Indes", I, 42^ 514.
S^a^neöal, II, 12.
^ia^nouarb („ber Stemplet"), DI,
199
die, Siifel, H, 305.
dicaüx, 3:abourcau bc8, I, 103 ff.
Btecamier, 93anquier, II, 292.
— Suliettc, geb. SBernarb, ni, 225.
— U, 292 f., 365, 379 f., 391, 400,
436, 438 f., 443 f.; IH, 98, 126,
154, 171, 177, 179 f., 186, 191,
196, 210, 223, 233, 237, 239,
242, 249, 255, 261, 265 ff., 303,
307, 312, 318 f., 324, 453, 459ff.,
479, 486 f.
— („Souvenirs«), H, 471; IH, 32,
71. 79, 98 f., 127, 171, 177,180,
187, 191 ff.. 210, 222, 244, 249 ff.,
264, 277, 280, 283, 299, 303,
308, 317, 319, 326, 352, 361.
— m, 447 ff., 487 f.
— („Les amis de sa jeunesse"),
m, 155, 171, 187.
— Dg!, ©eranbo.
— ügl. Saboula^e, HE, 225.
— Dal. Senormant.
etebbing, (Söruö, HI, 402 f.
— („Fast Celebrities"), m, 403.
Gebern, ©röfin D. (©tolberg), II, 2.
^eeDe, „The Greville Memoirs",
I, 170; II, 13; III, 106.
Dtegnault be ®aint»3wn b'Slngel^,
II, 368, 438.
Sfleguluö, I, 51.
Dtejaufen, S3aron, ftj^toeb. ®ef., II,
268 f.; III, 422.
^el^berg, I, 204.
3^eid)arbt, D., „©elbftbiogr.", I, 61 ;
n, 125.
gfleid^arbt, 3. g., eomponift, H, 409;
m, 3.
— („5Sertraute Briefe aug $pori8'0,
II, 409; m, 10.
mein^arb, HI, 155, 388.
— Dgl. ©oet^e.
9^einl)arbt, I, 82 ; n, 330.
" Dr. %h., ungebr. 93riefe, m, 462.
— ügl. ücecfer, „ungebr. SBrfefc".
— Dgl. gr. D. ©tael.
aiemufat, (5^. be, I, VI; HI, 497 f.
— („L'Angleterre au XVIIL S."),
I, 511.
— ayibme.be(„M4m."),n, 112,328.
ateiimi, (S., I. 34!.
~ .I/AW>.:a*c.l.; Joiiarre-,! IflO.
attiiarb, Äd)lcB, L 2!'7.
Menaiib», b», 1. -iH^.
„McniJ', 1. IST; n. Viii, ISA, 31J.
atenouiirb („'Semplet-), 111. 124,
247.
3l.-tif be (n airetonne, 11. V.'G.
atce. (Sorb. ü., II. :)2I.
Mfger, gr^r. »-. HI. 212.
II. 272.
^(eiiniont („Sic @Täfiit u. Stltiont)),
1. 21.1; UI. 122.
— („Äl. m. ecbtifien"), I. 102.
9ieu6, l'rliij, III. 1U7.
Sieiiter^olni, I. 215 f., 211; II. läo,
215, 252.
Meceillon, I. :S74.
9ieDiUob, &., nt. --W:
3l«tD6dl, II. 2SS, 2.18, 2%, ;W0, ^27,
■■iV).
Stepbnj, U. 419.
9ib(imS, I. iiö.
— m. HJitt.), I. 17(1.
Mtln, II. «), im, 215, 272.
— lll. 428.
MÖeiniti^e ffurfürfteiiifiBnier, II, 72.
Sißdiilnnb, I. 411.
3t(ccuBoiii, OTb., a 25ß.
— („Ltttrca de Fanny Butler ü
Myl. Alfrc.i"). IL 415.
„Wit^arb ÖBiDenftetä", f. Kib. etni'l.
iHfftitibfuii, „SL'ameia", „tSlurttfn",
„©tanbifou", 1. 112.
— „Klorifta", I. ir,G; IL 109, iKl8,
■im, 4a5.
atid)«!, ÄutfCbcr, IL 434ff.
Mic^elieu, ©j. d., I. 11.5, 123, Ifi!),
188, 225, 24-', 341 ff., 385, 429;
HL 477 f., 480, 484 f., 497.
— BflI. (S^ition.
moiex bc SOrlfn, n, 243.
9«cl)ter, 3- ?J., IL 413.
— UflI. geaii Spciul.
Stiemer, Dr. S. ä«. („ajlitt^eilunaen
über met^t"). IlL 50.
Mfeiieii^oufen, ttötiflel, SDloler, n,
42ß.
SttiUet, ?. („Lcs dcrniers jours
de la r<!pubL d. Gcnivu"), II,
317, 421.
9{iniet be (Saiibollc, II, 4.
attafet-^uber, Slbme., I. 154, 156,
150; U. 422; ni, 249 f.
„miimlbo", n. 428.
dlio („L'art chrötien"), UI. 113.
fliioni, L 307.
aiiotö, (SoTbon, I, 139.
SifOUffe, n, 237, 284, 294, 312.
:<iiquett( (iRimbeau), I, 486.
9iift („Cebenäerinneninflen'), 11,131,
154, 426; m, 249.
Mittet, ffarl, 186, 315. 379.
9tiBürol, L 180, 181, 207,239,261,
281, 324, 363 f.
— (tipiaramme), I. 354.
— I. 357 f., 431, 450, 460, 480 f.,
499 f.
— im- 8r. 0. emi). n, 6 ff.
— II, 12, 155, 316, 321, 458.
— (.Actes dea apötres"), L 440;
II. 6 ff., 242, A4.
— (nPct. dict d. grande hommee
de la Rev."), fi, 8^
— („Ln Galerie des Etats eini-
rauK etc."), I, 353, 427 f.; II, 7.
— („Mümoires"), I, 391.
— OflI. earo.
— Bgl. SJeatute.
fHioe, üug. be la LLa soci^tä intell.
k Genive"). II, 421.
9[iDe,^.,be 1» („Mdme.R^amier'-),
II, 293.
äliDier, Slntar („Qninzaine litt.*),
m, 283,
SHobertfon, m, 396.
SHobeapierte, StUnriin., I, 86, 272 f.,
364, 393. 408, 434, 446, 466, 482,
492, 502, 515j n, 6, 30, 32, 37,
40, 44, 71 ff., 89, 92, 99, 101,
107, 117 ff.. 123 f., 127. 140, 142,
148 f., 172, 176 f., 185 f., 200,
213, 217, 219, 233, 240. 248, 265,
275 ff,, 329; III, 293, 496.
— »al- ^nmel.
„Robespieire k cheTal" (fOr SonO'
parte), n, 371.
„SKobinfon", H, 45».
iHobinfoit, ^enrg Srabb, m, 89 ff.,
3G1, 3Ü9, 408.
— („Diary" k.), II, 380: m, 83,
39 ff., 364, 398, 400.
iliocca. gean be, m, 805 ff-, Sil,
324 f., 332 ff., 344, 355, 358, 407,
48ö, 487, 491 ff.
SRocta, 3tan be („Mtim. evir la
guerre d'EBpagne" otc), HI,
306 f.
»oi^ambeou, 3))arf(^., XI, 80 f., 100,
105.
Softe, ao, ©opftie, I, 247.
gioSefort, ni, 281.
Bloflefoucnulb, |. 8n JRoftefoucnuIb.
Socqunin („L'Esprit r^volut. avant
la Revolution"), I, 92, 97, 251,
257.
SRobbe, HorotSen o. (fleb. ©ftlöjet),
n, 462, 468.
SRoeberer, I, 243 f., 475; II, 66, 79,
118, I«, 214, 227, 254, 262 (f.,
275, 282, 284 ff-, 291, 303 f., 315,
324 f., 362, 368 f., 373 ff., 387,
409 f., 436; IH, 274 f.
— (.Oeuvres compl."), I, 51; II,
39, 43, 79,88,H 118, 124,214,
217, 228, 254, 262 ff., (über
grau 0- ©tael'S „®influ6 ber
Selbenfftnften") 283 ff., (SÖriefro.
ni. grau ». Stnel) 303 f., 313,
325, 363, 373, 375, 387, 392,
409, 411, 446; IH, 275, 286.
— („F^apnenta de divera. Mi-
moires concernant la Soci^tS
polie en France"), I, 244.
MOfler-Huco^, U, 329.
atoflCTi, m, 396.
— („eolumbuä"), m, 398.
— („Saqudine", „Sata"), Hl, 398.
— (RecoUections"), IH, 401, 477.
Moifan. Zouii be, Horb., I, 213, 220,
226, 391; m, 22.
-SRolonb", in, 367.
kolmb W la Sßlotl^K, anin., 1, 266,
272; n, 34, 108 f-, 123, 129,
143 f., 185, 448, 451.
— 3Hbine. (geb. ^^lipon), 1, 264 ff.,
n, 34, 60, 65, 101 f., 108 f., 144,
1 99 313
— („Mämoi'reB"), I, 265 ff.; n, 62,
101 f., 102.
— DflI. iiaubon.
— Dsl- ©irnrbot.
SoHe nm ®enf« ©ee, II, 182.
fflom («onflrtten ic), I, 173,
— (SHeuter^iolnt), I, 215.
— I, 221, 240, 489; U. 15.
— n, 272, 293, 358, 361.
— (©^tanbi)), n, 378.
— n, 418, 470; IH, 9, 77, 97, 99.
iflifto. 551
iRum («DJonti ic), III. 101 f.
— 111, 108 If., 117 ff., 130 f., 137,
149, 153, 387.
— («rena), IH, 131.
— (Sontnna %x^, I. 175,
— (SßanHieon), m, 131.
— (©t. 5|ieteräbtim), II, 218; HI,
108, 117, 131, 151.
— SBiDa gJlaWa m. D. fiuinbolbt),
ni, 112.
— tfll, a, Äofeebue, m, 113,
— ÄBnig D,, m, 313, 457.
„Siom, b. ofinl." (SDioStnu), m, 339.
aiDmoflno, in, 102,
SHöiitcr, bie, II, 336,
fflomiUn, Sit ©am,, I, 231, 246.
479; n, 129, 145; IH, 414.
— („MemoÜB of the Life of Sir
Samuel"), I, 231; H, 109, 145,
3S9; m, 396.
JHonba, ©erae ß., HI, 306.
Slonbelet („Madame de Stael et
Rousaeau"), U, 152.
ffloquettc, II, 304.
Müfamuiibe, m, 127.
Koäcoe, m. 127.
SRofenbetfl, @tof, I, 267.
SRofenfranj (^aMbciufa Sebeit unb
aSerff), 1, 43, 68, 74.
SHolenfreujer, HI, 299.
EUofenftein, mi n., I, 236, 375; II,
50 ff,, 267, 270,
SHofette (©«pl, .£)i:tr«t^ mit ©on-
ffnni), ni, 227.
„JHojtnc", m. 167.
Stm, Scbriftfletter, tn, 110.
— liEHegritio, lU. 489.
5ioftopid)iii, ©ruf, m, 339 f.
diotaxi, ®rof, m, 106.
MoubQub, mU, I, 83.
SRoiifter („13. aJttitiate"), 1, 241, 251.
iHoucUe, HStm., l. 68,
MDuen, I, 307, 461; H, 12, 114;
ni, 173.
sJtouB«nn"iti 5iictet be. ni, 438.
moum be mit, I, 365,
3(oufteau, % 3., I, v, la
— (grl, ßurftob), I, 24.
— (aüoultou), I, 25.
— (OTotietfl), I, 28.
— I, 34, 42 (f., 60, 83, 86, 92. 95.
113, 138, 144. 151, 159, 195,
209 ff., 240.
— (unb bie giöuen). I, 245 ff.
552
9iamcnrcglftcr.
SRouffeau (unb ^obbcö), I, 253 f.
j^ 259 T.
— (unb mme. dlolmb), I, 2G4 ff.
— (eelbftmorb), I, 279.
— I, 361 f., 367, 370, 431, 433,
511; n, 107, 161, 191, 201,
230, 247 f., 255, 260, 289, 334,
344, 351, 360, 405, 407, 409,
421, 427, 463; HI, 28, 53, 126,
186, 190, 322, 369.
©d^rfften:
JKouffeau („örief üb. b. ©efci^ren
beg %f)tcikx^"), I, 27.
— („Confessioiis"), I, 60, 194, 249,
251, 263 f., 269, 278, 281.
— („Contrat social"), I, 12, 86,
137, 251 f., 271 ff., 330, 370,
431 ; n, 186, 249, 255.
— („Deviii du village"), HI, 28.
— („Diöc. s. r^conoiiiic polit."),
L 260, 263, 271.
— („Disc. s. l'ogalite"), H, 278.
— („Emile"), I, 12, 151, 157, 204,
247 ff., 251 ff., 259, 260, 264,
275; n, 255, 351.
— „(BopW' (oußJ „fimilo"), I, 204.
— („92eue ^eloife''), I, 42, 113,
183, 210, 249 f., 260, 263, 277,
281 f.; 11, 169, 256, 360, 399,
405, 409.
— „Sulie" (a. b. „^. ^clotfe"), I,
42, 250, 277, 428; m, 132 f.
— („Profession de foi du Vicaire
savoyard"), I, 260.
— („Le retablissemeut des arts"
etc."), I, 259.
0d)riften über JHouffeau.
9iouffeau („Jean - Jaccfues et le
pays romand), I, 25.
— DQl. 5önrni, I, 259.
— ögl. ^ertl^oub.
— t>0l. Söougeault.
— ögl. iörodrerl()üff.
— Döl. CSajot.
— ö0l. 93krcicr, I, 248 f.
— ögl. Tloxk\).
— ößl. Dtonbelet.
— D0l. (2aint59J?nrc*®irarbin.
— r)Ql grciu D. 0tael.
„9f?oufTcau, b. bcutft^c'S n, 445.
SKouffel, n, 345.
Sftoüißo, ^erj. ü., f. ©aüar^.
^Jio^al-SBaüiferc, diz^imtnt, I, 192.
Dto^al^euöboiö, 9ic0iment, I, 191,
194.
dio\)aU, äJibme., H, 281.
iHo^er-eoKarb, «ßaul, I, 518; H,
287, 290 f., 449; m, 445 f., 469,
479 ff., 484 f., 491, 497.
dinhoxl ^ammerfängerin, III, 32.
gfluffo, daxh., m, 116.
gfiüQen, m, 350.
«Hul^i^reg, ^ift., H, 12.
Diumanjom, ^^Ir., m, 342.
sHumforb, n, 420.
— aJibme. be, m, 458.
«Humo^r, m, 113.
J)iuffcn, m, 102, 337 f.
^ugtanb (unb ©(^wcbcn), I, 236;
n, 16.
— I, 354; n, 25, 150, 252, 267,
269, 327; IH, 159.
— (grau ö. etael), m, 317.
— III, 327 ff., 336 ff.. 347, 350.
354, 427 f., 435:
— ögl. S3ern^arbi.
®.
eabrttier bc (Sobrc, mu, I, 308,
313.
(Sabiuerßcbirg, in, 119.
0abran, (Sigmar ö., m, 173, 181,
244 f., 249, 358, 438.
— ©räfin ö., I, 188; H, 7, 91, 392.
— Dßl. Magnieü et Prat
— 2)elp^ine ü., U, 404.
(5ci(t)g, ^anö, in, 393.
(Sad)fcn, J^gr., m, 454 f.
— ^urfürft D., n, 26; m, 10.
®adyen*®ot§a , ^rtnj griebr. o.,
III 125.
0a*fe'n«2öc{mor, ^of, m, 18.
— 4)erä. D., m, 98.
— (S^roS^erj., m, 211Jf.
~ (Srbprina (1804), m, 97.
Saffi, m. 124.
©t. Slntoine f. gJarfö.
©aint^SluIatrc, ÜKbmfUc. ®. be, m,
241, 243.
®aint'93ort^6Icm^, I, 201.
(5aint*53ernarb, f. $arf8.
©afnt.Sörice, n, 436, 438 f.
Slamenregifter.
553
©alnt^aioub, I, 290, 484, 495; U,
28, 230, 367, 444; m, 470.
®aint»©9ron, I, 490.
0alnt'2)cni8, I, 12, 85; m, 470 f.
0afntc.S3orbc, I, 256.
®aintC'S3cuüc, I. v, vi, 56, 162,
203, 427, 514; H, 192 f.; m,
161, 195, 223 f., 466, 491.
5lu3 ®a!ntC'S3euüe'8
0(^riftcn:
0ninte«S3cuüC („Bamave"), ü, 38.
— („Bonstetteu"), ü, 427.
— LChampfort"), I, 365.
— (^Chateaubriand et son groupe
litt."), I, 239, 279; n,286, 315,
325, 350, 361 ff., 387, 442; IH,
154, 185.
— („M. J. Chenier"), I, 302.
— („Condorcet"), II, 339.
— („B. Constant"), H, 194, 239;
ni, 231, 311.
— („B. Constant et Mdme. de
Charri^re"), II, 194, 207, 209,
237, 322.
— („Cain. Desmoulins"), I, 388,
393.
— („Fkuriel"), H, 365, 372, 383,
394, 429; IH, 84.
— („G. Favre"), III, 250.
— („Feletz"), K, 345 ff.
— („Mdme. de Flahault"), II, 9.
~ („Fontanes"), HI, 260, 284.
— („Mdme. de Genlis"), I, 261,
n, 414.
— („Mdme. Geoffrin"), I, 39.
— („Hume"), I, 268.
~ („Camille Jordan"), I, 52; II,
419, 425, 444, 460, 469; IH,
96 f., 171 ff., 267, 283 f.
— („Mdme. de Krüdener"), 11,
425; m, 298.
— („La Fayette"), I, 369, 447.
^^„Louis XVI"), I, 267.
, „Malesherbes"), I, 95.
„Mallet du Pan"), I, 354.
;„Malouet"), I, 355.
„Marmontel"), I, 512.
\J. Michaud"). K, 370, 411.
— („Mdme. Necker"), I, 19, 69.
— („Port-Royal"), I, 257.
— („Mdme. K^camier"), II, 188,
293.
— („Roederer"), U, 146, 368, 373.
(5afnte'S3eut)c („Mdme. Roland"),
I, 207 ff.; n, 102.
— („Rousseau"), I, 263, 269.
— (®d)Icger8 (Slcgie üb. 9^om), in,
418.
— („Sieyfes"), l, 370.
— („Mdme. de Stael"), I, 51, 66,
324; II. 170, 204, 234, 345. 376,
387; m, 92, 153, 170 f., 223 ff.,
232, 316.
— („Mdme. de Stael k C. Jor-
dan"), n, 417; m, 321.
— („Talleyrand"), I, 427, 497;
n, 9, 235, 301, 308.
(5ainte'-(S-roi]c, II, 453.
©ainte (Scritoire, 9J?bme. be, I, 167.
0ainte*a)tar0uerite, I, 330.
et. Sotjc, n, 328.
©t. ©ermafn, f. ^nriö.
(2afnt«®ermain»cn-Sa9c, I, 52.
eaint«©eroaig, m, 186.
©t. ©vatien, II, 250.
et. Helena, n, 307, 369; HI, 100,
350, 419.
©nint'Suft, n, 130, 219, 275.
eaint»Sambert, 9Rarq. ü., I, 42,
73, 130, 237, 250, 303; in,
126.
~ („^- Sal&reöjeiten"), I, 241.
et. «a;^arc, f. $ar{g.
eaint*Ö6on, f. 2)ufreönc.
eaint'Seu, ^äßin. ö., III, 462.
(et. malo), II, 358.
(Baxnt'Maxc, I, 164.
eoint.anavc'-^irnvbin („3. g. JWouf.-
fcau'0, 1, 250f., 279, 282;ni, 384.
enint'3Rarfan, frj. (S5cf., m, 354.
eoint'5DfJartin, öouiö (Staube be, I,
213; m, 294 ff.
— („S8etrad)t0n. üb. b. fr^. di<i\)."),
III, 296.
eaint'Dmer, I, 390.
enint'Ouen, ed^Iog, I, 54, 66, 72,
135, 148, 150, 159, 164.
— (3}Jbme. 9lecfer), I, 176.
— I, 188, 217, 237, 324, 410, 503;
n, 378 f., 381, 439; m, 436,
438, 443, 445 f.
eainMMerre, Söernnrbin be, I, 44,
72 f., 214, 249, 251; H, 424.
— („Paul et Virginie"), I, 72, 237;
U, 256, 360.
— („9iaturftubien''), I, 237, 261.
554
^Zantcnrcgiftet.
„(BmxU^xenf , I, 250, 277; II. 191.
„enint^^reujc, b. beutfd^e", II, 341.
©oint.l^rieft , (^vaf, 1, 895, 444,
448, 4G3.
— (Gräfin, II, 208.
eaiiit'JRenc'^aiUaubier, lU, 4(38.
(5aint*3imon, I, 115 f., 255.
(Et. ^ulpice, I, 7(5, 515.
Salaberrp, d., III. 208.
Sainbin, Sultan, III, 124.
„©alabin", UI, 107.
©nlcrno, C^rofen d., in, 250.
©aliö, 53ar. ^^einr. ö., II, 125.
©alm, prft, I, 335.
— (ilub be, II, 294.
(Salpetri^re, f. l^oriö.
ealjburg, III. 324.
eanibre§ecr, bog, II, 290, 298.
„Sanipjon, Wi ©nraf)", 11, 445.
(Eamuel, Sir, t>fll. .^liomiU^.
®t. 2)ominöo, II. 12, 99.
©t. ^i^eter, f. «Hom.
eanb, ©eorge, II, 300, 303 f., 407.
— („^nbinna"), H. 415.
San 2)onnuio, HI. 107.
©an^Seiicio, Kolonie, I, 80.
Sanoig, ®rf. ö., I. 223 f.
©angculotten, U, 275 f.
©nuterre, Öierbr., n, 32, 121, 123,
141.
„eopp^ü", f. 9}fbme. be Stciöl.
— (grl. (Surd)ob), I, 15.
— ((Gräfin ©abran), U, 7.
„Oarnl^ ©ompfon", n, 440.
3arafin, I, 413.
Sarbfuien, I. 134.
©artineö, u., I. 102, 120; II, 200.
©nurin, L 73.
©auffure, l^ft^f., IL 422.
©auffure, ä)jDme. be, f. 9ic(fer.
Sciüary, ^m. t). 3ti)Diao, II, 381-,
III 278
— (an gr. ö. Staül), m, 280 f.
— III. 283 f., 358.
— („Mcm."), III, 465.
SaDo^en, I, 175; II. 147, 178,271;
in. 2()9.
— öfll. SDiaiftre.
— (^raf s|3eter D., I, 173.
Sa^OiiÖ („Monioircs de Mallet du
Paii"). U, 221.
Sd^arbt, gr. D., lU. 30, 155, 247 f.,
302, 314.
„Sd)eUer" (ftatt Sd^iUer), II, 447.
i
©(j^eUing, n, 132, 356, 358, 462:
m. 11.
- („Sleft^ctif"), m, 40 ff.
- III, 76, 189 ff., 296 f., 355.
- Caroline, ni, 45, 82, 189 f.,
274.
- (2öai^, „^arolinc^ m, 190.
Sd^erer, &, I, 61; m, 311.
©d)crer, m. („®cf(%. b. btf*. Sit.«),
m 78
- („5Sortr. u. Sluffäfec*), HI, 155.
e&^id, mal, m, 113.
ed)iaer, (S^arl. ö., m, 13, 16, 21,
209.
- (an SiS. ü. Si^ohogen), m, 46 f.
®d)iaer, (S^riftopMnc, lÜ, 62.
©d^fUer, I, VII; II, 132 f., 338, 341,
430, 445, 447 f., 452 f., 457, 458;
m, Iff. llff.
- (an Körner), m, 49.
- (an 5^aroHncD.S8culwl6), 111,59.
- 00, 72, 81, 114.
- (t)r m, 127.
- (über gr. ö. ©taerg ©Id&tgn.),
m, 164.
- ni, 181, 194, 207, 258, 278.
371 ff., 385.
©d^rfftcn.
©d^ilter („©rout ü. SDflcfflnn*), lEL
11, 374.
- iMxW), n, 446, 457; m,
194
- {.ma"), I, 342; Dol. ^ofa.
- „gieefü"), I, 342;1I, 447 f.
- („®efd^. b. 30|. Ärfege««), n,
448.
- („Swnßftauö.Drlcan«), 11,448;
in, 194.
- „Kabale unb Siebe'', IL 448:
m, 371.
- („ aiiargaret^e « , $Ian eine«
©tüdteg), m, 48.
- („maüa ©tuart"), m, 14, 374,
390.
- („3{ftuber")r n, 340, 447 f.
- „5^. modx", I, 342.
- (auf iHouffeau), I, 247.
- LZzr), m, 14, 43.
- („S[\JaUenftein''), n, 458, 461:
111,4, 14, 180 f., 244, 249,274
393.
- („lieber naiüeunbfentlmentalffAe
2)id^t0."), m, 385.
92amente0ifter.
555
426, 454; Öl, 1 ff., 81.
~ LSSrlcfw. mit fetner ©d^wcftcr
(l^rifto!i)btne u. feinem 0d)tt)Qg.
mtinmalb"), m, 52.
— (u. ©oetl^e, ,,53riefe on Sl. 2Ö.
feftlcflcl"), m, 80.
— Dgl. lllrit^ö, m, 47.
eö9inx, I, 5.
©d^lobrenborf, @rf., n, 131, 453;
m, 426.
©(i^lcöcl, S3rbr., n, 453; m, 46,
66 f., 78 ff., 127, 173, 379, 386.
— 51. SB., n, 132, 157, 359, 453;
m, 25f., 45, 61, 88, 9iff., 112f.,
118 f., 131 f., 148, 154.
— (über g. D. ^tael), m, 162 ff.
— m, 170, 180, 187 ff., 197, 201,
212 f., 216, 222, 232, 245, 248 ff.,
254 ff., 265, 278, 280, 298 f.,
313 ff., 319, 324 f., 334, 344,
352, 358, 362 f., 373, 375, 386.
— (Slntl^eil on „De l'AUemagne"),
•fJJ QQI7
— ml 42l', 423 f., 451 f., 465, 481,
485 f., 493 f.
©d^riftcn.
(Sd)lc0el, Sl. 2B. („Uebcr bog 5eon.
tinentalf^ftem'O, HI, 355.
— („Safob mtdex"), I, 4, 13, HO,
383.
— („^^ftbro''), in, 187, 198, 201 f.
— („eiegic über a^om'Or in, 118 f.
— L^rit. ©(Triften"), HI, 194.
— (r/^orleffl. üh.t>. ©efd). b.«Poefie"),
n, 359, 364; IH, 77 ff.
— („SSorlefa. üb. brnm. ^unft u.
iMt."), m, 198 ff., 266.
— (®ef. 2Ber!e), HI, 118, 155.
— («riefn).imS3ef.b.2)reöb.S3ib!.),
in, 5, 92, 255, 364, 406, 451.
— („^itttcrl. S3riefe"), Hl, 355 ff.
©d)leael, gr., n, 336; m, 45, 73.
— („Corinna"), m, 154.
— m, 197, 203 f., 253, 298, 375.
— („öucinbe"), H, 359.
— („®ef(^. b. $oef. b. ©riechen u.
sftömer"), m, 387.
— („^orlefg. üb. neuere ©efd)."),
m, 192.
©d^legel, 2)orotö., m, 154, 254.
Sd^leael, i^oroHne, III, 81.
©(ftleiermad^er, II, 359 f.; m, 66,
70.
0(^lefier, ®. („g. ö. ©enfe jc"), m,
204 ff., 292, 391.
(B&iM, lU. 30.
©c^Ioffer, gr. (5§., „grau ö. ©tael
unb grou 9iolanb-, I, 265; n,
97.
®*(öjer, ^ift., II, 462.
— 2)orot§ea, f. gr. IWobbe.
ed)mtbt (Söeimar), m, 13.
— (A^rtnfer ßiiftänbe"), U, 232.
— 3- («®efdft. b. fronj. Sitter. feit
l^ubtöig XVI.''), II, 467.
ed)neiber, (Sulogiiiö, n, 84, 130.
be 0c^omberg, I, 73.
0(J)ottIonb, m, 146, 398.
„Schüler" u. „®otl^e'' (f. ec^ifler
unb ©oetfie), m. 372.
(B6)i\htxt, g. 3Ö. („^önt"), ni,
381.
©d)ü6,'m, 155.
— („grau ü. ©tael"), KI, 348.
— („2Berner'ö S3iogr."), HI, 248,
250.
— („3. SBerner"), HI, 300.
©d)war3enberg, III, 460.
©djtoeben („Corresp. litt"), I, 34.
0c^roeben, I, 188.
— (,Sanb ber ©eifter" k.), I, 214.
— I, 354, 416.
— (u. 9^u6Ianb), H, 16.
— U, 34.
— (u. granfreid)), 11, 50.
— n, 53, 148 ff., 1G6, 214 ff., 252,
267 ff., 294, 385.
— (1809), in, 263.
— m, 317, 329, 343, 347 ff., 356,
432, 455.
— (ügl. heiler), H, 17.
-- ügl. SD^irmier.
©d)Webif(t)»«Pommern, in, 329, 350.
0d5toeig^äufer, Die, II, 430.
— b. j., n, 430.
— ©eoffroi, H, 430.
©diroeia, I, 5; H, 1 ff., 147 ff., 173,
236, 270, 284, 303, 316 ff., 417 ff.
— („2)elp^ine''), H, 398.
— öfli. Örun.
— ögl. ©olomfin.
— f. Snroc^e.
— ügl. ©imonb.
556
SiZamcnrcgifter.
0(j^tt)cfa, franj. (^ft.), ^Ql ©ailleur.
(5(i)roeiier, (Sl^e^). auö 3"n(^, II, 124.
— ^. 5^., II. 125.
— SDJagbalcne, IL 125.
@d)n)inDenl^ammer (Sa SD^artenicrc),
II, 447.
©ciout („Hist. de la Constitution
civ. du elcrge"), I, 40G, II, 60.
0cott, 3ir m., IL 169; IH, 116,
135, 245, 3913, 398.
— („Sieb beö legten SDüniftrcIö"),
III, 898.
— („9)iarnüon"), HI, 398.
— („mmxW), in, 899.
— („Antiquar"), HI, 489.
Sebaftiani, General, III, 460, 461.
„Sebuö, Sol^anno", 11. 84.
ecd)eron b. ®enf, III, 222, 232, 299.
Secretau („Gull, suiase"), n, 207.
0ebaine, III, 67.
0ecbad)"g, m, 30.
0efluin, II, 232.
0e0ur, smarquiö be, I, 126, 130,
191, 299,309, 338; H, 9, 12.78,
82, 91, 144; m, 404.
— („llistoire et Memoircs"), I,
339; II, 12, 144.
0ctne.£)ep., II, 79 ff., 116, 3n.
0etne«et==Oife, n, 282.
eeügentlial, 5^Iofter, IH. 318.
„0emiramiö", ügl. "il^oltaire.
eemonütae, IL 167, 172.
0enac be ^ietlf)an, I, 37, 103, 243,
324; II, 8.
— (,,L{i Societc en France av.
la Kev."), I, 53.
— (.,1^11 gouverneinent de la
France"), 1, 121.
— \)qU CSrequt, I, 237.
„eetiangeg, 5lbele be", II, 208.
(Benebier („Ilist. litt, de Genöve"),
I, 8, 105.
„0eneca" (d. ^Iberot), I, 139.
6enegal, L 230.
0enö, I, 819.
— (Srjbtf(t)of ü., I, 286.
0equeötlle, ü., I, 205.
„0erbeUane" (^crg. ^J)(e!ii), II, 403.
0criai), f?rau d., U, 310, 312.
0evi(9, 9it(t)er be, II, 248.
0erre, be, H, 458; III, 295, 388,
480 ff., 485.
0erüan, ^Irtegemin., L 177; II, 109, •
123.
0eö{gne, grau ö., I, 158.
— 9iotve«2)ame, bc, 11, 192.
0^afeöpeare, I, 61, 118; n, 169,
888 ff.; m, 78, 81, 200 f., 372.
- („3ul. mar'*), n, 838.
- lihamht"), 11, 388 f.,
259 ff.
341; in,
- („Äönig Sear'O, I, 505; n, 340.
- („Ot^etlo"), n, 338; IH, 167.
- („SHtdiarb"), in, 249.
- („diomto u. Sulie), m, 132 f.,
144.
0^effieib, öorb, I, 177; II, 182.
- öab9, II, 155.
0IÖelburue, Sorb (SJiarq. o. Song»
borone), I, 837.
0fiellc9, m, 135.
0$eriban, n, 159; m, 73, 394 ff.,
400.
0icilten, m, 333.
0tbbou8, ajitö., n, 169; m, 403.
0ibneo, I, 115.
„0ibonie", II, 424.
0{eüefing, i^arl, IH, 222, 249.
(Bk\)h^, I, 247, 268, 307, 341,
362.
- (fein ©oftem), I, 365 ff.
- I, 872 ff., 383, 385 ff., 422, 427 ff.,
484, 440, 466, 475; n, 29 f.,
87, 48, 88, 216, 219, 225, 230,
288, 236, 242, 248 f., 264 f.,
278, 278, 281, 287, 305 ff., 322,
827 ff., 867 ff.
- („Essai ß. las Privileges** etc.),
I, 865.
- („Plan de d^lib^rations p. leg
Assembl(5cs de baillage**), I,
868 f., 373.
- („Qu'cst-cc-quo lo Tiers?"), L
365 ff.
- Dgl. SJlignct; ögl. OcWncr.
0igneu!, n, 172.
0imianc, S&lbme. bc, I, 217; IL
174 f.
0imolin, ruft. @cf., n, 9.
0imon, 3ulc6 („Une Acad. sous
Ic Dircetoire"), I, 464, 474;
U, 289, 376, 378, 449, 451, 456;
m, 388.
0imonb, „Voyage en Suisse*', I,
148, 205.
0inclair, 0ir So^n, I, 188.
©innaniari, II, 300, 305.
0iömonbi, n, 190, 394, 420, 422;
m, 88, 95,- 111, 113, 178 f.,
202 ff., 215, 223.
©Untonbi .(an b. ^yrCifiit Sflbnnq),
m, 240.
— m. 243 f., 245, 252 ff., 261 f.,
309 f., 323 ff., 458, 464 ff., 494.
— u®m. b. itsstpubifren"), m,
171, 207.
— („Sit b. ©uroö. ©übcne"), in,
314 f.
— („S. lepap.-monnaiecnAutr."),
m, m.
— („Fragm. de son Journ. et
Correap."), m, 241, 248, 254,
440 f.
~ („Lettrea k Mdme. d'Albany"),
n, 190.
— Bfl[. aaiflonbitr.
Sigmonbi. aJtbme. be, II, 427.
(Slawen, DI, 338.
®mit§, abnm, I, 87, 320, 370; U,
168; m, 397.
— („Wealth of Nations"), I, 100,
I, 314.
©OTolenäf, m, 341 f.
©moHet, n, 169.
^Sociöt^ de 89", H, 312.
@0berinanIanb, ^erjog J^otl D., I,
215; n, 26 f., 104, 207.
©Olf(Dii§, I, 307, 408, 444.
©otrateg, I, 18, 247; m, 210, 315.
©olot^um, I, 5.
©oigme, n, 357.
©omagllo, betla, ni, i09.
eombTeulI, n, 224.
©ömmediifl, arit, U, 469 f.; lU,
315.
©opMenöolm, n, 425.
©Op^oHcfl, n, 428; III, 7.
©orbonnc, I, 87, 130, 139, 256.
©OKI, tlgnts, III, li)4.
— Stlb., II, 215, 226.
— („L'Europe et Ja Revolution
frang."), I, 91, 191, 476, 482 f.,
491 f.: n, 27, 37, 61, 80, 87,
91, 100, 106 f., 127, 420.
— („Mission de Ciistine" etc.),
11 83 92
©Otin, SIJoIijiiniiH,, II, 290, 297,
©oubife, ^erjog D
Soulnoie („Möm."), I, 291.
— n, 177.
©oull, OTarfd)., m. 454.
©DUtljampton, n, 169,
Goutöei), U. 169; Ul, 393.
©oUDnrof, n, 327, 3OT,
©pa, U, 33; m, 173.
©pa*, l'ubro. („Deetlln"), m, 297.
©palbiitfl, ^^ilDf., lU. 68.
©panfen, I, 112, 482; U, 281, 396.
— (SB. D. ^umbolbt), ü, 453.
— m, 1.59, 270, 273, 305 ff., 317,
3G1, 399, 413, 438.
— DflI. Moccfl.
©pnnier, ni, 337.
©parte, 3aveb („Life of Gouv
Morris"), L 343, 353, 371, 383
401 ff., 409. 442, 462, 468 ff.
481, 497, 506, 512; H, 9 f., 42
46 f., 58, 77 f., 92, 99, 115, 126,
150, 1Ü4, 184, 186, 203, 212,
2G4; in, 91, 156, 262.
©pam, ®raf, ftfiroeb. Äonjler, I,
188 f.; U, 269.
©pieeel, ©rilfin, HI, 196.
epinoio,!!. 3ü8| HI, 42.
©pDnlini, n, 454.
Giacfelterg, ruff, ®ef-, III, 331,
©tabion, ril, 72, 193.
©tnf;l.,^olfteIn, gticti OTaflnuä u.,
Sdten, I, 194 ff,
— (oon ©uibett u. ©ninte-B9eute
beiirt&eilt), 1, 203.
— I. 206 ff., 236, 299, 801, 322 f.
— I. 354, 397, 410 f., 418, 422,
462.
— {IBetfieiliauna am polit. Scbeit),
I, 469,
— (14, 3uH 1790), I, 498.
— II, 15 f. (5Jnmp61et).
— n, 30 ff., 41, 50, 53 ff., 78.
— (aibbetufung), H, 103 f.
— (D- SÖuHmnnn beurti).), U, 134 f.
— (u. b. frj..f(^meb. Sinion}), II,
148 ff.
— (fernere Sermon big n.), II, 164 ff,
— (fliidte()r n. ©djuiebeii), II, 172.
— iL 214 ff„ 228, 250 ff.
~ (6.ünflitt m. b. SKegienina), H,
267 f.
— (Stbbenifunfl 5f(oD. 1796), II, 269,
— (uifeber ®e[. in ^ntia), II, 319.
— Oüomip. über ißn u. Wbrnc. be
©ta;;]), II, 377.
558
S^amcnrefliftcr.
etael^öolftetn, (Srid) aHaanu^, ü.,
S3aron (f 0. 5. 1802), II, 393.
— II, 418, 453.
— (C5d)ii(bcn), III, 271.
— lir, 286, 348.
— ügl. Seoujou öe'2)uc.
©tael, 2llb. D., n, 145, 469; TU,
88, 167, 170, 187, 197,203,263,
324 f., 333 ff., 355, 361 f., 406.
©toel, Sllbertinc ü., IT, 309, 429 ff.,
438, 470; III, 167, 197, 233,
250, 324, 355, 358, 401, 449 ff.,
485 f., 493.
(StaeI,^nncl^uffc®crmainc,53aronin
ö. (geb. dkdzx), T, v ff.
— (crfte t*riftften. sBcrfud)c), I,
156 ff., 163 ff.
— (a!g »i^mp^e), I, 159.
— (5lufiiei(^nungen d. 1783-1785),
184 ff.
— (^efrot^), I, 204.
— (bei $ofe), I, 205 ff.
— (aU junge grau), I, 206 f.
— (über bic ©öe), I, 209.
— (über aJiQftif), I, 213 f.
— ((S^eleben), I, 217.
— (erftc Ht. 5SeröffentIf(f)ungen), I,
218
— (über ©Hauerei), I, 230 f.
— (erfteg ^inb, Suife), I, 237.
— (iBerebfanifeit), I, 338 ff.
— moUt Slnficftten). I, 340 ff.
— (über b. franj. I«eö.), I, 377 f.
— (über granfreit^), I, 415 f.
— tel^eilnaldme am polit. Öeben),
I, 469.
— (üb. b. öejt^ergreifg. b. ^^irdjen-
guter), I, 471 ff.
— i^aU Ueberlieferin ber greil^ettö«
ibeen), I, 455.
— (über dkdex unb SDiirabeau alö
äiebner), I, 480.
— (fgl. 2)enfungöart), I, 483.
— (über ©emiffenöfrei^eit), I, 49G f.
— (14. 7. 1790), I, 498.
— (1790), I, 504.
— (mit 5öetra(f)tungen), n, 31,
33.
— (1791), n, 57.
— (üb. b. ^olfßöertretung), IT, G3.
— tealou, ^30lit. (Hinflug), II, 78.
— molitit), IL 94 f.
— (20. 4. 1792), II, 106.
— (20. 6. 1792), II, 110.
etaöl^öolßein, ©aronin o. (Slutfit*
plan f. b. Jgl. gam.), TL, 112ff.
— (über ba^ aRanifcft bcö ^crjog^
ü. SBraunfc^meig), U, 119 f.
— (10. 8. 1792), n, 122, 124.
— (rettet pollt. greunbc), n, 129.
— (unb SBoHmann), n, 134.
— (®eburt D. Sllbert <5t.), n, 145.
— (Sßinter 1793), TL, 151 f.
— (SBirfen für (Sniigrirtc in ©na-
lanb), n, 158.
— (Sfiettung franj. grcunbc), n,
173 ff.
— (IX. Sll^ermibor), H, 184 ff.
— (f. b. SRcpublif), n, 213.
— (über b. SScrf. d. % m), n, 227.
— (Don ben Sflo^oltpen oefeinbet),
n, 228.
— (bcmofrat. ©cflnnuna), n, 232.
— (ibr 5erei8), 11, 283 ffT
— (einfl. I. b. ?5rcffc), 11, 236.
— (©efrete ö. 5. u. 18. gruct.)r H,
kl ff.
— ($oUt. 3lcbc nttd^ fiocretenc), n,
243 ff.
— (ö. Segenbrc bcminairt), n, 249.
— (Ht. St^ftttgfelt), n, 253.
— (u. b. 5)ircftorittlregferuna), IL
264 f.
— (Odftmieriafeitcn), n, 266 f.
— (f. b. SSerf. D. 3. DI), n, 280.
— (äfleaftion bcför^tcnb), H, 282 f.
— (u. b. 18. gruft), n, 800 f.
— (Sit. •i^corle). 11, 336.
— (Programm f. b. Sufunft), ü,
343.
— (18. SBrumairc), n, 366.
— ((Sri^ieöung i^rer ÄInbcr), n, 429.
— muöweifung auö* ber Sftäbe Don
i4Jari0), n, 437 |f.
— (SBerl^aftung 15. 10. 1808), n,
440.
— (u. ®. D. S8rinfmann)jn, 454.
— (über bie ^eutfiftcn), m, 7, 74.
— (üb. b. beutfci^. grauen), m, 45.
— (u. b. 9iomantif), m, 78 ff.
— (Warften ungötalcnt),™; 162 ff.
— (Snnerc ©türme), lH, 222.
— (^eligiöfe ^nfd^auungen) , m,
285 ff.
— (Söicbcrücrl6elratlJuno), n, 309.
— (^ünjl. ^udn)dfung au8 Stanf«
rei(^), m, 316.
— (jüngftcö Äinb), m, 324.
9?omcnrcöifter.
559
(Stasl.^olftcin, SBoronin D. (über
2)cut|d)lQnbö (Sr^cbg.), lU, 358.
— (SRo^nung on gröitrrclc^), III,
383.
— (u. *b. cnfli. ©cfcUfd).), m, 396.
— (u. b. cnal. «ßoHtifcr), LEI, 400.
— (!br grcf|cit8bc0riff), m, 417.
— (Briefe ü. 1813-14), m, 421.
— (f. b. aicftaurötion), III, 433.
— (3$cr(obun0 i^rer Zo&^ttx), HI,
450.
— (u. b. 2)oftt{Ti(ire), IH, 484.
— (ieranf^cit u. %oh), m, 491 ff.
iBe^iel^ungen ju anbern.
©tacI*^oIftcfn, a3nromn u. (an b.
©räfin SlIbaitQ), in, 472, 487 f.
[u. aicr), m, 438.
u. ^oifcr Sllcjranbcr), m, 342 f.
iii. gr. D. a3caumont), n, 312 ff.
[u. Settino ü.Slrnim; g^l^antafie»
iicmälbc), m, 215.
u. Scraobottc), m, 352.
an SDHö Serr^), m, 447.
u. bic 93onaporte), H, 291.
über 9f?. S3ona^3arte), H, 248.
erfte SBegcgnung mit ^öonoparte),
n, 306.
— (u. S3onaparte), H, 384 f.
— (ü. Sonaparte bebrütt), n, 390.
— (u. SBonaparte), n, 403, f. weiter
unten S^apoleon.
— (an 3of. Sonaparte), m, 4G4 f.
— (an Sonftetten), ni, 109 ff.
— ("^erjoa ö. Sroglie b. J.), I, 491.
— (u. d^amiffo), m, 265 ff.
— (u. grau ö. (El^arriere), II, 201 f.
— (über (Sl^ateaubrianbj, n, 3ü5.
— (an (S^ateaubrianb), II, 470.
— (u. fö^gneboKe), H, 321.
— (u. (Soleribge), m, 398.
^ (u. (Eonftant), H, 284.
— (u. S. (Sonftant), II, 203 ff.; HI,
495 ff.
— (für SB. föonftauf ö glugft^riften),
fj 287
— (an 93.' föonftaiit), m, 359 f.,
424 f.
— (über b'^öprcnteiiil), I, 311.
— (an ©aUffe), m, 353, 355.
— (an ©eranbü), III. 291.
— (n. ©ibbon), I, 156.
— (u. ©obtoin), m, 399.
— (u. ®oet^e),IU, Iff., 18 f., 288, |
0tae! «^olftein, S3aronin o. (an
®oetöe), III, 73 ff., 83, 313.
— (üb. ©oet^e); m, 370 ff.
— (D. ©oet^e beurt^eilt), HI, 52 ff.
— (a\x ©uftaD m.), I, 219 ff., 310,
318; II, 54 ff.
((Sreigniffe üon 1789 betr.), I,
415 ff.
— (Briefe im 93cjt^ ber Uniöerjttät
Upfala), I, 219, 236, 375; II,
53, 270, 319, 378, 393.
— (u. S[ö. ö. ^umbolbt), n, 455.
— (an Ctam. 3orban), ü, 417 f.;
III, 303, 320 f.
— (über Stmt), U, 462 f. : m, 376 ff.
— (über 5^(opftoct), n, 459 f.
— (u. Jtnebel), III, 211 f.
— (u. SacreteUe), m, 287 f.
— (u. ^a ga^ette), n, 265.
-- (d. Samartine beurt^.), II, 81.
— (bei öorb üiiöerpool), HI, 404 f.
— (u. gürft Subomirefi), III, 34.
— (an b. J&er^ügin Öuife ö. (5ad)fens
feeimar), III, 97 f., 127, 352,
447.
— (u. 'Sö^anuel), H, 137 f.
— (über ajJaurepaö), I, 132.
— (an gjieifter), III, 304, 319 f.,
456.
— (üb. 5D^irabeau), I, 360 ff., 508 ff.
— (u. §B. sU^onti), ni, 103 f., 122 ff.
— Im SB. ÜJionti), HI, 104 ff., 117,
123.
— (au ^J)Joreau), in, 361.
— (u. 3)^orri0), II, 47 ff., 91.
— (0. Ü)?ovrig gedübelt), I, 41)9.
— (über 9Jiüunier, I, 453.
— (u. 9iap.), UI, 417 ff.
— (an 9iap.), n, 438.
— (an 9iap. 1810), in, 275 ff.
— ügl. oben 33onaparte.
— (u. 9iarbonne), H, 100.
— (uerbirgt 9iarbonne), n, 129 f.
— (u. Diecter), I, 160 f., 442; II,
104, 434 f.
— (üb. i()ven SBater), I, 162 f., 182 f.
— (üb. 9iedfer'ß SBerbannung), I,
302 ff.
— (u. b. jiüeite SDfJinifterium il^reö
^i>aterö), I, 324 ff.
— (Üiccfer üernid)tet ifjre Söriefe),
II, 319.
— (^^bfcl)ieböbricf an 9}^bme.9ie(fer),
I, 208 f.
560
^lamcnreöiflcr.
(5to<*I'6olftdn, iöaronin ü. (mtb
$ittj, I, 170.
— (u. SDJbmc. Dtecamier), II, 379 f.
— (on 3Kbmc. ^ecamicr), in. 98,
12G, 319, 324, 32G, 479, 487.
- (2. (S^e mit »tocco), in. 307 ff.
— (an JJtocbcrer), 11, 374 f.
— h. 9ioeberer fritif.), II. 2G3.
— (u. 6. mogerö), m. 397.
— (u. 3Jlbmc. Oiolanb), n. 101 f.
- (an 9^0 ü. »tofenftcin), n. 50 ff.
— (über Otouffcau), I, 2<J9 f.
-- (u. 0«o9cr*(£oUarb), HI, 491.
- (u. ©d)faer), UI, 14.
- (üb. ed)tner 2C.), III. 374 ff.
- (53cfanntwerbcn mit 21. 2Ö. © (f)Ic«
az\), m. 83 f.
— (an Sl. SGB. ©d)Ie0Cl), m, 405 f.,
423 f.
— (u. SBaron ©taöl), I. 196 ff.
— (^Trennung üon öaron ©taöl
1798), IL 319.
;u. (^ktjH), I. 371.
u. gr^r. D. ©tein), m. 343 ff.
[für SlaUe^ranb), IL 235, 290 f.
'an Slane^ranb 1809), HL 27 ff.
u. ül^ibaubeau), II, 294 f.
an Sthtbaubeau), n, 303.
Mir ä^omaö), I, 51.
[«Briefw. m. (^ft. be SSitterö), H,
402 ff.; m. 359, 437 f.
— (u. äiiettington), m, 439.
- (u. SliJicIanb), in, 212 ff.
- (u. 2Ö. SBilberforce), m, 401 f.
— (an eir dl Sßilfon), m, 343.
«Heifen unb Stufentl^alt.
etai-l'^olftein, SBaronin ü. (in 2lbo),
in, 347.
- (in Slirt, in. 315 f.
- (Sniel Sllanb), in, 348.
— (im ©dblog Slcofta in Slubergen«
Diae), m, 174 ff.
- (in Sluyerre), m, 169 ff., 231 ff.,
241
— (in öcrlfn), m, 65 ff., 228.
- (in «Bern), m, 188.
- (bei 53ern), lEL 324.
- (in SBey), IIL 318.
— (in «Bloie), III, 171.
— (bei 53Ioi0), IIL 279.
- (in SBoIoßna), III. 108.
- (in S3rünn), HL 333.
- (in 23rüffd), I, 410 f.
(^tacfl'^olfteiti, Baronin d. (in (SM'
long), IL 444.
— (in (£öamb6r9), IH, 315.
— (in ©^aumont-fur^Soirc), m.
264 ff., 282.
[in ($Ii(^9), m, 449.
in ^oombe'SBoob), IIL 404 f.
[in eoppct), n, 1 ff., 145 ff.,
167 ff., 381 f.
(1795), n, 254.
(1798), n, 316 ff.
(1801), n, 385.
(1802), n, 393.
n, 416; m, 125 ff., 178,
281 ff., 290, 447, 457 f., 488.
— (Steife na(Jb S)eutf c^Ionb) , n,
444 ff.
— (in 5)cutfd^lanb), n, 471 ff.
— (2. [Reife nac!^ $eutfd^Ianb), m,
187 ff.
[in a^ijon), m, 177.
in 5)re3bcn), m, 206 f .
in ©nglanb), n, 152; m, 360 ff.
[in f?cme9), m, 318.
^nnlanb), m, 347.
llorena), DI, 105, 120 f.,
orbod^), n, 467.
)*!o| ^off^)^ m, 268-
iffurt a. "
m, 67.
W.l U, 469 f.,
— (2. 8lufent§. fn granWurt a. SR.),
m, 214 ff.
— (bei greibura), m, 318.
— (greife bur* ®Q«jlen), m, 833 f.
— (in @enf), n, 271.
tl802), n, 419.
(1804), n, 97.
(1806), m, 161 ff.
m, 228, 231.
(1809-11), m, 250. .
m, 258, 290, 298, 309, 449.
Ml ^laM b*6autet){ae.
— (in ©otlftenbura); m, 358.
— (auf bem Sanofib ^^riDaiti bei
ipariö 1797), n, 287.
— (in Snterlafcn), m, 244.
— (italien. 8leifepro|ert), m, 418 f.;
m. 96 f.
— (J)ieife naci^ Stalten), IH, 99.
— (in Stalten), m, 229 f., 476,
485 ff.
— (in S«n*«t fmn in Gnalonb),
, n, 152 ff.
561
©toel-ßDlIldn, Snronln o. (fit
®d)lo6 Sanjut), in, 324 f,
— (in eaufanne), n, 203 ff., 254j
m, 187, 301.
— (In Sobi), in, lft5.
— (in Sonbon 1813), 11, 390; m,
360 ff.
— (in Sgon), IK, 299, 232, 259ff.,
270.
^ (In ailolnj), m, 215 f.
— (fn aWeS), II. 4M-
(1803), n, 467 f.
— (2llonI6laitc-a9efletBuna), m, 186.
— (In SHorfontaine), II, 443,
— (in aRoMau), m, 339 f.
— (in gjiünt^m), HI, 188 ff.
— (in gjeapel), in, 115 f.
— (in ÜlitAni-DloBigorob), IH. 340.
— (in Ou4n b. Coufoiint), ni, 184.
— (in 5ß(tris), n, 14 ff.
— (iinein in ^;iluI5), 11, 105.
— («brdle d. l^nris), U, 138 ff.
— (in Sporte), II, SI4.
(1797), n. 271.
II, 323 ff., atiO.
(18O0), U, :3W3.
(1802), U, 38^ ff.
— (Sßorliebe \üi l'ariS), n, 441.
— (in 9pariS),in, 177 f., 200,437,
456, 458, 489.
— (in Cßarntn), m, 107 f.
— (in ^eteiS&ura), lU, 340 ff.
— (in $i(i[enä(i), in, 106.
— (in ipicmont , ni, 485.
.- (in SBirnti), lU, 206.
Pifo), m. 485. 487,
Soni), lU, 108 ff., 117 ff.
(in Siouen), lU, 173.
(üiufilnnb, SfcifeptoUlt), III, 317.
(in aiufilonb), ni, 336 ff.
(in ©aint.*Btice), II, 438.
(in ©t. ®rotien), 11. 250 f.
(in ©oljburfl), ni, 324.
'in ®(in Jlonnino), m, 107.
in ©iiC^eron), Hl, 222.
'int ffloffet eeHBentl)oI),ra, 318,
'etoflbolm 1813), III, 308, 348 ff.
'in Seflift), ni, 204 f,
in loSfana), in, 485, 487.
etni'l'^DlftcIn, fflnronin, ü. (brim
3ug noi^ aäerloiaeg), I, 448 ff,
- (SäeDcg), m, 318.
- (fn SBeimar), in, II, 87 f.
- (um SÜBeimortiftcn Aofe), OT,
12 ff.
- (2- kufent^olt in Sfficimnr), m,
Ö07 ff, 288.
- (über aöeimar), m, 35 ff,
- (in 2Bien), in, IBl ff., 206, 232,
326, 330 ff.
- (in 3iiri*), m, 88.
S&ve ©*rifien.
etoel-liDlfhin, SSaronin o. („De
la Litterafuro etc."), I, V, U,
33-2ff., 364, 366; n, 414; UI,
182 399
(Weiirlb.'iöret©d)tift.fib. b. Sit),
II, 315ft.
■ („De l'Aliemagne"), 1. V, vri:
I. 209; n, 320, 449, 460; m,
14, 37, 42, 45, 53, Gl ff,, Ö3,
75, 78, 190 ff., 2^2, 243 ff., 257 ff.,
275 ff., 291, 301 ff. (iRdißiöfc
SHii^tfln.), 319, 345, 361, 364 ff
. (®oet
, 393
(mxom Hrt^Eii), in, 499.
- („(Sorinnn"), I, V, VH; l, 187,
209; II, 168, 192, 256, 320, 395,
441; in, lu, 116, 128 ff., 161,
169 f., 173 ff., 205, 209, 218,
242 ff. (üerglirtiert m. Sflnftant'S
„Slboll)5e"),275,289ff.(S(.ffiiiiet),
310, 441.
- („<j:elp^ine''),l,187;n, 188,209,
y54, 258, 302, 307, 320, 365,
376, 395, 396 ff., 423, 425; lU,
lOf-, 61, 138, 159, 289, 300.
- („abfeie unb 3f|^£iboie"), I, 165.
- „A^ar", ni, 167.
- („Emfre au Malheur, ou AdMe
et Edouard"), II, 170.
- („Epitre3 8urKaples"),in,116.
- (^Lbb Inconv6nients de la ville
de Paris"), I, 164.
'.©ianorfl Snntaetici"), DI, 250.
„%\M ®rco"), I, 165 ff.
I.Wirja"), I, 165.
'•„^ommoxmc^",%mQ.), I, 167,
eil
in.
562
SWamcnreflifter.
©taia^^olftcfn, Baronin D. („9^a«
nine ii. ©inp^ol"). H, 1G5.
— (,,9ioDcnen"), T, 167.
— (A^rtuHue"), I, 65.
— („dii6). Ööroen^etj'Or in, 321,
425, 486.
— L(Ba)p\)o''), I, vm; m, 249 ff.
— („©op{)ic"), L 165.
— („©unamitin"), HI, 250 f., 299.
— (2)le Sa^ii^nfinniöe beö SKolbeS
ö. (B^naxt"), I, 218.
— („Rulma"), I, 165.
— („Considerations siir la Rev.
frang."), I, VI, L 249, 276, 300,
801, 313, 316, 324, 325 ff., 334,
340 ff., 352 ff., 3()1 ff., 371 ff.,
377 ff., 388 ff., 399 ff., 407, 411,
415, 419 ff., 433, 438 ff , 448 ff.,
46(3, 471 ff., 483, 496 ff., 503 ff.;
II, 30, 35, 58, 64, 76, 78, 80,
94 ff., 102, 110, 116 ff., 121 ff.,
143, 153, 174, 182, 220, 232,
240 f., 271 f., 295 ff., 308, 317,
319, 826, 367, 371 f., 386 ff.,
466; III, 64, 86, 94 ff., 209, 243,
286, 317, 329, 340, 401 f., 406 ff.
(über (gnflib.), 418 ff., 495.
— („A quels signos peut-on coii-
naitre Topinion de la majoritc^
de la nationV"), I, 521.
— („Reflexions sur la paix, adr.-ä
Mr. Pitt et aux Franc^ais"), II,
94, 170, 210 ff., 356; m, 353
(b'Süernoie).
— („Reflexions s. le Proc^s de la
Reine"), II, 171.
— („Üb. bfe (Sbict. ü. manM") I,
156.
— („Sur le caract^re de Mr.
Necker et sur sa vie privc^e"),
I, 13, 132, 134, 162, 296, 302,
341, 346 f., 411, 413 ff.; U, 146,
184; UI, 89, 93 ff.
— (,.Dix Amines d'exil"), n, 181,
2Ö9, 374, 376 f., 385 ff., 437,
439 ff.; III. 80, 85 ff., 264, 280 f.,
312 f., 323, 331, 335 ff., 404,
418 f.
— („Briefe üb. S- S- ^«ouffeau'O,
1, 168, 252, 273 ^.]LL 162; HI, 1.
— („ftloge de Guibert"), I. 518 f.
— („Heb. bcn \lx\)p. b. Unöleit^^eit
unter b. 5Dicnfd)en"), I, 252.
— („lieb. b. ©infl. b. gortfd)rfttö
b. Söiffcnfcft. u. Äünftc auf bic
©itteu") I 252.
(5taöI«|)olfteinI S3oronin D. («Essai
sur 1. fictions"), II, 254 ff., 286,
427; m, 1, 3,
— („De rinflaence des passions
etc."), n, 153, 160, 189, 254,
258 ff. ; m, 3, 7, 9, 321.
— („Reflex, s. le suicide"), IQ,
321 ff., 352, 394.
— („Recueil de morceaax d^-
tach^s"), m, 1.
— („Oeuvres compL"), 1, 165, 210,
274 f., 275, 277, 279; II, 415:
in 402.
— (Ungcbr.' 93ricfe im SBcpfe bc«
^. Dr. %^. minf)axht), Jof, 167,
174, 178, 183, 214, 254, 270,
318, 372, 388, 418, 461; m,
251, 304, 312, 320; Dgl. au4
Sfiedfcr.
©djriften über ^rauö. @to6!.
®toeI««.?)olfte!tt, SBaronin ü., üfll
©ointe'SBeuöc.
— ügl. ®oro.
— ügl. granf.
— ügl. ®6ranbo.
— Oßl. SReder bc ©auffure.
— ügl. Slegnttult be Sarin.
— ogl. Slonbelet.
— ügl. gr. (S^. ©d^loffcr.
— Dgl. ©d^üj.
— ügl. ©teüenö.
— („Intriguc de Mdme. de StaSl
k roccasion da d^part de Mes-
dames de France" etc.) II, 15.
— ügl. Sl. S. ®. ffltdtx.
— Dgl. b. ^auptregiftcr.
©tael, Sluguft D., 1, 171. 504 (©eb.);
n, 53, 287, 432; lU, 127, 170,
263, 265, 269 ff.. 275, 279, 282,
324 f., 352, 355, 358 ff., 401,
437, 450, 465, 485, 497.
— („Notice sur Mr. Necker"), I,
13, 70, 76, 78, 108, 104, 107,
124, 128, 132, 136, 295^18.
— („Oeuvres diverses"), lU, 270,
325.
©tan^ope, (garl („Life of Pitt«),
II, 224.
— (Sari, g^^iüpp J&cnrp, m, 439.
92amenreölfter.
563
<Btanmau^ ^oniatovom, ^'6n., n,
26.
^©totira" (50]bmc. ^kdtx), n, 7.
©tcbfnflf, mal I, 191, 194, 197 f.,
214.
— öfll. SBiomftlcrno.
©tccfc, I, 112.
(Steffen^, m, 246.
©tctgcntcft^, 93or., Obcrft, m, 197.
©tcin, gr^r. o., H, 466 ; m, 72 f.,
193, 221, 247, 343 ff., 356 f.,
434, 489.
— ööl. % ÜW. Slrnbt.
— ögl. Ipcrt.
— 55rau ö., m, 18, 34 f., 155, 370.
— („^cr S3egrlff bcr ®cfeUf(f)öft"),
n, 278.
©teinlcn, Slime („Charles Victor
de Bonstetten"), I, 25, 28, 150,
161, 173, 177; n, 421, 428.
„©tcaa^ n, 447.
0tcnb^a( (^enr^ S3e^Ie), („Corr.
in^d."), m, 82, 121 f., 384.
©tcrn, 2)aniel, (®räf. b'SlöouIt),
(„Mes Souvenirs"), m, 214.
©tcrnc, n, 169.
— („ecntfmentalc dit\\c"), H, 256.
©tCDcnÖ, Sl. („Life and Times of
Mdme. deStael"), n, 4, 404; m,
307.
©to(f§olm, i, 189, 191 ; K, 56, 70,
104, 150 f., 166, 214 f., 252,
268 f., m, 345, 348 ff., 358,
362.
©tofflct, I, 1 ; n, 225.
©tolberg, ©rf. grleb. öeop. 5u, H, 2;
295 302 f.
-- C,g^cUgioTig0cfd^.'O, UI, 299.
— oal. 3onf[en.
~ Sluguftc 3U, m, 295 f.
-- ®räf. (Sophie 3U, H, 2 f.,
(Stolpe, m, 70.
(Stormont, öorb, I, 57, 237.
„©tröfforb Co. SaH^), I, 227, 343.
©trolfunb, m, 329, 355.
©trajburg, HI, 28, 188, 294.
©trawbcrr^ ^iU, I, 102; H, 164 f.
©trobtmann, 51. („^id^terprofllc"),
m, 229, 311, 360, 425, 433 f.,
463, 468, 487.
©tuort, ^QUö, 1, 112, 254; m, 475.
— 5^orI, (Sbuarb, I, 215.
0uarb, I, 35, 39 ff., 70, 73, 102,
162, 237, 515, 520; H, 195, 234,
236, 302 f., 311 f., 411, 449, 458;
m, 150, 383, 440 f.
©uarb („M^langes de Litterature"),
I, 335 ff.
— ü0l. @arot.
— Dal. ©uarb, SD^bmc.
— aÄbme., I, 40; H, 312, 390, 414.
— („Essais de M^moires"), I, 40,
42, 53, 54, 59, 155; H, 303, 390.
©uboto, «piaton, HI, 341.
©ud^et (3«orfd^ o. granfr.), n, 319.
©ugenl^eim („®efc^. b. Sluf()cb0. b.
Selbei0enf*aft"j, I, 96.
©uleau, I, 354; 11, 7, 69.
(BnUt), I, 86.
©uljer, m, 373.
„(Bmamitxn", m, 250 f., 299.
©unb, n, 217.
©üpfle, %f}., II, 445 f.
©ur^neö, fianbjlfe, n, 290.
©umaroto, in, 327, 337.
„©ujctte" (Sri. föurd)ob), l, 15.
©weoenborg, I, 213 f.
©tt)ift, I, 112.
©9bel, ^cinr. ü., I, 109, 285; H,
131.
— („®ef*. b. g^eoolutiongjcit"), I,
367, 381, 404, 421, 423, 445 f.,
448, 457, 459, 465, 475 f., 495,
507; n, 27, 46, 73, 83,97,108,
112, 127 ff., 142, 145, 151, 167,
186, 215, 221 241, 265, 297,
408.
^*
Slabago, SlntfUcninfel, I, 201.
2:oboureau beö Man^c, I, 103 ff.
Slat^er, Sofcpl^ine (®em. ü. S3cou«
l)arnaiö, fpäter ö. dlapokon), 11,
233.
Zacitui, I, 50; II, 286, 426; KE,
185.
2:atnonbier, (Baint'dime (Docum.
biogr. s. Daunou), II, 345.
— („Lcttres ined. de Sismondi"),
m, 178, 202, 240, 255, 257,
262, 310, 323, 326, 362, 383,
472.
„%a\Uz", I, 108.
Slaine, I, vi.
— („Les Origines de la France
contemp.«), I, 68, 242, 263, 264,
266, 286 f., 329, 351, 375, 378,
419, 434, 444, 464, 493, 499,
36 •
564
92amenregifter.
502; ir. 25, 40, 42, 59 ff., 08,
lOS, 127, 145, 151, 18G f., 230,
282 *^4 1
laine („Hist. de la Litt. angl.").
II. 405.
3:alrtrii, 3i)2arquiö ü., I. 205.
aalauera, (Bd^lad^t ö., 111, 403.
3:one9mnb»i^engorb, CS^. Süfauvice
be, S3ifcl). O. Slutuu, 1, 42, 82 ff.
- (üb. 9Jiorcnet), I. 84.
— 1. 87, 170, 191, 239 f., 243, 307,
339, 357, 359, 370, 420 ff., 4Ü2.
— ((Äinjicidg. b. i^irc^cngüter), 1,
4()4.
— (ginaiiämin. :c.), I. 463 f.
- 1. 472, 475, 494, 496 f., 512j
li, 4.
— (0pottüerfe), II. 7.
- II. 9, 12, 48, 53 ff., 58, 74, 78 ff.,
88, 90 f., 100, 105, 118, 136 f.,
157 ff., 164, 188, 202, 234 ff.,
249, 260, 287 ff., 294 f., 298 ff.,
303 f., 306, 317, 320, 322, 328 ff.,
366 ff., 376, 379 ff., 401, 413,
415; UI, 47, 86 f., 106, 170,
271 ff.
— (Unguabe b. D^apoleon), III. 273.
- lll, 286, 329, 416, 434 ff.
— (auf b. S[i>tenev (Songr.), III,
454.
— („ftlo^je de Keinliardt"*), I, 82.
SlaUc^ranb^ierigorb, grau t>., 11,
384.
SlaUieii, U. 142, 216, 221, 225,
232 ff., 242, 281, 292.
- SD^bme., II. 228, 233, 250, 392.
3:alma, I, 343; IL 369; III, 112,
162, 169, 259 ff., 277.
- 5ulie, IL 233, 284; HL 226.
Slalniont, ^^runcffin ü., 11. 157.
„^anfrcb", f. §öoltairc.
Slarent, ©ribifd). d., HI, 116.
Stiirget, I, 333, 408.
%axo, in, 107.
„Slartuffe", f. moUxz.
Slafio, m, 124, 155.
- („Slminta"), HL 108.
„Üaffü", Dgl. ©oct^e.
iciühe, ^ar., in ©tocf^olm, U, 15,
23, 27, 103, 119.
3:d)it(^agoro, 3lbm., in, 353.
1t)pl\^, IIL 204.
Slervacina, III, 144.
%mar^, L 83, 85, 103, 106.
Üertre, bu, ©cncralin, 11, 195.
Sleffe, ©räfin, L 335 ff., 469; ü.
158, 446; HI, 177.
^etteuborn, Obcrft, lU, 362.
3:heluffon, Söanquicr, I, 8, 39, 174.
3:6oUif|on«sRe(fcr, Sanfhauö, 1, 251.
„3:6eobiccc'', m, 378.
„Sl^eoborc", I, 165.
%f)eo^ilantfiXOJßtn, n, 289.
3:]&crmtborfancr, n, 219 f., 248,
294 392.
%h\ax^', ®rf! ö., I, 218, 314.
3:$ibaubeau, H, 227, 294 f., 369.
— (^M(5m."), n, 227, 234, 247,
251, 295, 298, 303.
%f)kU („Scb. St^orwQlbfenö^), m,
112.
IlÖlelmonn, ©en., n, 458.
2^kxx\), Sluguftin, a)ibme., I, 68,
72* II 358
%f)kxi I,'vi, i09, 348; IH, 465 f.,
500.
— („Hist. de la R^v. franQ."), I,
214, 363, 437, 444; H, 114.
STbionotUe, 5DJcrIin bc, H, 76.
Zhixiot, L 34.
3:6oma3, i. 45, 46, 50 f., 70, 73 f.,
102, 136, 149, 155, 157, 172 f.,
177 f., 219, 237, 251; H, 286.
Stborwalbfcn, m, 112, 118.
Sl^ouret, ^räf. b. ©onft., I, 307,
472 : n, 58.
3:5raft)buluö, 11, 95.
Slbun, n, 188.
3:^urcau5 5)angin („Hist. de la
Monarchie de Jaillet"), I, 49L
— (.,La Question de Monarchie"
etc.), n, 291, 370.
— (,,Le parti liberal sous la
Kestauration"), I, 425.
— („Kovalistes et R^publicains*'),
IL 220, 227, 240, 247, 251, 281.
Sl^uringen, IL 459 f.; HI. 207.
Sliber, IH, 108.
%xdnox, n. 422; m, 69 f., 891.
Ikd, gr., SBilb^., m, 252.
— öubro. (^©ternbalb"), ü, 357.
— U, 358 f., 453j_III, 76, 81, 112.
sriebge, 2)fd)tcr, m, 113.
Slierö, ber, I, 124 ff., 307, 8151,
332, 341, 347 ff., 373 ff., 388 ff.,
393 ff., 405; IL 60 f., 283 j HI,
497.
9{amentegifter.
565
%iM, ber, oal. ©ic^^ö.
Stiliferc, n, 232.
%m, ®raf, m, 67.
srupt, n, 181; m, 159, i84, 193,
273, 327.
Sttrconncl, öorb, ®cf., m, 343.
Stiffot, I, 75, 177: n, 182.
Stiüoll, m, U9.
Stijian, m, 116.
Stocqucüfttc, Sil. bc, n, 5, 456.
— („L'ancien rc^gime et la R^v."),
I, 305 f., 390 f.; H, 127, 277.
— („Coup d'oeil s. le r^gne de
Louis XVI"), I, 314, 333.
SToU, ®rf. ü., f. %f). D. Scrn^orbi.
^olojan, 0., I, 205.
„%om 3(Mieö", n, 256.
Storaou, m, 363.
2:onc0 u. SBl^igö, HI, 409, 466.
Slorn^, n, 116.
Srorrcö»5Bcbrag, m, 328.
3:oöfano, n, 228; m, 99, 485,
487.
3:ou*c,' ÜJir. bc la, I, 233.
2oulon, n, 172.
^loulongcon, I, 341, 421; n, 105,
370.
~ LHist. de France dep. 1789"),
n, 100, 225, 370.
STouloufe, föqbtfd^. \)., I, 97, 319,
233, 287.
— f. Somenfc be 33rienne.
^our»granqueDiUe, be la, aJIbme.,
I, 263.
äour, ajibmc. be lo, 11, 438.
Stourncujr, I, 10.
%o\xx^, I, 307.
— (Srgbift^. ü., I, 299.
3:our3el, 2)u(j^ef[e be („Memoires"),
I, 448, 484, 498, 503; U, 36,
92, 100, 119.
Slrac^enberQ, m, 358.
%xact), 2)eftut be, II, 234, 449 ff.;
m, 243.
Straöerfi, aj^artinett u. ÜJJartlnettie,
m, 104.
3:vcbou|r, Sacqucg, auö ©t. (Sergucö,
II, 175 f.
Strcil^arb, I, 491; n, 329.
3:reitt*fe, ^. d. („gi(t|te'0, m, 76,
366.
— („^cutf(I)e ®ef(^. Im 19. 3f)r^.'')r
m, 205, 208.
Slrenf, n, 132.
3:rlanon, I, 222, 241.
%xUx, n, 45.
— jeurf. ü., n, 80, 89.
SlroiK^in, 3Jleb., I, 28 f., 75; II,
182, 421.
Stromes, I, 308 f.; m, 429.
Slrubaine, trüber, n, 312.
Slübingen, II, 303, 458.
Xubert, I, 3.
Sluilerien, f. ^ari^.
Zula, ©ouüernement o., in, 338.
3:ür(f^eini, S3aron, Slrjt, m, 197.
SLurenne (tue-Rcine), ÜJiarfdjaU, I,
446.
^urettim, H, 421.
Sluröot I, V, 40, 42, 83 ff., 87 ff.
- retura), i, 98 ff.
— (aia gtnananittt.), I, 106 ff.
— I, 118, 122, 129, 132 f., 139 f.,
289, 291, 304, 306, 321, 332,
340, 347, 392, 429; n, 12, 36,
334, 446; KI, 344, 440.
— LFondations'*), I, 471.
— („Oeuvres compl."), I, 88, 91.
— ögl. 2)aire, I, 102.
— ü0l. gonctn.
3:urin, I, 4; n, 271.
ZüxUi, n, 17, 51; IH, 325, 330,
421.
%ut)U mn ©eeroölevfen, gfab. ü.,
n, 191.
Sr^rol, m, 202.
„Ubolpb\ m, 97.
Ul)be, ^., I, 61; II, 125.
Ufraine, m, 337.
Ulri(t|ö („^Briefe an ©d)iaer"), n,
459; m, 47.
Ungarn, m, 333.
Unigenituö, SBuHe, I, 256.
Unrein, SStoUntft, IH, 30.
Un^elmann, in, 68.
Upfala, I, 214, 219; ögl. ©eoffro^.
Utred)t, I, 4.
SBalaA^,. II, 64.
„3SaIborg" („Slyel u. ^.''), m, 245.
5Sal»be*2;rat)erg, I, 25, 250.
„SSal^rie", H, 403, 424 f.
33alm9, ^anonabc ö., II, 149.
:)W
^^amenregtfttr.
^VjilHl<;iii", JI. At\\.
'l-axenma. I. 212, li*',^, l(»s, r,2I;
II. 2\, 2«.
rr^Iuct)! Vubmifl'e XVL), 11. :V2ff.
II. 57, 07, 77, 108.
^iHUeimce, SmiaiiU*, II. (»5.
"iiiUllt, I, Vii.
"i^ini^aflcn d. (xufc („lentwürbifl«
fdtcn"), I. 1S7; II. i:U ff., 1:57,
U\:\, 177, n:}, -VA, ir^Tr, III.
♦;7f., 2<jr», '2HI, 2iM;, :{«;i f., :j8'.»,
- ijiafjd''), III. 10.
"iiaubrtu, I, >-<;, 11 T), 101, 2\n, :M0,
^inuibliuu-, II, oH, 12«;.
•iMiubrcuil, C")5raf, I. li»l, 22*J, -112.
^i^nujT, 'lUinrid). bc, 1. :}ir,.
"^dt, ^^^iinquicr, III. 15, «2.
•iidt '3cl)lcrtd, türotöca, flcb. 9)2cn«
bdoful)ii. II, 'l.Vl; 111, 15, 82,
1;V1, 25^.
ilH'ltltn, III, «0.
"i^cnbrc, I, 1, ;;M; II, 151, 212,
211», 222, 22«;, :J1M»; 111, 182,
202.
"iH'nV-cr, 11. 225.
ü^cucbifl, 11. 12!>, I(;7j lll, U5f..
•155.
U^cnctlancr, I. f»2.
^i<cndiani(d)e J)(cpiibllf, 11, 2l»i;.
^i*cmi0, iiicbiccitd)c, 11. 425.
U«crbiin, 11, 111.
^iNcrdnifltc Stauten (u. S^«"frcld)),
1, i;j8.
- 1. 112 ff.; II, 2:M, 2«8, ;]28,
;;8ti; 111, {)], 2t; 1 ff.
- üfli. "iDfnine (,.1*(>|). ^^ovenicm.").
"i^Tflcimco, (%af v., 1. loOff., Mo,
218, 222, 22«5, 288 f., 2!>2 f.,
i^crfliiimib. 1, i:5<;, ;J<;5j 11.4, Gif.,
»i8, 101, lo:;, 110, 111, ii<),
»»•»■I
^iNcrmcnoujr, 'üübme. bc, 1, 20 f., 32 f.,
;;•! (t), M7.
"i^crmoiit. ^^Ibbt* be, 1. 2S(;, 21)1,
21 KS -112.
UNcnict,' ^ikinfOaiiö, I, 8.
{^axlc 11, 221 K
„t^cvnon,' Wlt>m. bc", II, 30(5 ff.
- Tsvl. Watljilbc bc, IL 30(5 ff.
•ÜHCVona, 11. 222 f., 22i5 f., 251.
i^crrl, ed)riftfteUcr, lll. 110.
üBerrg, ^hbe bc, I. 89. 124.
5Jerfni«c&, I, 9, 96; U, 143.
- mcdtx), 1. 151.
- I. K»2, 198.
- ((v^cpQor 3tai-l), I. 217 f.
- (.dof ü.), I, 222 ff.
- i. 237, 241, 255.
- (IKbmc. SWolanb), L 265.
- (^44arIomcnt). I. 312.
- 1. :i03, 324, 347, 376 f., 393.
- («ubmigefircj^c), I. 396.
- (;?inan3minift.), I, 398.
- (^Keftbcnjfd)Io6), L 398, 447 ff.
- i. 4(>1, 406, 413 f., 434, 443 f.
- (^^anfctt ber @arbe9 bu corpS
I. 4-15.
- (Bug batiin), I, 447.
- (CSontrolc aen.), I, 450.
- 1, 519; II, 11, 84, 156,
350.
Söerfoijr, IL 266.
SBefut), III, 115, 118.
Söcjicrö, I, 420.
X^ia Slppio, m, 117.
SBion, «ouiö, „3»ontc8quicu*, 1, 11
137
^ic mm, «rjt, I, 481: H, 54.
SBic(f){ (,;«. SülonH"), m, 102.
!!lMcenAa, ^enoa o., UI, 363.
$5id4ofteI, ni, 430, 434, 443 f-
450, 471, 484.
SBtöcC'iiebrun, ÜJialerin, n, 7; HTä
154.
5>fUarl'(„©{3monbt''), HI, 111, 11$.
SBfUebcuU, I, 395.
amitle, lU, 490 f.
Siuacfton^e, I, 266.
'iiiUemain, I, Vi; H, 250, 421.
- („Souvenirs contemp. d^Hiat-
(jt de Litt."), n, 13 (StQtbonnrt,
70 (9{arbonne), 152, 188, 31^;
III, 330 f., 458.
- („Tal)l. (lo la Litt franc.«),
T, 282; m, 151 f.
- („La tribimo mod/[), ü, 856.
'i^i^eneuoc•fur•gonnc, II, 810, 814.
SBiaer^, (^b. be, n, 406, 448, 461ff.,
471; m, 16, 281, 369, 880, 889,
424, 431, 437.
- („P^ssai 8. Fcsprit ot Tinfluence
de la r6formation de Luther**),
n, 4r>(>.
- („riiil. de Kant"), II, 462:
lll, 385.
— ).
S'iamenrcöifter.
567
SSiacrg, ©§. bc (53vicfe), ugl. Sölev
unb 9J?bmc. bc <Bta'ol
— (m üb. benf.), II, 467.
SSfUctcrque, H, 410.
SSincutnoQ, IT, 300.
SSfnceKcö, 0(^io6, ni. 169.
SBinccnneö, I, 239, 358; III, 85 f.,
358.
SSinet, Sllejr., I, vi; III, 289f.,499.
— (,.Etudes s. la litt, franc^."),
n, 351, 362; HI, 290 f., 378.
SSirgil, n, 446.
„sBiröinia" (d. Stlflcri), HI, 102.
SBIricu, SSailU D., ®ef. ^axrna^, I,
438; n, 140.
5Sff4cr, gr. („i^Ieine S3eiträfle jur
(Sborafteriftif ©oet^e'ö")» HI, 23.
SSltroUcö, 53oron be, n. 290, 355.
-- („Mt^m."), n, 383; III, 427, 435.
— m, 429, 433 f., 443 f., 459,
471.
SSfttorio, ©dblad^t D., III, 361, 439.
SSipc, @(f)lo6, I, 315 f.
SSogl^t, SBaron, HI, 93, 223, 249,
257, 266, 307, 317.
SSoIant, gri., I, 43.
„Keimax" (9^ ^ölotfe), I, 277.
SSoIneg, I, 385; H, 368, 456.
— {„m\\t natt) Spnen u. Slegpp*
tcn"), I, 237.
Voltaire, I, v, 11.
— (®enf), I, 7, 28.
— (üb. b. frA. Diation), I, 9.
— (öaufanne), I, 27.
— (0erne9), I, 28 f., 73 f.
— (gd. eurd)ob), I, 29.
— I, 34, 42, 46, 47, 54, 57, 61,
84 f., 90 f.
— (u. SluröOt), I, 99.
— I, 101, 113, 129, 137 f., 174,
195, 246 f., 249, 255 ff., 287; II,
6, 107, 1G5, 337 ff., 342, 409,
427, 463; III, 172, 199, 293.
— („5lliire"), III. 1G2, 166.
— („i^rutug"). n, 338.
— („eanbibe"), I, 69, 160; II, 343;
m, 373, 377.
— («Sul. CSäfnr"), H 338.
— („^enriabe"), I, 91.
— („9)la{)omet"), HL 29, 180.
— (MiiTOpc"), III 162 f., 166, 180.
— („Don Pedro-'), I. 246.
— (,©cnurrtmiö"), H. 338.
— („Slancreb"), II, 159; III, 29.
«Voltaire („Satire"), I, 27; n, 338;
III, 162, 166 ff.
— („Essai siir les ma'urs"), I, 137.
— („Lettres anglaises"), I, 137,
255.
— („Lois civ. et ecclesiast."), I,
91.
— („^ie «p^ilofopl^ie ü. 5flemton'0,
I, 243.
— üql. moxkt), I, 113.
— S^ieffe ö., I, 74.
„Voltaire d'Allemagne" (für SBie-
(anb), III, 39.
5ßo6, 3. ^., II, 462.
— („l^uife'Or n, 445; m, 31, 43,
372.
— ©rüfin D. („69 gal^re om preug.
,!^of"), m, 160.
SSo^er b Slrgenfon, f. Slrgcnfon.
aöaabt (^iftonft^eg üb. Goppet), I,
173.
2öanbtianb, I, 13; II, 190, 316,
318.
Sßarfenrober, H, 358.
Sßaflner, dl („Sömmertng'gi^ebcn"),
n, 469.
ai^aavam, m, 274, 336.
^a\^, ®. („5^avüline"), III, 190.
Sßai^enegger, III. 258.
SBalbcröbad^ im (Slfag, III, 297.
SBalcö, ^rinj ö. (^rinjrcgent üon
(^nigltinb), III, 396.
„5föanenftein", II, 200. •
„^allenftcin", UI, 36.
— t»gl. feonftant.
— ügl. 0d)tller.
SBallig, Danton, IT, 417; HI, 327.
äöalpole, ^ornce, I, 39, 55 f., 62,
72, 102; n, 164
— (über medtx), I, 37.
— (vLettr. uMdine. DuDeffand"),
I, 16, 37, 54.
~ ^l^omaö, III, 145.
„SBanba" (ü. 5[öerner), III, 247.
Si^arb. III, 407.
2öarela, II, 17.
Sßarenö, 9Jlbme. be, I, 278.
§Barid)au, (J^roprgtl^., III, 331.
ai^arfd)rtu, I. 39; II, 26; III, 182,
328, 334.
SKortenbcrg bei X^X)X\k, I, 2.
m\\a, III, 348.
568
Sßamcnrcöifter.
SBaf^ington, ®., I, 139, 141, 144 f.,
213, 227, 245, 401, 409, 425,
469 f., 498, 506, 512 ff.j U, 30 f.,
234, 386, 448.
Siöaffenäer, f^rl^r. D., I, 4.
Sßßaterloo, ©*lod)t ü., HI, 400,
419, 468.
SBatt, n, 168; m, 413.
Söatteötne, %xl x>., I. 172.
2öeber („M6m."), II, 115.
aßebbigen, O., II, 445, 447.
Sßctmor, n, 413, 458, 469; m, 1,
12 ff., 71, 74, 83, 85, 87, 97,
125, 203 f., 207 ff., 225, 227 f.,
247 f.
— (S3ibIiot^ef), III, 252.
— III, 256, 264, 270, 348, 384.
Sßclöl^QUpt, L 212 f.
2öei6enburg, I, 391; II, 125.
äöddfer, III, 449.
2öenegle9, Sorb, HI, 399, 411.
Söcninöton, III, 361, 399, 401, 403,
452, 468 ff., 490 f.
Söelfd^inger, II, 416, 437, 440; IH,
161, 169, 188, 261, 208, 270,
280, 282.
mmr)i Sorb, n, 191.
SBerner, ßad)., in, 244 ff., 252,
255 ff., 299 ff.
— („5lttila"), III, 247.
— L^. 24. gebr."), in, 256 ff.
— („^. ^rcuj an b. Dftfec"), in,
247.
— („j^uulgunbe"), HI, 256.
— iM' Öutber ober b. 2Bei^e ber
straft"), ni, 247 f.
— („©ö^ne beö %l)aU"), I, 215;
m. 246 f.
— („5i5anba'0, HI, 247.
— („5?ragm. a. 3:agebüd)ern"), III,
248
ai^crner, fR., III, 389.
Söcrtl^eimer („Docum. in^d. rel. 'h
M. Antoin."), I, 297, 350, 404 f.,
444.
„SBert^er", f. ©oetbe.
Söert^ern, ©räfin, m, 11, 31.
SBefer, m, 305.
SBeftpöalen, III, 72.
— ^l^öuig 0., III, 422.
SBl^ttbreob, in, 394 f.
SLB^ite. i>. („®oetI)e in Stmerffo"),
m, 391.
ai^idfl)om, II, 223.
aßielanb, I, 18 ;n, 446, 458, 460 f.;
m, 1, 17, 32 f., 37 ff., 43, 48,
83, 207, 212 ff., 296, 372, 387,
487.
Sßielanb („^gatl^on"), m, 39.
— („OJluforton'O, H, 447; HI, 39.
— („Obcron"), n, 447.
— („Stuött). benfw. S3riefe"), ni,
213 f.
— („SBricfe an ©opl^ie Sa Biod^t'*),
m, 37.
Söien («Polignac), I, 12.
— (^of), n, 46.
— n, 69 f., 105, 126, 228, 251,
264; m, 72, 188, 191 ff.
— (Kraben, ^erjog ö. SIgne), HI,
196.
— III, 206, 209, 269, 326, 329,
330 ff., 357, 363, 388, 396.
— (eongr.), m, 446, 454, 468.
— ogl. SD^attet hu ^an.
SBiencr, btc, m, 211.
SiJilberforcc, I, 170 f., 231 j II, 168,
448.
— (u. %x. ö. ©tael), m, 401 ff.
— 5fö. („Life, Letters and Diary**),
I, 171.
— ®. („Life of W. Wilberforce"),
m, 402.
SBilftelm, H, 92; m, 408, 432.
mi^dm 0. Dranicn, I, 112.
„2BiIbeImine" (^ofbamc), II, 195.
„aSil^elm 5IRclftcr^ f. ©octl^e.
„Willamsmeister", 11, 461.
„SBiaiom, (5alcb^ H, 256.
— Dgl. ©obwin.
SBiniot, ®cn., n, 297.
Sßilna, m, 330.
Sßtlfon, ©ir ffiof)., m, 343.
Sötncfelmann, I, 74; H, 456; IIL
75, 99, 113, 131, 375, 385.
Sßüntolb b. euttn, H, 158.
5ö{ttgenftcin, ^rfnj n., H, 191.
2öü!f, «ßbüol., n, 452; m, 27.
aöolff, ©(i^aufpiclertn, m, 212.
SöolAogen, Caroline ö., n, 430, 454:
in, 45, 212.
— („^gneö ö. Smcn"), H, 461:
m, 46.
— („(£orbcl!a'0, m, 160.
— („Sit. dUmi"), n, 413, 431,
454; m, 13, 46 ff.. 60, 160,
426.
SS^orbgwortl^, n, 169; m, 185, 3d3.
^lamcnregifter.
569
„Ximio^ I, 166.
Sart, mu. n, 339.
b'Scu, Snfelr H, 225.
fonnc, 5)cportem., ni, 169.
ot!, m, 284.
gor!, ^ergogitt ö., m, 396.
Srenfportcn, ruff. SBcDoUm., n,
392.
Söcrbun, I, 29; H, 427; m, 369.
3.
„Scüxt", f. Voltaire.
Hcerleber, grau ü., H, 403.
Heiter, f. ©oetlje.
ßtmmem, ,f)elcn („M. Edgeworth"),
n, 121, 415; m, 405.
Rinfloreni, H 192.
^olci, I, 457.
3f4offe, II, 427.
„3u!ma", f. gj^bmc. be (StotU.
3ürid) (9}iefftcr), I, 33.
3äritf), n, 202, 318, 460; HI, 88,
251.
((Sinlgc Diamen, bcren (Sd^relbweife im Slejct unrld)tifl tft, würben
im S^iamenregifter richtig gefteUt.)
Slennevl^affett, ^xan ^»on Qmi in.
37